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ANNALEN
DER
, PHYSIK und CHEMIE.
ERGÄNZUNGSBAND IV.
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ANNALEN
DER
PHYSIK
UND
CHEMIE,
HERAUSGEGEBEN ZU BERLIN
VON
J. C. POGGENDORFF.
ERGÄNZUNGSBAND IV.
(nach band xc einzuschalten.)
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NEBST EINER KUPFERTAFEL.
LEIPZIG, 1854.
VERLAG VON JOHANN AMBROS1US BARTH.
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Inhalt
des Ergänzungsbandes IV der Annalen der Physik
und Chemie.
Erste« Stück.
Seile
I. Zehnter Nachtrag su.Chladni's Veiwchniase der Feuenneteore
und herabgefallenen Massen; von G. ▼. Boguslawski. ... 1
I. . Nachrichten tob herabgefallenen Meteorsteinen- von den äl-
. testen Zeiten bis 1885; S. 7.
II. Nachrichten über die mit Ifeuenneteoren . herabgefallenen .
Substanzen bis «am J. 1835; S< 34.
III. Nachrichten von Feuerkugeln:
1. Wirküche Feuerkugeln S. 44.
2. Erscheinungen, ▼on denen es noch mehr oder weni-
ger problematisch ist, ob sie Feuerkugeln sind oder
sieht; St 64.
II. Ueber den Einflof* der .Umdrehung und der Gestalt, der Erde auf
die scheinbaren Bewegungen an der Oberflache derselben; von
Tb. Clausen . . .' 155
III. Ueber das allgemeine Gesetz der Dichtigkeit bei gesättigten Dam-
pfen; von J. J. Waterson 175
s
vi
Zweites Stück* *:
Seite
I. Ueber die Veränderung der Brechbarkeit des Lichts; von G. G.
Stokes * 177
Einleitung S. 177. — Angewandte Beobachtungsweisen S. 188.
— Erläuterung der Ausdrücke S, 198. — Empfindliche Substanzen :
Rofekastanienrinde S. 206. — Grüner Flukspath S. 207. —
Guajaklösung S. 210. — Kurkumätinktur.S. 212. — Stechapfelsa-
men S. 213. — Häufigkeit der wahren innern Dispersion S. 214.
— Blattgrünlösung S. 217. — Mercurialis perennis S. 226. —
Orseille und Lackmus S. 228. — Kanarienglas S. 234. — Ge-
meine farblose Gläser S. 236. — Bemerkungen zum Vorstehen-
den S. 238. — Getränkte Papiere j S. $£5. •*- Seitenbrechung
eines schmalen Spectrums S. 251. — Leuchtkraft höchst brechba-
rer Strahiert 5. 254. ~; ikobaehtungsraetnoaV filr opake Körper ; •
S. 256. — Resultate mit 4Ü* Linearä^ettrum S. 261. — Uran-
verbindungen S. 268. — Verhalten sehr empfindlicher Medien
in unsichtbaren Strahlen S. 279. — Vorsichtsmafsregeln zur Un-
terscheidung wahrer und falscher innerer Dispersion S. 282. —
Farben natürlicher Körper S. 285. — Natur der falschen Dis-
persion S. 289. *•** Wirkung der Wärme auf < die Empfindlkh-
* keit S. 293.— Wirkung der Concentration und Verdammung
S. 294. '— - Auswahl des Schirms S. 299. — * Bestironwiog der Ab-
sorption mittelst der innern Dispersion S. <30ft *** Wirkung von
Flammen S, 304. •*- Darehganglichkeit der unsichtbare» Strahlen
mittelst einer Weingeistflamme zu bestimmen S. 307. «*•» Optische
Beweise für chemische Verbindungen S. 310; *-• Mangel gegen-
seitiger Einwirkung der auf empfindliche Substanzen fallenden
Strahlen S. 314; ^ Wirkung elektrischer Funken S. 3316. —
— Aebnlichkeit und Verschiedenheit ton innerer Dispersion und
Phosphorescenz S. 320. — Ursache der wahren innern Disper-
sion und der Absorption S%>322. •*— Liste sehr empfindlicher Sub-
stanzen & 334. — Schlafs S. 336. — Zusätze &337.
IL Ueber die Verdampfung der Flüssigkeiten; von- F.- Marcel. . » 345
III. Ueber den Eliant; von W. Haidinger. . . ... ■.'.'. '348
IV. Notizen . . . 352
VJI
Drittes Stack.
Seite
I. Zehnter Nachtrag zu Chladni's Verzeichnisse der Feuermeteore
und herabgefallenen Massen; vön'G. v. Boguslawski (Schlufs) 353
IV. Nachrichten von niedergefallenen meteorischen Massen.
1) Meteorsteine S. 353. — ' 2) Fragliche Substanzen S. 38!fr.
3) Eisenmassen $. 384.
Uebersichts- Tabelle der Fälle von Feuermeteoren und Me-
teoriten, nach Monaten und Jahren geordnet S. 415.
Tabelle der ohne Angabe von Tag und Monat erwähnten
Erscheinungen der Art S. 449.
Anhang £. 461. ••'"-' •' ;'
II. Untersuchung über den galvanischen Leitungswiderstand der Flüs-
sigkeiten in einigen besonderen Fallen; von A. Saweljew. . . 456
III. Betrachtungen über einige physische Eigenschaften der Korper,
besonders hinsichtlich der Frage: Sind die sogenannten elementa-
ren Körper wirklich einfache?; von J. A. Groshans. . . . 468
IV. Ueber einige Thatsachen in Betreff des elektrischen Stroms und
des elektrischen Lichts; von Quet 507
V. Ueber die durch Reibung zweier Metallplatten erzeugten elektri-
schen Ströme; von J. M. Gaugain 511
Viertes Stück.
I. Nachrichten über den von der Königl. Preußischen Artillerie bis-
jetzt zur Ausführung gebrachten Versuch zur Messung der Kraft,
mit welcher die Pulverladung eines Geschützrohrs in jedem belie-
bigen Augenblick ihrer dariu stattfindenden Wirksamkeit dasselbe
angreift; vom Hanptm. Neu mann. 513
II. Erläuterung einer graphischen Methode zur gleichzeitigen Dar-
stellung der Witterungs-Erscheinungen an vielen Orten, und Auf-
forderung an die Beobachter, das Sammeln an vielen Orten zu
erleichtern; vom Prof. Buijs-Ballot 559
vra
Seite
III. Ueber die Temperatur des Bodens «od der Quellen in den Al-
pen; von A. Schlagintweit 576
IV. Ueber das mechanische Warme- Acquivalent; von J. Prescott-
Joule. , 601
V. Hauptelemente der bis Ende 1853 bekannten kleinen Planeten
und der sie zunächst einschließenden größeren 631
Nachweis zu der Kupfertafel.
Ta£ I. — Stokes, Fig. 1, S. 187 u. 199; Fig. 2, S. 238; Fig. 3, S.239;
Fig. 4, S. 243; Fig. 5, S. 259. — Joule, Fig. 6, 7, 8, 9, 10, 11 u.
12, S. 607; Fig. 13 u. 14, S. 608. — Saweljew, Fig. 15, S. 457;
Fig. 16, S. 463.
ANNALEN
DER PHYSIK UND CHEMIE.
Bd. IV. ERGÄNZUNG. St 1.
I. Zehnter Nachtrag zu ChladnV s Verzeichnisse
der Feuermeteore und her ah gefallenen Massen
(PVien 1819); von Georg von Baguslawski.
(Nachtr. I. s. Gilb. Ann. Bd. 68, S. 329; Nacht r. II. Bd. 71, S. 359;
Nachtr. III. Bd. 75,.S. 229; Nachtr. IV. Pogg. Ann. Bd. 2, S. 151; Nachtr. V.
Paig. Ann. Bd. 6, S. 21 und 161; Nachtr. VI. Pogg. Ann. Bd. 8, S. 45;
v. Hoff's Nachtr. VII. Pogg. Ann. Bd. 18, S. 174; Nachtr. VIII. Pogg,
Ann. Bd. 24, S. 221; Nachtr. IX. Pogg. Ann. Bd. 34, S. 339.)
•r
t
ES «nd bereit5 8ech,*eW Jahre ,<,„>„,..„, «i, *, ,«,-
storbene Hr. v. Hoff den neunten und bis jetzt den letz-
ten Nachtrag zu den Chladni 'sehen Verzeichnissen von
Feuenneteoren und herabgefallenen Massen in diesen An-
nalen veröffentlich* hat. Das Interesse für die Sternschnup-
pen und Meteormassen ist seit jener Zeit immer noch im
Zunehmen begriffen. Physiker und Astronomen von Di-
stinetion haben sich mit der Erforschung ihrer physischen
und geometrischen Verhältnisse beschäftigt, und bereits
sind eine grofse Anzahl von Beobachtungen und Untersu-
chungen vorhanden, die dereinst einen sicheren Ausgangs-
punkt zu Bildung einer richtigen Theorie über Sternschnup-
pen, Feuerkugeln und Meteormassen darbieten werden.
Zu einer solchen ist es aber vor Allem nöthig, das hier,
wie in keiner anderen astronomischen Disciplin, zerstreute
Material zu sammeln und zu sichten. Ich habe diefs nun
bei Gelegenheit einer gröfseren, später zu veröffentlichen-
den Arbeit (»Dm Sternschnuppen, Femsrkutfeln und Meteo-
rite in ihrer kosmischen Bedeutung") zu unternehmen ver-
sucht, worin ich namentlich über die periodischen Phäno-
mene der Sternschnuppen alles das zusammengestellt habe,
was ich in vielfältigen und überall zerstreuten Quellen hier-
über gefunden habe, und hoffe, dafs dieser bis jetzt erste,
Poggend. Ann. Erganzungsbd« IV. *
Versuch, welcher aber noch mit allen Mängeln eines sol-
chen behaftet ist, dem sich für diesen Gegenstand Inter-
esslrenden nicht ganz unnütz, ja vielleicht nicht unerwünscht
seyn dürfte.
Im Verlaufe dieser Arbeit wurde ich bei dem Abschnitte
über Feuerkugeln dahin geführt, die Veraeichnisse, welche
bis jetzt über derartige Erscheinungen existiren, mit ein-
ander zu vergleichen und wo möglich auf die Original-
quellen zurückzugehen; hierbei fand ich nun, dafs die mei-
sten nicht ganz dem Zwecke entsprächen, welchen Chladni
und v. Hoff in ihren Verzeichnissen so beharrlich und er-
folgreich inne gehalten hatten: nämlich eine Zusammen-
stellung aller auf der ganzen Erde vorgekommenen Er-
scheinungen von Feuerkugeln und herabgefallenen Massen
zu geben.
Die bekannten zehn Verzeichnisse von Chladni und
v. Hoff sind von Kämtz bis zu dem Jahre 1836 fortge-
führt worden (Meteorologie Bd. III, S. 265 ff.).
In der neueren Zeit sind nun besonders in Amerika,
welcher Erdtheil besonders reich an solchen Massen zu
seyn scheint, und auch in einigen Ländern Europa's und
Asiens (z. ß. Ungarn, Böhmen, England, Ost-Indien u. s% w.)
Zusammenstellungen aller in jenen Ländern niedergefalle-
nen Massen gemacht worden.
Vor Allem aber verdient der vom Prof. Baden Po-
well zu Oxford auf Veranlassung der British Association
seit 4 Jahren fortgeführte »Catalogue of Observations of
Ltminous Meteors« (Reports of the Brü. Assöc. f. 1848,
1849, 1850, 1851) rühmend erwähnt zu werden.
Für die Erscheinungen der älteren Zeit besitzen wir
nun folgende Verzeichnisse, die ich bei meiner Arbeit eben-
falls als Quellen benutzt habe:
Äufser dem trefflichen > später noch näher zu erwäh-
nenden Verzeichnisse von Quetelet, welches das reich-
haltigste in seiner Art ist, haben wir noch einige von fran-
zösischen Gelehrten gesammelten Nachrichten : so das erste
Ver^eichnifs von Chasles, welches 5? Jahrhundert umfafst
(583—1123) s. Compt. Rend. etc. t. XII, 1841. Jlfr*. 15),
*
* «■
Fi
man vermifst aber au ihm die näheren Quellenangaben und
eine genauere Wiedergabe* der auf das fragliche Phäno-
men bezüglichen Nachrichten. Unter 47 Erscheinungen
mit Angabe der Monatstage kommen nur wenige im No-
vember vor, aber von 741 an während eines Jahrhunderts
viele im Februar, welche Chasles für das jetzige No-
vember-Phänomen hält, das in 125 Jahren vermöge einer
Verschiebung der Bahn dieser Meteor- Asteroiden um ei-
nen Monat weiter fortrückt.
Quetelet theilt am Schlüsse seines vortrefflichen »Nou-
eeau Catalogue« die letzten Untersuchungen von Cbas*
les über ältere Erscheinungen von Feuermeteoren mit;
Chasles hat seine Nachrichten entnommen aus:
1) Prodigiorum ac ostentorum Ckronicon etc. per Con-
radum Lycosthenem. (BasiL 1557 in foL);
2) Histoire des antiquitSs de Paris par Sauval, t. IL liti. X
p. 553;
3) Recueil des Historiens des Gaules.
Auch bei diesem zweiten Verzeichnisse von Chasles fehlt
eine nähere Quellenangabe, wodurch der Werth dessel-
ben einigermaafsen beeinträchtigt wird. Da ich nun Ge-
legenheit fand, eine dieser Originalquellen, das Werk von
Ljcosthenes, selbst durchsehen und vergleichen zu kön-
nen,'so habe ich mir erlaubt, aus dieser Quelle die Nach-
richten vollständiger wiederzugeben und eine Trennung
der constatirten Erscheinungen von Sternschnuppen und
Feuerkugeln von denen einzuführen, über deren Natur man
noch im Zweifel seyn kann. — Man wird übrigens die
aus Ljcosthenes geschöpften Nachrichten mit einem
(Ly.) bezeichnet finden, und die von Chasles bereits
angeführten mit (Ly. — Ch.),
Die nun folgenden Verzeichnisse beziehen sich mehr
auf Sternschnnppenfälle als auf Feuerkugeln; jedoch ent-
halten sie auch mehrere Nachrichten über derartige mit den
häufigen Sternscfaauppenerscheinungen in innigem Zusam-
menhange stehende Phänomene, weshalb ich sie auch als
Hauptquellen hier anführe.
1*
Ein solches Verzeichnifs hat Ed. Bio t geliefert (Compt.
Rend. t. XII. p. 986); es enthält alle Beobachtungen von
Feuerkugeln und Sternschnuppen in China in dem Zeit-
räume von 687 a. Chr. bis 1644 p. Chr. Im Allgemeinen
ist zu bemerken, dafs man aus den von Bio t gesammelten
Beobachtungen keine Periode von regelmäfsiger Wieder-
kehr constatiren kann; denn unter 600 Beobachtungen fan-
den sich nur 50 klar ausgesprochene, aufsergewtthnliche
Sternschnuppenerscheinungen, und unter diesen die meisten
im Juli und October und einige im August und November.
In einem Supplement zu diesem Verzeichnifs theiltEd. Biot
(C. R. t. XIII. p. 204) 1354 Beobachtungen von den Jah-
ren 960 bis 1275 mit. Von diesen fallen
in den Januar: 65
» » Februar: 54
» » März: 72
» » April: 65
in den Mai: 88
» » Juni: 97
» » Juli: 185
» » August: 155
in den September: 125
» » October: 208
» » November: 155
» » December: 85.
Man bemerkt hier abermals ein entschiedenes Ueherge wicht
der Anzahl dieser Erscheinungen im Monat October, und
demnächst im Monat Juli. Es ist aber wohl zu beachten,
dafs die chinesischen Beobachtungen nur die hauptsäch-
lichsten Feuerkugeln und Sternschnuppen anmerkten : » denn
selten kommen in einer Nacht mehrere Sternschnuppen vor. «
Leider sind beide Verzeichnisse der Oeffentlichkeit nicht
übergeben und wir entbehren auf diese Weise eine Fund-
grube älterer Nachrichten.
Ferner hat Alexis Perrey aus verschiedenen Autoren
eine Anzahl alter Sternschnuppenerscheinungen gesammelt,
welche zwischen den Jahren 533 und 1169 unserer Zeit-
rechnung als »»fallende Sterne« oder »Feuer, welches den
Himmel durchlief« erwähnt werden, mit Ausschluss der so-
genannten »acies igneae.«
Sodann bat Fr ahn der Academie der Wissenschaften
zu St. Petersburg 1836 Dec. 1 eine Anzahl alter Stern-
schnuppenfälle mitgetheilt, welche ich nebst Angabe der
Quelle bei den Angaben der Hauptphänomene der Stern-
schnuppen erwähnt habe.
Endlich hat Edward C. Herrik (Sil lim an American
Journal Vol. XL. (1841 April) p. 349) ein Verzeichnis
von 39 älteren Sternschnuppenerscheinungen gegeben unter
dein Titel: » Contributions totoards a History of Star-
. showers. «
An Reichhaltigkeit und Vollständigkeit der Angaben
der Quellen aber übertreffen alle die genannten die beiden
von Hrn. Quctelet in Brüssel angefertigten Verzeichnisse
der hauptsächlichsten Sternschnuppenerscheinungen (Cat€h
logue des principales apparitions d'etoiks filantes, Bruxel-
les 1839, und Nauveau Catalogue eto. Brux. 1841). Ich
erwähne sie hier bei der Sammlung von Nachrichten über
Feuerkugeln und Meteormassen darum, weil sich in ihnen
eine grofse Anzahl interessanter Angaben über dergleichen
Erscheinungen vorfinden.
Ueber das schon oben erwähnte und noch immer fort-
gesetzte Verzeichnifs von Hrn. Prof. Baden Powell zu
Oxford werde ich bei Gelegenheit der neueren Nachrichten,
oder meinem selbständig fortgesetzten Verzeichnisse, mir
einige Worte erlauben, ebenso wie über einige der ande^
ren Quellen, die ich dabei benutzt habe. Das grofse
Werk von Coulvier-Gravier über die Sternschnuppen,
worin er in dem ersten Theile eine historische Ueberskht
aller bekannten Erscheinungen von Sternschnuppen giebt,
war mir leider bei meiner Arbeit nicht zur Hand.
Einige Betrachtungen, welche sich mir bei Durchlesung
der interessanten Schrift von F. S. Schweigger: Ein*
leitung in die Mythologie com Standpunkte der Naturwissen-
schaft (Halle 1836) über die Bedeutung des Meteorcultus
der Alten und deren Kenntnifs von den Meteormassen auf-
drangen, gedenke ich in meiner oben erwähnten ausführ-
licheren Arbeit mitzutheilen und wende mich jetzt zu der
Darlegung des Planes dieses von mir angefertigten Ergän-
zung*- Verzeichnisses.
Es besteht aus zwei Abtheihingen: in der ersten theile
ich die in Chladni's Verzeichnissen, seinen Nachträgen
und in denen v. Ho ff 's bis zum Jahre 1835 entweder gar
nicht, oder unvollständig angeführten Nachrichten über Me-
teorsteinfälle und Erscheinungen von Feuerkugeln mit; es
soll somit die Lücken der früheren Verzeichnisse möglichst
ausfüllen. Bei den Meteoritenfällen, die ich in dieser Ab-
theilung anführe, gebe ich alle positiven Nachrichten der-
selben, die Beschreibung und Analyse der aufgefundenen
Massen (mit vorläufiger Uebergehung der Meteoreisenmas-
sen, von denen ich in der zweiten Abtheilung meines Verzeich-
nisses eine übersichtliche Aufzählung und Beschreibung mit*
theile). Von den niedergefallenen Massen verschiedenen
Ursprunges führe ich namentlich diejenigen Nachrichten
an, welche einiges Licht über einen bis jetzt noch ziemlich
dunklen Gegenstand verbreiten können, nämlich über die
sogenannte Sternschnuppenmaterie, welche man aus Stern-
schnuppen oder Feuerkugeln bat herunterfallen sehen. —
Die zahlreiche* Nachrichten von Feuerkugeln habe ich in
zwei Abtheilungen gebracht: in solche, wo es constatirt
ist, dafs die mitgetheilte Erscheinung eine Feuerkugel ge-
wesen sey, und in solche, wo das noch zweifelhaft ist; in
diese letztere Rubrik habe ich alle die mit acies igneae
und dergleichen bezeichneten Erscheinungen eingereiht, weil
es noch ungewifs ist, ob hiermit nicht die hervorschie-
f senden Strahlen eines Nordlichtes gemeint seyn sollen.
Alle bereits von Chladni und v. Hoff mitgetheilten Nach-
richten,* welche ich vervollständige oder berichtige, sind
durch ein beigefügtes Chi. oder I. bis IX, in Klammern
bezeichnet.
Wenn diese gante erste Abtheilung lediglich als Ergän-
zung zu den früheren Verzeichnissen dienen soll, so «oH
die zweite dagegen eine selbständige Fortführung derselben
seyn; ich habe sie in folgende Rubriken gebracht:
I. Feuerkugeln.
II. Niedergefallene Massen.
1 ) Meteorsteine.
2) Niedergefallene meteorische Massen verschiedenen Ur-
sprunges.
3 ) Meteoreisenmassen (so weit sie bis jetzt bekannt sind).
Erste Abtheilung.
I. Nachrichten von herabgefallenen Meteorsteinen von den ältesten
Zeiten bis 1835.
642 a. Chr. (644) l). In monte Albano lapidibu* pluit;
quod quum credi vix posset, missis ad id visendum prodi-
gium in conspectu haud aliter, quam quum grandinem verti
(ßmeratam in terras agunt; crebri cecidere de coelo
lapides (Ly.-—Oh. > Liv. et Julius Obsequens).
464 a. Chr. (468). Lapis in Aegis fkmio de coelo ruit
. . . natus Socrates (Ly. — CA. )
459 a. Chr. (461 ). In Piceno lapides pluit (Ly. — CA.)
403 a. Chr. (405). Ly sonder contra Athenienses mari-
timo praelio dmicante, quidam et lapidis casum ad earum
rerum eventum fuisse ferunt. Nam ut constans multorum
est opinio, mirae magnitudinis saxum ad Aegospotamos e
coelo delatum esse. (Ptut. in Lysandro^>Ly. CA.).
? 341 a.Chr. (343). Lapidibus pluit (in Italia) et nox
interdiu vi§a est intendi. (Ly. ex Limo et Plin. lib. XV L
cap. 4.)
? 332 a. Chr. (334). Alexandro, Corona capiti knposita,
quum pio ritu sacrificii libasset, avis quaedhm eo g euere,
quae praedae assuescunt, aram praetervolans, quum lapis,
quem forte unguibus ferebat, exridisset, caput eins percus-
sit (Ly. ex Arrian. lib. IL de rebus gestis Alex, magni).
214 a.Chr. (216). In Piceno lapidibus pluit (Ly.—
CA. ex Liv. et Jul. Obs.)
214 a. Chr. (216). In AvenUno et Ariciae simul lapi-
dibus pluit. (Ly.^>Lev. et Jul. Obs.).
209 a. Chr. (211). Tempestates foedae coortae, in Albmo
monte continenter lapidibus pluit, facta de coelo multm>
duae in Capitolio aedes .... Beate saxum ingens volitare
eisum, sol sanguineo colori simiUs apparuit. Ly. ex Liv.
lib. V.y Cicero: de divin. lib. II, Valer. Max. üb. L c. ß).
1) Sämmtliche Jahresangaben des Lycosthenes aus den früheren Zeilen
bedürfen einer Correction; diese füge ich den Originalangaben in einer
Klaiumcr bei. D. Verf.
8
205 a. Chr. (297). Veits de coelo lapidaeit; Miniurnis-
sanguinis rivus in porta fluxit (Ly.^> Litt, et Jul. Obs.)
203 a. Chr. (205). Crebro de coelo lapidatum est (IAt>.
et Jul. Obs. > Ly. Ch. )
20(ta. Chr. (202). Cumis solis orbis minui visus, la-
pidibus pluit . . , In Palatio lapidibus pluit (Ly. CA.>
Lit>. et JuL Obs. c. 44).
191 a. Chr. (193). In Adrianorum agro lapidibus phtü
(Ly.^>Liv. et Obs.)
190 a. Chr. (192). Arioiae et in Aventino lapidibus
pluit (Ly^>Lw. et Obs.)
188 a. Chr. (190). Terraeinae et Amitemi aliquoties la-
pidibus pluit (ib.)
185 a. Chr. (187). Luce inter horam tertiam et quar-
tana tenebrae ortae in Aventino lapidum phwiae novendiali
expiatae (ib.)
174 a. Chr. (176). Lapis ingens in agro Crustumino in
lamm Martis de coelo cecidit (Ly. > Liv. et Jul. Obs. c. 63).
149 a. Chr. (151). Quod Ariciae lapidibus pluit, sup-
plicatio habita (Ly.^>Liv. et Jul. Obs.) *
92 a. Chr. (94). Noeendiale sacrum fuit9 quod in Volsca
gente lapidibus pluerat ... In Vestinis lapidibus pluit (ib.)
41 a. Chr. (43). Romae lapidibus pluit (ib.)
Post Christum.
650. Ignitus lapis, quasi massa eandentis ferri ab
occidente volitans eenit et draco ingens a multis visum
est (Ly.)
837. Lapides grandine mixti e coelo lapsi credun-
tur (Ly. Ch.)
952 fiel in der Gegend von Augsburg ein Stein mit
gWDfseni Getöse herab ( Würtemb. Jahrb. 1850. I. S. 80).
956. In Italia etiam lapis mirae magnitudinis
tonitru et tempestate turbulenta de coelo iactus, ingens mi-
r acutum videntibus praebuit (Ly. Ch).
963... et in his (Italiae) regionibus lapis ingense
coelo cecidit (ib<)
1020 od. 1021. Folgende Nachricht verdanke ich der
H
Mittheilung eines geehrten Freunde» des Hrn. Dr. Cohn
zu Breslau; die Originalquelle ist: Kazwini (le Pline des
Orientaux): Liere des merveilles de la nature et
des singularite's des choses cr66es (traduit par Sylt),
de Sacy^ wo es heifst (schon von Chladni beiläufig
erwähnt): „Je ränge parmi les singularites naturelles la
chute des pierres ferrugineuses et cuivreuses, qui
tombent avec la foudre; cela a Heu dans le Tourquestan et
quelquefois dans le Guitan. Tel est encore le fait rapporU
par Abou-Chasan AUDjezeri, ßls d'Alathir dans sa chro-
nique. Cet öcrieain raconte: „qu'en Afrique Van 411 de
VEegyre (1020/1 A. D.) on vit se former un nuage Charge"
de tonnerre et d'eclairs, d'oü il tomba une pluie de pierres
abondantes qui tudrent tous ceux qui en furent atteints."
? 1057 .... Lapides mirae magnitudinis grandine mixti
de coelo ceciderunt (Ly.)
? 1076 ... . Dum Haraldus rex (Daniae), Earquino bel-
lum inferret, et iam utrinque confiigendum esset, i acutum
vago aneifitique discursu superne inter auras ober-
ras s e conspectus est et fingendi mlneris locum exploratius
prospicere videbatur. Quod miraculum eunetis itnmani stu-
pore prosequentibus , meertis quidnam res tarn miraculosa
portenderet: subito casus in solius Earquini caput suspe-
ctum omnibus periculum transtulit, qui eins iaculi. laetali
vulnere prostratus et occisus est. (Ly.)
1187 .... Grele de pierres d Mons le 30. juin. Le poids
de ces pierres exekdait une Ivore (Quet.)
1194. Lapides enim ad quantitatem oeorum quadran-
guli mixtim de coelo cum pluma cadentes arae in pluribus
locis destruetae atque combusiae sunt. Cor ei etiam im-
mensae multitudinis in aere de loco ad locum eolitantes
cum rostris vivos atque ardentes carbones portare visi
sunt, quibus domos incendebant. (Ly. — Ch.) l)
1) Diese Raben, welche glühende Kohlen in den Schnäbeln tragen und
von einem Orte zum anderen fliegen, sind höchst wahrscheinlich Sym-
bole für Meteorsteine, welche in ihrem Herabfallen Häuser anzünden,
wie wir aus der neueren Zeit mehrere Beispiele davon kennen.
10
1197. Exorla temfestatis vi lapides de coelo ceci-
derunt. (Ly. — CA. )
1198. Mense autem Julio orta est tempestas valida
tantaeque magnitudinis lapides de coelo cedderunt, ut suo
impetu a Tremblaco usque ad monasterium Ckale et loca ad-
jacentia non segetes modo, vineas, sed ipsa etiam nemora et
hominum pretiosa aedißcia destruxerint. (Ly. — CA.)
1440. Stein fall bei Aidin in Kleinasien nach Jba-
Batuta' s Reisebeschreibung (v. Ha mm er 's Geschichte
des Osman. Reiches S. 29).
Ehe ich nun zu den anderen aus verschiedenen Quellen
gefundenen Nachrichten von Meteorsteinfällen der neueren
und neusten Zeit übergehe, will ich hier noch die in dem
VIII. Nachtrage von v. Hoff nur kurz erwähnten Nachrichten
von Meteormassen aus Indien mttheüen, welche Hr. Prof.
C. Ritter in Werken über Indien fand und in Pogg. Ann.
Bd. 18, S. 621 veröffentlichte.
1. »Der Indische Gott Krischna (7ie Incarnation Wisch-
nu's) suchte, als er noch von den Hirten in Alpdhura er-
zogen ward, seine geliebten Musen, die seine Pflegerinnen
waren, einst vor dem Zorne Indra's {Jupiter pluvius der
Indier), der sie mit einem Steinregen bedrohte, dadurch
zu bewahren, dafs er den Berg Göverdherra (den Par-
nassus der Inder) aus seiner Stelle verschob« (Langles
Monum. de Hindostan. LH p. 185).
2. Nach der Hindu -Sage gab es eine Zeit, da hatten
die Berge Flügel und flogen umher. Aber in einer Schlacht
hieb einer der Swamy's, Diwandrudu mit einem diaman-
tenem Schwerte die Flügel aller Berge ab, sie stürzten aus
den Lüften, fielen auf die Erde nieder und begruben un-
zählige Riesen.« (Heyne: Trakts on India 1814.)
Wer wird hierbei nicht an die vor 50 Jahren von A.
v. Zach und von Bi eberstein ausgesprochenen kosmo-
gonischen Ideen erinnert, nach welchen die Gebirge unserer
Erde durch herabgefallene kosmische Massen entstanden
seyn sollen?
In den folgenden Notizen über die Meteorstcinfälle der
11
neueren Zeit mögen noch einige Erweiterungen und Ver-
vollständigungen zu dem in Chladni's Verzeichnissen be-
reits Mitgetheilten ihren Platz finden: namentlich die neueren
Analysen und Untersuchungen der näheren und entfernteren
Bestandteile von Meteorsteinen.
1805 im November: Steinfall von Asco auf der Insel
Corsica. Es ist über ihn nichts Weiteres bekannt geworden.
(Partsch: Die Meteoriten etc. p. 64.)
1806 März 15, 5 Uhr Ab. i Stein von Alais (Dep. du Gard)
s. Chladni p. 278, wo man die näheren Data findet. -
Diese Masse gehört in sofern zu den merkwürdigsten me-
teorischen Steinmassen, welche wir besitzen, als sie ein
ganz anomales Verhalten gegen alle anderen Meteorsteine
zeigt und in gewisser Hinsicht nur denen von Chassigny,
Allport , Simonod u. a. m. "Ähnelt.
Die Masse des Meteorsteines von Alais ist nämlich
schwarz, locker und zerreiblich, ausgezeichnet durch einen
grolsen Gehalt an Kohle, so dafs Berzeliu« selbst sie
anfänglich für einen Brocken der Ockererde ansah, auf
welche der Stein herabfiel. Gediegenes Eisen und Schwe-
feleisen ist nur durch das Mikroskop sichtbar. Das spe-
eifische Gewicht ist nach Biot = 1>94, nach C. Rum-
ler = 1,70. Wir besitzen 3 Analysen über diese Masse,
die eine von Thenard (I), die zweite von Vauquelin (II)
(Chladni p. 279, 280) und die dritte von Berzelius (III),
welcher die Masse ganz ausführlich untersucht hat (Po gg.
Ann. Bd. 33, S. 113).
(I)
(II.)
Kieselerde
21,0 .
-
30,0
Eisenoxyd
40,0
Eisenoxydal
38,0
Nickeloxyd
2,5 .
2,0
Manganoxyd
2,0 .
2fi
Koklemtoff
2,5 .
2,5
Magnesia
9,9 .
14,0
Schwefel
3,5 .
?
•
Chrom
1,0
Chromoxyd
2,0
Wasser und Verlust
18,5
Verlust
%o
100,0.
99,7.
12
(in.)
Schwarzer geglühter Rückstand (a) 88,146
Graubraunes Sublimat (b) 0,944
Kohlensäuregas (c) 4,328
Wasser (d) 6,582
100,000.
(a) wog 1,382 Gran und enthielt:
Kieselerde 0,4315
Talkerde 0,3070
Kalkerde 0,0132
Eisenoxydul 0,4011
Nickeloxyd 0,0190
Manganoxydul 0,0036
Thonerde 0,0325
Chromeisen 0,0087
Zinnoxyd 0,0110
Unlöslichen kohlehaltigen Rückstand 0,1200
Verlust 0,0640.
1807 December 14. Meteorstein von Westen (Con-
nect. in N. Amerika) s. Chladni S. 282 und überdiefs noch
Stil % man American Journ. Vol. XXXVII. p. 130 und 2 S.
Vol. VI. p. 140; Journal de Pkysique Vol. 70 p. 420,
Partsch 1. c. p. 41.
Shepard beschreibt diese Masse folgendermafsen (SilL
Journ. 2 S. Vol. VI. p. 410): »Die Rinde dieses Meteor-
steines ist dicker, als bei den meisten unserer Meteor-
steine, obwohl weniger vollkommen zusammenhängend,
indem sie rauh und mit Rissen erfüllt ist. Ihre Farbe
ist bräunlich schwarz; die vorherrschende Farbe im In-
nern ist ein dunkeles Perlgrau. Durch die ganze Masse
zerstreut befinden sich in mehreren Zwischenräumen Par-
thien von lichterer Farbe, welche der Masse eiu porphyr-
artiges Ansehen geben. Diese helleren Theile bestehen
nicht aus einem vollkommen homogenen Mineral, sondern
aus einer halbpulverförmigen Substanz, welche wahrschein-
lich zersetzter Howardbt ist (ein Trisilicat von Eisenoxydul
und Magnesia u. s. w. ') Der übrig bleibende Bestandtheil
1) Ueber die von Shepard in den Meteorsteinen gefundenen neuen Mine-
ralspeeies vgl. SMim. American. Journ. 2 S. Vol. II. p. 377 ff. —
Der Verf.
13
des Meteorites ist ein dunkelgraues Mineral in rundliehen
Körnern, -welche Olivinoid zu seyn scheinen. Diese sind
wiederum mit anderen unvollkommen gestalteten Körnern
von einem lichtgelben Mineral gemengt; dieses letztere
ist ebenfalls för Howardit gehalten worden. Schwefeleiseu
(magnetic pyrites) ist unregelinäfsig hie und da zerstreut,
aber weniger reich, als in anderen Meteorsteinen. Desto
häufiger ist im Steine von Weston das Nickel- Eisen; es
kommt nicht vor in einzelnen Punkten, sondern in zu-
sammenhängenden Adern und in ovalen Zügen von mehr
als 50 grs. Gewicht vor. « Eine neuere Analyse des Steines
von Weston ist mir bis jetzt nicht bekannt, man vergleiche
daher Chladni p. 284.
1808 Mai 22 zwischen 5£ und 6 Uhr Morgens: Stein-
fall bei Statinem in Mähren, cf. Chladni p. 286. Dieser
merkwürdige und berühmte Steinfall ist von v. Schrei-
bers in Gilb. Ann. Bd. 29, S. 225 so vollständig und
genau beschrieben worden, wie wohl kein anderer, aufser
dem von l'Aigle (1803) durch Biot. Auch ist die Samm-
lung von Stücken davon (im Ganzen fielen 200 bis 300
Steine herab) in dem Wiener Mineraliencabinet die gröfste
und vollständigste, die je von einem Steinfalle zusammen-
gebracht worden ist, und stellt alle die interessanten Ver-
hältnisse in Hinsicht der Gestalt, Ueberrindung und Men-
gung der Grundmasse dar. Die vollständige Beschreibung
siehe Parts ch: Die Meteoriten etc. p. 17 bis 26. Und
dennoch haben wir bis zum Jahre 1852 keine dem gegen-
wärtigen Standpunkte der Wissenschaft angemessene Ana-
lyse dieser Meteorsteine gehabt. — Die früheren Analysen
von Moser (Gilb. Ann. Bd. 29, S. 309), von Klaproth
und Vauquelin (Beitr. z. ehem. Kenntn. der Mineralk.
Bd. V, S. 251) und von v. Holger (v. H. Zeitscbr. Bd. 2,
S. 293) berücksichtigten nur die entfernteren Bestandtheile,
nicht auch die näheren, d. h. die den Meteorstein zusam-
mensetzenden Mineralkörper. Diefs hat nun Hr. Prof. C.
Rammeisberg gethan (Pogg. Ann. Bd. 83, S. 591), ver-
anlagst durch die Resultate seiner Untersuchungen über den
14
Stein von Juveuas (Po gg. Ann. Bd. 73, p. 585), den er
als ein Gemenge von Augit und Anorihit erkannte. Seine
Prüfung der Stanner'schen Steine ergiebt:
A. Zersetzbarer Theil 34,98
B. Unzersetzbarer Theil 65,02
100,00.
(im Mittel von 2 Versuchen mit
A. Na C und HF.) B.
Kieselerde 46,19 49,44
Thonerde 31,26 ...... 2,64
Eisenoxyd 2,93 Eisenoxydul 28,31
Manganoxydul — 1,25
Kalkerde 16,98 8,20
Talkerde 1,12 9,97
Natron 1,14 0,35
Kali 0,50 0,10
Chromeisen — 0,83
10,12. 101,09.
In A verhält sich der Sauerstoff von R zum Sauerstoff
von R (Fe und AI) und Si = 0,94 : 2,58 : 4 = 1 : 2,74 : 4,25, d. h.
A ist Anorthit; und in B ist das Verhältnifs =1:2; mit*
hin ist B Augit, gerade so wie in den Sternen von Ju-
venas (s. ;w. u.) Das speeifische Gewicht der Meteor-
steine von Stannern ist nach Vauqelin =3,19, nach
Schreibers =2,95 bis 3,16, nach C. Ruinier =3,01
bis 3,17; sie gehören also jedenfalls zu den leichteren und
haben mit Ausnahme des Steines von Alais, unter allen
das lockerste Gefüge; sie sind aber auch zu den wenigen
Meteorsteinen zu zählen, die kein Nickeleisen enthalten.
Diefs sind aufser ihnen noch: der Stein von Agen (Dep.
Lot et Gcuronne), 1814 Sept. 5, der von Chassigny in der
Champagne, 1815 October 3; der von Jonzac: 1819 Au-
gust 13, der von Jwcmas: 1821 August 15; der von Wes-
sely in Mähren, 1831 Sep. 9. u. a. m.
1812 August 5, 2 Uhr Morgens: Stein von Chanton-r
nay in der Vendee s. Chladni p. 301. — Berzelius hat
15
diesen Stein, ebenso wie den von Alois und die beiden
folgenden einer aasgezeichneten chemischen Analyse unter-
worfen und in dem geschlemmten Steinpulver, aus dem
alle Körnchen von Nickel- und Schwefeleisen mit dem
Magnete ausgezogen waren: 51,12 lösliches (A) und 48,88
unlösliches Mineral (B) gefunden (Po gg. Ann. Bd. 33, S. 27).
Es enthielten:
A.
B.
Kieselerde
32,607
56,252
Talkerde
34,357
20,396
Kupfer
—
3,106
Eisenoxydul
28,801
9,723
Manganoxydul
0,821
0,690
Nickeloxyd
0,456
0,138 spec. Gew. =3,46
Thonerde
—
6,025
Kali und Natron
0,977
1,512
Chromeisen
—
1,100
Verlust
1,971
1,070
99,990.
100,012.
(In Pogg. Ann. steht:
100,000.
100,000.)
1813 December 13: Stein von Lontalax im Kirchspiele
Switaipola in Finnland (von Chladni S. 303 angeführt als
gefallen 1814 im März).
Dieser Stein gehört zu der Klasse von Meteorsteinen,
welche aufser einem augit- und labradorartigen Bestand-
teil noch einen olimnartigen besitzen. Berzelius hat
zwar diesen Stein analysirt (Pogg. Ann. Bd. 33, S. 30),
aber nur zum Theil, da ihm nicht die aschgraue Haupt-
masse, sondern nur das in derselben zerstreut vorkommende
weifse blättrige Mineral zu Gebote stand; diefs war in
Säure löslich und enthielt:
Kieselerde 37,411
Talkerde 32,922
Eisenoxydul 28,610
Manganoxydul 0,793 spec. Gew. =3,07
Thonerde 0,264
Kupfer- u. Zinnoxyd, Alkali Spur
100,000.
16
Zu derselben Klasse von Meteorsteinen gehören u. A.
die Steine von Mässing, Nobleborough und Castine.
1815 Februar 18, gegen 12 Uhr Mittags. Grofser Stein-
fall von Dooralla in dein Gebiete der Seikb. In dem Rep.
of the Brit. Ass. f. 1850 p. 119 befindet sich eine Origi-
nalmittheilung vom Capt. Bird .aus Loodianah vom 5. April
1815 über dieses Phänomen, welche mit der im I. Nach-
trage (Gilb. Ann. Bd. 68, S. 329) völlig übereinstimmt.
Man erfährt aus ihr, dafs der Ort des Niederfalles 80 Mei-
len von Loodianah, im Gebiete des Pattialah Rajah liegt,
und dafs die Brahminen und die Hindus eine fast göttliche
Verehrung vor diesem Stein haben. Er wiegt 25 Pfd. und
ist jetzt im Museum der Ost-Indischen Compagnie in Lon-
don aufbewahrt.
1818 im Juni: Stein von Seres in Macedonien siehe
Nachtr. VII und IX. Berzelius hat ein Stück dieser
Masse untersucht (Pogg. Ann. Bd. 16, S. 611). Wann
und unter welchen Umständen der Fall sich erreignet hat,
ist nicht angegeben. Aus der Zerlegung der Masse ergab
sich, dafs sie ein Gemenge ist von: 1) Nickeleisen, 2) Mag-
netkies, 3) einem durch Salzsäure leicht zersetzbaren Mi-
neral, welches die Bestand theile des Olivin hat, worin
der Sauerstoff der Base sich zum Sauerstoff der Kiesel-
säure verhält, wie 3 zu 2, und 4) einem Gemenge von
Silicaten, Alkali, Thonerde, Eisenoxyd, Manganoxyd, Kalk-
und Talkerde, deren eigentliche Verbindung aus der mit-
getheilten Analyse nicht erkannt werden konnte. Das spec.
Gewicht ist =3,71. (Das Nähere s. a. a. O.)
1820 Juni 30 zwischen 5 und 6 Uhr Ab.: Meteorsteiu
bei dem Dorfe Lasdeni unweit Lixna oder Dünaburg (siehe
Nachtr. I). Er ist schon mehrfach beschrieben worden:
Gilb. Ann. Bd. 67, S. 337, Bd. 75, S. 262, Bullet, de la
Soc. philom. de Paris 1823 Juni und von v. Eichwald
in Froriep's Notizen vom Jahre 1827. Hierbei waren
aber die den Fall begleitenden Erscheinungen nicht näher
berücksichtigt worden, obwohl diese, wie aus dem Folgen-
den hervorgehen wird, sehr interessant gewesen zu seyn
schei-
17
scheinen. Hr. Staatsrate v. Eichwald berichtet darüber
an Hrn. Alex, v. Humboldt in einem Briefe d. d. Pe-
tersburg 1852 März 12 (cf. Po gg. Ann. Bd. 85, S. 574).
Er verdankt seine Mitteilungen dem Grafen Michael v*
Plater-Syberg, welcßer als Besitzer von Lixna an dem
Tage des Falles die näheren Umstände von vielen Augen-
zeugen erfahren und sie damals in sein Tagebuch verzeich-
net hat. Das Wesentlichste derselben ist nun Folgendes:
»Eine mit rosenrothem Feuer glänzende Feuerkugel be-
wegte sich mit einem Geräusch, das einer Schnarre glich,
von SSO nach NNW rasch fort; ihre scheinbare Gröfse
war die des Jupiter nahe dem Zenith. In weniger als
einer Minute nach dem Verlöschen der Feuerkugel ver-
nahmen die Beobachter einen donnernden Schall, der aus
Jener Himmelsgegend zu ihnen herabtönte. Kleine sich
schlängelnde Wolken folgten hinter der Kugel her und
verschwanden alsdann in der Luft in geringer Entfernung
von ihr. 16 Stunden nach dem Steinfalle verhörte der
Graf alle Bauern, welche die Erscheinung gesehen hatten.
Die näher bei Lixna arbeitenden Bauern fiberzeugten sich
ganz deutlich von der Kugelform des Meteores; den weiter
entfernten erschien es, wie eine am hintern Ende bren-
nende Strohgarbe, die immer gröfser werdend sich endlich
in eine graue Kugel von der scheinbaren Gröfse des
Vollmondes verwandelte und plötzlich unter Donnern und
Krachen in grofsen Abtheilungen aus einander fuhr. Diefs
Alles geschah bei heiterem Himmel. — Einige andere Bauern
sahen während dieses Getöses einen schweren Körper mit
starkem Zischen in den nahen Kotup'schen See fallen, dessen
Wasser bis zu der Höhe eines Baumes aufspritzte. — Ein
anderes Stück (das einzige, welches aufgefunden ist) fiel
20 Schritt von den arbeitenden Bauern in die umgeackerte
Erde eines Feldes ; der Boden unter ihnen erbebte so sehr
dafs sie aus Bestürzung auf die Erde fielen. Als der Be-
herztere unter ihnen sich dem gefallenen Steine nä-
herte und ihn berührte, fand er ihn so heifs, dafs er sich
die Hand verbrannte. — Noch an zwei anderen Stellen
Poggend. Ann. Ergänzuogsbd. IV. 2
18
fielen ähnliche Trümmer, aber leider der eine in einen Mo-
rast und der andere in ein Flüfschen, so dafs sie gar nicht
aufzufinden waren. Der auf dem Felde gefundene Stein
war von aufsen ganz schwarz, hatte die Form eines Am-
bos und eine mit vielen Vertiefungen versehene Oberfläche;
er war mit seiner Spitze 1A Eufs tief in die Erde gedrun-
gen; sein Gewicht ward auf 40 Pfd. geschätzt. — Die an-
fänglich geschehene Bewegung des Meteorsteines erschien
als in einer nur wenig zur Erde geneigten Richtung und
ging bei gröfserer Annäherung zu ihr in eine senkrechte
über, wie es einer parabolischen Bahn eigentümlich ist:
die letzte Richtung des Falles war an den zwei Orten
ganz senkrecht. Diefs ist auch noch durch den Eindruck
erwiesen, welchen der erreichbare Theil des Meteorsteines
auf der Oberfläche der Erde gemacht hatte, wo nämlich
kein schiefes Eindringen und daher kein Aufwerfen der
Erde auf der äufseren Seite, sondern nur eine senkrechte,
kegelförmige Vertiefung von H Eufs Tiefe bemerkt ward,
die der Gestalt des Steines entsprach und sich allmälig ver-
schmälernd nach unten fortsetzte*"
Die Fallpunkte der Trümmer befinden sich alle in einem
Räume von 1600 Fad. Länge und von 1000 Fad. Breite ;
das specifische Gewicht beträgt 3,756. Die Höhe der Kugel
bei ihrem Zerplatzen betrug 3 Werst. — Laugier hat
diesen Stein Zuerst analysirt und gefunden (Bullet de la soc.
philom. 1823. Juni.): Eisenoxyd 40, Kieselerde 34, Talk-
erde 17, Schwefel 6,8, Thonerde 1, Nickel 1,5, Chrom 1,
Kalk 0,5, Mangan und Kupfer Spur. Eine genauere Ana-
lyse dieses Meteorsteines von The od. v. Grothuus führt
Graf Plater-Syberg in seiner Mittheilung an:
20 Eisen + 2 Nickel =22 Nickeleisen
6 Eisen + 3,5 Schwefel = 9,5 Schwefeleisen
26 33,2 Kieselerde
22 Eisenoxydul
10,8 Bittererde
1,3 Thonerde
0,7 Chrommetall
0,5 Kalkerde
100,0
19
Dieser Meteorstein gehört also zu den mineralischen
nicht kristallinischen Aggregatmassen, die metallisches Eisen
(26Proc.) in grofser Menge enthalten; er ist von asch-
grauer Farbe und sehr feinkörnig. Das nicht- metallische
Gemenge besteht wahrscheinlich aus Körnern, oder klei-
nen abgerundeten Krystallen von Anorthit oder Labrador,
von Olivin oder Granat und von Augit; letztere sind am
gröfsten, aber weit seltener, daher nur deutlich eingesprengt,
während die anderen kleinen Krystalle seine Hauptmasse
ausmachen. — Zu den metallischen Aggregaten gehören
aufser den kleinen Krystallen von Magnetkies die blätter-
förmig den Stein durchsetzenden Krystalle von Nickeleisen.
Diese blättrige Form des Nickeleisens wird nur selten in
Meteorsteinen gefunden, so u. a. in dem von Hanaruru
(Sandwich -Inseln) von 1825 September, und sehr schön
in dem Meteorsteine von Charsonville v.J. 1810 (Partsch
a. a. O. p. 74). Der Meteorstein von Lixna gleicht im All-
gemeinen einem Dolerit, wie einige andere Meteorsteine.
1821 Juni 15. Stein von Jtwenas (Dep. de l'Ardeche),
s. Nachtr. IL. Die sämmtlichen Analysen, die wir über die-
sen Stein besitzen, zeigen seine grofse Aehnlichkeit mit den
Steinen von Stannem und vor Allem mit dem von Jön&ac
(Dep. de ia Charente) v. 1819, Juni 13 (Nachtr.1), so
dafs das, was von dem Steine von Juvenas gilt, auch auf
den von Jonzac anzuwenden ist. Beide Steine zeigen einen
gänzlichen Mangel an Nickel, fast völliges Verschwinden
des Schwefels und der Talkerde, und Ersetzung dieser Stoffe
durch Kalk- und Thanerde; hierdurch unterscheiden sie
sich wesentlich von den Steinen von Lontalax, mit welchen
früher eine Aehnlichkeit erkannt wurde. — Wir besitzen
von Laugier zwei Analysen der Steine von Jonzac und
Juvenas {Ann. de Chim. et de Phys. t. XI p. 208 u. t. XVIII
p. 421); ich will sie der Vergleichung wegen hier neben
einander setzen:
2*
20
Jonttac
Jtwena»
Kieselerde 46^00
40,00
Talkerde 1,60
0,80
Kalkerde 7,50
9,20
Thonerde 6,00
10,40
Eisenoxydul 32,40
23,50
Maogauoxyd 2,80
6,50
Chromoxyd 1,00
1,00
Knpferoxyd —
0,10
Schwefel 1,50
0,50
KaH -
0,20
98,80 92,20
Spec. Gew. = 3,09 bis 3,1 1 .
Ganz ähnlich ist die Analyse -des Steines von Juvenas
vonVatiquelin (Ann.deChim. t.XlX, p.264. Schweigg.
Journ. Bd. 35, S. 414). Jedoch verdienen alle diese Ana-
lysen kein grofses Vertrauen, um so mehr aber die ältere
Analyse von G. Rose (Pogg. Ann. Bd. IV, p. 173), wel-
che allen späteren ähnliehen Arbeiten zum Muster gedient
bat, und durch welche Rose zuerst bewies* dafs der braun-
schwarze, krystallisirte, körnige Gemengtbeil des Steines
Axgit sey. Den zweiten oder feldspathartigen Gemengtheil
hielt er »ber für Labrador, und nickt für F*ldspath oder
Anorthit, wie Haüy und Laugier es meinten, weil er
von Säuren schwierig angreifbar sey und nicht den grofsen
Kaligehalt und die ftüfeere Form des Feldspaths zeige. Die
Ansicht Mr. Upham Shepard's nun, dafs der feldspath-
artige Gemengtheil des Steines von Juvenas dennoch Anor-
thit sey (Sill. Journ. 2. S. Vol. II, p. 379), veranlasste
Hrn. C. Rammeisberg auf die Aufforderung von Hrn. G.
Rose zu seiner lichtvollen Untersuchung (Pogg. Ann*
Bd. 73, p. 585). Er fand nun in 100 Theilen des Steines
von Juvenas:
21
A. 36,77 durch Säure »ersetzbare* Theil (Anorthit)
Sauerstoff
Kieselerde 44,38 23,06
Thonerde 33,73) s
Eisenoxyd 3£9j lö,7d
Kalkerde 18,07)
Talkerde 0,36/ •
Natron 1,03( R 6'59
Kali 0,33)
Phospborsäure 0,54
Schwefeleisen (Fe) 0,71
102,44
. *** • • •
Die Sauerstoffmengen von R, R und Si
verhalten sich hier, wie 1:3:4, gerade so
wie im Anorthit (cf, die Analyse des Anorthit)
B. 63,23 durch Säure nicht zersetzten Theil (Augit):
100,00 Kieselerde 52,07
Thonerde 0,24
Eisenoxydul 30,81
Kalkerde 5,68
Talkerde 9,98
Natrou 0,41
Chromeisen 2,13
Titansäure 0,16
101,48
Der ganze Stein besteht demnach aus:
Anorthit 36
Augit 60
Chromeisen 1,5
Magnetkies 0,25
Apatit und Titanit Spuren * )
»7,75
1) Er itf *ocnit einer der wenigen Meteorsteine, die Paosphorsäure aU
Apatit ( C a V) enthalten.
22
Die entfernteren Bestandtbeiie sind nun:
Kieselerde
49,23
Thonerde
12,55
Eisenoxyd
1,21
Eisenoxydul
20,33
Eisen
0,16
Kalkerde
10,23
Talkerde
6,44
Natron
0,63
Kali
0,12
Phoephersiure 0,28
Titan
0,10
Cfrrom
0,24
Schwefel
0,09
101,61
1822 Juni 3, 8 Uhr Ab. Meteorsteinfall von Angers
(Dep. Maine et Loire). Er ist im II. Nachtr. (Gilb. Ann.
Bd. 7 1 , p. 359) nur beiläufig erwähnt. Ich erinnere hier deshalb
an ihn, weil er die Identität von Feuermeteoren mit Me-
teoriten zu bestätigen scheint. Zu Angers erschien näm-
lich nach einer grofsen Hitze iip Mai eine wallende Licht-
masse im S.O., die sich zerstreute; hierauf folgte eine sehr
heftige Detonation in regelmässig folgenden Explosionen
von 5 — 6 Sekunden Dauer. Es fielen sodann mehrere
Steine herab, einer von 30 Unzen Gewicht; sie sind denen
von PAigle sehr ähnlich. In Poitiers wurde das Phänomen
als sehr helle Feuerkugel nach N.N.W, gesehen (Gilb.
Ann, Bd. 71, p. 345),
1822 November 30. Steinfall von Tuttehpore in Hindo-
stau (8. Nachtr. II), erwähnt von Part seh (a.a.O., p.142).
Upham Shepard theilte der Amer. Ass. f. the Advanc.
of Science zu New-Haven, 1850 August, folgende Einzeln-
heiten über diesen Steinfall mit: er fand am Abend des
30. Nobr. 1822, 72 miles von Allahabad (in Doab) unter
25° 57 n. Br. und 80° 50' ö. L. statt. Das Meteor, aus
dem der Stein herabfiel, übertraf den Mond an Gröfse und
Glanz; es zog von S.O. nach N.W. Eine grofse Anzahl
23
von Steinen fiel herab, von denen der gröfste 22 Pfd. wiegt;
der einzige noch unversehrte befindet sich in dem Cabiuet
von Thomdß M'Pherson Grant. Dieser Stein wiegt
2 Pfd., ist oval , mit Eindrücken und Auszackungen verse-
hen und besitzt eine braun -schwarze Rinde. Er ist fein-
körnig, trachytartig und gleicht den» Steine von Pultawa
1811 März 12 und von Castine in Maine 1848 Mai 20;
sein spec. Gew. ist 3,352 (Sil lim. Amer. Journ. 2 S. Vol. XI,
p.367. Edinb. New Phil. Journ. Vol. LIII [- Oc*. 1852]
p. 245).
1823 August 7 zwischen 4 und 5 Uhr Nachmittag. Stein
von Nobleboro (Maine U. S.), cf. Nach tr. IV. > Sillim.
Journ. Vol. VII, p. 170 und Vol. IX p. 400. > Part seh:
Die Meteoriten, p. 29). Nach einer Analyse von J. W.
Webster (Phil. Mag. Bd. 63) besitzt dieser Stein einen
bedeutenden Schwefelgehalt (18,3) und ebenso mehr Chrom
als gewöhnlich (4,0) und ebenso mehr Nickel. — Die neue-
ren Untersuchungen von Shepard (Sill. Journ. 2. S.
Vol. VI, p.407)v haben aber weder Nickeleisen, noch Magnet-
kies in dieser Meteonnasse entdecken können, so dafs auch
dieser Stein seiner inneren und äufseren Beschaffenheit nach
den Steinen von Stannern und Juvenas gleicht. Der Haupt-
bestandteil ist hier wieder Howardit, in welchem Körner
von grünlichem durchscheinenden Olivinoid eingesprengt
sind, ebenso weifse Partikeln von Anorthit, schwarze Kör-
ner von Chantonnit und ein röthliches, hartes Mineral, wel-
ches Granat oder Idokras zu seyn scheint.
1824 Januar 13. Stein zu Arenazzo, unweit Ferrara,
cf. Nachtr. IV u. V. Dieser Meteorstein besitzt einen gla-
sigen Ueberzug, wie die meisten anderen Meteorsteine;
während diese aber eine mikroskopisch -krystallinische, gra-
nitartige Zusammensetzung haben, ist der Meteorstein von
Arenazzo entschieden porphyrartig. Nach Laugier und
Cordier (Ann. de Chim. t. XXIV, p. 132) ist die Grund-
masse (77 Proc. der ganzen) ein völlig schwarzer, glasiger
Teig im Zustande der Emaille und scheint eine Mischung
von Kiesel -Talk -Erde und Eisenoxydul zu seyn.
24
Eisenoxydnl 43,00
Kieselsäure 41,75
Talkerde 16,00
Chromoxyd 1,50
Nickeloxyd 1,25
Schwefel 1,00
104,50
Die tceifsen eingesprengten Körner (15 Proc. der gan-
zen Masse) hält Cordier für ein Talkerdesüicat; die me-
tallischen Partikelchen (8 Proc.) sind meist mikroskopisch
und bestehen aus Eisen, Nickel, Chrom und Schwefel.
1825 Februar 10. Stein von Nanjemoy in Maryland,
V. St. (cf. Nachtr. VI und Sillim. Amer. Journ. Vel.IX,
p. 351 u. Vol. X, p. 131; Partsch a. a. O. p.63). Nach
einer neueren Untersuchung von Shepard (Sillim. Journ.
2.S. Vol. VI, p. 406) gleicht dieser Stein von Nanjemoy
dem noch später zu erwähnenden von Linn in Jowa von
1847 Febr. 25 sehr bedeutend in Farbe und in Verthei-
lung des Nickeleisens und des Magnetkieses. Die Haupt-
masse ist wiederum Howardit; die eingesprengten Parthieen
aber Olivinoid.
1826 im September. Stein' von Watertille in Maine,
V. S. Dieser Meteorsteinfall findet sich in keinem von den
Nachträgen zuChladni's Verzeichnissen erwähnt und ich
erlaube mir daher, ihn hier etwas ausführlicher zu bespre-
chen und diesen Fall der chronologischen Ordnung zufolge
hier einzuschalten.
Dieser Stein ist nach einer Mittheilung Shepard's
(Sillim. Amer. Journ. 2.Ser. Vol. VI, p. 414) vom Capit.
Josiah Crosby zu Waterville gefunden worden. Der
Bericht hierüber, wie er bei dem Meeting der »Assoc. of
American Geologists« im Mai 1845 zu New-Haven vorge-
tragen wurde, lautet: »In eiper klaren sternhellen Nacht im
September 1826 kam um Mitternacht ein glänzender Feuer-
ball, scheinbar £ so grofs als der Vollmond, upd eilte mit
grofser Geschwindigkeit und einer Art von Sausen, wie
bei der Annäherung eines Sturmwindes, in einer krummen
25
Linie zur Erde herab« Bas Licht war intensiv, ond der
Schweif von einer konischen Form, wie die Spitze »einer
brennendegjterze; er verschwand vor meinen Augen, einen
Moment, ehe ich einen Knall vernahm, ähnlich dem einer
kleinen Kanone. Einige Tage darauf fand ich, ungefähr
£ Meile von dem Platze entfernt, wo ich die Erscheinung
wahrnahm, ein Fragment«* dieses Meteorites.« Die ange-
stellten eifrigen Untersuchungen ergaben, dafs es wirklich
ein Meteorstein gewesen sei. Sein Aussehen gleicht dem
eines Bimssteines, aber er ist zweimal dichter. Die Grund*
masse des Steines ist hell aschgrau und an den äufseren
Stellen eisenschwarz; die Oberfläche des Steines hat wahr-
scheinlich eine Schmelzung erleiden müssen. Der ganze
Stein ist zu porös, um sein specif. Gewicht mit Sicherheit
bestimmen zu können; er besteht aus folgenden Bestand*
theilen:
Kieselsäure 70,00
Eisenoxydul 8,00
Thonerde 18,50
Talkerde 2,59
Kalkerde 1,90
100,99
1826 oder 1827 im Sommer. Steinfall von Waterho,
in der Grafschaft Seneca im Staate New- York. Upham
Shepard theilt nach einem Briefe von Prof. Boot vom
Hamilton College (N.-Y.) d. d. 1850 Jan. 6 Folgendes
über ihn mit (Sill. 2. S. Vol. XI, p. 367 > Edinb. N. Phil
Journ. Vol. hlll [Octob. 1852], p.248): Der aufgefun-
dene Stein,, welcher nur ein Theil der gefallenen Masse
ist, welche sich in 2 bis 3 Stücke theilte, wiegt 1000 Gr.
und befand sich länger als 20 Jahre unbeachtet in einer
Bodenkammer des Richter Watkins zu Clinton aufbe-
wahrt. Prof. Root schreibt u. A.: »Vor 1-^2 Jahren
zeigte ich einigen Herren ein Stück des Meteoreisens von
Otsego; einer von ihnen bemerkte, dafs er vor mehreren
Jahren von einem Steine gehört habe, welcher durch ein
Dach in Waterloo, oder in der Nachbarschaft gefallen
26
sey. Nach einigen Nachforschungen fand ich ein Stück
dieses Steines im Hause des Herrn Richters Watkins.
Er theilte mir mit, dafs ein Loch in dem Dache seiner
MMile entdeckt worden sey, gerade über einer Getreide-
kammer, dafs eine Oeffnung in den Schindeln gemacht sey,
so dafs die Dachbalken ungefähr 5 Zoll von einander ab-
standen, — uad dafs unterhdNi des Loches eine Vertie-
fung in dem aufgeschütteten Getreide bemerkt worden sey,
welche zu einer Nachforschung und zur Auffindung des
Steines führte. Die Mühle ist 4 Stockwerke hoch; mithin
konnte das Loch in der Decke nicht von einem Wurfe
von der Erde aus herrühren; auch glich der Stein keinem
aus der Umgegend von Waterloo ( Seneca - Kalkstein ) : er
ist also meteorischen Ursprunges; der Fall fand in dem
Sommer 1826 oder 1827 statt. Der Stein ward von Dr. Haie,
Presid. des Geneva Coli., zertheilt; ein Stück war in der
Sammlung desselben verloren gegangen; das bei Herrn
Watkins aufgefundene aber erhielt Shepard zur nähe-
ren Prüfung. Zahlreiche Rattenbisse machen sich auf der
Oberfläche bemerkbar; die Farbe und Textur gleicht ge-
wöhnlichem Rhabarber; die Farbe ist hellröthlich, oder
gelb. Der Stein ist wenig cohärent und mit den Fingern
zerreiblich; sein spec. Gew. ist = 2,30. Er enthält eine
kleine Menge schwarzer Partikelchen, die vom Magnet
angezogen werden, und besteht aus:
Kieselsäure 78,80
Eisenoxyd 8,72
Thonerde 6,28
Feuchtigkeit 4,75
Kalk-, Talkerde und Verlust 1,45
100,00
1827 Mai 9. Stein von Nashville in Sumner Co. V. St.,
cf. Nachtrag VIII, Sillim. Amer. Journ. Vol. XVII, p.326
und Vol. XVIII, p. 200, Partseh a.a.O., p.27. Nach
diesen Berichten ging dem Falle dieses Steines ein Getöse
voraus gleich dem Donner eines groben Geschützes; es
bildeten sich einzelne kleine Wolken, wobei sich ein Pfei-
27
fen in der Luft hören liefs. Es fielen 3 Steine von ver-
schiedener Gröfse herab; alle hatten einen verglasten
Ueberzug:
Si 11 im an fand in diesem Steine:
Kieselerde
40,000
Nickeloxyd
2,166
Talkerde
23,833
Tbonerde
2,466
Chromoxyd
0,833
Eisenoxydul
12,000
Eisenoxyd
12,200
Schwefel
2,443
Verlust
4,069
100,010
Spec. Gew. = 3,485.
Aufserdein besitzen wir von diesem Steine eine höchst
vollständige Analyse von Dr. v. Baumhauer in Utrecht
(Pogg. Ann. Bd. 66, p. 498); er giebt. aber irrthümlich
als Tag des Niederfallens 1827 Mai 22 an. Nach v. Baum-
hauer .kann man nun die Zusammensetzung des Meteor-
steines von Nashville in 100 Theilen also ausdrücken:
11,496 Nickeleisen bestehend in 100 Th. aus:
Eisen 85,021
Nickel 13,001
Kobalt 1,411
Zinn 0,567
100,000
4,846 Schwefeleisen bestehend in 100 Tb. aus:
Eisen 62,770
Schwefel 37,230
100,000
1,973 Chromeisen bestehend in 100 Th. aus:
Eisenoxydul 30,440
Chromoxyd 69,560
18,315 100,00
28
18^15
46,062 OUcin bestehend in 100 Tb. aus:
Kieselsäure
37,845
Kali
0,056 '
Natron
0,789
Kalkerde
0,679
Thonerde
0,508
Talkerde
41,626
Eisenoxydul
13,722
Manganoxydul 4,681
Zinnoxyd
0,094
100,00
3,722 Labrador bestehend
in 100 Th. aus:
Kieselsäure
53,200
Natron
6,397
Kalkerde
10,593
Thonerde
29,805
100,000 (?)
32,901 Hornblende bestehend in 100 Th. aus
Kieselsäure 59,176
Talkerde 12,256
Eisenoxydul 9,861
Manganoxydul 0,611
Thonerde 10,540
Nickel-, Kupfer- u. Zinnoxyd 7,556
100,000 100,000
Wir findein demnach folgende procentische Zusammen-
setzung des gauzen Steiues:
29
Schwefel
1,804
Eisen
12,816
Nickel
1,495
Kobalt
0,162
Zinn and Kupfer
0,065
Kieselsäure
38,503
Eisenoxydul
10,029
Manganoxydul
2,310
Chromoxyd
1,373
Nickel, Kupfer u.
Zinnoxyd 2,528
Thonerde
4,807
Talkerde
22,789
Kalkerde
0,700
Natron
0,594
Kali
0,025
100,000
Spec. Gew. =3,469; nach C. Rum ler = 3,58.
1828 Juni 4. Stein von Rickmond in Virginien, cf.
Nachtr. YU, Sillim. Amer. Journ. Vol. XV, p.191, Partsch
a. a. O., p. 40. Shepard bemerkt bei seiner neueren Un-
tersuchung über die Meteorsteine Nord-Amerika's (Sil lim.
Journ.2.S. Vol. VI,p. 411), dafe der gewöhnliche, schwarze
Ueberzug den Stein nur unvollkommen bedeckte; indessen
trögt die Oberfläche den Charakter einer theiiweisen Schmel-
zung. Die allgemeine Farbe der Grundmasse, welche Otf-
tmoid ist und 0,9 des ganzen Steines beträgt, ist dunkel
aschgTau; durch die ganze Masse eingesprengt finden sich
Punkte von einem weifslicben Mineral, welches wahrschein-
lich Howardit ist.
1828 Ende August oder Anfang September. Masse von
Allport in Derbyshire ( wahrscheinlich aus einer Feuerkugel
gefallen, s. w. u.).
1829 Mai 8. Stein von Farsyih in Georgia (cf. Nach-
trag VUL SilLJoun. VoLXVIII,p.388, Partsch a.a.O.,
p. 57. Shepard hat eine Probe davon analysirt und ge-
funden (SilL Journ. 2 5. Vol. VI, p. 406):
30
Nickeleisen 10 bestehend aus:
Eisen
89,00
Nickel
9,60
Chrom u. Verlus!
t 1,40
100,00
Howardit 70 )
Olivinoid) 10 — 15$
bestehend aus:
Anorthit )
Kieselsäure
50,00
Eisenoxydul
33^3
Talkerde
9,30
Kalkerde
5,30
Thonerde
1,80
Magnetkies 2 — 5
99,73
Apatit Spur
1830 Februar 15, 7£ Uhr Morg. fiel bei Lauton un-
weit Bicester in Oxfordshire ein 2 Pfd. wiegender Meteor-
stein herab; nur in Provinzialblättern fand sich eine Mit-
theilung hierüber vor (Pogg. Ann. Bd. 54, p. 291).
1833 November 25, gegen Abend. Meteorsteinfall -bei
Blansko in Mähren, bereits in Nachtr. IX erwähnt. Die
Lichterscheinung, welche denselben begleitete, wurde auf
einer Länderstrecke von 70 bis 80 Quadratmeilen gesehen ;
in der Mitte dieser Gegend sab man einen feurigen Kör-
per von Norden her am Himmel ziehen, welcher Anfangs
klein, dann aber mit reifsender Geschwindigkeit an schein-
barem'Durchmesser zunehmend, den Augenzeugen erst ia
der Gröfse des Vollmonde*, dann einer Tonne und end-
lich wie ein ganzes Haus erschien. Zwischen Lipowka und
Goldenbrunn war der Lichtglanz nicht vom Auge zu er-
tragen; es schienen ganze Feuermassen, wie Wolken vom
Himmel herniederzustürzen, wobei starke Donnerschläge
weit im Lande verhallten. Obgleich Niemand einen Stein-
Call dabei wahrgenommen hatte, so vermutbete Herr Dr.
v. Reichenbach in Blansko dennoch mit Recht ein sol-
ches Ereignifs und stellte mit 60 bis 70 Mann viele Tage
lang die eifrigsten Nachforschungen an. Endlich am 6. De-
31
cember wurden diese Bemühungen durch einen glücklichen
Erfolg gekrönt: man fand einen frisch gefallenen Meteor-
stein, am folgenden Tage noch zwei und späterhin noch
mehrere ( Jahresber. d, Schles Ges. f. 1834, p. 10.
Dieser Steinfall bat für die Kenntnifs der chemischen
Beschaffenheit der Meteorsteine im Allgemeinen dadurch
für uns eine so hohe Wichtigkeit erlangt, dafs der grofse
Berzelius durch ihn veränlafst wurde, seine berühmte
Abhandlung »über die Meteorsteine« (Kongl. Vetensk. Handl.
f. 1834 > Po gg. Ann. Bd. 33, p. 1 und 113) zu schrei-
ben, worin er nicht nur die Analysen von 6 von ihm un-
tersuchten Meteormassen (von Blansko, Chantonnay, Alais,
Lontalax, — Krasnojarsk [Pallas -Eisen] und Elbogen)
giebt, sondern auch wichtige Aufschlüsse über die chemi-
sche Beschaffenheit der Meteorsteine und die Methode ihrer
Untersuchung überhaupt, so wie endlich seine bekannte
Entwickelung der Hypothese des iunarischen Ursprunges
der Meteorsteine.
Die Analyse dieser Steine von Blansko kann als Mu-
ster und Prototyp für viele andere, ähnliche Untersuchun-
gen dienen, sowohl in Hinsicht der Vollständigkeit und
Berücksichtigung aller möglichen in den Meteorsteinen vor-
kommenden Stoffe, als auch darum, weil die Steine von
Blansko das Glied einer grofsen Gruppe bilden, welche
mehr als die Hälfte aller bis jetzt bekannten Meteormas-
sen umfafst (s. Tabelle zu Parts ch: Die Meteoriten).
Die vollständige Analyse eines Gliedes derselben kann also
für alle anderen gelten, und wir können somit die einzel-
nen Analysen aller Glieder einer Gruppe durch eine all-
gemein giltige darstellen und so einen Schritt vorwärts
thun zu einer Verallgemeinerung der Resultate über die
chemische Zusammensetzung der Meteorsteine, welche uns
einen klaren Blick in die allgemeine Beschaffenheit, und
vielleicht auch in den wahren Ursprung dieser Massen ge-
stattet.
Nach der Analyse von Berzelius bestehen die Steine
von Blansko aus folgenden näheren und entfernteren Be-
standteilen:
32
17,15 Niekdeisen bestehend in
100 Tb.
aus:
Eisen
93,816
Nickel
5,053
Kobalt
0,347
Zinn und Kupfer
0,460
Schwefel
0,324
Phosphor
Spur
100,00
42,67
Silicat von Talkerde und Eisenoxydul,
worin Ba-
sen
und Kieselerde gleich viel Sauerstoff enthal-
ten,
nebst etwas Schwefeleisen:
lösliches Mine-
ral,
bestehend in 100 Th. aus:
Kieselerde
33,084
Talkerde
36,143
'
Eisenoxydul
26,935
Manganoxydul
0,465
Nickeloxyd
0,465
Thonerde
0,329
■
Natron
0,857
Kali
0,429
t
Verlust
1,273
i
100,020 (?)
39,43 Silicate von Talkerde und Eisenoxydul, gemengt
mit Silicaten von Alkali, Kalk und Thonerde,
worin die Kieselerde doppelt so viel Sauerstoff
enthält, als die Basen: unlösliches Mineral und
0,75 Chromeisen und Zinnstein enthalten in 100 Th. :
Kieselerde
57,145
Talkerde
21,843
Kalkerde
3,106
Eisenoxydul
8,592
Manganoxydul
0,724
Nickeloxyd
0,021
Thonerde
5,590
Natron
0,931
Kali
0,010
Chromeisen
1,533
Verlust
0,505
100,00 100,000
Das spec. Gew. ist nach C. Rum ler = 3,70.
Aufser
33
«*•
Aufser diese» bereits in dem Verzeichnisse von C h 1 a d n i
and seihen 9 Nachträgen erwähnten Meteorstein/allen (mit
Ausnahme der von Waterville, Allport und Bicester), über
die ich nur ergänzende und vervollständigende Nachrichten
geben wollte, finden sich noch einige andere Nachrichten
vor, die in jenen Nachträgen gar nicht erwähnt werden,
die aber trotz des Mangels an näherer Beschreibung einen
gewissen historischen Werth besitzen:
1618 fielen iu Muraköz drei Steine je 1 Centr. schwer
(Rep. of the Brit. Ass. f. 1850)-
1642. Steine zwischen Ofen und Gran (ib.).
167 1 Febr. 27. Meteorstein in der Ortenau ( Württemb.
Jahrb. 1850, I).
1676. Stein inDalmatien (Rep. of the Brit. Ass. f. 1850).
1692. Stein bei Temeswar (ib.).
1717 und 1740. Steine an der Donau (ib.).
1808, 1812, 1814, 1816, 1820. Steine in Ungarn (ib.).
1822 August 7. Meteorsteinfall bei dem Dorfe Kado-
nah in dem District von Agra in Persien (ib.).
1833. Stein bei Presburg (ib.).
1833 Ende November fiel zu Kandahar in Indien ein
so starker Aerolithenregen, dafs mehrere Dächer durch*
löchert wurden und einstürzten. Es folgte ein dichter Ne-
bel, welcher 3 Tage die Sonne verbarg, — eine dort un-
erhörte Erscheinung. (Ann. des Voyag. 1834. II. p. 415).
In den Comptes Rendus t. III, p. 51 findet sich noch die
Notiz, dafs Zelfe-Rar Aly Khan, Sohn des Olimala,
in dem Hofe seines Hauses von einem dieser Steine, wel-
cher 3 Seers wog, erschlagen wurde. — Gerade zu dieser
Zelt fand übrigens der berühmte Steinfall bei Blansko statt.
1834. Steinfall bei Zala in Ungarn (Sa dl er in Oesterr.
BI. f. Liter. 1847. No.86).
1834 Juni 12 «fiel zu Charwallas, 40 englische Meilen
von Delhi, gegen *8 Uhr Morgens ein 12 Seer schwerer
Stein mit grofsem Getöse in den Pferch eines Hirten (Eiigl.
Blätter). Partsch erwähnt diesen Stein (a.a.O., p. 143).
Ein Stück davon befindet sich im Besitze des Naturhist.
Poggend. Ann. Ergänzungsbd. IV. <*
34
Museums der Univenriftät zu Ediuburg; »ein Gewicht ist
7 — 8 Pfd. Nach einer Beschreibung vonShepard (Stil.
Am er. Journ. 2 S. VokJÜ, p. 36), der ihn in Edfnburg
sab, ist er einer der weichsten Steine, mit Ausnahme der von
Chantonnay und von Cabarras; er ist mit Eisenrost ange-
füllt und gleicht verwittertem, feinkörnigem Granit. Des«
halb ist es auch schwierig, die Mineralspecies zu erkennen
mit Ausnahme des Nickelei$ens; indessen scheinen Olivi-
noid und eine Feldspath-Species die Hauptingredienzien
zu seyn. Das Chlor des Eisenchlorid, welches sich beim
Aussetzen der Luft zeigt, ist vielleicht nicht ursprünglich
gewesen, sondern erst später hereingekommen« Das specif.
Gew. ist = 3,38; er enthält 15,07 Procent Nickeleisen mit
Spuren von Schwefel; aufserdem noch Kieselsäure, Thon,
Talk- und Kalkerde und Eisenoxydul.
1834 Dec. 15 — 16 fielen zu Marsala an der Westküste
Siciliens bei gewaltigem Sturme, Gewitter und Hagel eine
grofce Anzahl von Aerolithen von sphäroidischer Gestalt,
gelblicher Farbe und von aufserordentlicher Festigkeit und
Härte (Schles. Zeitg. 1835 Febr. 5).
II. Nachrichten «her die mit Feuermeteoren herabgefattenen Sub-
stanzen bis zum Jahre 1835 (a. 6te Abtheilung v. Chladni'a
Verzeichnis).
Ist unsere Kenntnifs von den wirklich herabgefallenen
Stein- und Eisenmassen immer noch eine mangelhafte zu
nennen, namentlich, was die Ursachen der ihrem Zusam-
mentreffen mit unserer Erdoberfläche vorhergehenden und
der dieselben begleitenden Umstände betrifft, so sind wir
über die Frage, ob mit manchen Sternschnuppen und
Feuerkugeln wirklich materielle Substanzen auf unsere Erde
gelangen, oder nicht, noch mehr im Unklaren.
Wir besitzen hierüber nur wenige jund ziemlich un-
gttttue Nachrichten; es ist in der That schwierig, ja in
den meisten Fällen unmöglich, den Punkt auf unserer
Erde, wo die Sternschnuppen in der Dunkelheit der Nacht
niederzufallen scheinen, mit solcher Gewifsheit wieder auf.
35
zufinden, dafs man bestimmt die vermeintliche Substanz
würde daselbst aufsuchen, oder gar wirklich finden können.
Gelangen die Sternschnuppen und Feuerkugeln wirk-
lich auf unsere Erde, so geschieht diefs entweder nur als
Metevrstaub (d. h. unorganischer), welcher vermöge der
Kleinheit seines Volumens und der Lockerheit seiner Textur
sehr oft dem Auge des Menschen entgeht, — oder aber
als schleimige, gallertartige Masse, welche nur höchst sel-
ten wirklich aufgefunden ist. — Die meisten Sternschnup-
pen freilich, und diefs sind die entfernteren, gehen bei
der Erde vorüber und lösen sich nicht von dem Verbände
ab/ welcher die meisten Sternschnuppen eines Systemes
unter einander verbindet.
Die Behauptung, dafs die Sternschnuppen aus schlei-
migen Substanzen beständen, ist schon von Paracelsus,
Merret, Morton und anderen Naturforschern aufgestellt
worden. So versichert auch Muschen broek, dafs er
mit eigenen Augen Etwas aus den Sternschnuppen habe
fallen gesehen. Schwabe in Dessau untersuchte in den
zwanziger Jahren eine auf einer feuchten Wiese gefundene
gallertartige Masse und erkannte sie als Tremetta nostoc L.
(Kastn. Archiv Bd. VII. S. 428). Wegen der üufseren
Aehnlichkeit mit einer anderen, vonBuchner gefundenen
Masse (ib. Bd. V. S. 132) glaubte er zu dem Schlüsse be-
rechtigt zu seyn, dafs auch diese Substanz, und im Allge-
meinen alle Sternschnuppensübstanzen, nichts Anderes, als
diese Treinella seyen (Schweigg. Jahrb. der Chein. und
Phys. N. R. Bd. XIX. S. 391). Dr. R. Brandes dagegen
fand es bei einer ihm übersandten gallertartigen Masse von
weifser Farbe, welche mit einer feinen, sehr weifsen Haut
überzogen war und in der Trockenheit sehr schnell zu-
sammenschrumpfte, für sehr wahrscheinlich, dafs diese Masse
der durch Wasser sehr stark aufgequollene Laich einer
Schnecke sey und vielleicht von Iknax rufus, 7. agrestto,
L stagnalis etc. herrühre (ib. S. 394). Andere hielten diese
Substanzen für halbverweste Frösche, Kröten u. s. w., öder
für deren Excremente. Hauptsächlich sind es aber 3 Pflan-
3*
3«
zenkürrper, welche von den Meisten für Sternschnuppen-
materie gehalten worden sind: 1) Actinomyoe meteo-
rica alba (Tremella meteoricä), als die gewöhnliche Stern-
schnuppenmaterie, 2) N&*tbc commune: das Kleinod der
Alchimisten, 3) Aetkalium flaeum, (et Ehrenberg in
Po gg. Ann. Bd. 18, S. 477 ff.).
So unsicher und schwankend sind noch immer die An-
sichten über diese vermeintlichen Sternschnuppensubstanzen,
und es wird wohl noch eine geraume Zeit verfliefsen, ehe
wir darüber zur Gewifsheit gelangen werden, ob es über-
haupt eine solche gebe, oder nicht, geschweige über ihre
wahre Natur. Hierzu sind vor Allenx eine grofse Anzahl
von sicheren Beobacbtungen und festgestellten Thatsachen
nöthig, und diese fehlen uns bis jetzt noch, wie man aus
dem unten folgenden Verzeichnisse der Nachrichten hierüber
ersehen kann.
Zugegeben aber, dafs es nun wirklich Sternschnuppen*
materie giebt, so worden wir doch jedenfalls, nach ihrer
bis jetzt erforschten Beschaffenheit veranlagst (wenn wir
die Sternschnuppen und Feuerkugeln zu den feurigen Me-
teoren rechnen)) dieselbe als Residuum und Niederlagerung
mancher Sternschnuppen und Feuerkugeln, zu den feuchten
Meteoren zu zählen, ähnlich den blutartigen Färbungen
des Regen wassers, der Seen, Flüsse, Bäche und feuchten
Stellen des Bodens.
Es ist übrigens ein eigen thüuilich er, nicht zu überse-
hender Umstand, dafs von allen den Niederfällen der so-
genannten Sternschnuppensubstanzen die verschiedensten
Augenzeugen und Auffinder derselben so übereinstimmende
und beinahe gleichlautende Beschreibungen und Berichte
geben, dafs man an die Möglichkeit einer mit den Stern-
schnuppen und Feuerkugeln herabfallenden Materie wohl
glauben kann, um so mehr, als in der neueren Zeit meh-
rere beglaubigte Beispiele vorhanden sind, dafs Feuere-
brünste durch Feuerkugeln entstanden sejen, wie z. B.
1846 Jan. 16 und März 22.
Chladni gebührt hier abermals das Verdienst, in seinem
3T
Verzeichnisse der Feuermetare (6te Abtheihrag seines Wer-
kes) zuerst auf diesen Gegenstand eine gröfsere Aufmerk-
samkeit gelenkt zu haben. Freilich ging er in seinem enthu-
siastischen Eifer für die aus den fernen Himmelsräumen
zu uns gelangenden » Weltspäne « zu weit, indem er » diese
beobachteten Niederfälle von rothem, schwarzem und an-
anderen Staube (sogenannten Staub- Blut- und Schlamm-
regen), so wie auch manche Niederfälle einer bituminösen
gallertartigen, dem geronnenen Blute ähnliehe Substanz,
von den nach Erscheinung einer Feuerkugel erfolgten
Stein- oder Eisenniederfällen nicht wesentlich verschieden
hielt« (Chtadni a. a. O. S. 60.)
Aber er hat dessenungeachtet die Bahn für derartige
Untersuchungen gebrochen, indem er durch, sein Verzeich-
nifs ein wichtiges Material lieferte.
Die Fortschritte der Naturwissenschaften, namentlich
die der Kenntnifs der »kleinsten Welt,« der mikroskopi-
schen Organismen, mögen sie nun dem Thier- oder Pflan-
zenreiche angehören,, haben wesentlich dazu beigetragen,
die wirklich als terrestrisch anerkannten Producte der me-
teorischen Niederfälle von den noch räthselhaft und uner-
klärt gebliebenen gallertartigen Materien zu trennen, die
mit den Sternschnuppen und Feuerkugeln allem Anscheine
nach herabgefallen sind und eine so grofse Verschieden'»
heit von den sonst aufgefundenen meteorischen Massen
zeigen, dafs man sie füglicb nicht mit jenen vereinen kann.
Wenn daher Chladni in seinem Verzeichnisse von Feuer-
meteoren und in den Nachträgen dazu, ebenso v. Hoff
in den seinigen, alle die Nachrichten über Staubniederfälle,
Blut- und anderen Regen, und sonstige herabgefallene
Materien unter einander vermischt und nur in eine chro-
nologische Ordnung gebracht haben, so will ich in diesem
zehnten Nachtrage nur diejenigen Nachrichten mittheilen,
welche sich auf die Niederfälle von Materien aus Stern-
schnuppen oder Feuerkugeln bezieben, sey es, däfs sie
wirklich als solche beobachtet, oder dafs sie nur aufgefun-
den und für Sternschnuppenmaterie gehalten worden sind.
38
In Betreff jener andereu meteorischen Ereignisse uud
der Sammlungen von Nachrichten darüber erlaube ich mir
auf die höchst gediegenen und interessanten Arbeiten
von Nees v. Esenbeck (Anhang zu Rob. Brown'»
vermischte botan. Schrifteu Bd. I.)> Ehrenberg (Po gg.
Ann. Bd. XVIII., seiu grofses Infusorien werk (1839), Mo-
natsberichte d. Berl. Acad. d. Wiss. v. 1847 bis 1851),
Goeppert (Ueber die sogenannten Getreide- und Schwe-
felregen in Pogg. Ann. Bd. XXI. S. 550) und Cohn (Ueber
blutähnliche Färbungen durch mikroskopische Organismen
in den Ber. d. Scbles. Gesellsch. f. vaterl. Cult. f. 1850)
hinzuweisen. Man findet in ihnen Alles, was uns über
diese terrestrischen Erscheinungen organischen Ursprungs
Aufechiufs zu geben vermag.
Da es aber bis jetzt an einer ähnlichen Zusammenstel-
lung aller positiven Nachrichten über die sogenannte -Stern-
schnuppenmaterie fehlt, so will ich in folgendem Verzeich-
nisse versuchen, eine solche zu geben, weit davon ent-
fernt, zu glauben, dafs sie eine ebenso vollständige, wie
jene, werden könne. Man hat bisher viel zu wenig auf
diese Erscheinung geachtet, und, weil diese aufgefundenen
Substanzen so leicht vergänglich sind, entgehen sie auch von
selbst einer weiteren genaueren Untersuchung. Es ist daher
vielleicht ein nicht ganz unnützes Unternehmen, alle diejeni-
gen Nachrichten über derartige Erscheinungen zu sammeln
und aus dem, was in ihnen Gemeinsames und Uebereinstim-
mendes gefunden wird, Folgerungen zu ziehen in Betreff
der physischen Natur jeuer für uns noch so rätselhaften
Himmelskörper, die allem Anscheine nach aus den fernen
Räumen unseres Sonnensystems zu uns gelangen und, von
der überwiegenden Anziehungskraft unserer Erde gefesselt,
entweder sieh mit ihr vereinigen, oder doch in ihrer Bahn so
modificirt werden, dafs sie gezwungen sind, wenn auch in
anderer Weise als unser Mond, mit der Erde und inner-
halb ihrer Attraetionsspbäre .die Sonne zu umkreisen.
Da die von Ehren berg ausgesprochene Ansicht (Ber.
der köuigl. Acad. der Wiss. zu Berlin 1847 S. 333) eine
39
sehr* annehmbare erscheint, nämlich, »dafs die zuweilen
gleichseitigen Aerolithen und Feuerineteove, die von gel-
bem, massenhaftem Staub* und Blutregen begleitet werden*
im Falle sie aufserhalb der Erdatmosphäre bestehen und
aus den fernen Welträumen kommen, aus den Staubnebel-
scbichten der oberen Atmosphäre einen Theil mit herab-
dfängen, welcher ohne «ttefs nicht, oder nur in Afrika her-
abgekommen wäre;« so will ich in meinem Verzeichnisse
auch «Ue die Nachrichten mit aufnehmen, bei denen mit
der Erscheinung eines Feuermeteors ein Staub- oder Blut-
niederfall stattgefunden hat. Hiernach sind diese aus mi-
kroskopischen Organismen bestehenden meteorischen Nie-
derfälle wohl zu trennen von den unorganischen Bestand-
teilen der Meteorsteine, und es ist, wie gesagt, sehr
schwierig zu entscheiden, ob die nach einer Feuererschei-
Bung in der That aufgefundenen Substanzen wirklich Stern-
schnuppenmaterie sejen, oder zufällig dahin gelangte or-
ganische Formen. Erst festgesetzte, genaue Beobachtun-
gen aller dieser Erscheinungen werden uns darüber be-
lehren.
Wenn aber auch erst spätere Forscher das Wesentliche
von dem Unwesentlichen werden scheiden können, so mufs
es doch für jetzt gestattet seyn, auch unbedeutender schei-
nende Umstände dabei anzuführen, eben, weil wir nicht
wissen können, ob sie bei einer späteren Erklärung und
Interpretation dieser Erscheinungen nicht von Nutzen, oder
gar nothwendig seyn können.
Damit nun aber alle auf solche aus Sternschnuppen und
Feuerkugeln herabgefallenen Substanzen bezüglichen Nach-
richten in möglichster Vollständigkeit leichter gefunden
und mit einander verglichen werden können, habe ich ia
diesen Nachtrag der Nachrichten über die mit Feuerme-
teoren herabgefallenen Substanzen (bi& zum Jahre 1835)
auch noch alle diejenigen Nachrichten aufgenommen, wel-
che bereits Chladni und v. Hoff in ihren Verzeichnissen
mitgetheilt haben. Ich hoffe, dafs die dadurch gewonnene
Uebcrsichtlichkeit dieser Erscheinungea diese Wiederholung
40
einigermafsen entschuldigen wird. Die übrigen meteorischen
Erscheinungen sehe man in den trefflichen VerseichBiftse»
von Ehrenberg und Goeppert nach.
383? Ein Meteor&einfall in China mit einem Feuerme-
teore, von dein sich eine gelbe Wolke von Rauch und
Dampf weit hin verbreitete. (Nach Matuanlin v. Abel-
Remusat. Journ. <L Phys. Mai 1819 (CfiladiM-Eh-
renberg).
11 10 war in Armenien ein rother Staubfall mit einem
Feuermejteore und vermutblichem Meteorsteinfalle. Nach
der Armen. Chron. d. Matthaeus v. Edessa in der
Bibl du Roi U IX. (ChL>Ehr.)
1438? Flüssigkeit, wie geronnenes Blut mit einem Staub-
falle und Feuermeteore bei Lottern im Sommer. Das Me-
teor zog vom Rigi nach dem Pilatus, wie ein fliegender
Drache (Chi. > Ehr.).
1548 November 6 zog Nachts zwischen 1 und 2 Uhr
von Abend nach Morgen im Mansfeldischen eine mit einem
ungeheuren Knalle platzende Feuerkugel; dabei fiel eine
röthliche Flüssigkeit, wie zertriebenes und gehebertes Blut.
Nach Spangenberg's Mansf. Chron (Chl.>»Ehr.).
1560 December 24 um die Mittagszeit rother Mieder-
schlag mit Feuermeteor, bei heiterem Himmel und vielleicht
Meteorsteinfall bei Lillebonne. Das Meteor entzündete ein
Pulvermagazin ( C h I. > E h r. ).
1586 Decem&er 3 in der Nacht fiel bei Verden im Ha
növerschen eine theils blutrothe, theils schwärzliche Sub-
*' stanz mit eiuem Feuermeteore auf die Erde (Chi.).
1618 war in der zweiten Hälfte des August ein
grofser Steinniederfall mit Blutregen und Feuermeteor in
Steyermark, District der Mur, Gränze von Ungarn, mit
schwarzer Wolke (Chl.;>Ehr.).
1623 August 12 zwischen 4 und 5 Uhr Abends Blut-
regen zu Straßburg aus einer dicken, rothen Wolke mit
Feuererscheinung (Chi.).
41
1652 -im* Mai hat nach. den Mise. Ac. not* curies. De-
cember 1680 p. 120, Christiau Menzel des Nachts auf
einer Reise zwischen Siena und Rain eine sehr helle
Sternschnuppe ganz in der Nähe niederfallen sehen, die
ihren Glanz bis an das Ende beibehielt. Er fand an der
Stelle eine durchscheinende sehleinflge und klebrige Sub-
stanz, die hernach vertrocknete (Chi.)*
1718 März 24, 7 Uhr Abends sah man auf der Insel
Lethy einen grofsen feurigen Klumpen herabfallen; als er
die Erde erreichte that er einen grofsen KnaH. Als man
an dem folgenden Tage an den Ort des Niederfallens kam,
fand man einen Haufen von gallertartiger Materie, die
fast wie Silberschaum glänzte (Chi.).
1721 fiel in der Mitte März blutig rother Sehlamm-
regen nach einem merkwürdigen Meteor in Stuttgart (Chi.
>Ehr.).
In demselben Jahre war der Brand dar Peterskirche
zu Riga wahrscheinlich durch eine Feuerkugel veranlafst
(Chi.).
1749 November 4 hat im Atlantischen Meere ein Stück
einer Feuerkugel an einem Schiffe den mittleren Topmast
zerschlagen und fünf Menschen niedergeworfen (Chi.).
1759 Juni 13 Feuersbrunst durch eine Feuerkugel zu
Bazas (Chi).
1761 November 11/12 in der Nacht veranlafste zu
Chamblan bei«Seurre in der Bourgogne eine Feuerkugel
eine Feuersbrunst (Chi. und Ac. de Paris 1838 Juli #).
? Zwischen 1763 und 1781: In den Cotnmentariis de
rebus in scientia natwrali et medicina gestis. L XXVI. p. 179
m
findet sich die Nachricht von einer an der Stelle des Nie-
derfallens einer Feuerkugel bei Coblenz gefundenen grauen,
schwammigen Masse (Leuchtkugel? Chi.)
1796 März 8, 10 Uhr Abends, Niederfall einer schau-
migen und klebrigen Masse in der Ober -Lausitz nach einer
Feuerkugel, die in ganz Nord -Deutschland gesehen wor-
den ist. Eine der merkwürdigsten Massen, die wir von
dieser Art kennen. .(Das Nähere s. Chladni S.374.)
^
42
? In Gilbert's Ann. Bd. 6, & 235 meldt* Benzen-
berg, dafs naeb einer Erzählung von Bergmann io
Suckteien bei Crefeld ein Klumpen Feuer herabgefallen und
später ein Klumpen von Materie gefunden sey, so grofs
wie der Kopf eines Kindes, gallertartig und schlüpfrig, dafs
et ihm aus den Händen glitschte (Chi.).
1799 war vom 20. October fast 3. November und am
13. November in Cumana die Atmosphäre mit einem röth-
licheu, trocknen Dunste erfüllt. Es war die Seit des so
merkwürdigen grofsen Sternscbnuppenfalles. (A. v. Humh.
Belat. bistor. I. UV. p. 510>EhrO
* »1803 Januar 21 zwischen 11 und 12 Uhr Abends beob-
achtete Pastor Schmidt zu Festenberg zwischen Barsdorf
bei Bqfanotoo und dem Schlosse zu Trikmch auf einer
Reite in Begleitung seines Zöglings und eines Bedienten,
gegen den südlichen Horizont im Sternbilde der Schlange
des Ophinchut> eine Sternschnuppe gewöhnlicher Art: 'diese
wendete sich gegen NO; dehnte sich während ihres Falles
zur Gröfse einer gewöhnlichen Kegelkugel von bläulieb
rothem Feuer aus und fuhr vor den Reisenden über die
Köpfe der Pferde mit einem Gezisch, wie Wasser auf glü-
hendes Eisen, schnell dahin, so dafs die Pferde erschraken
und aus einander sprangen. Die Sternschnuppe zerplatzte
über dem Strafsengraben auf dem mit Schnee bedeckten
Felde ohne Knall. Am anderen Morgen fand sich auf
dieser selbigen SteHe ein nicht ganz geregelter, aber doch
mehr runder, als eckiger Fleck von gallertartiger Materie,
ohne gefroren zu seyn, von blaugiüKlicher Farbe und von
schwefelsaurem Gerüche (?). Der Umfang dieses Flecke»
betrug in seiner gröfsten Ausdehnung llf" und in der
kleinsten 9£". Die Mäntel der Reisenden und die Haare
der Pferde waren noch bis zum folgenden Morgen mit gelb-
lichen feuchten, handbreiten Streifen bedeckt, die nach
Schwefel rochen. (Nach einer Mitth. des Grafen Reichen-
bach in den Ber. der Schles. Gesellsch. für d. J. 1834).
Dieser Fall ist einer der wenigen Beispiele, dafs mit
einer Sternschnuppe wirklich eine Substanz herabgefallen
43
sey und dürfte daher vielleicht der Beachtung nicht ganz
unwerth seyn.
1811 im Juli Abends 10 Uhr: Schleimige Substanz
nebst einer explodirenden Feuerkugel bei Heidelberg (Gilb.
Ann. Bd. 66, S. 329 und Bd. 68, S. 350).
1813 März 8, 2 Uhr Nachmittags. Flüssige brennende
Substanz nebst Feueruwteor (Nachtr*I).
1819 August 13 zwischen 8 und 9 Uhr Abends: Feuer-
kugel zu Amherst in Massaehusets von silberweifsem Lichte,
welche mit einer heftigen Explosion dicht vor den Häusern
erlosch. Am anderen Morgen wurde eine schleimige Sub-
stanz von schüsseiförmiger Substanz gefunden, welche nach
einigen Tagen bis auf einen geringen, dunkelfarbigen
Rückstand verdunstete. Verhält sich die Sache wirklich
so, wie sie in Sil lim. American. Journ. Bd. IL und Gilb.
Ann. Bd* 71 beschrieben ist, so gehört dieser Fall, ebenso
wie der von 1803, zu den merkwürdigsten, die wir in
dieser Beziehung kennen.
1824 December 17 67 Uhr Abends fiel zu Neuhaus in
Böhmen eine brennende harzige, oder klebrige Masse mit
einer Feuerkugel (Nachtr. I).
1828 oder 1829 wurde zu Aliport in Derbyshire gegen
Ende August oder Anfang September, 3 Uhr Nachmittags
ein heller Schein über den Himmel binwegztehen gesehen ;
er explodirte mit lautem Geräusch und es fielen Stücke
auf ein Grasfeld. Die Analyse von Dr. B. A. Smith er-
gab folgende, von allen sonstigen Meteormassen verschie-
dene Zusammensetzung (Rep. of the Britt. Ass. f. 1850).*
Schwefel 22
Kohle 43,59
Eisenoxyd 34,09 spec. Gew. =2
1829 Nov. 19 10 Uhr 5 Min. Ab. wurde in Prag eine
Feuerkugel gesehen, welche über ein frisch geackertes
Feld beim Zerspringen als ein Feuerstrom dahinzog; am
anderen Morgen will Hallaschka eine Masse gefunden
44
haben, von welcher Art aber diese gewesen sey giebt er
nicht an (Nachtr. VII).
1833 November 12/13 sollen in verschiedenen Gegen-
den Nordamerikas bei dem grofsartigen Sternschnuppen-
phänomene mit diesen Feuermeteoren Substanzen herab-
gefallen seyii. Olmsted bat in seiner Abhandlung über
diefs November -Phaenomen (Sil lim. Amer. Journ. BcL 25
und 26) die Thatsachen zusammengestellt, welche hierauf
Bezug nehmen. Diese sind nun:
1) H. Garland von der Nelson C°. theilt mit (Rich-
in ond Enquirer) dafs ein grofser Wassertropfen auf
eine Tonne gefallen sey; er sah sogleich nach und fand
eine Substanz von dem Aussehen und der Gröfse eitles
25 Cent. - Stückes, ähnlich geronnenem Eiweifs, oder noch
mehr, wie Gallert»
2) In Rahway (N. Jersey) sahen mehrere Personen
feurigen Regen auf den Boden fallen und bei näherer
Prüfung fand man »Klumpen von Gallerte«.
3) In Newark (Neu Jersey) fand man gleich nach
Sonnenaufgang eine gallertartige Masse, die man ihrer son-
derbaren Structur wegen für meteorischen Ursprungs hielt;
sie glich weifser Seife, war wenig elastisch und verdampfte
leicht bei Anwendung von Wärme.
4) Zu West -Point sah eine Frau bei Sonnenaufgang
etwas vor sich niederfahren, sie fand eine runde, abge-
plattete Masse von der Gröfse einer Obertasse, kleister-
ähnlich und so klar, daüs sie den Boden dadurch erblicken
konnte.
5) In Hardford wurde ein Einwohner durch eine ge-
gen seine Fenster schlagende Feuerkugel aufgeweckt.
III* Nachrichten von Feuerkugeln.
1. Wirkliche Feuerkugeln.
Diese Unterabtheilung umfafst alle diejenigen Erschei-
nungen (d. h. nur die in den früheren Verzeichnissen
noch nicht erwähnten), von denen es selbst in dem frühe-
sten Altertbum erwiesen zu seyn scheint, dafs sie Feuer-
45
kugeln gewesen sind, wirkliche »ßoliSeg etarpstneSv«; Pli.
nius sagt von ihnen nach der Meinung der Alten über
die Identität der Feuerkugeln und Blitze (Bist, nah II, 26):
nIta differre a lampadibus, i. e. facibus, quod faces vesti-
gia longa faciant, priore ardente parte; boliPtero per-
petuo ardens longiorem trahat limitem."
Ich trenne hier von den folgenden Nachrichten alle
diejenigen , die blofs mit »faces" oder „ignisu> oder „acies
vel hastae igneaeu u. a. in. bezeichnet sind, um diese in
der zweiten Unterabtheilung sodann initzutheilen; vielleicht
dafs später ein oder der andere Fall unter die wirklichen
Feuerkugeln eingereiht werden kann.
