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Full text of "Annalen der Physik. Ergänzungsband"

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ANNALEN 


DER 


,      PHYSIK  und  CHEMIE. 


ERGÄNZUNGSBAND  IV. 


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ANNALEN 


DER 


PHYSIK 


UND 


CHEMIE, 


HERAUSGEGEBEN     ZU     BERLIN 


VON 


J.  C.  POGGENDORFF. 


ERGÄNZUNGSBAND  IV. 
(nach     band     xc     einzuschalten.) 


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NEBST    EINER    KUPFERTAFEL. 


LEIPZIG,  1854. 


VERLAG  VON  JOHANN  AMBROS1US  BARTH. 


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Inhalt 

des  Ergänzungsbandes  IV  der  Annalen  der  Physik 

und  Chemie. 


Erste«  Stück. 

Seile 

I.  Zehnter  Nachtrag  su.Chladni's  Veiwchniase  der  Feuenneteore 

und  herabgefallenen  Massen;  von  G.  ▼.  Boguslawski.      ...         1 
I. .  Nachrichten  tob  herabgefallenen  Meteorsteinen-  von  den  äl- 
.  testen  Zeiten  bis  1885;  S.  7. 

II.  Nachrichten  über  die  mit  Ifeuenneteoren  .  herabgefallenen  . 
Substanzen  bis  «am  J.  1835;  S<  34. 

III.  Nachrichten  von  Feuerkugeln: 

1.  Wirküche  Feuerkugeln  S.  44. 

2.  Erscheinungen,  ▼on  denen  es  noch  mehr  oder  weni- 
ger problematisch  ist,  ob  sie  Feuerkugeln  sind  oder 
sieht;  St  64. 

II.  Ueber  den  Einflof*  der  .Umdrehung  und  der  Gestalt,  der  Erde  auf 
die  scheinbaren  Bewegungen    an    der  Oberflache   derselben;  von 

Tb.  Clausen .     .     .' 155 

III.  Ueber  das  allgemeine  Gesetz  der  Dichtigkeit  bei  gesättigten  Dam- 
pfen; von  J.  J.  Waterson 175 


s 
vi 

Zweites  Stück*  *: 

Seite 
I.     Ueber  die  Veränderung  der  Brechbarkeit  des  Lichts;  von   G.  G. 

Stokes * 177 

Einleitung  S.  177.  —  Angewandte  Beobachtungsweisen  S.  188. 

—  Erläuterung  der  Ausdrücke  S,  198.  —  Empfindliche  Substanzen : 
Rofekastanienrinde  S.  206.  —  Grüner  Flukspath  S.  207.  — 
Guajaklösung  S.  210.  —  Kurkumätinktur.S.  212.  —  Stechapfelsa- 
men  S.  213.  —  Häufigkeit  der  wahren  innern  Dispersion  S.  214. 

—  Blattgrünlösung  S.  217.  —  Mercurialis  perennis  S.  226.  — 
Orseille  und  Lackmus  S.  228.  —  Kanarienglas  S.  234.  —  Ge- 
meine farblose  Gläser  S.  236.  —  Bemerkungen  zum  Vorstehen- 
den  S.  238.  —  Getränkte  Papiere  j  S.  $£5.  •*-  Seitenbrechung 
eines  schmalen  Spectrums  S.  251.  —  Leuchtkraft  höchst  brechba- 
rer Strahiert  5.  254.  ~;  ikobaehtungsraetnoaV  filr  opake  Körper  ;  • 
S.  256.  —  Resultate  mit  4Ü*  Linearä^ettrum  S.  261.  —  Uran- 
verbindungen S.  268.  —  Verhalten  sehr  empfindlicher  Medien 
in  unsichtbaren  Strahlen  S.  279.  —  Vorsichtsmafsregeln  zur  Un- 
terscheidung wahrer  und  falscher  innerer  Dispersion  S.  282.  — 
Farben  natürlicher  Körper  S.  285.  —  Natur  der  falschen  Dis- 
persion S.  289.  *•**  Wirkung  der  Wärme  auf  <  die  Empfindlkh- 

*  keit  S.  293.—  Wirkung  der  Concentration  und  Verdammung 
S.  294.  '— -  Auswahl  des  Schirms  S.  299.  — *  Bestironwiog  der  Ab- 
sorption mittelst  der  innern  Dispersion  S.  <30ft  ***  Wirkung  von 
Flammen  S,  304.  •*-  Darehganglichkeit  der  unsichtbare»  Strahlen 
mittelst  einer  Weingeistflamme  zu  bestimmen  S.  307.  «*•»  Optische 
Beweise  für  chemische  Verbindungen  S.  310;  *-•  Mangel  gegen- 
seitiger Einwirkung  der  auf  empfindliche  Substanzen  fallenden 
Strahlen  S.  314;  ^  Wirkung  elektrischer  Funken  S.  3316.   — 

—  Aebnlichkeit  und  Verschiedenheit  ton  innerer  Dispersion  und 
Phosphorescenz  S.  320.  —  Ursache  der  wahren  innern  Disper- 
sion und  der  Absorption  S%>322.  •*—  Liste  sehr  empfindlicher  Sub- 
stanzen &  334.  —  Schlafs  S.  336.  —  Zusätze  &337. 

IL     Ueber  die  Verdampfung  der  Flüssigkeiten;  von- F.-  Marcel.  .     »     345 

III.  Ueber  den  Eliant;  von  W.  Haidinger.   .  .     ...     ■.'.'.  '348 

IV.  Notizen     .    .    . 352 


VJI 


Drittes  Stack. 

Seite 

I.  Zehnter  Nachtrag  zu  Chladni's  Verzeichnisse  der  Feuermeteore 

und  herabgefallenen  Massen;  vön'G.  v.  Boguslawski  (Schlufs)    353 

IV.  Nachrichten  von  niedergefallenen  meteorischen  Massen. 
1)  Meteorsteine  S.  353.  — '  2)  Fragliche  Substanzen  S.  38!fr. 
3)  Eisenmassen  $.  384. 

Uebersichts- Tabelle  der  Fälle  von  Feuermeteoren  und  Me- 
teoriten, nach  Monaten  und  Jahren  geordnet  S.  415. 

Tabelle  der  ohne  Angabe  von  Tag  und  Monat  erwähnten 
Erscheinungen  der  Art  S.  449. 

Anhang  £.  461.   ••'"-'  •'  ;' 

II.  Untersuchung  über  den  galvanischen  Leitungswiderstand  der  Flüs- 
sigkeiten in  einigen  besonderen  Fallen;  von  A.  Saweljew.    .     .     456 

III.  Betrachtungen  über  einige  physische  Eigenschaften  der  Korper, 
besonders  hinsichtlich  der  Frage:  Sind  die  sogenannten  elementa- 
ren Körper  wirklich  einfache?;  von  J.  A.  Groshans.         .     .     .     468 

IV.  Ueber   einige  Thatsachen  in  Betreff  des  elektrischen  Stroms  und 

des  elektrischen  Lichts;  von  Quet 507 

V.  Ueber  die  durch  Reibung  zweier  Metallplatten  erzeugten  elektri- 
schen Ströme;  von  J.  M.  Gaugain 511 


Viertes  Stück. 

I.  Nachrichten  über  den  von  der  Königl.  Preußischen  Artillerie  bis- 
jetzt  zur  Ausführung  gebrachten  Versuch  zur  Messung  der  Kraft, 
mit  welcher  die  Pulverladung  eines  Geschützrohrs  in  jedem  belie- 
bigen Augenblick  ihrer  dariu  stattfindenden  Wirksamkeit  dasselbe 
angreift;  vom  Hanptm.  Neu  mann. 513 

II.  Erläuterung  einer  graphischen  Methode  zur  gleichzeitigen  Dar- 
stellung der  Witterungs-Erscheinungen  an  vielen  Orten,  und  Auf- 
forderung an  die  Beobachter,  das  Sammeln  an  vielen  Orten  zu 
erleichtern;  vom  Prof.  Buijs-Ballot 559 


vra 

Seite 

III.  Ueber  die  Temperatur  des  Bodens  «od  der  Quellen  in  den  Al- 
pen; von  A.  Schlagintweit 576 

IV.  Ueber  das  mechanische  Warme- Acquivalent;  von  J.  Prescott- 
Joule.       , 601 

V.  Hauptelemente   der  bis   Ende  1853  bekannten  kleinen  Planeten 

und  der  sie  zunächst  einschließenden  größeren 631 


Nachweis  zu  der  Kupfertafel. 


Ta£  I.  —  Stokes,  Fig.  1,  S.  187  u.  199;  Fig. 2,  S.  238;  Fig.  3,  S.239; 
Fig.  4,  S.  243;  Fig.  5,  S.  259.  —  Joule,  Fig.  6,  7,  8,  9,  10,  11  u. 
12,  S.  607;  Fig.  13  u.  14,  S.  608.  —  Saweljew,  Fig.  15,  S.  457; 
Fig.  16,  S.  463. 


ANNALEN 

DER  PHYSIK  UND  CHEMIE. 

Bd.  IV.  ERGÄNZUNG.  St  1. 

I.     Zehnter  Nachtrag  zu  ChladnV s  Verzeichnisse 

der  Feuermeteore  und  her  ah  gefallenen  Massen 
(PVien  1819);   von  Georg   von  Baguslawski. 

(Nachtr.  I.  s.  Gilb.  Ann.  Bd.  68,  S.  329;  Nacht r.  II.  Bd.  71,  S.  359; 
Nachtr.  III.  Bd.  75,.S.  229;  Nachtr.  IV.  Pogg.  Ann.  Bd.  2,  S.  151;  Nachtr.  V. 
Paig.  Ann.  Bd.  6,  S.  21  und  161;  Nachtr.  VI.  Pogg.  Ann.  Bd.  8,  S.  45; 
v.  Hoff's  Nachtr.  VII.  Pogg.  Ann.  Bd.  18,  S.  174;  Nachtr.  VIII.  Pogg, 
Ann.  Bd.  24,  S.  221;  Nachtr.  IX.  Pogg.  Ann.  Bd.  34,  S.  339.) 


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ES  «nd  bereit5  8ech,*eW  Jahre  ,<,„>„,..„,  «i,  *,  ,«,- 
storbene  Hr.  v.  Hoff  den  neunten  und  bis  jetzt  den  letz- 
ten Nachtrag  zu  den  Chladni 'sehen  Verzeichnissen  von 
Feuenneteoren  und  herabgefallenen  Massen  in  diesen  An- 
nalen  veröffentlich*  hat.  Das  Interesse  für  die  Sternschnup- 
pen und  Meteormassen  ist  seit  jener  Zeit  immer  noch  im 
Zunehmen  begriffen.  Physiker  und  Astronomen  von  Di- 
stinetion  haben  sich  mit  der  Erforschung  ihrer  physischen 
und  geometrischen  Verhältnisse  beschäftigt,  und  bereits 
sind  eine  grofse  Anzahl  von  Beobachtungen  und  Untersu- 
chungen vorhanden,  die  dereinst  einen  sicheren  Ausgangs- 
punkt zu  Bildung  einer  richtigen  Theorie  über  Sternschnup- 
pen,  Feuerkugeln  und  Meteormassen  darbieten  werden. 

Zu  einer  solchen  ist  es  aber  vor  Allem  nöthig,  das  hier, 
wie  in  keiner  anderen  astronomischen  Disciplin,  zerstreute 
Material  zu  sammeln  und  zu  sichten.  Ich  habe  diefs  nun 
bei  Gelegenheit  einer  gröfseren,  später  zu  veröffentlichen- 
den Arbeit  (»Dm  Sternschnuppen,  Femsrkutfeln  und  Meteo- 
rite in  ihrer  kosmischen  Bedeutung")  zu  unternehmen  ver- 
sucht, worin  ich  namentlich  über  die  periodischen  Phäno- 
mene der  Sternschnuppen  alles  das  zusammengestellt  habe, 
was  ich  in  vielfältigen  und  überall  zerstreuten  Quellen  hier- 
über gefunden  habe,  und  hoffe,  dafs  dieser  bis  jetzt  erste, 

Poggend.  Ann.  Erganzungsbd«  IV.  * 


Versuch,  welcher  aber  noch  mit  allen  Mängeln  eines  sol- 
chen behaftet  ist,  dem  sich  für  diesen  Gegenstand  Inter- 
esslrenden  nicht  ganz  unnütz,  ja  vielleicht  nicht  unerwünscht 
seyn  dürfte. 

Im  Verlaufe  dieser  Arbeit  wurde  ich  bei  dem  Abschnitte 
über  Feuerkugeln  dahin  geführt,  die  Veraeichnisse,  welche 
bis  jetzt  über  derartige  Erscheinungen  existiren,  mit  ein- 
ander zu  vergleichen  und  wo  möglich  auf  die  Original- 
quellen zurückzugehen;  hierbei  fand  ich  nun,  dafs  die  mei- 
sten nicht  ganz  dem  Zwecke  entsprächen,  welchen  Chladni 
und  v.  Hoff  in  ihren  Verzeichnissen  so  beharrlich  und  er- 
folgreich inne  gehalten  hatten:  nämlich  eine  Zusammen- 
stellung aller  auf  der  ganzen  Erde  vorgekommenen  Er- 
scheinungen von  Feuerkugeln  und  herabgefallenen  Massen 
zu  geben. 

Die  bekannten  zehn  Verzeichnisse  von  Chladni  und 
v.  Hoff  sind  von  Kämtz  bis  zu  dem  Jahre  1836  fortge- 
führt worden  (Meteorologie  Bd.  III,  S.  265  ff.). 

In  der  neueren  Zeit  sind  nun  besonders  in  Amerika, 
welcher  Erdtheil  besonders  reich  an  solchen  Massen  zu 
seyn  scheint,  und  auch  in  einigen  Ländern  Europa's  und 
Asiens  (z.  ß.  Ungarn,  Böhmen,  England,  Ost-Indien  u.  s%  w.) 
Zusammenstellungen  aller  in  jenen  Ländern  niedergefalle- 
nen Massen  gemacht  worden. 

Vor  Allem  aber  verdient  der  vom  Prof.  Baden  Po- 
well zu  Oxford  auf  Veranlassung  der  British  Association 
seit  4  Jahren  fortgeführte  »Catalogue  of  Observations  of 
Ltminous  Meteors«  (Reports  of  the  Brü.  Assöc.  f.  1848, 
1849,  1850,  1851)  rühmend  erwähnt  zu  werden. 

Für  die  Erscheinungen  der  älteren  Zeit  besitzen  wir 
nun  folgende  Verzeichnisse,  die  ich  bei  meiner  Arbeit  eben- 
falls als  Quellen  benutzt  habe: 

Äufser  dem  trefflichen >  später  noch  näher  zu  erwäh- 
nenden Verzeichnisse  von  Quetelet,  welches  das  reich- 
haltigste in  seiner  Art  ist,  haben  wir  noch  einige  von  fran- 
zösischen Gelehrten  gesammelten  Nachrichten :  so  das  erste 
Ver^eichnifs  von  Chasles,  welches  5?  Jahrhundert  umfafst 
(583—1123)  s.  Compt.  Rend.  etc.  t.  XII,  1841.  Jlfr*.  15), 


* 
*  «■ 

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man  vermifst  aber  au  ihm  die  näheren  Quellenangaben  und 
eine  genauere  Wiedergabe*  der  auf  das  fragliche  Phäno- 
men bezüglichen  Nachrichten.  Unter  47  Erscheinungen 
mit  Angabe  der  Monatstage  kommen  nur  wenige  im  No- 
vember vor,  aber  von  741  an  während  eines  Jahrhunderts 
viele  im  Februar,  welche  Chasles  für  das  jetzige  No- 
vember-Phänomen hält,  das  in  125  Jahren  vermöge  einer 
Verschiebung  der  Bahn  dieser  Meteor- Asteroiden  um  ei- 
nen Monat  weiter  fortrückt. 

Quetelet  theilt  am  Schlüsse  seines  vortrefflichen  »Nou- 
eeau  Catalogue«  die  letzten  Untersuchungen  von  Cbas* 
les  über  ältere  Erscheinungen  von  Feuermeteoren  mit; 
Chasles  hat  seine  Nachrichten  entnommen  aus: 

1)  Prodigiorum  ac  ostentorum    Ckronicon  etc.  per  Con- 
radum  Lycosthenem.    (BasiL  1557  in  foL); 

2)  Histoire  des  antiquitSs  de  Paris  par  Sauval,  t.  IL  liti.  X 
p.  553; 

3)  Recueil  des  Historiens  des  Gaules. 

Auch  bei  diesem  zweiten  Verzeichnisse  von  Chasles  fehlt 
eine  nähere  Quellenangabe,  wodurch  der  Werth  dessel- 
ben einigermaafsen  beeinträchtigt  wird.  Da  ich  nun  Ge- 
legenheit fand,  eine  dieser  Originalquellen,  das  Werk  von 
Ljcosthenes,  selbst  durchsehen  und  vergleichen  zu  kön- 
nen,'so  habe  ich  mir  erlaubt,  aus  dieser  Quelle  die  Nach- 
richten vollständiger  wiederzugeben  und  eine  Trennung 
der  constatirten  Erscheinungen  von  Sternschnuppen  und 
Feuerkugeln  von  denen  einzuführen,  über  deren  Natur  man 
noch  im  Zweifel  seyn  kann.  —  Man  wird  übrigens  die 
aus  Ljcosthenes  geschöpften  Nachrichten  mit  einem 
(Ly.)  bezeichnet  finden,  und  die  von  Chasles  bereits 
angeführten  mit  (Ly.  —  Ch.), 

Die  nun  folgenden  Verzeichnisse  beziehen  sich  mehr 
auf  Sternschnnppenfälle  als  auf  Feuerkugeln;  jedoch  ent- 
halten sie  auch  mehrere  Nachrichten  über  derartige  mit  den 
häufigen  Sternscfaauppenerscheinungen  in  innigem  Zusam- 
menhange stehende  Phänomene,  weshalb  ich  sie  auch  als 
Hauptquellen  hier  anführe. 

1* 


Ein  solches  Verzeichnifs  hat  Ed.  Bio t  geliefert  (Compt. 
Rend.  t.  XII.  p.  986);  es  enthält  alle  Beobachtungen  von 
Feuerkugeln  und  Sternschnuppen  in  China  in  dem  Zeit- 
räume von  687  a.  Chr.  bis  1644  p.  Chr.  Im  Allgemeinen 
ist  zu  bemerken,  dafs  man  aus  den  von  Bio t  gesammelten 
Beobachtungen  keine  Periode  von  regelmäfsiger  Wieder- 
kehr constatiren  kann;  denn  unter  600  Beobachtungen  fan- 
den sich  nur  50  klar  ausgesprochene,  aufsergewtthnliche 
Sternschnuppenerscheinungen,  und  unter  diesen  die  meisten 
im  Juli  und  October  und  einige  im  August  und  November. 
In  einem  Supplement  zu  diesem  Verzeichnifs  theiltEd.  Biot 
(C.  R.  t.  XIII.  p.  204)  1354  Beobachtungen  von  den  Jah- 
ren 960  bis  1275  mit.     Von  diesen  fallen 


in  den  Januar:     65 

»  »    Februar:  54 

»  »    März:        72 

»  »    April:        65 


in  den  Mai:  88 

»      »    Juni:  97 

»      »    Juli:  185 

»      »    August:  155 


in  den  September:  125 
»  »  October:  208 
»  »  November:  155 
»      »     December:      85. 


Man  bemerkt  hier  abermals  ein  entschiedenes  Ueherge wicht 
der  Anzahl  dieser  Erscheinungen  im  Monat  October,  und 
demnächst  im  Monat  Juli.  Es  ist  aber  wohl  zu  beachten, 
dafs  die  chinesischen  Beobachtungen  nur  die  hauptsäch- 
lichsten Feuerkugeln  und  Sternschnuppen  anmerkten :  »  denn 
selten  kommen  in  einer  Nacht  mehrere  Sternschnuppen  vor. « 

Leider  sind  beide  Verzeichnisse  der  Oeffentlichkeit  nicht 
übergeben  und  wir  entbehren  auf  diese  Weise  eine  Fund- 
grube älterer  Nachrichten. 

Ferner  hat  Alexis  Perrey  aus  verschiedenen  Autoren 
eine  Anzahl  alter  Sternschnuppenerscheinungen  gesammelt, 
welche  zwischen  den  Jahren  533  und  1169  unserer  Zeit- 
rechnung als  »»fallende  Sterne«  oder  »Feuer,  welches  den 
Himmel  durchlief«  erwähnt  werden,  mit  Ausschluss  der  so- 
genannten »acies  igneae.« 

Sodann  bat  Fr  ahn  der  Academie  der  Wissenschaften 
zu  St.  Petersburg  1836  Dec.  1  eine  Anzahl  alter  Stern- 
schnuppenfälle mitgetheilt,  welche  ich  nebst  Angabe  der 
Quelle  bei  den  Angaben  der  Hauptphänomene  der  Stern- 
schnuppen erwähnt  habe. 


Endlich  hat  Edward  C.  Herrik  (Sil  lim  an  American 

Journal  Vol.  XL.  (1841   April)  p.  349)  ein  Verzeichnis 

von  39  älteren  Sternschnuppenerscheinungen  gegeben  unter 

dein  Titel:     »  Contributions   totoards   a   History    of  Star- 

.  showers. « 

An  Reichhaltigkeit  und  Vollständigkeit  der  Angaben 
der  Quellen  aber  übertreffen  alle  die  genannten  die  beiden 
von  Hrn.  Quctelet  in  Brüssel  angefertigten  Verzeichnisse 
der  hauptsächlichsten  Sternschnuppenerscheinungen  (Cat€h 
logue  des  principales  apparitions  d'etoiks  filantes,  Bruxel- 
les  1839,  und  Nauveau  Catalogue  eto.  Brux.  1841).  Ich 
erwähne  sie  hier  bei  der  Sammlung  von  Nachrichten  über 
Feuerkugeln  und  Meteormassen  darum,  weil  sich  in  ihnen 
eine  grofse  Anzahl  interessanter  Angaben  über  dergleichen 
Erscheinungen  vorfinden. 

Ueber  das  schon  oben  erwähnte  und  noch  immer  fort- 
gesetzte Verzeichnifs  von  Hrn.  Prof.  Baden  Powell  zu 
Oxford  werde  ich  bei  Gelegenheit  der  neueren  Nachrichten, 
oder  meinem  selbständig  fortgesetzten  Verzeichnisse,  mir 
einige  Worte  erlauben,  ebenso  wie  über  einige  der  ande^ 
ren  Quellen,  die  ich  dabei  benutzt  habe.  Das  grofse 
Werk  von  Coulvier-Gravier  über  die  Sternschnuppen, 
worin  er  in  dem  ersten  Theile  eine  historische  Ueberskht 
aller  bekannten  Erscheinungen  von  Sternschnuppen  giebt, 
war  mir  leider  bei  meiner  Arbeit  nicht  zur  Hand. 

Einige  Betrachtungen,  welche  sich  mir  bei  Durchlesung 
der  interessanten  Schrift  von  F.  S.  Schweigger:  Ein* 
leitung  in  die  Mythologie  com  Standpunkte  der  Naturwissen- 
schaft (Halle  1836)  über  die  Bedeutung  des  Meteorcultus 
der  Alten  und  deren  Kenntnifs  von  den  Meteormassen  auf- 
drangen, gedenke  ich  in  meiner  oben  erwähnten  ausführ- 
licheren Arbeit  mitzutheilen  und  wende  mich  jetzt  zu  der 
Darlegung  des  Planes  dieses  von  mir  angefertigten  Ergän- 
zung*- Verzeichnisses. 

Es  besteht  aus  zwei  Abtheihingen:  in  der  ersten  theile 
ich  die  in  Chladni's  Verzeichnissen,  seinen  Nachträgen 
und  in  denen  v.  Ho  ff 's  bis  zum  Jahre  1835  entweder  gar 


nicht,  oder  unvollständig  angeführten  Nachrichten  über  Me- 
teorsteinfälle und  Erscheinungen  von  Feuerkugeln  mit;  es 
soll  somit  die  Lücken  der  früheren  Verzeichnisse  möglichst 
ausfüllen.  Bei  den  Meteoritenfällen,  die  ich  in  dieser  Ab- 
theilung anführe,  gebe  ich  alle  positiven  Nachrichten  der- 
selben, die  Beschreibung  und  Analyse  der  aufgefundenen 
Massen  (mit  vorläufiger  Uebergehung  der  Meteoreisenmas- 
sen, von  denen  ich  in  der  zweiten  Abtheilung  meines  Verzeich- 
nisses eine  übersichtliche  Aufzählung  und  Beschreibung  mit* 
theile).  Von  den  niedergefallenen  Massen  verschiedenen 
Ursprunges  führe  ich  namentlich  diejenigen  Nachrichten 
an,  welche  einiges  Licht  über  einen  bis  jetzt  noch  ziemlich 
dunklen  Gegenstand  verbreiten  können,  nämlich  über  die 
sogenannte  Sternschnuppenmaterie,  welche  man  aus  Stern- 
schnuppen oder  Feuerkugeln  bat  herunterfallen  sehen.  — 
Die  zahlreiche*  Nachrichten  von  Feuerkugeln  habe  ich  in 
zwei  Abtheilungen  gebracht:  in  solche,  wo  es  constatirt 
ist,  dafs  die  mitgetheilte  Erscheinung  eine  Feuerkugel  ge- 
wesen sey,  und  in  solche,  wo  das  noch  zweifelhaft  ist;  in 
diese  letztere  Rubrik  habe  ich  alle  die  mit  acies  igneae 
und  dergleichen  bezeichneten  Erscheinungen  eingereiht,  weil 
es  noch  ungewifs  ist,  ob  hiermit  nicht  die  hervorschie- 
f senden  Strahlen  eines  Nordlichtes  gemeint  seyn  sollen. 
Alle  bereits  von  Chladni  und  v.  Hoff  mitgetheilten  Nach- 
richten,* welche  ich  vervollständige  oder  berichtige,  sind 
durch  ein  beigefügtes  Chi.  oder  I.  bis  IX,  in  Klammern 
bezeichnet. 

Wenn  diese  gante  erste  Abtheilung  lediglich  als  Ergän- 
zung zu  den  früheren  Verzeichnissen  dienen  soll,  so  «oH 
die  zweite  dagegen  eine  selbständige  Fortführung  derselben 
seyn;  ich  habe  sie  in  folgende  Rubriken  gebracht: 

I.  Feuerkugeln. 

II.  Niedergefallene  Massen. 

1 )  Meteorsteine. 

2)  Niedergefallene  meteorische  Massen  verschiedenen  Ur- 
sprunges. 

3  )  Meteoreisenmassen  (so  weit  sie  bis  jetzt  bekannt  sind). 


Erste   Abtheilung. 

I.    Nachrichten  von  herabgefallenen  Meteorsteinen  von  den  ältesten 

Zeiten  bis  1835. 

642  a.  Chr.  (644)  l).  In  monte  Albano  lapidibu*  pluit; 
quod  quum  credi  vix  posset,  missis  ad  id  visendum  prodi- 
gium  in  conspectu  haud  aliter,  quam  quum  grandinem  verti 
(ßmeratam  in  terras  agunt;  crebri  cecidere  de  coelo 
lapides (Ly.-—Oh.  >  Liv.  et  Julius  Obsequens). 

464  a.  Chr.  (468).  Lapis  in  Aegis  fkmio  de  coelo  ruit 
. . .  natus  Socrates  (Ly.  —  CA. ) 

459  a.  Chr.  (461 ).    In  Piceno  lapides  pluit  (Ly.  —  CA.) 

403  a.  Chr.  (405).  Ly  sonder  contra  Athenienses  mari- 
timo  praelio  dmicante,  quidam  et  lapidis  casum  ad  earum 
rerum  eventum  fuisse  ferunt.  Nam  ut  constans  multorum 
est  opinio,  mirae  magnitudinis  saxum  ad  Aegospotamos  e 
coelo  delatum  esse.    (Ptut.  in  Lysandro^>Ly.  CA.). 

?  341  a.Chr.  (343).  Lapidibus  pluit  (in  Italia)  et  nox 
interdiu  vi§a  est  intendi.  (Ly.  ex  Limo  et  Plin.  lib.  XV L 
cap.  4.) 

?  332  a.  Chr.  (334).  Alexandro,  Corona  capiti  knposita, 
quum  pio  ritu  sacrificii  libasset,  avis  quaedhm  eo  g  euere, 
quae  praedae  assuescunt,  aram  praetervolans,  quum  lapis, 
quem  forte  unguibus  ferebat,  exridisset,  caput  eins  percus- 
sit  (Ly.  ex  Arrian.  lib.  IL  de  rebus  gestis  Alex,  magni). 

214  a.Chr.  (216).  In  Piceno  lapidibus  pluit  (Ly.— 
CA.  ex  Liv.  et  Jul.  Obs.) 

214  a.  Chr.  (216).  In  AvenUno  et  Ariciae  simul  lapi- 
dibus pluit.  (Ly.^>Lev.  et  Jul.  Obs.). 

209  a.  Chr.  (211).  Tempestates  foedae  coortae,  in  Albmo 
monte  continenter  lapidibus  pluit,  facta  de  coelo  multm> 
duae  in  Capitolio  aedes  ....  Beate  saxum  ingens  volitare 
eisum,  sol  sanguineo  colori  simiUs  apparuit.  Ly.  ex  Liv. 
lib.  V.y  Cicero:  de  divin.  lib.  II,  Valer.  Max.  üb.  L  c.  ß). 

1)  Sämmtliche  Jahresangaben  des  Lycosthenes  aus  den  früheren  Zeilen 
bedürfen  einer  Correction;  diese  füge  ich  den  Originalangaben  in  einer 
Klaiumcr  bei.  D.  Verf. 


8 

205  a.  Chr.  (297).  Veits  de  coelo  lapidaeit;  Miniurnis- 
sanguinis  rivus  in  porta  fluxit  (Ly.^>  Litt,  et  Jul.  Obs.) 

203  a.  Chr.  (205).  Crebro  de  coelo  lapidatum  est  (IAt>. 
et  Jul.  Obs.  >  Ly.  Ch. ) 

20(ta.  Chr.  (202).  Cumis  solis  orbis  minui  visus,  la- 
pidibus pluit  . . ,  In  Palatio  lapidibus  pluit  (Ly.  CA.> 
Lit>.  et  JuL  Obs.  c.  44). 

191  a.  Chr.  (193).  In  Adrianorum  agro  lapidibus  phtü 
(Ly.^>Liv.  et  Obs.) 

190  a.  Chr.  (192).  Arioiae  et  in  Aventino  lapidibus 
pluit  (Ly^>Lw.  et  Obs.) 

188  a.  Chr.  (190).  Terraeinae  et  Amitemi  aliquoties  la- 
pidibus pluit  (ib.) 

185  a.  Chr.  (187).  Luce  inter  horam  tertiam  et  quar- 
tana tenebrae  ortae  in  Aventino  lapidum  phwiae  novendiali 
expiatae  (ib.) 

174  a.  Chr.  (176).  Lapis  ingens  in  agro  Crustumino  in 
lamm  Martis  de  coelo  cecidit  (Ly.  >  Liv.  et  Jul.  Obs.  c.  63). 

149  a.  Chr.  (151).  Quod  Ariciae  lapidibus  pluit,  sup- 
plicatio  habita  (Ly.^>Liv.  et  Jul.  Obs.)  * 

92  a.  Chr.  (94).  Noeendiale  sacrum  fuit9  quod  in  Volsca 
gente  lapidibus  pluerat ...  In  Vestinis  lapidibus  pluit  (ib.) 

41  a. Chr.  (43).     Romae  lapidibus  pluit  (ib.) 

Post  Christum. 

650.  Ignitus  lapis,  quasi  massa  eandentis  ferri  ab 
occidente  volitans  eenit  et  draco  ingens  a  multis  visum 
est  (Ly.) 

837.  Lapides  grandine  mixti  e  coelo  lapsi  credun- 
tur  (Ly.  Ch.) 

952  fiel  in  der  Gegend  von  Augsburg  ein  Stein  mit 
gWDfseni  Getöse  herab  ( Würtemb.  Jahrb.  1850.  I.  S.  80). 

956.  In  Italia  etiam  lapis  mirae  magnitudinis 
tonitru  et  tempestate  turbulenta  de  coelo  iactus,  ingens  mi- 
r acutum  videntibus  praebuit  (Ly.  Ch). 

963...  et  in  his  (Italiae)  regionibus  lapis  ingense 
coelo  cecidit  (ib<) 

1020  od.  1021.     Folgende  Nachricht  verdanke  ich  der 


H 


Mittheilung  eines  geehrten  Freunde»  des  Hrn.  Dr.  Cohn 
zu  Breslau;  die  Originalquelle  ist:  Kazwini  (le  Pline  des 
Orientaux):  Liere  des  merveilles  de  la  nature  et 
des  singularite's  des  choses  cr66es  (traduit  par  Sylt), 
de  Sacy^  wo  es  heifst  (schon  von  Chladni  beiläufig 
erwähnt):  „Je  ränge  parmi  les  singularites  naturelles  la 
chute  des pierres  ferrugineuses  et  cuivreuses,  qui 
tombent  avec  la  foudre;  cela  a  Heu  dans  le  Tourquestan  et 
quelquefois  dans  le  Guitan.  Tel  est  encore  le  fait  rapporU 
par  Abou-Chasan  AUDjezeri,  ßls  d'Alathir  dans  sa  chro- 
nique.  Cet  öcrieain  raconte:  „qu'en  Afrique  Van  411  de 
VEegyre  (1020/1  A.  D.)  on  vit  se  former  un  nuage  Charge" 
de  tonnerre  et  d'eclairs,  d'oü  il  tomba  une  pluie  de  pierres 
abondantes  qui  tudrent  tous  ceux  qui  en  furent  atteints." 

?  1057  ....  Lapides  mirae  magnitudinis  grandine  mixti 
de  coelo  ceciderunt  (Ly.) 

?  1076 ... .  Dum  Haraldus  rex  (Daniae),  Earquino  bel- 
lum inferret,  et  iam  utrinque  confiigendum  esset,  i acutum 
vago  aneifitique  discursu  superne  inter  auras  ober- 
ras s  e  conspectus  est  et  fingendi  mlneris  locum  exploratius 
prospicere  videbatur.  Quod  miraculum  eunetis  itnmani  stu- 
pore  prosequentibus ,  meertis  quidnam  res  tarn  miraculosa 
portenderet:  subito  casus  in  solius  Earquini  caput  suspe- 
ctum  omnibus  periculum  transtulit,  qui  eins  iaculi.  laetali 
vulnere  prostratus  et  occisus  est.    (Ly.) 

1187  ....  Grele  de  pierres  d  Mons  le  30.  juin.  Le  poids 
de  ces  pierres  exekdait  une  Ivore  (Quet.) 

1194.  Lapides  enim  ad  quantitatem  oeorum  quadran- 
guli  mixtim  de  coelo  cum  pluma  cadentes  arae  in  pluribus 
locis  destruetae  atque  combusiae  sunt.  Cor  ei  etiam  im- 
mensae  multitudinis  in  aere  de  loco  ad  locum  eolitantes 
cum  rostris  vivos  atque  ardentes  carbones  portare  visi 
sunt,  quibus  domos  incendebant.    (Ly.  —  Ch.)  l) 

1)  Diese  Raben,  welche  glühende  Kohlen  in  den  Schnäbeln  tragen  und 
von  einem  Orte  zum  anderen  fliegen,  sind  höchst  wahrscheinlich  Sym- 
bole für  Meteorsteine,  welche  in  ihrem  Herabfallen  Häuser  anzünden, 
wie  wir  aus  der  neueren  Zeit  mehrere  Beispiele  davon  kennen. 


10 

1197.  Exorla  temfestatis  vi  lapides  de  coelo  ceci- 
derunt.    (Ly.  —  CA. ) 

1198.  Mense  autem  Julio  orta  est  tempestas  valida 

tantaeque  magnitudinis  lapides  de  coelo  cedderunt,  ut  suo 

impetu  a  Tremblaco  usque  ad  monasterium  Ckale  et  loca  ad- 

jacentia  non  segetes  modo,  vineas,  sed  ipsa  etiam  nemora  et 

hominum  pretiosa  aedißcia  destruxerint.    (Ly.  —  CA.) 

1440.  Stein  fall  bei  Aidin  in  Kleinasien  nach  Jba- 
Batuta' s  Reisebeschreibung  (v.  Ha  mm  er 's  Geschichte 
des  Osman.  Reiches  S.  29). 

Ehe  ich  nun  zu  den  anderen  aus  verschiedenen  Quellen 
gefundenen  Nachrichten  von  Meteorsteinfällen  der  neueren 
und  neusten  Zeit  übergehe,  will  ich  hier  noch  die  in  dem 
VIII. Nachtrage  von  v.  Hoff  nur  kurz  erwähnten  Nachrichten 
von  Meteormassen  aus  Indien  mttheüen,  welche  Hr.  Prof. 
C.  Ritter  in  Werken  über  Indien  fand  und  in  Pogg.  Ann. 
Bd.  18,  S.  621  veröffentlichte. 

1.  »Der  Indische  Gott  Krischna  (7ie  Incarnation  Wisch- 
nu's)  suchte,  als  er  noch  von  den  Hirten  in  Alpdhura  er- 
zogen ward,  seine  geliebten  Musen,  die  seine  Pflegerinnen 
waren,  einst  vor  dem  Zorne  Indra's  {Jupiter  pluvius  der 
Indier),  der  sie  mit  einem  Steinregen  bedrohte,  dadurch 
zu  bewahren,  dafs  er  den  Berg  Göverdherra  (den  Par- 
nassus  der  Inder)  aus  seiner  Stelle  verschob«  (Langles 
Monum.  de  Hindostan.  LH  p.  185). 

2.  Nach  der  Hindu -Sage  gab  es  eine  Zeit,  da  hatten 
die  Berge  Flügel  und  flogen  umher.  Aber  in  einer  Schlacht 
hieb  einer  der  Swamy's,  Diwandrudu  mit  einem  diaman- 
tenem Schwerte  die  Flügel  aller  Berge  ab,  sie  stürzten  aus 
den  Lüften,  fielen  auf  die  Erde  nieder  und  begruben  un- 
zählige Riesen.«    (Heyne:  Trakts  on  India  1814.) 

Wer  wird  hierbei  nicht  an  die  vor  50  Jahren  von  A. 
v.  Zach  und  von  Bi eberstein  ausgesprochenen  kosmo- 
gonischen  Ideen  erinnert,  nach  welchen  die  Gebirge  unserer 
Erde  durch  herabgefallene  kosmische  Massen  entstanden 
seyn  sollen? 

In  den  folgenden  Notizen  über  die  Meteorstcinfälle  der 


11 


neueren  Zeit  mögen  noch  einige  Erweiterungen  und  Ver- 
vollständigungen zu  dem  in  Chladni's  Verzeichnissen  be- 
reits Mitgetheilten  ihren  Platz  finden:  namentlich  die  neueren 
Analysen  und  Untersuchungen  der  näheren  und  entfernteren 
Bestandteile  von  Meteorsteinen. 

1805  im  November:  Steinfall  von  Asco  auf  der  Insel 
Corsica.  Es  ist  über  ihn  nichts  Weiteres  bekannt  geworden. 
(Partsch:     Die  Meteoriten  etc.  p.  64.) 

1806  März  15,  5  Uhr  Ab.  i  Stein  von  Alais  (Dep.  du  Gard) 
s.  Chladni  p.  278,  wo  man  die  näheren  Data  findet.  - 
Diese  Masse  gehört  in  sofern  zu  den  merkwürdigsten  me- 
teorischen Steinmassen,  welche  wir  besitzen,  als  sie  ein 
ganz  anomales  Verhalten  gegen  alle  anderen  Meteorsteine 
zeigt  und  in  gewisser  Hinsicht  nur  denen  von  Chassigny, 
Allport ,  Simonod  u.  a.  m.  "Ähnelt. 

Die  Masse  des  Meteorsteines  von  Alais  ist  nämlich 
schwarz,  locker  und  zerreiblich,  ausgezeichnet  durch  einen 
grolsen  Gehalt  an  Kohle,  so  dafs  Berzeliu«  selbst  sie 
anfänglich  für  einen  Brocken  der  Ockererde  ansah,  auf 
welche  der  Stein  herabfiel.  Gediegenes  Eisen  und  Schwe- 
feleisen ist  nur  durch  das  Mikroskop  sichtbar.  Das  spe- 
eifische  Gewicht  ist  nach  Biot  =  1>94,  nach  C.  Rum- 
ler =  1,70.  Wir  besitzen  3  Analysen  über  diese  Masse, 
die  eine  von  Thenard  (I),  die  zweite  von  Vauquelin  (II) 
(Chladni  p.  279,  280)  und  die  dritte  von  Berzelius  (III), 
welcher  die  Masse  ganz  ausführlich  untersucht  hat  (Po gg. 
Ann.  Bd.  33,  S.  113). 


(I) 

(II.) 

Kieselerde 

21,0  . 

- 

30,0 

Eisenoxyd 

40,0 

Eisenoxydal 

38,0 

Nickeloxyd 

2,5  . 

2,0 

Manganoxyd 

2,0  . 

2fi 

Koklemtoff 

2,5  . 

2,5 

Magnesia 

9,9  . 

14,0 

Schwefel 

3,5   . 

? 

• 

Chrom 

1,0 

Chromoxyd 

2,0 

Wasser  und  Verlust 

18,5 

Verlust 

%o 

100,0. 


99,7. 


12 
(in.) 

Schwarzer  geglühter  Rückstand  (a)  88,146 

Graubraunes  Sublimat                   (b)  0,944 

Kohlensäuregas                               (c)  4,328 

Wasser                                           (d)  6,582 

100,000. 

(a)  wog  1,382  Gran  und  enthielt: 

Kieselerde  0,4315 

Talkerde  0,3070 

Kalkerde  0,0132 

Eisenoxydul  0,4011 

Nickeloxyd  0,0190 

Manganoxydul  0,0036 

Thonerde  0,0325 

Chromeisen  0,0087 

Zinnoxyd  0,0110 
Unlöslichen  kohlehaltigen  Rückstand     0,1200 

Verlust  0,0640. 

1807  December  14.  Meteorstein  von  Westen  (Con- 
nect.  in  N.  Amerika)  s.  Chladni  S.  282  und  überdiefs  noch 
Stil  %  man  American  Journ.  Vol.  XXXVII.  p.  130  und  2  S. 
Vol.  VI.  p.  140;  Journal  de  Pkysique  Vol.  70  p.  420, 
Partsch  1.  c.  p.  41. 

Shepard  beschreibt  diese  Masse  folgendermafsen  (SilL 
Journ.  2  S.  Vol.  VI.  p.  410):  »Die  Rinde  dieses  Meteor- 
steines ist  dicker,  als  bei  den  meisten  unserer  Meteor- 
steine, obwohl  weniger  vollkommen  zusammenhängend, 
indem  sie  rauh  und  mit  Rissen  erfüllt  ist.  Ihre  Farbe 
ist  bräunlich  schwarz;  die  vorherrschende  Farbe  im  In- 
nern ist  ein  dunkeles  Perlgrau.  Durch  die  ganze  Masse 
zerstreut  befinden  sich  in  mehreren  Zwischenräumen  Par- 
thien  von  lichterer  Farbe,  welche  der  Masse  eiu  porphyr- 
artiges Ansehen  geben.  Diese  helleren  Theile  bestehen 
nicht  aus  einem  vollkommen  homogenen  Mineral,  sondern 
aus  einer  halbpulverförmigen  Substanz,  welche  wahrschein- 
lich zersetzter  Howardbt  ist  (ein  Trisilicat  von  Eisenoxydul 
und  Magnesia  u.  s.  w. ')    Der  übrig  bleibende  Bestandtheil 

1)  Ueber  die  von  Shepard  in  den  Meteorsteinen  gefundenen  neuen  Mine- 
ralspeeies  vgl.  SMim.  American.  Journ.  2  S.  Vol.  II.  p.  377  ff.  — 

Der  Verf. 


13 

des  Meteorites  ist  ein  dunkelgraues  Mineral  in  rundliehen 
Körnern,  -welche  Olivinoid  zu  seyn  scheinen.  Diese  sind 
wiederum  mit  anderen  unvollkommen  gestalteten  Körnern 
von  einem  lichtgelben  Mineral  gemengt;  dieses  letztere 
ist  ebenfalls  för  Howardit  gehalten  worden.  Schwefeleiseu 
(magnetic  pyrites)  ist  unregelinäfsig  hie  und  da  zerstreut, 
aber  weniger  reich,  als  in  anderen  Meteorsteinen.  Desto 
häufiger  ist  im  Steine  von  Weston  das  Nickel- Eisen;  es 
kommt  nicht  vor  in  einzelnen  Punkten,  sondern  in  zu- 
sammenhängenden Adern  und  in  ovalen  Zügen  von  mehr 
als  50  grs.  Gewicht  vor. «  Eine  neuere  Analyse  des  Steines 
von  Weston  ist  mir  bis  jetzt  nicht  bekannt,  man  vergleiche 
daher  Chladni  p.  284. 

1808  Mai  22  zwischen  5£  und  6  Uhr  Morgens:  Stein- 
fall bei  Statinem  in  Mähren,  cf.  Chladni  p.  286.  Dieser 
merkwürdige  und  berühmte  Steinfall  ist  von  v.  Schrei- 
bers in  Gilb.  Ann.  Bd.  29,  S.  225  so  vollständig  und 
genau  beschrieben  worden,  wie  wohl  kein  anderer,  aufser 
dem  von  l'Aigle  (1803)  durch  Biot.  Auch  ist  die  Samm- 
lung von  Stücken  davon  (im  Ganzen  fielen  200  bis  300 
Steine  herab)  in  dem  Wiener  Mineraliencabinet  die  gröfste 
und  vollständigste,  die  je  von  einem  Steinfalle  zusammen- 
gebracht worden  ist,  und  stellt  alle  die  interessanten  Ver- 
hältnisse in  Hinsicht  der  Gestalt,  Ueberrindung  und  Men- 
gung der  Grundmasse  dar.  Die  vollständige  Beschreibung 
siehe  Parts ch:  Die  Meteoriten  etc.  p.  17  bis  26.  Und 
dennoch  haben  wir  bis  zum  Jahre  1852  keine  dem  gegen- 
wärtigen Standpunkte  der  Wissenschaft  angemessene  Ana- 
lyse dieser  Meteorsteine  gehabt.  —  Die  früheren  Analysen 
von  Moser  (Gilb.  Ann.  Bd.  29,  S.  309),  von  Klaproth 
und  Vauquelin  (Beitr.  z.  ehem.  Kenntn.  der  Mineralk. 
Bd.  V,  S.  251)  und  von  v.  Holger  (v.  H.  Zeitscbr.  Bd.  2, 
S.  293)  berücksichtigten  nur  die  entfernteren  Bestandtheile, 
nicht  auch  die  näheren,  d.  h.  die  den  Meteorstein  zusam- 
mensetzenden Mineralkörper.  Diefs  hat  nun  Hr.  Prof.  C. 
Rammeisberg  gethan  (Pogg.  Ann.  Bd.  83,  S.  591),  ver- 
anlagst durch  die  Resultate  seiner  Untersuchungen  über  den 


14 

Stein  von  Juveuas  (Po gg.  Ann.  Bd.  73,  p.  585),  den  er 
als  ein  Gemenge  von  Augit  und  Anorihit  erkannte.  Seine 
Prüfung  der  Stanner'schen  Steine  ergiebt: 

A.  Zersetzbarer  Theil         34,98 

B.  Unzersetzbarer  Theil     65,02 

100,00. 

(im  Mittel  von  2  Versuchen  mit 
A.  Na  C  und  HF.)       B. 

Kieselerde  46,19 49,44 

Thonerde  31,26  ......  2,64 

Eisenoxyd  2,93         Eisenoxydul  28,31 

Manganoxydul  — 1,25 

Kalkerde  16,98 8,20 

Talkerde  1,12 9,97 

Natron  1,14 0,35 

Kali  0,50 0,10 

Chromeisen  — 0,83 

10,12.  101,09. 

In  A  verhält  sich  der  Sauerstoff  von  R  zum  Sauerstoff 

von  R  (Fe  und  AI)  und  Si = 0,94 : 2,58 : 4  =  1 : 2,74 : 4,25,  d.  h. 
A  ist  Anorthit;  und  in  B  ist  das  Verhältnifs  =1:2;  mit* 
hin  ist  B  Augit,  gerade  so  wie  in  den  Sternen  von  Ju- 
venas  (s.  ;w.  u.)  Das  speeifische  Gewicht  der  Meteor- 
steine von  Stannern  ist  nach  Vauqelin  =3,19,  nach 
Schreibers  =2,95  bis  3,16,  nach  C.  Ruinier  =3,01 
bis  3,17;  sie  gehören  also  jedenfalls  zu  den  leichteren  und 
haben  mit  Ausnahme  des  Steines  von  Alais,  unter  allen 
das  lockerste  Gefüge;  sie  sind  aber  auch  zu  den  wenigen 
Meteorsteinen  zu  zählen,  die  kein  Nickeleisen  enthalten. 
Diefs  sind  aufser  ihnen  noch:  der  Stein  von  Agen  (Dep. 
Lot  et  Gcuronne),  1814  Sept.  5,  der  von  Chassigny  in  der 
Champagne,  1815  October  3;  der  von  Jonzac:  1819  Au- 
gust 13,  der  von  Jwcmas:  1821  August  15;  der  von  Wes- 
sely  in  Mähren,  1831  Sep.  9.  u.  a.  m. 

1812  August  5,  2  Uhr  Morgens:    Stein  von  Chanton-r 
nay  in  der  Vendee  s.  Chladni  p.  301.  —  Berzelius  hat 


15 

diesen  Stein,  ebenso  wie  den  von  Alois  und  die  beiden 
folgenden  einer  aasgezeichneten  chemischen  Analyse  unter- 
worfen und  in  dem  geschlemmten  Steinpulver,  aus  dem 
alle  Körnchen  von  Nickel-  und  Schwefeleisen  mit  dem 
Magnete  ausgezogen  waren:  51,12  lösliches  (A)  und  48,88 
unlösliches  Mineral  (B)  gefunden  (Po gg.  Ann.  Bd. 33,  S.  27). 
Es  enthielten: 


A. 

B. 

Kieselerde 

32,607 

56,252 

Talkerde 

34,357 

20,396 

Kupfer 

— 

3,106 

Eisenoxydul 

28,801 

9,723 

Manganoxydul 

0,821 

0,690 

Nickeloxyd 

0,456 

0,138    spec.  Gew.  =3,46 

Thonerde 

— 

6,025 

Kali  und  Natron 

0,977 

1,512 

Chromeisen 

— 

1,100 

Verlust 

1,971 

1,070 

99,990. 

100,012. 

(In  Pogg.  Ann.  steht: 

100,000. 

100,000.) 

1813  December  13:  Stein  von  Lontalax  im  Kirchspiele 
Switaipola  in  Finnland  (von  Chladni  S.  303  angeführt  als 
gefallen  1814  im  März). 

Dieser  Stein  gehört  zu  der  Klasse  von  Meteorsteinen, 
welche  aufser  einem  augit-  und  labradorartigen  Bestand- 
teil noch  einen  olimnartigen  besitzen.  Berzelius  hat 
zwar  diesen  Stein  analysirt  (Pogg.  Ann.  Bd.  33,  S.  30), 
aber  nur  zum  Theil,  da  ihm  nicht  die  aschgraue  Haupt- 
masse, sondern  nur  das  in  derselben  zerstreut  vorkommende 
weifse  blättrige  Mineral  zu  Gebote  stand;  diefs  war  in 
Säure  löslich  und  enthielt: 

Kieselerde  37,411 

Talkerde  32,922 

Eisenoxydul  28,610 

Manganoxydul  0,793    spec.  Gew.  =3,07 

Thonerde  0,264 

Kupfer-  u.  Zinnoxyd,  Alkali      Spur 

100,000. 


16 

Zu  derselben  Klasse  von  Meteorsteinen  gehören  u.  A. 
die  Steine  von  Mässing,  Nobleborough  und  Castine. 

1815  Februar  18,  gegen  12  Uhr  Mittags.  Grofser  Stein- 
fall von  Dooralla  in  dein  Gebiete  der  Seikb.  In  dem  Rep. 
of  the  Brit.  Ass.  f.  1850  p.  119  befindet  sich  eine  Origi- 
nalmittheilung  vom  Capt.  Bird  .aus  Loodianah  vom  5.  April 
1815  über  dieses  Phänomen,  welche  mit  der  im  I.  Nach- 
trage (Gilb.  Ann.  Bd.  68,  S.  329)  völlig  übereinstimmt. 
Man  erfährt  aus  ihr,  dafs  der  Ort  des  Niederfalles  80  Mei- 
len von  Loodianah,  im  Gebiete  des  Pattialah  Rajah  liegt, 
und  dafs  die  Brahminen  und  die  Hindus  eine  fast  göttliche 
Verehrung  vor  diesem  Stein  haben.  Er  wiegt  25  Pfd.  und 
ist  jetzt  im  Museum  der  Ost-Indischen  Compagnie  in  Lon- 
don aufbewahrt. 

1818  im  Juni:  Stein  von  Seres  in  Macedonien  siehe 
Nachtr.  VII  und  IX.  Berzelius  hat  ein  Stück  dieser 
Masse  untersucht  (Pogg.  Ann.  Bd.  16,  S.  611).  Wann 
und  unter  welchen  Umständen  der  Fall  sich  erreignet  hat, 
ist  nicht  angegeben.  Aus  der  Zerlegung  der  Masse  ergab 
sich,  dafs  sie  ein  Gemenge  ist  von:  1)  Nickeleisen,  2)  Mag- 
netkies, 3)  einem  durch  Salzsäure  leicht  zersetzbaren  Mi- 
neral, welches  die  Bestand theile  des  Olivin  hat,  worin 
der  Sauerstoff  der  Base  sich  zum  Sauerstoff  der  Kiesel- 
säure verhält,  wie  3  zu  2,  und  4)  einem  Gemenge  von 
Silicaten,  Alkali,  Thonerde,  Eisenoxyd,  Manganoxyd,  Kalk- 
und  Talkerde,  deren  eigentliche  Verbindung  aus  der  mit- 
getheilten  Analyse  nicht  erkannt  werden  konnte.  Das  spec. 
Gewicht  ist  =3,71.     (Das  Nähere  s.  a.  a.  O.) 

1820  Juni  30  zwischen  5  und  6  Uhr  Ab.:  Meteorsteiu 
bei  dem  Dorfe  Lasdeni  unweit  Lixna  oder  Dünaburg  (siehe 
Nachtr.  I).  Er  ist  schon  mehrfach  beschrieben  worden: 
Gilb.  Ann.  Bd.  67,  S.  337,  Bd.  75,  S.  262,  Bullet,  de  la 
Soc.  philom.  de  Paris  1823  Juni  und  von  v.  Eichwald 
in  Froriep's  Notizen  vom  Jahre  1827.  Hierbei  waren 
aber  die  den  Fall  begleitenden  Erscheinungen  nicht  näher 
berücksichtigt  worden,  obwohl  diese,  wie  aus  dem  Folgen- 
den hervorgehen  wird,   sehr  interessant  gewesen   zu  seyn 

schei- 


17 

scheinen.  Hr.  Staatsrate  v.  Eichwald  berichtet  darüber 
an  Hrn.  Alex,  v.  Humboldt  in  einem  Briefe  d.  d.  Pe- 
tersburg 1852  März  12  (cf.  Po  gg.  Ann.  Bd.  85,  S.  574). 
Er  verdankt  seine  Mitteilungen  dem  Grafen  Michael  v* 
Plater-Syberg,  welcßer  als  Besitzer  von  Lixna  an  dem 
Tage  des  Falles  die  näheren  Umstände  von  vielen  Augen- 
zeugen erfahren  und  sie  damals  in  sein  Tagebuch  verzeich- 
net hat.  Das  Wesentlichste  derselben  ist  nun  Folgendes: 
»Eine  mit  rosenrothem  Feuer  glänzende  Feuerkugel  be- 
wegte sich  mit  einem  Geräusch,  das  einer  Schnarre  glich, 
von  SSO  nach  NNW  rasch  fort;  ihre  scheinbare  Gröfse 
war  die  des  Jupiter  nahe  dem  Zenith.  In  weniger  als 
einer  Minute  nach  dem  Verlöschen  der  Feuerkugel  ver- 
nahmen die  Beobachter  einen  donnernden  Schall,  der  aus 
Jener  Himmelsgegend  zu  ihnen  herabtönte.  Kleine  sich 
schlängelnde  Wolken  folgten  hinter  der  Kugel  her  und 
verschwanden  alsdann  in  der  Luft  in  geringer  Entfernung 
von  ihr.  16  Stunden  nach  dem  Steinfalle  verhörte  der 
Graf  alle  Bauern,  welche  die  Erscheinung  gesehen  hatten. 
Die  näher  bei  Lixna  arbeitenden  Bauern  fiberzeugten  sich 
ganz  deutlich  von  der  Kugelform  des  Meteores;  den  weiter 
entfernten  erschien  es,  wie  eine  am  hintern  Ende  bren- 
nende Strohgarbe,  die  immer  gröfser  werdend  sich  endlich 
in  eine  graue  Kugel  von  der  scheinbaren  Gröfse  des 
Vollmondes  verwandelte  und  plötzlich  unter  Donnern  und 
Krachen  in  grofsen  Abtheilungen  aus  einander  fuhr.  Diefs 
Alles  geschah  bei  heiterem  Himmel.  —  Einige  andere  Bauern 
sahen  während  dieses  Getöses  einen  schweren  Körper  mit 
starkem  Zischen  in  den  nahen  Kotup'schen  See  fallen,  dessen 
Wasser  bis  zu  der  Höhe  eines  Baumes  aufspritzte.  —  Ein 
anderes  Stück  (das  einzige,  welches  aufgefunden  ist)  fiel 
20  Schritt  von  den  arbeitenden  Bauern  in  die  umgeackerte 
Erde  eines  Feldes ;  der  Boden  unter  ihnen  erbebte  so  sehr 
dafs  sie  aus  Bestürzung  auf  die  Erde  fielen.  Als  der  Be- 
herztere unter  ihnen  sich  dem  gefallenen  Steine  nä- 
herte und  ihn  berührte,  fand  er  ihn  so  heifs,  dafs  er  sich 
die  Hand   verbrannte.  —  Noch  an  zwei  anderen  Stellen 

Poggend.  Ann.  Ergänzuogsbd.  IV.  2 


18 

fielen  ähnliche  Trümmer,  aber  leider  der  eine  in  einen  Mo- 
rast und  der  andere  in  ein  Flüfschen,  so  dafs  sie  gar  nicht 
aufzufinden  waren.  Der  auf  dem  Felde  gefundene  Stein 
war  von  aufsen  ganz  schwarz,  hatte  die  Form  eines  Am- 
bos  und  eine  mit  vielen  Vertiefungen  versehene  Oberfläche; 
er  war  mit  seiner  Spitze  1A  Eufs  tief  in  die  Erde  gedrun- 
gen; sein  Gewicht  ward  auf  40  Pfd.  geschätzt.  —  Die  an- 
fänglich geschehene  Bewegung  des  Meteorsteines  erschien 
als  in  einer  nur  wenig  zur  Erde  geneigten  Richtung  und 
ging  bei  gröfserer  Annäherung  zu  ihr  in  eine  senkrechte 
über,  wie  es  einer  parabolischen  Bahn  eigentümlich  ist: 
die  letzte  Richtung  des  Falles  war  an  den  zwei  Orten 
ganz  senkrecht.  Diefs  ist  auch  noch  durch  den  Eindruck 
erwiesen,  welchen  der  erreichbare  Theil  des  Meteorsteines 
auf  der  Oberfläche  der  Erde  gemacht  hatte,  wo  nämlich 
kein  schiefes  Eindringen  und  daher  kein  Aufwerfen  der 
Erde  auf  der  äufseren  Seite,  sondern  nur  eine  senkrechte, 
kegelförmige  Vertiefung  von  H  Eufs  Tiefe  bemerkt  ward, 
die  der  Gestalt  des  Steines  entsprach  und  sich  allmälig  ver- 
schmälernd  nach  unten  fortsetzte*" 

Die  Fallpunkte  der  Trümmer  befinden  sich  alle  in  einem 
Räume  von  1600  Fad.  Länge  und  von  1000  Fad.  Breite ; 
das  specifische  Gewicht  beträgt  3,756.  Die  Höhe  der  Kugel 
bei  ihrem  Zerplatzen  betrug  3  Werst.  —  Laugier  hat 
diesen  Stein  Zuerst  analysirt  und  gefunden  (Bullet  de  la  soc. 
philom.  1823.  Juni.):  Eisenoxyd  40,  Kieselerde  34,  Talk- 
erde 17,  Schwefel  6,8,  Thonerde  1,  Nickel  1,5,  Chrom  1, 
Kalk  0,5,  Mangan  und  Kupfer  Spur.  Eine  genauere  Ana- 
lyse dieses  Meteorsteines  von  The  od.  v.  Grothuus  führt 

Graf  Plater-Syberg  in  seiner  Mittheilung  an: 
20  Eisen +  2     Nickel     =22     Nickeleisen 
6  Eisen  +  3,5  Schwefel  =    9,5  Schwefeleisen 

26  33,2  Kieselerde 

22     Eisenoxydul 
10,8  Bittererde 
1,3  Thonerde 
0,7  Chrommetall 
0,5  Kalkerde 

100,0 


19 

Dieser  Meteorstein  gehört  also  zu  den  mineralischen 
nicht  kristallinischen  Aggregatmassen,  die  metallisches  Eisen 
(26Proc.)  in  grofser  Menge  enthalten;  er  ist  von  asch- 
grauer Farbe  und  sehr  feinkörnig.  Das  nicht- metallische 
Gemenge  besteht  wahrscheinlich  aus  Körnern,  oder  klei- 
nen abgerundeten  Krystallen  von  Anorthit  oder  Labrador, 
von  Olivin  oder  Granat  und  von  Augit;  letztere  sind  am 
gröfsten,  aber  weit  seltener,  daher  nur  deutlich  eingesprengt, 
während  die  anderen  kleinen  Krystalle  seine  Hauptmasse 
ausmachen.  —  Zu  den  metallischen  Aggregaten  gehören 
aufser  den  kleinen  Krystallen  von  Magnetkies  die  blätter- 
förmig  den  Stein  durchsetzenden  Krystalle  von  Nickeleisen. 
Diese  blättrige  Form  des  Nickeleisens  wird  nur  selten  in 
Meteorsteinen  gefunden,  so  u.  a.  in  dem  von  Hanaruru 
(Sandwich -Inseln)  von  1825  September,  und  sehr  schön 
in  dem  Meteorsteine  von  Charsonville  v.J.  1810  (Partsch 
a.  a.  O.  p.  74).  Der  Meteorstein  von  Lixna  gleicht  im  All- 
gemeinen einem  Dolerit,  wie  einige  andere  Meteorsteine. 

1821  Juni  15.  Stein  von  Jtwenas  (Dep.  de  l'Ardeche), 
s.  Nachtr.  IL.  Die  sämmtlichen  Analysen,  die  wir  über  die- 
sen Stein  besitzen,  zeigen  seine  grofse  Aehnlichkeit  mit  den 
Steinen  von  Stannem  und  vor  Allem  mit  dem  von  Jön&ac 
(Dep.  de  ia  Charente)  v.  1819,  Juni  13  (Nachtr.1),  so 
dafs  das,  was  von  dem  Steine  von  Juvenas  gilt,  auch  auf 
den  von  Jonzac  anzuwenden  ist.  Beide  Steine  zeigen  einen 
gänzlichen  Mangel  an  Nickel,  fast  völliges  Verschwinden 
des  Schwefels  und  der  Talkerde,  und  Ersetzung  dieser  Stoffe 
durch  Kalk-  und  Thanerde;  hierdurch  unterscheiden  sie 
sich  wesentlich  von  den  Steinen  von  Lontalax,  mit  welchen 
früher  eine  Aehnlichkeit  erkannt  wurde.  —  Wir  besitzen 
von  Laugier  zwei  Analysen  der  Steine  von  Jonzac  und 
Juvenas  {Ann.  de  Chim.  et  de  Phys.  t.  XI  p.  208  u.  t.  XVIII 
p.  421);  ich  will  sie  der  Vergleichung  wegen  hier  neben 
einander  setzen: 


2* 


20 


Jonttac 

Jtwena» 

Kieselerde    46^00 

40,00 

Talkerde        1,60 

0,80 

Kalkerde        7,50 

9,20 

Thonerde       6,00 

10,40 

Eisenoxydul  32,40 

23,50 

Maogauoxyd  2,80 

6,50 

Chromoxyd    1,00 

1,00 

Knpferoxyd     — 

0,10 

Schwefel        1,50 

0,50 

KaH                - 

0,20 

98,80  92,20 

Spec.  Gew.  =  3,09  bis  3,1 1 . 
Ganz  ähnlich  ist  die  Analyse  -des  Steines  von  Juvenas 
vonVatiquelin  (Ann.deChim.  t.XlX,  p.264.  Schweigg. 
Journ.  Bd.  35,  S.  414).  Jedoch  verdienen  alle  diese  Ana- 
lysen kein  grofses  Vertrauen,  um  so  mehr  aber  die  ältere 
Analyse  von  G.  Rose  (Pogg.  Ann.  Bd.  IV,  p.  173),  wel- 
che allen  späteren  ähnliehen  Arbeiten  zum  Muster  gedient 
bat,  und  durch  welche  Rose  zuerst  bewies*  dafs  der  braun- 
schwarze, krystallisirte,  körnige  Gemengtbeil  des  Steines 
Axgit  sey.  Den  zweiten  oder  feldspathartigen  Gemengtheil 
hielt  er  »ber  für  Labrador,  und  nickt  für  F*ldspath  oder 
Anorthit,  wie  Haüy  und  Laugier  es  meinten,  weil  er 
von  Säuren  schwierig  angreifbar  sey  und  nicht  den  grofsen 
Kaligehalt  und  die  ftüfeere  Form  des  Feldspaths  zeige.  Die 
Ansicht  Mr.  Upham  Shepard's  nun,  dafs  der  feldspath- 
artige  Gemengtheil  des  Steines  von  Juvenas  dennoch  Anor- 
thit sey  (Sill.  Journ.  2.  S.  Vol.  II,  p.  379),  veranlasste 
Hrn.  C.  Rammeisberg  auf  die  Aufforderung  von  Hrn.  G. 
Rose  zu  seiner  lichtvollen  Untersuchung  (Pogg.  Ann* 
Bd.  73,  p.  585).  Er  fand  nun  in  100  Theilen  des  Steines 
von  Juvenas: 


21 

A.  36,77  durch  Säure  »ersetzbare*  Theil  (Anorthit) 

Sauerstoff 

Kieselerde  44,38  23,06 

Thonerde  33,73)  s 
Eisenoxyd  3£9j  lö,7d 

Kalkerde  18,07) 
Talkerde  0,36/    • 

Natron  1,03(  R  6'59 

Kali  0,33) 

Phospborsäure  0,54 

Schwefeleisen  (Fe)    0,71 

102,44 

.      ***  •  •  • 

Die  Sauerstoffmengen  von  R,  R  und  Si 
verhalten  sich  hier,  wie  1:3:4,  gerade  so 
wie  im  Anorthit  (cf,  die  Analyse  des  Anorthit) 

B.  63,23  durch  Säure  nicht  zersetzten  Theil  (Augit): 
100,00  Kieselerde       52,07 

Thonerde  0,24 

Eisenoxydul  30,81 

Kalkerde  5,68 

Talkerde  9,98 

Natrou  0,41 

Chromeisen  2,13 

Titansäure  0,16 


101,48 


Der  ganze  Stein  besteht  demnach  aus: 
Anorthit  36 

Augit  60 

Chromeisen  1,5 

Magnetkies  0,25 

Apatit  und  Titanit   Spuren  * ) 

»7,75 

1)    Er  itf  *ocnit  einer   der  wenigen  Meteorsteine,   die  Paosphorsäure   aU 
Apatit  (  C  a  V)  enthalten. 


22 
Die  entfernteren  Bestandtbeiie  sind  nun: 


Kieselerde 

49,23 

Thonerde 

12,55 

Eisenoxyd 

1,21 

Eisenoxydul 

20,33 

Eisen 

0,16 

Kalkerde 

10,23 

Talkerde 

6,44 

Natron 

0,63 

Kali 

0,12 

Phoephersiure  0,28 

Titan 

0,10 

Cfrrom 

0,24 

Schwefel 

0,09 

101,61 

1822  Juni  3,  8  Uhr  Ab.  Meteorsteinfall  von  Angers 
(Dep.  Maine  et  Loire).  Er  ist  im  II.  Nachtr.  (Gilb.  Ann. 
Bd.  7 1 ,  p.  359)  nur  beiläufig  erwähnt.  Ich  erinnere  hier  deshalb 
an  ihn,  weil  er  die  Identität  von  Feuermeteoren  mit  Me- 
teoriten zu  bestätigen  scheint.  Zu  Angers  erschien  näm- 
lich nach  einer  grofsen  Hitze  iip  Mai  eine  wallende  Licht- 
masse im  S.O.,  die  sich  zerstreute;  hierauf  folgte  eine  sehr 
heftige  Detonation  in  regelmässig  folgenden  Explosionen 
von  5  —  6  Sekunden  Dauer.  Es  fielen  sodann  mehrere 
Steine  herab,  einer  von  30  Unzen  Gewicht;  sie  sind  denen 
von  PAigle  sehr  ähnlich.  In  Poitiers  wurde  das  Phänomen 
als  sehr  helle  Feuerkugel  nach  N.N.W,  gesehen  (Gilb. 
Ann,  Bd.  71,  p.  345), 

1822  November  30.  Steinfall  von  Tuttehpore  in  Hindo- 
stau (8.  Nachtr.  II),  erwähnt  von  Part  seh  (a.a.O.,  p.142). 
Upham  Shepard  theilte  der  Amer.  Ass.  f.  the  Advanc. 
of  Science  zu  New-Haven,  1850  August,  folgende  Einzeln- 
heiten über  diesen  Steinfall  mit:  er  fand  am  Abend  des 
30.  Nobr.  1822,  72  miles  von  Allahabad  (in  Doab)  unter 
25°  57  n.  Br.  und  80°  50'  ö.  L.  statt.  Das  Meteor,  aus 
dem  der  Stein  herabfiel,  übertraf  den  Mond  an  Gröfse  und 
Glanz;  es  zog  von  S.O.  nach  N.W.    Eine  grofse  Anzahl 


23 

von  Steinen  fiel  herab,  von  denen  der  gröfste  22  Pfd.  wiegt; 
der  einzige  noch  unversehrte  befindet  sich  in  dem  Cabiuet 
von  Thomdß  M'Pherson  Grant.  Dieser  Stein  wiegt 
2  Pfd.,  ist  oval ,  mit  Eindrücken  und  Auszackungen  verse- 
hen und  besitzt  eine  braun  -schwarze  Rinde.  Er  ist  fein- 
körnig, trachytartig  und  gleicht  den»  Steine  von  Pultawa 
1811  März  12  und  von  Castine  in  Maine  1848  Mai  20; 
sein spec.  Gew.  ist  3,352 (Sil lim.  Amer.  Journ.  2 S.  Vol. XI, 
p.367.  Edinb.  New  Phil.  Journ.  Vol.  LIII  [-  Oc*.  1852] 
p.  245). 

1823  August  7  zwischen  4  und  5  Uhr  Nachmittag.  Stein 
von  Nobleboro  (Maine  U.  S.),  cf.  Nach tr.  IV.  >  Sillim. 
Journ.  Vol.  VII,  p.  170  und  Vol.  IX  p.  400.  >  Part  seh: 
Die  Meteoriten,  p.  29).  Nach  einer  Analyse  von  J.  W. 
Webster  (Phil.  Mag.  Bd.  63)  besitzt  dieser  Stein  einen 
bedeutenden  Schwefelgehalt  (18,3)  und  ebenso  mehr  Chrom 
als  gewöhnlich  (4,0)  und  ebenso  mehr  Nickel.  —  Die  neue- 
ren Untersuchungen  von  Shepard  (Sill.  Journ.  2.  S. 
Vol.  VI,  p.407)v  haben  aber  weder  Nickeleisen,  noch  Magnet- 
kies in  dieser  Meteonnasse  entdecken  können,  so  dafs  auch 
dieser  Stein  seiner  inneren  und  äufseren  Beschaffenheit  nach 
den  Steinen  von  Stannern  und  Juvenas  gleicht.  Der  Haupt- 
bestandteil ist  hier  wieder  Howardit,  in  welchem  Körner 
von  grünlichem  durchscheinenden  Olivinoid  eingesprengt 
sind,  ebenso  weifse  Partikeln  von  Anorthit,  schwarze  Kör- 
ner von  Chantonnit  und  ein  röthliches,  hartes  Mineral,  wel- 
ches Granat  oder  Idokras  zu  seyn  scheint. 

1824  Januar  13.  Stein  zu  Arenazzo,  unweit  Ferrara, 
cf.  Nachtr.  IV  u.  V.  Dieser  Meteorstein  besitzt  einen  gla- 
sigen Ueberzug,  wie  die  meisten  anderen  Meteorsteine; 
während  diese  aber  eine  mikroskopisch -krystallinische,  gra- 
nitartige Zusammensetzung  haben,  ist  der  Meteorstein  von 
Arenazzo  entschieden  porphyrartig.  Nach  Laugier  und 
Cordier  (Ann.  de  Chim.  t.  XXIV,  p.  132)  ist  die  Grund- 
masse (77  Proc.  der  ganzen)  ein  völlig  schwarzer,  glasiger 
Teig  im  Zustande  der  Emaille  und  scheint  eine  Mischung 
von  Kiesel -Talk -Erde  und  Eisenoxydul  zu  seyn. 


24 

Eisenoxydnl     43,00 

Kieselsäure      41,75 

Talkerde  16,00 

Chromoxyd        1,50 

Nickeloxyd        1,25 

Schwefel  1,00 

104,50 
Die  tceifsen  eingesprengten  Körner  (15  Proc.  der  gan- 
zen Masse)  hält  Cordier  für  ein  Talkerdesüicat;  die  me- 
tallischen Partikelchen  (8  Proc.)   sind  meist  mikroskopisch 
und  bestehen  aus  Eisen,  Nickel,  Chrom  und  Schwefel. 

1825  Februar  10.  Stein  von  Nanjemoy  in  Maryland, 
V.  St.  (cf.  Nachtr.  VI  und  Sillim.  Amer.  Journ.  Vel.IX, 
p.  351  u.  Vol.  X,  p.  131;  Partsch  a.  a.  O.  p.63).  Nach 
einer  neueren  Untersuchung  von  Shepard  (Sillim.  Journ. 
2.S.  Vol.  VI,  p.  406)  gleicht  dieser  Stein  von  Nanjemoy 
dem  noch  später  zu  erwähnenden  von  Linn  in  Jowa  von 
1847  Febr.  25  sehr  bedeutend  in  Farbe  und  in  Verthei- 
lung  des  Nickeleisens  und  des  Magnetkieses.  Die  Haupt- 
masse ist  wiederum  Howardit;  die  eingesprengten  Parthieen 
aber  Olivinoid. 

1826  im  September.  Stein'  von  Watertille  in  Maine, 
V.  S.  Dieser  Meteorsteinfall  findet  sich  in  keinem  von  den 
Nachträgen  zuChladni's  Verzeichnissen  erwähnt  und  ich 
erlaube  mir  daher,  ihn  hier  etwas  ausführlicher  zu  bespre- 
chen und  diesen  Fall  der  chronologischen  Ordnung  zufolge 
hier  einzuschalten. 

Dieser  Stein  ist  nach  einer  Mittheilung  Shepard's 
(Sillim.  Amer.  Journ.  2.Ser.  Vol.  VI,  p.  414)  vom  Capit. 
Josiah  Crosby  zu  Waterville  gefunden  worden.  Der 
Bericht  hierüber,  wie  er  bei  dem  Meeting  der  »Assoc.  of 
American  Geologists«  im  Mai  1845  zu  New-Haven  vorge- 
tragen wurde,  lautet:  »In  eiper  klaren  sternhellen  Nacht  im 
September  1826  kam  um  Mitternacht  ein  glänzender  Feuer- 
ball, scheinbar  £  so  grofs  als  der  Vollmond,  upd  eilte  mit 
grofser  Geschwindigkeit  und  einer  Art  von  Sausen,  wie 
bei  der  Annäherung  eines  Sturmwindes,  in  einer  krummen 


25 

Linie  zur  Erde  herab«  Bas  Licht  war  intensiv,  ond  der 
Schweif  von  einer  konischen  Form,  wie  die  Spitze  »einer 
brennendegjterze;  er  verschwand  vor  meinen  Augen,  einen 
Moment,  ehe  ich  einen  Knall  vernahm,  ähnlich  dem  einer 
kleinen  Kanone.  Einige  Tage  darauf  fand  ich,  ungefähr 
£  Meile  von  dem  Platze  entfernt,  wo  ich  die  Erscheinung 
wahrnahm,  ein  Fragment«* dieses  Meteorites.«  Die  ange- 
stellten eifrigen  Untersuchungen  ergaben,  dafs  es  wirklich 
ein  Meteorstein  gewesen  sei.  Sein  Aussehen  gleicht  dem 
eines  Bimssteines,  aber  er  ist  zweimal  dichter.  Die  Grund* 
masse  des  Steines  ist  hell  aschgrau  und  an  den  äufseren 
Stellen  eisenschwarz;  die  Oberfläche  des  Steines  hat  wahr- 
scheinlich eine  Schmelzung  erleiden  müssen.  Der  ganze 
Stein  ist  zu  porös,  um  sein  specif.  Gewicht  mit  Sicherheit 
bestimmen  zu  können;  er  besteht  aus  folgenden  Bestand* 
theilen: 

Kieselsäure      70,00 

Eisenoxydul      8,00 

Thonerde         18,50 

Talkerde  2,59 

Kalkerde  1,90 

100,99 
1826  oder  1827  im  Sommer.  Steinfall  von  Waterho, 
in  der  Grafschaft  Seneca  im  Staate  New- York.  Upham 
Shepard  theilt  nach  einem  Briefe  von  Prof.  Boot  vom 
Hamilton  College  (N.-Y.)  d.  d.  1850  Jan.  6  Folgendes 
über  ihn  mit  (Sill.  2.  S.  Vol.  XI,  p.  367  >  Edinb.  N.  Phil 
Journ.  Vol.  hlll  [Octob.  1852],  p.248):  Der  aufgefun- 
dene Stein,,  welcher  nur  ein  Theil  der  gefallenen  Masse 
ist,  welche  sich  in  2  bis  3  Stücke  theilte,  wiegt  1000  Gr. 
und  befand  sich  länger  als  20  Jahre  unbeachtet  in  einer 
Bodenkammer  des  Richter  Watkins  zu  Clinton  aufbe- 
wahrt. Prof.  Root  schreibt  u.  A.:  »Vor  1-^2  Jahren 
zeigte  ich  einigen  Herren  ein  Stück  des  Meteoreisens  von 
Otsego;  einer  von  ihnen  bemerkte,  dafs  er  vor  mehreren 
Jahren  von  einem  Steine  gehört  habe,  welcher  durch  ein 
Dach    in  Waterloo,    oder  in   der  Nachbarschaft  gefallen 


26 

sey.  Nach  einigen  Nachforschungen  fand  ich  ein  Stück 
dieses  Steines  im  Hause  des  Herrn  Richters  Watkins. 
Er  theilte  mir  mit,  dafs  ein  Loch  in  dem  Dache  seiner 
MMile  entdeckt  worden  sey,  gerade  über  einer  Getreide- 
kammer, dafs  eine  Oeffnung  in  den  Schindeln  gemacht  sey, 
so  dafs  die  Dachbalken  ungefähr  5  Zoll  von  einander  ab- 
standen, —  uad  dafs  unterhdNi  des  Loches  eine  Vertie- 
fung in  dem  aufgeschütteten  Getreide  bemerkt  worden  sey, 
welche  zu  einer  Nachforschung  und  zur  Auffindung  des 
Steines  führte.  Die  Mühle  ist  4  Stockwerke  hoch;  mithin 
konnte  das  Loch  in  der  Decke  nicht  von  einem  Wurfe 
von  der  Erde  aus  herrühren;  auch  glich  der  Stein  keinem 
aus  der  Umgegend  von  Waterloo  ( Seneca  -  Kalkstein ) :  er 
ist  also  meteorischen  Ursprunges;  der  Fall  fand  in  dem 
Sommer  1826  oder  1827  statt.  Der  Stein  ward  von  Dr.  Haie, 
Presid.  des  Geneva  Coli.,  zertheilt;  ein  Stück  war  in  der 
Sammlung  desselben  verloren  gegangen;  das  bei  Herrn 
Watkins  aufgefundene  aber  erhielt  Shepard  zur  nähe- 
ren Prüfung.  Zahlreiche  Rattenbisse  machen  sich  auf  der 
Oberfläche  bemerkbar;  die  Farbe  und  Textur  gleicht  ge- 
wöhnlichem Rhabarber;  die  Farbe  ist  hellröthlich,  oder 
gelb.  Der  Stein  ist  wenig  cohärent  und  mit  den  Fingern 
zerreiblich;  sein  spec.  Gew.  ist  =  2,30.  Er  enthält  eine 
kleine  Menge  schwarzer  Partikelchen,  die  vom  Magnet 
angezogen  werden,  und  besteht  aus: 

Kieselsäure  78,80 

Eisenoxyd  8,72 

Thonerde  6,28 

Feuchtigkeit  4,75 

Kalk-,  Talkerde  und  Verlust       1,45 

100,00 
1827  Mai  9.  Stein  von  Nashville  in  Sumner  Co.  V.  St., 
cf.  Nachtrag  VIII,  Sillim.  Amer.  Journ.  Vol.  XVII,  p.326 
und  Vol.  XVIII,  p.  200,  Partseh  a.a.O.,  p.27.  Nach 
diesen  Berichten  ging  dem  Falle  dieses  Steines  ein  Getöse 
voraus  gleich  dem  Donner  eines  groben  Geschützes;  es 
bildeten  sich  einzelne  kleine  Wolken,  wobei  sich  ein  Pfei- 


27 

fen  in  der  Luft  hören  liefs.  Es  fielen  3  Steine  von  ver- 
schiedener Gröfse  herab;  alle  hatten  einen  verglasten 
Ueberzug: 

Si  11  im  an  fand  in  diesem  Steine: 


Kieselerde 

40,000 

Nickeloxyd 

2,166 

Talkerde 

23,833 

Tbonerde 

2,466 

Chromoxyd 

0,833 

Eisenoxydul 

12,000 

Eisenoxyd 

12,200 

Schwefel 

2,443 

Verlust 

4,069 

100,010 
Spec.  Gew.  =  3,485. 

Aufserdein  besitzen  wir  von  diesem  Steine  eine  höchst 
vollständige  Analyse  von  Dr.  v.  Baumhauer  in  Utrecht 
(Pogg.  Ann.  Bd.  66,  p.  498);  er  giebt.  aber  irrthümlich 
als  Tag  des  Niederfallens  1827  Mai  22  an.  Nach  v.  Baum- 
hauer .kann  man  nun  die  Zusammensetzung  des  Meteor- 
steines von  Nashville  in  100  Theilen  also  ausdrücken: 

11,496  Nickeleisen  bestehend  in  100  Th.  aus: 

Eisen  85,021 
Nickel  13,001 
Kobalt  1,411 
Zinn  0,567 
100,000 

4,846  Schwefeleisen  bestehend  in  100  Tb.  aus: 

Eisen  62,770 

Schwefel    37,230 

100,000 

1,973  Chromeisen  bestehend  in  100  Th.  aus: 

Eisenoxydul    30,440 

Chromoxyd     69,560 

18,315  100,00 


28 
18^15 


46,062  OUcin  bestehend  in  100  Tb.  aus: 


Kieselsäure 

37,845 

Kali 

0,056  ' 

Natron 

0,789 

Kalkerde 

0,679 

Thonerde 

0,508 

Talkerde 

41,626 

Eisenoxydul 

13,722 

Manganoxydul       4,681 

Zinnoxyd 

0,094 

100,00 

3,722  Labrador  bestehend 

in  100  Th.  aus: 

Kieselsäure 

53,200 

Natron 

6,397 

Kalkerde 

10,593 

Thonerde 

29,805 

100,000  (?) 

32,901  Hornblende  bestehend  in  100  Th.  aus 

Kieselsäure  59,176 

Talkerde  12,256 

Eisenoxydul  9,861 

Manganoxydul  0,611 

Thonerde  10,540 

Nickel-,  Kupfer-  u.  Zinnoxyd     7,556 


100,000  100,000 

Wir  findein  demnach  folgende  procentische  Zusammen- 
setzung des  gauzen  Steiues: 


29 


Schwefel 

1,804 

Eisen 

12,816 

Nickel 

1,495 

Kobalt 

0,162 

Zinn  and  Kupfer 

0,065 

Kieselsäure 

38,503 

Eisenoxydul 

10,029 

Manganoxydul 

2,310 

Chromoxyd 

1,373 

Nickel,  Kupfer  u. 

Zinnoxyd    2,528 

Thonerde 

4,807 

Talkerde 

22,789 

Kalkerde 

0,700 

Natron 

0,594 

Kali 

0,025 

100,000 
Spec.  Gew.  =3,469;  nach  C.  Rum  ler  =  3,58. 
1828  Juni  4.  Stein  von  Rickmond  in  Virginien,  cf. 
Nachtr.  YU,  Sillim.  Amer.  Journ.  Vol.  XV,  p.191,  Partsch 
a.  a.  O.,  p.  40.  Shepard  bemerkt  bei  seiner  neueren  Un- 
tersuchung über  die  Meteorsteine  Nord-Amerika's  (Sil lim. 
Journ.2.S.  Vol.  VI,p.  411),  dafe  der  gewöhnliche,  schwarze 
Ueberzug  den  Stein  nur  unvollkommen  bedeckte;  indessen 
trögt  die  Oberfläche  den  Charakter  einer  theiiweisen  Schmel- 
zung. Die  allgemeine  Farbe  der  Grundmasse,  welche  Otf- 
tmoid  ist  und  0,9  des  ganzen  Steines  beträgt,  ist  dunkel 
aschgTau;  durch  die  ganze  Masse  eingesprengt  finden  sich 
Punkte  von  einem  weifslicben  Mineral,  welches  wahrschein- 
lich Howardit  ist. 

1828  Ende  August  oder  Anfang  September.  Masse  von 
Allport  in  Derbyshire  ( wahrscheinlich  aus  einer  Feuerkugel 
gefallen,  s.  w.  u.). 

1829  Mai  8.  Stein  von  Farsyih  in  Georgia  (cf.  Nach- 
trag VUL  SilLJoun.  VoLXVIII,p.388,  Partsch  a.a.O., 
p.  57.  Shepard  hat  eine  Probe  davon  analysirt  und  ge- 
funden   (SilL  Journ.  2  5.  Vol.  VI,  p.  406): 


30 
Nickeleisen   10  bestehend  aus: 


Eisen 

89,00 

Nickel 

9,60 

Chrom  u.  Verlus! 

t     1,40 
100,00 

Howardit       70          ) 

Olivinoid)     10  —  15$ 

bestehend  aus: 

Anorthit  ) 

Kieselsäure 

50,00 

Eisenoxydul 

33^3 

Talkerde 

9,30 

Kalkerde 

5,30 

Thonerde 

1,80 

Magnetkies     2  —  5 

99,73 

Apatit              Spur 

1830  Februar  15,  7£  Uhr  Morg.  fiel  bei  Lauton  un- 
weit Bicester  in  Oxfordshire  ein  2  Pfd.  wiegender  Meteor- 
stein herab;  nur  in  Provinzialblättern  fand  sich  eine  Mit- 
theilung hierüber  vor  (Pogg.  Ann.  Bd.  54,  p.  291). 

1833  November  25,  gegen  Abend.  Meteorsteinfall  -bei 
Blansko  in  Mähren,  bereits  in  Nachtr.  IX  erwähnt.  Die 
Lichterscheinung,  welche  denselben  begleitete,  wurde  auf 
einer  Länderstrecke  von  70  bis  80  Quadratmeilen  gesehen ; 
in  der  Mitte  dieser  Gegend  sab  man  einen  feurigen  Kör- 
per von  Norden  her  am  Himmel  ziehen,  welcher  Anfangs 
klein,  dann  aber  mit  reifsender  Geschwindigkeit  an  schein- 
barem'Durchmesser  zunehmend,  den  Augenzeugen  erst  ia 
der  Gröfse  des  Vollmonde*,  dann  einer  Tonne  und  end- 
lich wie  ein  ganzes  Haus  erschien.  Zwischen  Lipowka  und 
Goldenbrunn  war  der  Lichtglanz  nicht  vom  Auge  zu  er- 
tragen; es  schienen  ganze  Feuermassen,  wie  Wolken  vom 
Himmel  herniederzustürzen,  wobei  starke  Donnerschläge 
weit  im  Lande  verhallten.  Obgleich  Niemand  einen  Stein- 
Call  dabei  wahrgenommen  hatte,  so  vermutbete  Herr  Dr. 
v.  Reichenbach  in  Blansko  dennoch  mit  Recht  ein  sol- 
ches Ereignifs  und  stellte  mit  60  bis  70  Mann  viele  Tage 
lang  die  eifrigsten  Nachforschungen  an.    Endlich  am  6.  De- 


31 

cember  wurden  diese  Bemühungen  durch  einen  glücklichen 
Erfolg  gekrönt:  man  fand  einen  frisch  gefallenen  Meteor- 
stein, am  folgenden  Tage  noch  zwei  und  späterhin  noch 
mehrere  ( Jahresber.  d,  Schles  Ges.  f.  1834,  p.  10. 

Dieser  Steinfall  bat  für  die  Kenntnifs  der  chemischen 
Beschaffenheit  der  Meteorsteine  im  Allgemeinen  dadurch 
für  uns  eine  so  hohe  Wichtigkeit  erlangt,  dafs  der  grofse 
Berzelius  durch  ihn  veränlafst  wurde,  seine  berühmte 
Abhandlung  »über  die  Meteorsteine«  (Kongl.  Vetensk.  Handl. 
f.  1834  >  Po  gg.  Ann.  Bd.  33,  p.  1  und  113)  zu  schrei- 
ben, worin  er  nicht  nur  die  Analysen  von  6  von  ihm  un- 
tersuchten Meteormassen  (von  Blansko,  Chantonnay,  Alais, 
Lontalax,  —  Krasnojarsk  [Pallas -Eisen]  und  Elbogen) 
giebt,  sondern  auch  wichtige  Aufschlüsse  über  die  chemi- 
sche Beschaffenheit  der  Meteorsteine  und  die  Methode  ihrer 
Untersuchung  überhaupt,  so  wie  endlich  seine  bekannte 
Entwickelung  der  Hypothese  des  iunarischen  Ursprunges 
der  Meteorsteine. 

Die  Analyse  dieser  Steine  von  Blansko  kann  als  Mu- 
ster und  Prototyp  für  viele  andere,  ähnliche  Untersuchun- 
gen dienen,  sowohl  in  Hinsicht  der  Vollständigkeit  und 
Berücksichtigung  aller  möglichen  in  den  Meteorsteinen  vor- 
kommenden Stoffe,  als  auch  darum,  weil  die  Steine  von 
Blansko  das  Glied  einer  grofsen  Gruppe  bilden,  welche 
mehr  als  die  Hälfte  aller  bis  jetzt  bekannten  Meteormas- 
sen umfafst  (s.  Tabelle  zu  Parts ch:  Die  Meteoriten). 
Die  vollständige  Analyse  eines  Gliedes  derselben  kann  also 
für  alle  anderen  gelten,  und  wir  können  somit  die  einzel- 
nen Analysen  aller  Glieder  einer  Gruppe  durch  eine  all- 
gemein giltige  darstellen  und  so  einen  Schritt  vorwärts 
thun  zu  einer  Verallgemeinerung  der  Resultate  über  die 
chemische  Zusammensetzung  der  Meteorsteine,  welche  uns 
einen  klaren  Blick  in  die  allgemeine  Beschaffenheit,  und 
vielleicht  auch  in  den  wahren  Ursprung  dieser  Massen  ge- 
stattet. 

Nach  der  Analyse  von  Berzelius  bestehen  die  Steine 
von  Blansko  aus  folgenden  näheren  und  entfernteren  Be- 
standteilen: 


32 


17,15  Niekdeisen  bestehend  in 

100  Tb. 

aus: 

Eisen 

93,816 

Nickel 

5,053 

Kobalt 

0,347 

Zinn  und  Kupfer 

0,460 

Schwefel 

0,324 

Phosphor 

Spur 
100,00 

42,67 

Silicat  von  Talkerde  und  Eisenoxydul, 

worin  Ba- 

sen 

und  Kieselerde  gleich  viel  Sauerstoff  enthal- 

ten, 

nebst   etwas   Schwefeleisen: 

lösliches  Mine- 

ral, 

bestehend  in  100  Th.  aus: 

Kieselerde 

33,084 

Talkerde 

36,143 

' 

Eisenoxydul 

26,935 

Manganoxydul 

0,465 

Nickeloxyd 

0,465 

Thonerde 

0,329 

■ 

Natron 

0,857 

Kali 

0,429 

t 

Verlust 

1,273 

i 

100,020  (?) 

39,43   Silicate  von  Talkerde  und  Eisenoxydul,  gemengt 
mit   Silicaten  von  Alkali,    Kalk   und   Thonerde, 
worin  die  Kieselerde  doppelt  so  viel  Sauerstoff 
enthält,  als  die  Basen:  unlösliches  Mineral  und 
0,75   Chromeisen  und  Zinnstein  enthalten  in  100  Th. : 


Kieselerde 

57,145 

Talkerde 

21,843 

Kalkerde 

3,106 

Eisenoxydul 

8,592 

Manganoxydul 

0,724 

Nickeloxyd 

0,021 

Thonerde 

5,590 

Natron 

0,931 

Kali 

0,010 

Chromeisen 

1,533 

Verlust 

0,505 

100,00  100,000 

Das  spec.  Gew.  ist  nach  C.  Rum ler  =  3,70. 

Aufser 


33 


«*• 


Aufser  diese»  bereits  in  dem  Verzeichnisse  von  C  h  1  a  d  n  i 
and  seihen  9  Nachträgen  erwähnten  Meteorstein/allen  (mit 
Ausnahme  der  von  Waterville,  Allport  und  Bicester),  über 
die  ich  nur  ergänzende  und  vervollständigende  Nachrichten 
geben  wollte,  finden  sich  noch  einige  andere  Nachrichten 
vor,  die  in  jenen  Nachträgen  gar  nicht  erwähnt  werden, 
die  aber  trotz  des  Mangels  an  näherer  Beschreibung  einen 
gewissen  historischen  Werth  besitzen: 

1618  fielen  iu  Muraköz  drei  Steine  je  1  Centr.  schwer 
(Rep.  of  the  Brit.  Ass.  f.  1850)- 

1642.    Steine  zwischen  Ofen  und  Gran  (ib.). 

167 1  Febr.  27.  Meteorstein  in  der  Ortenau  (  Württemb. 
Jahrb.  1850,  I). 

1676.  Stein  inDalmatien  (Rep.  of  the  Brit.  Ass.  f.  1850). 

1692.   Stein  bei  Temeswar  (ib.). 

1717  und  1740.    Steine  an  der  Donau  (ib.). 

1808,  1812,  1814,  1816,  1820.    Steine  in  Ungarn  (ib.). 

1822  August  7.  Meteorsteinfall  bei  dem  Dorfe  Kado- 
nah  in  dem  District  von  Agra  in  Persien  (ib.). 

1833.  Stein  bei  Presburg  (ib.). 

1833  Ende  November  fiel  zu  Kandahar  in  Indien  ein 
so  starker  Aerolithenregen,  dafs  mehrere  Dächer  durch* 
löchert  wurden  und  einstürzten.  Es  folgte  ein  dichter  Ne- 
bel, welcher  3  Tage  die  Sonne  verbarg,  —  eine  dort  un- 
erhörte Erscheinung.  (Ann.  des  Voyag.  1834.  II.  p.  415). 
In  den  Comptes  Rendus  t.  III,  p.  51  findet  sich  noch  die 
Notiz,  dafs  Zelfe-Rar  Aly  Khan,  Sohn  des  Olimala, 
in  dem  Hofe  seines  Hauses  von  einem  dieser  Steine,  wel- 
cher 3  Seers  wog,  erschlagen  wurde.  —  Gerade  zu  dieser 
Zelt  fand  übrigens  der  berühmte  Steinfall  bei  Blansko  statt. 

1834.  Steinfall  bei  Zala  in  Ungarn  (Sa  dl  er  in  Oesterr. 
BI.  f.  Liter.  1847.  No.86). 

1834  Juni  12  «fiel  zu  Charwallas,  40  englische  Meilen 
von  Delhi,  gegen  *8  Uhr  Morgens  ein  12  Seer  schwerer 
Stein  mit  grofsem  Getöse  in  den  Pferch  eines  Hirten  (Eiigl. 
Blätter).  Partsch  erwähnt  diesen  Stein  (a.a.O.,  p.  143). 
Ein  Stück  davon  befindet  sich  im  Besitze  des  Naturhist. 

Poggend.  Ann.  Ergänzungsbd.  IV.  <* 


34 

Museums  der  Univenriftät  zu  Ediuburg;  »ein  Gewicht  ist 
7  —  8  Pfd.  Nach  einer  Beschreibung  vonShepard  (Stil. 
Am  er.  Journ.  2  S.  VokJÜ,  p.  36),  der  ihn  in  Edfnburg 
sab,  ist  er  einer  der  weichsten  Steine,  mit  Ausnahme  der  von 
Chantonnay  und  von  Cabarras;  er  ist  mit  Eisenrost  ange- 
füllt und  gleicht  verwittertem,  feinkörnigem  Granit.  Des« 
halb  ist  es  auch  schwierig,  die  Mineralspecies  zu  erkennen 
mit  Ausnahme  des  Nickelei$ens;  indessen  scheinen  Olivi- 
noid  und  eine  Feldspath-Species  die  Hauptingredienzien 
zu  seyn.  Das  Chlor  des  Eisenchlorid,  welches  sich  beim 
Aussetzen  der  Luft  zeigt,  ist  vielleicht  nicht  ursprünglich 
gewesen,  sondern  erst  später  hereingekommen«  Das  specif. 
Gew.  ist  =  3,38;  er  enthält  15,07  Procent  Nickeleisen  mit 
Spuren  von  Schwefel;  aufserdem  noch  Kieselsäure,  Thon, 
Talk-  und  Kalkerde  und  Eisenoxydul. 

1834  Dec.  15  — 16  fielen  zu  Marsala  an  der  Westküste 
Siciliens  bei  gewaltigem  Sturme,  Gewitter  und  Hagel  eine 
grofce  Anzahl  von  Aerolithen  von  sphäroidischer  Gestalt, 
gelblicher  Farbe  und  von  aufserordentlicher  Festigkeit  und 
Härte  (Schles.  Zeitg.  1835  Febr.  5). 

II.     Nachrichten  «her   die  mit  Feuermeteoren  herabgefattenen  Sub- 
stanzen bis  zum  Jahre  1835  (a.  6te  Abtheilung  v.  Chladni'a 

Verzeichnis). 

Ist  unsere  Kenntnifs  von  den  wirklich  herabgefallenen 
Stein-  und  Eisenmassen  immer  noch  eine  mangelhafte  zu 
nennen,  namentlich,  was  die  Ursachen  der  ihrem  Zusam- 
mentreffen mit  unserer  Erdoberfläche  vorhergehenden  und 
der  dieselben  begleitenden  Umstände  betrifft,  so  sind  wir 
über  die  Frage,  ob  mit  manchen  Sternschnuppen  und 
Feuerkugeln  wirklich  materielle  Substanzen  auf  unsere  Erde 
gelangen,  oder  nicht,  noch  mehr  im  Unklaren. 

Wir  besitzen  hierüber  nur  wenige  jund  ziemlich  un- 
gttttue  Nachrichten;  es  ist  in  der  That  schwierig,  ja  in 
den  meisten  Fällen  unmöglich,  den  Punkt  auf  unserer 
Erde,  wo  die  Sternschnuppen  in  der  Dunkelheit  der  Nacht 
niederzufallen  scheinen,  mit  solcher  Gewifsheit  wieder  auf. 


35 

zufinden,  dafs  man  bestimmt  die  vermeintliche  Substanz 
würde  daselbst  aufsuchen,  oder  gar  wirklich  finden  können. 

Gelangen  die  Sternschnuppen  und  Feuerkugeln  wirk- 
lich auf  unsere  Erde,  so  geschieht  diefs  entweder  nur  als 
Metevrstaub  (d.  h.  unorganischer),  welcher  vermöge  der 
Kleinheit  seines  Volumens  und  der  Lockerheit  seiner  Textur 
sehr  oft  dem  Auge  des  Menschen  entgeht,  —  oder  aber 
als  schleimige,  gallertartige  Masse,  welche  nur  höchst  sel- 
ten wirklich  aufgefunden  ist.  —  Die  meisten  Sternschnup- 
pen freilich,  und  diefs  sind  die  entfernteren,  gehen  bei 
der  Erde  vorüber  und  lösen  sich  nicht  von  dem  Verbände 
ab/  welcher  die  meisten  Sternschnuppen  eines  Systemes 
unter  einander  verbindet. 

Die  Behauptung,  dafs  die  Sternschnuppen  aus  schlei- 
migen Substanzen  beständen,  ist  schon  von  Paracelsus, 
Merret,  Morton  und  anderen  Naturforschern  aufgestellt 
worden.  So  versichert  auch  Muschen broek,  dafs  er 
mit  eigenen  Augen  Etwas  aus  den  Sternschnuppen  habe 
fallen  gesehen.  Schwabe  in  Dessau  untersuchte  in  den 
zwanziger  Jahren  eine  auf  einer  feuchten  Wiese  gefundene 
gallertartige  Masse  und  erkannte  sie  als  Tremetta  nostoc  L. 
(Kastn.  Archiv  Bd.  VII.  S.  428).  Wegen  der  üufseren 
Aehnlichkeit  mit  einer  anderen,  vonBuchner  gefundenen 
Masse  (ib.  Bd.  V.  S.  132)  glaubte  er  zu  dem  Schlüsse  be- 
rechtigt zu  seyn,  dafs  auch  diese  Substanz,  und  im  Allge- 
meinen alle  Sternschnuppensübstanzen,  nichts  Anderes,  als 
diese  Treinella  seyen  (Schweigg.  Jahrb.  der  Chein.  und 
Phys.  N.  R.  Bd.  XIX.  S.  391).  Dr.  R.  Brandes  dagegen 
fand  es  bei  einer  ihm  übersandten  gallertartigen  Masse  von 
weifser  Farbe,  welche  mit  einer  feinen,  sehr  weifsen  Haut 
überzogen  war  und  in  der  Trockenheit  sehr  schnell  zu- 
sammenschrumpfte, für  sehr  wahrscheinlich,  dafs  diese  Masse 
der  durch  Wasser  sehr  stark  aufgequollene  Laich  einer 
Schnecke  sey  und  vielleicht  von  Iknax  rufus,  7.  agrestto, 
L  stagnalis  etc.  herrühre  (ib.  S.  394).  Andere  hielten  diese 
Substanzen  für  halbverweste  Frösche,  Kröten  u.  s.  w.,  öder 
für  deren  Excremente.    Hauptsächlich  sind  es  aber  3  Pflan- 

3* 


3« 

zenkürrper,  welche  von  den  Meisten  für  Sternschnuppen- 
materie  gehalten  worden  sind:  1)  Actinomyoe  meteo- 
rica  alba  (Tremella  meteoricä),  als  die  gewöhnliche  Stern- 
schnuppenmaterie, 2)  N&*tbc  commune:  das  Kleinod  der 
Alchimisten,  3)  Aetkalium  flaeum,  (et  Ehrenberg  in 
Po  gg.  Ann.  Bd.  18,  S.  477  ff.). 

So  unsicher  und  schwankend  sind  noch  immer  die  An- 
sichten über  diese  vermeintlichen  Sternschnuppensubstanzen, 
und  es  wird  wohl  noch  eine  geraume  Zeit  verfliefsen,  ehe 
wir  darüber  zur  Gewifsheit  gelangen  werden,  ob  es  über- 
haupt eine  solche  gebe,  oder  nicht,  geschweige  über  ihre 
wahre  Natur.  Hierzu  sind  vor  Allenx  eine  grofse  Anzahl 
von  sicheren  Beobacbtungen  und  festgestellten  Thatsachen 
nöthig,  und  diese  fehlen  uns  bis  jetzt  noch,  wie  man  aus 
dem  unten  folgenden  Verzeichnisse  der  Nachrichten  hierüber 
ersehen  kann. 

Zugegeben  aber,  dafs  es  nun  wirklich  Sternschnuppen* 
materie  giebt,  so  worden  wir  doch  jedenfalls,  nach  ihrer 
bis  jetzt  erforschten  Beschaffenheit  veranlagst  (wenn  wir 
die  Sternschnuppen  und  Feuerkugeln  zu  den  feurigen  Me- 
teoren rechnen))  dieselbe  als  Residuum  und  Niederlagerung 
mancher  Sternschnuppen  und  Feuerkugeln,  zu  den  feuchten 
Meteoren  zu  zählen,  ähnlich  den  blutartigen  Färbungen 
des  Regen wassers,  der  Seen,  Flüsse,  Bäche  und  feuchten 
Stellen  des  Bodens. 

Es  ist  übrigens  ein  eigen thüuilich er,  nicht  zu  überse- 
hender Umstand,  dafs  von  allen  den  Niederfällen  der  so- 
genannten Sternschnuppensubstanzen  die  verschiedensten 
Augenzeugen  und  Auffinder  derselben  so  übereinstimmende 
und  beinahe  gleichlautende  Beschreibungen  und  Berichte 
geben,  dafs  man  an  die  Möglichkeit  einer  mit  den  Stern- 
schnuppen  und  Feuerkugeln  herabfallenden  Materie  wohl 
glauben  kann,  um  so  mehr,  als  in  der  neueren  Zeit  meh- 
rere beglaubigte  Beispiele  vorhanden  sind,  dafs  Feuere- 
brünste durch  Feuerkugeln  entstanden  sejen,  wie  z.  B. 
1846  Jan.  16  und  März  22. 

Chladni  gebührt  hier  abermals  das  Verdienst,  in  seinem 


3T 

Verzeichnisse  der  Feuermetare  (6te  Abtheihrag  seines  Wer- 
kes) zuerst  auf  diesen  Gegenstand  eine  gröfsere  Aufmerk- 
samkeit gelenkt  zu  haben.  Freilich  ging  er  in  seinem  enthu- 
siastischen Eifer  für  die  aus  den  fernen  Himmelsräumen 
zu  uns  gelangenden  »  Weltspäne  «  zu  weit,  indem  er  »  diese 
beobachteten  Niederfälle  von  rothem,  schwarzem  und  an- 
anderen Staube  (sogenannten  Staub-  Blut-  und  Schlamm- 
regen), so  wie  auch  manche  Niederfälle  einer  bituminösen 
gallertartigen,  dem  geronnenen  Blute  ähnliehe  Substanz, 
von  den  nach  Erscheinung  einer  Feuerkugel  erfolgten 
Stein-  oder  Eisenniederfällen  nicht  wesentlich  verschieden 
hielt«    (Chtadni  a.  a.  O.  S.  60.) 

Aber  er  hat  dessenungeachtet  die  Bahn  für  derartige 
Untersuchungen  gebrochen,  indem  er  durch,  sein  Verzeich- 
nifs  ein  wichtiges  Material  lieferte. 

Die  Fortschritte  der  Naturwissenschaften,  namentlich 
die  der  Kenntnifs  der  »kleinsten  Welt,«  der  mikroskopi- 
schen Organismen,  mögen  sie  nun  dem  Thier-  oder  Pflan- 
zenreiche angehören,,  haben  wesentlich  dazu  beigetragen, 
die  wirklich  als  terrestrisch  anerkannten  Producte  der  me- 
teorischen Niederfälle  von  den  noch  räthselhaft  und  uner- 
klärt gebliebenen  gallertartigen  Materien  zu  trennen,  die 
mit  den  Sternschnuppen  und  Feuerkugeln  allem  Anscheine 
nach  herabgefallen  sind  und  eine  so  grofse  Verschieden'» 
heit  von  den  sonst  aufgefundenen  meteorischen  Massen 
zeigen,  dafs  man  sie  füglicb  nicht  mit  jenen  vereinen  kann. 
Wenn  daher  Chladni  in  seinem  Verzeichnisse  von  Feuer- 
meteoren und  in  den  Nachträgen  dazu,  ebenso  v.  Hoff 
in  den  seinigen,  alle  die  Nachrichten  über  Staubniederfälle, 
Blut-  und  anderen  Regen,  und  sonstige  herabgefallene 
Materien  unter  einander  vermischt  und  nur  in  eine  chro- 
nologische Ordnung  gebracht  haben,  so  will  ich  in  diesem 
zehnten  Nachtrage  nur  diejenigen  Nachrichten  mittheilen, 
welche  sich  auf  die  Niederfälle  von  Materien  aus  Stern- 
schnuppen oder  Feuerkugeln  bezieben,  sey  es,  däfs  sie 
wirklich  als  solche  beobachtet,  oder  dafs  sie  nur  aufgefun- 
den und  für  Sternschnuppenmaterie  gehalten  worden  sind. 


38 

In  Betreff  jener  andereu  meteorischen  Ereignisse  uud 
der  Sammlungen  von  Nachrichten  darüber  erlaube  ich  mir 
auf  die  höchst  gediegenen  und  interessanten  Arbeiten 
von  Nees  v.  Esenbeck  (Anhang  zu  Rob.  Brown'» 
vermischte  botan.  Schrifteu  Bd.  I.)>  Ehrenberg  (Po gg. 
Ann.  Bd.  XVIII.,  seiu  grofses  Infusorien  werk  (1839),  Mo- 
natsberichte d.  Berl.  Acad.  d.  Wiss.  v.  1847  bis  1851), 
Goeppert  (Ueber  die  sogenannten  Getreide-  und  Schwe- 
felregen in  Pogg.  Ann.  Bd.  XXI.  S.  550)  und  Cohn  (Ueber 
blutähnliche  Färbungen  durch  mikroskopische  Organismen 
in  den  Ber.  d.  Scbles.  Gesellsch.  f.  vaterl.  Cult.  f.  1850) 
hinzuweisen.  Man  findet  in  ihnen  Alles,  was  uns  über 
diese  terrestrischen  Erscheinungen  organischen  Ursprungs 
Aufechiufs  zu  geben  vermag. 

Da  es  aber  bis  jetzt  an  einer  ähnlichen  Zusammenstel- 
lung aller  positiven  Nachrichten  über  die  sogenannte -Stern- 
schnuppenmaterie fehlt,  so  will  ich  in  folgendem  Verzeich- 
nisse versuchen,  eine  solche  zu  geben,  weit  davon  ent- 
fernt, zu  glauben,  dafs  sie  eine  ebenso  vollständige,  wie 
jene,  werden  könne.  Man  hat  bisher  viel  zu  wenig  auf 
diese  Erscheinung  geachtet,  und,  weil  diese  aufgefundenen 
Substanzen  so  leicht  vergänglich  sind,  entgehen  sie  auch  von 
selbst  einer  weiteren  genaueren  Untersuchung.  Es  ist  daher 
vielleicht  ein  nicht  ganz  unnützes  Unternehmen,  alle  diejeni- 
gen Nachrichten  über  derartige  Erscheinungen  zu  sammeln 
und  aus  dem,  was  in  ihnen  Gemeinsames  und  Uebereinstim- 
mendes  gefunden  wird,  Folgerungen  zu  ziehen  in  Betreff 
der  physischen  Natur  jeuer  für  uns  noch  so  rätselhaften 
Himmelskörper,  die  allem  Anscheine  nach  aus  den  fernen 
Räumen  unseres  Sonnensystems  zu  uns  gelangen  und,  von 
der  überwiegenden  Anziehungskraft  unserer  Erde  gefesselt, 
entweder  sieh  mit  ihr  vereinigen,  oder  doch  in  ihrer  Bahn  so 
modificirt  werden,  dafs  sie  gezwungen  sind,  wenn  auch  in 
anderer  Weise  als  unser  Mond,  mit  der  Erde  und  inner- 
halb ihrer  Attraetionsspbäre  .die  Sonne  zu  umkreisen. 

Da  die  von  Ehren berg  ausgesprochene  Ansicht  (Ber. 
der  köuigl.  Acad.  der  Wiss.  zu  Berlin  1847  S.  333)  eine 


39 

sehr*  annehmbare  erscheint,  nämlich,  »dafs  die  zuweilen 
gleichseitigen  Aerolithen  und  Feuerineteove,  die  von  gel- 
bem, massenhaftem  Staub*  und  Blutregen  begleitet  werden* 
im  Falle  sie  aufserhalb  der  Erdatmosphäre  bestehen  und 
aus  den  fernen  Welträumen  kommen,  aus  den  Staubnebel- 
scbichten  der  oberen  Atmosphäre  einen  Theil  mit  herab- 
dfängen,  welcher  ohne  «ttefs  nicht,  oder  nur  in  Afrika  her- 
abgekommen wäre;«  so  will  ich  in  meinem  Verzeichnisse 
auch  «Ue  die  Nachrichten  mit  aufnehmen,  bei  denen  mit 
der  Erscheinung  eines  Feuermeteors  ein  Staub-  oder  Blut- 
niederfall stattgefunden  hat.  Hiernach  sind  diese  aus  mi- 
kroskopischen Organismen  bestehenden  meteorischen  Nie- 
derfälle wohl  zu  trennen  von  den  unorganischen  Bestand- 
teilen der  Meteorsteine,  und  es  ist,  wie  gesagt,  sehr 
schwierig  zu  entscheiden,  ob  die  nach  einer  Feuererschei- 
Bung  in  der  That  aufgefundenen  Substanzen  wirklich  Stern- 
schnuppenmaterie sejen,  oder  zufällig  dahin  gelangte  or- 
ganische Formen.  Erst  festgesetzte,  genaue  Beobachtun- 
gen aller  dieser  Erscheinungen  werden  uns  darüber  be- 
lehren. 

Wenn  aber  auch  erst  spätere  Forscher  das  Wesentliche 
von  dem  Unwesentlichen  werden  scheiden  können,  so  mufs 
es  doch  für  jetzt  gestattet  seyn,  auch  unbedeutender  schei- 
nende Umstände  dabei  anzuführen,  eben,  weil  wir  nicht 
wissen  können,  ob  sie  bei  einer  späteren  Erklärung  und 
Interpretation  dieser  Erscheinungen  nicht  von  Nutzen,  oder 
gar  nothwendig  seyn  können. 

Damit  nun  aber  alle  auf  solche  aus  Sternschnuppen  und 
Feuerkugeln  herabgefallenen  Substanzen  bezüglichen  Nach- 
richten in  möglichster  Vollständigkeit  leichter  gefunden 
und  mit  einander  verglichen  werden  können,  habe  ich  ia 
diesen  Nachtrag  der  Nachrichten  über  die  mit  Feuerme- 
teoren herabgefallenen  Substanzen  (bi&  zum  Jahre  1835) 
auch  noch  alle  diejenigen  Nachrichten  aufgenommen,  wel- 
che bereits  Chladni  und  v.  Hoff  in  ihren  Verzeichnissen 
mitgetheilt  haben.  Ich  hoffe,  dafs  die  dadurch  gewonnene 
Uebcrsichtlichkeit  dieser  Erscheinungea  diese  Wiederholung 


40 

einigermafsen  entschuldigen  wird.  Die  übrigen  meteorischen 
Erscheinungen  sehe  man  in  den  trefflichen  VerseichBiftse» 
von  Ehrenberg  und  Goeppert  nach. 


383?  Ein  Meteor&einfall  in  China  mit  einem  Feuerme- 
teore,  von  dein  sich  eine  gelbe  Wolke  von  Rauch  und 
Dampf  weit  hin  verbreitete.  (Nach  Matuanlin  v.  Abel- 
Remusat.  Journ.  <L  Phys.  Mai  1819  (CfiladiM-Eh- 
renberg). 

11 10  war  in  Armenien  ein  rother  Staubfall  mit  einem 
Feuermejteore  und  vermutblichem  Meteorsteinfalle.  Nach 
der  Armen.  Chron.  d.  Matthaeus  v.  Edessa  in  der 
Bibl  du  Roi  U  IX.  (ChL>Ehr.) 

1438?  Flüssigkeit,  wie  geronnenes  Blut  mit  einem  Staub- 
falle und  Feuermeteore  bei  Lottern  im  Sommer.  Das  Me- 
teor zog  vom  Rigi  nach  dem  Pilatus,  wie  ein  fliegender 
Drache  (Chi. > Ehr.). 

1548  November  6  zog  Nachts  zwischen  1  und  2  Uhr 
von  Abend  nach  Morgen  im  Mansfeldischen  eine  mit  einem 
ungeheuren  Knalle  platzende  Feuerkugel;  dabei  fiel  eine 
röthliche  Flüssigkeit,  wie  zertriebenes  und  gehebertes  Blut. 
Nach  Spangenberg's  Mansf.  Chron  (Chl.>»Ehr.). 

1560  December  24  um  die  Mittagszeit  rother  Mieder- 
schlag mit  Feuermeteor,  bei  heiterem  Himmel  und  vielleicht 
Meteorsteinfall  bei  Lillebonne.  Das  Meteor  entzündete  ein 
Pulvermagazin  (  C  h  I.  >  E  h  r. ). 

1586  Decem&er  3  in  der  Nacht  fiel  bei  Verden  im  Ha 
növerschen  eine  theils  blutrothe,  theils  schwärzliche  Sub- 
*'  stanz  mit  eiuem  Feuermeteore  auf  die  Erde  (Chi.). 

1618  war  in  der  zweiten  Hälfte  des  August  ein 
grofser  Steinniederfall  mit  Blutregen  und  Feuermeteor  in 
Steyermark,  District  der  Mur,  Gränze  von  Ungarn,  mit 
schwarzer  Wolke  (Chl.;>Ehr.). 

1623  August  12  zwischen  4  und  5  Uhr  Abends  Blut- 
regen zu  Straßburg  aus  einer  dicken,  rothen  Wolke  mit 
Feuererscheinung  (Chi.). 


41 

1652  -im*  Mai  hat  nach. den  Mise.  Ac.  not*  curies.  De- 
cember  1680  p.  120,  Christiau  Menzel  des  Nachts  auf 
einer  Reise  zwischen  Siena  und  Rain  eine  sehr  helle 
Sternschnuppe  ganz  in  der  Nähe  niederfallen  sehen,  die 
ihren  Glanz  bis  an  das  Ende  beibehielt.  Er  fand  an  der 
Stelle  eine  durchscheinende  sehleinflge  und  klebrige  Sub- 
stanz, die  hernach  vertrocknete  (Chi.)* 

1718  März  24,  7  Uhr  Abends  sah  man  auf  der  Insel 
Lethy  einen  grofsen  feurigen  Klumpen  herabfallen;  als  er 
die  Erde  erreichte  that  er  einen  grofsen  KnaH.  Als  man 
an  dem  folgenden  Tage  an  den  Ort  des  Niederfallens  kam, 
fand  man  einen  Haufen  von  gallertartiger  Materie,  die 
fast  wie  Silberschaum  glänzte  (Chi.). 

1721  fiel  in  der  Mitte  März  blutig  rother  Sehlamm- 
regen  nach  einem  merkwürdigen  Meteor  in  Stuttgart  (Chi. 

>Ehr.). 

In  demselben  Jahre  war  der  Brand  dar  Peterskirche 
zu  Riga  wahrscheinlich  durch  eine  Feuerkugel  veranlafst 
(Chi.). 

1749  November  4  hat  im  Atlantischen  Meere  ein  Stück 
einer  Feuerkugel  an  einem  Schiffe  den  mittleren  Topmast 
zerschlagen  und  fünf  Menschen  niedergeworfen  (Chi.). 

1759  Juni  13  Feuersbrunst  durch  eine  Feuerkugel  zu 
Bazas  (Chi). 

1761  November  11/12  in  der  Nacht  veranlafste  zu 
Chamblan  bei«Seurre  in  der  Bourgogne  eine  Feuerkugel 
eine  Feuersbrunst  (Chi.  und  Ac.  de  Paris  1838  Juli #). 

?  Zwischen  1763  und  1781:  In  den  Cotnmentariis  de 
rebus  in  scientia  natwrali  et  medicina  gestis.  L  XXVI.  p.  179 

m 

findet  sich  die  Nachricht  von  einer  an  der  Stelle  des  Nie- 
derfallens einer  Feuerkugel  bei  Coblenz  gefundenen  grauen, 
schwammigen  Masse  (Leuchtkugel?  Chi.) 

1796  März  8,  10  Uhr  Abends,  Niederfall  einer  schau- 
migen und  klebrigen  Masse  in  der  Ober -Lausitz  nach  einer 
Feuerkugel,  die  in  ganz  Nord -Deutschland  gesehen  wor- 
den ist.  Eine  der  merkwürdigsten  Massen,  die  wir  von 
dieser  Art  kennen.   .(Das  Nähere  s.  Chladni  S.374.) 


^ 


42 

?  In  Gilbert's  Ann.  Bd.  6,  &  235  meldt*  Benzen- 
berg,  dafs  naeb  einer  Erzählung  von  Bergmann  io 
Suckteien  bei  Crefeld  ein  Klumpen  Feuer  herabgefallen  und 
später  ein  Klumpen  von  Materie  gefunden  sey,  so  grofs 
wie  der  Kopf  eines  Kindes,  gallertartig  und  schlüpfrig,  dafs 
et  ihm  aus  den  Händen  glitschte  (Chi.). 

1799  war  vom  20.  October  fast  3.  November  und  am 
13.  November  in  Cumana  die  Atmosphäre  mit  einem  röth- 
licheu,  trocknen  Dunste  erfüllt.  Es  war  die  Seit  des  so 
merkwürdigen  grofsen  Sternscbnuppenfalles.  (A.  v.  Humh. 
Belat.  bistor.  I.  UV.  p.  510>EhrO 

*  »1803  Januar  21  zwischen  11  und  12  Uhr  Abends  beob- 
achtete Pastor  Schmidt  zu  Festenberg  zwischen  Barsdorf 
bei  Bqfanotoo  und  dem  Schlosse  zu  Trikmch  auf  einer 
Reite  in  Begleitung  seines  Zöglings  und  eines  Bedienten, 
gegen  den  südlichen  Horizont  im  Sternbilde  der  Schlange 
des  Ophinchut>  eine  Sternschnuppe  gewöhnlicher  Art: 'diese 
wendete  sich  gegen  NO;  dehnte  sich  während  ihres  Falles 
zur  Gröfse  einer  gewöhnlichen  Kegelkugel  von  bläulieb 
rothem  Feuer  aus  und  fuhr  vor  den  Reisenden  über  die 
Köpfe  der  Pferde  mit  einem  Gezisch,  wie  Wasser  auf  glü- 
hendes Eisen,  schnell  dahin,  so  dafs  die  Pferde  erschraken 
und  aus  einander  sprangen.  Die  Sternschnuppe  zerplatzte 
über  dem  Strafsengraben  auf  dem  mit  Schnee  bedeckten 
Felde  ohne  Knall.  Am  anderen  Morgen  fand  sich  auf 
dieser  selbigen  SteHe  ein  nicht  ganz  geregelter,  aber  doch 
mehr  runder,  als  eckiger  Fleck  von  gallertartiger  Materie, 
ohne  gefroren  zu  seyn,  von  blaugiüKlicher  Farbe  und  von 
schwefelsaurem  Gerüche  (?).  Der  Umfang  dieses  Flecke» 
betrug  in  seiner  gröfsten  Ausdehnung  llf"  und  in  der 
kleinsten  9£".  Die  Mäntel  der  Reisenden  und  die  Haare 
der  Pferde  waren  noch  bis  zum  folgenden  Morgen  mit  gelb- 
lichen feuchten,  handbreiten  Streifen  bedeckt,  die  nach 
Schwefel  rochen.  (Nach  einer  Mitth.  des  Grafen  Reichen- 
bach  in  den  Ber.  der  Schles.  Gesellsch.  für  d.  J.  1834). 
Dieser  Fall  ist  einer  der  wenigen  Beispiele,  dafs  mit 
einer  Sternschnuppe  wirklich  eine  Substanz  herabgefallen 


43 

sey  und  dürfte  daher  vielleicht  der  Beachtung  nicht  ganz 
unwerth  seyn. 

1811  im  Juli  Abends  10  Uhr:  Schleimige  Substanz 
nebst  einer  explodirenden  Feuerkugel  bei  Heidelberg  (Gilb. 
Ann.  Bd.  66,  S.  329  und  Bd.  68,  S.  350). 

1813  März  8,  2  Uhr  Nachmittags.  Flüssige  brennende 
Substanz  nebst  Feueruwteor  (Nachtr*I). 

1819  August  13  zwischen  8  und  9  Uhr  Abends:  Feuer- 
kugel zu  Amherst  in  Massaehusets  von  silberweifsem  Lichte, 
welche  mit  einer  heftigen  Explosion  dicht  vor  den  Häusern 
erlosch.  Am  anderen  Morgen  wurde  eine  schleimige  Sub- 
stanz von  schüsseiförmiger  Substanz  gefunden,  welche  nach 
einigen  Tagen  bis  auf  einen  geringen,  dunkelfarbigen 
Rückstand  verdunstete.  Verhält  sich  die  Sache  wirklich 
so,  wie  sie  in  Sil  lim.  American.  Journ.  Bd.  IL  und  Gilb. 
Ann.  Bd*  71  beschrieben  ist,  so  gehört  dieser  Fall,  ebenso 
wie  der  von  1803,  zu  den  merkwürdigsten,  die  wir  in 
dieser  Beziehung  kennen. 

1824  December  17  67  Uhr  Abends  fiel  zu  Neuhaus  in 
Böhmen  eine  brennende  harzige,  oder  klebrige  Masse  mit 
einer  Feuerkugel  (Nachtr.  I). 

1828  oder  1829  wurde  zu  Aliport  in  Derbyshire  gegen 
Ende  August  oder  Anfang  September,  3  Uhr  Nachmittags 
ein  heller  Schein  über  den  Himmel  binwegztehen  gesehen ; 
er  explodirte  mit  lautem  Geräusch  und  es  fielen  Stücke 
auf  ein  Grasfeld.  Die  Analyse  von  Dr.  B.  A.  Smith  er- 
gab folgende,  von  allen  sonstigen  Meteormassen  verschie- 
dene Zusammensetzung  (Rep.  of  the  Britt.  Ass.  f.  1850).* 

Schwefel       22 

Kohle  43,59 

Eisenoxyd    34,09    spec.  Gew.  =2 

1829  Nov.  19  10  Uhr  5  Min.  Ab.  wurde  in  Prag  eine 
Feuerkugel  gesehen,  welche  über  ein  frisch  geackertes 
Feld  beim  Zerspringen  als  ein  Feuerstrom  dahinzog;  am 
anderen  Morgen  will  Hallaschka  eine  Masse  gefunden 


44 

haben,  von  welcher  Art  aber  diese  gewesen  sey  giebt  er 
nicht  an  (Nachtr.  VII). 

1833  November  12/13  sollen  in  verschiedenen  Gegen- 
den Nordamerikas  bei  dem  grofsartigen  Sternschnuppen- 
phänomene  mit  diesen  Feuermeteoren  Substanzen  herab- 
gefallen seyii.  Olmsted  bat  in  seiner  Abhandlung  über 
diefs  November -Phaenomen  (Sil lim.  Amer.  Journ.  BcL  25 
und  26)  die  Thatsachen  zusammengestellt,  welche  hierauf 
Bezug  nehmen.     Diese  sind  nun: 

1)  H.  Garland  von  der  Nelson  C°.  theilt  mit  (Rich- 
in ond  Enquirer)  dafs  ein  grofser  Wassertropfen  auf 
eine  Tonne  gefallen  sey;  er  sah  sogleich  nach  und  fand 
eine  Substanz  von  dem  Aussehen  und  der  Gröfse  eitles 
25  Cent.  -  Stückes,  ähnlich  geronnenem  Eiweifs,  oder  noch 
mehr,  wie  Gallert» 

2)  In  Rahway  (N.  Jersey)  sahen  mehrere  Personen 
feurigen  Regen  auf  den  Boden  fallen  und  bei  näherer 
Prüfung  fand  man  »Klumpen  von  Gallerte«. 

3)  In  Newark  (Neu  Jersey)  fand  man  gleich  nach 
Sonnenaufgang  eine  gallertartige  Masse,  die  man  ihrer  son- 
derbaren Structur  wegen  für  meteorischen  Ursprungs  hielt; 
sie  glich  weifser  Seife,  war  wenig  elastisch  und  verdampfte 
leicht  bei  Anwendung  von  Wärme. 

4)  Zu  West -Point  sah  eine  Frau  bei  Sonnenaufgang 
etwas  vor  sich  niederfahren,  sie  fand  eine  runde,  abge- 
plattete Masse  von  der  Gröfse  einer  Obertasse,  kleister- 
ähnlich und  so  klar,  daüs  sie  den  Boden  dadurch  erblicken 
konnte. 

5)  In  Hardford  wurde  ein  Einwohner  durch  eine  ge- 
gen seine  Fenster  schlagende  Feuerkugel  aufgeweckt. 

III*    Nachrichten  von  Feuerkugeln. 

1.     Wirkliche  Feuerkugeln. 

Diese  Unterabtheilung  umfafst  alle  diejenigen  Erschei- 
nungen (d.  h.  nur  die  in  den  früheren  Verzeichnissen 
noch  nicht  erwähnten),  von  denen  es  selbst  in  dem  frühe- 
sten Altertbum  erwiesen  zu  seyn  scheint,  dafs  sie  Feuer- 


45 

kugeln  gewesen  sind,  wirkliche  »ßoliSeg  etarpstneSv«;  Pli. 
nius  sagt  von  ihnen  nach  der  Meinung  der  Alten  über 
die  Identität  der  Feuerkugeln  und  Blitze  (Bist,  nah  II,  26): 
nIta  differre  a  lampadibus,  i.  e.  facibus,  quod  faces  vesti- 
gia  longa  faciant,  priore  ardente  parte;  boliPtero  per- 
petuo  ardens  longiorem  trahat  limitem." 

Ich  trenne  hier  von  den  folgenden  Nachrichten  alle 
diejenigen ,  die  blofs  mit  »faces"  oder  „ignisu>  oder  „acies 
vel  hastae  igneaeu  u.  a.  in.  bezeichnet  sind,  um  diese  in 
der  zweiten  Unterabtheilung  sodann  initzutheilen;  vielleicht 
dafs  später  ein  oder  der  andere  Fall  unter  die  wirklichen 
Feuerkugeln  eingereiht  werden  kann. 

89  a.  Chr.  (91).  Sub  ortu  solis  globu  signis  a  septen- 
trionali  regime  cum  ingenti  sono  coeli  emicuit  (in  Italia) 

In  Vestinis  per  dies  Septem  lapiMbus  testisque  pluit 

. . .  (Lyeosth.  I.  c.  p.203)  ».). 

89  a.  Ch.  (91)»  InSpoletino  colore  aureo  globus  ignis 
ad  terram  deeotutus,  maiorque  f actus  e  terra  ad  orientem 
ferri  visus,  magnitudmem  solis  obtexit  (Lyc.) 

86  a.  Chr.  (88).  Stratopedo  sidus  ingens  coelo  de- 
missum  (Lyc.). 

73  a.  Chr.  ( 75 ).  Lucullus  contra  Mithridatem  pugna- 
turus  quum  iam  copias  in  aciem  educeret  et  nullo  prorsus 
indicio  praecedente  ingens  flammeum  corpus,  aere  re- 
pente  confracto,  intra  duos  exercitus  est  elapsum.  Erat 
id  corpus  forma  quidem  dolio,  argento  eero  ignito  colore 
persimile  (Lyc.  ex  Plut.  in  vita  Luculli). 

42  a.  Chr.  (44).*  Unter  den  von  Lycosthenes  f.  220 
—  224  angeführten  Wunderzeichen  bei  Caesar 's  Tode 
werden  auch  einige  auf  Feuerkugeln  bezügliche  Nachrich- 
ten mitgetheilt. 

Post  Christum. 

72  April  8.  Sidus  gladii  figura  in  coelo  apparuit  urbi 
(Hierosolymae)  immanens  die,  qui  octatms  erat  mensis  Apri- 
lis  (Lyc). 

1 )  Diese   Nachricht,   so   wie   die   folgenden  sind   sonderbarer  Weise   von 
Chat  1  es  nicht  in  seinem  Katalog  aufgenommen.  D.  V. 


* 


46 

187,  199,  194.  Häufige  Sternschnuppen  oder  Meteor- 
schauer  '). 

?  412 . . .  Gainas  fortissimus  Hie  Scytha  qui  Romanum 
ineasit  magno  cum  exercitu  Imperium  . .  •  eas  insidias  Stella 
ensis  spfhiem  referens  portendit,  quae  supra  modum  spien- 
dida  fuit  (qualem  nunquam  antea  apparuisse  in  literarum 
memorium  relatum  est)  supra  urbem  ipsam  relucens  et  a 
summo  prope  coelo  ad  terram  ipsam  pertingens  (Lyc.) 

457.  Super  insulam  Brittanniae  Stella  mirae  magnitu- 
dinis  apparuity  cuius  radio  globus  igneus  draconi  simi- 
lis  adhaerebat.  Ex  cuius  ore  duo  radii  procedebant,  quo- 
rum  unus  ultra  Gallium  se  extendebal,  alter  vero  Tarsus 
Hispaniam  tendens  in  Septem  minores  radios  terminabatur. 
(Lyc.) 

533.  556.  557/    Sternschnuppenscbauer. 

584  en  Dicembre.  Un  globe  de  feu  parcourt  le  ciel 
dans  le  mitteu  de  la  nuü  et  repand  une  eite  clartt  au  loin. 
Des  lueurs  tr6s-Qives  s'attaquent,  se  söpmrent  et  s'iteignent. 
Le  ciel  est  tellement  eclairö,  qu9on  croit  eoir  naitre  Vaurore 
(  Quet. ) 

585  September  26.     Sternschnuppenschauer. 

585  October23  (26).  »Pendant  trois  nuits  des  feux 
tombent  du  ciel  —  un  globe  de  feu  itinceUmt  et  produi- 
sant  un  grand  bruit  tombe  sur  teure".   (Quet.) 

587.  Des  signes  paraissent  dans  le  ciel.  Un  globe 
de  feu  tombe  sur  terre  avec  un  grand  bruit  (Quet.) 

587  Januar  1.  A  minuit  apres  une  grande  plme  Von 
mt  en  Vair  une  grosse  malle  de  f eu* etincelante ,  qui 
etrait  $ä  et  lä.  ( Chasles  Catal.  IL :  Extr.  de  l'Hist.  des 
antiquit.  de  Paris.) 

590.  In  hoc  anno  tautus  terris  nocturno  tempore  spien- 
dor  inluxit,  ut  medium  putaris  diem:  sed  et  globi  ignei 

1 )  Da  ich  beabsichtige,  spater  ein  besonderes  Verzeichnifs  aller  auf ser ge- 
wöhnlichen Sternschnuppenerscheinungen  zu  veröffentlichen,  so  erlaube 
ich  mir  in  Bezug  auf  die  näheren  Angaben  der  hier  nur  historisch  -mit- 
getheilten  Meteorschauer  auf  dasselbe  im  Voraus  zu  verweisen. 

Der  Verf. 


t7 

simüitm  per  noctis  tempora  saepius  per  coelum  cucurrisse, 
incendiutnque  illuminasse  msi  sunt  (Perrey  ex  Gregor. 
Turon.  Üb.  X.  c.  23  >  Quet.). 

599.  Des  g  lob  es  de  feu  parcourent  le  ciel  comme 
une  multUude  de  lanoes  (Quet.). 

600.  Herum  signa  quae  superioribus  a/mis  eist  fuerant 
globi  ignei  per  coelum  currentes  et  ad  instar  multitudi- 
nis  astrorum  ad  occidentem  apparuerunt  (Perrey  ex  Air 
moni  D.  Bouquet  t.  III.  p.  109,  Fredegarii  Chron.  eqp.  X, 
coL  603). 

600.  Les  memes  signes  au  ciel:  car  grands  brandons 
ie  feu  couraient  par  Vair,  aussi  comme  les  traces  de  feu 
(Perrey:  Chron.  de  St.  Denis  t.  III.  p.  259  >  Quet.). 

744.    Sternschnuppenschauer. 

745  Januar  1.  Visi  sunt  in  aere  ignis  ictus  ea  aer 
täte  raris  nee  ante  intellectis  paene  per  totam  AngUam 
(Perrey  ex  Antiquit.  Brittann.  p.  61  et  Rog.  de  Hoeeden 
Ann.  rer.  Angl.  231). 

747.  750.    Sternschouppenregen« 

752.  In  Francia  nocturno  tempore  visum  est  magnum 
Signum  in  coelo,  globus  scilicet  igneus  a  parte  australi 
declinans  a  Gaüiae  finibus  in  partes  Longobardorum  (Lyc). 

763.  764.  765.  770.     Meteorschauer. 

793  vor  Mai.  Flammet  dracones  per  aera  ignei- 
q,ue  ictus  saepe  t>ibrare  et  eolitare  eidebantur  ( Perrey  ;> 
Rog.  de  Hoveden  Ann*  rer.  Angl.  f.  238  ;>2fem\  Huntin- 
don  Hist.  f.  197). 

794.  Visi  sunt  dracones  flammet  eolantes  per  aera. 
(ib.) 

795.  Fulmina  abdominanda  et  dracones  per  aSra  hör- 
ride  ardentes  eolitare eidebantur  (Perr.  >>  Flor,  hist:  West- 
immaster I,  239  ). 

838.  839  (Febr.)  855  (Oct.  17):  Meteorschauer. 

855  August.  Eodem  mense  (i.e.  Augusto)  duae  stellae 
maioris  et  minoris  quantitatis  visae  sunt  a  parte  oeeidentis 
versus  orientem  ineidere,  et  hoc  per  decemvices  adeo 


48 

altemaniium  ut  tnaiore  permanente,  minmr  aliquotim  dispa- 
reret  et  appareret  (Ann.  Pertin.  I.  p.  449). 

868.  Zu  derselben  Zeit  (September -Fasten)  sah  man 
in  Sachsen  Feuer  mit  der  Schnelligkeit  eines  Pfeiles  in  der 
Luft  hin-  und  her  fliegen,  von  der  Dicke  einer  Heustange, 
.wie  die  Eisenmassen  im  Schmelzofen  Funken  aussprühen 
und  plötzlich  wurde  es  vor  Vieler  Augen  gleichsam  in 
Theerqualm  verwandelt.  Aber  deren  Bedeutung  kennt  allein 
der  Herr  (Annal.  v.  Xanten  deutsche  Uebers.  Berlin,  1852). 

871.  Nubes  in  a€re  IV  Idus  August i  velut  exerci*- 
tu*  eibratis  inmcem  igneis  spiculis  cancurrerunt  (Ly.  >  CA.) 

899.  900.  901.  902.  911.  912.  913.  Sternschnuppen- 
schauer. 

925  April  27  (Mai).  Dans  Fannie  313  le  dernier  jour 
de  Muharrem  avant  le  coucher  du  soleil  il  tomba  une 
etoile  dans  une  dfrection  du  Sud  au  Nord.  La  terre  en 
fut  eclairte  et  en  mime  temps  on  entendit  un  bruit  sem- 
blable  ä  un  violent  coup  de  tonnerre  (Squty  Husn.  Cod.  525 
Acad.  Sei.  fol.  335  cit.  v.  Fraehn  in  d.  Akad.  d.  Wiss. 
zu  Petersb.  1836  Dec.  1). 

925  Sept.  16  (21  n.  St.).  Dans  cette  annie  (313)  de 
VHigyre  on  vit  enEgypte  une  grosse  etoile  rayonnante 
et  langant  des  etoiles,  d  laquelle  se  joignait  un  gros 
miteore,  effrayant  ä  t>oir  et  tris  rouge.  Ce  miteofe  s'a- 
t>an$a  dans  la  direetion  du  nord  ä  Fest  en  se  tortillani 
comme  un  serpenj;  sa  langueur  pouvait  itre  ewovron  de 
30  lances  et  sa  largeur  de  2.  —  Le  mime  phinom&ne  se 
renouvela  le  24.  de  Dschumadi  II  (925  Sept.  16),  com- 
menget  au  coucher  du  soleil  et  dura  trois  heures,  d  fin 
desquelles  il  s'iteignit  (ib.) 

931.  937.     Sternschnuppenschauer. 

944.  Des  g lob  es  de  feu  parcourent  ks  airs;  quel- 
ques-uns  ont  incendii  des  maisons.     (Quet.) 

970.  Signum  quoddam  ignei  coloris  in  coelo  apparuit 
(Lyc.) 

970  October.  Dans  V annie  359  au  mois  de  Sulhiddsche 
(Oct.  970)  une  etoile  tomba  du  ciel  et  illumina  le  monde 

par 


49 

par  ses  rayons,  autant  que  le  solml.  On  entendit  s'en  iehap- 
per  un  bruit  semblable  d  un  coup  de  tonnerre  (Scjutifl.  c.} 

(990.  993.     Sternschnuppenschauer.) 

991  Octobr.  4.  Dans  la  mtme  annie  (381),  un  jeuM 
le  tnois  de  Redscheb,  on  döcouvrit  pendant  la  nuit  une  ttoile 
d'une  grosseur  extraordinaire;  eile  itait  partie  de  la  rigim 
ocddentale  et  se  dtrig ea  vers  VOuest  eri  jetant  un  grand 
nombre  d'&tincelles  de  feu.  (Frähn  cit.L  *.  Domby  Eist, 
des  Rois  de  la  Manritanie  prt.  I.  p.  158.) 

1000  März  29  (April  4).  Le  vendredi  saint  on  mit  dans 
beaucoup  de  lieux  des  lances  de  feu,  Un  dragon  parmt 
le  soir  dans  les  nuages.     (Quet.) 

(1001.     Sternschnuppenscbauer. ) 

1002  Sept.  14.  Dans  Van 392  le  3  de  Sulkhade  (11.  tnois) 
un  lundi  il  tomba  une  etoile,  qui  ripandit  une  clarte 
comparable  ä  eelle  4e  la  lune  dans  s&  plein  au  milieu  de 
la  nuit.  Cette  clarU  s'eteignit,  mais  .  le  -corps  resta  en 
s'agitant  de  cöU  et  d'autre.  A  Voeuil  il  pouvait  avoir  deux 
aunes  de  longueur  et  une  de  largeur.     (Mrähn  l.  c. ) 

1002  December.  Vers  le  coucher  du  soleil,  un  ser- 
pent  parcourt  les  airs  et  Von  voit  des  lames  de  feu  dans 
le  ciel.     (Quet.) 

1011.  .  Fax  ardens  instar  turris  cum  magno  fragore 
e  coelo  eisa  est  cadere.    (Ly.>  Ch.) 

1013  März.  Dans  le  mois  de  Ramaszan  (9.  mois)  de 
Van  403  (1013  März)  il  tomba  une  ttoile  de  Vest  ä 
Vouest;  sa  lumiöre  6tait  plus  forte  que  celle  de  la  lune. 
Puis  eile  se  brisa  en  4clat  aprhs  avoir  äurb  une  grande 
heure  (Frähn  t.  c). 

1029  Ende  Juli.  Dans  Van  420  au  mois  de  Redscheb 
il  tomba  beaMeoup  des  etoiles  avec  accompagnement 
d9un  bruit  extraordinaire  et  de  lumiäres  trhs-vives 
(Frähü  l.  c>  Quet.)  l). 

1)  Quetelet   macht   hierbei    die   richtige   Bemerkung f    dafs    das    fragliche 
Geräusch  -wahrscheinlich   von    einem  Aerolithenfalle  oder  von   Feuerku- 
geln herrührte. 
Poggend.  Ann.  Ergäntungsbd.  IV.  4 


50 

1034  fliel  ein  Stern  rmt  Donnergetöse  und  spaltete  sfch 
bei  seinem  Falle  (Frähn  1.  c.  und  a.  O.)- 

1039.  VIII  Idus  Aprilis  visa  est  in  coelo  inter  austra- 
ten et  orientahm  plagam  trabis  igneae  mirae  magni- 
tudinis,  quae,  currens  per  solem  iam  ad  occasum  eergen- 
Um,  visa  est  m  terram  c ädere,  cuius  vcstigia  diu  eideri 
potuerunt  (Lyc.  >  Ch.). 

( 1657.  1060.     Sternschnuppenschauer. ) 

1075  Juli.  En  Van  467  on  mt  en  Mauritanie  au  mois 
de  Dilhidsche  (12.  mois)  une  itoile  effrayante  au  firma- 
ment  (Frähn  L  c). 

1077.    Dominica  Palmarum  circa  h.  6  sereno  coelo  Stella 

apparuit  (Lyc). 

(1084.  1090.     Sternschnuppenschauer.) 

1093.  Jaculum  ignitum  a  MericUe  usque  ad  Aquilonem 
ferri  visum  est  Calehdis  Augusti,  prima  noctis  hora.  (Lyc.) 

1093.  Pridie  nonas  Aprilis  circa  diluculum  stellae  per- 
plures  de  coelo  simul  cecidisse  in  terram  wsae  sunt,  inter 
quas  unam  maximam  labi  in  terram  (Lyc>CA.). 

(1094.  1095.  1096.  1097.  1098.  April  \ 

(1101.  Octfrr.,  1104.  M06.  Februar       JMeteorschauer) 

(1116.  1118.  Decbr.  1122.  1123  April) 

SpecieH  sind  hier  n*ch  zu  erwähnen : 

1095.  Februar  24  erblickte  man  einen  Stern,  der  sich 
in  Sprüngen  von  Osten  nach  Westen  bewegte  (K.  Pfaff: 
Nachrichten  über  Witterung,  Fruchtbarkeit,  merkwürdige  Na- 
turereignisse etc.,  besonders  in  Württemberg  von  807  bis 
1815,  aus  gedruckten  und  ungedruckten  Quellen  zusammen- 
gestellt in  den  Württemb.  Jahrb.  f.  vaterländ.  Geschichte. 
Jahrg.  1850,  I.  S.  80  — 166). 

1096?  Die  quadam  adeesperascente  nulfa  in  a&re  appa- 
rente  nubecula,  diversis  in  locis  globi  ignei  emicuerunt 
rursumque  in  alia  coeli  parte  se  condiderunt.  Quod  non 
ignem  sed  Angelicae  fuisse  potestates  animadeersum  est 
(Perrey>  Chron.  Alb.  Stadeus  f.  141  >  Chron.  Hirsaug. 
t.  I.  p.  308).  — 

?  1118  April  14:   Des  Morgens  zeigte  sich  am  Himmel 


51 

eine  Stunde  lang  im  Süden  ein  so  starker  Glanz,  dafs  da- 
vor der  eben  erscheinende  Vollmond  erbleichte.  (Pf äff 
a.  a.  O*)« 

1143.  Signa  quoque  in  coelo  apparuisse  ferunt  globas 
ig  neos  variis  in  locis  emicuisse,  et  deinde  alia  coeli  parte 
se  condiderunt  (Lyc.^>Ch.)> 

( 1 157 :  Sternschnuppenschauer. ) 

1168.  Stettae  duae  ignei  coloris,  quarum  una  erat  magna, 
altera  parva,  apparuerunt  in  occidente  fueruntque  quasi  con- 
iunctae,  postea  disiunctae,  longo  deinde  spatio  apparere  di- 
stales in  vigilia  natalis  Domini.   (Lyc). 

1169.  Visi  sunt  globuli  e  coelo  cadere  in  singula 
castra  Britanniae  (Perrey^>  Chron.  Naumet.  >  D.  Bouquet 
t.  XII.  p.  564.). 

1177.  In  nocte  S.  Andreae  factus  est  ventus  veke- 
mens  et  apparuit  lux  mane  veniens  ab  Oriente  usque  ad  oc- 
cidentem  (Lyc). 

(1199.  1202:  Sternschnuppenschauer.) 

1203  April  1  —  3:  Hellleuchtende  Feuer  am  Himmel. 
(Pfaff  a.a.O.). 

(1366.  1398.  1399.|  Sternschnuppenschauer.) 

1382.  „Vers  le  College  du  cardinal  Le  Mo  ine  on  vit 
en  Vair  de  gros  tourbiUons  de  feu,  roulant  au  dessus  de 
Paris."  (Perrey>Extr.  de  VHist.  des  Antiquit.  de  Paris 
t  II  liv.  X  p.  555). 

1465.  Les  troupes  du  Due  de  Bourgogne  tenaient  la 
rille  bloquöe,  lorsque  la  nuit  du  22.  Septembre  parut  un 
mtteore,  qui  öpouventa  les  assteg&s,  d'autant  plus  qu9on 
le  vit  comme  sortir  du  camp  ennemi.  II  vint  tomber  dans 
es  fossis  proches  de  Vhötel  d'Ardoise  (Perrey  ti.  cf. 
Chladni  Abth.  IIL). 

1465.  November  18.  Un  autre  meteore  sur  les  6 
heures  du  matin.  (Perrey  ib.  u.  Chladni  a.  a.  0.). 

1478.  In  Helvetia  in  aäre  pugnaniium  magnis  viribus 
acies.    Post  aliquot  deinde  tnenses  diversi  generis  cruces 

4* 


52 

atque  globi  ignei,  qui  in  terram  cadmies  rerum  vestiffia 
conspicientibus  multis  reliquerunt,  visi  sunt.  (Lyc>Ch.). 

1499.  Lucemae  21.  Mail  draco  ingens  immani  specie 
volare  visus  est.   (Lyc). 

1511.  Mediolani  die  sereno  ac  splendido  stellae  mt- 
rum  in  modum  micantes  in  coelo  visae  sunt.  (Lyc). 

1532.  In  multis  regionibus  dracones  volantes  in 
aere  gregatim  visi  sunt,  coronis  tecti,  habentesque  rostra 
suilla  int  er  dum  numero  400  una  volarunt  (Lyc.  ex 
Job.  Fincelio  de  miraculis  post  renatum  Evangelium). 

1532.  In  Babylonio  regno  ad  septimum  dient  Martii  in 
medio  noctis  apparüit  solt  insolito  suo  splendore,  quasi  in 
ipsa  diei  meridie,  qui  deinde  in  tenebras  adeo  versus  est. 
Deinde  est  Herum  conspectus  cumy  insolitae  figurüe  atque 
diversi  generis,  stellis  hinc  inde  in  coelo  aberranübus ;  — 
draco  ig  neu  s  volans  conspectus  est.  (Lyc). 

1537.  „In  Francia  inter  Pabenbergiam  ac  silvam  Thu- 
ringiam  16.  Januarii  Stella  stupendae  magnitudinis  in 
coelo  visa  est,  quae  paullulum  in  aere  detnissa  jöirculi  albe- 
scentis  formam  induit,  ex  quo  postea  magno  ventorum  im- 
petu  excitatae  in  terram  flammae  ea  tantum  combussere,  quae 
alias  edaci  flamma  non  consumi  solent,  ntpote  hastarum  cu- 
spides,  catenas  ac  capistra  equörum.  Äliasve  kominem  lae- 
sity  nee  Ulla  aedifitia  accendit.  (Lyc.  aut  Job.  FinceL).  Diese 
Erscheinung  ist  wahrscheinlich  mit  eiuem  St.  Elmsfeuer 
verbunden  gewesen).  — 

1538.  In  Germania  versus  örientetn  stetla  insolitae 
magnitudinis  radiis  sangUineis  in  aere  volitans.  (Lyc). 

1547.  April  24  (v.  St.).  Halberstadii  visus  est  glo- 
bus  atri  coloris  ex  luna  media  versus  Septentrionem  magno 
impetu  ferri.  (Lyc). 

1547.  Decbr.  15.  Hamburgenses  naitfae  in  medio  noctis 
gl  ob  um  ardentem  instar  solis  ad  meridiem  properantem 
videre.  (Lyc.  ex  Job.  Fincel.). 

154.7  mense  Majo  ad  Salam  sol  clarissitne  fulgens 
duos  globos  circa  se  igneos  habuit  hinc  inde  sese  mo- 


53 

ventes,  quorum  grandior  demum  ipsum  solem  adeo  texit  ut 
plane  ferrigineus  appareret.  (Lye.  ex  Job.  Fincel). 

1550.  Globi  ignei  tres  in  Misnia  Lipsiae  in  aere 
de  nocte  visi,  quos  multi  Studiosi  aique  etiam  clarissimi 
viri  conspexere.  (Lyc.  aut.  Fritschio). 

1554.  Schaluni  (Chdlons)  sexto  Idus  Martii  intra 
septimam  ac  octavam  horam  pomeridianam  circa  lunam 
globus  ardenSy  cui  lanceae  cuspis  inesse  eidebatur,  ab 
Oriente  in  ocddentem  vergens  fiammasque  hine  inde  ejiciens 
cum  fragore  visus  est.  (Lyc). 

1554  Undecimo  Junii  mensis  die,  ut  M.  Fritschius 
scribit,  in  pago  Blech,  5  milliaribus  a  Norinberga  eirga 
sanguinea  in  sole  conspecta  est,  oum  stellis  sive  globu- 
lis  lazureis,  quos  multa  equitum  turma  vexillis  lazureis 
inter  se  utrinque  ad  duas.  ferme  horas  in  aere  hostiliter 
concurrens,  subsecuta  ßst,  fuit  ea  rerum  faeies  in  coelo 
tum  temporis,  multi  existimarunt,  suboriturum  summum  exa~ 
minis  diem.  (I#c). 

1554.  Sic  Jenae  13.  Junii  hora  quinta  pomeridiana 
sol  sanguineo  plane  colore  visus;  ad  quem  concurrentes 
magno  numero  globi  ignei  ab  Austro  et  Aquilone  ad  Bo~ 
ream  eins  splendorem  obnubilaverunt.  (Lyc.  aut.  Job.  Fin- 
celia). 

Um  die  Mitte  des  XVI.  Jahrhunderts,  Marti- 
nug  Heinsius  erwähnt  in  seinem  Berichte  de  globo  tne- 
teoHco  ignito  1641  Sept.  15.  (25)  (Frankfurt  a.O,  1641) 
u.  A<  §.  54  folgenden  Fall:  „Marcellus  Squarcialupus  Plum- 
binensis,  Medicus  tr.  de  cometis  part,  2.  cap.  3  refert,  se 
Pisis  vidif.se  ghbum  igneum  de  coelo  ruentem. 

1580,  September  21,  bemerkten  die  Einwohner  in  Stutt- 
gart ein  Feuermeteor.  (Pf äff  a.  a.  €).). 

( 1602  Oct.  27  u,  Nov.  16:  SternschnuppenscUauer,) 

1603  Septbr.  9  erschien  eine  Feuerkugel,  welche  Flam- 
men auswarf  und  mit  donnerähnlichem  Krachen  zersprang. 
(Pfaff  a.  a.  O.). 

1624  Novbr.  7  erblickte  man  in  Tübingen  eine  Feuer- 
kugel. (Pfaff  ib.). 


54 

1629  April  4  erblickte  man  in  Tübingen  einen  fliegen- 
den Drachen  (ib.)* 

(1635  u.  1636  Juli  u.  August:  Sternscfanuppenschäuer.) 

1636  in  Monat-  December  „Armo  1636  mense  Decembr. 
noctu  huiusmodi  globus  insignem  et  terrißcum  sonum  edi- 
dit,  qui  in  arce  quoque  Cüstrinensi  audiri  potuit.  (Hein- 
sius  L  c.  §.  56.). 

1640  April  4:  Erdbeben  in  Holland  nebst  vielen  Stern- 
schnuppen und  Feuerkugeln,  (v.  Hoff.  Chronik  etc.  Bd.  I 
S.  294.). 

1646  März  15.  Feuerkugel  zu  Reutlingen.  (Pfaffl.  c.) 

(1665  Jan.  9.    Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

1666  Juli  17  erwähnt  Capocci  den  Fall  einer  Feuer- 
kugel oder  eines  Aerolithen  (Pogg.  Ann.  Ergängsbd.  I. 
S.  522.). 

1682  itn  Mai:  Feuerkugeln  an  mehreren  Orten.  (Pf äff 
a.  a.  O.). 

1689  Octbr.  1  erschien  nahe  bei  Boston  in  N.  Ame- 
rika ein  hell  leuchtendes  Meteor  mit  einer  heftigeu  Explo- 
sion. Eine  etwas  abenteuerliche  Beschreibung  der  ganzen 
Erscheinung  findet  man  in  Sillim.  Amer.  Journ.  Vol.  43, 
S.  399.). 

(1706  Mai  12.  1710  August  10.  1716  August  18.  1717 
Jan.  4.  Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

1719  Februar  22.  Ausgezeichnet  grofse  Feuerkugel  in 
Stuttgart  (Pf äff  a.  a.  O.). 

1721  Mitte  März.  Feuerkugel  mit  Blutregen  zu  Stutt- 
gart.  (Pf äff  a.  a.  O.). 

(1726  Octbr.  19.    Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

1733  Novbr.  4.  Feuerkugel  in  Frankreich  (Baum- 
hauer in  Pogg.  Ann.  Bd.  66  S.  522.). 

(1741  Aug.  8.  1741  Decbr.  5.  1742  Aug.  10.  1743 
Oct.  15.    1749  Aug.  15.    Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

1750  Juli  16.  Feuerkugel  nach  Capocci  (Pogg. 
Ergänzbd.  I,  S.  522.). 

1761  Juli  17.    Feuerkugel  nach  Capocci  (ib.). 

(1766  Oct.  21.     Zahlreiche  Sternschnuppen.) 


55 

1771  Now&er  9.  Feuerkugel  in  Vöring«.  (Baum- 
hauer a.  a.  O.). 

(1781  Aug.     Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

1783  Aug.  18  erschien  zu  London  iu  S.  8.  O.  ei*e 
helle  Feuerkugel;  sie  zerplatzte  mit  Getöse  und  zersprang 
in  kleine  Stücke.   (SiHim.  Amer.  Journ.  Bd.  35,  S.  231.). 

(1784  Juli  12,  24  bis  27,  A«g.  6  bis  9.  Zahlreiche 
Sternschnuppen. ) 

1784  Septbr.  4.    Feuerkugel  zu  Prag.  (Bauinb.  a.  a.  O.) 
(1785  Juli  27.  1787  Novbr.  10.    1789  Aug.  10.    1798 

Aug.  9.  Oct.  12.  Decbr.7.  1799.  Aug.  10.  Nov.  11.  12. 
1800  Aug.  8.    1801  Aug.  8.    Sternschnuppenschauer.) 

1803  Jan.  21.  Ab.  zw.  11  u.  12  Uhr.  Feuerkugel  in 
Schlesien  mit  herabgefallener  Substanz  (s.  S.  42). 

(1803  April  20.  1805  Octbr.  23.  1806  Aug.  10.,  1809 
Aug.  10.  1811  März  18.  1811  Aug.  10.  1812  Juni  18. 
Sternschnuppenschauer. ) 

1812  Nov.  15  u.  Dec.  26.  Nachts  erschienen  Feuer- 
kugeln gleich  einem  mehrere  Sekunden  dauernden  Blitze, 
welcher  den  ganzen  Himmel  mit  einem  bläulichen  Lichte 
erfüllte.    (Pfaff  a.  a.  O.) 

(1812  Mitte  Nov.  1813  Aug.  11.  Nov.  8.  u.  10.  Au- 
gust-  u.  November- Phänomen.) 

1814  Aug.  3.  Feuerkugel  in  Frankreich.  (Baumh.  a.a.O.) 

1815  Mai  14.  zw.  7  u.  8  Uhr  Ab.  ward  zu  Malakka 
eine  Feuerkugel  von  der  Gröfse  des  Vollmondes  über  dem 
südöstlichen  Horizonte  gesehen;  ihre  Richtung  ging  nach 
N.  W.;  es  folgte  ihr  ein  brausendes  Geräusch,  wie  vom 
Donner.  Die  ältesten  Leute  iu  Malakka  erinnerten  sich 
keiner  solchen  Erscheinung  und  Manche  hielten  es  für  ein 
Unheil  verkündendes  Omen.  Die  Malajen  nannten  sie 
Autoo  Api  oder  Feuergeist,  ausgesendet  um  die  Wohnun- 
gen einiger  gottlosen  Menschen  zu  zerstören.  Ein  Chinese 
wurde  durch  die  Erscheinung  so  erschreckt,  dafs  ihn  der 
Schlag  rührte.  (Malacca  Observ.  Mai  15,  1920>JR<gK  of 
the  Br.  Ass.  f.  1850.) 

(1815  Juni  12  bis  18.  Aug.  10.  Sternschnuppenschauer.), 


56 

1817  April  K.  Feuerkugel  am  Rhein.  ^Bauinli.  Ta- 
belle.) 

(1817  Juni  12  bis  15.  17.  bis  22.  1818  Aug.  14.  No- 
vember 13.  17.  19.  1819  Äug.  &  13.  1820  Aug.  9.  Sep- 
tember 2.   Nov.  13.    Sternschnuppenschauer.) 

1820  Nov.  29.  2  Dhr  Nachts  erschien  in  Calabrien  über 
Cosenza  eine,  grofse  Feuerkugel,  welche  die  ganze  Gegend, 
wie  mit  Tageslicht  erhellte.  (Bull,  de  VAc.  Roy.  de  Brux. 
1840  II,  p.  2.  cf.  Gilb.  Ann.  Bd.  71,  p.*370).  Diese  Nach- 
richt verbunden  mit  der  von  1839  Novbr.  29.  veranlafste 
Capocci  zu  seinen  Untersuchungen  über  die  nmthmafs- 
liche  Aeroüthenperiode  von  Ende  November.  — 

1821  Aug.  30.    Feuerkugel  in  Dresden. 

1822  Oct.  13.  Feuerkugel  in  Orenburg.  (Baumhauer 
Tabelle.) 

(1822  Aug.  9.  Nov.  12.  25.  1823  Aug.  5.  9.  bis  12. 
August-  u.  November  -  Phänomen.) 

1823  Novbr.  27.  wird  von  Capocci  eine  Feuerkugel 
erwähnt.  (Bullet,  de  VAc.  de  Brux.  1840,  p.  2). 

(1824  Aug.  12.  Dec.  8.  9.  12.  14.  1825  Jan.  2.  Aug.? 
Sternschnuppenschauer.) 

1825  Nov.  3.  kurz  nach  Sonnenuntergang  ward  in  Cal- 
cutta  ein  merkwürdiges  Meteor  beobachtet;  es  hatte  die  Ge- 
stalt einer  länglichen  Feuerkugel,  war  ungefähr  4 mal  klei- 
ner als  der  Mond  und  von  blasser  Farbe;  die  Richtung 
dieser  Feuerkugel  ging  von  Ost  nach  West,  beinahe  hori- 
zontal bei  einer  Höhe  von  ungefähr  30°.  Sie  Unterlief* 
nach  5  bis  6  Sekunden  Dauer  einen  Funkenschweif,  wel- 
cher plötzlich,  aber  ohne  Explosion  erlosch.  (Rep.  of  the 
Brit.  Ass.  f.  1850.) 

1825  Novbr.  22  ward  zu  Calcutta  südwestlich  vom  Ko- 
meten ')  eine  grofse  Feuerkugel  einige  Minuten  lang  in  leb- 
haftem Glänze  gesehen,  bis  sie  endlich  verschwand  (ib.). 

1825  im  Novbr.  I  Stunde  nach  Sonnenuntergang  ward 
in  der  Stadt  Newton  im  Staate  Ohio  eine  grofse  von  Ost 

1)  Wahrscheinlich  der  von  Pons  und  Bicla  entdeckte,  welcher  im  Oc- 
tober  mit  blofsen  Augen  sichtbar  war  (nicht  zu  verwechseln  mit  dem 
bekannten  Biela'schen  Kometen  von  1826).  D.  V. 


57  v 

nach  Süd  in  ratcber  -Bewegung  dahinscfcMfsende .  Feuer- 
kugel gesehen;  sie  war  grtffeer  als  der  Vollmond;  ein  Theil 
des  Meteors  trennte  sich  von  den*  übrigen  Körper  und 
stürzte  in  schräger  Richtueg  auf  die  Erde  herab:  ia  ge- 
ringer Höhe  zersprang  sie  in  eine  Menge  kleiner  Feuer- 
kugeln, aber  ohne  Geräusch;  auch  ward  keine  Masse  aul 
der  Erde  gefunden,  welche  von  ihr  herrühren  könnte. 
(Sill.  Amer.  Journ.  Vol.  26,  p.  134.) 

( 1626  Aug.  3.  10.  14.  lö.  Zahlreiche  Sternschnuppen 
und  Feuerkugeln.) 

1826  Aug.  18  u.  27.  wurden  in  England  Feuerkugeln 
von  bedeutender  Gröfse  gesehen.  (Land.  ete.  Phil.  Mag. 
Vol.  68,  No.  34L) 

1826  im  Septbr.  Feuerkugel  zu  Waterville  mit  Meteor- 
steinfall  (s.  S.  26). 

(1826  Nov.  6.  7.    Dec.  6.  Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

1826  Dec.  31.  In  der  Dämmerung  Feuerkugel  im  Lip- 
pe'schen.    (Kämtz:  Meteorologie  Bd.  III,  S.  296  '). 

(1827  Aug.  14.  15.  1828  Aug.  10.  Nov.  11.  August- 
und  November  -  Phänomen.) 

1826  Nov.  11.  12.  erblickte  man  zu  Sury  (Dep.  Loire) 
eine  sehr  grofse  Feuerkugel  nebst  einer  sehr  grofeen  An- 
zahl von  Sternschnuppen.   {Ac.  de  Paris  1836  Juli  11.) 

1829  August  26.  Feuerkugel  zu  Parma.  (Plieninger 
<  Kämtz  a.  a.  O.).  « 

1830  Febr.  15.  7  Uhr  10  Min.  Ab.  (?)  beobachtete 
Mr.  Hopkins  auf  dem  Wege  von  Edgbaston  nach  Bir- 
mingham eine  helle  Feuerkugel  vou  der  Gröfse  des  Voll- 
mondes; ihre  Bewegung  war  sehr  rasch  von  N.O.  nach 
S.W.;  sie  blieb  2  Sekunden  lang  sichtbar,  verschwand 
dann  für  einen  Augenblick,  erglänzte  noch  zwei  Sekun- 
den und  erlosch  endlich  plötzlich.  Sie  hinterliefs  einen 
Schweif,    welcher  sich  noch    einige   Zeit    länger   zeigte. 

1)  Da  diejenigen  in  dem  Verzeichnisse  von  Kämtz  enthaltenen  Nachrich- 
ten, welche  er  aus  anderen  Quellen,  als  den  Verzeichnissen  von  C  h  1  a  d  n  i 
und  von  Hoff  geschöpft  hat,  noeh  nicht  in  diesen  Annalen  veröffentlicht 
sind,  so  erlaube  ich  mir,  sie  hier  der  Vollständigkeit  halber,  unter  die 
anderen  Nachrichten  einzureihen.  D.  V. 


58 

(Rep.  of  the  JHf.  Ass.  f.  1850.)  (Sollte  diese  Erscheinung 
nicht  identisch  seyn  mit  dem  Meteorsteinfall  von  Bicester 
1650  Febr.  15.  7^  Uhr  Morgens?  vielleicht  ist  bei  einer 
von  beideü  Angaben  ein  Irrthum  in  der  Zeit.) 

1830  Oct.  10.  Feuerkugel  in  Krusenstern  (Baumhauer 
Tabelle. ) 

(1831)  Dec.  7.  12.     Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

1831  Jan.  12.    Feuerkugel  zu  Breslau.  (Plieninger.) 
1831  Aug.  10.     Regen  von  Feuerkugeln.  (Quet.  nouv. 

Catal. ) 

(1831  Novbr.  13.     November  -  Phänomen.) 

1831  Novbr.  29.  9^  Uhr  Ab.  sahen  Wildwächter  in 
der  Gegend  von  Hildburghausen  eine  Feuerkugel  von  der 
Gröfse  des  Mondes  im  Westen  aufsteigen.  (Kämtz  Meteor» 
III.  S.  298.) 

1832  Jan.  2.  Ab.  8  Uhr  zerplatzte  gegen  Nordost  von 
Berlin  eine  glänzende  Feuerkugel  von  bedeutender  Gröfee, 
gleich  einer  Rakete.  Das  Licht ,  welches  sie  verbreitete, 
glich  dem  des  Mondes.  —  (Kämtz  a.  a.  O.  cit.  Haude- 
u.  Spen.  Zeitg.  1832  No.  4).  — 

An  demselben  Abende  bemerkte  man  in  Bordeaux 
ein  glänzendes  Meteor.  Es  verbreitete  einen  lebhaften  grün- 
lichen Schein  um  sich  her,  erschien  dem  Auge  in  der  Gröfse 
einer  24pfündigen  Kugel  und  verschwand  mit  Blitzesschnelle 
ift  der  Richtung  von  N.  nach  S.W.  (ib.). 

1832  Febr.  7.  Feuerkugel  zu  Laucuburg.  (Plien.  > 
Kämtz. ) 

1832  März  15.  Von  West  nach  Ost  ziehende  Feuer- 
kugel zu  Berlin  (ib.). 

1832  April  11.  ward  bei  Singhea  Tirhut  in  Bengalen, 
um  4  Uhr  45  Min.  Morg.  eine  Feuerkugel  von  5  Sekun- 
den Dauer  von  West  nach  Ost  ziehend  gesehen.  (Journ. 
of  the  Asiat.  Soe.  of  Bengal  Vol.  IV,  p.  713), 

1832  Mai  20.  6  Uhr  40  Min.  wurde  daselbst  eine  schöne 
Feuerkugel  von  blauer  Farbe  gesehen,  welche  von  N.  nach 
£.  «og  (ib.). 

1832  Mai  31.    Feuerkugel  in  Riga  ( Plien. >  Kämtz). 


59 

?  1832  Juni  23.  10  Ufer  Ab.  beobachtete  man  zu  Delhi 
eine  merkwürdige  Erscheinung:  es  stiegen  nämlich  am  ost- 
südöstlichen Himmel  3  Feuerkugeln  auf  (?)  und  vereinigt« 
sich  bei  15°  Höhe  zu  einem  grofsen  FeuerbalL  (Rep.  etc. 
f.  1850.) 

1832  Juni  29.  Feuerkugel  zu  Brest.  —  In  der  Nacht 
vom  Juni  29.  30.  Feuerkugel  in  49°  10'  N.Br.  und  5°  45' 
W.L.  (Plien.>Kämtz). 

1832  Juli  24.  ward  zu  Merut  in  Indien  eine  grofse 
Feuerkugel  gesehen  in  der  Richtung  von  W.N.W.  (Rep. 
etc.  f.  1850). 

1832  Oct.  6.   Feuerkugel  zu  Berlin  (Plieu.  >  Kämtz). 

1832  Oct.  13.    Feuerkugel  zu  Ulm  (ib.). 

1832  Oct.  24.    Feuerkugel  zu  Grünewald  (ib.). 

(1832  Novbr.  12.  13.  Großartige  Entfaltung  des  No- 
vember-Phänomene*  an  mehreren  Orten.  — ) 

1832  Novbr.  13.  zeigte  sich  3  Stunden  lang  (?)  von 
2  bis  5  Uhr  Morgens  bei  Cöln  eine  grofse  kometenartig- 
geschweifte  Feuerkugel  mit  raketenähnlichen  Auswürfen 
von  Nord  nach  West  (Kastn.  Archiv  Bd.  VI,  S.  303). 

1832  Novbr.  14.  Grofse  Anzahl  von  Feuerkugeln  in 
England. 

1832  Nov.  14.  6  Uhr  Morgens  fuhr  zu  Brunmck  in 
Tyrol  ein  Lichtstreif  plötzlich  von  der  Mitte  des  Firma- 
mentes hinab ;  nahe  am  Horizonte  in  der  Mitte  seines  Laufes 
dehnte  er  sich  zu  einem  langen  Schweife  aus,  welcher  in 
wellenförmiger  Bewegung  eine  Zeit  lang  anhielt:  hierauf 
bildete  sich  ein  Lichtnebel,  ähnlich  einer  weifsen  Wolke, 
welcher  eine  Viertelstunde  stationär  am  Himmel  blieb.  Das 
Licht  war  so  intensiv,  dafs  man  die  kleinste  Schrift  lesen 
konnte.  Der  Himmel  war  zu  dieser  Zeit  klar  und  wolken- 
los und  die  Luft  merkwürdig  rein  und  ruhig.  Zu  derselben 
Zeit  fand  der  grofse  Sternschnuppenfall  in  Tyrol  statt 
(Franz  v.  Riss  Lichterscheinung  von  1832  Novbr.). 

1832  Novbr.  18.  Grofse  Anzahl  von  Feuerkugeln  and 
Sternschnuppen  zu  Bulrampore  und  Agra  in  Indien.  (Rep* 
etc.  f.  1849). 


60 

189t  Nov.  19. 20.  In  der  Nacht  sehr  viele  Feuerkugeln 
in  England  (Plien.  >>  Kämtz). 

1832  Decbr.  30.    Feuerkugel  in  Bonn  (ib.). 

1883  März  18.  5  Uhr  27  Min.  mittl.  Zeit  von  Madras 
ward  zu  Madras  von  dem  dortigen  Astronomen  T.  G.  Tay- 
lor eine  Feuerkugel  von  grofsem  Glänze  nach  N.O.  zu 
erblickt;  sie  verschwand  nach  einer  Dauer  von  2  —  3  Se- 
künden  bei  35°  Höhe.  6J  Minuten  nach  ihrem  Erlöschen 
hörte  man  ein  Geräusch,  welches  höchst  wahrscheinlich 
von  dem  Zerspringen  der  Feuerkugel  herrührte  (Rep.  of 
the  Br.  Ass.  f.  1850). 

1833  April  19.  Feuerkugel  zu  Nürnberg  und  Prag 
(Plien.>Kämtz). 

(1833  Mai  1.     Zahlreiche  Sternschnuppen.) 
1833  Mai  20.     Feuerkugel   zu   Chichester  (Plien.  > 
Kämtz.) 

(1833  Aug.  7.  9.  10.     August -Phänomen.) 
(1833  Septbr.  17.   Zahlreiche  Sternschnuppen  während 
eines  Nordlichtes.) 

( 1833  Novbr.  12. 13.  Grofsartige  Entfaltung  des  No- 
vember -  Phänomene*.) 

1833  Decbr.  12. 13.  wurden  zu  Hautsville  in  Alabama 
Sternschnuppen  und  Feuerkugeln  in  grofser  Anzahl  ge- 
sehen ( Bresl.  Zeitg.  1834  März  7 ). 

An  demselben  Abende  beobachtete  G.  v.  Wal  deck  in 
Frankreich  eine  grofse  Feuerkugel  {Bull,  de  VAc.  de  Bru- 
xelles  1839,  /.  p.  500). 

1834  Jan.  30.  7  Uhr  Ab.  sah  man  zu  Cozinghain  bei 
Gainsborough  eine  von  Ost  nach  West  ziehende  Feuer- 
kugel (Kämtz). 

1834  Febr.  4.  8  Uhr  Ab.  sah  man  in  Mittel-  u.  Ober- 
schlesien eine  Feuerkugel  von  der  Gröfse  des  Vollmondes 
in  geringer  Höhe  über  dem  Horizonte  (Schles.  Provinz.« 
$lätt.  1834  März). 

1834  März  10.  als  der  Wind  um  3}  Uhr  Morg.  sehr 
«tark  ging,  hörte  man  in  Hirschberg  in  Schlesien  einen 
heftigen  Donner,  welcher  von  der  Explosion  einer  glänz- 


61 

vollen  Feuerkugel  herrührte  (  Kämtz  [>  Preufs.  Staatszeitg. 
Mo.  78,  1834  )• 

1834  Mai  15.  zwischen  6  und  6^  Uhr  Morgens  ist  zu 
Bunzlau  ein  ausgezeichnet  schönes  Meteor  beobachtet  wor- 
den (Brest.  Zeitg.  1834  Mai  26). 

1834  Juni  7.  8  Uhr  Ab.  sah  man  zu  Philadelphia  in 
S.W.  ein  glänzendes,  weifses  Lieht,  das  seine  Strömung 
gegen  den  Zeuith  hatte;  es  dehnte  sich  in  nordöstl.  Rich- 
tung quer  über  den  Horizont  aus.  Der  Glanz  des  Lichtes 
dauerte  ungefähr  10  Minuten,  dann  nahm  es  nach  und 
nach  ab,  und  verschwand  plötzlich  in  einer  halben  Stunde 
(Kämtz>Ausl.  1834  No.  236). 

(1834  Aug.  9. 10.     August- Phänomen.) 

1834  Oct.  2«  kurz  vor  7  Uhr  Ab.  bemerkte  man  zu 
Cöln  am  nordöstlichen  Himmel  in  der  Nähe  des  Sternes 
Algenib  im  Perseus  eine  prächtige  Feuerkugel  von  blen- 
dend weifsem  Lichte,  an  Glanz  und  Gröfse  den  Jupiter 
übertreffend.  Mit  ziemlicher  Geschwindigkeit  bewegte  sie 
sich  nach  nördlicher  Richtung  fast  parallel  mit  dem  Hori- 
zonte und  verschwand  plötzlich  nach  ungefähr  2  Sekunden, 
nachdem  sie  sich  kurz  vorher  in  zwei  Hälften  getheilt  hatte 
(Kämtz>Preufs.  Staatsanz.  No.  279). 

( 1834  Novbr.  13. 14.     November  -  Phänomen.) 

1834  Novbr.  30.     Feuerkugel  von  Capocci  erwähnt 

( Bullet,  de  VAc.  R.  de  Brux.  1840  //,  p.  3 ). 

% 

2.    Erscheinungen,  von  denen  es  noch  mehr  .oder  weniger  problema- 
tisch ist,  ob  sie  Feuerkugeln  sind,  oder  nicht. 

Ante  Christum. 

500  (502).  Hastae  militares  ad  multam  noctem  in  coelo 
ardentes  msae  (Lie.  et  JuL  Obsequens  cap.  9  dt.  Lyc.). 

467  (469).  Themistocles  quam  navali  praelio  contra 
Xerxem  pugnaret,  fiammam  tnagnam  ab  Eleusine  illuxisse, 
sonitum'  quoque  ac  vocem  exauditam  esse  narrat  (Lyc.^>  Ch. 
ex  Plut.  Them. ). 

463  (465).  Coelum  ordere  nimm  (Lit>.  et  JuL  Obs. 
cit.  Lyc.  >  Ch. ). 


62 

461  (463).  Coelum  Herum  ordere  visum,  phtrimo  igni 
portentaque  alia  aut  observata  oculis  aut  vanas  exterrith 
ostentavere  species  . . .  (Litt,  et  Jul.  Obs.  14  —  Lyc.  >  CA.). 

460  (462).  Herum  coelum  ardere  visum  ei  bos  locuta 
(ibid.). 

458  (460).  Et  coelum  Herum  ardere  visum,  cui  rei 
priore  anno  fides  non  fuerat  data,  variae  spectrorum  facies 
horrendaeque  voces  oculis  et  auribus  hominum  obsereatae 
sunt.  Inter  alia  prodigia  et  carnem  pluit,  quem  imbrem 
ingens  numerus  aetum  inter  eolitando  rapuisse  fertur;  quod 
intercidity  sparsum  ita  iacuisse  per  aliquot  dies  9  ut  nihil 
edor  mutaret  (Liv.  III.  10.  —  Lyc.^>  Ch.): 

409  (411).  Mota  est  plerisque  Graeciae  lods  terra; 
in  Hiera  noctu  ignes  extitere,  interdiu  fumus  velut  ex  Ca- 
mino quodam  redditus  est  (Lyc.^>Ch.). 

348  (350).  Chasma  ingenti  incendio  decidit  de  coelo 
in  terras  ( Plin.  lib.  II  c.  27  >  Lyc.  —  Ch. ). 

342  (344);  Cui  (Timoleonti)  noctu  pelagus  ascendenti 
et  secundis  Dentis  mare  percurrenti,  repente  coelum  scindi 
visum  et  supra  navem  multum  lucidissimumque  ignem  effundi 
(Plut.>Lyc.~Ch.). 

332  (334).  Ab  eodem  Alexandro  in  Aegypto  visae 
sunt  nubes  ardentes  1e  coelo  tanquam  faces  descendere,  qua- 
rum  incensu  totus  campus  ardeat  (Vincent,  libr.  V.  cap.  55. 
>  Lyc.  —  Ch. ). 

278  (280).  Xerxes  quartus,  Persarum  rex,  direpturus 
Graeciam  quum  magnam  vim  hominum  in  eam  transtulisset 
contendissetque  Apollinis  templum  spoliare,  in  maximum  ve- 
nu periculum;  nam  devohebantur  ex  monte  in  eius  exerci- 
tum  duo  saxa,  cadebantque  ignita  spicula  cum  horrendis 
tonitruis  e  coelo.  (Münster  et  Aventin.  ;>  Lyc.  —  Ch.) 

234  (236).  In  Thusda  coelum  arsit.  (Cassiodor.> 
Lyc.  —  Ch.). 

221  (223) ...  apud  Thuscos  coelum  ardere  visum.  Arir 
mini  noctu  multa  lux  clara  effulsit:  tres  lunae  distantibus 
coeli  regionibus  exortae  (Lyc.^>  Ch. ). 

214  (216)  ...  Praeneste  ardentes  lampades  de  coelo  ce- 


63 

ciderunt.  Arpis  parma  in  coelo,  luna  cum  sole  eertare  et 
inderdiu  etiam  duae  lunae  visae.  Ancii  metentibus  cruentae 
in  orbem  spicae  ceciderunt.  —  Capuae  coelum  ardere  Visum 
(Liv.  et  Jul.  Obs.  cap*S\.>Lyc). 

212  (214).  Legiones  armatae  in  janiculo  visae  etiam, 
quae  tarnen  mox  cum  ad  arma  concursum  est  evanuerunt 
(Lyc  >  Ch.). 

206  (208).  Timoleon,  dum  e  Corinthis  oonductis  trire- 
mibus  solvisset,  cantinente  nocte  fax  ardens  in  coelo  nar>%- 
ganti  ei  perluxit,  donec  in  Italiam  cum  omnibus  suis  copiis 
pervenit  (Diodor.  SieuL  de  Philippo  Maced.  ;>  Lyc.  —  Ch.). 

204  (206)  ...  Spicae  cruentae  a  metentibus  (nicht  Jfe- 
tensibus,  wie  Chasles  schreibt)  visae ...  Liv.  (Lyc.  —  Ch.). 

202  (204).  Fax  Setiae  ab  ortu  solis  in  occidentem  por- 
rigi  visa  ...  (Liv.  et  Jul.  Obs.  c.  43 >Lyc). 

201.  (203*).  Anagniae  sparsi  primum  ignes  in  coelo, 
deinde  fax  ardens  ...  (Liv.  et  Obs.  c.  44  ^>  Lyc.  —  Ch.). 

197  (199).  In  Lucanis  coelum  ardere  visum  (Lyc.  > 
Ch.). 

173  (175).  Fax  in  coelo  visa  Gäbiis  (Liv.  et  Obs. 
c.  64.  >  Lyc). 

171  (173).  Arcus  interdiu  sereno  coelo  super  aedem 
Saturni  in  foro  Romano  intentus  tres  simul  soles  ejfulse- 
runt.  —  Faces  eadem  nocte  plures  per  coelum  lapsae  sunt. 
—  (Liv.  et  Obs.  c.  66 > Lyc), 

170  (172).  Lanuvii  classis  magnae  species  in  coelo 
visa  (Lyc). 

168  (170).  Antiocho  secundam  profectionem  in  Aegy- 
ptum  parante  per  universam  Hierosolymam  quadragmta  com- 
tinuis  diebus  viderunt  per  aera  equites  discurrentes  etc. 
(Lyc). 

166  (168).  Anagniae  fax  in  coelo  conspecta;  Mintur- 
nis  per  eos  dies  coeli  ar dentis  species  affulsae  . .  .  (Obs. 
c  69  >  Lyc  ). 

164  (166).  Anagniae  fax  ardens  in  coelo  visa  (Obs. 
c  70 > Lyc). 

163  (165).  Lavinii  fax  in  coelo  nocte  visa  . . .  (Obs. 
c  71  <£Lyc). 


3ü 

64 

ICO  (162).  Capuae  nocte  sol  Visus  . . .  coelum  arsit 
(Obs.  c  73>iyc.). 

159  ( 161 ).  Anagniae  nocte  coelum  arsit  ...  ( Obs. 
c  74  <!  Lyc. ). 

139  (141).  Praeneste  et  in  Cephalenia  signa  de  coelo 
ceeidisse  visa  (Lyc.). 

134  (136).  Praeneste  fax  ardens  in  coelo  visa . . .  se- 
reno  tonuit  (l#c.\ 

131  (133).  InAmiterno  sol  noctu  Visus  est  eiusque  lux 
aliquamdiu  eisa  (Lyc.). 

104  (106).  Ronme  interdiu  fax  sublime  volans  con- 
specta  (Lyc). 

102  (104).  Arimini  arma  coelestia*  tempore  utroque 
ab  ortu  et  oceasu  visa  pugnare  et  ab  occasu  vinci.  (Lyc.) 

100  (102).  Ex  Atmria  et  Tuderito  Italiae  urbibus  re- 
nuntiatum  est%  noctu  per  coelum  hastas  afdentes  et  cuta 
principio  ervantia  eisa  fuisse.  Deinde  ad  mvicem  irruentia 
more  hominum  pithrantium  ade  impetu  facto.  Tandem  his 
cedentibus  Ulis  imequentibus  omnes  versus  occasum  abiisse 
(Lyc.)  (Sollte  diefs  vielleicht  auf  einen  Sternschnuppen- 
schauer  hinweisen?). 

98  (100).  Fax  ardens  Tarquiniis  late  visa,  subito  la- 
psu  cadens  (Lyc). 

92  (94).  Fax  in  coelo  (in  Vestinis)  apparuit  et  totum 
coelum  ardere  visum  (Lyc). 

91  (93).  Vulsiniis  prima  luce  flamma  coelo  emicare 
visa,  cum  in  unum  coisset,  os  flammae  ferrugineum  ostendit: 
coelum  eisum  descendere,  cuius  hiatu  vertices  flammae  ap- 
paruerunt  (Lyc). 

90  (92).    Fax  in  coelo  visa  (Lyc). 

61  (63).  Trabs  ardens  ab  occasu  ad  coelum  extenta 
(Lyc). 

42  (44).  Verschiedene  Feuerzeichen  vor  und  nach  der 
Ermordung  Cäsar's  s.  Lyc.  a.  a.  O.  fol.  220 — 224. 

28  (30)  . . .  Stellae  quoque  visae  sunt,  quas  Graeci  co- 
metas  vocant  (Lyc). 

15 


65 

15  (17)  ...  Fax  ardens  coek&tls  ameridiano  adseptm- 
trionem  extenta  lud  diurnae  similem  in  nocte  fecit  (Lyc). 

Pest  Christum  natum. 

16  . . .  Sol  totfts  hominibus  deficere,  et  coeli  magna  pars 
ardere  visa  est;  ignitae  trabes  cadere  de  coelo  (Lyc^  Ch.). 

48.  Coekm  ardere  nisum  est  mirum  in  modum  (Lyc. 
>Cä.). 

(72.  Chasles  fiÄrt  unter*  diesem  Datum  folgende 
Stelle  aus  Lycosthenes  an,  die  ich  aber  in  dem  Origi- 
nal nicht  habe  finden  können. 

„Ad  XI  Cal.  Jtmii  eist  sunt  per  aerem  dieersis  coeli 
regionibus  vagari  et  armatae  acies  tvmare  nubila"). 

162.  L.  Aurelius  Cammodus  quum  Atkenis  sacrificaret, 
ignis  ab  Oriente  ad  occidentem  in  coelo  forri  Visits  est  (Lyc. 

>Cä.)- 

167.     Legknus  apud  Herodianum,   Commodi  temporibus 

Stellas  per  totum  diem  apparuisse,  quasd&m  etiam  in  lon- 
gius  perductas,  medio  quasi  aere  suspensas.  Quod  argu- 
mentum erat  non  accensae  sed  tersae  et  coactae  nubis  (Lyc). 
Ebenfalls  vielleicht  eine  Andeutung  eines  Sternschnuppen- 
falles; ebenso: 

192  . . .  Stellae  Herum  per  diem  perpetuo  apparuerunt 
(Lyc). 

194  . . .  Julianus  imperator  pridie,  quam  occideretur  a 
Persis,  ignem  e  coelo  descendere  vidit  .,»  Stellae  etiam  vi- 
sae  sunt  per  diem  clarissimae  . . .  (Lyc). 

196.  Eodem  imperante  (Severo)  ignis  serptntinus  in 
aere,  qua  parte  spectat  ad  Septentrionem,  est  visus,  ut  eo 
plerique  urbem  totam  comburi,  multi  coelum  ipsud  ardere 
existimarent,  quod  coelo  sereno  plutia  rori  similissima,  co- 
lorisque  argentei  in  forum  Augusti  defluxit  (Lyc). 

384.  Theodosii  imperatoris  temporibus  terribile  Signum 
in  coelo  columnae  per  omnia  simile  apparuit  (Lyc). 

393.  Theodosio  imperante  prodigia  insolita  Disa  sunt, 
quae  futura  orbi  mala  portenderunt.  Primum  namque  ino- 
pinata  et  insolens  Stella  in  coelo  medio  noctis  tem- 
pore prope  luciferum  refulgens  apparuit  y  circa  eum  ipsum, 

Poggend    Ann    Ergänzungsbd.  IV.  " 


66 

qui  Zodiacus  dicitur,  circukim.  Ea  quae  propter  cormscan- 
tes  radios  ingens  et  lucida  esset,  non  admodum  Lucifero 
cessit.  Paullatim  vero  ad  eam  ingens  etiam  aliarum 
stellarum  vis  aggregabatur.  Spectaculum,  id  si  m- 
disses,  apum  examini,  quae  circa  ducem  suum  in  orbem  ob- 
volitant,  contuUsses.  Et  quae  veluti  ex  mutua  et  violenta 
concussione  ab  omnibus  eis  emicuit  lux  in  unam  quandam 
flammam  commista  evadebat  . .  .  Quöd  enim  retiquae  stellae 
in  idem  reciderent  visum  et  una  eaque  sola,  quae  primum 
conspecta  fuerat,  habitu  toto  t>eluti  radix  ad  capulum  ali- 
quod  appareret  . .  . 

Quae  quum  ad  quadragesimum  usque  ad  dient  ensifera, 
seu  potius  ensis  formam  referens  apparuisset,  evanuit.  (Lyc.) 

(Diese  Erscheinung  hat  viel  Rätselhaftes  und  Wun- 
derbares an  sich,  wenn  sie  auch,  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach,  ein  Komet  gewesen  ist). 

400.     Coelum  arder e  visum  est  (Lyc.  >  Cft.). 

412.     Gainas,  fortissimus  Uta  Scytha  etc.     s.  S.  46. 

Diese  Erscheinung  wird  von  Chasles  nicht  erwähnt, 
dagegen  folgende  angedeutet: 

412.  Quum  autem  sol  defecit,  „fulgor  quidam  simul  in 
coelo  apparuit"  (Ch.),  coni  sive  metae  speciem  ferens,  quam 
ineruditi  quidam  cometam  crinitamque  stellam  esse  dixerunt. 
Nihil  enim,  quae  in  eo  visa  sunt,  cometae  simile  fuit.  Nee 
fulgor  is  in  comaim  abiit,  neque  stellae  prorsus  speciem  re- 
tulit:  sed  veluti  Lucernae  cuiusdam  magnae  flamma  per  se 
ipsam  subsistere  visa  est,  nee  radii  eins  aliqui  stellae  cu- 
iusquam  formam  subiere.  Ipso  quoque  motu  variavit  Nam 
ea  parte,  qua  sol  per  aequinoctium  oritur  fulgor  is  moveri 
coepit:  et  inde  iuxta  eam,  quae  in  Ursae  cauda  sita  est, 
stellam  ultimam  sensim  evadens,  ad  oeeidentem  ctirsum  te- 
nuit.  Postquam  autem  coelum  est  dimensus,  motu  suo  qua- 
tuor  mensibus  longius  perfecto  disparuit:  Vertex  eins  aip- 
quando  quidem  in  magnam  et  acutam  longitudmem  abiit  . . . 
videri  autem  coepit  ab  aestate  media  fere  usque  ad  autumni 
finem  (Lyc).  —  (Hiernach  also  ein  Komet;  nach  der  An- 
gabe von  Chasles,  könnte  man  aber  die  Erscheinung  nur 
auf  einen  Glanz  oder  Blitz  beziehen). 


67 

434*  Signa  plurima  in  coelo  visa  sunt;  Vespere  ab 
Aquilane  coelum  efficitur  rubeum,  ut  ignis  intermimtus  per 
igneum  ruborem  clarioHbus  lineis  in  hastarum  speciem  de- 
formatis  (Lyc>  Ch.).  (Wahrscheinlich  ein  Nordlicht). 

488.  Varia  signa  in  coelo  et  insoliti  corneae  apparue- 
runt  (Lyo). 

541.  In  dicersis  GaUiarum  locis  dwersa  signa  msa 
sunt  (Lyc). 

555.  Lanceae  species  in  coelo.  apparuit  a  septentrione 
in  occidentem  (Lyc). 

556.  Medardo  Noeiomensi  et  Tornacensi  moriente  coe- 
lum apertum  est  et  divrna  micaverunt  luminaria 
spatio  horarum  duarum.  (Sigebertus  in  chronicis^ 
Lyc). 

(Meiner  Ansicht  nach  durfte  diese  Nachricht  eiaen  ähn- 
lichen Sternschnuppenfall  anzeigen,  als  die  vonQuetelet 
Dach  Herr  ick  vom  Jahre  558  erwähnte  (Nouv.  Catal. 
etc  p.  22): 

558.  „Quelque  temps  apräs  il  y  eut  une  grande  pluie 
d'etoiles  depuis  le  soirjusqu9  au  matin  de  manihre  que  chacun 
fut  effrayö  et  s'ecriait  que  les  etoiles  tombaient."  (hist.  By%. 
t.  VII  p.  304). 

557  . . .  Prodigia  plurima  extitere.  Ingentes  terrae  mo- 
tus  concussiones  et  hiatus,  stellarum  faces  admirandae  (Lyc), 

563  ...  On  voit  le  ciel  en  feu.  Beaucoup  de  signes  ap- 
paraissent.  (  Quet.  ;>  Greg.  Turoni  bist. ). 

567  . . .  Hastae  igneae  in  coelo  visae  sunt,  portendentes 
irruptiones  Longobardorum  in  Italiam  (Lyc^>  Ch.). 

570.  Igneae  acies  in  coelo  per  Italiam  visae,  sangui- 
nem  emanentes  (Lyc.  >►  CA.). 

570.  Igneae  acies  de  coefo  discurrere  vidit  Italia,  con- 
flictus  quoque  et  tubarum  sonitus,  guttis  sanguineis  ex  alto 
in  terram  decidentibus  (  Quet.  >  De  naturae  divinis  chara- 
cterismis)  auct.  Com.  Gemma  1575  p.  217. 

575.  Per  coelum  fulgor  discurrere  visus  est  (Perrey... 
CR.  t.XIV,  p.  69). 

5* 


68 

577.  On  r>oit  daus  le  ciel  des  signes:  ttingt  lumrs  pa- 
raissent  et  dis paraissent."  (Greg,  de  Tours  eit.  t>.  Quet.) 

580.  582.  586.   Dieselbe  Nachricht,  wie  bei  575  (Per 
rey  1.  c). 

595.     On  voit  beaucoup  de  signes  dans  le  ciel  (Quet.). 

603.  Signum  sanguineum  in  coelo  apparuit,  quasi  hasta 
sanguinea  et  lux  clarissima  per  totem  noctem  eunetis  ap- 
paruit (Lyc.  >►  Ch. ). 

673.  Anno  Constantini  V.  Imper.  quarto  iris  atque  ignis 
apparuit  in  coelo  mense  Marty)  adeo  horrendae  magnitu- 
dinis,  ut  mortales  ultimum  diem  consummationis  praesto  esse 
clamitarent  (Lyc). 

735.     Ignis  in  coelo  Visus  (Lyc). 

740.  „Des  signes  paraissent  dans  le  ciel,  dans  la  lune 
et  dans  les  etoiles."  (Ann.  Xantens.  Pert»  Monum.  Germ. 
Bist.  >  Quet. ). 

741  Febr.  od.  März  (Vor  Ostern):  De  neuveaux  signes 
paraissent  dans  le  ciel  (Quet.). 

778.  Actes  pridie  Cal.  Febr.  apparuere;  (visa  est 
et  Mercurii  Stella  16  Cal.  Aprilis  in  medio  sole 
eelut  macula  quaedam  nigra  (?)  (Lyc). 

786  Decbr.  Des  Lances  effrayantes,  telles  qu9on  n9eu  avait 
jamais  vu   (Quet.). 

803.  Actes  mirae  magnitudinis  in  a$re  visae  sunt  (Lyc 
>Ch.). 

807  Febr.  26  (März  3.).  „Des  lances,  en  nombre  iton- 
nant  paraissent  pendant  la  nuitu  (Quet.). 

808.  IV.  Cal.  Mart.  apparuerunt  acies  (Lyc.  >•  CA). 

827.  „Cette  defaite  avait  eti  prtsagke  par  les  lances 
qu9on  avait  tmes  plusieurs  fois  parcourir  le  ciel  avec 
les  couleurs  de  sang  et  de  feu."  (Quet.) 

836  Febr.  „Des  lances  admirables  paraissent  dans  le 
ciel  se  dirigeant  de  V  Orient  vers  l'Occident."  (  Quet. ) 

837.  »Ein  Kouietstern  wurde  gesehen,  der  übermttfsige 
Funken  gen  Osten  aussandte;  vor  den  Blicken  der  Men- 
schen war  er  3  Ellen  lang. «  (Annal.  v.  Xanten  in  Deutsch. 
Uebers.  1852). 


69 

838  Febr.  16.  (21).  „On  voit  dans  Vair  du  feu,  ayaht 
la  forme  d9un  serpent.u  (Quet.) 

839.  „Actes  quoque  in  coelo  igneas  mense  Februarii, 
sed  „et  Stellas  igneos  crines  emittentes  crebro  ordert  contigit" 
(Ann.  Bertin.). 

839  März  25.  (30).  „Des  süperbes  lances  apparaissent 
le  soir  et  remplissent  le  del."  ( Quet. ) 

840  März  28.  (April  2).  „(Au  temps  de  Pdques)  le 
eiel  parait  rotige  comme  du  sang  —  une  trainie  de  feu  part 
de  V Orient,  une  autre  du  Nord,  et  elles  se  reumssent,  —  des 
lances  semblables  ä  Celles  de  Vannöe  pröcedente  paraissent 
pendant  deux  nuits  (Quet.  u.  Jahrb.  v.  Fulda). 

842  März  1.  (6).  „On  voit  dans  le  ciel  des  lances  pen- 
dant la  premtire  heure  de  la  nuit.u  (Quet.) 

842.  »In  der  Fastenzeit  ein  Stern  im  Westen  mit 
hellerem  Strahle,  als  gewöhnlich  von  Osten  her«  (Venus 
als  Abendstern?)  (Ann.  Xant). 

842  März  13.  (18).  „Des  lances  effrayantes  paraissent 
encore  dans  le  ciel,  ä  la  seconde* heure  de  la  nuit,  du  cöte 
de  VOrient;  elles  s'Meignent  et  renaissent  sans  intermission. 
II  y  a  une  grande  clarU  entre  VOrient  et  VOccident,  mais 
ces  lances  remplissent  surtout  le  Nord."  (Quet.). 

842  Mai  1.  (6).  „On  voit  encore  des  lances  dans  le 
ciel.u  (Quet.) 

848  Nov.  27.  (Dec.  2).  „On  voit  des  lances  dans  le 
eiel  au  milieu  de  la  nuit.u  (Quet.) 

848  Dec.  27.  (Jan.  2.  849).  „On  voit  encore  des  lances 
de  feu  effrayantes,  vers  le  Nord  et  V  Orient. u  (  Quet . ) 

855.  Eodem  mense  (i.  e.  Augusto)  duae  stellae  maioris 
et  minoris  qumtitatis  visae  sunt  a  parte  occidentis  versus 
orientem  mcidere,  et  hoc  per  decem  vices,  adeo  alter* 
nantium,  ut  maiore  permanente  minor  aliquoties  nullatenus 
apparere.  (Ann.  Bertin.  I.  p.  449). 

(859.  Aug.  Septbr.  Octbr.     Sternschnuppenschauer.) 

860.  Pridie  nonas  Aprilis  (April  4/9)  nocte  sequenti 
nova  videlicet  luna  iam  inchoata,  fertur  quaedam  luna  cor- 
niculata,  eodem  schemate,  quo  luna  sp lendebat,  per  medium 


70 

eins  dem  lunae  apparuisse,  ita  ut  hinc  inde  lucer  et,  sed  in 
medio  obscuraretur  (AnnaL  Bertin.). 

861  März  5.  (10).  „Des  kmces  de  feu  paraissent  dam 

le  ciel«  (Quet.). 

870  ...  „Pendant  plusieurs  nuits  le  ciel  est  rouge,  camme 
du  sang;  des  lances  de  feu  s'attaquent"  (Quet). 

870.  Bei  Mainz  schimmerte  die  ganze  Luft  mehrere 
Nächte  hindurch  in  einer  Röthe;  auch  andere  Wunderzei- 
chen am  Himmel  wurden  gesehen.  Denn  eine  Wolke  stieg 
von  Norden  her  in  einer  Nacht  auf;  eine  andere  kam  von 
Ost  und  Süd  entgegen ,  und  feurige  Strahlenbüschel  ohne 
Unterlafs  aussendend,  sticfsen  sie  endlich  in  der  obersten 
Höhe  des  Himmels  zusammen,  wo  sie,  wie  Heere,  sich  im 
Kampfe  verschlangen  und  nicht  geringe  Furcht  und  Be- 
wunderung zugleich  den  Beschauern  einflöfsten ;  doch  Alle 
baten  die  Zeichen  möchten  zum  Guten  gewendet  werden 
(Jahrb.  v.  Fulda). 

871  ...  Nubes  in  aüre  IV.  Idus  Äugnsti  oelut  exer- 
citus  vibratis  invicem  ig n bis  spiculis  concttrrerunt  (Lyc. 
>Cft.).  (August-Phänomen). 

911  im  Sommer.  „Paullo  ante  mortem  Sergii  (Aug.  911) 
igneae  acies  in  coelo  stellae  micantes  discurrentesque  prae- 
ter consuetudinem  msae  sunt"  (Perrey  l.  c). 

912  ...  Igneae  faces  in  coelo  et  stellae  micantes  dis- 
currentesque praeter  consuetudinem  visae  sunt"  (Lyc.^>Ch.) 
(Diese  beiden  Nachrichten  beziehen  sich  wahrscheinlich  auf 
eine  und  dieselbe  Erscheinung,  ohne  Zweifel  aber  auf  ei- 
nen  sogen.  Sternschnuppenschauer  (den  des  Augast).  Sie 
geben  uns  aber,  meiner  Ansicht  nach,  auch  eine  Interpre- 
tation der  Worte  „igneae  faces"  an  die  Hand,  welche  von 
der  Perrey' 8  u.  A.  abweicht.  Perrey  nämlich  schliefst 
von  den  Feuerkugeln  oder  Meteoren  ganz  entschieden  die 
mit  acies  igneae,  faces  igneae  u.  dergl.  bezeichneten  Fälle 
aus,  rügt  es  sogar  an  dem  Verzeichnisse  von  Chasles, 
dafs  es  alle  die  so  bezeichneten  Erscheinungen  aufgenom- 
men hat.  Indessen  scheint  mir  die  enge  Verbindung  zwi- 
schen „faces  vel  acies  igneae"  und  „stellae  micantes  dis- 


71 

cnrrmtesquef  welche  in  jenen  beiden  Nachricht««  sich  vor- 
findet, darauf  hinzuweisen,  dafs  beide  Ausdrücke  etwas  Ver- 
wandtes bedeuten  sollen). 

912.  Deinde  post  quinque  fere  cmnos  Kai.  Febr.  igneae 
acies  visae  sunt  in  coelo  diversorum  eolornm  ( ChasL  ;> 
Rec.  des  Histor.  des  Gaul.  L  IX  p.  16). 

917.  Des  lances  couleur  de  sang  paraissent  dans  le 
ciel  ( Quet. ). 

918  Febr.  1.  (7).  „Des  lances  de  feu  de  diverses  cou- 
leurs  paraissent  dans  le  ciel  et  courent  successivement  les 
wies  sur  les  autres"  (Quet.). 

919  Febr,  1.  (7).  „Des  lances  de  feu  de  diverses  cou- 
leurs  paraissent  dans  le  ciel  pendant  presque  tonte  la  nuit" 
( Quet. ). 

927  März.  „Au  mois  de  Mars  des  armees  de  feu  ap- 
paraissent  dans  le  ciel  et  ce  prodige  fut  suivi  d'une  peste" 
(  Quet. ). 

930.  XVI.  Cal.  Martias  (Febr.  14.)  mane  circa  gaU 
lorum  cantum  usque  ad  iUuscentem  dient  conspectae  sunt 
per  totam  coeli  faciem  acies  sanguineae,  in  quadam  Galliae 
regione  (Lyc.  ;>  Ch.). 

937  Febr.  14.  „Depuis  le  chant  du  coq,  jusqu9  au  jour 
des  lances  de  sang  paraissent  de  toutes  parts  dans  le  ciel66 
(Quet.).  (Diese  Nachricht  scheint  identisch  mit  der  vori- 
gen, und  eines  der  beiden  Daten  irrig  zu  seyn.) 

940  Decbr.  „Dans  la  nuit  d9un  Dimanche  on  voit  dans 
le  ciel  des  lances  de  diverses  couleur s"  (Quet.). 

965  Mai  12.  (18).  „Dans  presque  tous  les  lieux  du 
royaume  oü  il  y  a  des  fylises,  le  feu  du  ciel  est  tombe 
sans  bruit,  sans  tonnerre.  On  a  vu  des  croix  sur  les  vete- 
mens  des  hommes"  (Quet.). 

970.  Signum  quoddam  ignei  coloris  in  coelo  apparuit. 
(Lyc). 

979.  Igneae  acies  in  coelo  visae  sunt  per  totam  noctem 
(Lyc.  Ch.  Quet.). 

999.  Cometes  apparuit  19.  Cal.  Januar,  circa  horam 
nonam  aperto  coelo ,  quasi  f acuta  ardens  cum  longo  tractu 


♦     72 

fulgonis  instar  splendens  super  terram  et  adeoquidem,  ut 
tanto  splendore  non  modo  qui  in  agris  erant,  sed  etiam  qui 
in  tectis  etiam  irrupto  quasi  fulmine  ferirentur.  Qua  coeli 
scissura  sensim  ecanescente  interim  visa  est  figura  quasi 
serpentis,  capite  crescente,  pedibus  cum  caerukie  (Lyc). 
(Diefs  ist  der  ganzen  Beschreibung  nach  eine  grofse  Feuer- 
kugel mit  Schweif.) 

1084.  Monstra  coelitus  apparere,  eisus  est  equitum  dis- 
currens  exercitus,  cuius  tarnen  vestigia  nullo  modo  poterant 
agnosci  (Lyc  CA.). 

1107.  In  Oriente  multa  signa  et  prodigia  in  coeksti- 
bus  visa  sunt  (Lyc). 

1116.  Hora  noctis  prima  igneae  acies  a  Septentrione 
in  Orientem  in  coelo  apparuerunt;  deinde  per  totum  coelum 
sparsae  plurima  noctis  parte  eidentibus  miraculo  et  stupori 
fuerunt  (Lyc.  CA.). 

1118.  XIII.  Cal.  Januar,  prima  hora  noctis  igneae 
acies  a  Septentrione  in  Orientem  eergentes  in  coelo  visae 
sunt;  deinde  (ut  supra)  (Lyc,  CA.). 

1118  April  14.  s.  S.  51. 

1157.  Magna  signa  in  coelo  versus  aquilonem,  species 
quasi  ignearum  facularum  et  humani  cruoris  similitudo  ru- 
tilantis  (Lyc.  CA.). 

1217.  Zur  Herbstzeit  sah  man  einen  anfangs  kleinen 
Stern  ein  immer  helleres  Licht  gegen  den  Zenith  ausströ- 
men, welches  aber  nach  einigen  Nächten  wieder  abuahin, 
so  dafs  der  Stern  wieder  so  klein  wurde,  wie  zuvor  (Ver- 
änderlicher Stern?)  (Pf äff  a.  a.  O.). 

1226.  Anno  1226  flogen  hin  und  wieder  Raben  und 
dergleichen  Vögel  herum,  trugen  feurige  Kohlen  in  den 
Schnäbeln  und  zündeten  damit  viele  Häuser  an  (Theo- 
pyrosk.  theologico  -  physica.   1624). 

1269.  Sexto  vero  die  Decembris  crepusculo  noous 
et  insignis  splendor  in  ßguram  crucis  efformatus  coelitus  non 
modo  urbem  sed  omnem  circum  circa  regionem  illustravit 
(Lyc). 

1304.  Anno  1304  fiel  Feuer  vom  Himmel  herab  (Theo- 
pyrosk. ). 


73  *      .' 

1307.  IV.  Cal.  Mar  Ha*  noete  apparuerunt  acies  in 
coelo  mirae  -magmUud&nis  (hyc.  CA.)« 

1309.  Polis  perpetua  ardens  per  coelum  delabitur  (Lyc. 
CA.). 

1344.  Chamm  vel  ignis  in urUs  (Veldkirch)  plateas  ce 
ddit  (Lyc  CA.). 

1352.  Codesüs  trabs  priore  ardente  per  coelum  tabi 
visa  (Lyc.  CA.). 

1353.  Coelestis  flamma  post  soiis  occasum  inter  zephy- 
rum  et  Äustrum  latissime  excrescens,  terHbileque  ostentans 
incendium,  tandem  murmure  magno  per  coelum  ruit  (Lyc.  CA.). 

1354.  Coelestis  flamma  longwn  per  se  trdhens  extmctum 
Ucuitem  a  Septentrione  in  Austrum  ferre  visa  (Lyc.  CA.). 

1375.  Coelum  tote  nöcte  crebro  ardere  Visum  (Lyc.  CA.). 

1446  Januarii  27.  in  tempesta  nocte  est  visa  inter  Zo- 
fingen, Lensburg  etc.  instar  meridiani  diei  fulgurosa  clariiäs 
ad  moram  unius  horae,  üHonantibus  trementibus  tonitruum 
corruscationibus,  Herum  tenebrae  secutae  sunt  (Lyc). 

1506.  Anuo  1506  fiel  ein  Feuer,  so  grofs  wie  ein  Fafs 
vom  Himmel  und  darauf  ein  Maun,  der  darin  verbrannte 
(  Theopyr. ). 

1520.  Trabs  ardens  horrendae  magnitudinis  in  coelo 
conspecta  est,  quae  desuper  in  terram  sese  demittens  con- 
sumpsit  plurima  (Lyc.  CA.). 

1529.  Nono  Januarii  circa  dedmam  noctis  horam  in 
Germania  chasma,  quod  voraginem  vel  hiatum  coeli  philoso* 
phi  vocant,  visum  est  \Lyc  ). 

1531.  Lisbonae  in  coelo  signa  ignea  ac  cruenta  diversi 
generis  visa  sunt,  ac  sanguineae  guttae  ex  nubibus  in  ter- 
ram ceciderunt  (Lyc). 

1535.  Armatae  acies  visae  sunt  ...  tres  trabes  igneae 
in  aäre  sereno  visae  sunt  (Lyc). 

1535.  In  Lusatia  altera  post  festum  Pentecostes  die, 
coelo  sereno  cirdter  horam  secundam  pomeridianam  armatae 
acies  a  Septentrione  meridiem  versus  visae  sunt  (Lyc ). 

1542.  In  Würtembergia  horrendae  imagines  inter  qua* 
etiam  virgae  vel  faces  celerrimo  motu  hinc  inde  in  coelo 
ferri  visae  sunt  (Lyc). 


74 

1543.  Quarto  nonai  Maii  non  procul  a  Pfort&keimio 
inter  quartam  et  quintam  post  meriebem  intens  Cometa  visu* 
est,  sua  magnitudine  lapidem  molarem  faeUe  superans  cau- 
dam  suam  versus  Aquilonem  dirigebat  (Lyc). 

1545.  In  Saxonia  mense  Februario  refulsit  chastna 
ingens  in  toto  coelo  ad  horam  fere  integrum  (Nordlicht) 
( Lyc. ). 

1546.  Decimo  Febr.  In  Misniae  oppido  noctu  chasma  ab 
arcto  rubore  splendens  ad  duas  horas  resplenduit  radiosque 
in  ierram  demisit.  Conspectae  sunt  eodem  tempore* t res  tra- 
bes  diversis  coloribus  in  nubibus  oberrantes  (Lyc). 

1551  28.  Januar  ii.  Lisboni  virgae  sanguineae  conspectae 
sunt,  nee  non  horrendi  ignes  in  coelo  (Lyc). 

1554  Juli  24.  (v.  St.)  comparuerunt  in  aere  circa  ho- 
ram noctis  deeimam  in  Palatinatu  Rheni  superiore  ad  Bo- 
hemiam  sitoam  elvi  duo  cataphracti,  quorum  alter  altero 
quantitate  corporis  maior  ad  umbilicum  Stella  insignitus  fnln 
gida,  mucrone  autem  igneo  conspieuus  ...  donec  uterque  e 
medio  aere  sublati  evanescerent  .  .  .  (Lyc.  ex  MeteoroL  M. 
FritscMi). 

1554  August  5.  (v.  St.)  hora  pomeridiana  nona  prope 
Stolpen  in  australi  coeli  plaga,  militantium  atque  ter  infe- 
stis  armis  magno  clamore  coneurrentium  acies  in  coelo  con- 
spectae, quae  semper  dum  pugnandi  finem  facerent,  ingens 
flammarum  copia  erumpens  militantium  spedes  videntibus  e 
conspectu  sustulit  (Lyc. ;>  Job.  FinceL). 

1555  März  13.  In  Thüringia  in  coelo  eisus  est  gladius 
(Lyc). 

1556  Jau.  11.  Augustae  Vindelicorum  versus  montana 
coelum  sese  apperuit  ac  quasi  ßndi  visum  est,  inde  multi 
extremum  tudicii  diem  iam  prope  foribus  esse  pntaverunt. 
Eodem  eero  die  circa  horam  noctis  nonam  in  Bavaria  tarn 
dira  coeli  tempestas  ex  aeris  inclementia  orta  est,  ut  himi- 
num  in  dominibus  accensorum  splendorem  extinxerit,  et  uni- 
cus  coeli  splendor  igneus  laborantibus  ad  tres  fere  horas 
lucmi  praebuerit  (Lyc). 

1556  Sept.  5.    Marchiae  oppidulo  Custerino  hora  nona 


75 

vesperfina,  mnumerae  flammae  nndique  afelo  emi&terunt. 
In  medio  eero  coelo  trabes  duae  ignitae  visae  (Lyc.  ex  Job* 
Fincel). 

1560  Jan.  30.  am  Abend  zwischen  6  und  7  Uhr  er* 
schien  nach  einein  Berichte  von  einein  Pfarrer  Merkel  an 
der  Böhmischen  und  Sächsischen  Gränze  »  ein  grofs  Zeichen 
am  Himmel«,  dessen  nähere  Beschreibung  ein  Nordlicht 
ergiebt  (Privatnotiz). 

1560.  Mense  Decembri  lote  per  Germaniam  ante  solis 
ortum  ignis  fulsit  adeo,  ut  plurimi  ex  oppidis  et  villi*  auwi- 
lio  mcims  suis  undique  occurrerint,  quod  eorum  domo*  eon* 
flagrare  arbitrarentur  (Heinsius:  De  globo  meteor.  1641 
Septbr.  15.). 

1570  Jan.  10.  »In  diesem  jetzt  schwebenden  der  nie- 
deren Zahl  des  70.  Jahr  den  10.  bis  auf  den  11.  Januarii 
zn  Nacht  von  eins  bis  in  zwei  Uhr  nach  Mitternacht  ist 
eine  grofse  feurige  Wolke  über  das  Haus  Bleissenburg  am 
Himmel  gesehen  worden,  welche  sich  dann  zertheilt,  darinnen 
man  scheinbarlich  ein  grofses  Klappern,  als  wär's  lauter  Har- 
nisch gewest,  gehört.  Nachfolgendes  hat  sich  dieses  Ge- 
wölk berniedergelassen  und  Die,  so  es  gesehen,  haben  ver- 
meint, die  Wolken  würden  in  das  Haus  Bleissenburg  fal- 
len« (Neue  Zeyttuug  aufs  Bleissenburg  in  der  Markgraf- 
schaft Anspach  etc.  1570). 

Eine  ähnliche  Erscheinung  ist  zu  Venedig  beobachtet  (ib.). 

1574  Novbr.  14  a.  15.  »Was  zuweilen  vor  wunder- 
bare Meteora  oder  Zeichen  in  der  Luft  sich  sehen  lassen, 
davon  haben  die  Zittauischen  Jahrbücher  unterschiedene 
sehr  curieuse  und  merkwürdige  Casus  aufgezeichnet,  welche 
wir  dem  geneigten  Leser  hiemit  mittheilen  wollen.  Denn 
also  melden  selbige,  dafs:  »Anno  1574  d.  14.  u.  15.  No- 
vember vor  anbrechender  Morgenröthe  der  Himmel  sich 
ganz  offen  und  mit  vielem  Feuer  präsentiret,  darinnen  feu- 
rige Heere  entschiefsen  erschienen.«  (Carpzow's.  Ana* 
iecta  fastorum  Zittcwiensium  V.  281.) 

1628  April  27  u.  30.  erschienen  am  hellen  Tage  Wan- 
derzeichen,  wie  wenn  zwei  Heere  sich  stritten  (Pf äff  in 
Württemb.  Jahrb.  f.  1850  I.). 


76 

1690  Juni  18.  u.  19.  zeigte  sich  von  Abend  bis  Mitter- 
nacht ein  schrecklich  Feuer  und  Wunderzeichen  am  Him- 
mel, als  ob  zwei  Heere  mit  einander  kämpften;  und  dabei 
blitzte  es  unaufhörlich,  bald  weifs,  bald  roth  (ib.). 

1643  Novbr.  8.  sind  am  Himmel  Wutiderzeichen  ge- 
sehen worden  bis  nach  12  Uhr  (Schles.  Chron.  1841  No- 
vember 12). 

1737  Decbr.  30.  um  Mitternacht  sah  man  in  dem  -Ar- 
chipel der  Inseln  Chiloe  eine  grofse  feurige  Wolke,  welche 
von  Norden  her  kommend  den  ganzen  Archipel  durchzog 
und  auf  den  Inseln  Guaitecas  niederfallend  machte  sie  das 
Gebirge  erglühen  (embrasa  le  montagne).  (cit.  v.  Paraeey 
au  VInsL  No.  391  aus  Annal.  des  eoyages  de  Malte  Brun 
t.XVp.372). 


Zweite  Abtheilung. 

Veraeicimift  von  Feuerkugeln,  Meteoriten  und  neteorfthnlfonen  Mtmmm 

von  1835  bis  1850  (incl.). 

(Fortsetzung  der  von  Chladni  and  t.  Hoff  bereits  publicirten  Verzeich- 
nisse s.  Erste  Abtbcilung.) 