89 a. Chr. (91). Sub ortu solis globu signis a septen-
trionali regime cum ingenti sono coeli emicuit (in Italia)
In Vestinis per dies Septem lapiMbus testisque pluit
. . . (Lyeosth. I. c. p.203) ».).
89 a. Ch. (91)» InSpoletino colore aureo globus ignis
ad terram deeotutus, maiorque f actus e terra ad orientem
ferri visus, magnitudmem solis obtexit (Lyc.)
86 a. Chr. (88). Stratopedo sidus ingens coelo de-
missum (Lyc.).
73 a. Chr. ( 75 ). Lucullus contra Mithridatem pugna-
turus quum iam copias in aciem educeret et nullo prorsus
indicio praecedente ingens flammeum corpus, aere re-
pente confracto, intra duos exercitus est elapsum. Erat
id corpus forma quidem dolio, argento eero ignito colore
persimile (Lyc. ex Plut. in vita Luculli).
42 a. Chr. (44).* Unter den von Lycosthenes f. 220
— 224 angeführten Wunderzeichen bei Caesar 's Tode
werden auch einige auf Feuerkugeln bezügliche Nachrich-
ten mitgetheilt.
Post Christum.
72 April 8. Sidus gladii figura in coelo apparuit urbi
(Hierosolymae) immanens die, qui octatms erat mensis Apri-
lis (Lyc).
1 ) Diese Nachricht, so wie die folgenden sind sonderbarer Weise von
Chat 1 es nicht in seinem Katalog aufgenommen. D. V.
*
46
187, 199, 194. Häufige Sternschnuppen oder Meteor-
schauer ').
? 412 . . . Gainas fortissimus Hie Scytha qui Romanum
ineasit magno cum exercitu Imperium . . • eas insidias Stella
ensis spfhiem referens portendit, quae supra modum spien-
dida fuit (qualem nunquam antea apparuisse in literarum
memorium relatum est) supra urbem ipsam relucens et a
summo prope coelo ad terram ipsam pertingens (Lyc.)
457. Super insulam Brittanniae Stella mirae magnitu-
dinis apparuity cuius radio globus igneus draconi simi-
lis adhaerebat. Ex cuius ore duo radii procedebant, quo-
rum unus ultra Gallium se extendebal, alter vero Tarsus
Hispaniam tendens in Septem minores radios terminabatur.
(Lyc.)
533. 556. 557/ Sternschnuppenscbauer.
584 en Dicembre. Un globe de feu parcourt le ciel
dans le mitteu de la nuü et repand une eite clartt au loin.
Des lueurs tr6s-Qives s'attaquent, se söpmrent et s'iteignent.
Le ciel est tellement eclairö, qu9on croit eoir naitre Vaurore
( Quet. )
585 September 26. Sternschnuppenschauer.
585 October23 (26). »Pendant trois nuits des feux
tombent du ciel — un globe de feu itinceUmt et produi-
sant un grand bruit tombe sur teure". (Quet.)
587. Des signes paraissent dans le ciel. Un globe
de feu tombe sur terre avec un grand bruit (Quet.)
587 Januar 1. A minuit apres une grande plme Von
mt en Vair une grosse malle de f eu* etincelante , qui
etrait $ä et lä. ( Chasles Catal. IL : Extr. de l'Hist. des
antiquit. de Paris.)
590. In hoc anno tautus terris nocturno tempore spien-
dor inluxit, ut medium putaris diem: sed et globi ignei
1 ) Da ich beabsichtige, spater ein besonderes Verzeichnifs aller auf ser ge-
wöhnlichen Sternschnuppenerscheinungen zu veröffentlichen, so erlaube
ich mir in Bezug auf die näheren Angaben der hier nur historisch -mit-
getheilten Meteorschauer auf dasselbe im Voraus zu verweisen.
Der Verf.
t7
simüitm per noctis tempora saepius per coelum cucurrisse,
incendiutnque illuminasse msi sunt (Perrey ex Gregor.
Turon. Üb. X. c. 23 > Quet.).
599. Des g lob es de feu parcourent le ciel comme
une multUude de lanoes (Quet.).
600. Herum signa quae superioribus a/mis eist fuerant
globi ignei per coelum currentes et ad instar multitudi-
nis astrorum ad occidentem apparuerunt (Perrey ex Air
moni D. Bouquet t. III. p. 109, Fredegarii Chron. eqp. X,
coL 603).
600. Les memes signes au ciel: car grands brandons
ie feu couraient par Vair, aussi comme les traces de feu
(Perrey: Chron. de St. Denis t. III. p. 259 > Quet.).
744. Sternschnuppenschauer.
745 Januar 1. Visi sunt in aere ignis ictus ea aer
täte raris nee ante intellectis paene per totam AngUam
(Perrey ex Antiquit. Brittann. p. 61 et Rog. de Hoeeden
Ann. rer. Angl. 231).
747. 750. Sternschouppenregen«
752. In Francia nocturno tempore visum est magnum
Signum in coelo, globus scilicet igneus a parte australi
declinans a Gaüiae finibus in partes Longobardorum (Lyc).
763. 764. 765. 770. Meteorschauer.
793 vor Mai. Flammet dracones per aera ignei-
q,ue ictus saepe t>ibrare et eolitare eidebantur ( Perrey ;>
Rog. de Hoveden Ann* rer. Angl. f. 238 ;>2fem\ Huntin-
don Hist. f. 197).
794. Visi sunt dracones flammet eolantes per aera.
(ib.)
795. Fulmina abdominanda et dracones per aSra hör-
ride ardentes eolitare eidebantur (Perr. >> Flor, hist: West-
immaster I, 239 ).
838. 839 (Febr.) 855 (Oct. 17): Meteorschauer.
855 August. Eodem mense (i.e. Augusto) duae stellae
maioris et minoris quantitatis visae sunt a parte oeeidentis
versus orientem ineidere, et hoc per decemvices adeo
48
altemaniium ut tnaiore permanente, minmr aliquotim dispa-
reret et appareret (Ann. Pertin. I. p. 449).
868. Zu derselben Zeit (September -Fasten) sah man
in Sachsen Feuer mit der Schnelligkeit eines Pfeiles in der
Luft hin- und her fliegen, von der Dicke einer Heustange,
.wie die Eisenmassen im Schmelzofen Funken aussprühen
und plötzlich wurde es vor Vieler Augen gleichsam in
Theerqualm verwandelt. Aber deren Bedeutung kennt allein
der Herr (Annal. v. Xanten deutsche Uebers. Berlin, 1852).
871. Nubes in a€re IV Idus August i velut exerci*-
tu* eibratis inmcem igneis spiculis cancurrerunt (Ly. > CA.)
899. 900. 901. 902. 911. 912. 913. Sternschnuppen-
schauer.
925 April 27 (Mai). Dans Fannie 313 le dernier jour
de Muharrem avant le coucher du soleil il tomba une
etoile dans une dfrection du Sud au Nord. La terre en
fut eclairte et en mime temps on entendit un bruit sem-
blable ä un violent coup de tonnerre (Squty Husn. Cod. 525
Acad. Sei. fol. 335 cit. v. Fraehn in d. Akad. d. Wiss.
zu Petersb. 1836 Dec. 1).
925 Sept. 16 (21 n. St.). Dans cette annie (313) de
VHigyre on vit enEgypte une grosse etoile rayonnante
et langant des etoiles, d laquelle se joignait un gros
miteore, effrayant ä t>oir et tris rouge. Ce miteofe s'a-
t>an$a dans la direetion du nord ä Fest en se tortillani
comme un serpenj; sa langueur pouvait itre ewovron de
30 lances et sa largeur de 2. — Le mime phinom&ne se
renouvela le 24. de Dschumadi II (925 Sept. 16), com-
menget au coucher du soleil et dura trois heures, d fin
desquelles il s'iteignit (ib.)
931. 937. Sternschnuppenschauer.
944. Des g lob es de feu parcourent ks airs; quel-
ques-uns ont incendii des maisons. (Quet.)
970. Signum quoddam ignei coloris in coelo apparuit
(Lyc.)
970 October. Dans V annie 359 au mois de Sulhiddsche
(Oct. 970) une etoile tomba du ciel et illumina le monde
par
49
par ses rayons, autant que le solml. On entendit s'en iehap-
per un bruit semblable d un coup de tonnerre (Scjutifl. c.}
(990. 993. Sternschnuppenschauer.)
991 Octobr. 4. Dans la mtme annie (381), un jeuM
le tnois de Redscheb, on döcouvrit pendant la nuit une ttoile
d'une grosseur extraordinaire; eile itait partie de la rigim
ocddentale et se dtrig ea vers VOuest eri jetant un grand
nombre d'&tincelles de feu. (Frähn cit.L *. Domby Eist,
des Rois de la Manritanie prt. I. p. 158.)
1000 März 29 (April 4). Le vendredi saint on mit dans
beaucoup de lieux des lances de feu, Un dragon parmt
le soir dans les nuages. (Quet.)
(1001. Sternschnuppenscbauer. )
1002 Sept. 14. Dans Van 392 le 3 de Sulkhade (11. tnois)
un lundi il tomba une etoile, qui ripandit une clarte
comparable ä eelle 4e la lune dans s& plein au milieu de
la nuit. Cette clarU s'eteignit, mais . le -corps resta en
s'agitant de cöU et d'autre. A Voeuil il pouvait avoir deux
aunes de longueur et une de largeur. (Mrähn l. c. )
1002 December. Vers le coucher du soleil, un ser-
pent parcourt les airs et Von voit des lames de feu dans
le ciel. (Quet.)
1011. . Fax ardens instar turris cum magno fragore
e coelo eisa est cadere. (Ly.> Ch.)
1013 März. Dans le mois de Ramaszan (9. mois) de
Van 403 (1013 März) il tomba une ttoile de Vest ä
Vouest; sa lumiöre 6tait plus forte que celle de la lune.
Puis eile se brisa en 4clat aprhs avoir äurb une grande
heure (Frähn t. c).
1029 Ende Juli. Dans Van 420 au mois de Redscheb
il tomba beaMeoup des etoiles avec accompagnement
d9un bruit extraordinaire et de lumiäres trhs-vives
(Frähü l. c> Quet.) l).
1) Quetelet macht hierbei die richtige Bemerkung f dafs das fragliche
Geräusch -wahrscheinlich von einem Aerolithenfalle oder von Feuerku-
geln herrührte.
Poggend. Ann. Ergäntungsbd. IV. 4
50
1034 fliel ein Stern rmt Donnergetöse und spaltete sfch
bei seinem Falle (Frähn 1. c. und a. O.)-
1039. VIII Idus Aprilis visa est in coelo inter austra-
ten et orientahm plagam trabis igneae mirae magni-
tudinis, quae, currens per solem iam ad occasum eergen-
Um, visa est m terram c ädere, cuius vcstigia diu eideri
potuerunt (Lyc. > Ch.).
( 1657. 1060. Sternschnuppenschauer. )
1075 Juli. En Van 467 on mt en Mauritanie au mois
de Dilhidsche (12. mois) une itoile effrayante au firma-
ment (Frähn L c).
1077. Dominica Palmarum circa h. 6 sereno coelo Stella
apparuit (Lyc).
(1084. 1090. Sternschnuppenschauer.)
1093. Jaculum ignitum a MericUe usque ad Aquilonem
ferri visum est Calehdis Augusti, prima noctis hora. (Lyc.)
1093. Pridie nonas Aprilis circa diluculum stellae per-
plures de coelo simul cecidisse in terram wsae sunt, inter
quas unam maximam labi in terram (Lyc>CA.).
(1094. 1095. 1096. 1097. 1098. April \
(1101. Octfrr., 1104. M06. Februar JMeteorschauer)
(1116. 1118. Decbr. 1122. 1123 April)
SpecieH sind hier n*ch zu erwähnen :
1095. Februar 24 erblickte man einen Stern, der sich
in Sprüngen von Osten nach Westen bewegte (K. Pfaff:
Nachrichten über Witterung, Fruchtbarkeit, merkwürdige Na-
turereignisse etc., besonders in Württemberg von 807 bis
1815, aus gedruckten und ungedruckten Quellen zusammen-
gestellt in den Württemb. Jahrb. f. vaterländ. Geschichte.
Jahrg. 1850, I. S. 80 — 166).
1096? Die quadam adeesperascente nulfa in a&re appa-
rente nubecula, diversis in locis globi ignei emicuerunt
rursumque in alia coeli parte se condiderunt. Quod non
ignem sed Angelicae fuisse potestates animadeersum est
(Perrey> Chron. Alb. Stadeus f. 141 > Chron. Hirsaug.
t. I. p. 308). —
? 1118 April 14: Des Morgens zeigte sich am Himmel
51
eine Stunde lang im Süden ein so starker Glanz, dafs da-
vor der eben erscheinende Vollmond erbleichte. (Pf äff
a. a. O*)«
1143. Signa quoque in coelo apparuisse ferunt globas
ig neos variis in locis emicuisse, et deinde alia coeli parte
se condiderunt (Lyc.^>Ch.)>
( 1 157 : Sternschnuppenschauer. )
1168. Stettae duae ignei coloris, quarum una erat magna,
altera parva, apparuerunt in occidente fueruntque quasi con-
iunctae, postea disiunctae, longo deinde spatio apparere di-
stales in vigilia natalis Domini. (Lyc).
1169. Visi sunt globuli e coelo cadere in singula
castra Britanniae (Perrey^> Chron. Naumet. > D. Bouquet
t. XII. p. 564.).
1177. In nocte S. Andreae factus est ventus veke-
mens et apparuit lux mane veniens ab Oriente usque ad oc-
cidentem (Lyc).
(1199. 1202: Sternschnuppenschauer.)
1203 April 1 — 3: Hellleuchtende Feuer am Himmel.
(Pfaff a.a.O.).
(1366. 1398. 1399.| Sternschnuppenschauer.)
1382. „Vers le College du cardinal Le Mo ine on vit
en Vair de gros tourbiUons de feu, roulant au dessus de
Paris." (Perrey>Extr. de VHist. des Antiquit. de Paris
t II liv. X p. 555).
1465. Les troupes du Due de Bourgogne tenaient la
rille bloquöe, lorsque la nuit du 22. Septembre parut un
mtteore, qui öpouventa les assteg&s, d'autant plus qu9on
le vit comme sortir du camp ennemi. II vint tomber dans
es fossis proches de Vhötel d'Ardoise (Perrey ti. cf.
Chladni Abth. IIL).
1465. November 18. Un autre meteore sur les 6
heures du matin. (Perrey ib. u. Chladni a. a. 0.).
1478. In Helvetia in aäre pugnaniium magnis viribus
acies. Post aliquot deinde tnenses diversi generis cruces
4*
52
atque globi ignei, qui in terram cadmies rerum vestiffia
conspicientibus multis reliquerunt, visi sunt. (Lyc>Ch.).
1499. Lucemae 21. Mail draco ingens immani specie
volare visus est. (Lyc).
1511. Mediolani die sereno ac splendido stellae mt-
rum in modum micantes in coelo visae sunt. (Lyc).
1532. In multis regionibus dracones volantes in
aere gregatim visi sunt, coronis tecti, habentesque rostra
suilla int er dum numero 400 una volarunt (Lyc. ex
Job. Fincelio de miraculis post renatum Evangelium).
1532. In Babylonio regno ad septimum dient Martii in
medio noctis apparüit solt insolito suo splendore, quasi in
ipsa diei meridie, qui deinde in tenebras adeo versus est.
Deinde est Herum conspectus cumy insolitae figurüe atque
diversi generis, stellis hinc inde in coelo aberranübus ; —
draco ig neu s volans conspectus est. (Lyc).
1537. „In Francia inter Pabenbergiam ac silvam Thu-
ringiam 16. Januarii Stella stupendae magnitudinis in
coelo visa est, quae paullulum in aere detnissa jöirculi albe-
scentis formam induit, ex quo postea magno ventorum im-
petu excitatae in terram flammae ea tantum combussere, quae
alias edaci flamma non consumi solent, ntpote hastarum cu-
spides, catenas ac capistra equörum. Äliasve kominem lae-
sity nee Ulla aedifitia accendit. (Lyc. aut Job. FinceL). Diese
Erscheinung ist wahrscheinlich mit eiuem St. Elmsfeuer
verbunden gewesen). —
1538. In Germania versus örientetn stetla insolitae
magnitudinis radiis sangUineis in aere volitans. (Lyc).
1547. April 24 (v. St.). Halberstadii visus est glo-
bus atri coloris ex luna media versus Septentrionem magno
impetu ferri. (Lyc).
1547. Decbr. 15. Hamburgenses naitfae in medio noctis
gl ob um ardentem instar solis ad meridiem properantem
videre. (Lyc. ex Job. Fincel.).
154.7 mense Majo ad Salam sol clarissitne fulgens
duos globos circa se igneos habuit hinc inde sese mo-
53
ventes, quorum grandior demum ipsum solem adeo texit ut
plane ferrigineus appareret. (Lye. ex Job. Fincel).
1550. Globi ignei tres in Misnia Lipsiae in aere
de nocte visi, quos multi Studiosi aique etiam clarissimi
viri conspexere. (Lyc. aut. Fritschio).
1554. Schaluni (Chdlons) sexto Idus Martii intra
septimam ac octavam horam pomeridianam circa lunam
globus ardenSy cui lanceae cuspis inesse eidebatur, ab
Oriente in ocddentem vergens fiammasque hine inde ejiciens
cum fragore visus est. (Lyc).
1554 Undecimo Junii mensis die, ut M. Fritschius
scribit, in pago Blech, 5 milliaribus a Norinberga eirga
sanguinea in sole conspecta est, oum stellis sive globu-
lis lazureis, quos multa equitum turma vexillis lazureis
inter se utrinque ad duas. ferme horas in aere hostiliter
concurrens, subsecuta ßst, fuit ea rerum faeies in coelo
tum temporis, multi existimarunt, suboriturum summum exa~
minis diem. (I#c).
1554. Sic Jenae 13. Junii hora quinta pomeridiana
sol sanguineo plane colore visus; ad quem concurrentes
magno numero globi ignei ab Austro et Aquilone ad Bo~
ream eins splendorem obnubilaverunt. (Lyc. aut. Job. Fin-
celia).
Um die Mitte des XVI. Jahrhunderts, Marti-
nug Heinsius erwähnt in seinem Berichte de globo tne-
teoHco ignito 1641 Sept. 15. (25) (Frankfurt a.O, 1641)
u. A< §. 54 folgenden Fall: „Marcellus Squarcialupus Plum-
binensis, Medicus tr. de cometis part, 2. cap. 3 refert, se
Pisis vidif.se ghbum igneum de coelo ruentem.
1580, September 21, bemerkten die Einwohner in Stutt-
gart ein Feuermeteor. (Pf äff a. a. €).).
( 1602 Oct. 27 u, Nov. 16: SternschnuppenscUauer,)
1603 Septbr. 9 erschien eine Feuerkugel, welche Flam-
men auswarf und mit donnerähnlichem Krachen zersprang.
(Pfaff a. a. O.).
1624 Novbr. 7 erblickte man in Tübingen eine Feuer-
kugel. (Pfaff ib.).
54
1629 April 4 erblickte man in Tübingen einen fliegen-
den Drachen (ib.)*
(1635 u. 1636 Juli u. August: Sternscfanuppenschäuer.)
1636 in Monat- December „Armo 1636 mense Decembr.
noctu huiusmodi globus insignem et terrißcum sonum edi-
dit, qui in arce quoque Cüstrinensi audiri potuit. (Hein-
sius L c. §. 56.).
1640 April 4: Erdbeben in Holland nebst vielen Stern-
schnuppen und Feuerkugeln, (v. Hoff. Chronik etc. Bd. I
S. 294.).
1646 März 15. Feuerkugel zu Reutlingen. (Pfaffl. c.)
(1665 Jan. 9. Zahlreiche Sternschnuppen.)
1666 Juli 17 erwähnt Capocci den Fall einer Feuer-
kugel oder eines Aerolithen (Pogg. Ann. Ergängsbd. I.
S. 522.).
1682 itn Mai: Feuerkugeln an mehreren Orten. (Pf äff
a. a. O.).
1689 Octbr. 1 erschien nahe bei Boston in N. Ame-
rika ein hell leuchtendes Meteor mit einer heftigeu Explo-
sion. Eine etwas abenteuerliche Beschreibung der ganzen
Erscheinung findet man in Sillim. Amer. Journ. Vol. 43,
S. 399.).
(1706 Mai 12. 1710 August 10. 1716 August 18. 1717
Jan. 4. Zahlreiche Sternschnuppen.)
1719 Februar 22. Ausgezeichnet grofse Feuerkugel in
Stuttgart (Pf äff a. a. O.).
1721 Mitte März. Feuerkugel mit Blutregen zu Stutt-
gart. (Pf äff a. a. O.).
(1726 Octbr. 19. Zahlreiche Sternschnuppen.)
1733 Novbr. 4. Feuerkugel in Frankreich (Baum-
hauer in Pogg. Ann. Bd. 66 S. 522.).
(1741 Aug. 8. 1741 Decbr. 5. 1742 Aug. 10. 1743
Oct. 15. 1749 Aug. 15. Zahlreiche Sternschnuppen.)
1750 Juli 16. Feuerkugel nach Capocci (Pogg.
Ergänzbd. I, S. 522.).
1761 Juli 17. Feuerkugel nach Capocci (ib.).
(1766 Oct. 21. Zahlreiche Sternschnuppen.)
55
1771 Now&er 9. Feuerkugel in Vöring«. (Baum-
hauer a. a. O.).
(1781 Aug. Zahlreiche Sternschnuppen.)
1783 Aug. 18 erschien zu London iu S. 8. O. ei*e
helle Feuerkugel; sie zerplatzte mit Getöse und zersprang
in kleine Stücke. (SiHim. Amer. Journ. Bd. 35, S. 231.).
(1784 Juli 12, 24 bis 27, A«g. 6 bis 9. Zahlreiche
Sternschnuppen. )
1784 Septbr. 4. Feuerkugel zu Prag. (Bauinb. a. a. O.)
(1785 Juli 27. 1787 Novbr. 10. 1789 Aug. 10. 1798
Aug. 9. Oct. 12. Decbr.7. 1799. Aug. 10. Nov. 11. 12.
1800 Aug. 8. 1801 Aug. 8. Sternschnuppenschauer.)
1803 Jan. 21. Ab. zw. 11 u. 12 Uhr. Feuerkugel in
Schlesien mit herabgefallener Substanz (s. S. 42).
(1803 April 20. 1805 Octbr. 23. 1806 Aug. 10., 1809
Aug. 10. 1811 März 18. 1811 Aug. 10. 1812 Juni 18.
Sternschnuppenschauer. )
1812 Nov. 15 u. Dec. 26. Nachts erschienen Feuer-
kugeln gleich einem mehrere Sekunden dauernden Blitze,
welcher den ganzen Himmel mit einem bläulichen Lichte
erfüllte. (Pfaff a. a. O.)
(1812 Mitte Nov. 1813 Aug. 11. Nov. 8. u. 10. Au-
gust- u. November- Phänomen.)
1814 Aug. 3. Feuerkugel in Frankreich. (Baumh. a.a.O.)
1815 Mai 14. zw. 7 u. 8 Uhr Ab. ward zu Malakka
eine Feuerkugel von der Gröfse des Vollmondes über dem
südöstlichen Horizonte gesehen; ihre Richtung ging nach
N. W.; es folgte ihr ein brausendes Geräusch, wie vom
Donner. Die ältesten Leute iu Malakka erinnerten sich
keiner solchen Erscheinung und Manche hielten es für ein
Unheil verkündendes Omen. Die Malajen nannten sie
Autoo Api oder Feuergeist, ausgesendet um die Wohnun-
gen einiger gottlosen Menschen zu zerstören. Ein Chinese
wurde durch die Erscheinung so erschreckt, dafs ihn der
Schlag rührte. (Malacca Observ. Mai 15, 1920>JR<gK of
the Br. Ass. f. 1850.)
(1815 Juni 12 bis 18. Aug. 10. Sternschnuppenschauer.),
56
1817 April K. Feuerkugel am Rhein. ^Bauinli. Ta-
belle.)
(1817 Juni 12 bis 15. 17. bis 22. 1818 Aug. 14. No-
vember 13. 17. 19. 1819 Äug. & 13. 1820 Aug. 9. Sep-
tember 2. Nov. 13. Sternschnuppenschauer.)
1820 Nov. 29. 2 Dhr Nachts erschien in Calabrien über
Cosenza eine, grofse Feuerkugel, welche die ganze Gegend,
wie mit Tageslicht erhellte. (Bull, de VAc. Roy. de Brux.
1840 II, p. 2. cf. Gilb. Ann. Bd. 71, p.*370). Diese Nach-
richt verbunden mit der von 1839 Novbr. 29. veranlafste
Capocci zu seinen Untersuchungen über die nmthmafs-
liche Aeroüthenperiode von Ende November. —
1821 Aug. 30. Feuerkugel in Dresden.
1822 Oct. 13. Feuerkugel in Orenburg. (Baumhauer
Tabelle.)
(1822 Aug. 9. Nov. 12. 25. 1823 Aug. 5. 9. bis 12.
August- u. November - Phänomen.)
1823 Novbr. 27. wird von Capocci eine Feuerkugel
erwähnt. (Bullet, de VAc. de Brux. 1840, p. 2).
(1824 Aug. 12. Dec. 8. 9. 12. 14. 1825 Jan. 2. Aug.?
Sternschnuppenschauer.)
1825 Nov. 3. kurz nach Sonnenuntergang ward in Cal-
cutta ein merkwürdiges Meteor beobachtet; es hatte die Ge-
stalt einer länglichen Feuerkugel, war ungefähr 4 mal klei-
ner als der Mond und von blasser Farbe; die Richtung
dieser Feuerkugel ging von Ost nach West, beinahe hori-
zontal bei einer Höhe von ungefähr 30°. Sie Unterlief*
nach 5 bis 6 Sekunden Dauer einen Funkenschweif, wel-
cher plötzlich, aber ohne Explosion erlosch. (Rep. of the
Brit. Ass. f. 1850.)
1825 Novbr. 22 ward zu Calcutta südwestlich vom Ko-
meten ') eine grofse Feuerkugel einige Minuten lang in leb-
haftem Glänze gesehen, bis sie endlich verschwand (ib.).
1825 im Novbr. I Stunde nach Sonnenuntergang ward
in der Stadt Newton im Staate Ohio eine grofse von Ost
1) Wahrscheinlich der von Pons und Bicla entdeckte, welcher im Oc-
tober mit blofsen Augen sichtbar war (nicht zu verwechseln mit dem
bekannten Biela'schen Kometen von 1826). D. V.
57 v
nach Süd in ratcber -Bewegung dahinscfcMfsende . Feuer-
kugel gesehen; sie war grtffeer als der Vollmond; ein Theil
des Meteors trennte sich von den* übrigen Körper und
stürzte in schräger Richtueg auf die Erde herab: ia ge-
ringer Höhe zersprang sie in eine Menge kleiner Feuer-
kugeln, aber ohne Geräusch; auch ward keine Masse aul
der Erde gefunden, welche von ihr herrühren könnte.
(Sill. Amer. Journ. Vol. 26, p. 134.)
( 1626 Aug. 3. 10. 14. lö. Zahlreiche Sternschnuppen
und Feuerkugeln.)
1826 Aug. 18 u. 27. wurden in England Feuerkugeln
von bedeutender Gröfse gesehen. (Land. ete. Phil. Mag.
Vol. 68, No. 34L)
1826 im Septbr. Feuerkugel zu Waterville mit Meteor-
steinfall (s. S. 26).
(1826 Nov. 6. 7. Dec. 6. Zahlreiche Sternschnuppen.)
1826 Dec. 31. In der Dämmerung Feuerkugel im Lip-
pe'schen. (Kämtz: Meteorologie Bd. III, S. 296 ').
(1827 Aug. 14. 15. 1828 Aug. 10. Nov. 11. August-
und November - Phänomen.)
1826 Nov. 11. 12. erblickte man zu Sury (Dep. Loire)
eine sehr grofse Feuerkugel nebst einer sehr grofeen An-
zahl von Sternschnuppen. {Ac. de Paris 1836 Juli 11.)
1829 August 26. Feuerkugel zu Parma. (Plieninger
< Kämtz a. a. O.). «
1830 Febr. 15. 7 Uhr 10 Min. Ab. (?) beobachtete
Mr. Hopkins auf dem Wege von Edgbaston nach Bir-
mingham eine helle Feuerkugel vou der Gröfse des Voll-
mondes; ihre Bewegung war sehr rasch von N.O. nach
S.W.; sie blieb 2 Sekunden lang sichtbar, verschwand
dann für einen Augenblick, erglänzte noch zwei Sekun-
den und erlosch endlich plötzlich. Sie hinterliefs einen
Schweif, welcher sich noch einige Zeit länger zeigte.
1) Da diejenigen in dem Verzeichnisse von Kämtz enthaltenen Nachrich-
ten, welche er aus anderen Quellen, als den Verzeichnissen von C h 1 a d n i
und von Hoff geschöpft hat, noeh nicht in diesen Annalen veröffentlicht
sind, so erlaube ich mir, sie hier der Vollständigkeit halber, unter die
anderen Nachrichten einzureihen. D. V.
58
(Rep. of the JHf. Ass. f. 1850.) (Sollte diese Erscheinung
nicht identisch seyn mit dem Meteorsteinfall von Bicester
1650 Febr. 15. 7^ Uhr Morgens? vielleicht ist bei einer
von beideü Angaben ein Irrthum in der Zeit.)
1830 Oct. 10. Feuerkugel in Krusenstern (Baumhauer
Tabelle. )
(1831) Dec. 7. 12. Zahlreiche Sternschnuppen.)
1831 Jan. 12. Feuerkugel zu Breslau. (Plieninger.)
1831 Aug. 10. Regen von Feuerkugeln. (Quet. nouv.
Catal. )
(1831 Novbr. 13. November - Phänomen.)
1831 Novbr. 29. 9^ Uhr Ab. sahen Wildwächter in
der Gegend von Hildburghausen eine Feuerkugel von der
Gröfse des Mondes im Westen aufsteigen. (Kämtz Meteor»
III. S. 298.)
1832 Jan. 2. Ab. 8 Uhr zerplatzte gegen Nordost von
Berlin eine glänzende Feuerkugel von bedeutender Gröfee,
gleich einer Rakete. Das Licht , welches sie verbreitete,
glich dem des Mondes. — (Kämtz a. a. O. cit. Haude-
u. Spen. Zeitg. 1832 No. 4). —
An demselben Abende bemerkte man in Bordeaux
ein glänzendes Meteor. Es verbreitete einen lebhaften grün-
lichen Schein um sich her, erschien dem Auge in der Gröfse
einer 24pfündigen Kugel und verschwand mit Blitzesschnelle
ift der Richtung von N. nach S.W. (ib.).
1832 Febr. 7. Feuerkugel zu Laucuburg. (Plien. >
Kämtz. )
1832 März 15. Von West nach Ost ziehende Feuer-
kugel zu Berlin (ib.).
1832 April 11. ward bei Singhea Tirhut in Bengalen,
um 4 Uhr 45 Min. Morg. eine Feuerkugel von 5 Sekun-
den Dauer von West nach Ost ziehend gesehen. (Journ.
of the Asiat. Soe. of Bengal Vol. IV, p. 713),
1832 Mai 20. 6 Uhr 40 Min. wurde daselbst eine schöne
Feuerkugel von blauer Farbe gesehen, welche von N. nach
£. «og (ib.).
1832 Mai 31. Feuerkugel in Riga ( Plien. > Kämtz).
59
? 1832 Juni 23. 10 Ufer Ab. beobachtete man zu Delhi
eine merkwürdige Erscheinung: es stiegen nämlich am ost-
südöstlichen Himmel 3 Feuerkugeln auf (?) und vereinigt«
sich bei 15° Höhe zu einem grofsen FeuerbalL (Rep. etc.
f. 1850.)
1832 Juni 29. Feuerkugel zu Brest. — In der Nacht
vom Juni 29. 30. Feuerkugel in 49° 10' N.Br. und 5° 45'
W.L. (Plien.>Kämtz).
1832 Juli 24. ward zu Merut in Indien eine grofse
Feuerkugel gesehen in der Richtung von W.N.W. (Rep.
etc. f. 1850).
1832 Oct. 6. Feuerkugel zu Berlin (Plieu. > Kämtz).
1832 Oct. 13. Feuerkugel zu Ulm (ib.).
1832 Oct. 24. Feuerkugel zu Grünewald (ib.).
(1832 Novbr. 12. 13. Großartige Entfaltung des No-
vember-Phänomene* an mehreren Orten. — )
1832 Novbr. 13. zeigte sich 3 Stunden lang (?) von
2 bis 5 Uhr Morgens bei Cöln eine grofse kometenartig-
geschweifte Feuerkugel mit raketenähnlichen Auswürfen
von Nord nach West (Kastn. Archiv Bd. VI, S. 303).
1832 Novbr. 14. Grofse Anzahl von Feuerkugeln in
England.
1832 Nov. 14. 6 Uhr Morgens fuhr zu Brunmck in
Tyrol ein Lichtstreif plötzlich von der Mitte des Firma-
mentes hinab ; nahe am Horizonte in der Mitte seines Laufes
dehnte er sich zu einem langen Schweife aus, welcher in
wellenförmiger Bewegung eine Zeit lang anhielt: hierauf
bildete sich ein Lichtnebel, ähnlich einer weifsen Wolke,
welcher eine Viertelstunde stationär am Himmel blieb. Das
Licht war so intensiv, dafs man die kleinste Schrift lesen
konnte. Der Himmel war zu dieser Zeit klar und wolken-
los und die Luft merkwürdig rein und ruhig. Zu derselben
Zeit fand der grofse Sternschnuppenfall in Tyrol statt
(Franz v. Riss Lichterscheinung von 1832 Novbr.).
1832 Novbr. 18. Grofse Anzahl von Feuerkugeln and
Sternschnuppen zu Bulrampore und Agra in Indien. (Rep*
etc. f. 1849).
60
189t Nov. 19. 20. In der Nacht sehr viele Feuerkugeln
in England (Plien. >> Kämtz).
1832 Decbr. 30. Feuerkugel in Bonn (ib.).
1883 März 18. 5 Uhr 27 Min. mittl. Zeit von Madras
ward zu Madras von dem dortigen Astronomen T. G. Tay-
lor eine Feuerkugel von grofsem Glänze nach N.O. zu
erblickt; sie verschwand nach einer Dauer von 2 — 3 Se-
künden bei 35° Höhe. 6J Minuten nach ihrem Erlöschen
hörte man ein Geräusch, welches höchst wahrscheinlich
von dem Zerspringen der Feuerkugel herrührte (Rep. of
the Br. Ass. f. 1850).
1833 April 19. Feuerkugel zu Nürnberg und Prag
(Plien.>Kämtz).
(1833 Mai 1. Zahlreiche Sternschnuppen.)
1833 Mai 20. Feuerkugel zu Chichester (Plien. >
Kämtz.)
(1833 Aug. 7. 9. 10. August -Phänomen.)
(1833 Septbr. 17. Zahlreiche Sternschnuppen während
eines Nordlichtes.)
( 1833 Novbr. 12. 13. Grofsartige Entfaltung des No-
vember - Phänomene*.)
1833 Decbr. 12. 13. wurden zu Hautsville in Alabama
Sternschnuppen und Feuerkugeln in grofser Anzahl ge-
sehen ( Bresl. Zeitg. 1834 März 7 ).
An demselben Abende beobachtete G. v. Wal deck in
Frankreich eine grofse Feuerkugel {Bull, de VAc. de Bru-
xelles 1839, /. p. 500).
1834 Jan. 30. 7 Uhr Ab. sah man zu Cozinghain bei
Gainsborough eine von Ost nach West ziehende Feuer-
kugel (Kämtz).
1834 Febr. 4. 8 Uhr Ab. sah man in Mittel- u. Ober-
schlesien eine Feuerkugel von der Gröfse des Vollmondes
in geringer Höhe über dem Horizonte (Schles. Provinz.«
$lätt. 1834 März).
1834 März 10. als der Wind um 3} Uhr Morg. sehr
«tark ging, hörte man in Hirschberg in Schlesien einen
heftigen Donner, welcher von der Explosion einer glänz-
61
vollen Feuerkugel herrührte ( Kämtz [> Preufs. Staatszeitg.
Mo. 78, 1834 )•
1834 Mai 15. zwischen 6 und 6^ Uhr Morgens ist zu
Bunzlau ein ausgezeichnet schönes Meteor beobachtet wor-
den (Brest. Zeitg. 1834 Mai 26).
1834 Juni 7. 8 Uhr Ab. sah man zu Philadelphia in
S.W. ein glänzendes, weifses Lieht, das seine Strömung
gegen den Zeuith hatte; es dehnte sich in nordöstl. Rich-
tung quer über den Horizont aus. Der Glanz des Lichtes
dauerte ungefähr 10 Minuten, dann nahm es nach und
nach ab, und verschwand plötzlich in einer halben Stunde
(Kämtz>Ausl. 1834 No. 236).
(1834 Aug. 9. 10. August- Phänomen.)
1834 Oct. 2« kurz vor 7 Uhr Ab. bemerkte man zu
Cöln am nordöstlichen Himmel in der Nähe des Sternes
Algenib im Perseus eine prächtige Feuerkugel von blen-
dend weifsem Lichte, an Glanz und Gröfse den Jupiter
übertreffend. Mit ziemlicher Geschwindigkeit bewegte sie
sich nach nördlicher Richtung fast parallel mit dem Hori-
zonte und verschwand plötzlich nach ungefähr 2 Sekunden,
nachdem sie sich kurz vorher in zwei Hälften getheilt hatte
(Kämtz>Preufs. Staatsanz. No. 279).
( 1834 Novbr. 13. 14. November - Phänomen.)
1834 Novbr. 30. Feuerkugel von Capocci erwähnt
( Bullet, de VAc. R. de Brux. 1840 //, p. 3 ).
%
2. Erscheinungen, von denen es noch mehr .oder weniger problema-
tisch ist, ob sie Feuerkugeln sind, oder nicht.
Ante Christum.
500 (502). Hastae militares ad multam noctem in coelo
ardentes msae (Lie. et JuL Obsequens cap. 9 dt. Lyc.).
467 (469). Themistocles quam navali praelio contra
Xerxem pugnaret, fiammam tnagnam ab Eleusine illuxisse,
sonitum' quoque ac vocem exauditam esse narrat (Lyc.^> Ch.
ex Plut. Them. ).
463 (465). Coelum ordere nimm (Lit>. et JuL Obs.
cit. Lyc. > Ch. ).
62
461 (463). Coelum Herum ordere visum, phtrimo igni
portentaque alia aut observata oculis aut vanas exterrith
ostentavere species . . . (Litt, et Jul. Obs. 14 — Lyc. > CA.).
460 (462). Herum coelum ardere visum ei bos locuta
(ibid.).
458 (460). Et coelum Herum ardere visum, cui rei
priore anno fides non fuerat data, variae spectrorum facies
horrendaeque voces oculis et auribus hominum obsereatae
sunt. Inter alia prodigia et carnem pluit, quem imbrem
ingens numerus aetum inter eolitando rapuisse fertur; quod
intercidity sparsum ita iacuisse per aliquot dies 9 ut nihil
edor mutaret (Liv. III. 10. — Lyc.^> Ch.):
409 (411). Mota est plerisque Graeciae lods terra;
in Hiera noctu ignes extitere, interdiu fumus velut ex Ca-
mino quodam redditus est (Lyc.^>Ch.).
348 (350). Chasma ingenti incendio decidit de coelo
in terras ( Plin. lib. II c. 27 > Lyc. — Ch. ).
342 (344); Cui (Timoleonti) noctu pelagus ascendenti
et secundis Dentis mare percurrenti, repente coelum scindi
visum et supra navem multum lucidissimumque ignem effundi
(Plut.>Lyc.~Ch.).
332 (334). Ab eodem Alexandro in Aegypto visae
sunt nubes ardentes 1e coelo tanquam faces descendere, qua-
rum incensu totus campus ardeat (Vincent, libr. V. cap. 55.
> Lyc. — Ch. ).
278 (280). Xerxes quartus, Persarum rex, direpturus
Graeciam quum magnam vim hominum in eam transtulisset
contendissetque Apollinis templum spoliare, in maximum ve-
nu periculum; nam devohebantur ex monte in eius exerci-
tum duo saxa, cadebantque ignita spicula cum horrendis
tonitruis e coelo. (Münster et Aventin. ;> Lyc. — Ch.)
234 (236). In Thusda coelum arsit. (Cassiodor.>
Lyc. — Ch.).
221 (223) ... apud Thuscos coelum ardere visum. Arir
mini noctu multa lux clara effulsit: tres lunae distantibus
coeli regionibus exortae (Lyc.^> Ch. ).
214 (216) ... Praeneste ardentes lampades de coelo ce-
63
ciderunt. Arpis parma in coelo, luna cum sole eertare et
inderdiu etiam duae lunae visae. Ancii metentibus cruentae
in orbem spicae ceciderunt. — Capuae coelum ardere Visum
(Liv. et Jul. Obs. cap*S\.>Lyc).
212 (214). Legiones armatae in janiculo visae etiam,
quae tarnen mox cum ad arma concursum est evanuerunt
(Lyc > Ch.).
206 (208). Timoleon, dum e Corinthis oonductis trire-
mibus solvisset, cantinente nocte fax ardens in coelo nar>%-
ganti ei perluxit, donec in Italiam cum omnibus suis copiis
pervenit (Diodor. SieuL de Philippo Maced. ;> Lyc. — Ch.).
204 (206) ... Spicae cruentae a metentibus (nicht Jfe-
tensibus, wie Chasles schreibt) visae ... Liv. (Lyc. — Ch.).
202 (204). Fax Setiae ab ortu solis in occidentem por-
rigi visa ... (Liv. et Jul. Obs. c. 43 >Lyc).
201. (203*). Anagniae sparsi primum ignes in coelo,
deinde fax ardens ... (Liv. et Obs. c. 44 ^> Lyc. — Ch.).
197 (199). In Lucanis coelum ardere visum (Lyc. >
Ch.).
173 (175). Fax in coelo visa Gäbiis (Liv. et Obs.
c. 64. > Lyc).
171 (173). Arcus interdiu sereno coelo super aedem
Saturni in foro Romano intentus tres simul soles ejfulse-
runt. — Faces eadem nocte plures per coelum lapsae sunt.
— (Liv. et Obs. c. 66 > Lyc),
170 (172). Lanuvii classis magnae species in coelo
visa (Lyc).
168 (170). Antiocho secundam profectionem in Aegy-
ptum parante per universam Hierosolymam quadragmta com-
tinuis diebus viderunt per aera equites discurrentes etc.
(Lyc).
166 (168). Anagniae fax in coelo conspecta; Mintur-
nis per eos dies coeli ar dentis species affulsae . . . (Obs.
c 69 > Lyc ).
164 (166). Anagniae fax ardens in coelo visa (Obs.
c 70 > Lyc).
163 (165). Lavinii fax in coelo nocte visa . . . (Obs.
c 71 <£Lyc).
3ü
64
ICO (162). Capuae nocte sol Visus . . . coelum arsit
(Obs. c 73>iyc.).
159 ( 161 ). Anagniae nocte coelum arsit ... ( Obs.
c 74 <! Lyc. ).
139 (141). Praeneste et in Cephalenia signa de coelo
ceeidisse visa (Lyc.).
134 (136). Praeneste fax ardens in coelo visa . . . se-
reno tonuit (l#c.\
131 (133). InAmiterno sol noctu Visus est eiusque lux
aliquamdiu eisa (Lyc.).
104 (106). Ronme interdiu fax sublime volans con-
specta (Lyc).
102 (104). Arimini arma coelestia* tempore utroque
ab ortu et oceasu visa pugnare et ab occasu vinci. (Lyc.)
100 (102). Ex Atmria et Tuderito Italiae urbibus re-
nuntiatum est% noctu per coelum hastas afdentes et cuta
principio ervantia eisa fuisse. Deinde ad mvicem irruentia
more hominum pithrantium ade impetu facto. Tandem his
cedentibus Ulis imequentibus omnes versus occasum abiisse
(Lyc.) (Sollte diefs vielleicht auf einen Sternschnuppen-
schauer hinweisen?).
98 (100). Fax ardens Tarquiniis late visa, subito la-
psu cadens (Lyc).
92 (94). Fax in coelo (in Vestinis) apparuit et totum
coelum ardere visum (Lyc).
91 (93). Vulsiniis prima luce flamma coelo emicare
visa, cum in unum coisset, os flammae ferrugineum ostendit:
coelum eisum descendere, cuius hiatu vertices flammae ap-
paruerunt (Lyc).
90 (92). Fax in coelo visa (Lyc).
61 (63). Trabs ardens ab occasu ad coelum extenta
(Lyc).
42 (44). Verschiedene Feuerzeichen vor und nach der
Ermordung Cäsar's s. Lyc. a. a. O. fol. 220 — 224.
28 (30) . . . Stellae quoque visae sunt, quas Graeci co-
metas vocant (Lyc).
15
65
15 (17) ... Fax ardens coek&tls ameridiano adseptm-
trionem extenta lud diurnae similem in nocte fecit (Lyc).
Pest Christum natum.
16 . . . Sol totfts hominibus deficere, et coeli magna pars
ardere visa est; ignitae trabes cadere de coelo (Lyc^ Ch.).
48. Coekm ardere nisum est mirum in modum (Lyc.
>Cä.).
(72. Chasles fiÄrt unter* diesem Datum folgende
Stelle aus Lycosthenes an, die ich aber in dem Origi-
nal nicht habe finden können.
„Ad XI Cal. Jtmii eist sunt per aerem dieersis coeli
regionibus vagari et armatae acies tvmare nubila").
162. L. Aurelius Cammodus quum Atkenis sacrificaret,
ignis ab Oriente ad occidentem in coelo forri Visits est (Lyc.
>Cä.)-
167. Legknus apud Herodianum, Commodi temporibus
Stellas per totum diem apparuisse, quasd&m etiam in lon-
gius perductas, medio quasi aere suspensas. Quod argu-
mentum erat non accensae sed tersae et coactae nubis (Lyc).
Ebenfalls vielleicht eine Andeutung eines Sternschnuppen-
falles; ebenso:
192 . . . Stellae Herum per diem perpetuo apparuerunt
(Lyc).
194 . . . Julianus imperator pridie, quam occideretur a
Persis, ignem e coelo descendere vidit .,» Stellae etiam vi-
sae sunt per diem clarissimae . . . (Lyc).
196. Eodem imperante (Severo) ignis serptntinus in
aere, qua parte spectat ad Septentrionem, est visus, ut eo
plerique urbem totam comburi, multi coelum ipsud ardere
existimarent, quod coelo sereno plutia rori similissima, co-
lorisque argentei in forum Augusti defluxit (Lyc).
384. Theodosii imperatoris temporibus terribile Signum
in coelo columnae per omnia simile apparuit (Lyc).
393. Theodosio imperante prodigia insolita Disa sunt,
quae futura orbi mala portenderunt. Primum namque ino-
pinata et insolens Stella in coelo medio noctis tem-
pore prope luciferum refulgens apparuit y circa eum ipsum,
Poggend Ann Ergänzungsbd. IV. "
66
qui Zodiacus dicitur, circukim. Ea quae propter cormscan-
tes radios ingens et lucida esset, non admodum Lucifero
cessit. Paullatim vero ad eam ingens etiam aliarum
stellarum vis aggregabatur. Spectaculum, id si m-
disses, apum examini, quae circa ducem suum in orbem ob-
volitant, contuUsses. Et quae veluti ex mutua et violenta
concussione ab omnibus eis emicuit lux in unam quandam
flammam commista evadebat . . . Quöd enim retiquae stellae
in idem reciderent visum et una eaque sola, quae primum
conspecta fuerat, habitu toto t>eluti radix ad capulum ali-
quod appareret . . .
Quae quum ad quadragesimum usque ad dient ensifera,
seu potius ensis formam referens apparuisset, evanuit. (Lyc.)
(Diese Erscheinung hat viel Rätselhaftes und Wun-
derbares an sich, wenn sie auch, aller Wahrscheinlichkeit
nach, ein Komet gewesen ist).
400. Coelum arder e visum est (Lyc. > Cft.).
412. Gainas, fortissimus Uta Scytha etc. s. S. 46.
Diese Erscheinung wird von Chasles nicht erwähnt,
dagegen folgende angedeutet:
412. Quum autem sol defecit, „fulgor quidam simul in
coelo apparuit" (Ch.), coni sive metae speciem ferens, quam
ineruditi quidam cometam crinitamque stellam esse dixerunt.
Nihil enim, quae in eo visa sunt, cometae simile fuit. Nee
fulgor is in comaim abiit, neque stellae prorsus speciem re-
tulit: sed veluti Lucernae cuiusdam magnae flamma per se
ipsam subsistere visa est, nee radii eins aliqui stellae cu-
iusquam formam subiere. Ipso quoque motu variavit Nam
ea parte, qua sol per aequinoctium oritur fulgor is moveri
coepit: et inde iuxta eam, quae in Ursae cauda sita est,
stellam ultimam sensim evadens, ad oeeidentem ctirsum te-
nuit. Postquam autem coelum est dimensus, motu suo qua-
tuor mensibus longius perfecto disparuit: Vertex eins aip-
quando quidem in magnam et acutam longitudmem abiit . . .
videri autem coepit ab aestate media fere usque ad autumni
finem (Lyc). — (Hiernach also ein Komet; nach der An-
gabe von Chasles, könnte man aber die Erscheinung nur
auf einen Glanz oder Blitz beziehen).
67
434* Signa plurima in coelo visa sunt; Vespere ab
Aquilane coelum efficitur rubeum, ut ignis intermimtus per
igneum ruborem clarioHbus lineis in hastarum speciem de-
formatis (Lyc> Ch.). (Wahrscheinlich ein Nordlicht).
488. Varia signa in coelo et insoliti corneae apparue-
runt (Lyo).
541. In dicersis GaUiarum locis dwersa signa msa
sunt (Lyc).
555. Lanceae species in coelo. apparuit a septentrione
in occidentem (Lyc).
556. Medardo Noeiomensi et Tornacensi moriente coe-
lum apertum est et divrna micaverunt luminaria
spatio horarum duarum. (Sigebertus in chronicis^
Lyc).
(Meiner Ansicht nach durfte diese Nachricht eiaen ähn-
lichen Sternschnuppenfall anzeigen, als die vonQuetelet
Dach Herr ick vom Jahre 558 erwähnte (Nouv. Catal.
etc p. 22):
558. „Quelque temps apräs il y eut une grande pluie
d'etoiles depuis le soirjusqu9 au matin de manihre que chacun
fut effrayö et s'ecriait que les etoiles tombaient." (hist. By%.
t. VII p. 304).
557 . . . Prodigia plurima extitere. Ingentes terrae mo-
tus concussiones et hiatus, stellarum faces admirandae (Lyc),
563 ... On voit le ciel en feu. Beaucoup de signes ap-
paraissent. ( Quet. ;> Greg. Turoni bist. ).
567 . . . Hastae igneae in coelo visae sunt, portendentes
irruptiones Longobardorum in Italiam (Lyc^> Ch.).
570. Igneae acies in coelo per Italiam visae, sangui-
nem emanentes (Lyc. >► CA.).
570. Igneae acies de coefo discurrere vidit Italia, con-
flictus quoque et tubarum sonitus, guttis sanguineis ex alto
in terram decidentibus ( Quet. > De naturae divinis chara-
cterismis) auct. Com. Gemma 1575 p. 217.
575. Per coelum fulgor discurrere visus est (Perrey...
CR. t.XIV, p. 69).
5*
68
577. On r>oit daus le ciel des signes: ttingt lumrs pa-
raissent et dis paraissent." (Greg, de Tours eit. t>. Quet.)
580. 582. 586. Dieselbe Nachricht, wie bei 575 (Per
rey 1. c).
595. On voit beaucoup de signes dans le ciel (Quet.).
603. Signum sanguineum in coelo apparuit, quasi hasta
sanguinea et lux clarissima per totem noctem eunetis ap-
paruit (Lyc. >► Ch. ).
673. Anno Constantini V. Imper. quarto iris atque ignis
apparuit in coelo mense Marty) adeo horrendae magnitu-
dinis, ut mortales ultimum diem consummationis praesto esse
clamitarent (Lyc).
735. Ignis in coelo Visus (Lyc).
740. „Des signes paraissent dans le ciel, dans la lune
et dans les etoiles." (Ann. Xantens. Pert» Monum. Germ.
Bist. > Quet. ).
741 Febr. od. März (Vor Ostern): De neuveaux signes
paraissent dans le ciel (Quet.).
778. Actes pridie Cal. Febr. apparuere; (visa est
et Mercurii Stella 16 Cal. Aprilis in medio sole
eelut macula quaedam nigra (?) (Lyc).
786 Decbr. Des Lances effrayantes, telles qu9on n9eu avait
jamais vu (Quet.).
803. Actes mirae magnitudinis in a$re visae sunt (Lyc
>Ch.).
807 Febr. 26 (März 3.). „Des lances, en nombre iton-
nant paraissent pendant la nuitu (Quet.).
808. IV. Cal. Mart. apparuerunt acies (Lyc. >• CA).
827. „Cette defaite avait eti prtsagke par les lances
qu9on avait tmes plusieurs fois parcourir le ciel avec
les couleurs de sang et de feu." (Quet.)
836 Febr. „Des lances admirables paraissent dans le
ciel se dirigeant de V Orient vers l'Occident." ( Quet. )
837. »Ein Kouietstern wurde gesehen, der übermttfsige
Funken gen Osten aussandte; vor den Blicken der Men-
schen war er 3 Ellen lang. « (Annal. v. Xanten in Deutsch.
Uebers. 1852).
69
838 Febr. 16. (21). „On voit dans Vair du feu, ayaht
la forme d9un serpent.u (Quet.)
839. „Actes quoque in coelo igneas mense Februarii,
sed „et Stellas igneos crines emittentes crebro ordert contigit"
(Ann. Bertin.).
839 März 25. (30). „Des süperbes lances apparaissent
le soir et remplissent le del." ( Quet. )
840 März 28. (April 2). „(Au temps de Pdques) le
eiel parait rotige comme du sang — une trainie de feu part
de V Orient, une autre du Nord, et elles se reumssent, — des
lances semblables ä Celles de Vannöe pröcedente paraissent
pendant deux nuits (Quet. u. Jahrb. v. Fulda).
842 März 1. (6). „On voit dans le ciel des lances pen-
dant la premtire heure de la nuit.u (Quet.)
842. »In der Fastenzeit ein Stern im Westen mit
hellerem Strahle, als gewöhnlich von Osten her« (Venus
als Abendstern?) (Ann. Xant).
842 März 13. (18). „Des lances effrayantes paraissent
encore dans le ciel, ä la seconde* heure de la nuit, du cöte
de VOrient; elles s'Meignent et renaissent sans intermission.
II y a une grande clarU entre VOrient et VOccident, mais
ces lances remplissent surtout le Nord." (Quet.).
842 Mai 1. (6). „On voit encore des lances dans le
ciel.u (Quet.)
848 Nov. 27. (Dec. 2). „On voit des lances dans le
eiel au milieu de la nuit.u (Quet.)
848 Dec. 27. (Jan. 2. 849). „On voit encore des lances
de feu effrayantes, vers le Nord et V Orient. u ( Quet . )
855. Eodem mense (i. e. Augusto) duae stellae maioris
et minoris qumtitatis visae sunt a parte occidentis versus
orientem mcidere, et hoc per decem vices, adeo alter*
nantium, ut maiore permanente minor aliquoties nullatenus
apparere. (Ann. Bertin. I. p. 449).
(859. Aug. Septbr. Octbr. Sternschnuppenschauer.)
860. Pridie nonas Aprilis (April 4/9) nocte sequenti
nova videlicet luna iam inchoata, fertur quaedam luna cor-
niculata, eodem schemate, quo luna sp lendebat, per medium
70
eins dem lunae apparuisse, ita ut hinc inde lucer et, sed in
medio obscuraretur (AnnaL Bertin.).
861 März 5. (10). „Des kmces de feu paraissent dam
le ciel« (Quet.).
870 ... „Pendant plusieurs nuits le ciel est rouge, camme
du sang; des lances de feu s'attaquent" (Quet).
870. Bei Mainz schimmerte die ganze Luft mehrere
Nächte hindurch in einer Röthe; auch andere Wunderzei-
chen am Himmel wurden gesehen. Denn eine Wolke stieg
von Norden her in einer Nacht auf; eine andere kam von
Ost und Süd entgegen , und feurige Strahlenbüschel ohne
Unterlafs aussendend, sticfsen sie endlich in der obersten
Höhe des Himmels zusammen, wo sie, wie Heere, sich im
Kampfe verschlangen und nicht geringe Furcht und Be-
wunderung zugleich den Beschauern einflöfsten ; doch Alle
baten die Zeichen möchten zum Guten gewendet werden
(Jahrb. v. Fulda).
871 ... Nubes in aüre IV. Idus Äugnsti oelut exer-
citus vibratis invicem ig n bis spiculis concttrrerunt (Lyc.
>Cft.). (August-Phänomen).
911 im Sommer. „Paullo ante mortem Sergii (Aug. 911)
igneae acies in coelo stellae micantes discurrentesque prae-
ter consuetudinem msae sunt" (Perrey l. c).
912 ... Igneae faces in coelo et stellae micantes dis-
currentesque praeter consuetudinem visae sunt" (Lyc.^>Ch.)
(Diese beiden Nachrichten beziehen sich wahrscheinlich auf
eine und dieselbe Erscheinung, ohne Zweifel aber auf ei-
nen sogen. Sternschnuppenschauer (den des Augast). Sie
geben uns aber, meiner Ansicht nach, auch eine Interpre-
tation der Worte „igneae faces" an die Hand, welche von
der Perrey' 8 u. A. abweicht. Perrey nämlich schliefst
von den Feuerkugeln oder Meteoren ganz entschieden die
mit acies igneae, faces igneae u. dergl. bezeichneten Fälle
aus, rügt es sogar an dem Verzeichnisse von Chasles,
dafs es alle die so bezeichneten Erscheinungen aufgenom-
men hat. Indessen scheint mir die enge Verbindung zwi-
schen „faces vel acies igneae" und „stellae micantes dis-
71
cnrrmtesquef welche in jenen beiden Nachricht«« sich vor-
findet, darauf hinzuweisen, dafs beide Ausdrücke etwas Ver-
wandtes bedeuten sollen).
912. Deinde post quinque fere cmnos Kai. Febr. igneae
acies visae sunt in coelo diversorum eolornm ( ChasL ;>
Rec. des Histor. des Gaul. L IX p. 16).
917. Des lances couleur de sang paraissent dans le
ciel ( Quet. ).
918 Febr. 1. (7). „Des lances de feu de diverses cou-
leurs paraissent dans le ciel et courent successivement les
wies sur les autres" (Quet.).
919 Febr, 1. (7). „Des lances de feu de diverses cou-
leurs paraissent dans le ciel pendant presque tonte la nuit"
( Quet. ).
927 März. „Au mois de Mars des armees de feu ap-
paraissent dans le ciel et ce prodige fut suivi d'une peste"
( Quet. ).
930. XVI. Cal. Martias (Febr. 14.) mane circa gaU
lorum cantum usque ad iUuscentem dient conspectae sunt
per totam coeli faciem acies sanguineae, in quadam Galliae
regione (Lyc. ;> Ch.).
937 Febr. 14. „Depuis le chant du coq, jusqu9 au jour
des lances de sang paraissent de toutes parts dans le ciel66
(Quet.). (Diese Nachricht scheint identisch mit der vori-
gen, und eines der beiden Daten irrig zu seyn.)
940 Decbr. „Dans la nuit d9un Dimanche on voit dans
le ciel des lances de diverses couleur s" (Quet.).
965 Mai 12. (18). „Dans presque tous les lieux du
royaume oü il y a des fylises, le feu du ciel est tombe
sans bruit, sans tonnerre. On a vu des croix sur les vete-
mens des hommes" (Quet.).
970. Signum quoddam ignei coloris in coelo apparuit.
(Lyc).
979. Igneae acies in coelo visae sunt per totam noctem
(Lyc. Ch. Quet.).
999. Cometes apparuit 19. Cal. Januar, circa horam
nonam aperto coelo , quasi f acuta ardens cum longo tractu
♦ 72
fulgonis instar splendens super terram et adeoquidem, ut
tanto splendore non modo qui in agris erant, sed etiam qui
in tectis etiam irrupto quasi fulmine ferirentur. Qua coeli
scissura sensim ecanescente interim visa est figura quasi
serpentis, capite crescente, pedibus cum caerukie (Lyc).
(Diefs ist der ganzen Beschreibung nach eine grofse Feuer-
kugel mit Schweif.)
1084. Monstra coelitus apparere, eisus est equitum dis-
currens exercitus, cuius tarnen vestigia nullo modo poterant
agnosci (Lyc CA.).
1107. In Oriente multa signa et prodigia in coeksti-
bus visa sunt (Lyc).
1116. Hora noctis prima igneae acies a Septentrione
in Orientem in coelo apparuerunt; deinde per totum coelum
sparsae plurima noctis parte eidentibus miraculo et stupori
fuerunt (Lyc. CA.).
1118. XIII. Cal. Januar, prima hora noctis igneae
acies a Septentrione in Orientem eergentes in coelo visae
sunt; deinde (ut supra) (Lyc, CA.).
1118 April 14. s. S. 51.
1157. Magna signa in coelo versus aquilonem, species
quasi ignearum facularum et humani cruoris similitudo ru-
tilantis (Lyc. CA.).
1217. Zur Herbstzeit sah man einen anfangs kleinen
Stern ein immer helleres Licht gegen den Zenith ausströ-
men, welches aber nach einigen Nächten wieder abuahin,
so dafs der Stern wieder so klein wurde, wie zuvor (Ver-
änderlicher Stern?) (Pf äff a. a. O.).
1226. Anno 1226 flogen hin und wieder Raben und
dergleichen Vögel herum, trugen feurige Kohlen in den
Schnäbeln und zündeten damit viele Häuser an (Theo-
pyrosk. theologico - physica. 1624).
1269. Sexto vero die Decembris crepusculo noous
et insignis splendor in ßguram crucis efformatus coelitus non
modo urbem sed omnem circum circa regionem illustravit
(Lyc).
1304. Anno 1304 fiel Feuer vom Himmel herab (Theo-
pyrosk. ).
73 * .'
1307. IV. Cal. Mar Ha* noete apparuerunt acies in
coelo mirae -magmUud&nis (hyc. CA.)«
1309. Polis perpetua ardens per coelum delabitur (Lyc.
CA.).
1344. Chamm vel ignis in urUs (Veldkirch) plateas ce
ddit (Lyc CA.).
1352. Codesüs trabs priore ardente per coelum tabi
visa (Lyc. CA.).
1353. Coelestis flamma post soiis occasum inter zephy-
rum et Äustrum latissime excrescens, terHbileque ostentans
incendium, tandem murmure magno per coelum ruit (Lyc. CA.).
1354. Coelestis flamma longwn per se trdhens extmctum
Ucuitem a Septentrione in Austrum ferre visa (Lyc. CA.).
1375. Coelum tote nöcte crebro ardere Visum (Lyc. CA.).
1446 Januarii 27. in tempesta nocte est visa inter Zo-
fingen, Lensburg etc. instar meridiani diei fulgurosa clariiäs
ad moram unius horae, üHonantibus trementibus tonitruum
corruscationibus, Herum tenebrae secutae sunt (Lyc).
1506. Anuo 1506 fiel ein Feuer, so grofs wie ein Fafs
vom Himmel und darauf ein Maun, der darin verbrannte
( Theopyr. ).
1520. Trabs ardens horrendae magnitudinis in coelo
conspecta est, quae desuper in terram sese demittens con-
sumpsit plurima (Lyc. CA.).
1529. Nono Januarii circa dedmam noctis horam in
Germania chasma, quod voraginem vel hiatum coeli philoso*
phi vocant, visum est \Lyc ).
1531. Lisbonae in coelo signa ignea ac cruenta diversi
generis visa sunt, ac sanguineae guttae ex nubibus in ter-
ram ceciderunt (Lyc).
1535. Armatae acies visae sunt ... tres trabes igneae
in aäre sereno visae sunt (Lyc).
1535. In Lusatia altera post festum Pentecostes die,
coelo sereno cirdter horam secundam pomeridianam armatae
acies a Septentrione meridiem versus visae sunt (Lyc ).
1542. In Würtembergia horrendae imagines inter qua*
etiam virgae vel faces celerrimo motu hinc inde in coelo
ferri visae sunt (Lyc).
74
1543. Quarto nonai Maii non procul a Pfort&keimio
inter quartam et quintam post meriebem intens Cometa visu*
est, sua magnitudine lapidem molarem faeUe superans cau-
dam suam versus Aquilonem dirigebat (Lyc).
1545. In Saxonia mense Februario refulsit chastna
ingens in toto coelo ad horam fere integrum (Nordlicht)
( Lyc. ).
1546. Decimo Febr. In Misniae oppido noctu chasma ab
arcto rubore splendens ad duas horas resplenduit radiosque
in ierram demisit. Conspectae sunt eodem tempore* t res tra-
bes diversis coloribus in nubibus oberrantes (Lyc).
1551 28. Januar ii. Lisboni virgae sanguineae conspectae
sunt, nee non horrendi ignes in coelo (Lyc).
1554 Juli 24. (v. St.) comparuerunt in aere circa ho-
ram noctis deeimam in Palatinatu Rheni superiore ad Bo-
hemiam sitoam elvi duo cataphracti, quorum alter altero
quantitate corporis maior ad umbilicum Stella insignitus fnln
gida, mucrone autem igneo conspieuus ... donec uterque e
medio aere sublati evanescerent . . . (Lyc. ex MeteoroL M.
FritscMi).
1554 August 5. (v. St.) hora pomeridiana nona prope
Stolpen in australi coeli plaga, militantium atque ter infe-
stis armis magno clamore coneurrentium acies in coelo con-
spectae, quae semper dum pugnandi finem facerent, ingens
flammarum copia erumpens militantium spedes videntibus e
conspectu sustulit (Lyc. ;> Job. FinceL).
1555 März 13. In Thüringia in coelo eisus est gladius
(Lyc).
1556 Jau. 11. Augustae Vindelicorum versus montana
coelum sese apperuit ac quasi ßndi visum est, inde multi
extremum tudicii diem iam prope foribus esse pntaverunt.
Eodem eero die circa horam noctis nonam in Bavaria tarn
dira coeli tempestas ex aeris inclementia orta est, ut himi-
num in dominibus accensorum splendorem extinxerit, et uni-
cus coeli splendor igneus laborantibus ad tres fere horas
lucmi praebuerit (Lyc).
1556 Sept. 5. Marchiae oppidulo Custerino hora nona
75
vesperfina, mnumerae flammae nndique afelo emi&terunt.
In medio eero coelo trabes duae ignitae visae (Lyc. ex Job*
Fincel).
1560 Jan. 30. am Abend zwischen 6 und 7 Uhr er*
schien nach einein Berichte von einein Pfarrer Merkel an
der Böhmischen und Sächsischen Gränze » ein grofs Zeichen
am Himmel«, dessen nähere Beschreibung ein Nordlicht
ergiebt (Privatnotiz).
1560. Mense Decembri lote per Germaniam ante solis
ortum ignis fulsit adeo, ut plurimi ex oppidis et villi* auwi-
lio mcims suis undique occurrerint, quod eorum domo* eon*
flagrare arbitrarentur (Heinsius: De globo meteor. 1641
Septbr. 15.).
1570 Jan. 10. »In diesem jetzt schwebenden der nie-
deren Zahl des 70. Jahr den 10. bis auf den 11. Januarii
zn Nacht von eins bis in zwei Uhr nach Mitternacht ist
eine grofse feurige Wolke über das Haus Bleissenburg am
Himmel gesehen worden, welche sich dann zertheilt, darinnen
man scheinbarlich ein grofses Klappern, als wär's lauter Har-
nisch gewest, gehört. Nachfolgendes hat sich dieses Ge-
wölk berniedergelassen und Die, so es gesehen, haben ver-
meint, die Wolken würden in das Haus Bleissenburg fal-
len« (Neue Zeyttuug aufs Bleissenburg in der Markgraf-
schaft Anspach etc. 1570).
Eine ähnliche Erscheinung ist zu Venedig beobachtet (ib.).
1574 Novbr. 14 a. 15. »Was zuweilen vor wunder-
bare Meteora oder Zeichen in der Luft sich sehen lassen,
davon haben die Zittauischen Jahrbücher unterschiedene
sehr curieuse und merkwürdige Casus aufgezeichnet, welche
wir dem geneigten Leser hiemit mittheilen wollen. Denn
also melden selbige, dafs: »Anno 1574 d. 14. u. 15. No-
vember vor anbrechender Morgenröthe der Himmel sich
ganz offen und mit vielem Feuer präsentiret, darinnen feu-
rige Heere entschiefsen erschienen.« (Carpzow's. Ana*
iecta fastorum Zittcwiensium V. 281.)
1628 April 27 u. 30. erschienen am hellen Tage Wan-
derzeichen, wie wenn zwei Heere sich stritten (Pf äff in
Württemb. Jahrb. f. 1850 I.).
76
1690 Juni 18. u. 19. zeigte sich von Abend bis Mitter-
nacht ein schrecklich Feuer und Wunderzeichen am Him-
mel, als ob zwei Heere mit einander kämpften; und dabei
blitzte es unaufhörlich, bald weifs, bald roth (ib.).
1643 Novbr. 8. sind am Himmel Wutiderzeichen ge-
sehen worden bis nach 12 Uhr (Schles. Chron. 1841 No-
vember 12).
1737 Decbr. 30. um Mitternacht sah man in dem -Ar-
chipel der Inseln Chiloe eine grofse feurige Wolke, welche
von Norden her kommend den ganzen Archipel durchzog
und auf den Inseln Guaitecas niederfallend machte sie das
Gebirge erglühen (embrasa le montagne). (cit. v. Paraeey
au VInsL No. 391 aus Annal. des eoyages de Malte Brun
t.XVp.372).
Zweite Abtheilung.
Veraeicimift von Feuerkugeln, Meteoriten und neteorfthnlfonen Mtmmm
von 1835 bis 1850 (incl.).
(Fortsetzung der von Chladni and t. Hoff bereits publicirten Verzeich-
nisse s. Erste Abtbcilung.)
Von den Quellen, die ich bei dieser zweiten Abtheilung
benutzt habe, sind vorzüglich zu erwähnen: Poggend.
Annalen Bd. 36 bis 87, Silliman's American Journal
Vol. 33 bis 2. Ser. Vol. XI; V Institut Jahrg. 1835 — 1850;
Comptes Rendus de VAcad. d. Sc. de Paris t. I—XXXV
und viele andere wissenschaftliche Journale, so wie auch
Zeitungen, wie man aus den jeder Nachricht beigefügten
Quellenangaben ersehen kann. —
Vor allen aber verdient der schon mehrmals erwähnte
„Catalogue of Observation* of luminous Meteors" by Prof.
Baden Powell in Oxford in den Reports of the British
Association etc. for 1848, 1849, 1850, 1851 hier besonders
hervorgehoben zu werden. Dieser Katalog umfafst alle
dein Herrn Verfasser bis Juli 1851 bekannt gewordenen
Beobachtungen über Feuerkugeln und Sternschnuppen der
beiden letzten Decennien und bildet die Grundlage zu et-
77
nem neuen voüständigen Verzeichnisse dieser glänzenden,
aber flüchtigen Himmelskörper. —
In meinem Verzeichnisse nun, welches hiezu einen, frei*
lieh nur schwachen Anfang darbieten soll und welches ich
hiermit der Oefifentlichkeit zu geben mir erlaube, werden
sich unstreitig noch eine Menge Lücken finden, welche
auszufüllen mir bis jetzt zum Theil unmöglich war aus
Mangel an betreffenden Nachrichten. Es rührt dieser Man-
gel aber gröfstentbeils her von der gro&en Vereinzeltheit
der Notizen über dergleichen Erscheinungen, welche sich
meist nur in ephemeren Zeitungen und in den verschie-
densten Journalen zerstreut vorfinden, und es gehört noch
eine geraume Zeit dazu, alle Nachrichten von Feuerkugeln
und Meteorsteinfällen zu kennen und sie chronologisch zu
ordnen. — Wie schwierig aber ein solches Unternehmen
ist, sieht Jeder gewifs leicht ein, welcher ein Mal ein sol-
ches versucht hat; die Schwierigkeit desselben möge daher
die .Mangelhaftigkeit meines Verzeichnisses eimgermafeen
entschuldigen.
Eine wünschenswertbe Vollständigkeit wird erst dann
erreicht werden können, wenn alle Diejenigen, welche Beob-
achtungen der Erscheinungen der feurigen Meteore, so-
wohl der kleineren, als Sternschnuppen, wie auch der grö~
fseren, als Feuerkugeln und Meteorite, anstellen, für sich
ein vollständiges Verzeichnifs ihrer Beobachtungen anfer-
tigen und dasselbe später an einen Centralort senden, wo
alle einzelnen Verzeichnisse mit einander verglichen und
bearbeitet werden können.
So allein dürfte es möglich werden einen General-Ka-
talog aller meteorischen Erscheinungen auf der Erde an-
zufertigen und auf diesen gestützt unsere Ansichten über die
Natur und die Vertheilung dieser Körper in Bezug auf Raum
und Zeit entweder zu bestätigen, oder zu berichtigen.
Zu diesem Zwecke ist aber vor Allem Gleichförmigkeit
uud Vollständigkeit aller über ein solches Phänomen zu
machenden Notizen noth wendig: es müfste, wo es irgend-
wie möglich ist, nach einem Plane beobachtet und die Wahr-
78
nehmnngen nach einem bestimmten Schema-* registriert wer-
den. Der um diese Gegenstände hoch verdiente Professor
Baden Powell hat m dieser Beziehung ehr Circular über
die Beobachtung sweise aller leuchtenden Meteore ergehen
lassen (Piazzi Smyth in Edinburgh N. Philo*. Jow*
Vol.L. p. 357), worin er Gleichförmigkeit und genügende
Vollständigkeit aller Notirungen hierüber bezweckt. Fol-
gende Umstände sind es hiernach, die man bei Zusammen-
stellung der Notizen in einer Tabelle berücksichtigen mufs,
und deren wiederholte Angabe vielleicht nicht ungeeig-
net ist:
1. Laufende Nummer.
2. Datum: Jahr und Tag.
3. Zeit ... (in irgend einer bekannten mittleren Zeit).
4. Ort ... (Angabe der Breite und Länge des Beob-
achtungsortes).
5. Scheinbare Gröfse ... (Vergleichnng mit Sterngröfsen
och» dem scheinbaren Durchmesser und der Helligkeit an-
derer Himmelskörper).
6. Helligkeit und Farbe ... (Feststellung, ob die Hellig-
keit während der Erscheinung zn- oder abnimmt).
7. Schweif oder Funken (Art des Schweifes: ob er zu-
sammenhängend, oder gebrochen, ob ein wirklicher Schweif,
oder nur eine optische Täuschung).
8. Schnelligkeit und Dauer.
9. Richtung oder Höhe (verglichen mit der einiger be-
kannten Fixsterne nebst Angabe der Rectascension und De-
clination).
10. Allgemeine Bemerkungen.
11. Beobachter.
19. Sonstige Quelle.
I. Feuerkugeln oder Boiide von 1885 bis 1850 (loci.).
1835 Januar 13. Ab. genau 7 Uhr zeigte sich in Ber-
lin eine kleine Feuerkugel, welche in N. bei hellem Mond-
schein stark leuchtete und sich in parabolischer Bahn von
W. nach O. bewegte (Kämtz Meteorol. Bd. III, S. 301
>Preufs. Staatszeitg. 183& No. 13)*
79
19K> Janttor 18. zwischen 4 und 5 Uhr Nachmittags:
Feuerkugel und Steinfall bei Löbau (s. Verzeichnifs von
Meteoriten).
1835 Januar 23. in der Nacht von I bis 8 Uhr des
nächsten Morgens hörte mau über ganz Neu -Granada von
Sa. Martha and Karthagena bis Quito ein schallendes Ge-
räusch, welches Kanonen und Gewehrschüssen glich, aber
durch das Platzen von Meteoren erzeugt wurde (Kämtz
Meteor. III, S. 30l.>Hamb. Corresp. No. 129).
1835 Febr. 6. des Morgens wurde von Parma aus im
S. eine Feuerkugel von ungewöhnlicher Gröfee gesehen
(Kämtz a. a. O. >Pr. Staatsz. No. 55).
1835 März 22. bemerkte man in der GränzfesfeMg
Troizkosaffsk, bei eiuer stillen und sehr warmen Witterung,
Abends nach 9 Uhr am nordwestlichen Himmel in ziemli-
cher Höhe einen schmalen, schlangenförmigen Feuerstreifen,
gleich einem Hell leuchtenden Blitze. In einem »Nu« ver-
wandelte sich die Erscheinung in eine leuchtende Wolke,
die mit einer brennenden Garbe Aehnlicbkeit hatte, uud
die sofort mit grofser Geschwindigkeit in schiefer Richtung
zur Erde herabzufallen begann, sich aber in demselben Au-
genblick in einen gewaltigen Feuerstrom umwandelte und
so am ganzen nächtlichen Horizonte Tageslicht verbreitete.
Endlich theilte sich dieser Feuerstrom in drei Theile und
verschwand. Es folgte hierauf ein dumpfer entfernter Don-
ner, der sich vermutlich durch das Echo der nahen Berge
noch zweimal, Jedoch in schwächerem Grade wiederholte,
und der eine merkliche Lufterschütterung hervorbrachte,
so dafs Fensterladen und Thüren erzitterten. Diefs Alles
war das Werk einiger Sekunden (Kämtz a. a. O. ;>•
Preufs. Staatszeitg. No. 162).
1835 Juni 13. 10± Uhr Ab. wurde zu Königsberg i. Pr.
eine Feuerkugel gesehen. Als sie hinter einigen Bäumen
hervortrat, zeigte sie sich etwa 30° über dem Horizonte
wenig westlich vom Meridiane, ging dann sich senkend öst-
lich und zerplatzte etwa 10° östlich vom Meridiane in ei-
ner Höhe von 25°. Ihr scheinbarer Durchmesser betrug
80
etwa 2 Zoll, das Licht glich dem des Mars (H8mtz*.a. O.
;>Preufs. Staatszeitg. No. 172).
1835 Juli 17. 87 Uhr Ab. sah man in Mailand eine
grofse, weifse bellleuchtende Feuerkugel von der Gröfse
einer Kanonenkugel mit einem lang nachschleppenden Fan-
kenschweif, welche am nördlichen Himmel ihre Richtung
von Ost nach West nahm. Eben diese Feuerkugel erschien
in Stuttgart und Bonfeld bei Heilbronn am südlichen Him-
mel; doch hatte sie hier nur die scheinbare Gröfse einer
Billardkugel. Die Stücke fielen nach der Explosion mit
ausnehmend glänzenden Strahlen zur Erde nieder. Wenige
Minuten nach dem Verschwinden hörte man in Mailand ei-
nen dumpfen Knall: in Würtemberg war der Knall wie der
von einer Kanone (Kämtz a. a. O. > Berlin. Nachrichten
No. 174. 176).
1835 Juli 18. Ab. zwischen 8 und 9 Ubv ist in Aarhus
eine Feuerkugel gesehen worden, welche ihren Lauf nach
Westen nahm und einen Flammenschweif hinter sich zog,
bis sie in mehrere Lichtkugeln zersprang (Kämtz a.a.O.
>t*. No. 176).
1835 Aug. 8. August- Phänomen.
1835 Septbr. 6. zwischen 12 und 1 Uhr Nachts ward
in Gotha eine sehr helle Sternschnuppe von blauer Farbe
gesehen, ungefähr 80° über dem Horizonte: einige Zeit
nach ihrem Verschwinden fiel etwas mit heftigem Geräusch,
aber ohne Lichterscheinung aus der Luft herab; es fühlte
sich fettig an, wie Gallerte und roch nach Schwefel; am
andern Morgen war es verdunstet und liefs nur noch einen
Fleck zurück, s. Verz. von meteorähnl. Massen. (Po gg.
Ann. Bd. 36, S. 315).
1835 Novbr. 13. November - Phänomen mit vielen Feuer-
kugeln, so u. A, bei Simonod mit Meteorstein fall; s. Verz.
von Meteorit.
1885 Novbr. 17. 6 Uhr Ab. wurde in St. Louis (Mis-
souri) am nördlichen Theile des Horizonts eine Feuerku-
gel gesehen (VInstit. No. 152).
1835 Decbr. 12. 13. bald nach Mitternacht bemerkten
Bei-
81
Reisende zwischen Berlin und Magdeburg eine grofse Feuer-
kugel, welche nach 2 Min. (?) ohfle Geräusch wieder ver-
losch (Bresl. Zeitg. 1835 Dec. 21). *
1836 Januar 12. 6£ Uhr Morg. sah ein Beobachter zu
Cherbourg gegen Osten eine Feuerkugel in der Gröfse
des Vollmondes. In der Scheibe des Meteores bemerkte
man eine sehr dunkele Höhlung, aus welcher dicker Rauch,
mit Funken vermischt hervorquoll; sie soll wahrend ihrer
Erscheinung sich um ihre Axe gedreht haben; anfangs schien
lie still zu stehen; hernach entfernte sie sich schnell mit
einem Schweife und verlosch mit einem lauten Krachen
(VInstit. No. 145).
? 1836 Februar 8. 7 Uhr Ab. wurde in dem Thale von
Suze in Piemont zwischen St. Ambroise und Rivoli eine
sonderbare Erscheinung gesehen. Bei heiterem Wetter und
einer Temperatur von — 6° erhob sich von der Erde eine
kleine Nebelkugel (?) mit einem nebelartigen Schweife bis
zu 30° hoch, zersprang mit Geröusch und hellem Lichte
und hinterliefs einen weifslichen Staub (VInstit. No. 152).
1836 Juni 10. 9 Uhr 10 Min. Abends sah man zu Sury
(Dep. Loire) eine grofse Feuerkugel von S. nach N. (von
ß Serpen tis bis y Cygni); sie war heller als Venus und
an dem vorderen Theile von weifser, an dem hinteren von
rother Farbe; es folgte ihr ein phosphorescirender Schweif
nach. Die Erscheinung dauerte 5 Sekunden und das Meteor
erlosch ohne Explosion und ohne sich zu zertheilcn (V In-
stitut. No. 166. Ac. de Par. 1836 Juli 11).
(1836 August 8 bis 11. August-Phänomen.)
1836 Aug. 20. 4 Uhr Nachmittag sahen zwei Beobachter
auf der Strafse zwischen Winchester und Jacksonville im
Staate Illinois eine grofse Feuerkugel bei hellem Sonnen-*
scheine; bei 40° Höhe erlosch sie. Der Schweif, welchen
das Meteor hinterliefs, war mindestens 15 Minuten (?) zu
sehen. Von einigen anderen Personen wurde eine Explo-
sion wahrgenommen (Sillim. Amer. Journ. Vol. 33 p. 402).
1836 October 18. 9 Uhr Ab. wurde in Breslau gegen
Poggend. Ann. Ergänsnngsbd« IV. •
82
S.W. eine grofse Feuerkugel gesehen mit. einem kurzen
Schweife, sie erlosch ohne Knall (Privatnotiz).
1836 November lt. 5 Uhr Morg. oder 11| Uhr Ab. fielen
zu Macao in Brasilien nach dem Erscheinen einer grofsen
Feuerkugel eine grofse Anzahl von Meteorsteinen (s. Verz. v.
Meteorst. ). Die Feuerkugel selbst wurde 60 engl. Meilen
weit gesehen (Partsch: Die Meteoriten etc. p. 81 and
Compt. Rend. t. V. p. 211).
(1836 Novbr. 11—15: November-Phänomen.)
1836 Novbr. 22. hat man in einem grofsen Theile von
Schlesien ein Getöse in der Luft gehört, wahrscheinlich
von einem Steinfalle oder von Feuerkugeln herrührend
(Schles. Zeitg. 1837 Jan. 6).
1837 Januar 4. 5., 1^ Uhr Morg. erschien bei Basel eine
grünliche Feuerkugel, die sich von Ost nach West bewegte,
scheinbar in nicht bedeutender Höhe über Basel und ganz
in der Nähe zerplatzte. Die Explosion war so heftig, dafs
die Häuser erzitterten. Eine Masse ist aber nicht aufgefun-
den worden (Schles. Zeitg. 1837 Jan. 21).
Dasselbe Meteor ist in München und Hildburghausen
gesehen (Dorfzeitg. No. 8 u. 10). Dem Beobachter und
München (No. 8) schienen sich einzelne Theile abzulösen
und zurückzubleiben. —
Zwischen Simmershausen und Bedheim bei Hildburg-
hausen erschien 6 Reisenden am 4. 5. Januar Nachts 1 Uhr
auf ein Mal bei heiterem Himmel ein Blitz; einige Minuten
lang blieb ein helles Licht zurück, wodurch die ganze Ge-
gend, wie durch Tageslicht erhellt wurde, obwohl im Thale
tiefer Nebel lag (Dorfz. No. 10 u. 14).
Dieselbe Feuerkugel wurde auch in Frankreich zu Cusse
bei Vichy, zu Niederbronn und Vesoul in der Nacht um
1 Uhr gesehen. Zu Vichy erschien sie von der Grofse des
Vollmondes und war von drei glänzenden Körpern in glei-
chen Abständen von einander und von mittlerer Grofse ge-
folgt; sie erhob sich im N. von 45° langsam bis zum Ze-
nith nach S. und verschwand in geringer Höhe; die Dauer
der ganzen Erscheinung betrug 4 Minuten (?), nach der
Beobachtung von Niederbronn jedoch 3 Sekunden. Der
i
*
83
Hauptkörper hatte eine bläulich weifse Farbe, der Schweif
eine röthliche (Compt. Rend. t. IV, p. 94).
1837 Mai 5. zwischen 3 und 4 Uhr zersprang eine grofse
Feuerkugel zu East- Bridge water (Massach.) und es fielen
mehrere Steine aus ihr herab (ßillim. Amer. Journ. Vol. 32
p. 395).
1837 August 5 zwischen 7 und 8 Uhr Ab. erschien
zu Rochester bei New-Haven ein glänzendes Meteor von
S. W. nach N. W. , von der scheinbaren Gröfse der Sonne
im Zenith; das Licht war dem von weifsglühendem Eisen
ähnlich; nach einer Minute verschwand es und hinterliefs
noch einen einige Minuten lang andauernden Schweif (ib.
Bd. 33. p. 200).
(1837 Aug. 8 bis 12: August-Phänomen) >
1837 Aug. 29, Ab. zwischen 9 und 10 Uhr, beobach-
tete Ho eniger (ein früherer eifriger Sternschnuppenbtfob-
achter) zu Baruschowitz bei Rybnik in Oberschlesien im
N. eine langsam dahinziehende Feuerkugel von röthlicher
Farbe (Privatnot.).
1837 September 21, 7 Uhr 48 Min. Ab. wurde zu Paris
eine Feuerkugel gesehen, welche Schatten warf (Rep. of
the Brit. Ass. f. 1850 ;> Thomson9 s Introduct. to Meteorol.
1849 p. 305).
(1837 October 30: Zahlreiche Sternschnuppen.)
(1837 November 12. 13: November-Phänomen.)
(1837 Novbr. 28: Zahlreiche Sternschnuppen.)
(1837 December 5: desgl.)
1837 Decbr. 14, 7 4- Uhr Ab. wurde im ganzen Staate
Connecticut eine grofse Feuerkugel gesehen, heller als
Yenus; die Erscheinung dauerte 1 bis 1,5 Sekunde; der
lange Schweif blieb jedoch 10 Sekunden sichtbar (Sillim.
Amer. Journ. Vol. 37. p. 131 ).
1837 Decbr. 30, 3 Uhr Nachmittag sah Graf Reichen-
bach-Brustawe zu Pavelau bei Trebnitz bei ganz hei-
terem Himmel und Sonnenschein und einer Temperatur
von — 10° R. eine hellglänzende, silberweifse Feuerkugel:
ihr Lauf ging von Nord nach Süd; gegen das Ende der
6*
84
Erscheinung flackerten kleine Punkte, wie Leuchtkugeln
hinterher ( Privatnotiz. )
1838 Januar 2 wurde in Breslau von einem bewährten
Beobachter (jetzigen Oberlehrer Dr. Glatze 1) Abends ge-
gen 7 Uhr in dem hell erleuchteten Zimmer plötzlich eine
aufserordentliche Helle wahrgenommen. Er eilte an das
Fenster und konnte noch das Ende einer langsam dahin-
ziehenden Feuerkugel von röthüch- blauer Farbe erblicken.
Das helle Licht verlor sich erst nach einer Zeit von mehr
als einer Minute von Norden aus nach Westen hin. Ein
anderer Beobachter dieser Erscheinung, welcher sie von
Anfang ihres Entstehens an verfolgt hat, giebt an, dafs sie
fast 3 Minuten gewährt habe (Privatnot.).
1838 März 17: Grofse Feuerkugel zu Kensington in
England beobachtet von Phillips (Rep. of the Br. Ass.
f. 1648).
(1839 April 20: Meteorschauer.)
1838 Mai 18: zur Zeit der bürgerlichen Dämmerung
war eine grofse Feuerkugel im Norden von Ohio, in Mi-
chigan, New -York, New -Hampshire und Canada sichtbar;
sie war sehr glänzend und zersprang in mehrere Stücke
(Sillim. Ämer. Journ. Vol. 35. p. 223).
(1838 August 9 bis 12: August-Phänomen.)
1838 October 13, 9? Uhr Morgens wurde eine grofse
Feuerkugel von silberweifser Farbe im Cold Bockeveld
bei Tulpagh am Cap der guten Hoffnung gesehen ; sie zer-
sprang mit einem Knalle, welcher 70 Meilen im Umkreise
gehört wurde: die wahrscheinliche Höhe des Zerplatzens
des Meteors war nach einem Berichterstatter 300 — 400Fufs.
Ihr folgte der bekannte Steinfall s. Verz. v. Meteorst. (SM.
Amer. Journ. Vol. 40. p. 199).
(1838 Od. 18 und ?: Zahlreiche Sternschnuppen (Oc-
tober-Phänomen.)
(1838 November 9 bis 14: November-Phänomen.)
1838 Novbr. 13 sah Venusmor in Cherbourg bei Ge-
legenheit seiner Beobachtungen der Noveuiber-Sternschnup-
85
peu 7 Uhr Ab. eftie grofse Feuerkugel, die sich in hori-
zontaler Richtung fortbewegte (VInst. No. 256).
1838 Novbr. 16, 7 Uhr Ab. wurde zu Conde zur Noir
eine helle Feuerkugel gesehen (VInst. No. 258). (Die nä-
heren Angaben fehlen, so wie bei allen anderen, die ich
blofs historisch erwähne).
(1838 December 5 bis 8: Zahlreiche Sternschnuppen.)
1839 Januar 6: Feuerkugel zu Mailand (Quet. nouv.
CaUp. 56. Notes).
1839 Jan. 12: Feuerkugel zu Parma (ib.).
1839 Februar 6: Feuerkugel zu Parma (ib.).
1839 Febr. 13, 2 Uhr Nachmittag: Feuerkugel mit Me-
teorsteinfall bei Little Piney im Staate Missoury; s. Verz. v.
Meteorst. (Sillim. Journ. Vol. 37. p. 385 u. Vol. 39 p. 254).
(1839 April 19: Zahlreiche Sternschnuppen.)
1839 Mai 7 : Feuerkugel und zahlreiche Sternschnuppen
zu Parma ( Quet. a. a. O. ).
1839 Juni 6, 9 Uhr 15 Min. Ab. sah man zu Cambray,
Evereux, Chambery, wie zu Genf und Lausanne eine Feuer-
kugel, welcher 4 bis 5 Sternschnuppen folgten: sie mufs
sehr hoch gewesen sein, denn im Umkreise von 140 Lieues
glaubte jeder Beobachter, dafs sie noch unter seinem Ho-
rizonte herabfallen würde (VInst. No. 291 u. Bull, de VAc.
R. de Brux. 1840 p. 96).
Diese Feuerkugel wurde auch in Paris zwischen 8* und
9 Uhr Abends gesehen. Arago sagte von ihr: „eile semait
sa route d'un petit bouquet d'artifice, qui Vaurait
faxt prendre pour une chandelle Romaine" (Ac. des
Sc. de Par. 1839 Aug. 19.).
(1839 Juni 14. 15: Zahlreiche Sternschnuppen.)
(1839 Juli 2 — 3. 6: Zahlreiche Sternschnuppen.)
1839 Juli 6: Feuerkugel zu Parma (Quet. a. a. O. Not.).
1839 Juli 11: Feuerkugel zu Plaisance (ib.).
1839 August 7. ward auf dem Meere unter 44° n. Br.
und 40° — 44° W. L. eine prachtvolle Feuerkugel bemerkt
mit einem Sehweife, welcher 1 Minute lang anhielt (Sill.
Journ. Vol. 37 p. 330).
86
, (1839 Aug. 9 bis 11: August-Phänomen.)
1839 Aug. 14 a. St. (26 n. St.) gegen 9 Uhr Ab. beob-
achtete Capit. Pellegr in es an der Küste von Koutzolora
(in Albanien) eine glänzende Feuerkugel; anfangs klein,
aber immer gröfser werdend nahm sie ihren Weg von Nord
nach Süd. Der Kern ward bald so hell, dafs er die Sterne
verdunkelte und die Nacht in Tag verwandelte; die Dauer
des Phänomenes war sehr kurz, aber der Schweif blieb
20 Minuten (?) sichtbar (Sillim. Journ. Vol. 39. p. 381.
aus dem „<I>(Xog rov ytdov" Athen Sept. 18, 1839).
1839 September 3 u. 13: Feuerkugeln zu Parma (Quet.
a. a. O. Not).
1839 Sept. 10: Feuerkugel zu Gent (ib.).
(1630 Sept. 9. 10: Zahlreiche Sternschnuppen.)
1839 October 6: Feuerkugel zu Plaisance (ib.).
-(1839 Octbr. 8: Zahlreiche Sternschnuppen.)
1839 November (Anfang). An einem der ersten Tage
des Monat November 1839 hörte Galeotti auf dem Ge-
birge Nopalera in Mexico (12 — 1500 Meter hoch), 2 Uhr
Mittags eine starke Detonation und erblickte zu derselben
Zeit einen langen Lichtstreif von West nach Ost, wahr-
scheinlich von einem Meteorsteinfalle herrührend, welcher
•in der CordHleras, nördlich von Sola, stattgefunden haben
mufs. Die Einwohner von Sola erzählten, dafs dieses Phä-
nomen häufig während oder am Ende der Regenzeit sich
ereigne (Bullet, de l'Acad. R. de Bruxelles. 1841 t. //,
p. 438).
1839 Novbr. 1: Feuerkugel in Rufsland (Quet. a. a. O«
Notes ).
1839 Novbr. 6: Feuerkugel in Parma (ib.).
1839 Novbr. 9 ward in Antigua (West-Indien) etwas
nach Tagesanbruch eiue Erschütterung verspürt. Anfangs
hielt man sie für ein Erdbeben oder Gewitter; aber Feld-
arbeiter haben eine von Ost nach West ziehende Feuer-
kugel bemerkt, welche über der Stadt nach dem Meere zu
zerplatzte; sie vernahmen eine dreimalige Explosion (Sillim.
Journ. Vol. 39. p. 381. > Danske Westind. Regier. Avis.
1840 Jan. 2).
87
1839 Novbr. 10: Feuerkugel zu Parma (Quet. a. a. O.
p. 57).
(1839 Novbr. 10 bis 13: November-Phänomen)
1839 Novbr. 29. Capocci erwähnt in einem Briefe
an Quetelet unter diesem Datum einer grofsen Feuerkugel,
welche in ihrem Laufe zurückkehrte. Sie wurde 20 Minu-
ten vor Sonnenuntergang in Neapel gesehen und zog zuerst
von West nach Ost; am adria tischen Meere angelangt,
wandte sie sich zurück uhd durchzog das Königreich Nea-
pel von Nordost nach Südwest, von den Abruzzen bis
Neapel, wo sie über dem Golf, südwestlieh von Pausilippo
erlosch, ungefähr bei 8 Meilen Höhe. Sie liefs einen lan-
gen Schweif hinter sich, welcher selbst bei hellem Sonnen-
schein in lebhaften Regenbogen färben leuchtete (Bullet, de
VAc. R. de Brux. 1840 //, p. 2).
(1839 December 7: Zahlreiche Sternschnuppen.)
1839 Decbr. 18, 9 Uhr 40 Min. Ab. Feuerkugel in Bres-
lau mit langem Schweife von 4 Sekunden Dauer am nord-
östlichen Himmel (Privatnot.).
1840 Januar 8, 7 Uhr 55 Min. Ab. wusdenach einer
Mittheilung von Dr. Neu her an den verst. Etatsrath Schu-
macher in Apenrade eine grofse Feuerkugel beobachtet;
ihren Anfang nahm sie südlich von Castor und Pollux, ging
anscheinend durch den Zenith und verschwand bei £Cygni:
ihre Richtung war also O.S.O. nachW.N.W.; ihre Grö-
fee wird bis zu ^° angegeben. Das Licht war dem eines
hellen Blitzes gleich und erleuchtete Alles umher mit Voll-
mondshelle. Anfangs war sie ohne Schweif, der sich aber
später bildete, feuerroth war und während seines ganzen
Erscheinens Funken sprühete; man hat ihn auf 14° ge-
schätzt. Etwa 2? bis 3 Minuten nach dem Verschwinden
der Feuerkugel ward ein Knall gehört, wie der Donner
eines schweren Geschützes; einige wollen ein Knistern,
andere ein dumpfes Rollen gehört haben; Dr. Neuber
schätzte die Dauer des Knalles auf 8 bis 10 Sekunden.
Die Feuerkugel hat wahrscheinlich eine sehr grofse Höhe
gehabt,, da sie von Horsens bis Altona gesehen worden ist;
88
wahrscheinlich ist sie über der Nordsee atrsprungen (Po gg.
Ann. Bd. 51. p. 169).
1840 Februar 6. 7 in der Nacht ward zu Brüssel eine
helle von S. O. nach N. W. liehende Feuerkugel gesehen
(r/iifl. No. 342).
1640 Febr. 8: Feuerkugel zu Copenhagen (Quetel. a.
a. Q. p. 58). An demselben Tage: zahlreiche Sternschnup-
pen während eines Nordlichtes.
1840 März 17 wurde in Camida eine grofse Feuerku-
gel gesehen ( Sillim. Amer. Journ. Vol. 39. p. 381 )•
(1840 März 22: Zahlreiche Sternschnuppen.)
(1840 April 8: desgl.)
1840 Apr. 28, 8 Uhr Ab. beobachtete Colla in Parma
am östlichen Himmel eine grofse Feuerkugel, welche sich
langsam von Südwest nach NordQst bewegte; ihr schein-
barer Durchmesser übertraf 4 Male den der Venus {Bull,
de VAc. R. de Bruxelles 1846 U. p. 74).
1840 Mai 13, 3 Uhr Morgens wurde in Connecticut
eine grofse Feuerkugel mit einem Sehweife von einigen
Sekunden Daaer gesehen (Sillim. Journ. Vol. 39. p. 381).
1840 Mai 23, 10 Uhr 60 Min. Ab. erschien in Parma
am westlichen Himmel bei 40° Hübe eine grofse Feuer-
kugel, welche sich von S.W. nach N.O. bewegte; sie war
von blauer Farbe (Bull, de VAc. R. de Brux. 1840, //.
p. 74).
1840 Mai 31 zwischen 11 und 12 Uhr Ab.: Feuerkugel
von blauer Farbe in Parma, deren Richtung von Süd nach
Nord ging (ib.).
1840 Juli 17, 7| Uhr Morgens: Feuerkugel zu Cem-
setto in Piemont mit Meteorsteinfall ; s. Verz. v. Meteorst.
1840 Juli 26 wurden in Paris viele Feuerkugelu mit
Sternschnuppen gesehen ( Compt. Rend. f. XL p. 357 ).
(1840 August 1. 3. 5. 9 bis 13; August-Phänomen.)
1840 Aug. 2: Feuerkugel in Frankreich (Quet. a. a. O.
p. 58).
1840 Aug. 7: Feuerkugel in Neapel (ib.).
1840 Aug. 13, 9 Uhr 51 Min. beobachtete v. Tgcluidi
80
in Peru nach Osten hin em starkes Meteor, und 2 Uhr
25 Min. des Morgens ein zweites noch grdfseres (Privat*
notiz).
1840 September 1. 21. 22: Zahlreiche Sternschnuppen.)
(1840 October 7. 8. 21. 29 bis 31: desgL)
1840 Oct. 29: Feuerkugel zu Brüssel (Quet. a. a.O. p. 58).
(1840 December €. 10: Zahlreiche Sternschnuppen.)
1840 Decbr. 25, 5? Uhr Ab. wurde in der Gegend von
Lundenburg und FeMsberg ki Mähren ein« Feuerkugel ge-
sehen; sie zeigte sich in der Richtung gegen Südost und
glich vollkommen, nach den Aussagen glaubwürdiger Beob-
achter, einer leuchtenden Rakete oder sogen, bengalischen
Flamme und mochte ungefähr 4 bis 6 Sekunden dauern«
Dasselbe Meteor ist auch in Peterwardein wahrgenommen
worden (Wien. Zeitg. 1841 No. 46).
1840 Decbr. 27 gegen 7 Uhr Ab. wurde in Mitau eine
grofse Feuerkugel gegen S.W. gesehen (Dorpat. Inland.
1831 S. 29).
1840 Decbr. 29, 6 Uhr 20 Min. Abends beobachtete
v. Demidoff in Nijne-Tagilsk eine grofse, blaue Feuer-
kugel mit einem langen Schweife von 7 Sagenen (=15 Me-
ter) Länge: das Licht war sehr blendend; sie bewegte sich
sehr rasch von N.O. nach S.W. mit einem Pfeifen. —
6 Uhr 40 Min. erschien zu Vicino-Vatkins ein ähnli-
ches Meteor (fAttf. JV*. 484).
(1841 Februar 19 u. 23: Zahlreiche Sternschnuppen.)
1841 Febr. 25, 3 Uhr Nachmittags wurde zu Parma
eine Feuerkugel gesehen, dieselbe, die als Meteorstein zu
Cbanteloup niederfiel und ein Gebäude anzündete; s. Verz.
v. Meteorst. (Compt. Rend. f. XII. 47. 514).
1841 Febr. 27, 4 Uhr 40 Min. Morg. wurden zu Parma
und Guastalla zwei verschiedene Feuerkugeln gesehen (ib.
p. 700).
1841 März 8, 9| Uhr Ab. wurde zu Guastalla eine Feuer-
kugel von 2 Minuten Dauer und mit Explosion wahrge-
nommen (ib.).
1841 März 15 sah -man zu Piincetown 110* New -Ha-
90
vea eine grofse Feuerkugel von weifser und blauer Farbe;
sie soll der Beschreibung nach einen Durchmesser von
840 Meter gehabt haben (Amer. Philos. Soc. at Philadel-
phia 1841 Märt 19).
1841 März 21 in der Nacht zu St. Menehould grofse
Feuerkugel (VInst. No. 384).
1841 März 24, 10 Uhr 5 Min. Ab. sah man eine Feuer-
kugel zu Genf, 8 bis 10 mal so grofs als Venus; sie ver-
schwand nach 4 bis 5 Sekunden ohne Explosion und Fun-
keasprühen (Compt. Rend. t. XII. p. 790).
1841 März 30, 9 Uhr 2 Min. eine Feuerkugel zu Genf,
welche nach 1£ Minute verschwand (ib.).
(1841 April 18. 19. 20. 21: Zahlreiche Sternschnuppen.)
1841 Mai 13, 9£ Uhr Ab. beobachtete Forst er zu
Brügge eine hellglänzende Feuerkugel, welche farbige Fun-
ken hinterliefs und sich vom Zenith nach W. S. W. be-
wegt«; die Erscheinung dauerte 5 Sekunden. Besonders
bemarkenswerth war das Aufeinanderfolgen der grünen,
gelben, blauen und und rothen Farbe, welche sich bei
ihrem Laufe zeigte. Quetelet hat an demselben Abende
um 11 Uhr eine helle Feuerkugel gesehen QPInst-No. 402
^>Ac. de Brux. 1841 Juni 5).
1841 Mai 16: Feuerkugel zu Montargis (Quet. a. a. O.
p. 58).
1841 Slai 24, 8 Uhr 20 Min. Ab. beobachtete Capocci
in Neapel eine sehr langsam dahinziehende Feuerkugel im
Sternbilde des Raben {VInst. No. 407).
1841 Juni 9, 8 Uhr Ab. ward an vielen Orten Frank-
reichs eine grofse azurblaue Feuerkugel gesehen (u. A. zu
Bordeaux, Agen, Pont le Voy, Baguoles, St. Rambart, '. An-
gers, Toulouse). Sie bewegte sich von Ost nach West
und ihre Dauer betrug anderthalb Minuten. Petit, Director
der Sternwarte zu Toulouse, rechnet sie zu denjenigen
Boliden, welche als Satelliten die Erde umkreisen und hat
sogar nach seiner Methode von ihr, wie von vielen an«
deren, die Bahn -Verhältnisse berechnet. Le Verrier
bat diese Methode neuerdings vor das Forum seiner scharf-
91
sinnigen Kritik gezogen und sie nicht stichhaltig gefunden,
trotz der Argumentationen von Petit (s. Campt. Rend*
t XXXII. No. 16). Ich erwähne daher die Beobachtungen
Petit's hier nur historisch, der Vollständigkeit wegen. —
Nach Petit ist nun das Resultat aus den Beobachtungen
von Angers, Toulouse und St. Rambart:
Höhe über der Erde .... 142122met-,02
Geschwindigkeit in 1 Sekunde . 37729 ,885 (?)
Absolute Geschwindigkeit . . 40902 ,32
Die Einwirkung der Sonne allein würde das Bolid eine
Ellipse beschreiben lassen: da aber zur Zeit der Beobach-
tungen die Erde eine 1551 mal stärkere Anziehungskraft
auf das Bolid ausübte, als die Sonne, so müfste es eine
Hyperbel beschreiben (vermöge der anfänglichen Geschwin-
digkeit), in deren Brennpunkte sich die Erde befinde, und
deren Ebene sich über den Aequator um 52° 4' 6" er-
hebe. Die Entfernung des Bolides im Perigäum betrage
6508322 Met. und die Excentricität sey =1834414 (C. R.
t. XIV. p. 157).
1841 Juni 12, i£ Uhr Nachmittag: Feuerkugel und Me-
teorsteinfall bei Chateau - Renard in Frankreich; s. Verz. v.
Meteorst.
1841 Juni 14: Feuerkugel in Frankreich (Quet. a.a.O.
p. 59).
?? 1841 Juni,? sah Butti zu Mailand 6 Uhr Nachmit-
tags bei einem strömenden Regen einen langsam aufwärts
ziehenden Feuerball; er verschwand nach 3 Minuten bei
der Spitze des Glockenthurmes Dei Servi mit einem dum-
pfen Tone, wie der Knall eines 36Pfünders aus 15 Milles
Entfernung. Mr. Arago theilt dies Phänomen der Pariser
Academie als ein Beispiel eines „foudre globulaire" mit
(Compt. Rend. t XXXV. p. 193).
1841 Juli 4, 9£ Uhr Ab. beobachtete Colla in Blois
eine helle Feuerkugel QVInst. No. 422).
1841 Juli 20, 8 Uhr 40 Min. Ab. hat Wartmann in
Pregny bei Genf eine weifse Feuerkugel beobachtet, ohne
Lichtschweif, von *&Bootis bis eVirginis; die Dauer betrug
4 bis 5 Sekunden. Diese Feuerkugel zeigte eine sonder-
92
bare Erscheinung, nämlich ein successives Verschwraden
und Wiederaufleuchten bei völlig heiterem Himmel; sie
▼erschwand bei c Virginia, ohne sich nach der Erde hiuzu-
senken und ohne Geräusch. Im J. 1840 wollen Wart-
mann und sein Sohn ähnliche Erscheinungen wahrgenom-
men haben (VInst. No. 406).
(1841 Juli 22 u. 28: Zahlreiche Sternschnuppen.)
(1841 August 9 bis 11: August-Phänomen.)*
1841 Aug. 15, 9 Uhr Ab. erblickten Babinet und meh-
rere Andere zu Paris eine helle Feuerkugel im Schwan:
sie bewegte sich langsam von Süd nach Nord und dauerte
3 bis 4 Sekunden ; sie verschwand plötzlich. Dieselbe Er-
scheinung ist auch zu Bheims gesehen worden (VInst.
No. 400 u. 402).
1841 Aug. 20: Feuerkugel zu Corfu (Quet. a. a.O.p.59).
1841 September 8: Feuerkugel zu Paris (ib.).
1841 Septbr. 9 beobachtete Mauvais auf der Stern-
warte zu Paris eine sehr helle Feuerkugel von röthlichem
Lichte und mit einem Schweife „von gelblicher Farbe, wel-
cher 1 Min. 10 Sek. lang unbeweglich stehen blieb. . Der
Lauf der Feuerkugel ging von A Andromedae bis /9Cas-
siopeae: der Schweif indessen blieb bei AAndrom. stehen
(VInst No. 404).
(1841 Septbr. 8 bis 10, 17 bis 20, 24: Zahlreiche
*
Sternschnuppen. )
1841 Septbr. 20, 8 Uhr 41 Min. Ab. sah Wartmann
in Genf eine prächtige Feuerkugel mit einem sehr langen
Schweife und wahrscheinlich von grofser Höhe (VInst.
No. 406 u. 409).
1841 Septbr. 29: Feuerkugel zu Bayonne (Quet. a. a.Q«)*
1841 October 8: Feuerkugel zu Dijon (ib.).
(1841 Octbr. 10, 17 bis 25: October-Phänomen.)
1841 November 5: Feuerkugel und Meteorsteinfall bei
Bourbon in der Vendee (Schles. Zeitg. 1841 Nov. 26).
1841 Novbr. 6, 8 Uhr 51 Min. Ab. beobachtete Colla
in Parma eine Feuerkugel, zweimal heller als Venus und
von derselben Farbe: sie erschien im grofsea Bär, bewegte
93
sich parallel dem Horizonte von Ost nach West etwa über
einen Bogen von 25° und erlosch in der Luft ohne irgend
ein Geräusch {Bull de VAc. R. de Brux. 1841 IL p. 370).
1841 Novbr. 10 wurde eine grofse Feuerkugel in ver-
schiedenen Gegenden Nord-Amerika's beobachtet (Sillim.
Amer. Journ. Vol. 43. p. 399).
(1841 Novbr. 11 bis 14: November-Phänomen.)
1841 Novbr. 15, 6 Uhr Ab. wurde in Langensalza eine
grofse Feuerkugel gesehen, welche mit einer gewaltigen
Explosion anscheinend dicht über der Stadt zerplatzte (Bresl.
Ztg. 1841 Novbr. 24).
(1811 Novbr. 19. 20: Zahlreiche Sternschnuppen.)
1841 December 5 zwischen 64 u. 7 Uhr ward zu Gold-
berg in Schlesien ein Lichtglanz von weifser Farbe, wie
bengalisches Feuer, gesehen, welcher den ganzen nördli-
chen Himmel einnahm; in der Mitte desselben befand sich
eine Feuerkugel von der scheinbaren Grofse des Vollmon-
des. Bei ihrem Niederfallen schien sie sich in eine Menge
kleiner Theile aufzulösen, die wie Sterne erster Grofse
glänzten. Die ganze Erscheinung dauerte etwa 1 Minute
(Schles. Ztg. 1841 Dec. 13). Diese Feuerkugel ward zu
derselben Zeit auch auf dem Kapellenberge bei Hirschberg
wahrgenommen; auch glaubte man ein Knistern gehört zu
haben ( ib. ). Ebenfalls hat ein Reisender sie in der Nähe
von Winzig gesehen und eine Detonation gehört (ib.),
wie auch zu Oels 6j- Uhr Ab. in'N.O. und bei Bliese (ib.),
und zu Breslau (Privatnot.). Ein Beobachter in der Neu-
stadt zu Breslau hat diese grofse Feuerkugel um 6£ Uhr
beinahe von der Grofse des Vollmondes, von bläulichem,
mehr intensivem Lichte, ebenfalls in nordöstlicher Richtung,
herabfallen gesehen (Privatnot.). — Ein Beweis, wie sehr
man sich über die anscheinende Nähe einer Feuerkugel
und ihres vermuthlichen Niederfallens täuschen kann, ist
der Umstand, dafs man in Oderberg, Inowraclaw und Luk-
kenwalde dasselbe Meteor ebenfalls gesehen bat (Schles.
u. Bresl. Ztg. 1841 Dec 20 u. 24).
(1841 Decbr. 10« 11: Zahlreiche Sternschnuppen.)
94
1841 Decbr. 16, 6 Uhr 50 Min. Ab. ward zu Oeh eine
länglich geformte Feuerkugel gesehen; sie zog ohne Ex-
plosion durch den Schwanz des grofsen Bären gegen den
Horizont zu (Schles. Provinzialbl. 1842 Januar).
1841 Decbr. 21 wurde zu Glasgow und bei Stirling
eine äufserst glänzende Feuerkugel gesehen; sie war weit
gröfscr als der Mond und hatte einen gekrümmten Schweif
lüep. of the Br. Ass. f. 1850> Thams. Introd. etc. p. 305).
1841 Decbr. 29. 30, 1 Uhr 45 Min. Nachts wurde zu St
Maixent und Raffenne (Dep. denx Sevres) eine sehr helle
und grofsc Feuerkugel erblickt, die bei der Annäherung
an den Boden in grofse Stücke zersprang; ein Geräusch
ward nicht vernommen (VInst. No. 421).
1842 Februar 9, 7 Uhr 45 Min. Ab. wurde zu Agen
und Toulouse eine langsam von Ost nach West ziehende
Feuerkugel beobachtet ; sie verschwand nach 10 Sekunden
in einer Wolke (C. R. t. XIV. p. 282).
1842 Febr. 19 ward eine Feuerkugel zu Basilico in der
Schweiz, gröfser als der Mond, von N.W. nach S.O. zie-
hen gesehen (Gazetta Piemontese 1842 März 4).
1842 Febr. 20, ll£Uhr Ab.: Feuerkugel in Württem-
berg, von W. nach O. (VInst. No. 445).
1842 März 18 : Feuerkugel zu Parma ( Quet. a. a. O.
p. 59).
1842 April 11 beobachtete Capit. Sbortrede zu Chärka
in Indien (unter 24° 6' n. Br. u. 81° 2' ö. L.), 4 Uhr Mor-
gens eine grofse Feuerkugel: er wurde auf sie durch ei-
nen glänzenden Lichtschein aufmerksam gemacht und er-
blickte im Sternbilde des Skorpion eine Feuerkugel von
dem Ansehen einer Rakete. Das Meteor war ungefiMP
10° — 20° lang und ebenso breit: an dem oberen Ende war
es etwas schwächer. Es blieb in derselben Stellung und
in derselben Helligkeit gegen 3 Minuten, bis es allmälig
schwächer wurde; es begann hierauf, sich zu krümmen und
nach Westen hin zu bewegen. Es löste sich in einen fei-
nen Rauch auf und verschwand ungefähr 3 oder 4° von
dem Platze, wo es zuerst gesehen worden war: ein Ge-
J
95
rausch hat der Beobachter nicht vernommen. Die ganze
Erscheinung dauerte 5 Minuten (Rep. of the Br. Ass, f.
1850).
1842 Juni 3, 9 Uhr 5 Min. Ab. wurde zu Berriat, Mende
und St. Beauzires (Dep. Lozeres) eine Feuerkugel mit
wahrscheinlichem Meteorsteinfall beobachtet (Pogg. Ann.
Bd. 56 p. 644). — Jules de Malbos bemerkte sie eben-
falls in der dasigen Gegend in westlicher Richtung; sie
war von rother Farbe und heller als der Mond; nach 6 Mi-
nuten hörte er ein Getöse, wie von fernem Donner. Nach
einer anderen Beobachtung löste sie sich in kleine Licht-
punkte auf, welche suecessiv erloschen. Ihr Lauf war sehr
rasch: auch hörte dieser Beobachter zwei Minuten nach
ihrem Verschwinden eine Explosion. Aufserdem wurde
das Meteor auch noch zu Montpellier und Toulouse ge-
sehen (C. R. t. XIV. p. 918). —
Petit hat auch dieses Bolid als einen Trabanten der
Erde betrachtet und zwar als ein solches, welches den De-
cember- und Juni -Sternschnuppen entspricht (so auch die
Bolide von 1839 Juni 6. und 1841 Juni 9« u. 12); er
nimmt die Bahn dieses Bolides von 1842 Juni 3. ebenfalls
als eine Hyperbel an, in welcher die Distanz des Perigae-
ums vom Brennpunkte (Erdradius =1) =0.781(111 und
die Excentricität =62.644130 ist; di£ Neigung bestimmte
er zu 51° 35' 58" und fand eine rückläufige geocentrische
Bewegung. Aufserdem fand er:
Die Höhe des Bolides über der Erde bei seinem Er-
scheinen 301349""*-
Die Höhe des Bolides über cffir Erde bei sei-
nein Verschwinden 20714
Scheinbare Geschwindigkeit in 1 Sekunde . 71288
Relative Geschwindigkeit in Bezug auf die
Erde 71085
Absolute Geschwindigkeit im Räume . . . 74259
(C.R.L XVLp. 485).
1842 Juni 12, 8 Uhr Ab. wurde bei Toulon auf einem
Schiffe „la Vigie" eine Feuerkugel beobachtet und als ei-
96
ser „Römischen Kerze" ähnlich beschrieben: es zerplatzte
mit Detonation in zwei kleinere Meteore (VInst. No. 493):
1842 Juli 11, 9 Uhr 10 Min. Ab. sah man zu Paris eine
Feuerkugel, welche 3 bis 4 Minuten unbeweglich Wieb,
worauf sie allmälig kreisförmig und in dieser Gestalt noch
2 Minuten gesehen wurde. B ab inet will hieraus auf
eine Nicht - Rotation der Feuerkugel schliefen (FInst.
No.Ul).
1842 Juli 31, 10 Uhr 12 Min. Ab. sah Schmidt zu
Hamburg eine Feuerkugel von deutlichem Durchmesser,
sehr hell und grün; sie schien mit blauem Lichte zu zer-
springen; der rothgelbe Schweif leuchtete 3 Sekunden, ein
kleines Fragment davon noch 10 Sek. (Schmidt Result-
lOjäbr. Beob. aber Sternschnuppen. 1852 p. 5).
1842 August 5, 8*Uhr 20 Min. sah G. v. Boguslawski
eine grofse Feuerkugel etwa 4° über dem Horizonte; ihr
Lauf war fast horizontal von N.W. nach W.; sie hatte
einen rauchibnlichen Schweif und explodirte nach 10 Sek.
Dauer und an ihrer Stelle erschien eine schwarze Rauch-
wolke, welche langsam aufwärts steigend nach und nach
verschwand. —
1842 Aug. 9, 9 Uhr 48 Min. sehr helle, grüne Feuer-
kugel zu Hamburg; der rothe Schweif leuchtete 7 Sekun-
den (Schmidt a. a.'O. p. 5).
(1842 Aug. 9 bis 11: August-Phänomen.)
1842 Aug. 12 wurde eine sehr helle Feuerkugel im
Depart. de VIshre beobachtet von 5 bis 6 Sekunden Dauer
(Flnst. No. 453).
1842 September 30, 8*Uhr 29 Min. Ab. sah Co Ha zu
Parma eine sehr helle Feuerkugel, einige Grade unterhalft'
des Polarsternes; nach einer Sekunde verlor sie ihren Glanz,
erhielt ihn aber später wieder und erlosch ohne Explosion
(Plnst. No.m).
1842 October 4, sah J. Glaisher zu Cambridge eiue
bemerkenswerthe Feuerkugel (Rep. of. Br. Ass. f. 1848).
1842 October 18, 7 Uhr 48 Min. Ab. sah Schmidt in
Hamburg ein sehr helles Meteor (wie Jupiter) sehr tief
am
97
am Horizonte; es blieb zum Theil selfctt hinter Wolken
sichtbar (SchmWt a. a. O. p. 5).
1842 Oktober 23 zwischen 8 Uhr 30 M*ü. und 8 Uhr
50 Min. ist an verschiedenen Orten in Schlesien eine grefse
Feuerkugel gesehen. Es sind über dieselbe eine grofse
Anzahl von Zeitungs- und Privatnachriehten vorhanden,
aus denen sich folgende übereinstimmende Angaben ent-
nehmen lassen: Die Feuerkugel erschien zuerst mit gro-
sser Geschwindigkeit, aber mit abnehmender Helligkeit von
Süd nach Ost; sie durchlief in höchstens 3 Sekunden bei«
nahe den vierten Theil des sichtbaren Himmels. Als sie
nach Wetten * zu die Srde zu berühren schien , löste sie
sich in einzelne Funken auf, welche alhnJüig verschwanden.
Die meisten Beobachter haben einige Zeit nach dem Ver-
löschen der Feuerkugel ein Geräusch gehört, wie von einem
mit Tonnen beladenen Wagen auf dem Strafsenpflaater. Die
Erscheinung wurde beinahe in ganz Niederscblesien ge-
sehen. ( Schles. u. Bresl. Zeit. v. Oct. 27 bis Nov. 2 und
Privatnot. )
(1842 November 11 bis 14: November-Phtenomeo.)
1842 December 5 zeigte sich gegen 54- Uhr Ab. ein
heller Lichtschein im S. W. von Epinal in de» Vogeaen:
unmittelbar darauf hörte mai} ein dumpfes, entferntes Ge-
räusch , welche» einige Sekunden anhielt und einer succes-
siven Artilleriesalve von mehreren Geschützen ähnlich war.
Zugleich, bemerkte man über den Höhen von St. Antoine
eine ungeheure, stark glänzende Feuerkugel, welche sich
IH 3 Theile spaltete: einer dieser Theile fiel zwischen den
Häusern von Saut-Ie-Cerf nieder und schien auf einer
Wiese hin zu rollen; ein anderer theilte sich wieder und
fiel wie ein Feuerregen auf die Stadt Epinal; der dritte
und gröfste Theil zog, wie ein Feuerstreifen an dem Ab-
hänge von Eufromont und erreichte die Erde in der Mitte
der Höhe dieses Abhanges. Gnery's Nachforschungen
nach einer niedergefallenen Meteormasse glückten Anfangs
nicht; endlich aber fand er 1851 Juli 7 eine Eisenmasse,
Poggend. Ann. Ergänzungsbd. IV. 7
98
welche wahrscheinlich von diesem Meteorsteinfalle herrührt
(S. Verz. v. Eisemn. IV. Compt. Read. t. XXXV, p. 289.)
1843 Januar 2, 8 Uhr 10 Min.: Feuerkugel zu Brügge
(PlnsfN* 409).
1843 Februar 1 zwischen 7 und 8 Uhr Ab. erschien zu
Riegersdorf bei Strehlen im S. W. eine Feuerkugel (ScMes.
Provinztalbl. 1843 März).
1843 Febr. 5 , 8 Uhr Ab. erblickte man in der Graf-
schaft Nottingham eine grofse Feuerkugel von blutrether
Farbe, welche sich nach N. W. hin bewegte (FInst. No. 481,
Rep. of the Br. Ass. £ 1850).
1843 März 20 sah Schmidt in Hamburg eine gelbe
Feuerkugel tief am Horizonte (Schmidt a. a. O. p. 10).
1843 April 14 zwischen 8 und 9 Uhr Ab. wurde zu
Clermont (Dep. POise) eine Feuerkugel gesehen; sie be-
wegte sich sehr rasch von West uach Ost und erlosch
plötzlich (PInst. No. 489).
1843 Mai 4, 2 Uhr Morg. sah -man eine aufserordent-
lich helle Feuerkugel in einem grofsen Theile von Frank-
reich von 3 bis 4 Sekunden Dauer (ib. Nq. 495).
1843 Juni 21, 1 Uhr Morg. erblickte Co IIa in Parma
eine Feuerkugel, welche heller als der VoBroond war und
1 Minute lang sichtbar blieb (linst. No. 499).
? 1843 Juli 7 erschien während eines Gewitters bei
Liege plötzlich eine Feuergarbe von blendender Wetfse;
sie zerstob in mehrere Theile, welche einzeln mit einem
eigentümlichen Geräusche dahinsebossen (ib.). Vielleicht
nur ein Blitz?
(1843 Juli 3, 7, 11 bis 13, 21, 25, 29t Zahlreiche Stern-
schnuppen.
1843 August 6/1 zwischen 1 und 2 Uhr Nachts er-
schien zu Rheine in Westphalen am südwestlichen Himmel
etwa 41° hoch über dem Horizonte plötzlich eine hell-
glänzende weifse, kugelförmige Scheibe in schlangenförmige
Strahlen sich auflösend. 15 Sekunden später erfolgte ein
dumpfer Donner; es wird hierbei ein Meteorsteiofall ver-
muthet (Pogg. Ann. Bd. 60).
99
r
(1843 August 9 bis 13: August-Phaenomen).
1843 September 17 sah Schmidt in Hamburg eine so
langsam dahinziehende grofse Sternschnuppe (sie durchlief
76° AB. und 2° Decl. in 7 Sekunden), dafs die Aenderun-
gen der Bewegung und des Lichtes deutlieh wahrgenom-
men werden konnten (Schmidt a. a. O. p. 10).
1843 Septbr. 22. Sehr helles* Meteor in Hamburg von
9 Sekunden Dauer; der -?0 breite und 90° lange Schweif
blieb 5 Sekunden sichtbar. Die ganze Erscheinung glich
einem grofeen Kometen (ib.). Diefs scheint abermals zu
erklären, warum in früheren Zeiten so häufig grofse Feuer-
kugeln von langer Dauer für Kometen gehalten worden
sind. —
1843 October 2, 2 Uhr Morgens sah man zu Pont de
Bonvoisin eine grofse Feuerkugel mit hellem Schweife und
Detonation (FImt. Na. 512).
1843 Octbr. 16. von 6 bis 8 Uhr Ab., zahlreiche Stern-
schnuppen in England, nebst einer grofeen Feuerkugel von
Pegasus, dureh Cygxms, Lyra, Corona, bis nahe zum Arctur,
mit einem glänzenden Lichtschweife von einigen Sekunden
Dauer (Rep. of the Brit. Ass. f. 1848).
1843 November 10 oder 12: Lichterscheinung auf der
Donau (s. Verz. v. Meteorst.).
(1843 Novbr. 14. bis 16: November-Phaenomen).
1843 Novbr. 18, IL Uhr 20 Min. Abends beobachtete
Lowe zu Nottingham bei dem Sirius eine sehr grofse
Feuerkugel; sie zog durch den Orion, Stier, Widder, An-
dromeda bis ß Pegasi; sie war dreimal so hell als Jupiter
(Äp. of the Br. Ass. f. 1848).
1843 December 11, 5 Uhr Abends ward zu Coromercy
(Meuse) bei völlig heiterem Himmel in der Gegend des
kleinen Bär eine langsam dahinziehende Feuerkugel mit
einem röthlichen Schweife wahrgenommen; sie erlosch, be-
vor sie den Horizont erreicht hatte , ohne irgend eine De-
tonation (Compt. Rend. t. XVII, p. 1339).
1843 Decbr. 21. 10 Uhr Abends ward zu Zürich, Bern
Freiburg und im Elsafs eine ausserordentlich helle Feuer-
7*
: • • • :• :•--
• • • • • «•
100
kugel trotz des dichten Nebels gesehen; die ganze Gegend
war, wie mit Tageshelle während 2 bis 3 Sekunden er-
leuchtet. In den Vogesen wurden zwei Detonationen ge-
hört, so dafs die Thüren und Fensterscheiben klirrten
(FInst. No. 529 und Bresl. Zeitg. 1844 Jan. 8).
(1843 December28: Zahlreiche Sternschnuppen,)
1844 Januar 20 u. 25: Feuerkugeln zu Neapel (FInst.
tfo. 573).
1844 Febr. 8 u. 18: Feuerkugeln zu Parma (ib.)
1844 Februar 12 (Januar 20 a. St.), 6± Uhr Ab. sah
man bei Usting im Gouv. Wologda einen dichten Haufen
hellglänzender Sterne in runder Masse mit einem Schweife,
dessen oberer und unterer Rand helleres Licht hatte, sieh
wellenförmig bewegte und einen langen, grünlich leuch-
tenden Streifen zurückliefs: diese Erscheinung bewegte sich
horizontal von S. O. nach N. W. fort (Bresl. Zeitg. 1844
April 30).
1844 Febr. 20 des Mittags ward zu Hannover während
eines Schneegestöbers ein detonirendes Feuermeteor ge-
sehen (Schmidt a. a. O. cit. Hamb. wöch. Nachr. 1844
Febr. 26).
1844 April 3 : Feuerkugel zu Siena und Neapel (FInst
No. 573).
1844 April 11, 7 Uhr 46 Min. Ab. sah man in Edin-
burg eine grofse, dunkelrothe Feuerkugel nach einem trü-
ben, nebeligen Tage, ihr Lauf von N. nach S. war nicht
sehr geschwind, denn die Erscheinung war 5 bis 6 Sekun-
den sichtbar (FInst. No. 540).
1844 Mai 11, 9 Uhr 48 Min: Feuerkugel zu Hamburg,
goldgelb mit rothem Schweife (Schmidt a. a. O. p. 15).
1844 Juni 12: Feuerkugel zu Mailand (FInst. No. 573).
1844 Juli 10, 1U Uhr Ab.: Goldfarbige, sehr helle
Feuerkugel zu Hamburg (Schmidt a. a. O. p. 15).
1844 Juli 20 gegen 9 Uhr Ab. sahen Qu et el et und
Amici zu Brüssel eine grofse Feuerkugel; sie betrug 15
bis 20 Bogenminuten im Durchmesser (FInst. No. 573).
Denselben Abend, bald nach 11 Uhr erblickte man zu
•■•
101
Parma,' Nürnberg und Bamberg eine grofse Feuerkugel,
welche mit grofsem Gekrach explodirte; 4 Minuten darauf
ward zu Nürnberg ein verhallender Donner gehört, ebenso
zu Bamberg. In Würzburg war er so stark, dafs man
wähnte, das Pulvermagazin sey aufgepflogen (ib.).
1844 Juli 24: Feuerkugel in Brüssel (Ac. de Brux.
1844 Aug. 3).
1844 Juli 27: Rötbliche Feuerkugel zu Brügge (FInst.
No. 573).
1844 Juli 31: Feuerkugel zu Parma (ib.)
1844 August 5, 10 Uhr 36 Min.: Prachtvoll grüne Feuer-
kugel im Glänze der Venus zu Hamburg; sie schien zu
zerspringen und einen Schweif nach sich zu lassen (Schmidt
a. a. O. p. 16).
(1814 Aug. 8^ bis 11: August-Phaenomen.)
1844 Aug. 8: Feuerkugel an der Küste der Bretagne
(Vlnst. No. 573).
1844 Aug. 16: Feuerkugel zu Darmstadt und Frank-
furt a. M. ( ib. )
1844 September 5 ist in ganz Schlesien zwischen 7
und 8 Uhr Ab. (genauer 7£ Uhr) eine grofse Feuerkugel ge-
sehen worden, über welche mir 35 Berichte aus den ver-
schiedensten Orten Ober- und Niederschlesiens vorliegen,
die anderweitig noch nicht publicirt sind. Es mögen da-
her, hier einige der zuverlässigsten von ihnen, und zwar
aus den Gränzorten und den in der Mitte liegenden, mit-
getheilt werden. — So schreibt Hr. v. Hochberg aus
Mokrau bei Nicolai in Oberschlesien u. A. Folgendes d. d.
1844 Sept. 10:
»Den 5t"en d, M. Abends 7£ Uhr habe ich, als ich von
Nicolai naeh meinem Gute Mokrau fuhr, südlich eine von
Ost nach West ziemlich langsam fortziehende Feuerkugel
in gleicher Höhe, horizontal etwas herabsteigend, wahrge-
nommen, welche etwa 8 Sekunden sichtbar blieb, in einem
weifslich hellen Lichte erschien, an Röthe zunahm, und
dann in zwei bis drei Lichtpuukte zerplatzte. Die Feuer*
kugel, so wie die herabsinkenden einzelnen Theile bilde-
■* ■* -«- * * * w"
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- *» ^ w * *
102
ten Nebelstreifeu hinter sich, wie es. bei gewöhnlichen Ra-
keten der Fall ist. Die Gröfse des Meteore* erschien etwa
doppelt so grofs, wie der Planet Venus im Tollsten Lichte
sich dem unbewaffneten Auge zeigt. Die einzelnen Theile
nach der Explosion erschienen als kleine Sterne und ver-
löschten schnell. «
Aus Breslau führe ich folgenden Bericht von Hrn. Dr.
phil. Zuckermann an:
» Am 5ten d. M. sah ich um 7 Uhr 28 Min. eine Licht-
erscheinung am Himmel: ein feuriger Körper bewegte sich
in einer Curve mit der convexen Seite nach oben am Him-
mel von Süden nach Norden. Die Intensität «eines Lich-
tes war dem eines sehr hellen Lampenlichtes gleich; seine
Form war ein Kegel, dessen Spitze in einem etwa 3 Mond-
breiten langen Schweif auslief. Die Dauer war l| Minute;
die Länge der Bahn curve betrug etwa 50*. Das Meteor
erlosch, sich in mehrere Partien zertheilend: Wenn man
vom Arctur, der um diese Zeit schon sichtbar war, ein
Perpendikel von etwa 18° Länge, nach der Südseite fällt,
so co'indicirt der Endpunkt desselben mit dem Endpunkte
der beschriebenen Curve. «
Der Kgl. Steuerinspector Scholz aus Bernstadt schreibt
aus Hinchberg d. d. 1844 September 8:
»Am 5ten September c. a. als Donnerstag Nachmittag
nach 74 Uhr ging ich in Begleitung mehrerer Personen yon
Berbisdorf kommend in Hirschberg über die Boberbrticke.
In dem Augenblicke, als wir am Ende der Brücke nach
der Seite der Stadt zu kamen, lenkte eine schnelle Erhel-
lung am Horizonte unser Aller Augen auf einen Gegen-
stand, den wir alsbald für ein Meteor erkannten, und wurde
demnach insbesondere meine Aufmerksamkeit ganz gefes-
selt. — In der Richtung von der evangelischen Kirche her,
zog aus dem Morgen kommend, dicht vor unseren Augen
und in nicht allzugrofser Schnelle, auch in einer keines-
weges sehr bedeutenden Höhe eine Feuerkugel in ziemlich
horizontaler Richtung, vorüber. Die Kugel selbst war von
der Gröfse eines Bouteillenglases (?) und folgte derselben
•«• ,»
• «
• %* » »
103
ein grünlich -gelber Schweif, dessen Brette ich auf 4 — 6'
veranschlagte. — Die Kugel selbst ki grünlich - gelbem
Scheine nahm ihre Richtung nach W. N« W. und , als sm,
von meinem Standpunkte aus gesehen, in der Gegend von
dem bei Kunersdorf gelegenen Ottilienberge, zersprang,
entwickelten sich aus ihrem Kern, 3 bis 4 kleine Kugeln,
welche aber bald verschwanden. — Üetonirt hat dieses
Springen nicht, was gewifs hörbar gewesen, da Aller Auf-
merksamkeit sich dem Phänomene zulenkte, die -Luft sehr
ruhig und die Temperatur äufserst mild war. Der Schweif
stand noch vor meinen Augen , als das Springen erfolgt
war. «
Ein anderer Berichterstatter, Hr. Cand. Girwert ans
Eichberg bei Hirschberg, der hn Ganzen sehr übereinstim-
mend mit dem vorigen den Hergang erzählt, hat ebenfalls
keinen Knall wahrnehmen können, glaubte aber den Platz,
über welchen die Feuerkugel explodirte und wo sich noch
Stücke von ihr befinden mufsten, auf einer Wiese zwi-
schen dem Bober und dem Grünbusch bei Lomnite entdeckt
zu haben: wirklich fand er auch zwei eisenhaltige Steine,
die Spuren des Feuers an sich trugen und von grauer
Farbe waren. Ich habe leider keinen dieser Steine zu Ge-
sicht bekommen und weifs auch nicht, wo sie sich gegen-
wärtig befinden. Es ist daher sehr ungewifs, ob diese
fraglichen Steine, wirkliche aus jener Feuerkugel herab-
gefallene Meteormassen seyen. Ueberhaupt zeigt die Erschei-
nung dieser Feuerkugel von 1844 Sept. 5 viele Aehnlichkeit
mit der von 1852 Sept. 28 94 Uhr M., die ebenfalls in ganz
Schlesien gesehen worden ist und von der man auch kein
Residuum irgend einer Art hat auffinden können, obschon
sie offenbar die Erde erreicht haben mufs (s. Po gg. 'Ann. Er«
gänzgsbd. III. S.630 u. Jahresb. d. Scbles. Ges. f. 1852 Oct.27).
— Die Feuerkugel von 1844 Sept. 5 ist auch in Seitenberg
in der Grafschaft Glatz, in Ostrowo im Posenscheu, und in
der Ober -Lausitz gesehen worden; sie mufs also bei ihrem
Erscheinen noch eine bedeutende Höhe über der Erde ein-
genommen haben; die Wahrscheinlichkeit ist aber vornan-
104
den, dafis sie in der Gegend von Hirschbeig niedergefallen
sey. Der Mangel a* genaueren Angaben des Ortes am Him-
mel ihres Erscheinens und Verechwindens Uftfst keine si-
chere Rechnung und Bestimmung zu. —
1844 Septbr. 10. nach 9 Uhr Abends sahen die beiden
Brüder Ni ekles zu Benfeid am Rhein (Ba$-Rhin) am
nördlichen Himmel, nachdem mehrere Sternschnuppen ge-
fallen waren, plötzlich einen hellglänzenden Punkt, welcher
einen Augenblick in der Luft zu schweben schien, hernach
aber plötzlich in vertiealer Linie auf die Erik» schoCs, an
Glanz und Volum zunehmend; sein Durchmesser betrag 4
bis 5 Centimeter; die ganze Erscheinung dauerte 2 Sek.
hinter den Bäumen und Bergen verschwindend; die Farbe
war blau (Campt. Rend. t. XIX, p. 1035). Dasselbe Meteor
ist auch nach der Democratie paeifique von 1844 Septbr. 15
in Hasselt und Brügge gesehen worden. —
1844 Septbr. 20. Feuerkugel in Belgien (Vlmt. JVo.568).
1844 Septbr. 24. Feuerkugel in der Provinz Basilicata
in Neapel (l'Inst. No. 573).
1844 Septbr. 30. Feuerkugel in der Loirtbardei (ib.).
1844 Septbr. 30. 6 Uhr 36 Min. Abends. Meteor bei
Hamburg (Schmidt a. a. O. S. 16).
1844 October 8. 7| Uhr Ab. Feuerkugel zu Vals von
S. S. W. nach N. N. O. ; sie bewegte sich langsam und in
horizontaler Richtung von S. S. W. nach N. N. O. mit einem
kleinem Lichtschweif (C. R. t. XIX, p. 1036).
1944 Octbr. 10. 10 Uhr 6 Min. sah Schmidt in Bonn
ein helles Meteor: es begann schwach, nahm in wetfsem
Lichte stark zu und wieder ab, um in grünem Glänze noch
heller aufzustrahlen; es erlosch plötzlich, wie durch Explo-
sion in* der Helligkeit des Jupiter (Schmidt a. a. O.
S. 16).
(1844 Octbr. 18. October-Phaenomen.)
1844 Octbr. 27. 9 Uhr 40 Min. Abends. Feuerkugel zu
Pars6 8ur Sarthe in Frankreich von Ost nach West, so
grofs, als der Mond. Nach 2 bis 3 Sek. Dauer folgte eine
Explosion und Detonation. Petit hat auch von diesem
105
BoKd eine hyperbolische Bahn berechnet und zu finden
geglaubt, dafe es jenseits der Atmosphäre unserer Erde er-
glänzt sey und mit einer gleichen Geschwindigkeit, als die
Erde durch unser Sonnensystem dahineile. Er gelangt
durch seine Betrachtungen über die Asteroiden der ver-
schiedenen Zonen, welche sich durch Anzahl, Gröfse und
Helle von einander unterscheiden, zu der Yermuthung:
„que le bolide du 27. Od obre (1844) semblerait indiquer
Pexistence de Corps, auxquels on pourrait danner le nom
de eorps imtro-stellaires, c. a. d. de corps d'un vo-
lume extraordinaire qui parcourraient Pespace en allant
d'une ötöile ä Pautre et qui en rencontrant notre Systeme
sokrire ne fwruient que le traverser pour revenir ä la re~
gion des fteiles, de laqueUe ils ttaient partis" (Campt.
Rend. t. XIX p. 1038 > PInst. Na. 568). (?)
1844 November 2. 2 Uhr 49 Min. Morgens. Glänzendes
Meteor in Bombay, 15° über dem südlichen Horizont, von
4 Sek. Daner (Rep. of the Brit. Ass. f. 1849).
1844 Novbr. 4. 3 Uhr 45 Min. Morgens. Glänzendes
Meteor in Bombay (ib.).
(1844 Novbr. 7 "bis 16. November-Phaenomen.)
1844 Novbr. 17- 9 Uhr 4 Min. Glänzendes Meteor in
Bombay westlich von Cassiopea von 2 Sek. Dauer (Rep.
of the Br. Assoc. f. 1849).
1844 Novbr. 18. 19. 20. 21. Glänzende Meteore in
Bombay (ib.).
1844 Novbr. 19/20. 2 Uhr Morg. erschien eine grofse
glänzende Feuerkugel in einem grofsen Theile der Dep.
Tarn, Aveyron und Lozere und in der Umgegend von
Layssac bei vollkommen heiterem Himmel, milder Tempe-
ratur und hellem Mondschein; sie erschien plötzlich und
mit so lebhaftem Glänze, dafs der des Mondes dagegen
erlosch. Die Erscheinung ward von mehreren Bergleuten
wahrgenommen, die von der plötzlichen Helle so erschreckt
waren (wie der Berichterstatter Boisse sagt), „que la
plupart n'avaient pas osS leoer les yeux pour reconnaitre
I» cause de cette itrange clarte." Einer von ihnen wollte
10«
• 1
sogar die Blätter der Bäume haben« taitftern hören; nach-
dem er etwa 100 Schritte weiter gegangen war, hftrte er
eine heftige Explosion. Diese blendende Helle dauerte 40
bis 50 Sek. Nach einer Beschreibung im Journal de VAvey-
ron (Novbr. 27.) hatte das Meteor eine längliche Form
und bewegte sich von Ost nadi West, überall hin in Fun-
ken zerstiebend und einen langen Schweif hinter sich las-
send. Nach Verlauf einer Minute erfolgte ein heftiges, an-
haltendes Getöse ( Compt. Rend. t. XX, p. 887 ).
Gegen 3 Uhr Morgens erschien ein* zweite Feuerkugel,
so grofs, als der Mond, rund und silberweifs; nach we-
nigen Sekunden verlosch sie ohne Explosion (46.).
1814 December 8. 5 Uhr 20 Min. Ab. ward in Paris und
an mehreren anderen Orten eine Feuerkugel unterhalb der
Wolken, die den Himmel bedeckten, von N. W. — S. O» ge-
sehen; der Schweif reichte vom Zenith bis an den Hori-
zont {fingt. No. 572).
1844 Decbr. 11/12. 12 Uhr 50 Min. Nachts. Sehr helle
Feuerkugel in Liraoux von N. nach S. (C. R. L XX, p. 320).
1845 Januar 16. 10 Uhr Morg. bei hellem Sormentckein
ward bei Cette im Canton Layssac eine groCse von N.
nach S. ziehende Feuerkugel gesehen: in der Nähe des
Horizontes nahm sie eine birnförmige Gestali an und tkeilte
sich in kleine Funken (C R. t. XX, p. 890).
1845 Jan. 20. zwischen 5£ und 6 Uhr Morg. Grofse
Feuerkugel und muthmafslicher Meteorsteinfall bei Grün-
berg in Schlesien. Hr. Apotheker Weimann daselbst
(ein eifriger Naturforscher, welchem wir auch die inter-
essanten Notizen über den Grünberger Meteorstein von
1841 März 22. verdanken) schreibt hierüber d. d. Jan« 22:
»Am letzten Montage (Jan. 20.) früh «wischen 5^ und
6 Uhr ist von mehreren Landbewohnern, welche zum hiesi-
gen Wochenmarkt unterwegs waren, eine Feuererschekiung
am Himmel, die nach Einigen mit einem Knalle begleitet
war, beobachtet worden, die auf einen Meteorsteinfall schlie-
fsen läfet. Die augenblickliche, sehr helle Erleuchtung ist
von einem Bewohner des Dorfes Sawade (zwischen Grütt-
107
berg und Zöllicbau) «elbst in seiner Stube beobachtet wor-
den. Der feurige Schweif sog von Nordwest nach Osten. «
1845 Jan. 27, 5 Uhr 30 Min. Ab. Feuerkugel zu Ham-
burg (Schmidt a. a, O. S. 24).
1845 Jan. 31. 12 Uhr 14 Min. Nachts beobachtete
Lowe zu Nottingham eine grofse Feuerkugel mit einem
Schweife und von röthljcher Farbe zwischen Regulus und
Procyon. In derselben Nacht sah er noch mehrere andere
grofse Sternschnuppen (Rep. of the Brit. Ass. f. 1848).
(1845 Februar 5. Zahlreiche Sternschnuppen)«
1845 Febr. 17. 7 Uhr Ab. Feuerkugel zu Paris, von
Boutigny beobachtet (Campt Rend. t. XX, p. 522).
1845 März 10. 8 Uhr 54 Min. Feuerkugel zu Hamburg
(Schmidt a. a. O. S. 24).
1845 März 29. 11 Uhr 50 Min. Ab. beobachtete God-
d art in London ein sonderbares Feuermeteor und berichtet
darüber in einem englischen Journal: »Der Himmel war
vollkommen klar und die Sterne funkelten. Als ich die
Sterne in der Nähe des Arctur bewunderte, wurde meine
Aufmerksamkeit plötzlich durch ein schwaches Licht in dem
Stembilde der Jagdhunde abgelenkt, ähnlich einem Nebel-
flecke von der Gröfise eines Sternes 4. KL, aber von deut-
lich gelber Farbe; ich richtete sofort mein Fernrohr darauf,
welches zwar kleine, aber sehr deutliche und lichtstarke
Bilder giebt. Das Meteor erschien als ein Nebel aus 4
Sternen bestehend, in der Mitte von oranger Farbe. Von
a Can. venat. aus bewegte sich das Meteor, langsam nach
dem Haar der Berenice und erlangte immer mehr Glanz;
es dauerte 2 Minuten, ehe es vorlosch (VInst. No. 590).
1845 April 24. 9 Uhr 35 Min. Ab. wurde in Green-
wich -Park, die Nacht, welche sehr dunkel war, plötzlich
in Tag verwandelt, und die nahen und entfernten Gegen-
stände wurden heH, wie vom Tageslicht beleuchtet; es er-
schien eine prächtige Feuerkugel von blauer Farbe vom
Ztinith bis 30° nach S.O. von ihm. Sir John Herschel
hat sie beobachtet: ihre scheinbare Grofse war beinahe die
der Mondscheibe' und von vollkommen ruuder Gestalt; aber
108
ibr Glanz fibertraf den des Mondes wenigstens 3 Mfcl. Sie
liefs keinen Schweif hinter sich; nachdem sie sich 30° in
der Richtung von S. nach O. in kaum 3 Sek. fortbewegt
hatte, explodirte sie in der Nähe von cp Leanis major, und
löste sich in kleine Lichtpunkte auf, welche allmälig er-
loschen. Ihr Lauf ging durch die Sterne 21, 30, 40 und
41 Leon, min., 9§, 96, #, 99, n und 75 Leon. tnaj. H er-
sehe! berechnete ihre Höhe zu 90 miles. (Lowe's Atmo-
tpheric Phen. in Rep. of the Brit. Ass. f. 1848).
1845 Mai 1. 8 Uhr 29 Min. Ab. beobachtete AI. Per-
rey zu Di jon eine Feuerkugel zwischen Regulas und der
Krippe langsam nach W.S.W, ziehend; sie verschwand
hinter einem Hause. Sie war von blauer Farbe und von
einem weifsen Lichtschein umgeben. Aus diesem Licht-
sebweife sollen . schwache Sternschnuppen sich entwickelt
und in entgegengesetzter Richtung sich fortbewegt haben.
Die ganze Erscheinung währte 3 bis 4 Sekunden (C. R.
f. XX, p. 1452).
(1845 Mai 11. Zahlreiche Sternschnuppen).
1845 Juni 13. 10 j* Uhr Ab. sah man zu Villeneuve St.
Georges (Seine et Oise) eine Feuerkugel von N.N.O.
nach S.S.W, ziehen mit langsamer Bewegung und von
röthlicher Farbe (ib. p. 1799).
? 1845 Juni 18. 9 Uhr 30 Min. Ab. empfand die Mann-
schaft der Brigg Victoria unter 36° 40' N. Br. und 13°
44' Oestl. L. (also bei Malta) eine unerträgliche Hitze
nebst einem Geruch nach Schwefel. In diesem Augenblicke
stiegen 3 leuchtende Körper aus dem Meere auf und blie-
ben 10 Min. fang sichtbar (Times Aug. 18. 1845). Viel-
leicht elektrische Phänomene, oder »Luftentladung«, wie
sie Faraday nennt —
An demselben Tage wurde zu Ainab auf dem Berge
Libanon eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang eine
Feuerkugel gesehen, welche aus zwei leuchtenden Körpern
bestand, von denen jeder scheinbar 5 mal gröfser, als 4er
Mond war, beide waren durch Streifen mit einander ver-
bunden: sie blieben eine Stunde lang sichtbar, nahmen einen
109
östlichen Lauf und verschwanden allmälig (Rep. of the
Brit. Ass. f. 1848).
1845 Juni 28. Feuerkugel zu Gooikmd (Baumhauer
Tabelle).
1845 Juli 16. Feuerkugel in ganz Belgien gesehen
( Bull, de VAcr de R. de Brux. 1845 p. 352 ).
1845 JuM 29. 8 Uhr 16 Min. Ab. beobachtete Powell
in N. W. eine kleine, aber helle und sehr niedrige, dahin-
ziehende Feuerkugel (Rep. of Br. Ass. f. 1848).
(1845 August 9/10. August- Phänomen).
1845 August 9. 11 Uhr 55 Min. und 12 Uhr 5 Min.
2 sehr helle, grüne Meteore zu Bilk (Schmidt a. a. O.
S. 24).
1845 August 10. hat Prof. Powell bei bedecktem
Himmel ein Meteor durch die Wolken hindurchschimmern
gesehen (Rep. of the Br. As*, f. 1848).
1845 Aug. 31. Feuerkugel zu Grenelle (Compt. Rend.
t. XXI, p. 535).
1845 September 1. wurde zu Fayetteville in Nord- Ame-
rika eine grofse Feuerkugel gesehen (Sill. Journ.).
1845 Septbr. 6. 9 Uhr 42 Min. Ab. sah Schmidt bei
einer Fahrt auf dem Rheine eine helle, den Jupiter au
Glanz tibertreffende Feuerkugel, aber ohne Schweif; ihre
Farbe war grün (Schmidt a. a. O. S, 24).
1845 Septbr. 7. 2 Uhr 10 Min. Nachmittags erschien
während eines Erdbebens zu Cakutta eine Feuerkugel von
bemerkenswertem Glänze; sie bewegte sich rasch uud in
gerader Richtung von N. nach S.: ihr Schweif hatte eine
beträchtliche Länge. Die Erscheinung dauerte 3 Sek. und
war von einem Geräusche begleitet, wie von einer dahin«
pfeifenden Flintenkugel (VInst. No. 615).
(1845 October 9. 10. 24. 28. bis 31. October-Phä-
nomen).
1845 Octbr. 24. 12 Uhr Nachts. Roihes Meteor zu
Bonn mit einem 7 Meter langen Schweife, welcher wunder-
bare Krümmungen und Bewegungen zeigte (Schmidt
a. a. O. S. 24).
110
1645 Octbr. 31. Feuerkugel zu Mailand ohne Deto-
nation ( VInst. No. 625 ).
1845 November 2. 8 Uhr 37 Min. Ab. desgl. (ib.).
1845 Novbr. 4. 6. 14. Feuerkugeln zu Bombay (Rep.
of tke Brit. Assoc. f. 1848).
1845 Novbr. 12. 12 Uhr 24 Min. Nachts. Meteor (zu
Eutin?) heller, als Jupiter, sehr schön goldfarbig (Schmidt
a. a. O. S. 24).
1845 Novbr. 20. Feuerkugel zu Cramaux (Baumh.
Tabelle).
1845 Deceinber 3. Grofse Feuerkugel von kugelförmiger
Gestalt; sie zersprang über der Stadt Mentz in einer Höhe
von nur 150' ober der Erde und hinterliefs einen sehr
dicken schwarzen Rauch (Rep. of the Brit. Ass. f. 1848).
(1845 Decbr. 12. 25. Zahlreiche Sternschnuppen).
1846 Januar 16. 61 Uhr Ab. sahen mehrere Bewohner
in Pierre (bei Chälons sur Saöne) eine grofse Feuerkugel
und bald darauf an dem Orte ihres Verschwindens eine
Feuersbrunst (C. R. t. XXII, p. 427). In der That scheint
dieser Fall einer der wenigen zu seyn, wo eine Feuer-
kugel ein GebSude angezündet hat — Der Besitzer des
niedergebrannten Gebäudes (eines Holzschuppens) berichtet
hierüber an Arago folgendermafsen ; „II y amit au plus
une demi heure ou trois quart d'heure, que mes domestiqws,
mes otwriers et moi, etions rentres apres la journie et le
pansement du bötail; nous ßnissions de souper et Hions,
tnoi et un de mes hommes, auprbs du feu de la cuismne, et
les autres gens dans la chambre, ä cöte autour 4» poile;
une fille qui allait et eenait d'une chambre ä Vaütre pour
serrer la misselle et les ddbris du souper, apergut par la
fenötre donnant de la cuisine sur la cour, une forte lueur,
eUe m'apella effraySe: je courus et aussitot que f ms aweert
la porte de la cour, fapergus mon bdtiment d'hebergeage tovt
en feu. JPappelai mon monde; nous courümes, mais ilnous
ßut impossible d'entrer et de rien sauver." Das Gebäude
war von Stroh ; das Wohnhaus blieb unversehrt. Es konnte
nicht der geringste Verdacht obwalten , dafs sich der Be-
111
sitzer selbst das Haus angezündet habe; es ward keine De-
tonation and kein Geruch wahrgenommen. Mehrere Per-
sonen in der Umgegend haben aber die Feuerkugel und
die ihr folgende Feuersbrunst gesehen. —
1846 FebFuar 10. 9 Uhr Ab. beobachtete Mr. de tto-
quette zu Canaman eine helle Feuerkugel (CR. t.XXII,
p. 339).
1846 Febr. 11. 10 Uhr 30 Minuten Ab. sah Lowe zu
Nottingham eine helle Feuerkugel vom Zenith zwischen
Capeila und die Plejaden fallen (Rep. of the Brit. Ass.
f. 18J8).
1846 Febr. 21. 9 Uhr 6 Min. Ab. erschienen zu Col
lioure in Frankreich zwei grofse Feuerkugeln, welche nahe
bei einander dahinzogen ( C R. t. XXII, p. 739 ).
1846 März 1. 6 Uhr 19 Min. Ab. Feuerkugel zu Tou-
louse von O. nach W. (ib.).
1846 Märt 10. 9 Uhr 42 Min. sah Schmidt in Bonn
eine sehr grofse und glänzende Sternschnuppe (er nennt
sie* keine eigentliche Feuerkugel, obwohl sie das durch
Lampenlicht und Vollmondschein erleuchtete Zimmer er-
hellte); sie hatte eine grüne Farbe und sehr langsame Be-
wegung, aber keinen Schweif (Schmidt a. a. O. S. 28).
1846 März 21. 6 Uhr 45 Min. Ab. wurde in Arriege
(Haute -Garonne) eine Feuerkugel von S. nach N. ziehend
gesehen. Sie glänzte so hell, als der Vollmond und ver-
schwand ohne Knall bei 7 bis 8° Höhe über dem Horizont.
Petit hält auch diese Feuerkugel für einen Satelliten der
Erde und hat die kleinste Entfernung desselben von der
Erde zu 11458 Meter berechnet; der Durchmesser sey 87
Meter und die mittlere Geschwindigkeit 9942 Meilen (C.
R. t. XXII, p. 739 u. t. XXIII, p. 704).
1846 März 22 gegen 3 Uhr Nachmittags zündete eine
Feuerkugel in der Form einer Garbe eine Scheuer in der
Gemeinde St. Paul bei Bagneres de Luchon an (f Institut.
No. 644). Das „Journal de St. Gaudens" sagt über diesen
Vorfall: „Le feu a 6te cotnmuniquö ä une grange, dans la
journöe du 22. mar* vers trois heures du soir pur une gerbe
112
htmineuse qui a silloni Vespace avec une gttßnde mtesse et
un bruit assez haut et qui est tombe sur le bdtwient. En
peu dHnstants taut est devenu la proie des flamtnes; les
bestiaux renfemUs dans les ttables ont He entierement cot*-
sumis." Also eki abermaliger Beweis, dafs die Feuerkugeln
ztiuden können. —
(1846 März 22. Zahlreiche Sternschnuppen).
1846 März 31. 8 Ubr Ab. wurde in Myslowitz in Ober-
schlesien eine helle Feuerkugel gesehen mit silberhellem
Lichte, ziemlich schneller Bewegung und einen kleinen
Schweif zurücklassend ; sie erschien in dem Haa* der Bere-
nice und erlosch zwischen Jungfrau und Löwe (Privat
notiz).
1846 Mai 29. 11 Uhr 5 Min. beobachtete Lowe zu
Nottingham ein helles, geschweiftes Meteor , welches sich
von £ Ophiuchi durch 23 a und a Opbiuchi, a Herculis
bis nahe zu a Lyrae, also aufwärts, bewegte (Rep. of the
Brit. Ass. f. 1848).
1846 Juni 3. 8 Ubr Ab. sab Mr. David M'Coun*ll
zu Moreton-Bay am Brisbane - Flusse in Süd- Australien
unter 27° Südl. Br. und 152° 3tf Oestl. L. in seinem Hause
einen starken Lichtschein und hörte eine Explosion, ähnlich
der einer Kanone in einer stillen, klaren Nacht. Einige
Eingeborene haben einen hellen Körper von Ost nach Wogt
ziehen gesehen (tft.),
1846 Juni 19. noch in der hellen Abenddämmerung ist
an sehr vielen Orten der Bheinprovinz ein grofses Feuer-
meteor gesehen worden. Eine Detonation wurde nicht
vernommen (Schmidt a. a. O. S. 29).
1846 Juni 20. 8 Uhr 30 Min. Ab. sah man eine Feuer-
kugel zu Marieux bei Autun (Saöne et Loire) von violetter
Farbe. Sie blieb eine Minute sichtbar und fiel alsdann
perpendiculär zum Horizont herunter, indem 4 bis 5 kleine
Feuerkugeln von ihr ausgingen. Endlich zertheilte sich
das Meteor in lauter kleine Funken, die sich weithin aus-
breiteten (Rep. of the Brit. Ass. f. 1848 > Thoms. htro-
duct. to Meteor, p. 305).
i846
113
1846 Juni Jl. gegen 9 Uhr Ab. wurde in Montigny
sur Sambre und zu Sterrebeeck in Belgien eine bedeutende
Feuerkugel gesehen (VInst. iVo» 681); ihre Richtung war
von N. nach S. : alsdann sich gerade zur Erde senkend
löste sie sich ohne wahrnehmbares Geräusch in einen Feuer-
regen auf (Mull, de VAc. de Brux. t. XIII, 2. p. 110),
1846 Juli 23. 91 Uhr Ab. sah Petit in Toulouse eine
grofse Feuerkugel; sie wurde in ganz Süd - Frankreich
wahrgenommen (Cömpt. Rend. t. XXV, p. 260). Er hält
sie ebenfalls für einen Satelliten der Erde.
(1846 Juli 25. bis 30. besonders Juli 29. (während
des grofsen Rheinischen Erdbebens): Zahlreiche Stern-
schnuppen). —
1846 Juli 31. gegen 9 Uhr Ab. Feuerkugel zu Altona
und an mehreren anderen Orten (Malt. N. Wcltk. 1847
Heft 4).
1846 August 1. 94 Uhr Ab. wurde in Bamberg eine
vor dem Mond vorüberziehende dunkele Kugel von dem
halben Durchmesser des Mondes gesehen ( Oder - Zeitung
1816 Aug. 14). Wahrscheinlich war der Glanz des Mon-
des stärker, als der der Kugel, und verdunkelte so die an
und für sich vielleicht helle Kugel. —
An demselben Abend um 10 Uhr ward zu Grofs-Kretzen-
burg a. M, ein horizontal von West nach Ost gehender feu-
riger Stab (trabs ardens der alten Chronikenschreiber)
eine Minute lang am nördlichen Himmel gesehen (ib.).
(1846 Aug. 9. bis 14. August-Phänomen).
1846 Aug. 10. 10 Uhr 36 Min. und 11 Uhr 36 Min.
sah Schmidt in Bonn zwei ausgezeichnet helle Meteore;
das letztere war röthlich, entstand am Kopfe des Drachen
und erlosch nahe bei a Aurigae, nachdem ihr Licht in
blendendem Grün den Glanz von Jupiter erreicht hatte;
sie blieb 8 Sek. sichtbar (Schmidt a. a. O. S. 29).
1846 Aug. 17. 7jUhr Ab. zog eine Feuerkugel zu Di*
Jon von N. W. nach S. O. und öffnete sich beim Verschwin-
den, wie eine Glocke; sie hinterliefs einen röthlichen Schweif
(VInst. No. 661). '
Poggepd. Ann. Ergänznngsbd. IV. B
114
1846 Aug. 24. 101 Uhr Ab. nahm Moreau zu St
Aprie eine lebhafte und plötzliche Lichterscheinung wahr.
Bei völlig heiterem Himmel löste sich eine Lichtkugel von
den anderen Sternen ab und so nach und nach, rechts und
links, hunderte von Lichtpunkten: über den fünften Theil
des Himmels bildete sich ein breiter, silberweifser Licht-
streifen. Die Erscheinung verlor sich allmälig nach 3 bis
4 Minuten (Compt. Rend. t. XXIII, p. 549).
1846 Aug. 25. 9 Uhr 17 Min. Abends beobachtete Mr.
Lowe zu Nottingham im Sternbilde des grofsen Löwen
eine rasch dahinschie&ende Feuerkugel, welche die Gröfse
des Jupiter 4 mal übertraf: der Schweif blieb noch länger
sichtbar (Rep. of the Br. Ass. f. 1848).
1846 Aug. 26. 10 Uhr Ab. beobachtete derselbe eine
Feuerkugel von tj urs. maj. bis 5° unterhalb des cor Ca-
roli (ib.).
1846 September 13. 10 Uhr 47 Min. Abends beobachtete
Forster zu Paris eine kleine Feuerkugel von ß Cygni
bis a Lyrae (Compt. Rend. t XXIII y p. 550).
1846 Septbr. 15. 10 Uhr Ab. wurde zu Wrenbury in
Cheshire eine Feuerkugel mit einem langen Schweife ge-
sehen (Rep. of the Br. Ass. f. 1850).
( 1846 Septbr. Mitte u. 25. Zahlreiche Sternschnuppen).
1846 Septbr. 25. 9 Uhr 45 Min. Ab. wurde an mehreren
Orten Englands, namentlich zu Cambridge und London
eine sehr helle Feuerkugel beobachtet. Ein Berichterstatter
aus Cambridge (Rev. J. Ventnis) theilt über diese Feuer-
erscheinung Folgendes mit:
»Gegen 9 Uhr 45 Min. Ab. beobachtete ich den nördli-
chen Himmel, als meine Augen von einem lebhaften Lichte
in der Luft geblendet wurden, als wenn der ganze Himmel
in Feuer stünde. Dieser Lichtschein war blafsblau; kein
Geräusch lief« sich hören ; ein länglicher Körper von weife
"lieh blauer Farbe erschien 45° hoch Ober dem Horizonte
nach Norden zu. Der Lichtschweif hinter diesem Körper
war 6 bis 8 Sek. sichtbar; aber meine Aufmerksamkeit
richtete sich hauptsächlich auf den Punkt, wo das Licht
i
115
aufleuchtete, nahe beim Zenith: ein blasser Schein wand
sich im Zickzack um diesen Punkt herum, und in einigen
Sekunden nahm das Meteor nach und nach die Gestalt
einer Art von Krone an, von gewöhnlich feuerrother Farbe
und sehr genau in der Mitte der zickzackförmigen Linie;
diese wurde allmälig immer schwächer und bildete sich
zu einem Kreisbogen aus. Ebenso successiv verwandelte
sich der Lichtschimmer zu einem continuirlich verschwom-
menen, nur wenig gekrümmten Streifen, welcher so dicht
wurde, dafs er die Sterne hinter sich verbarg. Am Anfang
und Ende der Erscheinung hatte diese grofse Aehnüchkeit
mit der Milchstrafse; die Dauer des ganzen Phänomenes
betrug wenigstens 10 Minuten.« Diese Einzelnheiten sind
gewifs merkwürdig und vielleicht ohne ein Analogon; des-
halb führte ich sie hier in extenso an. Uebrigens stimmt
jener Bericht mit dem von London und von anderen Or-
ten überein. So wird aus London an Lowe geschrieben:
»In der Nacht vom Septbr. 25. gegen 10 Uhr Ab. bemerkte
man ein prachtvolles Meteor in London, welches mit gro
fser Geschwindigkeit in nordwestlicher Richtung vorüber-
flog. Das Liebt war so stark, dafs während 30 Sek. die
dunkele Nacht völlig erleuchtet war: es hatte eine bläuliche
Farbe. Das Meteor hatte bei dem Beginne seines Erschei-
nens die Gestalt einer Feuerkugel: von einem Punkte et-
was südlich vom Zenith bewegte es sich nach N. zu und ver-
schwand einige Grade jenseits des Polarsternes: dort schien
sich der zurückbleibende Schweif in zwei Fackeln zu thei-
len, von denen die kürzere, dem Kerne des Meteors nä-
here, zuerst nach diesem verschwand; die andere, welche
mehr als 20° lang war, erhielt ihren Glanz 20 Sek. hin-
durch. Ein eigentümliches Phänomen wurde alsdann beob-
achtet: der Lichtschweif, welcher allmälig von einem glän-
zenden, phosphorescirenden Weifs bis zu einem dunkleren
Roth variirte, nahm plötzlich eine schlängelnde Bewegung
an und änderte sich zu einer halbkreisförmigen Gestalt;
hernach wurde er merklich schwächer, bis er nach einer
Zeit von 5 Min. vollständig verschwand. Der Himmel war
8*
116
vollkommen rein : mehrere kleine Sternschnuppen erschienen
während der Dauer des ganzen Phänomenen. « (VInsL
No. 669). Weitere Nachrichten über diese merkwürdige
Erscheinung s. Philos. Magaz. 3. S. Vol. 30, p. \, Vol. 31,
p. 368 und Rep. of the Brit. Ass. f. 1848. Challishat
die Höhe dieses Meteores zu 91 miles berechnet. Es ist
in England in den Grafschaften Wiltshire, Warwickshire
Kent und Oxford gesehen worden.
1846 October 4. Feuerkugeln bei einem unterseeischen
vulkanischen Ausbruche in Sicilien (Malt. N. Weltk. 1847
Heft 4).
1846 Octbr. 9. wurde nebst vielen Sternschnuppen zu
Paris 9 Uhr 15 Min. Ab. am südlichen Himmel eine Feuer-
kugel beobachtet; sie hatte die Gröfse des Mondes und
bewegte sich langsam fort. Auch zeigte sie ein abwech-
selndes Verschwinden und Wiederaufleuchten und zer-
platzte langsam mit einem Anscheine von Explosion (C. R.
t. XXIII. p. 718. 814. 834).
An demselben Abende wurden in Frankreich viele grofse
Sternschnuppen und Feuerkugeln gesehen (ffr.).
1846 Octbr. 10. 8 Uhr Ab. Feuerkugel zu Ferty-sous-
Jouarre (ib.).
1846 Octbr. 13. 10 Uhr 25 Min. Feuerkugel mit Schweif
bei Prausnitz (Privatnotiz).
(1846 Octbr. 16. 17. 26. Zahlreiche Sternschnuppen).
1816 Octbr. 17. 6 Uhr 20 Min. beobachtete Hermann
v. Meyer zu Frankfurt a. M. im N.W. ein Feuermeteor,
welches nach S.O. schwach bogenförmig, fast horizontal
dahinzog. Es zeigte eine merkwürdige Figur, welche fast
einer Eichel glich (Pogg. Ann. Bd. 70, S. 165). Dieselbe
Feuerkugel ist auch in Darmstadt und Coblenz gesehen
worden (Malt. N. Weltk. 1847 Heft 4).
Wahrscheinlich ist es auch dieselbe gewesen, welche
Perrey zu Dijon 6 Uhr 15 Min. beobachtet hat; sie zog
ebenfalls von West nach Ost; die Dauer ihrer Sichtbar-
keit betrug 4 bis 8 Sek. (C. R. t XXIII. p. 985).
An demselben Abende wurde auch in Ramsgate, London
117
und Wales ein glänzendes Meteor gesehen (Rep. of the
Brit. Äss. f. 1848).
1846 Octbr. 24. 6| Uhr Ab. wurde an verschiedenen
Orten Schlesiens, namentlich in Breslau, Festenberg, Neisse,
Neurode eine grofse Feuerkugel gesehen. Vom Deneb im
Schwan zog sie in ziemlich langsamem Laufe durch den
Drachenkopf bis zu Benetnasch im grofsen Bär. Alle Be-
richterstatter erzählen übereinstimmend, dafs die Feuerku-
gel sich in einer kleinen dunkeln Wolke gebildet, und
dafs sie sich bei ihrem Erlöschen in eine Menge kleiner
Lichtfunken aufgelöst habe. Eine Explosion ist nirgends
gehört worden : die Erscheinung dauerte nach den verschie-
deneu Angaben 1 bis 3 Minuten (Privatnotiz).
1846 im October. Feuerkugel und Meteorsteiofall zu
Concord (s. Verz. v. Meteorst.).
(1846 November 8 bis 15. November-Phänomen.)
1846 Novbr. 9. 7 Uhr 30 Min. Ab. wurde zu Dijon
eine sehr grofse Sternschnuppe und eine Feuerkugel ge-
sehen, die sich 60 bis 70° hoch von West nach Ost be-
wegte: sie liefs einen langen Schweif hinter sich zurück,
der über den vierten Theil des Himmels reichte und 2 Min.
lang sichtbar blieb. Vor ihrem Erlöschen schleuderte sie
eine Funkengarbe aus, die den ganzen Himmel erleuchtete
(Campt Rend. U XXIII, p. 986).
1846 Novbr. 11. 9 Uhr Ab. erschien zu Lowell in Eng-
land (?) (Powell giebt an in Nordamerika?) am westli-
chen Himmel eine Feuerkugel von ^m scheinbaren Durch-
messer der Sonne; nach einer Dauer von 5 Min. fiel sie
zur Erde herab (s. Verz. d. Meteoriten) (VInst. No. 679).
1846 Novbr. 15. 7 Uhr 47 Min. Grofses Meteor zu
Hamburg (Schmidt a. a. O. S. 30).
1846 Novbr. 18. 3 Uhr 40 Min. Morgens sah Professor
Purkinje (damals) zu Breslau in seinem Zimmer einen
hellen Schein und erblickte darauf noch 10 Sek. lang eine
helle Wolke, die zickzackförmig aus 3 Abtheiiungen zu
bestehen schien und vom Haar der Berenice langsam sich
fortbewegte bis zum Schwanz des grofsen Bären. Mehrere
118
Nachtwächter hatten diese Erscheinung auch gesehen und
nannten sie eine feurige Schlange. Dasselbe Phänomen
ist auch in Steinkunzendorf in der Eule, in Rosenberg und
Beuthen in Oberschlesien zu derselben Zeit gesehen wor-
den (Bresl. u. Oder-Zeitg. Novbr. 22. 26. 29).
1846 Novbr. 19. Grofse Feuerkugel zu Dijon (Compt.
Rend. t. XXIII. p. 986).
1846 Novbr. 22. 1 Uhr 24 Min. Morg. sah O. Schom-
burgk in Berlin eine Feuerkugel mit Schweif, welcher
19^ Sek. sichtbar blieb. (Privatnotiz).
1846 Novbr. 23. 5 Uhr Abends Feuerkugel in Berlin
(Bresl. Zeitg. 1846 Novbr. 26.)
1846 Novbr. 28. Feuerkugel zu Bonn während einer
Perturbation (Schmidt a. a. O. S. 30).
1846 December 1. 7 Uhr 45 Min. Ab. wurde zwischen
Grottkau und Wansen eine Feuerkugel gesehen, welche
von 65° Höhe senkrecht nach N.W. zu herabfiel. Nach
10 Min. folgte eine ähnliche Erscheinung (Bresl. Ztg. 1846
Decbr. 11.)
1846 Decbr. 7. 9 Uhr Ab. ist eine bedeutende Feuer-
kugel in der Umgegend von Orgelot im Jura beobachtet
worden (VInst. No. 681).
An demselben Abende: Feuerkugel zu Bombay mit ei-
nem Schweife, welcher noch einige Sekunden sichtbar blieb
(Jfap. of the Br. Ass. f. 1851).
(1846 Decbr. 9. 10. 21. Zahlreiche Sternschnuppen.)
1846 Decbr. 21. ^Bedeutende Feuerkugel zu Parma
(Bull, de l'Ac. R. de Brux. 1847, //. p. 43).
1847 Januar 6. gegen 5 Uhr Ab. ward zu Gumbinnen
eine Feuerkugel südwärts vom Zenith gesehen; sie zog
von Ost nach West, hinterliefs einen Lichtstreifeu, welcher
erst nach und nach verglimmte, und verschwand ohne Ge-
räusch (Oder-Zeitg 1847 Jan. 14).
1847 Jan. 10. gegen 5 Uhr Abends sah man 3 Meilen
westlich vom Zobten eine Feuerkugel von der Gröfse des
Jupiter; sie erschien 45 bis 50° hoch im Meridiane, be-
wegte sich nach Südost und erlosch 20 bis 25° hoch in
119
zwei Stücke zerspringeud : das eine fiel gegen den Hori-
zont, das andere, keilförmige blieb stehen und verlosch
erst allmnlig nach 7 Minuten (Bresl. Zeitg. 1847, Jan. 14.)
Dieselbe Feuerkugel ist auch in Wien gesehen worden
(Bonn. Wochenbl. 1847, Jan. 20).
1847 Februar 11. Feuerkugel zu Versailles (CompU
Rend. t. XXIV, p. 307 ).
1817 Febr. 21. zwischen 3 und 4 Uhr Morgens haben
mehrere Studirende aus Bonn auf dem Wege nach Altenahr
ein bedeutendes Meteor gesehen (Schmidt a. a. O. S. 36).
1847 März 28. sah Schmidt eine Feuerkugel von
merklichem Durchmesser; sie blieb, theilweise durch Wol-
ken verdeckt, 3 bis 4 Sekunden sichtbar und war stark
geschweift (ib. p. 35).
(1847 März 11. 12. 18. 24. 25. 27: Zahlreiche Stern-
schnuppen. )
1847 April 11. Feuerkugel zu Algier (Köln. Zeitung
1847 April 25).
(1847 April 19. 20. Zahlreiche Sternschnuppen.)
1847 Mai 9. 10 Uhr 42 Min. sah Schmidt in Bonn
durch die Bäume hindurch eine schöne, weifsgelbe Feuer-
kugel, Venus an Glanz übertreffend (Schmidt a. a. O.
S. 35).
1847 Mai 10 9 Uhr 42 Min. Ab. sah derselbe eine
prachtvolle rothgelbe Feuerkugel (ib.).
1847 Mai 26. 10 Uhr 25 Min. bemerkte Rev. J. Slat-
ter zu Rosehill bei Oxford, ein helles, bläulich - weifses
Meteor, welches 12 bis 15° hoch von S.O. nach N.O. sich
bewegte (Rep. of. Br. Ass. f. 1849).
(1847 Mai 31. Zahlreiche Sternschnuppen.)
(1847 Juni 17. 21. 22. desgl.).
1847 Juni 29. 9 Uhr 48 Min. Ab. beobachtete Co IIa
in Parma 52° hoch in S.W. einen gelblichen Lichtschimmer
am Himmel, sodann senkte sich unterhalb der Wolken in
der Richtung des Meridianes eine Feuerkugel herab und
verschwand ohne Geräusch (Bull, de VAc. R. de Brux.
1847, p. 268).
*.
iafl
1847 Juli 14. 3f Uhr Morg. fand die Lichterscheinuu*
statt, welche dem in der neuern Geschichte der Meteor-
massen so wichtigen Niederfalle d*s Braunauer Meteor-
eisens vorherging. Der Umstand, dafs in den von dem
Fundorte (Braunau in Böhmen) entfernteren Orten dit
ganze Erscheinung nur als Feuerkugel gesehen worden
ist, beweist abermals die innige Verwandtschaft beider Phä-
nomene und gestattet uns vielleicht nicht mehr, sie so im
trenneu, wie es noch manche Autoritäten in dieser Hin-
sicht wollen. —
Ich erlaube mir deshalb hier aus den 17 mir vorliegen-
den und noch nicht publicirten Berichten über diese Feuer-
erscheinung aus verschiedenen Orten Schlesiens einige be-
sonders charakteristische hervorzuheben und hier initzu-
theilen. — Die höchst gediegene und lichtvolle Beschrei-
bung dieses grofsartigeu Phänomenes, wie es sich an Ort
und Stelle des Niederfallens dieser gediegenen Eisenmasse
gezeigt hat, welche Hr. Dr. Beinert, Apotheker zu Char-
lottenbrunn in Schlesien, zunächst in den Breslauer Zeitun-
gen 1847 No. 176, sodann in den »Berichten der seh 1 es.
Ges. etc. f. 1847 S. 37 und endlich in seiner Schrift: »Der
Meteorit von Braunau« (Breslau 1847) gegeben hat, werde
ich bei der Notiz über die Braunauer Masse noch näher
erwähnen (s. Verz. v. Meteorst.). Hier 'will ich nur diese
Erscheinung als Feuerkugel berücksichtigen. — Hr. Oeko-
nom Heermann aus Reyersdorf bei Land eck (Grafsch.
Glatz) schreibt hierüber Folgendes:
»Der Himmel war völlig wolkenfrei: ebenso konnte
man auch das leiseste Lüftchen nicht verspüren, als meine
Augen auf ein Mal (3^ Uhr) durch ein dem Blitz ganz
ähnliches Licht geblendet wurden; augenblicklich in die
Höhe sehend, bemerkte ich eine feurige Kugel, deren Licht-
strahlen so stark waren (trotzdem doch der Tag schon
völlig angebrochen war), wie ein im Sauerstoffgas ver-
brennendes Stück Phosphor. Die Kugel nahm, wie ich
mich später durch die Boussole überzeugte, genau den
Weg von N. nach S. Sie bezeichnete ihren Lauf durch
121
einen langen Streifen ganz gleichförmig gehaltenen Rau-
ches ungefähr von folgender Gestalt: www. Nun möchte
ich sogar behaupte» , dak auch die Kugel in ihrem Falle
eine solche schwingende Bewegung machte: das Licht ver-
schwand plötzlich und die Kugel war zerstoben; aber au-
genblicklich darauf hörte ich einen starken Donner, doch
nicht, wie der Schlag bei einem Gewitter, sondern gerade,
als wenn ein Wagen mit leeren Tonnen über Steinpflaster
dahin fährt «
Hr. Buchhalter Ed. Reimann aus Breslau bat diese
Feuerkugel zwischen Hohenfriedeberg und Freiburg gese-
hen und berichtet darüber: »Am 14. Juli früh 3? Uhr wurde
von mir und noch 4 anderen Personen a**f dem Wege von
Hohenfriedeberg nach Freiburg eine grofsartige Lichterschei-
nung nach W.S. W. wahrgenommen: es sckofs nämlich plötz-
lich in der Richtung von N. nach S. ein Feuerball, wie eiue
Sternschnuppe am heiteren Himmel dahin. Die Färbung
dieser Masse war erst feuerroth; sodann löste sie sich in
einen sehr langen, hellen, schlangenartigen Schweif auf, der
die Richtung von N.W. nach S. einhielt. — Wif Passa-
giere, von dieser seltsamen Erscheinung überrascht, spran-
gen sofort aus dem Wagen, um das Meteor besser beob-
achten zu können. Wir hörten nun ganz deutlich aus je-
nem hellen Streifen am klaren Himmel ein dumpfes, don-
nerartiges Geräusch, ebenso, als wenn ein Wagen schnell
über eine hölzerne Brücke fährt. Der Streifen behielt
wohl eine Viertelstunde lang seine Gestalt und Färbung:
dann löste er sich allmälig in ein mattes, aber immer noch
streifenartiges Federgewölk auf.« —
Mit diesem Berichte genau übereinstimmend lauten die
anderen aus der Grafschaft Glatz und der Reichenbacher
und Waldenburger Gegend. — Der Umstand, dafs das
.Phänomen zu so früher Morgenstunde sich ereignete, ist
vielleicht Ursache, dafs wir aus weiter entlegenen Gegen-
den Schlesiens, wo es weniger grofsartig sich zeigte, keine
Nachrichten besitze!). Ich hebe daher noch folgende aus
Rosenbach bei Gnadenfrey hervor, weil sie die Erscheinung
122
den Umständen nach hinreichend beschreibt Hr. Gutsbe-
sitzer Ehrenberg schreibt von dort: »Bei heiterem Him-
mel zeigte sich eine feurige Kugel (nach 3 Uhr Morgens)
in der Gröfse. eines Menschenkopfes am Himmel, ungefähr
in der Gegend, wo Nachmittag gegen halb 5 Uhr die Sonne
steht, beinahe eben so hell, als die Sonne; sie stand eine
Minute am Himmel und senkte sich dann ziemlich schnell
in zickzackförmiger Bewegung, ähnlich dem Blitze, nach
Süden, blieb jedoch ein Stück über dem Horizonte stehen
und verschwand nach 2 bis 3 Min. auf ein Mal: der Pfad
am Himmel, wo sie erschienen war, blieb, wie ein Blitz,
röthlich weifs 6 Min. sichtbar und wurde dann zu flackri-
gem Gewölke. Anfänglich blieben die Wolken dicht bei-
sammen und bildeten eine zickzackförmige Säule, in der
ein dumpfer Donner sich vernehmbar machte. Da die Sonne
in jener Höhe das Gewölk schon erleuchtete, gewann das
Ganze ein magisches Ansehen: das, was anfänglich nach
der Verwandlung des blitzähnlichen Zickzackes grau, wie
Bauch war, bekam jetzt Gold- und Silberfärbung. Der
Himmei^ war gegen die Abend- und Mittagseite ganz wol-
kenleer: nur da, wo die Feuerkugel verschwand, zeigte
sich ein kleiner schmaler Wolkenstreifen.« Die nähere
Beschreibung des Falles und der Masse dieses »Himmels-
met alles«, wie sie Hr. Prof. Poggendorff so treffend ge-
nannt hat, s. Verz. v. Meteorst. —
(1847 Juli 22 — 25. Zahlreiche Sternschnuppen.)
(1847 August 9 — 13. 16. 17. August-Phänomen.)
1847 Aug. 9. 10 Uhr 25 Min. Ab. beobachtete Que-
telet in Brüssel bei Gelegenheit der Sternschnuppenbeob-
achtungen eine grofse Feuerkugel; ihr Lauf war sehr lang-
sam und ihre Sichtbarkeit dauerte wenigstens 5 Sekunden;
sie ging von Pegasus aus und verlosch im Ophiuchus. Der
Körper derselben, anstatt einen bestimmten Kern zu zeigen,
wie die meisten anderen, glich einer schwach erleuchteten
Bauchwolke. Am Ende des Aufleuchtens schien diese Wolke
durch ein Uebermaafs von Ausdehnung sich aufzulösen.
Man schätzte den scheinbaren Durchmesser dieses Meteors
auf i° (Ac. de Brux. 1847 Oct. 9). —
123
1847 Aug. 11. 12 Uhr 42 Min. Nachts. Helle goldfar-
bige Sternschnappe zu Bonn: der intensive Schweif leuchtete
7 Sek. (Schmidt a. a. O. S. 35).
1847 Aug. 14. wurde in Bonn noch in heller Abend-
dämmerung ein Feuermeteor gesehen; ebenso an anderen
Orten (Köln. Zeitg. 1847 Aug. 16. 17 18).
1847 Aug. 17. 8 Uhr 30 Min. Ab. erschien in Frankreich
eine bedeutende Feuerkugel zwischen dem Adler und der
Cassiopea; ihr Lauf ging von N. nach S.; 10 bis 12° legte
sie iu 8 Sek. zurück (C. R. t. XXV, p. 508 u. 765).
Powell führt diese Feuerkugel unter dem Datum des
7. August an, aber irrig QRep. of the Br. Ass. f. 1848).
1847 Aug. 19. 9 Uhr 30 Min. Ab. ward in einem gro-
fsen Theile des. nördlichen Frankreichs eine hell leuchtende
Feuerkugel gesehen. — Nach einem Berichte von Herrn
Guibourt am Le Yerrier schien sie von einem Punkte
nahe bei a Serpentis auszugehen und näherte sich in gera-
dem Laufe dem kleinen Bären und verlosch mitten in dem
sternleeren Räume über « und £ urs. min. ; ihre Bewegung
war langsam und regelmäfsig: die Dauer der Erscheinung
betrug 6 und 7 Sek. Von der Schlange bis zum Drachen
zog sie einen röthlichen Feuerstreifen nach sich; bei der
Annäherung an den kleinen Bären wurde das Licht schwä-
cher, weniger zusammenhängend und weifs, gegen das Ende
der Erscheinung verdoppelte sich der Kopf der Feuerkugel
und theilte sich alsdann in zwei glänzende weifse Sterne,
die nach und nach verschwanden (Compt. Rend. t. XXV,
p. 367). Ein anderer Berichterstatter (Neil de Breaute)
giebt an {Compt. Rend, t. XXV, p. 316), dafs er (freilich
von einem anderen Standpunkte aus) diese Feuerkugel in
der Nähe des Delphin habe aufleuchten gesehen ; sie habe
sich alsdann in zwei Sterne tou der Gröfse des Jupiter
und der Farbe des Mars getheilt, die sich einander folgten,
und langsam nach O.N.O. herabstiegen; einen nachbleiben-
den Lichtschimmer hat er nicht bemerkt. Diese beiden
Sterne verschwanden in der Nacht von a Pegasi und d An-
dromedae an einem Punkte, dessen AR geschätzt wurde auf
4° und dessen Decl. auf +31°. Die Dauer des ganzen
124
Phänoinenes betrug 3 Sek. — In Paris ist diese Feuerkugel
von Hrn. Doyere in der Nähe dts grofsen Bären gesehen.
— Aus diesen und anderen Beobachtungen folgerte nun
Hr. Petit, dafs die Feuerkugel an der Holländischen Küste
hätte niederfallen müssen, an einem Orte, dessen N. Br.
52° 40' uud Oestl. L. 4° 21 sey, dafs sie im Momente des Zer-
platzens eine Höhe von 53800 Meter eingenommen und
sich mit einer relativen Geschwindigkeit von 28266 Meter
und mit einer absoluteu von 54881 Meter fortbewegt habe
(Campt. Rend. t. XXV, p. 461).
(1847 Aug. 23. 24. Zahlreiche Sternschnuppen.)
1847 Aug. 26. gegen 9 Uhr Ab. fiel zu Bonn aus dem
unteren Rande einer mäfsig begränzten schweren Regen-
wolke eine rothe Feuerkugel herab: an einen Blitz war
nicht zu denken (Schmidt a. a. O. S. 37).
1847 September 7. 67 Uhr Ab. erschien eine grofse
Feuerkugel zu Paona in Indien; sie fiel von N. nach S.;
sie machte eine plötzliche Krümmung und schlug eine gegen
die frühere, rechtwinkelige Bahn ein; sie blieb 5 bis 6 Sek.
sichtbar und zerstob dann in eine Anzahl von gröberen
Fragmenten, welche sich rasch zur Erde bewegten, und'
diese wieder in kleinere, bis sie uuter einem wahren Fun-
kenregen sich herabsenkte. Vor der Explosion war die
Feuerkugel sehr hell und von intensiv blauer Farbe: nach
derselben wurde sie rotb (Rep. of the Brit. Ass. f. 1849
< Bombay Times 1847 Novbr. 1 ).
(1847 October 10. 12. 25. October- Phänomen).
1847 Octbr. 10. 8 Uhr 18 Min. Grünes schweifloses
Meteor zu Bonn (Schmidt a. a. O. S. 36).
1847 Octbr. 10/11 1 Uhr 53 Min. Nachts beobachtete
Forster in Brügge eine gelbliche Feuerkugel, 2£°S.S.W.
vom Mars nach dem Horizonte zu gen O.N.O. sich be-
wegend; sie hinterliefs einen langen Schweif; 1 Min. 40 Sek.
darauf erschien eiue zweite Feuerkugel in derselben Rich-
tung nahe am Horizonte, aber von blauer Farbe (Journ.
de Bruges Octbr. 11).
1847 Octbr. 17. 6 Uhr 5 Min. Ab. Feuerkugel zu Wren-
125
bury in England von S.W. nach N.O. (Rep. of the Brit.
Ass. f. 1830).
1847 Octbr. 18. erblickte Laisne in Paris 10» Uhr Ab.
ein sonderbares Lichtmeteor: der Kopf desselben hatte 4
bis 5 Min. Durchmesser, zeigte ein flackerndes Licht und
hatte hinter sieb einen langen Lichtschweif. Die Richtung
war von a Ceti bis nach Saturn. Die Dauer betrug 2 bis
3 Sek. (Compt. Rend. t. XXV, p. 629. 639).
1847 Octbr. 24. Sehr helle Feuerkugel während eines
Nordlichtes zu Darlington bei Durham (Rep. of the Brit
Ass. f. 1850).
1817 Octbr. 29. 6 Uhr 18 Min. Rothe Feuerkugel zu
Bonn (Schmidt a. a. O. S. 36).
1847 Octbr. 30. 7 Uhr Ab. ward zu Bombay eine grofse
Feuerkugel gesehen; sie bewegte sich horizontal von Ost
< nach West; plötzlich änderte sie aber ihren Lauf und
senkte sich senkrecht in das Meer herab. Ihr Licht war
so blendend, dafs man Alles trotz des dunkelen Abends
deutlich erkennen konnte. Sie schien noch 3 bis 400 Fufs
über dem Meere völlig zu erlöschen. Sie hinterliefs einen
langen Schweif, welcher noch eine halbe Minute Dach ihr
sichtbar blieb (Rep. of the Br. Ass. f. 1849).
1847 November 7. 6 Uhr 10 Min. Morg. ward in
dem Dorfe Mahlen bei Trebnitz in Schlesien eine sehr lang-
sam dahinziehende Feuerkugel gesehen (Privatnotiz).
1847 Novbr. 8. 6 Uhr 42 Min. Ab. Glanzvoll grünes,
aber seh weif loses Meteor zu Bonn (Schmidt a. a. O.
S. 36).
(1847 Novbr. 12 13. November - Phänomen.)
1847 Novbr. 17. 9 Uhr 3 Min. Ab. beobachtete Lowe
zu Nottingham eine grofse Feuerkugel von der Leier bis
zum Adler (Rep. of the Br. f. 1848).
1847 Novbr. 19. 7 Uhr 51 Min. Abends beobachtete
Lau gier in Paris eine hellglänzende Feuerkugel ; sie giog
von einem im W. des Jupiter gelegenen Punkte aus 6°
unter Mars vorbei, und verlosch nach A\ Sek. unterhalb
des Mondes (C. R. t. XXV, p. 733).
126
1847 Novbr. 20. 4| Uhr Morgens erblickte Symonds
io England eine grofse Feuerkugel, welche sich langsam
von dem Zenith nach Westen bewegte: bei 45° Höbe blieb
sie still stehen und zwar 7 Min» lang; hernach senkte sie
sich bis zu 20° Höhe und wurde dort wiederum 7 Mio.
stationär; später verschwand sie hinter Bäumen (Rep. of
the Brit. Ass. f. 1848).
1847 Novbr. 23. 12 Uhr Nachts ist zu Birkenhead in
England eine grofse Feuerkugel gesehen worden (Rep. of
the Br. Ass. f. 1850).
1847 Novbr. 26. 7 Uhr Ab. hat Hr. Apotheker Os-
wald zu Oels eine explodirende Feuerkugel gesehen; die-
selbe ist zu Lahn, Erdmannsdorf und an mehreren anderen
Orten bemerkt worden (Schles. Zeitg. No. 280).
1847 Novbr. 29. 8 Uhr Ab. sah Schmidt in Bonn
ein Meteor der seltensten Art. Ein grünes Licht durch-
lief einen Bogen von 90° in einer Zeit von 8 Sekunden,
so dafs er der Bewegung desselben von Stern zu Stern
folgen konnte. Den gröfsten Glanz entwickelte es nach
der vierten Sekunde der Sichtbarkeit. Es verschwand in
der Lyra matt und nebelartig (Schmidt a.a.O. S. 36).
(1847 Decembr 8 bis 12. Zahlreiche Sternschnuppen).
1847 Decbr. 8. 11 Uhr Ab. ward in Brüssel eine Feuer-
kugel von röthlichem und bläulichen Lichte gesehen; sie
zog sehr rasch in der Richtung von N. O. nach S.W. vor-
bei und war von einem Schweife begleitet: die Bahn ging
von & can. maj. bis x. Orion. Diese Feuerkugel ist wahr-
scheinlich identisch mit der Sternschnuppe No. 126 (Heis)
von 11 Uhr 11 Min. (Aach. Ztg.), deren Positionen waren:
AR 86 bis 40° u. Decl. +6 bis —2° (VInst. No.146).
1847 Decbr. 12. 7 Uhr 50 Min. Ab. sah Mr. Lowe zu
Nottingham eine Feuerkugel dreimal so grofs als Jupiter,
mit einem blauen Schweife ; sie ging von ß Tauri aus (Rep.
of the Brit. Ass. f. 1848).
1847 Decbr. 13. 8 Uhr Ab. sah G. v. Boguslawski
in Breslau gegenJS. eine schlangenförmig rasch dahinschie-
fsende Feuerkugel einige Grade westlich von Orion. —
127
Es folgte ihr ein 4° langer Schweif, welcher 6 bis 7 Sek.
sichtbar blieb und eine gekrümmte Gestalt annahm. —
1848 Jan. 2. 7 Uhr 36 Min. Ab. beobachtete Schmidt
zu Bonn* eine Feuerkugel gröfser als Jupiter und von gold-
gelber Farbe (Schmidt a. a. O. S. 44).
(1839 Jan. 2. bis 4. Zahlreiche Sternschnuppen.)
1848 Jan. 11. 10 Uhr 15 Min. Ab. Feuerkugel zu Parma
(Vlnst. No. 818).
1848 Jan. 12/13. 12 Uhr Nachts. Feuerkugel zu Parma
nach N. zu (Bull, de l'Ac. R. de Bruxelles 1850 p. 250).
1848 Jan. 19. 6| Uhr Morg. ist zu Hirschberg und Sa-
gan eine Feuerkugel gesehen worden (Schles. Ztg. 1848
No. 17).
1848 Jan. 20. 5 Uhr Ab. beobachtete Edw. Hurting-
ton im Staate New -York eine grofse und hellglänzende
Feuerkugel, welche eine geraume Zeit lang sichtbar blieb:
sie erschien am westlichen Himmel etwa 35° über dem Ho-
rizont und bewegte sich nach Norden zu, bis ungefähr N.
25° W., wo sie niederzufallen schien; sie binterliefs einen
grofsen Schweif, von dem der gröfste Theil erlöschte, aber
ein Thefl 12 bis 13 Min. sichtbar blieb (Sillim. Americ.
Journ. 2 8. Vol V. p. 437).
1848 Jan. 21. 6£ Uhr Ab. (?7iUhr Ab.) Grofse Feuer-
kugel zu Aachen und Parma (VInst. No. 798). — Von
dieser Feuerkugel giebt Schmidt- (a. a. O. S. 44) eine
ausführliche Beschreibung nach seiner eigenen Beobachtung:
sie ist, wie er sagt, von allen, die er seither gesehen, die
glänzendste und gröfste, indem sie bei 10° Höhe einen Durch-
messer von wenigstens 30 Minuten (also Yollmondsgröfse)
zeigte; sie erschien zuerst bei 60° Höhe, sich dem Kopfe
des Pegasus zuwendend, nahm während der Dauer ihrer
Sichtbarkeit (4 Sek.) an Glanz zu, und zeigte das inten-
sivste Smaragdgrün; ein unscheinbarer grauer und kurzer
Schweif lagerte sich zu beiden Seiten des Hauptkörpers
an, »wie zurück wehendes Haar.« Das Meteor glich einem
langgedehnten fallenden Tropfen geschmolzenen Metalles;
es verschwand 7 Uhr 25 Min. 54 Sek. m. Bonn. Zeit, in
128
der Nähe des südwestlichen Horizontes hinter Hebte, vom
Monde erhellte Schneewolken. —
1848 Jan. 26. 9 Uhr 54 Min. Ab. sah Schmidt in
Bonn ein ganz schweifloses, grünes Meteor, heller als Ju-
piter; es verschwand im Meridiane von a Columbae sehr
südlich an Horizonte (ib. p. 45).
1848 Jan. 27. 3 Uhr Nachmittags sahen zwei Beobachter
zu Buckingham und 1 Meile davon bei Tageslicht und hei-
teren Himmel eine helle Feuerkugel; sie zog von S.W.
nach N.O. zwischen 60 und 30° Höhe. Sie hatte einen
doppelten Kopf und war von silberweifser Farbe. Der
nachfolgende Schweif löste sich in einzelne Theile auf: die
ganze Erscheinung war 3 Sek. lang sichtbar (Rep. of the
Brit. Ass. f. 1849).
1848 Februar 2. 9 Uhr Ab. beobachtete Thomson zu
Wrenbury in Cheshire eine ausgezeichnet schöne Feuer-
kugel; sie erschien nicht weit vom Orion und verbreitete
einen aufserordentlichen Lichtglanz: ihre Farbe war gras
grün; sie verschwand, ohne Funken zu hinterhissen (Rep.
of the Brit. Ass. f. 1850 > Thoms. Introd. to Meteorol.).
1848 Febr. 7. II Uhr Ab. erblickte Lowe zu Notting-
ham ein glänzendes Meteor, zweimal so grofs als Jupiter
(Rep. of the Brit. Ass. f. 1848).
(1848 Febr. 20. Zahlreiche Sternschnuppen.) (Nord-
licht).
1848 Febr. 22. Grofse Feuerkugel in Frankreich (C.
R. t.XXVI, p.281).
1848 März 8. 4 Uhr Morgens ist nach einem Berichte
von Sir John Herschel zu Slough eine Feuerkugel am
südlichen Himmel gesehen worden; sie bewegte sich lang-
sam von West nach Ost, war von röthlicher Farbe und
gröfser, als der Mond (Rep. of the Brit. Ass. f. 1849).
Dieselbe Feuerkugel ist auch zu fiath in südwestlicher
Richtung gesehen worden; der Schweif war 3 — 4 Yards
(4£) lang (ib. f. 1850).
1848 März 9. 1 Uhr 45 Min. Morg. sah Mr. Sjmonds
in Wjtham-Park bei Oxford bei völlig bedecktem Himmel
einen
129
einen Lichtotibein in der Atmosphäre zwischen der Erdober-
fläche und den Wolken; er bewegte sich horizontal von
Ost nach West, wurde immer gröfser und nahm das An-
sehen eines gekrümmten Streifens an, welcher seine convexe
Seite nach W. zu richtete; endlich ward am unteren Ende
ein leuchtender Kopf sichtbar; nach Verlauf von 22 Sek.
erlosch er gänzlich (Rep. of the Br. Ass. f. 1848).
1848 März 12. 6£ Uhr Ab. wurde in Breslau bei trü-
bem Himmel durch das Gewölk am mordöstl. Himmel eine
senkrecht herabfallende Feuerkugel gesehen. —
(1848 März 27. 29. Zahlreiche Sternschnuppen).
1848 April 6. 7 Uhr 5 Min. Ab. sah Symonds zu Ox-
ford bei noch hellem Dämmerlicht eine glänzende Feuer-
kugel von N. nach S. durch den Zenith ziehen (Rep. of
the Br. Ass. f. 1848).
1848 April 6. sah Rev. J. Slatter in Rosehill bei Ox-
ford eine kleine Feuerkugel von S.O. nach S.W. ziehen
und dann senkrecht herunterfallen (ib. f. 1849). —
1848 April 12. 9 Uhr 15 Min. Ab. sah derselbe zu Ox-
ford ein kleines Meteor horizontal am örtlichen Himmel
ziehen (ib.).
1848 April 18. erschien in England bald nach Sonnen-
untergang eine Feuerkugel in S.S.O.; sie stieg zuerst etwas
aufwärts, senkte sich aber alsdann senkrecht herab, fort-
während an Glanz zunehmend, bis sie verschwand (ib.).
1848 April 30. 7 Uhr 30 Min. Ab. sah ein. Beobachter
im Regents-Park eine Feuerkugel von dem Zenith bis 45°
herabfallen, wo sie in 2 Stücke zersprang und erlosch; sie
war 2 bis 3 Sek. sichtbar uud bewegte sich nach S.W.
Sie war von gelblicher Farbe und von der Gröfse einer
sogen. Römischen Kerze (ib. f. 1848).
1848 Mai 7. .Helle Feuerkugel zu Bonn (Schmidt
a. a. O. S. 45).
1848 Mai 10. 9JUhr Ab. sah Dune an zu Woodstock
einen senkrecht herabsteigenden Lichtstreifen (Rep. of the
Br. Ass. f. 1848).
1848 Mai (19. od. 20.) wurde in Schlesien an mehreren
Poggend. Ann« Erginzuagsbd. IV. 9
130
Orten am südlichen Himmel eine grofse Feuerkugel ge-
sehen. —
1848 Mai 24. beobachtete Ed. Heis in Aachen eine
prächtige Feuerkugel von a Serpentis (Herculis?) bis S Her-
culis (Serpentis?) (VInst. No. 798).
(1848 Juli 6. Zahlreiche Sternschnuppen).
1848 Juli 12. 7 Ubr 15 Min. Ab. beobachtete Lowe
zu Nottingham eine, wegen ihrer langsamen Bewegung merk-
würdige, Feuerkugel; sie legte in 4 Sek. einen Raum von
nur 20° zurück ; ihre Farbe war intensiv blau. Sie hinter-
liefs einen Schweif, welcher erst nach 3 Min. völlig er-
losch (Rep. of the Brit. Ass. f. 1848).
1848 Juli 13. 10 Uhr Ab. sah Lawson in Stone Eas-
ton eine helle Feuerkugel von S. nach W., von blasser
Farbe mit einem purpurnen Schweife (ib. f. 1849). Wahr-
scheinlich dieselbe Feuerkugel war es, die um 11 Uhr in
Bonn vom Pol zum Auriga beobachtet wurde. —
1848 Juli 15. 11 Uhr Ab. beobachtete Lowe zu Not-
tingham eine kleine Feuerkugel; sie fiel senkrecht von
24 Camelopardalis bis 14 Ljrae (ib.).
1848 Juli 18. 10 Uhr Ab. sah Schmidt in Bonn eine
grüne, schweiflose Feuerkugel. Sie zeigte eine merkwür-
dige Eigenthümlichkeit: Schräg aufsteigend, zuerst im Adler
sichtbar, glich sie anfangs einem matten, röthlichen Sterne
und erreichte in der Nähe von S Aquilae plötzlich einen so
starken Glanz, dafs sie a Lyrae bei Weitem übertraf; gleich
darauf schien sie lautlos zu zerplatzen. In demselben Mo-
mente aber fuhr ein grünes, funkenähnliches Fragment von
schwächerem Glänze vom Orte des Erlöschens genau rück-
wärts in der vorhin beschriebenen Bahn, etwa noch ?°
und verschwand alsdann (Schmidt a. a. O. S. 46).
(1848 Juli 20 bis 24. Zahlreiche Sternschnuppen).
1848 Juli 23. 11 Uhr 48 Min. Ab. Rothgelbe, langsame
Feuerkugel zu Bonn (Schmidt a. a. O. S. 46).
(1848 Juli 27. bis 31. Zahlreiche Sternschnuppen).
1848 Juli 29. 10 Uhr Ab. sah man zu Bradfield in
Berkshire eine helle Feuerkugel mit einem aus Funken be-
131
stehenden Schweife,, unterhalb des Polarsterns bis in die
Jagdbande (Rep. of the Br. Ass. f. 1848).
1848 Juli 29. 11 Uhr Ab. beobachtete Schmidt in
Bonn und Heis in Aachen eine sehr helle Feuerkugel von
7j Serp. bis X Ophiuchi, wo sie, scheinbar mit grofser Ge-
walt, aber lautlos zerplatzte. Der Himmel, die Berge und
Bäume des Horizontes wurden mit einem grünen Schimmer
erleuchtet; der Schweif war höchst unbedeutend (Schmidt
a. a. O. p. 46).
(1848 August 1 bis 6. Zahlreiche Sternschnuppen und
Feuerkugeln (Aug. 1. u. 2) {Rep. of the Brit. Ässoc.
f. 1849).
(1848 Aug. 9/10. August- Phänomen mit vielen
Feuerkugeln, u. A. in Gent und Oxford).
1848 Aug. 21. 11 Uhr 45 Min. Ab. beobachtete Lowe
*u Nottingham eine Feuerkugel, beller, als der Sirius vom
Delphin bis zum Algenib im Perseus (Rep. of the Brit
Ass. f. 1849).
1848 Aug. 28. 8 Uhr 11 Min. Ab. beobachtete Ed. Heis
in Aachen eine Feuerkugel von AR 280 bis 170° und
Decl. +51 bis +63°; ihre Dauer betrug 3 bis 4 Sek.
(VInst. No. 798).