Von  den  Quellen,  die  ich  bei  dieser  zweiten  Abtheilung 
benutzt  habe,  sind  vorzüglich  zu  erwähnen:  Poggend. 
Annalen  Bd.  36  bis  87,  Silliman's  American  Journal 
Vol.  33  bis  2.  Ser.  Vol.  XI;  V Institut  Jahrg.  1835  —  1850; 
Comptes  Rendus  de  VAcad.  d.  Sc.  de  Paris  t.  I—XXXV 
und  viele  andere  wissenschaftliche  Journale,  so  wie  auch 
Zeitungen,  wie  man  aus  den  jeder  Nachricht  beigefügten 
Quellenangaben  ersehen  kann.  — 

Vor  allen  aber  verdient  der  schon  mehrmals  erwähnte 
„Catalogue  of  Observation*  of  luminous  Meteors"  by  Prof. 
Baden  Powell  in  Oxford  in  den  Reports  of  the  British 
Association  etc.  for  1848,  1849,  1850,  1851  hier  besonders 
hervorgehoben  zu  werden.  Dieser  Katalog  umfafst  alle 
dein  Herrn  Verfasser  bis  Juli  1851  bekannt  gewordenen 
Beobachtungen  über  Feuerkugeln  und  Sternschnuppen  der 
beiden  letzten  Decennien  und  bildet  die  Grundlage  zu  et- 


77 

nem  neuen  voüständigen  Verzeichnisse  dieser  glänzenden, 
aber  flüchtigen  Himmelskörper.  — 

In  meinem  Verzeichnisse  nun,  welches  hiezu  einen,  frei* 
lieh  nur  schwachen  Anfang  darbieten  soll  und  welches  ich 
hiermit  der  Oefifentlichkeit  zu  geben  mir  erlaube,  werden 
sich  unstreitig  noch  eine  Menge  Lücken  finden,  welche 
auszufüllen  mir  bis  jetzt  zum  Theil  unmöglich  war  aus 
Mangel  an  betreffenden  Nachrichten.  Es  rührt  dieser  Man- 
gel aber  gröfstentbeils  her  von  der  gro&en  Vereinzeltheit 
der  Notizen  über  dergleichen  Erscheinungen,  welche  sich 
meist  nur  in  ephemeren  Zeitungen  und  in  den  verschie- 
densten Journalen  zerstreut  vorfinden,  und  es  gehört  noch 
eine  geraume  Zeit  dazu,  alle  Nachrichten  von  Feuerkugeln 
und  Meteorsteinfällen  zu  kennen  und  sie  chronologisch  zu 
ordnen.  —  Wie  schwierig  aber  ein  solches  Unternehmen 
ist,  sieht  Jeder  gewifs  leicht  ein,  welcher  ein  Mal  ein  sol- 
ches versucht  hat;  die  Schwierigkeit  desselben  möge  daher 
die  .Mangelhaftigkeit  meines  Verzeichnisses  eimgermafeen 
entschuldigen. 

Eine  wünschenswertbe  Vollständigkeit  wird  erst  dann 
erreicht  werden  können,  wenn  alle  Diejenigen,  welche  Beob- 
achtungen der  Erscheinungen  der  feurigen  Meteore,  so- 
wohl der  kleineren,  als  Sternschnuppen,  wie  auch  der  grö~ 
fseren,  als  Feuerkugeln  und  Meteorite,  anstellen,  für  sich 
ein  vollständiges  Verzeichnifs  ihrer  Beobachtungen  anfer- 
tigen und  dasselbe  später  an  einen  Centralort  senden,  wo 
alle  einzelnen  Verzeichnisse  mit  einander  verglichen  und 
bearbeitet  werden  können. 

So  allein  dürfte  es  möglich  werden  einen  General-Ka- 
talog aller  meteorischen  Erscheinungen  auf  der  Erde  an- 
zufertigen und  auf  diesen  gestützt  unsere  Ansichten  über  die 
Natur  und  die  Vertheilung  dieser  Körper  in  Bezug  auf  Raum 
und  Zeit  entweder  zu  bestätigen,  oder  zu  berichtigen. 

Zu  diesem  Zwecke  ist  aber  vor  Allem  Gleichförmigkeit 
uud  Vollständigkeit  aller  über  ein  solches  Phänomen  zu 
machenden  Notizen  noth wendig:  es  müfste,  wo  es  irgend- 
wie möglich  ist,  nach  einem  Plane  beobachtet  und  die  Wahr- 


78 

nehmnngen  nach  einem  bestimmten  Schema-*  registriert  wer- 
den. Der  um  diese  Gegenstände  hoch  verdiente  Professor 
Baden  Powell  hat  m  dieser  Beziehung  ehr  Circular  über 
die  Beobachtung sweise  aller  leuchtenden  Meteore  ergehen 
lassen  (Piazzi  Smyth  in  Edinburgh  N.  Philo*.  Jow* 
Vol.L.  p.  357),  worin  er  Gleichförmigkeit  und  genügende 
Vollständigkeit  aller  Notirungen  hierüber  bezweckt.  Fol- 
gende Umstände  sind  es  hiernach,  die  man  bei  Zusammen- 
stellung der  Notizen  in  einer  Tabelle  berücksichtigen  mufs, 
und  deren  wiederholte  Angabe  vielleicht  nicht  ungeeig- 
net ist: 

1.  Laufende  Nummer. 

2.  Datum:  Jahr  und  Tag. 

3.  Zeit  ...  (in  irgend  einer  bekannten  mittleren  Zeit). 

4.  Ort  ...  (Angabe  der  Breite  und  Länge  des  Beob- 
achtungsortes). 

5.  Scheinbare  Gröfse  ...  (Vergleichnng  mit  Sterngröfsen 
och»  dem  scheinbaren  Durchmesser  und  der  Helligkeit  an- 
derer Himmelskörper). 

6.  Helligkeit  und  Farbe  ...  (Feststellung,  ob  die  Hellig- 
keit während  der  Erscheinung  zn-  oder  abnimmt). 

7.  Schweif  oder  Funken  (Art  des  Schweifes:  ob  er  zu- 
sammenhängend, oder  gebrochen,  ob  ein  wirklicher  Schweif, 
oder  nur  eine  optische  Täuschung). 

8.  Schnelligkeit  und  Dauer. 

9.  Richtung  oder  Höhe  (verglichen  mit  der  einiger  be- 
kannten Fixsterne  nebst  Angabe  der  Rectascension  und  De- 
clination). 

10.  Allgemeine  Bemerkungen. 

11.  Beobachter. 

19.    Sonstige  Quelle. 

I.    Feuerkugeln  oder  Boiide  von  1885  bis  1850  (loci.). 

1835  Januar  13.  Ab.  genau  7  Uhr  zeigte  sich  in  Ber- 
lin eine  kleine  Feuerkugel,  welche  in  N.  bei  hellem  Mond- 
schein stark  leuchtete  und  sich  in  parabolischer  Bahn  von 
W.  nach  O.  bewegte  (Kämtz  Meteorol.  Bd.  III,  S.  301 
>Preufs.  Staatszeitg.  183&  No.  13)* 


79 

19K>  Janttor  18.  zwischen  4  und  5  Uhr  Nachmittags: 
Feuerkugel  und  Steinfall  bei  Löbau  (s.  Verzeichnifs  von 
Meteoriten). 

1835  Januar  23.  in  der  Nacht  von  I  bis  8  Uhr  des 
nächsten  Morgens  hörte  mau  über  ganz  Neu -Granada  von 
Sa.  Martha  and  Karthagena  bis  Quito  ein  schallendes  Ge- 
räusch, welches  Kanonen  und  Gewehrschüssen  glich,  aber 
durch  das  Platzen  von  Meteoren  erzeugt  wurde  (Kämtz 
Meteor.  III,  S.  30l.>Hamb.  Corresp.  No.  129). 

1835  Febr.  6.  des  Morgens  wurde  von  Parma  aus  im 
S.  eine  Feuerkugel  von  ungewöhnlicher  Gröfee  gesehen 
(Kämtz  a.  a.  O. >Pr.  Staatsz.  No.  55). 

1835  März  22.  bemerkte  man  in  der  GränzfesfeMg 
Troizkosaffsk,  bei  eiuer  stillen  und  sehr  warmen  Witterung, 
Abends  nach  9  Uhr  am  nordwestlichen  Himmel  in  ziemli- 
cher Höhe  einen  schmalen,  schlangenförmigen  Feuerstreifen, 
gleich  einem  Hell  leuchtenden  Blitze.  In  einem  »Nu«  ver- 
wandelte sich  die  Erscheinung  in  eine  leuchtende  Wolke, 
die  mit  einer  brennenden  Garbe  Aehnlicbkeit  hatte,  uud 
die  sofort  mit  grofser  Geschwindigkeit  in  schiefer  Richtung 
zur  Erde  herabzufallen  begann,  sich  aber  in  demselben  Au- 
genblick in  einen  gewaltigen  Feuerstrom  umwandelte  und 
so  am  ganzen  nächtlichen  Horizonte  Tageslicht  verbreitete. 
Endlich  theilte  sich  dieser  Feuerstrom  in  drei  Theile  und 
verschwand.  Es  folgte  hierauf  ein  dumpfer  entfernter  Don- 
ner, der  sich  vermutlich  durch  das  Echo  der  nahen  Berge 
noch  zweimal,  Jedoch  in  schwächerem  Grade  wiederholte, 
und  der  eine  merkliche  Lufterschütterung  hervorbrachte, 
so  dafs  Fensterladen  und  Thüren  erzitterten.  Diefs  Alles 
war  das  Werk  einiger  Sekunden  (Kämtz  a.  a.  O.  ;>• 
Preufs.  Staatszeitg.  No.  162). 

1835  Juni  13.  10±  Uhr  Ab.  wurde  zu  Königsberg  i.  Pr. 
eine  Feuerkugel  gesehen.  Als  sie  hinter  einigen  Bäumen 
hervortrat,  zeigte  sie  sich  etwa  30°  über  dem  Horizonte 
wenig  westlich  vom  Meridiane,  ging  dann  sich  senkend  öst- 
lich und  zerplatzte  etwa  10°  östlich  vom  Meridiane  in  ei- 
ner Höhe  von  25°.    Ihr  scheinbarer  Durchmesser  betrug 


80 

etwa  2  Zoll,  das  Licht  glich  dem  des  Mars  (H8mtz*.a.  O. 
;>Preufs.  Staatszeitg.  No.  172). 

1835  Juli  17.  87  Uhr  Ab.  sah  man  in  Mailand  eine 
grofse,  weifse  bellleuchtende  Feuerkugel  von  der  Gröfse 
einer  Kanonenkugel  mit  einem  lang  nachschleppenden  Fan- 
kenschweif, welche  am  nördlichen  Himmel  ihre  Richtung 
von  Ost  nach  West  nahm.  Eben  diese  Feuerkugel  erschien 
in  Stuttgart  und  Bonfeld  bei  Heilbronn  am  südlichen  Him- 
mel; doch  hatte  sie  hier  nur  die  scheinbare  Gröfse  einer 
Billardkugel.  Die  Stücke  fielen  nach  der  Explosion  mit 
ausnehmend  glänzenden  Strahlen  zur  Erde  nieder.  Wenige 
Minuten  nach  dem  Verschwinden  hörte  man  in  Mailand  ei- 
nen dumpfen  Knall:  in  Würtemberg  war  der  Knall  wie  der 
von  einer  Kanone  (Kämtz  a.  a.  O.  >  Berlin.  Nachrichten 
No.  174.  176). 

1835  Juli  18.  Ab.  zwischen  8  und  9  Ubv  ist  in  Aarhus 
eine  Feuerkugel  gesehen  worden,  welche  ihren  Lauf  nach 
Westen  nahm  und  einen  Flammenschweif  hinter  sich  zog, 
bis  sie  in  mehrere  Lichtkugeln  zersprang  (Kämtz  a.a.O. 
>t*.  No.  176). 

1835  Aug.  8.     August- Phänomen. 

1835  Septbr.  6.  zwischen  12  und  1  Uhr  Nachts  ward 
in  Gotha  eine  sehr  helle  Sternschnuppe  von  blauer  Farbe 
gesehen,  ungefähr  80°  über  dem  Horizonte:  einige  Zeit 
nach  ihrem  Verschwinden  fiel  etwas  mit  heftigem  Geräusch, 
aber  ohne  Lichterscheinung  aus  der  Luft  herab;  es  fühlte 
sich  fettig  an,  wie  Gallerte  und  roch  nach  Schwefel;  am 
andern  Morgen  war  es  verdunstet  und  liefs  nur  noch  einen 
Fleck  zurück,  s.  Verz.  von  meteorähnl.  Massen.  (Po gg. 
Ann.  Bd.  36,  S.  315). 

1835  Novbr.  13.  November  -  Phänomen  mit  vielen  Feuer- 
kugeln, so  u.  A,  bei  Simonod  mit  Meteorstein  fall;  s.  Verz. 
von  Meteorit. 

1885  Novbr.  17.  6  Uhr  Ab.  wurde  in  St.  Louis  (Mis- 
souri) am  nördlichen  Theile  des  Horizonts  eine  Feuerku- 
gel gesehen  (VInstit.  No.  152). 

1835  Decbr.  12. 13.   bald  nach  Mitternacht  bemerkten 

Bei- 


81 

Reisende  zwischen  Berlin  und  Magdeburg  eine  grofse  Feuer- 
kugel, welche  nach  2  Min.  (?)  ohfle  Geräusch  wieder  ver- 
losch (Bresl.  Zeitg.  1835  Dec.  21).  * 

1836  Januar  12.  6£  Uhr  Morg.  sah  ein  Beobachter  zu 
Cherbourg  gegen  Osten  eine  Feuerkugel  in  der  Gröfse 
des  Vollmondes.  In  der  Scheibe  des  Meteores  bemerkte 
man  eine  sehr  dunkele  Höhlung,  aus  welcher  dicker  Rauch, 
mit  Funken  vermischt  hervorquoll;  sie  soll  wahrend  ihrer 
Erscheinung  sich  um  ihre  Axe  gedreht  haben;  anfangs  schien 
lie  still  zu  stehen;  hernach  entfernte  sie  sich  schnell  mit 
einem  Schweife  und  verlosch  mit  einem  lauten  Krachen 
(VInstit.  No.  145). 

?  1836  Februar  8.  7  Uhr  Ab.  wurde  in  dem  Thale  von 
Suze  in  Piemont  zwischen  St.  Ambroise  und  Rivoli  eine 
sonderbare  Erscheinung  gesehen.  Bei  heiterem  Wetter  und 
einer  Temperatur  von  —  6°  erhob  sich  von  der  Erde  eine 
kleine  Nebelkugel  (?)  mit  einem  nebelartigen  Schweife  bis 
zu  30°  hoch,  zersprang  mit  Geröusch  und  hellem  Lichte 
und  hinterliefs  einen  weifslichen  Staub  (VInstit.  No.  152). 

1836  Juni  10.  9  Uhr  10  Min.  Abends  sah  man  zu  Sury 
(Dep.  Loire)  eine  grofse  Feuerkugel  von  S.  nach  N.  (von 
ß  Serpen tis  bis  y  Cygni);  sie  war  heller  als  Venus  und 
an  dem  vorderen  Theile  von  weifser,  an  dem  hinteren  von 
rother  Farbe;  es  folgte  ihr  ein  phosphorescirender  Schweif 
nach.  Die  Erscheinung  dauerte  5  Sekunden  und  das  Meteor 
erlosch  ohne  Explosion  und  ohne  sich  zu  zertheilcn  (V In- 
stitut. No.  166.  Ac.  de  Par.  1836  Juli  11). 

(1836  August  8  bis  11.     August-Phänomen.) 

1836  Aug.  20.  4  Uhr  Nachmittag  sahen  zwei  Beobachter 
auf  der  Strafse  zwischen  Winchester  und  Jacksonville  im 
Staate  Illinois  eine  grofse  Feuerkugel  bei  hellem  Sonnen-* 
scheine;  bei  40°  Höhe  erlosch  sie.  Der  Schweif,  welchen 
das  Meteor  hinterliefs,  war  mindestens  15  Minuten  (?)  zu 
sehen.  Von  einigen  anderen  Personen  wurde  eine  Explo- 
sion wahrgenommen  (Sillim.  Amer.  Journ.  Vol.  33  p.  402). 

1836  October  18.  9  Uhr  Ab.  wurde  in  Breslau  gegen 

Poggend.  Ann.  Ergänsnngsbd«  IV.  • 


82 

S.W.  eine  grofse  Feuerkugel  gesehen  mit.  einem  kurzen 
Schweife,  sie  erlosch  ohne  Knall    (Privatnotiz). 

1836  November  lt.  5  Uhr  Morg.  oder  11|  Uhr  Ab.  fielen 
zu  Macao  in  Brasilien  nach  dem  Erscheinen  einer  grofsen 
Feuerkugel  eine  grofse  Anzahl  von  Meteorsteinen  (s.  Verz.  v. 
Meteorst. ).  Die  Feuerkugel  selbst  wurde  60  engl.  Meilen 
weit  gesehen  (Partsch:  Die  Meteoriten  etc.  p.  81  and 
Compt.  Rend.  t.  V.  p.  211). 

(1836  Novbr.  11—15:  November-Phänomen.) 

1836  Novbr.  22.  hat  man  in  einem  grofsen  Theile  von 
Schlesien  ein  Getöse  in  der  Luft  gehört,  wahrscheinlich 
von  einem  Steinfalle  oder  von  Feuerkugeln  herrührend 
(Schles.  Zeitg.  1837  Jan.  6). 

1837  Januar  4.  5.,  1^  Uhr  Morg.  erschien  bei  Basel  eine 
grünliche  Feuerkugel,  die  sich  von  Ost  nach  West  bewegte, 
scheinbar  in  nicht  bedeutender  Höhe  über  Basel  und  ganz 
in  der  Nähe  zerplatzte.  Die  Explosion  war  so  heftig,  dafs 
die  Häuser  erzitterten.  Eine  Masse  ist  aber  nicht  aufgefun- 
den worden  (Schles.  Zeitg.  1837  Jan.  21). 

Dasselbe  Meteor  ist  in  München  und  Hildburghausen 
gesehen  (Dorfzeitg.  No.  8  u.  10).  Dem  Beobachter  und 
München  (No.  8)  schienen  sich  einzelne  Theile  abzulösen 
und  zurückzubleiben.  — 

Zwischen  Simmershausen  und  Bedheim  bei  Hildburg- 
hausen erschien  6  Reisenden  am  4.  5.  Januar  Nachts  1  Uhr 
auf  ein  Mal  bei  heiterem  Himmel  ein  Blitz;  einige  Minuten 
lang  blieb  ein  helles  Licht  zurück,  wodurch  die  ganze  Ge- 
gend, wie  durch  Tageslicht  erhellt  wurde,  obwohl  im  Thale 
tiefer  Nebel  lag  (Dorfz.  No.  10  u.  14). 

Dieselbe  Feuerkugel  wurde  auch  in  Frankreich  zu  Cusse 
bei  Vichy,  zu  Niederbronn  und  Vesoul  in  der  Nacht  um 
1  Uhr  gesehen.  Zu  Vichy  erschien  sie  von  der  Grofse  des 
Vollmondes  und  war  von  drei  glänzenden  Körpern  in  glei- 
chen Abständen  von  einander  und  von  mittlerer  Grofse  ge- 
folgt; sie  erhob  sich  im  N.  von  45°  langsam  bis  zum  Ze- 
nith  nach  S.  und  verschwand  in  geringer  Höhe;  die  Dauer 
der  ganzen  Erscheinung  betrug  4  Minuten  (?),  nach  der 
Beobachtung  von  Niederbronn  jedoch  3  Sekunden.     Der 


i 


* 


83 

Hauptkörper  hatte  eine  bläulich  weifse  Farbe,  der  Schweif 
eine  röthliche  (Compt.  Rend.  t.  IV,  p.  94). 

1837  Mai  5.  zwischen  3  und  4  Uhr  zersprang  eine  grofse 
Feuerkugel  zu  East-  Bridge  water  (Massach.)  und  es  fielen 
mehrere  Steine  aus  ihr  herab  (ßillim.  Amer.  Journ.  Vol.  32 
p.  395). 

1837  August  5  zwischen  7  und  8  Uhr  Ab.  erschien 
zu  Rochester  bei  New-Haven  ein  glänzendes  Meteor  von 
S.  W.  nach  N.  W. ,  von  der  scheinbaren  Gröfse  der  Sonne 
im  Zenith;  das  Licht  war  dem  von  weifsglühendem  Eisen 
ähnlich;  nach  einer  Minute  verschwand  es  und  hinterliefs 
noch  einen  einige  Minuten  lang  andauernden  Schweif  (ib. 
Bd.  33.  p.  200). 

(1837  Aug.  8  bis  12:  August-Phänomen)    > 

1837  Aug.  29,  Ab.  zwischen  9  und  10  Uhr,  beobach- 
tete Ho eniger  (ein  früherer  eifriger  Sternschnuppenbtfob- 
achter)  zu  Baruschowitz  bei  Rybnik  in  Oberschlesien  im 
N.  eine  langsam  dahinziehende  Feuerkugel  von  röthlicher 
Farbe  (Privatnot.). 

1837  September  21,  7  Uhr  48  Min.  Ab.  wurde  zu  Paris 
eine  Feuerkugel  gesehen,  welche  Schatten  warf  (Rep.  of 
the  Brit.  Ass.  f.  1850  ;>  Thomson9 s  Introduct.  to  Meteorol. 
1849  p.  305). 

(1837  October  30:  Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

(1837  November  12.  13:  November-Phänomen.) 

(1837  Novbr.  28:  Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

(1837  December  5:  desgl.) 

1837  Decbr.  14,  7  4-  Uhr  Ab.  wurde  im  ganzen  Staate 
Connecticut  eine  grofse  Feuerkugel  gesehen,  heller  als 
Yenus;  die  Erscheinung  dauerte  1  bis  1,5  Sekunde;  der 
lange  Schweif  blieb  jedoch  10  Sekunden  sichtbar  (Sillim. 
Amer.  Journ.   Vol.  37.  p.  131 ). 

1837  Decbr.  30,  3  Uhr  Nachmittag  sah  Graf  Reichen- 
bach-Brustawe  zu  Pavelau  bei  Trebnitz  bei  ganz  hei- 
terem Himmel  und  Sonnenschein  und  einer  Temperatur 
von  — 10°  R.  eine  hellglänzende,  silberweifse  Feuerkugel: 
ihr  Lauf  ging  von  Nord  nach  Süd;  gegen  das  Ende  der 

6* 


84 

Erscheinung  flackerten  kleine  Punkte,  wie  Leuchtkugeln 
hinterher  (  Privatnotiz. ) 

1838  Januar  2  wurde  in  Breslau  von  einem  bewährten 
Beobachter  (jetzigen  Oberlehrer  Dr.  Glatze  1)  Abends  ge- 
gen 7  Uhr  in  dem  hell  erleuchteten  Zimmer  plötzlich  eine 
aufserordentliche  Helle  wahrgenommen.  Er  eilte  an  das 
Fenster  und  konnte  noch  das  Ende  einer  langsam  dahin- 
ziehenden Feuerkugel  von  röthüch-  blauer  Farbe  erblicken. 
Das  helle  Licht  verlor  sich  erst  nach  einer  Zeit  von  mehr 
als  einer  Minute  von  Norden  aus  nach  Westen  hin.  Ein 
anderer  Beobachter  dieser  Erscheinung,  welcher  sie  von 
Anfang  ihres  Entstehens  an  verfolgt  hat,  giebt  an,  dafs  sie 
fast  3  Minuten  gewährt  habe  (Privatnot.). 

1838  März  17:  Grofse  Feuerkugel  zu  Kensington  in 
England  beobachtet  von  Phillips  (Rep.  of  the  Br.  Ass. 
f.  1648). 

(1839  April  20:  Meteorschauer.) 

1838  Mai  18:  zur  Zeit  der  bürgerlichen  Dämmerung 
war  eine  grofse  Feuerkugel  im  Norden  von  Ohio,  in  Mi- 
chigan, New -York,  New -Hampshire  und  Canada  sichtbar; 
sie  war  sehr  glänzend  und  zersprang  in  mehrere  Stücke 
(Sillim.  Ämer.  Journ.  Vol.  35.  p.  223). 

(1838  August  9  bis  12:  August-Phänomen.) 

1838  October  13,  9?  Uhr  Morgens  wurde  eine  grofse 
Feuerkugel  von  silberweifser  Farbe  im  Cold  Bockeveld 
bei  Tulpagh  am  Cap  der  guten  Hoffnung  gesehen ;  sie  zer- 
sprang mit  einem  Knalle,  welcher  70  Meilen  im  Umkreise 
gehört  wurde:  die  wahrscheinliche  Höhe  des  Zerplatzens 
des  Meteors  war  nach  einem  Berichterstatter  300  —  400Fufs. 
Ihr  folgte  der  bekannte  Steinfall  s.  Verz.  v.  Meteorst.  (SM. 
Amer.  Journ.  Vol.  40.  p.  199). 

(1838  Od.  18  und  ?:  Zahlreiche  Sternschnuppen  (Oc- 
tober-Phänomen.) 

(1838  November  9  bis  14:  November-Phänomen.) 

1838  Novbr.  13  sah  Venusmor  in  Cherbourg  bei  Ge- 
legenheit seiner  Beobachtungen  der  Noveuiber-Sternschnup- 


85 

peu  7  Uhr  Ab.   eftie  grofse  Feuerkugel,  die  sich  in  hori- 
zontaler Richtung  fortbewegte  (VInst.  No.  256). 

1838  Novbr.  16,  7  Uhr  Ab.  wurde  zu  Conde  zur  Noir 
eine  helle  Feuerkugel  gesehen  (VInst.  No.  258).  (Die  nä- 
heren Angaben  fehlen,  so  wie  bei  allen  anderen,  die  ich 
blofs  historisch  erwähne). 

(1838  December  5  bis  8:  Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

1839  Januar  6:  Feuerkugel  zu  Mailand  (Quet.  nouv. 
CaUp.  56.  Notes). 

1839  Jan.  12:  Feuerkugel  zu  Parma  (ib.). 

1839  Februar  6:  Feuerkugel  zu  Parma  (ib.). 

1839  Febr.  13,  2  Uhr  Nachmittag:  Feuerkugel  mit  Me- 
teorsteinfall bei  Little  Piney  im  Staate  Missoury;  s.  Verz.  v. 
Meteorst.  (Sillim.  Journ.  Vol.  37.  p.  385  u.  Vol.  39  p.  254). 

(1839  April  19:  Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

1839  Mai  7 :  Feuerkugel  und  zahlreiche  Sternschnuppen 
zu  Parma  (  Quet.  a.  a.  O. ). 

1839  Juni  6,  9  Uhr  15  Min.  Ab.  sah  man  zu  Cambray, 
Evereux,  Chambery,  wie  zu  Genf  und  Lausanne  eine  Feuer- 
kugel, welcher  4  bis  5  Sternschnuppen  folgten:  sie  mufs 
sehr  hoch  gewesen  sein,  denn  im  Umkreise  von  140  Lieues 
glaubte  jeder  Beobachter,  dafs  sie  noch  unter  seinem  Ho- 
rizonte herabfallen  würde  (VInst.  No.  291  u.  Bull,  de  VAc. 
R.  de  Brux.  1840  p.  96). 

Diese  Feuerkugel  wurde  auch  in  Paris  zwischen  8*  und 
9  Uhr  Abends  gesehen.  Arago  sagte  von  ihr:  „eile  semait 
sa  route  d'un  petit  bouquet  d'artifice,  qui  Vaurait 
faxt  prendre  pour  une  chandelle  Romaine"  (Ac.  des 
Sc.  de  Par.  1839  Aug.  19.). 

(1839  Juni  14.  15:  Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

(1839  Juli  2 — 3.  6:  Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

1839  Juli  6:  Feuerkugel  zu  Parma  (Quet.  a.  a.  O.  Not.). 

1839  Juli  11:  Feuerkugel  zu  Plaisance  (ib.). 

1839  August  7.  ward  auf  dem  Meere  unter  44°  n.  Br. 
und  40° — 44°  W.  L.  eine  prachtvolle  Feuerkugel  bemerkt 
mit  einem  Sehweife,  welcher  1  Minute  lang  anhielt  (Sill. 
Journ.  Vol.  37  p.  330). 


86 

,   (1839  Aug.  9  bis  11:  August-Phänomen.) 

1839  Aug.  14  a.  St.  (26  n.  St.)  gegen  9  Uhr  Ab.  beob- 
achtete Capit.  Pellegr in  es  an  der  Küste  von  Koutzolora 
(in  Albanien)  eine  glänzende  Feuerkugel;  anfangs  klein, 
aber  immer  gröfser  werdend  nahm  sie  ihren  Weg  von  Nord 
nach  Süd.  Der  Kern  ward  bald  so  hell,  dafs  er  die  Sterne 
verdunkelte  und  die  Nacht  in  Tag  verwandelte;  die  Dauer 
des  Phänomenes  war  sehr  kurz,  aber  der  Schweif  blieb 
20  Minuten  (?)  sichtbar  (Sillim.  Journ.  Vol.  39.  p.  381. 
aus  dem  „<I>(Xog  rov  ytdov"  Athen  Sept.  18,  1839). 

1839  September  3  u.  13:  Feuerkugeln  zu  Parma  (Quet. 
a.  a.  O.  Not). 

1839  Sept.  10:  Feuerkugel  zu  Gent  (ib.). 

(1630  Sept.  9.  10:  Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

1839  October  6:  Feuerkugel  zu  Plaisance  (ib.). 

-(1839  Octbr.  8:  Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

1839  November  (Anfang).  An  einem  der  ersten  Tage 
des  Monat  November  1839  hörte  Galeotti  auf  dem  Ge- 
birge Nopalera  in  Mexico  (12  — 1500  Meter  hoch),  2  Uhr 
Mittags  eine  starke  Detonation  und  erblickte  zu  derselben 
Zeit  einen  langen  Lichtstreif  von  West  nach  Ost,  wahr- 
scheinlich von  einem  Meteorsteinfalle  herrührend,  welcher 
•in  der  CordHleras,  nördlich  von  Sola,  stattgefunden  haben 
mufs.  Die  Einwohner  von  Sola  erzählten,  dafs  dieses  Phä- 
nomen häufig  während  oder  am  Ende  der  Regenzeit  sich 
ereigne  (Bullet,  de  l'Acad.  R.  de  Bruxelles.  1841  t.  //, 
p.  438). 

1839  Novbr.  1:  Feuerkugel  in  Rufsland  (Quet.  a.  a.  O« 
Notes  ). 

1839  Novbr.  6:  Feuerkugel  in  Parma  (ib.). 

1839  Novbr.  9  ward  in  Antigua  (West-Indien)  etwas 
nach  Tagesanbruch  eiue  Erschütterung  verspürt.  Anfangs 
hielt  man  sie  für  ein  Erdbeben  oder  Gewitter;  aber  Feld- 
arbeiter haben  eine  von  Ost  nach  West  ziehende  Feuer- 
kugel bemerkt,  welche  über  der  Stadt  nach  dem  Meere  zu 
zerplatzte;  sie  vernahmen  eine  dreimalige  Explosion  (Sillim. 
Journ.  Vol.  39.  p.  381.  >  Danske  Westind.  Regier.  Avis. 
1840  Jan.  2). 


87 

1839  Novbr.  10:   Feuerkugel  zu  Parma  (Quet.  a.  a.  O. 

p.  57). 

(1839  Novbr.  10  bis  13:  November-Phänomen) 
1839  Novbr.  29.  Capocci  erwähnt  in  einem  Briefe 
an  Quetelet  unter  diesem  Datum  einer  grofsen  Feuerkugel, 
welche  in  ihrem  Laufe  zurückkehrte.  Sie  wurde  20  Minu- 
ten vor  Sonnenuntergang  in  Neapel  gesehen  und  zog  zuerst 
von  West  nach  Ost;  am  adria tischen  Meere  angelangt, 
wandte  sie  sich  zurück  uhd  durchzog  das  Königreich  Nea- 
pel von  Nordost  nach  Südwest,  von  den  Abruzzen  bis 
Neapel,  wo  sie  über  dem  Golf,  südwestlieh  von  Pausilippo 
erlosch,  ungefähr  bei  8  Meilen  Höhe.  Sie  liefs  einen  lan- 
gen Schweif  hinter  sich,  welcher  selbst  bei  hellem  Sonnen- 
schein in  lebhaften  Regenbogen  färben  leuchtete  (Bullet,  de 
VAc.  R.  de  Brux.  1840  //,  p.  2). 

(1839  December  7:   Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

1839  Decbr.  18,  9  Uhr  40  Min.  Ab.  Feuerkugel  in  Bres- 
lau mit  langem  Schweife  von  4  Sekunden  Dauer  am  nord- 
östlichen Himmel  (Privatnot.). 

1840  Januar  8,  7  Uhr  55  Min.  Ab.  wusdenach  einer 
Mittheilung  von  Dr.  Neu  her  an  den  verst.  Etatsrath  Schu- 
macher in  Apenrade  eine  grofse  Feuerkugel  beobachtet; 
ihren  Anfang  nahm  sie  südlich  von  Castor  und  Pollux,  ging 
anscheinend  durch  den  Zenith  und  verschwand  bei  £Cygni: 
ihre  Richtung  war  also  O.S.O.  nachW.N.W.;  ihre  Grö- 
fee  wird  bis  zu  ^°  angegeben.  Das  Licht  war  dem  eines 
hellen  Blitzes  gleich  und  erleuchtete  Alles  umher  mit  Voll- 
mondshelle.  Anfangs  war  sie  ohne  Schweif,  der  sich  aber 
später  bildete,  feuerroth  war  und  während  seines  ganzen 
Erscheinens  Funken  sprühete;  man  hat  ihn  auf  14°  ge- 
schätzt. Etwa  2?  bis  3  Minuten  nach  dem  Verschwinden 
der  Feuerkugel  ward  ein  Knall  gehört,  wie  der  Donner 
eines  schweren  Geschützes;  einige  wollen  ein  Knistern, 
andere  ein  dumpfes  Rollen  gehört  haben;  Dr.  Neuber 
schätzte  die  Dauer  des  Knalles  auf  8  bis  10  Sekunden. 
Die  Feuerkugel  hat  wahrscheinlich  eine  sehr  grofse  Höhe 
gehabt,,  da  sie  von  Horsens  bis  Altona  gesehen  worden  ist; 


88 

wahrscheinlich  ist  sie  über  der  Nordsee  atrsprungen  (Po gg. 
Ann.  Bd.  51.  p.  169). 

1840  Februar  6.  7  in  der  Nacht  ward  zu  Brüssel  eine 
helle  von  S.  O.  nach  N.  W.  liehende  Feuerkugel  gesehen 
(r/iifl.  No.  342). 

1640  Febr.  8:  Feuerkugel  zu  Copenhagen  (Quetel.  a. 
a.  Q.  p.  58).  An  demselben  Tage:  zahlreiche  Sternschnup- 
pen während  eines  Nordlichtes. 

1840  März  17  wurde  in  Camida  eine  grofse  Feuerku- 
gel gesehen  ( Sillim.  Amer.  Journ.  Vol.  39.  p.  381  )• 

(1840  März  22:  Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

(1840  April  8:  desgl.) 

1840  Apr.  28,  8  Uhr  Ab.  beobachtete  Colla  in  Parma 
am  östlichen  Himmel  eine  grofse  Feuerkugel,  welche  sich 
langsam  von  Südwest  nach  NordQst  bewegte;  ihr  schein- 
barer Durchmesser  übertraf  4  Male  den  der  Venus  {Bull, 
de  VAc.  R.  de  Bruxelles  1846  U.  p.  74). 

1840  Mai  13,  3  Uhr  Morgens  wurde  in  Connecticut 
eine  grofse  Feuerkugel  mit  einem  Sehweife  von  einigen 
Sekunden  Daaer  gesehen  (Sillim.  Journ.  Vol.  39.  p.  381). 

1840  Mai  23,  10  Uhr  60  Min.  Ab.  erschien  in  Parma 
am  westlichen  Himmel  bei  40°  Hübe  eine  grofse  Feuer- 
kugel, welche  sich  von  S.W.  nach  N.O.  bewegte;  sie  war 
von  blauer  Farbe  (Bull,  de  VAc.  R.  de  Brux.  1840,  //. 
p.  74). 

1840  Mai  31  zwischen  11  und  12  Uhr  Ab.:  Feuerkugel 
von  blauer  Farbe  in  Parma,  deren  Richtung  von  Süd  nach 
Nord  ging  (ib.). 

1840  Juli  17,  7|  Uhr  Morgens:  Feuerkugel  zu  Cem- 
setto  in  Piemont  mit  Meteorsteinfall ;  s.  Verz.  v.  Meteorst. 

1840  Juli  26  wurden  in  Paris  viele  Feuerkugelu  mit 
Sternschnuppen  gesehen  (  Compt.  Rend.  f.  XL  p.  357 ). 

(1840  August  1.  3.  5.  9  bis  13;  August-Phänomen.) 

1840  Aug.  2:  Feuerkugel  in  Frankreich  (Quet.  a.  a.  O. 
p.  58). 

1840  Aug.  7:  Feuerkugel  in  Neapel  (ib.). 

1840  Aug.  13,  9  Uhr  51  Min.  beobachtete  v.  Tgcluidi 


80 

in  Peru  nach  Osten  hin  em  starkes  Meteor,  und  2  Uhr 
25  Min.  des  Morgens  ein  zweites  noch  grdfseres  (Privat* 
notiz). 

1840  September  1.  21.  22:  Zahlreiche  Sternschnuppen.) 
(1840  October  7.  8.  21.  29  bis  31:  desgL) 
1840  Oct.  29:  Feuerkugel  zu  Brüssel  (Quet.  a.  a.O.  p.  58). 
(1840  December  €.  10:  Zahlreiche  Sternschnuppen.) 
1840  Decbr.  25,  5?  Uhr  Ab.  wurde  in  der  Gegend  von 
Lundenburg  und  FeMsberg  ki  Mähren  ein«  Feuerkugel  ge- 
sehen;  sie  zeigte  sich  in  der  Richtung  gegen  Südost  und 
glich  vollkommen,  nach  den  Aussagen  glaubwürdiger  Beob- 
achter, einer  leuchtenden  Rakete  oder  sogen,  bengalischen 
Flamme  und  mochte  ungefähr  4  bis  6  Sekunden  dauern« 
Dasselbe  Meteor  ist  auch  in  Peterwardein  wahrgenommen 
worden  (Wien.  Zeitg.  1841  No.  46). 

1840  Decbr.  27  gegen  7  Uhr  Ab.  wurde  in  Mitau  eine 
grofse  Feuerkugel  gegen  S.W.  gesehen  (Dorpat.  Inland. 
1831  S.  29). 

1840  Decbr.  29,  6  Uhr  20  Min.  Abends  beobachtete 
v.  Demidoff  in  Nijne-Tagilsk  eine  grofse,  blaue  Feuer- 
kugel mit  einem  langen  Schweife  von  7  Sagenen  (=15  Me- 
ter) Länge:  das  Licht  war  sehr  blendend;  sie  bewegte  sich 
sehr  rasch  von  N.O.  nach  S.W.  mit  einem  Pfeifen.  — 

6  Uhr  40  Min.  erschien  zu  Vicino-Vatkins  ein  ähnli- 
ches Meteor  (fAttf.  JV*.  484). 

(1841  Februar  19  u.  23:  Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

1841  Febr.  25,  3  Uhr  Nachmittags  wurde  zu  Parma 
eine  Feuerkugel  gesehen,  dieselbe,  die  als  Meteorstein  zu 
Cbanteloup  niederfiel  und  ein  Gebäude  anzündete;  s.  Verz. 
v.  Meteorst.  (Compt.  Rend.  f.  XII.  47.  514). 

1841  Febr.  27,  4  Uhr  40  Min.  Morg.  wurden  zu  Parma 
und  Guastalla  zwei  verschiedene  Feuerkugeln  gesehen  (ib. 
p.  700). 

1841  März  8,  9|  Uhr  Ab.  wurde  zu  Guastalla  eine  Feuer- 
kugel von  2  Minuten  Dauer  und  mit  Explosion  wahrge- 
nommen (ib.). 

1841  März  15  sah  -man  zu  Piincetown  110*  New -Ha- 


90 

vea  eine  grofse  Feuerkugel  von  weifser  und  blauer  Farbe; 
sie  soll  der  Beschreibung  nach  einen  Durchmesser  von 
840  Meter  gehabt  haben  (Amer.  Philos.  Soc.  at  Philadel- 
phia 1841  Märt  19). 

1841  März  21  in  der  Nacht  zu  St.  Menehould  grofse 
Feuerkugel  (VInst.  No.  384). 

1841  März  24,  10  Uhr  5  Min.  Ab.  sah  man  eine  Feuer- 
kugel zu  Genf,  8  bis  10 mal  so  grofs  als  Venus;  sie  ver- 
schwand nach  4  bis  5  Sekunden  ohne  Explosion  und  Fun- 
keasprühen  (Compt.  Rend.  t.  XII.  p.  790). 

1841  März  30,  9  Uhr  2  Min.  eine  Feuerkugel  zu  Genf, 
welche  nach  1£  Minute  verschwand  (ib.). 

(1841  April  18. 19. 20.  21:  Zahlreiche  Sternschnuppen.) 
1841  Mai  13,  9£  Uhr  Ab.  beobachtete  Forst  er  zu 
Brügge  eine  hellglänzende  Feuerkugel,  welche  farbige  Fun- 
ken hinterliefs  und  sich  vom  Zenith  nach  W.  S.  W.  be- 
wegt«; die  Erscheinung  dauerte  5  Sekunden.  Besonders 
bemarkenswerth  war  das  Aufeinanderfolgen  der  grünen, 
gelben,  blauen  und  und  rothen  Farbe,  welche  sich  bei 
ihrem  Laufe  zeigte.  Quetelet  hat  an  demselben  Abende 
um  11  Uhr  eine  helle  Feuerkugel  gesehen  QPInst-No.  402 
^>Ac.  de  Brux.  1841  Juni  5). 

1841  Mai  16:  Feuerkugel  zu  Montargis  (Quet.  a.  a.  O. 
p.  58). 

1841  Slai  24,  8  Uhr  20  Min.  Ab.  beobachtete  Capocci 
in  Neapel  eine  sehr  langsam  dahinziehende  Feuerkugel  im 
Sternbilde  des  Raben  {VInst.  No.  407). 

1841  Juni  9,  8  Uhr  Ab.  ward  an  vielen  Orten  Frank- 
reichs eine  grofse  azurblaue  Feuerkugel  gesehen  (u.  A.  zu 
Bordeaux,  Agen,  Pont  le  Voy,  Baguoles,  St.  Rambart, '.  An- 
gers, Toulouse).  Sie  bewegte  sich  von  Ost  nach  West 
und  ihre  Dauer  betrug  anderthalb  Minuten.  Petit,  Director 
der  Sternwarte  zu  Toulouse,  rechnet  sie  zu  denjenigen 
Boliden,  welche  als  Satelliten  die  Erde  umkreisen  und  hat 
sogar  nach  seiner  Methode  von  ihr,  wie  von  vielen  an« 
deren,  die  Bahn -Verhältnisse  berechnet.  Le  Verrier 
bat  diese  Methode  neuerdings  vor  das  Forum  seiner  scharf- 


91 

sinnigen  Kritik  gezogen  und  sie  nicht  stichhaltig  gefunden, 
trotz  der  Argumentationen  von  Petit  (s.  Campt.  Rend* 
t  XXXII.  No.  16).  Ich  erwähne  daher  die  Beobachtungen 
Petit's  hier  nur  historisch,  der  Vollständigkeit  wegen.  — 
Nach  Petit  ist  nun  das  Resultat  aus  den  Beobachtungen 
von  Angers,  Toulouse  und  St.  Rambart: 

Höhe  über  der  Erde     ....  142122met-,02 
Geschwindigkeit  in  1  Sekunde    .    37729     ,885  (?) 
Absolute  Geschwindigkeit     .     .     40902     ,32 
Die  Einwirkung  der  Sonne  allein  würde  das  Bolid  eine 
Ellipse  beschreiben  lassen:  da  aber  zur  Zeit  der  Beobach- 
tungen die  Erde   eine   1551  mal  stärkere   Anziehungskraft 
auf  das  Bolid  ausübte,   als   die  Sonne,  so  müfste  es  eine 
Hyperbel  beschreiben  (vermöge  der  anfänglichen  Geschwin- 
digkeit), in  deren  Brennpunkte  sich  die  Erde  befinde,  und 
deren  Ebene  sich  über   den  Aequator  um   52°   4'  6"  er- 
hebe.    Die  Entfernung  des  Bolides  im  Perigäum  betrage 
6508322  Met.  und  die  Excentricität  sey  =1834414  (C.  R. 
t.  XIV.  p.  157). 

1841  Juni  12,  i£  Uhr  Nachmittag:  Feuerkugel  und  Me- 
teorsteinfall bei  Chateau  -  Renard  in  Frankreich;  s.  Verz.  v. 
Meteorst. 

1841  Juni  14:  Feuerkugel  in  Frankreich  (Quet.  a.a.O. 
p.  59). 

??  1841  Juni,?  sah  Butti  zu  Mailand  6  Uhr  Nachmit- 
tags bei  einem  strömenden  Regen  einen  langsam  aufwärts 
ziehenden  Feuerball;  er  verschwand  nach  3  Minuten  bei 
der  Spitze  des  Glockenthurmes  Dei  Servi  mit  einem  dum- 
pfen Tone,  wie  der  Knall  eines  36Pfünders  aus  15  Milles 
Entfernung.  Mr.  Arago  theilt  dies  Phänomen  der  Pariser 
Academie  als  ein  Beispiel  eines  „foudre  globulaire"  mit 
(Compt.  Rend.  t  XXXV.  p.  193). 

1841  Juli  4,  9£  Uhr  Ab.  beobachtete  Colla  in  Blois 
eine  helle  Feuerkugel  QVInst.  No.  422). 

1841  Juli  20,  8  Uhr  40  Min.  Ab.  hat  Wartmann  in 
Pregny  bei  Genf  eine  weifse  Feuerkugel  beobachtet,  ohne 
Lichtschweif,  von  *&Bootis  bis  eVirginis;  die  Dauer  betrug 
4  bis  5  Sekunden.     Diese  Feuerkugel  zeigte  eine  sonder- 


92 

bare  Erscheinung,  nämlich  ein  successives  Verschwraden 
und  Wiederaufleuchten  bei  völlig  heiterem  Himmel;  sie 
▼erschwand  bei  c  Virginia,  ohne  sich  nach  der  Erde  hiuzu- 
senken  und  ohne  Geräusch.  Im  J.  1840  wollen  Wart- 
mann  und  sein  Sohn  ähnliche  Erscheinungen  wahrgenom- 
men haben  (VInst.  No.  406). 

(1841  Juli  22  u.  28:  Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

(1841  August  9  bis  11:   August-Phänomen.)* 

1841  Aug.  15,  9  Uhr  Ab.  erblickten  Babinet  und  meh- 
rere Andere  zu  Paris  eine  helle  Feuerkugel  im  Schwan: 
sie  bewegte  sich  langsam  von  Süd  nach  Nord  und  dauerte 
3  bis  4  Sekunden ;  sie  verschwand  plötzlich.  Dieselbe  Er- 
scheinung ist  auch  zu  Bheims  gesehen  worden  (VInst. 
No.  400  u.  402). 

1841  Aug.  20:  Feuerkugel  zu  Corfu  (Quet.  a.  a.O.p.59). 

1841  September  8:  Feuerkugel  zu  Paris  (ib.). 

1841  Septbr.  9  beobachtete  Mauvais  auf  der  Stern- 
warte zu  Paris  eine  sehr  helle  Feuerkugel  von  röthlichem 
Lichte  und  mit  einem  Schweife  „von  gelblicher  Farbe,  wel- 
cher 1  Min.  10  Sek.  lang  unbeweglich  stehen  blieb. .  Der 
Lauf  der  Feuerkugel  ging  von  A  Andromedae  bis  /9Cas- 
siopeae:  der  Schweif  indessen  blieb  bei  AAndrom.  stehen 
(VInst  No.  404). 

(1841   Septbr.  8  bis   10,    17   bis  20,   24:    Zahlreiche 

* 

Sternschnuppen. ) 

1841  Septbr.  20,  8  Uhr  41  Min.  Ab.  sah  Wartmann 

in  Genf  eine  prächtige  Feuerkugel  mit  einem  sehr  langen 

Schweife   und   wahrscheinlich   von   grofser   Höhe   (VInst. 

No.  406  u.  409). 

1841  Septbr.  29:  Feuerkugel  zu  Bayonne  (Quet.  a.  a.Q«)* 
1841  October  8:  Feuerkugel  zu  Dijon  (ib.). 
(1841  Octbr.  10,  17  bis  25:  October-Phänomen.) 
1841  November  5:  Feuerkugel  und  Meteorsteinfall  bei 

Bourbon  in  der  Vendee  (Schles.  Zeitg.  1841  Nov.  26). 
1841  Novbr.  6,  8  Uhr  51  Min.  Ab.  beobachtete  Colla 

in  Parma  eine  Feuerkugel,  zweimal  heller  als  Venus  und 

von  derselben  Farbe:  sie  erschien  im  grofsea  Bär,  bewegte 


93 

sich  parallel  dem  Horizonte  von  Ost  nach  West  etwa  über 
einen  Bogen  von  25°  und  erlosch  in  der  Luft  ohne  irgend 
ein  Geräusch  {Bull  de  VAc.  R.  de  Brux.  1841  IL  p.  370). 

1841  Novbr.  10  wurde  eine  grofse  Feuerkugel  in  ver- 
schiedenen Gegenden  Nord-Amerika's  beobachtet  (Sillim. 
Amer.  Journ.  Vol.  43.  p.  399). 

(1841  Novbr.  11  bis  14:  November-Phänomen.) 

1841  Novbr.  15,  6  Uhr  Ab.  wurde  in  Langensalza  eine 

grofse  Feuerkugel  gesehen,  welche  mit  einer  gewaltigen 

Explosion  anscheinend  dicht  über  der  Stadt  zerplatzte  (Bresl. 

Ztg.  1841  Novbr.  24). 

(1811  Novbr.  19.  20:  Zahlreiche  Sternschnuppen.) 
1841  December  5  zwischen  64  u.  7  Uhr  ward  zu  Gold- 
berg in  Schlesien  ein  Lichtglanz  von  weifser  Farbe,  wie 
bengalisches  Feuer,  gesehen,  welcher  den  ganzen  nördli- 
chen Himmel  einnahm;  in  der  Mitte  desselben  befand  sich 
eine  Feuerkugel  von  der  scheinbaren  Grofse  des  Vollmon- 
des. Bei  ihrem  Niederfallen  schien  sie  sich  in  eine  Menge 
kleiner  Theile  aufzulösen,  die  wie  Sterne  erster  Grofse 
glänzten.  Die  ganze  Erscheinung  dauerte  etwa  1  Minute 
(Schles.  Ztg.  1841  Dec.  13).  Diese  Feuerkugel  ward  zu 
derselben  Zeit  auch  auf  dem  Kapellenberge  bei  Hirschberg 
wahrgenommen;  auch  glaubte  man  ein  Knistern  gehört  zu 
haben  ( ib. ).  Ebenfalls  hat  ein  Reisender  sie  in  der  Nähe 
von  Winzig  gesehen  und  eine  Detonation  gehört  (ib.), 
wie  auch  zu  Oels  6j-  Uhr  Ab.  in'N.O.  und  bei  Bliese  (ib.), 
und  zu  Breslau  (Privatnot.).  Ein  Beobachter  in  der  Neu- 
stadt zu  Breslau  hat  diese  grofse  Feuerkugel  um  6£  Uhr 
beinahe  von  der  Grofse  des  Vollmondes,  von  bläulichem, 
mehr  intensivem  Lichte,  ebenfalls  in  nordöstlicher  Richtung, 
herabfallen  gesehen  (Privatnot.).  —  Ein  Beweis,  wie  sehr 
man  sich  über  die  anscheinende  Nähe  einer  Feuerkugel 
und  ihres  vermuthlichen  Niederfallens  täuschen  kann,  ist 
der  Umstand,  dafs  man  in  Oderberg,  Inowraclaw  und  Luk- 
kenwalde dasselbe  Meteor  ebenfalls  gesehen  bat  (Schles. 
u.  Bresl.  Ztg.  1841  Dec  20  u.  24). 

(1841  Decbr.  10«  11:  Zahlreiche  Sternschnuppen.) 


94 

1841  Decbr.  16,  6  Uhr  50  Min.  Ab.  ward  zu  Oeh  eine 
länglich  geformte  Feuerkugel  gesehen;  sie  zog  ohne  Ex- 
plosion durch  den  Schwanz  des  grofsen  Bären  gegen  den 
Horizont  zu  (Schles.  Provinzialbl.  1842  Januar). 

1841  Decbr.  21  wurde  zu  Glasgow  und  bei  Stirling 
eine  äufserst  glänzende  Feuerkugel  gesehen;  sie  war  weit 
gröfscr  als  der  Mond  und  hatte  einen  gekrümmten  Schweif 
lüep.  of  the  Br.  Ass.  f.  1850>  Thams.  Introd.  etc.  p.  305). 

1841  Decbr.  29.  30,  1  Uhr  45  Min.  Nachts  wurde  zu  St 
Maixent  und  Raffenne  (Dep.  denx  Sevres)  eine  sehr  helle 
und  grofsc  Feuerkugel  erblickt,  die  bei  der  Annäherung 
an  den  Boden  in  grofse  Stücke  zersprang;  ein  Geräusch 
ward  nicht  vernommen  (VInst.  No.  421). 

1842  Februar  9,  7  Uhr  45  Min.  Ab.  wurde  zu  Agen 
und  Toulouse  eine  langsam  von  Ost  nach  West  ziehende 
Feuerkugel  beobachtet ;  sie  verschwand  nach  10  Sekunden 
in  einer  Wolke  (C.  R.  t.  XIV.  p.  282). 

1842  Febr.  19  ward  eine  Feuerkugel  zu  Basilico  in  der 
Schweiz,  gröfser  als  der  Mond,  von  N.W.  nach  S.O.  zie- 
hen gesehen  (Gazetta  Piemontese  1842  März  4). 

1842  Febr.  20,  ll£Uhr  Ab.:  Feuerkugel  in  Württem- 
berg, von  W.  nach  O.  (VInst.  No.  445). 

1842  März  18 :  Feuerkugel  zu  Parma  ( Quet.  a.  a.  O. 
p.  59). 

1842  April  11  beobachtete  Capit.  Sbortrede  zu  Chärka 
in  Indien  (unter  24°  6'  n.  Br.  u.  81°  2'  ö.  L.),  4  Uhr  Mor- 
gens eine  grofse  Feuerkugel:  er  wurde  auf  sie  durch  ei- 
nen glänzenden  Lichtschein  aufmerksam  gemacht  und  er- 
blickte im  Sternbilde  des  Skorpion  eine  Feuerkugel  von 
dem  Ansehen  einer  Rakete.  Das  Meteor  war  ungefiMP 
10° — 20°  lang  und  ebenso  breit:  an  dem  oberen  Ende  war 
es  etwas  schwächer.  Es  blieb  in  derselben  Stellung  und 
in  derselben  Helligkeit  gegen  3  Minuten,  bis  es  allmälig 
schwächer  wurde;  es  begann  hierauf,  sich  zu  krümmen  und 
nach  Westen  hin  zu  bewegen.  Es  löste  sich  in  einen  fei- 
nen Rauch  auf  und  verschwand  ungefähr  3  oder  4°  von 
dem  Platze,  wo  es  zuerst  gesehen  worden  war:   ein  Ge- 


J 


95 

rausch  hat  der  Beobachter  nicht  vernommen.  Die  ganze 
Erscheinung  dauerte  5  Minuten  (Rep.  of  the  Br.  Ass,  f. 
1850). 

1842  Juni  3,  9  Uhr  5  Min.  Ab.  wurde  zu  Berriat,  Mende 
und  St.  Beauzires  (Dep.  Lozeres)  eine  Feuerkugel  mit 
wahrscheinlichem  Meteorsteinfall  beobachtet  (Pogg.  Ann. 
Bd.  56  p.  644).  —  Jules  de  Malbos  bemerkte  sie  eben- 
falls in  der  dasigen  Gegend  in  westlicher  Richtung;  sie 
war  von  rother  Farbe  und  heller  als  der  Mond;  nach  6  Mi- 
nuten hörte  er  ein  Getöse,  wie  von  fernem  Donner.  Nach 
einer  anderen  Beobachtung  löste  sie  sich  in  kleine  Licht- 
punkte auf,  welche  suecessiv  erloschen.  Ihr  Lauf  war  sehr 
rasch:  auch  hörte  dieser  Beobachter  zwei  Minuten  nach 
ihrem  Verschwinden  eine  Explosion.  Aufserdem  wurde 
das  Meteor  auch  noch  zu  Montpellier  und  Toulouse  ge- 
sehen (C.  R.  t.  XIV.  p.  918).  — 

Petit  hat  auch  dieses  Bolid  als  einen  Trabanten  der 
Erde  betrachtet  und  zwar  als  ein  solches,  welches  den  De- 
cember-  und  Juni -Sternschnuppen  entspricht  (so  auch  die 
Bolide  von  1839  Juni  6.  und  1841  Juni  9«  u.  12);  er 
nimmt  die  Bahn  dieses  Bolides  von  1842  Juni  3.  ebenfalls 
als  eine  Hyperbel  an,  in  welcher  die  Distanz  des  Perigae- 
ums  vom  Brennpunkte  (Erdradius  =1)  =0.781(111  und 
die  Excentricität  =62.644130  ist;  di£  Neigung  bestimmte 
er  zu  51°  35'  58"  und  fand  eine  rückläufige  geocentrische 
Bewegung.     Aufserdem  fand  er: 

Die  Höhe  des  Bolides  über  der  Erde  bei  seinem  Er- 
scheinen       301349""*- 

Die  Höhe  des  Bolides  über  cffir  Erde  bei  sei- 
nein Verschwinden 20714 

Scheinbare  Geschwindigkeit  in  1  Sekunde  .     71288 

Relative  Geschwindigkeit  in  Bezug  auf  die 

Erde 71085 

Absolute  Geschwindigkeit  im  Räume  .     .     .     74259 

(C.R.L  XVLp.  485). 

1842  Juni  12,  8  Uhr  Ab.  wurde  bei  Toulon  auf  einem 
Schiffe  „la  Vigie"  eine  Feuerkugel  beobachtet  und  als  ei- 


96 

ser  „Römischen  Kerze"  ähnlich  beschrieben:  es  zerplatzte 
mit  Detonation  in  zwei  kleinere  Meteore  (VInst.  No.  493): 

1842  Juli  11,  9  Uhr  10  Min.  Ab.  sah  man  zu  Paris  eine 
Feuerkugel,  welche  3  bis  4  Minuten  unbeweglich  Wieb, 
worauf  sie  allmälig  kreisförmig  und  in  dieser  Gestalt  noch 
2  Minuten  gesehen  wurde.  B  ab  inet  will  hieraus  auf 
eine  Nicht  -  Rotation  der  Feuerkugel  schliefen  (FInst. 
No.Ul). 

1842  Juli  31,  10  Uhr  12  Min.  Ab.  sah  Schmidt  zu 
Hamburg  eine  Feuerkugel  von  deutlichem  Durchmesser, 
sehr  hell  und  grün;  sie  schien  mit  blauem  Lichte  zu  zer- 
springen; der  rothgelbe  Schweif  leuchtete  3  Sekunden,  ein 
kleines  Fragment  davon  noch  10  Sek.  (Schmidt  Result- 
lOjäbr.  Beob.  aber  Sternschnuppen.   1852  p.  5). 

1842  August  5,  8*Uhr  20  Min.  sah  G.  v.  Boguslawski 
eine  grofse  Feuerkugel  etwa  4°  über  dem  Horizonte;  ihr 
Lauf  war  fast  horizontal  von  N.W.  nach  W.;  sie  hatte 
einen  rauchibnlichen  Schweif  und  explodirte  nach  10  Sek. 
Dauer  und  an  ihrer  Stelle  erschien  eine  schwarze  Rauch- 
wolke, welche  langsam  aufwärts  steigend  nach  und  nach 
verschwand.  — 

1842  Aug.  9,  9  Uhr  48  Min.  sehr  helle,  grüne  Feuer- 
kugel zu  Hamburg;  der  rothe  Schweif  leuchtete  7  Sekun- 
den (Schmidt  a.  a.'O.  p.  5). 

(1842  Aug.  9  bis  11:  August-Phänomen.) 

1842  Aug.  12  wurde  eine  sehr  helle  Feuerkugel  im 
Depart.  de  VIshre  beobachtet  von  5  bis  6  Sekunden  Dauer 
(Flnst.  No.  453). 

1842  September  30,  8*Uhr  29  Min.  Ab.  sah  Co  Ha  zu 
Parma  eine  sehr  helle  Feuerkugel,  einige  Grade  unterhalft' 
des  Polarsternes;  nach  einer  Sekunde  verlor  sie  ihren  Glanz, 
erhielt  ihn  aber  später  wieder  und  erlosch  ohne  Explosion 
(Plnst.  No.m). 

1842  October  4,  sah  J.  Glaisher  zu  Cambridge  eiue 
bemerkenswerthe  Feuerkugel  (Rep.  of.  Br.  Ass.  f.  1848). 

1842  October  18,  7  Uhr  48  Min.  Ab.  sah  Schmidt  in 
Hamburg  ein  sehr  helles  Meteor  (wie  Jupiter)  sehr  tief 

am 


97 

am  Horizonte;   es  blieb   zum  Theil   selfctt  hinter  Wolken 
sichtbar  (SchmWt  a.  a.  O.  p.  5). 

1842  Oktober  23  zwischen  8  Uhr  30  M*ü.  und  8  Uhr 
50  Min.  ist  an  verschiedenen  Orten  in  Schlesien  eine  grefse 
Feuerkugel  gesehen.  Es  sind  über  dieselbe  eine  grofse 
Anzahl  von  Zeitungs-  und  Privatnachriehten  vorhanden, 
aus  denen  sich  folgende  übereinstimmende  Angaben  ent- 
nehmen lassen:  Die  Feuerkugel  erschien  zuerst  mit  gro- 
sser Geschwindigkeit,  aber  mit  abnehmender  Helligkeit  von 
Süd  nach  Ost;  sie  durchlief  in  höchstens  3  Sekunden  bei« 
nahe  den  vierten  Theil  des  sichtbaren  Himmels.  Als  sie 
nach  Wetten  *  zu  die  Srde  zu  berühren  schien ,  löste  sie 
sich  in  einzelne  Funken  auf,  welche  alhnJüig  verschwanden. 
Die  meisten  Beobachter  haben  einige  Zeit  nach  dem  Ver- 
löschen der  Feuerkugel  ein  Geräusch  gehört,  wie  von  einem 
mit  Tonnen  beladenen  Wagen  auf  dem  Strafsenpflaater.  Die 
Erscheinung  wurde  beinahe  in  ganz  Niederscblesien  ge- 
sehen. ( Schles.  u.  Bresl.  Zeit.  v.  Oct.  27  bis  Nov.  2  und 
Privatnot. ) 

(1842 November  11  bis  14:  November-Phtenomeo.) 
1842  December  5  zeigte  sich  gegen  54-  Uhr  Ab.  ein 
heller  Lichtschein  im  S.  W.  von  Epinal  in  de»  Vogeaen: 
unmittelbar  darauf  hörte  mai}  ein  dumpfes,  entferntes  Ge- 
räusch ,  welche»  einige  Sekunden  anhielt  und  einer  succes- 
siven  Artilleriesalve  von  mehreren  Geschützen  ähnlich  war. 
Zugleich,  bemerkte  man  über  den  Höhen  von  St.  Antoine 
eine  ungeheure,  stark  glänzende  Feuerkugel,  welche  sich 
IH  3  Theile  spaltete:  einer  dieser  Theile  fiel  zwischen  den 
Häusern  von  Saut-Ie-Cerf  nieder  und  schien  auf  einer 
Wiese  hin  zu  rollen;  ein  anderer  theilte  sich  wieder  und 
fiel  wie  ein  Feuerregen  auf  die  Stadt  Epinal;  der  dritte 
und  gröfste  Theil  zog,  wie  ein  Feuerstreifen  an  dem  Ab- 
hänge von  Eufromont  und  erreichte  die  Erde  in  der  Mitte 
der  Höhe  dieses  Abhanges.  Gnery's  Nachforschungen 
nach  einer  niedergefallenen  Meteormasse  glückten  Anfangs 
nicht;  endlich  aber  fand  er  1851  Juli  7  eine  Eisenmasse, 

Poggend.  Ann.  Ergänzungsbd.  IV.  7 


98 

welche  wahrscheinlich  von  diesem  Meteorsteinfalle  herrührt 
(S.  Verz.  v.  Eisemn.  IV.   Compt.  Read.  t.  XXXV,  p.  289.) 

1843  Januar  2,  8  Uhr  10  Min.:  Feuerkugel  zu  Brügge 
(PlnsfN*  409). 

1843  Februar  1  zwischen  7  und  8  Uhr  Ab.  erschien  zu 
Riegersdorf  bei  Strehlen  im  S.  W.  eine  Feuerkugel  (ScMes. 
Provinztalbl.  1843  März). 

1843  Febr.  5 ,  8  Uhr  Ab.  erblickte  man  in  der  Graf- 
schaft Nottingham  eine  grofse  Feuerkugel  von  blutrether 
Farbe,  welche  sich  nach  N.  W.  hin  bewegte  (FInst.  No.  481, 
Rep.  of  the  Br.  Ass.  £  1850). 

1843  März  20  sah  Schmidt  in  Hamburg  eine  gelbe 
Feuerkugel  tief  am  Horizonte  (Schmidt  a.  a.  O.  p.  10). 

1843  April  14  zwischen  8  und  9  Uhr  Ab.  wurde  zu 
Clermont  (Dep.  POise)  eine  Feuerkugel  gesehen;  sie  be- 
wegte sich  sehr  rasch  von  West  uach  Ost  und  erlosch 
plötzlich  (PInst.  No.  489). 

1843  Mai  4,  2  Uhr  Morg.  sah  -man  eine  aufserordent- 
lich  helle  Feuerkugel  in  einem  grofsen  Theile  von  Frank- 
reich von  3  bis  4  Sekunden  Dauer  (ib.  Nq.  495). 

1843  Juni  21,  1  Uhr  Morg.  erblickte  Co  IIa  in  Parma 
eine  Feuerkugel,  welche  heller  als  der  VoBroond  war  und 
1  Minute  lang  sichtbar  blieb  (linst.  No.  499). 

?  1843  Juli  7  erschien  während  eines  Gewitters  bei 
Liege  plötzlich  eine  Feuergarbe  von  blendender  Wetfse; 
sie  zerstob  in  mehrere  Theile,  welche  einzeln  mit  einem 
eigentümlichen  Geräusche  dahinsebossen  (ib.).  Vielleicht 
nur  ein  Blitz? 

(1843  Juli  3,  7,  11  bis  13,  21,  25,  29t  Zahlreiche  Stern- 
schnuppen. 

1843  August  6/1  zwischen  1  und  2  Uhr  Nachts  er- 
schien zu  Rheine  in  Westphalen  am  südwestlichen  Himmel 
etwa  41°  hoch  über  dem  Horizonte  plötzlich  eine  hell- 
glänzende weifse,  kugelförmige  Scheibe  in  schlangenförmige 
Strahlen  sich  auflösend.  15  Sekunden  später  erfolgte  ein 
dumpfer  Donner;  es  wird  hierbei  ein  Meteorsteiofall  ver- 
muthet  (Pogg.  Ann.  Bd.  60). 


99 


r 


(1843  August  9  bis  13:  August-Phaenomen). 

1843  September  17  sah  Schmidt  in  Hamburg  eine  so 
langsam  dahinziehende  grofse  Sternschnuppe  (sie  durchlief 
76°  AB.  und  2°  Decl.  in  7  Sekunden),  dafs  die  Aenderun- 
gen  der  Bewegung  und  des  Lichtes  deutlieh  wahrgenom- 
men werden  konnten  (Schmidt  a.  a.  O.  p.  10). 

1843  Septbr.  22.  Sehr  helles*  Meteor  in  Hamburg  von 
9  Sekunden  Dauer;  der  -?0  breite  und  90°  lange  Schweif 
blieb  5  Sekunden  sichtbar.  Die  ganze  Erscheinung  glich 
einem  grofeen  Kometen  (ib.).  Diefs  scheint  abermals  zu 
erklären,  warum  in  früheren  Zeiten  so  häufig  grofse  Feuer- 
kugeln von  langer  Dauer  für  Kometen  gehalten  worden 
sind.  — 

1843  October  2,  2  Uhr  Morgens  sah  man  zu  Pont  de 
Bonvoisin  eine  grofse  Feuerkugel  mit  hellem  Schweife  und 
Detonation  (FImt.  Na.  512). 

1843  Octbr.  16.  von  6  bis  8  Uhr  Ab.,  zahlreiche  Stern- 
schnuppen in  England,  nebst  einer  grofeen  Feuerkugel  von 
Pegasus,  dureh  Cygxms,  Lyra,  Corona,  bis  nahe  zum  Arctur, 
mit  einem  glänzenden  Lichtschweife  von  einigen  Sekunden 
Dauer  (Rep.  of  the  Brit.  Ass.  f.  1848). 

1843  November  10  oder  12:  Lichterscheinung  auf  der 
Donau  (s.  Verz.  v.  Meteorst.). 

(1843  Novbr.  14.  bis  16:  November-Phaenomen). 

1843  Novbr.  18,  IL  Uhr  20  Min.  Abends  beobachtete 
Lowe  zu  Nottingham  bei  dem  Sirius  eine  sehr  grofse 
Feuerkugel;  sie  zog  durch  den  Orion,  Stier,  Widder,  An- 
dromeda  bis  ß  Pegasi;  sie  war  dreimal  so  hell  als  Jupiter 
(Äp.  of  the  Br.  Ass.  f.  1848). 

1843  December  11,  5  Uhr  Abends  ward  zu  Coromercy 
(Meuse)  bei  völlig  heiterem  Himmel  in  der  Gegend  des 
kleinen  Bär  eine  langsam  dahinziehende  Feuerkugel  mit 
einem  röthlichen  Schweife  wahrgenommen;  sie  erlosch,  be- 
vor sie  den  Horizont  erreicht  hatte ,  ohne  irgend  eine  De- 
tonation (Compt.  Rend.  t.  XVII,  p.  1339). 

1843  Decbr.  21.  10  Uhr  Abends  ward  zu  Zürich,  Bern 
Freiburg  und  im  Elsafs  eine  ausserordentlich  helle  Feuer- 

7* 


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100 

kugel  trotz  des  dichten  Nebels  gesehen;  die  ganze  Gegend 
war,  wie  mit  Tageshelle  während  2  bis  3  Sekunden  er- 
leuchtet. In  den  Vogesen  wurden  zwei  Detonationen  ge- 
hört, so  dafs  die  Thüren  und  Fensterscheiben  klirrten 
(FInst.  No.  529  und  Bresl.  Zeitg.  1844  Jan.  8). 

(1843  December28:    Zahlreiche  Sternschnuppen,) 

1844  Januar  20  u.  25:  Feuerkugeln  zu  Neapel  (FInst. 
tfo.  573). 

1844  Febr.  8  u.  18:  Feuerkugeln  zu  Parma  (ib.) 

1844  Februar  12  (Januar  20  a.  St.),  6±  Uhr  Ab.  sah 
man  bei  Usting  im  Gouv.  Wologda  einen  dichten  Haufen 
hellglänzender  Sterne  in  runder  Masse  mit  einem  Schweife, 
dessen  oberer  und  unterer  Rand  helleres  Licht  hatte,  sieh 
wellenförmig  bewegte  und  einen  langen,  grünlich  leuch- 
tenden Streifen  zurückliefs:  diese  Erscheinung  bewegte  sich 
horizontal  von  S.  O.  nach  N.  W.  fort  (Bresl.  Zeitg.  1844 
April  30). 

1844  Febr.  20  des  Mittags  ward  zu  Hannover  während 
eines  Schneegestöbers  ein  detonirendes  Feuermeteor  ge- 
sehen (Schmidt  a.  a.  O.  cit.  Hamb.  wöch.  Nachr.  1844 
Febr.  26). 

1844  April  3 :  Feuerkugel  zu  Siena  und  Neapel  (FInst 
No.  573). 

1844  April  11,  7  Uhr  46  Min.  Ab.  sah  man  in  Edin- 
burg  eine  grofse,  dunkelrothe  Feuerkugel  nach  einem  trü- 
ben, nebeligen  Tage,  ihr  Lauf  von  N.  nach  S.  war  nicht 
sehr  geschwind,  denn  die  Erscheinung  war  5  bis  6  Sekun- 
den sichtbar  (FInst.  No.  540). 

1844  Mai  11,  9  Uhr  48  Min:  Feuerkugel  zu  Hamburg, 
goldgelb  mit  rothem  Schweife  (Schmidt  a.  a.  O.  p.  15). 

1844  Juni  12:  Feuerkugel  zu  Mailand  (FInst.  No.  573). 

1844  Juli  10,  1U  Uhr  Ab.:  Goldfarbige,  sehr  helle 
Feuerkugel  zu  Hamburg  (Schmidt  a.  a.  O.  p.  15). 

1844  Juli  20  gegen  9  Uhr  Ab.  sahen  Qu  et  el  et  und 
Amici  zu  Brüssel  eine  grofse  Feuerkugel;   sie  betrug  15 
bis  20  Bogenminuten  im  Durchmesser  (FInst.  No.  573). 
Denselben  Abend,  bald  nach  11  Uhr  erblickte  man  zu 


•■• 


101 

Parma,' Nürnberg  und  Bamberg  eine  grofse  Feuerkugel, 
welche  mit  grofsem  Gekrach  explodirte;  4  Minuten  darauf 
ward  zu  Nürnberg  ein  verhallender  Donner  gehört,  ebenso 
zu  Bamberg.  In  Würzburg  war  er  so  stark,  dafs  man 
wähnte,  das  Pulvermagazin  sey  aufgepflogen  (ib.). 

1844  Juli  24:  Feuerkugel  in  Brüssel  (Ac.  de  Brux. 
1844  Aug.  3). 

1844  Juli  27:  Rötbliche  Feuerkugel  zu  Brügge  (FInst. 
No.  573). 

1844  Juli  31:  Feuerkugel  zu  Parma  (ib.) 

1844  August  5,  10 Uhr  36  Min.:  Prachtvoll  grüne  Feuer- 
kugel im  Glänze  der  Venus  zu  Hamburg;  sie  schien  zu 
zerspringen  und  einen  Schweif  nach  sich  zu  lassen  (Schmidt 
a.  a.  O.  p.  16). 

(1814  Aug. 8^  bis  11:  August-Phaenomen.) 

1844  Aug.  8:  Feuerkugel  an  der  Küste  der  Bretagne 
(Vlnst.  No.  573). 

1844  Aug.  16:  Feuerkugel  zu  Darmstadt  und  Frank- 
furt a.  M.  ( ib. ) 

1844  September  5  ist  in  ganz  Schlesien  zwischen  7 
und  8  Uhr  Ab.  (genauer  7£  Uhr)  eine  grofse  Feuerkugel  ge- 
sehen worden,  über  welche  mir  35  Berichte  aus  den  ver- 
schiedensten Orten  Ober-  und  Niederschlesiens  vorliegen, 
die  anderweitig  noch  nicht  publicirt  sind.  Es  mögen  da- 
her, hier  einige  der  zuverlässigsten  von  ihnen,  und  zwar 
aus  den  Gränzorten  und  den  in  der  Mitte  liegenden,  mit- 
getheilt  werden.  —  So  schreibt  Hr.  v.  Hochberg  aus 
Mokrau  bei  Nicolai  in  Oberschlesien  u.  A.  Folgendes  d.  d. 
1844  Sept.  10: 

»Den  5t"en  d,  M.  Abends  7£  Uhr  habe  ich,  als  ich  von 
Nicolai  naeh  meinem  Gute  Mokrau  fuhr,  südlich  eine  von 
Ost  nach  West  ziemlich  langsam  fortziehende  Feuerkugel 
in  gleicher  Höhe,  horizontal  etwas  herabsteigend,  wahrge- 
nommen, welche  etwa  8  Sekunden  sichtbar  blieb,  in  einem 
weifslich  hellen  Lichte  erschien,  an  Röthe  zunahm,  und 
dann  in  zwei  bis  drei  Lichtpuukte  zerplatzte.  Die  Feuer* 
kugel,  so  wie  die  herabsinkenden  einzelnen  Theile  bilde- 


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102 

ten  Nebelstreifeu  hinter  sich,  wie  es.  bei  gewöhnlichen  Ra- 
keten der  Fall  ist.  Die  Gröfse  des  Meteore*  erschien  etwa 
doppelt  so  grofs,  wie  der  Planet  Venus  im  Tollsten  Lichte 
sich  dem  unbewaffneten  Auge  zeigt.  Die  einzelnen  Theile 
nach  der  Explosion  erschienen  als  kleine  Sterne  und  ver- 
löschten schnell. « 

Aus  Breslau  führe  ich  folgenden  Bericht  von  Hrn.  Dr. 
phil.  Zuckermann  an: 

» Am  5ten  d.  M.  sah  ich  um  7  Uhr  28  Min.  eine  Licht- 
erscheinung am  Himmel:  ein  feuriger  Körper  bewegte  sich 
in  einer  Curve  mit  der  convexen  Seite  nach  oben  am  Him- 
mel von  Süden  nach  Norden.  Die  Intensität  «eines  Lich- 
tes war  dem  eines  sehr  hellen  Lampenlichtes  gleich;  seine 
Form  war  ein  Kegel,  dessen  Spitze  in  einem  etwa  3  Mond- 
breiten langen  Schweif  auslief.  Die  Dauer  war  l|  Minute; 
die  Länge  der  Bahn  curve  betrug  etwa  50*.  Das  Meteor 
erlosch,  sich  in  mehrere  Partien  zertheilend:  Wenn  man 
vom  Arctur,  der  um  diese  Zeit  schon  sichtbar  war,  ein 
Perpendikel  von  etwa  18°  Länge,  nach  der  Südseite  fällt, 
so  co'indicirt  der  Endpunkt  desselben  mit  dem  Endpunkte 
der  beschriebenen  Curve. « 

Der  Kgl.  Steuerinspector  Scholz  aus  Bernstadt  schreibt 
aus  Hinchberg  d.  d.  1844  September  8: 

»Am  5ten  September  c.  a.  als  Donnerstag  Nachmittag 
nach  74  Uhr  ging  ich  in  Begleitung  mehrerer  Personen  yon 
Berbisdorf  kommend  in  Hirschberg  über  die  Boberbrticke. 
In  dem  Augenblicke,  als  wir  am  Ende  der  Brücke  nach 
der  Seite  der  Stadt  zu  kamen,  lenkte  eine  schnelle  Erhel- 
lung am  Horizonte  unser  Aller  Augen  auf  einen  Gegen- 
stand, den  wir  alsbald  für  ein  Meteor  erkannten,  und  wurde 
demnach  insbesondere  meine  Aufmerksamkeit  ganz  gefes- 
selt. —  In  der  Richtung  von  der  evangelischen  Kirche  her, 
zog  aus  dem  Morgen  kommend,  dicht  vor  unseren  Augen 
und  in  nicht  allzugrofser  Schnelle,  auch  in  einer  keines- 
weges  sehr  bedeutenden  Höhe  eine  Feuerkugel  in  ziemlich 
horizontaler  Richtung,  vorüber.  Die  Kugel  selbst  war  von 
der  Gröfse  eines  Bouteillenglases  (?)  und  folgte  derselben 


•«• ,» 


•  « 


•  %*    » » 


103 

ein  grünlich -gelber  Schweif,  dessen  Brette  ich  auf  4 — 6' 
veranschlagte.  —  Die  Kugel  selbst  ki  grünlich  -  gelbem 
Scheine  nahm  ihre  Richtung  nach  W.  N«  W.  und ,  als  sm, 
von  meinem  Standpunkte  aus  gesehen,  in  der  Gegend  von 
dem  bei  Kunersdorf  gelegenen  Ottilienberge,  zersprang, 
entwickelten  sich  aus  ihrem  Kern,  3  bis  4  kleine  Kugeln, 
welche  aber  bald  verschwanden.  —  Üetonirt  hat  dieses 
Springen  nicht,  was  gewifs  hörbar  gewesen,  da  Aller  Auf- 
merksamkeit sich  dem  Phänomene  zulenkte,  die  -Luft  sehr 
ruhig  und  die  Temperatur  äufserst  mild  war.  Der  Schweif 
stand  noch  vor  meinen  Augen ,  als  das  Springen  erfolgt 
war.  « 

Ein  anderer  Berichterstatter,  Hr.  Cand.  Girwert  ans 
Eichberg  bei  Hirschberg,  der  hn  Ganzen  sehr  übereinstim- 
mend mit  dem  vorigen  den  Hergang  erzählt,  hat  ebenfalls 
keinen  Knall  wahrnehmen  können,  glaubte  aber  den  Platz, 
über  welchen  die  Feuerkugel  explodirte  und  wo  sich  noch 
Stücke  von  ihr  befinden  mufsten,  auf  einer  Wiese  zwi- 
schen dem  Bober  und  dem  Grünbusch  bei  Lomnite  entdeckt 
zu  haben:  wirklich  fand  er  auch  zwei  eisenhaltige  Steine, 
die  Spuren  des  Feuers  an  sich  trugen  und  von  grauer 
Farbe  waren.  Ich  habe  leider  keinen  dieser  Steine  zu  Ge- 
sicht bekommen  und  weifs  auch  nicht,  wo  sie  sich  gegen- 
wärtig befinden.  Es  ist  daher  sehr  ungewifs,  ob  diese 
fraglichen  Steine,  wirkliche  aus  jener  Feuerkugel  herab- 
gefallene Meteormassen  seyen.  Ueberhaupt  zeigt  die  Erschei- 
nung dieser  Feuerkugel  von  1844  Sept.  5  viele  Aehnlichkeit 
mit  der  von  1852  Sept.  28  94  Uhr  M.,  die  ebenfalls  in  ganz 
Schlesien  gesehen  worden  ist  und  von  der  man  auch  kein 
Residuum  irgend  einer  Art  hat  auffinden  können,  obschon 
sie  offenbar  die  Erde  erreicht  haben  mufs  (s.  Po  gg.  'Ann.  Er« 
gänzgsbd.  III.  S.630  u.  Jahresb.  d.  Scbles.  Ges.  f.  1852  Oct.27). 
—  Die  Feuerkugel  von  1844  Sept.  5  ist  auch  in  Seitenberg 
in  der  Grafschaft  Glatz,  in  Ostrowo  im  Posenscheu,  und  in 
der  Ober -Lausitz  gesehen  worden;  sie  mufs  also  bei  ihrem 
Erscheinen  noch  eine  bedeutende  Höhe  über  der  Erde  ein- 
genommen haben;  die  Wahrscheinlichkeit  ist  aber  vornan- 


104 

den,  dafis  sie  in  der  Gegend  von  Hirschbeig  niedergefallen 
sey.  Der  Mangel  a*  genaueren  Angaben  des  Ortes  am  Him- 
mel ihres  Erscheinens  und  Verechwindens  Uftfst  keine  si- 
chere Rechnung  und  Bestimmung  zu.  — 

1844  Septbr.  10.  nach  9  Uhr  Abends  sahen  die  beiden 
Brüder  Ni ekles  zu  Benfeid  am  Rhein  (Ba$-Rhin)  am 
nördlichen  Himmel,  nachdem  mehrere  Sternschnuppen  ge- 
fallen waren,  plötzlich  einen  hellglänzenden  Punkt,  welcher 
einen  Augenblick  in  der  Luft  zu  schweben  schien,  hernach 
aber  plötzlich  in  vertiealer  Linie  auf  die  Erik»  schoCs,  an 
Glanz  und  Volum  zunehmend;  sein  Durchmesser  betrag  4 
bis  5  Centimeter;  die  ganze  Erscheinung  dauerte  2  Sek. 
hinter  den  Bäumen  und  Bergen  verschwindend;  die  Farbe 
war  blau  (Campt.  Rend.  t.  XIX,  p.  1035).  Dasselbe  Meteor 
ist  auch  nach  der  Democratie  paeifique  von  1844  Septbr.  15 
in  Hasselt  und  Brügge  gesehen  worden.  — 

1844  Septbr.  20.  Feuerkugel  in  Belgien  (Vlmt.  JVo.568). 

1844  Septbr.  24.  Feuerkugel  in  der  Provinz  Basilicata 
in  Neapel  (l'Inst.  No.  573). 

1844  Septbr.  30.     Feuerkugel  in  der  Loirtbardei  (ib.). 

1844  Septbr.  30.  6  Uhr  36  Min.  Abends.  Meteor  bei 
Hamburg  (Schmidt  a.  a.  O.  S.  16). 

1844  October  8.  7|  Uhr  Ab.  Feuerkugel  zu  Vals  von 
S.  S.  W.  nach  N.  N.  O. ;  sie  bewegte  sich  langsam  und  in 
horizontaler  Richtung  von  S.  S.  W.  nach  N.  N.  O.  mit  einem 
kleinem  Lichtschweif  (C.  R.  t.  XIX,  p.  1036). 

1944  Octbr.  10.  10  Uhr  6  Min.  sah  Schmidt  in  Bonn 
ein  helles  Meteor:  es  begann  schwach,  nahm  in  wetfsem 
Lichte  stark  zu  und  wieder  ab,  um  in  grünem  Glänze  noch 
heller  aufzustrahlen;  es  erlosch  plötzlich,  wie  durch  Explo- 
sion in* der  Helligkeit  des  Jupiter  (Schmidt  a.  a.  O. 
S.  16). 

(1844  Octbr.  18.   October-Phaenomen.) 

1844  Octbr.  27.  9  Uhr  40  Min.  Abends.  Feuerkugel  zu 
Pars6  8ur  Sarthe  in  Frankreich  von  Ost  nach  West,  so 
grofs,  als  der  Mond.  Nach  2  bis  3  Sek.  Dauer  folgte  eine 
Explosion  und  Detonation.     Petit  hat  auch  von  diesem 


105 

BoKd  eine  hyperbolische  Bahn  berechnet  und  zu  finden 
geglaubt,  dafe  es  jenseits  der  Atmosphäre  unserer  Erde  er- 
glänzt sey  und  mit  einer  gleichen  Geschwindigkeit,  als  die 
Erde  durch  unser  Sonnensystem  dahineile.  Er  gelangt 
durch  seine  Betrachtungen  über  die  Asteroiden  der  ver- 
schiedenen Zonen,  welche  sich  durch  Anzahl,  Gröfse  und 
Helle  von  einander  unterscheiden,  zu  der  Yermuthung: 
„que  le  bolide  du  27.  Od  obre  (1844)  semblerait  indiquer 
Pexistence  de  Corps,  auxquels  on  pourrait  danner  le  nom 
de  eorps  imtro-stellaires,  c.  a.  d.  de  corps  d'un  vo- 
lume  extraordinaire  qui  parcourraient  Pespace  en  allant 
d'une  ötöile  ä  Pautre  et  qui  en  rencontrant  notre  Systeme 
sokrire  ne  fwruient  que  le  traverser  pour  revenir  ä  la  re~ 
gion  des  fteiles,  de  laqueUe  ils  ttaient  partis"  (Campt. 
Rend.  t.  XIX  p.  1038  >  PInst.  Na.  568).  (?) 

1844  November  2.  2  Uhr  49  Min.  Morgens.  Glänzendes 
Meteor  in  Bombay,  15°  über  dem  südlichen  Horizont,  von 
4  Sek.  Daner  (Rep.  of  the  Brit.  Ass.  f.  1849). 

1844  Novbr.  4.  3  Uhr  45  Min.  Morgens.  Glänzendes 
Meteor  in  Bombay  (ib.). 

(1844  Novbr.  7  "bis  16.    November-Phaenomen.) 

1844  Novbr.  17-  9  Uhr  4  Min.  Glänzendes  Meteor  in 
Bombay  westlich  von  Cassiopea  von  2  Sek.  Dauer  (Rep. 
of  the  Br.  Assoc.  f.  1849). 

1844  Novbr.  18.  19.  20.  21.  Glänzende  Meteore  in 
Bombay  (ib.). 

1844  Novbr.  19/20.  2  Uhr  Morg.  erschien  eine  grofse 
glänzende  Feuerkugel  in  einem  grofsen  Theile  der  Dep. 
Tarn,  Aveyron  und  Lozere  und  in  der  Umgegend  von 
Layssac  bei  vollkommen  heiterem  Himmel,  milder  Tempe- 
ratur und  hellem  Mondschein;  sie  erschien  plötzlich  und 
mit  so  lebhaftem  Glänze,  dafs  der  des  Mondes  dagegen 
erlosch.  Die  Erscheinung  ward  von  mehreren  Bergleuten 
wahrgenommen,  die  von  der  plötzlichen  Helle  so  erschreckt 
waren  (wie  der  Berichterstatter  Boisse  sagt),  „que  la 
plupart  n'avaient  pas  osS  leoer  les  yeux  pour  reconnaitre 
I»  cause  de  cette  itrange  clarte."    Einer  von  ihnen  wollte 


10« 

•  1 

sogar  die  Blätter  der  Bäume  haben«  taitftern  hören;  nach- 
dem er  etwa  100  Schritte  weiter  gegangen  war,  hftrte  er 
eine  heftige  Explosion.  Diese  blendende  Helle  dauerte  40 
bis  50  Sek.  Nach  einer  Beschreibung  im  Journal  de  VAvey- 
ron  (Novbr.  27.)  hatte  das  Meteor  eine  längliche  Form 
und  bewegte  sich  von  Ost  nadi  West,  überall  hin  in  Fun- 
ken zerstiebend  und  einen  langen  Schweif  hinter  sich  las- 
send. Nach  Verlauf  einer  Minute  erfolgte  ein  heftiges,  an- 
haltendes Getöse  ( Compt.  Rend.  t.  XX,  p.  887 ). 

Gegen  3  Uhr  Morgens  erschien  ein*  zweite  Feuerkugel, 
so  grofs,  als  der  Mond,  rund  und  silberweifs;  nach  we- 
nigen Sekunden  verlosch  sie  ohne  Explosion  (46.). 

1814  December  8.  5  Uhr  20  Min.  Ab.  ward  in  Paris  und 
an  mehreren  anderen  Orten  eine  Feuerkugel  unterhalb  der 
Wolken,  die  den  Himmel  bedeckten,  von  N.  W.  —  S.  O»  ge- 
sehen; der  Schweif  reichte  vom  Zenith  bis  an  den  Hori- 
zont {fingt.  No.  572). 

1844  Decbr.  11/12.  12  Uhr  50  Min.  Nachts.  Sehr  helle 
Feuerkugel  in  Liraoux  von  N.  nach  S.  (C.  R.  L  XX,  p.  320). 

1845  Januar  16.  10  Uhr  Morg.  bei  hellem  Sormentckein 
ward  bei  Cette  im  Canton  Layssac  eine  groCse  von  N. 
nach  S.  ziehende  Feuerkugel  gesehen:  in  der  Nähe  des 
Horizontes  nahm  sie  eine  birnförmige  Gestali  an  und  tkeilte 
sich  in  kleine  Funken  (C  R.  t.  XX,  p.  890). 

1845  Jan.  20.  zwischen  5£  und  6  Uhr  Morg.  Grofse 
Feuerkugel  und  muthmafslicher  Meteorsteinfall  bei  Grün- 
berg in  Schlesien.  Hr.  Apotheker  Weimann  daselbst 
(ein  eifriger  Naturforscher,  welchem  wir  auch  die  inter- 
essanten Notizen  über  den  Grünberger  Meteorstein  von 
1841  März  22.  verdanken)  schreibt  hierüber  d.  d.  Jan«  22: 

»Am  letzten  Montage  (Jan.  20.)  früh  «wischen  5^  und 
6  Uhr  ist  von  mehreren  Landbewohnern,  welche  zum  hiesi- 
gen Wochenmarkt  unterwegs  waren,  eine  Feuererschekiung 
am  Himmel,  die  nach  Einigen  mit  einem  Knalle  begleitet 
war,  beobachtet  worden,  die  auf  einen  Meteorsteinfall  schlie- 
fsen  läfet.  Die  augenblickliche,  sehr  helle  Erleuchtung  ist 
von  einem  Bewohner  des  Dorfes  Sawade  (zwischen  Grütt- 


107 

berg  und  Zöllicbau)  «elbst  in  seiner  Stube  beobachtet  wor- 
den.   Der  feurige  Schweif  sog  von  Nordwest  nach  Osten. « 

1845  Jan.  27,  5  Uhr  30  Min.  Ab.  Feuerkugel  zu  Ham- 
burg (Schmidt  a.  a,  O.  S.  24). 

1845  Jan.  31.  12  Uhr  14  Min.  Nachts  beobachtete 
Lowe  zu  Nottingham  eine  grofse  Feuerkugel  mit  einem 
Schweife  und  von  röthljcher  Farbe  zwischen  Regulus  und 
Procyon.  In  derselben  Nacht  sah  er  noch  mehrere  andere 
grofse  Sternschnuppen  (Rep.  of  the  Brit.  Ass.  f.  1848). 

(1845  Februar  5.   Zahlreiche  Sternschnuppen)« 

1845  Febr.  17.  7  Uhr  Ab.  Feuerkugel  zu  Paris,  von 
Boutigny  beobachtet  (Campt  Rend.  t.  XX,  p.  522). 

1845  März  10.  8  Uhr  54  Min.  Feuerkugel  zu  Hamburg 
(Schmidt  a.  a.  O.  S.  24). 

1845  März  29.  11  Uhr  50  Min.  Ab.  beobachtete  God- 
d art  in  London  ein  sonderbares  Feuermeteor  und  berichtet 
darüber  in  einem  englischen  Journal:  »Der  Himmel  war 
vollkommen  klar  und  die  Sterne  funkelten.  Als  ich  die 
Sterne  in  der  Nähe  des  Arctur  bewunderte,  wurde  meine 
Aufmerksamkeit  plötzlich  durch  ein  schwaches  Licht  in  dem 
Stembilde  der  Jagdhunde  abgelenkt,  ähnlich  einem  Nebel- 
flecke von  der  Gröfise  eines  Sternes  4.  KL,  aber  von  deut- 
lich gelber  Farbe;  ich  richtete  sofort  mein  Fernrohr  darauf, 
welches  zwar  kleine,  aber  sehr  deutliche  und  lichtstarke 
Bilder  giebt.  Das  Meteor  erschien  als  ein  Nebel  aus  4 
Sternen  bestehend,  in  der  Mitte  von  oranger  Farbe.  Von 
a  Can.  venat.  aus  bewegte  sich  das  Meteor,  langsam  nach 
dem  Haar  der  Berenice  und  erlangte  immer  mehr  Glanz; 
es  dauerte  2  Minuten,  ehe  es  vorlosch  (VInst.  No.  590). 

1845  April  24.  9  Uhr  35  Min.  Ab.  wurde  in  Green- 
wich -Park,  die  Nacht,  welche  sehr  dunkel  war,  plötzlich 
in  Tag  verwandelt,  und  die  nahen  und  entfernten  Gegen- 
stände wurden  heH,  wie  vom  Tageslicht  beleuchtet;  es  er- 
schien eine  prächtige  Feuerkugel  von  blauer  Farbe  vom 
Ztinith  bis  30°  nach  S.O.  von  ihm.  Sir  John  Herschel 
hat  sie  beobachtet:  ihre  scheinbare  Grofse  war  beinahe  die 
der  Mondscheibe' und  von  vollkommen  ruuder  Gestalt;  aber 


108 

ibr  Glanz  fibertraf  den  des  Mondes  wenigstens  3  Mfcl.  Sie 
liefs  keinen  Schweif  hinter  sich;  nachdem  sie  sich  30°  in 
der  Richtung  von  S.  nach  O.  in  kaum  3  Sek.  fortbewegt 
hatte,  explodirte  sie  in  der  Nähe  von  cp  Leanis  major,  und 
löste  sich  in  kleine  Lichtpunkte  auf,  welche  allmälig  er- 
loschen. Ihr  Lauf  ging  durch  die  Sterne  21,  30,  40  und 
41  Leon,  min.,  9§,  96,  #,  99,  n  und  75  Leon.  tnaj.  H er- 
sehe! berechnete  ihre  Höhe  zu  90  miles.  (Lowe's  Atmo- 
tpheric  Phen.  in  Rep.  of  the  Brit.  Ass.  f.  1848). 

1845  Mai  1.  8  Uhr  29  Min.  Ab.  beobachtete  AI.  Per- 
rey  zu  Di jon  eine  Feuerkugel  zwischen  Regulas  und  der 
Krippe  langsam  nach  W.S.W,  ziehend;  sie  verschwand 
hinter  einem  Hause.  Sie  war  von  blauer  Farbe  und  von 
einem  weifsen  Lichtschein  umgeben.  Aus  diesem  Licht- 
sebweife  sollen .  schwache  Sternschnuppen  sich  entwickelt 
und  in  entgegengesetzter  Richtung  sich  fortbewegt  haben. 
Die  ganze  Erscheinung  währte  3  bis  4  Sekunden  (C.  R. 
f.  XX,  p.  1452). 

(1845  Mai  11.    Zahlreiche  Sternschnuppen). 

1845  Juni  13.  10 j*  Uhr  Ab.  sah  man  zu  Villeneuve  St. 
Georges  (Seine  et  Oise)  eine  Feuerkugel  von  N.N.O. 
nach  S.S.W,  ziehen  mit  langsamer  Bewegung  und  von 
röthlicher  Farbe  (ib.  p.  1799). 

?  1845  Juni  18.  9  Uhr  30  Min.  Ab.  empfand  die  Mann- 
schaft der  Brigg  Victoria  unter  36°  40'  N.  Br.  und  13° 
44'  Oestl.  L.  (also  bei  Malta)  eine  unerträgliche  Hitze 
nebst  einem  Geruch  nach  Schwefel.  In  diesem  Augenblicke 
stiegen  3  leuchtende  Körper  aus  dem  Meere  auf  und  blie- 
ben 10  Min.  fang  sichtbar  (Times  Aug.  18.  1845).  Viel- 
leicht  elektrische  Phänomene,  oder  »Luftentladung«,  wie 
sie  Faraday  nennt  — 

An  demselben  Tage  wurde  zu  Ainab  auf  dem  Berge 
Libanon  eine  halbe  Stunde  nach  Sonnenuntergang  eine 
Feuerkugel  gesehen,  welche  aus  zwei  leuchtenden  Körpern 
bestand,  von  denen  jeder  scheinbar  5 mal  gröfser,  als  4er 
Mond  war,  beide  waren  durch  Streifen  mit  einander  ver- 
bunden: sie  blieben  eine  Stunde  lang  sichtbar,  nahmen  einen 


109 

östlichen  Lauf   und  verschwanden    allmälig   (Rep.   of  the 
Brit.  Ass.  f.  1848). 

1845  Juni  28.  Feuerkugel  zu  Gooikmd  (Baumhauer 
Tabelle). 

1845  Juli  16.  Feuerkugel  in  ganz  Belgien  gesehen 
( Bull,  de  VAcr  de  R.  de  Brux.  1845  p.  352  ). 

1845  JuM  29.  8  Uhr  16  Min.  Ab.  beobachtete  Powell 
in  N.  W.  eine  kleine,  aber  helle  und  sehr  niedrige,  dahin- 
ziehende Feuerkugel  (Rep.  of  Br.  Ass.  f.  1848). 

(1845  August  9/10.    August- Phänomen). 

1845  August  9.  11  Uhr  55  Min.  und  12  Uhr  5  Min. 
2  sehr  helle,  grüne  Meteore  zu  Bilk  (Schmidt  a.  a.  O. 
S.  24). 

1845  August  10.  hat  Prof.  Powell  bei  bedecktem 
Himmel  ein  Meteor  durch  die  Wolken  hindurchschimmern 
gesehen  (Rep.  of  the  Br.  As*,  f.  1848). 

1845  Aug.  31.  Feuerkugel  zu  Grenelle  (Compt.  Rend. 
t.  XXI,  p.  535). 

1845  September  1.  wurde  zu  Fayetteville  in  Nord- Ame- 
rika eine  grofse  Feuerkugel  gesehen  (Sill.  Journ.). 

1845  Septbr.  6.  9  Uhr  42  Min.  Ab.  sah  Schmidt  bei 
einer  Fahrt  auf  dem  Rheine  eine  helle,  den  Jupiter  au 
Glanz  tibertreffende  Feuerkugel,  aber  ohne  Schweif;  ihre 
Farbe  war  grün  (Schmidt  a.  a.  O.  S,  24). 

1845  Septbr.  7.  2  Uhr  10  Min.  Nachmittags  erschien 
während  eines  Erdbebens  zu  Cakutta  eine  Feuerkugel  von 
bemerkenswertem  Glänze;  sie  bewegte  sich  rasch  uud  in 
gerader  Richtung  von  N.  nach  S.:  ihr  Schweif  hatte  eine 
beträchtliche  Länge.  Die  Erscheinung  dauerte  3  Sek.  und 
war  von  einem  Geräusche  begleitet,  wie  von  einer  dahin« 
pfeifenden  Flintenkugel  (VInst.  No.  615). 

(1845  October  9.  10.  24.  28.  bis  31.  October-Phä- 
nomen). 

1845  Octbr.  24.  12  Uhr  Nachts.  Roihes  Meteor  zu 
Bonn  mit  einem  7  Meter  langen  Schweife,  welcher  wunder- 
bare Krümmungen  und  Bewegungen  zeigte  (Schmidt 
a.  a.  O.  S.  24). 


110 

1645  Octbr.  31.  Feuerkugel  zu  Mailand  ohne  Deto- 
nation ( VInst.  No.  625 ). 

1845  November  2.  8  Uhr  37  Min.  Ab.  desgl.  (ib.). 

1845  Novbr.  4.  6.  14.  Feuerkugeln  zu  Bombay  (Rep. 
of  tke  Brit.  Assoc.  f.  1848). 

1845  Novbr.  12.  12  Uhr  24  Min.  Nachts.  Meteor  (zu 
Eutin?)  heller,  als  Jupiter,  sehr  schön  goldfarbig  (Schmidt 
a.  a.  O.  S.  24). 

1845  Novbr.  20.  Feuerkugel  zu  Cramaux  (Baumh. 
Tabelle). 

1845  Deceinber  3.  Grofse  Feuerkugel  von  kugelförmiger 
Gestalt;  sie  zersprang  über  der  Stadt  Mentz  in  einer  Höhe 
von  nur  150'  ober  der  Erde  und  hinterliefs  einen  sehr 
dicken  schwarzen  Rauch  (Rep.  of  the  Brit.  Ass.  f.  1848). 

(1845  Decbr.   12.  25.  Zahlreiche  Sternschnuppen). 

1846  Januar  16.  61  Uhr  Ab.  sahen  mehrere  Bewohner 
in  Pierre  (bei  Chälons  sur  Saöne)  eine  grofse  Feuerkugel 
und  bald  darauf  an  dem  Orte  ihres  Verschwindens  eine 
Feuersbrunst  (C.  R.  t.  XXII,  p.  427).  In  der  That  scheint 
dieser  Fall  einer  der  wenigen  zu  seyn,  wo  eine  Feuer- 
kugel ein  GebSude  angezündet  hat  —  Der  Besitzer  des 
niedergebrannten  Gebäudes  (eines  Holzschuppens)  berichtet 
hierüber  an  Arago  folgendermafsen ;  „II  y  amit  au  plus 
une  demi  heure  ou  trois  quart  d'heure,  que  mes  domestiqws, 
mes  otwriers  et  moi,  etions  rentres  apres  la  journie  et  le 
pansement  du  bötail;  nous  ßnissions  de  souper  et  Hions, 
tnoi  et  un  de  mes  hommes,  auprbs  du  feu  de  la  cuismne,  et 
les  autres  gens  dans  la  chambre,  ä  cöte  autour  4»  poile; 
une  fille  qui  allait  et  eenait  d'une  chambre  ä  Vaütre  pour 
serrer  la  misselle  et  les  ddbris  du  souper,  apergut  par  la 
fenötre  donnant  de  la  cuisine  sur  la  cour,  une  forte  lueur, 
eUe  m'apella  effraySe:  je  courus  et  aussitot  que  f  ms  aweert 
la  porte  de  la  cour,  fapergus  mon  bdtiment  d'hebergeage  tovt 
en  feu.  JPappelai  mon  monde;  nous  courümes,  mais  ilnous 
ßut  impossible  d'entrer  et  de  rien  sauver."  Das  Gebäude 
war  von  Stroh ;  das  Wohnhaus  blieb  unversehrt.  Es  konnte 
nicht  der  geringste  Verdacht  obwalten ,  dafs  sich  der  Be- 


111 

sitzer  selbst  das  Haus  angezündet  habe;  es  ward  keine  De- 
tonation and  kein  Geruch  wahrgenommen.  Mehrere  Per- 
sonen in  der  Umgegend  haben  aber  die  Feuerkugel  und 
die  ihr  folgende  Feuersbrunst  gesehen.  — 

1846  FebFuar  10.  9  Uhr  Ab.  beobachtete  Mr.  de  tto- 
quette  zu  Canaman  eine  helle  Feuerkugel  (CR.  t.XXII, 
p.  339). 

1846  Febr.  11.  10  Uhr  30  Minuten  Ab.  sah  Lowe  zu 
Nottingham  eine  helle  Feuerkugel  vom  Zenith  zwischen 
Capeila  und  die  Plejaden  fallen  (Rep.  of  the  Brit.  Ass. 
f.  18J8). 

1846  Febr.  21.  9  Uhr  6  Min.  Ab.   erschienen  zu  Col 
lioure  in  Frankreich  zwei  grofse  Feuerkugeln,  welche  nahe 
bei  einander  dahinzogen  ( C  R.  t.  XXII,  p.  739 ). 

1846  März  1.  6  Uhr  19  Min.  Ab.  Feuerkugel  zu  Tou- 
louse von  O.  nach  W.  (ib.). 

1846  Märt  10.  9  Uhr  42  Min.  sah  Schmidt  in  Bonn 
eine  sehr  grofse  und  glänzende  Sternschnuppe  (er  nennt 
sie*  keine  eigentliche  Feuerkugel,  obwohl  sie  das  durch 
Lampenlicht  und  Vollmondschein  erleuchtete  Zimmer  er- 
hellte); sie  hatte  eine  grüne  Farbe  und  sehr  langsame  Be- 
wegung, aber  keinen  Schweif  (Schmidt  a.  a.  O.  S.  28). 

1846  März  21.  6  Uhr  45  Min.  Ab.  wurde  in  Arriege 
(Haute -Garonne)  eine  Feuerkugel  von  S.  nach  N.  ziehend 
gesehen.  Sie  glänzte  so  hell,  als  der  Vollmond  und  ver- 
schwand ohne  Knall  bei  7  bis  8°  Höhe  über  dem  Horizont. 
Petit  hält  auch  diese  Feuerkugel  für  einen  Satelliten  der 
Erde  und  hat  die  kleinste  Entfernung  desselben  von  der 
Erde  zu  11458  Meter  berechnet;  der  Durchmesser  sey  87 
Meter  und  die  mittlere  Geschwindigkeit  9942  Meilen  (C. 
R.  t.  XXII,  p.  739  u.  t.  XXIII,  p.  704). 

1846  März  22  gegen  3  Uhr  Nachmittags  zündete  eine 
Feuerkugel  in  der  Form  einer  Garbe  eine  Scheuer  in  der 
Gemeinde  St.  Paul  bei  Bagneres  de  Luchon  an  (f  Institut. 
No.  644).  Das  „Journal  de  St.  Gaudens"  sagt  über  diesen 
Vorfall:  „Le  feu  a  6te  cotnmuniquö  ä  une  grange,  dans  la 
journöe  du  22.  mar*  vers  trois  heures  du  soir  pur  une  gerbe 


112 

htmineuse  qui  a  silloni  Vespace  avec  une  gttßnde  mtesse  et 
un  bruit  assez  haut  et  qui  est  tombe  sur  le  bdtwient.  En 
peu  dHnstants  taut  est  devenu  la  proie  des  flamtnes;  les 
bestiaux  renfemUs  dans  les  ttables  ont  He  entierement  cot*- 
sumis."  Also  eki  abermaliger  Beweis,  dafs  die  Feuerkugeln 
ztiuden  können.  — 

(1846  März  22.     Zahlreiche  Sternschnuppen). 

1846  März  31.  8  Ubr  Ab.  wurde  in  Myslowitz  in  Ober- 
schlesien eine  helle  Feuerkugel  gesehen  mit  silberhellem 
Lichte,  ziemlich  schneller  Bewegung  und  einen  kleinen 
Schweif  zurücklassend ;  sie  erschien  in  dem  Haa*  der  Bere- 
nice  und  erlosch  zwischen  Jungfrau  und  Löwe  (Privat 
notiz). 

1846  Mai  29.  11  Uhr  5  Min.  beobachtete  Lowe  zu 
Nottingham  ein  helles,  geschweiftes  Meteor ,  welches  sich 
von  £  Ophiuchi  durch  23  a  und  a  Opbiuchi,  a  Herculis 
bis  nahe  zu  a  Lyrae,  also  aufwärts,  bewegte  (Rep.  of  the 
Brit.  Ass.  f.  1848). 

1846  Juni  3.  8  Ubr  Ab.  sab  Mr.  David  M'Coun*ll 
zu  Moreton-Bay  am  Brisbane  -  Flusse  in  Süd- Australien 
unter  27°  Südl.  Br.  und  152°  3tf  Oestl.  L.  in  seinem  Hause 
einen  starken  Lichtschein  und  hörte  eine  Explosion,  ähnlich 
der  einer  Kanone  in  einer  stillen,  klaren  Nacht.  Einige 
Eingeborene  haben  einen  hellen  Körper  von  Ost  nach  Wogt 
ziehen  gesehen  (tft.), 

1846  Juni  19.  noch  in  der  hellen  Abenddämmerung  ist 
an  sehr  vielen  Orten  der  Bheinprovinz  ein  grofses  Feuer- 
meteor gesehen  worden.  Eine  Detonation  wurde  nicht 
vernommen  (Schmidt  a.  a.  O.  S.  29). 

1846  Juni  20.  8  Uhr  30  Min.  Ab.  sah  man  eine  Feuer- 
kugel zu  Marieux  bei  Autun  (Saöne  et  Loire)  von  violetter 
Farbe.  Sie  blieb  eine  Minute  sichtbar  und  fiel  alsdann 
perpendiculär  zum  Horizont  herunter,  indem  4  bis  5  kleine 
Feuerkugeln  von  ihr  ausgingen.  Endlich  zertheilte  sich 
das  Meteor  in  lauter  kleine  Funken,  die  sich  weithin  aus- 
breiteten (Rep.  of  the  Brit.  Ass.  f.  1848  >  Thoms.  htro- 
duct.  to  Meteor,  p.  305). 

i846 


113 

1846  Juni  Jl.  gegen  9  Uhr  Ab.  wurde  in  Montigny 
sur  Sambre  und  zu  Sterrebeeck  in  Belgien  eine  bedeutende 
Feuerkugel  gesehen  (VInst.  iVo»  681);  ihre  Richtung  war 
von  N.  nach  S. :  alsdann  sich  gerade  zur  Erde  senkend 
löste  sie  sich  ohne  wahrnehmbares  Geräusch  in  einen  Feuer- 
regen auf  (Mull,  de  VAc.  de  Brux.  t.  XIII,  2.  p.  110), 

1846  Juli  23.  91  Uhr  Ab.  sah  Petit  in  Toulouse  eine 
grofse  Feuerkugel;  sie  wurde  in  ganz  Süd  -  Frankreich 
wahrgenommen  (Cömpt.  Rend.  t.  XXV,  p.  260).  Er  hält 
sie  ebenfalls  für  einen  Satelliten  der  Erde. 

(1846  Juli   25.   bis  30.  besonders  Juli  29.   (während 
des    grofsen    Rheinischen   Erdbebens):    Zahlreiche    Stern- 
schnuppen). — 

1846  Juli  31.  gegen  9  Uhr  Ab.  Feuerkugel  zu  Altona 
und  an  mehreren  anderen  Orten  (Malt.  N.  Wcltk.  1847 
Heft  4). 

1846  August  1.  94  Uhr  Ab.  wurde  in  Bamberg  eine 
vor  dem  Mond  vorüberziehende  dunkele  Kugel  von  dem 
halben  Durchmesser  des  Mondes  gesehen  ( Oder  -  Zeitung 
1816  Aug.  14).  Wahrscheinlich  war  der  Glanz  des  Mon- 
des stärker,  als  der  der  Kugel,  und  verdunkelte  so  die  an 
und  für  sich  vielleicht  helle  Kugel.  — 

An  demselben  Abend  um  10  Uhr  ward  zu  Grofs-Kretzen- 
burg  a.  M,  ein  horizontal  von  West  nach  Ost  gehender  feu- 
riger Stab  (trabs  ardens  der  alten  Chronikenschreiber) 
eine  Minute  lang  am  nördlichen  Himmel  gesehen  (ib.). 

(1846  Aug.  9.  bis  14.    August-Phänomen). 

1846  Aug.  10.  10  Uhr  36  Min.  und  11  Uhr  36  Min. 
sah  Schmidt  in  Bonn  zwei  ausgezeichnet  helle  Meteore; 
das  letztere  war  röthlich,  entstand  am  Kopfe  des  Drachen 
und  erlosch  nahe  bei  a  Aurigae,  nachdem  ihr  Licht  in 
blendendem  Grün  den  Glanz  von  Jupiter  erreicht  hatte; 
sie  blieb  8  Sek.  sichtbar  (Schmidt  a.  a.  O.  S.  29). 

1846  Aug.  17.  7jUhr  Ab.  zog  eine  Feuerkugel  zu  Di* 
Jon  von  N.  W.  nach  S.  O.  und  öffnete  sich  beim  Verschwin- 
den, wie  eine  Glocke;  sie  hinterliefs  einen  röthlichen Schweif 
(VInst.  No.  661).     ' 

Poggepd.  Ann.  Ergänznngsbd.  IV.  B 


114 

1846  Aug.  24.  101  Uhr  Ab.  nahm  Moreau  zu  St 
Aprie  eine  lebhafte  und  plötzliche  Lichterscheinung  wahr. 
Bei  völlig  heiterem  Himmel  löste  sich  eine  Lichtkugel  von 
den  anderen  Sternen  ab  und  so  nach  und  nach,  rechts  und 
links,  hunderte  von  Lichtpunkten:  über  den  fünften  Theil 
des  Himmels  bildete  sich  ein  breiter,  silberweifser  Licht- 
streifen. Die  Erscheinung  verlor  sich  allmälig  nach  3  bis 
4  Minuten  (Compt.  Rend.  t.  XXIII,  p.  549). 

1846  Aug.  25.  9  Uhr  17  Min.  Abends  beobachtete  Mr. 
Lowe  zu  Nottingham  im  Sternbilde  des  grofsen  Löwen 
eine  rasch  dahinschie&ende  Feuerkugel,  welche  die  Gröfse 
des  Jupiter  4 mal  übertraf:  der  Schweif  blieb  noch  länger 
sichtbar  (Rep.  of  the  Br.  Ass.  f.  1848). 

1846  Aug.  26.  10  Uhr  Ab.  beobachtete  derselbe  eine 
Feuerkugel  von  tj  urs.  maj.  bis  5°  unterhalb  des  cor  Ca- 
roli  (ib.). 

1846  September  13.  10  Uhr  47  Min.  Abends  beobachtete 
Forster  zu  Paris  eine  kleine  Feuerkugel  von  ß  Cygni 
bis  a  Lyrae  (Compt.  Rend.  t  XXIII y  p.  550). 

1846  Septbr.  15.  10  Uhr  Ab.  wurde  zu  Wrenbury  in 
Cheshire  eine  Feuerkugel  mit  einem  langen  Schweife  ge- 
sehen (Rep.  of  the  Br.  Ass.  f.  1850). 

( 1846  Septbr.  Mitte  u.  25.  Zahlreiche  Sternschnuppen). 

1846  Septbr.  25.  9  Uhr  45  Min.  Ab.  wurde  an  mehreren 
Orten  Englands,  namentlich  zu  Cambridge  und  London 
eine  sehr  helle  Feuerkugel  beobachtet.  Ein  Berichterstatter 
aus  Cambridge  (Rev.  J.  Ventnis)  theilt  über  diese  Feuer- 
erscheinung  Folgendes  mit: 

»Gegen  9  Uhr  45  Min.  Ab.  beobachtete  ich  den  nördli- 
chen Himmel,  als  meine  Augen  von  einem  lebhaften  Lichte 
in  der  Luft  geblendet  wurden,  als  wenn  der  ganze  Himmel 
in  Feuer  stünde.  Dieser  Lichtschein  war  blafsblau;  kein 
Geräusch  lief«  sich  hören ;  ein  länglicher  Körper  von  weife 
"lieh  blauer  Farbe  erschien  45°  hoch  Ober  dem  Horizonte 
nach  Norden  zu.  Der  Lichtschweif  hinter  diesem  Körper 
war  6  bis  8  Sek.  sichtbar;  aber  meine  Aufmerksamkeit 
richtete  sich  hauptsächlich   auf  den  Punkt,  wo  das  Licht 


i 


115 

aufleuchtete,  nahe  beim  Zenith:  ein  blasser  Schein  wand 
sich  im  Zickzack  um  diesen  Punkt  herum,  und  in  einigen 
Sekunden  nahm  das  Meteor  nach  und  nach  die  Gestalt 
einer  Art  von  Krone  an,  von  gewöhnlich  feuerrother  Farbe 
und  sehr  genau  in  der  Mitte  der  zickzackförmigen  Linie; 
diese  wurde  allmälig  immer  schwächer  und  bildete  sich 
zu  einem  Kreisbogen  aus.  Ebenso  successiv  verwandelte 
sich  der  Lichtschimmer  zu  einem  continuirlich  verschwom- 
menen, nur  wenig  gekrümmten  Streifen,  welcher  so  dicht 
wurde,  dafs  er  die  Sterne  hinter  sich  verbarg.  Am  Anfang 
und  Ende  der  Erscheinung  hatte  diese  grofse  Aehnüchkeit 
mit  der  Milchstrafse;  die  Dauer  des  ganzen  Phänomenes 
betrug  wenigstens  10  Minuten.«  Diese  Einzelnheiten  sind 
gewifs  merkwürdig  und  vielleicht  ohne  ein  Analogon;  des- 
halb führte  ich  sie  hier  in  extenso  an.  Uebrigens  stimmt 
jener  Bericht  mit  dem  von  London  und  von  anderen  Or- 
ten überein.  So  wird  aus  London  an  Lowe  geschrieben: 
»In  der  Nacht  vom  Septbr.  25.  gegen  10  Uhr  Ab.  bemerkte 
man  ein  prachtvolles  Meteor  in  London,  welches  mit  gro 
fser  Geschwindigkeit  in  nordwestlicher  Richtung  vorüber- 
flog. Das  Liebt  war  so  stark,  dafs  während  30  Sek.  die 
dunkele  Nacht  völlig  erleuchtet  war:  es  hatte  eine  bläuliche 
Farbe.  Das  Meteor  hatte  bei  dem  Beginne  seines  Erschei- 
nens die  Gestalt  einer  Feuerkugel:  von  einem  Punkte  et- 
was südlich  vom  Zenith  bewegte  es  sich  nach  N.  zu  und  ver- 
schwand einige  Grade  jenseits  des  Polarsternes:  dort  schien 
sich  der  zurückbleibende  Schweif  in  zwei  Fackeln  zu  thei- 
len,  von  denen  die  kürzere,  dem  Kerne  des  Meteors  nä- 
here, zuerst  nach  diesem  verschwand;  die  andere,  welche 
mehr  als  20°  lang  war,  erhielt  ihren  Glanz  20  Sek.  hin- 
durch. Ein  eigentümliches  Phänomen  wurde  alsdann  beob- 
achtet: der  Lichtschweif,  welcher  allmälig  von  einem  glän- 
zenden, phosphorescirenden  Weifs  bis  zu  einem  dunkleren 
Roth  variirte,  nahm  plötzlich  eine  schlängelnde  Bewegung 
an  und  änderte  sich  zu  einer  halbkreisförmigen  Gestalt; 
hernach  wurde  er  merklich  schwächer,  bis  er  nach  einer 
Zeit  von  5  Min.  vollständig  verschwand.  Der  Himmel  war 

8* 


116 

vollkommen  rein :  mehrere  kleine  Sternschnuppen  erschienen 
während  der  Dauer  des  ganzen  Phänomenen. «  (VInsL 
No.  669).  Weitere  Nachrichten  über  diese  merkwürdige 
Erscheinung  s.  Philos.  Magaz.  3.  S.  Vol.  30,  p.  \,  Vol.  31, 
p.  368  und  Rep.  of  the  Brit.  Ass.  f.  1848.  Challishat 
die  Höhe  dieses  Meteores  zu  91  miles  berechnet.  Es  ist 
in  England  in  den  Grafschaften  Wiltshire,  Warwickshire 
Kent  und  Oxford  gesehen  worden. 

1846  October  4.  Feuerkugeln  bei  einem  unterseeischen 
vulkanischen  Ausbruche  in  Sicilien  (Malt.  N.  Weltk.  1847 
Heft  4). 

1846  Octbr.  9.  wurde  nebst  vielen  Sternschnuppen  zu 
Paris  9  Uhr  15  Min.  Ab.  am  südlichen  Himmel  eine  Feuer- 
kugel beobachtet;  sie  hatte  die  Gröfse  des  Mondes  und 
bewegte  sich  langsam  fort.  Auch  zeigte  sie  ein  abwech- 
selndes Verschwinden  und  Wiederaufleuchten  und  zer- 
platzte langsam  mit  einem  Anscheine  von  Explosion  (C.  R. 
t.  XXIII.  p.  718.  814.  834). 

An  demselben  Abende  wurden  in  Frankreich  viele  grofse 
Sternschnuppen  und  Feuerkugeln  gesehen  (ffr.). 

1846  Octbr.  10.  8  Uhr  Ab.  Feuerkugel  zu  Ferty-sous- 
Jouarre  (ib.). 

1846  Octbr.  13.  10  Uhr  25  Min.  Feuerkugel  mit  Schweif 
bei  Prausnitz   (Privatnotiz). 

(1846  Octbr.  16.  17.  26.    Zahlreiche  Sternschnuppen). 

1816  Octbr.  17.  6  Uhr  20 Min.  beobachtete  Hermann 
v.  Meyer  zu  Frankfurt  a.  M.  im  N.W.  ein  Feuermeteor, 
welches  nach  S.O.  schwach  bogenförmig,  fast  horizontal 
dahinzog.  Es  zeigte  eine  merkwürdige  Figur,  welche  fast 
einer  Eichel  glich  (Pogg.  Ann.  Bd.  70,  S.  165).  Dieselbe 
Feuerkugel  ist  auch  in  Darmstadt  und  Coblenz  gesehen 
worden  (Malt.  N.  Weltk.  1847  Heft  4). 

Wahrscheinlich  ist  es  auch  dieselbe  gewesen,  welche 
Perrey  zu  Dijon  6  Uhr  15  Min.  beobachtet  hat;  sie  zog 
ebenfalls  von  West  nach  Ost;  die  Dauer  ihrer  Sichtbar- 
keit betrug  4  bis  8  Sek.  (C.  R.  t  XXIII.  p.  985). 

An  demselben  Abende  wurde  auch  in  Ramsgate,  London 


117 

und  Wales  ein  glänzendes  Meteor  gesehen  (Rep.  of  the 
Brit.  Äss.  f.  1848). 

1846  Octbr.  24.  6|  Uhr  Ab.  wurde  an  verschiedenen 
Orten  Schlesiens,  namentlich  in  Breslau,  Festenberg,  Neisse, 
Neurode  eine  grofse  Feuerkugel  gesehen.  Vom  Deneb  im 
Schwan  zog  sie  in  ziemlich  langsamem  Laufe  durch  den 
Drachenkopf  bis  zu  Benetnasch  im  grofsen  Bär.  Alle  Be- 
richterstatter erzählen  übereinstimmend,  dafs  die  Feuerku- 
gel sich  in  einer  kleinen  dunkeln  Wolke  gebildet,  und 
dafs  sie  sich  bei  ihrem  Erlöschen  in  eine  Menge  kleiner 
Lichtfunken  aufgelöst  habe.  Eine  Explosion  ist  nirgends 
gehört  worden :  die  Erscheinung  dauerte  nach  den  verschie- 
deneu Angaben  1  bis  3  Minuten  (Privatnotiz). 

1846  im  October.  Feuerkugel  und  Meteorsteiofall  zu 
Concord  (s.  Verz.  v.  Meteorst.). 

(1846  November  8  bis  15.  November-Phänomen.) 

1846  Novbr.  9.  7  Uhr  30  Min.  Ab.  wurde  zu  Dijon 
eine  sehr  grofse  Sternschnuppe  und  eine  Feuerkugel  ge- 
sehen, die  sich  60  bis  70°  hoch  von  West  nach  Ost  be- 
wegte: sie  liefs  einen  langen  Schweif  hinter  sich  zurück, 
der  über  den  vierten  Theil  des  Himmels  reichte  und  2  Min. 
lang  sichtbar  blieb.  Vor  ihrem  Erlöschen  schleuderte  sie 
eine  Funkengarbe  aus,  die  den  ganzen  Himmel  erleuchtete 
(Campt  Rend.  U  XXIII,  p.  986). 

1846  Novbr.  11.  9  Uhr  Ab.  erschien  zu  Lowell  in  Eng- 
land (?)  (Powell  giebt  an  in  Nordamerika?)  am  westli- 
chen Himmel  eine  Feuerkugel  von  ^m  scheinbaren  Durch- 
messer der  Sonne;  nach  einer  Dauer  von  5  Min.  fiel  sie 
zur  Erde  herab   (s.  Verz.  d.  Meteoriten)   (VInst.  No.  679). 

1846  Novbr.  15.  7  Uhr  47  Min.  Grofses  Meteor  zu 
Hamburg  (Schmidt  a.  a.  O.  S.  30). 

1846  Novbr.  18.  3  Uhr  40  Min.  Morgens  sah  Professor 
Purkinje  (damals)  zu  Breslau  in  seinem  Zimmer  einen 
hellen  Schein  und  erblickte  darauf  noch  10  Sek.  lang  eine 
helle  Wolke,  die  zickzackförmig  aus  3  Abtheiiungen  zu 
bestehen  schien  und  vom  Haar  der  Berenice  langsam  sich 
fortbewegte  bis  zum  Schwanz  des  grofsen  Bären.   Mehrere 


118 

Nachtwächter  hatten  diese  Erscheinung  auch  gesehen  und 
nannten  sie  eine  feurige  Schlange.  Dasselbe  Phänomen 
ist  auch  in  Steinkunzendorf  in  der  Eule,  in  Rosenberg  und 
Beuthen  in  Oberschlesien  zu  derselben  Zeit  gesehen  wor- 
den (Bresl.  u.  Oder-Zeitg.  Novbr.  22.  26.  29). 

1846  Novbr.  19.  Grofse  Feuerkugel  zu  Dijon  (Compt. 
Rend.  t.  XXIII.  p.  986). 

1846  Novbr.  22.  1  Uhr  24  Min.  Morg.  sah  O.  Schom- 
burgk  in  Berlin  eine  Feuerkugel  mit  Schweif,  welcher 
19^  Sek.  sichtbar  blieb.  (Privatnotiz). 

1846  Novbr.  23.  5  Uhr  Abends  Feuerkugel  in  Berlin 
(Bresl.  Zeitg.  1846  Novbr.  26.) 

1846  Novbr.  28.  Feuerkugel  zu  Bonn  während  einer 
Perturbation  (Schmidt  a.  a.  O.  S.  30). 

1846  December  1.  7  Uhr  45  Min.  Ab.  wurde  zwischen 
Grottkau  und  Wansen  eine  Feuerkugel  gesehen,  welche 
von  65°  Höhe  senkrecht  nach  N.W.  zu  herabfiel.  Nach 
10  Min.  folgte  eine  ähnliche  Erscheinung  (Bresl.  Ztg.  1846 
Decbr.  11.) 

1846  Decbr.  7.  9  Uhr  Ab.  ist  eine  bedeutende  Feuer- 
kugel in  der  Umgegend  von  Orgelot  im  Jura  beobachtet 
worden  (VInst.  No.  681). 

An  demselben  Abende:  Feuerkugel  zu  Bombay  mit  ei- 
nem Schweife,  welcher  noch  einige  Sekunden  sichtbar  blieb 
(Jfap.  of  the  Br.  Ass.  f.  1851). 

(1846  Decbr.  9.  10.  21.  Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

1846  Decbr.  21.  ^Bedeutende  Feuerkugel  zu  Parma 
(Bull,  de  l'Ac.  R.  de  Brux.  1847,  //.  p.  43). 

1847  Januar  6.  gegen  5  Uhr  Ab.  ward  zu  Gumbinnen 
eine  Feuerkugel  südwärts  vom  Zenith  gesehen;  sie  zog 
von  Ost  nach  West,  hinterliefs  einen  Lichtstreifeu,  welcher 
erst  nach  und  nach  verglimmte,  und  verschwand  ohne  Ge- 
räusch (Oder-Zeitg  1847  Jan.  14). 

1847  Jan.  10.  gegen  5  Uhr  Abends  sah  man  3  Meilen 
westlich  vom  Zobten  eine  Feuerkugel  von  der  Gröfse  des 
Jupiter;  sie  erschien  45  bis  50°  hoch  im  Meridiane,  be- 
wegte sich   nach  Südost   und  erlosch   20  bis  25°  hoch  in 


119 

zwei  Stücke  zerspringeud :  das  eine  fiel  gegen  den  Hori- 
zont, das  andere,  keilförmige  blieb  stehen  und  verlosch 
erst  allmnlig  nach  7  Minuten  (Bresl.  Zeitg.  1847,  Jan.  14.) 
Dieselbe  Feuerkugel  ist  auch  in  Wien  gesehen  worden 
(Bonn.  Wochenbl.   1847,  Jan.  20). 

1847  Februar  11.  Feuerkugel  zu  Versailles  (CompU 
Rend.  t.  XXIV,  p.  307 ). 

1817  Febr.  21.  zwischen  3  und  4  Uhr  Morgens  haben 
mehrere  Studirende  aus  Bonn  auf  dem  Wege  nach  Altenahr 
ein  bedeutendes  Meteor  gesehen  (Schmidt  a.  a.  O.  S.  36). 

1847  März  28.  sah  Schmidt  eine  Feuerkugel  von 
merklichem  Durchmesser;  sie  blieb,  theilweise  durch  Wol- 
ken verdeckt,  3  bis  4  Sekunden  sichtbar  und  war  stark 
geschweift  (ib.  p.  35). 

(1847  März  11.  12.  18.  24.  25.  27:  Zahlreiche  Stern- 
schnuppen. ) 

1847  April  11.  Feuerkugel  zu  Algier  (Köln.  Zeitung 
1847  April  25). 

(1847  April  19.  20.   Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

1847  Mai  9.  10  Uhr  42  Min.  sah  Schmidt  in  Bonn 
durch  die  Bäume  hindurch  eine  schöne,  weifsgelbe  Feuer- 
kugel, Venus  an  Glanz  übertreffend  (Schmidt  a.  a.  O. 
S.  35). 

1847  Mai  10  9  Uhr  42  Min.  Ab.  sah  derselbe  eine 
prachtvolle  rothgelbe  Feuerkugel  (ib.). 

1847  Mai  26.  10  Uhr  25  Min.  bemerkte  Rev.  J.  Slat- 
ter  zu  Rosehill  bei  Oxford,  ein  helles,  bläulich  -  weifses 
Meteor,  welches  12  bis  15°  hoch  von  S.O.  nach  N.O.  sich 
bewegte  (Rep.  of.  Br.  Ass.  f.  1849). 

(1847  Mai  31.     Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

(1847  Juni  17.  21.  22.     desgl.). 

1847  Juni  29.  9  Uhr  48  Min.  Ab.  beobachtete  Co  IIa 
in  Parma  52°  hoch  in  S.W.  einen  gelblichen  Lichtschimmer 
am  Himmel,  sodann  senkte  sich  unterhalb  der  Wolken  in 
der  Richtung  des  Meridianes  eine  Feuerkugel  herab  und 
verschwand  ohne  Geräusch  (Bull,  de  VAc.  R.  de  Brux. 
1847,  p.  268). 


*. 


iafl 

1847  Juli  14.  3f  Uhr  Morg.  fand  die  Lichterscheinuu* 
statt,  welche  dem  in  der  neuern  Geschichte  der  Meteor- 
massen so  wichtigen  Niederfalle  d*s  Braunauer  Meteor- 
eisens vorherging.  Der  Umstand,  dafs  in  den  von  dem 
Fundorte  (Braunau  in  Böhmen)  entfernteren  Orten  dit 
ganze  Erscheinung  nur  als  Feuerkugel  gesehen  worden 
ist,  beweist  abermals  die  innige  Verwandtschaft  beider  Phä- 
nomene und  gestattet  uns  vielleicht  nicht  mehr,  sie  so  im 
trenneu,  wie  es  noch  manche  Autoritäten  in  dieser  Hin- 
sicht wollen.  — 

Ich  erlaube  mir  deshalb  hier  aus  den  17  mir  vorliegen- 
den und  noch  nicht  publicirten  Berichten  über  diese  Feuer- 
erscheinung aus  verschiedenen  Orten  Schlesiens  einige  be- 
sonders charakteristische  hervorzuheben  und  hier  initzu- 
theilen.  —  Die  höchst  gediegene  und  lichtvolle  Beschrei- 
bung dieses  grofsartigeu  Phänomenes,  wie  es  sich  an  Ort 
und  Stelle  des  Niederfallens  dieser  gediegenen  Eisenmasse 
gezeigt  hat,  welche  Hr.  Dr.  Beinert,  Apotheker  zu  Char- 
lottenbrunn in  Schlesien,  zunächst  in  den  Breslauer  Zeitun- 
gen 1847  No.  176,  sodann  in  den  »Berichten  der  seh  1  es. 
Ges.  etc.  f.  1847  S.  37  und  endlich  in  seiner  Schrift:  »Der 
Meteorit  von  Braunau«  (Breslau  1847)  gegeben  hat,  werde 
ich  bei  der  Notiz  über  die  Braunauer  Masse  noch  näher 
erwähnen  (s.  Verz.  v.  Meteorst.).  Hier 'will  ich  nur  diese 
Erscheinung  als  Feuerkugel  berücksichtigen.  —  Hr.  Oeko- 
nom  Heermann  aus  Reyersdorf  bei  Land  eck  (Grafsch. 
Glatz)  schreibt  hierüber  Folgendes: 

»Der  Himmel  war  völlig  wolkenfrei:  ebenso  konnte 
man  auch  das  leiseste  Lüftchen  nicht  verspüren,  als  meine 
Augen  auf  ein  Mal  (3^  Uhr)  durch  ein  dem  Blitz  ganz 
ähnliches  Licht  geblendet  wurden;  augenblicklich  in  die 
Höhe  sehend,  bemerkte  ich  eine  feurige  Kugel,  deren  Licht- 
strahlen so  stark  waren  (trotzdem  doch  der  Tag  schon 
völlig  angebrochen  war),  wie  ein  im  Sauerstoffgas  ver- 
brennendes Stück  Phosphor.  Die  Kugel  nahm,  wie  ich 
mich  später  durch  die  Boussole  überzeugte,  genau  den 
Weg  von  N.  nach  S.     Sie   bezeichnete  ihren  Lauf  durch 


121 

einen  langen  Streifen  ganz  gleichförmig  gehaltenen  Rau- 
ches ungefähr  von  folgender  Gestalt:  www.  Nun  möchte 
ich  sogar  behaupte» ,  dak  auch  die  Kugel  in  ihrem  Falle 
eine  solche  schwingende  Bewegung  machte:  das  Licht  ver- 
schwand plötzlich  und  die  Kugel  war  zerstoben;  aber  au- 
genblicklich darauf  hörte  ich  einen  starken  Donner,  doch 
nicht,  wie  der  Schlag  bei  einem  Gewitter,  sondern  gerade, 
als  wenn  ein  Wagen  mit  leeren  Tonnen  über  Steinpflaster 
dahin  fährt « 

Hr.  Buchhalter  Ed.  Reimann  aus  Breslau  bat  diese 
Feuerkugel  zwischen  Hohenfriedeberg  und  Freiburg  gese- 
hen und  berichtet  darüber:  »Am  14.  Juli  früh  3?  Uhr  wurde 
von  mir  und  noch  4  anderen  Personen  a**f  dem  Wege  von 
Hohenfriedeberg  nach  Freiburg  eine  grofsartige  Lichterschei- 
nung nach  W.S.  W.  wahrgenommen:  es  sckofs  nämlich  plötz- 
lich in  der  Richtung  von  N.  nach  S.  ein  Feuerball,  wie  eiue 
Sternschnuppe  am  heiteren  Himmel  dahin.  Die  Färbung 
dieser  Masse  war  erst  feuerroth;  sodann  löste  sie  sich  in 
einen  sehr  langen,  hellen,  schlangenartigen  Schweif  auf,  der 
die  Richtung  von  N.W.  nach  S.  einhielt.  —  Wif  Passa- 
giere, von  dieser  seltsamen  Erscheinung  überrascht,  spran- 
gen sofort  aus  dem  Wagen,  um  das  Meteor  besser  beob- 
achten zu  können.  Wir  hörten  nun  ganz  deutlich  aus  je- 
nem hellen  Streifen  am  klaren  Himmel  ein  dumpfes,  don- 
nerartiges Geräusch,  ebenso,  als  wenn  ein  Wagen  schnell 
über  eine  hölzerne  Brücke  fährt.  Der  Streifen  behielt 
wohl  eine  Viertelstunde  lang  seine  Gestalt  und  Färbung: 
dann  löste  er  sich  allmälig  in  ein  mattes,  aber  immer  noch 
streifenartiges  Federgewölk  auf.«  — 

Mit  diesem  Berichte  genau  übereinstimmend  lauten  die 
anderen  aus  der  Grafschaft  Glatz  und  der  Reichenbacher 
und  Waldenburger  Gegend.  —  Der  Umstand,  dafs  das 
.Phänomen  zu  so  früher  Morgenstunde  sich  ereignete,  ist 
vielleicht  Ursache,  dafs  wir  aus  weiter  entlegenen  Gegen- 
den  Schlesiens,  wo  es  weniger  grofsartig  sich  zeigte,  keine 
Nachrichten  besitze!).  Ich  hebe  daher  noch  folgende  aus 
Rosenbach  bei  Gnadenfrey  hervor,  weil  sie  die  Erscheinung 


122 

den  Umständen  nach  hinreichend  beschreibt  Hr.  Gutsbe- 
sitzer Ehrenberg  schreibt  von  dort:  »Bei  heiterem  Him- 
mel zeigte  sich  eine  feurige  Kugel  (nach  3  Uhr  Morgens) 
in  der  Gröfse.  eines  Menschenkopfes  am  Himmel,  ungefähr 
in  der  Gegend,  wo  Nachmittag  gegen  halb  5  Uhr  die  Sonne 
steht,  beinahe  eben  so  hell,  als  die  Sonne;  sie  stand  eine 
Minute  am  Himmel  und  senkte  sich  dann  ziemlich  schnell 
in  zickzackförmiger  Bewegung,  ähnlich  dem  Blitze,  nach 
Süden,  blieb  jedoch  ein  Stück  über  dem  Horizonte  stehen 
und  verschwand  nach  2  bis  3  Min.  auf  ein  Mal:  der  Pfad 
am  Himmel,  wo  sie  erschienen  war,  blieb,  wie  ein  Blitz, 
röthlich  weifs  6  Min.  sichtbar  und  wurde  dann  zu  flackri- 
gem Gewölke.  Anfänglich  blieben  die  Wolken  dicht  bei- 
sammen und  bildeten  eine  zickzackförmige  Säule,  in  der 
ein  dumpfer  Donner  sich  vernehmbar  machte.  Da  die  Sonne 
in  jener  Höhe  das  Gewölk  schon  erleuchtete,  gewann  das 
Ganze  ein  magisches  Ansehen:  das,  was  anfänglich  nach 
der  Verwandlung  des  blitzähnlichen  Zickzackes  grau,  wie 
Bauch  war,  bekam  jetzt  Gold-  und  Silberfärbung.  Der 
Himmei^  war  gegen  die  Abend-  und  Mittagseite  ganz  wol- 
kenleer: nur  da,  wo  die  Feuerkugel  verschwand,  zeigte 
sich  ein  kleiner  schmaler  Wolkenstreifen.«  Die  nähere 
Beschreibung  des  Falles  und  der  Masse  dieses  »Himmels- 
met alles«,  wie  sie  Hr.  Prof.  Poggendorff  so  treffend  ge- 
nannt hat,  s.  Verz.  v.  Meteorst.  — 

(1847  Juli  22  —  25.  Zahlreiche  Sternschnuppen.) 
(1847  August  9  —  13.  16.  17.  August-Phänomen.) 
1847  Aug.  9.  10  Uhr  25  Min.  Ab.  beobachtete  Que- 
telet  in  Brüssel  bei  Gelegenheit  der  Sternschnuppenbeob- 
achtungen eine  grofse  Feuerkugel;  ihr  Lauf  war  sehr  lang- 
sam und  ihre  Sichtbarkeit  dauerte  wenigstens  5  Sekunden; 
sie  ging  von  Pegasus  aus  und  verlosch  im  Ophiuchus.  Der 
Körper  derselben,  anstatt  einen  bestimmten  Kern  zu  zeigen, 
wie  die  meisten  anderen,  glich  einer  schwach  erleuchteten 
Bauchwolke.  Am  Ende  des  Aufleuchtens  schien  diese  Wolke 
durch  ein  Uebermaafs  von  Ausdehnung  sich  aufzulösen. 
Man  schätzte  den  scheinbaren  Durchmesser  dieses  Meteors 
auf  i°  (Ac.  de  Brux.  1847  Oct.  9).  — 


123 

1847  Aug.  11.  12  Uhr  42  Min.  Nachts.  Helle  goldfar- 
bige Sternschnappe  zu  Bonn:  der  intensive  Schweif  leuchtete 
7  Sek.  (Schmidt  a.  a.  O.  S.  35). 

1847  Aug.  14.  wurde  in  Bonn  noch  in  heller  Abend- 
dämmerung ein  Feuermeteor  gesehen;  ebenso  an  anderen 
Orten  (Köln.  Zeitg.  1847  Aug.  16.  17  18). 

1847  Aug.  17.  8  Uhr  30  Min.  Ab.  erschien  in  Frankreich 
eine  bedeutende  Feuerkugel  zwischen  dem  Adler  und  der 
Cassiopea;  ihr  Lauf  ging  von  N.  nach  S.;  10  bis  12°  legte 
sie  iu  8  Sek.  zurück  (C.  R.  t.  XXV,  p.  508  u.  765). 

Powell  führt  diese  Feuerkugel  unter  dem  Datum  des 
7.  August  an,  aber  irrig  QRep.  of  the  Br.  Ass.  f.  1848). 

1847  Aug.  19.  9  Uhr  30  Min.  Ab.  ward  in  einem  gro- 
fsen  Theile  des. nördlichen  Frankreichs  eine  hell  leuchtende 
Feuerkugel  gesehen.  —  Nach  einem  Berichte  von  Herrn 
Guibourt  am  Le  Yerrier  schien  sie  von  einem  Punkte 
nahe  bei  a  Serpentis  auszugehen  und  näherte  sich  in  gera- 
dem Laufe  dem  kleinen  Bären  und  verlosch  mitten  in  dem 
sternleeren  Räume  über  «  und  £  urs.  min. ;  ihre  Bewegung 
war  langsam  und  regelmäfsig:  die  Dauer  der  Erscheinung 
betrug  6  und  7  Sek.  Von  der  Schlange  bis  zum  Drachen 
zog  sie  einen  röthlichen  Feuerstreifen  nach  sich;  bei  der 
Annäherung  an  den  kleinen  Bären  wurde  das  Licht  schwä- 
cher, weniger  zusammenhängend  und  weifs,  gegen  das  Ende 
der  Erscheinung  verdoppelte  sich  der  Kopf  der  Feuerkugel 
und  theilte  sich  alsdann  in  zwei  glänzende  weifse  Sterne, 
die  nach  und  nach  verschwanden  (Compt.  Rend.  t.  XXV, 
p.  367).  Ein  anderer  Berichterstatter  (Neil  de  Breaute) 
giebt  an  {Compt.  Rend,  t.  XXV,  p.  316),  dafs  er  (freilich 
von  einem  anderen  Standpunkte  aus)  diese  Feuerkugel  in 
der  Nähe  des  Delphin  habe  aufleuchten  gesehen ;  sie  habe 
sich  alsdann  in  zwei  Sterne  tou  der  Gröfse  des  Jupiter 
und  der  Farbe  des  Mars  getheilt,  die  sich  einander  folgten, 
und  langsam  nach  O.N.O.  herabstiegen;  einen  nachbleiben- 
den Lichtschimmer  hat  er  nicht  bemerkt.  Diese  beiden 
Sterne  verschwanden  in  der  Nacht  von  a  Pegasi  und  d  An- 
dromedae  an  einem  Punkte,  dessen  AR  geschätzt  wurde  auf 
4°  und  dessen  Decl.   auf  +31°.     Die  Dauer  des  ganzen 


124 

Phänoinenes  betrug  3  Sek.  —  In  Paris  ist  diese  Feuerkugel 
von  Hrn.  Doyere  in  der  Nähe  dts  grofsen  Bären  gesehen. 
—  Aus  diesen  und  anderen  Beobachtungen  folgerte  nun 
Hr.  Petit,  dafs  die  Feuerkugel  an  der  Holländischen  Küste 
hätte  niederfallen  müssen,  an  einem  Orte,  dessen  N.  Br. 
52°  40'  uud  Oestl.  L.  4°  21  sey,  dafs  sie  im  Momente  des  Zer- 
platzens  eine  Höhe  von  53800  Meter  eingenommen  und 
sich  mit  einer  relativen  Geschwindigkeit  von  28266  Meter 
und  mit  einer  absoluteu  von  54881  Meter  fortbewegt  habe 
(Campt.  Rend.  t.  XXV,  p.  461). 

(1847  Aug.  23.  24.     Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

1847  Aug.  26.  gegen  9  Uhr  Ab.  fiel  zu  Bonn  aus  dem 
unteren  Rande  einer  mäfsig  begränzten  schweren  Regen- 
wolke eine  rothe  Feuerkugel  herab:  an  einen  Blitz  war 
nicht  zu  denken  (Schmidt  a.  a.  O.  S. 37). 

1847  September  7.  67  Uhr  Ab.  erschien  eine  grofse 
Feuerkugel  zu  Paona  in  Indien;  sie  fiel  von  N.  nach  S.; 
sie  machte  eine  plötzliche  Krümmung  und  schlug  eine  gegen 
die  frühere,  rechtwinkelige  Bahn  ein;  sie  blieb  5  bis  6  Sek. 
sichtbar  und  zerstob  dann  in  eine  Anzahl  von  gröberen 
Fragmenten,  welche  sich  rasch  zur  Erde  bewegten,  und' 
diese  wieder  in  kleinere,  bis  sie  uuter  einem  wahren  Fun- 
kenregen sich  herabsenkte.  Vor  der  Explosion  war  die 
Feuerkugel  sehr  hell  und  von  intensiv  blauer  Farbe:  nach 
derselben  wurde  sie  rotb  (Rep.  of  the  Brit.  Ass.  f.  1849 
<  Bombay  Times  1847  Novbr.  1 ). 

(1847  October  10.  12.  25.  October-  Phänomen). 

1847  Octbr.  10.  8  Uhr  18  Min.  Grünes  schweifloses 
Meteor  zu  Bonn  (Schmidt  a.  a.  O.  S.  36). 

1847  Octbr.  10/11  1  Uhr  53  Min.  Nachts  beobachtete 
Forster  in  Brügge  eine  gelbliche  Feuerkugel,  2£°S.S.W. 
vom  Mars  nach  dem  Horizonte  zu  gen  O.N.O.  sich  be- 
wegend; sie  hinterliefs  einen  langen  Schweif;  1  Min.  40  Sek. 
darauf  erschien  eiue  zweite  Feuerkugel  in  derselben  Rich- 
tung nahe  am  Horizonte,  aber  von  blauer  Farbe  (Journ. 
de  Bruges  Octbr.  11). 

1847  Octbr.  17.  6  Uhr  5  Min.  Ab.  Feuerkugel  zu  Wren- 


125 

bury  in  England  von  S.W.  nach  N.O.  (Rep.  of  the  Brit. 
Ass.  f.  1830). 

1847  Octbr.  18.  erblickte  Laisne  in  Paris  10»  Uhr  Ab. 
ein  sonderbares  Lichtmeteor:  der  Kopf  desselben  hatte  4 
bis  5  Min.  Durchmesser,  zeigte  ein  flackerndes  Licht  und 
hatte  hinter  sieb  einen  langen  Lichtschweif.  Die  Richtung 
war  von  a  Ceti  bis  nach  Saturn.  Die  Dauer  betrug  2  bis 
3  Sek.  (Compt.  Rend.  t.  XXV,  p.  629.  639). 

1847  Octbr.  24.  Sehr  helle  Feuerkugel  während  eines 
Nordlichtes  zu  Darlington  bei  Durham  (Rep.  of  the  Brit 
Ass.  f.  1850). 

1817  Octbr.  29.  6  Uhr  18  Min.  Rothe  Feuerkugel  zu 
Bonn  (Schmidt  a.  a.  O.  S.  36). 

1847  Octbr.  30.  7  Uhr  Ab.  ward  zu  Bombay  eine  grofse 
Feuerkugel  gesehen;  sie  bewegte  sich  horizontal  von  Ost 
<  nach  West;  plötzlich  änderte  sie  aber  ihren  Lauf  und 
senkte  sich  senkrecht  in  das  Meer  herab.  Ihr  Licht  war 
so  blendend,  dafs  man  Alles  trotz  des  dunkelen  Abends 
deutlich  erkennen  konnte.  Sie  schien  noch  3  bis  400  Fufs 
über  dem  Meere  völlig  zu  erlöschen.  Sie  hinterliefs  einen 
langen  Schweif,  welcher  noch  eine  halbe  Minute  Dach  ihr 
sichtbar  blieb  (Rep.  of  the  Br.  Ass.  f.  1849). 

1847  November  7.  6  Uhr  10  Min.  Morg.  ward  in 
dem  Dorfe  Mahlen  bei  Trebnitz  in  Schlesien  eine  sehr  lang- 
sam dahinziehende  Feuerkugel  gesehen  (Privatnotiz). 

1847  Novbr.  8.  6  Uhr  42  Min.  Ab.  Glanzvoll  grünes, 
aber  seh  weif  loses  Meteor  zu  Bonn  (Schmidt  a.  a.  O. 
S.  36). 

(1847  Novbr.  12  13.   November  -  Phänomen.) 

1847  Novbr.  17.  9  Uhr  3  Min.  Ab.  beobachtete  Lowe 
zu  Nottingham  eine  grofse  Feuerkugel  von  der  Leier  bis 
zum  Adler  (Rep.  of  the  Br.  f.  1848). 

1847  Novbr.  19.  7  Uhr  51  Min.  Abends  beobachtete 
Lau  gier  in  Paris  eine  hellglänzende  Feuerkugel ;  sie  giog 
von  einem  im  W.  des  Jupiter  gelegenen  Punkte  aus  6° 
unter  Mars  vorbei,  und  verlosch  nach  A\  Sek.  unterhalb 
des  Mondes  (C.  R.  t.  XXV,  p.  733). 


126 

1847  Novbr.  20.  4|  Uhr  Morgens  erblickte  Symonds 
io  England  eine  grofse  Feuerkugel,  welche  sich  langsam 
von  dem  Zenith  nach  Westen  bewegte:  bei  45°  Höbe  blieb 
sie  still  stehen  und  zwar  7  Min»  lang;  hernach  senkte  sie 
sich  bis  zu  20°  Höhe  und  wurde  dort  wiederum  7  Mio. 
stationär;  später  verschwand  sie  hinter  Bäumen  (Rep.  of 
the  Brit.  Ass.  f.  1848). 

1847  Novbr.  23.  12  Uhr  Nachts  ist  zu  Birkenhead  in 
England  eine  grofse  Feuerkugel  gesehen  worden  (Rep.  of 
the  Br.  Ass.  f.  1850). 

1847  Novbr.  26.  7  Uhr  Ab.  hat  Hr.  Apotheker  Os- 
wald zu  Oels  eine  explodirende  Feuerkugel  gesehen;  die- 
selbe ist  zu  Lahn,  Erdmannsdorf  und  an  mehreren  anderen 
Orten  bemerkt  worden  (Schles.  Zeitg.  No.  280). 

1847  Novbr.  29.  8  Uhr  Ab.  sah  Schmidt  in  Bonn 
ein  Meteor  der  seltensten  Art.  Ein  grünes  Licht  durch- 
lief einen  Bogen  von  90°  in  einer  Zeit  von  8  Sekunden, 
so  dafs  er  der  Bewegung  desselben  von  Stern  zu  Stern 
folgen  konnte.  Den  gröfsten  Glanz  entwickelte  es  nach 
der  vierten  Sekunde  der  Sichtbarkeit.  Es  verschwand  in 
der  Lyra  matt  und  nebelartig  (Schmidt  a.a.O.  S.  36). 

(1847  Decembr  8  bis  12.  Zahlreiche  Sternschnuppen). 

1847  Decbr.  8.  11  Uhr  Ab.  ward  in  Brüssel  eine  Feuer- 
kugel von  röthlichem  und  bläulichen  Lichte  gesehen;  sie 
zog  sehr  rasch  in  der  Richtung  von  N.  O.  nach  S.W.  vor- 
bei und  war  von  einem  Schweife  begleitet:  die  Bahn  ging 
von  &  can.  maj.  bis  x.  Orion.  Diese  Feuerkugel  ist  wahr- 
scheinlich identisch  mit  der  Sternschnuppe  No.  126  (Heis) 
von  11  Uhr  11  Min.  (Aach.  Ztg.),  deren  Positionen  waren: 
AR  86  bis  40°  u.  Decl.  +6  bis  —2°  (VInst.  No.146). 

1847  Decbr.  12.  7  Uhr  50  Min.  Ab.  sah  Mr.  Lowe  zu 
Nottingham  eine  Feuerkugel  dreimal  so  grofs  als  Jupiter, 
mit  einem  blauen  Schweife ;  sie  ging  von  ß  Tauri  aus  (Rep. 
of  the  Brit.  Ass.  f.  1848). 

1847  Decbr.  13.  8  Uhr  Ab.  sah  G.  v.  Boguslawski 
in  Breslau  gegenJS.  eine  schlangenförmig  rasch  dahinschie- 
fsende  Feuerkugel   einige  Grade  westlich  von  Orion.  — 


127 

Es  folgte  ihr  ein  4°  langer  Schweif,  welcher  6  bis  7  Sek. 
sichtbar  blieb  und  eine  gekrümmte  Gestalt  annahm.  — 

1848  Jan.  2.  7  Uhr  36  Min.  Ab.  beobachtete  Schmidt 
zu  Bonn*  eine  Feuerkugel  gröfser  als  Jupiter  und  von  gold- 
gelber Farbe  (Schmidt  a.  a.  O.  S.  44). 

(1839  Jan.  2.  bis  4.    Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

1848  Jan.  11.  10  Uhr  15  Min.  Ab.  Feuerkugel  zu  Parma 
(Vlnst.  No.  818). 

1848  Jan.  12/13.  12  Uhr  Nachts.  Feuerkugel  zu  Parma 
nach  N.  zu  (Bull,  de  l'Ac.  R.  de  Bruxelles  1850  p.  250). 

1848  Jan.  19.  6|  Uhr  Morg.  ist  zu  Hirschberg  und  Sa- 
gan  eine  Feuerkugel  gesehen  worden  (Schles.  Ztg.  1848 
No.  17). 

1848  Jan.  20.  5  Uhr  Ab.  beobachtete  Edw.  Hurting- 
ton im  Staate  New -York  eine  grofse  und  hellglänzende 
Feuerkugel,  welche  eine  geraume  Zeit  lang  sichtbar  blieb: 
sie  erschien  am  westlichen  Himmel  etwa  35°  über  dem  Ho- 
rizont und  bewegte  sich  nach  Norden  zu,  bis  ungefähr  N. 
25°  W.,  wo  sie  niederzufallen  schien;  sie  binterliefs  einen 
grofsen  Schweif,  von  dem  der  gröfste  Theil  erlöschte,  aber 
ein  Thefl  12  bis  13  Min.  sichtbar  blieb  (Sillim.  Americ. 
Journ.  2  8.  Vol  V.  p.  437). 

1848  Jan.  21.  6£  Uhr  Ab.  (?7iUhr  Ab.)  Grofse  Feuer- 
kugel zu  Aachen  und  Parma  (VInst.  No.  798).  —  Von 
dieser  Feuerkugel  giebt  Schmidt-  (a.  a.  O.  S.  44)  eine 
ausführliche  Beschreibung  nach  seiner  eigenen  Beobachtung: 
sie  ist,  wie  er  sagt,  von  allen,  die  er  seither  gesehen,  die 
glänzendste  und  gröfste,  indem  sie  bei  10°  Höhe  einen  Durch- 
messer von  wenigstens  30  Minuten  (also  Yollmondsgröfse) 
zeigte;  sie  erschien  zuerst  bei  60°  Höhe,  sich  dem  Kopfe 
des  Pegasus  zuwendend,  nahm  während  der  Dauer  ihrer 
Sichtbarkeit  (4  Sek.)  an  Glanz  zu,  und  zeigte  das  inten- 
sivste Smaragdgrün;  ein  unscheinbarer  grauer  und  kurzer 
Schweif  lagerte  sich  zu  beiden  Seiten  des  Hauptkörpers 
an,  »wie  zurück  wehendes  Haar.«  Das  Meteor  glich  einem 
langgedehnten  fallenden  Tropfen  geschmolzenen  Metalles; 
es  verschwand   7  Uhr  25  Min.  54  Sek.  m.  Bonn.  Zeit,  in 


128 

der  Nähe  des  südwestlichen  Horizontes  hinter  Hebte,  vom 
Monde  erhellte  Schneewolken.  — 

1848  Jan.  26.  9  Uhr  54  Min.  Ab.  sah  Schmidt  in 
Bonn  ein  ganz  schweifloses,  grünes  Meteor,  heller  als  Ju- 
piter; es  verschwand  im  Meridiane  von  a  Columbae  sehr 
südlich  an  Horizonte  (ib.  p.  45). 

1848  Jan.  27.  3  Uhr  Nachmittags  sahen  zwei  Beobachter 
zu  Buckingham  und  1  Meile  davon  bei  Tageslicht  und  hei- 
teren Himmel  eine  helle  Feuerkugel;  sie  zog  von  S.W. 
nach  N.O.  zwischen  60  und  30°  Höhe.  Sie  hatte  einen 
doppelten  Kopf  und  war  von  silberweifser  Farbe.  Der 
nachfolgende  Schweif  löste  sich  in  einzelne  Theile  auf:  die 
ganze  Erscheinung  war  3  Sek.  lang  sichtbar  (Rep.  of  the 
Brit.  Ass.  f.  1849). 

1848  Februar  2.  9  Uhr  Ab.  beobachtete  Thomson  zu 
Wrenbury  in  Cheshire  eine  ausgezeichnet  schöne  Feuer- 
kugel; sie  erschien  nicht  weit  vom  Orion  und  verbreitete 
einen  aufserordentlichen  Lichtglanz:  ihre  Farbe  war  gras 
grün;  sie  verschwand,  ohne  Funken  zu  hinterhissen  (Rep. 
of  the  Brit.  Ass.  f.  1850  >  Thoms.  Introd.  to  Meteorol.). 

1848  Febr.  7.  II  Uhr  Ab.  erblickte  Lowe  zu  Notting- 
ham ein  glänzendes  Meteor,  zweimal  so  grofs  als  Jupiter 
(Rep.  of  the  Brit.  Ass.  f.  1848). 

(1848  Febr.  20.  Zahlreiche  Sternschnuppen.)  (Nord- 
licht). 

1848  Febr.  22.  Grofse  Feuerkugel  in  Frankreich  (C. 
R.  t.XXVI,  p.281). 

1848  März  8.  4  Uhr  Morgens  ist  nach  einem  Berichte 
von  Sir  John  Herschel  zu  Slough  eine  Feuerkugel  am 
südlichen  Himmel  gesehen  worden;  sie  bewegte  sich  lang- 
sam von  West  nach  Ost,  war  von  röthlicher  Farbe  und 
gröfser,  als  der  Mond  (Rep.  of  the  Brit.  Ass.  f.  1849). 

Dieselbe  Feuerkugel  ist  auch  zu  fiath  in  südwestlicher 
Richtung  gesehen  worden;  der  Schweif  war  3  —  4  Yards 
(4£)  lang  (ib.  f.  1850). 

1848  März  9.  1  Uhr  45  Min.  Morg.  sah  Mr.  Sjmonds 
in  Wjtham-Park  bei  Oxford  bei  völlig  bedecktem  Himmel 

einen 


129 

einen  Lichtotibein  in  der  Atmosphäre  zwischen  der  Erdober- 
fläche und  den  Wolken;  er  bewegte  sich  horizontal  von 
Ost  nach  West,  wurde  immer  gröfser  und  nahm  das  An- 
sehen eines  gekrümmten  Streifens  an,  welcher  seine  convexe 
Seite  nach  W.  zu  richtete;  endlich  ward  am  unteren  Ende 
ein  leuchtender  Kopf  sichtbar;  nach  Verlauf  von  22  Sek. 
erlosch  er  gänzlich  (Rep.  of  the  Br.  Ass.  f.  1848). 

1848  März  12.  6£  Uhr  Ab.  wurde  in  Breslau  bei  trü- 
bem Himmel  durch  das  Gewölk  am  mordöstl.  Himmel  eine 
senkrecht  herabfallende  Feuerkugel  gesehen.  — 

(1848  März  27.  29.  Zahlreiche  Sternschnuppen). 

1848  April  6.  7  Uhr  5  Min.  Ab.  sah  Symonds  zu  Ox- 
ford bei  noch  hellem  Dämmerlicht  eine  glänzende  Feuer- 
kugel von  N.  nach  S.  durch  den  Zenith  ziehen  (Rep.  of 
the  Br.  Ass.  f.  1848). 

1848  April  6.  sah  Rev.  J.  Slatter  in  Rosehill  bei  Ox- 
ford eine  kleine  Feuerkugel  von  S.O.  nach  S.W.  ziehen 
und  dann  senkrecht  herunterfallen  (ib.  f.  1849).  — 

1848  April  12.  9  Uhr  15  Min.  Ab.  sah  derselbe  zu  Ox- 
ford ein  kleines  Meteor  horizontal  am  örtlichen  Himmel 
ziehen  (ib.). 

1848  April  18.  erschien  in  England  bald  nach  Sonnen- 
untergang eine  Feuerkugel  in  S.S.O.;  sie  stieg  zuerst  etwas 
aufwärts,  senkte  sich  aber  alsdann  senkrecht  herab,  fort- 
während an  Glanz  zunehmend,  bis  sie  verschwand  (ib.). 

1848  April  30.  7  Uhr  30  Min.  Ab.  sah  ein.  Beobachter 
im  Regents-Park  eine  Feuerkugel  von  dem  Zenith  bis  45° 
herabfallen,  wo  sie  in  2  Stücke  zersprang  und  erlosch;  sie 
war  2  bis  3  Sek.  sichtbar  uud  bewegte  sich  nach  S.W. 
Sie  war  von  gelblicher  Farbe  und  von  der  Gröfse  einer 
sogen.  Römischen  Kerze  (ib.  f.  1848). 

1848  Mai  7.  .Helle  Feuerkugel  zu  Bonn  (Schmidt 
a.  a.  O.  S.  45). 

1848  Mai  10.  9JUhr  Ab.  sah  Dune  an  zu  Woodstock 
einen  senkrecht  herabsteigenden  Lichtstreifen  (Rep.  of  the 
Br.  Ass.  f.  1848). 

1848  Mai  (19.  od.  20.)  wurde  in  Schlesien  an  mehreren 

Poggend.  Ann«  Erginzuagsbd.  IV.  9 


130 

Orten  am  südlichen  Himmel  eine  grofse  Feuerkugel    ge- 
sehen. — 

1848  Mai  24.  beobachtete  Ed.  Heis  in  Aachen  eine 
prächtige  Feuerkugel  von  a  Serpentis  (Herculis?)  bis  S  Her- 
culis  (Serpentis?)  (VInst.  No.  798). 

(1848  Juli  6.     Zahlreiche  Sternschnuppen). 

1848  Juli  12.  7  Ubr  15  Min.  Ab.  beobachtete  Lowe 
zu  Nottingham  eine,  wegen  ihrer  langsamen  Bewegung  merk- 
würdige, Feuerkugel;  sie  legte  in  4  Sek.  einen  Raum  von 
nur  20°  zurück ;  ihre  Farbe  war  intensiv  blau.  Sie  hinter- 
liefs  einen  Schweif,  welcher  erst  nach  3  Min.  völlig  er- 
losch (Rep.  of  the  Brit.  Ass.  f.  1848). 

1848  Juli  13.  10  Uhr  Ab.  sah  Lawson  in  Stone  Eas- 
ton  eine  helle  Feuerkugel  von  S.  nach  W.,  von  blasser 
Farbe  mit  einem  purpurnen  Schweife  (ib.  f.  1849).  Wahr- 
scheinlich dieselbe  Feuerkugel  war  es,  die  um  11  Uhr  in 
Bonn  vom  Pol  zum  Auriga  beobachtet  wurde.  — 

1848  Juli  15.  11  Uhr  Ab.  beobachtete  Lowe  zu  Not- 
tingham eine  kleine  Feuerkugel;  sie  fiel  senkrecht  von 
24  Camelopardalis  bis  14  Ljrae  (ib.). 

1848  Juli  18.  10  Uhr  Ab.  sah  Schmidt  in  Bonn  eine 
grüne,  schweiflose  Feuerkugel.  Sie  zeigte  eine  merkwür- 
dige Eigenthümlichkeit:  Schräg  aufsteigend,  zuerst  im  Adler 
sichtbar,  glich  sie  anfangs  einem  matten,  röthlichen  Sterne 
und  erreichte  in  der  Nähe  von  S  Aquilae  plötzlich  einen  so 
starken  Glanz,  dafs  sie  a  Lyrae  bei  Weitem  übertraf;  gleich 
darauf  schien  sie  lautlos  zu  zerplatzen.  In  demselben  Mo- 
mente aber  fuhr  ein  grünes,  funkenähnliches  Fragment  von 
schwächerem  Glänze  vom  Orte  des  Erlöschens  genau  rück- 
wärts in  der  vorhin  beschriebenen  Bahn,  etwa  noch  ?° 
und  verschwand  alsdann  (Schmidt  a.  a.  O.  S.  46). 

(1848  Juli  20  bis  24.     Zahlreiche  Sternschnuppen). 

1848  Juli  23.  11  Uhr  48  Min.  Ab.  Rothgelbe,  langsame 
Feuerkugel  zu  Bonn  (Schmidt  a.  a.  O.  S.  46). 

(1848  Juli  27.  bis  31.    Zahlreiche  Sternschnuppen). 

1848  Juli  29.  10  Uhr  Ab.  sah  man  zu  Bradfield  in 
Berkshire  eine  helle  Feuerkugel  mit  einem  aus  Funken  be- 


131 

stehenden  Schweife,,  unterhalb  des  Polarsterns  bis  in  die 
Jagdbande  (Rep.  of  the  Br.  Ass.  f.  1848). 

1848  Juli  29.  11  Uhr  Ab.  beobachtete  Schmidt  in 
Bonn  und  Heis  in  Aachen  eine  sehr  helle  Feuerkugel  von 
7j  Serp.  bis  X  Ophiuchi,  wo  sie,  scheinbar  mit  grofser  Ge- 
walt, aber  lautlos  zerplatzte.  Der  Himmel,  die  Berge  und 
Bäume  des  Horizontes  wurden  mit  einem  grünen  Schimmer 
erleuchtet;  der  Schweif  war  höchst  unbedeutend  (Schmidt 
a.  a.  O.  p.  46). 

(1848  August  1  bis  6.  Zahlreiche  Sternschnuppen  und 
Feuerkugeln  (Aug.  1.  u.  2)  {Rep.  of  the  Brit.  Ässoc. 
f.  1849). 

(1848  Aug.  9/10.  August- Phänomen  mit  vielen 
Feuerkugeln,  u.  A.  in  Gent  und  Oxford). 

1848  Aug.  21.  11  Uhr  45  Min.  Ab.  beobachtete  Lowe 
*u  Nottingham  eine  Feuerkugel,  beller,  als  der  Sirius  vom 
Delphin  bis  zum  Algenib  im  Perseus  (Rep.  of  the  Brit 
Ass.  f.  1849). 

1848  Aug.  28.  8  Uhr  11  Min.  Ab.  beobachtete  Ed.  Heis 
in  Aachen  eine  Feuerkugel  von  AR  280  bis  170°  und 
Decl.  +51  bis  +63°;  ihre  Dauer  betrug  3  bis  4  Sek. 
(VInst.  No.  798). 

1848  Aug.  29.  sah  Dubois  in  Paris  eine  Feuerkugel 
(  Compt.  Rend.  t.  XXVII,  p.  297 ). 

1848  September  1.  7  Uhr  45  Min.  Ab.  Feuerkugel  zu 
Saffres  in  Cöte  «Tor  (ib.).        # 

1848  Septbr.  1.  8  Uhr  Ab.  beobachtete  Putzeys  in 
Brüssel  eine  Feuerkugel  von  West  nach  Ost:  sie  zog  sehr 
langsam  und  beinahe  horizontal.  Ihr  Licht  war  glänzend 
und  grünlich.  Dieselbe  Feuerkugel  ist  (9  Uhr?)  zu  Caen 
und  Nevers  gesehen  (VInst.  No.  783). 

1848  Septbr.  4.  8  Uhr  45  Min.  Ab.  beobachtete  der 
Astronom  auf  der  Wrottesley-  Sternwarte  zu  Wolverhamp- 
ton  in  England  am  südlichen  Himmel  einen  blendenden 
"Lichtstrelfen  von  blafs- gelber  Farbe,  etwa  8°  westlich  von 
a  Aquilae  und  von  einer  Länge  von  25°,  senkrecht  zum 
Horizonte  herabfahrend;   dieser  Lichtstreifen  hielt  10  Sek. 

9* 


132 

an  und  löste  sich  allmälig  in  rothe  Funken  auf,  die  nach 
5  Sek.  verloschen.  Diese  Erscheinung  ist  wahrscheinlich 
der  Schweif  einer  grofsen  Feuerkugel  gewesen  (Rep.  of 
the  Br.  Ass.  f.  1850). 

1848  Septbr.  4.  8  Uhr  59  Min.  Ab.  beobachtete  Lowe 
zu  Nottingham  eine  grofse  Feuerkugel  von  r\  Antinoi  bis 
n  Sagittarii  (also  ohne  Zweifel  dieselbe,   als   die  vorige). 
Sie  war  6  mal  so  grofs,  wie  Jupiter  und  von  dunkel -stroh- 
gelber Farbe;  sie  streute  Funken  aus  und  hinterließ  einen 
blauen  Lichtstreifen  von  4°  Länge   und  25'  Breite.    Erst 
nach  -|  Minute   verlosch  sie  gänzlich.     Eine  kleine  Stern- 
schnuppe folgte  ihr  in  derselben  Bahn  (ib.  f.  1849).  Die- 
selbe Feuerkugel  ist  zu  Worthing  in  Sussex   9  Uhr  Ab. 
gesehen  worden:  »like  a  sky- rocket,  or  rather  an  oblong 
piece  of  fire«,  zuerst  blau,  dann  feuerroth.   Die  Dauer  be- 
trug nach  dieser  Beobachtung  nur  1  bis  2  Sek.;  der  Schweif 
blieb  aber  noch  längere  Zeit  sichtbar.    Sie  wurde  auch  zu 
Fecamp  in  Frankreich  als  Funken  sprühende  Feuerkugel 
gesehen  (ib.).  —   In   Ventnor  auf  der  Insel  Wight  wurde 
diese  Feuerkugel  ebenfalls  um  9  Uhr  Ab.  beobachtet;  sie 
hatte  die  Gröfse  des  Vollmondes,  erschien  ungefähr  50° 
hoch  und  zog  von  S.  W.  nach  S. ;  sie  theilte  sich  bald  nach 
ihrem  Erscheinen  in  2  Stücke,  und  sendete  nach  allen  Seiten 
Lichtfunken  aus:  ein  Stück  (4-  des  Ganzen)  fiel  rasch  nach 
S.   zu  und  löste  sich  bei  25°  Höhe  ebenfalls  in  Funken 
auf.     Die  ganze  Erscheinung  dauerte  beinahe  3  Minuten 
(ib.  f.  1851). 

(1848  Septbr  4^5.  Zahlreiche  Sternschnuppen). 
1848  Septbr.  7.  64  Uhr  Ab.  wurde  zu  Poona  in  Indien 
eine  grofse  Feuerkugel  von  N.  nach  S.  gesehen;  sie  wendete 
plötzlich  ihren  Lauf  zu  einem  gegen  den  früheren,  recht- 
winkligen um.  Nachdem  sie  5  bis  6  Sek.  sichtbar  gewesen 
war,  zersplitterte  sie  in  eine  grofse  Anzahl  von  Fragmenten, 
welche  sich  rasch  zur  Erde  senkten;  und  diese  wiederum 
in  kleinere,  bis  sich  das  Ganze  in  Funken  auflöste.  Vor 
der  Explosion   war  die  Feuerkugel   blau,  nach  derselben 


133 

roth;  sie  erleuchtete  trotz  des  Mondscheines  den  ganzen 
Himmel  (Rep.  of  the  Brit.  Ass.  f.  185»). 

1848  Septbr.  8.  6  Uhr  50  Min.  Ab.  beobachtete  Irving 
zu  Pisa  am  südlichen  Himmel  eine  Feuerkugel  von  N.W. 
nach  S.O.  («6.  f.  1849). 

1848  Sept.  24.  11  Uhr  18  Min.  Ab.  ward  eine  belle,  ge- 
schweifte Feuerkugel  3°  von  y  urs.  naaj.  bis  x/j  urs.  maj.  zu 
Nottingham  beobachtet  (ib.). 

1818  Sept.  28.    Feuerkugel  zu  Parma  (VInst.  No.  818). 

1848  October  5.  11  Uhr  27  Min.  Ab.  kleine  Feuerkugel 
von  a  Pegasi  durch  Cassiopea  zu  Nottingham  (Rep.  of  the 
Brit.  Ass.  f.  1849).  11  Uhr  33  Min.  Ab.  ebenfalls  kleine 
Feuerkugel  mit  rothen  Funken  (ib.). 

1848  Octbr.  18.  10  Uhr  46  Min.  Ab.  kleine  Feuerkugel 
zu  Nottingham  im  Pegasus  während  eines  Nordlichtes  (ib.). 

(1848  Octbr.  20.  bis  27.   October-Phaenomen.) 

1848  Octbr.  27.  beobachtete  G.  A.  Bowel  1  zu  Oxford 
8  Uhr  Ab.  eine  grofse,  weifse  Feuerkugel  mit  einem  hellen 
Schweife  im  Sternbilde  des  Stier  (Rep.  of  the  Brit.  Ass. 
f.  1849). 

1848  Octbr.  27.  10  Uhr  30  Min.  Ab.  Feuerkugel  zu; 
Nottingham  vom  Aldebaran  bis  Beteigeuze  (ib.). 

1848  Octbr.  29.  7  Uhr  Ab.  erschien  zu  Poona  und  Bom- 
bay eine  prächtige  Feuerkugel  von  West  nach  Ost;  bei 
ihrer  Explosion  verliefs  sie  ihre  horizontale  Richtung  und 
schien  senkrecht  in  das  Meer  hinabzufallen;  sie  hatte  ein 
blaues  Licht,  welches  die  Auggn  blendete,  und  selbst  die 
kleinsten  Gegenstände  deutlich  erkennen  liefs.  Der  ihr 
nachfolgende  Schweif  war  noch  eine  halbe  Minute  sicht- 
bar (ib.  f.  1850). 

1848  November  1.  u.  5.  Feuerkugeln  zu  Bombay  (ib. 
f.  1849). 

(1848  Novbr.  12.  bis  16:  November-Phaenomen). 

1848  Novbr.  13/14.  1  Uhr  15  Min.  Morg.  beobachtete 
Coulvier-  Gravier  zu  Paris  eine  kleine  Feuerkugel 
(Compt.  Rend.  t.  XXVII,  p.  521). 


134 

1848  Novbr.  15.  beobachtete  Ed.  Hei s  in  Aachen  eine 
Feuerkugel  von  AR  102  bis  108°  und  Declio.  +32  bis 
+26°  (VInst.  No.  798),  , 

1848  Novbr.  16.  7  Uhr  20  Min.  Ab.  Feuerkugel  zu 
Bombay  mit  einem  Schweife  von  6  Sek.  Sichtbarkeit  (Rep. 
of  the  Brit.  Ass.  f.  1849). 

1848  Novbr.  17.  11  Uhr  12  Min.  Abends  beobachtete 
6.  A.  Rowell  zu  Oxford  eine  Feuerkugel  mit  einem 
helfen  Schweife  von  6  bis  8°  nördlich  der  Plejaden  durch 
den  Zenith  bis  30  oder  35°  über  dem  Horizont  in  N.N.W., 
wo  sie  verschwand.  4  Sek.  darauf  zeigte  sich  ein  präch- 
tiges Nordjjcht;  während  desselben  erblickte  Lowe  auf 
Mr.  Lawson's  Sternwarte  zu  Bath  eine  helle,  blaue  Feuer- 
kugel, von  der  Capeila  bis  zum  nördlichen  Horizont;  sie 
liefs  hinter  sich  einen  Stern-Strom  (»stream  of  stars«)  (ib.). 

1848  Novbr.  21.  beobachtete  Rev.  I.  Slatter  zu  Ro- 
sehill bei  Oxford  vier  kleine  Feuerkugeln  während  eines 
Nordlichtes  (ib.). 

1848  Novbr.  29.  7  Uhr  0  Min.  50  Sek.  Morg.  beob- 
achtete J.  W.  Jeans  zu  Grantham  in  Lincolnshire  eine 
blafs  -  röthliche  Feuerkugel ,  welche  nach  einer  Sekunde, 
ohne  einen  Schweif  zu  hinterlassen,  verschwand  (ib.). 

1848  December  2.  und  11.  Helle  Meteore  zu  Bonn 
(Schmidt  a.  a.  O.  S.  47). 

(1818  Decbr.  11.  14.  15.    Zahlreiche  Sternschnuppen). 

1849  Januar  9.  erschien  zu  Edinburg  eine  Feuerkugel 
(Rep.  of  the  Br.  Assoc.  f.  1850). 

(1849  Jan.  18.    Zahlreiche  Sternschnuppen). 

1849  Jan.  28.  8  Uhr  15  Min.  Ab.  beobachtete  Lowe 
zu  Bath  eine  blaue  Feuerkugel,  zweimal  so  grofs,  als  Ju- 
piter, von  Castor  bis  zum  Regulus:  sie  zog  einen  Funken- 
schweif nach  sich  (Rep.  of  Br.  Ass.  f.  1849). 

1849  Februar  10.     Feuerkugel  zu  Nottingham  (ib.). 

1849  Febr.  19.  5|  Uhr  Ab.  Feuerkugel  zu  Bombay; 
sie  war  sehr  lichtstark  und  zog  von  S.W.  bis  N.O.  (Edinb. 
n.  Phil.  Jouro.  Vol.  XL VII,  p.  370  >  Bombay  Monthly 
Times  Mrz.  1849).  Diese  Nachricht  findet  sich  inPowell's 
»Catalogue«  nicht  vor.  — 


135 

1849  Rebr.  24.  Feuerkugel  zu  Madras  (Rep.  of  the 
Brit.  Ass.  f.  1849). 

1849  Febr.  28.  10  Uhr  15  Mio.  Ab.  beobachtete  Rev. 
J.  Slatter  zu  Rosehill  bei  Oxford  eiae  Feuerkugel  wäh- 
rend eines  Nordlichtes  (ib.). 

1849  März  6.  6  Uhr  8  Min.  Ab.  bald  nach  Sonnenun- 
tergang wurde  zu  Whitechapel  bei  London  eine  prächtige, 
weifse  Feuerkugel  gesehen,  ein  wenig  südlich  unterhalb 
des  Mondes;  nach  1^  Sek.  explodirte  sie  und  nahm  eine 
röthliche  Farbe  an  (ib.). 

1849  März  19.  6  Uhr  30  Min.  Ab.  haben  mehrere  Beob- 
achter zu  Bombay,  Poona,  Aurungabad,  Sholapoor,  Sur^t 
und  an  anderen  Orten  eine  glänzende  grünliche  Feuer- 
kugel gesehen;  sie  bewegte  sich  in  nordöstlicher  Richtung, 
explodirte  und  löste  sich  in  rothe  Funken  auf.  Die  näheren 
Angaben  hierüber  s.  Rep.  of  tke  Br.  Ass.  f.  1849  p.  39 
bis  41.  —  Aus  ihnen  scheint  hervorzugehen,  dafs  in  kurzer 
Zeit  hinter  einander  zwei  verschiedene  Feuerkugeln  gefallen 
seyen,  und  dafs  die  Beobachter  beide  Erscheinungen  in  ihren 
Berichten  mit  einander  vermengt  haben.  So  theilt  auch  Po- 
well einen  Brief  von  einem  ostindischen  Astronomen  an 
den  Redacteur  der  Bombay  -  Times  mit,  worin  er  u.  A/ 
sagt:  ....  Can  you  make  anything  out  of  the  different  re- 
ports  of  the  meteor  of  the  19*-  ult.,  so  as  to  have  even  a 
guest  at  its  tohereabouts?  I  cannot  by  any  means  torture 
them  into  a  agreement,  and  have  come  to  the  conclusion 
that  there  must  have  been  two  at  internal*  ofperhaps  fifteen 
or  twenty  minutes,  and  that  they  hone  been  confounded  to- 
gether.  — 

1849  März  23.    Kleine  Feuerkugel  zu  Bombay  (ib.). 

1849  März  26.  ^  Uhr  Ab.  wurde  nicht  weit  von  Co- 
chin  eine  Feuerkugel  von  beträchtlicher  Gröfse  gesehen; 
der  Kern  hatte  eine  smaradgrüne  Farbe:  der  Schweif  eine 
röthliche.  Bei  ihrer  Annäherung  zur  Erde  zersprang  sie 
in  eine  Menge  kleiner  Fragmente  (ib.  ;>  Bomb.  Tim.  1849 
April  30). 

1849  April  4.  Feuerkugel  zu  Delhi  (ib.  „>  Bomb.  Tim. 
Juli  11). 


136 

1849  April  10.    Feuerkugel  zu  AhenednuggOr  (*&.). 

1849  April  13.  erblickte  Watson  zu  Nottingham  eine 
schöne  Feuerkugel  von  der  Nähe  der  Spiea  ausgehend 
bis  zum  südlichen  Horizonte  (ib.). 

An  demselben  Abende  9  Uhr  wurde  in  Hingoleeh  und 
Bombay  eine  sehr  grofse  Feuerkugel  von  West  nach  Südost 
gesehen:  es  folgte  ein  Schweif  aber  keine  Explosion  (ib.). 

1849  April  19.  od.  26.  6  Uhr  52£  Min.  Ab.  ward  zu 
Malabar  Point  in  Bombay  gegen  S.  S.  W.  eine  Feuerkugel 
von  grofsem  Glänze  gesehen:  sie  senkte  sich  langsam,  bei- 
nahe senkrecht  gegen  den  Horizont  herunter;  ihre  Winkel- 
geschwindigkeit betrug  2°  in  der  Sekunde.  Zuerst  leuchtete 
sie  mit  einem  dem  Jupiter  ähnlichen  Scheine;  hernach  er- 
glänzte sie  in  noch  blendenderem  Lichte,  als  die  Venus 
und  zuletzt  löste  sie  sich  in  einen  Schauer  von  röthlich- 
gelben  Funken  auf.  Ihren  Lauf  endete  sie  in  verticaler 
Richtung  und  verschwand  etwa  2°  über  dem  Horizonte. 
Dieselbe  Feuerkugel  wurde  auch  in  Khandalla  gesehen 
(ib.  >  Bomb.  Times  1849  Mai  11). 

(1849  April  20.  25.  26.   Zahlreiche  Sternschnuppen). 
#      1819  April  30.   7  Uhr  42  Min.  Ab.   erschien  zu  Poona 
unterhalb  ß  urs.  min.   eine  kleine  Feuerkugel  von  dunkel- 
rothem  Lichte;    gerade  vor  ihrem  Verschwinden  war  ihr 
Glanz  am  stärksten.     Die  Dauer  betrug  ljSek.  (ib.). 

1849  April  30.  8  Uhr  Ab.  beobachtete  de  Koninck 
zu  Lieges  eine  Feuerkugel  von  länglicher  Gestalt  und  wei- 
iser  Farbe;  sie  bewegte  sich  langsam  (30  Sek.)  aber  ohne 
Schweif  am  Himmel  fort  (Vlnst.  No.  808). 

1849  Mai  2.  Feuerkugel  zu  Bombay  (Rep.  of  the  Br. 
Ass.  f.  1849). 

1849  Mai  6.  Feuerkugel  zu  Kurrachee  in  Indien  (ib.). 

1849  Mai  8.  9  Uhr  18  Min.  Ab.  erschien  zu  Notting- 
ham eine  Feuerkugel  von  e  Herculis  bis  ß  Lyrae:  sie  war 
von  rötblicher  Farbe  uud  dem  Glänze  von  a  Lyrae :  sie 
hinterliefs  keine  Funken  (ib.). 

1849  Mai  12.  sah  Heis  in  Aachen  des  Nachmittags 
2  Uhr  40  Min.  zwei  kleine  dunkele  Körper  vor  der  Sonne 


137 

vorbeiziehen:  den  einen  von  160  bis  68°,  den  andern  von 
20  bis  12ö°  (von  Nord  durch  West  und  Süd  nach  Ost 
gezählt).  Mai  13.  3  Uhr  48  Min.  sah  er  einen  dritten  von 
200  bis  225°,  und  den  vierten  so  grofs  wie  Mercur  von 
52  bis  175°  CPrivatmitth). 

1849  Mai  26.  9  Uhr  36  Min.  Ab.  Sehr  helle,  gelbrothe 
Feuerkugel  zu  Bonn  von  merklichem  Durchmesser:  sie  er- 
losch nach  2.7  Sek.  Dauer  (Schmidt  a.  a.  O.  S.  61). 

1S49  Mai  31.  10  Uhr  5  Min.  Ab.  sah  H.  v.  Rothkirch 
in  Boberstein  bei  Hirschberg  eine  Feuerkugel  von  a  Ophiu- 
chi  herkommend.  — 

?  1849  Juni  16.  6  Uhr  30  Min.  Nachm.  erschien  «u 
Paris  ein  sogen,  »tonnerre  en  boule«  in  Gestalt  einer  gro- 
fsen  rothen  Kugel,  welche  sich  langsam  herabsenkte,  und 
endlich  in  Feuer  aufging;  es  schien,  als  ob  Papier  in  klei- 
nen Funken  verbrennt;  plötzlich  detonirte  die  ganze  Kugel 
mit  einem  furchtbaren  Knalle  und  eine  grofse  Anzahl  von 
Blitzstrahlen  fuhr  nach  allen  Seiten  hin  in  Zickzack:  einer 
davon  traf  ein  Haus  in  der  Vorstadt  und  machte  ein  Loch 
in  der  Mauer.  Die  Erscheinung  dauerte  länger  als  eine 
Minute  {Campt  Rend.  t.  XXXV,  p.  192). 

1849  Juni  17.  9  Uhr  12  Min.  Ab.  beobachtete  Prof. 
Bond  zu  Cambridge  (Mass.  U.  S.)  eine  Feuerkugel  von 
weifslich -oranger  Farbe;  sie  war  zuerst  nur  5.  Gröfse, 
nahm  aber  an  Glanz  zu,  bis  sie  heller,  als  Venus  wurde;  sie 
bewegte  sich  von  t]  Aquilae  etwa  15°  weiter  nach  Osten 
und  verschwand  bei  e  Delphini;  kurz  vor  ihrem  Erlöschen 
löste  sich  ein  Fragment  los,  und  dann  andere  kleinere, 
welche  sich  alle  in  derselben  Bahn  folgten  (Rep.  af  the 
Brit.  Ass.  f.  1849). 

(1849  Juni  16.  17.   Zahlreiche  Sternschnuppen). 

1849  Juni  25.  10  Uhr  Ab.  erschien  zu  Kurrachee  in 
Indien  eine  glänzende  Feuerkugel  von  S.  nach  W.;  sie  ex- 
plodirte  bei  beinahe  60*  Höhe  mit  Hinterlassung  rother 
Funken;  ungefähr  5  Min.  darauf  wurde  ein  Getöse  gehört 
(Rep.  of  the  Br.  Ass.  f.  1849). 

1849  Juni  27.  11  Uhr  35  Min.  Ab.  sah  Lowe  zu  Not 


138 

tingbam  eine  kleine  Feuerkugel  mit  kleinem  Schweife,  lang- 
sam von  et  Ophiuchi  nach  W.  zu  ( mit  einer  Krümmung 
nach  S.)  hinziehend  durch  y  Herculis  und  y  Serpentis  (#.). 

1849  Juni  30.  11  Uhr  43  Min.  Ab«  beobachtete  derselbe 
eine  Feuerkugel,  welche  mit  grofser  Geschwindigkeit  sich 
durch  Kochab  zwischen  Alioth  und  Mizar  bewegte,  mit 
Hinterlassung  von  blafs-rotben  Funken  (#.). 

1849  Juli  10.  11  Uhr  3  M.  Ab.  beobachtete  derselbe  eine 
Feuerkugel  von  der  Sfachen  Gröfse  des  Jupiter,  blafsblau 
und  von  konischer  Gestalt;  sie  bewegte  sich  langsam  und 
ohne  Funkensprühen  von  tj  Pegasi  durch  a  Andromedae 
bi§  gegen  <p  Piscium  (ib.). 

(1849  Juli  20.  bis  27.    Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

1849  Juli  23.  10  Uhr  37  Min.  Ab.  beobachtete  Prof. 
Powell  in  Oxford  eine  Feuerkugel  von  weifser  Farbe 
und  mit  einem  Schweife;  sie  verschwand  ohne  Explosion 
bei  einem  Puukte  am  Himmel,  dessen  AR  =200°  und  dessen 
Decl.  =5+9°  war  (Rep.  of  the  Br.  Ass.  f.  1849). 

1849  Juli  27.  8  Uhr  30  Min.  Ab.  wurde  zu  Porebunder 
in  Indien  am  nördlichen  Himmel  eine  grofse  Feuerkugel 
beobachtet:  sie  fiel  von  70°  Höhe  beinahe  senkrecht  herab 
und  blieb  5  Sek.  sichtbar,  bevor  sie  völlig  erlosch:  ein 
langer  Streifen  von  hell  rothen  Funken  bezeichnete  ihren 
Weg.   Sie  erleuchtete  den  ganzen  Himmel  (ib.  f.  1850). 

(1849  August  2.  bis  6.   Zahlreiche  Sternschnuppen). 

1849  Aug.  3.  10  Uhr  Ab.  beobachtete  Lowe  zu  Not- 
tinghain eine  Feuerkugel  von  %  Cassiop.  bis  ß  Persei  (Rep. 
of  the  Br.  Ass.  f.  1849). 

1849  Aug.  6.  8  Uhr  35  Min.  Ab.  während  des  Zwie- 
lichtes beobachtete  Rev.  J.  Slatter  zu  Rosebill  bei  Ox- 
ford eine  Feuerkugel  5  bis  6mal  so  hell  als  Wega;  sie 
zog  von  ö  Cygni  bis  5°  westl.  von  ß  Aquarii;  dann  erlosch 
sie  mit  Hinterlassung  von  Funken  (ib.). 

1849  Aug.  7.  9  Uhr  30  Min.  Ab.  sah  Lowe  zu  Notting- 
ham eine  Feuerkugel  von  der  Gröfse  des  Jupiter  und  von 
purpurrother  Farbe  ohne  Funkenschweif,  mit  langsamer 
Bewegung  von  £  Cygni  bis  g  Pegasi  (ib.). 


139 

1849  Aug.  8.  bis  15.  August-Phänomen  mit  meh- 
reren Feuerkugeln;  so  Aug.  8.  10.  zu  Nottingham;  Aug.  9. 
zu  Neustadt  und  Parma;  Aug.  11.  zu  Breslau.  (Ueber  diese 
Feuerkugeln,  wie  überhaupt  über  die  bei  den  periodischen 
Sternschnuppenbeobachtungen  gesehenen,  werde  ich  das 
Nähere  später  in  den  »Beobachtungen  der  periodischen 
Sternschnuppenerscheinungen  «  mittheilen ). 

1849  Aug.  16.  10  Uhr  20  Min.  Ab.  erschien  zu  Leob- 
schütz  eine  Feuerkugel  von  der  Gröfse  der  Capeila  mit 
gelblichem  Lichte;  sie  erschien  in  den  Jagdhunden  und  ver- 
schwand den  Beobachtern  hinter  Häusern;  einige  wollen 
auch  einen  entfernten,  dumpfen  Knall  gehört  haben  (BrieA» 
Mitth.). 

1849  Aug.  25.  10  Uhr  Ab.  erschien  zu  Chesterfield  eine 
glänzende  Feuerkugel,  zweimal  heller  als  Venus:  sie  be- 
wegte sich  langsam  und  beinahe  horizontal  (?)  von  N.  nach 
S.  und  liefe  hinter  sich  einen  Schweif  von  kleinen  Sternen* 
Einige  Augenblicke  nach  ihrem  Erlöschen  bezeichnete  eine 
lange  schwarze  Wolke  ihre  Bahn  (Rep.  of  the  Brit.  Ass. 
f.  1850). 

1849  September  3.  des  Abends  sah  man  zwischen  Beiton 
und  Castle  Donington  eine  kleine,  aber  ungemein  glänzende 
röthliche  Feuerkugel  mit. einem  Funkenschweif,  welcher  6 
bis  7  Sek.  sichtbar  blieb;  sie  bewegte  sich  bei  einer  Höhe 
von  40°  von  N.O.  nach  N.W.  (Rep.  ofthe  Br.  Ass.  f.  1851). 

(1849  October  15.  16.  17.  20.  25.  October-  Phä- 
nomen). 

1849  Octbr.  20.  8  Uhr  30  Min.  Ab.  Explodirender  Licht- 
streifen zu  Hartwell  in  Aylesbury  (Rep.  of  the  Brit  Ass. 
f.  1850). 

1849  November  2.  5  Uhr  10  Min.  Ab.  wurde  in  der 
Nähe  von  Mold  in  Flintshire  eine  Feuerkugel  bemerkt, 
deren  Geschwindigkeit  fortwährend  abnahm.  Sie  blieb  bei- 
nahe 20  Sek.  sichtbar;  doch  hörte  man  keine  Explosion  (ib.). 

1849  Novbr.  2.  5  Uhr  30  Min.  Ab.  sahen  mehrere  Beob- 
achter zu  Nottingham  und  an  anderen  Orten  eine  sehr  lang- 
sam zwischen  ß  und  y  Ljrrae  dahinziehende  Feuerkugel; 


140 

sie  war  in  ihrer  Bahn  30  Sek.  lang  siebtbar:  in  der  ersten 
Hälfte  derselben  entsendete  sie  Funken,  dann  nicht  mehr  (ib.) 

Dieselbe  Feuerkugel  sah  Mr.  Hill,  12  miles  n.n.ö. 
von  Swansea  unterhalb  des  Polarsternes  von  O.  nach  W. 
ziehen.  Ihre  Farbe  war  hellroth;  der  Kern  des  Meteors 
hatte  6"  im  Durchmesser.  Die  Feuerkugel  wurde  immer 
kleiner,  je  länger  sie  sichtbar  war;  —  ihre  Dauer  betrag 
8  Sek.  (ib.). 

1849  Novbr.  2.  7  Uhr  33  Min.  Ab.  beobachtete  Lowe 
zu  Nottingham  eine  sehr  helle  Feuerkugel  von  grösserem 
Glänze,  als  Venus,  von  39  Andromedae  bis  1°  nördlich 
von  y  Cassiopeae  (ib.). 

1849  Novbr.  5.  6  Uhr  10 Min.  Ab.  sah  Jones  in  Chester 
eine  bläuliche  Feuerkugel,  deren  Kopf  aus  8  kleinen  Ku- 
geln zusammengesetzt  war;  ihr  Lauf  ging  von  den  Plejaden 
bis  a  Arietis.  Die  Feuerkugel  war  5  Sek.  sichtbar,  der 
Schweif  aber,  welcher  aus  kleinen  Funken  bestand,  2  Min. 
(Phil.  Mag.  3  S.  Vol.  36  p.  381 ). 

An  demselben  Abende,  6  Uhr  20 Min.  beobachtete  Lowe 
zu  Nottingham  ebenfalls  eine  Feuerkugel  von  14  Dracon 
bis  h  Herculis;  ihre  Bahn  von  50°  Länge  hatte  eine  ge- 
wundene Gestalt,  Glaisher  glaubt,  dafs  diefs  dieselbe 
Erscheinung,  wie  die  vorige  sey  (Phil.  Mag.  Mai  1850). 

1849  Novbr.  7.  9^  Uhr  Ab.  erschien  zu  Bombay  eine 
der  prachtvollsten  Feuerkugeln;  sie > schien  über  der  Insel 
Elephantine  zu  zerspringen.  Mehrere  Nächte  hindurch  zeig- 
ten sich  zahlreiche  Sternschnuppen  (Rep.  of  the  Br.  Ass. 
f.  1850.  >  A>ro6.  Times  1849  Novbr.  14). 

1849  Novbr.  8.  6  Uhr  30  Min.  Ab.  wurde  in  Bombay 
eine  von  W.  nach  O.  ziehende  Feuerkugel  gesehen  in  dem 
Sternbilde  der  Plejaden,  20°  über  dem  Horizont:  sie  war 
von  grünlich  weifser  Farbe  mit  kreisförmig  und  scharf  be- 
gränzter  Scheibe  und  ungefähr  4  mal  heller  als  Venus  in 
ihrem  stärksten  Glänze;  nahe  an  dem  Ende  ihrer  Bahn 
trennte  sich  von  ihr  eine  grofse  Anzahl  röthlicher  Funken 
und  es  folgte  ihr  ein  Schweif  von  10°  Länge,  welcher  3 
oder  4  Sek.  länger  sichtbar  blieb,  als  die  Feuerkugel  selbst, 


141 

welche  ohne  eine  A  ender  ung  ihrer  Form  oder  Gröfse  zu 
verschwinden  schien.  Die  Luft  war  zu  dieser  Zeit  ange- 
füllt yon  einer  grofsen  Anzahl  kleiner  Meteore  (ib.  >» 
Bomb.  Tim.  Nov.  17.  1849). 

1849  Novbr.  9.  9  Uhr  Ab.  sah  man  zu  Asseerghur  in 
Indien  eine  von  Ost  nach  West  ziehende  Feuerkugel;  sie 
erleuchtete  trotz  des  hellen  Mondscheines  den  ganzen  Him- 
mel und  zersprang  mit  einer  lauten  Explosipn  (ib.). 

(1849 Novbr.  12.  13.  14.  November-Phänomen  mit 
mehreren  Feuerkugeln,  so  z.  B.: 

Novbr.  12.  6  Uhr  36  Min.  Grofses  funkensprühendes 
Meteor  zu  Cöln  und  Aachen  (Schmidt  a.  a.  O.  p.  61). 

Novbr.  13.  10  Uhr  23  Min.  12  Sek.  m.  Bresl.  Zeit  beob- 
achtete ich  bei  meinen  Steraschnuppenbeobachtungen  eine 
grofse  Feuerkugel  (s.  »die  period.  Sternschnuppenersch.«) 

1849  Novbr.  13.  6|Uhr  Ab.  wurde  an  vielen  Orten 
Italiens  eine  grofse  Feuerkugel  mit  verschieden  gefärbtem 
Lichte  gesehen ;  sie  erschien  am  südlichen  Himmel  und  ver- 
löschte nach  Verlauf  einiger  Sekunden,  ohne  unmittelbar 
darauf  folgende  Explosion.  Erst  eine  Viertelstunde  später 
vernahm  man  ein  eigentümliches  Geräusch,  welches  die 
Fenster  erschütterte.  In  der  Nähe  des  Horizontes  war  die 
Farbe  röthlich  und  die  Feuerkugel  zertheilte  sich  in  kleine 
Kugeln.  Sie  verbreitete  überdiefs  überall,  wo  sie  erschien, 
Tageshelle  und  noch  1^  Stunde  lang  war  am  Himmel  eine 
helle  Wolke  sichtbar  (Capocci  im  Calendario  di  Napoli 
per  Vanno  1850).  Diese  Feuerkugel  ist  auch  in  Tripolis 
gesehen  worden  und  fiel  dort,  wie  es  auch  Capoeoi  be- 
rechnet hatte,  nieder,  und  zwar  in  eines  der  gröfsten  Häuser 
des  Judenviertels,  aber  ohne  Detonation  (FInst.  No.  859). 

1849  Novbr.  19.  7  Uhr  30  Min.  Ab.  Aufserordentlich 
helle  Feuerkugel  zu  Bonn,  im  N.  der  Sternwarte.  Die 
Kugel  selbst  erlosch  nach  1,5  bis  2  Sek.  Dauer,  aber  der 
lange,  völlig  gerade  Schweif  erlosch  erst  nach  13  Sekunden. 
Das  Phänomen  zeigte  sich  im  Drachen.  Diese  Feuerkugel 
wurde  auch  iu  Aachen  gesehen  (Schmidt  a.  a.  O.  p.  61). 

(1849  December  3  bis  8.  Zahlreiche  Sternschnuppen). 


142 

1849  Deebr.  4.  11  Uhr  40  Min.  Ab.  sahen  Watson 
und  Swann  zu  Nottingham  eine  Feuerkugel,  weit  gröfser 
und  heller  als  Jupiter,  von  orange -rother  Farbe;  sie  be- 
wegte sich  in  einer  Zeit  von  8  Sek.  von  r  Eridani  bis 
«i  Piscium  (Rep.  of  the  Br.  Ass.  f.  1850). 

1849  Decbr.  12.  11  Uhr  30  Min.  Ab.  wurde  zu  Camp 
Bohnal  bei  Shorapore  in  Indien  eine  glänzende  Feuerkugel 
gesehen,  welche  vom  Zenith  in  senkrechter  Richtung  herab- 
fiel und  bei  20°  Höhe  zerstiebte;  ihre  Gröfse  schien  bei  dem 
Herabsinken  abzunehmen,  aber  ihr  Glanz  war  4mal  heller, 
als  der  der  Venus.  Ihre  Farbe  war  grünlich -weifs.  Eine 
Explosion  wurde  nicht  gehört  (ib.). 

1849  Decbr.  19.  5  Uhr  10  Min.  Ab.  wurde  zu  Beeston 
bei  Nottingham  und  zu  Whitehaven  eine  sehr  langsam  da- 
hinziehende Feuerkugel  beobachtet;  sie  legte  ihren  Weg 
von  a  Draconis  bis  etwas  über  Capella  in  2  Min.  30  Sek. 
zurück  und  hinterliefs  einen  Lichtstreifen  (ib.). 

Gewifs  ist  es  dieselbe  Erscheinung,  welche: 

1849  Decbr.  19.  5  Uhr  15  Min.  m.  Gr.  Zeit  in  ganz 
England,  Schottland  und  Irland  als  eine  glänzende  Feuer- 
kugel gesehen  wurde;  sie  zog  von  N.N.W,  nach  O.  zu 
horizontal  dahin  und  legte  ihren  Weg  von  65°  am  Himmel 
gleichmäfsig  in  30  Sek.  zurück  (Schottische  Beobachtungen 
ergeben  75°  in  15  Sek.);  sie  löste  sich  bei  ihrem  Zerplatzen 
in  2  bis  4  Fragmente  auf,  welche  sich  wiederum  in  kleine 
Funken  zertheilten:  der  nachfolgende  Schweif  nahm  an 
Länge  zu,  Je  näher  die  Feuerkugel  kam  (ef  Proeeed.  of 
the  Roy.  Soc.  of  Edinb.  1850  II,  p.  309  u.  Rep.  of  the 
Brit.  Ass.  f.  1850  I  p.  107  — 110).  — 

1849  Decbr.  21.  5  Uhr  Ab.  wurde  in  New*Haven  eine 
in  zahlreiche  Fragmente  sich  auflösende  Feuerkugel  gesehen 
(Rep.  of  the.Br.  Ass.  f.  1851). 

1849  Decbr.  23.  6  Uhr 36  Min.  30  Sek.  Ab.  sah  Lowe  zu 
Nottingham  eine  Feuerkugel  von  |  Taurii  bis  94  Ceti,  welche 
nach  1^  Sek.  plötzlich  verschwand  (ib.  f.  1850). 

1849  Decbr.  23.  7  Uhr  30  Min.  Ab.  wurde  zu  Castle 
Donington  in  Leicestershire  eine  an  Glanz  allmälig  zuneh- 


143 

mende  Feuerkugel  gesehen  mit  einem  prächtigen  Schweife 
(Rep.  of  tke  Brit.  Ass.  f.  1850). 

1849  Decbr.  30.  5  Uhr  45  Min.  Ab.  erschien  zu  Hart- 
well eine  Feuerkugel,  südwestlich  von  der  Andromeda, 
welche  sich  von  N.  nach  O.  bewegte  und  Lichtstreifen  von 
5  —  6°  Länge  aussendete  (ib.  f.  18&1). 

1850  Januar  8.  33  Uhr  Morg.  wurde  auf  dem  Wege 
von  Merzenich  nach  den  Kohlengruben  von  Eschweiler 
zwischen  Düren  und  Langerwehr  eine  ungewöhnliche  Licht- 
erscheinung bei  völlig  bedecktem  Himmel  beobachtet.  Vom 
Horizont  in  Absätzen  nach  dem  Zenith  ansteigend,  erhellte 
sich  plötzlich  der  ganze  Himmel,  so  dafs  die  ganze  umlie- 
gende Landschaft  zu  erkennen  war,  und  nach  weniger  als 
einer  Minute  verschwand  die  Helligkeit  plötzlich.  Die  Farbe 
des  Scheines  war  röthlich  (Köln.  Zeitg.  1850  Jan.  20.  > 
Po  gg.  Ann.  Bd.  83  S.  158). 

1850  Jan.  30.  sah  Liais  zu  Cherbourg  eine  grofse  Feuer- 
kugel im  Sternbilde  des  grofsen  Bär;  sie  fiel  beinahe  senk- 
recht zur  Erde.  Die  Erscheinung  dauerte  3£  Sek.  und  war 
von  dem  Glänze  der  Venus;  es  folgte  ihr  ein  Lichtschweif, 
aber  keine  hörbare  Explosion  (CompL  R.  t.  XXX,  p.  208). 

1850  Jan.  30.  6  Uhr  50  Min.  Ab.  Mehrere  kleine  Stern- 
schnuppen und  eine  grofse,  wie  Jupiter,  zu  Headington  Hall 
bei  Oxford;  8  Uhr  48  Min.  und  9  Uhr  30  Min.  Ab.  wur- 
den daselbst  zwei  kleine  Feuerkugeln  beobachtet  (fiep*  of 
tke  Br.  Ass.  f.  1851 ). 

1850  Februar  3.  11  Uhr  Abends.  Feuerkugel  zu  Hart- 
well (ib.). 

1850  Febr.  5.  6  Uhr  50  Min.  Ab.  wurde  zu  Sandwich 
in  Kent  eine  eigentümliche  Erscheinung  beobachtet:  etwas 
westlich  vom  Orion,  28  bis  30°  über  dem  Horizonte,  zeigte 
sich  ein  Fleck  von  mattem  Lichte:  er  nahm  rasch  an  Grofse 
und  Intensität  zu,  blieb  aber  auf  derselben  Stelle  am  Himmel 
sichtbar,  wie  eine  mäfsig  roth- glühende  Eisenkugel,  bis  sie 
die  Grofse  von  £  des  Vollmondes  erreicht  hatte.  Plötzlich 
zersprang  sie,  ohne  dafs  irgend  ein  Geräusch,  oder  eine 
Explosion  gehört  wurde ;  der  Hauptkörper  nahm  eine  lang- 


144 

8ame,  geradlinige  Bewegung,  parallel  dem  Horizonte  und 
nach  Osten  zu,  an;  als  diese  Bewegung  rascher  ward, 
trennten  sich  rothe  Fragmente  nach  verschiedenen  Rich- 
tungen hin  von  dem  Centrum;  ein  glänzender  Regen  von 
verschieden  gefärbtem  Feuer  fiel  senkrecht  zur  Erde  herab, 
ähnlich  dem  Feuerreg&n  einer  zersprungenen  Rackete.  Be- 
sonders merkwürdig  waren  folgende  Umstände  bei  diesem 
Phänomen:  dafs  es  sich  bei  einem  stationären  Punkte  am 
Himmel  zeigte  und  ausbreitete,  —  von  dem  Augenblicke 
seiner  ersten  Sichtbarkeit  bis  es  zerplatzte  und  sich  fort- 
bewegte, vergingen  1  Min.  45  Sek. ;  —  dafs  die  Bewegung 
des  Hanptkörper8  so  langsam  war,  dafs  sie  45  Sek«  währte; 
—  dafs  an  der  festen  Stelle,  wo  es  sich  gebildet  hatte,  eine 
Lichtscheibe  von  1°  Durchmesser  erschien  und  dort  nach 
3  Min.  nach  dem  allmäligen  Erlöschen  der  Feuerkugel  und 
des  Feuerregens  sichtbar  blieb  (Rep.  of  the  Brit.  Ass. 
f.  1851). 

1850  Febr.  10.  8  Uhr  30  Min.  Ab.  wurde  auf  dem  Indi- 
schen Meere  unter  24°  98'  N.Br.  und  66°  30'  Oestl.  L.  eine 
grofse  Feuerkugel  von  dem  6ten  Theile  des  Durchmessers 
im  S.  gesehen;  sie  erschien  8°  nach  S,S.W.  und  verschwand 
augenblicklich  2°  nach  S.;  es  folgte  ihr  ein  scharf  begränz- 
ter  Schweif  nach  (ib.  f.  1850). 

1850  Febr.  11.  5  Uhr  Ab.  erschien  bei  Derby  eine  röth- 
liche  Feuerkugel  mit  hellglänzendem  Kern,  blauem  Schweif 
und  langsamer  Bewegung  (ib.  >  Derby  Courier).  —  Die 
beiden  folgenden  Nachrichten  beziehen  sich  höchst  wahr- 
scheinlich auf  dieselbe  Erscheinung  der  merkwürdigen  und, 
ich  möchte  sagen,  klassischen  Feuerkugel  von  1850  Febr.  11. 
10  Uhr  41  Min.  16  Sek.  mittl.  Greenw.  Zeit,  —  darum  klas- 
sisch, weil  Hr.  J.  Glaisher,  auf  der  Kön.  Sternwarte  zu 
Green  wich,  von  ihr  eine  so  vorzügliche,  bis  jetzt  unüber- 
troffene Beschreibung  und  Untersuchung  gegeben  hat  (Lond. 
etc.  Phil.  Mag.  3.  S.  Vol.  36,  p.  221.  249  u.  263).  Besäfsen 
wir  mehrere  ähnliche  Untersuchungen  über  bedeutende 
Feuerkugeln,  wir  wären  gewifs  schon  weiter  vorgedrun- 
gen 


145 

gen  in  der  Kenntoifs  dieser  bis  jetzt  noch  so  räthselhaften 
Körper! 

Diese  beiden  Nachrichten  sind  nun: 

1850  Febr.  II.  10  Uhr  35  Min.  sah  Rev.  J.  Slatter 
zu  Rosehill  bei  Oxford  in  seinem  Zimmer  einen  ungeheuer 
starken  Lichtschein,  welcher  Schatten  warf.  Nach  einer 
Minute  hörte  er  eine  Explosion  (Rep.  öf  the  Br.  Ass. 
f.  1851). 

1850  Febr.  11.  10  Uhr  37  Min.  bemerkte  Rev.  C.  J. 
Lowndes  eine  grofse  Feuerkugel  zu  Hart  well:  auch  hörte 
er  ein  Getöse  (ib.). 

1850  Febr.  11.  10  Uhr  41  Min.  16  Sek.  Grofceund 
glänzende  Feuerkugel  in  einem  grofsen  Theile  von  Eng- 
land. Mr.  J.  Glaisher  hat  45  verschiedene  Nachrichten 
gesammelt  (u;  A.  von  Airy  aus  Green  wich  und  von  Hind 
aus  London);  die  Gränzorte  sind  Benzance  in  Cornwallis, 
Brighton  und  Durham.  Die  aus  jenen  Nachrichten  von 
Glaisher  gewonnenen  Resultate  (Lond.  etc.  Philos.  Mag. 
3.  S.  Vol.  36  p.  263)  sind  nun  im  Auszüge  folgende  (die 
beigefügten  No.  beziehen  sich  auf  die  von  Glaisher  im 
Original  angeführten) : 

Nach  Airy 's  Beobachtung  leuchtete  das  Meteor  10  Uhr 
41. Min.  16  Sek.  mittl.  Greenw.  Zeit  auf  und  explodirte 
10  Uhr  41  Min.  28  Sek.,  so  dafs  die  Dauer  der  Erschei- 
nung 12  Sek.  betrage  (15).  Andere  Angaben  variiren  zwi- 
schen 1  und  11  Sek.:  von  3  Orten  wird  sogar  eine  Dauer 
von  resp.  20,  50  und  60  Sek.  gemeldet  (13).  Die  Feuer- 
kugel erschien  zuerst  81  Meilen  hoch  gerade  über  einem 
Punkte  13 Meilen  (engl.)  nordöstl.  von  Montgomery  (1  u.  4); 
sie  zog  in  einer  parabolischen  Bahn  (17)  über  Shropshire, 
Warwikshire  und  Northamptonshire  nach  Bedfordshire,  wo 
sie  li  Meile  von  Biggleswade  19  Meilen  über  der  Erde  ver- 
schwand (3  u.  6).  Dort  sind  auch  möglicherweise  Frag- 
mente einer  Masse  niedergefallen.  Die  Schnelligkeit,  mit 
der  sich  das  Meteor  fortbewegte,  war  gewi£s  sehr  grofs; 
sie  betrug  mit  Berücksichtigung  der  Bewegung  der  Erde 
30  (engl.)  Meilen  in  der  Sekunde,  die  absolute  15  (wäh- 

Poggend.  Ann.  Ergänzungsbd.  IV.  10 


146 

rend  die  Erde  4  deutsche  Meilen  in  1  Sek.  zurücklegt 
(14).  Hienach  hatte  also  das  Meteor  eine  sehr  bedeutende 
Geschwindigkeit  gehabt.  Die  Gröfse  des  Meteoros  zur 
Zeit  seiner  Explosion,  variirt  nach  verschiedenen  Angaben 
von  der  Gröfse  des  Jupiter  bis  zu  der  des  Vollmondes: 
übrigens  nahm  die  Feuerkugel  an  Gröfse  und  Glanz  zu 
(bis  Sonnenglanz),  bis  sie  plötzlich  erlosch  (8.  11);  ebenso 
wird  auch  die  Farbe  verschieden  angegeben  (12).  Die 
Feuerkugel  zog  einen  langen  Schweif  nach  sich,  welcher 
nach  Einigen  Funken  aussendete,  nach  Anderen  nicht:  er 
ist  mehrere  Meilen  lang  gewesen  (16).  Nach  dem  Ver- 
löschen-der  Feuerkugel  wurde  an  5  Orten  bis  zu  50  engl. 
Meilen  Entfernung  ein  Knall  gehört,  1  bis  5  Mi»,  nach 
der  Explosion  (9.  II).  Ebenso  leuchteten  nach  derselben 
noch  einige  Theile  des  Meteores  in  eiber  Höhe  von  10 
engl.  Meilen  auf  (7).  —  Glaisher  bemerkt  noch,  dafs 
der  heftige  Knall  von  dem  Zerbersten  eines  festen  Kör- 
pers durch  die  Explosion  einer  elastischen  Flüssigkeit  her- 
rühre und  dafs  das  Meteor  aus  Gegenden  jenseits  des  Ein- 
flusses unserer  Atmosphäre  hergekommen  sey.  Dagegen  be- 
merkt Hind  bei  seiner  Beobachtung  (x):  „the  appearance 
of  its  light  was  such,  that  in  my  idea  no  daubt  com  be  en- 
tertaitted  but  that  it  was  of  electrical  origin;  it  moved 
precisely  in  the  direction  in  which  ihe  wind  was  blowing 
at  the  time>" 

Zu  den  von  Glaisher  gesammelten  Nachrichten  fügt 
Prof.  Badeu  Powell  in  den  Rep.  of  the  Brit  Ass.  f.  1850 
noch  einige  andere  hinzu,  die  ihm  über  das  Phänomen  mit- 
getheilt  wurden,  und  die  im  Ganzen  die  von  Glaisher 
gewonnenen  Resultate  bestätigen.  Ein  Beobachter  aus  Ken- 
nington  Lane  bei  Lambeth  berichtet,  dafs  bevor  die  Feuer- 
kugel verschwand,  sie  sich  umzudrehen  schien.  In  Oxford 
wurde  2  Min.  nach  dem  Verlöschen  der  Feuerkugel  der 
Knall  gehört  — 

(1850  Febr.  13.  14.  Zahlreiche  Sternschnuppen). 

1850  Febr.  13.  5  Uhr  27  Min.. 48  Sek.  Ab.  bemerkte 
Schmidt  in  Bonn  ein  (vermuthlich)  sehr  grofses  Feuerme- 


147 

teor  der  glänzendsten  Art;  er  sab  zwar  nur  den  rothen 
Gluthschein,  der  den  Himmel,  wie  von  einer  nahen  Feuers- 
brunst erhellte,  und  das  mit  einer  Schweifspur  verschwin- 
dende Meteor  bei  15°  AR.  und  +5°  Decl.  Es  folgte  keine 
Detonation  (Schmidt  a.  a.  O.  S.  69). 

1850  Febr.  22.  11  Uhr  47  Min.  (57  Min.?  wie  die  fol- 
genden) Ab.  sah  Wallis  auf  der  Albany-Strafse  in  Cam- 
berwell  in  der  Richtung  von  S. S.O.  nach  S.  und  in  einer 
Höhe  von  15°  eine  sehr  helle  Feuerkugel  von  dem  Durch- 
messer des  Mondes;  sie  war  3  bis  4  Sek.  sichtbar;  sie  senkte 
sich  beinahe  perpendiculär  herab,  durch  einen  Raum  von 
7  bis  8°.  Die  Kugelform  war  scharf  begränzt;  der  hintere 
Theil  derselben  zertheilte  sich  in  mehrere  Fragmente:  das 
Licht  war  blau  (Phil.  Mag.  3.  S.  Vol.  36  p.  318).  Dieselbe 
Feuerkugel  wurde  1 1  Uhr  57  Min.  zu  Stone  bei  Ailesburjr 
im  W.  des  Bechers  nach  S.  zu  gesehen;  sie  explodirte 
ohne  Knall  (Phil.  Mag.  3.  S.  Vol.  36  p.  363).  An  dem- 
selben Abende  wurde  von  Lichtenberger  in  Neunkirchen 
und  Anderen  eine  glänzende  Feuerkugel  gesehen.  Schmidt 
sah  in  Bonn  durch  den  dicken  Nebel  hindurch  einen  blitz- 
ähnlichen, rothen  Schein  (Schmidt  a.  a.  O.  S.  69).  Viel- 
leicht dieselbe  Erscheinung,  wie  die  vorige.  — 

1850  Febr.  26.  10  Uhr  32  Min.  Ab.  Hellblaue  Stern- 
schnuppe zu  Highfield-House  bei  Nottingham  von  10  Sek. 
Dauer  (Rep.  of  the  Brit.  Ass.  f.  1850).. 

1850  März  6.  9  Uhr  Ab.  erschien  zu  Surat  in  Ost- In- 
dien eine  Feuerkugel,  welche  sich  in  15  Sek.  von  15°  AR. 
und  +70°  Decl.  5°  von  Ost  nach  West  bewegte.  Der 
Schweif  zeigte  viele,  kleine  Lichtfunken  und  senkte  sich 
langsam  herab  (ib.). 

1850  März  7.  9  Uhr  40  Min.  Ab.  Rothe  Feuerkugel 
zu  Nottingham,  welche  sich  in  2  Sek.  von  a  Dracon.  durch 
a  Urs.  maj.  bis  &  Urs.  maj.  mit  einem  conttnuirlichen  Licht- 
schweife bewegte  (tfc.). 

1850  März  17.  6  Uhr  55  Min.  Ab.  Glänzende  Feuer- 
kugel zu  Aylesbury  vom  Sirius  nach  S.  zu  mit  einem  blauen 
Lichtschweife  (ib.). 

10* 


148 

1850  April  1.  Grofse  Feuerkugel  zu  Aden  in  Indien, 
welche  mit  lautem  Knalle  zerplatzte,  so  dafs  die  ganze  Be- 
satzung davon  erwachte  und  glaubte,  es  sey  ein  Allarm  - 
Schufs  gewesen  (ib.  f.  1851). 