1848 Aug. 29. sah Dubois in Paris eine Feuerkugel
( Compt. Rend. t. XXVII, p. 297 ).
1848 September 1. 7 Uhr 45 Min. Ab. Feuerkugel zu
Saffres in Cöte «Tor (ib.). #
1848 Septbr. 1. 8 Uhr Ab. beobachtete Putzeys in
Brüssel eine Feuerkugel von West nach Ost: sie zog sehr
langsam und beinahe horizontal. Ihr Licht war glänzend
und grünlich. Dieselbe Feuerkugel ist (9 Uhr?) zu Caen
und Nevers gesehen (VInst. No. 783).
1848 Septbr. 4. 8 Uhr 45 Min. Ab. beobachtete der
Astronom auf der Wrottesley- Sternwarte zu Wolverhamp-
ton in England am südlichen Himmel einen blendenden
"Lichtstrelfen von blafs- gelber Farbe, etwa 8° westlich von
a Aquilae und von einer Länge von 25°, senkrecht zum
Horizonte herabfahrend; dieser Lichtstreifen hielt 10 Sek.
9*
132
an und löste sich allmälig in rothe Funken auf, die nach
5 Sek. verloschen. Diese Erscheinung ist wahrscheinlich
der Schweif einer grofsen Feuerkugel gewesen (Rep. of
the Br. Ass. f. 1850).
1848 Septbr. 4. 8 Uhr 59 Min. Ab. beobachtete Lowe
zu Nottingham eine grofse Feuerkugel von r\ Antinoi bis
n Sagittarii (also ohne Zweifel dieselbe, als die vorige).
Sie war 6 mal so grofs, wie Jupiter und von dunkel -stroh-
gelber Farbe; sie streute Funken aus und hinterließ einen
blauen Lichtstreifen von 4° Länge und 25' Breite. Erst
nach -| Minute verlosch sie gänzlich. Eine kleine Stern-
schnuppe folgte ihr in derselben Bahn (ib. f. 1849). Die-
selbe Feuerkugel ist zu Worthing in Sussex 9 Uhr Ab.
gesehen worden: »like a sky- rocket, or rather an oblong
piece of fire«, zuerst blau, dann feuerroth. Die Dauer be-
trug nach dieser Beobachtung nur 1 bis 2 Sek.; der Schweif
blieb aber noch längere Zeit sichtbar. Sie wurde auch zu
Fecamp in Frankreich als Funken sprühende Feuerkugel
gesehen (ib.). — In Ventnor auf der Insel Wight wurde
diese Feuerkugel ebenfalls um 9 Uhr Ab. beobachtet; sie
hatte die Gröfse des Vollmondes, erschien ungefähr 50°
hoch und zog von S. W. nach S. ; sie theilte sich bald nach
ihrem Erscheinen in 2 Stücke, und sendete nach allen Seiten
Lichtfunken aus: ein Stück (4- des Ganzen) fiel rasch nach
S. zu und löste sich bei 25° Höhe ebenfalls in Funken
auf. Die ganze Erscheinung dauerte beinahe 3 Minuten
(ib. f. 1851).
(1848 Septbr 4^5. Zahlreiche Sternschnuppen).
1848 Septbr. 7. 64 Uhr Ab. wurde zu Poona in Indien
eine grofse Feuerkugel von N. nach S. gesehen; sie wendete
plötzlich ihren Lauf zu einem gegen den früheren, recht-
winkligen um. Nachdem sie 5 bis 6 Sek. sichtbar gewesen
war, zersplitterte sie in eine grofse Anzahl von Fragmenten,
welche sich rasch zur Erde senkten; und diese wiederum
in kleinere, bis sich das Ganze in Funken auflöste. Vor
der Explosion war die Feuerkugel blau, nach derselben
133
roth; sie erleuchtete trotz des Mondscheines den ganzen
Himmel (Rep. of the Brit. Ass. f. 185»).
1848 Septbr. 8. 6 Uhr 50 Min. Ab. beobachtete Irving
zu Pisa am südlichen Himmel eine Feuerkugel von N.W.
nach S.O. («6. f. 1849).
1848 Sept. 24. 11 Uhr 18 Min. Ab. ward eine belle, ge-
schweifte Feuerkugel 3° von y urs. naaj. bis x/j urs. maj. zu
Nottingham beobachtet (ib.).
1818 Sept. 28. Feuerkugel zu Parma (VInst. No. 818).
1848 October 5. 11 Uhr 27 Min. Ab. kleine Feuerkugel
von a Pegasi durch Cassiopea zu Nottingham (Rep. of the
Brit. Ass. f. 1849). 11 Uhr 33 Min. Ab. ebenfalls kleine
Feuerkugel mit rothen Funken (ib.).
1848 Octbr. 18. 10 Uhr 46 Min. Ab. kleine Feuerkugel
zu Nottingham im Pegasus während eines Nordlichtes (ib.).
(1848 Octbr. 20. bis 27. October-Phaenomen.)
1848 Octbr. 27. beobachtete G. A. Bowel 1 zu Oxford
8 Uhr Ab. eine grofse, weifse Feuerkugel mit einem hellen
Schweife im Sternbilde des Stier (Rep. of the Brit. Ass.
f. 1849).
1848 Octbr. 27. 10 Uhr 30 Min. Ab. Feuerkugel zu;
Nottingham vom Aldebaran bis Beteigeuze (ib.).
1848 Octbr. 29. 7 Uhr Ab. erschien zu Poona und Bom-
bay eine prächtige Feuerkugel von West nach Ost; bei
ihrer Explosion verliefs sie ihre horizontale Richtung und
schien senkrecht in das Meer hinabzufallen; sie hatte ein
blaues Licht, welches die Auggn blendete, und selbst die
kleinsten Gegenstände deutlich erkennen liefs. Der ihr
nachfolgende Schweif war noch eine halbe Minute sicht-
bar (ib. f. 1850).
1848 November 1. u. 5. Feuerkugeln zu Bombay (ib.
f. 1849).
(1848 Novbr. 12. bis 16: November-Phaenomen).
1848 Novbr. 13/14. 1 Uhr 15 Min. Morg. beobachtete
Coulvier- Gravier zu Paris eine kleine Feuerkugel
(Compt. Rend. t. XXVII, p. 521).
134
1848 Novbr. 15. beobachtete Ed. Hei s in Aachen eine
Feuerkugel von AR 102 bis 108° und Declio. +32 bis
+26° (VInst. No. 798), ,
1848 Novbr. 16. 7 Uhr 20 Min. Ab. Feuerkugel zu
Bombay mit einem Schweife von 6 Sek. Sichtbarkeit (Rep.
of the Brit. Ass. f. 1849).
1848 Novbr. 17. 11 Uhr 12 Min. Abends beobachtete
6. A. Rowell zu Oxford eine Feuerkugel mit einem
helfen Schweife von 6 bis 8° nördlich der Plejaden durch
den Zenith bis 30 oder 35° über dem Horizont in N.N.W.,
wo sie verschwand. 4 Sek. darauf zeigte sich ein präch-
tiges Nordjjcht; während desselben erblickte Lowe auf
Mr. Lawson's Sternwarte zu Bath eine helle, blaue Feuer-
kugel, von der Capeila bis zum nördlichen Horizont; sie
liefs hinter sich einen Stern-Strom (»stream of stars«) (ib.).
1848 Novbr. 21. beobachtete Rev. I. Slatter zu Ro-
sehill bei Oxford vier kleine Feuerkugeln während eines
Nordlichtes (ib.).
1848 Novbr. 29. 7 Uhr 0 Min. 50 Sek. Morg. beob-
achtete J. W. Jeans zu Grantham in Lincolnshire eine
blafs - röthliche Feuerkugel , welche nach einer Sekunde,
ohne einen Schweif zu hinterlassen, verschwand (ib.).
1848 December 2. und 11. Helle Meteore zu Bonn
(Schmidt a. a. O. S. 47).
(1818 Decbr. 11. 14. 15. Zahlreiche Sternschnuppen).
1849 Januar 9. erschien zu Edinburg eine Feuerkugel
(Rep. of the Br. Assoc. f. 1850).
(1849 Jan. 18. Zahlreiche Sternschnuppen).
1849 Jan. 28. 8 Uhr 15 Min. Ab. beobachtete Lowe
zu Bath eine blaue Feuerkugel, zweimal so grofs, als Ju-
piter, von Castor bis zum Regulus: sie zog einen Funken-
schweif nach sich (Rep. of Br. Ass. f. 1849).
1849 Februar 10. Feuerkugel zu Nottingham (ib.).
1849 Febr. 19. 5| Uhr Ab. Feuerkugel zu Bombay;
sie war sehr lichtstark und zog von S.W. bis N.O. (Edinb.
n. Phil. Jouro. Vol. XL VII, p. 370 > Bombay Monthly
Times Mrz. 1849). Diese Nachricht findet sich inPowell's
»Catalogue« nicht vor. —
135
1849 Rebr. 24. Feuerkugel zu Madras (Rep. of the
Brit. Ass. f. 1849).
1849 Febr. 28. 10 Uhr 15 Mio. Ab. beobachtete Rev.
J. Slatter zu Rosehill bei Oxford eiae Feuerkugel wäh-
rend eines Nordlichtes (ib.).
1849 März 6. 6 Uhr 8 Min. Ab. bald nach Sonnenun-
tergang wurde zu Whitechapel bei London eine prächtige,
weifse Feuerkugel gesehen, ein wenig südlich unterhalb
des Mondes; nach 1^ Sek. explodirte sie und nahm eine
röthliche Farbe an (ib.).
1849 März 19. 6 Uhr 30 Min. Ab. haben mehrere Beob-
achter zu Bombay, Poona, Aurungabad, Sholapoor, Sur^t
und an anderen Orten eine glänzende grünliche Feuer-
kugel gesehen; sie bewegte sich in nordöstlicher Richtung,
explodirte und löste sich in rothe Funken auf. Die näheren
Angaben hierüber s. Rep. of tke Br. Ass. f. 1849 p. 39
bis 41. — Aus ihnen scheint hervorzugehen, dafs in kurzer
Zeit hinter einander zwei verschiedene Feuerkugeln gefallen
seyen, und dafs die Beobachter beide Erscheinungen in ihren
Berichten mit einander vermengt haben. So theilt auch Po-
well einen Brief von einem ostindischen Astronomen an
den Redacteur der Bombay - Times mit, worin er u. A/
sagt: .... Can you make anything out of the different re-
ports of the meteor of the 19*- ult., so as to have even a
guest at its tohereabouts? I cannot by any means torture
them into a agreement, and have come to the conclusion
that there must have been two at internal* ofperhaps fifteen
or twenty minutes, and that they hone been confounded to-
gether. —
1849 März 23. Kleine Feuerkugel zu Bombay (ib.).
1849 März 26. ^ Uhr Ab. wurde nicht weit von Co-
chin eine Feuerkugel von beträchtlicher Gröfse gesehen;
der Kern hatte eine smaradgrüne Farbe: der Schweif eine
röthliche. Bei ihrer Annäherung zur Erde zersprang sie
in eine Menge kleiner Fragmente (ib. ;> Bomb. Tim. 1849
April 30).
1849 April 4. Feuerkugel zu Delhi (ib. „> Bomb. Tim.
Juli 11).
136
1849 April 10. Feuerkugel zu AhenednuggOr (*&.).
1849 April 13. erblickte Watson zu Nottingham eine
schöne Feuerkugel von der Nähe der Spiea ausgehend
bis zum südlichen Horizonte (ib.).
An demselben Abende 9 Uhr wurde in Hingoleeh und
Bombay eine sehr grofse Feuerkugel von West nach Südost
gesehen: es folgte ein Schweif aber keine Explosion (ib.).
1849 April 19. od. 26. 6 Uhr 52£ Min. Ab. ward zu
Malabar Point in Bombay gegen S. S. W. eine Feuerkugel
von grofsem Glänze gesehen: sie senkte sich langsam, bei-
nahe senkrecht gegen den Horizont herunter; ihre Winkel-
geschwindigkeit betrug 2° in der Sekunde. Zuerst leuchtete
sie mit einem dem Jupiter ähnlichen Scheine; hernach er-
glänzte sie in noch blendenderem Lichte, als die Venus
und zuletzt löste sie sich in einen Schauer von röthlich-
gelben Funken auf. Ihren Lauf endete sie in verticaler
Richtung und verschwand etwa 2° über dem Horizonte.
Dieselbe Feuerkugel wurde auch in Khandalla gesehen
(ib. > Bomb. Times 1849 Mai 11).
(1849 April 20. 25. 26. Zahlreiche Sternschnuppen).
# 1819 April 30. 7 Uhr 42 Min. Ab. erschien zu Poona
unterhalb ß urs. min. eine kleine Feuerkugel von dunkel-
rothem Lichte; gerade vor ihrem Verschwinden war ihr
Glanz am stärksten. Die Dauer betrug ljSek. (ib.).
1849 April 30. 8 Uhr Ab. beobachtete de Koninck
zu Lieges eine Feuerkugel von länglicher Gestalt und wei-
iser Farbe; sie bewegte sich langsam (30 Sek.) aber ohne
Schweif am Himmel fort (Vlnst. No. 808).
1849 Mai 2. Feuerkugel zu Bombay (Rep. of the Br.
Ass. f. 1849).
1849 Mai 6. Feuerkugel zu Kurrachee in Indien (ib.).
1849 Mai 8. 9 Uhr 18 Min. Ab. erschien zu Notting-
ham eine Feuerkugel von e Herculis bis ß Lyrae: sie war
von rötblicher Farbe uud dem Glänze von a Lyrae : sie
hinterliefs keine Funken (ib.).
1849 Mai 12. sah Heis in Aachen des Nachmittags
2 Uhr 40 Min. zwei kleine dunkele Körper vor der Sonne
137
vorbeiziehen: den einen von 160 bis 68°, den andern von
20 bis 12ö° (von Nord durch West und Süd nach Ost
gezählt). Mai 13. 3 Uhr 48 Min. sah er einen dritten von
200 bis 225°, und den vierten so grofs wie Mercur von
52 bis 175° CPrivatmitth).
1849 Mai 26. 9 Uhr 36 Min. Ab. Sehr helle, gelbrothe
Feuerkugel zu Bonn von merklichem Durchmesser: sie er-
losch nach 2.7 Sek. Dauer (Schmidt a. a. O. S. 61).
1S49 Mai 31. 10 Uhr 5 Min. Ab. sah H. v. Rothkirch
in Boberstein bei Hirschberg eine Feuerkugel von a Ophiu-
chi herkommend. —
? 1849 Juni 16. 6 Uhr 30 Min. Nachm. erschien «u
Paris ein sogen, »tonnerre en boule« in Gestalt einer gro-
fsen rothen Kugel, welche sich langsam herabsenkte, und
endlich in Feuer aufging; es schien, als ob Papier in klei-
nen Funken verbrennt; plötzlich detonirte die ganze Kugel
mit einem furchtbaren Knalle und eine grofse Anzahl von
Blitzstrahlen fuhr nach allen Seiten hin in Zickzack: einer
davon traf ein Haus in der Vorstadt und machte ein Loch
in der Mauer. Die Erscheinung dauerte länger als eine
Minute {Campt Rend. t. XXXV, p. 192).
1849 Juni 17. 9 Uhr 12 Min. Ab. beobachtete Prof.
Bond zu Cambridge (Mass. U. S.) eine Feuerkugel von
weifslich -oranger Farbe; sie war zuerst nur 5. Gröfse,
nahm aber an Glanz zu, bis sie heller, als Venus wurde; sie
bewegte sich von t] Aquilae etwa 15° weiter nach Osten
und verschwand bei e Delphini; kurz vor ihrem Erlöschen
löste sich ein Fragment los, und dann andere kleinere,
welche sich alle in derselben Bahn folgten (Rep. af the
Brit. Ass. f. 1849).
(1849 Juni 16. 17. Zahlreiche Sternschnuppen).
1849 Juni 25. 10 Uhr Ab. erschien zu Kurrachee in
Indien eine glänzende Feuerkugel von S. nach W.; sie ex-
plodirte bei beinahe 60* Höhe mit Hinterlassung rother
Funken; ungefähr 5 Min. darauf wurde ein Getöse gehört
(Rep. of the Br. Ass. f. 1849).
1849 Juni 27. 11 Uhr 35 Min. Ab. sah Lowe zu Not
138
tingbam eine kleine Feuerkugel mit kleinem Schweife, lang-
sam von et Ophiuchi nach W. zu ( mit einer Krümmung
nach S.) hinziehend durch y Herculis und y Serpentis (#.).
1849 Juni 30. 11 Uhr 43 Min. Ab« beobachtete derselbe
eine Feuerkugel, welche mit grofser Geschwindigkeit sich
durch Kochab zwischen Alioth und Mizar bewegte, mit
Hinterlassung von blafs-rotben Funken (#.).
1849 Juli 10. 11 Uhr 3 M. Ab. beobachtete derselbe eine
Feuerkugel von der Sfachen Gröfse des Jupiter, blafsblau
und von konischer Gestalt; sie bewegte sich langsam und
ohne Funkensprühen von tj Pegasi durch a Andromedae
bi§ gegen <p Piscium (ib.).
(1849 Juli 20. bis 27. Zahlreiche Sternschnuppen.)
1849 Juli 23. 10 Uhr 37 Min. Ab. beobachtete Prof.
Powell in Oxford eine Feuerkugel von weifser Farbe
und mit einem Schweife; sie verschwand ohne Explosion
bei einem Puukte am Himmel, dessen AR =200° und dessen
Decl. =5+9° war (Rep. of the Br. Ass. f. 1849).
1849 Juli 27. 8 Uhr 30 Min. Ab. wurde zu Porebunder
in Indien am nördlichen Himmel eine grofse Feuerkugel
beobachtet: sie fiel von 70° Höhe beinahe senkrecht herab
und blieb 5 Sek. sichtbar, bevor sie völlig erlosch: ein
langer Streifen von hell rothen Funken bezeichnete ihren
Weg. Sie erleuchtete den ganzen Himmel (ib. f. 1850).
(1849 August 2. bis 6. Zahlreiche Sternschnuppen).
1849 Aug. 3. 10 Uhr Ab. beobachtete Lowe zu Not-
tinghain eine Feuerkugel von % Cassiop. bis ß Persei (Rep.
of the Br. Ass. f. 1849).
1849 Aug. 6. 8 Uhr 35 Min. Ab. während des Zwie-
lichtes beobachtete Rev. J. Slatter zu Rosebill bei Ox-
ford eine Feuerkugel 5 bis 6mal so hell als Wega; sie
zog von ö Cygni bis 5° westl. von ß Aquarii; dann erlosch
sie mit Hinterlassung von Funken (ib.).
1849 Aug. 7. 9 Uhr 30 Min. Ab. sah Lowe zu Notting-
ham eine Feuerkugel von der Gröfse des Jupiter und von
purpurrother Farbe ohne Funkenschweif, mit langsamer
Bewegung von £ Cygni bis g Pegasi (ib.).
139
1849 Aug. 8. bis 15. August-Phänomen mit meh-
reren Feuerkugeln; so Aug. 8. 10. zu Nottingham; Aug. 9.
zu Neustadt und Parma; Aug. 11. zu Breslau. (Ueber diese
Feuerkugeln, wie überhaupt über die bei den periodischen
Sternschnuppenbeobachtungen gesehenen, werde ich das
Nähere später in den »Beobachtungen der periodischen
Sternschnuppenerscheinungen « mittheilen ).
1849 Aug. 16. 10 Uhr 20 Min. Ab. erschien zu Leob-
schütz eine Feuerkugel von der Gröfse der Capeila mit
gelblichem Lichte; sie erschien in den Jagdhunden und ver-
schwand den Beobachtern hinter Häusern; einige wollen
auch einen entfernten, dumpfen Knall gehört haben (BrieA»
Mitth.).
1849 Aug. 25. 10 Uhr Ab. erschien zu Chesterfield eine
glänzende Feuerkugel, zweimal heller als Venus: sie be-
wegte sich langsam und beinahe horizontal (?) von N. nach
S. und liefe hinter sich einen Schweif von kleinen Sternen*
Einige Augenblicke nach ihrem Erlöschen bezeichnete eine
lange schwarze Wolke ihre Bahn (Rep. of the Brit. Ass.
f. 1850).
1849 September 3. des Abends sah man zwischen Beiton
und Castle Donington eine kleine, aber ungemein glänzende
röthliche Feuerkugel mit. einem Funkenschweif, welcher 6
bis 7 Sek. sichtbar blieb; sie bewegte sich bei einer Höhe
von 40° von N.O. nach N.W. (Rep. ofthe Br. Ass. f. 1851).
(1849 October 15. 16. 17. 20. 25. October- Phä-
nomen).
1849 Octbr. 20. 8 Uhr 30 Min. Ab. Explodirender Licht-
streifen zu Hartwell in Aylesbury (Rep. of the Brit Ass.
f. 1850).
1849 November 2. 5 Uhr 10 Min. Ab. wurde in der
Nähe von Mold in Flintshire eine Feuerkugel bemerkt,
deren Geschwindigkeit fortwährend abnahm. Sie blieb bei-
nahe 20 Sek. sichtbar; doch hörte man keine Explosion (ib.).
1849 Novbr. 2. 5 Uhr 30 Min. Ab. sahen mehrere Beob-
achter zu Nottingham und an anderen Orten eine sehr lang-
sam zwischen ß und y Ljrrae dahinziehende Feuerkugel;
140
sie war in ihrer Bahn 30 Sek. lang siebtbar: in der ersten
Hälfte derselben entsendete sie Funken, dann nicht mehr (ib.)
Dieselbe Feuerkugel sah Mr. Hill, 12 miles n.n.ö.
von Swansea unterhalb des Polarsternes von O. nach W.
ziehen. Ihre Farbe war hellroth; der Kern des Meteors
hatte 6" im Durchmesser. Die Feuerkugel wurde immer
kleiner, je länger sie sichtbar war; — ihre Dauer betrag
8 Sek. (ib.).
1849 Novbr. 2. 7 Uhr 33 Min. Ab. beobachtete Lowe
zu Nottingham eine sehr helle Feuerkugel von grösserem
Glänze, als Venus, von 39 Andromedae bis 1° nördlich
von y Cassiopeae (ib.).
1849 Novbr. 5. 6 Uhr 10 Min. Ab. sah Jones in Chester
eine bläuliche Feuerkugel, deren Kopf aus 8 kleinen Ku-
geln zusammengesetzt war; ihr Lauf ging von den Plejaden
bis a Arietis. Die Feuerkugel war 5 Sek. sichtbar, der
Schweif aber, welcher aus kleinen Funken bestand, 2 Min.
(Phil. Mag. 3 S. Vol. 36 p. 381 ).
An demselben Abende, 6 Uhr 20 Min. beobachtete Lowe
zu Nottingham ebenfalls eine Feuerkugel von 14 Dracon
bis h Herculis; ihre Bahn von 50° Länge hatte eine ge-
wundene Gestalt, Glaisher glaubt, dafs diefs dieselbe
Erscheinung, wie die vorige sey (Phil. Mag. Mai 1850).
1849 Novbr. 7. 9^ Uhr Ab. erschien zu Bombay eine
der prachtvollsten Feuerkugeln; sie > schien über der Insel
Elephantine zu zerspringen. Mehrere Nächte hindurch zeig-
ten sich zahlreiche Sternschnuppen (Rep. of the Br. Ass.
f. 1850. > A>ro6. Times 1849 Novbr. 14).
1849 Novbr. 8. 6 Uhr 30 Min. Ab. wurde in Bombay
eine von W. nach O. ziehende Feuerkugel gesehen in dem
Sternbilde der Plejaden, 20° über dem Horizont: sie war
von grünlich weifser Farbe mit kreisförmig und scharf be-
gränzter Scheibe und ungefähr 4 mal heller als Venus in
ihrem stärksten Glänze; nahe an dem Ende ihrer Bahn
trennte sich von ihr eine grofse Anzahl röthlicher Funken
und es folgte ihr ein Schweif von 10° Länge, welcher 3
oder 4 Sek. länger sichtbar blieb, als die Feuerkugel selbst,
141
welche ohne eine A ender ung ihrer Form oder Gröfse zu
verschwinden schien. Die Luft war zu dieser Zeit ange-
füllt yon einer grofsen Anzahl kleiner Meteore (ib. >»
Bomb. Tim. Nov. 17. 1849).
1849 Novbr. 9. 9 Uhr Ab. sah man zu Asseerghur in
Indien eine von Ost nach West ziehende Feuerkugel; sie
erleuchtete trotz des hellen Mondscheines den ganzen Him-
mel und zersprang mit einer lauten Explosipn (ib.).
(1849 Novbr. 12. 13. 14. November-Phänomen mit
mehreren Feuerkugeln, so z. B.:
Novbr. 12. 6 Uhr 36 Min. Grofses funkensprühendes
Meteor zu Cöln und Aachen (Schmidt a. a. O. p. 61).
Novbr. 13. 10 Uhr 23 Min. 12 Sek. m. Bresl. Zeit beob-
achtete ich bei meinen Steraschnuppenbeobachtungen eine
grofse Feuerkugel (s. »die period. Sternschnuppenersch.«)
1849 Novbr. 13. 6|Uhr Ab. wurde an vielen Orten
Italiens eine grofse Feuerkugel mit verschieden gefärbtem
Lichte gesehen ; sie erschien am südlichen Himmel und ver-
löschte nach Verlauf einiger Sekunden, ohne unmittelbar
darauf folgende Explosion. Erst eine Viertelstunde später
vernahm man ein eigentümliches Geräusch, welches die
Fenster erschütterte. In der Nähe des Horizontes war die
Farbe röthlich und die Feuerkugel zertheilte sich in kleine
Kugeln. Sie verbreitete überdiefs überall, wo sie erschien,
Tageshelle und noch 1^ Stunde lang war am Himmel eine
helle Wolke sichtbar (Capocci im Calendario di Napoli
per Vanno 1850). Diese Feuerkugel ist auch in Tripolis
gesehen worden und fiel dort, wie es auch Capoeoi be-
rechnet hatte, nieder, und zwar in eines der gröfsten Häuser
des Judenviertels, aber ohne Detonation (FInst. No. 859).
1849 Novbr. 19. 7 Uhr 30 Min. Ab. Aufserordentlich
helle Feuerkugel zu Bonn, im N. der Sternwarte. Die
Kugel selbst erlosch nach 1,5 bis 2 Sek. Dauer, aber der
lange, völlig gerade Schweif erlosch erst nach 13 Sekunden.
Das Phänomen zeigte sich im Drachen. Diese Feuerkugel
wurde auch iu Aachen gesehen (Schmidt a. a. O. p. 61).
(1849 December 3 bis 8. Zahlreiche Sternschnuppen).
142
1849 Deebr. 4. 11 Uhr 40 Min. Ab. sahen Watson
und Swann zu Nottingham eine Feuerkugel, weit gröfser
und heller als Jupiter, von orange -rother Farbe; sie be-
wegte sich in einer Zeit von 8 Sek. von r Eridani bis
«i Piscium (Rep. of the Br. Ass. f. 1850).
1849 Decbr. 12. 11 Uhr 30 Min. Ab. wurde zu Camp
Bohnal bei Shorapore in Indien eine glänzende Feuerkugel
gesehen, welche vom Zenith in senkrechter Richtung herab-
fiel und bei 20° Höhe zerstiebte; ihre Gröfse schien bei dem
Herabsinken abzunehmen, aber ihr Glanz war 4mal heller,
als der der Venus. Ihre Farbe war grünlich -weifs. Eine
Explosion wurde nicht gehört (ib.).
1849 Decbr. 19. 5 Uhr 10 Min. Ab. wurde zu Beeston
bei Nottingham und zu Whitehaven eine sehr langsam da-
hinziehende Feuerkugel beobachtet; sie legte ihren Weg
von a Draconis bis etwas über Capella in 2 Min. 30 Sek.
zurück und hinterliefs einen Lichtstreifen (ib.).
Gewifs ist es dieselbe Erscheinung, welche:
1849 Decbr. 19. 5 Uhr 15 Min. m. Gr. Zeit in ganz
England, Schottland und Irland als eine glänzende Feuer-
kugel gesehen wurde; sie zog von N.N.W, nach O. zu
horizontal dahin und legte ihren Weg von 65° am Himmel
gleichmäfsig in 30 Sek. zurück (Schottische Beobachtungen
ergeben 75° in 15 Sek.); sie löste sich bei ihrem Zerplatzen
in 2 bis 4 Fragmente auf, welche sich wiederum in kleine
Funken zertheilten: der nachfolgende Schweif nahm an
Länge zu, Je näher die Feuerkugel kam (ef Proeeed. of
the Roy. Soc. of Edinb. 1850 II, p. 309 u. Rep. of the
Brit. Ass. f. 1850 I p. 107 — 110). —
1849 Decbr. 21. 5 Uhr Ab. wurde in New*Haven eine
in zahlreiche Fragmente sich auflösende Feuerkugel gesehen
(Rep. of the.Br. Ass. f. 1851).
1849 Decbr. 23. 6 Uhr 36 Min. 30 Sek. Ab. sah Lowe zu
Nottingham eine Feuerkugel von | Taurii bis 94 Ceti, welche
nach 1^ Sek. plötzlich verschwand (ib. f. 1850).
1849 Decbr. 23. 7 Uhr 30 Min. Ab. wurde zu Castle
Donington in Leicestershire eine an Glanz allmälig zuneh-
143
mende Feuerkugel gesehen mit einem prächtigen Schweife
(Rep. of tke Brit. Ass. f. 1850).
1849 Decbr. 30. 5 Uhr 45 Min. Ab. erschien zu Hart-
well eine Feuerkugel, südwestlich von der Andromeda,
welche sich von N. nach O. bewegte und Lichtstreifen von
5 — 6° Länge aussendete (ib. f. 18&1).
1850 Januar 8. 33 Uhr Morg. wurde auf dem Wege
von Merzenich nach den Kohlengruben von Eschweiler
zwischen Düren und Langerwehr eine ungewöhnliche Licht-
erscheinung bei völlig bedecktem Himmel beobachtet. Vom
Horizont in Absätzen nach dem Zenith ansteigend, erhellte
sich plötzlich der ganze Himmel, so dafs die ganze umlie-
gende Landschaft zu erkennen war, und nach weniger als
einer Minute verschwand die Helligkeit plötzlich. Die Farbe
des Scheines war röthlich (Köln. Zeitg. 1850 Jan. 20. >
Po gg. Ann. Bd. 83 S. 158).
1850 Jan. 30. sah Liais zu Cherbourg eine grofse Feuer-
kugel im Sternbilde des grofsen Bär; sie fiel beinahe senk-
recht zur Erde. Die Erscheinung dauerte 3£ Sek. und war
von dem Glänze der Venus; es folgte ihr ein Lichtschweif,
aber keine hörbare Explosion (CompL R. t. XXX, p. 208).
1850 Jan. 30. 6 Uhr 50 Min. Ab. Mehrere kleine Stern-
schnuppen und eine grofse, wie Jupiter, zu Headington Hall
bei Oxford; 8 Uhr 48 Min. und 9 Uhr 30 Min. Ab. wur-
den daselbst zwei kleine Feuerkugeln beobachtet (fiep* of
tke Br. Ass. f. 1851 ).
1850 Februar 3. 11 Uhr Abends. Feuerkugel zu Hart-
well (ib.).
1850 Febr. 5. 6 Uhr 50 Min. Ab. wurde zu Sandwich
in Kent eine eigentümliche Erscheinung beobachtet: etwas
westlich vom Orion, 28 bis 30° über dem Horizonte, zeigte
sich ein Fleck von mattem Lichte: er nahm rasch an Grofse
und Intensität zu, blieb aber auf derselben Stelle am Himmel
sichtbar, wie eine mäfsig roth- glühende Eisenkugel, bis sie
die Grofse von £ des Vollmondes erreicht hatte. Plötzlich
zersprang sie, ohne dafs irgend ein Geräusch, oder eine
Explosion gehört wurde ; der Hauptkörper nahm eine lang-
144
8ame, geradlinige Bewegung, parallel dem Horizonte und
nach Osten zu, an; als diese Bewegung rascher ward,
trennten sich rothe Fragmente nach verschiedenen Rich-
tungen hin von dem Centrum; ein glänzender Regen von
verschieden gefärbtem Feuer fiel senkrecht zur Erde herab,
ähnlich dem Feuerreg&n einer zersprungenen Rackete. Be-
sonders merkwürdig waren folgende Umstände bei diesem
Phänomen: dafs es sich bei einem stationären Punkte am
Himmel zeigte und ausbreitete, — von dem Augenblicke
seiner ersten Sichtbarkeit bis es zerplatzte und sich fort-
bewegte, vergingen 1 Min. 45 Sek. ; — dafs die Bewegung
des Hanptkörper8 so langsam war, dafs sie 45 Sek« währte;
— dafs an der festen Stelle, wo es sich gebildet hatte, eine
Lichtscheibe von 1° Durchmesser erschien und dort nach
3 Min. nach dem allmäligen Erlöschen der Feuerkugel und
des Feuerregens sichtbar blieb (Rep. of the Brit. Ass.
f. 1851).
1850 Febr. 10. 8 Uhr 30 Min. Ab. wurde auf dem Indi-
schen Meere unter 24° 98' N.Br. und 66° 30' Oestl. L. eine
grofse Feuerkugel von dem 6ten Theile des Durchmessers
im S. gesehen; sie erschien 8° nach S,S.W. und verschwand
augenblicklich 2° nach S.; es folgte ihr ein scharf begränz-
ter Schweif nach (ib. f. 1850).
1850 Febr. 11. 5 Uhr Ab. erschien bei Derby eine röth-
liche Feuerkugel mit hellglänzendem Kern, blauem Schweif
und langsamer Bewegung (ib. > Derby Courier). — Die
beiden folgenden Nachrichten beziehen sich höchst wahr-
scheinlich auf dieselbe Erscheinung der merkwürdigen und,
ich möchte sagen, klassischen Feuerkugel von 1850 Febr. 11.
10 Uhr 41 Min. 16 Sek. mittl. Greenw. Zeit, — darum klas-
sisch, weil Hr. J. Glaisher, auf der Kön. Sternwarte zu
Green wich, von ihr eine so vorzügliche, bis jetzt unüber-
troffene Beschreibung und Untersuchung gegeben hat (Lond.
etc. Phil. Mag. 3. S. Vol. 36, p. 221. 249 u. 263). Besäfsen
wir mehrere ähnliche Untersuchungen über bedeutende
Feuerkugeln, wir wären gewifs schon weiter vorgedrun-
gen
145
gen in der Kenntoifs dieser bis jetzt noch so räthselhaften
Körper!
Diese beiden Nachrichten sind nun:
1850 Febr. II. 10 Uhr 35 Min. sah Rev. J. Slatter
zu Rosehill bei Oxford in seinem Zimmer einen ungeheuer
starken Lichtschein, welcher Schatten warf. Nach einer
Minute hörte er eine Explosion (Rep. öf the Br. Ass.
f. 1851).
1850 Febr. 11. 10 Uhr 37 Min. bemerkte Rev. C. J.
Lowndes eine grofse Feuerkugel zu Hart well: auch hörte
er ein Getöse (ib.).
1850 Febr. 11. 10 Uhr 41 Min. 16 Sek. Grofceund
glänzende Feuerkugel in einem grofsen Theile von Eng-
land. Mr. J. Glaisher hat 45 verschiedene Nachrichten
gesammelt (u; A. von Airy aus Green wich und von Hind
aus London); die Gränzorte sind Benzance in Cornwallis,
Brighton und Durham. Die aus jenen Nachrichten von
Glaisher gewonnenen Resultate (Lond. etc. Philos. Mag.
3. S. Vol. 36 p. 263) sind nun im Auszüge folgende (die
beigefügten No. beziehen sich auf die von Glaisher im
Original angeführten) :
Nach Airy 's Beobachtung leuchtete das Meteor 10 Uhr
41. Min. 16 Sek. mittl. Greenw. Zeit auf und explodirte
10 Uhr 41 Min. 28 Sek., so dafs die Dauer der Erschei-
nung 12 Sek. betrage (15). Andere Angaben variiren zwi-
schen 1 und 11 Sek.: von 3 Orten wird sogar eine Dauer
von resp. 20, 50 und 60 Sek. gemeldet (13). Die Feuer-
kugel erschien zuerst 81 Meilen hoch gerade über einem
Punkte 13 Meilen (engl.) nordöstl. von Montgomery (1 u. 4);
sie zog in einer parabolischen Bahn (17) über Shropshire,
Warwikshire und Northamptonshire nach Bedfordshire, wo
sie li Meile von Biggleswade 19 Meilen über der Erde ver-
schwand (3 u. 6). Dort sind auch möglicherweise Frag-
mente einer Masse niedergefallen. Die Schnelligkeit, mit
der sich das Meteor fortbewegte, war gewi£s sehr grofs;
sie betrug mit Berücksichtigung der Bewegung der Erde
30 (engl.) Meilen in der Sekunde, die absolute 15 (wäh-
Poggend. Ann. Ergänzungsbd. IV. 10
146
rend die Erde 4 deutsche Meilen in 1 Sek. zurücklegt
(14). Hienach hatte also das Meteor eine sehr bedeutende
Geschwindigkeit gehabt. Die Gröfse des Meteoros zur
Zeit seiner Explosion, variirt nach verschiedenen Angaben
von der Gröfse des Jupiter bis zu der des Vollmondes:
übrigens nahm die Feuerkugel an Gröfse und Glanz zu
(bis Sonnenglanz), bis sie plötzlich erlosch (8. 11); ebenso
wird auch die Farbe verschieden angegeben (12). Die
Feuerkugel zog einen langen Schweif nach sich, welcher
nach Einigen Funken aussendete, nach Anderen nicht: er
ist mehrere Meilen lang gewesen (16). Nach dem Ver-
löschen-der Feuerkugel wurde an 5 Orten bis zu 50 engl.
Meilen Entfernung ein Knall gehört, 1 bis 5 Mi», nach
der Explosion (9. II). Ebenso leuchteten nach derselben
noch einige Theile des Meteores in eiber Höhe von 10
engl. Meilen auf (7). — Glaisher bemerkt noch, dafs
der heftige Knall von dem Zerbersten eines festen Kör-
pers durch die Explosion einer elastischen Flüssigkeit her-
rühre und dafs das Meteor aus Gegenden jenseits des Ein-
flusses unserer Atmosphäre hergekommen sey. Dagegen be-
merkt Hind bei seiner Beobachtung (x): „the appearance
of its light was such, that in my idea no daubt com be en-
tertaitted but that it was of electrical origin; it moved
precisely in the direction in which ihe wind was blowing
at the time>"
Zu den von Glaisher gesammelten Nachrichten fügt
Prof. Badeu Powell in den Rep. of the Brit Ass. f. 1850
noch einige andere hinzu, die ihm über das Phänomen mit-
getheilt wurden, und die im Ganzen die von Glaisher
gewonnenen Resultate bestätigen. Ein Beobachter aus Ken-
nington Lane bei Lambeth berichtet, dafs bevor die Feuer-
kugel verschwand, sie sich umzudrehen schien. In Oxford
wurde 2 Min. nach dem Verlöschen der Feuerkugel der
Knall gehört —
(1850 Febr. 13. 14. Zahlreiche Sternschnuppen).
1850 Febr. 13. 5 Uhr 27 Min.. 48 Sek. Ab. bemerkte
Schmidt in Bonn ein (vermuthlich) sehr grofses Feuerme-
147
teor der glänzendsten Art; er sab zwar nur den rothen
Gluthschein, der den Himmel, wie von einer nahen Feuers-
brunst erhellte, und das mit einer Schweifspur verschwin-
dende Meteor bei 15° AR. und +5° Decl. Es folgte keine
Detonation (Schmidt a. a. O. S. 69).
1850 Febr. 22. 11 Uhr 47 Min. (57 Min.? wie die fol-
genden) Ab. sah Wallis auf der Albany-Strafse in Cam-
berwell in der Richtung von S. S.O. nach S. und in einer
Höhe von 15° eine sehr helle Feuerkugel von dem Durch-
messer des Mondes; sie war 3 bis 4 Sek. sichtbar; sie senkte
sich beinahe perpendiculär herab, durch einen Raum von
7 bis 8°. Die Kugelform war scharf begränzt; der hintere
Theil derselben zertheilte sich in mehrere Fragmente: das
Licht war blau (Phil. Mag. 3. S. Vol. 36 p. 318). Dieselbe
Feuerkugel wurde 1 1 Uhr 57 Min. zu Stone bei Ailesburjr
im W. des Bechers nach S. zu gesehen; sie explodirte
ohne Knall (Phil. Mag. 3. S. Vol. 36 p. 363). An dem-
selben Abende wurde von Lichtenberger in Neunkirchen
und Anderen eine glänzende Feuerkugel gesehen. Schmidt
sah in Bonn durch den dicken Nebel hindurch einen blitz-
ähnlichen, rothen Schein (Schmidt a. a. O. S. 69). Viel-
leicht dieselbe Erscheinung, wie die vorige. —
1850 Febr. 26. 10 Uhr 32 Min. Ab. Hellblaue Stern-
schnuppe zu Highfield-House bei Nottingham von 10 Sek.
Dauer (Rep. of the Brit. Ass. f. 1850)..
1850 März 6. 9 Uhr Ab. erschien zu Surat in Ost- In-
dien eine Feuerkugel, welche sich in 15 Sek. von 15° AR.
und +70° Decl. 5° von Ost nach West bewegte. Der
Schweif zeigte viele, kleine Lichtfunken und senkte sich
langsam herab (ib.).
1850 März 7. 9 Uhr 40 Min. Ab. Rothe Feuerkugel
zu Nottingham, welche sich in 2 Sek. von a Dracon. durch
a Urs. maj. bis & Urs. maj. mit einem conttnuirlichen Licht-
schweife bewegte (tfc.).
1850 März 17. 6 Uhr 55 Min. Ab. Glänzende Feuer-
kugel zu Aylesbury vom Sirius nach S. zu mit einem blauen
Lichtschweife (ib.).
10*
148
1850 April 1. Grofse Feuerkugel zu Aden in Indien,
welche mit lautem Knalle zerplatzte, so dafs die ganze Be-
satzung davon erwachte und glaubte, es sey ein Allarm -
Schufs gewesen (ib. f. 1851).
1850 April 21. 10 Uhr 40 Min. Ab. wurde in Breslau ein
eigentümliches Phänomen beobachtet; es zeigte sich ein
feuriger Körper, welcher während 25 bis 30 Sek. einen
immer stärker werdenden Glanz annahm, dann wieder schwä-
cher wurde und endlich, mit einem hellen Lichtschein ex-
plodirend, zur Erde fiel. Am Rande des Horizontes ver-
schwand er. —
1850 Mai 2. wurde eine rein weifse Feuerkugel zu By-
cullah bei Bombay nach Osten zu gesehen von 45 bis 20°
Höhe. Sie erlosch plötzlich ohne Explosion und Schweif.
Ihr Glanz aber nahm fortwährend zu, bis sie verschwand
(Rep. of the Brit. Ass. f. 1851).
1850 Mai 7. 9 Uhr 6 Min. Ab. sah Schmidt in Bonn
eine helle Sternschnuppe von 2 Sek. Dauer; ihr folgte ein
fächerförmiger Schweif von rothgelber Farbe, was er für
eine seltene Erscheinung hält (Schmidt a.a.O. S. 69).
Indessen finden sich in meiuem Verzeichnisse einige Bei-
spiele von fächerförmigen Schweifen, z. B. 1850 Decbr. 9.
1850 Mai 21. 11 Uhr 57 Min. Ab. Feuerkugel zu Bonn;
nachdem sie 4 Miu. 9 Sek. verschwunden war, folgte ein
dumpfer Knall, woraus zu schliefsen ist, dafs sie 10 Meilen
von Bonn zersprungen ist. Die Kugel war von •£• oder \
des scheinbaren Monddurcbmessers und glich einer grofsen,
grünblauen Leuchtkugel der Feuerwerker, veränderte aber
ihre Gestalt schnell und häufig (ib. p. 70).
1850 Juni 1. 10 Uhr 30 Min. Ab. Rothe, scharf be-
gränzte Feuerkugel zu Nottingham, ohne Strahlen, von l^Sek.
Dauer; sie zog von y durch (p Cassiop. bis 3° östlich von
a Persei (Äep. of the Brit. Ass. f. 1850).
1850 Juni 5 (od. 6.) 9 Uhr 8 Min. Ab. Feuerkugel zu
Bonn nach S.W. zu mit Schweifbildung (Schmidt a. a. O.
p. 71). Dieselbe Feuerkugel wurde auch in Frankreich
und England gesehen, wie folgende Nachrichten zeigen:
149
1850 Juni 5 (od. 6.) 9 Uhr 23 Min. Ab. sah Isid.
Pierre zu Caen eine Feuerkugel von Süd nach Nord, 25°
über dem Horizonte ( Compt Rend. t. XXX, p. 781 ). Zu
Havre wurde sie zwischen 9 und 10 Uhr Ab. als tou der
Gröfse des Vollmondes, aber noch stärkerem Glänze, ge-
sehen. Sie zog von S.W. nach N.O. und hinterliefs einen
Lichtschweif von 30 Min. Länge, dessen Helligkeit allmälig
verlosch: sie verschwand nach einigen Minuten hinter den
Höhen über der Stadt. Nach dem Journ. de Ronen ist das
Phänomen auch zu Rouen gesehen worden; es erleuchtete
die Stadt einige Sekunden lang vollständig 9\ Uhr Ab.
Es zersprang ohne Knall in ziemlich bedeutender Höhe.
Die Feuerkugel beschrieb eine Lichtcurve, welche aus 4
Lichtstreifen (larmes) bestand, die sich durch successive
Lostrennung von der Kugel bildeten und in der Reihen-
folge erloschen, in welcher sie entstanden waren. Eine
halbe Minute darauf liefs sich ein einzelner Donnerschlag
hören (Journ. des Dibats 1850 Juni). Hiernach ist also
vielleicht ein Niederfall einer meteorischen Masse in der
Picardie oder in der Normandie erfolgt. — Als einen nicht
geringen Nutzen dieser Zusammenstellung von Nachrichten
würde ich es halten, wenn sie indirect zur Auffindung von
herabgefallenen Massen anleiteten, wo grofse Wahrschein«
lichkeit zu einem glücklichen Erfolge vorhanden ist. Nur
ist dabei zu beachten, dafs, wie Hr. G. Rose so treffend
in der Berl. Akad. d. Wiss. 1852 Mai 17. bei Gelegenheit
des Meteorsteines von Gütersloh (1851 April 17.) bemerkt
hat, ein längeres Liegen in dem feuchten Erdboden eine
grofse Zersetzung und endlich ein gänzliches Zerfallen der
ganzen Masse hervorbringen kann, vorzüglich bei den me-
tallisches Eisen enthaltenden Meteorsteinen, wohingegen
die gediegenen Meteoreisenmassen, durch die sich bildende
oxydirte Kruste vor weiterer Zerstörung geschützt werden.
Daher ist es schwierig, früher gefallene Meteorsteine noch
aufzufinden. —
Die Erscheinung von Juni 5. (6.) ist auch noch in
Derbyshire als LichtstreiTen (lightning - flashes) gesehen,
150
von denen Strahlen aasgingen (Rep. of the BriL Ass.
f. 1851).
1850 Juni 10. 10 Uhr 12 Min. Ab. Sehr helle Feuer-
kugel zu Kishnaghur in Indien von dem Skorpion aus von
S.W. nach N.O.; sie durchschofs sehr rasch den Himmel,
schien an Gröfse und Glanz während ihres Laufes zuzuneh-
men und löste sich endlich in zahlreiche, leuchtende Par-a
tikelchen auf. Ungefähr nach £ Min. hörte man einen dum-
pfen, rollenden Ton, welcher 4* Min. anhielt, an derselben
Stelle, wo das Meteor erschienen war (ib.).
1850 Juni 16. 6 Uhr 25 Min. Nachm. erschien zu New-
Haven bei hellem Sonnenschein und klarem Himmel eine
Feuerkugel von blendend weifser Farbe, so bell als Venus,
und mit einem langen Schweife; sie war etwa 2 Sek. sicht-
bar. Zwei Beobachter bestimmten die Position des An-
fangspunktes zu N. 11 — 14° CK, Höhe 27 — 35° und des
Endpunktes zu N. 14 — 11° O. Höhe 16°. (Sillim. Amer.
Journ. 2. S. Vol. XL p. 130).
1S50 Juli 1. 74 Uhr Ab. Helle Feuerkugel zu Bombay;
sie zog von S.O. nach N.W. gegen 20" weit und explo-
dirte bei 70° in kleine Funken zerstiebend (Rep. of the
Brit. Ass. f. 1851).
1850 Juli 4. 8 Uhr 26 Min. Ab. Feuerkugel zu Rosehill
nach S.O. (ib. f. 1850).
1850 Juli 4. 9 Uhr 26 Min. Ab. ward in der Gegend
von Nottingham und an einigen anderen Orten eine blafs-
blaue Feuerkugel gesehen, welche während der 2 Sek. ihrer
Sichtbarkeit an Glanz zunahm; sie senkte sich beinahe senk-
recht nach Osten herab von einem Punkte zwischen x QQd
& Antinoi bis 2° östlich von a Capricorni; zuerst zeigten
sich keine Funken, aber später verschwand sie in Funken
zersprühend (ib. f. 1851).
1850 Juli 5. 8 Uhr 54 Min. 2 Sek. mittl. Zeit v. Grant-
ham verschwand zu Grantham und Boston eine glänzend
weifse Feuerkugel; sie erschien im N. bei 50° Höhe und
zerplatzte im O. bei 25° Höhe, indem sie einen Schweif
151
•
zurückliefs von 1 ° Länge. In Boston wurde noch ein Rauch
und ein knisterndes Geräusch bemerkt (ib. f. 1850).
1850 Juli 6* u. 8. Feuerkugel zu Toulouse (Compt.
Retid. t. XXXI, p. 73).
1850 Juli 9. 10 Uhr Ab. Helle Feuerkugel von der
Farbe des Jupiter im Haar der Bereuice gesehen auf der
Stony hurt -Sternwarte (Rep. of the Brit. Ass. f. 1850)..
(1850 Juli 12. 16. 25 — 30. Zahlreiche Sternschnup-
pen und diese, begleitende Feuerkugeln, so Juli 16).
( 1850 Juli 14. Dieselbe Erscheinung wie bei Juli 5.
(Rep. of the Brit. Ass. f. 1851). Wahrscheinlich ein Irr-
thum im Datum).
(1850 Aug. 6 bis 12. August-Phänomen.)
1850 Aug. 10. Mehrere Feuerkugeln zu Breslau, Bonn,
Aachen, Cöln, Paris, Bern und England. (Die näheren An-
gaben werde ich später, mittheilen).
1850 Aug. 13. 11 Uhr 15 Min. Ab. Helle Feuerkugel
zu Port Mador in England mit langem Lichtschweife von
ß Aquilae bis gerade über Fomalhaut (Rep. of tkß Brit.
Ass. f. 1851).
1850 Aug. 14. 8 Uhr 45 Min. Ab. ward bei Notting-
ham eine Feuerkugel mit scharf begränzter Scheibe, vier-
bts fünfmal gröfser als Jupiter gesehen ; sie zog schweiflos
in 2 Sek. von X Bootis bis in das Haar der Berenice (ib.).
1850 Aug. 14. 10 Uhr Ab. Feuerkugel zu Higbfield (ib.).
1850 Aug. 15. 9 Uhr 35 Min. Ab. Helle Sternschnuppe
zu Castle Donington in 2 Sek. von a Lyrae senkrecht zum
Horizonte herabfallend, dadurch bemerkenswerth, dafs sie
wechselsweise an Glanz ab- und zunahm (tfc..).
1850 Aug. 22. 2 Uhr 25 Min. Morg. Helle Feuerkugel
zu Nottingham ; sie zog in 2 Sek. von a bis % Urs. maj. (ib.).
1850 Aug. 29. 10 Uhr 3 Min. Ab. Orangefarbene Feuer-
kugel zu Nottingham, zuerst nur 5. Gröfse, zuletzt dreimal
so grofs, als Saturn ; sie bewegte sich langsam und in Fun-
ken sich auflösend in 2 Sek. von s Persei bis 21 Persei (ifi.).
(1850 September 2. Mehrere Sternschnuppen).
152
■
1850 Septbr. 4. 9 Uhr 0 Min. 6 Sek. Wetfse Feuerku-
gel zu Granthain von yCephei bis x Dracon (ib.).
1850 Septbr. 21. 10 Uhr 18 Min. 30 Sek. Ab. Blaue
Feuerkugel zu Darlingtou, die an Glanz zunahm und sich
in 6 Sek. über einen Raum von 7° im Sterobilde des gro-
fsen Bär mit Hinterlassung ei*es Funkenstreifens bewegte
(ib.). _
1850 Septbr. 30. 8 Uhr 54 Min. Ab. (bis gegen 10 Uhr)
erschien in Neu -England und vielen Gegenden Nord- Ame-
rika^ eine helle Feuerkugel, welche mit Funkensprühen
zerplatzte. Nach diesem Phänomen blieb ein heller Licht-
streifen noch eine ganze Stunde sichtbar, welcher abwech-
selnde' Lichtgestalten, wie ein Komet, zeigte. Die Explosion
erfolgte 3° unterhalb a Arietis. Bond berechnet die Ent-
fernung dieses Meteores von Cambridge zu 100 engl. Mei-
len, die Höhe über der Erde zu 50 Meilen ( Sillin^ Amor.
Journ. 2 S. Vol. XL p. 130 in Athen. 1850 Novbr. 16).
Dieses Meteor ist in N. Amerika unter dem Namen „Jenny
Lind's meteor" bekannt und ist in der That eine der merk-
würdigsten Erscheinungen der Art, die wir kennen; in frü-
heren Zeiten wäre sie wahrscheinlich für einen Kometen
gehalten worden. Auch zu Bombay wurde dieses Phäno-
men eine Stunde lang beobachtet (Rep. of the Brit. Ass.
f. 1851 p. 43).
1850 October 6. beobachtete Heis bei Yischel im Ahr-
thale ein bedeutendes, weifses und geschweiftes Meteor;
es wurde auch zu Aachen, Malmedy und Heinsberg ge-
sehen, ebenso zu Bonn, wo die Position bestimmt wurde
zu 310 bis 210° AR. und —9° bis -f-21° Decl. (Schmidt
a. a. O. S. 71 ).
1850 Octbr. 9. 10 Uhr 45 Min. Ab. Glänzende blaue
Feuerkugel zu Hereford von N.W. nach N.; sie bewegte
sich sehr langsam und löste sich in Funken auf (Rep. of
the Brit. Ass. f. 1851).
(1850 Octbr. 9. Zahlreiche Sternschnuppen.)
1850 Octbr. 13. 6 Uhr Ab. Glänzende Feuerkugel zu
Toronto in Canada; in 1 Sek. flog sie vom Zenith bis zu
153
45° Höbe herab und zersprang dort, in mehreren Farben
erglänzend (ib.).
1850 Octbr. 24. 8 Uhr 42 Min. Ab. sah Hr. Observator
Feamiey aus Christiania (damals) in Bonn bei ganz be-
decktem Nebelhimmel und durch dichte Wolken hindurch
gegen N. eine grofse Feuerkugel mit leuchtendem, grünem
Blitzscheine. Die in 1 Sek. 5 beschriebene Bahn von O.
nach W. war etwas gekrümfbt. Nach dem Erlöschen er-
folgten noch 2 blitzartige grüne Erhellungen. Eine Deto-
nation ward nicht gehört (Schmidt a. a. O S. 71).
(1850 Octbr. 26. Zahlreiche Sternschnuppen.)
(1850 November 2. Desgleichen.)
1850 Novbr. 6. 7 Uhr Ab. Aufserordentlich helle Feuer-
kugel zu Malabar Hill bei Bombay; sie flog in 3 Sek. sehr
rasch von N.W. nach S.O. und zerplatzte ohne Knall. Ein
Lichtstreifen blieb nachher noch 20 Min. sichtbar ; an dem
einen Ende desselben befand sich ein heller Kern, ähnlich
wie bei einem Kometen (Rep. of the Br. Ass. f. 1851).
1850 Novbr. 13. 5 Uhr 45 Min. Ab. Blaue und 7 Uhr
5 Min. Ab. Gelbe Feuerkugel zu Oxford, vom Zenith nach
N.W. (ib.).
(1850 Novbr. 14.15. November-Phänomen in
Indien).
1850 Novbr. 14. 5 Uhr 45 Min. Ab. Grofse Feuerkugel
von N.W. nach S.O, zu Bone Ghaut in Ost- Indien (Rep.
of the Br. f. 1851).
1850 Novbr. 15. zwischen 8 und 9 Uhr Ab. sah ein
Freund von mir bei Berlin im Sternbilde des gr. Bär eine
Feuerkugel von gelber Farbe und halb so grofs, als der
Mond, sie zerplatzte in Funken sich auflösend; der Schweif
war noch einige Sekunden nach dem Erlöschen der Feuer-
kugel als ein dünner, in der Mitte dickerer, Lichtstreifen
sichtbar. —
1850 Novbr. 23. 10 Uhr 55 Min. Ab. Kreisrunde gelbe
Feuerkugel zu Highfield House, dreimal so grofs, als Sa-'
turn, von 8 bis 6 Ceti, mit einem schwachen Schweife (Rep.
of Br. Ass. f. 1851).
154
1850 Novbr. 24. 5 Uhr 45 Min. Ab. Blaue Feuerkugel
im Perseus von 60° bis 50 AR. und +45 bis 55° Decl.,
beobachtet in 2,5 Sek. von G.v. Boguslawskiin Breslau.
(1850 Novbr. 28. bis 30. Zahlreiche Sternschnuppen.)
1850 Novbr. 28. 10 Uhr 10 Min. Ab. Sehr langsam
dahinziehende Feuerkugel in Englaäd von der Farbe des
Jupiter, aber viermal gröfser, vom Aldebaran senkrecht
herab bis ungefähr 30° hoch (Rep. af the Brit. Ass.
f. 1851).
1850 Novbr. 29. 7i Uhr Ab. Weifse oder blaue Feuer-
kugel zu Oxford zweimal so grofs, als Venus: sie durchzog
in mäfsiger Geschwindigkeit 15° am Himmel, erlosch, ohne
zu explodiren, zwischen a und y Aquilae. Der nachfol-
gende Schweif war noch 6 Sek. sichtbar (ib.).
1850 Novbr. 29. 7 Uhr 45 Min. Ab. wurde zu Süsses
und in Edinburgh von Ost nach N.W. eine Feuerkugel
mit langem Schweife gesehen (ib.). Wahrscheinlich dieselbe.
1850 Novbr. 29. 9 Uhr Ab. wurde im erleuchteten Zim-
mer zu Oxford eine glänzende Feuerkugel in westlicher
Richtung gesehen (ib.).
1850 Novbr. 29. 10 Uhr 35 Min. Abends beobachtete
J. R. Hind auf der Bishop -Sternwarte im Regents- Park
zu London eine helle Feuerkugel von 10' Durchmesser;
sie war stillstehend oder bewegte sich nur Sufserst lang-
sam während der 4 bis 5 Sek. ihrer Sichtbarkeit; sie ver-
schwand hinter eine Wolke, kam aber in einer Oeffnung
derselben glänzender wieder zum Vorschein ; ein Lichtstrei-
fen war noch längere Zeit, nach dem Erlöschen zu sehen.
Diese Feuerkugel ist auch zu Oxford und an mehreren
anderen Orten gesehen (ib.).
1850 December 5. 11 Uhr 30 Min. Ab. sahen Rowell
zu Oxford und Lowe zu Nottingham eine grofse blaue
Feuerkugel von dem Glänze der Yenus in 3 Sek. einen
Raum von 25" von S. nach O/ durcheilen (ib.).
1850 Decbr. 8. gegen Morgen wurde zu Shorapore in
dem Gebiete von Nizam in dem Sternbilde des Löwen
eine gelbe Feuerkugel gesehen von dem Glänze der Venus,
155
sie bewegte sich nach dem Arctur zu. Nachdem das Me-
teor zerplatzt war, blieben die Funken auf der nämlichen
Stelle einige Sekunden hindurch sichtbar: sie glichen dem
Nebel im Orion (ib.).
1850 Decbr. 9. gegen Morgen. Grofse Feuerkugel in
Yorkshire mit fächerförmigem Schweife und sich in Fun-
ken auflösend (t&. ).
(1850 Decbr. 11. 12. Zahlreiche Sternschnuppen). —
(Schlafs im dritten Heft.)
II. Veber den Einfluß der Umdrehung und der
Gestalt der Erde auf die scheinbaren Bewegungen
an den Oberflächen derselben; von Hrn. Obser-
vator C lausen in Dorpat.
(Aus d. Bullet, de la c lasse physico-math. de l'acad. de St. Pe-
tersburg, T. X.)
JToucaults sinnreiche Idee, die Umdrehung der Erde
durch ein einfaches um einen Funkt schwiugendes Pendel
jedem anschaulich zu machen, veranlafste mich, diese Be-
wegung theoretisch zu entwickeln. Ich erlaube mir meine
Arbeit über diesen Gegenstand darzulegen, wobei zugleich
die sphäroidische Gestalt der. Erde berücksichtigt wird.
1. Ich gehe von den Formeln aus, die Gaufs in Ben-
zenberg's bekanntem Werke über die Umdrehung der
Erde gegeben hat. Es scy durch den Schwerpunkt der
Erde und die Umdrebungsaxe eine mit dem Meridiane des
Aufhängepunkts des Pendels parallele Ebene gelegt. Die
in dieser Ebene mit einer durch den Aufhängepunkt ge-
zogenen Lothlinie parallele Gerade sey die Axe der Coor-
dinaten ä, und zwar positiv, in der Richtung nach dem
Zenith des Aufhängepunkts; senkrecht darauf in derselben
Ebene sey die Axe der x, positiv nach Süden; und senk-
156
recht auf die Ebene die Axe der y, positiv nach Osten.
Der Anfangspunkt der Coordinaten sey im Schwerpunkte
der Erde, und die Coordinaten des Aufhängepunktes des
Pendels seyen A, B, C in Beziehung auf die Axen der x,
y, z resp. Die Coordinaten des als körperlichen Punkt be-
trachteten Pendels zu einer beliebigen Zeit, auf Axen be-
zogen, die mit den vorigen parallel sind, seyen vom Auf-
hängepunkte an gerechnet £, v, f. Vom Mittelpunkte der
Erde an gerechnet sind demnach diese Coordinaten : -4-4-£,
B+v, C-K.
Ich verwandele jetzt diese Coordinaten in andere x, tf, z\
deren Axe der x1 in der Ebene des Aequators, in ihrem
Durchschnitte mit dem Meridiane liegt, und zwar positiv
nach Süden; die Axe der y' mit der Axe der y identisch;
und die Axe der »' auf der positiven Seite nach dem Nord-
pole gerichtet ist. Zieht man aus dem Mittelpunkte einer
beliebigen Kugel Radien, die mit den positiven Enden die-
ser sechs Axen parallel sind, bis sie die Kugelfläche schnei-
den, und legt durch die Durchschnittspunkte der mit den
Axen der x und x parallelen Radien einen gröfsten Kreis,
in dem der Bogen zwischen diesen Durchschnitten durch
[xx~] bezeichnet wird; so hat man, wenn [a?y'J, [#«'],
[yx'~\ etc. ähnliche Bedeutungen haben, nach Gaufs Dis-
quis. gen. circa superficies curcas:
x'=x cos [xx*] + y cos [y a?'J +3 cos [«#'] ;
y' = x cos [xy'] + y cos [y y'J + % cos [s y'] ;
»' =a?cos[a?a'J -+• y cos [y*'] + Ä cos [»**].
Nach den gegebenen Erklärungen hat man für die 9 Win-
kel folgende Werthe, worin ß die geographische Breite des
Aufhängepunkts des Pendels bezeichnet:
•
[xx'] = 90°—/?; [yx'} = 90"; [sx']=ß;
[xy1] = 90° ; [yy'] = 0° ; [»y'J = 90° ;
[x*1 = 180° — ß; [ya']=90°; [>*'] = 90° — ß.
Demnach :
157
y'=B+v
»'s- (A+g)co$ß+(C-h£)sinß.
Diese Coordinaten des beweglichen körperlichen Punkts
beziehen sich auf Axen, die mit der Erde sich drehen. Es
sey die feste Axe der positiven x" im Welträume nach der
Frühlingsnachtgleiche gezogen; und die Axe der positiven
y" im Aequator nach 90° gerader Aufsteigung gerichtet; die
Axe der z" mit der Axe der *' identisch. Die gerade Auf-
steigung des Zeniths sey 0, so hat man auf ähnliche Weise
wie oben:
|>V]=0; [yV] = ö+90°;
[>y]=0-9O°; [y'y"]=0
mithin ,
a?=(x! cosÖ — t/'sinö;
y"=zx sin 6 -l-y'cos 6 ;
oder endlich:
xH = (A+£)s\nßcosd — (B+v)sinO+((H-&co8ßcoBO;\
y" = (A+h sin /Jsin 0 + (JM-v) cos 6 -KC+f) cos/Jsin 0; ( (l)
V'=— (il+|)cos/?+(C+Ö8in/? )
Auf gleiche Weise hat man, wenn X, Y, Z die nach
dem ersten Axensystem zerlegten Kräfte sind, und X\ Y\ 7!
dieselben nach dem letzten Axensystem zerlegt bedeuten:
X"= Xsin/?cos 0 — Fsin 0 -4- Zcos /?cos 0 ; )
Z" = Xsin/?sin0-t-Fcos0+Zcos/?sin6;[ (2)
Z"= — Xcos/J-f-Zsin/9; )
woraus umgekehrt folgt:
X= JP'sin/ScosÖ+F'sinösin/?— Z" cos/9; )
F=— X'sinö+F'cosd; [ (3)
Z = Xwcos/9cosd+r'sinöcosiS4-Z"sin/S.)
Differentiirt man die Gleichungen (1) zweimal, wobei
x"> y\ *", §, v, C, 0 als veränderlich betrachtet werden, und
setzt — ==A, so erhält man:
158
^=-A* aj"+sin/9coflö 0— sin6^+co8/9co8ög
+2i(-8in/?smöJ|— cosöj— cos/Jsinö^)
^=-Ay + 8in£sin0^+cosdg+cos/?Mn0g ^ (4)
+2A(sin/?co8Ö^| -8inö|j+cos/?cosög)
Die Kräfte, die auf das Pendel wirken, sind: die An-
ziehung der Erde; die Spannung des als eine geometrische
Linie betrachteten Fadens, an dem das Pendel hängt, und
der Widerstand der Luft.
Die Anziehung der Erde, wie sie an der Oberfläche
derselben beobachtet wird, ist schon durch die Umdrehung
der Erde modificirt. Es sey die beobachtete Schwerkraft
nach den drei Coordinatenaxen x", y", »" zerlegt: — V, — Vt
— F", so ist die wirkliche Anziehung der Erde nach den-
selben Richtungen zerlegt: — V— J,* x"; — Y— k* y"; — V.
Die Spannung des Fadens sey N, und die Länge des Pen-
dels a, so wird diese Spannung nach den drei Coordina-
tenaxen x, y, % zerlegt: — JV~, — IV— , — JV-^-. DerWi-
° a a a
derstand der Luft sey mit dem Quadrate der Geschwin-
digkeit v proportionirt, oder — pv*9 so ist dieser Wider-
stand nach den Richtungen der Axen der x, y, * zerlegt:
dl dv dl
-i»Tf -Pv-dt> -f*vTr
Wir haben also, wenn wir die sämmtlichen Kräfte
nach den Axen der x", y", *" durch Hülfe der Formeln (2)
zerlegen:
159
X"=— V— A'a/' — (JV^+p»g)dti,?cos0
4-(#JL+ f* v ~) sinö — (N^+ftv g)cos/?cos 0 ;
r=- r_XV'-(^4+^v^)8in/98inö } (5)
— (iV-J+juv^cosÖ — (iV^H-fty^)co8/?8inö;
Nach den Gesetzen der Dynamik ist:
rffa _ A> <*** ^ ' rf**_ * '
wenn die Einheiten der Längenmaafse, Zeiten und Kräfte
gehörig; angenommen werden. Die zweiten Glieder der
Gleichungen (4) sind also den entsprechenden der Glei-
chungen (5) gleich. Multiplicirt man die so erhaltenen
Gleichungen der Reihe nach 1). mit sin/? cos 0, sin/? sinö,
— cos/?; 2) mit — sinö, cosö, 0; 3) mit cos/? cos 0, cos/9
sind, sin/?, und addirt die Producta, so erhält man, wenn
man die nach den Axen der xf y, & zerlegte scheinbare
mit der Schwungkraft der Erde behaftete Anziehung mit
— 17, »— IT, — IT bezeichnet, wodurch nach den For-
meln (3)
ü =Fsin/?cosö + rsin/9sinÖ — F'cos/?;
U=— Fsinö + Fcos0;
D"==Fcos/?co8ÖHh Fcos/?sinö+ F'ain^;
wird, die folgenden Gleichungen:
S+airf»/»g +2ico8/?g =_tr -iri-^g» }(6)
g-swj «-if-nri-^g;
Eliminirt man iV, so ergeben sich folgende zwei Glei-
chungen:
(7)
160
Man hat überdiefs die Bedingungsgleichung:
also
folglich
sin^ + C0S/9£ g+COS/9Vg = g^SU^-gcOS/S).
2) In dem Falle, da die Schwingungen des Pendels
klein sind, kann man die Gröfsen § und v als von erster
Ordnung betrachten, eben so -j-, -^, j^, -~. DieGröfse
£ hingegen ist bis auf Gröfsen zweiter Ordnung — a; l
und i* aber sind sehr kleine Gröfsen. Ferner ist IT der
scheinbaren Schwere, also bis auf Gröfsen erster Ordnung,
die aber mit einem äufserst kleinen Factor multiplicirt sind,
gleich g (nahezu 10 Meter). Wenn man den Krümmungs-
halbmesser der Erdoberfläche im Meridian Ä, im ersten Ver-
tical B! setzt, so ist # = ££, fTzs^-, beide wegen der
Gröfse von R und R sehr kleine Gröfsen. Ordnet man
«
nun die Gleichungen so, dafs man die Glieder erster Ord-
nung absondert, so ergiebt sich:
«g=-A'l+(«+0g-lg-aASa:«jB/?-|co(Ä'
«£=-m<a+ög-»g+2Af|(£Mn/Mcos0
161
oder:
a
dl
oS=— 0l+0;
Die Gröfsen 0, 9 sind von den zweiten und höheren
Ordnungen. Integrirt man, ohne diese Gröfsen zu berück-
sichtigen, so ergiebt sidi:
!=CcosC*0+ffsin(xO; | ,m
v=ffcos(xt)+ff8in(xt). yK '
G, ff, H, ff bezeichnen Constanten, die von der anfängli-
chen Bewegung abhängen, x aber ist V --.
Die Gröfsen & und & können nur auf eben die Weise
berücksichtigt werden, wie man in der Astronomie die so-
genannten störenden Kräfte berücksichtigt. Man kann näm-
lich die Gröfsen G, ff, H, ff, so bestimmen, dafs die For-
meln (10) für jeden Zeitpunkt den Ort und die Geschwin- t
digkeit des Pendels angeben, wenn man die für diesen Zeit-
punkt geltenden G, ff, H> ff als constant annimmt. Dif-
ferentiirt man diese Gleichungen, und setzt zugleich G, ff,
H, ff veränderlich, so ergiebt sich:
^=-xesin(xO+xffcos(xf)+cos(xf) ^? + »in (xf) ^?;
, HU)
g=-xG'sin(x#)+xJTco8(xO+co8(xl) *g' +sin (xf) ^.
Macht man also:
0=cos(xO^+sin(xt)^;
0=<*w<xl)^-+ sin(x0 *g- 1
so sind die Geschwindigkeiten nach beiden Coordinaten,
durch die Formel (10) mit unveränderlichen G, ff, H, ff dar-
gestellt. Differentiirt man zum zweiten Male und berücksich-
tigt die Gleichung (12), so erhält man:
Poggend. Ann. Ergänxnngsbd. IV. "
162
d1!- nt. . / .wdG m ä / .v dB
- = — X^§ — X8ia(xt)-i-+XC08(xt)—',
i ■;* /ff >(13)
77 = — x7v — xsin(xtf)-i — hxco8(xf)-r-.
Also wird, wenn man mit (9) vergleicht:
= — xsin(xf) ~j7+*cos(*0~Tri
a
— = — xsiu(xf) -r-+xcos(xf) — .
a 'dt . • ' dt
Aus (12) und (14) folgt:
dO . , „ G dG' • , #v G'
•— = cos (x Ott — . -r- = cosC*Or? — ;
rf* v /|/«^ rff v Vag'
(U)
(15)
Die Gleichungen (10) geben eine Ellipse, deren Lage
und Gröfse durch die Gröfsen G, G\ H9 W bestimmt wird.
Sey die gröfste Ausweichung im Azimuthe \f)y von Süden
nach Osten gezählt, und gehe das Pendel durch diesen
Punkt zur Zeit T; sey ferner die Protection dieser Auswei-
chung E, die kleinste Ausweichung F, positiv genommen,
wenn das Pendel sich von Süden nach Osten bewegt, iui
entgegengesetzten Falle negativ. Nimmt man nun E als
die Axe der positiven x"f, und die Axe der positiven ym
im Azimuthe 90° 4- V vou Süden nach Osten gerechnet;
so hat man:
a?"'=Ecosx (*-!>= £cos(xT)cos(xO+£sin(xT)sin(xO; j ({6)
f=zFsinx(t-T)=^Fsin(xT)cos(xt)^Fcos(xT)s\n(xi). ) C
Da £ = x'" cost/> — y'"sin^; i/=a?'" sinxfj + y'" costp; so
folgt mit (10) verglichen:
G =Ecos^cos(xT)+FsinT//siiifxT);
Fzz=jBcos^sin(xT) — Fsint//cos(xT); I ...
G'= E sin \jj cos (x T) — Fcos xp sin (x T) ;
. Ht=Esmyj8in(xT)+Fcos\pcos(xT).
Diflerentiirt man diese Gleichungen, so ergiebt sich:
(18)
163
dG / m\dE . • . / m\ dF
— =zco$yjcos(xT)— + &mxffSin(xT) j-
+ [— Esinyjcos(x T)-hFcosip8in(x T)] ^
+ [— Ecosxf) sm(xT)+Fsmxpcos(xT)~\^;
— = cost/;sin(xr)-j- — smi/;cos(xT) —
+[— Fsint//sin(x T) — Fcost/; cos(xT) ^
-+• [£ cos 1// cos (x T) + Fsin xp sin (x T;] ^~^;
-jj =sin \f)cos(x T)-j:— cos^sin (x T) -.-
«+- [JS cos i// cos (x T) + Fsin V sin (x T) ] ^
+ [ — Fsint/>sin(xT) — Fcosxpcos(xT)]x-^'\
dH' . , . / «h iE , , , m^dF
-j— = sin^siu(xT) ^- + cosi/;cos(xr) —
[Ecost//sin(xT)— Fsin t/; cos (xT)] ^
[JE sin i// cos (x T) — Fcostp sin (x T)] rf ,
x.rfT
Am passendsten scheint es mir die Aenderung der Con-
stauten E, F, ifj und T für eine Schwingung zu berechnen
weil auf diese Weise die periodischen Functionen ver-
schwinden, und das Resultat am einfachsten wird ; die Dauer
der Schwingung wird 2n y— JdT. Man kann zu dem
Ende T=0 setzen, wodurch sich ergiebt:
G=Ecosyj, JI=-Fsint/>, G'zzEsinyj, fl=Fco&\j>. (19)
dG dE „ . t dxp . „ . . x.dT
dH dF „ dxp . « . x.dT
£= sin^g+Fcos^^-FcosV,^;
f= eos^|f-Fsinv/^+E8in^^;
Hieraus ergiebt sich sogleich:
11*
(20)
164
rfE Ä , dG . . , dG'
rff .• , rfw . dir
_=_8inv,_+cosv,_. ^ (2i)
Ed-±- xFd£=-Smrb *£+ cos ,Ä
rff rff r <ff ^ dt *
„dy „dT tdH . . rfH'
F57-x£57=-"cos^57-8,n^7r'
Esseyalso: /* ^.dt—JG und ebenso ^/tf, //G", ^£T.
O
Um die Veränderungen von E, F, xf>, T während einer
Schwingung zu bestimmen, die ich mit JE, JF, Jtp, JT
bezeichnen werde, kann man in den Gleichungen (21) t//
constant annehmen, wodurch nur Glieder von der zweiten
Ordnung vernachlässigt werden; man erhält dadurch:
JE= cosip J G+sinipJ G' ;
JF='—smrpJH+cos*pJir; f /^\
EJxp — xFJT= — sinyj JG + cosxfjJG';
FJip — 7cEJT= — cosyjJH—smy)Jir.
3) Die Veränderung der Ellipse entsteht aus vier ver-
schiedenen Ursachen: 1) aus den Gliedern, die von der
Kugelgestalt herrühren, auf deren Oberfläche der Punkt sich
bewegt; 2) aus den Gliedern, die von der Umdrehung der
Erde herrühren, und die mit X multiplicirt sind; 3) aus
den Gliedern, die von der Gestalt der Erde herrühren, die
mit U, U, (IT — g) multiplicirt sind; und endlich 4) aus
den Glieder^, die von dem Widerstände der Luft herrüh-
ren, und mit p multiplicirt sind. Ich werde, um die Ueber-
sicht zu erleichtern, die verschiedenen Glieder einzeln
entwickeln.
I. Die von der Gestalt der Kugelfläche, auf der der Punkt sich be-
wegt, abhängigen Glieder.
Es ist, wenn man blofs auf diese Glieder Rücksicht
nimmt, nach (8):
•) n bedeutet den halben Kreisurafang Air den Halbmesser == 1.
165
Ferner
^=a'-a;,"i— y""=ol— E'cosCxO'-F'siuCxO'etc;
wenu mau, wie erwähnt, T=0 setzt, also
C= — a+i^co8(xty + i-sia(xty ;
^ — ( — "J + -)xsw(xt)cos(xi),
Also, wenn man E, F, G, H als constant annimmt, wodurch
blofs Gröfsen von der zweiten Ordnung in Beziehung auf
O, Q\ vernachlässigt werden:
dO x2sm(xf)rE2 , ÄO F2 . „ 1,-^
rfT="2FVu cos(*02 + ^sin(xO*] [Gcos(xO+JJsin(x*)]
= *'<**" £2) [cos(xf) ?-sin(x*) 2][Gcos(x*)+#sin(xO] fy£L>;
</// xacos(x/)rjE2 , -so F2 . . i„
* =~~2j^ 17 C0S (*° + H s,n (**>* KGcos (*0+# sin (**)]
x2cos(xf) JF2 E2
— F^r~l~ Ccos(f)'-8in(x05]Cecos(xO + J5fsin(xO];
* --SKvlT C0S (xt> + ^ 8,u W p «»(x*) + JTsin <xfl]
+ ^jp • ^T^C008 (*')*- sio («0 * ] [ß'cos (xQ+A'sin (xt)] ;
^^-^W^If^^' + T^^O'JCG'cosCx^Ä'siuCxO]
"""TV0 ^7^CcosCx0s-siu(xf)s][G'cos(x0+irsin(x0].
Es ist
/ * sin(xt)4 dt=f * sin (x*)4 dtzz |=
y* x sin (xt) 3 cos (x<) <f l =J* * sin (xf) cos (xt) 3 rff = 0
o o
2*
yxsiu(x)5cos(x0'*=~.
166
Hinfolglich :
Hieraus folgt durch Hülfe vou (22) und (19);
JE=JF=0
EJy-*FAT= §J(5E'-F');
FJy-xEJT=-^(E*-5F>).
»
Aus den beiden letztern findet sich:
, > (23)
aL— Sa2*
II. Die von der Umdrehung der Erde abhängigen Glieder.
In Beziehung auf diese ist:
G = — 2X ^(£sin£— £cos£);
&' = 2Jtjj(£siii£— |cos/?).
Man kann die Gröfsen g als von erster Ordnung in
Beziehung auf £ vernachlässigen; ihr Einflufs würde übri-
gens, wenn sie berücksichtigt würde, sich als verschwin-
dend ergeben, da
/*xcos(^03^=y>*cos(x02sin(x0*^%cos(x08in(x02*
0 0 o
=y*8in(xt)8<tt = 0. Es ist £= — a, also:
o
<e _ _ 2£*ip£ sin (xf) [_ G' sin («*) + ff cos (xf )] ;
*H «^»llieog^^ö-dn^+ireoBC««)];
rft Vag* \ /u
167
^=- ™?±£co8(xt)l- Gsm(Xt)+Hcos(Xt)l.
Demnach:
~ Vag ' Vag
*Qi 2aXns\nßG a * jr
2aXnsmßH
Vag ' Vag
Mittelst der Formeln (22) findet sich also:
JE=JF=zO.
r yag
FJy-xEJT = -2a\fnßF;
r Vag
also
8 ) (24)
JT— 0
«
Für die Zeit einer Schwingung ist d QzzzlXny — .
Es bewegt sich also die Ebene der Pendelschwingung, oder
der Ort, wo die gröfste Elongation stattfindet, von Süden
nach Westen mit einer in jedem Azimuthe gleichen Geschwin-
digkeit, die sich zur Geschwindigkeit der Umdrehung der
Erde verhält wie der Sinus der geographischen Breite zur
Einheit
III. Die von der Gestalt der Niveaufläche der Erde abhängigen
Glieder.
Man kann die von U" — g abhängigen Glieder vernach-
lässigen, aus demselben Grunde, wie die im vorigen Ab-
schnitte von £ abhängigen Glieder vernachlässigt sind. Es
wird also:
U— R ' U~ H '
Demnach:
168
^^-'-^^CG-cosCxO+lTsinCxO].
also durch die Gleichungen (22)
4 ,i naH ATt naG
Afv naff m Ajr naQ'
JE=znaF&inifJCO&yj(-g — -=A;
/tF=7iaEsinyjco&y(— — -^;
EJ?-xFJT=naF(ig + c-^*);
FJy-xEJT^naEpg + ^);
also- Jxb— **EF«»iV (1 _ IV
also. Jtf>— EE_FF \j?--ji),
JT=
na
R'
(25)
Es seyen die Axen des Umdrehungssphäroids , die des
Aequators K, die Uuidrehungsaxe K (l'-e), so dafs e die
Abplattung ist. Man hat also:
«2
»*-l-«f2 -J _ — fc*.
wenn die Axe der x im Aequator und im Meridiane des
Pendels ist, die Axe der y senkrecht darauf und ebenfalls
im Aequator, die Axe der % aber nach dem Nordpole ge-
richtet ist. Anfangspunkt der Coordinaten im Mittelpunkte
«der Erde. Es sey die Axe der xt in einer durch den Mit-
telpunkt der Erde gehenden mit dem Horizonte des Orts,
dessen Breite ß paraHelen Ebene nach Süden gerichtet;
169
die Axe der yt nach Osten, die der «t nach dein Zenith
gerichtet Man hat also:
*= xl8iiiß+zlco8ß\
%zss — xicos>ß+zi sin/?,
Hinfolglich, wenn man blofs die erste Potenz von « be-
rücksichtigt: (26)
xl*+zl2+y*+2e(xl1cQ8ß?-2xlzl8inßcosß+zl*8inß*)=k2.
Im Meridian, wo y=0 ist, hat man
xl2(l+26cosß%)-4exixl8mßco8ß+zl\l+2e8inß2)-k'=0,
also
a?l=28Sl8in<gco8/gd=^*,-<1+a"y>*',>,
Der gröfste Werth von », ist da, wo der Horizont die
Erde berührt, für welchen Punkt offenbar:
*I = Ä(1— «sin/S*);
&1=2eftsin/?cos/9.
Seyen also x2> *a die Coordinaten an der Oberfläche der
Erde, so wird
zl=z2 + k(l — S8inß2);
xx = x2 «+• 2 s sin ßcos ß.'
Substituirt man diese Werthe in der Gleichung (26), so
folgt:
(l-f- 2 s cos /£*)<!!.,* — &ex2z.i8inßco8ß+z%*(l + 2e&inß2)
+2k(l + e8inßl)z2+y*=0.
Da x2 und y in der Nähe des Berührungspunktes des Ho-
rizonts mit der Oberfläche als Gröfsen erster Ordnung be-
trachtet werden; so wird z2 von zweiter Ordnung: man
kann daher x2z2 als von dritter Ordnung, und z2% als von
vierter Ordnung vernachlässigen, und erhält so im Meri-
diane, wo t/=0, für die Durcbschnittscurve des Meridians
mit der Erde:
a?aa+2ft[l+e(siii/Sa — 2 oos^^ssO
und für den Durchschnitt des ersten Verticals, wo x=0:
y1+2k(l + esinß2)z*=0.
170
Es folgt hieraus unmittelbar:
ß=*[l + «(8in/9» — 2cos^)], R=k{l+ssiüßt);
^ = y^ +«(2cos^— sin^)], ^ = T(1 — £8in/yi>-
Hin folglich:
x__^ = ^i (2?)
Die Gleichungen (25) verwandeln sich lrie«|urch in
folgende:
JE= — 2^€aFcos^sint^cost//-r-;
JF= 2rtcaEcos/^sint/>cost//~; \ (28)
JXP— {EE—FF)k '
VI. Die vom Widerstaode der Luft abhängigen Glieder.
Hier wird:
•e»,„(£$-.S).
Man kann in der Bestimmung von v, rf£ als von zweiter
Ordnung vernachlässigen, und man hat:
v*=jP + -ff=x2lE2siu(xt)2+F2cos(xt)2J
dt
Eben so kann man in 0 und & die Gröfse -^ vernach-
dt
lässigen und £= — a setzen. Sonach ergiebt sich:
^C _ eM&y Lp 8 (xt), + p c (x0rj r_G s (xt)+Hc(Xt)l ;
'-£ ■ = - '-^^y^V.CE1 s (*0*+ *» c (**)*] [-G s (xf) + Hc (xt)2 ;
171
Es sey
2*
f du sin u* }/ (E% sin u2 + F* cos u*) = Jtf,
o
2«
fducosu2y(E*s\nu2 + F*cosu*) = N;
0
so wird:
also:
JG= — itMG; JC^ — fiMG';
JH=—[iNH; JH'=-iiNH'.
JE=~[jiME; JF=-pNF;
Jyj= 0 ; JT= 0
(29;
Hätte man den Widerstand der Luft der einfachen Ge-
schwindigkeit proportionirt gesetzt, so würde statt M und
N die gleiche Gröfse n gesetzt, und also E und F im glei-
chen Verhältnisse abnehmen.
4) Die bisherige Untersuchung zeigt, dafs die Umdre-
hung der Erde blofs das Azimuth der gröfsten oder klein-
sten Ausweichung verändert. Die von der sphäroidischen
Gestalt der Erde abhängigen Veränderungen desselben Ele-
ments können als verschwindend betrachtet werden, eben
so die Veränderungen der gröfsten und kleinsten Distanz
aus derselben Ursache. Der Widerstand der Luft äufsert
auf die Azimuthaibewegung der gröfsten Ausweichung* kei-
nen Einflufs, er verkleinert nur diese Ausweichung selbst.
Es bleibt also nur die Gestalt der Kugelfläche, auf der das
Pendel sich bewegt, die in der von der Umdrehung der
Erde bewirkten Azimuthaidrehung _des Punktes der gröfs-
ten Ausweichung eine Aeuderung bewirken kann. Es wird
nach (23) diese Wirkung um so gröfser, je gröfser F ist,
oder je mehr der Kegelmantel den der Faden, an dem das
Pendel hängt, beschreibt, sich öffnet. Könnte man beim
Loslassen des Pendels jede Seitenbewegung vermeiden, so
würde, mit Vermeidung jedes Luftzugs, jedes Pendel die
Erscheinung zeigen. Da diese aber unnötbig ist, so müs-
sen die Dimensionen so grofs genommen werden, dafs die
172
«
etwanigen kleinsten Ausweichungen kleiner sind, als dafs
sie die Wirkung der Umdrehung der Erde aufheben könn-
ten. BciFoucaults letztem Versuche in der Kuppel des
Pantheons war a==67 Meter, J3=3 Meter, und es er-
forderte nach (23) eine kleinste Ausweichung von bei-
läufig 0,7 Meter um in dem Falle, dafs das Pendel sich im
Mantel in der Richtung von Süd nach Ost bewegte, die
von der Umdrehung der Erde herrührende Aendc$ung des
Azimuths der gröfsten Ausweichung aufzuheben; oder bei
einer Schwingung in entgegengesetzter Richtung zu verdop-
peln. Bei der sorglosesten Behandlung konnte ein solcher
Seitenschwung nicht entstehen, und da überdiefs das Pen-
del eine bedeutende Schwere hatte, also von schwachen,
durch die Bewegungen der Zuschauer hervorgebrachten
Luftströmungen wenig afficirt wurde; so mufsten diese Ver-
suche sämmtlich gelingen. Bei einer Länge des Pendels
von 20 Fufs hingegen, und einer gröfsten Elongation von
1 Fufs würde eine kleinste Ausweichung von 10 Linien
hinreichen, um den Effect der Axendrehung der Erde auf-
zuheben, oder zu verdoppeln. Kann man also die Schwill -
guugen so einrichten, dafs blofs 1 oder 2 Linien gröfste
Elongation ist, so wird schon in einer guten Viertelstunde
die Drehung ziemlich merklich. Um alle Zweifel zu heben,
kann man jedenfalls das Pendel nach beiden Richtungen
schwingen lassen, die kleinsten Ausweichungen beobachten,
und so durch Einschalten die Azimuthaibewegung des Pen-
dels der gröfsten Ausweichung in dem Falle, dafs das Pen-
del in einer Ebene schwingt, bestimmen.
5) Schliesslich füge ich noch eine Bemerkung hinzu über
den Einflufs der sphäroidischen Gestalt der Erde auf die
horizontale Bewegung zweier Punkte, die an den beiden
Enden einer horizontalen geometrischen Linie befestigt sind,
deren Mitte unterstützt ist. Man nimmt gewöhnlich an,
dafs ein solches Punktenpaar in jedem Azimuthe in Gleich-
gewicht sey; welches jedoch keincsweges der Fall ist. Denn
es sey die Entfernung des einen Punkts vom Drehungsmit-
tclpunkte der Linie f, das Azimuth der Richtung der Linie
173
i/s; so ist auf den Drehuugspunkt bezogen: £i=.fcos*f);
v=-fs'mip. Also ist, wenn man die Lothlinie am Brehungs-
niittelpunkte als Axe der * annimmt, die Kraft, die den
Punkt nach der Axe der x mehr nach Süden treibt, nach 2:
X= _ «&!?. nach Osten F= - *£"«.
ti H
Zerlegt man diese Kräfte nach den Richtungen x parallel
mit der Linie f> und y senkrecht darauf in der Richtung,
in der das Azimuth vergröfsert wird; so folgt für diese bei-
den Kräfte:
Für den am andern Ende der Linie angebrachten körper-
lichen Punkt sind die beiden Kräfte dieselben; jedoch he-
ben sich die X', da sie einander entgegengesetzt wirken»
auf; die Y' hingegen streben ihre resp. Punkte nach der-
selben Richtung zu drehen. Es ist also hinreichend, die
Bewegung eines dieser Punkte zu bestimmen. Es sey s^zfifj
der vom Punkte beschriebene Weg; so ist:
nach (27), also
iPrp ___ 2fgcosß2$\nrpcos\p
1? k '
Im ersten Quadranten zwischen Süd und Ost strebt also
der Punkt sich nach Osten zu bewegen; im zweiten Qua-
dranten zwischen Ost und Nord aber sich zurück nach
Osten zu bewegen. Es ist also die Lage des stabilen
Gleichgewichts in der Richtung von Ost nach West. Ent-
fernt man die Linie aus dieser Lage um einen kleinen Win-
kel (p, oder setzt tp=9Q° + q>; so wird, wenn man die
höhern Potenzen von cp vernachlässigt:
dt*~ k V'
Demnach, wenn man
H
174
■
\— |^.cos/?=^ setzt:
cp = Jlf sin (p t + C) ,
wo Jff und C Constanten sind. Es erfolgt also eine Schwin-
gung in der Zeit
JL = -1-Y-L, oder 8640° • co^ V ^=2,7 cos/g
Schwingungen in einem Tage.
Diese Anzahl ist von der Entfernung des Punkts vom
festen Punkte unabhängig, demnach auch ein dünner Stab
von beliebiger Länge, der horizontal an einem torsionslo-
sen Faden aufgehangen wäre, dieselbe Anzahl Schwingungen
in einem Tage machen würde. Es scheint nicht ganz un-
möglich zu seyn, diese Gröfse unter dem Aequator merk-
lich zu machen. Gesetzt, man hätte einen mit einem Spie-
gel am Ende versehenen Stab unter einer luftleeren Glas-
glocke, und der auf ähnliche Weise wie die Gauss' sehen
Magnetometer das Bild einer Scale in ein Fernrohr würfe.
Wenn dieser Apparat blofs vermöge der Torsion des Fa-
dens, an dem er aufgehangen wäre, eine Oscillation in 2
Stunden machte, so wäre die Torsion 144, wenn man die
Kraft zur Einheit nimmt, die eine Oscillation in 24 Stun-
den hervorbringt. Die von der sphäroidischen Gestalt der
Erde herrührende Kraft wäre etwa +7,8 im ersten Verti-
cal, und — 7,8 im Meridian, also die ganze Kraft 151,8
im ersten, 136,2 im zweiten Falle; oder die Zeit einer
Schwingung im ersten Vertikal lb 56' 52", im Meridian
2h 3' 23". In der Zeit von 6' 31" veränderte sich aber das
Bild der Scale etwa um 100' im Fernrohre, wenn die
Schwingungsweiten auf jeder Seite blofs 5° wären.
175
III. Veber das allgemeine Gesetz der Dichtigkeit
bei gesättigten Dämpfen.
In den Philosoph. Transactions f. 1852 pt. L giebt Hr.
J. J. Waterson, gegründet auf theoretische Betrachtun-
gen, nachstehende Formeln für die Dichtigkeit A und die
Spannung p, gesättigter Dämpfe:
p = f(
h)
t ist die Temperatur, in Fahrenheit'schen Graden, gezählt
vom sogenannten absoluten Mullpunkt, den Hr. W. nach
den Bestimmungen von Rudberg, Magnus und Reg-
nault, auf — 461° F. oder — 273°,89 C. verlegt, g und A
sind Constanten, abgeleitet aus den Beobachtungen von
zwei zusammengehörigen Werthen A' und A" der Dichte
und t' und t" der in angegebener Weise genommenen
Temperatur, und zwar mittelst der Formeln:
0=V7-aVa'
h=n
^a'^Va'
Als numerische Werthe derselben, nach den von ver-
schiedenen Beobachtern gemessenen Dampfspannungen, giebt
Hr. W. folgende:
Dampf.
Beobachter.
ff-
Ä.
Quecksilber
Avogadro
22,606
20,00
Wasser
Französ. Akademie
u. Southern .
19,492
10,830
Alkohol, Sp. Gew. 0,813
Ure
19,287
9,800
Schwefelkohlenstoff
Marx
16,254
12,76
Schwefeläther
Dalton
16*60
10,990
Schweflige Säure
Faraday
14,667
11,194
176
Dampf.
Beobachter.
t.
A.
:
Cyan
Faraday
13,846
11,542
Ammoniak
do.
13,317
11,050
Arsen Wasserstoff
do.
12,929
10,264
Schwefelwasserstoff
do.
12,957
9,878
Chlorwasserstoff
do.
12,060
9,413
Kohlensäure
do.
11,997
8,857
Salpetergas
do.
8,936
11,604
Oelbildendes Gas
do.
10,352
10,152
Hr. W. giebt auch, nach Despretz's Beobachtungen,
eine Formel für die. Volume des flüssigen Wassers bei
verschiedenen Temperaturen, nämlich folgende
a(c — &)=(yt — q>)*
Das Volum v bei irgend einer in angegebener Weise
gezählten Temperatur t bezieht sich auf das bei 39°,2F. oder
4° C. (dem Punkt der gröfsten Dichtigkeit) als Einheit
genommene. Die übrigen Gröfsen sind constant und haben
folgende Werthe:
a = 352,38; # = 0,99872; <p = 21,977.
Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin, GrUnstr. 18.
ANNALEN
DER PHYSIK UND CHEMIE.
Bd. IV. ERGÄNZUNG. St. 2.
I. Ueber die Veränderung der Brechbarheit des
Lichts; von G. G. Stokes;
Lucasian - Professor der Mathematik an der Universität zu Cambridge.
(Phil. Transact. f. 1852. pt. 11. p. 463. — Ein Auszog von dieser wich-
tigen Arbeit wurde bereits in d. Ann. Bd.. 87, S. 480 gegeben).
1. JL/ie folgenden Untersuchungen entsprangen aus
Betrachtung der sehr merkwürdigen Erscheinung, welche
Sir John Hrerschel an einer Lösung von schwefelsaurem
Chinin entdeckt und in den Philosophical Tranmctions be-
schrieben hat, in zwei Aufsätzen betitelt: On a Case of Su-
perficial Colours presented by a Womogentous Liquid inter-
m
nally colourless, und On the Epipolic Dispersion of Light.
Die Chiniulösung, obwohl vollkommen durchsichtig und
farblos, wie Wasser erscheinend, wenn sie im durchgelasse-
nen Licht betrachtet wurde, zeigte dennoch in gewissen
Aspecten und unter gewissen Incidenzen des Licht» eine
schön himmelblaue Farbe. Es erhelk aus den Versuchen
des Sir John Herschel, dafs die blaue Farbe nur her-
kommt aus einer Sehicht der Flüssigkeit- von kleiner, aber
endlicher Dicke, dicht an der Oberfläche, durch weiche
das Licht eintritt. Nach dem Durchgänge durcü diese
Schicht hat das einfallende Licht, obwohl nicht mefitlich
geschwächt oder gefärbt, das Vermögen zur Hervorbrin-
gung desselben Effects verloren, und kann daher als in
dieser oder jener Weise qualitativ verschieden von dem
ursprünglichen Lichte betrachtet werden. Die an der Ober-
fläche dieser Flüssigkeit stattfindende Dispersion wird vom
Sir John Herschel epipolisch genannt, und epipolisirt
nennt er ein Lichtbündel, welches durch eine Chininlösung
gegangen und dadurch unfähig, geworden ist, ferner eine
Poggend. Ann. Ergänzungsbd. IV. 12
• y
178 ,
epipolisclie Dispersion zu erleiden. In einem Versuch, in
welchem Sonuenlieht angewandt wurde, war ein schwacher
blauer Schein bis zu einem Abstand von fast einem halben
Zoll von der Oberfläche zu bemerken. Was das disper-
girte Licht selbst betrifft, so fand sich dasselbe, bei Zer-
legung durch ein Prisma, als bestehend aus Strahlen, die
sich über eine grofse Strecke von Brechbarkeit ausdehnteu.
Das weniger brechbare Ende des Spectrums fehlte indefs.
Bei Analyse durch eine» Turmalin zeigte es keiue Anzeige
von Polarisation. Ein specieller Versuch zeigte, dafs das
dispergirte Licht zu einer ferneren Dispersion vielleicht
unfähig, jedenfalls nicht besonders geeignet war.
2. In einem Aufsatz: On the Deeomposttion and Disper-
tion of Light within Solid and Fluid Bodies, der 1846 vor
der K. Gesellschaft von Edinburgh gelesen und im löten
Bande ihrer Transactions, sowie im Pkilosophical Magazine,
Juni 1848, gedruckt worden ist, erwähnt Sir David
Brewster der Resultate des Sir John Herschel, und
giebt die, in einiger Hinsieht abweichenden Folgerungen
in, zu welchen er bei anderer Verfahrungsweise gelangt
ist. Das Phänomen der innern Dispersion ist von ihm einige
Jahre früher entdeckt und in einem 1833 vor der K. Ge-
sellschaft zu Edinburg gelesenen Aufsatz kurz beschrieben
worden '). Ausführlich beschrieben, wie es sich in einem
besondern Fall, beim Flufsspath, zeigt, findet es sich in einem
Aufsatz, welcher der Brittischen Naturforscher -Versamm-
lung zu Newcastle 1838 mitgetheilt wurde *). Bei Sir
David* Brewster'a Versuchen wurde das Sonnenjicht
^ durch eine Linse verdichtet und so in den zu untersuchen-
den starren oder flüssigen Körper geleitet, was das Stu-
dium der Erschei«ungen sehr erleichterte. Als er auf diese
Weise eine Lösung von schwefelsaurem Chinin untersuchte,
fand sich, dafs das Licht nicht blofs dicht an der Oberfläche
dispergirt wurde, sondern auch auf einer grofsen Strecke
in der Flüssigkeit; und Sir David Brewster kam zu
1 ) Edinburgh Transact. Vol XII p. 542.
2) Eighth Report. -— Transactions of the Sections p. 10.
% 1T9
dem Schlufs, dafs die' durch schwefelsaures Chinin bewirkte
Dispersion nur ein besonderer Fall der allgemeinen Erschei-
nungen der innern Dispersion sey. Als er den blauen Schein
durch ein Kalkspatbrhomboeder untersuchte, fand er, dafs ein
beträchtlicher Theil desselben, hauptsächlich aus den weniger
brechbaren Strahlen bestehend, in der Reflexionsebene po-
larisirt war, während die brechbareren Strahlen desselben,
welche ein intensiv blaues Bündel bildeten, eine andere
Polarisation besafsen.
3. Bei Wiederholung einiger von Sir John Her-
schel's Versuchen, wurde ich sogleich, ungeachtet der
geheimnifsvollen Natur des Phänomens, von dessen Realität
fiberzeugt, d. h. dafs ein epipolisirtes Lichtbündel auf eine
oder die andere Weise qualitativ verschieden ist von dem
ursprünglich auf die Flüssigkeit einfallendem Licht. Bei
Anstellung der Versuche in der Weise des Sir David
Brewster schien es nicht weniger einleuchtend, dafs das
Phänomen zur Klasse der inneren Dispersion gehörte a).
Defsungeachtet zeigte sich das von Sir John Herschei
entdeckte sonderbare Phänomen selbst bei dieser Beobacb-
tungsweise. In der That, wenn das die Lösung enthaltende
Gefäfs so gestellt wurde, dafs das im Brennpunkt der Linse
gebildete Sonnenbild ein wenig innseits der Flüssigkeit lag,
war das Phänomen versteckt, weil die Zunahme der Inten-
sität, welche aus der mit Annäherung an den Brennpunkt
vergröfserten Concentration entsprang, die Abnahme der
Intensität aufwog, welche vom Austritt aus der blauen Zone
herrührte. Allein wenn das Gefäfs verschoben ward, so
1) Hiemjt meine ich blofs, dafs, um ein besonderes Beispiel zu wählen,
das Auftreten eines blauen Lichts in einer Lösung von schwefelsaurem
Chinin ein Phänomen derselben Art zu seyn scheine, als das Auftreten
eines rothen Lichts in einer Lösung des grünen Farbstoffs der Blätter
obwohl das letztere nicht dieselbe auffallende Concentration in der NSbe
der Oberflache, durch welche das Licht einfallt, zeigt wie das erstere.
Das Letztere hat schon Sir D a v i d Brewster bemerkt und deshalb das
Phänomen als innere Dispersion bezeichnet. Ich bemerke diefs, weil
Sir David Brewster denselben Ausdruck auch für eine andere, gänz-
lich davon verschiedene Klasse von Erscheinungen gebraucht.