1850  April  21.  10  Uhr  40  Min.  Ab.  wurde  in  Breslau  ein 
eigentümliches  Phänomen  beobachtet;  es  zeigte  sich  ein 
feuriger  Körper,  welcher  während  25  bis  30  Sek.  einen 
immer  stärker  werdenden  Glanz  annahm,  dann  wieder  schwä- 
cher wurde  und  endlich,  mit  einem  hellen  Lichtschein  ex- 
plodirend,  zur  Erde  fiel.  Am  Rande  des  Horizontes  ver- 
schwand er.  — 

1850  Mai  2.  wurde  eine  rein  weifse  Feuerkugel  zu  By- 
cullah  bei  Bombay  nach  Osten  zu  gesehen  von  45  bis  20° 
Höhe.  Sie  erlosch  plötzlich  ohne  Explosion  und  Schweif. 
Ihr  Glanz  aber  nahm  fortwährend  zu,  bis  sie  verschwand 
(Rep.   of  the  Brit.  Ass.  f.  1851). 

1850  Mai  7.  9  Uhr  6  Min.  Ab.  sah  Schmidt  in  Bonn 
eine  helle  Sternschnuppe  von  2  Sek.  Dauer;  ihr  folgte  ein 
fächerförmiger  Schweif  von  rothgelber  Farbe,  was  er  für 
eine  seltene  Erscheinung  hält  (Schmidt  a.a.O.  S.  69). 
Indessen  finden  sich  in  meiuem  Verzeichnisse  einige  Bei- 
spiele von  fächerförmigen  Schweifen,  z.  B.  1850  Decbr.  9. 

1850  Mai  21.  11  Uhr  57  Min.  Ab.  Feuerkugel  zu  Bonn; 
nachdem  sie  4  Miu.  9  Sek.  verschwunden  war,  folgte  ein 
dumpfer  Knall,  woraus  zu  schliefsen  ist,  dafs  sie  10  Meilen 
von  Bonn  zersprungen  ist.  Die  Kugel  war  von  •£•  oder  \ 
des  scheinbaren  Monddurcbmessers  und  glich  einer  grofsen, 
grünblauen  Leuchtkugel  der  Feuerwerker,  veränderte  aber 
ihre  Gestalt  schnell  und  häufig  (ib.  p.  70). 

1850  Juni  1.  10  Uhr  30  Min.  Ab.  Rothe,  scharf  be- 
gränzte  Feuerkugel  zu  Nottingham,  ohne  Strahlen,  von  l^Sek. 
Dauer;  sie  zog  von  y  durch  (p  Cassiop.  bis  3°  östlich  von 
a  Persei  (Äep.  of  the  Brit.  Ass.  f.  1850). 

1850  Juni  5  (od.  6.)  9  Uhr  8  Min.  Ab.  Feuerkugel  zu 
Bonn  nach  S.W.  zu  mit  Schweifbildung  (Schmidt  a.  a.  O. 
p.  71).  Dieselbe  Feuerkugel  wurde  auch  in  Frankreich 
und  England  gesehen,  wie  folgende  Nachrichten  zeigen: 


149 

1850  Juni  5  (od.  6.)  9  Uhr  23  Min.  Ab.  sah  Isid. 
Pierre  zu  Caen  eine  Feuerkugel  von  Süd  nach  Nord,  25° 
über  dem  Horizonte  ( Compt  Rend.  t.  XXX,  p.  781 ).  Zu 
Havre  wurde  sie  zwischen  9  und  10  Uhr  Ab.  als  tou  der 
Gröfse  des  Vollmondes,  aber  noch  stärkerem  Glänze,  ge- 
sehen. Sie  zog  von  S.W.  nach  N.O.  und  hinterliefs  einen 
Lichtschweif  von  30  Min.  Länge,  dessen  Helligkeit  allmälig 
verlosch:  sie  verschwand  nach  einigen  Minuten  hinter  den 
Höhen  über  der  Stadt.  Nach  dem  Journ.  de  Ronen  ist  das 
Phänomen  auch  zu  Rouen  gesehen  worden;  es  erleuchtete 
die  Stadt  einige  Sekunden  lang  vollständig  9\  Uhr  Ab. 
Es  zersprang  ohne  Knall  in  ziemlich  bedeutender  Höhe. 
Die  Feuerkugel  beschrieb  eine  Lichtcurve,  welche  aus  4 
Lichtstreifen  (larmes)  bestand,  die  sich  durch  successive 
Lostrennung  von  der  Kugel  bildeten  und  in  der  Reihen- 
folge erloschen,  in  welcher  sie  entstanden  waren.  Eine 
halbe  Minute  darauf  liefs  sich  ein  einzelner  Donnerschlag 
hören  (Journ.  des  Dibats  1850  Juni).  Hiernach  ist  also 
vielleicht  ein  Niederfall  einer  meteorischen  Masse  in  der 
Picardie  oder  in  der  Normandie  erfolgt.  —  Als  einen  nicht 
geringen  Nutzen  dieser  Zusammenstellung  von  Nachrichten 
würde  ich  es  halten,  wenn  sie  indirect  zur  Auffindung  von 
herabgefallenen  Massen  anleiteten,  wo  grofse  Wahrschein« 
lichkeit  zu  einem  glücklichen  Erfolge  vorhanden  ist.  Nur 
ist  dabei  zu  beachten,  dafs,  wie  Hr.  G.  Rose  so  treffend 
in  der  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1852  Mai  17.  bei  Gelegenheit 
des  Meteorsteines  von  Gütersloh  (1851  April  17.)  bemerkt 
hat,  ein  längeres  Liegen  in  dem  feuchten  Erdboden  eine 
grofse  Zersetzung  und  endlich  ein  gänzliches  Zerfallen  der 
ganzen  Masse  hervorbringen  kann,  vorzüglich  bei  den  me- 
tallisches Eisen  enthaltenden  Meteorsteinen,  wohingegen 
die  gediegenen  Meteoreisenmassen,  durch  die  sich  bildende 
oxydirte  Kruste  vor  weiterer  Zerstörung  geschützt  werden. 
Daher  ist  es  schwierig,  früher  gefallene  Meteorsteine  noch 
aufzufinden.  — 

Die  Erscheinung  von  Juni  5.  (6.)  ist  auch  noch  in 
Derbyshire   als  LichtstreiTen  (lightning  -  flashes)  gesehen, 


150 

von   denen   Strahlen    aasgingen   (Rep.  of  the  BriL  Ass. 
f.  1851). 

1850  Juni  10.  10  Uhr  12  Min.  Ab.  Sehr  helle  Feuer- 
kugel  zu  Kishnaghur  in  Indien  von  dem  Skorpion  aus  von 
S.W.  nach  N.O.;  sie  durchschofs  sehr  rasch  den  Himmel, 
schien  an  Gröfse  und  Glanz  während  ihres  Laufes  zuzuneh- 
men und  löste  sich  endlich  in  zahlreiche,  leuchtende  Par-a 
tikelchen  auf.  Ungefähr  nach  £  Min.  hörte  man  einen  dum- 
pfen, rollenden  Ton,  welcher  4*  Min.  anhielt,  an  derselben 
Stelle,  wo  das  Meteor  erschienen  war  (ib.). 

1850  Juni  16.  6  Uhr  25  Min.  Nachm.  erschien  zu  New- 
Haven  bei  hellem  Sonnenschein  und  klarem  Himmel  eine 
Feuerkugel  von  blendend  weifser  Farbe,  so  bell  als  Venus, 
und  mit  einem  langen  Schweife;  sie  war  etwa  2  Sek.  sicht- 
bar. Zwei  Beobachter  bestimmten  die  Position  des  An- 
fangspunktes zu  N.  11  —  14°  CK,  Höhe  27  —  35°  und  des 
Endpunktes  zu  N.  14  —  11°  O.  Höhe  16°.  (Sillim.  Amer. 
Journ.  2.  S.  Vol.  XL  p.  130). 

1S50  Juli  1.  74  Uhr  Ab.  Helle  Feuerkugel  zu  Bombay; 
sie  zog  von  S.O.  nach  N.W.  gegen  20"  weit  und  explo- 
dirte  bei  70°  in  kleine  Funken  zerstiebend  (Rep.  of  the 
Brit.  Ass.  f.  1851). 

1850  Juli  4.  8  Uhr  26  Min.  Ab.  Feuerkugel  zu  Rosehill 
nach  S.O.  (ib.  f.  1850). 

1850  Juli  4.  9  Uhr  26  Min.  Ab.  ward  in  der  Gegend 
von  Nottingham  und  an  einigen  anderen  Orten  eine  blafs- 
blaue  Feuerkugel  gesehen,  welche  während  der  2  Sek.  ihrer 
Sichtbarkeit  an  Glanz  zunahm;  sie  senkte  sich  beinahe  senk- 
recht nach  Osten  herab  von  einem  Punkte  zwischen  x  QQd 
&  Antinoi  bis  2°  östlich  von  a  Capricorni;  zuerst  zeigten 
sich  keine  Funken,  aber  später  verschwand  sie  in  Funken 
zersprühend  (ib.  f.  1851). 

1850  Juli  5.  8  Uhr  54  Min.  2  Sek.  mittl.  Zeit  v.  Grant- 
ham  verschwand  zu  Grantham  und  Boston  eine  glänzend 
weifse  Feuerkugel;  sie  erschien  im  N.  bei  50°  Höhe  und 
zerplatzte  im  O.   bei  25°  Höhe,  indem  sie  einen  Schweif 


151 

• 

zurückliefs  von  1  °  Länge.  In  Boston  wurde  noch  ein  Rauch 
und  ein  knisterndes  Geräusch  bemerkt  (ib.  f.  1850). 

1850  Juli  6*  u.  8.  Feuerkugel  zu  Toulouse  (Compt. 
Retid.  t.  XXXI,  p.  73). 

1850  Juli  9.  10  Uhr  Ab.  Helle  Feuerkugel  von  der 
Farbe  des  Jupiter  im  Haar  der  Bereuice  gesehen  auf  der 
Stony  hurt -Sternwarte  (Rep.  of  the  Brit.  Ass.  f.  1850).. 

(1850  Juli  12.  16.  25  —  30.  Zahlreiche  Sternschnup- 
pen und  diese,  begleitende  Feuerkugeln,   so  Juli  16). 

( 1850  Juli  14.  Dieselbe  Erscheinung  wie  bei  Juli  5. 
(Rep.  of  the  Brit.  Ass.  f.  1851).  Wahrscheinlich  ein  Irr- 
thum  im  Datum). 

(1850  Aug.  6  bis  12.   August-Phänomen.) 

1850  Aug.  10.  Mehrere  Feuerkugeln  zu  Breslau,  Bonn, 
Aachen,  Cöln,  Paris,  Bern  und  England.  (Die  näheren  An- 
gaben werde  ich  später,  mittheilen). 

1850  Aug.  13.  11  Uhr  15  Min.  Ab.  Helle  Feuerkugel 
zu  Port  Mador  in  England  mit  langem  Lichtschweife  von 
ß  Aquilae  bis  gerade  über  Fomalhaut  (Rep.  of  tkß  Brit. 
Ass.  f.  1851). 

1850  Aug.  14.  8  Uhr  45  Min.  Ab.  ward  bei  Notting- 
ham eine  Feuerkugel  mit  scharf  begränzter  Scheibe,  vier- 
bts  fünfmal  gröfser  als  Jupiter  gesehen ;  sie  zog  schweiflos 
in  2  Sek.  von  X  Bootis  bis  in  das  Haar  der  Berenice  (ib.). 

1850  Aug.  14.  10  Uhr  Ab.  Feuerkugel  zu  Higbfield  (ib.). 

1850  Aug.  15.  9  Uhr  35  Min.  Ab.  Helle  Sternschnuppe 
zu  Castle  Donington  in  2  Sek.  von  a  Lyrae  senkrecht  zum 
Horizonte  herabfallend,  dadurch  bemerkenswerth,  dafs  sie 
wechselsweise  an  Glanz  ab-  und  zunahm  (tfc..). 

1850  Aug.  22.  2  Uhr  25  Min.  Morg.  Helle  Feuerkugel 
zu  Nottingham ;  sie  zog  in  2  Sek.  von  a  bis  %  Urs.  maj.  (ib.). 

1850  Aug.  29.  10  Uhr  3  Min.  Ab.  Orangefarbene  Feuer- 
kugel zu  Nottingham,  zuerst  nur  5.  Gröfse,  zuletzt  dreimal 
so  grofs,  als  Saturn ;  sie  bewegte  sich  langsam  und  in  Fun- 
ken sich  auflösend  in  2  Sek.  von  s  Persei  bis  21  Persei  (ifi.). 

(1850  September  2.  Mehrere  Sternschnuppen). 


152 

■ 

1850  Septbr.  4.  9  Uhr  0  Min.  6  Sek.  Wetfse  Feuerku- 
gel  zu  Granthain  von  yCephei  bis  x  Dracon  (ib.). 

1850  Septbr.  21.  10  Uhr  18  Min.  30  Sek.  Ab.  Blaue 
Feuerkugel  zu  Darlingtou,  die  an  Glanz  zunahm  und  sich 
in  6  Sek.  über  einen  Raum  von  7°  im  Sterobilde  des  gro- 
fsen  Bär  mit  Hinterlassung  ei*es  Funkenstreifens  bewegte 
(ib.).  _ 

1850  Septbr.  30.  8  Uhr  54  Min.  Ab.  (bis  gegen  10  Uhr) 
erschien  in  Neu -England  und  vielen  Gegenden  Nord- Ame- 
rika^ eine  helle  Feuerkugel,  welche  mit  Funkensprühen 
zerplatzte.  Nach  diesem  Phänomen  blieb  ein  heller  Licht- 
streifen noch  eine  ganze  Stunde  sichtbar,  welcher  abwech- 
selnde' Lichtgestalten,  wie  ein  Komet,  zeigte.  Die  Explosion 
erfolgte  3°  unterhalb  a  Arietis.  Bond  berechnet  die  Ent- 
fernung dieses  Meteores  von  Cambridge  zu  100  engl.  Mei- 
len, die  Höhe  über  der  Erde  zu  50  Meilen  ( Sillin^  Amor. 
Journ.  2  S.  Vol.  XL  p.  130  in  Athen.  1850  Novbr.  16). 
Dieses  Meteor  ist  in  N.  Amerika  unter  dem  Namen  „Jenny 
Lind's  meteor"  bekannt  und  ist  in  der  That  eine  der  merk- 
würdigsten Erscheinungen  der  Art,  die  wir  kennen;  in  frü- 
heren Zeiten  wäre  sie  wahrscheinlich  für  einen  Kometen 
gehalten  worden.  Auch  zu  Bombay  wurde  dieses  Phäno- 
men eine  Stunde  lang  beobachtet  (Rep.  of  the  Brit.  Ass. 
f.  1851  p.  43). 

1850  October  6.  beobachtete  Heis  bei  Yischel  im  Ahr- 
thale  ein  bedeutendes,  weifses  und  geschweiftes  Meteor; 
es  wurde  auch  zu  Aachen,  Malmedy  und  Heinsberg  ge- 
sehen, ebenso  zu  Bonn,  wo  die  Position  bestimmt  wurde 
zu  310  bis  210°  AR.  und  —9°  bis  -f-21°  Decl.  (Schmidt 
a.  a.  O.  S.  71 ). 

1850  Octbr.  9.  10  Uhr  45  Min.  Ab.  Glänzende  blaue 
Feuerkugel  zu  Hereford  von  N.W.  nach  N.;  sie  bewegte 
sich  sehr  langsam  und  löste  sich  in  Funken  auf  (Rep.  of 
the  Brit.  Ass.  f.  1851). 

(1850  Octbr.  9.     Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

1850  Octbr.  13.  6  Uhr  Ab.  Glänzende  Feuerkugel  zu 
Toronto  in  Canada;  in  1  Sek.  flog  sie  vom  Zenith  bis  zu 


153 

45°  Höbe  herab  und  zersprang  dort,  in  mehreren  Farben 
erglänzend  (ib.). 

1850  Octbr.  24.  8  Uhr  42  Min.  Ab.  sah  Hr.  Observator 
Feamiey  aus  Christiania  (damals)  in  Bonn  bei  ganz  be- 
decktem Nebelhimmel  und  durch  dichte  Wolken  hindurch 
gegen  N.  eine  grofse  Feuerkugel  mit  leuchtendem,  grünem 
Blitzscheine.  Die  in  1  Sek.  5  beschriebene  Bahn  von  O. 
nach  W.  war  etwas  gekrümfbt.  Nach  dem  Erlöschen  er- 
folgten noch  2  blitzartige  grüne  Erhellungen.  Eine  Deto- 
nation ward  nicht  gehört  (Schmidt  a.  a.  O  S.  71). 

(1850  Octbr.  26.  Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

(1850  November  2.     Desgleichen.) 

1850  Novbr.  6.  7  Uhr  Ab.  Aufserordentlich  helle  Feuer- 
kugel zu  Malabar  Hill  bei  Bombay;  sie  flog  in  3  Sek.  sehr 
rasch  von  N.W.  nach  S.O.  und  zerplatzte  ohne  Knall.  Ein 
Lichtstreifen  blieb  nachher  noch  20  Min.  sichtbar ;  an  dem 
einen  Ende  desselben  befand  sich  ein  heller  Kern,  ähnlich 
wie  bei  einem  Kometen  (Rep.  of  the  Br.  Ass.  f.  1851). 

1850  Novbr.  13.  5  Uhr  45  Min.  Ab.  Blaue  und  7  Uhr 
5  Min.  Ab.  Gelbe  Feuerkugel  zu  Oxford,  vom  Zenith  nach 
N.W.  (ib.). 

(1850  Novbr.  14.15.  November-Phänomen  in 
Indien). 

1850  Novbr.  14.  5  Uhr  45  Min.  Ab.  Grofse  Feuerkugel 
von  N.W.  nach  S.O,  zu  Bone  Ghaut  in  Ost- Indien  (Rep. 
of  the  Br.  f.  1851). 

1850  Novbr.  15.  zwischen  8  und  9  Uhr  Ab.  sah  ein 
Freund  von  mir  bei  Berlin  im  Sternbilde  des  gr.  Bär  eine 
Feuerkugel  von  gelber  Farbe  und  halb  so  grofs,  als  der 
Mond,  sie  zerplatzte  in  Funken  sich  auflösend;  der  Schweif 
war  noch  einige  Sekunden  nach  dem  Erlöschen  der  Feuer- 
kugel als  ein  dünner,  in  der  Mitte  dickerer,  Lichtstreifen 
sichtbar.  — 

1850  Novbr.  23.  10  Uhr  55  Min.  Ab.  Kreisrunde  gelbe 
Feuerkugel  zu  Highfield  House,  dreimal  so  grofs,  als  Sa-' 
turn,  von  8  bis  6  Ceti,  mit  einem  schwachen  Schweife  (Rep. 
of  Br.  Ass.  f.  1851). 


154 

1850  Novbr.  24.  5  Uhr  45  Min.  Ab.  Blaue  Feuerkugel 
im  Perseus  von  60°  bis  50  AR.  und  +45  bis  55°  Decl., 
beobachtet  in  2,5 Sek.  von  G.v.  Boguslawskiin  Breslau. 

(1850  Novbr.  28.  bis  30.  Zahlreiche  Sternschnuppen.) 

1850  Novbr.  28.  10  Uhr  10  Min.  Ab.  Sehr  langsam 
dahinziehende  Feuerkugel  in  Englaäd  von  der  Farbe  des 
Jupiter,  aber  viermal  gröfser,  vom  Aldebaran  senkrecht 
herab  bis  ungefähr  30°  hoch  (Rep.  af  the  Brit.  Ass. 
f.  1851). 

1850  Novbr.  29.  7i  Uhr  Ab.  Weifse  oder  blaue  Feuer- 
kugel zu  Oxford  zweimal  so  grofs,  als  Venus:  sie  durchzog 
in  mäfsiger  Geschwindigkeit  15°  am  Himmel,  erlosch,  ohne 
zu  explodiren,  zwischen  a  und  y  Aquilae.  Der  nachfol- 
gende Schweif  war  noch  6  Sek.  sichtbar  (ib.). 

1850  Novbr.  29.  7  Uhr  45  Min.  Ab.  wurde  zu  Süsses 
und  in  Edinburgh  von  Ost  nach  N.W.  eine  Feuerkugel 
mit  langem  Schweife  gesehen  (ib.).  Wahrscheinlich  dieselbe. 

1850  Novbr.  29.  9  Uhr  Ab.  wurde  im  erleuchteten  Zim- 
mer zu  Oxford  eine  glänzende  Feuerkugel  in  westlicher 
Richtung  gesehen  (ib.). 

1850  Novbr.  29.  10  Uhr  35  Min.  Abends  beobachtete 
J.  R.  Hind  auf  der  Bishop -Sternwarte  im  Regents-  Park 
zu  London  eine  helle  Feuerkugel  von  10'  Durchmesser; 
sie  war  stillstehend  oder  bewegte  sich  nur  Sufserst  lang- 
sam während  der  4  bis  5  Sek.  ihrer  Sichtbarkeit;  sie  ver- 
schwand hinter  eine  Wolke,  kam  aber  in  einer  Oeffnung 
derselben  glänzender  wieder  zum  Vorschein ;  ein  Lichtstrei- 
fen war  noch  längere  Zeit, nach  dem  Erlöschen  zu  sehen. 
Diese  Feuerkugel  ist  auch  zu  Oxford  und  an  mehreren 
anderen  Orten  gesehen  (ib.). 

1850  December  5.  11  Uhr  30  Min.  Ab.  sahen  Rowell 
zu  Oxford  und  Lowe  zu  Nottingham  eine  grofse  blaue 
Feuerkugel  von  dem  Glänze  der  Yenus  in  3  Sek.  einen 
Raum  von  25"  von  S.  nach  O/ durcheilen  (ib.). 

1850  Decbr.  8.  gegen  Morgen  wurde  zu  Shorapore  in 
dem  Gebiete  von  Nizam  in  dem  Sternbilde  des  Löwen 
eine  gelbe  Feuerkugel  gesehen  von  dem  Glänze  der  Venus, 


155 

sie  bewegte  sich  nach  dem  Arctur  zu.  Nachdem  das  Me- 
teor zerplatzt  war,  blieben  die  Funken  auf  der  nämlichen 
Stelle  einige  Sekunden  hindurch  sichtbar:  sie  glichen  dem 
Nebel  im  Orion  (ib.). 

1850  Decbr.  9.  gegen  Morgen.  Grofse  Feuerkugel  in 
Yorkshire  mit  fächerförmigem  Schweife  und  sich  in  Fun- 
ken auflösend  (t&. ). 

(1850  Decbr.  11.  12.  Zahlreiche  Sternschnuppen).  — 

(Schlafs  im  dritten   Heft.) 


II.     Veber  den  Einfluß  der  Umdrehung  und  der 

Gestalt  der  Erde  auf  die  scheinbaren  Bewegungen 

an  den  Oberflächen  derselben;  von  Hrn.  Obser- 

vator  C lausen  in  Dorpat. 

(Aus  d.  Bullet,  de  la  c lasse  physico-math.  de  l'acad.  de  St.  Pe- 
tersburg,   T.  X.) 


JToucaults  sinnreiche  Idee,  die  Umdrehung  der  Erde 
durch  ein  einfaches  um  einen  Funkt  schwiugendes  Pendel 
jedem  anschaulich  zu  machen,  veranlafste  mich,  diese  Be- 
wegung theoretisch  zu  entwickeln.  Ich  erlaube  mir  meine 
Arbeit  über  diesen  Gegenstand  darzulegen,  wobei  zugleich 
die  sphäroidische  Gestalt  der.  Erde  berücksichtigt  wird. 

1.  Ich  gehe  von  den  Formeln  aus,  die  Gaufs  in  Ben- 
zenberg's  bekanntem  Werke  über  die  Umdrehung  der 
Erde  gegeben  hat.  Es  scy  durch  den  Schwerpunkt  der 
Erde  und  die  Umdrebungsaxe  eine  mit  dem  Meridiane  des 
Aufhängepunkts  des  Pendels  parallele  Ebene  gelegt.  Die 
in  dieser  Ebene  mit  einer  durch  den  Aufhängepunkt  ge- 
zogenen Lothlinie  parallele  Gerade  sey  die  Axe  der  Coor- 
dinaten  ä,  und  zwar  positiv,  in  der  Richtung  nach  dem 
Zenith  des  Aufhängepunkts;  senkrecht  darauf  in  derselben 
Ebene  sey  die  Axe  der  x,  positiv  nach  Süden;  und  senk- 


156 

recht  auf  die  Ebene  die  Axe  der  y,  positiv  nach  Osten. 
Der  Anfangspunkt  der  Coordinaten  sey  im  Schwerpunkte 
der  Erde,  und  die  Coordinaten  des  Aufhängepunktes  des 
Pendels  seyen  A,  B,  C  in  Beziehung  auf  die  Axen  der  x, 
y,  z  resp.  Die  Coordinaten  des  als  körperlichen  Punkt  be- 
trachteten Pendels  zu  einer  beliebigen  Zeit,  auf  Axen  be- 
zogen, die  mit  den  vorigen  parallel  sind,  seyen  vom  Auf- 
hängepunkte an  gerechnet  £,  v,  f.  Vom  Mittelpunkte  der 
Erde  an  gerechnet  sind  demnach  diese  Coordinaten :  -4-4-£, 
B+v,  C-K. 

Ich  verwandele  jetzt  diese  Coordinaten  in  andere  x,  tf,  z\ 
deren  Axe  der  x1  in  der  Ebene  des  Aequators,  in  ihrem 
Durchschnitte  mit  dem  Meridiane  liegt,  und  zwar  positiv 
nach  Süden;  die  Axe  der  y'  mit  der  Axe  der  y  identisch; 
und  die  Axe  der  »'  auf  der  positiven  Seite  nach  dem  Nord- 
pole gerichtet  ist.  Zieht  man  aus  dem  Mittelpunkte  einer 
beliebigen  Kugel  Radien,  die  mit  den  positiven  Enden  die- 
ser sechs  Axen  parallel  sind,  bis  sie  die  Kugelfläche  schnei- 
den, und  legt  durch  die  Durchschnittspunkte  der  mit  den 
Axen  der  x  und  x  parallelen  Radien  einen  gröfsten  Kreis, 
in  dem  der  Bogen  zwischen  diesen  Durchschnitten  durch 
[xx~]  bezeichnet  wird;  so  hat  man,  wenn  [a?y'J,  [#«'], 
[yx'~\  etc.  ähnliche  Bedeutungen  haben,  nach  Gaufs  Dis- 
quis.  gen.  circa  superficies  curcas: 

x'=x  cos  [xx*]  +  y  cos  [y  a?'J +3  cos  [«#'] ; 
y'  =  x  cos  [xy']  +  y  cos  [y  y'J  +  %  cos  [s y'] ; 
»'  =a?cos[a?a'J  -+•  y cos [y*']  +  Ä cos  [»**]. 

Nach  den  gegebenen  Erklärungen  hat  man  für  die  9  Win- 
kel folgende  Werthe,  worin  ß  die  geographische  Breite  des 
Aufhängepunkts  des  Pendels  bezeichnet: 

• 

[xx']  =    90°—/?;    [yx'}  =  90";    [sx']=ß; 
[xy1]  =   90° ;  [yy']  =    0° ;    [»y'J  =  90° ; 

[x*1  =  180°  —  ß;   [ya']=90°;    [>*']  =  90°  —  ß. 

Demnach : 


157 

y'=B+v 

»'s-  (A+g)co$ß+(C-h£)sinß. 

Diese  Coordinaten  des  beweglichen  körperlichen  Punkts 
beziehen  sich  auf  Axen,  die  mit  der  Erde  sich  drehen.  Es 
sey  die  feste  Axe  der  positiven  x"  im  Welträume  nach  der 
Frühlingsnachtgleiche  gezogen;  und  die  Axe  der  positiven 
y"  im  Aequator  nach  90°  gerader  Aufsteigung  gerichtet;  die 
Axe  der  z"  mit  der  Axe  der  *'  identisch.  Die  gerade  Auf- 
steigung des  Zeniths  sey  0,  so  hat  man  auf  ähnliche  Weise 
wie  oben: 

|>V]=0;  [yV]  =  ö+90°; 

[>y]=0-9O°;      [y'y"]=0 
mithin  , 

a?=(x!  cosÖ  —  t/'sinö; 

y"=zx  sin  6  -l-y'cos  6 ; 
oder  endlich: 

xH  =  (A+£)s\nßcosd  —  (B+v)sinO+((H-&co8ßcoBO;\ 
y"  =  (A+h sin /Jsin  0 + (JM-v)  cos  6 -KC+f)  cos/Jsin 0; (  (l) 

V'=— (il+|)cos/?+(C+Ö8in/?  ) 

Auf  gleiche  Weise  hat  man,  wenn  X,  Y,  Z  die  nach 
dem  ersten  Axensystem  zerlegten  Kräfte  sind,  und  X\  Y\  7! 
dieselben  nach  dem  letzten  Axensystem  zerlegt  bedeuten: 

X"=      Xsin/?cos  0  —  Fsin  0  -4-  Zcos  /?cos  0 ; ) 

Z"  =      Xsin/?sin0-t-Fcos0+Zcos/?sin6;[     (2) 

Z"=  — Xcos/J-f-Zsin/9;  ) 

woraus  umgekehrt  folgt: 

X=     JP'sin/ScosÖ+F'sinösin/?—  Z"  cos/9;  ) 
F=— X'sinö+F'cosd;  [  (3) 

Z  =      Xwcos/9cosd+r'sinöcosiS4-Z"sin/S.) 

Differentiirt  man  die  Gleichungen  (1)  zweimal,  wobei 
x">  y\  *",  §,  v,  C,  0  als  veränderlich  betrachtet  werden,  und 

setzt  —  ==A,  so  erhält  man: 


158 

^=-A* aj"+sin/9coflö  0— sin6^+co8/9co8ög 

+2i(-8in/?smöJ|— cosöj— cos/Jsinö^) 
^=-Ay  +  8in£sin0^+cosdg+cos/?Mn0g  ^  (4) 

+2A(sin/?co8Ö^|  -8inö|j+cos/?cosög) 

Die  Kräfte,  die  auf  das  Pendel  wirken,  sind:  die  An- 
ziehung der  Erde;  die  Spannung  des  als  eine  geometrische 
Linie  betrachteten  Fadens,  an  dem  das  Pendel  hängt,  und 
der  Widerstand  der  Luft. 

Die  Anziehung  der  Erde,  wie  sie  an  der  Oberfläche 
derselben  beobachtet  wird,  ist  schon  durch  die  Umdrehung 
der  Erde  modificirt.  Es  sey  die  beobachtete  Schwerkraft 
nach  den  drei  Coordinatenaxen  x",  y",  »"  zerlegt:  —  V,  —  Vt 
—  F",  so  ist  die  wirkliche  Anziehung  der  Erde  nach  den- 
selben Richtungen  zerlegt:  —  V—  J,*  x";  —  Y—  k*  y";  —  V. 
Die  Spannung  des  Fadens  sey  N,  und  die  Länge  des  Pen- 
dels a,  so  wird  diese  Spannung  nach  den  drei  Coordina- 
tenaxen x,  y,  %  zerlegt:   — JV~,  —  IV— ,  — JV-^-.  DerWi- 

°  a  a  a 

derstand  der  Luft  sey  mit  dem  Quadrate  der  Geschwin- 
digkeit v  proportionirt,  oder  —  pv*9  so  ist  dieser  Wider- 
stand nach  den  Richtungen  der  Axen  der  x,  y,  *  zerlegt: 
dl  dv  dl 

-i»Tf  -Pv-dt>  -f*vTr 

Wir  haben  also,  wenn  wir  die  sämmtlichen  Kräfte 
nach  den  Axen  der  x",  y",  *"  durch  Hülfe  der  Formeln  (2) 
zerlegen: 


159 

X"=—  V— A'a/'  —  (JV^+p»g)dti,?cos0 
4-(#JL+ f*  v  ~)  sinö  —  (N^+ftv  g)cos/?cos  0 ; 
r=-  r_XV'-(^4+^v^)8in/98inö  }  (5) 

—  (iV-J+juv^cosÖ  — (iV^H-fty^)co8/?8inö; 

Nach  den  Gesetzen  der  Dynamik  ist: 

rffa   _  A>       <*** ^    '       rf**_  *    ' 

wenn  die  Einheiten  der  Längenmaafse,  Zeiten  und  Kräfte 
gehörig;  angenommen  werden.  Die  zweiten  Glieder  der 
Gleichungen  (4)  sind  also  den  entsprechenden  der  Glei- 
chungen (5)  gleich.  Multiplicirt  man  die  so  erhaltenen 
Gleichungen  der  Reihe  nach   1).  mit  sin/? cos 0,   sin/?  sinö, 

—  cos/?;  2)  mit  — sinö,  cosö,  0;  3)  mit  cos/? cos 0,  cos/9 
sind,  sin/?,  und  addirt  die  Producta,  so  erhält  man,  wenn 
man  die  nach  den  Axen  der  xf  y,  &  zerlegte  scheinbare 
mit  der  Schwungkraft  der  Erde  behaftete  Anziehung  mit 
— 17,  »—  IT,  — IT  bezeichnet,  wodurch  nach  den  For- 
meln (3) 

ü  =Fsin/?cosö  +  rsin/9sinÖ  —  F'cos/?; 
U=—  Fsinö     +  Fcos0; 
D"==Fcos/?co8ÖHh  Fcos/?sinö+  F'ain^; 

wird,  die  folgenden  Gleichungen: 

S+airf»/»g  +2ico8/?g  =_tr  -iri-^g»  }(6) 
g-swj  «-if-nri-^g; 

Eliminirt  man  iV,  so  ergeben  sich  folgende  zwei  Glei- 
chungen: 


(7) 


160 

Man  hat  überdiefs  die  Bedingungsgleichung: 
also 

folglich 

sin^  +  C0S/9£  g+COS/9Vg  =  g^SU^-gcOS/S). 

2)  In  dem  Falle,  da  die  Schwingungen  des   Pendels 
klein  sind,  kann  man  die  Gröfsen  §  und  v  als  von  erster 

Ordnung  betrachten,  eben  so  -j-,  -^,  j^,  -~.  DieGröfse 

£  hingegen  ist  bis  auf  Gröfsen  zweiter  Ordnung  — a;  l 
und  i*  aber  sind  sehr  kleine  Gröfsen.  Ferner  ist  IT  der 
scheinbaren  Schwere,  also  bis  auf  Gröfsen  erster  Ordnung, 
die  aber  mit  einem  äufserst  kleinen  Factor  multiplicirt  sind, 
gleich  g  (nahezu  10  Meter).  Wenn  man  den  Krümmungs- 
halbmesser der  Erdoberfläche  im  Meridian  Ä,  im  ersten  Ver- 

tical  B!  setzt,  so  ist  #  =  ££,  fTzs^-,   beide  wegen   der 

Gröfse  von  R  und  R  sehr  kleine  Gröfsen.     Ordnet  man 

« 

nun  die  Gleichungen  so,  dafs  man  die  Glieder  erster  Ord- 
nung absondert,  so  ergiebt  sich: 

«g=-A'l+(«+0g-lg-aASa:«jB/?-|co(Ä' 

«£=-m<a+ög-»g+2Af|(£Mn/Mcos0 


161 
oder: 

a 
dl 


oS=— 0l+0; 


Die  Gröfsen  0,  9  sind  von  den  zweiten  und  höheren 
Ordnungen.  Integrirt  man,  ohne  diese  Gröfsen  zu  berück- 
sichtigen, so  ergiebt  sidi: 

!=CcosC*0+ffsin(xO;  |  ,m 
v=ffcos(xt)+ff8in(xt).  yK    ' 

G,  ff,  H,  ff  bezeichnen  Constanten,  die  von  der  anfängli- 
chen Bewegung  abhängen,  x  aber  ist  V --. 

Die  Gröfsen  &  und  &  können  nur  auf  eben  die  Weise 
berücksichtigt  werden,  wie  man  in  der  Astronomie  die  so- 
genannten störenden  Kräfte  berücksichtigt.  Man  kann  näm- 
lich die  Gröfsen  G,  ff,  H,  ff,  so  bestimmen,  dafs  die  For- 
meln (10)  für  jeden  Zeitpunkt  den  Ort  und  die  Geschwin-  t 
digkeit  des  Pendels  angeben,  wenn  man  die  für  diesen  Zeit- 
punkt geltenden  G,  ff,  H>  ff  als  constant  annimmt.  Dif- 
ferentiirt  man  diese  Gleichungen,  und  setzt  zugleich  G,  ff, 
H,  ff  veränderlich,  so  ergiebt  sich: 

^=-xesin(xO+xffcos(xf)+cos(xf)  ^?  +  »in  (xf)  ^?; 

,  HU) 

g=-xG'sin(x#)+xJTco8(xO+co8(xl) *g'  +sin  (xf)  ^. 

Macht  man  also: 

0=cos(xO^+sin(xt)^; 

0=<*w<xl)^-+  sin(x0  *g-  1 

so  sind  die  Geschwindigkeiten  nach  beiden  Coordinaten, 
durch  die  Formel  (10)  mit  unveränderlichen  G,  ff,  H,  ff  dar- 
gestellt. Differentiirt  man  zum  zweiten  Male  und  berücksich- 
tigt die  Gleichung  (12),  so  erhält  man: 

Poggend.  Ann.  Ergänxnngsbd.  IV.  " 


162 

d1!-  nt.  .    /   .wdG    m         ä   /    .v  dB 

-      =  —  X^§  —  X8ia(xt)-i-+XC08(xt)—', 

i  ■;*  /ff  >(13) 

77  =  —  x7v —  xsin(xtf)-i — hxco8(xf)-r-. 
Also  wird,  wenn  man  mit  (9)  vergleicht: 

=  —  xsin(xf)  ~j7+*cos(*0~Tri 


a 


—  =  —  xsiu(xf)  -r-+xcos(xf)  — . 
a  'dt        .      •        '  dt 

Aus  (12)  und  (14)  folgt: 

dO  .    ,    „    G         dG'  •    ,    #v    G' 

•— =     cos  (x  Ott — .     -r-  =      cosC*Or? — ; 
rf*  v     /|/«^        rff  v       Vag' 


(U) 


(15) 


Die  Gleichungen  (10)  geben  eine  Ellipse,  deren  Lage 
und  Gröfse  durch  die  Gröfsen  G,  G\  H9  W  bestimmt  wird. 
Sey  die  gröfste  Ausweichung  im  Azimuthe  \f)y  von  Süden 
nach  Osten  gezählt,  und  gehe  das  Pendel  durch  diesen 
Punkt  zur  Zeit  T;  sey  ferner  die  Protection  dieser  Auswei- 
chung E,  die  kleinste  Ausweichung  F,  positiv  genommen, 
wenn  das  Pendel  sich  von  Süden  nach  Osten  bewegt,  iui 
entgegengesetzten  Falle  negativ.  Nimmt  man  nun  E  als 
die  Axe  der  positiven  x"f,  und  die  Axe  der  positiven  ym 
im  Azimuthe  90°  4- V  vou  Süden  nach  Osten  gerechnet; 
so  hat  man: 

a?"'=Ecosx (*-!>=    £cos(xT)cos(xO+£sin(xT)sin(xO;  j  ({6) 
f=zFsinx(t-T)=^Fsin(xT)cos(xt)^Fcos(xT)s\n(xi).  )  C 

Da  £  =  x'"  cost/> —  y'"sin^;   i/=a?'"  sinxfj  +  y'"  costp;   so 

folgt  mit  (10)  verglichen: 

G  =Ecos^cos(xT)+FsinT//siiifxT); 
Fzz=jBcos^sin(xT) — Fsint//cos(xT);  I   ... 
G'= E  sin  \jj  cos  (x  T)  —  Fcos  xp  sin  (x  T) ; 
.    Ht=Esmyj8in(xT)+Fcos\pcos(xT). 

Diflerentiirt  man  diese  Gleichungen,    so  ergiebt  sich: 

(18) 


163 

dG  /    m\dE   .     •  .    /    m\  dF 

—  =zco$yjcos(xT)—  +  &mxffSin(xT)  j- 

+  [—  Esinyjcos(x  T)-hFcosip8in(x  T)]  ^ 

+  [—  Ecosxf)  sm(xT)+Fsmxpcos(xT)~\^; 

—  =  cost/;sin(xr)-j-  —  smi/;cos(xT)  — 

+[—  Fsint//sin(x T)  —  Fcost/;  cos(xT)  ^ 
-+•  [£  cos  1//  cos  (x  T)  +  Fsin  xp sin  (x  T;]  ^~^; 
-jj  =sin  \f)cos(x  T)-j:—  cos^sin  (x  T)  -.- 

«+-  [JS  cos  i//  cos  (x  T) + Fsin  V  sin  (x  T)  ]  ^ 

+  [  —  Fsint/>sin(xT)  —  Fcosxpcos(xT)]x-^'\ 

dH'         .     ,    .    /    «h  iE  ,  ,         ,    m^dF 

-j—  =  sin^siu(xT)  ^-  +  cosi/;cos(xr)  — 


[Ecost//sin(xT)— Fsin  t/;  cos  (xT)]  ^ 
[JE sin i// cos (x  T)  —  Fcostp sin  (x  T)]    rf  , 


x.rfT 


Am  passendsten  scheint  es  mir  die  Aenderung  der  Con- 
stauten  E,  F,  ifj  und  T  für  eine  Schwingung  zu  berechnen 
weil  auf  diese  Weise  die  periodischen  Functionen  ver- 
schwinden, und  das  Resultat  am  einfachsten  wird ;  die  Dauer 

der  Schwingung  wird  2n  y— JdT.   Man  kann  zu  dem 

Ende  T=0  setzen,  wodurch  sich  ergiebt: 

G=Ecosyj,  JI=-Fsint/>,  G'zzEsinyj,  fl=Fco&\j>.    (19) 

dG  dE        „  .      t  dxp    .    „  .      .   x.dT 

dH  dF        „  dxp    .    «  .  x.dT 

£=      sin^g+Fcos^^-FcosV,^; 

f=     eos^|f-Fsinv/^+E8in^^; 

Hieraus  ergiebt  sich  sogleich: 

11* 


(20) 


164 

rfE  Ä     ,  dG  .     .     ,  dG' 

rff        .•  , rfw .         dir 
_=_8inv,_+cosv,_.  ^  (2i) 

Ed-±-  xFd£=-Smrb  *£+  cos  ,Ä 

rff  rff  r  <ff  ^  dt  * 

„dy  „dT  tdH        .      .  rfH' 

F57-x£57=-"cos^57-8,n^7r' 


Esseyalso:  /*  ^.dt—JG  und  ebenso  ^/tf,  //G",  ^£T. 

O 

Um  die  Veränderungen  von  E,  F,  xf>,  T  während  einer 
Schwingung  zu  bestimmen,  die  ich  mit  JE,  JF,  Jtp,  JT 
bezeichnen  werde,  kann  man  in  den  Gleichungen  (21)  t// 
constant  annehmen,  wodurch  nur  Glieder  von  der  zweiten 
Ordnung  vernachlässigt  werden;  man  erhält  dadurch: 

JE=      cosip  J  G+sinipJ  G' ; 

JF='—smrpJH+cos*pJir;  f  /^\ 

EJxp  —  xFJT=  —  sinyj  JG  +  cosxfjJG'; 
FJip  —  7cEJT=  —  cosyjJH—smy)Jir. 

3)  Die  Veränderung  der  Ellipse  entsteht  aus  vier  ver- 
schiedenen Ursachen:  1)  aus  den  Gliedern,  die  von  der 
Kugelgestalt  herrühren,  auf  deren  Oberfläche  der  Punkt  sich 
bewegt;  2)  aus  den  Gliedern,  die  von  der  Umdrehung  der 
Erde  herrühren,  und  die  mit  X  multiplicirt  sind;  3)  aus 
den  Gliedern,  die  von  der  Gestalt  der  Erde  herrühren,  die 
mit  U,  U,  (IT —  g)  multiplicirt  sind;  und  endlich  4)  aus 
den  Glieder^,  die  von  dem  Widerstände  der  Luft  herrüh- 
ren, und  mit  p  multiplicirt  sind.  Ich  werde,  um  die  Ueber- 
sicht  zu  erleichtern,  die  verschiedenen  Glieder  einzeln 
entwickeln. 

I.    Die  von  der  Gestalt  der  Kugelfläche,  auf  der  der  Punkt  sich  be- 
wegt, abhängigen  Glieder. 

Es  ist,  wenn  man  blofs  auf  diese  Glieder  Rücksicht 
nimmt,  nach  (8): 

•)  n  bedeutet  den  halben  Kreisurafang  Air  den  Halbmesser  ==  1. 


165 

Ferner 

^=a'-a;,"i— y""=ol— E'cosCxO'-F'siuCxO'etc; 
wenu  mau,  wie  erwähnt,  T=0  setzt,  also 

C=  —  a+i^co8(xty  +  i-sia(xty ; 
^  —  (  —  "J  +  -)xsw(xt)cos(xi), 

Also,  wenn  man  E,  F,  G,  H  als  constant  annimmt,  wodurch 
blofs  Gröfsen  von  der  zweiten  Ordnung  in  Beziehung  auf 
O,  Q\  vernachlässigt  werden: 

dO     x2sm(xf)rE2  ,   ÄO       F2  .     „  1,-^ 

rfT="2FVu  cos(*02  +  ^sin(xO*]  [Gcos(xO+JJsin(x*)] 

= *'<**"  £2)  [cos(xf)  ?-sin(x*)  2][Gcos(x*)+#sin(xO]  fy£L>; 
<///       xacos(x/)rjE2       ,  -so     F2  .    .        i„ 

*  =~~2j^  17  C0S  (*°  +  H  s,n  (**>*  KGcos  (*0+#  sin  (**)] 

x2cos(xf)   JF2 E2 

— F^r~l~  Ccos(f)'-8in(x05]Cecos(xO  +  J5fsin(xO]; 

*  --SKvlT  C0S  (xt>  +  ^  8,u  W  p  «»(x*) + JTsin  <xfl] 
+  ^jp  •  ^T^C008  (*')*-  sio  («0 *  ]  [ß'cos  (xQ+A'sin  (xt)] ; 

^^-^W^If^^'  +  T^^O'JCG'cosCx^Ä'siuCxO] 

"""TV0  ^7^CcosCx0s-siu(xf)s][G'cos(x0+irsin(x0]. 
Es  ist 

/  *  sin(xt)4  dt=f  *  sin  (x*)4  dtzz  |= 

y* x  sin  (xt) 3  cos  (x<)  <f l  =J*  *  sin  (xf)  cos  (xt)  3  rff  =  0 

o  o 

2* 

yxsiu(x)5cos(x0'*=~. 


166 
Hinfolglich : 


Hieraus  folgt  durch  Hülfe  vou  (22)  und  (19); 

JE=JF=0 

EJy-*FAT=      §J(5E'-F'); 
FJy-xEJT=-^(E*-5F>). 

» 

Aus  den  beiden  letztern  findet  sich: 

,    >  (23) 
aL—       Sa2* 

II.    Die  von  der  Umdrehung  der  Erde  abhängigen  Glieder. 
In  Beziehung  auf  diese  ist: 

G  =  —  2X  ^(£sin£—  £cos£); 

&'  =     2Jtjj(£siii£— |cos/?). 

Man  kann  die  Gröfsen  g  als  von  erster  Ordnung  in 
Beziehung  auf  £  vernachlässigen;  ihr  Einflufs  würde  übri- 
gens, wenn  sie  berücksichtigt  würde,  sich  als  verschwin- 
dend ergeben,  da 

/*xcos(^03^=y>*cos(x02sin(x0*^%cos(x08in(x02* 

0  0  o 

=y*8in(xt)8<tt  =  0.     Es  ist  £=  — a,  also: 


o 


<e  _  _  2£*ip£  sin  (xf)  [_  G'  sin  («*) + ff  cos  (xf )] ; 
*H  «^»llieog^^ö-dn^+ireoBC««)]; 

rft  Vag*  \    /u 


167 

^=-  ™?±£co8(xt)l- Gsm(Xt)+Hcos(Xt)l. 
Demnach: 

~  Vag         '  Vag 


*Qi 2aXns\nßG  a        * jr 


2aXnsmßH 


Vag         '  Vag 

Mittelst  der  Formeln  (22)  findet  sich  also: 

JE=JF=zO. 

r  yag 

FJy-xEJT  =  -2a\fnßF; 

r  Vag 

also 

8    )  (24) 
JT—      0 

« 

Für    die  Zeit    einer   Schwingung    ist    d QzzzlXny  — . 

Es  bewegt  sich  also  die  Ebene  der  Pendelschwingung,  oder 
der  Ort,  wo  die  gröfste  Elongation  stattfindet,  von  Süden 
nach  Westen  mit  einer  in  jedem  Azimuthe  gleichen  Geschwin- 
digkeit, die  sich  zur  Geschwindigkeit  der  Umdrehung  der 
Erde  verhält  wie  der  Sinus  der  geographischen  Breite  zur 
Einheit 

III.    Die  von  der  Gestalt  der  Niveaufläche  der  Erde  abhängigen 

Glieder. 

Man  kann  die  von  U"  —  g  abhängigen  Glieder  vernach- 
lässigen, aus  demselben  Grunde,  wie  die  im  vorigen  Ab- 
schnitte von  £  abhängigen  Glieder  vernachlässigt  sind.  Es 
wird  also: 


U—  R  '      U~  H  ' 


Demnach: 


168 

^^-'-^^CG-cosCxO+lTsinCxO]. 
also  durch  die  Gleichungen  (22) 

4  ,i       naH        ATt  naG 

Afv naff  m       Ajr naQ' 

JE=znaF&inifJCO&yj(-g  —  -=A; 
/tF=7iaEsinyjco&y(—  —  -^; 
EJ?-xFJT=naF(ig  + c-^*); 

FJy-xEJT^naEpg  +  ^); 

also-     Jxb—  **EF«»iV  (1  _  IV 
also.     Jtf>—    EE_FF    \j?--ji), 


JT= 


na 


R' 


(25) 


Es  seyen  die  Axen  des  Umdrehungssphäroids ,  die  des 
Aequators  K,  die  Uuidrehungsaxe  K  (l'-e),  so  dafs  e  die 
Abplattung  ist.     Man  hat  also: 


«2 

»*-l-«f2  -J _ —  fc*. 


wenn  die  Axe  der  x  im  Aequator  und  im  Meridiane  des 
Pendels  ist,  die  Axe  der  y  senkrecht  darauf  und  ebenfalls 
im  Aequator,  die  Axe  der  %  aber  nach  dem  Nordpole  ge- 
richtet ist.  Anfangspunkt  der  Coordinaten  im  Mittelpunkte 
«der  Erde.  Es  sey  die  Axe  der  xt  in  einer  durch  den  Mit- 
telpunkt der  Erde  gehenden  mit  dem  Horizonte  des  Orts, 
dessen  Breite  ß  paraHelen  Ebene   nach  Süden   gerichtet; 


169 

die  Axe  der  yt  nach  Osten,  die  der  «t  nach  dein  Zenith 
gerichtet    Man  hat  also: 

*=     xl8iiiß+zlco8ß\ 
%zss — xicos>ß+zi  sin/?, 

Hinfolglich,  wenn  man  blofs  die  erste  Potenz  von  «  be- 
rücksichtigt: (26) 

xl*+zl2+y*+2e(xl1cQ8ß?-2xlzl8inßcosß+zl*8inß*)=k2. 

Im  Meridian,  wo  y=0  ist,  hat  man 

xl2(l+26cosß%)-4exixl8mßco8ß+zl\l+2e8inß2)-k'=0, 

also 

a?l=28Sl8in<gco8/gd=^*,-<1+a"y>*',>, 

Der  gröfste  Werth  von  »,  ist  da,  wo  der  Horizont  die 
Erde  berührt,  für  welchen  Punkt  offenbar: 

*I  =  Ä(1—  «sin/S*); 
&1=2eftsin/?cos/9. 

Seyen  also  x2>  *a  die  Coordinaten  an  der  Oberfläche  der 
Erde,  so  wird 

zl=z2  +  k(l  —  S8inß2); 
xx  =  x2 «+• 2  s  sin  ßcos  ß.' 

Substituirt  man  diese  Werthe  in  der  Gleichung  (26),  so 
folgt: 
(l-f- 2  s  cos /£*)<!!.,*  —  &ex2z.i8inßco8ß+z%*(l  +  2e&inß2) 

+2k(l  +  e8inßl)z2+y*=0. 

Da  x2  und  y  in  der  Nähe  des  Berührungspunktes  des  Ho- 
rizonts mit  der  Oberfläche  als  Gröfsen  erster  Ordnung  be- 
trachtet werden;  so  wird  z2  von  zweiter  Ordnung:  man 
kann  daher  x2z2  als  von  dritter  Ordnung,  und  z2%  als  von 
vierter  Ordnung  vernachlässigen,  und  erhält  so  im  Meri- 
diane, wo  t/=0,  für  die  Durcbschnittscurve  des  Meridians 
mit  der  Erde: 

a?aa+2ft[l+e(siii/Sa  —  2  oos^^ssO 

und  für  den  Durchschnitt  des  ersten  Verticals,  wo  x=0: 

y1+2k(l  +  esinß2)z*=0. 


170 

Es  folgt  hieraus  unmittelbar: 

ß=*[l  +  «(8in/9»  — 2cos^)],  R=k{l+ssiüßt); 

^  =  y^  +«(2cos^— sin^)],  ^  =  T(1  —  £8in/yi>- 
Hin  folglich: 

x__^  =  ^i    (2?) 

Die  Gleichungen   (25)   verwandeln  sich    lrie«|urch    in 
folgende: 

JE= — 2^€aFcos^sint^cost//-r-; 

JF=      2rtcaEcos/^sint/>cost//~;      \  (28) 

JXP—  {EE—FF)k       ' 

VI.    Die  vom  Widerstaode  der  Luft  abhängigen  Glieder. 
Hier  wird: 

•e»,„(£$-.S). 

Man  kann  in   der  Bestimmung  von  v,  rf£  als  von  zweiter 
Ordnung  vernachlässigen,  und  man  hat: 

v*=jP  +  -ff=x2lE2siu(xt)2+F2cos(xt)2J 

dt 

Eben  so   kann   man  in  0  und  &  die  Gröfse  -^  vernach- 

dt 

lässigen  und  £= — a  setzen.     Sonach  ergiebt  sich: 

^C  _      eM&y  Lp  8  (xt), + p  c  (x0rj  r_G  s  (xt)+Hc(Xt)l ; 

'-£ ■ = -  '-^^y^V.CE1  s  (*0*+  *»  c  (**)*]  [-G  s  (xf) + Hc  (xt)2 ; 


171 


Es  sey 


2* 


f  du  sin  u* }/  (E%  sin  u2 + F*  cos  u*)  =  Jtf, 


o 
2« 


fducosu2y(E*s\nu2  +  F*cosu*)  =  N; 


0 


so  wird: 


also: 


JG=  —  itMG;  JC^  —  fiMG'; 

JH=—[iNH;  JH'=-iiNH'. 

JE=~[jiME;  JF=-pNF; 

Jyj=      0         ;  JT=      0 


(29; 


Hätte  man  den  Widerstand  der  Luft  der  einfachen  Ge- 
schwindigkeit proportionirt  gesetzt,  so  würde  statt  M  und 
N  die  gleiche  Gröfse  n  gesetzt,  und  also  E  und  F  im  glei- 
chen Verhältnisse  abnehmen. 

4)  Die  bisherige  Untersuchung  zeigt,  dafs  die  Umdre- 
hung der  Erde  blofs  das  Azimuth  der  gröfsten  oder  klein- 
sten Ausweichung  verändert.  Die  von  der  sphäroidischen 
Gestalt  der  Erde  abhängigen  Veränderungen  desselben  Ele- 
ments können  als  verschwindend  betrachtet  werden,  eben 
so  die  Veränderungen  der  gröfsten  und  kleinsten  Distanz 
aus  derselben  Ursache.  Der  Widerstand  der  Luft  äufsert 
auf  die  Azimuthaibewegung  der  gröfsten  Ausweichung*  kei- 
nen Einflufs,  er  verkleinert  nur  diese  Ausweichung  selbst. 
Es  bleibt  also  nur  die  Gestalt  der  Kugelfläche,  auf  der  das 
Pendel  sich  bewegt,  die  in  der  von  der  Umdrehung  der 
Erde  bewirkten  Azimuthaidrehung  _des  Punktes  der  gröfs- 
ten Ausweichung  eine  Aeuderung  bewirken  kann.  Es  wird 
nach  (23)  diese  Wirkung  um  so  gröfser,  je  gröfser  F  ist, 
oder  je  mehr  der  Kegelmantel  den  der  Faden,  an  dem  das 
Pendel  hängt,  beschreibt,  sich  öffnet.  Könnte  man  beim 
Loslassen  des  Pendels  jede  Seitenbewegung  vermeiden,  so 
würde,  mit  Vermeidung  jedes  Luftzugs,  jedes  Pendel  die 
Erscheinung  zeigen.  Da  diese  aber  unnötbig  ist,  so  müs- 
sen die  Dimensionen  so  grofs  genommen  werden,  dafs  die 


172 

« 

etwanigen  kleinsten  Ausweichungen  kleiner  sind,  als  dafs 
sie  die  Wirkung  der  Umdrehung  der  Erde  aufheben  könn- 
ten. BciFoucaults  letztem  Versuche  in  der  Kuppel  des 
Pantheons  war  a==67  Meter,  J3=3  Meter,  und  es  er- 
forderte nach  (23)  eine  kleinste  Ausweichung  von  bei- 
läufig 0,7  Meter  um  in  dem  Falle,  dafs  das  Pendel  sich  im 
Mantel  in  der  Richtung  von  Süd  nach  Ost  bewegte,  die 
von  der  Umdrehung  der  Erde  herrührende  Aendc$ung  des 
Azimuths  der  gröfsten  Ausweichung  aufzuheben;  oder  bei 
einer  Schwingung  in  entgegengesetzter  Richtung  zu  verdop- 
peln. Bei  der  sorglosesten  Behandlung  konnte  ein  solcher 
Seitenschwung  nicht  entstehen,  und  da  überdiefs  das  Pen- 
del eine  bedeutende  Schwere  hatte,  also  von  schwachen, 
durch  die  Bewegungen  der  Zuschauer  hervorgebrachten 
Luftströmungen  wenig  afficirt  wurde;  so  mufsten  diese  Ver- 
suche sämmtlich  gelingen.  Bei  einer  Länge  des  Pendels 
von  20  Fufs  hingegen,  und  einer  gröfsten  Elongation  von 
1  Fufs  würde  eine  kleinste  Ausweichung  von  10  Linien 
hinreichen,  um  den  Effect  der  Axendrehung  der  Erde  auf- 
zuheben, oder  zu  verdoppeln.  Kann  man  also  die  Schwill  - 
guugen  so  einrichten,  dafs  blofs  1  oder  2  Linien  gröfste 
Elongation  ist,  so  wird  schon  in  einer  guten  Viertelstunde 
die  Drehung  ziemlich  merklich.  Um  alle  Zweifel  zu  heben, 
kann  man  jedenfalls  das  Pendel  nach  beiden  Richtungen 
schwingen  lassen,  die  kleinsten  Ausweichungen  beobachten, 
und  so  durch  Einschalten  die  Azimuthaibewegung  des  Pen- 
dels der  gröfsten  Ausweichung  in  dem  Falle,  dafs  das  Pen- 
del in  einer  Ebene  schwingt,  bestimmen. 

5)  Schliesslich  füge  ich  noch  eine  Bemerkung  hinzu  über 
den  Einflufs  der  sphäroidischen  Gestalt  der  Erde  auf  die 
horizontale  Bewegung  zweier  Punkte,  die  an  den  beiden 
Enden  einer  horizontalen  geometrischen  Linie  befestigt  sind, 
deren  Mitte  unterstützt  ist.  Man  nimmt  gewöhnlich  an, 
dafs  ein  solches  Punktenpaar  in  jedem  Azimuthe  in  Gleich- 
gewicht sey;  welches  jedoch  keincsweges  der  Fall  ist.  Denn 
es  sey  die  Entfernung  des  einen  Punkts  vom  Drehungsmit- 
tclpunkte  der  Linie  f,  das  Azimuth  der  Richtung  der  Linie 


173 

i/s;  so  ist  auf  den  Drehuugspunkt  bezogen:  £i=.fcos*f); 
v=-fs'mip.  Also  ist,  wenn  man  die  Lothlinie  am  Brehungs- 
niittelpunkte  als  Axe  der  *  annimmt,  die  Kraft,  die  den 
Punkt  nach  der  Axe  der  x  mehr  nach  Süden  treibt,  nach  2: 

X=  _  «&!?.      nach  Osten  F=  -  *£"«. 

ti  H 

Zerlegt  man  diese  Kräfte  nach  den  Richtungen  x  parallel 
mit  der  Linie  f>  und  y  senkrecht  darauf  in  der  Richtung, 
in  der  das  Azimuth  vergröfsert  wird;  so  folgt  für  diese  bei- 
den Kräfte: 

Für  den  am  andern  Ende  der  Linie  angebrachten  körper- 
lichen Punkt  sind  die  beiden  Kräfte  dieselben;  jedoch  he- 
ben sich  die  X',  da  sie  einander  entgegengesetzt  wirken» 
auf;  die  Y'  hingegen  streben  ihre  resp.  Punkte  nach  der- 
selben Richtung  zu  drehen.  Es  ist  also  hinreichend,  die 
Bewegung  eines  dieser  Punkte  zu  bestimmen.  Es  sey  s^zfifj 
der  vom  Punkte  beschriebene  Weg;  so  ist: 

nach  (27),  also 

iPrp  ___  2fgcosß2$\nrpcos\p 
1? k  ' 

Im  ersten  Quadranten  zwischen  Süd  und  Ost  strebt  also 
der  Punkt  sich  nach  Osten  zu  bewegen;  im  zweiten  Qua- 
dranten zwischen  Ost  und  Nord  aber  sich  zurück  nach 
Osten  zu  bewegen.  Es  ist  also  die  Lage  des  stabilen 
Gleichgewichts  in  der  Richtung  von  Ost  nach  West.  Ent- 
fernt man  die  Linie  aus  dieser  Lage  um  einen  kleinen  Win- 
kel (p,  oder  setzt  tp=9Q°  +  q>;  so  wird,  wenn  man  die 
höhern  Potenzen  von  cp  vernachlässigt: 

dt*~  k         V' 

Demnach,  wenn  man 


H 


174 

■ 

\— |^.cos/?=^  setzt: 

cp  =  Jlf  sin  (p  t  +  C) , 

wo  Jff  und  C  Constanten  sind.    Es  erfolgt  also  eine  Schwin- 
gung in  der  Zeit 

JL  =  -1-Y-L,    oder 8640° • co^ V ^=2,7 cos/g 

Schwingungen  in  einem  Tage. 

Diese  Anzahl  ist  von  der  Entfernung  des  Punkts  vom 
festen  Punkte  unabhängig,  demnach  auch  ein  dünner  Stab 
von  beliebiger  Länge,  der  horizontal  an  einem  torsionslo- 
sen Faden  aufgehangen  wäre,  dieselbe  Anzahl  Schwingungen 
in  einem  Tage  machen  würde.  Es  scheint  nicht  ganz  un- 
möglich zu  seyn,  diese  Gröfse  unter  dem  Aequator  merk- 
lich zu  machen.  Gesetzt,  man  hätte  einen  mit  einem  Spie- 
gel am  Ende  versehenen  Stab  unter  einer  luftleeren  Glas- 
glocke, und  der  auf  ähnliche  Weise  wie  die  Gauss' sehen 
Magnetometer  das  Bild  einer  Scale  in  ein  Fernrohr  würfe. 
Wenn  dieser  Apparat  blofs  vermöge  der  Torsion  des  Fa- 
dens, an  dem  er  aufgehangen  wäre,  eine  Oscillation  in  2 
Stunden  machte,  so  wäre  die  Torsion  144,  wenn  man  die 
Kraft  zur  Einheit  nimmt,  die  eine  Oscillation  in  24  Stun- 
den hervorbringt.  Die  von  der  sphäroidischen  Gestalt  der 
Erde  herrührende  Kraft  wäre  etwa  +7,8  im  ersten  Verti- 
cal,  und  — 7,8  im  Meridian,  also  die  ganze  Kraft  151,8 
im  ersten,  136,2  im  zweiten  Falle;  oder  die  Zeit  einer 
Schwingung  im  ersten  Vertikal  lb  56'  52",  im  Meridian 
2h  3'  23".  In  der  Zeit  von  6'  31"  veränderte  sich  aber  das 
Bild  der  Scale  etwa  um  100'  im  Fernrohre,  wenn  die 
Schwingungsweiten  auf  jeder  Seite  blofs  5°  wären. 


175 


III.     Veber  das  allgemeine  Gesetz  der  Dichtigkeit 

bei  gesättigten  Dämpfen. 


In  den  Philosoph.  Transactions  f.  1852  pt.  L  giebt  Hr. 
J.  J.  Waterson,  gegründet  auf  theoretische  Betrachtun- 
gen, nachstehende  Formeln  für  die  Dichtigkeit  A  und  die 
Spannung  p,  gesättigter  Dämpfe: 


p  =  f( 


h) 


t  ist  die  Temperatur,  in  Fahrenheit'schen  Graden,  gezählt 
vom  sogenannten  absoluten  Mullpunkt,  den  Hr.  W.  nach 
den  Bestimmungen  von  Rudberg,  Magnus  und  Reg- 
nault,  auf  —  461°  F.  oder  —  273°,89  C.  verlegt,  g  und  A 
sind  Constanten,  abgeleitet  aus  den  Beobachtungen  von 
zwei  zusammengehörigen  Werthen  A'  und  A"  der  Dichte 
und  t'  und  t"  der  in  angegebener  Weise  genommenen 
Temperatur,  und  zwar  mittelst  der  Formeln: 

0=V7-aVa' 

h=n 


^a'^Va' 


Als  numerische  Werthe  derselben,  nach  den  von  ver- 
schiedenen Beobachtern  gemessenen  Dampfspannungen,  giebt 
Hr.  W.  folgende: 


Dampf. 

Beobachter. 

ff- 

Ä. 

Quecksilber 

Avogadro 

22,606 

20,00 

Wasser 

Französ.  Akademie 
u.  Southern    . 

19,492 

10,830 

Alkohol,  Sp.  Gew.  0,813 

Ure 

19,287 

9,800 

Schwefelkohlenstoff 

Marx 

16,254 

12,76 

Schwefeläther 

Dalton 

16*60 

10,990 

Schweflige  Säure 

Faraday 

14,667 

11,194 

176 


Dampf. 

Beobachter. 

t. 

A. 

: 

Cyan 

Faraday 

13,846 

11,542 

Ammoniak 

do. 

13,317 

11,050 

Arsen  Wasserstoff 

do. 

12,929 

10,264 

Schwefelwasserstoff 

do. 

12,957 

9,878 

Chlorwasserstoff 

do. 

12,060 

9,413 

Kohlensäure 

do. 

11,997 

8,857 

Salpetergas 

do. 

8,936 

11,604 

Oelbildendes  Gas 

do. 

10,352 

10,152 

Hr.  W.  giebt  auch,  nach  Despretz's  Beobachtungen, 
eine  Formel  für  die.  Volume  des  flüssigen  Wassers  bei 
verschiedenen  Temperaturen,  nämlich  folgende 

a(c  —  &)=(yt  —  q>)* 

Das  Volum  v  bei  irgend  einer  in  angegebener  Weise 
gezählten  Temperatur  t  bezieht  sich  auf  das  bei  39°,2F.  oder 
4°  C.  (dem  Punkt  der  gröfsten  Dichtigkeit)  als  Einheit 
genommene.  Die  übrigen  Gröfsen  sind  constant  und  haben 
folgende  Werthe: 

a  =  352,38;    #  =  0,99872;    <p  =  21,977. 


Gedruckt  bei  A.  W.  Schade  in  Berlin,  GrUnstr.  18. 


ANNALEN 

DER  PHYSIK  UND  CHEMIE. 

Bd.  IV.  ERGÄNZUNG.  St.  2. 


I.     Ueber    die   Veränderung   der   Brechbarheit   des 

Lichts;  von  G.  G.  Stokes; 

Lucasian  -  Professor  der  Mathematik  an  der  Universität   zu  Cambridge. 

(Phil.  Transact.  f.  1852.  pt.  11.  p.  463.   —  Ein  Auszog  von  dieser  wich- 
tigen Arbeit  wurde  bereits  in  d.  Ann.  Bd..  87,  S.  480  gegeben). 


1.  JL/ie  folgenden  Untersuchungen  entsprangen  aus 
Betrachtung  der  sehr  merkwürdigen  Erscheinung,  welche 
Sir  John  Hrerschel  an  einer  Lösung  von  schwefelsaurem 
Chinin  entdeckt  und  in  den  Philosophical  Tranmctions  be- 
schrieben hat,  in  zwei  Aufsätzen  betitelt:  On  a  Case  of  Su- 
perficial Colours  presented  by  a  Womogentous  Liquid  inter- 

m 

nally  colourless,  und  On  the  Epipolic  Dispersion  of  Light. 
Die  Chiniulösung,  obwohl  vollkommen  durchsichtig  und 
farblos,  wie  Wasser  erscheinend,  wenn  sie  im  durchgelasse- 
nen Licht  betrachtet  wurde,  zeigte  dennoch  in  gewissen 
Aspecten  und  unter  gewissen  Incidenzen  des  Licht»  eine 
schön  himmelblaue  Farbe.  Es  erhelk  aus  den  Versuchen 
des  Sir  John  Herschel,  dafs  die  blaue  Farbe  nur  her- 
kommt aus  einer  Sehicht  der  Flüssigkeit-  von  kleiner,  aber 
endlicher  Dicke,  dicht  an  der  Oberfläche,  durch  weiche 
das  Licht  eintritt.  Nach  dem  Durchgänge  durcü  diese 
Schicht  hat  das  einfallende  Licht,  obwohl  nicht  mefitlich 
geschwächt  oder  gefärbt,  das  Vermögen  zur  Hervorbrin- 
gung desselben  Effects  verloren,  und  kann  daher  als  in 
dieser  oder  jener  Weise  qualitativ  verschieden  von  dem 
ursprünglichen  Lichte  betrachtet  werden.  Die  an  der  Ober- 
fläche dieser  Flüssigkeit  stattfindende  Dispersion  wird  vom 
Sir  John  Herschel  epipolisch  genannt,  und  epipolisirt 
nennt  er  ein  Lichtbündel,  welches  durch  eine  Chininlösung 
gegangen  und  dadurch  unfähig,  geworden  ist,  ferner  eine 

Poggend.  Ann.  Ergänzungsbd.  IV.  12 


•    y 


178     , 

epipolisclie  Dispersion  zu  erleiden.  In  einem  Versuch,  in 
welchem  Sonuenlieht  angewandt  wurde,  war  ein  schwacher 
blauer  Schein  bis  zu  einem  Abstand  von  fast  einem  halben 
Zoll  von  der  Oberfläche  zu  bemerken.  Was  das  disper- 
girte  Licht  selbst  betrifft,  so  fand  sich  dasselbe,  bei  Zer- 
legung durch  ein  Prisma,  als  bestehend  aus  Strahlen,  die 
sich  über  eine  grofse  Strecke  von  Brechbarkeit  ausdehnteu. 
Das  weniger  brechbare  Ende  des  Spectrums  fehlte  indefs. 
Bei  Analyse  durch  eine»  Turmalin  zeigte  es  keiue  Anzeige 
von  Polarisation.  Ein  specieller  Versuch  zeigte,  dafs  das 
dispergirte  Licht  zu  einer  ferneren  Dispersion  vielleicht 
unfähig,  jedenfalls  nicht  besonders  geeignet  war. 

2.  In  einem  Aufsatz:  On  the  Deeomposttion  and  Disper- 
tion  of  Light  within  Solid  and  Fluid  Bodies,  der  1846  vor 
der  K.  Gesellschaft  von  Edinburgh  gelesen  und  im  löten 
Bande  ihrer  Transactions,  sowie  im  Pkilosophical  Magazine, 
Juni  1848,  gedruckt  worden  ist,  erwähnt  Sir  David 
Brewster  der  Resultate  des  Sir  John  Herschel,  und 
giebt  die,  in  einiger  Hinsieht  abweichenden  Folgerungen 
in,  zu  welchen  er  bei  anderer  Verfahrungsweise  gelangt 
ist.  Das  Phänomen  der  innern  Dispersion  ist  von  ihm  einige 
Jahre  früher  entdeckt  und  in  einem  1833  vor  der  K.  Ge- 
sellschaft zu  Edinburg  gelesenen  Aufsatz  kurz  beschrieben 
worden  ').  Ausführlich  beschrieben,  wie  es  sich  in  einem 
besondern  Fall,  beim  Flufsspath,  zeigt,  findet  es  sich  in  einem 
Aufsatz,  welcher  der  Brittischen  Naturforscher -Versamm- 
lung zu  Newcastle  1838  mitgetheilt  wurde  *).  Bei  Sir 
David*  Brewster'a  Versuchen  wurde  das  Sonnenjicht 
^  durch  eine  Linse  verdichtet  und  so  in  den  zu  untersuchen- 

den starren  oder  flüssigen  Körper  geleitet,  was  das  Stu- 
dium der  Erschei«ungen  sehr  erleichterte.  Als  er  auf  diese 
Weise  eine  Lösung  von  schwefelsaurem  Chinin  untersuchte, 
fand  sich,  dafs  das  Licht  nicht  blofs  dicht  an  der  Oberfläche 
dispergirt  wurde,  sondern  auch  auf  einer  grofsen  Strecke 
in  der  Flüssigkeit;  und  Sir  David  Brewster  kam  zu 

1 )  Edinburgh   Transact.   Vol  XII  p.  542. 

2)  Eighth  Report.  -—   Transactions  of  the  Sections  p.  10. 


%     1T9 

dem  Schlufs,  dafs  die' durch  schwefelsaures  Chinin  bewirkte 
Dispersion  nur  ein  besonderer  Fall  der  allgemeinen  Erschei- 
nungen der  innern  Dispersion  sey.  Als  er  den  blauen  Schein 
durch  ein  Kalkspatbrhomboeder  untersuchte,  fand  er,  dafs  ein 
beträchtlicher  Theil  desselben,  hauptsächlich  aus  den  weniger 
brechbaren  Strahlen  bestehend,  in  der  Reflexionsebene  po- 
larisirt  war,  während  die  brechbareren  Strahlen  desselben, 
welche  ein  intensiv  blaues  Bündel  bildeten,  eine  andere 
Polarisation  besafsen. 

3.  Bei  Wiederholung  einiger  von  Sir  John  Her- 
schel's  Versuchen,  wurde  ich  sogleich,  ungeachtet  der 
geheimnifsvollen  Natur  des  Phänomens,  von  dessen  Realität 
fiberzeugt,  d.  h.  dafs  ein  epipolisirtes  Lichtbündel  auf  eine 
oder  die  andere  Weise  qualitativ  verschieden  ist  von  dem 
ursprünglich  auf  die  Flüssigkeit  einfallendem  Licht.  Bei 
Anstellung  der  Versuche  in  der  Weise  des  Sir  David 
Brewster  schien  es  nicht  weniger  einleuchtend,  dafs  das 
Phänomen  zur  Klasse  der  inneren  Dispersion  gehörte  a). 
Defsungeachtet  zeigte  sich  das  von  Sir  John  Herschei 
entdeckte  sonderbare  Phänomen  selbst  bei  dieser  Beobacb- 
tungsweise.  In  der  That,  wenn  das  die  Lösung  enthaltende 
Gefäfs  so  gestellt  wurde,  dafs  das  im  Brennpunkt  der  Linse 
gebildete  Sonnenbild  ein  wenig  innseits  der  Flüssigkeit  lag, 
war  das  Phänomen  versteckt,  weil  die  Zunahme  der  Inten- 
sität, welche  aus  der  mit  Annäherung  an  den  Brennpunkt 
vergröfserten  Concentration  entsprang,  die  Abnahme  der 
Intensität  aufwog,  welche  vom  Austritt  aus  der  blauen  Zone 
herrührte.     Allein   wenn  das  Gefäfs  verschoben  ward,  so 

1)  Hiemjt  meine  ich  blofs,  dafs,  um  ein  besonderes  Beispiel  zu  wählen, 
das  Auftreten  eines  blauen  Lichts  in  einer  Lösung  von  schwefelsaurem 
Chinin  ein  Phänomen  derselben  Art  zu  seyn  scheine,  als  das  Auftreten 
eines  rothen  Lichts  in  einer  Lösung  des  grünen  Farbstoffs  der  Blätter 
obwohl  das  letztere  nicht  dieselbe  auffallende  Concentration  in  der  NSbe 
der  Oberflache,  durch  welche  das  Licht  einfallt,  zeigt  wie  das  erstere. 
Das  Letztere  hat  schon  Sir  D  a  v  i  d  Brewster  bemerkt  und  deshalb  das 
Phänomen  als  innere  Dispersion  bezeichnet.  Ich  bemerke  diefs,  weil 
Sir  David  Brewster  denselben  Ausdruck  auch  für  eine  andere,  gänz- 
lich davon  verschiedene  Klasse  von  Erscheinungen  gebraucht. 

12* 


180 

dafs  der  Brennpunkt  der  Linse  entweder  tiefer  innseits 
der  Flüssigkeit  oder  gar  anfserbalb  des  Gefäfses  fiel,  so 
sab  man  die  schmale  blaue  Zoue  dicht  an  der  Oberfläche 
so  gut  als  den  blauen  Schein,  welcher  sich  weit  in  die 
Flüssigkeit  erstreckte.  Licht,  welches  vermöge  des  Durch- 
gangs durch  eine  mäfsige  Dicke  der  Flüssigkeit  »epipolir 
sirt«  worden,  ist  in  der  That  einer  ferneren  Dispersion 
fähig,  aber  keiner  epipolischen  Dispersion,  wenn  man  die- 
sen Ausdruck  auf  diejenige  Dispersion  beschränkt,  welche 
die  schmale  blaue  Zone  erzeugt.  Unzweifelhaft  war  es 
von  grofser  Wichtigkeit,  dem  Phänomen  seinen  wahren  Ort 
in  der  Klasse  der  Erscheinungen  von  innerer  Dispersion 
anzuweisen.  Defsungeachtet  war  das  Geheimnifs  keines- 
wegs aufgeklärt;  vielmehr  hatte  man  in  anderen  Fällen 
von  innerer  Dispersion  etwas  Aehnliches  zu  erwarten.  In 
der  That  bestand  das  Geheimnifs  nicht  in  der  Schmalheit 
der  Schicht,  aus  welcher  das  meiste  blaue  Licht  herkam, 
sondern  in  dem  Umstand,  dafs  das  Licht  in  Folge  des 
Durchgangs  durch  eine  solche  Schicht,  unvermögend  wurde, 
dieselbe  Wirkung  fernerweitig  auszuüben,  ohne  in  anderer 
Hinsicht  verändert  zu  seyn. 

4.  Demjenigen,  welcher  das  Licht  als  ein  subtiles  und 
mysteriöses  Agens  betrachtet,  von  dessen  Gesetzen  uus 
wohl  ein  guter  Tbeil  bekannt  ist,  hinsichtlich  dessen  Natur 
wir  aber  noch  äufserst  unwissend  sind,  könnte  es  scheinen, 
als  sey  das  Phänomen  nur  ein  neuer  schlagender  Fall  der- 
jenigen Zersetzungsweisen,  die  uns  schon  bekannt  sind. 
Allein  für  Jemand,  der  da  meint,  die  Undulationstheorie 
sey  für  das  Licht,  was  die  Gravitationstheorie  für  die  Be- 
wegung der  Himmelskörper  ist,  mufs  es  ein  viel«  lebhaf- 
teres Interesse  haben.  Welche  Schwierigkeit  es  auch  ha- 
ben möge,  zu  erklären,  wie  der  Effect  hervorgebracht  wird, 
so  müssen  wir  doch  wenigstens  im  Stande  seyn  zu  sagen, 
was  für  ein  Effect  hervorgebracht  wird;  worin  z.B.  epipo- 
lisirtes  Licht  verschieden  ist  von  Licht,  welches  diese  Um- 
änderung nicht  erlitten  hat. 

Beim  Machdenken  über  die  Natur  des  Phänomens  zeigt 


181 

sich  ein  Punkt,  der  besondere  Aufmerksamkeit  verdient. 
Obgleich  der  Durchgang  durch  eine  Schicht,  deren  Dicke 
nur  einen  kleinen  Bruch  eines  Zolls  beträgt,  hinreichend 
ist  das  Licht  von  denjenigen  Strahlen  zu  reinigen,  welche 
eine  epipolische  Dispersion  hervorzubringen  vermögen,  so 
gehen  doch  die  dispergirten  Strahlen  selbst  ganz  ungehin- 
dert durch  mehre  Zolle  der  Flüssigkeit.  Es  scheint  also, 
dafs  die  Strahlen,  welche  Dispersion  erzeugen,  in  irgend 
einer  Weise  von  anderer  Natur  sind  als  die  erzeugten  dis- 
pergirten Strahlen.  Nun  ist,  zufolge  der  Undulationstheorie, 
die  Natur  des  Lichts  durch  zwei  Dinge  definirt,  durch  die 
Schwingungsperiode  und  den  Polarisationszustand.  Der  er- 
steren  entspricht  die  Brechbarkeit,  und,  so  weit  das  Auge 
darüber  urtheilen  kann,  die  Farbe  ')•  Eine  Erklärung  des 
Phänomens  haben  wir  also  zu  suchen  in  einer  Veränderung 
entweder  der  Brechbarkeit  oder  des  Polarisationszustandes. 

5.  Es  anfangs  als  Axiom  betrachtend,  dafs  dispergirtes 
Licht  von  gegebener  Brechbarkeit  nur  aus  einem  im  ein- 
fallenden Bündel  enthaltenem  Licht  von  gleicher  Brechbar- 
keit entstehen  könne,  wurde  ich  veranlafst,  wegen  der  er- 

1)  Einige  Physiker  ersten  Ranges  haben  behauptet,  dafs  Licht  von  be- 
stimmter Brechbarkeit  noch  zusammengesetzt  seyn  möge,  und,  wenn 
auch  nicht  durch  prismatische  Refractioo,  doch  durch  andere  Mittel  zer- 
legt werden  könne.  Ich  spreche  hier  nicht  von  Zusammensetzungen  und 
Zerlegungen  die  von  Polarisation  abhängen.  Es  ist  selbst  von  den  An- 
hängern der  Undulationstheorie  eingeräumt,  dafs  möglicherweise  eine 
Verschiedenheit  der  Eigenschaften  bei  Lichtern  von  gleicher  Brechbar- 
keit einem  Unterschied  in  dem  Schwingungsgesetz  entsprechen  mochte, 
und  Lichter  von  gegebener  Brechbarkeit  ebenso  in  Farbe  verschieden 
seyn  könnten  9  als  musikalische  Töne  von  gegebener  Höhe  im  Klange. 
Hätte  ich  nicht  die  volle  Ueberzengung,  dafs  Licht  von  bestimmter  Brech- 
barkeit im  strengsten  Sinne  des  Wortes  homogen  ist,  so  wurde  ich 
wahrscheinlich  veranlafst  seyn,  nach  dieser  Richtung  hin  eine  Erklärung 
der  merkwürdigen  Phänomene  der  Chinin-Lösung  zu  suchen.  Es  würde 
mich  zu  weit  vom  Gegenstand  des  vorliegenden  Aufsatzes  abführen, 
wollte  ich  die  Gründe  dieser  Ueberzeugong  angeben.  Ich  will  nur  be- 
merken, dafs  ich  den  merkwürdigen  Effect  absorbirender  Media,  schein- 
bar die  Farben  in  einem  reinen  Spectrum  zu  verändern,  nicht  überse- 
hen habe;  doch  halte  ich  diefs  für  ein  subjeetives,  auf  Contrast  beru- 
hendes Phänomen. 


182 

forderlichen  Veränderung  in  der  Natur  des  Lichts,  auf  die 
Polarisation  zu  blicken.  Da  eine  Flüssigkeit  keine  Axen 
hat,  so  könnte  hier  nur  eine  Circular-  Polarisation  ins  Spiel 
kommen.  Da  einige  Flüssigkeiten  doppeltbrechend  sind, 
sie  rechts-  und  links  -  circular  polarisirtes  Licht  mit  ver- 
schiedener Geschwindigkeit  durchlassen,  so  könnte  es  auch 
seyn,  dafs  diese  doppelt  -absorbirend  wären,  ein  rechts - 
circular- polarisirtes  Licht  von  gewisser  Brechbarkeit  stark 
absorbirten  und  ein  links  -  circulares  ungeschwächt  fort- 
pflanzten.  Das  rechts -circulare  Licht,  absorbirt,  im  Sinn 
als  fortgenommen  vom  einfallenden  Bündel,  könnte,  ge- 
nauer gesprochen,  zerstreut  (scattered)  und  deshalb  depo- 
larisirt  worden  seyn.  Das  so  erzeugte  gemeine  Licht  würde 
aequivalent  seyn  zweien  Bündeln  von  gleicher  Intensität, 
einem  rechts-  und  einem  links- circular -polarisirten.  Von 
diesem  würde  das  letztere  ungehindert  durchgelassen,  das 
erstere  aber  aufs  Neue  zerstreut  werden,  und  so  fort.  Allein 
diese,  an  sich  schon  unwahrscheinliche  Hypothese  wäre 
noch  nicht  ausreichend.  Es  wären  neue  Voraussetzungen 
erforderlich,  um  den  Umstand  zu  erklären,  dafs  ein  epipo- 
lisirtes  Bündel,  wenn  es  der  prismatischen  Analyse  bei  ge- 
ringer Vergröfserungskraft  unterworfen  wird,  keine  Ab- 
sorptionsstreifen in  der  Gegend  zeigt,  zu  welcher,  ihrer 
Brechbarkeit  nach,  die  dispergirten  Strahlen  hauptsächlich 
gehören.  Diese  Theorie  hätte  also  im  Ganzen  nicht  den 
geringsten  Schein  von  Wahrheit. 

6.  So  sah  ich  mich  denn  zu  der  Annahme  getrieben, 
dafs  jene  Veränderung  des  Lichtes  in  einer  Veränderung 
seiner  Brechbarkeit  bestehe.  Seit  Newton'«  Zeiten  ist 
geglaubt  worden,  dafs  Licht  bei  allen  Modifikationen,  die 
es  erleiden  mag,  seine  Brechbarkeit  unverändert  behalte. 
Defsungeachtet  schien  es  mir  weniger  unwahrscheinlich, 
dafs  die  Brechbarkeit  sich  verändert  habe,  als  dafs  die  Un- 
dulationstheorie  sich  falsch  erweise.  Und  als  ich  e^wog, 
wie  ungemein  einfach  die  ganze  Erklärung  wird,  wenn 
man  diese  einzige  Voraussetzung  zulasse,  so  konnte  ich 
nicht  umhin,  mich  stark  der  Hoffnung  zu  ergeben,  dafs  sie 


183 

sich  als  wahr  erweisen  würde.  In  der  Tbat  haben  wir  nur 
anzunehmen,  dafs  die  unsichtbaren  Strahlen  Jenseits  des 
äufsersten  Violett  durch  eine  innere  Dispersion  Anlafs  ge- 
ben zu  anderen,  die  zwischen  die  Brechbarkeitsgänzen  fal- 
len, innerhalb  welcher  die  Netzhaut  des  Menschenauges 
afficirt  wird,  —  und  die  Erklärung  ist  da.  Die  Schmalheit 
der  von  Sir  John  Herschel  beobachteten  blauen  Zone 
würde  blofs  anzeigen,  dafs  die  Flüssigkeit,  ungeachtet  ihrer 
grofsen  Transparenz  für  sichtbare  Strahlen,  dennoch  fast 
opak  wäre  für  die  unsichtbaren.  Dem  Stetigkeitsgesetz 
zufolge  würde  der  Uebergang  von  fast  vollkommner  Trans- 
parenz zu  einem  hohen  Grad  von  Opaeität  nicht  plötzlich 
geschehen;  und  so  könnten  Strahlen  von  intermediärer 
Brechbarkeit  den  von  Sir  John  Herschel  bemerkten 
blauen  Schein,  oder  den  von  Sir  David  ßrewst er  beob- 
achteten blauen  Cylinder  oder  vielmehr  Kegel  erzeugt  ha- 
ben. Somit  würden  wir  zugleich  eine  unmittelbare  Erklä- 
rung von  dem  merkwürdigen  Umstand  haben,  «dafs  die 
blaue  Zone  bei  starkem  Kerzenlicht  kauoNSicirtbar  ist,  wäh- 
rend man  sie  leicht  selbst  bei  schwachem  Tageslicht  sieht. 
Denn  dem  Kerzenlicht  fehlen  bekanntlich  die  chemischen, 
jenseits  des  äufsersten  Violetts  liegenden  Strahlen. 

7.  Meine  ersten  Versuche  wurden  mit  farbigen  Glä- 
sern gemacht.  Ein  Reagenzglas  (teste  tube)  wurde  zur 
Hälfte  gefüllt  mit  einer  Lösung  von  saurem  schwefelsaurem 
Chinin  in  dem  200fachen  Gewichte  Wasser,  das  mit  Schwe- 
felsäure angesäuert  worden.  Das  Glas,  zuvor  bekleidet  mit 
schwarzem  Papier  mit  einem  zum  Einlafs  des  Lichts  be- 
stimmtet! Loch,  wurde  senkrecht  vor  einem  Fenster  aufge- 
stellt und  das  Loch  gegen  das  Licht  gedreht.  Wenn  ich 
nun,  in  fast  paralleler  Richtung  mit  der  Oberfläche  des 
Glases,  von  oben  hineinsah,  erblickte  ich  deutlich  einen 
blauen  Bogen,  der  sich  nur  wenig  in  die  Flüssigkeit  er- 
streckte und  dicht  hinter  dem  Loche  lag.  Da  dieser  Bogen, 
obwohl  sehr  deutlich,  natürlich  nicht  gerade  glänzend  ge- 
nannt werden  konnte,  so  wagte  ich  anfangs  nicht,  für  den 
beabsichtigten  Versuch,  andere  als  Masse  Gläser  anzuwen- 


194 

den.  Da  ich  keine  directen  Mittel  hatte,  zu  bestimmen, 
welche  opak  seyen  für  die  unsichtbaren,  jenseits  der  äufser- 
sten  Violett  liegeuden  Strahlen,  so  las  ich  aus  einer  Samm- 
lung von  Gläsern,  die  orangefarbenen,  gelben  und  rothen 
aus,  die,  weil  sie  hauptsächlich  die  weniger  brechbaren 
Strahlen  durchliefsen ,  am  ersten  die  chemischen  Strahlen 
zu  absorbiren  fähig  schienen.  Ich  fand  bald  ein  blafs  rauch- 
farbenes  Glas,  welches,  wenn  es  dicht  vor  das  Loch  ge- 
stellt wurde,  die  Bildung  des  blaueu  Bogens  verhinderte, 
aber  dicht  vor  das  Auge  gehalten,  einen  grofsen  Antheil 
des  Lichts,  aus  welchem  der  blaue  Bogen  bestand,  durch- 
liefs.  Die  Farbe  des  Bogens  war  natürlich  modificirt,  mehr 
weifslich. 

Bei  Anwendung  anderer  blasser  Gläser  fand  ich  eins 
von  Flohfarbe,  welches,  vor  das  Loch  gestellt,  den  Bogen 
entstehen  liefs,  ihn  aber  absorbirte,  wenn  es  vor  dem  Auge 
gehalten  ward.  Ein  gelbes  und  ebenso  ein  gelblich  grünes 
Glas  liefs  den  Bogen  in  beiden  Stellungen  sehen;  allein 
die  Farbe  desselben  war  entschieden  anders  wenn  das  Glas 
vor  dem  Loch  oder  vor  dem  Auge  war.  Ueberdiefs  ward 
die  Breite  des  Bogens  von  verschiedenen,  vor  das  Loch 
gestellten  farbigen  Gläsern  verschiedentlich  abgeändert; 
einige  bewirkten  dafs  das  Licht  mehr,  und  andere,  dafs 
es  weniger  gegen  die  Glasfläche  hin  concentrirt  war  als 
bei  ungehindertem  Einfall  des  Lichts. 

8.  Nun  wurde  das  Licht  horizontal  in  ein  dunkles 
Zimmer  reflectirt,  durch  ein  Loch  im  verticalen  Fensterla- 
den. Das  Loch  enthielt  eine  Linse  von  etwas  kurzer  Brenn- 
weite. Als  ich  das  Probeglas  mit  der  Lösung  vertical  vor 
der  Linse  aufstellte,  in  solchem  Abstände  von  ihr,  dafs  der 
Brennpunkt  etwas  innseits  der  Flüssigkeit  fiel,  sah  ich  un- 
abhängig von  einander  die  von  Sir  John  Herschel  be- 
schriebene blaue  Zone  und  das  von  Sir  David  Brewst er 
erwähnte  blaue  Bündel.  Bei  Anwendung  verschiedener  far- 
biger Gläser,  die  erst  vor  die  Flüssigkeit  und  dann  vor 
das  Auge  gestellt  wurden,  fand  sich,  dafs  das  blaue  Bündel, 
wie  früher  die  schmale  blaue  Zone,  meistens  verschieden- 


185 

artig  affirirt  wurde,  je  nachdem  das  Glas  so  gestellt  war, 
dafs  es  das  einfallende  oder  das  dispergirte  Licht  auffangen 
mufste.  Ueberdiefs  verhielten  sich,  unter  der  Wirkung  eines 
selben  Farbenglases,  das  lange  blaue  Bündel  und  die  schmale 
blaue  Zone  nicht  gleich. 

9*  Meines  Erachtens  waren  diese  Versuche  entschei- 
dend für  die  Thatsache  einer  Veränderung  der  Brechbar* 
keit.  Eingeräumt,  dafs  die  Wirkung  eines  farbigen  Glaaes 
blofs  darin  bestehe,  einen  gewissen  Bruchtheil  des  einfal- 
lenden Lichts  aufzufangen  und  dieser  Bruchtheil  sey  eine 
Function  der  Brechbarkeit,  so  ist  .klar,  dafs  die  Resultate 
auf  keine  andere  Weise  erklärt  werden  können.  Es  uiufs 
jedoch  zugegeben  werden,  dafs  diese  Resultate  nur  eine 
Erweiterung  von  dem  sind,  was  eben  die  Eigenthümlichkeit 
des  Phänomens  ausmacht.  Denn  nehmen  wir  den  Fall, 
wo  die  schmale  blaue  Zone  von  dem  gewöhnlichen  Tages- 
licht gebildet  wird.  Denken  wir  uns  ein  Glasgefäfs  mit 
parallelen  Wänden,  gefüllt  mit  einer  Portion  der  Flüssig* 
keit,  und  so  gestellt,  dafs  es  erst  das  einfallende,  dann 
das  dispergirte  Licht  auffange.  Im  ersten  Falle  würde 
das  Licht,  welches  auf  die  zu  untersuchende  Flüssigkeit 
einfällt,  beim  Durchgange  durch  das  Gefäfs  »epipoüsirt« 
und  deshalb  der  blaue  Streifen  fortgenommen  werden, 
wogegen  dieser  ungehindert  durchgelassen  würde,  wenn 
man  das  Gefäfs  vor  den  Augen  hielte.  Folglich  sind  die 
Wirkungen  der  farbigen  Gläser  dem  Effect  einer  Schicht 
der  Lösung  des  schwefelsauren  Chinins  analog,  nur  weniger 
auffallend  als  sie.  Gewifs  giebt  es  einen  wichtigen  Unter- 
schied zwischen  beiden  Fällen,  nämlich,  dafs  bei  der  Flüs- 
sigkeitsschicht die  epipolische  Dispersion,  welche  in  der 
untersuchten  Flüssigkeit  verbindert  wird,  sich  nahe  an  der 
ersten  Oberfläche  der  Schicht  erzeugt,  wogegen  bei  den 
farbigen  Gläsern  eine  solche  Dispersion  nicht  oder  je- 
denfalls nicht  nothwendig  erzeugt  wird.  Was  auch  der 
Leser  von  den  Versuchen  mit  farbigen  Gläsern  denken 
möge:  der  nächste  Versuch  wird  hoffentlich  entscheidend 
erscheinen. 


186 

• 

10.  Das  Brett  im  Fenster,  welches  die  Linse  enthielt, 
wurde  ersetzt  durch  ein  Paar  Bretter,  welche  einen  senk- 
rechten Schlitz  bildeten;  durch  diesen  Schlitz  wurde  das 
Sonnenlicht  horizontal  reflectirt  und  auf  drei  dicht  hinter 
einauder  aufgestellte  Münchener  Prismen  geleitet.  So  wurde 
im  Abstand  von  einigen  Fufsen  hinter  dem  Schlitz  ein  mäfsig 
reines  Spectrum  erhalten.  Ein  Reagenzglas  mit  der  Lösung 
wurde  nun  jenseits  des  äufsersten  Roths  des  Spectrums  senk- 
recht aufgestellt,  und  hernach  horizontal  durch  die  Farben 
geführt.  Fast  das  ganze  sichtbare  Spectrum  entlang  ging 
das  Licht  durch  die  Flüssigkeit,  wie  es  durch  eben  so  viel 
Wasser  gegangen  seyn  würde;  als  aber  die  Röhre  fast  das 
äufserste  Violett  erreichte,  schofs  ein  geisterhafter  Schein 
von  blauem  Licht  quer  durch  dieselbe.  Bei  weiterer  Be- 
wegung der  Röhre  nahm  das  blaue  Licht  erst  an  Intensität 
zu,  und  verschwand  dann  allmälig  ganz.  Es  verschwand 
indefs  nicht  eher,  als  bis  die  Röhre  weit  jenseits  des  vio- 
letten Endes  bei  dem  auf  einem  Schirme  sichtbaren  Spec- 
trum war.  Ehe  es  verschwand,  konnte  man  bemerken,  war 
das  blaue  Licht  beschränkt  auf  eine  äufserst  dünne  Schicht  der 
Flüssigkeit  an  der  Oberfläche,  durch  welche  das  Licht  ein- 
fiel, wogegen  es,  als  es  zuerst  erschien,  sich  ganz  durch 
die  Röhre  erstreckte,  besonders  wenn  diese  ein  wenig  (a 
Utile  short)  vor  dem  äufsersten  Violett  befindlich  war.  Ge- 
wifs  war  es  ein  sonderbarer  Anblick,  die  Röhre  bei  Ein- 
tauchung in  die  unsichtbaren  Strahlen  augenblicklich  er- 
leuchtet zu  sehen ;  es  war  buchstäblich  sichtbare  Dunkelheit. 
Kurz  die  Erscheinung  hatte  etwas  Ueberirdisches  (some- 
Ihing  of  an  unemrthly  appearanee). 

11.  Da  die  Flüssigkeit  so  sehr  opak  ist  für  Strahlen  von 
äufserster  Brechbarkeit,  so  Itefs  sich  erwarten,  dafs  sie, 
ungeachtet  sie  beim  Hindurchsehen  nach  einem  weifsen 
Gegenstand  klar  und  farblos  erscheint,  bei  prismatischer 
Analyse  eine  merkbare  Absorption  auf  die  äufsersten  violet- 
ten Strahlen  ausüben  werde.  Um  zu  ermitteln,  ob  diefs 
wirklich  der  Fall  sey,  reflectirte  ich  Sonnenlicht  .horizontal 
durch  einen  Schlitz,   hinter  welchem   eine  Röhre  voll   der 


187 

Flüssigkeit  stand,  und  zerlegte  die  Lichtlinie  durch  ein 
Prisma,  während  das  Auge  durch  ein  tief  blaues  Glas  ge- 
schützt war.  Ich  vermochte  blofs  die  feste  Linie  H  (Fig.  1 
Taf.  I)  zu  erkennen,  d.  h.  den  weniger  brechbaren  Streifen 
des  Paares,  obgleich  ich  unter  ähnlichen  Umständen  gewöhn- 
lich etwa  so  weit  jenseits  des  brechbareren  Streifens  sehen 
kann  als  er  jenseits  H  ist.  Um  indefs  das  Resultat  bei  An- 
wendung einer  grösseren  Dicke  entscheidender  und  zugleich 
die  Beobachtung  differential  zu  machen,  stellte  ich  ein  mit 
Wasser  gefülltes  Trinkglas  (tumbler)  hinter  den  Schlitz, 
das  blaue  Glas  davor,  und  betrachtete  nun  den  Schlitz 
durch  ein  Prisma.  Ich  Sah  so  weit  wie  gewöhnlich  ins 
Yiolett.  Nun.  wurde  das  Wasser  ausgegossen  und  durch 
eine  Lösung  von  schwefelsaurem  Chinin  ersetzt,  welche 
bei  Betrachtung  im  durchgelassenen  Licht,  so  klär  wie  das 
Wasser  erschien.  Als  ich  nun  das  Trinkglas  hinter  den 
Schlitz  stellte,  war  zu  beobachten,  dafs  der  blaue  disper- 
girte  Lichtstreifen  sich  ganz  quer  durch  dasselbe  ausdehnte, 
eine  Strecke  von  etwa  drei  Zoll,  und  offenbar  würde  er 
noch  viel  weiter  gegangen  sejn.  Bei  Betrachtung  des 
Schlitzes  durch  ein  Prisma  fand  sich  das  Spectrum  auf  hal- 
bem Wege  zwischen  den  festen  Linien  G  und  H  fortge- 
schuitten.  Das  Ende  war  ziemlich  scharf  begränzt,  was 
anzeigt,  dafs,  wenigstens  an  diesem  Theil  des  Spectrums, 
das  Absorptionsvermögen  der  Flüssigkeit  rasch  zunimmt 
mit  der  Brechbarkeit  des  Lichts.  Die  Flüssigkeit  bewirkte 
indefs  eine  sichtbare  Intensitätsschwächung,  die  sich  vom 
Ende  des  Spectrums  bis  nahe  an  G  erstreckte. 

12.  Die  Thatsache  einer  Brechbarkeits  -Veränderung 
und  damit  die  Erklärung  des  merkwürdigen  Phänomens 
beim  schwefelsauren  Chinin  konnte  nun  nicht  länger  zwei- 
felhaft seyn.  Epipolisirtes  Licht  ist  nur  Licht,  welches  ge- 
reinigt ist  von  den  unsichtbareren  oder  äufserst  schwach- 
leuchtenden  Strahlen,  die  brechbarer  sind,  als  die  violetten ; 
und  dieser  Ausdruck,  der  in  der  That  von  Sir  John  H er- 
sehet nur  provisorisch  gewählt  wurde  und  jetzt  seinen 
Zweck  erfüllt  hat,  ist  von  nun  an  bei  Seite  zu  legen,  be- 


188 

sonders  da  er  in  Betreff  der  Ursache  des  Phänomens  zu 
einer  falschen  Meinung-  führen  kann.  Es  erübrigt  nun  noch, 
andere  Fälle  von  innerer  Dispersion  zu  untersuchen,  von 
welchen,  nach  Sir  David  Brewster's  Beobachtungen, 
die  vom  schwefelsauren  Chinin  bewirkte  Dispersion,  nur 
ein  besonderer  Fall  ist;  ferner  die  Gesetze,  nach  welcher 
eine  Brechbarkeits-Aenderung  geschieht,  auszumitteln,  und, 
wo  möglich,  diese  Gesetze  nach  mechanischen  Principien 
zu  erklären. 

13.  Für  das  Folgende  halte  ich  es  fürs  Beste,  die  bei 
einigen  der  merkwürdigeren  Fälle  von  innerer  Dispersion 
beobachteten  Erscheinungen  zu  beschreiben,  ehe  ich  ver- 
suche, allgemeine  Schlüsse  zu  ziehen.  Um  Wiederholun- 
gen zu  vermeiden,  werde  ich  zunächst  die  angewandten 
Beobachtungsmethoden  auseinandersetzen,  die  im  Ganzen 
auf  vier  zurückkommen,  obwohl  hin  und  wieder  interme- 
diäre Methoden  oder  Combinationen  von  zwei  derselben  sich 
als  zweckmäfsig  erwiesen.  Oft  natürlich  habe  ich  Sir  David 
Brewter's  Methode  benutzt,  bei  welcher  die  Wirkung 
des  einfallenden  Lichtes  als  Ganzes  studirt  wird;  allein  die 
hier  erwähnten  Methoden  gehen  auf  eine  Untersuchung 
der  Wirkungen,  welche  die  im  einfallenden  Bündel  ent- 
haltenen Lichtstrahlen  von  verschiedener  Brechbarkeit  ein- 
zeln hervorbringen.  Im  Fortschritt  meiner  Untersuchungen 
boten  sich  auch  neue  Beobachtungsmethoden  dar,  die  indefs 
an  ihrem  Orte  beschrieben  werden  sollen. 

Angewandte  Beobachtungdweisen. 

Erste  Methode.  —  Sonnenlicht  wurde  horizontal  durch 
eine  kleine  Linse  reflectirt,  die  in  einem  Loche  in  ei- 
nem senkrechten  Brette  befestigt  war.  Von  da  ging  der 
ausfahrende  Strahlenkegel  in  den  zu  untersuchenden  starren 
oder  flüssigen  Körper.  Dann  wurde  ein  farbiges  Glas  oder 
ein  anderes  absorbirendes  Medium  so  gestellt,  dafs  es  erst 
die  einfallenden  Strahlen  auffing,  und  darauf  zwischen  der 
untersuchten  Substanz  und  dem  Auge  war.  Kürze  halber 
will  ich  diese  Stellungen  als  die  erste  und  die  zweite  be- 


189 

zeichnen.  Zuweilen  Hefs  ich  ein  farbiges  Glas  vor  dem 
Loche  und  fügte  ein  zweites  hinzu,  erst  vor  dem  Loch 
und  dann  vor  dem  Auge. 

Ztoeite  Methode.  —  Sonnenlicht,  reflectirt  wie  zuvor, 
leitete  ich  durch  eine  Reihe  von  drei  oder  vier  Münche- 
ner Prismen,  die  dicht  hinter  einander  standen,  jedes  fast 
in  der  Lage  der  Minimum -Ablenkung.  Dann  liefs  ich  es 
durch  eine  Linse  in  einem  dicht  hinter  dem  letzten  Prisma 
stehenden  Brette  gehen,  und  darauf  eintreten  in  den  zu 
untersuchenden  Körper,  welcher  im  Allgemeinen  so  gestellt 
war,  dafs  seine  Vorderfläche  ganz  oder  nahe  mit  dem  Brenn- 
punkt der  Linse  zusammenfiel.  Der  Durchmesser  der  Linse 
war  viel  kleiner  als  die  Breite  oder  Höhe  des  Prismas,  so 
dafs  die  Linse  sich  vollständig  mit  weifsem  Licht  erfüllte, 
dessen  Bestandteile  jedoch  in  verschiedenen  Richtungen 
eintraten.  Betrachten  wir  das  Sonnenbild  im  Brennpunkt 
der  kleinen  Linse  als  einen  Punkt,  so  können  wir  das 
auf  den  untersuchten  Körper  einfallende  Licht  als  beste- 
hend ansehen  aus  einer  Reihe  den  verschiedenen  Brechbar- 
keiten entsprechender  Kegel,  deren  Axen  in  horizontaler 
Ebene  liegen  und  einander  im  Brennpunkt  der  Linse  schnei- 
den, und  deren  Scheitel  eine  horizontale  Linie  nahe  an  der 
Oberfläche  des  untersuchten  Körpers  bilden. 

Dritte  Methode.  —  Sonnenlicht  wurde  horizontal  durch 
einen  senkrechten  Schlitz  reflectirt  und  von  den  Prismen 
aufgefangen,  die  wie  zuvor  angeordnet,  allein  mehre  Fufs 
vom  Schlitz  entfernt  aufgestellt  waren.  Dicht  hinter  dem 
letzten  Prisma  und  ganz  oder  fast  winkelrecht  gegen  das 
austretende  Lichtbündel,  dasselbe  mit  seiner  Mitte  aufneh- 
mend, befand  sich  eine  grofse  Linse  von  etwas  langer 
Brennweite.  Der  zu  untersuchende  Körper  war  im  oder 
nahe  im  Abstand  des  Schlitzbildes  angebracht. 

Vierte  Methode.  —  Alles  wie  bei  der  dritten  Methode 
angeordnet,  wurde  eine  kleine  Linse  von  kurzer  Brenn- 
weite im  Abstände  des  Schlitzbildes  oder  zwischen  diesem 
und  dem  Sonnenbilde  aufgestellt;  letzteres  lag  dem  Prisma 
etwas  näher,  insofern  die  Brennweite  der  gewöhnlich  an- 


190 

gewandten  grofsen  Linse  zwar  viel  kleiner,  aber  doch  nicht 
unvergleichlich  kleiner  als  der  Abstand  der  Linse  von  dem 
Schlitze  vor.  Gewöhnlich  hatte  ich  dicht  vor  der  kleinen 
Linse  einen  zweiten  Schlitz  hinzugefügt.  Der  zu  unteren 
chende  befand  sich  im  Brennpunkt  der  kleinen  Linse.  Das 
dispergirte  Licht  wurde  von  oben  betrachtet,  und  durch 
ein  Prisma,  das  es  seitwärts  brach,  zerlegt. 

Der  Zweck  dieser  verschiedenen  Vorrichtungen  wird 
im  Laufe  der  Abhandlung  klar  werden.  Von  den  ange- 
wandten Prismen  bestanden  drei  aus  Flintglas  und  eins 
aus  Kronglas.  Bei  ersteren  betrug  der  brechende  Winkel 
respective  etwa  43°,  33°  und  24°,  bei  dem  letzteren  etwa 
45°.  Bei  dem  kleinsten  der  Prismen  (dem  aus  Flintglas 
von  43°)  waren  die  brechenden  Flächen  1,35  Zoll  hoch 
und  1,60  Zoll  lang.  Als  kleine  Linse  dienten  abwechselnd 
zwei  von  respective  0,34  und  0,22  Zoll  Apertur  und  re- 
spective 0,75  und  0,50  Zoll  Brennweite.  Die  Brennweite 
der  gewöhnlich  angewandten  grofsen  Linse  betrug  etwa 
12  Zoll.  Ein  Paar  Mal  wurde  eine  Linse  von  drei  Mal 
gröfserer  Brennweite  angewandt,  allein  das  Licht  erwies 
sich  für  die  meisten  Zwecke  als  zu  schwach.  Bei  der  dritten 
Methode  war  es  bisweilen  angemessen  eine  Linse  von  nur 
67  Zoll  Brennweite  anzuwenden ;  allein  zur  vierten  Methode 
diente  die  Linse  von  12  Zoll  Brennweite,  mit  Ausnahme 
einiger  Fälle,  wo  die  von  36  Zoll  Brennweite  angewandt 
ward.  Mit  der  Linse  von  12  Zoll  Brennweite  betrug  die 
Länge  des  Spectrums  von  der#festeri  Linie  B  zu  der  H 
gewöhnlich  l^ZolI. 

Es  wird  die  Zwecke  dieser  Abhandlung  fördern,  ge- 
wisse Ausdrücke  in  einem  bestimmten  Sinne  zu  nehmen; 
allein  da  einige  dieser  Ausdrücke  sich  auf  noch  unbe- 
schriebene Erscheinungen  beziehen,  so  wird  es  gut  seyn, 
zuvörderst  im  Detail  anzugeben,  was  in  einem  merkwür- 
digen Fall  von  innerer  Dispersion  beobachtet  wurde. 
Lösung  von  schwefelsaurem  Chinin. 

14.    Die  Wirkungen  gewisser  Gläser  von  blasser  Farbe 
auf  diese  Flüssigkeit  sind  bereits  erwähnt.     Es  giebt  in- 


191 

defs  ein  Glas,  dessen  Wirkung  noch  auffallender  ist.  Be- 
kanntlich ist  das  tief  blaue  Kobaltglas  höchst  durch&ängüch 
für  die  chemischen  Strahlen.  Deingemäfs  fand  ich,  dafs  ein 
blaues  Glas,  welches  so  dunkel  war,  dafs  man  durch  das- 
selbe blofs  die  helleren  Gegenstände  in  einem  Zimmer  er- 
blicken konnte,  eine  selir  geringe  Wirkung  ausübte,  wenn 
es  zur  Auffangung  des  auf  die  Flüssigkeit  einfallenden 
Lichtes  angewandt  wurde.  Hielt  man  es  dicht  vor  dem 
Auge,  so  verschwand  anfangs  Alles,  bis  auf  das  von  den 
Convexitäten  der  Glasröhre  reflectirte  Licht;  hatte  sich  aber 

4 

erst  das  Auge  an  die  Dunkelheit  gewöhnt,  so  war  es  mög- 
lich das  Dasejn  des  Streifens  zu  erkennen.  Der  Contrast 
zwischen  den  Wirkungen  dieses  Glases  und  des  schon  ge- 
wähnten vou  blafsbrauuer  Farbe  war  höchst  auffallend. 

15.  Bei  Untersuchung  der  Flüssigkeit  nach  der  zweiten 
Methode,  erwies  sich  das  dispergirte  Licht  als  bestehend 
aus  zwei  Bündeln,  die  bei  ihrem  Eintritt  in  die  Flüssigkeit, 
d.  h.  an  der  senkrechten  Gränzfläche  zwischen  der  Flüssig- 
keit und  ihrem  Gefäfse,  von  einander  getrennt  waren  und 
weiterhin  durch  Divergenz  noch  mehr  auseinander  gingen. 
Natürlich  mufste  jedes  Bündel  bestehen  aus  einer  Reihe 
von  Kegeln,  deren  Axen  vom  Centrum  der  Linse  aus  di- 
vergirten  und  deren  Scheitel  in  dem  Brennpunkt  dieser 
lagen.  Das  erste  oder  das  durch  Licht  von  geringer  Brech- 
barkeit erzeugte  Bündel  bestand  aus  den  helleren  Farben 
des  Spectrums  in  ihrer  natürlichen  Ordnung.  Es  hatte  ein 
discontinuirliches,  funkelndes  Ansehen  und  rührte  offenbar 
nur  von  Staubtheilchen  her,  die  in  der  Flüssigkeit  schweb- 
ten. Als  man  es  von  oben  durch  ein  NicoFsches  Prisma 
betrachtete,  fand  sieb,  dafs  es  hauptsächlich  aus  in  der  Re- 
flexionsebene polarisirtem  Licht  bestand.  Genommen  als 
Ganzes  diente  es  als  Fiducial-  Linie,  nach  welcher  sich  die 
Lage  des  zweiten  Bündels  bestimmen,  und  dadurch  die 
Brecbbarkeit  der  dasselbe  zusammensetzenden  Strahlen  beur- 
theilen  liefs. 

Dieses  zweite  Bündel  war  um  ein  Gutes  heller  als  das 
erste.     Seine  Farbe,  ein  schönes  Himmelblau,  war  überall 


192 

fast  gleich;  allein  dicht  am  ersten  Rande,  d.  h.  da,  wo  es 
aus  den  schwächst  brechbaren  derjenigen  Strahlen  entsprang*, 
die  es  zu  bilden  vermochten,  war  die  Farbe  weniger  rein. 
Es  hatte  ein  vollkommen  continuirliches  Ansehen.  Be- 
trachtete man  es  von  oben  durch  ein  achromatisches  dop- 
peltbrechendes Quarzprisma,  welches  eine  directe  Verglei- 
chung  der  beiden  Bilder  erlaubte,  so  zeigte  es  keine  Spar 
von  Polarisation.  Es  bildete  sich  sowohl  durch  vertical, 
als  durch  horizontal  polarisirtes,  als  auch  durch  gemeines 
Licht,  und  es  zeigte  im  letzteren  Falle  so  gut  wie  in  den 
beiden  ersten  keine  Spur  von  Polarisation  1). 

Dafs  die  brechbareren  Strahlen  nur  eine  kleine  Strecke 
Hi  die  Flüssigkeit  einzudringen  vermögen,  läfst  sich  bei 
diesem  Versuch  leicht  wahrnehmen;  allein  die  zweite  Beob- 
achtungsweise ist  nicht  geeignet,  diesen  Theil  des  Phäno- 
mens herauszustellen. 

16.  Bei  Untersuchung  der  Flüssigkeit  nach  der  dritten 
Methode,  war  das  Resultat  sehr  auffallend,  obwohl  natür- 
lich nicht  anders  als  sich  voraussehen  liefs.  Die  haupt- 
sächlichsten der  festen  Linien  des  Violette  und  der  chemi- 
schen Theile  des  Spectrums  darüber  hinaus  zeigten  sich  in 
schöner  Deutlichkeit  als  dunkle  Ebenen,  die  eine  sonst  voll- 
kommen stetige  Masse  von  blauem  Licht  unterbrachen.  Um 
irgend  eine  besondere  feste  Linie  am  deutlichsten  zu  sehen, 
war  es  natürlich  erforderlich  das  Auge  in  der  entsprechen- 
den Ebene  zu  halten,  wo  dann  die  dunkle  Ebene  in  eine 
dunkle  Linie  verwandelt  war.  Vom  rothen  Ende  des  Spec- 
trums 

1)  Die  beiden  Resultate,  nämlich,  dafs  das  blaue  Bündel,  welches  den 
grösseren  Theil  des  von  einer  schwefelsauren  Chininlösung  dispergirten 
Lichtes  ausmacht,  unpolarisirl  ist,  oder,  wie  er  sich  ausdruckt,  eine  Qua- 
qua  versus-  Polarisation  besitzt,  und  dafs  diefs  auch  für  den  Fall  gilt, 
wenn  das  einlallende  Licht  nnpolarisirt  ist,  —  sind  schon  von  Sir  Da- 
vid Brewster  angegeben,  welcher,  wie  es  scheint,  durch  Sir  John 
Herschel's  Beobachtung  von  der  Unpolarisation  des  blauen  Lichts, 
welches  bei  der  epipolischen  Dispersion  in  einer  schwefelsauren  Chinin- 
losung entsteht,  darauf  geführt  wurde,  das  Licht  auf  etwaige  Polarisation 
zu  untersuchen. 


193 

trums  bis  etwa  zur  Linie  G  ging  das  Licht  ungehindert 
durch  die  Flüssigkeit  oder  wurde  nur  hie  und  da  durch 
mechanisch  Schwebende  Staubtheilchen  reflectirt.  Bei  G 
begann  die  Dispersion  «ben  merklich  zu  werden,  und  Spu- 
ren dieser  Linie  liefsen  sich  sehen  als  eine  dunkle  Ebene, 
die  eine  Masse  von  stetigem,'  aber  ungemein  schwachem 
Licht  unterbrach.  Allein  etwas  weiterhin  ward  das  disper- 
girte  Licht  so  schwach,  dafs  man  es  tibersehen  haben  würde, 
wenn  man  nicht  besonders  darauf  geachtet  hätte.  Erst 
mitten  zwischen  G  und  H  oder  etwas  früher  wurde  es  so 
stark,  dafs  es  Aufmerksamkeit  erregte,  und  ein  wenig  weiter 
trat  es  sehr  deutlich  auf,  ging  aber  dabei  in  ein  blasses 
Himmelblau  über.  Um  die  beiden  breiten  Streifen  der 
Gruppe  H  herum ,  und  etwas  weiter  von  H  gegen  G  hin, 
war  das  Licht  sehr  reichlich.  Einige  der  festen  Linien,  die 
weniger  brechbar  als  H  sind,  erschienen  sehr  deutlich,  und 
jenseits  üfevar  eine  gute  Anzahl  sichtbar,  welche  gegen- 
wärtig näher  beschrieben  werden  sollen.  Das  ganze  Sy- 
stem der  so  als  Unterbrechungen  des  dispergirten  Lichtes 
sichtbaren  festen  Linien  hatte  ein  verwaschenes  Ansehen 
(resolmble  appearance);  allein  mit  einem  sehr  engen  Schlitz 
und  mit  einer  Linse  von  grofser  Brennweite  an  den  Pris- 
men würde  das  Licht  für  gehörige  Beobachtungen  zu  schwach 
gewesen  seyn.       m 

Bei  G  und  auf  eine  Strecke  weiter  war  das  dispergirte 
Licht  so  sehr  schwach,  dafs  ich  es  übersehen  haben  würde, 
hätte  es  nicht  beim  Beobachten  nach  der  vierten  Methode 
meine  Aufmerksamkeit  erregt;  und  in  der  That  habe  ich 
bei  der  dritten  Anordnung  zuweilen  eigends  darnach  ge- 
sucht, ohne  es  sehen  zu  können.  Practiscb  genommen 
könnte  man  sagen,  die  Dispersion  fange  erst  mitten  zwi- 
schen G  und  H  an. 

17.  Bei  seitlicher  Brechung  des  ganzen  Systems  durch 
ein  vor  dem  Auge  gehaltenes  Prisma  von  mäfsigem  Winkel 
wurde»  die  festen  Linien  verworren  und  die  feineren  ver- 
schwanden. Die  Ränder  der  breiten  Streifen  H  waren  pris- 
matisch gefärbt,  wie  die  Ränder  zweier  Streifen  vonschwar- 

Poggend.  Ann.  Ergänzungsbd.  IV.  13 


194 

zem  Sammet,  die  man  auf  blafs  blaues  Papier  gelegt  bat 
und  durch  ein  Prisma  betrachtet.  Dieser  Versuch  zeigt, 
dafs,  ungeachtet  der  vollkommenen  Homogenität  des  ein- 
fallenden Lichtes,  das  dispergirte  zusammengesetzt  ist. 

18.  Die  dritte  Beobachtungsweise  ist  wohl  geeignet, 
zu  zeigen,  dafs  sich  das  Absorptionsvermögen  einer  Sub- 
stanz mit  der  Brechbarkeit  der  einfallenden  Strahlen  ändert. 
Befindet  sich  das  Auge  senkrecht  über  dein  Gefäfse  mit 
der  Lösung,  so  dafs  die  den  festen  Linien  des  Spectrums 
entsprechenden  dunklen  Ebenen  zu  dunklen  Linien  pro- 
jicirt  sind,  deren  Länge  nicht  durch  die  Schiefe  tibertrieben 
ist,  so  zeigt  sich  die  Gränze  des  dispergirten  Lichts  in 
eine  Curve  projicirt,  welche  dazu  dient,  die  Beziehung  der 
Absorptionskraft  des  Mediums  zur  Brechbarkeit  des  ein- 
fallenden Lichtes  sichtbar  zu  machen.  Diese  Curve  ist 
nicht  genau  die,  welche  Sir  John  Herschel  in  der  Ab- 
sorptionstheorie behandelt  und  als  Typus  des  ^züglichen 
absorbirenden  Mediums  angesehen  hat,  allein  sie  dient  doch 
sehr  zu  demselben  Zweck.  Freilich  würde,  unabhängig 
von  einer  Veränderung  im  Absorptionsvermögen  des  Me- 
diums, eine  vermehrte  Schwäche  des  dispergirten  Lichts 
bis  zu  gewissem  Grade  eine  Annäherung  der  Curve  zu 
ihrer  Axe  bewirken;  allein«  practisch  genommen,  ist  beim 
schwefelsauren  Chinin  und  bei  sehr  vielen  anderen  Sub- 
stanzen, die  Erscheinung  von  der  Art,  dafs  an  dem  Daseyn 
eines  höchst  intensiven  Absorptionsvermögen  der  Substanz 
für  Strahlen  von  sehr  hoher  Brecbbarkeit  kein  Zweifel 
übrig  bleiben  kann  '). 

Für  eine  Lösung  von  ein  Theil  saurem  schwefelsauren 
Chinin  in  200  Theile  gesäuerten  Wassers  ist  bereits  an- 
gegeben worden,  dafs  ein  Theil  der  Strahlen,  welche  dis- 

1 )  Nachdem  die  in  dieser  Abhandlung  beschriebenen  Untersuchungen  schon 
weit  vorgeschritten  waren,  traf  ich  zufällig  in  den  Comptes  rendusy 
T.  XVII)  p.  883  eine  Stelle,  worin  Hr.  E.  Becquerel  erwähnt,  eine 
Lösung  von  saurem  schwefelsaurem  Chinin  sey  ungemein  merkwürdig 
wegen  ihres  Absorptionsvermögens  für  Strahlen  von  größerer  Brechbar- 
keit als  ff. 


195 

pergirtes  Licht  zu  erzeugen  im  Stande  sind,  eine  Dicke 
i  von  3  Zoll  durchdringen.  Bei  Bildung  eines  reinen  Spec- 
i  truras  liefs  sich  die  feste  Linie  H  etwa  1  Zoll  in  die  Flüs- 
sigkeit hinein  verfolgen.  Ging  man  von  H  gegen  G,  so 
{  wuchs  die  Strecke,  welche  die  einfallenden  Strahlen  von 
i  der  Flüssigkeit  durchdrangen,  mit  grofser  Schnelligkeit, 
i  während  sie  in  entgegengesetzter  Richtung  nicht  minder 
i  rasch  abnahm,  so  dafs  von  einem  nicht  weit  jenseits  H  lie- 
l  genden  Punkt,  zu  welchem  das  Licht  aufhörte,  die  Disper- 
I  sion  auf  die  unmittelbare  Nachbarschaft  der  Oberfläche  be- 
i  schränkt  war.  Als  die  Flüssigkeit  bis  auf  ein  Zehntel  ihrer 
I  anfänglichen  Concentration  verdünnt  worden,  liefs  sich,  in 
,  der  ersten  Gruppe  von  festen  Linien  jenseits  H,  eine  deut- 
liche feste  Linie  oder  vielmehr  ein  Streifen  von  merklicher 
i  Breite  wahrnehmen,  der  etwa  einen  Zoll  in  die  Flüssigkeit 
eindrang.  Von  dem  oben  erwähnten  Streifen  aus  in  Rich- 
tung der  brechbareren  Strahlen  fortschreitend,  nahm  die 
Strecke,  welche  die  einfallenden  Strahlen  von  der  Flüssig- 
keit durchdrangen,  rasch  ab,  und  so  erblickte  man  die 
rasche  Zunahme  des  Absorptionsvermögens  der  Flüssigkeit 
in  einem  Theile  des  Spectrums,  in  welchem  sie  mit  einer 
concentrirteren  Flüssigkeit  nicht  so  bequem  zu  erkennen 
war,  in  sofern  die  Hinterfläche  des  Raums,  aus  welchem 
das  dispergirte  Licht  kam,  fast  zusammenfiel  mit  der  Vor- 
derfläche der  Flüssigkeit. 

Dafs  der  Zusatz  einer  so  geringen  Menge  von  schwe- 
felsaurem Chinin  zum  Wasser  genügt,  einen  solchen  Grad 
von  Opacität  für  Strahlen  von  grofser  Brechbarkeit  her- 
vorzubringen, ist  gewifs  sehr  merkwürdig;  defsungeachtet 
habe  ich  es  im  Verfolge  meiner  Untersuchungen  beständig 
beobachtet. 

19.  Bf^fB  Beobachten  nach  der  vierten  Methode  wurde 
der  Theil  des  Spectrums,  zu  welchem  das  einfallende  Licht 
gehörte,  zuweilen  durch  die  Farbe  bestimmt,  zuweilen  durch 
die  festen  Linien  des  Spectrums.  Fast  immer  schwebten 
Staubtheilchen  genug  in  der  Flüssigkeit,  um  zu  veranlassen, 
dafs  ein  Theil  des  dispergirten  Bündels  blofs  aus  gewöhn- 

13* 


198 

zuändern.      Die  Gypsplatte  war  durch   einen   irregulären 
natürlichen  Blätterdurchgang;  erbalten   und  mit  Canadabal- 
gam  zwischen  zwei  Glasplatten  gekittet.  Bei  Untersuchung 
im   polarisirten   Licht  zeigte  sie   eine  Reihe  schöner    und 
mannigfaltiger  Farben,  je  nach  der  ungleichen  Dicke  der 
verschiedenen  Theile.     Wenn  nun  die  Platte,   ohne  Aen- 
derung  ihrer  Rechtwinklichkeit  gegen  das  einfallende  Licht, 
vor  dem  Gefäfse  verschoben  wurde,  sah  man  verschiedene 
Portionen    des   von  Staubtheilchen    herrührenden  Bündels 
verschwinden  und  wieder  erscheinen  oder  wenigstens  erst 
schwach  und  dann  hell  werden,   so  dafs  Jemand,   der  mit 
der  Ursache  unbekannt  wäre  und  nicht  auf  die  Platte  sähe, 
hätte  glauben  können,  der  Beobachter  hielte  vor  dem  Ge- 
fäfse ein   mit  Schmutzflecken  versehenes  Glas;   wie   aber 
auch  die  Gypsplatte  ohne  Drehung  in  ihrer  eigenen  Ebene 
verschoben  oder  um  eine  auf  ihrer  Ebene  winkelrechte  Axe 
gedreht  werden  mochte,  war  doch  nirgends  in  dem  blaueo 
Bündel  die  geringste  Veränderung  wahrnehmbar. 

Erläuterung  der  Ausdrucke. 

21.  Bei  allen  in  dieser  Abhandlung  beschriebenen  Ver- 
suchen, bei  denen  ein  Spectrum  gebildet  wurde,  um  die 
Wirkungen  der  Lichtportionen 'von  verschiedener  Brech- 
barkeit getrennt  zu  untersuchen,  war  die  Länge  des  Spec- 
trums horizontal,  so  dafs  die  festen  Linien  vertical  standet). 
Defsungeachtet  wird  es,  der  Kürze  halber,  zweckmäfsig 
seyn,  die  Vorworte  oben  und  unten  zu  gebrauchen,  um  re- 
spective  die  mehr  und  die  weniger  brechbare  Seite  zu  be- 
zeichnen. 

Die  Hauptlinien  des  sichtbaren  Spectrums  werden  durch 
die  in  Fraunhofers  bewundernswerter  Abbildung  ge- 
brauchten Buchstaben  bezeichnet.  Diese  Linien  sind  zu  gut 
bekannt,  um  einer  Beschreibung  zu  bedürfen. 

Die  einzige  Abbildung  der  festen  Linien  des  chemi- 
schen Spectrums,  die  ich  während  einer  guten  Weile  nach 
dem  Anfang  dieser  Untersuchungen  besafs,  war  die  vom 
Prof.  Drap  er,  welche  sich  im  Philosophical  Magazine,  1843, 


199 

t  Vol.  XXII.  befindet.    Natürlich  kann  diese  Zeichnung,  was 

i  Genauigkeit  des  Details  betrifft,  nicht  verglichen  werden  mit- 

I  der  Fraunhofers  vom  sichtbaren  Spectrum,  auch  bean- 

sprucht sie  nicht  mehr  zu  geben  als  einige  der  sichtbarsten, 
i  aus  einer  grofsen  Menge  ausgewählt.    Die  Fortlassung  so 

vieler  Linien,   ohne  dafs   ihr  allgemeiner  Effect  durch  ir- 
[  gend  eine  Schattirung  angegeben  wäre,  macht  es  schwierig, 

i  die  vorhandenen  zu  identificiren,  wenigstens  wenn  ich  nach 

I  meinen   eigenen  Beobachtungen   urtheilen  soll;  aufserdem 

}  war  Prof.  Drap  er 's  Spectrum  um  so  viel  reiner  als  das, 

,  mit  welchem  zu  arbeiten  ich  am   bequemsten  fand,   dafs 

beide  nicht  miteinander  vergleichbar  waren. 

22.  Ich  habe  von  den  festen  Linien  von  H  bis  zu  Ende 
eine  Skizze  gemacht,  die  dieser  Abhandlung  beigelegt  ist 
(Fig.  1,  Taf.  I.).  Die  festen  Linien  des  sichtbaren  Spec- 
trums sind  so  bekannt,  dafs  ich  es  für  unnöthig  hielt,  vor 
H  anzufangen.  Eine  Lösung  von  schwefelsaurem  Chinin 
ist  ein  sehr  gutes  Medium  um  diese  Linie  zu  zeigen,  allein 
ein  sogleich  zu  erwähnendes  gelbes  Glas  ist  ein  eben  so 
gutes  oder  vielleicht  besseres.  Die  Zeichnung  zeigt  das 
Spectrum  wie  es  gesehen  wird  mit  einer  Linse  von  12  Zoll 
Brennweite  vor  den  Prismen.  Die  Breite  des  Schlitzes  war 
nicht  immer  ganz  gleich,  sie  mag  auf  etwa  0,05  Zoll  ge- 
schätzt werden.  Die  Zeichnung  enthält  32  feste  Linien 
oder  Streifen,  die  brechbarer  sind  als  H,  als  die  höchste  Zahl, 
die  ich  bei  verschiedenen  Gelegenheiten  mit  dieser  Linse 
zu  sehen  vermochte,  obgleich,  mit  einer  Linse  von  gröfserer 
Brennweite  und  mit  einem  schmäleren  Schlitz,  die  Anzahl 
der  festen  Linien  wie  zu  erwarten,  bedeutend  gröfser  war. 
Da  ich  bis  jetzt,  mit  Ausnahme  gewisser  Fälle,  diese  Linien 
noch  nicht  identificirt  habe  mit  den  in  photographischen 
Abbildungen  dargestellten,  so  hielt  ich  es  nicht  für  rath- 
sam,  eine  Identification  zu  versuchen,  sondern  zog  es  vor, 
die  deutlicheren  Linien  in  meiner  Abbildung  mit  Buchsta- 
ben zu  versehen,  ohne  Bezug  auf  frühere  Zeichnungen. 
Da  die  grofsen  Buchstaben  L,  Jf,  N,  0,  P  bereits  zur  Be- 
zeichnung gewisser  fester  Linien  benutzt  worden  sind,  so 


200 

gebrauche  ich,  um  Verwechslung  zu  verhüten,  die  kleinen 
l,  m,  n,  o,  p. 

Bei  Anfertigung  der  Zeichnung  habe  ich  mich  bemüht, 
den  Charakter  der  Linien  was  Schwärze  oder  Schwäche, 
Schärfe  oder  Verworrenheit  betrifft,  zu  bewahren.  Die 
Abstände  sind,  ausgenommen  hie  und  da,  nicht  nach  Mes- 
sungen gegeben,  und,  ich  fürchte,  nicht  ganz  so  genau,  wie 
man  wünschen  möchte;  doch  glaube  ich  überzeugt  zu  seyn, 
dafs  Keiner,  der  die  wirklichen  Linien  sieht,  eine  Schwie- 
rigkeit haben  wird,  sie  mit  denen  in  meiner  Abbildung  zu 
identificiren ,  vorausgesetzt,  die  Umstände,  unter  welchem 
sein  Spectrum  gebildet  wurde,  kommen  mit  denen  übereiu, 
unter  welchen  das  meinige  gesehen  wurde,  wenn  die  Vor- 
richtung, was  Brennweite  der  Linse  etc.  betrifft,  den  allge- 
meinen Zwecken  am  meisten  entsprach. 

Die  deutlicheren  Linien  in  dem  abgebildeten  Theil  des 
Spectrums  können  bequem  in  fünf  Gruppen  gebracht  wer- 
den, die  ich  die  Gruppen  H,  l,  m,  n,  p  nennen  will.  Die 
Gruppe  H  besteht  aus  dem  wohl  bekannten  Doppelstreifen, 
von  welchem  der  erste  die  Frauuhofer'sche  Linie  H  ent- 
hält. Den  zweiten  Streifen  habe  ich  mit  k  bezeichnet, 
übereinstimmend  mit  Prof.  Drap  er 's  Figur.  Der  deut- 
lichste Gegenstand  in  der  nächsten  Gruppe  besteht  aus 
einem  breiten  dunklen  Streifen  L  Dieser  Streifen  ist  ein 
bis  zwei  Mal  so  breit  als  H,  auch  dunkler  in  der  weniger 
brechbaren  Hälfte  als  in  der  andern.  Mit  einer  Linse  von 
3  Fufs  Brennweite  und  einem  schmalen  Schlitz  löste  er 
sich  in  Linien  auf,  was  wahrscheinlich  der  Grund  ist,  wes- 
halb er  in  Prof.  Draper's  Figur  gänzlich  fehlt,  während 
die"  ersten  drei  Linien  der  Gruppe  (wenn  ich  in  der  Iden- 
tification nicht  irre)  abgebildet  sind  und  seine  Gruppe  L 
bilden.  Unter  den  Umständen,  welchen  meine  Abbildung 
entspricht,  erscheint  der  Streifen  /  als  ein  sein*  auffallender 
Gegenstand,  vielleicht,  weil  er,  mit  Ausnahme  der  Streifen 
H  und  h,  der  deutlichste  im  ganzen  Spectrum  ist.  Bei 
einer  noch  schwächeren  Kraft  erscheint  er  als  eine  sehr 
schwarze  und   deutliche  Linie.     Eine   Doppellinie  jenseits 


201 

l  vervollständigt  die  Gruppe  Z,  nach  welcher  eine  andere 
merkwürdige  Gruppe  m  kommt,  bestehend  aus  fünf  Linien 
oder  Streifen.  Die  erste  derselben  ist  etwas  schattirt,  doch 
an  ihrer  brechbareren  Seite  scharf  abgeschnitten,  allein  die 
übrigen,  vor  allem  die  zweite  und  dritte,  wie  ich  glaube, 
sind  besonders  dunkel  und  wohl  begränzt.  Ich  habe  die 
mittlere  Linie  m  hervorgehoben,  nicht  weil  sie  deutlicher 
sey  als  die  benachbarten,  sondern  weil  sie  in  der  Mitte 
liegt.  Nach  einer  sehr  schwachen  Gruppe,  scheinbar  be- 
stehend aus  vier  Linie*),  kommt  eine  andere  sehr  deutliche 
Gruppe  n,  bestehend  aus  zwei  Paaren  dunkler  Streifen,  auf 
welches  ein  andres  Paar  breiter  und  sehr  dunkler  Streifen 
folgt.  Der  erste  dieser  ist  ein  gutes  Theil  breiter  als  der 
zweite,  allein  nicht  so  breit  als  der  Streifen  H\  dem  zwei- 
ten folgt  eine  feine  Linie.  Diese  ist,  so  weit  genommen, 
leicht  zu  sehen;  alleiu  bei  hellem  Sonnenschein  und  bei 
etwas  sorgfältiger  Anordnung  des  Apparats  erblickt  man 
viel  weiterhin  eine  Gruppe  von  sechs  Linien.  Die  beiden 
ersten  dieser  sind  nur  mäfsig  dunkel  und  die  erste  ist  et- 
was verworren,  sie  stehen  etwas  ab  von  den  übrigen  und 
etwas  dichter  zusammen  wie  diese.  Von  den  letzteren  ist 
die  erste,  o,  sehr  stark,  in  Anbetracht  der  Schwäche  des 
Lichts,  welches  sie  unterbricht;  die  zweite  und  dritte  sind 
schwach,  und  schwer  zu  sehen;  die  vierte  p  ist  schwarz 
wie  die  erste  und  ein  gutes  Theil  breiter.  Die  Linie  p 
liegt,  nach  einer  Messung,  so  weit  jenseits  H9  als  H  jen- 
seits b.  Im  hohen  Sommer  prid  unter  den  günstigsten  Um- 
ständen habe  ich  ein  Paar  Mal  noch*  weiterhin  zwei  breite 
verwaschene  Streifen  gesehen.  Der  erste  derselben  schien 
in  zwei  auflösbar  zu  sevn.  Das  ungemein  schwache  Licht, 
welches  man  jenseits  des  zweiten  sah,  schien  im  Abstand 
von  etwa  0,2  Zoll  etwas  plötzlich  aufzuhören,  wie  wenn 
dort  der  Rand  eines  andern  dunklen  Streifens  wäre,  jen- 
seits dessen  nichts  gesehen  werden  konnte.  Um  die  zu- 
letzt erwähnten  verwaschenen  Streifen  zu  sehen,  und  ebenso, 
um  die  Gruppe  p  am  besten  wahrzunehmen,  war  es  nöthig, 
den  centralen  Theil  des  auf  die  Prismen  einfallenden  Bün- 


202 

dels  dicht  an  deren  Kanten  durch  sie  hinzuleiten,  so  dafs 
offenbar  ein  grofser  Theil  des  Lichts  beim  Durchgang  durch 
sämmtliche  Prismen  verloren  ging.  Dieser  Umstand,  ver- 
bunden mit  anderen,  die  ich  beobachtete,  überzeugte  mich, 
dafs  das  grofse  Hindernifs,  die  festen  Linien  in  diesem 
Theile  des  Spectrums  zu  sehen,  in  der  Opacität  des  Glases 
bestehe.  Wäre  das  Glas  für  die  unsichtbaren  Strahlen  von 
sehr  hoher  Brennbarkeit  so  klar  wie  es  für  die  Strahlen 
des  sichtbaren  Spectrums  es  ist,  ich  weifs  nicht,  wie  viel 
ich  noch  ferner  zu  sehen  vermocht  hätte. 

Ich  bemühte  mich,  die  festen  Linien  meiner  Abbildung 
zu  identificiren  mit  denen  in  Hrn.  Silbermann's  Zeich- 
nung vom  chemischen  Spectrum,  von  der  ich  durch  die 
Güte  meines  Freundes,  des  Prof.  Thomson,  eine  Copie 
erhalten  hatte.  Ich  bin  indefs  noch  ungewifs  hinsichtlich 
der  Identification.  Hrn.  Silbermann's  Zeichnung  ist  so 
viel  detailirter  als  die  meinige  und  mufs  mit  einem  so  viel 
reineren  Spectrum  gemacht  worden  seyn,  dafs  die  beiden 
Liniensysteme  nicht  direct  vergleichbar  sind. 

23.  Wegen  der  Schwierigkeit  der  Identification  könn- 
ten einige  Personen  geneigt  seyn  zu  glauben,  die  chemi- 
schen Strahlen  und  die  vom  blauen  Licht  in  einer  Chinin- 
lösung erzeugten  seyen  verschiedener  Natur  und  jede  Art 
hätte  ihr  eigenes  System  von  festen  Linien.  Meinerseits 
war  ich  zu  wohl  bekannt  mit  dem  Proteus  -  Charakter  der 
festen  Linien,  als  dafs  ich  hätte  die  Schwierigkeit  der  Iden- 
tification für  einen  triftigen  Grund  zu  einer  solchen  Ansicht 
halten  sollen.  Und  dafs  diese  Schwierigkeit  aus  nichts  anderein 
entspringt  als  aus  den  verschiedenen  Graden  der  Reinheit 
der  Spectra,  das  ist  nun  aufser  Zweifel  gesetzt,  denn 
mein  Freund,  Hr.  Kingsley  vom  Sidney  Sussex  College, 
dem  ich  kürzlich  einige  der  in  dieser  Abhandlung  beschrie- 
benen Versuche  zeigte,  hat  die  Güte  gehabt,  einige  Pho- 
tographien von  Spectris  zu  machen,  die  nahe  denselben 
Grad  von  Ausdehnung  und  Reinheit  besafsen,  wie  die, 
mit  denen  ich  arbeitete,  und  diese  zeigen  die  festen  Linien 


203 

genau  wie  sie  in  einer  Lösung  von  schwefelsaurem  Chinin 
und  in  anderen  Medien  erscheinen  1). 

24.  Die  Lage  eines  Punktes  im  Spectrum,  der  nicht 
mit  einer  der  festen  Linien  zusammenfällt,  werde  ich  durch 
Beziehung  auf  zwei  dieser  Linien  angeben,  in  folgender, 
durch  ein  Beispiel  leicht  verständlicher  Weise.  Es  werden 
nämlich  bezeichnen  \GH9  G?B,  GH$  respective  die  Lage 
eines  um  den  halben  Abstand  zwischen  G  und  H  unter  G 
liegenden  Punkts,  eines  mitten  zwischen  G  und  H  gelege- 
nen, und  eines  eben  so  weit  über  H  liegenden  Punkts. 
Beim  Gebrauche  dieser  Bezeichnung  sollen  die  Buchstaben, 
welche  die  festen  Linien  bezeichnen,  in  Ordnung  ihrer 
Brechbarkeit  geschrieben  werden,  und  der  Bruch,  der  den 
Theil  des  Zwischenraums  dieser  Linien  ausdrückt,  den  man 
sich  als  gemessen  zu  denken  hat,  wird  vor,  zwischen  oder 
hinter  diese  Buchstaben  gesetzt,  je  nachdem  die  Messung 
zu  nehmen  ist  von  der  ersten  Linie  in  negativer  Richtung, 
von  der  ersten  Linie  in  positiver  Richtung  oder  von  der 
zweiten  Linie  in  positiver  Richtung,  dabei  die  Richtung 
der  wachsenden  Brechbarkeit  als  positiv  genommen. 

25.  Aus  den  bereits  beschriebenen  Versuchen  geht 
hervor,  dafs  der  in  Sir  David  Brewstet's  Versuchen* 
beobachtete  dispergirte  Lichtbiindel,  aus  zwei  wesentlich 
verschiedenen  Theilen  bestand,  einem  blofs  an  Staubtheil- 
chen  reflectirten,  und  einem  von  weit  merkwürdigerem  Ur- 
sprung. Es  wird  zweckmässig  seyo,  Namen  für  diese  bei- 
den Arten  von  Dispersion  zu  haben,  und  demgemäfs  werde 
ich  sie  respective  falsche  innere  Dispersion  und  wahre  in~ 
nere  Dispersion  nennen,  oder,  wenn  der  Zusammenhang 
hinlänglich  lehrt,  dafs  von  innerer  Dispersion  die  Rede  ist, 
kurz  falsche  und  wahre  Dispersion.  Wenn  von  Dispersion 
schlechtweg  gesprochen  wird,  so  ist  damit  die  wahre  ge- 
meint. Gegenwärtig,  da  einleuchtet,  dafs  die  blofse  Re- 
flexion das  Licht  an  mechanisch  in  der  Flüssigkeit  schwe- 
benden Ehelichen  nichts  zu  schaffen  hat  mit  jener  merk- 

1)  Siehe  die  Note  A  am  Schlufs. 


204 

würdigen  Art  von  innerer  Dispersion,  welche  durch  die 
„Quaquaversus- Polarisation"  charakterisirt  ist,  so  hat  das 
Phänomen  der  falschen  Dispersion  in  optischer  Hinsicht 
viel  von  seinem  Interesse  verloren,  während  andrerseits 
das  Phänomen  der  wahren  Dispersion,  welches  schon  merk- 
würdig war,  ein  erhöhtes  Interesse  erlangt.  Es  wird  zweck- 
mäfsig  seyn,  hier  die  Hauptkennzeichen  zur  Unterscheidung 
der  wahren  und  falschen  Dispersion  anzugeben,  obwohl 
dadurch  die  Resultate  von  noch  zu  beschreibenden  Beob- 
achtungen einigermaafsen  anticipirt  werden. 

26.  Bei  der  wahren  Dispersion  sieht  das  dispergirte 
Licht  vollkommen  continuirlich  aus;  bei  der  falschen  da- 
gegen erscheint  es  gewöhnlich  mehr  oder  weniger  funkelnd, 
und  bei  näherer  Ansicht  löst  es  sich  auf  entweder  gänz- 
lich in  helle  Pünktchen  oder  wenigstens  so  weit,  dafs  es 
den  Eindruck  macht,  die  nicht  völlige  Auflösung  rühre 
blofs  vom  Mangel  einer  hinreichenden  Vergröfserungs- 
kraft  her. 

Bei  der  wahren  Dispersion  ist  das  dispergirte  Licht 
vollkommen  unpolarisirt;  bei  der  falschen  dagegen  ist  das 
Licht,  unter  gehöriger  Neigung,  fast  vollständig  in  der  Re- 
flexionsebene polarisirt. 

Bei  der  falschen  Dispersion,  als  einem  blofsen  Re- 
flexionsphänomen, hat  das  Licht  natürlich  dieselbe  Brech- 
barkeit wie  das  einfallende  Licht.  Bei  der  wahren  Dis- 
persion dagegen  entsteht  heterogenes  Licht  aus  einem  ho- 
mogenen Bündel,  das  auf  den  die  Dispersion  bewirkenden 
Körper  einfällt. 

27.  Bei  den  starren  oder  flüssigen  Körpern,  welche 
das  Vermögen  zur  inneren  Dispersion  in  hohem  Grade 
besitzen,  wird  die  dabei  entstehende  Farbe  sichtbar,  wenn 
man  den  Körper  dem  gewöhnlichen  Tageslicht  aussetzt 
und  in  solcher  Richtung  auf  denselben  sieht,  dafs  das  re- 
gelmäfsig  reflectirte  Licht  nicht  in  das  Auge  tritt,  während 
man  das  durchgelassene  Licht  durch  Dahinterhalten  eines 
Stückes  von  schwarzem  Tuch  oder  Sammt  oder  durch 
eine  ähnliche  Vorrichtung  •  ausschliefst.     Es   ist  üblich  gc- 


205 

worden,  von  der  so  auftretenden  Farbe  als  von  einer  re- 
flectirten  zu  sprechen.  Da  aber  jetzt  einleuchtet,  dafs  die 
Ursache  sehr  verschieden  ist  von  der  gewöhnlichen  Re- 
flexion, so  scheint  es  ungehörig,  diesen  Ausdruck  noch 
länger  ohne  Weiteres  zu  gebrauchen,  und  demgemäfs  werde 
ich  die  Erscheinung  als  dispersive  Reflexion  aufführen  1). 
Di^gersive  Reflexion  ist  dann  nichts  anderes,  als  innere 
Dispersion  betrachtet  als  in  besonderer  Weise  gesehen. 

28.  Die  bei  der  dispersiven  Reflexion  auftretende 
Farbe  wird  in  eigenthtimlicher  Weise  durch  das  Absorp- 
tionsvermögen des  Mediums  modificirt.  Zunächst  besteht 
das  Licht,  welches  in  gegebener  Richtung  in  das  Auge 
tritt,  aus  Portionen,  welche  von  Theilchen,  die  in  verschie- 
nen  Abständen  von  der  Austrittsfläche  des  Lichtes  liegen, 
dispergirt  worden  sind.  Das  Wort  Theilchen  (Particle) 
gebrauche  ich  hier  als  synonym  nicht  mit  Molecul,  sondern 
mit  Differential  -  Element.  Retrachten  wir  ein  besonderes 
Theilchen,  so  hatte  das  Licht,  welches  es  in  das  Auge  sen- 
det, das  Medium  zu .*  durchdringen ,  erst  um  das  Theilchen 
zu  erreichen,  und  dann  um  zurück  ins  Auge  zu  gelangen. 
Wegen  der  Rrechbarkeitsveränderung,  welche  bei  der  Dis- 
persion stattfindet,  ist  der  Effect  der  Absorption  des  Me- 
diums längs  den  beiden  Theilen  des  Weges  durch  das 
Medium  verschieden,  so  dafs  dieser  Effect  betrachtet  wer- 
den kann  als  Function  zweier  independenten  Variablen, 
nämlich  der  Länge  des  Weges  vor  und  nach  der  Disper- 
sion ;  wogegen,  wäre  das  Licht  blofs  an  farbigen,  in  Schwebe 
gehaltenen  Theilchen  reflectirt  worden,  der  Effect  der  Ab- 
sorption eine  Function  von  blofs  einer  independenten  Va- 
riablen, nämlich  der  Länge  des  ganzen  Weges  in  dem  Me- 
dium, gewesen  seyn  würde. 

29.  Ist  eine  Flüssigkeit  reich  an  falscher  Dispersion, 
so  kann  diese  sogleich,  ohne  Hülfe  eines  der  erwähnten 
Kennzeichen,  vom  Auge  entdeckt  und  «somit  von  der  wah- 

1 )  Ich  bekenne,  dieser  Ausdruck  gefallt  mir  nicht.  Am  liebsten  möchte 
ich  ein  Wort  prägen,  die  Erscheinung  Fluor  es  cenz  nennen,  von  Flufs- 
spath,  ahnlich  wie  Opalescenz  von  Opal  hergeleitet  ist. 


206 

reu  Dispersion  unterschieden  werden.  Ist  eine  Flüssigkeit 
frei  von  falscher  Dispersion,  so  erscheint  sie  beim  Hin- 
durchsehen ganz  klar,  wenn  sie  auch  sehr  farbig  ist,  und 
sie  kann  sogar  das  Vermögen  zur  wahren  inneren  Disper- 
sion in  solchem  Maafse  besitzen,  dafs  sie,  gehörig  beschaut, 
eine  reichliche  dispersive  Reflexion  entfaltet.  Bei  reichli- 
cher falscher  Dispersion  hat  dagegen  die  Flüssigkeit,  ^nn 
sie  auch  nicht  ganz  trübe  ist,  wenigstens  beim  Durchsehen, 
ein  gewisses  opalescirendes  Ansehen,  welches  das  Auge, 
bei  einiger  Uebung,  in  den  meisten  Fällen  leicht  erkennt. 
Sieht  man  das  Phänomen  der  dispersiven  Reflexion,  wie  es 
sich  in  einer  Flüssigkeit  zeigt,  so  könnte  man  meinen,  die 
Flüssigkeit  wäre  Wasser  oder  sonst  eine  klare  farblose 
Flüssigkeit,  die  eine  Wasserfarbe  im  Zustande  ungemeiner 
Zertheilung  schwebend  enthielte.  Hält  man  die  Flüssigkeit 
vor  das  Auge,  um  sie  im  durchgelassenen  Lichte  zu  be- 
trachten oder  besser  um  durch  sie  auf  einen  hellen  wohl 
begränzten  Gegenstand  zu  sehen,  so  wird  die  Täuschung 
augenblicklich  gehoben.  Der  Grund  dieses  Unterschiedes 
ist  leicht  erklärlich  und  wird  weiterhin  angegeben  werden. 

30.  Licht  wird  in  dieser  Abhandlung  thätig  genannt, 
wenn  es  in  seiner  Fähigkeit,  anderes  Licht  durch  innere 
Dispersion  zu  erzeugen,  betrachtet  wird.  Ein  Medium  soll 
empfindlich  heifsen,  wenn  es  unter  dem  Einflufs  von  (sicht- 
barem oder  unsichtbarem)  Licht,  das  auf  dieselbe  einfällt» 
dispergirtes  Licht  zu  entfalten  vermag;  im  entgegengesetzten 
Fall  soll  es  unempfindlich  genannt  werden. 

Ich  will  nun  zur  Beschreibung  der  Erscheinungen  über- 
gehen, die  einige  der  wegen  ihrer  Empfindlichkeit  merk- 
würdigsten Substanzen  darbieten. 

Absud  der  Rinde  von  Bofskastanien  (Aesculus  hippocastanum). 

31.  In  Sir  John  Herschel's  zweitem  Aufsatz  wird 
angegeben,  dafs  da&Aesculin  vollkommen  die  sonderbaren 
Eigenschaften  besitze,  welche  er  früher  am  Chinin  auffand. 
Nach  vergeblichem  Bemühen,  mir  das  erstere  Alkali  zu  ver- 
schaffen, beruhigte  es  mich,  davon  abstehen  zu  müssen,  als 


207 

ich  fand,  wie  bewundernswürdig-  ein  blofser  Absud  oder 
Aufgufs  von  der  Rinde  des  Baumes  allen  Zwecken  der 
Beobachtung  entsprach. 

Diese  Flüssigkeit  ist  sogar  empfindlicher  als  eine  Lö- 
sung von  schwefelsaurem  Chinin,  und  dispergirt  wie  diese 
blaues  Licht.  Was  von  der  Dispersionsweise  in  der  letz- 
teren Flüssigkeit  gesagt  ist,  gilt  fast  in  allen  Punkten  von 
der  ersteren.  Der  Haiptunterschied  besteht  nur  darin,  dafs 
bei  dem  Rofskastanien  -  Absud  die  Dispersion  früher  .im 
Spectrum  beginnt  als  bei  der  Chininlösung.  In  einer  Lö- 
sung von  schwefelsaurem  Chinin»  beginnt,  wie  wir  gesehen, 
die  Dispersion  etwa  bei  G^H,  indem  die  ungemein  schwache 
Dispersion,  welche  sich  früher  zeigt,  gar  nicht  in  Betracht 
kommt;  bei  dem  gehörig  verdünnten  Absud  von  Rofskasta- 
nienrinde  fängt  sie  etwas  vor  G  an.  Diefs  erklärt  den 
Grund  einer  Beobachtung  Sir  David  Herschel's,  wel- 
cher bemerkt:  »Ein  Lichtbündel,  das  durch  die  Aesculin- 
lösung  gegangen  ist,  dispergirt  blaues  Licht,  doch  nicht 
so  reichlich,  wenn  es  durch  Chininlösung  geleitet  wird; 
allein  das  durch  Chininlösung  gegangene  Bündel  wird  beim 
Durchgang  durch  Aesculin  reichlich  dispergirt«1). 

Grüner  Flnfsspaifc  von  Aiston  Moor. 

32.  Wie  bekannt  zeigen  einige  Flufsspath- Varietäten 
eine,  Art  von  Doppelfarbe.  Eine  zu  Aiston  Moor  vor- 
kommende Varietät,  welche  im  durchgelassenen  Lichte  grün 
ist,  zeigt,  in  gewisser  Weise  betrachtet,  eine  schöne  dun- 
kelblaue Farbe.  Diese  Farbe  scheint  von  Sir  John  H er- 
sehe 1  als  blofs  oberflächlich  betrachtet  worden  zu  seyn. 
Es  ist  indefs  von  Sir  David  Brewster  gezeigt  worden, 
dafs  sie  von  einem  im  Innern  des  Krystalls  dispergirten 
Lichte  herstammt  und  keine  besondere  Beziehung  zur  Ober- 
fläche besitzt. 

Der  zu  den  folgenden  Beobachtungen  angewandte  Kry~ 
stall  war,  im  durchgelassenen  Lichte  betrachtet,  schön  grün, 
obwohl  nicht  intensiv.    Betrachtete  man  durch  denselben 

1)  Philosoph.  Magaz.  (1848,  June)  Vol.  XX XII,  p.  406. 


208 

ein  reines  Spectrum,  so  zeigte  dieses  im  Roth  einen  dunk- 
len Absorptionsstreifen,  welcher  schmal,  aber  keineswegs 
intensiv  war.  Durch  dispersive  Reflexion  zeigte  der  Kri- 
stall ein  reichliches  Dunkelblau. 

,  33.  Leitete  man  in  den  Krystall  einen  Kegel  Sonnen* 
licht,  gebildet  durch  eine  Linse  von  kurzer  Brennweite, 
und  zerlegte  das  dispergirte  Bündel,  so  erwies  es  sich  be- 
stehend aus  sehr  wenig  Roth,  dem  eft  dunkler  Raum  folgte, 
dann  aus  Grün,  unten  schwach  gesäumt  mit  den  weniger 
brechbaren  Farben  bis  herab  vielleicht  zum  Orange,  darauf 
aus  Blau  oder  Blaugrün,  dem  ein  grofser  Theil  von  In- 
digo oder  Violett  folgte.  Aufser  der  Lücke  im  Roth,  war 
das  übrige  Spectrum  auch  nicht  ganz  stetig,  denn  ein  nicht 
sehr  breiter  Streifen  von  bläulichem  Grün,  war  durch  matte 
(dusky)  Streifen  von  dem  Grün  darunter  und  dem  Indigo 
darüber  getrennt.  Der  getrennte  rothe  Streifen  und  die 
beiden  matten  Streifen  waren  alle  so  schwach,  dafs  man 
sie  nur  schwierig  sehen  konnte. 

Das  dispergirte  Bündel  ergab  sich  leicht  als  ein  wahr- 
haft dispergirtes,  denn  es  war  unpolarisirt,  und  wurde  von 
einem  blafs  braunem  Glase  in  der  ersten  Stellung  fortge- 
nommen, obgleich  in  der  zweiten  Stellung  gröfstentheils 
durchgelassen. 

34.  Bei  Untersuchung  des  Krystalls  nach  der  dritten 
Methode  war  das  Resultat  im  Allgemeinen  dem  beim  schwe- 
felsauren Chinin  sehr  ähnlich.  Die  Dispersion  begann  auf 
halbem  Wege  zwischen  G  und  H  und  erstreckte  sich  von 
da  bis  über  H  hinaus.  Sie  war  am  stärksten  um  H  herum. 
Die  festen  Linien  waren  in*  schöner  Deutlichkeit  als  dunkle 
Ebenen  in  dem  Krystalle  zu  sehen.  Die  Gruppen  H,  l,  m 
waren  ganz  deutlich,  und  n  liefs  sich  ohne  Schwierigkeit 
sehen.  Ich  habe  selbst  dftnige  der  festen  Linien  der  Gruppe 
p  erblickt.  Die  Farbe  des  dispergirten  Licht  schien  überall 
so  gleichförmig  wie  möglich  zu  seyn.  Der  Abstand,  bis 
zu  welchem  das  Licht  von  der  Oberfläche  ab  verfolgt  wer- 
den konnte,  verringerte  sich,  mit  Zunahme  der  Brechbarkeit 
des  einfallenden  Lichts,  nicht  ganz  so  rasch  in  diesem  Kry- 
stall, 


209 

stall,  wie  es  bei  der  Lösung  des  schwefelsauren  Chinins  der 
Fall  gewesen.  In  der  That  war  es  schwierig1  zu  sagen, 
wie  weit  die  Abnahme  der  Tiefe,  bis  zu  welcher  die  ein- 
fallenden Strahlen  mittelst  des  von  ihnen  erzeugten  disper- 
girten  Lichts  verfolgt  werden  konnten,  blofs  herrührte  von 
zunehmender  Schwäche  des  Lichts,  und  wie  weit  sie  eine 
wirkliche  Zunahme  der  Absorptionskraft  des  Krystalls  an- 
zeigte; wogegen  die  Erscheinung  beim  schwefelsauren  Chi- 
nin unzweifelhaft  eine  sehr  rasche  Zunahme  des  Absorp- 
tionsvermögens kund  gab. 

35.  Bei  Untersuchung  des  Krystalls  nach  der  zweiten 
Methode  war  die  Erscheinung  im  Allgemeinen  dieselbe 
wie  beim  schwefelsauren  Chinin,  allein  es  fehlte  das  Bün- 
del von  falsch  dispergirtem  Licht.  Neben  dem  reichlichen 
Bündel  von  tief  blauem  Licht,  welches  durch  die  brechbar- 
sten Strahlen  dispergirt  wurde,  gab  es  aber  noch  ein  schwa- 
ches Bündel  von  rothem  oder  röthlichem  Licht,  dispergirt 
durch  Strahlen  von  niederer  Brechbarkeit.  Dieses  Bündel 
war  zu  schwach,  als  dafs  man  es  bei  der  dritten  Untersu- 
chungsweise hätte  sehen  können.  Ich  will  daran  erinnern, 
dafs  die  prismatische  Zerlegung  des  durchgegangenen  Lichts 
einen  Absorptionsstreifen  in  dem  Roth  lieferte.  Ein  anderer 
Krystall  von  blasser  Farbe,  der  keinen  solchen  Absorptions- 
streifen im  Roth  gab,  zeigte,  bei  Untersuchung  nach  der 
zweiten  Methode,  nichts  als  das  blaue  Bündel  von  disper- 
girtem Licht. 

36.  Bei  Untersuchung  des  Krystalls  nach  der  vierten 
Methode  erwies  sich  das  äufserste  Roth  unthätig.  Die  Thä- 
tigkeit  begann  etwa  an  der  brechbarsten  Gränze  des  Roths, 
welches  ein  tief  blaues  Glas  durchläfst,  und  das  dispergirte 
Licht  war  roth,  aber  äufserst  schwach.  Bei  Verschiebung 
der  Linse  vorwärts  durch  das  Spectrum  wurde  das  disper- 
girte Licht  rasch  heller  und  verschwand  alsdann.  Als  es 
am  hellsten  war,  wobei  es  sich  dennoch  für  eine  prisma- 
tische Zerlegung  zu  schwach  erwies,  schien  es  aus  einem 
nicht  ganz  homogenen  Licht  von  etwas  geringerer  Brech- 
barkeit als  die  des  activen  Lichts  zu  besteben.     Auf  einer 

Poggeod.  Ann.  Ergänzungsbd.  IV.  14 


210 

bedeutenden  Strecke  weiter  wurde  keine  merkliche  Disper- 
sion hervorgebracht.  Das  dispergirte  Licht  wurde  wieder 
wahrnehmbar,  wenn  das  thätige  Licht  zum  Grüngelben  ge- 
hörte, aber  nicht  bis  zum  Blauen,  je  nach  der  Intensität 
des  einfallenden  Lichts.  Als  die  Linse  fortgeschoben  wurde, 
blieb  das  dispergirte  Licht  eine  beträchtliche  Zeit  lang 
schwach.  Es  war  erst  röthlich,  dann  bräunlich  mit  einer 
seiner  Farbe  entsprechenden  Brechbarkeit.  War  das  thätige 
Licht  bei  oder  nahe  bei  G^H,  so  wurde  das  dispergirte 
Licht  rasch  viel  heller  und  schönblau.  Bei  Zerlegung  fand 
es  sich  als  bestehend  aus  Strahlen,  deren  Brechbarkeit  zwi- 
schen weiten  Gränzen  lag.  Die  rothen  Strahlen  fehlten 
jedoch  fast  gänzlich,  während  die  zum  brechbareren  Theil 
des  Spectrums  gehörigen  Strahlen,  die  aus  der  Zerlegung 
des  dispergirten  Bündels  hervorgingen,  besonders  reichlich 
da  waren.  Die  brechbarste  Gränze  des  dispergirten  Lichts 
erreichte  in  Brechbarkeit  nicht  ganz  das  thätige  Licht  Am 
reichlichsten  war  das  dispergirte  Licht  vorhanden,  wenn 
das  thätige  Licht  zur  Nachbarschaft  von  S  gehörte.  Bei 
Fortschiebung  der  Linse,  wurde  das  dispergirte  Licht  we- 
niger hell  und  allmälig  verschwand  es. 

Lösung  von  Guajac  in  Alkohol. 

37.  Diefs  ist  eins  der  Media,  von  denen  Sir  David 
Brewster  bemerkt,  »dafs  es  hauptsächlich  durch  die  Schicht 
nahe  an  seiner  Oberfläche  ein  schön  violettes  Licht  dis- 
pergire. « 

Als  diese  Flüssigkeit  nach  der  dritten  oder  vierten  Me- 
thode untersucht  ward  zeigte  sie  eine  starke  innere  Disper- 
sion, die  viel  weiter  herab  im  Spectrum  deutlich  zu  werden 
begann,  als  in  den  schon  beschriebenen  Fällen.  Beim  Beob- 
achten nach  der  dritten  Methode  schien  die  wahre  Dispersion 
gegen  das  Ende  des  Grün  anzufangen,  und  das  dispergirte 
Licht  war  röthlich -braun.  Bei  der  vierten  Methode  konnte 
die  Dispersion  bis  herab  zu  D^b  verfolgt  werden,  und 
das  dispergirte  Licht  war  röthlich.  Als  die  Linse  in  Rich- 
tung  vom  Roth   zuta  Violett    verschoben  wurde,    traten 


211 

nach  einander  die  brechbareren  Farben  in  das  dispergirte 
Bündel,  und  dasselbe  wurde  successive  bräunlich,  gelblich, 
grünlich  und  bläulich.  In  welchem  Theile  des  Spectrums 
die  Linse  sich  auch  befinden  mochte,  so  ergab  sich  doch, 
dafs  der  brechbarste  Theil  des  dispergirten  Bündels  von 
niederer  Brechbarkeit  war  als  das  thätige  Licht.  Diefs 
konnte  leicht  mit  Hülfe  des  falsch  dispergirten  Lichtbün- 
dels ermittelt  werden,  welches  so  lange  immer  sichtbar 
war  als  das  thätige  Licht  zum  sichtbaren  Theil  des  Spec- 
trums gehörte. 

38.  Bei  der  dritten  Anordnung  wurden  die  festen  Li- 
nien wie  zuvor  mittelst  des  dispergirten  Lichts  gesehen, 
allein  in  dieser  Flüssigkeit  waren  sie  viel  weiter  herab  im 
Spectrum  sichtbar  als  in  der  Lösung  des  schwefelsauren 
Chinins.  Die  Gruppe  H  wurde  auf  einem  grünlichen  Grund 
gesehen.  Um  die  Gruppe  l  herum  war  der  Grund  noch 
grünlich,  allein  das  dispergirte  Licht  nicht  sehr  reichlich. 
Das  schön  violette  Licht,  dessen  Sir  David  Brewster 
erwähnt,  wird  nur  durch  Strahlen  von  äufserst  hoher  Brech- 
barkeit erzeugt,  und  es  erstreckt  sich  vom  Beginn  der 
Gruppe  m  bis  zu  Ende  der  Gruppe  n  und  selbst  weiter* 
Dieser  Theil  der  Dispersion  ist  am  besten  mit  einer  etwas 
verdünnten  Lösung  zu  sehen. 

39.  In  einer  Guajaclösung,  gerade  wie  in  einer  Lö- 
sung von  schwefelsaurem  Chinin,  wächst  das  Absorptions- 
vermögen sehr  rasch  mit  der  Brechbarkeit  des  Lichts.  Diefs 
zeigt  sich  durch  die  schnelle  Abnahme  des  Abstandes  von 
der  Oberfläche,  bis  zu  welchem  das  dispergirte  Licht  ver- 
folgt werden  kann.  Der  Grund,  weshalb  das  violette  dis- 
pergirte Licht  auf  eine  sehr  dünne,  der  Oberfläche,  durch 
welche  das  Licht  eintritt,  anliegende  Schicht  beschränkt 
ist,  ist  einfach  der,  dafs  die  Flüssigkeit  für  die  unsichtbaren 
Strahlen  jenseits  des  extremen  Violetts  so  nahe  opak  ist,  • 
dafs  alle  solche  Strahlen,  während  das  Licht  durch  eine 
sehr  dünne  Schicht  der  Flüssigkeit  geht,  absorbirt  werden. 

40.  Bei  einer  concentrirten  Flüssigkeit  ist  die  Farbe 
von  beträchtlicher  Tiefe.     In  allen  solchen  Fällen  ist  es 

14* 


212 

nöthig,  die  von  Sir  David  Brewster  erwähnte  Vorsicht 
zu  treffen,  das  einfallende  Bündel  so  nahe  als  möglich  an 
der  oberen  Fläche  durchzuleiten,  so  dafs  es  sie  eben  streift. 
Sonst  würde  die  Absorption  des  Mediums  die  Farbe  des 
dispergirten  Bündels  modificiren. 

41.  Die  Chinin-  und  die  Guajaclösung  zeigen  einen 
auffallenden  Gegensatz  rücksichtlich  der  Farbenveränderung 
des  dispergirten  Bündels.  In  der  ersten  Lösung  ist  die 
Veränderung  nur  gering,   wenn   man  den  sehr  schwachen 

.  Theil  der  Dispersion  ausnimmt;  in  der  letzten  dagegen 
läuft  die  prismatische  Farbe,  welche  den  nächsten  Bestand- 
teil (match)  der  zusammengesetzten  Farbe  des  dispergir- 
ten Bündels  ausmacht,  fast  durch  das  ganze  Spectrum,  so 
wie  die  Brechbarkeit  des  thätigen  Lichts  übergeht  von  der 
der  grünen  Strahlen  zu  der  der  unsichtbaren,  weit  jenseits 
des  äufsersten  Violetts  liegenden  Strahlen. 

Curcumaetinktur. 

42.  Diese  Flüssigkeit  ist  sehr  empfindlich  und  zeigt 
eine  sehr  reichliche  dispersive  Reflexion  von  grünlichem 
Licht.  In  der  Weise  der  inneren  Dispersion  ähnelt  sie 
sehr  einer  Guajaclösung,  allein  die  endliche  Farbe  des  dis- 
pergirten Lichts  entspricht  nicht  einer  so  hohen  mittleren 
Brechbarkeit.  Bei  Untersuchung  der  Flüssigkeit  nach  der 
dritten  Methode  schien  die  wahre  Dispersion  bei  etwa  b 
anzufangen..  Das  Absorptionsvermögen  war  für  Strahlen 
von  hoher  Brechbarkeit  so  grofs,  dafs  (bei  einer  nicht 
durch  Alkohol  verdünnten  Tinktur)  von  etwas  über  F  bis  zu 
Ende  das  dispergirte  Licht  auf  die  blofse  Oberfläche  begränzt 
zu  seyn  schien.  Bei  der  vierten  Methode  liefs  sich  die  Dis- 
persion wie  gewöhnlich  etwas  tiefer  herab  im  Spectrum 
verfolgen.   Bei  erster  Wahrnehmung  des  dispergirten  Bün- 

.  dels,  war  dasselbe  fast  homogen,  und  seine  Brechbarkeit 
war  nur  sehr  wenig  schwächer  als  die  des  thätigen  Lichts. 
Sowie  die  Brechbarkeit  des  thätigen  Lichts  zunahm,  traten 
neue  Farben,  nach  Ordnung  ihrer  Brechbarkeit,  in  das  dis- 
pergirte Bündel  und  dieses  wurde  immer  zusammengesetzter, 


213 

während  zugleich  seine  obere  Gränze  sich  deutlich  abson- 
derte von  dem  Bündel  des  falsch  dispergirten  Lichts,  wel- 
ches, wenn  das  gesammte  dispergirte  Bündel  durch  ein 
Prisma  zerlegt  wurde,  sich  immer  dem  andern  vorauslie- 
gend fand.  Die  Farbe  des  dispergirten  Bündels  ging  vom 
Orange  durch  Gelb  in  Gelbgrün  über,  welches  seine  letzte 
Farbe  war.  Die  Curcumaetinktur  ist  wohl  geeignet,  die 
festen  Linien  im  unsichtbaren  Theil  des  Spectrums  zu  zei- 
gen, doch  vielleicht  nicht  ganz  so  gut  wie  eine  Lösung 
von  schwefelsaurem  Chinin. 

Alkoholisches  Extraot  von  Stechapfelsamen  (Datura 

Stramonium). 

43.  Diese  Flüssigkeit,  welche  zu  versuchen  ich  durch 
Sir  David  Brewster's  Aufsatz  veranlafst  ward,  erwiefs 
sich  merkwürdig  empfindlich ;  sie  zeigte  eine  reichliche  dis- 
persive  Reflexion  von  blassem,  aber  lebhaftem  Grün.  Die 
Erscheinungen  sind  im  Allgemeinen  denen  bei  einer  Lösung 
von  schwefelsaurem  Chinin  so  nahe  gleich,  dafs  sie  keiner 
besonderen  Beschreibung  bedürfen.  Der  Haupt-Unterschied 
besteht  in  der  Farbe,  welche,  statt  blau,  grün  ist.  Aufser 
dem  Grün  dispergirt  aber  die  vorliegende  Flüssigkeit  ein 
rothes  Bündel  unter  dem  Einflufs  gewisser  rother  Strahlen. 
Als  die  bei  der  vierten  Untersuchungsmethode  angewandte 
Linse  von  dem  äufsersten  Rothe  ab  vorgeschoben  wurde, 
war  das  Licht  anfangs  untbätig;  so  wie  aber  die  Linse 
einen  gewissen  Punkt  des  Spectrums  erreicht  hatte,  er- 
schien plötzlich  ein  rothes  Bündel  von  wahrhaft  dispergir- 
ten) Licht,  welches  beim  weiteren  Vorrücken  der  Linse 
fast  eben  so  schnell  wieder  verschwand.  Bei  dieser  Beob- 
acbtung8 weise  liefs  sich  die  Brechbarkeit  des  dispergirten 
Lichts  kaum  unterscheiden  von  der  des  thätigen;  allein  als 
ich  die  erste  und  dritte  Methode  combinirte,  indem  ich 
die  Linse  fortnahm,  das  Gefäfs  genau  in  den  Brennpunkt 
stellte,  und  ein  blaues  Glas  abwechselnd  vor  dem  Gefäfs 
und  vor  dem  Auge  hielt,  überzeugte  ich  mich,  dafs  das 
wahrhaft  dispergirte  Bündel,  genommen  als  Ganzes,  eine 


214 

geringere  Brecbbarkeit  besafs  als  das  Licht,  durch  welches 
es  erzeugt  war.  Die  Nützlichkeit  des  blauen  Glases  beruhte 
darauf,  dafs  das  obere  Ende  des  äufsersten  Roth,  welches 
es  durchliefs,  nahe  zusammenfiel  mit  dem  Punkt  des  Spec- 
trums, au  welchem  der  rothe  Strahl  auftrat.  Dieser  rothe 
Strahl  entsprang  ohne  Zweifel  aus  der  Gegenwart  einer 
kleinen  Menge  von  Chlorophyll  oder  einer  der  Abände- 
rungen desselben.  Das  von  der  Flüssigkeit  durchgelassene 
Licht  zeigte  bei  prismatischer  Zerlegung  den  für  jene  Sub- 
stanz so  charakteristischen  Absorptionsstreifen  im  Roth. 

Die  Farbe  der  Lösung  war  ein  blasses  Braungelb ;  ohne 
Zweifel  würde  sie  noch  blässer  und  vielleicht  fast  farblos 
gewesen  seyn,  hätte  sie  die  empfindliche  Substanz,  von  der 
die  grüne  Dispersion  herstammte,  in  gleicher  Menge,  aber 
im  Zustande  der  Reinheit,  enthalten.  So  wie  sie  war,  war 
die  Flüssigkeit  doch  blafs  genug,  um,  wenn  sie  in  ein 
Reagenzglas  gegossen  und  gegen  ein  Fenster  gebalten 
wurde,  einen  schmalen  Bogen  auf  Seite  des  einfallenden 
Lichtes  zu  zeigen,  wie  das  schwefelsaure  Chinin,  nur  grün, 
statt  blau, 

Häufigkeit  des  Vorkommens   einer  wahren   inneren  Dis- 
persion von  gleichem  allgemeinen  Charakter  als  die  in 
den  oben  beschriebenen  Fällen  stattfindende. 

44.  Ausgenommen  das  rothe  dispergirte  Bündel,  wel- 
ches im  Flufsspath  und  im  Stechapfel  -Extract  von  rothen 
Strahlen  hervorgebracht  wird,  hat  die  Art  der  inneren  Dis- 
persion in  den  bisher  beschriebenen  Fällen  eine  grofse 
Aehnlichkeit.  So  wie  die  Brechbarkeit  des  einfallenden 
Lichts  fortwährend  zunimmt,  sind  die  Strahlen  erst  unthätig. 
Bei  einem  gewissen  Punkt  des  Spectrums,  welcher  nach 
Umständen  variirt,  beginnt  die  wahre  Dispersion  merklich 
zu  werden,  obwohl  anfangs  schwach.  Nachdem  sie  eine 
Strecke  entlang  schwach  gewesen  ist,  wird  sie  reichlicher. 
Durch  das  ganze  Violett  und  darüber  hinaus  bleibt  sie  sehr 
reichlich  und  verschwindet  allmälig.  Sie  besteht  anfangs 
aus  Licht  von  verhältnifsmäfsig  niederer  Brechbarkeit,  und 


215 

darauf  treten  neue  Farben  nach  Ordnung  ihrer  Brechbar- 
keit ein.  Häufig  erfolgt  die  Veränderung  der  prismatischen 
Zusammensetzung  zum  gröfsern  Theil,  wenn  noch  das  dis- 
pergirte  Licht  sehr  schwach  ist,  so  dafe  man,  practisch  ge- 
sprochen, fast  sagen  kann,  die  Farbe  sey  gleichförmig. 
Zuweilen  ist,  wenn  die  Dispersion  eben  anfängt,  das  dis- 
pergirte  Licht  fast  homogen  und  von  einer  Brechbarkeit, 
die  der  des  thätigen  Lichtes  so  nahe  gleich  ist,  dafs  das 
wahrhaft  dispergirte  Bündel  von  dem  falschen  kaum  ge- 
trennt werden  kann. 

45.  Diefs  ist  nun,  so  weit  ich  beobachtet  habe,  bei 
weitem  der  gemeinste  Fall  von  wahrer  innerer  Dispersion» 
obgleich  das  Phänomen  zuweilen  auffallende  Sonderbarkei- 
ten zeigt.  In  dem  Aufsatz,  in  welchem  Sir  David  Brew- 
ster  zuerst  die  innere  Dispersion  ankündigte,  bemerkt  er, 
es  8ey  eine  Erscheinung,  die  fast  immer  in  pflanzlichen 
Lösungen  vorkomme,  aber  fast  nie  in  chemischen  und  iu 
farbigen  Gläsern  ').  Meinerseits  habe  ich  selten  eine  pflanz- 
liche Lösung  angetroffen,  welche  nicht  mehr  oder  weniger 
das  Phänomen  der  wahren  irinern  Dispersion  zeigte.  Ihr 
Daseyn  kann  im  Allgemeinen  folgendermafsen  leicht  ent- 
deckt werden.  Nachdem  man  das  Licht  horizontal  durch 
eine  Linse  hin  reflectirt,  und  in  den  Brennpunkt  der  letzte- 
ren ein  Gefäfs  mit  der  Flüssigkeit  gestellt  hat,  fängt  man  mit 
einem  tiefblauen  Glase  das  auf  das  Gefäfs  fallende  Licht 
auf.  Dann  stellt  man  ein  blafs-  braunes  Glas  von  der  ge- 
eigneten Art  so  auf,  dafs  es  erst  das  einfallende  und  dann 
das  dispergirte  Licht  auffängt.  Ein  Gefäfs  mit  flachen  Sei- 
ten, gefüllt  mit  einer  Lösung  von  schwefelsaurem  Chinin, 
würde  besser  seyn  und  dann  ist  man  der  Versetzung  des 
Mediums  in  die  zweite  Stellung  überhoben,  da  das  Medium 
beinahe  durchsichtig  ist.  Zuweilen  ist  es  nützlich,  die  Zer- 
legung durch  ein  doppeltbrechendes  Prisma  oder  ein  Kalk- 
spathrhomboeder  zu  Hülfe  zu  nehmen.  Auf  diese  Weise 
kann  man  die  wahre  innere  Dispersion  oft  in  einer  wirk- 

1 )  Edinburgh  Transactiont  Fol,  XII:  p.  542  (Ann.  Bd.  73,  S.  631). 


216 

lieh  trüben  Flüssigkeit  entdecken»  in  welcher,  wollte  man 
den  Effect  des  einfallenden  Lichtes  als  ein  Ganzes  beob- 
achten, die  wahre  Dispersion  durch  die  ungeheure  Menge 
der  falschen  ganz  verdeckt  werden  würde. 

46.  Die  Flüssigkeiten,  welche  man  durch  Ausziehen 
von  Blättern  und  anderen  Pflanzentheilen  mit  Alkohol  oder 
heifsem  Wasser  erhält,  sind,  so  weit  ich  beobachtet  habe, 
fast  immer  empfindlich.  Die  wäfsrigen  Lösungen  gähren 
bald  und  sind  in  den  ersten  Stufen  der  Gährung  oft  höchst 
empfindlich;  mehr  oder  weniger  sind  sie  es  gewöhnlich  in. 
allen  Stufen.  Verschiedene  Fungus -Arten  liefern  sehr  em- 
pfindliche Lösungen.  Da  wäfsrige  Lösungen  durch  Zerset- 
zung trübe  werden,  so  kann  man  andere  klare  und  oft 
höchst  empfindliche  Flüssigkeiten  durch  chemische  Processe 
darstellen.  Port-  und  Sherry -Wein  sind  entschieden  em- 
pfindlich. In  solchen  Fällen  ist  die  Flüssigkeit  eiue  Mischung 
von  mehren  Substanzen,  von  denen  einige  empfindlich,  an- 
dere unempfindlich  sind.  Isolirte  Pflanzensubstanzen  sind 
häufig  unempfindlich  oder  auch,  bei  Untersuchung  in  sehr 
concentrirten  Strahlen  von  hoher  Brechbarkeit,  so  sehr 
schwach  empfindich,  da£s  es  ganz  unmöglich  ist  zu  sagen, 
ob  diese  Spur  von  Empfindlichkeit  nicht  von  einer  Unrein- 
heit herrühre.  So  wurden  verschiedene  Lösungen,  die  Zucker, 
Salicin,  Morphin,  Strychnin,  u.  s.  w.  enthielten,  als  unem- 
pfindlich befunden.  Eine  Lösung. von  Veratrin  in  Alkohol 
zeigte  sich  empfindlich  in  ziemlich  hohem  Grade,  ein 
bläuliches  Licht  innerlich  dispergirend.  Sir  David  Brew- 
ster  bemerkte,  dafs  eine  Lösung  von  schwefelsaurem 
Strychnin  in  Alkohol  Licht  dispergirte,  nachdem  sie  einige 
Tage  gestanden  hatte.  Diese  Beobachtung  habe  ich  .  be- 
stätigt gefunden;  einige  Zeit  nach  ihrer  Bereitung  zeigte 
die  Lösung  eine  wahre  Dispersion,  obwohl  nicht  sehr  reich- 
lich. Es  unterliegt  geringem  Zweifel,  dafs  hier  die  empfind- 
liche Substanz  nicht  Strychnin  ist,  sondern  ein  Zersetzungs- 
product  desselben.  Ich  komme  nun  zu  eiuigen  Fällen 
von  innerer  Dispersion,  welche  weit  auffallender  sind. 


217 

Ldsuag  von  Blattgrün  lo  Alkohol. 

47.  Es  war  diese  sehr  merkwürdige  Flüssigkeit,  bei 
welcher  Sir  David  Brewst er,  als  er  sich  mit  der  Absorp- 
tion beschäftigte,  das  Phänomen  der  inneren  Dispersion 
zuerst  entdeckte.  Die  innere  Dispersion  einer  Blattgrün- 
Lösung  hat  einen  nicht  minder  merkwürdigen  Charakter 
als  die  Absorption  derselben.  Wegen  des  innigen  Zusam- 
menhanges, der  zwischen  den  beiden  Phänomen  stattzufin- 
den scheint,  wird  es  nöthig  seyn,  erst  einige  Worte  über 
das  letztere  zu  sagen. 

Behandelt  man  grüne  Blätter  mit  Alkohol,  so  erhält, 
man  eine  Flüssigkeit,  die  in  mäfsiger  Dicke  schön  smaragd-. 
grün,  in  grofser  Dicke  aber  roth  ist,  und  eine  sehr  merk- 
würdige Wirkung  auf  das  Spectsum  ausübt.  Eine  gute 
Anzahl  der  folgenden  Beobachtungen  über  die  innere  Dis- 
persion des  Blattgrüns  wurde  mit  einer  Lösung  gemacht, 
die  dadurch  erhalten  war,  dafs  man  Blätter  von  gemeinen 
Nesseln  erst  mit  Wasser  abkochte,  und  dann,  nachdem  sie 
durch  Pressen  zwischen  Fliefspapier  theilweise  getrocknet 
worden,  kalt  mit  Alkohol  bebandelte.  Nesselblätter  wurden 
gewählt,  theils  weil  sie  das  Kochen  ohne  Verlust  ihrer 
grünen  Farbe  aushalten,  theils  wegen  anderer  Gründe.  Mein 
Zweck  beim  Kochen  der  Blätter  war,  den  grünen  Farbe- 
stoff in  einem  der  Isolation  mehr  genäherten  Zustand  zu 
erhalten,  allein  es  hatte  auch  überdiefs  den  Yortheil,  die 
Lösung  weniger  zur  Zersetzung  geneigt  zu  machen.  Und 
wirklich  schien  diese  Flüssigkeit,  bei  Aufbewahrung  im 
Dunklen,  sich  vollkommen  unverändert  halten  zu  wollen; 
obwohl  eine  Portion  von  ihr,  die  starkem  Licht  ausgesetzt 
wurde,  rasch  ihre  Farbe  veränderte. 

48.  Wenn  frische  Blätter  im  Dunklen  oder  in  nur 
schwachem  Lichte  mit  Alkohol  behandelt  werden,  so  ver- 
ändert die  Farbe  der  Flüssigkeit  sich  allmälig  und  scheint 
sich  (abgesehen  von  Unreinigkeiten )  einem  Typus  zu  nä- 
hern, welcher  beinahe  von  der  auf  diese  Weise  von  Lor- 
beerblättern erhaltenen  Flüssigkeit  repräsentirt  wird  oder 
von  der,  welche  man  durch  Behandlung  von  Theeblättern, 


218 

die  durch  vorheriges  Ausziehen  mit  Wasser  zu  gutem  Theil 
ihres  braunen  Farbestoffe  beraubt  sind,  mit  Alkohol  be- 
kommt Dieser  Typus  war  mehr  ideell  als  wirklich,  da  er 
aus  dem  Vergleiche  verschiedener  Fälle  abgeleitet  worden, 
bis  er  verwirklicht  zu  werden  schien  durch  eine  Flüssig- 
keit, welche  entstand,  als  ich  die  Kruste,  die  sich  auf  dem 
Boden  eines,  Blattgrün  enthaltenden,  Reagenzglases  gebil- 
det hatte,  abermals  in  Alkohol  löste.  Die  Substanz,  der 
eine  solche  Flüssigkeit  die  eigentümliche  Absorption  und 
innere  Dispersion  verdankt,  .  mag  modificirtes  Blattgrün 
genannt  seyn.  Die  Flüssigkeit  selbst  ist  nicht  grün,  son- 
dern olivenfarben,  und  wird  bei  grofser  Dicke  roth. 

49.  Untersucht  man  Lösungen  von  Blattgrün  und  dessen 
mannigfachen  Abänderungen  in  verschiedener  Dicke  durch 
Kerzenlicht,  so  kann  man  im  Spectrum  fünf  Absorptions- 
streifen sehen.  Diese  mögen,  in  Ordnung  ihrer  Brechbarkeit, 
No.  1,  2,  3,  4  und  5  heifsen,  und  die  hellen  Streifen  un- 
ter den  respectiven  dunklen  mögen  ebenso  numerirt  seyn. 
Von  den  dunklen  Streifen  befinden  sich  vier  No.  1,  2,  3 
und  5  auf  Sir  David  Brewster's  Kupfertafel  ');  No.  4 
ist  in  der  Abhandlung  erwähnt,  aber  nicht  abgebildet  auf 
der  Tafel,  die  einer  Dicke  entspricht,  welche  zur  Darle- 
gung dieses  Streifens  nicht  hinreicht.  Der  letzte  Streifen 
auf  der  Tafel  konnte  nicht  ohne  starkes  Licht  gesehen  wer- 
den. Die  dunklen  Streifen  No.  1  und  2  liegen  im  Roth, 
No.  3  liegt  etwa  im  Gelb  oder  Grüngelb,  No.  4  im  Grün 
und  No.  5  erst  im  Blau.  Von  diesen  ist,  bei  kleiner  Dicke, 
No.  1  bei  weitem  der  intensivste,  und  man  sieht  ihn  leicht 
in  einer  sehr  verdünnten  Flüssigkeit.  Wie  es  scheint  kann 
er  als  chemische  Probe  für  Chlorophyll  oder  einer  der 
Bdpdificationen  desselben  dienen.  Die  Probe  wäre  sehr 
leicht  anzuwenden,  denn  man  brauchte  ein  Reagenzglas 
mit  der  Flüssigkeit  nur  mit  ausgestrecktem  Arme  in  klei- 
nem Abstände  vor  eine  Kerzenflamme  zu  halten,  und 
das  lineare  Bild  der  letzteren  durch  ein  Prisma  zu  be- 
trachten. 

1 )  Edinb.   Transuctions  Fol  XU- 


219 

50.  Frische«  und  modificirtes  Blattgrün  sind  sehr  ver- 
schieden sowohl  in  der  Ordnung,  in  welcher  die  hellen 
Streifen  absorbirt  werden,  als  in  dem  Grade,  bis  zu  wel- 
ehern  die  dunklen  Streifen  sich  entwickeln,  ehe  sie  ver- 
möge der  Absorption  des  Theils  vom  Spectrum,  worin  sie 
liegen,  aufhören  sichtbar  zu  seyu.  In  der  grünen  Flüssig- 
keit wird  der  dunkle  Streifen  No.  5  gewöhnlich  nicht  ge- 
sehen, weil  das  Spectrum  daselbst'  abgeschnitten  ist,  sobald 
nicht  eine  sehr  kleine  Dicke  angewandt  wird.  Bei  mäfsi- 
ger  Dicke  ist  No.  3  und  besonders  No.  2  gut  zu  sehen, 
und  No.  1  ist  sehr  intensiv.  So  wie  die  Absorption  vor- 
schreitet, werden  die  hellen  Streifen  No.  2  und  3  absor- 
birt, und  es  bleibt  der  rothe  Streif  No.  1,  so  wie  ein  grü- 
ner Doppelstreif,  bestehend  aus  den  beiden  hellen  Streifen 
No.  4  und  5,  getrennt  durch  den  dunklen  Streifen  No.  4, 
welcher  um  diese  Zeit  entsteht.  Im  modificirtcn  Blattgrün 
sind  die  dunklen  Streifen  No.  4  und  5  viel  deutlicher  als 
in  der  grünen  Flüssigkeit ,  allein  No.  3  fehlt.  Mit  einer 
Dicke,  bei  welcher  die  Absorption  gut  entwickelt  ist,  sind 
die  hellen  Streifen  No.  1  und  3  am  deutlichsten,  und  dann 
kommt  No.  2,  wogegen  in  der  grünen  Flüssigkeit  No.  2 
und  3  schnell  absorbirt  werden  oder  wenigstens  No,  2 
ganz  und  No.  3  gröfstentheils. 

51.  Es  ist  bemerkenswert!!,  dafs,  besonders  bei  der 
grünen  Flüssigkeit,  das  Absorptionsvermögen  sich  mit  der 
Brechbarkeit  des  Lichts  in  einem  sehr  verschiedenen  Ver- 
hältnifs  zu  beiden  Seiten  des  dunklen  Streifens  No.  1  än- 
dert. Diefs  könnte  aus  der  Ordnung,  in  welcher  die  hel- 
len Streifen  verschwinden,  gefolgert  werden;  allein  durch 
den  folgenden  leichten  Versuch  wird  es  dem  Auge  sichtbar 
gemacht.  Ein  enges  Reagenzglas  füllte  ich  zum  Theil  n.it 
einer  Lösung  von  Blattgrün  und  setzte  dann  einige  Tropfen 
Alkohol  hinzu,  welche  obenauf  blieben  und  dort  die  Flüs- 
sigkeit verdünnten;  dann  brachte  ich  das  Glas  vor  eine 
Kerze,  und  betrachtete  das  lineare  Bild  der  Flamme  durch 
ein  Prisma.  In  dem  unteren  Theil  war  der  dunkle  Streif 
No.  1  breit  und  der  helle  Streif  No.  2  schmal,  fast  ausge- 


220 

löscht;  allein  in  dem  oberen  Theil  war  der  dunkle  Streif 
No.  1  sehr  schmal.  Wenn  man  nun  diesen  dunklen  Strei- 
fen an  den  Seiten  aufwärts  verfolgte,  fand  sich,  dafs  die 
weniger  brechbare  Seite  fast  gerade  war,  und  die  Verschmä- 
lerung  des  Streifens  dadurch  entstand,  dafs  der  helle  Streif 
No.  2  in  denselben  eingriff.  Approximativ  genommen,  kann 
man  sagen,  dafs  wenn  man,  von  dem  äufsersten  Roth  aus- 
gehend, einen  gewissen  Punkt  des  Spectrums  erreicht,  die 
Flüssigkeit  plötzlich  aus  dem  Transparenten  in  das  Opake 
übergeht,  und  dann  allmälig  wieder  fast  transparent  wird. 

52.  Ich  will  hier  bemerken,  dafs,  obwohl  man  die  vom 
Blattgrün  hervorgebrachte  Absorption  am  besten  in  einer 
Lösung  studirt,  sich  doch  die  Hauptkennzeichen  derselben 
schon  sehr  gut  beobachten  lassen,  wenn  man  ein  grünes 
Blatt  hinter  einem  Schlitz  so  dicht  als  möglich  an  eine  Ker- 
zenflamme bringt  und  den  Schlitz  durch  ein  Prisma  beob- 
achtet/ 

53.  Nach  dieser  Abschweifung  auf  die  Absorption  des 
Blattgrüns  ist  es  Zeit  zur  inneren  Dispersion  desselben 
überzugehen.  Zunächst  wenn  ein  Kegel  weifsen  Sonnenlichts 
horizontal  und  möglichst  dicht  an  ihrer  oberen  Fläche  in 
die  Flüssigkeit  geleitet,  und  das  schön  rothe  Bündel  des 
dispergirten  Lichts  mit  einem  Prisma  zerlegt  wird,  findet 
sich  das  Spectrum  bestehend  aus  einem  hellen  rothen  Strei- 
fen von  gewisser  Breite,  dem  ein  dunkler  Raum  folgt  und 
dann  ein  viel  breiterer  grüner  Streif,  der  nicht  ganz  so 
hell  ist.  Von  falscher  Dispersion  ist  meistens  nur  wenig 
da  und  die  vorhandene  kann  fast  gänzlich  fortgenommen 
werden,  wenn  man  das  Bündel  durch  ein  Nicol'sches  Prisma 
zerlegt,  so  dafs  man  es  durch  ein  winkelrecht  gegen  die 
Dispersionsebene  polarisirtes  Licht  betrachtet.  Hob  man 
nun  das  Gefäfs,  ohne  das  Prisma  vor  dem  Auge  fortzuneh- 
men, so  fand  sich,  dafs  ein  dunkler  Streif,  welcher  in  der 
That  der  Absorptionsstreif  No.  1  war,  fast  genau  in  der 
Mitte  des  hellen  rothen  Streifens  erschien.  Bei  ferneren 
Heben  des  Gefäfses,  so  dafs  die  dispergirten  Strahlen  durch 
eine  noch  gröfsere  Dicke  des  Mediums  gehen  mufsten,  ehe 


221 

sie  das  Auge  erreichten,  nahm  der  dunkle  Streif  an  Breite 
zu,  und  wenn  der  rothe  Streif  fast  ganz  absorbirt  war, 
bestand  das  Uebriggebliebene  aus  zwei  rothen  Kegeln,  ei- 
nen auf  jeder  Seite  des  dunklen  Streifens,  welcher  jetzt  brei- 
ter geworden  war.  Der  ganze  Vorgang  schien  anzuzeigen, 
dafs  das  helle  rothe  Bündel  von  dispergirtem  Licht  einen 
innigen  Zusammenhang  mit  dem  intensiven  Absorptionsstrei- 
fen No.  1  habe. 

54.  Unter  den  farbigen  Gläsern  giebt  es  eine  Combi- 
nation,  die  eine  sehr  auffallende  Wirkung  ausübt.  Wenn 
ein  tief  blaues  Glas  die  erste  Stellung  einnimmt  und  die 
Lösung  etwas  concentrirt  ist,  beschränkt  sich  das  disper- 
girte  Licht  auf  eine  sehr  dünne,  dicht  an  der  Oberfläche 
liegende  Schicht  und  es  wird  am  besten  gesehen,  wenn 
man  das  Gefäfs  so  stellt,  dafs  die  Oberfläche  der  Flüssig- 
keit, zu  welcher  das  Licht  eintritt,  diefs-  oder  jenseits  ein 
wenig»  vom  Brennpunkte  der  Linse  absteht,  wo  dann  ein 
heller  Kreis  von  schönster  Karmoisiufarbe  sichtbar  ist.  Man 
könnte  meinen,  das  Roth  aus  welchem  dieser  Kreis  haupt- 
sächlich besteht,  wäre  nichts  als  das  äufserste  Roth,  welches 
das  blaue  Glas  durchgelassen  habe.  Allein  es  ist  leicht  zu 
zeigen,  dafs  dem  nicht  so  ist.  Denn  zunächst  gestattet  die 
Flüssigkeit  dem  vom  blauen  Glase  durcbgelassenen  Roth 
auch  einen  ziemlich  leichten  Durchgang,  wogegen  das  in 
dem  Kreise  vorhandene  Roth  fast  auf  die  Oberfläche  der 
Flüssigkeit  beschränkt  ist.  Ferner  ergab  sich,  dafs  ein  blafe- 
braunes  Glas,  welches  das  äufserste  Roth  frei  durchliefs, 
den  hellen  Kreis  fast  gänzlich  fortnahm,  wenn  es,  ohne 
das  blaue  Glas  zu  entfernen,  in  die  erste  Stellung  gebracht 
ward,  obgleich  es,  in  die  zweite  Stellung  versetzt,  ihn  frei 
durchliefs.  Es  leuchtet  also  ein,  dafs  der  helle  Kreis  nicht 
von  rothen  Strahlen  herrührte,  sondern  von  den  höchst  brech- 
baren, die  das  blaue  Glas  durchliefs. 

55.  Als  eine  Lösung  von  Blattgrün  nach  der  dritten 
Methode  untersucht  wurde,  war  die  Erscheinung,  von  der 
Aufsenseite  betrachtet,  sehr  sonderbar.  Die  festen  Linien 
in  dem  ganzen  brechbareren  Theile  des  Spectrums  erschienen 


222 

als  Unterbrechungen  eines  hellrothen,  ins  Karmoisin  fallen* 
den  Grundes.  Die  Schönheit  und  Reinheit  der  Farbe,  so 
wie  der  starke  Coutrast  gegen  die  Farben,  die  diesem 
Theile  des  Spectrums  angehörten,  waren  sehr  auffallend. 
Bei  H  etwa  begann  die  Farbe  ins  Braune, zu  neigen,  und 
die  festen  Linien  jenseits  H  erschienen  auf  bräunlich -rothem 
Grund.  Dafs  der  Grund,  auf  welchem  die  festen  Linien 
von  etwas  geringerer  Brechbarkeit  gesehen  wurden,  mehr 
karmoisin  als  roth  war,  entsprang  ohne  Zweifel  aus  der 
Beimischung  von  etwas  blauem -oder  violettem,  falsch  dis- 
pergirtem  Licht,  und  aus  der  an  der  Oberfläche  der  Flüs- 
sigkeit stattfindenden  Zerstreuung  (scattering). 

56.  Beim  Herabsehen  von  oben  zeigten  sich  die  vor- 
züglicheren Absorptionsstreifen  als  dunkle  Zähne,  die  ihre 
Spitzen  gegen  das  einfallende  Licht  wandten  und  das  dis- 
pergirte  Licht  unterbrachen.  Dabei  ist  zu  bemerken,  dafs 
das  Licht  so  dicht  als  möglich  an  der  oberen  Fläche  durch- 
geleitet  wurde,  so  dafs  also  die  Absorption,  durch  welche 
diese  Zähne  entstanden,  vor  der  Dispersion  erfolgte.  Auf 
diese  Weise  wurden  die  Orte  der  Absorptionsstreifen  No.  1, 
2  und  4  vollkommen  klar.  No.  3,  wie  mau  sich  erinnern 
wird,  war  keineswegs  deutlich.  Wenn  die  Lösung  eine 
gehörige  Concentration  besitzt,  ist  die  Absorption  jenseits 
des  hellen  Streifen  No.  5  so  rasch,  dafs  die  Dispersion  auf 
eine  dünne  Schicht  dicht  an  der  Oberfläche,  durch  welche 
das  Licht  eintritt,  beschränkt  wird,  und  deshalb  ist  kein 
dem  dunklen  Streifen  No.  5  entsprechender  dunkler  Zahn 
sichtbar. 

57.  Beim  Verfolgen  des  thätigen  Lichts  längs  dem 
Prisma  in  Richtung  zunehmender  Brechbarkeit  fand  sich, 
dafs  die  Dispersion  beginnt  mit  einem  hellen,  aber  schma- 
len Schweif  von  reinem  rothen  Licht,  welcher  quer  durch 
das  Gefäfs  schofs.  Das  Licht,  durch  welches  dieser  Schweif 
erzeugt  war,  gehörte  zu  dem  brechbareren  Theil  des  äu- 
fsersten  rothen  Streifens,  den  die  Flüssigkeit  bei  mäfsiger 
Dicke  durchläfst.  Die  Thätigkeit  des  einfallenden  Lichts 
begann  fast  plötzlich ;  dasselbe  war  der  Fall,  wie  man  sich 


223 

erinnern  wird,  mit  dem  Absorptionsvermögen  des  Medtftuis. 
Hinter  dem  rothen  Lichtschweif  kam  der  intensive  Absorp- 
tionsstreif No.  1,  wo  das  dispergirte  Licht  auf  die  umnit- 
telbare  Nachbarschaft  der  Oberfläche,  zu  welcher  das  thä- 
tige  Licht  eintrat,  beschränkt  war.  An  dieser  Stelle  war 
ein  sehr  heller  Streif  von  dispergirtem  Licht  sichtbar,  wenn 
man  von  aufsen  auf  das  Gefäfs  sah.  In  diesem  Theile  des 
Spectrums  war  das  thätige  wie  das  dispergirte  Licht  roth; 
allein,  dafs  die  Dispersion  von  einer  Brechbarkeitsverände- 
rung  begleitet  war,  zeigte  sich  durch  die  Wirkung  absor- 
birender  Media.  So  wurden  der  lange  rothe  Schweif  und 
der  dicht  an  der  Oberfläche  liegende  helle  Streif  verschie- 
denartig durch  ein  blaues  Glas  afßcirt,  je  nachdem  dieses 
in  der  ersten  oder  zweiten  SteHnng  gehalten  ward,  und 
der  helle  Streif  war,  wenn  auch  sehr  geschwächt,  doch 
noch  durch  eine  bedeutende  Dicke  der  Flüssigkeit  ganz 
sichtbar,  während  eine  Schicht,  deren  Dicke  nur  einen  sehr 
kleinen  Bruchtbeil  eines  Zolls  betrug,  hinreichte,  die  den 
Streif  erzeugenden  Strahlen  zu  absorbiren.  Obwohl  die 
Absorption  sich  durch  das  ganze  Spectrum  und  noch  dar- 
über hinaus  erstreckte,  so  war  sie  doch  in  dem  hellsten 
Theil  desselben  vergleichungsweise  schwach.  Erst  in  der 
Nähe  des  dunklen  Streifens  No.  4  wurde  sie  wieder  ziem- 
lich stark  und  blieb  stark  durch  das  Blau  und  Violett.  In 
dem  Grün 'war  das  dispergirte  Licht  roth,  mit  einem  schwa- 
chen Stich  ins  Orange,  und  in  dem  Blau  und  Violett  war 
es  roth,  etwas  ins  Braune  fallend. 

59.  Es  mag  überflüssig  scheinen,  nach  dem  Vorherge- 
henden noch  fernere  Beweise  von  der  Wirklichkeit  einer 
Brechbarkeits  -  Veränderung  beizubringen.  Defsungeachtet 
dürfte  der  folgende  Versuch,  welcher  in  der  ersten  Zeit 
dieser  Untersuchungen  angestellt  wurde,  nicht  ganz  der 
Beachtung  unwerth  seyn,  da  er  nicht  den  Gebrauch  von 
absorbirenden  Mitteln  oder  von  falscher  Dispersion  ein- 
schliefst. 

Auf  die  Aufsenseite  eines  Gefäfses,  welches  Blattgrün 
enthielt,  wurde  ein  kleines  schmales  Dreieck  von  weifston 


224 

Paffer  solchergestalt  geklebt,  dafs  seine  Axe  vertikal  war 
und  sein  nach  oben  gekehrter  Scheitel  in  der  Höhe  der 
Mitte  des  Spectrums  lag.  Dann  wurde  im  Abstände  des 
Bildes  vom  ersten  Schlitz,  wo  die  festen  Linien  sich  bilde- 
ten, ein  zweiter  schmaler  senkrechter  Schlitz  angebracht 
und  seitwärts  bewegt,  bis  das  Licht  dicht  neben  der  festen 
Linie  6  durch  denselben  ging.  Darauf  wurde  das  Gefäfs 
einige  Zoll  hinter  diesem  zweiten  Schlitz  aufgestellt  und 
seitwärts  bewegt,  bis  der  bandförmige  Bündel  von  homo- 
genem Licht,  welches  durch  den  Schlitz  ging,  auf  den 
Scheitel  des  Dreiecks  einfiel.  Sah  man  nun  von  vorne,  so 
weit  es  die  Richtung  des  einfallenden  Lichtes  zuliefs,  auf 
das  Gefäfs,  so  erblickte  man  daselbst  einen  hellen  senkrech- 
ten Strich  (bar),  entsprechend  einem  Durchschnitt  des  ein- 
fallenden Bündels.  Dieser  Strich  zeigte  zwei  Farben,  roth 
in  der  oberen  Hälfte,  wo  das  Licht  auf  die  Flüssigkeit  fiel, 
und  indigo  in  der  unteren  Hälfte,  wo  es  auf  das  Papier 
fiel.  Als  das  ganze  System  durch  ein  vor  das  Auge  gehal- 
tenes Prisma  von  mäfsigem  Winkel  seitwärts  geworfen 
wurde,  erschienen  die  Gegenstände  rücksichtlich  der  Brech- 
barkeit in  folgender  Ordnung.  Zunächst  kam  die  Ober- 
hälfte des  hellen  Strichs,  durch  die  Refraction  sehr  wenig 
verbreitert,  so  dafs  es  aus  rothem,  annähernd  homogenem 
Lichte  bestand.  Dann  kam  das  Dreieck,  am  Scheitel  etwas 
abgerundet,  und  an  den  Kanten  prismatisch  gefärbt.  Der 
Scheitel,  welcher  früher  mit  dem  hellen  Strich  zusammen- 
fiel, lag  nun  etwas  seitwärts  von  dessen  Oberhälfte.  Das 
Dreieck  wurde  natürlich  mittelst  des  diffusen  Lichts  des 
nicht  ganz  dunklen  Zimmers  gesehen,  und  deshalb  mufste 
seine  Brechbarkeit  dem  hellsten  Theil  des  Spectrum  ent- 
sprechen, wenigstens  beinahe.  Endlich  .kam  die  Unterhälfte 
des  Strichs,  welche  weit  mehr  gebrochen  war  als  das  Dreieck, 
so  dafs  sie  fast  ganz  davon  abgeschoben  war.  Das  dreieckige 
Papier  war  der  Vorderfläche  der  Flüssigkeit  viel  zu  nahe, 
als  dafs  man  hätte  die  Verschiebung  des  hellen  Strichs  von 
einem  parallactischen  Fehler  ableiten  können;  allein  um 
jeden  Zweifel  in  dieser  Hinsicht  zu  entfernen,  traf  ich  die 

Vor- 


225 

Vorsicht,  das  Syfetem  sowohl  rechts  als  links  zu  brechen, 
und  das  Resultat  war  dasselbe  in  beiden  Fällen.  Der 
Schlufs  ist  also  unvermeidlich,  dafs  das  Indigo -Licht,  wel- 
ches seine  Farbe  durch  die  vom  Blattgrün  bewirkte  Dis- 
persion geändert  hatte,  auch  zugleich  seine  Brechbarkeit 
änderte. 

59.  Als  ich  in  einem  reinen  Spectrum  eine  Lösung  von 
Blattgrün  betrachtete,  gewahrte  ich  eine  Erscheinung,  wel- 
che ferner  den  innigen  Zusammenhang  nachweist,  welcher 
•wischen  der  Absorption  und  der  innern  Dispersion  dieser 
Flüssigkeit  zu  bestehen. scheint.  Indem  ich  das  Auge  senk- 
recht über  der  Flüssigkeit  hielt  und  durch  ein  rothes  Glas 
auf  das  dispergirte  Licht  herabsah,  beobachtete  ich  fünf 
Helligkeits-  Minima,  meistens  in  Gestalt  von  Zähnen,  deren 
Grundflächen  an  der  Eintrittsfläche  des  Lichts  lagen  und 
deren  Spitzen  einwärts  gekehrt  waren.  Diese  Minima  nah- 
men intermediäre  Lagen  zwischen  den  Absorptionsstreifen 
ein,  wenigstens  soweit  die  Lagen  der  letzteren  durch  dunkle 
Zähne  von  entgegengesetzter  Richtung  angezeigt  waren.  Das 
erste  Minimum  lag  etwas  jenseits  des  intensiven  Absorptions 
streifen  No.  1  und  entsprach  in  dieser  Lage  dem  hellen  Strei- 
fen No.  2.  Das  zweite  lag  etwas  weiter  hin.  Das  Maxi- 
mum zwischen  diesem  und  dem  dritten  war  nur  schwach, 
so  dafs  das  zweite  und  dritte  Minimum  zusammen  ziemlich 
nahe  ein  einziges  ausmachten.  Das  dritte  und  vierte  lagen 
zu  beiden  Seiten  des  dunklen  Streifens  No.  4,  so  dafs  sie 
in  ihrer  Lage  den  hellen  Streifen  No.  4  und  5  entsprachen. 
Das  fünfte  lag  etwas  jenseits  des  hellen  Streifens  No.  5. 
Diefs  letzte  Minimum  war  nicht  zahnförmig,  in  sofern  es 
an  einer  Stelle  des  Spectrums  vorkam,  wo  das  dispergirte 
Licht  fast  ganz  auf  die  Oberfläche  der  Flüssigkeit  beschränkt 
war.  Diese  Minima  sind  am  besten  zu  sehen,  wenn  die 
Flüssigkeit  etwas  verdünnt  ist.  Sie  sind  ohne  dfen  Gebrauch 
eine»  rothen  Glases  wahrnehmbar,  doch  nicht  so  leicht  als 
mit  Hülfe  desselben.  Bei  einer  concentrirteren  Flüssigkeit 
lief  das  erste  Minimum  schief  in  den  dunklen  Zahn,  wel- 
cher dem  Absorptionsstreifen  No.  1  entsprach. 

Poggend.  Ann.  Erganzungsbd.  IV,  15 


226 

Der  Grund  des  Vorkommens  dieser  Minima  scheint 
einfach  der  zu  seyn,  dafs  je  reichlicher  das  dispergirte 
Licht  entsteht,  desto  rascher  das  einfallende  Licht  zu  des- 
den  Erzeugung  verbraucht  wird,  so  dafs  Minima  der  Tbä» 
tigkeit  Punkten  des  Spectrums  entsprechen,  an  welchen  das 
einfallende  Licht  zu  vergleichungsweise  grofsen  Tiefen  m 
die  Flüssigkeit  eindringt,  bevor  es  absorbirt  wird.  Die 
beim  ersten  Minimum  beobachtete  schiefe  Lage  erklärt  sich 
leicht  bei  Erwägung,  dafs  die  Helligkeit  eines  Punkts  des 
Gesichtsfeldes  zugleich  abhängt  von  der  Thätigkeit  de» 
einfallenden  Lichts,  welche  eine  Function  der  Brechbarkeit 
desselben  ist,  und  von  dem  unabsorbirt  gebliebenen  Antheil 
des  einfallenden  Lichts,  welcher  eine  Function  der  Brech- 
barkeit und  des  Abstände«  von  der  Vorderfläche  ist 

61.  Es  ist  bemerkenswert!^  dafs  während  die  Quan- 
tität des  dispergirte«  Lichts  Schwankungen  unterliegt,  die 
eine  offenbare  Beziehung  zu  den  im  ganzen  Spectrum  vor« 
kommenden  Absorptionsstreifen  haben,  die  Qualität  des 
dispergirten  Lichts,  was  seine  Brechbarkeit  betrifft,  dage- 
gen eher  mit  dem  intensiven  Absorptionsstreifen  No.  1  zu- 
sammen zu  hängen  scheint. 

fixtract  aus  den  blauen  Blättern  der  Mercurialis  perenni*, 

§2.  Der  Saft  dieser  Pflanze  hat  die  Eigenschaft,  an 
der  Luft  blau  zu  werden.  Einige  blau  gewordene  Blätter 
und  Stiele  wurden  mit  Alkohol  behandelt,  wodurch  «ine 
Flüssigkeit  erhalten  ward,  die  an  Farbe  sehr  den  gewöhn« 
liehen  Blattgrün -Lösungen  ähnelte,  doch  wie  mir  schien 
etwas  blauer  grün  war.  Auch  in  ihrer  Absorptionsweise 
hatte  sie  viel  Aebnlicbkeit  mit  den  gewöhnlichen  Lösungen 
des  Blattgrüns,  dem  sie  ohne  Zweifel  den  grösseren  Theil 
ihrer  Farbe  verdankte.  Ihre  innere  Dispersion  war  jedoch 
eigentümlich,  denn  sie  dispergirte  ein  reichliches  Orange, 
statt  des  Blutroths,  wie  insgemeiu  die  Auszüge  aus  frischen 
grünen  Blättern,  die  von  Mercuriaüs  peretmis  mit  einge- 
schlossen. Bei  Zerlegung  des  dispergirten  Bündels  erwies 
es  sich  hauptsächlich   bestehend  aus  eine*  rothen  Streif, 


227 

dem  bei  Blattgrün  -  Lösungen  vorkommenden  ähnlich ,  und 
einem  gelben  oder  orangefarbenen  und  gelben  Streif,  der  um 
einen  guten  Theil  heller  war  als  der  erste  und  von  diese» 

;  durch  einen  dunklen  Streif  getrennt  wurde.    Bei  Unter- 

suchung der  Flüssigkeit  nach  der  zweiten  Methode  fand 
sich,  dafs  die  gelbe  Dispersiou  hauptsächlich  durch  den  hell- 
sten Theil  des  Spectrums  erzeugt  ward.  Nach  efaer  beträcht- 

*  lieben  Zeit  hatte  die  Flüssigkeit,  wie  es  sehr  oft  bei  Blatt- 

grün*Lösungen  der  Fall  ist,  ihre  schöne  grüne  Farbe  ver- 
loren und  eine  gelblich-braune  angenommen,  allein  die  ro- 
the  und  die  gelbe  Dispersion  waren  geblieben. 

Bei  Untersuchung  der  Flüssigkeit  nach  der  vierten  Me- 
thode fand  sich,  dafs  die  rothen  Strahlen  ein  Roth  disper- 
girten,  gerade  wie  in  einer  Lösung  von  Blattgrün.  Die 
zusätzliche  Dispersion,  welche  in  dieser  Flüssigkeit  so  her- 

,  vorstechend  w$r,  begann  plötzlich  bei  .etwa  der  festen  Li- 

nie D.  Bei  erster  Beobachtung  konnte  die  Brechbarkeit 
des  orange -rothen  dispergirten  Lichts  kaum,  wenn  über- 

„  haupt,  von  der  des  thätigen  Lichts  getrennt  werden.     Als 

>  man  die  Linse  fortschob,  wurde  das  orangefarbene  Bündel 

rasch  heller  und  gelblich,  und  nun  war  leicht  zu  sehen, 
dafs  das  falsch  dispergirte  Lichtbündel  an  seiner  brechba- 
reren Gränze  lag.  Das  orangerothe  und  gelbe  Bündel 
war  am  hellsten  bei  etwa  D$E;  konnte  aber,  obwohl 
es  an  Intensität  abnahm,  weit  über  diesen  Punkt  hinaus, 
in  der  That  das  ganze  Spectrum  hindurch  verfolgt  werden. 
63.  Ich  habe  insgemein  gefunden,  dafs  wenn  eine  reich- 
liche Dispersion  an  einem  gewissen  Punkt  des  Spectrums 
fast  plötzlich  beginnt,  ihr  im  durchgelassenen  Lichte  e«n 
Absorptionsstreifen  folgt.    Diefs  Gesetz  schien  nicht  gültig 

j»f  zu  seyn  für  die  orangerothe  Dispersion  in  der  eben  erwähn- 

l  ten  Lösung;  allein  man  mufs  sich  erinnern,  dafs  die  Flüs- 

sigkeit eine  Quantität  Chlorophyll  enthielt,  welches  die  Ab- 
ftprptionsetreifen  in  solcher  Stärke  hervorbringt,  dafs  da- 
durch die  Streifen,  die  etwa  von  andern  beigemischten  Stof- 
fen erzeugt  werden,  verdeckt  bleiben.    Um  zu  sehen,  ob 

|  das  Gesetz  nach  Fortschaffung  des  Chlorophylls  gültig  sey, 

15* 


228 

kochte  ich  einige  blau  gewordene  Wurzeln  und  Schöfslinge 
mit  Wasser,  da  das  Chlorophyll  in  Wasser  unlöslich  ist. 
Die  dadurch  erhaltene  Flüssigkeit  war  roth,  in  geringer 
Dicke  nelkenroth,  und  dispergirte  reichlich  ein  gelbes  oder 
vielmehr  orangero'thes  Licht.  Bei  prismatischer  Zerlegung 
des  Lichts  war  an. der  erwarteten  Stelle  ein  Absorptions- 
streif sichtbar.  Da  wäfsrige  Lösungen  dieser  Art  zu  Zer-  , 
Setzungen  geneigt  sind,  sie  sich  häufig  zersetzen,  ehe  Son- \ 
nenlicht  zu  ihrer  Untersuchung  erhalten  werden  kann,  so 
wurde  die  rothe  Lösung  durch  Abdampfung  concentrirt  Und 
durch  Alkohol  gereinigt,  da  in  diesem  der  orapgj&rothö  dis- 
pergirende  Stoff  löslich  ist,  wie  schon  aus  den  Eigenschäf- 
ten der  alkoholischen  Lösung  hervorging.  Die  s<*  erhaltene 
alkoholische  Lösung  blieb  wenigstens  lange  Zeit  unverän- 
dert, und  bot  noch  den  Vorzug  vor  der  wafsrigen  Lösung 
dar,  dafs  sie  den  empfindlichen  Stoff  im  Zustande  gröfserer 
Isolation  enthielt,  obwohl  er  dennoch  verunreinigt  blieb 
mit  einer  anderen  Substanz,  die  unter  dem  Einflufs  sehr 
brechbarer  Strahlen  ein  weifsliehes  Licht  dispergirte. 

64.  Der  blaue  Farbestoff  läfst  sich  mit  kaltem  Wasser 
leicht  ausziehen,  wird  aber  durchs  Kochen  zersetzt.  Die 
blaue  Lösung  dispergirte  ein  orangerothes  Licht  gleich  der 
anderen,  allein  das  dispergirte  Licht  war  nicht  so  gut  zu 
sehen,  gerade  wie  es  der  Fall  seyn  würde,  wäre  die  rothe 
orange  dispergirende  Flüssigkeit  gemischt  mit  einer  unem- 
pfindlichen blauen  Flüssigkeit  von  viel  dunklerer  Farbe, 
so  dafs  die  Mischung  beider  blau  seyn  würde.  Und  in  der 
That,  wenn  die  blaue  Flüssigkeit  durchs  Kochen  in  eine 
rothe  verwandelt  worden,  wurde  die  Farbe  viel  weniger 
intensiv. 

Orseille  und  Lackmus. 

65.  Sir  David  Brewster  giebt  an,  ein  sehr  merk- 
würdiges, ihm  von  Hrn.  Schunk  nachgewiesenes- Beispiel 
von  innerer  Dispersion  zeige  eine  alkalische  .oder  alkoho- 
lische Lösung  eines  harzigen  Pulvers,  welches  aus  Orcin 
durch  Berührung  mit  dem  Sauerstoff  der  Luft  entstehe.   Da 


229 

ich  mir  keine  Orcin  zu  versebaffen  vonuoekte,  so  nahm  ich 
Orseille  und  «hielt  von  dieser  sowohl  als  von  Lackmus 
sehr  merkwürdige  Lösungen. 

In  dem  flüssigen  Zustand,  in  welchem  die  Orseille  ver- 
kauft wird,  ist  ihre  Farbe  viel  zu  dunkel  für  eine  optische 
Untersuchung:  Wenn  die  Flüssigkeit  aber  stark  mit  Wasser 
verdünnt  wird,  ist  sie  sehr  empfindlich.  Sie  ist  beim  Hin- 
durchsehen roth,  oder  in  kleiner  Dicke  purpur,  zeigt  jedoch 
bei  dispersiver  Reflexion  ejn  re«ht  reichliches,  aber  etwas 
dunkles  Grün. 

66*.  Als  die  Flüssigkeit  nach  verschiedenen  Methoden 
untersucht  wurde,  fand  sich,  dafs  sie  etwas  Roth,  einiges 
Orange  und  einen  grofsen  Theil  Grün  dispergirt.  Die  rothe 
Dispersion  war  so  schwach,  dafs  es  bei  Beobachtung  nach 
der  dritten  Methode  zweifelhaft  schien,  ob  aufser  der  fal- 
schen Dispersion  überhaupt  noch  eine  da  sey.  Sie  begann 
in  dem  Roth,  sobald  das  thätige  und  das  dispergirte  Licht 
eine  gleiche  oder  fast  gleiche  Brechbarkeit  besafsen.  Die 
orangefarbene  Dispersion  begann  bei  etwa  der  festen  Linie 
D,  und  das  dispergirte  Licht  war  anfangs  beinahe  homogen 
und  von  gleicher  Brechbarkeit  wie  das  thätige  Licht.  So 
wie  man,  nach  der  .vierten  Methode  beobachtend,  im  Spec- 
trum vorschritt,  wurde  das  orangerothe  Bündel  heller  und 
es  nahm  Gelb  auf,  aber  keine  Farbe  jenseits  desselben,  so 
dafs  das  orangerothe  und  gelbe  Bündel  hinter  dem  falsch 
dispeigirten  LichtbüniM  zurückblieb  und  von  ihm  durch 
einen  ganz  dunklen  Raum  getrennt  war.  Die  grüne  Dis- 
persion begann  bei  etwa  b  oder  etwas  darüber,  und  er- 
schien fast  plötzlich.  Die  Art  ihres  Beginnens  wurde  am 
besten  nach  der  vierten  Methode  beobachtet,  indem  man 
ein  Prisma  vor  dem  Auge  hielt  und  die  Linse  längs  dem 
Spectrum  verschob.  Auf  diese  Weise  fand,  sich,  dafs  wenn 
man  den  oben  erwähnten  Punkt  des  Spectrums  erreichte, 
ein  Schein  von  grünem  Licht  quer  durch  den  dunklen  Raum 
sebofs,  welcher  zuvor  das  falsch  dispergirte  Lichtbündel 
von  dem  orangenfarbenen  Bündel  der  wahren  Dispersion 
trennte.   So  wie  die  Linse  fortgeschoben  wurde,  nahm  das 


230 

grüne  dispergirte  Liebt  au  Helligkeit  zu,  aHeitr  seine  brech- 
barere Gränze  schien  die  Brechbarkeit,  welche  es  zuerst 
erreicht  hatte ,  nicht  oder  wenigstens  nicht  viel  zu  über- 
schreiten, so  dafs  das  grüne  Bündel  von  wahrhaft  disper- 
girtem  Licht  fast  unmittelbar  hinter  dem  falsch  dispergirten 
Lichtbündel  blieb.  Das  erstere,  so  zurückbleibend,  ver- 
schwand dann  bald. 

67.  Man  könnte  voraussetzen,  entweder  dafs  die  rotfae, 
die  orangenfarbene  und  die  grüne  Dispersion  von  einem 
und  demselben  empfindlichen  Stoff  herrühren,  oder  dafs 
sie  von  drei  verschiedenen,  in  der  Lösung  mit  einander 
gemischten  empfindlichen  Stoffen  erzeugt  werden.  Die  letz- 
tere Voraussetzung  scheint  die  wahrscheinlichere  zu  seyn, 
nach  dem  anscheinenden  Mangel  eines  Zusammenhanges 
zwischen  den  drei  Dispersionen  zu  urtheilen.  Diefs  wird 
durch  die  folgenden  Resultate  sehr  bestätigt.  Es  wurde  et- 
was Aether  auf  flüssige  Orseiile  gegossen,  damit  sanft  ge- 
schüttelt, dann  stehen  gelassen  und  ein  wenig  davon  abge- 
hoben. So  wurde  eine  purpur-rosenrothe  Flüssigkeit  er- 
halten, welche  höchst  empfindlich  war,  die  orangenfarbene 
und  die  grüne  Dispersion  zeigte,  aber  nicht  die  rothe.  Die 
orangenfarbene  Dispersion  war,  im  Verhiltnifs  zur  ganzen 
Menge  des  dispergirten  Lichts,  weit  reichlicher  ah  es  bei 
der  mit  Wasser  verdünnten  Orseiile  der  Fall  gewesen  war* 

Es  wurde  Orseiile  mit  Aether  heftig  -geschüttelt,  und 
nachdem  sich  die  Mischung  gesetzt  hatte,  das  Klare  abge- 
nommen. Diese  ätherische  Lösung  war  viel  dunkler  als  die 
frühere,  und  zeigte,  neben  der  orangenfarbenen  und  grü- 
nen, auch  noch  die  rothe  Dispersion.  Als  etwas  Wasser 
zugesetzt  und  damit  geschüttelt  wurde,  fand  eine  Scheidung 
oder  wenigstens  eine  theilweise  Scheidung  der  empfindli- 
chen Substanzen  statt;  denn  die  obere  Flüssigkeit  zeigte 
die  orangenfarbene  Dispersion  reichlich,  aber  nicht  die  rethe 
und  wenig  oder  nichts  von  def  grünen,  während  die  un- 
tere Flüssigkeit  die  grüne  und  die  rothe  Dispersion  zeigte, 
aber  wenig  oder  gar  nichts  von  der  orangenfarbenen.  Die 
obere  Flüssigkeit  zeigte  eine  ziemlich  reichliche  dispersive 


231 

Reflexion  von  röthlichero  Orange  umfrdie  untere  Flüssigkeit 
eine  merkwürdige  reichliche  .Reflexion  von  einem  schönen 
Grün.  Eine  ähnliche,  mehr  oder  weniger  vollkommne  Tren- 
nung fand  in  andern  Fällen  statt,  wobei  im  Aether  die 
Dispersion  des  Orange  in  einem  gröfeeren  Verhältnifs  zu 
der  des  Grünen  stand  als  im  Wasser.  Einige  der  so  erhal- 
tenen grün  dispergirenden  Flüssigkeiten  wareu  höchst  merk- 
würdig wegen  der  außerordentlichen  Fülle  des  reflectirten 
Grüns  und  des  starken  Contrastes,  welchen  dasselbe  mit 
der  durchgelassenen  Farbe,  einem  Purpurroth,  darbot. 

Bei  der  zweiten  ätherischen  Lösung  war  die  rotbe  Dis- 
persion zwar  entschieden,  aber  keineswegs  reichlich.  Bei 
der  blofs  mit  Wasser  verdünnten  Orseille  war  sie  so  schwach, 
dafs  ihr  Daseyn  zweifelhaft  erscheinen  konnte.  Man  könnte 
meinen,  die  erste  Lösung  wäre  nicht  concentrirt  genug  ge- 
wesen, um  die  rothe  Dispersion  zu  zeigen,  in  welchem 
Fall  die  rothe  und  die  grüne  Dispersion  von  einer  und 
derselben  empfindlichen  Substanz  herrühren  könnten.  Al- 
lein ein  ätherischer  Auszug  aus  getrockneter  Orseille,  der 
offenbar  concentrirt  genug  war,  zeigte  auch  nicht  die  rothe 
Dispersion,  obgleich  er  die  orangenfarbene  und  die  grüne 
entfaltete.  Keine  der  empfindlichen  Substanzen  scheint  den 
Haupttheil  des  Farbestoffs   dieses  Pigments  auszumachen. 

68.  Sehr  sonderbar  war  die  Erscheinung  als  einige 
dieser  ätherischen  Lösungen  nach  der  dritten  Methode  mit 
einer  Linse  von  kürzerer  Brennweite  als  gewöhnlich  unter- 
sucht wurden.  Am  wenigst  brechbaren  Ende  des  Spectrums 
war  das  einfallende  Licht  ganz  uathätig,  und  dann,  bei 
Erreichung  eines  gewissen  Punkts,  begann  plötzlich  eine 
reichliche  Dispersion  von  Orange.  Diese  erstreckte  sich 
ohne  besondere  Veränderung  ziemlich  weit,  his  sie  plötzlich 
in  Grün  überging.  Die  vierte  Methode  zeigte  jedoch,  dafs 
die  frühere  Dispersion  fortdauerte,  und,  bei  der  dritten 
Beobachtungsmethode,  nur  versteckt  ward  durch  eine  neue 
und  kräftigere  Dispersion  von  Grün,  die  nun  anfing.  Und 
in  der  That  wenn  die  grün-dispergirende  Substanz  durch 
Wasser  ganz  oder  theilweise  abgeschieden  worden,  war 


232 

die  orangenfarbene  Dispersion  fortwährend  z*  sehen,  ehe 
sie  gegen  Grün  ausgetauscht  zu  werden  schien. 

69.  Ich  mufs  hier  erwähnen,  dafs  auf  Zusatz  von  Was- 
ser zum  ätherischen  Auszug  aus  vorher  getrockneter  Or- 
seille  eine  ähnliche  Scheidung  nicht  stattfand.  Der  Umstand, 
welcher  im  ersten  Falle  die  Scheidung  bedingte,  scheint 
die  Gegenwart  einer  kleinen  Menge  von  Ammoniak  gewe- 
sen zu  seyn,  welche  beim  Trocknen  der  Orseille  verdampft. 
Und  in  der  That,  wenn  zu  dem  Auszug  aus  getrockneter 
Orseille  eine  kleine  Menge  Ammoniak  hinzugesetzt  ward, 
erfolgte  eine  partielle  Scheidung.  Ich  will  hier  nicht  die 
Frage  eröffnen,  ob  eine  der  empfindlichen  Substanzen  aus 
der  andern  erhalten  werden  könne,  ob  z.  B.  eine  chemi- 
sche Verbindung  der  orange -dispergirenden  Substanz  mit 
Ammoniak  ein  Grün  oder  ein  Grün  mit  etwas  Orange  disr 
pergiren  könne.  Eine  Lösung,  welche  eine  und  dieselbe 
Substanz  in  zwei  verschiedenen  Combinationszuständen  ent- 
hält, ist,  wenn  sie  in  beiden  Zuständen  empfindlich  ist,  nicht 
mit  Unrecht  als  zwei  verschiedene  empfindliche  Substanzen 
enthaltend  anzusehen. 

70.  Die  vorstehenden  Resultate  wurden  mitgetbeilt, 
nicht  ihrer  selbst  wegen,  sondern  nur  wegen  der  ange- 
wandten Untersuchungsweise.  Denn  die  Resultate  sind  so 
unvollkommen,  dafs  sie  an  sich  keinen  Werth  haben.  Eine 
vollständige  optisch -chemische  Untersuchung  der  Orseille 
und  des  Lackmus  würde  an  sich  schon  eine  Arbeit  von  nicht 
geringer  Ausdehnung  seyn,  gehört  aber  mehr  zur  Chemie 
als  zur  allgemeinen  Physik.  Es  ist  sehr  möglich,  dafs  die 
innere  Dispersion  als  chemisches  Prüfmittel  von  Wichtig- 
keit werde.  Dafs  eine  solche  Farbe  dispergirt,  und  das 
dispergirte  Licht  durch  Licht  von  solcher  Brechbarkeit  er- 
zeugt wird,  bildet  zusammen  einen  Doppelcharakter  von 
so  eigen thümlicher  Natur,  dafs  er  uns  befähigt,  gleichsam 
einen  empfindlichen  Stoff  zu  sehen  in  einer  Flüssigkeit,  die 
viele  Substanzen  enthält,  von  denen  einige  vielleicht  ge- 
färbt sind,  so  dafs  die  Farbe  der  Lösung  sehr  verschieden 


233 

seyn  kann  v©n  dem,  was  sie  seyn  fror  de,  wann  der  em- 
pfindliche Stoff  allein  vorhanden  wäre. 

71.  Das  zu  Anfange  des  §.  63  erwähnte  Gesetz  schien 
auf  die  Orseille,  wenn  sie  blofs  mit  Wasser  verdünnt  wor- 
dtan,  nicht  sehr  anwendbar  zu  seyn.  Wenn  aber  der 
orange-  und  der  grün-dispergirende  Stoff  mittelst  Aether 
und  Wasser  in  einem,  wie  es  schien,  mehr  igolirtea  Zu- 
stand erhalten  worden,  zeigten  sie  sich  dem  Gesetze  unter- 
tkan.  Wenn  so  z.  B.  die  ätherische  Lösung,  welche  die 
Orange-Dispersion  und  wenig  Anderes  zeigte,  nach  der  drit- 
ten Methode  untersucht  wurde,  fand  ich,  dafs  die  Disper? 
sion  mit  einem  Lichtschweif  anfing,  dem  ein  dunkler  Zahn 
folgte,  der  die  Lage  eines  Absorptionsstreifen  anzeigte. 
Wenn  das  durch  eine  gewisse  Dicke  dieser  Flüssigkeit 
gegangene  Licht  der  prismatischen  Untersuchung  unterwor- 
fen wurde,  zeigte  es  sich  bestehend  aus  Roth,  dem  einiges 
Orange  folgte,  worauf  das  Spectrum  mit  gewöhnlicher 
Plötzlichkeit  abgeschnitten  war.  Nach  einem  breiten  dunk- 
len Zwischenraum  kamen  die  brechbarsten  Farben  schwach 
zum  Vorschein.  Diejenigen  Lösungen,  welche  eine  reich- 
liche Dispersion  des  Grüns  zeigten,  gaben,  aufser  einem 
das  Gelb  auslöschenden  Streifen,  einen  sehr  deutlichen  Strei- 
fen, welcher  das  Grün  von  dem  Blau  trennte.  Ein  ähn- 
licher, aber  keineswegs  deutlicher  Streif  ist  in  der  blofs 
verdünnten  Orseille  sichtbar;  und  es  ist  besonders  zu  be- 
merken, dafs  dieser  Streif,  welcher  etwas  über  dem  Punkt 
des  Spectrums  vorkommt,  wo  die  grüne  Dispersion  beginnt» 
deutlicher  wird,  sobald  die  grün-dispergirende  Substanz  sich 
in  einem  mehr  isolirten  Zustand  anwesend  befindet. 

72.  Zwei  Portionen  Lackmus  wurden,  die  eine  mit 
Aether,  die  andere  mit  Alkohol  übergössen  und  stehen  ge- 
lassen. Beide  Auszüge,  besonders  aber  der  letztere,  waren 
höchst  empfindlich,  zeigten  Dispersionen  des  Orange  und 
des  Grün,  ähnlich  wie  die  Orseille,  und  anscheinend  ver- 
möge derselben  empfindlichen  Stoffe.  Der  ätherische  Aus- 
zug dispergirte  hauptsächlich  orange,  während  der  alkoho- 


234 


tische  orange  und  grün  in  fast  gleichen  Mengen  dispergirte. 
Der  letztere  Auszug  zeigte  eine  merkwürdig  reichliche  dis- 
persive  Reflexion  einer  Farbe  fast  wie  die  von  Schlamm 
(mud);  es  war  eine  der  seltsamst  aussehenden  Flüssigkei- 
ten, die  ich  angetroffen  habe.  Wenn  man  sie  so  beichaut, 
dafs  kein  durchgelassenes  Licht  in  das  Auge  kommen  kann, 
so  Mfllte  man  glauben,  es  wäre  schlammiges  Wasser  aus 
einem  Pfahl  auf  der  Strafse.  Hält  man  aber  die  Flasche, 
worin  sie  befindlich,  zwischen  Auge  und  Fenster,  so  er- 
scheint sie  vollkommen  klar  und  schön  purpurfarben. 

KanarieagUs. 

73.  Unter  den  Medien,  welche  die  Eigenschaft  der 
inneren  Dispersion  in  hohem  Grade  besitzen,  erwähnt  Sir 
David  Brewster  eines  gelben  böhmischen  Glases,  wel- 
ches ein  lebhaft  grünes  Licht  dispergirt.  Diefs  veranlagte 
mich,  einem  solchen  Glase  nachzuspüren,  und  es  zeigte  sich, 
dafs  es  als  Flacons  und  andere  Artikel  der  Art  ziemlich 
häufig  vorkommt.  Im  durchgelassenen  Licht  bat  das  Glas 
eine  blafs  gelbe  Farbe.  Seine  Anwendung  beruht  in  gro- 
fsem  Maafse  auf  der  innern  Dispersion,  welche  den  daraus 
verfertigten  Gegenständen  ein  schönes  und  ungewöhnliches 
Ansehen  giebt.  Im  Handel  führt  es  den  Namen  Kanarien- 
glas.  Die  folgenden  Beobachtungen  wurden  mit  einem 
Fläschchen  englischen  Ursprungs  gemacht. 

74.  In  unzerlegtem  Sonnenlicht  war  das  dispergirte 
Bündel  gelblich  grün.  Die  Dispersion  war  so  stark,  dafs, 
bei  Anwendung  einer  grofsen  Linse,  das  dispergirte  Bün- 
del fast  blendete.  Die  prismatische  Zusammensetzung  die- 
ses Bündels  war  ungemein  merkwürdig.  Bei  der  Zerlegung 
erwies  es  sich  bestehend  aus  fünf  hellen  Streifen,  von  glei- 
cher Breite  und  gleichem  oder  fast  gleichem  Abstand,  ge- 
trennt durch  schmale  dunkle  Streifen.  Der  erste  helle  Streif 
war  roth,  der  zweite  röthlich  orange,  der  dritte  gelblieh 
grün,  der  vierte  und  der  fünfte  grün.  Sehr  oft  habe  idi 
bei  prismatischer  Zerlegung  dispergirter  Bündel  dunkle  Strei- 
fen oder  wenigstens  Minima  im  Spectrum  beobachtet,  aber 


235 

niemals  ein  so  merkwürdiges  Beispiel  wie  dieses  angetrof- 
fen, ausgenommen  bei  einer  Klasse  von  Verbindungen, 
welche  zu  untersuchen  ich  dusch  die  Eigenschaften  des 
Kanariengfases  veranlafst  ward. 

791  Bei  Zerlegung  eines  Bündels  Sonnenlicht,  defs 
durch  eine  gewisse  Dicke  des  Glases  gegangen  war,  fand 
eich  ein  matter  (dusky)  Absorptionsstreif  etwas  unter  F, 
ein  anderer  weniger  deutlicher  bei  F\G7  und  etwas  un- 
terhalb G  war  das  Spectrum  abgeschnitten. 

76,  Bei  Untersuchung  des  Glases  nach  der  dritten  Me- 
thode fand  sich,  dafs  die  Dispersion  plötzlich  bei  etwa  der 
festen  Linie  b  anfing.  Sie  blieb  durch  das  ganze  sichtbare 
Spectrum  hi%  und  noch  weit  jenseits  merkwürdig  stark, 
mit  Ausnahme  eines  Streifens,  der  etwa  Über  F  begann 
und  seine  Mitte  bei  etwa  F$Q  hatte,  wo  ein  merkwürdi- 
ges Minimum  der  Thätigkeit  war.  Dieser  Streif  lag,  wie 
zu  bemerken,  zwischen  den  bereits  erwähnten  Aborptions- 
streifen.  Die  Farbe  des  dispergirten  Lichts  schien  überall 
gleichförmig  zu  seyn,  ausgenommen  vielleicht  da,  wo  die 
Dispersion  eben  anfing.  Diefs  war  das  beste  Medium,  das 
mir  vorgekommen  ist,  um  die  festen  Linien  von  Sufserster 
Brechbarkeit  zu  zeigen,  obgleich  einige  andere  fast  eben 
so  gut  waren. 

77.  Bei  Untersuchung  des  Glases  nach  der  vierten  Me- 
thode fand  sich,  dafs  die  Dispersion  fast  da  begann,  wo 
das  dispergirte  Licht  endete,  d.  h.  die  niedrigste  Brechbar- 
keit  der  der  Dispersion  fähigen  Strahlen  war  fast  gleich  der 
höchsten  Brechbarkeit  der  Strahlen,  die  im  weifsen  Lichte, 
als  Ganzem,  das  dispergirte  Bündel  ausmachten.  In  der 
Tbat  schien  die  Dispersion  ein  wenig  vor  oder  etwa  bei 
der  Brechbarkeit  des  vierten  dunklen  Streifen  im  Spectrum 
des  ganzen  dispergirten  Bündele  zu  beginnen.  Als  man 
mit  der  einen  Hand  das  kleine  Prisma  vor  dem  Auge  hielt 
und  mit  der  andern  die  im  Brett  befindliche  kleine  Linse 
langsam,  in  Richtung  vom  Roth  zum  Violett,  durch  den 
Theil  des  Spectrums  führte,  wo  die  Dispersion  begann,  fand 
sich  die  Region  der  ersten  vier  Streife«  fast  mit  einem 


236 

Male  erleuchtet,  während  zuvor  das  ganze  Gesichtsfeld  dun- 
kel gewesen  war.  Schob  »an  die  Linse  sehr  wenig  wei- 
ter, so  war  das  dispergirte  Bündel  mit  seinen  fünf  Streifen 
vollständig  da.  In  der  That  erschienen  alle  fünf  fast  zu- 
gleich. Denkt  man  sich  das  weifse  Licht  zerlegt  in  zwei 
Theile,  von  denen  der  erste  Strahlen  aller  firechbarkeiien 
bis  etwa  zur  festen  Linie  6,  und  der  andere  Strahlen  von 
gröfseren  Brechbark  ei ten  enthält,  so  kann  man  mit  Annähe- 
rung und  fast  mit  vollkommner  Genauigkeit  sagen,  dafs 
das  vom  weifsen  Licht,  als  Ganzem,  dispergirte  Licht  aus- 
•chliefslich  dem  ersten  Theile  angehöre;  und  doch  würde 
durchaus  keine  Dispersion  entstehen,  wenn  das  Fläschchen 
blofe  von  dem  ersten  Theil  beleuchtet  w£re,  wogegen, 
wäre  es  allein  beleuchtet  von  dem  zweiten  Theil,  worin 
kein  Strahl  enthalten  ist,  der  gleiche  Brechbarkeit  mit  einem 
der  dispergirten  Strahlen  hat,  die  Dispersion  in  ganzer  Voll- 
kommenheit auftreten  würde. 

* 

Gemeine  farblose  Gläser. 

78.  Sir  David  Brewster  giebt  an,  dafs  er  manche 
Stücke  von  farblosem  Tafelglase  und  farblosem  Flintglase 
angetroffen  habe,  die  ein  schönes  grünes  Licht  dispergireu. 
Alle  farblosen  Gläser,  die  ich  untersuchte,  dispergirten  in 
gröfserem  oder  geringem  Maafs  innerlich  Licht,  aufgenommen 
einige  zu  Dr.  Faraday'a  Versuchen  gehörige  Exemplare. 
Ein  schönes  Grün  scheint  die  gemeinste  Farbe  des  dispergir- 
ten Bündels  zu  seyn;  ich  fand  sie.  bei  Weingläsern,  Wein- 
flaschen (Decmnters),  Medicingläsern,  Stücken  von  ungekühl- 
tem  Glase  u.  s.  w.  auch  bei  manchen  Sticken  Tafel-  und 
Kronglas.  Das  Grün  war  insgemein  schöner  als  daß  von 
Kanarienglas  dispergirte,  doch  nicht  so  reichlich.  Bei  Zer- 
legung fand  es  sich  insgemein  bestehend  aus  Roth  und 
Grün,  getrennt  durch  einen  dunklen  Streif  oder  vielmehr 
ein  Helligkeitsminimum.  Diejenigen  Exemplare,  welche  nach 
der  dritten  und  vierten  Methode  untersucht  wurden,  zeig- 
ten etwas  falsche  Dispersion,  hauptsächlich  in  dem  hellsten 
Theil  des  Spectcums,  allein  der  gröfaetre  Theil  war  wahr- 


237 

halle  Dispersion.  Biese  Dispersion  ward  haupteÄeWich  er- 
zeugt durch  einen  etwas  schmalen  Streifen,  der  die  feste 
Linie  6  einscblofs,  wo  ein  merkwürdiges  ErapfindKchkeits- 
inaximum  zu  seyn  schien.  Die  Linie  6  lag  etwas  über  der 
unteren  Gräme  des  Streifens.  Unter  dem  Streifen  fand 
auch  Dispersion  statt,  aber  nicht  ganz  so  reichlich,  und 
etwas  weiter  herab  im  Spectrum  schien  ein  anderes  Efc- 
pfindlichkeitsmaximum  vorhanden  zu  seyn.  lieber  den  Strei- 
fen hörte  aber  die  Dispersion  fast  ganz  und  plötzlich  .auf;  ein 
sehr  ungewöhnlicher  Umstand,  wenn  das  active  und  das 
dispergirte  Licht  in  Brechbarkeit  gut  getrennt  sind.  D» 
Lage  des  Streifens  im  Spectrum  und  die  Vertheilung  der 
Helligkeit  in  demselben,  welche  beide  sehr  eigentümlich 
waren,- zeigten  sich,  als  gleich  bei  allen  Exemplaren,  die 
empfindlich  genug  waren,  um  nach  der  dritten  Methode 
untersucht  zu  werden;  allein  die  Farbe  des  d&pergirten 
Lichts  war  nicht  ganz  gleich. 

79.  Häufig-  trifft  man  orangenfarbene  Gläser  an,  die 
eine  Fülle  von  blau- grüner  Farbe,  ganz  verschieden  von 
der  (kirchgelassenen,  von  einer  Seite  refleetiren  oder  viel- 
mehr in  allen  Richtungen  zerstreuen.  In  solchen  Füllen 
ist  die  Masse  des  Glases  farblos  und  die  färbende  Substanz 
beiludet  sich  in  einer  sehr  dünnen  Lage  an  einer  Seite  der 
Platte.  Man  sieht  die  bläulich  grüne  Farbe,  wean  die  farb- 
lose Seite  dem  Auge  zugewandt  ist.  Da  Sir  John  Her- 
scbel  vermuthete,  diese  Erscheinung  habe  einige  Analogie 
mit  den  reflectirten  Farben  des  Flufespatbs  und  der  Lösung* 
des  schwefelsauren  Chinins,  so  wurde  ich  begierig,  die 
Natur  der  Dispersion  näher  zu  bestimmen.  Bei  Untersu- 
chung ergab  sich,  dafs  hier  nichts  als  falsche  Dispersion 
vorhanden  ist,  so  dafs  man  annehmen  könnte,  die  Erschei- 
nung werde  erzeugt  durch  ein  sehr  feines  blau-grünes  Pulver 
in  der  klaren  orangerothen  Schicht  oder  in  dem  farblosen 
Theil  des  Glases  dicht  an  der  farbigen  Schicht.  Die  Er- 
scheinung hat  daher  keinen  Zusammenhang  mit  den  Färben 
des  Flufsspaths  oder  schwefelsauren  Chinins.  Eben  das- 
selbe Glas  freilich,  wettfces  an  der  Oberfläche  ein  Blau- 


238 

grün  refleetirte,  zeigte  bei  Untersuchung  durch  condentir- 
tes  Sonnenlicht,  auch  etwas  wahre  Dispersion  in  seinein 
farblosen  Tbeil,  ganz  wie  es  anderes  farbloses  Glas  gezeigt 
haben  würde;  allein  diefs  hat  offenbar  nichts  zu  thun  mit 
der  eigentümlichen  Reflexion,  welche  bei  einem  sieben 
Glase  die  Aufmerksamkeit  erregt. 

Bemerkungen  au  den  verstehenden  Be«ultaten. 

80.  Es  giebt  bei  der  inneren  Dispersion  ein  Gesetz, 
welches  allgemein  zu  seyn  scheint,  nämlich,  dafs  wenn  die 
Brechbarkeit  des  Lichts  durch  Dispersion  geändert  wird, 
sie  immer  erniedrigt  wird.  Ich  habe  sehr  viele  Media,  au- 
fser  den  erwähnten,  untersucht  und  nirgends  auch  nur  eine 
Ausnahme  angetroffen.  Beim  Beobachten  nach  der  vierten 
Methode  schien  ein  Paar  Mal  auf  den  ersten  Blick  etwas 
dtspergirtes  Licht  erzeugt  zu  werden,  wenn  die  kleine  Linse 
jenseits  des  äufsersten  Roth  gestellt  war;  allein  bei  nähe* 
rer  Untersuchung  Überzeugte  ich  mich,  dafs  diefs  nur  von 
Licht  herrührte,  welches  die  Oberflächen  des  grofsen  Prisma 
und  der  Linse  zerstreut  hatten,  die  somit  als  selbst-leucfa- 
tende  Korper  wirkten,  ein  Licht  von  hinreichender  Inten- 
sität aussandten,  um  ein  sehr  empfindliches  Medium  zu 
affteiren. 

81.  Angenommen,  es  falle  Licht  von  gegebener  Breeh- 
barkeit  auf  ein  gegebenes  Medium.  Eine  Zahlengröfse  mag 
als  Maafs  der  Brechbarkeit  genommen  und  der  Brechungs- 
index in  einer  Normaisubstanz  betrachtet  sejn.  Seyen  die 
Brechbarkeiten  des  einfallenden  und  des  dispergirten  Lichts 
auf  eine  als  Abscissenaxe  angenommene  gerade  Linie  AX 
(Fig.  2,  Taf.  1)  aufgetragen.  Mag  AM  die  Brecbbarkeit 
des  einfallenden  Lichtes  vorstellen,  and  eine  Curve  gezo- 
gen seyn,  deren  Ordinaten  die  Intensitäten  der  Bestand- 
theile  des  wahrhaft  dispergirten  Bündels  repräsentiren.  Nach 
dem  oben  aufgestellten  Gesetz  wird  rechts  vom  Punkte  M 
niemals  irgend  ein  Theil  der  Curve  angetroffen  werden, 
allein  in  anderer  Beziehung  ist  in  ihrer  Form  eine  grofse 
Mannigfaltigkeit  erlaubt.    Zuweilen  verläuft  sich  die  Carve 


239 

ziemlich  gleichförmig,  zuweikn  zeigt  sie  mehre  Maxina  und 
AtJBima,  oder  scheint  gar  aus  abgesonderten  Stücken  zu 
bestehen.  Zuweilen  bleibt  sie  von  M  getrennt,  wie  in 
Fig.  2;  zuweilen  kommt  sie  M  so  nahe»  dafs  der  brechbarste 
TheÜ  des  wahrhaft  dispergirten  Bündels  sich  vermengt  mit 
dem  aus  der  falschen  Dispersion  entstehenden  Bündel. 

82.  Sey  f  (x)  die  der  Abscisse  x  entsprechende  Or- 
dinate der  Cuvre  und  a  die  Abscisse  des  Punktes  M.  Da 
f  (x)  Null  wird,  wenn  x  über  a  hinausgebt,  so  mufc  die 
Curve  am  spätesten  im  Punkte  M  die  Axe  erreichen,  so* 
bald  man  nicht  annimmt,  die  Function  sey  einer  plötzlichen 
Aenderang  fähig,  wie  sie  in  Fig.  3  vorgestellt  ist  Ich 
glaube  nicht,  dafs  eine  solche  plötzliche  Äenderung,  rich- 
tig verstanden,  nothwendig  mü  dem  Stetigkeitsgesetz  im  93. 
Widersprach  stehe.  Der  Erläuterung  halber,  wollen  wir  ~" 
das  Phänomen  der  totalen  inneren  Reflexion  betrachten.- 
Sey  P  ein  Punkt  in  Luft,  gelegen  im  Abstände  *  von  einer 
unendlichen  Ebene,  welche  Luft  von  Glas  trennt.  Das 
Licht  habe  eine  Intensität  gleich  Eins,  komme  von  einem 
unendlich  entfernten  Punkt,  und  falle  unter  einem  Winkel 
y+S  von  innen  auf  diese  Ebene,  wo  y  der  Winkel  der 
totalen  inneren  Reflexion  sey.  Gemeiniglich  und  für  die 
meisten  Zwecke  mit  Recht,  wird  angenommen,  die  Inten- 
sität bei  P  ändere  sich  plötzlich  mit  S,  habe,  90  lange  ä 
negativ  ist,  einen  endlichen  Werth,  welcher  nicht  mit  <J 
verschwinde,  sondern  gleich  Null  sey,  wenn  S  positiv  ist. 
Die  Art,  wie  hier  dem  Stetigkeitsgesetz  genügt  wjrd,  ist 
bemerkenswert!!.  Wenn  ä  vom  Negativen  ins  Positive  über- 
geht, wird,  im  analytischen  Ausdruck  fiir  die  Vibration, 
die  Coordtnate  *  aus  einer  Circularfunction  m  einer  Expo« 
nentialfunction  mit  negativem  Index,  der  in  seinem  Nenner 
A  die  Wellenlänge  enthält.  So  wie  8  durch  Null  hin  wächst, 
ändert  sich  der  Ausdruck  für  die  Vibration  stetig;  allein, 
wenn  *  grofs  im  Vergleich  zu  A  ist,  nimmt  es  mit  ungemeiner 
Schnelligkeit  ab,  sobald  S  positiv  wird.  Wegen  der  unge- 
meinen Kleinheit  von  X  genügt  es  für  die  meisten  Zwecke, 
die  Intensität  als  eine  Function  von  S  zu  betrachten,  welche 


240 

plötzlich  verschwindet,  and  in  der  That,  wäre  es  kaum 
correct,  sie  anders  zu  betrachten.  Denn  der  Gebrauch  des 
Wortes  Intensität  schliefst  ein,  dafs  wir  Licht  wie  gewöhn- 
lich betrachten,  wogegen  diejenigen  Erscheinungen,  die  uns 
nöthigen,  die  Störung,  welche  im  zweiten  Mittel  stattfin- 
det, wenn  der  Einfallswinkel  den  der  totalen  inneren  Re- 
flexion übertrifft,  in  Rechnung  zu  ziehen,  dahin  führen, 
die  Natur  sowohl  als  die  Gröfse  jener  Störung  zu  betrach- 
ten, die  nicht  mehr  aus  einer  Reihe  ebener  Wellen  besteht, 
die  Licht  wie  gewöhnlich  constituiren.  In  einem  ähnlichen 
.Sinne  vermeine  ich  zu  sagen,  dafs  wir  die  Function  f(x), 
welche  die  Intensität  des  wahrhaft  dispergirten  Lichts  aus- 
drückt, als  plötzlich  sich  ändernd  ansehen  können,  ohne 
damit  irgend  das  Stetigkeitsgesetz  zu  verletzen.  Beim  Be- 
obachten nach  der  vierten  Methode  ist  der  Theil  des  Spec- 
trums, mit  dem  man  arbeitet,  obwohl  er  klein  seyn  kann, 
nothwendig  begränzt,  und  in  einigen  Fällen  liefs  sich  keine 
Trennung  zwischen  dem  wahrhaft  und  dem  falsch  disper- 
girten Lichtbündel  nachweisen.  Ich  vermag  also  nicht  aus 
Erfahrung  zu  sagen,  ob  die  Variation  von  f(x),  wenn- 
gleich sie  bisweilen  sehr  rasch  ist,  immer  stetig  sey  oder 
in  einigen  Fällen  wahrhaft  plötzlich.  Ich  glaube  jedoch, 
dafs  die  Beobachtung  eher  die  erstere  Voraussetzung  be- 
günstige, die  auch,  unabhängig  von  der  Beobachtung,  weit 
wahrscheinlicher  ist. 

83.  Obgleich  das  in  §.  80  erwähnte  Gesetz  das  einzige 
ist,  welches  ich  zwischen  der  Intensität  und  der  Brechbar- 
keit der  Bestandtheile  des  dispergirten  Bündels  zu  entdecken 
vermochte,  es  immer  gültig  zu  seyn  scheint  und  einen  ma- 
thematischen Ausdruck  gestattet,  so  giebt  es  doch  gewöhn- 
lich bei  dem  Phänomen  noch  einige  andere  Umstände,  wel- 
che beachtenswerth  sind. 

Wenn  die  Dispersion  bei  Ankunft  an  einem  gewissen 
Punkt  des  Spectrums  fast  plötzlich  beginnt,  so  ist  das  dis- 
pergirte  Bündel  häufig  zuerst  fast  homogen  und  von  glei- 
cher Brechbarkeit  wie  das  thätige  Licht.  Ist  das  disper- 
girte  Bündel,  bei  erster  Wahrnehmung,  entschieden  homogen, 

so 


241 

so  erstreck!  sich  seine  Brechbarkeit  bis  fast,  wenn  nicht 
ganz,  zu  der  des  thätigen  Lichts,  so  dafs  es  schwer,  wenn 
nicht  unmöglich  ist,  das  wahrhaft  dispergirte  Licht  von 
dem  falsch  dispergirten  zu  sondern.  Andrerseits,  wenn  das 
dispergirte  Bündel  allmälig  zum  Vorschein  kommt,  findet 
sich  gewöhnlich,  dafs  die  Brechbarkeit  selbst  seines  brech- 
barsten Theils  nicht  die  des  thätigen  Lichts  erreicht. 

So  war,  bei  der  rothen  Dispersion  in  einer  Lösung  von 
Blattgrün  und  bei  der  orangefarbenen  Dispersion,  welche 
eine  Orseillelösung  oder  ein  Aufgufs  von  Mercurialis  peren- 
nis  zeigt,  das  dispergirte  Licht  anfangs  fast  homogen  und 
von  gleicher  Brechbarkeit  wie  das  thätige  Licht.  Bei  der 
grünen  Dispersion,  die  man  in  einer  Orseillelösung  oder 
im  Kanarienglase  sieht,  war  das  dispergirte  Licht  vom  An. 
fang  an  heterogen,  allein  dennoch  hatte  bei  seinem  ersten 
Erscheinen  ein  Theil  desselben  fast  gleiche  Brechbarkeit 
mit  dem  thätigen  Licht.  In  einer  Lösung  von  schwefelsau- 
rem Chinin  kam  die  Dispersion  allmälig  zum  Vorschein 
und  sie  ward  wahrnehmbar  als  das  thätige  Licht  zur  Mitte 
des  Spectrums  gehörte ;  das  dispergirte  Licht  bestand  dann 
aus  Farben  von  niederer  Brechbarkeit.  Der  helle  Theil 
der  Dispersion  erschien  jedoch  ziemlich  rasch,  wenn  das 
thätige  Licht  sich  der  äufsersten  Gränze  des  sichtbaren 
Spectrums  näherte,  und  demgemäfs  bestand  das  dispergirte 
Bündel  in  diesem  Falle  hauptsächlich  aus  Licht  von  hoher 
Brechbarkeit. 

84.  Die  Absorptionsweise  eines  Mediums  kann  ganz 
zweckmäfsig  durch  eine  Curve  vorgestellt  werden,  wie  es 
durch  Sir  John  Herschel  geschehen  ist.  Um  in  ähnlicher 
Weise  den  Gang  der  inneren  Dispersion  vorzustellen,  wäre 
eine  krumme  Fläche  erforderlich.  Sey  die  Brechbarkeit 
des  Lichts  wie  zuvor  gemessen,  und,  der  Einfachheit  hal- 
ber, die  Intensität  des  einfallenden  Lichtes  als  unabhängig 
von  der  Brechbarkeit  angenommen,  so  dafs  dy  die  Menge 
des  einfallenden  Lichtes  vorstellen  kann,  dessen  Brechbar- 
keit zwischen  y  und  y+dy  liegt  Den  Effect  dieser  Por- 
tion des  einfallenden  Lichts  für  sich  betrachtend,  sey  x  die 

Peggeod.  Ann.  Ergänsungsbd.  IV.  16 


242 

Brechbarkeit  irgend  einer  Portion  des  dispergtrten  Lichts 
und  zdxdy  die  Menge  des  dispergirten  Lichts,  dessen 
Brechbarkeit  zwischen  x  und  x-\-dx  liegt.  Dann  wird  die 
krumme  Fläche,  deren  Coordinateu  x,  y,  z  sind,  die  Na- 
tur der  inneren  Dispersion  des  Mittels  vorstellen.  Wir 
müssen  voraussetzen ,  die  Intensität  des  einfallenden  Lichts 
sey  auf  eine  vom  Auge  unabhängige  Einheit  bezogen,  weil 
das  Beleuchtungsvermögen  der  Strahlen  jenseits  des  Violetts 
und  selbst  die  des  äufsersten  Violetts  in  einem  übermässigen 
Mifsverhältnifs  zu  der  Wirkung  steht,  welche  sie  in  diesen 
Erscheinungen  hervorbringen. 

Vermöge  der  Natur  des  Falls  kann  die  Ordinate  *  der 
Fläche  niemals  negativ  seyn.  Das  in  §.  80  erwähnte  Ge- 
setz kann  ausgedrückt  werden,  indem  man  sagt,  dafs  wenn 
man  durch  die  Axe  der  z  eine  den  Winkel  zwischen  den 
Axen  der  x  und  y  halbirende  Ebene  legt,  die  krumme  Fläche 
an  allen  Punkten  seitwärts  dieser  Ebene  gegen  die  positi- 
ven x  hin  mit  der  Ebene  der  xy  zusammenfalle. 

85.  Betrachten  wir  die  Gestalt  dieser  Fläche  in  zwei 
oder  drei  Fällen  von  innerer  Dispersion.  Der  leichteren 
Erklärung  wegen,  nehme  man  die  Ebene  der  xy  horizon- 
tal, messe  x  nach  der  Rechten  hin,  y  vorwärts  und  x  auf- 
wärts. Man  ziehe  in  der  Ebene  der  xy  durch  den  Anfangs- 
punkt und,  den  Winkel  zwischen  den  Axen  der  x  und  y 
halbirend,  eine  Linie,  welche,  Kürze  halber,  die  Linie  L 
beifsen  möge.  In  allen  Fällen  steigt  dann  die  Fläche  über 
die  Ebene  nur  links  von  der  Linie  L. 

Bei  der  Lösung  des  Blattgrüns  besteht  die  Fläche  gleich- 
sam aus  zwei  Bergreihen ,  die  in  einer  der  Axe  der  y  pa- 
raHelen oder  fast  parallelen  Richtung  fortlaufen.  Die  erste 
Reihe,  verlängert,  würde  die  Axe  der  x  in  einem  Punkte 
treffen,  der  dem  Orte  des  dunklen  Streifens  No.  1  im  Roth 
ganz  oder  nahe  entspricht.  Die  zweite  würde  sie  irgendwo 
an  dem  dem  Grün  entsprechenden  Orte  treffen.  Die  grüne 
Bergreihe  ist  viel  breiter  als  die  rothe,  aber  sehr  viel  nie- 
driger, und  verhältnifsmäfsig  unbedeutend.  Der  Rücken 
der  rotten  Reihe  ist  keineswegs  gleichförmig,  sondern  bie- 


243 

tct  eine  Folge  von  Maximis  und  Minimis  dar.  Die  Reihe 
beginnt  an  dem  der  Axe  der  x  zunächst  liegenden  Ende 
mit  einem  sehr  hohen  Pic,  bei  weitem  dem  höchsten  in 
der  ganzen  Fläche.  Geht  man  auf  dem  Rücken  vorwärt?, 
so  findet  man  fünf  Minima  oder  Pässe  mit  dazwischen  lie- 
genden Gipfeln.  Die  Ordinaten  y  der  ersten  vier  dieser 
Minima  entsprechen  den  Brechbarkeiten  der  hellen  Streifen 
No.  2,  3,  4  und  5.  Das  letzte  Minimum  liegt  etwas  weiter 
hin.  Ob  ähnliche  Minima  in  der  grünen  Bergreihe  existi- 
ren,  ist,  wegen  der  Schwäche  des  grün  dispergirten  Lichts, 
nicht  durch  Beobachtung  zu  entscheiden. 

Beim  Kanarienglase  besteht  die  Oberfläche  aus  fünf  Por- 
tionen, die  gleich  Bergreihen  parallel  der  Axe  der  y  fort- 
laufen und  Abscissen  haben,  die-respective  dem  Orange, 
röthlichem  Orange,  gelblichem  Grün,  Grün  und  brechba- 
rerem Grün  angehören.  Diese  Reihen  laufen  nicht  alle  dicht 
von  der  Linie  L  aus,  sondern  enden  seitwärts  gegen  die 
Axe  der  x  hin  fast  in  Klippen,  an  Punkten,  an  welchen 
die  Ordinate  y  fast  gleich  ist  der  Abscisse  der  fünften  Reihe, 
vielleicht  etwas  geringer.  So  sind  die  drei  ersten  Reihen 
wohl  getrennt  von  der  Linie  L.  Die  Bergreihen  sind  von 
einer  Art  von  Thal  durchschnitten,  das  parallel  der  Axe 
der  x  fortläuft  und  zu  seiner  Ordinate  y  die  Brechbarkeit 
von  F-^G  besitzt.  Mit  Ausnahme  der  Minima,  die  dort  vor- 
kommen, wo  die  Reihen  von  diesem  Thal  durchschnitten 
werden,  laufen  die  Rücken  sehr  gleichförmig  fort  und  die 
Bergreihen  senken  sich  nur  sehr  allmälig. 

Die  Form  der  Fläche,  welche  die  innere  Dispersion  einer 
schwefelsauren  Chininlösung  ausdrückt,  kann  von  der  Be- 
schreibung dieses  Mediums  abgenommen  werden.  Die 
Fläche  ähnelt  einem  ansteigenden  Lande,  das  nicht  von 
merkwürdigen  Bergreihen  oderThälern  durchschnitten  wird. 

Fig.  4  Taf.  1.  ist  eine  rohe  Darstellung  der  inneren  Dis- 
persion bei  einer  Lösung  von  Blattgrün.  Die  in  der  Figur 
angegebenen  Curven  mufs  man  sich  um  die  Linien,  auf 
welchen  sie  stehen,  um  90°  gedreht  denken;  dann  reprä- 
sentiren  sie  Durchschnitte  der  schon  beschriebenen  Fläche 

16* 


244 

durch  senkrechte  Ebenen,  parallel  der  Axe  der  x.  OL  ist 
eine  gerade  Linie,  die  den  Winkel  xOg  halbirt.  Die  Fi- 
gur bezweckt  nnr  dem  Leser,  der  sich  eine  klare  Vorstel- 
lung von  der  allgemeinen  Natur  der  Erscheinung  machen 
will,  zu  Hülfe  zu  kommen,  und  macht  wegen  des  Details 
keinen  Anspruch.  Ich  habe  nicht  versucht,  die  verschiede- 
nen Maxima  und  Minima  in  der  Intensität  des  rothen  dis- 
pergirten  Lichtbfindels  darzustellen.  Will  man  in  solcher 
Figur,  wenn  angenommenermafsen  homogenes  Licht  auf  das 
Medium  einfällt,  den  Ort  des  falsch  •dispergirten  Bündels 
angeben,  so  ziehe  man  nur  eine  gerade  Linie,  parallel  der 
Axe  der  x,  durch  den  Punkt  in'  der  Axe  der  y,  welcher 
der  Brechbarkeit  des  einfallenden  Lichts  entspricht;  er  ist 
da,  wo  diese  Linie  die  Gerade  OL  schneidet;  welche  den 
Winkel  xOy  halbirt 

Von  der  Ursache  der  Klarheit  der  Flüssigkeiten,  ob  geach- 
tet sie  eine  reichliche  innere  Dispersion  zeigen  mögen. 

86.  Es  ist  schon  bemerkt  worden,  dafc,  obgleich  Was- 
ser, welches  eine  Wasserfarbe  in  Schwebung  enthalt,  eine 
bewundernswürdige  Nachahmung  einer  sehr  empfindlichen 
Flüssigkeit  ist,  wenn  letztere  durch  dispersive  Reflexion 
allein  betrachtet  wird,  doch  beide  Flüssigkeiten  ein  ganz 
verschiedenes  Ansehen  haben,  wenn  man  sie  im  durchge- 
lassenen Lichte  beschaut.  Die  Ursache  dieser  Verschieden- 
heit ergiebt  sich  ziemlich  einfach.  Das  Licht  der  inneren 
Dispersion  geht  von  jeder  Portion  der  unter  dem  Einflufs 
des  thätigen  Lichtes  stehenden  Flüssigkeit  aus,  und  schein- 
bar in  allen  Richtungen  gleich.  Ich  habe  nicht  versucht, 
experimentell  zu  bestimmen,  ob  die  Intensität  in  allen  Rich- 
tungen genau  dieselbe  sey.  Der  Versuch  würde  sehr  schwie- 
rig seyn,  besonders  für  Richtungen,  die  mit  der  des  thä- 
tigen Lichtes  nahe  zusammenfallen,  weil  dabei  das  Licht, 
welches  wirklich  von  innerer  Dispersion  herrührt,  sich  ver- 
mischen würde  mit  dem  Schein,  der  immer  in  der  Nähe 
eines  Lichts  von  blendender  Helligkeit  angetroffen  wird. 
Ich  habe  indefs  nichts  beobachtet,    was  mich    vermuthen 


245 

lassen  könnte,  dafs  die  Intensität  des  Licbts  in  verschie- 
deneu Richtungen  ungleich  sey.  Die  Resultate  der  Beob- 
achtung lassen  sich  aufserordentlich  gut  ausdrücken,  wenn 
man  sagt,  die  Flüssigkeit  oder  das  starre  Mediuni  sey  selbst, 
leuchtend,  so  lange  es  unter  dem  Einflufs  des  thätigeii 
Lichtes  steht. 

Betrachtet  man  einen  hellen  Gegenstand,  z.  B.  den  Him- 
mel oder  eine  Kerzenflamme,  durch  eine  sehr  empfindliche 
Flüssigkeit,  so  ist  demgemäfs  das  regelmässig  durchgelas- 
sene Licht  begleitet  von  etwas  Seitenlicht,  welches  von 
innerer  Dispersion  herrührt.  Das  letztere  ist  jedoch,  indem 
es  von  den  influencirten  Theilchen  in  allen  Richtungen 
gleichmäfsig  ausgeht,  zu  schwach  im  Gegensatz  zu  dem 
regelmäfsig  durchgegangenen  Licht,  als  dafs  es  einen  merk- 
lichen Eindruck  auf  das  Auge  machen  könnte.  Wenn  aber 
eine  an  sich  empfindliche  Flüssigkeit  eine  grofse  Anzahl 
starrer  Theilchen  von  endlicher  Gröfse  schwebend  enthält, 
so  wird  das  von  solchen  Theilchen  reflectirte  Licht  ver- 
stärkt in  Richtungen,  die  nahe  mit  der  des  einfallenden 
Lichts  zusammenfallen,  durch  eine  grofse  Menge  von  dif- 
frangirtem  Licht,  so  dafs  der  durch  eine  solche  Flüssig- 
keit betrachtete  Gegenstand  umringt  ist  von  einer  Art  von 
nebligem  Schein,  welcher  der  Flüssigkeit  ein  milchiges  An- 
sehen verleiht; 

Getränkte  (washed)  Papiere. 

87.  In  einem  Aufsatz  »Ueber  die  Wirkung  der  Strah- 
len des  Sonnenspectrums  auf  vegetabilische  Farben«  er- 
wähnt Sir  John  Herschel  als  einer  von  ihm  an  dem 
mit  Kurkumaetinktur  getränkten  (washed)  Papier  beobach- 
teten Eigenthümlichkeit,  dafs  es,  wenn  man  ein  reines  Spec- 
trum auf  dasselbe  fallen  lasse,  am  violetten  Ende  viel  wei- 
ter erleuchtet  werde  als  weifses Papier  1).  Sir  John  schrieb 
diese  Erscheinung  einer  Eigenthümlichkeit  des  Reflexions- 
vermögens zu,  und  betrachtete  sie  als  einen  Beweis  von  der 
Sichtbarkeit  der  ultra -violetten  Strahlen.     Die  Farbe  der 

1 )  Philosoph,  Transact.  /.  1842,  p.  194. 


246 

Verlängerung  des  Spectruras  war  gelblich  grtiu.  Sir  John 
scheint  zweifelhaft  gewesen  zu  seyn,  ob  die  gelbgrüne 
Farbe  einer  Mischung  der  wahren  Farbe  der  ultra -violet- 
ten Strahlen  mit  dem  von  diffusem  Licht  herrührenden 
Gelb  des  Papiers  zugeschrieben  werden  müsse  oder  der 
wirklichen  Farbe  der  ultra -violetten  Strahlen,  die  in  die- 
ser  Voraussetzung  unrichtig  »lavendelblau«  genannt  wer- 
den würden. 

88.  Nachdem  die  Thatsache  der  Brechbarkeitsverände- 
rung  des  Lichts  festgestellt  worden,  kann  wenig  Zweifel 
darüber  seyn,  dafs  nicht  die  wahre  Ursache  der  Verlän- 
gerung des  Spectrums  auf  dem  mit  Kurkumäpapier  gefärb- 
ten Papier  sehr  verschieden  ist  von  der  von  Sir  John  ver- 
umtheten,  dafs  sie  von  einer  Brechbarkeitsveränderung  des 
einfallenden  Lichtes  herrühre,  die  das  Medium  in  starrem 
Zustande  bewirkt  hat.  Kurkumätinktur  ist,  wie  schon  er- 
wähnt, eit^e  Flüssigkeit,  welche  die  Eigenschaft  der  inneren 
Dispersion  in  hohem  Maafse  besitzt.  Die  eben  erwähnte 
Beobachtung  Sir  John  Herschel's  war  es,  die  mich  ver- 
anlagte, diese  Flüssigkeit  zu  untersuchen.  Es  ist  jedoch 
durchaus  nicht  wesentlich,  dafs  eine  empfindliche  Substanz 
im  Zustande  der  Lösung  oder  eines  transparenten  Soli- 
dums  da  sey,  um  die  von  ihr  bewirkte  Brechbarkeitsver- 
änderung durch  eilten  directen  Versuch  zu  erweisen,  ob- 
wohl natürlich  die  Beobachtungsweise  verändert  werden 
umfs. 

89.  Ein  Stück  Papier  wurde  zubereitet,  indem  man  etwas 
Kurkumätinktur  darauf  tröpfelte  und  dann  trocknen  lief*. 
Der  tief  mit  Kurkuma  gefärbte  Theil  war  hier  dicht  neben 
dem  weifs  gebliebenen,  und  somit  hatte  man  den  Contrast 
der  Wirkungen  auf  beide  Theile*  Das  Sonnenlicht  wurde 
durch  einen  senkrechten  Schlitz  horizontal  in  ein  dunkles 
Zimmer  reflectirt,  und  das  Papier  wie  gewöhnlich  in  ein 
reines  Spectrum  gestellt.  Auf  dem  gefärbten  Theil  sah  man 
die  festen  Linien  mit  der  äufsersten  Leichtigkeit  bis  jen- 
seits der  Linie  H  und  zwar  auf  einem  gelblichen  Grund. 
Ueberdiefs  waren  die  Farben  in  dem  ganzen  stärker  brech- 


247 

baren  Theil  des  Spectruins  gänzlich  verändert.  Vom  roihen 
Ende  au  bis  etwa  zur  Linie  F  war  keine  wesentliche  Far- 
benveränderung vorhanden;  allein  etwas  weiterhin  kam 
eine  sehr  wahrnehmbare  röthliche  Farbe  zum  Vorschein, 
die  bei  F£G  ganz  entschieden  war  und  sich  -daselbst 
mischte  mit  der  eignen  Farbe  dieses  Theils  des  Spectrums. 
Bei  etwa  G}H  wurde  die  Farbe  gelblich.  Die  Wirklich- 
keit einer  Brechbarkeitsveränderung  liefe  sich  leicht  nach- 
weisen, wenn  man  das  auf  dem  Schirm  befindliche  Spec- 
trum durch  ein  vor  das  Auge  gehaltenes  Prisma  brach. 
Geschab  die  Refraetion  in  einer  der  festen  Linien  parallelen 
Ebene,  so  wurden  diese  durch  das  ganze  Spectrum  hin  deut- 
lich gesehen.  Geschah  sie  aber  in  einer  dagegen  winkel- 
rechten Ebene,  so  waren  die  festen  Linien  wohl  in  dem 
weniger  brechbaren  Theil  des  Spectrums  und  bis  F  hin 
deutlich  sichtbar,  aber  in  dem  übrigen  Spectrum  waren 
sie  mehr  oder  weniger  verwaschen  und  selbst  ganz  aus* 
gelöscht,  )e  nach  ihrer  ursprünglichen  Stärke,  dem  Bre- 
chungswinkel und  Di6persionsvermögen  des  Prismas  und 
dessen  Abstand  vom  Papier.  Mit  einem  Prisma  von  klei- 
nem Winkel  waren  die  Ränder  der  breiten  Streifen  H  pris- 
matisch gefärbt. 

90.  Die  Brechbarkeitsveränderung  ergab  sich  ferner 
durch  folgende  Beobachtung.  Das  Papier  wurde  in  ein 
reines  Spectrum  gelegt,  solchergestalt,  dafs  die  Gränze  der 
gefärbten  und  ungefärbten  Portion  das  Spectrum  der  Länge 
nach  durchlief,  ein  und  dieselbe  feste  Linie  also  zum  Theil 
auf  der  gefärbten,  zum  Theil  auf  der  ungefärbten  gesehen 
wurde.  Bei  Betrachtung  des  Ganzen  durch  ein  Prisma 
von  mäfsigem  Winkel,  welches  vor  dem  Auge  so  gehalten 
wurde,  dafs  die  Brechung  des  Systems  in  winkelrechter 
Richtung  gegen  die  festen  Linien  geschah,  erblickte  man 
die  Linie  F  ununterbrochen  und  G  verschoben,  indem  das 
auf  dem  gelben  Theil  des  Papiers  gebildete  Stück  ein  gutes 
Theil  weniger  gebrochen  war  als  das  auf  dem  weifsen  Theil 
erzeugte.  Das  letztere  freilich  verlängerte  sich  schwach  in 
den  gelben  Theil  des  Papiers,  so  dafs  G  an  dieser  Stelle 


248 

doppelt  erschien;  allein  das  bei  weitem  intensivere  der  bei- 
den Bilder  war  weniger  gebrochen  ab  das  auf  dem  wei- 
ften Papier  gebildete.  Die  ganze  Erscheinung  war  von 
der  Art,  dafs  sie  stark  den  Verdacht  einer  Täuschung  er- 
regte, wie  wenn  eine  andere  auf  dem  gelben  Theil  des 
Papiers  gebildete  Gruppe  von  festen  Linien  mit  G  ver- 
wechselt worden  wäre,  obgleich  gewife  kein  Grund  vor- 
handen war,  warum  eine  solche  Gruppe  nicht  ihr  Gegen- 
stück auf  dem  weifsen  Theil  gehabt  haben  sollte.  Um  je- 
doch allen  Zweifel  zu  beseitigen,  brach  ich  das  System  in 
Richtung  der  festen  Linien,  und  drehte  dann  das  Prisma 
um  die  Augaxe  durch  90°,  so  dafs  die  Brechungsebene 
wie  zuvor  zu  liegen  kam.  Zuerst  wurden  natürlich  die 
beiden  Stücke  der  Linie  G  in  einer  und  derselben  geraden 
Linie  gesehen ;  und  die  vollkommene  Continuität,  aus  wel- 
cher diese  Linie,  beim  Drehen  des  Prismas,  in  die  vorhin 
gesehene  Erscheinung  überging,  hinterliefs  über  die  Wirk- 
lichkeit der  Verschiebung  nicht  den  leisesten  Zweifel. 

91.  Die  Ursache  der  ganzen  Erscheinung  ist  klar  genug- 
Das  von  dem  beleuchteten  Theil  des  gelben  Papiers  her- 
kommende Licht  bestand  in  der  Nähe  von  G  aus  zwei  Por- 
tionen; zunächst  aus  indigfarbenem  Licht,  welches  auf  ge- 
wöhnliche Weise  zerstreut  (scattered*)  worden,  dann,  in 
gröfserer  Portion,  aus  heterogenem  Licht,  welches  eine 
mittlere  und  zwar  ansehnlich  geringere  Brechbarkeit  als  G 
besafs,  und  aus  homogenem  Licht  von  höherer  Brechbarkeit 
entstanden  war.  Die  Abwesenheit  der  ersten  Portion  ver- 
anlafste  die  schwache  Verlängerung  des  stärker  gebroche- 
nen Theilß  der  Linie  G;  die  Abwesenheit  der  zweiten  bat 
zu  dem  weniger  gebrochenen  Theil  Anlafs. 

92.  Die  breiten  Streifen  E  wurden  zwar  schwach,  aber 
ganz  deutlich  auf  dem  weifsen  Papier  gesehen.  Bei  seit- 
licher Brechung  derselben  durch  ein  vor  dem  Auge  gehal- 
tenes Prisma  von  mäfsigem  Winkel,  wurden  sie  verworren 
und  prismatisch  gefärbt.  Die  verwaschenen  Bilder  dieser 
Streifen,  auf  dem  weifsen  und  gelben  Papier,  waren  bei- 
nahe continuirlich.  Daraus  geht  hervor,  dafs  die  Sichtbar- 


249 

keit  der  Streifen  H  auf  dem  weifsen  Papier  von  einer 
Brechbarkeitsveränderung  herrührte,  welche  jene  Substanz 
in  dem  violetten  Lichte  von  äufserster  Brechbarkeit  bewirkt 
hatte. 

93.  Aehnlicbe  Wirkungen,  wie  sie  das  mit  Kuvkumä- 
tinktur  gefärbte  Papier  hervorbringt,  giebt  auch  das  Kur- 
kumäpulver  und  selbst  die  blofs  durchgebrochene  Wurzel. 
Ungeachtet  der  Rauheit  der  Bruchflächen  sind  die  Streifen 
H  und  die  festen  Linien  weithin  mit  der  äufsersten  Leich- 
tigkeit ztf  sehen. 

94.  Viel  besser  fassen  sich  diese  Erscheinungen  beob- 
achten, wenn  man  den  Schlitz  mit  einem  tief  blauen  Glase 
bedeckt,  da  dieses  den  hellen  Theil  des  Spectrums  ganz 
absorbirt,  dagegen  die  violetten  und  unsichtbaren  Strahlen, 
welche  bei  diesen  Erscheinungen  hauptsächlich  wirksam 
sind,  frei  hindurchläfst.  Auf  -diese  Weise  kann  man  feste 
Linien  auf  gewöhnlichem  weifsen  Papiere  weit  über  H 
hinaus  wahrnehmen.  Auch  ohne  den  Gebrauch  des  blauen 
Glases  lassen  sich  diese  Linien  sehen,  wenn  man  die  hellen 
Farben  neben  dem  Band  des  Papiers  vorbeigehen  läfst  und 
blofs  das  äufserste  Violett  und  die  unsichtbaren  Strahlen 
auffängt 

95.  Da  Papier,  mit  Kurkuma  gefärbt,  die  Empfindlich- 
keit dieser  Substanz  so  gut  gezeigt  hatte,  so  wurde  ich 
dadurch  veranlagst  viele  andere  gefärbte  Papiere  zu  unter- 
suchen, und  zwar  Papiere,  die  mit  den  meisten  der  schon 
in  Untersuchung  genommenen  Flüssigkeiten  gefärbt  waren. 
Fast  immer  fand  ich ,  dafs  die  empfindlichen  Substanzen 
empfindliche  Papiere  lieferten,  die  eine  Brechbarkeitsver» 
änderung  von  gleichem  Charakter  wie  die  Lösungen  zeig- 
ten. Aufser  dem  Kurkumäpapier  waren  die  beiden  merk- 
würdigsten Papiere  eins,  gefärbt  mit  einer  ziemlich  starken 
Lösung  von  schwefelsaurem  Chinin,  und  eins  gefärbt  mit 
dem  Auszug  von  Stechapfelsamen  (Datura  Stramonium). 
Ich  mufs  hier  bemerken,  dafs  ich  erst  lange  Zeit  nach  An- 
stellung dieser  Versuche  mit  der  hohen  Empfindlichkeit 
eines  Absuds  von  Bofskastanienrinde  bekannt  wurde.   Das 


der 

letztere  md  emem  ytimtu.     Das  Caaninpapter  zeigte  die 

Dispersion  nickt  so  früh  im  SpcUium  ab  das  Kurki 


violettem  Strahle»  and  anf  tarne  Strecke  watet*«;  allein 


das  Cbininpapier  war  daduich  dem  andern  überlegen, 
es  die  festen  Linien  tob  iufserster  Brahbarkcst  zeigte. 
Beim  Kurkumapapier  war  die  Gruppe  m  klar  genug,  allein 
beim  Cbininpapier  habe  kh  einige  feste  Linien  der  Gmppc 
p  gesehen.  Das  Stnunoninmpapier  ist  im  Ganzen,  glaube 
ich,  rüekskbtÜcb  der  Fülle  des  dispergirten  Lichts  dem  Cbi- 
ninpapier überlegen,  scheint  ihm  aber  im  Entfalten  der  festen 
Linien  von  innerster  Brecobarkett  kaum  gleich  zn  koannen. 
Es  ist  indefs  wahrscheinlich,  daft  ein  mit  einer  l<ftsnng  des 
empfindlichen  Stoff»  im  Znstand  der  Reinheit  getarntes 
Papier  dem  Cbininpapier  in  dieser  Hinsicht  ganz  gleich 
gekommen  seyn  würde. 

96.  Ein  gefärbtes  Papier  ist  für  den  Gebranch  etwas 
bequemer  als  eine  Lösung,  allein  es  zogt,  wie  zn  erwarten, 
die  festen  Linien  nicht  ganz  mit  so  vieler  Zartheit;  auch 
läfet  sich  mit  ihm  das  Spectram  nicht  ganz  so  gut  bis  zu 
den  änfsersten  Grunzen  verfolgen  wie  mit  der  Lösung. 

97.  Die  Empfindlichkeit  des  frischen  Blattgrüns  liefs 
sich  durch  ein  damit  gefärbtes  Papier  auf  diese  Weise 
nicht  dartbun;  allein  die  Empfindlichkeit  der  Substanz,  die 
sich  aus  schwarzem  Thee,  von  dem  der  braune  Farbstoff 
durch  heifses  Wasser  entfernt  worden,  mit  Alkohol  aus- 
stehen läfst,  zeigt  sich  deutlich  durch  die  Röthe,  welche 
sie  in  dem  stark  brechbaren  Theil  des  Spectrums  hervor- 
bringt. 

98.  Papier,  gefärbt  mit  einer  Guajaklösung,  scheint 
eine  Ausnahme  von  der  allgemeinen  Regel  zu  machen; 
allein  darüber  darf  man  sich  nicht  wundern,  da  ein  auf 
diese  Weise  zubereitetes  Papier  im  Lichte  grün  wird,  und 
es  halt  schwer,  diese  Verfärbung  ganz  zu  verhüten.  Dafs 
<ier  flüssige  Zustaud  nicht  wesentlich  ist  für  die  Entfaltung 


251 

der  Empfindlichkeit  dieser  Substanz,  zeigt  sich  iodefe  deut- 
lich durch  den  hoben  Grad  von  Empfindlichkeit  des  starren 
Guajaks.  Man  sieht  dabei  die  Streifen  H  auf  grünlichem 
Grund,  Die  Dispersion  eines  schön  blauen  Lichts  unter 
dem  Einflufs  von  Strahlen  noch  höherer  Brecbbarkeit  zeigte 
das  starre  Guajak  kaum,  wenn  überhaupt. 

99»  Schellack,  gemeines  Harz,  Leim,  sind  sämintKch 
höchst  empfindlich.  Der  Grund,  auf  welchem  die  festen 
Linien  in  der  Nähe  von  IT  gesehen  werden,  ist  beim  Schel- 
lack braun,  beim  Harz  und  Leim  grünlich.  Die  Empfind- 
lichkeit des  Leims  rührt  offenbar  nicht  von  Gallerte  her, 
denn  Hausenhlase  ist  fast,  wenn  nicht  ganz,  unempfindlich. 
Diefs  sind  nur  ein  Paar  Beispiele  von  Empfindlichkeit; 
ich  werde  weiter  keine  anführen,  bis  ich  eine  bessere  Beob- 
achtungsmetbode  beschrieben  haben  werde«  Ich  will  für 
Jetzt  blofs  bemerken,  dafs  verschiedene  gefärbte  Papiere 
in  dem  Zeigen  der  festen  Linien  um  und  Jenseits  H  dem 
Kurkumäpapier  nicht  sehr  nachstehen. 

Effect  der  Brechung  eines  schmalen   Spectrunis  in  lotli- 

reohter  Ebene. 

100.  In  der  zuletzt  beschriebenen  Vorrichtung,  wo 
ein  kurzer  (short)  Schlitz  gebraucht  ward,  war  das  mit 
dem  gefärbten  Papier  oder  sonst  einer  Substanz  aufgefan- 
gene Spectrum  natürlich  schmal,  so  dafs  die  auf  dem  Pa- 
pier gebildeten  Linien  nur  kurz  waren  und  für  blofse 
Punkte  genommen  werden  konnten.  Wenn  man  durch 
ein  Prisma  so  auf  dieses  Spectrum  sah,  dafs  es  in  eiuer 
lothrechten  Ebene  gebrochen  wurde,  so  war  der  Effect  sehr 
auffallend.  Gesetzt,  das  Roth  liege  zur  Linken  und  die 
zu  brechenden  Strahlen  gehen  aufwärts,  so  dafs  nach  dem 
Beobachter  hin  das  Bild  herabwärts  geworfen  werde.  Das 
ursprüngliche  Spectrum  auf  dem  Schirm  wird  durch  das 
vor  dem  Auge  gehaltene  Prisma  in  zwei  von  einander  di- 
vergirende  Spectra  zerlegt.  Das  erste  derselben  läuft  von 
der  Linken  zur  Rechten  schief  herab  und  enthält  die  na- 
türlichen Farben  des  Spectrums  vom  Roth  bis  zum  Violett. 


252 

Es  besteht  aus  Liebt,  welches  von  der  Substanz,  die  das 
primäre  Spectrom  aufgefangen  hat,  in  gewöhnlicher  Weise 
zerstreut  (scattered)  worden  ist,  und  die  Ursache  seiner 
Schiefe  ist  einleuchtend.  Das  zweite  Spectrum  ist  hori- 
zontal, d.  b.  es  nähert  sich  der  Gestalt  eines  langen  Recht- 
ecks, dessen  längere  Seiten  horizontal  liegen.  Natürlich 
wäre  es  theoretisch  möglich  die  lothrechten  Säten  zu  den 
längeren  zu  machen,  allein  wenn  der  Apparat  die  zur  Be- 
quemlichkeit des  Beobachteiis  nöthige  Einrichtung  hat,  sind 
die  horizontalen  Seiten  viel  länger  als  die  verticalen.  Bei 
diesem  zweiten  Spectrum  laufen  die  Farben  kori&onted, 
d.  h.  die  Linien  gleicher  Farbe  liegen  horizontal.  Die 
den  festen  Linien  entsprechenden  Unterbrechungen  des  pri- 
mären Spectrums,  welche  fast  auf  Punkte  reducirt  waren, 
sind  nun  verlängert,  so  dafs  man  in  diesem  seltsam  gebil- 
deten Spectrum  die  hauptsächlichsten  festen  Linien  des 
Sonnen -Spectrums  quer  durch  die  Farben  laufen  siebt. 

101.  Es  wird  zweckmäfsig  seyn,  für  das  zweite  der 
eben  genannten  Spectra  einen  Namen  zu  haben.  Da  der 
Ausdruck  seeundäres  Spectrum  bereits  für  eine  ganz  andere 
Sache  gebraucht  worden  ist,  so  will  ich  es  derivirtes  Spec- 
trum nennen.  Das  erste  der  divergirenden  Spectra  soll 
primitives  Spectrum  heifsen,  während  das  ursprüngliche, 
noch  nicht  durch  das  vor  dem  Auge  gehaltene  Prisma  zer- 
legte Spectrum,  der  Unterscheidung  wegen,  primäres  ge- 
nannt seyn  mag,  wie  es  bereits  geschehen  ist. 

102.  Uebereinstimmend  mit  dem  in  §.  80  ausgespro- 
chenen Gesetz  fand  sich,  dafs  das  derivirte  Spectrum  immer 
an  einer  und  derselben  Seite  des  primitiven  liegt,  und  zwar 
weniger  gebrochen  ist 

103.  Die  Lebhaftigkeit  des  derivirten  Spectrums,  seine 
Ausdehnung  in  verticaler  wie  in  horizontaler  Richtung,  die 
Farben,  aus  denen  es  hauptsächlich  besteht,  die  Vertheilung 
seiner  Helligkeit  in  horizontaler  Richtung,  Alles  .hängt  ab 
von  der  Natur  der  Substanz,  die  das  primäre  Spectrum 
auffängt.  Als  allgemeine  Regel  läfst  sich  angeben,  dafs 
es  von  der  Nähe  des  hellsten  Theils  des  primitiven  Spec- 


253 

i 

trums  ausgeht  und  sich  von  da  bis  zu  einer  guten  Strecke 
jenseits  des  äufsersten  Violetts  ausdehnt,  dafs  mit  einer 
gegebenen  Substanz  seine  Farbe  ziemlich  gleichförmig  ist, 
und  es  sich  beim  Uebergange  von  einem  Yerticalschnitt 
zu  einem  andern  nicht  sehr  verändert.  Zuweilen  bleibt  das 
derivirte  Spectrum  sehr  hell  bis  zu  seiner  Vereinigung  mit 
dem  primitiven,  oder  wenigstens  bis  es  ihm  so  nahe  kommt, 
dafs  der  höhere  Glanz  des  primitiven  Spectrums  alle  Beob- 
achtung am  derivirten  hindert;  zuweilen  bleibt  es  bis  zu 
einem  bedeutenden  Abstände  vom  primitiven  Spectrum 
matt,  und  dann  entsteht,  gegenüber  einem  sehr  brechbaren 
Theil  des  primitiven  Spectrums,  eine  starke  Helligkeit  im 
derivirten,  die'  für  eine  Strecke  anhält;  und  darauf  allmälig 
verschwindet.  Viele  der  in  diesem  Paragraph  erwähnten  Re- 
sultate lassen  »ich  besser  durch  eine  etwas  andere  Methode 
beobachten,  welche  kurz  beschrieben  werden  soll. 

104.  Wie  bereits  angegeben,  sieht  man  die  Streifen  H 
deutlich  auf  weifsem  Papier,  der  bei  Versuchen  über  das 
Spectrum  gewöhnlich  angewandten  Substanz,  allein  nur  in 
Folge  einer  Veränderung  in  der  Brechbarkeit  der  8 ufs er- 
sten violetten  Strahlen.  Die  nämlichen  Streifen  haben  auch 
Andere  bei  ihren  Versuchen  auf  Papier  gesehen,  aber  die 
Sichtbarkeit  derselben  nicht  auf  ihre  wahre  Ursache  zurück- 
geführt. Bei  der  in  §.  100  beschriebenen  Methode  und 
noch  besser  bei  einer  noch  nicht  auseinander  gesetzten 
Methode,  kann  man  sehen,  dafs  die  von  weifsem  Papier 
bewirkte  Brechbarkeitsveränderung  keineswegs  auf  die 
äufsersten  violetten  und  die  noch  stärker  brechbaren  Strah- 
len beschränkt  ist,  sondern  dafs  sie  sich  von  etwa  der 
Mitte  des  Spectrums  bis  zu  einem  guten  Abstand  jenseits 
des  äufsersten  Violetts  erstreckt.  Der  Abstand,  bis  zu  wel- 
cbem  mittelst  des  in  gewöhnlicher  Weise  zerstreuten  (scat- 
tered)  Lichts  die  Beleuchtung  verfolgt  werden  kann,  läfst 
sich  bei  Untersuchung  des  primitiven  Spectrums  wahrneh- 
men. Bei  dem  auf  weifsem  Papier  und  anderen  weifsen 
Substanzen  gebildeten  Spectrum  war  ich  nicht  im  Stande, 
die  Beleuchtung  bis  über  den  Rand  des  breiten  Streifens  H 


254 

zu  verfolgen,  was  mit  dem  Beleuchtungsverniögen  des  fto- 
faereten  Violetts,  wenn  -man  es  direct  mit  dem  Auge  auf- 
fängt, sehr  gut  übereinstimmt 

BeJeucbtungavernögen    der   Strahle»    tob    hober   Brech- 
barkeit. 

105.  Die  Verlängerung  des  auf  Kurkumäpapier  ge- 
sehenen Spectrums  wurde  von  Sir  John  Herschel  für 
einen  Beweis  der  Sichtbarkeit  der  ultra -violetten  Strahlen 
ausgegeben,  oder  vielmehr  für  eine  Bestätigung  anderer 
Versuche,  die  ihm  zu  demselben  Schlufs  geleitet  hatten. 
Natürlich  mufs  jetzt  der  Versuch  mit  Kurkumäpapier  als 
bedeutungslos  für  den  Gegenstand  angesehen  werden,  allein 
aus  der  Art,  in  welcher  Sir  John  von  demselben  spricht, 
gebt  hervor,  dafs  er  die  anderen  Versuche  für  nicht  so 
entscheidend  hielt,  um  einer  solchen  Bestätigung  entbehren 
zu  können.  Der  Versuch  mit  dem  verzerrten  Spectrum 
mufs  in  der  That  jetzt  aufser  Acht  gelassen  werden,  weit 
dabei,  wie  mich  Sir  John  Herschel  belehrt  hat,  das 
Licht  nur  auf  einen  Schirm  geworfen  ward.  Demgemäfs 
kann  die  Frage  über  die  Sichtbarkeit  dieser  Strahlen  als 
noch  offen  für  fernere  Untersuchungen  betrachtet  werden. 

«Bei  Beschäftigung  mit  einigen  der  in  §.  89  beschriebe- 
nen Versuchen  hatte  ich  Gelegenheit  in  einem  recht  dunk- 
len Zimmer  ein  reines  Spectrum  in  Luft  zu  bilden,  wobei 
der  das  Sonnenlicht  einlassende  Schlitz  mit  einem  tief 
blauen  Glase  bedeckt  war,  so  dafs  selbst  hier  keine  grofse 
Lichtmenge  eintrat.  Nun  erhellt,  dafs  wenn  überhaupt  die 
ultra  -  violetten  Strahlen  sichtbar  sind,  sie  es  jetzt  bei 
directer  Auffangung  mit  dem  Auge  seyn  mufsten;  denn 
das  blaue  Glas  war  so  durchgänglich  für  diese  Strahlen, 
dafs  die  festen  Linien  weit  über  H  hinaus  mit  Leichtigkeit 
gesehen  wurden,  selbst  auf  Substanzen,  wie  Papier,  die  in 
der  Empfindtichkeitsscale  unten  stehen;  und  die  Länge  des 
Spectruins  von  B  nach  H  betrug  etwa  fünf  Vierteltoll,  so 
dafs,  wenn  man  die  Pupille  dem  reinen  Spectrum  nahe 
hielt  und  die  äufsersten   violetten  Strahlen  eintreten  liefs, 


255 

nicht  allein  die  vom  blauen  Glase  durchgelassenen  Sauer- 
sten rothen  Strahlen,  sondern  auch  die  helleren  Theile 
der  durchgelassenen  blauen  und  violetten  Strahlen  ganz 
ausseits  fielen.  Hielt  man  jedoch  das  Auge  einige  Zoll 
vor  dem  reinen  Spectrum,  so  dafs  man  die  festen  Linien 
deutlich  sah,  so  waren  in  der  That  die  Streifen  H  mit 
grofser  Leichtigkeit  wahrzunehmen:  allein  ich  war  nicht 
im  Stande,  jenseits  des  Endes  der  Gruppe  /,  d.  h.  am 
Ende  der  Fraunhofer'scben  Abbildung,  feste  Linien  zu 
erblicken.  Jedoch  mögen  die  Augen  verschiedener  Per- 
sonen in  der  Erregbarkeit  durch  stark  brechbare  Strahlen 
verschieden  seyn.  Ich  inufs  bekennen,  dafs  in  Richtung 
der  Prismen  ein  guter  Theil  blaues  Licht  gesehen  ward, 
welche»  an  den  Oberflächen  der  Prismen  und  Linsen  zer- 
streut worden  war.  Dieses  Licht,  obgleich  keineswegs 
blendend,  war  jedoch  hinreichend,  das  Auge  am  Sehen  un- 
gemein schwacher  Gegenstände  zu  hindern,  wenu  sie  auch 
wohl  feegränzt  seyn  mochten.  Aus  Mangel  an  einem  He- 
liostat unternahm  ich  keinen  Versuch  zur  vollkommneren 
Isolirung  der  ultra -violetten  Strahlen  '). 

Es  scheint  mir  indefs  von  geringer  Wichtigkeit,  so  weit 
es  mit  anderen  physikalischen  Fragen  zusammenhängt,  zu 
wissen,  ob  das  Beleuchtungsvermögen  dieser  Strahlen  ab- 
solut Null  sey  oder  blofs  ungemein  schwach.  Gewifs  ist, 
dafs  wenn  es  auch  nicht  absolut  Null  ist,  es  doch  wenig- 
stens in  sehr  grofsem  Mifsverhältnifs  zu  dem  Effect  steht, 
welchen  diese  Strahlen  bei  den  in  dieser  Abhandlung  be 
handelten  Erscheinungen  hervorbringen ,  und  in  der  That 
ist  diefs  selbst  für  die  violetten  Strahlen  wahr.  Mit  Be- 
leuchtungsvermögen  meine  ich  natürlich  das  Vermögen,  eine 
Lichtempfindung  hervorzubringen,  wenn  sie  direct  vom 
Auge  aufgenommen  werden;  denn  dadurch,  dafs  sie  zw 
Licht  von  niederer  Brechbarkeit  Anlafs  geben,  sind  sie  im 
Stande  die  Gegenstände,  auf  welche  sie  fallen,  stark  zu 
beleuchten. 

1 )  Siehe  Note  B. 


256 

Kiiie  saeciell  auf  opake  Kffrper  anwendbare  Beobacb- 

tuagsmethode. 

106.     In  einige»  der   bereits   beschriebenen  Versuche 
wurde  gezeigt,  dafs  gefärbte  Papiere  und  .starre  Körper 
eine  Brechbarkeitsveränderung  hervorbringen   können.    Es 
giebt  jedoch  eine  Beobachtungsuiethöde,  die  der  dabei  an- 
gewandten weit  vorzuziehen  ist  und  in  einigen  Fällen  selbst 
mit  Yortheil  zur  Untersuchung  durchsichtiger  Körper  an- 
gewandt werden  kann.     Bei- dem  in  §.  100  beschriebenen 
Versuch  war  das  primitive  Spectrum  rein,  allein  das  deri- 
virte unrein,    wegen  der  endlichen  Länge  des  Schlitzes- 
Wäre   der  Schlitz  auf  einen  Punkt  reducirt  worden,   so 
würde  freilich   das  derivirte  Spectrum   eben  so  rein   wie 
das  primitive  gewesen   seyn,   allein   die  Lichtmenge  wäre 
so  klein  geworden,   dafs  das  primäre  Spectrum  schwerlich 
eine  prismatische  Zerlegung  ertragen  hätte.   Es  ist  im  Gan- 
zen gut,  ein  Paar  empfindliche  opake  Substanzen  in  einem 
sehr  reinen  Spectrum  zu  untersuchen,  weil  dann  das  Auf- 
treten fester  Linien»  welche  im  derivirten  Spectrum  die  Far- 
ben quer  durchlaufen,  selbst  den  leisesten  Zweifel  an  der 
Wirklichkeit  der  Brechbarkeitsveränderung  des  einfallen- 
den Lichts  entfernt.     Sonst  besteht  der  theoretische  Vor- 
theil,  das  primitive  Spectrum  rein  zu  haben,  nur  darin, 
dafs  es  uns  hoffen  läfst,  jede  sehr  rasche  Schwankung  in 
der  Farbe  oder  Intensität  des  dispergirten  Lichts  zu  ent- 
decken.   Natürlich  spreche  ich  nur  von  den  Versuchen,  wo 
das  Spectrum  zur  Untersuchung  einer  Substanz  angewandt 
wird,  nicht  umgekehrt  die  Substanz  zur  Untersuchung  des 
Spectrums.     Practisch  genommen   habe  ich  indefs  keinen 
Vortheil  in  dieser  Beziehung   gefunden,    denn  plötzliche 
oder  fast  plötzliche  Veränderungen  in  der  Farbe  oder  In- 
tensität des  dispergirten  Lichts  kommen  schwerlich,  wenn 
Überhaupt  vor,  ausgenommen,  wenn   das  thätige  und  das 
dispergirte  Licht  gleiche  Brechbarkeit  besitzen.  Allein  solche 
Veränderungen  lassen  sich  selbst  mit  einem  reinen  primi- 
tiven Spectrum  nicht  beobachten,   weil  an  der  Stelle,  wo 
sie  vorkommen  das  primitive  und   das  derivirte  Spectrum 

ein- 


257 

einander  übergreifen;  und  ausserdem  würde  die  Lebhaftig- 
keit des  primitiven  Spectrums  alle  genaue  Beobachtung  des 
deriyirten  verhindern.  Freilich  wurden  bei  dem  Chloro- 
phyll oder  einigen  seiner  Modifikationen  Intensitätsverän- 
derungen von  anscheinend  nahe  derselben  Natur  beobachtet, 
wenn  -das  active  und  das  dispergirte  Licht  an  Brechbarkeit 
weit  verschieden  waren.  Allein  es  ist  schwer,  wenn  nicht 
unmöglich,  die  Empfindlichkeit  dieser  Substanz  an  einem 
damit  gefärbten  Papier  oder  am  grünen  Laube  zu  beobach- 
ten, ausgenommen  nach  einer  noch  zu  beschreibenden  Me- 
thode, so  dafs  sich  nicht  erwarten  läfst,  solche  Schwankun- 
gen würden  ausgemittelt  werden.  Aufserdem  ist  daran  zu 
erinnern,  dafs  die  Schwankungen,  welche  bei  Chlorophyll  - 
Lösungen  beobachtet  wurden,  Schwankungen  in  dem  Ver- 
hältnifs  der  Erzeugung  des  dispergirten  Lichts  waren,  nicht 
Schwankungen  in  der  totalen  Summe  des  dispergirten 
Lichts,  welches,  während  das  thätige  Licht  erschöpft  war, 
hervorgebracht  ward.  Schwankungen  der  ersten  Art  schlie- 
fsen  keineswegs  die  der  letzten  Art  ein;  und  in  der  That  der 
Umstand,  dafs  Maxima  der  Thätigkeit  in  der  Lösung  Minimis 
der  Durchsichtigkeit  entsprechen,  scheint  zu  zeigen,  dafs 
die  Gesammtmenge  des  dispergirten  Lichts,  betrachtet  als 
Function  der  Brechbarkeit  des  thätigen  Lichts,  nicht  diesen 
Schwankungen  unterworfen  ist  oder  wenigstens  nichts  Aehn- 
lichem  von  gleichem  Betrage.  Nun  raufs  die  Gesammtmenge 
des  rotten  Lichts,  welches  von  grünem  Laube  oder  von 
einem  mit  Chlorophyll -Lösung  gefärbten  Papier  dispergirt 
wird,  abhängen  zugleich  von  der  Empfindlichkeit  und  der 
Durchsichtigkeit  dieser  Substanz,  und  daher  ist  es  wahr- 
scheinlich, dafs  solche  Maxima  und  Minima  nicht  beobachtet 
werden  würden,  selbst  wenn  das  dispergirte  Licht  viel  stär- 
ker wäre  als  es  ist. 

107.  Gesetzt  nun  der  Schlitz,  durch  welchen  das  Licht 
eintritt,  werde,  statt  in  verticaler,  in  horizontaler  Lage  an- 
gebracht, so  dafs  er  in  der  Refractionsebene  liege.  Ent- 
sprechend einem  Licht  von  gegebener  Brechbarkeit  wird 
das  Bild  des  Schlitzes,  welches  nach  der  Brechung  durch 

Poggcnd.  Ann.  Ergänzungsbd.  IV,  17 


258 

die  Prismen' und  die  Linse  entsteht,  nun  ein  schmales  Pa- 
rallelogramm seyn,  welches  man  als  eine  horizontale  Linie 
betrachten  kann.  Die  Reihe  dieser  Linien,  die  einander 
in  horizontaler  Richtung  folg«!  und  also  übergreifen, 
bilden  das  Spectrum,  welches  auf  den  zu  untersuchenden 
Körper  einfällt.  Dieses  Spectrum  ist  nun  nicht  mehr  ganz 
rein,  sondern  blofs  annähernd  rein,  was  jedoch,  wie  wir 
sehen,  von  keiner  grofsen  Redeutung  ist.  Allein  durch 
dieses  unbedeutende  Opfer  sind  zwei  grofse  Vortheile  er- 
reicht. Zunächst  eine  Verstärkung  der  Helligkeit.  Wenn 
der  Schlitz  vertical  ist,  nimmt  das  von  dem  Körper  aufge- 
fangene Spectrum  ein  Rechteck  ein,  welches  die  Länge  des 
Bildes  vom  Schlitze  zur  Breite  hat;  wenn  es  aber  horizon- 
tal ist,  ist  dieselbe  oder  sehr  nahe  dieselbe  Lichtmenge 
concentrirt  in  ein  Rechteck,  dessen  Länge  der  früheren 
gleich  ist  (die  Länge  des  Bildes  vom  Schlitz  vernachlässigt 
im  Vergleich  zur  Länge  des  Spectrums),  dessen  Breite  aber 
nur  so  viel  beträgt  als  die  Länge  des  Bildes  einer  quer 
durch  den  Schlitz  gezogenen  Linie.  Folglich  ist  die  Inten- 
sität des  einfallenden  Lichtes  erhöht  in  dem  Verhältnis  der 
Breite  zur  Länge  des  Schlitzes.  Der  zweite  Vortheil  ist 
die  Reinheit  des  derivirten  Spectrums,  ein  Punkt  von  vie- 
lem Belange,  weil  manchmal  die  Zusammensetzung  dieses 
Spectrums  sehr  merkwürdige  Eigentümlichkeiten  darbietet. 
Wenn  der  Schlitz  nicht  zu  lang  ist,  ist  das  in  Luft  gebil- 
dete Spectrum  noch  hinreichend  rein,  um  in  allgemeiner 
Weise  ausmitteln  zu  lassen,  was  für  Brechbarkeiten  die- 
jenigen Portionen  des  einfallenden  Lichtes  besitzen,  welche 
bei  der  Erzeugung  des  dispergirten  Lichts  am  wirksamsten 
sind;  und  das  ist  fast  Alles,  was  sich  thun  läfst,  selbst 
wenn  das  Spectrum  sehr  rein  ist. 

108.  Die  eben  beschriebene  Beobaehtungsmethode  ist 
zuletzt  fast  ausschliefsüch  von  mir  zur  Untersuchung  opa- 
ker Substanzen  angewandt  Da  es  zweckmässig  seyn  wird 
für  sie  einen  Namen  zu  haben,  so  werde  ich  sie  Untersu- 
chung einer  Substanz  in  linearem  Spectrum  nennen.  Bei 
Untersuchung  von  Substanzen,  die  nur  wenig  empfindlich 


2S9 

* 

sind,  ist  ea  oft  sehr  vorteilhaft,  den  Schlitz  mit  einem 
blauen  Glase  zu  bedecken. 

109.  Fig.  5,  Taf.  I,  giebt  eine  Vorstellung  von  dem 
gewöhnlichen  Aussehen  des  primären  linearen,  des  primi- 
tiven und  des  derivirten  Spectrums.  XY  ist  das  primäre 
Spectrum,  wie  es  mit  blofsem  Auge  gesehen  wird,  R  V  das 
primitive  und  8  T  das  derivirte  Spectrum,  in  welche  beide 
das  erstere  zerlegt  wird,  wenn  man  das  Prisma  vor  dem 
Auge  hält  Die  Richtung  der  Schattirung  in  R  V  soll  die  Zu- 
sammensetzung dieses  Spectrums  vorstellen,  welches  betrach- 
tet werden  kann  als  bestehend  aus  einer  unendlichen  Zahl 
von  Bildern  des  Schlitzes  in  schiefer  Lage,  geordnet  nach  ih- 
rer Brechbarkeit.  Die  Sichtung  der  Schattirung  in  8  T  ist 
die  der  Linien  gleicher  Farbe  und  gleicher  Brechbarkeit. 
Natürlich  repräsentirt  die  Figur  nicht  den  Betrag  der  vertica* 
len  Verschiebung  des  primären  Spectrums,  wenn  es  durch 
ein  vor  dem  Auge  gehaltenes  Prisma  betrachtet  wird. 

110.  Es  giebt  eine  andere  Beobachtungsweise,  welche 
ich  zuweilen  bequem  gefunden  habe,  wenn  zu  bestimmen 
war,  ob  eine  Substanz  wenigstens  einen  niederen  Grad  von 
Empfindlichkeit  besitze.  Bei  dieser  Methode  wurde  das 
Sonnenlicht  horizontal  reflectirt  und  darauf  erst  durch  eine 
grofse,  dann  durch  eine  kleine  Linse  geleitet.  Die  kleine 
Linse  war  bedeckt  mit  einem  kleinen  parallelwandigen  Glas- 
gefäfs,  welches  eine  blaue  Kupfer-Ammoniak-Lösung  enthielt, 
oder  auch  mit  einem  dunkelblauen  Glase  nebst  einer  schwa- 
chen Lösung  von  ßalpetersaurem  oder  schwefelsaurem  Kup- 
feroxyd. Die  letztere  Lösung  hatte  den  Zweck,  das  vom 
Glase  durchgelesene  äufserste  Roth  zu  absorbiren.  Das 
von  der  Linse  austretende  Licht  wurde  nun  durch  ein 
Prisma  zerlegt,  entweder  direct  mit  dem  Auge  aufgefangen 
oder  auf  einen  weifsen  Gegenstand  fallen  gelassen,  von 
dem  man  sich  vorher  fiberzeugt  hatte,  dafs  er  die  Brech- 
barkeit des  auf  ihn  fallenden  Lichtes  nicht  verändere.  Sau- 
beres weifses  Steingut  fand  ich  hierzu»  sehr  geeignet,  doch 
mufs  jeder  Beobachter  die  von  ihm  angewandte  Substanz 

17* 


260 

vorher  selber  prüfen.  Gebraucht  mau  einen  Probegegen- 
stand, wie  weifses  Steingut,  so  stellt  man  ihn  in  den  Brenn- 
punkt der  Linse,  und  zerlegt  den  auf  ihm  gebildeten  Fleck 
von  blauem  Licht  durch  ein  Prisma,  um  zu  sehen,  ob  die 
Absorption  hinlänglich  sey.  Hält  man  die  sichtbaren  Strah- 
len für  hinreichend  absorbirt,  so  bringt  man  den  zu  beob- 
achtenden Körper  in  den  Brennpunkt  der  Linse  und  betrach- 
tet den  auf  ihm  gebildeten  Lichtfleck  durch  ein  Prisma. 
Das  dann  gesehene  Spectrum  wird  verglichen  mit  dem,  wel- 
ches der  Probegegenstand  giebt.  Diese  Beobachtungsweise 
ist  etwas  leichter  als  die  des  Linearspectrums  und  wenig- 
stens eben  so  fein,  wenn  blofs  zu  bestimmen  ist,  ob  eine 
Substanz  empfindlich  sey  oder  nicht;  allein  im  Ganzen  ist 
sie  nicht  so  nützlich.  Zuweilen  kann  sie  bei  durchschei- 
nenden Körpern  mit  Vortheil  benutzt  werden. 

111.  Eine  ungemeine  blasse  Lösung  von  salpetersau- 
rem oder  schwefelsaurem  Kupferoxyd  ist  hinreichend,  das 
von  dunkel -blauem  Glase  durchgelassene  äufserste  Roth 
zu  absorbiren.  Diefs  ist  nicht  der  Fall  mit  der  ammonia- 
kalischen  Lösung,  die,  erst  wenn  sie  ziemlich  tief  blau  ist, 
das  äufserste  Roth  absorbirt.  Ihr  Absorptionsvermögen  ist 
am  gröfsten  nicht  für  das  äufserste  Roth,  sondern  etwa 
für  Orange,  wie  man  diefs  beim  Gebrauche  eines  Kerzen- 
lichts sehen  kann,  welches  an  rothen  Strahlen  reicher  ist 
als  Tageslicht. 

112.  Eine  andere  Beobachtungsweise,  welche  zuweilen 
nützlich  ist,  besteht  in  der  Anwendung  einer  grofsen  Linse 
und  eines  absorbirenden  Mediums,  wie  in  §.  110  beschrie- 
ben, doch  ohne  Zusatz  einer  kleinen  Linse.  Die  zu  unter- 
suchende Substanz  wird  in  das  verdichtete  Bündel  gebracht 
und  durch  ein  absorbirendes  Medium  betrachtet,  welches 
annähernd  complementar  zu  dem  ersteren  ist.  Diese  Me- 
thode ist  besonders  nützlich  zur  Untersuchung  einer  ver- 
worrenen Masse  verschiedenartiger  Substanzen.  Die  klein- 
sten Bruchstücke  eimer  empfindlichen  Substanz  zeigen  sich 
auf  diese  Weise. 


261 

Resultate  erhalten  mit  einem  Linearapeotrom. 

113:  Wendet  man  diese  Methode  zur  Untersuchung 
gewöhnlicher  Gegenstände  an,  so  findet  man,  dafs  die  Ei- 
genschaft, eine  Brechbarkeitsveränderung  im  einfallenden 
Liebte  hervorzubringen,  aufserordentlich  gemein  ist.  Holz 
mannigfacher  Art,  Kork,  Hörn,  Knochen,  Elfenbein,  weifse 
Muscheln,  Leder,  Federspulen,  Federn,  weifse  Borsten,  die 
Haut  der  Hand,  Fingernägel  u.  s.  w.  sind  alle  mehr  oder 
weniger  empfindlich.  Eine  Liste  der  empfindlichen  Sub- 
stanzen zu  entwerfen,  wäre  eine  endlose  Arbeit.  Denn 
selten  findet  man  eine  weifse  oder  hellfarbene  organische 
Substanz,  die  nicht  mehr  oder  weniger  empfindlich  wäre. 
Ich  spreche  nicht  von  organischen  Substanzen  im  Zustande 
chemischer  Isolation,  denn  diese  sind  theils  empfindlich, 
theils  nicht.  Dafs  Substanzen  von  dunkler  Farbe  sich  häu- 
fig unempfindlich  erweisen,  ist  nicht  anders  als  zu  erwar- 
ten, weil  das  dispergirte  Licht  nicht  von  der  Oberfläche 
reflectirt  wird,  sondern  von  allen  Punkten  einer  Schicht 
von  endlicher  Dicke  ausgeht;  und  damit  dispergirtes  Licht 
zum  Vorschein  komme,  ist  nothwendig,  dafs  beides,  das 
eindringende  thätige  Licht  und  das  zurückkehrende  dis- 
pergirte Licht  von  anderer  Brechbarkeit,  der  Absorp- 
tion seitens  der  farbigen  Substanz  entgehen.  Solche  Sub- 
stanzen bestehen  gewöhnlich  aus  einem  Gemische  mannig- 
facher chemischer  Ingredienzien,  von  denen  eins  oder  mehre 
sehr  wahrscheinlich  empfindlich  seyn  können,  in  welchem 
Fall  die  Substanz  sich  mit  einer  Lösung  von  schwefelsau- 
rem Chinin  vergleichen  läfst,  welcher  Dinte  beigemischt  ist. 
Häufig  ist  jedoch  der  färbende  Stoff  selber  empfindlich. 

114.  Unter  den  empfindliehen  Substanzen  habe  ich  die 
Haut  der  Hand  aufgeführt,  die  etwas  tief  in  der  Scale  steht. 
Ich  habe  den  Rücken  der  Hand  als  ein  bequemes  Probe- 
mittel gefunden.  Ist  das  Sonnenlicht  nicht  stark  genug, 
um  das  derivirte  Spectrum  auf  der  Hand  mit  Leichtigkeit 
zu  zeigen,  so  nutzt  es  wenig,  das  Beobachten  zu  versuchen. 

115.  Es  ist  überflüssig  zu  sagen,  dafs  Papiere,  die  mit 
Kurkumätinktur    oder   einer  Lösung  von   schwefelsaurem 


262 

Chinin  getränkt  sind,  ihre  Empfindlichkeit  in  merkwürdiger 
Weise  entfalten,  wenn  sie  in  einem  Linearspectrum  unter- 
sucht werden.  Die  Empfindlichkeit  des  KurkumSpapiers 
wird,  wenn  man  es  dem  Lichte  aussetzt,  etwas  geschwächt, 
dagegen  aber  wesentlich  verstärkt,  wenn  man  es  mit  einer 
Lösung  von  Weinsäure  tränkt 

116.  Papier,  gefärbt  mit  dem  ätherischen  Auszug  von 
trockner  Orseille,  zeigte  die  Empfindlichkeit  dieser  Sub- 
stanz sehr  gut.  Das  derivirte  Spectrum  bestand  hauptsäch- 
lich aus  zwei  verschiedenen  Portionen,  die  eine  Orange 
mit  etwas  Roth  enthaltend,  die  andere  vorzüglich  aus  Grün 
bestehend,  genau  wie  bei  dem  dispergirten  Lichtbündel,  wel- 
ches das  weifse  Licht,  als  Ganzes  genommen,  in  der  Lösung 
selbst  erzeugte.  In  der  That  habe  ich  gefunden,  dafs  die  pris- 
matische Zusammensetzung  des  dispergirten  Lichts  selbst 
bequemer  mittelst  eines  Linearspectrums  bestimmt  werden 
konnte  als  mittelst  des  durch  eine  Lösung  dispergirten 
Bündels. 

117.  Die  Kapseln  der  Datura  Strammonitm  sind  inwen- 
dig fast  weifs  und  anscheinend  gleichförmig  weifs.  Unter- 
sucht man  sie  aber  in  einem  Linearspectrum,  so  kommen 
in  den  unsichtbaren  Strahlen  gewisse  Flecke  wie  helle  Wol- 
ken zum  Vorschein.  Die  ganze  Innenseite  ist  empfindlich, 
wie  solche  Substanzen  es  fast  immer  sind;  allein  diese  Flecke, 
gegen  welche  vermutlich  die  Saamen  gedrückt  haben,  siud 
es  merkwürdig.  Die  Kapseln  wurden  untersucht,  nachdem 
sie  aufzuplatzen  begonnen  hatten. 

118.  Mittelst  eines  Linearspectrums  läfst  sich  die  Em- 
pfindlichkeit des  Chlorophylls  im  grünen  Laube  entdecken. 
Sie  zeigt  sieh  in  dem  derivirten  Spectrum  durch  das  Auf- 
treten eines  schmalen  rothen  Streifs  von  merkwürdig  nie- 
derer Brechbarkeit.  Dieselbe  ist  so  niedrig,  dafs  ich  die- 
sen Streif  fast  immer  getrennt  fand  von  dem  derivirten 
Spectrum,  welches  von  anderen  dem  Chlorophyll  oder  einer 
seiner  Modificationen  etwa  beigemischten  empfindliche«  Sub- 
stanzen herrührte. 

119.  Blumenblätter ,  so  weit  ich  sie  untersuchte,  hü- 


263 

den  eine  wegen  ihrer  Unempfiudlichkeit  bemerkenswerthe 
Klasse  von  Substanzen,  indem  einige  ganz  unempfindlich 
sind,  andere  nur  schwach  empfindlich.  Das  hellgelbe  stro- 
hige Involucrum  einer  Species  der  Strohblume  (ßverlastiny) 
erwies  sieh  jedoch  stark  empfindlich  und  seine  Empfind- 
lichkeit entfaltete  sich  auch  in  einer  alkoholischen  Lösung« 
Diefs  Medium  war  empfindlich  genug  um  eine  ziemlich 
reichliche  dispersive  Reflexion  von  blafs  grün-gelbem  Licht 
zu  zeigen.  Seine  Empfindlichkeit  war  mehr  wie  gewöhnlich 
auf  die  Strahlen  von  sehr  hoher  Brechbarkeit  beschränkt. 

120.  Unter  den  Blumenblättern  sind  die  merkwürdig- 
sten, welche  ich  beobachtete,  die  vom  purpurfarbenen  Kreuz« 
kraut  (Senecio  elegaus).  Diese  dispergiren  ein  rothes  Licht, 
reichlicher  als  es  sonst  bei  Blumenblättern  vorkommt.  Wird 
ein  Blumenblatt  hinter  den  Schlitz  gestellt  und  das  durch- 
gelassene Licht  zerlegt,  so  zeigt  es  drei  merkwürdige  Ab* 
sorptionsstreifen,  sehr  ähnlich  denen  des  blauen  Glases» 
aber  dichter  zusammen,  und  später  beginnend  im  Spectrum, 
in  dem  der  erste  etwa  an  der  Stelle  des  Orange  erscheint« 
Noch  besser  sind  diese  Streifen  in  einer  Lösung  des  Farbe* 
Stoffs  in  sehwachem.  Alkohol  zu  sehen.  Als  dieses  Medium 
nach  der  dritten  Methode  mit  einer  Linse  von  kürzerer 
Brennweite  als  gewöhnlich  untersucht,  und  dabei  von  oben 
herab  beschaut  wurde,  zeigten  sich  die  Orte  der  Ab&orp- 
ttonsstreifen  durch  zahnförmige  Unterbrechungen  des  von 
Staubtheilchen  reflectirten  Lichtbündejs.  Die  Spitzen  die* 
ser  Zähne  wurden  von  rothem  dispergirtem  Licht  einge- 
nommen, welches  in  den  dazwischen  liegenden,  von  Staub- 
theilchen reflectirten  Licbtbündeln  nicht  vorkam,  woraus 
hervorgeht,  dafo  bei  diesem  Medium  dieselbe  Art  von  Zu* 
sammenhang  zwischen  Absorption  und  Dispersion  stattfin- 
det, wie,  nach  §.  59,  bei  den  Lösungen  des  Chlorophylls 
und  dessen  Abänderungen. 

121.  Tang-Arten  schienen  alle  mehr  oder  weniger  em- 
pfindlich, die  meisten  von  ihnen  stark.  Alle  oder  fast  alle, 
mit  Ausnahme  der  weiCsen,  zeigten  im  deriwrten  Spectrum 
den  sonderbaren  rothen  Streif,  welcher  auf  Chlorophyll 


264 

und  dessen  Abänderungen  deutet.  Auch  das  durchgelassen c 
Licht  zeigte  mehr  oder  weniger  die  von  dieser  Substanz 
herrührenden  Absorptionsstreifen,  was  ebenso  der  FaM  war 
bei  getrockneten,  mit  Alkohol  ausgezogenen  Exemplaren. 
Allein  das  merkwürdigste  Beispiel  von  Empfindlichkeit  bei 
den  Tangarten  fand  sich  bei  dem  rothen  Farbestoff,  der  in 
dem  rothen,  orangerothen ,  nelkenrothen  und  purpurfarbe- 
nen Tange  enthalten  ist.  Nach  seinen  optischen  Eigenschaf« 
ten  zu  urtheilen,  scheint  dieser  Farbestoff  in  allen  diesen 
Fällen  derselbe  zu  seyn,  nur  gemischt  in  verschiedenen 
Verhältnissen  mit  Chlorophyll  oder  einigen  der  Abänderun- 
gen desselben,  und  wahrscheinlich  noch  mit  andern  Farb- 
stoffen, wodurch  die  mannigfaltigen  Farben  solcher  Tang- 
arten entstehen.  Das  derivirte  Spectrum  solcher  Tangar- 
ten besteht  hauptsächlich  aus  einem  Streifen  von  ungewöhn- 
licher Helligkeit,  welcher  etwas  Roth,  im  Gefolge  von 
Orange  und  Gelb  enthält.  Dieser  Streif  verwäscht  sich  all- 
mälig  an  seiner  weniger  brechbaren  Seite,  wo  er  durch 
einen  dunklen  Zwischenraum  getrennt  wird  von  dem  schma- 
len wohlbegränzten  rothen  Streif  von  noch  geringerer  Brech- 
barkeit, der. von  Chlorophyll  herrührt.  An  seiner  stärker 
brechbaren  Seite  ist  er  jedoch  ungewöhnlich  scharf  begränzt. 

122.  Wenn  das  von  solchem  Tang  durchgelassene 
Licht  prismatisch  zerlegt  wird,  so  sieht  man,  aufser  wenig- 
stens einem  der  vom  Chlorophyll  herrührenden  Absorptions- 
streifen, einen  Streif,  welcher  das  Gelb  auslöscht,  einen 
zweiten,  welcher  das  Grün  vom  Blau  scheidet,  und  einen 
dritten,  weit  weniger  hervortretenden,  welcher  das  Grün 
halbirt.  Das  Ganze  des  Grün  wird  schneller  absorbirt  als 
das  Blau  dahinter,  und  zuletzt  bleibt  allein  das  Roth 
übrig. 

123.  Von  gewissen  Tangarten,  im  frischen  Zustande, 
läfst  sich  der  rothe  Farbestoff  mit  kaltem  Wasser  auszie- 
hen; wenn  aber  einmal  die  Pflanze  getrocknet  ist,  kann 
der  Farbestoff  auf  keine  mir  bekannte  Weise  ausgezogen 
werden.  Er  ist  anscheinend  unlöslich  in  Alkohol  und  Aether, 


} 


286 

und  Wird  beim  Kochen  zerstört.     Nach  lauger  Zeit  zieht 
kaltes  Wasser  nur  eine  Spur  von  ihm  ans. 

124.  Ein  Stück  von  frisch  gepflücktem  rothem  Tang, 
mit  kaltem  Wasser  zerdrückt,  trat  diesem  seinen  rothen 
Farbestoff  ab.  Der  Rückstand  mit  Alkohol  behandelt,  gab 
fast  sogleich  eine  durch  Chlorophyll  grün  gefärbte  Flüssig- 
keit, wogegen  diese  Substanz  aus  trocknem  Tang  nur  sehr 
langsam  und  sparsam  ausgezogen  wird.  Getrockneter  Tang 
läfst  sich,  wie  es  scheint,  vergleichen  mit  einer  innigen 
Mischung  von  Gummi  und  Harz,  welche  von  Wasser  oder 
von  Alkohol  nur  sehr  schwierig  angegriffen  werden  würde. 

125.  Die  Lösung  des  rothen  Farbstoffs  war  höchst  em- 
pfindlich und  zeigt  eine  reichliche  dispersive  Reflexion  von 
gelblich  orangerothem  Lichte.  Das  durchgelassene  Licht 
war  nelkenfarben  oder  roth,  je  nach  der  Dicke,  welche 
es  yon  der  Flüssigkeit  durchgedrungen  hatte.  Als  dieses 
Licht  zerlegt  ward,  zeigten  sich  dieselben  drei  Absorptions- 
streifen, deren  schon  erwähnt  wurde.  Die  Zerlegung  des 
Lichtes,  welches  von  den  Wedeln  verschiedener  rother 
Tangarten  durchgelassen  wurde,  machte  es  höchst  wahr- 
scheinlich, dafs  die  schwache  Theilung  in  dem  Grün  dem 
rothen  Farbstoff  angehörte;  allein  bis  ich  nicht  diesen  Stoff 
in  Lösung  hatte,  war  ich  unsicher,  ob  es  nicht  von  Chlo- 
rophyll herrührte,  dessen  Spectrum  ebenfalls  eine  Theilung 
im  Grün  zeigt. 

126.  Als  diese  Flüssigkeit  nach  Sir  David  Brew- 
ster's  Weise  untersucht  und  das  dispergirte  Bündel  zer- 
legt wurde,  fand  sich  das  Spectrum  bestehend  aus  einem 
breiten  Streifen  gleich  dem  schon  beschriebenen,  welcher 
im  derivirten  Spectrum  eines  Wedels  von  rothem  Tang  ge- 
sehen wurde.  Als  die  Lösung,  welche  zufällig  sehr  schwach 
war,  nach  der  dritten  Methode  untersucht  ward,  fand  sich, 
dafs  die  Dispersion  hauptsächlich  erzeugt  ward  durch  ein 
Stück  des  einfallenden  Spectrums,  dessen  Breite  etwa  gleich 
war-  der  des  Zwischenraums  zwischen  den  beiden  hauptsäch- 
lichen Absorptionsstreifen.   Jedem  dieser  Streifen  entsprach 


«66 

ein  Thätigkeitsmaxiinum.  Die  Farbe  des  dispergirten  Lichts 
war  fast  gleichförmig;  allein  durch  die  dritte  Beobachtung^ 
Methode  liefs  sich  ein  schwaches  dispergirtes  Roth  nach- 
weisen, welches  erschien,  ehe  der  Haupttheil  der  Dispersion 
zu  Stande  kam.  Dieses  Medium  liefert  ein  sehr  gutes 
Beispiel  von  innigem  Zusammenhang  zwischen  Absorption 
und  innerer  Disperston. 

127.  Die  Farbstoffe  der  Vögelfedern  scheinen  unem- 
pfindlich zu  seyn;  weifse  Federn  sind  am  empfindlichsten, 
nächst  dem  die  blassen,  die  schwarzen  sind  es  gar  nicht 
Ich  habe  jedoch  keine  grofse  Sammlung  untersucht. 

128.  Bei  farbigen  Früchten,  z.  B.  Johannisbeeren 
u.  s.  w.,  schien  der  Farbstoff,  in  den  sehr  wenig  Fällen, 
welche  ich  untersuchte,  ganz  unempfindlich. 

129.  Eine  Reihe  von  Wasserfarben  war  keineswegs 
merkwürdig  durch  Empfindlichkeit,  eher  das  Gegenth«*!. 
Die  unorganischen  Farben  scheinen  ganz  unempfindlich  zu 
seyn,  ausgenommen  Blei  weif s,  dessen  Empfindlichkeit  viel- 
leicht von  der  Gestalt  (size)  herrührte,  und  weder  im  Cha- 
rakter noch  im  Betrage  etwas  Ausgezeichnetes  darbot.  Eine 
Wasserfarbe  fand  ich  jedoch,  Indisches  Gelb  genannt,  die 
einen  ziemlich  hohen  Rang -unter  den  empfindlichen  Stof- 
fen einnimmt;  sie  ähnelt  in  ihrer  Dispersionsweise  der  Kur- 
kuma, kommt  ihr  aber  in  der  Gröfse  der  Empfindlichkeit 
nicht  gleich.  Sie  soll  aus  urausaurem  Kalk  besteben,  al- 
lein ich  weifs  nicht,  in  wiefern  sie  chemisch  rein  ist. 

130.  Viele  zum  Färben  gebrauchte  Substanzen  und 
viele  ganz  gemeine  gefärbte  Gegenstände  liefern  sehr  merk- 
würdige Beispiele  von  Empfindlichkeit.  Orseille,  Lackmus 
und  Kurkuma  sind  bereits  aufgeführt,  und  von  der  Mercu- 
rialis  perennis,  an  welcher  ich  eine  auffallende  Empfind- 
lichkeit beobachtete,  sagte  mir  neulich  ein  Freund,  dafs 
sie  früher  zum  Farben  angewandt  worden  *ey.  Ein  Stück 
scharlachrothes  Tuch,  untersucht  im  Linearspectrum,  gab 
ein  reichliches  derivirtes  Spectrum,  welches  «ehr  schmal 
war  und  hauptsächlich  aus  dem  brechbareren  Roth  bestand. 
Bei  einem  verticalen  Schlitz  wurden  die  Streifen  H  und 


■'  *  26* 


die  jenseits  liegenden  festen  Linien  auf  einem  rothen  Grund 
gesehen.  Papier,  getränkt  erst  mit  einer  Cochenille-Lösung 
und  dann  mit  Alaun-Lösung,  entfaltete,  bei  Untersuchung 
im  Linearspectrum,  einen  ziemlich  hohen  Grad  von  Em- 
pfindlichkeit, und  das  derivirte  Spectrum  bestand  dabei  aus 
einem  rothen  Streif.  Als  Weinsäure  statt  der  Alaun-Lösung 
angewandt  wurde,  war  die  Dispersion  ein  gutes  Thetl  reich- 
licher. 

Gemeines  rothes  Zwirnband  (tape)  liefert  ein  anderes 
Beispiel,  wo  das  derivirte  Spectrum  sehr  reichlich  isty  und 
hauptsächlich  aus  einem  rothen  Streifen  besteht.  Eine  rothe 
Wolle,  ich  glaube  gefärbt  mit  Krapp,  erwies  sich  unge- 
mein empfindlich.  Das  derivirte  Spectrum  war  ziemlich 
breit  und  seine  vorwaltende  Farbe  war  roth.  Grüne  Wolle, 
ich  weifs  nicht  womit  gefärbt,  war  auch  sehr  enpfindlich, 
gpb  ein  ziemlich  breites  derivirtes  Spectrum,  in  welchem 
das  Grün  die  vorwaltende  Farbe  war.  Diese  Beispiele  mö- 
gen genügen;  allein  der  Leser  darf  nicht  glauben,  dafs  es 
unter  den  gefärbten  Substanzen  die  einzigen  wären,  bei 
welchen  eine  Dispersion  beobachtet  wurde. 

131.  Femambukbolz,  Safflor,  rothes  Sandelholz,  Gelb- 
holz und  Krapp,  alle  gaben  Lösungen,,  die  einen  ziemlich 
hohen  Grad  von  Empfindlichkeit  besafsen.  Die  hier  ange- 
führten Lösungen  waren  solche,  wie  man  sie  direct  mit  Was- 
ser u.  s.  w.  erhält.  Die  schön  rothen  Farbstoffe  des  Cam- 
pecbebolz  und  Camholz  scheinen  unempfindlich  zu  seyn; 
denn  die  frisch  gemachte  wäfeerige  Lösung  des  ersteren 
zeigte  keine  wahrnehmbare  Empfindlichkeit,  und  die  schwa- 
che Empfindlichkeit,  welche  die  ähnliche  Lösung  des  letz- 
teren zeigte,  schien  keine  Beziehung  zu  dem  rothen  Farb- 
stoff zu  haben. 

132.  Papier,  gefärbt  mit  einem  alkoholischen  Auszug 
von  Krapp,  war  in  ziemlich  hohem  Grade  empfindlich;  allein 
diese  Empfindlichkeit  ward  bedeutend  verstärkt,  wenn  es 
hernach  mit  Alaunlösung  getränkt  wurde.  Demgemäfs  fand 
ich,  dafs  ein  Absud  von  Krapp  mit  einer  Alaunlösung  ei- 
nen sehr  hohen  Grad  von  Empfindlichkeit  zeigte  und  eine 


268 

starke  dispersive  Reflexion  von  gelbem  Licht  entfaltete. 
In  diesem  Medium  fing  die  Dispersion  bei  etwa  der  festen 
Linie  D  an  und  erstreckte  sich  von  da  bis  über  das  äufserste 
Vi6lett  hinaus,  so  dafs  von  den  festen  Linien  die  Gruppe  n 
mit  grofser  Leichtigkeit  gesehen  ward. 

133.  Safflor-Roth,  in  der  Form,  in  welcher  es  unter 
dem  Namen  Tellerroth  (pink  saucer)  verkauft  wird,  erwies 
sich  stark  empfindlich;  es  gab  ein  helles  und  schmales  de- 
rivirtes  Spectrum,  welches  hauptsächlich  aus  brechbarerem 
Roth  bestand.  Diese  Substanz  besafs  einige  andere  merk- 
würdige optischen  Eigenschaften,  welche  jedoch  nicht  un- 
mittelbar zum  Gegenstande  dieses  Aufsatzes  gehören. 

134.  Metalle  erwiesen  sich  ganz  unempfindlich.  Ich 
untersuchte  Gold,  Platin,  Silber,  Quecksilber,  Kupfer,  Ei- 
sen, Blei,  Zink  und  Zinn,  Messing  verhält  sich  in  dieser 
Beziehung  wie  ein  einfaches  Metall;  ist  es  aber  mit  einem 
Firnifs  {lacker)  überzogen,  so  entwickelt  dieser  seine  eigene 
Empfindlichkeit. 

135.  Die  nicht- metallischen  Elemente,  Kohle,  Schwe- 
fel, Jod  und  Brom  sind  unempfindlich. 

136.  Unter  den  gemeinen  Steinen  fand  ich  dunklen 
Feuerstein,  Kalkstein,  Kreide  und  einige  andere  empfind- 
lich, obgleich  in  niederem  Grade,  verglichen  mit  organi- 
schen Substanzen.  Um  gegen  jede  Verunreinigung  der 
Oberfläche  gesichert  zu  seyn,  brach  ich  die  Steine  durch 
und  untersuchte  die  frische  Bruchfläche.  Bei  den  erwähn- 
ten Steinen  kann  die  beobachtete  Empfindlichkeit  nicht 
ihrem  Hauptbestandtheil  zugeschrieben  werden,  denn  Quarz, 
Chalcedon,  Kalkspath  und  Carrarischer  Marmor  sind  un- 
empfindlich. 

Uran- Verbindungen. 

137.  Gegen  Ende  des  letzten  Herbst,  als  die  vorge- 
rückte Jahreszeit  nur  noch  wenig  Gelegenheit  zu  Beobach- 
tungen darbot,  erfuhr  ich  von  mehren  Seiten,  dafs  das 
gelbe  Glas,  dessen  ich  vorhin  als  in  so  hohem  Grade  mit 
der  Eigenschaft  der  innern  Dispersion  begabt  erwähnt  habe, 


269 

mit  Uranoxyd  gefärbt  ist.  Diefs  machte  es  interessant,  an- 
dere Uranverbindungen  zu  untersuchen.  Ich  verschaffte 
mir  daher  krystallieirtes  salpetersaures  Uranoxyd,  und  un- 
tersuchte nun  sowohl  dieses,  als  einige  daraus  dargestellte 
Verbindungen,  nebst  meVen  uranhaltigen  Mineralien  nach 
den  bereits  beschriebenen  Methoden. 

138.  Die  Krystalle  des  salpetersauren  Uranoxyds  wa- 
ren nicht  grofs  und  vollkommen  genug  um  eine  Untersu- 
chung nach  den  auf  Flüssigkeiten  und  klare  Solida  anwend- 
baren Methoden  zu  gestatten;  allein  sie  liefsen  sich  leicht 
mittelst  eines  Linearspectrums  beobachten.  Sie  zeigten  sich  in 
sehr  hohem  Grade  empfindlich,  dispergirten  ein  grünes 
Licht,  welehes  dieselbe  sehr  merkwürdige  Zusammensetzung 
hatte,  welche  schon  bei  dem  gelben  Glase  beschrieben  worden 
ist.  Als  ich  einen  Krystall  und  dieses  Glas  in  die  Verlänge- 
rung desselben  Linearspectrums  brachte,  und  das  Ganze 
durch  ein  Prisma  betrachtete,  schienen  die  fünf  Streifen, 
welche  das  derivirte  Spectrum  eines  jeden  der  beiden  Media 
gab,  einander  zu  entsprechen,  was  ihre  Lage  in  dem  Spec- 
trum betraf.  Bei  starker  Concentration  des  Lichts  sah  ich 
überdiefs  einen  Streifen  von  grösserer  Brechbarkeit  in  dem 
Spectrum  des  Krystalls. 

139.  Einige  Krystalle  von  salpetersaurem  Uranoxyd 
wurden  mäfsig  erhitzt,  so  dafs  wenigstens  ein  guter  Theil 
des  KrystaUwassers  davon  ging.  Nach  einiger  Zeit  wurde 
der  Rückstand  opak  und  fast  weifs.  In  diesem  Zustand 
war  er  empfindlicher  als  die  Krystalle.  Das  dispergirte 
Licht  war  nicht  mehr* genau  von  derselben  Farbe,  sondern 
mehr  weifser,  und  das  derivirte  Spectrum  zeigte  bei  der 
Analyse,  aufser  den  gewöhnlichen  hellen  Streifen  des  de- 
rivirten  Spectrums  der  Krystalle,  einen  blauen  noch  brech- 
bareren Streifen.  Die  geschmolzene  Masse  zog  allmälig 
Feuchtigkeit  aus  der  Luft  an  und  veränderte  ihre  Farbe 
in  die  der  Krystalle;  dann  war  der  brechbarste  der  hellen 
Streifen  aus  dem  derivirten  Spectrum  verschwunden.  Ob- 
gleich ich  diesen  Streifen,  wenn  das  einfallende  Licht  sehr 
stark  concentrirt  war,  selbst  in  den  Krystallen  sab,  so  war  er 


270 

doch  schwach  im  Vergleich  mit  den  vorhfcrgenannten  Strei- 
fen, wogegen  seine  Intensität,  bei  der  weifslkfoen  Masse, 
nicht  sehr  verschieden  von  der  der  übrigen  war.  Es  erhellt 
daraus,  dafs  durch  die  theilweise  Entwässerung  der  Kri- 
stalle sowohl  die  Qualität  als  die  Quantität  des  dispergir- 
ten  Lichts  geändert  ward. 

110.  Eine  Lösung  von  salpetersaurem  Uranoxyd  ist 
entschieden  empfindlich,  obwohl  nicht  hinreichend  um  eine 
grofse  dispersive  Reflexion  zu  zeigen.  Bei  der  Zerlegung 
löst  sich  das  dispergirte  Bündel  in  helle  Streifen  auf.  Als 
die  Lösung  in  einem  reinen  Spectrum  untersucht  wurde, 
fand  sich,  dafs  die  Dispersionsweise  mit  der  des  Kanarien- 
glases  übereinstimmte.  Die  Dispersion  beginnt  plötzlich, 
an  derselben  Stelle  des  Spectrums,  wo  sie  beim  Glase  an- 
fängt, und  nach  einem  etwas  schmalen  Streifen,  worin 
reichlich  Licht  dispergirt  wird,  fogt  ein  merkwürdiges  Btt- 
pfindlichkeitsminimum  gerade  wie  beim  Glase  (§.76),  wo 
das  dispergirte  Licht  fast  unwahrnehmbar  ist.  Hierauf  tritt 
wieder  Dispersion  auf,  die  aber  nichts  Merkwürdiges  zeigt. 
Das  Empfindlichkeitsminimum  liegt  bei  der  Lösung  des  Sal- 
petersäuren Uranoxyds  und  bei  dem  gelben  durch  Uran 
gefärbten  Glase  genau  an  derselben  Stelle  im  Spectrum. 

141.  Gelber  uranit.  —  Diefs  Mineral  zeigte  sich  bei 
Untersuchung  im  Linearspectrum  in  äufserst  hohem  Grade 
empfindlich.  Das  derivirte  Spectrum  bestand,  wie  bei  dem 
Glase,  aus  hellen  Streifen  mit  regelmässigen  Zwischenräu- 
men, doeh  waren  hier  deren  sechs  zu  sehen,  nämlich  noch 
einer  in  dem  schwachen  Roth  am '  Ende  des  Spectrums, 
welcher  bei  dem  Glase  nicht  ermittelt  werden  konnte. 

142.  Grüner  Uranit  oder  Chalcolit.  —  Nach  Hrn.  Pe- 
Iigot  ist  die  Formel  des  gelben  Uranits  von  Autun:  PO&- 
Ca0.2(U2020).8HO,  und  der  grüne  Uranit  weicht 
von  dem  gelben  nur  darin  ab,  dafs  der  Kalk  durch  Kupfer- 
oxyd ersetzt  ist ').  Dennoch  erwies  sich  ein  grüner  Ura- 
nit, als  er  im  Linearspectrum  untersucht  ward,  ganz  un- 
empfindlich.  Das  primitive  Spectrum  zeigte  indefs  ein  sehr 

1 )  Ann.  de  chim.   T.  K  (1842)  p.  46. 


271 

merkwürdiges  System. von  dunklen  Streifen,  welches  von 
der- Licht -Absorption  des  Minerals  abhing.  Bei  Untersu- 
chung dieser  Streifen  ist  die  vorherige  prismatische  Zerle- 
gung des  Lichts  nicht  allein  unnöthig,  sondern  entschieden 
nachtheilig.  Es  ist  besser  die  Prismen  gänzlich  fortzulassen 
und  blofs  die  Linße  zu  gebrauchen,  dabei  das  Mineral  so 
zu  stellen,  dafs  das  Bild  des  Schlitzes  auf  dasselbe  mi  lie- 
gen kommt.  Die  so  gebildete  helle  Linie  betrachtet  man 
aus  zweckmäßigem  Abstände  durch  ein  Prisma  und  hält 
das  Auge  aufser  der  Richtung  der  regelmässigen  Reflexion. 
Die  Lage  eines  jeden  Streifens,  der  im  Spectrum  erschei- 
nen mag,  kann  mittelst  der  gleichzeitig  gesehenen  festen 
Linien  bestimmt  werden,  oder,  wenn  man  die  letzteren 
deutlicher  zu  sehen  wünscht,  so  braucht  man  nur  ein  Stück 
Papier  am  Mineral  zu  befestigen  und  so  zu  stellen,  dafs 
da*  Bild  des  Schlitzes  zum  Theil  auf  dem  Mineral,  zum 
Theil  auf  dem  Papier  gebildet  wird.  Die  Art,  in  welcher 
hierbei  die  Absorption  des  Mediums  ins  Spiel  kommt,  wird 
im  §.176  ausführlicher  betrachtet  werden« 

143.  Als  grüner  Uranit  auf  diese  Weise  untersucht 
wurde,  zeigte  er  ein  sehr  merkwürdiges  System  von  dunk- 
len Absorptionsstreifen.  Es  waren  ihrer  sieben  oder  jedeur 
falls  sechs  vorhanden,  geordnet  mit  all  der  Regelmäfsig- 
keit  der  Interferenzstreifen.  Der  erste  lag  bei  etwa  6^  F, 
der  zweite  bei  F,  der  mittelste  von  den  sechs  fiel  etwas 
kurz  vor  G,  der  dritte,  vierte  und  fünfte  lagen  mit  regei- 
mäfsigen  Zwischenräumen  zwischen  dem  zweiten  und  sechs- 
ten; der  siebente  lag  etwa  ebenso  weit  jenseits  des  sechs- 
ten, als  der  sechste  jenseits  des  fünften.  Das  Spectrum 
war  in  der  Gegend  des  siebenten  Streifens  so  schwach,  dafs 
dessen  Existenz  ein  wenig  zweifelhaft  blieb.  Es  war  nicht 
genug  Licht  daselbst  vorhanden,  um  fernere  Streifen  zu 
sehen. 

144.  Der  Uranit  ist  von  sehr  blättriger  Structur,  wes- 
halb er  sonst  Uranglimmer  genannt  wurde.  Vielleicht  könnte 
der  Leser  meinen,  die  im  letzten  Paragraph  beschriebenen 
dunklen  Streifen  wären  Interferenzstreifen,  die  ich  mit  Ab- 


272 

Sorptionsstreifen  verwechselt  hätte;  sie  wären  von  der  Na- 
tur der  Newton'schen  Ringe  oder  noch  genauer  denen  der 
vom  Baron  Wrede  in  einem  Versuch  gesehenen  ähnlich. 
Es  könnte,  wird  man  vielleicht  sagen,  durch  eine  parallel 
der  Vorderfläche  vorhandene  Spalte  eine  dünne  Platte  ab- 
gesondert worden  seyn,  und  die  Interferenz  der  respec- 
tive  an  der  Ober-  und  Unterfläche  dieser  Platte  reflectir- 
ten  Lichtbündel  hätte  dann  die  beobachteten  Streuen  er- 
zeugt. Allein  mannigfache  Erscheinungen  bei  diesen  Strei- 
fen sind  mit  einer  solchen  Voraussetzung  unvereinbar.  Nach 
den  Kanten  des  Krystalls  hin,  wo  in  der  That  Risse  da 
waren,  wurden  auch  wirklich  Streifen  von  der  Natur  der 
Wrede'schen  beobachtet.  Allein  diese  hatten  ein  ganz 
anderes  Ansehen  als  die  übrigen.  Die  dunklen  Streifen 
des  Interferenzsystems  waren  viel  intensiver  schwarz  und 
schärfer  begränzt  als  die  des  anderen  Systems;  sie  waren 
auch  sehr  veränderlich,  abhängig  nämlich  von  der  Dicke 
der  Platte,  durch  welche  sie  gebildet  wurden,  wogegen 
die  zum  ersten  System  gehörenden  Streifen  immer  diesel- 
ben waren.  Ueberdiefs,  entsprängen  diese  Streifen  aus 
Interferenz,  wäre  kein  Grund  vorhanden,  warum  sie 
auf  Eine  und  zwar  keineswegs  die  hellste  Gegend  des 
Spectrums  beschränkt  seyn  sollten.  Um  jedoch  jeden  Zwei- 
fel hinsichtlich  der  Natur  dieser  Streifen  zu  entfernen, 
löste  ich  ein  Blättchen  von  dem  Krystalle  ab,  stellte  es, 
hinter  einem  Schlitz,  in  ein  durch  eine  Linse  verdichtetes 
Bündel  Sonnenlicht  und  zerlegte  das  durchgegangne  Licht 
mittelst  eines  Prismas.  Wären  die  Streifen  wirklich  aus 
Absorption  entsprungen,  so  hätten  sie  im  durchgelassenen 
Lichte  deutlicher  seyn  müssen ;  wären  sie  dagegen  von  der 
Natur  der  Wrede'schen  gewesen,  so  hätten  sie  schwach, 
fast  unwahrnehmbar  seyn  müssen.  Das  Spectrum  des  dis- 
pergirten  Lichts  enthielt  jedoch  vier  dunkle  Streifen,  welche 
wohl  begränzt  und  intensiv  schwarz  waren.  Das  ganze 
Spectrum  jenseits  des  Orts  des  nächsten  Streifens  war  ab- 
sorbirt,  und  das  ist  der  Grund,  weshalb  nur  vier  Streifen 
sichtbar  waren. 

145. 


273 

145.  Die  Absorptionsstreifen  des  grüneil  üranits  zeigen 
zwar  hinsichtlich  ihrer  Lagen  eine  grofce  Regelmäfsigkeit, 
nicht  aber  hinsichtlich  ihrer  Intensitäten.  Der  zweite,  fünfte 
und  sechste  schienen  mir  deutlicher  als  der  erste,  dritte 

und  vierte.    Ich  bin  nicht  sicher,  ob  diefs  von  Schwankun-  j 

gen  im  Absorptionsvermögen  des  Mediums  oder  von  Schwan* 
kungen  in  der  ursprünglichen  Intensität  des  Sonnenspec-  ! 

trums  herrühre,  neige  aber  stark  zu  der  ersten  Ansicht. 

146.  Die  Abstände  zwischen  den  Absorptionsstreifen 
des  grünen  Uranits  waren  nahe  gleich  den  Abständen  zwi- 
schen den  hellen  Streifen,  aus  welchen  das  derivirte  Spec- 
trum beim  gelben  Uranit  bestand.  Nachdem  ich  beide  Sy- 
steme gesehen  hatte,  konnte  ich  nicht  umhin  die  Ueber- 
zeugung  zu  fassen,  dafs,  wie  unzusammenhängend  auch  beide 
Phänomene  auf  den  ersten  Blick  erscheinen  mögen,  dennoch 
ein  inniger  Zusammenhang  zwischen  ihren  Ursachen  vor- 
handen ist.  Je  mehr  ich  die  Uranverbindungen  unter- 
suchte, desto  mehr  bestärkte  sich  diese  Ueberzeugung 
bei  mir. 

147.  Der  gelbe  Uranit  zeigt  ein  System  von  Absorp- 
tionsstreifen ähnlich  dem  beim  grünen  Uranit.  Salpeter- 
saures Uranoxyd  zeigt  auch  ein  ähnliches  System.  In  einer 
Lösung  habe  ich  sieben  dieser  Streifen  in  regelmäfsigen 
Zwischenräumen  gesehen.  Der  erste  Absorptionsstreif  coin- 
cidirte  mit  F,  der  fünfte  beinahe  mit  G.  Die  Absorptions- 
streifen sind  auch  zu  sehen,  wenn  man  das  durch  die  Kry- 
stalle  gegangene  Licht  zerlegt.  Die  folgende  Anordnung 
zeigt  auf  einem  Blick  die  Absorptionsstreifen  und  die  Strei- 
fen herrührend  von  dem  Licht,  welches  seine  Brechbarkeit 
geändert  hat. 

148.  Sonnenlicht  wurde  durch  einen  Spiegel  horizontal 
reflectirt  und  durch  eine  grofse  Linse  verdichtet.  Dann 
wurde  es  durch  ein  Gefäfs  mit  parallelen  Wänden  geleitet, 
welches  eine  mäfsig  starke  ammoniakalische  Lösung  eines 
Kupfersalzes  enthielt.  Die  Stärke  der  Lösung  und  die 
Weglänge  des  Lichtes  darin  waren  so,  dafs  neben  dem 
Blau  und  Violett  ein  wenig  Grün  durchgeben  konnte.  Dann 

Poggeod.  Ann.  Ergänzungsbd.  IV.  *" 


274 

wurde  ein  Kry stall  von  Salpetersäuren!  Uranoxyd  vor  einem 
engen  Schlitz  befestigt  und,  gegen  das  einfallende  Licht 
gewandt,  in  das  blaue  Bündel  gebracht,  nach  dem  es  durch 
die  Lösung  gegangen  war.  Das  von  dem  Krystall  durch 
den  Schlitz  ausgehende  Licht  wurde  nun  von  hinten  be- 
trachtet und  durch  ein  Prisma  zerlegt.  Es  zeigte  sich  ein 
höchst  merkwürdiges  Spectrum,  bestehend  von  einem  Ende 
zum  andern  aus  nichts  als  Streifen  in  regelmäfsigen  Ab* 
ständen.  Der  Abstand  zwischen  zwei  aufeinander  folgende 
Streifen  schien  vom  Roth  zum  Violett  allmälig  zu  wachsen, 
gerade  wie  es  bei  Interferenzstreifen  der  Fall  ist.  Obgleich 
dieser  Zwischenraum  sich  von  einem  Ende  des  Spectrums 
zum  andern  stetig  zu  ändern  schien,  so  zerfiel  doch  das 
ganze  Streifensystem  in  zwei  besondere  Systeme,  verschie- 
den im  Ansehen  und  sehr  verschieden  in  der  Natur.  Der' 
weniger  brechbare  Theil  des  Spectrums,  wo  ohne  (only  for) 
den  Krystall  nichts  als  Dunkelheit  gewesen  wäre,  war 
erfüllt  mit  schmalen  hellen  Streifen,  herrühreud  von  dem 
Licht,  welches  seine  Brechbarkeit  geändert  hatte.  Diese 
Streifen  waren  viel  schmäler  als  die  dunklen  Intervalle 
zwischen  ihnen,  aber  sie  waren  nicht  blofse  Linien,  welche 
Licht  von  bestimmter  Brechbarkeit  enthielten.  Der  stärker 
brechbare  Theil  des  Spectrums  war  eingenommen  von  einem 
System  von  Absorptionsstreifen.  Der  Abstand  zwischen 
dem  stärkst  brechbaren  hellen  Streifen  und  dem  wenigst 
brechbaren  dunklen  Absorptionsstreifen  schien  sehr  wenig 
gröfser  als  ein  Streifen -Intervall,  so  t'afs,  wäre  ein  Streifen 
von  jeder  Art  mehr  da  gewesen,  der  wenigst  brechbare 
Absorptionsstreif  dicht  über  dem  stärkst  brechbaren  hellen 
Streifen  gelegen  haben  würde.  Mit  starkem  Licht  glaube 
ich  noch  einen  Streifen  dieser  Art  gesehen  zu  haben. 

149.  Pechblende.  —  Diefs  Mineral  erwiefs  sich  ganz 
unempfindlich  und  zeigte  nichts  Merkwürdiges. 

150.  Uranoxydhydrat  —  Krystallisirtes  salpetersaures 
Uranoxyd  wurde  bis  nahe  zur  Rothgluth  erhitzt,  wodurch 
das  Meiste  der  Säure  ausgetrieben  werden  mufste.  Der 
Rückstand,  von  dunkel  ziegelrother  Farbe,   bestand  ohne 


275 

Zweifel  hauptsächlich  aus  wasserfreiem  Oxyd.  Er  war  ganz 
unempfindlich.  Um  alles  anzersetzte  Nitrat  zu  entfernen, 
wurde  er  mit  Wasser  gekocht,  wobei  das  Nitrat  sich  löste 
und  das  Oxyd  als  Hydrat  zurückblieb.  Diefs  Hydrat,  ge- 
waschen und  in  der  Temperatur  der  Luft  getrocknet,  war 
von  äufserst  schön  gelber  Farbe,  und  stellte  vermutlich 
das  in  den  chemischen  Lehrbüchern  beschriebene  Hydrat 
U2Os-|-2HO  dar.  Es  war  leidlich  empfindlich,  für  eine 
unorganische  Substanz  sogar  ungemein  empfindlich,  obwohl 
viel  weniger  als  das  salpetersaure  Uranoxyd,  der  gelbe 
Uranit  und  das  Kanarrenglas.  Das  derivirte  Spectrum  be- 
stand wie  zuvor  aus  gesonderten  hellen  Streifen.  Eine 
kleine  Portion  des  Pulvers  wurde  mit  Wasser  auf  Fliefs- 
papier  gestrichen  und  über  Feuer  getrocknet.  Das  so  auf 
Papier  erhaltene  Pulver  war  matter  als  das  frühere,  neigte 
etwas  mehr  ins  Orange,  obgleich  seine  Farbe  nicht  viel 
dunkler  war  als  die  des  früherea  Hydrats.  Seiner  Farbe 
und  den  Umständen  seiner  Bildung  nach,  war  es  wahr- 
scheinlich das  andere  Hydrat  U?  Od+ HO.  Es  zeigte  sich 
bei  Untersuchung  ganz  unempfindlich. 

151.  Essigsaures  Uranoxyd.  —  Dieses  Salz,  bereitet 
durch  Auflösung  des  gelben  Oxydhydrats  in  Essigsäure, 
ist  ungemein  empfindlich,  etwa  so  sehr  als  das  salpeter- 
saure. Das  derivirte  Spectrum  bestand  aus  sechs  Streifen 
in  regelmäfsigen  Abständen.  Es  schien  mir,  dafs  die  letzten 
fünf  von  diesen  respective  etwas  brechbarer  waren,  als 
die  letzten  fünf  beim  salpetersauren  Salz;  beim  essigsauren 
Salz  war  noch  ein  sechster  Streifen  im  schwachen  Roth 
sichtbar,  was  beim  salpetersauren  gewöhnlich  nicht  der 
Fall  war.  Jedoch  bedarf  diese  Beobachtung  noch  einer 
Wiederholung  unter  günstigen  Umständen. 

152.  Salpetersaures  und  essigsaures  Uranoxyd,  gelber 
Uranit  und  Kanarienglas  sind  insgesammt  so  empfindlich, 
dafs  sich  das  primäre  Spectrum  aus  einiger  Entfernung  mit 
einem  Prisma  untersuchen  läfst.  Bei  den  ersten  drei  Mediis 
sind  die  hellen  Streifen  schmal,  viel  schmäler  als  die  dunk- 

18* 


276 

len  Räume  dazwischen.     Bei  dem  Glase  schienen  sie  viel 
breiter  als  bei  den  übrigen  Substanzen  zu  seyn. 

153.  Oxalsaures  Uranoxyd.  —  Dieses  Salz,  bereitet, 
nach  Hrn.  Peligot's  Weise,  durch  Zusetzen  einer  Lösung 
von  Oxalsäure  zur  Lösung  des  salpetersauren  Urans,  Wa- 
schen und  Trocknen  des  Niederschlags,  —  war  empfindlich, 
aber  nur  in  geringem  Grade.  Das  derivirte  Spectrum  er- 
trug indefs  eine  hinlängliche  prismatische  Zerlegung  um 
drei  bis  vier  helle  Streifen  zu  zeigen*  Zur  Untersuchung 
der  Absorption  des  Salzes  wurde  etwas  davon  gepulvert,  auf 
Glas  mit  Zusatz  von  Wasser  ausgestrichen,  und  getrocknet. 
Die  Schicht  wurde  dann  auf  verschiedene  Weise  untersucht. 
Das  Salz  zeigte  drei  sehr  intensive  Absorptionsstreifen  in 
dem  6tark  brechbaren  Theil  des  Spectrums«  Die  Lage  dieser 
Streifen  fand  sich  durch  Messung:  F  0,31  ß,  F0,5S& 
F  0,85  G. 

154.  Phosphorsaures  Uranoxyd.  —  Dieses,  bereitet 
durch  Fällung  einer  Lösung  von  salpetersaurem  Uranoxyd 
mit  einer  Lösung  von  gewöhnlichem  phosphorsaurem  Natron, 
war  empfindlich,  obgleich  nicht  in  hohem  Grade.  Es  war 
ein  Beträchtliches  empfindlicher  als  das  Oxalat,  doch  glaube 
ich  nicht  so  empfindlich  wie  das  Oxydhydrat.  Das  deri- 
virte  Spectrum  bestand  wie  gewöhnlich  aus  hellen  Streifen  '). 

155.  Uransaures  Kali,  bereitet  durch  Eintröpfeln  einer 
Lösung  von  salpetersaurem  Uranoxyd  in  eine  Lösung  von 
ätzendem  Kali,  einhaltend  damit  lange  bevor  das  Alkali 
neutralisirt  war.  Das  Salz  erwies  sich  unempfindlich,  so- 
wohl im  ursprünglichen  Zustand,  als  Gallerte,  wie  auf  ver- 
schiedenen Stufen  der  Trocknung. 

156.  Uransaurer  Kalk,  bereitet  in  ähnlicher  Weise  mit 
Kalkwasser.  Dieses  Salz,  welches  nach  dem  Trocknen  eine 
schöne  Orangenfarbe  hatte,  erwies  sich,  wie  das  vorherge- 
hende, als  unempfindlich.  Es  schien  interessant  diese  bei- 
den Salze  zu  untersuchen,  weil  das  erstere  zwei  Elemente 
(Sauerstoff  ungerechnet)  mit  dem  Kanarienglase  gemein- 
sam enthält,  und  das  letztere  zwei  Elemente  gemeinsam  arit 

1 )  Siehe  Note  C 


277 

dem  Uranit.  Und  doch  sind  die  Sake  unempfindlich,  während 
die  beiden  anderen  Media  so  merkwürdig  empfindlich  sind. 

157.  Lösungen  mittelst  kohlensaurer  Alkalien.  —  Es 
ist  den  Chemikern  bekannt,  dafs  Lösungen  von  kohlen- 
sauren Alkalien  in  einer  Lösung  von  salpetersaurem  Uran* 
oxyd  gelbe  Niederschläge  hervorbringen,  die  sich  in  einem 
Ueberschufs  des  Fällmittels  wieder  auflösen.  Die  so  mit 
kohlensaurem  Kali  oder  Natron  erhaltene  Flüssigkeit,  welche 
ziemlich  gelb  ist,  erwies  sich  ganz  Unempfindlich.  Sie  zeigte 
jedoch  vier  jener  sonderbaren  Absorptionsstreifen,  die  für 
die  Uranoxydsalze  so  charakteristisch  sind.  Von  diesen 
lag  der  dritte  etwas  kurz  vor  ß,  und  dessen  brechbarerer 
Rand  colncidirte  nahe  mit  dieser  festen  Linie;  der  erste 
und  zweite  lagen  zwischen  F  und  6,  und  der  Abstand  des 
ersten  jenseits  F  war  etwas  gröfser  als  das  Intervall  zwi- 
schen zwei  aufeinander  folgenden  Streifen.  Der  vierte, 
welcher  jenseits  G  lag,  war  schwächer  als  die  übrigen. 
Der  zweite  und  dritte  waren  die  deutlichsten  der  Reihe. 

158.  Die  dem  Uranoxyd  eigenen  Absorptionsstreifen 
liefern  ein  leichtes  Mittel,  diese  Substanz  in  einer  Lösung 
zu  entdecken.  Zu  diesem  Zweck  sind  die  im  vorhergeben- 
den Paragraph  erwäbuten  Lösungen  dem  Nitrat  vorzuziehen, 
denn  sie  erzeugen  viel  stärkere  Streifen,  wenn  nur  eine 
geringe  M%nge  Uran  zugegen  ist.  Die  Absorptionsstreifen 
des  salpetersauren  Urans  sind  übrigens,  wie  sich  erwarten 
liefs,  auch  bei  Gegenwart  einer  grofsen  Menge  von  sal- 
petersaurem Kupferoxyd  sichtbar  '). 

Optische  Proben  auf  Uran  bei  Lötbrohr -Versuchen. 

159»  Wenn  eine  Perle  von  mikrokosmischen  Salz  mit 
Uranoxyd  geschmolzen,  und  auf  den  höchsten  Oxydations- 
grad gebracht  wird,  so  ist  sie  im  durchgelassenen  Lichte 
gelb.  Eine  solche  Perle  ist  höchst  empfindlich,  eben  so 
stark  wie  Kanarienglas.  Wenn  das  Licht  seitwärts  auf  sie 
einfällt,  und  hinter  ihr  ein  schwarzes  Tuch  oder  ein  dunkler 
Gegenstand  gehalten  wird,  so  zeigt  sie  deutlich  die  aus  der 

1)  Siehe  Noie  D 


278 

innern  Dispersion  entspringende  geüt*e  Farbe.  Im  Sonnen- 
licht gehörig  untersucht,  tritt  ihre  Empfindlichkeit  sogleich 
hervor,  und  wenn  mau  das  dispergirte  Licht  duiteh  ein 
Prisma  untersucht,  löst  es  sich  in  helle  Streifen  auf.  Eine 
der  bequemsten  Weisen,  solche  kleine  Gegenstände  zu  un- 
tersuchen, besteht  darin,  dafs  man  das  Licht  horizontal 
durch  eine  grofse  Linse  reflectirt,  mittelst  absorbirender 
Medien  alle  Strahlen  bis  auf  die  sehr  stark  brechbaren  ab- 
sorbirt,  den  Gegenstand  in  das  verdichtete  Bündel  legt 
und  durch  ein  Prisma  betrachtet.  Auf  Uran  angewandt  ist 
diese  Probe  so  empfindlich,  dafs  ich  einst  die  beim  Uran 
sich  zeigende  Erscheinung  sah,  als  ich  eine  durch  Chrom 
grün  gefärbte  und  in  der  äufsern  Flamme  geschmolzene 
Perle  untersuchte.  Es  ergab  sich  nämlich,  dafs  sie  wirk- 
lich eine  Spur  von  Uran  enthielt. 

160.  Das  Grün,  welches  das  mikrokosmische  Salz  durch 
Uran  in  der  Reductionsflamme  annimmt,  hat  eine  sehr  eigen- 
tümliche Zusammensetzung,  mittelst  welcher  die  Gegenwart 
des  Urans  sogleich  entdeckt  werden  kann.  Zu  dem  Ende 
reicht  es  hin,  die  Perle  vor  einem  dunklen  Gegenstand  zu 
halten  und  das  von  ihr  erzeugte  umgekehrte  Bild  einer 
Kerzenflamme  durch  ein  Prisma  zu  beschauen.  Die  Beob- 
achtung ist  sehr  einfach  und  erfordert  nur  wenige  Sekun- 
den. Das  Spectrum  zeigt  am  rothen  Ende  ein€n  isolirten 
Streifen,  welchem  ein  sehr  intensiv  dunkler  Absorptions- 
streif folgt.  Ein  ähnlicher,  obwohl  nicht  ganz  so  intensiv 
dunkler  Streif  kommt  im  Grün  vor;  jenseits  des  Grüns  ist 
gewöhnlich  nur  wenig  Licht  zu  sehen.  Sowie  die  Absorp- 
tion fortschreitet,  verbreitet  sich  der  erste  dunkle  Streif 
über  den  ganzen  Raum  von  dem  Roth  bis  zum  Grün,  und 
das  Spectrum  ^besteht  aus  einem  isolirten  rothen  Streifen 
und  einem  in  zwei  getheilten  grünen.  In  seiner  Absorp- 
tionsweise hat  das  Medium  grofse  Aehnlichkeit  mit  dem 
Chlorophyll.  Das  Grün  beim  Kupfer  oder  beim  Chrom 
zeigt  bei  Betrachtung  durch  ein  Prisma  nichts  Merkwür- 
diges und  kann  nicht  verwechselt  werden  mit  dem  Grün 
beim  Uranoxydul.     Bei   letzterem   treten   die  Absorptions- 


279 

streifen  dicht  eher  vollständig  hervor,  als  bis  die  Perle 
kalt  ist. 

14H.  Das  Uran  giebt  dieselben  Wirkungen  mit  Borax 
wie  mit  mikrokrosmischem  Salz,  docb  sind  sie  weniger  deut- 
lich oder  mindestens  weniger  leicht  hervorzubringen* 

162.  Wenn  das  in  einer  Perle  von  mikrokosmischem 
Salz  enthaltene  Uran  vollständig  oxydirt  ist,  und  man  er- 
hitzt die  Perle  sanft,  so  dafs  sie  eben  selbst  leuchtend  wird, 
so  ist  das  von  ihr  au6ge$andte  Licht  nicht  roth,  wie  mei- 
stens bei  den  schwach  erhitzten  Substanzen,  sondern  grün 
oder  grünlich  weifs. 

163.  Lösungen  von  Uranoxydul  haben  eine  sehr  merk- 
würdige Wirkung  auf  das  Spectrum,  die  mehr  oder  we- 
niger der  einer  durch  Uran  grün  gefärbten  Perle  des  rai- 
krokosmischen  Salzes  ähnlich  ist.  Natürlich  kann  die  Ab- 
Sorption  weit  besser  bei  einer  Lösung  als  bei  einer  Perle 
beobachtet  werden.  Ich  habe  in  solchen  Lösungen  mehre 
Absorptionsstreifen  beobachtet,  doch  bisher  zu  wenige 
Fälle  untersucht,  als  dafs  ich  darüber  in  Detail  eingehen 
könnte.  Aufserdem  gehören  die  vom  Üranoxydul  hervor- 
gebrachten Absorptionsstreifen  nicht  eigentlich  zu  meinem 
Gegenstand,  da  die  Verbindungen  dieses  Oxyduls,  so  weit 
ich  sie  untersucht  habe,  unempfindlich  sind. 

Krscheinungen   bei  sehr   empfindlichen  Medien   in   einem 
Bündel,  von  dem  die  sichtbaren  Strahlen  fast  ausge- 
schlossen sind. 

164.  Wird  ein  dickes  (large)  Bündel  Sonnenlicht  ho- 
rizontal in  ein  dunkles  Zimmer  reflectirt  und  durch  ein 
im  Fensterladen  angebrachtes  absorbireudes  Medium  von 
solcher  Natur  geleitet,  dafs  es  nur  die  schwach  leuchtenden 
Strahlen  von  hoher  Brechbarkeit  und  die  unsichtbaren 
Strahlen  durchläfst,  so  haben  verschiedene  empfindliche 
Media,  die  man  in  dieses  Bündel  bringt,  ein  sehr  seltsames 
und  unnatürliches  Ansehen,  weil  sie  wegen  der  eigenthüm- 
lichen  Milde  (softness)  des  dispergirten  Lichtes  und  wegen 
der  Abwesenheit  eines  starken,  von  den  Convexitäten  re- 


280 

flectirten  Lichts,  gleichsam-telbst  leuchtend  erschürfen.  Unter 
die  zu  diesem  Versuch  besonders  geeigneten  Substanzen  ge- 
hören :  ein  Absud  yon  Rofskastanienrinde  oder  Steehapfel- 
samen,  eine  Lösung  von  schwefelsaurem  Chinin,  ein  Absud 
von  Krapp  mit  einer  Alaunlösung,  und,  vor  Allem,  das  Ka- 
Barieuglas.  Das  Ansehen  eines  gelben  Uranits  änderte  sich 
bei  dieser  Beobachtungsweise  sehr  sonderbar«  Im  Tages- 
licht hatte  das  Mineral  dieselbe  Farbe,  wie  der  Stein,  worin 
es  eingewachsen  war;  allein  in  einem  Lichtbündel  wie  der 
eben  erwShnte,  war  es  stark  leuchtend,  während  der  Stein 
dunkel  blieb. 

Natürliche  Krystalle. 

165.  Von  natürlichen  Krystallen  habe  ich  bisher  nur 
eine  kleine  Anzahl  untersucht  Denn  lange  Zeit  beschäf- 
tigte ich  mich  fast  dusschliefslich  mit  pflanzlichen  Substan- 
zen, da  die  mineralischen  nichts  zu  versprechen  schienen. 
Ich  fand  jedoch  eine  innere  Dispersion  bei  gewissen  Apa- 
titen, Arragoniten,  Chrysoberyllen,  Cyaniten  und  Topasen. 
Bei  allen  diesen  Krystallen  schien  indefs  die  innere  Dis- 
persion, wie  beim  Flufsspath,  von  einer  zufoHig  und  in 
kleiner  Menge  vorhandenen  Substanz  herzurühren;  so  dafs 
bis  jetzt  der  gelbe  Uranit  der  einzige  natürliche  Krystall 
ist,  bei  dessen  wesentlichen  Bestandteilen  die  Eigenschaft 
der  innern  Dispersion  angetroffen  wurde. 

166.  Unter  den  eben  erwähnten  Mineralen  war  der 
Apatit  das  Empfindlichste,  obwohl  er  dem  gelben  Uranit 
weit  nachstand.  Dafs  die  Empfindlichkeit  nicht  vom  phos- 
pborsauren  Kalk  herrührte,  ging  deutlich  daraus  hervor, 
dafs  sie  einem  farblosen  Exemplare  fehlte,  und  dafs  sie  an  ver- 
schiedenen Stellen  eines  und  desselben  empfindlichen  Exem- 
plars sehr  ungleich  stark  war.  Mit  Ausnahme  des  eben  er-, 
wähnten  farblosen,  waren  alle  untersuchten  Apatite  vou 
grünlicher  Farbe  und  zugleich  empfindlich.  Das  disper- 
girte  Licht,  hatte  eine  Orangenfarbe,  war  aber  nicht  ho- 
mogen orange.  Bei  einem  Exemplar  bestand  es  aus  drei 
hellen  Streifen  mit  regelmäfsigen  Zwischenräumen.  Die 
Art,   wie  bei  diesem  Krystall   die  Empfindlichkeit  mit  der 


281 

Brechbarkeit  der  einfallenden  Strahlen  zusammenhing,  war 
sehr  eigentümlich.  Beim  Arragonit  fand  sich  die  Disper- 
sion in  den  durchsichtigen  Krystallen;  die  durchscheinen- 
den erwiesen  sich  unempfindlich.  Das  dispergirte  Licht 
war  von  bräunlich  weifser  Farbe.  An  einem  und  demsel- 
ben Krystall  walten  einige  Stellen  unempfindlich  und  an- 
dere mehr  oder  weniger  empfindlich.  Die  Theile  von  glei- 
cher Empfindlichkeit  lagen  in  parallelen  Schichten,  wie  diefs 
schon  beim  Flufsspath  von  Sir  David  Brewster  ange- 
geben worden  ist.  Bei  einem  Exemplar,  welches  zum  Zei- 
gen der  konischen  Refraction  zurecht  geschnitten  worden, 
lagen  die  Schichten  an  einigen  Stellen  winkelrecht  gegen 
die  Ebene  der  optischen  Axen,  und  an  anderen  Stellen 
parallel  der  die  Axen  halbirendcn  Linie  und  neigten  gegen 
die  Axen -Ebene  unter  solchem  Winkel,  dafs  die  beiden 
Richtungen  der  Schichten  den  beiden  gewöhnlichsten  Sei- 
tenflächen parallel  seyn  mufsten.  Ein  anderes  Exemplar 
zeigte  Schichten  parallel  einer  schiefen  Endfläche.  Die 
Schichten  entspringen  offenbar,  wie  schon  Sir  David 
Brewster  beim  Flufsspath  bemerkt  hat,  von  einer  bei 
der  Kristallisation  aufgenommenen  Substanz.  Daher  lie- 
fern sie  gleichsam  eine  Geschichte  des  Wachsthütns  der 
Krystalle.  Bei  einem  Zwillingskrystall  von  Flufsspath  zeig, 
ten  die  Schichten  durch  ihre  Richtung  in  demjenigen  Theil 
der  Masse,  welcher  den  geometrischen  Formen  beider  Kry- 
stalle  gemein  war,  zu  welch  einem  der  Krystalle  sie  wirk- 
lich gehörten.  Im  Flufsspath,  wenigstens  in  den  von  mir 
untersuchten  Exemplaren,  sind  die  Schichten  parallel  den 
Seiten  des  Würfels,  und  dasselbe  hat  Sir  David  Brew- 
ster beobachtet. 

Im  Chrysoberyll,  Cyanit  und  Topas  war  das  disper- 
girte  Licht  roth  oder  rÖthKch,  und  so  veränderlich,  dafs 
es  sich  nicht  den  wesentlichen  Bestandtheilen  der  Kry- 
stalle zuschreiben  liefs.  In  diesen  Fällen  war  die  Empfind- 
lichkeit nur  schwach ;  beim  Cyanit  zeigte  sich  in  der  That 
nur  eine  Spur  von  Dispersion,  wenn  er  in  sehr  concen- 
trirtem  Lichte  untersucht  ward. 


282 

Gefitbte  Sl&ser. 

167.  Aufser  dem  Kanarienglase  habe  ich  die  gewöhn- 
lichen farbigen  Gläser,  sowie  auch  das  Goldglas,  unter- 
sucht, aber  darunter  nur  ein  einziges  gefunden,  bei  wel- 
chem die  Empfindlichkeit  einen  Zusammenhang  mit  dem 
Farbstoff  zu  haben  schien.  Die  blasseren  Gläser  schienen 
eine  schwache  innere  Dispersion  zu  haben,  weil  die  Farbe 
nicht  intensiv  genug  war,  um  die  Dispersion,  welche  ein 
gemeines  farbloses  Glas  gezeigt  haben  würde,  zu  ver- 
stecken. 

168.  Eine  Ausnahme  machte  das  blafsb  raune  Glas,  desseu 
schon  bei  meinem  ersten  Versuch  erwähnt  wurde.  Diefs 
Glas  dispergirte  unter  dem  Einflüsse  stark  brechbarer  Strah- 
len ein  rothes  Licht,  Die  Farbe  des  Lichts  war  kein  rei- 
nes prismatisches  Roth,  sondern  das  Roth  waltete  blofs 
vor.  Eine  ähnliche,  anscheinend  aus  derselben  Ursache 
entspringende  Dispersion  beobachtete  ich  an  den  gemeinen 
röthlich  braunen  deutschen  Weinflaschen.  Die  Empfind- 
lichkeit dieser  Gläser  schien  von  einem  Schwefelkali  her- 
zurühren. Eine  eigends  damit  gefärbte  Perle  zeigte  in  der 
That  eine  Dispersion  von  rothem  Licht  wie  jene  Gläser. 
Ueberdiefs  wurden  in  den  verworrenen  Massen,  die  man 
durch  Schmelzen  von  schwefelsaurem  Natron  oder  Kali 
auf  Kohle  vor  dem  Löthrohr  erhält,  gewisse  Portionen  ge- 
funden, die  ein  rothes  Licht  dispergirten,  und  zwar  für 
eine  unorganische  Substanz  ziemlich  reichlich.  Eine  ähn- 
liche Dispersion  wurde  bei  den  Producten  der  Zusammen- 
schmelzung von  Schwefel  und  kohlensaurem  Kali  erhalten, 
während  andere  Theile  der  verworrenen  Masse  eine  Dis- 
persion anderer  Art  zeigten.  Es  ist  wohl  klar,  dafs  unter 
den'  Verbindungen  des  Schwefels  mit  den  Alkalien  em- 
pfindliche vorkommen,  doch  welche,  habe  ich  nicht  un- 
tersucht. * 

Vorsichtsraafsregeln,  um  wahre  von  falscher  innerer 

Dispersion  zu  unterscheiden. 

169.  In  dem  früheren  Theile  dieser  Abhandlung  wur- 
den gewisse  Proben  angegeben,    um  wahre    und  falsche 


283 

innere  Dispersion  in  einer  Flüssigkeit  zu  unterscheiden. 
Allein  sie  erfordern  einige  Uehung  in  derlei  Beobachtun- 
gen, um  leicht  unterscheiden  zu  können,  und  ein  zu  stren- 
ges Festhaken  an  einer  dieser  Proben ,  bei  Ausschliessung 
der  übrigen,  könnte  zu  Irrthüuiern  führen. 

Die  erste  Probe  beruht  auf  dem  continuirlichen  Aus* 
sehen  eines  wahrhaft  dispergirten  Bündels.  Zuweilen  aber 
giebt  es  starre  Theilchen  von  solcher  Feinheit  und  Menge 
in  mechanischer  Schwebe,  dafs  diese  Probe  allein  den 
Beobachter  verleiten  könnte  ein  falsch,  für  ein  wahrhaft 
dispergirtes  Bündel  zu  nehmen.  Wenn  andrerseits  eine 
Flüssigkeit,  die  an  sich  keine  wahre  oder  falsche  innere 
Dispersion  zeigt,  starre  Theilchen  in  offenbar  blofs  mecha- 
nischer Schwebe  enthält,  so  dürfen  wir  daraus  nicht  ohne 
Weiteres  schliefsen,  dafs  sie,  als  Ganzes  genommen,  unfähig 
sey,  die  Brechbarkeit  irgend  einer  auf  sie  einfallenden 
Lichtportion  zu  verändern.  Denn  wir  haben  gesehen,  dafs 
der  flüssige  Zustand  keineswegs  wesentlich  zum  Auftreten 
der  Empfindlichkeit  ist,  und  deshalb  kann  eine  Flüssigkeit, 
so  gut  wie  jedes  andere  Mittel,  als  Träger  einer  empfind- 
lichen Substanz  dienen. 

170.  So  ist  das  Lycopodium  sehr  empfindlich,  wie 
sich  ergiebt,  wenn  man  dasselbe  in  einem  Linearspec- 
trum untersucht.  Demgemäfs  fand  ich  auch,  dafs  wenn 
man  etwas  Lycopodium  in  Wasser  einrührt,  und  das  Ge- 
menge nach  der  vierten  Methode  untersucht,  es  sich  em- 
pfindlich erweist,  obwohl  das  in  seiner  Brechbarkeit  ver- 
änderte Licbtbündel  offenbar  discontinuirlich  war.  Als 
Indisches  Gelb  (Indian  yellow)  statt  des  Ljcopodium  ge- 
nommen ward,  zeigte  sich  das  Gemenge ,  bei  .Untersu- 
chung nach  der  vierten  Methode,  empfindlieh.  Hiebei  wa- 
ren die  schwebenden  Theilchen  so  zart,  dafs  das  Lichtbündel, 
welches  seine  Brechbarkeit  verändert  hatte,  continuirlich  er- 
schien, obwohl  natürlich  dasselbe  in  Wirklichkeit  es  nicht 
war.  Beim  Beobachten  trüber  Flüssigkeiten,  wie  diese,  ist 
es  fast  nothwendig,  absorbirende  Media  anzuwenden,  weil 
sonst  die  Wirkung  des   an  deu  Oberflächen  der  Prismen 


284 

und  der  grofsen  Linse  zerstreuten  Lichts  den  Beobachter 
zu  ganz  falschen  Schlüssen  verleiten  könnte. 

171.  Die  nächste  Probe  beruht  auf  der  Polarisation 
des  falsch  dispergirten  Bündels.  Als  ich  einst  die  Wir- 
kungen von  Säuren  und  Alkalien  auf  eine  schwache  Lö- 
sung von  empfindlicher  Substanz  untersuchte  und  dabei 
Sonnenlicht  anwandte,  welches  blofs  durch  eine  kleine 
Linse  hin  reflectirt  worden  war,  traf  ich  ein  Bündel  an, 
welches  ganz  wie  ein  falsch  dispergirtes  aussah,  welches 
sich  aber,  als  ich  es  von  oben  durch  ein  doppeltbrechendes 
Prisma  beschaute,  zu  meinem  Erstaunen  als  unpolarisirt  er- 
wies. Es  fiel  mir  bald  ein,  dafis  dieses  Bündel  nicht  von 
starren  Staubtheilchen,  sondern  von  ungemein  kleinen  Blas» 
chen  vom  kohlensauren  Gase  herrühren  müfste,  die  sich 
auf  diese  Weise  verriethen,  obwohl  sie  zu  klein  waren, 
um  direct  gesehen  zu  werden.  Da  das  Licht  bei  einem 
Winkel  von  etwa  45°,  also  nur  sehr  wenig  unterhalb  des 
der  totalen  Reflexion,  auf  die  Bläschen  einfiel,  so  mufste 
das  reflectirte  Licht  fast  ganz  unpolarisirt  seyn  1). 

172.  Wasser,  welches  blofs  in  einem  Reagenzglase 
gekocht  worden,  gab  ein  ähnliches  Resultat.  Das  unpola- 
risirte  Bündel  von  falsch  dispergirtem  Lichte  rührte  in 
diesem  Fall  von  der  in  Lösung  gewesenen  Luft  her.  Diefs 
zeigt,  warum  ein  lang  anhaltendes  Sieden  nothwendig  ist, 
um  Wasser  von  Luft  zu  befreien.  Nicht,  dafe  die  Verwandt- 
schaft des  Wassers  zur  Luft  so  grofs  wäre,  um  nur  lang* 
sam  überwunden  zu  werden,  sondern  weil  die, -bei  hinrei- 
chend gesteigerter  Temperatur  sogleich  aus  der  Lösung  ge- 
triebene Luft  noch  als  ungemein  kleine  Bäschen,  deren 
Endgeschwindigkeit  unmerklich  ist,  im  Zustande  mechani- 
scher Beimischung  erhalten  wird.  Demgemäfs  steigt  die 
Luft  nicht  eher  zur  Oberfläche,  um  daselbst  zu  entweichen, 
als  bis  sich  durch  das  zufällige  Zusammentreffen  dieser 
Bläschen  gröfsere  Blasen  gebildet  haben. 

173.  Was  die  von  der  Brechbarkeitsveränderung  ab- 
hängige Probe  auf  wahre  Dispersion  betrifft,  so  ist  schon 

1)  Siehe  Note  JE. 


365 

bemerkt  worden,  dafe  diese  Veränderung  in  einigen  Fällen 
so  gering  ist,  dafs  man  bei  alleiniger  Anwendung  dieser 
Probe  leicht  die  wahre  mit  der  falschen  Dispersion  ver- 
wechseln kann.  Zwar  sind  die  Falle,  wo  man  Gefahr  läuft, 
in  dieser  Weise  getäuscht  zu  werden,  nur  selten;  allein 
andererseits  kann  man  beim  Beobachten  einer  trüben  Flüs- 
sigkeit oder  eines  durchscheinenden  Körpers  nach  der  vier- 
ten Methode,  wenn  man  nicht  auf  seiner  Hut  ist,  leicht 
durch  die  Wirkung  des  zerstreuten  (scattered)  Lichtes 
irregeleitet  werden,  und  fälschlich  falsche  Dispersion  für 
wahre  nehmen.  Gesetzt  das  Medium  wäre  Wasser,  welches 
Theilchen  einer  unempfindlichen  Wasserfarbe  schwebend 
enthielte,  und  die  kleine  Linse  wäre  etwas  hinter  dem  An- 
fange des  Yioletts  aufgestellt.  Es  würden  zwei  Lichtbündel 
in  die  Linse  treten,  ein  regelmäfsig  gebrochenes  Bündel  von 
violettem,  und  ein  zerstreutes  (scattered)  von  weifsem  Lichte. 
Von  diesem  würde  das  letztere,  verglichen  mit  dem  ersten, 
unbedeutend  seyn,  wäre  nicht  die  Leuchtkraft  der  zur  Mitte 
des  Spectrums  gehörigen  Farben  so  sehr  viel  gröfser  als 
die  des  Yioletts.  .Analysirte  man  das  dispergirte  Bündel 
durch  ein  Prisma,  so  wurde  es  zerlegt  in  ein  violettes  Bündel 
von  bestimmter  Brechbarkeit,  einen  darauf  folgenden  dunk- 
len Zwischenraum  und  einen  breiten  Streifen,  welcher  die 
Farben  des  helleren  Theils  vom  Spectrum  in  ihrer  natür- 
lichen Ordnung  enthielt.  Diefs  wird  auch  bei  der  wahren 
Dispersion  beständig  gesehen;  allein  die  Polarisation  des 
Bündels  und  sein  Verhalten  gegen  absorbirende  Media 
würde  den  betrügerischen  Charakter  der  Dispersion  auf- 
decken. 

Von  den  Farben  der  natürlichen  Körper. 

174.  Mit  diesem  Ausdruck  meine  ich  nur  diejenigen 
Farben  zu  umfassen,  auf  welche  er  gewöhnlich  angewandt 
wird,  nämlich  die  der  Blätter,  Blumen,  Pigmente,  gefärbte 
Gegenstände  u.  s.  w.,  als  die  grofse  Masse  der  Farben, 
die  in  unsere  Betrachtung  fallen.  Dagegen  schliefse  ich 
aus  die  Farben  der  Refraction  (wie  die  des  Regenbogens ) 


die  der  Diffraction  (wie  die  der  Höfe  um  Sonne  und 
Mond),  die  der  Interferenz  (wie  die  an  den  klaren  Flü- 
geln kleiner  Fliegen  wahrzunehmenden)  und  die  die  spie- 
gelnde Reflexion  begleitenden  Farben,  welche  gewöhnlich 
nur  schwach,  zuweilen  aber  ziemlich  intensiv  sind. 

In  einigen  wenigen  Fällen,  z.  B.  beim  Flufsspatb,  bei 
verschiedenen  Uranoxydsalzen,  sauren  Lösungen  von  sau- 
rem schwefelsaurem  Chinin  u.  8.  w.,  werden  Farben  beob- 
achtet, welche  durch  ihre  Stärke  Aufmerksamkeit  erregen, 
und  einen  merkwürdigen,  bisher  unvermutheten  Ursprung 
haben.  Ich  spreche  jetzt  nicht  von  den  Farben,  die  durch 
eine  Brechbarkeitsveränderung  des  einfallenden  Lichts  ent- 
stehen. In  den  allermeisten  Fällen  sind  diese  Farben  zu 
schwach,  um  einen  merklichen  Theil  der  ganzen  Farbe,  die 
man  wahrnimmt,  auszumachen.  Die  Farben,  welche  ge- 
färbte Gegenstände  unter  dem  Einflufs  sehr  brechbarer 
Strahlen  aussenden,  kommen  mehr  oder  weniger  meistens 
mit  denen  überein,  welchen  sie  für  gewöhnlich  zeigen,  und 
möglicherweise  kann  die  aus  der  Brechbarkeit  entstehende 
Farbe  ein  wenig  zu  der  Lebhaftigkeit  der  beobachteten 
Farbe  beitragen.  Wenn  der  Effect  indefs  auch  merklich 
ist,  bin  ich  doch  überzeugt,  ist  er  nur  schwach;  und  sehr 
lebhafte  Farben  können  ohne  Brechbarkeitsänderung  ent- 
stehen, wie  beim  Quecksilberjodid.  Für  jetzt  werde  ich 
das  Licht  vernachlässigen,  welches  seine  Brechbarkeit  ver- 
ändert haben  mag. 

175.  Wenige,  glaube  ich,  werden  jetzt  noch  grofsen 
Werth  legen  auf  New  ton 's  kühner  Herleitung  der  natür- 
lichen Körperfarben  von  der  Reflexion  des  Lichts  au  dünnen 
Platten.  Sir  David  Brewster  hat  gezeigt,  wie  aufser- 
ordentlich  verschieden  die  prismatische  Zusammensetzung 
des  Grün  der  Pflanzenwelt  von  dem  ist,  was  sie  nach 
Newton 's  Theorie  seyn  mtifste.  Gegenwärtig  wird  an- 
genommen, die  verschiedenen  Farben  natürlicher  Körper 
eeyen  nur  besondere  Fälle  von  einem  allgemeinen  Phäno- 
men, nämlich  der  Absorption.  Am  besten  wird  die  Ab- 
sorption an  einem  klaren,   flüssigen  oder  starren,   Körper 


m 

stodirt,  allein  sie  extstirt  nicht  weniger  bei  einem  Körper 
von  unregelmäfsiger  Structur,  x.  B.  bei  gefärbtem  Tuche 
oder  einem  farbigen  Pulver. 

Der  grüne  Farbstoff  der  Blätter  liefert  ein  vortreffli- 
ches Beispiel  von  der  Identität  des  von  natürlichen  Kör- 
pern auf  das  Licht,  ausgeübten  Effects  und  der  Absorption; 
denn  dasselbe  eigenthümliche  System  von  Absorptionsstrei- 
fen, welches  eine  klare  Lösung  des  Farbstoffs  zeigt,  kann 
man  direct  im  Blatte  selbst  beobachten.  Doch  ist  es  wohl 
nutzlos,  Gründe  zur  Stütze  einer  Theorie  beizubringen, 
die  gegenwärtig  glaube  ich  allgemein  anerkannt  wird.  Mein 
Zweck  ist  nur,  die  Weise  zu  bezeichnen,  ia  welcher  die 
von  Körpern  reflectirten  oder  vielmehr  nach  aufsen  zer- 
streuten Farben  von  dem  Absorptionsvermögen  des  Farb- 
stoffs abhängen,  um  dadurch  die  im  §.  142  aus  den  daselbst 
beschriebenen  Beobachtungen  gezogenen  Schlüsse  zu  recht- 
fertigen. 

176.  Es  falle  weifses  Licht  auf  einen  Körper  von  un- 
regelmäßigem Gefüge  im  Innern,  z.  B.  auf  farbiges  Pulver. 
Ein  Theil  wird  an  der  ersten  unregelmäßigen  Oberfläche 
reflectirt  werden,  allein  das  Meiste  wird  theüs  in  die  Theil- 
chen,  theils  zwischen  dieselben  eindringen,  und  weitergehen. 
Bei  diesem  Fortgang  wird  das  Licht  an  den  Oberflächen 
der  Theilchen  in  unregelmäfsiger  Weise  reflectirt,  und  bei 
dem  Durchgang  durch  dieselben  zum  Theil  absorbirt.  Der 
Einfachheit  wegen,  möge  das  Licht  senkrecht  auf  die  all- 
gemeine Oberfläche  einfallen)  und  alles  dasjenige,  was  mehr 
als  einmal  reflectirt  wird,  vernachlässigt  werden.  Sey  t 
die  Dicke  einer  vom  Licht  durchdrungenen  Schicht,  J  die 
Intensität  des  Lichte,  oder  vielmehr  einer  gegebenen  Art 
desselben  in  dieser  Tiefe,  so  dafs  die  ganze  Intensität  durch 

fjdfi  bezeichnet  werden  kann,  wenn  p  der  Brecbungsindex 

für  eine  Normalsubstanz  ist.  Beim  Durchgang  durch  die 
Schicht  von  der  Dicke  dt  sey  qdt  der  absorbirte  und  rdt 
der  reflectirte  und  nach  allen  Richtungen  zerstreute  Theil 
des  Lichts;  dann  ist 

dJ=z  —  (q  +  r)Jdt. 


2» 

Integrirt  man  diese  Gleichung  und  nimmt  J0  als  An- 
fangswerth  von  J,  für  f =0,  so  kommt 

J=J0e-<*+r>#  (a) 

Der  Einfachheit  wegen  sey  angenommen,  man  sehe  senk- 
recht auf  die  allgemeine  Oberfläche,  und  es  gelange  von 
dem  reflectirten  und  beim  Durchgang  durch  die  Schicht  von 
der  Dicke  dt  zerstreuten  Licht  der  Bruchtheil  n  ins  Auge, 
wenn  nichts  durch  Absorption  etc.  verloren  ginge.  Dann 
würde  die  Intensität  des  aus  der  Schicht  kommenden  Lichts 
seyn  nrJdt.  Allein  beim  Rückgang  durch  die  Schicht  von 
der  Dicke  t  wird  die  Intensität  in  dem  Verhältnifs  J0  zu  J 
verringert.  Wenn  also  J9  die  Intensität  des  wirklich  in 
das  Auge  gelangenden  Lichtes  ist,  wird 

dJ=nrJ0-'J*dt=nrJ0e-1i('+r)tdt. 

Nehmen  wir  den  Körper  als  von  hinreichender  Dicke 
an,  um  alle  Farbe  zu  entwickeln,  die  er  zu  geben  vermag, 
so  wird  die  obere  Gränze  von  I  gleich  od  und  wir  haben 

177.  Da  die  die  gewöhnliche  Reflexion  begleitende 
Farbe  meist  nur  schwach  ist,  so  werde  ich  die  chromatischen 
Veränderungen  von  r  vernachläfsigen.  Dagegen  unterliegt 
q  sehr  ausgedehnten  und  anscheinend  eigensinnigen  Ver- 
änderungen, die  von  der  Brecbbarkeit  des  Lichtes  abhängen. 
Man  denke  sich  zwei  Curven  gezogen,  deren  Abscissen 
proportional  p  sind,  und  deren  Ordinaten  bei  der  ersten 
dem  Verhältnifs  J  zu  J0 ,  und  bei  der  zweiten  dem  Ver- 
bältnils J  zu  J0  proportional  sind.  Diese  Curven  dienen 
zur  Veranschaulichung  der  Zusammensetzung  des  Lichts, 
welches  von  einer  Schicht  des  Körpers,  die  die  Dicke  I 
Vsitzt,  durchgelassen  wird,  und  desjenigen,  welches  der 
Körper,  in  Masse  gesehen,  reflectirt.  Es  ist  klar,  dafs  die 
Maximum-  und  Minimum -Ordinaten  in  den  beiden  Curven 
zur  selben  Abscisse  gehören;  allein  sobald  nicht  die  Dicke 
I  sehr  klein  ist,  so  klein,  dafs  sie  unfähig  ist,  die  Farbe 
des  Mediums  durch  Transmission  sehen  zu  lassen,  werden 

die 


289 

die  Maxiuia  und  Minima  in  der  ersten  Curve,  deren  Or- 
dinaten  wie  e~qt  variiren,  mehr  entwickelt  seyn,  als  in 
der  zweiten,  deren  Ordinaten  wie  (q  +  r)~~l  variiren. 
Wenn  dann  das  Absorptionsvermögen  Schwankungen  un- 
terliegt, die  von  der  Brechbarkeit  des  Lichtes  abhängen, 
so  können  die  Absorptionsstreifen  sowohl  in  dem  zurück- 
geworfenen als  durcbgelas6enen  Lichte  zu  beobachten  seyn, 
doch  besser  in  dem  letzteren. 

178.  Wenn  die  Natur  der  Substanz  gegeben  ist,  ist 
es  au«h  q.  Ist  nun  die  Substanz  von  lockerer  Natur  z.B. 
feines  Pulver  von  blauem  Glase,  so  wird  r  bedeutend. 
Folglich  .wird,  übereinstimmend  mit  dem  Ausdruck  (fc),  die 
nach  aufsen  zerstreute  Lichtmenge  bedeutend  seyn,  die 
Farbe  aber  nur  schwach.  Benäfst  man  nun  das  Pulver,  so 
werden  die  Reflexionen  an  den  Oberflächen  der  Theilchen  ge- 
schwächt, r  wird  verringert,  und,  wie  aus  (6)  erhellt,  nimmt 
die  nach  aufsen  zerstreute  Lichtmenge  ab,  aber  zugleich 
wird  die  Farbe  dunkler,  weil  die  chromatischen  Variationen 
von  J'  vergröfsert  sind.  Ist  der  Körper  compact  und  bei- 
nahe homogen,  so  wird  r  klein  seyn,  und  deshalb  sehr 
wenig  Licht  zurückkehren,  mit  Ausnahme  des  an  der  Vor- 
derfläche regelmäfsig  reflectirten.  Die  Farbe  der  kleinen 
Lichtmenge,  die  anders  als  regelmässig  reflectirt  ist,  wird 
etwas  reiner  als  zuvor  seyn,  insofern  die  chromatischen 
Variationen  von  J'  denen  von  q~l  gleich  zu  werden 
streben. 

Von   der  Natur  der  falschen  Dispersion   und  einigen  An- 
wendungen derselben. 

179.  Wie  schon  bemerkt,  sieht  ein  falsch  dispergirtes 
Lichtbündel  in  einer  Flüssigkeit  mehr  oder  weniger  fun- 
kelnd aus,  zum  Beweise,  dafs  es  blofs  an  mechanisch  schwe- 
benden Stäubchen  seinen  Ursprung  nimmt.  Zuweilen  je- 
doch ist*  kein  Mangel  an  Stetigkeit  wahrnehmbar.  Diefs 
ist  besonders  der  Fall,  wenn  zwei  Flüssigkeiten  mit  ein- 
ander gemischt  sind,  von  denen  die  eine  eine  sehr  geringe 
Menge  einer  Substanz  enthält,  von  welcher  sich  erwarten 

•  Poggend.  Ann.  Ergänzungsbd.  IV.  19 


290 

läfst,  sie  werde  von  der  andern  gefällt,  oder,  wenn  eine 
etwas  schleimige  (viscous)  Flüssigkeit  lange  Zeit  gestanden 
hat.  Wenn  endlich  ein  Theil  des  falsch  dispergirten  Lichts 
ganz  offenbar  von  Staubtheilchen  herrührt,  so  ist  diefs  doth 
natürlich  kein  sicherer  Beweis,  dafs  nicht  ein  Theil  einen 
andern  Ursprung  habe  und  mit  wahrer  Dispersion  zusammen- 
hänge; und  ebenso  wenig  lassen  mich  die  theoretischen 
Ansichten,  die  ich  über  die  Ursache  der  letzteren  aufge- 
stellt habe,  es  für  ganz  unmöglich  halten,  dafs  ein  in  der 
Reflexionsebene  polarisirter  Strahl  von  gleicher  Brechbar- 
keit mit  dem  einfallenden  Liebte  ein  nothwendiger  Begleiter 
der  wahren  Dispersion  sej.  Die  Erfahrung  widerspricht 
dem  aber ;  denn  obwohl  sich  neben  der  wahren  Dispersion 
stets  mehr  oder  weniger  falsche  zeigt,  so  scheint  doch  die 
Menge  der  ersteren  in  keiner  Beziehung  zu  der  der  letz- 
teren zu  stehen,  sondern  Beziehung  zu  haben  zu  dem  grö- 
fseren  oder  geringeren  Grade  von  Klarheit,  welche  wir  ge- 
neigt sind,  der  Flüssigkeit  zuzuschreiben. 

180.  Das  Phänomen  der  falschen  Dispersion  scheint 
als  chemisches  Prüfmittel  angewandt  werden  zu  können, 
um  zu  entscheiden,  ob  eine  Fällung  stattgefunden  habe 
oder  nicht.  Wenn  man  z.  B.  Kurkumätinktur  sehr  stark 
mit  Alkohol  verdünnt  und  darauf  mit  Wasser  versetzt,  er- 
hält man  eine  Flüssigkeit,  die  vollkommen  klar  zu  seyn 
scheint,  und  keine  merkliche  Opalescenz  zeigt;  allein  die 
reichliche  falsche  Dispersion,  welche  die  Flüssigkeit  bei 
Untersuchung  im  Sonnenlicht  zeigt,  verräth  sogleich  das 
Daseyn  schwebender  Theilchen,  obwohl  dieselben  zu  klein 
sind,  um  einzeln  gesehen  zu  werden,  oder  selbst  um  dem 
falsch  dispergirten  Bündel  ein  discontinuirliches  Ansehen 
zu  geben.  Wenn  auch  eine  solche  Fällung,  glaube  ict, 
nicht  als  Mittel  zur  mechanischen  Trennung  angewandt 
werden  kann ,  so  möchte  sie  doch  nützlich  seyn ,  um  «die 
Möglichkeit  einer  wirklichen  Scheidung  unter  verschiedenen 
Umständen,  z.  B.,  was  Concentratton  der  Lösungen  betrifft; 
etc.,  nachzuweisen. 

181.  Eins  der  besten,  mir  vorgekommenen,  Beispiele 


291 

von  falscher  Dispersion,  dem  besten  in  sofern  als  es  eine 
höchst  täuschende  Nachahmung  von  wahrer  Dispersion  dar« 
stellt,  traf  ich  bei  einem  Tafelglase,  welches,  wie  ich  er- 
fuhr, mit  einer  eben  hinreichenden  Menge  Alkali  bereitet 
worden  war.  Dieses  Glas,  welches  sehr  schwach  gelbbraun 
war,  wenn  man  längs  den  Kanten  hindurch  sah,  hatte  bei 
geradem  Hindurchsehen  ein  bläuliches  Ansehen,  sehr  ähn- 
lich dem  eines  Absudes  von  Rofskastanienrinde,  welches  so 
weit  mit  Wasser  verdünnt  worden  ist,  dafs  sich  das  dis- 
pergirte  Licht  nicht  mehr  auf  die  Nachbarschaft  der  Ober- 
fläche beschränkt.  Als  aber  das  Glas  im  Sonnenlicht  un- 
tersucht ward,  zeigte  die  Polarisation  des  dispergirten  Bün- 
dels und  die  Identität  seiner  Brechbarkeit  mit  der  des  ein- 
fallenden Lichts,  dafs  es  blofs  ein  Fall  von  falscher  Dis- 
persion war.  Ein  anderes  sehr  gutes  Beispiel  von  falscher 
Dispersion  liefert  das  Zinnchlorid,  aufgelöst  in  einer  sehr 
grofsen  Menge  gemeinen  Wassers. 

182.  Wenn  ein  horizontales  Bündel  von  falsch  disper- 
girtem  Licht  von  oben  herab  in  lothrechter  Richtung  be- 
trachtet und  zerlegt  wird,  zeigt  es  sich  hauptsächlich  aus 
in  der  Reflexionsebene'  polarisirtem  Lichte  bestehend.  Es 
ist  mir  bei  diesen  Beobachtungen  oft  aufgefallen,  dafs, 
wenn  das  Bündel  ein  continuirliches  Ansehen  hatte,  die 
Polarisation  weit  vollkommener  war,  als  wenn  es  so  fun- 
kelnd aussah,  dafs  man  es  sogleich  für  blofs  an  Staubtheil- 
chen  entstanden  halten  mufste.  In  der  That  schien  die  Po- 
larisation im  ersteren  Fall  oft  vollkommen  oder  fast  voll- 
kommen. Möglich,  dafs  diefs  zum  Theil  davon  herrührt, 
dafs,  wenn  eine  gegebene  Lichtmenge  in  einem  gegebenen 
Verhältnisse  verringert  ist,  die  Beleuchtung  schwieriger 
wahrgenommen  wird,  wenn  das  Licht  gleichförmig  ausge- 
breitet ist,  als  wenn  es  auf  demselben  Raum  in  Flecke 
zusammengezogen  erscheint.  Sey  de»  aber  wie  ihm  wolle, 
so  zeigte  sich  doch  wenigstens  keine  Tendenz  zu  einer 
Polarisation  winkelrecht  gegen  die  Reflexionsebene,  wenn 
die  schwebenden  Theilchen  feiner  wurden  und  also  das 
Bündel  ein  mehr  continuirliches  Ansehen  bekam. 

19* 


292 

183.  Nun  scheint  mir  diefc  Resultat  ciuen  nicht  ent- 
fernten Zusammenhang  mit  der  Frage  über  die  Richtung 
der  Schwingungen  im  polarisirten  Licht  zu  haben.  So 
lange  die  Theilchen  grefs  sind,  verglichen  mit  den  Licht- 
wellen, geschiebt  die  Reflexion  wie  an  der  Oberfläche  eines 
grofsen,  in  die  Flüssigkeit  getauchten  Körpers,  und  es  läfst 
sich  nach  keiner  Seite  hin  ein  Schlufs  ziehen.  Wenn  aber 
der  Durchmesser  der  Theilchen  klein  ist  im  Vergleich  zur 
Länge  einer  Lichtwelle,  leuchtet  ein,  dafs  die  Schwingun- 
gen im  reflectirten  Strahl  nicht  winkelrecht  gegen  die  im 
einfallenden  jeyn  können.  Gesetzt,  dafs  bei  den  eben 
beobachteten  Bündeln  die  schwebenden  Theilchen  klein 
waren  im  Vergleich  zur  Länge  einer  Lichtwelle.  Die  Beob- 
achtung zeigte,  dafs  der  reflectirte  Strahl  polarisirt  war. 
Nun  sind  alle  Erscheinungen  bei  einem  plan -polarisirten 
Strahl  symmetrisch  in  Bezug  auf  die  Polarisationsebene. 
Folglich  haben  wir  für  die  Richtung  der  Schwingungen 
im  reflectirten  Strahl  unter  zwei  Richtungen  zu  wählen, 
der  des  einfallenden  Strahls  und  einer  zugleich  auf  dem 
einfallenden  und  dem  reflectirten  Strahl  winkelrechten  Rich- 
tung. Die  erstere  würde  nothwendig  winkelrecht  gegen 
die  Schwingungsrichtung  im  einfallenden  Strahl  seyn,  und 
deshalb  sind  wir  genöthigt,  die  letztere  zu  wählen,  also 
anzunehmen,  dafs  die  Schwingungen  des  plan -polarisirten 
Lichts  winkelrecht  gegen  die  Polarisationsebene  geschehen, 
da  die  Erfahrung  zeigt,  dafs  die  Polarisationsebene  des 
reflectirten  Strahls  in  der  Reflexionsebene  liegt.  Zerlegen 
wir,  dieser  Theorie  gemäfs,  die  Schwingungen  des  einfal- 
lenden Strahls  in  horizontale  und  verticale,  so  werden  diese 
Theile  den  beiden,  respective  in  und  winkelrecht  auf  der 
Reflexionsebene  polarisirten  Strahlen  entsprechen,  in  welche 
man  sich  den  einfallenden  Strahl  zerlegt  denken  kann,  und 
von  diesen  ist  der  erste? e  allein  im  Stande  einen  reflectirten 
Strahl,  d.  h.  natürlich  einen  vertical  aufwärts  reflectirten, 
zu  liefern.  Und  in  der  That  zeigt  die  Beobachtung,  dafs 
es,   um  das  dispergirte  Bündel  zu  vernichten,  hinreichend 


293 

ist,  statt  das  reflectirte  Licht  zu  zerlegen,  das  einfallende 
Licht  winkelrecht  gegen  die  Reflexionsebene  zu  polarisiren. 

Nun  ist  es  bei  mehren  der  beobachteten  Bündel  wahr- 
scheinlich, dafs  viele  der  Theilchen  wirklich  klein  waren 
im  Vergleich  zur  Länge  einer  Lichtwelle.  Jedenfalls  konn- 
ten sie  schwerlich  ermangeln  so  klein  zu  seyn,  dafs  sie  in 
der  Polarisation  eine  Tendenz  zu  dem  erzeugten,  was  sie 
•an  der  Gränze  werden  würde.  Allein  es  wurde  an  der  Po- 
larisation keine  Neigung  zur  Rechtwinklichkeit  gegen  die 
Reflexionsebene  beobachtet.  Im  GegentheiF  schien  eioe  Ten- 
denz zu  eiuer  vollkommneren  Polarisation  in  der  Reflexions- 
ebene vorhanden  zu  seyn. 

Durch  ein  gleiches  Räsonnement  ist  Hr.  B abinet  im 
Bezug  auf  die  Schwingungsrichtung  im  polarisirten  Licht 
zu  einem  entgegengesetzten  Schlufs  gelangt,  eich  stützend 
auf  einen  Versuch  des  Hrn.  Arago,  in  welchem  es  schien, 
dafs,  wenn  Licht  lothrecht  auf  die  Oberfläche  von  weifsem 
Papier  einfiel  und  man  das  reflectirte  oder  vielmehr  zer- 
streute Licht  in  einer  die  Oberfläche  fast  streifenden  Rich- 
tung betrachtete,  dasselbe  sich  theilweise  in  der  Ebene  des 
Papiers  polarisirt  erwies  ' ).  Allein  die  Wirkungen,  welche 
stattfinden,  wenn  Licht  auf  die  breite  unregelmäfsige  Ober- 
fläche eines  Körpers,  wie  Papier,  einfällt,  der  so  durchschei- 
nend ist,  dafs  ein  grofser  Theil  des  Lichts  eintreten  und 
wieder  herauskommen  mufs,  scheinen  mir  zu  verwickelt 
zu  seyn,  um  einen  Schlufs  auf  die  Schwingungsrichtung 
zu  erlauben.  Aufserdem  gestattet  das  Resultat  ehie  leichte 
Erklärung,  wenn  man  es  dem  in  das  Papier  eingedrunge- 
nen und  wieder  herausgetretenen,  wahrscheinlich  durfh 
Brechung  polarisirtem  Lichte  zuschreibt. 

Wirkung  der  Wärme  auf  die  Empfindlichkeit  des  Glases  etc. 

184.  Die  Empfindlichkeit  des  Glases  wird  temporär 
durch  Wärme  zerstört.  Man  kann  das  Glas  erhitzen,  indem 
man  es  in  die  Flamme  einer  Weingeistlampe  hält,  da  eine 

1)  Compt.  rend.  T.  XXIX.  p.  514. 


294 

Hitze  dicht  unter  der  Rothgluth  hinreichend  ist.  Diefs  gilt 
selbst  von  dem  mit  Uranoxyd  gefärbten  Glase,  welches 
iusgemein  höchst  empfindlich  ist.  So  wie  das  Glas  erkaltet, 
stellt  sich  die  Empfindlichkeit  wieder  ein.  Eine  Perle  von 
mikrokosmischen  Salze,  die  Uran  im  Zustande  höchster 
Oxydation  enthält,  ist  kalt  sehr  empfindlieh,  heife  aber  un- 
empfindlich. Die  Empfindlichkeit  kehrt  allmälig  wieder,  so 
wie  die  Perle  erkaltet  Eine  Lösung  von  salpetersaurem 
Uranoxyd  verliert  beim  Erwärmen  an  Empfindlichkeit,  sehr 
viel  wenn  die  Temperatur  den  Siedpunkt  erreicht.  Die 
empfindlichen,  ihrer  Natur  nach  noch  fraglichen  Verbindun- 
gen, welche  man  durch  Schmelzen  von  schwefelsaurem  Na- 
tron und  Kali  auf  Kohle  vor  dem  Löthrojire  erhält,  sind, 
heifs,  unempfindlich.  Die  wenigen  pflanzlichen  Lösungen, 
welche  ich  in  dieser  Beziehung  untersuchte,  schienen  ihre 
Empfindlichkeit  beim  Erwärmen  nicht  zu  verändern. 

Wirkung  von  Concentrirung  und  Verdünnung. 

185.  Um  die  von  einer  aufgelösten  empfindlichen  Sub- 
stanz hervorgebrachte  Brechbarkeitsveränderung  zu  un- 
tersuchen, ist  es  immer  gut,  die  Lösung  verdünnt  zu  neh- 
men. Diefs  ist  jedoch  keineswegs  eine  blofse  Sache  der 
Convenienz,  denn  die  Lichtmenge,  welche  das  Medium  mit 
geänderter  Brechbarkeit  zurückzusenden  vermag,  wird  oft 
durch  Erhöhung  der  Concentration  der  Lösung  bedeutend 
verringert.  Eine  Lösung,  welche  im  cöncentrirten  Zustand 
keine  merkliche  dispersive  Reflexion  zeigt,  entfaltet  sie  oft 
in  sehr  reichlichem  Maafse,  wenn  sie  verdünnt  wird.  An- 
dererseits  kann  auch  natürlich  die  Verdünnung  so  weit  ge- 
trieben werden,  dafs  die  eigenthümlichen  Eigenschaften  der 
gelösten  Substanz  unwahrnehmbar  werden.  Indefs  ist  es 
wunderbar,  welch  einen  Grad  von  Verdünnung  die  Lösung 
einer  sehr  empfindlichen  Substanz  erträgt,  bevor  die  Em- 
pfindlichkeit aufhört  wahrnehmbar  zu  seyn. 

Dafs  bei  hinlänglich  weit  getriebener  Verdünnung  die 
Empfindlichkeit  abnehmen  und  zuletzt  ganz  aufhören  werde, 
w|re  wohl   mit  Zuverlässigkeit  vorauszusehen.     In  solchen 


j 


29ö 

Fällen  geht  das  Licht  ganz  durch  die  Flüssigkeit  lange  efce 
es  alle  die  Wirkung  ausgeübt  hat,  die  es  hervorzubringen 
vermag.  Dafs  aber  Concentration  ein  Hindernifs  für  das 
Auftreten  des  Phänomens  sey,  würde  man  vielleicht  nicht 
erwartet  haben»  und  verdient  eine  aufmerksame  Betrachtung. 
186.  Denken  wir  uns  eine  gegebene  empfindliche  Sub- 
stanz in  Lösung,  enthalten  in  einem  Gefäfs,  welches  dem 
«Auge  eine  ebene  Seite  zuwende  und  in  Richtung  des  Se- 
hens beliebig  breit  sey:  auch  möge  das  Lösemittel  oder 
wenigstens  die  zur  Verdünnung  der  Lösung  angewandte 
Flüssigkeit  an  sich  farblos  und  unempfindlich  seyn.  Ge- 
setzt die  Flüssigkeit  werde  beleuchtet  durch  Licht  von  ge- 
gebener Intensität  und  gegebener  Brechbarkeit,  welches 
durch  die  dem  Auge  zugewandte  Seite  eintritt,  und  das 
Auge  E  sehe  aus  einer  gegebenen  Stellung  auf  eisen  ge- 
gebenen Punkt  P  in  der  näheren  Oberfläche  des  Gefäfses. 
Kurz,  es  sey  Alles  gegeben  bis  auf  -die  Concentration  der 
Flüssigkeit.  Der  Einfachheit  halber  betrachte  man  das 
Auge  £  als  einen  Punkt,  und  mache  diesen  zum  Scheitel 
einer  unendlich  dünnen  Kegelfläche,  welche  die  Linie  EP 
umgebe.  Diese  Kegelfläche  heifse  C,  und  sey  c  die  Fläche 
in  der  Flüssigkeit  erzeugt  durch  gerade  Linien,  die  mit 
den  gebrochenen  Strahlen  zusammenfallen,  welche  entste- 
hen würden  aus  den  einfallenden  Strahlen,  die  mit  den  die 
Fläche  C  erzeugenden  Linien  zusammenfallen.  Diese  letz- 
tere Fläche  können  wir,  wenn  wir  wollen,  als  cylindrisch 
betrachten,  weil  wir  es  nur  mit  so  viel  der  in  ihr  enthal- 
tenen Flüssigkeit  zu  thun  haben,  als  in  einem  Abstände 
von  P  liegt,  der  geringer  ist  als  der,  in  welchem  das  in 
das  Auge  eintretende  Licht  vermöge  der  inneren  Disper- 
sion aufhört  merklich  zu  seyn;  und  in  den  Fällen,  auf 
welche  die  gegenwärtige  Untersuchung  angewandt  werden 
soll,  ist  dieser  Abstand  nur  klein  im  Vergleich  zu  PE.  Es 
sey  die  Flüssigkeit  innerhalb  c  getheilt  in  elementare  Por- 
tionen durch  Ebenen  parallel  der  Oberfläche  der  Flüssig- 
keit bei  P,  und  in  Abständen  von  P  proportional  der  Con- 
centration der  Lösung.     Offenbar  wird  ein  Element  von 


296 

gegebenem  Range,  gerechnet  von  P,  •ine  ctihstante  An- 
zahl empfindlicher  Molecüle  enthalten,  und  das  einfallende 
Licht  bat,  um  dieses  Element  zu  erreichen,  eine  solche 
Dicke  von  dem  Medium  zu  durchwandern,  dafs  eine  Platte 
von  gleicher  Dicke  und  gegebenem  Areal  eine  gegebene 
Anzahl  empfindlicher  oder  absorbirender  Molecüle  enthält. 
Dasselbe  gilt  von  dem  dispergirten  Licht;  welches  von  dem 
Elemente  ausgeht  und  in  das  Auge  gelangt.  Nun  scheint 
die  Annahme  natürlich,  dafs,  wenn  die  Concentration  einer 
Lösung  verdoppelt,  verdreifacht  u.  s.  w.  oder  auf  die  Hälfte, 
ein  Drittel  u.  s.  w.  zurückgeführt  wird,  die  absorbirte  Licht- 
menge dieselbe  sey,  sobald  nur  die  Länge  der  Bahn  des 
Lichts  auf  die  Hälfte,  ein  Drittel  u.  s.  w.  zurückgeführt, 
oder  verdoppelt,  verdreifacht  u.  s.  w.  wird.  Diefs  läuft  auf 
dasselbe  hinaus  wie  wenn  man  annimmt,  jedes  absorbirende 
Molecil  fange  von  dem  es  durchdringenden  Lichte  einen 
gleichen  Bruchtheil  auf,  möge  auch  die  Flüssigkeit  mehr 
oder  weniger  verdünnt  seyn.  Aehnlicher weise  wären  wir 
zu  der  Annahme  geneigt,  dafs  jedes  Molecül,  bei  Influen- 
cirung  durch  Licht  von  gegebener  Intensität,  eine  gleiche 
Lichtmenge  ausgebe,  es  möge  nun  einer  concentrirteren 
oder  schwächeren  Lösung  angehören.  Lassen  wir  diese 
Annahmen  zu,  so  ist  klar,  dafs  die  dispergirte  Lichtmenge, 
welche  von  dem  in  Betracht  genommenen  Elemente  aus  in 
das  Auge  gelangt,  unabhängig  seyn  wird  von  d$r  Concen- 
tration der  Lösung.  Ist  diefs  für  ein  Element  im  Einzelnen 
richtig,  so  gilt  es  auch  von  der  vereinten  Wirkung  aller, 
und  deshalb  wird  die  von  der  dispersiven  Reflexion  ent- 
wickelte Lichtmenge  unabhängig  seyn  von  der  Concen- 
tration der  Lösung.  Man  sieht  leicht,  dafs  das  Resultat 
nicht  geändert  wird,  wenn  man  die  endliche  Gröfse  der 
Pupille  in  Rechnung  nimmt. 

187.  Diefs  ist  nun  aber  keineswegs  in  der  Erfahrung 
richtig.  Als  ich  eine  sehr  concentrirte  Lösung  von  schwe- 
felsaurem Chinin  in  einem  reinen  Spectrum  untersuchte, 
beobachtete  ich  eine  reichliche  Dispersion,  die  etwas  unter 
der  festen  Linie  G  anfing,  und  bis  H  und  darüber  hinaus 


•97 

sehr  stark  blieb.  In  der  verdünnten  Lösung  aber,  4ßven 
zperst  in  dieser  Abhandlung  erwäh&t  wurde,  schien,  wie 
maa  sich  erinnern  wird,  die  Dispersion  bei  etwa  G?  H  zu 
beginnen.  Der  Grund ,  oder  wenigstens  ein  Grund  hier- 
von ist  einleuchtend,  und  zeigte  sich  niedlich  durch  die 
Gestalt  4ßs  Raums,  auf  welchen  das  dispergirte  Licht  be- 
schränkt war.  Sah  man  von  oben  herab,  sah  man  also 
diesen  Raum  in  Protection,  so  schien  er  bei  der  verdüunteu 
Lösung  annähernd  die  Gestalt  des  Raumes  zu  haben,  wel- 
cher zwischen  dem  einen  Zweige  einer  rechtwinklicheo 
Hyperbel,  ihrer  einen  Asymptote  und  einer  der  anderen. 
Asymptote  parallelen  Linien  enthalten  ist,  wobei  die  erste 
Asymptote  die  Protection  der  Vorderfläche  ist,  tttod  die 
der  anderen  parallele  Linie  der  Lauf  der  wenigst  brech- 
baren von  den  thätigen  Strahlen,  welche  eine  merkliebe 
Menge  dispergirten  Lichts  zu  erzeugen  im .  Stande  sind. 
Der  erleuchtete  Raum,  welcher  unter  den  stärkst  brechba- 
ren Strahlen  eine  fast  unmerkliche  Breite  hatte,  wurde  im- 
mer breiter,  bis  er  zuletzt  als  ein  blauer  Balken  (beam)  quer 
durch  das  Gefäfs  ging.  Allein  bei  der  concentrirten  Flüs- 
sigkeit hatte  der  erleuchtete  Raum  durchweg  eine  fast  un- 
merkliche Breite,  ausgenommen  dicht  an  seiner  unteren 
Gränze,  d.  h.  der  den  wenigst  brechbaren  StraMen  ent 
sprechenden  Gränze,  wo  er  in  einer  Art  von  Schweif  oder 
plan-concaven  Keil  endete,  welcher  bis  zu  einem  mäfsigeti 
Abstand  in  die  Flüssigkeit  eindrang.  Diefs  ist  ein  Grund, 
obwohl  vielleicht  nicht  der  einzige,  weshalb  die  couoeotrirte 
Flüssigkeit  von  G  bis  G  i  H  eine  reichliche  Dispersion  zeigte, 
während  die  verdünnte  Flüssigkeit  daselbst  kaum  eine  er- 
kennen liefs.  Allein  in  der  Gegend  der  unsichtbaren  Strah- 
len jenseits  des  Yioletts  war  die  Dispersion  offenbar  in 
der  verdünnten  Flüssigkeit  reichlicher  als  in  der  concen- 
trirten. Es  scheint  demnach,  dafs  in  solch  einem  Falle  die 
empfindlichen  Molecüle  nicht  unabhängig  von  einander 
wirken,  sondern  dafs  die  von  einer  gegebenen  Anzahl  von 
Molecülen  ausgesandte  Lichtmenge,  im  Verhältnifs  zu  dem 
verbrauchten  (sichtbaren  oder  unsichtbaren)  Licht  geringer 


296 

ist,  »ls  bei  einer  verdünnteren  Lösung.  Wir  dürfen  a  priori 
erwarten,  dafs,  wenn  eine  Flüssigkeit  schon  mäfsig  verdünnt 
ist,  eine  weitere  Verdünnung  derselben  keinen  Unterschied 
in  dieser  Beziehung  hervorbringt.  Diefs  scheint  sehr  gilt 
mit  der  Erfahrung  übereinzustimmen.  Denn  wenn  zwei 
Flüssigkeiten,  eine  mäfsig  verdünnte  und  «ne  viel  stärker 
verdünnte,  in  Bezug  auf  die  dispergirte  Lichtmenge,  welche 
sie  in  einem  gegebenen  Theil  des  einfallenden  Spectrum» 
aussenden,  mit  einander  vergleicht,  so  scheinen  sie  gleich 
zu  seyn.  Ich  setze  dabei  voraus,  man  mache  den  Vergleich 
bei  einem  solchen  Theil  des  einfallenden  Spectrums  oder 
mit  Lösungen  von  solcher  Concentration,  dafs  das  disper- 
girte Licht  auf  einen  Raum  beschränkt  ist,  der  sich  nicht 
weit  in  die  Lösungen  hinein  erstreckt.  Unter  diesen  Um- 
ständen ist  der  Vergleich  leicht  gemacht. 

188.  Beim  wirklichen  Versuch  treten  Elementarpor- 
tionen  des  Lichts  aus  Elementarportionen  der  Flüssigkeit, 
die  in  verschiedenen  Abständen  von  der  Vorderfläche  lie- 
gen, zusammen  ins  Auge.  Gehen  wir  indefs  den  Folgerun- 
gen aus  der  sehr  natürlichen  Annahme  nach,  dafs  die  beim 
Durchgang  durch  eine  gegebene  Flüssigkeitsschicht  absor- 
birte  Lichtmenge,  so  gut  wie  die  durch  Dispersion  ausge- 
sandte Lichtmenge,  caeteris  paribus  proportional  sey  der  . 
Intensität  des  einfallenden  Lichts.  Das  einfallende  Licht 
sey  hierbei  als  homogen  angenommen,  und  gehöre  entweder 
zum  sichtbaren  oder  unsichtbaren  Theil  des  Spectrums.  Beim 
Durchgang  durch  die  Elementarschicht  von  der  Dicke  dt 
werde  der  Bruch  theil  qdt  vom  einfallenden  Lichte  absor- 
birt  und  der  Bruch  theil  rdt  dispergirt,  in  solcher  Richtung, 
däfs  er  das  Auge  erreiche;  und  von  der  letzten  Portion 
werde,  beim  Durchgang  durch  die  Schiebt  von  der  Dicke 
dt,  der  Bruchtheil  sdt  absorbirt,  wo  s,  wegen  der  Brech- 
barkeitsveränderung,  von  q  verschieden  ist.  Durch  eine 
sehr  einfache  Rechnung,  ähnlich  der  in  §.  176,  findet  man 
dann  für  die  Intensität  J'  des  in  das  Auge  gelangenden 
dispergirten  Lichts 

q-h»  9 


399 

wo  J0  die- Intensität  des  einfallenden  Lichts.  Da  eine  em- 
pfindliche Flüssigkeit  im  Allgemeinen  farblos  und  das  dis- 
pergirte  Licht  im  Allgemeinen  heterogen  ist,  so  wird  s  im 
Allgemeinen  verschieden  seyn  für  die  verschiedenen  Por- 
tionen, in  welche  das  dispergirte  Licht  durch  ein  Prisma 
zerlegt  werden  würde.  Wenn  indefs  eine  Flüssigkeit  farb- 
los, oder  nahezu  farblos  ist,  wie  es  mit  einer  Lösung  von 
«chwefelsaurem  Chinin  der  Fall  ist,  so  wird  $  unmerklich 
und  dann  J'  einfach  proportional  zu  rq~l.  Aus  den  beob- 
achteten, durch  die  Variationen  in  der  Concentration  der 
Lösung  entstehenden  Veränderungen  von  J'  kann  man  da- 
her die  entsprechenden  Veränderungen  von  rq~l  herleiten. 

Wenn  man  also  das  Verhältnifs  der  von  einer  gegebe- 
nen Anzahl  thätiger  Molecüie  ausgesandten  Lichtmenge 
zu  der  von  ihnen  absorbirten  durch  die  Ordinate  eiaer 
Curve  vorstellt,  und  das  Verhältnifs  der  Menge  der  ver- 
dünnenden Flüssigkeit  zu  der  Menge  der  gelösten  empfind- 
lichen Substanz  durch  die  Abscisse  derselben,  so  erhellt, 
dafs  die  Curve  gegen  die  Abscissenaxe  coucav  ist  und  eiue 
dieser  Axe  parallele  Asymptote  hat 

Von  der  Wahl  eines  Schirmes. 

189.  Wir  haben  gesehen,  dafs  weites  Papier,  die  ge- 
wöhnlich als  Schirm  zur  Auffangung  des  Spectruras  ange- 
wandte Substanz,  einen  Theil  des  auffallenden  Lichtes  mit 
geänderter  Brechbarkeit  zurückgiebt.  Diefs  kann  in  einigen 
Fällen  den  Beobachter,  der  sich  dessen  nicht  versieht,  zu 
falschen  Schlüssen  führen.  Denn  da  die  Farbe  des  disper- 
girten  Lichts  von  seiner  Brechbarkeit  abhängt,  und  diese 
verschieden  ist  von  der  des  einfallenden  Lichts,  so  müssen 
die  Farben  des  mit  weifsem  Papier  aufgefangenen  Spec- 
trums etwas  verändert  seyn.  In  Wahrheit  ist  die  Inten- 
sität des  dispergirten  Lichts  im  Vergleich  zu  der  des  zer- 
streuten (scattered)  so  schwach ,  dafs,  ausgenommen  im 
äufsersten  Violett,  die  Veränderung  ganz  unmerklich  ist. 
Allein  jenseits  des  äufsersten  Violetts  scheint  das  Spectrum 
verlängert  zu  werden  durch  eine  Art  von  grünlich  grauer 


300 

Farbe,  welche  weder  zu  diesem,  noch  zu  einem  andern 
Theil  des  wahren  Spectrums  gehört.  Wenn  man  es  bei 
Absorptiens versuchen  bequem  findet,  statt  das  Licht  direct 
mit  dem  Auge  aufzufangen,  ein  reines  Spectrum  auf  einem 
Schirm  von  weifsem  Papier  zu  bilden,  und  man  dann  das 
absorbirende  Mittel  in  die  Bahu  des  einfallenden  Lichtes 
bringt,  so  kann  das  zerstreute  Licht,  welches  irgend  einen 
Theil  des  Spectrums  bildet,  nicht  fortgenommen  oder  ge- 
schwächt werden,  ohne  nicht  zugleich  das  dispergirte  Licht, 
welches  von  derselben  Stelle  des  Schirmes  kommt,  fort- 
zunehmen oder  zu  schwächen.  Hält  man  aber  das  absor- 
birende Mittel  vor  dem  Auge,  so  ist  seine  Wirkung  auf 
das  Spectrum  zuweilen  sehr  verschieden  von  dem,  was  sie 
seyn  würde,  sendete  der  Schirm  nichts  als  zerstreutes  Licht 

zorück. 

Freilich  ist  die  vom  weifsen  Papier  dispergirte  Licht- 
menge so  gering,  dafs  dasselbe  auch  ferner  als  Schirm  ohne 
Gefahr  einer  Täuschung  angewandt  werden  kann,  sobald 
man  nur  die  Dispersion  beachtet  und  auf  seiner  Hut  ist. 
Dennoch  ist  es  nicht  überflüssig,  für  das  Papier  nach  einem 
Stellvertreter  zu  suchen,  der  frei  von  diesem  Einwurfe  ist. 

190.  In  dieser  Beziehung  schien  mir  eine  Porcellan- 
tafel  unverwerflich  zu  seyn,  denn  sie  zeigte,  selbst  bei 
Untersuchung  durch  ein  Linearspectrum,  keine  wahrnehm- 
bare Empfindlichkeit.  Indefs  gab  das  durchscheinende  des 
Porcellans  dein  Spectrum  ein  schmutziges  (blurred)  Au- 
sehen und  die  festen  Linien  waren  nicht  so  gut  zu  sehen 
wie  auf  dem  Papier. 

Dagegen  ist  glatt  geschabte  Kreide  wegen  ihrer  Fein- 
heit, Weifse  und  Opacität  wohl  geeignet,  die  zartesten  Ge- 
genstände zu  zeigen.  Man  sieht  auf  ihr  die  feinsten  festen 
Linien  sehr  schön,  entschieden  besser  als  auf  Papier.  Ueber- 
diefs  ist  ihre  Empfindlichkeit,  obwohl  nicht  durchaus  Null, 
doch  viel  geringer  als  die  der  meisten  Sorten  weifsen  Pa- 
piers. In  der  That  vrfirde  es  eine  unnöthige  Verfeinerung 
seyn,  noch  nach  etwas  Besserem  zu  suchen,  es  wäre  denn, 
dafs  man  ein  Stück  vou  hinreichender  Gröfse  nicht  immer 


301 

zur  Hand  hätte.  Nach  dein,  was  ich  gesehen,  glaube  ich, 
dafs  gewisse  weifse  unorganische  chemische  Niederschläge 
die  besten  Schirme  abgeben,  allein  meine  Versuche  in  die- 
sem Gebiete  sind*  noch  nicht  ausgedehnt  genug;  um  irgend 
ein  besonderes  Verfahren  zu  empfehlen. 