12*
180
dafs der Brennpunkt der Linse entweder tiefer innseits
der Flüssigkeit oder gar anfserbalb des Gefäfses fiel, so
sab man die schmale blaue Zoue dicht an der Oberfläche
so gut als den blauen Schein, welcher sich weit in die
Flüssigkeit erstreckte. Licht, welches vermöge des Durch-
gangs durch eine mäfsige Dicke der Flüssigkeit »epipolir
sirt« worden, ist in der That einer ferneren Dispersion
fähig, aber keiner epipolischen Dispersion, wenn man die-
sen Ausdruck auf diejenige Dispersion beschränkt, welche
die schmale blaue Zone erzeugt. Unzweifelhaft war es
von grofser Wichtigkeit, dem Phänomen seinen wahren Ort
in der Klasse der Erscheinungen von innerer Dispersion
anzuweisen. Defsungeachtet war das Geheimnifs keines-
wegs aufgeklärt; vielmehr hatte man in anderen Fällen
von innerer Dispersion etwas Aehnliches zu erwarten. In
der That bestand das Geheimnifs nicht in der Schmalheit
der Schicht, aus welcher das meiste blaue Licht herkam,
sondern in dem Umstand, dafs das Licht in Folge des
Durchgangs durch eine solche Schicht, unvermögend wurde,
dieselbe Wirkung fernerweitig auszuüben, ohne in anderer
Hinsicht verändert zu seyn.
4. Demjenigen, welcher das Licht als ein subtiles und
mysteriöses Agens betrachtet, von dessen Gesetzen uus
wohl ein guter Tbeil bekannt ist, hinsichtlich dessen Natur
wir aber noch äufserst unwissend sind, könnte es scheinen,
als sey das Phänomen nur ein neuer schlagender Fall der-
jenigen Zersetzungsweisen, die uns schon bekannt sind.
Allein für Jemand, der da meint, die Undulationstheorie
sey für das Licht, was die Gravitationstheorie für die Be-
wegung der Himmelskörper ist, mufs es ein viel« lebhaf-
teres Interesse haben. Welche Schwierigkeit es auch ha-
ben möge, zu erklären, wie der Effect hervorgebracht wird,
so müssen wir doch wenigstens im Stande seyn zu sagen,
was für ein Effect hervorgebracht wird; worin z.B. epipo-
lisirtes Licht verschieden ist von Licht, welches diese Um-
änderung nicht erlitten hat.
Beim Machdenken über die Natur des Phänomens zeigt
181
sich ein Punkt, der besondere Aufmerksamkeit verdient.
Obgleich der Durchgang durch eine Schicht, deren Dicke
nur einen kleinen Bruch eines Zolls beträgt, hinreichend
ist das Licht von denjenigen Strahlen zu reinigen, welche
eine epipolische Dispersion hervorzubringen vermögen, so
gehen doch die dispergirten Strahlen selbst ganz ungehin-
dert durch mehre Zolle der Flüssigkeit. Es scheint also,
dafs die Strahlen, welche Dispersion erzeugen, in irgend
einer Weise von anderer Natur sind als die erzeugten dis-
pergirten Strahlen. Nun ist, zufolge der Undulationstheorie,
die Natur des Lichts durch zwei Dinge definirt, durch die
Schwingungsperiode und den Polarisationszustand. Der er-
steren entspricht die Brechbarkeit, und, so weit das Auge
darüber urtheilen kann, die Farbe ')• Eine Erklärung des
Phänomens haben wir also zu suchen in einer Veränderung
entweder der Brechbarkeit oder des Polarisationszustandes.
5. Es anfangs als Axiom betrachtend, dafs dispergirtes
Licht von gegebener Brechbarkeit nur aus einem im ein-
fallenden Bündel enthaltenem Licht von gleicher Brechbar-
keit entstehen könne, wurde ich veranlafst, wegen der er-
1) Einige Physiker ersten Ranges haben behauptet, dafs Licht von be-
stimmter Brechbarkeit noch zusammengesetzt seyn möge, und, wenn
auch nicht durch prismatische Refractioo, doch durch andere Mittel zer-
legt werden könne. Ich spreche hier nicht von Zusammensetzungen und
Zerlegungen die von Polarisation abhängen. Es ist selbst von den An-
hängern der Undulationstheorie eingeräumt, dafs möglicherweise eine
Verschiedenheit der Eigenschaften bei Lichtern von gleicher Brechbar-
keit einem Unterschied in dem Schwingungsgesetz entsprechen mochte,
und Lichter von gegebener Brechbarkeit ebenso in Farbe verschieden
seyn könnten 9 als musikalische Töne von gegebener Höhe im Klange.
Hätte ich nicht die volle Ueberzengung, dafs Licht von bestimmter Brech-
barkeit im strengsten Sinne des Wortes homogen ist, so wurde ich
wahrscheinlich veranlafst seyn, nach dieser Richtung hin eine Erklärung
der merkwürdigen Phänomene der Chinin-Lösung zu suchen. Es würde
mich zu weit vom Gegenstand des vorliegenden Aufsatzes abführen,
wollte ich die Gründe dieser Ueberzeugong angeben. Ich will nur be-
merken, dafs ich den merkwürdigen Effect absorbirender Media, schein-
bar die Farben in einem reinen Spectrum zu verändern, nicht überse-
hen habe; doch halte ich diefs für ein subjeetives, auf Contrast beru-
hendes Phänomen.
182
forderlichen Veränderung in der Natur des Lichts, auf die
Polarisation zu blicken. Da eine Flüssigkeit keine Axen
hat, so könnte hier nur eine Circular- Polarisation ins Spiel
kommen. Da einige Flüssigkeiten doppeltbrechend sind,
sie rechts- und links - circular polarisirtes Licht mit ver-
schiedener Geschwindigkeit durchlassen, so könnte es auch
seyn, dafs diese doppelt -absorbirend wären, ein rechts -
circular- polarisirtes Licht von gewisser Brechbarkeit stark
absorbirten und ein links - circulares ungeschwächt fort-
pflanzten. Das rechts -circulare Licht, absorbirt, im Sinn
als fortgenommen vom einfallenden Bündel, könnte, ge-
nauer gesprochen, zerstreut (scattered) und deshalb depo-
larisirt worden seyn. Das so erzeugte gemeine Licht würde
aequivalent seyn zweien Bündeln von gleicher Intensität,
einem rechts- und einem links- circular -polarisirten. Von
diesem würde das letztere ungehindert durchgelassen, das
erstere aber aufs Neue zerstreut werden, und so fort. Allein
diese, an sich schon unwahrscheinliche Hypothese wäre
noch nicht ausreichend. Es wären neue Voraussetzungen
erforderlich, um den Umstand zu erklären, dafs ein epipo-
lisirtes Bündel, wenn es der prismatischen Analyse bei ge-
ringer Vergröfserungskraft unterworfen wird, keine Ab-
sorptionsstreifen in der Gegend zeigt, zu welcher, ihrer
Brechbarkeit nach, die dispergirten Strahlen hauptsächlich
gehören. Diese Theorie hätte also im Ganzen nicht den
geringsten Schein von Wahrheit.
6. So sah ich mich denn zu der Annahme getrieben,
dafs jene Veränderung des Lichtes in einer Veränderung
seiner Brechbarkeit bestehe. Seit Newton'« Zeiten ist
geglaubt worden, dafs Licht bei allen Modifikationen, die
es erleiden mag, seine Brechbarkeit unverändert behalte.
Defsungeachtet schien es mir weniger unwahrscheinlich,
dafs die Brechbarkeit sich verändert habe, als dafs die Un-
dulationstheorie sich falsch erweise. Und als ich e^wog,
wie ungemein einfach die ganze Erklärung wird, wenn
man diese einzige Voraussetzung zulasse, so konnte ich
nicht umhin, mich stark der Hoffnung zu ergeben, dafs sie
183
sich als wahr erweisen würde. In der Tbat haben wir nur
anzunehmen, dafs die unsichtbaren Strahlen Jenseits des
äufsersten Violett durch eine innere Dispersion Anlafs ge-
ben zu anderen, die zwischen die Brechbarkeitsgänzen fal-
len, innerhalb welcher die Netzhaut des Menschenauges
afficirt wird, — und die Erklärung ist da. Die Schmalheit
der von Sir John Herschel beobachteten blauen Zone
würde blofs anzeigen, dafs die Flüssigkeit, ungeachtet ihrer
grofsen Transparenz für sichtbare Strahlen, dennoch fast
opak wäre für die unsichtbaren. Dem Stetigkeitsgesetz
zufolge würde der Uebergang von fast vollkommner Trans-
parenz zu einem hohen Grad von Opaeität nicht plötzlich
geschehen; und so könnten Strahlen von intermediärer
Brechbarkeit den von Sir John Herschel bemerkten
blauen Schein, oder den von Sir David ßrewst er beob-
achteten blauen Cylinder oder vielmehr Kegel erzeugt ha-
ben. Somit würden wir zugleich eine unmittelbare Erklä-
rung von dem merkwürdigen Umstand haben, «dafs die
blaue Zone bei starkem Kerzenlicht kauoNSicirtbar ist, wäh-
rend man sie leicht selbst bei schwachem Tageslicht sieht.
Denn dem Kerzenlicht fehlen bekanntlich die chemischen,
jenseits des äufsersten Violetts liegenden Strahlen.
7. Meine ersten Versuche wurden mit farbigen Glä-
sern gemacht. Ein Reagenzglas (teste tube) wurde zur
Hälfte gefüllt mit einer Lösung von saurem schwefelsaurem
Chinin in dem 200fachen Gewichte Wasser, das mit Schwe-
felsäure angesäuert worden. Das Glas, zuvor bekleidet mit
schwarzem Papier mit einem zum Einlafs des Lichts be-
stimmtet! Loch, wurde senkrecht vor einem Fenster aufge-
stellt und das Loch gegen das Licht gedreht. Wenn ich
nun, in fast paralleler Richtung mit der Oberfläche des
Glases, von oben hineinsah, erblickte ich deutlich einen
blauen Bogen, der sich nur wenig in die Flüssigkeit er-
streckte und dicht hinter dem Loche lag. Da dieser Bogen,
obwohl sehr deutlich, natürlich nicht gerade glänzend ge-
nannt werden konnte, so wagte ich anfangs nicht, für den
beabsichtigten Versuch, andere als Masse Gläser anzuwen-
194
den. Da ich keine directen Mittel hatte, zu bestimmen,
welche opak seyen für die unsichtbaren, jenseits der äufser-
sten Violett liegeuden Strahlen, so las ich aus einer Samm-
lung von Gläsern, die orangefarbenen, gelben und rothen
aus, die, weil sie hauptsächlich die weniger brechbaren
Strahlen durchliefsen , am ersten die chemischen Strahlen
zu absorbiren fähig schienen. Ich fand bald ein blafs rauch-
farbenes Glas, welches, wenn es dicht vor das Loch ge-
stellt wurde, die Bildung des blaueu Bogens verhinderte,
aber dicht vor das Auge gehalten, einen grofsen Antheil
des Lichts, aus welchem der blaue Bogen bestand, durch-
liefs. Die Farbe des Bogens war natürlich modificirt, mehr
weifslich.
Bei Anwendung anderer blasser Gläser fand ich eins
von Flohfarbe, welches, vor das Loch gestellt, den Bogen
entstehen liefs, ihn aber absorbirte, wenn es vor dem Auge
gehalten ward. Ein gelbes und ebenso ein gelblich grünes
Glas liefs den Bogen in beiden Stellungen sehen; allein
die Farbe desselben war entschieden anders wenn das Glas
vor dem Loch oder vor dem Auge war. Ueberdiefs ward
die Breite des Bogens von verschiedenen, vor das Loch
gestellten farbigen Gläsern verschiedentlich abgeändert;
einige bewirkten dafs das Licht mehr, und andere, dafs
es weniger gegen die Glasfläche hin concentrirt war als
bei ungehindertem Einfall des Lichts.
8. Nun wurde das Licht horizontal in ein dunkles
Zimmer reflectirt, durch ein Loch im verticalen Fensterla-
den. Das Loch enthielt eine Linse von etwas kurzer Brenn-
weite. Als ich das Probeglas mit der Lösung vertical vor
der Linse aufstellte, in solchem Abstände von ihr, dafs der
Brennpunkt etwas innseits der Flüssigkeit fiel, sah ich un-
abhängig von einander die von Sir John Herschel be-
schriebene blaue Zone und das von Sir David Brewst er
erwähnte blaue Bündel. Bei Anwendung verschiedener far-
biger Gläser, die erst vor die Flüssigkeit und dann vor
das Auge gestellt wurden, fand sich, dafs das blaue Bündel,
wie früher die schmale blaue Zone, meistens verschieden-
185
artig affirirt wurde, je nachdem das Glas so gestellt war,
dafs es das einfallende oder das dispergirte Licht auffangen
mufste. Ueberdiefs verhielten sich, unter der Wirkung eines
selben Farbenglases, das lange blaue Bündel und die schmale
blaue Zone nicht gleich.
9* Meines Erachtens waren diese Versuche entschei-
dend für die Thatsache einer Veränderung der Brechbar*
keit. Eingeräumt, dafs die Wirkung eines farbigen Glaaes
blofs darin bestehe, einen gewissen Bruchtheil des einfal-
lenden Lichts aufzufangen und dieser Bruchtheil sey eine
Function der Brechbarkeit, so ist .klar, dafs die Resultate
auf keine andere Weise erklärt werden können. Es uiufs
jedoch zugegeben werden, dafs diese Resultate nur eine
Erweiterung von dem sind, was eben die Eigenthümlichkeit
des Phänomens ausmacht. Denn nehmen wir den Fall,
wo die schmale blaue Zone von dem gewöhnlichen Tages-
licht gebildet wird. Denken wir uns ein Glasgefäfs mit
parallelen Wänden, gefüllt mit einer Portion der Flüssig*
keit, und so gestellt, dafs es erst das einfallende, dann
das dispergirte Licht auffange. Im ersten Falle würde
das Licht, welches auf die zu untersuchende Flüssigkeit
einfällt, beim Durchgange durch das Gefäfs »epipoüsirt«
und deshalb der blaue Streifen fortgenommen werden,
wogegen dieser ungehindert durchgelassen würde, wenn
man das Gefäfs vor den Augen hielte. Folglich sind die
Wirkungen der farbigen Gläser dem Effect einer Schicht
der Lösung des schwefelsauren Chinins analog, nur weniger
auffallend als sie. Gewifs giebt es einen wichtigen Unter-
schied zwischen beiden Fällen, nämlich, dafs bei der Flüs-
sigkeitsschicht die epipolische Dispersion, welche in der
untersuchten Flüssigkeit verbindert wird, sich nahe an der
ersten Oberfläche der Schicht erzeugt, wogegen bei den
farbigen Gläsern eine solche Dispersion nicht oder je-
denfalls nicht nothwendig erzeugt wird. Was auch der
Leser von den Versuchen mit farbigen Gläsern denken
möge: der nächste Versuch wird hoffentlich entscheidend
erscheinen.
186
•
10. Das Brett im Fenster, welches die Linse enthielt,
wurde ersetzt durch ein Paar Bretter, welche einen senk-
rechten Schlitz bildeten; durch diesen Schlitz wurde das
Sonnenlicht horizontal reflectirt und auf drei dicht hinter
einauder aufgestellte Münchener Prismen geleitet. So wurde
im Abstand von einigen Fufsen hinter dem Schlitz ein mäfsig
reines Spectrum erhalten. Ein Reagenzglas mit der Lösung
wurde nun jenseits des äufsersten Roths des Spectrums senk-
recht aufgestellt, und hernach horizontal durch die Farben
geführt. Fast das ganze sichtbare Spectrum entlang ging
das Licht durch die Flüssigkeit, wie es durch eben so viel
Wasser gegangen seyn würde; als aber die Röhre fast das
äufserste Violett erreichte, schofs ein geisterhafter Schein
von blauem Licht quer durch dieselbe. Bei weiterer Be-
wegung der Röhre nahm das blaue Licht erst an Intensität
zu, und verschwand dann allmälig ganz. Es verschwand
indefs nicht eher, als bis die Röhre weit jenseits des vio-
letten Endes bei dem auf einem Schirme sichtbaren Spec-
trum war. Ehe es verschwand, konnte man bemerken, war
das blaue Licht beschränkt auf eine äufserst dünne Schicht der
Flüssigkeit an der Oberfläche, durch welche das Licht ein-
fiel, wogegen es, als es zuerst erschien, sich ganz durch
die Röhre erstreckte, besonders wenn diese ein wenig (a
Utile short) vor dem äufsersten Violett befindlich war. Ge-
wifs war es ein sonderbarer Anblick, die Röhre bei Ein-
tauchung in die unsichtbaren Strahlen augenblicklich er-
leuchtet zu sehen ; es war buchstäblich sichtbare Dunkelheit.
Kurz die Erscheinung hatte etwas Ueberirdisches (some-
Ihing of an unemrthly appearanee).
11. Da die Flüssigkeit so sehr opak ist für Strahlen von
äufserster Brechbarkeit, so Itefs sich erwarten, dafs sie,
ungeachtet sie beim Hindurchsehen nach einem weifsen
Gegenstand klar und farblos erscheint, bei prismatischer
Analyse eine merkbare Absorption auf die äufsersten violet-
ten Strahlen ausüben werde. Um zu ermitteln, ob diefs
wirklich der Fall sey, reflectirte ich Sonnenlicht .horizontal
durch einen Schlitz, hinter welchem eine Röhre voll der
187
Flüssigkeit stand, und zerlegte die Lichtlinie durch ein
Prisma, während das Auge durch ein tief blaues Glas ge-
schützt war. Ich vermochte blofs die feste Linie H (Fig. 1
Taf. I) zu erkennen, d. h. den weniger brechbaren Streifen
des Paares, obgleich ich unter ähnlichen Umständen gewöhn-
lich etwa so weit jenseits des brechbareren Streifens sehen
kann als er jenseits H ist. Um indefs das Resultat bei An-
wendung einer grösseren Dicke entscheidender und zugleich
die Beobachtung differential zu machen, stellte ich ein mit
Wasser gefülltes Trinkglas (tumbler) hinter den Schlitz,
das blaue Glas davor, und betrachtete nun den Schlitz
durch ein Prisma. Ich Sah so weit wie gewöhnlich ins
Yiolett. Nun. wurde das Wasser ausgegossen und durch
eine Lösung von schwefelsaurem Chinin ersetzt, welche
bei Betrachtung im durchgelassenen Licht, so klär wie das
Wasser erschien. Als ich nun das Trinkglas hinter den
Schlitz stellte, war zu beobachten, dafs der blaue disper-
girte Lichtstreifen sich ganz quer durch dasselbe ausdehnte,
eine Strecke von etwa drei Zoll, und offenbar würde er
noch viel weiter gegangen sejn. Bei Betrachtung des
Schlitzes durch ein Prisma fand sich das Spectrum auf hal-
bem Wege zwischen den festen Linien G und H fortge-
schuitten. Das Ende war ziemlich scharf begränzt, was
anzeigt, dafs, wenigstens an diesem Theil des Spectrums,
das Absorptionsvermögen der Flüssigkeit rasch zunimmt
mit der Brechbarkeit des Lichts. Die Flüssigkeit bewirkte
indefs eine sichtbare Intensitätsschwächung, die sich vom
Ende des Spectrums bis nahe an G erstreckte.
12. Die Thatsache einer Brechbarkeits -Veränderung
und damit die Erklärung des merkwürdigen Phänomens
beim schwefelsauren Chinin konnte nun nicht länger zwei-
felhaft seyn. Epipolisirtes Licht ist nur Licht, welches ge-
reinigt ist von den unsichtbareren oder äufserst schwach-
leuchtenden Strahlen, die brechbarer sind, als die violetten ;
und dieser Ausdruck, der in der That von Sir John H er-
sehet nur provisorisch gewählt wurde und jetzt seinen
Zweck erfüllt hat, ist von nun an bei Seite zu legen, be-
188
sonders da er in Betreff der Ursache des Phänomens zu
einer falschen Meinung- führen kann. Es erübrigt nun noch,
andere Fälle von innerer Dispersion zu untersuchen, von
welchen, nach Sir David Brewster's Beobachtungen,
die vom schwefelsauren Chinin bewirkte Dispersion, nur
ein besonderer Fall ist; ferner die Gesetze, nach welcher
eine Brechbarkeits-Aenderung geschieht, auszumitteln, und,
wo möglich, diese Gesetze nach mechanischen Principien
zu erklären.
13. Für das Folgende halte ich es fürs Beste, die bei
einigen der merkwürdigeren Fälle von innerer Dispersion
beobachteten Erscheinungen zu beschreiben, ehe ich ver-
suche, allgemeine Schlüsse zu ziehen. Um Wiederholun-
gen zu vermeiden, werde ich zunächst die angewandten
Beobachtungsmethoden auseinandersetzen, die im Ganzen
auf vier zurückkommen, obwohl hin und wieder interme-
diäre Methoden oder Combinationen von zwei derselben sich
als zweckmäfsig erwiesen. Oft natürlich habe ich Sir David
Brewter's Methode benutzt, bei welcher die Wirkung
des einfallenden Lichtes als Ganzes studirt wird; allein die
hier erwähnten Methoden gehen auf eine Untersuchung
der Wirkungen, welche die im einfallenden Bündel ent-
haltenen Lichtstrahlen von verschiedener Brechbarkeit ein-
zeln hervorbringen. Im Fortschritt meiner Untersuchungen
boten sich auch neue Beobachtungsmethoden dar, die indefs
an ihrem Orte beschrieben werden sollen.
Angewandte Beobachtungdweisen.
Erste Methode. — Sonnenlicht wurde horizontal durch
eine kleine Linse reflectirt, die in einem Loche in ei-
nem senkrechten Brette befestigt war. Von da ging der
ausfahrende Strahlenkegel in den zu untersuchenden starren
oder flüssigen Körper. Dann wurde ein farbiges Glas oder
ein anderes absorbirendes Medium so gestellt, dafs es erst
die einfallenden Strahlen auffing, und darauf zwischen der
untersuchten Substanz und dem Auge war. Kürze halber
will ich diese Stellungen als die erste und die zweite be-
189
zeichnen. Zuweilen Hefs ich ein farbiges Glas vor dem
Loche und fügte ein zweites hinzu, erst vor dem Loch
und dann vor dem Auge.
Ztoeite Methode. — Sonnenlicht, reflectirt wie zuvor,
leitete ich durch eine Reihe von drei oder vier Münche-
ner Prismen, die dicht hinter einander standen, jedes fast
in der Lage der Minimum -Ablenkung. Dann liefs ich es
durch eine Linse in einem dicht hinter dem letzten Prisma
stehenden Brette gehen, und darauf eintreten in den zu
untersuchenden Körper, welcher im Allgemeinen so gestellt
war, dafs seine Vorderfläche ganz oder nahe mit dem Brenn-
punkt der Linse zusammenfiel. Der Durchmesser der Linse
war viel kleiner als die Breite oder Höhe des Prismas, so
dafs die Linse sich vollständig mit weifsem Licht erfüllte,
dessen Bestandteile jedoch in verschiedenen Richtungen
eintraten. Betrachten wir das Sonnenbild im Brennpunkt
der kleinen Linse als einen Punkt, so können wir das
auf den untersuchten Körper einfallende Licht als beste-
hend ansehen aus einer Reihe den verschiedenen Brechbar-
keiten entsprechender Kegel, deren Axen in horizontaler
Ebene liegen und einander im Brennpunkt der Linse schnei-
den, und deren Scheitel eine horizontale Linie nahe an der
Oberfläche des untersuchten Körpers bilden.
Dritte Methode. — Sonnenlicht wurde horizontal durch
einen senkrechten Schlitz reflectirt und von den Prismen
aufgefangen, die wie zuvor angeordnet, allein mehre Fufs
vom Schlitz entfernt aufgestellt waren. Dicht hinter dem
letzten Prisma und ganz oder fast winkelrecht gegen das
austretende Lichtbündel, dasselbe mit seiner Mitte aufneh-
mend, befand sich eine grofse Linse von etwas langer
Brennweite. Der zu untersuchende Körper war im oder
nahe im Abstand des Schlitzbildes angebracht.
Vierte Methode. — Alles wie bei der dritten Methode
angeordnet, wurde eine kleine Linse von kurzer Brenn-
weite im Abstände des Schlitzbildes oder zwischen diesem
und dem Sonnenbilde aufgestellt; letzteres lag dem Prisma
etwas näher, insofern die Brennweite der gewöhnlich an-
190
gewandten grofsen Linse zwar viel kleiner, aber doch nicht
unvergleichlich kleiner als der Abstand der Linse von dem
Schlitze vor. Gewöhnlich hatte ich dicht vor der kleinen
Linse einen zweiten Schlitz hinzugefügt. Der zu unteren
chende befand sich im Brennpunkt der kleinen Linse. Das
dispergirte Licht wurde von oben betrachtet, und durch
ein Prisma, das es seitwärts brach, zerlegt.
Der Zweck dieser verschiedenen Vorrichtungen wird
im Laufe der Abhandlung klar werden. Von den ange-
wandten Prismen bestanden drei aus Flintglas und eins
aus Kronglas. Bei ersteren betrug der brechende Winkel
respective etwa 43°, 33° und 24°, bei dem letzteren etwa
45°. Bei dem kleinsten der Prismen (dem aus Flintglas
von 43°) waren die brechenden Flächen 1,35 Zoll hoch
und 1,60 Zoll lang. Als kleine Linse dienten abwechselnd
zwei von respective 0,34 und 0,22 Zoll Apertur und re-
spective 0,75 und 0,50 Zoll Brennweite. Die Brennweite
der gewöhnlich angewandten grofsen Linse betrug etwa
12 Zoll. Ein Paar Mal wurde eine Linse von drei Mal
gröfserer Brennweite angewandt, allein das Licht erwies
sich für die meisten Zwecke als zu schwach. Bei der dritten
Methode war es bisweilen angemessen eine Linse von nur
67 Zoll Brennweite anzuwenden ; allein zur vierten Methode
diente die Linse von 12 Zoll Brennweite, mit Ausnahme
einiger Fälle, wo die von 36 Zoll Brennweite angewandt
ward. Mit der Linse von 12 Zoll Brennweite betrug die
Länge des Spectrums von der#festeri Linie B zu der H
gewöhnlich l^ZolI.
Es wird die Zwecke dieser Abhandlung fördern, ge-
wisse Ausdrücke in einem bestimmten Sinne zu nehmen;
allein da einige dieser Ausdrücke sich auf noch unbe-
schriebene Erscheinungen beziehen, so wird es gut seyn,
zuvörderst im Detail anzugeben, was in einem merkwür-
digen Fall von innerer Dispersion beobachtet wurde.
Lösung von schwefelsaurem Chinin.
14. Die Wirkungen gewisser Gläser von blasser Farbe
auf diese Flüssigkeit sind bereits erwähnt. Es giebt in-
191
defs ein Glas, dessen Wirkung noch auffallender ist. Be-
kanntlich ist das tief blaue Kobaltglas höchst durch&ängüch
für die chemischen Strahlen. Deingemäfs fand ich, dafs ein
blaues Glas, welches so dunkel war, dafs man durch das-
selbe blofs die helleren Gegenstände in einem Zimmer er-
blicken konnte, eine selir geringe Wirkung ausübte, wenn
es zur Auffangung des auf die Flüssigkeit einfallenden
Lichtes angewandt wurde. Hielt man es dicht vor dem
Auge, so verschwand anfangs Alles, bis auf das von den
Convexitäten der Glasröhre reflectirte Licht; hatte sich aber
4
erst das Auge an die Dunkelheit gewöhnt, so war es mög-
lich das Dasejn des Streifens zu erkennen. Der Contrast
zwischen den Wirkungen dieses Glases und des schon ge-
wähnten vou blafsbrauuer Farbe war höchst auffallend.
15. Bei Untersuchung der Flüssigkeit nach der zweiten
Methode, erwies sich das dispergirte Licht als bestehend
aus zwei Bündeln, die bei ihrem Eintritt in die Flüssigkeit,
d. h. an der senkrechten Gränzfläche zwischen der Flüssig-
keit und ihrem Gefäfse, von einander getrennt waren und
weiterhin durch Divergenz noch mehr auseinander gingen.
Natürlich mufste jedes Bündel bestehen aus einer Reihe
von Kegeln, deren Axen vom Centrum der Linse aus di-
vergirten und deren Scheitel in dem Brennpunkt dieser
lagen. Das erste oder das durch Licht von geringer Brech-
barkeit erzeugte Bündel bestand aus den helleren Farben
des Spectrums in ihrer natürlichen Ordnung. Es hatte ein
discontinuirliches, funkelndes Ansehen und rührte offenbar
nur von Staubtheilchen her, die in der Flüssigkeit schweb-
ten. Als man es von oben durch ein NicoFsches Prisma
betrachtete, fand sieb, dafs es hauptsächlich aus in der Re-
flexionsebene polarisirtem Licht bestand. Genommen als
Ganzes diente es als Fiducial- Linie, nach welcher sich die
Lage des zweiten Bündels bestimmen, und dadurch die
Brecbbarkeit der dasselbe zusammensetzenden Strahlen beur-
theilen liefs.
Dieses zweite Bündel war um ein Gutes heller als das
erste. Seine Farbe, ein schönes Himmelblau, war überall
192
fast gleich; allein dicht am ersten Rande, d. h. da, wo es
aus den schwächst brechbaren derjenigen Strahlen entsprang*,
die es zu bilden vermochten, war die Farbe weniger rein.
Es hatte ein vollkommen continuirliches Ansehen. Be-
trachtete man es von oben durch ein achromatisches dop-
peltbrechendes Quarzprisma, welches eine directe Verglei-
chung der beiden Bilder erlaubte, so zeigte es keine Spar
von Polarisation. Es bildete sich sowohl durch vertical,
als durch horizontal polarisirtes, als auch durch gemeines
Licht, und es zeigte im letzteren Falle so gut wie in den
beiden ersten keine Spur von Polarisation 1).
Dafs die brechbareren Strahlen nur eine kleine Strecke
Hi die Flüssigkeit einzudringen vermögen, läfst sich bei
diesem Versuch leicht wahrnehmen; allein die zweite Beob-
achtungsweise ist nicht geeignet, diesen Theil des Phäno-
mens herauszustellen.
16. Bei Untersuchung der Flüssigkeit nach der dritten
Methode, war das Resultat sehr auffallend, obwohl natür-
lich nicht anders als sich voraussehen liefs. Die haupt-
sächlichsten der festen Linien des Violette und der chemi-
schen Theile des Spectrums darüber hinaus zeigten sich in
schöner Deutlichkeit als dunkle Ebenen, die eine sonst voll-
kommen stetige Masse von blauem Licht unterbrachen. Um
irgend eine besondere feste Linie am deutlichsten zu sehen,
war es natürlich erforderlich das Auge in der entsprechen-
den Ebene zu halten, wo dann die dunkle Ebene in eine
dunkle Linie verwandelt war. Vom rothen Ende des Spec-
trums
1) Die beiden Resultate, nämlich, dafs das blaue Bündel, welches den
grösseren Theil des von einer schwefelsauren Chininlösung dispergirten
Lichtes ausmacht, unpolarisirl ist, oder, wie er sich ausdruckt, eine Qua-
qua versus- Polarisation besitzt, und dafs diefs auch für den Fall gilt,
wenn das einlallende Licht nnpolarisirt ist, — sind schon von Sir Da-
vid Brewster angegeben, welcher, wie es scheint, durch Sir John
Herschel's Beobachtung von der Unpolarisation des blauen Lichts,
welches bei der epipolischen Dispersion in einer schwefelsauren Chinin-
losung entsteht, darauf geführt wurde, das Licht auf etwaige Polarisation
zu untersuchen.
193
trums bis etwa zur Linie G ging das Licht ungehindert
durch die Flüssigkeit oder wurde nur hie und da durch
mechanisch Schwebende Staubtheilchen reflectirt. Bei G
begann die Dispersion «ben merklich zu werden, und Spu-
ren dieser Linie liefsen sich sehen als eine dunkle Ebene,
die eine Masse von stetigem,' aber ungemein schwachem
Licht unterbrach. Allein etwas weiterhin ward das disper-
girte Licht so schwach, dafs man es tibersehen haben würde,
wenn man nicht besonders darauf geachtet hätte. Erst
mitten zwischen G und H oder etwas früher wurde es so
stark, dafs es Aufmerksamkeit erregte, und ein wenig weiter
trat es sehr deutlich auf, ging aber dabei in ein blasses
Himmelblau über. Um die beiden breiten Streifen der
Gruppe H herum , und etwas weiter von H gegen G hin,
war das Licht sehr reichlich. Einige der festen Linien, die
weniger brechbar als H sind, erschienen sehr deutlich, und
jenseits üfevar eine gute Anzahl sichtbar, welche gegen-
wärtig näher beschrieben werden sollen. Das ganze Sy-
stem der so als Unterbrechungen des dispergirten Lichtes
sichtbaren festen Linien hatte ein verwaschenes Ansehen
(resolmble appearance); allein mit einem sehr engen Schlitz
und mit einer Linse von grofser Brennweite an den Pris-
men würde das Licht für gehörige Beobachtungen zu schwach
gewesen seyn. m
Bei G und auf eine Strecke weiter war das dispergirte
Licht so sehr schwach, dafs ich es übersehen haben würde,
hätte es nicht beim Beobachten nach der vierten Methode
meine Aufmerksamkeit erregt; und in der That habe ich
bei der dritten Anordnung zuweilen eigends darnach ge-
sucht, ohne es sehen zu können. Practiscb genommen
könnte man sagen, die Dispersion fange erst mitten zwi-
schen G und H an.
17. Bei seitlicher Brechung des ganzen Systems durch
ein vor dem Auge gehaltenes Prisma von mäfsigem Winkel
wurde» die festen Linien verworren und die feineren ver-
schwanden. Die Ränder der breiten Streifen H waren pris-
matisch gefärbt, wie die Ränder zweier Streifen vonschwar-
Poggend. Ann. Ergänzungsbd. IV. 13
194
zem Sammet, die man auf blafs blaues Papier gelegt bat
und durch ein Prisma betrachtet. Dieser Versuch zeigt,
dafs, ungeachtet der vollkommenen Homogenität des ein-
fallenden Lichtes, das dispergirte zusammengesetzt ist.
18. Die dritte Beobachtungsweise ist wohl geeignet,
zu zeigen, dafs sich das Absorptionsvermögen einer Sub-
stanz mit der Brechbarkeit der einfallenden Strahlen ändert.
Befindet sich das Auge senkrecht über dein Gefäfse mit
der Lösung, so dafs die den festen Linien des Spectrums
entsprechenden dunklen Ebenen zu dunklen Linien pro-
jicirt sind, deren Länge nicht durch die Schiefe tibertrieben
ist, so zeigt sich die Gränze des dispergirten Lichts in
eine Curve projicirt, welche dazu dient, die Beziehung der
Absorptionskraft des Mediums zur Brechbarkeit des ein-
fallenden Lichtes sichtbar zu machen. Diese Curve ist
nicht genau die, welche Sir John Herschel in der Ab-
sorptionstheorie behandelt und als Typus des ^züglichen
absorbirenden Mediums angesehen hat, allein sie dient doch
sehr zu demselben Zweck. Freilich würde, unabhängig
von einer Veränderung im Absorptionsvermögen des Me-
diums, eine vermehrte Schwäche des dispergirten Lichts
bis zu gewissem Grade eine Annäherung der Curve zu
ihrer Axe bewirken; allein« practisch genommen, ist beim
schwefelsauren Chinin und bei sehr vielen anderen Sub-
stanzen, die Erscheinung von der Art, dafs an dem Daseyn
eines höchst intensiven Absorptionsvermögen der Substanz
für Strahlen von sehr hoher Brecbbarkeit kein Zweifel
übrig bleiben kann ').
Für eine Lösung von ein Theil saurem schwefelsauren
Chinin in 200 Theile gesäuerten Wassers ist bereits an-
gegeben worden, dafs ein Theil der Strahlen, welche dis-
1 ) Nachdem die in dieser Abhandlung beschriebenen Untersuchungen schon
weit vorgeschritten waren, traf ich zufällig in den Comptes rendusy
T. XVII) p. 883 eine Stelle, worin Hr. E. Becquerel erwähnt, eine
Lösung von saurem schwefelsaurem Chinin sey ungemein merkwürdig
wegen ihres Absorptionsvermögens für Strahlen von größerer Brechbar-
keit als ff.
195
pergirtes Licht zu erzeugen im Stande sind, eine Dicke
i von 3 Zoll durchdringen. Bei Bildung eines reinen Spec-
i truras liefs sich die feste Linie H etwa 1 Zoll in die Flüs-
sigkeit hinein verfolgen. Ging man von H gegen G, so
{ wuchs die Strecke, welche die einfallenden Strahlen von
i der Flüssigkeit durchdrangen, mit grofser Schnelligkeit,
i während sie in entgegengesetzter Richtung nicht minder
i rasch abnahm, so dafs von einem nicht weit jenseits H lie-
l genden Punkt, zu welchem das Licht aufhörte, die Disper-
I sion auf die unmittelbare Nachbarschaft der Oberfläche be-
i schränkt war. Als die Flüssigkeit bis auf ein Zehntel ihrer
I anfänglichen Concentration verdünnt worden, liefs sich, in
, der ersten Gruppe von festen Linien jenseits H, eine deut-
liche feste Linie oder vielmehr ein Streifen von merklicher
i Breite wahrnehmen, der etwa einen Zoll in die Flüssigkeit
eindrang. Von dem oben erwähnten Streifen aus in Rich-
tung der brechbareren Strahlen fortschreitend, nahm die
Strecke, welche die einfallenden Strahlen von der Flüssig-
keit durchdrangen, rasch ab, und so erblickte man die
rasche Zunahme des Absorptionsvermögens der Flüssigkeit
in einem Theile des Spectrums, in welchem sie mit einer
concentrirteren Flüssigkeit nicht so bequem zu erkennen
war, in sofern die Hinterfläche des Raums, aus welchem
das dispergirte Licht kam, fast zusammenfiel mit der Vor-
derfläche der Flüssigkeit.
Dafs der Zusatz einer so geringen Menge von schwe-
felsaurem Chinin zum Wasser genügt, einen solchen Grad
von Opacität für Strahlen von grofser Brechbarkeit her-
vorzubringen, ist gewifs sehr merkwürdig; defsungeachtet
habe ich es im Verfolge meiner Untersuchungen beständig
beobachtet.
19. Bf^fB Beobachten nach der vierten Methode wurde
der Theil des Spectrums, zu welchem das einfallende Licht
gehörte, zuweilen durch die Farbe bestimmt, zuweilen durch
die festen Linien des Spectrums. Fast immer schwebten
Staubtheilchen genug in der Flüssigkeit, um zu veranlassen,
dafs ein Theil des dispergirten Bündels blofs aus gewöhn-
13*
198
zuändern. Die Gypsplatte war durch einen irregulären
natürlichen Blätterdurchgang; erbalten und mit Canadabal-
gam zwischen zwei Glasplatten gekittet. Bei Untersuchung
im polarisirten Licht zeigte sie eine Reihe schöner und
mannigfaltiger Farben, je nach der ungleichen Dicke der
verschiedenen Theile. Wenn nun die Platte, ohne Aen-
derung ihrer Rechtwinklichkeit gegen das einfallende Licht,
vor dem Gefäfse verschoben wurde, sah man verschiedene
Portionen des von Staubtheilchen herrührenden Bündels
verschwinden und wieder erscheinen oder wenigstens erst
schwach und dann hell werden, so dafs Jemand, der mit
der Ursache unbekannt wäre und nicht auf die Platte sähe,
hätte glauben können, der Beobachter hielte vor dem Ge-
fäfse ein mit Schmutzflecken versehenes Glas; wie aber
auch die Gypsplatte ohne Drehung in ihrer eigenen Ebene
verschoben oder um eine auf ihrer Ebene winkelrechte Axe
gedreht werden mochte, war doch nirgends in dem blaueo
Bündel die geringste Veränderung wahrnehmbar.
Erläuterung der Ausdrucke.
21. Bei allen in dieser Abhandlung beschriebenen Ver-
suchen, bei denen ein Spectrum gebildet wurde, um die
Wirkungen der Lichtportionen 'von verschiedener Brech-
barkeit getrennt zu untersuchen, war die Länge des Spec-
trums horizontal, so dafs die festen Linien vertical standet).
Defsungeachtet wird es, der Kürze halber, zweckmäfsig
seyn, die Vorworte oben und unten zu gebrauchen, um re-
spective die mehr und die weniger brechbare Seite zu be-
zeichnen.
Die Hauptlinien des sichtbaren Spectrums werden durch
die in Fraunhofers bewundernswerter Abbildung ge-
brauchten Buchstaben bezeichnet. Diese Linien sind zu gut
bekannt, um einer Beschreibung zu bedürfen.
Die einzige Abbildung der festen Linien des chemi-
schen Spectrums, die ich während einer guten Weile nach
dem Anfang dieser Untersuchungen besafs, war die vom
Prof. Drap er, welche sich im Philosophical Magazine, 1843,
199
t Vol. XXII. befindet. Natürlich kann diese Zeichnung, was
i Genauigkeit des Details betrifft, nicht verglichen werden mit-
I der Fraunhofers vom sichtbaren Spectrum, auch bean-
sprucht sie nicht mehr zu geben als einige der sichtbarsten,
i aus einer grofsen Menge ausgewählt. Die Fortlassung so
vieler Linien, ohne dafs ihr allgemeiner Effect durch ir-
[ gend eine Schattirung angegeben wäre, macht es schwierig,
i die vorhandenen zu identificiren, wenigstens wenn ich nach
I meinen eigenen Beobachtungen urtheilen soll; aufserdem
} war Prof. Drap er 's Spectrum um so viel reiner als das,
, mit welchem zu arbeiten ich am bequemsten fand, dafs
beide nicht miteinander vergleichbar waren.
22. Ich habe von den festen Linien von H bis zu Ende
eine Skizze gemacht, die dieser Abhandlung beigelegt ist
(Fig. 1, Taf. I.). Die festen Linien des sichtbaren Spec-
trums sind so bekannt, dafs ich es für unnöthig hielt, vor
H anzufangen. Eine Lösung von schwefelsaurem Chinin
ist ein sehr gutes Medium um diese Linie zu zeigen, allein
ein sogleich zu erwähnendes gelbes Glas ist ein eben so
gutes oder vielleicht besseres. Die Zeichnung zeigt das
Spectrum wie es gesehen wird mit einer Linse von 12 Zoll
Brennweite vor den Prismen. Die Breite des Schlitzes war
nicht immer ganz gleich, sie mag auf etwa 0,05 Zoll ge-
schätzt werden. Die Zeichnung enthält 32 feste Linien
oder Streifen, die brechbarer sind als H, als die höchste Zahl,
die ich bei verschiedenen Gelegenheiten mit dieser Linse
zu sehen vermochte, obgleich, mit einer Linse von gröfserer
Brennweite und mit einem schmäleren Schlitz, die Anzahl
der festen Linien wie zu erwarten, bedeutend gröfser war.
Da ich bis jetzt, mit Ausnahme gewisser Fälle, diese Linien
noch nicht identificirt habe mit den in photographischen
Abbildungen dargestellten, so hielt ich es nicht für rath-
sam, eine Identification zu versuchen, sondern zog es vor,
die deutlicheren Linien in meiner Abbildung mit Buchsta-
ben zu versehen, ohne Bezug auf frühere Zeichnungen.
Da die grofsen Buchstaben L, Jf, N, 0, P bereits zur Be-
zeichnung gewisser fester Linien benutzt worden sind, so
200
gebrauche ich, um Verwechslung zu verhüten, die kleinen
l, m, n, o, p.
Bei Anfertigung der Zeichnung habe ich mich bemüht,
den Charakter der Linien was Schwärze oder Schwäche,
Schärfe oder Verworrenheit betrifft, zu bewahren. Die
Abstände sind, ausgenommen hie und da, nicht nach Mes-
sungen gegeben, und, ich fürchte, nicht ganz so genau, wie
man wünschen möchte; doch glaube ich überzeugt zu seyn,
dafs Keiner, der die wirklichen Linien sieht, eine Schwie-
rigkeit haben wird, sie mit denen in meiner Abbildung zu
identificiren , vorausgesetzt, die Umstände, unter welchem
sein Spectrum gebildet wurde, kommen mit denen übereiu,
unter welchen das meinige gesehen wurde, wenn die Vor-
richtung, was Brennweite der Linse etc. betrifft, den allge-
meinen Zwecken am meisten entsprach.
Die deutlicheren Linien in dem abgebildeten Theil des
Spectrums können bequem in fünf Gruppen gebracht wer-
den, die ich die Gruppen H, l, m, n, p nennen will. Die
Gruppe H besteht aus dem wohl bekannten Doppelstreifen,
von welchem der erste die Frauuhofer'sche Linie H ent-
hält. Den zweiten Streifen habe ich mit k bezeichnet,
übereinstimmend mit Prof. Drap er 's Figur. Der deut-
lichste Gegenstand in der nächsten Gruppe besteht aus
einem breiten dunklen Streifen L Dieser Streifen ist ein
bis zwei Mal so breit als H, auch dunkler in der weniger
brechbaren Hälfte als in der andern. Mit einer Linse von
3 Fufs Brennweite und einem schmalen Schlitz löste er
sich in Linien auf, was wahrscheinlich der Grund ist, wes-
halb er in Prof. Draper's Figur gänzlich fehlt, während
die" ersten drei Linien der Gruppe (wenn ich in der Iden-
tification nicht irre) abgebildet sind und seine Gruppe L
bilden. Unter den Umständen, welchen meine Abbildung
entspricht, erscheint der Streifen / als ein sein* auffallender
Gegenstand, vielleicht, weil er, mit Ausnahme der Streifen
H und h, der deutlichste im ganzen Spectrum ist. Bei
einer noch schwächeren Kraft erscheint er als eine sehr
schwarze und deutliche Linie. Eine Doppellinie jenseits
201
l vervollständigt die Gruppe Z, nach welcher eine andere
merkwürdige Gruppe m kommt, bestehend aus fünf Linien
oder Streifen. Die erste derselben ist etwas schattirt, doch
an ihrer brechbareren Seite scharf abgeschnitten, allein die
übrigen, vor allem die zweite und dritte, wie ich glaube,
sind besonders dunkel und wohl begränzt. Ich habe die
mittlere Linie m hervorgehoben, nicht weil sie deutlicher
sey als die benachbarten, sondern weil sie in der Mitte
liegt. Nach einer sehr schwachen Gruppe, scheinbar be-
stehend aus vier Linie*), kommt eine andere sehr deutliche
Gruppe n, bestehend aus zwei Paaren dunkler Streifen, auf
welches ein andres Paar breiter und sehr dunkler Streifen
folgt. Der erste dieser ist ein gutes Theil breiter als der
zweite, allein nicht so breit als der Streifen H\ dem zwei-
ten folgt eine feine Linie. Diese ist, so weit genommen,
leicht zu sehen; alleiu bei hellem Sonnenschein und bei
etwas sorgfältiger Anordnung des Apparats erblickt man
viel weiterhin eine Gruppe von sechs Linien. Die beiden
ersten dieser sind nur mäfsig dunkel und die erste ist et-
was verworren, sie stehen etwas ab von den übrigen und
etwas dichter zusammen wie diese. Von den letzteren ist
die erste, o, sehr stark, in Anbetracht der Schwäche des
Lichts, welches sie unterbricht; die zweite und dritte sind
schwach, und schwer zu sehen; die vierte p ist schwarz
wie die erste und ein gutes Theil breiter. Die Linie p
liegt, nach einer Messung, so weit jenseits H9 als H jen-
seits b. Im hohen Sommer prid unter den günstigsten Um-
ständen habe ich ein Paar Mal noch* weiterhin zwei breite
verwaschene Streifen gesehen. Der erste derselben schien
in zwei auflösbar zu sevn. Das ungemein schwache Licht,
welches man jenseits des zweiten sah, schien im Abstand
von etwa 0,2 Zoll etwas plötzlich aufzuhören, wie wenn
dort der Rand eines andern dunklen Streifens wäre, jen-
seits dessen nichts gesehen werden konnte. Um die zu-
letzt erwähnten verwaschenen Streifen zu sehen, und ebenso,
um die Gruppe p am besten wahrzunehmen, war es nöthig,
den centralen Theil des auf die Prismen einfallenden Bün-
202
dels dicht an deren Kanten durch sie hinzuleiten, so dafs
offenbar ein grofser Theil des Lichts beim Durchgang durch
sämmtliche Prismen verloren ging. Dieser Umstand, ver-
bunden mit anderen, die ich beobachtete, überzeugte mich,
dafs das grofse Hindernifs, die festen Linien in diesem
Theile des Spectrums zu sehen, in der Opacität des Glases
bestehe. Wäre das Glas für die unsichtbaren Strahlen von
sehr hoher Brennbarkeit so klar wie es für die Strahlen
des sichtbaren Spectrums es ist, ich weifs nicht, wie viel
ich noch ferner zu sehen vermocht hätte.
Ich bemühte mich, die festen Linien meiner Abbildung
zu identificiren mit denen in Hrn. Silbermann's Zeich-
nung vom chemischen Spectrum, von der ich durch die
Güte meines Freundes, des Prof. Thomson, eine Copie
erhalten hatte. Ich bin indefs noch ungewifs hinsichtlich
der Identification. Hrn. Silbermann's Zeichnung ist so
viel detailirter als die meinige und mufs mit einem so viel
reineren Spectrum gemacht worden seyn, dafs die beiden
Liniensysteme nicht direct vergleichbar sind.
23. Wegen der Schwierigkeit der Identification könn-
ten einige Personen geneigt seyn zu glauben, die chemi-
schen Strahlen und die vom blauen Licht in einer Chinin-
lösung erzeugten seyen verschiedener Natur und jede Art
hätte ihr eigenes System von festen Linien. Meinerseits
war ich zu wohl bekannt mit dem Proteus - Charakter der
festen Linien, als dafs ich hätte die Schwierigkeit der Iden-
tification für einen triftigen Grund zu einer solchen Ansicht
halten sollen. Und dafs diese Schwierigkeit aus nichts anderein
entspringt als aus den verschiedenen Graden der Reinheit
der Spectra, das ist nun aufser Zweifel gesetzt, denn
mein Freund, Hr. Kingsley vom Sidney Sussex College,
dem ich kürzlich einige der in dieser Abhandlung beschrie-
benen Versuche zeigte, hat die Güte gehabt, einige Pho-
tographien von Spectris zu machen, die nahe denselben
Grad von Ausdehnung und Reinheit besafsen, wie die,
mit denen ich arbeitete, und diese zeigen die festen Linien
203
genau wie sie in einer Lösung von schwefelsaurem Chinin
und in anderen Medien erscheinen 1).
24. Die Lage eines Punktes im Spectrum, der nicht
mit einer der festen Linien zusammenfällt, werde ich durch
Beziehung auf zwei dieser Linien angeben, in folgender,
durch ein Beispiel leicht verständlicher Weise. Es werden
nämlich bezeichnen \GH9 G?B, GH$ respective die Lage
eines um den halben Abstand zwischen G und H unter G
liegenden Punkts, eines mitten zwischen G und H gelege-
nen, und eines eben so weit über H liegenden Punkts.
Beim Gebrauche dieser Bezeichnung sollen die Buchstaben,
welche die festen Linien bezeichnen, in Ordnung ihrer
Brechbarkeit geschrieben werden, und der Bruch, der den
Theil des Zwischenraums dieser Linien ausdrückt, den man
sich als gemessen zu denken hat, wird vor, zwischen oder
hinter diese Buchstaben gesetzt, je nachdem die Messung
zu nehmen ist von der ersten Linie in negativer Richtung,
von der ersten Linie in positiver Richtung oder von der
zweiten Linie in positiver Richtung, dabei die Richtung
der wachsenden Brechbarkeit als positiv genommen.
25. Aus den bereits beschriebenen Versuchen geht
hervor, dafs der in Sir David Brewstet's Versuchen*
beobachtete dispergirte Lichtbiindel, aus zwei wesentlich
verschiedenen Theilen bestand, einem blofs an Staubtheil-
chen reflectirten, und einem von weit merkwürdigerem Ur-
sprung. Es wird zweckmässig seyo, Namen für diese bei-
den Arten von Dispersion zu haben, und demgemäfs werde
ich sie respective falsche innere Dispersion und wahre in~
nere Dispersion nennen, oder, wenn der Zusammenhang
hinlänglich lehrt, dafs von innerer Dispersion die Rede ist,
kurz falsche und wahre Dispersion. Wenn von Dispersion
schlechtweg gesprochen wird, so ist damit die wahre ge-
meint. Gegenwärtig, da einleuchtet, dafs die blofse Re-
flexion das Licht an mechanisch in der Flüssigkeit schwe-
benden Ehelichen nichts zu schaffen hat mit jener merk-
1) Siehe die Note A am Schlufs.
204
würdigen Art von innerer Dispersion, welche durch die
„Quaquaversus- Polarisation" charakterisirt ist, so hat das
Phänomen der falschen Dispersion in optischer Hinsicht
viel von seinem Interesse verloren, während andrerseits
das Phänomen der wahren Dispersion, welches schon merk-
würdig war, ein erhöhtes Interesse erlangt. Es wird zweck-
mäfsig seyn, hier die Hauptkennzeichen zur Unterscheidung
der wahren und falschen Dispersion anzugeben, obwohl
dadurch die Resultate von noch zu beschreibenden Beob-
achtungen einigermaafsen anticipirt werden.
26. Bei der wahren Dispersion sieht das dispergirte
Licht vollkommen continuirlich aus; bei der falschen da-
gegen erscheint es gewöhnlich mehr oder weniger funkelnd,
und bei näherer Ansicht löst es sich auf entweder gänz-
lich in helle Pünktchen oder wenigstens so weit, dafs es
den Eindruck macht, die nicht völlige Auflösung rühre
blofs vom Mangel einer hinreichenden Vergröfserungs-
kraft her.
Bei der wahren Dispersion ist das dispergirte Licht
vollkommen unpolarisirt; bei der falschen dagegen ist das
Licht, unter gehöriger Neigung, fast vollständig in der Re-
flexionsebene polarisirt.
Bei der falschen Dispersion, als einem blofsen Re-
flexionsphänomen, hat das Licht natürlich dieselbe Brech-
barkeit wie das einfallende Licht. Bei der wahren Dis-
persion dagegen entsteht heterogenes Licht aus einem ho-
mogenen Bündel, das auf den die Dispersion bewirkenden
Körper einfällt.
27. Bei den starren oder flüssigen Körpern, welche
das Vermögen zur inneren Dispersion in hohem Grade
besitzen, wird die dabei entstehende Farbe sichtbar, wenn
man den Körper dem gewöhnlichen Tageslicht aussetzt
und in solcher Richtung auf denselben sieht, dafs das re-
gelmäfsig reflectirte Licht nicht in das Auge tritt, während
man das durchgelassene Licht durch Dahinterhalten eines
Stückes von schwarzem Tuch oder Sammt oder durch
eine ähnliche Vorrichtung • ausschliefst. Es ist üblich gc-
205
worden, von der so auftretenden Farbe als von einer re-
flectirten zu sprechen. Da aber jetzt einleuchtet, dafs die
Ursache sehr verschieden ist von der gewöhnlichen Re-
flexion, so scheint es ungehörig, diesen Ausdruck noch
länger ohne Weiteres zu gebrauchen, und demgemäfs werde
ich die Erscheinung als dispersive Reflexion aufführen 1).
Di^gersive Reflexion ist dann nichts anderes, als innere
Dispersion betrachtet als in besonderer Weise gesehen.
28. Die bei der dispersiven Reflexion auftretende
Farbe wird in eigenthtimlicher Weise durch das Absorp-
tionsvermögen des Mediums modificirt. Zunächst besteht
das Licht, welches in gegebener Richtung in das Auge
tritt, aus Portionen, welche von Theilchen, die in verschie-
nen Abständen von der Austrittsfläche des Lichtes liegen,
dispergirt worden sind. Das Wort Theilchen (Particle)
gebrauche ich hier als synonym nicht mit Molecul, sondern
mit Differential - Element. Retrachten wir ein besonderes
Theilchen, so hatte das Licht, welches es in das Auge sen-
det, das Medium zu .* durchdringen , erst um das Theilchen
zu erreichen, und dann um zurück ins Auge zu gelangen.
Wegen der Rrechbarkeitsveränderung, welche bei der Dis-
persion stattfindet, ist der Effect der Absorption des Me-
diums längs den beiden Theilen des Weges durch das
Medium verschieden, so dafs dieser Effect betrachtet wer-
den kann als Function zweier independenten Variablen,
nämlich der Länge des Weges vor und nach der Disper-
sion ; wogegen, wäre das Licht blofs an farbigen, in Schwebe
gehaltenen Theilchen reflectirt worden, der Effect der Ab-
sorption eine Function von blofs einer independenten Va-
riablen, nämlich der Länge des ganzen Weges in dem Me-
dium, gewesen seyn würde.
29. Ist eine Flüssigkeit reich an falscher Dispersion,
so kann diese sogleich, ohne Hülfe eines der erwähnten
Kennzeichen, vom Auge entdeckt und «somit von der wah-
1 ) Ich bekenne, dieser Ausdruck gefallt mir nicht. Am liebsten möchte
ich ein Wort prägen, die Erscheinung Fluor es cenz nennen, von Flufs-
spath, ahnlich wie Opalescenz von Opal hergeleitet ist.
206
reu Dispersion unterschieden werden. Ist eine Flüssigkeit
frei von falscher Dispersion, so erscheint sie beim Hin-
durchsehen ganz klar, wenn sie auch sehr farbig ist, und
sie kann sogar das Vermögen zur wahren inneren Disper-
sion in solchem Maafse besitzen, dafs sie, gehörig beschaut,
eine reichliche dispersive Reflexion entfaltet. Bei reichli-
cher falscher Dispersion hat dagegen die Flüssigkeit, ^nn
sie auch nicht ganz trübe ist, wenigstens beim Durchsehen,
ein gewisses opalescirendes Ansehen, welches das Auge,
bei einiger Uebung, in den meisten Fällen leicht erkennt.
Sieht man das Phänomen der dispersiven Reflexion, wie es
sich in einer Flüssigkeit zeigt, so könnte man meinen, die
Flüssigkeit wäre Wasser oder sonst eine klare farblose
Flüssigkeit, die eine Wasserfarbe im Zustande ungemeiner
Zertheilung schwebend enthielte. Hält man die Flüssigkeit
vor das Auge, um sie im durchgelassenen Lichte zu be-
trachten oder besser um durch sie auf einen hellen wohl
begränzten Gegenstand zu sehen, so wird die Täuschung
augenblicklich gehoben. Der Grund dieses Unterschiedes
ist leicht erklärlich und wird weiterhin angegeben werden.
30. Licht wird in dieser Abhandlung thätig genannt,
wenn es in seiner Fähigkeit, anderes Licht durch innere
Dispersion zu erzeugen, betrachtet wird. Ein Medium soll
empfindlich heifsen, wenn es unter dem Einflufs von (sicht-
barem oder unsichtbarem) Licht, das auf dieselbe einfällt»
dispergirtes Licht zu entfalten vermag; im entgegengesetzten
Fall soll es unempfindlich genannt werden.
Ich will nun zur Beschreibung der Erscheinungen über-
gehen, die einige der wegen ihrer Empfindlichkeit merk-
würdigsten Substanzen darbieten.
Absud der Rinde von Bofskastanien (Aesculus hippocastanum).
31. In Sir John Herschel's zweitem Aufsatz wird
angegeben, dafs da&Aesculin vollkommen die sonderbaren
Eigenschaften besitze, welche er früher am Chinin auffand.
Nach vergeblichem Bemühen, mir das erstere Alkali zu ver-
schaffen, beruhigte es mich, davon abstehen zu müssen, als
207
ich fand, wie bewundernswürdig- ein blofser Absud oder
Aufgufs von der Rinde des Baumes allen Zwecken der
Beobachtung entsprach.
Diese Flüssigkeit ist sogar empfindlicher als eine Lö-
sung von schwefelsaurem Chinin, und dispergirt wie diese
blaues Licht. Was von der Dispersionsweise in der letz-
teren Flüssigkeit gesagt ist, gilt fast in allen Punkten von
der ersteren. Der Haiptunterschied besteht nur darin, dafs
bei dem Rofskastanien - Absud die Dispersion früher .im
Spectrum beginnt als bei der Chininlösung. In einer Lö-
sung von schwefelsaurem Chinin» beginnt, wie wir gesehen,
die Dispersion etwa bei G^H, indem die ungemein schwache
Dispersion, welche sich früher zeigt, gar nicht in Betracht
kommt; bei dem gehörig verdünnten Absud von Rofskasta-
nienrinde fängt sie etwas vor G an. Diefs erklärt den
Grund einer Beobachtung Sir David Herschel's, wel-
cher bemerkt: »Ein Lichtbündel, das durch die Aesculin-
lösung gegangen ist, dispergirt blaues Licht, doch nicht
so reichlich, wenn es durch Chininlösung geleitet wird;
allein das durch Chininlösung gegangene Bündel wird beim
Durchgang durch Aesculin reichlich dispergirt«1).
Grüner Flnfsspaifc von Aiston Moor.
32. Wie bekannt zeigen einige Flufsspath- Varietäten
eine, Art von Doppelfarbe. Eine zu Aiston Moor vor-
kommende Varietät, welche im durchgelassenen Lichte grün
ist, zeigt, in gewisser Weise betrachtet, eine schöne dun-
kelblaue Farbe. Diese Farbe scheint von Sir John H er-
sehe 1 als blofs oberflächlich betrachtet worden zu seyn.
Es ist indefs von Sir David Brewster gezeigt worden,
dafs sie von einem im Innern des Krystalls dispergirten
Lichte herstammt und keine besondere Beziehung zur Ober-
fläche besitzt.
Der zu den folgenden Beobachtungen angewandte Kry~
stall war, im durchgelassenen Lichte betrachtet, schön grün,
obwohl nicht intensiv. Betrachtete man durch denselben
1) Philosoph. Magaz. (1848, June) Vol. XX XII, p. 406.
208
ein reines Spectrum, so zeigte dieses im Roth einen dunk-
len Absorptionsstreifen, welcher schmal, aber keineswegs
intensiv war. Durch dispersive Reflexion zeigte der Kri-
stall ein reichliches Dunkelblau.
, 33. Leitete man in den Krystall einen Kegel Sonnen*
licht, gebildet durch eine Linse von kurzer Brennweite,
und zerlegte das dispergirte Bündel, so erwies es sich be-
stehend aus sehr wenig Roth, dem eft dunkler Raum folgte,
dann aus Grün, unten schwach gesäumt mit den weniger
brechbaren Farben bis herab vielleicht zum Orange, darauf
aus Blau oder Blaugrün, dem ein grofser Theil von In-
digo oder Violett folgte. Aufser der Lücke im Roth, war
das übrige Spectrum auch nicht ganz stetig, denn ein nicht
sehr breiter Streifen von bläulichem Grün, war durch matte
(dusky) Streifen von dem Grün darunter und dem Indigo
darüber getrennt. Der getrennte rothe Streifen und die
beiden matten Streifen waren alle so schwach, dafs man
sie nur schwierig sehen konnte.
Das dispergirte Bündel ergab sich leicht als ein wahr-
haft dispergirtes, denn es war unpolarisirt, und wurde von
einem blafs braunem Glase in der ersten Stellung fortge-
nommen, obgleich in der zweiten Stellung gröfstentheils
durchgelassen.
34. Bei Untersuchung des Krystalls nach der dritten
Methode war das Resultat im Allgemeinen dem beim schwe-
felsauren Chinin sehr ähnlich. Die Dispersion begann auf
halbem Wege zwischen G und H und erstreckte sich von
da bis über H hinaus. Sie war am stärksten um H herum.
Die festen Linien waren in* schöner Deutlichkeit als dunkle
Ebenen in dem Krystalle zu sehen. Die Gruppen H, l, m
waren ganz deutlich, und n liefs sich ohne Schwierigkeit
sehen. Ich habe selbst dftnige der festen Linien der Gruppe
p erblickt. Die Farbe des dispergirten Licht schien überall
so gleichförmig wie möglich zu seyn. Der Abstand, bis
zu welchem das Licht von der Oberfläche ab verfolgt wer-
den konnte, verringerte sich, mit Zunahme der Brechbarkeit
des einfallenden Lichts, nicht ganz so rasch in diesem Kry-
stall,
209
stall, wie es bei der Lösung des schwefelsauren Chinins der
Fall gewesen. In der That war es schwierig1 zu sagen,
wie weit die Abnahme der Tiefe, bis zu welcher die ein-
fallenden Strahlen mittelst des von ihnen erzeugten disper-
girten Lichts verfolgt werden konnten, blofs herrührte von
zunehmender Schwäche des Lichts, und wie weit sie eine
wirkliche Zunahme der Absorptionskraft des Krystalls an-
zeigte; wogegen die Erscheinung beim schwefelsauren Chi-
nin unzweifelhaft eine sehr rasche Zunahme des Absorp-
tionsvermögens kund gab.
35. Bei Untersuchung des Krystalls nach der zweiten
Methode war die Erscheinung im Allgemeinen dieselbe
wie beim schwefelsauren Chinin, allein es fehlte das Bün-
del von falsch dispergirtem Licht. Neben dem reichlichen
Bündel von tief blauem Licht, welches durch die brechbar-
sten Strahlen dispergirt wurde, gab es aber noch ein schwa-
ches Bündel von rothem oder röthlichem Licht, dispergirt
durch Strahlen von niederer Brechbarkeit. Dieses Bündel
war zu schwach, als dafs man es bei der dritten Untersu-
chungsweise hätte sehen können. Ich will daran erinnern,
dafs die prismatische Zerlegung des durchgegangenen Lichts
einen Absorptionsstreifen in dem Roth lieferte. Ein anderer
Krystall von blasser Farbe, der keinen solchen Absorptions-
streifen im Roth gab, zeigte, bei Untersuchung nach der
zweiten Methode, nichts als das blaue Bündel von disper-
girtem Licht.
36. Bei Untersuchung des Krystalls nach der vierten
Methode erwies sich das äufserste Roth unthätig. Die Thä-
tigkeit begann etwa an der brechbarsten Gränze des Roths,
welches ein tief blaues Glas durchläfst, und das dispergirte
Licht war roth, aber äufserst schwach. Bei Verschiebung
der Linse vorwärts durch das Spectrum wurde das disper-
girte Licht rasch heller und verschwand alsdann. Als es
am hellsten war, wobei es sich dennoch für eine prisma-
tische Zerlegung zu schwach erwies, schien es aus einem
nicht ganz homogenen Licht von etwas geringerer Brech-
barkeit als die des activen Lichts zu besteben. Auf einer
Poggeod. Ann. Ergänzungsbd. IV. 14
210
bedeutenden Strecke weiter wurde keine merkliche Disper-
sion hervorgebracht. Das dispergirte Licht wurde wieder
wahrnehmbar, wenn das thätige Licht zum Grüngelben ge-
hörte, aber nicht bis zum Blauen, je nach der Intensität
des einfallenden Lichts. Als die Linse fortgeschoben wurde,
blieb das dispergirte Licht eine beträchtliche Zeit lang
schwach. Es war erst röthlich, dann bräunlich mit einer
seiner Farbe entsprechenden Brechbarkeit. War das thätige
Licht bei oder nahe bei G^H, so wurde das dispergirte
Licht rasch viel heller und schönblau. Bei Zerlegung fand
es sich als bestehend aus Strahlen, deren Brechbarkeit zwi-
schen weiten Gränzen lag. Die rothen Strahlen fehlten
jedoch fast gänzlich, während die zum brechbareren Theil
des Spectrums gehörigen Strahlen, die aus der Zerlegung
des dispergirten Bündels hervorgingen, besonders reichlich
da waren. Die brechbarste Gränze des dispergirten Lichts
erreichte in Brechbarkeit nicht ganz das thätige Licht Am
reichlichsten war das dispergirte Licht vorhanden, wenn
das thätige Licht zur Nachbarschaft von S gehörte. Bei
Fortschiebung der Linse, wurde das dispergirte Licht we-
niger hell und allmälig verschwand es.
Lösung von Guajac in Alkohol.
37. Diefs ist eins der Media, von denen Sir David
Brewster bemerkt, »dafs es hauptsächlich durch die Schicht
nahe an seiner Oberfläche ein schön violettes Licht dis-
pergire. «
Als diese Flüssigkeit nach der dritten oder vierten Me-
thode untersucht ward zeigte sie eine starke innere Disper-
sion, die viel weiter herab im Spectrum deutlich zu werden
begann, als in den schon beschriebenen Fällen. Beim Beob-
achten nach der dritten Methode schien die wahre Dispersion
gegen das Ende des Grün anzufangen, und das dispergirte
Licht war röthlich -braun. Bei der vierten Methode konnte
die Dispersion bis herab zu D^b verfolgt werden, und
das dispergirte Licht war röthlich. Als die Linse in Rich-
tung vom Roth zuta Violett verschoben wurde, traten
211
nach einander die brechbareren Farben in das dispergirte
Bündel, und dasselbe wurde successive bräunlich, gelblich,
grünlich und bläulich. In welchem Theile des Spectrums
die Linse sich auch befinden mochte, so ergab sich doch,
dafs der brechbarste Theil des dispergirten Bündels von
niederer Brechbarkeit war als das thätige Licht. Diefs
konnte leicht mit Hülfe des falsch dispergirten Lichtbün-
dels ermittelt werden, welches so lange immer sichtbar
war als das thätige Licht zum sichtbaren Theil des Spec-
trums gehörte.
38. Bei der dritten Anordnung wurden die festen Li-
nien wie zuvor mittelst des dispergirten Lichts gesehen,
allein in dieser Flüssigkeit waren sie viel weiter herab im
Spectrum sichtbar als in der Lösung des schwefelsauren
Chinins. Die Gruppe H wurde auf einem grünlichen Grund
gesehen. Um die Gruppe l herum war der Grund noch
grünlich, allein das dispergirte Licht nicht sehr reichlich.
Das schön violette Licht, dessen Sir David Brewster
erwähnt, wird nur durch Strahlen von äufserst hoher Brech-
barkeit erzeugt, und es erstreckt sich vom Beginn der
Gruppe m bis zu Ende der Gruppe n und selbst weiter*
Dieser Theil der Dispersion ist am besten mit einer etwas
verdünnten Lösung zu sehen.
39. In einer Guajaclösung, gerade wie in einer Lö-
sung von schwefelsaurem Chinin, wächst das Absorptions-
vermögen sehr rasch mit der Brechbarkeit des Lichts. Diefs
zeigt sich durch die schnelle Abnahme des Abstandes von
der Oberfläche, bis zu welchem das dispergirte Licht ver-
folgt werden kann. Der Grund, weshalb das violette dis-
pergirte Licht auf eine sehr dünne, der Oberfläche, durch
welche das Licht eintritt, anliegende Schicht beschränkt
ist, ist einfach der, dafs die Flüssigkeit für die unsichtbaren
Strahlen jenseits des extremen Violetts so nahe opak ist, •
dafs alle solche Strahlen, während das Licht durch eine
sehr dünne Schicht der Flüssigkeit geht, absorbirt werden.
40. Bei einer concentrirten Flüssigkeit ist die Farbe
von beträchtlicher Tiefe. In allen solchen Fällen ist es
14*
212
nöthig, die von Sir David Brewster erwähnte Vorsicht
zu treffen, das einfallende Bündel so nahe als möglich an
der oberen Fläche durchzuleiten, so dafs es sie eben streift.
Sonst würde die Absorption des Mediums die Farbe des
dispergirten Bündels modificiren.
41. Die Chinin- und die Guajaclösung zeigen einen
auffallenden Gegensatz rücksichtlich der Farbenveränderung
des dispergirten Bündels. In der ersten Lösung ist die
Veränderung nur gering, wenn man den sehr schwachen
. Theil der Dispersion ausnimmt; in der letzten dagegen
läuft die prismatische Farbe, welche den nächsten Bestand-
teil (match) der zusammengesetzten Farbe des dispergir-
ten Bündels ausmacht, fast durch das ganze Spectrum, so
wie die Brechbarkeit des thätigen Lichts übergeht von der
der grünen Strahlen zu der der unsichtbaren, weit jenseits
des äufsersten Violetts liegenden Strahlen.
Curcumaetinktur.
42. Diese Flüssigkeit ist sehr empfindlich und zeigt
eine sehr reichliche dispersive Reflexion von grünlichem
Licht. In der Weise der inneren Dispersion ähnelt sie
sehr einer Guajaclösung, allein die endliche Farbe des dis-
pergirten Lichts entspricht nicht einer so hohen mittleren
Brechbarkeit. Bei Untersuchung der Flüssigkeit nach der
dritten Methode schien die wahre Dispersion bei etwa b
anzufangen.. Das Absorptionsvermögen war für Strahlen
von hoher Brechbarkeit so grofs, dafs (bei einer nicht
durch Alkohol verdünnten Tinktur) von etwas über F bis zu
Ende das dispergirte Licht auf die blofse Oberfläche begränzt
zu seyn schien. Bei der vierten Methode liefs sich die Dis-
persion wie gewöhnlich etwas tiefer herab im Spectrum
verfolgen. Bei erster Wahrnehmung des dispergirten Bün-
. dels, war dasselbe fast homogen, und seine Brechbarkeit
war nur sehr wenig schwächer als die des thätigen Lichts.
Sowie die Brechbarkeit des thätigen Lichts zunahm, traten
neue Farben, nach Ordnung ihrer Brechbarkeit, in das dis-
pergirte Bündel und dieses wurde immer zusammengesetzter,
213
während zugleich seine obere Gränze sich deutlich abson-
derte von dem Bündel des falsch dispergirten Lichts, wel-
ches, wenn das gesammte dispergirte Bündel durch ein
Prisma zerlegt wurde, sich immer dem andern vorauslie-
gend fand. Die Farbe des dispergirten Bündels ging vom
Orange durch Gelb in Gelbgrün über, welches seine letzte
Farbe war. Die Curcumaetinktur ist wohl geeignet, die
festen Linien im unsichtbaren Theil des Spectrums zu zei-
gen, doch vielleicht nicht ganz so gut wie eine Lösung
von schwefelsaurem Chinin.
Alkoholisches Extraot von Stechapfelsamen (Datura
Stramonium).
43. Diese Flüssigkeit, welche zu versuchen ich durch
Sir David Brewster's Aufsatz veranlafst ward, erwiefs
sich merkwürdig empfindlich ; sie zeigte eine reichliche dis-
persive Reflexion von blassem, aber lebhaftem Grün. Die
Erscheinungen sind im Allgemeinen denen bei einer Lösung
von schwefelsaurem Chinin so nahe gleich, dafs sie keiner
besonderen Beschreibung bedürfen. Der Haupt-Unterschied
besteht in der Farbe, welche, statt blau, grün ist. Aufser
dem Grün dispergirt aber die vorliegende Flüssigkeit ein
rothes Bündel unter dem Einflufs gewisser rother Strahlen.
Als die bei der vierten Untersuchungsmethode angewandte
Linse von dem äufsersten Rothe ab vorgeschoben wurde,
war das Licht anfangs untbätig; so wie aber die Linse
einen gewissen Punkt des Spectrums erreicht hatte, er-
schien plötzlich ein rothes Bündel von wahrhaft dispergir-
ten) Licht, welches beim weiteren Vorrücken der Linse
fast eben so schnell wieder verschwand. Bei dieser Beob-
acbtung8 weise liefs sich die Brechbarkeit des dispergirten
Lichts kaum unterscheiden von der des thätigen; allein als
ich die erste und dritte Methode combinirte, indem ich
die Linse fortnahm, das Gefäfs genau in den Brennpunkt
stellte, und ein blaues Glas abwechselnd vor dem Gefäfs
und vor dem Auge hielt, überzeugte ich mich, dafs das
wahrhaft dispergirte Bündel, genommen als Ganzes, eine
214
geringere Brecbbarkeit besafs als das Licht, durch welches
es erzeugt war. Die Nützlichkeit des blauen Glases beruhte
darauf, dafs das obere Ende des äufsersten Roth, welches
es durchliefs, nahe zusammenfiel mit dem Punkt des Spec-
trums, au welchem der rothe Strahl auftrat. Dieser rothe
Strahl entsprang ohne Zweifel aus der Gegenwart einer
kleinen Menge von Chlorophyll oder einer der Abände-
rungen desselben. Das von der Flüssigkeit durchgelassene
Licht zeigte bei prismatischer Zerlegung den für jene Sub-
stanz so charakteristischen Absorptionsstreifen im Roth.
Die Farbe der Lösung war ein blasses Braungelb ; ohne
Zweifel würde sie noch blässer und vielleicht fast farblos
gewesen seyn, hätte sie die empfindliche Substanz, von der
die grüne Dispersion herstammte, in gleicher Menge, aber
im Zustande der Reinheit, enthalten. So wie sie war, war
die Flüssigkeit doch blafs genug, um, wenn sie in ein
Reagenzglas gegossen und gegen ein Fenster gebalten
wurde, einen schmalen Bogen auf Seite des einfallenden
Lichtes zu zeigen, wie das schwefelsaure Chinin, nur grün,
statt blau,
Häufigkeit des Vorkommens einer wahren inneren Dis-
persion von gleichem allgemeinen Charakter als die in
den oben beschriebenen Fällen stattfindende.
44. Ausgenommen das rothe dispergirte Bündel, wel-
ches im Flufsspath und im Stechapfel -Extract von rothen
Strahlen hervorgebracht wird, hat die Art der inneren Dis-
persion in den bisher beschriebenen Fällen eine grofse
Aehnlichkeit. So wie die Brechbarkeit des einfallenden
Lichts fortwährend zunimmt, sind die Strahlen erst unthätig.
Bei einem gewissen Punkt des Spectrums, welcher nach
Umständen variirt, beginnt die wahre Dispersion merklich
zu werden, obwohl anfangs schwach. Nachdem sie eine
Strecke entlang schwach gewesen ist, wird sie reichlicher.
Durch das ganze Violett und darüber hinaus bleibt sie sehr
reichlich und verschwindet allmälig. Sie besteht anfangs
aus Licht von verhältnifsmäfsig niederer Brechbarkeit, und
215
darauf treten neue Farben nach Ordnung ihrer Brechbar-
keit ein. Häufig erfolgt die Veränderung der prismatischen
Zusammensetzung zum gröfsern Theil, wenn noch das dis-
pergirte Licht sehr schwach ist, so dafe man, practisch ge-
sprochen, fast sagen kann, die Farbe sey gleichförmig.
Zuweilen ist, wenn die Dispersion eben anfängt, das dis-
pergirte Licht fast homogen und von einer Brechbarkeit,
die der des thätigen Lichtes so nahe gleich ist, dafs das
wahrhaft dispergirte Bündel von dem falschen kaum ge-
trennt werden kann.
45. Diefs ist nun, so weit ich beobachtet habe, bei
weitem der gemeinste Fall von wahrer innerer Dispersion»
obgleich das Phänomen zuweilen auffallende Sonderbarkei-
ten zeigt. In dem Aufsatz, in welchem Sir David Brew-
ster zuerst die innere Dispersion ankündigte, bemerkt er,
es 8ey eine Erscheinung, die fast immer in pflanzlichen
Lösungen vorkomme, aber fast nie in chemischen und iu
farbigen Gläsern '). Meinerseits habe ich selten eine pflanz-
liche Lösung angetroffen, welche nicht mehr oder weniger
das Phänomen der wahren irinern Dispersion zeigte. Ihr
Daseyn kann im Allgemeinen folgendermafsen leicht ent-
deckt werden. Nachdem man das Licht horizontal durch
eine Linse hin reflectirt, und in den Brennpunkt der letzte-
ren ein Gefäfs mit der Flüssigkeit gestellt hat, fängt man mit
einem tiefblauen Glase das auf das Gefäfs fallende Licht
auf. Dann stellt man ein blafs- braunes Glas von der ge-
eigneten Art so auf, dafs es erst das einfallende und dann
das dispergirte Licht auffängt. Ein Gefäfs mit flachen Sei-
ten, gefüllt mit einer Lösung von schwefelsaurem Chinin,
würde besser seyn und dann ist man der Versetzung des
Mediums in die zweite Stellung überhoben, da das Medium
beinahe durchsichtig ist. Zuweilen ist es nützlich, die Zer-
legung durch ein doppeltbrechendes Prisma oder ein Kalk-
spathrhomboeder zu Hülfe zu nehmen. Auf diese Weise
kann man die wahre innere Dispersion oft in einer wirk-
1 ) Edinburgh Transactiont Fol, XII: p. 542 (Ann. Bd. 73, S. 631).
216
lieh trüben Flüssigkeit entdecken» in welcher, wollte man
den Effect des einfallenden Lichtes als ein Ganzes beob-
achten, die wahre Dispersion durch die ungeheure Menge
der falschen ganz verdeckt werden würde.
46. Die Flüssigkeiten, welche man durch Ausziehen
von Blättern und anderen Pflanzentheilen mit Alkohol oder
heifsem Wasser erhält, sind, so weit ich beobachtet habe,
fast immer empfindlich. Die wäfsrigen Lösungen gähren
bald und sind in den ersten Stufen der Gährung oft höchst
empfindlich; mehr oder weniger sind sie es gewöhnlich in.
allen Stufen. Verschiedene Fungus -Arten liefern sehr em-
pfindliche Lösungen. Da wäfsrige Lösungen durch Zerset-
zung trübe werden, so kann man andere klare und oft
höchst empfindliche Flüssigkeiten durch chemische Processe
darstellen. Port- und Sherry -Wein sind entschieden em-
pfindlich. In solchen Fällen ist die Flüssigkeit eiue Mischung
von mehren Substanzen, von denen einige empfindlich, an-
dere unempfindlich sind. Isolirte Pflanzensubstanzen sind
häufig unempfindlich oder auch, bei Untersuchung in sehr
concentrirten Strahlen von hoher Brechbarkeit, so sehr
schwach empfindich, da£s es ganz unmöglich ist zu sagen,
ob diese Spur von Empfindlichkeit nicht von einer Unrein-
heit herrühre. So wurden verschiedene Lösungen, die Zucker,
Salicin, Morphin, Strychnin, u. s. w. enthielten, als unem-
pfindlich befunden. Eine Lösung. von Veratrin in Alkohol
zeigte sich empfindlich in ziemlich hohem Grade, ein
bläuliches Licht innerlich dispergirend. Sir David Brew-
ster bemerkte, dafs eine Lösung von schwefelsaurem
Strychnin in Alkohol Licht dispergirte, nachdem sie einige
Tage gestanden hatte. Diese Beobachtung habe ich . be-
stätigt gefunden; einige Zeit nach ihrer Bereitung zeigte
die Lösung eine wahre Dispersion, obwohl nicht sehr reich-
lich. Es unterliegt geringem Zweifel, dafs hier die empfind-
liche Substanz nicht Strychnin ist, sondern ein Zersetzungs-
product desselben. Ich komme nun zu eiuigen Fällen
von innerer Dispersion, welche weit auffallender sind.
217
Ldsuag von Blattgrün lo Alkohol.
47. Es war diese sehr merkwürdige Flüssigkeit, bei
welcher Sir David Brewst er, als er sich mit der Absorp-
tion beschäftigte, das Phänomen der inneren Dispersion
zuerst entdeckte. Die innere Dispersion einer Blattgrün-
Lösung hat einen nicht minder merkwürdigen Charakter
als die Absorption derselben. Wegen des innigen Zusam-
menhanges, der zwischen den beiden Phänomen stattzufin-
den scheint, wird es nöthig seyn, erst einige Worte über
das letztere zu sagen.
Behandelt man grüne Blätter mit Alkohol, so erhält,
man eine Flüssigkeit, die in mäfsiger Dicke schön smaragd-.
grün, in grofser Dicke aber roth ist, und eine sehr merk-
würdige Wirkung auf das Spectsum ausübt. Eine gute
Anzahl der folgenden Beobachtungen über die innere Dis-
persion des Blattgrüns wurde mit einer Lösung gemacht,
die dadurch erhalten war, dafs man Blätter von gemeinen
Nesseln erst mit Wasser abkochte, und dann, nachdem sie
durch Pressen zwischen Fliefspapier theilweise getrocknet
worden, kalt mit Alkohol bebandelte. Nesselblätter wurden
gewählt, theils weil sie das Kochen ohne Verlust ihrer
grünen Farbe aushalten, theils wegen anderer Gründe. Mein
Zweck beim Kochen der Blätter war, den grünen Farbe-
stoff in einem der Isolation mehr genäherten Zustand zu
erhalten, allein es hatte auch überdiefs den Yortheil, die
Lösung weniger zur Zersetzung geneigt zu machen. Und
wirklich schien diese Flüssigkeit, bei Aufbewahrung im
Dunklen, sich vollkommen unverändert halten zu wollen;
obwohl eine Portion von ihr, die starkem Licht ausgesetzt
wurde, rasch ihre Farbe veränderte.
48. Wenn frische Blätter im Dunklen oder in nur
schwachem Lichte mit Alkohol behandelt werden, so ver-
ändert die Farbe der Flüssigkeit sich allmälig und scheint
sich (abgesehen von Unreinigkeiten ) einem Typus zu nä-
hern, welcher beinahe von der auf diese Weise von Lor-
beerblättern erhaltenen Flüssigkeit repräsentirt wird oder
von der, welche man durch Behandlung von Theeblättern,
218
die durch vorheriges Ausziehen mit Wasser zu gutem Theil
ihres braunen Farbestoffe beraubt sind, mit Alkohol be-
kommt Dieser Typus war mehr ideell als wirklich, da er
aus dem Vergleiche verschiedener Fälle abgeleitet worden,
bis er verwirklicht zu werden schien durch eine Flüssig-
keit, welche entstand, als ich die Kruste, die sich auf dem
Boden eines, Blattgrün enthaltenden, Reagenzglases gebil-
det hatte, abermals in Alkohol löste. Die Substanz, der
eine solche Flüssigkeit die eigentümliche Absorption und
innere Dispersion verdankt, . mag modificirtes Blattgrün
genannt seyn. Die Flüssigkeit selbst ist nicht grün, son-
dern olivenfarben, und wird bei grofser Dicke roth.
49. Untersucht man Lösungen von Blattgrün und dessen
mannigfachen Abänderungen in verschiedener Dicke durch
Kerzenlicht, so kann man im Spectrum fünf Absorptions-
streifen sehen. Diese mögen, in Ordnung ihrer Brechbarkeit,
No. 1, 2, 3, 4 und 5 heifsen, und die hellen Streifen un-
ter den respectiven dunklen mögen ebenso numerirt seyn.
Von den dunklen Streifen befinden sich vier No. 1, 2, 3
und 5 auf Sir David Brewster's Kupfertafel '); No. 4
ist in der Abhandlung erwähnt, aber nicht abgebildet auf
der Tafel, die einer Dicke entspricht, welche zur Darle-
gung dieses Streifens nicht hinreicht. Der letzte Streifen
auf der Tafel konnte nicht ohne starkes Licht gesehen wer-
den. Die dunklen Streifen No. 1 und 2 liegen im Roth,
No. 3 liegt etwa im Gelb oder Grüngelb, No. 4 im Grün
und No. 5 erst im Blau. Von diesen ist, bei kleiner Dicke,
No. 1 bei weitem der intensivste, und man sieht ihn leicht
in einer sehr verdünnten Flüssigkeit. Wie es scheint kann
er als chemische Probe für Chlorophyll oder einer der
Bdpdificationen desselben dienen. Die Probe wäre sehr
leicht anzuwenden, denn man brauchte ein Reagenzglas
mit der Flüssigkeit nur mit ausgestrecktem Arme in klei-
nem Abstände vor eine Kerzenflamme zu halten, und
das lineare Bild der letzteren durch ein Prisma zu be-
trachten.
1 ) Edinb. Transuctions Fol XU-
219
50. Frische« und modificirtes Blattgrün sind sehr ver-
schieden sowohl in der Ordnung, in welcher die hellen
Streifen absorbirt werden, als in dem Grade, bis zu wel-
ehern die dunklen Streifen sich entwickeln, ehe sie ver-
möge der Absorption des Theils vom Spectrum, worin sie
liegen, aufhören sichtbar zu seyu. In der grünen Flüssig-
keit wird der dunkle Streifen No. 5 gewöhnlich nicht ge-
sehen, weil das Spectrum daselbst' abgeschnitten ist, sobald
nicht eine sehr kleine Dicke angewandt wird. Bei mäfsi-
ger Dicke ist No. 3 und besonders No. 2 gut zu sehen,
und No. 1 ist sehr intensiv. So wie die Absorption vor-
schreitet, werden die hellen Streifen No. 2 und 3 absor-
birt, und es bleibt der rothe Streif No. 1, so wie ein grü-
ner Doppelstreif, bestehend aus den beiden hellen Streifen
No. 4 und 5, getrennt durch den dunklen Streifen No. 4,
welcher um diese Zeit entsteht. Im modificirtcn Blattgrün
sind die dunklen Streifen No. 4 und 5 viel deutlicher als
in der grünen Flüssigkeit , allein No. 3 fehlt. Mit einer
Dicke, bei welcher die Absorption gut entwickelt ist, sind
die hellen Streifen No. 1 und 3 am deutlichsten, und dann
kommt No. 2, wogegen in der grünen Flüssigkeit No. 2
und 3 schnell absorbirt werden oder wenigstens No, 2
ganz und No. 3 gröfstentheils.
51. Es ist bemerkenswert!!, dafs, besonders bei der
grünen Flüssigkeit, das Absorptionsvermögen sich mit der
Brechbarkeit des Lichts in einem sehr verschiedenen Ver-
hältnifs zu beiden Seiten des dunklen Streifens No. 1 än-
dert. Diefs könnte aus der Ordnung, in welcher die hel-
len Streifen verschwinden, gefolgert werden; allein durch
den folgenden leichten Versuch wird es dem Auge sichtbar
gemacht. Ein enges Reagenzglas füllte ich zum Theil n.it
einer Lösung von Blattgrün und setzte dann einige Tropfen
Alkohol hinzu, welche obenauf blieben und dort die Flüs-
sigkeit verdünnten; dann brachte ich das Glas vor eine
Kerze, und betrachtete das lineare Bild der Flamme durch
ein Prisma. In dem unteren Theil war der dunkle Streif
No. 1 breit und der helle Streif No. 2 schmal, fast ausge-
220
löscht; allein in dem oberen Theil war der dunkle Streif
No. 1 sehr schmal. Wenn man nun diesen dunklen Strei-
fen an den Seiten aufwärts verfolgte, fand sich, dafs die
weniger brechbare Seite fast gerade war, und die Verschmä-
lerung des Streifens dadurch entstand, dafs der helle Streif
No. 2 in denselben eingriff. Approximativ genommen, kann
man sagen, dafs wenn man, von dem äufsersten Roth aus-
gehend, einen gewissen Punkt des Spectrums erreicht, die
Flüssigkeit plötzlich aus dem Transparenten in das Opake
übergeht, und dann allmälig wieder fast transparent wird.
52. Ich will hier bemerken, dafs, obwohl man die vom
Blattgrün hervorgebrachte Absorption am besten in einer
Lösung studirt, sich doch die Hauptkennzeichen derselben
schon sehr gut beobachten lassen, wenn man ein grünes
Blatt hinter einem Schlitz so dicht als möglich an eine Ker-
zenflamme bringt und den Schlitz durch ein Prisma beob-
achtet/
53. Nach dieser Abschweifung auf die Absorption des
Blattgrüns ist es Zeit zur inneren Dispersion desselben
überzugehen. Zunächst wenn ein Kegel weifsen Sonnenlichts
horizontal und möglichst dicht an ihrer oberen Fläche in
die Flüssigkeit geleitet, und das schön rothe Bündel des
dispergirten Lichts mit einem Prisma zerlegt wird, findet
sich das Spectrum bestehend aus einem hellen rothen Strei-
fen von gewisser Breite, dem ein dunkler Raum folgt und
dann ein viel breiterer grüner Streif, der nicht ganz so
hell ist. Von falscher Dispersion ist meistens nur wenig
da und die vorhandene kann fast gänzlich fortgenommen
werden, wenn man das Bündel durch ein Nicol'sches Prisma
zerlegt, so dafs man es durch ein winkelrecht gegen die
Dispersionsebene polarisirtes Licht betrachtet. Hob man
nun das Gefäfs, ohne das Prisma vor dem Auge fortzuneh-
men, so fand sich, dafs ein dunkler Streif, welcher in der
That der Absorptionsstreif No. 1 war, fast genau in der
Mitte des hellen rothen Streifens erschien. Bei ferneren
Heben des Gefäfses, so dafs die dispergirten Strahlen durch
eine noch gröfsere Dicke des Mediums gehen mufsten, ehe
221
sie das Auge erreichten, nahm der dunkle Streif an Breite
zu, und wenn der rothe Streif fast ganz absorbirt war,
bestand das Uebriggebliebene aus zwei rothen Kegeln, ei-
nen auf jeder Seite des dunklen Streifens, welcher jetzt brei-
ter geworden war. Der ganze Vorgang schien anzuzeigen,
dafs das helle rothe Bündel von dispergirtem Licht einen
innigen Zusammenhang mit dem intensiven Absorptionsstrei-
fen No. 1 habe.
54. Unter den farbigen Gläsern giebt es eine Combi-
nation, die eine sehr auffallende Wirkung ausübt. Wenn
ein tief blaues Glas die erste Stellung einnimmt und die
Lösung etwas concentrirt ist, beschränkt sich das disper-
girte Licht auf eine sehr dünne, dicht an der Oberfläche
liegende Schicht und es wird am besten gesehen, wenn
man das Gefäfs so stellt, dafs die Oberfläche der Flüssig-
keit, zu welcher das Licht eintritt, diefs- oder jenseits ein
wenig» vom Brennpunkte der Linse absteht, wo dann ein
heller Kreis von schönster Karmoisiufarbe sichtbar ist. Man
könnte meinen, das Roth aus welchem dieser Kreis haupt-
sächlich besteht, wäre nichts als das äufserste Roth, welches
das blaue Glas durchgelassen habe. Allein es ist leicht zu
zeigen, dafs dem nicht so ist. Denn zunächst gestattet die
Flüssigkeit dem vom blauen Glase durcbgelassenen Roth
auch einen ziemlich leichten Durchgang, wogegen das in
dem Kreise vorhandene Roth fast auf die Oberfläche der
Flüssigkeit beschränkt ist. Ferner ergab sich, dafs ein blafe-
braunes Glas, welches das äufserste Roth frei durchliefs,
den hellen Kreis fast gänzlich fortnahm, wenn es, ohne
das blaue Glas zu entfernen, in die erste Stellung gebracht
ward, obgleich es, in die zweite Stellung versetzt, ihn frei
durchliefs. Es leuchtet also ein, dafs der helle Kreis nicht
von rothen Strahlen herrührte, sondern von den höchst brech-
baren, die das blaue Glas durchliefs.
55. Als eine Lösung von Blattgrün nach der dritten
Methode untersucht wurde, war die Erscheinung, von der
Aufsenseite betrachtet, sehr sonderbar. Die festen Linien
in dem ganzen brechbareren Theile des Spectrums erschienen
222
als Unterbrechungen eines hellrothen, ins Karmoisin fallen*
den Grundes. Die Schönheit und Reinheit der Farbe, so
wie der starke Coutrast gegen die Farben, die diesem
Theile des Spectrums angehörten, waren sehr auffallend.
Bei H etwa begann die Farbe ins Braune, zu neigen, und
die festen Linien jenseits H erschienen auf bräunlich -rothem
Grund. Dafs der Grund, auf welchem die festen Linien
von etwas geringerer Brechbarkeit gesehen wurden, mehr
karmoisin als roth war, entsprang ohne Zweifel aus der
Beimischung von etwas blauem -oder violettem, falsch dis-
pergirtem Licht, und aus der an der Oberfläche der Flüs-
sigkeit stattfindenden Zerstreuung (scattering).
56. Beim Herabsehen von oben zeigten sich die vor-
züglicheren Absorptionsstreifen als dunkle Zähne, die ihre
Spitzen gegen das einfallende Licht wandten und das dis-
pergirte Licht unterbrachen. Dabei ist zu bemerken, dafs
das Licht so dicht als möglich an der oberen Fläche durch-
geleitet wurde, so dafs also die Absorption, durch welche
diese Zähne entstanden, vor der Dispersion erfolgte. Auf
diese Weise wurden die Orte der Absorptionsstreifen No. 1,
2 und 4 vollkommen klar. No. 3, wie mau sich erinnern
wird, war keineswegs deutlich. Wenn die Lösung eine
gehörige Concentration besitzt, ist die Absorption jenseits
des hellen Streifen No. 5 so rasch, dafs die Dispersion auf
eine dünne Schicht dicht an der Oberfläche, durch welche
das Licht eintritt, beschränkt wird, und deshalb ist kein
dem dunklen Streifen No. 5 entsprechender dunkler Zahn
sichtbar.
57. Beim Verfolgen des thätigen Lichts längs dem
Prisma in Richtung zunehmender Brechbarkeit fand sich,
dafs die Dispersion beginnt mit einem hellen, aber schma-
len Schweif von reinem rothen Licht, welcher quer durch
das Gefäfs schofs. Das Licht, durch welches dieser Schweif
erzeugt war, gehörte zu dem brechbareren Theil des äu-
fsersten rothen Streifens, den die Flüssigkeit bei mäfsiger
Dicke durchläfst. Die Thätigkeit des einfallenden Lichts
begann fast plötzlich ; dasselbe war der Fall, wie man sich
223
erinnern wird, mit dem Absorptionsvermögen des Medtftuis.
Hinter dem rothen Lichtschweif kam der intensive Absorp-
tionsstreif No. 1, wo das dispergirte Licht auf die umnit-
telbare Nachbarschaft der Oberfläche, zu welcher das thä-
tige Licht eintrat, beschränkt war. An dieser Stelle war
ein sehr heller Streif von dispergirtem Licht sichtbar, wenn
man von aufsen auf das Gefäfs sah. In diesem Theile des
Spectrums war das thätige wie das dispergirte Licht roth;
allein, dafs die Dispersion von einer Brechbarkeitsverände-
rung begleitet war, zeigte sich durch die Wirkung absor-
birender Media. So wurden der lange rothe Schweif und
der dicht an der Oberfläche liegende helle Streif verschie-
denartig durch ein blaues Glas afßcirt, je nachdem dieses
in der ersten oder zweiten SteHnng gehalten ward, und
der helle Streif war, wenn auch sehr geschwächt, doch
noch durch eine bedeutende Dicke der Flüssigkeit ganz
sichtbar, während eine Schicht, deren Dicke nur einen sehr
kleinen Bruchtbeil eines Zolls betrug, hinreichte, die den
Streif erzeugenden Strahlen zu absorbiren. Obwohl die
Absorption sich durch das ganze Spectrum und noch dar-
über hinaus erstreckte, so war sie doch in dem hellsten
Theil desselben vergleichungsweise schwach. Erst in der
Nähe des dunklen Streifens No. 4 wurde sie wieder ziem-
lich stark und blieb stark durch das Blau und Violett. In
dem Grün 'war das dispergirte Licht roth, mit einem schwa-
chen Stich ins Orange, und in dem Blau und Violett war
es roth, etwas ins Braune fallend.
59. Es mag überflüssig scheinen, nach dem Vorherge-
henden noch fernere Beweise von der Wirklichkeit einer
Brechbarkeits - Veränderung beizubringen. Defsungeachtet
dürfte der folgende Versuch, welcher in der ersten Zeit
dieser Untersuchungen angestellt wurde, nicht ganz der
Beachtung unwerth seyn, da er nicht den Gebrauch von
absorbirenden Mitteln oder von falscher Dispersion ein-
schliefst.
Auf die Aufsenseite eines Gefäfses, welches Blattgrün
enthielt, wurde ein kleines schmales Dreieck von weifston
224
Paffer solchergestalt geklebt, dafs seine Axe vertikal war
und sein nach oben gekehrter Scheitel in der Höhe der
Mitte des Spectrums lag. Dann wurde im Abstände des
Bildes vom ersten Schlitz, wo die festen Linien sich bilde-
ten, ein zweiter schmaler senkrechter Schlitz angebracht
und seitwärts bewegt, bis das Licht dicht neben der festen
Linie 6 durch denselben ging. Darauf wurde das Gefäfs
einige Zoll hinter diesem zweiten Schlitz aufgestellt und
seitwärts bewegt, bis der bandförmige Bündel von homo-
genem Licht, welches durch den Schlitz ging, auf den
Scheitel des Dreiecks einfiel. Sah man nun von vorne, so
weit es die Richtung des einfallenden Lichtes zuliefs, auf
das Gefäfs, so erblickte man daselbst einen hellen senkrech-
ten Strich (bar), entsprechend einem Durchschnitt des ein-
fallenden Bündels. Dieser Strich zeigte zwei Farben, roth
in der oberen Hälfte, wo das Licht auf die Flüssigkeit fiel,
und indigo in der unteren Hälfte, wo es auf das Papier
fiel. Als das ganze System durch ein vor das Auge gehal-
tenes Prisma von mäfsigem Winkel seitwärts geworfen
wurde, erschienen die Gegenstände rücksichtlich der Brech-
barkeit in folgender Ordnung. Zunächst kam die Ober-
hälfte des hellen Strichs, durch die Refraction sehr wenig
verbreitert, so dafs es aus rothem, annähernd homogenem
Lichte bestand. Dann kam das Dreieck, am Scheitel etwas
abgerundet, und an den Kanten prismatisch gefärbt. Der
Scheitel, welcher früher mit dem hellen Strich zusammen-
fiel, lag nun etwas seitwärts von dessen Oberhälfte. Das
Dreieck wurde natürlich mittelst des diffusen Lichts des
nicht ganz dunklen Zimmers gesehen, und deshalb mufste
seine Brechbarkeit dem hellsten Theil des Spectrum ent-
sprechen, wenigstens beinahe. Endlich .kam die Unterhälfte
des Strichs, welche weit mehr gebrochen war als das Dreieck,
so dafs sie fast ganz davon abgeschoben war. Das dreieckige
Papier war der Vorderfläche der Flüssigkeit viel zu nahe,
als dafs man hätte die Verschiebung des hellen Strichs von
einem parallactischen Fehler ableiten können; allein um
jeden Zweifel in dieser Hinsicht zu entfernen, traf ich die
Vor-
225
Vorsicht, das Syfetem sowohl rechts als links zu brechen,
und das Resultat war dasselbe in beiden Fällen. Der
Schlufs ist also unvermeidlich, dafs das Indigo -Licht, wel-
ches seine Farbe durch die vom Blattgrün bewirkte Dis-
persion geändert hatte, auch zugleich seine Brechbarkeit
änderte.
59. Als ich in einem reinen Spectrum eine Lösung von
Blattgrün betrachtete, gewahrte ich eine Erscheinung, wel-
che ferner den innigen Zusammenhang nachweist, welcher
•wischen der Absorption und der innern Dispersion dieser
Flüssigkeit zu bestehen. scheint. Indem ich das Auge senk-
recht über der Flüssigkeit hielt und durch ein rothes Glas
auf das dispergirte Licht herabsah, beobachtete ich fünf
Helligkeits- Minima, meistens in Gestalt von Zähnen, deren
Grundflächen an der Eintrittsfläche des Lichts lagen und
deren Spitzen einwärts gekehrt waren. Diese Minima nah-
men intermediäre Lagen zwischen den Absorptionsstreifen
ein, wenigstens soweit die Lagen der letzteren durch dunkle
Zähne von entgegengesetzter Richtung angezeigt waren. Das
erste Minimum lag etwas jenseits des intensiven Absorptions
streifen No. 1 und entsprach in dieser Lage dem hellen Strei-
fen No. 2. Das zweite lag etwas weiter hin. Das Maxi-
mum zwischen diesem und dem dritten war nur schwach,
so dafs das zweite und dritte Minimum zusammen ziemlich
nahe ein einziges ausmachten. Das dritte und vierte lagen
zu beiden Seiten des dunklen Streifens No. 4, so dafs sie
in ihrer Lage den hellen Streifen No. 4 und 5 entsprachen.