191.  Der  Beobachter  kann  Jedoch  eine  gasz  andere 
Absicht  haben,  er  kann  wünschen  mögen  das  Spectrum  so 
weit  wie  möglich  auszudehnen,  um  die  zum  unsichtbaren 
Tbeil  gehörenden  festen  Linien  jenseits  des  äufsersten  Vio- 
letts  zu  sehen  oder  um  Versuche  mit  den  unsichtbaren 
Strahlen  zu  machen.  Für  diesen  Zweck  würde  es  ange- 
messen seyn,  einen  klaren  und  sehr  empfindlichen  starren 
oder  flüssigen  Körper  anzuwenden.  Sehr  gut  dazu  wäre 
eine  schwache  Lösung  von  schwefelsaurem  oder  phosphor- 
sauren  Chiniu  oder  ein  schwaches  Absud  von  Rofekasta- 
nienrinde  (eine  Lösung  von  reinem  Aesculiu  wäre  ohne 
Zweifel  besser)  oder  eine  alkoholische  Lösung  von  Stech- 
apfelsamen. Allein  das  Beste  von  allem  wäre  vielleicht 
ein  Stück  von  dem  mit  Uranoxjd  gelb  gefärbtem  Glase. 
Diefs  würde  immer  bereit  stehen  und  hinsichtlich  der  Em- 
pfindlichkeit, wie  es  scheint,  keiner  der  eben  erwähnten 
Lösungen  nachstehen,  wenigstens  so  weit  es  diejenigen 
Strahlen  betrifft,  die  durch  Glas  zu  gehen  vermögen  '). 

192«  Macht  man  Versuche  mit  den  unsichtbaren  Strah- 
len, so  ist  es  gut,  den  aus  dem  hellen  Theil  des  Spectrums 
entspringenden  Glanz  möglichst  zu  entfernen,  und  deshalb 
ist  ein  klarer,  starrer  oder  flüssiger,  Körper  einem  opaken 
Schirm  vorzuziehen.  Wünscht  man  die  festen  Linien  zu- 
gleich im  sichtbaren  und  unsichtbaren  Theile  des  Spectrums 
zu  zeigen,  so  kann  man  einen  Schirm  anwenden,  bestehend 
aus  Papier,  das  mit  einer  mäfsig  starken  Lösung  von  schwe- 
felsaurem Chinin  oder  einer  alkoholischen  Lösung  von 
Stechapfelsamen  getränkt  ist.  Kurkumäpapicr  ist  zum  Zei- 
gen der  festen  Linien  von  sehr  hoher  Brechbarkeit,  glaube 
ich,  nicht  so  gut,  doch  für  das  ätifserste  Violett  und  für 
die  Strahlen   von  einer  guten  Strecke  weiter  wenigstens 

1)  Siehe  Note  F. 


302 

eben  so  gut,  besonders  wenn  es  mit  einer  Lösung  von 
Weinsäure  getränkt  worden  ist.  Wahrscheinlich  werden 
viele  anderen  Säuren  ebenso  gut  wirken.  Sehr  vortreff- 
liche Schirme  wird  man  vermuthlich  auch  erbalten,  wenn 
man  Papier  mit  einer  Lösung  von  Aesculin  oder  auch  mit 
einem  Absud  von  Rofskastanienrinde  tränkt  *),  oder  auch 
Pappe  mit  fein  gepulvertem  und  mit  Gummilösung  ange- 
riebenem gelbem  Uranit  tiberzieht ;  doch  habe  ich  das  nicht 
untersucht. 

Anwendung  der  inneren   Dispersion  zum  Nachweise   des 

Laufs  der  Strahlen. 

193.  Chininlösungen  sind  schon  zu*  diesem  Zwecke 
angewandt,  und  ein  schwaches  Absud  von  Rofskastanien- 
rinde scheint  entschieden  besser  zu  seyn.  Allein  der  Effect 
wird  ungeheuer  erhöht,  wenn  man  absorbirende  Mittel  an- 
wendet, um  alle  zum  hellen  Theil  des  sichtbaren  Spectrums 
gehörigen  Strahlen  fortzunehmen.  Ein  dunkelblaues  Glas 
entspricht  diesem  Zwecke  sehr  gut,  wenn  seine  Flächen 
eben  sind,  so  dafs  die  Regelmäfsigkeit  der  Brechung  nicht 
gestört  wird.  Ein  durch  eine  etwas  grofse  Linse  gebro- 
chenes Lichtbündel,  auf  diese  Weise  dargestellt,  bietet  mit 
seiner  Brennfläche,  seinem  geometrischen  Brennpunkt  u.s.w. 
einen  ungemein  schönen  Anblick  dar,  weil  das  Licht  voll- 
kommen continuirlich  ist,  und  die  Beleuchtungsgrade  der 
verschiedenen  Theile  des  Bündels  durch  die  verschiedenen 
Helligkeitsgrade  des  dispergirten  Lichts  mit  grofser  Zart- 
heit dargestellt  werden.  Die  Lösung  mufs  in  einem  Glas- 
gefäfs  mit  ebenen  Wänden  enthalten,  auch  sehr  verdünnt 
seyn,  weil  sonst  nur  der  nahe  an  der  Eintrittsfläche  des 
Lichtes  liegende  Theil  des  Bündels  gehörig  abgebildet  wird. 

* 

Anwendung  der  inneren  Dispersion  zur  Bestimmung  des 
Absorptionsvermögens  von  Medien  in  Bezug  auf  die  un- 
sichtbaren Strahlen  jenseits  des  Violetts,  und  das  Re- 
flexionsvermögen  der    Flächen    in    Bezug   auf   dieselben 

Strahlen. 

194.  Bisher  ist  keine  Methode  bekannt  gewesen,  durch 
welche  das  Absorptionsvermögen  eines  Mediums  in  Bezug 

1)  Siehe  Note  Q 


303 

auf  diese  Strahlen  für  Jeden  einzelnen  Brechbarkeitsgrad 
bestimmt  werden  konnte,  ausgenommen  die,  welcfre  darin 
besteht,  dafs  von  einem  reinen  Spectrum,  dessen  Licht  durch 
die  zu  untersuchende  Substanz  gegangen  ist,  ein  photogra- 
phisches Abbild  gemacht  wird.  Es  ist  tiberflüssig  zu  be- 
merken, wie  mühsam  ein  solcher  Procefs  ist,  verglichen  mit 
der  Art,  die  von  Medien  auf  sichtbare  Strahlen  ausgeübte 
Absorption  zu  bestimmen.  Allein  das  Phänomen  der  in- 
neren Dispersion  versieht  den  Physiker,  so  zu  sagen,  mit 
Augen  zum  Sehen  der  unsichtbaren  Strahlen,  so  dafs  er 
das  Absorptionsvermögen  der  Medien  für  diese  Strahlen 
sogleich  beobachten  kann.  Zu  dem  Ende  braucht  man  nur 
ein  reines  Spectrum  zu  bilden,  statt  des  Schirms  einen  sehr 
empfindlichen,  starren  oder  flüssigen,  Körper,  wie  deren  im 
§.191  erwähnt  sind,  anzuwenden,  und  vor  deiQ  zu  unter- 
suchenden Medium  zu  halten  oder  auch  mit  dem  Medium 
den  Schlitz  ganz  oder  zum  Theil  zu  bedecken. 

195.  Auf  diese  Weise  läfst  sich  die  von  Sir  John 
Herschel  ')  bemerkte  Durchsichtigkeit  des  mit  Silberoxyd 
gelbgefärbten  Glases  für  die  violetten  und  einige  noch 
stärker  brechbare  Strahlen  auf  einmal  beobachten.  Grüne 
Gläser  erwiesen  sich  sehr  verschieden  in  der  Art,  wie  sie 
unsichtbare  Strahlen  absorbirten;  einige  absorbirten  die' 
brechbareren  der  auf  eine  verdünnte  Lösung  von  schwe- 
felsaurem Chinin  wirkenden  Strahlen  und  liefsen  die  we- 
niger brechbaren  durch;  andere  absorbirten  die  weniger 
brechbaren  Strahlen  und  liefsen  die  stärker  brechbaren 
durch;  und  noch  andere  absorbirten  sie  alle.  Diese  Strahlen 
wurden  absorbirt  durch  Lösungen  von  neutralem  und  sau- 
rem chromsaurem  Kali,  die  fast  bis  zur  Farblosigkeit  verdünnt 
waren.  Schwefelkohlenstoff  in  der  Dicke  eines  Viertel- 
zolls reichte  hin,  alle  Strahlen  jenseits  Hkl  zu  absorMren, 
so  dafs  ein  hohles  mit  dieser  Flüssigkeit  gefülltes  Prisma 
nutzlos  zu  Versuchen  über  diese  Strahlen  seyn  würde.  Ich 
mufs  bemerken,   dafs  der  angewandte  Schwefelkohlenstoff 

* 

1 )  Philosoph.  Transact.  f.  1840  p.  39. 


304 

nicht  durch  gelösten  Schwefel  gehb  war,  sondern  anschei- 
nend so  farblos  wie  Wasser. 

196.  Um  qualitativ  das  Reflexionsvermögen  einer  Fläche 
in  Bezug  auf  unsichtbare  Strahlen  von  einem  besonderen 
jßrechbarkeitsgrade  zu  bestimmen,  würde  es  hinreichen,  wie 
gewöhnlich  ein  reines  Spectrum  zu  bilden,  die  Strahlen, 
ehe  sie  in  den  Brennpunkt  einer  grofsen  Linse  kommen, 
seitwärts  zu  brechen,  ein  empfindliches  Medium  zu  ihrer 
Auffangung  aufzustellen,  und  die  Wirkung  mit  derjenigen 
zu  vergleichen,  die  entsteht,  wenn  man  die  Strahlen  direct 
auf  dasselbe  Medium  fallen  läfst. 

Wirkung  verschiedener  Flammen. 

197.  Der  Mangel  an  Sonnenlicht  erwiefs  sich  als  ein 
solches  Hindernifs  zum  Verfolge  dieser  Untersuchung,  dafs 
ich  veranlafst  ward,  einige  helle  Flammen  zu  versuchen, 
um  zu  sehen,  ob  sie  jenes  wohl  ersetzen  könnten.  Ker- 
zenlicht eignet  sich  schlecht  zu  diesen  Versuchen.  Die 
Flamme  einer  Camphen  -  Lampe  erwies  sieb  nicht  besser, 
eher  schlechter,  denn  sie  ist  an  Strahlen,  die  zum  hellen 
Theil  des  Spectrums  gehören,  so  reich,  dafs  der  Glanz  des 
Lichts  alles  Beobachten  schwacher  Gegenstände  hindert; 
und  die  Flamme  scheint  durchaus  in  keinem  Verhältnifs 
so  reich  an  unsichtbaren  Strahlen  zu  seyn,  als  sie  es  an 
sichtbaren  ist.  Die  auf  Holz  oder  Holzkohle  brennende 
Salpeterflamme  schien  eine  gute  Wirkung  zu  thun,  indem 
sie,  wenn  die  Verbrennung  sehr  lebhaft  war,  in  einer  schwa- 
chen Lösung  von  schwefelsaurem  Chinin,  die  in  einer 
Flasche  ihr  nahe  gehalten  ward,  eine  reichliche  dispersive 
Reflexion  hervorbrachte.  Die  Farbe  des  dispergirten  Lichts 
schien  nicht  ganz  dieselbe  zu  seyn,  wie  die  im  Tageslicht, 
sondern  einen  kleinen  Stich  ins  Violette  zu  haben.  Indefs 
setze  ich  kein  grofses  Vertrauen  in  das  Urtheil  des  Auges 
unter  solchen  Umständen.  Eine  noch  stärkere  dispersive 
Reflexion  wurde  durch  Aufblitzen  von  Schiefspulver  er- 
langt. Die  Farbe  sehten  dabei  dieselbe  zu  seyn,  welche 
man  im  Tageslichte  sieht. 

108. 


305 

1JM&  AI*  ich  mit  einige»  dieser  Versuche  über  helle 
Flammet)  beschäftigt  war,  überraschter  es  mich,  zu  eindecken, 
dafs  die  so  schwach  leuchtend«  Flamme  einer  Weingeist- 
lauape  eine  so  starke  Wirkung  giebt.  Als  diese  Flamme 
dicht  an  eine  Flasche  mit  schwefelsaurer  Chiuinlösung  ge- 
halten wurde,  zeigte  sich  eine,  sehr  deutliche  dispersive 
Reflexion.  Dasselbe  war  der  Fall  mit  einigen  anderen 
empfindlichen  Lösungen.  Indefs  zeigt .  sich  so  nicht  die 
volle  Wirkung  der  Flamme,  weil  ein.  bedeutender  Tbeil 
der  von  ihr  ausgesandten  Strahlen  ?gn  dem  Glase  aufge- 
fangen wird.  Am  besten  beobachtet  «um  sie,  wenn  man 
die  Lösung  in  ein  offenes  Gefäfs,  z.  B.  ein  Weinglas  oder 
einen  Becher  giefst,  die  Flamme  dicht  darüber  hält,  und 
das  Auge  in  oder  sehr  wenig  unter  die  Ebene  der  Ober- 
fläche stellt.  Auf  diese  Weise  beiludet  sich  nichts  zwi- 
schen der  Flamme  und  der  Flüssigkeit,  aufser  einem  oder 
einem  PaamZoll  Luft,  die  muthmafslich  nur  eine  unmerk- 
liche Absorption  ausübt;  und  die  ebenen,  der  Oberfläche 
parallelen  Schichten,  in  die  man  sich  die  beleuchtete  Flüs- 
sigkeit getheilt  denken  kann,  sind  alle  in  Linien  projicirt, 
wodurch  die  Intensität  des  blauen  Lichts  wesentlich  ver- 
stärkt werden  mtifs.  Es  ist  ferner  zu  bemerken,  dafs,  wenn 
das  Auge  etwas  unter  der  Ebene  der  Oberfläche  gehalten 
wird ,  -in  dasselbe  nicht  allein  das  direct  von  der  blauen 
Schiebt  selbst  kommende  Licht  gelangt,  sondern  auch  das- 
jenige, welches  von  ihrem  durch  totale  iunere  Reflexion 
entstandenen  Bilde  herstammt.  Diese  Beobachtungsweise 
ist  schon  von  Sir  Jobn  Herschel  beim  Sonnenlicht  an- 
gewandt worden.  Da  sie  bei  diesen  Untersuchungen  oft 
von  Nutzen  ist,  so  wird  es  passend  sevn,  einen  Namen 
für  sie  zu  haben,  und  ich  werde  sie  deshalb  die  Beobach- 
tungsmethode der  oberfläehlichen  Protection  nenuen. 

.  199.  Die  Opacitit  einer  Lösung  von  schwefelsaurem 
Chinin  scheint  mit  der  Brechbarkeit  des  Lichts  regelmäfsig 
und  rasch  zu  wachsen.  Mithin  kann  man  die  Brechbai  keit 
eines  auf  die  Lösung  wirkenden  Lichtes  beurtheilen,  wenn 
mau  beobachtet,  in  welchem  Grade   sich  die  Beleuchtung 

jPoggcod.   Ann.  Ergünzungshd.  IV.  ^U 


306 

auf  die-  Oberfläche  der  Flüssigkeit  Concentrin.  Zu  dein 
Ende  ist  es  wesentlich,  eine  verdünnte  Lösung  anzuwen- 
den, weil  sonst  unsichtbare  Lichtstreifen  von  verschiedenen 
Brechbarkeitsgraden  einzeln  ihre  volle  Wirkung  in  so  dicht 
zusammenliegenden  Schichten  ausüben,  dafs  man  sie  nicht 
mehr  durch  die  Breite  der  Schicht  unterscheiden  kann.  Zu 
urtheilen  nach  der  starken  Helligkeit,  die  eine  Weingeist- 
flamme selbst  in  einer  änfserst  verdünnten  Lösung  hervor- 
bringt, so  wie  nach  dem  bedeutenden  Grade  der  Auffan- 
gung der  thätigen  Strahlen  durch  Glas,  müssen  nun  diese 
Strahlen,  als  Ganzes  genommen,  eine  sehr  hohe  Brechbar- 
keit besitzen,  eine  solche,  dafs  sie  unter  den  brechbarsten 
der  in  Abbildungen  angegebenen  festen  Linien  und  viel- 
leicht noch  jenseits  derselben  liegen.  Aus  Beobachtungen 
mit  dem  Sonnenspectrum  ging  deutlich  hervor,  dafs  die 
Prismen  keineswegs  durchsichtig  waren  für  die  Strahlen, 
welche  zur  Gruppe  p  der  festen  Linien  geboren.  Und 
dennoch  mufsten  diese  Strahlen,  ehe  sie  ihre  Wirkung 
thaten,  zwei  Mal  durch  die  Glasplatte  des  Spiegels  gehen 
(wenn  man  die  an  der  Vorderfläche  reflectirten  ausnimmt), 
dann  durch  drei  Prismen  (obwohl  möglichst  dicht  an  den 
Rändern),  hierauf  durch  eine  keineswegs  sehr  dünne  Linse, 
und  endlich  durch  die  Wand  des  Gefäfses,  welches  die 
Flüssigkeit  enthielt.  Eine  solche  Reihe  von  Gläsern  würde 
die  thätigen  Strahlen  eiuer  Weingeistflamme  bedeutend 
schwächen,  wenn  nicht  ganz  auffangen. 

200.  Die  Naphthaflamme  giebt  beinahe  dieselbe  Wir- 
kung wie  die  Alkoholflamnie.  Die  Aetherflamme  wirkt 
nickt  so  gut;  ob  blofs  wegen  des  Reichthums  an  sichtba- 
ren, stark  leuchtenden  Strahlen  oder a  wegen  verhältnifsmä- 
fsiger  Aruiuth  an  sehr  brechbaren  unsichtbaren  Strahlen, 
ist  nicht  leicht  zu  sagen«  Die  Wasserstoffflamme  bringt 
eine  sehr  starke  Wirkung  hervor.  Die  unsichtbaren  Strah- 
len, an  welchen  sie  so  reich  ist,  scheinen,  als  Ganzes  ge- 
nommen, sogar  brechbarer  zu  seyn,  als  die  einer  Wein- 
geistflamme. Als  bei  Anstellung  einiger  Versuche  mit  der 
Wasserstoffflauiine,  das  Gas   beinahe  verbraucht  war   und 


307 

die  Flatmae  sich  in  Folge  defs  zu  einem  rundlichen  Knopf 
von  nicht  mehr  als  Erbsengröfse  .verkleinert  hatte,  zeigte 
sie  dennoch  eine  sehr  entschiedene  Wirkung,  wenn  sie 
über  der  Oberfläche  einer  Lösung  von  schwefelsaurem  Chi- 
nin gehalten  wurde.  Die  Flamme  des  Schwefelkohlenstoffs 
bringt  bei  den  meisten  Substanzen  eine  viel  stärkere  Wir- 
kung hervor  als  die  des  Alkohols,  Sie  zeigt  deutlich  das 
dicht  an  der  Oberfläche  einer  alkoholischen  Guajaklösung 
dispergirte  blaue  Licht,  was  die  Alkoholarme  nicht  tbut 
Es  scheint  demnach,  als  sey  die  SchwefelkoMenstoffflamme 
reich  an  unsichtbaren  Strahlen  von  der  Brechbarkeit  der 
Gruppen  m  und  n  der  festen  Linien  oder  einer  etwas  hö- 
heren, weil  sich  bei  Untersuchung  einer  Guajaklösung  im 
Sonnenspectrum  findet,  dafs  es  diese  Gegend  ist,  in  wel- 
cher das*  blaue  dispergirte  Licht  erzeugt  wird.  Das  von 
einer  Guajaklösung  dispergirte  blaue  Licht  ist  auch  sieht 
bar,  wenn  mau  die  blaue  Flamme  des  schwach  brennenden 
Schwefels  anwendet.  Die  Armuth  einer  Weingeistflamme 
nicht  allein  an  sichtbaren,  sondern  auch  an  unsichtbaren 
Strahlen,  mit  Ausnahme  der  höchst  brechbaren,  erklärt, 
weshalb  sie  das  vom  Flufsspath  dispergirte  blaue  Licht 
nicht  oder  wenigstens  nicht  sehr  bedeutend  zeigt« 

Methode,    mittels!,   des    Lichtes    einer    W ein geistf lamme 
die  Durchgänglichkeit  der  Körper  für  unsichtbare  Strah- 
len von  hoher  Brechbarkeit  zu  bestimmen. 

201.  Wenn  ein 'Körper  starr  ist  und  von  parallelen 
Flächen  begränzt  wird,  ist  seine  Durchgänglichkeit  (Irans- 
parency)  für  diese  Strahlen  leicht  entdeckt.  Es  »eicht  fein, 
die  Flamme  einer  Weingeistlampe  etwas  über  der  Ohg»- 
fläche  einer  verdünnten  Lösung  von  schwefelsaurem  Chinin, 
die  sich  in  einem  offenen  Gefäfs  in  einem  dunklen  Zimmer 
befindet,  zu  halten,  und  dann,  während  man  das  Auge  so 
stellt,  dafs  man  das  dispergirte  Licht  in  Protection  sieht, 
abwechselnd  die  zu  untersuchende  Platte  einzuschalten  und 
fortzunehmen. 

202.  Als  ich  in  dieser  Weise  verschiedene  Gläser  un« 

20*     , 


308 

terß lichte,  fand  ich  keins,  welches  nicht  offenbare  Mängel 
an  Durchgänglichkeit  gezeigt  hätte.  Die  reiusten  Stücke 
Tafelglas  schienen  mir  die  wenigst  mangelhaften  zu  seyn. 
Ich  kann  nicht  sagen,  ob  die  beobachteten  Mängel  an 
Durchgänglichkeit  von  den  wesentlichen  Bestandteilen  des 
Glases  oder  von  zufälligen  Unreinheiten  abhängen.  Mög- 
lich, dafs  ein  aus  chemisch  reinen  Materialien  bereitetes 
Glas  durcbgänglich  sey  ').  Ich  glaube,  dafs  eines  blofse 
Spur  von  Eisenoxyd  oder  Schwefelkalium  oder  Schwefel- 
natrium hinreichend  seyn  würde,  die  Durchgänglichkeit  des 
Glases  für  diese  Strahlen  wesentlich  zu  beeinträchtigen, 
und  solche  Beimengungen  sind  wahrscheinlich  vorhanden. 
Quarz  scheint  indefs  vollkommen  durchgänglich  zu  seyn; 
die  thätigeu  Strahlen  durchdringen  eine  Dicke  von  einem 
oder  zwei  Zollen,  parallel  und  winkelrecht  zur  Axe,  ohne 
wahrnehmbaren  Verlust.  Der  Contrast  zwischen  Quarz 
und  Glimmerist  sehr  auffallend,  denn  eine  Glimmerplatte 
von  nicht  mehr  als  Papierdicke  schwächt  die  Beleuchtung 
sehr  merklich. 

203.  Um  Flüssigkeiten  zu  beobachteu,  verschaffte  ich 
mir  zwei  Gefäfse,  bestehend  aus  Stücken  einer  weiten  Glas- 
röhre von  etwa  einem  Zoll  in  Länge,  die  an  einem  Ende 
durch  eine  Quarzplatte  verschlossen  waren.  Der  Kürze  hal- 
ber werde  ich  sie  Quarzgefäfse  nennen,  obwohl  natürlich 
nur  der  Boden  von  Quarz  zu  seyn  braucht.  Will  man 
eine  Flüssigkeit  untersuchen,  so  giefst  man  sie  in  ein  sol- 
ches Gefäfs,  und  verfährt  dann  mit  diesem  wie  mit  der 
starren  4Platte  in  §.  201.  Wegen  der  vollkommnen  Durch- 
gänglichkeit des  Quarzes  ist  es  so  gut,  wie  wenn  die  Flüs- 
sigkeit in  der  Luft  schwebte.  Hatte  man  ein  Quarzgefäfs 
zum  Theil  mit  Wasser  gefüllt,   so  brauchte  man  nur  eine 

1)  Einige    s«    Faraday's   Versuchen    gehörige  Stücke   Glas,    die  wegen 
Abwesenheit .  von  Farbe   und    von-  innerer   Dispersion    einige   Hoffnung 
i  gaben,   konnlen  wegen   ihrer    unrege Imäfsigen   Gestalt  nicht   auf  Durch- 

gänglichkeit geprüft  werden;  und  da  sie  mir  nur  von  einem  Freunde 
geliehen  waren,  erlaubte  ich  mir  nicht,  sie  schleifen  und  poliren  zu 
lassen. 


309 

sehr  geringe  Menge  von  salpetersaurem  Eisenoxyd  bia&u 
zu  setzen,  um  die  thätigeu  Strahlen  zu  absorbiren.  Die 
Flüssigkeit  war  so  verdünnt,  dafs  sie  fast  farblos  erschien, 
wenn  man  durch  die  Dicke  hinsah,  welche  die  Strahlen 
zu  durchlaufen  hatten.  Eine  Lösung  von  Eisenchlorid 
that  dieselbe  Wirkung.  Ich  habe  diese  Flüssigkeiten  speciell 
im  Sonnenlicht  untersucht  und  nicht  die  geringste  Spur 
von  innerer  Dispersion  bei  ihnen  gefunden.  Wenn  eine 
Flüssigkeit  innere  Dispersion  zeigt,  so  ist  sie  fast  immer 
sehr  opak  für  Strahlen  von  hoher  Brechbarkeit,  wie  ohne 
besonderen  Versuch  aus  den  Beobachtungen  hervorgeht, 
durch  welche  die  innere  Dispersion  nachgewiesen  ward; 
doch  folgt  keineswegs  umgekehrt,  dafs  eine  Flüssigkeit, 
die  für  diese  Strahlen  sehr  opak,  und  für  die  sichtbaren 
Strahlen  fast  durchgänglich  ist,  das  Phänomen  der  inneren 
Dispersion  zeige. 

204.  Ich  zweifle  nicht,  dafs  man  bei  Anwendung  eines 
optischen  Apparats  (optical  trätn),  in  welchem  jedes  Glas 
durch  Quarz  ersetzt  wäre,  das  Sonnenspectrum  verlängert 
sehen  würde,  wie  weit  freilich  kann  ich  nicht  sagen.  Ein 
solcher  Apparat  würde  etwas  kostbar  seyn,  sonst  aber 
keine  besondere  Schwierigkeit  in  der  Ausführung  darbieten. 
Bei  Anwendung  solider  Quarzprismen,  würde  wegen  der 
Doppelbrechung  der  Masse,  die  Hälfte  des  einfallenden 
Lichts  verloren  gehen,  wenn  nicht  die  Prismen  in  beson- 
derer Weise  geschnitten  wären,  was  indefs  wahrscheinlich 
sowohl  in  der  Ausführung,  als  bei  den  Beobachtungen  einige 
Schwierigkeiten  darbieten  würde.  Allein  es  könnten  hohle, 
mit  Flüssigkeiten  gefüllte  Prismen  angewandt  werden,  an 
denen  die  beiden  Flächen,  welche  das  Licht  zu  durchdrin- 
gen hat,  von  Quarz  wären.  Aus  einem  schon  erwähnten 
Grunde  kann  Schwefelkohlenstoff  nicht  zur  Füllung  sol- 
cher Prismen  angewandt  werden,  und  Wasser  hat  ein  zu 
geringes  Dispersionsvermögen,  allein  /lern  Gebrauche  der 
Lösung  eines  farblosen  Metallsalzes  scheint  nichts  entge 
gen  zu  stehen.  Lösungen  von  schwefelsaurem  Zink  und 
essigsaurem  Blei,  die  einzigen  Salze,  welche  ich  bisher  in 


310 

» 

dieser  Beziehung  untersuchte,  zeigten  wenigstens  keine 
Mangel  an  Dnrchgänglichkeit,  als  sie  in  Quarzgefafsen 
mittelst  einer  Weingeistflamme  und  einer  schwefelsauren 
Chininlösung  geprüft  wurden  '). 

Wirkung  von  Chlorwasserstoffsäure  etc.  auf  Chiainldsun- 
gen.  Optische  Beweise  von  Verbindungen  in  anderen  Fällen. 

205.  In  seinem  schon  so  oft  erwähnten  interessanten 
Aufsatz  bemerkt  Sir  John  Herschel,  dafs  es  nur  saure 
Lösungen  von  Chinin  seyen,  welche  die  eigentümliche 
blaue  Farbe  zeigen,  und  dafs  unter  den  verschiedenen 
Säuren  die  Salzsäure  am  schwächsten  zu  wirken  scheine 
(p.  145). 

Meinerseits  versuchte  ich  Lösungen  von  Chinin  (nicht 
Disulphat)  in  verdünnter  Schwefel-,  Phosphor  ,  Salpeter-, 
Essig  -,  Citronen  -,  Wein  -,  Klee  -  und  Cyanwasserstoff  - 
Säure,  sowie  auch  in  einer  Alauulösung.  In  allen  diesen 
Fällen  war  die  blaue  Farbe  des  dispergirten  Lichtes  in  ge- 
wöhnlichem Tageslichte  sichtbar,  besonders  wenn  die  Flüs- 
sigkeit mittelst  oberflächlicher  Protection  untersucht  wurde. 
Es  läfst  sich  nicht  leicht  sagen,  welche  Lösung  die  beste 
sey,  doch  glaube  ich  die  phosphorsaure. 

206.  Allein  eine  Lösung  von  Chinin  in  verdünnter 
Chlorwasserstoffsäure,  selbst  wenn  sie  im  Sonnenlicht  und 
mittelst  oberflächlicher  -Projection  untersucht  wurde,  zeigte 
die  blaue  Farbe  nicht.  Gewisse  theoretische  Ansichten  ver- 
anlafsten  mich,  dieCs  für  eiuen  Beweis  zu  halten,  dafs  die 
Verbindung  des  Chinin  mit  der  Chlorwasserstoffsäure  in- 
niger sey,  als  die  mit  den  zuerst  genannten  Saunen,  und 
demgemäfs  zu  versuchen,  ob  ein  Zusatz  von  Chlorwasser- 
stoffsäure zu  den  im  vorigen  Paragraph  erwähnten  Lösun- 
gen die  Farben  zerstören  würde.  Diefs  bestätigte  sich 
wirklich,  so  dafs  gelbst  Schwefelsäure  unfähig  wird,  die 
blaue  Farbe  in  einer  salzsauren  Chininlösung  zu  ent- 
wickeln. 

1)  Siehe  Note  H. 


311 

207.  Dafs  das  Chinin,  wenn  die  blaue  Farbe  seines 
Sulphats  durch  Chlorwasserstoffsäure  zerstört  wird,  nicht 
zersetzt,  sondern  blofs  anders  verbunden  wird,  zeigte  sich, 
als  man  eine  Lösung  von  kohlensaurem  Natron  zusetzte, 
und  den  dadurch  entstandenen  weifsen  Niederschlag  ab- 
filtrirte,  auswusch  und  wieder  in  Schwefelsäure  löste;  es 
zeigte  sich  dann  die  blaue  Farbe  wie  gewöhnlich. 

208.  Auch  der  Zusatz  einer  Lösung  von  Kochsalz, 
statt  der  Chlor  Wasserstoff  säure,  zu  den  im  §.  205  erwähn- 
ten Lösungen  zerstörte  die  blaue  Farbe.  Bei  der  schwe- 
felsauren Lösung  war  diefs  wohl  mit  Zuversicht  voraus- 
zusehen; alieiu  wir  dürften  vielleicht  nicht  erwartet  haben, 
dafs  die  Verbindung  des  Chinins  mit  einer  so  schwachen 
Säure  wie  Citronensäure  das  Chlornatrium  zersetzen,  und 
zur  Entstehung  von  citronensaurem  Natron  und  chlorwas- 
serstoffsaurem Chinin  Anlafs  geben  würde;  und  doch  scheint 
die  Keaction  von  dieser  Art  zu  seyn. 

209.  Vielleicht  könnte  man  meinen,  die  Schwefelsäure 
sey  durch  die  Chlorwasserstoffsäure  blofs  theilweise  aus 
dem  schwefelsauren  Chinin  getrieben,  und  das  Salz  in  der 
Lösung  sey  eine  Art  von  Doppelsalz,  worin  eine  und  die- 
selbe Base,  das  Chinin,  sich  in  atomistischem  Verhältnifs  mit 
Schwefel-  und  Chlorwasserstoffsäure  verbunden  befinde« 
Wenn  dem  aber  so  wäre,  ist  .es  wahrscheinlich,  obwohl 
nicht  gewifs,  dafs  sich  dasselbe  Salz  durch  Zusatz  von 
Chlorwasserstoffsäure  zu  eiuer  L^jpung  von  saurem  schwe- 
felsaurem Chinin  bilden  würde,  wenn  auch  die  Menge  der- 
selben nicht  hinreichend  wäre  sich  mit  allem  Disulphate  zu 
ve«i>inden.  In  dieser  Voraussetzung  mtifstc  die  blaue  Farbe 
nicht  entstehen,  wenn  man  Chlorwasserstoffsäure  nach  und 
nach  in  kleinen  Mengen  zur  Lösung  des  sauren  schwefel- 
sauren Chinins  hinzufügte,  und  wenn  von  ihr  genug  hin- 
zugesetzt worden  wäre,  müfste  die  Farbe  nicht  durch  Zu- 
satz von  Schwefelsäure  entwickelt  werden  können;  wo- 
gegen, wenn  das  Ganze  der  Schwefelsäure  durch  Chlor- 
wasserstoffsäure ausgetrieben  worden  wäre,  die  blaue  Farbe 
erst,  durch  Umwandlung  einer  Portion  des  Disulphats  in 


312 

Sulphat,  entwickelt,  und  darauf,  bei  Zusatz  von  mehr  Säure, 
durch  Umwandlung  des  Sulphats  in  eio  Chlorat,  zerstört 
werden  müfste.  Bei  Anstellung  des  Versuchs  mit  einer 
Lösung  des  Chinin -Disulphats  in  reinem  Wasser  fand  sich, 
dafs  die  blaue  Farbe  wirklich  erst  entwickelt  und  dann 
zerstört  wurde. 

210.  Ein  practischer  Schlufs,  der  sich  aus  diesen  Re- 
sultaten zu  ergeben  scheint,  ist:  dafs  es  bei  der  medicini- 
schen  Anweudung  des  Chinins  von  geringer  Bedeutung 
ist,  ob  schwefelsaures,  pbospborsaures,  essigsaures  oder 
chlorwasserstoffsaures  Chinin  genommen  wird,  weil  doch 
die  drei  ersten  Salze  durch  das  im  Körper  vorhandene 
Kochsalz  in  chlorwasserstoffsaures  Salz  verwandelt  werden, 
und  die  geringe  Menge  des  aus  dieser  Doppelzersetzung 
entspringenden  neutralen  Natronsalzes  schwerlich  in  Be- 
tracht kommen  kann.  Indefs  ist  dem  gewöhnlichen  Chinin 
Cinchonin  beigemengt  und  dessen  Reactionsvermögen  an- 
ders. Nach  Sir  John  Herschel  zeigt  das  letztere  Alka- 
loid  nicht  die  blaue  Farbe,  und  deshalb  läfst  sich  die  op- 
tische Probe  nicht  auf  dasselbe  anwenden.  Sollte  ein  lös- 
liches Chininsalz  gewünscht  werden,  welches  nicht  vom 
Kochsalz,  durch  Doppelzersetzung,  in  chlorwasserstoffsaures 
verwandelt  würde,  so  inüfste  man,  wie  es  scheint,  unter 
den  Verbindungen  des  Chinins  mit  sehr  schwachen  Säureu 


suchen,  deren  Verwandtschaft  zum  Natron  die  der 
wasserstoffsäure  zum  Chinin  nicht  sehr  unterstützte.  Wahr- 
scheinlich giebt  es  dergleichen  Salze;  denn  wieweM  essig- 
saures oder  citronensaures  Chinin  das  chlor wasserstoffeaure 
Natron  zersetzt,  so  wird  doch  chlorwasserstoffsaures  Chinin 
vom  kohlensauren  Natron  zersetzt,  und  wahrscheinlich  ist, 
dafs  sich  viele  Pflanzensäuren  in  dieser  Beziehung  wie  die 
Kohlensäure  verhalten. 

211.  Die  blaue  Dispersion  einer  schwefelsauren  Chi- 
ninlösung wird  durch  Brom-  und  durch  Jodwasserstoff- 
säure ebenso  zerstört  wie  durch  Chlorwasserstoffsäure. 
Bei  dem  Versuch  wurden  Lösungen  von  Brom-  und  Jod- 
kalium angewandt;    da  aber   die  Chininlösung  eigends  mit 


313 

einem  beträchtlichen  Ueberschufe  von  Schwefelsäure  ver- 
setzt worden  war,  so  blieb  ^as  Kali  als  Sulphat  unwirk- 
sam in  der  Flüssigkeit,  ohue  die  Beobachtung  zu  hindern. 
Derselbe  Versuch  mit  phospborsaurem  Chinin  angesteHt 
gab  dasselbe  Resultat. 

212.  In  Turner's  Chemie  wird  angegeben,  dafs  das 
Farbenspiel  der  Lösungen  des  Polychroms  (d.  b.  Aescuüns) 
durch  Säuren  vernichtet,  und  durch  Alkalien  erhöht  werde. 
Die  vollständige  oder  wenigstens  fast  vollständige  Zerstö- 
rung der  vom  dispergirtcq  Licht  herrührenden  blauen  Farbe 
bei  einem  Absud  van  Rofskastanienriude  läfst  sich  durch 
Säuren  leicht  beobachten;  allein  ich  konnte  nicht  wahr- 
nehmen, dafs  der  Zusatz  von  Alkalien  zu  einem  frischen 
Absud  in  der  ersten  Zeit  irgend  eine  Veränderung  hervor- 
bringe. Die  durch  eine  Säure  zerstörte  blaue  Farbe,  konnte 
durch  Alkali  wieder  hergestellt  werden.  Wenn  die  Rofs- 
kastanie  niemals  chemisch  untersucht  worden  wäre,  würden 
diese  Beobachtungen  aliein  schon  anzeigen,  dafs  der  Stoff, 
dem  die  blaue  Farbe  angehört,  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  eine  feste  Verbindung,  mit  Säuren  eingeht,  nicht  aber 
mit  Alkalien.  In  der  Tbat  ist  derselbe,  wie  wir  wissen, 
einp  Base. 

213.  Eine  ätherische  Lösung  von  salpetersaurem  Uran- 
oxyd ist  unempfindlich,  wie  wenn  ein  oder  der  andere  Bfc- 
standtheü  des  Aethers  eine  feste  Verbindung  mit  dem  Uran- 
oxyd einginge.  In  dieser  Hinsicht  ist  es  merkwürdig,  dafs 
wiewohl  der  Aether  durch  Verdampfung  davongeht,  wenn 
die  Lösung  in  einem  offenen  Gefäfse  sich  selbst  überlassen 
wird,  denaoch,  wenu  inau  Hitze  anwendet,  eine  chemische 
Action  eintritt,  in  Folge  welcher  der  Rückstand  aus  einem 
Salze  besteht,  das  ganz  wie  oxalsaures  Uranoxyd  aussieht. 
Dieses  Salz,  gewaschen  und,  ohne  sehr  grofse  Concentra- 
tion  des  Lichts,  im  feuchten  Zustande  untersucht,  erwies 
sich  unempfindlich  '). 

214.  Selten  findet  man  Lösungen  von  so  hoher  Em- 
pfindlichkeit wie  die  von  Chinin  und  Aesculin,  allein  ähn- 

1  )  Stehe  Not«  /. 


I 


314 

liehe  Beobachtungen  lassen  sieh  an  vielen  Lösungen  mar 
eben,  wenn  man  passende  Methoden  anwendet.  Die  beste 
Methode  besteht  darin,  ein  helles  nnd  mftfsig  reines  Spec- 
trum  zn  bilden,  dadurch  dafs  man  das  Sonnenlieht  durch 
einen  sehr  breiten  Schlitz  leitet  oder  auch  den  Schlitz 
ganz  fortläfst.  Es  ist  wünschenswerth,  eine  Linse  von  nur 
mäfeiger  Brennweite  in  Verbindung  mit  den  Prismen  an- 
zuwenden. Nachdem  die  Lösung  in  das  Spectrum  gestellt 
ist,  wird  die  Säure  oder  der  sonstige  Stoff,  dessen  Reak- 
tionen man  zu  studiren  wünscht,  hinzugesetzt  und  der  et- 
waige Effect  beobachtet.  Es  ist  insgemein  vorteilhaft, 
den  Schlitz  mit  einem  blauen  Glase  oder  einem  ähnlichen 
absorbirenden  Medium  zu  bedecken ;  allein  bisweilen  finden 
in  dem  hellen  Tbeil  des  Spectrums  Wirlungen  statt,  die 
von  einem  solchen  Medium  fortgenommen  werden.  Wenn 
falsche  Dispersion  vorwaltet,  ist  es  gut,  durch  ein  Nicoi- 
sches Prisma  auf  die  Flüssigkeit  berabzuschauen  und  da- 
mit alles  in  der  Reflexionsebene  polarisirte  Licht  zu  ent- 
fernen. 

Negative  Resultate  hinsichtlich  gegenseitiger  Einwirkung 
der  auf  empfindliche  Lösungen  einfallenden  Strahlen. 

215.  Die  bei  gewissen  Erscheinungen  beobachteten 
antagonistischen  Effecte  der  wehr  oder  weniger  brechbaren 
Strahlen  veranlassten  mich  zu  versuchen,  ob  bei  der  inne- 
ren Dispersion  etwas  der  Axt  wahrzunehmen  sey.  Um 
diese  Frage  dem  Versuche  zu  unterwerfen,  wurde  folgende 
Anordnung  getroffen. 

Ein  Trinkglas  (tumbler)  wurde  mit  sehr  verdünnter 
Lösung  von  schwefelsaurem  Chinin  gefüllt  und  in  ein  rei- 
nes Spectrum  gestellt.  Wie  gewöhnlich  bestand  der  be- 
leuchtete Theil  der  Flüssigkeit  aus  zwei  verschiedenen 
-  Tbeilen,  einem  blaueu  Bündel  von  wahrhaft  dispergirtem 
Licht,  entsprechend  den  stark  brechbaren  Strahlen,  und 
einem  an  Staubtheilcheu  reflectirten*  Bündel,  welcher  wie 
gewöhnlich  prismatische  Farben  zeigte,  und  den  helleren 
der  sichtbaren  Strahlen    entsprach.     Die  Flüssigkeit   war 


315 

beinahe  frei  von  Staubtheitcben ,  und  deshalb  das  erster« 
Bändel  bei  weitem  das  hellere  von  beiden;  das  andere 
Bündel,  obwohl  nicht  so  hell,  uui  die  Beobachtung  zu 
stören,  wurde  benutzt,  um  die  Lage  der  rothen,  gelben 
u.  s.  w.  Strahlen  zu  ermitteln.  Dann  wurde  ein  flaches 
Prisma,  dessen  Winkel  etwa  130°  betrug,  vor  dem  Ge- 
fäfse  gehalten,  und  zwar  so,  dafs  seine  Kante  vertical  und 
in  dem  brechbareren  Theil  der  sichtbaren  Strahlen  befindlich 
war.  Die  beide  Bündel  bildenden  Strahlen  wurden  somit 
in  entgegengesetzten  Richtungen  gebrochen  und  in  der 
Flüssigkeit  zur  Kreuzung  gebracht.  Durch  ein  schwaches 
Drehen  in  beiden  aziinuthalen  Richtungen,  d.  h.  um  eine 
den  einfallenden  Strahlen  parallele  Ate,  war  es  leicht,  sich 
zu  versichern,  dafs  die  Bündel  einander  wirklich  kreuzten. 
Allein  es  war  in  dem  blauen  Bündel  nicht  der  geringste 
Unterschied  wahrzunehmen,  wenn  die  rothen  oder  anderen 
schwach  brechbaren  Strahlen  dasselbe  durchkreuzten. 

216.  Da  gewisse  theoretische  Ansichten  mir  es  zwei« 
felbaft  gemacht  hatten,  dafs,  unter  sonst  gleichen  Umstän- 
den, die  Intensität  des  innerlich  dispergirten  Lichts  pro- 
portional sey  der  Intensität  des  einfallenden,  so  wurde  ich 
veranlafst,  folgenden  Versuch  anzustellen. 

Sonnenlicht  wurde  horizontal  reflectirt,  durchbin  eine 
grofse  Linse,  die  bedeckt  war  von  einem  Schirm  mit  zwei 
mäCsig  grofcen  runden  Lochern,  die  beide  in  Einer  Hori- 
zontalebene und  ziemlich  auseinander  lagen.  Die  aus  den 
beiden  Löchern  hervortretenden  Bündel  convergirten  na- 
türlich gegen  den  Brennpunkt  der  Linse,  während  sie  zu- 
gleich schmäler  und,  wegen  der  Verdichtung  des  Lichtes,  auch 
heller  wurden.  Für  den  gegenwärtigen  Zweck  aber  können 
sie  als  cylindrische,  gegen  den  Brennpunkt  der  Linse  cou- 
vergireude  Bündel  betrachtet  werden.  Als  sie  einander 
hinreichend  nahe  gekommen  waren,  wurden  sie  durch  eine 
blaue  Kupferammoniak -Lösung  geleitet,  die  in  einem  Gefäfs 
mit  parallelen  Wänden  enthalten  war.  Diefs  hatte  natürlich 
den  Zweck,  alle  hellen  sichtbaren  Strahlen  zu  absorbiren, 
.welche  nicht  allein  für  die  Erregung  der  zu  untersuchen- 


i 


316 

den  Lösung  nutzlos,  sondern .  auch  wegen  des  Glanzes,  den 
sie  verbreitet  haben  würden,  für  die  Beobachtung  hinderlich 
gewesen  wären.  Nun  leitete  man  die  Bündel  in  ein  Gefäfs, 
welches  ein  sehr  mit  Wasser  verdünntes  Absud  von  Rofs- 
kastanienrinde  enthielt.  Beim  Durchgang  durch  die  Flüs- 
sigkeit erzeugten  sie  zwei  Bündel  von  wahrhaft  dtspergirtem 
Licht,  welche  gegen  einen  etwas  aufserhalb.  des  Gefäfses 
liegenden  Punkt  divergirten.  Ein  flaches  Prisma  von  etwa 
150°  wurde  dann  vor  dein  Gefäfs  gehalten,  mit  seiner 
Kante  vertical  und  zwischen  den  einfallenden  Bündeln 
stehend.  Die  blauen  Bündel  von  dispergirtem  Licht  mufsten 
sich  biedurch  in  der  Flüssigkeit  kreuzen,  und  durch  eine 
kleine  Azimuthaibewegung  des  Prismas  konnte  man  es  leicht 
bewirken,  dafs  das  eine  Bündel  entweder  über  dem  ande- 
ren lag,  es  durchkreuzte  oder  unter  demselben  lag.  Als 
ich  nun  mit  dem  einem  Auge  von  oben  herabsah  und  das 
Prisma  im  Azimuth  vor-  und  rückwärts  drehte,  konnte  ich 
nicht  den  geringsten  Helligkeitsunterschied  bemerken,  es 
mochten  die  blauen  Bündel  einander  wirklich  durchkreuzen 
oder  blofs  aufeinander  projicirt  gesehen  werden.  Es  geht 
also  aus  diesem  Versuch  hervor,  dafs  das  eine  Bündel  ein- 
fallender Strahlen  noch  ebenso  viel  dispergirtes  Licht  in 
einem  schon  von  dem  andern  Bündel  erregten  Theil  der 
Flüssigkeit  erzeugte,  als  es  im  Stande  war,  in  einem  ähn- 
lichen noch  nicht  anderweitig  erregten  Theil  der  Flüssig- 
keit hervorzubringen. 

Wirkung  eines  elektrischen  Funkens.   Natur  der  phospho- 

rogenischen  Strahlen  desselben. 

217.  Den  Gebrauch  des  zu  den  folgenden  Versuchen 
augewandten  Apparats  verdanke  ich  der  Güte  des  Prof. 
C  u  m  m  i  n  g. 

Ein  elektrischer  Funke  bewirkt  bei  einer  äufserst  ver- 
dünnten Lösung  von  schwefelsaurem  Chinin  die  innere 
Lichtdispersion  in  sehr  auffallendem  Maafse.  Nachdem  ich 
eine  so  schwache  Lösung  bereitet  hatte,  dafs,  bei  Unter- 
suchung durch  oberflächliche  Protection  mittelst  des  Lichtes 


317 

einer  Weingeistflaimne,  nichts  zu  sehen  war  als  ein  schwa- 
cher Lichtschimmer,  welcher  eine  gute  Strecke  in  die  Flüs- 
sigkeit hinein  ging  und  nicht  blofs  nicht  auf  die  Ober- 
fläche beschränkt  war,  sondern  auch  nicht  einmal  eine  be- 
sondere Concentration  in  der  Nachbarschaft  der  Oberfläche 
zeigte,  stellte  ich  sie  so,  dafs  sie  voti  den  Funken,  die, 
in  nicht  grofsein  Abstand  über  der  Oberfläche,  aus  dein 
Conductor  einer  Elektrisirinaschine  fiberschlugen,  beleuchtet 
ward.  Es  entstand  eine  sehr  bemerkliche  innere  Disper- 
sion, allein  die  Natur  des  Effects  hing  zu  grofseni  Maafse 
von  dem  Charakter  der  Funken  ab.  Ein  schwach  verästelter 
Funke,  der  nur  wenig  Licht  gab  und  wenig  Geräusch  machte, 
erzeugte  eine  Beleuchtung,  die  sich  zu  einer  bedeutenden 
Tiefe  erstreckte,  und  sehr  viel  stärker  war  als  die,  welche 
eine  Weingeistflamme  in  derselben  Lösung  hervorbrachte. 
Die  Strahlen,  welche  dieses  bewirkten,  gingen  in  grofsem 
Maafse  durch  eine  Glasplatte,  die  zwischen  die  Funken 
und  die  Oberfläche  der  Flüssigkeit  eingeschoben  ward. 
Allein  ein  heller  linearer  Funke,  der  ein  scharfes  Knacken 
machte,  bewirkte  eine  Beleuchtung,  die  fast  auf  eine  äufs#fst 
dünne,  dicht  an  der  Oberfläche  der  Flüssigkeit  liegende 
Schicht  beschränkt  war;  und  die  Strahlen,  die  diese  Wir* 
kung  gaben,  wurden  vom  Glase  aufgefangen,  obwohl  vom 
Quarze  durchgelassen.  Dasselbe  war  der  Fall  bei  der  Ent- 
ladfing einer  Leydener  Flasche;  sie  erzeugte  ein  helles  fast 
auf  die  Oberfläche  beschränktes  Licht  '). 

218.  Die  Opacität  einer  Lösung  von  schwefelsaurem 
Chinin  scheint  mit  der  Brechbarkeit  der  auf  sie  einfallen- 
den Strahlen  regelmässig  und  rasch  zu  wachsen.  Dadurch 
werden  wir  zu  dem  Schlufs  geführt,  dafs  ein  starker  elek- 
trischer Funken  ungemein  reich  ist  an  unsichtbaren  Strah- 
len von  äufserst  hoher  Brechbarkeit.  Glas  ist  für  diese 
Strahlen  opak,  Quarz  aber  durchgänglich. 

219.  Es  ist  bekannt,  dafs  die  phospborogenischen 
Strahlen  eines  elektrischen  Funkens  oder  wenigstens  die- 
jenigen, welche  auf  den  Canton'schen  Phosphor  einwirken, 

1)  Siehe  Note  J. 


318 

sehr  frei  den  Quarz  durchdringen,  allein  von  Glas,  schon 
bei  sehr  mäfsiger  Dicke,  aufgefangen  werden.  Diefs  allein* 
aufser  dem  bereits  Eewäfanton,  würde  zu  der  Annahme 
führen,  dafs  die  phosphorogenischen  Strahlen  eines  solchen 
Funkens  blofs  Strahlen  von  sehr  hoher  Brechbarkeit  sind. 
Wenn  dem  so  ist,  so  müssen  sie  von  einer  kleinen  Menge 
einer  Substanz,  die  auf  solche  Strahlen  eine  starke  Ab- 
sorption ausübt,  ebenfalls  aufgefangen  werden. 

Nachdem  ich  über  die  Hervorrufung  der  Phosphorescenz 
im  Canton'8chen  Phosphor  mittelst  elektrischer  Entladungen 
einige  Versuche  gemacht  und  dabei  beobachtet  hatte,  wie 
die  Wirkung  einer  solchen  Entladung  durch  Quarz  fort- 
gepflanzt, von  Glas  aber  ganz  oder  fast  ganz  aufgefangen 
wird,  fafste  ich  Vertrauen,  dafs  meine  Beobachtungen  mit 
denen  Anderer  vergleichbar  seyen*  Ich  legte  nun  ein  klei- 
nes Stück  des  Phosphors  auf  eine  Karte,  bedeckte  diese  mit 
einem  leeren  Quarzgefäfs,  und  leitete  die  Entladung  einer 
Leydener  Flasche  darüber.  Es  wurde  eine  kräftige  Phos* 
phorescenz  erregt,  die  in  einem  keineswegs  dunklen  Zimmer 
sichtbar  war,  und  als  die  Karte  an  einen  dunklen  Ort  ge- 
bracht ward,  blieb  das  phosphorische  Licht  eine  gute  Weile 
deutlich  sichtbar.  Der  Versuch  wurde  nun  mit  einer  fri- 
schen Portion  desselben  Phosphor  wiederholt,  und  diesmal 
das  Gefäfs  mit  Wasser  gefüllt.  Wie  zuvor  wurde  eine 
Phosphorescenz  erregt,  doch  wie  ich  glaube  keine  so  starke. 
Als  ich  aber  wiederum  eine  frische  Portion  des  Phosphors 
nahm,  und  das  Wasser  durch  eine  sehr  verdünnte  Lösung 
von  schwefelsaurem  Chinin  ersetzte,  ward  der  Einflufs  des 
Funkens  aufgefangen  und  der  Phosphor  nicht  zum  Leuchten 
gebracht.  Es  fand  sich,  dafs  eine  Lösung,  die  in  zehntausend 
Theilen  nur  einen  Theil  Chinin  enthielt,  bei  einer  Tiefe 
von  einem  halben  Zoll,  hinreichend  war,  die  Entstehung 
4ler  Phosphorescenz  zu  hindern. 

220.  Diefs  Resultat,  scheint  mir,  würde  hinreichend 
seyn,  wo  Beweise  fehlten,  zu  zeigen,  dafs  der  Effect  in 
keiner  Weise  direct  einer  elektrischen  Einwirkung  (di$- 
turbance)  zugeschrieben  werden  kann.  Die  Wirkung,  welche 


319 

erzeugt  wird,  wenn  der  Phosphor  etwa  einen  Zoll  von 
dem  Entlader  absteht,  scheint  genau  dieselbe,  wie  bei  einer 
kleineren  Entfernung  zu  seyn,  nur  etwas  schwächer,  wie  na- 
türlich zu  erwarten  ist,  welche  Ansicht  man  auch  über 
die  Natur  des  Einflusses  haben  möge.  Allein  in  dem  Ab- 
stand eines  Zolles  wird  der  Einflufs  des  Funkens,  obwohl 
er  frei  durch  Quarz  und  Wasser  hindurchgeht,  aufgefangen, 
wenn  man  dem  Wasser  eine  ungemein  geringe  Menge  von 
schwefelsaurem  Chinin  hinzusetzt.  Es  ist  nicht  annehmbar, 
dafs  die  elektrischen  Beziehungen  des  Mediums  oder  dessen 
Permeabilität  für  elektrische  Anziehungen  und  Abstofsungen 
im  Geringsten  geändert  seyen  durch  einen  solchen  Zusatz, 
während  andrerseits  das  Resultat  vollkommen  übereinstimmt 
mit  dem,  was  von  der  Auffangung  von  Strahlungen  durch 
absorbirende  Media  bekannt  ist.  Der  Hauptzweck  dieses 
Versuchs  war  jedoch  nicht,  die  Ansicht  zu  bestätigen,  nach 
welcher  der  Einflufs  des  Funkens  in  den  von  ihm  ausge- 
sandten Strahlen  besteht,  eine  Ansicht,  welche,  glaube  ich, 
ziemlich  allgemein  angenommen  wird,  sondern,  die  Natur 
dieser  Strahlen  näher  zu  erforschen.  Genugsam  ist  glaube 
ich  gezeigt  worden,  dafs  wir  keinen  Grund  haben  diese 
Strahlen  physisch  verschieden  von  denen  des  Lichtes  an- 
zusehen, sondern  gerade  im  Gegentheil,  dafs  e6  Lichtstrah- 
len von  sehr  hoher  Brechbarkeit  sind,  die  nur  darum  un- 
sichtbar sind,  weil  ihre  Brechbarkeit  jenseits  der  Gränzen 
fäHt,  innerhalb  welcher  die  Netzhaut  erregt  wird.  In  der 
That  ist  es  sehr  wahrscheinlich,  dafs  die  stark  brechbaren 
Strahlen  niemals  die  Netzhaut  erreichen,  sondern  von  den 
Häuten  des  Auges  absorbirt  werden  ').  Die  Erscheinungen 
bei  der  durch  elektrische  Entladungen  erregten  Phospho- 
rescenz  unterstützen  also  nicht  die  Voraussetzung,  dafs  es 
möglich  sey,  Strahlen  von  gegebener  Brechbarkeit  in  phos- 
phorogenische,  chemische,  leuchtende  u.  s.  w.  zu  zerfallen. 
Eine  wirkliche  prismatische  Zerlegung  würde  natürlich  die 
tadelloseste  Bestimmungsweise  der  Brecbbarkeit  phospho- 

• 

1)  Siehe  Note  K. 


320 

rogeimcher  Strahlen  seyn ;  allein  sie  würde  die  Anwendung 
eines  Quarzapparates  (quartz  train)  erfordern. 

Punkte   der  Aehnlichkeit   und   des  Gegensatzes  zwischen 
innerer  Dispersion  und  Phosphorescenz. 

221.  Da  man  den  Ausdruck  Phosphorescenz  für  ver- 
schiedene Erscheinungen  gebraucht  hat,  so  tnufs  ich  hier 
erklären,  dafs  ich  darunter  das  sanfte  Leuchten  (sponta- 
neous  exhibition  of  a  soft  light)  verstehe,  welches  einige 
Substanzen,  ohne  chemische  Veränderung,  eine  Zeitlang 
zeigen,  nachdem  sie  den  Sonnenstrahlen,  dem  Lichte  einer 
elektrischen  Entladung  oder  irgend  einer  andern  Licht- 
quelle ausgesetzt  worden  sind. 

In  vieler  Hinsicht  haben  die  beiden  Phänomene  eine 
grofse  Aehnlichkeit.  Die  allgemeinen  Verhältnisse  der  in- 
neren Dispersion  lassen  sich  nicht  besser  begreifen,  als 
wenn  man  au  nimmt,  das  empfindliche  Medium  sey,  während 
der  Erregung  durch  die  thätigen  Strahlen,  ein  selbstleuch- 
tendes. Ferner  ist  wohl  bekannt,  dafs  diejenigen  Strahlen 
des  Sonnenspectruins,  durch  welche  die  Phosphorescenz 
des  Canton'schen  Phosphors,  des  Schwefelbariums  und  an- 
4*rer  Leuchtsteine  erregt  wird,  die  stark  brechbaren  und 
die  darüber  hinausliegenden  unsichtbaren  Strahlen  siud, 
also  genau  die  Strahlen,  welche  in  der  Mehrheit  der  Fälle 
die  innere  Dispersion  am  wirksamsten  hervorbringen.  Ich 
weifs  jedoch  nicht,  in  wiefern  es  richtig  sey,  dafs,  wenn 
Phosphorescenz  durch  homogenes  Licht  erregt  wird,  die 
Breclibarkeit  des  einfallenden  Lichts  eine  obere  Gränze 
für  die  Brechbarkeiten  der  Bestandteile  des  ausgesandten 
Lichtes  ist.  Nach  Prof.  Drap  er  gehören  in  der  That  die 
thätigen  Strahlen  zu  dem  rothen  Ende  des  Spectruros,  wenn 
die  Phosphorescenz  des  Canton'schen  Phosphors  durch  die 
Strahlen  des  glühenden  Kalks  erregt  wird  ').  Bestätigt 
sich  dieses,  so  folgt,  dafs  das  auffallendste  Gesetz  der  in- 
neren Dispersion  nicht  gültig  ist  für  die  Phosphorescenz. 

In 

1)    Philosoph.   Magazine   Vol.  XXV1L  (Dec.    1845)  p.  436. 


I 


t 


321 

In  demselben  Aufsatz  bemerkt  Prof.  Drap  er:  »Vor 
einiger  Zeit  bestimmte  ich  beim  elektrischen  Funken  die 
Brechbarkeit  der  Strahlen,  welche  Phosphorescenz  im  Schwe- 
felcalcium  erregen,  und  fand  sie  am  -violetten  Ende  des 
Spectrums. «  In  welcher  Weise  Prof.  Draper  die  Brech- 
barkeit der  Strahlen  bestimmte,  für  welche  das  Glas  so 
opak  ist,  darüber  giebt  er  nicht  den  leisesten  Wink.  Da 
ich  sonach  über  die  Grundlage  seines  Schlusses  völlig  im 
Dunklen  schwebe,  kann  ich  denselben,  als  in  Widerspruch 
mit  meinen  eigenen  Versuchen,  nicht  anerkennen.  Vielleicht 
soll  indefs  »am  violetten  Ende«  nicht  mehr  sagen,  als  irgend 
wo  in  der  stark  brechbaren  Gegend  jenseits  der  sichtbaren 
Strahlen.  Wenn  dem  so  ist,  stimmt  Prof.  Draper's  An- 
gabe vollkommen  mit  meinen  eigenen  Schlüssen. 

222.  Wenn  ein  Theil  eines  Phosphors  erregt  worden 
ist,  verbreitet  sich  die  Phosphorescenz  von  selbst  allmälig 
auf  die  benachbarten  Theile.  In  dieser  Beziehung  bietet 
eine  Substanz,  welche  innere  Dispersion  zeigt,  einen  auf- 
fallenden Gegensatz.  Sowohl  in  einer  Lösung,  als  in  einem 
klaren  Soli  dum,  als  auch  auf  einem  getränkten  Papier  sieht 
man  die  feinsten  Linien  des  Spectrums  scharf  begränzt. 

223.  Theoretisch  genommen  mufs  natürlich,  bis  zu  ge- 
wisser Strecke,  von  einem  Theil  einer  empfindlichen  Flüs- 
sigkeit zu  einem  andern,  eine  Mittheilung  der  Erleuchtung 
stattfinden,  wegen  des  Lichtes,  welche  zwei,  drei  u.  s.  w. 
Mal  dispergirt  wird.  Diese  mufs  jedoch  äufserst  klein  seyn, 
denn  die  mittlere  Brechbarkeit  des  dispergirten  Lichts  ist 
gewöhnlich  viel  niedriger  als  die  Brechbarkeit  des  thätigen 
Lichts,  vielleicht  viel  niedriger  als  die  irgend  eines  Lichts, 
welches  die  Lösung  zu  erregen  vermag.  Im  Allgemeinen  je- 
doch würden  einige  wenige  der  dispergirten  Strahlen  eine 
hinreichend  hohe  Brechbarkeit  haben,  um  abermals  disper- 

t  girt  zu  werden.    Practisch  genommen  würde  aber  das  in 

dieser  Weise  zwei  Mal  dispergirte  Licht  eine  so  sehr  ge- 
ringe Intensität  besitzen,  dafs  es  ohne  Schaden  ganz  ver- 
nachlässigt werden  kann. 

Poggend.  Ann.  Ergänzungsbd.  IV.  21 


322 

224.  Allein  bei  weitein  der  auffallendste  Gegensatz 
zwischen  den  beiden  Phänomenen  besteht  in  dem  scheinbar 
instantanen  Anfangen  and  Aufhören  der  Erleuchtung  bei 
der  innern  Dispersion,  wenn  das  thätige  Licht  zugelassen 
und  fortgenommen  wird.  Es  giebt  nichts,  was  den  leisesten 
Verdacht  an  eine  wahrnehmbare  Datier  dieser  Vorgänge 
erwecken  könnte.  Wenn  die  innere  Dispersion  durch  einen 
elektrischen  Funken  hervorgerufen  wird,  kommt  sie  nicht 
weniger  momentan  zum  Vorschein,  als  die  Beleuchtung 
einer  Landschaft  durch  einen  Blitzschlag.  Ich  habe  nicht 
versucht,  ob  sich  mittelst  eines  rotirenden  Spiegels  eine 
wahrnehmbare  Dauer  nachweisen  lasse. 

225.  Zwischen  den  Substanzen,  die  eine  Brechbarkeits- 
veränderung  bewirken,  und  denen,  welche  freiwillig  oder 
bei  Erwärmung  phosphoresciren ,  scheint  keine  Beziehung 
zu  bestehen.  Schwefelcalcium  und  Schwefelbarium,  auf 
innere  Dispersion  geprüft,  erwiesen  sich  unempfindlich,  so 
gut  wie  Kalkspath,  obwohl  dieser  letztere  bei  Erwärmung 
stark  phosphorescirt.  So  weit  die  Untersuchungen  reichen, 
zeigen  die  Mineralien,  welche  eine  Brechbarkeitsverände- 
rung  hervorbringen,  keine  besondere  Neigung  zur  Phos- 
phorescenz.  Sir  David  Brewster  hat  bemerkt,  dafs  ein 
Kalkspath,  welcher  ein  blaues  Licht  durch  innere  Disper- 
sion zeigte,  bei  Erhitzung  pbosphorescirte  und  zwar  mit 
blauem  Lichte;  doch  scheint  diefs  nur  ein  zufälliger  Zu- 
sammenhang gewesen  zu  seyn  '). 

Ueber  die   Ursache   der   wahren   inneren   Dispersion    und 

der   Absorption. 

226.  Indem  wir  die  Ursache  der  iuneren  Dispersion 
betrachten,  können  wir,  glaube  ich,  absehen  von  aller  Vor- 
aussetzung über  Reflexionen  oder  Refractionen  der  Schwin- 
gungen des  Lichtäthers  zwischen  den  letzten  Körpertheil- 
chen.  Denn  anzunehmen,  dafs  irgend  solche  Ursachen  die 
Entstehung  der   Schwingungen   einer  Periode    aus   denen 

1 )  Report  of  the  Meeting  of  the  British  Association   at  Newcastle 
in  1830,  p.  11. 


323 

einer  anderen  zu  erklären  vermöchten,  scheint  den  dyna- 
mischen Principien  ganz  zuwider  zu  seyn. 

Alle  Anhänger  der  Undulationstheorie,  glaube  ich,  stim- 
men darin  tiberein,  dafs  sie  das  Licht  zunächst  aus  den 
schwingenden  Bewegungen  der  letzten  Theilchen  des  selbst- 
leuchtenden Körpers  entstehen  lassen.  Bei  dem  Phänomeji 
der  inneren  Dispersion  verhält  sich  nun  der  empfindliche 
Körper,  so  lange  er  unter  dem  Einflufs  des  thätigen  Lichts 
steht,  wie  ein  selbstleuchtender.  Nichts  scheint  also  na- 
türlicher, als  vorauszusetzen,  dafs  die  einfallenden  Schwin- 
gungen des  Lichtäthers  schwingende  Bewegungen  unter 
den  letzten  Moleculen  der  empfindlichen  Substanzen  her- 
vorrufen, und  dafs  umgekehrt  die  für  sich  schwingenden 
(suringing  on  their  own  account)  Molecule  wiederum  Vi- 
brationen  im  Lichtäther  erzeugen  und  dadurch  die  Licht- 
Empfindung  verursachen.  Die  Perioden  dieser  Vibrationen 
hängen  ab  von  den  Perioden,  in  welchen  die  Molecule  zu 
schwingen  geneigt  sind,  nicht  von  denen  der  einfallenden 
Vibrationen. 

227.  Allein  diese  Theorie  wird  wahrscheinlich  gleich 
anfangs  den  Einwurf  erwecken,  dafs  die  Annahme,  die  Pe- 
rioden der  Aethervibrationen  seyen  einer  Abänderung  fähig, 
den  Principien  der  Dynamik  gleich  sehr  widerspreche,  man 
möge  dabei  die  Vermittlung  der  wägbaren  Molecule  zu 
Hülfe  nehmen  oder  nicht.  Die  Antwort  auf  diesen  Ein- 
wurf ist:  dafs  es  sich  hier  allein  um  die  Anwendbarkeit 
gewisser  dynamischer  Principien  der  unendlich  kleinen  Be- 
wegungen handelt,  und  wir  kein  Recht  haben,  die  Mole- 
cular  -  Vibrationen  als  unendlich  klein  zu  betrachten.  Die 
Excursionen  def  Atome  können  im  Vergleich  zur  Länge 
einer  Lichtwelle  änfserst  klein  seyn  und  sind  es  auch  un- 
zweifelhaft; allein  daraus  folgt  keineswegs,  dafs  sie  äufserst 
klein  seyen  im  Vergleich  zu  den  linearen  Dimensionen  eines 
complexen  Moieculs.  Es  ist  bekannt,  dafs  unter  dem  Ein- 
flufs des  Lichts,  besonders  des  stärker  brechbaren,  chemische 
Veränderungen  stattfinden,  die  sonst  nicht  erfolgen.  In  sol- 
chen Fällen  müssen  offenbar  die  molecularen   Störungen 

21* 


i 


324 

nicht  als    unendlich   klein    betrachtet   werden.     Allein    es 
mögen  wohl  Vibrationen  stattfinden,  die  nicht  bis  zur  Länge 
einer  vollständigen   Abtrennung  (disruption)  gehen,  und 
doch   dürfen  wir  diese  keineswegs  als  unendlich  klein  be- 
trachten.   Ueberdiefs  ist  zu  bemerken,  dafe  wenn  bei  un- 
endlich kleinen  Mokcular  -Verschiebungen   die  Kräfte  der 
Wiederherstellung  (fortes  of  restitution)  nicht  denen  der 
Verschiebung  proportional  sind,  das  oben  erwähnte  Princip 
nicht  anwendbar  istj  wie  klein  auch  die  Störung  seyn  möge; 
und  wenn  in  den  Ausdrücken  für  die  Wiederherstellungs- 
kräfte, die  von  den  ersten  Potenzen  der  (als  endlich  vor- 
ausgesetzten )  Verschiebungen  abhängigen  Glieder,  obwohl 
nicht  absolut  Null,  doch  sehr  klein  sind,  so  ist  das  Princip 
nicht  gültig,  es  sey  denn,  die  Molecular-Excursionen  wären 
in  der  That  äufserst  klein.   In  Folge  der  Notwendigkeit, 
Kräfte,    die   den  Verschiebungen  nicht  proportional  sind, 
einzuführen,   würde  es   sehr  schwer  seyn,  die  Bewegung 
zu  berechnen,    selbst  wenn   wir  mit  allen  stattfindenden 
Umständen  bekannt  wären,  wogegen  wir  hinsichtlich  der 
wahren  Data  des  Problems  ganz  im  Dunklen  leben.  Allein 
sicherlich  können  wir  nicht  behaupten,  dafs  bei  der  Störung, 
welche  rückwärts  dem  Lichtäther  mitgetheilt  wird,  nur  Vi- 
brationen von  gleicher  Periode  mit  den  einfallenden  er* 
zeugt  werden.   Vielmehr  scheint  es  einleuchtend,  dafs  eine 
Art  unregelmäfsiger  Bewegung   unter  den  Moleculen  her- 
vorgebracht werden  mufs,  die  nur  in  sofern  periodisch  ist, 
als   dabei  die  Molecule  denselben  mittleren  Zustand  be- 
halten; und  dafs  die  Störung,  welche  die  Molecule  ihrer- 
seits dem  Aether  mittheilen,  eine  solche  ist,  die  nicht  durch 
Circular  -  Functionen  von  gegebener  Periode,  namentlich 
nicht  durch  die  der  einfallenden  Vibrationen,  ausgedrückt 
werden  kann, 

228.  Es  ist  sehr  merkwürdig,  mit  welcher  Hartnäckig- 
keit eine  besondere  Art  von  innerer  Dispersion  einer  be- 
sonderen chemischen  Substanz  anhängt.  So  findet  sich  die 
sonderbare  Dispersion  von  rothem  Licht,  welche  der  grüne 
Farbstoff  des  Laubes  zeigt»  sowohl  in  einem  grünen  Blatte 


325 

selbst,  als  in  der  Lösung  seines  grünen  Farbstoffs  in  Alko- 
hol, Aether,  Schwefelkohlenstoff  oder  Salzsäure.    Die  vom 
salpetersauren  Uraqoxyd  hervorgebrachte  Dispersion  findet 
sich  so  gut  bei  einer  Lösung  des  Salzes  in  Wasser,   wie 
bei  den  Kry  stallen  selbst,  die  doppeltbrechend  sind.   Aller 
Wahrscheinlichkeit  nach,  sind  daher  die  Moleeularvibratio- 
nen,  durch  welche  das  dispergirte  Licht  erzeugt  wird,  nicht 
Vibrationen  der  Molecule  unter  einander,  sondern  Vibra- 
tionen  der  Bestandteile  dieser  Molecule,   vollzogen  ver- 
möge der  inneren  Kräfte,  welche  diese  Bestandtheile  zu- 
sammenhalten.   Bemerkenswerth  ist  es,  dafs  die  innere  Dis- 
persion sich  besonders  bei  den   organischen  Verbindungen 
findet,   deren  letzte  Molecule  die  Chemiker  als  von  com- 
plicirter  Structur  betrachten.   Freilieb  liefert  auch  das  Uran- 
oxyd viele  Beispiele  von    innerer  Dispersion;    allein  das 
wasserfreie  Oxyd  selbst  ist  unempfindlich;  es  sind  nur  seine 
Verbindungen,  welche  eine  so  merkwürdige  Empfindlichkeit 
zeigen;  und  die  chemischen  Formeln  dieser  Verbindungen, 
so   weit  man    sie  kennt,    sind   keineswegs    sehr    einfach, 
freilich  nicht  verwickelter  als  die  Formeln  der  Verbindun- 
gen anderer  Oxyde.    Warum  gerade  dieses  Oxyd  geneigt 
ist,  wackelnde  {tottering)  Verbindungen  einzugehen,  wage 
ich  nicht  einmal  zu  vermuthen;   allein  es  ist  doch  merk- 
würdig, dafs  das  Uranoxyd,  welches  sich  in  optischer  Be- 
ziehung so  eigentümlich  verhält,  auch  in  der  Weise  sei- 
ner chemischen  Verbindung  einige  Unregelmässigkeiten  dar- 
bietet, die  Hrn.  Peligot  veranlassen,  es  als  das  Oxydul 
eines  zusammengesetzten  Radicals  zu  betrachten. 

229.  Wir  sind  gegenwärtig,  glaube  ich,  noch  weit  davon 
entfernt,  die  Phänomene  der  inneren  Dispersion  in  allen 
ihren  Details  erklären  zu  können.  Sie  scheinen  mit  dem 
innersten  Gefüge  der  chemischen  Molecule  verknüpft  zu 
seyn,  in  solchem  Grade,  dafs  selbst  die  Phänomene  der 
Polarisation  dadurch  verdunkelt  werden.  In  der  Tbat 
scheint  in  dieser  Beziehung  die  Absorption  über  der  Po- 
larisation zu  stehen,  weil  viele  der  Polarisationspbänomene 
mehr  vom  Kry  stall-  Aggregations  -  Zustand  der  Molecule  als 


i 


326 

von  deren  Constitution  abhängen ;  allein  die  Phänomene 
der  inneren  Dispersion  scheinen  viel  mehr  zu  Forschungen 
geeignet  ( to  be  tauch  more  searching )  als  die  der  Absorp- 
tion. Es  giebt  jedoch  bei  der  inneren  Dispersion  ein  so 
auffallendes  und  so  einfaches  Gesetz,  dafs  es  nicht  unver- 
nünftig ist,  von  ihm  eine  Erklärung  derselben  zu  erwarten; 
ich  meine  das  Gesetz,  dafs  bei  der  Dispersion  die  Brech- 
barkeit stets  erniedrigt  wird.  Bis  jetzt  bin  ich  noch  nicht 
im  Stande  gewesen,  eine  mich  ganz  befriedigende  Erklärung 
dieses  Gesetzes  aufzufinden,  allein  die  folgenden  Muthma- 
fsungen,  dürften  vielleicht  nicht  ganz  des  Erwähnens  un- 
werth  erachtet  werden. 

230.  Für  die  Ansicht,  dafs  die  Molecularvibrationen 
unter  dem  Einflufs  nicht  den  Verschiebungen  proportio- 
naler Kräfte  geschehen,  sind  bereits  Grüude  beigebracht. 
Der  Einfachheit  wegen  wollen  wir  für  jetzt  die  von  den 
ersten  Potenzen  der  Verschiebungen  abhängigen  Theile 
der  Wiederherstellungskräfte  als  durchaus  Null  voraus- 
setzen. Wenn  dann  ein  Molecul  gestört  wird,  werden 
seine  Atome  influencirt  durch  Kräfte,  die  von  der  zweiten 
und  von  höheren  Potenzen  der  Verschiebungen  abhängen. 
Diese  Kräfte  müssen  die  Atome  wieder  in  ihre  mittlere 
Lagen  versetzen,  sonst  würde  das  Gleichgewicht  ein  insta- 
biles seyn  und  die  Atome  würden  neue  Verbindungen  ein- 
gehen, entweder  mit  einander  oder  mit  den  Atomen  des 
umgebenden  Mediums ;  so  dafs  in  der  That  solche  Verbin- 
dungen niemals  gebildet  werden  könnten.  Die  Bedingung 
der  Stabilität  würde  erfordern,  dafs  die  von  den  Quadraten 
der  Verschiebungen  abhängigen  Krafttheile  verschwinden, 
doch  ist  diefs  ein  Punkt,  der  nicht  beachtet  zu  werden 
braucht;  alles  worauf  es  wesentlich  ankommt,  ist:  dafs  wir 
Wiederherstellungskräfte  haben,  die  sich  in  höherem  Ver- 
hältnisse als  die  Verschiebungen  verändern.  Wenn  die 
von  den  ersten  Potenzen  der  Verschiebungen  abhängigen 
Theile  der  Widerherstellungskräfte  nicht  absolut  Null,  son- 
dern nur  sehr  klein  sind,  müssen  die  übrig  gebliebenen 
Theile  doch  noch  solche  seyn,  dafs  sie  die  Atome  in  ihre 


327 

Gleichgewichtslage  zurückzuführen  sireben;  sonst  würde 
die  Stabilität  des  Moleculs,  wenn  auch  nicht  mathematisch 
Null,  doch  so  schwach  seyn,  dafs  solche  Verbindungen 
sich  wahrscheinlich  niemals  bilden  würden,  sondern  statt 
deren  andere  von  gröfserer  Stabilität.  Und  selbst  wenn 
sich  solche  instabile  Verbindungen  gebildet  hätten,  würden 
sie  wahrscheinlich  zersetzt  werden,  wenn  man  sie  in  der 
Weise  zu  erregen  versuchte,  in  welcher  empfindliche  Sub- 
stanzen beim  Beobachten  der  Phänomene  der  inneren  Dis- 
persion erregt  werden;  so  dafs  sie,  mögen  sie  existiren 
oder  nicht,  bei  Betrachtung  dieser  Phänomene  bei  Seite 
gelassen  werden  können. 

231.  Geschehen  nun  die  Vibrationen  unter  der  Wir- 
kung von  Kräften,  die  sich  in  höherem  Verhältnifs  als  die 
Verschiebungen  verändern,  so  sind  die  Perioden  nicht  con- 
stant,  sondern  abhängig  von  den  Amplituden,  gröfser  oder 
kleiner,  je  nachdem  diese  Amplituden  kleiner  oder  gröfser 
sind.  Gesetzt  die  Molecular-  und  die  Aetber-  Schwingungen 
wären  schon  im  Gange,  und  es  würden  die  Amplituden 
der  ersteren  durch  äufsere  Kräfte  constant  erhalten.  Je 
nach  dem  Werth  der  Epoche  der  Vibrationen  eines  be- 
sonderen Moleculs,  werden  die  Aetherschwingungen,  in  dem 
Mittel  mehrer  suocessiven  Undulationen,  die  Vibrationen 
des  Moleculs  zu  befördern  oder  zu  hemmen  suchen.  Eine 
Zeitlang  wird  eine  Tendenz  in  dem  einen  Sinne  da  seyn, 
dann  eine  Zeitlang  eine  in  dem  andern,  und  so  fort,  wobei 
die  entgegengesetzten  Tendenzen  einander  in  der  Länge 
(in  the  long  run)  aufwiegen.  Die  Längen  der  Zeiten,  wäh- 
rend welcher  die  Tendenzen  in  dem  einen  Sinne  liegen, 
werden  abhängen  von  den  Perioden  der  Molecular-  und 
der  Aetherschwingungen,  wobei  sie  im  Ganzen  gröfser  oder 
geringer  sind,  als  die  beiden  Perioden  mehr  oder  weniger 
fast  gleich  sind.  Allein  da  keine  äufseren  Kräfte  die  Am- 
plituden wirklich  constant  erhalten,  so  wird,  wenn  die 
Aetherschwingungen  für  die  Störung  günstig  sind,  das  Mo- 
lecul  weiter  gestört  und  deshalb  seine  Periode  verkürzt; 
und  wenn  sie  für  die  Beruhigung  der  Störung  günstig  sind, 


328 

wird  das  Molecul  gehemmt  und  deshalb  seine  Periode  ver- 
längert. Wenn  dann  der  Aether  schneller  schwingt  als 
das  Molecul,  wird,  falls  die  Wirkung  günstig  ist  für  die 
Störung,  die  Periode  der  Molecularvibrationen  näher  der 
der  Aethervibrationen  gleich  gemacht  und  deshalb  die  Zeit, 
während  welcher  die  Wirkung  für  die  Störung  günstig 
ist,  verlängert;  wenn  aber  die  Wirkung  für  die  Beruhigung 
günstig  ist,  wird  der  Effect  genau  der  umgekehrte.  Folg- 
lich ist  im  Ganzen  eine  Neigung  zur  Störung  vorwaltend. 
Wenn  aber  der  Aether  langsamer  schwingt  als  das  Molecul, 
erhellt  aus  einer  ähnlichen  Schlufsfolgerung,  dafs  eine  Nei- 
gung im  entgegengesetzten  Sinne  überwiegt.  Also  blofs 
wenn  die  Periode  der  Aetherschwingungen  kürzer  ist  als 
die  der  Moleculschwingungen,  können  die  letzteren  durch 
die  ersteren  im  Gange  erhalten  werden. 

232.  Allein  es  wird  wahrscheinlich  gegen  diese  Erklä- 
rung eingewandt  werden,  dafs,  wenn  eine  periodisch  stö- 
rende Kraft  auf  die  mittlere  Bewegung  eines  Planeten  ein- 
wirkt, diese  mittlere  Bewegung  ihr  Maximum  erreicht,  nicht 
wenn  die  sie  zu  vergröfsern  strebende  Kraft  ein  Maximum 
ist,  sondern  um  ein  Viertel  der  Kraftperiode  später,  näm- 
lich dann,  wenn  die  Kraft  verschwindet,  um  das  Zeichen 
zu  wechseln;  und  dafs  in  ähnlicher  Weise  die  Veränderung 
der  Schwingungsperiode  des  gestörten  Moleculs  gleichmäfsig 
einwirken  wird  auf  die  Dauer  der  Zeit,  während  welcher 
die  Action  für  eine  erhöhte  Störung  günstig  ist,  und  auf 
die,  während  welcher  sie  der  Beruhigung  günstig  ist,  oder, 
genauer  genommen,  dafs  sie  keine  von  beiden  verändern 
wird,  weil  die  Effecte  in  den  ersten  und  zweiten  Hälften 
dieser  Zeiten  einander  neutralisiren  werden.  Die  Antwort 
auf  diesen  Einwurf  ist:  dafs  wir  ein  Molecul  nicht,  gleich 
einem  Himmelskörper,  als  isolirt  behandeln  dürfen,  weil  es 
von  seiner  Bewegung  beständig  durch  Mittheilung  verliert, 
vielleicht  an  benachbarte  Molecule,  jedenfalls  aber  an  den 
Lichtäther;  deun  ohne  eine  Mittheilung  der  letzteren  Art 
würde  es  kein  dispergirtes  Licht  geben.     Folglich  müssen 


329 

wir  die  unmittelbare  Tendenz  der  störenden  Kräfte  mehr 
betrachten  als  ihre  Tendenz  in  der  Länge  (in  the  long  run). 

233.  Wenn  ein  Molecul  an  sich  in  unregehnäfsig  pe- 
riodischer Weise  schwingt,  so  haben  natürlich  die  Schwin- 
gungen, welche  es  dem  Aether  einprägt,  einen  gleichen 
Charakter.  Die  Zerfällung  dieser  in  Schwingungen,  die 
den  verschiedenen  Graden  der  Brechbarkeit  entsprechen, 
involvirt  einige  sehr  delicate  mathematische  Betrachtungen, 
in  welche  ich  nicht  eingehen  will.  Allein  davon  abgesehen 
ist  klar,  dafs,  wenn  der  Aether  erschüttert  wird  durch  die 
Vibrationen  einer  unermefslichen  Menge  von  Moleculen  in 
allen  möglichen  Zuständen  von  Amplituden  und  folglich 
auch  von  periodischen  Schwingungszeiten,  die  Störung  des 
Aethers  bestehen  mufs  aus  einem  Gemische  von  Vibratio- 
nen, deren  Perioden  zwischen  der  gröfsten  und  kleinsten 
Periode  der  Molecular-Vibrationen  liegen  müssen;  und  ent- 
sprechend diesen  verschiedenen  Perioden  werden  Lichtpor- 
tionen von  verschiedenen  Brechbarkeitsgraden  in  dem  dis- 
pergirten  Bündel  angetroffen  werden.  Diese  Brecbbarkeiten 
werden  eingeschlossen  von  zwei  Gränzen,  einer  unteren 
gleich  der  Brechbarkeit,  die  der  Periode  von  unendlich 
kleinen  Vibrationen  entspricht,  und  einer  oberen,  gleich 
der  Brechbarkeit  des  thätigen  Lichts. 

234.  Diese  Theorie  scheint  sehr  gut  übereinzustimmen 
mit  dem  allgemeinen  Charakter  des  dispergirten  Bündels, 
was  die  prismatische  Zusammensetzung  seines  Lichts  be- 
trifft. Wenn  man  diese  Bündel  durch  ein  Prisma  zerlegt» 
findet  sich  zuweilen,  dafs  sie  an  ihrem  brechbareren  Rande 
plötzlich  abbrechen,  allein  ich  erinnere  mich  nicht  je  einen 
Fall  angetroffen  zu  haben,  wo  ein  Bündel  an  dem  gegen- 
überstehenden  Bande  plötzlich  abgebrochen  hätte,  ausge- 
nommen, wenn  das  ganze  Bündel  fast  homogen  war.  Diefs 
ist  nun  ganz  der  obigen  Theorie  gemäfs,  weil  die  Schwiu« 
gungsamplitude  mit  Annäherung  an  die  weniger  brechbare 
Gränze  ins  Unbestimmte  abnimmt  Bei  dem  Chlorophyll 
können  wir  voraussetzen,  dafs  der  von  den  ersten  Poten- 


i 


330 

zen  der  Verschiebungen  abhängige  Theil  der  moleculareu 
Wiederherstellungskräfte  beträchtlich  ist,  in  welcher  Vor- 
aussetzung der  Effect  sich  demjenigen  nähern  müfste,  wel- 
cher stattfinden  würde,  wenn  kein  anderer  Theil  da  wäre. 
Allein  wären  die  Wiederherstellungskräfte  streng  propor- 
tional den  Verschiebungen,  so  würden  die  Vibrationen 
isochron  seyn,  und  sie  könnten  nur  durch  Aetherschwin- 
gungen  von  fast  genau  derselben  Periode  erregt  werden/ 
würde  es  aber  dann  auch  sehr  kräftig«  Demgemäfs  tritt 
die  Dispersion  in  einer  Chlorophyll -Lösung  sehr  plötzlich 
auf;  ein  Theil  «von  ihr  wird  erzeugt  durch  thätiges  Licht 
von  fast  derselben  Brechbarkeit  wie  das  dispergirte  Licht; 
und  das  letztere,  durch  was  für  thätiges  Licht  auch  er- 
zeugt, hat  nahe  dieselbe  Brechbarkeit,  welche  es  zuerst 
besafs.  Diese  Voraussetzung,  vereint  mit  der  vorhergehen- 
den Theorie,  erklärt  auch  die  Durchsichtigkeit  der  Lösung 
für  Strahlen  von  geringerer  Brechbarkeit  als  der  erste  Ab- 
sorptionsstreif, die  grofse  Intensität  dieses  Streifens,  die 
Schnelligkeit  der  Zunahme  der  Opacität  an  seinem  we- 
niger brechbaren  Bande  und  die  verhältniCsmäfsig  lang- 
same Wiederannahme  von  Durchsichtigkeit  an  der  andern 
Seite.  Ein  Unterschied  von  gleicher  Natur  an  gegenüber- 
liegenden Seiten  eines  Maximums  von  Opacität  scheint  bei 
der  Absorption  eine  sehr  gemeine  Erscheinung  zu  seyn. 
Andrerseits  kann  man  in  den  vielen  Fällen,  wo,  wie  in 
§.  44  besehrieben,  die  Dispersion  nur  allmälig  beginnt, 
voraussetzen,  dafs  der  Theil  der  Wiederherstellungskräfte, 
welcher  von  den  ersten  Potenzen  der  Verschiebungen  ab- 
hängt, nur  klein  sey. 

235.  Auf  dem  ersten  Blick  mag  es  als  ein  furchtbarer 
Einwurf  gegen  die  hier  aufgestellte  Theorie  erscheinen, 
dafs  in  dem  in  §.  216  erwähnten  Versuch,  bei  Verdoppelung 
der  Intensität  der  einfallenden  Störung,  die  Intensität  des 
dispergirten  Lichts  nicht  mehr  als  verdoppelt  erscheint; 
und  dafs  in  dem  §.215  beschriebenen  Versuch  die  Strahlen 
von  niederer  Brechbarkeit  keinen  schützenden  Einflufs  aus- 
zuüben  scheinen.     Allein   die  Schwierigkeit  kann,  glaube 


331 

ich,  durch  eine  sehr  zulässige  Voraussetzung  gehoben  wer- 
den. Es  scheint  sehr  natürlich,  anzunehmen,  dafs  ein  ge- 
gebenes Molecul  den  gröfseren  Theil  der  Zeit  hindurch 
in  Ruhe  bleibt,  und  nur  dann  und  wann  in  Schwingungen 
geräth.  Bei  dieser  Annahme  ist  es  nur  ein  sehr  kleiner 
Theil  der  Molecule.  welcher  zu  einer  gegebenen  Zeit  bis 
zu  einer  betrachtenswerthen  Gröfse  in  Schwingung  befind- 
lich ist.  Denken  wir  uns  nun,  es  falle  ein  Lichtbündelf 
bestehend  aus  sehr  brechbaren  Strahlen,  auf  ein  empfind- 
liches Medium,  und  setze  ein  Procent  der  empfindlichen 
Molecule  in  beträchtliche  Schwingungen,  während  der  Rest 
so  unbedeutend  schwingt,  dafs  er  als  in  Ruhe  betrachtet 
werden  kann.  Denken  wir  uns  dann,  es  falle  ein  zweites, 
in  jeder  Beziehung  dem  ersten  ähnliches  Lichtbündel  auf 
das  Medium,  welches  schon  unter  dem  Einflufs  des  ersten 
Bündels  steht.  Yon  dem  einen  Procent  der  bereits  schwin- 
genden Molecule,  können  wir  annehmen,  mögen  viele  mit 
ihrer  Maximum -Amplitude  schwingen  und  also  nicht  sehr 
afficirt  werden.  Aufserdcm  ist  es  ein  grofser  Zufall,  wenn 
die  Epoche  der  zum  zweiten  Bündel  gehörigen  Aether- 
schwingungen  eine  solche  wäre,  dafs  sip  einem  Molecul 
just  für  die  kurze  Zeit,  dafs  es  unter  dem  Einflufs  des  er- 
sten Streifens  stark  vibrirt,  eine  grofse  Tendenz  entweder 
zur  Ruhe  oder  zur  Störung  einprägte.  Allein  von  den 
99  Proc.  ruhenden  Moleculen  ist  1  Proc.  in  Schwingungen 
versetzt.  Folglich  ist  der  Effect  von  beiden  Bündeln  zu- 
sammen,  in  der  Art  sehr  nahe  derselbe  wie  der  von  einem 
allein,  aber  in  der  Intensität  der  doppelte. 

236.  Der  scheiubare  Mangel  eines  schützenden  Ein- 
flusses der  weniger  brechbaren  Strahlen  scheint  zuerst 
schwieriger  erklärbar  zu  seyn,  ist  es  aber  vielleicht  durch 
folgende  Betrachtung  genügend.  Wir  dürfen  einem  zwei- 
ten Strahlenbündel,  von  niederer  Brechbarkeit,  keinen  grö- 
fsern  Einflufs  im  Sinne  der  Schützung  beilegen,  als  einem 
zweiteu  Strahlenbündel,  von  hoher  Brechbarkeit,  in  entge- 
gengesetzter Richtung.  Wenn  nun  eiu  Bündel  Strahlen 
von  hoher  Brechbarkeit  die  Wirkung  hat,  dafs  er  1  Proc. 


332 

der  Molecule  in  Schwingung  versetzt,  so  würde  die  eben- 
werthige  Wirkung  eiues  Strahlenbündels  von  niederer 
Brecbbarkeit  die  Schwingungen  von  1  Proc.  der  Molecule 
vernichten,  wenn  sie  alle  schwängen.  Da  aber  wirklieb 
nur  1  Proc.  schwingt,  so  beträgt  der  reelle  schätzende 
Effect  nicht  mehr,  als  dafs  er  die  Schwingungen  eines 
Moleculs  in  jedem  10,000  hemmt,  ein  Effect,  welcher  als 
unmerklich  betrachtet  werden  kann. 

237.  Die  einfache  Betrachtung,  dafs  keine  Arbeit  ohne 
Kraftaufwand  möglich  ist,  zeigt,  dafs  wenn  Licht,  welches 
auf  ein  Medium  fällt,  dispergirtes  Licht  erzeugt,  wenigstens 
ein  Theil  der  von  dem  Medium  ausgeübten  Absorption, 
der  Erzeugung  des  dispergirten  Lichts  zugeschrieben  wer* 
den  mufs.  Entsteht  das  dispergirte  Licht  wirklich  aus  Mo- 
lecular- Störungen,  und  meiner  Ansicht  nach  leidet  diefe 
keinen  Zweifel,  so  folgt,  dafs  hiebei  das  Licht  absorbirt 
wird,  weil  es  zur  Erzeugung  der  Molecular -Störungen  ver- 
braucht wird.  Da  wir  aber  die  Ursachen  von  Natur- Er- 
scheinungen nicht  unnütz  vermehren  dürfen,  werden  wir 
veranlafst,  die  Lichtabsorption,  in  allen  Fällen,  der  Erzeu- 
gung oder  Vermehrung  von  Molecular  -  Störungen  zuzu- 
schreiben, wenn  nicht  Gründe  das  Gegentheil  darthun.  Es 
könnte  auf  dem  ersten  Blicke  scheinen,  dafs  die  Erzeugung 
oder  Nicht  -  Erzeugung  von  dispergirtem  Licht  zugleich 
einen  grofsen  Unterschied  zwischen  den  verschiedenen  Ar- 
ten von  Absorption  errichte;  allein  ich  glaube  nicht,  dafs 
hierauf  ein  grofses  Gewicht  zu  legen  sey.  Zunächst  mag 
bemerkt  seyn,  dafs  wir  keinen  Grund  zu  der  Annahme 
haben,  Vibrationen  von  gleicher  Natur  wie  die  des  Lichts 
seyen  zwischen  die  Brecbbarkeitsgränzen  eingeschlossen, 
dafs  das  Menschenauge  sie  aufnehmen  könne.  Wenn  daher 
kein  dispergirtes  Licht  wahrgenommen  wird,  so  folgt  daraus 
noch  nicht,  dafs  keine  unsichtbaren  Strahlen  dispergirt  wer- 
den. Gehört  das  einfallende  Licht  zum  sichtbaren  Theil 
des  Spectrums,  so  können  die  dispergirten  Strahlen  (giebt 
es  deren)  da  sie  von  niedrigerer  Brechbarkeit  als  die  ein- 
fallenden sind,  nur  dadurch  unsichtbar  seyn,  dafs  sie  eine 


333 

schwächere  Brechbarkeil  als  das  rothe  Licht  besitzen,  und 
sie  würden  sich  lediglich  oder  hauptsächlich  durch  ihre 
Wärmewirkung  kundgeben.  Wenn  auch  indefs,  aUer  Wahr- 
scheinlichkeit nach,  unsichtbare  Strahlen  dieser  Art,  vermöge 
der  Absorption  des  sichtbaren  Lichts,  von  dem  Körper  aus- 
gesandt  werden,  so  sind  wir  doch  nicht  gebunden  anzuneh- 
men, dafs  sie  in  ihrer  Aussendungsweise  genau  den  sicht- 
baren Strahlen  ähneln,  welche  bei  .dem  Phänomen  der  in- 
neren Dispersion  beobachtet  werden.  In  den  meisten  Fällen 
vielleicht  sind  sie  mehr  denen  der  Sonnen-Leuchtsteine  (solar 
phosphori)  analog.  Es  ist  möglich  und  selbst  wahrschein- 
lich ,  dafs  es  mannigfache  Grade  von  Molecular  -  Connex 
giebt,  von  der  blofs  zufälligen  Juxtaposition  an  bis  zur  in- 
nigsteu  chemischen  Union.  Ein  zusammengesetztes  Molecul 
kann  als  Ganzes  schwingen,  vermöge  seines  Connexes  mit 
anliegenden  Moleculen,  oder  es  kann  für  sich  schwingen, 
nach  Art  einer  Platte  oder  eines  Stabes;  und  zwischen  die- 
sen äufsersten  Gränzen  sind  viele  intermediäre  Schwingungs- 
weisen denkbar.  Ohne  mithin  die  allgemeine  Voraussetzung 
zu  verlassen,  dafs  die  Lichtabsorption  von  der  Erzeugung 
molecularer  Störungen  herrühre,  können  wir  uns  denken, 
dafs  die  Arten,  in  welchen  der  Aether  seine  Schwingungen 
den  Moleculen,  und  diese  Molecule  umgekehrt  ihre  Stö- 
rungen dem  Aether  mittheilen,  sehr  verschiedenartig  sind. 

Ich  gebe  die  Idee,  dafs  die  Lichtabsorption  von  der 
Erzeugung  molecularer  Störungen  herrühre,  hier  nicht  als 
eine  neue,  obwohl  möglicherweise  bisher  angenommen 
seyn  mag,  die  Mittheilung  der  Aetherschwingungen  an  die 
Molecule  implicire  nothwendig  das  Dasejn  isochroner 
Schwingungen  unter  den  Moleculen.  Die  Aenderung  in 
der  periodischen  Schwingungszeit,  welche  bei  dem  Procefs 
der  inneren  Dispersion  stattfindet,  würde  schwerlich  geahnet 
worden  seyn,  wäre  es  nicht  wegen  des  sonderbaren  Phä- 
nomens, durch  welches  sie  dargethan  wird. 

238.  Die  einzige  Theorie,  in  welcher  versucht  worden 
ist,  die  Gesetze  der  Absorption  von  einer  physischen  Ur- 
sache herzuleiten,   ist,  meines  Wissens,    die  vom  Baron 


334 

Wrede,  welcher  sie  der  Interferenz  zuschreibt  *).  Der 
Aufsatz  des  Barons  ist  in  mancher  Hinsicht  sehr  schön: 
allein  es  ist  mir  immer  als  ein  böser  Einwand  gegen  seine 
Theorie  erschienen,  dafs  dieselbe  Schwingungen  vernichten 
läfst.  Freilich  können  zwei  Lichtbündel  interferiren  und 
Dunkelheit  erzeugen,  allein  daffir  bringen  sie  an  andferen 
Orten  nur  um  so  viel  mehr  Licht  hervor.  Bei  der  Inter- 
ferenz geht  kein  Licht  .verloren,  sondern  wird  nur  die  Er- 
leuchtung anders  vertheilt  *).  Wäre  das  Verschwinden  des 
Lichts  in  Richtung  eines  in  ein  Medium  geleiteten  Bündels 
hlofs  ein  Interferenzphänouien,  so  müfste  die  volle  Menge 
des  hineingelassenen  Lichts  in  Seitenrichtungen  wieder  vor- 
kommen; fiele  eine  Reihe  von  Schwingungen  auf  ein  Me- 
dium, ohne  eine  progressive  Aenderung  in  dessen  Zustand 
oder  eine  daraus  entspringende  Störung  hervorzubringen, 
so  würde  folgen,  dafs  die  Arbeit  (Work)  beständig  ver- 
nichtet wäre.  Allein  wir  haben  Grund  zn  glauben,  dafs 
die  Vernichtung  einer  Arbeit  nicht  minder  eine  physische 
Unmöglichkeit  ist,  als  die  Schöpfung  derselben,  d.  h.  ein 
perpetuum  mobile. 

Liste  von  sehr  empfindlichen  Substanzen. 

239.  Zum  Nutzen  Derer,  welche  Versuche  ober  diesen 
Gegenstand  anstellen  wollen,  füge  ich  eine  Liste  der  merk- 
würdigeren mir  bekannt  gewordenen  Substanzen  bei.  Man 
wird  sehen,  dafs  die  meisten  derselben  den  Aufsätzen  von 
Sir  David  Brewster  und  Sir  John  Herschel  ent- 
lehnt sind. 

Glas,  gefärbt  durch  Uranoxyd;  gelber  Uranit;  salpeter- 
saures und  essigsaures  Uranoxyd.  Viele  andere  Uranoxyd- 
salze werden  wahrscheinlich  ebenso  gut  seyn.  Die  Ab- 
sorptionsstreifen der  Uranoxydsalze,  der  empfindlichen  und 
nicht -empfindlichen,  verdienen  im  Zusammenhang  mit  der 
Brecbbarkeitsänderung  studirt  zu  werden. 

1)  Poggend.  Ann.  Bd.  XXXIII.  8.  353. 

2)  Denselben  Einwand  gegen  die  Wrede'sche  Theorie  hat  vor  vielen  Jah- 
ren der  verstorbene  Hudbcrg  mündlich  gegen  mich  geäufsert.         P. 


* 


335 

Eine  alkoholische  Lösung  des  grünen  Farbstoffs  der 
Blätter.  Um  eine  sich  haltende  Lösung  zu  bekommen,  ist 
es  gut  die  Blätter  zuvor  in  siedendem  Wasser  aufzuwei- 
chen. Der  Alkohol  mufs  nicht  beständig  mit  den  Blättern 
in  Berührung  gelassen  werden,  falls  man  nicht  die  daran 
stattfindenden  Veränderungen  studiren  will;  sondern  ist  ab- 
zugiefsen,  sobald  man  die  Lösung  für  hinreichend  concen- 
trirt  hält.  Auch  mufs  man  die  Lösung,  wenn  sie  nicht  ge- 
braucht wird,  im  Dunklen  aufbewahren. 

Ein  schwaches  Absud  (Solution)  von  Rofskastanien- 
rinde. 

Eine  schwache  Lösung  von  schwefelsaurem  Chinin,  d.  h. 
eine  Lösung  des  gemeinen  Disulphats  in  sehr  schwacher 
Schwefelsäure.  Verschiedene  andere  Chininsalze  sind  bei- 
nahe, wenn  nicht  ganz  eben  so  gut. 

Flufsspath,  eine  gewisse  grüne  Varietät. 

Verschiedene  Arten  von  rothem  Tang;  eine  Lösung 
seines  rothen  Farbstoffs  in  kaltem  Wasser.  Zur  Bereitung 
dieser  Lösung  mufs  noch  nicht  getrockneter  Tang  ange- 
wandt werden.  Bisweilen  geräth  sie  selbst  mit  frischem 
Tang  recht  gut. 

Ein  Auszug  vou  Stecbapfelsamen  mit  nicht  zu  starkem 
Alkohol. 

Verschiedene  Lösungen  von  Orseille  und  Lackmus 
(Siehe  §.  65  bis  §.  72). 

Ein  Absud  von  Krapp  mit  einer  Alaunlösung. 

Papier,  getränkt  mit  einer  sehr  starken  Lösung  von 
schwefelsaurem  Chinin,  oder  mit  einem  Auszug  von  Stech- 
apfelsamen oder  mit  Kurkumäpapier.  Die  Empfindlichkeit 
des  letzten  Papiers  wird  durch  Tränken  mit  einer  Lösung 
von  Weinsäure  erhöht.  Diefs  Papier  mufs  im  Dunklen 
aufbewahrt  werden. 

Eine  nicht  zu  starke  Lösung  von  Guajak  in  Alkohol. 

Safflor-Roth,  Scharlachfarbenes  Tuch,  Substanzen  mit 
Krapp  gefärbt,  und  viele  andere  gefärbte  Gegenstände  des 
gewöhnlichen  Gebrauchs. 

Manche  der  hier  erwähnten  Lösungen  sind  Gemische 


336 

mehrer  Verbindungen.     Kann    die  empfindliche  Substanz 
chemisch  rein  erhalten  werden,  ist  es  natürlich  besser. 

Scklufs. 

240.  Folgendes  sind  die  Hauptresultate,  welche  im 
Laufe  der  in  dieser  Abhandlung  beschriebenen  Untersu- 
chungen erlangt  wurden. 

1)  Bei  dem  Phänomen  der  wahren  inneren  Dispersion 
wird  die  Brechbarkeit  des  Lichts  geändert;  einfallendes 
Licht  von  bestimmter  Brechbarkeit  giebt  dabei  dispergirtes 
Licht  von  verschiedenen  Brechbarkeiten. 

2)  Die  Brechbarkeit  des  einfallenden  Lichtes  ist  die 
obere  Gränze  der  Brechbarkeit  der  Bestandtheile  des  dis~ 
pergirten  Lichts. 

3)  Die  Farbe  des  Lichts  wird  im  Allgemeinen  bei  der 
inneren  Dispersion  geändert,  und  die  neue  Farbe  entspricht 
immer  der  neuen  Brechbarkeit.  Es  ist  vollkommen  gleich- 
gültig, ob  die  einfallenden  Strahlen  zum  sichtbaren  oder 
unsichtbaren  Theil  des  Spectrums  gehören. 

4)  Die  Natur  und  Intensität  des  von  einer  Lösung 
dispergirten  Lichts  scheint  vom  Polarisationszustand  der 
einfallenden  Strahlen  ganz  unabhängig  zu  seyn.  Ueber- 
diefs  zeigt  das  dispergirte  Licht  keine  Spur  von  Polarisa- 
tion, gleichviel  ob  die  einfallenden  Strahlen  polarisirt  sind 
oder  nicht.  Es  scheint  in  allen  Richtungen  gleichmäfsig 
auszustrahlen,  wie  wenn  die  Flüssigkeit  selbst  leuchtend 
wäre. 

5)  Das  Phänomen  einer  Brechbarkeitsveränderung  scheint 
aufserordentlich  gemein  zu  seyn,  besonders  bei  organischen 
Substanzen,  wie  man  sie  gewöhnlich  antrifft;  fast  immer 
zeigt  es  sich  in  ihnen  in  gröfserem  oder  geringerem  Grade. 

6)  Das  Studium  der  unsichtbaren,  stärker  als  das  Vio- 
lett brechbaren  Strahlen  des  Spectrums,  sowie  der  Absorp- 
tion, welche  Media  auf  dieselben  ausüben,  wird  dadurch 
ungemein  erleichtert. 

7)  Es  liefert  auch  ein  neues  chemisches  Prüf-  und 
Forschmittel    (fest  ef  a  remarkably  searching  eharacter), 

wel- 


337 

welches  anscheinend  för  die  Trennung  organischer  Verbin- 
dungen von  grofsem  Wertbe  ist.  Diefs  Prüfmittel  ist  beson- 
ders darum  merkwürdig,  weil  es  eine  oder  mehre  empfind- 
liche Substanzen  in  einer  Mischung  verschiedener  Verbin- 
dungen unabhängig  erkennen  läfst,  und  zu  grofsem  Maafse 
zeigt,  ehe  diese  Substanzen  abgeschieden  worden,  in  welchen 
Menstruis  dieselben  löslich  sind,  und  mit  welchen  Agentien 
sie  in  Verbindung  treten.  Unglücklicherweise  erfordern 
nur  diese  Beobachtungen  meistens  Sonnenlicht. 

8)  Das  Phänomen  der  innern  Dispersion  erhebt  neue 
Schwierigkeiten  für  die  Voraussetzung  einer  verschiedenen 
Natur  der  leuchtenden,  chemischen  und  phosphorogenischen 
Strahlen,  stimmt  aber  vollkommen  mit  der  Annahme,  daf$ 
die  Erzeugung  von  Licht,  von  chemischer  Veränderung 
und  von  Phosphorescenz  nur  verschiedene  Wirkungen  einer 
und  derselben  Ursache  seyen.  Die  phosphorogenischen 
Strahlen  eines  elektrischen  Funkens,  welche,  wie  bekannt, 
von  Glas  aufgefangen  werden,  scheinen  nichts  anderes  zu 
seyn  als  unsichtbare  Strahlen  von  ungemein  hoher  Brech- 
barkeit, und  es  ist  kein  Grund  vorhanden,  sie  in  ihrer 
Natur  als  verschieden  von  den  Lichtstrahlen  anzusehen. 


Zusätze  während  des  Drucks. 

Zusatz  A.  -r-  §.  23. 

Kurz  nach  Absendung  der  vorstehenden  Abhandlung 
an  die  K.  Gesellschaft,  fand  ich  in  der  Bibliothäque  uni- 
verselle (T.  XXXX,  Juli  u.  August  1842)  Hrn.  Edmund 
Becquerel's  Karte  (map)  der  festen  Linien  des  chemi- 
schen Spectrums.  Aus  Moigno's  Repertoire  de  Voptique 
moderne  hatte  ich  ersehen,  dafs  dieselbe  der  Pariser  Aka- 
demie vorgelegt  worden,  und  diefs  machte  mich  natürlich 
begierig  sie  zu  erhalten;  allein  da  ich  weder  in  diesem 
Werk  noch  in  den  Comptes  rendus  eine  weitere  Notiz 
über  sie  fand,  so  setzte  ich  voraus,  sie   wäre  noch  nicht 

Poggend.  Ann.  Ergänzungsbd.  IV.  " 


338 

« 

veröffentlicht  worden.  Die  Hauptlinien  in  dieser  Karte 
erkannte  ich  auf  den  ersten  Blick.  Becquerel 's  breiter 
Streifen  /  ist  mein  /;  seine  Gruppe  von  vier  Linien  M9 
mit  dem  vorhergehenden  Streifen,  bilden  meine  Gruppe  tn; 
seine  Gruppe  von  vier  Linien  N  bildet  die  ersten  vier  mei- 
ner Gruppe  n ;  seine  Linie  0  ist  mein  n.  Nur  in  der  letzten 
Gruppe  kann  ein  Zweifel  in  Betreff  der  Identificirung  ob- 
walten; doch  halte  ich  es  fast  für  gewifs,  dafs  Becque- 
rel's P  mein  o  ist,  und  die  nächsten  beiden  Linien,  die 
letzten  in  seiner  Karte,  sind  die  beiden  zwischen  o  und  p. 
Schwer  ist's  anfänglich  zu  glauben,  dafs  die  starke  Linie 
p  ausgelassen  seyn  sollte,  da  doch  die  beicten  schwachen 
Linien  zwischen  o  und  p  angegeben  sind ;  allein  die  Schwie- 
rigkeit wird,  glaube  ich,  gehoben,  wenn  man  erwägt,  wie 
schwach  die  photographische  Wirkung  in  diesem  Theile 
des  Spectrums  ist.  Hr.  Becquerel  sagt  ausdrücklich, 
dafs  jenseits  der  letzten  abgebildeten  Linien  noch  andere 
sichtbar  waren,  aber  kaum  deutlich;  und  wenn  man  seine 
Karte,  Hrn.  Kingsley's  Photographie  und  meine  eigene 
Karte  mit  einander  vergleicht,  so  kann,  glaube  ich,  schwer- 
lich ein  Zweifel  in  Betreff  der  Identificirung  übrig  bleiben. 

Ich  benutze  diese  Gelegenheit,  um  noch  eines  anderen 
interessanten  Aufsatzes  des  Hrn.  Becquerel  zu  erwähnen, 
betitelt:  »Des  effets  produits  sur  les  corps  par  les  rayons 
solaires«  und  veröffentlicht  in  den  Annales  de  chimie,  (1843) 
T.  IX  p.  257,  welchen  ich  erst  zu  spät  kennen  lernte,  um 
ihn  früher  anführen  zu  können.  Dieser  Aufsatz  enthält, 
unter  Anderem,  eine  Untersuchung  über  die  Wirkungen 
durchsichtiger  und  farbiger  Schirme  auf  die  leuchtenden, 
chemischen  und  phospborogenischen  Strahlen;  und  es  wird 
darin  gezeigt,  dafs  ungeachtet  der  grofsen  Verschiedenheit 
in.  der  Wirkung  eines  gegebenen  Schirmes  auf  die  drei 
Klassen  von  Strahlen,  die  beim  Studium  des  Effectes  der 
einfallenden  Strahlen  als  Ganzes  stattfindet,  dennoch  seine 
Wirkung  ganz  dieselbe  ist,  wenn  man  blofs  Strahlen  von 
einer  selben  Brechbarkeit  beachtet.   Unter  den  von  Herrn 


339 

Becquerel  angewandten  Substanzen  sind  einige,  deren 
absorbirende  Wirkung  in  dieser  Abhandlung  erwähnt  und 
mittelst  der  auf  Brechbarkeitsreränderung  beruhenden  Me- 
thoden bestimmt  wurden.  In  solchen  Fällen  stehen  meine 
Resultate,  wie  vorauszusehen,  in  vollem  Einklang  mit  denen 
des  Hrn.  Becquerel.  In  Betreff  der  Resultate,  welche 
ich  über  die  Natur  der  phosphorogenischen  Strahlen  des 
elektrischen  Funkens  erlangte  und  gegen  das  Ende  dieser 
Abhandlung  beschrieb,  so  ist  mir  Hr.  B.  darin  in  gutem 
Maafse  zuvorgekommen.  Doch  glaube  ich  nicht,  dafs  selbst 
er  eine  Ahnung  hatte,  dafs  so  viel  der  Wirkung  des  Fun- 
kens von  Strahlen  solch  hoher  Brechbarkeit  herrührte. 

Zusatz  B.  —  §.  105. 

Seitdem  ist  es  mir  durch  eine  besondere  Vorrichtung 
gelungen,  so  weit  in  die  »lavendelblauen«  Strahlen  hinein- 
zusehen, dafs  ich  die  festen  Liniengruppen  m,  n  und  p 
mittelst  direct  in  das  Auge  gelangenden  Lichtes  erkennen, 
und  selbst  jenseits  derselben  noch  Licht  wahrnehmen  konnte. 

Was  die  Farbe  dieser  Strahlen  im  gut  isolirten  Zustande 
betrifft,  so  glaube  ich  giebt  die  Corolle  des  Lavendels  eine 
so  gute  Vorstellung  von  ihr,  als  sich  den  Umständen  nach 
erwarten  läfst.  Es  scheint  mir,  als  fehle  ihnen  das  Leuch- 
tende des  Blaus  und  die  Röthe  des  Violetts.  Ohne  Zweifel 
hat  bisher  über  die  Farbe  und  die  Leuchtkraft  dieser  Strah- 
len viel  Irrthum  und  Unsicherheit  geherrscht,  weil  man  die 
graue  Verlängerung  eines  auf  Papier  geworfenen  Spectrums 
irrthümlich  für  die  lavendelblauen  Strahlen  nahm. 

Zusatz  C.  —  §.  154. 

Auf  Zusatz  von  gemeiner  Phosphorsäure  zu  einer  Lö- 
sung von  salpetersaurem  Uranoxyd  scheint  nichts  zu  er- 
folgen; untersucht  man  aber  nach  einigen  Tagen  das  Ge- 
fäfs,  so  findet  man  einen  Niederschlag.  Dieser  erweist  sich 
in  sehr  hohem  Grade  empfindlich. 

22* 


340 

Zusate  D.  —  §.  158. 

Seitdem  habe  ich  io  einer  mineralischen  Lösung  ein 
System  von  Absorptionsstreifen  gefunden,  welches  so  merk- 
würdig ist  und  in  mancher  Hinsicht  so  sehr  dem  der  Uran- 
oxydsalze ähnelt ,  ungeachtet  es  in  einem  ganz  anderen 
Theil  des  Spectrums  vorkommt,  dafs  es,  glaube  ich,  keiner 
Entschuldigung  bedarf,  seiner  hier  zu  erwähnen.  Diese 
Lösung  ist  die  des  übermangansauren  Kalis,  des  Chamaeleon 
minerale.  Um  die  Streifen  zu  sehen,  mufs  man  eine  ver- 
dünnte Lösung  nehmen  oder  von  einer  concentrirten  eine 
geringe  Dicke  anwenden;  sonst  wird  die  ganze  Gegend, 
worin  die  Streifen  vorkommen,  absorbirt.  Die  Streifen 
sind  fünf  an  der  Zahl  und  sie  haben  gleichen  Abstand  oder 
wenigstens  sehr  nahe.  Der  erste  liegt  etwa  um  drei  Fünftel 
eines  ihrer  Zwischenräume  über  D;  der  letzte  fallt  mit  F 
zusammen,  weicht  jedenfalls  nur  wenig  davon  ab.  Der 
zweite  und  dritte  sind  die  intensivsten  der  Reihe.  Ich  habe 
die  Lösung  sorgfältig  auf  eine  Brechbarkeitsveränderung 
geprüft,  aber  nicht  die  geringste  Spur  davon  gefunden. 
Eisensaures  Kali  zeigt  nichts  Merkwürdiges. 

Mittelst  der  eben  erwähnten  Streifen  läfst  sich  die  Farbe 
des  übermangansauren  Kalis  augenblicklich  und  unfehlbar 
von  der  gewisser  anderer  rother  Manganlösungen  unter- 
scheiden, deren  Farbe  einige  Chemiker  geneigt  waren  der 
Uebermangansäure  zuzuschreiben.  (Siehe  Pearsall,  On 
red  Solutions  of  Manganese,  im  Journ.  of  the  Royal  Insti- 
tution, New  Series,  No.  IV.  p.  49  '). 

Zusatz  E.  —  §.  171. 

Nimmt  man  an,  der  Einfallswinkel  sey  genau  gleich 
45°  und  das  Brechverhältnifs  der  Flüssigkeit  betrage  0,8, 
und  berechnet  nun  nach  Fresnel's  Formeln  das  Ver- 
hältnis der  Intensität  des  Lichts,  welches  von  der  Aufsen- 
fläche  eines  Bläschens  reflectirt  und  in  einer  Ebene  Winkel- 
recht  auf  der  Einfallsebene  polarisirt  ist,  zu  der  des  Lichts, 
welches  ähnlich  reflectirt,   aber  in  jener  Ebene  polarisirt 

1 )  Auch  in  diesen  Ann.  Bd.  XXV,  S.  622. 


341 

ist,  so  findet  man  0,228: 1,  ein  Verhältnifs,  welches  von 
der  Gleichheit  gewifs  stark  abweicht.  Uni  indefs  die  bei- 
den Intensitäten  gleich  zu  machen,  braucht  man  den  Ein- 
fallswinkel nur  um  3°  35'  zu  vergröfsern ;  und  in  der  That 
hatte  der  Beobachter,  der  Bequemlichkeit  wegen,  gewöhn- 
lich eine  solche  Stellung,  dafs  die  Ablenkung  des  Lichts 
etwas  grösser  als  90°,  mithin  der  Einfallswinkel  etwas 
gröfser  als  45°  war. 

Zusatz  F.  —  §.  191. 

Seitdem  habe  ich  ein  Stück  (slab)  Glas  von  der  hier 
empfohlenen  Art  erhalten,  welches  Hr.  Darker  zu  Lam- 
bert/ für  mich  darstellte  (executed),  und  seinem  Zweck  be- 
wundernswürdig entspricht,  indem  es  ungemein  empfindlich 
ist.  Aufser  seinem  allgemeinen  Gebrauch  als  Schirm,  setzte 
es  mich  durch  seine  Gröfse  und  Gestalt  in  den  Stand,  deu 
Zusammenhang  gewisser  Schwankungen  in  der  Durchsich- 
tigkeit mit  entsprechenden  Schwankungen  in  der  Empfind- 
lichkeit bei  dieser  Substanz  weiter  zu  verfolgen  als  es 
bisher  (§§.  75.  76)  geschehen  war. 

Zusatz  O.  —  §.  192. 

Ein  mit  blofsem  Absud  von  Rofskastanienrinde  getränk- 
tes Papier  verfärbt  sieh  schnell;  allein  ein  Stück,  welches 
mit  einer  durch  chemische  Mittel  gereinigten  Lösung  ge- 
tränkt worden,  bleibt  weifs  und  erweist  sich  ungemein 
empfindlich. 

Zusatz  H.  —  §.  204. 

Seitdem  habe  ich  einen  vollständigen  Quarz  -  Apparat 
(trabt  af  quarfo)  machen  lassen,  von  welchem  Hr.  Darker 
schon  einen  beträchtlichen  Theil,  unter  andern  zwei  sehr 
schöne  Prismen,  für  mich  verfertigt  hatte.  Mit  diesem  habe 
ich  die  festen  Linien  bis  zu  einem  Abstand  jenseits  H  mehr 
als  doppelt  so  grofs  wie  der  von  p  gesehen;  so  dafs  die 
Länge  des  Spectrums,  gerechnet  von  R,  mehr  als  doppelt 
so  grofs  war,  als  man  sie  bisher  aus  photographischen  Bil- 


342 

dem  kannte.  Das  Licht  wurde  reflectirt  durch  den  Me- 
tallspiegel eines  Silbermann'schen  Heliostaten,  den  ich  von 
Hrn.  Dubosq-Soleil  erhalten  hatte.  Mit  dem  Glas- 
Apparat  war  die  Gruppe  p  schwach,  allein  mit  dem  Quarz  - 
Apparat  sah  man  in  Lichtfülle  nicht  allein  die  Gruppe  p, 
sondern  auch  die  festen  Linien  bis  Hpl  oder  darumber. 
Von  der  Gruppe  n  an  bis  etwa  zur  Mitte  der  neuen  Ge- 
gend sind  die  Linien  weniger  stark  (boU)  und  auffallend 
als  in  der  Gegend  der  Gruppen  H,  l,  m  und  «;  allein  der 
letztere  Theil  der  neuen  Gegend  enthält  viele  sowohl  durch 
Stärke  als  Anordnung  merkwürdige  Linien.  Ich  hoffe  von 
ihnen  mittelst  des  vollständigen  Apparats  bei  Sommersonne 
eine  sorgfältige  Zeichnung  zu  machen. 

Ich  habe  Gründe  zu  glauben,  dafs  die  photographische 
Wirkung  dieser  stark  brechbaren  Strahlen  schwach,  viel- 
leicht fast  absolut  Null  sey.  Im  zweiten  der  in  der  Note  A 
erwähnten  Aufsätze  (p.  300)  beschreibt  Hr.  Becquerel 
einen  Versuch,  bei  welchem  ein  Quarzprisma  zur  Bildung 
eines  Spectrums  angewandt  ward;  und  dennoch  war  das 
photographirte  (impressed)  Spectrum  von  den  allein  durch 
Quarz  gegangenen  Strahlen  kaum  länger  als  dasjenige  ge- 
bildet von  Strahlen,  die,  aufser  dem  Quarz,  noch  einen 
Schirm  reinen  Flintglases  von  einem  Centimeter  Dicke 
durchdrungen  hatten.  Es  ist  möglich,  meiner  Meinung 
nach  sogar  wahrscheinlich,  dafs  Glas,  aus  vollkommen  reinen 
Materialien  bereitet,  so  durchsichtig  wie  Quarz  ist,  allein 
alle  Exemplare,  welche  ich  untersuchte,  waren  entschieden 
von  mangelhafter  Durchsichtigkeit.  Ueberdiefs  betrachtet 
Hr.  Becquerel,  der  wohl  als  der  beste  Richter  seiner 
eignen  Versuche  anzusehen  ist,  das  ebenerwähnte  Resultat 
als  einen  Beweis,  dafs  das  photographirte  Spectrum  von 
Strahlen,  die  durch  Quarz  gegangen,  sich,  bis  auf  einen 
sehr  unbedeutenden  Abstand,  nicht  über  dasjenige  hinaus 
erstrecke,  welches  mit  seinem  Glas -Apparat  gebildet  wor- 
den ;  und  dennoch  enthält  die  Zeichnung,  welche  mit  Hülfe 
des  letzteren  entworfen  wurde,  nicht  die  Linie  p. 

ladeis  ist  wahrscheinlich,  dafs  es  unter  der  Menge  von 


343 

Präparaten,  auf  welche  das  Liebt  einzuwirken  vermag,  einige 
giebt,  welche  hauptsächlich  durch  Strahlen  von  ungewöhn- 
lich hoher  Brechbarkeit  erregt  werden  und  eben  deshalb 
zu  den  gewöhnlichen  Zwecken  der  Photographie  nicht 
geeignet  sind.  Mit  diesen  kann  möglicherweise  die  neue 
Gegend  des  Sonnenspectrums  photographisch  aufgenommen 
werden. 

Zusatz  /.  —  §.  213. 

Ich  habe  seitdem  das  Salz  oder  Product  im  trocknen 
Zustande  und  unter  günstigeren  Umständen  untersucht 
und  es  empfindlich  gefunden,  obwohl  keineswegs  in  hohem 
Grade,  Es  zeigt  auch  die  Absorptionsstreifen,  welche  durch 
die  Uranoxydsalze  zu  laufen  scheinen. 

Im  Zusammenhang  mit  der  Empfindlichkeit  einer  Lösung 
vom  salpetersauren  Uranoxyd  in  Aether  scheint  es  inter- 
essant einer  seitdem  von  mir  beobachteten  Thatsache  zu  er- 
wähnen, nämlich:  dafs  die  Empfindlichkeit  einer  Lösung 
vom  salpetersauren  Uranoxyd  in  Wasser  durch  Zusatz 
von  etwas  Alkohol  zerstört  wird. 

Zusatz  J.  —  §.  217. 

Als  ich  später  diesen  Versuch  wiederholte,  konnte  ich 
den  Unterschied  im  Charakter  eines  starken  und  eines 
schwachen  Funkens  aus  dem  Conductor  nicht  genügend 
ermitteln,  vielleicht  weil  die  Maschine  in  geringerer  Wirk* 
samkeit  war;  allein  der  Unterschied  zwischen  den  Effecten 
eines  blofsen  Funkens  und  der  Entladung  einer  Leydener 
Flasche  war  ganz  deutlich.  Um  ein  auffallendes,  völlig 
entscheidendes  Resultat  zu  erlangen,  ist  es  übrigens  we- 
sentlich, eine  äusserst  schwache  Lösung  anzuwenden.  Der 
Grund  davon  ist  einleuchtend. 

Ein  schweres  Gewitter,  welches  Cambridge  am  16.  Juli 
1852  heimsuchte,  lieferte  mir  eine  gute  Gelegenheit,  die 
Wirkung  der  Blitze  auf  eine  Chininlösung  und  andere 
empfindliche  Media  zu  beobachten.  Aus  der  Fülle  des  dis- 
pergirten  Lichts  ergab  sich,   dafs  das  Verhältnifs  der  thä- 


344 

tigen  und  deshalb  stark  brechbaren  Sirahlen  zu  den  sicht- 
baren Strahlen  in  dein  Lichte  dte  Blitzes  sehr  viel  gröfser 
war  als  im  Tageslicht.  Zwischen  den  Effecten  eines  schwa- 
chen Blitzes  in  der  Ferne  und  eines  hellen  Blitzes  nahe 
im  Zenit  liefs  sich  ein  ähnlicher  Charakter  -  Unterschied 
wahrnehmen,  wie  er  in  Bezug  auf  die  Wirkungen  eines 
Funkens  aus  der  Maschine  und  der  Entladung  einer  Ley- 
dener  Flasche  beschrieben  worden  ist.  Bei  künstlichen 
Entladungen  scheinen,  je  stärker  der  Funken  ist,  desto 
mehr  die  Strahlen  von  äufserst  hoher  Brechbarkeit  im  Ver- 
hältnifs  zur  gesammten  Strahlung  vorzuwalten.  Nun  ist 
ein  Blitz  eine  unvergleichlich  stärkere  Entladung  als  die 
einer  Leydener  Flasche.  Man  könnte  daher  vermuthen, 
dafs  die  Strahlung  aus  Blitzen  reich  an  unsichtbaren  Strah- 
len von  äufserst  hoher  Brechbarkeit  befunden  würden.  Aber 
dennoch  konnte  ich  nicht  entscheidend  atwmitteln,  ob  die 
Strahlen  vom  Glase,  selbst  vom  gemeinen  Fensterglase,  ab- 
sorbirt  wurden.  Ich  will  indefs  hierüber  nicht  absprechen, 
Senn  Beobachtungen  an  Blitzen  sind  viel  schwieriger  zu 
machen  als  die  mit  der  Maschine,  welche  der  Beobachter 
controliren  kann.  Indefs  schien  es,  wie  wenn  der  Funke 
einer  Leydener  Flasche  reicher  wäre  an  Strahlen  von  so 
hoher  Brechbarkeit,  dafs  sie  von  Glas  aufgefangen  werden, 
als  der  Blitz.  Ist  diefs  wirklich  der  Fall,  so  mufs  man  es 
davon  ableiten,  dafs  diese  Strahlen  entweder  in  den  Blitzeu 
nicht  vorhanden  sind,  oder  beim  Durchgang  durch  die  Luft 
oder  Wolken  absorbirt  werden.  Würden  sie  nicht  erzeugt, 
so  könnte  man  es  der  Lockerheit  der  Luft  in  der  Höhe  der 
Entladung  d.  h.  in  der  Höhe  der  Gewitterwolke  zuschreiben. 
Ohne  Zweifel  können  die  Metalispitzen  des  zum  elektri- 
schen Apparat  gehörigen  Entladers  einen  Einflufs  auf  die 
Natur  der  Funken  gehabt  haben;  allein  ich  bin  zu  glau- 
ben geneigt,  dafs  dieser  Einflufs,  so  weit  er  reichte,  in 
falscher  Richtung  gewirkt,  d.  h.  gestrebt  haben  würde, 
Strahlen  von  niederer  Brechbarkeit  auf  Kosten  derer  von 
hoher  zu  erzeugen. 


345 

Zusatz  K.  —  §.  220. 
Neuerlich  ist  meine  Aufmerksamkeit  auf  einen  Aufsatz 
des  Hrn.  Brücke  (Poggend.  Ann.  (1845)  Bd. 65  S.  593) 
hingelenkt  worden,  worin  derselbe  Versuche  beschreibt, 
welche  zeigen,  dafs  die  verschiedenen  Theile  des  Auges, 
besonders  die  Krystall- Linse,  keineswegs  durchsichtig  sind 
für  Strahlen  von  hoher  Brechbarkeit.  Die  angewandten 
Augen  waren  die  von  Ochsen  und  anderen  Thieren,  und 
die  Untersuchung  geschah  mittelst  der  Effecte,  welches 
Licht,  das  durch  den  zu  untersuchenden  Theil  des  Auges 
gegangen  war,  auf  eine  im  Dunkeln  eingetrocknete  Schiebt 
von  Guajaktinktur  ausübte.  Natürlich  bieten  die  in  dieser 
Abhandlung  beschriebenen  Erscheinungen  besonders  leichte 
Wege  zu  einer  solchen  Untersuchung  dar,  und  ich  habe 
oft  daran  gedacht ,  dieselbe  vorzunehmen,  habe  aber  bis 
jetzt  noch  keine  Beobachtungen  gemacht.  Aufeer  der  Leich- 
tigkeit des  Beobachtens  und  dem  Vortheil,  dafs  man  Licht 
von  jedem  Brechbarkeitsgrad  besonders  untersuchen .  kann, 
scheinen  die  mittelst  empfindlicher  Media  zu  erlangenden 
Resultate  noch  deshalb  zuverlässiger,  weil  man  dabei  frische 
Augen  anwenden  kann.  Die  Versuche  des  Hrn.  Brücke 
erfordern  notbwendig  eine  beträchtliche  Zeit,  und  es  kann 
zweifelhaft  seyn,  ob  sich  das  Auge,  besonders  nach  der 
Zerschneidung,  wtthrenddefs  nicht  verändert  habe,  und  ob 
die  so  erhaltenen  Resultate  sich  auf  das  Auge,  wie  es  im 
lebenden  Thiere  existirt,  anwenden  lassen. 


II.     lieber  die  Verdampfung  der  Flüssigkeiten; 

von  Hrn.  Marc  et. 

(Ein  Schreiben  an  Hrn.  Arago,    Compt.  rend.   T.  XXXVI,  p,  339)  '). 


In  einem  an  Sie  gerichteten  und  in  die  Compt.  rend.  für 
Oct  1851   eingerückten  Briefe  schreibt  Hr.  De  la  Rive 

1)  Vollständig  findet  sich  diese  Arbeit  in   der  Biblioth.  uniperi,   slpril 
1853.  P. 


346 

die  Entstehung  der  groben  Gletscher,  welche  mpthmafs- 
lich  aof  der  gegenwärtigen  Oberfläche  unserer  Erdkugel 
vorhanden  waren,  der  Erkaltung  zu,  welche,  nach  dem  Her- 
vortreten der  jüngsten  Gebirgsformationen  Europa's,  durch 
die  Verdampfung  des  sie  bedeckenden  Wassers  erzeugt 
ward,  —  eine  Verdampfung,  welche  nach  der  Meinung 
dieses  Physikers  intensiver  seyn  muffte,  als  das  verdam- 
pfende Wasser  nicht  eine  flüssige  und  ebene  Oberfläche 
besafs,  wie  vor  dem  Heraustreten  jener  Formationen,  son- 
dern gemengt  war  mit  verschiedenen  fremdartigen  Stoffen, 
mit  erdigen  und  sandigen,  welche  es  schwebend  erhielten 
oder  es  in  ihren  Poren  aufnahmen.  Diese  sinnreiche  Idee 
hat  mich  veranlafst,  einige  Versuche  anzustellen,  um  zu  se- 
hen, welche  Umstände  die  Verdampfung  der  Flüssigkeiten, 
besonders  die  des  Wassers,  abzuändern  vermögen.  Fol* 
gendes  sind  die  Hauptresultate,  zu  denen  ich  gelangte. 

1.  Eine  Flüssigkeit,  wie  Wasser  oder  Alkohol,  in  einem 
offenen  Gefäfse  der  Luft  ausgesetzt,  ist  immer  kälter  als 
die  umgebende  Luft.  Der  Unterschied  zwischen  der  Tem- 
peratur der  Flüssigkeit  und  der  der  umgebenden  Luft  ist» 
bei  Gleichheit  aller  übrigen  Umstände,  von  der  Temperatur 
dieser  Luft  abhängig.  Je  höher  diese  Temperatur,  desto 
gröfser  jener  Unterschied.  Zwischen  45  und  50°  C  z.  B. 
beträgt  der  Unterschied  für  Wasser  &  bis  6°  C;  zwischen 
20  und  25°  fand  ich  ihn  zu  l°,25  bis  1°,5;  und  zwischen 
5°  und  0°  blofs  zu  einigen  Zehntel  -  Graden. 

2.  Die  Verdampfung  einer  Flüssigkeit  ist,  bei  Gleich- 
heit aller  übrigen  Umstände,  verschieden  nach  der  Natur 
des  Gefäfses,  welches  sie  enthält.  Wasser  und  Alkohol 
z.  B.  verdampfen  aus  gefirnifsten  Porcellangefafsen  schneller 
als  aus  ganz  ähnlichen  Gefäfsen  von  Glas  oder  Metall.  So- 
wohl  bei  diesen,  als  bei  den  folgenden  Versuchen  waren 
die  nöthigen  Vorsichtsmafsregeln  getroffen,  um  sich  zu 
versichern,  dafs  die  besagten  Unterschiede  nicht  oder  we- 
nigstens nicht  grofsen  Theils  dem  Einflufs  der  Ausstrahlung 
der  Gefäfswände  oder  einem  Unterschiede  ihres  Leitungs- 
veruögens  zugeschrieben  werden  konnten. 


347 

3.  Die  Temperatur  einer  Flüssigkeit  ist  verschieden 
nach  der  Natur  des.  Gefäfees,  in  welchem  es  sich  befindet, 
mögen  auch  die  GefäCse  von  gleicher  Gröfse  und  Gestalt 
seyn.  Hat  z.  B.  die  äufsere  Luft  eine  Temperatur  von 
15  bis  18°,  so  ist  das  Wasser  in  einem  Metallgefäfs  durch* 
schnittlich  0°,3  wärmer  als  in  einem  gefirnifsten  Porcellan- 
gefäfs  und  0°,2  wärmer  als  in  einem  Glasgefäfs.  Bei  hü* 
herer  Temperatur  der  umgebenden  Luft,  sind  diese  Unter- 
schiede beträchtlich  gröfser.  In  allen  Fällen  scheinen  6ie 
die  natürliche  Folge  davon  zu  seyn,  dafs  Gefäfse  die  Ei- 
genschaft haben,  je  nach  ihrer  Natur,  die  Verdampfung  der 
in  ihnen  enthaltenen  Flüssigkeiten  zu  beschleunigen  oder 
zu  verzögern.  In  jedem  Fall  mufs  nämlich  die  Menge  der 
fühlbaren  Wärme,  welche  einer  flüssigen  Masse  entzogen 
wird,  oder,  anders  gesagt,  die  Verdampfung  derselben,  pro- 
portional seyn  der  Menge  des  gebildeten  Dampfs. 

4.  Wenn  alle  übrigen  Umstände  dieselben  bleiben, 
namentlich  die  Oberflächen  der  Flüssigkeiten  vollkommen 
identisch  sind,  scheint  die  Masse  oder  Tiefe  der  FUi&sigkeit, 
innerhalb  gewisser  Gränzen,  auf.  die  Verdampfung  beschleu- 
nigend einzuwirken. 

5.  Wasser,  welches  so  viel  Seesalz  als  das  Meerwasser 
enthält,  verdampft  weniger  rasch  und  erzeugt  demnach  durch 
seine  Verdampfung  weniger  Kälte  als  süfses  Wasser  unter 
gleichen  Umständen, 

6.  Wasser  in  einem  Gefäfs  von  irgend  welcher  Natur 
gemengt  mit  einem  kieseligen  Sand,  und  zwar  so,  dafs  es 
ihn  noch  in  einer  Schicht  von  einigen  Millimetern  Dicke 
bedeckt,  verdampft  an  offener  Luft  rascher,  als  eine  gleiche 
Fläche  Wasser  ohne  Sand.  Der  Unterschied  schwankt,  je 
nach  der  Natur  des  Gefäfses,  in  welchem  der  Versuch  statt- 
findet, von  5  bis  8  Proc  Alkohol  giebt  ein  ähnliches  Re- 
sultat; Sägespäne,  gemengt  mit  Wasser,  bewirkten  densel- 
ben Effect,  aber  in  geringerem  Grade. 

7.  Bei  Gleichheit  aller  übrigen  Umstände  ist  die  Tem- 
peratur einer  gegebenen,  mit  Sand  gemengten  Wasser- 
menge,   die    au   freier  Luft  der  Verdampfung   ausgesetzt 


348 

wird,  beständig  am  einige  Zehntelgrade  niedriger  als  die 
Temperatur  einer  gleichen  Wassermenge,  die  ftlr  sich  ver- 
dampft. Der  Unterschied  ist,  nach  der  Natur  der  Gefäfse, 
ziemlich  verschieden,  steigt  aber  selten  über  einen  halben 
Grad. 

Sey  es  mir  schliesslich  zu  bemerken  erlaubt,  dafs  die 
in  den  letzten  Paragraphen  aufgeführten  Resultate  die  Mei- 
nung des  Hrn.  De  la  Rive  über  das  Entstehen  der  vor- 
maligen Gletscher  in  allen  Punkten  zu  bestätigen  trachten. 
Denn,  als  erwiesen  angenommen,  dafs  die  Verdampfung 
rascher,  und  deshalb  die  erzeugte  Kälter  gröfser  sey,  wenn 
das  verdampfende  Wasser  gemengt  ist  mit  Erde,  Sand  oder 
Pflanzenstoffen,  für  welche  seine  Theilehen  weniger  Adhä- 
sion haben  als  sie  Cohäsion  unter  einander,  so  wird  leicht 
begreiflich,  dafs  die  Kälte,  welche  auf  der  Oberfläche  der 
hervorgetretenen,  aber  noch  sehr  feuchten  Gebirgsforina* 
tionen  durch  die  Verdampfung  bewirkt  ward,  gröfser  seyn 
mufste  als  die,  welche  dieselbe  Verdampfung  veranlasste  zu 
der  Zeit,  wo  alle  diese  Formationen  noch  in  gröfser  Tiefe 
unter  dem  Wasser  lagen.  • 


III.      Ueber   den   E/iosit    von   Joachimsthal;    von 

TV.  Haidinger. 

(Mitgctheilt   vom    Hrn.  Verfasser   aus    d.    Sitzungsbericht,    d.   Wien.    Akad. 

1853  Jan  aar). 


JjLr.  Joseph  Florian  Vogl,  k.  k.  Berggeschworner 
in  Joachimsthal,  dessen  Aufmerksamkeit  und  scharfem  Auge 
man  es  in  erster  Linie  verdankt,  dafs  der  in  der  Sitzung 
vom  22.  Juli  1862  von  unserem  hochverehrten  Collegen, 
Hrn.  Prof.  Zippe  bestimmte  und  beschriebene  Rittingerit 
den  Sammlungen  und  wissenschaftlichen  Forschungen  der 
Mineralogen  zugeführt  wurde,  sandte  neuerdings  ein  dem 
Gummi -Erz  des  Hrn.  Prof.  Breithaupt  nahe  verwandtes 


i 


349 

Vorkommen  von  der  Eliaszeche  bei  Joachimsthal  mit  dem 
ausdrücklichen  Wunsche,  ich  inöchtevdie  Bekanntmachung 
dieser  Novität  in  der  kaiserlichen  Akademie  fibernehmen. 

Gerne  willfahre  ich  dem  unermüdlich  aufmerksamen 
Beobachter;  es  wäre  früher  geschehen,  wenn  ich  nicht 
hätte  die  sogleich  in  unserem  Laboratorium  eingeleitete 
chemische  Untersuchung  und  ihre  Ergebnisse  abwarten 
wollen.  Ist  auch  die  Mittheilung,  der  Natur  der  Sache 
entsprechend,  bei  dem  Mangel  an  regelmässiger  Krystall- 
bildung  und  wohl  auch  an  festen  Verhältnissen  der  Be- 
standteile, weniger  anregend,  so  bleibt  es  doch  immer 
unsere  Pflicht,  Sandkorn  an  Sandkorn  zu  reihen,  wo  es 
sich  darum  handelt,  die  natürlichen  Vorkommen  unserer 
vaterländischen  Erzeugnisse  zu  studiren. 

1.  Form.    Plattenförmige  Gangtrümmer. 

2.  Masse.  Bruch  kleinmuschlig  bis  uneben.  Fettglanz 
in  den  Glasglanz  geneigt.  Farbe  dunkel  röthlichbraun, 
nur  an  den  dünnsten  Kanten  in  das  Hyacinthrothe  geneigt 
Strich  matt,  wachsgelb  in  das  Orangegelbe.  An  den  Kan- 
ten durchscheinend.  Spröde.  Härte  =3,5  auf  der  Feile. 
Ritzt  den  Calcit,  wird  vom  Flufs  geritzt.  Gewicht  =4,086, 
4,237,  4,163  in  drei  Versuchen,  Mittel  =4,129.  Beides 
nach  Hrn.  Victor  Ritter  v.  Zepharovich. 

Zur  Vergleichung  mögen  die  von  Hrn.  Prof«  Breit- 
haupt für  das  Urangummi  verzeichneten  Eigenschaften 
angeführt  werden. 

Porodisch,  opalartig.  Fettglanz.  Farbe  röthlichgelb, 
gelblich-  und  röthlichbraun.  Strich  pomeranzen-  bis  stroh- 
gelb. Durchscheinend  bis  an  den  Kanten.  Nierenförmig 
und  derb.  Bruch  muschlig.  Sehr  leicht  zerspringbar«  Der 
Körper  dem  Gumraigutt  sehr  ähnlich.  Gewicht:  8,986  bis 
4,180.     Härte  2,5  bis  3,0. 

3.  Materie.  Die  chemische  Analyse  im  Laboratorium 
der  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt  durch  den  Vorstand 
desselben,  Hrn.  Dr.  Fr.  Ragsky,  ausgeführt,  gab  die  fol- 
genden Verhältnisse  der  Bestandteile  a.  Zur  Vergleichung» 
ist  in  6  die  Analyse  des  Gummi -Erzes  durch  Kersten 
beigefügt: 


) 


350 


a. 

Oxygcngehall. 

Uranoxyd      .     . 

61,33, 

72,00 

Kalkerde  .     .     . 

3,09  i 

• 

6,00 

Eisenoxyd      .     . 

6,63  f 

— 

Eisenoxydul  .     . 

1,09> 

15,06 

— 

Bleioxyd   .     .     , 

4,62  ( 

— 

Thonerde       .     , 

1,17  \ 

— 

Magnesia  .     .     . 

2,20/ 

Manganoxyd 

0,05 

Kieselerde     .     . 

5,13  \ 

4,26 

Kohlensäure  .     , 

2,52  / 

— 

Phosphorsäure    . 

0,84  \ 

14,35 

2,30 

Wasser     .     .     , 

.     10,68  i 

14,75 

Arsenik     .     .     « 

Spur  } 

und  Fluor 

Spur 

99,36 


99,36 


Bei  der  grofsen  Anzahl  und  zugleich  Mannigfaltigkeit 
der  Bestandtheile,  und  bei  dem  vollkommen  amorphen  Zu- 
stande des  Minerals  kann  man  kaum  in  die  Versuchung 
kommen,  eine  chemische  Formel  bilden  zu  wollen«  So  viel 
ist  aus  der  Sauerstoffmenge  der  einzelnen  Bestandtheile  er- 
sichtlich, dafs  sich  Säuren  und  Basen  gegenseitig  nahezu 
einfach  neutralisiren. 

Die  Probe  vor  dem  Löthrore  stimmt  nach  Yogi  nahe 
mit  den  Ergebnissen  des  Urangummi  überein  und  zeigt  die 
Reaction  von  Uran  und  Eisen.  Das  Mineral  ist  nach 
Ragsky  durch  Salzsäure  aufschliefsbar  und  braust  mit 
Säuren.  Bei  100°  C.  verliert  es  5,81,  bei  300°  C.  weitere 
4,77,  zusammen  obige  10,58  Proc.  Wasser. 

4.  Geschichte.  Hr.  Berggeschworner  Vogl  verglich  in 
seinem  Briefe  das  neu  eingesandte  Mineral  mit  dem  Brei t- 
haupt'schen  Urangummi x).  Er  hatte  es  erst  für  eine  dunkle 
Varietät  von  Urangummi  oder  Gummi -Erz  genommen,  allein 
da  sich  Unterschiede  doch  in  fast  allen  einzelnen  Eigen- 
schaften nachweisen  liefsen,  und  auch  schon  nach  den  vor- 
läufigen Untersuchungen  des  Hrn.  Apothekers  Hugo  Göt- 

1)  Uranisches  Gummi-Erz  Breithaupt.  Charakteristik  S. 218.  Gutta- 
nus  gummiformis  oder  Urangummi,  Vollständiges  Handbuch  der  Mi- 
neralogie, Bd.  3,  S.  893. 


i 


351 

tel  in  Karlsbad  sich  einige  Verschiedenheit  in  der  Mir 
schung,  namentlich  durch  den  Bleigehalt  anzudeuten  schie- 
nen, «o  gab  er  dem  neuen  Minerale  den  Namen  »Eliasit« 
von  dem  Fundorte,  unter  welchem  ich  es  auch  hier  der 
Aufmerksamkeit  der  Mineralogen  empfehle. 

Gewifs  hat  der  Eliasit  sehr  viele  Analogie  mit  jenem 
Gummi -Erz,  wenn  er  sich  auch  namentlich  dadurch  unter- 
scheidet, dafs  er  gar  nicht  wie  Gummigutt  aussieht,  was 
in  der  That  in  höchst  auffallender  Weise  nach  einem  iu 
dem  hiesigen  k.  k.  Hof- Mineralien -Cabinete  aufbewahrten 
Stücke  des  Gummi  -  Erzes  von  Johann  -  Georgenstadt  der 
Fall  ist.  Der  Eliasit  hat  vielmehr  ein  dankies  pechartiges 
Ansehen.  Sollten  sieh  vielleicht,  was  nicht  ganz  unmöglich 
ist,  Zwischenglieder  finden,  welche  durch  Abweichungen 
von  beiden  in  den  Eigenschaften  und  in  dem  chemischen 
Bestände  eine  Vereinigung  der  beiden  amorphen  Minera- 
lien andeuteten,  so  kann  man  ja  später  auch  für  die  Na- 
men Vorsorge  treffen.  Gewifs  ist  es  wünschenswerth, 
selbst  dann  schon  einen  wirklichen  einfachen  Namen  »Elia- 
sit« zu  haben,  während  »Urangummi«  sowohl  als  »Gummi ~ 
Erz«  nur  zusammengesetzte,  daher  ein  System  mi^  höheren 
Classificationsstufen  »Gummi«  und  »Erz«  andeutende  sind. 

Nach  Hrn.  Vogl's  Angabe  wurde  der  Eliasit  auf  dem 
Fluthergange,  der  im  abendseitlichen  Felde  der  Eliasgrube 
den  Eliasgang  durchsetzt  und  nach  Stunde  22  bis  23  streicht, 
angetroffen.  Der  Gang  führt  absätzig  und  in  Linsen  Uran- 
erze, ferner  Flufis,  Dolomit,  Quarz  und  Letten,  und  wird 
gegenwärtig  auf  dem  Barbarastollen,  80  bis  90  Klafter  unter 
Tage  untersucht;  es  wurde  nämlich  die  alte  Strecke  auf- 
gesäubert, und  ein  Uebersichbrechen  angehauen,  wo  auch 
das  in  Bede  stehende  Mineral  vorgekommen  ist,  und  zwar 
in  einer  linsenförmigen  Kluftausfüllungsgestalt  von  einem 
Fufs  Länge  und  einem  halben  Fufs  Breite.  Die  gröfste 
Dicke  betrug  einen  halben  Zoll. 


352 


IV.    Notizen. 


1 


1.  Quarzlinse  aus  dem  AUertkum.  —  In  der  letzten 
Versammlung  brittischer  Naturforscher  zu  Belfast  (1852) 
berichtete  Sir  David  Brewster  Ober  eine  Bergkrystajl- 
Linse,  welche,  was  fast  unglaublich  klingt,  in  den  Ruinen 
von  Ninive  aufgefunden  worden  ist.  Er  hat  sie  naher  un- 
tersucht. Es  ist  eine  plan-convexe  Linse  von  nicht  ganz 
kreisrundem  Umfang,  dessen  Durchmesser  von  1,4  bis  1,6 
Zoll  engl,  geht  Die  plane  Seite  wird  von  einer  der  sechs 
natürlichen  Säulenifichen  gebildet;  die  convexe  Seite  scheint 
nicht  in  einer  Schüssel  geschliffen,  sondern  durch  ein  Schlei  f- 
rad  oder  auf  eine  ähnliche  Weise  geformt  worden  zu  seyn. 
Daher  hat  die  Linse  eine  ungleichmäfsige  Dicke.  Ihre 
gröfste  Dicke  beträgt  0,2  Zoll,  ihre  Brennweite  4,5  Zoll. 
Sie  scblofs  zwölf  Blasenräume  ein,  die  ursprünglich  mit 
Flüssigkeiten  oder  verdichteten  Gasen  gefüllt  waren,  von 
denen  aber  zehn  wahrscheinlich  bei  der  rohen  Behandlung 
ihrer  Bearbeitung  geöffnet  wurden.  Sir  David  glaubt, 
dafs  diese  Linse  wirklich  zu  optischen  Zwecken  (als  Brenn- 
glas?) gedient  habe  (Athenaeum  No.  1298). 

2.  Obwohl  die  Physik  schwerlich  )e  in  die  Verlegen« 
heit  kommen  wird,  eine  genauere  Bestimmung  der  Zahl  n 
zu  verlangen,  als  man  sie  schon  besitzt  (durch  Dase  auf 
200,  durch  Claus en  auf  250  Stellen),  so  mag  doch  hier 
bemerkt  seyn,  dafs  Hr.  William  Rutherford  die  Rech- 
nung bis  auf  440,  ja  Hr.  W.  Shanks  sogar  auf  530  De- 
ciroalstellen  ausgedehnt  hat  (Proceed.  of  the  Roy.  Soc.  im 
Phil  Mag.  1853  März). 


Gedruckt  bei  A.  W.  Schade  in  Berlin,  Grünstr.  18. 


\  ANNALEN 

i  DER  PHYSIK  UND  CHEMIE. 

|  Bd.  IV.  ERGÄNZUNG.  St.  3. 


1.     Zehnter  Nachtrag  zu  Chladni's  Verzeichnisse 
der  Feusrrneieore  und  herabgefallenen  Massen 
(FFien  1819);  von  Georg  von  Bogus/awski. 

(Schlafs   von   S.  155. ) 


y 


If.    Nachrichten  von  herniedergefallenen  meteorischen  Massen. 

1.     Meteorsteine  (von  1835  bis  ult.  1850). 

1835  Januar  18:  llxeteorstein  von  Lobau  in  der  kön. 
sächsischen  Oberlausitz.  Nach  einer  Mittheilung  vom  Prof. 
Dr.  Fi  ein  us  (Erdmann's  Journ.  f.  pract.  Chemie  Bd.  V. 
(1835)  p.  41)  berichtet  hierüber  ein  Augenzeuge,  Herr 
v.  Gersheim:  »Am  18.  Januar  ging  ich  auf  der  nördli- 
chen Seite  des  Löb^uer  Stadtgrabens  spazieren,  als  ich  in 
bedeutender  Höh#  (zwischen  4  und  5  Uhr  Nachmittags) 
ein  Meteor,  so  grois,  wie  ein  Höhnerei  bemerkte*  Mit 
ausserordentlicher  Schnelligkeit  bewegte  es  sieb  zur  Erde, 
und  f  aet  in  demselben  Augenblicke^  wo  ich  es  bemerkte, 
zersprang*  es,  nahe  dem  Boden  mit  einem  geringen  Knalle, 
ziemlich  ähnlich  dem  einer  zerplatzenden  Kälberblase.  Vor 
dem  Zerspringen  zeigte  das  Meteor  ein  weifsrothes  Licht: 
aber  die  Stücke  brannten,  nachdem  sie  den  Boden  berührt 
hatten,  mit  heller,  weifser  und  funkensprühender  Flamme. 
Nachdem  das  Sprühen  aufgehört  hatte,  entwickelte  sich  ein 
starker,  unangenehmer  Geruch,  ungefähr  ähnlieh  dem  bei 
einer  Auflösung  von  Zink  und  Schwefelsäure.  Ein  herbei« 
geeilter  Schmiedegesell  aus  der  nahen  Schmiede  griff  schnell 
nach  einem  der  Stücke,  behielt  aber,  indem  er  sich  daran 
verbrannte,  nur  die  jedes  Stick  äufserlich  rund  umgebende 
pulverartige  Masserin  den  Händen.  Mit  möglichster  Vor- 
sicht suchte  ich  die  übrigem  in  den  Boden  etwas  einge- 
drungenen und  angeschmolzenen  Stücke  mit  meinem  Messer 

Poggend,  Ann.  Ergänzungsbd.  IV.  2«3 


354 

vom  Boden  zu  lösen ;  doch  zerstäubte  sogleich  die  äufsere, 
rothe  Masse.  Die  Stücke  blieben  ziemlich  lange  warm  und 
behielten  den  erwähnten  Geruch  noch  lange  nach  dem  Er- 
kalten. Die  gröfsten  Stucke  von  der  Gröfse  einer  Wall- 
nufe  lagen  nahe  beisammen;  die  übrigen  waren  nach  dem 
Erkalten  so  grofs  als  Erbsen  und  auf  einem  Raum  von  un- 
gefähr 5  Schritt  zerstreut.  Das  Wetter  war  heiter  und 
nicht  ungewöhnlich.«  Dieser  Meteorstein  ist  schlackig, 
porös,  die  Blasenräume  sind  mit  rothem  Pulver,  ähnlich 
dem  Rotheisenrahm  überzogen:  wo  dieses  fehlt,  zeigt  sich 
die  Masse  eisenfarbig,  metallisch  glänzend,  an  einigen  Stellen 
zu  sehr  kleinen  Kugeln  geschmolzen.  Das  Pulver  wird 
durch  den  Magnet  angezogen:  eine  Analyse  ist  mir  nicht 
bekannt. 

1835  November  13.  9  Uhr  Ab.:  Meteorstein  von  Si- 
mon od  (Dep.  de  l'Ain),  Partsch  No.  2.  Es  ist  wohl  an- 
zunehmen, dafs  die  von  Hrn.  Mille t  d'Aubenton  an 
Hrn.  Arago  übersandten  beiden  Bruchstücke  von  einer 
mit  Detonation  zersprungenen  Feuerkugel  herrühren,  und 
nicht  Producte  einer  der  November  -  Sternschnuppen  sind, 
obwohl  an  diesem  Tage  das  November- Phänomen  an  vielen 
Orten  beobachtet  worden  ist.  —  Ueberdiefs  hat  Hr.  Millet 
zu  der  oben  angegebenen  Zeit  eine  Feuerkugel  beobachtet, 
welche  in  dem  Orte  Belmont  (Simonod)  zersprang  und 
zwar  über  Häusern  und  Strohdächern,  die  es  entzündete 
(Vlnstit.  No.  141  und  Partsch:  Die  Meteoriten  etc.  S.  14). 
Nach  Millet  haben  die  Bruchstücke  im  Allgemeinen  das 
Ansehen  von  Obsidian;  der  Magnet  zieht  kleine  Metall- 
kügelchen  davon  aus,  bestehend  aus  Eisen,  Schwefel,  Kupfer, 
Arsenik  und  Silber  (?),  sowie  Spuren  von  Nickel  und 
Chrom  (VInst.  No.  141  u.  Pogg.  Ann.  Bd.  36,  S.  562  u. 
Bd.  37,  S.  460).  Damour  aber  fand  in  diesem  Meteor- 
steine: Kieselerde,  Eisenoxyd,  Kupferoxyd,  Schwefel,  Kohle 
und  Kalk  (Partsch  a.  a.  O.  S.  15).  Das  speeif.  Gew. 
beträgt  nach  C.  Rum ler  1,35  und  ist  mithin  das  geringste 
von  allen  bekannten  Meteorsteinen,  indem  das  des  Steines 
von  Alais  1,70  ist.  — 


1 


355 

1836?  Meteorstein  vom  Plattensee  in  Ungarn,  s.  die 
näheren  Nachrichten  Sa  die  r  in  Oesterr.  Bl.  f.  Literatur 
1847  No.  86,  S.  343). 

?  1836  September  18.  Vormittag  10  Uhr  zerplatzte  eine 
aus  der  Luft  gefallene  Feuerkugel  über  dem  Glockenturme 
der  Kirche  Monte  Oliveto  in  Florenz,  brach  das  grofte  Ge- 
simse derselben  ab,  rifs  das  daselbst  befindliche  eiserne 
Kreuz  heraus  und  warf  es  auf  ein  nahes  Feld  darnieder. 
Nach  dem  Zerplatzen  theilte  sich  die  Kugel  in  mehrere 
andere  Feuerkugeln,  die  alsdann  in  das  Innere  der  Kirche 
eindrangen  (Pogg.  Ann.  Bd.  39,  S.  223).  Benzenberg 
setzte  Dem,  der  ihm  nähere  Auskunft  über  diesen  vermeint- 
lichen Steinfall  geben  könnte,  seine  Schrift  »Ueber  die 
Sternschnuppen «  als  Preis  aus.  Es  erwies  sich  aber  später, 
dafs  es  nur  ein  starkes  Gewitter  gewesen  sey  (ib.  Bd.  40, 
S.  160). 

1836  November  11.  (nicht  December  11.)  wie  Ber- 
thou  in  der  Pariser  Akademie  1837  Aug.  14«  berichtet) 
5  Uhr  Morgens  (nach  Anderen  11^  Uhr  Ab.)  fielen  bei 
dem  Dorfe  Macao  am  Flusse  Assu  in  der  Provinz  Rio- 
grande  del  Norte  in  Brasilien  nach  dem  Erscheinen  einer 
an  Glanz  und  Gröfse  ungewöhnlichen  Feuerkugel,  welche 
mit  grofsem  Krachen  zersprang,  in  einem  Umkreise  von 
3  Meilen  Durchmesser  eine  ungeheuere  Menge  von  Steinen 
nieder,  in  einer  sonst  fast  ganz  steinlosen  Gegend.  Nach 
Berthou  schlugen  die  Steine  in  viele  Häuser  ein,  dran- 
gen mehrere  Fufs  tief  in  den  Sand,  richteten  aber  weiter 
keinen  Schaden  an,  als  dafs  sie  einige  Ochsen  verwundeten. 
Die  einzelnen  aufgelesenen  Stücke  sollen  1  bis  80  Pfd.  ge- 
wogen haben.  Berthier  wollte  die  übersandte  Probe 
dieser  Meteorsteine  analysiren  (Compt.  Rend.  f.  V,  p.  211 
u.  Pogg.  Ann.  Bd.  42,  S.  5§2).  Das  Resultat  derselben 
ist  mir  bis  jetzt  nicht  bekannt.  Partsch  giebt  in  seiner 
schon  mehrfach  erwähnten  trefflichen  Schrift  unter  No.  69 
(S.  81 )  eine  Beschreibung  des  äufsern  Habitus  des  in  dem 
k.  k.  Mineralienkabinets  zu  Wien  befindlichen  Fragments 
der  Meteorsteine  von  Macao:  »Fast  dunkel  aschgraue,  mit 

23* 


356 

einer  grofsen  Menge  von  Rostflecken  durchsäete,  sehr  feste 
Grundmasse,  mit  undeutlichen  kugeligen  Ausscheidungen; 
mit  einer  grofsen  Menge  meist  fein  eingesprengten  metalli- 
schen Eisens  und  viel  sehr  fein  eingesprengtem  Magnet- 
kies; matte  oder  schwach  schimmernde,  meist  stark  ver- 
rostete, zuweilen  verschlackte  Rinde.«  —  Nach  Partsch 
siud  die  gefallenen  Massen  klein  gewesen,  meist  von  der 
Gröfse  eines  Taubeneies.  Das  spec.  Gew.  ist  wegen  des 
vielen  eingesprengten  metallischen  Eisens  mit  das  gröfste 
unter  allen  Meteorsteinen,  nämlich  3,72  bis  3,74.  — 

?  1836  November  22.  Vermuthlicher  Steinfall  in  Schle- 
sien, nachdem  man  bei  heiterem  Himmel  ein  grofses  Ge- 
töse in  der  Luft  wahrgenommen  hatte  (Schles.  Zeitg.  1837 
Jan.  6). 

1837  Januar  15.  5  Uhr  Ab.  fiel  zu  Mikolowa  im  Sza- 
lader  Comitat  ein  noch  glühender  Meteorstein  herab. 
(Schles.  Zeitg.  1837  Febr.  6.  u.  Sa d ler  a.  a.  O.). 

1837  Mai  5.  zwischen  3  und  4  Uhr  Nachm.  Feuerkugel 
und  Meteorsteinfall  zu  East  -  Bridgewater  (Mass.).  Es 
zeigte  sich  Anfangs  ein  Lichtschweif,  der  bis  auf  ein  Feld 
sich  herabsenkte;  die  Kugel  schien  zu  zerplatzen,  ehe  sie 
auf  die  Erde  gelangte.  Es  wurden  9  Steine  gefunden,  die 
noch  heifs  waren:  der  gröfste  wog  -4  Pfd.  Die  Steine 
schienen  verglas' t,  wie  vom  raschen  Abkühlen;  ihr  Aeufseres 
war  schwarz  und  glänzend,  aber  das  Innere  grau  und  voll 
Höhlungen.  Die  Steine  glichen  der  Lava,  oder  Hochofen- 
schlacken. Das  spec.  Gew.  beträgt  im  Mittel  2,159  (Sil- 
lim.  Amer.  Journ.  Bd.  32,  S.  395  cit.  Bost.  Daylj  Adver- 
tiser  1837  Juni  10). 

1837  Juli  24.  II  £  Vorm.  Meteorstein  von  Grofs-Divina, 
nächst  Budetin  im  TrentschinerComitate  in  Ungarn  (Partsch 
No.  66).  Ueber  diesen  Steinfall  s.  Augsb.  Allgem.  Zeitg.  von 
1837  Aug.  27.  u.  Leonh.  Jahrb.  f.  Mineral.  (1840  S.  89). 
Nach  Partsch  gehört  er  durch  seine  Form  und  Ueber- 
rindung  und  durch  die  Eindrücke  an  einem  Theile  seiner 
Oberfläche  zu  den  merkwürdigsten  Meteorsteinen,  die  wir 
besitzen.     Seine  Beschreibung  ist  folgende: 


357 

»Zwischen  dunkel-  und  licht  -  aschgrau  schwankende, 
mit  braunen  Rostflecken  erfüllte  Grundmasse,  mit  einer 
grofsen  Anzahl  von  kleinen,  dunkelgrauen  kügligen  Aus- 
scheidungen, die  auf  Bruchflächen  aus  der  Grundmasse  zum 
Theil  hervorragen;  mit  ziemlich  viel  fein  eingesprengtem 
metallischen  Eisen  und  höchst  fein  eingesprengtem  Magnet- 
kies; matte  theils  ziemlich  glatte,  theils  höchst  rauhe  Binde.« 
(Partsch  a.  a.  O.  S.  79). 

1837  im  August  ist  nach  verschiedenen  Zeitungsnach- 
richten zu  Esnaude  (Dep.  Charente  inferieure)  ein  3  Pfd. 
schwerer  Meteorstein  gefunden  von  einem  Volum  von  8 
Kubikzoll;  bei  seinem  Herabfallen  zersprang  er  in  mehrere 
Stücke. 

1838  October  13.  9  Uhr  Morgens.  Meteorsteiufall  von 
Cold  Btockeveld  am  Cap  der  guten  Hoffnung  (Partsch 
No.  3).  Dieser  Fall  ist  merkwürdig  sowohl  wegen  der 
Gröfse  und  Anzahl  der  niedergefallenen  Steine,  als  auch 
wegen  der  ihn  begleitenden  Umstände.  Ein  Augenzeuge 
Mr.  Thompson  berichtet  hierüber:  »Am  Morgen  des 
13.  October  gegen  9  Uhr  fand  ein  Meteorsteinfall  in  dem 
Cold  Bockeveld  bei  Tulbagh,  70  engl.  M.  von  der  Cap- 
stadt  am  Vorgebirge  der  guten  Hoffnung  statt:  er  war 
von  einem  furchtbaren  Geprassel  begleitet,  viel  stärker, 
als  die  stärkste  Artilleriesalve.  Diese  Detonation  ward  von 
Cap  Fiats  bis  an  das  Ufer  des  Grand  Karroo  und  von 
Clan  Williams  bis  zum  Ufer  des  Zondevend  bei  Swellendamm 
gehört.  Diejenigen,  welche  ferner  waren,  verglichen  das  Ge- 
töse mit  dem  eines  von  einem  hohen  Berge  herabstürzenden 
Felsens,  so  z.  B.  in  Worcester,  40  engl.  M.  von  dem  Phä- 
nomene entfernt.  Mehrere  Personen  empfanden  zu  der- 
selben Zeit  ein  sonderbares  Gefühl,  hauptsächlich  an  den 
Knien,  als  wenn  sie  elektrisirt  wären..  Im  Augenblicke 
der  Explosion  sah  ich  eine  Feuerkugel  von  Westen  kom- 
men, von  der  Gestalt  einer  Congreve  -  Rakete.  Sic  zer- 
platzte beinahe  unmittelbar  über  meinem  Kopfe  unter  dem 
Anscheine  vou  kleinen  Feuerkugeln  oder  von  durchsich- 
tigen Glastropfen.     In   der  Gegend   des  Phänomenes  war 


358 

die  Luft  sehr  stark  mit  Elektricität  geladen,  hauptsächlich 
in  der  Nacht  vor  dem  Falle.  Die  Menge  der  niederge- 
fallenen Aerolithen  kann  nicht  genau  angegeben  werden, 
ist  aber  wohl  im  Ganzen  auf  mehrere  Hunderte  von  Pfun- 
den an  Gewicht  zu  schätzen.  Einige  dieser  Steine  fielen 
dicht  vor  einem  Hottentotten  nieder;  der  Fall  vertheilte 
sich  auf  drei  Punkte  in  einem  Baume  von  40  Quadratyards. 
Mehrere  zerbrachen  auf  dem  harten  Bodengesteine  in  kleine 
Stücke:  andere  fielen  in  weichen  Boden  und  sanken  ein.« 
(South  African  Commercial  Advertiser  of  1838  Novbr.  27), 
Nach  einem  andern  Berichte  waren  diese  Steine  so  mild, 
dafc  man  sie  mit  dem  Messer  schneiden  konnte.  Die  An- 
fangs weichen  Steine  wurden  aber  später  fest.  Eine  Probe 
dieses  Steines  wurde  von  Sir  John  Herschel  nach  Eng- 
land an  Hrn.  Prof.  Farad ay  geschickt;  dieser  hat  sie  auch 
analysirt  und  darin  gefunden  (Lond.  etc.  Philo s.  Magaz. 
3  Ser.  Vol.  XIV,  p.  368  u.  391): 

Kieselerde  28,90 

Eisenoxydul  33,22 

Talkerde  19,20 

Thonerde  5,22 

Kalkerde  1,64 

Wickeloxyd  0,82 

Chromozyd  0,70 

Schwefel  4,24 

Kobalt  u.  Natron  Spur 

Wasser  6,50 

100,44. 

Das  spec.  Gew.  beträgt  nach  Faraday:       2,94 

"  C.  Buinlcr:  2,69. 

Dieser  Stein  gehört  zu  der  Klasse  von  anomalen  Me- 
teorsteinen, von  welchen  Partsch  folgende  Charakteristik 
giebt:  »Gediegenes  Eisen  und  Schwefeleisen  sind  darin 
entweder  gar  nicht  vorhanden,  oder  in  so  geringer  Menge, 
dafs  man  sie  in  der  gepulverten  Substanz  nur  mittelst  des 
Mikroskops  zu   entdecken  vermag.«     Aufser  den  Steinen 


359 

von  Cold  Bockeveld  gehören  n«ch  folgende  Steine  zu 
dieser  Gruppe:  die  von  Aldis,  Chassigny,  Allport,  Simonod. 
1839  Februar  13.  zwischen  2  und  3  Uhr  Nachmittags: 
Meteorsteinfall  von  Little  Piney  (Missouri).  Er  fand  bei 
völlig  heiterem  Himmel  und  unter  Begleitung  einer  Feuer- 
kugel statt.  Ausführliche  Nachrichten  hierüber  findet  mau 
in  Sillim.  Americ.  Journal  Vol.  37  p.  385,  Vol.  39  p.  254 
u.  2  S.  Vol.  VI,  p.  407.  Aus  ihnen  entlehne  ich  folgende 
Notizen :  Man  nahm  zuerst  ein  brausendes  Geräusch  wahr, 
welches  von  *  einem  dunkel  gefärbten  Körper  herrührte ; 
dieser  bewegte  sich  langsam  von  N.W.  nach  S.W.  und 
war  theilweise  in  Rauch  eingehüllt;  er  nahm  seinen  Lauf 
horizontal  nur  100  Fufs  über  den  Bäumen  und  hatte  nach 
einigen  Augenzeugen  die  Gestalt  und  Gröfse  eines  Blase- 
balges, nach  Anderen  die  einer  Trompete;  das  breite  Ende 
befand  sich  an  dem  vorderen  Theile.  Es  folgte  ihm  ein 
sehr  langer  Lichtschweif;  sodann  hörte  man  zwei  rasch 
auf  einander  folgende  Explosionen,  gleichsam  als  ob  zwei 
Kanonenschläge  beinahe  in  demselben  Augenblicke  gelöst 
würden.  Zwei  Feldarbeiter  sahen  den  Stein  auf  die  Erde 
fallen,  ungefähr  200  lüards  von  dem  Punkte,  wo  sie  stan- 
den, an  dem  Fufse  eines  Hügels  bei  dem  Gasconade  river, 
10  miles  von  Little  Piney.  Der  Stein  war  an  einem  Ei- 
chenstamm von  18"  Durchmesser  an  der  südwestlichen  Seite 
desselben  herabgestrichen  und  hatte  ihn  verstümmelt,  aber 
nicht  zertrümmert.  Ein  späterer  Besucher  dieses  Platzes 
fand  noch  kleine  Partikelchen  des  Steines  an  dem  Stamme 
anhaften  und  das  ganze  Holz  in  der  Nähe  des  Risses  (durch 
den  Meteorstein  verursacht)  hatte  das  Ansehen,  als  ob  es 
durch  Schiefspulver  gesprengt  sey.  Einige  Stücke  von  dem 
Steine  wurden  in  einiger  Entfernung  von  dem  Baumstamme 
gefunden.  Das  Gewicht  betrug  wenigstens  50  Pfd. :  Einige 
geben  es  bis  150  Pfd.  an.  Die  Rinde  des  Steines  hat  eine 
dunkelbraune  Farbe  und  die  Dicke  von  starkem  Papier. 
Shepard  hat  eine  Probe  von  diesem  Steine  untersucht 
und  als  nähere  Bestandtheile  des  Steines  gefunden: 


360 


Olwinoifr 

40 

Howardit 

40 

Gediegen  Eisen 
Schwefeleisen 

i» 

Anorthit 

5 

Apatit 

Spur 

100. 
1839  Anfang  November:  Muthmafslicher  Meteorsteinfall 
auf  dem  Gebirge  Nopalera  in  Mexico  (s.  S.  86). 

1839  November  29:  Muthmafslicher  Aerolithenfall  in 
Italien  (s.  S.  87). 

1840  Juni  12.  fiel  zwischen  10  und  12  Uhr  Vormittags 
bei  Uden  in  Nordbrabant  ein  Meteorstein  mit  heftiger  De- 
tonation bei  heiterem  Himmel  und  hellem  Sonnenscheine 
herab.  Der  Stein  schlug  15  Centimeter  tief  in  einen  Fufs- 
pfad  ein  und  vrar  beim  Anfühlen  noch  heifs  (Pogg.  Ann. 
Bd.  59,  S.  348). 

1840  Juli  17.  7£  Uhr  Morg.  hörten  die  Astronomen 
auf  der  Sternwarte  Brera  im  Mailändischen  einen  donner- 
ähnlichen Knall,  welchen  sie  sogleich  dem  Falle  eines  Me- 
teorsteines zuschrieben.  Nach  Aussage  von  Bewohnern  der 
Umgegend  von  Mailaud  sah  man  zu  derselben  Zeit  drei 
leuchtende  Meteore  von  weifslicher  Farbe:  zwei  kleinere 
und  ein  sehr  grofses.  Sie  zogen  von  Ost  nach  West; 
bald  darauf  hörte  man  einen  Knall,  wie  von  einem  Kano- 
nenschufs.  Auf  dem  Gebiete  von  Ceresetto  (Provinz  Casal 
Montferrat  in  Piemont)  fiel  ein  Meteorstein  von  10  Pfd. 
22  Unz.  Gewicht  auf  die  Erde,  in  welche  er  20"  tief  ein- 
drang. Zwei  andere  Steine  fielen  in  der  Nähe  nieder 
wurden  aber  nicht  aufgefunden  (Compt.  Rend.  t.  XJ,p.243 
u.  Pogg.  Ann.  Bd.  50,  S.  668). 

1840  ?  Meteorstein  in  der  Kirgisensteppe  am  Flusse 
Karokol;  er  ist  8"  lang  und  im  Besitze  der  naturforschen- 
den Gesellschaft  zu  Moskau  (Part seh  a.  a.  O.  S.  143). 

1841  Februar  25.  3  Uhr  Nachm.:  Niederfall  eines  Bolid 
zu  Chanteloup  in  Frankreich.  Es  fiel  auf  das  Dach  eines 
Kelterhauses  und  setzte  dasselbe  in  Brand;  drei  Gebäude 
brannten   zu  Bois   au  Roux   nieder.     Dasselbe   Phänomen 


♦    " 


361 

wurde  in   Parma  als  Feuerkugel  gesehen   (Cornpt.   Rend. 
t.XII,  p.  514). 

1841  März  22.  3|  Uhr  Nachmittag :  Meteorsteinfall  von 
Seifersholz  bei  Grünberg  in  Schlesien.    Um  die  angegebene 
Zeit  vernahmen  Arbeiter  aus  Heinrichau  auf  dem  Terrain 
des   Dominium  Seifersholz  (Kreis   Grünberg)  drei   starke 
Donnerschläge,  gleich  Kanonenschüssen,   während  bei  fast 
ganz  heiterem  Himmel  eine  einzige  weifse  Wolke  sich  im 
Zenith   zeigte.     Unmittelbar  darauf  erhob  sich  ein  starkes 
Sausen  in  der  Luft,  das  von  Westen  herzukommen  schien. 
Es  wurde  stärker,  je  näher  es  kam  und  dauerte  ungefähr 
5  Minuten  an.    Endlich  hörten  sie  einen  schweren  Körper 
niederfallen,  wie  wenn  man  einen  Stein  auf  die  Erde  wirft: 
sie  gingen  nun  der  Richtung  des  Tones  nach,   und   einer 
von   ihnen  bemerkte  in   100  bis  150  Schritte  Entfernung, 
dafs   die  Erde   dort   aufgelockert  war.     Sie  fanden   auch 
wirklich  dort  einen  £  Fufs  tief  eingeschlagenen  Stein,  der 
aber   ganz  kalt  war.     Die  Explosion  ist  in  Sagan,  Zülli- 
chau,   Neusalz,  Schlawe  und  an  mehreren  anderen  Orten 
gehört  worden:   eine  Feuererscheinung  will  man  in  Hei- 
nersdorf  bei  Sagan  gesehen  haben.   Das  Getöse  war  nach 
den  übereinstimmenden  Aussagen  Aller  von  dem  Gewitter- 
donner wesentlich  verschieden,    -Die  Lufttemperatur   war 
+  10°   und   eine  Aenderung  nach   dem  Phänomene  ward 
nicht  bemerkt.     Die  Beschreibung  des  Steines  von  Wei- 
mann  (Pogg.  Ann.  Bd.  53,  S.  171)  und  von  v.  Glocker 
(Schles.  Provinz,  bl.  April  1841)  ergiebt,  dafs  dieser  Stein 
ein   wirklicher  Meteorstein  gewesen   sey;   er  ist  hiernach 
das  Fragment  eines  gröfseren  und  bat  eine  unregelmäfsig, 
längliche  Gestalt:  die  eine  Seite  zeigt  die  den  Aerolithen 
eigen thümliche,  schwarze  Binde,   die   drei  anderen  Seiten 
weisen  Bruchflächen,  die  von  den  Meteorsteinen  von  Tip- 
perary  und  Limerick  nicht  zu  unterscheiden  sind.  —  Der 
ganze  Stein  wiegt  2  Pfd.  9Lth.  —  Er  hat  nach  v.  Glocker 
eine   grofse  Aehnlichkeit  mit   den  Steinen   von  Statinem: 
dieselbe   feinkörnige,  undeutlich   doloritische  Grundmasse 
und  als   ebenfalls  vorherrschende  Gemengtheile,   ein  blau- 
liehgraucs  Mineral  und  ein  eingesprengtes  schmutzig  gelb- 


362 

lieh  weifses;  nur  ist  der  Stein  von  Seifersholz  weit  reicher 
au  Meteoreisen.  Die  gauze  Bruchfläche  ist  an  den  meisten 
Stallen  voll  dieser  stahlgrauen,  metallisch  glänzenden  Par- 
thien  (dagegen  findet  sich  Magnetkies  selten  in  ihm);  da- 
her ist  auch  sein  spec.  Gew.  eiu  bedeutendes,  nämlich  3,1 
bis  3,2.  Später  ward  noch  ein  zweites  Stück,  114  Loth 
schwer,  gefunden  von  einem  spec.  Gew.  =3,69  bis  3,73; 
es  gehört  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische 
Kultur  (Bresl.  Zeitg.  1841  No.  174  u.  Pogg.  Ann.  Bd.  52 
S.  495  u.  Bd.  53  S.  172).  — 

Dieser  Stein  von  Grünberg  ist  der  zweite  iii  Schlesien 
wirklich  aufgefundene:  der  erste  war  der  von  1636  März  6. 
zwischen  Sagan  und  Dobrow  (Lucae  Schles.  Chron.  S.  222). 

1841  Juni  12.  1£  Uhr  Nachmittags:  Meteorsteinfall  von 
Chäteau- Renard  (Dep.  du  Loiret)  in  Frankreich  (Partsch 
Mo.  46).  Man  hörte  um  die  obige  Zeit  zu  Chateau-Re- 
nard  und  3  lieues  im  Umkreise  eine  heftige  Explosion  bei 
völlig  wolkenfreiem  Himmel:  mehrere  Personen  äahen  eine 
Feuerkugel  von  S.W.  nach  N.O.  ziehen;  erst  2  Tage  dar- 
auf fand  man  die  Steine  (50  der  Anzahl  nach)  in  zwei 
kreisrunden  25  Schritte  von  einander  entfernten  Löchern 
auf  Grund  und  Boden  der  Gemeinde  Triguere.  Das  Ge- 
sammtgewicht  dieser  Aerolithen  betrug  30  Kilogramme.  — 
Dufrenoj  hat  diesen  Meteorstein  analysirt,  und  das  Re- 
sultat seiner  Untersuchungen  ist  folgendes:  Dieser  Aero- 
lith  scheint  in  einer  grofsen  Höhe  über  dem  Boden  zer- 
platzt zu  seyn;  in  Folge  dieser  Explosion  hat  er  sich  in 
mehrere  Stücke  zertheilt,  von  denen  man  nur  2  in  der 
Entfernung  von  40  Schritt  von  einander  hat  niederfallen 
sehen.  Eines  von  diesen  zersprang  bei  dem  Anstofs  auf 
dem  Boden  in  eine  Menge  kleiner  Splitter;  das  andere 
grub  sich  20  Centiuieter  tief  in  den  Boden  ein  und  zer- 
spaltete nur  in  wenige  Stücke.  Die  äufsere  Oberfläche 
dieses  Steines  ist  mit  der  schwarzen  Rinde  bedeckt,  welche 
man  auf  allen  Steinen  der  Art  findet.  Sein  Bruch  ist  körnig; 
in  seiner  äufseren  Beschaffenheit  bietet  dieser  Meteorstein 
grofse  Aehnlichkeit  mit  dem  Trachyt  dar:  er  ist  hellgrau 
und  besteht    aus   krystallinischen   Theilchen,    welche    sich 


363 

kreuzen,  wie  bei  den  vulkanischen  Porphyren.  Blättchen 
von  regulinischem  Eisen  sind  gleichmäfsig  in  der  ganzen 
Masse  vertheilt  und  zeigen  deutlich  den  meteorischen  Ur- 
sprung an.  Mit  einer  starken  Loupe  erkennt  man  in  ihm 
zwei  verschiedene  Mineralien:  das  eine  ist  unvollkommen 
blättrig  und  zeigt  an  einigen  Stellen  Streifen,  analog  denen 
des  Albit  und  Labrador:  das  andere  mit  Glasglanz  könnte 
für  Quarz  gehalten  werden,  wenn  zahlreiche  Beobachtun- 
gen uns  nicht  lehrten,  dafs  dieses  Mineral  weder  in  Vul- 
kanen (?),  noch  in  Meteorsteinen  sich  vorfindet.  —  Aufser 
diesen  beiden  Mineralien  unterscheidet  man  kleine  schwarze, 
glasige  Pünktchen,  analog  dem  Perlit:  sie  sind  offenbar 
ein  Schmelzproduct  und  enthalten  in  ihrem  Innern  graue 
Parthien,  welche  durch  die  Hitze  nicht  verändert  sind  und 
der  Grundmasse  gleichen;  endlich  bemerkt  man  einige  glän- 
zend schwarze  Blättchen,  besonders  in  den  Adern,  welche 
die  ganze  Masse  durchziehen.  Das  mittlere  spec.  Gew. 
des  ganzen  Steines  ist  3,56  (nach  C.  Rum ler  3,54),  das 
des  metallischen  Eisens  6,48.  Vor  dem  Löthrohr  reducirt 
sich  der  Stein  gleich  Anfangs  zu  einer  schwarzen,  porösen 
Schlacke,  in  Allem  der  äufseren  Rinde  ähnlich,  —  ein  Be- 
weis mehr,  dafs  die  äufsere  Rinde  ein  Schmelzproduct  der 
äufseren  Theile  ist,  welche  durch  ihre  Berührung  mit  un- 
serer Luft  in  einer  hohen  Temperatur  sich  oxydirt  haben. 
Dufrenoy  hat  drei  Analysen  dieses  Steines  angestellt;  das 
Mittel  aus  diesen  ergiebt  folgende  Zusammensetzung: 


Kieselerde 

38,13 

Talkerde 

17,67 

Eisenoxydul 

29,44 

Manganoxydul 

Spar 

Thonerde 

3,82 

Kalkerde 

0,14 

Metall.  Eisen 

7,70 

Nickel 

1,55 

Schwefel 

0,39 

Kali 

0,27 

Natron 

0,86 

99,97. 


364 

Die  näheren  Bestandteile  sind: 

Nickeleisen  9/25 

Peridotähnliches  Mi- 
neral (löslich)  51,62 
Unlösliches  Mineral   38,17 
Schwefeleisen  0,67 

99,71. 
cf.  über  diesen  Meteorstein   Compt.  Rend.   t.  XII,  p.  1190 
u.  1230,  t.  XIII,  p.  47.  88  u.  Po  gg.  Ann.  Bd.  53,  S.  411. 

Nach  C.  Raniinelsberg  (Pogg.  Ann.  Bd.  60  S.  137) 
ist  in  diesem  Meteorstein  6,31  Älbit  und  31,86  Hornblende, 
nämlich  in  100  Th.:  16,54  Albit  und  84,74  Hornblende; 
also  in  dem  Verhältnifs  =1:5,  wie  bei  dem  Steine  von 
Blansko. 

1811  Juli  17.  Aerolith  in  Mailand  (Quetel  Nouv.  Catal. 
p.  61).  — 

?  1811  August  10.  Vermeintlicher  Steinfall  bei  Iwan  in 
Ungarn.  —  1841  Aug.  10.  gegen  10  Uhr  Ab.  fielen  bei  ru- 
higer Luft,  aber  bedecktem  Himmel,  nach  einem  Berichte 
von  Hrn.  Dr.  v.  Beichenbach  in  No.  276  der  Wiener 
Zeitung  von  1841  und  daraus  in  der  Augsb.  Allg.  Zeitg. 
1841  No.  293  u.  294  (Beilage)  in  dem  Dorfe  Iwan  in 
Ungarn  bei  einem  äufserst  heftigen  Platzregen  und  mit 
ihm  eine  ungeheuere  Anzahl  von  hagelähnlichen  Körnern 
von  der  Gröfse  eines  Mohnkornes  bis  zu  der  einer  Hasel- 
nufs.  Dr.  von  Beichenbach  berechnete  ihre  Anzahl  auf 
350000  Mill.  Steinchen  von  einem  Gewicht  von  350000 
Centner  und  schliefst  hieraus  und  aus  dem  Umstand,  dafs 
der  Boden,  auf  welchem  sie  gefunden  wurden,  keineswegs 
ihr  ursprünglicher  Mutterboden  war,  —  dafs  sie  meteori- 
schen Ursprunges  seyen.  Diese  Körner  glichen  ganz  und 
gar  denen  des  Bohnerzes;  Dr.  von  Reichenbach  sprach 
sogar  die  etwas  sehr  kühne  Vermuthung  aus,  dafs  alle 
Bohnerze  vom  Himmel  gefallene  Meteorkörper  seyen,  und 
dafs  wir  den  neptunischen,  vulkanischen  und  plutonischen 
nun  auch  noch  jo  vis  che  Gebirgsformatiouen  anreihen  könn- 
ten.   Die  chemisch -mineralogische  Untersuchung  C.  Rum- 


365 

ler's  (Po gg.  Ann.  Bd.  54  S.  279)  und  die  mikroskopische 
Ebrenberg's  (ib.  S.  284)  zeigen  aber  auf  das  Evidenteste, 
dafs  diese  fraglichen  Körner  nichts  Anderes  seyen,  als 
Seeerz -Körner,  welche  nachRumlcr  und  v.  Schreibers 
durch  irgend  ein  tellurisches  Meteor  (Wind-  oder  Wasser- 
hose) aus  den  Seen  und  Sümpfen  der  Umgegend  in  die 
Höhe  gehoben  und  in  der  Gegend  von  Iwan  wieder  her- 
niedergefallen  seyen.  Die  untersuchten  Körner  (Rumler 
hatte  gegen  50  Wiener  Pfund  davon  zur  Untersuchung 
erlangt)  zeigten  im  Aeufseren  vollkommene  Aehnlichkeit 
mit  dem  Seeerz,  ebenso  aber  auch  in  ihrer  chemischen  Zu- 
sammensetzung aus  Eisenoxydhydrat,  Manganoxydul,  Kie- 
selerde, Thonerde,  Kalkerde,  Phosphorsäure,  nebst  Spuren 
von  Kalkerde,  Schwefelsäure  und  Kohlensäure  (s.  Ber- 
zelius  Jahresber.  XIX,  p.  223). 

Ehrenberg  fand  bei  seinen  höchst  genauen  und  schar* 
fen  Untersuchungen  mit  den  vorher  durch  Schlemmen  von 
den  eingemengten  Quarzkörnern  gereinigten  Proben  ein 
feines  schwarzes  Fragment  eines  Pflanzenkörpers,  welches 
er  als  Fichtenholz  erkannte:  in  einigen  anderen  fand  er 
Theilchen  einer  entschieden  dykotyledonen  Pflanze.  Auch 
Ehrenberg  erkannte  die  äufsere  Aehnlichkeit  dieser  Kör- 
ner mit  denen  des  Bohnerzes,  nur  sey  dieses  etwas  schwe- 
rer: aber  er  habe  dieselbe  concentrisch  -  schaalige  Abson- 
derung gefunden.  Das  Eisen  befinde  sich  in  den  Iwaner 
Körnern  in  secundärem  Zustande  (als  Gallionella  ferru- 
ginea).  Auch  er  glaubt,  dafs  diese  Körner  durch  eine 
Wasserhose  an  den  Ort  ihres  Niederfallens  geführt  wor- 
den seyen.  Ganz  evident  wird  aber  der  nicht- kosmische 
Ursprung  dieser  Körner  von  Iwan  durch  eine  spätere  Un- 
tersuchung einer  von  dem  Fundorte  nach  Wien  gebrachten 
Scholle  von  Seiten  des  k.  k.  Mineralienkabinets,  woraus 
hervorgeht,  dafs  besagte  Körner  schon  lange  vor  dem 
10.  August  in  der  Scholle  des  dreijährigen  Kleefeldes  ent- 
halten waren,  indem  sie  bis  zu  einer  Tiefe  von  12"  im 
Boden  gefunden  wurden  (Po gg.  Ann.  Bd.  54,  S.  442). 

Wenn  ich  diesen  Fall  hier  unter  die  Nachrichten  über 


366 

Meteorsteine  eingereihet  und  mich  länger  dabei  aufgehalten 
habe,  so  geschah  es  nur,  um  ein  Vorurtheil  zu  zerstreuen, 
welches  man  noch  häufig  genug  findet  und  welches  diese 
Massen  für  wirklich  meteorisch  hält.  — 

1841  November  5.  Meteorsteinfall  zu  Bourbon  in  der 
Vendee;  es  fiel  ein  Stein,  der  11  Pfd.  wog.  Nähere  Nach- 
richten sind  mir  nicht  bekannt  (Partsch  a.  a.  O.  S.  144). 

1842  April  26.  3  Uhr  Nachm.  Meteorsteinfall  zu  Pu- 
sinsko-Selo  bei  Milena  in  Croatien;  ein  Stück  von  2*  Pfd. 
Gewicht  wurde  auf  einem  Acker  gefunden,  4  Meile  davon 
ein  anderes.  Die  Explosion  erfolgte  in  mehren  Absätzen, 
wie  schwerer  Geschützdonner;  das  Getöse  dauerte  15  Mi- 
nuten (Pogg.  Ann.  Bd.  56,  S.  644).  Nach  Partsch 
(No.  39  S.  56)  ist  die  Grundmasse  lichtaschgrau  mit  brau- 
nen Rostflecken,  undeutlichen,  etwas  dunkleren  kugeligen 
Ausscheidungen,  ziemlich  viel  fein  und  mittelfein  einge- 
sprengtem metallischen  Eisen  und  sehr  fein  eingesprengtem 
Magnetkies;  er  hat  eine  matt  oder  schwach  schimmernde 
Rinde,  gehört  somit  zu  den  gewöhnlicheren  Meteorsteinen. 

1842  August  5.  5  Ubr  Ab.  hörten  einige  Arbeiter  zu 
Harrowgate  in  England  während  eines  heftigen  Sturmes 
mit  häufigem  Blitzen  in  S.W.  ein  Pfeifen  in  der  Luft,  und 
zu  derselben  Zeit  sahen  sie  in  einiger  Entfernung  einen 
schwarzen  Gegenstand  niederfallen:  man  erkannte  ihn  als 
einen  grofsen  Meteorstein,  ähnlich  dem  vor  einigen  Jahren 
in  Cardiffe  gefallenen.  Thompson  und  Montgomery 
fanden  ihn  von  demselben  Aussehen,  wie  die  Basalte  von 
Giants  Causeway.  Der  Stein  soll  bei  seinem  Niederfallen 
hei£s  gewesen  seyn;  es  fanden  sich  in  ihm  silberweifse  Par- 
tikelchen vor  (T  Inst  it.  No.  457). 

1842  November  30.  fiel  zwischen  Jeetala  und  Mor 
Monnee  in  Myhee  Caunta  in  Indien*,  nordöstlich  von  der 
Stadt  Ahmedabad  ein  Steinregen  mit  Sturm.  Eine  Probe 
der  niedergefallenen  Steine  gelangte  später  an  die  geo- 
graphische Gesellschaft  zu  Bombay  und  ward  vom  Prof. 
Her  ib.  Girand  untersucht  und  als  dem  Aerolith  von 
Dharwar  (1848  Febr.  15.)   ähnlich   befunden  (s.  diesen). 


367 

Sein  spec.  Gewicht  betrug  3,36  (Edinb.  N.  Pbilos.  Journ. 
Vol.  XL VII,  p.  53). 

1843  im  März:  Meteorsteinfall  von  Bishopville  in  Süd- 
Carolina  (N.  A.).  Von  diesem  höchst  merkwürdigen  Me- 
teorit theilt  Uphaui  Shepard  folgenden  Bericht  von 
Dr.  J.  C.  Haynsworth  mit  (Sillim.  Anier.  Journ.  2  S. 
Vol.  VI,  p.  411): 

»...  Ich  bin  im  Besitze  eines  Meteorsteines,  welcher 
im  März  1843  bei  Bishopville  in  dem  nördlichen  Theile 
von  Sumter  District  (in  S.  Carolina)  gefallen  ist.  Der 
Lauf  dieses  Meteores  und  seine  Explosion  wurden  von 
mehreren  Personen  der  dasigen  Gegend  (von  30  bis  40 
miles  Durchmesser)  wahrgenommen;  den  Niederfall  des 
Steines  selbst  sahen  mehrere  Neger.  Als  diese  die  dadurch 
verursachte  Höhlung  im  Boden  bemerkten,  war  ihr  Schrecken 
sehr  grofs,  noch  mehr  aber  über  den  unerträglichen  Schwe- 
felgeruch, mit  welchem  die  Luft  erfüllt  war,  so  dafs  sie 
davon  flohen.  Am  folgenden  Morgen  jedoch  kehrten  sie, 
mit  einem  Weifsen  an  der  Spitze,  zu  dem  Fleck  zurück, 
und,  nachdem  sie  3  Fufs  tief  in  dem  sandigen  Boden  ge- 
graben hatten,  gelangten  sie  zu  dem  Steine.  Er  hat  mehr 
das  Ansehen  von  Kalkstein,  als  irgend  ein  anderer,  obgleich 
er  schwerer  ist,  als  ein  eben  so  grofses  Stück  Kalkstein. 
Es  sind  in  ihm  zahlreiche  Partikeln  zerstreut,  welche  Eisen- 
oxyd gleichen;  er  ist  mit  einer  dunkelglänzenden  Oberfläche 
überrindet,  und  beim  Aufschlagen  macht  sich  ein  Schwe- 
felgeruch überwiegend  merkbar.  Bei  dem  Zutritt  von  Luft 
und  Feuchtigkeit  im  Innern  beginnt  er  sieb  zu  zersetzen, 
sobald  Theile  der  glasartigen  Rinde  davon  entfernt  sind.« 
Sein  Gewicht  war  13  Pfund  und  sein  längster  Durchmesser 
(er  ist  von  länglicher,  beinahe  eiförmiger  Gestalt)  ist  9". 
Da  der  Stein  sehr  spröde  ist,  so  ist  die  Rinde  von  den 
Ecken  des  Steines  abgesprungen :  da  aber,  wo  sie  ihn  be- 
deckt, hat  sie  im  Allgemeinen  ein  mildes  Ansehen;  die  Far- 
ben sind  schwarz,  weifs,  blaugrau,  nicht  unähnlich  gewölk- 
tem Marmor.  Die  schwarzen  Theile  sind  glänzend  und 
obsidianähnlich,  die  grauen  und  weifsen  gröfstentheils  matt: 


368 

der  Stein  ist  mit  häufigen  Spalten  durchzogen,  welche  sich 
bis  weit  in  das  Innere  desselben  fortsetzen.  Die  perlweifse 
Farbe  seiner  Grundmasse  und  des  feldspathartigen  kristal- 
linischen Gemengtheils  lassen  ihn  bei  dem  ersten  Anblicke 
nur  als  eine  zersetzte  Masse  von  Albit-Granat  betrachten; 
eine  nähere  Prüfung  zeigt  aber,  dafs  sie  von  jedem  irdischen 
Mineral  verschieden  ist.  Shepard  nennt  dies  Mineral 
Chladnit ')  und  hält  es  für  ein  Bisilicat  von  Talkerde  und 
Natron.  Diese  Grundmasse  wird  von  kleinen  schwarzen 
Adern  durchzogen  und  schliefst  hie  und  da  Körner  von 
Nickeleisen  ein.  Gelegentlich  findet  man  auch  schwarze 
Körner,  selbst  Krystalle  von  Chromsulphuret  (Sckreibersit, 
Shep.  oder  Shepardit,  Ha  id.).  Braun  gefärbte  Schwefel- 
kiese sind  durch  die  ganze  Masse,  aber  in  geringer  Menge 
zerstreut;  ein  eigentümlich  blaues  Mineral  (Jodolit)  und 
ein  honiggelbes  (Apatoid),  ebenso  Schwefel  befinden  sich 
in  Spuren  in  dem  Steine  von.  Bishopmlle.  Im  Ganzen  zeigt 
er  folgende  Zusammensetzung: 

Chladnit  90 

Anortbit  6 

Nickeleisen  -  2 

Schwefelkies,  Schwefel 
Schreibersit,  Jodolit  und  Apatoid 

100. 
1843  Juni  2,  8  Uhr  Abends:  Meteorsteinfall  von  Blaauwo- 
Kapel  bei  Utrecht.  Er  fiel  vor  den  Augen  eines  Bauers  bei- 
nahe senkrecht  hernieder  uud  schlug  3  Fufs  tief  in  den 
Boden  ein.  Der  Stein  wog  7  Kilogramme;  3  Tage  später 
ward  noch  eiu  Stein  von  2,7  Kilogr.  Gewicht  gefunden. 
Beide  Steine  hatten  das  Ansehen  der  Steine  von  l'Aigle 
und  Statinem.  Die  Detonation  wurde  75000  Meter  (über 
3  Meilen)  weit  gehört;  entferntere  Personen  hörten  ein 
von  West  nach  Ost  sich  verbreitendes  Geräusch  und  Pfei- 
fen 

1)  Ucber  die   in    den   Meteorsteinen   aufgefundenen   neuen  Mineralspecies 
behalte  ich  mir  einige  Bemerkungen  in  meiner  größeren  Schrift  ror. 

D.  Verf. 


369 

fen  in  der  Luft  (Po gg.  Ann.  Bd.  59,  p.  348).  Die  beiden 
Meteorsteine  haben  eine  unregelmäfsige,  polyedrische  Ge- 
stalt mit  vielen  Vertiefungen,  und  sind  mit  einer  schwar- 
zen Binde  bedeckt.  Das  Innere  der  Masse  ist  körnig  und 
graulich;  auch  finden  sich  viele  Eisentheilchen  darin  ein- 
gesprengt (Ac.  de  BruxelL  1843  Juli  8).  Hr.  Dr.  v.  Baum- 
hauer hat  über  diesen  Stein  eine  äufserst  vollständige  Ana- 
lyse angestellt  und  dieselbe  in  Pogg.  Ann.  Bd.  66,  p.  485 
mitgetheilt;  sie  gehört  zu  den  instructi vsten ,  welche  wir 
über  derartige  Körper  besitzen.  —  Er  fand  das  specif.  Ge- 
wicht des  ganzen  Steines  =3,57  —  3,65  (das  des  magneti- 
schen Theiles  =4,93,  das  des  nicht  magnetischen  =3,43). 
Die  procentische  Zusammensetzung  dieses  Meteorsteines  ist 
nun  folgende; 

10,91  magnetische  Theile,  bestehend  aus: 

7,353  Nickeleisen 

3,557  Silicate 
10,910. 

89,09  nicht  magnetische  Theile  bestehend  aus: 
48,181  in  Säuren  löslichen  Theilen: 
1,788  Nickeleisen 
4,898  Schwefeleisen 
0,201  Chromeisen 

41,294  Olivin  (verschieden  vom  telluri- 
schen) 
48,181 
40,909  in  Muren  nicht  löslichen  Theilen: 


100,00      89,090. 

4,838  Olivin 

0,704  Chromeisen 

10,980  Albit  )  identisch  mit  dem  tellu- 
24,387  Augit  )  rischen  Albit  und  Augit. 
40,909. 

Die  entfernteren  Bestandtheile  des  Meteorsteines  von 
Utrecht  in  Procenten  sind  nun: 

Poggend.  Ann.  Ergänzungsbd.  IV.  " 


370 

Schwefel I£W 

Phosphor <M>05 

E$CD 11,066 

Nicke!  n.  Kobalt    ....       1,242 

Kupfer  u.  Zinn 0,025 

Kieselsäure 39,301 

Eisenoxydul 15,296 

Manganoxydal  a.  Nickeloxyd       0,609 

Cbromoxrd 0,656 

Kupfer-  u.  Zinnoxyd  .     .     .       0,256 
Thonerde  ......  2,252 

Talkenle .    24,366 

Kalkerde M80 

Natron 1*19» 

Kali 0,152 

100,000  o 
1843  Juli  26.  34  Uhr  Nachmittags:  Meteorsteiofall  von 
Manjegaon  bei  Eidulabad  in  Khandeesh  (Ost-Indien>.  Nach 
einem  durch  den  englischen  Artillerie  -  Capitän  James 
Abbot  verfafsten  protokollarischen  Bericht  der  Augen- 
zeugen dieses  Meteorsteinfalles  an  die  Asiatische  Gesell- 
schaft in  Calcutta  sind  die  näheren  Umstände  desselben 
folgende: 

»3^  Uhr  Nachmittags  fiel  in  der  Nähe  des  Dorfes  Man- 
jegaon eine  wunderbare  Kugel«  (ghybee  golah)  herab  mit 
einem  grofsen  Geräusche,  welches  man  20  Meilen  in  der 
Runde  hören  konnte;  beim  Aufschlagen  war  sie  in  eine 
Menge  Stücke  zersprungen,  welche  weit  und  breit  zer- 
streut waren.  Der  aufgefundene  Stein  fühlte  sich  kalt 
an  und  war  schwarz:  nach  Verlauf  eines  Tages  wurde  er 
blau  und  später  weifs.  Eine  Lichterscheinung  wurde  nicht 
bemerkt:  das  Loch  in  der  Erde  hatte  1|  Spannen  im  Durch- 
messer und  war  3  Finger  breit  tief.  Die  Kugel  hatte  die 
Gestalt  von  einem  »kedgeree  pot«  (10"  im  Durchmesser); 
der  Himmel  war  bei  dem  Falle  bedeckt,  aber  ohne  Regen. 
Der  Stein  war  zwar,  wie  gesagt,  beim  Aufschlagen  in 
mehrere  Stücke  zersprungen,   aber  es  war  nur  ein  Stein 


371 

gefallen:  er  war  aufsen  schwarz 'und  innen  gelb.  Die 
untersuchten  Proben  bestehen  hauptsächlich  aus  einer  er- 
digen, graulich  -weifsen,  pulverartigen  Substanz,  an  einigen 
Stellen  hellblaugrau  gefärbt;  sie  ist  sehr  leicht  zerreiblich 
und  färbt  ab.  In  der  erdigen  Masse  sind  häufig  hellgrüne, 
glänzende  Partikeln  von  Olivin,  einzeln  und  in  Nestern, 
ähnlich  dem  grünen  Glimmer  oder  Feldspäth,  eingelagert; 
an  der  einen  Seite  des  untersuchten  Stückes  befand  sich 
eine  glänzende,  schwarze  Rinde  ohne  metallischen  Strich 
und  äufserst  dünn  und  zerbrechlich;  überhaupt  zeichnet 
sich  dieser  Stein  durch  seine  pulverförmige  Beschaffenheit 
aus;  das  speeif.  Gewicht  beträgt,  so  weit  es  bestimmt  wer- 
den konnte,  4  bis  4,5  (wohl  zu  hoch)  vergl.  Rep.  of  the 
BHt,  Ass.  f.  1850  p.  122  —  126.  — 

?  1843  August  6.  Muthmafslicher  Meteorsteinfall  zu 
Rheine  in  Westphalen.  In  der  Nacht  zwischen  1  und  2  Uhr 
erschien  in  S.W.  etwa  41°  hoch  plötzlich  eine  hellglän- 
zende weifse  kugelförmige  Scheibe  in  schlangenförmige 
Strahlen  sich  auflösend;  15  Sekunden  darauf  erfolgte  ein 
dumpfer  Donner.  Man  hat  aber  keinen  Stein  aufgefun- 
den (Po gg.  Ann.  Bd.  60.  S.  152.). 

1843  September  16,  5  Uhr  Ab.:  Meteorsteinfall  zu 
Klein-  Wenden  im  südlichen  Theile  des  Wipperthaies  im 
Kreise  von  Nordhausen.  —  Hr.  A.  v.  Humboldt  berichtet 
hierüber  nach  den  von  dem  Landrathe  Hrn.  v.  Byla  sorg- 
sam eingesammelten  NachHchten  folgendermafsen  (Sitzungs- 
bericht der  Berlin.  Acad.  d.  Wissensch.,  Oeff.  Sitzg.  1844 
Jan.  24,  S.  26.): 

»Der  vorliegende  Meteorstein,  jetzt  noch  (da  ein  klei- 
nes Stück  davon  abgeschlagen  ist)  an  Gewicht  5  Pfund 
23y  Loth  schwer^  ist  am  16.  September  1843  4£  Uhr  Nach- 
mittags in  einem  Karrtoffelfelde  bei  dem  Dorfe  Klein- Wen- 
den, nordwestlich  von  Almenhäusen,  im  südlichen  Theile 
des  Wipperthaies,  zwischen  Klein-W enden  und  München- 
lohra  niedergefallen.  Der  Aerolithenfall  ist  diesmal  nicht, 
wie  es  sonst  gewöhnlich  ist,  aus  einem  kleinen  schwärz- 
lichen Gewölk  erfolgt,  in  dem  man  einzelne  Entladungen, 

24* 


372 

wie  von  Geschütz,  vernimmt;  der  Aerolith  von  Klein  - 
Wenden  fiel  bei  ganz  heiterem  Himmel:  weder  Gewölk 
noch  Lichterscheinung  waren  sichtbar.  Man  hörte  einen 
furchtbaren  Kanonenschafs  (schwächer  wurde  dieser  bei 
Erfurt  vernommen)  und  dann  ein  Getöse  und  Geprassel, 
das  mit  vielen  auf  einem  schnellfahrenden  Wagen  zusam- 
mengerüttelten Steinen  verglichen  wurde.  Man  sah  den 
Stein  von  Südost  nach  Kordwest  fallen ;  er  machte  im  dör- 
ren Boden  eine  Vertiefung  von  nur  4  bis  5  Zoll  und  war 
(was  immer  bemerkt  worden  ist)  &o  heifc,  dafs  man  ihn 
eist  nach  mehreren  Minuten  berühren  konnte.  Es  ist  nur 
ein  einziger  Stein  gefunden,  ob  man  gleich  Anfangs  hof- 
fen durfte,  es  wäre  ebenfalls  ein  Stein  in  Almenhausen 
gefallen,  wo  das  Geprassel  besonders  stark  gehört  worden 
war.  Der  Meteorstein  von  Klein -Wenden  hat  die  merk- 
würdige vierseitige  prismatische  Form,  welche  Hr.  v.  Schrei- 
bers an  so  vielen,  zu  ganz  verschiedenen  Epochen  und  in 
ganz  entlegenen  Gegenden  gefallenen  Meteorsteinen  beob- 
achtet hat.  Er  lag  auf  dem  Boden  so,  dafs  die  breite 
Grundfläche  nach  unten  und  die  verschobene,  fast  pyra- 
midale Zuspitzung  nach  oben  gerichtet  war.  Eine  chemi- 
sche Analyse  dieses  kleinen,  aus  dem  Weltenraume  her- 
abgefallenen Asteroiden  hat  noch  nicht  gemacht  werden 
können  (nämlich  bis  Januar  1844).  Hr.  G.  Böse  erkennt 
in  ihm  eine  auffallende  Aehnlichkeit  mit  dem  Aerolithen 
von  Erxleben.  Der  von  Klein  -Wenden  enthält  eine  grau- 
lich wetfse,  feinkörnige  Grundmasse,  in  der  das  Nickel- 
eisen  in  meistens  sehr  feinen,  selten  etwas  gröfseren  Kör- 
nern eingesprengt  ist.  Daneben  liegen  einzelne,  bräunlich 
graue,  bis  erbsengrofse  Körner  von  unebenem  Bruche. 
Hr.  G.  Böse  bemerkt,  dafs  die  Gruhdmasse  mit  Säuren 
gelatinirt.» 

Hr.  C.  Bammelsberg  hat  nun  später  diesen  Stein 
chemisch  auf  das  Vollständigste  untersucht,  und  in  ihm 
zuerst  das  Dasein  der  Hornblende  (statt  des  bisher  allgc- 
mein  angenommenen  Äugit),  als  eines  Bestandtheiles  meh- 
rerer Meteorsteine  dargethan   (Monatsber.   d.  Berl.  Acad. 


373 

d.  Wiss.  1844  Juni  17.  >  Pogg.  Ann.  Bd.  62.  S.  449.). 
Dieser  Meteorstein  von  Klein- Wenden  gehört  zu  der  gro- 
fsen  Klasse  von  Meteoriten,  welche  ein  Gemenge  von  Me- 
teoreisen und  nicht  metallischen  Silicaten  sind.  Die  Grund- 
masse des  untersuchten  Steines  erscheint  auf  den  ersten 
Anblick  grau;  unter  der  Loupe  unterscheidet  man  aber 
darin  ganz  deutlich  gelblich  grüne  Parthien  vom  Ansehen 
des  Olibins  und  schwarze,  glänzende  Körner,  dem  Augii 
ähnlich.  Krystallisirte  Ausscheidungen  fehlen,  und  der 
Magnetkies  erscheint  von  bräunlicher  Farbe.  Hr.  Ram- 
me Isberg  fand  das  specif.  Gew.  des  Steines  =  3,7006. 
Das  Resultat  seiner  Analyse  ist  nun  folgendes  (wobei  die 
quantitative  Bestimmung  der  einzelnen  Bestandtheile  nur 
mit  Hülfe  der  Rechnung  erlangt  werden  konnte,  wie  über- 
haupt bei  allen  Meteorsteinen). 

100  Theile  des  Meteorsteines  von  Klein -Wenden  ent- 
halten: 

18,37  magnetischen   Theil  (spec.  Gew.  =  7,513),  beste- 
hend aus: 

18,31     .     .     Nickeleisen: 

Eisen 88,980 

Nickel  und  Kobalt  .     10,351 

Zinn 0,349 

Kupfer 0,213 

Phosphor    .     .     .  0,107 

100,000 
0,06     .    .     Schwefeleisen 

81,63  nicht-magnetischen  Theil  und. zwar: 
100,00 

81,63 

A.  39,29  durch  Säuren  zersetzbare  Theile: 

5,55  *.     .     Schwefeleisen 
4,59     .     .     Nickeleisen 
29,15     .     .     Olivin 
39,29 


i 


374 


B.   42,34  durch  Saurem  tmzersetzbare  Theiler: 


81,63 


41,30 


.     .     SiHcale  bestehend  aus: 
8,864     •     Olwin 
12,732     .     Labrador 
19,704     .     Augit  (Hornblende?) 


41,300 


1,04 


Chromeuen 


42,34 


Der  ganze  Stein  ist  also  ein  Gemenge  aus  folgenden 
Mineralien : 


Kickeleisen 
Chromeisen 
Magnetkies 
Olivin  .  . 
Labrador  . 
Augit     .     . 


22,904 

1,040 

5,615 
38,014 
12,732 
19,704  (Hornblende?) 


100,000  (9?) 

Die  entfernteren  oder  Grundbestandtheile  des  Meteor- 
steines Ton  Klein -Wenden  sind  also: 


Schwefel 
Phosphor 
Eisen       .     . 
Nickel     .     . 
Zinn   .     .     . 
Kupfer    .     . 
Chromoxyd 
Kieselsäure  . 
Talkerde 
Eisenoxydul 
Thonerde     . 
Kalkerde 
Manganoxydul 
Kali    .    . 
Natron    .     . 


2,09 

0,02 
23,90 

2,37 

0,08 

0,05 

0,62 
33,03 
23,64 

6,90 

3,75 

2,83 

0,07 

0,38 

0,28 
100,01.  — 


375 

1843  November  10.  oder  12.,  5  Uhr  Ab.,  hörte  Hr. 
Vigne  auf  einem  Schiffe  auf  der  Donau  einen  lauten 
Knall,  wie  den  einer  Flinte;  der  Himmel  war  klar  und 
wolkenfrei.  Er  erblickte  nun  eine  vollkommen  weifse 
Wolke,  oder  einen  Nebel,  welcher  offenbar  von  einer 
langsamen,  in  3  bis  4  Minuten  erfolgenden  Explosion  her- 
rührte. Es  schien  Nichts  herabzufallen.  (Rep.  of  the  Brit. 
Ass.  f.  1848.) 

1844  October  21.  zwischen  6^  und  7  Uhr  Morgeus 
fiel  zu  Favars  im  Canton  Layssac  in  der  Schweiz  mit  ei- 
ner grofsen  Explosion  ein  Stein  hernieder,  welcher  auch 
in  einem  Loche  gefunden  ward  (VInst.  No.  570.).  Nähere 
Nachrichten  sind  mir  nicht  bekannt. 

.  1846  Mai  8,  9£  Uhr  Morg.:  Meteorsteinfall  von  Monte 
Milone  in  Italien.  An  den  Ufern  der  Potenza,  nordöstlich 
von  dem  Dorfe  Monte  Milone,  8  Meilen  von  Maverata  in 
der  Mark  Ancona,  hörte  man  1846  Mai  8,  9^  Uhr  Mor- 
gens bei  völlig  bewölktem  Himmel,  schwachem  Sirocco 
(Südwest)  und  schwachem  Regen  eine  heftige  Detonation; 
dieser  folgte  nach  3  Minuten  der  Fall  mehrerer  Aerolithen, 
von  denen  einer  ein  Loch  von  66  Centimeter  Tiefe  und 
9,5  Centim.  Durchmesser  gehöhlt  hatte;  dieses  Stück  wog 
1  Pfund.  Dieser  Meteorstein  befindet  sich  in  der  Samm- 
lung von  M.  L.  Med.  Spada  zu  Rom  und  hat  die  Gestalt 
eines  würfelähnlichen  Parallelepipedon  mit  abgerundeten  Ek- 
ken.  Mehrere  andere  Aerolithen  sind  gleichzeitig  auf  jede 
Seite  des  Flusses  gefallen  und  die  gröfste  Anzahl  in  den 
Flufs  selbst;  diese  konnten  aber  nicht  aufgefunden  werden, 
da  der  Flufs  gerade  sehr  angeschwollen  war  und  Kies  und 
Schlamm  mit  sich  führte.  Unter  denen,  die  man  aus  der 
Erde  grub,  fanden  sich  einige  von  1 1  Unzen  bis  6  Pfund. 
Nach  einer  nicht  gatfz  genauen  Untersuchung  von  Spada 
waren  diese  Aerolithen  mit  einer  schwarzen  Uiude  bedeckt: 
die  innere  Structur  ist  feinkörnig  und  halb  kristallinisch; 
die  Farbe  ist  aschgrau,  beinahe  weifslicb;  der  Stein  zeigt 
kleine  metallische  Punkte  und  Adern  und  die  Magnetnadel 
wirkt  stark  auf  ihn  ein.     Mit  Hülfe  der  Loupe  kann  man 


376 


Magnetkies,  Nidel T  Kobalt,  aber  harn  Chrom  entdecken. 
Die  gran- weibliche  Maate  schont  Labrador  oder  Albit 
zu  sdn  (Miasf.  Jfo.666.);  überhaupt  ähnelt  dnser  Stein 
sehr  den  tod  Klein -Wenden. 

1816  in  Sommer  fiel  zu  Eieklamd  in  SwMTomiaui  wah- 
rend eines  heftigen  Gewitters  ein  Meteorstein  herab:  er 
war  vollkommen  rund  and  hatte  einen  Durchmesser  von 
%\  Zoll:  er  wog  6|  Unze.  Die  Rinde  war  dunkel  roth- 
braun; das  speeif.  Gew.  betrog  2^32.  Shepard  fand  in 
ihn  folgende  Bestandtfaeile  (SU?.  Amur.  Jmm.  2.  S.  VoL  X. 
p.  127.): 

Kieselerde  .  .  80,420 
Thonerde  .  .  15,680 
Eisenoxjdul  2,513 

Talkerde  .  .  0,700 
Kalkerde      .  0,500 

99,813. 

Besonders  merkwürdig  bei  diesem  Meteorstein  ist  das  Vor- 
kommen ?on  Quarz,  welcher  bis  dahin  noch  niemals  in 
einem  Meteorsteine  wahrgenommen  worden  ist;  er  weicht 
hierdurch  von  allen  anderen  ab. 

1846  im  October:  Meteorsteinfall  von  Ckmcord  in  New- 
Hampshire  (N.  A. ).  Zwei  Standen  nach  Sonnenuntergang 
sah  man  za  Concord  bei  völlig  heiterem  Himmel  eine  Feuer- 
kugel; einige  Zeit  darauf  nahm  man  ein  Getöse  wahr  und 
ein  Beobachter  sah  einen  Körper  15  Fofs  von  ihm  entfernt 
niederfallen ;  auf  dem  Boden  rollte  er  noch  etwas  weiter  (?). 
Nach  einigem  Sachen  fand  er  die  Masse  and  übergab  sie 
an  Prof.  Si  11  im  an  zur  Untersuchung.  Sie  ist  eine  der 
kleinsten  herabgefallenen  Meteoritmassen  und  wiegt  370  J 
Gran:  die  äufsere  Fläche  ist  überall  mit  einer  gräulich- 
wehsen,  glänzenden  Emaille  bedeckt,  und  dunkelbraune 
metallische  Pünktchen  sind  darin  eingesprengt.  Das  In- 
nere ist  schlackig,  wie  theilweise  geschmolzener  Feldspath; 
der  Stein  ist  sehr  hart  and  hat  keine  Rinde:  er  trägt  An- 
zeichen einer  intensiven  Erhitzung  an  sich.  —  Sil  lim  an 


377 

fand  bei  seiner  Analyse  folgende  Zusammensetzung  (Stil. 
Journ.  2  S.  Vol.  IV,  p.  353): 

Kieselsäure  .  .  84,973 
Talkerde  ...  12,076 
Natron .     .     .     .      2,718 

99,767. 
Er  meint  nun,  dafs  diefs  eine  ganz  identische  Zusammen- 
Setzung  sei  mit  der  des  Chladnit.  Shepard  aber  behaup- 
tet, sie  seien  von  einander  verschieden  und  legt  hierb«i 
die  Thomsonschen  Atomgewichte  zu  Grunde,  während 
Silliman  von  denen  des  Berzelius  ausging  (ib.  2  5. 
Vol.  VI,  p.  356). 

?  1846  Juni  7.  ist  zu  Darmstadt  an  der  katholischen 
Kirche  ein  Meteorstein  (?)  von  16|  Loth  Gewicht  gefun- 
den worden  (Schles.  Zeitg.  1846  Juli  17). 

1847  November  11,  9  Uhr  Ab.  fiel  zu  Lowell  in  Eng- 
land (oder  N.  Amerika)  nach  der  Erscheinung  einer  Feuer- 
kugel am  westlichen  Himmel,  von  der  Gröfse  der  Sonne 
und  von  5  Minuten  Dauer,  eine  Masse  unter  Getöse  vor 
vielen  Augenzeugen  herab;  sie  betrug  4  Fufs  im  Durch- 
messer, wog  442  Pfund  und  verbreitete  einen  unangeneh- 
men Geruch  (VInsL  iVo.  679). 

1846  December  25,  2  Uhr  Nachmittags:  Meteorstein- 
fall von  Schöneberg  bei  Mindelthal  in  Bayern  bei  trübem 
Schneehimmel  und  nach  4  langsam  auf  einander  folgenden, 
kanonenschufsähnlichen  Explosionen,  wodurch  die  Wolken 
sich  auflösten  und  die  Sonne  hervortrat.  Der  Stein  war 
in  einen  mit  Schnee  bedeckten  Garten  gefallen  und  in  den 
hartgefrorenen  Lehmboden  2  Fufs  tief  eingeschlagen.  Der 
Meteorstein  bildet  eine  abgestutzte  unregelmäfsige  Pyra- 
mide mit  4  schmäleren  und  einer  breiteren  Seitenfläche, 
einer  ziemlich  ebenen  Grundfläche  und  einer  stumpf- pris- 
matischen Spitze,  mit  meistens  abgerundeten  Kanten;  auf 
der  Oberfläche  ist  er  uneben,  mit  einer  schwarzen,  schlak- 
kenartigen  Rinde  überzogen;  Alles  weist  darauf  hin,  dafs 
er  das  Bruchstück  einer  gröfseren  Masse  ist.  Seine  innere 
Structur  gleicht  der  eines  feinkörnigen  Dolerit;  in  der  un 


378 

bestimm  teil  Grundmasse  treteu  einzelne  MetallAiuimercbeD 
von  krystallisirtem  Eisen  und  Nickeleisen  vor,  ebenso  in 
der  schwarzen  Rinde  einzelne  Streifen  und  Körner  von 
Eisen.  Im  Ganzen  ist  das  körnige  Gefüge  ziemlich  dicht, 
aber  die  einzelnen  Stückchen  sind  mit  dem  Finger  zer- 
reiblich.  Das  Gewicht  des  ganzen  Steines  ist  17  Pfund 
5Loth  (württemb.)  (er  ist  8"  hoch,  7"  breit  und  5"  dick); 
das  specif.  Gew.  ist  aber  =  3,7  bis  3,8.  (Landbeck  in 
dem  2.  Hefte  der  Jahresber.  des  Vereins  f.  vaterl.  Natur« 
künde  in  Württemb.  f.  1846  S.  383  ff.,  auch  Po  gg.  Ann. 
Bd.  70,  S.  335.)  Nach  Schaf  häutl,  welcher  durch  die- 
sen  Meteorstein  zu  einer  höchst  interessanten  Abhandlung 
über  die  Meteorsteine  veranlafst  wurde  (Münch.  Gel.  Anz. 
Bd.  24.  No.  69,  1847  April  7.)  gehört  er  zu  den  schwer 
schmelzbaren  Meteorsteinen. 

1847  Februar  25,  2  Uhr  50  Min.  Nachm.:  Meteorstein- 
fall von  Linn  Co  in  Jotoa  (N.  A.).  Uphain  Shepard 
theilt  in  SM.  Am  er.  Journ.  2  S.  Vol.  IV,  p.  288.  folgende 
Thatsachen  über  diesen  Meteorsteinfall  nach  einem  an  Ort 
und  Stelle  des  Niederfallens  gewonnenen  Berichte  von 
Bcv.  Reuben  Gavlord  von  Hartford  in  Jowa  mit, 
welcher  einige  Proben  von  diesem  merkwürdigen  Steine 
sammelte.  Der  gröfste  Theil  Masse  war  in  zu  kleine  Frag- 
mente geborsten,  als  dafs  sie  der  Wissenschaft  hätten  nutzeu 
können.  Die  eingesandten  Proben  bestehen  aus  kleinen 
Kügelchen  von  nickelhaltigem  Eisen,  durch  welches  eiu 
graues,  feldspathartiges  Mineral  verbreitet  ist.  —  »1847 
Februar  25,  2  Uhr  50  Min.  Nachm.  wurde  die  Aufmerk- 
samkeit der  dasigeu  Bewohner  durch  ein  dumpfes  Ge- 
räusch, wie  von  fernem  Donner,  erregt:  alsdann  hörte 
man  drei  sich  in  gleichen  Zeiten  aufeinander  folgende  Ex- 
plosionen, wie  ein  schwerer  Kanonendonner  in  ?  Meile 
Entfernung.  Diesem  folgten  schwächere  Knalle,  wie  von 
Pelotonfeuer.  Alsdann  _  wurde  in  verschiedenen  Richtun- 
gen ein  Sausen  in  der  Luft  gehört;  zwei  Mäuner  folgten 
der  Richtung  eines  dieser  Töne  und  sahen  70  Schritte  vor 
sich   den  Schnee   auffliegen:  ein  Stein  war  niedergefallen, 


379 

der  sich  bei  12  bis  8  Fofs  Höhe  in  zwei  Theile  getheilt 
hatte;  der  Stein  wog  2  Pfd.  10  Unzen.  Ein  zweiter  Steiu 
wurde  später  im  Frühjahre  1£  Meile  westlich  von  dem  er- 
steren,  ebenfalls  aus  zwei  Stücken  bestehend,  gefunden :  er 
wog  46  Pfd.  Ein  anderes  Stück  von  50  Pfd.  wurde  |  Meile 
davon  gefunden.  Sie  waren  sämmtlich  mit  einer  dünnen, 
schwarzen  Rinde  bedeckt;  sie  sind  voll  von  kleinen,  glän- 
zenden Partikelchen  und  kleinen  metallischen  Blättchen, 
die  man  Anfangs  für  Silber  hielt.  Die  Atmosphäre  war 
zur  Zeit  der  Erscheinung  meist  klar  und  sogar  warm;  das 
Getöse  ward  15  —  20  miles  weit  gehört  und  in  der  Rich- 
tung, woher  es  kam,  wurde  Rauch  gesehen.  Die  Bewe- 
gung des  Meteores  war,  nach  dem  Tone  zu  schliefsen,  nach 
S.O.  zu.  Shepard  bat  nun  eines  dieser  Stücke  genau 
untersucht;  die  Gestalt  ist  die  einer  unregelmäfsigen,  vier- 
seitigen Pyramide  mit  vielen  Eindrücken  an  der  unver- 
sehrten Oberfläche  und  mit  einer  schwarzen,  dicken  Rinde 
bedeckt.  Die  Farbe  des  Steines  ist  im  Innern  perlgrau; 
eine  genauere  Besichtigung  zeigt  sichtbare  Flecken  von 
Eisenrost  und  zahlreiche,  sehr  glänzende  Kügelchen  von 
Nickeleisen;  seltener  findet  man  Magnetkies.  Das  haupt- 
sächlichste Kennzeichen  des  Steines  von  Jowa  besteht  in 
der  Homogenität  seiner  erdigen  Zusammensetzung:  er 
scheint  nur  eine  einzige  Mineralspecies  zu  enthalten,  wel- 
che nach  Shepard  vielleicht  eine  der  gewöhnlichsten  in 
den  Meteorsteinen-  und  bis  jetzt  nur  einer  genaueren  Kennt- 
nifs  entgangen  ist.  Shepard  nennt  diefs  Mineral  zu  Eh- 
ren H o w a r d ' s ,  des  bekannten  Verfechters  der  Chladni'- 
schen  Theorie:  Howardit.  Die  Bestandtheile  des  Meteor- 
steines von  Linn  sind  nun: 

Howardit  ....  83,00 
Nickeleisen  ....  10,44 
Magnetkies  ....  5,00 
Olivinoid  u.  Anorthit- Spuren 

98,44 

99,71. 


bestehend  aus: 

Kieselsäure   .     . 

.     63,06 

Eisenoxydul  .     . 

.     24,60 

Talkerde  .     .     . 

.     11,74 

Natron  u.  Kali  . 

0,31 

380 

1847  Deceinber  8,  S  Uhr  Nachm.  ward  zu  Foresthitl 
in  Arkansas  der  bis  dahin  heitere  Himmel  völlig  trübe; 
die  Wolken,  oder  Das,  was  sie  zu  sein  schienen,  wirbel- 
ten sich  zu  den  wunderbarsten  Windungen;  von  mehr  als 
100  Personen  ward  eine  betäubende  Explosion  gehört.  Die 
Erschütterung  war  so  stark,  dafs  die  Häuser  erzitterten 
und  die  Glocken  anschlugen.  Im  Augenblicke  der  Explo- 
sion senkte  sich  ein  feuriger  Körper  zur  Erde  herab  und 
streifte  dieselbe.  Nach  20  Minuten  war  der  Himmel  klar, 
wie  zuvor.  Das  von  dem  Aerolithen  gemachte  Loch  war 
8'  tief  uud  hatte  2J-"  im  Durchmesser;  die  schwarze  Masse 
war  noch  so  heifs,  dafs  darauf  gegossenes  Wasser  ver- 
dampfte; die  Masse  war  mit  einer  Rinde  bedeckt  (Stil. 
Amer.  Journ.  2  S.  Vol.  V.  p.  293).  Eine  nähere  Unter- 
suchung ist  mir  nicht  bekannt. 

1848  Februar  15.  gegen  1  Uhr  Nachmittag  fiel  ein 
Meteorstein  südlich  von  Negloor,  einem  Dorfe,  nur  wenige 
Meilen  von  dem  Zusammenflüsse  des  Wurda-  und  Toom- 
boodaflusses.  Der  Niederfall  wurde  nach  authentischen  Be- 
richten von  mehreren  Personen  wahrgenommen;  der  Stein 
war  in  mehrere  Stücke  zersprungen;  ihr  Ganzes  bildete 
eine  eiförmige  Gestalt  von  15"  im  gröfsten  und  von  11"  im 
kleinsten  Durchmesser:  das  eine  Ende  ist  abgeplattet  und 
mit  Eindrücken  versehen  (also  im  weichen  Zustande  auf  ei- 
nen harten  Körper  gestofsen).  Die  ganze  Oberfläche  ist  mit 
einer  schwarzen,  glänzenden  Rinde  bedeckt,  die  ungefähr 
TV;  dick  ist.  Die  Grundmasse  hat  ein  sandsteinartiges  An- 
sehen, mit  Metaüblättchen  von  Stecknadelknopfgröfse  durch- 
säet; das  specif.  Gew.  ist  3,512.  Eine  unvollkommene  Ana- 
lyse ergab  (Edinb.  N.  Philos.  Journ.  Vol.  XLVH,  p.  53): . 


Erdige  Silicate  . 

.     58,3 

Schwefel  .     .     . 

2,5 

Eisen  .... 

.     22,18 

Nickel      .     .     . 

.      6,76 

89,74. 
1848  Mai  20,  4  Uhr  15  Min.  Nachmitt.,  fiel  nach  einem 
von  Shepard   mitgctheilten  Berichte  von  Prof.  Cleave- 


i 


381 

1  and  in  Neü-Brauuschweig  (SM  Jmrn.  2  S.  Vol.  VI,p.  252) 
zu  Castine  in  Maine  (N.  A.)  ein  Meteorstein  herab.  Der 
Fall  war  von  einem  Getöse,  ähnlich  dem  des  Donners,  be- 
gleitet, welches  30 — 40  miles  weit  gehört  wurde;  bald 
darauf  vernahm  man  einen  zweiten  Knall.  Der  Stein  kam 
von  Südost  und  drang  bei  seinem  Falle  2"  tief  in  einen 
trockenen,  harten  Boden  ein.  Keine  Lichterscheinung  wurde 
von  den  den  Fall  beobachtenden  Personen  wahrgenommen, 
obgleich  der  Stein  nur  wenige  Fufse  von  ihnen  entfernt 
die  Erde  streifte.  Das  ganze  Gewicht  des  Steines  betrug 
1£  Unzen  avoir  dupois;  er  war  mit  einer  schwarzen  Rinde 
bedeckt:  die  eine  Seite  war  beinahe  flach,  die  andere  un- 
regelmäfsig  und  leicht  gewölbt.  Das  spec.  Gew.  ist  3,456. 
Im  Allgemeinen  ähnelt  er  dem  Steine  von  Pultawa  (1811 
März  12.),  unterscheidet  sich  aber  von  ihm  dadurch,  dafs 
er  eine  hellere  Farbe  und  einen  gröfseren  Glanz  besitzt, 
und  dafs  er  frei  von  Eisenrost  ist.  Das  Nickeleisen  ist 
in  kleinen  Partien  vorhanden;  der  Magneteisenkies  ist  leicht 
zu  erkennen,  wenn  er  auch  nur  in  sehr  kleinen  Partien 
vorhanden  ist;  es  sind  auch  einige  wenige  sehr  kleine 
schwarze  Punkte  zu  unterscheiden,  welche  wahrscheinlich 
Chromeisen  sind.  Das  gediegene  Eisen  beträgt  ungefähr 
11,22  Proc.  der  ganzen  Masse;  es  ist  ungewöhnlich  reich 
an  Nickel,  indem  seine  Zusammensetzung  mit  dem  Meteor- 
eisen von  Green  Co,  Tennessee  identisch  ist;  es  besteht 
nämlich  aus  85,3  Eisen  und  14,7  Nickel.  Der  erdige  Be- 
standteil ist  Howardit,  wie  bei  dem  Steine  von  Linn  (Stil 
Amer.Journ.  2  S.  Vol.  VI,  p.  252). 

1849  October  31,3  Uhr  Nachmittags,  wurden  die  Ein- 
wohner von  Charlottetown  in  Cabarras  Co  im  Staate  N. 
Carolina  (N.  A.)  durch  eine  plötzliche  Explosion,  welche 
sich  2mal  hinter  einander  wiederholte,  und  durch  ein  Ge- 
töse in  der  Luft  erschreckt.  Die  Töne  waren  bestimmt 
und  dauerten  länger  als  4  Minute;  es  waren  keine  Wol- 
ken am  Himmel,  nur  ein  Dunst  am  östlichen  Himmel  zu 
sehen.  —  Den  folgenden  Montag  (die  Explosion  geschah 
Mittwoch)  ward  auf  die  Nachricht  hin,   dafs  in  der  Graf- 


382 

schaft  Cabarras,  25  miles  weit  entfernt,  ein  wanderbarer 
Stein  vom  Himmel  gefallen  sei,  in  der  That  auf  der  Pflan- 
zung von  Mr.  Hiram  Post  ein  bläulich -graner  Stein  auf- 
gefunden; er  war  von  unregelmäfsiger  Gestalt,  8"  lang, 
6"  breit  und  4"  dick,  und  mit  schwarzer  Rinde  bedeckt, 
zeigte  gekrümmte  Eindrucke  und  wog  19  £  Pfd.  Er  ähnelt 
in  seiner  Structur  sehr  dem  Steine  von  Tabor  in  Böhmen 
(1753  Juli  3);  sein  speeif.  Gew.  ist  =  3,60  —  3,66.  She- 
pard  fand  folgende  Zusammensetzung  (SilL  Journ.  2  S. 
Vol.  IX.  p.  143.  und  Vol  X  p.  127): 

Nickeleisen  mit  Chrom   ....     6,320 

Magnetkies 3,807 

Kieselsäure 56,168 

Eisenoxydul 18,108 

Talkerde 10,406 

Thonerde 1,797 

Spuren  von  Kalk,  Kali  u.  Natron     3,394 

"  100,000. 
1849,  November  13,  6\  Uhr  Ab.:    Grofse  Feuerkugel 
in  Italien  und  Meteorsteinfall    zu   Tripolis   in  Afrika  (s. 
S.  150). 

1850  Januar  25:  Aerolithenregen  zu  Tripolis,  gefolgt 
von  einem  äufserst  strengen  Winter.  (Nach  einem  Briefe 
von  dem  Reisenden  Richardson  in  Edinb.  N.  Philo*. 
Journ.  Vol.  L.  p.  181.) 

1850  November  30,  3  Uhr  Nachmittags,  fiel  bei  dem 
Dorfe  Sulker,  nicht  weit  von  Bissempore  in  Indien,  nach 
einer  heftigen  Explosion  4'  tief  in  die  Erde  vom  Himmel 
ein  Stein  herab  (Rep.  of  the  Brit.  Ass.  f.  1851  p.  41). 

2.     Sabstanr.cn,  welche  aus  und  mit  Feuerkugeln  oder  Sternschnappen 

herabgefallen  sind. 

Unter  den  mir  hierüber  bekannt  gewordenen  Nachrich- 
ten kann  ich  nur  folgende  2  als  völlig  beglaubigte  hier 
hervorheben,  indem  alle  anderen  nur  Niederfälle  von  Me- 
teorstaub und  mikroskopischen,  animalischen  oder  vegetabi- 
lischen Organismen  sind.  —  Diese  beiden  sind  nun: 


38a 

1835  September  6,  zwischen  12  und  1  Uhr  Nachts, 
beobachtete  ein  Herr  Koch  zwischen  Friemar  und  Gotha 
80°  über  dem  Horizonte  eine  sehr  helle  Sternschnuppe  von 
einem  hellblauen  Glänze,  die  in  fast  senkrechter  Richtung 
herabfiel  (Anfangs  schien  sie  wie  eine  abgeschossene  Ra- 
kete in  die  Höhe  zu  steigen);  sie  verschwand  aber  noch 
hoch  in  der  Luft;  kurze  Zeit  nach  ihrem  Verschwinden 
fiel  3  Fufs  voll  dein  Beobachter  Etwas  von  dem  Umfange 
eines  Tellers,  auf  die  Erde  nieder  mit  einem  heftigen  Ge- 
räusch. Die  Beschreibung,  welche  Koch  in  Po  gg.  Ann. 
Bd.  36,  S.  315.  von  dieser  ovalen,  gallertartigen,  fettig  an- 
zufühlenden und  allmählig  verdunstenden  Substanz  giebt, 
stimmt  so  wohl  mit  anderen  Beschreibungen  tiberein;  — 
die  sogen.  Sternschnuppenmaterie  hat  nach  Aller  Aussagen 
stets  dieselbe  Beschaffenheit,  dafs  man  vielleicht  mit  eini- 
ger Wahrscheinlichkeit  eine  wirkliche  Existenz  derselben 
vermutben  kann,  und  dafs  nur  die  Flüchtigkeit  ihres  Be- 
stehens uns  hindert,  sie  näher  zu  untersuchen  und  kennen 
zu  lernen.  Die  Art  und  Weise  ihres  Bildungsprocesses 
wird  uns  freilich  noch  lange  ein  Räthsel  bleiben.  — 

Ferner  meldet  ein  Hr.  Buard  der  Pariser  Academie 
(1838  August  20.),  dafs  er  eines  Abends  bei  einem  Spa- 
ziergange plötzlich  durch  ein  helles  Licht  geblendet  wor- 
den sei  und  zu  derselben  Zeit  sei  eine  flockige,  glühende 
Masse  auf  eine  2  bis  3  Schritte  entfernte  Akazie  gefallen. 
Die  Feuerkugel  theilte  sich  in  mehrere  Stücke  und  fiel 
von  Ast  zu  Ast;  die  gröfsten  blieben  einige  Zeit  auf  dem 
Boden,  ehe  sie  völlig  erloschen  (VInst.  No.  243).  Dicfs 
spricht  abermals  für  die  Möglichkeit  einer  Feuersbrunst 
durch  eine  Feuerkugel,  wie  wir  mehrere  Beispiele  in  mei- 
nem Verzeichnisse  finden  können,  z.  B.  1846  Januar  16. 
und  März  22. 

Da. der  Niederfall  einer  sogen.  Sternschnuppensubstanz 
so  äufserst  selten  beobachtet  ist,  so  wäre  zu  wünschen, 
dafs  man  recht  Acht  darauf  hätte,  um  über  diesen  so  sehr 
problematischen  Theil  der  Sternschnuppenkunde  etwas  mehr 
Licht  zu  verbreiten.  — 


384 


Ol.    Constatirte  Eisenmassen 
(von  denen  sieh  auch  Proben  in  Sammlungen  befinden). 

I.  „  In  Europa. 
1.      In   Deutschland. 

1)  ?  Eisenma6se  aus  Sachsen,  auf  einer  Eisenhalde  bei 
den  Steinbacher  Seifen  werken  zwischen  Eibenstock  und  Jo- 
ham  -  Georgenstadt.  In  Schwedischen  Sammlungen  sind 
noch  einige  Stucke  befindlich.  (Chi.  u.  P.(artsch)  No.  73). 

2)  ?  Eisenmasse  wahrscheinlich  ebenfalls  aus  Sachsen, 
nach  Einigen  (u.  A.  von  Chladni)  aus  Norwegen  ange- 
geben; in  Norwegen  ist  aber  über  ein  Niederfallen  von 
Gediegeneisenmassen  Nichts  bekannt.  Stücke  von  dieser 
Masse  befinden  sich  in  den  Sammlungen  zu  Wien  und  Go- 
tha. Partsch  hat  überdiefs  gezeigt  (Partsch  a.  a.  O. 
S.  94),  dafs  die  angeblich  aus  Norwegen  und  die  aus  Sach- 
sen stammenden  Stücke  ein  vollkommen  identisches  Ver- 
halten äufsern,  wenn  man  sie  poliren  und  ätzen  läfst,  dafs 
sie  aber  sich  völlig  verschieden  von  dem  Pallas-Eisen 
zeigten. 

3)  ?  Eisenmassen  von  Bitburg  in  der  Ei  fei  nördlich  von 
Trier  (Partsch  No.  74).  Diese  Masse  wurde  1805  bei  Aus- 
besserung eines  Weges  gefunden  und  in  einem  Frisch- 
feuer einzuschmelzen  versucht,  sodann  aber  als  unbrauch- 
bar weggeworfen.  Der  Amerikaner  Gibbs  fand  sie  bald 
darauf  und  beschrieb  sie  i.  J.  1814  im  I.  Bande  von  Bru- 
ce's  Mineral.  Journ.  als  aus  den  Ardennen  (?)  stammend 
(Chladni  a.a.O.  S.  353  und  Bischof  in  Schweigg. 
Journ.  Bd.  43.—  1825. — ).  No  egger  ath,  erst  später 
auf  diese  Masse  aufmerksam  gemacht,  untersuchte  die  bald 
nach  der  Auffindung  abgeschlagenen  Stücke  und  fand  sie 
nickelhaltig,  mithin  meteorischen  Ursprunges.  Die  noch  un- 
versehrt erhaltenen  Stücke  sind  äufserst  klein  und  schwer 
zu  untersuchen;  sie  finden  sich  in  den  Sammlungen  von 
Trier,  Berlin,  Wien  und  New-Haven;  dagegen  sind  die 

von 

Anm.     Wo  ein  ?  steht,  ist  die  Zeit  des  Niederfalle*  unbekannt. 


J 


385 


von  dem  Frischfeuer  veränderten  Stücke  ziemlich  häufig. 
Das  specit  Gew.  ist  =  6,5,  gehört  also  zu  den  geringeren 
der  Meteorsteiamassen,  wahrscheinlich  von  Einmengungen 
«iues  grüölichen,  olivinartigen  erdigen  Minerales  herrüh- 
rend (Partsch  a.  a,  O.  S.  95  u.  S.  150), 

4)  Eisenmasse  von  Elbogen  bei  Carlsbad  in  Böhmen, 
zw.*  1340  und  1520  gefallen  (Partsch:  No.  76).  Diese 
Masse  ist  schon  seit  Jahrhunderten  unter  dem  Na&en  »der 
verwünschte  Burggraf«  aufbewahrt,  aber  seit  1811  erst  als 
wirkliches  Meteoreisen  erkannt.  Berzelius  fand  folgende 
Zusammensetzung  dieser  Masse  (Pogg.  Ann.  Bd.  33,3.  136): 


Eisen      .     .     . 

Nickel     .     . 

Kobalt    .     .     . 
Magnesium  .     . 

• 

Phosphormetalle 

Schwefel  und 
Mangan: 


88,231 

8,517 

0,762 
0,27» 


ebenso  Wehrle  (Baumgärtn. 
Zeitschr.  1834  S.  222).  Klap- 
roth  dagegen  fand  nur  2£  § 
und  Neumann  6,45. 

Eisen    .     .     .     68,11 
2  211  ^stehend  )Nickel  u.  Magn.  17,72 
9  a"°       ' Phosphor  .     .     14,17 


aus 


Spur 
100,00. 


100,00 


Nach  Wehrle  u.  A.  ist  das  spec.  Gew.  dieser  Masse 
=  7,4  —  7,8;  nach  C.  Rum ler  dagegen  =  7,74  (P.). 

Von  dieser  Masse,  die  ursprünglich  191  Pfund  wog, 
befindet  sich  das  gröfete  Stück  von  150  Pfd.  Gewicht  in 
der  Wiener  Sammlung,  und  zwei  kleinere  in  Elbogen  und 
Prag  (P.).  —  Noch  ist  zu  bemerken,  dafs  an  dieser  Masse 
sich  die  bekannten  Widmannstaedten sehen  Figuren 
zeigen.  (Ueber  die  Widmannstaedten 'sehen  Figuren  s. 
v.  Schreibers:  Beiträge  z.  Gesch.  u.  Kenntn.  der  meteor. 
Stein-  und  Metatlmassen  S.  70  ff.  und  Chladni  a.  a.  O. 
S.  314.) 

5)  Eisenmasse  von  Böhumilitz  im  Pracbiner  Kreise  in 
Böhmen  (Partsch  No.  85),  gefunden  im  September  d.  J. 

Poggend.   Ann.  Ergänzungsbd.  IV.  25 


388 

Eisen 91,882 

Nickel     ....      5,517 

Kobalt     ....      0,529 

Kupfer    .... 

Mangan 

Arsenik 

Calcium 

Magnesium  \  t%  n^o 

SUicium 

Kohlenstoff 

Chlor 

Schwefel 


100.000.  (vgl.  No.  5 ) 
HOchst  merkwürdig  und  interessant  sind  die  Unter- 
suchungen jener  beiden  Chemiker  über  die  in  der  Haupt- 
masse eingeschlossenen  heterogenen  Körper,  sowohl  über 
die  in  derselben  eingewachsenen  Körper,  welche  sich  als 
eine  vollkommene  chemische  Verbindung  von  Einfach - 
Schwefeleisen  und  Nickel  erwiesen,  als  auch  über  die 
Blättchen,  Flitter chen  und  Schüppchen,  welche  schon  Ber- 
z«lius  in  dem  Meteoreisen  von  ßobumüitz  gefunden  hat, 
und  höchst  wahrscheinlich  in  allem  Meteoreisen  vorkom- 
men, wenn  sie  auch  bis  jetzt  nur  in  wenigen  dargestellt 
worden  sind;  sie  sind  überall  in  der  ganzen  Masse  ver- 
theilt  und  von  Pater a  als  Schreibersit  als  ein  besonderes 
Mineral  aufgestellt  (Beinert  a.  a.  O.  und  Po  gg.  Annal. 
Bd.  72,  S.  475.  575  u.  Bd.  73,  S.  590). 

7)  Ein  drittes  Stück  derselben  Masse  ist  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  zu  Seeläsgen  bei  Grünberg  hernieder- 
gefallen, aber  damals  der  Aufmerksamkeit  und  Beachtung 
entgangen;  es  wurde  erst  am  Ende  November  1847  von 
einem  Bauer  zwischen  Geschiebe  von  Urgebirgsstein  in 
einer  Tiefe  von  6  Ellen  gefunden  (nach  einer  Mitteilung 
des  Mechanikus  Hart  ig).  Die  ganze  Masse  wiegt  220  Pfd. 
und  ist  im  Aeufseren  der  Braunauer  Masse  sehr  ähnlich; 
sie  befindet  sich  jetzt  zum  gröfsten  Theile  in  der  Samm- 
lung der  Schles.  Gesellschaft  zu  Breslau. 


389 


Nachrichten  von  dem  Erscheinen  dieser  Masse  und 
ihrem  Niederfallen  finden  sich,  wie  gesagt,  nicht  vor.  Sie 
ist  von  einer  |  —  4'"  starken  Rinde  überzogen;  ans  die- 
sem Grande  hält  sie  Dr.  Schneider  für  eine  schon  seit 
Jahrhunderten  in  der  Erde  verborgene  Masse  (Pegg.  Ann. 
Bd.  74,  S.  57),  während  sie  Duftos  und  Göppert  für 
identisch  mit  der  Brawnauer  Masse  ansehen  (Po gg.  Ann. 
Bd.  73»  p.  329),  eben  wegen  der  Aebnlichkeit  beider  Mas- 
sen im  äufseren  Habitus  und  in  der  inneren  Zusammen- 
setzung. Nach  Duflos  Analyse  nämlich  besteht  sie  aus 
(Duflos  a.  a.  O.): 

• 

Nach  Ramm  elsberg(Pogg. 


Eisen 90,000 

Nickel 5,308 

Kobalt 0,434 

Mangab     ....  0,912 

Kupfer      ....  0,104 

Kiesel 1,157 

Unlöslicher  Ruckstand 

(Scbreibersit)       .  0,834 


Ann.  Bd.  74,  S.  443) : 


Eisen  .... 
Nickel  .  .  . 
Kobalt  ,  .  . 
Zink  und  Kupfer 
Kiesel  ♦  .  .  . 
Kohle  .  .  .  , 
Unlösl,  Rückstand 


92,237 
6,228 
0,667 
0,049 
0,026 
0.520 

0,183 


98,749 


99,910, 

In  dem  Meteoreisen  tum  Seeläsgen  findet  sich  der  Kör- 
per von  Schwefeleisen  in  weit  gröfseren  Stücken  vor,  als 
in  dem  Braunauer.  Nach  Rammeisberg  wird  diefs  ein- 
gewachsene körnige  Schwefeleisen  von  bräunlich  speisgel- 
ber Farbe  mit  Unrecht  Schwefelkies  genannt,  da  es  sich, 
wenn  auch  langsam,  in  Salzsäure  auflöst.  Seine  Analyse 
giebt  folgende  Zusammensetzung  dieses  Schwefeleisens 
(Po gg.  Ann.  Bd.  74,  p.  443): 

Schwefel      .     .     .  28,155 

Eisen       ....  65,816 

Nickel  u.  Kobalt  .  1,371 

Kupfer    ....  0,566 

Eisenoxydul     .     .  0,874 

Chromoxyd      .  1,858 

98,640. 


390 

8)  Eigenmasse  von  Schweiz,  gefunden  L  J.  1850.  Iin 
Frühjahre  1850  wurde  bei  dem  Abtragen  eines  sandigen 
Hügels  für  die  Ostbahn  auf  dem  linken  Ufer  des  Schwarz- 
wassers bei  Sehnet*  an  der  Weichsel  eine  Eisenmasse  etwa 
4  Fufs  anter  der  Oberfläche  der  Erde  an  der  Gränze  des 
oberen  Sandes  mit  dem  darunter  liegenden  Lehm  gefun- 
den. Sie  war  klüftig  und  ohne  Mühe  zu  trennen.  Sie  be- 
findet sich  jetzt  durch  die  Bemühungen  H.  Prof.  G.  Rose's 
im  Besitz  des  königl.  mineralog.  Kabinets  in  Berlin.  — 
Die  ursprüngliche  Gestalt  der  Eisenmasse  ist  ungefähr  die 
eines  geraden  recht  winklichen,  an  den  Kanten  ganz  abge- 
rundeten Prisma;  sie  ist  9"  hoch,  24"  lang  und  174"  breit. 
Die  ganze  Masse  wiegt  43  Pfd.  8?  Lth.  Die  Widmann- 
staedten'schen  Figuren  zeigen  sich  sehr  schön.  (Po gg. 
Ann.  Bd.  83,  S.  594)').    * 

Zu  den  Meteoreisenmassen,  welche  zwar  als  solche  auf- 
geführt sind,  aber  keinen  Nickel  enthalten  und  auch  son- 
stige Verschiedenheiten  von  anderen  Meteoreisenmassen 
zeigen  (so  dafs  man  über  ihren  wirklichen  meteorischen 
Ursprung  in  Zweifel  sein  könnte),  gehören  die  Massen  von 
Aachen,  Grofs  Kammsdorf  an  der  Saale,  Cillj  in  Steier- 
mark (Chladni  a.  a.  O.  S.  346  u.  351)  und  Magdeburg 
(Pogg.  Ann.  Bd.  28,  S.  551). 

2)  In  Frankreich  und  England. 

9)  ?  Eisenmasse  von  Caille  (Dep.  du  Var)  in  der  Au- 
vergne  (P.  No.  82)  für  die  wissenschaftliche  Welt  entdeckt 
durch  Herrn  Brard  i.  J.  1828;  die  ganze  Masse  wiegt 
591  Kilogr.  und  dient  schon  seit  200  Jahren  als  Bank  vor 
der  Kirche  von  Caille;  sie  ist  dichtes  und  derbes  gedie- 
genes Eisen  mit  wenig  beigemengtem  Magnetkies;  spec 
Gew.  =7,642  (Partsch  a.  a.  O.  S.  115). 

10)  1825  Mai  12.  Eisenmasse  zu  Wildshire  in  England 
(Pogg.  Ann.  Bd.  8,  S.  45). 

1)  S.  noch  Anhang  f.   das  Nähere   über  diese  Meteoreisenmasse  und  ei- 
nige andere. 


391 

11)  1842  Deceuiber  5.  ?  Eisennasse  von  Epinal  in 
den  Vogesen,  gefunden  1851  Juli  7.  von  Guery.  Durch 
die  Erscheinung  der  grofsen  Feuerkugel  von  1842  Decem- 
ber  5,  welche  bei  Epinal  an  drei  verschiedenen  Orten 
niederzufallen  schien,  veranlagst,  stellte  Guery  bald  darauf 
Nachforschungen  nach  einer  meteorischen  Masse  an,  aber 
lange  vergeblich;  endlich  gelang  es  ihm  nach  mehrjährigen 
Bemühungen ,  auf  dem  Höhenzuge  von  Eaufromont  eine 
Eisenmasse  aufzufinden,  welche  bei  näherer  Untersuchung 
sich  als  keine  Schlacke  erwies,  vielmehr  die  meisten  Merk« 
male  eines  metallischen  Meteorsteines  zeigte;  es  ist  also 
sehr  wahrscheinlich,  dafs  diese  Masse  von  dem  am  5.  De- 
cember  1842  erschienenen  Meteore  herrühre.  —  Der  äu- 
fsere  Theil'  dieser  Masse  ist  eonvex,  der  innere  eoncav, 
einige  Theile  sind  schwer  mit  dem  Meifsel  zu  bearbeiten, 
andere  sind  mit  Höhlungen  versehen  und  mit  einer  Rinde 
überzogen ;  die  Masse  wirkt  stark  auf  den  Magnet  und  wog 
843  Gramme;  nach  Lostrennung  mehrer  Stücke  wiegt  die 
Masse  755  Gr.,  hat  eine  Höhe  von  5  Centim.  und  ein  spe- 
cifisches  Gewicht  von  5,23.  Diefs  für  eine  Meteoreisen- 
masse geringe  specifische  Gewicht  rührt  wahrscheinlich  von 
den  an  der  Aufsenseite  haftenden  und  in  den  inneren  Höh- 
lungen enthaltenen  erdigen  Theilen  her  (Compt.  Rend. 
t.  XXXV,  p.  289). 

3)  Io  Ungarn  und  Croatien. 

12)  ?  Eisenmasse  von  L&narto  an  der  Galizischen  Gränze 
bei  Bartfeld  im  Saroscher  Comitat  (P.  No.  78)  gefunden 
i.  J.  1814 ;  sie  wog  194  Pfund ;  der  gröfste  Theil  davon 
(133£  Pfd.)  befindet  sich  in  dem  Nationalmuseum  zu  Pesth; 
andere  Stücke  besitzt  das  Wiener  Mineralienkabinct  und 
mehrere  andere  Anstalten  so  wie  einige  Privaten. 

Wehrle  hat  folgende  Zusammensetzung  (ganz  der 
von  Elbogen  ähnlich)  gefunden  (Bau mg.  Zeitschr.  1834, 

S.  222): 


392 


EMoge» 

Eisen     .    . 

.    89,119    .     . 

.    .    88,231 

Nickel    .    . 

.    .      8,283    .    . 

.     .      «£17 

Kobalt  . 

.    .      0,653 

Kupfer  . 

.     .      0,002 

. 

98,057.    spec  Gew.  =  7,72  —  7,83.  . 

13)  1751  Mai  26.  Ab.  6  Uhr:  Eisenmasse  von  Agram 
(eigentlich  in  dem  Dorfe  Hraschina  bei  Agram  in  Croatien) 
(P.  No.  77).  Diese  Masse  ist  darum  so  wichtig,  weil  sie 
den  ersten,  wahrhaft  historisch  erwiesenen  Niederfall  einer 
meteorischen  Eisenmasse  zeigt,  and  dann  auch,  weil  sie 
noch  vortrefflich  erhalten  ist  und  Widmanns taedten 
an  ihr  zuerst  die  schöne  Entdeckung  der  nach  ihm  soge- 
nannten Figuren  gemacht  hat,  welche  so  vorctglich  den 
meteorischen  Ursprung  dieser  Eisenmasse  bekunden,  weil 
sie  nie  bei  tellurischem  (nickelfreiem)  Eisen  gefunden  wer- 
den. —  Die  ganze  Masse  theilte  sich  bei  ihrem  Herabfal- 
len in  2  Stücke  (ähnlich  der  Braunauer  Masse);  das  eine 
wog  71  Pfund  und  befindet  sich  jetzt  in  dem  Besitze  des 
k.  k.  Mineralienkabinets  zu  Wien,  deren  Hauptstück  sie 
ausmacht;  das  andere  Stück  wog  16  Pfd.  und  ist  in  Croa- 
tien verloren  gegangen.  Klaprojth  hat  in  dem  Eisen 
3,5  Nickel  gefunden  (Beitr,  z.  ehem.  Kennte,  der  Mineralk. 
Bd.  IV,  S.  99),  Wehrle  dagegen  (Baumg.  Zeitschr.  1834 
S.  222): 

Eisen     ...     90,374 

Nickel    .  .       8,955 

Kobalt   .     .    _. 0,671 

100,000   spec.  Gew.  7,8, 
mithin  den  Massen  von  Elbogen  und  Lmarto'  sehr  ähnlich 
(No.  4  u.  11). 

14)  ?  Meteor  eisen  von  Area.  Die  Beschreibung  des 
Eisens  und  des  Fundortes  s.  Wiener  Zeitg.  1844  April  17. 
und  1845  im  März  (ich  habe  sie  leider  nicht  zur  Hand 
bekommen  können). 

Patera  in  Wien  hat  nun  Analysen  von  Fragmenten 
dieses  Eisens  angestellt  und  die  Resultate  von  dreien  der- 


393 

sclbcu  veröffentlicht  (Oestcrr.  Bl.  f.  Liter.  1847  No.  169). 
Hiernach  enthält  das  Meteoreisen  von  Arva: 
Eisen  89,42    Nickel  8,61     Kiesel  u.  Kohle  1,41  =  99,41 
93,13  5,94  1,41  =  99,07 

94,12  5,43  1,41  =  99,55 

spec.  Gew.  =  7,  814. 
A.  Löwe  dagegen  fand  (ib.): 
Eisen90,41l    Nick  eil, 321    Kobalt,  Schwefel,)  1,404 =99,196 
91,361  7,323   Kohle  u.  Kiesel   )0,938= 99,622 

Patera  fand  auch  noch  später  eine  den  Schuppchen 
im  Bohumilizer  Eisen  ähnliche  metallische  Verbindung;  von 
Eisen  (87,20),  Nickel  (4,24)  und  Phosphor  (7,26)  von  einem 
spec.  Gew.  von  7,01  —  7,22. 

Hai-dinger  schlag  für  dieses  neue  Mineral  des  Namen 
Schreibersit  vor;  da  dieser  Name  aber  bereits  von  She- 
pard  einem  Minerale  im  Steine  von  Bishopville  gege- 
ben war  (Stil  Journ.  2  S.  Vol.  IV,  p.  439),  so  wölke  Hai- 
dinger dieses  letztere  Shepardit  nennen. 

4  )  .  In  Rufsland  (  Earop. ). 

15)  ?  Eisenmasse  von  Brakin  am  Zusammenflusse  des 
Dniepr  und  des  Prypetz  in  Lithauen  (P.  No.  72).  Die  Masse 
wurde  im  Jahre  1810  in  zw«  Stücken  gefunden,  die  zu- 
sammen ungefähr  200  Pfd.  wogen;  sie  befinden  sich  in 
der  Sammlung  der  Universität  zu  Kiew  (Partsch  a.  a.  O. 
S.  90).  Nach  Dfzewinski,  welcher  eise  eigene  Abhand- 
lung » über  Meteorsteine  und  die  möglichen  Ursachen  ihrer 
Entstehung,  Wilna  1825«  geschrieben  hat,  besteht  die  Masse 
aus  gediegenem  Eisen  und  Olivin.  Das  spec.  Gew.  be- 
trägt nach  ihm  8,2,  nach  C.  Rum ler  7,58. 

Laugier  hat  in  einer  Abhandlung  v.  J.  1817  (»Ver- 
suche, welche  die  Meinung  der  Naturforscher  bestätigen, 
dafs  die  Sibirische  gediegene  Eisenmasse  und  die  Aeroli- 
then  einerlei  Ursprung  haben «)  nachgewiesen,  da£s  Schwe- 
fel, Chrom,  Kieselerde  und  Talkerde  in  diesem  Meteoreisea 
enthalten  seien.  Die  Zusammensetzung  dieses  Steines  ist 
uun  folgende: 


394 


Bläuliche  Varietät. 

Weibe  Varia* 

Eisen      .     . 

87,55     .     . 

.     .    91,5 

Kieselerde  . 

6,30    .     . 

.    .      3,0 

Nickel 

2,50    .     . 

.       1,5 

Talkerde 

2,10    .     . 

.      2,0 

Schwefel 

1,85    .     . 

.      1,0 

Chrom 

0,50    . 

.     .   Spur 

100,80 

99,0. 

II. 

In  AtSen. 

1.      In    Sibirien. 

16)  ?  Die  bekannte  und  berühmte  Pallas  -  Eisenmasse 
(P.  No.  71);  sie  ward  i.  J.  1749  von  einem  Kosaken  zwi- 
schen Kpasnqjarsk  und  Abdkansk,  Gouv.  Jeniseisk  in  Sibi- 
rien aufgefuuden  und  der  wissenschaftlichen  Welt  durch 
Pallas  i.  J.  1776  bekannt.  Die  ganze  Masse  wog  ur- 
sprünglich 1600  Pfd.  (russ.);  die  noch  jetzt  in  St.  Peters- 
burg befindliche  wiegt  1270  russ.  Pfd.;  die  anderen  Stücke 
befinden  sich  in  verschiedenen  öffentlichen  und  Privatsamtn- 
lungen.  — 

Die  Zeit  des  Falles  ist  unbekannt;  die  Eingebomen 
sahen  aber  diese  Masse  als  ein  vom  Himmel  gefallenes 
Heiligthum  an,  und  so  ist  sie  wahrscheinlich  schon  lange 
vor  ihrem  Auffinden  auf  die  Erde  gelangt. 

Diese  Meteormasse  hat  nun  eine  doppelte  Wichtigkeit: 
ein  Mal,  weil  Chiadni  in  einer  eigenen  Schrift  über  die- 
selbe (Ueber  den  Ursprung  der  von  Pallas  entdeckten 
Eisenmasse  etc.  1794)  zuerst  den  kosmischen  Ursprung  der 
Meteormassen  als  feststehend  und  unzweifelhaft  ausgespro- 
chen hat;  —  zum  andern  Male,  weil  sie  ein  merkwürdiges 
Gemenge  von  gediegenein  Eisen  mit  Olivin  (oder  Peridot), 
ungefähr  in  gleichen  Verhältnissen  und  mit  etwas  Magnet- 
kies ist;  die  Olivinkörner  füllen  die  Zwischenräume  des 
löcherigen  und  zelligen  Eisens  aus.  Von  diesem  letzteren 
Umstände  rühren  wahrscheinlich  auch  die  verschiedenen 
Angaben  des  speeifischen  Gewichtes  her:  ein  zelliges  und 
poröses  Stück  wird  ein  geringeres  spec.  Gewicht  zeigen, 


395 

als  ein  Achteres,  und  auch  Chladai  erwähnt,  dafs,  ob- 
wohl die  Mengung  des  Eisens  und  der  Steinart  in  der 
ganzen  Masse  ziemlich  gleichartig  ist,  doch  manche  Stellen 
kleinkörniger  und  {einzeiliger  seyen. 

Je  nun  nach  Art  der  untersuchten  Stücke  fanden  Ho- 
ward und  Bournon  das  specif.  Gewicht  dieser  Masse 
=  6,487,  Schreibers  =  7,54  —  7,70  und  C.  Ruinier 
=  7,16  —  7,84  (Partsch  a.  a.  O.  S.  150). 

Aufser  den  Analysen  von  Howard,  Klaproth,  John 
und  Laugier  über  diese  Masse  haben  wir  eine  äufserst 
gründliche  Untersuchung  hierüber  von  Berzelius  (Po gg. 
Ann.  Bd.  33.  S.  123),  worin  dieser  grofse  Chemiker  sein 
Verfahren  bei  derartigen  Analysen  vollständig  auseinander- 
setzt. Berzelius  hat  nun  folgende  Zusammensetzung  der 
Pallas -Eisenmasse  gefunden: 

Eisen         88,042  (nach  Klaproth  98,5,  n.  John  96) 

Nickel        10,732(   »  «  1,5,»     »    3))Howardl7,0 

Kobalt         0,455 j       »         1,0 

Magnesium  0,050 
Mangan  0,132 
Zinn  und 

Kupfer     0,066 
Kohle  0,043 

Schwefel       Spur 
Unlöslicher 
Rückstand  0,480    .     .     .     .     Eisen  48,67 

100,000  Nickel  18,33 

Magnesium     9,66 

Phosphor      18,47 

Verlust  4,87 

100,00 

Der  in  der  Pallas-Masse  enthaltene  olivinartige  Körper 
ist  aufser  von  Howard,  Klaproth  und  Laugier  noch 
von  Walmstedt  und  Stromeyer  untersucht  (Pogg. 
Ann.  Bd.  4,  S.  193.  198),  später  auch  von  Berzeliu« 
(Pogg*  Ann.  Bd.  33,  S.  134).    Die  beiden  letztgenannten 


396 

Chemiker  haben  keine  Spur  von  Nickel  darin  finden  kön- 
nen, obwohl  er  in  anderen  Olivinen  enthalten  ist  (Ber- 
zelins  hat  in  einein  tellurischen  Olivin  von  Böhmen  Zinn 
und  Nickel  gefunden).  Der  Pallas-Olivin  enthält  nun  nach 
Berzelias: 


Kieselerde.  .     . 

.     40,86 

Talkerde     .    . 

.     47,35 

Eisenoxydul 

.     11,72 

Manganoxydul 

0,43 

Zinnoxyd     .     . 

0,17 

100,43. 

17)  ?  Auf  dem  Ala$ej*8chen  Bergrücken  in  Sibirien, 
welcher  das  Flufssystem  des  Alase)  von  dem  des  Indigtrka 
trennt,  findet  man  eine  Menge  gediegenen  Eisens  von  vor- 
züglicher Güte,  welches  nur  Meteoreisen  seyn  kann  (Wran- 
gel's  Reise  längs  der  Nordküste  von  Sibirien  Bd.  1,  S.  175 
>  Partsch  a.  a.  O.  S.  144). 

18)  ?  In  der  Petropawlowsker  Goldseife  im  Goqveru. 
Omsk  in  Sibirien  hat  Sokolowski  ein  17 i  Pfd.  schweres 
Stück  gediegenen  nickelhaltigen  Eisens  3  —  5  Fufs  tief  im 
Boden  gefunden;  vorher  waren  schon  viele  kleinere  Stücke 
entdeckt  worden.  (Er  in  an' 8  Reisen  f.  d.  wiss.  Kunde  v. 
Russl.  1841.  I,  S.  214.) 

2.     In  Hiodostan. 

19)  1811  ?  Meteoreisen  zu  Panganoor;  es  besteht  fast 
ganz  aus  Eisen  und  Nickel  (Rep.  of  the  Brit.  Assoc.  f. 
1850). 

20)  ?  Meteoreiscmnasse  von  Sergipe  (ib.). 

21)  ?  »Der  blitzende  Stein  von  Nepal«  ist  noch  nicht 
untersucht,  aber  wahrscheinlich  meteorischen  Ursprunges 
(ibi<L> 

22)  ?  Meteoreisen  von  Sing  hur  bei  Poona  in  Dekkan. 
Im  November  1847  stiefs  ein  Arbeitsmann  am  Abhänge 
der  Festung  auf  eine  Masse,  die  er  für  Eisenerz  hielt  und 
bei  der  Unähnlichkeit  derselben    mit  den   Gebirgsmassen 


397 

der  ganzen  Umgehung  brachte  er  sie  zu  Mr.  Reynolds 
zu  Foykee,  der  daselbst  gegenwärtig  war;  durch  diesen 
gelangte  sie  an  die  geographische  Gesellschaft  zu  Bombay. 
Girard  untersuchte  sie:  die  Masse  wiegt  31  Pfund  bei 
einem  spec.  Gewicht  von  1,72  bis  4,90  (wahrscheinlich  so 
gering  wegen  der  zelligen  Beschaffenheit).  Die  ganze 
Oberfläche  ist  verrostet.  —  Von  der  inneren  Seite  her  ist 
sie  wie  durch  HammGcschlage  abgeflacht  und  verdichtet, 
wie,  wenn  sie  in  weichem  Zustande  auf  diese  Seite  auf 
eine  harte  Unterlage  auffallend»  aufgeschlagen  hätte.  Das 
Ganze  ist  ein  sehr  zähes  dehnbares  Eifcen  mit  erhsengro- 
feen  erdigen  Einwüchsen.  Die  Analyse  ergab  (Edinb.  New 
Phihs.Journ.  Vol.  XLVII,  p.  53): 

Eisen  ....  69,16 
Nickel  ....  4,24 
Erdsilicate      .     .     19,50 

92,90  (?) 

III.     Id  Afrika. 

23 )  ?  Meteoreisenmasse  vom  Vorgebirge  der  guten  Hoff- 
nung zwischen  dem  Sonntags-  und  Boschemanns  -  Flusse 
(P,  No.  91),  gefunden  1793,  bekannt  seit  1801  durch  Bar- 
row  (Account  the  travels  into  the  Interior  of  Africa),  wel- 
cher sie  aber  ipit  Unrecht  für  einen  Schiffsank  er  hielt;  am 
ausführlichsten  und  genauesten  ist  sie  beschrieben  von 
van  Marui»  (Verb.  d.  Ges.  d.  Wies,  zu  Hartem).  Die 
ganze  Masse  wog  ursprünglich  gegen  300  Pfd. ;  nach  ihrer 
Ueberlieferung  in  das  Harlemer  Naturalienkabinet  jedoch 
nur  noch  171  Pfd.  Sie  besteht  aus  derbem  und  dichtem, 
gediegenem  Eisen  mit  wenig  und  meist  fein  eingespreng- 
tem Magnetkies  (Cbladni  a.  a.  O.  S.  331  und  Partsch 
a.  a,  O.  S.  131).  Das  spec.  Gewicht  variirt  nach  den  ver- 
schiedenen Abgaben  von  6,63  —  7,94. 

Wehrle  hat  folgende  Analyse  gegeben  (Baurag.  Zeit- 
schrift f.  1834  S.  222): 


398 


Eisen  .     . 

.     .     86,775 

Nickel 

.     .     12,326 

Kobalt     . 

.     .      0,899 

100,000. 
Diese  Masse  ist  also  sehr  reich  an  Nickel.  — 

24)  ?  Mehrere  Meteoreisenmassen  am  grofsen  Fisch- 
flusse in  der  Capcolonie  wurden  von  dem  Capitain  Alex- 
ander über  einen  grofsen  Landstrich  verbreitet  gefanden 
(Alexander:  Expedit,  of  Discoe.  into  the  Interior  of 
Africa.  1838.  Lond.  Vol.  IL  App.  p.  272).  Aus  der  ge- 
ringen Entfernung  des  Fischflusses  in  seinem  oberen  Laufe 
vom  Sonntagsflusse  und  aus  der  grofsen  Verbreitung  der 
vom  Capitain  Alexander  entdeckten  Meteoreisenmassen 
kann  man  wohl  die  Wahrscheinlichkeit  einer  Identität  der 
beiden  Massen  No.  23  und  24  folgern.  Sir  John  Her- 
schel  hat  in  dem  von  Alexander  ihm  übergebenen  Stücke 
4,01  Procent  Nickel  gefunden  (Lond.  etc.  Philos.  Mag.  3  S. 
Vol.  V,  p.  32). 

25)  ?  Eisenmasse  vom  Senegal  (P.  No.  90).  Es  finden 
sich  mehrere  Fragmente  davon  am  oberen  Senegal  in  Afrika, 
besonders  im  Lande  Siwatik  und  im  Lande  Bambuk.  Diese 
Eisenmassen  sind  in  Europa  bekannt  geworden  durch  die 
fi&sebeschreibungen  von  Compagnon,  durch  das  Lehr- 
buch der  Krystallographie  von  Romede  l'Isle  (III,  p.  166) 
und  von  Wallerius  (Mineralogia  1778  p.  233),  durch 
Forster's  Beiträge  zur  Länder-  and  Völkerkunde  Th.  I, 
S.  61  und  durch  Golberry  in  seinen  Fragmens  d'un  voyage 
en  Afrique  (1802)  J,  p.  291  (Chladni  a.  a.  O.  S.  334). 

Die  Stücke  müssen  über  eine  sehr  grofse  Strecke  ver- 
breitet seyn,  da  die  Eingebornen  schon  seit  langer  Zeit 
Gefäfse  aus  ihnen  verfertigen.  Es  ist  nach  Partsch  (Partsch 
a.  a.  O.  S.  135)  derbes  und  dichtes  gediegenes  Eisen,  an 
welchem  nur  sehr  selten  eine  geringe  Einmengung  von 
Schwefelkies  und  keine  Höhlungen  wahrzunehmen  sind; 
die  Widmannstaedten sehen  Figuren  treten  wenig  oder 
gar  nicht  hervor.  Nach  einer  Analyse  von  Howard  ent- 
hält die  Masse  5  Procent  Nickel. 


399 


IV.      In     Amerika. 
1.     In  Grönland. 

26)  ?  Eisenmasse  von  Grönland  in  einer  »Sowallik« 
genannten  Gegend  an  der  nördlichen  Küste  der  Baffinsbai 
unter  76°  22' n.  Br.  und  58°  w.  L.  von  Greenw.;  sie  ist 
bekannt  seit  1819  durch  die  Reise  des  Capit.  Boss.  Es 
sollen  sich,,  nach  der  Aussage  der  Eskimo's,  noch  mehr 
Stücke  solcher  Massen  in  jenen  Gegenden  finden.  Das 
spec.  Gew.  ist  =  7,72  nach  C.  Rumler;  die  Masse  gehört 
somit  zu  den  schwereren  (Partsch  a.  a.  O.  S.  135). 

2.     In  den  Vereinigten  Staaten  Nordamerika'*. 

(Ucber  alle  die  in  dieser  Abtheilung  enthaltenen  Meteoreisenfalle  vergl. 
man  zu  näherer  Belehrung  Stil.  Journ.  2  S.  Vol.  IV,  jp.  74  —  88.) 

27)  ?  Eisenmasse  im  Bezirke  (County)  Walker  (Ala- 
bama), beschrieben  von  Troost  (Sill.  Journ.  Bd.  49,  S.  344). 
Die  ganze  Masse  ist  erst  seit  1839  oder  1840  bekannt; 
sie  wiegt  1165  Pfund,  ist  ohne  Höhlung  und  zeigt  auch 
keine  Widmannstaedtenschen  Figuren,  was  ihren  Man- 
gel an  Nickelgehalt  documentirt.  Und  in  der  That  hat 
auch  die  Analyse  ergeben,  dafs  diese  Masse  eine  beinahe 
reine,  gediegene  Eisenmasse  ist:  Eisen  99,89  und  Spuren 
von  Kalk,  Magnesium  und  Aluminium.  Bas  spec.  Gew. 
=  7,265. 

28)  ?  Eisenmasse  von  Scriba  im  Bezirk  Oswego  (New 
York),  gefunden  i.  J.  1834  und  beschrieben  von  Shepard 
i.  J.  1841  (Sill.  Journ-  Bd.  40,  S.  366).  —  Diese  Masse 
gehört  ebenfalls  zu  denen,  welche  aus  reinem,  homogenem 
Eisen  bestehen,  und  ähnelt  auch  in  vielen  andern  Stücken 
dem  vorigen,  so  dafs  man  auch  ihr  einen  meteorischen  Ur- 
sprung zuschreiben  mufs,  obwohl  ihr  sonst  alle  die  Stoffe 
fehlen,  deren  Dasein  einen  aufser- tellurischen  Ursprung 
aufser  Zweifel  setzen.  —  Beide  Massen  (27  u.  28)  sind 
homogene  dehnbare  Körper;  vorliegende  Masse  hat  ein 
spec.  Gew.  von  7,5  und  besteht  aus: 


400 

Eisen 09,68 

Kieselerde      .     .     .       0,20  -. 
Kalkerde  u.  Thonerde   0,09 

99,97. 

29)  ?  Eisenmasse  von  Babbs-Mill  im  Bezirke  Green 
(Tennessee),  gefunden  im  Jahre  1842  und  beschrieben  von 
Troost  i.  J.  1845  (Sill.  Journ.  Bd.  49,  S.  342);  sie  be- 
steht aus  zwei  Fragmenten  von  resp.  12  bis  13  und  6  Pfd. 
Die  bei  anderen  Meteoreisenmassen  gewöhnliche  Eisen- 
kruste ist  hier  durch  breite  Flecke  von  dünner,  gelblicher 
Ocker  -  Incrustation  ersetzt.  Die  Masse  ist  vollkommen 
dicht  und  zeigt  polirt  eine  hellere  Färbung,  als  die  des 
Stahles;  auch  treten  bei  Behandlung  mit  Salpetersäure  fiber- 
all statt  der  kr jstallinischen  Figuren  kleine  weifsliche  Fleck- 
chen über  die  ganze  Oberfläche  zerstreut  hervor.  Diefs 
zeigt  einen  bedeutenden  Nickelgehalt  an,  und  in  der  That 
fand  Troost  die  Zusammensetzung  der  Masse  aus: 

Eisen    87,58  und  Shepard  sogar:  85,30  Eisen 
Nickel    12,42;  spec.  Gew.  =7548     14,70  Nickel 

100,00.  nebst    Spuren    von 

Calcium,  Magnesium 
und  Aluminium. 
100,00»). 

30)  ?  Eisenmasse  von  Claiborne  (nicht  Clairborne)  im 
Bezirke  Clarke  (Alab.)  P.  No.  92,  gefunden  1834  und  be- 
schrieben 1834  von  Jackson  (Sill.  Journ.  Bd. 34,  p.  332). 
Die  ganze  Masse  wiegt  40  Pfd.  und  besteht  nach  Jack- 
son aus: 

Eisen 66,560 

Nickel     ....  24,708 

Chrom  u.  Mangan  3,240 

Silcium   ....  4,000 
Chlor      ....       1,480-  spec.  Gew.  =6,5 

99,988. 

1)  Nach  einer  neueren  Analyse  von  W.  S.  Clark   (Wo«  hl  er  u.  Lie- 
big's  Annalen  der  Chemie  1852.  Ilft.  6)  besteht  die  Masse  von  Babbt- 

MM  aus:  Eisen 80,594 

Nickel 17,104 

Kobalt 2,037 

Unlösl.  Phosphormetalle   .     .       0,124 

99^859! 


401 

Diese  Masse  ist  auch  dadurch  merkwürdig,  dafs  in  der 
Hauptmasse,  welche  aus  derbem  und  dichtem,  gediegenem 
Eisen  besteht,  eine  so  feine  und  gleichmäfsige  Vertheilung 
von  Magnet-  oder  Schwefelkies  -  Körnern  stattfindet,  wie 
in  keinem  anderen  Meteoreisen  (Sillim.  Amer.  Journ. 
f.  1845).  — 

31 )  ?  Eisenmasse  von  Smithland  im  Bezirke  Limngston 
(Kentucky),  gefunden  1840  oder  1841,  aber  als  unbrauch- 
bar weggeworfen;  es  scheinen  sehr  viele  einzelne  Stucke 
dieser  Masse  niedergefallen  zu  seyn,  da  Troost  zu  Nash- 
ville  von  mehreren  verschiedenen  Personen  Proben  davon 
zur  Ansicht  bekam,  welche  des  grofsen  Glanzes  wegen 
wähnten,  es  sey  Silber  darin  vorbanden,  und  sie  deshalb 
wieder  mit  sich  fortnahmen.  Erst  im  Jahre  1846  gelang 
es  Troost  durch  einen  Freund,  welcher  in  der  Gegend 
des  ersten  Fundortes  Ländereien  kaufte,  sichere  Nachrichten 
hierüber  zu  erhalten.  Es  ist  aber  nur  ehie  einzige  Masse 
gefunden  worden ;  davon  seyen  einzelne  Stücke  losgeschla- 
gen und  in  einer  Schmiede  verarbeitet  worden.  Das  ein- 
zige noch  in  natürlichem  Zustande  befindliche  Stück  wiegt 
8  bis  10  Pfund.  Die  untersuchte  Probe  ist  eine  merkwür- 
dige Varietät  mit  feinkörnigem  Bruche  dem  Stahle  ähnlich, 
aufserordentlich  fest  und  ganz  ohne  eine  krystalliuische 
Structur.  Die  unvollkommene  Analyse  ergab  10  Proc.  einer 
zum  gröfsten  Theile  aus  Nickel  bestehenden  Metalllegirung 
neben  90  Proc.  Eisen  (Sill.  Journ.  2.  S.  Bd.  II,  S.  357).  * 

32)  (1835  Juli  31.  od.  Aug.  I.  zwischen  2  und  3  Uhr 
NacBmitttags?)  fiel  im  Bezirk  Dickson  (Tenn.)  eine  Eisen- 
masse herunter,  —  das  erste  Beispiel  einer  derartigen  in 
N.  Amerika  wirklich  beobachteten  Erscheinung.  Die  Ex* 
plosion  erfolgte  mit  einem  furchtbaren  Getöse  über  einem 
Baumwollenfelde.  Die  Masse  selbst  wurde  aber  erst  bei 
dem  Umpflügen  des  Feldes  gefunden,  aus  den  von  der 
Masse  bei  ihrem  Streifen  auf  dem  Boden  verursachten 
Furchen  kann  man  schliefsen,  dafs  die  Masse  in  ziemlich 
geneigter  Richtung  auf  dfe  Erde  gelangt  sey,  und  dafs 
ihre  Bewegung  von  W.  nach  O.  gerichtet  war.   Die  eine 

Poggend.  Ann.  Ergäozungsbd.  IV.  *u 


402 

Seite  der  Masse  ist  flach,  die  andere  gebogen  und  tropfen- 
Umlief  (SilL  Joaro.  2.  &  Bd.  IV.  S.  74  IL). 

33)  ?  Eisemnasse  von  Texas  (am  Red  River  in  Staate 

Louisiana,  100  Meilen  oberhalb  Natchitoches).  P.  No.  79. 

—  Diese  merkwürdige  Masse  ward  1808  von  dem  Capit, 

Anthony   Glass  in   dem  Gebiete  der  Hietam- Indianer 

entdeckt,  welche  sie  als  einen  Gegenstand  der-  Verehrung 

ansahen;    zwei  Gesellschaften   von  Specnlanten  forschten 

nach  ihr,   und  die  eine  brachte  sie  nach  New -Orleans; 

dort  beschrieb  sie  Bruce  (1810)  als  3'  4T  lang,  und  2T 

4£"  breit.    Die  Indianer  wollten  in  der  Nähe  noch  eine 

kleine  Masse  kennen;  man  hat  aber  keine  Stücke  mehr 

gefunden.   Das  ursprügliche  Gewicht  wird  auf  3000  Pfd. 

angegeben.     Shepard  bestimmt  es  aber  auf  1635' Pfd.; 

das  Mittel  mehrerer  chemischen  Analysen  giebt  folgende 

Zusammensetzung  (SilL  Amer.  Journ.  2.  S.  Bd.  II,  S.  370): 

Eisen 90,911 

Nickel 8,462      spec  Gew.       =7,4 

Uni.  Phosphorverbindnngen    0,500      n.  Rum ler     =7,8 

99,873. 

34)  ?  Eisenmasse  von  Burimgton  im  Bezirke  Otsego 
(N.  Y.),  gefunden  i.  J.  1819  von  einem  Pächter  und 
beschrieben  von  Prof.  Sillim.  jun.,  1844  (Sil I.  Amer. 
Journ.  Bd.  46,  S.  401).  Die  Masse  wog  ursprünglich 
150  Pfd.,  und  zeigte  bei  Behandlung  mit  Säure  eine  dem 
krjstallisirten  Zinn  ähnliche  Erscheinung  des  »moirte  me- 
tallique.«  Sie  ist  so  hart,  wie  keine  andere  in  N.  Amerika. 
Rockwell  giebt  an,  dafs  sie  aus  92,29  Eisen  und  8,146 
Nickel  bestände.    Shepard' s  Analyse  dagegen  ergab: 

W.S.  Clark  fand  (I.e.) 

Eisen 95,200        Eisen     ....    89,752 

Nickel 2,125        Nickel  ....      8,897 

Schwefel  u.  Verlust      2,175        Kobalt  ....      0,625 
Unlöslich      .    .    .      0,500        Mangan  u.  Kupfer  ? 

100,000.       Uol.  Phosphormet.     0,703 

99,799. 

Die  unter  den  letzten  6  Nummern  (29  bis  34  incl.) 

angefahrten  Meteoreisenmassen  zeichnen  sich  alle  durch 


403 

ihre  fein-krystallinische  Structur  aus;  die  folgenden  5  Num- 
mern zeigen  dagegen  eine  grob -kristallinische. 

35)  ?  Eisenmasse  vom  Bezirke  De  Kalb  (Tenn.).  Es 
ist  von  dieser  Masse  noch  nicht  viel  bekannt,  aufser  dafs 
sie  viel  Aehnlichkeit  mit  der  vom  Bezirke  Cocke  (Tenn.) 
hat  (s.  daher  No.  47). 

36)  ?  Eisenmasse  von  Asheville  im  Bezirk  Buncombe 
(N.  Carolina)  P.  No.  83,  bekannt  seit  1839  durch  Upham 
Shepard  (Sillini.  Amer.  Journ.  Bd.  3Q,  S.  81).  Die  runde 
Masse  ward  lose  auf  dem  Boden  gefunden ;  sie  ist,  wie 
P.artsch  sie  beschreibt  (Partsch  a.  a.  O.  S.  116),  derbes 
und  dichtes  gediegenes  Eisen,  mit  etwas  Magnetkies  ge- 
mengt, und  stellt  auf  den  polirten  Flächen  durch  Aetzen 
sehr  ausgezeichnete,  feinstreifige  Widmannstädten'sche  Fi- 
guren dar.  Das  Asheviller  Eisen  zeichnet  sich  vor  allen 
anderen  Eisenmassen  durch  seine  ausgezeichnete  blättrige 
Structur  aus}  auch  zeigt  es  eine  sehr  grofse  Tendenz, 
durch  Oxydirung  in  Octaeder  und  Tetraeder  parallel  den 
octraedrischen  Theilungsflächen  zu  zerklüften,  und  so  nach 
und  nach  ganz  zu  zerfallen.  Das  spec.  Gew.  beträgt  nach 
Shepard  6,5  bis  8,0;  nach  C.  Rumler  7,90;  die  Masse 
gehört  also  unstreitig  zu  den  schwereren.  Shepard 's 
neuere  Untersuchungen  über  diese  Masse  haben  die  Ge- 
genwart von  5  Proc.  Nickel,  0,5  Proc.  Silicium  und  Spuren 
von  Kobalt,  Magnesium  und  Phosphor  gezeigt  Eine  frü- 
here Analyse  ergab: 

Eisen  ....  96,5 
Nickel  ...  2,6 
Silicium  .  •  .  0,5 
Chlor  ....  0,2 
Kobalt,  Arsenik,  )  Q 
Seh  wefelu.  Kohle  1  *fm 

99,8. 

37)  ?  Eisenmasse  vom  Bezirke  Guildford  (N.  Car.y 
P.  No.  81,  bekannt  seit  1830  durch  Upham  Shepard, 
welcher  diese  Masse  anfänglich  für  tellurisches  Eisen  hielt 
(Treatise  on  Mineralogy.  Fol.//,  p.  70);  in  dem  Jahre 
1841  aber  erkannte  er  schon  ihre  meteorische  Natur;  das 

26* 


404 

ursprüngliche  Gewidit  ist  unbekannt,  da  die  Schmiede  der 
Umgegend  sieh  Stücke  davon  xu  ihrem  Gebrauche  los- 
schlugen. Sie  ist  derbes  und  dichtes,  gediegenes  Eisen; 
die  polirten  Flächen  zeigen  die  Widmannstaedten'schen 
Figuren  sehr  deutlich;  das  spec.  Gewicht  beträgt  nach 
C.  Rumler  7,67.  Shepard  hat  aus  seiner  Analyse  ge- 
funden: 

Eisen .    .     .    92,750 

Nickel     .     .      3,143 

Magnetkies  .      0,750 

96,645. 

38)  ?  Eisenmasse  von  Carthago  im  Bezirke  Smith 
(Tenn.)f  bekannt  seit  1844  und  beschrieben  1846  von 
Troost  (Sill.  Amer.  Journ.  2  S.  Vol.  II,  p.356);  die 
Masse  wog  280  Pfd.;  sie  ist  ebenfalls  derbes  und  dichtes, 
gediegenes  Eisen  mit  nur  wenigen  Krjstallen  an  der  Ober- 
fläche; an  einem  abgetrennten  polirten  Stucke  von  39  Pfd. 
zeigten  sich  die  Widmannstaedten'schen  Figuren  auf  die 
ausgezeichnetste  Weise.  Die  Masse  hat  keine  heterogenen 
Einmengungen  und  enthält  nach  einer  oberflächlichen  Ana- 
lyse Nickel  in  grofser  Menge.  — 

39)  ?  Eisenmasse  vom.  Bezirke  Jackson  (Tenn.)  be- 
schrieben 1846  von  Troost  (Sill.  Amer.  Journ.  2  S. 
Vol.  II,  p.356);  die  in  dessen  Besitz  befindliche  Masse 
wiegt  15  Unzen  und  ist  eine  Zusammenhäufung  von  gro- 
fsen  Krystallen,  Octaedern  und  Tetraedern,  die  aus  wei- 
chem, schmiedbaren  Eisen  bestehen.  — 

Als  zu  dieser  Gruppe  gehörig  können  noch  betrachtet 
werden : 

40)  ?  Eisenmasse  vom  Bezirke  Grayson  {Virginia'). 
beschrieben  1842  von  Rogers  (Sill.  Amer.  Journ.  Bd.  43» 
p.  169);  er  fand  darin  6,15  Proc.  Nickel. 

41)  ?  Eisenmasse  vom  Bezirke  Roanoke  (Virg.)  Ro- 
gers fand  in  ihr  u.  A.  Chlor  (Sill.  Amer.  Journ.  Bd.  43> 
p.  169). 

42)  ?  Eisenmasse  von  Francoma  (New  -  Hamp$hire)t 
welche  nach  F.  Dana  gediegenes  Elisen  ist  (Sill.  Amer 
Journ.  2S.  Vol.  V.  p.  87). 


405 

43)  ?  Eigenmasse  von  Newberry  (8.  Carolina)  in  den 
Rufps  mountains;  sie  ist  erst  seit  1850  bekannt.  Nach 
Shepard  (Si  11.  Amen  Jo um.  2  S.  Vol.  X.  p.  128)  ähnelt 
$ie  den  Massen  von  Texas,  Caxthago  mehr  als  irgend  eine 
andere;  sie  unterscheidet  sich  von  ihnen  nur  durch  Adern, 
welche  mit  einem  eigentümlichen  Kies  angefüllt  sind.  Das 
spec.  Gew.  der  inneren  Masse  ist  =7,01  bis  7,10;  das 
der  äufeeren:  5,97  bis  6,80.     Die  Zusammensetzung  ist: 

Eisen 96,000 

Nickel 3,121 

Chrom,  Schwefel,  Ko- 
balt, Magnesium  u. 

Chlor Spur 

99,121. 
Die  nachfolgenden  Meteoreisenmassen  Nord-Amerika's 
gehören  zu  den  heterogenen,  dehnbaren  Körpern,  aus 
welchen  Shepard  in  seiner  Eintheilung  der  Meteorite 
(Sill.  Ainer.  Jtourn.  2  S.  VoLII.  p.  376  ff. )  eine  eigene 
Ordnung  gemacht  hat;  sie  ähneln  alle  mehr  öder  weniger 
der  bekannten  Pallas- Eisenmasse  von  Sibirien. 

44)  ?  Eisenmas6e  von  Hommoney  -  Creek  im  Bezirke 
Buncombe  (iV.  Carolina),  10  Meilen  westlich  von  Asheville 
auf  einem  Felde  gefunden  i.  J.  1845,  und  1847  beschrie- 
ben von  Shepard,  welchem  es  gelungen  war,  ein  Stück 
davon  zur  Untersuchung  zu  erhalten.  Es  scheinen  mehrere 
Fragmente  dieser  Masse  zu  existiren;  denn  das  Stück,  durch 
welches  man  die  erste  Nachrieht  einer  Meteoreisenmasse 
in  jener  Gegend  erhalten  hatte,  und  welches  5  bis  6  Pfd. 
wog,  war  bei  späterer  Nachsuchung  spurlos  verschwunden ; 
wohl  aber  entdeckte  man  an  demselben  Fundorte  ein  weit 
gröfseres  Stück  von  27  Pfd.,  und  dieses  konnte  nun  She- 
pard seiner  Untersuchung  unterwerfen;  es  ist  an  der  einen 
Seite  flach  gedrückt,  als  ob  es  in  erweichtem  Zustande  auf 
eine  ebene  Fläche  gefallen  sej;  die  anderen  Seiten  aber 
sind  höchst  un  regelmässig,  und  mit  vielen  Höhlungen  und 
Unebenheiten  versehen.  Die  äufsere  Gestalt  hat  somit 
Aehnliehkeit  mit  der  Braunauer  Masse  und  man  kann  viel- 


406 

leicht  die  Verschiedenheit  der  SuCseren  Oberfläche  dadurch 
erklären,  dafs  man  (mit  Beinert)  annimmt,  dafs  die  ab* 
geplattete  Seite  der  Masse  durch  nachwirkenden,  —  die 
convexe  mit  ihren  Höhlungen  durch  entgegenwirkenden 
Druck  der  Erdatmosphäre  auf  die  glühende  Dunstatmo- 
sphäre des  Meteors  entstehen. 

An  einer  Stelle  der  Oberfläche  befinden  sich  in  der 
Höhlung  einige  gelbliche,  olivinartige  Körner;  überhaupt 
hat  die  ganze  Oberfläche  eine  äufserst  vesiculäre  Structur; 
die  Höhlungen  haben  einen  Durchmesser  von  Jv  bis  -JZoll; 
je  tiefer  man  in  die  Masse  eindringt,  desto  kleiner  werden 
die  Höhlungen,  so  dafs  vielleicht  im  Innern  die  Masse 
vollkommen  dicht  ist.  Die  Stellen  der  Oberfläche,  deren 
Structur  nicht  zu  blasig  ist,  zeigen  höchst  ausgezeichnet 
die  Widmannstaedten'schen  Figuren.  —  Shepard  findet 
hierin,  sowie  in  der  blasigen  Structur  der  Oberfläche  eine 
Aehnlichkeit  mit  der  Bitburger  Masse. 

Das  spec  Gew.  nach  Shepard  =7,32  und  die  Zu- 
sammensetzung: 

Eisen  mit  Spuren  von  Chrom  u.  Kobalt    98,19 

Nickel .      0,23 

Kohlenstoffhaltige  unlösliche  Materie  1,58 

100,00. 
Die  olivinartigen  Körner  bestehen  aus  Kieselerde,  Kalk, 
Magnesia  und  Eisenoxyd.  ') 

45)  ?  Eisenmasse  von  Lockport,  gefunden  1818  und 
beschrieben  von  Silliman  jun.  (Sill.  Amer.  Journ.  Bd. 48 
p.  390);  sie  besitzt  kiystallinische  Structur  und  schliefst 
weifse  und  gelbe  Kiese  ein;  ihr  spec.  Gew.  ist  =7,32. 

Olmsted  jun.  hat  schon  früher  eine  Analyse  dieses 
Meteoreisens  gegeben  (I)  (Sillim.  Amer.  Journ.  Bd.  48, 
p.388);  später  auch  B.  Silliman  jun.  und  S.Hunt  (II) 
(Sill.  Amer.  Journ.  2  S.  Vol.  IL  p.  376). 

1)  Nach  einer  neueren  Analyse   von  W.  S.  Clark   (Woehler  etc.  Ann 
1852.  B.  VI.  p.  367)  enthalt  diese  Masse: 

Eisen    ....    93,225  Silicium    ....    0,501 

Nickel  n.  Kobalt     10,236  Schwefel  ....     0,543 

Mangan     ...  ?  Phosphor  ....         ? 

Kupfer  u.  Zinn        0,099  Graphit     .    .     .     .    4,765 

99,369. 


407 


I. 

11. 

Eisen 

95,540 

92,583 

Nickel 

5,037 

5,708 

Kupfer 
Arsenik 

|     Spuren 

Unlösl. 

Materie 

1,140  und.  diese  besteht  aus 

100,577. 

99,431.        Eisen          44,1 
Nickel       24,5 
Phosphor   11,4 
Siliciuin      10,0 

90,0. 

Eine  Analyse  der  eingeschlossenen  Kiese  fehlt  noch. 
Merkwürdig  ist  der  Umstand,  dafs  beide  Analysen  über- 
einstimmend keinen  Kobalt  in  der  Eisenmasse  nachgewie- 
sen haben,  welchen  man  doch  sonst  allgemein  für  einen 
nie  fehlendeu  Bestandteil  des  Meteoreisens  ansieht.  Alle 
Flüssigkeiten,  alle  Niederschläge  wurden  untersucht,  selbst 
das  Löthrohr  nahm  man  zu  Hülfe:  aber  keine  Spur  von 
Kobalt  War  zu  entdecken:  und  doch  mufs  sie  jenen  Che- 
mikern entgangen  seyn,  denn  Shepard  ist  es  später  ge- 
lungen, Kobalt  in  dieser  Masse  nachzuweisen.  Die  An- 
wesenheit von  Kobalt  in  derselben  wird  auch  darum  noch 
um  so  wahrscheinlicher,  weil  der  ganze  äufsere  Habitus 
und  die  Trennung  der  ganzen  Masse  in  eine  Grundmasse 
von  gediegenein  Eisen  und  in  einen  eiugewachsenen  Kör- 
per von  Schwefelkies,  ebenso  wie  die  chemische  Zusam- 
mensetzung der  ganzen  Masse  die  gröfste  Analogie  zwi- 
schen den  Braunauer  und  Lockporter  Massen  zeigt  und 
in  der  Braunauer  Masse  finden  wir  nach  der  Analyse  von 
Fischer  und  Duflos  0,529  Proc.  Kobalt;  mithin  könnte 
die  Lockporter  Masse  auch  Kobalt  enthalten  und  keine 
Anomalie  zeigen,  sondern  in  allen  Stücken  sich  ganz  wie 
alle  anderen  meteorischen  Eisenmassen  verhalten. 

46)  ?  Eisemnaste  von  Black- Mountains,  15  Meil.  ML 
von  Asheville  (N.  Carolina)  gefunden  1840  und  beschrie- 
ben durch  Shepard  (SilJ.   Aroer.  Journ.  2  S.   Bd.  IV. 


408 

p.  82).  Das  Stuck,  welches  seiner  Untersuchung  vorlag, 
wog  21  Unzen;  wahrscheinlich  ist  es  nur  ein  Theil  einer 
weit  grösseren  Masse;  die  Structur  ist  durchgängig  kri- 
stallinisch; die  Masse  ist  von  Adern  von  Magnetkies  durch- 
zogen und  ähnelt  überhaupt  sehr  der  folgenden  No.  (47); 
sie  enthält  ebenso,  wie  diese,  noch  einige  rundliche,  un- 
regelinäfsige  Körnchen  einer  graphitartigen  Materie,  und 
in  dieser  wieder  einige  Partien  von  Magnetkies.  Das  spec 
Gew.  ist  =7,261  und  die  Zusammensetzung  nach  She- 
pard: 

Eisen 96,04 

Nickel 2,52 

Unlösl.  Materie  u.  Verlust      1,44 

100,00. 

47 )  ?  Eisenmasse  von  Cosby  -  Creek  im  Bezirke  Cocke 
(Tenn.)  beschrieben  1840  von  Troost  (Siliim.  Araer. 
Journ.  Bd.  38,  p.  250)  und  1842  und  1847  von  She- 
pard  (Sill.  Amer.  Journ.  Bd.  43,  p.  353  u.  2  S.  Bd.  IV, 
p.  83).  Die  diese  silberglänzende  Masse  auffindenden  Per- 
sonen versuchten  Anfangs,  in  ihrem  Wahne,  Silber  in  ihr 
zu  entdecken,  sie  mit  dem  Hammer  zu  zerstören;  als  ihnen 
diefs  nicht  gelang,  liefsen  sie  sie  lange  Zeit  auf  dem  Felde 
liegen  und  bearbeiteten  sie  sodann  abermals  mit  Meifael 
und  Hammer,  und  trennten  endlich  einzelne  Fragmente 
davon  ab;  hernach  brachte  man  die  Masse  in  eine  Schmiede 
und  verarbeitete  sie  zu  vielen  Geräthschaften.  Die  Masse 
soll  ursprünglich  20  Centner  gewogen  haben,  und  es  sind 
von  ihr  nur  noch  kleine  Splitter  übrig  geblieben!  So  hat 
menschliche  Habgier  und  Unwissenheit  einen  der  köstlich- 
sten Schätze  der  Wissenschaft  muth willig  zerstört!  — 

An  demselben  Fundorte  der  grofsen,  -ersten  Masse  ward 
später  von* einem  Soldaten  eine  zweite  von  112  Pfd.  Ge- 
wicht entdeckt;  dieses  Stück  ist  im  Besitze  von  Dr.  Troost; 
es  ist  derbes  und  dichtes  gediegenes  Eisen  mit  wenig  Mag- 
netkies aber  mit  viel  Graphit  (nach  Troost)  gemengt. 
Das  spcc.  Gew.  beträgt  nach  C.  Rumler  7,26  (Partsch 


409 

a.  a,  O.  S.  151);  das  des  eingeschlossenen  Körpers  von 
Magnetkies  nach  Shepard  4,454;  die  chemische  Zusam- 
mensetzung ist: 


Eisen 

87,0 

Nickel 

12,0 

Kohle 

0,5 

Verlust 

0,5 

106,0- 

48)  ?  Eisenmasse  von  Südcarolina vor  einigen  Jahren 

am  Ccrfurabiaflusse  gefunden. 

40)  ?  Eisenmasse  von  Munfresboro  im  Bezirk  Ruth&r-* 
ford  {Tenn.);  diese  Masse  wurde  zufällig  gefunden  und 
längere  Zeit  geheim  gehalten,  weil  man  Silber  und  Gold 
darin  vermuthete  wegen  ihrer  hellen  Farbe  und  ihres  gro- 
fsen  Glanzes.  Nach  Troost  (Sill  Amer.  Journ.  2  S. 
Vol.  V.  p.  351 )  besteht  diese  Masse  aus : 
Eisen  96,00 

Nickel  2,40  {also  weniger,  als  die  anderen  Me- 

teoreisenmassen von  Tennessee) 
Unlfrsl.  Materie  1,60 

100,00. 
Die  nachfolgenden  Meteor- Eisenmassen  Nordamerika^ 
sind  solche,  welche  Shepard  als  zerbrechliche  Matten 
(brätle)  in  die  dritte  Ordnung*  der  Meteoreisenm^ssen  ein- 
reihet. Die  leiden  ersten  enthalten  reines,  gediegenes 
Eisen;  die  dritte  ist  eine  Verbindung  von  Eisen  mit  an- 
deren Metallen. 

50)  ?  Eigenmasse  vom  Bezirke  Randolph  (N.  Carotine*); 
sie  wog  ursprünglich  2  Pfd.  Sie  ist  von  Shepard,  1830, 
als  gediegenes  Eisen  beschrieben  worden  (Sil!.  Amer. 
Journ.  Bd.  17,  p.  140),  und  schon  1822  von  Olmsted 
besprochen  (Sill.  Amer.  Journ.  2  S.  Bd.  V.  p.  262);  sie 
besteht  aus  äufserst  dünnen  Blättchen  und  hat  ein  spec. 
Gew.  von  7,618.  Shepard  hat  in  dieser  Masse  kein  ein- 
ziges'Metall  neben  dem  Eisen  entdeckt,  aufser  eine  Spur 
von  Kobalt. 

51)  ?  Eisenmasse  vom  Bezirke  Bedford  (Pennsylvankn), 


410 

IflOB    m  Shepard  ak 

(SÜL  Amt.  Ann.  Bd.  14-  p-  IIB) 


■ad  Farbe,  Harte  und  Gfamx; 

52)  ?  Fi ■hii  Mi  Bezirke  Otefi  (K,  Y.X  dse 

allen  behauten  FhniMif;  ilr  Gewicht 
276  Gfansae;  Are  Gestalt  kt  lnnifinUmliih  und  ihre 
Stractur  blättrig;  auch  ist  die  Masse  sehr  hart  and  es  fin- 
den sich  in  ihr  kleine  (oft  mikroskopische)  Körner  von 
Magnetkies.  Die  chemische  Analjse  ergab  in  dieser  klei- 
nen Masse  die  Anwesenheit  von  Eisen,  Kupfer,  Nickel 
Kobalt,  Schwefel,  Kohle,  Zinn  (?)  und  Chrasa  (?)  — 


a   l» 

63)  ?  Eisemnasse  von  Zneofecas,  P.  No.  87,  den  Ein- 
gebornen  seit  undenklichen  Zeiten  bekannt,  den  Europäi- 
schen Gelehrten  aber  erst  seit  1804  durch  Sonneschuudt's 
Beschreibnils;  der  vorzüglichsten  Beigwerksreviere  in  Mexico 
oder  Neu -Spanien  S.  192  u.  288;  man  schätzt  das  Gewicht 
dieser  Masse  auf  30  Centner;  die  Masse  selbst  ist  4^Fuls 
lang  und  1|  FuCs  breit  und  heilst  in  der  Volkssprache 
»In  piedra  di  fierro.«  Die  eine  Seite  war  flacher,  als  die 
andere  (ihnlich  wie  bei  den  Massen  von  Brannan  und 
Hommoney-Creek).  Sie  ist  derbes  und  dichtes  gediegenes 
Eisen,  in  welches  nach  Burkart  (Aufenthalt  und  Reisen 
in  Mexico  in  d.  J.  1825  bis  1834  Bd.  I.  S.  389)  eine  ganz 
ungewöhnliche,  durch  die  ganze  Masse  zerstreute  Menge 
▼on  Magnetkies  (und  auch  Schwefelkies)  in  meist  rundli- 
chen Partien  eingewachsen  sich  befindet  Sonneschmidt 
beschrieb  sie  ohne  alle  Beimengungen,  und  Alex.  v.  Hum- 
boldt hielt  sie  ihrer  äufcern  Gestalt  nach  für  ähnlich  der 
Pallas -Masse.  Die  Widmaunstaedten'schen  Figuren  zeigen 
sich  sehr  schwach,  weil  die  Säure  den  Magnetkies  zu  sehr 
angreift»  —  Das  spec  Gew.  dieser  Masse  variirt  nach 
Sonneschmidt  von  7,2  bis  7,625,  Burkart  bestimmt 
es  zu  7,5  und  C  Rumler  zu  7,55  (Partsch  a.  a.  O. 
S.  151).  — 


411 

Bergeroahn  in  Bonn  hat  folgende  Analyse  dieser 
Meteoreisenmasse  veröffentlicht  (Chem.  Pharmac  Centn - 
Bl.  1850  No.  16): 

Nickeleisen 93,77 

Magnetkies 2,27 

Chromeisen   .     .     •     .     .     .-   .     .       1,48 
Phosphor- Nickel -Eisen  ....      1,65 

Kohle  •    • 0,49 

99,66. 
Eine  neuere  Analyse  s.  Po  gg.  Ann.  Bd.  78,  S*  408  u. 
Bd.  79  S.  479. 

54)  ?  Eisenuiasse  von  Charcas  (einige  Meilen  östlich 
von  Zacatecas),  vielleicht  nur  ein  Stuck  derselben  Masse, 
wie  die  von  Zacatecas,  denn  beide  sind  nach  authentischen 
Nachrichten  aus  einem  12  Meilen  nördlicher  gelegenen 
Orte,  San  Josi  del  sitio,  nach  ihrem  Auffindungsorte  ge- 
bracht worden;  es  sollen  daselbst  im  Kalktuffe  fern  von 
allen  Eisenlagerstätten  noch  mehrere  Stücke  einer  ähnli- 
chen Masse  sich  befinden.  Burkart,  dem  wir  über  die 
beiden  Massen  von  Zacatecas  und  Charca*  die  neuesten 
und  sichersten  Nachrichten  verdanken  (a.  a.  O.)  hält  sie 
ebenfalls  für  Theile  derselben  Masse,  da  ihr  äufseres  An- 
sehen, ihr  hackiger  Bruch,  ihre  licht  -  stahlgraue  Farbe, 
ganz  ähnlich  sind.  Die  Masse  von  Charcas  wiegt  8  bis 
9  Centner. 

55)  ?  Eisenmasse  von  Durango,  P.  No.  80,  seit  181! 
durch  Alex.  v.  Humboldt  bekannt  (Essai  sur  la  Nouv. 
Espagne  Chap.  8,  p.  293);  sie  soll  nach  ihm  300  bis  400 
Centner  schwer  seyn.  Chladni  glaubt,  sie  rühre  von 
derselben  Masse  her,  wie  die  von  Zacatecas  und  Charcas; 
sie  dürfte  aber  eher  von  Toluca  herrühren.  Die  Masse  ist 
derbes  und  dichtes  gediegenes  Eisen  mit  wenig  beigemeng- 
tem Magnetkies  und  von  ausgezeichnet  blättriger  Structur. 
Das  spec.  Gew.  ist  nach  C.  Rumler  sehr  bedeutend,  näm- 
lich =  7,88  (Partsch  a.  a.  O.  S.  151). 

.56)  ?  Eisenmasse  von  Toluca  bei  Xiquipilco,  P.  No.  75, 
seit  1784  durch  die  Gazeta  d%  Mexico  bekannt  und  hieraus 


412 

durch  Cbladni  (Chladni  a.  a.  0.  S.  339).  Das  Eisen 
ist  so  rein  und  gediegen,  daCs  man  nach  Chladni  Nichte 
weiter  nöthig  hat,  als  Erhitzung,  um  Alles  daraus  zu  schmel- 
zen. Die  Indier  der  Umgegend  gebrauchten  es  auch  zur 
Verfertigung  von  allerlei  Gerätschaften.  Das  spec.  Gew. 
ist  nach  Ruinier  ;==7,72. 

57 )  ?  Eisenmasse  aus  der  Sierra  blcmca,  3  Meilen  von 
Villa  tnicoa  di  Huaxuquilla;  es  sind  dort,  wie  die  Ga%.  di 
Mex.  meldet,  einige  Klumpen  von  gediegenem  Eisen  ge- 
funden worden,  von  20  bis  30  und  mehr  Centner  Gew. 

4      In  Sud -Amerika. 

58)  ?  Eisenmasse  von  Rasgatä,  nordöstlich  von  Sa.  Fe 
de  Bogota,  in  der  .Nähe  der  Salinen  von  Zjpaqoiba  in  der 
Republik  Neu  Granada,  P.  No.  88,  gefunden  im  Jahre  1810 
«nd  bekannt  seit  1823  durch  Mariano  di  Rivero  und 
Boüssingault  {Ann.  de  Chim.  et  de  Phgs.  1824).  Es 
scheinen  mehrere  Stucke  einer  und  derselben  Masse  vor- 
handen gewesen  zu  seyn;  die  beiden  gröfsten  wogen  73 
und  39  Pfd.  Die  Masse  ist  ebenfalls  derbes  und  dichtes 
gediegenes  Eisen;  Schwefelkies  füllt  einige  Höhlungen  aus. 
Die  Analyse  voA  Boüssingault  ergab  einen  nicht  unbe- 
trächtlichen Nickelgehalt  (Ann.  de  Chim.  a.  a.  O.);  nach 
Partsch  aber  haben  die  Wiener  Analysen  derselben 
Massen  keinen  Nickel  nachweisen  können  (Partsch  a.  a. 
O.  S.  128).     Das  spec  Gew.  ist  =7,6.  ') 

59)  ?  Eisetimasse  von  Santa  Rosa  in  Cohimbien  (Neu- 
Granada),  nach  Partsch  ganz  der  vorigen  Masse  ähnlich 
(Partsch  a.  a.  O.  S.  128). 

60)  ?  Eisenmasse  von  Atacama  (bei  dem  Dorfe  San 
Pedro,  20  Legua's  von  dem  Hafen  Cabija  entfernt,  in  der 
Republik  Bolivia  (Parti),  an  der  Gräuze  von  Chile,  P. 
No.  70,  seit  1827  bekannt;  aufoer  der  3  Centner  schweren 
Hauptmasse  solleu  noch  viele  kleinere  Stücke  zerstreut 
herumliegen.  Partsch  beschreibt  diese  Masse  folgender- 
mafseft  (Partsch  a.  a.  0.  S.  85): 

»Ein  Gemenge  von  gediegenem  Eisen  mit  einem  glei- 

1)  ».  Anbaof  zu  4op  jyLctaracifCBHJapui. 


413 

eben  Verhältnife  von  lkhtgrönem ,  fast  grünlich  -  weifsem 
Olivin,  der  fcber  nur  in  sehr  geringer  Menge  vorhanden 
ist.  Das  metallische  Eisen  bildet  eih  ästiges,  oder  schwamm- 
förmiges  von  dem  Olivin  ausgefülltes  Gerippe.» 

Die  Masse  gehört  somit  zu  der  Gruppe  des  Pallas« 
Eisens.  Das  spec.  Gew.  beträgt  nach  Turner  6,68;  nach 
C.  Rum ler  7,44  bis  7,66;  das  des  Olivin  dieser  Masse 
3,33.  — 

An  merk.  Nach  einet»  Schreiben  von  Darlu  ans  Val- 
paraiso findet  mau  in  der  Wüste  von  Atacama  auf 
jedem  Schritte  Aerölitben  und  iif  der  Argentinischen 
Republik  bei  Santiago  del  Esseros  sind  sie  so  häufig, 
dafs  man  sie  dazu  anwendet,  Eisen  daraus  zu  ge- 
winnen (Nnstitut.  No.  598). 

61)  ?  Eisenmasse  von  Potosi  bei  Bolivia,  P. .  No.  70; 
bekannt  seit  1839  durch  Hippolyte  Julien,  einem  fran- 
zösischen Schiffslieutenant,  welcher  sie  bei  seiner  Rückreise 
aus  jener  Gegend  mitgebracht  hatte  (VInst.  No.  8  (1839 
Febr.  24)  >  Lond.  etc.  Phil  Mag.  3  S.  Vol.  14  p.  394). 

Sie  besitzt  ein  spec.  Gew.  von  7,736  und  besteht  aus: 

Eisen        90,241 
Nickel        9,759 
100,000. 
Partsch  hält   diese  Masse  für  identisch  mit  der  vori- 
gen (von  Atacama);  jedoch  scheint  ihre  Zusammensetzung 
eine  ganz  andere  zu  seyn,  wenn  auch  äufsere  Aehnlichkeit 
vorhanden  seyn  mag. 

62)  ?  Eisenmasse  von  Bahia  (am  Bache  Bemdegö,  nörd- 
lich vom  Monte  santo  in  Brasilien),  P.  No.  86,  gefunden 
1784  und  bekannt  seit  1816  durch  A.  F.  Mornay's  Be- 
richt (Phil.  Transact.  1816  P.  II.  >  Tilloch.  Phil.  Magaz. 
Dcc.  1816,  p.  417  bis  424).  Die  Masse  ist  7  Fufs  lang, 
4  Fufs  breit  und  2  Fufs  dick,  ihr  Gewicht  beträgt  nach 
Martius  17300  Pfd.  (Reise  in  Brasilieu  Bd.  II.  S.  376). 
Sie  ähnelt  in  allen  Stücken  der  Masse  von  Bohumilitz,  sie 
enthält  so,  wie  diese,  auch  aufser  dem  Magnetkies  noch 
denselben  problematischen  schwarzen  Körper  beigemengt. 


414 

Ebenso  enthalt  nach  einer  Analyse  von  Wollaston  die 
Masse  von  Bahia  4  Proc.  Nickel  (die  von  Bohumilitz  4,01). 
Ihr  spec  Gew.  ist  nach  Martins:  7,73  nach  Rumler: 
7,48. 

63  )  ?  Eisenmasse  von  Tucuman  (15  Meilen  von  Otumpa 
im  Staate  San  Jago  del  Estero  der  Argentinischen  Repu- 
blik La  Plata )  P.  No.  89.  Diese  Masse  wurde  von  Don 
Miguel  Rubin  de  Celis  i.  J.  1783  gefunden  und  seit- 
dem erst  bekannt  (Philos.  Transact.  f.  1788);  sie  ward 
auf  300  Centner  Gewicht  geschätzt;  sie  ist  derbes  und 
dichtes  gediegenes  Eisen  mit  gröfseren  oder  kleineren  Höh- 
lungen, welche  ganz  oder  theilweise  mit  Schwefelkies  aus- 
gefüllt sind.  Howard  und  Proust  haben  Nickel  darin 
gefunden;  ersterer  sogar  10  Proc;  spec  Gew.  =7,54  bis 
7,64.  Im  Allgemeinen  hat  die  Masse  grofse  Aehnlichkeit 
mit  der  vom  Senegal. 


415 


Ücbcrsichts  -  Tabelle 

der  in  die  verschiedenen  Monate  des  Jahre?  fallenden  Er- 
scheinungen von  Feuermeteoren  und  Meteoriten.  J) 

(Anhang  iura  X.  Nachtrag.) 


Feuerk. 


Feuermeteore. 

Sternscbntip- 
penschauer. 


587.1 
745.1 

(849.2) 
(1446.27) 

(1529.9) 
1537. 16 
(1551.28) 
(1556  11) 
(1560.30) 
( 1570. 10) 


1648.8 
1648. 10 
1651.7 
1661. 20 

1676. 24 


1690.2 


1700.7 
1717.4 
1721.26 
1723.  6 
1726. 1 
1745. 13 
1756.2 

—  15 

—  21 

—  26 
1761. 26 
1763. 13 
1763. 15 


B 


emerl 


Jahr. 


Meteorite. 
Ort. 


Bemerk. 


765.8 


1665.9 


Januar, 
ah.  Stil 


9) 
a.  St. 


1717.4 


1496.26 


1583.9 
1622.10 


(1686.31) 
(1690.2) 
1697. 13 


Cesena  (Italien) 


Abruzzen  (Ital.) 

Devonshire 

(England) 


Raudien 
(Schlesien) 

Jena 

(Thüringen) 

Siena  (Italien) 


1776.  ? 


Italien 


(od.  28) 


1)  Wo  keime  weitere  Beseickaaag  steht,  i*t  des  Data«  mm»  8tiU,  oder  aaek  dem 
crecorian.  Kaieader  geBoamea. 

3)  Einige  »ick  am  «tief  er  Tabelle  im.  Besag  aaf  die  Peri»dicitBt  der  Feaenaetoore  er- 
gebende Beaerkvagen  beaalto  ick  einer  epSterea  Hittkeihwg  tot.  D.Yerf. 


41* 


Feuerk. 


W CUCI  OMtCOfC« 

Stenuehnap- 
penschauer. 


Bemerk. 


Jahr. 


Meteorite. 


Ort. 


Bemerk. 


1785.10 
1793.13 


1803.21 
1810. 2 

1812. 28 

—  30 
1813. 27 
1814.27 
1816. 8 
1818. 18 

—  28 
1822.11 

—  14 

—  25 
1823.24 
1824. 13 
1825.2 

1825.17 

—  24 
1828. 18 
1831.1 

—  12 

—  28 
1832.2 
1834.30 

1835.13 

—  18 

—  23 
1836. 12 
1837.5 

1838.2 

1839.6 

—  12 

1840. 8 
1843. 2 
1844. 20 

—  25 

1845. 16 


Janntr. 


1825.2 


1835.2 


1838.2 
1839.2 


1840.2 


1844. 26 


zweimal 


1796.4 
(1803  21) 

1810. 7 


1824. 13 
1825. 16 


1835. 18 


1837.15 
1838.2 
1839. 2 


Belaja  Zerkwa 

(Rnssl.) 

Schlesien 


Ca*  well 
(N.-  Amerika) 


Arenazzo  (Ital.) 
Hindostan 


Löban  (Lausitz) 


Ungarn 


(Slernschn. 
materie.) 


417 


Feuerk. 


Feoermeteore. 

Sternschnup- 
penschauer. 


Bemerk. 


Jahr. 


Meteorite. 


Ort. 


Bemerk. 


Januar. 


1845.21 

—  27 

—  31 
1846. 16 

1847. 6 

—  10 

1848. 2 

—  11 

—  12 

—  19 

—  20 

—  21 

—  26 

—  27 
1849.9 

28 

1850.  8 

—  30 


1845. 31 


1847. 10 
—  llu.15 
1848. 2  b.  4 


1849. 18 


1850. 30 


(741  ?) 
763  ? 
(807.26) 
(808.24) 
(836  ?) 
(838.21) 
(839  ?) 
(912.  7) 
913.8 
(918.7) 
(919.7) 
(930.24) 
(937.20) 

(1104  ?) 
1106. 19 
1307. 24 


3  Feuerk. 


(1846.16) 


Frankreich 


in  Summa : 
85  Fk. 

Feb 


a.  St. 


Feuersbr. 


in  Summa: 
15  Met. 


mar. 


(836?) 
(838.21) 
(839  ?) 
(912.7) 

(918.7) 
(919.7) 

(937.20) 
1095. 24 
(1104  ?) 
1106.19 
(1307.24) 
(1545  ?) 
(1546.10) 
1584. 19 
1643  6 
1647. 18 

1660. 23 
1671.27 


Poggend.  Ann.  Er^änzangsbd.  IV. 


a.  St. 


1647. 18 


1671. 27 


Zwickau 
(Sachsen) 

Ortenau 
(Schwaben) 


27 


418 


Feuerk. 


Fenermeteore. 

Sterrochnup- 
penaebauer. 


Bemerk. 


Jahr. 


Meteorite. 


Ort. 


Bemerk. 


1676. 21 
1678. 6 

1719. 22 
1722.1 
1726. 4 

1740. 23 
1750.9 
1754. 26 
1756  28 
1757. 18 
1757.26 
1772.  10 
1778  ? 


1805. 1 
1806.  1 1 
1811. 18 

1815. 14 

1818. 6 

—  15 

1819. 2 
1821. 12 
1822. 6 

—  7 

—  9 
1824.3 


1825. 3 

—  4 

—  7 


1826. 14 

1828. 11 

1830. 15 

1832.7 
1834. 4 
1835.6 
1836.8 
1839.6 


Februar. 


(1678.6) 

1785. 19 

1796. 19 

1814. 3 

1815. 18 

(zwei) 

1824. 18 

(zwei) 

1825. 10 

1827. 27 

1830. 15 

Frankfort  a.  Bf. 


Eichstadt 

(Deutschi.) 

Portugal 


Rufstand 


Hindostan 


Irkutsk 
(Sibirien) 


Nanjemoy 
(Maryland) 

Hindostan 

Bicesler 


419 


Feuerk. 


Feuermeteore. 

Sternschnup- 
penschaner. 


Bemerk. 


Jahr. 


Meteorite. 


Ort. 


Bemerk. 


1839. 13 

1840. 6 
1840.8 


1841.25 

—  27 
1842.  9 

—  19 

—  20 

1843. 1 

—  5 
1844. 8 

—  12 

—  18 

—  20 

1845. 17 

1846. 10 

—  11 

—  21 

1847. 11 

—  21 

1848. 2 

—  7 


1848. 22 
1849. 10 

—  19 

—  24 

28 

1850. 3 

—  5 

—  10 

—  11 

—  13 

—  22 

—  26 


590  ? 
(673  ?) 


Februar. 


1840.8 
1841. 19 
—    23 

(zwei) 

1845. 5 

1848. 20      * 

1850. 13  u.  14 

mehrere 
in  Suroraa : 
88  Fk. 

1839.13  |    Little-Pioey 
(Missouri) 


1841. 25 


1847. 25 


1848. 15 


590  ? 


März. 

? 


in  grofs: 
Anz. 


28 


Chanteloup 
(Frankr.) 


Lion  (Jowa) 


Hindostan 


Feuersbr. 


in  Summa: 
I     15  Met. 


Italien 


27* 


420 


JaW. 


Ort. 


»r 


(741  ?) 

(839.30) 
(842.6) 
(842.18) 
(861. 10) 
(927  ?) 
1013. 16 
(1077  ?) 
(1138.8) 
1354.1   ' 

1532.7 
1554.  9 
(1555.13) 
1564.1 
1583.2 

1618.7 
1623. 10 

1646. 15 

1663. 13 
1676. 31 
1706.20 
1709. 4 
1711.11 
1718. 24 
1719. 19 

—  30 
1721.  M. 
1728. 29 
1731.3 

—  12 
1734. 13 
1746  8 
1756. 3 
1779. 8 
1794. 28 
1796.8 
1798. 12 


1807.6 


(741  ?) 
764  ? 
(&39  30) 
(842.6) 
(842  18) 
(861.10) 
(927  ?) 


(113a  8)  JMosol  (Arab.) 


1491. 22 


1583.2 
1596.1 


1636.6 
1654.30 


(Italien) 


Piemont 
Ferrara 


Sagan  (Scbles.) 
Fünen 


(1718.24) 


^  Insel  Letby 


(1721.M.) 


(1731.12) 


(1796.8) 
1798.12 
1805  25 
1806.15 

1807. 13 


Stattgart 


England 


Ober  -  Lausitz 

Sales  (Frankr.) 

Doroninsk  (Sib . ) 

Alais  (Frankr.) 


Timochia 
(Rufsland) 
I  1811.12  [Poltawa  (Rufcl.) 


(Blntreg.) 


421 


Feuerk. 


Feuermeteore. 

Sternschnup- 
penschauer. 


Bemerk. 


Jahr. 


Meteorite. 


Ort. 


Bemerk. 


1813. 8 
1813. 21 


1816. 23 
1817. 2 

—  18 
1818. 2 

1822. 1 

—  9 

—  16 

—  31 
18241 

1830. 14 

1832. 15 
1833. 18 
1834. 10 
1835. 22 
1838.  17 
1840. 17 

1841. 8 

—  15 

—  21 

—  22 

—  24 
1841.30 

(1842. 18) 


1843. 20 
1845. 10 
1845.29 
1846. 1 

—  10 

—  21 

—  22 

—  31 


1811. 18 


1840. 22 


1841.21  u.  22 


1846. 22 

1847.  11 

—  12 

—  18 

—  24 

—  25 

—  27 


Mars« 


(1813.8) 
1813.14 

1814  Anf 


Brunn  (Mähren) 
Galabrien 

Lontalax  (Finl.) 


(ident.  mit  1813  Decbr.  13) 


(1821.5) 


(1826.15) 


1841.22 


Pommern 


Lugano  (Ital.) 


Grünberg  (Schi.) 


Bau  roh. 

Tabelle.  ( Pogg.  Ann.  Bd.  66,  S.  476) 
1843  ?  Bishopville 

(S.  Carolina) 


(1846.22) 


Frankreich 


Feuersbr. 


Om. 


ar; 


1*47.29 

i 

i 

1*48.8                            » 

1 

—    9 

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-    11                      ! 

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i 

—  2* ;                 J 

i 

1859.6    i 

-     7     !                              -S— a: 

—    17  |                            84  Ffc 

l 

ApriL 

7X8  ; 

r 

7»,  F.  !     7»  F.        » 

1 

(840.2)  !  (840  2) 

1 

(860.9)  !                       ; 

> 

[ 

1000.4     '  1000.4          ' 

i 

1039.0 

1 

1093.10 

1093.10 

(1693.10)? 

1094.10 

1094.10 

(1094.10)? 

i 

109».  10 

1005.10 
1095.25 

1096  ? 

1096  ?  (10) 

1097  ? 

1097  ?(10> 

1098  ? 

1098  ?  (10) 

1118. 14 

1122.16 
1123. 16 

1203.1 

a.  Sc 

1203.3 

1545. 22  b.  25 

(1540.28) 

Franfcradft 

1547. 24 

a.  St. 

1621. 17 
1628.9 

Ifindottaa 
England 

(1028.27) 

1029.14 

1640.4 

1062.26 

1664.8 

1676. 8 

1688.17 

1692.9 

(1715.11) 

Pouuucni 

1729. 19 

423 


Feuerk. 


Feuermeteore. 

Stern  schnup- 
penschauer. 


Bemerk. 


Jahi 


1730. 13 

1750. 12 
1756.29 
1762. 30 
1763.  29 
1780. 11 
1786. 10 
1792. 18 

1800.1 
1800.5 

1803. 26 

1804. 15 

1809.9 
1812. 10 

1812. 13 


1814. 
1815. 
1817. 
(1817. 
1817. 


19 
30 
10 

17) 
27 


1820. 
1821. 
1822. 
1823. 


1824. 
1826. 

1832. 
1833. 


18 

28 

9 

2 

6 

9 

17 

1 

14 

11 

19 


1840. 
1842. 


28 
11 


1843. 14 


April, 


1780.11 


1795. 13 


1803. 20 


1838. 20 
1839.  19 
1840. 8 

1841. 18.  b.  21 


Baurah.  T. 


(zwei) 


1803. 26 
1804. 5 

1808. 19 

1812. 10 
1812. 13 


1818. 11 

1819.  F. 

(1820.5) 


1842. 26 


Meteorite. 


Ort. 


Bemerk. 


Breston  (Engl.) 


Ceyl 


on 


I*Aig1e(Frankr.) 
Schottland 

Parma   (Italien) 

Tou1ou8e(Frkr.) 

Erxlcben 

(Deutsch!.) 


Volhynien 

Italien 
? 


Milena 
(Groatien) 


*  i 


424 


April. 


1844.3 
1814. 11 
1845.24 
184?!  11 


184a  6 


i 


1847. 19 
184a  1 


12 
18 


<«w«) 


1848.38  I 
1849.4 

-  19 

-  13! 

-  19  | 


1849.30 
1850.1 
—    21 


184a  23 
184a  28k 


1849.29 
1849. 25, 


mSunDa 
|     83  Flu 


IL 


(842.6) 
925.2 
(965.18) 


1325.22 

(1379.26) 

1499.21 

(1543.4) 
1547  ? 


839.13 


965.18 


1649. 11 
(1652  ?) 


1680.22 
1682  ? 
1684.19 
1687.22 


1164  ? 


(1379.26) 
1520  ? 


1552.  19  :    DeatsckUnd 

(ScMeasingcn) 
1561. 17  Targao 

1580. 27         Göttinnen 


(1652  ?) 

1677. 28 
1680.18 


Italien 


London  (EqgL) 


!      17 


(Stemsctn 
Materie) 


425 


Feoermeteore. 

Sternschnop- 
Feaerk.    I    penschauer. 


1710. 17 
1728.30 


1744.  7 
1744. 27 
1751. 26 
1759.4 
1760. 10 
1776. 12 
1785. 31 
1791. 17 

1808. 21 

—  22 

—  29 
1811. 15 
1815. 10 

—  14 
1819.  5 
1820. 10 

1821.16 
1823. 2 

—  20 

—  23 


1827. 21 


1832. 20 

—  31 

1833.20 
1834. 15 
1837. 5 
1838. 18 
1839.7 
1840. 13 

—  23 

—  31 
1841. 13 

—  16 


Bemerk. 


Jahr. 


Meteorite. 


Ort. 


Bemerk. 


1706. 12 


1737  ? 


1833.1 


1839.7 


M 

a  i. 

1698. 19 

(1737.21) 

1751. 26 

1791. 17 
1806. 17 

- 

1808. 22 

• 

1820.22 

(cwei) 

1824.14 
1825. 12 
1826. 19 
1827. 9 

1828  ? 
1829. 8 

1837.5 

Bern 


Adriat  Meer 


Agram 


Toteana 
England 

Stannern  (Mah- 
ren) 


Ungarn 


Irkutsk  (Stbir.) 
England 
Sibirien 
Nash  ville  (Ten- 
nesee) 
Rußland 
Forsyth  (Geor- 
gia) 


MassachuseU 


Eisenmass. 


Eisenmass. 


IL 


0M1  14 

W43  4 
1844  II 
I 


1841.» 


1*4*39 
1*C9 


* 


ISA,  12 


• 


1*A24 
1*4*2 

—  * 

—  % 

—  » 

—  *1 
1*6*2 

—  7 

—  21 


(K2&29) 

i 

l&tll      15*111 

—     14       —    1* 

(im  19) 

IM*  19  ; 


I 


39  FL 


J.« 


1729  2 
1730,3 
17*0,7 
1792, 19 

17*9,  ia 


1C0L 19  •  Y« 
1796.7    , 


<**) 


<«.*         Fi 


( 


1759. 13) 


) 


427 


Fenerk. 


Feuermeteore. 

Sternschnup- 
penschaner« 


Bemerk. 


Jahr. 


Meteorite. 


Ort. 


Bemerk. 


1794. 16 
1801. 19 

1808. 4 


1820. 30 


1822.3 

—  9 

—  13 

—  17 

—  19 

1824. 9 


1832. 23 
—    29 
1834. 7 

1835. 13 

1836. 10 
1839. 6 


1841. 9 

—  12 

—  14 

1842. 3 

—  12 

1843.21 

1844. 12 

1845. 13 

—  18 

(1845.28) 
1846.3 


1777. 17 
1799. 15b.  20 


1812. 18 
1815.12b.  18 
1817. 12  b.  15 

—  17 

—  22 


1839. 14  u.  15 


um. 


1794. 16 

1805  ? 
1809.17 


Baumh.  T. 


Siena  (Toscana) 


Constantinopel 

(Türkei) 

Meer:  75° 25'  W.L. 

-r-30658'N.Br. 


1818  ? 
1819. 13 
1820. 30 

1821. 15 
1822. 3 

(1822.13) 

(1822.17) 

1828.4 


1834.12 


Seres  (Maced.) 

Jonzac  (Frankr.) 

Lixna 

(Litthauen) 

Juveoas  (Frkr.) 

Angers  (Frkr.) 

Christiania 

(Norwegen) 

Catanea(SiciL) 


Richmond 
(Virginia) 


Hindostan 


1840. 12 
1841. 12 


1843. 2 


Uden  (Belgien) 

Chäteau  -  Renard 
(Frkr.) 


Blaauw-Kapel 
(Holland) 


bitumin. 

Masse. 
Feuersbr. 


Ort. 


184*19 

—  20 

-  21 


1847.29 

1849  16 

—  17 

—  2* 

—  27 

—  30 
18)0. 1 

—  * 

—  10 

—  16 


(1846.7) 


1029.  F. 
107»,  18 
1093.31 


(1554.24) 
1566. 17 


1666. 17 
1686. 19 
1708. 31 
1730. 17 
1738. 13 
1750. 16 
—  22 


1847.17 
1847.21«.22i 

1848.21 

1849.16 

—    17 


(Drlrrfcl )     | 


lDJlMIHM 

50  FL 


JolL 


820. 25b.30 
841, 25  b.  30 

924. 25  b.  30 
933.25b.30 
1029.  F. 


1243.26 


1293.26 


1635  ? 

1636  ? 


852  ? 

(a.  St.) 

(Aug.  5 
nach  d  .St.) 

a.  St. 

1186.8 
1198  f 

1249.26 

a.  St. 

1581. 26 

1635.7 

175a  3 

Moos  (Belgien) 
Frankreich 

Quedlinburg; 
(Deutschland) 


Thüringen 
Italien 


Tabor  (Böhm.) 


429 


Feoerk. 


1784. 30 

(1789  ?) 
1790. 24 
1797. 13 
1798.28 
1801  14 
1803. 4 

1803  ? 

1804  29 
1805.  21 
1806. 17 
1808. 17 
1808. 29 
1809.29 
1810.  M. 

1811  ? 
1814.29 
1818.17 
1819.24 
1820. 19 

—  30 

1822. 28 
1823.30 
1825. 28 
1826. 21 

—  29 

1832.24 

1835. 17 

—  18 


Feaermeteore. 

Sternschnup- 
penschauer. 


1761. 17 
1762.23 

1771.17 
1773. 29 
1776.11 
1782  ? 


Bemerk. 


1784.  12 
-     24 
1784. 26ii.27 

1785. 27 


1839.  2u.3 


Jahr« 


Meteorite. 


Ort. 


'Juli. 

1755  ? 

1766.  M. 


1782  ? 


1790. 24 


1803.4 


1810.  M. 
1811.8 
1811  ? 


1820  19 
1822. 19 


1831.18 
(1833.16) 


1835.31 
1837. 24 


lullen 


Italien 


Piemoot 


Barbotan(Frkr.) 


East-Norton 
(E»«L) 


Hindottan 

Burgos  (Span.) 

Heidelberg 


Kurland 
Hamburg 


Vouiltl  (Prkr.) 
Sibirien 


Tennessee 
Ungarn 


Bemerk. 


(Stern- 
schn-Mat.) 


Feuersbr. 


(Eisenro.) 


430 


Sccmsdurap- 


ucr. 


Ort. 


1839.6 
—  11 

1840.26 
1841.4 

1841.20 


1842. 11 
—  31 

1843.7 


1844.10 

—  20 

—  24 

—  27 

—  31 
1845.16 

—  29 
1846.23 

1846. 29 

—  31 


1847. 14 


1848. 12 

—  13 

—  15 

—  18 

—  23 


1848.29 
1849. 10 

—  23 

—  27 

1850.1 


Juli.' 


1839.6 


1840.26 


1841.22 

—    28 


1843.3 

—  7 

—  Hb.  13 

1843.21 

—  25 

—  29 


1846. 25  b.  30 


1847. 22  b.  25 
1848.6 


1848. 20  b.  24 
—    27  b.  31 


I849.20b.29 


(zwei} 


mehrere 


1840.17 


1841.17 


1843.26 


1846  ? 
1847. 14 


Iulien 


Italien 


Hindostan 


Richländ 
(S.  Carol.) 

Braonau 
(Böhmen) 


Eisen  m  ass. 
(Seeläs- 
gen?) 


431 


Feuerk. 


Feuermeteore. 

Sternschnup- 
penschauer. 


Bemerk. 


Jahr. 


Meteorite. 


Ort. 


Bemerk. 


1850. 4 

—  5 

—  6 

—  8 

—  9 

1850.16 


(855  ?) 

(859  ?) 

871. 10 


1353. 11 

(1554.5) 
1618.  F. 


1683.12 

—     15 

1685. 22 


1717. 10 

1723. 22 

1729. 23 
1730. 20 
1732. 15 
1733  ? 
1738.28 


1754. 15 
1773.  8 
1778. 26 
1779. 5 

1783. 18 


1785. 13 


Juli. 


• 

1850. 12 
—     16 
1850. 25  b.  30 

in  Summa : 
82  Fk. 

in  Suroma: 
26  Met. 


(855  ?) 
(859  ?) 
871. 10 
911  ? 

(1165.8) 

1451.7 
1554.  5 

1635  ? 


1710. 10 
1716. 18 


1741. 8 
1742. 10 
1749. 15 


1781. 8 

1784. 6 
—    9 


August. 


i.  St. 


1021  ? 


1618  F. 

1642.4 
1647  ? 
1650.6 


Afrika 


Steyermark 

Suflolk  (Engl.) 

Westpltalen 

Holland 


(1785.13) 


Frankfurt  a.M. 


Feüertbr. 


1 


432 


Ort. 


1787.7 
1789. 10 
(1792.28) 


1800.8 

1800.  M. 
1801.8 

1801.  F. 
1802.10 
1804.19 

1807.9 

1808.15 

1809.10 

—    28 


1812. 5 

-  23 
(1814.3) 

1816. 7 

-  13 
1817.  7 
1818. 3 

-  5 


1819. 6 
—     13 

1819. 20 


1821. 20 

—  30 
1822.  6 

—  7 

1822. 1 1 

—  22 


1823.9 


1789. 10 


1798.9 

1799.10 

1800.8 

1801.8 


1806.10 


1809.10 


1811.10 


1813. 11 
1815. 10 


1818. 14 
1819.6 
—    13 


1820.9 


Aogast. 


Batunh-T. 


1822.7 
-    9/10 

1823. 5 
1823. 9 


mehrere 


Baomb.  T. 


(xwei) 


1792.27 
b.29 


1810.  M. 
1812. 5 


Tipperary  (M.) 

Chaotoonay 
(Frankr.) 


1818. 10 


(1819.13) 


(1820.6) 


1822. 7 


1823.7 


(Meteor- 
stank) 


Smolensk.  Rufst. 


Massachusets 


Ovelgönne.  FSnl. 


Persien 


Nobleborough 
(Maine) 


(Sternscbn 
Materie) 


433 


Feuermeteore. 

Meteorite. 

i  Sternschnup- 

Fcuerk.        penschauer. 

Bemerk. 

Jahr. 

Ort. 

Bemerk. 

August. 

1823. 10 

1823. 10 

< 

► 

—     12 

—     12 

t 

—     15 

—     19 

* 

—    22 

1824.  1 1 

1824. 12 

■ 

(1824.23) 

Buenos  Ayres 

(Meteor- 

1825.3 

staub) 

—     22 

% 

? 

• 

1825    P 

. 

\ 

1826. 3 

1826. 3 

mehrere 

—    8 

—  8 

—  10 

—     11 

—    11 

i 

—    14 

—     14 

1 

—     15 

—     15 

—     18 

—    26 

i 

■ 

• 

1826   ? 

Frankreich 

1827.  14/15 

1827    ? 

China 

1828.  10 

(1828   ?) 

Allport  (Engl.) 

1829. 14 

mehrere 

< 

* 

1829: 14 

New -Jersey 

—    26 

(N.  A.) 

1830.12 

1831. 10 

1831.  10 
1833.7 
—    9 

ingr.  Anz. 

1833. 10 

—     10 
1834.9 

ingr.  Anz. 

1834.10 

—     10 
1835.8 
1836.8b  11 

ingr.  Anz. 

1836. 20 

1837.5 

1837. 8  b.  12 

- 

-    29 

~ 

1837   ? 

Frankreich 

1838.10 

1838  9  b.  12 

1839  Ib.  3 

V 

* 

1839.7 

1839. 9  b.  1  h 

» 

-    26 

- 

1840.1 

. 

s 

1 

Poggend. 

Ann.  Ergänzui 

Dgsbd.  IV. 

28 

434 


Sternschnop- 

Feuert 

penachaner. 

1840.3 

1840. 3          1 

-     5 

—     7 

1840. 9  b.  13 

—    13 

1841.9b  11 

1841. 10 

—     18 

—    20 

1842.5 

—    9 

1842. 9b.  11 

—    12 

1843.6 

1843. 9  b.  13 

1844.5 

1844. 8b.  11 

—    8 

—    16 

1815.9 

1845. 9 

—    10 

1845. 10 

—    31 

1846.1 

1846. 9  a.  10 

1846. 12  b.  14 

1846. 17 

—    24 

—    25 

—    26 

1847. 7 

1847.9 

—    10 

—     10 

—    11 

-     11 

—     12  a.  13 

—    14 

—     16 

—    17 

—    17 

—    19 

. 

1847. 23a.  24 

—    26 

1848.1 

—    2 

1848. 1  b.  6 

—    10 

—    9a.  10 

—    21 

—    28 

Jabr. 


Oh. 


Ilcnwrlc. 


Aa  gutt. 


(1841.10) 


1842.5 


(1843.6) 


(twei) 


1846. 10 


Iwan  (Ungarn) 


England 


Rheine 
(Weätpbalcn) 


Down  (IrL) 


Eisemna&s. 


435 


Feaermeteore. 

Sternschnup- 
Feuerk.    I    penschauer. 


Betteric. 


Jahr. 


Meteorit«. 


Ort. 


Bemerk. 


Aogu  st. 


1848.29 
1849.3 

-  6 

-  7 

-  8 

-  9 

-  10 

-  11 

-  16 

-  25 

1850. 10 

-  13 

-  14 

-  15 

-  22 

-  29 


(859.  ?) 
(868.?) 
925. 21 
1002. 14 
1465. 22 

(1556.5) 
1580.21 
1596. 28 
1601.28 
1603.9 
—  10 
1641.25 
1649.} 
1676.20 


(1784.4) 
1784.11 
1787. 1 
1792  ? 
1798. 22 

1803. 22 
1804.  J. 


1849. 2  b.  6 

1849. 8 

—  9 

—  10 

—  11 

—  12b.  15 


1850. 6  b.  12 


mehrere 


mehrere 


in  Summa : 
130  Fk. 

September. 


io'Sumraa : 
24  Met. 


585.  6 
(859  ?) 

925. 21 


1556. 5 


* 

a.  St. 

1511.4 

Baumh.  T. 

1753  ? 
1768. 13 
1775. 19 

1802.  M. 

t 

* 

Crema  (Italien) 


Laponas  (Frkr.) 

Luce  (Frkr.) 
Cobur*(Dtechl.) 


Schottland. 


28* 


436 


Fi 
Sternsehnnp- 


acr. 


1804.10 
1806.23 

—  28 
1807.6 

1812. 13 

1814. 5 

—  8 
1815. 16 

—  29 
1817. 8 

1818. 6 

—  14 

—  23 

1821.7 
1822.1 

—  10 


1824.13 
1825.10 

—  20 

—  24 
1826.4 

—  6 

—  13 
1826  ? 
1829.6 


1833.17 
1835.6 
1836.18 
1837. 21 
1839  3 

—  10 

—  13 


1841.8 
—    9 


—    20 


1820.2 


1833.17 


Met. 
Ort. 


1839.3 

—  9a.  10 

1840.1 

—  21  u.  22 
1841.8 

—  9 

—  10 

—  17  b.  20 


September. 


1808.3 

1813. 10 
1814.5 


Lissa  (Böhmen) 

Irland 
Agen  (Frankr.) 


(1822.10) 
—     13 

1825.14 


CarUtadt 

(Schweden) 

Epinal  (Frkr.) 


Sandwich-Ins. 


1826   ? 

1829.9 

1831.9 

(1835.6) 
(1836.18) 


Watenrille 

(Mai  oe) 

Krasno-Ugol 

(Rufsl.) 

Wewely 

(Mahren) 

Gotha 

Italien 


(Stern- 
schn-Mat.) 


437 


Feuenneteore. 

Meteorite. 

Sternschnup- 

Feuerk. 

penschauer. 

Bemerk.  1      Jahr. 

Ort. 

Bemerk. 

September. 

1841.24 

1841.29 

1842.30 

1843.16 

Kl.  Wenden 

1843.17 
—    22 

• 

(Deutschland) 

1844.5 

-     10 

-     20 

• 

—    24 

-    30 

■    i 

1845.1 

—    6 

—    7 

1846. 13 

—    15 

1846.  M. 

—    25 

—    25 

1847.7 

1848. 1 

—    4 

1848.4 
—    5 

zwei 
drei 

-. 

—     7 

-    8 

-    24 

« 

-    28 

1848.30 

1849.3 

1850,2 

1850.4 

• 

—     21 

in  Summa : 

in  Summa: 

—    30 

1 

82  Fk. 

17  Met. 

■ 

0  c  t  p  b  e  r. 

585.26 

585. 26 
587    ? 

i: 

• 

855.21 

855.21 
856.21 

859   ? 

859   ? 

• 

902.30 

a.  St. 

- 

912    ? 

912    ? 

Meteor- 

931.19 

931.25 
933   ? 
935.16 

schauer. 

970   ? 

979.28 

a.  St. 

991.9 

438 


FcoewteteoTe. 

Meteorite. 

Sternschnup- 

Feuerk. 

pensebauer. 

Bemerit. 

Jahr. 

Ort. 

Bemerk. 

October« 

1101. 24 

* 

1199.23 

Meteor- 

1202.26 

schauer. 

1304.1 

Deutschland 

1352. 22 

1366.30 
1399   ? 
1533.24 

Meteor- 
schauer. 

1577. 11 

1602. 27 

1634. 27 

1634.27 

Charollois 

1637.3 

1674. 6 

(Frankr.) 
Glarus 

1689. 1 

(Schweiz) 

1725.  22 

1726. 19 

r 

1729. 1 

* 

- 

—    16 

1736. 1 

i 

1736  ? 

1743. 15 

1738.18 

Awignon 
(Frankr.) 

1745. 13 

1750. 11 

Coutances 

1759. 20 

• 

(Frankr.) 

1765. 11 

1766. 21 

1766. 26 

1770. 25 

Hasargrad 
(Türkei) 

1779. 31 

1783.4 

1787. 1 

Charkow 

1788.17 

1798. 14 

1791. 20 

(Rufsland) 
England 

1801. 23 

1803.8 

4 

Apt  (Frankr.) 

1803. 10 

1805.21 

-    23 

1805. 23 

- 

1809. 12 

1812. 26 

—    31 

* 

1813. 20 

• 

1814. 18 

* 

. 

4a» 


t  euei  matcof  c. 

i 

Meteonte. 

.  Steraschoup- 

* 

1 

Feoerk 

penschawer. 

Bemerkt 

!  Jlbr. 

< 

Ort.           1  Bemerk, 

Octobetv 

1815. 3 

Chassigny 
(Frankr.) 

♦ 

1817. 17 

1818. 31 

(1818.31) 

Bukarest 
(Wallache!) 

1819. 1 

> 

• 

■ 

1819. 13 

Köstrite 

1819.24 

•                                              4 

» 

| 

(Deutschi.) 

1820. 12 

> 

. 

1821. 7 

1 

-     30 

*. 

• 

(1822.13) 

—  27 

-  28 

Bauroh. 

4 

t 

*                              •                                                 , 

Tabelle. 

> 

, 

1823.3 

i 

• 

1824: 14 

(1824.20) 

Beraun 

(Böhmen) 

Sterlitamaosk 

(Rursl.) 

- 

1825.17 

-     19 

• 

-     22 

" 

4 

1827.  8 

Bialystock 
(Rufs!.) 

1828. 10 

(1830.10) 

Baumh.  T. 

• 

1831.20 

1832.6 

i 

- 

—    13 

—    24 

1833  2 

. .. 

. 

1834.2 

• 

1836. 18 

\ 

'  * 

1837.30 

- 

1838. 13 

1838. 18 
1838   ? 

1838. 13 

Cold  Bocke  veld 
(S.  Afriea) 

1839. 6 

1839.8 

■•  • 

#          ''•"••      A 

t                                                                                                                                     1 

1840. 7  «t  8 

4 

—    21 

1840.29b.31 

1840.29 

* 

1841.8 

1841. 10 
-     17  b.  25 

*                                  *          • 

i 

1842. 4 

—     18 

1 

440 


Ott. 


1842.23 
1843.2 

—  16 

1844.8 

-  10 


1844.27 
1845.24 

—  31 
1846   ? 

—  4 

—  9 

—  10 

—  13 

—  17 

—  24 

1847. 10 

—  11 

—  17 

—  18 

—  24 

—  29 

—  30 
1848.5 

—  18 

—  27 

—  29 


1849. 20 

1850. 6 

—  9 

—  13 

—  24 


Oct 

ober. 

1843.  16 

1844. 18 

1844.21 

1845.  9  a.  10 

1845.28b.31 

OTCt 

1846  ? 

1846. 16 
1846.17 

- 

1846.26 
1847. 10 

> 

1847. 12 

1847. 27 

zwei 

• 

1848. 20b.27 

1849. 15  b  17 
—    20  b.  25 

mehrere 

1849. 31 

1850.9 

1850.26 

In  Summa : 
93  Fk. 

Layuac 
(Scbwdt) 


Coocora 
(N.  Amer.) 


Charlottettrwn 
(N.  Amer.) 


in  Summa : 
19  Met. 


441 


Fenerk. 


(979  ?) 
1177. 28 
1465.18 


1548.6 

1557. 25 
( 1574. 14) 

1623.17 
1624.  7 
1637. 29 
1643.8 
1684. 13 

-  17 
1729.25 
1733. 4  ) 
1737  ? 
1742. 24 
1749.4 
1753. 4 
1755. 27 

1758. 26 
1761. 3 

—  11 
1764. 19 

(1771.9) 

1786? 


Slernschnup- 
penschaner. 


(848.27) 
899.18 
901.30 


1574. 14 
1602.16 


1787. 10 


1791. 12 
1798. 20 
1799.2 

—  7 

—  11 

—  12 
1803.6  od.  13 

—  16 

1808. 11 
1809.29 
1810  23. 


Bemerk. 


Jahr. 


1799.  11/12 


N  oremker, 
s.  Defcbr. 

(Dec.4.  n. 
St.) 
a.  St. 

1492  7 

(1548.6) 

(1557.25) 
a.  St. 


Baumh.  T. 


Baomh.  T. 


Meteor- 
schauer. 


1637. 29 


(1761.11) 

1768. 20 

1773. 17 


1805? 


1810. 23 


'^weieonte. 


Ort. 


Ensisheim 

(Elsaf.) 
Thüringen 

Italien 


Provence 


Ghamblaos 

(Frkr.) 

Maurkirchen 

(Bayern) 

Sigena 
(Spanien) 


Bemerk. 


(Sternschn. 
Materie) 


Asio  (Cornea) 

Chartonville 
(Frkr.) 


Feuertbr. 


441 


On. 


H  •«• 

»her. 

18M.9B 

Ccrig» 

1811.22 

1812. 1» 

1812.15 

i 

1813. 8 

1813. 8 

1 

—    10 

—    10 

1814. 5 

• 

Hindostan       ] 

1814. 9 

1817.19 

i 

1818. 13 

1818»  13 

-    17 

1818. 19 

1 

1819. 13 

-     14 

• 

—    18 

1 

—    21 

! 

1820. 12 

1829.12 

• 

\ 

-     29 

\ 

1821.28 

—    30 

1822. 1 1 

—     12 

1822  12 

-     15 

-     19 

1822  25 

j 

-     30 

1822.30 

Hindostan 

1823. 9 

—     27 

1824. 13 

—     16 

_■ 

• 

-     27 

(swei) 

1825.3 

^                         9 

—     4 

—     5 

—     9 

—     14 

# 

■ 

% 

—     22 

1 

.• 

1825    ? 

1826. 6 

1826. 6 

mehrere 

1828.11 

1828. 11 

1829  19 

(1829.19) 

Böhmen 

1831.13 

1831.13 

Meleor- 

-    26 

schauer 

-     29 

• 

1832  12 

1832. 12 

Meteor-  ' 

-     13 

-     13 

schauer 

-     14 

—     15 

ragn  Atfe. 

-     18 

-     18 

Stern  sehn. 
Materie 


448 


Fenertneiedre. 

. 

Meteorite. 

Sternschnup- 

• 

Futierk. 

penschäuer. 

.         • 

Bemerk. 

1    Jahr. 

Ort. 

Bemerk. 

November. 

1832. 19 

• 

1833.12 

1833. 12 

Meteor- 
schauer 

(1833.12) 

Nord-  Amer. 

Stern  sehn. 
Materie 

—    20 

► 

* 

—    25 

1833.25 

* 

Blansko 
(Mähren) 

• 

.  1833.  F. 

Hindostan 

* 

'  ( Aerol.- 
Regen) 

1834.13 

1834. 13 

Meteor- 

-    14 

schauer 

■* 

-    30 

1835.13 

1835. 13 

1835. 13 

Simonod 

-     17 

(Frankr.) 

. 

1836.11 

1836. 11 

Brasilien 

fAerol.- 
Kegen) 

• 

1836.  Hb.  15 

-    22 

(1836  22) 

Schlesien 

—~~^j~—j 

1837. 12 

1837. 12 

—  13 

-  28 
1838. 9  b.  14 

•• 

< 

■    ■ 

1838. 13 

■ 

■ 

, 

-     16 

■ 

1839.  J. 

—     1 
6 

1839.  J. 

(1839.J.) 

Mexico 

i 

-  9 

-  10 

1839. 10 

—     12 

—     13 

—    13 

—    29 

(1839.20) 

Neapel 

1840. 2 

1841.  5 

1841.5 

Bourbon 

-    6 

(Frankr.) 

—    10 

1841. 11  b.  14 

i 

-     15 

V 

1841. 19b.20 

■ 

1842.  1 1 

-     14 

1842.30 

Hindostan 

• 

1843. 10 

1843. 14b.  16 

(od.  12) 

1843. 10 
(12) 

auf  der  Donan 

—    18 

1844. 2 

i 

-    4 

'• 

-     7 

mehrere 

< 

444 


Femamtiem*. 

■^■T_m^_            * 

• 

»  ^  1 

1  Steratduiop- 

Fcvcrk. 

poHcfa-er. 

BcMriu 

Jahr. 

Ort. 

*-*• 

Noftaker. 

1844.8 

1844.8 

mehrere 

-    9 

—    9 

mmm 

—    10 

—     10 

^^^ 

—    11 

—    11 

__ 

—     12 

-     12 

^_ 

—     13 

—    13 

_• 

—    14 

—    14 

«_ 

—    15 

—  15 

-  16 

— 

/ 

-    17 

m^ 

—    18 

„ ^ 

—     19 

_ 

—    20 

—    21 

1845.2 

—    4 

—    6 

—    12 

-    14 

(1845.20) 

1846.8b.15 

BmmIlT. 

1846.9 

—    11 

(1846.11) 

England  (od. 
Nord-Amcr.) 

Feoerk.- 
Matcric 

—    15 

-    18 

1846. 18 

—    19 

—    22 

—    23 

—    28 

1847.1 

1847.7 

—    8 

—    12 

1847.12a.  13 

—    17 

—    19 

xwei 

—    23 

—    26 

- 

—    29 

1848.1 

| 

—    5 

1848.5 
—    6 

—    9 

1 

—    12 

—    12 

—    13 

-    13 

—    14 

-    15 

-    15 

i 

445 


r  eueraieteore. 

• 

Meteorice. 

Steraschnnp- 

| 

- 

Fenerk. 

penschaner.    i 

Bemerk. 

Jahr. 

Ort. 

Bemerk. 

November. 

1848  16 

—     17 

*• 

mehrere 

—    21 

-     29 

1849. 2 

drei 

—     5 

zwei 

—     7 

—    8 

• 

-    9 

—    12 

1849. 12 

T-      13 

-  13 

-  14 

1849. 13 

Tripolis 
(Africa) 

—    19 

1850.2 

1850. 6 

—     13 

—     14 

1850. 14 

—     15 

-    23 

—    24 

• 

> 

—    2S 

1850.28 

-     29 

—    30 

mehrere 

in  Summa: 
171  Fk. 

in  Summa: 

26  Met. 

1 

December. 

584  ? 

(786  ?) 

786  ? 

(848. 2) 

848.2 
901.4 

(s.Nov.27) 
(s.Nov.30) 

856  ? 

Aegypteo 

(940  ?) 

940  ? 

(999  ?) 

» 

1002  ? 

1002  ? 

1116  ? 

1116  ? 

1118  ? 

1118  ? 

1168.24 

( 1269. 6) 

1547. 15 

(1560  ?) 

1560.24 

(1560.24) 
(1586.3) 

Frankreich 
Verden 

Feuersbr. 

1636  ? 

1642. 12 

^ 

1642. 12 

Ungarn 

1680.17 

1682  ? 

446 


Ort. 


I 

1728.4  ; 
1733.8 
1734.9 

1737.5  ; 
—  30  , 

1739.2 

1741.11  : 
1742. 16 
1752.25  ' 

1758.22  I 
1762.5  ! 
1762.27  ! 


1803. 13 

—  16 
1804.2 
1806.22 
1807.14 
1808.  29 
1810.  30 
1812. 26 

1814.2 

1816. 20 

—  21 

—  22 
1817. 8 
1818. 18 

—  21 
1820.9 
1821. 1 

—  2 

—  3 

—  4 

—  11 

—  18 

—  24 

—  25 

—  26 

—  28 

1822. 21 


I 


Dcccaber. 
1704.24 


1741.5 


1798.7 


mehrere 


(zwei) 


(Spanien)      j 


1795. 13 


1796. 13 


1803.13 


1807. 14 


1813. 13 


Torkshire 
(Eb,L) 

Bengalen 


Massing 
(Bayern) 


Westen 
(Connecticut) 

LontaUx 
(FraUnd) 


447 


Feoerk. 


r  eoermeteore. 

Sternschnup-  I 
penschauer.    '   Bemerk. 


Jahr. 


Meteorite. 
Ort. 


Bemerk. 


December. 

1823. 6 

—     13 

1824. 8  u.  9 

■ 

1824. 10 

1824. 12 
—     14 

1824. 1» 

—     17 

( 1824. 17 ) 

1825. 1 

—     10 

-     18 

1826. 6 

1826. 31 

. 

■ 

. 

1830.6 

1830.7 

• 

1830.12 

—  12 

-  13 

1830.14 

'   1831.8 

: 

(1832.19) 

1832.30 

1833.11 

1833.12 

—     12 

—     14 

1834. 15 

1835. 12 

1837.5 

1837.14 

—     30 

1838. 5  b.  8 
1839.  7 

1840. 6 
-     10 

1840.  25 

-     27 

' 

-     29 

■ 

1841.5 

■ 

: 

1841. 10a. 11 

-     16 

—    21 

—    29 

1842.5 

1342.5 

1842. 6 

1843.11 

' 

■ 

-     21 

1843. 28 

. 

1844. 8 

—    11 

I 

Neuliaus 
(Böhmen) 


England 


Sibirien 


Epinal 
(Frankr.) 


ßaumh.  T. 


(Aerol.- 
Rcgen) 


Eisen- 
roasse 


448 


Ort. 


Deec.k 


er. 


1845.3 

1849.12 

■ 

—    25 

■ 

1846.1 

—    7 

1846. 9  o.  10 

1846.21 

—    21 

1846.25 

1847.8 

1847.8 
—     10o.ll 

1847.8 

—     12 

—     12 

—    13 

18482 

—     11 

1848.11 

—     14a.  15 
1849.3 

1849.4 

—  4 

-  6 

—    8 

■ 

—    12 

—    19 

—    21 

-    23 

(zwei) 

-     30 

1850.5 

—    8 

(xwel) 

-    9 

1850. 11  u  12 

in  Summa: 

104  Fk. 

(Bayern) 
(N.  Amer.) 


mdamroa: 
16  Met. 


449 


Tabelle 

der  ohne  Angabe  von  Tag  und  Monat  erwähnten  Erschei- 
nungen von  Feuermeteoren  und  Meteoriten  '). 

(cf.  die  Verzeichnisse  von  Chladni,  Quetelet,  Lycosthenes  u.  G.  v.  B.) 


Feuermeteore. 

Meteorite. 

Feuermeteore. 

Meteorite. 

Meteor- 

Meteor- 

Feuerk. 

schauer. 

Jahr« 

Ort. 

Feuerk. 

schauer. 

Jahr. 

Ort. 

Ante  Christum. 

Ante  Christum. 

1768 
686 

705 

(China) 
Rom  Eisenm. 

(175) 

173 

176 

Italien 

654 

Italien  (mons 
Albanus) 

(170) 
(168) 

170 

644 

Italien 

(166) 

644 

China 

(165) 

(502) 

502 

(162) 

(469) 

(151) 

Italien 

(461) 

Picenum 

(141) 
(136) 

405 

Aegospota- 

mos  (?465) 

(133) 

(344) 

344 

(106) 

i 

343 

Italien 

(104) 

104 

334 

Macedonien 

(102) 

102 

(280) 
(216) 

280 

(100) 

(216) 

(94) 

216 

Picenum 

(94) 

Italien 

(214) 

(214) 

211 

China 

(93) 
(92) 
(91) 

(93) 

211 

Italien 

(207) 

» 

89 

China 

(206) 

(206) 

(205) 

Italien 

(88) 
(75) 

(203) 

(203) 

(63) 

(202) 

Italien 

56 

Italien 

(193) 

» 

44 

(192) 

» 

(43) 
(38) 

» 

(192) 
(190) 

China 

China 

Italien 

(30) 

(187) 

» 

29 

» 

1)  Die  in  eine  Klammer  eingeschlossenen  Zahlenangaben  bedeuten,  dafs 
es  aus  den  betreffenden  Nachrichten  nicht  deutlich  und  entschieden  zu 
ersehen  ist,  ob  dieselben  .eine  wirkliche  Erscheinung  von  Feuerkugeln, 
Metcorschauern  oder  Meteorsteinfallen  bezeichnen  sollen:  indessen  sind 
sie  der  Vollständigkeit  wegen  mit  eingereihet  worden.  —  Eine  Dis- 
cussion  der  aus  dieser  und  der  vorhergehenden  gröfseren  Tabelle  sich 
ergebenden  Thatsachen  und  Folgerungen  werde  ich  mir  erlauben  zum 
Gegenstände  einer  spateren  Mittheilung  zu  machen. 

Poggend.  Ann.  Erganzungsbd.  IV.  29 


(Iß) 

(1*) 
BIO 


15  f 


197 
1» 
194 

280 


310 


(384) 
(303) 
(412) 

(454) 
457 

(488) 

(Ml) 
555 


i    452  Tbradco 


I 


l 


481    Africa 


558 

557  I 

558  ! 


(567) 


587 


(603) 


563 

570 

577 

505 
590 
600 


6HOctj 


570    Arabien 


I 


i    827 


(«7)f 


«OOct. 

i 

(840)  (Osten.  > 

(868), 

(«70); 

1  » 


897   Kofal» 


911 


94i   * 


921 


(970y 


1011 


993 

1001 


956    luli« 
963 


1009 


(1020) 
1021  !P< 
1034       ? 
1057  'Gorca 


Bfagdekrarg 
Caspi-Sec 
Africa 


1060 

(1076)  Dänemark 
1077  (Mars  od.  April) 
1084   ' 
1090 


451 


FenerBöcleorc. 

Meteorite. 

Feuermeteore. 

Meteorite. 

Meteor- 

Meteor- 

Feuerk. 

schauer. 

Jahr. 

Ort. 

Feuerk 

schauer 

Jahr. 

Ort. 

Post  Christum. 

Post  Christum. 

1096   l     . 

(1535) 

1535 

1107       1107 

1538 

'■ 

i 

1112 

Aquileja 

(1540) 

Grimma 

1135 

Würzburg 

(Eiscnin.) 

1143 

(1143) 

(1542) 

1542 

1157 

(1157) 

1550 

1169 

1559 

Ungarn 

(LI  89) 
(1191) 

(1189) 

? 

• 

1618 

Ungarn 

(1191) 

? 

• 

1618 

Böhmen 

1194 

? 

• 

(Eisenro.) 

(1197) 

? 

• 

1621 

Ost-Ind.  » 

1226 

1226 

1642 

Ungarn 

1226 

? 

• 

1643 

Ost-Indien 

• 

1280 

Aegyptcn 

1673 

Baden 

(1304) 

"»  & 

1676 

Dalmaticn 

(1309) 

1692 

Ungarn 

(1344) 

1717 

» 

(1352) 

1740 

» 

(1353)Oct. 

1775 

Volhynien 

1368 

Oldenburg 
(Eisen  m.) 

• 

1780 

England 
(Eisenro.) 

1382 

' 

1782 

Turin 

1398  Öct. 

1801 

Isle  de  France 

. 

1421 

Java 

1802 

Ost-Indien 

1438 

Burgos 

1808 

Ost-Indien 

1440 

Kleinasien 

1808 

Ungarn 

1474 

Italien 

1812 

» 

1478 

1814 

» 

(1506) 

1511 

1816 
1816 

» 
England 

1516 

China 

1820 

Ungarn 

(1520) 

1831 

Frankreich 

( 1526 ) 

1833 

Ungarn 

(1531) 

(1531) 
1532 

1838 

1834 

» 

inhaog 

zu  den  im  zehnten  Nacktrage  etc.  erwähnten  Meteoreisen 

massen. 

Zu  den  in  diesem  Verzeichnisse  angegebenen  und  be- 
schriebenen Meteoreisenmassen  gehören  noch  folgende,  die 
mir  erst  nach  Schlufs  meiner  Arbeit  bekannt  geworden  sind: 

29* 


452 

64)  1846  August  10  (?):  Eigenmasse  von  Cotmbf  Dom» 
in  Irland  nach  einem  Berichte  von  Scooler  an  Upham 
Shepard  (Sil).  Amer.  Jonrn.  2  S.  VoL  XL  p.  36  > 
Edinb.  N.  Philos.  Jonrn.  Vol.  LIH  (Octbr.  1852)  p.  246). 
Hiernach  ist  die  Masse  i.  J.  1844  im  Norden  von  Down 
niedergefallen  (Shepard  aber  erwähnt  den  Fall  aus- 
drücklich als  den  10.  August  1846,  5  Uhr  Nachmittag,  ge- 
schehen); einige  Küstenwächter  haben  das  Phänomen  wahr- 
genommen. Die  zur  Prüfung  an  Shepard  übersandte 
Masse  ist  dehnbar,  homogen  und  mandelsteinfönnig;  das 
spec.  Gew.  ist  variabel.  Diese  Eisenmasse  hat  eine  dicke 
Rinde  von  ungefähr  y,  welche  aus  verschiedenen  Eisen- 
oxyden besteht,  etwas  gefärbt  durch  blaues  Eisenphosphat 
(Vivianit):  sie  zeigt  keine  Widmannstaedtenschen  Figuren. 

65)  ?  Eisenmassen  (?)  von  Wolfsmühl  Im  Thorn.  Auf 
dem  Gute  Wolfs  muh  I  bei  Thorn  hat  Herr  Hütteninspector 
Krayher  eine  Fläche  von  700  Morgen  mit  »Eisenstein« 
bedeckt  gefunden,  der  nicht  tiefer  liegt,  als  dafe  ihn  der 
Pflug  erreicht.  Anfänglich  wurde  die  Masse  für  eine  Ab- 
art von  Raseneisenstein  gehalten,  bis  eine  nähere  Erfor- 
schung (durch  wen?  ist  mir  nicht  bekannt)  ergab,  data  sie 
Meteoreisen  sei  (Illustr.  Zeitg.  (1853  Apr.  30)  No.  513). 
Diese  Massen  kommen  (der  Beschreibung  nach)  in  2  bis 
3  Fufs  langen,  3  bis  6"  breiten,  und  2  bis  3"  dicken  Stücken 
vor  und  liegen  längs  eines  Baches  bis  zu  6  Fufs  über  ein- 
ander. Das  Gesammtgewicht  aller  dieser  Massen  dürfte 
nicht  unter  20,000  Centner  betragen  (??).  Dieses  scheint 
wohl  etwas  übertrieben  zu  sein  und  ist  überhaupt  noch 
eine  genauere  Untersuchung  abzuwarten,  ob  diese  Massen 
wirklich  meteorisches  Eisen  sind  oder  nicht.  Das  Wolfs- 
uiühler  Eisen  soll  ganz  reines,  gediegenes  Eisen  seyn  und 
weder  Kohle,  noch  Schwefel,  Phosphor,  Arsenik,  Nickel, 
Kobalt  enthalten  <?).  Würde  sich  diefs  bestätigen,  so  dürfte 
diese  Masse  zu  den  interessantesten  gehören,  welche  wir 
kennen.  Sollten  diese  Eisenmassen  von  Wolfsmühl  viel- 
leicht mit  folgender  von  Sebastian  Münster  in  seiner 
»Kosmographie«  erwähnten  Nachricht  in  Verbindung  stehen?: 


453 

»Am  9.  Januar  1572  Ab.  9  Uhr  soll  in  Thorn  ein  heftiges 
Ungewitter  gewüthet  haben,  verbunden  mit  einem  schreck- 
lichen Erdbeben,  wobei  es  zehnpfündige  Steine  gehagelt, 
die  viele  Menschen  todtgeschlagen  haben.« 

66)  ?  Eisenmasse  von  unbekanntem  Fundorte,  welche 
Wo  hier  in  seiner  Sammlung  schon  seit  längerer  Zeit  be- 
sitzt, ohne  ihren  Ursprung  zu  kennen  (s.  Wohl  er  Ann. 
d.  Chem.  Bd.  81  (1852)  S.  252);  eine  nähere  Untersuchung 
hat  sie  aber  unzweifelhaft  als  Meteoreisen  erwiesen ;  sie  wog 
ursprünglich  4  Lth.  und  schien,  dem  äufseren  Ansehen  nach, 
von  keinem  gröfseren  Stücke  abgeschlagen  zu  seyn.  Man- 
rofs  hat  diese  Masse  anaiysirt  und  gefunden: 

Eisen 92,33 

Nickel  und  Kobalt  .     .       7,38 

Zinn 0,03 

Phosphor  -  Nickel  -  Elisen       0,42 

100,16. 

In  dem  Phosphornickeleisen  (Dyslitit  oder  Schreibersit) 
erkannte  Manrofs  bei  80facher  Vergröfserung  nebeu  den 
stahlfarbenen,  stark  glänzenden  Krystallen  sparsam  einige 
durchsichtige  krystallinische  Körner  von  bräunlicher  Farbe, 
also  wahrscheinlich  Olivin.  Bei  dem  Aetzen  mit  verdünnter 
Salpetersäure  kamen  zwar  keine  eigentlichen  Widmann- 
staedten'schen  Figuren  zum  Vorschein,  wohl  aber  in  einer 
gewissen  Bichtung  gegen  das  Licht  gehalten,  ein  sehr  leb- 
hafter Schimmer,  bewirkt  durch  eine  zahllose  Menge  klei- 
ner, sehr  glänzender  Punkte.  Nach  Wohl  er  rührt  dieser 
Schimmer  von  den  hell  glänzenden  Flächen  der  Phosphor- 
nickeleisen- Krystalle  her. 

67 )  ?  Eisenmasse  von  Waterloo  im  Staate  New  -  York. 
An  den  Ufern  des  Seneca  Biver  im  Staate  New -York,  ei- 
nige Meilen  von  Waterloo  (Seneca  Co.),  wo  nach  Professor 
Shepard  i.  J.  1827  ein  Meteor  niederfiel,  ist  neulich  bei 
Anlegung  eines  Grabens  eine  Eisenmasse  aufgefunden,  wel- 
che sich  durch  die  Widmannstaedten'schen  Figuren  unzwei- 
felhaft als  meteorisches  Eisen  ergab.    Sie  ähnelt  der  Masse 


454 

von  Texas  (Nq.  33)  und  wiegt  9  Pfd.  (Sill.  Amer.  Joum. 
2  S.  Vol.  XIV,  p.  439  >  Pogg.  Ann.  Bd.  88  p.  176). 

Zu  den  bereits  beschriebenen  Meteoreisenmassen  er- 
laube ich  mir  noch  folgende  Ergänzungen  zu  machen: 

ad  No.  8)  Die  Eisenmasse  van  Scktcetz  in  Preufsen  hat 
eine  merkwürdige  Eigenschaft,  nämlich  die,  da£s  sie  beim 
Auflösen  in  Säuren  nicht  den  Rückstand  hinterläßt,  der 
bei  anderen  Meteoreisen,  welche  die  Widmannstaedten'scheii 
Figuren  nicht  so  schön  zeigen,  zurückbleibt;  es  zeigt  sich 
hier  nur  ein  kohliger  Bestandteil,  der  mit  zufällig  hinzu- 
gekommenen Sandkörnern  gemengt  ist.  (Zeitschr.  d.  Deutsch« 
Geol.  Ges.  Bd.  III  (1851)  S.  249).  Nach  Rammeisberg 
enthält  diese  Masse  (ib.  p.  331 )  5^  Proc.  Nickel  und  1  Proc. 
Kobalt:  ein  Rückstand  von  Phosphorverbindnngen  liefs  sich 
nicht  rein  abscheiden.  — 

ad  No.  12)  Von  der  Meteoreisenmasse  von  L&narto 
hat  W.  S.  Clark  ebenfalls  eine  Probe  analysirt  und  darin 
gefunden  (Wo  hl  er  Annalen  der  Chemie  etc.  1852,  VI 
S.  367): 

Eisen .  .     90,153 

Nickel 6,553 

Kobalt 0,502 

Mangan 0,145 

Kupfer 0,080 

Zinn 0,082 

Schwefel      .....       0,482 
Unlösliche  Phosphormet.       1,226 

99,223. 
ad  No.  58)  Ueber  die  Eisenmasse  von  Rasgatd  (Neu- 
Granada)  haben  Partsch  und  Wo  hl  er  in  den  Sitzungs- 
berichten d.  Wien.  Ak.  d.  Wissensch.  1852,  VIII,  S.  496 
>  Wohl.  Ann.  Bd.  82,  S.  243)  eine  kleine  Ahhandlung 
veröffentlicht,  aus  welcher  ich  Folgendes  entnehme: 

Diese  Masse  ist  seit  1823  durch  Mariano  di  Rivero 
und  Boussingault  bekannt  (s.  Ann.  de  Chimie  t.  XXV, 
p.  438).     Sie  fanden  diese  Masse  zusammengesetzt  aus: 


455 

Eisen  90,76 
Nickel  7,87 
98,63. 
Zu  Santa  Rosa  zwischen  Pamplona  und  Bogota  bediente 
sich  ein  Grobschmied  schon  8  Jahre  vor  Ankunft  der  bei- 
den Reisenden  einer  Eisenmasse  (die  man  früher  als  Sei* 
tenheit  auf  dem  Stadthause  aufbewahrt  hatte)  statt  eines 
Ambos.  Die  Reisenden  hörten,  dafs  man  i.  J.  1810  auf 
dem  nahen  Hügel  von  Tocavita  aufser  der  obigen  Masse 
von  750  Kilogr.  (=13|Ctr.)  eine  grofse  Anzahl  kleinerer 
Eisenmassen  gefunden  und  gehofft  habe,  diesen  Fundort 
als  Eisenbergwerk  auszubeuten.  Die  Reisenden  fanden  in 
jener  Gegend  noch  mehrere  solche  Eisenstücke  und  be- 
merkten, dafs  man  solche  auch  zu  Rasgata  in  der  Nähe 
der  Saline  Zipaquira  aufgefunden  habe.  Das  Stück  der  Wie- 
ner Sammlung  wiegt  nach  Partsch  (1.  c.  p.  127)  2  Pfd. 
12  Loth;  es  enthält  nach  Partsch  keinen  Nickel,  nach 
Rivero  und  Boussingault  aber  in  grofser  Quantität. 
Wühler  hat  nun  diese  Masse  auf  das  Sorgfältigste  ana- 
ljsirt  und  seine  Untersuchungen  vollständig  mitgetheilt  in 
Wohl.  Ann.  d.  Chem.  Bd.  82.  S.  243;  Wo  hl  er 's  Ana- 
lyse der  Eisenmasse  von  Rasgata  kann  als  eine  Muster- 
analyse dieser  meteorischen  Massen  betrachtet  werden ;  nach 
ihr  besteht  nun  das  Meteoreisen  von  Rasgata  aus: 

Eisen 92,35 

Nickel 6,71 

Kobalt 0,25 

Phosphor -Nickel -Eisen  .       0,37 

Phosphor 0,35 

Olivin  u.  a.  Mineral  .     .       0,08 
Kupfer,  Zinn  u.  Schwefel    Spuren 

100,11. 
Höchst  interessant  sind  die  Bemerkungen  Wöhler's 
über  den  passiven  Zustund  einiger  Meteoreisenmassen,  wel- 
cher darin  besteht,  dafs  das  Meteoreisen  aus  einer  Lösung 
von  neutralem  schwefelsaurem  Kupferoxyd  kein  Kupfer  re- 
ducirt,  sondern  darin  unverkupfert  und  blank  bleibt  (siehe 


456 

Pogg.  Ann.  Bd.  85  S.  448).  Es  gicbt  aber  auch  Meteor- 
eisenmassen, welche  actio  sind,  d.  h.  die  Fähigkeit  besitzen, 
das  Kupfer  zu  redacireo;  und  diefc  scheinen  diejenigen  zu 
sein,  welche  durch  längeres  Liegen  in  dem  Erdboden  jene 
ursprünglich  meteorische  Eigenschaft  verloren  haben  (so 
z.  B.  das  Eisen  von  Lenarto,  Bitburg,  Rasgata,  Mexico, 
Senegal  u.  a.  m.).  Passiv  sind  dagegen  die  Massen  von 
Braunau,  Seh  wetz,  Bohumilitz,  Toluca,  Green  Co.,  Texas 
und  vom  Cap.  — 

Hiermit  scbüeCse  ich  diesen  zehnten  Nachtrag  und  spreche 
nur  noch  den  Wunsch  aus,  dafe  dieser  kleine  Beitrag  zu 
der  Geschichte  der  Feuermeteore  und  Meteorite  einiger- 
maafeen  zur  Förderuog  der  Kenntnifs  dieser  bis  jetzt  noch 
so  räthselhaften  Körper  beitragen  möge. 


II.   Untersuchungen  über  Jen  galvanischen  Leitungs- 

wider stand  der  Flüssigkeiten  .  in  einigen   besonderen 

Fällen;  von  Dr.  A.  Saweljew. 

( Aus  dem  Bulietin  de  ia  ctässe  physico  -  maih.  de  VAcad.   de  St.  Pe- 
ter sbourg.  ) 


Erste  Abhandlung;. 

Ule  Gesetze  der  galvanischen  Leitungsfähigkeit  der  Flüs- 
sigkeiten sind  in  gegenwärtiger  Zeit  nur  für  zwei  beson- 
dere Fälle  ermittelt:  von  Fe  ebner  wurden  sie  festgestellt 
für  den  Fall,  wenn  die  Flüssigkeit  sich  in  einem  parallel- 
epipedischen  Gefäfse  befindet,  mit  dessen  Querschnitt  die 
Elektroden  zusammenfallen,  und  neuerdings  hat  Hr.  Akad. 
Lenz  diese  Gesetze  für  den  Fall  gefunden,  wenn  die  Elek- 
troden in  eine  unbegränzte  Flüssigkeitsschicht  getaucht 
sind.  Es  schien  mir  nicht  uninteressant,  die  galvanische 
LeituDgsfähigkeit  auch  in  einigen  anderen  Fällen,  bei  einer 


457 

bestimmten  Form  der  Flüssigkeitsschicht,  zu  erforschen; 
und  in  dieser  ersten  Abhandlung  untersuche  ich  zwei  Fälle, 
für  welche  die  Gesetze  sich  auch  theoretisch,  aus  den  Fech- 
ner'schen  Gesetzen,  ableiten  lassen. 

Erster   Fall. 

Die  Flüssigkeit  befindet  sich  in  einem  prismatischen  Ge- 
fäfse,  dessen  horizontaler  Querschnitt  (durch  die  ganze  Höhe) 
ein  Trapez  AB  CD  mit  zwei,  unter  gleichen  Winkeln  zu  AB 
geneigten  Seiten  A  C  und  BD  ist;  die  Elektroden  nehmen 
den  ganzen  eerticalen  Querschnitt  AB  und  CD  ein.  (Fig.  15, 
Taf.  I.  des  vorigen  Hefts.) 

In  diesem  Falle,  wenn  der  Strom  sich  wirklich  in  ge- 
raden Linien  zwischen  den  Elektroden  ausbreitet,  ist  es 
leicht,  die  Abhängigkeit  des  Leitungswiderstandes  von  der 
Entfernung  und  der  Fläche  der  Elektroden  theoretisch  zu 
ermitteln;  es  ist  nämlich  der  Leitungswiderstand  der  gan- 
zen Schicht  AB  CD  gleich  der  Summe  der  Leitungswider- 
stände der  unendlich  kleinen  Elemente  ab  cd.  Wenn  wir 
durch  x  die  Entfernung  zwischen  ab  und  AB,  oder  die 
Länge  der  Schicht  AB  ab,  durch  dx  die  des  Elementes 
ab  cd  und  durch  y  die  Fläche  des  verticalen  Querschnittes 
ab  bezeichnen,  so  wird  der  ganze  Leitungswiderstand  ABa b. 


W=ß± 


y 

wo  das  Integral  zwischen  die  Gränzen  xz=.o,  bis  x=x 
zu  nehmen  ist.  Verlängern  wir  die  Seiten  AC  und  BD 
bis  zu  ihrer  Vereinigung  in  0  und  bezeichnen  durch  k  die 
Entfernung  OE  und  die  Fläche  AB  durch  s,  so  ist 

k-+-x  j    xMr        k    p    dx 


f=..ttiaBd-lF=i/. 


O 


oder,  wenn  M  den  Modulus  bezeichnet, 

W=jMlog^±± 

oder 

W=Blog±  (1) 


458 

wo  B'ss. — M  eine,  für  ein  und  dasselbe  Gefäfs,  constante 

Gröfse  *'  aber  die  Flächen  .des  verticalen  Querschnitts 
bezeichnen. 

Um  die  Richtigkeit  der  von  uns  abgeleiteten  Formel 
(1)  experimental  zu  prüfen,  verfuhr  ich  folgendermaafsen: 
Ich  nahm  einen  prismatischen  Holzkasten»  dessen  horizon- 
taler Querschnitt  nach  der  ganzen  Höhe  ein  der  Figur 
AB  CD  gleiches  Trapez  vorstellte;  das  Gefäfs  war  gut  ver- 
picht, so  dafs  die  hineingegossene  Flüssigkeit  nicht  durch 
die  Wände  fliefsen  konnte ;  der  Strom  wurde  durch  die 
Flüssigkeit  mittelst  Kupferelektroden  durchgelassen,  welche 
aus  einigen  viereckigen  Platten  von  verschiedener  Gröfse 
bestanden  und  welche  in  den  Kasten  vertical  und  parallel 
mit  AB  auf  solche  Weise  eingeschaltet  wurden,  dafs  sie 
den  ganzen  verticalen  Querschuitt  der  Flüssigkeit  einnah« 
inen.  Auf  diese  Weise  konnte  die  Länge  der  prismatischen 
Schicht  und  die  ihm  entsprechenden  Elektrodenflächen  be- 
liebig geändert  werden.  Die  Entfernung  der  Elektroden 
oder  die  Länge  x  der  Schicht,  so  wie  auch  die  Gröfse  k 
konnten  leicht  gemessen  werden. 

Um  den  Leitungswiderstand  W  zu  bestimmen,  habe  ich 
einen  Agomcter  und  eine  Nervander'sche  Tangentenbussole, 
ganz  denjenigen  ähnlich,  die  Hr.  Lenz,  Bulletin  physico- 
mathematique ,  T.  1,  No.  14,  15,  16,  beschrieben  hatte,  ge- 
braucht. Ich  liefs  den  Strom  einer  Daniell'schen  Batterie 
durch  die  Flüssigkeit,  das  Galvanometer  und  den  Agometer 
gehen  und  beobachtete  die  Anzahl  der  Agometerwindun- 
gen  a,  die  in  die  Kette  eingeschaltet  wurden,  um  den  Strom 
auf  eine  bestimmte  Gröfse  F  oder  die  Nadel  des  Galvano- 
meters auf  eine  bestimmte  Ablenkung  zu  halten ;  dann  liefs 
ich  die  Flüssigkeitszelle  aus  der  Kette  und  beobachtete 
wieder  die  Anzahl  der  Agometerwindungen  a  bei  dersel- 
ben Gröfse  des  Stromes.    Bei  der  ersten  Beobachtung  ha- 

ben  wir  F=  -w  _^     * — ,,  wo  A  die  elektromotorische  Kraft, 

L  den  Widerstand  der  Batterie,  des  Galvanometers  und 
aller  Hülfsdrähtc,   W  den  gesuchten  Widerstand  der  FIüs 


459 

sigkeit  und  p  die  Polarisation  bezeichnet.  Aus  der  zweiten 
Beobachtung  ist  F=     ■     ,,  folglich 

oder,  da  die  bei  allen  meinen  Versuchen  angewandte  Flüs- 
sigkeit aus  einer  ziemlich  gesättigten  Kupfervitriollösung 
und  die  Elektroden  aus  Kupferplatten  bestanden,  so  mufste 
p  =  o,  folglich  W=a'  =  a.  Die  Ungenauigkeit  in  den 
Werthen  von  W,  welche  daraus  entstehen  konnte,  dafs  die 
Elektrodenplatten  in  Folge  der  Wirkung  des  Stromes  nicht 
ganz  homogen  wurden,  konnte  leicht  durch  die  Wiederho- 
lung der  ersten  Beobachtungen  bei  entgegengesetzter  Rich- 
tung des  Stromes  eliminirt  werden. 

Erste  Beobachtungsreihe.  Der  Strom  von  12  Daniell'- 
schen  Elementen  brachte  die  Ablenkung  der  Nadel  des  Gal- 
vanometers auf  15°.  Die  Gröfse  ä=3  Zoll,  AB=\  Zoll. 
Die  eine  Elektrode  blieb  immer  an  der  Wand  AB  stehen, 
die  Länge  der  Schicht  konnte  von  1,5  bis  7,5  Zoll  geän- 
dert werden. 


Die  Länge 

i 

<].  Schicht 
X 

a 

a' 

W 

1,5 

23,58 

29,57 

5,99 

3,0 

18,89 

29,74 

10,85 

4,5  * 

15,47 

29,78 

14,31 

6,0 

13,07 

29,76 

16,69 

7,5 

10,66 

29,84 

19,18 

6,0 

13,12 

29,96 

16,84 

4,5 

15,96 

30,02 

14,06 

3,0 

19,28 

30,10 

10,82 

1,5 

23,58 

30,10 

6,52 

Das  Mittel  aus  den  zwei  Beobachtungen  für  jede  Länge 
der  Schicht  giebt  uns  Werthe  von  W,  die  in  der  zweiten 
Columne  der  folgenden  Tabelle  enthalten  sind: 


460 


W 

X 

beob. 

berechn. 

Diff. 

1,5 

6,26 

6,23 

-0,03 

3,0 

10,83 

10,65 

-0,18 

4,5 

14,18 

14,08 

0,10 

6,0 

16,77 

16,89 

-f-0,12 

7,5 

19,18 

19,26 

+0,08 

Wenn  wir  den  Leitungswiderstand  der  ersten  Flüssig- 
keitsschicht Von  der  Länge  1,5  Zoll  durch  tp  bezeichnen, 
so  ist 

10=5lOg^_BIOg?+L5=:JBlogl,5. 

Der  Widerstand  W  bei  irgend  einer  Länge  x  ist 

k-t-x 


W=Blog*±?-=W=to. 


log 


k  "     log  1,5 

Nach  dieser  Formel  sind  die  in  der  dritten  Columne 
der  vorhergehenden  Tabelle  enthaltenen  Werthe  von  W 
berechnet;  aus  allen  beobachteten  Werthen  der  zweiten 
Columne  wurde  nach  der  Methode  der  kleinsten  Quadrate 
gefunden : 

fo=z=6,232. 

•  Die  geringen  Unterschiede  der  beobachteten  und  be- 
rechneten Werthe  von  W,  die  in  der  letzten  Columne  ent- 
halten sind,  beweisen  mit  hinlänglicher  Genauigkeit  die 
Richtigkeit  der  abgeleiteten  Formel. 


Zweite  Beobachtungsreihe.  Die  Flüssigkeit  wurde  in 
ein  anderes  Gefäfs  gegossen,  für  welches  der  Werth  von 
k  =  1,5  Zoll  und  AB=  1,0  Zoll  war.  Bei  den  ersten  vier 
Beobachtungen  wurde  der  Strom  auf  8°  und  bei  den  übri- 
gen auf  10°  gehalten.  Die  eine  Elektrode  blieb,  wie  bei 
den  vorhergehenden  Beobachtungen,  immer  bei  AB  stehen. 


461 


Lange 

d.  Schicht 

a 

ä 

a 

Mittel 

X 

aus  a 

13,5 

10,03 

69,69 

9,93 

9,98 

12,0    m 

13,25 

69,61 

13,07 

13,16 

10,5 

.  16,06 

69,61 

15,62 

16,06 

9,0 

19,27 

69,48 

19,18 

19,22 

9,0 

2,12 

52,84 

2,45 

2,28 

7,5 

6,93 

52,59 

6,68 

6,80 

6,0 

11,51 

52,57 

11,40 

11,45 

4,5 

17,14 

52,58 

17,32 

17,23 

3,0 

24,44 

52,51 

24,55 

24,49 

1,5 

34,87 

52,49 

35,30 

35,09 

Widerstand  W 

Lange 
d.  Schicht 

beob. 

berechn. 

Diff. 

X 

=«  —  a 

13,5 

59,71 

59,25 

—  0,46 

12,0 

56,45 

56,54 

H-0,09 

10,5 

53,75 

53,51 

—  0,24 

9,0 

50,41 

49,83 

—  0,57 

7,5 

45,79 

46,10 

H-0,31 

6,0 

41,12 

41,41 

H-0,29 

4,5 

35,35 

35,67 

+  0,32 

3,0 

28,02 

28,27 

H-0,25 

1,5 

17,41 

17,83 

H-0,42 

Wir  könnten  unsere  Beobachtungen  auch  auf  andere 
Weise  benutzen,  um  die  Richtigkeit  des  aufgestellten  Ge» 
setzes  zu  beweisen,  nämlich:  wenn  wir  durch  W  den  Wi- 
derstand der  Schicht  AB  ab  und  durch  W  den  der  Schicht 
ABjalV  bezeichnen,  so  mufs  W — W  den  Leitungswider- 
stand der  Schicht  aba'b'  ausdrücken.  Folglich  wenn  wir 
in  der  zweiten  Columne  der  letzten  Tabelle  die  Differen- 
zen der  ersten  und  zweiten,  der  zweiten  und  dritten,  der 
dritten  und  vierten  u.  s.  w.  Zahl  nehmen,  so  bekommen 

wir  die  Widerstände  der  Schichten  abciV,    a'b'ct'b", 

Bezeichnen  wir  durch  x  die  Entfernung  der  kleinsten  die 
Flüssigkeit  begränzenden  Elektrode  von  AB,  und  durch 
x'  die  der  gröfsten,  so  wird 

W-  Tr=2Hog|±£. 


462 


Wenn    wir   wieder   den  Widerstand   der    ersten   Schicht 
AB  ab  durch  w  bezeichnen,  so  ist 

1,5+1,5  _ 


tv 


=Älog^g^=Älog2 


und 


W—  W= 


w 


log 


*+*' 


log2  "~°  k-hx 

Nach  dieser  Formel  sind  die  Zahlen  der  vierten  Columne 
der  folgenden  Tabelle  berechnet;  nach  der  Methode  der 
kleinsten  Quadrate  wurde  aus  den  Zahlen  der  zweiten  Co- 
lumne gefunden 

tt>=18,096. 


Widerstand 


beobacht. 


berechn. 


Diff. 


13,5 
12,0 
10,5 
9,0 
7,5 
6,0 
4,5 
3,0 


12,0 

3,26 

2,75 

10,5 

2,70 

3,07 

9,0 

3,34 

3,49 

7,5 

4,62 

4,02 

6,0 

4,67 

4,76 

4,5 

5,77 

5,82 

3,0 

7,33 

7,51 

1,5 

10,61 

10,59 

—  0,51 
+0,37 
+0,17 

—  0,50 
+0,09 
+0,05 
+0,18 
+0,02 


Bei  allen  meinen  Versuchen  habe  ich,  wie  schon  früher 
erwähnt  worden  ist,  immer  eine  ziemlieh  concentrirte  Kup- 
fervitriollösung gebraucht,  um  bei  der  Bestimmung  der  Wi- 
derstände von  der  Polarisation  unabhängig  zu  seyn.  Abet 
es  konnte  auch  eine  andere  Flüssigkeit,  z.  B.  verdünnte 
Schwefelsäure,  gebraucht  werden,  nur  mauste  in  diesem 
Falle  eine  andere  Berechiurogsart  angewandt  werden.  Näm- 
lich dann  wird  W  nicht  a! — a  gleich  seyn,  sondern 


und 


W=d-a-§r 


folglich  W—  W=(a\—  O  —  (ct—a)  gleich  dem  Wider- 
stände der  Schicht  abafb\  ganz  unabhängig  von  der  Pola- 
risation.    Wenn  auch  p  in   beiden   Beobachtungen   nicht 


463 


denselben  Werth  behielte,  so  würde  doch  bei  den  Diffe- 
renzen W  —  W  der  daraus  entstehende  Fehler  ganz  un- 
bedeutend seyn. 

Dritte  Beobachtungsreihe.  In  demselben  Gefäfse,  bei 
derselben  Flüssigkeit  und  bei  sonst  ganz  gleichen  Umstän- 
den wurden  jetzt  unmittelbar  die  Widerstände  der  Schichten 
AB  ab,  abdV  u.  s.  w,  bestimmt.  Bei  den  ersten  zwei  ver- 
tical  unter  einander  stehenden  Beobachtungsreihen  wurde 
der  Strom  auf  10°,  bei  den  drei  folgenden  auf  15°,  und 
bei  den  vier  letzten  auf  12°  gehalten. 


J 

• 

* 

Mittel 

X 

X 

a 

a 

a 

aus  a 

1,5 

0 

35,04 

52,42 

35,55 

35,29 

3,0 

L5 

41,65 

52,14 

41,53 

41,59 

4,5 

3,0 

19,46 

26,67 

19,12 

19,29 

6,0 

4,5 

20,40 

25,81 

19,73 

20,06 

7,5 

6,0 

20,58 

25,01 

20,43 

20,50 

9,0 

7,5 

B©,92 

35,08 

30,78 

30,85 

10,5     , 

9,0 

31,37 

34,88 

31,17 

31,27 

12,0 

10,5 

31,52 

34,61 

31,34 

31,43 

13,5 

12,0 

31,76 

34,38 

31,35 

31,55 

- 

X 

Widerstand 

*' 

_» 

a 
beobacht. 

a 
berechn. 

Diff. 

1,5 

0 

17,13 

17,53 

H-0,40 

3,0 

1,5 

10,55 

10,25 

—  0*30 

4,5 

3,0 

7,38 

7,27 

-0,11 

6,0 

4,5 

5,75 

5,64 

-0,11 

7,5 

6,0 

4,51 

4.61 

+0,10 

9,0 

7,5 

4,23 

3,90 

—  0,33 

10,5 

9,0 

3,61 

3,38 

0,23 

12,0 

10,5 

3,18 

2,98 

—  0,20 

13,5 

12,0 

2,87 

2,66 

—  0,21 

Zweiter  Fall. 

Flüssigkeit  ist  in  einem  cytmdrisch  geformten,  ring- 

förmigen    Gefäfse  enthalten,    die  Elektroden  AB  CD   und 

ab  cd  sind  concentrisch  gestellte  Cylinder.  (Fig.  16,  Taf.L) 

Der  Leitungswiderstand  in   diesem  Falle   kann   leicht 

aus   dem  Ausdrucke  (1)   für   den    ersten   Fall  abgeleitet 


464 

werden.  Nennen  wir  r  den  Halbmesser  der  inneren  und 
R  den  der  äofeereu  Elektrode,  so  ist  Ä=r,  k+x—R, 
S=2nrh9  wo  h  die  Höhe  der  Flüssigkeit  bezeichnet, 
folglich 

ir=i.jfiog*±^=^ifiog^=^iogf=c.iog^    (2). 

Der  bekannte  englische  Physiker  Da ni eil  hatte  schon 
im  Jahre  1842  die  Gesetze  des  Widerstandes  in  diesem 
Falle  untersucht  und  glaubte  aus  seinen  Versuchen  (Phil 
Transact.  f.  1812  pt.  U,  Pogg.  Ann.  Bd.  136,  S.  393^  die 
übrigens  keine  messenden  sind,  schliefsen  zu  können,  dafc 
der  Leitungswiderstand  in  cylindrisch  geformten  Zellen  dem 
Abstände  der  Elektroden  direct  und  der  Fläche  des  mitt- 
leren Querschnittes  der  Flüssigkeit  umgekehrt  proportional 
sey.  Unter  dem  mittleren*  Querschnitte  verstand  er  die 
Oberfläche  eines  Cylinders,  dessen  Durchmesser  das  arith- 
metische Mittel  aus  den  Durchmessern  der  beiden  die  Flüs- 
sigkeit begränzenden  Elektroden  ist.  Der  von  Daniell 
aufgestellte  Satz  ist  offenbar  unrichtig  und  mufs  als  eine 
Annäherung  zu  dem  wahren  Gesetze  betrachtet  werden.   In 

der  That,  wenn  wir  in  unserer  Formel  (2)  das  log —  in 

eine  Reihe  entwickeln,  so  bekommen  wir 

— —  i        (—  —  iV 

"r-'-'[(^)**fcf+ •] 

Behalten  wir  nur  das  erste  Glied  dieser  Reihe,  so  wird 

was  von  Daniell  angenommen  wurde. 

Poggendorff,  bei  der  Uebersetzung  des  Daniell'schen 
Aufsatzes  in  seinen  Annalen,  hatte  auf  diesen  Irrthum  in 
einer  Anmerkung  aufmerksam  gemacht  und  hatte  schon 
früher  das  wahre  Gesetz  (Formel  2)  in  seinen  Annalen 
(Bd.  55,  S.  47)  angedeutet,  aber  bis  jetzt  haben  weder  er, 

noch 


465 

noch  andere  Physiker  eine  experimentale  Prüfung  des  Ge- 
setzes angestellt.1) 

Bei  meinen  Versuchen  verfuhr  ich  folgendermafsen  : 
ich  nahm  einen  cylindrischen  Holztrog,  dessen  Halbmesser 
4,  und  dessen  Höhe  2  Zoll  hatte;  zwei  cylindrische  Kup- 
ferelektroden wurden  in  dem  Gefäfse  befestigt:  eine  AB  CD 
auf  der  inneren  Seite  des  Gefäfses,  die  andere  ab  cd  von 
0,5  Zoll  Halbmesser  auf  der  Oberfläche  eines  vertical  ge- 
stellten Holzcylinders,  dessen  Axe  mit  der  Axe  des  Gefäfses 
genau  zusammenfiel.  Sechs  andere  Kupfercylinder  mit  dünnen 
Wänden  hatten  im  Durchmesser  1,  1,5,  2,0,  3,0,  3,5  Zoll 
und  konnten  der  Reihe  nach  in  das  Gefäfs  auf  solche 
Weise  eingeschaltet  werden,  dafs  sie  ganz  coneentri&ch  mit 
der  inneren  Elektrode  standen.  Folglich  konnte  die  Breite 
der  ringförmigen  Schicht  der  Flüssigkeit,  die  in  das  Gefäfs 
gegossen  war,  von  0,5  bis  4  Zoll  vergröfsert  werden. 

Die  Bestimmung  des  Leitungswiderstandes  geschah  ganz 
nach  dem  vorher  beschriebenen  Verfahren ;  die  angewandte 
Flüssigkeit  bestand  aus  einer  beinahe  gesättigten  Kupfer- 
vitriollösung. 

Erste  Beobachtungsreihe.  Acht  Daniell'sche  Elemente. 
Ablenkung  der  Nadel  10°.  Die  innere  Elektrode,  von 
0,5  Zoll  Halbmesser,  blieb  bei  allen  Beobachtungen  die- 
selbe. 


Halbmesser 
der  äufsern 
Elektf.  R. 

a 

a' 

a 

Mittel 
aus  41 

Widerstand 
ip=a'  —  a 

4 

3,5 
3,0 
2,5 

23,99 
24,54 
25,18 
25,84 

32,88 
32,72 
32,81 
32,88 

23,96 
24,43 
25,03 
25,69 

23,97 
24,48 
25,10 
25,76 

8,90 
8,23 
7,71 
7,12 

1)  Hr.  Edlund  hat  vor  einigen  Jahren  eine  solche  Prüfung  vorgenommen 
und  darüber  auf  einer  der  skandinavischen  Naturforscherversammlungen 
eine  Mittheilung  gemacht.  Wiewohl  meines  Wissens  die  Versuche, 
die  übrigens  das  von  mir  aufgestellte  Gesetz  bestätigt  haben,  nicht  spe- 
ciell  veröffentlicht  worden  sind,  so  war  diefs  doch  für  mich  ein  Be- 
weggrund die  von  mir  längst  vorbereiteten  nicht  tu  unternehmen. 

P. 

Poggend.  Ann.  Ergänzungsbd.  IV«  30 


Halbmeuer 
der  äuütrn 

* 

Mittel 

Widerjtand 

Eleltr.  R. 

tu*  a 

2,0 

2639 

32,88 

26,58 

26,73 

6,15 

1,5 

27,95 

32,92 

27,89 

27,92 

5,00 

1,0 

29,60 

32,81 

29,44 

29,62 

3,39 

1.0 

29,50 

32,83 

29,78 

29,64 

3,19 

» 

28,07 

32,89 

27,91 

27,98 

4,90 

3,0 

26,45 

32^0 

26,61 

26,53 

6,37 

2,5 

25,63 

32,98 

25,61 

25,62 

7,36 

3,0 

24,81 

32,85 

24,88 

24,83 

8,02 

w 

24,04 

32,77 

23,86 

23,95 

8,82 

4,0 

23,51 

32,93 

23,46 

23,49 

9,44 

Nach  der  siebenten  Beobachtung  wurde  die  Richtung 
des  Stromes  gewechselt,  um  den  Fehler,  welcher  von  der 
Unglekhartigkeit  der  Elektroden  entstehen  konnte,  zu  eli- 
miniren.  Gesetzt,  dafs  die  Elektroden  ungleichartig  gewor- 
den sind  und  eine  elektromotorische  Kraft  k  in  die  Kette 
eingeführt  hatten,  so  haben  wir  bei  der  ersten  Beobachtung 

bei  entgegengesetzter  Richtung  des  Stromes  wird 

folglich  giebt  das  arithmetische  Mittel  aas  beiden  Beobach- 
tungen a'  —  a  und  a' —  a,  den  Werth  von  W,  ganz  unab- 
hängig Ton  k. 

In  der  nachstehenden  Tabelle  sind  die  Zahlen  der  zwei- 
ten Columne  die  arithmetischen  Mittel  aus  den  correspon- 
direnden  Werften  von  W  der  vorhergebenden  Tabelle: 


W 

R 

bwbicbl 

berechn. 

Diff. 

4,0 

9,23 

+0,06 

3,5 

8,64 

+  0,12 

3,0 

7,91 

+0,05 

2,i> 

7,14 

—  0,10 

6,15 

—0.11 

M 

4,88 

—  0,07 

1,0 

3,08 

-0,16 

467 

Aus  den  Zahlen  der  zweiten  Columne  habe  ich  nach 
der  Methode  der  kleinsten  Quadrate  den  Werth  w  des  Wi- 
derstandes für  die  Schicht,  deren  äufsere  Elektrode  1,0  Zoll 
Halbmesser  hatte,  10=3,077  gefunden  und  aus  diesem  Werthe 
sind  die  Zahlen  der  dritten  Columne  nach  der  Formel 

berechnet. 

Zweite  Beobachtungsreihe.  Gleich  nach  Beendigung*  der 
eben  angeführten  Reihe  von  Beobachtungen  wurde  mit  der- 
selben Batterie  und  bei  sonst  ganz  denselben  Umständen 
eine  zweite  Reihe  angestellt,  wo  für  jede  Schicht  die  Werthe 
von  a  zweimal,  bei  entgegengesetzter  Richtung  des  Stro- 
mes, bestimmt  wurden. 


Mittel 

Widerstand 

W 

R 

a 

a' 

a 

—i      — 

aus  a 

a — a 
beobacht  1  berechn. 

Diff. 

4,0 

23,40 

32,86 

23,30 

23,35 

9,51 

9,54 

+0,03 

3,5 

23,91 

32,80 

24,01 

23,96 

8,84 

8,92 

+0,08 

3,0 

24,81 

32,78 

24,73 

24,77 

8,01 

8,21 

+0,25 

2,5 

25,07 

32,83 

25,43 

25,25 

7,58 

7,38 

—  0,20 

2,0 

26,38 

32,81 

26,35 

26,36 

6,45 

6,36 

-0,09 

1,5 

27,68 

32,88 

27,92 

27,80 

5,08 

5,04 

—  0,04 

1,0 

29,59 

32,81 

29,42 

29,50 

3,31 

3,18 

—  0,13 

Die  kleinen  Differenzen  zwischen  den  beobachteten  und 
berechneten  Werthen  von  W,  in  allen  von  mir  angestell- 
ten Beobachtungen,  lassen  keinen  Zweifel  über  die  Ge- 
nauigkeit der  von  uns  abgeleiteten  Gesetze  für  prismati- 
sche, sowie  auch  für  cylindrisch  geformte  Flüssigkeitszellen 
übrig;  nur  sind  die  Differenzen  bei  den  letzten  Beobach- 
tungen (für  ringförmige  Zellen)  kleiner  als  bei  den  ersten, 
was  dem  Umstände  zuzuschreiben  ist,  dafs  die  Batterie, 
während  der  letzten  Beobachtungen  (wie  man  aus  den 
Werthen  von  d  sieht)  viel  beständiger  wirkte. 


30* 


468 


IH.     Betrachtungen    über    einige  physische  Eigen- 
schaften der  Körper,  besonders  hinsichtlich  der  Frage: 
Sind  die  sogenannten  elementaren  Körper  wirklich 
einfache?;  von  J.  A.  Groshans. 

JVere  it  but  known,  beyond  the  reach  of  doubt,  that  the 
particles  of  the  so  -  called  elements  (oxygen,  brimstone,  gold 
and  the  rest  of  them)  are  reaUy  elementary  or  simpley  it  might 
be  worth  white  to  confine  the  name  Atoms  to  them  . . . ,  but 
it  is  not  hnown,  nayt  it  is  grievously  doubted  and  even  piainiy 
called  in  question  by  more  than  one  good  man  änd  true . . . 

Moreover  our  hypothesis  (the  atomic  theory)  is  big  with 
hints  of  eacperiments  upon  the  weigths,  sizes%  distances,  gyra- 
tionsy  epolutionst  involutions  and  resultants  of  those  orbicles  of 
matter,  which  are  its  proper  subjects.  It  renders  the  appücar 
tion  of  geometry  and  the  calculus  to  these  intfisibU  but  com- 
putable  stars  in  littley  a  thing  of  hope.  Organic  chemistry .... 
but  we  must  refrain.  —  Perhaps  enough  has  been  said  to  sug* 
gest  more  (The  Atomic  Theory,  fVestminster  Review, 
No.  1,  1853,  pag.  180  et  195.) 


i 


ch  erinnere  mich  zuweilen  der  Aeufserung  eines  Autors 
vom  vorigen  Jahrhundert:  »Man  kann  das  Wasser  destii- 
liren  so  oft  man  will,  kann  es  mit  anderen  Körpern  com- 
biniren  und  wiederum  davon  trennen,  kann  es  so  vielen 
Operationen  wie  möglich  unterwerfen,  immer  bleibt  es 
"Wasser,  kurz  ein  Element.«  Die  Aeufserung  war  etwas 
unvorsichtig,  alleiu  vielleicht  legt  man  noch  in  unseren 
Tagen  ein  wenig  zu  absolut  den  Namen  Element  einer 
Menge  von  Körpern  bei.  Die  Vielheit  der  Elemente  scheint 
nicht  in  Harmonie  zu  stehen  mit  der  Einfachheit  der  Ge- 
setze und  der  Mittel  der  Natur. 

Da  das  Atomgewicht  eines  zusammengesetzten  Körpers 
die  Summe  der  Atomgewichte  seiner  Bestandteile  ist,  so 
ist  ein  einfach  genannter  Körper,  welcher  ein  hohes  Atom- 
gewicht besitzt,  eben  dadurch  verdächtig  kein  Element 
zu  seyn. 

Die  scheinbar  so  einfache  Substitution  eines  Atoms  (oder 


469 

Aequivalents)  Chlor  für  ein  Aequivalent  Wasserstoff  (H2) 
im  Aether  C4H5Cl  z.  B.  kann  nicht  mehr  als  Argument 
für  die  wahrscheinliche  Einfachheit  des  Chlors  angeführt 
werden,  seitdem  es  bekannt  ist,  dafs  in  anderen  Körpern 
die  Substitution  eines  Aequivalents  Aethyl  C4  H5  oder 
Amyl,  C10Hn  für  ein  Aequivalent  Wasserstoff  (H2) 
durchaus  auf  dieselbe  Weise  geschieht. 

Die  Meinung,  welche  seit  unendlichen  Zeiten  herrscht 
und  noch  gegenwärtig  gemein  ist,  freilich  besonders  unter 
Leuten,  die  sich  nicht  mit  der  Physik  oder  Chemie  be- 
schäftigen, nämlich:  dafs  die  Metalle,  Körper,  welche  ein- 
ander in  so  vieler  Hinsicht  ähneln,  wahrscheinlich  Verbin- 
dungen derselben  Substanzen  in  verschiedenen  Verhältnissen 
seyen,  scheint  mir  in  so  fern  nicht  zu  verachten  zu  seyn, 
als  darin  vielleicht  der  Ausdruck  einer  Art  Verstandes  - 
Instinct  liegt,  welcher  zuweilen  die  Untersuchungen  be- 
fruchtet und  Entdeckungen  hervorruft.  Es  ist  das  der 
Eindruck,  welchen  das  Schauspiel  der  Natur  auf  Geister 
macht,  denen  zwar  die  wissenschaftlichen  Kenntnisse  fehlen, 
die  aber  dadurch  gerade  frei  geblieben  sind  von  einigen 
Vorurtheilen,  die  gewissermafsen  wissenschaftlich  seyn  kön- 
nen, aber  nichtsdestoweniger  doch  Vorurtheile  siud. 

Es  sind  diefs  allgemeine  Betrachtungen,  die  allein  mich 
nicht  zu  diesem  Gegenstand  veranlafst  haben  würden;  aber 
ich  habe  neue  und  wichtige  Gründe  (oder  glaube  sie  zu 
haben)  um  die  Einfachheit  der  Elemente  anzugreifen.  Meine 
Absicht  bei  diesem  Aufsatze  ist:  nicht  blofs  es  ungemein 
wahrscheinlich  zu  machen,  dafs  Chlor,  Brom,  Jod  und  die 
Metalle  zusammengesetzte  Körper  seyen,  sondern  noch  einen 
Schritt  weiter  zu  gehen  und  nachzuweisen,  durch  welche 
Methode  man  sich  der  genauen  Anzahl  von  Atomen  (wahr- 
haft einfachen,  übrigens  unbekannten  Körpern)  die  in  ihre 
Verbindung  eiutreten,  versichern  könne.  Mit  einem  Wort: 
ich  glaube,  die  Zeit  ist  da,  dafs  diese  Elemente,  diese  Art 
von  Nebelflecken,  in  eine  Menge  jener  kleinen  Sterne  auf* 
gelöst  werden  können,  von  denen  der  zu  Eingange  dieses 
Aufsatzes  citirte  englische  Schriftsteller  spricht. 


470 

Vereinzelte  Betrachtungen,  welche  ich  in  den  letzten  vier 
bis  fünf  Jahren  über  einige  physische  Eigenschaften  der 
Körper  angestellt,  haben  endlich  nach  und  nach  zu  einer 
Theorie  geführt,  welche  fast  gänzlich  in  meinen  früheren 
Aufsätzen  in  diesen  Annalen  enthalten  ist.  Da  indefs  die 
verschiedenen  Theile  derselben  sich  darin  zerstreut  befin- 
den! so  werde  ich  sie  in  gegenwärtigem  Aufsatz  zusammen- 
fassen und  einige  neue  Betrachtungen  hinzufügen,  beson- 
ders etwas  Nomenclatur.  Die  Zahlen  der  Atome,  aus  denen 
mehre  für  elementar  erachtete  Körper  zusammengesetzt  sind, 
werden  in  diesem  Resume  ihre  Stelle  finden. 

Ich  werde  fortfahren,  die  Gesetze  von  Mariotte  und 
Gay-Lussac  als  genau  anzunehmen.  Freilich  ist  erwie- 
sen, dafs  beide  Gesetze  in  gewissen  Fällen  fehlerhaft  sind, 
allein,  wenn  die  Formeln,  welche  sie  ausdrücken,  die  That- 
sachen  im  Allgemeinen  nicht  mit  grofcer  Annäherung  vor- 
stellten, so  würde  man  die  einfachen  Verhältnisse,  welche 
bei  Gleichheit  der  Temperatur  und  des  Drucks  zwischen 
den  Dichtigkeiten  der  Gase  und  Dämpfe,  sowie  zwischen 
den  Atomgewichten  existiren,  niemals  haben  entdecken 
können. 

Wie  mir  scheint  hätten  die  Resultate  der  Yergleichung 
dieser  Dichtigkeiten  und  dieser  Atomengewichte  auf  den 
Gedanken  führen  müssen,  derlei  Vergleichungen  für  ver- 
schiedene Umstände  des  Drucks  und  der  Temperatur  vor- 
zunehmen. So  hätte  man  analoge  Vergleichungen  machen 
können: 

1)  bei  gleichen  Temperaturen  und  ungleichen,  aber 
entsprechenden  Drucken, 

2)  bei  gleichen  Drucken  und  ungleichen,  aber  entspre- 
chenden Temperaturen. 

Ich  glaube,  die  erste  dieser  Yergleichungen  würde  wich- 
tige Resultate  liefern  können.  Was  die  zweite  betrifft, 
so  sind  alle  meine  Betrachtungen  darauf  gestützt;  wirklich 
lehrte  diese  Yergleichung  mich  kennen: 

1)  Drei  neue  Eigenschaften  der  Körper,  welche  ich 
Deviation,  Expansion  und  Sied-Aequivalent  geuannt  habe. 


471 

2)  Ein  Gesetz  oder  eine  Formel  zur  Berechnung  der 
entsprechenden  Temperaturen  aus  den  beobachteten  Sied« 
punkten. 

3)  Eine  neue  allgemeine  Formel,  um  den  Gang  der 
Ausdehnung  von  Flüssigkeiten  auszudrucken. 

Ich  werde  die  besagte  Theorie  in  einer  Reihe  numerir- 
ter  Paragraphen  auseinandersetzen,  ohne  die  Definitionen 
der  Propositionen  oder  der  Folgerungen  durch  verschie- 
dene Zeichen  zu  unterscheiden. 

Um  diese  Auseinandersetzung  nicht  jeden  Augenblick 
durch  die  Ableitung  und  Combination  einiger  Formeln  zu 
unterbrechen,  werde  icb  mehre  Details  in  einen  Anhang 
zu  dieser  Abhandlung  vorlegen. 

1.  Die  Dichtigkeiten  (bei  0m,76  und  den  Siedpunkten) 
der  Dämpfe  irgend  zweier  Körper  A  und  B  stehen  zu  ein- 
ander in  dem  Verhältnifs: 


In  dieser  Formel  bedeuten: 


dd:dd1==-^-:-^—    .     .    .    (1) 


Körper  J    Körper  JB 

Die  Dampfdichtigkeiten  bei  0m,76  und 

den  Siedpunkten dd       ddt 

Die  Atomgewichte  (0=100)    ...  a  ak 

Die  Siedpunkte e  et 

und  273  =  m 

Wohl  verstanden,  dafs  man  zwei  Körper  nur  dann  ver- 
gleichen wird,  sobald  ihre  Condensation  bei  einer  gleichen 
Anzahl  von  Volumen  vor  sich  geht.  Diese  Bemerkung 
gilt  für  alle  Anwendungen  der  Theorie  in  dieser  Abhandlung. 

2.  Vergleicht  man  die  Dichtigkeiten  dd  und  ddk  zweier 
Körper  (pC+qHl  +rO)  und  (pkC+q1Hl+rtO)9  so 
findet  man  unter  andern  oft,  dafs  sie  genau  in  demselben 
Verhältnifs  stehen  wie  die  Mengen  der  Atome  von  Koh- 
lenstoff, Wasserstoff  und  Sauerstoff,  aus  denen  diese  Kör- 
per zusammengesetzt  sind.  Diese  Eigenschaft  wird  ausge- 
drückt durch  die  folgende  Formel: 

dd:dd1=(p+5f+r):(p1+fll+r1)     .     .    (2) 


472 

3.  Diese  Erscheinung  beobachtet  man  in  folgenden 
Gruppen: 

lste  Gruppe:  die  Aether  C4Hl0O;  C4Hl0O.COa 
und  C4Hi0O.C2O3 

2te  Gruppe:  der  Amyl- Alkohol  C10H22O.H2O  und 
das  Tereben  C20H32 

3te  Gruppe:  der  Oenathätber  C22H4404  und  die  Kam- 
phoIsSure  C2  0  H3 4  03  . H2  O. 

4.  Die  Expansion  ist  das  Verhältnifs  der  Dichtigkeiten 
eines  Körpers  im  flüssigen  und  im  dampfförmigen  Zustande, 
beide  genommen  bei  der  Spannung  0m,76  und  dem  Sied- 
punkt. 

5.  Man  kann  absolute  und  relative  Expansion  unter- 
scheiden. 

6.  Die  absolute  Expansion  einer  Reihe  von  Körpern 
A,  B,  C,  D,  E  u.  s.  w.  kann  ausgedrückt  werden  durch  die 
Zahlen  a,  b,  c,  d,  e  u.  s.  w.,  welche  die  von  einer  einzigen 
Kubik- Einheit  Flüssigkeit  erzeugten  Mengen  von  Kubik- 
Einheiten  Dampf  vorstellen,  beide  genommen  bei  der  Span- 
nung 0m,76  und  dem  Siedpunkt. 

7.  Die  relative  Expansion  ist  diejenige,  welche  sich 
auf  die  cur  Einheit  angenommene  Expansion  irgend  eines 
Körpers  bezieht. 

8.  Die  relative  Expansion  kann  durch  die  reducirten 
Volume  vorgestellt  und  gemessen  werden.  Das  reducirte 
Volum  (vol  r)  eines  bei  e°  siedenden  Körpers  ist  das  flüssige 
Atomvolum  dieses  Körpers  bei  e°,  multiplicirt  mit  dem  Bruch 

m  .    «   Wenn  das  flüssige  Volum  bei  e°  ausgedrückt  wird 
durch  vol«,  hat  man: 


m 


vol.=vol,X-^-    •    •     •    (2») 

9.  Nimmt  man  die  Gesetze  von  Mariotte  und  Gay- 
Lussac  an,  so  lassen  sich  aus  ihnen  nachstehende  zwei 
Folgerungen  ziehen: 

Für  irgend  zwei  Körper  A  und  B,  welche  eine  Con- 
densation  von  derselben  Zahl  von  Dampfvolumen  haben,  sind : 


473 

1 )  die  reducirten  Volumen  von  A  und  B  im  umgekehr- 
ten Verhältnisse  der  Expansionen  von  A  und  B, 

2)  die  Expansionen  gleich,  wenn  die  reducirten  Volume 
von  A  und  B  es  auch  sind. 

Die  erste  dieser  Folgerungen  wird  ausgedrückt  durch 
die  Formel: 

in  welcher  respective  Exp,  Exp ,  die  Expansionen  der  Kör- 
per A  und  J?,  und  volr  volrl  die  reducirten  Volume  der- 
selben bedeuten. 

10.  Nun  geht  aus  meinen  Betrachtungen  (obsercations) 
auf  eine  unzweifelhafte  Weise  das  folgende- Gesetz  hervor: 

»Für  zwei  Körper  A  und  B,  die  zur  selben  Gruppe  ge- 
hören (z.B.  die  Wein-Aether  pC+qH+rO)  stehen  die 
Dichtigkeiten  dd  und  ddL  in  dem  Verhältnifs  (p  +  q+r) 
und  (Pt  +  jfi  +  Tj),  multiplicirt  mit  dem  Verhältnifs  der 
Expansionen,  d.  h.: 

dd   _  exp   x    p+g-hr       .      #      .     (4) 
ddx  exp!       Pi-hqi-hri 

11.  Die  Erfahrung  mufs  lehren,  welche  Körper  im  All- 
gemeinen eine  Gruppe  bilden.  Für  jetzt  ist  es  wesentlich 
zu  wissen,  ob  solche  Gruppen  in  der  That  existiren;  man 
wird  in  dieser  Abhandlung  mehre  derselben  finden.  Körper, 
welche  eine  solche  Gruppe  bilden  und  auf  welche  also 
die  Formel  (4)  anwendbar  ist,  werde  ich  Körper,  zum 
selben  Expansionssystem  gehörig,  nennen.  Diese  Körper 
sind  im  Allgemeinen  daran  kenntlich,  dafs  sie  alle  ein  ge- 
meinschaftliches Element  besitzen.  Ich  nehme  hier  das  Wort 
Element  in  dem  Sinne  einer  Combination  von  Atomen  wie 
C4H10  oder  Cl0Ha2. 

12.  Aus  der  Formel  (4)  geht  hervor,  dafs  wenn  die 
Formel  (2) 

• 

dd    p-hq-hr 

dd\         jh-f-gi-f-fi 

anwendbar  ist  auf  zwei  zu  einem  selben  Expansionssysteme 


474 

gehörigen  Körper  A  und  B,  dann  für  diese  Körper  der 

Bruch  -^2-  =  1   wird,  und  dieselben  folglich  eine  gleiche 

Expansion  und  ein  gleiches  reducirtes  Volum  besitzen.  Diefs 
findet  sich  wirklich  so  bei  den  Körpern  der  ersten  Gruppe 
des  §.  3,  nämlich  bei  den  Aethern  C4 Ht  0  O,  C4  Hx 00 . C O* 
und  O4Hl0O.CtO3. 

13.  Aus  vorstehenden  Betrachtungen  gehen  die  fol- 
genden zwei  Formeln  (5)  und  (6)  hervor  (deren  Herlei- 
tung im  Anhang  zu  ersehen). 

Sind  A  und  B  zwei  zu  gleichem  Expansionssystem  ge- 
hörige Körper  und  werden  die  flüssigen  Dichtigkeiten  der- 
selben bei  den  Siedpunkten  e  und  et  durch  dt  und  d€l 
ausgedrückt,  so  hat  man: 

-£-=^x  p?9lLr    ...  (5) 

oder  mit  anderen  Worten: 

Die  flüssigen  Dichtigkeiten  (bei  den  Siedpunkten)  von 
A  und  B  verhalten  sich  zu  einander  wie  die  Quadrate  der 
Expansionen,  multiplicirt  mit  dem  Verhältnis  der  Atom- 
.    mengen. 

Die  zweite  Formel  ist  die 

(m-heyd<(p-hq-hr)  _  (m-helYdtl(pl-hql~hrl)       ^   „. 
a*  a* 

welche  ich  folgendermafsen  in  Worten  übersetze: 

Wenn  man  das  Quadrat  des  um  m  vergröfserten  Sied- 
punkts multiplicirt  mit  der  flüssigen  Dichte  bei  e  und  mit 
der  Anzahl  der  Atome,  darauf  das  Product  durch  das  Qua- 
drat des  Atomgewichts  dividirt,  so  ist  der  Quotient  eine 
constante  Zahl  für  alle  zu  einem  selben  Expansionssysteme 
gehörigen  Körper  (Siehe  Taf.  II). 

14.    Diefs  gilt  für  die  Körper  pC+qH+rO.  Ich  will 
nun  die  vorstehenden  Betrachtungen  und  Formeln  auf  alte 
p         Körper  überhaupt  anwenden,  die  wir  im  flüssigen  und  dampf- 
förmigen Zustand  beobachten  können. 

15.  Man  findet,  dafs  folgende  Körper  eine  gleiche  Ex- 
pansion haben: 


475 

Gruppe  I.  Die  Aether  C4H10S;  C4H10S.SOa  und 
C4Hi0O.CS2.  Das  reducirte  Volum  dieser  drei  Körper 
ist  dasselbe  wie  das  des  Aethers  C4H10O,  nämlich  =588. 

Gruppe  IL  Die  Aether  C4HI0C1;  C4H10Br  und 
C4H10J.  Das  reducirte  Volum  dieser  drei  Körper  ist 
=  855. 

Gruppe  HI.  Die  Körper  PC18  und  PC1302,  deren 
reducirte  Volume  respective  914  und  921,  sind  also  gleich. 

16.  Man  darf  nicht  bezweifeln,  dafs  diese  Körper 
wirklich  Gruppen  bilden,  deren  Glieder  gleichen  Expan- 
sionssvstemen  angehören.   Will  man  auf  sie  die  Formel  (4) 

dd   mmmmm  cxp         p-hq+r 
ddl        expi      Pi+^i+r! 

anwenden,  so  sieht  man,  dafs  das  Glied  ^-=1  ist.  Es 
ist  also  klar,  dafs  eine  Formel  analog  der  Formel  (2) 

dd  mm_m    p+g-hr 
ddi        .Pi-f-tfi-f-fi 

auf  sie  anwendbar  ist.  Allein  hier  stellen  sich  zwei  Schwie- 
rigkeiten ein.  Zunächst  verschwinden  in  der  Formel  (2) 
die  Gröfsen  p,  q,  r  (oder  wenigstens  einige  derselben)  für 
diese  Körper.  Dann  ist  es  klar,  dafs  die  aus  der  Formel 
verschwundenen  oder  ihr  fehlenden  Gröfsen  durch  neue 
und  unbekannte  ersetzt  werden  müssen. 

17.  Diefs  hat  mich  bestimmt,  die  drei  Zahlen  (p+q+r) 
zusammen  zu  betrachten  mit  den  neuen  und  unbekannten 
Gröfsen,  deren  Einführung  in  die  Formel  (2)  und  die 
übrigen  Formeln,  als  ein  einziges  Glied,  nothwendig  ist, 
dem  ich  den  Namen  Sied- Aequivalent  gegeben  habe. 

18.  Ich  habe  mir  zunächst  das  Sied -Aequivalent  irgend 
eines  Elements  (C,  H,  O,  S,  Gl  oder  Br)  als  eine  be- 
stimmte und  unveränderliche  Zahl  vorgestellt. 

19.  Kohlenstoff,  Wasserstoff  und  Sauerstoff  haben  für 
jedes  Atom  C,  H  und  O  ein  gleiches  Sied -Aequivalent. 
Ich  habe  dieses  Aequivalent  zur  Einheit  genommen. 

20.  Das  Sied -Aequivalent  eines  aus  mehren  Elemen- 
ten bestehenden  Körpers  ist  gleich  der  Summe  der  Aequi- 


476 

▼alente  seiner  constituirenden  Atome.  Das  Aequivalent  eines 
Körpers  pC+qH+rO  ist  also  =p  +  q+r. 

21.  Was  die  übrigen  Körper  betrifft,  so  habe  ich 
mich,  um  deren  Sied-Aequivalente  auszudrücken,  der  fol- 
genden Betrachtungen  bedient. 

22.  Jeder  chemische  Körper  kann  vorgestellt  werden 
durch  die  Formel: 

pC+qH+rO+sR+tRt+uRtt  +  ...    (7) 

in  welcher  R,  Rt9  Rtt, . . .  andere  Elemente  als  C,  H  und  O 
bezeichnen  z.  B.  Chlor,  Brom  u.  s.  w.  Wenn  man  irgend 
ein  Element  (C,  H,  S,  Br)  im  isolirten  Zustand  betrach- 
tet, wird  der  Coefficient  desselben  =1,  und  die  übri- 
gen Coefficienten  der  Formel  (7)  werden  =0  und  ver- 
schwinden. 

23.  Im  Allgemeinen  besteht  das  Sied-Aequivalent  eines 
anderen  Elements  als  C,  H  und  O  aus  mehren  Einheiten. 

24.  Das  Sied-Aequivalent  eq  eines  durch  die  Formel 
(7)  bezeichneten  Körpers  kann  ausgedrückt  werden  durch 
die  Formel: 

eq=p+q+r+sR+tRi+uRlt+  ...    (8) 

in  welcher  R,  Rl9  Ru9  u.  s.  W.  die  Sied-Aequivalente  eines 
Atoms  der  Körper  R,  Rt,  Ru9  u.  s.  w.  der  Formel  (7)  be- 
deuten. Es  handelt  sich  nun  darum,  Methoden  anzugeben, 
durch  welche  man  diese  Aequivalente  bestimmen  könne. 

25.  Nehmen  wir  wiederum  die  Formeln  (2),  (4),  (5) 
und  (6),  um  sie  nach  den  angenommenen  Definitionen  ab- 
zuändern und  im  Allgemeinen  auf  alle  Körper  von  jegli- 
cher Zusammensetzung  anzuwenden. 

Seyen  die  Sied-Aequivalente  zweier  Körper  A  und  B 
ausgedrückt  durch  die  Symbole  eq  und  eql9  so  werden 
jene  Formeln: 

(2)     ~  =  e-3- (9.) 

(4)    .g-  =  ?HLX«JL..     (10) 

a«i         exp,       eqx  N       ' 


477 
(5)    Jl^^x'X.  .    (io») 

(6)     jji Ctf  = ^ egt    .-.     (11). 

Alle  diese  Formeln  gelten  nur  für  Körper,  welche  zu 
gleichem  Ausdehnungssysteme  gehören  und  deren  chemische 
Formeln  so  geschrieben  sind,  dafs  ihre  Condensation  sich 
auf  eine  gleiche  Zahl  von  Volumen  bezieht. 

26.  Diese  Formeln  reichen  hin  zur  Bestimmung  der 
Sied-Aequivalente  aller  Elemente,  vorausgesetzt,  dafs  man 
von  einer  sehr  grofsen  Zahl  von  Körpern  genaue  Beob- 
achtungen über  die  Siedpunkte  und  die  flüssigen  Dichtig- 
keiten bei  e  zu  seiner  Verfügung  habe. 

27.  Allein  da  beim  gegenwärtigen  Zustand  der  Wis- 
senschaft die  Beobachtungen  dieser  Temperaturen  und  die- 
ser Dichtigkeiten  weder  hinlänglich  genau  noch  zahlreich 
genug  sind,  so  wird  man  durch  obige  Formeln  nur  eine 
kleine  Anzahl  von  Sied-  Aequivalenten  bestimmen  können. 

28.  Die  Bestimmung  dieser  Aequivalente  wird  sehr 
erleichtert,  wenn  man  eine  neue  Eigenschaft  dieser  Körper, 
welche  ich  Deviation  nenne,  in  die  Formeln  einführt. 

29.  Die  Deviation  ist  eine  gewisse  durch  Zahlen  aus- 
drückbare Modification  der  Dampfdichtigkeit  dd.  Diese 
Definition,  obgleich  unvollständig,  hindert  nicht,  dafs  man 
sich  der  Eigenschaft  bedienen  könne. 

30.  Der  Begriff  der  Deviation  gründet  sich  auf  die 
Verschiedenheit  der  Constitutionen  der  Dämpfe  und  Flüs- 
sigkeiten. 

In  der  That  sind  bei  allen  Körpern  die  Dampfdichtig- 
keiten bei  allen  entsprechenden  Temperaturen  durch  ein 
gemeinsames  Maafs  mefsbar.  Dasselbe  Maafs  ist  anwendbar 
auf  das  Wasser,  die  verschiedenen  Aether,  das  Brom  und 
die  Metalle.  Diese  Eigenschaft  ist  eine  Folge  aus  dem 
Gesetz  der  entsprechenden  Temperaturen  (siehe  diese  Ann. 
Ergänzbd.  III.,  S.  599). 

Die  flüssigen  Dichtigkeiten  (bei  entsprechenden  Tempe- 
raturen) lassen  sich  dagegen  nicht  durch  ein  gemeinschaft- 


478 

liches  Maafs  messen.  Denn  das  Verhältnifs  der  flüssigen 
Dichtigkeiten  zweier  Körper,  die  nicht  zu  gleichem  Dila- 
tationssystem gehören  (z.  B.  Aether  und  Quecksilber),  ist 
nicht  constant,  sondern  variirt  mit  der  Spannung. 

31.  Alle  beliebigen  Körper  B,  C,  D,  E  u.  s.  w.  (Aether- 
arten,  Metalle,  Schwefel  u.  s.  w.)  lassen  ach  vergleichen 
mit  einem  und  demselben  Körper  A,  dessen  Sied-Aequi- 
valent  eq  bekannt  ist.  Macht  man,  für  diesen  Körper  A, 
dd  =  eqy  so  kann  man  die  Dichtigkeit  dd  der  übrigen 
Körper  B,  C,  D,  E  u.  s.  w.  ausdrücken  in  einem  gemein- 
samen Maafse  und  dieses  wird  seyn=  —  der   (gleich  eq 

gesetzten)  Dichtigkeit  des  Körpers  A. 

32.  Die  Wahl  des  Körpers  A,  mit  welchem  man  alle 
übrigen  Körper  vergleicht,  ist  in  gewisser  Hinsicht  gleich- 
gültig. Allein  da  wir  zur  Einheit  der  Sied-Aequivalente 
das  Sied-Aequivalent  eines  Atoms  von  C,  H  oder  O  ge- 
nommen haben,  so  scheint  es  natürlich,  für  A  irgend  einen 
Körper  pC+qH+rO  zu  nehmen.  Bei  meinen  früheren 
Betrachtungen  hatte  ich  das  Wasser,  H2  O,  gewählt,  allein 
gewisse  zufällige  Leichtigkeiten  in  der  Rechnung  und  einige 
andere  Gründe  haben  mich  seitdem  bestimmt,  den  Aether 
C4H10O  vorzuziehen. 

Wenn  man  also  in  der  Formel  (1) 


dd  m 


ddv  ai 


dd=eq=p  +  q  +  r=:4  +  10  +  l  =  15f  so  wie  a  =  461,5 
und  6  =  35,5  macht,  so  hat  man: 

dd  — **(*+&  fi)       *i 

Wl—        462,5         '  m-hel 

oder 

Statt  9,9  kann  man  rund  10  nehmen;  dann  wird  e=35,3 
statt  35,5  und  von  diesen  beiden  Zahlen  ist  die  eine  so 
wahrscheinlich  als  die  andere. 


479 
Man  hat  also  die  Formel 

Allein  man  kann  die  Accente  bei  den  Zeichen  fortlassen, 
weil  dd,  a  und.  e  des  Körpers  A  durch  Zahlen  statt  der 
Bachstaben  ersetzt  sind,  also  die  auf  A  bezüglichen  Zeichen 
nicht  mehr  in  den  Formeln  erscheinen« 

Man  hat  also  die  Formel 

dd=  -Ht-  ....  (12). 

Nimmt  man  diese  Bezeichnung  an,  so  wird  man  oft 
(Siehe  §§.  2  und  25)  für  zwei  Körper  B  und  C  bei  Be- 
rechnung der  Dichtigkeiten  nach  der  Formel  (12)  das  Ver- 
hältnifs  haben: 

g-=^L  .  .  .    (9). 

Aus  vorstehenden  Bemerkungen  folgt,  dafs  wenn  die 
Formel  (9)  auf  die  Körper  A  und  B  und  auf  die  A  und  C 
anwendbar  ist,  man  auch  haben  wird: 

dd—eq  .  .  •    (13) 
und 

ddl=eql  .  .  .  (13*). 

Oft  also  sind  in  Bezug  auf  den  gewählten  Körper  A, 
der  hier  der  Aether  C4H10O  ist,  die  Dampfdichtigkeiten 
dd  gleich  den  Sied-Aequivalenten,  und  danach  wird  man 
eine  zahlenreiche  Gruppe  von  Körpern  bilden  können. 

Allein  es  giebt  auch  eine  grotse  Anzahl  von  Körpern, 
für  welche  diese  Gleichung  durchaus  nicht  statt  hat.  So 
findet  sich  diese  Gleichung  nicht  gültig  bei  dem  Essigäther 
C4H10O .  C4H6Oa. 