Das fünfte lag etwas jenseits des hellen Streifens No. 5.
Diefs letzte Minimum war nicht zahnförmig, in sofern es
an einer Stelle des Spectrums vorkam, wo das dispergirte
Licht fast ganz auf die Oberfläche der Flüssigkeit beschränkt
war. Diese Minima sind am besten zu sehen, wenn die
Flüssigkeit etwas verdünnt ist. Sie sind ohne dfen Gebrauch
eine» rothen Glases wahrnehmbar, doch nicht so leicht als
mit Hülfe desselben. Bei einer concentrirteren Flüssigkeit
lief das erste Minimum schief in den dunklen Zahn, wel-
cher dem Absorptionsstreifen No. 1 entsprach.
Poggend. Ann. Erganzungsbd. IV, 15
226
Der Grund des Vorkommens dieser Minima scheint
einfach der zu seyn, dafs je reichlicher das dispergirte
Licht entsteht, desto rascher das einfallende Licht zu des-
den Erzeugung verbraucht wird, so dafs Minima der Tbä»
tigkeit Punkten des Spectrums entsprechen, an welchen das
einfallende Licht zu vergleichungsweise grofsen Tiefen m
die Flüssigkeit eindringt, bevor es absorbirt wird. Die
beim ersten Minimum beobachtete schiefe Lage erklärt sich
leicht bei Erwägung, dafs die Helligkeit eines Punkts des
Gesichtsfeldes zugleich abhängt von der Thätigkeit de»
einfallenden Lichts, welche eine Function der Brechbarkeit
desselben ist, und von dem unabsorbirt gebliebenen Antheil
des einfallenden Lichts, welcher eine Function der Brech-
barkeit und des Abstände« von der Vorderfläche ist
61. Es ist bemerkenswert!^ dafs während die Quan-
tität des dispergirte« Lichts Schwankungen unterliegt, die
eine offenbare Beziehung zu den im ganzen Spectrum vor«
kommenden Absorptionsstreifen haben, die Qualität des
dispergirten Lichts, was seine Brechbarkeit betrifft, dage-
gen eher mit dem intensiven Absorptionsstreifen No. 1 zu-
sammen zu hängen scheint.
fixtract aus den blauen Blättern der Mercurialis perenni*,
§2. Der Saft dieser Pflanze hat die Eigenschaft, an
der Luft blau zu werden. Einige blau gewordene Blätter
und Stiele wurden mit Alkohol behandelt, wodurch «ine
Flüssigkeit erhalten ward, die an Farbe sehr den gewöhn«
liehen Blattgrün -Lösungen ähnelte, doch wie mir schien
etwas blauer grün war. Auch in ihrer Absorptionsweise
hatte sie viel Aebnlicbkeit mit den gewöhnlichen Lösungen
des Blattgrüns, dem sie ohne Zweifel den grösseren Theil
ihrer Farbe verdankte. Ihre innere Dispersion war jedoch
eigentümlich, denn sie dispergirte ein reichliches Orange,
statt des Blutroths, wie insgemeiu die Auszüge aus frischen
grünen Blättern, die von Mercuriaüs peretmis mit einge-
schlossen. Bei Zerlegung des dispergirten Bündels erwies
es sich hauptsächlich bestehend aus eine* rothen Streif,
227
dem bei Blattgrün - Lösungen vorkommenden ähnlich , und
einem gelben oder orangefarbenen und gelben Streif, der um
einen guten Theil heller war als der erste und von diese»
; durch einen dunklen Streif getrennt wurde. Bei Unter-
suchung der Flüssigkeit nach der zweiten Methode fand
sich, dafs die gelbe Dispersiou hauptsächlich durch den hell-
sten Theil des Spectrums erzeugt ward. Nach efaer beträcht-
* lieben Zeit hatte die Flüssigkeit, wie es sehr oft bei Blatt-
grün*Lösungen der Fall ist, ihre schöne grüne Farbe ver-
loren und eine gelblich-braune angenommen, allein die ro-
the und die gelbe Dispersion waren geblieben.
Bei Untersuchung der Flüssigkeit nach der vierten Me-
thode fand sich, dafs die rothen Strahlen ein Roth disper-
girten, gerade wie in einer Lösung von Blattgrün. Die
zusätzliche Dispersion, welche in dieser Flüssigkeit so her-
, vorstechend w$r, begann plötzlich bei .etwa der festen Li-
nie D. Bei erster Beobachtung konnte die Brechbarkeit
des orange -rothen dispergirten Lichts kaum, wenn über-
„ haupt, von der des thätigen Lichts getrennt werden. Als
> man die Linse fortschob, wurde das orangefarbene Bündel
rasch heller und gelblich, und nun war leicht zu sehen,
dafs das falsch dispergirte Lichtbündel an seiner brechba-
reren Gränze lag. Das orangerothe und gelbe Bündel
war am hellsten bei etwa D$E; konnte aber, obwohl
es an Intensität abnahm, weit über diesen Punkt hinaus,
in der That das ganze Spectrum hindurch verfolgt werden.
63. Ich habe insgemein gefunden, dafs wenn eine reich-
liche Dispersion an einem gewissen Punkt des Spectrums
fast plötzlich beginnt, ihr im durchgelassenen Lichte e«n
Absorptionsstreifen folgt. Diefs Gesetz schien nicht gültig
j»f zu seyn für die orangerothe Dispersion in der eben erwähn-
l ten Lösung; allein man mufs sich erinnern, dafs die Flüs-
sigkeit eine Quantität Chlorophyll enthielt, welches die Ab-
ftprptionsetreifen in solcher Stärke hervorbringt, dafs da-
durch die Streifen, die etwa von andern beigemischten Stof-
fen erzeugt werden, verdeckt bleiben. Um zu sehen, ob
| das Gesetz nach Fortschaffung des Chlorophylls gültig sey,
15*
228
kochte ich einige blau gewordene Wurzeln und Schöfslinge
mit Wasser, da das Chlorophyll in Wasser unlöslich ist.
Die dadurch erhaltene Flüssigkeit war roth, in geringer
Dicke nelkenroth, und dispergirte reichlich ein gelbes oder
vielmehr orangero'thes Licht. Bei prismatischer Zerlegung
des Lichts war an. der erwarteten Stelle ein Absorptions-
streif sichtbar. Da wäfsrige Lösungen dieser Art zu Zer- ,
Setzungen geneigt sind, sie sich häufig zersetzen, ehe Son- \
nenlicht zu ihrer Untersuchung erhalten werden kann, so
wurde die rothe Lösung durch Abdampfung concentrirt Und
durch Alkohol gereinigt, da in diesem der orapgj&rothö dis-
pergirende Stoff löslich ist, wie schon aus den Eigenschäf-
ten der alkoholischen Lösung hervorging. Die s<* erhaltene
alkoholische Lösung blieb wenigstens lange Zeit unverän-
dert, und bot noch den Vorzug vor der wafsrigen Lösung
dar, dafs sie den empfindlichen Stoff im Zustande gröfserer
Isolation enthielt, obwohl er dennoch verunreinigt blieb
mit einer anderen Substanz, die unter dem Einflufs sehr
brechbarer Strahlen ein weifsliehes Licht dispergirte.
64. Der blaue Farbestoff läfst sich mit kaltem Wasser
leicht ausziehen, wird aber durchs Kochen zersetzt. Die
blaue Lösung dispergirte ein orangerothes Licht gleich der
anderen, allein das dispergirte Licht war nicht so gut zu
sehen, gerade wie es der Fall seyn würde, wäre die rothe
orange dispergirende Flüssigkeit gemischt mit einer unem-
pfindlichen blauen Flüssigkeit von viel dunklerer Farbe,
so dafs die Mischung beider blau seyn würde. Und in der
That, wenn die blaue Flüssigkeit durchs Kochen in eine
rothe verwandelt worden, wurde die Farbe viel weniger
intensiv.
Orseille und Lackmus.
65. Sir David Brewster giebt an, ein sehr merk-
würdiges, ihm von Hrn. Schunk nachgewiesenes- Beispiel
von innerer Dispersion zeige eine alkalische .oder alkoho-
lische Lösung eines harzigen Pulvers, welches aus Orcin
durch Berührung mit dem Sauerstoff der Luft entstehe. Da
229
ich mir keine Orcin zu versebaffen vonuoekte, so nahm ich
Orseille und «hielt von dieser sowohl als von Lackmus
sehr merkwürdige Lösungen.
In dem flüssigen Zustand, in welchem die Orseille ver-
kauft wird, ist ihre Farbe viel zu dunkel für eine optische
Untersuchung: Wenn die Flüssigkeit aber stark mit Wasser
verdünnt wird, ist sie sehr empfindlich. Sie ist beim Hin-
durchsehen roth, oder in kleiner Dicke purpur, zeigt jedoch
bei dispersiver Reflexion ejn re«ht reichliches, aber etwas
dunkles Grün.
66*. Als die Flüssigkeit nach verschiedenen Methoden
untersucht wurde, fand sich, dafs sie etwas Roth, einiges
Orange und einen grofsen Theil Grün dispergirt. Die rothe
Dispersion war so schwach, dafs es bei Beobachtung nach
der dritten Methode zweifelhaft schien, ob aufser der fal-
schen Dispersion überhaupt noch eine da sey. Sie begann
in dem Roth, sobald das thätige und das dispergirte Licht
eine gleiche oder fast gleiche Brechbarkeit besafsen. Die
orangefarbene Dispersion begann bei etwa der festen Linie
D, und das dispergirte Licht war anfangs beinahe homogen
und von gleicher Brechbarkeit wie das thätige Licht. So
wie man, nach der .vierten Methode beobachtend, im Spec-
trum vorschritt, wurde das orangerothe Bündel heller und
es nahm Gelb auf, aber keine Farbe jenseits desselben, so
dafs das orangerothe und gelbe Bündel hinter dem falsch
dispeigirten LichtbüniM zurückblieb und von ihm durch
einen ganz dunklen Raum getrennt war. Die grüne Dis-
persion begann bei etwa b oder etwas darüber, und er-
schien fast plötzlich. Die Art ihres Beginnens wurde am
besten nach der vierten Methode beobachtet, indem man
ein Prisma vor dem Auge hielt und die Linse längs dem
Spectrum verschob. Auf diese Weise fand, sich, dafs wenn
man den oben erwähnten Punkt des Spectrums erreichte,
ein Schein von grünem Licht quer durch den dunklen Raum
sebofs, welcher zuvor das falsch dispergirte Lichtbündel
von dem orangenfarbenen Bündel der wahren Dispersion
trennte. So wie die Linse fortgeschoben wurde, nahm das
230
grüne dispergirte Liebt au Helligkeit zu, aHeitr seine brech-
barere Gränze schien die Brechbarkeit, welche es zuerst
erreicht hatte , nicht oder wenigstens nicht viel zu über-
schreiten, so dafs das grüne Bündel von wahrhaft disper-
girtem Licht fast unmittelbar hinter dem falsch dispergirten
Lichtbündel blieb. Das erstere, so zurückbleibend, ver-
schwand dann bald.
67. Man könnte voraussetzen, entweder dafs die rotfae,
die orangenfarbene und die grüne Dispersion von einem
und demselben empfindlichen Stoff herrühren, oder dafs
sie von drei verschiedenen, in der Lösung mit einander
gemischten empfindlichen Stoffen erzeugt werden. Die letz-
tere Voraussetzung scheint die wahrscheinlichere zu seyn,
nach dem anscheinenden Mangel eines Zusammenhanges
zwischen den drei Dispersionen zu urtheilen. Diefs wird
durch die folgenden Resultate sehr bestätigt. Es wurde et-
was Aether auf flüssige Orseiile gegossen, damit sanft ge-
schüttelt, dann stehen gelassen und ein wenig davon abge-
hoben. So wurde eine purpur-rosenrothe Flüssigkeit er-
halten, welche höchst empfindlich war, die orangenfarbene
und die grüne Dispersion zeigte, aber nicht die rothe. Die
orangenfarbene Dispersion war, im Verhiltnifs zur ganzen
Menge des dispergirten Lichts, weit reichlicher ah es bei
der mit Wasser verdünnten Orseiile der Fall gewesen war*
Es wurde Orseiile mit Aether heftig -geschüttelt, und
nachdem sich die Mischung gesetzt hatte, das Klare abge-
nommen. Diese ätherische Lösung war viel dunkler als die
frühere, und zeigte, neben der orangenfarbenen und grü-
nen, auch noch die rothe Dispersion. Als etwas Wasser
zugesetzt und damit geschüttelt wurde, fand eine Scheidung
oder wenigstens eine theilweise Scheidung der empfindli-
chen Substanzen statt; denn die obere Flüssigkeit zeigte
die orangenfarbene Dispersion reichlich, aber nicht die rethe
und wenig oder nichts von def grünen, während die un-
tere Flüssigkeit die grüne und die rothe Dispersion zeigte,
aber wenig oder gar nichts von der orangenfarbenen. Die
obere Flüssigkeit zeigte eine ziemlich reichliche dispersive
231
Reflexion von röthlichero Orange umfrdie untere Flüssigkeit
eine merkwürdige reichliche .Reflexion von einem schönen
Grün. Eine ähnliche, mehr oder weniger vollkommne Tren-
nung fand in andern Fällen statt, wobei im Aether die
Dispersion des Orange in einem gröfeeren Verhältnifs zu
der des Grünen stand als im Wasser. Einige der so erhal-
tenen grün dispergirenden Flüssigkeiten wareu höchst merk-
würdig wegen der außerordentlichen Fülle des reflectirten
Grüns und des starken Contrastes, welchen dasselbe mit
der durchgelassenen Farbe, einem Purpurroth, darbot.
Bei der zweiten ätherischen Lösung war die rotbe Dis-
persion zwar entschieden, aber keineswegs reichlich. Bei
der blofs mit Wasser verdünnten Orseille war sie so schwach,
dafs ihr Daseyn zweifelhaft erscheinen konnte. Man könnte
meinen, die erste Lösung wäre nicht concentrirt genug ge-
wesen, um die rothe Dispersion zu zeigen, in welchem
Fall die rothe und die grüne Dispersion von einer und
derselben empfindlichen Substanz herrühren könnten. Al-
lein ein ätherischer Auszug aus getrockneter Orseille, der
offenbar concentrirt genug war, zeigte auch nicht die rothe
Dispersion, obgleich er die orangenfarbene und die grüne
entfaltete. Keine der empfindlichen Substanzen scheint den
Haupttheil des Farbestoffs dieses Pigments auszumachen.
68. Sehr sonderbar war die Erscheinung als einige
dieser ätherischen Lösungen nach der dritten Methode mit
einer Linse von kürzerer Brennweite als gewöhnlich unter-
sucht wurden. Am wenigst brechbaren Ende des Spectrums
war das einfallende Licht ganz uathätig, und dann, bei
Erreichung eines gewissen Punkts, begann plötzlich eine
reichliche Dispersion von Orange. Diese erstreckte sich
ohne besondere Veränderung ziemlich weit, his sie plötzlich
in Grün überging. Die vierte Methode zeigte jedoch, dafs
die frühere Dispersion fortdauerte, und, bei der dritten
Beobachtungsmethode, nur versteckt ward durch eine neue
und kräftigere Dispersion von Grün, die nun anfing. Und
in der That wenn die grün-dispergirende Substanz durch
Wasser ganz oder theilweise abgeschieden worden, war
232
die orangenfarbene Dispersion fortwährend z* sehen, ehe
sie gegen Grün ausgetauscht zu werden schien.
69. Ich mufs hier erwähnen, dafs auf Zusatz von Was-
ser zum ätherischen Auszug aus vorher getrockneter Or-
seille eine ähnliche Scheidung nicht stattfand. Der Umstand,
welcher im ersten Falle die Scheidung bedingte, scheint
die Gegenwart einer kleinen Menge von Ammoniak gewe-
sen zu seyn, welche beim Trocknen der Orseille verdampft.
Und in der That, wenn zu dem Auszug aus getrockneter
Orseille eine kleine Menge Ammoniak hinzugesetzt ward,
erfolgte eine partielle Scheidung. Ich will hier nicht die
Frage eröffnen, ob eine der empfindlichen Substanzen aus
der andern erhalten werden könne, ob z. B. eine chemi-
sche Verbindung der orange -dispergirenden Substanz mit
Ammoniak ein Grün oder ein Grün mit etwas Orange disr
pergiren könne. Eine Lösung, welche eine und dieselbe
Substanz in zwei verschiedenen Combinationszuständen ent-
hält, ist, wenn sie in beiden Zuständen empfindlich ist, nicht
mit Unrecht als zwei verschiedene empfindliche Substanzen
enthaltend anzusehen.
70. Die vorstehenden Resultate wurden mitgetbeilt,
nicht ihrer selbst wegen, sondern nur wegen der ange-
wandten Untersuchungsweise. Denn die Resultate sind so
unvollkommen, dafs sie an sich keinen Werth haben. Eine
vollständige optisch -chemische Untersuchung der Orseille
und des Lackmus würde an sich schon eine Arbeit von nicht
geringer Ausdehnung seyn, gehört aber mehr zur Chemie
als zur allgemeinen Physik. Es ist sehr möglich, dafs die
innere Dispersion als chemisches Prüfmittel von Wichtig-
keit werde. Dafs eine solche Farbe dispergirt, und das
dispergirte Licht durch Licht von solcher Brechbarkeit er-
zeugt wird, bildet zusammen einen Doppelcharakter von
so eigen thümlicher Natur, dafs er uns befähigt, gleichsam
einen empfindlichen Stoff zu sehen in einer Flüssigkeit, die
viele Substanzen enthält, von denen einige vielleicht ge-
färbt sind, so dafs die Farbe der Lösung sehr verschieden
233
seyn kann v©n dem, was sie seyn fror de, wann der em-
pfindliche Stoff allein vorhanden wäre.
71. Das zu Anfange des §. 63 erwähnte Gesetz schien
auf die Orseille, wenn sie blofs mit Wasser verdünnt wor-
dtan, nicht sehr anwendbar zu seyn. Wenn aber der
orange- und der grün-dispergirende Stoff mittelst Aether
und Wasser in einem, wie es schien, mehr igolirtea Zu-
stand erhalten worden, zeigten sie sich dem Gesetze unter-
tkan. Wenn so z. B. die ätherische Lösung, welche die
Orange-Dispersion und wenig Anderes zeigte, nach der drit-
ten Methode untersucht wurde, fand ich, dafs die Disper?
sion mit einem Lichtschweif anfing, dem ein dunkler Zahn
folgte, der die Lage eines Absorptionsstreifen anzeigte.
Wenn das durch eine gewisse Dicke dieser Flüssigkeit
gegangene Licht der prismatischen Untersuchung unterwor-
fen wurde, zeigte es sich bestehend aus Roth, dem einiges
Orange folgte, worauf das Spectrum mit gewöhnlicher
Plötzlichkeit abgeschnitten war. Nach einem breiten dunk-
len Zwischenraum kamen die brechbarsten Farben schwach
zum Vorschein. Diejenigen Lösungen, welche eine reich-
liche Dispersion des Grüns zeigten, gaben, aufser einem
das Gelb auslöschenden Streifen, einen sehr deutlichen Strei-
fen, welcher das Grün von dem Blau trennte. Ein ähn-
licher, aber keineswegs deutlicher Streif ist in der blofs
verdünnten Orseille sichtbar; und es ist besonders zu be-
merken, dafs dieser Streif, welcher etwas über dem Punkt
des Spectrums vorkommt, wo die grüne Dispersion beginnt»
deutlicher wird, sobald die grün-dispergirende Substanz sich
in einem mehr isolirten Zustand anwesend befindet.
72. Zwei Portionen Lackmus wurden, die eine mit
Aether, die andere mit Alkohol übergössen und stehen ge-
lassen. Beide Auszüge, besonders aber der letztere, waren
höchst empfindlich, zeigten Dispersionen des Orange und
des Grün, ähnlich wie die Orseille, und anscheinend ver-
möge derselben empfindlichen Stoffe. Der ätherische Aus-
zug dispergirte hauptsächlich orange, während der alkoho-
234
tische orange und grün in fast gleichen Mengen dispergirte.
Der letztere Auszug zeigte eine merkwürdig reichliche dis-
persive Reflexion einer Farbe fast wie die von Schlamm
(mud); es war eine der seltsamst aussehenden Flüssigkei-
ten, die ich angetroffen habe. Wenn man sie so beichaut,
dafs kein durchgelassenes Licht in das Auge kommen kann,
so Mfllte man glauben, es wäre schlammiges Wasser aus
einem Pfahl auf der Strafse. Hält man aber die Flasche,
worin sie befindlich, zwischen Auge und Fenster, so er-
scheint sie vollkommen klar und schön purpurfarben.
KanarieagUs.
73. Unter den Medien, welche die Eigenschaft der
inneren Dispersion in hohem Grade besitzen, erwähnt Sir
David Brewster eines gelben böhmischen Glases, wel-
ches ein lebhaft grünes Licht dispergirt. Diefs veranlagte
mich, einem solchen Glase nachzuspüren, und es zeigte sich,
dafs es als Flacons und andere Artikel der Art ziemlich
häufig vorkommt. Im durchgelassenen Licht bat das Glas
eine blafs gelbe Farbe. Seine Anwendung beruht in gro-
fsem Maafse auf der innern Dispersion, welche den daraus
verfertigten Gegenständen ein schönes und ungewöhnliches
Ansehen giebt. Im Handel führt es den Namen Kanarien-
glas. Die folgenden Beobachtungen wurden mit einem
Fläschchen englischen Ursprungs gemacht.
74. In unzerlegtem Sonnenlicht war das dispergirte
Bündel gelblich grün. Die Dispersion war so stark, dafs,
bei Anwendung einer grofsen Linse, das dispergirte Bün-
del fast blendete. Die prismatische Zusammensetzung die-
ses Bündels war ungemein merkwürdig. Bei der Zerlegung
erwies es sich bestehend aus fünf hellen Streifen, von glei-
cher Breite und gleichem oder fast gleichem Abstand, ge-
trennt durch schmale dunkle Streifen. Der erste helle Streif
war roth, der zweite röthlich orange, der dritte gelblieh
grün, der vierte und der fünfte grün. Sehr oft habe idi
bei prismatischer Zerlegung dispergirter Bündel dunkle Strei-
fen oder wenigstens Minima im Spectrum beobachtet, aber
235
niemals ein so merkwürdiges Beispiel wie dieses angetrof-
fen, ausgenommen bei einer Klasse von Verbindungen,
welche zu untersuchen ich dusch die Eigenschaften des
Kanariengfases veranlafst ward.
791 Bei Zerlegung eines Bündels Sonnenlicht, defs
durch eine gewisse Dicke des Glases gegangen war, fand
eich ein matter (dusky) Absorptionsstreif etwas unter F,
ein anderer weniger deutlicher bei F\G7 und etwas un-
terhalb G war das Spectrum abgeschnitten.
76, Bei Untersuchung des Glases nach der dritten Me-
thode fand sich, dafs die Dispersion plötzlich bei etwa der
festen Linie b anfing. Sie blieb durch das ganze sichtbare
Spectrum hi% und noch weit jenseits merkwürdig stark,
mit Ausnahme eines Streifens, der etwa Über F begann
und seine Mitte bei etwa F$Q hatte, wo ein merkwürdi-
ges Minimum der Thätigkeit war. Dieser Streif lag, wie
zu bemerken, zwischen den bereits erwähnten Aborptions-
streifen. Die Farbe des dispergirten Lichts schien überall
gleichförmig zu seyn, ausgenommen vielleicht da, wo die
Dispersion eben anfing. Diefs war das beste Medium, das
mir vorgekommen ist, um die festen Linien von Sufserster
Brechbarkeit zu zeigen, obgleich einige andere fast eben
so gut waren.
77. Bei Untersuchung des Glases nach der vierten Me-
thode fand sich, dafs die Dispersion fast da begann, wo
das dispergirte Licht endete, d. h. die niedrigste Brechbar-
keit der der Dispersion fähigen Strahlen war fast gleich der
höchsten Brechbarkeit der Strahlen, die im weifsen Lichte,
als Ganzem, das dispergirte Bündel ausmachten. In der
Tbat schien die Dispersion ein wenig vor oder etwa bei
der Brechbarkeit des vierten dunklen Streifen im Spectrum
des ganzen dispergirten Bündele zu beginnen. Als man
mit der einen Hand das kleine Prisma vor dem Auge hielt
und mit der andern die im Brett befindliche kleine Linse
langsam, in Richtung vom Roth zum Violett, durch den
Theil des Spectrums führte, wo die Dispersion begann, fand
sich die Region der ersten vier Streife« fast mit einem
236
Male erleuchtet, während zuvor das ganze Gesichtsfeld dun-
kel gewesen war. Schob »an die Linse sehr wenig wei-
ter, so war das dispergirte Bündel mit seinen fünf Streifen
vollständig da. In der That erschienen alle fünf fast zu-
gleich. Denkt man sich das weifse Licht zerlegt in zwei
Theile, von denen der erste Strahlen aller firechbarkeiien
bis etwa zur festen Linie 6, und der andere Strahlen von
gröfseren Brechbark ei ten enthält, so kann man mit Annähe-
rung und fast mit vollkommner Genauigkeit sagen, dafs
das vom weifsen Licht, als Ganzem, dispergirte Licht aus-
•chliefslich dem ersten Theile angehöre; und doch würde
durchaus keine Dispersion entstehen, wenn das Fläschchen
blofe von dem ersten Theil beleuchtet w£re, wogegen,
wäre es allein beleuchtet von dem zweiten Theil, worin
kein Strahl enthalten ist, der gleiche Brechbarkeit mit einem
der dispergirten Strahlen hat, die Dispersion in ganzer Voll-
kommenheit auftreten würde.
*
Gemeine farblose Gläser.
78. Sir David Brewster giebt an, dafs er manche
Stücke von farblosem Tafelglase und farblosem Flintglase
angetroffen habe, die ein schönes grünes Licht dispergireu.
Alle farblosen Gläser, die ich untersuchte, dispergirten in
gröfserem oder geringem Maafs innerlich Licht, aufgenommen
einige zu Dr. Faraday'a Versuchen gehörige Exemplare.
Ein schönes Grün scheint die gemeinste Farbe des dispergir-
ten Bündels zu seyn; ich fand sie. bei Weingläsern, Wein-
flaschen (Decmnters), Medicingläsern, Stücken von ungekühl-
tem Glase u. s. w. auch bei manchen Sticken Tafel- und
Kronglas. Das Grün war insgemein schöner als daß von
Kanarienglas dispergirte, doch nicht so reichlich. Bei Zer-
legung fand es sich insgemein bestehend aus Roth und
Grün, getrennt durch einen dunklen Streif oder vielmehr
ein Helligkeitsminimum. Diejenigen Exemplare, welche nach
der dritten und vierten Methode untersucht wurden, zeig-
ten etwas falsche Dispersion, hauptsächlich in dem hellsten
Theil des Spectcums, allein der gröfaetre Theil war wahr-
237
halle Dispersion. Biese Dispersion ward haupteÄeWich er-
zeugt durch einen etwas schmalen Streifen, der die feste
Linie 6 einscblofs, wo ein merkwürdiges ErapfindKchkeits-
inaximum zu seyn schien. Die Linie 6 lag etwas über der
unteren Gräme des Streifens. Unter dem Streifen fand
auch Dispersion statt, aber nicht ganz so reichlich, und
etwas weiter herab im Spectrum schien ein anderes Efc-
pfindlichkeitsmaximum vorhanden zu seyn. lieber den Strei-
fen hörte aber die Dispersion fast ganz und plötzlich .auf; ein
sehr ungewöhnlicher Umstand, wenn das active und das
dispergirte Licht in Brechbarkeit gut getrennt sind. D»
Lage des Streifens im Spectrum und die Vertheilung der
Helligkeit in demselben, welche beide sehr eigentümlich
waren,- zeigten sich, als gleich bei allen Exemplaren, die
empfindlich genug waren, um nach der dritten Methode
untersucht zu werden; allein die Farbe des d&pergirten
Lichts war nicht ganz gleich.
79. Häufig- trifft man orangenfarbene Gläser an, die
eine Fülle von blau- grüner Farbe, ganz verschieden von
der (kirchgelassenen, von einer Seite refleetiren oder viel-
mehr in allen Richtungen zerstreuen. In solchen Füllen
ist die Masse des Glases farblos und die färbende Substanz
beiludet sich in einer sehr dünnen Lage an einer Seite der
Platte. Man sieht die bläulich grüne Farbe, wean die farb-
lose Seite dem Auge zugewandt ist. Da Sir John Her-
scbel vermuthete, diese Erscheinung habe einige Analogie
mit den reflectirten Farben des Flufespatbs und der Lösung*
des schwefelsauren Chinins, so wurde ich begierig, die
Natur der Dispersion näher zu bestimmen. Bei Untersu-
chung ergab sich, dafs hier nichts als falsche Dispersion
vorhanden ist, so dafs man annehmen könnte, die Erschei-
nung werde erzeugt durch ein sehr feines blau-grünes Pulver
in der klaren orangerothen Schicht oder in dem farblosen
Theil des Glases dicht an der farbigen Schicht. Die Er-
scheinung hat daher keinen Zusammenhang mit den Färben
des Flufsspaths oder schwefelsauren Chinins. Eben das-
selbe Glas freilich, wettfces an der Oberfläche ein Blau-
238
grün refleetirte, zeigte bei Untersuchung durch condentir-
tes Sonnenlicht, auch etwas wahre Dispersion in seinein
farblosen Tbeil, ganz wie es anderes farbloses Glas gezeigt
haben würde; allein diefs hat offenbar nichts zu thun mit
der eigentümlichen Reflexion, welche bei einem sieben
Glase die Aufmerksamkeit erregt.
Bemerkungen au den verstehenden Be«ultaten.
80. Es giebt bei der inneren Dispersion ein Gesetz,
welches allgemein zu seyn scheint, nämlich, dafs wenn die
Brechbarkeit des Lichts durch Dispersion geändert wird,
sie immer erniedrigt wird. Ich habe sehr viele Media, au-
fser den erwähnten, untersucht und nirgends auch nur eine
Ausnahme angetroffen. Beim Beobachten nach der vierten
Methode schien ein Paar Mal auf den ersten Blick etwas
dtspergirtes Licht erzeugt zu werden, wenn die kleine Linse
jenseits des äufsersten Roth gestellt war; allein bei nähe*
rer Untersuchung Überzeugte ich mich, dafs diefs nur von
Licht herrührte, welches die Oberflächen des grofsen Prisma
und der Linse zerstreut hatten, die somit als selbst-leucfa-
tende Korper wirkten, ein Licht von hinreichender Inten-
sität aussandten, um ein sehr empfindliches Medium zu
affteiren.
81. Angenommen, es falle Licht von gegebener Breeh-
barkeit auf ein gegebenes Medium. Eine Zahlengröfse mag
als Maafs der Brechbarkeit genommen und der Brechungs-
index in einer Normaisubstanz betrachtet sejn. Seyen die
Brechbarkeiten des einfallenden und des dispergirten Lichts
auf eine als Abscissenaxe angenommene gerade Linie AX
(Fig. 2, Taf. 1) aufgetragen. Mag AM die Brecbbarkeit
des einfallenden Lichtes vorstellen, and eine Curve gezo-
gen seyn, deren Ordinaten die Intensitäten der Bestand-
theile des wahrhaft dispergirten Bündels repräsentiren. Nach
dem oben aufgestellten Gesetz wird rechts vom Punkte M
niemals irgend ein Theil der Curve angetroffen werden,
allein in anderer Beziehung ist in ihrer Form eine grofse
Mannigfaltigkeit erlaubt. Zuweilen verläuft sich die Carve
239
ziemlich gleichförmig, zuweikn zeigt sie mehre Maxina und
AtJBima, oder scheint gar aus abgesonderten Stücken zu
bestehen. Zuweilen bleibt sie von M getrennt, wie in
Fig. 2; zuweilen kommt sie M so nahe» dafs der brechbarste
TheÜ des wahrhaft dispergirten Bündels sich vermengt mit
dem aus der falschen Dispersion entstehenden Bündel.
82. Sey f (x) die der Abscisse x entsprechende Or-
dinate der Cuvre und a die Abscisse des Punktes M. Da
f (x) Null wird, wenn x über a hinausgebt, so mufc die
Curve am spätesten im Punkte M die Axe erreichen, so*
bald man nicht annimmt, die Function sey einer plötzlichen
Aenderang fähig, wie sie in Fig. 3 vorgestellt ist Ich
glaube nicht, dafs eine solche plötzliche Äenderung, rich-
tig verstanden, nothwendig mü dem Stetigkeitsgesetz im 93.
Widersprach stehe. Der Erläuterung halber, wollen wir ~"
das Phänomen der totalen inneren Reflexion betrachten.-
Sey P ein Punkt in Luft, gelegen im Abstände * von einer
unendlichen Ebene, welche Luft von Glas trennt. Das
Licht habe eine Intensität gleich Eins, komme von einem
unendlich entfernten Punkt, und falle unter einem Winkel
y+S von innen auf diese Ebene, wo y der Winkel der
totalen inneren Reflexion sey. Gemeiniglich und für die
meisten Zwecke mit Recht, wird angenommen, die Inten-
sität bei P ändere sich plötzlich mit S, habe, 90 lange ä
negativ ist, einen endlichen Werth, welcher nicht mit <J
verschwinde, sondern gleich Null sey, wenn S positiv ist.
Die Art, wie hier dem Stetigkeitsgesetz genügt wjrd, ist
bemerkenswert!!. Wenn ä vom Negativen ins Positive über-
geht, wird, im analytischen Ausdruck fiir die Vibration,
die Coordtnate * aus einer Circularfunction m einer Expo«
nentialfunction mit negativem Index, der in seinem Nenner
A die Wellenlänge enthält. So wie 8 durch Null hin wächst,
ändert sich der Ausdruck für die Vibration stetig; allein,
wenn * grofs im Vergleich zu A ist, nimmt es mit ungemeiner
Schnelligkeit ab, sobald S positiv wird. Wegen der unge-
meinen Kleinheit von X genügt es für die meisten Zwecke,
die Intensität als eine Function von S zu betrachten, welche
240
plötzlich verschwindet, and in der That, wäre es kaum
correct, sie anders zu betrachten. Denn der Gebrauch des
Wortes Intensität schliefst ein, dafs wir Licht wie gewöhn-
lich betrachten, wogegen diejenigen Erscheinungen, die uns
nöthigen, die Störung, welche im zweiten Mittel stattfin-
det, wenn der Einfallswinkel den der totalen inneren Re-
flexion übertrifft, in Rechnung zu ziehen, dahin führen,
die Natur sowohl als die Gröfse jener Störung zu betrach-
ten, die nicht mehr aus einer Reihe ebener Wellen besteht,
die Licht wie gewöhnlich constituiren. In einem ähnlichen
.Sinne vermeine ich zu sagen, dafs wir die Function f(x),
welche die Intensität des wahrhaft dispergirten Lichts aus-
drückt, als plötzlich sich ändernd ansehen können, ohne
damit irgend das Stetigkeitsgesetz zu verletzen. Beim Be-
obachten nach der vierten Methode ist der Theil des Spec-
trums, mit dem man arbeitet, obwohl er klein seyn kann,
nothwendig begränzt, und in einigen Fällen liefs sich keine
Trennung zwischen dem wahrhaft und dem falsch disper-
girten Lichtbündel nachweisen. Ich vermag also nicht aus
Erfahrung zu sagen, ob die Variation von f(x), wenn-
gleich sie bisweilen sehr rasch ist, immer stetig sey oder
in einigen Fällen wahrhaft plötzlich. Ich glaube jedoch,
dafs die Beobachtung eher die erstere Voraussetzung be-
günstige, die auch, unabhängig von der Beobachtung, weit
wahrscheinlicher ist.
83. Obgleich das in §. 80 erwähnte Gesetz das einzige
ist, welches ich zwischen der Intensität und der Brechbar-
keit der Bestandtheile des dispergirten Bündels zu entdecken
vermochte, es immer gültig zu seyn scheint und einen ma-
thematischen Ausdruck gestattet, so giebt es doch gewöhn-
lich bei dem Phänomen noch einige andere Umstände, wel-
che beachtenswerth sind.
Wenn die Dispersion bei Ankunft an einem gewissen
Punkt des Spectrums fast plötzlich beginnt, so ist das dis-
pergirte Bündel häufig zuerst fast homogen und von glei-
cher Brechbarkeit wie das thätige Licht. Ist das disper-
girte Bündel, bei erster Wahrnehmung, entschieden homogen,
so
241
so erstreck! sich seine Brechbarkeit bis fast, wenn nicht
ganz, zu der des thätigen Lichts, so dafs es schwer, wenn
nicht unmöglich ist, das wahrhaft dispergirte Licht von
dem falsch dispergirten zu sondern. Andrerseits, wenn das
dispergirte Bündel allmälig zum Vorschein kommt, findet
sich gewöhnlich, dafs die Brechbarkeit selbst seines brech-
barsten Theils nicht die des thätigen Lichts erreicht.
So war, bei der rothen Dispersion in einer Lösung von
Blattgrün und bei der orangefarbenen Dispersion, welche
eine Orseillelösung oder ein Aufgufs von Mercurialis peren-
nis zeigt, das dispergirte Licht anfangs fast homogen und
von gleicher Brechbarkeit wie das thätige Licht. Bei der
grünen Dispersion, die man in einer Orseillelösung oder
im Kanarienglase sieht, war das dispergirte Licht vom An.
fang an heterogen, allein dennoch hatte bei seinem ersten
Erscheinen ein Theil desselben fast gleiche Brechbarkeit
mit dem thätigen Licht. In einer Lösung von schwefelsau-
rem Chinin kam die Dispersion allmälig zum Vorschein
und sie ward wahrnehmbar als das thätige Licht zur Mitte
des Spectrums gehörte ; das dispergirte Licht bestand dann
aus Farben von niederer Brechbarkeit. Der helle Theil
der Dispersion erschien jedoch ziemlich rasch, wenn das
thätige Licht sich der äufsersten Gränze des sichtbaren
Spectrums näherte, und demgemäfs bestand das dispergirte
Bündel in diesem Falle hauptsächlich aus Licht von hoher
Brechbarkeit.
84. Die Absorptionsweise eines Mediums kann ganz
zweckmäfsig durch eine Curve vorgestellt werden, wie es
durch Sir John Herschel geschehen ist. Um in ähnlicher
Weise den Gang der inneren Dispersion vorzustellen, wäre
eine krumme Fläche erforderlich. Sey die Brechbarkeit
des Lichts wie zuvor gemessen, und, der Einfachheit hal-
ber, die Intensität des einfallenden Lichtes als unabhängig
von der Brechbarkeit angenommen, so dafs dy die Menge
des einfallenden Lichtes vorstellen kann, dessen Brechbar-
keit zwischen y und y+dy liegt Den Effect dieser Por-
tion des einfallenden Lichts für sich betrachtend, sey x die
Peggeod. Ann. Ergänsungsbd. IV. 16
242
Brechbarkeit irgend einer Portion des dispergtrten Lichts
und zdxdy die Menge des dispergirten Lichts, dessen
Brechbarkeit zwischen x und x-\-dx liegt. Dann wird die
krumme Fläche, deren Coordinateu x, y, z sind, die Na-
tur der inneren Dispersion des Mittels vorstellen. Wir
müssen voraussetzen , die Intensität des einfallenden Lichts
sey auf eine vom Auge unabhängige Einheit bezogen, weil
das Beleuchtungsvermögen der Strahlen jenseits des Violetts
und selbst die des äufsersten Violetts in einem übermässigen
Mifsverhältnifs zu der Wirkung steht, welche sie in diesen
Erscheinungen hervorbringen.
Vermöge der Natur des Falls kann die Ordinate * der
Fläche niemals negativ seyn. Das in §. 80 erwähnte Ge-
setz kann ausgedrückt werden, indem man sagt, dafs wenn
man durch die Axe der z eine den Winkel zwischen den
Axen der x und y halbirende Ebene legt, die krumme Fläche
an allen Punkten seitwärts dieser Ebene gegen die positi-
ven x hin mit der Ebene der xy zusammenfalle.
85. Betrachten wir die Gestalt dieser Fläche in zwei
oder drei Fällen von innerer Dispersion. Der leichteren
Erklärung wegen, nehme man die Ebene der xy horizon-
tal, messe x nach der Rechten hin, y vorwärts und x auf-
wärts. Man ziehe in der Ebene der xy durch den Anfangs-
punkt und, den Winkel zwischen den Axen der x und y
halbirend, eine Linie, welche, Kürze halber, die Linie L
beifsen möge. In allen Fällen steigt dann die Fläche über
die Ebene nur links von der Linie L.
Bei der Lösung des Blattgrüns besteht die Fläche gleich-
sam aus zwei Bergreihen , die in einer der Axe der y pa-
raHelen oder fast parallelen Richtung fortlaufen. Die erste
Reihe, verlängert, würde die Axe der x in einem Punkte
treffen, der dem Orte des dunklen Streifens No. 1 im Roth
ganz oder nahe entspricht. Die zweite würde sie irgendwo
an dem dem Grün entsprechenden Orte treffen. Die grüne
Bergreihe ist viel breiter als die rothe, aber sehr viel nie-
driger, und verhältnifsmäfsig unbedeutend. Der Rücken
der rotten Reihe ist keineswegs gleichförmig, sondern bie-
243
tct eine Folge von Maximis und Minimis dar. Die Reihe
beginnt an dem der Axe der x zunächst liegenden Ende
mit einem sehr hohen Pic, bei weitem dem höchsten in
der ganzen Fläche. Geht man auf dem Rücken vorwärt?,
so findet man fünf Minima oder Pässe mit dazwischen lie-
genden Gipfeln. Die Ordinaten y der ersten vier dieser
Minima entsprechen den Brechbarkeiten der hellen Streifen
No. 2, 3, 4 und 5. Das letzte Minimum liegt etwas weiter
hin. Ob ähnliche Minima in der grünen Bergreihe existi-
ren, ist, wegen der Schwäche des grün dispergirten Lichts,
nicht durch Beobachtung zu entscheiden.
Beim Kanarienglase besteht die Oberfläche aus fünf Por-
tionen, die gleich Bergreihen parallel der Axe der y fort-
laufen und Abscissen haben, die-respective dem Orange,
röthlichem Orange, gelblichem Grün, Grün und brechba-
rerem Grün angehören. Diese Reihen laufen nicht alle dicht
von der Linie L aus, sondern enden seitwärts gegen die
Axe der x hin fast in Klippen, an Punkten, an welchen
die Ordinate y fast gleich ist der Abscisse der fünften Reihe,
vielleicht etwas geringer. So sind die drei ersten Reihen
wohl getrennt von der Linie L. Die Bergreihen sind von
einer Art von Thal durchschnitten, das parallel der Axe
der x fortläuft und zu seiner Ordinate y die Brechbarkeit
von F-^G besitzt. Mit Ausnahme der Minima, die dort vor-
kommen, wo die Reihen von diesem Thal durchschnitten
werden, laufen die Rücken sehr gleichförmig fort und die
Bergreihen senken sich nur sehr allmälig.
Die Form der Fläche, welche die innere Dispersion einer
schwefelsauren Chininlösung ausdrückt, kann von der Be-
schreibung dieses Mediums abgenommen werden. Die
Fläche ähnelt einem ansteigenden Lande, das nicht von
merkwürdigen Bergreihen oderThälern durchschnitten wird.
Fig. 4 Taf. 1. ist eine rohe Darstellung der inneren Dis-
persion bei einer Lösung von Blattgrün. Die in der Figur
angegebenen Curven mufs man sich um die Linien, auf
welchen sie stehen, um 90° gedreht denken; dann reprä-
sentiren sie Durchschnitte der schon beschriebenen Fläche
16*
244
durch senkrechte Ebenen, parallel der Axe der x. OL ist
eine gerade Linie, die den Winkel xOg halbirt. Die Fi-
gur bezweckt nnr dem Leser, der sich eine klare Vorstel-
lung von der allgemeinen Natur der Erscheinung machen
will, zu Hülfe zu kommen, und macht wegen des Details
keinen Anspruch. Ich habe nicht versucht, die verschiede-
nen Maxima und Minima in der Intensität des rothen dis-
pergirten Lichtbfindels darzustellen. Will man in solcher
Figur, wenn angenommenermafsen homogenes Licht auf das
Medium einfällt, den Ort des falsch •dispergirten Bündels
angeben, so ziehe man nur eine gerade Linie, parallel der
Axe der x, durch den Punkt in' der Axe der y, welcher
der Brechbarkeit des einfallenden Lichts entspricht; er ist
da, wo diese Linie die Gerade OL schneidet; welche den
Winkel xOy halbirt
Von der Ursache der Klarheit der Flüssigkeiten, ob geach-
tet sie eine reichliche innere Dispersion zeigen mögen.
86. Es ist schon bemerkt worden, dafc, obgleich Was-
ser, welches eine Wasserfarbe in Schwebung enthalt, eine
bewundernswürdige Nachahmung einer sehr empfindlichen
Flüssigkeit ist, wenn letztere durch dispersive Reflexion
allein betrachtet wird, doch beide Flüssigkeiten ein ganz
verschiedenes Ansehen haben, wenn man sie im durchge-
lassenen Lichte beschaut. Die Ursache dieser Verschieden-
heit ergiebt sich ziemlich einfach. Das Licht der inneren
Dispersion geht von jeder Portion der unter dem Einflufs
des thätigen Lichtes stehenden Flüssigkeit aus, und schein-
bar in allen Richtungen gleich. Ich habe nicht versucht,
experimentell zu bestimmen, ob die Intensität in allen Rich-
tungen genau dieselbe sey. Der Versuch würde sehr schwie-
rig seyn, besonders für Richtungen, die mit der des thä-
tigen Lichtes nahe zusammenfallen, weil dabei das Licht,
welches wirklich von innerer Dispersion herrührt, sich ver-
mischen würde mit dem Schein, der immer in der Nähe
eines Lichts von blendender Helligkeit angetroffen wird.
Ich habe indefs nichts beobachtet, was mich vermuthen
245
lassen könnte, dafs die Intensität des Licbts in verschie-
deneu Richtungen ungleich sey. Die Resultate der Beob-
achtung lassen sich aufserordentlich gut ausdrücken, wenn
man sagt, die Flüssigkeit oder das starre Mediuni sey selbst,
leuchtend, so lange es unter dem Einflufs des thätigeii
Lichtes steht.
Betrachtet man einen hellen Gegenstand, z. B. den Him-
mel oder eine Kerzenflamme, durch eine sehr empfindliche
Flüssigkeit, so ist demgemäfs das regelmässig durchgelas-
sene Licht begleitet von etwas Seitenlicht, welches von
innerer Dispersion herrührt. Das letztere ist jedoch, indem
es von den influencirten Theilchen in allen Richtungen
gleichmäfsig ausgeht, zu schwach im Gegensatz zu dem
regelmäfsig durchgegangenen Licht, als dafs es einen merk-
lichen Eindruck auf das Auge machen könnte. Wenn aber
eine an sich empfindliche Flüssigkeit eine grofse Anzahl
starrer Theilchen von endlicher Gröfse schwebend enthält,
so wird das von solchen Theilchen reflectirte Licht ver-
stärkt in Richtungen, die nahe mit der des einfallenden
Lichts zusammenfallen, durch eine grofse Menge von dif-
frangirtem Licht, so dafs der durch eine solche Flüssig-
keit betrachtete Gegenstand umringt ist von einer Art von
nebligem Schein, welcher der Flüssigkeit ein milchiges An-
sehen verleiht;
Getränkte (washed) Papiere.
87. In einem Aufsatz »Ueber die Wirkung der Strah-
len des Sonnenspectrums auf vegetabilische Farben« er-
wähnt Sir John Herschel als einer von ihm an dem
mit Kurkumaetinktur getränkten (washed) Papier beobach-
teten Eigenthümlichkeit, dafs es, wenn man ein reines Spec-
trum auf dasselbe fallen lasse, am violetten Ende viel wei-
ter erleuchtet werde als weifses Papier 1). Sir John schrieb
diese Erscheinung einer Eigenthümlichkeit des Reflexions-
vermögens zu, und betrachtete sie als einen Beweis von der
Sichtbarkeit der ultra -violetten Strahlen. Die Farbe der
1 ) Philosoph, Transact. /. 1842, p. 194.
246
Verlängerung des Spectruras war gelblich grtiu. Sir John
scheint zweifelhaft gewesen zu seyn, ob die gelbgrüne
Farbe einer Mischung der wahren Farbe der ultra -violet-
ten Strahlen mit dem von diffusem Licht herrührenden
Gelb des Papiers zugeschrieben werden müsse oder der
wirklichen Farbe der ultra -violetten Strahlen, die in die-
ser Voraussetzung unrichtig »lavendelblau« genannt wer-
den würden.
88. Nachdem die Thatsache der Brechbarkeitsverände-
rung des Lichts festgestellt worden, kann wenig Zweifel
darüber seyn, dafs nicht die wahre Ursache der Verlän-
gerung des Spectrums auf dem mit Kurkumäpapier gefärb-
ten Papier sehr verschieden ist von der von Sir John ver-
umtheten, dafs sie von einer Brechbarkeitsveränderung des
einfallenden Lichtes herrühre, die das Medium in starrem
Zustande bewirkt hat. Kurkumätinktur ist, wie schon er-
wähnt, eit^e Flüssigkeit, welche die Eigenschaft der inneren
Dispersion in hohem Maafse besitzt. Die eben erwähnte
Beobachtung Sir John Herschel's war es, die mich ver-
anlagte, diese Flüssigkeit zu untersuchen. Es ist jedoch
durchaus nicht wesentlich, dafs eine empfindliche Substanz
im Zustande der Lösung oder eines transparenten Soli-
dums da sey, um die von ihr bewirkte Brechbarkeitsver-
änderung durch eilten directen Versuch zu erweisen, ob-
wohl natürlich die Beobachtungsweise verändert werden
umfs.
89. Ein Stück Papier wurde zubereitet, indem man etwas
Kurkumätinktur darauf tröpfelte und dann trocknen lief*.
Der tief mit Kurkuma gefärbte Theil war hier dicht neben
dem weifs gebliebenen, und somit hatte man den Contrast
der Wirkungen auf beide Theile* Das Sonnenlicht wurde
durch einen senkrechten Schlitz horizontal in ein dunkles
Zimmer reflectirt, und das Papier wie gewöhnlich in ein
reines Spectrum gestellt. Auf dem gefärbten Theil sah man
die festen Linien mit der äufsersten Leichtigkeit bis jen-
seits der Linie H und zwar auf einem gelblichen Grund.
Ueberdiefs waren die Farben in dem ganzen stärker brech-
247
baren Theil des Spectruins gänzlich verändert. Vom roihen
Ende au bis etwa zur Linie F war keine wesentliche Far-
benveränderung vorhanden; allein etwas weiterhin kam
eine sehr wahrnehmbare röthliche Farbe zum Vorschein,
die bei F£G ganz entschieden war und sich -daselbst
mischte mit der eignen Farbe dieses Theils des Spectrums.
Bei etwa G}H wurde die Farbe gelblich. Die Wirklich-
keit einer Brechbarkeitsveränderung liefe sich leicht nach-
weisen, wenn man das auf dem Schirm befindliche Spec-
trum durch ein vor das Auge gehaltenes Prisma brach.
Geschab die Refraetion in einer der festen Linien parallelen
Ebene, so wurden diese durch das ganze Spectrum hin deut-
lich gesehen. Geschah sie aber in einer dagegen winkel-
rechten Ebene, so waren die festen Linien wohl in dem
weniger brechbaren Theil des Spectrums und bis F hin
deutlich sichtbar, aber in dem übrigen Spectrum waren
sie mehr oder weniger verwaschen und selbst ganz aus*
gelöscht, )e nach ihrer ursprünglichen Stärke, dem Bre-
chungswinkel und Di6persionsvermögen des Prismas und
dessen Abstand vom Papier. Mit einem Prisma von klei-
nem Winkel waren die Ränder der breiten Streifen H pris-
matisch gefärbt.
90. Die Brechbarkeitsveränderung ergab sich ferner
durch folgende Beobachtung. Das Papier wurde in ein
reines Spectrum gelegt, solchergestalt, dafs die Gränze der
gefärbten und ungefärbten Portion das Spectrum der Länge
nach durchlief, ein und dieselbe feste Linie also zum Theil
auf der gefärbten, zum Theil auf der ungefärbten gesehen
wurde. Bei Betrachtung des Ganzen durch ein Prisma
von mäfsigem Winkel, welches vor dem Auge so gehalten
wurde, dafs die Brechung des Systems in winkelrechter
Richtung gegen die festen Linien geschah, erblickte man
die Linie F ununterbrochen und G verschoben, indem das
auf dem gelben Theil des Papiers gebildete Stück ein gutes
Theil weniger gebrochen war als das auf dem weifsen Theil
erzeugte. Das letztere freilich verlängerte sich schwach in
den gelben Theil des Papiers, so dafs G an dieser Stelle
248
doppelt erschien; allein das bei weitem intensivere der bei-
den Bilder war weniger gebrochen ab das auf dem wei-
ften Papier gebildete. Die ganze Erscheinung war von
der Art, dafs sie stark den Verdacht einer Täuschung er-
regte, wie wenn eine andere auf dem gelben Theil des
Papiers gebildete Gruppe von festen Linien mit G ver-
wechselt worden wäre, obgleich gewife kein Grund vor-
handen war, warum eine solche Gruppe nicht ihr Gegen-
stück auf dem weifsen Theil gehabt haben sollte. Um je-
doch allen Zweifel zu beseitigen, brach ich das System in
Richtung der festen Linien, und drehte dann das Prisma
um die Augaxe durch 90°, so dafs die Brechungsebene
wie zuvor zu liegen kam. Zuerst wurden natürlich die
beiden Stücke der Linie G in einer und derselben geraden
Linie gesehen ; und die vollkommene Continuität, aus wel-
cher diese Linie, beim Drehen des Prismas, in die vorhin
gesehene Erscheinung überging, hinterliefs über die Wirk-
lichkeit der Verschiebung nicht den leisesten Zweifel.
91. Die Ursache der ganzen Erscheinung ist klar genug-
Das von dem beleuchteten Theil des gelben Papiers her-
kommende Licht bestand in der Nähe von G aus zwei Por-
tionen; zunächst aus indigfarbenem Licht, welches auf ge-
wöhnliche Weise zerstreut (scattered*) worden, dann, in
gröfserer Portion, aus heterogenem Licht, welches eine
mittlere und zwar ansehnlich geringere Brechbarkeit als G
besafs, und aus homogenem Licht von höherer Brechbarkeit
entstanden war. Die Abwesenheit der ersten Portion ver-
anlafste die schwache Verlängerung des stärker gebroche-
nen Theilß der Linie G; die Abwesenheit der zweiten bat
zu dem weniger gebrochenen Theil Anlafs.
92. Die breiten Streifen E wurden zwar schwach, aber
ganz deutlich auf dem weifsen Papier gesehen. Bei seit-
licher Brechung derselben durch ein vor dem Auge gehal-
tenes Prisma von mäfsigem Winkel, wurden sie verworren
und prismatisch gefärbt. Die verwaschenen Bilder dieser
Streifen, auf dem weifsen und gelben Papier, waren bei-
nahe continuirlich. Daraus geht hervor, dafs die Sichtbar-
249
keit der Streifen H auf dem weifsen Papier von einer
Brechbarkeitsveränderung herrührte, welche jene Substanz
in dem violetten Lichte von äufserster Brechbarkeit bewirkt
hatte.
93. Aehnlicbe Wirkungen, wie sie das mit Kuvkumä-
tinktur gefärbte Papier hervorbringt, giebt auch das Kur-
kumäpulver und selbst die blofs durchgebrochene Wurzel.
Ungeachtet der Rauheit der Bruchflächen sind die Streifen
H und die festen Linien weithin mit der äufsersten Leich-
tigkeit ztf sehen.
94. Viel besser fassen sich diese Erscheinungen beob-
achten, wenn man den Schlitz mit einem tief blauen Glase
bedeckt, da dieses den hellen Theil des Spectrums ganz
absorbirt, dagegen die violetten und unsichtbaren Strahlen,
welche bei diesen Erscheinungen hauptsächlich wirksam
sind, frei hindurchläfst. Auf -diese Weise kann man feste
Linien auf gewöhnlichem weifsen Papiere weit über H
hinaus wahrnehmen. Auch ohne den Gebrauch des blauen
Glases lassen sich diese Linien sehen, wenn man die hellen
Farben neben dem Band des Papiers vorbeigehen läfst und
blofs das äufserste Violett und die unsichtbaren Strahlen
auffängt
95. Da Papier, mit Kurkuma gefärbt, die Empfindlich-
keit dieser Substanz so gut gezeigt hatte, so wurde ich
dadurch veranlagst viele andere gefärbte Papiere zu unter-
suchen, und zwar Papiere, die mit den meisten der schon
in Untersuchung genommenen Flüssigkeiten gefärbt waren.
Fast immer fand ich , dafs die empfindlichen Substanzen
empfindliche Papiere lieferten, die eine Brechbarkeitsver»
änderung von gleichem Charakter wie die Lösungen zeig-
ten. Aufser dem Kurkumäpapier waren die beiden merk-
würdigsten Papiere eins, gefärbt mit einer ziemlich starken
Lösung von schwefelsaurem Chinin, und eins gefärbt mit
dem Auszug von Stechapfelsamen (Datura Stramonium).
Ich mufs hier bemerken, dafs ich erst lange Zeit nach An-
stellung dieser Versuche mit der hohen Empfindlichkeit
eines Absuds von Bofskastanienrinde bekannt wurde. Das
der
letztere md emem ytimtu. Das Caaninpapter zeigte die
Dispersion nickt so früh im SpcUium ab das Kurki
violettem Strahle» and anf tarne Strecke watet*«; allein
das Cbininpapier war daduich dem andern überlegen,
es die festen Linien tob iufserster Brahbarkcst zeigte.
Beim Kurkumapapier war die Gruppe m klar genug, allein
beim Cbininpapier habe kh einige feste Linien der Gmppc
p gesehen. Das Stnunoninmpapier ist im Ganzen, glaube
ich, rüekskbtÜcb der Fülle des dispergirten Lichts dem Cbi-
ninpapier überlegen, scheint ihm aber im Entfalten der festen
Linien von innerster Brecobarkett kaum gleich zn koannen.
Es ist indefs wahrscheinlich, daft ein mit einer l<ftsnng des
empfindlichen Stoff» im Znstand der Reinheit getarntes
Papier dem Cbininpapier in dieser Hinsicht ganz gleich
gekommen seyn würde.
96. Ein gefärbtes Papier ist für den Gebranch etwas
bequemer als eine Lösung, allein es zogt, wie zn erwarten,
die festen Linien nicht ganz mit so vieler Zartheit; auch
läfet sich mit ihm das Spectram nicht ganz so gut bis zu
den änfsersten Grunzen verfolgen wie mit der Lösung.
97. Die Empfindlichkeit des frischen Blattgrüns liefs
sich durch ein damit gefärbtes Papier auf diese Weise
nicht dartbun; allein die Empfindlichkeit der Substanz, die
sich aus schwarzem Thee, von dem der braune Farbstoff
durch heifses Wasser entfernt worden, mit Alkohol aus-
stehen läfst, zeigt sich deutlich durch die Röthe, welche
sie in dem stark brechbaren Theil des Spectrums hervor-
bringt.
98. Papier, gefärbt mit einer Guajaklösung, scheint
eine Ausnahme von der allgemeinen Regel zu machen;
allein darüber darf man sich nicht wundern, da ein auf
diese Weise zubereitetes Papier im Lichte grün wird, und
es halt schwer, diese Verfärbung ganz zu verhüten. Dafs
<ier flüssige Zustaud nicht wesentlich ist für die Entfaltung
251
der Empfindlichkeit dieser Substanz, zeigt sich iodefe deut-
lich durch den hoben Grad von Empfindlichkeit des starren
Guajaks. Man sieht dabei die Streifen H auf grünlichem
Grund, Die Dispersion eines schön blauen Lichts unter
dem Einflufs von Strahlen noch höherer Brecbbarkeit zeigte
das starre Guajak kaum, wenn überhaupt.
99» Schellack, gemeines Harz, Leim, sind sämintKch
höchst empfindlich. Der Grund, auf welchem die festen
Linien in der Nähe von IT gesehen werden, ist beim Schel-
lack braun, beim Harz und Leim grünlich. Die Empfind-
lichkeit des Leims rührt offenbar nicht von Gallerte her,
denn Hausenhlase ist fast, wenn nicht ganz, unempfindlich.
Diefs sind nur ein Paar Beispiele von Empfindlichkeit;
ich werde weiter keine anführen, bis ich eine bessere Beob-
achtungsmetbode beschrieben haben werde« Ich will für
Jetzt blofs bemerken, dafs verschiedene gefärbte Papiere
in dem Zeigen der festen Linien um und Jenseits H dem
Kurkumäpapier nicht sehr nachstehen.
Effect der Brechung eines schmalen Spectrunis in lotli-
reohter Ebene.
100. In der zuletzt beschriebenen Vorrichtung, wo
ein kurzer (short) Schlitz gebraucht ward, war das mit
dem gefärbten Papier oder sonst einer Substanz aufgefan-
gene Spectrum natürlich schmal, so dafs die auf dem Pa-
pier gebildeten Linien nur kurz waren und für blofse
Punkte genommen werden konnten. Wenn man durch
ein Prisma so auf dieses Spectrum sah, dafs es in eiuer
lothrechten Ebene gebrochen wurde, so war der Effect sehr
auffallend. Gesetzt, das Roth liege zur Linken und die
zu brechenden Strahlen gehen aufwärts, so dafs nach dem
Beobachter hin das Bild herabwärts geworfen werde. Das
ursprüngliche Spectrum auf dem Schirm wird durch das
vor dem Auge gehaltene Prisma in zwei von einander di-
vergirende Spectra zerlegt. Das erste derselben läuft von
der Linken zur Rechten schief herab und enthält die na-
türlichen Farben des Spectrums vom Roth bis zum Violett.
252
Es besteht aus Liebt, welches von der Substanz, die das
primäre Spectrom aufgefangen hat, in gewöhnlicher Weise
zerstreut (scattered) worden ist, und die Ursache seiner
Schiefe ist einleuchtend. Das zweite Spectrum ist hori-
zontal, d. b. es nähert sich der Gestalt eines langen Recht-
ecks, dessen längere Seiten horizontal liegen. Natürlich
wäre es theoretisch möglich die lothrechten Säten zu den
längeren zu machen, allein wenn der Apparat die zur Be-
quemlichkeit des Beobachteiis nöthige Einrichtung hat, sind
die horizontalen Seiten viel länger als die verticalen. Bei
diesem zweiten Spectrum laufen die Farben kori&onted,
d. h. die Linien gleicher Farbe liegen horizontal. Die
den festen Linien entsprechenden Unterbrechungen des pri-
mären Spectrums, welche fast auf Punkte reducirt waren,
sind nun verlängert, so dafs man in diesem seltsam gebil-
deten Spectrum die hauptsächlichsten festen Linien des
Sonnen -Spectrums quer durch die Farben laufen siebt.
101. Es wird zweckmäfsig seyn, für das zweite der
eben genannten Spectra einen Namen zu haben. Da der
Ausdruck seeundäres Spectrum bereits für eine ganz andere
Sache gebraucht worden ist, so will ich es derivirtes Spec-
trum nennen. Das erste der divergirenden Spectra soll
primitives Spectrum heifsen, während das ursprüngliche,
noch nicht durch das vor dem Auge gehaltene Prisma zer-
legte Spectrum, der Unterscheidung wegen, primäres ge-
nannt seyn mag, wie es bereits geschehen ist.
102. Uebereinstimmend mit dem in §. 80 ausgespro-
chenen Gesetz fand sich, dafs das derivirte Spectrum immer
an einer und derselben Seite des primitiven liegt, und zwar
weniger gebrochen ist
103. Die Lebhaftigkeit des derivirten Spectrums, seine
Ausdehnung in verticaler wie in horizontaler Richtung, die
Farben, aus denen es hauptsächlich besteht, die Vertheilung
seiner Helligkeit in horizontaler Richtung, Alles .hängt ab
von der Natur der Substanz, die das primäre Spectrum
auffängt. Als allgemeine Regel läfst sich angeben, dafs
es von der Nähe des hellsten Theils des primitiven Spec-
253
i
trums ausgeht und sich von da bis zu einer guten Strecke
jenseits des äufsersten Violetts ausdehnt, dafs mit einer
gegebenen Substanz seine Farbe ziemlich gleichförmig ist,
und es sich beim Uebergange von einem Yerticalschnitt
zu einem andern nicht sehr verändert. Zuweilen bleibt das
derivirte Spectrum sehr hell bis zu seiner Vereinigung mit
dem primitiven, oder wenigstens bis es ihm so nahe kommt,
dafs der höhere Glanz des primitiven Spectrums alle Beob-
achtung am derivirten hindert; zuweilen bleibt es bis zu
einem bedeutenden Abstände vom primitiven Spectrum
matt, und dann entsteht, gegenüber einem sehr brechbaren
Theil des primitiven Spectrums, eine starke Helligkeit im
derivirten, die' für eine Strecke anhält; und darauf allmälig
verschwindet. Viele der in diesem Paragraph erwähnten Re-
sultate lassen »ich besser durch eine etwas andere Methode
beobachten, welche kurz beschrieben werden soll.
104. Wie bereits angegeben, sieht man die Streifen H
deutlich auf weifsem Papier, der bei Versuchen über das
Spectrum gewöhnlich angewandten Substanz, allein nur in
Folge einer Veränderung in der Brechbarkeit der 8 ufs er-
sten violetten Strahlen. Die nämlichen Streifen haben auch
Andere bei ihren Versuchen auf Papier gesehen, aber die
Sichtbarkeit derselben nicht auf ihre wahre Ursache zurück-
geführt. Bei der in §. 100 beschriebenen Methode und
noch besser bei einer noch nicht auseinander gesetzten
Methode, kann man sehen, dafs die von weifsem Papier
bewirkte Brechbarkeitsveränderung keineswegs auf die
äufsersten violetten und die noch stärker brechbaren Strah-
len beschränkt ist, sondern dafs sie sich von etwa der
Mitte des Spectrums bis zu einem guten Abstand jenseits
des äufsersten Violetts erstreckt. Der Abstand, bis zu wel-
cbem mittelst des in gewöhnlicher Weise zerstreuten (scat-
tered) Lichts die Beleuchtung verfolgt werden kann, läfst
sich bei Untersuchung des primitiven Spectrums wahrneh-
men. Bei dem auf weifsem Papier und anderen weifsen
Substanzen gebildeten Spectrum war ich nicht im Stande,
die Beleuchtung bis über den Rand des breiten Streifens H
254
zu verfolgen, was mit dem Beleuchtungsverniögen des fto-
faereten Violetts, wenn -man es direct mit dem Auge auf-
fängt, sehr gut übereinstimmt
BeJeucbtungavernögen der Strahle» tob hober Brech-
barkeit.
105. Die Verlängerung des auf Kurkumäpapier ge-
sehenen Spectrums wurde von Sir John Herschel für
einen Beweis der Sichtbarkeit der ultra -violetten Strahlen
ausgegeben, oder vielmehr für eine Bestätigung anderer
Versuche, die ihm zu demselben Schlufs geleitet hatten.
Natürlich mufs jetzt der Versuch mit Kurkumäpapier als
bedeutungslos für den Gegenstand angesehen werden, allein
aus der Art, in welcher Sir John von demselben spricht,
gebt hervor, dafs er die anderen Versuche für nicht so
entscheidend hielt, um einer solchen Bestätigung entbehren
zu können. Der Versuch mit dem verzerrten Spectrum
mufs in der That jetzt aufser Acht gelassen werden, weit
dabei, wie mich Sir John Herschel belehrt hat, das
Licht nur auf einen Schirm geworfen ward. Demgemäfs
kann die Frage über die Sichtbarkeit dieser Strahlen als
noch offen für fernere Untersuchungen betrachtet werden.
«Bei Beschäftigung mit einigen der in §. 89 beschriebe-
nen Versuchen hatte ich Gelegenheit in einem recht dunk-
len Zimmer ein reines Spectrum in Luft zu bilden, wobei
der das Sonnenlicht einlassende Schlitz mit einem tief
blauen Glase bedeckt war, so dafs selbst hier keine grofse
Lichtmenge eintrat. Nun erhellt, dafs wenn überhaupt die
ultra - violetten Strahlen sichtbar sind, sie es jetzt bei
directer Auffangung mit dem Auge seyn mufsten; denn
das blaue Glas war so durchgänglich für diese Strahlen,
dafs die festen Linien weit über H hinaus mit Leichtigkeit
gesehen wurden, selbst auf Substanzen, wie Papier, die in
der Empfindtichkeitsscale unten stehen; und die Länge des
Spectruins von B nach H betrug etwa fünf Vierteltoll, so
dafs, wenn man die Pupille dem reinen Spectrum nahe
hielt und die äufsersten violetten Strahlen eintreten liefs,
255
nicht allein die vom blauen Glase durchgelassenen Sauer-
sten rothen Strahlen, sondern auch die helleren Theile
der durchgelassenen blauen und violetten Strahlen ganz
ausseits fielen. Hielt man jedoch das Auge einige Zoll
vor dem reinen Spectrum, so dafs man die festen Linien
deutlich sah, so waren in der That die Streifen H mit
grofser Leichtigkeit wahrzunehmen: allein ich war nicht
im Stande, jenseits des Endes der Gruppe /, d. h. am
Ende der Fraunhofer'scben Abbildung, feste Linien zu
erblicken. Jedoch mögen die Augen verschiedener Per-
sonen in der Erregbarkeit durch stark brechbare Strahlen
verschieden seyn. Ich inufs bekennen, dafs in Richtung
der Prismen ein guter Theil blaues Licht gesehen ward,
welche» an den Oberflächen der Prismen und Linsen zer-
streut worden war. Dieses Licht, obgleich keineswegs
blendend, war jedoch hinreichend, das Auge am Sehen un-
gemein schwacher Gegenstände zu hindern, wenu sie auch
wohl feegränzt seyn mochten. Aus Mangel an einem He-
liostat unternahm ich keinen Versuch zur vollkommneren
Isolirung der ultra -violetten Strahlen ').
Es scheint mir indefs von geringer Wichtigkeit, so weit
es mit anderen physikalischen Fragen zusammenhängt, zu
wissen, ob das Beleuchtungsvermögen dieser Strahlen ab-
solut Null sey oder blofs ungemein schwach. Gewifs ist,
dafs wenn es auch nicht absolut Null ist, es doch wenig-
stens in sehr grofsem Mifsverhältnifs zu dem Effect steht,
welchen diese Strahlen bei den in dieser Abhandlung be
handelten Erscheinungen hervorbringen , und in der That
ist diefs selbst für die violetten Strahlen wahr. Mit Be-
leuchtungsvermögen meine ich natürlich das Vermögen, eine
Lichtempfindung hervorzubringen, wenn sie direct vom
Auge aufgenommen werden; denn dadurch, dafs sie zw
Licht von niederer Brechbarkeit Anlafs geben, sind sie im
Stande die Gegenstände, auf welche sie fallen, stark zu
beleuchten.
1 ) Siehe Note B.
256
Kiiie saeciell auf opake Kffrper anwendbare Beobacb-
tuagsmethode.
106. In einige» der bereits beschriebenen Versuche
wurde gezeigt, dafs gefärbte Papiere und .starre Körper
eine Brechbarkeitsveränderung hervorbringen können. Es
giebt jedoch eine Beobachtungsuiethöde, die der dabei an-
gewandten weit vorzuziehen ist und in einigen Fällen selbst
mit Yortheil zur Untersuchung durchsichtiger Körper an-
gewandt werden kann. Bei- dem in §. 100 beschriebenen
Versuch war das primitive Spectrum rein, allein das deri-
virte unrein, wegen der endlichen Länge des Schlitzes-
Wäre der Schlitz auf einen Punkt reducirt worden, so
würde freilich das derivirte Spectrum eben so rein wie
das primitive gewesen seyn, allein die Lichtmenge wäre
so klein geworden, dafs das primäre Spectrum schwerlich
eine prismatische Zerlegung ertragen hätte. Es ist im Gan-
zen gut, ein Paar empfindliche opake Substanzen in einem
sehr reinen Spectrum zu untersuchen, weil dann das Auf-
treten fester Linien» welche im derivirten Spectrum die Far-
ben quer durchlaufen, selbst den leisesten Zweifel an der
Wirklichkeit der Brechbarkeitsveränderung des einfallen-
den Lichts entfernt. Sonst besteht der theoretische Vor-
theil, das primitive Spectrum rein zu haben, nur darin,
dafs es uns hoffen läfst, jede sehr rasche Schwankung in
der Farbe oder Intensität des dispergirten Lichts zu ent-
decken. Natürlich spreche ich nur von den Versuchen, wo
das Spectrum zur Untersuchung einer Substanz angewandt
wird, nicht umgekehrt die Substanz zur Untersuchung des
Spectrums. Practisch genommen habe ich indefs keinen
Vortheil in dieser Beziehung gefunden, denn plötzliche
oder fast plötzliche Veränderungen in der Farbe oder In-
tensität des dispergirten Lichts kommen schwerlich, wenn
Überhaupt vor, ausgenommen, wenn das thätige und das
dispergirte Licht gleiche Brechbarkeit besitzen. Allein solche
Veränderungen lassen sich selbst mit einem reinen primi-
tiven Spectrum nicht beobachten, weil an der Stelle, wo
sie vorkommen das primitive und das derivirte Spectrum
ein-
257
einander übergreifen; und ausserdem würde die Lebhaftig-
keit des primitiven Spectrums alle genaue Beobachtung des
deriyirten verhindern. Freilich wurden bei dem Chloro-
phyll oder einigen seiner Modifikationen Intensitätsverän-
derungen von anscheinend nahe derselben Natur beobachtet,
wenn -das active und das dispergirte Licht an Brechbarkeit
weit verschieden waren. Allein es ist schwer, wenn nicht
unmöglich, die Empfindlichkeit dieser Substanz an einem
damit gefärbten Papier oder am grünen Laube zu beobach-
ten, ausgenommen nach einer noch zu beschreibenden Me-
thode, so dafs sich nicht erwarten läfst, solche Schwankun-
gen würden ausgemittelt werden. Aufserdem ist daran zu
erinnern, dafs die Schwankungen, welche bei Chlorophyll -
Lösungen beobachtet wurden, Schwankungen in dem Ver-
hältnifs der Erzeugung des dispergirten Lichts waren, nicht
Schwankungen in der totalen Summe des dispergirten
Lichts, welches, während das thätige Licht erschöpft war,
hervorgebracht ward. Schwankungen der ersten Art schlie-
fsen keineswegs die der letzten Art ein; und in der That der
Umstand, dafs Maxima der Thätigkeit in der Lösung Minimis
der Durchsichtigkeit entsprechen, scheint zu zeigen, dafs
die Gesammtmenge des dispergirten Lichts, betrachtet als
Function der Brechbarkeit des thätigen Lichts, nicht diesen
Schwankungen unterworfen ist oder wenigstens nichts Aehn-
lichem von gleichem Betrage. Nun raufs die Gesammtmenge
des rotten Lichts, welches von grünem Laube oder von
einem mit Chlorophyll -Lösung gefärbten Papier dispergirt
wird, abhängen zugleich von der Empfindlichkeit und der
Durchsichtigkeit dieser Substanz, und daher ist es wahr-
scheinlich, dafs solche Maxima und Minima nicht beobachtet
werden würden, selbst wenn das dispergirte Licht viel stär-
ker wäre als es ist.
107. Gesetzt nun der Schlitz, durch welchen das Licht
eintritt, werde, statt in verticaler, in horizontaler Lage an-
gebracht, so dafs er in der Refractionsebene liege. Ent-
sprechend einem Licht von gegebener Brechbarkeit wird
das Bild des Schlitzes, welches nach der Brechung durch
Poggcnd. Ann. Ergänzungsbd. IV, 17
258
die Prismen' und die Linse entsteht, nun ein schmales Pa-
rallelogramm seyn, welches man als eine horizontale Linie
betrachten kann. Die Reihe dieser Linien, die einander
in horizontaler Richtung folg«! und also übergreifen,
bilden das Spectrum, welches auf den zu untersuchenden
Körper einfällt. Dieses Spectrum ist nun nicht mehr ganz
rein, sondern blofs annähernd rein, was jedoch, wie wir
sehen, von keiner grofsen Redeutung ist. Allein durch
dieses unbedeutende Opfer sind zwei grofse Vortheile er-
reicht. Zunächst eine Verstärkung der Helligkeit. Wenn
der Schlitz vertical ist, nimmt das von dem Körper aufge-
fangene Spectrum ein Rechteck ein, welches die Länge des
Bildes vom Schlitze zur Breite hat; wenn es aber horizon-
tal ist, ist dieselbe oder sehr nahe dieselbe Lichtmenge
concentrirt in ein Rechteck, dessen Länge der früheren
gleich ist (die Länge des Bildes vom Schlitz vernachlässigt
im Vergleich zur Länge des Spectrums), dessen Breite aber
nur so viel beträgt als die Länge des Bildes einer quer
durch den Schlitz gezogenen Linie. Folglich ist die Inten-
sität des einfallenden Lichtes erhöht in dem Verhältnis der
Breite zur Länge des Schlitzes. Der zweite Vortheil ist
die Reinheit des derivirten Spectrums, ein Punkt von vie-
lem Belange, weil manchmal die Zusammensetzung dieses
Spectrums sehr merkwürdige Eigentümlichkeiten darbietet.
Wenn der Schlitz nicht zu lang ist, ist das in Luft gebil-
dete Spectrum noch hinreichend rein, um in allgemeiner
Weise ausmitteln zu lassen, was für Brechbarkeiten die-
jenigen Portionen des einfallenden Lichtes besitzen, welche
bei der Erzeugung des dispergirten Lichts am wirksamsten
sind; und das ist fast Alles, was sich thun läfst, selbst
wenn das Spectrum sehr rein ist.
108. Die eben beschriebene Beobaehtungsmethode ist
zuletzt fast ausschliefsüch von mir zur Untersuchung opa-
ker Substanzen angewandt Da es zweckmässig seyn wird
für sie einen Namen zu haben, so werde ich sie Untersu-
chung einer Substanz in linearem Spectrum nennen. Bei
Untersuchung von Substanzen, die nur wenig empfindlich
2S9
*
sind, ist ea oft sehr vorteilhaft, den Schlitz mit einem
blauen Glase zu bedecken.
109. Fig. 5, Taf. I, giebt eine Vorstellung von dem
gewöhnlichen Aussehen des primären linearen, des primi-
tiven und des derivirten Spectrums. XY ist das primäre
Spectrum, wie es mit blofsem Auge gesehen wird, R V das
primitive und 8 T das derivirte Spectrum, in welche beide
das erstere zerlegt wird, wenn man das Prisma vor dem
Auge hält Die Richtung der Schattirung in R V soll die Zu-
sammensetzung dieses Spectrums vorstellen, welches betrach-
tet werden kann als bestehend aus einer unendlichen Zahl
von Bildern des Schlitzes in schiefer Lage, geordnet nach ih-
rer Brechbarkeit. Die Sichtung der Schattirung in 8 T ist
die der Linien gleicher Farbe und gleicher Brechbarkeit.
Natürlich repräsentirt die Figur nicht den Betrag der vertica*
len Verschiebung des primären Spectrums, wenn es durch
ein vor dem Auge gehaltenes Prisma betrachtet wird.
110. Es giebt eine andere Beobachtungsweise, welche
ich zuweilen bequem gefunden habe, wenn zu bestimmen
war, ob eine Substanz wenigstens einen niederen Grad von
Empfindlichkeit besitze. Bei dieser Methode wurde das
Sonnenlicht horizontal reflectirt und darauf erst durch eine
grofse, dann durch eine kleine Linse geleitet. Die kleine
Linse war bedeckt mit einem kleinen parallelwandigen Glas-
gefäfs, welches eine blaue Kupfer-Ammoniak-Lösung enthielt,
oder auch mit einem dunkelblauen Glase nebst einer schwa-
chen Lösung von ßalpetersaurem oder schwefelsaurem Kup-
feroxyd. Die letztere Lösung hatte den Zweck, das vom
Glase durchgelesene äufserste Roth zu absorbiren. Das
von der Linse austretende Licht wurde nun durch ein
Prisma zerlegt, entweder direct mit dem Auge aufgefangen
oder auf einen weifsen Gegenstand fallen gelassen, von
dem man sich vorher fiberzeugt hatte, dafs er die Brech-
barkeit des auf ihn fallenden Lichtes nicht verändere. Sau-
beres weifses Steingut fand ich hierzu» sehr geeignet, doch
mufs jeder Beobachter die von ihm angewandte Substanz
17*
260
vorher selber prüfen. Gebraucht mau einen Probegegen-
stand, wie weifses Steingut, so stellt man ihn in den Brenn-
punkt der Linse, und zerlegt den auf ihm gebildeten Fleck
von blauem Licht durch ein Prisma, um zu sehen, ob die
Absorption hinlänglich sey. Hält man die sichtbaren Strah-
len für hinreichend absorbirt, so bringt man den zu beob-
achtenden Körper in den Brennpunkt der Linse und betrach-
tet den auf ihm gebildeten Lichtfleck durch ein Prisma.
Das dann gesehene Spectrum wird verglichen mit dem, wel-
ches der Probegegenstand giebt. Diese Beobachtungsweise
ist etwas leichter als die des Linearspectrums und wenig-
stens eben so fein, wenn blofs zu bestimmen ist, ob eine
Substanz empfindlich sey oder nicht; allein im Ganzen ist
sie nicht so nützlich. Zuweilen kann sie bei durchschei-
nenden Körpern mit Vortheil benutzt werden.
111. Eine ungemeine blasse Lösung von salpetersau-
rem oder schwefelsaurem Kupferoxyd ist hinreichend, das
von dunkel -blauem Glase durchgelassene äufserste Roth
zu absorbiren. Diefs ist nicht der Fall mit der ammonia-
kalischen Lösung, die, erst wenn sie ziemlich tief blau ist,
das äufserste Roth absorbirt. Ihr Absorptionsvermögen ist
am gröfsten nicht für das äufserste Roth, sondern etwa
für Orange, wie man diefs beim Gebrauche eines Kerzen-
lichts sehen kann, welches an rothen Strahlen reicher ist
als Tageslicht.
112. Eine andere Beobachtungsweise, welche zuweilen
nützlich ist, besteht in der Anwendung einer grofsen Linse
und eines absorbirenden Mediums, wie in §. 110 beschrie-
ben, doch ohne Zusatz einer kleinen Linse. Die zu unter-
suchende Substanz wird in das verdichtete Bündel gebracht
und durch ein absorbirendes Medium betrachtet, welches
annähernd complementar zu dem ersteren ist. Diese Me-
thode ist besonders nützlich zur Untersuchung einer ver-
worrenen Masse verschiedenartiger Substanzen. Die klein-
sten Bruchstücke eimer empfindlichen Substanz zeigen sich
auf diese Weise.
261
Resultate erhalten mit einem Linearapeotrom.
113: Wendet man diese Methode zur Untersuchung
gewöhnlicher Gegenstände an, so findet man, dafs die Ei-
genschaft, eine Brechbarkeitsveränderung im einfallenden
Liebte hervorzubringen, aufserordentlich gemein ist. Holz
mannigfacher Art, Kork, Hörn, Knochen, Elfenbein, weifse
Muscheln, Leder, Federspulen, Federn, weifse Borsten, die
Haut der Hand, Fingernägel u. s. w. sind alle mehr oder
weniger empfindlich. Eine Liste der empfindlichen Sub-
stanzen zu entwerfen, wäre eine endlose Arbeit. Denn
selten findet man eine weifse oder hellfarbene organische
Substanz, die nicht mehr oder weniger empfindlich wäre.
Ich spreche nicht von organischen Substanzen im Zustande
chemischer Isolation, denn diese sind theils empfindlich,
theils nicht. Dafs Substanzen von dunkler Farbe sich häu-
fig unempfindlich erweisen, ist nicht anders als zu erwar-
ten, weil das dispergirte Licht nicht von der Oberfläche
reflectirt wird, sondern von allen Punkten einer Schicht
von endlicher Dicke ausgeht; und damit dispergirtes Licht
zum Vorschein komme, ist nothwendig, dafs beides, das
eindringende thätige Licht und das zurückkehrende dis-
pergirte Licht von anderer Brechbarkeit, der Absorp-
tion seitens der farbigen Substanz entgehen. Solche Sub-
stanzen bestehen gewöhnlich aus einem Gemische mannig-
facher chemischer Ingredienzien, von denen eins oder mehre
sehr wahrscheinlich empfindlich seyn können, in welchem
Fall die Substanz sich mit einer Lösung von schwefelsau-
rem Chinin vergleichen läfst, welcher Dinte beigemischt ist.
Häufig ist jedoch der färbende Stoff selber empfindlich.
114. Unter den empfindliehen Substanzen habe ich die
Haut der Hand aufgeführt, die etwas tief in der Scale steht.
Ich habe den Rücken der Hand als ein bequemes Probe-
mittel gefunden. Ist das Sonnenlicht nicht stark genug,
um das derivirte Spectrum auf der Hand mit Leichtigkeit
zu zeigen, so nutzt es wenig, das Beobachten zu versuchen.
115. Es ist überflüssig zu sagen, dafs Papiere, die mit
Kurkumätinktur oder einer Lösung von schwefelsaurem
262
Chinin getränkt sind, ihre Empfindlichkeit in merkwürdiger
Weise entfalten, wenn sie in einem Linearspectrum unter-
sucht werden. Die Empfindlichkeit des KurkumSpapiers
wird, wenn man es dem Lichte aussetzt, etwas geschwächt,
dagegen aber wesentlich verstärkt, wenn man es mit einer
Lösung von Weinsäure tränkt
116. Papier, gefärbt mit dem ätherischen Auszug von
trockner Orseille, zeigte die Empfindlichkeit dieser Sub-
stanz sehr gut. Das derivirte Spectrum bestand hauptsäch-
lich aus zwei verschiedenen Portionen, die eine Orange
mit etwas Roth enthaltend, die andere vorzüglich aus Grün
bestehend, genau wie bei dem dispergirten Lichtbündel, wel-
ches das weifse Licht, als Ganzes genommen, in der Lösung
selbst erzeugte. In der That habe ich gefunden, dafs die pris-
matische Zusammensetzung des dispergirten Lichts selbst
bequemer mittelst eines Linearspectrums bestimmt werden
konnte als mittelst des durch eine Lösung dispergirten
Bündels.
117. Die Kapseln der Datura Strammonitm sind inwen-
dig fast weifs und anscheinend gleichförmig weifs. Unter-
sucht man sie aber in einem Linearspectrum, so kommen
in den unsichtbaren Strahlen gewisse Flecke wie helle Wol-
ken zum Vorschein. Die ganze Innenseite ist empfindlich,
wie solche Substanzen es fast immer sind; allein diese Flecke,
gegen welche vermutlich die Saamen gedrückt haben, siud
es merkwürdig. Die Kapseln wurden untersucht, nachdem
sie aufzuplatzen begonnen hatten.
118. Mittelst eines Linearspectrums läfst sich die Em-
pfindlichkeit des Chlorophylls im grünen Laube entdecken.
Sie zeigt sieh in dem derivirten Spectrum durch das Auf-
treten eines schmalen rothen Streifs von merkwürdig nie-
derer Brechbarkeit. Dieselbe ist so niedrig, dafs ich die-
sen Streif fast immer getrennt fand von dem derivirten
Spectrum, welches von anderen dem Chlorophyll oder einer
seiner Modificationen etwa beigemischten empfindliche« Sub-
stanzen herrührte.
119. Blumenblätter , so weit ich sie untersuchte, hü-
263
den eine wegen ihrer Unempfiudlichkeit bemerkenswerthe
Klasse von Substanzen, indem einige ganz unempfindlich
sind, andere nur schwach empfindlich. Das hellgelbe stro-
hige Involucrum einer Species der Strohblume (ßverlastiny)
erwies sieh jedoch stark empfindlich und seine Empfind-
lichkeit entfaltete sich auch in einer alkoholischen Lösung«
Diefs Medium war empfindlich genug um eine ziemlich
reichliche dispersive Reflexion von blafs grün-gelbem Licht
zu zeigen. Seine Empfindlichkeit war mehr wie gewöhnlich
auf die Strahlen von sehr hoher Brechbarkeit beschränkt.
120. Unter den Blumenblättern sind die merkwürdig-
sten, welche ich beobachtete, die vom purpurfarbenen Kreuz«
kraut (Senecio elegaus). Diese dispergiren ein rothes Licht,
reichlicher als es sonst bei Blumenblättern vorkommt. Wird
ein Blumenblatt hinter den Schlitz gestellt und das durch-
gelassene Licht zerlegt, so zeigt es drei merkwürdige Ab*
sorptionsstreifen, sehr ähnlich denen des blauen Glases»
aber dichter zusammen, und später beginnend im Spectrum,
in dem der erste etwa an der Stelle des Orange erscheint«
Noch besser sind diese Streifen in einer Lösung des Farbe*
Stoffs in sehwachem. Alkohol zu sehen. Als dieses Medium
nach der dritten Methode mit einer Linse von kürzerer
Brennweite als gewöhnlich untersucht, und dabei von oben
herab beschaut wurde, zeigten sich die Orte der Ab&orp-
ttonsstreifen durch zahnförmige Unterbrechungen des von
Staubtheilchen reflectirten Lichtbündejs. Die Spitzen die*
ser Zähne wurden von rothem dispergirtem Licht einge-
nommen, welches in den dazwischen liegenden, von Staub-
theilchen reflectirten Licbtbündeln nicht vorkam, woraus
hervorgeht, dafo bei diesem Medium dieselbe Art von Zu*
sammenhang zwischen Absorption und Dispersion stattfin-
det, wie, nach §. 59, bei den Lösungen des Chlorophylls
und dessen Abänderungen.
121. Tang-Arten schienen alle mehr oder weniger em-
pfindlich, die meisten von ihnen stark. Alle oder fast alle,
mit Ausnahme der weiCsen, zeigten im deriwrten Spectrum
den sonderbaren rothen Streif, welcher auf Chlorophyll
264
und dessen Abänderungen deutet. Auch das durchgelassen c
Licht zeigte mehr oder weniger die von dieser Substanz
herrührenden Absorptionsstreifen, was ebenso der FaM war
bei getrockneten, mit Alkohol ausgezogenen Exemplaren.
Allein das merkwürdigste Beispiel von Empfindlichkeit bei
den Tangarten fand sich bei dem rothen Farbestoff, der in
dem rothen, orangerothen , nelkenrothen und purpurfarbe-
nen Tange enthalten ist. Nach seinen optischen Eigenschaf«
ten zu urtheilen, scheint dieser Farbestoff in allen diesen
Fällen derselbe zu seyn, nur gemischt in verschiedenen
Verhältnissen mit Chlorophyll oder einigen der Abänderun-
gen desselben, und wahrscheinlich noch mit andern Farb-
stoffen, wodurch die mannigfaltigen Farben solcher Tang-
arten entstehen. Das derivirte Spectrum solcher Tangar-
ten besteht hauptsächlich aus einem Streifen von ungewöhn-
licher Helligkeit, welcher etwas Roth, im Gefolge von
Orange und Gelb enthält. Dieser Streif verwäscht sich all-
mälig an seiner weniger brechbaren Seite, wo er durch
einen dunklen Zwischenraum getrennt wird von dem schma-
len wohlbegränzten rothen Streif von noch geringerer Brech-
barkeit, der. von Chlorophyll herrührt. An seiner stärker
brechbaren Seite ist er jedoch ungewöhnlich scharf begränzt.
122. Wenn das von solchem Tang durchgelassene
Licht prismatisch zerlegt wird, so sieht man, aufser wenig-
stens einem der vom Chlorophyll herrührenden Absorptions-
streifen, einen Streif, welcher das Gelb auslöscht, einen
zweiten, welcher das Grün vom Blau scheidet, und einen
dritten, weit weniger hervortretenden, welcher das Grün
halbirt. Das Ganze des Grün wird schneller absorbirt als
das Blau dahinter, und zuletzt bleibt allein das Roth
übrig.
123. Von gewissen Tangarten, im frischen Zustande,
läfst sich der rothe Farbestoff mit kaltem Wasser auszie-
hen; wenn aber einmal die Pflanze getrocknet ist, kann
der Farbestoff auf keine mir bekannte Weise ausgezogen
werden. Er ist anscheinend unlöslich in Alkohol und Aether,
}
286
und Wird beim Kochen zerstört. Nach lauger Zeit zieht
kaltes Wasser nur eine Spur von ihm ans.
124. Ein Stück von frisch gepflücktem rothem Tang,
mit kaltem Wasser zerdrückt, trat diesem seinen rothen
Farbestoff ab. Der Rückstand mit Alkohol behandelt, gab
fast sogleich eine durch Chlorophyll grün gefärbte Flüssig-
keit, wogegen diese Substanz aus trocknem Tang nur sehr
langsam und sparsam ausgezogen wird. Getrockneter Tang
läfst sich, wie es scheint, vergleichen mit einer innigen
Mischung von Gummi und Harz, welche von Wasser oder
von Alkohol nur sehr schwierig angegriffen werden würde.
125. Die Lösung des rothen Farbstoffs war höchst em-
pfindlich und zeigt eine reichliche dispersive Reflexion von
gelblich orangerothem Lichte. Das durchgelassene Licht
war nelkenfarben oder roth, je nach der Dicke, welche
es yon der Flüssigkeit durchgedrungen hatte. Als dieses
Licht zerlegt ward, zeigten sich dieselben drei Absorptions-
streifen, deren schon erwähnt wurde. Die Zerlegung des
Lichtes, welches von den Wedeln verschiedener rother
Tangarten durchgelassen wurde, machte es höchst wahr-
scheinlich, dafs die schwache Theilung in dem Grün dem
rothen Farbstoff angehörte; allein bis ich nicht diesen Stoff
in Lösung hatte, war ich unsicher, ob es nicht von Chlo-
rophyll herrührte, dessen Spectrum ebenfalls eine Theilung
im Grün zeigt.
126. Als diese Flüssigkeit nach Sir David Brew-
ster's Weise untersucht und das dispergirte Bündel zer-
legt wurde, fand sich das Spectrum bestehend aus einem
breiten Streifen gleich dem schon beschriebenen, welcher
im derivirten Spectrum eines Wedels von rothem Tang ge-
sehen wurde. Als die Lösung, welche zufällig sehr schwach
war, nach der dritten Methode untersucht ward, fand sich,
dafs die Dispersion hauptsächlich erzeugt ward durch ein
Stück des einfallenden Spectrums, dessen Breite etwa gleich
war- der des Zwischenraums zwischen den beiden hauptsäch-
lichen Absorptionsstreifen. Jedem dieser Streifen entsprach
«66
ein Thätigkeitsmaxiinum. Die Farbe des dispergirten Lichts
war fast gleichförmig; allein durch die dritte Beobachtung^
Methode liefs sich ein schwaches dispergirtes Roth nach-
weisen, welches erschien, ehe der Haupttheil der Dispersion
zu Stande kam. Dieses Medium liefert ein sehr gutes
Beispiel von innigem Zusammenhang zwischen Absorption
und innerer Disperston.
127. Die Farbstoffe der Vögelfedern scheinen unem-
pfindlich zu seyn; weifse Federn sind am empfindlichsten,
nächst dem die blassen, die schwarzen sind es gar nicht
Ich habe jedoch keine grofse Sammlung untersucht.
128. Bei farbigen Früchten, z. B. Johannisbeeren
u. s. w., schien der Farbstoff, in den sehr wenig Fällen,
welche ich untersuchte, ganz unempfindlich.
129. Eine Reihe von Wasserfarben war keineswegs
merkwürdig durch Empfindlichkeit, eher das Gegenth«*!.
Die unorganischen Farben scheinen ganz unempfindlich zu
seyn, ausgenommen Blei weif s, dessen Empfindlichkeit viel-
leicht von der Gestalt (size) herrührte, und weder im Cha-
rakter noch im Betrage etwas Ausgezeichnetes darbot. Eine
Wasserfarbe fand ich jedoch, Indisches Gelb genannt, die
einen ziemlich hohen Rang -unter den empfindlichen Stof-
fen einnimmt; sie ähnelt in ihrer Dispersionsweise der Kur-
kuma, kommt ihr aber in der Gröfse der Empfindlichkeit
nicht gleich. Sie soll aus urausaurem Kalk besteben, al-
lein ich weifs nicht, in wiefern sie chemisch rein ist.
130. Viele zum Färben gebrauchte Substanzen und
viele ganz gemeine gefärbte Gegenstände liefern sehr merk-
würdige Beispiele von Empfindlichkeit. Orseille, Lackmus
und Kurkuma sind bereits aufgeführt, und von der Mercu-
rialis perennis, an welcher ich eine auffallende Empfind-
lichkeit beobachtete, sagte mir neulich ein Freund, dafs
sie früher zum Farben angewandt worden *ey. Ein Stück
scharlachrothes Tuch, untersucht im Linearspectrum, gab
ein reichliches derivirtes Spectrum, welches «ehr schmal
war und hauptsächlich aus dem brechbareren Roth bestand.
Bei einem verticalen Schlitz wurden die Streifen H und
■' * 26*
die jenseits liegenden festen Linien auf einem rothen Grund
gesehen. Papier, getränkt erst mit einer Cochenille-Lösung
und dann mit Alaun-Lösung, entfaltete, bei Untersuchung
im Linearspectrum, einen ziemlich hohen Grad von Em-
pfindlichkeit, und das derivirte Spectrum bestand dabei aus
einem rothen Streif. Als Weinsäure statt der Alaun-Lösung
angewandt wurde, war die Dispersion ein gutes Thetl reich-
licher.
Gemeines rothes Zwirnband (tape) liefert ein anderes
Beispiel, wo das derivirte Spectrum sehr reichlich isty und
hauptsächlich aus einem rothen Streifen besteht. Eine rothe
Wolle, ich glaube gefärbt mit Krapp, erwies sich unge-
mein empfindlich. Das derivirte Spectrum war ziemlich
breit und seine vorwaltende Farbe war roth. Grüne Wolle,
ich weifs nicht womit gefärbt, war auch sehr enpfindlich,
gpb ein ziemlich breites derivirtes Spectrum, in welchem
das Grün die vorwaltende Farbe war. Diese Beispiele mö-
gen genügen; allein der Leser darf nicht glauben, dafs es
unter den gefärbten Substanzen die einzigen wären, bei
welchen eine Dispersion beobachtet wurde.
131. Femambukbolz, Safflor, rothes Sandelholz, Gelb-
holz und Krapp, alle gaben Lösungen,, die einen ziemlich
hohen Grad von Empfindlichkeit besafsen. Die hier ange-
führten Lösungen waren solche, wie man sie direct mit Was-
ser u. s. w. erhält. Die schön rothen Farbstoffe des Cam-
pecbebolz und Camholz scheinen unempfindlich zu seyn;
denn die frisch gemachte wäfeerige Lösung des ersteren
zeigte keine wahrnehmbare Empfindlichkeit, und die schwa-
che Empfindlichkeit, welche die ähnliche Lösung des letz-
teren zeigte, schien keine Beziehung zu dem rothen Farb-
stoff zu haben.
132. Papier, gefärbt mit einem alkoholischen Auszug
von Krapp, war in ziemlich hohem Grade empfindlich; allein
diese Empfindlichkeit ward bedeutend verstärkt, wenn es
hernach mit Alaunlösung getränkt wurde. Demgemäfs fand
ich, dafs ein Absud von Krapp mit einer Alaunlösung ei-
nen sehr hohen Grad von Empfindlichkeit zeigte und eine
268
starke dispersive Reflexion von gelbem Licht entfaltete.
In diesem Medium fing die Dispersion bei etwa der festen
Linie D an und erstreckte sich von da bis über das äufserste
Vi6lett hinaus, so dafs von den festen Linien die Gruppe n
mit grofser Leichtigkeit gesehen ward.
133. Safflor-Roth, in der Form, in welcher es unter
dem Namen Tellerroth (pink saucer) verkauft wird, erwies
sich stark empfindlich; es gab ein helles und schmales de-
rivirtes Spectrum, welches hauptsächlich aus brechbarerem
Roth bestand. Diese Substanz besafs einige andere merk-
würdige optischen Eigenschaften, welche jedoch nicht un-
mittelbar zum Gegenstande dieses Aufsatzes gehören.
134. Metalle erwiesen sich ganz unempfindlich. Ich
untersuchte Gold, Platin, Silber, Quecksilber, Kupfer, Ei-
sen, Blei, Zink und Zinn, Messing verhält sich in dieser
Beziehung wie ein einfaches Metall; ist es aber mit einem
Firnifs {lacker) überzogen, so entwickelt dieser seine eigene
Empfindlichkeit.
135. Die nicht- metallischen Elemente, Kohle, Schwe-
fel, Jod und Brom sind unempfindlich.
136. Unter den gemeinen Steinen fand ich dunklen
Feuerstein, Kalkstein, Kreide und einige andere empfind-
lich, obgleich in niederem Grade, verglichen mit organi-
schen Substanzen. Um gegen jede Verunreinigung der
Oberfläche gesichert zu seyn, brach ich die Steine durch
und untersuchte die frische Bruchfläche. Bei den erwähn-
ten Steinen kann die beobachtete Empfindlichkeit nicht
ihrem Hauptbestandtheil zugeschrieben werden, denn Quarz,
Chalcedon, Kalkspath und Carrarischer Marmor sind un-
empfindlich.
Uran- Verbindungen.
137. Gegen Ende des letzten Herbst, als die vorge-
rückte Jahreszeit nur noch wenig Gelegenheit zu Beobach-
tungen darbot, erfuhr ich von mehren Seiten, dafs das
gelbe Glas, dessen ich vorhin als in so hohem Grade mit
der Eigenschaft der innern Dispersion begabt erwähnt habe,
269
mit Uranoxyd gefärbt ist. Diefs machte es interessant, an-
dere Uranverbindungen zu untersuchen. Ich verschaffte
mir daher krystallieirtes salpetersaures Uranoxyd, und un-
tersuchte nun sowohl dieses, als einige daraus dargestellte
Verbindungen, nebst meVen uranhaltigen Mineralien nach
den bereits beschriebenen Methoden.
138. Die Krystalle des salpetersauren Uranoxyds wa-
ren nicht grofs und vollkommen genug um eine Untersu-
chung nach den auf Flüssigkeiten und klare Solida anwend-
baren Methoden zu gestatten; allein sie liefsen sich leicht
mittelst eines Linearspectrums beobachten. Sie zeigten sich in
sehr hohem Grade empfindlich, dispergirten ein grünes
Licht, welehes dieselbe sehr merkwürdige Zusammensetzung
hatte, welche schon bei dem gelben Glase beschrieben worden
ist. Als ich einen Krystall und dieses Glas in die Verlänge-
rung desselben Linearspectrums brachte, und das Ganze
durch ein Prisma betrachtete, schienen die fünf Streifen,
welche das derivirte Spectrum eines jeden der beiden Media
gab, einander zu entsprechen, was ihre Lage in dem Spec-
trum betraf. Bei starker Concentration des Lichts sah ich
überdiefs einen Streifen von grösserer Brechbarkeit in dem
Spectrum des Krystalls.