33.  Nähme  man  für  den  Körper  A  den  Essigäther, 
statt  des  Aethers  C4H10O,  so  könnte  man  eine  andere 
Gruppe  von  Körpern  bilden,  auf  deren  sämmtliche  Glieder 
die  Formeln  (9),  (13)  und  (13*)  ebenfalls  anwendbar  seyn 
würden. 

Nennt  man  die  Gruppe  des  Aethers  C4H10O  die 
Gruppe  A,  und  die  des  Essigäthers  die  Gruppe  Ag,  so 
würden  diese  drei  Formeln   nicht  mehr  anwendbar  seyn 


480 

auf  zwei  Körper,  von  denen  der  eine  rar  Gruppe  A,  der 
andere  zur  Gruppe  At  gehörte,  vielmehr  müfsten  beide 
Körper,  die  man  vergleichen  wollte,  zu  einer  selben  Gruppe 
A  oder  At  gehören.  Sonach  könnte  man  eine  grofse  An- 
zahl von  Gruppen  A,  At,  Ail9  AUI  u.  s.  w.  bilden. 

Allein  statt  dessen  ist  es  besser,  alle  Körper  mit  einem 
einzigen  Körper  zu  vergleichen  und  sonach  alle  Gruppen 
zu  einer  einzigen  zu  vereinigen.  Und  das  geschieht  durch 
die  mit  dem  Namen  Deviation  belegte  Eigenschaft. 

Nimmt  man  zu  diesem  einzigen  Körper  den  Aether 
C4H10O,  so  kann  man  für  alle  Körper,  deren  Dichtigkei- 
ten dd  und  ddL  man  nach  der  Formel  (12)  berechnet  bat, 
schreiben: 

dd  =  x  .eq  .  .  .  .  (14) 
und 

ddl^=zxl  »eqx  ....  (14*). 

Die  Zahlen  x  und  xv  sind  die  Deviationen  dieser  Körper. 
Für  Körper,  für  welche  in  Bezug  auf  den  Aether,  C4HldO, 
die  Formel  (9),  (13)  und  (13*)  gültig  sind,  sind  die  Zah- 
len x  und  4?i  =  l,  wie  für  den  Aether  selbst.  Für  andere 
Körper  kann  man  sagen,  dafs  x  oder  xt  vom  Werthe  1 
abweiche,  und  deshalb  nenne  ich  die  Zahlen  x  und  xt  De- 
viation. 

Setzt  man  xz=zdevt  und  Xi=zdet>ly  so  werden  die  For- 
meln (14)  und  (14*) 

dd=dev.eq  .  .  .     (15). 
und 

dd1=devl.eql  .  .     (15*). 

34.  Berechnet  man  die  Deviationen  für  die  Körper 
der  drei  Gruppen  (§.3),  so  findet  man  sie  respective  =  1, 
0,375  und  £•  Oft,  aber  nicht  immer,  findet  man  zwischen 
den  verschiedenen  Deviationen  einfache  Verhältnisse. 

35.  Substituirt  man  in  der  Formel  (12) 

dd=B±- 

m-f-e 

die  Formel  (15),  so  erhält  man 


dev  =  £     ™*        .  ,  .     (16). 


Daraus 


m 

Dardns  folgt,  dafs,  wenn  nftan  für  einen  Körper  die 
Deviation  a  priori  bestimmen  könnte  (und  das  ist  oft  mög- 
lich), sich  eine  der  beiden  Giöfsen  e  oder  eq  berechnen 
liefse,  wenn  man  eine  von  ihnen  kennte. 

Die  Formel  (16)  findet  keine  Anwendung,  oder  darf 
es  wenigstens  nicht,  auf  Körper,  deren  Condensation  nicht 
nach  2  Volumen  geschieht.  Geschieht  die  Condensation 
nach  4  Volumen,  so  mufs  man 

1)  Entweder  die  chemische  Formel  dieser  Körper  ver- 
ändern d.  h.  durch  2  dividiren, 

2)  Oder  die  Formel  des  Aethers  C4H10O  verdoppeln, 
also  C8H2002  schreiben.  Die  Deviation  des  Körpers 
C8  H20Oa  ist  also  in  Beaug  auf  den  Aether,  C4H,  0O,  =£. 
Die£s  kommt  darauf  hinaus  die  Formel: 

det5  =  i.; — .  \        ....    (16*) 

(ni-i-e)ef  v        ' 

anzuwenden. 

36.  Dividirt  man  die  Formel  (15)  durch  die  (15*),  so 
erhält  man  die  Formel: 

dd  dev      eq  (17} 

ddi         devi  '  eqx 

Diese  Formel  hat  einige  Analogie  mit  der  Formel  (10), 
aber  die  Formel  (17)  gilt  für  alle  Körper  B  und  C  ohne 
Ausnahme,  wenn  sie  auch  zu  verschiedenen  Expansions- 
systemen gehören. 

Vergleicht  man  mit  einander  die  Formeln: 

dd_exp_*JL     .     .     .     .     (IQ) 
und 


dd  dev      eq 


(17), 


ddx         devt  "  eqi 

so  ist  leicht  zu  sehen,  dafs  man  für  zwei  zu  gleichem  Ex- 
pansionssystem gehörige  Körper  die  Formel  haben  wird: 

•      p-t-e*L    .    .    .     .    (17*). 

Bei  diesen  Körpern  stehen  also  die  Deviationen  in  dem- 
selben Verhältnifs  wie  die  Expansionen. 

Poggend.  Ann.  Ergänsnfi^bd.  IV.  31 


Die  Formel 

*=<i£  «t  ....  (I0») 

kann   also   für  Körper  von  gleichem  fixpansionssysteni  ab- 
geändert werden  wie  folgt: 

de  dev*      tq_  f|Q\ 

<£[  —  Ar,*    #*,     '     '     •     '     ^lö;' 

37.  Die  Deviation  einer  Combination  (A+B)  ist  zu- 
weilen der  von  A  oder  der  von  B  gleich  und  zuweilen 
von  beiden  verschieden. 

38.  Angenommen  die  Deviatibn  des  Aethyls  C4HI0 
sey  =1  und  die  des  Amyls  CI0H24  =»■£,  8°  findet  man, 
dafs  die  Verbindungen  dieser  Körper  mit  Sauerstoff,  Schwe- 
fel und  mehren  Säuren  respective  dieselben  Deviationen 
1  und  £  besitzen.  Man  sehe  die  Tafeln  IV  und  V  im 
Anhange. 

39.  Diefs  führt  dahin,  die  Körper  in  Bezug  auf  die 
Deviation  in  zwei  Klassen  zu  theilen,  in 

active  und  passive. 

40.  Active  Körper  sind  diejenigen,  die,  wenn  sie  sich 
mit  anderen  Körpern  verbinden,  dieser  Verbindung  ihre 
eigene  Deviation  einprägen.  Solche  active  Körper  sind: 
Wasserstoff,  Aethyl  C4  H ,  0,  Methyl  C,  H6,  Amyl  C ,  0  H,  2, 
Phosphor  und  vielleicht  die  Metalle. 

41.  Passive  Körper  sind  solche,  welche,  wenn  sie  sich 
mit  einem  anderen  Körper  verbinden,  ihre  eigene  Deviation 
verlieren,  während  die  Verbindung  die  Deviation  des  an- 
deren (activen)  Körpers  annimmt.  Solche  passive  Körper 
sind:  Sauerstoff,  Schwefel,  Kohlensäure,  Oxalsäure,  und, 
wie  man  weiterhin  sehen  wird,  Chlor,  Brom,  Jod  und  Cyan. 

42.  Anlangend  den  dritten  Fall,  iu  welchem  die  Devia- 
tion von  (A  +  B)  weder  der  von  A,  noch  der  von  B  gleich 
ist,  so  hat  die  Beobachtung  noch  viel  zu  lehren  über  den 
Einflufs  der  speciellen  Deviationen  von  A  und  von  B  auf 
die  resultirende  Deviation  von  (A  +  B). 

43.  Eine  analoge  Unterscheidung  (von  activen  und 
passiven  Körpern)  läfst  sich  in  Bezug  auf  die  Expansion 


4*3 

mache«,     um  cltefs  zu  «-läutern,  werde  ich  einige  Bemer- 
kungen über  die  Expansion&systeme  machen. 
44.     Substituirt  man  die  Formel 

expx~  volr       •      •      •      •      KOJf 

die  folgende 

?£JP_ dev^  ,,,.,. 

expt~  devx     '      *      '      •     V1'  Jt 

so   erhält  man   für  die  Körper  von   gleichem  Expansions- 
system die  Formel 

dev^^polr, 

devx~  volr       ••••<"*;• 

Aus  dieser  folgt: 

$&.  volr  =  dev  t.  volr  t     ....     (18'), 
d.  h.  das  Product  der  Multiplication  des  reducirten  Volums 
mit  der  Deviation  ist  eine  constante  Zahl  für  alle  Körper 
eines  und  desselben  Expansionssystems. 

Für  die  Wein-  und  Amyläther  pC~f- qH~f*rO-f-sS 
hat  man 

volr  X  dev  =  588. 
45.     Denken  wir  uns  eine  Verbindung  (A +B),  deren 
Btestandtheile  A  und  B  zu  zwei  verschiedenen  Expansions- 
systemen gehören.  Für  die  Gruppe,  zu  welcher  A  gehört,  sey 

ttolr .  dev  =  O 
und  für  die  Gruppe  B 

vol  r .  dev  =  /. 
Für  das  System,  zu  welchem  die  Verbindung  (A+B) 
gehören  wird,  giebt   es  drei  Fälle;   man   kann   für   dieses 
haben : 

volr .  dev  =  G 

volr .  dev  =  J 
oder  endlich 

volr .  dev  =  H. 

Im  ersten  Falle  kann  man  sagen,  der  Körper  A  sey 
activ  in  Betreff  der  Expansion,  weil  sein  System  das  der 
Verbindung  ist,,  und  der  Körper  B  sey  passiv  in  Betreff 

31* 


484 

der  Expansion,  weil  er  seki  System  efeibüfet.  Im  zweiten 
Fall  findet  das  Umgekehrte  statt;  A  ist  passiv,  B  ist  acüv. 

Was  den  dritten  Fall  betrifft,  so  bedarf  es  noch  der 
Beobachtungen,  um  den  Einflufs  der  beiden  Systeme  6  und 
J  auf  die  Hervorbringung  des  Systems  H  zu  berechnen.    " 

Es  scheint,  dafs  ein  Körper  zugleich  activ  in  Betreff 
der  Deviation,  und  passiv  in  Betreff  d*r  Expansion  seyn 
könne. 

46.  Alle  Weinäther  pC  +  qH+rO  +  sS  haben  eine 
Deviation  =  1.  Diefs  geht  aus  ihren  reducirten  Volumen 
hervor,  die  sämmtlich  =588  skid,  d.  h.  gleich  dem  redu- 
cirten Volum  des  Aether  C4Hl0O.    (Siehe  Tabelle  IV). 

47.  Es  scheint  also  leicht,  das  Sied-Aequivalent  des 
Schwefels  zu  berechnen,  denn  man  hat  für  einen  solchen 
Aether 

dd=eq     ....     (13) 
und 

eq  =  p  +  q  -t-r  +  sß    ....    (8) 
woraus 

S=seg-(p+9+r)  (l9) 

J 

48.  S  ist  hier  das  Sied-Aequivalent  des  Schwefeis, 
welches  besser  durch  (eqS)  ausgedrückt  seyn  wird. 

Wendet  man  die  Formel  (19)  auf  obige  Aether  an,  so 
erhält  man  für  (eqS)  die  folgenden  drei  Werthe  (Siebe 
Tabelle  IV  im  Anhang ). 

(eqS)  =  2;     (eqS)  =  3;     (eqS)=:4. 

49.  Diefs  Resultat  scheint,  nach  §.18,  mit  der  Vor- 
stellung des  Sied-Aequivalent  als  einer  bestimmten  und 
constanten  Zahl  unverträglich  zu  seyn.  Ich  werde  am 
Schlüsse  dieser  Abhandlung  auf  diese  scheinbare  Anomalie 
zurückkommen. 

50.  Anlangend  die  Sied-Aequivalente  des  Chlors,  Broms, 
Jods  und  Stickstoffs,  so  bin  ich  zu  ihnen  auf  folgende  Weise 
gelangt. 

Die  drei  Aether  C4H10C1,  C4Hl0Br  und  C4HI0J 
haben  eine  gleiche  Expansion,  allein  sie  ist  nicht  die  des 


I 


485 

Aethers  C4  H 1 0  O.  Ueberdiefs  isttdas  Dilatationssystem  die- 
ser drei  Körper  verschieden  von  dem  de»  Aethers  C4  H, 0O. 
Folglich  kann  der  Vergleich  ihrer  reducirten  Volume  mit 
dem  des  Aethers  C4Hl0O  kein  Resultat  geben. 

51.  Nach  der  Analogie  zwischen  dem  Chlor,  Brom  und 
Jod  ist  es  sehr  wahrscheinlich,  dafs  die  Gleichheit  der  Ex- 
pansionen eine  Anzeige  von  Gleichheit  der  Deviationen 
dieser  drei  Aether  ist,  und  dafs  folglich  auf  sie  die  Formel 

**.  —  eJL  /<n 

rf*  ~ «?,    *    '    '    '    K  J 

anwendbar  ist.  Kennt  man  daher  die  Deviation  in  Bezug 
auf  die  des  Aethers  C4Hl0O,  welche  =  1  ist,  so  hat  man 
sogleich  ihre  Sied -Ambivalente  durch  die  Formel 

dd  =  dev.eq     ....     (15). 

52.  Ich  bemerke  zunächst,  dafs  die  Condensation  dieser 
drei  Aether  von  4  Volumen  ist,  während  die  des  Aethers 
C4H10O  nur  von  2  Volumen  ist. 

53.  Um  sie  also  mit  dem  Aether  C4H10O  zu  ver- 
gleichen, mufs  man  ihre  Condensationen  gleich  machen, 
was  dadurch  geschehen  kann,  dafs  man  die  Formel  des 
Aethers  C4H10O  als  C8H20O2  schreibt. 

54.  Nun  ist  die  Deviation  des  Aethers  C8H20O2  =  4> 
und  wir  wissen,  dafs  das  Aethyl  in  Betreff  der  Deviation 
ein  sehr  activer  Körper  ist.  Gesetzt  also,  Chlor,  Brom  und 
Jod  wären  in  Betreff  der  Deviation  passive  Körper,  so 
würden  die  Deviationen  der  drei  Aether  sämmtlich  =4  und 
man  könnte  die  Sied- Aequivalente  berechnen,  wie  folgt: 

(egCl)  =  14;     (egBr)=30;     (eqJ)  —  43. 
Diefs  Resultat  ist  für  jetzt  nur  eine  Hypothese,  deren 
Wahrscheinlichkeit  durch  andere  Thatsachen  geprüft  wer- 
den mufs. 

55.  Diese  Hypothese  erlangt  einen  ersten  Grad  von 
Wahrscheinlichkeit,  wenn  man  erwägt,  dafs  die  Dichtig- 
keit dd  des  Broms  (im  isolirten  Zustand)  =30  ist.  Es 
ist  also  wahrscheinlich,  dafs  für  diesen  Körper  die  Deviation 
=  1  sey.  Endlich  wird  die  Hypothese  bewiesen,  durch  die 
Betrachtungen  und  die  Tabelle  L  des  folgenden  Paragraphen* 


486 

56.  In  einem  frühem  Artikel  habe  ich  bemerkt,  dafs 
im  Allgemeinen  die  Expansionen  Ar  die  drei  Körper  Jl  Clj 
RBrm  und  RJm  gleich  oder  fast  gleich  sind;  es  ist  also  sehr 
wahrscheinlich,  dafs  ihre  Deviationen  ebenfalls  gleich  oder 
fast  gleich  seyen.  Und  wirklich  ist  diefs  der  Fall,  wie 
man  aus  der  folgenden  Tabelle  ersehen  kann,  in  welcher 
ich  alle  Reihen  der  Körper  RClM,  RBrm  uud  RJm,  die  zu 
meiner  Kenntnifs  gelangt  sind  und  deren  Siedpunkte  beob- 
achtet wurden,  zusammengestellt  habe. 

Ich  habe  die  Hypothese  des  §.  54  für  das  Cyan  gemacht, 
unter  der  Annahme,  es  sey  in  Betreff  der  DevlatioQ  ein 
passiver  Körper;  voraussetzend  also,  die  Deviation  dt» 
Aethers  C4H10Cy  =  ?,  habe  ich  daraus  abgeleitet: 

In  der  folgenden  Tafel  habe  ich  fünf  Körper  zusammen- 
gestellt, die  Cyan  enthalten: 

Tafel  I. 


*j 

-€ 

« 

Zusammeo- 
setsung 

* 

3  _: 
£  5 

C 

H, 

R„ 

< 

Deviation 


beobachtet 


voraus- 
gesetzt. 


i 
« 

•  mm 

CO 


•>    -ST 


CS 

o 


a 

9 

a. 


0)  «M 

M    co 


4>    V 

1-3 


4 

4 
4 
4 


'  Erste  Gruppe:    Aethyle. 


10 

Cl 

806,25 

28 

10 

fir 

1362,5 

44 

10 

J 

1951,3 

57 

10 

Cy 

687,5 

19 

10 

CySa 

1087,5 

25 

I 


6 


ll°P;  12,5  V 
40,7  P 
70,0  P 
82 B;  88F 
146  C 


14,9 

36,6 

69,3 

88,8 

162,0 


2 
2 
2 
2 


6 

Cl 

631,251 

22 

6 

Br 

1187,5 

38 

6 

J 

1776,2 

51 

6 

<V 

512,5 

13 

Zweite  Gruppe: 

0,546 
0,549 
0,563 


Methyle. 
0,546 


13,0  P 
43,8  P 
77  D 


-10 


10 
10 
10 
10 
10 


22 

Gl 

1331,25 

46 

22 

Br 

1887,5 

62 

22 

J 

2476,2 

75 

22 

Cy 

1212,5 

37 

22 

CySa 

1612,5 

43 

Dritte  Gruppe:    Amyle. 

0,386 
0,388 
0,394 
0,391 
0,39  —  0,40 


6 


101,7  P 
118,7  P 
146  F 
146  F 
195-210  H 


4of 


Antun  nun 

setzung 

H, 


a 

o 


> 

•  PN 

CO 


Deviation 


beobachtet 


voraus- 
gesetzt. 


>«4      et 


§ 


«    co 


o  a 

JS    9 
«CO 


4 
4 


2 
2 


6 
6 
6 
6 
6 
6 

6 

6 


8 

8 


2 
2 


Bra 

Cl3 
Br3 


Vierte  Gruppe:    Chloraelayl  und  Bromaelayl. 


1237,5 
2350 


40 
72 


0,432 
0.402 


85,0  P 
132,6  P 


Fünfte  Gruppe:    Chloroform  und  Broruoform. 


1493,7 

3162,5 


46 

94 


0,483 

0,395 


63,5  P 
152  C 


*         * 

Sechste  Gruppe:    Beobachtungen  von  Cahours  '). 


12 

Cl2 

1412,5 

46 

12 

Bra 

2525 

78 

10 

Cl3 

1843,7 

56 

10 

Br, 

3512,6 

106 

8 

CU 

2275 

70 

8 

Br4 

4500  ' 

134 

6 

ci$ 

2706,2 

82 

6 

Br5 

5487,5 

162 

0,407 

0,387 

0,359 

0,356 
0,347—0,343 

0,336 
(  0,331 
\  0,335 

0,320 


104 
145 

170 

192 

195  —  200 

226 

220  —  225 

255 


Die  Buchstabelt  in  dieser  Tafel  bedeuten:  C:  Cahours; 
D:  Dumas;  F:  Frankland;  H:  Henry;  P:  Pierre;  R:  Reg- 
naalt oder  Regnaultfs  Angabe,  V:  Verschiedene  Beobachter. 

Die  Deviationen  sind  nach  der  Formel  (16*)  berechnet 
und  dabei  die  folgenden  Sied-Aequivalente  angenommen. 

(egCl)  =  14;     (egj)  =  43; 
(egBr)  =  30;    (cgN)  =  3. 

Die  allgemeine  Uebereinstimmung  der  berechneten  De- 
viationen unter  sich  beweist  die  Genauigkeit  det  angenom- 
menen Sied-Aequivalente;  ein  zweiter  Beweis  dafür  ist  der, 
dafs  die  Deviationen  der  Verbindungen  des  Aethyls  und 
des  Amyls  mit  den  Deviationen  dieser  beiden  Körper  im 
isolirten  Zustand  übereinstimmen. 

57.  Denn,  was  das  Amyl  betrifft,  so  erhellt  aus  dieser 
Tafel,  dafs  die  Verbindungen  dieses  Körpers  eine  Deviation 
=  0,39  besitzen,  und  diefs  scheint  auf  den  ersten  Augen- 
blick nicht  mit  der  Behauptung  im  §.  38  übereinzustimmen, 
dafs  die  eigene  Deviation  des  Amyls  =  £  sey  ( was  durch 

1)  Jahresbericht  von  Kopp  und  Lieb  ig  1850,  S.  496. 


486 

die  Tafel  VI.  des  Anhangs  bestätigt  wird);  altäS'  es  ist 
leicht,  diese  scheinbare  Anomalie  verschwinden  zu  «lache». 

58.  Dazu  braucht  man  sich  nur  zu  erinnern,  dafs  zwei 
isomere  Amyläther  O, 0  H2, 0  beobachtet  worden  sind,  von 
denen  der  eine  bei  110°  und  der  andere  bei  175°  siedet. 
Nimmt  man  für  diese  beiden  Körper  eine  Condensaiion 
von  2  Volumen  an,  so  findet  man  die  Deviationen  0,780 
und  |.  In  der  Tafel  I.  findet  sich  der  Aether,  dessen  De- 
viation 0,780  ist.  Verdoppelt  man  die  Formel  C10H22> 
nimmt  also  C20H44,  wie  wir  es  für  den  Aether  C4H100 
gethan,  so  bringt  man  die  Condensationen  und  Deviationen 

in  Ueberein8timmung  (-^4-  =0,39). 

59.  Das  Methyl  ist  in  Betreff  der  Deviation  wahr- 
scheinlich auch  ein  activer  Körper  und  einer  seiner  Isomeren 

hat  dann  die  Deviation    1,10  oder  -^-  =  0,55. 

60.  Das  unbekannte  Aequivalent  irgend  eines  Kör- 
pers R  läfst  sich  berechnen,  wenn  ro«n  die  Siedpunkte 
zweier  seiner  Verbindungen  RClm  und  RBrm  kennt.  Denn 
nach  der  Tafel  I.  kann  man  abnehmen,  dafs  die  Devia- 
tionen dieser  beiden  Verbindungen  gleich  seyeu. 

61.  Es  sey  die  für  das  Sied  -  Aequivalent  von  R  ge- 
fundene Zahl  =z(eqR),  so  könute  dieselbe  entweder  genau 
oder  nur  annähernd  richtig  seyn.  Diefs  wird  abhängen 
von  dem  mehr  oder  weniger  grofsen  Unterschiede,  welcher 
wirklich  zwischen  den  beiden  als  gleich  vorausgesetzten 
Deviationen  der  Körper  RClm  und  RBrM  besteht,  oder  auch 
natürlich  von  der  mehr  oder  weniger  grofsen  Genauigkeit, 
mit  welcher  die  Atomgewichte  und  Siedpunkte  bestimmt 
worden  sind. 

62.  Man  kann  also  die  erhaltene  Zahl  (eqR)  als  eine 
erste  Auskunft  über  eine  unbekannte  Eigenschaft  betrachten, 
die  der  Bestätigung  oder  Berichtigung  bedarf. 

63.  Es  seyeu 


489 

*  für 

Körper  HCL     Körper  RBr» 

Die  Deviationen  dev  devt 

Die  Atomgewichte  (0  =  100)  a  at 

Die  Siedpunkte  m+e  tn+e1 

Die  Sied- Aequivalente  A4- 14»      Ä+30». 

Angenommen  nun,  die  Condensationen  seyen  gleich  für 
beide  Körper,  so  können  die  Deviationen  ausgedrückt  wer- 
den durch  die  Formel: 

dev=z,    ™\     .±    ....     (19*), 

in  welcher  man  substituiren  kann; 

(eqR  Ctm)  =  R  +  14»;     (eqRBr.)  =  R  -+•  30n. 
Man  hat  also  die  folgenden  zwei  Formeln: 

Gesetzt 

dec  =devx     ....    (22) 

ist  das  Sied -Äquivalent  R  des  Körpers  A  gegeben  durch 
die  Formel: 

n        14nai(m-he) — 30»g(wt-Hei)  CWl 

a(m+€i)— a,(i«-f-e)  •     •     •      •     v,       /• 

Nach  dieser  Formel  berechnen  sich  die  Sied -Aequiva- 
lente des  Aethyls  und  des  Amyls  aus  den  Körpern 

C4H10Cl  und  C4H10Br 
C10H2,ClundC10H22Br 
wie  folgt., 

für  das  Aethyl  C4H10  zu  16,1  (richtig  14) 
»     »     Amyl  Cl0Haa    »     30,8  (richtig  32). 
64.     Suchen  wir  das  Sied-Aequivalent  des  Phosphors 
und  nehmen  das  Atomgewicht  desselben  zu  393,75. 

Bei  Anwendung  der  Formeln  (20)  und  (21)  auf  die 
Körper  PCl3  und  PBr,  welche  nach  Pierre  bei  78,3  und 
175,3  sieden,  findet  man  (e}P)==46,6.  Die  gemeinsame 
Deviation  beider  Körper  berechnet  sich  dann  zu  0,277. 
Die  Zahl  46,6  kann  in  Bezug  auf  die  Sied -Aequivalente 
des  Schwefels   und  Chlors  sehr  grofs  erscheinen;   indefs 


490 

wird  es  mir  leicht,  es  wahrscheinlich  zu  macheu,  dafs  das 
wahre  Sied- Aequivalent  (in  plus- oder  minus)  wenig  von 
40  abweiche. 

65.  In  der  That  haben  die  beiden  Körper: 

PCl3         e  =  7,82    Pierre 
PCla02    e  =  110    Cahours,  Wurtz 
eine  gleiche  Expansion  (Siehe  Taf.  V.  des  Anhangs);  folg- 
lich ist  die  Formel: 

dd  eJL  (Q\ 

ddl~eql      •      •      •      •      \*' 

anwendbar  auf  sie;  sey 

eq_ F-H42 

tqY         P-t-42-f-'2 

(wenn  man  macht  (eqP)=P;  (eqCl3)zz42;  und  (eg02)=2), 
während,  wenn  dd  und  ddt  na$h  der  Formel  (12)  berech- 
net worden,  man,  bei  Berücksichtigung  des  Unterschiedes 
der  Condensation   mit  der  des   Aethers  C4Hl0O,   haben 

wird 

ej_ dd  _^  24,55 

eqt  —  ddx  ~  25,13' 

was  durch  die  Combination  der  beiden  letzteren  Formeln 

giebt : 

Pz=z(eqP)  =  42,65, 
woraus 

d&o  =  devt=  0,29 

wenig  abweichend  vom  Werthe  0,277  des  vorhergehenden 

Paragraphen. 

66.  Die  flüssige  Dichtigkeit  des  Körpers  PCl3S2,  wel- 
cher bei  126°  C.  (Cahours)  siedet  und  dessen  Dichtigkeit 
dd  =  26,56  ist,  halte  ich  nicht  für  bekannt;  allein  sehr 
wahrscheinlich  ist,  dafs  dieser  Körper  zu  derselben  Gruppe 
wie  die  beiden  im  vorigen  Paragraphen  erwähnten  Körper 
gehöre  und  seine  Deviation  gleichfalls  =0,29  sey.  Dann 
hat  man: 

(eqPClaSt)  =  7H0  =  91fi 

und  wenn  man  von  91,6  die  Zahlen  42  für  (eqCl3)  und 
6  für  (eqS2)  abzieht,  bleibt  43,6  für  (eqP). 


491 

66*.  Es  giebt,  was  die  physischen  Eigenschaften  zwi- 
schen dem  Chlorphosphor  P  CI3  und  dem  Alkohol  C4  H ,  2  02 
betrifft,  eine  merkwürdige  Analogie;  dieselbe  kann  hier  nicht 
aus  einer  Aehnlichkeit  der  Zusammensetzung  entspriqgen, 
weil  alle  Elemente  des  einen  Körpers  von  denen  des  anderen 
abweichen.  Diese  Analogie  scheint  also  das  Resultat  all- 
gemeiner, die  Materie  beherrschender  Gesetze  zu  seyn.  Die 
Siedpunkte  sind  gleich,  wie  die  specifische  Atomen -Wärmen 
(die  specifische  Wärme  multiplicirt  mit  den  Atomgewichten); 
die  Dichtigkeiten  dd  und  ddl9  so  wie  die  Atomgewichte, 
sind  sehr  nahe  =3:1,  während  die  flüssigen  Dichten  sich 
wie  2: 1  verhalten,  die  Expansionen  wie  2:3;  und  dasselbe 
Verhältnifs  scheint  zwischen  den  respectiven  Deviationen 
zu  bestehen,  denn  die  Deviation  des  Alkohols  ist  =0,454, 
x  wovon  |  =r  0,30  ist.  Diese  beiden  Körper  scheinen  also 
zu  einem  selben  Expansionssystem  zu  gehören. 

67.  Die  Deviation  0,28  bis  0,30  scheint  dem  Phosphor 

eigen  zu  seyn,   und   er  scheint  in  Betreff  der  Deviation 

activ  zu  seyn.    Berücksichtigt  man  die  Dichte  seines  Dampfs 

bei  0°C.  und  bei  0m,76,   so  findet  man,  dafs  bei  290°  C. 

(wohin  man  gewöhnlich   seinen  Siedpunkt  verlegt)  seine 

Dichte  dd  ist  =  13,99  und  dann  ist 

dd  13,99 4fi  ß 

dev  ~  0,30  —  40,° 

sein  Sied- Aequivalent. 

68.  Diese  Hypothese  wird  noch  durch  einen  anderen 
Körper  bestätigt,  durch  den  Aether  3(C4H10O)PO5,  wel- 
cher bei  142°,5  ( Vögeli)  siedet.  Seine  Dichte  dd  ist  also 
(die  Condensation  von  4  Vol.  angenommen)  =  27,48.  Das 
Sied -Aequivalent  ist 

dev  —  0,29  —  **' 
und    subtrahirt    man    von  diesem  Quotienten   die   Gröfse 
(p-f-tf+r)  =  50,  so  bleibt  44,7  für  (eqP). 

69.  Der  Vergleich  der  beiden  Körper 
AsCla     e  =134    (Pierre) 

AsBr3     ei  =220   ( Otto- Graham,  Lehrb.) 


492 

giebt 

(eqA$)  =  73,42, 
woraus 

dec  =  devl  =0,24. 

70.  Der  Vergleich  der  beiden  Körper 

SiClB     e  =  59    (Pierre) 
SiBra    ct  =  153  (Pierre) 
giebt 

(eqSi)  =  38,99, 
woraus 

dev  =  devx  =  0,39. 

Allein  ich  habe  keine  anderen  Beispiele  gefunden,  um 
die  ffcr  (eqAs)  und  (eqSi)  gefundenen  Werthe  zu  veri- 
ficiren. 

71.  Man  hat  beobachtet,  dafs  bei  zwei  Körpern  R  Clm  und 
RBrm  der  Siedpunkt  im  Allgemeinen  um  30»  verschieden 
ist  und  dafs  die  Brom  Verbindung  den  höheren  Siedpunkt 
hat.  Bei  den  sechs  letzten  Körpern  der  Tafel  I.  ist  der 
Unterschied  dieser  beiden  Temperaturen  bedeutend  geringer. 

72.  Allein  es  ist  leicht  zu  beweisen,  1 )  dafs  die  beiden 
Siedpunkte  gleich  seyn  können  und  2)  dafs  der  höhere 
Siedpunkt  der  Chlorverbindung  angeboren  kann. 

73.  Sey  des  Körpers  R  Atomgewicht  =a  und  sein 

Sied-Aequivalent  =  eq,  so  hängt  es  von  dem  Verhältnifs  — 

ab,  welcher  der  beiden  Siedpunkte  der  höhere  seyn  wird. 

74.  Denn  zuvörderst  hat  man  die  beiden  Formeln: 

Korper  KCL  Körper  RBrm 

dce_   10  («+443,75»)  .  ,        _      10  (g -fr- 1000») 

(m-he)(eq-i-Uny  G€Vi  ~(#ii-f-e,)(«j-+-30»)# 

Gesetzt  die  Deviationen  wären  gleich  oder  dev=deviy 
so  könnte  man  die  zweiten  Glieder  dieser  beiden  Formeln 
combiniren;  macht  man  dann  in  der  resultirenden  Formel 
e  =  e1  uqd  löst  diese  Formel  nuu  in  Bezug  auf  eq  auf, 
so  hat  man: 

etf  =  0,0283  .  .  a—  1,235»  ....  (24). 
Ist  eq  gröfser,  so  hat  der  Körper  RBrn  den  höheren 


493 

Siedpnnkt  von   beiden,   ist  eq  kleiner,  go  gilt  diefs  vom 
Körper  RClm. 

75.  Von  den  beiden  Schwefelverbindungen  SC1M  und 
S  Br,  hätte  die  Clorverbinduug  den  höheren  Siedpunkt,  so- 
bald die  beiden  Deviationen  gleich  wären  und  der  Werth 
von  (eqS)  identisch  wäre  in  diesen  beiden  Körpern. 

76.  Leicht  ist  zu  sehen,  dafs  der  Werth  von  n  nicht  sehr 
auf  den  Unterschied  der  beiden  Siedpunkte  einwirkt.  Denn 
berechnet  man  e  und  e ,  für  die  beiden  fingirten  Körper 
C4Bl0Cl3  und  C4Hi0Br3,  dabei  die  Deviation  gemeinsam 
=  4-  gesetzt,  so  würden  diese  Körper  bei  29°, 4  und  50°,3 
sieden,  wovon  der  Unterschied  20°,9  ist. 

Ich  komme  jetzt  zu  der  Frage,  ob  zwei  für  elementar 
gehaltene  Körper  wirklich  einfach  seyen. 

Aus  meinen  Betrachtungen  geht  hervor,  dafs  alle  Kör- 
per eine  besondere  Eigentümlichkeit  haben,  welche  mau 
Sied-Aequivalent  nennen  kann.  Die  Sied-Aequivalente  sind 
eigentlich  die  Dichtigkeiten  dd  der  Dämpfe  dieser  Körper, 
reducirt  durch  Rechnung  auf  eine  gemeinsame  Deviation. 
Diese  Aequivalente  stimmen  für  die  Körper pC+qH+rO 
mit  den  Zahlen  (p+q+r)  überein.  Es  giebt  also  eine 
Identität  zwischen  den  Sied- Aequivalenten  und  den  Atom- 
mengen. Die  Sied-Aequivalente  anderer  Elemente  als  C,R 
und  0  sind  (soweit  man  sie  wenigstens  kennt)  gröfser  als 
die  Einheit  und  zwar  sämmtlich  ganze  Zahlen.  Es  scheint 
also,  logisch  zu  sagen,  dafs  mehre  der  Elemente,  wie  Chlor, 
Brom  und  Jod,  zusammengesetzte  Körper  sind,  und  dafs 
ihre  Sied-Aequivalente  identisch  sind  mit  den  Mengen  der 
einfachen  Atome,  die  in  ihre  Zusammensetzung  eingehen. 

Ich  halte  es  nicht  für  unnütz  hier  zu  bemerken,  dafs 
die  Bestimmung  des  Sied-Aequivalents  eines  Körpers  zum 
Theil  von  seinem  angenommenen  Atomgewicht  abhängt. 
So  könnte  der  Kohlenstoff,  obgleich  sein  Sied-Aequivalent 
=  l  gefunden  ward,  ein  zusammengesetzter  Körper  seyn, 
wenn  sein  Atomgewicht,  statt  75,  gleich  150  wäre,  denn 
alsdann  würde  sein  Sied-Aequivalent  =2.  Und  der&ick- 
stoff,   obgleich  sein  Aequivalent  auf  3  festgesetzt  vrorde, 


494 
könnte  ein  einfacher  Körper  *eyn,  wenn  sein  Atomgewicht 

175       .. 

=  —  wäre. 

Indefs,  räume  ich  ein,  giebt  das  dreifache  Aequivalent 
des  Schwefels  zu  ernsten  Einwürfen  Anlafs.  Es  scheint, 
dafs  die  Anzahl  der  Atome,  aus  denen  ein  Körper  zusam- 
mengesetzt ist,  nothwendig  eine  bestimmte  und  unveränder- 
liche seyn  müsse,  und  dafs,  wenn  die  Sied  -  Aequivalente 
nicht  diese  Unveränderlichkeit  besitzen,  sie  nicht  identisch 
seyn  können  mit  der  Atomen- Anzahl. 

Mau  dürfte  alsdann  schliefsen,  dafs,  weil  die  Sied  Aequi- 
valente für  viele  Körper  identisch  sind  mit  der  Anzahl  der 
diese  Körper  zusammensetzenden  Atome,  sie  im  Allgemeinen 
einige  Auskunft  und  Andeutung  über  die  mehr  oder  weniger 
reelle  Einfachheit  dieses  oder  jenes  angenommenen  Elements 
geben  könnten;  Andeutungen,  die  der  Bestätigung  durch 
andere  Thatsachen  bedürfen. 

Die  Ursache  des  dreifachen  Werths  vom  Aequivalent 
des  Schwefels  ist  nicht  bekannt.  Eine  Erklärung  ist  also 
für  jetzt  unmöglich.  Es  ist  eine  Eigenthümlichkeit  mehr  zu 
den  übrigen  sonderbaren  Eigenschaften  des  Schwefels,  wie 
die  grofse  Dichte  seines  Dampfs  bei  0°  und  0m,76,  seine 
Fähigkeit  in  niederer  Temperatur  zu  schmelzen,  um  darauf 
bei  einer  höheren  den  starren  Zustand  wieder  anzunehmen. 

Allein  die  Behauptung:  »Die  Anzahl  der  Atome  eines 
Körpers  müsse  constant  seyn,  ist  sie  ein  Axiom?«  Das  scheint 
mir  zweifelhaft.  Eine  solche  Behauptung  wäre  nichts  als 
der  Ausdruck  einer  Meinung  über  die  Constitution  der 
Elemente  (genommen  im  ideellen  Sinn  von  wahrhaft  ein- 
fachen Körpern),  worüber  wir  durchaus  nichts  wissen. 

Angenommen  für  einen  Augenblick,  Kohlenstoff,  Wasser- 
stoff und  Sauerstoff  wären  wahrhafte  Elemente,  einfache 
Körper,  weifs  man,  ob  nicht  der  Wasserstoff  durch  Aeiide- 
rung  seines  Atomgewichts  und  seiner  übrigen  Eigenschaften 
sich  in  Kohlenstoff  oder  Sauerstoff  umändern  könnte.  Könnte 
nicht  der  Schwefel  bald  aus  2,  bald  aus  3  oder  4  Körpern 
bestehen,  deren  Atomgewichte  addirt  immer  200, gäben? 


495 
Wir  wissen,  dafs  ein  Körper  CmHmiOmil  bald  seyn  kaum 

bald 

c4  ir6  o,   (?,_  2 ff,,.  6  o.w_  t 

und  könnte  nicht  etwas  Analoges  bei  dem  Schwefel  statt- 
finden? 

Wie  mir  scheint,  hätte  es  Interesse,  den  Schwefel  von 
einem  Körper  abzuscheiden,  dessen  (eqS)  =  2  wäre,  und 
zu  sehen,  ob  man  mit  diesen  selben  Schwefel  Körper  bil- 
den könnte,  bei  denen  (eqS)  —  3  oder  4  wäre. 

Der  Schwefel  ist  bis  jetzt  der  einzige  Körper,  der  die 
Erscheinung  darbietet,  dafs  sein  Sied -Aequivalent  sich  von 
einer  Verbindung  zur  anderen  ändert.  Allein  dieselbe  Er- 
scheinung könnte  auch  bei  anderen  Körpern  vorkommen. 
Man  könnte  vielleicht  Körper  antreffen,  bei  welcher?  das 
Aequivalent  des  Aethyls  C4H10  respective  7,  14  oder  21 
wäre.  Fände  man  im  Allgemeinen  für  das  Sied- Aequivalent 
eines  Körpers  die  Werthe  6,  26,  3b,  nb,  kurz  n  ver- 
schiedene Werthe,  so  ist  klär,  dafs  blofs  einer  dieser 
Werthe  mit  der  Atomen -Anzahl  coincidiren  könnte.  Die 
Sied-Aequivalente  würden  dann  dieselbe  Anzeige  fcr  die 
Atomenmengen  liefern,  wie  die  Dichtigkeiten  der  Dämpfe 
bei  0°  und  0m,76  es  für  die  Atomgewichte  thun. 

Die  Natur  geteilt  sich  manchmal  darin,  uns  mehre  Ant- 
worten auf  eine  Frage  zu  geben,  unter  welchen  wir  dann 
diejenige  auszulesen  haben,  die  auf  den  .speciellen,  uns 
gerade  beschäftigenden  Fall  allein  pafslich  ist. 

Rotterdam,  1  Aug.  1853. 

Anhang. 

Zu  §.  13.  Die  Formeln  (5)  und  (6)  finden  sich  fol- 
gendermafsen.     Aus 

a 

"=£±•.(1)     »,,dg=gg.  r+?+r    ..(4)    . 

»t-#-ei 
ergiebt  sich 


(»X 


=^--(») 


die  aas  (2*)   gezogene  Forawl   (dabei:   eofe=£-    «ad 
«>/«,=£  gesetzt) 


__i£* 


(«). 


so  könnt 


(27). 


MaltipUdrt  nun  hierauf  die  Fomd  (25)  aad  (27)  mit 
ihren  entsprechenden  Gliedern,  so  koaanft 


Die  Formel  (6)  findet  sich  folgendermafeen. 
Man  nimmt  das  Quadrat  der  beiden  Glieder  der  For- 
mel (35),  was  giebt: 

exp?  —  *?-  (*+*>*•    (-+f-l-r)*     •  '  ^' 

and  snbstitairt  die  Formel  (28)  in  der  Formel  (5),  was 
giebt: 

(m-heyd.(p+<,-t-r)  _  (•t+«,)*«*ri(j»,-t-f,-+-rl)  .g. 

Diese  Formel   wird   allgemein  durch  folgende  ausge- 
druckt: 

(«i-f-e)a  i*  .  eq        (*.-Wi)'4ri  .eqt  / 1 1  \ 
Zi = 71 •  •  (**/• 

Ich  bezeichne  das  zweite  Glied  durch  L,  dann  hat  man: 

(m+eY<.  .eq  =  L         (2g) 

L  ist  nothwendig  ein  identischer  Werth  für  alle  Körper 
einer  selben  Gruppe,  d.  h.  für  alle  Körper,  welche  zu 
gleichem  Expansionssystem  gehören. 

Be- 


497 

Berechnet  man  L  für  verschiedene  Gruppen  und  nennt 
diese  Werthe  Li9  Ltl,  und  Ltll,  u.  s.w.,  so  findet  man  zwi- 
schen denselben  oft  einfache  Verhältnisse,  vorausgesetzt 
jedoch,  dafs  alle  die  verschiedenen  Gruppen  zu  einem 
selben  Dilatationssystem  gehören. 

Ich  habe  L  für  die  vier  Weinäther  der  folgenden  Ta- 
fel berechnet. 


Tafel  IL 

Flussige 

Dichte 

K5rper 

Zusammen- 
setzung. 

Atomge- 
wicht. 

Siedpunkt 

nach 

Kopp. 

beim 
Sied- 
punkte 

L 

C 

H 

0 

nach 

Kopp. 

Gemeiner  Aether 

4 

10 

"    1 

462,5 

35 

0,6968 

4,63 

Essigäther 

4 

8 

2 

550 

74,3 

0,8190 

4,57 

Ameisen  äther 

3 

6 

2 

462,5 

54,9 

0,8735 

4,83 

Bntterather 

6 

12 

2 

725 

114,8 

0,7747 

4,43 

Ich  habe  die  Formeln  der  drei  letzten  Aether  so  ge- 
schrieben, dafs  sie  eine  Condensation  von  4  Volumen  be- 
kommen, wie  der  gewöhnliche  Aether.  Die  physischen 
Eigenschaften  (wenigstens  die  meisten)  zweier  Körper  las- 
sen sich  nur  vergleichen,  wenn  man  die  Formeln  so  schreibt, 
dafs  die  Condensationen  gleich  werden. 

Es  folgt  aus  der  Formel 

(m+eYd..eq_L  (ag^ 

dafs,  wenn  für  eine  Gruppe,  zu  der  ein  Körper  R  gehört, 
der  Werth  von  L  bekannt  ist,  mau  eine  der  vier  Eigen- 
schaften e,  a,  d,  und  eq  berechnen  kann,  sobald  man  die 
drei  anderen  kennt. 

Es  giebt  nur  wenig  Körper,  für  welche  man  die  flüssige 
Dichte  bei  e  kennt;  allein  es  giebt  eine  grofse  Anzahl, 
deren  flüssige  Dichte  bei  einer  Temperatur  t  mit  mehr  oder 
weniger  grofsen  Genauigkeit  bekannt  ist. 

Man  kann  die  EÜlatationsformel,  welche  ich  in  einem 

Poggend.  Ann.  Ergänsungsbd.  IV,  32 


498 

vorhergehenden  Artikel  aufgestellt  habe,   verknüpfen    mit 
der  Formel  (29),  auf  folgende  Weise: 
Es  sey 

Sobstituirt  man  (30)  in  (29),  und  trennt  iu  dem  ersten 
Gliede  successive  eq  und  (m  +  e)s  von  einander,  so  hat  man 

*  n(m-f-e)*ifc  ' 

und 

(m+e)3=L*m  +  (»+l)e-t]j^  .  .  (32). 

Seyen  in  der  letzteren  Formel 

(w+e)  =  y  .  .  (33) 

—  * — ^ =za  .  .  (34);   - — -z^ =ß  .  .  (35), 

ndieq  y       '         ndteq  r  JJ 

so  erhält  man: 

y8+ay+/9  =  0  .  .  (36), 

in  welcher  Gleichung  alle  Wurzeln  reell  sind;  und  aus 
(33)  hat  man 

e  =  y  —  in. 

Löst  man  die  Gleichung  (36)  durch  die  trigonometri- 
schen Formeln  auf,  so  mufs  man  von  den  drei  Wurzeln 
diejenige  auswählen,  welche  60°  —  £p  entspricht. 

Für  die  drei  Wein-  und  Amyläther  pC+qH+rO, 
welche  alle  zu  gleichem  Expansionssystem  gehören,  ist 
n  =  2. 

Für  einige  dieser  Aether  habe  ich,  mittelst  der  Formeln 
(31)  und  (36),  die  Werthe  von  eq  und  e  berechnet.  Die 
Resultate  dieser  Rechnung  finden  sich  in  folgender  Tafel. 


499 


4> 

CO 

H 


Beobachtete 
Siedpuokte. 

9 

Berech- 
nete Sied- 
punktc. 

*    ..  **        ^        ^         ä        «r         •»         r*        m        •*        •»        •»        «t\ 

• 

e 

ift 

Flüssige 

Dichtigkeit 

bei  t9. 

©  es  ©  ä  r>»  r-  »ß  ao  i>  r*- 1^-  r*  i» 

O»  O  Od©O)©©Q0aDaOI^I^QD 
O©©*-©— im©©©©©© 

* 
Atomge- 
wicht. 

lA        kfiiA        lA              lAlA^iAtA 

©eCiAC^i^'kße^öiAcfr^'i'^'ei 

»ftCCC*  —  C0l>«O©l>-«oaDgD*H 

io^t^ar*OMO>*<MCö9>QD 

len  oder 
livaleote. 

4) 

4> 

D 

-6 
S 

od  i>  C*  eo  *«*  r-  Oi  c*  o*  -•  ©*  »ft  « 

eo©©©ao«oao<oeo»A©e$eft 

te  er* 
■a   v 

§^ 
o    « 

4) 

1 

s 

o 

9ide9^n^^>cinc4  i  *h  <m 

am      W 

8  s 

I-3 

3   «i    _ 

s 

00  <0  G*  ©  ©  C*  ^(OON^d^ 

U 

Aetber. 

Essfgälher 

Aroeisenäther 

Buttcrälber 

Oxalather 

Kohlens.  Aether 

Aconit- Aether 

Itaconatber 

Gapronaiher 

Caprylätbcr 

Oenantbätber 

Amyl 

Amylätber 

Amylessigather 

• 

o 

*****  NH 

00 

SS 


CO 

So 


32 


500 

In  dieser  Tafel  habe  ich  L  =  4,636  (Log  =  0,66614) 
genommen,  welcher  Werth  für  den  Aether  04  H ,  0  O  (siehe 
Taf.  II)  hervorgeht,  einen  Körper,  dessen  Eigenschaften  am 
besten  bekannt  sind. 

Die  Buchstabtn  bedeuten:  De:  Delffs;  Du:  Dumas;  Fe: 
Fehling;  Fr:  Frankland;  K:  Kopp;  MM:  Mohr  und  Ma- 
son;  LR:  Löwig's  Repertorium  1840;  P:  Pierre;  R:  Rieck- 
her;  Vr:  de  Vry. 

Es  scheint  mir,  dafs  die  Resultate  dieser  und  der  übri- 
gen Tafeln  gegenwärtiger  Abhandlung  alle  Theile  der 
Theorie  mit  Evidenz  beweisen  und  dafs  man  die  Abwei- 
chungen der  berechneten  Resultate  von  den  beobachteten 
theils  Beobachtungsfehlern,  theils  der  Dilatationsformel  (30) 
zuschreiben  kann,  welche  letztere,  ungeachtet  sie  die  Re- 
sultate der  Erfahrung  ziemlich  gut  vorstellt,  doch  nur 
(wenigstens  bis  jetzt)  als  eine  empirische  Formel  betrach- 
tet werden  kann. 

Zu  §§.  15  und  18.     Ich  habe  für  die  Weinäther  (pC 
-+-  qU  -f-  rO  +  *S)  die  folgende  Tafel  berechnet: 


Tal 

Fei   IV. 

e 

»mm 

•       1       • 

V     v    3     1 

#1 

a 

.§•*• 

•»          tf    c    *J 

1  ö-s-s-g 

gm 

05.- 

B»B    0   J|g 

Zusammen- 
setzung. 

«0 

e 

*1 

"3 

Siedpunkte 

O  mQ 
*i     V 

t* 

•     «B    fl     fl  *tj 

«  a  5  E  S 

0 

Berech- 

Beobach- 

2-~ 

8    B-g^g 

' 

CO 

net 

tet 

V 

Erste  Gruppe   (EqS) 

=  2. 

C4  H10  S 

562,5 

16 

78,5 

73R91P 

0,8367  P 

0° 

580,4 

C4  Hio  Sa 

762,5 

18 

150,6 

151  R 

/ 

C4  H]q  S.  CSj 

1037,5 

21 

221,0 

237  D 

C4  Hio  S .  G  Oa 

837,5 

19 

167,7 

162  D 

1,032  D 

1° 

598,0 

C4H10O.SO3 

962,5 

20 

208,2 

1,12  W 

11? 

588,0 

(jflllQ  O.  CSj 

937,5 

20 

195,7 

2Q0D 

1,07  D 

1? 

616,3 

Zweite  Gruppe  (EqS) 

=  3. 

C4  H10  O  .  S02 

862,5 

20 

158,2 

160,3 

1,106  P 

0°   I 

584,6 

C4  Hjo  S  .  CSa 

1037,5 

24 

159,3 

161  L  u.  S 

1 

\ 

Dritte  Gruppe  (EqS)  =  4. 
C4H1QS.SOa|   962,5|24|     128,0    |130R        |1,24R      |  15  ?|      602,0 


501 

Die  Buchstaben  bedeuten:  D:  Debus;  LS:  Löwig  und 
Schweitzer;  P:  Pierre;  R:  Regnault's  Angabe;  W:  Wei- 
ther eil. 

Da  sämintliche  Körper  dieser  Tafel  dieselbe  Deviation 
(=  1)  und  dieselbe  Expansion,  die  des  Aethers  C4Hl0O, 
besitzen,  so  habe  ich  den  Siedpunkt  berechnet  nach  der 
Formel: 

dd  Ä  i££_         (i2) 

und  darin  substituirt: 

ddz=zeq        (13) 


woraus 


e  =  -m  +  ^        (36b) 


Für  den  Körper  C4Ht0Sl.CS.2  haben  Löwig  und 
Schweitzer  gefunden  6=161  und  Debus  =s  237,  was 
einen  Unterschied  von  76  Graden  macht.  Da  es  schwer 
hält,  hiernach  an  die  Identität  der  beiden  Körper  zu  glau- 
ben, so  glaube  ich  sie  als  isomer  betrachten  zu  dürfen. 
In  dem  einen  würde  dann  (eqS)  =  2  und  in  dem  andern 
(eqS)  ==  3). 

Der  Siedpunkt  des  Aethers  C4H10O1.SO3  ist  nicht 
beobachtet;  man  sehe  die  Bemerkung  über  diesen  Körper 
nach  Tafel  V. 

Der  Aether  C4Hl0S.SO2  ist  bisher  der  einzige  (mir) 
bekannte  Körper,  in  welchen  (eqS)  =  4;  allein  da  die 
Expansion  gleich  der  des  Aethers  C4H10O  ist,  so  mufs 
die  Deviation  es  ebenfalls  seyn. 

Der  Aether  C4H,0O.H,  S  hat  nicht  die  Eigenschaften 
eines  Weinäthers;  allein  seine  Eigenschaften  scheinen  iden- 
tisch zu  seyn  mit  denen  seines  Isomeren  C2H6S.  Multi- 
plicirt  man  das  reducirte  Volum  eines  Methyläthers  mit 
der  Deviation  (siehe  die  Formeln  des  §.  45),  so  ist  das 
Product  etwas  geringer  als  das,  welches  ein  Weinäther 
giebt. 

Es  giebt  Gruppen  von  Körpern  (unter,  andern  die  des 
§.  15),  in  welchen  alle  Glieder  dieselbe  Deviation  und  die- 


502 

selbe  Expansion  haben.  Für  diese  Körper  ist  es  zur  Be- 
rechnung ihres  Siedpunkts  nicht  nöthig  zu  wissen,  welche 
Deviation  oder  welches  Sicdaequivalent  sie  besitzen.  Es 
reicht  hin,  die  Expansion,  das  Atomgewicht,  die  flössige 
Dichte  bei  I  und  das  Dilatationssystem  zu  kennen. 

Denn    weil   alle    dasselbe    reducirte    Volum    besitzen, 
hat  man: 

m-f-e 


t>ol,  =  volr . 


d,  =  d, 


(37);        vol€=z 

n(m  -+-  e) 


a 


de 
30) 


(38) 


»JtH-(ji-r-l)«  — t 

Combinirt  man  diese  drei  Formeln  so,  dafs  vol,  und  dt 
verschwinden,  und  setzt: 

ma 


nd  volr 


=  M 


(39) 


so  erhält  man: 


.  e  =  -  m+^±i  Jf  ±V(?i+i  My  -(m  +  t)  M        (40) 

Nach  dieser  Formel  habe  ich  für  einige  Körper  die  fol* 
gende  Tafel  berechnet: 


* 

Tafel  V. 

Beobach- 

Beob- 

Zusammen- 
setzung 

Atom- 
gewicht 

tete  flüs- 
sige 
Dichte  bei 

Beob- 
achter 

t» 

n 

achtetes 
redu- 
cirtes 

Sied 
Berech- 

pjinlt 
Beobach- 

\ 

i° 

Volum 

net 

tet. 

PC13 

1725 

1,616 

P 

0° 

7 
3 

914 

75,3 

78,3  P 

P  ci3  o, 

1925 

1,673 

C 

14 

» 

» 

106,5 

HOC 

G4  H,.  Br 

1362,5 

1,473 

P 

0° 

» 

855 

37,9 

40,7  P 

C4  HJ0  J 

1951,3 

1,975 

» 

» 

» 

» 

70,0 

70,0  P 

C4Hl0O.SO2 

862,5 

1,106 

» 

» 

2 

588 

155,8 

160,3  P 

C4HI4O.S03 

962,5 

1,12 

W 

11? 

» 

» 

207,5 

)   nicht 

C4  H10  03 

662,5 

0,8928 

c 

14? 

» 

» 

116,7 

[  beob- 

(Xanthyl) 

■ 

)  achtet. 

Die  Buchstaben  bedeuten:  C:  Cahours;  P:  Pierre;  W: 
Wetherell. 

In  dieser  Tafel  giebt  es  zwei  Körper,  das  Xanthyl  C4 
H10Ö3   und  den  Aether  C4Hl0O.SO3  (der  letztere  fin- 


503 

det  sich  auch  in  der  Tafel  IV),  deren  Siedpunkte  man  noch 
nicht  beobachtet  hat.  Man  kennt  von  ihren  physischen 
Eigenschaften  nur  ihre  flüssigen  Dichtigkeiten  bei  gewöhn- 
licher Temperatur;  es  ist  also  nicht  einmal  t°  bekannt. 
Und  dennoch,  wenn  man  t°  respective  11°  und  14°  setzt 
(was  sehr  wahrscheinlich  ist),  findet  man  durch  die  For- 
mel (40)  ihre  Siedpunkte  =  1I6Ü,7  und  207 °,5.  Und 
diese  Siedpunkte  werden  bestätigt  durch  die  Formel 

e  =  -»+^        (36>) 

eq  ' 

welche  auf  anderen  Elementen  beruht;  (eqS)  ist  =  2 
gesetzt. 

Der  für  den  Äether  C4HI0O.SOS  berechnete  Sied- 
punkt ist  übrigens  sehr  wahrscheinlich,  wenn  man  sich 
erinnert,  dafs  der  des  analogen  Methyläthers  C2H6O.SOa 
gleich  188  ist.  Setzt  man  in  der  Formel  (36b)  für  den 
oben  genannten  Weinäther  (eqS)  =  3  oder  4,  so  findet 
man  e  kleiner  als  188. 

Es  leidet  also  fast  keinen  Zweifel,   dafs  nicht  die  bei- 
den   berechneten    Siedpunkte   in    der  That   die   richtigen  - 
seyen. 

Zu  §.  32.  Es  giebt  einen  kleinen  Unterschied  zwischen 
der  Dichtigkeit  dd  von  4  ^es.  Wasserdampfes  und  der 
von  TV  des  Dampfes  des  Aethers  C*Hl0O.  Seyen  die 
Atomgewichte  112,5  und  462,5  und  die  Siedpunkte  e  uud 
ek  so  giebt  die  Formel 

i6M_:ÜM_=15:3         (41) 

für  e  =  100  den  Werth  e{  =  33,6  und  für  et  =  35,5  den 
Werth  e  =  102,2.  Der  Werth  von  m,  welcher  e  =  100 
und  i,  =35,5  genügte,  wäre  =  267. 

Die  folgende  Tafel  enthalt  die  Eigenschaften  einiger 
Amyläther,  für  welche  die  Deviation  =  £  ist. 


504 


Tafel  VI. 

**>  =  !;    eofr  =  -^-  =  882;     (egS)  =  2;    n  =  2. 


V 

&  v  a  «> 

•SP 

A  jq   v    e    q 

** 

•  *< 

a 
"<5 

"5 

IS    +» 

CS 

6   O   B    w   w 
.2  ^  '3     J?    fl 

Körper 

«0 

a 

e 

"3 
2 

CO 

beobachtete 
Dichte  bei 

1« 

Siedepunkt 

Berech-     Beobach- 
nel                tet 

edacirtesVo 
chnet  nach 
»bachteten  fl 

ichtea  u.  b< 
ten  Siedcpu 

# 

M4 

cß  t  ~Q 

Ci0  Haa 

887,5 

32 

0,7704  F 

11 

142,9 

155  P 

876,0  " 

Cio  HM  0 

987,5 

33 

0,779  R 

15? 

175,8 

175—183  R 

•Mio,«! 

Cio  HM  S 

1087,5 

34 

206,8 

210  R 

C!0  H22  Sj 

1287,5 

36 

0,918  H 

18 

258,1 

240-260  R 

• 

883,7 

Die  Buchstaben  bedeuten:  F:  Frankland;  R:  Rieckher. 
Die  Siedpunkte  sind  berechnet  nach  der  Formel: 

10a 


—  m 


(16) 


eq.dßp 

unter  Annahme  von  (eqS)  =  2  und  der  =  $. 
Die    reducirten    Volume     sind    berechnet 
Formel: 

2m  +  3e  —  t        m 


nach    der 


eolr  =  —  . 


m 


(42) 


2mH-2e 

Bevor  ich  das  Verhältnifs  zwischen  der  Deviation  und 
Expansion  bei  Körpern  gleicher  Gruppe  erkannt  hatte, 
glaubte  ich  die  Siedaequivalente  auf  folgende  Weise  be- 
stimmen zu  können. 

Ich  wählte  einige  Körper  pC-r-gH-f-rO-r-*R  und 
indem  ich  das  unbekannte  Siedaequivalent  von  R  =  (e<jß) 
machte,  suchte  ich,  ob  die  Formel 

eqR=dd-(p+l+r)        (43) 

für  einige  dieser  Körper  deuselben  Werth  für  (eqR)  gäbe; 
wenn  diefs  der  Fall  war,  folgerte  ich,  es  sev  wahrschein- 
lich :  l ,  dafs  diese  Körper  dieselbe  Deviation  =  1  oder  i 
hätten  2,  dafs  der  gefundene  Werth  von  (eqR)  wirklich 
mit  dem  Siedaequivalent  von  R  übereinkäme. 


505 

In  der  That  mufste  diese  Wahrscheinlichkeit  rasch 
wachsen,  in  dem  Maafse,  als  die  Zahl  der  Körper,  deren 
Dichtigkeiten  dd  durch  diese  Hypothese  erklärt  werden 
konnten,  gröfser  wurde. 

So  hatte  ich  zu  Anfange  meiner  Betrachtungen  (eqBr) 
=  30  gefunden,  eine  Zahl,  welche  ich  noch  heute  für 
richtig  halte. 

Dagegen  scheint  mir  das  Aequivalent  des  Stickstoffs, 
welches  ich  glaubte  =  14  gefunden  zu  haben,  gegenwär- 
tig sehr  unwahrscheinlich.  Diese  Zahl  stützte  sich  auf  die 
Uebereinstimmung  bei  dem  Vergleich  der  vier  in  folgen- 
der Tafel  enthaltenen  Körpern. 


Tafel  VII. 

Einheit  der  Dampfdichten  {  der  Wasserdampfdichle. 


Kö 


rper 


Zusammensetzung 

Sied- 

Berechne- 

■ 

aequi- 

ter  Siede- 

C 

H 

0 

N 

valent 

punkt 

1 

1 

15 

—  90,9 

2 

6 

1 

22 

-r-83,0 

2 

6 

6 

1 

28 

-r-68,9 

4 

10 

4 

1 

32 

+  18,3 

Beobachteter 
Siedepunkt 


S  tickst  offoxy'ä 
Salpetersäure 
Salpeters.  Methyl 
Salpeteräther 


87  Rcgnault 

86 

66 

21 


Diese  Uebereinstimmung  scheint  indefs  ganz  zufällig 
zu  seyn,  denn  ich  habe  niemals  dieser  Reihe  einen  fünften 
Körper  hinzufügen  können. 

Gegenwärtig  da  Betrachtungen  anderer  Art  mich  dahin 
geführt  haben  anzunehmen 

(eq  Cl)  =  14  und  (eqN)  =  3 

müssen  Körper,  deren  Dichtigkeiten  dd  durch  Annahme 
dieser  selben  Zahlen  und  durch  Voraussetzung  einer  gleichen 
Deviation  erklärt  werden  können,  die  Wahrscheinlichkeit 
erhöhen,  dafs  diese  Zahlen  in  der  That  richtig  sind. 

Deshalb  habe  ich  die  folgende  Tafel  berechnet,  worin 
vier  Körper,  deren  Deviationen  =  4-  gesetzt  sind. 


506 
Tafel  VIII. 

Einheit  der  DiwipfdifUtn  n  der  A«lfciil—f Wiifcli 

i  >  i 

Sied- 


Körpcr  i    ZasamiDemefzong  .  .  '  sequi-  Beredt-'  Beobacb- 


»     M     |      tat. 


CMorlcohlensfoflT            C4  Cl4                        [ifHb  60 

Chloral                      ;    C4H203CI3             1184-3,7  50 

Ammoniak                 !    NH,                          t  212^5.  9 
Nitrobcnzoesanres  \  (          C,B60.           )t 

Metbylosjd         W  CV4H9  (NO«)Oj  )|2tt2,5  41 


—  37 

278,8 


72,8(71—77  F 
9M|    94R 
—  40 


W9 


Die  Buchstaben  bedeuten:  F:  Faraday;  R:  Regnault's 
Angabe. 

Für  den  ersten  dieser  Körper  hat  Regnaul t,  und 
nach  ihm  Pierre  gefunden  e=  123.  Der  von  Faraday 
beobachtete  Körper  scheint  also  isomer  zu  seyn  mit  dem 
von  Regnault  und  Pierre. 

Was  das  Chloral  betrifft,  so  bemerke  ich,  dafs  wenn 
die  Deviation  des  Bromais  =  ?  ist,  dieser  letztere  Körper 
bei  85°  sieden  mtifste.  In  den  Lehrbuchern  der  Chemie 
wird  gesagt,  dafs  er  oberhalb  der  Siedtemperatur  des  Was- 
sers koche;  allein  das  ist  eine  sehr  unbestimmte  Angabe. 

Das  Wasser  H2  O  und  das  Ammoniak  H6  N  sind  zwei 
Wasserstoffverbindungen,  welche  (so  geschrieben  dafs  ihre 
Condensationen  gleich  werden)  eine  gleiche  Deviation  ha- 
ben, welche  wahrscheinlich  vom  Wasserstoff  herrührt.  Ist 
die  Deviation  für  H2  =  I,  so  würde  dieser  Körper  bei 
—  211°  C.  sieden. 

Was  den  letzten  obiger  vier  Körper  betrifft,  so  be- 
merke ich,  dafs  zwei  andere  Körper,  welche  eine  gewisse 
Analogie  mit  ihm  haben,  dieselbe  Deviation  besitzen.  Diese 
sind  die  Benzoesäure  C14Hi0O8.H2O  und  das  benzoe- 
saure  Methyloxyd  C2H6O.CJ4HI0O3.  (Diese  Ann.  Er- 
gänzbd.  III.  S.  612).  Der  in  Betreff  der  Deviation  active 
Körper  scheint  der  Körper  C14HI0Oa  zu  seyn,  welcher, 
während  er  sich  so  modificirt,  dafs  er  ein  Aequivalent 
H2  für  N04  austauscht,  seine  eigene  Deviation  behält. 


507 


IV.     Ueber  einige  Thatsachen  in  Betreff  des  elek» 
frischen  Stroms  und  des  elektrischen  Lichts; 

von  Hrn.  Qu  et. 

(Campt,  rend.  T.  XXX V,  p.  949.) 


w. 


enn  man  den  unter  dem  Namen  des  elektrischen  Eies 
bekannten  Recipienten  mittelst  einer  guten  Luftpumpe  mög- 
lichst luftleer  macht  und  darauf  die  beiden  Stifte  des  Re- 
cipienten in  Verbindung  setzt  mit  den  beiden  Drähten  der 
von  Hrn.  Ruhmkorf  f  construirten  Inductionsmaschine  (ma- 
chine  tfäctrique)  '),  so  sieht  man  in  dem  Vacuuin  zwei,  an 
Farbe,  Gestalt  und  Lage  verschiedene  Lichter  entstehen. 
Das  eine  derselben  ißt  violett  und  umhüllt  den  negativen 
Stift  und  Knopf  regelmäfsig;  das  andere  dagegen  ist  feuer- 
roth,  haftet  an  dem  positiven  Knopf,  erstreckt  sich  von 
dort  gegen  den  negativen  Knopf  hin  und  ist  seitlich  durch 
eine  zur  Axe  des  Recipienten  symmetrische  Umdrehungs- 
fläche begrenzt.  Diese  neue  Art  des  Auftretens  eines  elek- 
trischen Doppellichtes  ist  zuerst  von  Hrn.  Ruhmkorff 
beobachtet. 

Beim  Studium  dieses  Doppellichtes  ist  es  mir  geglückt 
zu  ermitteln,  dafs  es  geschichtet  ist  oder  aus  einer  Reihe 
heller  Schichten  besteht,  die  durch  dunkle  von  einander 
getrennt  sind. 

Um  dieses  Schichtungspbänomen  recht  zu  entfalten, 
bediene  ich  mich  des  Vacuums,  welches  in  einem  elektri- 
schen Ei  oder  Rohr  gemacht  ist  über  Dämpfen  von  Holz- 
geist, Terpenthinöl,  Naphtha,  Alkohol,  Schwefelkohlenstoff, 

1)  Die  R  uhrukorff'sche  Maschine  besteht  im  Wesentlichen  aus  %wei 
groben  Drahtrollen,  einer  mit  kürzerem  dickem  Draht,  -welche  einen 
Eisencylinder  einschliefst,  und  einer  mit  sehr  langem  dünnem  Draht,  welche 
die  erstere  umgiebt.  Der  dicke  Draht  leitet  den  durch  einen  NeeP sehen 
Hammer  fortwährend  rasch  unierbrochenen  Strom  einer  galvanischen 
Batterie  und  der  dünne  den  dadurch  erregten  Inductionsstrom.  Die  En- 
den des  letzleren  sind  mit  den  Stäbchen  verbunden,  die  in  die  evaeuirte 
Glaskugel  hineinreichen«  P. 


508 

Zinnchlorid  u.  s.  w.,  oder  über  eiuem  Gemenge  dieser 
Dämpfe  mit  Luft,  oder  auch  über  Fluorsilicium.  In  ein 
solches  Yacuum  lasse  ich  den  Inductionsstrom  der  Ruhm- 
kor  ff 'sehen  Maschine  treteu  und  erhalte  dann  eine  Menge 
abwechselnd  heller  und  dunkler  Schichtet),  die  zwischen 
den  beiden  Polen  des  Recipienten  eine  elektrische  Licht- 
säule bilden. 

Das  dem  positiven  Pal   angehörige  Licht  ist  roth,  und 
die  dem  negativen  Pole  nächsten  Schichten  desselben  sind 
in  Lage  und  Gestalt  beinahe  fest,  so   dafs  sieh  leicht  er- 
mitteln läfst,  dafs  der  Uebergang   von  einer   zur  anderen 
discontinuirlich  ist.    Die  äufserste  Schicht  berührt  da* Licht 
des  negativen  Poles  nicht,  sondern   ist  getrennt   von  ihm 
durch  eine  dunkle  Schicht,  die  mau,  je  nach  der  Natur  und 
Vollkommenheit  des   Vacuums,    mehr  oder  weniger    dick 
machen  kanu.     Allein   aufser   den   drei  oder  vier  fast  un- 
beweglichen hellen  Schichten  enthält  das  Licht  des  positiven 
Pols   eine  Menge  anderer  Schichten,   deren  Discontinuität 
mehr  oder  weniger  versteckt  ist  durch  verschiedene  optische 
Täuschungen,   die   ich   durch   folgendes  Verfahren   fortge- 
schafft habe. 

Das  elektrische  Licht  bei  diesen  Versuchen  hat  keine 
stetige  Dauer,  sondern  besteht  aus  einer  Reihe  rasch  auf 
einander  folgender  Entladungen.  Die  Maschine,  welche  es 
liefert,1  enthält  einen  magnetischen  Hammer,  welcher  ab. 
wechselnd  auf  einen  Ambos  von  Platin  fällt  und  sich  von  ] 
ihm  abhebt,  und  bei  jeder  dieser  Abhebungen  entsteht  in 
dem  Vacuum  das  elektrische  Licht.  Statt  dem  Hammer  das 
abwechselnde  und  sehr  rasche  Spiel  zu  lassen,  welches  die 
Einrichtung  der  Maschine  ihm  ertheilt,  kann  man  ihn-  mit 
der  Hand  bewegen,  und  wenn  man  ihn  solchergestalt  ein 
einziges  Mal  abhebt,  erhält  man  im  Vacuum  eine  Lichtent- 
wicklung, die  nur  einen  Augenblick  dauert.  Hiebei  hören 
alle  optischen  Täuschungen  auf;  man  hat  weder  wellen- 
artige und  fortschreitende  noch  wirbelnde  Bewegungen, 
welche  das  wahre  Phänomen  verstecken  können,  sondern 
sieht  die  ganze  Säule  von  abwechselnd  hellen  und  dunklen 


509 

Schichten  in  sehr  scharfer  Gestalt  zum  Vorschein  kommen. 
Da  man  diese  Handhabung  nach  Belieben  wiederholen  kann, 
so  ist  es  leicht  das  Phänomen  im  Detail  zu  studiren. 

Das  Erlöschen  des  einen  dieser  Lichter  ist  von  einer 
Glanzverstärkung  des  anderen  begleitet;  die  Farbenverän- 
derungen, welche  man  einzeln  dem  einen  oder  dem  anderen 
erleiden  lassen  kann,  bestätigen  die  Ansicht,  dafs  diese 
beiden  Lichter  mit  Polarität  begabt  sind. 

Nicht. blofs  das  Licht  des  positiven  Pols,  sondern  auch 
das  des  negativen  ist  geschichtet.  Aufser  einem  verwasche- 
nen Schimmer,  in  welchem  sich  gewöhnlich  das  Licht  des 
negativen  Pols  verläuft  und  welcher  sich  bis  mehr  als 
anderthalb  CentimeUr  von  dem  Knopf  und  dem  Stift  er- 
strecken kann,  erkennt  man  in  diesem  Lichte  zwei  helle 
Schichten,  die  durch  eine  dunkle  getrennt  sind.  In  gewissen 
Vacuis  sind  diese  Schichten  von  hellen  und  dunklen  Bingen 
umgeben. 

Das  Phänomen  eines  geschichteten  Doppellichtes  bietet, 
nach  der  Natur  des  Vacuums,  sehr  mannigfaltige  Umstände 
dar.  Gewöhnlich  ist  das  Licht  des  positiven  Pols  roth  und 
das  des  anderen  violett;  allein  diese  Farben  sind,  wie  ich 
gefunden  habe,  nicht  noth wendig.  In  dem  Vacuum  über 
Fluorsilicium  erhält  man  am  negativen  Pol  ein  gelbes  Licht; 
und  in  evaeuirten  Glasröhren,  die  zuvor  mit  Terpenthinöl- 
dämpfen  gefüllt  waren,  erhielt  ich  am  positiven  Pol  lauge 
Säulen  von  schön  weifsem  und  phosphorescirendem  Licht, 
dessen  Schichten  beinahe  eben  und  ungleich  dick  waren  '). 

1)  Nachdem  ich  das  Phänomen  der  Schichtung  experimentell  constatirt 
halle,  machte  ich  Hrn.  Ruhmtor  ff  mit  meiner  Entdeckung  bekannt 
und  bat  ihn  die  Anfertigung  meiner  Inductionsmaschine  zu  vollenden, 
um  die  Erscheinung  in  allen  möglichen  Vacuis  uniersuchen  zu  können. 
Ohne  zu  wissen ,  wie  ich  die  optischen  Tauschungen  entfernte  und  durch 
•welche  Versuche  ich  die  verschiedenen  Vacua  studirte ,  hatte  Hr.  Ruhm- 
kor  ff  selbst,  auf  diese  Andeutungen  hin,  indem  er  die  für  mich  be- 
stimmte Maschine  an  einem  Vacuum  über  ein  Gemenge  von  Luft  und 
Alkoholdämpfen  probirte,  eins  der  Vacua  gefunden,  welche  das  Phäno- 
men der  Schichtung  leicht  zeigen,  obwohl  die  optischen  Tauschungen 
nicht  entfernt  waren. 


510 

Die  Beschaffenheit  des  eben-  beschriebenen  elektrischen 
Lichtes  scheint  anzudeuten,  dafs  die  im  Vacuu  hergestellte 
elektrische  Bewegung  sich  abwechselnd  in  entgegengesetz- 
ten Zuständen  befindet,  dergestalt,  dafs  sie  die  sehr  ver- 
dünnte Gasschicht,  welche  sie  durchdringt,  je  nach  den 
Umständen,  entweder  leuchtend  macht  oder  dunkel  läfst. 
Der  elektrische  Strom  scheint  also  mit  einem  merkwürdigen 
Periodicitätscharakter  begabt  zu  seyn. 

Da  die  beiden  geschichteten  Lichter  in  den  meisten  der 
Yacua  durch  eine  dunkle  Schicht  getrennt  sind,  so  glaubte 
ich,  dafs  es  durch  gegenseitige  Annäherung  der  beiden 
Knöpfe  gelingen  werde,  eins  der  beiden  Lichter  auszu- 
löschen. Der  Versuch  bestätigte  diese  Verum thung,  als 
das  Vacuum  in  Luft  gemacht  wurde.  Das  rothe  Licht 
verschwand,  während  das  violette  sich  verstärkte.  In  dem 
Vacuo  über  Fluorsilicium  ver6chwaud  das  Licht  des  posi- 
tiven Pols,  während  das  gelbe  Licht  des  negativen  Pols 
und  die  dasselbe  umgebenden  purpurfarbenen  Hinge  stärker 
erglänzten;  allein  bei  gröfserer  Annäherung  der  Knöpfe 
ward  das  negative  Licht  schwächer  uud  die  purpurfarbenen 
Ringe  entwickelten  sich  ringsum  den  positiven  Knopf. 

Indem  ich  nachspürte,  was  wohl  die  Ursache  dieser 
Glanzveränderungen  seyn  möge,  wurde  ich  veranlafst,  Ver- 
suche über  die  elektrische  Leitungsfähigkeit  der  Vacua  an- 
zustellen. In  einen  der  Leiter,  welche  die  Elektricität  zum 
Recipienten  führten,  schaltete  ich  ein  zweckmäfsiges  Galva- 
nometer ein.  So  lange  das  Vacuum  nicht  hinreichend  voll- 
kommen war,  zeigte  das  Galvanometer  nichts  an,  so  dafs 
also  unter  diesen  Umständen  das  verdünnte  Gas  die  Elek- 
tricität  der  Maschine  vollkommen  isolirte.  Hat  das  Vacuum 
den  Grad  erreicht,  dafs  die  successiven  Entladungen  das 
Auftreten  eines  continuirlichen  Lichtes  veranlassen,  so 
weicht  die  Galvanometernadel  ab  und  zeigt  somit  das  Da- 
seyn  eines  elektrischen  Stromes  an.  Die  Ablenkung  nimmt 
in  dem  Maafse  zu  als  das  Gas  mehr  verdünnt  wird.  Wenn 
auf  dem  negativen  Knopfe  und  der  ganzen  Länge  seines 
Stieles  das  violette  Licht  wohl  entwickelt  ist,  was  ein  sehr 


J 


511 

gutes  Vacuum  voraussetzt,  uad  man  nähert  die  beiden 
Knöpfe  des  Behälters  einander,  so  sieht  man  die  Galvano- 
meternadel abweichen,  desto  stärker,  je  gröfser  die  An- 
näherung ist.  Daraus  folgt,  dafs  die  verschiedenen  Vacua, 
die  man  mit  Gasen  erhält,  Leiter  der  elektrischen  Ströme 
sind,  und  dafs  sie,  je  nach  ihrer  Natur,  dem  Grade  ihrer 
Vollkommenheit,  und  nach  ihrer  Länge,  einen  mehr  oder 
weniger  bedeutenden  Widerstand  darbieten.  Es  wird  leicht 
seyn,  den  Effect  der  Temperatur  auf  die  Elektricitätsleituug 
der  gehörig  verdünnten  Gase  durch  dieses  Verfahren  zu 
untersuchen. 

Beim  Studium  der  Erscheinungen  des  elektrischen  Lichts 
unter  den  angezeigten  Umständen,  gewahrt  mau  durch  die 
Veränderungen,  welche  sich  einstellen,  und  auch  durch  die 
Ablagerungen,  welche  sich  auf  den  Knöpfen  und  deren 
Stielen  bilden,  dafs  die  sehr  verdünnten  Gase  eigenthüm- 
Uche  Mödificationen  durch  die  Elektricität  erleiden.  Diese 
Art  der  Elektrochemie  der  Vacua  schien  mir  meinerseits 
ein  specielles  Studium  zu  verdienen  '). 


V.     Ueber  die  durch  Reibung  zweier  Metallplatten 

erzeugten  elektrischen  Ströme. 


V  eranlafst  durch  die  Bemerkung  von  Becquerel,  dafs 
blofse  Schläge,  auf  zwei  einander  berührende  Metalle  gethan, 
keinen  Thermostrom  entwickeln  (Tratte  de  phys.  1842  T.  I, 
p.  474),  hat  Hr.  J.  M.  Gaugain  (der  übrigens  diese  Er- 
scheinung wohl  richtig  dadurch  erklärt,  dafs  beim  Schlagen 
die  Berührungsflächen  nicht  so  erwärmt  werden  wie  beim 
Reiben)  die  Frage  zu  lösen  gesucht,  ob  die  Reibung  an 
sich  eine  elektromotorische  Kraft  erregen  köune. 

])  Aehnliche  Erscheinungen ,  wie  die  von  Hrn.  Qu  et  beschriebenen,  sind 
übrigens  schon  von  Faraday  bei  der  Reibangs- Elektricität  beobachtet 
{Ann.  XLVUL  S.  430).  P. 


512 

Zu  dem  Ende  bestimmt  «r  mittelst  eines  Galvanometers  A 
die  Iutensilät  des  Stroms,  4er  durch  Reibung  einer  Eisen- 
platte (einer  ovalen  von  35  Millm.  Länge,  20  Milk».  Breite 
und  Ttt  Millm.  Dicke)  auf  einer  Kapferacheibe  (von  10  Millm. 
Durchmesser  und  0,25  Millm.  Dicke)  hervorgebracht  wird, 
und  zugleich  durch  eine  kleine  aus  einem  Eisen-  und  einem 
Kupferdraht  gebildete  Thermokette,  die  in  die  Kapferacheibe 
eingelassen  und  mit  einem  Galvanometer  B  verbunden  ist, 
die  bei  der  Reibung  erfolgende  Temperatur- Erhöhung-. 
Darauf  legt  er  das  System  der  beiden  Platten  ruhig  auf 
die  Mündung  eines  mit  warmen  Wasser  gefüllten  Gefafses 
und  erwärmt  dasselbe  so  lange  bis  die  Nadel  des  Galvano- 
meters B  dieselbe  Lage  annimmt,  welche  sie  bei  dem  Rei- 
ben besafs,  und  schreibt  nun  die  entsprechende  Ablenkung  t 
des  Galvanometers  A  auf. 

Angenommen,  dafs  die  kleine  Thermokette  die  Tempe- 
ratur der  aneinander  geriebenen  Metallflächen  anzeige  (was 
nach  Hm.  G.  der  Fall  ist,  wenn  man  mit  gleichförmiger 
Bewegung  reibt,  und  die  Ablenkungen  beider  Galvanometer 
nicht  eher  beobachtet  als  bis  sie  beinahe  stationär  geworden 
sind),  wird  i'  die  Intensität  des  blofs  durch  Erwärmung 
der  Flächen  entstandenen  Stoms  vorstellen,  i  —  t'  dagegen, 
die  des  blofs  durch  Reibung  erzeugten. 

Nun  fiqfet  Hr.  G.,  dafs  i — %  sich  bald  positiv,  bald 
negativ  erweist,  niemals  2  bis  3  Grad  übersteigt  und  im 
Mittel  so  gut  wie  Null  ist.  Daraus  schliefst  er  dann,  wohl 
mit  Recht,  dafs  die  gegenseitige  Reibung  zweier  Metalle 
allein  keinen  elektrischen  Strom  erzeugen  könne  {Campt 
rend,  T.  XXXVI.  p.  541)1). 

1)  Der  verstorbene  P.  Er  man  glaubte  bekanntlich  äVn  entgegengesetzten 
Schlufs  ziehen  zu  dürfen  {Report  of  the  British  Association  etc. 
1845,  p.  102). 


Gedruckt  bei  A.  W.  Schade  in  Berlin,  Grttnstr.  IS. 


ANNALEN 

DER  PHYSIK  UND  CHEMIE. 

Bd.  IV.  ERGÄNZUNG.  St.  4. 


h     Nachrichten  über  Jen  von  der  Königlich  Preu- 
fsischen  Artillerie  bis  jetzt  zur  Ausführung  gebrach- 
ten Versuch  zur  Messung  der  Kraft,   mit   welcher 
die  Pulverladung  eines  Geschützrohrs  in  jedem  be- 
liebigen Augenblicke  ihrer  darin  stattfindenden 
Wirksamkeit  dasselbe  angreift *). 

(Bearbeitet  mit  Benutzung   der  Acten   der  Königlichen  Artillerie -Prufungs- 
Commission   von  Neumann,  Hauptmann  der  Artillerie  und  Mitglied 

der  genannten  Commission.) 


Unter  den  vielen  Versuchen,  welche  seit  einer  Reihe  von 
Jahren  die  Thätigkeit  der  Königlichen  Artillerie-Prüfungs- 
Commission  in  Anspruch  genommen  haben,  war  auch  der 
vorstehend  genannte.  Seiner  Natur  nach  befand  sich  der- 
selbe bisher  stets  mehr  auf  dem  Boden  wissenschaftlicher 
Forschungen  als  auf  dem  der  wirklichen  Ausübung,  und 
ihm  konnte  daher  von  Seiten  der  vorgesetzten  Behörde 
ineietentheils  nur  eine  beiläufige  Berücksichtigung  zu  Theil 
werden.  Doch  wurde  seine  Wichtigkeit  keineswegs  ver- 
kannt. Die  Bestimmung  der  Gesetze,  nach  denen  die  Ent- 
Wickelung  der  Pulverkraft  innerhalb  eines  Geschützrohrs 
s  vor  sich  geht  und  die  sich  hieran  knüpfende  Beantwortung 
sehr  zahlreicher  Fragen,  welche  für  unser  gesammtes  Ge- 
schützwesen von  aufserordentlicher  Wichtigkeit  erscheinen 
und  ohne  die  Erforschung  der  eben  erwähnten  Gesetze 
und  der  Umstände,  von  denen  sich  diese  abhängig  zeigen, 
ungelöst  geblieben   sind   und   bleiben  werden,  gaben  zur 

1)  Man  vergleiche  hiermit  die  Aufsätze  im  24.  Bande  Seite  97  und  im 
29.  Bande  Seile  232  des  Archivs  für  die  Oluciere  der  Königl.  Preufsi- 
schen  Artillerie-  und  Ingenieur -Corps. 

PoggcndorfFs  Ann.  Erg5nxungsbd.  IV.  33 


514 


Entstehung  des  gedachten  Y< 

sang.  Wie  weit  derselbe  bis  jetzt  gutehen  itf,  soll 
folgend  dargelegt  werden,  |edodi  wegen  des  groben  Um- 
fange» des  vorgegebenen  Stoffes  nnr  in  ■ifelirhit  abge- 
kfirzter  Weise. 

Blan  benutzte  dazu  ein  6pfunder  Feld  Kanonrohr,  welches 
zwar  bereits  1000  Schösse  mit  verlängerten  Kartuschen 
aosgehaken  hatte,  in  seiner  Seele  aber  noch  so  gut  er- 
halten war,  da£s  deren  Durchmesser  gegen  den  Vorschriften 
mäCsigen  nnr  um  0,01  bis  0,02  Zoll  vergröbert  erschien. 
Auch  war  dasselbe  hinsichtlich  seines  Zündlochs  der  Fall 
An  der  Seite  dieses  Rohrs  3  Zoll  vom  Boden  der  Seele 
entfernt,  also  da,  wo  sich  der  Mittelpunkt  der  Pulverla- 
dung befindet,  wenn  dieselbe  2  Pfund  betragt  und  in  ei- 
ner gewöhnlichen  Kartusche  eingeschlossen  ist,  ward  das- 
selbe mit  einem  Stollen  von  Gufestahl  versehen,  welcher 
innerhalb  der  Seele  um  etwa  0,01  Zoll  in  dieselbe  vor- 
stand und  aufserbalb  die  Oberflache  des  Rohrs  mit  einem 
1,54  Zoll  hohen  vierkantigen  Kopfe  überragte.  In  der 
Richtung  seiner  Axe,  welche  parallel  der  Schildzapfenaxe 
auf  die  Axe  der  Seele  zulief,  war  dieser  Stollen  mit  einem 
genau  cylindriseben  Kanäle  durchbohrt,  dessen  Durchmes- 
ser 0,2950  Zoll  und  dessen  Lange  4,2375  Zoll  betrug. 

Die  Geschosse,  welche  aus  diesem  Kanäle  durch  den 
in  die  Seele  des  Geschützrohrs  vorschriftsmäßig  geladenen 
Schub  getrieben  werden  sollten,  waren  ebenfalls  genau 
cylindrisch.  Sie  erhielten  durchweg  einen  Durchmesser 
von  0,29  Zoll  und  hatte  man  sie,  um  diefs  Maafc  sehr 
genau  inne  halten  zu  können  und  ihre  wiederholte  Ver- 
wendung möglich  zu  machen,  auf  der  Drehbank  aus  hier- 
für hinlänglich  starkem  Gufsstahldraht  sehr  sorgfältig  an- 
gefertigt. Ihre  Länge  richtete  sich  nach  dem  Gewichte, 
das  man  ihnen  zu  geben  beabsichtigte;  hätte  dieselbe  je- 
doch, diesem  gemäfe,  erheblich  mehr  als  4,20  Zoll  betragen 
müssen,  so  versah  man  sie  an  ihrem  aus  dem  Stollenkanale 
hervorragenden  Ende  mit  einem  gufsstähleraen  Kopfe, 
welcher  das  ihnen   zu  gebende  Gewicht  zu  vervollständi- 


515 

gen  bestimmt  war.  Der  Weg  den  die  hintere,  der  Pulver- 
ladung zugekehrte,  Grundfläche  dieser  Stollengeschosse  in- 
nerhalb des  Stollenkanals  während  des  Schusses  zu  durch- 
laufen erhielt,  betrug  durchweg  4,20  Zoll  und  wurde  stets 
höchst  sorgfältig  bestimmt. 

Das  Geschützrohr  lag  in  einer  Laffete,  welche  so  nie- 
drige Räder  hatte,  dafs  die  Bahn  der  Stollengeschosse  nicht 
mehr  auf  dieselben  treffen  konnte.  Vor  dem  Stollenkanale 
war  in  der  durch  dessen  Axe  bestimmten  Richtung  auf  der 
Entfernung  von  12|  Fufs  ein  ballistischer  Gewehr  -Recep- 
teurpendel  aufgestellt,  welcher  von  der  Schwingungsaxe 
bis  zur  Mitte  des  Recepteurs  eine  Länge  von  6  Fufs  be- 
safs  und  dessen  Gewicht,  je  nachdem  der  Recepteur  eine 
Zugabe  von  Bleischeiben  erhielt  oder  nicht,  sich  zwischen 
86  und  104  Pfund  befand. 

Die  Aufstellung  dieses  Pendels  erfolgte  innerhalb  einer 
gut  erbauten  Baracke,  deren  zwischen  dem  Recepteur  und 
dem  Stollenkanale  befindliche  Wand  an  der  bierfür  erfor- 
derlichen Stelle  mit  einer  kreisrunden  Oeffnung  versehen 
war,  durch  welche  die  aus  dem  Stollenkanal  abzuschie- 
fsenden  Geschosse  ihren  Weg  nach  dem  Recepteur  des 
ballistischen  Pendels  nehmen  mufsten.  Ueberdiefs  befand 
sich  zwischen  dieser  Oeffnung  und  der  Mündung  des  Ge- 
schützes eine  Bretterwand  errichtet.  Ebensowohl  die  Ent- 
fernung von  12|  Fufs,  als  die  eben  beschriebenen  Vorkeh- 
rungen hatten  sich  als  erforderlich  gezeigt,  um  das  Pendel 
gegen  die  durch  den  Schufs  erzeugte  Bewegung  der  Luft 
sicher  zu  stellen  und  es  in  der  ihm  vor  demselben  zu* 
kommenden  richtigen  Lage  möglichst  ruhig  zu  erhalten. 

Um  den  Stollenkanal  auf  den  Recepteur  des  Pendels 
zu  richten,  benutzte  man  einen  in  denselben  genau  passen- 
den Stahlcylinder  von  16  Zoll  Länge.  Dieser  wurde  in 
jenen  um,  mehrere  Zoll  hineingeschoben  und  war  an  der 
Stelle,  welche  zunächst  daraus  hervorstand,  mit  einem  durch 
seine  Axe  gehenden  feinen  Loche  versehen,  durch  welches 
ein  dünner  Faden  gezogen  wurde.  Auf  der  Mantelfläche 
seines  vorderen   Endes  hatte  man  ihn   mit  einem  Punkte 

33* 


516 

bleibend  beifirhnct,  welcher  sich  in  der  durch  warne  Axe 
and  das  gedachte  Loch  gelegten  Ebene  befand.  Der  Fa- 
den wurde  mäfrig  angespannt  nach  dem  Reccptenr  geführt 
und  demnächst  das  Geschfitzrohr  so  lange  rechts  oder  links 
(»der  nach  auf*  oder  abwärts  gerichtet,  bis  er  den  eben 
erwähnten  Punkt  gerade  nur  berührte. 

In  dieser  Art  ging  das  Richten  sehr  schnell  and  höchst 
sicher  wen  Statten.  Bei  den  Versuchen  selbst  zeigte  sich, 
dafs  die  ans  dem  Stollenkanale  getriebenen  Geschosse, 
nach  Maafsgabe  als  ihr  Gewicht  zunahm,  von  demjenigen 
Punkte,  auf  den  man  gerichtet  hatte,  nach  derjenigen  Seite 
hin  abwichen,  welche  durch  die  Richtung  des  dem  Ge- 
schütze durch  den  Schüfe  ertheilten  Rückläufe  bezeichnet 
wird.  Man  mufete  daher,  um  den  Recepteur  in  dem  Me- 
ter bestimmten  Punkte  zu  treffen,  die  Richtung  stets  so 
nehmen,  dafs  dieselbe  auf  einen  andern  Punkt  hinlief,  wel- 
cher Ton  jenem,  in  der  dem  Rucklaufe  entgegengesetzten 
Richtung,  um  ein  mehr  oder  weniger  grofses  Maafs  ab- 
wich. Dieses  betrug  bei  den  Verhältnissen,  unter  denen 
die  Versuche  zur  Ausf&hrung  kamen,  erfahrungsmälsig  für 
jede  2  Loth,  um  welche  sich  das  Gewicht  des  Stollenge- 
schosses vergrößerte,  etwa  1  Zoll  ■)• 

Die  Füllung  des  Recepteurs  bestand  anfänglich  aus  ei- 
genen Holzscheiben  und  gingen  mit  denselben  die  Ver- 
suche bei  allen  den  Stollengeschossen,  deren  Gewicht  noch 
nicht  so  grofs  war,  data  man  sie  mit  einem  Kopfe  verse- 
hen mufste,  in  einer  Weise  von  Statten,  dafs  sich  aus  den 
zur  Stelle  gemachten  Erfahrungen  auch  nicht  der  geringste 
Einwand  dagegen  erheben  läfst  Auch  nahmen  die  kür- 
zeren dieser  Geschosse,  so  lange  sie  nicht  auf  Eisentheile 
trafen,  sondern  in  der  Holzmasse  sitzen  blieben,  nicht  den 
mindesten  Schaden,  so  dafs  man  sie  unter  diesen  Umstän- 
den immer  wieder  zur  Anwendung  bringen  konnte;  dage- 
gen trat  eine  Verbiegung  derselben  um  so  häufiger  ein, 
je  länger  man  sie  machte.   Ist  eine  solche  vorhanden,  was 

1 )  Man  konnte   hieraus  Schlüsse   auf  die  Geschwindigkeiten  machen ,   mit 
denen  der  Rücklauf  des  Geschützes  vor  sich  geht. 


517 

sich  durch  das  Klemmen  des  davon  betroffenen  Geschos- 
ses im  Stollenkanale  sofort  zu  erkennen  giebt,  so  darf 
dieses  nicht  weiter  in  Anwendung  gebracht  werden,  da  es 
als  eine  wesentliche  Bedingung  für  die  Richtigkeit  der  zu 
erwartenden  Ergebnisse  angesehen  werden  mufs,  clafs  das- 
selbe innerhalb  dieses  Kanals  ohne  erheblich  merklichen 
Widerstand  nach  vor-  und  rückwärts  bewegt  werden 
kann. 

Das  Herausnehmen  jedes  in  den  Recepteur  geschosse- 
nen Cjlinders  war  dadurch  sehr  erleichtert,  dafs  man  die 
Holzscheiben,  die  eine  nach  der  anderen,  daraus  entfernen 
konnte.  Ihr  Festliegen  darin  mufs  jedoch  als  eine  wesent- 
liche Bedingung  betrachtet  werden,  und  war  diefs  bei  den 
ausgeführten  Versuchen  mit  Hülfe  von  Schrauben  bewirkt 
worden,  die  sich  am  vorderen  und  hinteren  Theile  des 
Becepteürs  befanden,  jedoch  nicht  allzu  stark  angezogen 
werden  durften,  weil  man  in  der  festen  Zusammenpres- 
sung der  Recepteur -Füllung  gleichfalls  zu  weit  gehen 
kann. 

Bei  der  Anwendung  der  Stollengeschosse  mit  Kopf 
zeigten  sich  mehrere  Uebelstände,  und  zwar  in  so  höherem 
Maafse,  je  schwerer  sie  wurden.  Aus  den  damit  erhalte- 
nen Ergebnissen  konnte  man  zunächst  unzweifelhaft  erken- 
nen, dafs  jedes  dieser  Ergebnisse  als  unbrauchbar  angese- 
hen werden  inufste,  bei  welchem  ein  mehr  oder  weniger 
heftiges  Zurückprallen  des  Geschosses  von  der  Recepteur- 
Füllung  stattgefunden  hatte«  Ferner  konnte  man  eine  um 
so  heftigere  Erschütterung  des  dadurch  in  Schwung  ge- 
setzten Pendels  selbst  wahrnehmen,  je  weiter  der  Treff- 
punkt vom  Schwingungspunkte  und  insbesondere  aus  der 
Mittellinie  des  Pendels  entfernt  war,  und  je  mehr  das  Ge- 
wicht dieser  Geschosse  zunahm.  Bei  den  schwersten  der- 
selben kam  es  sogar  zuweilen  vor,  dafs  das  Pendel  durch 
den  ihm  ertheilten  Stofs  aus  den  Pfannen  geworfen  wurde. 
Endlich  ereignete  es  sich  unter  den  hier  beschriebenen  Um- 
ständen gar  nicht  selten,  dafs  der  auf  dem  Gradbogen  be- 
wegliche Schieber  weiter  zurückgeschleudert  wurde,   als 


518 

dseii  nach  der  GrOfae  des  dem  Pendel  ertheilten  Ausschlags 
bitte  stattfiodeo  dürfen. 

Um  diese  Uebdstände  za  mildern,  füllte  man  den  Re- 
cepteur  an  Stelle  einiger  Bohschaben  mit  dünnen  Blei- 
sebeiben,  welche  darin  mit  Zwischenräumen  festgelegt  wur- 
den, um  das  Eindringen  der  Geschosse  in  dieselben  und 
ihr  Sitzenbleiben  in  ihnen  zu  erleichtern.  Diese  Maafcre- 
gel  half,  aber  nicht  entschieden  genug,  um  die  mit  ihrer 
Hülfe  gewonnenen  Ergebnisse  der  schweren  Stollenge- 
schosse eben  so  einwandfrei  betrachten  zu  dürfen,  als  diefs 
in  Betreff  der  Ergebnisse  der  leichtern  Geschosse  angege- 
ben worden  ist.    Die  Aulgaben: 

1)  das  vorhandene  Pendel  noch  mit  einem  zweiten 
Gradbogen  zu  versehen,  auf  welchem  die  Gröfse  des 
ihm  ertheilten  Ausschlags  durch  einen  Stift  angege- 
ben wird,  der  einerseits  mit  dem  Pendel  fest  ver- 
bunden ist  und  andererseits  bei  der  ihm  gegebenen 
Richtung  nach  abwärts,  unter  möglichst  geringem 
Widerstände,  seinen  Weg  in  einer  weichen  Masse 
bezeichnet,  die  sich  in  einer  für  ihre  Aufnahme  be- 
stimmten Aushöhlung  dieses  Gradbogens  befindet; 

2 )  den  Recepteur  desselben  mit  einer  so  weichen  Masse 
(einer  Mischung  von  gleichen  Theilen  Talg  und 
Wachs)  zu  füllen,  dafs  dadurch  ein  hinlänglich  tie- 
fes Eindringen  der  mit  einem  Kopf  versehenen  Ge- 
schosse in  dieser  Masse  und  ihr  Sitzenbleiben  in  der- 
selben bewirkt,  aufserdem  aber  auch  noch  die  Er- 
schütterung gemildert  wird,  welche  das  Pendel  durch 
die  ihm  von  diesen  Geschossen  ertheilten  Stöfse  em- 
pfängt; und 

3)  ein  zweites  schwereres  und  längeres  Pendel  erbauen 
zu  lassen,  welches  stärkere  Stöfse  auszuhalten  ver- 
mag, als  das  vorhandene; 

blieben  durch  die  gemachten  Erfahrungen  vorgegeben,  fan- 
den jedoch  erst  nach  der  Beendigung  der  gegenwärtig  in 
Rede  stehenden  Versuche  ihre  Erledigung.  Nur  des  Zu- 
sammenhanges wegen  sey  hier  alsbald  erwähnt,   dafs  die 


519 

unter  1.  und  2.  genannten  Maafsregeln  bereits  durch  Ver- 
suche geprüft  worden  sind,  und  sich  als  sehr  zweckmäfsig 
gezeigt  haben.  Auch  erscheint  die  Füllung  von  Talg  und 
Wachs  insofern  sehr  billig,  als  sie  durch  das  Schiefsen  in 
dieselbe  zu  ihrem  fortwährenden  Gebrauche  nicht  untaug- 
lich gemacht  werden  kann. 

Zum  Verständnifs  der  vorliegend  mitzutheilenden  Ver- 
suche kann  die  Kenntnifs  des  dazu  erforderlichen  ballisti- 
schen Pendels  und  die  Art  seines  Gebrauchs  vorausgesetzt 
werden,  da  die  sich  hierauf  beziehenden  Begriffe,  besonders 
in  neuerer  Zeit,  eine  grofse  Verbreitung  gefundeu  haben 
und  es  im  vorliegenden  Aufsatze  tu  weit  führen  würde, 
wenn  man  darin  auf  die  hierbei  in  Betracht  kommenden 
Einzelnheiten  näher  eingehen  wollte,  als  diefs  schon  ge. 
schehen  ist.  Auch  dürfte  diesem  Gegenstande  eine  Ab- 
handlung für  sich  um  so  mehr  zu  widmen  seyn,  als  unsere 
Artillerie  ebenfalls  diese  Art  von  Maschinen,  und  sogar 
im  grofsartigsten  Maafsstabe,  in  einer  vielleicht  noch  nicht 
übertroffenen  Vollkommenheit  besitzt,  und  damit  nach  sehr 
verschiedenen  Richtungen  hin  seit  einer  Reihe  von  Jahren 
sehr  ausgedehnte  Versuche  und  Erfahrungen  zu  machen 
im  Stande  war. 

Im  vorliegenden  Falle  hatte  das  dabei  in  Anwendung' 
gekommene  ballistische  Pendel  den  Zweck,  zur  Messung 
derjenigen  Geschwindigkeit  zu  dienen,  mit  welcher  es  durch 
den  aus  dem  Stollenkanale  abgeschlossenen  Stahlcyün- 
der  getroffen  worden  war.  Wurde  diese  Geschwindig- 
keit um  diejenige  vergröfsert,  welche  das  eben  gedachte 
Geschofs  auf  seinem  12|  Fufs  langen  Wege  vom  Stollen- 
kanale bis  zum  Recepteur  des  Pendels  durch  den  Wider- 
stand der  Luft  verloren  haben  mufste,  so  erhielt  man  die- 
jenige Geschwindigkeit,  mit  der  es  den  eben  gedachten 
Kanal  verlassen  hatte;  diese  mit  dem  Gewicht  von  jenem 
multiplicirt,  ergab  das  Moment  der  Bewegung,  mit  dem 
diefs  geschehen  war. 

Behufs  dieser  Messungen  war  das  Geschützrohr  mit 
denjenigen  Schüssen  vorschriftsmäfsig  geladen  worden,  bei 


He  warn  der  Pnlmlidnng  gegen 
wickelte  Kraft  zn  niHhnmin  br  Aiir faiglr.  »ab 
Kraft  auf  die  Stelle  des  Rohrs  zn  berirfcm  ■ 
in  Am  der  Siollenkanal  befindet,  durfte  zur  Vi 
too  MMsrcrständnifsen  besonders  zu  im  Ihn«  sejm,  da 
die  im  Geschützrohre  tfcätige  Polverkraft  in  doppelter  Be- 
ziehung veränderlich  ausfallen  kann,  näadich.:  »das  eine 
Mal  mit  den  Augenblicke,  für  den  sie  stattfindet»  oder  der 
Zeit  nach,  and  ein  zweites  Mal  ant  der  Stelle  des  Rohrs, 
für  die  sie  gemessen  werden  soll,  oder  den  Orte  nach.« 
Aach  kann  man  in  beiden  Fällen  noeb  nach  den  "Wege 
fragen,  den  das  ins  Geschützrohr  geladene  Gescfcols  inner- 
halb der  Seele  desselben  bis  zu  den  Augenblicke  zurück- 
gelegt hat,  für  den  die  gedachte  Bestimmung  erfolgen  soll, 
sowie  nach  der  Geschwindigkeit,  die  es  in  diesem  Augen- 
blicke bereits  erlangt  bat. 

Die  ausgeführten  Versuche  erhielten  schon  von  Hanse 
ans  dadurch  eine  gröbere  Ausdehnung,  dais  man  mög- 
lichst gleichzeitig  drei  verschiedene  Arten  feldkriegsmälsig 
angefertigter  Schüsse  zur  Anwendung  brachte.  Diese 
waren: 

1)  Kugelscbüsse  mit  gewöhnlichen  Kartuschen  und  2  Pfd. 
Pulverladung. 

2)  Dergleichen  mit  verlängerten  Kartuschen  und  2  Pfd. 
Pulverladung. 

3)  Dergleichen  mit  verlängerten  Kartuschen  und  2  Pfd. 
5  Loth  Pulverladung. 

Bei  den  unter  1  gedachten  bildete  die  Pulverladung 
einen  Cylinder  von  6,126  Zoll  mittlerer  Länge,  bei  den 
unter  2  erwähnten  einen  abgekürzten  Kegel  mit  einer  Länge 
von  7,220  Zoll,  und  bei  den  unter  3  aufgeführten  gleich- 
falls einen  abgekürzten  Kegel  von  7,671  Zoll  mittlerer 
Länge.  Als  inaafsgebend  für  die  Gröfse  der  Verlängerung 
war  das  Gesetz  festgehalten  worden,  dafs  sich  der  Durch- 
messer der  gewöhnlichen  Kartuschen  zum  mittleren  Durch- 
messer der  verlängerten  verhalten  sollte,  wie  141  zu  128 
bis  131. 


521 

In  der  Reihenfolge,  in  welcher  man  schofs,  fand  inso- 
fern ein  beständiger  Wechsel  statt,  als  einerseits  für  jedes 
Stollengeschofs  alle  drei  Schufsarten,  und  andererseits  für 
jede  Schufsart  eine  Reihe,  ihrem  Gewichte  nach,  verschie- 
dener Stollengeschosse  möglichst  gleichzeitig  in  Anwen- 
dung zu  bringen  waren.  Je  nachdem  die  erhaltenen  Er- 
gebnisse unsicher  erschienen  oder  einzelne  Schüsse  wegen 
nachweislich  dabei  vorgekommener  Fehler  verworfen  wer- 
den mufsten,  ward  für  jede  Verbindung  von  Schufs  und 
Stollengeschofsart  die  Anzahl  der  Schüsse  vermehrt.  Man 
beabsichtigte  für  jede  dieser  Verbindungen  fünf  tadelfreie 
Ergebnisse  zu  erhalten,  und  aus  diesen  das  arithmetische 
Mittel  als  das  ^wahrscheinlich  richtigste  zu  nehmen;  doch 
ermittelte  man  für  jedes  der  Stollengeschosse,  die  man  als 
die  entscheidendsten  ansah,  bei  jeder  der  drei  Schufsarten 
noch  eine  gröfsere  Anzahl  zugehöriger  Ergebnisse. 

Als  diese  Versuche  beendet  waren,  that  man  scharfe 
Schüsse  mit  gewöhnlichen  Kartuschen  und  1|  Pfund  Pul- 
verladung. Hierbei  kamen  nur  die  leichteren  Stollenge- 
schofsart en  in  Anwendung,  deren  Ergebnisse  man  mit 
Rücksicht  auf  die  Anzeigen  des  vorhandenen  ballistischen 
Pendels  als  tadelfrei  ansehen  könnte,  und  geschahen  mit 
jeder  derselben  wiederum  mindestens  fünf  Schüsse.  Zuletzt 
wurden  die  angestellten  Versuche  noch  auf  das  Schiefsen 
mit  2  Pfund  Pulverladung  in  gewöhnlichen  Kartuschen, 
jedoch  ohne  Kugel  und  Kugelspiegel  (blinde  Schüsse)  aus- 
gedehnt 

Im  Allgemeinen  gingen  alle  diese  Versuche  so  gut  von 
Statten,  dafs  man  binnen  einigen  Stunden  15  Schüsse  zu 
thun  im  Stande  war  und  dabei,  in  Folge  der  sehr  gesicher- 
ten Aufstellung  des  ballistischen  Pendels,  von  Wind  und 
Wetter  fast  ganz  unabhängig  blieb.  Ihre  mittleren  Ergeb- 
nisse sind  in  der  am  Schlüsse  dieses  Aufsatzes  beigefügten 
Tabelle  zusammengestellt  worden,  zu  deren  Verständnifs 
sowohl,  als  zur  Erläuterung  des  Weges,  auf  dem  man  zu 
jenen  gelangt  ist,  nachfolgende  Auseinandersetzungen  bei- 
tragen werden. 


522 

Die  ersten  sechs  Verticalspalten  dieser  Tabelle  enthal- 
ten diejenigen  mittleren  Ergebnisse,  welche  als  die  durch 
die  angestellten  Versuche  unmittelbar  gelieferten  betrachtet 
werden  können.  Nach  dem  hierüber  bereits  Beigebrachten 
dürfte  für  sie  eine  fernere  Erläuterung  nicht  mehr  erfor- 
derlich seyu. 

In  Bezug  auf  die  in  den  folgenden  Verticalspalten  auf- 
geführten Ergebnisse  denke  man  sich  zunächst,  dafs  zwei 
der  in  diesen  Versuchen  zur  Anwendung  gekommenen 
Stollengeschosse  oder  Stahlcylinder  von  0,29  Zoll  Durch- 
messer, welche  der  Gröfse  ihres  Gewichts  nach  auf  einan- 
der folgen,  unter  möglichst  gleichen  Umständen  durch  den 
im  Geschützrohre  abgefeuerten  Schufs  aus  dem  Stollen- 
kanal getrieben  worden  sind.  Das  Gewicht  des  leichtern 
dieser  Cylinder  sey  =  p,  das  des  schwerern  =  P  und  die 
Zeit,  innerhalb  welcher  Jener  der  Einwirkung  der  Pulverr 
kraft  ausgesetzt  war,  oder  den  Stollenkanal  mit  seiner  hin- 
tern Grundfläche  durchlaufen  hat  =  t,  während  die  in  der- 
selben Art  dem  Cylinder  vom  Gewicht  P  angehörige  Zeit 
=  T  gesetzt  werden  möge. 

Hat  hierbei  die  hintere  Grundfläche  beider  Cylinder  im 
Stollenkanal  einen  gleichen  Weg  =  X  zu  durchlaufen  ge- 
habt, so  wird  T  gröfser  ausgefallen  seyn  als  t,  und  der 
Cylinder  vom  Gewicht  P  vom  Beginn  seiner  Bewegung 
ab,  innerhalb  der  Zeit  t  in  jene/n  einen  Weg  =  s  zurück- 
gelegt haben,  welcher  kleiner  ist  als  A. 

Da  nun  aber  die  auf  den  Cylinder  vom  Gewicht  P  in 
der  Zeit  i  erfolgte  Einwirkung  der  Pulverkraft  ebensowohl 
in  Bezug  auf  ihre  Gröfse  als  auf  die  Gesetze,  nach  denen  sie 
während  dieser  Zeit  veränderlich  ausgefallen  ist,  der  gegen 
den  Cylinder  vom  Gewicht  p  in  derselben  Zeit  f  statt- 
gehabten völlig  gleich  zu  setzen  ist,  so  müssen  sich  auch 
die  von  beiden  Cylindern  innerhalb  dieser  Zeit  t  erlangten 
Geschwindigkeiten  und  zurückgelegten  Wege  zu  einander 
verhalten,  wie  umgekehrt  ihre  Gewichte.  Bezeichnet  man 
nun  noch  die  hier  in  Betracht  kommende  Geschwindigkeit 
des  Cylinders  vom  Gewicht  p  mit  D  und  die  des  Cylinders 


523 

vom  Gewicht  P  mit  t),  so  erbalt  man  dem  eben  Gesagten 

gemäfs : 

l?:D=p;P 

die  Formel  der  siebenten  Verticalspalte  der  Tabelle,  und 

s  :  A  =  p .  P 
(2)  .  .  .  s=i±.X 

die  Formel  der  achten  Verticalspalte  derselben. 

Dafs  diese  Gesetze  wirklich  stattfinden,  ist  auch  durch 
die  ausgeführten  Versuche  selbst  sehr  schlagend  dargethan 
worden.  Man  brachte  nämlich  bei  jeder  der  verschiedenen 
Schufsarten  zwei  durch  ihr  Gewicht  von  einander  ver- 
schiedene Cylinder  in  Anwendung  und  liefs  die  Wege, 
die  man  ihnen  mit  ihrer  der  Pulverladung  zugewendeten 
Grundfläche  innerhalb  des  Stollenkanals  zu  durchlaufen 
anwies,  sich  zu  einander  verhalten,  wie  umgekehrt  ihre 
Gewichte.  Jedes  Mal  ergab  sich  das  Moment  der  Bewegung, 
mit  dem  sie  den  Stollenkanal  verliefsen,  vollständig  so,  als 
ob  man  immer  nur  eiften  und  denselben  Cylinder  mit  dem 
ihm  im  Stollenkanal  angewiesenen  und  unverändert  gelas- 
senen Wege  in  Anwendung  gebracht  hätte,  so  dafs  es  voll- 
kommen erlaubt  erschien,  einen  leichteren  Cylinder  durch 
einen  schwereren  zu  ersetzen,  wenn  man  die  von  beiden 
im  Stollenkanal  zu  durchlaufenden  Wege  sich  zu  einander 
verhalten  liefs,  wie  umgekehrt  ihre  Gewichte.  Auch  dürften 
diese  Erfahrungen  als  ein  Beweis  zu  betrachten  seyn,  dafs 
das  bei  der  Ausführung  dieser  Versuche  beobachtete  Ver- 
fahren als  sehr  zuverlässig  angesehen  werden  konnte. 

Nun  ist  aber  der  Cylinder  vom  Gewicht  P  nach  Ablauf 
der  Zeit  t  im  Stollenkanal  noch  während  der  Zeit  T  —  t 
der  Einwirkung  der  Pulverkraft  ausgesetzt  geblieben.  Die 
Gröfse  der  in  dieser  Zeit  gegen  ihn  thätig  gewesenen  Pul- 
verkraft sey  =k.  Ist  aber  die  Zeit  T — t  klein  genug,  so 
kann  während  derselben  die  Kraft  k  als  unveränderlich  oder 
sich  selbst  gleich  bleibend,  und  daher  die  darin  vom  Cylinder 


524 

vollbrachte  Bewegung  als  eine  gleichförmig  beschleunigte  an- 
gesehen werden.  Der  Beweis  hierfür  ergiebt  sich  sofort, 
wenn  man  T—t  und  demgemftfs  auch.JP — p,  X —  s  u.  s.  w. 
zu  wirklichen  Differentialen  werden  läfst,  indem  sich  als- 
dann die  Veränderung,  welche  die  Kraft  k  in  der  Zeit 
T — t  erfahren  hat,  ebenfalls  als  unendlich  klein  und  daher 
gegen  k  selbst  als  völlig  verschwindend  herausstellt.  Doch 
dürfen  die  Gröfsen  T—t,  P—p,  k  —  s  u.  8.  w.  schon  er- 
heblich grofs  werden,  ehe  die  damit  verbundene  Verände- 
rung von  k  im  Vergleich  zu  dieser  Gröfse  selbst  als  eine 
beachtenswerthe  angesehen  werden  mufs,  da  sie  immer  nur 
den  Unterschied  zweier  auf  einander  folgender  Gröfsen 
für  k  ausdrückt 

Für  diese  gleichförmig  beschleunigte  Bewegung,  nämlich 
den  letzten  Theil  der  von  dem  Cylinder  vom  Gewicht  P 
im  Stollenkanal  vollbrachten  Bewegung,  hat  man  aber: 
T — t  als  die  Zeit  derselben  und  noch  unbekannt; 
e  ab  die  Anfangsgeschwindigkeit  mit  Hülfe  von  Formel 

(1)  bekannt; 
X —  s  als  den  ihr  angehörigen  Weg,  ebenfalls  bekannt, 
und  zwar  X  durch  unmittelbare  Messung  beim  Ein- 
bringen des  Cyünders  in   den  Stollenkanal   und  s 
mit  Hülfe  von  Formel  <  2 ) ; 
V  als  die  ihr  angehörige  Endgeschwindigkeit,  mit  der 
der  Cylinder  vom  Gewicht  P  den  Stollenkanal  ver- 
liefs,  und  mit  Hülfe  des  davor  aufgestellten  ballisti- 
schen Pendels  bestimmt,  also  auch  bekannt;  und 
g  als  die  Beschleunigung  der  Schwere,   für  Berlin  = 
31,2648  Fufs. 
Den  Gesetzen  der  hier  gedachten  Bewegung  und  den 
eben  gemachten  Bezeichnungen  gemäfs  ergiebt  sich  aber: 

die  Endgeschwindigkeit     K= 0+  —  ,g(T — f) 

und  der  Weg  X—  s=zi>(T—  0+4"  •  4-(T— *)*• 

Aus  diesen  beiden  Gleichungen  erhält  man  sehr  leicht: 


525 

(3)...r-*=^f>, 

die  Formel  der  zwölften  und 

V    }  '  •  •  (T—  t)g  ~  (T-031,2648 

oder  die  Formel  der  dreizehnten  Yerticalspalte  der  Tabelle. 

Der  Druck  k,  den  die  Pulverkraft  während  der  Zeit 
T —  t  gegen  den  Cylinder  geäussert  hat,  fand  gegen  dessen 
ihm  ausgesetzt  gewesene  Grundfläche  statt    Diese  betrug 

(^f5)*.  n  =  (^)*.  3,14159    Quadratzoll.     Daher    erhält 

man  denjenigen  Druck,  den  die  Pulverkraft  während  der 
Zeit  T — t  gegen  einen  Quadratzoll  geäufsert  hat: 

k 


(5)  = 


C^)'  3,14159' 


nämlich  die  Formel  der  vierzehnten  Yerticalspalte  der  Ta- 
belle. 

Wird  dieser  Druck  in  Pfunden  angegeben  und  durch 
15  dividirt,  so  ergiebt  sich  die  während  der  Zeit  T — t  im 
Geschützrohre  an  der  Stelle,  wo  dasselbe  den  Stollenkanal 
enthält,  thätig  gewesene  Pulverkraft  oder  Gasspannung  in 
Atmosphären,  jede  zu  15  Pfd.  Druck  auf  den  Quadratzoll 
gerechnet.  Die  in  der  fünfzehnten  Yerticalspalte  der  Ta- 
belle aufgeführten  Ergebnisse  sind  die  in  dieser  Art  ent- 
standenen. 

Ferner  ist  die  Zeit  T,  in  der  der  Cylinder  vom  Gewicht  P 
seinen  ganzen,  ihm  im  Stollenkanale  angewiesenen  Weg  X 
durchlaufen  hat,  dadurch  erhalten  worden,  dafs  man  stets 
zu  der  bereits  ermittelten  Zeit  t,  in  welcher  dasselbe  von 
dem  nächst  leichteren  Cylinder  vom  Gewicht  p  geschehen 
ist,  die  mit  Hülfe  von  Formel  (3)  gefundene  Zeit  T—t 
addirt  hat,  und  sind  die  Angaben  der  sechszehuten  Yer- 
ticalspalte der  Tabelle  die  desfallsigen  Ergebnisse. 

Endlich  kann  man  verfahren,  um  die  in  der  siebenzehn- 
ten und  achtzehnten  Yerticalspalte  dieser  Tabelle  ange- 
gebenen  Formeln,  mit  deren  Hülfe  die  darunter  befind- 


526 

liehen  Ergebnisse  berechnet  worden  sind,  zu  erhalten,  wie 
folgt: 

Man  denke  sich,  dafs  in  derselben  Zeit  T,  in  welcher 
der  Cylinder  vom   Gewicht  P  ans   dem  Stollenkanal   ge- 
schossen worden   ist,   die  Geschwindigkeit  V  erlangt  und 
den  Weg  X  zurückgelegt  hat,  der  in  das  Geschützrohr  ge- 
laden gewesenen  Kugel  die    Geschwindigkeit    V    auf  dem 
Wege  A'  ertheilt  worden,  und  dafs  diefs  in  jedem  Augen- 
blicke jener  Zeit  von  der  Pulverkraft  mit  einem  in  Atmo- 
sphären gleichen  Drucke,    oder  mit  gleicher  Gasspannung 
gegen  beide  Körper  geschehen  sey.    Dafs  das  zuletzt  Ge- 
dachte nicht  genau  der  Fall  ist,  weil  sich  die  Gasspannung 
im  Geschützrohre  an  der  Stelle,  an  welcher  der  Stollenkanal 
in  dessen  Seele  mündet,  und  in  diesem  Kanäle  selbst,  star- 
ker ergeben  mufs,  als   dicht  hinter  der  in  Bewegung  ge- 
setzten Kugel,  wird  hierbei  sofort  zugegeben;  man  nehme 
indefs  an,   dafs  dem   so   sey,  und  zwar  eines  Theils,   um 
dadurch  eine  feste  Grundlage  für  die  Bestimmung  der  der 
Kugel  im  Geschützrohre  wirklich  ertbeilten  Bewegung  zu 
gewinnen,  und  andern  Theils  deshalb,  weil  die  Ergebnisse, 
welche  aus  dieser  Vorstellung  oder  Annahme  hervorgehen, 
für  alle  aufzustellenden   Vergleichungen    höchst   geeignet 
und  der  That  nach  streng  richtig  sind,   wenn  man  sie  als 
das  nimmt,   was  sie  wirklich   seyn   sollen   und  nur  seyn 
können.     Selbst  in  Betreff  der  blinden  Schüsse  kann  die 
dabei  im  Stollenkanal  und  an  der  Stelle,  wo  dieser  in  die 
Seele  mündet,   stattgehabte  Gasspannung  in  dieser  Weise 
klar  verdeutlicht  werden,   wie   diefs   aus   den  desfallsigen 
Angaben  der  beigefügten  Tabelle  hervorgeht    Nach  wel- 
chen Gesetzen  alsdann  aber  auch  die  Puherkraft  während 
der  Zeit  T  veränderlich  gewesen   seyn  mag,    immer  wird 
sich  der  hier  aufgestellten  Bedingung  oder  Annahme  gemäfs 
in  jedem  beliebigen  Augenblicke  dieser  Zeit  T  verhalten: 
die  Kraft,  von  der  die  Kugel  in  der  Bichtung  der  Seelen- 
axe  des  Geschützrohrs  fortgetrieben  wird  und  welche  mit 
K  bezeichnet  werden  möge,  zu  der  gegen  den  Cylinder 
thfitig  gewesenen  und  bereits  mit  k  bezeichneten,  wie 


il 


527 

der  gröfste  Kreis  der  Kugel  zur  Grundfläche  des  Cylin- 
ders,  so  dafs  man  erhält,  da  der  Durchin«6ser  jener  3,50 
und  der  von  diesem  0,29  Zoll  beträgt: 

K:  k  =  (3,50)'  :  (0,29)*. 
Auch    verhalten    sich   hiernächst  für  jeden  durch   die 
Zeit  T  bestimmten  Augenblick,  weun  man  die  in  demselben 
erzeugten  Geschwindigkeiten  der  Kugel  und  des  Cylinders 
beziehungsweise  durch  d  V1  und  d  V  bezeichnet: 

die  Gröfsen  dV'idV  oder  V':V,  oder  Xik 
einerseits,  wie  die  gegen  beide  Körper  thätig  gewesenen 
Kräfte  K  und  Ä,  und  andrerseits  umgekehrt  wie  die  Ge- 
wichte dieser  Körper,  von  denen  das  der  Kugel  6  Pfd.  und 

P  i_ 

das  des  Cylinders  —  Pfd.    oder  PLoth    betragen   haben 

möge. 

Daher  ergiebt  sich: 

dV':dV=V':V  =  X:X  = 


tfi\  V—  P  -  F    ^3I814 

die  Formel  der  siebenzehnten  und 

(7)  .  .   .  X  =*•  j^|gi4> 

die  Formel  der  achtzehnten  Verticalspalte  der  Tabelle. 

Gleichzeitig  ersieht  man,  dafs,  wenn  das  Gewicht  P  des 
Cylinders  dasjenige  seyn  soll,  bei  dem  derselbe  und  die 
Kugel,  unter  der  oben  dargelegten  Bedingung,  mit  einander 
stets  gleiche  Geschwindigkeiten  erlangt  und  gleiche  Wege 
zurückgelegt  haben  müssen,  man  P  =  1,31814  Loth  setzen 
und  den  Stollenkanal  hinlänglich  lang  machen  müfste. 

Dafs,  wie  schon  weiter  oben  darauf  hingedeutet  worden 
ist,  die  in  der  siebenzehnten  und  achtzehnten  Verticalspalte 
der  beigefügten  Tabelle  erhaltenen  Geschwindigkeiten  und 
Wege  gröfser  ausgefallen  sind,  als  es  die  der  Kugel- im 
Geschützrohr  angehörigen  Geschwindigkeiten   und  Wege 


528 

der  That  nach  seyn  können,   hat  seinen  Grund  zunächst 
darin,   dafs  die  in  der  Seele  desselben,   nnd  zwar  in    der 
Nähe  des  Stollenkanals,  thätig  gewesene  Pulverkraft,  aufser 
der  Kugel  selbst,  noch  den  Kugelspiegel,  so  wie  diejenigen 
Massen  in  der  Richtung  der  Seelenaxe  fortzutreiben  gehabt 
hat,   aus  denen   die  Pulverladung  und  der  Kartuschbeutel 
bestehen.     Nähme  man  an,  dafs  Kugel   und  Kugelspiegel 
mit  gleicher  Geschwindigkeit,   die   eben  erwähnten  Massen 
aber  nur  mit  der  Hälfte  dieser  Geschwindigkeit    bewegt 
werden,  da   man   sich   deren  Schwerpunkt  im  Mittelpunkt 
des  hinter  dem  Kugelspiegel  befindlichen  Seelenraums  lie- 
gend denken  kann,  so  würde  es  ganz  leicht  seyn,  die  der 
Kugel  im  Geschützrohr  wirklich  zukommenden  Geschwin- 
digkeiten und  Wege  mit  Hülfe  der,  den  eben  aufgestellten 
Begriffen  gemftfs  abzuändernden,    Formeln  (6)    und   (7) 
zu  berechnen;   allein  man   würde  sich   hierbei  nicht  mehr 
auf  dem  Boden  der  Thatsachen  befinden,   und  soll  dieser 
Ursache  wegen  weiterhin  noch  dargelegt  werden,  wie  man 
die  eben  gedachten  Geschwindigkeiten  und  Wege  möglichst 
unmittelbar  aus  den  Geschwindigkeiten   und  Wegen  der 
Stollengeschosse  zu  bestimmen  hofft. 

Wie  man  die  in  der  beigefügten  Tabelle,  von  ihrer 
siebenten  Verticalspalte  ab  aufgeführten  Ergebnisse  mit 
Hülfe  der  vorstehend  dargelegten  Formeln  berechnet  hat, 
möge  jetzt  noch  durch  die  nachfolgenden  Beispiele  ver- 
deutlicht werden: 

Für  die  gewöhnlichen  Kartuschen  zu  2  Pfd.  (scharfe 
Schüsse)  hatte  man,  wie  diefs  aus  der  beigefügten  Tabelle 
hervorgeht: 

1 )  Die  Geschwindigkeit,  mit  welcher  der  Cylinder  vom 
Gewicht  =0,75995  Loth  =  P  den  Stollenkanal  nach  der 
Zurücklegung  seines  ihm  darin  angewiesenen  Weges  von 
4,20  Zoll  =  A  verliefs,  =820,71  Fufs  =  V.  Das  Gewicht 
des  nächst  leichteren  Cylinders  war  =0  =p,  weil  jener 
der  leichteste  in  Anwendung  gekommen  war.  Diesen  An- 
gaben gemäfs  erhält  man 

nach 


529 
nach  Formel  (1)        ©=  —  =  0 

(2)         8=^1  =  0 

und  daher  f  =  0. 

Ferner  wird: 

V— ©  =  820,71—  0  =  820,71  Fufs, 
A  —  *  =      4,20  —  0  =     4,20  Zoll , 
nach  Formel  (3) 

r- 1=  T—  (^y^o)W °>00085293  Sekunden, 
nach  Formel  (4) 

K_     (820,71  -0)0,75995     _  „n 

~  0,00085293.31,2648.32  ~  'ou>w  ria- 

nach  Formel  (5) 

K 


(«|?)4. 3,14159 


=  11065,0  Pfd. 


=  dem  mittleren  Drueke  der  Palverkraft  auf  den  Quadrat- 
zoll in  den  ersten  0,00085293  Sekunden    und  ü^fb?  — 

15 

737,70=  dieser  Kraft  in  Atmosphären. 
Auch  wird  nach  Formel  (6) 

r=820,71.Jg|g  =  473,17  Fufs, 

nach  Formel  (7) 

A'  =  4,20 .  £gg*  =  2,4214  Zoll. 

2)  Für  den  Cylinder  vom  Gewicht  1,10050  Loth  =  P 
betrug  bei  den  hier  gedachten  Kartuschen  die  Geschwin- 
digkeit, mit  der  er  nach  Zurücklegung  des  Weges  von 
4,20  Zoll  den  Stollenkanal  verliefs ;  722,83  Fufs  =  V.  Das 
Gewicht  des  nächst  leichteren  Cylinders  war  =0,75995  Loth 
=p  und  die  Geschwindigkeit,  mit  der  dieser  auf  demselben 
Wege  aus  dem  Stollenkanal  gelangte,  =820,71  Fufs  =t>. 

Daher  erhält  man  nach  Formel  (1) 

».p        820,71.0,75995        Rßßß«  „    , 
V  =   P  =         1,10050        =  566'83  Fufa' 

PoggendorfPs  Ann.  Ergäntungsbd.  IV.  34 


r— *:= 


(*) 

nach  Fonnd  (b) 

\*t\j* —  maß 


z~  dem  Drucke  der  Pukerkrail  auf  den  Quadratzoll 
Ablauf  der  Zeit  von  0,00063293  Sekunden  wahrend  der 
ifara«/'  folgendem  0,00016793  Sekunden: 


1&4*M_ 


103036 


15 

s  der  eben  gedachten  Gräfte  der  Palrerkraft  in  Atmo- 
sphären, 

Ferner  wird  nach  Formel  (6) 

F  =  722,83   JS5  =  603'43      Fafc' 
nach  Formel  (7) 

X'=     4,20.]^^=     3,5062  Zoll,  a.  s.  w. 

In  dieser  hier  angegebenen  Art  ist  in  der  beigefügten 
Tabelle  die  Rechnung  für  jede  zwei,  ihrem  Gewichte  nach 
auf  einander  folgenden,  Stollengeschofsarten,  von  der  leich- 
testen bis  zur  schwersten,  bei  jeder  der  fünf  zum  Versuch 
gezogenen  Kartuscharten  fortgeführt  worden. 

Die  so  erhaltenen  Ergebnisse  sind  die  ersten,  welche 
nicht  allein  auf  dem   Wege    blofser,    durch    ganz    unzu- 


531 

reichende  Erfahrungen  unterstützter  Betrachtungen,  Ver- 
innthungen  und  Annahmen,  auf  den  man  in  dieser  Hinsicht 
bisher  eingeschränkt  war,  sondern  durch  unbestreitbare 
Thatsachen  eine  Einsicht  in  die  innerhalb  eines  Geschütz- 
rohrs stattfindenden  Wirkungen  der  Pulverladung  gewäh- 
ren, und  zwar  ebensowohl  hinsichtlich  der  Gröfse  derselben, 
als  der  Gesetze,  nach  denen  ihre  Entwickelung  vor  sich 
gebt.  Dafs  hierin  Veränderungen  eintreten  müssen,  je 
nachdem  von  den  so  zu  sagen  zahllosen  Pulversorten, 
welche  wirklich  vorhanden  sind  oder  seyn  können,  die 
eine  oder  die  andere  in  einander  nicht  vollkommen  glei- 
chen, oder  durch  ihre  Natur  von  einander  verschiedenen 
Geschützröhren  in  Anwendung  kommt,  und  dabei  die  La. 
düng  ihren  Platz  in  einem  verschieden  gestalteten,  oder 
verschieden  grofsem  Räume  hinter  dem  Geschosse  erhält, 
oder  auf  die  eine  oder  andere  Art  entzündet  wird;  je 
nachdem  ferner  der  Spielraum,  mit  dem  sich  das  Geschofs 
im  Rohre  bewegt,  ein  kleinerer  oder  grösserer  wird,  oder 
dasselbe  durch  sein  kleineres  oder  gröfseres  Gewicht,  so 
wie  durch  seine  Reibung  mit  den  Seelenwänden  die  Fe- 
stigkeit der  Einschliefsung  der  Ladung  erhöht  oder  ver- 
mindert u.  s.  w.,  dürfte  keiner  besondern  Erläuterungen 
bedürfen.  Hinsichtlich  aller  dieser  Verschiedenheiten  hat 
man  jedoch  im  vorliegenden  Falle  vorzugsweise  nur  die 
Anstrengungen  vor  Augen  gehabt,  denen  ein  6pfünder 
Feld -Kanonrohr  bei  seinem  feldkriegsmäfsigen  Gebrauche 
mit  mehren  hierzu  geeigneten  Ladungen  und  Kartuscharten 
unterworfen  wird.  Dafs  auch  diese  Aufgabe  noch  keines- 
wegs als  vollständig  gelöst  zu  betrachten  ist,  dürfte  einer- 
seits in  den  Unvollkommenheiten  begründet  seyn,  welche 
jederzeit  von  einem  zum  ersten  Male  unternommenen,  und 
hinsichtlich  der  dabei  zu  nehmenden  Rücksichten  keines- 
wegs ganz  einfachem,  Versuche  unzertrennlich  seyn  wer- 
den, andererseits  aber  auch  darin,  dafs  er  bei  weitem  noch 
nicht  die  Ausdehnung  erreicht  hat,  welche  er  erhalten 
müfste,  um  auf  seine  Ergebnisse  in  jener  Hinsicht  voll- 
ständig  entscheidende   Folgerungen   gründen    zu    dürfen, 

34* 


532 

* 

Jedenfalls  aber  darf  zur  Förderang  der  Sache  keine  von 
den  dabei  gemachten  Erfahrungen  verschwiegen  werden" 
durch  welche  möglicherweise  die  Richtigkeit  dieser  Ergeb- 
nisse eine  beachtenswerte  Beeinträchtigung  erfahren  ha- 
ben könnte. 

Zunächst  bleibt  daher  zu  erwähnen,  dafs  das  Geschütz- 
rohr vor  dem  Beginn  des  Versuchs  schon   erheblich   ge- 
braucht war,  obwohl  der  gemachten  Aufnahme   desselben 
gemäfs,  nicht  besonders  angegriffen  erschien,  und  dafs  hierin 
vielleicht  die  auffallende  Erscheinung  begründet  seyn  kann, 
dafs  sich  für  alle  vier  Arten  der  scharfen  Schösse  bei   ei- 
ner und  derselben  Geschofsart  (der  mit  dem  Gewicht  von 
2,923  bis  2,942  Loth)   ein  zweites  Maximum,  der  im  Ge- 
schützrohr  entwickelten   Pulverkraft   ergab,  während  sich 
deren  erstes,  erheblich  gröfseres  Maximum  für  die  Schüsse 
zu  1|  Pfund  Ladung  schon  bei  der  Stollengeschofsart  von 
1,0657  Loth,   und   bei   den   drei  übrigen  Arten  der  schar- 
fen Schüsse  schon   bei   der  von   1,4797  bis  1,41818  Loth 
Gewicht  befindet     (Man  sehe  hierfür  die  Tabelle). 

Anlangend  das  Verhalten  des  ballistischen  Pendels,  so 
erschien  dasselbe,  wie  sich  diefs  bei  einer  stets  darauf  ge- 
richteten,  mit  einer  höchst  sorgfältigen  Beobachtung   ver- 
bundenen Aufmerksamkeit  zu  erkennen  gab,  für  alle  Stol- 
lengeschofsarten  tadellos,  welche  das  Gewicht  von  4i  Loth 
nicht  überschritten  und  nicht  übermäfsig  seitwärts,  auf  den 
Rand   des   Recepteurs,  trafen.     Dafs   defsungeachtet,   und 
auch  bei  der  Abwesenheit  jeder  anderen  Art  von  Fehlem, 
die  Maxima  der  Pulverkraft  alsdann  nicht  völlig  genau  in 
dieselben  Zeitpunkte  fallen  dürften,  für  die  sie  sich  in  der 
Tabelle  angegeben  befinden,  wenn  man  die  Stollengeschofs- 
arten  mit  noch  kleineren  Gewichtsunterschieden  auf  einan- 
der hätte  folgen  lassen,  als  diefs  geschehen  ist,  und  in  die- 
sem Falle  auch  nicht  ganz  dieselbe  Gröfse  behalten   kön- 
nen, ist  ein  zu  berücksichtigender  Umstand;  doch  hat  man 
es  weder  für  radisam  erachtet,  diese  Aufeinanderfolge  der 
Sfoliengeschofcse  mit    sehr    kleinen  Gewichtsunterschieden 
eintreten  zu  lassen,  noch  den  erhaltenen  Versuchsergeb- 


533 

nissen  schon  gegenwärtig  einen  so  hohen  Grad  von  Ge- 
nauigkeit und  damit  zusammenhängender  Gesetzmäfsigkeit 
beizumessen,  um  eine  schärfere  Bestimmung  jener  Maxima 
und  der  Zeitpunkte,  denen  sie  angehören,  eintreten  lassen 
zu  können,  als  es  die  vor  Augen  gelegte  seyn  soll. 

Was  nun  noch  die  Ergebnisse  der  Stollengeschosse 
anbetrifft,  deren  Gewicht  das  von  4j-  Loth  fiberschreitet, 
so  ist  schon  angedeutet  worden,  dafs  man  sie,  in  Folge 
des  Verhaltens  des  ballistischen  Pendels  und  seiner  Re- 
cepteurfüllung  gegen  diese  Geschosse,  nicht  mehr  tadelfrei 
gehalten  hat,  und  zwar  um  so  weniger,  je  gröfser  ihr  Ge- 
wicht wurde  und  je  weniger  richtig  sie  den  Recepteur 
trafen.  Ebenso  ist  der  Mittel  gedacht  worden,  durch  wel- 
che man  diesem  Uebelstande  abzuhelfen  gedenkt  und  auch 
schon  grofsentheils  abgeholfen  hat. 

Als  ein  für  die  Zuverlässigkeit  der  durch  die  in  Rede 
gestellte  Art  von  Versuchen  zu  bestimmenden  Ergebnisse 
und  der  ihnen  zukommenden  Gesetzmäfsigkeit,  in  hohem 
Maafse  zu  berücksichtigender  Umstand  mufs  endlich  noch 
der  angesehen  werden,  dafs  Schüsse,  die  in  ihren  Wir- 
kungen einander  vollkommen  gleich  seyn  sollten,  es  der 
That  nach  nicht  werden,  man  zur  Ausgleichung  der  in  ih- 
nen nicht  zu  vermeiden  gewesenen  Fehler  zu  einer  oftma- 
ligen Wiederholung  derselben  genöthigt  wird.  Dafs  sich 
hierbei,  indem  man  die  vorhandenen  Zufälligkeiten  auszu- 
gleichen bemüht  ist,  immer  noch  wieder  neue  biuzufmden 
können,  hat  der  Artillerist  sehr  oft  zu  erfahren  Gelegen- 
heit. Um  daher  in  Bezug  hierauf  zu  einer  entschiedet! 
gröfseren  Sicherheit  zu  gelangen,  und  die  auszuführenden 
Versuche  sehr  erheblich  abzukürzen,  siud  bereits  die  nö 
thigen  Anordnungen  getroffen  worden,  indem  man  ein 
Kanonrohr,  anstatt  mit  einem  Stollenkanal,  wie  diefs  bei 
den  ausgeführten  Versuchen  geschehen  ist,  mit  zwei  der- 
gleichen, eiuander  gerade  gegenüberliegenden,  versehen  wird. 
Vor  jedem  von  diesen  wird,  unter  Beachtung  der  hierfür 
gewonnenen  und  weiter  oben  schon  angegebenen  Erfah- 
rungen, ein  ballistisches  Pendel  aufgestellt  seyn  und  gleich- 


534 

zeitig'  mit  dem  ihm  gegenüber  befindlichen  durch  einen 
und  denselben,  ins  Geschützrohr  geladenen,  Schufs  ange- 
schossen werden.  Die  hierbei  gleichzeitig  in  Anwendung 
zu  bringenden  Stollengeschosse  werden  entweder  einander 
gleich,  oder  durch  ihr  Gewicht  mehr  oder  weniger  von 
einander  verschieden  seyn,  und  abwechselnd  in  beiden  Ka- 
nälen zur  Anwendung  kommen. 

Da  bei  diesem  in  Aussicht  stehenden  Versuche  das  Ge- 
schützrohr nicht  verrückt  werden  darf,  wenn  einer  von 
beiden  Stollenkanälen  auf  das  davor  befindliche  Pendel 
gerichtet  worden  ist,  so  hat  man  den  andern  ebensowohl 
in  der  Richtung  nach  der  Seite,  als  der  der  Höhe,  um  so 
viel  verstellbar  gemacht,  dafs  hierdurch  sein  jedesmaliges 
Getroffen  werden  in  zweckentsprechender  Art  gesichert  er- 
scheint. Auch  ist  dieses  Pendel  erheblich  länger  und  schwe- 
rer gemacht  worden,  als  das  bisher  allein  gebrauchte. 

Eine  Vervollständigung,  welche  man  der  hier  beschriebe- 
nen  Art  von  Versuchen  noch  beizufügen  beabsichtigt  hat,  ist 
die  Anwendung  der  Reibung selehtricität  zur  möglichst  un- 
mittelbaren Bestimmung  der  Wege  und  Geschwindigkei- 
ten, welche  die  von  der  Pulverladung  im  Geschützrohre 
fortgetriebene  Kugel  selbst  darin  zurücklegt  und  erlangt. 

Als  man  nämlich  die  eben  genannten  Versuche  begann, 
stellte  man  sich  vor,  dafs  man  für  die  Bestimmung  dieser 
Wege  und  Geschwindigkeiten  einen  thatsächlichen  Anhalt 
in  dem  Umstände  finden  werde,  dafs  sich  in  der  durch 
den  Schufs  im  Geschützrohre  erzeugten  Gasspaunung  eine 
plötzliche  Verminderung  für  den  Augenblick  zu  erkennen 
geben  müsse,  in  welchem  die  Kugel  so  eben  die  Geschütz- 
mündung verlassen  hat.  Auch  vermuthete  man,  in  Folge 
angestellter  Berechnungen,  dafs  bei  den  versuchten  Schufs- 
arten  dieser  Augenblick  mit  demjenigen  zusammenfallen 
werde,  in  dem  ein  Cylindergeschofs  von  ohngefähr  19  bis 
20  Loth  Gewicht,  welches  mit  seiner  hinteren  Grundfläche 
im  Stollenkanale  einen  Weg  von  4,20  Zoll  zurückzulegen 
erhält,  seinerseits  in  Folge  des  Schusses  diesen  Kanal 
verläfst. 


535 

Die  gemachten  Erfahrungen  haben  diese  Vorstellungen 
nicht  gerechtfertigt;  vielmehr  geht  aus  den  desfallsigen  Er- 
gebnissen der  beigefügten  Tabelle  hervor,  dafs  die  im  Ge- 
schützrohre durch  den  Schufs  entwickelte  Pulverkraft  bis 
zu  ihrem  Erlöschen  noch  einer  ansehnlichen  Zeit  bedarf, 
nachdem  die  Kugel  die  Geschützmtindung  bereits  verlassen 
haben  mufs,  Diese  Folgerung  erscheint  um  so  begründe- 
ter, wenn  man  hierbei  noch  die  vergleichweise  nicht  un- 
erheblichen Zeiten  in  Betracht  nimmt,  nach  denen  bei  den 
blinden  Schüssen  zu  2  Pfund  Laduog  die  aus  dem  Stollen- 
kanal  geschossenen  Cylinder  bei  einer  Vergröfserung  ihres 
Gewichts  immer  noch  eine  Vergröfserung  des  Moments  der 
ihnen  ertheilten  Bewegung  gezeigt  haben,  was  als  Beweis 
anzusehen  ist,  dafs  die  Pulverkraft  nach  Verlauf  dieser 
Zeiten  immer  noch  nicht  erloschen  seyn  konnte.'  Ueber- 
haupt  ist  es  klar,  dafs  wenn  aus  den  Momenten  der  Be- 
wegung, mit  denen  die  verschiedenen  Arten  von  Cylinder- 
geschosseu  aus  dem  Stollenkanale  getrieben  worden  sind, 
sich  der  Zeitpunkt  ergeben  soll,  in  dem  die  Kugel  aus  der 
Geschützmtindung  fährt,  diese  Ergebnisse  einen  so  hohen 
Grad  von  Genauigkeit  und  Zuverlässigkeit  haben  müfsten, 
dafs  man  daraus  mit  Sicherheit  die,  durch  dieses  Heraus- 
treten der  Kugel  aus  der  Geschützmünduug  veranlafste 
Veränderung  derjenigen  Gesetzmäfsigkeit  zu  erkennen  in 
den  Stand  gesetzt  wird,  nach  welcher  vorher  die  Pulver- 
kraft im  Geschützrohre  wirksam  gewesen  ist. 

Zieht  man  nun  aber  auch  in  Erwägung,  dafs  es  einer- 
seits für  die  in  der  dargelegten  Art  auszuführende  Mes- 
sung der  Anstrengungen,  denen  ein  Geschützrohr  durch 
den  Schufs  unterworfen  wird,  gar  nicht  erforderlich  wird, 
mit  Hülfe  der  Bestimmung  des  mehrfach  gedachten  Zeit- 
punkts die  Wege  und  Geschwindigkeiten  zu  erfahren,  die 
von  der  Kugel  iu  demselben  wirklich  zurückgelegt  und 
erlangt  werden,  so  würde  man  es  doch  andererseits  immer 
als  einen  nicht  uuerheblichen  Mangel  betrachten  müssen, 
wenn  man  nicht  im  Stande  seyn  sollte,  das  Verhältnifs 
dieser,  der  Kugel  ungehörigen,  Wege  und  Geschwindigkeiten . 


536 

»u  den  in  denselben  Zeiten  den  Stollengeschossen  ungehöri- 
gen Wegen  und  Geschwindigkeiten  auf  eine  möglichst  that- 
sächUche  Weise  aufzufinden. 

Diefs  war  die  Ursache,  weshalb  man  einen  Versuch 
unternommen  hat,  bei  welchem  der  Zeitpunkt,  in  dem  die 
Kugel  die  Geschützinündung  verläfst,  in  einer  Weise  fest- 
gestellt werden  soll,  welche  derjenigen  ähnlich  ist,  die  vor 
einer  Reihe  von  Jahren  der  damalige  Lieutenant  Siemens 
des  dritten  Artillerie-Regiments  zur  Ermittelung  der  soge- 
nannten Anfangsgeschwindigkeit  des  Geschosses,  bei  gleich- 
zeitiger Benutzung  eines  durch  ein  Uhrwerk  um  seine  Axe 
gedrehten  Stahlcy linders ,  in  Anwendung  zu  bringen  ge- 
dachte.   (Po gg.  Ann.  Jahrg.  1845,  Bd.  66,  S.  435). 

Bei  diesem  Versuche  führte  man  von  der  inneren  Be- 
legung   einer    Leydener .  Flasche    die  zur  Fortleitung   des 
elektrischen  Funken  bestimmte  Kette  nach  der  Geschütz- 
mündung, und  liefs  sie  hier  in  der  Art  unterbrochen  seyn, 
dafs  ihre  Schliefsung  an  dieser  Stelle  durch   die   aas  dem 
Geschützrohre    kommende   Kugel    selbst    bewirkt    werden 
sollte.     Diese  Kette  setzte  sich  alsdann  nach  dem  in  den 
Stollenkanal  geladeneu   und    mit  seinem   vorderen  Theile 
aus  diesem  hervorragenden  Stahlcylinder  fort,  endete  aber 
in  geringer  Entfernung  demselben  gegenüber  in  einer  nicht 
allzu  scharfen  Spitze.     Jenseits  dieses  Cylinders    begann 
die  elektrische  Kette  mit  einer  zweiten   derartigen  Spitze, 
um  von  hier  aus  ihren  Kreislauf  nach   der  Sufseren  Bele- 
gung   der  Leydener  Flasche    zu    vollenden.     Die    beiden 
eben  genannten  Spitzen  wurden  durch  einen  auf  den,  aus 
dem  Geschützrohre  hervorstehenden,  Kopf   des  Gufsstahl- 
stollens  befestigten  messingenen  Kasten  getragen,  von  dem 
sie  mit  Hülfe  von  Glasröhren  isolirt  waren.     Ferner  war 
der  im  Stollenkanal    befindliche  Stahlcylinder    an  seinem 
vorderen  Ende  mit  einem    so    schweren  •  Kopfe  versehen 
worden,  dafs  das  hierdurch  vervollständigte  Stollengeschofs 
zu  der  Zeit,  in  der  die  Kugel  die  Geschützmündung  ver- 
lief s,  mit  Sicherheit  diesen  Kanal  noch  nicht  ganz  durch- 
laufen haben  konnte. 


537 

Anlangend  die  Art  und  Weise,  in  der  sich  die  Wirk- 
samkeit und  gute  Erhaltung  der  elektrischen  Kette  gesi- 
chert befand,  so  hatte  man  den  Theil  derselben,  welcher 
von  der  inneren  Belegung  der  Leydener  Flasche  bis  vor 
die  Geschützmündung  reichte,  sehr  sorgfältig  isolirt,  jedoch 
für  ihren  übrigen  Theil  in  dieser  Hinsicht  eine  gleiche 
Sorgfalt  nicht  für  erforderlich  erachtet,  überdiefs  aber  beide 
von  der-  Leydener  Flasche  herkommenden  Kettenenden 
hinlänglich  lang  gemacht  und  so  geführt,  dafs  sie  durch 
den  Rücklauf  des  Geschützes  nicht,  beschädigt  werden 
konnten. 

Bei  dieser  Einrichtung  beabsichtigte  man: 

1)  vor  dem  Abfeuern  des  Schusses  die  Leydener  Fla- 
sche zu  laden  und  durch  Schliessung  der  mit  ihr  in 
Verbindung  stehenden  Kette  vor  der  Geschützmün- 
dung den  elektrischen  Funken  auf  das  vordere  Ende 
des  im  Stollenkanale  befindlichen  Stahlcylinders  über- 
springen zu  lassen,  um  hierdurch  auf  demselben,  je- 
der der  beiden  Kettenspitzen  gegenüber,  einen  Punkt 
zu  erhalten,  durch  den  der  Anfangspunkt  der  Be- 
wegung dieses  Cylinders  bezeichnet  seyn  sollte;  und 

2)  die  Kette  abermals  mit  Elektricität  zu  laden,  jedoch 
ihre  Schlief&ung  vor  der  Geschützmünduug  durch  die 
von  der  Pulverladung  aus  dieser  getriebenen  Kugel 
selbst  in  der  Art  bewirken  zu  lassen,  dafs  der  elek- 
trische Funken  abermals  auf  den  Stahlcylhider  über* 
springen  müfste.  Da  sich  dieser  Cylinder  seinerseits 
im  Stollenkanale  durch  die  auf  ihn  einwirkende  Pul- 
verkraft gleichzeitig  mit  der  durch  diese  im  Geschütz- 
rohre fortgetriebenen  Kugel  in  Bewegung  setzt  und 
fortgetrieben  wird,  so  sollten  auf  demselben  durch 
das  Ueberspringen  wiederum  zwei  Punkte  bezeichnet 
werden,  welche  mit  den  unter  1  erhaltenen  nicht  zu- 
sammenfallen können. 

Durch  die  in  der  angegebenen  Art  vor  dem  Schusse 
und  während  desselben  auf  dem  Stablcylinder  erhaltenen 
Punkte  mufete  aber  der  Weg  bestimmt  seyn,  welchen  die- 


538 

ser  im  Stollenkanal  bis  zu  dem  Zeitpunkte  durchlief,  in  dem 
durch. die,  an  der  Geschützmündung;  angekommene  Kugel 
die  elektrische  Kette  geschlossen  wurde.  Wird  dieser  Weg 
mit  dem  Gewichte  des  angewendeten  Stollengeschosses  mul- 
tiplicirt,  und  durch  die  Länge  des  Stollenkanals  dividirt, 
so  erhält  man  das  Gewicht  desjenigen  Stollengeschosses,  wel- 
ches diesen  in  seiner  eben  gedachten  ganzen  Länge  genau 
in  derselben  Zeit  durchlaufen  wird,  in  welcher  die  ins 
Geschützrohr  geladene  Kugel  ihren  Weg  bis  zu  dessen 
Mündung  zurücklegt.  *  In  welcher  Art  diefs  Ergebnifc  mit 
den  in  der  beiliegenden  Tabelle  enthaltenen  Ergebnissen 
zu  verbinden  seyn  wird,  soll  noch  im  Verfolg  dieses  Auf- 
satzes dargelegt  werden,  kann  man  sich  auch  selbst  aus 
den  Erläuterungen  klar  machen,  welche  man  in  Bezug  auf 
diese  Ergebnisse  weiter  oben  bereits  geliefert  hat.  Als 
eine  Art  Ergänzung  zu  diesen  Erläuterungen  für  den  Fall, 
dafs  der  so  eben  beschriebene  Versuch  den  erwünschten 
Erfolg  haben  sollte,  möge  vorläufig  das  Nachstehende  be- 
trachtet werden. 

Man  wird,  mit  Hülfe  dieses  Versuchs  und  des  vor  ihm 
schon  beschriebenen  eigentlichen  Gasspannungsversucbs, 
die  Zeit,  in  welcher  die  ins  Geschützrohr  geladene  Kugel 
bis  zu  dessen  Mündung  gelangt,  mit  einer  Genauigkeit  zu 
bestimmen  im  Stande  seyn,  welche  auf  einem  anderen 
Wege  zu  erreichen  gegenwärtig  noch  unmöglich  erscheint. 
Läfst  man  demnächst  durch  die  Kugel  die  elektrische  Kette 
in  einem,  einige  Fufse  vor  der  Geschützmündung  gelege- 
nen Punkte  schliefsen,  so  wird  ersichtlich,  dafs  man  in 
Bezug  auf  diesen  Punkt  die  eben  gedachte  Bestimmung 
wiederholen  kann,  wenn  nur  der  in  den  Stollenkanal  ge- 
ladene Cyltnder  so  schwer  gemacht  ist,  dafs  er  denselben 
bis  zum  Augenblicke  dieser  Schliefsung  noch  nicht  verlas- 
sen haben  konnte.  Aus  dem  Unterschiede  beider  Zeiten, 
und  dem  Unterschiede  beider  Wege,  die  beziehungsweise 
in  beiden  Fällen  erhalten  und  von  der  Kugel  durchlaufen 
worden  sind,  ergiebt  sich  aber  sofort  diejenige  Geschwin- 
digkeit,  mit  welcher  diese   aus  der  -Geschützmündung  ge- 


539 

kommen  ist.  Auch  wird  ersichtlich,  dafs  mau  zwei  elek- 
trische Ketten  in  derselben  Weise  für  einen  und  densel- 
ben Schufs  in  Anwendung  bringen  kann,  und  dafs  man 
hierdurch  einerseits  den  Versuch  um  die  Hälfte  abkürzt, 
und  andererseits  denselben  nur  um  so  zuverlässiger  macht. 

Die  bis  jetzt  in  der  so  eben  angegebenen  Richtung 
gewonnenen  Erfahrungen  sind  hauptsächlich  die  nachfol- 
genden : 

Damit  auf  dem  Stahlcylinder  durch  den  auf  ihn  über- 
springenden elektrischen  Funken  die  Punkte  erkennbar 
werden,  wo  diefs  Ueberspringen  erfolgt,  ist,  wird  es  erfor- 
derlich, dafs  man  denselben  nach  seinem  Abdrehen  noch 
sehr  gut  polirt.  Aber  auch  alsdann,  wenn  diefs  nicht  un- 
terlassen ist,  hat  es  noch  seine  Schwierigkeiten,  diese  Punkte 
mit  voller  Sicherheit  von  andern  zu  unterscheiden,  welche 
sich  bei  dem  Herausschiefsen  des  Cylinders  aus  dem  Stol- 
lenkanale  durch  nicht  zu  vermeidende  Zufälligkeiten  auf 
demselben  eingefunden  haben  können.  Doch  ist  das  An- 
hauchen des  Cylinders  ein  gutes  Mittel,  um  sie  bestimm- 
ter hervortreten  zu  lassen. 

Um  in  dieser  Hinsicht  sicher  zu  gehen,  hat  man  den 
ebengedachten  Cylinder  so  lang  gemacht,  dafs  er,  nachdem 
er  mit  einer  Länge  von  4,20  Zoll  in  den  Stollenkanal  ge- 
schoben ist,  noch  reichlich  um  4  Zoll  aus  demselben  her- 
vorragend geblieben  ist.  Auf  diesem  hervorragenden  Theile 
hat  man  mit  Hülfe  einer  ringförmigen  Klemme  eine  darauf 
passende  Papierhülse  befestigt,  welche  sonach  ihren  Platz 
zwischen  dem  Stollenkanale  und  dem  auf  das  vordere  Ende 
dieses  Cylinders  geschobenen  Kopfe  erhielt.  Dafs  dieser 
Kopf  den  Zweck  hat,  das  anzuwendende  Stollengeschofs 
auf  das  für  dasselbe  bestimmte  Gewicht  zu  bringen,  ist 
bereits  mitgetheilt. 

Die  Spitze,  mit  denen  die  elektrische  Kette  dem  aus 
dem  Stollenkanale  hervorstehenden  Theile  des  Cylinders 
gegenüber  endet,  hat  man  durch  eine  hierfür  erforderliche 
Einrichtung  des  Kastens,  welcher  sie  trägt  und  auf  dem 
Kopfe  des  Stollens  befestigt  ist,  von  diesem  möglichst  weit 


540 

abgerückt,  um  die  durch  den  Schufs  zu  erzeugenden  Puukte 
des  elektrischen  Funkens  noch  auf  der  Papierhülse  zu  er- 
halten. Vielleicht  kann  in  der  Folge  ein  feiner  Ueberzug 
von  Wachs,  oder  ein  anderes  ähnliches  Mittel  an  Stelle 
der  Papierbülse  gute  Dienste  leisten. 

Eine  ganz  besondere  Sorgfalt  zeigte  sich  für  die  Isoli- 
rnng  der  vor  der  Geschützmündung   befindlichen  Enden 
der  elektrischen  Kette  erforderlich.     Als  Grundsatz  bleibt 
für  die  Isolirung  zu  beobachten,  dafs  dieselbe  stark  genug 
seyn  mufs,  um  durch  die  dem  Geschofs  voraneilende  Pul- 
verflamme mit  Sicherheit   nicht    bis  zu  dem   Augenblicke 
zerstört  zu  werden,  in  welchem  diefs  durch  das  Geschofs 
selbst  geschehen  soll.     Man  suchte  diefs  dadurch  zu  errei- 
chen, dafs  man   theilweise   mit  Kautschuk,  theilweise  mit 
Guttapercha  dick  überzogene  Kupferdrähte  anwendete,  die 
Enden  derselben  kurz  vor  dem  Laden  des  Geschützes  mit 
erwärmter  Guttapercha  gut  zuklebte  und  darüber  noch,  an 
einem  Ende  geschlossene,  Glasröhren  schob.   Nach  dem  La- 
den brachte  man  die  so  vorbereiteten  Ketteneuden  mit  ein- 
ander  in   eine   derartige  Berührung,  dafs   die  Kugel  ihre 
Schliefsung  bewirken  mufste. 

Das  zuerst  angewendete  Stollengeschofs  wog  etwas  über 
1  Pfund  und  klemmte  sich  im  Stollenhanale  so  stark,  dafs 
man  es  mit  Hülfe  der  Hand  nur  unter  Anwendung  von 
Gewalt  darin   hin    und  her  bewegen    konnte.     War  die 
Leydener  Flasche  geladen  worden   und  schlofs  man   dem 
nächst  die  vor  der  Geschützmündung  befindlichen  Ketten- 
enden, so  sprang  der  elektrische  Funke  aus  beiden,  dem 
Stahlcyliuder  gegenüber  befindlichen,  Spitzen  auf   diesen 
über.   Beide  Punkte,  wo  diefs  geschehen  war,  zeigten  sich 
auf  die  entschiedenste  Weise  bezeichnet,  denn  die  Papier- 
hülse war  in  denselben  mit  einem  aufserordentlich  feiuen 
Loche  durchschlagen  und   um  dieses  herum  aufgetrieben 
worden,  wie  diefs  in  einem  solchen  Falle  immer  geschieht 
Verband  man,  anstatt  beide  Kettenenden  miteinander,  das 
von    der    inneren  Belegung    der    Leydener  Flasche   her- 
kommende mit  dem  Geschützrohre,  so  ging  der  elektrische 


541 

Fuuke  durch  dieses  in  den  Stahlcylinder  und  dann  in  de» 
Tbeil  der  elektrischen  Kette,  welcher  sich  zwischen  diesem 
und  der  äufseren  Belegung  der  Leydener  Flasche  be 
findet.  Hierbei  erfolgte  der  Uebevgang  zwischen  dem  Cy- 
linder  und  der  ihm  benachbarten  Spitze  des  eben  genann- 
ten Kette^theils  wiederum  mit  einer  sehr  bemerkbaren 
Durchschlagung  der  Papierhülse.  Auch  fand  man  uuter 
dieser  Hülse  auf  dem  Stahlcylinder  seihst  das  Einschlagen 
des  elektrischen  Funken  in  denselben  durch  die  hierbei 
entstehenden  Punkte  in  beiden  Fällen  genau  bezeichnet. 

Um  die  Richtung  des  Weges,  den  der  elektrische  Funke 
zu  nehmen  hatte,  in  eine  entgegengesetzte  zu  verwandeln, 
wurde  auch  die  innere  Belegung  der  Leydener  Flasche, 
anstatt  mit  positiver,  mit  negativer  Elektricität  geladen, 
und  zeigten  sich  alsdann  die  beschriebenen  Erscheinungen 
nicht  weniger  entschieden. 

Hatte  man  in  der  angegebenen  Weise  den  Anfang  der 
Bewegung  des  in  den  Stollenkanal  geladenen  Cylinders 
bezeichnet,  und  sich  gleichzeitig  versichert,  dafs  die  Elek- 
tricität von  hinreichender  Wirkung  war,  so  isolirte  man 
die  vor  der  Geschützmündung  befindlichen  Ketteuenden 
durch  das  bereits  angegebene  Zukleben  mit  erwärmter 
Guttapercha  und  Hinüberschieben  von  Glasröhren  über 
ihren  Guttapercha-  oder  Kautschuküberzug.  Das  Geschütz- 
rohr wurde  geladen,  diese  Kettenenden  ein  wenig  mit  ein- 
ander verschlangen,  die  Elektrisirmaschine  in  Thätigkeit 
gesetzt  und  dann  abgefeuert. 

Man  überzeugte  sich  hierbei  sehr  bald,  dafs  der  Schufs 
nicht  allein  die  Entladung  der  Leydener  Flasche  be- 
wirkte, sondern  auch  durch  diese  auf  dein  aqs  dem  Stol- 
lenkanale  geschossenen  Cylinder  die  gewünschten  Punkte 
in  der  entschiedensten  Weise  wirklich  bezeichnete.  Diefs 
geschah  mit  beiden  diesem  Cylinder  gegenüber  befindlichen 
Spitzen,  so  dafs  der  elektrische  Funke  seinen  Weg  nicht 
durch  das  Geschützrohr  genommen  haben  konnte.  Doch 
würde  der  Gang  der  Elektricität  durch  das  Geschützrohr 
keine  andere  Folge  gehabt  haben,  als  dafs  man  den  vom 


542 

Cylinder  im  Stollenkanale  bis  zum  Augenblicke  der  Schlie- 
fsung der  Kette  zurückgelegten  Weg  nur  Ein  Mal  aufge- 
zeichnet gefunden  hätte,  während  man  diesen  Weg  Zwei 
Mal  angegeben  erhält,  wenn  die  verlangte  Wirkung  durch 
beide  Spitzen  vor  sich  gegangen  ist. 

Unter  den  dargelegten  Umständen  ergab  sich  jedoch 
der  in  den  Stollenkanal  geladene  Cylinder,  bis  zu  dem 
Zeitpunkte  der  durch  den  Schufs  bewirkten  Schliessung 
der  Kette,  darin  wiederholt  nur  um  \  bis  £  Zoll  vorgerückt. 
Man  brachte  hierauf  ein  Stollengeschofs  von  19  Loth  Ge- 
wicht zur  Anwendung  und  erhielt  ab  diesen  Weg  1,03 
Zoll. 

Von  einem  Cylinder,  der  im  Stollenkanale  keine  ganz 
willige  Bewegung  zuliefe,  hatte  man  nur  Gebrauch  gemacht, 
weil  im  Augenblicke  noch  kein  anderer  zur  Hand  war. 
Als  man  diesen  Fehler  beseitigt  hatte,  vergröfserte  sich  der 
Weg,  den  das  1  Pfund  schwere  Geschofs  im  Stollenkanale 
bis  zum  Augenblicke  der  Schliefsung  der  elektrischen  Kette 
zurücklegte,  auf  0,90  bis  1,00  Zoll. 

Offenbar  waren  auch  diese  Wege  noch  so  klein,  dafs 
die  eben  gedachte  Schliefsung  nicht  durch  die  Kugel  vor 
sich  gegangen  seyn  konnte,  sondern  durch  das  dieser  vor- 
aneilende Pulvergas  bewirkt  worden  seyn  mufste.  Abge- 
sehen davon,  was  man  in  Folge  vorher  gemachter  Berech* 
nungen  erwartete,  gab  sich  dieser  Uebelstand  durGh  eine 
fortdauernde  sehr  erhebliche  Veränderung  der  erhaltenen 
Ergebnisse,  und  noch  entschiedener  dadurch  zu  erkennen, 
als  man  an'  Stelle  der  scharfen  Schüsse  nur  die  in  einem 
Kartuschbeutel  eingeschlossene  Pulverladung  von  2  Pfand 
ins  Geschützrohr  brachte.  Der  Weg,  welchen  in  diesem 
Falle  das  Stollengeschofs  von  1  Pfund  bis  zum  Augenblicke 
der  Schliefsung  der  elektrischen  Kette  im  Stollenkanal  durch- 
lief, betrug  nämlich  wiederholt  nur  etwa  0,16  Zoll. 

Dafs  unter  sonst  möglichst  gleichen  Umständen  die 
eben  gedachte  Schliefsung  durch  die  blinden  Schüsse  be- 
deutend früher  bewirkt  wurde,  als  durch  die  scharfen,  er- 
scheint darin  begründet,  dafs  bei  diesen  nur  eine  geringere 


i 

J 


543 

Menge  Palvergas  der  Kugel  vorauszueilen  vermag,  w|b- 
reiid  dasselbe  bei  jenen  völlig  unaufgehalten  an  die  elek- 
trische Kette  gelangt. 

Gleichzeitig  mit  den  Bemühungen,  der  zu  frühen  Schlie- 
ssung dieser  Kette  vorzubeugen,  kam  eine  Veränderung 
des  Stollengeschosses  zur  Ausführung.  Man  setzte  näm- 
lich -dasselbe  aus  zwei  Cylindern  von  Gufsstahl  zusammen, 
von  denen  der  eine  einen  Durchmesser  von  0,29  Zoll  und 
der  andere  einen  solchen  von  0,90  Zoll  erhielt.  In  dem 
stärkeren  befand  sich  iii  der  Richtung  seiner  Axe  ein 
Schraubengewinde,  in  welches  der  dünnere  eingeschraubt 
wurde.  Hierbei  hatte  man,  damit  ihre  Verbindung  mit  ein- 
ander nicht  zu  starr  ausfallen  und  einem  öfteren  Abbre- 
chen des  dünneren  vorgebeugt  werden  sollte,  das  Gewinde 
von  diesem  etwas  schwach  gehalten  und  durch  Umhüllen 
eines  Fadens  auf  die  erforderliche  Dicke  gebracht. 

Der  aus  dem  stärkeren  Cylinder  hervorstehende  Theil 
des  schwächeren  war  4,20  Zoll  lang  und  wurde  vollstän- 
dig vom  Stollenkanale  aufgenommen,  während  der  stärkere 
aufserhalb  von  diesem  seinen  Platz  in  der  Art  erhielt,  dafs 
er  mit  dem  Ende  auf  dem  Kopfe  des  Stollens  aufsafs  und 
mit  seiner  Axe  möglichst  genau  in  die  Verlängerung  der 
Axe  des  Stollenkanals  zu  liegen  kam.  Dieser  stärkere  Cy- 
linder war  beinahe  5  Zoll  lang  und  bei  jedem  Schusse  mit 
einer  neuen  darauf  passenden  Papierhülse  überzogen  wor- 
den, welche  man  an  seinem  vom  Stollenkanale  abgewen- 
deten Ende  mittelst  eines  Drahtbundes  befestigt  hatte. 

Das  Gewicht  dieses  Stolleogeschosses  betrug  mit  Pa- 
pierhülse und  Drahtbund  40  Loth. 

Auf  dem  stärkeren  Cylinder  desselben  sollte  der  elek- 
trische Funke  genau  in  derselben  Weise  zur  Wirksamkeit 
gelangen,  wie  bei  dem  vorher  angewendeten  Stollenge- 
schosse auf  dem  Cylinder  von  0,29  Zoll  Durchmesser. 

Um  die  vor  der  Geschützmündung  befindlichen  Enden 
der  elektrischen  Kette  möglichst  gut  zu  isoliren ,  überzog 
man  die  Drähte,  durch  welche  dieselben  gebildet  wurden, 
mit  Schellack,  um  sie  demnächst  in  Holzröhren  zu  befesti- 


544 

gm,  die  man  für  diesen  Sweck  noch  mit  Pech  ausgofs. 
Diese  Holzröhreu  wurden  vor  der  Geschfitzmündung  so 
befestigt,  dafs  beide  Kettenenden  von  der  aus  dieser  ge- 
langenden Kugel  gleichzeitig  durchschlagen  werden  milds- 
ten, wenn  sie  durch  das  derselben  voraneilende  Pulver- 
gas nicht  schon  zerbrochen  waren,  um  hierdurch  in  dem- 
selben Augenblicke  die  Schliefsung  der  elektrischen  Kette 
zu  bewirken. 

Hierbei  zeigte  es  sich,  dafs  es  sehr  schwer  war,  die  ge- 
dachten Röhren  mittelst  Pech  und  Schellack  so  dicht  zu 
erhalten,  dafs  sie  die  Elektricität  wirklich  absperrten,  in- 
dem sich  bei  dem  Erstarren  dieser  Körper  sehr  leicht  feine 
Kanäle  bildeten. 

Als  Holzröhren  von  f  Zoll  Durchmesser  den  beabsich- 
tigten Erfolg  nicht  gewahrten,  brachte  man  deren  von  be- 
deutend gröfserer  Stärke  in  Anwendung.  Audi  gab  man 
ihnen  an  der  Seite,  mit  der  sie  der  Geschützmfindung  zu- 
gekehrt wurden,  eine  keilartige  Gestalt,  um  hierdurch  die 
Kraft  zu  vermindern,  mit  welcher  das  der-  Kugel  voranei- 
lende  Pulvergas  auf  sie  einwirkte. 

Auch  hiermit  wurde  einer  zu  frohen  Schliefsang  der 
elektrischen  Kette  nicht  vorgebeugt,  und  geschah  diefs  selbst 
alsdann  nicht,  als  man  durch  in  den  Erdboden  eingeschla- 
gene starke  Pfähle  den  Widerstand,  welchen  die  Holzröh- 
ren dem  Pulvergase  entgegenzusetzen  hatten,  sehr  erheb- 
lich zu  vergröfsern  bemüht  war. 

Anlangend  die  Ergebnisse,  welche  man  in  der  angedeu- 
teten Weise  erhielt,  so  betrug  die  Länge  des  Weges,  den 
das  Stollengeschofs  von  40  Loth  Gewicht  während  des 
Schusses  bis  zum  Augenblicke  der  Schliefsung  der  elektri- 
schen Kette  zurückgelegt  hatte,  0,70  bis  1,52  Zoll.  Will 
man  für  das  zuletzt  gedachte  Maafs  das  Gewicht  desjeni- 
gen Stollengeschosses  berechnen,  welches,  an  die  Stelle  des 
40  Loth  schweren  gebracht,  einen  Weg  von  4,20  Zoll  bis 
zum  Augenblicke  der  elektrischen  Kette  durchlaufen  haben 

würde,  so  erhält  man  dieses  =  40 :  l'*2  =  14,478  Loth. 

4,20 

Nach 


545 

Nach  diesen  und  so  manchen  anderen  fruchtlosen  fi# 
mühangen  beschlofs  man,  vor  der  Gttchiitzmfindung  das 
von  der  inneren  Belegung  dar  Leydener  Flasche  herkom- 
mende Ketteneode  in  einem  Stück  Flintenlauf  hinläng- 
lich gut  zu  isoliren,  und  von  diesem  eine  kleine  Länge, 
etwa  |  Zoll,  von  der  Kugel  in  der  Art  treffen  zu  lassen, 
dafs  hierdurch  die  Zerstörung  der  Isolirung  und  die  beab- 
sichtigte Schliessung  der  elektrischen  Kette  bewirkt  wer- 
den mufste.  Ob  bei  dieser  Schliessung  der  Funke  in  die 
Kugel  oder  den  Flintenlauf  fiberspringen  werde,  erachtete 
man  als  ganz  gleichgültig,  da  ihm  für  beide  Fälle  der 
Weg  zum  Stollengeschosse  sehr  leicht  angewiesen  werden 
konnte. 

Nachdem  die  sich  hierauf  beziehenden  Vorbereitungen 
beendet  waren,  wurden  Flintenläufe  mit  den  darin  isolir- 
ten  Kettenenden  in  der  vorstehend  für  die  scharfen  Schüsse 
bestimmten  Weise  zunächst  der  Einwirkung  des  blinden 
Schusses  mit  2  Pfund  Ladung  ausgesetzt,  und  hierbei  zeigte 
sich,  dafs  dieselben  dieser  Einwirkung  vollkommen  wi- 
derstanden. Anch  versuchte  man  an  Stelle  des  Flinten* 
laufs  eine  sehr  feste  Holzröhre  von  einem  9bll  Durchmes- 
ser, ebenfalls  in  der  Art,  dafs  ihr  gescfalo&nes,  der  Pulver« 
Wirkung  zugekehrtes  Ende  von  dieser  nur  in  einer  Länge 
von  J  Zoll  angegriffen  werden  konnte.  Der  Erfolg  war, 
dafs  dieses  Ende  durch  den  blinden  Schafs  vollständig  fort- 
gerissen  wurde. 

Da  bei  diesen  Versuchen,  in  denen  sich  eine  sehr  ent- 
schiedene Hoffnung  auf  das  endliche  Gelingen  der  Sache  0 
herausgestellt  hatte,  die  Elektricität  des  schlechten  Wetters 
wegen  ihre  Dienste  versagte,  blieb  deren  Anwendung  auf 
die  nachfolgenden  Tage  ausgesetzt,  und  die  Beobachtungen, 
welche  man  alsdann  anzustellen  Gelegenheit  fand,  waren 
hauptsächlich  die  nachstehenden: 

Die  Vorrichtung,  welche  man  zur  Befestigung  der  Flin- 
tenläufe vor  der  Geschützmündung  auf  dem  Kopfe  des 
Kanons  angebracht  hatte,  bestand  aus  Holz  und  Eiatowerk. 
Mit  diesem  war  man  dem  Geschützrohre  selbe*  so  nahe 

Poggcnd.  Ano.  ErgänziiDgsbd.  IV.   .  35 


546 

gekommen,  dafs  bei  der  Sarstörung  der  im  Flinteolaufe 
befindlichen  Isoltrung  der  elektrische  Funke  seinen  Weg 
nicht  mehr  in  der  von  diesem  nach  dem  Stolleageschosse 
geführten  besonderen  Leitung  nahm,  sondern  es  stets  Vor- 
zog, durch  das  Geschützrohr  selbst  in  diefs  Geschofs  zu 
gehen,  um  von  hier  aus  in  das  nach  der  äufseren  Belegung 
der  Leydener  Flasche  führende  Kettenende    überzusprin- 
gen.   Der  Erfolg  war,  dafs  man  auf  dem  Stollengeschosse 
nicht  eine  zweimalige  Messung  desjenigen  Weges   erhielt, 
den  dasselbe  während  des  Schusses  bis  zur  Schliefsung  der 
elektrischen  Kette  zurücklegte,  soudern  nur  eine  einfache. 
Wie  aber  schon  weiter  oben  bemerkt  worden  ist,  konnte 
man  diese  Erscheinung  für  den  Erfolg  der  Sache  als  ganz 
ohne  Nachtheil" betrachten. 

Hinsichtlich  der  auf  verschiedene  Weise  zum  Versuche 
vorbereiteten  Flintenläufe  ergab  sich,  dafs  diejenigen,  wel- 
che nicht  an  dem  Ende,  welches  von  der  Kugel  gestreift 
werden  sollte,  mit  einer  hinlänglich  starken  Eisenplatte  so 
fest  vernietet  waren,  dats  die  dahinter  befindliche  Isolirung 
dem  Drucke  des  der  Kugel  voraneilenden  Pulvergases  völ- 
lig entzogen  blieb,  jederzeit  eine  zu  frühe  Schliefsung  der 
elektrischen  Kette  zuliefsen.     Insbesondere  war  diefs  der 
Fall,  als  man  den  Versuch  machte,  das  dem  Schusse  zuge- 
kehrte Ende  des  Flintenlaufs  mit  Holz  oder  Gyps  zu  ver- 
schliefsen.     Auch  zeigte  sich  für  die  an  diesem  Ende  zu- 
genieteten  Flintenläufe   eine   Länge   von  5  Zoll  als  unge- 
nügend,  indem   bei   dieser   eine   zu  frühe  Schliefsung  der 
elektrischen  Kette  durch  das  der  Kugel  voraneilende  Pol- 
vergas über  den  Lauf  hinweg  an    dessen    von    der  Ge- 
schützmündung abgewendeten  Ende  noch  bewirkt  werden 
konnte. 

Diejenigen  Versuche  nicht  in  Betracht  genommen,  bei 
denen  wegen  der  vorstehend  angegebenen  Mängel  die  elek- 
trische Kette  offenbar  zu  früh  geschlossen  war,  erhielt  man 
die  nachfolgenden  Ergebnisse. 

(Jeder  Flintenlauf  war  mindesten  10  Zoll  lang  und  auf 
2,1  Zoll  vor  der  Geschützmündung  in  der  Richtung  senk- 


547 

recht  auf  die  Seelenaxe  so  befestigt,  dafs  sein  zugenietetes 
Ende  dem  Streifen  durch  die  Kugel  in  einer  Länge  von 
J  Zoll  preisgegeben  war). 


•i  S  S  k 

21,8697 
19,9048 
20,7619 
20,7143 
21,2697 
20,1905 
21,1905 
20,6667 
20,5714 
20,5660 
20,3810 
20,7619 
20,9524 
20,3333 
20,5714 

-r-cnooi-ixMcSt^wts-ftcoroto 

■1  s  |      t 

■||-J       "3 

39,4417 

40,0000 

do. 

do. 

39,4417 
40,0000 

do. 

do.    ■ 
40,0000 
39,4417 
40,0000 

do. 

do. 

do. 

do. 

i 

I 

1 

1 

1 

■1 

Y" 

J 

< 

s 

a 

3 

g 

•2 

1 

I 

-s||3 

_ 

„ 

„a  «„..., 

SS  St 

548 

Man  erhalt  daher  im  Mittel  als  das  Gewicht  eines  Stol- 
lengeschosses, welches  mit  seiner  hinteren  Fläche  im  Stol- 
lenkanale  einen  Weg  von  4,20  Zoll  zu  durchlaufen  erhal- 
ten mufs,  um  diesen  in  Folge  der  Einwirkung  des  Schusses 
in  demselben  Augenblicke  zu  verlassen,  in  welchem  die 
Kugel  so  eben  aus  der  Geschützmündung  hinaustritt,  und 
den  Flintenlauf  streift: 

für  die  scharfen  Schüsse  zu  2  Pfd.  Pulverladung  in  ge- 
wöhnlichen Kartuschen  20,6627  Loth, 

für  die  scharfen  Schüsse  zu  2  Pfd.  5  Lth.  Pul  Verladung  in 
verlängerten  Kartuschen  20,6293  Loth, 

für  die  scharfen  Schüsse  zu  2  Pfd.  Pulverladung  in  ver- 
längerten Kartuschen  20,6168  Loth, 
oder  im  Mittel  für  alle  drei  Arten  von  Schüssen   ein  Ge- 
wicht von  20,7029  Loth. 

Hierbei  verdient  noch  hervorgehoben  zu  werden,  dafs 
man,  als  nach  den  Ergebnissen  der  vorangegangenen  Tage 
keine  zu  frühe  Schliefsung  der  elektrischen  Kette  mehr  er- 
wartet wurde,  diese  Erscheinung  am  17.  September,  an  wel- 
chem 9  Schüsse  erfolgten,  dennoch  vier  Mal  zu  beobach- 
ten Gelegenheit  erhielt.  Diefs  war  alsbald  so  entschieden 
der  Fall,  dafs  der  Weg,  den  das  Stollengeschofs  bis  zu 
dieser  Schliefsung  zurücklegte,  noch  weit  weniger  als  die 
Hälfte  desjenigen  betrug,  den  es  bei  den  vorstehend  dar- 
gelegten Ergebnisse!)  zurückgelegt  hatte. 

Als  die  Ursache  hiervon  erkannte  man  die  Art,  wie 
die  Glasröhren,  in  denen  sich  das  von  der  inneren  Bele- 
gung der  Leydener  Flasche  herkommende  Ende  der  elek- 
trischen Kette  isolirt  befand,  im  Flintenlaufe  festgelegt 
worden  war. 

Man  hatte  nämlich  diese  Glasröhren,  ehe  man  sie  in 
den  Flintenlauf  brachte,  zunächst  mit  Baumwolle  bewickelt, 
um  ihnen  darin' ein  elastisches  Lager  zu  ertheilen,  hierauf 
jedoch  die  Elasticität  dieses  Lagers  durch  die  Anwendung 
einer  Gypsverkittung  an  demjenigen  Ende  des  Laufe  be- 
seitigt, an  welchem  sie  au»  demselben  hervorstanden.  Hier- 
durch war  an  dieser  Stelle  zwischen  Glasröhre  und  Flia- 


5«9 

tenlauf  eine  starre  Verbindung  entstanden,  in  Folge  deren 
sie  der,  durch  den  Schufs  veranlafsten  Erschütterung  des 
Geschützes  selbst,  an  welches  der  Flintenlauf  seinerseits 
ebenfalls  starr  befestigt  war,  nicht  immer  zu  widerstehen 
vermochte.  Ihr  vorzeitiges  Zerbrechen  würde  sehr  wahr- 
scheinlich nicht  vorgekommen  seyn,  wenn  man  diese  starre 
Verbindung  vermieden  hätte;  jedenfalls  aber  erscheint  es 
in  dieser  Hinsicht  sehr  rathsain,  das  in  die  Glasröhre  zu 
bringende  Kettenende  aus  einem  mit  Guttapercha  oder  ei- 
ner Kautschukröhre  überzogenen  Drahte  bestehen  zu  las- 
sen, welcher  von  diesem  Ueberzuge  dem  zugeschmolzenen 
Ende  der  Glasröhre  gegenüber  befreit  bleibt,  indem  diese, 
wie  man  «ich  noch  nachmals  durch  die  Anwendung  meh- 
rerer blinden  Schüsse  vollständig  überzeugt  hat,  in  Folge 
der  durch  den  Schufs  hervorgebrachten  Erschütterung  des 
Geschützes  nur  an  dem  Ende  des  Flintenlaufs  zerbricht, 
wo  sie  aus  diesem  heraustritt,  an  dem  anderen  Ende  des- 
selben, nämlich  dem,  dem  Schusse  blofsgegebenen  aber 
jederzeit  ganz  unversehrt  bleibt.  Auch  wird,  wenn 
das  vorzeitige  Zerbrechen  der  Glasröhre  auch  nicht  bei 
jedem  Schusse  zu  vermeiden  seyn  sollte,  dasselbe  alsdann 
als 'kein  wesentlicher  Machtheil  zu  betrachten  seyn,  wenn 
es  sich,  wie  im  vorliegenden  Falle,  in  den  erhaltenen  Er- 
gebnissen sofort  in  einer  sehr  entschiedenen  Weise  zu  er- 
kennen giebt. 

Um  auf  reim  theoretischem  Wege  die  Ergebnisse  zu 
bestimmen,  zu  denen  man  so  eben  auf  dem  Wege  der  Er- 
fahrung gelangt  ist,  hatte  man  schon  bei  der  Entwerfung 
der  Grundlagen  für  die  vorliegend  beschriebenen  Versuche 
die  nachfolgenden  Betrachtungen  angestellt,  und  zwar  iu 
der  Absicht,  mit  ihrer  Hülfe  und  des  aus  dem  Stollenka- 
nal gegen  das  davor  aufgestellte  Gewehr  -Recepteurgendel 
auszuführenden  Schiefsens,  diejenigen  Wege  und  Geschwin- 
digkeiten wenigstens  annähernd  richtig  berechnen  zu  kön- 
nen, welche  von  der  Pulverladung  während  der  verschie- 
denen Zeittheile  ihrer  Wirksamkeit   der  von  ihr  fortge- 


5§0 

triebenen  Kugel  innerhalb  des  Geschüttrohrs  ertheilt  wor- 
den sind. 

Es  sey: 
der  Durchmesser  der  Kugel  =  D, 
der  Durchmesser  des  in  den  Stollenkanal  kommenden  Cjr- 

Iinders  des  Stollengeschosses  =  d, 
das  Gewicht  der  Kugel  =  p, 
das  Gewicht  des  Kugelspiegels  =  qy 

das  Gewicht  der  Pulverladung  mit  Einschlufs  des  Kartusch- 
beutels =  u, 
das  Gewicht  des  Stollengeschosses  =  z, 
der  Weg  der  Kugel  innerhalb  des  Geschützrohrs  =  L, 
die  von  ihr  darin  erlangte  Geschwindigkeit  =  V, 
der  Weg  des  Stollengeschosses  innerhalb  des  Stollenka- 
nals =  /,  und 
die  ihm  darin  ertheilte  Geschwindigkeit  =  ©'. 

Von  der  Stelle  aus,  wo  der  Stollenkanal  in  die  Seele 
des  Geschützrohrs  mündet,  werden  sowohl  in  jenem,  als 
in  dieser  durch  die  Pulverkraft  verschiedene  Massen  in 
Bewegung  gesetzt.     Diese  sind: 

im  Stollenkanal 
das  demselben  angehörige  Geschofs  vom  Gewicht  =  5  und 
äufserdem  eine  so  geringe  Menge  Pulvergas,  dafs  man  das- 
selbe, seinem  Gewichte  nach,  als   unerheblich  aufser  Acht 
zu  lassen  berechtigt  sejn  dürfte. 

Dagegen  werden  in  der  Seele  des  Geschützrohrs  nach 
dessen  Mündung  hin  getrieben: 

die  Kugel  und  der  Kugelspiegel  mit  einer  beiden  ge- 
meinschaftlichen Geschwindigkeit,  so  wie  die  gesainmte 
Pulverladung,  diese  aber  nur  mit  einer  Geschwindigkeit, 
welche  etwa  die  Hälfte  der  vorigen  betragen  mag. 
Stellt  man  sich  nämlich  die  Masse  der  sich. in  Gas  etc. 
auflösenden  Pulverladung  stets  in  ihrem  Schwerpunkte  ver- 
einigt vor,  so  kann  man  annehmen,  dafs  sich  dieser  min- 
destens nahehin  stets  In  dem  Mittelpunkte  desjenigen  Theils 
der  Seele   befinden  werde,   welcher  einerseits  von   deren 
Boden  und  andererseits  von  der  in  Bewegung  begriffenen 


j>51 

Kugel  begränzt  wird,  und  es  ist  klar,  dafs  sich  dieser  Mit- 
telpunkt mit  der  Hälfte  der  Geschwindigkeit  der  Kugel 
fortschreitend  bewegt. 

Berechnet  man  jetzt  für  die  im  Stollenkauale  und  Ge- 
schützrohre selbst  fortgetriebenen  Massen  die  Momente  der 
Bewegung,  so  erhöh  man  das  sieb  auf  jene  beziehende 
=  *.«>',  und  das  der  Massen  in  der  Seele  des  Gescbtitz> 

rohrs  =  (p  +  q)r+u.£  =  (p  +  q+%)  F. 

Ferner  ergiebt  sich  die  Gröfse  der  Fläche,  in  welcher 
das  Stollengeschofs  von  der  Pulverkraft  angegriffen  wird, 

d* 

=  -r-ft,  und  die  Gröfse  der  Fläche,  in  welcher  die  Kugel 

in  der  Richtung  parallel  mit  der  Axe  der  Seele  den  Angriff 

der  Pulverkraft  zu  erleiden  hat,  =  -r-  n.  Auch  kann  diese 

Fläche  derjenigen  als  gleich  angenommen  werden,  gegen 
welche  man  die  in  der  Seele  des  Geschützrohrs  an  der 
Stelle,  wo  der  Stollenkanal  in  diese  mündet,  thätige  Pul- 
verkraft wirksam  zu  denken  hat,  um  den  Kugelspiegel  und 
die.  dahinter  befindliche  Pulvermasse  in  der  Richtung  der 
Axe  der  Seele  fortzutreiben,  indem  es  um  so  weniger  loh- 
nend erscheint,  in  der  Gröfse  dieser  Flächen  einen  Unter- 
schied zu  machen,  als  die  Kugel  bei  weitem  den  gröfsten 
Theil  der  hier  in  Betracht  kommenden  Massen  bildet  und 
man  die  Geschwindigkeit  des  durch  den  Spielraum  ent- 
weichenden Pulvergases  aufser  Rechnung  zu  lassen  genö- 
thigt  ist. 

Diesen  Festsetzungen  gemäfs  erhält  man  das  in  jedem 
Augenblicke  der  Dauer  des  Schusses  durch  die  in  der  Nähe 
des  Stollenkanals  im  Geschützrohr  thätige  Pulverkraft  ge- 
gen die  Flächeneinheit  bereits  erzeugte  Moment  der  Be- 
wegung: 

1)  im   Stollenkanal  in    der  Richtung    von    dessen   Axe 
.   —  ^ — >  und 


55%, 
2)  in  der  Seele  des  Geschützrohre  in  der  Richtung  ihrer 


Axe  = 


Ia  beiden  Richtungen  aber  arafs  die  gegen  die  Fla- 
chenemheit  erzeugte  Wirkung  dieselbe  Grobe  erhaben; 
daher  wird: 

Si— = ßi und 

T*  •  ft  —r—m  n 

4  4 


s  =  (p  +  ?  +  T)_._. 


Wird  in  dieser  Formel  V  ss  t>'  gesetzt,  so  liefert  die- 
selbe dasjenige  Gewicht  *  des  Stollengeschosses,  bei  welchem 
dasselbe,  so  lange  es  den  Stollenkanal  noch  nicht  verlas- 
sen hat,  in  jedem  beliebigen  Augenblicke  eine  eben  so 
grofse  Geschwindigkeit  empfangen  hat,  als  die  im  Geschütz- 
rohre fortgetriebene  Kugel  selbst.  Man  hat  also  in  die- 
sem Falle: 

•  a  (, .,- f  +  i)  £. 

Bei  den  ausgeführten  Versuchen  ergiebt  sich  aber  der 
hier  bestimmte  Werth  von  z: 
für  die  scharfen  Schüsse  zu  2  Pfund  Ladung  in  gewöhn- 
lichen und  verlängerten  Kartuschen: 

%  =  (330,875)  |g~  =  1,58503  Loth, 

für  die  scharfen  Schüsse  zu  2  Pfund  5  Loth  Ladung  in 
verlängerten  Kartuschen: 

z  ss  (233,375)  Jg£  ss  1,60221  Loth,  und 

für* die  scharfen  Schüsse  zu  1|  Pfund  Ladung  in  gewöhn- 
lichen Kartuschen: 

z  ss  (228,750)  g£  =  1,55671  I<oth. 


**3 

Ueberdiefs  sind  diese  Gewichte  diejenigen,  bei  deren 
Anwendung  für  das  Stollengeschofs  dasselbe  im  Stollen- 
kanale  in  gleichen  Zeiten  eben  so  grofse  Wege  zurücklegt, 
als  die  Kugel  in  der  Seele  des  Geschützrohrs.  Werden 
daher  dieselben  bei  jeder  Art  von  Schlissen  in  der  17.  und 
18.  Yerticalspalte  der  beigefügten  Tabelle  an  die  Stelle 
des  dort  gebrauchten  Werths  von  1,31614  Loth  gesetzt,  so 
müssen  sich  in  diesen  Spalten,  wenn  die  so  eben  ausein- 
andergesetzte Theorie  sich  bewährt,  die  der  Kugel  im  Ge- 
schützrohr während  des  Schusses  wirklich  angehörigen  Ge- 
schwindigkeiten und  Wege  ergeben. 

Wird  jetzt  beabsichtigt,  das  Stollengeschofs  vom  Ge- 
wicht s  =;  (p  «+•  q  «+-  i)  |3i  welches  mit  der  im  Geschütz- 
rohre fortgetriebenen  Kugel  während  des  Schusses  seiner- 
seits im  Stollenkanale  gleiche  Geschwindigkeiten  erlangt 
und  gleiche  Wege  zurücklegt,  durch  ein  anderes  vom  Ge- 
wicht s'  zu  ersetzen,  welches  anstatt  des  von  jenem  zu 
durchlaufenden  Weges  =  L  den  Weg  /  durchlaufen  soll, 
so  ist  schon  in*  den  zur  beigefügten  Tabelle  gegebenen 
Erläuterungen  auseinandergesetzt  worden,  dafs  sich  alsdann 
verhalten  mufs: 

3:*'  =  l:L, 
so  dafs  sich  ergiebt: 


x.L 


Wird  in.  dieser  Formel  L  =  der  Länge  des  von  der 
Kugel  im  Geschützrohr  bis  an  dessen  Mündung  zurückzu- 
legenden Weges,  und  t  =  der  Länge  des  dem  Stollenge- 
schösse  vom  Gewicht  *'  im  StolbnkanaJe  angewiesenen 
Weges,  so  .ersieht  man,  daCs  der  so  eben  für  *'  erhaltene 
Werth  das  Gewicht  desjenigen  StoUengeschosses  liefern 
mufs,  bei  dem  dasselbe  seinerseits  den  Stollenkanal  in  dem- 
selben Augenblick  verläfst,  in  dem  die  Kugel  aus  der  Ge- 
aehützinündung  geht.  Dieser  Werth  ergiebt  sich  aber  bei 
den  ausgeführten  Versuchen: 


1 


554 

für  die  scharfen  Schüsse  zu  2  Pfand  Ladung  in  gewöhn- 
lichen Kartuschen  =  1,58503 .  ^*  =  20,029  Lotb, 
für  die  scharfen  Schüsse  zu  2  Pfund  5  Loth  Ladung  in 

verlängert»!  Kartuschen  =  1,60221  .^J-  =   19,657 

Loth, 

für  die  scharfen  Schüsse  zu  2  Pfund  Ladung  in  verlän- 
gerten Kartuschen  =  1,58503  .  ^^  s  19,617  Loth, 

für  die  scharfen  Schösse  zu  1|  Pfund  Ladung  in  gewöhn- 
lichen Kartuschen  =  1,55671  .  ~^jp  =  19,816  Loth. 

Die  hier  erhaltenen  Gröfsen  weichen  so  unerheblich 
von  einander  ab,  dafs  es  jedenfalls  höchst  schwierig  er- 
scheinen mufe,  die  desfallsigen  Unterschiede  auf  dem  Wege 
des  Versuchs  festzustellen;  nimmt  man  aus  ihnen  für  die 
drei  ersten  Arten  von  Schüssen  das  Mittel,  so  erhält  man 
als  solches: 

»das  Gewicht  von  19,768  Loth.« 

Das  weiter  oben  auf  dem  Wege  des  Versuchs  be- 
stimmte desfalisige  Mittel  betrug  aber: 

20,7029  Loth. 

Der  geringe  Unterschied  zwischen  jenem  und  diesem 
Ergebnisse  erscheint  um  so  überraschender,  einerseits,  weil 
gerade  die  zuletzt  dargelegte  Theorie  es  ist,  welche  auf 
dem  Wege  der  Erfahrung  ihrer  Berichtigung  oder  Bestä- 
tigung bedarf,  und  andererseits  weil  es  noch  nicht  erlaubt 
seyn  kann,  den  für  diesen  Zweck  bis  jetzt  gewonnenen 
Erfahrungen  jenes  Maafs  von  Zuverlässigkeit  beizulegen, 
das  man  ihnen  in  der  Folge  zu  geben,  nach  den  bis  zum 
gegenwärtigen  Augenblicke  erhaltenen  Ergebnissen,  eine 
begründete  Hoffnung  hegen  darf,  und  endlich  auch  kleine 
Messungsfehler  auf  das  theoretisch  bestimmte  Mittel  Ein- 
flufs  gehabt  haben  können. 

Die  Bestimmung  der  Geschwindigkeit,  mit  welcher  die 
Kugel  die  Geschützmündung  wirklich  verläfct,  kann  jetzt 
in  nachstehender  Weise  erfolgen: 


555 

« 

Ist  »'  das  so  eben  erhaltene  Gewicht  desjenigen  Stol- 
lengeschosses,  welches  den  Stollenkaual  auf  dem  Wege  I 
in  demselben  Augenblicke  durchlaufen  hat,  in  dem  die  Ku- 
gel auf  dem  Wege  L  aus  der  Geschützmündung  gelangt 
ist,  so  ermittele  man  mit  Hülfe  des  vor  dem  Stollenkanäle 
aufgestellten  ballistischen  Pendels  die  Geschwindigkeit  v\ 
mit  der  es  aus  diesem  Kanal  getrieben  worden  ist,  wäh- 
rend man  l  und  L  durch  unmittelbare  Messung  erhält. 
Auch  sey  V1  zu  der  von  der  Kugel  an  der  Geschützmün- 
dung erlangten  Geschwindigkeit  geworden,  und  es  wird 
alsdann: 

Z.  —  Jl 

v'    ~     l  ' 

V  —  -J-.V. 

Endlich  ist  zu  ersehen,  dafs  man  L  jeden  beliebigen 
Weg  bedeuten  lassen  kann,  den  die  Kugel  innerhalb  des 
Geschützrohrs  zurückgelegt  hat,  und  dafs  alsdann  die  Be- 
stimmung der  Geschwindigkeit,  welche  ihr  nach  Durchlau- 
fung; desselben  mitgetheilt  ist,  genau  in  der  so  eben  dar- 
gelegten Art  vor  sich  geht.  Doch  würde  man  in  diesem 
Falle,  wenn  man  sich  nicht  begnügen  will,  das  Gewicht  % 
des  hierbei  in  Betracht  kommenden  Stollengeschosses  theo- 
retisch zu  berechnen  und  nötigenfalls  nach  den  vor  der 
Geschützmündung  unter  Anwendung  der  elektrischen  Kette 
gemachten  Erfahrungen  zu  berichtigen,  das  Geschützrohr 
an  der  betroffenen  Stelle  seitswärts  durchbohren  müssen, 
um  hier  die  eben  gedachte  Kette  in  ganz  ähnlicher  Weise 
in  Thätigkeit  setzen  zu  können,  wie  diefs  für  den  Punkt 
vor  der  Geschützmündung  beschrieben  worden  ist. 

Die  vorliegend  mitgetheilten  Versuche  dürften  die  er- 
sten seyn,  durch  welche  dargethan  wird,  dafs  es  möglich 
&ey,  die  bei  dem  Gebrauche  eines  Geschützrohrs  innerhalb 
desselben  von  der  Pulverladung  ausgeübten  Wirkungen, 
sowohl  ihrer  Gröfse,  als  ihren  Gesetzen  nach,  tbatsächlich 


556 

zu  messen.  Auch  wird  man  um  so  weniger  daran  den- 
ken  dürfen,  dieselben  rohen  zu  lassen,  als  die  tief  in  das 
innere  Wesen  der  Waffe  eingreifenden  Fragen,  durch 
welche  dieselben  hervorgerufen  worden  sind,  noch  ihrer  Lö- 
sung harren,  und  es  zur  Zeit  noch  keine  anderen  Wege 
giebt,  diese  Lösung  herbeizuführen. 
Berlin,  den  21.  September  1853. 

Nachtrag. 

Während  der  vorliegende  Aufsatz  gedruckt  wurde,  ist 
der  in  demselben  angedeutete  Versuch:  »das  bereits  be- 
nutzte Kanonrohr  mit  einem  zweiten,  dem  darin  schon  vor- 
handen gewesenen  genau  gleichen  und  genau  gegenüberlie- 
genden, Stollenkanale  zu  versehen  und  aus  jedem  ein, 
auf  12  Fufs  10  Zoll  davor  aufgestelltes  ballistisches  Pen- 
del mit  einem  und  demselben  Schusse  anzuschiefsen, «  wirk- 
lich zur  Ausführung  gekommen.  Das  eine  dieser  Pendel 
war  6  Fufs  lang  und  96f  Pfd.  schwer,  während  das  andere 
eine  Länge  von  9  Fufs  und  ein  Gewicht  von  172J  Pfund 
besafe.  Die  dem  Schusse  ausgesetzte  Füllung  des  Recep- 
teurs  bestand  bei  jedem  von  ihnen  auf  eine  Tiefe  von  3 
Zoll  aus  einer  Mischung  von  Talg  und  Wachs,  und  dar- 
unter aus  Holzscheiben.  Auch  war  bei  den  Schüssen  mit 
Stoilengeschossen  ohne  Kopf,  und  zwar  nur  bei  diesen, 
über  der  eben  gedachten  Mischung  noch  eine  Holzplatte 
befestigt  worden. 

Der  Zweck  dieses  Versuchs  war  zunächst  nur,  die  Ver- 
gleichung  der  Angaben  beider  Pendel  für  dieselben  Schüsse 
und  einander  möglichst  gleiche  Stollengeschosse,  eine  Ver- 
gleichung,  die  dadurch  eine  erhöhte  Wichtigkeit  gewann, 
weil  die  erforderliche  Uebereinstimmung  dieser  Angaben, 
wegen  der  angeführten  sehr  verschiedenen  Eigentümlich- 
keit der  in  Thätigkeit  gesetzten  Pendel,  höchst  wahrschein- 
lich nur  nach  Maafsgabe  der  absoluten  Richtigkeit  der  er- 
haltenen Ergebnisse  zum  Vorschein  kommen  konnte. 

Es  zeigte  sich  zunächst  das  9  Fufs  lauge  Pendel  der 
Eiuwirkung  der  blofeen  Explosion  des  Schusses  erheblich 


557 

mehr  ausgesetzt,  als  das  6  Fufs  lange.  Man  machte  hier- 
auf vor  der  in  der  I*endelbaracke  befindlichen  Oeffhung, 
durch  welche  das  Stollengeschofs  seinen  Weg  zum  Recep- 
teur  nehmen  mufs,  einen  nach  allen  Seiten  geschlossenen 
Vorbau,  welcher  seinerseits  dem  Stollenkanale  gegenüber 
eine  möglichst  kleine  Oeffhung,  und  an  der  der  Geschütz- 
mündung  abgewendeten  Seite  eine  grofse  Thüre  erhielt. 
Diese  sowohl,  als  die  vom  Stollengeschosse  nach  dem  Re- 
cepteur  hin  zu  durchlaufenden  beiden  Oeffnungen  blieben 
während  des  Schusses  ungeschlossen  und  war  in  dieser  Art 
die  Einwirkung  seiner  Explosion  gegen  das  Pendel  auch 
in  Bezug  auf  das  9  Fufs  lange  in  erwünschtem  Maafse 
beseitigt  worden. 

Es  zeigte  sich  fetner,  dafs  der  Widerstand,  den  der 
Schieber  des  Gradbogens  der  Bewegung  des  Pendels  ent- 
gegensetzt, ein  keinesweges  ganz  unerheblicher  ist.  Man 
setzte  deshalb  bei  jedem  Schusse  den  hiervon  betroffenen 
Gradbogen  ganz  aufser  Thätigkeit,  während  man  das  vom 
Stollengeschosse  getroffene  Pendel,  mittelst  einer  nach 
abwärts  zeigenden  feinen  Spitze,  in  der  Talgfüllung  des 
andern  Gradbogens  eine;  nur  etwa  0,01  Zoll  tiefe  mit  Be- 
stimmtheit erkennbare,  Rinne  reifsen  liefs. 

In  dieser  Art  wurde  der  Versuch  in  einem  sehr  ausge- 
dehnten Maafsstabe  durchgeführt,  nämlich:  mit  scharfen 
Schüssen  zu  2  Pfd.  Pulverladung  in  gewöhnlichen  und  ver- 
längerten Kartuschen  und  zu  2  Pfd.  5  Loth  in  verlänger- 
ten, unter  Anwendung  der  Stollengeschosse  mit  Kopf:  »von 
6,  12  und  20  Loth,«  und  der  ohne  Kopf:  »von  3  Loth  und 
•|  Loth, «  in  der  hier  aufgeführten  Reihenfolge. 

Diese  Versuche  gingen  sehr  leicht  und  in  höchst  er- 
freulicher Weise  von  Statten,  indem  man  für  sämmtliche 
Stollengeschofsarten  Ergebnisse  erhielt,  die  ebensowohl  in 
den  Angaben  beider  Pendel  eine  ganz  befriedigende  Ueber- 
einstimmung,  als  auch  für  die  vorliegend  vor  Augen  ge- 
legten Ergebnisse  merkwürdiger  Weise  ein  noch  höheres 
Maafs  von  Zuverlässigkeit,  selbst  für  die  Stollengeschosse 
mit  Kopf,  erkennen  lassen,  als  man  ihnen  beizulegen  ge- 


558 

neigt  gewesen  ist  Ganz  sachgemäß  ist  jedoch  bei  allen 
drei  Arten  von  Schössen ,  wegen  der  besonders  an  der 
Stelle  des  sogenannten*  Kugellagers  in  Folge  sehr  vieler 
Schüsse  entstandenen  Erweiterung  der  Seele  des  benutz- 
ten Geschützrohrs  (bis  zu  0,05  Zoll),  in  der  Wirkung  der 
flöthigen  Stollengeschosse  eine  verhältnifamäfsig  sehr  merk- 
liche Verminderung  eingetreten.  Auch  bleibt  schliefslich 
noch  die  gleichzeitige  Anwendung  zweier  Pendel  von  noch 
zulässig  sehr  verschiedener  Eigentümlichkeit  nicht  allein 
für  die  Güte  der  auszuführenden  Versuche  selbst,  sondern 
auch  noch  in  sofern  für  die  Theorie  der  ballistischen  Pen- 
del überhaupt  als  ein  höchst  entschiedener  Fortschritt  zu 
bezeichnen,  als  man  von  diesen  immer  nur  vergleichsweise 
richtige  Ergebnisse  zu  erwarten  geneigt  gewesen  ist,  und 
über  jeden  begangenen  Fehler  oder  jede  auf  die  Ergeb- 
nisse einwirkende  Zufälligkeit  sofort  einen  erwünschten 
Aufscblufs  erhält. 

Berlin,  den  21.  November  1853. 

(Hierzu  die  nebenstehende  Tabelle. ) 


Zu  Seite  558. 


eines  im  Jahre  ^r  bei  Anwendung  gewöhnlicher  und 


"erhraft  (Gasspan 
Der  Cjl  Seele  hinter  der 
traf  t  gedachten  Zeit 
Pend 


Quadrat- 
Zoll 


Atmo- 
sphären 


Zeit,  in 
welcher  die 
Pniverkraft 
den  Cylin- 

der  aus 
dem  Stol- 
lenkanal ge- 
trieben hat 

t+(T-t) 


Sekunden 


Hatte  die  gegen  den  Cy- 
linder  thätig  gewesene 
Pulverkraft  in  jedem  Au- 
genblick ihrer  Wirksam- 
keit mit  genau  derselben 
Anzahl  von  Atmosphä- 
ren, wie  diefs  gegen  den 
Gelinder  geschehen  ist, 
gegen  eine  Kugel  von 
3,50"  Durchmesser  und 
6  Pfd.  Gewicht  einge- 
wirkt, so  wurde  diese 
in  der  Zeit  T  erlangt 
haben 


die  Ge- 
schwin- 
digkeit ss 

p 


V. 


1,31814 

Fufs 


auf  dem 


l. 


15 


16 


17 


1,31814 

Zoll 


18 


0,75995 

1,46271 
1,09355 
1,471875 
1,10050 

1,48012 

1,48012 


2,19169 
2,94225 

4,52372 


4,20 

3,14 
4,20 
3,14 
4,20 

4,20 

4,20 


4,20 
4,20 

4,20 


19,3115 

19,492 

23,7854 

24,006 

24,628 

24,856 

29,979 

29,979 


34,4695 
41,190 
41,573 
49,839 


1,0      737,70  0,00085293| 

langer  Kartuschen*). 

?,6  |  868,50   0,00102072| 

langer  Kartuschen. 

3,0  (1030,86  1 0,00 102086J 

artuschen. 

5,9  (1231,12  [0900117734| 


473,17 


2,4214 


fc 


,1  (1092,08  |0,00117234| 

en  die  nachfolgend  angegebenen 
rötlich  ungeandert  bleiben. 


582.78  |    3,4845 
603,43   |    3,5062 

727.79  |    4,7161 

727,79    |    4,7161 
Zeiten  sSmmtlich  um 


>,3 

1,3 
>,6 


600,22 

1062,1 
705,11 


0,001413861    836,80 


0,00162977 
0,00200822 


1009,30 
1209,9 


6,9834 

9,3747 
14,414 


y)  Im  Allgemeinen  &h  ,en  erhalten  bat. 

*)  Die  Mitnahme  imda  die  hierdurch  bewirkte  Störung  des  Gesetzes,  nach 
welchem  die  Pul ve  ist  um  so  erheblicher  ausgefallen,  da  der  Unterschied 
der  Gewichte  in  d  12  — 1,10050=  0,37962  Loth)  bereits  sehr  klein  ist. 
In  dieser  Hinsicht  en  Unterschiede  angenommen  werden,  dafs  aber  auch, 
wenn  diefs  in  eine  u  bestimmenden  Ergebnisse  alsdann  um  so  schädlicher 
wird,  so  dafs  man  l$wndcn  Mittelweges  die  gebührende,  nicht  schwer  zu 
erfüllende,  Bück  sie) 


er 

t 


len 


Mittlere  Gräfte  der  Pmherkraft  (Gasspan. 

nung)  in  dem  Raame  der  Seele  hinter  der 

Kugel  wihrend  der  eben  gedachten  Zeit 


gegen  den 

Cylinder 

selbst 

(V-t>)P 


(T- 031,2648 


Pfund 


auf  den 
Quadrat  - 

Zoll  =s 
k 


C?)-3' 


14159 


Pfund 


m  Atmo- 
sphären, 
Jede  tu 
15  Pfd. 
auf 
den 
Quadrat* 
Zoll 

Atmo- 
sphären 


Zeit)  in 
welcher  die 
Pulverkraft 
den  Cylin- 
der aus 
dem  Stol- 
kanal ge- 
trieben hat 

#+(T-r) 

=  r 


Sekunden 


Hatte  die  fegen  ^cn  fy 
linder  thatig  gewesene 
Pulverkraft  in  jedem  An* 
genblick  ihrer Wirksam- 
keit mit  genau  derselbe! 
Anzahl  tou  Atmospai- 
ren,  wie  diefs  gegen  da 
Cylinder  geschehen  ist, 
gegen  eine  Kugel  ▼« 
3,50"  Durchmesser  usi 
6  PÖ.  Gewicht  einge- 
wirkt, so  wurde  diät 
in  der  Zeit  T  erlangt 
haben 


die  Ge- 
schwin- 
digkeit = 

v.    p 


1,31814 

Fufs 


auf  den 


X  . 


1,31811 
Zoll 


13 


14 


15 


16 


17 


18 


m  2  PftiBd  Pilverladung. 


385 

391,44 

699 

443,90 

214 

268,84 

296 

180,27 

490 

69,425 

319 

83,089 

922 

48,370 

5924,4 
6720,4 
4070,1 
2729,3 
1051,0 
1257,9 
732,3 


394,96 

448,03 

271,34 

181,95 

70,07 

83,86 

48,82 


0,00115385 
0,00160084 
0,00229298 
0,00364594 
0,00534084 
0,00719403 
0,00901325 


342,79 
493,38 
634,60 
819,72 
909,04 
1025,9 
1093,6 


2,373t 
4,6157 
9,3001 
21,106 
38,687 
60,201 
83,325 


55» 

II.     Erläuterung    einer   graphischen    Methode    zur 
gleichzeitigen  Darstellung  der  Wittei ungs  er  scheinun- 
gen an  vielen  Orten,  und  Aufforderung  der  Beob- 
achter das  Sammeln  der  Beobachtungen  an  vielen 
Orten  zu  erleichtern;  vom  Prof.  Buijs-Ballot 

in  Utrecht. 


V  ielleicht  wundert  es  Diesen  oder  Jenen,  dafs  gerade 
von  mir  eine  graphische  Methode  angekündigt  wird,  da  ich 
doch  immer  die  Zahlen  selbst  über  ihre  bildliche  Darstel- 
lung gepriesen  habe.  Man  wird  aber  zugeben,  dafs  ich 
der  gewöhnlichen  graphischen  Methode  ihre  Ehre  gelassen 
habe;  durch  sie  kann  man  einem  Jeden  übersichtlich  ma- 
chen, was  sonst  nur  dem  Meteorologen  vom  Fach  deutlich 
wird;  und  schon  darum  verdient  sie  überall  gebraucht  zu 
werden,  wo  man  popularisiren  will,  und  die  grofsen  Un- 
kosten nicht  scheut.  Aber  ich  habe  ihr  noch  mehr  Ehfe 
zugestanden,  mehr  als  Jemand  immer  explicite  zu  ihren 
Gunsten  gesagt  hat.  »Sie  sey  darum,  so  heifst  es,  in  den 
Fortschritten  der  Physik  von  hohem  Werthe  und  beliebt 
geworden,  da  man  unbewufst  in  der  bildlichen  Darstellung 
etwas  angedeutet  hat,  was  in  den  ursprünglichen  Zahlen 
nicht  so  sichtbar  vorhanden  ist:  die  Abweichungen.«  Ich 
glaube  in  dieser  Abhandlung  am  besten  die  neue  Methode 
erläutern  und  zum  allgemeinen  Gebrauch  empfehlen  zu 
können,  wenn  ich  zeige: 

I,     Wie  man  historisch  und  rationell  zu  der  neuen  Me- 
thode gelangt  ist. 
II.     Worin  sie  eigentlich  sich    von  den  älteren  unter- 
scheidet, in  einem  Beispiele  verdeutlicht. 

III.  Dafs  es  wünschenswerth  und  möglich  sey,  sie  auf  die 
ganze  Erde  auszubreiten. 

IV.  Welche  Fehler  noch  an  der  Veröffentlichungsweise 
der  meteorologischen  Beobachtungen  zu  entfernen 
sind,  um  dazu  leicht  gelangen  zu  können. 

V.     Wie  diese  Fehler  zu  beseitigen  seyen. 


S60 

I.  Bei  der  bisher  gebräuchlichen  graphischen  Methode 
zieht  man  schon  in  Gedanken  die  geraden  oder  weniger 
gekrümmten  Linien,  welche  den  mittleren  Zustand,  sey  er 
nun  der  Temperatur  oder  des  Luftdrucks  oder  einer  an* 
deren  Erscheinung,  vorstellen.  Ist  diese  Zeichnung;  nur 
auch  im  Gedanken  gemacht,  so  trete»  doch  die  Theile  der 
graphischen  Linien,  welche  darüber  sich  erheben,  als  posi- 
tive, die  anderen,  welche  darunter  bleiben,  als  negativ« 
Abweichungen,  sogleich  vor  den  Geist,  nicht  allein  in  Rich- 
tung, sondern  auch  einigermaßen  in  Gröfse.  Hat  man 
nun,  wie  beim  Erdmagnetismus  zuerst  und  am  besten  ge- 
schehe«, die  graphischen  Resultate  von  verschiedenen  Or- 
ten auf  einem  Blatte  vor  sich,  so  siebt  man  auch,  wie  die 
Abweichungen  von  einem  nach  dem  anderen  Orte  fortge- 
rückt sind. 

Wenn  nun  aber  auch  hierdurch  die  graphische  Dar* 
Stellung  vor  den  ursprünglichen  Zahlen  etwas  voraus  hat, 
so  steht  sie  doch  auf  der  anderen  Seite  gegen  meine  Me- 
thode, die  Abweichungen  in  Zahlen  zu  geben,  und  deren 
Sinn  durch  die  Zeichen  •+•  und  —  zu  unterscheiden,  weit 
zurück.    Denn  diese  hat  erstens  den  Vorzug  der  weit  ge- 
ringeren Kostspieligkeit,  und  zweitens  der  der  grftfeeren, 
beinahe  vollkommenen  und  nach  einigen  Jahren  ganz  ab- 
soluten Genauigkeit     Da  nämlich  die  mittleren  Werthe 
eines  jeden  Instruments,  für  jetzt  schon  des  Thermometers 
und  Barometers,  für  einen  jeden  Ort  ziemlich  gut  bekannt, 
und  von   mir  in   einer  Normaltabelle   für  jeden  Tag  des 
Jahres  nebeneinander  gestellt  sind,  so   bat  man  diese  nur 
von  dem  beobachteten  Werthe  eines  jeden  bestimmten  Ta- 
ge* abzuziehen.     Mit  dem  Verlaufe  der  Jahre  wird  eben 
durch  diese  Abweichungen  unsere  Kenntnifs  genauer,  und 
so  kann  man  die  vorigen  Differenzen  berichtigen,  die  fol- 
genden mit  einem  Male  genau  hinsetzen. 

Nicht  leicht  werden  für  einen  Tag  die  Unsicherheiten 
der  Temperatur  über  einen  halben  Grad  C,  und  die  des 
Barometerstandes  über  ein  halbes  Millimeter  gehen.  Gin- 
gen sie  aber  auch  über  einen  ganzen,  Grad  C.  und  über 

ein 


561 

ein  ganzes  Millimeter,  so  würde  sich  doch  das  Zeichen  der 
Abweichungen  noch  sehr  selten  dadurch  ändern  und  also 
der  Eindruck,  den  der  Anblick  der  Abweichungen  gewährt, 
derselbe  bleiben,  wie  man  sich  davon  aus  dem  Ueberblicke 
meiner  Meteorologischen  Beobachtungen  in  deri  Niederlan- 
den, 1852,  überzeugen  kann.  Es  ist  auch  zu  bedenken,  dafs 
die  Abweichungen  durch  eine  schlechte  Aufstellung  der  In- 
strumente nicht  unsicherer  werden,  wenn  nur  die  mittleren 
Werthe  mit  denselben  Instrumenten  in  der  nämlichen  Stel- 
lung bestimmt  sind,  oder  das  neue  Instrument  in  Bezug 
auf  das  alte  und  dessen  Aufstellung  bekannt  ist. 