139. Einige Krystalle von salpetersaurem Uranoxyd
wurden mäfsig erhitzt, so dafs wenigstens ein guter Theil
des KrystaUwassers davon ging. Nach einiger Zeit wurde
der Rückstand opak und fast weifs. In diesem Zustand
war er empfindlicher als die Krystalle. Das dispergirte
Licht war nicht mehr* genau von derselben Farbe, sondern
mehr weifser, und das derivirte Spectrum zeigte bei der
Analyse, aufser den gewöhnlichen hellen Streifen des de-
rivirten Spectrums der Krystalle, einen blauen noch brech-
bareren Streifen. Die geschmolzene Masse zog allmälig
Feuchtigkeit aus der Luft an und veränderte ihre Farbe
in die der Krystalle; dann war der brechbarste der hellen
Streifen aus dem derivirten Spectrum verschwunden. Ob-
gleich ich diesen Streifen, wenn das einfallende Licht sehr
stark concentrirt war, selbst in den Krystallen sab, so war er
270
doch schwach im Vergleich mit den vorhfcrgenannten Strei-
fen, wogegen seine Intensität, bei der weifslkfoen Masse,
nicht sehr verschieden von der der übrigen war. Es erhellt
daraus, dafs durch die theilweise Entwässerung der Kri-
stalle sowohl die Qualität als die Quantität des dispergir-
ten Lichts geändert ward.
110. Eine Lösung von salpetersaurem Uranoxyd ist
entschieden empfindlich, obwohl nicht hinreichend um eine
grofse dispersive Reflexion zu zeigen. Bei der Zerlegung
löst sich das dispergirte Bündel in helle Streifen auf. Als
die Lösung in einem reinen Spectrum untersucht wurde,
fand sich, dafs die Dispersionsweise mit der des Kanarien-
glases übereinstimmte. Die Dispersion beginnt plötzlich,
an derselben Stelle des Spectrums, wo sie beim Glase an-
fängt, und nach einem etwas schmalen Streifen, worin
reichlich Licht dispergirt wird, fogt ein merkwürdiges Btt-
pfindlichkeitsminimum gerade wie beim Glase (§.76), wo
das dispergirte Licht fast unwahrnehmbar ist. Hierauf tritt
wieder Dispersion auf, die aber nichts Merkwürdiges zeigt.
Das Empfindlichkeitsminimum liegt bei der Lösung des Sal-
petersäuren Uranoxyds und bei dem gelben durch Uran
gefärbten Glase genau an derselben Stelle im Spectrum.
141. Gelber uranit. — Diefs Mineral zeigte sich bei
Untersuchung im Linearspectrum in äufserst hohem Grade
empfindlich. Das derivirte Spectrum bestand, wie bei dem
Glase, aus hellen Streifen mit regelmässigen Zwischenräu-
men, doeh waren hier deren sechs zu sehen, nämlich noch
einer in dem schwachen Roth am ' Ende des Spectrums,
welcher bei dem Glase nicht ermittelt werden konnte.
142. Grüner Uranit oder Chalcolit. — Nach Hrn. Pe-
Iigot ist die Formel des gelben Uranits von Autun: PO&-
Ca0.2(U2020).8HO, und der grüne Uranit weicht
von dem gelben nur darin ab, dafs der Kalk durch Kupfer-
oxyd ersetzt ist '). Dennoch erwies sich ein grüner Ura-
nit, als er im Linearspectrum untersucht ward, ganz un-
empfindlich. Das primitive Spectrum zeigte indefs ein sehr
1 ) Ann. de chim. T. K (1842) p. 46.
271
merkwürdiges System. von dunklen Streifen, welches von
der- Licht -Absorption des Minerals abhing. Bei Untersu-
chung dieser Streifen ist die vorherige prismatische Zerle-
gung des Lichts nicht allein unnöthig, sondern entschieden
nachtheilig. Es ist besser die Prismen gänzlich fortzulassen
und blofs die Linße zu gebrauchen, dabei das Mineral so
zu stellen, dafs das Bild des Schlitzes auf dasselbe mi lie-
gen kommt. Die so gebildete helle Linie betrachtet man
aus zweckmäßigem Abstände durch ein Prisma und hält
das Auge aufser der Richtung der regelmässigen Reflexion.
Die Lage eines jeden Streifens, der im Spectrum erschei-
nen mag, kann mittelst der gleichzeitig gesehenen festen
Linien bestimmt werden, oder, wenn man die letzteren
deutlicher zu sehen wünscht, so braucht man nur ein Stück
Papier am Mineral zu befestigen und so zu stellen, dafs
da* Bild des Schlitzes zum Theil auf dem Mineral, zum
Theil auf dem Papier gebildet wird. Die Art, in welcher
hierbei die Absorption des Mediums ins Spiel kommt, wird
im §.176 ausführlicher betrachtet werden«
143. Als grüner Uranit auf diese Weise untersucht
wurde, zeigte er ein sehr merkwürdiges System von dunk-
len Absorptionsstreifen. Es waren ihrer sieben oder jedeur
falls sechs vorhanden, geordnet mit all der Regelmäfsig-
keit der Interferenzstreifen. Der erste lag bei etwa 6^ F,
der zweite bei F, der mittelste von den sechs fiel etwas
kurz vor G, der dritte, vierte und fünfte lagen mit regei-
mäfsigen Zwischenräumen zwischen dem zweiten und sechs-
ten; der siebente lag etwa ebenso weit jenseits des sechs-
ten, als der sechste jenseits des fünften. Das Spectrum
war in der Gegend des siebenten Streifens so schwach, dafs
dessen Existenz ein wenig zweifelhaft blieb. Es war nicht
genug Licht daselbst vorhanden, um fernere Streifen zu
sehen.
144. Der Uranit ist von sehr blättriger Structur, wes-
halb er sonst Uranglimmer genannt wurde. Vielleicht könnte
der Leser meinen, die im letzten Paragraph beschriebenen
dunklen Streifen wären Interferenzstreifen, die ich mit Ab-
272
Sorptionsstreifen verwechselt hätte; sie wären von der Na-
tur der Newton'schen Ringe oder noch genauer denen der
vom Baron Wrede in einem Versuch gesehenen ähnlich.
Es könnte, wird man vielleicht sagen, durch eine parallel
der Vorderfläche vorhandene Spalte eine dünne Platte ab-
gesondert worden seyn, und die Interferenz der respec-
tive an der Ober- und Unterfläche dieser Platte reflectir-
ten Lichtbündel hätte dann die beobachteten Streuen er-
zeugt. Allein mannigfache Erscheinungen bei diesen Strei-
fen sind mit einer solchen Voraussetzung unvereinbar. Nach
den Kanten des Krystalls hin, wo in der That Risse da
waren, wurden auch wirklich Streifen von der Natur der
Wrede'schen beobachtet. Allein diese hatten ein ganz
anderes Ansehen als die übrigen. Die dunklen Streifen
des Interferenzsystems waren viel intensiver schwarz und
schärfer begränzt als die des anderen Systems; sie waren
auch sehr veränderlich, abhängig nämlich von der Dicke
der Platte, durch welche sie gebildet wurden, wogegen
die zum ersten System gehörenden Streifen immer diesel-
ben waren. Ueberdiefs, entsprängen diese Streifen aus
Interferenz, wäre kein Grund vorhanden, warum sie
auf Eine und zwar keineswegs die hellste Gegend des
Spectrums beschränkt seyn sollten. Um jedoch jeden Zwei-
fel hinsichtlich der Natur dieser Streifen zu entfernen,
löste ich ein Blättchen von dem Krystalle ab, stellte es,
hinter einem Schlitz, in ein durch eine Linse verdichtetes
Bündel Sonnenlicht und zerlegte das durchgegangne Licht
mittelst eines Prismas. Wären die Streifen wirklich aus
Absorption entsprungen, so hätten sie im durchgelassenen
Lichte deutlicher seyn müssen ; wären sie dagegen von der
Natur der Wrede'schen gewesen, so hätten sie schwach,
fast unwahrnehmbar seyn müssen. Das Spectrum des dis-
pergirten Lichts enthielt jedoch vier dunkle Streifen, welche
wohl begränzt und intensiv schwarz waren. Das ganze
Spectrum jenseits des Orts des nächsten Streifens war ab-
sorbirt, und das ist der Grund, weshalb nur vier Streifen
sichtbar waren.
145.
273
145. Die Absorptionsstreifen des grüneil üranits zeigen
zwar hinsichtlich ihrer Lagen eine grofce Regelmäfsigkeit,
nicht aber hinsichtlich ihrer Intensitäten. Der zweite, fünfte
und sechste schienen mir deutlicher als der erste, dritte
und vierte. Ich bin nicht sicher, ob diefs von Schwankun- j
gen im Absorptionsvermögen des Mediums oder von Schwan*
kungen in der ursprünglichen Intensität des Sonnenspec- !
trums herrühre, neige aber stark zu der ersten Ansicht.
146. Die Abstände zwischen den Absorptionsstreifen
des grünen Uranits waren nahe gleich den Abständen zwi-
schen den hellen Streifen, aus welchen das derivirte Spec-
trum beim gelben Uranit bestand. Nachdem ich beide Sy-
steme gesehen hatte, konnte ich nicht umhin die Ueber-
zeugung zu fassen, dafs, wie unzusammenhängend auch beide
Phänomene auf den ersten Blick erscheinen mögen, dennoch
ein inniger Zusammenhang zwischen ihren Ursachen vor-
handen ist. Je mehr ich die Uranverbindungen unter-
suchte, desto mehr bestärkte sich diese Ueberzeugung
bei mir.
147. Der gelbe Uranit zeigt ein System von Absorp-
tionsstreifen ähnlich dem beim grünen Uranit. Salpeter-
saures Uranoxyd zeigt auch ein ähnliches System. In einer
Lösung habe ich sieben dieser Streifen in regelmäfsigen
Zwischenräumen gesehen. Der erste Absorptionsstreif coin-
cidirte mit F, der fünfte beinahe mit G. Die Absorptions-
streifen sind auch zu sehen, wenn man das durch die Kry-
stalle gegangene Licht zerlegt. Die folgende Anordnung
zeigt auf einem Blick die Absorptionsstreifen und die Strei-
fen herrührend von dem Licht, welches seine Brechbarkeit
geändert hat.
148. Sonnenlicht wurde durch einen Spiegel horizontal
reflectirt und durch eine grofse Linse verdichtet. Dann
wurde es durch ein Gefäfs mit parallelen Wänden geleitet,
welches eine mäfsig starke ammoniakalische Lösung eines
Kupfersalzes enthielt. Die Stärke der Lösung und die
Weglänge des Lichtes darin waren so, dafs neben dem
Blau und Violett ein wenig Grün durchgeben konnte. Dann
Poggeod. Ann. Ergänzungsbd. IV. *"
274
wurde ein Kry stall von Salpetersäuren! Uranoxyd vor einem
engen Schlitz befestigt und, gegen das einfallende Licht
gewandt, in das blaue Bündel gebracht, nach dem es durch
die Lösung gegangen war. Das von dem Krystall durch
den Schlitz ausgehende Licht wurde nun von hinten be-
trachtet und durch ein Prisma zerlegt. Es zeigte sich ein
höchst merkwürdiges Spectrum, bestehend von einem Ende
zum andern aus nichts als Streifen in regelmäfsigen Ab*
ständen. Der Abstand zwischen zwei aufeinander folgende
Streifen schien vom Roth zum Violett allmälig zu wachsen,
gerade wie es bei Interferenzstreifen der Fall ist. Obgleich
dieser Zwischenraum sich von einem Ende des Spectrums
zum andern stetig zu ändern schien, so zerfiel doch das
ganze Streifensystem in zwei besondere Systeme, verschie-
den im Ansehen und sehr verschieden in der Natur. Der'
weniger brechbare Theil des Spectrums, wo ohne (only for)
den Krystall nichts als Dunkelheit gewesen wäre, war
erfüllt mit schmalen hellen Streifen, herrühreud von dem
Licht, welches seine Brechbarkeit geändert hatte. Diese
Streifen waren viel schmäler als die dunklen Intervalle
zwischen ihnen, aber sie waren nicht blofse Linien, welche
Licht von bestimmter Brechbarkeit enthielten. Der stärker
brechbare Theil des Spectrums war eingenommen von einem
System von Absorptionsstreifen. Der Abstand zwischen
dem stärkst brechbaren hellen Streifen und dem wenigst
brechbaren dunklen Absorptionsstreifen schien sehr wenig
gröfser als ein Streifen -Intervall, so t'afs, wäre ein Streifen
von jeder Art mehr da gewesen, der wenigst brechbare
Absorptionsstreif dicht über dem stärkst brechbaren hellen
Streifen gelegen haben würde. Mit starkem Licht glaube
ich noch einen Streifen dieser Art gesehen zu haben.
149. Pechblende. — Diefs Mineral erwiefs sich ganz
unempfindlich und zeigte nichts Merkwürdiges.
150. Uranoxydhydrat — Krystallisirtes salpetersaures
Uranoxyd wurde bis nahe zur Rothgluth erhitzt, wodurch
das Meiste der Säure ausgetrieben werden mufste. Der
Rückstand, von dunkel ziegelrother Farbe, bestand ohne
275
Zweifel hauptsächlich aus wasserfreiem Oxyd. Er war ganz
unempfindlich. Um alles anzersetzte Nitrat zu entfernen,
wurde er mit Wasser gekocht, wobei das Nitrat sich löste
und das Oxyd als Hydrat zurückblieb. Diefs Hydrat, ge-
waschen und in der Temperatur der Luft getrocknet, war
von äufserst schön gelber Farbe, und stellte vermutlich
das in den chemischen Lehrbüchern beschriebene Hydrat
U2Os-|-2HO dar. Es war leidlich empfindlich, für eine
unorganische Substanz sogar ungemein empfindlich, obwohl
viel weniger als das salpetersaure Uranoxyd, der gelbe
Uranit und das Kanarrenglas. Das derivirte Spectrum be-
stand wie zuvor aus gesonderten hellen Streifen. Eine
kleine Portion des Pulvers wurde mit Wasser auf Fliefs-
papier gestrichen und über Feuer getrocknet. Das so auf
Papier erhaltene Pulver war matter als das frühere, neigte
etwas mehr ins Orange, obgleich seine Farbe nicht viel
dunkler war als die des früherea Hydrats. Seiner Farbe
und den Umständen seiner Bildung nach, war es wahr-
scheinlich das andere Hydrat U? Od+ HO. Es zeigte sich
bei Untersuchung ganz unempfindlich.
151. Essigsaures Uranoxyd. — Dieses Salz, bereitet
durch Auflösung des gelben Oxydhydrats in Essigsäure,
ist ungemein empfindlich, etwa so sehr als das salpeter-
saure. Das derivirte Spectrum bestand aus sechs Streifen
in regelmäfsigen Abständen. Es schien mir, dafs die letzten
fünf von diesen respective etwas brechbarer waren, als
die letzten fünf beim salpetersauren Salz; beim essigsauren
Salz war noch ein sechster Streifen im schwachen Roth
sichtbar, was beim salpetersauren gewöhnlich nicht der
Fall war. Jedoch bedarf diese Beobachtung noch einer
Wiederholung unter günstigen Umständen.
152. Salpetersaures und essigsaures Uranoxyd, gelber
Uranit und Kanarienglas sind insgesammt so empfindlich,
dafs sich das primäre Spectrum aus einiger Entfernung mit
einem Prisma untersuchen läfst. Bei den ersten drei Mediis
sind die hellen Streifen schmal, viel schmäler als die dunk-
18*
276
len Räume dazwischen. Bei dem Glase schienen sie viel
breiter als bei den übrigen Substanzen zu seyn.
153. Oxalsaures Uranoxyd. — Dieses Salz, bereitet,
nach Hrn. Peligot's Weise, durch Zusetzen einer Lösung
von Oxalsäure zur Lösung des salpetersauren Urans, Wa-
schen und Trocknen des Niederschlags, — war empfindlich,
aber nur in geringem Grade. Das derivirte Spectrum er-
trug indefs eine hinlängliche prismatische Zerlegung um
drei bis vier helle Streifen zu zeigen* Zur Untersuchung
der Absorption des Salzes wurde etwas davon gepulvert, auf
Glas mit Zusatz von Wasser ausgestrichen, und getrocknet.
Die Schicht wurde dann auf verschiedene Weise untersucht.
Das Salz zeigte drei sehr intensive Absorptionsstreifen in
dem 6tark brechbaren Theil des Spectrums« Die Lage dieser
Streifen fand sich durch Messung: F 0,31 ß, F0,5S&
F 0,85 G.
154. Phosphorsaures Uranoxyd. — Dieses, bereitet
durch Fällung einer Lösung von salpetersaurem Uranoxyd
mit einer Lösung von gewöhnlichem phosphorsaurem Natron,
war empfindlich, obgleich nicht in hohem Grade. Es war
ein Beträchtliches empfindlicher als das Oxalat, doch glaube
ich nicht so empfindlich wie das Oxydhydrat. Das deri-
virte Spectrum bestand wie gewöhnlich aus hellen Streifen ').
155. Uransaures Kali, bereitet durch Eintröpfeln einer
Lösung von salpetersaurem Uranoxyd in eine Lösung von
ätzendem Kali, einhaltend damit lange bevor das Alkali
neutralisirt war. Das Salz erwies sich unempfindlich, so-
wohl im ursprünglichen Zustand, als Gallerte, wie auf ver-
schiedenen Stufen der Trocknung.
156. Uransaurer Kalk, bereitet in ähnlicher Weise mit
Kalkwasser. Dieses Salz, welches nach dem Trocknen eine
schöne Orangenfarbe hatte, erwies sich, wie das vorherge-
hende, als unempfindlich. Es schien interessant diese bei-
den Salze zu untersuchen, weil das erstere zwei Elemente
(Sauerstoff ungerechnet) mit dem Kanarienglase gemein-
sam enthält, und das letztere zwei Elemente gemeinsam arit
1 ) Siehe Note C
277
dem Uranit. Und doch sind die Sake unempfindlich, während
die beiden anderen Media so merkwürdig empfindlich sind.
157. Lösungen mittelst kohlensaurer Alkalien. — Es
ist den Chemikern bekannt, dafs Lösungen von kohlen-
sauren Alkalien in einer Lösung von salpetersaurem Uran*
oxyd gelbe Niederschläge hervorbringen, die sich in einem
Ueberschufs des Fällmittels wieder auflösen. Die so mit
kohlensaurem Kali oder Natron erhaltene Flüssigkeit, welche
ziemlich gelb ist, erwies sich ganz Unempfindlich. Sie zeigte
jedoch vier jener sonderbaren Absorptionsstreifen, die für
die Uranoxydsalze so charakteristisch sind. Von diesen
lag der dritte etwas kurz vor ß, und dessen brechbarerer
Rand colncidirte nahe mit dieser festen Linie; der erste
und zweite lagen zwischen F und 6, und der Abstand des
ersten jenseits F war etwas gröfser als das Intervall zwi-
schen zwei aufeinander folgenden Streifen. Der vierte,
welcher jenseits G lag, war schwächer als die übrigen.
Der zweite und dritte waren die deutlichsten der Reihe.
158. Die dem Uranoxyd eigenen Absorptionsstreifen
liefern ein leichtes Mittel, diese Substanz in einer Lösung
zu entdecken. Zu diesem Zweck sind die im vorhergeben-
den Paragraph erwäbuten Lösungen dem Nitrat vorzuziehen,
denn sie erzeugen viel stärkere Streifen, wenn nur eine
geringe M%nge Uran zugegen ist. Die Absorptionsstreifen
des salpetersauren Urans sind übrigens, wie sich erwarten
liefs, auch bei Gegenwart einer grofsen Menge von sal-
petersaurem Kupferoxyd sichtbar ').
Optische Proben auf Uran bei Lötbrohr -Versuchen.
159» Wenn eine Perle von mikrokosmischen Salz mit
Uranoxyd geschmolzen, und auf den höchsten Oxydations-
grad gebracht wird, so ist sie im durchgelassenen Lichte
gelb. Eine solche Perle ist höchst empfindlich, eben so
stark wie Kanarienglas. Wenn das Licht seitwärts auf sie
einfällt, und hinter ihr ein schwarzes Tuch oder ein dunkler
Gegenstand gehalten wird, so zeigt sie deutlich die aus der
1) Siehe Noie D
278
innern Dispersion entspringende geüt*e Farbe. Im Sonnen-
licht gehörig untersucht, tritt ihre Empfindlichkeit sogleich
hervor, und wenn mau das dispergirte Licht duiteh ein
Prisma untersucht, löst es sich in helle Streifen auf. Eine
der bequemsten Weisen, solche kleine Gegenstände zu un-
tersuchen, besteht darin, dafs man das Licht horizontal
durch eine grofse Linse reflectirt, mittelst absorbirender
Medien alle Strahlen bis auf die sehr stark brechbaren ab-
sorbirt, den Gegenstand in das verdichtete Bündel legt
und durch ein Prisma betrachtet. Auf Uran angewandt ist
diese Probe so empfindlich, dafs ich einst die beim Uran
sich zeigende Erscheinung sah, als ich eine durch Chrom
grün gefärbte und in der äufsern Flamme geschmolzene
Perle untersuchte. Es ergab sich nämlich, dafs sie wirk-
lich eine Spur von Uran enthielt.
160. Das Grün, welches das mikrokosmische Salz durch
Uran in der Reductionsflamme annimmt, hat eine sehr eigen-
tümliche Zusammensetzung, mittelst welcher die Gegenwart
des Urans sogleich entdeckt werden kann. Zu dem Ende
reicht es hin, die Perle vor einem dunklen Gegenstand zu
halten und das von ihr erzeugte umgekehrte Bild einer
Kerzenflamme durch ein Prisma zu beschauen. Die Beob-
achtung ist sehr einfach und erfordert nur wenige Sekun-
den. Das Spectrum zeigt am rothen Ende ein€n isolirten
Streifen, welchem ein sehr intensiv dunkler Absorptions-
streif folgt. Ein ähnlicher, obwohl nicht ganz so intensiv
dunkler Streif kommt im Grün vor; jenseits des Grüns ist
gewöhnlich nur wenig Licht zu sehen. Sowie die Absorp-
tion fortschreitet, verbreitet sich der erste dunkle Streif
über den ganzen Raum von dem Roth bis zum Grün, und
das Spectrum ^besteht aus einem isolirten rothen Streifen
und einem in zwei getheilten grünen. In seiner Absorp-
tionsweise hat das Medium grofse Aehnlichkeit mit dem
Chlorophyll. Das Grün beim Kupfer oder beim Chrom
zeigt bei Betrachtung durch ein Prisma nichts Merkwür-
diges und kann nicht verwechselt werden mit dem Grün
beim Uranoxydul. Bei letzterem treten die Absorptions-
279
streifen dicht eher vollständig hervor, als bis die Perle
kalt ist.
14H. Das Uran giebt dieselben Wirkungen mit Borax
wie mit mikrokrosmischem Salz, docb sind sie weniger deut-
lich oder mindestens weniger leicht hervorzubringen*
162. Wenn das in einer Perle von mikrokosmischem
Salz enthaltene Uran vollständig oxydirt ist, und man er-
hitzt die Perle sanft, so dafs sie eben selbst leuchtend wird,
so ist das von ihr au6ge$andte Licht nicht roth, wie mei-
stens bei den schwach erhitzten Substanzen, sondern grün
oder grünlich weifs.
163. Lösungen von Uranoxydul haben eine sehr merk-
würdige Wirkung auf das Spectrum, die mehr oder we-
niger der einer durch Uran grün gefärbten Perle des rai-
krokosmischen Salzes ähnlich ist. Natürlich kann die Ab-
Sorption weit besser bei einer Lösung als bei einer Perle
beobachtet werden. Ich habe in solchen Lösungen mehre
Absorptionsstreifen beobachtet, doch bisher zu wenige
Fälle untersucht, als dafs ich darüber in Detail eingehen
könnte. Aufserdem gehören die vom Üranoxydul hervor-
gebrachten Absorptionsstreifen nicht eigentlich zu meinem
Gegenstand, da die Verbindungen dieses Oxyduls, so weit
ich sie untersucht habe, unempfindlich sind.
Krscheinungen bei sehr empfindlichen Medien in einem
Bündel, von dem die sichtbaren Strahlen fast ausge-
schlossen sind.
164. Wird ein dickes (large) Bündel Sonnenlicht ho-
rizontal in ein dunkles Zimmer reflectirt und durch ein
im Fensterladen angebrachtes absorbireudes Medium von
solcher Natur geleitet, dafs es nur die schwach leuchtenden
Strahlen von hoher Brechbarkeit und die unsichtbaren
Strahlen durchläfst, so haben verschiedene empfindliche
Media, die man in dieses Bündel bringt, ein sehr seltsames
und unnatürliches Ansehen, weil sie wegen der eigenthüm-
lichen Milde (softness) des dispergirten Lichtes und wegen
der Abwesenheit eines starken, von den Convexitäten re-
280
flectirten Lichts, gleichsam-telbst leuchtend erschürfen. Unter
die zu diesem Versuch besonders geeigneten Substanzen ge-
hören : ein Absud yon Rofskastanienrinde oder Steehapfel-
samen, eine Lösung von schwefelsaurem Chinin, ein Absud
von Krapp mit einer Alaunlösung, und, vor Allem, das Ka-
Barieuglas. Das Ansehen eines gelben Uranits änderte sich
bei dieser Beobachtungsweise sehr sonderbar« Im Tages-
licht hatte das Mineral dieselbe Farbe, wie der Stein, worin
es eingewachsen war; allein in einem Lichtbündel wie der
eben erwShnte, war es stark leuchtend, während der Stein
dunkel blieb.
Natürliche Krystalle.
165. Von natürlichen Krystallen habe ich bisher nur
eine kleine Anzahl untersucht Denn lange Zeit beschäf-
tigte ich mich fast dusschliefslich mit pflanzlichen Substan-
zen, da die mineralischen nichts zu versprechen schienen.
Ich fand jedoch eine innere Dispersion bei gewissen Apa-
titen, Arragoniten, Chrysoberyllen, Cyaniten und Topasen.
Bei allen diesen Krystallen schien indefs die innere Dis-
persion, wie beim Flufsspath, von einer zufoHig und in
kleiner Menge vorhandenen Substanz herzurühren; so dafs
bis jetzt der gelbe Uranit der einzige natürliche Krystall
ist, bei dessen wesentlichen Bestandteilen die Eigenschaft
der innern Dispersion angetroffen wurde.
166. Unter den eben erwähnten Mineralen war der
Apatit das Empfindlichste, obwohl er dem gelben Uranit
weit nachstand. Dafs die Empfindlichkeit nicht vom phos-
pborsauren Kalk herrührte, ging deutlich daraus hervor,
dafs sie einem farblosen Exemplare fehlte, und dafs sie an ver-
schiedenen Stellen eines und desselben empfindlichen Exem-
plars sehr ungleich stark war. Mit Ausnahme des eben er-,
wähnten farblosen, waren alle untersuchten Apatite vou
grünlicher Farbe und zugleich empfindlich. Das disper-
girte Licht, hatte eine Orangenfarbe, war aber nicht ho-
mogen orange. Bei einem Exemplar bestand es aus drei
hellen Streifen mit regelmäfsigen Zwischenräumen. Die
Art, wie bei diesem Krystall die Empfindlichkeit mit der
281
Brechbarkeit der einfallenden Strahlen zusammenhing, war
sehr eigentümlich. Beim Arragonit fand sich die Disper-
sion in den durchsichtigen Krystallen; die durchscheinen-
den erwiesen sich unempfindlich. Das dispergirte Licht
war von bräunlich weifser Farbe. An einem und demsel-
ben Krystall walten einige Stellen unempfindlich und an-
dere mehr oder weniger empfindlich. Die Theile von glei-
cher Empfindlichkeit lagen in parallelen Schichten, wie diefs
schon beim Flufsspath von Sir David Brewster ange-
geben worden ist. Bei einem Exemplar, welches zum Zei-
gen der konischen Refraction zurecht geschnitten worden,
lagen die Schichten an einigen Stellen winkelrecht gegen
die Ebene der optischen Axen, und an anderen Stellen
parallel der die Axen halbirendcn Linie und neigten gegen
die Axen -Ebene unter solchem Winkel, dafs die beiden
Richtungen der Schichten den beiden gewöhnlichsten Sei-
tenflächen parallel seyn mufsten. Ein anderes Exemplar
zeigte Schichten parallel einer schiefen Endfläche. Die
Schichten entspringen offenbar, wie schon Sir David
Brewster beim Flufsspath bemerkt hat, von einer bei
der Kristallisation aufgenommenen Substanz. Daher lie-
fern sie gleichsam eine Geschichte des Wachsthütns der
Krystalle. Bei einem Zwillingskrystall von Flufsspath zeig,
ten die Schichten durch ihre Richtung in demjenigen Theil
der Masse, welcher den geometrischen Formen beider Kry-
stalle gemein war, zu welch einem der Krystalle sie wirk-
lich gehörten. Im Flufsspath, wenigstens in den von mir
untersuchten Exemplaren, sind die Schichten parallel den
Seiten des Würfels, und dasselbe hat Sir David Brew-
ster beobachtet.
Im Chrysoberyll, Cyanit und Topas war das disper-
girte Licht roth oder rÖthKch, und so veränderlich, dafs
es sich nicht den wesentlichen Bestandtheilen der Kry-
stalle zuschreiben liefs. In diesen Fällen war die Empfind-
lichkeit nur schwach ; beim Cyanit zeigte sich in der That
nur eine Spur von Dispersion, wenn er in sehr concen-
trirtem Lichte untersucht ward.
282
Gefitbte Sl&ser.
167. Aufser dem Kanarienglase habe ich die gewöhn-
lichen farbigen Gläser, sowie auch das Goldglas, unter-
sucht, aber darunter nur ein einziges gefunden, bei wel-
chem die Empfindlichkeit einen Zusammenhang mit dem
Farbstoff zu haben schien. Die blasseren Gläser schienen
eine schwache innere Dispersion zu haben, weil die Farbe
nicht intensiv genug war, um die Dispersion, welche ein
gemeines farbloses Glas gezeigt haben würde, zu ver-
stecken.
168. Eine Ausnahme machte das blafsb raune Glas, desseu
schon bei meinem ersten Versuch erwähnt wurde. Diefs
Glas dispergirte unter dem Einflüsse stark brechbarer Strah-
len ein rothes Licht, Die Farbe des Lichts war kein rei-
nes prismatisches Roth, sondern das Roth waltete blofs
vor. Eine ähnliche, anscheinend aus derselben Ursache
entspringende Dispersion beobachtete ich an den gemeinen
röthlich braunen deutschen Weinflaschen. Die Empfind-
lichkeit dieser Gläser schien von einem Schwefelkali her-
zurühren. Eine eigends damit gefärbte Perle zeigte in der
That eine Dispersion von rothem Licht wie jene Gläser.
Ueberdiefs wurden in den verworrenen Massen, die man
durch Schmelzen von schwefelsaurem Natron oder Kali
auf Kohle vor dem Löthrohr erhält, gewisse Portionen ge-
funden, die ein rothes Licht dispergirten, und zwar für
eine unorganische Substanz ziemlich reichlich. Eine ähn-
liche Dispersion wurde bei den Producten der Zusammen-
schmelzung von Schwefel und kohlensaurem Kali erhalten,
während andere Theile der verworrenen Masse eine Dis-
persion anderer Art zeigten. Es ist wohl klar, dafs unter
den' Verbindungen des Schwefels mit den Alkalien em-
pfindliche vorkommen, doch welche, habe ich nicht un-
tersucht. *
Vorsichtsraafsregeln, um wahre von falscher innerer
Dispersion zu unterscheiden.
169. In dem früheren Theile dieser Abhandlung wur-
den gewisse Proben angegeben, um wahre und falsche
283
innere Dispersion in einer Flüssigkeit zu unterscheiden.
Allein sie erfordern einige Uehung in derlei Beobachtun-
gen, um leicht unterscheiden zu können, und ein zu stren-
ges Festhaken an einer dieser Proben , bei Ausschliessung
der übrigen, könnte zu Irrthüuiern führen.
Die erste Probe beruht auf dem continuirlichen Aus*
sehen eines wahrhaft dispergirten Bündels. Zuweilen aber
giebt es starre Theilchen von solcher Feinheit und Menge
in mechanischer Schwebe, dafs diese Probe allein den
Beobachter verleiten könnte ein falsch, für ein wahrhaft
dispergirtes Bündel zu nehmen. Wenn andrerseits eine
Flüssigkeit, die an sich keine wahre oder falsche innere
Dispersion zeigt, starre Theilchen in offenbar blofs mecha-
nischer Schwebe enthält, so dürfen wir daraus nicht ohne
Weiteres schliefsen, dafs sie, als Ganzes genommen, unfähig
sey, die Brechbarkeit irgend einer auf sie einfallenden
Lichtportion zu verändern. Denn wir haben gesehen, dafs
der flüssige Zustand keineswegs wesentlich zum Auftreten
der Empfindlichkeit ist, und deshalb kann eine Flüssigkeit,
so gut wie jedes andere Mittel, als Träger einer empfind-
lichen Substanz dienen.
170. So ist das Lycopodium sehr empfindlich, wie
sich ergiebt, wenn man dasselbe in einem Linearspec-
trum untersucht. Demgemäfs fand ich auch, dafs wenn
man etwas Lycopodium in Wasser einrührt, und das Ge-
menge nach der vierten Methode untersucht, es sich em-
pfindlich erweist, obwohl das in seiner Brechbarkeit ver-
änderte Licbtbündel offenbar discontinuirlich war. Als
Indisches Gelb (Indian yellow) statt des Ljcopodium ge-
nommen ward, zeigte sich das Gemenge , bei .Untersu-
chung nach der vierten Methode, empfindlieh. Hiebei wa-
ren die schwebenden Theilchen so zart, dafs das Lichtbündel,
welches seine Brechbarkeit verändert hatte, continuirlich er-
schien, obwohl natürlich dasselbe in Wirklichkeit es nicht
war. Beim Beobachten trüber Flüssigkeiten, wie diese, ist
es fast nothwendig, absorbirende Media anzuwenden, weil
sonst die Wirkung des an deu Oberflächen der Prismen
284
und der grofsen Linse zerstreuten Lichts den Beobachter
zu ganz falschen Schlüssen verleiten könnte.
171. Die nächste Probe beruht auf der Polarisation
des falsch dispergirten Bündels. Als ich einst die Wir-
kungen von Säuren und Alkalien auf eine schwache Lö-
sung von empfindlicher Substanz untersuchte und dabei
Sonnenlicht anwandte, welches blofs durch eine kleine
Linse hin reflectirt worden war, traf ich ein Bündel an,
welches ganz wie ein falsch dispergirtes aussah, welches
sich aber, als ich es von oben durch ein doppeltbrechendes
Prisma beschaute, zu meinem Erstaunen als unpolarisirt er-
wies. Es fiel mir bald ein, dafis dieses Bündel nicht von
starren Staubtheilchen, sondern von ungemein kleinen Blas»
chen vom kohlensauren Gase herrühren müfste, die sich
auf diese Weise verriethen, obwohl sie zu klein waren,
um direct gesehen zu werden. Da das Licht bei einem
Winkel von etwa 45°, also nur sehr wenig unterhalb des
der totalen Reflexion, auf die Bläschen einfiel, so mufste
das reflectirte Licht fast ganz unpolarisirt seyn 1).
172. Wasser, welches blofs in einem Reagenzglase
gekocht worden, gab ein ähnliches Resultat. Das unpola-
risirte Bündel von falsch dispergirtem Lichte rührte in
diesem Fall von der in Lösung gewesenen Luft her. Diefs
zeigt, warum ein lang anhaltendes Sieden nothwendig ist,
um Wasser von Luft zu befreien. Nicht, dafe die Verwandt-
schaft des Wassers zur Luft so grofs wäre, um nur lang*
sam überwunden zu werden, sondern weil die, -bei hinrei-
chend gesteigerter Temperatur sogleich aus der Lösung ge-
triebene Luft noch als ungemein kleine Bäschen, deren
Endgeschwindigkeit unmerklich ist, im Zustande mechani-
scher Beimischung erhalten wird. Demgemäfs steigt die
Luft nicht eher zur Oberfläche, um daselbst zu entweichen,
als bis sich durch das zufällige Zusammentreffen dieser
Bläschen gröfsere Blasen gebildet haben.
173. Was die von der Brechbarkeitsveränderung ab-
hängige Probe auf wahre Dispersion betrifft, so ist schon
1) Siehe Note JE.
365
bemerkt worden, dafe diese Veränderung in einigen Fällen
so gering ist, dafs man bei alleiniger Anwendung dieser
Probe leicht die wahre mit der falschen Dispersion ver-
wechseln kann. Zwar sind die Falle, wo man Gefahr läuft,
in dieser Weise getäuscht zu werden, nur selten; allein
andererseits kann man beim Beobachten einer trüben Flüs-
sigkeit oder eines durchscheinenden Körpers nach der vier-
ten Methode, wenn man nicht auf seiner Hut ist, leicht
durch die Wirkung des zerstreuten (scattered) Lichtes
irregeleitet werden, und fälschlich falsche Dispersion für
wahre nehmen. Gesetzt das Medium wäre Wasser, welches
Theilchen einer unempfindlichen Wasserfarbe schwebend
enthielte, und die kleine Linse wäre etwas hinter dem An-
fange des Yioletts aufgestellt. Es würden zwei Lichtbündel
in die Linse treten, ein regelmäfsig gebrochenes Bündel von
violettem, und ein zerstreutes (scattered) von weifsem Lichte.
Von diesem würde das letztere, verglichen mit dem ersten,
unbedeutend seyn, wäre nicht die Leuchtkraft der zur Mitte
des Spectrums gehörigen Farben so sehr viel gröfser als
die des Yioletts. .Analysirte man das dispergirte Bündel
durch ein Prisma, so wurde es zerlegt in ein violettes Bündel
von bestimmter Brechbarkeit, einen darauf folgenden dunk-
len Zwischenraum und einen breiten Streifen, welcher die
Farben des helleren Theils vom Spectrum in ihrer natür-
lichen Ordnung enthielt. Diefs wird auch bei der wahren
Dispersion beständig gesehen; allein die Polarisation des
Bündels und sein Verhalten gegen absorbirende Media
würde den betrügerischen Charakter der Dispersion auf-
decken.
Von den Farben der natürlichen Körper.
174. Mit diesem Ausdruck meine ich nur diejenigen
Farben zu umfassen, auf welche er gewöhnlich angewandt
wird, nämlich die der Blätter, Blumen, Pigmente, gefärbte
Gegenstände u. s. w., als die grofse Masse der Farben,
die in unsere Betrachtung fallen. Dagegen schliefse ich
aus die Farben der Refraction (wie die des Regenbogens )
die der Diffraction (wie die der Höfe um Sonne und
Mond), die der Interferenz (wie die an den klaren Flü-
geln kleiner Fliegen wahrzunehmenden) und die die spie-
gelnde Reflexion begleitenden Farben, welche gewöhnlich
nur schwach, zuweilen aber ziemlich intensiv sind.
In einigen wenigen Fällen, z. B. beim Flufsspatb, bei
verschiedenen Uranoxydsalzen, sauren Lösungen von sau-
rem schwefelsaurem Chinin u. 8. w., werden Farben beob-
achtet, welche durch ihre Stärke Aufmerksamkeit erregen,
und einen merkwürdigen, bisher unvermutheten Ursprung
haben. Ich spreche jetzt nicht von den Farben, die durch
eine Brechbarkeitsveränderung des einfallenden Lichts ent-
stehen. In den allermeisten Fällen sind diese Farben zu
schwach, um einen merklichen Theil der ganzen Farbe, die
man wahrnimmt, auszumachen. Die Farben, welche ge-
färbte Gegenstände unter dem Einflufs sehr brechbarer
Strahlen aussenden, kommen mehr oder weniger meistens
mit denen überein, welchen sie für gewöhnlich zeigen, und
möglicherweise kann die aus der Brechbarkeit entstehende
Farbe ein wenig zu der Lebhaftigkeit der beobachteten
Farbe beitragen. Wenn der Effect indefs auch merklich
ist, bin ich doch überzeugt, ist er nur schwach; und sehr
lebhafte Farben können ohne Brechbarkeitsänderung ent-
stehen, wie beim Quecksilberjodid. Für jetzt werde ich
das Licht vernachlässigen, welches seine Brechbarkeit ver-
ändert haben mag.
175. Wenige, glaube ich, werden jetzt noch grofsen
Werth legen auf New ton 's kühner Herleitung der natür-
lichen Körperfarben von der Reflexion des Lichts au dünnen
Platten. Sir David Brewster hat gezeigt, wie aufser-
ordentlich verschieden die prismatische Zusammensetzung
des Grün der Pflanzenwelt von dem ist, was sie nach
Newton 's Theorie seyn mtifste. Gegenwärtig wird an-
genommen, die verschiedenen Farben natürlicher Körper
eeyen nur besondere Fälle von einem allgemeinen Phäno-
men, nämlich der Absorption. Am besten wird die Ab-
sorption an einem klaren, flüssigen oder starren, Körper
m
stodirt, allein sie extstirt nicht weniger bei einem Körper
von unregelmäfsiger Structur, x. B. bei gefärbtem Tuche
oder einem farbigen Pulver.
Der grüne Farbstoff der Blätter liefert ein vortreffli-
ches Beispiel von der Identität des von natürlichen Kör-
pern auf das Licht, ausgeübten Effects und der Absorption;
denn dasselbe eigenthümliche System von Absorptionsstrei-
fen, welches eine klare Lösung des Farbstoffs zeigt, kann
man direct im Blatte selbst beobachten. Doch ist es wohl
nutzlos, Gründe zur Stütze einer Theorie beizubringen,
die gegenwärtig glaube ich allgemein anerkannt wird. Mein
Zweck ist nur, die Weise zu bezeichnen, ia welcher die
von Körpern reflectirten oder vielmehr nach aufsen zer-
streuten Farben von dem Absorptionsvermögen des Farb-
stoffs abhängen, um dadurch die im §. 142 aus den daselbst
beschriebenen Beobachtungen gezogenen Schlüsse zu recht-
fertigen.
176. Es falle weifses Licht auf einen Körper von un-
regelmäßigem Gefüge im Innern, z. B. auf farbiges Pulver.
Ein Theil wird an der ersten unregelmäßigen Oberfläche
reflectirt werden, allein das Meiste wird theüs in die Theil-
chen, theils zwischen dieselben eindringen, und weitergehen.
Bei diesem Fortgang wird das Licht an den Oberflächen
der Theilchen in unregelmäfsiger Weise reflectirt, und bei
dem Durchgang durch dieselben zum Theil absorbirt. Der
Einfachheit wegen, möge das Licht senkrecht auf die all-
gemeine Oberfläche einfallen) und alles dasjenige, was mehr
als einmal reflectirt wird, vernachlässigt werden. Sey t
die Dicke einer vom Licht durchdrungenen Schicht, J die
Intensität des Lichte, oder vielmehr einer gegebenen Art
desselben in dieser Tiefe, so dafs die ganze Intensität durch
fjdfi bezeichnet werden kann, wenn p der Brecbungsindex
für eine Normalsubstanz ist. Beim Durchgang durch die
Schicht von der Dicke dt sey qdt der absorbirte und rdt
der reflectirte und nach allen Richtungen zerstreute Theil
des Lichts; dann ist
dJ=z — (q + r)Jdt.
2»
Integrirt man diese Gleichung und nimmt J0 als An-
fangswerth von J, für f =0, so kommt
J=J0e-<*+r># (a)
Der Einfachheit wegen sey angenommen, man sehe senk-
recht auf die allgemeine Oberfläche, und es gelange von
dem reflectirten und beim Durchgang durch die Schicht von
der Dicke dt zerstreuten Licht der Bruchtheil n ins Auge,
wenn nichts durch Absorption etc. verloren ginge. Dann
würde die Intensität des aus der Schicht kommenden Lichts
seyn nrJdt. Allein beim Rückgang durch die Schicht von
der Dicke t wird die Intensität in dem Verhältnifs J0 zu J
verringert. Wenn also J9 die Intensität des wirklich in
das Auge gelangenden Lichtes ist, wird
dJ=nrJ0-'J*dt=nrJ0e-1i('+r)tdt.
Nehmen wir den Körper als von hinreichender Dicke
an, um alle Farbe zu entwickeln, die er zu geben vermag,
so wird die obere Gränze von I gleich od und wir haben
177. Da die die gewöhnliche Reflexion begleitende
Farbe meist nur schwach ist, so werde ich die chromatischen
Veränderungen von r vernachläfsigen. Dagegen unterliegt
q sehr ausgedehnten und anscheinend eigensinnigen Ver-
änderungen, die von der Brecbbarkeit des Lichtes abhängen.
Man denke sich zwei Curven gezogen, deren Abscissen
proportional p sind, und deren Ordinaten bei der ersten
dem Verhältnifs J zu J0 , und bei der zweiten dem Ver-
bältnils J zu J0 proportional sind. Diese Curven dienen
zur Veranschaulichung der Zusammensetzung des Lichts,
welches von einer Schicht des Körpers, die die Dicke I
Vsitzt, durchgelassen wird, und desjenigen, welches der
Körper, in Masse gesehen, reflectirt. Es ist klar, dafs die
Maximum- und Minimum -Ordinaten in den beiden Curven
zur selben Abscisse gehören; allein sobald nicht die Dicke
I sehr klein ist, so klein, dafs sie unfähig ist, die Farbe
des Mediums durch Transmission sehen zu lassen, werden
die
289
die Maxiuia und Minima in der ersten Curve, deren Or-
dinaten wie e~qt variiren, mehr entwickelt seyn, als in
der zweiten, deren Ordinaten wie (q + r)~~l variiren.
Wenn dann das Absorptionsvermögen Schwankungen un-
terliegt, die von der Brechbarkeit des Lichtes abhängen,
so können die Absorptionsstreifen sowohl in dem zurück-
geworfenen als durcbgelas6enen Lichte zu beobachten seyn,
doch besser in dem letzteren.
178. Wenn die Natur der Substanz gegeben ist, ist
es au«h q. Ist nun die Substanz von lockerer Natur z.B.
feines Pulver von blauem Glase, so wird r bedeutend.
Folglich .wird, übereinstimmend mit dem Ausdruck (fc), die
nach aufsen zerstreute Lichtmenge bedeutend seyn, die
Farbe aber nur schwach. Benäfst man nun das Pulver, so
werden die Reflexionen an den Oberflächen der Theilchen ge-
schwächt, r wird verringert, und, wie aus (6) erhellt, nimmt
die nach aufsen zerstreute Lichtmenge ab, aber zugleich
wird die Farbe dunkler, weil die chromatischen Variationen
von J' vergröfsert sind. Ist der Körper compact und bei-
nahe homogen, so wird r klein seyn, und deshalb sehr
wenig Licht zurückkehren, mit Ausnahme des an der Vor-
derfläche regelmäfsig reflectirten. Die Farbe der kleinen
Lichtmenge, die anders als regelmässig reflectirt ist, wird
etwas reiner als zuvor seyn, insofern die chromatischen
Variationen von J' denen von q~l gleich zu werden
streben.
Von der Natur der falschen Dispersion und einigen An-
wendungen derselben.
179. Wie schon bemerkt, sieht ein falsch dispergirtes
Lichtbündel in einer Flüssigkeit mehr oder weniger fun-
kelnd aus, zum Beweise, dafs es blofs an mechanisch schwe-
benden Stäubchen seinen Ursprung nimmt. Zuweilen je-
doch ist* kein Mangel an Stetigkeit wahrnehmbar. Diefs
ist besonders der Fall, wenn zwei Flüssigkeiten mit ein-
ander gemischt sind, von denen die eine eine sehr geringe
Menge einer Substanz enthält, von welcher sich erwarten
• Poggend. Ann. Ergänzungsbd. IV. 19
290
läfst, sie werde von der andern gefällt, oder, wenn eine
etwas schleimige (viscous) Flüssigkeit lange Zeit gestanden
hat. Wenn endlich ein Theil des falsch dispergirten Lichts
ganz offenbar von Staubtheilchen herrührt, so ist diefs doth
natürlich kein sicherer Beweis, dafs nicht ein Theil einen
andern Ursprung habe und mit wahrer Dispersion zusammen-
hänge; und ebenso wenig lassen mich die theoretischen
Ansichten, die ich über die Ursache der letzteren aufge-
stellt habe, es für ganz unmöglich halten, dafs ein in der
Reflexionsebene polarisirter Strahl von gleicher Brechbar-
keit mit dem einfallenden Liebte ein nothwendiger Begleiter
der wahren Dispersion sej. Die Erfahrung widerspricht
dem aber ; denn obwohl sich neben der wahren Dispersion
stets mehr oder weniger falsche zeigt, so scheint doch die
Menge der ersteren in keiner Beziehung zu der der letz-
teren zu stehen, sondern Beziehung zu haben zu dem grö-
fseren oder geringeren Grade von Klarheit, welche wir ge-
neigt sind, der Flüssigkeit zuzuschreiben.
180. Das Phänomen der falschen Dispersion scheint
als chemisches Prüfmittel angewandt werden zu können,
um zu entscheiden, ob eine Fällung stattgefunden habe
oder nicht. Wenn man z. B. Kurkumätinktur sehr stark
mit Alkohol verdünnt und darauf mit Wasser versetzt, er-
hält man eine Flüssigkeit, die vollkommen klar zu seyn
scheint, und keine merkliche Opalescenz zeigt; allein die
reichliche falsche Dispersion, welche die Flüssigkeit bei
Untersuchung im Sonnenlicht zeigt, verräth sogleich das
Daseyn schwebender Theilchen, obwohl dieselben zu klein
sind, um einzeln gesehen zu werden, oder selbst um dem
falsch dispergirten Bündel ein discontinuirliches Ansehen
zu geben. Wenn auch eine solche Fällung, glaube ict,
nicht als Mittel zur mechanischen Trennung angewandt
werden kann , so möchte sie doch nützlich seyn , um «die
Möglichkeit einer wirklichen Scheidung unter verschiedenen
Umständen, z. B., was Concentratton der Lösungen betrifft;
etc., nachzuweisen.
181. Eins der besten, mir vorgekommenen, Beispiele
291
von falscher Dispersion, dem besten in sofern als es eine
höchst täuschende Nachahmung von wahrer Dispersion dar«
stellt, traf ich bei einem Tafelglase, welches, wie ich er-
fuhr, mit einer eben hinreichenden Menge Alkali bereitet
worden war. Dieses Glas, welches sehr schwach gelbbraun
war, wenn man längs den Kanten hindurch sah, hatte bei
geradem Hindurchsehen ein bläuliches Ansehen, sehr ähn-
lich dem eines Absudes von Rofskastanienrinde, welches so
weit mit Wasser verdünnt worden ist, dafs sich das dis-
pergirte Licht nicht mehr auf die Nachbarschaft der Ober-
fläche beschränkt. Als aber das Glas im Sonnenlicht un-
tersucht ward, zeigte die Polarisation des dispergirten Bün-
dels und die Identität seiner Brechbarkeit mit der des ein-
fallenden Lichts, dafs es blofs ein Fall von falscher Dis-
persion war. Ein anderes sehr gutes Beispiel von falscher
Dispersion liefert das Zinnchlorid, aufgelöst in einer sehr
grofsen Menge gemeinen Wassers.
182. Wenn ein horizontales Bündel von falsch disper-
girtem Licht von oben herab in lothrechter Richtung be-
trachtet und zerlegt wird, zeigt es sich hauptsächlich aus
in der Reflexionsebene' polarisirtem Lichte bestehend. Es
ist mir bei diesen Beobachtungen oft aufgefallen, dafs,
wenn das Bündel ein continuirliches Ansehen hatte, die
Polarisation weit vollkommener war, als wenn es so fun-
kelnd aussah, dafs man es sogleich für blofs an Staubtheil-
chen entstanden halten mufste. In der That schien die Po-
larisation im ersteren Fall oft vollkommen oder fast voll-
kommen. Möglich, dafs diefs zum Theil davon herrührt,
dafs, wenn eine gegebene Lichtmenge in einem gegebenen
Verhältnisse verringert ist, die Beleuchtung schwieriger
wahrgenommen wird, wenn das Licht gleichförmig ausge-
breitet ist, als wenn es auf demselben Raum in Flecke
zusammengezogen erscheint. Sey de» aber wie ihm wolle,
so zeigte sich doch wenigstens keine Tendenz zu einer
Polarisation winkelrecht gegen die Reflexionsebene, wenn
die schwebenden Theilchen feiner wurden und also das
Bündel ein mehr continuirliches Ansehen bekam.
19*
292
183. Nun scheint mir diefc Resultat ciuen nicht ent-
fernten Zusammenhang mit der Frage über die Richtung
der Schwingungen im polarisirten Licht zu haben. So
lange die Theilchen grefs sind, verglichen mit den Licht-
wellen, geschiebt die Reflexion wie an der Oberfläche eines
grofsen, in die Flüssigkeit getauchten Körpers, und es läfst
sich nach keiner Seite hin ein Schlufs ziehen. Wenn aber
der Durchmesser der Theilchen klein ist im Vergleich zur
Länge einer Lichtwelle, leuchtet ein, dafs die Schwingun-
gen im reflectirten Strahl nicht winkelrecht gegen die im
einfallenden jeyn können. Gesetzt, dafs bei den eben
beobachteten Bündeln die schwebenden Theilchen klein
waren im Vergleich zur Länge einer Lichtwelle. Die Beob-
achtung zeigte, dafs der reflectirte Strahl polarisirt war.
Nun sind alle Erscheinungen bei einem plan -polarisirten
Strahl symmetrisch in Bezug auf die Polarisationsebene.
Folglich haben wir für die Richtung der Schwingungen
im reflectirten Strahl unter zwei Richtungen zu wählen,
der des einfallenden Strahls und einer zugleich auf dem
einfallenden und dem reflectirten Strahl winkelrechten Rich-
tung. Die erstere würde nothwendig winkelrecht gegen
die Schwingungsrichtung im einfallenden Strahl seyn, und
deshalb sind wir genöthigt, die letztere zu wählen, also
anzunehmen, dafs die Schwingungen des plan -polarisirten
Lichts winkelrecht gegen die Polarisationsebene geschehen,
da die Erfahrung zeigt, dafs die Polarisationsebene des
reflectirten Strahls in der Reflexionsebene liegt. Zerlegen
wir, dieser Theorie gemäfs, die Schwingungen des einfal-
lenden Strahls in horizontale und verticale, so werden diese
Theile den beiden, respective in und winkelrecht auf der
Reflexionsebene polarisirten Strahlen entsprechen, in welche
man sich den einfallenden Strahl zerlegt denken kann, und
von diesen ist der erste? e allein im Stande einen reflectirten
Strahl, d. h. natürlich einen vertical aufwärts reflectirten,
zu liefern. Und in der That zeigt die Beobachtung, dafs
es, um das dispergirte Bündel zu vernichten, hinreichend
293
ist, statt das reflectirte Licht zu zerlegen, das einfallende
Licht winkelrecht gegen die Reflexionsebene zu polarisiren.
Nun ist es bei mehren der beobachteten Bündel wahr-
scheinlich, dafs viele der Theilchen wirklich klein waren
im Vergleich zur Länge einer Lichtwelle. Jedenfalls konn-
ten sie schwerlich ermangeln so klein zu seyn, dafs sie in
der Polarisation eine Tendenz zu dem erzeugten, was sie
•an der Gränze werden würde. Allein es wurde an der Po-
larisation keine Neigung zur Rechtwinklichkeit gegen die
Reflexionsebene beobachtet. Im GegentheiF schien eioe Ten-
denz zu eiuer vollkommneren Polarisation in der Reflexions-
ebene vorhanden zu seyn.
Durch ein gleiches Räsonnement ist Hr. B abinet im
Bezug auf die Schwingungsrichtung im polarisirten Licht
zu einem entgegengesetzten Schlufs gelangt, eich stützend
auf einen Versuch des Hrn. Arago, in welchem es schien,
dafs, wenn Licht lothrecht auf die Oberfläche von weifsem
Papier einfiel und man das reflectirte oder vielmehr zer-
streute Licht in einer die Oberfläche fast streifenden Rich-
tung betrachtete, dasselbe sich theilweise in der Ebene des
Papiers polarisirt erwies ' ). Allein die Wirkungen, welche
stattfinden, wenn Licht auf die breite unregelmäfsige Ober-
fläche eines Körpers, wie Papier, einfällt, der so durchschei-
nend ist, dafs ein grofser Theil des Lichts eintreten und
wieder herauskommen mufs, scheinen mir zu verwickelt
zu seyn, um einen Schlufs auf die Schwingungsrichtung
zu erlauben. Aufserdem gestattet das Resultat ehie leichte
Erklärung, wenn man es dem in das Papier eingedrunge-
nen und wieder herausgetretenen, wahrscheinlich durfh
Brechung polarisirtem Lichte zuschreibt.
Wirkung der Wärme auf die Empfindlichkeit des Glases etc.
184. Die Empfindlichkeit des Glases wird temporär
durch Wärme zerstört. Man kann das Glas erhitzen, indem
man es in die Flamme einer Weingeistlampe hält, da eine
1) Compt. rend. T. XXIX. p. 514.
294
Hitze dicht unter der Rothgluth hinreichend ist. Diefs gilt
selbst von dem mit Uranoxyd gefärbten Glase, welches
iusgemein höchst empfindlich ist. So wie das Glas erkaltet,
stellt sich die Empfindlichkeit wieder ein. Eine Perle von
mikrokosmischen Salze, die Uran im Zustande höchster
Oxydation enthält, ist kalt sehr empfindlieh, heife aber un-
empfindlich. Die Empfindlichkeit kehrt allmälig wieder, so
wie die Perle erkaltet Eine Lösung von salpetersaurem
Uranoxyd verliert beim Erwärmen an Empfindlichkeit, sehr
viel wenn die Temperatur den Siedpunkt erreicht. Die
empfindlichen, ihrer Natur nach noch fraglichen Verbindun-
gen, welche man durch Schmelzen von schwefelsaurem Na-
tron und Kali auf Kohle vor dem Löthrojire erhält, sind,
heifs, unempfindlich. Die wenigen pflanzlichen Lösungen,
welche ich in dieser Beziehung untersuchte, schienen ihre
Empfindlichkeit beim Erwärmen nicht zu verändern.
Wirkung von Concentrirung und Verdünnung.
185. Um die von einer aufgelösten empfindlichen Sub-
stanz hervorgebrachte Brechbarkeitsveränderung zu un-
tersuchen, ist es immer gut, die Lösung verdünnt zu neh-
men. Diefs ist jedoch keineswegs eine blofse Sache der
Convenienz, denn die Lichtmenge, welche das Medium mit
geänderter Brechbarkeit zurückzusenden vermag, wird oft
durch Erhöhung der Concentration der Lösung bedeutend
verringert. Eine Lösung, welche im cöncentrirten Zustand
keine merkliche dispersive Reflexion zeigt, entfaltet sie oft
in sehr reichlichem Maafse, wenn sie verdünnt wird. An-
dererseits kann auch natürlich die Verdünnung so weit ge-
trieben werden, dafs die eigenthümlichen Eigenschaften der
gelösten Substanz unwahrnehmbar werden. Indefs ist es
wunderbar, welch einen Grad von Verdünnung die Lösung
einer sehr empfindlichen Substanz erträgt, bevor die Em-
pfindlichkeit aufhört wahrnehmbar zu seyn.
Dafs bei hinlänglich weit getriebener Verdünnung die
Empfindlichkeit abnehmen und zuletzt ganz aufhören werde,
w|re wohl mit Zuverlässigkeit vorauszusehen. In solchen
j
29ö
Fällen geht das Licht ganz durch die Flüssigkeit lange efce
es alle die Wirkung ausgeübt hat, die es hervorzubringen
vermag. Dafs aber Concentration ein Hindernifs für das
Auftreten des Phänomens sey, würde man vielleicht nicht
erwartet haben» und verdient eine aufmerksame Betrachtung.
186. Denken wir uns eine gegebene empfindliche Sub-
stanz in Lösung, enthalten in einem Gefäfs, welches dem
«Auge eine ebene Seite zuwende und in Richtung des Se-
hens beliebig breit sey: auch möge das Lösemittel oder
wenigstens die zur Verdünnung der Lösung angewandte
Flüssigkeit an sich farblos und unempfindlich seyn. Ge-
setzt die Flüssigkeit werde beleuchtet durch Licht von ge-
gebener Intensität und gegebener Brechbarkeit, welches
durch die dem Auge zugewandte Seite eintritt, und das
Auge E sehe aus einer gegebenen Stellung auf eisen ge-
gebenen Punkt P in der näheren Oberfläche des Gefäfses.
Kurz, es sey Alles gegeben bis auf -die Concentration der
Flüssigkeit. Der Einfachheit halber betrachte man das
Auge £ als einen Punkt, und mache diesen zum Scheitel
einer unendlich dünnen Kegelfläche, welche die Linie EP
umgebe. Diese Kegelfläche heifse C, und sey c die Fläche
in der Flüssigkeit erzeugt durch gerade Linien, die mit
den gebrochenen Strahlen zusammenfallen, welche entste-
hen würden aus den einfallenden Strahlen, die mit den die
Fläche C erzeugenden Linien zusammenfallen. Diese letz-
tere Fläche können wir, wenn wir wollen, als cylindrisch
betrachten, weil wir es nur mit so viel der in ihr enthal-
tenen Flüssigkeit zu thun haben, als in einem Abstände
von P liegt, der geringer ist als der, in welchem das in
das Auge eintretende Licht vermöge der inneren Disper-
sion aufhört merklich zu seyn; und in den Fällen, auf
welche die gegenwärtige Untersuchung angewandt werden
soll, ist dieser Abstand nur klein im Vergleich zu PE. Es
sey die Flüssigkeit innerhalb c getheilt in elementare Por-
tionen durch Ebenen parallel der Oberfläche der Flüssig-
keit bei P, und in Abständen von P proportional der Con-
centration der Lösung. Offenbar wird ein Element von
296
gegebenem Range, gerechnet von P, •ine ctihstante An-
zahl empfindlicher Molecüle enthalten, und das einfallende
Licht bat, um dieses Element zu erreichen, eine solche
Dicke von dem Medium zu durchwandern, dafs eine Platte
von gleicher Dicke und gegebenem Areal eine gegebene
Anzahl empfindlicher oder absorbirender Molecüle enthält.
Dasselbe gilt von dem dispergirten Licht; welches von dem
Elemente ausgeht und in das Auge gelangt. Nun scheint
die Annahme natürlich, dafs, wenn die Concentration einer
Lösung verdoppelt, verdreifacht u. s. w. oder auf die Hälfte,
ein Drittel u. s. w. zurückgeführt wird, die absorbirte Licht-
menge dieselbe sey, sobald nur die Länge der Bahn des
Lichts auf die Hälfte, ein Drittel u. s. w. zurückgeführt,
oder verdoppelt, verdreifacht u. s. w. wird. Diefs läuft auf
dasselbe hinaus wie wenn man annimmt, jedes absorbirende
Molecil fange von dem es durchdringenden Lichte einen
gleichen Bruchtheil auf, möge auch die Flüssigkeit mehr
oder weniger verdünnt seyn. Aehnlicher weise wären wir
zu der Annahme geneigt, dafs jedes Molecül, bei Influen-
cirung durch Licht von gegebener Intensität, eine gleiche
Lichtmenge ausgebe, es möge nun einer concentrirteren
oder schwächeren Lösung angehören. Lassen wir diese
Annahmen zu, so ist klar, dafs die dispergirte Lichtmenge,
welche von dem in Betracht genommenen Elemente aus in
das Auge gelangt, unabhängig seyn wird von d$r Concen-
tration der Lösung. Ist diefs für ein Element im Einzelnen
richtig, so gilt es auch von der vereinten Wirkung aller,
und deshalb wird die von der dispersiven Reflexion ent-
wickelte Lichtmenge unabhängig seyn von der Concen-
tration der Lösung. Man sieht leicht, dafs das Resultat
nicht geändert wird, wenn man die endliche Gröfse der
Pupille in Rechnung nimmt.
187. Diefs ist nun aber keineswegs in der Erfahrung
richtig. Als ich eine sehr concentrirte Lösung von schwe-
felsaurem Chinin in einem reinen Spectrum untersuchte,
beobachtete ich eine reichliche Dispersion, die etwas unter
der festen Linie G anfing, und bis H und darüber hinaus
•97
sehr stark blieb. In der verdünnten Lösung aber, 4ßven
zperst in dieser Abhandlung erwäh&t wurde, schien, wie
maa sich erinnern wird, die Dispersion bei etwa G? H zu
beginnen. Der Grund , oder wenigstens ein Grund hier-
von ist einleuchtend, und zeigte sich niedlich durch die
Gestalt 4ßs Raums, auf welchen das dispergirte Licht be-
schränkt war. Sah man von oben herab, sah man also
diesen Raum in Protection, so schien er bei der verdüunteu
Lösung annähernd die Gestalt des Raumes zu haben, wel-
cher zwischen dem einen Zweige einer rechtwinklicheo
Hyperbel, ihrer einen Asymptote und einer der anderen.
Asymptote parallelen Linien enthalten ist, wobei die erste
Asymptote die Protection der Vorderfläche ist, tttod die
der anderen parallele Linie der Lauf der wenigst brech-
baren von den thätigen Strahlen, welche eine merkliebe
Menge dispergirten Lichts zu erzeugen im . Stande sind.
Der erleuchtete Raum, welcher unter den stärkst brechba-
ren Strahlen eine fast unmerkliche Breite hatte, wurde im-
mer breiter, bis er zuletzt als ein blauer Balken (beam) quer
durch das Gefäfs ging. Allein bei der concentrirten Flüs-
sigkeit hatte der erleuchtete Raum durchweg eine fast un-
merkliche Breite, ausgenommen dicht an seiner unteren
Gränze, d. h. der den wenigst brechbaren StraMen ent
sprechenden Gränze, wo er in einer Art von Schweif oder
plan-concaven Keil endete, welcher bis zu einem mäfsigeti
Abstand in die Flüssigkeit eindrang. Diefs ist ein Grund,
obwohl vielleicht nicht der einzige, weshalb die couoeotrirte
Flüssigkeit von G bis G i H eine reichliche Dispersion zeigte,
während die verdünnte Flüssigkeit daselbst kaum eine er-
kennen liefs. Allein in der Gegend der unsichtbaren Strah-
len jenseits des Yioletts war die Dispersion offenbar in
der verdünnten Flüssigkeit reichlicher als in der concen-
trirten. Es scheint demnach, dafs in solch einem Falle die
empfindlichen Molecüle nicht unabhängig von einander
wirken, sondern dafs die von einer gegebenen Anzahl von
Molecülen ausgesandte Lichtmenge, im Verhältnifs zu dem
verbrauchten (sichtbaren oder unsichtbaren) Licht geringer
296
ist, »ls bei einer verdünnteren Lösung. Wir dürfen a priori
erwarten, dafs, wenn eine Flüssigkeit schon mäfsig verdünnt
ist, eine weitere Verdünnung derselben keinen Unterschied
in dieser Beziehung hervorbringt. Diefs scheint sehr gilt
mit der Erfahrung übereinzustimmen. Denn wenn zwei
Flüssigkeiten, eine mäfsig verdünnte und «ne viel stärker
verdünnte, in Bezug auf die dispergirte Lichtmenge, welche
sie in einem gegebenen Theil des einfallenden Spectrum»
aussenden, mit einander vergleicht, so scheinen sie gleich
zu seyn. Ich setze dabei voraus, man mache den Vergleich
bei einem solchen Theil des einfallenden Spectrums oder
mit Lösungen von solcher Concentration, dafs das disper-
girte Licht auf einen Raum beschränkt ist, der sich nicht
weit in die Lösungen hinein erstreckt. Unter diesen Um-
ständen ist der Vergleich leicht gemacht.
188. Beim wirklichen Versuch treten Elementarpor-
tionen des Lichts aus Elementarportionen der Flüssigkeit,
die in verschiedenen Abständen von der Vorderfläche lie-
gen, zusammen ins Auge. Gehen wir indefs den Folgerun-
gen aus der sehr natürlichen Annahme nach, dafs die beim
Durchgang durch eine gegebene Flüssigkeitsschicht absor-
birte Lichtmenge, so gut wie die durch Dispersion ausge-
sandte Lichtmenge, caeteris paribus proportional sey der .
Intensität des einfallenden Lichts. Das einfallende Licht
sey hierbei als homogen angenommen, und gehöre entweder
zum sichtbaren oder unsichtbaren Theil des Spectrums. Beim
Durchgang durch die Elementarschicht von der Dicke dt
werde der Bruch theil qdt vom einfallenden Lichte absor-
birt und der Bruch theil rdt dispergirt, in solcher Richtung,
däfs er das Auge erreiche; und von der letzten Portion
werde, beim Durchgang durch die Schiebt von der Dicke
dt, der Bruchtheil sdt absorbirt, wo s, wegen der Brech-
barkeitsveränderung, von q verschieden ist. Durch eine
sehr einfache Rechnung, ähnlich der in §. 176, findet man
dann für die Intensität J' des in das Auge gelangenden
dispergirten Lichts
q-h» 9
399
wo J0 die- Intensität des einfallenden Lichts. Da eine em-
pfindliche Flüssigkeit im Allgemeinen farblos und das dis-
pergirte Licht im Allgemeinen heterogen ist, so wird s im
Allgemeinen verschieden seyn für die verschiedenen Por-
tionen, in welche das dispergirte Licht durch ein Prisma
zerlegt werden würde. Wenn indefs eine Flüssigkeit farb-
los, oder nahezu farblos ist, wie es mit einer Lösung von
«chwefelsaurem Chinin der Fall ist, so wird $ unmerklich
und dann J' einfach proportional zu rq~l. Aus den beob-
achteten, durch die Variationen in der Concentration der
Lösung entstehenden Veränderungen von J' kann man da-
her die entsprechenden Veränderungen von rq~l herleiten.
Wenn man also das Verhältnifs der von einer gegebe-
nen Anzahl thätiger Molecüie ausgesandten Lichtmenge
zu der von ihnen absorbirten durch die Ordinate eiaer
Curve vorstellt, und das Verhältnifs der Menge der ver-
dünnenden Flüssigkeit zu der Menge der gelösten empfind-
lichen Substanz durch die Abscisse derselben, so erhellt,
dafs die Curve gegen die Abscissenaxe coucav ist und eiue
dieser Axe parallele Asymptote hat
Von der Wahl eines Schirmes.
189. Wir haben gesehen, dafs weites Papier, die ge-
wöhnlich als Schirm zur Auffangung des Spectruras ange-
wandte Substanz, einen Theil des auffallenden Lichtes mit
geänderter Brechbarkeit zurückgiebt. Diefs kann in einigen
Fällen den Beobachter, der sich dessen nicht versieht, zu
falschen Schlüssen führen. Denn da die Farbe des disper-
girten Lichts von seiner Brechbarkeit abhängt, und diese
verschieden ist von der des einfallenden Lichts, so müssen
die Farben des mit weifsem Papier aufgefangenen Spec-
trums etwas verändert seyn. In Wahrheit ist die Inten-
sität des dispergirten Lichts im Vergleich zu der des zer-
streuten (scattered) so schwach , dafs, ausgenommen im
äufsersten Violett, die Veränderung ganz unmerklich ist.
Allein jenseits des äufsersten Violetts scheint das Spectrum
verlängert zu werden durch eine Art von grünlich grauer
300
Farbe, welche weder zu diesem, noch zu einem andern
Theil des wahren Spectrums gehört. Wenn man es bei
Absorptiens versuchen bequem findet, statt das Licht direct
mit dem Auge aufzufangen, ein reines Spectrum auf einem
Schirm von weifsem Papier zu bilden, und man dann das
absorbirende Mittel in die Bahu des einfallenden Lichtes
bringt, so kann das zerstreute Licht, welches irgend einen
Theil des Spectrums bildet, nicht fortgenommen oder ge-
schwächt werden, ohne nicht zugleich das dispergirte Licht,
welches von derselben Stelle des Schirmes kommt, fort-
zunehmen oder zu schwächen. Hält man aber das absor-
birende Mittel vor dem Auge, so ist seine Wirkung auf
das Spectrum zuweilen sehr verschieden von dem, was sie
seyn würde, sendete der Schirm nichts als zerstreutes Licht
zorück.
Freilich ist die vom weifsen Papier dispergirte Licht-
menge so gering, dafs dasselbe auch ferner als Schirm ohne
Gefahr einer Täuschung angewandt werden kann, sobald
man nur die Dispersion beachtet und auf seiner Hut ist.
Dennoch ist es nicht überflüssig, für das Papier nach einem
Stellvertreter zu suchen, der frei von diesem Einwurfe ist.
190. In dieser Beziehung schien mir eine Porcellan-
tafel unverwerflich zu seyn, denn sie zeigte, selbst bei
Untersuchung durch ein Linearspectrum, keine wahrnehm-
bare Empfindlichkeit. Indefs gab das durchscheinende des
Porcellans dein Spectrum ein schmutziges (blurred) Au-
sehen und die festen Linien waren nicht so gut zu sehen
wie auf dem Papier.
Dagegen ist glatt geschabte Kreide wegen ihrer Fein-
heit, Weifse und Opacität wohl geeignet, die zartesten Ge-
genstände zu zeigen. Man sieht auf ihr die feinsten festen
Linien sehr schön, entschieden besser als auf Papier. Ueber-
diefs ist ihre Empfindlichkeit, obwohl nicht durchaus Null,
doch viel geringer als die der meisten Sorten weifsen Pa-
piers. In der That vrfirde es eine unnöthige Verfeinerung
seyn, noch nach etwas Besserem zu suchen, es wäre denn,
dafs man ein Stück vou hinreichender Gröfse nicht immer
301
zur Hand hätte. Nach dein, was ich gesehen, glaube ich,
dafs gewisse weifse unorganische chemische Niederschläge
die besten Schirme abgeben, allein meine Versuche in die-
sem Gebiete sind* noch nicht ausgedehnt genug; um irgend
ein besonderes Verfahren zu empfehlen.
191. Der Beobachter kann Jedoch eine gasz andere
Absicht haben, er kann wünschen mögen das Spectrum so
weit wie möglich auszudehnen, um die zum unsichtbaren
Tbeil gehörenden festen Linien jenseits des äufsersten Vio-
letts zu sehen oder um Versuche mit den unsichtbaren
Strahlen zu machen. Für diesen Zweck würde es ange-
messen seyn, einen klaren und sehr empfindlichen starren
oder flüssigen Körper anzuwenden. Sehr gut dazu wäre
eine schwache Lösung von schwefelsaurem oder phosphor-
sauren Chiniu oder ein schwaches Absud von Rofekasta-
nienrinde (eine Lösung von reinem Aesculiu wäre ohne
Zweifel besser) oder eine alkoholische Lösung von Stech-
apfelsamen. Allein das Beste von allem wäre vielleicht
ein Stück von dem mit Uranoxjd gelb gefärbtem Glase.
Diefs würde immer bereit stehen und hinsichtlich der Em-
pfindlichkeit, wie es scheint, keiner der eben erwähnten
Lösungen nachstehen, wenigstens so weit es diejenigen
Strahlen betrifft, die durch Glas zu gehen vermögen ').
192« Macht man Versuche mit den unsichtbaren Strah-
len, so ist es gut, den aus dem hellen Theil des Spectrums
entspringenden Glanz möglichst zu entfernen, und deshalb
ist ein klarer, starrer oder flüssiger, Körper einem opaken
Schirm vorzuziehen. Wünscht man die festen Linien zu-
gleich im sichtbaren und unsichtbaren Theile des Spectrums
zu zeigen, so kann man einen Schirm anwenden, bestehend
aus Papier, das mit einer mäfsig starken Lösung von schwe-
felsaurem Chinin oder einer alkoholischen Lösung von
Stechapfelsamen getränkt ist. Kurkumäpapicr ist zum Zei-
gen der festen Linien von sehr hoher Brechbarkeit, glaube
ich, nicht so gut, doch für das ätifserste Violett und für
die Strahlen von einer guten Strecke weiter wenigstens
1) Siehe Note F.
302
eben so gut, besonders wenn es mit einer Lösung von
Weinsäure getränkt worden ist. Wahrscheinlich werden
viele anderen Säuren ebenso gut wirken. Sehr vortreff-
liche Schirme wird man vermuthlich auch erbalten, wenn
man Papier mit einer Lösung von Aesculin oder auch mit
einem Absud von Rofskastanienrinde tränkt *), oder auch
Pappe mit fein gepulvertem und mit Gummilösung ange-
riebenem gelbem Uranit tiberzieht ; doch habe ich das nicht
untersucht.
Anwendung der inneren Dispersion zum Nachweise des
Laufs der Strahlen.
193. Chininlösungen sind schon zu* diesem Zwecke
angewandt, und ein schwaches Absud von Rofskastanien-
rinde scheint entschieden besser zu seyn. Allein der Effect
wird ungeheuer erhöht, wenn man absorbirende Mittel an-
wendet, um alle zum hellen Theil des sichtbaren Spectrums
gehörigen Strahlen fortzunehmen. Ein dunkelblaues Glas
entspricht diesem Zwecke sehr gut, wenn seine Flächen
eben sind, so dafs die Regelmäfsigkeit der Brechung nicht
gestört wird. Ein durch eine etwas grofse Linse gebro-
chenes Lichtbündel, auf diese Weise dargestellt, bietet mit
seiner Brennfläche, seinem geometrischen Brennpunkt u.s.w.
einen ungemein schönen Anblick dar, weil das Licht voll-
kommen continuirlich ist, und die Beleuchtungsgrade der
verschiedenen Theile des Bündels durch die verschiedenen
Helligkeitsgrade des dispergirten Lichts mit grofser Zart-
heit dargestellt werden. Die Lösung mufs in einem Glas-
gefäfs mit ebenen Wänden enthalten, auch sehr verdünnt
seyn, weil sonst nur der nahe an der Eintrittsfläche des
Lichtes liegende Theil des Bündels gehörig abgebildet wird.
*
Anwendung der inneren Dispersion zur Bestimmung des
Absorptionsvermögens von Medien in Bezug auf die un-
sichtbaren Strahlen jenseits des Violetts, und das Re-
flexionsvermögen der Flächen in Bezug auf dieselben
Strahlen.
194. Bisher ist keine Methode bekannt gewesen, durch
welche das Absorptionsvermögen eines Mediums in Bezug
1) Siehe Note Q
303
auf diese Strahlen für Jeden einzelnen Brechbarkeitsgrad
bestimmt werden konnte, ausgenommen die, welcfre darin
besteht, dafs von einem reinen Spectrum, dessen Licht durch
die zu untersuchende Substanz gegangen ist, ein photogra-
phisches Abbild gemacht wird. Es ist tiberflüssig zu be-
merken, wie mühsam ein solcher Procefs ist, verglichen mit
der Art, die von Medien auf sichtbare Strahlen ausgeübte
Absorption zu bestimmen. Allein das Phänomen der in-
neren Dispersion versieht den Physiker, so zu sagen, mit
Augen zum Sehen der unsichtbaren Strahlen, so dafs er
das Absorptionsvermögen der Medien für diese Strahlen
sogleich beobachten kann. Zu dem Ende braucht man nur
ein reines Spectrum zu bilden, statt des Schirms einen sehr
empfindlichen, starren oder flüssigen, Körper, wie deren im
§.191 erwähnt sind, anzuwenden, und vor deiQ zu unter-
suchenden Medium zu halten oder auch mit dem Medium
den Schlitz ganz oder zum Theil zu bedecken.
195. Auf diese Weise läfst sich die von Sir John
Herschel ') bemerkte Durchsichtigkeit des mit Silberoxyd
gelbgefärbten Glases für die violetten und einige noch
stärker brechbare Strahlen auf einmal beobachten. Grüne
Gläser erwiesen sich sehr verschieden in der Art, wie sie
unsichtbare Strahlen absorbirten; einige absorbirten die'
brechbareren der auf eine verdünnte Lösung von schwe-
felsaurem Chinin wirkenden Strahlen und liefsen die we-
niger brechbaren durch; andere absorbirten die weniger
brechbaren Strahlen und liefsen die stärker brechbaren
durch; und noch andere absorbirten sie alle. Diese Strahlen
wurden absorbirt durch Lösungen von neutralem und sau-
rem chromsaurem Kali, die fast bis zur Farblosigkeit verdünnt
waren. Schwefelkohlenstoff in der Dicke eines Viertel-
zolls reichte hin, alle Strahlen jenseits Hkl zu absorMren,
so dafs ein hohles mit dieser Flüssigkeit gefülltes Prisma
nutzlos zu Versuchen über diese Strahlen seyn würde. Ich
mufs bemerken, dafs der angewandte Schwefelkohlenstoff
*
1 ) Philosoph. Transact. f. 1840 p. 39.
304
nicht durch gelösten Schwefel gehb war, sondern anschei-
nend so farblos wie Wasser.
196. Um qualitativ das Reflexionsvermögen einer Fläche
in Bezug auf unsichtbare Strahlen von einem besonderen
jßrechbarkeitsgrade zu bestimmen, würde es hinreichen, wie
gewöhnlich ein reines Spectrum zu bilden, die Strahlen,
ehe sie in den Brennpunkt einer grofsen Linse kommen,
seitwärts zu brechen, ein empfindliches Medium zu ihrer
Auffangung aufzustellen, und die Wirkung mit derjenigen
zu vergleichen, die entsteht, wenn man die Strahlen direct
auf dasselbe Medium fallen läfst.
Wirkung verschiedener Flammen.
197. Der Mangel an Sonnenlicht erwiefs sich als ein
solches Hindernifs zum Verfolge dieser Untersuchung, dafs
ich veranlafst ward, einige helle Flammen zu versuchen,
um zu sehen, ob sie jenes wohl ersetzen könnten. Ker-
zenlicht eignet sich schlecht zu diesen Versuchen. Die
Flamme einer Camphen - Lampe erwies sieb nicht besser,
eher schlechter, denn sie ist an Strahlen, die zum hellen
Theil des Spectrums gehören, so reich, dafs der Glanz des
Lichts alles Beobachten schwacher Gegenstände hindert;
und die Flamme scheint durchaus in keinem Verhältnifs
so reich an unsichtbaren Strahlen zu seyn, als sie es an
sichtbaren ist. Die auf Holz oder Holzkohle brennende
Salpeterflamme schien eine gute Wirkung zu thun, indem
sie, wenn die Verbrennung sehr lebhaft war, in einer schwa-
chen Lösung von schwefelsaurem Chinin, die in einer
Flasche ihr nahe gehalten ward, eine reichliche dispersive
Reflexion hervorbrachte. Die Farbe des dispergirten Lichts
schien nicht ganz dieselbe zu seyn, wie die im Tageslicht,
sondern einen kleinen Stich ins Violette zu haben. Indefs
setze ich kein grofses Vertrauen in das Urtheil des Auges
unter solchen Umständen. Eine noch stärkere dispersive
Reflexion wurde durch Aufblitzen von Schiefspulver er-
langt. Die Farbe sehten dabei dieselbe zu seyn, welche
man im Tageslichte sieht.
108.
305
1JM& AI* ich mit einige» dieser Versuche über helle
Flammet) beschäftigt war, überraschter es mich, zu eindecken,
dafs die so schwach leuchtend« Flamme einer Weingeist-
lauape eine so starke Wirkung giebt. Als diese Flamme
dicht an eine Flasche mit schwefelsaurer Chiuinlösung ge-
halten wurde, zeigte sich eine, sehr deutliche dispersive
Reflexion. Dasselbe war der Fall mit einigen anderen
empfindlichen Lösungen. Indefs zeigt . sich so nicht die
volle Wirkung der Flamme, weil ein. bedeutender Tbeil
der von ihr ausgesandten Strahlen ?gn dem Glase aufge-
fangen wird. Am besten beobachtet «um sie, wenn man
die Lösung in ein offenes Gefäfs, z. B. ein Weinglas oder
einen Becher giefst, die Flamme dicht darüber hält, und
das Auge in oder sehr wenig unter die Ebene der Ober-
fläche stellt. Auf diese Weise beiludet sich nichts zwi-
schen der Flamme und der Flüssigkeit, aufser einem oder
einem PaamZoll Luft, die muthmafslich nur eine unmerk-
liche Absorption ausübt; und die ebenen, der Oberfläche
parallelen Schichten, in die man sich die beleuchtete Flüs-
sigkeit getheilt denken kann, sind alle in Linien projicirt,
wodurch die Intensität des blauen Lichts wesentlich ver-
stärkt werden mtifs. Es ist ferner zu bemerken, dafs, wenn
das Auge etwas unter der Ebene der Oberfläche gehalten
wird , -in dasselbe nicht allein das direct von der blauen
Schiebt selbst kommende Licht gelangt, sondern auch das-
jenige, welches von ihrem durch totale iunere Reflexion
entstandenen Bilde herstammt. Diese Beobachtungsweise
ist schon von Sir Jobn Herschel beim Sonnenlicht an-
gewandt worden. Da sie bei diesen Untersuchungen oft
von Nutzen ist, so wird es passend sevn, einen Namen
für sie zu haben, und ich werde sie deshalb die Beobach-
tungsmethode der oberfläehlichen Protection nenuen.
. 199. Die Opacitit einer Lösung von schwefelsaurem
Chinin scheint mit der Brechbarkeit des Lichts regelmäfsig
und rasch zu wachsen. Mithin kann man die Brechbai keit
eines auf die Lösung wirkenden Lichtes beurtheilen, wenn
mau beobachtet, in welchem Grade sich die Beleuchtung
jPoggcod. Ann. Ergünzungshd. IV. ^U
306
auf die- Oberfläche der Flüssigkeit Concentrin. Zu dein
Ende ist es wesentlich, eine verdünnte Lösung anzuwen-
den, weil sonst unsichtbare Lichtstreifen von verschiedenen
Brechbarkeitsgraden einzeln ihre volle Wirkung in so dicht
zusammenliegenden Schichten ausüben, dafs man sie nicht
mehr durch die Breite der Schicht unterscheiden kann. Zu
urtheilen nach der starken Helligkeit, die eine Weingeist-
flamme selbst in einer änfserst verdünnten Lösung hervor-
bringt, so wie nach dem bedeutenden Grade der Auffan-
gung der thätigen Strahlen durch Glas, müssen nun diese
Strahlen, als Ganzes genommen, eine sehr hohe Brechbar-
keit besitzen, eine solche, dafs sie unter den brechbarsten
der in Abbildungen angegebenen festen Linien und viel-
leicht noch jenseits derselben liegen. Aus Beobachtungen
mit dem Sonnenspectrum ging deutlich hervor, dafs die
Prismen keineswegs durchsichtig waren für die Strahlen,
welche zur Gruppe p der festen Linien geboren. Und
dennoch mufsten diese Strahlen, ehe sie ihre Wirkung
thaten, zwei Mal durch die Glasplatte des Spiegels gehen
(wenn man die an der Vorderfläche reflectirten ausnimmt),
dann durch drei Prismen (obwohl möglichst dicht an den
Rändern), hierauf durch eine keineswegs sehr dünne Linse,
und endlich durch die Wand des Gefäfses, welches die
Flüssigkeit enthielt. Eine solche Reihe von Gläsern würde
die thätigen Strahlen eiuer Weingeistflamme bedeutend
schwächen, wenn nicht ganz auffangen.
200. Die Naphthaflamme giebt beinahe dieselbe Wir-
kung wie die Alkoholflamnie. Die Aetherflamme wirkt
nickt so gut; ob blofs wegen des Reichthums an sichtba-
ren, stark leuchtenden Strahlen oder a wegen verhältnifsmä-
fsiger Aruiuth an sehr brechbaren unsichtbaren Strahlen,
ist nicht leicht zu sagen« Die Wasserstoffflamme bringt
eine sehr starke Wirkung hervor. Die unsichtbaren Strah-
len, an welchen sie so reich ist, scheinen, als Ganzes ge-
nommen, sogar brechbarer zu seyn, als die einer Wein-
geistflamme. Als bei Anstellung einiger Versuche mit der
Wasserstoffflauiine, das Gas beinahe verbraucht war und
307
die Flatmae sich in Folge defs zu einem rundlichen Knopf
von nicht mehr als Erbsengröfse .verkleinert hatte, zeigte
sie dennoch eine sehr entschiedene Wirkung, wenn sie
über der Oberfläche einer Lösung von schwefelsaurem Chi-
nin gehalten wurde. Die Flamme des Schwefelkohlenstoffs
bringt bei den meisten Substanzen eine viel stärkere Wir-
kung hervor als die des Alkohols, Sie zeigt deutlich das
dicht an der Oberfläche einer alkoholischen Guajaklösung
dispergirte blaue Licht, was die Alkoholarme nicht tbut
Es scheint demnach, als sey die SchwefelkoMenstoffflamme
reich an unsichtbaren Strahlen von der Brechbarkeit der
Gruppen m und n der festen Linien oder einer etwas hö-
heren, weil sich bei Untersuchung einer Guajaklösung im
Sonnenspectrum findet, dafs es diese Gegend ist, in wel-
cher das* blaue dispergirte Licht erzeugt wird. Das von
einer Guajaklösung dispergirte blaue Licht ist auch sieht
bar, wenn mau die blaue Flamme des schwach brennenden
Schwefels anwendet. Die Armuth einer Weingeistflamme
nicht allein an sichtbaren, sondern auch an unsichtbaren
Strahlen, mit Ausnahme der höchst brechbaren, erklärt,
weshalb sie das vom Flufsspath dispergirte blaue Licht
nicht oder wenigstens nicht sehr bedeutend zeigt«
Methode, mittels!, des Lichtes einer W ein geistf lamme
die Durchgänglichkeit der Körper für unsichtbare Strah-
len von hoher Brechbarkeit zu bestimmen.
201. Wenn ein 'Körper starr ist und von parallelen
Flächen begränzt wird, ist seine Durchgänglichkeit (Irans-
parency) für diese Strahlen leicht entdeckt. Es »eicht fein,
die Flamme einer Weingeistlampe etwas über der Ohg»-
fläche einer verdünnten Lösung von schwefelsaurem Chinin,
die sich in einem offenen Gefäfs in einem dunklen Zimmer
befindet, zu halten, und dann, während man das Auge so
stellt, dafs man das dispergirte Licht in Protection sieht,
abwechselnd die zu untersuchende Platte einzuschalten und
fortzunehmen.
202. Als ich in dieser Weise verschiedene Gläser un«
20* ,
308
terß lichte, fand ich keins, welches nicht offenbare Mängel
an Durchgänglichkeit gezeigt hätte. Die reiusten Stücke
Tafelglas schienen mir die wenigst mangelhaften zu seyn.
Ich kann nicht sagen, ob die beobachteten Mängel an
Durchgänglichkeit von den wesentlichen Bestandteilen des
Glases oder von zufälligen Unreinheiten abhängen. Mög-
lich, dafs ein aus chemisch reinen Materialien bereitetes
Glas durcbgänglich sey '). Ich glaube, dafs eines blofse
Spur von Eisenoxyd oder Schwefelkalium oder Schwefel-
natrium hinreichend seyn würde, die Durchgänglichkeit des
Glases für diese Strahlen wesentlich zu beeinträchtigen,
und solche Beimengungen sind wahrscheinlich vorhanden.
Quarz scheint indefs vollkommen durchgänglich zu seyn;
die thätigeu Strahlen durchdringen eine Dicke von einem
oder zwei Zollen, parallel und winkelrecht zur Axe, ohne
wahrnehmbaren Verlust. Der Contrast zwischen Quarz
und Glimmerist sehr auffallend, denn eine Glimmerplatte
von nicht mehr als Papierdicke schwächt die Beleuchtung
sehr merklich.
203. Um Flüssigkeiten zu beobachteu, verschaffte ich
mir zwei Gefäfse, bestehend aus Stücken einer weiten Glas-
röhre von etwa einem Zoll in Länge, die an einem Ende
durch eine Quarzplatte verschlossen waren. Der Kürze hal-
ber werde ich sie Quarzgefäfse nennen, obwohl natürlich
nur der Boden von Quarz zu seyn braucht. Will man
eine Flüssigkeit untersuchen, so giefst man sie in ein sol-
ches Gefäfs, und verfährt dann mit diesem wie mit der
starren 4Platte in §. 201. Wegen der vollkommnen Durch-
gänglichkeit des Quarzes ist es so gut, wie wenn die Flüs-
sigkeit in der Luft schwebte. Hatte man ein Quarzgefäfs
zum Theil mit Wasser gefüllt, so brauchte man nur eine
1) Einige s« Faraday's Versuchen gehörige Stücke Glas, die wegen
Abwesenheit . von Farbe und von- innerer Dispersion einige Hoffnung
i gaben, konnlen wegen ihrer unrege Imäfsigen Gestalt nicht auf Durch-
gänglichkeit geprüft werden; und da sie mir nur von einem Freunde
geliehen waren, erlaubte ich mir nicht, sie schleifen und poliren zu
lassen.
309
sehr geringe Menge von salpetersaurem Eisenoxyd bia&u
zu setzen, um die thätigeu Strahlen zu absorbiren. Die
Flüssigkeit war so verdünnt, dafs sie fast farblos erschien,
wenn man durch die Dicke hinsah, welche die Strahlen
zu durchlaufen hatten. Eine Lösung von Eisenchlorid
that dieselbe Wirkung. Ich habe diese Flüssigkeiten speciell
im Sonnenlicht untersucht und nicht die geringste Spur
von innerer Dispersion bei ihnen gefunden. Wenn eine
Flüssigkeit innere Dispersion zeigt, so ist sie fast immer
sehr opak für Strahlen von hoher Brechbarkeit, wie ohne
besonderen Versuch aus den Beobachtungen hervorgeht,
durch welche die innere Dispersion nachgewiesen ward;
doch folgt keineswegs umgekehrt, dafs eine Flüssigkeit,
die für diese Strahlen sehr opak, und für die sichtbaren
Strahlen fast durchgänglich ist, das Phänomen der inneren
Dispersion zeige.
204. Ich zweifle nicht, dafs man bei Anwendung eines
optischen Apparats (optical trätn), in welchem jedes Glas
durch Quarz ersetzt wäre, das Sonnenspectrum verlängert
sehen würde, wie weit freilich kann ich nicht sagen. Ein
solcher Apparat würde etwas kostbar seyn, sonst aber
keine besondere Schwierigkeit in der Ausführung darbieten.
Bei Anwendung solider Quarzprismen, würde wegen der
Doppelbrechung der Masse, die Hälfte des einfallenden
Lichts verloren gehen, wenn nicht die Prismen in beson-
derer Weise geschnitten wären, was indefs wahrscheinlich
sowohl in der Ausführung, als bei den Beobachtungen einige
Schwierigkeiten darbieten würde. Allein es könnten hohle,
mit Flüssigkeiten gefüllte Prismen angewandt werden, an
denen die beiden Flächen, welche das Licht zu durchdrin-
gen hat, von Quarz wären. Aus einem schon erwähnten
Grunde kann Schwefelkohlenstoff nicht zur Füllung sol-
cher Prismen angewandt werden, und Wasser hat ein zu
geringes Dispersionsvermögen, allein /lern Gebrauche der
Lösung eines farblosen Metallsalzes scheint nichts entge
gen zu stehen. Lösungen von schwefelsaurem Zink und
essigsaurem Blei, die einzigen Salze, welche ich bisher in
310
»
dieser Beziehung untersuchte, zeigten wenigstens keine
Mangel an Dnrchgänglichkeit, als sie in Quarzgefafsen
mittelst einer Weingeistflamme und einer schwefelsauren
Chininlösung geprüft wurden ').
Wirkung von Chlorwasserstoffsäure etc. auf Chiainldsun-
gen. Optische Beweise von Verbindungen in anderen Fällen.
205. In seinem schon so oft erwähnten interessanten
Aufsatz bemerkt Sir John Herschel, dafs es nur saure
Lösungen von Chinin seyen, welche die eigentümliche
blaue Farbe zeigen, und dafs unter den verschiedenen
Säuren die Salzsäure am schwächsten zu wirken scheine
(p. 145).
Meinerseits versuchte ich Lösungen von Chinin (nicht
Disulphat) in verdünnter Schwefel-, Phosphor , Salpeter-,
Essig -, Citronen -, Wein -, Klee - und Cyanwasserstoff -
Säure, sowie auch in einer Alauulösung. In allen diesen
Fällen war die blaue Farbe des dispergirten Lichtes in ge-
wöhnlichem Tageslichte sichtbar, besonders wenn die Flüs-
sigkeit mittelst oberflächlicher Protection untersucht wurde.
Es läfst sich nicht leicht sagen, welche Lösung die beste
sey, doch glaube ich die phosphorsaure.
206. Allein eine Lösung von Chinin in verdünnter
Chlorwasserstoffsäure, selbst wenn sie im Sonnenlicht und
mittelst oberflächlicher -Projection untersucht wurde, zeigte
die blaue Farbe nicht. Gewisse theoretische Ansichten ver-
anlafsten mich, dieCs für eiuen Beweis zu halten, dafs die
Verbindung des Chinin mit der Chlorwasserstoffsäure in-
niger sey, als die mit den zuerst genannten Saunen, und
demgemäfs zu versuchen, ob ein Zusatz von Chlorwasser-
stoffsäure zu den im vorigen Paragraph erwähnten Lösun-
gen die Farben zerstören würde. Diefs bestätigte sich
wirklich, so dafs gelbst Schwefelsäure unfähig wird, die
blaue Farbe in einer salzsauren Chininlösung zu ent-
wickeln.
1) Siehe Note H.
311
207. Dafs das Chinin, wenn die blaue Farbe seines
Sulphats durch Chlorwasserstoffsäure zerstört wird, nicht
zersetzt, sondern blofs anders verbunden wird, zeigte sich,
als man eine Lösung von kohlensaurem Natron zusetzte,
und den dadurch entstandenen weifsen Niederschlag ab-
filtrirte, auswusch und wieder in Schwefelsäure löste; es
zeigte sich dann die blaue Farbe wie gewöhnlich.
208. Auch der Zusatz einer Lösung von Kochsalz,
statt der Chlor Wasserstoff säure, zu den im §. 205 erwähn-
ten Lösungen zerstörte die blaue Farbe. Bei der schwe-
felsauren Lösung war diefs wohl mit Zuversicht voraus-
zusehen; alieiu wir dürften vielleicht nicht erwartet haben,
dafs die Verbindung des Chinins mit einer so schwachen
Säure wie Citronensäure das Chlornatrium zersetzen, und
zur Entstehung von citronensaurem Natron und chlorwas-
serstoffsaurem Chinin Anlafs geben würde; und doch scheint
die Keaction von dieser Art zu seyn.
209. Vielleicht könnte man meinen, die Schwefelsäure
sey durch die Chlorwasserstoffsäure blofs theilweise aus
dem schwefelsauren Chinin getrieben, und das Salz in der
Lösung sey eine Art von Doppelsalz, worin eine und die-
selbe Base, das Chinin, sich in atomistischem Verhältnifs mit
Schwefel- und Chlorwasserstoffsäure verbunden befinde«
Wenn dem aber so wäre, ist .es wahrscheinlich, obwohl
nicht gewifs, dafs sich dasselbe Salz durch Zusatz von
Chlorwasserstoffsäure zu eiuer L^jpung von saurem schwe-
felsaurem Chinin bilden würde, wenn auch die Menge der-
selben nicht hinreichend wäre sich mit allem Disulphate zu
ve«i>inden. In dieser Voraussetzung mtifstc die blaue Farbe
nicht entstehen, wenn man Chlorwasserstoffsäure nach und
nach in kleinen Mengen zur Lösung des sauren schwefel-
sauren Chinins hinzufügte, und wenn von ihr genug hin-
zugesetzt worden wäre, müfste die Farbe nicht durch Zu-
satz von Schwefelsäure entwickelt werden können; wo-
gegen, wenn das Ganze der Schwefelsäure durch Chlor-
wasserstoffsäure ausgetrieben worden wäre, die blaue Farbe
erst, durch Umwandlung einer Portion des Disulphats in
312
Sulphat, entwickelt, und darauf, bei Zusatz von mehr Säure,
durch Umwandlung des Sulphats in eio Chlorat, zerstört
werden müfste. Bei Anstellung des Versuchs mit einer
Lösung des Chinin -Disulphats in reinem Wasser fand sich,
dafs die blaue Farbe wirklich erst entwickelt und dann
zerstört wurde.
210. Ein practischer Schlufs, der sich aus diesen Re-
sultaten zu ergeben scheint, ist: dafs es bei der medicini-
schen Anweudung des Chinins von geringer Bedeutung
ist, ob schwefelsaures, pbospborsaures, essigsaures oder
chlorwasserstoffsaures Chinin genommen wird, weil doch
die drei ersten Salze durch das im Körper vorhandene
Kochsalz in chlorwasserstoffsaures Salz verwandelt werden,
und die geringe Menge des aus dieser Doppelzersetzung
entspringenden neutralen Natronsalzes schwerlich in Be-
tracht kommen kann. Indefs ist dem gewöhnlichen Chinin
Cinchonin beigemengt und dessen Reactionsvermögen an-
ders. Nach Sir John Herschel zeigt das letztere Alka-
loid nicht die blaue Farbe, und deshalb läfst sich die op-
tische Probe nicht auf dasselbe anwenden. Sollte ein lös-
liches Chininsalz gewünscht werden, welches nicht vom
Kochsalz, durch Doppelzersetzung, in chlorwasserstoffsaures
verwandelt würde, so inüfste man, wie es scheint, unter
den Verbindungen des Chinins mit sehr schwachen Säureu
suchen, deren Verwandtschaft zum Natron die der
wasserstoffsäure zum Chinin nicht sehr unterstützte. Wahr-
scheinlich giebt es dergleichen Salze; denn wieweM essig-
saures oder citronensaures Chinin das chlor wasserstoffeaure
Natron zersetzt, so wird doch chlorwasserstoffsaures Chinin
vom kohlensauren Natron zersetzt, und wahrscheinlich ist,
dafs sich viele Pflanzensäuren in dieser Beziehung wie die
Kohlensäure verhalten.
211. Die blaue Dispersion einer schwefelsauren Chi-
ninlösung wird durch Brom- und durch Jodwasserstoff-
säure ebenso zerstört wie durch Chlorwasserstoffsäure.
Bei dem Versuch wurden Lösungen von Brom- und Jod-
kalium angewandt; da aber die Chininlösung eigends mit
313
einem beträchtlichen Ueberschufe von Schwefelsäure ver-
setzt worden war, so blieb ^as Kali als Sulphat unwirk-
sam in der Flüssigkeit, ohue die Beobachtung zu hindern.
Derselbe Versuch mit phospborsaurem Chinin angesteHt
gab dasselbe Resultat.
212. In Turner's Chemie wird angegeben, dafs das
Farbenspiel der Lösungen des Polychroms (d. b. Aescuüns)
durch Säuren vernichtet, und durch Alkalien erhöht werde.
Die vollständige oder wenigstens fast vollständige Zerstö-
rung der vom dispergirtcq Licht herrührenden blauen Farbe
bei einem Absud van Rofskastanienriude läfst sich durch
Säuren leicht beobachten; allein ich konnte nicht wahr-
nehmen, dafs der Zusatz von Alkalien zu einem frischen
Absud in der ersten Zeit irgend eine Veränderung hervor-
bringe. Die durch eine Säure zerstörte blaue Farbe, konnte
durch Alkali wieder hergestellt werden. Wenn die Rofs-
kastanie niemals chemisch untersucht worden wäre, würden
diese Beobachtungen aliein schon anzeigen, dafs der Stoff,
dem die blaue Farbe angehört, aller Wahrscheinlichkeit
nach eine feste Verbindung, mit Säuren eingeht, nicht aber
mit Alkalien. In der Tbat ist derselbe, wie wir wissen,
einp Base.