Wenn  ich  so  die  Methode  der  Abweichungen  verthei- 
dige  und  rühme,  so  will  ich  doch  nicht  sie  allein  preisen 
und  andere  geringschätzen;  nur  mufs  ich  aufs  Bestimmteste 
darauf  dringen,  dafs  man  Alles  mittheile,  was  man  selbst 
oder  ein  Anderer  brauchen  würde,  um  sie  berechnen  zu 
können:  die  mittleren  Werthe  von  früheren  Jähren  für  je- 
den Tag  des  Jahres  und  die  ursprünglichen  Beobachtungen 
der  vergangenen  Jahre  9  besser  noch  des  eben  verflossenen 
Monats. 

Nie  sollte  man  vergessen,  dafs  man  aus  diesen  Wer- 
then  Alles  andere,  was  man.  zu  wissen  wünscht,  berechnen 
kann,  aber  nie  das  Geringste  von  diesem  aus  mittlerem 
Werthe  von  gröfseren  Perioden. 

Die  Lehre  der  atmosphärischen  Erscheinungen  umfafst 
zwei  besondere  Theile:  die  Klimatologie  und  die  Meteoro- 
logie im  engeren  Sinne.  Für  die  Klimatologie  ist  die  Kennt- 
nifs  der  Abweichungen  nicht  nöthig;  für  die  Meteorologie 
kann  man  ihrer  nicht  entbehren. 

Die  Klimatologie  umfafst  die  Lehre,  wie  an  einem  ge- 
gebenen Orte  alle  atmosphärischen  Zustände  im  Laufe  des 
Jahres  und  des  Tages  durchschnittlich  sich  ändern;  auch 
die  Lehre,  wie  die  Orte  von  gleichem  Klima  und  specia- 
ler von  gleichem  Gange  dieses  oder  jenes  Instrumentes 
über  die  Erde  verbreitet  sind.  Zu  ihrer  Kenntnifs  ver- 
nachlässigt man  die  Abweichungen,  es  müfste  denn  seyn, 
dafs  man  die  Orte  zu  verbinden  suchte,   wo  gleiche  Ab- 

PoggendorfPs  Ann.  Erganzungsbd.  IV.  36 


562 

weichungen  vorkommen;   wie   dieses  Hr.  Dovc   in   seinen 
Isanomalen  gethan  hat. 

Die  Meteorologie  besteht  aas  drei  Theilen:  sie  hat  er- 
stens den  Zusammenhang  der  verschiedenen  Zustände  zu 
erklären;  hat  zweitens  zu  begründen,  warum  die  klimati- 
schen Verhältnisse  so  und  nicht  anders  sind,  d.  h.  wie  die  Zu- 
stände an  einem  bestimmten  Orte  in  der  Zeit  aufeinander, 
folget);  drittens  aber  ist  ihre  höchste  Aufgabe  zu  erörtern, 
wie  ein  bestimmter  Zustand  im  Räume  fortschreite,  d.  h. 
wie  aus  einer  bestimmten  Vertheilung  der  Witterung  ober 
der  Erdoberfläche  eine  andere  Vertheilung  hervorgehe. 

Diefs  ist  die  schwierigste  Aufgabe:  noch  wird  keiner 
sich  schmeicheln,  dafs  er  sie  lösen  könne,  aber  es  ist  pflicht- 
und  Daturgemäfs  die  Möglichkeit  davon  zu  behaupten ;  man 
mufs  die  Lösung  vorbereiten,  und  zu  dieser  Vorbereitung 
ist  die  Berechnung  und  Zusammenstellung  der  Abweichun- 
gen nothwendig.  Auch  hat  man  zu  erwägen,  dafs  die  Ab- 
weichungen gröfseres  Interesse  einflöfsen  als  die  absoluten 
Beobachtungen,  insbesondere  sobald  die  Lösung  und  das 
Verhalten  der  Orte,  worauf  sie  sich  beziehen,  nicht  ganz 
genau  bekannt  sind.  Sagte  man  Jemand:  es  war  gestern 
an  einem  Orte  in  Rufsland  die  Temperatur  —  16°  R.,  so 
ruft  er  vielleicht  aus:  wie  kalt!  wüfste  er  aber  wie  weit 
der  Ort  nach  Osten  hin  läge,  wie  hoch  über  dem  Meere 
u.  8.  w.,  so  würde  er  geantwortet  haben:  nur  —  16°  R?, 
das  ist  gar  nicht  so  kalt  wie  bei  uns.  Sage  ich  aber:  es 
war  gestern  an  diesem  Orte,  2°  R.  zu  warm  oder  die  Ab- 
weichung war  «+-  2°  R.,  so  hat  er  unmittelbar  den  bestimm- 
ten Begriff,  dafs  es  daselbst  um  2  Grade  wärmer  war,  als 
sonst  durch  die  Lage  im  Mittel  geboten  ward :  und  er  fragt: 
wie  weit  erstreckten  sich  diese  erwärmenden  Ursachen? 
Dazu  dient  nun  gerade  die  neue  graphische  Methode.  Al- 
lerdings braucht  man  sie  nicht,  denn  die  numerischen  An- 
gaben sind  immer  die  besten;  man  büfst  mit  der  graphi- 
schen Methode  immer  etwas  von  der  Genauigkeit  ein,  aber 
man  gewinnt  auch  wieder  etwas  anderes.  Wenn  man  von 
recht  vielen  Orten  die  Abweichungen  eines  Tages  angiebt, 


563 

so  setzt  man  die  betreffenden  Zahlen  am  besten  neben 
einander  oder  unter  einander;  dann  mufs  man  aber  die 
Abweichungen  von  den  folgenden  Tagen  darunter  in  die 
übereinstimmende  Spalte  oder  daneben  in  die  überein- 
stimmende Zeile  stellen.  Könnte  man  sich  nun  beschrän- 
ken auf  Orte  von  nahe  dem  nämlichen  Parallelkreise  oder 
demselben  Meridian  oder  anderem  Kreise,  so  wäre  die  Ue- 
bersicht  leicht,  aber  das  soll  man  nicht.  Sind  dagegen  die 
Orte  zweckmä&ig  nach  allen  Richtungen  verbreitet,  am 
besten  gleich  weit  von  einander  gewählt,  so  geht  die  ge- 
läufige Uebersicht  verloren. 

II.  Es  leuchtet  sogleich  ein,  wie  die  Uebersicht  auch 
durch  die  neue  graphische  Methode  gewonnen  werden 
wird*  Man  zeichne  nämlich  eine  Karte  von  seinem  Bezirke 
und  deute  darin  mit  Punkten  die  Orte  an,  von  denen 
man  Nachricht  bekommt;  für  jeden  Tag  zeichne  man  die 
gleiche  Karte,  aber  ohqe  die  politischen  Gränzen;  eine  die- 
ser Karten  sey  ohne  Datum  mit  Parallelen  und  Meridia- 
nen und  mit  den  Anfangsbuchstaben  der  betreffenden  Orte 
bezeichnet,  wodurch  man  sich  auf  den  übrigen  Karten 
leicht  zurecht  finden  wird.  Man  hat  nur  noch  die  Zu- 
stände einzutragen,  und  sieht  dann  die  Witterung  der  ver- 
schiedenen Gegenden  in  gleicher  Weise  vor  sich,  wie  man 
diesen  Theil  der  Erde  von  einem  Punkte  aufserhalb  der 
Atmosphäre  aus  sehen  würde. 

Es  bleibt  nun  noch  die  Frage:  wie  wird  man  die  Zu- 
stände bildlich  darstellen.  Man  kann  die  Karte  überladen; 
man  kann  aber  auch  anfangs  nur  wenig  angeben,  und,  wenn 
man  an  diese  Bezeichnungen  gewöhnt  ist,  mehr  und  mehr 
eintragen ;  so  habe  ich  angefangen  nur  die  Windesrichtun- 
gen  und  die  Temperaturabweicbungen  anzugeben.  Die 
Windesrichtungen  deutet  man  am  besten  durch  Pfeilchen 
an.  Jederman  versteht  diese  Sprache.  Hat  die  Windes- 
'  richtang  sieh  geändert  im  Laufe  des  Tages,  so  zeichne  man 
am  hinteren  Ende  der  Pfeilchen  einen  Bogen,  so  dafs  die 
Richtung,  bestimmt  durch  den  Endpunkt  dieses  Bogens  und 

36* 


564 

den  Kopf  des  die  erste  Richtung  des  Windes  andeuteu- 
den  Pfeilchens,  die  zweite  Richtung  angiebt.  Der  Kopf 
der  Pfeilchen  weise  auf  den  Ort  selber  hin. 

Hat  man  an  einem  Orte,  z.  B.  wie  Brüssel,  München 
und  Utrecht,  auch  die  Richtung  der  Wolken  beobachtet 
und  mitgetheilt,  so  kann  man  ein  zweites  Pfeilchen  über 
den  Ort  anbringen.  Auch  bin  ich  im  Begriff,  wie  Esp y  *), 
durch  die  Länge  des  Pfeils  die  Stärke  des  Windes  annä- 
hernd zu  bestimmen.  So  sieht  man  denn  in  leicht  zu  fas- 
sender Darstellungsweise  die  Vertheilung  der  Luftströme 
über  dem  Bezirke  dargestellt. 

Eben  so  leicht  gewinnt  man  eine  Uebersicht  über  die 
begleitende  Vertheilung  der  Temperatur.  Ist  auf  einem 
ganzen  Terrain  oder  einem  Tbeile  desselben  die  Tempe- 
ratur unter  dem  mittleren  Werthe,  so  gebe  ich  dieses 
an  allen  betreffenden  Orten  durch  Horizontalstriche  an. 
Diese  Striche  werden  desto  kleiner  und  dichter  gewählt» 
je  tiefer  die  Erniedrigung  war.  Ist  dagegen  die  Tempe- 
ratur an  einigen  Stellen  höher  wie  gewöhnlich,  so  werden 
Verticalstriche  es  andeuten.  Auch  diese  werden  dichter 
au  einandergezogen,  je  gröfser  die  Erhöhung  über  den 
mittleren  Werth  war.  So  sind  die  Gegensätze  der  Erhö- 
hung und  Erniedrigung  scharf  gegen  einander  hervorge- 
hoben. Der  Theil ,  wo  die  erwärmenden  Einflüsse  über- 
wiegend waren,  und  der,  wo  die  erkältenden  Ursachen  den 
Sieg  davontrugen,  fallen  sogleich  ins  Auge,  und  nur  an 
der  Stelle,  wo  nahe  die  mittlere  Temperatur  eintrat,  ge- 
hen die  verticalen  Striche  durch  eine  leer  (weifs)  gelas- 
sene Gränze  in  horizontale  über.  Ich  habe  es  vorgezogen 
diese  Orte  weifs  zu  lassen,  um  noch  schärfer  die  zu  war- 
men von  den  zu  kalten  Orten  zu  trennen  und  zugleich 
auszudrücken,  dafs  die  kleinen  Unsicherheiten   der  mittle- 

1)  Durch  die  Gefälligkeit  des  Herrn  Dr.  J.  G.  Flügel«  dem  ich  hierdurch 
meinen  Dank  dafür  abstatte,  habe  ich  zu  Anfange  dieses  Jahres  den  Re- 
port on  Meteorology  von  Espy  bekommen.  Meine  erste  Tafel  war 
schon  abgedruckt,  als  ich  hieraus  sah,  dafs  auch  Espy  diese  erste,  näm- 
lich graphische,  Methode  gewählt  hat,  die  ich  hier  beschreibe. 


565 

reo  Werthbestimmungen  für  das  Verhältnifs  dieser  Orte 
einige  Unbestimmtheit  stehen  lassen.  Eben  dadurch,  dafs 
man  mit  einem  Auge  die  Yertheilung  der  Temperatur  über 
einen  ganzen  Theil  von  Europa  übersieht,  wird  es  mög- 
lich, das  Fortsehreiten  der  Wärme  oder  das  Verdrängen 
derselben  durch  die  Kälte  zu  erkennen,  wenn  man  nur  für 
einige  aufeinanderfolgende  Tage  dergleichen  Karten  ent- 
wirft. Für  den  folgenden  Tag  ist  sicher  die  Verbreitung 
oder  doch  die  Schattirung  eine  andere,  und  die  Verände- 
rung wird  sogleich  verstanden. 

So  habe  ich  seit  vier  Jahren  für  die  Miederlande  und  im- 
mer mehr  Orte  aufserhalb  derselben  die  Abweichungen  be- 
rechnet; für  1852  glaubte  ich  anfangen  zu  können,  diesel- 
ben auch  bildlich  darzustellen,  denn  in  diesem  Jahre  er- 
streckte sich  mein  Bezirk,  schon  in  der  Breite,  Von  den 
Orkaden  und  Paderborn  bis  Genf  und  München  und,  in 
der  Länge,  von  Boston  bis  Warschau.  Und  doch  ist  die- 
ser Bezirk  noch  zu  klein,  um  daraus  etwas  Wesentliches 
für  die  Meteorologie  zu  lernen;  glücklicherweise  aber  nicht 
zu  klein,  um  diese  Methode  zu  empfehlen.  Zu  klein  ist 
mein  Bezirk,  weil  über  die  ganze  Oberfläche  durchgängig 
die  nämliche  Witterung  herrscht.  So  war  der  17.  Juli 
tiberall  der  heifseste  Tag,  beinahe  immer  sind  die  Abwei- 
chungen von  gleichen  Zeichen  im  Osten  und  im  Westen 
des  Bezirks,  im  Morden  und  Süden,  und  wenn  an  einem 
gleichen  Tage  die  Abweichungen  von  entgegengesetztem 
Sinne  sind,  so  ist  schon  am  folgenden  Tage  die  Ueberein- 
stimmung  wieder  hergestellt.  Das  ganze  Jahr  hat  nur 
zwei-  oder  dreimal  ein  Beispiel  davon  geliefert,  dafs  die 
Wärme  an  einem  Theile  die  Oberhaud  bekam,  zurückge- 
drängt ward,  und  wieder  die  Kälte  überwand  oder  umge- 
kehrt. Zwei  von  diesen  Kämpfen  habe  ich  in  meinem 
Werke  von  1852  abgebildet,  den  zweiten  Theil  auch  in 
der  Taf.  II  dieses  Hefts,  und  diesen  will  ich  etwas  näher 
beschreiben. 

Das  erste  Fach  der  Tafel  II  stellt  mein  Terrain  vor. 
In  1852  erhielt  ich  Berichte  für  jeden  Tag  von  den  Or- 


566 

kadiichen  Inseln,  Boston,  Cluswich,  Green  wich,  Brüssel, 
Paris,  Hartem,  Amsterdam,  Utrecht,  Breda,  Leeuwarden, 
Nymwegen,  Mastriebt,  Groningen,  Köln,  Genf,  Paderborn, 
Carlsruhe,  Hamburg,  Mühlhausen,  Ittendorf,  Mönchen,  Leip- 
zig, Wien  Krakau  und  Warschau.  Alle  diese  Orte  sind 
mit  ihren  Anfangsbuchstaben  im  ersten  Fach  angedeutet; 
in  den  folgenden  Fächern  bezeichnet  0.  die  Orkadischen 
Inseln,  8.  Stockholm,  W>  Warschau,  G.  Genf,  H.  Hamburg 
und  U.  die  Hauptstation  Utrecht.  Die  übrigen  Orte  wer- 
den nunmehr  mit  Punkten  angedeutet,  worin  man  sich  leicht 
zurecht  finden  wird.  In  den  sechs  aufeinanderfolgenden 
Tagen  26  —  31.  October  lag  die  Gränze  der  zu  warmen 
und  zu  kalten  Orte  auf  meinem  Gebiete.  Am  26.  October 
war  die  Temperatur  nur  in  den  Niederlanden  ein  wenig, 
und  in  Warschau  etwas  mehr  über  dem  Mittel.  In  Eng- 
land  war  die  Abweichung  ziemlich  stark  negativ,  so  auch 
im  Norden  und  wieder  auf  der  Ostseite  von  Warschau; 
in  Petersburg,  wo  die  Neva  bereite  zugefroren  war;  auch 
im  Süden,  in  Paris,  Genf  und  München;  gleichsam  eine 
warme  Insel  erhob  sich  in  dem  kalten  Meere.  Das  Meer 
erlangte  am  27sten  und  28sten  die  Oberhand;  die  gewal- 
tigen Stürme  in  Athen  und  den  umgebenden  Orten,  ob- 
gleich aus  SO  wehend,  brachten  Kalte;  nur  Paris,  Carls- 
ruhe und  Genf  blieben  wärmer  als  gewöhnlich.  Bald  aber 
ward  die  Richtung  des  Windes,  schon  am  27sten,  mehr 
bestimmt;  aber  am  28sten  wehte  der  SW  und  am  29sten 
waren  die  Niederlande  und  Preufsen  schon  wieder  erwärmt, 
am  30sten  auch  England;  am  31sten  waren  nur  die  Or- 
kadischen Inseln,  Stockholm  und  Warschau  zu  kalt,  und 
weiter  war  ganz  Europa  10  Tage  lang  zu  warm. 

Ein  dem  beschriebenen  sehr  ähnlicher  Vorgang  zeigte 
sich  vom  11.  bis  15.  November.  Ein  Nordost -Strom,  der 
am  12ten  sogar  Nord  war,  machte  die  Nord-  und  Ostseite 
von  Europa  kalt;  am  13ten  waren  Cluswich,  Mastricht,  Pa- 
ris, Carlsruhe  und  Genf  und  natürlich  die  dazwischen  lie- 
genden Orte  nur  etwas  zu  warm,  aber  schon  am  14ten  war 
der  Südwest  wieder  stärker  an  der  Oberfläche.    An  den  ge- 


567 

nannten  Orten  und  ein  wenig  daruinber  hatte  sieh  die  Wärme 
verstärkt  und  ausgebreitet;  aiti  15ten  war  nur  der  nordöst- 
liche Theil  von  Europa  kalt,  und  an  den  folgenden  Ta- 
gen war  die  Wärme  wieder  überall  hergestellt.  Man  sieht, 
wie  leicht  man  mit  Hülfe  dieser  Zeichuung,  welche  sich 
auf  die  Zahlen  von  S.  141  und  145  meines  genannten  Wer- 
kes stützt,  das  Fortschreiten  von  Wärme  und  Kälte  über- 
sichtlich ausdrückt  und  in  Worte  übersetzt.  Ein  anderes 
Mal  werde  ich  eben  so  leicht  auch  die  Abweichungen  des 
Barometers  und  die  Menge  des  Regens  in  die  Karten  ein- 
tragen. 

Grofs  genug  also  ist  mein  Bezirk,  um,  was  ich  haupt- 
sächlich bezwecke,  das  Wünscbenewerthe,  dafs  er  gröfser 
werden  möge,  Jedem  lebhaft  vor  Augen  zu  führen.  Durch 
die  Uebereinstimmung  der  Abweichungen  im  Allgemeinen, 
d.  h.  dadurch,  dafs  nicht  ein  Ort  negative  Abweichung  zeigt, 
während  die  herumliegenden  positive  geben,  ist  zur  Ge- 
nüge dargethan,  was  ich  oben  anführte,  dafs  die  mittleren 
Wertbe  genugsam  bekannt  sind  um  die  Abweichungen  zu 
liefern.  Und  wenn  die  Abweichungen  bisweilen,  aber  auf 
beiden  Seiten  einer  nur  ein  anderes  Mal  anders  gerichte- 
ten Gränzlinie  das  entgegengesetzte  Zeichen  für  ein  paar 
Tage  zeigen,  so  wird  das  Verlangen  erregt  zu  wissen,  wie 
diese  Gränzlinie  fortgerückt  seyn  möge.  Diesem  Verlan- 
gen kann  nun  nicht  Genüge  geleistet  werden,  wenn  nicht 
der  Bezirk  so  grofs  ist,  dafs  man  die  Witterung  verfolgen 
kann.  Bisweilen  und  beim  einfallenden  NO -Passat  wird 
in  die  Mitte  eines  erwärmten  Bezirks  auf  einigen  Quadrat- 
Graden  plötzlich  von  oben  herab  eine  Erkältung  nieder- 
fallen: Wie  wird  diese  ihre  Stellung  behaupten  P  In  wie 
viel  Zeit  wird  sie  wieder  verdrängt  werden,  oder  wohin 
wird  sie  fortschreiten?  Alle  diese  Fragen  können  nur  durch 
Ausbreitung  des  Gebietes  beantwortet  werden.  Dann  aber 
kann  man  sie  auch  beantworten,  wenn  für  ein  Jahr  die 
Abweichungen  über  die  ganze  Erde  in  solcher  Weise  vor- 
gestellt wären;  gewifs  man  würde  viel  Licht  über  diesen 
Vorgang  dadurch  bekommen. 


568 

III.  Solche  Ausbreitung  des  Terrains  zu  bewirken  und 
die  erklärte  Darstellungsweise  allgemein  ins  Leben  zu  rufen^ 
ist  nichts  Ungereimtes  mehr. 

Meinem  Privatunternehroen  ist  schon  gelungen  mit  Hülfe 
der  Journale  einen  ziemlich  grofsen  Theil  von  Europa  zu 
bearbeiten;  was  würde  nicht  gelingen,  wenn  die  übrigen 
Meteorologen  Europa's,   die  durch   so  zahlreiche  überaus 
verdienstliche   Arbeiten   einen   rechtniäfsigen  Ruhm  erwor- 
ben haben,  sich  anschliefsen ,  und  dasselbe  für  die   ihnen 
zur  Bearbeitung  anvertrauten  Länder  unternehmen  wollten. 
Die  Societe"  me'te'orologique  de  France ,   sowie  Hrn.  Kupf- 
fer  in  Petersburg,  habe  ich  schon  vor  Jahren  zur  Mitar- 
beitung zu   bewegen   gesucht.     Wirklich  hat  auch    schon 
Hr.  Kupffer  in  seiner  Correspondance  mttöorologique  et- 
was zu  leisten  angefangen,   was   nun  viel  leichter  in  die 
von  mir  gewählte   Form   umgearbeitet    werden  kann,   als 
der  schätzbare  und  überaus  reiche  Inhalt  der  Annalen.   So 
würde,  da  auch  der  Director  des  Oesterreichischen  Vereins 
ganz  mit  der  Sache  einverstanden  ist,  auch  das  östliche 
Europa  und  ein  Theil  von  Asien  hier  aufgeführt  werden 
können.     In  Englaud   hat  schon  Hr.  Glaisher,  der  sich 
überaus  viele  Mühe  giebt  um  die  Hauptforderung  der  Me. 
teorologie,  die  Vereinigung  der  Beobachtungen,  zu  bewir. 
ken,  seit  dem  Jahre  1853  die  nämliche  Methode  einzufüh- 
ren angefangen.     Die  americanischen  Beobachtungen  wer- 
den  von  mir  in  gleicher  Weise   bearbeitet  werden,    und 
da  die  Niederländische  Regierung  sich  mit  kräftigen  Maafs- 
regeln  der  Aufforderung  des  Hrn.  Maury  angeschlossen 
hat,  so  wird  es  nun  nicht  schwer  fallen,  durch  die  Berichte 
der  beweglichen  Observatorien  auch  auf  dem  Atlantischen 
Oceane  die  Witterung  kennen  zu  lernen,  und  America  mit 
Europa  zu  verbinden. 

Die  Handelsschiffe  nach  Java  lehren  nun  auch  in  Africa 
und  im  Indischen  Ocean  die  Vertheilung  von  Wärme  und 
Kälte,  von  Regen  und  Winden  kennen,  und  die  Brittische 
Regierung,  welche  neuerlich  alle  Nationen  aufgefordert  hat, 
nach  gleichmäfsigem  Plane  an   allen   zweckmäfsigen  Orten 


569 

der  Erde  meteorologische  Beobachtungen  anzustellen  und 
zu  sammeln,  wird  überall,  wo  eine  Lücke  übrig  seyn  möchte, 
dieselben  auszufüllen  bemüht  seyn. 

So  halte  ich  es  wirklich  für  möglich  zu  leisten,  was 
ich  in  meinen  Meteorologischen  Annalen  versprach,  näm- 
lich vor  dem  Jahre  1860  die  Abweichungen  der  Witte- 
rungsverhältnisse für  jeden  Tag  eines  Jahres  über  die  ganze 
Erde  liefern  zu  können.  Möchte  nur  ein  Anderer  es  un- 
ternehmen, der,  besser  als  ich,  dieser  Sache  gewachsen  ist! 
Nur  fehlt  uns  noch  die  Mitwirkung  aller  Pfleger  und  Lieb- 
haber der  Wissenschaft.  Den  Koryphäen  der  Wissenschaft, 
den  Herren  Dove,  Kreil,  Lamont,  Quetelet,  Sa- 
bine u.  s.  w.  sage  ich  schon  im  Voraus  für  Ihre  Gutach- 
ten meinen  wärmsten  Dank  und  empfehle  Ihnen  die  Sache 
nochmals;  Andere,  auch  solche,  die  nur  in  müfsigen  Stun- 
den Ihre  Kräfte  der  Meteorologie  widmen,  möchte  ich  mit 
wenigen  Worten  zur  Mitarbeitung  anregen,  und  zeigen, 
wie  sie  am  zweckmäfsigsten  und  mit  den  geringsten  Ko- 
sten dazu  beitragen  können. 

IV.  Im  Allgemeinen  darf  man  wohl  annehmen,  dafs 
gegenwärtig  zu  den  meteorologischen  Beobachtungen  gute 
und  selbst  verglichene  Instrumente  angewandt  und  mit 
Sorgfalt  abgelesen  werden;  dennoch  leiden  die  Beobach- 
tungen an  einem  erheblichen  Mangel,  indem  wir  behaupten : 

Keine  Beobachtungen  werden  in  so  verschiedener  Art  an- 
gestellt, .berechnet  und  veröffentlicht,  als  die  meteorologi- 
schen. 

1.  Die  Beobachtungen  umfassen  an  jedem  Ort  nicht 
gleich  viele  Zustände  der  Atmosphäre;  für  die  Vergleich ung 
mit  anderen  Orten  genügt  es  Temperatur,  Luftdruck,  Win- 
desrichtung und  Regen  anzugeben.  Wohl  gehörte  auch 
die  Wolkenrichtung  noch  dazu,  und  der  elektrische  Zu- 
stand der  Atmosphäre;  aber  die  Feuchtigkeit,  Heiterkeit 
und  Wolkenformen  sind  von  mehr  localer  Bedeutung.  Hin- 
derlicher scheint  die  Ungleichheit  der  Stunden,  zu  welchen 
sie  angestellt  werden.  Man  braucht  nur  die  nicht-periodi- 
schen Veränderungen  der  Temperatur  anzusehen,  um  sich 


1 

570 

von  der  groben  Ungleichheit  zu  überzeugen.  Die  von 
dem  rassischen  Institute  gewählte  Combination  der  8ten, 
2teo  und  9ten  Stunde  ist  fÖr  Europa  bei  weitem  die  beste 
▼on  allen;  sehr  zu  empfehlen  ist  auch  18,  20,  4,  10,  wie 
in  Warschau,  Genf  etc.;  weniger  gut  durfte  9,  12,  3,  9 
zu  achten  seyn,  wenn  nicht  im  Allgemeinen  die  Maximum- 
und  Minimumstände  dazu  gegeben  werden.  Wir  wollen 
aber  auch  von  dieser  Ungleichheit  nicht  viel  reden»  da  durch 
die  Methode  der  Abweichungen  auch  für  die  Orte,  an  wel- 
chen die  Gorrectionen  nicht  aus  stündlichen  Beobachtun- 
gen bekannt  sind,  diesem  Uebel  gänzlich  abgeholfen  wer- 
den kann. 

2.  Auch  die  Berechnung  der  Beobachtungen  ist  sehr 
ungleich.  Hier  gilt  es  sicherlich  als  Regel:  der  Beobach- 
ter mufs  sie  so  vollständig  wie  möglich  berechnen,  weil 
sich  sonst  das  Material  zu  sehr  häuft  und  dadurch  unbe- 
nutzt bleibt,  indem  Jeder,  der  die  Beobachtungen  benutzen 
will,  erst  noch  manches  zu  berechnen  bat.  So  ist  der  Ruck- 
stand  der  unberechneten  Beobachtungen  in  der  Meteoro- 
logie noch  gröfser  geworden  als  in  der  Astronomie,  be- 
sonders seitdem  die  Brittische  Regierung  ein  so  ausgezeich- 
netes Beispiel  gegeben  hat,  astronomische  Beobachtungen 
reduciren  und  berechnen  zu  lassen.  Namentlich  wünschte 
ich  zwei  Dinge  berechnet  zu  sehen:  die  mittleren  Tempe- 
raturen eines  jeden  Tages  und  die  Abweichungen;  es  mufs- 
ten  dafür  neue  Spalten  angelegt  werden,  eine  für  die  Ab- 
weichung der  Temperatur  und  eine  für  Jede  Barometerbe- 
obachtuug.  Für  den  Beobachter  wäre  es  eine  sehr  geringe 
Mühe,  der  dritten  Beobachtung  des  Tages  zugleich  den 
mittleren  Werth  hinzuzusetzen;  für  die  Leser  ist  es  ange- 
nehm, denn  mancher  will  gern  wissen,  nicht  nur  wie  warm 
es  an  den  drei  Beobachtungsstundeu  gewesen,  sondern  er 
will  auch  aus  £%ner  Zahl  beurtbeilen,  ob  es  zu  kalt  oder 
zu  warm  gewesen  sey,  was  er  nur  aus  dem  Unterschiede 
dieser  einen  Zahl  mit  der  Normaltemperatur  dieses  Tages 
an  demselben  Orte  beurtbeilen  kann.  Der  wissenschaft- 
liche Beobachter  insbesondere  wünscht  die  mittlere  Tem- 


571 

peratar  unmittelbar  zu  finden;  er  kann  sie  berechnen,  ja, 
aber  die  vielen  kleinen  Arbeiten  machen  zusammen  eine 
grofse,  und,  wenn  die  mittlere  Temperatur  nicht  beigege- 
ben ist,  so  müssen  zehn  verschiedene  Arbeiter  zehnmal 
diese  nämliche  Berechnung  vornehmen. 

Wenn  nicht  der  Beobachter  selbst  die  Abweichungen 
berechnet,  wodurch  die  Umgebung  seiner  Stadt  augenblick- 
lich das  Resultat  seiner  Beobachtung  siebt,  so  sollte  er 
doch  das  mittlere  monatliche  Resultat  der  froheren  in  die* 
ser  Stadt  angestellten  Beobachtungen  mittheilen,  wie  die- 
ses von  Hrn.  Baranowski  in  Warschau  und  von  Hrn. 
Kai  in  s  ky  in  Krakau,  so  wie  von  den  Beobachtern  in 
Cluswich  und  den  Orkadischen  Inseln  getban  wird.  Wir 
kommen  zu  der  dritten  und  nachtheiligsten  Ungleichheit, 
zu  der,  bei  der  Veröffentüchungsweise. 

3.  In  die  groben  Annalen  werden  alle  individuellen 
Beobachtungen  aufgenommen,  nicht  nur  meteorologische, 
sondern  auch  magnetische.  Nichts  kann  mehr  gebilligt 
werden  als  dieses.  Wären  die  Behörden  und  Observato- 
rien, von  denen  sie  herausgegeben  werden,  nicht  so  frei- 
gebig im  Vertbeilen  dieser  Annalen,  wie  man  sich  dessen 
nur  erfreuen  kann,  so  würde  es  wünschenswerth  seyn,  dafs 
die  Beobachtungen  gesondert  zu  bekommen  wären,  die 
meteorologischen  und  die  magnetischen. 

Von  den  stündlichen  Beobachtungen  haben  bis  jetzt 
nur  noch  die  des  Barometers  einen  allgemeinen  Werth; 
ich  will  aber  keine  zu  grofse  Zersplitterung  hervorrufen, 
und  gern  auch  die  stündlichen  Beobachtungen  des  Baro- 
meters, des  Thermometers  u.  s.  w.  zusammen  mit  den  täg- 
lichen herausgegeben  sehen,  da  doch  bald  die  täglichen 
Wertbe  allein  nicht  mehr  genügen  werden.  Ferner  hat 
man  andere  Observatorien,  wo  seit  lange  regelmäfsige  Be- 
obachtungen augestellt  werden,  wie  zu  Paris,  Genf,  Kra- 
kau, Warschau,  auf  den  Orkaden,  Boston,  Cluswich  und 
anderen  Orten,  die  wissenschaftlichen  physikalischen  Zeit- 
schriften beigegeben  werden.  Noch  andere  Beobachtungen 
werden  jede  Woche  oder  jeden  Monat  in  Zeitungen  publi- 


572 

ort,   endlich  andere  wohl  angestellt,  aber  gar  nicht  pu- 
blica; sie  gehen  ako  Terioren. 

V.  Dieses  unregehnäfsige  Veröffentlichen  ist  das  grofetc 
Uebel  der  Meteorologie,  wodurch  weU  mehr  als  die  Hälfte 
des  Geleisteten  unbenutzt  bleibt;  glücklicherweise  kann  mos 
aber  diesem  gänslich  abhelfen  ohne  Kosten  und  ohne  Krim- 
kung  von  Eigenliebe. 

1.  Durch  diese  Ungleichheit  wird  es  fast  unmöglich, 
das  Material  zu  sammeln.  Man  kann  doch  nicht  alle  phy- 
sikalischen Zeitschriften  blofe  der  einen  Seite  mit  meteo- 
rologischen Beobachtungen  wegen  kaufen,  und  noch  we- 
niger kann  man  dieser  paar  Zeilen  halber  alle  Zeitungen 
lesen.  Und  doch  findet  man  gegenwärtig  in  recht  vielen 
Zeitungen  Notizen  und  numerische  Beobachtungen,  da  Je- 
der,  der  beobachtet  hat,  das  seinige  auch  gern  bekannt  ge- 
macht sieht,  und  die  Ein*  und  Umwohner  der  Stadt  es  lie- 
ben, erzählen  zu  können,  wie  heifs  und  kalt  es  gewesen 
ist,  sey  es  auch  nur,  um  die  Conversation  anzufangen. 

Aber  alles  dieses,  recht  vieles,  aufserordentlich  vieles, 
was  sonst  nützlich  wäre,  gebt  wieder  verloren;  denn  was 
nur  in  die  Hände  von  Dilettanten  oder  von  Gelehrten  aus 
anderen  Fächern  der  Wissenschaft  kommt ,  ist  so  gut  wie 
nicht  beobachtet.  Glucklicherweise  kann  das  Uebel  durch 
Befolguug  der  nachstehenden  einfachen  Regel  ganz  un- 
schädlich gemacht  werden. 

2.  Der  Beobachter,  welcher  seine  Beiträge  einer  Zeit- 
schrift oder  einer  Zeitung  zuschickt,  sende  sie  nur  unter. 
der  Bedingung  ein,  dafs  er  eine  gewisse  Zahl  von  Abdruk- 
ken  bekomme;  so  kann  er  sie  leicht  einem  Jedem  zuschicken, 
der  sich  mit  dem  Sammeln  von  Beobachtungen  beschäftigt 
und  sich  dazu  an  den  Beobachter  wendet.  Ohne  merkli- 
che Kosten  also  kann  man  in  dieser  Weise  unendlich  viel 
für  die  Meteorologie  gewinnen.  Dem  Sammler  werden  <fe 
Beobachtungen  billig  zufliefsen  und  gern  wird  er  das  Ge- 
sammelte, im  Druck  nebeneinander  gestellt,  Jedem,  der  et- 
was beigetragen  bat,  wieder  zustellen;  so  werden  beide 
gewinnen.     Der  erste  kann  leicht  sein  Ziel  erreichen,' der 


573 

andere  bekommt,  für  die  wenigen  Silbergroschen  zur  Fran- 
kirung  von  Drucksachen,  die  Beobachtungen  von  Hundert 
Orten  zurück.  Die  Bitte,  man  möge  sich  über  eine  beste 
Form  verstäridigen,  würde  eitel  seyn:  ein  Jeder  hat  Mo- 
tive für  seine  eigene  Form.  Es  geht  damit,  wie  mit  den 
verschiedenen  Maafsen;  die  nationale,  oder  auch  die  per- 
sönliche Ehre,  oder  vielmehr  die  Eigenliebe,  findet  sich  ge- 
kränkt, wenn  sie  die  Form  oder  das  Maafs  eines  andern 
wählen  soll.  Darum  verlange  ich  nur  Abdrücke,  wodurch 
Jeder  die  rechtmäfsige  Ueberzeugung  gewinnt,  dafs  seine 
Mühe,  sein  Zeitaufwand  und  seine  Kosten  nicht  nur  für 
seine  Umgebung,  sondern  auch  für  die  Welt  nützlich  wer- 
den. Es  ist  eines  Jeden  Pflicht  zu  dieser  Verbreitung  das 
Seinige  beizutragen.  Ich  hege  also  die  Hoffnung,  dafs  man 
meine  Bitte  erfüllen  werde;  sonst  würde  ich  auf  einige 
Formen  und  Veröffentlichungsweisen  hingewiesen  haben, 
die  mir  am  Besten  gefallen,  nämlich  auf  die  von  Genf  und 
Paris,  was  die  Form  angeht;  auf  die  von  Warschau,  was 
obendrein  auch  die  Publicationsweise  betrifft.  Auch  wenn 
man  die  Beobachtungen  in  etwas  gröfserem  Maafsstabe  ver- 
öffentlicht, dürften  die  Kosten  nicht  zu  hoch  steigen.  In 
dieser  Hinsicht  haben  die  Herren  Löwe  in  Nottingham 
ein  vorzügliches  Beispiel  gegeben.  Die  Beobachtungen 
sind  zu  Highfieldhouse  40  Jahre  lang  fortgesetzt,  der  mitt- 
lere Temperaturgang  ist  somit  ziemlich  wohl  bekannt. 
Nun  haben  die  Herren  Löwe  für  1852  in  einem  wenig 
kostenden  Büchlein  die  Witterung  eines  jeden  Tages  und 
jedes  weniger  gewöhnliche  Phänomen  beschrieben;  sie  ha- 
ben eine  Uebersicht  über  die  Witterung  von  anderen  Or- 
ten hinzugefügt,  und  endlich,  was  von  noch  höherem  Wer- 
the  ist,  die  numerischen  individuellen  Beobachtungen  ge- 
geben, da  diese  nicht  nur  hauptsächlich  für  die  Umgebung 
vdn  Interesse  sind,  sondern  für  ganz  Eurapa.  Öie  brit- 
tische  Meteorological  Society  scheint  mit  Hrn.  Glaisher 
übereingekommen  zu  seyn,  dafs  alle  ihre  Mitglieder  mit 
dem  Telegraphen  jeden  Morgen  die  Witterung,  welche  an 


574 

ihren  eigenen  Orten  um  9  Ubr    stattgefunden  hat,    nach 
London  berichten. 

Eine  Zusammenstellung  dieser  Nachrichten,  wie  sie 
von  Hrn.  Glaisher  gemacht  wird,  gewährt  den  interes- 
santesten Ueberblick;  so  kommt  es  denn,  dafs  die  Herren 
Löwe  gerade  um  9  Ubr  beobachtet  haben.  Hier  interes- 
sirt  es  uns  nnr,  dafs  für  wenige  Kosten  die  individuellen 
Beobachtungen  dieser  Orte  überall  zu  haben  sind.  Noch 
bessere. Dienste  wird,  wie  gesagt,  Hr.  B.aranowski,  der 
Beobachter  und  Director  der  Sternwarte  in  Warschau,  der 
Wissenschaft  mit  der  Ausgabe  seiner  Dostrzizenia  Meteo- 
rologiczne  w  Obserwtoryum  A&tronomic*n6m  War&aicskiem 
leisten,  sobald  nämlich  diese  Matter,  was  ich  nicht  weife, 
für  sich  zu  haben  sind.  In  diesem  Falle  fürwahr  würde 
man  gewifs  für  wenige  Groschen  die  vollständigen  Be- 
obachtungen von  Warschau  haben.  Möchte  dach  eo  jeder 
Beobachter  handeln! 

Man  sage  doch  nicht,  die  Kosten  des  Druckes  seyen 
zu  grofsy  denn  sie  sind  gering  und  der  Nutzen  ist  überaus 
grofs. 

Die  auf  Tafel  II  verzeichneten  täglichen  Beobachtun- 
gen in  den  Niederlanden  und  die  täglichen  Abweichungen 
au  den  verschiedenen  Orten  für  Thermometer  und  Baro- 
meter, nebst  den  Windrichtungen  und  anderen  Ereignis- 
sen, sind  für  noch  nicht  2  Thaler  zu  haben;  und  wirklich 
würden  bei  dieser  Veröffentlichungsweise  die  Beobachtun- 
gen eines  Ortes,  drei-  bis  viermal  täglich  angestellt,  mit 
Eiuschlufs  der  über  die  Elektricität  der  Atmosphäre  und 
des  Erdmagnetismus,  wenn  sie  überhaupt  gemacht  werden, 
für  noch  nicht  20  Thaler  jährlich  zu  drucken  seyn,  was 
doch  keine  grofse  Ausgabe  wäre,  zumal  sich  gewifs  viele 
Käufer  finden  würden,  wenn  man  die  Witterung  eines  Ortes, 
das  ganze  Jahr  hindurch,  Tag  für  Tag  und  kurz  nach  An- 
stellung derselben,  für  etwa  einen  Vierteltbaler  haben  könnte. 
Wer  die  Mühe  nicht  scheut,  Beobachtungen  anzustellen 
oder  die  Kosten  dazu  trägt,  wird  sich  auch  über  diese  20 
Thaler  trösten.    Und  wenn  man  diese  noch  zu  viel  findet, 


575 

wohlan,  so  sende  man  die  detailHrten  Beobachtungen  ei. 
lies  Ortes  franco  an  mich:  ich  will  alle  numerischen  Wer- 
tbe  publiciren,  nur  nicht  von  Orte»,  die  bereits  in  die 
grofsen  Vereine  aufgenommen  sind  und  also  von  Reichs- 
Instituten  veröffentlicht  werden.  Ich  verspreche  für  das 
meteorologische  Jahr  1854.  (2.  Decbr.  1853  bis  1.  Decbr. 
1854)  alle  diejenigen  numerischen  meteorologischen  Wer- 
the,  welche  mir  aus  irgend  einem  Lande  oder  Welttheile 
franco  zugeschickt  werden,  und  sonst  nicht  in  die  grofsen 
meteorologischen  Annalen  aufgenommen  werden,  gratis  zu 
veröffentlichen.  Man  bekommt  dann  aus  Utrecht  gesam- 
melt und  gedruckt  zurück,  was  man  geschrieben  oder  in 
Zeitungen  verstümmelt  dahin  gesendet  hat. 

So  möchte  ich  durch  einige  Gcldopfer  von  meiner 
Seite  die  wissenschaftlichen  Arbeiten  von  Vielen  mehr  ver- 
breiten und  also  nützlicher  machen.  Wenn  man  mir  zu- 
gleich  Nachricht  über  die  monatlichen  Resultate  früherer 
Jahre  giebt,  so  gebe  ich  zugleich  die  Abweichungen. 

3.  Dafs  ein  solches  Streben  grofsen  Nutzen  gewäh- 
ren, das  Vereinigen  der  Beobachtungen  wirklich  das  kräf- 
tigste Mittel  zur  Förderung  der  Meteorologie  seyn  werde, 
braucht  man  mir  nicht  zu  glauben.  Die  ersten  Männer 
der  Wissenschaft  sagen  stillschweigend  das  nämliche;  denn 
eben  sie  haben  die  Errichtung  von  Reichsinstituten  veran- 
lafst.  Ueberdiefs  hat  es  die  Erfahrung  in  der  Lehre  des 
Erdmagnetismus  bewiesen.  Der  Nestor  der  Naturwissen- 
schaften hat  mit  dem  berühmten  Gaufs  und  Anderen,  die 
sich  ihnen  bald  anschlössen,  nicht  allein  die  Errichtung 
magnetischer  Observatorien,  sondern  auch  die  Vereinigung 
und  Vergleichung  der  Beobachtungen  auf  dem  ganzen 
Erdkreise  hervorgerufen;  und  wie  grofs  waren  nicht  die 
in  wenigen  Jahren  gesammelten  Resultate!  Es  ist  wahr, 
Hr.  v.  Humboldt  hat  früher,  für  die  Meteorologie,  auf  die 
Kenntnifs  der  mittleren  Werthe  und  vornehmlich  zwischen 
den  Tropen  besonders  gedrungen,  aber  viele  Jahre  sind 
darüber  vorübergegangen.  Damals  war  das  gerade  Bedürf- 
nifs:  erst  mufste  die  Klimatologie  begründet  werdeu;  nun 


576 

aber  ist  dieses,  besonders  durch  die  Arbeiten  Dove's, 
gelungen,  und  wie  er  selbst  so  unendlich  viel  gesammelt 
hat,  vielleicht  mehr  als  Alle  anderen  zusammen,  so  hat  er 
auch  schon  das  Beispiel  gegeben  von  Abweichungen  der 
monatlichen  Werthe.  Wiederum  sind  Jahre  vorüberge- 
gangen ,  und  nun  ist  es  Zeit  tägliche  Abweichungen  zu 
geben;  nach  noch  einer  Zeit  wird  man  stündliche  Abwei- 
chungen bedürfen.  Was  also  von  Humboldt  und  Dove 
geratben,  was  in  einer  anderen  Wissenschaft  sich  als  nütz- 
lich bewährt  hat,  das  suche  ein  Jeder  nun  in  die  Meteo- 
rologie einzuführen. 


III.     lieber  die   Temperatur    des  Bodens  und  der 

Quellen  in  den  Alpen1); 
von  Adolph   Schlagintweit. 


A.    Temperatur  der  oberen  Bodenschichten  bis  zur  Tiefe 

von  einem  Meter. 


z 


u  den  Beobachtungen  über  die  Temperatur  der  oberen 
Bodenschichten  bis  0,5  Meter  benutzte  ich  Quecksilberther- 
mometer von  verschiedener  Länge.    Ihr  Nullpunkt  wurde 

so- 

1)  Die  folgenden  Untersuchungen  schliefsen  sich  an  die  Beobachtungen 
ober  die  Temperatur  der  Quellen  in  den  östlichen  Alpen  an,  welche 
ich  früher  roitgetheilt  habe  (Poggendorff's  Annale«  LXXVII  und  Un- 
tersuchungen über  die  physikalische  Geographie  der  Alpen  1850  Gap.  XI.) 
Ich  werde  mich  in  der  gegenwärtigen  Abhandlung  zunächst  darauf  be- 
schränken, einige  allgemeine  Resultate  hervorzuheben,  welche  aus  der 
Vergleichung  aller  bis  jetzt  vorhandenen  Beobachtungen  über  die  coni- 
plicirten  Verhältnisse  der  Boden-  und  Quellentemperatur  in  den  Alpen 
hervorzugehen  scheinen.  In  Bezug  anf  die  Mittheilung  der  einzelnen 
Beobachtungsdaten  mufs  ich  mir  erlauben,  auf  eine  nächstens  er- 
scheinende Arbeit  (Monte  Rosa.  Neue  Untersuchungen  über  die  phys. 
Geographie  der  Alpen*,  von  Ad.  Schlagintweit  und  Herrn.  Schla- 
gintweit  1854)  zu  verweisen. 


577 

sowohl  vor  und  nach  der  Reise  als  auch  im  Laufe  dersel- 
ben wiederholt  untersucht.  Die  daraus  hervorgehenden 
Correctionen  dürfen  bei  Beobachtungen  über  die  Tempe- 
ratur des  Bodens  und  vorzüglich  auch  bei  jenen  über  die 
Temperatur  der  Quellen  nicht  vernachlässigt  werden,  da 
dieselben  nicht  selten  ±0,4  und  0,5°  C.  betragen.  Die  in 
den  Tabellen  mitgetheilten  Zahlen  sind  alle  corrigirt. 

Die  Temperatur  des  Bodens  bei  0,5  bis  1  Meter  wurde 
theils  mit  einem  nur  wenig  empfindlichen,  theils  mit  einem 
sehr  langen  Thermometer  bestimmt,  ich  will  das  letztere 
der  Kürze  wegen  Geothermometer  nennen. 

Das  erstere  bestand  aus  einem  sorgfältig  gearbeiteten, 
in  Zehntel  getheilten  Quecksilberthermometer,  an  welchem 
die  Kugel  und  die  unteren  Theile  der  Röhre  mit  mehre- 
ren Lagen  schlecht  leitender  Substanzen  fest  umwickelt 
waren;  die  Hülle  war  mit  Siegellack  überzogen,  um  das 
Eindringen  von  Feuchtigkeit  zu  verhindern.  Der  obere 
Theil  der  Glasröhre  war  ebenfalls  mit  einem  aus  Baum- 
wolle gestrickten  Ueberzuge  versehen,  welcher  einen  läng- 
lichen Ausschnitt  hatte,  um  den  Quecksilberfaden  und  die 
Theilung  erkennen  zu  lassen.  Ich  überzeugte  mich  durch 
wiederholte  Versuche  von  der  grofsen  Trägheit,  welche 
das  Instrument  auf  diese  Weise  erlangt  hatte  ' ).  Selbst 
wenn  sein  Stand  in  Folge  künstlicher  Erwärmung  oder  Er- 
kältung sehr  merklich  von  der  Temperatur  der  Luft  ab- 
wich, konnte  es  ganz  aus  dem  Futterale  herausgezogen  und 
sorgfältig  abgelesen  werden,  ohne  die  geringste  Aenderung 
der  Temperatur  zu  zeigen. 

Für  die  Beobachtung  der  Bodentemperatur  wurde  ein 
Loch  von  der  erforderlichen  Tiefe  gegraben  und  das  In- 
strument, in  einem  hölzernen  Futterale  eingeschlossen,  in 
verticaler  Stellung  in  dasselbe  gebracht.  Die  Ablesung 
geschah  oft  erst  nach  mehreren  Tagen,  aber  keinenfalls 
früher  als   18  bis  24  Stunden   nach   dem   Eingraben.     Es 

1)  Die  VergleLchung  des  Nullpunktes  wurde  erst  nach  vollendeter  Umhül- 
lung vorgenommen. 
PüggendorfPs  Ann.  Ergäniungsbd.  IV.  37 


578 

blieb  bei  der  Beobachtung  der  gröfste  Theil  des  Futtera- 
les im  Boden  stecken  und  das  Thermometer  selbst  wurde 
nur  so  weit  hervorgezogen,  als  nöthig  war,  um  die  Able- 
sung vornehmen  zu  können. 

Die  Beobachtungen  in  einer  Tiefe  von  40 — 50  Centi- 
metern  wurden  im  Allgemeinen  mit  dem  unempfindlichen 
Thermometer,  jene  bei  0,75  bis  1  Meter  mit  dem  Geother- 
mometer  angestellt 

Das  Geothermometer  war  ein  Quecksilberthermometer, 
welches  nach  der  Angabe  des  Hrn.  Prof.  G.  Magna s  von 
A.  Greiner  in  Berlin  verfertigt  wurde.  An  eine  etwas 
grofse  Kugel  ist  eine  möglichst  feine  Glasröhre  angeschmol- 
zen, welche  erst  später,  da  wo  die  Theilung  beginnt,  in 
eine  Röhre  von  etwas  grösserem  Durchmesser  ausmündet. 
Die  Distanz  von  der  Kugel  bis  zum  Anfang  der  Theilung 
(bei  —  20°  C.)  beträgt  88  Centimeter.  Dieser  ganze  Theil 
des  Thermometers  (mit  Ausnahme  der  Kugel  selbst)  ist  mit 
schlechtleitenden  Substanzen  umhüllt,  und  wasserdicht  in 
ein  cjlindrisches  Futteral  von  Eisenblech  eingeschlossen, 
welches  7,2  Centm.  Umfang  hat.  In  der  Nahe  der  Kugel 
sind  mehrere  Ausschnitte  in  der  blechernen  Kapsel  ange- 
bracht '). 

Herr  Prof.  Magnus  und  Herr  Prof.  Dove  benutzten 
seit  längerer  Zeit  ähnliche  Thermometer  von  verschiedener 
Länge  zur  Beobachtung  der  Bodentemperatur. 

Die  übrigen  Thermometer  waren  in  Fünftel -Grade  ge- 
theilte  Quecksilberthermoter  von  A.  Greiner  in  München; 
sie  wurden  ohne  weitere  Umhüllung  in  den  Boden  einge- 
graben. Die  Thermometer  waren  so  construirt,  dafs  für 
die  verschiedenen  Tiefen  ihre  Theilung  erst  bei  0°  oder 
-fr-  3U  an  der  Oberfläche  erschien.  Zu  den  Beobachtungen 
in  Tiefen  von  4 — 6  Centm.  wurden  daher  kleinere  Tascben- 
thermometer  gewählt,  an  welchen   die  Theilung  bei   etwa 

1  )  Für  den  Transport  wurde  das  Thermometer,  welches  im  Ganzen  eine 
Lange  von  1,15  Meter  erreichte,  in  ein  starkes  ledernes  Futteral,  von  cy- 
lindrischer  Form,  gepackt,  so  dafs  es  wie  ein  Barometer  getragen  wer- 
den konnte. 


579 

—  10°  C.  begann.  Da  auf  diese  Weise  nur  eine  ziemlich 
kurze  Quecksilbersäule  über  den  Boden  hervorragte,  so 
wurde  dadurch  der  grofse  Einflute,  welchen  im  entgegen- 
gesetzten Falle  die  Temperatur  der  Luft  auf  den  Stand  der 
Thermometer  ausüben  kann,  sehr  geschwächt. 

Wie  Quetelet  *)  und  Forbes8)  bei  ihren  ausführ- 
lichen Beobachtungen  gezeigt  haben,  erfordern  alle  Able- 
sungen von  Thermometern,  welche  in  den  Boden  einge- 
graben sind,  eine  Correction,  weil  die  Quecksilbersäule 
von  der  Thermometerkugel  bis  zur  Oberfläche  des  Bodens 
keine  ganz  gleichmäfsige  Temperatur  hat,  und  ferner  weil 
jener  Theil  des  Quecksilbers,  welcher  sich  oberhalb  des 
Bodens  befindet,  von  der  jeweiligen  Lufttemperatur  afficirt 
wird.  Diese  Correctionen  sind  sehr  wesentlich,  wenn  ifaan 
aus  einer  längeren  Reihe  von  Beobachtungen  den  Gang 
der  Temperatur  in  verschiedenen  Tiefen  und  die  Gröfse 
der  Oscillationen  darstellen  will.  Bei  meinen  Beobachtun- 
gen, welche  nur  kleinere  Zeiträume  umfassen,  hielt  ich  es 
nicht  für  nöthig  ähnliche  Correctionen  anzubringen.  Es 
war  zunächst  mein  Zweck  einige  Anhaltspunkte  zur  Ver- 
gletchung  der  Bodentemperator  in  verschiedenen  Höhen 
der  Alpen  zu  gewinnen;  bei  den  Temperaturdifferenzen, 
welche  durch  die  Exposition  des  Abhanges,  durch  die  Zu- 
sammensetzung und  die  Feuchtigkeit  des  Bodens  u.  s.  w. 
an  ganz  nahe  gelegenen  Punkten  entstehen  können,  hätte, 
wie  mir  scheint,  eine  Correction  der  Thermometerstände 
in  dem  obigen  Sinne  doch  nur  eine  illusorische  Genauig- 
keit gegeben. 

Bei  meinen  Beobachtungen  wurden,  wenn  nicht  das 
Gegentheil  speciell  bemerkt  ist,  die  Instrumente  in  dem 
festen,  mit  Erde  vermischten  Schuttboden  eingegraben,  wel- 
cher durch  die  Verwitterung  der  Felsen  und  durch  die 
Zersetzung  der  Pflanzen  gebildet  wird. 

1)  Annale?  de  t'observatoire  royal  de  BruxeUes  f/,  1845. 

2)  Transactions    of  the    royal  so ciet y    of  Edinburgh*     Vol.  XFTt 
Part.  IL 

37* 


580 

Die  Oberfläche  des  Bodens  war  frei  der  Besonnung 
ausgesetzt  und  nicht  mit  Vegetation  bedeckt.  Ich  war  stets 
bemüht  ein  möglichst  horizontales,  zusammenhängendes 
Terrain  auszuwählen,  von  welchem  man  in  Rücksicht  auf 
seine  Lage,  auf  die  Mischung  und  die  Feuchtigkeit  des 
Bodens  u.  s.  w.  erwarten  durfte,  da£s  es  einen  passenden 
Ausdruck  für  die  allgemeinen  Temperaturverhältnisse  au 
diesem  Platze  gewähren  würde. 

Die  Unterlage  des  Bodens  bestand:  bei  den  Beobach- 
tungen in  den  bayerischen  Alpen  aus  mehr  oder  minder 
thonigem  und  bituminösem  Jurakalkstein,  bei  jenen  in  den 
westlichen  Alpen  der  Schweiz  und  Savoyens  theils  aus 
Gneifs  und  Glimmerschiefer,  theils  aus  grauen,  kalkhaltigen 
und  thonigen  Schiefern. 

Alle  Temperaturen  sind  in  Graden  des  hundertteiligen 
Thermometers  angegeben. 


Ich  werde  nun  versuchen  einige  allgemeine  Resultate 
hervorzuheben,  welche  mir  aus  der  Vergleich ung  der  ein- 
zelnen Beobachtungen  hervorzugehen  scheinen. 

1)  Die  Zahlen  in  der  folgenden  Tabelle  zeigen  die  44- 
nahme  der  Bodentemperatur  in  verschiedenen  Höhen,  bei 
einer  Tiefe  von  0,75  bis  1  Meter  1).  Die  Beobachtungen 
an  diesen  Punkten  vertheilen  sich  auf  die  Monate  August 
und  September;  sie  waren  theils  gleichzeitig,  theils  in  nicht 
sehr  grofsen  Zeitunterschieden  angestellt  worden. 

1)  Ich  konnte  es  nicht  vermeiden,  einige  Punkte  zu  vergleichen,  an  wel- 
chen die  Thermometer  nicht  genau  bis  zur  gleichen  Tiefe  eing«gral>en 
waren,  (fa  den  ausführlichen  Tabellen  ist  die  Tiefe  immer  speoell 
bezeichnet.)  Ich  glaube,  dafs  dieser  Umstand  auf  das  aMgenuint  R* 
sultat  keinen  wesentlichen  Einflnfs  ausübt. 


581 


Abnahme  der  Bodeotemperatur  mit  der  Höhe. 

Erhebung  für 
Verglichene  Punkte ').  1°C.  Abnahme. 

St.  Anton  und  Hnthaus.  591  P.  V. 

1852.  18-21.  Sept.  14,175°,2312'    18— 21  Sept.  10,26°,  4625' 

St.  Anton  and         *  Peifoenberg  428     » 

29  u.  20.  Sept.  12tl° 3)  29  u.  30.  Sept.  10,48°,  3005' 

Vispach  und  Zermatt.  489     » 

1851.  17.  Aug.  17,3°,  2056'  21  —26.  Aug.  11, P,  5086' 

Vispach  und  Pavillon  am  Aar- 

gletscber    579    » 
17.  Aug.  17,3°  10  —  12  Aug.  7,9°,  7495' 

Vispach  und  Rothsattel  492     » 

17.  Aug.  17,3°  14.  Aug.  +0,65%  10250' 

Vispach  und  Matterjoch  498    » 

17.  Aug.  17,3°  28u.29.  Aug. +0,69°,  10322' 

Gressoney  und  Matterjoch  563     » 

1  u.  2.  Sept.  1 1 ,54°,  42 18'        28  u.  29  Aug.  +  0,69° 

Zermatt  und  Matterjoch  503     » 

21 — 26.  Aug.  11,1°,  5086'       28  u.  29.  Aug.  -h  0,69° 

Zermatt  und  Pavillon  753    » 

21—26.  Aug.  1 1,1°,  5086'      10-12.  Aug.  7,9°,  7495' 

Zermatt  und  Vincenthätte  531     » 

21  -  26.  Aug.  11,1°,  5086'        8  - 16.  Sept.  2,34°,  9734' 

Pavillon  und  Rothsattel  381     » 

10— 12.  Aug.  7,9°  7495'  14.  Aug.  +  0,65*,  10250' 

Vincenthütte  und  Gressoney  630    » 

8  - 16.  Sept.  2,34#,  9734'      1. 2  u.  19.  Sept.  11,1°,  4218' 

Vincenthütte  und  Matterjoch  379     » 

8— 16.  Sept.  2,34°  28  u.  29.  Aug.  +  0,69» 

1)  St.  Anton  bei  Partenkirchen,  das  Huthaus  im  Höllenthalc  an  der  Zug: 
spitie,  and  der  PeiCsenberg  liegen  in  den  bayerischen  Alpen,  die  übri- 
gen Punkte  befinden  sich  in  den  Alpen  von  Wallis  und  Savoien  u.  s.  w. 
Die  Beobachtungen  in  Conche  und  an  den  damit  verglichenen  Stationen 
wurden  von  Saus  sure  im  Jahie  1792  in  einer  Tiefe  von  3  P.  F.  an- 
gestellt. 

2)  Diese  Zahl  (St.  Anton)  ist  nicht  direct  beobachtet,  sondern  aus  der 
Temperatur  der  vorhergehenden  Tage  abgeleitet. 


582 


Verglichene  Punkte. 

Aosta 
1792  20.  Aug.  17,67°,  1890' 

Nant-Bourant 

6.  Aug.  12,0°,  4384' 

Chapiu 

7.  Aug.  12,19°,  4805' 

St.  Jacques  d'Avas 
17.  Aug.  8,2V,  5142' 

Breull 
10.  Aug.  10,0°,  6187 

BreoJl 
16.  Aag.  10,7»° 

Kleiner  St.  Bernhard 

8.  Aug.  5,88°,  6792' 

Matterjoch 
14.  Aug. +  0,5*,  10322' 


Erbebung  für 
1*C  Abnahme. 

451  P.  V. 


476 


Verglichen  mit 
den  gleichzeiti- 
gen Beobachtun- 
gen zu  Conche 
1290" 


595 


335 


556 


594 


423 


495 


Mittel    510  P.  F. 

für  1°  C.  Abnahme  in 

den  Monaten  August 

und  September. 

Man  kann  nicht  erwarten  bei  diesem  ersten  Versuche 
schon  einen  ganz  bestimmten  Ausdruck  für  die  Tempera- 
turabnahme dieser  Bodenschicht  in  verschiedenen  Höhen 
zu  erhalten. 

Jedoch  lassen  die  Zahlen  der  vorhergehenden  Tabelle 
im  allgemeinen  erkennen,  dafs  die  Abnahme  der  Temperet- 
tur  des  Bodens,  in  Tiefen  von  0,75  bis  1  Meter,  in  den  Mo- 
naten  August  und  September  weit  rascher  ist,  als  die  mitt- 
lere Abnahme  der  Quellentemperatur.  (700—730'  für  1°  G). 
Diese  Erscheinung  wird,  zum  Theil  wenigstens,  wohl  da- 
von abhängen,  dafs  auch  die  Abnahme  der  Lufttemperatur 
im  Sommer  viel  rascher  erfolgt  als  im  Mittel  des  Jahres1). 

Die  Temperatur  des  Bodens  näher  der  Oberfläche,  in 
Tiefen  von  50,  20  und  6  Centm.,  ist  zu  sehr  von  den  täg- 
lichen Wärmeveränderüngen    der   Atmosphäre,    selbt  von 

I )  Für  dfe  Lufttemperatur  betragt  die  Abnahme  im  Sommer  440*  bis 
450',  im  Winter  620'  bis  710',  im  Jahresmittel  540  P.  F.  Unters. 
S.  353. 


583 

einzelnen  Unregelmäfsigkeiteu  in  derselben,  abhttqgig,  um 
aus  den  vorliegenden  Beobachtungen  mit  einiger  Wahr* 
scheinlichkeit  Zahleuwertbe  für  die  von  der  Höbe  bedingte 
Temperatur  -  Abnahme  in  diesen  Schichten  angeben  zu 
köunen. 

2)  Die  Lage  eines  Punktet  in  Beziehung  auf  die  Hinr 
melsgegenden  hat  einen  sehr  grofsen  Einflufs  auf  die  Tem- 
peratur der  oberen  Bodenschichten.  An  Abhängen,  welche 
gegen  Süden  und  Südwesten  gerichtet  und  der  Beson- 
nung sehr  zugänglich  sind,  während  zugleich  durch  den 
Bergrücken  selbst  die  kalten  Nordwinde  abgehalten  wer- 
den, bemerkt  man,  auch  in  Tiefen  von  0,75  bis  1  Meter, 
eine  bedeutende  Erhöbung  der  Bodenwärine  ').  Als  Bei- 
spiele können  unter  anderen  angeführt  werden:  Pavillon 
am  Aargletscher,  Gadmen  im  Vispthale,  und  vorzüglich  Bo- 
dewig Zwischen  Gadmen  (8475'  8,5°)  und  Zermatt  (5086' 
11,5")  würde  sieb,  wegen  der  zu  grofsen  Wärme  der  obe- 
ren Station  >  die  Temperatur  in  einer  Tiefe  von  40  —  50 
Centm.  erst  bei  einer  Höhendifferenz  von  1130  P.  F.  um 
1°  C..  vermindern.  In  Bödemie  (5925';  zeigte  sich  der  Bo- 
den in  einer  Tiefe  von  80  Centm.  sogar  etwas  wärmer  als 
in  Zermatt  (5086')  und  als  in  Gressoney  (4218').  Das 
Thermometer  war  in.  Bödemie  allerdings  auf  einem  sehr 
besonnten  uud  geschützten  Abhänge  eingegraben;  in  der 
gleichen  Exposition  finden  sich  in  dieser  Höhe  noch  die 
letzten  Getreideculturen. 

Die  Beobachtungen  auf  der  Vincenthütte  (9734'),  wel- 
che vom  3.  bis  16.  September  1851  in  verschiedenen  La- 
gen und  Bodenarten  angestellt  wurden,  lassen  erkennen, 
wie  grofs  auch  hier  der  Einflufs  der  Exposition  auf  die 

I)  Dove  hat,  durch  Vergleichung  der  Beobachtungen  ku  Chiswick,  eine 
•ehr  belehrende  Darstellung  der  Temperaturrerhäknitse  des  freien ,  be- 
sonnten und  des  beschatteten  Bodens  in  verschiedenen  Jahresreiten  ge- 
geben. »Ueber  den  Zusammenhang  der  Wärmeveränderungen  der  At- 
mosphäre mit  der  Entwickelung  der  Pflanzen.«  Abhandl.  d,  Akad.  zu 
Berlin,  für  1844.  S.  360.  Es  sind  in  dieser  Abhandlung  viele  sehr 
wichtige  Betrachtungen  über  den  Zusammenhang  der  Bodentemperalur 
mit  dem  Gedeihen  der  Pflanzen  enthalten. 


584 

Tempeijrtur  der  oberen  Bodenschichten,  bei  4  —  9  Centm., 
ist.  Die  Thermometer  in  den  gegen  Norden  exponirteo 
stets  beschatteten  Gneifsfelsen  standen  um  mehrere  Grade 
tiefer  als  jene  in  Schutt  oder  Felsen,  welche  frei  der  Be- 
sonnung ausgesetzt  waren.  Man  findet  in  den  höheren 
Theiien  der  Alpen  den  Boden  an  sehr  schattigen  Abhängen 
oder  in  kleinen  Schluchten  nicht  selten  den  gröfsten  Theil 
des  Tages  fest  gefroren,  während  die  besonnten  Felsen  in 
geringer  Entfernung  davon  an  ihrer  Oberfläche  10  bis  20° 
C.  erreichen. 

3)  Sehr  bemerkenswerth  ist  die  bedeutende  Erwärmung 
der  besonnten  Bodenoberfläche,  welche  man  selbst  in  Höhen 
von  10000  bis  12000  Fufs  bemerkt.  An  sehr  heiteren  Ta- 
gen beobachtete  ich  hier  öfter  Maxima  von  20  bis  31°  C, 
während  die  gleichzeitige  Lufttemperatur  nur  0  bis  8°  be- 
trug. Auf  der  Vincenthütte  zeigte  die  besonnte  Ober- 
fläche der  Felsen  und  des  Bodens  in  den  Mittagsstunden 
sehr  häufig  10  bis  16°  C,  auch  an  Tagen,  an  weichen  die 
Wirkung  der  direkten  Besonnung  durch  vorüberziehende 
Nebel  und  Wolken  geschwächt  war ;  während  die  mittlere 
Temperatur  der  Luft  im  Schatten  um  2h  p.  m.  3,9°  C.  be- 
trug; nur  an  sehr  schönen  Tagen  stieg  die  Lufttemperator 
im  Schatten  auf  5  bis  6°,  an  einem  einzigen  Tage  betrug 
sie  9,1°  C. 

Das  Maximum  der  Oberflächentemperatur,  welches  in 
den  schönen  Beobachtungsreihen  von  Bravais  und  Mar- 
tins ')  auf  dem  Faulhorn  (2683  Met)  vorkömmt,  ist  am 
28.  Scptbr.  1844  12h  39,8°  C;  Lufttemperatur  9,9.  »ta« 
hohen  Temperaturen  der  Bodenoberfläche  zeigen  sehr  ra- 
sche und  grofse  Oscillationen.  Sobald  die  Sonne  nur  kurxe 
Zeit  von  einem  mehr  oder  minder  dichten  Wolkenschleier 
bedeckt  ist,  sinken  die  Thermometer  schnell  um  mehrere 
Grade.  Auch  die  kalten  Winde  bringen  bedeutende  Ver- 
änderungen in  der  Wärme  der  Bodenoberfläche  hervor. 

Die  Feuchtigkeit  des  Bodens  in  den  Hochregionen  übt 
ebenfalls   einen  sehr  grofsen  Einflufs  auf  die  Temperatur 

1 )   Annuairc  miteorologique  de  la  France  2*  annSe. 


585 

desselben  aus;  sowohl  an  der  Oberfläche  des  Bodens  als 
in  den  etwas  tieferen  Schichten. 

Die  Lebhaftigkeit  der  Thau-  and  Reifbildung,  das  Ent- 
stehen von  Nebeln  oder  die  Berührung  mit  vorüberziehen- 
den Wolkenschichten,  die  Häufigkeit  kleiner  Schneefälle, 
die  sich  weiter  unten  bald  in  Regen  verwandeln,  und  nicht 
selten  ganz  verdunsten,  wenn  sie  die  untern  wärmeren 
Schichten  der  Atmosphäre  erreichen;  alle  diese  Umstände 
tragen  wesentlich  dazu  bei,  in  den  höheren  Theilen  des 
Gebirges  dem  Boden  mehr  Feuchtigkeit  mitzutheilen. 

Die  obersten  Erdschichten  in  Höhen,  die  sich  merk- 
lich Über  die  untere  Gränze  der  Wolkenbildung1)  erhe- 
ben, sind  nur  dann  trocken,  wenn  sich  mehrere  schöne  und 
warme  Tage  folgen,  an  denen  die  Wolkenbildung  selten 
ist,  oder  auf  sehr  grofse  Höhen  beschränkt  bleibt,  aber  bei 
einer  Tiefe  von  2  bis  3  Centm.  enthalten  sie  auch  dann 
noch  eine  merkliche  Menge  von  Feuchtigkeit. 

An  der  Oberfläche  der  Felsen  treten  daher  im  allge- 
meinen höhere  Maxima  ein  als  an  jener  des  Schuttbodens 
und  der  Erde,  weil  in  den  letzteren  gerade  zur  Zeit,  wo 
das  Maximum  der  Temperatur  stattfindet,  durch  die  Verdun- 
stung der  Feuchtigkeit  viel  Wärme  gebunden  wird  s). 
Auch  ist,  wie  die  Beobachtungen  auf  der  Vincenthütte  er- 
kennen lassen,  die  Differenz  der  Extreme,  sowohl  an  der 
Oberfläche  als  in  den  tieferen  Schichten  bis  zu  20  Centm. 
in  dem  Felsen  gröfser  als  in  dem  gewöhnlichen,  feuchten 
Schuttboden. 

4)  Die  bedeutende  Erwärmung,  welche  die  Oberfläche 
der  Felsen  und  des  trockenen  Schuttbodens  zeigt,  ist  für 
das  Gedeihen  der  kleinen  Hochalpen- Pflanzen,  welche  sich 
nur  so  wenig  über  den  Boden  erheben,  von  grofser  Wich- 

1 )  Selbst  Mittags  an  Sommert agcn  finden  sich  schon  zwischen  7000'  bis 
8000'  viele  Haufen  wölken ;  Morgens  und  Abends  stehen  sie  noch  merk- 
lich tiefer. 

2)  Nur  an  sehr  trockenen  kleinen  Erdansammlungen,  zum  Beispiel  an 
solchen,  die  eine  dünne  Lage  auf  Felsen  bilden,  bemerkt  man  höhere 
Maxima  als  an  der  Oberfläche  unbedeckter  Felsen. 


586 

tigkeit.  Sie  erhalten  auf  diese  Weise  weit  gröfsere  Wär- 
memengen, als  man  aus  der  Betrachtung  der  Temperatur 
der  freien  Atmosphäre  erwarten  sollte.  Auch  sind  für  viele 
Vorgänge  in  der  Entwickelang  der  Vegetation,  z.  B.  für 
die  Blfithenbildung  oder  die  Frachtreife,  nicht  nur  gün- 
stige mittlere  Temperaturvurbältnisse,  sondern  auch  be- 
stimmte hohe  Wärmegrade  nötbig;  diese  letzteren  können 
den  kleinen  phanerogauiischen  Pflanzen,  welche  noch  an 
einzelnen  Punkten  bei  10000  bis  11770  P.  F.  vorkommen, 
nur  durch  die  grofse  Erwärmung  der  Bodenoberfläche  in 
ihrer  Nähe  zugeführt  werden. 

Die  Pflanzen  selbst  tragen  theitweise  dazu  bei,  die  Tem- 
peratur des  Bodens  zu  modificiren,  so  dafs  sie  ihrem  Ge- 
deihen förderlicher  wird.  Der  sehr  dichte  Rasen,  welchen 
einige  Hochalpenpflanzen,  z.  B.  Cherleria  sedoides,  Cera- 
stium  latifolum,  Saxifraga  oppositifolia  u.  s.  w.  bilden,  be- 
schränkt sehr  wesentlich  das  Eindringen  des  Wassers  in 
den  Boden;  derselbe  ist  unter  diesen  Pflanzen  bei  weitem 
nicht  so  sehr  mit  Feuchtigkeit  angefüllt,  als  da  wo  er 
nicht  von  Vegetation  bedeckt  wird.  An  der  Phaperoga- 
wengränze  wird  das  den  Boden  befeuchtende  Wasser  vor. 
züglich  durch  Schmelzen  des  Schnees  geliefert;  die  dünne 
Schneedecke  schmilzt  gewöhnlich  rasch,  und  über  den  dich- 
ten ineist  etwas  geneigten  Rasen  läuft  dann  das  Wasser 
gröfstentheils  ab.  So  werden-  hier  die  Erdschichten  vor 
dem  Eindringen  dieses  kalten  Wassers  geschützt  und  we- 
niger erkältet  als  die  von  Vegetation  entblöfsten.  Auch 
wird  in  diesen  letztern  bei  der  Verdunstung  des  reichlich 
angehäuften  Wassers  ebenfalls  wieder  Wärme  gebunden, 
und  auch  dadurch  bewirkt,  dafs  bei  gleicher  Insolation 
die  trockenen,  mit  Vegetation  bedeckten  Stellen  etwas 
mehr  über  die  Temperatur  der  Luft  sich  erwärmen.  Es 
scheint  demnach  in  diesen  grofsen  Höhen  in  Folge  der 
häufigen  Befeuchtung  des  Bodens,  insbesondere  durch 
schmelzende  Schneelagen,  die  Temperatur  auch  im  Mittel 
unter  dem  Rasen  wärmer  zu  seyn,  als  in  dem  freiliegen- 
den (feuchteren)  Schuttboden. 


587 

Die  Erde  unter  dem  Rasen  ist  zugleich  welliger  grofsen 
Kälte-  und  Wärmeextremen  ausgesetzt  als  die  festen  Fel- 
sen in  gleicher  Tiefe. 

Wenn  man  die  grofsen  Unterschiede  in  der  Tempera- 
tur des  Bodens  betrachtet,  welche  an  hohen  Standpunkten 
durch  die  Exposition  des  Abhanges,  den  Schutz  desselben 
vor  kalten  Winden,  die  gröbere  oder  geringere  Entfer- 
nung von  Schnee-  oder  Eismassen  u.  s.  w.  hervorgebracht 
werden,  so  begreift  man,  warum  an  einzelnen  Stellen,  wel- 
che vermöge  der  Bodenform  aus  der  Schneebedeckung  her- 
vorragen und  gleichsam  Inseln   wärmeren  Bodens  bilden, 
phanerogamische  Pflanzen  selbst  noch  2000  Fufs  über  der 
Schneelinie  gedeihen  können;  während  an  anderen  eben, 
falls  schneefreien  Punkten,  welche  aber  diese  günstige  Lage 
nicht  besitzen,  selbst  in  geringeren  Höhen  keine  Spur  von 
Vegetation  oder  wenigstens  keine  Phanerogamen  zu  ent- 
decken sind. 

5)  In  der  Tabelle  VI.  sind  die  Tetnperaturveränderun- 
gen  von  drei  Flüssen  verglichen,  welche  sich  in  dem  gro- 
fsen Becken  von  Partenkirchen  in  den  bayerischen  Alpen 
vereinigen.    Man  erhält  im  Mittel  dieser  Beobachtungen, 
die  sich  zwischen    den  5.   und  30.  September   1852  ver- 
teilen: 

Temperatur  der  Laisach     .......     11,43°  C. 

Partnach   .......      8,64 

»     Kanker 11,11 

Temperatur  der  Luft  im  Schatten  zu  St.  An- 
ton, Mittel  des  September 12,2 

Temperatur   des   besonnten  Bodens  in  einer 
Tiefe  von  75  Centm.  zu  St.  Anton;  Mit- 
tel vom  6.  bis  27.  September     ....     14,4. 
Die  Temperaturverschiedenheiten  dieser  drei  Flüsse  ord- 
nen sich  weder  nach  ihrer  Wassermasse,   denn   hier   fol- 
gen  sich   die  Loisach,  die  Partnach   und   hierauf  die  weit 
kleinere    Kanker,    noch    nach    ihrer    Längenentwickelung. 
Die  letztere  beträgt  mit  Einschlufs  der  wichtigsten  Krüm- 
mungen : 


»  a» 


bei  der  Loisach     .     .     .    72000  Par.  Fufs, 
bei  der  Partnach   .     .     .     46300    »        » 
bei  der  Kanker     .     .     .    30700   »        » 
Die  weit  kältere  Temperatur  der  Partnach    scheint  vor- 
zugsweise davon  abzuhängen,  dafs  sich  in  ihr  das  Wasser 
von  den  stellenweise  mit  Schnee  und  Eis  bedeckten  Ab- 
hängen des  8000  bis  9000'  hohen  Gebirgsstockes  der  Zag- 
spitze and  des  Wettersteines  vereiniget.     Zugleich  fliefst 
die  Partnach  bis  in  die  Ebene  von  Partenkirchen  mit  gro- 
sser Schnelligkeit  dnrcb  ein  tief  eingeschnittenes  and  nad 
Norden  gelichtetes  Thal.     Die  Loisach    and   die  Kanker 
befinden  sich  hingegeu  in  breiteren  Thälern,   von  denen 
vorzüglich  das  letztere  der  Besonnnng    sehr    zugänglich 
ist.    Dessenungeachtet  scheinen  alle  drei  Flüsse  im  Sep- 
tember und  wohl  überhaupt  während  der  ganzen  eisfreien 
Periode  des  Jahres  kälter  zu  sevn  als  die  mittlere  Tempe- 
ratur der  Luft  und  als  jene  des  Bodens  in  einer  Tiefe  ton 
75  Centm.     Der  Grund    hiervon  dürfte  darin    zu  suchen 
seyn,  dafs  alles  Wasser  aus  den  höheren  and  daher  käl- 
teren Regionen  rasch  nach  der  Tiefe  gelangt  und  noch 
zum  Theil  seine  niedrige  Temperatur  mit  sich  bringt.  Fer- 
ner ist  das  Wasser,  welches  aus  den  höheren  Theilen  des 
Gebirges  kömmt,   nicht  nur   kälter   durch   die   geringere 
Temperatur  des  Quellwassers,  sondern  zugleich  durch  den 
Zuflufs  aus  schmelzenden  Schneemassen  ')  und  aus  kleinen 
Gletschern. 

Es  müssen  daher  im  allgemeinen  die  Gewässer,  welche 
aus  den  Hochregionen  2)  in  die  Gebirgskessel  zusammen- 

1)  Da  im  Frühlinge  und  selbst  cur  Zeit  des  Temperatunnaximuntf  ><■> 
Sommer  Doch  mehr  Oberfläche  des  Hochgebirges  mit  Schnee  bedeckt 
ist  als  im  Anfange  des  Herbstes,  so  wird  der  Unterschied  swi*cheo 
Luft-  und  Wasserwärrne  im  Herbste  etwas  geringer  seyn. 

2)  In  den  inneren  Theilen  der  Alpen,  in  welchen  die  Bache  aus  groß* 
Schnee-  und  Gletschermassen  entspringen,  werden  dieselben  im  MW 
noch  mehr  von  der  Temperatur  der  Luft  abweichen.  Vergl.  die  Beob- 
achtungen der  Temperatur  einiger  Glet scher bäclic,  in  unseren  Volcrw 
chungen  u.  s.  w.  1850  S.  286  und  die  Bemerkungen  S.  289  u.  280. 

Den   erkältenden  Einflufs,    welchen    die  Gletscher  auf  die  Temp"»' 


589 

strömen,  zur  Erkältung  der  Luft  und  noch  weit  mehr  des 
Bodens  in  ihrer  Nähe  beitragen.  Die  oft  wiederholten 
kleinen  Ueberschweimnuugen  und  die  theilweise  Versum- 
pfung der  Thäler  bewirken,  dafs  sich  der  erkältende  Ein- 
flufs  der  Gebirgsbäche  auf  die  Thalsohle  nicht  selten  wei- 
ter erstreckt,  als  man  erwarten  sollte. 

Iu  den  Wintermonaten  ist  das  Verhältnifs  der  Tempe- 
ratur der  Flüsse  zur  Wärme  der  Luft  nicht  mehr  dasselbe; 
in  den  Alpen  ist  dann  der  nicht  gefrierende  Theil  der 
Flüsse,  welcher  fast  nur  Zuflüsse  aus  wahren  Quellen  erhält, 
entschieden  wärmer  als  die  Lufttemperatur.  Die  letztere 
beträgt  z.  B.  im  Januar  bei  2050  P.  F.  —  2,5°  C,  bei 
4000-5,0°,  bei  5900'  — 7,5°. 

Bei  gröfseren  Strömen  wird  das  gegenseitige  Verhält- 
nifs des  Luft-  und  Wasserwärme  ein  ganz  anderes. 

Reuou  hat  zuerst  darauf  aufmerksam  gemacht,  dafs 
manche  Flüsse  in  jeder  Jahreszeit  wärmer  sind  als  die  Luft- 
temperatur. Für  die  Loire  bei  Vendome  betrug  der  Un- 
terschied im  Jahresmittel  2,24°  C.  (Comptes  rendus  28.  Juli 
1852).  Auch  die  Beobachtungen  von  Oscar  Valin  in 
Tours  ergaben  einen  ganz  ähnlichen  Unterschied.  Babi- 
net  und  in  Uebereinstimmung  mit  ihm  Renou  erklärten 
diese  Erscheinung  als  abhängig  von  der  Absorption  der 
Wärme  durch  das  Flufsbett,  auf  welche  ein  späteres  Wie- 
derausstrahlen der  Wärme  folgt.  Sie  bezeichnen  diese 
Temperaturerhöhung  des  Wassers  als  ganz  analog  der  Er- 
wärmung der  Luft  in  dem  von  Saussure  ')  angegebenen 
Heliothermometer  *). 

tur  des  Bodens  in  ihrer  Nahe  ausüben,  hat  G.  Bischof  durch  interes- 
sante Versuche  in  Grindel wald  nachgewiesen.  Wärmelehre  S.  191  bis 
193  nnd  S.  423. 

1)  Saossure  Voyages  §.932  und  Fourier  Mem.  de  l'Acad.  de  Pa- 
ris VII.  p.  585.     Unsere  Untersuchungen  u.  s.  w.  1850.  S.  433. 

2)  Da  iu  Anfang  des  Winters  der  Unterschied  zwischen  der  Luft-  und 
Wasserwarme  am  bedeutendsten  ist,  (2,95°  G.  im  November  und  De- 
cember  bei  der  Loire),  su  eioer  Zeit  also,  wo  allerdings  die  Lebhaftig- 
keit der  Besonnung  nicht  am  größten  ist,  so  glaubte  Rankine,  die 
Reibung  des  Wassers  wäre  die  Ursache  des  Warmeüberschusses.  (Ran- 


590 

Die  Erwärmung  hängt  nicht  nur  von  der  Insolation  und 
laberen  Lufttemperatur,  sondern  zugleich  von  den  hydro- 
graphischen Verhältnissen  wesentlich  ab.  Die  Wassennenge, 
die  Schnelligkeit  des  Laufes,  Zahl  und  Mächtigkeit  der  aus 
Hochgebirgen  kommenden  Zuflüsse,  Durchsichtigkeit  des 
Wassers,  am  meisten  wohl  Temperatur  und  jährliche  Ver- 
keilung des  atmosphärischen  Niederschlages,  Unterbrechun- 
gen des  regelmäßigen  Stromlaufes  durch  Seen  und  Sümpfe 
u.  s.  w.  müssen  ebenfalls  diese  Verbältnisse  vielfach  modi- 
ficiren. 

Als  Beispiel  für  die  Unterschiede,  welche  hiedurch  in 
dem  Gange  der  Erwärmung  verschiedener  Flüsse  hervor- 
gebracht werden,  führe  ich  nach  Bravais3)  die  monatli- 
chen Temperaturen  der  Rhone  und  Saöne  bei  Lyon  an. 


Rhone. 

Saöne. 

Luft. 

Januar 

4,2  C. 

2,1  C 

— 1,5  C. 

Februar 

4,6 

3,3 

3,9 

März 

6,1 

5,0 

7,2 

April 

10,0 

10,0 

9,0 

Mai 

15,2 

16,1 

16,5 

Jan! 

18,7- 

20,9 

21,2 

Juli 

19,2 

21,1 

21,9 

August 

19,6 

21,0 

203 

September 

17,5 

18,7 

16,9 

October 

13,9 

13,6 

12,2 

November 

10,1 

8,6 

9,5 

Deccmber 

6,0 

4,5 

4r* 

Mittel 

12.1 

12.1 

11.9. 

k ine,  on  the  cause*  of  the  excess  of  the  mean  temperatures  of 
rivers.  Philo*.  Mag.  Nov.  1852.)  In  der  Bibliothique  unieers. 
de  Geniee  wurde  dagegen  bemerkt,  dafs  sich  ein  ganz  entsprechender 
WMrmennterschied  auch  am  kleinen  See  beim  St.  Bernhard- Hosp» 
zeigt.  Die  weniger  rasche  Abnahme  der  Wassertemperatur  im  Herbste 
wird  der  groben  apeeifischen  Warme  des  Wassers  im  Vergleiche  zu 
jener  der  Lnft  zugeschrieben. 
1)  Bravais  Geographie  physique  de  la  France  p.  147,  in  Patrice  ou 
la  France  ancienne  et  moderne  etc. 


591 

B.    Temperatur  der  Quellen. 

Wenn  man  die  Temperatur  einer  gröberen  Anzahl  von 
Quellen  in  einer  und  derselben  Gebirgsgruppe  oder  in  ver- 
schiedenen Theilen  des  Alpenzuges  vergleicht,  so  bemerkt 
man  vielfache  und  nicht  selten  sehr  bedeutende  Unregel- 
mäfsigkeiten. 

Unter  den  Einflüssen,  von  denen  die  Temperatur  der 
Quellen  wesentlich  abhängt,  kann  man  wohl  zwei  Gruppen 
unterscheiden.  Die  eine  Gruppe  bilden  jene  allgemeineren 
klimatischen  Verhältnisse,  welche  sich  zwar  mit  der  Höhe 
ändern,  aber  in  horizontaler  Richtung  auf  ziemlich  ausge- 
dehnte Strecken  unverändert  bleiben,  so  lange  die  Boden- 
gestaltung ebenfalls  den  gleichen  Typus  beibehält.  Die 
Temperatur  der  Luft,  die  Besonnung,  die  Ausstrahlung  des 
Gesteines,  die  Menge,  Vertheilung  und  Temperatur  der 
atmosphärischen  Niederschläge,  die  Tiefe  der  Eisbildung  in 
den  lockeren  Erdschichten  während  des  Winters,  die  Dicke 
der  winterlichen  Schneedecke,  die  Höhe  der  Wolken-  und 
Nebelmassen,  welche  den  Boden  berühren  etc.,  dürften  un- 
ter den  klimatischen  Verhältnissen  zu  nennen  sejn.  Auch 
die  Zuleitung  der  inneren  Erdwärme  kann  hier  noch  er- 
wähnt werden,  obwohl  diese  auf  die  Wärme  der  Quellen 
gewifs  nur  einen  sehr  geringen  Einflufs  hat.  Eine  andere 
Reihe  von  Einwirkungen  auf  die  Quellenwärme  trägt  ei- 
nen weit  mehr  localen  Charakter;  in  dieser  Gruppe  dürf- 
ten wohl  vorzüglich  die  Ursachen  für  die  Störungen  in  den 
regelmäfsigen  Verhältnissen  der  Quellentemperatur  zu  su- 
chen seyn.  Als  einige  der  wichtigsten  möchte  ich  folgende 
anführen:  Die  Exposition  der  Abhänge  und  ihre  Beschat- 
tung durch  gegenüberstehende  Berge,  die  Tiefe,  aus  der 
das  Quellwasser  hervorkommt,  die  chemischen  Zersetzun- 
gen im  Innern,  die  Zusammensetzung  und  die  physikali- 
schen Eigenschaften  des  Bodens,  seine  Feuchtigkeit  und 
Wärmecapacität,  die  Steilheit  der  Schichtenstellung,  die 
Zerklüftung  des  Gesteines  besonders  in  Kalkgebirgen,  die 
unmittelbare  Nähe  gröfserer  perennirender  Eismassen  un- 
terhalb der  Schneegränze  etc. 


In  dieser  letzteres  Grippe  ist  es  nW  Exposition  der 


In  Lagen,  welche  der  Bf  in— nn^  sehr  ragSnglich  sind 
und  «gleich  tot  den  kalten  Nord-  omd  Nordost- Winden 
geschützt  werden,  findet  eine  bedeutende  Erhöhung  der 
QoeUentenperator  statt,  filnninBiis— iml  nut  der  gröberen 
Wanne  der  Luft  und  der  oberen  Bodenschichten  und  mit 
de«  höheren  Ansteigen  der  VegttJlionnginaifn  an  diesen 
Punkten.  Als  Beispiefe  können  angeführt  weiden:  die  Quellen 
in  Bddeoue,  Arransole,  Gabiet,  Bionnanaj  und  Chandane  ' ). 

Die  niedrigen  Temperaturen  sehr  wasserrekher  Quellen 
in  Kalkgebirgen  *),  bei  welchen  das  Wasser  in  den  Fel- 
senspalten  rasch  aus  gröberen  Höhen  in  die  Tiefe  herab- 
strömt,  zeigen  der  Ursprung  der  Partnach  und  der  Marien- 
sprung, beide  in  der  Nähe  der  Zugspitze. 

Bei  den  verschiedenen  Ursachen,  von  welchen  die  War- 
meverh&ltnisse  der  Quellen  abhängen  ,X  wird  es  sehr  schwie- 
rig 


1)  Vergl.    die  speciellen  Tabellen   der  beobachteten   Qoellenteniperati 
Nene  Untcrsochongen  u.  «.  w.  1854,  Cap.  VI.  S.  212—217. 

2)  Durch  Ei*- Ansammlungen,  welche  sieh  in  den  Spähen  and  Höhlun- 
gen in  Innern  der  Kalkgebirge  bilden  9  kann  ebcnJalls  das  Qnellwasser 
erkaltet  werden.  (Viele  Beispiele  kalter  Höhlen,  glatteres  natureäes, 
hat  Bravais  zusammengestellt.  Patria.  Giogr.  phjs.  p.  146.)  In 
den  Alpen  durfte  als  eines  der  schönsten  Beispiele  besonders  die  Kolo- 
wrat-  Höhle  im  Untersberge  bei  Salzbarg  zu  nennen  sejn. 

In  der  Nähe  grofser  Gletscher  kommen  sowohl  in  den  Kalkgebir- 
gen als  auch  in  den  krjstallmijchen  Gesteinen  der  Centralalpen  suwea- 
len  sehr  starke  und  auffallend  kalte  Quellen  um  Vorschein,  deren 
Wasser  durch  das  Abschmelzen  des  Gletschereises  geliefert  wird;  diefe 
beweisen  ihr  theil weises  oder  gänzliches  Versiegen  während  des  'Win- 
ters und  die  trübe,  milchige  Farbe  des  Wassers,  welche  man  meistens 
an  ähnlichen  Quellen  beobachtet.  Sie  können  natürlich  in  Beziehung 
auf  ihre  Temperatnrverhältnisse  nicht  mit  den  anderen,  wahren  Quel- 
len verglichen  werden,  da  ihre  Wärme  zunächst  nur  von  der  Masse 
des  Wassers  und  von  der  Entfernung  abhängt,  welche  dasselbe  von  dem 
Punkte  seines  Versinken*  in  den  Boden  unter  dem  Gletscher  bis  zur 
Aosströmungsöffnung  durchlaufen  mufs. 

3)  Vergl.  die  treffenden  Erörterungen  über  diese  Ursachen  in  Alex,  voo 
Humboldt' s  Kosmos  I.  S.  228. 


598 

rig  die  Abnahme  der  Temperatur  mit  der  Höbe  zu  verfol- 
gen, und  einen  nur  etwas  regelmässigen  Gang  für  dieselbe 
aufzufinden.  Ich  habe  jedoch  den  Versuch  gewagt,  einige 
allgemeine  Zahlen  aus  den  vorliegenden  Daten  abzuleiten; 
ich  benützte  dazu  aufser  den  Beobachtungen  vom  Jahre  1851 
und  1852  auch  jene,  welche  ich  in  meiner  früheren  Abhand- 
lung, uaitgetheilt  habe  '),  ebenso  wie  die  Beobachtungen  von 
Wahlenberg,  Unger,  Simony,  Sendtner   u.  s.  w. 

Durch  zahlreiche  Vergleichungen  der  verschiedenen  Quel- 
len erhielt  ich  die  folgenden  Angaben  für  die  Lage  der  Iso- 
geothermen  in  den  Centralalpen  von  Wallis  und  Savoien, 
und  in  der  nördlichen  Nebenzone  der  Alpen,  welche  mit 
Höhen  von  6000  bis  950ff  den  Rand  des  Gebirges  in  der 
Schweiz,  in  Bayern  und  in  Oesterreich  bildet.  Die  mittleren 
Temperaturen  der  Luft  sind  aus  der  Zusammenstellung  mei- 
nes Bruders  entnommen. 

In  einer  zweiten  Tabelle  sind  einige  Beispiele  für  die 
Abnahme  der  Temperatur  in  einseinen  Fällen  gegeben.  Es 
wurden  vorzugsweise  Quellen  von  ziemlich  gleicher  Lage 
u.  s.  w.  und  von  nicht  zu  geringer  Höhendifferenz  ver- 
glichen, da  man  nur  auf  diese  Weise  erwarten  darf,  ein 
eiiHgermafsen  richtiges  Bild  von  den  Veränderungen  der 
Temperatur  in  verschiedenen  Höhen  zu  erhalten. 

1)  Es  findet  sieh  dort  auch  die  nähere  Angabe  der  Litterätur.  Viele  in- 
teressante Beobachtungen  über  die  Temperatur  der  Quellen  in  den  öst- 
lichen Alpen,  in  Oesterreich,  Steiermark,  KSrathen  u.  s.  w.  wurden 
neuerdings  mitgetheilt  in  Kr  eil  s  magnetischen  und  geographischen  Orts- 
bestimmungen im  österreichischen  Kaiserstaate,  und  in  mehreren  Ab- 
handlungen von  A.  von  Morlot,  im  Jahrbuche  der  k.  k.  geologischen 
Reichsanstalt. 


Poggend.  Ann.  Ergänzungsbd.  IV.  do 


594 


L    Höhe  der  Isogeothermen. 

Nördliche  Nebcnzooe  der 


therac. 


Cels. 


I    Centralalpen  iroo  Wallis  und 
Savoien. 

A.  QuellcBlem-  JB.    Mittlere 


12,5 

1090 
9,0 
7,5 
5,0 
2,5 
1,0 
0,0 


peratur. 


Jahrestem- 


■  I   .    e-   perator  der 
„„,         Erheb,  lur r      f     r. 
Hohe»         yr      i        Lall. 

I        Höbe. 

Par.  Fofi.         !     Par.  FnTs. 


830 

2360 


612 

552 


3740 
5150 
7150 


circa  8700 

circa  9600 
—  9800 


564 

800 

1033 


380 ») 
1660 


3135 
4500  3) 
5850 
6660 
7200 


Alpen. 

A.  Q seilen tem- 
peratur. 

Erheb.  £ 
rCeU. 

Par.  Fol«. 


Höhe. 


B.    Mittlere 
Jahrestem- 
peratur der 
Luft. 
Höbe. 
Par.  Fofs. 


1600 

2520 

4050 

5770 

7250 

circa  8200 
-8300 


613 
612 

688 
987 


1500 
2400 
3750 
4965 
5650 
6100 


II.    Temperaturabnahme  in   speciellen  Fallen. 
A.    Quellen  in  den  bayerischen  Alpen,  in  den  Umgebun- 
gen der  Zugspitze;  und  in   der  nordöstlichen   Schweiz 

Erhebung 


Verglichene 

Paukte. 

für  1°  C.  Abnahm«. 

Sieben  Sprunge 

und 

Gr*kift«i 

470  Par.  Fofc 

3290'  6,4° 

2350'  8,4° 

Lahnewiesgraben 

und 

Grainau 

554 

3680'  6,0° 

Partnach 

und 

Grainau 

414 

4337'    3,6* 

Cnterbaustollen 

und 

MI   erkahr 

724 

4425'  4,0° 

5$*„   1,9* 

Unterbaustollen 

und 

Gutes  Wasser 
6312'  1,6° 

786 

1)  Für  die  Stationen  am  Südrande  der  Alpen. 

2)  In  den  unmittelbaren  Umgebungen  des  Monte -Rosa  ist  die  Lufttempe- 
ratur zwischen  4000  und  6000'  etwas  wärmer. 


595 


Verglichene 
Mariensprung  und 

4490*  3,45° 
Steinerne  Hotte         und 

5920'  2,4° 
Gutes  Wasser  und 

6312'  1,6° 
Thörl  und 

7156'  1,1° 
Thörl  und 

Art  und 


Art 
Bruderen 


Punkte. 

Zaunle 
4035'  4,4° 
Uaterbaustollen 

Hieben  Sprunge 
3290'  6,4° 
(Sieben  Sprunge 


und 
und 


Erhebung 
für  1°  G.  Abnahme. 

479  Par.  Fufe. 


934 


630 


729 


951 


Steinerne  Hütte 
Kalte  Bad,  Schlie- 
4487'  5,3°   renthal    613 
Bruderen  508 

3178'  6,8° 
Kalte  Bad,  Schüe- 

renthal         873 


» 


» 


» 
» 


B.    Quellen  im  Wallis,   in  Pientont  und  Savoien. 
Zermatt  und         Vwp. 

5310'  4,5°  2253'  10,6° 

Zermatt  und  Greseoney 

4218'    5,7° 
Visp. 


Viescher  -  Gletscher    und 
5385'  4,6° 


fätearpe  Aipe 

5579'  4/)° 
Scarpe  Alpe 
Arransole 

6095*  4,3» 
Zinketiberg 

65913' 2^° 
Ollen 

6815'  3,1° 
Ollen 
Turlo 

71 W  2,4° 
Gabiet 

72001  2,8° 
Gabiet 


und 

und 
und 

und 

und 

und 
und 

and 

und 


Zermatt 

Gresaoaey 
Visp. 

Zermatt 

Zermatt 

Arransole 
Scarpe  Alpe 
557B'  4,0° 
Wdemie 
5975'  4,2° 
Arransole 


501 
910 
522 
538 


801 
673 

802 

1075 

600 
957 


» 


» 


» 
» 

» 


» 

» 


737 


» 


Motitiers 
1510'  11,3° 


«ad        -  OreuoMe 
712'  IM9 


725 


» 


38* 


T<^fKcKcoe   PaaLto. 


rc 


i*7#r  i#,r 


321*    %& 


>r  11^ 


713 


3711'     7,4* 


i'  i*,r 

Mittel 


4077'    7,1# 


Cfcftffai 

48W    byV 
Cbaaiaae 

Cbaudane 

ComMsee 
5950"    3,4» 


716 
871 


5808'  4,0» 


OD«! 

und 


4677  7,1# 
Ctaftethal 
3210' 8,3» 
Cfcapiu 
48W  5,1* 


647 


Ich  möchte  hier  wiederholt  darauf  aufmerksam  macheo, 
wie  wir  bereits  früher  gethan  '),  dafs  die  Bedeutung  ähn- 
licher Mittelwerthe  weit  weniger  darin  liegt,  dafs  sie  eine 
Hülfe  für  approximative  Schätzungen  gewähren;  sie  dienen 
vielmehr  hauptsächlich  dazu,  eine  allgemeine  und  übersicht- 
liche Vergleickung  verwandter  Erscheinungen  in  verschie- 
denen Länderstrichen  und  unter  verschieden  äusseren  Be- 
dingungen zu  erleichtern. 

In  speciellen  Fällen  und  für  kleinere  Partieen  des  Ge- 
birges können  sehr  bedeutende  Abweichungen  von  den  hier 
gegebenen  Mitteln  stattfinden,  da  die  letzteren  nur  die 
Verhältnisse  der  Quellentemperatur  in  den  allgemeinsten 
und  häufigsten  Fällen  für  ausgedehntere  Theile  der  Alpen 
veranschaulichen. 

Es  wird  zwar  noch  weiterer  Beobachtungen  bedürfen, 
um  die  mittlere  Höhe  der  Isogeothermen,  welche   ich  in 

1)  Untersuchungen  u.  s.  w.  S.  340. 


'  1 


597 

Tabelle  I  darzustellen  versuchte,  mit  der  wünschenswerten 
Genauigkeit  festzustellen;  dennoch  dürfte  es  erlaubt  seyn 
schon  jetzt  einige  allgemeine  Resultate  etwas  näher  zu 
betrachten. 

Die  Erhebung,  welche  der  Verminderimg  der  Quellen- 
temperatur um  1  °  C.  entspricht,  scheint  im  Mittel,  vom  Fufse 
der  Alpen  bis  xur  Isogeothermenfiäche  von  +  1°,  ungefähr 
700  bis  730  Par.  Fufs.,  in  runder  Zahl  120  Toisen  zu  be- 
tragen. In  den  Centralalpen  von  Wallis  und  Savoien '  erhält 
man,  wenn  man  das  Mittel  aus  den  Abnahmen  zwischen 
den  einzelnen  Isothermen  nimmt,  712\  in  der  nördlichen 
Nebenzone  der  Alpen  725'. 

Die  in  der  zweiten  Tabelle  enthaltenen  Zahlen  würden 
im  Mittel  etwas  weniger  ergeben  (690'),  weil  die  Mehrzahl 
der  Quellen,  welche  hier  zur  Yergleichung  benutzt  werden 
konnten,  zwischen  Höhen  von  2000'  und  6000  bis  6500 
liegen. 

Das  Resultat,  welches  ich  für  die  Abnahme  der  Quellen- 
temperatur  fand,  ist  etwas  kleiner  als  jenes,  welches  Kämtz 
aus  den  19  Beobachtungen  Wahlenberg' 8  abgeleitet  hat 
(150  Toisen  für  1°C). 

Jedenfalls  ist  die  Abnahme  der  Quellentemperatur  lang- 
samer als  jene  der  mittleren  Jahrestemperatur,  welche  m 
den  Alpen  540  P.  F.  (90  Toisen)  für  1°  C.  beträgt.  Die 
Quellen  in  den  Alpen  sind  im  allgemeinen  im  gleichen  Niveau 
wärmer  als  die  mittlere  Lufttemperatur;  der  Unterschied 
zwischen  Luft-  und  Quellenwärme  wächst  mit  der  Höhe. 

Noch  ist  zu  bemerken,  dafs  die  Abnahme  der  Quellen- 
temperatur in  grösseren  Höhen,  besonders  bei  Quellen  von 
3°  bis  1°C,  langsamer  zu  werden  scheint  als  im  Mittel 
und  als  in  den  tieferen  Theilen  des  Gebirges,  obgleich  eine 
vermehrte  Anzahl  von  Beobachtungen  nöthig  seyn  wird, 
besonders  um  die  Höhendifferenz,  welche  hier  einer  Tempe- 
raturveränderung von  1UC.  entspricht,  sicherer  zu  be- 
stimmen. Es  würde  dieses  der  Annahme  entgegen  seyn, 
welche  ich  früher,  wo  mir  weit  weniger  Quellen  zur  Yer- 
gleichung zu  Gebote  standen,  für  wahrscheinlicher  hielt; 


598 

ich  glaubte  damals,  dbfs  die  Abnahme  der  Temperatur  bei 
den  höchsten  Quellen  rascher  würde,  wofür  mir  auch  die 
Analogie  mit  der  Verminderung  der  mittleren  Lufttempera- 
tur zu  sprechen  schien,  welche  in  gröfseren  Höhen  rascher 
vor  steh  geht  als  an  den  tieferen  Stationen. 

Bemterkenswerth  ist  die  langsame  Abnahme  der  Quellen- 
temperatur  in  den  Alpen,  wenn  man  sie  mit  der  raschen 
Zunahme  der  Wärme  gegen  das  Innere  der  Erde  vergleicht. 
Für  die  letztere  nimmt  Alexander  von  Humboldt1) 
als  die  wahrscheinlichste  Zahl  92  Par.  Fufs  bei  einer  Er- 
höhung der  Erdtemperatur  um  1°C.  an;  so  dafs  sich  die 
Zunahme  der  Wärme  nach  der  Tiefe  zur  Abnahme  der 
Quellentemperatur  mit  der  Höhe  ungefähr  verhalten  würde, 
wie  1 : 7,8. 

Bei  Vergleichung  der  Quellentemperatwr  in  verschiedenen 
Gruppen  der  Alpen  bemerkt  man  eine  Zunahme  derselben 
in  den  südlichen  Theilen;  jedoch  dieser  Einflufs  allein  würde 
nicht  genügen,  um  die  Verschiedenheiten  in  der  Höbe  der 
Isogeothermen  zu  erklären,  welche  man  oft  in  nur  wenig 
entfernten  Alpengruppen  findet.  Diese  Unterschiede  weisen 
im  Gegentheil  auf  den  constanten  Zusammenhang  hin,  wel- 
cher zwischen  der  Wärme  des  Bodens  auf  der  einen  und 
zwischen  der  Gestaltung  und  der  mittWen  Erhebung  der 
Bergketten  auf  der  anderen  Seite  besteht  Die  Temperatur 
des  Bodens  ist  bei  gleicher  Höhe  nicht  dieselbe  in  dem  gan- 
zen Alpenzuge;  die  isothermen  Flächen,  welche  die  Punkte 
gleicher  mittlerer  Quellemoärme  verbinden,  erheben  sich  im 
Gegentheil,  abgesehen  von  dem  Einflufs  der  geographischen 
Breite,  im  allgemeinen  um  so  mehr  über  das  Niveau  des 
Meeres,  je  bedeutender  die  mittlere  Erhebung  des  Bodens  ist. 
Diese  Erscheinung  ist  analog  den  grofsen  Differenzen  der 
Temperatur  und  des  Climas,  welche  im  allgemeinen  zwi- 
schen den  freien  Rändern  eines  Plateaus  und  zwischen 
seinen  centralen  Theilen  bei  gleicher  Höhe  bestehen,  ein 
Unterschied,  dessen Kenntnifs  man  zuerst  Alex,  von  Hum- 
boldts Beobachtungen  in  Amerika  verdankt.    Die  Krüui- 

1)  Kosmos  I,  S.  181  tmd  426. 


509 

mutig  der  IsogpeotbermeB  in  den  verschiedenen  Alpengrop- 
pen  schliefet  sieh  an  die  allgemeinen  Gesetze  der  Vertheilung 
der  Wärme  in  einem  festen  Körper  ron  wechselnder  Dicke 
an ,  mit  welchem  -  man  das  Relief  der  Alpen  vergleichen 
könnte.  Die  centralen  Gruppen,  welche  mehr  zusammen- 
hängende  Massen  bilden  und  eine  sehr  bedeutende  und 
gleicbmäfsige  Erbebung  nicht  nur  der  Kämme  und  Gipfel 
sondern  auch  der  Tbalsohlen  zeigen,  erwärmen  sich  weit 
mehr  unter  dem  Einflasse  der  Insolation ;  zugleich  verlieren 
sie  auch  die  empfangene  Wärme  weniger  leicht  durch  Strah- 
lung oder  durch  Contact  mit  kalten  Luft-  und  Wolken- 
massen, als  isolirte  Berge. 

Auch  jener  Theil  der  Erdwärme,  der  vielleicht  aus  dem 
Inneren  noch  bis  zu  den  Schichten  empordringt,  in  dqnen 
die  Quellen  entstehen,  mufs  in  Gebirgstheilen  von  grofser 
Massenerhebung  besser  zugeleitet  werden  *). 

Bei  Vergleichung  der  Bodentemperatur  in  Alpengruppen 
von  verschiedener  mittlerer  Höhe  müssen  auch  alle  anderen 
Umstände  sorgfältig  berücksichtiget  werden,  welche  auf  das 
Clina  überhaupt  und  auf  die  Wärme  der  Quellen  insbe- 
sondere von  Einflufs  sind.  Unter  diesen  erwähne  ich  zum 
Beispiel  die  allgemeine  Richtung  und  Exposition  der  Ge- 
birgszüge, die  Weite  der  Thäler  und  die  davon  abhängige 
directe  Besonnung  der  Thalsohle  etc.  Auch  die  Richtung 
des  Schichten fal leg  wirkt  bisweilen  in  ähnlicher  Weise 
störend  ein,  da  die  Quellen  vorzugsweise  in  der  Richtung 
der  Schichtenflächen  sich  sammeln  und  auf  jener  Seite  zu 
Tage  kommen,  wo  die  Schichtenende»  sich  befinden,  wäh- 
rend die  entgegengesetzten,  von  den  Scfaichten&dp/en  ge- 
bildeten Abhänge  oft  sehr  wasserarm  sind. 

Dadurch  kann  es  geschehen,  dafs  in  einer  Gcbirgsgruppe 
die  Quellen  vorzüglich  auf  der  besonnten  Seite  der  Berge 

1)  Uro  Wiederholungen  zu  vermeiden,  mufs  ich  hier  auf  die  vierte  Ab- 
theilung unserer  oben  citirten  »Neuen  Untersuchungen  u.  s.  w.  1854« 
verweisen.  Wir  haben  uns  dort  bemüht  den  Einflufs,  welchen  die 
Bodengestaltung  und  die  mittlere  Erhebung  der  verschiedenen  Alpen« 
gruppen  auf  die  cli  in  auschen  Verhältnsise  im  allgemeinen  und  auf  die 
Vertheilung  der  Vegetation  ausüben,  näher  zu  entwickeln. 


600 


sich  befinden ,  wahrend  in  der  amUrm  sich  hauptsächlich 
nur  Quellen  an  weniger  besonnten  Abhängen  oder  in 
schattigen  Thalsokluchten  zur  Vergleicbung  darbieten;  es 
können  so  in  einzelnen  Fällen  manche  Anomalien  entstehen, 
besonders  wenn  die  Beobachtungen  nicht  auf  einem  grö- 
sseren Flächenraume  vertheilt  sind. 

Der  Einflufs  der  verschiedenen  Massenerhebung  auf  die 
Bodenwärme  zeigt  sich  besonders  deutlich,  wenn  man,  wie 
ich  in  meiner  früheren  Abhandlung  zu  thun  versuchte,  die 
Quellen  in  den  Centralalpen  von  Tyrol  und  Kärnthen  ') 
mit  jenen  in  den  Kalkalpen  vergleicht,  welche  nur  etwa 
4-  Grad  nördlicher  liegen,  aber  bedeutend  niedriger  sind. 

Ein  schönes  Beispiel  für  die  Abhängigkeit  der  Quellen- 
temperatur von  der  Höhe  und  der  Gestaltung  der  Gebirge 
und  für  die  rasche  Erkältung  derselben  an  freien  Gipfeln 
bieten  die  Beobachtungen  in  der  Auvergne,  welche  ich  im 
Herbste  1851  anzustellen  Gelegenheit  hatte. 

Quellen  in  den  vulkanischen  Gebirgen  der  Auvergne. 

Erhebung  für  1°  C. 


No. 


Quellen. 


Höhe. 
Par.  Fufs 


Tempera- 
tur. 

Geis. 


verglichen  mit 
1.  Royal.  17.  Dogne. 


1. 
2. 
3. 
4. 
5. 
6. 
7. 


Royat 

Fontanas 

La  Font  de  l'Arbre 

Mural -ta-Quayre 

Bains  du  Mont-Dorc 

Fufs  des  Gapucin 

Dogne  und  Oore 


1533 
2426 
2478 
3140 
3255 
3300 
5215 


10,6 
8,2 
8,1 
7,9 
6,5 
6,9 
2.9 


372 

378 
595 
420 

478 

478 


478 
526 
526 
415 
544 
479 


Bains  du  Mont-Dore  verglichen  mit 

Font  de  l'Arbre 486 

Fufs  des  Capucin  verglichen  mit  Font  de  l'Arbre  685 


Mittel    490  P.  F. 


1)  Ich  habe  nicht  gewagt  aus  den  früher  mitgetheilten  Beobachtungen  in 
der  Tauernkette  der  östlichen  Centralalpen  ebenso  bestimmte  Zahlen 
für  die  Höhe  einzelner  Isogeothermen  abzuleiten,  wie  ich  es  für  die 
Centralalpen  von  Wallis  und  Savoyen  und  für  die  nördliche  Neben- 
zone der  Alpen  in  der  Tabelle  S.  594  thun  konnte.  Da  die  Beobach- 
tungen in  den  Tauern  nur  auf  einen  verhältnifsmäfsig  kleinen  Flächen- 
raume vertheilt  sind,  so  kann  man  bei  den  vielfachen  Veränderungen, 
welche  die  Temperatur  der  Quellen  durch  die  Exposition  der  Abhänge, 
die  physikalischen  Eigenschaften  des  Bodens  und  die  Ursprungs  Verhält- 
nisse der  Quellen  u.  s.  w.  erfahrt,  nicht  erwarten,  Mittel  zu  erhalten, 
in^  welchen  sich  diese  verschiedenen  Einflüsse  ungefähr  das  Gleichge- 
wicht halten  würden. 


601 

Die  Vergleichungen  in  der  vorhergehenden  Tabelle 
scheinen  zu  zeigen,  dafs  die  Abnahme  der  Quellentempe- 
ratur in  diesen  schmalen  und  verhälinifsmäfsig  niedrigen 
Bergketten,  deren  höchste  Gipfel  4544  P.  F.  (Puy  de  Dome) 
und  5834*  (Puy  de  Sancy)  erreichen,  weit  rascher  vor  sich 
geht  als  in  den  Alpen. 


VI.     lieber  das  mechanische  JVarrrie-  Aequivalent ; 
von  James  Prescott  Joule,  zu  Oak  Field  bei 

Manchester. 

(Philosoph.  Tr ansäet,  f.  1850,  pt.  1.) 


JLIem  der  K.  Gesellschaft  vor  einigen  Jahren  gegebenen 
Versprechen  gemäfs,  habe  ich  nun  die  Ehre,  derselben  die 
Resultate  der  Versuche  vorzulegen,  welche  ich  angestellt, 
um  das  mechanische  Wärme-  Aequivalent  mit  Genauigkeit 
zu  bestimmen.  Ich  werde  mit  einem  kurzen  Abrifs  der 
Fortschritte  der  mechanischen  Wärme-Lehre  beginnen,  mich 
jedoch  auf  diejenigen  Untersuchungen  zu  beschränken  su- 
chen, die  mit  meinem  Gegenstande  in  unmittelbarem  Zu- 
sammenhange stehen,  werde  also  die  werthvollen  Arbeiten 
des  Hrn.  Forbes  und  anderer  ausgezeichneten  Männer 
über  die  strahlende  Wärme  nicht  in  Betracht  ziehen. 

Seit  langer  Zeit  ist  es  eine  Lieblingshypothese  gewesen, 
die  Wärme  als  » eine  den  Körpern  angehörige  Kraft  (force 
or power)«  anzusehen  '),  allein  dem  Grafen  Rumford  war 
es  vorbehalten,  die  ersten  Versuche  entschieden  zu  Gunsten 
dieser  Ansicht  anzustellen.  Dieser  mit  Recht  berühmte 
Physiker  bewies  durch  seine  sinnreichen  Versuche,  dafs 
die  sehr  grofse  Wärmemenge,  welche  beim  Bohren  von 
Kanonen  erregt  wird,  nicht  einer  Aenderung  der  Wärme- 
capacität  des  Metalls  zugeschrieben  werden  kann,  und  schlofs 
daher,  dafs  sie  aus  einer  Mittheilung  der  Bewegung  des  Boh- 

1 )  Crawfordy  an  Animal  Heat,  p.  15. 


602 

rers  an  die  Metallthetlcben  entspringen  müsse     Es  scheint 
mir  —  sagt  er  —  ungemein  schwierig,  wenn  nicht  unmög- 
lich, sith  deutlich  etwas  Anderes  ab  Bewegung  zu  denken, 
welches  fähig  wäre,  so  erregt  und  mitgetbeilt  im  werden, 
wie  es  in  diesen  Versuchen  mit  der  Wärme  der  Fall  war '). 
Einer  der  wichtigsten,    aber  bisher  wenig   beachteten 
Theile  der  Abhandlung  des  Grafen  Rumford  ist  der,  in 
welchem  er  von  der  Gröfse  der  zur  Hervorbringung  eines 
gewissen  Wärmebetrages  erforderlichen  mechanischen  Kraft 
eine  Schätzung  macht    Sich  auf  seinen  dritten  Versuch  bc 
ziehend,   bemerkt  er,  dafs  die  gesammte  Menge  eiskalten 
Wassers,   welche   innerhalb   2h  30m  mittelst  der  durch  die 
Reibung  erzeugten  Wärme,  um  180°  F.  oder  bis  zum  Sieden 
erhitzt  werden  konnte,  26.58  Pfund  betragen  hätte  *).     Auf 
der  nächsten  Seite  giebt  er  an,  dafs  die   zu  dem  Versuch 
angewandte  Maschinerie  mit  Leichtigkeit  durch   die  Kraft 
eines  Pferdes  herumgedreht  werden  konnte  (obwohl  dazu 
in  Wirklichkeit,  um  die  Arbeit  zu  erleichtern,  zwei  Pferde 
angewandt  wurden).    Nun  schätzt  Watt  eine  Pferdekraft 
auf  33000  Fufe-  Pfunde  pro  Minute,  und  deshalb  wird  sie, 
drittehalb  Stunden  unterhalten,  4  950000  Fufe-  Pfunde  be- 
tragen, was  nach  des  Grafen  Rumford  Versuch  aequiva- 
lent  ist  mit  26,58  Pfund  Wasser  erwärmt  um  180°  F.  Sie 
Wärmemenge  also,  erforderlich  um  1  Pfund  Wasser  um 
1  °  F.  zu  erwärmen ,  wird  aequivalent  seyn  der  Kraft,  die 
durch    1034  Fufe- Pfunde  vorgestellt   ist.     Diefs  Resultat 
entfernt  sich  nicht  sehr  von  dem,  welches  ich  aus  meinen 
eigenen,   in  dieser  Abhandlung   beschriebenen   Versneben 
hergeleitet  habe,  nämlich   772  Fufs -Pfunde;   und  es  mufs 
bemerkt  werden,  dafs  der  Ueberschufs  bei   Rumford  s 
Aequivalent  gerade  so  ist*  wie  er  sich  aus  dem  von  ihm 
selbst  erwähnten  Umstände  »dafs  weder  die  in  der  Holz 
büchse  angehäufte,  noch  die  während  des  Versuchs  zerstreute 
Wärme  in  Betracht  gezogen    worden«  hätte  voraussehen 
lassen. 

1 )  An  inquirjr   concerning   the  Source   of  Heat  which  is  excited  bf 
Friciion  (Phil.  Transact.  abridged  Fol.  XFllL  p.  286 j. 

2)  Ib.  p.283. 


603 

Gegen  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  veröffentlichte 
Sir  Humphry  Davy  in  Dr.  Beddoes's  West  Country 
Contributions  einen  Aufsatz,  betitelt:  »Researckes  an  Beat, 
Light  and  Respiration«,  in  welchem  er  die  Ansichten  des 
Grafen  Rumford  umständlich  bestätigte.  Als  im  Vadium 
einer  Luftpumpe  zwei  Eisstücke  gegen  einander  gerieben 
wurden,  schmolz  ein  Tbeil  von  ihnen,  obgleich  er  den  Be- 
hälter unter  dem  Nullpunkt  hielt.  Dieser  Versuch  war 
flir  die  Lehre  von  der  Inmaterialität  der  Wärme  um  so 
entschiedener  günstig,  als  die  Wärmecapacität  des  Eises 
geringer  ist  als  die  des  Wassers.  Mit  gutem  Grund  zog 
also  Davy  den  Schlufs  daraus,  »dafs  die  unmittelbare  Ur- 
sache der  Wärme  «Erscheinungen  Bewegung  sey,  und  dafs 
die  Gesetze  ihrer  Mittheilung  genau  dieselben  seyen  wie 
die  der  Mittheilung  der  Bewegung»  '). 

Du  long 's  Untersuchungen  über  die  specifische  Wärme 
elastischer  Flüssigkeiten  wurden  durch  die  Entdeckung  der 
merkwürdigen  Thatsache  belohnt,  »dafs  alle  elastischen  Flüs- 
sigkeiten, genommen  in  gleichen  Volumen,  bei  derselben 
Temperatur  und  unter  demselben  Druck,  wenn  sie  um 
denselben  Bruchtheil  ihres -Volums  zusammengedrückt  oder 
ausgedehnt  werden,  dieselbe  absolute  Wärmemenge  ent- 
wickeln«9). Diefs  Gesetz  ist  für  die  Wärmetheorie  von 
äufserster  Wichtigkeit,  in  sofern  es  beweist,  dafs  unter 
gewissen  Umständen  der  Wärme -Effect  proportional  ist 
der  aufgewendeten  Kraft. 

Im  J.  1834  bewies  Faraday  die  »Intensität  der  chemi- 
schen und  elektrischen  Kräfte«.  Dieses  und  andere  später 
von  dem  grofsen  Mann  entdeckten  Gesetze  zum  Erweise 
der  Beziehungen,  welche  zwischen  Magnetismus,  Elektricität 
und  Licht  vorhanden  sind,  haben  ihn  vermocht  die  Idee 
auszusprechen,  dafs  die  sogenannten  iinponderablen  Körper 
nur  die  Exponenten  verschiedener  Kraftformen  seyen.  Hr. 
Grove  und  Hr.  Mayer  haben  sich  auch  Mark  für  ähn- 
liche Ansichten  erklärt. 

1)  Elements  of  Chemical  Philo  so phy  p.  94. 

2)  Mim,  de  l'acad.  des  Sciences  T.  X.  p.  188. 


604 

Meine  eigenen  Versuche  über  diesen  Gegenstand  be- 
gannen 1840,  in  welchem  Jahre  ich  der  K.  Gesellschaft 
meine  Entdeckung  des  Gesetzes  der  durch  Volta'sche  Elek- 
tricität  entwickelten  Wärme  mittheilte,  eines  Gesetzes,  aus 
welchem  ich  die  unmittelbaren  Schlüsse  zog:  1)  Dafs  die 
durch  ein  Volta'sche«  Paar  entwickelte  Wärme  caeteru 
paribus  proportional  ist  der  Intensität  oder  elektromoto- 
rischen Kraft  desselben  '),  und  2)  dafs  die  bei  der  Ver- 
brennung eines  Körpers  entwickelte  Wärme  proportional 
ist  der  Intensität  seiner  Verwandtschaft  zum  Sauerstoff*). 
So  gelang  es  mir  Beziehungen  zwischen  Wärme  und  che- 
misher  Verwandtschaft  festzustellen.  Im  Jahre  1843  zeigte 
ich,  dafe  die  durch  Magneto-Elektricität  entwickelte  Wärme 
proportional  ist  der  aufgewendeten  Kraft;  und  dafs  dfe 
Kraft  der  elektro-  magnetischen  Maschine  aus  der  Kraft 
der  chemischen  Verwandtschaft  in  der  Batterie  entspringt, 
eine  Kraft,  die  sonst  in  Form  von  Wärme  entwickelt  seyn 
würde.  Nach  diesen  Thatsachen  hielt  ich  mich  für  berech- 
tigt auszusprechen:  »dafs  die  Wärmemenge,  welche  die 
Temperatur  eines  Pfundes  Wasser  um  einen  Grad  Fat- 
renheit  zu  erhöhen  vermag,  einer  mechanischen  Kraft, 
die  883  Pfund  senkrecht  einen  Fufs  hoch  heben  könne, 
gleich  sey  oder  sich  in  dieselbe  verwandeln  lasse  3).« 

In  einem  späteren,  1844  vor  der  K.  Gesellschaft  ge- 
lesenen Aufsatz  bemühte  ich  mich  zu  zeigen,  dafs  die  bei 
Verdünnung  oder  Verdichtung  der  Luft*  verschwindende 
oder  entwickelte  Wanne  proportional  sey  der  bei  diesen 
Operationen  entwickelten  oder  verbrauchten  Kraft  4).  Die 
aus  diesen  Versuchen  abgeleitete  quantitative  Beziehung 
zwischen  Kraft  und  Wärme  ist  fast  identisch  mit  der,  welche 
sich  aus  den  eben  erwähnten  elektro -magnetischen  Ver- 
suchen ergiebt,  und  sie  ist  auch  bestätigt  durch  die  Ver- 
suche des  Hrn.  Seguin  über  die  Ausdehnung  des  Dampfs*)* 

1 )  Phil  Mag,  Vol.  XIX.  p.  275. 

2)  Ib.  Fol  XX.  p.lll. 

3)  Ib.  Vol.  XXIII.  p.  441. 

4)  Ib.  Vol.  XXVI.  p.  375.  379. 

5)  Compt.  rend.  T.  XXV.  p.  421 


605 

Aus  der  Erklärung,  welche  Graf  Ruin ford  voll  der 
Wärme -Entwicklung  bei  Reibung  starrer  Körper  gegeben 
hat,  hätte  sich  als  noth wendig  voraussehen  lassen,  dafe  auch 
bei  der  Reibung  flüssiger  und  gasförmiger  Körper  eine 
Wärme -Entwicklung  zu  entdecken  wäre.  Ueberdiefs  giebt 
es  manche  Thatsache,  z.  B.  die  Wärme  des  Meeres  nach 
einigen  Tagen  stürmischen  Wetters,  die  seit  lange  insge- 
mein der  Reibung  der  Flüssigkeiten  zugeschrieben  worden 
ist.  Defsuugeachtct  hat  die  wissenschaftliche  Welt,  einge- 
nommen von  der  Hypothese,  dafs  die  Wärme  eine  Substanz 
sey,  und  befangen  in  den  Schlüssen,  welche  Pictet  aus 
nicht  hinlänglich  empfindlichen  Versuchen  zog,  fast  ein- 
müthig  die  Möglichkeit  der  Erzeugung  von  Wärme  auf 
diesem  Wege  geläugnet.  Die  ersten  Versuche,  in  welchen 
eine  Wärme- Entwicklung  durch  Reibung  von  Flüssigkeit 
behauptet  worden,  sind,  meines  Wissens,  die  von  Mayer 
i.  J.  1842  *),  welcher  angiebt,  dafs  er  Wasser  durch  Schüt- 
teln von  12°  C.  bis  13°  C.  in  seiner  Temperatur  erhöht 
habe,  ohne  jedoch  anzuführen,  wie  viel  Kraft  er  angewandt 
und  welche  Vorsichtsmaafsregeln  er  zur  Erlangung  eines 
sicheren  Resultats  getroffen.  Im  J.  1843  sprach  ich  die 
Thatsache  aus:  »dafs  bei  dem  Durchgang  des  Wassers  dui*ch 
enge  Röhren  Wärme  entwickelt  werde  ?),  und  dafs  jeder 
Grad  Wärme  für  ein  Pfund  Wasser  zu  seiner  Entwicklung 
auf  diese  Weise  eine  mechanische  Kraft  erfordere,  die  durch 
770  Fufs- Pfunde  vorgestellt  wird.  Später,  im  J.  1845  s) 
und  1847  4),  wandle  ich  ein  Schaufelrad  an,  um  die  Rei- 
bung der  Flüssigkeit  zu  bewirken,  und  erhielt  respective 
durch  Schütteln  von  Wasser,  Wallrathöl  und  Quecksilber, 
die  Aequivalente  781,5,  782,1  und  787,6.  Resultate,  welche 
mit  einander  und  mit  den  früher  aus  Versuchen  mit  elasti- 
schen Flüssigkeiten  und  der  elektro-  magnetischen  Maschine 
abgeleiteten  so  nahe  übereinstimmten,  liefsen  bei  mir  keinen 

1)  Aooalen  von  Wöhler  und  Liebig,  Mai   1842. 

2)  Phil.  Mag.  Vol.  XX ÜL  p.  442. 

3)  Ib.  VoL  XXV IL  p.  205. 

4)  Ib.  Vol.  XXXI.  p.  173  und  Compt.  rend.  T  XXV.  p.  369.  (Ann. 
Bd.  73,  S.  479.) 


606 

Zweifel  ao  dem  Daseyn  einer  Aequivaieni  zwischen  Kraft 
und  Wärme  übrig;  doch  schien  es  mir  von  der  höchsten 
Wichtigkeit  zu  seyn,  diese  Beziehung  mit  gröfserer  Genauig- 
keit festzustelle»  Diefy  habe  ich  in  der  gegenwärtigen 
Abhandlung  versucht 

Beschreibung  des  Apparats. 

Die  angewandten  Thermometer  waren  kalibrirt  und 
graduirt  nach  der  zuerst  von  Hrn.  Regnaul t  angegebenen 
Methode.  Zwei  von  ihnen,  welche  ich  A  und  B  nennen 
will,  waren  von  Hrn.  Dancer  in  Manchester  verfertigt« 
das  dritte,  das  mit  C  bezeichnet  sey,  von  Hrn.  Fastre  in 
Paris.  Die  Graduirung  dieser  Instrumente  war  so  genau, 
dafs  sie  auf  etwa  0,01  Grad  F.  übereinstimmten.  Ich  be- 
safs  auch  noch  ein  anderes  genaues  Instrument  von  Hrn. 
Dancer,  welches  sowohl  den  Frost-  als  den  Siedpunkt 
innfafcte.  Der  letztere  Punkt  war  bei  diesem  Normalther- 
mometer auf  die  gewöhnliche  Weise  bestimmt,  durch  Ein- 
taucbung  der  Kugel  und  des  Stiels  in  den  Dampf,  der  sich 
aus  einer  bedeutenden  Menge  rasch  siedenden  Wassers 
erhob.  Während  des  Versuchs  war  der  Barometerstand 
29,94  Zoll  und  die  Lufttemperatur  50°  F.,  so  dafs  der 
beobachtete  Siedpunkt  nur  einer  sehr  kleinen  Berichtigung 
bedurfte,  um  ihn  auf  den  in  Frankreich  und  wie  ich  glaube 
allgemein  auf  dem  Continent  gebräuchlichen  bei  0,760  Meter 
und  0°C*  zurückzuführen,  welchen  ich  wegen  der  grofsen 
Zahl  von  genauen  thermometrischen  Untersuchungen,  die 
auf  dieser  Basis  beruhen  ' ),  ebenfalls  angewandt  habe.  Die 
Werthe  der  Scaleu  von  A  und  B  wurden  ermittelt,  indem 
ich  diese  Thermometer  neben  dem  Normalthermometer  in 
grofsen,  beständig  auf  verschiedene  Temperaturen  gehal- 

I  )  Em  Barometerstand  von  30  Zoll  Quecksilber  bei  60°  wird  in  England 
allgemein  angewandt  und  stimmt  glücklicherweise  last  genau  mit  dem 
conünentalen  Normal  st  and.  In  dem  »Report  of  the  Comittee  appoin- 
ted  by  the  Royal  Society  to  consider  the  best  method  of  adjusting 
the  Fixed  Points  of  Thermometers«  (PhiL  Tr ansäet,  abridged  XIV. 
p.  258)  ist  der  Druck  29,0  Zoll  empfohlen,  allein  die  Temperatur  nicht 
genannt,  ein  merkwürdiger  Mangel  in  einem  sonst  so  genauen  Werk. 


607 

tenen  Wassermassen  aufhing.  Der  Werih  dor  Scale  von  C 
wurde  durch  Vergleich  mit  A  bestimmt.  So  fand  sich,  data 
die  Anzahl  der  einem  Grad.  F.  entsprechenden  Abtheilungen 
in  den  Thermometern  A,  B  und  Crespective  12,951,  9,829 
und  11,647  waren.  Und  da  ich  durch  fortwährende  Uebung 
im  Stande  bin  ?V  einer  Abtheilung  mit  blofeem  Auge  ab- 
zulesen, so  folgt,  dafs  ich  die  Temperatur  bis  auf  ,£0  eines 
Fahr.  Grades  zu  schätzen  vermochte. 

Fig.  6  Taf.  I.  *)  stellt  einen  verticalen,  und  Fig.  7  einen 
horizontalen  Durchschnitt  des  zur  Hervorbringung  der  Rei- 
bung des  Wassers  angewandten  Apparates  vor,  bestehend 
aus  einem  Schaufelrad  mit  acht  Reihen  rotireuder   Arme 

a,  a,  etc.,   die  zwischen  vier  Reihen  stillstehender  Flügel 

b,  b,  etc.  hindurchgehen,  welche  auch  aus  Messingblech  ge- 
schnitten und  an  einem  Rahmwerk  befestigt  sind.  Die  Mes- 
singaxe  des  Schaufelrades  lief  leicht,  aber  ohne  Wanken,  in 
ihren  Lagern  bei  c,  c,  und  bei  d  war  sie  unterbrochen 
durch  ein  Stück  Buchsholz,  um  die  Fortleitung  der  Wärme 
in  dieser  Richtung  zu  verhindern. 

Fig.  8  stellt  das  Kupfergefäfs  vor,  in  welches  der  Rota- 
tionsapparat fest  eingelassen  ward.  Es  hatte  einen  kupfernen 
Deckel,  dessen  Rand  auf  den  Rand  des  Gefäfses  vollkommen 
wasserdicht  aufgeschraubt  werden  konnte,  indem  ein  Leder- 
ring gesättigt  mit  Bleiweifs  dazwischen  gelegt  wurde.  In 
dem  Deckel  waren  zwei  Dillen  a  uud  b,  die  erstere  für 
die  Axe  des  Rotationsapparats  ohne  sie  zu  berühren,  und 
die  letztere  zur  Einlassung  des  Thermometers. 

Aufser  dem  obigen  hatte  ich  einen  ähnlichen  Apparat 
zu  den  Versuchen  über  die  Reibung  des  Quecksilbers;  er 
ist  in  Fig.  9,  10  und  11  abgebildet.  Von  «fem  schon  be- 
schriebenen wich  er  ab  in  Grobe,  in  der  Zähl  der  Flügel, 
von  denen  sechs  rotirten  und  acht  stillstanden,  und  im 
Material,  welches  für  das  Schaufelrad  Schmiedeisen ,  und 
für  Gefäfs  und  Deckel  Gufseisen  war. 

Um  meine  Versuche  auf  die  Reibung  starrer  Körper 
auszudehnen,  verschaffte  ich  mir  auch  den  in  Fig.  12  ab- 

1)  Die  dem  zweiten  Hefte  dieses  Ergänzungsbandes  beiliegt.  P* 


606 

gebildeten  Apparat,  in  welchem  aa  die  Axe  ist,  die  mit 
dem  abgeschrägten  Gpfseisen  -  Bad  b,  dessen  Rand  genau 
abgedreht  ist,  rotirt.  Mittelst  des  Hebels  c,  welcher  in 
seiner  Mitte  zur  Durchlassung  der  Axe  einen  Ring  uud 
zwei  kurze  Arme  d  hatte,  konnte  das  schief  abgedrehte 
Gufseisenrad  e  gegen  das  rotireude  Rad  geprefst  werden. 
Der  Grad  der  angewandten  Kraft  konnte  mit  der  Hand 
regulirt  werden  mittelst  eines  Holzhebels  f,  der  au  dem 
senkrechten  Eisenstab  g  safs.  Fig.  13  stellt  den  Apparat 
in  seinem  gufseisernen  Gefäfs  vor. 

Fig.  14  ist  eine  perspectivische  Ansicht  des  Apparats, 
der  angewandt  wurde,  um  den  eben  oben  beschriebenen 
Frictions-  Apparat  in  Bewegung  zu  setzen,  aa  sind  hölzerne 
Rollen,  1  Fufs  im  Durchmesser  und  2  Zoll  dick,  versdien 
mit  hölzernen  Wellen  bb,  bb,  2  Zoll  im  Durchmesse«,  und 
Stahlaxen  cc9  cc,  einen  Viertelzoll  im  Durchmesser.  Die 
Rollen  waren  genau  abgedreht  und  einander  gleich.  Ihre 
Axen  ruhten  auf  messingenen  Frictionsrädern  dddd,  dddd, 
deren  Stahlaxen  in  durchlöcherten  Meftingplatten  liefen,  die 
an  einem  sehr  starken,  an  den  Mauern  des  Gemaches  ')  be- 
festigten Rahmwerk  von  Holz  safsen. 

Die  Bleigewichte  e,  e,  welche,  das  Stück,  in  einigen 
der  folgenden  Versuche  etwa  20  Pfd.,  in  anderen  etwa 
18  Pfd.  wogen,  hingen  an  Schnüren  von  den  Wellen  66,  66 
herab;  und  eine  dünne  Schnur  verknüpfte  die  Rollen  aa 
mit  der  mittleren  Walze  f,  welche  mittelst  eines  Stiftes 
leicht  mit  der  Axe  des  Frictionsapparates  verknüpft  oder 
von  ihr  abgelöst  werden  konnte. 

Der  hölzerne  Stuhl  g,  auf  welchem  der  Frictionsapparat 
stand,  hatte  eine  Anzahl  von  Schlitzen,  die  so  ausgeschnitten 
waren,  dafs  das  Holz  nur  in  wenigen  Punkten  mit  dem 
Metall  in  Berührung  kam,  während  die  Luft  fast  überall 
freien  Zutritt  zu  demselben  hatte.  Auf  diese  Weise  war 
die  Fortleitung  der  Wärme  durch  den  Stuhl  vermieden. 

I  )  Dasselbe  war  ein  geräumiger  Keller,  der  den  Vortlieil  darbot,  dafs  er 
eine  weit  gleichförmigere  Temperatur  besafs  als  irgend  ein  anderes  La- 
boraloriuiu ,  welches  ich  hätte  benutzen  können. 


609 

Ein  grofser  (in  der  Figur  nicht  abgebildeter)  Holzschirm 
verhinderte  die  Wirkung  der  von  der  Person  des  Beob- 
achters ausstrahlenden  Wärme  vollständig. 

Die  Methode  des  Experimentirens  war  folgende.  —  Nach- 
dem die  Temperatur  des  Frictionsapparats  ermittelt,  und  die 
Gewichte  mit  Hülfe  des  Rahmens  h  aufgewunden  worden, 
wurde  die  Walze  wieder  auf  der  Axe  befestigt.  Die  Höhe 
der  Gewichte  über  dem  Fufsboden  wurde  mittelst  der  Holz- 
scalen  k,  k  genau  bestimmt,  die  Walze  in  Freiheit  gesetzt 
und  rotiren  gelassen  bis  die  Gewichte  den  gepflasterten 
Boden  des  Laboratoriums  erreicht  hatten.  Darauf  brachte 
man  die  Walze  wieder  auf  den  Rahmen,  wand  die  Gewichte 
abermals  auf  und  erneute  die  Reibung.  Nachdem  diefs  zwan- 
zig Male  wiederholt  worden,  wurde  der  Versuch  mit  einer 
abermaligen  Beobachtung  der  Temperatur  des  Apparats 
geschlossen.  Die  mittlere  Temperatur  des  Laboratoriums 
wurde  durch  Beobachtungen  zu  Anfang,  in  der  Mitte  und 
am  Ende  eines  jeden  Versuchs  bestimmt. 

Vor  und  nach  jedem  Versuch  machte  ich  eine  Bestim- 
mung des  Effects  der  Wärme -Strahlung  und  -Leitung  zu 
oder  von  der  Atmosphäre  auf  die  Erniedrigung  oder  Er- 
höhung der  Temperatur  des  Frictionsapparats.  Bei  diesen 
Bestimmungen  war  die  Stellung  des  Apparats,  die  Menge 
des  darin  enthaltenen  Wassers,  die  verwandte  Zeit,  die 
Methode  des  Ablesens  der  Thermometer,  der  Stand  des 
Beobachters,  kurz  jeder  Umstand,  mit  Ausnahme,  dafs  sich 
der  Apparat  in  Ruhe  befand,  genau  so  wie  bei  den  Ver- 
suchen, bei  welchen  die  Wirkung  der  Reibung  beobachtet 
wurde. 

Versuchsreihe  I.   —  Reibung  von  Wasser. 

Die  Bleigewichte,  nebst  dem  Theil  der  mit  ihnen  ver- 
bundenen Schnur,  der  zur  Vermehrung  des  Drucks  diente, 
wogen  203066  Grn.  und  203086  Grn.  Geschwindigkeit 
des  Herabsinkens  der  Gewichte  =  2,42  Zoll  pro  Sekunde. 
Dauer  eines  jeden  Versuchs  =  35  Minuten.  Lufttemperatur 
durch  Thermometer  B  bestimmt,  Wassertemperatur  durch  A. 

PogpendorfTs  Ann.  Erglnzungsbd.  IV.  39 


610 


Tafel  I. 


l. 

No.  des 

Versuchs  u. 

Ursache  d. 

Tempera- ' 

tonrerande- 

rauf  '). 


1  R. 

Su 

2  R. 

St. 

3R. 

St. 

St. 

5  R. 
St. 

6  St 
R. 

7  Sl 
R. 

8  St. 
R. 

9R. 
St. 

10  St. 
R. 

11  St. 
R. 

12  R. 
St. 

13  R. 
St. 

14  St, 
R. 

15  St. 
R. 

16  R. 
St. 

17  R. 
St. 

18  St. 
R. 

19  St. 
R. 

20  St. 
R. 


2. 

Gesamsn- 
ter  Fall 
der  Ge» 
nickte. 

Zoll. 


3. 

Mittlere 
Lufttem- 
peratur. 


4. 
Unter- 
schied 
zwischen 


5.       |        6. 


Temperatur  des  Ap- 
parats 


1256,90 

0 
1255,16 

fr 
1353,66 

0 
252,74 


aas 
Kolumne 
5  u.  6  a. 
Köln».  3. 


1251,81 

0 

0 
1254,71 

0 
1254,02 

0 
1251,22 
1253v92 

0 

0 
1257,96 

0 
1258,59 
1258,71 

a 

1257,91 
0 
O 

1259,69 
0 

1259,89 
1259,64 

0 
1259,64 

0 

0 
1260,17 

0 
1262,24 

0 
1361,94 


57#,698 

57  ,868 

58  /)85 

58  ,370 
60  ,788 

60  ,926 

61  ,001 
60  ,890 

60  »940 

61  ,035 

59  ,675 
59  ,919 

59  ,888 

60  ,076 
58  ,240 
58  ,237 
55  ,928 
55  ,5)?6 
54  ,941 

54  ,985 
1 55  ,111 

55  ,229 
55  ,433 
55  ,687 
55  ,677 
55  ,674 
5*  £79 
55  ,864 
56 ,047 
56,182 
55  ,368 
55  ,483 
55  ,498 

55  ,541 

56  ,769 
56  ,966 
60  ,058 
60  ,112 
60  ,567 
60  ,611 


Anfenge 

des  Versuchs, 


Ende 


2»,252  — 
2  ,040- 
1  ,875- 
1  ,789  — 
I  £96— 
l  ,373  — 
1  ,110- 
0  ,684- 
0  ,431  - 
0  ,237- 
0  ,12fr-f- 
0  ,157 -f- 
0  ,209  — 
0  ,111 — 
0  ,609 
0  ,842 
6  ,070 -r- 
0,148  + 
0,324- 
0  ,085  — 
0  £69  + 

0  ,2274- 
0  ,238-h 

0  ,2*3fr-f- 
0  ,542 
0  ,800 
0  £83  — 
0  ,568  — 
0  ,448- 
0  ,279  - 
0  ,099  + 
0  ,250 -t- 

0  ,499 
0,760 

1  ,512- 
1  ,372  — 
1  ,763  — 
1  ,450- 
1  ,542  — 
1  ,239  — 


55#,U8 
55  ,774 

55  ,882 

56  ,539 

58  ,870 

59  ,515 

59  ,592 
60,19t 
60,222 

60  ,797 

59  ,805 

59  ,795 

59  ,677 

59,681 

58  ,871 

58  ,829 

5fr  ,118 
55  ,678 

54  ,614 

54  ,620 
55,180 

55  ,180 
55  ,388 
55  ,954 

55  ,950 

56  ,488 

54  ,987 

55  ,006 
55  ,587 
55  ,612 
55  ,195 
55  ,739 

55  ,728 

56  ,266 
55  ,230 
55  ,284 
58  ,357 

58  ,334 
58,990 

59  ,060 


55»,774 
»,882 
56  ,539 
56  ,624 
50  £15 

59  ,592 

60  ,191 
60  ,222 
60  ,797 
6ö  ,799 
5»  ,795 
60,357 

59  ,681 

60  ,249 

58  ,828 

59  ,330 
5fr  ,678 
5fr  ,674 

54  ,620 

55  ,180 

5fr  ,W 
55  ,733 

55  ,954 

56  ,950 
56  ,488 
56  ,461 
55  £06 
55  ,587 
55  ,612 
56,195 
55  ,739 

55  ,728 

56  ,266 
56  ,235 
55  ,284 
55  ,905 
58  ,334 

58  ,990 

59  ,060 
59  ,685 


Gewinn 
oder  Ver- 
lost an 
Wärme 

wahrend  d. 

Versuchs'). 


0» 
[0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 

•: 

0 
0 
0 
0 
0 
6 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 


0 
0 
0 
0 


,656  6. 
408  & 
657  G. 
085  G. 
645  G. 
,077  G. 
599  G. 

oaie. 

575  G. 
,002  G. 

010  V. 
SftG. 
004  G. 
568  G. 
043  V. 
502  G. 
560  G. 
004  V. 

,006  G. 
560  G. 

000 
553  G. 
566  G. 
004  V. 
538  G. 
027  V. 
019  G. 
,581  G. 
,085  G. 
583  G. 
544  G. 

011  V. 
538  G. 
031V. 
054  G. 
621  G. 
077  G, 
656  G. 

07&G. 
6$G. 


1)  BV  bedeutet  Reibung,  St.  Strahlung. 

2)  Cr.  bedeute*  Gewinn,  V.  Verlust. 


611 


No.  des 
Versuchs  u 
Ursache  d. 
Tempera- 
tur Verände- 
rung. 


Gesamm- 
ter  FaH 
der  Ge- 
wichte. 

Zoll. 


& 

■ 

Mittlere 
Lufttem- 
peratur, 


4. 

Unter- 
schied 
zwischen 
Mittel  aus 
Kolumne 

5  u.  6.  u. 

Kohn.  3. 


5.       |       6. 

Temperatur  des  Ap- 
parats 


Anfange 
des  Versuchs. 


zu 

Ende 


7. 

Gewinn 
oder  Ver- 
lust an 
Wanne 
wahrend  d, 
Versuchs. 


21  R. 

St. 

22  R. 
St 

23  R. 
St. 

24  St. 
R. 

25  St. 
R. 

26  Su 
lt. 

27  R. 
St. 

28  R. 
St. 

29  R. 
St. 

30  St. 
R. 

31  R. 
St. 

32  St. 
R. 

33  St. 
R. 

34  R. 
St. 

35  R. 
St. 

36  St. 
R. 

37  St. 
R. 

38  St. 
R. 

39  St. 
R, 

40  R. 
St. 


196447 

0 
1262,97 

0 
1264,72 

0 

0 
1263,94 

• 
1263,4» 

0 
1263,49 
1263,99 

0 
1263,99 

0 
1263,31 

0 

fr 
1263,99 
1263,49 

0 

0 
1263,49 

0 
1263,49 
1262,99 

0 
1262,99 

0 

0 
1262,99 

0 

1262,99 

0 
1262,99 

0 
1262,99 
1262,99 

0 


5«\6&4 
59  ,627 

58  ,631 
$6  ,624 

59  ,689 
59  ,943 
69  ,157 
59  ,811 
59  ,654 
59  ,675 
59  ,156 
fc9  ,333 
5t  ,936 

159  ,726 
59  ,750 
59  ,475 
58  ,695 

58  ,906 

59  ,770 

60  ,048 
59  ,343 
59  ,435 
59  ,374 
59  ,407 
59  ,069 
59  ,234 
56  ,328 
56  ,643 
56  ,790 
56  ,772 

55  ,839 

56  ,114 
56  ,257 
56  ,399 
55  ,826 

55  ,951 

56  ,161 
56  ,182 
56  ,108 
56  »454 


0°<321  -r* 

0  ,018  — 
0  ,243 

0  ,505 

1  ,100  — 
l  ,027  — 
1  ,160  — 
0  ,505  — 
0  ,061  - 
0  ,18fr*f- 
0  ,609  — 
0  ,488  - 
0  ,190  — 

0fljQl- 
0  ,155 
0  ,102 
0  ,182  — 

0  ,108  — 

1  ,286- 
1  ,223* 
0  ,022 
0  ,198-+- 
0  ,357  — 
0  ,105  — 
0  ,201  — 
0  ,081  — 
0  ,381 
0  f287 
0  ,413 
0  ,687 
0  ,304  — 
0  ,28t  — 
0  ,127  - 
0  ,024  -f- 
0  ,065  — 
0  ,093  + 
0  ,220  -f- 
0  ,499  + 
0  ,100 
0  ,036 


58°,050 
58  ,616 

58  ,603 

59  ,145 
58  ,284 
58  ,894 

58  ,977 

59  ,017 
&9  ,595 
59  ,591 
58,541 

1 58  ,554 
59  ,054 
59  ,623 
59  ,627 
59  ,6185 

58  ,230 
f  58  ,796 

59  ,454 

58  ,515 

59  ,091 
59  ,639 
59  ,015 
59  ,020 
58  ,867 
58  ,870 
56  ,387 
56  ,932 

56  ,929 

57  ,477 
55  ,527 

55  ,543 

56  ,124 
56  ,137 
55  ,759 

55  ,764 

56  ,325 
56  ,317 
55,929 
56  ,488 


58  ,616 

58  ,603 

59  ,145 
59,114 
58  ,894 

58  ,938 

59  ,017 
59  £95 

59  ,591 

60  ,129 

58  ,554 

59  ,137 

59  ,623 
IW  #27 

60  ,183 
59  ,569 
58  ,796 

58  ,801 
98  ,515 

59  »135 
59  ,639 
59  ,627 
59  »020 
59  ,585 

58  ,870 

59  ,436 
56  ,932 

56  ,929 

57  ,477 
57  ,442 

55  ,543 

56  ,124 
56  ,137 
56  ,709 

55  ,764 

56  ,325 
56  ,317 
56  ,865 
56  ,488 
56,  492 


0°£66  G. 
0  ,013  V. 
0  ,542  G. 
0  ,031  V. 
0  ,610  G% 
0  ,044  G. 
0  ,040  G. 
0  ,578  G. 
0  ,004  V. 
0,538  G. 
9  ,013  G. 
0  ,583  G. 
0  ,569  G. 
O,004  G. 
0  ,556  G. 
0  ,016  V. 
0  ,566  G. 
0  ,005  G. 
0  ,061  G. 
0  ,620  G. 
0  ,548  G. 
0  ,0*2  V. 
0^605  G. 
0  ,565  G. 
0  ,003  G. 
0  ,566  G. 
9  ,54»  G. 
0  ,003  V. 
0  ,548  G. 
0  ,035  V. 
0  ,016  G. 
0  ,581  G. 
0  ,013  G. 
0  ,572  G. 
0  ,005  G. 
0  ,561  G. 
0  ,668  V. 
9  ,548  G. 
0  ,559  G. 
0  ,004  G. 


Mittel  R.       1260,248 
Mittel  St.  0 


0,305075-  0,575250  G. 

0,322950-  0,012975  G. 

Aus  den  verschiedenen  Versuchen  in  obiger  Tafel,  in 
denett  der  Effect  der  StrfthiuBg  beobachtet  wurde,  ist  mit 

39* 


612 

Leichtigkeit  zu  entnehmen,  daüs  der  Effect  der  Temperatur 
der  umgebenden  Luft  auf  den  Apparat  für  jeden  Grad  Un- 
terschied zwischen  der  mittleren  Temperatur  der  Luft  n»4- 
der  des  Apparats,  0°,04654  betrug.    Da  nun  der  Ueber- 
schüfe  der  Temperatur  der  Luft  Aber  die  des  Apparats  bei 
den  Strahlungsversuchen  im  Mittel  0°,32295,  bei  den  Rei- 
buugsversuchen  aber  im  Mitttel  nur  O°,305O75  war,  so  folgt 
also,  dafs  0°,000832  zu  der  Differenz  zwischen  0°, 57 525 
und  0°,012975  addirt  werden  müssen,  und  dafs  das  Resultat, 
0°,563107,  annähernd  der  Wärme -Effect  der  Reibung  seyn 
wird.   Allein  diese  Gröfse  erfordert  eine  kleine  Berichtigung, 
weil  das  Mittel  aus  den  Temperaturen  des  Apparats  zu  An- 
fange und  Ende  eines  jeden  Reibungsversuchs  für  die  wahre 
mittlere  Temperatur  genommen  wurde,  was  strenge  nicht 
der  Fall  ist,  da  die  Temperatur  gegen  Ende  des  Versuchs, 
wo  das  Wasser  wärmer  geworden,  etwas  weniger   rasch 
wächst.    Deshalb  mufs   die  Mitteltemperatur  des  Apparats 
bei  den  Reibungsversuchen  0°,002184  höher  angeschlagen 
werden,  was   den  wärmenden  Effect  der  Atmosphäre  um 
0°, 000 102  herabsetzt.    Dieses,  zu  0°,563107  addirt,  giebt 
0°,563209  als  den  wahren  mittleren  Temperaturzuwachs  ver- 
möge der  Reibung  des  Wassers  '). 

1 )  Der  Temperaturzuwachs  war,  was  zu  bemerken  nötbig  ist,  eine  gemischte 
Gräfse,   abhängig  theils  von  der  Reibung  des  Wassers,   tbeils    von   der 
Reibung  der  verticalen  Axe   des  Apparats   in  ihren  Lagern  cc,    Fig.  6. 
Die  letztere  Wärmequelle   betrug  indefs  nur  etwa  %$  der  ersteren.     Bei 
den  späterhio  beschriebenen  Versuchen  über  die  Reibung  starrer  Körper 
machten   die  in  Quecksilber  rotirenden  guiseisernen  R&der  es  ähnlicher- 
weise auch  unmöglich,   einen  sehr  kleinen  Grad  von  Reibung  unter  den 
Theilchen  jener  Flüssigkeit  zu  vermeiden.     Da  sich  aber  fand,   dafs  die 
entwickelte   Wärmemenge    für    gleichen    Aufwand     von   Kraft     dieselbe 
war  in  beiden  Fällen,  d.  h.  es  mochte  eine  kleine,  aus  der  Reibung  der 
starren  Körper  entspringende  Wärmemenge  gemischt  seyn   mit   der  aus 
der  Reibung  einer  Flüssigkeit  hervorgehenden,  oder  andrerseits  eine  kleine, 
aus   der    Reibung   einer  Flüssigkeit  entstehende  Wärmemenge   gemischt 
mit  der  durch  Reibung  der  starren  Körper  erzeugten,  so  hielt  ich  es  nicht 
für  ungeeignet,  die  Warme  als  aus  einer  einzigen  Quelle  entwickelt  an- 
zusehen,  in  dem  einen  Fall  als  gänzlich  aus  der  Reibong  einer  Flüssigkeit, 
in  dem  andern  als  gänzlich  ans  der  Reibung  eines  starren  Körpers. 


613 

Um  die  absolute  Menge  der  entwickelten  Wärme  zu 
ermitteln,  war  es  nöthig  die  Wärmecapacität  des  Kupfer- 
gefäfses  und  des  messingenen  Schaufelrades  zu  bestimmen 
Die  des  ersteren  liefs  sich  leicht  ans  de*  von  Hrn.  Regnault 
gegebenen  specifischen  Wärme  des  Kupfers  ableiten.  Capa- 
cität von  25541  Gran •>)  Kupfer  X  0,09515  =  Capacität  von 
2430,2  Gran  Wasser.  '  Eine  Reihe  von  sieben  sehr  sorg- 
fältigen Versuchen  mit  dem  messingenen  Schaufelrade  gaben 
mir  1783  Gran  Wasser  als  seine  Capacität,  nachdem  wegen 
der  Wärme,  die  durch  den  Contact  des  Wassers  mit  der 
Oberfläche  des  Metalls  veranlafst  wird,  u.  s.  vr.  alle  erfor- 
derlichen Berichtigungen  gemacht  waren.  Allein  wegen  der 
Gröfse  dieser  Berichtigungen,  die  sich  auf  ein  Dreifeigstel 
der  ganzen  Gapacität  belaufen,  ziehe  ich  es  vor  Hrn.  Reg- 
nault's  Gesetz  zu  benutzen,  nämlich  dafs  die  Capacität 
von  Metalllegirungen  gleich  ist  der  Summe  der  Capacitäten 
ihrer  Bestandtheile  2).  Die  Analyse  eines  Stücks  vom  Rade 
zeigte,  dafs  es  aus  sehr  reinem  Messing  bestand,  enthaltend 
3933  Gran  Zink  auf  14968  Gran  Kupfer,    Folglich 

Cap.  14968  Gr.  Kupfer  X  0,09515  =  Cap.  1424,2  Gr.  Wasser 
Cap.  3933  Gr.  Zink  X  0,09555  =  Cap.  375,8  Gr.  Wasser 
Gesammte  Cap.  des  Messingrades  =  Cap.  1800    Gr.  Wasser. 

Die  Capacität  des  kupfernen  Stöpsels,  der  in  die  Dille  6, 
Fig.  8,  gesteckt  wurde,  um  die  Berührung  der  Luft  mit 
dem  Wasser  möglichst  zu  verhüten,  war  gleich  der  von 
10,3  Gran  Wasser.  Die  Capacität  des  Thermometers  brauchte 
nicht  bestimmt  zu  werden,  da  es  vor  der  Eintauchung  immer 
auf  die  erwartete  Temperatur  gebracht  wurde.  Die  ge- 
sammte Capacität  des  Apparats  war  daher  folgende: 

Wasser  93229,7 

Kupfer,  als  Wasser        2430,2 

Messing,  als  Wasser      1810,3 

Insgesammt      97470,2. 

1)  Der  Lcderring  (washer),  da  er  aar  38  Gran  wog,    wurde  bei  dieser 
Schätzung  als  Kupfer  gerechnet. 

2)  Ann.  de  chim.  et  de  phys.  1841  T.  I.  ^.129.  (Diese  Ann.  Bd.  53  8.60). 


614 

Die  gesamte  Menge  der  entwickelten  Wirme  war 
daher  0°,563209  io  »7470,2  Gran  Wasser,  oder  anders, 
1°  F.  in  7,842299  Pfand  Wasaer. 

Die  zur  Erzeugung  dieser  Warne  aufgewandte  Infi 
wurde  folgendennaCsen  abgeschätzt 

Die  Gewichte  wogen  406152  Gran,  von  denen  die  Rei- 
bung seitens  der  Rollen  und  der  Steifigkeit  der  Schnur  ab- 
abzuziehen ist;  diese  fand  sich»  indes  man  die  beiden  Rolka 
mit  dünner  Schnur  verband,  die  um  eine  Walze  von  glei- 
chem Durchmesser  mit  der  beim  Versuchen  angewaadt« 
ging.  Unter  diesen  Umstanden  war  erforderlich,  dem  eüMQ 
der  Bleigewichte,  um  beide  in  gleichmafsige  Bewegung  a 
halten,  ein  Gewicht  von  2955  Gran  hinzuzufügen.  Dasselbe 
Resultat  in  entgegengesetzter  Richtung  wurde  erhalten,  flfc 
man  dem  anderen  Gewichte  3005  Gran  hinzufügte.  Zieht 
man  168  Gran,  die  Reibung  der  Walze  auf  ihren  Spitzen, 
von  3005,  dem  Mittel  der  obigen  Zahlen  ab,  so  erhält  \m 
2837  Gran  als  Betrag  der  Reibung  bei  den  Versuchen, 
welche,  abgezogen  von  den  Bleigewichten,  403315  Gran 
als  wirklich  angewandten  Druck  übrig  lassen. 

Die  Geschwindigkeit,  mit  welcher  die  Bleigewichte  ui 
Boden  sanken,  nämlich  2,42  Zoll  pro  Sekunde,  ist  aequi- 
valent  einer  Höhe  von  0,0076  Zoll.  Diefs  multiplicirt  mit 
20,  der  Zahl  von  Malen,  dafs  die  Gewichte  bei  federn  Ver- 
suche aufgewunden  wurden»  giebt  0,152  Zoll,  was,  abge- 
zogen von  1260,248,  hiaterlftfst:  1260,096  als  berichtigte 
Mittelhöhe,  von  welcher  die  Gewichte  herabfielen. 

Dieser  Fall,  begleitet  vom  obigen  Druck,  repräsentirt 
eine  Kraft  aequivalent  mit  6050,186  Pfund  durchbin  eines 
Fufs;  und  0,8464  X  20  =*  16,928  Fufepfunde,  als  die  Kraft, 
entwickelt  durch  die  Elasticität  der  Schnur,  nachdem  die 
Gewichte  den  Boden  berührt  hatten,  ihr  hinzugefügt,  giebt 
6067,114  Fufspftaude  als  die  mittlere  berichtigte  Kraft. 

Folglich  wird  f^j^gj  =  773,64  Fufspfunde   die  Kraft 

deyn,  welche,  gemäfs  den  obigen  Versuchen  über  die  Rei- 
bung des  Wassers,  aequivalent  ist  mit  1°  F.  in  eine» 
Pfunde  Wasser. 


615 


Versuchsreihe  II.  —  Reibung  von  Quecksilber. 
Bleigewichte  und  Schnur  wogen  203026  Gran  und 
203073  Gran.  Geschwindigkeit  des  Herabsinkeris  der  Ge- 
wichte 2,43  Zoll  pro  Sekunde.  Dauer  jedes  Versuchs  30  Mi- 
nuten. Thermometer  zur  Ermittlung  der  Temperatur  des 
Quecksilbers,  C.  Thermometer  zur  Bestimmung  der  Luft- 
temperatur, B.  Gewicht  des  gufseisernen  Apparats  68446 
Gran.  Gewicht  des  darin  enthaltenen  Quecksilbers  428292 
Gran. 


■ 

• 

Tafel  IL 

1. 

2. 

3. 

4. 

5.       |      6. 

7. 

No.  des 

Versuchs  u. 

Ursache  d. 

Tempera- 

turverände- 

Geaamjm- 
ter  Fall 
der  Ge- 
wichte. 

Mittlere 

Lufttem- 
peratur. 

Unter- 
schied . 
zwischen 
Mittel  aus 
Kolumne 
5.  u.  6.  u. 
Kolm.  3. 

Temperati 
par 

SU 

Anfange 

ir  des  Ap- 
ats. 

ZU 

Ende 

Gewinn 
oder  Ver- 
lust an 
Wärme 
während  d. 

rnng. 

Zoll. 

des  Versaens. 

Versuchs. 

1  R. 

1265,42 

58°,491 

l°,452-f- 

58°,780 

61°,107 

2<\337  G. 

St. 

0 

58  ,939 

2  ,0564- 

61  ,107 

60  ,884 

0  ,223  V. 

a  st 

0 

58  ,390 

0  ,237  — 

58  ,119 

58  ,188 

0  ,069  G. 

R. 

1265,77 

58  ,949 

0  ,467  4- 

58  ,188 

60  ,644 

2  ,456  G. 

3  R. 

1265,73 

57  ,322 

1  ,2034- 

57  ,325 

59  ,725 

2  ,400  G. 

St. 

0 

57  ,942 

1  ,6784- 

69  ,725 

59  ,515 

0  ,2>0  V. 

4  St. 

0 

57  ,545 

0  ,010  — 

57  ,518 

57  ,553 

0  ,035  G. 

R. 

1264,72 

58  ,135 

0  ,624  4- 

57  ,553 

59  ,965 

2  ,412  G. 

5R. 

1265,73 

57  ,021 

0  ,907  4- 

56  ,715 

*9  ,141 

2  ,426  G. 

St. 

0 

57  ,596 

1  ,4744- 

59  ,141 

58  ,999 

0  ,142  V. 

6  St. 

0 

56  ,406 

0  ,1744- 

56  ,565 

56  ,595 

0  ,030  G. 

R. 

1269,65 

57  ,057 

0  ,749  4- 

56  ,595 

59  ,017 

2  ,422  G. 

7  R. 

1269,55 

58  ,319 

0  ,0494- 

57  ,115 

59  ,622 

2  ,507  G. 

St. 

0 

58  ,771 

0  ,831 4- 

59  ,622 

59  ,583 

0  ,039  V. 

8  St. 

0 

60  ,363 

0  ,612  — 

59  ,691 

59  ,811 

0  ,120  G. 

R. 

1257,70 

60  ,842 

0  ,209  4- 

59  ,811 

62  ,292 

2  ,481  G. 

9  R. 

1255,77 

60  ,282 

1  ,0444- 

60  ,129 

62  ,524 

2  ,395  G. 

St. 

0 

60  ,862 

1  ,6784- 

62  ,524 

62  ,352 

0  ,172  V. 

10  R. 

1255,33 

60  ,725 

0  ,7644- 

60  ,266 

62  ,713 

2  ,447  G. 

St. 

0 

61  ,340 

1  ,3134- 

62  ,713 

62  ,593 

0  ,120  V. 

11  St. 

0 

58  ,654 

0  ,1094- 

58  ,755 

58  ,772 

0  ,017  G. 

R. 

1266,47 

59  ,234 

0  ,7464- 

58  ,772 

61  ,189 

2  ,417  G. 

12  St. 

0 

56  ,436 

0  ,247  4- 

56  ,673 

56  ,694 

0  ,021  G. 

R. 

1265,80 

57  ,240 

0  ,6734- 

56  ,694 

59  ,133    2  ,439  G 

13  R. 

1264,70 

55  ,002 

1  ,8084- 

55  ,638 

57  ,982 

2  ,344  G. 

St. 

0 

55  ,633 

2  ,2134- 

57  ,982 

57  ,711 

0  ,271  V. 

14  R. 

1265,20 

54  ,219 

1  ,2734- 

54  ,290 

56  ,694 

2  ,404  G. 

St» 

0 

54  ,595 

1  ,9724- 

56  ,694 

56  ,44  t 

0  ,253  V. 

15  St. 

0 

53  ,476 

0  ,1744- 

53  ,633 

53  ,667 

0  ,034  G. 

R. 

1265,63 

53  ,995 

0  ,872  4- 

1 53  ,667 

1 56  ,067 

2  ,400  G. 

616 


l. 

No.  des 

Versuchs  n. 

Ursache  d. 

Tempera- 

turverande- 

rung. 


2. 

Gesamm- 
ter  Fall 
der  Ge- 
wichte. 

Zoll. 


Mittlere 
Lunten- 
peratur. 


4. 
Unter- 
schied 
s wischen 
Mittel  ans 
KoiQimie 
6  n.  6*  o. 
Kolm.  3. 


5.      I 


Tempcraftv  des  Ap- 
parates 


su 
Anfange 

des  Yersucu. 


»n . 
Ende 


7. 

Gewinn 

oder  Ver- 
lost an 


während  d« 
Versuchs. 


16  St. 
R. 

17  IL 
St. 

18  St. 
R. 

19  R. 
St. 

20  Sl 
R. 


0 
1265,45 
1257,50 

0 

0 
1257,50 
1257,50 

0 

0 
1257,50 


52°,082 
52  ,479 
50  ,485 
50  ,821 

48  ,944 

49  ,330 
48  ,135 
48  ,725 

48  ,878 

49  ,397 


0»,254 
1  ,047 

1  »453H- 

2  ,164  + 
0  ,450  — 

0  ,462  + 

1  ,273  + 
1  ,780  + 
0,148  — 
0  ,597  + 


52*,332 

52  ,341 
50  ,772 

53  ,105 
48  ,434 
48  ,554 
48  ,219 
50  ,598 
48  ,687 
48  ,773 


52*,341 
54  ,711 
63,105 
52  ,865 
48  ,554 
51  ,031 
50  ,598 

50  ,413 
48  ,773 

51  ,216 


0#,009  G. 
2  ,370  G. 
2  ,333  G. 
0  ,240  V. 
0  ,120  G. 
2  ,477  G. 
2  ,379  G. 
0  ,185  V. 
0  ,086  G. 
2  ,443  G. 


Mittel  R. 
Mittel  St. 


1262,731 
0 


0°,8836 
0  ,8279 


2*,41395  G. 
0  ,06570  V. 


Aus  dieser  Tafel  erhellt,  dafs  der  Effect  für  jeden  Grad 
Unterschied  zwischen  der  Temperatur  des  Laboratoriums 
und  der  des  Apparats  war:  0°,13742.  Folglich  ist  2°, 41 395 
+0°,0657+0°,007654=2°,487304  der  angenäherte  Werth 
des  Temperaturwachses  bei  den  Versuchen.  Da  die  mittlere 
Temperatur  des  Apparats  bei  den  Reibungsversuchen  in 
Wirklichkeit  0°, 028484  höher  war  als  dieselbe  in  der 
Tafel  angezeigt  ist,  so  wird  die  fernere  Berichtigung  seyn: 
0°,003914,  welche,  addirt  zum  angenäherten  Resultat,  für 
den  wahren  thermometrischen  Effect  der  Reibung  des 
Quecksilbers  giebt:  2°,491218. 

Um  die  absolute  Menge  der  entwickelten  Wärme  zu 
erhalten,  mufste  die  Wärmecapacität  des  Apparats  ermittelt 
werden.  Ich  liefs  daher  den  Apparat  mittelst  Eisendraht 
an  einen  Hebel  hängen,  so  eingerichtet,  dafs  er  durch  den- 
selben rasch  und  leicht  in  jede  erforderliche  Lage  gebracht 
werden  konnte.  Nachdem  der  Apparat  etwa  20°  erwärmt 
worden,  wurde  er  in  ein  warmes  Luftbad  gebracht,  um 
seine  Temperatur  eine  Viertelstunde  lang  gleichförmig  zu 
halten,  während  welcher  Zeit  das  in  das  Quecksilber  ge- 
tauchte Thermometer  C  von  Zeit  zu  Zeit  beobachtet  wurde. 
Darauf  tauchte  man  den  Apparat  rasch  in  ein  Gefäfs  von 


617 

dünnem  Kupfer,  das  141826  Gr.  dtrtillittes  Wasser  enthielt, 
dessen  Temperatur  wiederholt  dorth  das  Thermometer  A 
beobachtet  wurde.  Während  des  Versuchs  wurde  dl» 
Wasser  wiederhol/entlieh  durch. einen  kupfernen  Rührer  in 
Bewegung;  gesetzt  und  jede  Vorsicht  getroffen,  um  die 
umgebende  Luft  in  gleichförmigem  Zustand  zu  erhalten, 
auch  die  störenden  Einflüsse  der  Ausstrahlung  von  der 
Person  des  Beobachters  zu  entfernen.  Auf  diese  Weise 
erhielt  ich  folgende  Resultate: 

Beobach-       Temperatur         Temperatur 
tungszeit.      d.  Wassers.        d.  Apparats. 

Apparat  im  Luftbad 
Moment  d.  Eintaochung 


Apparat  im  Wasser 


O" 

47°,705 

70  ,518 

5 

47  ,705 

70  ,492 

10 

47  ,713 

70  ,518 

11 

13| 

49  ,836 

57  ,673 

16 

50  ,493 

52  ,641 

21 

50  ,694 

50  ,941 

26 

50  ,690 

50  ,778 

31 

50  ,667 

50  ,744 

36 

50  ,636 

50  ,709 

Nach  Berichtigung  wegen  der  Temperaturzunahme  in 
den  ersten  10  Minuten  des  Versuchs  und  nach  der  noch 
kleineren  Berichtigung  wegen  der  Erwärmung  des  Wassers 
in  der  60  Quadratzoll  Kupfer  darbietenden  Kanne  auf  die 
Temperatur  der  Luft,  fand  sich  die  Temperatur  der  Luft 
im  Augenblick  der  Eintauchung  =  47  °,7 14.  Zum  Fort- 
nehmen des  Apparats  aus  dem  warmen  Luftbade  und  zum 
Eintauchen  desselben  in  das  Wasser  waren  nur  10"  er- 
forderlich, währenddefs  er  (den  vorherigen  Versuchen  ge- 
mäfs)  um  0°,027  erkalten  mufete.  Die  Wärmewirkung  des 
Luftbades  während  der  übrigen  50"  (geschätzt  nach  dem 
Verhältnifs  der  Temperaturxunahme  zwischen  den  Beobach- 
tungen bei  5'  und  10')  wird  0°,004  seyn.  Diese  Berich- 
tigungen, an  70°,518  angebracht,  geben  70°,495  als  Tempe- 
ratur des  Apparats  im  Momeut  der  Eintaucbung. 


618 

Die  Temperatur  des  Apparats  bei  26'  War  50°,178,  was 
einen  Verlust  von  19°,717  anzeigt.  Die  des  Wassers  zur 
selben  Beobacbtungsaei t  /  berichtigt  wegen  des  Effects  der 
Luft  (abgeleitet  aas  den  Beobachtungen  des  Ert  altens  ton 
26'  bis  36\  und  des  Erwärmens  von  tf  bis  W)  ist  50°,777, 
was  einen  Gewinn  von  3°, 063  anzeigt.  Zwanzig  solcher, 
genau  in  derselben  Weise  erhaltener  Resultate  sind  in 
der  folgenden  Tafel  zusammengestellt. 


Tafel  III. 


No. 


Berichtigte  Tempe- 
ratur des  Wassers 


zu 


Anfange 


zu 
Ende 
des  Versuchs. 


Wärme- 
gewinn 

des 
Wassers. 


Berichtigte  Tempe- 
ratur des  Apparats 


su 

Anfange 


zu 
Ende 


des  Versuchs. 


Warroe- 
verlust  des 
Apparats. 


1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

» 

10 

11 

12 

13 

14 

15 

16 

17 

18 

19 

20 


Mittel 


47°,714 
48  ,127 
48  ,453 
47  ,543 

44  ,981 

45  ,289 

45  ,087 

46  ,375 

47  ,671 

47  ,693 

48  ,728 

47  ,240 

48  ,324 

49  ,079 
49  ,635 
47  ,207 
46  ,227 

46  ,053 
45  ,733 

47  ,170 


50°,777 
51  ,113 
51  ,430 
50  ,598 
48  ,449 
48  ,701 

48  ,497 

49  ,614 

50  ,832 

50  ,801 

51  ,714 

50  ,414 

51  ,345 

51  ,905 

52  ,490 
50  ,282 
49  ,402 

49  ,296 
48  ,981 

50  ,317 


3°,063 
2  ,986 

2  ,977 

3  ,055 
3  ,468 
3  ,412 
3  ,410 
3  ,239 
3  ,161 
3  ,108 

2  ,986 

3  ,174 
3  ,021 
2  ,826 

2  ,855 

3  ,075 
3  ,175 
3  ,243 
3  ,248 
3  ,147 


70°,495 
70  ,518 
70  ,642 
70  ,674 
70  ,901 
v70  ,769 
70  ,504 

70  ,678 

71  ,500 
70  ,878 

70  ,947 

71  ,006 
70  ,999 

70  ,332 

71  ,012 
70  ,265 
6»  ,877 
70  ,367 
70  ,068 
70  ,741 


50°,778 
51  ,147 
51  ,452 
50  ,684 
48  ,468 
48  ,657 

48  ,494 

49  ,662 

50  ,873 

50  ,821 

51  ,714 

50  ,392 

51  ,362 

51  ,937 

52  ,504 
50  ,263 
49  ,314 
49  ,258 

49  ,001 

50  «382 


3°,13145 


19\717 
19  ,371 
19  ,190 

19  ,990 
22  ,433 
22  ,112 
22  ,010 
21  ,016 

20  ,627 
20  ,057 

19  ,233 

20  ,614 

19  ,577 
18  ,395 
18,508 

20  ,00 

20,563 

21  ,109 
21  ,067 
20  ,409 


20°,3ö0 


Diese  Versuche  über  die  Caparität  des  Apparats  hielt 
ich  nicht  eher  für  vollständig  als  bis  ich  die  Warme  er- 
mittelt hatte,  welche  durch  BeiiSssung  der  Oberfläche  öta 
Eisengefäfses  erzeugt  wird.  Zudem  unternahm  ich  die 
folgenden  Versuche»  in  ähnlicher  Weise  wie  die  obigst 
nur  dafs  die  Beobachtungen  nicht  über  26'  hinaus  ausge- 
dehnt zu  werden  brauchton. 


619 


Tafel  IV. 


No. 


Berichtigte  Tempe- 
ratur de*  Wassers. 


tu 


*a 


Anfang»  j.    Ende 
des  Verweh*. 


Wärmc- 
Gewiari 
oder  Ver- 
lust des 
Was- 


Berichtigte  Tempe- 
ratur des  Apparats. 

'  tu 
Anfange 

des  Apparat»« 


Wärme- 
Gewinn 

oder  Ver- 
luM  des 

Apparats1). 


1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

9 

10 

11 

12 

13 

14 

15 

16 

17 

18 

19 

20 


5Ö«,$58 
49  ,228 
48  ,095 
47  ,416 
47  ,484 
47  ,429 
47  ,624 
47  ,705 

47  ,685 

48  ,733 

49  ,689 
48  ,191 

48  ,101 

49  ,413 
49  ,243 
49  ,103 
46  ,991 
46  ,801 
46  ,624 
46  ,266 


50#,556 
49  ,232 
48  ,106 

47  ,425 
47  ,632 

47  „439 
47  ,637 
47  ,712 

47  ,702 

48  ,793 

49  ,694 
48  ,168 

48  ,119 

49  ,390 
49  ,241 
49  ,103 
46  ,902 
46  ,814 
46  ,624 
46  ,158 


0«,002  V. 
0  ,004  G. 
0  ,011  G. 
0  ,009  G. 
0  ,048  G. 
Q  ,010  G. 
0  ,013  G. 

0  ,o<n  G. 

0  ,017  G. 

0  ,060  G. 

0  ,005  G. 

0  ,023  V. 

0  ,018  G. 

0  ,023  V. 

0  ,002  V. 

0 

0  ,089  V: 

0  ,013  G. 

0 

0  ,108  V. 


50°,565 
49  ,239 
48  ,034 

47  ,384 

48  ,103 
47  ,703 
47  ,870 
47  ,915 
47  ,891 

49  ,498 
49  ,946 

47  ,972 

48  ,310 

49  ,249 
49  ,343 
49  ,172 

46  ,204 

47  ,139 
46  ,652 
45  ,369 


50°,589 
49  ,254 
48,099 
47  ,429 
47  ,782 
47  ,610 
47  ,790 
47  ,859 

47  ,837 
49  ,112 
49  ,842 

48  ,A34 

48  ,254 

49  ,413 
49  ,318 
49  ,172 
46  ,923 
46  ,953 
46  ,652 
46  ,167 


0°,024G. 
0  ,015  G. 
0  ,065  G. 
0  ,045  G. 
0  ,321  V. 
0,,983V. 
0  ,080  V. 
0  ,056  V. 
0  ,054  V. 
0  ,386  V. 
0  ,104  V. 
0  ,162  G. 
0  ,056  V. 
0  ,164  G. 
0  ,025  V. 
0 

0  ,719  G. 
0  ,186  V. 
0 
0  ,798  G. 


Mittel 


0°,0016  V. 


0°,03155G. 


Addirt  man  diese  Resultate  zu  denen  der  früheren  Tafel, 
so  hat  man  im  Wasser  einen  Wärmegewinn  von  3°, 13305, 
und  im  Apparat  einen  Wärmeverlast  von  20°y331öö.  Nun 
ward  die  Kanne  Wasser  folgepderatafsen  abgeschätzt: 

Wasser  141826  Grau 

15622  Gr.  Kupfer,  als  Wasser  1486    » 

Thermometer  und  Umrührer,  als  Wasser  118    » 

Insgesammt  143430  Grau. 

Folglich  ist  J^|x  143430  =  22102,27  die  beobach- 
tete Capacität  des  Apparats. 

Addirt  man  zu  diesem  Resultat  21,41  (die  Capacität  von 
643  Gran  Quecksilber,  welche  entfernt  worden  waren,  um 
die  Ausdehnung  von  70°  zu  gestatten)  und  subtrabirt  davon 

1)  G.  bedeutet  Wärmegewinn,  V.  Wärmeverlust. 


610 

52  Gran  (die  Capacität  der  Kugel  des  Thermometers  C 
und  des  Eisendrahts  zum  Aufhängen  des  Apparats),  so 
bleiben  22071,68  Gran  Wasser  als  Capacität  des  bei  der 
Reibung  des  Quecksilbers  angewandten  Gefefses. 

Die  Temperatur  2°,491218  in  der  obigen  Capacität 
aequivalent  zu  1°  in  7,85505  Pfund  Wasser,  war  demnach 
die  absolute  mittlere  Wärmemenge,  die  durch  Reibung  von 
Quecksilber  entwickelt  wurde. 

Die  Bleigewichte  wogen  406099  Gran,  von  welchen 
2857  Gr.  für  die  Reibung  der  Rollen  subtrahirt,  bleiben: 
403242  Gr.  Die  mittlere  Höhe  ihres  Falk,  wie  in  Taf.  II. 
angegeben,  war  1262,731  Zoll,  von  welchen  0,152  Zoll  für 
die  Geschwindigkeit  des  Falls  subtrahirt,  bleiben :  1262,579 
Zoll.  Diese  Höhe,  combinirt  mit  dem  obigen  Gewicht,  ist 
aequivalent  zu  6061,01  Fufspfunden,  was  sich,  wegen  der 
Elasticität  der  Schnur  um  16,929  Fufspfunde  erhöht,  also 
für  die  bei  diesen  Versuchen  angewandte  mittlere  Kraft 
6077,939  Fufspfunde  giebt. 

?SS»  —  773>762  i5t  daher  das  aos  ob>geQ  Versuchen 
über  die  Reibung  des  Quecksilbers  sich  ergebende  Aequi- 
valent. Die  nächste  Reihe  von  Versuchen  wurde  mit  dem- 
selben Apparat,  aber  leichteren  Gewichten  angestellt. 

Versuchsreihe  HL  —  Beibang  von  Qaecksiller, 

Bleigewichte  und  Schnur  wogen  68442  und  68884  Gr. 
Geschwindigkeit  des  Herabsinkens  der  Gewichte  1,4  Zoll 
pro  Sekunde.  Dauer  eines  jeden  Versuchs  35  Minuten. 
Thermometer  zur  Bestimmung  der  Temperatur  der  Queck- 
silber, C.  Theri^ometer  zur  Bestimmung  der  Lufttempe- 
ratur, B. 


621 


Tafel  V.  *) 


l. 

No.  des 

Versuchs  u. 

Ursache  d. 

Tempera- 

turverändc- 

ruDg. 


1  R. 
St. 

2  R. 
St. 

3  R. 
St. 

4  St. 
R. 

5  St. 
R. 

6  St. 
R. 

7  St. 
R. 

8  R. 
St. 

9  R. 
St. 

10  R. 
St. 

11  R. 
St. 

12  St. 
R. 

13  St. 
R. 

14  R. 
St. 

15  R. 
St. 

16  St. 
R. 

17  St. 
R. 

18  R. 
St. 

19  St. 
R. 

20  R. 
St. 


2. 

Gedämm- 
ter Fall 
der  Ge- 
wichte. 

Zoll. 


1292,12 

0 
1292,00 

0 
1293,18 

0 

0 
1293,25 

0 
1294,92 

0 
1294,43 

0 
1294,07 
1293,30 

0 
1294,05 

0 
1293,95 

0 
1292,80 

0 

0 
1293,25 

0 
1293,25 
1293,45 

0 
1293,93 

0 

0 
1292,83 

0 
1292,83 
1292,84 

0 

0 
1292,33 
1293,01 

0 


3. 


Mittlere 
Lufttem- 
peratur. 


49°  ,539 
50  ,165 

49  365 

50  ,363 
50  ,139 
50  ,617 

50  ,750 

51  ,401 

49  ,936 

50  »551 

50  ,638 

51  ,172 

51  ,553 

52  ,194 

52  ,774 

53  ,029 

51  ,513 

52  ,093 
51  ,197 
51  ,960 

50  ,577 

51  ftb$ 

51  ,416 

52  ,057 

51  ,747 

52  ,403 

52  ,703 

53  ,201 

53  ,644 

54  ,061 

51  ,492 

52  ,011 

51  ,350 

52  ,067 
52  ,576 
52  ,906 
50  ,119 

50  ,760 

51  ,004 
51  ,798 


4. 

Unter- 
schied 

zwischen 
d.  Muteid. 

Kolumne 

5  u.  6  u. 

Kolm.  3. 


0° 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 


,399  4- 

,226 

,189 

,1594- 

,460 

,408 

,146 

,013- 

,1214- 

,020- 

,135 

,065 

,260  — 

,371- 

,019- 

,204  4- 

,3064- 

,177 

,1804- 
,079- 

,6524- 

,577  4- 
,483- 
,551  — 
,246  — 
,389- 

,0544- 
,050  4- 
,088 
,145 
,318 
,242 
,055- 
,264  — 
,147  4- 

,2764- 
,142  — 

,272  — 
,147- 
0  ,385- 


5. 


I      «■ 


Temperatur  des  Ap- 
parats 


EU 

Anfange 

des  Versuchs. 


so 
Ende 


49°,507 
50  ,370 

49  ,606 

50  ,503 

50  ,168 

51  ,030 
50  ,873 
50  ,920 
50  ,031 
50  ,083 
50  ,752 

50  ,795 

51  ,237 

51  ,349 

52  ,298 

53  ,212 

51  ,379 

52  ,259 

50  ,907 

51  ,847 

50  ,804 

51  ,654 

50  ,860 

51  ,006 
51  ,456 

51  ,547 

52  ,294 

53  ,22t 

53  ,281 

54  ,183 
51  ,821 
51  ,800 

51  ,272 
5t  ,319 

52  ,268 

53  ,178 

49  ,928 

50  ,027 

50  ,370 

51  ,345 


50* 

50 

50 

50 

51 

51 

50 

51 

50 

50 

50 

51 

51 

52 

53 

53 

52 

52 

51 

51 

51 

51 

51 

52 

51 

52 

53 

63 

54 

54 

51 

52 

51 


53 
53 
50 
50 
51 
51 


,370 
,413 
,503 
,542 
,030 
,021 
,920 
,856 
,083 
,980 
,795 
,680 
,349 
,298 
,212 
,255 
,259 
,281 
,847 
,916 
,654 
,611 
,006 
,006 
,547 
,482 
,221 
,261 
,183 
,230 
,800 
,706 
,319 
,268 
,178 
,187 
,027 
,950 
,345 
,482 


7. 

Wärme- 
Gewinn 
oder  -Ver- 
lust beim 
Versach. 


0° 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

1 

0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 
0 


,863  G. 
043  G. 
,897  G. 
039  G. 
,862  G. 
,009  V. 
,047  G. 
,936  G, 
,052  G. 
,897  G. 
,043  G. 
,885  G. 
112  G. 
949  G. 
,914  G. 
,043  G. 
,880  G. 
,022  G. 
,940  G. 
,069  G. 
,850  G. 
,043  V. 
146  G. 
000  G. 
,091  G. 
,935  G. 
927  G. 
,060  G. 
,902  G. 
,047  G. 
,021  V, 
,906  G. 
,047  G. 
,949  G. 
,910  G. 
,009  G. 
,099  G. 
,923  G. 
975  G. 
137  G. 


1)  Die  Buchstaben  R,  6t,  G,  V  haben  die  frühe*  Bedeute**. 


622 


1. 

2. 

3. 

4. 

5. 

1       6- 

7. 

No.  des 

Versuchs  u. 

Ursache  d. 

Tea>per%- 

tunrerande- 

Gesamm- 
ter  Fall 
d«r  Ge- 
wichte. 

Mittlere 
Lufttem- 
perator. 

Unter- 
schied 
zwischen 
dMltteld. 
Kolumne 
5  a.  6.  u. 
Kolra.  3. 

Temperatur  d.  Ap- 
parats 

SU                      KU 

Anlange       Ende 

Wänne- 
Gewion  od. 
-Verlast 
beim  Ver- 
such. 

rung. 

ZoH. 

des  Versuchs. 

21  Si. 

0 

52°, 194 

0°,646~ 

51°,482 

51' ,615 

0°,133  G. 

R. 

1292,83 

52  ,383 

0  ,298  — 

51  ,615 

52,555 

0  ,940  G. 

22  R. 

1292,33 

50  ,389 

0  ,374  -h 

50  ,332 

51  ,195 

0  ,863  G. 

St. 

0 

50  ,958 

0  ,239-f- 

51  ,195 

51  ,199 

0  ,004  G. 

23  St. 

0 

51  ,218 

0  ,498- 

50  ,636 

50  ,804 

0  ,168  G. 

R. 

1294,69 

51  ,848 

0  ,546  — 

50  ,804 

51  ,800 

0  ,996  G. 

24  R. 

1294,33 

50  ,582 

0  ,286 -f- 

50  ,435 

51  ,302 

0  ,867  G. 

St. 

0 

51  ,223 

0  ,092-f- 

51  ,302 

51  ,328 

0  ,026  G. 

25  St. 

0 

51  ,665 

0  ,406  — 

51  J90 

51  ,328 

0  ,138  G. 

R. 

1294,33 

52  »281 

0  ,464  — 

51  ,328 

52  ,306 

0  ,978  G. 

26  R. 

1294,34 

52  ,652 

0  ,105 -f- 

53  ,306 

53  ,208 

0  ,902  G. 

St. 

0 

52  ,957 

0  ,259  -r- 

50  ,208 

52  ,225 

0  ,017  G. 

27  R. 

1293,83 

49  ,463 

0  ,277  -+- 

49  ,293 

53  ,188 

0  ,895  G. 

St. 

0 

50  ,068 

0  ,142  -f- 

50  ,188 

50  ,233 

0  ,045  G. 

28  Sr. 

0 

48  ,420 

0  ,145  -+- 

48  ,537 

48  ,593 

0  ,056  G. 

R. 

1294,33 

49  ,132 

0  ,093  — 

48  ,593 

49  ,486 

0  ,893  G. 

29  R. 

1294,84 

49  ,142 

0  ,092-+- 

48  ,773 

49  ,696 

0  ,923  G. 

St. 

0 

49  ,783 

0  ,053  — 

49  ,696 

49  ,765 

0  ,069  G. 

30  St. 

0 

50  ,251 

0  ,422  — 

49  ,765 

49  ,894 

0  ,129  G. 

R. 

1294,33 

50  ,597 

0  ,246  - 

48  ,894 

50  ,808 

0  ,914  G. 

Mittel  R. 
Mittel  St. 


1293,532 
0 


0°,0Ö743J-f- 
0  ,0048  + 


0°,9I57  G. 
0  ,0606  G. 


Da  der  Effect  eines  jeden  Grades  Unterschied  zwischen 
der  Temperatur  des  Laboratoriums  und  der  de»  Apparats 
00,18544ist,sowird00,9157-0°,0606+00,000488=00,855588 
die  angenäherte  mittlere  Temperaturzunahme  in  der  obigen 
Reihe  von  Versuchen  sejn.  Die  Berichtigung  dessentwegen, 
weil  die  mittlere  Temperatur  des  Quecksilbers  bei  den 
Reibungsversuchen  0Ü,013222  höher  war  als  in  der  Tafel 
angegeben,  ist  0%002452,  welche,  addirt  zum  angenäherten 
Resultat,  für  den  wahren  tbermometrischen  Effect  giebt: 
0°,85804.  Diefs  ist,  in  der  Capacitöt  von  22071,68  Gran 
Wasser,  gleich  1°  in  2,70548  Pfund  Wasser. 

Die  Bleigewichte  wogen  137326  Gr.,  von  welchen  für 
die  Reibung  der  Rollen  1040  Gr.  abgezogen  werden  müs- 
sen, wornach  136286  Gr.  als  berichtigtes  Gewicht  übrig 
bleiben.    Die  mittlere  Höhe  des  Falk  war  1293,532  Zoll, 


623 

von  welchen  wegen  der  Geschwindigkeit,  mit  der  die  Ge- 
wichte zu  Boden  sanken,  0,047  Zoll  subtrahirt  werden 
müssen ;  bleiben  also  1293,485  Zoll.  Dieser  Fall,  combinirt 
mit  dem  obigen  berichtigten  Gewicht,  ist  aequivalent  zu 
2098,618  Fufspfunden,  was  mit  1,654  Fufepfund,  der  durch 
die  Elasticität  der  Schnur  entwickelten  Kraft;  für  das  Mit- 
tel der  in  diesen  Versuchen  angewandten  Kraft  2100,272 
Fufspfunde  giebt 

27  '  '    =:  776,303  wird  daher  das   Aequivalent  seyn, 

nach  obiger  Reihe  von  Versuchen,  in  welchen  der  Betrag 
der  Reibung  des  QuecLsiU>er&  durch  den  Gebrauch  leich- 
terer Gewichte  modificirt  ward. 

Versuchsreihe  IV.  —  Reibung  von  Gafseisen. 
Gewicht  des  gufseisernen  Apparats  44000  Gran.  Ge- 
wicht des  darin  enthaltenen  Quecksilbers  204355  Gr.  Blei- 
gewichte und  Schnur,  203026  Gr.  und  203073  Gr.  Mittlere 
Geschwindigkeit  des  Falls  der.  Gerichte:  3,12  Zoü  pr? 
Sekunde.  Dauer  eines  jeden  Versuchs  38  Miwjten.  Ther- 
mometer zur  Bestimmung  der  Temperatur  des  Quecksil- 
bers, C;  Thermometer  zur  Bestimmung,  der  Lufttempera- 
tur, A. 


. 

Tafel  VL 

• 

1. 

2. 

3. 

4.      . 

.  5.       \      6.       |        7. 

No.  des 
Versuchs  u. 

Ursache  d. 

Tempera- 
turverände* 

Gesamro- 
terFaU 
der  Ge** 

wichte. 

Mittlere 
Lufttem- 
peratur. 

• 

Unter- 
schied 
»wischen 
d.Mitleld. 
Kolumne 
5  n.  6»  u. 
j£olm,  3. 

Tenaperat 
pai 

zu 
Anfange 

uv  d.  Ap- 

ats 

zu 
Ende 

Warme- 

Gewinn  od. 

-  Verlust 

beim  Ver. 

such. 

ruDg. 

Zoll. 

des  Versuchs. 

1  R> 

1257,90 

46°  ,362 

2°  ,544  + 

46°  ,837 

50°  ,976 

4e,139  G. 

St. 

0 

46  ,648 

3  ,950  + 

50  ,976 

50  ,220 

0  ,756  V. 

2  St. 

0 

47  ,296 

0  ,455  — 

46  ,730 

46  ,953 

0  ,223  G. 

R. 

1258,97 

47  ,891 

1  ,247  + 

46  ,953 

51  ,323 

4  ,370  G. 

3  R. 

1261,80 

47  ,705 

1  ,830  + 

47  ,352 

51  ,728 

4  ,366  G. 

St. 

0 

48  ,547 

2  ,950  + 

51  ,718 

51  ,276 

0  ,442  V. 

4  St. 

0 

47  ,825 

0  ,044  — 

47  ,756 

47  ,807 

0  ,051  G. 

R. 

1260,35 

48  ,385 

1  ,598  + 

47  ,807 

52  ,160 

4  ,353  G. 

5  St. 

0 

48  ,323 

0  ,248  — 

48  ,009 

48  .142 

0  ,133  G. 

R. 

1260,15 

48  ,833 

1  ,494  + 

48  ,142 

52  ,513 

4  ,371  G. 

624 


1. 

2. 

3. 

4 

ft. 

1       6. 

7. 

No.  des 

Unter- 

TempentoT  des  Ap- 

WSnne- 

Versuchs  u. 
Ursache  d. 

Gesammt- 

fall  der 

Mittlere 

Lufttem- 

H.U1CU 

zwischen 
d.Mitteld. 
Kolumne 
5  n.  6.  n. 
Kolm.  3. 

parats. 

Gewion 
oder  -Ver- 

Tempera- 
lunrerande* 

Gewichte« 

peratur. 

sa 
Anfange 

Ende 

lost  heim 
Versuch. 

rung. 

Zoll. 

des  Versuchs. 

6  R. 

1259,95 

48°  ,049 

l',995  + 

47*  ,902 

52%  186 

4°  ,284  G. 

St. 

0 

48  ,632 

3  ,283+ 

52  ,186 

51  ,645 

0  ,541  V. 

7  Sc 

0 

50  ,385 

0  ,240  — 

50  ,053 

50  ,237 

0  ,184  G. 

R. 

1263,13 

51  ,018 

1  ,408  + 

50  ,237 

54  ,616 

4  ,379  G. 

8  R. 

1262,12 

48  ,385 

1  ,096  + 

47  ,249 

51  ,714 

4  ,465  G. 

St. 

0 

49  ,199 

2,343  + 

51  ,714 

51  ,371 

0  ,343  V. 

9  R. 

1257,20 

49  ,721 

2  ,495  + 

50  ,160 

54  ,273 

4  ,113  G. 

St. 

0 

50  ,338 

3,643+ 

54  ,273 

53  ,689 

i  a  ,584  V. 

10  St. 

0 

48  ,439 

0  ,821  + 

49  ,271 

49  ,250 

0  ,021  V. 

R.    1 1258,70  |  49  ,690 

2  ,282  + 

49  ,877 

54  ,067 

4  ,190  G. 

Mittel  R. 
Mittel  St. 


1260,027 
0 


1%7989  + 
1,6003  + 


4*  ,303  G. 
0  ,2096  V. 


Aus  obiger  Tafel  erhellt,  dafs  darin  für  jeden  Grad 
Unterschied  zwischen  der  Temperetur  des  Laboratoriums 
and  der  des  Apparats  ein  thermometrischer  Effect  von 
0*20101  stattfand.  Folglich  wird4°,303+0°,2096+Oo,03992 
=  4°,55252  der  angenäherte  mittlere  Temperatarzuwachs 
seyn.  Die  Berichtigung  dafür,  dafs  die  mittlere  Temperatur 
ties  Quecksilbers  in  den  Reibungsversuchen  um  O°,07625 
zu  niedrig  in  der  Tafel  erscheint,  ist  0°,01533,  welche, 
addirt  zum  angenäherten  Resultat,  4°,56785  für  den  wahren 
mittleren  Temperaturzuwachs  giebt. 

Die  Capacität  des  Gefäüses  wurde  genau  in  derselben 
Weise,  wie  bei  dem  Apparat  zur  Reibung  des  Quecksilbers 
beschrieben  ist,  durch  Versuche  ermittelt.  Die  Resultate 
davon  finden  sich  in  der  folgenden  TafeL 


625 


»  « 


Tafel  VII. 


No. 


Berichtigte  Tempe- 
ratur des  Wassers 


Anfange 


ZU 

Ende 


des  Versuchs. 


1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

9 

10 

11 

1? 


45°  ,536 

46  ,210 

47  ,334 

49  ,007 

47  ,895 

48  ,784 

50  ,323 

47  ,912 

48  ,449 

49  ,836 
46  ,870 
48  ,562 


47°  ,305 

47  ,937 

49  ,023 

50  ,555 

49  ,498 

50  ,357 

51  ,757 

49  ,525 

50  ,013 

51  ,337 

48  ,559 
50  ,151 


Wärme- 
gewinn 

des 
Wassers* 


1°,770 
1  ,727 
1  ,689 
1  ,548 
1  ,603 
1  ,573 
1  ,434 
1  ,613 
1  ,564 
1  ,501 
1  ,689 
1  ,589 


Berichtigte  Tempe- 
ratur des  Apparats 


ZU 

Anfange 


KU 

Ende 


des  Versuchs. 


71°,112 
71  ,292 
71  ,454 
71  ,152 
71  ,249 
71  ,445 

70  ,793 

71  ,253 

70  ,798 

71  ,356 
71  ,026 
71  ,291 


47\421 

48  ,073 

49  ,151 

50  ,632 

49  ,636 

50  ,460 

51  ,808 

49  ,653 

50  ,083 

51  ,375 
48  ,657 
50  ,199 


WSrme- 
vef  lust  des 
Apparats. 


23°  ,691 
23  ,219 
23  ,303 

20  ,520 

21  ,613 

20  ,985 

18  ,985 

21  ,600 

20  ,715 

19  ,981 

22  ,369 

21  ,092 


Mittel 


1*,60833 


■  m  *  »■  i  *  »»  i 


21°  ,42275 


Addirt  man  0°,00071  und  0°,0141,  den  Gewinn  und 
Verlust  der  Tafel  IV,  reducirt  auf  die  Oberfläche  des 
Apparats  für  die  Reibung  starrer  Körper,  au  den  obigen 
Mittelresultat  ea,  so  erhält  man  für  das  Wasser  einen  Ge- 
winn von  l°,4J0904,  und  für  den  Apparat  einen  Verlust 
vra  2l°,43685.  Die  Capacitit  der  Kanne  Wasser  war  in 
diesem  Falle  wie  folgt: 

Wasser  155824  Gran 

Kupferkanne,  als  Wasser  1486    » 

Thermometer  und  Umrührer,  als  Wasser         118    » 

Iüsgesammt    157 426  Gras. 

Folglich    ist,    nach    dem    Versuch,    ^j^X  157428 

=^  11816,47  die  Capaeität  des  Apparats.  Nach  Anbrin- 
gung zweier  Ce*recttonen>  einer  additiven  für  die  Abwesen- 
heit von  300  Gr.  Quecksilber  während  des  Versuchs,  und 
einer  subtractiven  für  die  Capaeität  des  Thermometers  C 
und  des  Aufhäogedrahts,  erhält  man  11796,07  Gr.  Wasser 
als  Capaeität  des  Apparats  während  der  Versuche. 

Die  Temperatur  4° ,56785  in  der  obigen  Capaeität, 
aequivalent  zu   1°  in  7f6ft753  Pfund  Wasser ,  war  daher 

Poggend.  Ann.  Ergänsungsbd.  IV.  40 


626 

die  mittlere  absolute  Wärmemenge,  die  bei  der  Reibung 
des  Gufseisens  entwickelt  wurde. 

Die  Bleigewichte  wogen  406099  Gr.,  von  welchen 
2857  Gr,  für  die  Reibung  der  Rollen  snbtrahirt,  403242  Gr. 
für  den  auf  den  Apparat  verwandten  Druck  übrig  bleiben. 

Da  die  Reibung  im  einfachen  Verbältnifs  zur  Geschwin- 
digkeit steht,  so  erforderte  es  nicht  wenig  Uebung,  den  re- 
gulirenden   Hebel   so   zu  halten,    dafs    die  Gewichte  nur 
einigermafsen  mit  gleichförmiger  und  gemässigter  Geschwin- 
digkeit herabsanken.  Obwohl  also  die  mittlere  Geschwindig- 
keit 3,12  Zoll  pro  Sekunde  betrug,  konnte  die  Kraft,  mit 
welcher  die  Gewichte  auf  den  Boden  stiefsen,  nicht  genau 
durch  diese  Geschwindigkeit  bestimmt  werden,  wie  bei  der 
Reibung  der  Flüssigkeiten.     Es  faud  sich  jedoch,  dafs  das 
Geräusch  beim  Aufstofsen  durchschnittlich  demjenigen  gleich 
war,  welches  das  Fallenlassen  der  Gewichte  von  der  Höhe 
eines  Achtelzolls  verursachte.     Insgemein  geschah  es  auch, 
dafs  bei  dem  Bemühen,   die  Bewegung   zu  reguliren,   die 
Gewichte  plötzlich  stockten  bevor  sie  den  Boden  erreichten. 
Diefs  geschah  gewöhnlich  ein,  zuweilen  zwei  Mal  bei  dem 
Herabsinken  der  Gewichte,   und  ich   schätzte  die  dadurch 
verlorene  Kraft  als  gleich  derjenigen  beim  Aufstofsen  aaf 
den   Boden.     Nimmt  man   daher   den   Gesammtverlust  bei 
jedem  .Fall  zu  einem  Viertelzoll  an,    so    haben   wir  das 
20  fache  dieser  Gröfse  oder  5  Zoll  als  den  ganzen  Verlust, 
welcher,  abgezogen  von  1260,027,  für  die  berichtigte  Höhe, 
welche   das   Gewicht  von   403242  Gran    hindurch   wirkte, 
1255,027  Zoll  übrig  läfst.     Diese  Zahlen  sind  aequivalent 
zu  6024,757  Fufspfunde,  und   16,464  Fufspfunde   für  den 
Effect  der  Elasticität  der  Schnur  hinzugefügt,  haben  wir 
6041,221  Fufspfunde  als  die  bei  den  Versacken  angewandte 
Kraft. 

Diese  ■  Kraft  war  indefs  in  dem  Apparat  nicht  ganz  zur 
Erzeugung  von  Wärme  verwandt.  Leicht  ist  einzusehen, 
dafs  die  Reibung  eines  starren  Körpers,  wie  Gufseisen,  eine 
bedeutende  Erschütterung  des  den  Apparat  tragenden  Rahm- 
werks und  ein  lautes  Geräusch  hervorbringen  mufste.   Der 


627 

Werth  der  durch  die  erstere  absorbirten  Kraft  wurde  experi- 
mentell auf  10,266  Fufspfunde  geschätzt.  Die  Kraft,  welche 
erforderlich  war,  um  die  Saite  eines  Violoncells  in  solche 
Schwingungen  zu  versetzen,  dafs  der  Ton  aus  gleicher  Ent- 
fernung wie  das  Geräusch  der  Reibung  gehört  werden 
konnte,  wurde  von  mir,  mit  Hülfe  eines  anderen  Beob- 
achters, auf  50  Fufspfunde  geschätzt.  Diese  Zahlen,  ab- 
gezogen von  dem  vorherigen  Resultat,  lassen  5980,955  Fufs- 
pfunde für  die  wirklich  in  Wärme  verwandelte  Kraft  übrig. 

7  69753  ==  "6,997  wird  daher,  den  obigen  Versuchen  über 

die  Reibung  des  Gufseisens  zufolge,  das  Aequivalent  seyn. 
Die  nächste  Reihe  von  Versuchen  wurde  mit  demselben 
Apparat,. aber  leichteren  Gewichten  angestellt. 

Versuchsreibe  V.    —   Reibung  von  Gufseisen. 

Gewicht  der  Bleilothe  68442  und  68884  Gr.  Mittlere 
Geschwindigkeit  des  Falb  1,9  Zoll  pro  Sekunde.  Dauer 
eines  jeden  Versuchs  30  Minuten.  Thermometer  zur  Be- 
stimmung der  Temperatur  des  Quecksilbers,  C.  Thermo- 
meter zur  Bestimmung  der  Lufttemperatur,  4. 

Tafel  VIII. 


1. 

2. 

3. 

4. 

5. 

1       6. 

7. 

No.  des 

Versuchs  u. 

Ursache  d. 

Gesammt- 

lall  der 

f*      *  i 

Mittlere 
Lufttem- 

Unter- 
schied 
zwischen 
d  Mitteid. 

Temperatur  des  Ap- 
parats. 

ZU                      SU 

« 

Wärme- 
Gewinn 
oder  -Ver- 

1 erapera- 
tur  verände- 
rn og. 

Gewichte. 
Zoll. 

peratur. 

Kolumne 
5  u.  6  u. 
Kolm.  3. 

Anfange 
des  V< 

Ende 
trsuchs. 

lust  beim 

Versuch. 

1  R. 

1281,07 

47°  ,404 

0%852-r- 

47°  ,494 

49*  ,018 

1°,524  G. 

»  St. 

0 

48  ,003 

0  ,998  + 

49  ,018 

48  ,984 

0  ,034  V. 

2  St. 

0 

48  ,269 

0  ,702  + 

48  ,984 

48  ,958 

0  ,026  V. 

» r. 

1280,74 

48  ,516 

1  ,189  + 

48  ,958 

50  ,452 

1  ,494  G. 

3  St. 

0 

49  ,003 

0  ,133- 

48  ,812 

48  ,928 

0  ,116  G. 

»  R. 

1285,10 

49  ,728 

0  ,022  + 

48  ,928 

50  ,572 

1  ,644  G. 

4  R. 

1283,89 

50  ,138 

1  ,172  + 

50  ,572 

52  ,049 

1  ,477  G. 

»  St. 

0 

50  ,408 

1  ,581  + 

52  ,049 

51  ,929 

0  ,120  V. 

5  R. 

1282,45 

46  ,798 

0  ,558  + 

46  ,554 

48  ,149 

1  ,605  G. 

6  R. 

1281,29 

47  ,296 

1  ,571  + 

48  ,159 

49  ,576 

1  ,417  G 

40* 


628 


1. 

2. 

3. 

4. 

*.       | 

6. 

7* 

No.  des 

Unter- 

Temperatur  des  Ap- 

Wärroe- 

Versuchs  u. 

Ursache  d. 

Teropera- 

turverände- 

rung. 

Gesammt- 

fall  der 
Gewichte. 

Mittlere 
Lufttem- 
peratur. 

«wischen 
d.Miueld. 
Kolumne 

5  n.  6  u. 

ftolm.  3. 

parats. 

zu               zu 
Anfange        Ende 

des  Versuchs. 

Gewinn 

«der- Ver- 
lust beim 
Versuch. 

5  St. 

0 

47  ,535 

1  ,929H- 

49  ,576 

49  ,353 

0  ,223  V. 

6  St. 

0 

47  ,651 

1  ,607  H- 

49  ,353 

49  ,164 

0  ,189  V. 

7  St. 

0 

46  ,261 

0  ,298  - 

45  ,880 

46  ,047 

0  ,167  G. 

8  St. 

0 

49  ,748 

0  ,617  — 

46  ,047 

46  ,215 

0  ,168  G. 

7  R. 

1276,07 

46  ,810 

0  ,978 -h 

47  ,022 

48  ,554 

1  ,532  G. 

8  R. 

1275,17 

47  ,366 

i  ,883  + 

48  ,554 

49  ,945 

1  ,391  G. 

9  St. 

*     0 

46  ,771 

0  ,271  — 

46  ,425 

46  ,575 

0  ,150  G. 

»  R. 

1276,95 

47  ,126 

0  ,258  + 

46  ,575 

48  ,194 

1  ,619  G. 

10  R. 

1276,84 

47  ,238 

1  ,655  4- 

48  ,194 

49  ,593 

1  ,399  G. 

»  St. 

0 

47  ,335 

2  ,1424- 

49  ,593 

49  ,361 

0  ,232  V. 

Mittel  R. 

1279,957                  la9OI38+                                  1°,5102  G. 

Mittel  St 

0 

0 ,764  4- 

0  ,0223  V. 

Aus  der  obigen  Tafel  erhellt,  dafe  der  Effect  für  jedeo 
Grad  Unterschied  zwischen  der  Temperatur  des  Laborato- 
riums und  der  der  Luft  0°,1591  war.  Folglich  ist  1°,5102 
+0°,0223-t-0«,03974  =  l°,57224  der  genfiherte  Wärme- 
Effect.  Addirt  man  hiezu  0° ,00331  dafür,  dafs  die  mittlere 
Temperatur  des  Apparats  bei  den  Reibungsversuchen  in 
Wirklichkeit  0°,02084  höher  war  als  aus  der  Tafel  erscheint, 
so  ergiebt  sich  die  wahre  Temperaturzunahme  bei  den  Ver- 
suchen zu  1°,57555,  was,  in  der  Capacität  von  11796,07  Gr. 
Wasser,  aequivalent  ist  zu  1°  in  2,65504  Pfund  Wasser. 

Die  Bleigewichte  wogen  137326  Gr.,  von  welchen 
1040  Gr.  für  die  Reibung  der  Rollen  abgezogen,  bleiben: 
136286  Gr.  Die  Geschwindigkeit  des  Sinkens,  welche  hier 
viel  leichter  zu  reguliren  war  als  bei  den  schwereren  Ge- 
wichten, betrug  1,9  Zoll  pro  Sekunde.  Zwapzigmaliges 
Aufstoßen  mit  dieser  Geschwindigkeit  bedeutet  einen  Fall- 
verlust von  0,094  Zoll,  was,  abgezogen  von  1279,957,  für 
die  berichtigte  Fallhöhe  der  Gewichte  1279,863  Zoll  übrig 
läfst. 

Diese  Höhe  .  und  dieses  Gewicht  sind  aequivalent  zu 
2076,517  Fufspfunde,  dazu  1,189  Fufspfunde  für  die  Elasti- 
cität  der  Schnur  addirt,  ergeben  sich  2077,706  Fufspfunde 


629 

als  die  angewandte  Gesammtkraft.  Die  Berichtigung  wegen 
der  Erschütterung  and  des  Tons  (hergeleitet  aus  den  Daten 
der  vorigea  Reihe,  nach  der  Hypethese,  dafs  beide  propor* 
tional  waren,  der  Reibung ,  durch  welche  sie  entstände») 
sind  3,47  pnd  16,9, Fufcpfiinde.  .Diese  GrMsen,  abgezogen 
von  dem  obigen  Resultat,  geben  für  die  im  Apparat  in 
Wärme  verwandelte  Kraftgröfsp  20&7>33&  Füfepfuiide. 

^^=±774,58  ist  daher  das  aus  dieser  letzten  Ver- 
2,65;>04 

suchsreihe  abgeleitete  Aequivalent. 


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Folgende  Tafel  enthält  eine  Zusammenstellung  der  aus 
den  oben  auseinander  gesetzten  Versuchen  hergeleiteten 
Aequivalente.  In  der  vierten  Columne  sind  sie  auf  das 
Vacuum  reducirt.  , 


No. 
der  Reihen. 


Angewandtes 
Material. 


Aequivalent 

in  der 

Luft. 

Aequivalent 

im 

Vacuo. 

773,640 
773,762 
776,303 
776,997 
774,880 

772,692 
772,814 
775,352 
776,045 
773,930 

Mittel. 


1. 

2. 
3. 

4. 
5. 


Wasser 

Quecksilber 

Quecksilber 

Gufseisen 

Gufseisen 


772,692 
774,083 

774,987 


Höchst  wahrscheinlich  wurde  das  Aequivalent  beim  Eisen 
durch  das  Ab'reifsen  von  Metalltheilchen  während  der  Rei- 
bung etwas  vergröfsert,  da  die  Ueberwältigung  der  Cohä- 
sionsanziehung  nicht  ohne  den  Verbrauch  einer  gewissen 
Kraftgröfse  vor  sich  gehen  konnte.  Allein  da  die  abge- 
riebene Menge  nicht  beträchtlich  genug  war,  um  nach 
Beendigung  der  Versuche  gewägt  zu  werden,  so  kann  der 
Fehler  aus  dieser  Quelle  nicht  von  grofsem  Belange  seyn. 
Ich  halte  772,692,  das  aus  der  Reibung  des  Wassers  her- 
geleitete Aequivalent,  für  das  genaueste,  sowohl  wegen  der 
Anzahl  der  angestellten  Versuche  als  auch  wegen  der 
grofsen  Wärmecapacität  des  Apparats.  Und  da,  selbst  bei 
der  Reibung  von  Flüssigkeiten,    eine  Erschütterung  und 


630 

die  Bildung  eines  schwachen  Tons  uninftgltch  ganz  zu  ver- 
meiden sind,  so  halte  ich  die  obige  Zahl  noch  ein  wenig 
ftir  zu  grofr.  Zum  Schlüsse  betrachte  ich  es  durch  die  in 
dieser  Abhandlung  beschriebenen  Versuche  für  bewiesen: 

1)  dafs  die  Wärmemenge,  welche  durch  Reibung  von  Kör- 
pern, starren  wie  flüssigen,  erregt  wird,  immer  der 
angewandten  Kraflgröfse  proportional  ist,  und 

2)  dafs  die  Wärmemenge,  welche  im  Stande  ist,  ein  Pfund 
Wasser  (gewogen  im  Yacuo  und  genommen  zwischen 
55  und  60°  F.)  in  seiner  Temperatur  um  1°  F.  zu  er- 
höhen, zu  ihrer  Erregung  den  Aufwand  einer  mecha- 
nischen Kraft  erfordert,  die  durch  den  Fall  von 
772  Pfund  durch  einen  Raum  von  einem  Fufs  vorge- 
stellt wird. 


63t 


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1847  Oct.  18 

1852  Juni  24 
1850  Sept.  13 
L807  März  29 

1853  Nov.  8 
1852  Sept.  19 
1852  Sept.  20 

1847  Aug.  13 

1848  Apr.  26 
.853  Apr.  6 
1847  Juli  1 
L852  Aug.  22 

1850  Mai  11 
1852  Apr.  17 
1845  Dec.  8 

1851  Mai  19 

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H 

0,0932168 
0,1567974 
0,2159123 
0,2181980 
0,0888410 
0,158786 

0,1338916 

0,2323515 

0,1228221 

0,2464024 

0,2020077 

0,1555438 

0,0980302 

0,136777 

0,1887517 

0,1697575 

MfMiere  Entfer- 
nung von  der 

Sonne 
(Erde  =1). 

1,523691 
2,201727 
2,295713 
2,335003 
2,361703 
2,369572 

»A  •— Öi  rfCO  0  Q>  1A  O  iA 
CO  COGDQDCO©CPI>TfO} 
iA     »A  CO  ©.«A  »A  OD  C-  r-  im 

r*v  OD  00  ä  c^  M<  tj«  ds  t^  x» 

CO  CO  CO  CO  ^  i*t  ^>  T>  iA  iA 
tf*    <N  <N  <M  C<l  M  <M  C^  <M  C^ 

Dauer  des 
leralen  Um- 
laufs. 

Tage. 

CO                         lA                   ©  CA 

<ä^qc»a©-.   **   oooig^'ffoiaw 
r^aocniACoe    ©    ©-^aDcocÄr-iAcoi- 
© cq Tf 01  © eo   co   cocÄCflco  — ©aöcoco 

©CO©COlACa     l>     ifitDOO^ONNtß 
ODOSr*©g£9     £0     2!  ^  iA  t^  OS  C»  ^  —  ^ 
CO  ^^  C^  CO  CO  CO     CO     COCOODCOCOCO^iAiA 

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©     <0QO©t^r«C9C0©CO 

co   •-<  i-<  r*  co  ia  co  00  ^  cm 

Mitt 

täglichi 
weg! 

1686", 

1806, 

1020, 

994, 

977, 

972, 

od    co  ?i©©  t- cooor- lA 

CO  «6©  ÄCO  t«e«©kAlA 
©     ©  CA©  ©  ©  ©CD  QO  00 

ime  und  Nummer 
der  Planeten. 

Mars. 
,  Flora 
Melpomene 
Victoria 
Veata 
Euterpe 

Massalia 

Iris 

.  Metis 
.  Phocaea 

Hebe 

Fortuna 

Parthenope 
.  Thetis 
,  Astraea 
.  Irene 

fc 

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