213. Eine ätherische Lösung von salpetersaurem Uran-
oxyd ist unempfindlich, wie wenn ein oder der andere Bfc-
standtheü des Aethers eine feste Verbindung mit dem Uran-
oxyd einginge. In dieser Hinsicht ist es merkwürdig, dafs
wiewohl der Aether durch Verdampfung davongeht, wenn
die Lösung in einem offenen Gefäfse sich selbst überlassen
wird, denaoch, wenu inau Hitze anwendet, eine chemische
Action eintritt, in Folge welcher der Rückstand aus einem
Salze besteht, das ganz wie oxalsaures Uranoxyd aussieht.
Dieses Salz, gewaschen und, ohne sehr grofse Concentra-
tion des Lichts, im feuchten Zustande untersucht, erwies
sich unempfindlich ').
214. Selten findet man Lösungen von so hoher Em-
pfindlichkeit wie die von Chinin und Aesculin, allein ähn-
1 ) Stehe Not« /.
I
314
liehe Beobachtungen lassen sieh an vielen Lösungen mar
eben, wenn man passende Methoden anwendet. Die beste
Methode besteht darin, ein helles nnd mftfsig reines Spec-
trum zn bilden, dadurch dafs man das Sonnenlieht durch
einen sehr breiten Schlitz leitet oder auch den Schlitz
ganz fortläfst. Es ist wünschenswerth, eine Linse von nur
mäfeiger Brennweite in Verbindung mit den Prismen an-
zuwenden. Nachdem die Lösung in das Spectrum gestellt
ist, wird die Säure oder der sonstige Stoff, dessen Reak-
tionen man zu studiren wünscht, hinzugesetzt und der et-
waige Effect beobachtet. Es ist insgemein vorteilhaft,
den Schlitz mit einem blauen Glase oder einem ähnlichen
absorbirenden Medium zu bedecken ; allein bisweilen finden
in dem hellen Tbeil des Spectrums Wirlungen statt, die
von einem solchen Medium fortgenommen werden. Wenn
falsche Dispersion vorwaltet, ist es gut, durch ein Nicoi-
sches Prisma auf die Flüssigkeit berabzuschauen und da-
mit alles in der Reflexionsebene polarisirte Licht zu ent-
fernen.
Negative Resultate hinsichtlich gegenseitiger Einwirkung
der auf empfindliche Lösungen einfallenden Strahlen.
215. Die bei gewissen Erscheinungen beobachteten
antagonistischen Effecte der wehr oder weniger brechbaren
Strahlen veranlassten mich zu versuchen, ob bei der inne-
ren Dispersion etwas der Axt wahrzunehmen sey. Um
diese Frage dem Versuche zu unterwerfen, wurde folgende
Anordnung getroffen.
Ein Trinkglas (tumbler) wurde mit sehr verdünnter
Lösung von schwefelsaurem Chinin gefüllt und in ein rei-
nes Spectrum gestellt. Wie gewöhnlich bestand der be-
leuchtete Theil der Flüssigkeit aus zwei verschiedenen
- Tbeilen, einem blaueu Bündel von wahrhaft dispergirtem
Licht, entsprechend den stark brechbaren Strahlen, und
einem an Staubtheilcheu reflectirten* Bündel, welcher wie
gewöhnlich prismatische Farben zeigte, und den helleren
der sichtbaren Strahlen entsprach. Die Flüssigkeit war
315
beinahe frei von Staubtheitcben , und deshalb das erster«
Bändel bei weitem das hellere von beiden; das andere
Bündel, obwohl nicht so hell, uui die Beobachtung zu
stören, wurde benutzt, um die Lage der rothen, gelben
u. s. w. Strahlen zu ermitteln. Dann wurde ein flaches
Prisma, dessen Winkel etwa 130° betrug, vor dem Ge-
fäfse gehalten, und zwar so, dafs seine Kante vertical und
in dem brechbareren Theil der sichtbaren Strahlen befindlich
war. Die beide Bündel bildenden Strahlen wurden somit
in entgegengesetzten Richtungen gebrochen und in der
Flüssigkeit zur Kreuzung gebracht. Durch ein schwaches
Drehen in beiden aziinuthalen Richtungen, d. h. um eine
den einfallenden Strahlen parallele Ate, war es leicht, sich
zu versichern, dafs die Bündel einander wirklich kreuzten.
Allein es war in dem blauen Bündel nicht der geringste
Unterschied wahrzunehmen, wenn die rothen oder anderen
schwach brechbaren Strahlen dasselbe durchkreuzten.
216. Da gewisse theoretische Ansichten mir es zwei«
felbaft gemacht hatten, dafs, unter sonst gleichen Umstän-
den, die Intensität des innerlich dispergirten Lichts pro-
portional sey der Intensität des einfallenden, so wurde ich
veranlafst, folgenden Versuch anzustellen.
Sonnenlicht wurde horizontal reflectirt, durchbin eine
grofse Linse, die bedeckt war von einem Schirm mit zwei
mäCsig grofcen runden Lochern, die beide in Einer Hori-
zontalebene und ziemlich auseinander lagen. Die aus den
beiden Löchern hervortretenden Bündel convergirten na-
türlich gegen den Brennpunkt der Linse, während sie zu-
gleich schmäler und, wegen der Verdichtung des Lichtes, auch
heller wurden. Für den gegenwärtigen Zweck aber können
sie als cylindrische, gegen den Brennpunkt der Linse cou-
vergireude Bündel betrachtet werden. Als sie einander
hinreichend nahe gekommen waren, wurden sie durch eine
blaue Kupferammoniak -Lösung geleitet, die in einem Gefäfs
mit parallelen Wänden enthalten war. Diefs hatte natürlich
den Zweck, alle hellen sichtbaren Strahlen zu absorbiren,
.welche nicht allein für die Erregung der zu untersuchen-
i
316
den Lösung nutzlos, sondern . auch wegen des Glanzes, den
sie verbreitet haben würden, für die Beobachtung hinderlich
gewesen wären. Nun leitete man die Bündel in ein Gefäfs,
welches ein sehr mit Wasser verdünntes Absud von Rofs-
kastanienrinde enthielt. Beim Durchgang durch die Flüs-
sigkeit erzeugten sie zwei Bündel von wahrhaft dtspergirtem
Licht, welche gegen einen etwas aufserhalb. des Gefäfses
liegenden Punkt divergirten. Ein flaches Prisma von etwa
150° wurde dann vor dein Gefäfs gehalten, mit seiner
Kante vertical und zwischen den einfallenden Bündeln
stehend. Die blauen Bündel von dispergirtem Licht mufsten
sich biedurch in der Flüssigkeit kreuzen, und durch eine
kleine Azimuthaibewegung des Prismas konnte man es leicht
bewirken, dafs das eine Bündel entweder über dem ande-
ren lag, es durchkreuzte oder unter demselben lag. Als
ich nun mit dem einem Auge von oben herabsah und das
Prisma im Azimuth vor- und rückwärts drehte, konnte ich
nicht den geringsten Helligkeitsunterschied bemerken, es
mochten die blauen Bündel einander wirklich durchkreuzen
oder blofs aufeinander projicirt gesehen werden. Es geht
also aus diesem Versuch hervor, dafs das eine Bündel ein-
fallender Strahlen noch ebenso viel dispergirtes Licht in
einem schon von dem andern Bündel erregten Theil der
Flüssigkeit erzeugte, als es im Stande war, in einem ähn-
lichen noch nicht anderweitig erregten Theil der Flüssig-
keit hervorzubringen.
Wirkung eines elektrischen Funkens. Natur der phospho-
rogenischen Strahlen desselben.
217. Den Gebrauch des zu den folgenden Versuchen
augewandten Apparats verdanke ich der Güte des Prof.
C u m m i n g.
Ein elektrischer Funke bewirkt bei einer äufserst ver-
dünnten Lösung von schwefelsaurem Chinin die innere
Lichtdispersion in sehr auffallendem Maafse. Nachdem ich
eine so schwache Lösung bereitet hatte, dafs, bei Unter-
suchung durch oberflächliche Protection mittelst des Lichtes
317
einer Weingeistflaimne, nichts zu sehen war als ein schwa-
cher Lichtschimmer, welcher eine gute Strecke in die Flüs-
sigkeit hinein ging und nicht blofs nicht auf die Ober-
fläche beschränkt war, sondern auch nicht einmal eine be-
sondere Concentration in der Nachbarschaft der Oberfläche
zeigte, stellte ich sie so, dafs sie voti den Funken, die,
in nicht grofsein Abstand über der Oberfläche, aus dein
Conductor einer Elektrisirinaschine fiberschlugen, beleuchtet
ward. Es entstand eine sehr bemerkliche innere Disper-
sion, allein die Natur des Effects hing zu grofseni Maafse
von dem Charakter der Funken ab. Ein schwach verästelter
Funke, der nur wenig Licht gab und wenig Geräusch machte,
erzeugte eine Beleuchtung, die sich zu einer bedeutenden
Tiefe erstreckte, und sehr viel stärker war als die, welche
eine Weingeistflamme in derselben Lösung hervorbrachte.
Die Strahlen, welche dieses bewirkten, gingen in grofsem
Maafse durch eine Glasplatte, die zwischen die Funken
und die Oberfläche der Flüssigkeit eingeschoben ward.
Allein ein heller linearer Funke, der ein scharfes Knacken
machte, bewirkte eine Beleuchtung, die fast auf eine äufs#fst
dünne, dicht an der Oberfläche der Flüssigkeit liegende
Schicht beschränkt war; und die Strahlen, die diese Wir*
kung gaben, wurden vom Glase aufgefangen, obwohl vom
Quarze durchgelassen. Dasselbe war der Fall bei der Ent-
ladfing einer Leydener Flasche; sie erzeugte ein helles fast
auf die Oberfläche beschränktes Licht ').
218. Die Opacität einer Lösung von schwefelsaurem
Chinin scheint mit der Brechbarkeit der auf sie einfallen-
den Strahlen regelmässig und rasch zu wachsen. Dadurch
werden wir zu dem Schlufs geführt, dafs ein starker elek-
trischer Funken ungemein reich ist an unsichtbaren Strah-
len von äufserst hoher Brechbarkeit. Glas ist für diese
Strahlen opak, Quarz aber durchgänglich.
219. Es ist bekannt, dafs die phospborogenischen
Strahlen eines elektrischen Funkens oder wenigstens die-
jenigen, welche auf den Canton'schen Phosphor einwirken,
1) Siehe Note J.
318
sehr frei den Quarz durchdringen, allein von Glas, schon
bei sehr mäfsiger Dicke, aufgefangen werden. Diefs allein*
aufser dem bereits Eewäfanton, würde zu der Annahme
führen, dafs die phosphorogenischen Strahlen eines solchen
Funkens blofs Strahlen von sehr hoher Brechbarkeit sind.
Wenn dem so ist, so müssen sie von einer kleinen Menge
einer Substanz, die auf solche Strahlen eine starke Ab-
sorption ausübt, ebenfalls aufgefangen werden.
Nachdem ich über die Hervorrufung der Phosphorescenz
im Canton'8chen Phosphor mittelst elektrischer Entladungen
einige Versuche gemacht und dabei beobachtet hatte, wie
die Wirkung einer solchen Entladung durch Quarz fort-
gepflanzt, von Glas aber ganz oder fast ganz aufgefangen
wird, fafste ich Vertrauen, dafs meine Beobachtungen mit
denen Anderer vergleichbar seyen* Ich legte nun ein klei-
nes Stück des Phosphors auf eine Karte, bedeckte diese mit
einem leeren Quarzgefäfs, und leitete die Entladung einer
Leydener Flasche darüber. Es wurde eine kräftige Phos*
phorescenz erregt, die in einem keineswegs dunklen Zimmer
sichtbar war, und als die Karte an einen dunklen Ort ge-
bracht ward, blieb das phosphorische Licht eine gute Weile
deutlich sichtbar. Der Versuch wurde nun mit einer fri-
schen Portion desselben Phosphor wiederholt, und diesmal
das Gefäfs mit Wasser gefüllt. Wie zuvor wurde eine
Phosphorescenz erregt, doch wie ich glaube keine so starke.
Als ich aber wiederum eine frische Portion des Phosphors
nahm, und das Wasser durch eine sehr verdünnte Lösung
von schwefelsaurem Chinin ersetzte, ward der Einflufs des
Funkens aufgefangen und der Phosphor nicht zum Leuchten
gebracht. Es fand sich, dafs eine Lösung, die in zehntausend
Theilen nur einen Theil Chinin enthielt, bei einer Tiefe
von einem halben Zoll, hinreichend war, die Entstehung
4ler Phosphorescenz zu hindern.
220. Diefs Resultat, scheint mir, würde hinreichend
seyn, wo Beweise fehlten, zu zeigen, dafs der Effect in
keiner Weise direct einer elektrischen Einwirkung (di$-
turbance) zugeschrieben werden kann. Die Wirkung, welche
319
erzeugt wird, wenn der Phosphor etwa einen Zoll von
dem Entlader absteht, scheint genau dieselbe, wie bei einer
kleineren Entfernung zu seyn, nur etwas schwächer, wie na-
türlich zu erwarten ist, welche Ansicht man auch über
die Natur des Einflusses haben möge. Allein in dem Ab-
stand eines Zolles wird der Einflufs des Funkens, obwohl
er frei durch Quarz und Wasser hindurchgeht, aufgefangen,
wenn man dem Wasser eine ungemein geringe Menge von
schwefelsaurem Chinin hinzusetzt. Es ist nicht annehmbar,
dafs die elektrischen Beziehungen des Mediums oder dessen
Permeabilität für elektrische Anziehungen und Abstofsungen
im Geringsten geändert seyen durch einen solchen Zusatz,
während andrerseits das Resultat vollkommen übereinstimmt
mit dem, was von der Auffangung von Strahlungen durch
absorbirende Media bekannt ist. Der Hauptzweck dieses
Versuchs war jedoch nicht, die Ansicht zu bestätigen, nach
welcher der Einflufs des Funkens in den von ihm ausge-
sandten Strahlen besteht, eine Ansicht, welche, glaube ich,
ziemlich allgemein angenommen wird, sondern, die Natur
dieser Strahlen näher zu erforschen. Genugsam ist glaube
ich gezeigt worden, dafs wir keinen Grund haben diese
Strahlen physisch verschieden von denen des Lichtes an-
zusehen, sondern gerade im Gegentheil, dafs e6 Lichtstrah-
len von sehr hoher Brechbarkeit sind, die nur darum un-
sichtbar sind, weil ihre Brechbarkeit jenseits der Gränzen
fäHt, innerhalb welcher die Netzhaut erregt wird. In der
That ist es sehr wahrscheinlich, dafs die stark brechbaren
Strahlen niemals die Netzhaut erreichen, sondern von den
Häuten des Auges absorbirt werden '). Die Erscheinungen
bei der durch elektrische Entladungen erregten Phospho-
rescenz unterstützen also nicht die Voraussetzung, dafs es
möglich sey, Strahlen von gegebener Brechbarkeit in phos-
phorogenische, chemische, leuchtende u. s. w. zu zerfallen.
Eine wirkliche prismatische Zerlegung würde natürlich die
tadelloseste Bestimmungsweise der Brecbbarkeit phospho-
•
1) Siehe Note K.
320
rogeimcher Strahlen seyn ; allein sie würde die Anwendung
eines Quarzapparates (quartz train) erfordern.
Punkte der Aehnlichkeit und des Gegensatzes zwischen
innerer Dispersion und Phosphorescenz.
221. Da man den Ausdruck Phosphorescenz für ver-
schiedene Erscheinungen gebraucht hat, so tnufs ich hier
erklären, dafs ich darunter das sanfte Leuchten (sponta-
neous exhibition of a soft light) verstehe, welches einige
Substanzen, ohne chemische Veränderung, eine Zeitlang
zeigen, nachdem sie den Sonnenstrahlen, dem Lichte einer
elektrischen Entladung oder irgend einer andern Licht-
quelle ausgesetzt worden sind.
In vieler Hinsicht haben die beiden Phänomene eine
grofse Aehnlichkeit. Die allgemeinen Verhältnisse der in-
neren Dispersion lassen sich nicht besser begreifen, als
wenn man au nimmt, das empfindliche Medium sey, während
der Erregung durch die thätigen Strahlen, ein selbstleuch-
tendes. Ferner ist wohl bekannt, dafs diejenigen Strahlen
des Sonnenspectruins, durch welche die Phosphorescenz
des Canton'schen Phosphors, des Schwefelbariums und an-
4*rer Leuchtsteine erregt wird, die stark brechbaren und
die darüber hinausliegenden unsichtbaren Strahlen siud,
also genau die Strahlen, welche in der Mehrheit der Fälle
die innere Dispersion am wirksamsten hervorbringen. Ich
weifs jedoch nicht, in wiefern es richtig sey, dafs, wenn
Phosphorescenz durch homogenes Licht erregt wird, die
Breclibarkeit des einfallenden Lichts eine obere Gränze
für die Brechbarkeiten der Bestandteile des ausgesandten
Lichtes ist. Nach Prof. Drap er gehören in der That die
thätigen Strahlen zu dem rothen Ende des Spectruros, wenn
die Phosphorescenz des Canton'schen Phosphors durch die
Strahlen des glühenden Kalks erregt wird '). Bestätigt
sich dieses, so folgt, dafs das auffallendste Gesetz der in-
neren Dispersion nicht gültig ist für die Phosphorescenz.
In
1) Philosoph. Magazine Vol. XXV1L (Dec. 1845) p. 436.
I
t
321
In demselben Aufsatz bemerkt Prof. Drap er: »Vor
einiger Zeit bestimmte ich beim elektrischen Funken die
Brechbarkeit der Strahlen, welche Phosphorescenz im Schwe-
felcalcium erregen, und fand sie am -violetten Ende des
Spectrums. « In welcher Weise Prof. Draper die Brech-
barkeit der Strahlen bestimmte, für welche das Glas so
opak ist, darüber giebt er nicht den leisesten Wink. Da
ich sonach über die Grundlage seines Schlusses völlig im
Dunklen schwebe, kann ich denselben, als in Widerspruch
mit meinen eigenen Versuchen, nicht anerkennen. Vielleicht
soll indefs »am violetten Ende« nicht mehr sagen, als irgend
wo in der stark brechbaren Gegend jenseits der sichtbaren
Strahlen. Wenn dem so ist, stimmt Prof. Draper's An-
gabe vollkommen mit meinen eigenen Schlüssen.
222. Wenn ein Theil eines Phosphors erregt worden
ist, verbreitet sich die Phosphorescenz von selbst allmälig
auf die benachbarten Theile. In dieser Beziehung bietet
eine Substanz, welche innere Dispersion zeigt, einen auf-
fallenden Gegensatz. Sowohl in einer Lösung, als in einem
klaren Soli dum, als auch auf einem getränkten Papier sieht
man die feinsten Linien des Spectrums scharf begränzt.
223. Theoretisch genommen mufs natürlich, bis zu ge-
wisser Strecke, von einem Theil einer empfindlichen Flüs-
sigkeit zu einem andern, eine Mittheilung der Erleuchtung
stattfinden, wegen des Lichtes, welche zwei, drei u. s. w.
Mal dispergirt wird. Diese mufs jedoch äufserst klein seyn,
denn die mittlere Brechbarkeit des dispergirten Lichts ist
gewöhnlich viel niedriger als die Brechbarkeit des thätigen
Lichts, vielleicht viel niedriger als die irgend eines Lichts,
welches die Lösung zu erregen vermag. Im Allgemeinen je-
doch würden einige wenige der dispergirten Strahlen eine
hinreichend hohe Brechbarkeit haben, um abermals disper-
t girt zu werden. Practisch genommen würde aber das in
dieser Weise zwei Mal dispergirte Licht eine so sehr ge-
ringe Intensität besitzen, dafs es ohne Schaden ganz ver-
nachlässigt werden kann.
Poggend. Ann. Ergänzungsbd. IV. 21
322
224. Allein bei weitein der auffallendste Gegensatz
zwischen den beiden Phänomenen besteht in dem scheinbar
instantanen Anfangen and Aufhören der Erleuchtung bei
der innern Dispersion, wenn das thätige Licht zugelassen
und fortgenommen wird. Es giebt nichts, was den leisesten
Verdacht an eine wahrnehmbare Datier dieser Vorgänge
erwecken könnte. Wenn die innere Dispersion durch einen
elektrischen Funken hervorgerufen wird, kommt sie nicht
weniger momentan zum Vorschein, als die Beleuchtung
einer Landschaft durch einen Blitzschlag. Ich habe nicht
versucht, ob sich mittelst eines rotirenden Spiegels eine
wahrnehmbare Dauer nachweisen lasse.
225. Zwischen den Substanzen, die eine Brechbarkeits-
veränderung bewirken, und denen, welche freiwillig oder
bei Erwärmung phosphoresciren , scheint keine Beziehung
zu bestehen. Schwefelcalcium und Schwefelbarium, auf
innere Dispersion geprüft, erwiesen sich unempfindlich, so
gut wie Kalkspath, obwohl dieser letztere bei Erwärmung
stark phosphorescirt. So weit die Untersuchungen reichen,
zeigen die Mineralien, welche eine Brechbarkeitsverände-
rung hervorbringen, keine besondere Neigung zur Phos-
phorescenz. Sir David Brewster hat bemerkt, dafs ein
Kalkspath, welcher ein blaues Licht durch innere Disper-
sion zeigte, bei Erhitzung pbosphorescirte und zwar mit
blauem Lichte; doch scheint diefs nur ein zufälliger Zu-
sammenhang gewesen zu seyn ').
Ueber die Ursache der wahren inneren Dispersion und
der Absorption.
226. Indem wir die Ursache der iuneren Dispersion
betrachten, können wir, glaube ich, absehen von aller Vor-
aussetzung über Reflexionen oder Refractionen der Schwin-
gungen des Lichtäthers zwischen den letzten Körpertheil-
chen. Denn anzunehmen, dafs irgend solche Ursachen die
Entstehung der Schwingungen einer Periode aus denen
1 ) Report of the Meeting of the British Association at Newcastle
in 1830, p. 11.
323
einer anderen zu erklären vermöchten, scheint den dyna-
mischen Principien ganz zuwider zu seyn.
Alle Anhänger der Undulationstheorie, glaube ich, stim-
men darin tiberein, dafs sie das Licht zunächst aus den
schwingenden Bewegungen der letzten Theilchen des selbst-
leuchtenden Körpers entstehen lassen. Bei dem Phänomeji
der inneren Dispersion verhält sich nun der empfindliche
Körper, so lange er unter dem Einflufs des thätigen Lichts
steht, wie ein selbstleuchtender. Nichts scheint also na-
türlicher, als vorauszusetzen, dafs die einfallenden Schwin-
gungen des Lichtäthers schwingende Bewegungen unter
den letzten Moleculen der empfindlichen Substanzen her-
vorrufen, und dafs umgekehrt die für sich schwingenden
(suringing on their own account) Molecule wiederum Vi-
brationen im Lichtäther erzeugen und dadurch die Licht-
Empfindung verursachen. Die Perioden dieser Vibrationen
hängen ab von den Perioden, in welchen die Molecule zu
schwingen geneigt sind, nicht von denen der einfallenden
Vibrationen.
227. Allein diese Theorie wird wahrscheinlich gleich
anfangs den Einwurf erwecken, dafs die Annahme, die Pe-
rioden der Aethervibrationen seyen einer Abänderung fähig,
den Principien der Dynamik gleich sehr widerspreche, man
möge dabei die Vermittlung der wägbaren Molecule zu
Hülfe nehmen oder nicht. Die Antwort auf diesen Ein-
wurf ist: dafs es sich hier allein um die Anwendbarkeit
gewisser dynamischer Principien der unendlich kleinen Be-
wegungen handelt, und wir kein Recht haben, die Mole-
cular - Vibrationen als unendlich klein zu betrachten. Die
Excursionen def Atome können im Vergleich zur Länge
einer Lichtwelle änfserst klein seyn und sind es auch un-
zweifelhaft; allein daraus folgt keineswegs, dafs sie äufserst
klein seyen im Vergleich zu den linearen Dimensionen eines
complexen Moieculs. Es ist bekannt, dafs unter dem Ein-
flufs des Lichts, besonders des stärker brechbaren, chemische
Veränderungen stattfinden, die sonst nicht erfolgen. In sol-
chen Fällen müssen offenbar die molecularen Störungen
21*
i
324
nicht als unendlich klein betrachtet werden. Allein es
mögen wohl Vibrationen stattfinden, die nicht bis zur Länge
einer vollständigen Abtrennung (disruption) gehen, und
doch dürfen wir diese keineswegs als unendlich klein be-
trachten. Ueberdiefs ist zu bemerken, dafe wenn bei un-
endlich kleinen Mokcular -Verschiebungen die Kräfte der
Wiederherstellung (fortes of restitution) nicht denen der
Verschiebung proportional sind, das oben erwähnte Princip
nicht anwendbar istj wie klein auch die Störung seyn möge;
und wenn in den Ausdrücken für die Wiederherstellungs-
kräfte, die von den ersten Potenzen der (als endlich vor-
ausgesetzten ) Verschiebungen abhängigen Glieder, obwohl
nicht absolut Null, doch sehr klein sind, so ist das Princip
nicht gültig, es sey denn, die Molecular-Excursionen wären
in der That äufserst klein. In Folge der Notwendigkeit,
Kräfte, die den Verschiebungen nicht proportional sind,
einzuführen, würde es sehr schwer seyn, die Bewegung
zu berechnen, selbst wenn wir mit allen stattfindenden
Umständen bekannt wären, wogegen wir hinsichtlich der
wahren Data des Problems ganz im Dunklen leben. Allein
sicherlich können wir nicht behaupten, dafs bei der Störung,
welche rückwärts dem Lichtäther mitgetheilt wird, nur Vi-
brationen von gleicher Periode mit den einfallenden er*
zeugt werden. Vielmehr scheint es einleuchtend, dafs eine
Art unregelmäfsiger Bewegung unter den Moleculen her-
vorgebracht werden mufs, die nur in sofern periodisch ist,
als dabei die Molecule denselben mittleren Zustand be-
halten; und dafs die Störung, welche die Molecule ihrer-
seits dem Aether mittheilen, eine solche ist, die nicht durch
Circular - Functionen von gegebener Periode, namentlich
nicht durch die der einfallenden Vibrationen, ausgedrückt
werden kann,
228. Es ist sehr merkwürdig, mit welcher Hartnäckig-
keit eine besondere Art von innerer Dispersion einer be-
sonderen chemischen Substanz anhängt. So findet sich die
sonderbare Dispersion von rothem Licht, welche der grüne
Farbstoff des Laubes zeigt» sowohl in einem grünen Blatte
325
selbst, als in der Lösung seines grünen Farbstoffs in Alko-
hol, Aether, Schwefelkohlenstoff oder Salzsäure. Die vom
salpetersauren Uraqoxyd hervorgebrachte Dispersion findet
sich so gut bei einer Lösung des Salzes in Wasser, wie
bei den Kry stallen selbst, die doppeltbrechend sind. Aller
Wahrscheinlichkeit nach, sind daher die Moleeularvibratio-
nen, durch welche das dispergirte Licht erzeugt wird, nicht
Vibrationen der Molecule unter einander, sondern Vibra-
tionen der Bestandteile dieser Molecule, vollzogen ver-
möge der inneren Kräfte, welche diese Bestandtheile zu-
sammenhalten. Bemerkenswerth ist es, dafs die innere Dis-
persion sich besonders bei den organischen Verbindungen
findet, deren letzte Molecule die Chemiker als von com-
plicirter Structur betrachten. Freilieb liefert auch das Uran-
oxyd viele Beispiele von innerer Dispersion; allein das
wasserfreie Oxyd selbst ist unempfindlich; es sind nur seine
Verbindungen, welche eine so merkwürdige Empfindlichkeit
zeigen; und die chemischen Formeln dieser Verbindungen,
so weit man sie kennt, sind keineswegs sehr einfach,
freilich nicht verwickelter als die Formeln der Verbindun-
gen anderer Oxyde. Warum gerade dieses Oxyd geneigt
ist, wackelnde {tottering) Verbindungen einzugehen, wage
ich nicht einmal zu vermuthen; allein es ist doch merk-
würdig, dafs das Uranoxyd, welches sich in optischer Be-
ziehung so eigentümlich verhält, auch in der Weise sei-
ner chemischen Verbindung einige Unregelmässigkeiten dar-
bietet, die Hrn. Peligot veranlassen, es als das Oxydul
eines zusammengesetzten Radicals zu betrachten.
229. Wir sind gegenwärtig, glaube ich, noch weit davon
entfernt, die Phänomene der inneren Dispersion in allen
ihren Details erklären zu können. Sie scheinen mit dem
innersten Gefüge der chemischen Molecule verknüpft zu
seyn, in solchem Grade, dafs selbst die Phänomene der
Polarisation dadurch verdunkelt werden. In der Tbat
scheint in dieser Beziehung die Absorption über der Po-
larisation zu stehen, weil viele der Polarisationspbänomene
mehr vom Kry stall- Aggregations - Zustand der Molecule als
i
326
von deren Constitution abhängen ; allein die Phänomene
der inneren Dispersion scheinen viel mehr zu Forschungen
geeignet ( to be tauch more searching ) als die der Absorp-
tion. Es giebt jedoch bei der inneren Dispersion ein so
auffallendes und so einfaches Gesetz, dafs es nicht unver-
nünftig ist, von ihm eine Erklärung derselben zu erwarten;
ich meine das Gesetz, dafs bei der Dispersion die Brech-
barkeit stets erniedrigt wird. Bis jetzt bin ich noch nicht
im Stande gewesen, eine mich ganz befriedigende Erklärung
dieses Gesetzes aufzufinden, allein die folgenden Muthma-
fsungen, dürften vielleicht nicht ganz des Erwähnens un-
werth erachtet werden.
230. Für die Ansicht, dafs die Molecularvibrationen
unter dem Einflufs nicht den Verschiebungen proportio-
naler Kräfte geschehen, sind bereits Grüude beigebracht.
Der Einfachheit wegen wollen wir für jetzt die von den
ersten Potenzen der Verschiebungen abhängigen Theile
der Wiederherstellungskräfte als durchaus Null voraus-
setzen. Wenn dann ein Molecul gestört wird, werden
seine Atome influencirt durch Kräfte, die von der zweiten
und von höheren Potenzen der Verschiebungen abhängen.
Diese Kräfte müssen die Atome wieder in ihre mittlere
Lagen versetzen, sonst würde das Gleichgewicht ein insta-
biles seyn und die Atome würden neue Verbindungen ein-
gehen, entweder mit einander oder mit den Atomen des
umgebenden Mediums ; so dafs in der That solche Verbin-
dungen niemals gebildet werden könnten. Die Bedingung
der Stabilität würde erfordern, dafs die von den Quadraten
der Verschiebungen abhängigen Krafttheile verschwinden,
doch ist diefs ein Punkt, der nicht beachtet zu werden
braucht; alles worauf es wesentlich ankommt, ist: dafs wir
Wiederherstellungskräfte haben, die sich in höherem Ver-
hältnisse als die Verschiebungen verändern. Wenn die
von den ersten Potenzen der Verschiebungen abhängigen
Theile der Widerherstellungskräfte nicht absolut Null, son-
dern nur sehr klein sind, müssen die übrig gebliebenen
Theile doch noch solche seyn, dafs sie die Atome in ihre
327
Gleichgewichtslage zurückzuführen sireben; sonst würde
die Stabilität des Moleculs, wenn auch nicht mathematisch
Null, doch so schwach seyn, dafs solche Verbindungen
sich wahrscheinlich niemals bilden würden, sondern statt
deren andere von gröfserer Stabilität. Und selbst wenn
sich solche instabile Verbindungen gebildet hätten, würden
sie wahrscheinlich zersetzt werden, wenn man sie in der
Weise zu erregen versuchte, in welcher empfindliche Sub-
stanzen beim Beobachten der Phänomene der inneren Dis-
persion erregt werden; so dafs sie, mögen sie existiren
oder nicht, bei Betrachtung dieser Phänomene bei Seite
gelassen werden können.
231. Geschehen nun die Vibrationen unter der Wir-
kung von Kräften, die sich in höherem Verhältnifs als die
Verschiebungen verändern, so sind die Perioden nicht con-
stant, sondern abhängig von den Amplituden, gröfser oder
kleiner, je nachdem diese Amplituden kleiner oder gröfser
sind. Gesetzt die Molecular- und die Aetber- Schwingungen
wären schon im Gange, und es würden die Amplituden
der ersteren durch äufsere Kräfte constant erhalten. Je
nach dem Werth der Epoche der Vibrationen eines be-
sonderen Moleculs, werden die Aetherschwingungen, in dem
Mittel mehrer suocessiven Undulationen, die Vibrationen
des Moleculs zu befördern oder zu hemmen suchen. Eine
Zeitlang wird eine Tendenz in dem einen Sinne da seyn,
dann eine Zeitlang eine in dem andern, und so fort, wobei
die entgegengesetzten Tendenzen einander in der Länge
(in the long run) aufwiegen. Die Längen der Zeiten, wäh-
rend welcher die Tendenzen in dem einen Sinne liegen,
werden abhängen von den Perioden der Molecular- und
der Aetherschwingungen, wobei sie im Ganzen gröfser oder
geringer sind, als die beiden Perioden mehr oder weniger
fast gleich sind. Allein da keine äufseren Kräfte die Am-
plituden wirklich constant erhalten, so wird, wenn die
Aetherschwingungen für die Störung günstig sind, das Mo-
lecul weiter gestört und deshalb seine Periode verkürzt;
und wenn sie für die Beruhigung der Störung günstig sind,
328
wird das Molecul gehemmt und deshalb seine Periode ver-
längert. Wenn dann der Aether schneller schwingt als
das Molecul, wird, falls die Wirkung günstig ist für die
Störung, die Periode der Molecularvibrationen näher der
der Aethervibrationen gleich gemacht und deshalb die Zeit,
während welcher die Wirkung für die Störung günstig
ist, verlängert; wenn aber die Wirkung für die Beruhigung
günstig ist, wird der Effect genau der umgekehrte. Folg-
lich ist im Ganzen eine Neigung zur Störung vorwaltend.
Wenn aber der Aether langsamer schwingt als das Molecul,
erhellt aus einer ähnlichen Schlufsfolgerung, dafs eine Nei-
gung im entgegengesetzten Sinne überwiegt. Also blofs
wenn die Periode der Aetherschwingungen kürzer ist als
die der Moleculschwingungen, können die letzteren durch
die ersteren im Gange erhalten werden.
232. Allein es wird wahrscheinlich gegen diese Erklä-
rung eingewandt werden, dafs, wenn eine periodisch stö-
rende Kraft auf die mittlere Bewegung eines Planeten ein-
wirkt, diese mittlere Bewegung ihr Maximum erreicht, nicht
wenn die sie zu vergröfsern strebende Kraft ein Maximum
ist, sondern um ein Viertel der Kraftperiode später, näm-
lich dann, wenn die Kraft verschwindet, um das Zeichen
zu wechseln; und dafs in ähnlicher Weise die Veränderung
der Schwingungsperiode des gestörten Moleculs gleichmäfsig
einwirken wird auf die Dauer der Zeit, während welcher
die Action für eine erhöhte Störung günstig ist, und auf
die, während welcher sie der Beruhigung günstig ist, oder,
genauer genommen, dafs sie keine von beiden verändern
wird, weil die Effecte in den ersten und zweiten Hälften
dieser Zeiten einander neutralisiren werden. Die Antwort
auf diesen Einwurf ist: dafs wir ein Molecul nicht, gleich
einem Himmelskörper, als isolirt behandeln dürfen, weil es
von seiner Bewegung beständig durch Mittheilung verliert,
vielleicht an benachbarte Molecule, jedenfalls aber an den
Lichtäther; deun ohne eine Mittheilung der letzteren Art
würde es kein dispergirtes Licht geben. Folglich müssen
329
wir die unmittelbare Tendenz der störenden Kräfte mehr
betrachten als ihre Tendenz in der Länge (in the long run).
233. Wenn ein Molecul an sich in unregehnäfsig pe-
riodischer Weise schwingt, so haben natürlich die Schwin-
gungen, welche es dem Aether einprägt, einen gleichen
Charakter. Die Zerfällung dieser in Schwingungen, die
den verschiedenen Graden der Brechbarkeit entsprechen,
involvirt einige sehr delicate mathematische Betrachtungen,
in welche ich nicht eingehen will. Allein davon abgesehen
ist klar, dafs, wenn der Aether erschüttert wird durch die
Vibrationen einer unermefslichen Menge von Moleculen in
allen möglichen Zuständen von Amplituden und folglich
auch von periodischen Schwingungszeiten, die Störung des
Aethers bestehen mufs aus einem Gemische von Vibratio-
nen, deren Perioden zwischen der gröfsten und kleinsten
Periode der Molecular-Vibrationen liegen müssen; und ent-
sprechend diesen verschiedenen Perioden werden Lichtpor-
tionen von verschiedenen Brechbarkeitsgraden in dem dis-
pergirten Bündel angetroffen werden. Diese Brecbbarkeiten
werden eingeschlossen von zwei Gränzen, einer unteren
gleich der Brechbarkeit, die der Periode von unendlich
kleinen Vibrationen entspricht, und einer oberen, gleich
der Brechbarkeit des thätigen Lichts.
234. Diese Theorie scheint sehr gut übereinzustimmen
mit dem allgemeinen Charakter des dispergirten Bündels,
was die prismatische Zusammensetzung seines Lichts be-
trifft. Wenn man diese Bündel durch ein Prisma zerlegt»
findet sich zuweilen, dafs sie an ihrem brechbareren Rande
plötzlich abbrechen, allein ich erinnere mich nicht je einen
Fall angetroffen zu haben, wo ein Bündel an dem gegen-
überstehenden Bande plötzlich abgebrochen hätte, ausge-
nommen, wenn das ganze Bündel fast homogen war. Diefs
ist nun ganz der obigen Theorie gemäfs, weil die Schwiu«
gungsamplitude mit Annäherung an die weniger brechbare
Gränze ins Unbestimmte abnimmt Bei dem Chlorophyll
können wir voraussetzen, dafs der von den ersten Poten-
i
330
zen der Verschiebungen abhängige Theil der moleculareu
Wiederherstellungskräfte beträchtlich ist, in welcher Vor-
aussetzung der Effect sich demjenigen nähern müfste, wel-
cher stattfinden würde, wenn kein anderer Theil da wäre.
Allein wären die Wiederherstellungskräfte streng propor-
tional den Verschiebungen, so würden die Vibrationen
isochron seyn, und sie könnten nur durch Aetherschwin-
gungen von fast genau derselben Periode erregt werden/
würde es aber dann auch sehr kräftig« Demgemäfs tritt
die Dispersion in einer Chlorophyll -Lösung sehr plötzlich
auf; ein Theil «von ihr wird erzeugt durch thätiges Licht
von fast derselben Brechbarkeit wie das dispergirte Licht;
und das letztere, durch was für thätiges Licht auch er-
zeugt, hat nahe dieselbe Brechbarkeit, welche es zuerst
besafs. Diese Voraussetzung, vereint mit der vorhergehen-
den Theorie, erklärt auch die Durchsichtigkeit der Lösung
für Strahlen von geringerer Brechbarkeit als der erste Ab-
sorptionsstreif, die grofse Intensität dieses Streifens, die
Schnelligkeit der Zunahme der Opacität an seinem we-
niger brechbaren Bande und die verhältniCsmäfsig lang-
same Wiederannahme von Durchsichtigkeit an der andern
Seite. Ein Unterschied von gleicher Natur an gegenüber-
liegenden Seiten eines Maximums von Opacität scheint bei
der Absorption eine sehr gemeine Erscheinung zu seyn.
Andrerseits kann man in den vielen Fällen, wo, wie in
§. 44 besehrieben, die Dispersion nur allmälig beginnt,
voraussetzen, dafs der Theil der Wiederherstellungskräfte,
welcher von den ersten Potenzen der Verschiebungen ab-
hängt, nur klein sey.
235. Auf dem ersten Blick mag es als ein furchtbarer
Einwurf gegen die hier aufgestellte Theorie erscheinen,
dafs in dem in §. 216 erwähnten Versuch, bei Verdoppelung
der Intensität der einfallenden Störung, die Intensität des
dispergirten Lichts nicht mehr als verdoppelt erscheint;
und dafs in dem §.215 beschriebenen Versuch die Strahlen
von niederer Brechbarkeit keinen schützenden Einflufs aus-
zuüben scheinen. Allein die Schwierigkeit kann, glaube
331
ich, durch eine sehr zulässige Voraussetzung gehoben wer-
den. Es scheint sehr natürlich, anzunehmen, dafs ein ge-
gebenes Molecul den gröfseren Theil der Zeit hindurch
in Ruhe bleibt, und nur dann und wann in Schwingungen
geräth. Bei dieser Annahme ist es nur ein sehr kleiner
Theil der Molecule. welcher zu einer gegebenen Zeit bis
zu einer betrachtenswerthen Gröfse in Schwingung befind-
lich ist. Denken wir uns nun, es falle ein Lichtbündelf
bestehend aus sehr brechbaren Strahlen, auf ein empfind-
liches Medium, und setze ein Procent der empfindlichen
Molecule in beträchtliche Schwingungen, während der Rest
so unbedeutend schwingt, dafs er als in Ruhe betrachtet
werden kann. Denken wir uns dann, es falle ein zweites,
in jeder Beziehung dem ersten ähnliches Lichtbündel auf
das Medium, welches schon unter dem Einflufs des ersten
Bündels steht. Yon dem einen Procent der bereits schwin-
genden Molecule, können wir annehmen, mögen viele mit
ihrer Maximum -Amplitude schwingen und also nicht sehr
afficirt werden. Aufserdcm ist es ein grofser Zufall, wenn
die Epoche der zum zweiten Bündel gehörigen Aether-
schwingungen eine solche wäre, dafs sip einem Molecul
just für die kurze Zeit, dafs es unter dem Einflufs des er-
sten Streifens stark vibrirt, eine grofse Tendenz entweder
zur Ruhe oder zur Störung einprägte. Allein von den
99 Proc. ruhenden Moleculen ist 1 Proc. in Schwingungen
versetzt. Folglich ist der Effect von beiden Bündeln zu-
sammen, in der Art sehr nahe derselbe wie der von einem
allein, aber in der Intensität der doppelte.
236. Der scheiubare Mangel eines schützenden Ein-
flusses der weniger brechbaren Strahlen scheint zuerst
schwieriger erklärbar zu seyn, ist es aber vielleicht durch
folgende Betrachtung genügend. Wir dürfen einem zwei-
ten Strahlenbündel, von niederer Brechbarkeit, keinen grö-
fsern Einflufs im Sinne der Schützung beilegen, als einem
zweiteu Strahlenbündel, von hoher Brechbarkeit, in entge-
gengesetzter Richtung. Wenn nun eiu Bündel Strahlen
von hoher Brechbarkeit die Wirkung hat, dafs er 1 Proc.
332
der Molecule in Schwingung versetzt, so würde die eben-
werthige Wirkung eiues Strahlenbündels von niederer
Brecbbarkeit die Schwingungen von 1 Proc. der Molecule
vernichten, wenn sie alle schwängen. Da aber wirklieb
nur 1 Proc. schwingt, so beträgt der reelle schätzende
Effect nicht mehr, als dafs er die Schwingungen eines
Moleculs in jedem 10,000 hemmt, ein Effect, welcher als
unmerklich betrachtet werden kann.
237. Die einfache Betrachtung, dafs keine Arbeit ohne
Kraftaufwand möglich ist, zeigt, dafs wenn Licht, welches
auf ein Medium fällt, dispergirtes Licht erzeugt, wenigstens
ein Theil der von dem Medium ausgeübten Absorption,
der Erzeugung des dispergirten Lichts zugeschrieben wer*
den mufs. Entsteht das dispergirte Licht wirklich aus Mo-
lecular- Störungen, und meiner Ansicht nach leidet diefe
keinen Zweifel, so folgt, dafs hiebei das Licht absorbirt
wird, weil es zur Erzeugung der Molecular -Störungen ver-
braucht wird. Da wir aber die Ursachen von Natur- Er-
scheinungen nicht unnütz vermehren dürfen, werden wir
veranlafst, die Lichtabsorption, in allen Fällen, der Erzeu-
gung oder Vermehrung von Molecular - Störungen zuzu-
schreiben, wenn nicht Gründe das Gegentheil darthun. Es
könnte auf dem ersten Blicke scheinen, dafs die Erzeugung
oder Nicht - Erzeugung von dispergirtem Licht zugleich
einen grofsen Unterschied zwischen den verschiedenen Ar-
ten von Absorption errichte; allein ich glaube nicht, dafs
hierauf ein grofses Gewicht zu legen sey. Zunächst mag
bemerkt seyn, dafs wir keinen Grund zu der Annahme
haben, Vibrationen von gleicher Natur wie die des Lichts
seyen zwischen die Brecbbarkeitsgränzen eingeschlossen,
dafs das Menschenauge sie aufnehmen könne. Wenn daher
kein dispergirtes Licht wahrgenommen wird, so folgt daraus
noch nicht, dafs keine unsichtbaren Strahlen dispergirt wer-
den. Gehört das einfallende Licht zum sichtbaren Theil
des Spectrums, so können die dispergirten Strahlen (giebt
es deren) da sie von niedrigerer Brechbarkeit als die ein-
fallenden sind, nur dadurch unsichtbar seyn, dafs sie eine
333
schwächere Brechbarkeil als das rothe Licht besitzen, und
sie würden sich lediglich oder hauptsächlich durch ihre
Wärmewirkung kundgeben. Wenn auch indefs, aUer Wahr-
scheinlichkeit nach, unsichtbare Strahlen dieser Art, vermöge
der Absorption des sichtbaren Lichts, von dem Körper aus-
gesandt werden, so sind wir doch nicht gebunden anzuneh-
men, dafs sie in ihrer Aussendungsweise genau den sicht-
baren Strahlen ähneln, welche bei .dem Phänomen der in-
neren Dispersion beobachtet werden. In den meisten Fällen
vielleicht sind sie mehr denen der Sonnen-Leuchtsteine (solar
phosphori) analog. Es ist möglich und selbst wahrschein-
lich , dafs es mannigfache Grade von Molecular - Connex
giebt, von der blofs zufälligen Juxtaposition an bis zur in-
nigsteu chemischen Union. Ein zusammengesetztes Molecul
kann als Ganzes schwingen, vermöge seines Connexes mit
anliegenden Moleculen, oder es kann für sich schwingen,
nach Art einer Platte oder eines Stabes; und zwischen die-
sen äufsersten Gränzen sind viele intermediäre Schwingungs-
weisen denkbar. Ohne mithin die allgemeine Voraussetzung
zu verlassen, dafs die Lichtabsorption von der Erzeugung
molecularer Störungen herrühre, können wir uns denken,
dafs die Arten, in welchen der Aether seine Schwingungen
den Moleculen, und diese Molecule umgekehrt ihre Stö-
rungen dem Aether mittheilen, sehr verschiedenartig sind.
Ich gebe die Idee, dafs die Lichtabsorption von der
Erzeugung molecularer Störungen herrühre, hier nicht als
eine neue, obwohl möglicherweise bisher angenommen
seyn mag, die Mittheilung der Aetherschwingungen an die
Molecule implicire nothwendig das Dasejn isochroner
Schwingungen unter den Moleculen. Die Aenderung in
der periodischen Schwingungszeit, welche bei dem Procefs
der inneren Dispersion stattfindet, würde schwerlich geahnet
worden seyn, wäre es nicht wegen des sonderbaren Phä-
nomens, durch welches sie dargethan wird.
238. Die einzige Theorie, in welcher versucht worden
ist, die Gesetze der Absorption von einer physischen Ur-
sache herzuleiten, ist, meines Wissens, die vom Baron
334
Wrede, welcher sie der Interferenz zuschreibt *). Der
Aufsatz des Barons ist in mancher Hinsicht sehr schön:
allein es ist mir immer als ein böser Einwand gegen seine
Theorie erschienen, dafs dieselbe Schwingungen vernichten
läfst. Freilich können zwei Lichtbündel interferiren und
Dunkelheit erzeugen, allein daffir bringen sie an andferen
Orten nur um so viel mehr Licht hervor. Bei der Inter-
ferenz geht kein Licht .verloren, sondern wird nur die Er-
leuchtung anders vertheilt *). Wäre das Verschwinden des
Lichts in Richtung eines in ein Medium geleiteten Bündels
hlofs ein Interferenzphänouien, so müfste die volle Menge
des hineingelassenen Lichts in Seitenrichtungen wieder vor-
kommen; fiele eine Reihe von Schwingungen auf ein Me-
dium, ohne eine progressive Aenderung in dessen Zustand
oder eine daraus entspringende Störung hervorzubringen,
so würde folgen, dafs die Arbeit (Work) beständig ver-
nichtet wäre. Allein wir haben Grund zn glauben, dafs
die Vernichtung einer Arbeit nicht minder eine physische
Unmöglichkeit ist, als die Schöpfung derselben, d. h. ein
perpetuum mobile.
Liste von sehr empfindlichen Substanzen.
239. Zum Nutzen Derer, welche Versuche ober diesen
Gegenstand anstellen wollen, füge ich eine Liste der merk-
würdigeren mir bekannt gewordenen Substanzen bei. Man
wird sehen, dafs die meisten derselben den Aufsätzen von
Sir David Brewster und Sir John Herschel ent-
lehnt sind.
Glas, gefärbt durch Uranoxyd; gelber Uranit; salpeter-
saures und essigsaures Uranoxyd. Viele andere Uranoxyd-
salze werden wahrscheinlich ebenso gut seyn. Die Ab-
sorptionsstreifen der Uranoxydsalze, der empfindlichen und
nicht -empfindlichen, verdienen im Zusammenhang mit der
Brecbbarkeitsänderung studirt zu werden.
1) Poggend. Ann. Bd. XXXIII. 8. 353.
2) Denselben Einwand gegen die Wrede'sche Theorie hat vor vielen Jah-
ren der verstorbene Hudbcrg mündlich gegen mich geäufsert. P.
*
335
Eine alkoholische Lösung des grünen Farbstoffs der
Blätter. Um eine sich haltende Lösung zu bekommen, ist
es gut die Blätter zuvor in siedendem Wasser aufzuwei-
chen. Der Alkohol mufs nicht beständig mit den Blättern
in Berührung gelassen werden, falls man nicht die daran
stattfindenden Veränderungen studiren will; sondern ist ab-
zugiefsen, sobald man die Lösung für hinreichend concen-
trirt hält. Auch mufs man die Lösung, wenn sie nicht ge-
braucht wird, im Dunklen aufbewahren.
Ein schwaches Absud (Solution) von Rofskastanien-
rinde.
Eine schwache Lösung von schwefelsaurem Chinin, d. h.
eine Lösung des gemeinen Disulphats in sehr schwacher
Schwefelsäure. Verschiedene andere Chininsalze sind bei-
nahe, wenn nicht ganz eben so gut.
Flufsspath, eine gewisse grüne Varietät.
Verschiedene Arten von rothem Tang; eine Lösung
seines rothen Farbstoffs in kaltem Wasser. Zur Bereitung
dieser Lösung mufs noch nicht getrockneter Tang ange-
wandt werden. Bisweilen geräth sie selbst mit frischem
Tang recht gut.
Ein Auszug vou Stecbapfelsamen mit nicht zu starkem
Alkohol.
Verschiedene Lösungen von Orseille und Lackmus
(Siehe §. 65 bis §. 72).
Ein Absud von Krapp mit einer Alaunlösung.
Papier, getränkt mit einer sehr starken Lösung von
schwefelsaurem Chinin, oder mit einem Auszug von Stech-
apfelsamen oder mit Kurkumäpapier. Die Empfindlichkeit
des letzten Papiers wird durch Tränken mit einer Lösung
von Weinsäure erhöht. Diefs Papier mufs im Dunklen
aufbewahrt werden.
Eine nicht zu starke Lösung von Guajak in Alkohol.
Safflor-Roth, Scharlachfarbenes Tuch, Substanzen mit
Krapp gefärbt, und viele andere gefärbte Gegenstände des
gewöhnlichen Gebrauchs.
Manche der hier erwähnten Lösungen sind Gemische
336
mehrer Verbindungen. Kann die empfindliche Substanz
chemisch rein erhalten werden, ist es natürlich besser.
Scklufs.
240. Folgendes sind die Hauptresultate, welche im
Laufe der in dieser Abhandlung beschriebenen Untersu-
chungen erlangt wurden.
1) Bei dem Phänomen der wahren inneren Dispersion
wird die Brechbarkeit des Lichts geändert; einfallendes
Licht von bestimmter Brechbarkeit giebt dabei dispergirtes
Licht von verschiedenen Brechbarkeiten.
2) Die Brechbarkeit des einfallenden Lichtes ist die
obere Gränze der Brechbarkeit der Bestandtheile des dis~
pergirten Lichts.
3) Die Farbe des Lichts wird im Allgemeinen bei der
inneren Dispersion geändert, und die neue Farbe entspricht
immer der neuen Brechbarkeit. Es ist vollkommen gleich-
gültig, ob die einfallenden Strahlen zum sichtbaren oder
unsichtbaren Theil des Spectrums gehören.
4) Die Natur und Intensität des von einer Lösung
dispergirten Lichts scheint vom Polarisationszustand der
einfallenden Strahlen ganz unabhängig zu seyn. Ueber-
diefs zeigt das dispergirte Licht keine Spur von Polarisa-
tion, gleichviel ob die einfallenden Strahlen polarisirt sind
oder nicht. Es scheint in allen Richtungen gleichmäfsig
auszustrahlen, wie wenn die Flüssigkeit selbst leuchtend
wäre.
5) Das Phänomen einer Brechbarkeitsveränderung scheint
aufserordentlich gemein zu seyn, besonders bei organischen
Substanzen, wie man sie gewöhnlich antrifft; fast immer
zeigt es sich in ihnen in gröfserem oder geringerem Grade.
6) Das Studium der unsichtbaren, stärker als das Vio-
lett brechbaren Strahlen des Spectrums, sowie der Absorp-
tion, welche Media auf dieselben ausüben, wird dadurch
ungemein erleichtert.
7) Es liefert auch ein neues chemisches Prüf- und
Forschmittel (fest ef a remarkably searching eharacter),
wel-
337
welches anscheinend för die Trennung organischer Verbin-
dungen von grofsem Wertbe ist. Diefs Prüfmittel ist beson-
ders darum merkwürdig, weil es eine oder mehre empfind-
liche Substanzen in einer Mischung verschiedener Verbin-
dungen unabhängig erkennen läfst, und zu grofsem Maafse
zeigt, ehe diese Substanzen abgeschieden worden, in welchen
Menstruis dieselben löslich sind, und mit welchen Agentien
sie in Verbindung treten. Unglücklicherweise erfordern
nur diese Beobachtungen meistens Sonnenlicht.
8) Das Phänomen der innern Dispersion erhebt neue
Schwierigkeiten für die Voraussetzung einer verschiedenen
Natur der leuchtenden, chemischen und phosphorogenischen
Strahlen, stimmt aber vollkommen mit der Annahme, daf$
die Erzeugung von Licht, von chemischer Veränderung
und von Phosphorescenz nur verschiedene Wirkungen einer
und derselben Ursache seyen. Die phosphorogenischen
Strahlen eines elektrischen Funkens, welche, wie bekannt,
von Glas aufgefangen werden, scheinen nichts anderes zu
seyn als unsichtbare Strahlen von ungemein hoher Brech-
barkeit, und es ist kein Grund vorhanden, sie in ihrer
Natur als verschieden von den Lichtstrahlen anzusehen.
Zusätze während des Drucks.
Zusatz A. -r- §. 23.
Kurz nach Absendung der vorstehenden Abhandlung
an die K. Gesellschaft, fand ich in der Bibliothäque uni-
verselle (T. XXXX, Juli u. August 1842) Hrn. Edmund
Becquerel's Karte (map) der festen Linien des chemi-
schen Spectrums. Aus Moigno's Repertoire de Voptique
moderne hatte ich ersehen, dafs dieselbe der Pariser Aka-
demie vorgelegt worden, und diefs machte mich natürlich
begierig sie zu erhalten; allein da ich weder in diesem
Werk noch in den Comptes rendus eine weitere Notiz
über sie fand, so setzte ich voraus, sie wäre noch nicht
Poggend. Ann. Ergänzungsbd. IV. "
338
«
veröffentlicht worden. Die Hauptlinien in dieser Karte
erkannte ich auf den ersten Blick. Becquerel 's breiter
Streifen / ist mein /; seine Gruppe von vier Linien M9
mit dem vorhergehenden Streifen, bilden meine Gruppe tn;
seine Gruppe von vier Linien N bildet die ersten vier mei-
ner Gruppe n ; seine Linie 0 ist mein n. Nur in der letzten
Gruppe kann ein Zweifel in Betreff der Identificirung ob-
walten; doch halte ich es fast für gewifs, dafs Becque-
rel's P mein o ist, und die nächsten beiden Linien, die
letzten in seiner Karte, sind die beiden zwischen o und p.
Schwer ist's anfänglich zu glauben, dafs die starke Linie
p ausgelassen seyn sollte, da doch die beicten schwachen
Linien zwischen o und p angegeben sind ; allein die Schwie-
rigkeit wird, glaube ich, gehoben, wenn man erwägt, wie
schwach die photographische Wirkung in diesem Theile
des Spectrums ist. Hr. Becquerel sagt ausdrücklich,
dafs jenseits der letzten abgebildeten Linien noch andere
sichtbar waren, aber kaum deutlich; und wenn man seine
Karte, Hrn. Kingsley's Photographie und meine eigene
Karte mit einander vergleicht, so kann, glaube ich, schwer-
lich ein Zweifel in Betreff der Identificirung übrig bleiben.
Ich benutze diese Gelegenheit, um noch eines anderen
interessanten Aufsatzes des Hrn. Becquerel zu erwähnen,
betitelt: »Des effets produits sur les corps par les rayons
solaires« und veröffentlicht in den Annales de chimie, (1843)
T. IX p. 257, welchen ich erst zu spät kennen lernte, um
ihn früher anführen zu können. Dieser Aufsatz enthält,
unter Anderem, eine Untersuchung über die Wirkungen
durchsichtiger und farbiger Schirme auf die leuchtenden,
chemischen und phospborogenischen Strahlen; und es wird
darin gezeigt, dafs ungeachtet der grofsen Verschiedenheit
in. der Wirkung eines gegebenen Schirmes auf die drei
Klassen von Strahlen, die beim Studium des Effectes der
einfallenden Strahlen als Ganzes stattfindet, dennoch seine
Wirkung ganz dieselbe ist, wenn man blofs Strahlen von
einer selben Brechbarkeit beachtet. Unter den von Herrn
339
Becquerel angewandten Substanzen sind einige, deren
absorbirende Wirkung in dieser Abhandlung erwähnt und
mittelst der auf Brechbarkeitsreränderung beruhenden Me-
thoden bestimmt wurden. In solchen Fällen stehen meine
Resultate, wie vorauszusehen, in vollem Einklang mit denen
des Hrn. Becquerel. In Betreff der Resultate, welche
ich über die Natur der phosphorogenischen Strahlen des
elektrischen Funkens erlangte und gegen das Ende dieser
Abhandlung beschrieb, so ist mir Hr. B. darin in gutem
Maafse zuvorgekommen. Doch glaube ich nicht, dafs selbst
er eine Ahnung hatte, dafs so viel der Wirkung des Fun-
kens von Strahlen solch hoher Brechbarkeit herrührte.
Zusatz B. — §. 105.
Seitdem ist es mir durch eine besondere Vorrichtung
gelungen, so weit in die »lavendelblauen« Strahlen hinein-
zusehen, dafs ich die festen Liniengruppen m, n und p
mittelst direct in das Auge gelangenden Lichtes erkennen,
und selbst jenseits derselben noch Licht wahrnehmen konnte.
Was die Farbe dieser Strahlen im gut isolirten Zustande
betrifft, so glaube ich giebt die Corolle des Lavendels eine
so gute Vorstellung von ihr, als sich den Umständen nach
erwarten läfst. Es scheint mir, als fehle ihnen das Leuch-
tende des Blaus und die Röthe des Violetts. Ohne Zweifel
hat bisher über die Farbe und die Leuchtkraft dieser Strah-
len viel Irrthum und Unsicherheit geherrscht, weil man die
graue Verlängerung eines auf Papier geworfenen Spectrums
irrthümlich für die lavendelblauen Strahlen nahm.
Zusatz C. — §. 154.
Auf Zusatz von gemeiner Phosphorsäure zu einer Lö-
sung von salpetersaurem Uranoxyd scheint nichts zu er-
folgen; untersucht man aber nach einigen Tagen das Ge-
fäfs, so findet man einen Niederschlag. Dieser erweist sich
in sehr hohem Grade empfindlich.
22*
340
Zusate D. — §. 158.
Seitdem habe ich io einer mineralischen Lösung ein
System von Absorptionsstreifen gefunden, welches so merk-
würdig ist und in mancher Hinsicht so sehr dem der Uran-
oxydsalze ähnelt , ungeachtet es in einem ganz anderen
Theil des Spectrums vorkommt, dafs es, glaube ich, keiner
Entschuldigung bedarf, seiner hier zu erwähnen. Diese
Lösung ist die des übermangansauren Kalis, des Chamaeleon
minerale. Um die Streifen zu sehen, mufs man eine ver-
dünnte Lösung nehmen oder von einer concentrirten eine
geringe Dicke anwenden; sonst wird die ganze Gegend,
worin die Streifen vorkommen, absorbirt. Die Streifen
sind fünf an der Zahl und sie haben gleichen Abstand oder
wenigstens sehr nahe. Der erste liegt etwa um drei Fünftel
eines ihrer Zwischenräume über D; der letzte fallt mit F
zusammen, weicht jedenfalls nur wenig davon ab. Der
zweite und dritte sind die intensivsten der Reihe. Ich habe
die Lösung sorgfältig auf eine Brechbarkeitsveränderung
geprüft, aber nicht die geringste Spur davon gefunden.
Eisensaures Kali zeigt nichts Merkwürdiges.
Mittelst der eben erwähnten Streifen läfst sich die Farbe
des übermangansauren Kalis augenblicklich und unfehlbar
von der gewisser anderer rother Manganlösungen unter-
scheiden, deren Farbe einige Chemiker geneigt waren der
Uebermangansäure zuzuschreiben. (Siehe Pearsall, On
red Solutions of Manganese, im Journ. of the Royal Insti-
tution, New Series, No. IV. p. 49 ').
Zusatz E. — §. 171.
Nimmt man an, der Einfallswinkel sey genau gleich
45° und das Brechverhältnifs der Flüssigkeit betrage 0,8,
und berechnet nun nach Fresnel's Formeln das Ver-
hältnis der Intensität des Lichts, welches von der Aufsen-
fläche eines Bläschens reflectirt und in einer Ebene Winkel-
recht auf der Einfallsebene polarisirt ist, zu der des Lichts,
welches ähnlich reflectirt, aber in jener Ebene polarisirt
1 ) Auch in diesen Ann. Bd. XXV, S. 622.
341
ist, so findet man 0,228: 1, ein Verhältnifs, welches von
der Gleichheit gewifs stark abweicht. Uni indefs die bei-
den Intensitäten gleich zu machen, braucht man den Ein-
fallswinkel nur um 3° 35' zu vergröfsern ; und in der That
hatte der Beobachter, der Bequemlichkeit wegen, gewöhn-
lich eine solche Stellung, dafs die Ablenkung des Lichts
etwas grösser als 90°, mithin der Einfallswinkel etwas
gröfser als 45° war.
Zusatz F. — §. 191.
Seitdem habe ich ein Stück (slab) Glas von der hier
empfohlenen Art erhalten, welches Hr. Darker zu Lam-
bert/ für mich darstellte (executed), und seinem Zweck be-
wundernswürdig entspricht, indem es ungemein empfindlich
ist. Aufser seinem allgemeinen Gebrauch als Schirm, setzte
es mich durch seine Gröfse und Gestalt in den Stand, deu
Zusammenhang gewisser Schwankungen in der Durchsich-
tigkeit mit entsprechenden Schwankungen in der Empfind-
lichkeit bei dieser Substanz weiter zu verfolgen als es
bisher (§§. 75. 76) geschehen war.
Zusatz O. — §. 192.
Ein mit blofsem Absud von Rofskastanienrinde getränk-
tes Papier verfärbt sieh schnell; allein ein Stück, welches
mit einer durch chemische Mittel gereinigten Lösung ge-
tränkt worden, bleibt weifs und erweist sich ungemein
empfindlich.
Zusatz H. — §. 204.
Seitdem habe ich einen vollständigen Quarz - Apparat
(trabt af quarfo) machen lassen, von welchem Hr. Darker
schon einen beträchtlichen Theil, unter andern zwei sehr
schöne Prismen, für mich verfertigt hatte. Mit diesem habe
ich die festen Linien bis zu einem Abstand jenseits H mehr
als doppelt so grofs wie der von p gesehen; so dafs die
Länge des Spectrums, gerechnet von R, mehr als doppelt
so grofs war, als man sie bisher aus photographischen Bil-
342
dem kannte. Das Licht wurde reflectirt durch den Me-
tallspiegel eines Silbermann'schen Heliostaten, den ich von
Hrn. Dubosq-Soleil erhalten hatte. Mit dem Glas-
Apparat war die Gruppe p schwach, allein mit dem Quarz -
Apparat sah man in Lichtfülle nicht allein die Gruppe p,
sondern auch die festen Linien bis Hpl oder darumber.
Von der Gruppe n an bis etwa zur Mitte der neuen Ge-
gend sind die Linien weniger stark (boU) und auffallend
als in der Gegend der Gruppen H, l, m und «; allein der
letztere Theil der neuen Gegend enthält viele sowohl durch
Stärke als Anordnung merkwürdige Linien. Ich hoffe von
ihnen mittelst des vollständigen Apparats bei Sommersonne
eine sorgfältige Zeichnung zu machen.
Ich habe Gründe zu glauben, dafs die photographische
Wirkung dieser stark brechbaren Strahlen schwach, viel-
leicht fast absolut Null sey. Im zweiten der in der Note A
erwähnten Aufsätze (p. 300) beschreibt Hr. Becquerel
einen Versuch, bei welchem ein Quarzprisma zur Bildung
eines Spectrums angewandt ward; und dennoch war das
photographirte (impressed) Spectrum von den allein durch
Quarz gegangenen Strahlen kaum länger als dasjenige ge-
bildet von Strahlen, die, aufser dem Quarz, noch einen
Schirm reinen Flintglases von einem Centimeter Dicke
durchdrungen hatten. Es ist möglich, meiner Meinung
nach sogar wahrscheinlich, dafs Glas, aus vollkommen reinen
Materialien bereitet, so durchsichtig wie Quarz ist, allein
alle Exemplare, welche ich untersuchte, waren entschieden
von mangelhafter Durchsichtigkeit. Ueberdiefs betrachtet
Hr. Becquerel, der wohl als der beste Richter seiner
eignen Versuche anzusehen ist, das ebenerwähnte Resultat
als einen Beweis, dafs das photographirte Spectrum von
Strahlen, die durch Quarz gegangen, sich, bis auf einen
sehr unbedeutenden Abstand, nicht über dasjenige hinaus
erstrecke, welches mit seinem Glas -Apparat gebildet wor-
den ; und dennoch enthält die Zeichnung, welche mit Hülfe
des letzteren entworfen wurde, nicht die Linie p.
ladeis ist wahrscheinlich, dafs es unter der Menge von
343
Präparaten, auf welche das Liebt einzuwirken vermag, einige
giebt, welche hauptsächlich durch Strahlen von ungewöhn-
lich hoher Brechbarkeit erregt werden und eben deshalb
zu den gewöhnlichen Zwecken der Photographie nicht
geeignet sind. Mit diesen kann möglicherweise die neue
Gegend des Sonnenspectrums photographisch aufgenommen
werden.
Zusatz /. — §. 213.
Ich habe seitdem das Salz oder Product im trocknen
Zustande und unter günstigeren Umständen untersucht
und es empfindlich gefunden, obwohl keineswegs in hohem
Grade, Es zeigt auch die Absorptionsstreifen, welche durch
die Uranoxydsalze zu laufen scheinen.
Im Zusammenhang mit der Empfindlichkeit einer Lösung
vom salpetersauren Uranoxyd in Aether scheint es inter-
essant einer seitdem von mir beobachteten Thatsache zu er-
wähnen, nämlich: dafs die Empfindlichkeit einer Lösung
vom salpetersauren Uranoxyd in Wasser durch Zusatz
von etwas Alkohol zerstört wird.
Zusatz J. — §. 217.
Als ich später diesen Versuch wiederholte, konnte ich
den Unterschied im Charakter eines starken und eines
schwachen Funkens aus dem Conductor nicht genügend
ermitteln, vielleicht weil die Maschine in geringerer Wirk*
samkeit war; allein der Unterschied zwischen den Effecten
eines blofsen Funkens und der Entladung einer Leydener
Flasche war ganz deutlich. Um ein auffallendes, völlig
entscheidendes Resultat zu erlangen, ist es übrigens we-
sentlich, eine äusserst schwache Lösung anzuwenden. Der
Grund davon ist einleuchtend.
Ein schweres Gewitter, welches Cambridge am 16. Juli
1852 heimsuchte, lieferte mir eine gute Gelegenheit, die
Wirkung der Blitze auf eine Chininlösung und andere
empfindliche Media zu beobachten. Aus der Fülle des dis-
pergirten Lichts ergab sich, dafs das Verhältnifs der thä-
344
tigen und deshalb stark brechbaren Sirahlen zu den sicht-
baren Strahlen in dein Lichte dte Blitzes sehr viel gröfser
war als im Tageslicht. Zwischen den Effecten eines schwa-
chen Blitzes in der Ferne und eines hellen Blitzes nahe
im Zenit liefs sich ein ähnlicher Charakter - Unterschied
wahrnehmen, wie er in Bezug auf die Wirkungen eines
Funkens aus der Maschine und der Entladung einer Ley-
dener Flasche beschrieben worden ist. Bei künstlichen
Entladungen scheinen, je stärker der Funken ist, desto
mehr die Strahlen von äufserst hoher Brechbarkeit im Ver-
hältnifs zur gesammten Strahlung vorzuwalten. Nun ist
ein Blitz eine unvergleichlich stärkere Entladung als die
einer Leydener Flasche. Man könnte daher vermuthen,
dafs die Strahlung aus Blitzen reich an unsichtbaren Strah-
len von äufserst hoher Brechbarkeit befunden würden. Aber
dennoch konnte ich nicht entscheidend atwmitteln, ob die
Strahlen vom Glase, selbst vom gemeinen Fensterglase, ab-
sorbirt wurden. Ich will indefs hierüber nicht absprechen,
Senn Beobachtungen an Blitzen sind viel schwieriger zu
machen als die mit der Maschine, welche der Beobachter
controliren kann. Indefs schien es, wie wenn der Funke
einer Leydener Flasche reicher wäre an Strahlen von so
hoher Brechbarkeit, dafs sie von Glas aufgefangen werden,
als der Blitz. Ist diefs wirklich der Fall, so mufs man es
davon ableiten, dafs diese Strahlen entweder in den Blitzeu
nicht vorhanden sind, oder beim Durchgang durch die Luft
oder Wolken absorbirt werden. Würden sie nicht erzeugt,
so könnte man es der Lockerheit der Luft in der Höhe der
Entladung d. h. in der Höhe der Gewitterwolke zuschreiben.
Ohne Zweifel können die Metalispitzen des zum elektri-
schen Apparat gehörigen Entladers einen Einflufs auf die
Natur der Funken gehabt haben; allein ich bin zu glau-
ben geneigt, dafs dieser Einflufs, so weit er reichte, in
falscher Richtung gewirkt, d. h. gestrebt haben würde,
Strahlen von niederer Brechbarkeit auf Kosten derer von
hoher zu erzeugen.
345
Zusatz K. — §. 220.
Neuerlich ist meine Aufmerksamkeit auf einen Aufsatz
des Hrn. Brücke (Poggend. Ann. (1845) Bd. 65 S. 593)
hingelenkt worden, worin derselbe Versuche beschreibt,
welche zeigen, dafs die verschiedenen Theile des Auges,
besonders die Krystall- Linse, keineswegs durchsichtig sind
für Strahlen von hoher Brechbarkeit. Die angewandten
Augen waren die von Ochsen und anderen Thieren, und
die Untersuchung geschah mittelst der Effecte, welches
Licht, das durch den zu untersuchenden Theil des Auges
gegangen war, auf eine im Dunkeln eingetrocknete Schiebt
von Guajaktinktur ausübte. Natürlich bieten die in dieser
Abhandlung beschriebenen Erscheinungen besonders leichte
Wege zu einer solchen Untersuchung dar, und ich habe
oft daran gedacht , dieselbe vorzunehmen, habe aber bis
jetzt noch keine Beobachtungen gemacht. Aufeer der Leich-
tigkeit des Beobachtens und dem Vortheil, dafs man Licht
von jedem Brechbarkeitsgrad besonders untersuchen . kann,
scheinen die mittelst empfindlicher Media zu erlangenden
Resultate noch deshalb zuverlässiger, weil man dabei frische
Augen anwenden kann. Die Versuche des Hrn. Brücke
erfordern notbwendig eine beträchtliche Zeit, und es kann
zweifelhaft seyn, ob sich das Auge, besonders nach der
Zerschneidung, wtthrenddefs nicht verändert habe, und ob
die so erhaltenen Resultate sich auf das Auge, wie es im
lebenden Thiere existirt, anwenden lassen.
II. lieber die Verdampfung der Flüssigkeiten;
von Hrn. Marc et.
(Ein Schreiben an Hrn. Arago, Compt. rend. T. XXXVI, p, 339) ').
In einem an Sie gerichteten und in die Compt. rend. für
Oct 1851 eingerückten Briefe schreibt Hr. De la Rive
1) Vollständig findet sich diese Arbeit in der Biblioth. uniperi, slpril
1853. P.
346
die Entstehung der groben Gletscher, welche mpthmafs-
lich aof der gegenwärtigen Oberfläche unserer Erdkugel
vorhanden waren, der Erkaltung zu, welche, nach dem Her-
vortreten der jüngsten Gebirgsformationen Europa's, durch
die Verdampfung des sie bedeckenden Wassers erzeugt
ward, — eine Verdampfung, welche nach der Meinung
dieses Physikers intensiver seyn muffte, als das verdam-
pfende Wasser nicht eine flüssige und ebene Oberfläche
besafs, wie vor dem Heraustreten jener Formationen, son-
dern gemengt war mit verschiedenen fremdartigen Stoffen,
mit erdigen und sandigen, welche es schwebend erhielten
oder es in ihren Poren aufnahmen. Diese sinnreiche Idee
hat mich veranlafst, einige Versuche anzustellen, um zu se-
hen, welche Umstände die Verdampfung der Flüssigkeiten,
besonders die des Wassers, abzuändern vermögen. Fol*
gendes sind die Hauptresultate, zu denen ich gelangte.
1. Eine Flüssigkeit, wie Wasser oder Alkohol, in einem
offenen Gefäfse der Luft ausgesetzt, ist immer kälter als
die umgebende Luft. Der Unterschied zwischen der Tem-
peratur der Flüssigkeit und der der umgebenden Luft ist»
bei Gleichheit aller übrigen Umstände, von der Temperatur
dieser Luft abhängig. Je höher diese Temperatur, desto
gröfser jener Unterschied. Zwischen 45 und 50° C z. B.
beträgt der Unterschied für Wasser & bis 6° C; zwischen
20 und 25° fand ich ihn zu l°,25 bis 1°,5; und zwischen
5° und 0° blofs zu einigen Zehntel - Graden.
2. Die Verdampfung einer Flüssigkeit ist, bei Gleich-
heit aller übrigen Umstände, verschieden nach der Natur
des Gefäfses, welches sie enthält. Wasser und Alkohol
z. B. verdampfen aus gefirnifsten Porcellangefafsen schneller
als aus ganz ähnlichen Gefäfsen von Glas oder Metall. So-
wohl bei diesen, als bei den folgenden Versuchen waren
die nöthigen Vorsichtsmafsregeln getroffen, um sich zu
versichern, dafs die besagten Unterschiede nicht oder we-
nigstens nicht grofsen Theils dem Einflufs der Ausstrahlung
der Gefäfswände oder einem Unterschiede ihres Leitungs-
veruögens zugeschrieben werden konnten.
347
3. Die Temperatur einer Flüssigkeit ist verschieden
nach der Natur des. Gefäfees, in welchem es sich befindet,
mögen auch die GefäCse von gleicher Gröfse und Gestalt
seyn. Hat z. B. die äufsere Luft eine Temperatur von
15 bis 18°, so ist das Wasser in einem Metallgefäfs durch*
schnittlich 0°,3 wärmer als in einem gefirnifsten Porcellan-
gefäfs und 0°,2 wärmer als in einem Glasgefäfs. Bei hü*
herer Temperatur der umgebenden Luft, sind diese Unter-
schiede beträchtlich gröfser. In allen Fällen scheinen 6ie
die natürliche Folge davon zu seyn, dafs Gefäfse die Ei-
genschaft haben, je nach ihrer Natur, die Verdampfung der
in ihnen enthaltenen Flüssigkeiten zu beschleunigen oder
zu verzögern. In jedem Fall mufs nämlich die Menge der
fühlbaren Wärme, welche einer flüssigen Masse entzogen
wird, oder, anders gesagt, die Verdampfung derselben, pro-
portional seyn der Menge des gebildeten Dampfs.
4. Wenn alle übrigen Umstände dieselben bleiben,
namentlich die Oberflächen der Flüssigkeiten vollkommen
identisch sind, scheint die Masse oder Tiefe der FUi&sigkeit,
innerhalb gewisser Gränzen, auf. die Verdampfung beschleu-
nigend einzuwirken.
5. Wasser, welches so viel Seesalz als das Meerwasser
enthält, verdampft weniger rasch und erzeugt demnach durch
seine Verdampfung weniger Kälte als süfses Wasser unter
gleichen Umständen,
6. Wasser in einem Gefäfs von irgend welcher Natur
gemengt mit einem kieseligen Sand, und zwar so, dafs es
ihn noch in einer Schicht von einigen Millimetern Dicke
bedeckt, verdampft an offener Luft rascher, als eine gleiche
Fläche Wasser ohne Sand. Der Unterschied schwankt, je
nach der Natur des Gefäfses, in welchem der Versuch statt-
findet, von 5 bis 8 Proc Alkohol giebt ein ähnliches Re-
sultat; Sägespäne, gemengt mit Wasser, bewirkten densel-
ben Effect, aber in geringerem Grade.
7. Bei Gleichheit aller übrigen Umstände ist die Tem-
peratur einer gegebenen, mit Sand gemengten Wasser-
menge, die au freier Luft der Verdampfung ausgesetzt
348
wird, beständig am einige Zehntelgrade niedriger als die
Temperatur einer gleichen Wassermenge, die ftlr sich ver-
dampft. Der Unterschied ist, nach der Natur der Gefäfse,
ziemlich verschieden, steigt aber selten über einen halben
Grad.
Sey es mir schliesslich zu bemerken erlaubt, dafs die
in den letzten Paragraphen aufgeführten Resultate die Mei-
nung des Hrn. De la Rive über das Entstehen der vor-
maligen Gletscher in allen Punkten zu bestätigen trachten.
Denn, als erwiesen angenommen, dafs die Verdampfung
rascher, und deshalb die erzeugte Kälter gröfser sey, wenn
das verdampfende Wasser gemengt ist mit Erde, Sand oder
Pflanzenstoffen, für welche seine Theilehen weniger Adhä-
sion haben als sie Cohäsion unter einander, so wird leicht
begreiflich, dafs die Kälte, welche auf der Oberfläche der
hervorgetretenen, aber noch sehr feuchten Gebirgsforina*
tionen durch die Verdampfung bewirkt ward, gröfser seyn
mufste als die, welche dieselbe Verdampfung veranlasste zu
der Zeit, wo alle diese Formationen noch in gröfser Tiefe
unter dem Wasser lagen. •
III. Ueber den E/iosit von Joachimsthal; von
TV. Haidinger.
(Mitgctheilt vom Hrn. Verfasser aus d. Sitzungsbericht, d. Wien. Akad.
1853 Jan aar).
JjLr. Joseph Florian Vogl, k. k. Berggeschworner
in Joachimsthal, dessen Aufmerksamkeit und scharfem Auge
man es in erster Linie verdankt, dafs der in der Sitzung
vom 22. Juli 1862 von unserem hochverehrten Collegen,
Hrn. Prof. Zippe bestimmte und beschriebene Rittingerit
den Sammlungen und wissenschaftlichen Forschungen der
Mineralogen zugeführt wurde, sandte neuerdings ein dem
Gummi -Erz des Hrn. Prof. Breithaupt nahe verwandtes
i
349
Vorkommen von der Eliaszeche bei Joachimsthal mit dem
ausdrücklichen Wunsche, ich inöchtevdie Bekanntmachung
dieser Novität in der kaiserlichen Akademie fibernehmen.
Gerne willfahre ich dem unermüdlich aufmerksamen
Beobachter; es wäre früher geschehen, wenn ich nicht
hätte die sogleich in unserem Laboratorium eingeleitete
chemische Untersuchung und ihre Ergebnisse abwarten
wollen. Ist auch die Mittheilung, der Natur der Sache
entsprechend, bei dem Mangel an regelmässiger Krystall-
bildung und wohl auch an festen Verhältnissen der Be-
standteile, weniger anregend, so bleibt es doch immer
unsere Pflicht, Sandkorn an Sandkorn zu reihen, wo es
sich darum handelt, die natürlichen Vorkommen unserer
vaterländischen Erzeugnisse zu studiren.
1. Form. Plattenförmige Gangtrümmer.
2. Masse. Bruch kleinmuschlig bis uneben. Fettglanz
in den Glasglanz geneigt. Farbe dunkel röthlichbraun,
nur an den dünnsten Kanten in das Hyacinthrothe geneigt
Strich matt, wachsgelb in das Orangegelbe. An den Kan-
ten durchscheinend. Spröde. Härte =3,5 auf der Feile.
Ritzt den Calcit, wird vom Flufs geritzt. Gewicht =4,086,
4,237, 4,163 in drei Versuchen, Mittel =4,129. Beides
nach Hrn. Victor Ritter v. Zepharovich.
Zur Vergleichung mögen die von Hrn. Prof« Breit-
haupt für das Urangummi verzeichneten Eigenschaften
angeführt werden.
Porodisch, opalartig. Fettglanz. Farbe röthlichgelb,
gelblich- und röthlichbraun. Strich pomeranzen- bis stroh-
gelb. Durchscheinend bis an den Kanten. Nierenförmig
und derb. Bruch muschlig. Sehr leicht zerspringbar« Der
Körper dem Gumraigutt sehr ähnlich. Gewicht: 8,986 bis
4,180. Härte 2,5 bis 3,0.
3. Materie. Die chemische Analyse im Laboratorium
der k. k. geologischen Reichsanstalt durch den Vorstand
desselben, Hrn. Dr. Fr. Ragsky, ausgeführt, gab die fol-
genden Verhältnisse der Bestandteile a. Zur Vergleichung»
ist in 6 die Analyse des Gummi -Erzes durch Kersten
beigefügt:
)
350
a.
Oxygcngehall.
Uranoxyd . .
61,33,
72,00
Kalkerde . . .
3,09 i
•
6,00
Eisenoxyd . .
6,63 f
—
Eisenoxydul . .
1,09>
15,06
—
Bleioxyd . . ,
4,62 (
—
Thonerde . ,
1,17 \
—
Magnesia . . .
2,20/
Manganoxyd
0,05
Kieselerde . .
5,13 \
4,26
Kohlensäure . ,
2,52 /
—
Phosphorsäure .
0,84 \
14,35
2,30
Wasser . . ,
. 10,68 i
14,75
Arsenik . . «
Spur }
und Fluor
Spur
99,36
99,36
Bei der grofsen Anzahl und zugleich Mannigfaltigkeit
der Bestandtheile, und bei dem vollkommen amorphen Zu-
stande des Minerals kann man kaum in die Versuchung
kommen, eine chemische Formel bilden zu wollen« So viel
ist aus der Sauerstoffmenge der einzelnen Bestandtheile er-
sichtlich, dafs sich Säuren und Basen gegenseitig nahezu
einfach neutralisiren.
Die Probe vor dem Löthrore stimmt nach Yogi nahe
mit den Ergebnissen des Urangummi überein und zeigt die
Reaction von Uran und Eisen. Das Mineral ist nach
Ragsky durch Salzsäure aufschliefsbar und braust mit
Säuren. Bei 100° C. verliert es 5,81, bei 300° C. weitere
4,77, zusammen obige 10,58 Proc. Wasser.
4. Geschichte. Hr. Berggeschworner Vogl verglich in
seinem Briefe das neu eingesandte Mineral mit dem Brei t-
haupt'schen Urangummi x). Er hatte es erst für eine dunkle
Varietät von Urangummi oder Gummi -Erz genommen, allein
da sich Unterschiede doch in fast allen einzelnen Eigen-
schaften nachweisen liefsen, und auch schon nach den vor-
läufigen Untersuchungen des Hrn. Apothekers Hugo Göt-
1) Uranisches Gummi-Erz Breithaupt. Charakteristik S. 218. Gutta-
nus gummiformis oder Urangummi, Vollständiges Handbuch der Mi-
neralogie, Bd. 3, S. 893.
i
351
tel in Karlsbad sich einige Verschiedenheit in der Mir
schung, namentlich durch den Bleigehalt anzudeuten schie-
nen, «o gab er dem neuen Minerale den Namen »Eliasit«
von dem Fundorte, unter welchem ich es auch hier der
Aufmerksamkeit der Mineralogen empfehle.
Gewifs hat der Eliasit sehr viele Analogie mit jenem
Gummi -Erz, wenn er sich auch namentlich dadurch unter-
scheidet, dafs er gar nicht wie Gummigutt aussieht, was
in der That in höchst auffallender Weise nach einem iu
dem hiesigen k. k. Hof- Mineralien -Cabinete aufbewahrten
Stücke des Gummi - Erzes von Johann - Georgenstadt der
Fall ist. Der Eliasit hat vielmehr ein dankies pechartiges
Ansehen. Sollten sieh vielleicht, was nicht ganz unmöglich
ist, Zwischenglieder finden, welche durch Abweichungen
von beiden in den Eigenschaften und in dem chemischen
Bestände eine Vereinigung der beiden amorphen Minera-
lien andeuteten, so kann man ja später auch für die Na-
men Vorsorge treffen. Gewifs ist es wünschenswerth,
selbst dann schon einen wirklichen einfachen Namen »Elia-
sit« zu haben, während »Urangummi« sowohl als »Gummi ~
Erz« nur zusammengesetzte, daher ein System mi^ höheren
Classificationsstufen »Gummi« und »Erz« andeutende sind.
Nach Hrn. Vogl's Angabe wurde der Eliasit auf dem
Fluthergange, der im abendseitlichen Felde der Eliasgrube
den Eliasgang durchsetzt und nach Stunde 22 bis 23 streicht,
angetroffen. Der Gang führt absätzig und in Linsen Uran-
erze, ferner Flufis, Dolomit, Quarz und Letten, und wird
gegenwärtig auf dem Barbarastollen, 80 bis 90 Klafter unter
Tage untersucht; es wurde nämlich die alte Strecke auf-
gesäubert, und ein Uebersichbrechen angehauen, wo auch
das in Bede stehende Mineral vorgekommen ist, und zwar
in einer linsenförmigen Kluftausfüllungsgestalt von einem
Fufs Länge und einem halben Fufs Breite. Die gröfste
Dicke betrug einen halben Zoll.
352
IV. Notizen.
1
1. Quarzlinse aus dem AUertkum. — In der letzten
Versammlung brittischer Naturforscher zu Belfast (1852)
berichtete Sir David Brewster Ober eine Bergkrystajl-
Linse, welche, was fast unglaublich klingt, in den Ruinen
von Ninive aufgefunden worden ist. Er hat sie naher un-
tersucht. Es ist eine plan-convexe Linse von nicht ganz
kreisrundem Umfang, dessen Durchmesser von 1,4 bis 1,6
Zoll engl, geht Die plane Seite wird von einer der sechs
natürlichen Säulenifichen gebildet; die convexe Seite scheint
nicht in einer Schüssel geschliffen, sondern durch ein Schlei f-
rad oder auf eine ähnliche Weise geformt worden zu seyn.
Daher hat die Linse eine ungleichmäfsige Dicke. Ihre
gröfste Dicke beträgt 0,2 Zoll, ihre Brennweite 4,5 Zoll.
Sie scblofs zwölf Blasenräume ein, die ursprünglich mit
Flüssigkeiten oder verdichteten Gasen gefüllt waren, von
denen aber zehn wahrscheinlich bei der rohen Behandlung
ihrer Bearbeitung geöffnet wurden. Sir David glaubt,
dafs diese Linse wirklich zu optischen Zwecken (als Brenn-
glas?) gedient habe (Athenaeum No. 1298).
2. Obwohl die Physik schwerlich )e in die Verlegen«
heit kommen wird, eine genauere Bestimmung der Zahl n
zu verlangen, als man sie schon besitzt (durch Dase auf
200, durch Claus en auf 250 Stellen), so mag doch hier
bemerkt seyn, dafs Hr. William Rutherford die Rech-
nung bis auf 440, ja Hr. W. Shanks sogar auf 530 De-
ciroalstellen ausgedehnt hat (Proceed. of the Roy. Soc. im
Phil Mag. 1853 März).
Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin, Grünstr. 18.
\ ANNALEN
i DER PHYSIK UND CHEMIE.
| Bd. IV. ERGÄNZUNG. St. 3.
1. Zehnter Nachtrag zu Chladni's Verzeichnisse
der Feusrrneieore und herabgefallenen Massen
(FFien 1819); von Georg von Bogus/awski.
(Schlafs von S. 155. )
y
If. Nachrichten von herniedergefallenen meteorischen Massen.
1. Meteorsteine (von 1835 bis ult. 1850).
1835 Januar 18: llxeteorstein von Lobau in der kön.
sächsischen Oberlausitz. Nach einer Mittheilung vom Prof.
Dr. Fi ein us (Erdmann's Journ. f. pract. Chemie Bd. V.
(1835) p. 41) berichtet hierüber ein Augenzeuge, Herr
v. Gersheim: »Am 18. Januar ging ich auf der nördli-
chen Seite des Löb^uer Stadtgrabens spazieren, als ich in
bedeutender Höh# (zwischen 4 und 5 Uhr Nachmittags)
ein Meteor, so grois, wie ein Höhnerei bemerkte* Mit
ausserordentlicher Schnelligkeit bewegte es sieb zur Erde,
und f aet in demselben Augenblicke^ wo ich es bemerkte,
zersprang* es, nahe dem Boden mit einem geringen Knalle,
ziemlich ähnlich dem einer zerplatzenden Kälberblase. Vor
dem Zerspringen zeigte das Meteor ein weifsrothes Licht:
aber die Stücke brannten, nachdem sie den Boden berührt
hatten, mit heller, weifser und funkensprühender Flamme.
Nachdem das Sprühen aufgehört hatte, entwickelte sich ein
starker, unangenehmer Geruch, ungefähr ähnlieh dem bei
einer Auflösung von Zink und Schwefelsäure. Ein herbei«
geeilter Schmiedegesell aus der nahen Schmiede griff schnell
nach einem der Stücke, behielt aber, indem er sich daran
verbrannte, nur die jedes Stick äufserlich rund umgebende
pulverartige Masserin den Händen. Mit möglichster Vor-
sicht suchte ich die übrigem in den Boden etwas einge-
drungenen und angeschmolzenen Stücke mit meinem Messer
Poggend, Ann. Ergänzungsbd. IV. 2«3
354
vom Boden zu lösen ; doch zerstäubte sogleich die äufsere,
rothe Masse. Die Stücke blieben ziemlich lange warm und
behielten den erwähnten Geruch noch lange nach dem Er-
kalten. Die gröfsten Stucke von der Gröfse einer Wall-
nufe lagen nahe beisammen; die übrigen waren nach dem
Erkalten so grofs als Erbsen und auf einem Raum von un-
gefähr 5 Schritt zerstreut. Das Wetter war heiter und
nicht ungewöhnlich.« Dieser Meteorstein ist schlackig,
porös, die Blasenräume sind mit rothem Pulver, ähnlich
dem Rotheisenrahm überzogen: wo dieses fehlt, zeigt sich
die Masse eisenfarbig, metallisch glänzend, an einigen Stellen
zu sehr kleinen Kugeln geschmolzen. Das Pulver wird
durch den Magnet angezogen: eine Analyse ist mir nicht
bekannt.
1835 November 13. 9 Uhr Ab.: Meteorstein von Si-
mon od (Dep. de l'Ain), Partsch No. 2. Es ist wohl an-
zunehmen, dafs die von Hrn. Mille t d'Aubenton an
Hrn. Arago übersandten beiden Bruchstücke von einer
mit Detonation zersprungenen Feuerkugel herrühren, und
nicht Producte einer der November - Sternschnuppen sind,
obwohl an diesem Tage das November- Phänomen an vielen
Orten beobachtet worden ist. — Ueberdiefs hat Hr. Millet
zu der oben angegebenen Zeit eine Feuerkugel beobachtet,
welche in dem Orte Belmont (Simonod) zersprang und
zwar über Häusern und Strohdächern, die es entzündete
(Vlnstit. No. 141 und Partsch: Die Meteoriten etc. S. 14).
Nach Millet haben die Bruchstücke im Allgemeinen das
Ansehen von Obsidian; der Magnet zieht kleine Metall-
kügelchen davon aus, bestehend aus Eisen, Schwefel, Kupfer,
Arsenik und Silber (?), sowie Spuren von Nickel und
Chrom (VInst. No. 141 u. Pogg. Ann. Bd. 36, S. 562 u.
Bd. 37, S. 460). Damour aber fand in diesem Meteor-
steine: Kieselerde, Eisenoxyd, Kupferoxyd, Schwefel, Kohle
und Kalk (Partsch a. a. O. S. 15). Das speeif. Gew.
beträgt nach C. Rum ler 1,35 und ist mithin das geringste
von allen bekannten Meteorsteinen, indem das des Steines
von Alais 1,70 ist. —
1
355
1836? Meteorstein vom Plattensee in Ungarn, s. die
näheren Nachrichten Sa die r in Oesterr. Bl. f. Literatur
1847 No. 86, S. 343).
? 1836 September 18. Vormittag 10 Uhr zerplatzte eine
aus der Luft gefallene Feuerkugel über dem Glockenturme
der Kirche Monte Oliveto in Florenz, brach das grofte Ge-
simse derselben ab, rifs das daselbst befindliche eiserne
Kreuz heraus und warf es auf ein nahes Feld darnieder.
Nach dem Zerplatzen theilte sich die Kugel in mehrere
andere Feuerkugeln, die alsdann in das Innere der Kirche
eindrangen (Pogg. Ann. Bd. 39, S. 223). Benzenberg
setzte Dem, der ihm nähere Auskunft über diesen vermeint-
lichen Steinfall geben könnte, seine Schrift »Ueber die
Sternschnuppen « als Preis aus. Es erwies sich aber später,
dafs es nur ein starkes Gewitter gewesen sey (ib. Bd. 40,
S. 160).
1836 November 11. (nicht December 11.) wie Ber-
thou in der Pariser Akademie 1837 Aug. 14« berichtet)
5 Uhr Morgens (nach Anderen 11^ Uhr Ab.) fielen bei
dem Dorfe Macao am Flusse Assu in der Provinz Rio-
grande del Norte in Brasilien nach dem Erscheinen einer
an Glanz und Gröfse ungewöhnlichen Feuerkugel, welche
mit grofsem Krachen zersprang, in einem Umkreise von
3 Meilen Durchmesser eine ungeheuere Menge von Steinen
nieder, in einer sonst fast ganz steinlosen Gegend. Nach
Berthou schlugen die Steine in viele Häuser ein, dran-
gen mehrere Fufs tief in den Sand, richteten aber weiter
keinen Schaden an, als dafs sie einige Ochsen verwundeten.
Die einzelnen aufgelesenen Stücke sollen 1 bis 80 Pfd. ge-
wogen haben. Berthier wollte die übersandte Probe
dieser Meteorsteine analysiren (Compt. Rend. f. V, p. 211
u. Pogg. Ann. Bd. 42, S. 5§2). Das Resultat derselben
ist mir bis jetzt nicht bekannt. Partsch giebt in seiner
schon mehrfach erwähnten trefflichen Schrift unter No. 69
(S. 81 ) eine Beschreibung des äufsern Habitus des in dem
k. k. Mineralienkabinets zu Wien befindlichen Fragments
der Meteorsteine von Macao: »Fast dunkel aschgraue, mit
23*
356
einer grofsen Menge von Rostflecken durchsäete, sehr feste
Grundmasse, mit undeutlichen kugeligen Ausscheidungen;
mit einer grofsen Menge meist fein eingesprengten metalli-
schen Eisens und viel sehr fein eingesprengtem Magnet-
kies; matte oder schwach schimmernde, meist stark ver-
rostete, zuweilen verschlackte Rinde.« — Nach Partsch
siud die gefallenen Massen klein gewesen, meist von der
Gröfse eines Taubeneies. Das spec. Gew. ist wegen des
vielen eingesprengten metallischen Eisens mit das gröfste
unter allen Meteorsteinen, nämlich 3,72 bis 3,74. —
? 1836 November 22. Vermuthlicher Steinfall in Schle-
sien, nachdem man bei heiterem Himmel ein grofses Ge-
töse in der Luft wahrgenommen hatte (Schles. Zeitg. 1837
Jan. 6).
1837 Januar 15. 5 Uhr Ab. fiel zu Mikolowa im Sza-
lader Comitat ein noch glühender Meteorstein herab.
(Schles. Zeitg. 1837 Febr. 6. u. Sa d ler a. a. O.).
1837 Mai 5. zwischen 3 und 4 Uhr Nachm. Feuerkugel
und Meteorsteinfall zu East - Bridgewater (Mass.). Es
zeigte sich Anfangs ein Lichtschweif, der bis auf ein Feld
sich herabsenkte; die Kugel schien zu zerplatzen, ehe sie
auf die Erde gelangte. Es wurden 9 Steine gefunden, die
noch heifs waren: der gröfste wog -4 Pfd. Die Steine
schienen verglas' t, wie vom raschen Abkühlen; ihr Aeufseres
war schwarz und glänzend, aber das Innere grau und voll
Höhlungen. Die Steine glichen der Lava, oder Hochofen-
schlacken. Das spec. Gew. beträgt im Mittel 2,159 (Sil-
lim. Amer. Journ. Bd. 32, S. 395 cit. Bost. Daylj Adver-
tiser 1837 Juni 10).
1837 Juli 24. II £ Vorm. Meteorstein von Grofs-Divina,
nächst Budetin im TrentschinerComitate in Ungarn (Partsch
No. 66). Ueber diesen Steinfall s. Augsb. Allgem. Zeitg. von
1837 Aug. 27. u. Leonh. Jahrb. f. Mineral. (1840 S. 89).
Nach Partsch gehört er durch seine Form und Ueber-
rindung und durch die Eindrücke an einem Theile seiner
Oberfläche zu den merkwürdigsten Meteorsteinen, die wir
besitzen. Seine Beschreibung ist folgende:
357
»Zwischen dunkel- und licht - aschgrau schwankende,
mit braunen Rostflecken erfüllte Grundmasse, mit einer
grofsen Anzahl von kleinen, dunkelgrauen kügligen Aus-
scheidungen, die auf Bruchflächen aus der Grundmasse zum
Theil hervorragen; mit ziemlich viel fein eingesprengtem
metallischen Eisen und höchst fein eingesprengtem Magnet-
kies; matte theils ziemlich glatte, theils höchst rauhe Binde.«
(Partsch a. a. O. S. 79).
1837 im August ist nach verschiedenen Zeitungsnach-
richten zu Esnaude (Dep. Charente inferieure) ein 3 Pfd.
schwerer Meteorstein gefunden von einem Volum von 8
Kubikzoll; bei seinem Herabfallen zersprang er in mehrere
Stücke.
1838 October 13. 9 Uhr Morgens. Meteorsteiufall von
Cold Btockeveld am Cap der guten Hoffnung (Partsch
No. 3). Dieser Fall ist merkwürdig sowohl wegen der
Gröfse und Anzahl der niedergefallenen Steine, als auch
wegen der ihn begleitenden Umstände. Ein Augenzeuge
Mr. Thompson berichtet hierüber: »Am Morgen des
13. October gegen 9 Uhr fand ein Meteorsteinfall in dem
Cold Bockeveld bei Tulbagh, 70 engl. M. von der Cap-
stadt am Vorgebirge der guten Hoffnung statt: er war
von einem furchtbaren Geprassel begleitet, viel stärker,
als die stärkste Artilleriesalve. Diese Detonation ward von
Cap Fiats bis an das Ufer des Grand Karroo und von
Clan Williams bis zum Ufer des Zondevend bei Swellendamm
gehört. Diejenigen, welche ferner waren, verglichen das Ge-
töse mit dem eines von einem hohen Berge herabstürzenden
Felsens, so z. B. in Worcester, 40 engl. M. von dem Phä-
nomene entfernt. Mehrere Personen empfanden zu der-
selben Zeit ein sonderbares Gefühl, hauptsächlich an den
Knien, als wenn sie elektrisirt wären.. Im Augenblicke
der Explosion sah ich eine Feuerkugel von Westen kom-
men, von der Gestalt einer Congreve - Rakete. Sic zer-
platzte beinahe unmittelbar über meinem Kopfe unter dem
Anscheine vou kleinen Feuerkugeln oder von durchsich-
tigen Glastropfen. In der Gegend des Phänomenes war
358
die Luft sehr stark mit Elektricität geladen, hauptsächlich
in der Nacht vor dem Falle. Die Menge der niederge-
fallenen Aerolithen kann nicht genau angegeben werden,
ist aber wohl im Ganzen auf mehrere Hunderte von Pfun-
den an Gewicht zu schätzen. Einige dieser Steine fielen
dicht vor einem Hottentotten nieder; der Fall vertheilte
sich auf drei Punkte in einem Baume von 40 Quadratyards.
Mehrere zerbrachen auf dem harten Bodengesteine in kleine
Stücke: andere fielen in weichen Boden und sanken ein.«
(South African Commercial Advertiser of 1838 Novbr. 27),
Nach einem andern Berichte waren diese Steine so mild,
dafc man sie mit dem Messer schneiden konnte. Die An-
fangs weichen Steine wurden aber später fest. Eine Probe
dieses Steines wurde von Sir John Herschel nach Eng-
land an Hrn. Prof. Farad ay geschickt; dieser hat sie auch
analysirt und darin gefunden (Lond. etc. Philo s. Magaz.
3 Ser. Vol. XIV, p. 368 u. 391):
Kieselerde 28,90
Eisenoxydul 33,22
Talkerde 19,20
Thonerde 5,22
Kalkerde 1,64
Wickeloxyd 0,82
Chromozyd 0,70
Schwefel 4,24
Kobalt u. Natron Spur
Wasser 6,50
100,44.
Das spec. Gew. beträgt nach Faraday: 2,94
" C. Buinlcr: 2,69.
Dieser Stein gehört zu der Klasse von anomalen Me-
teorsteinen, von welchen Partsch folgende Charakteristik
giebt: »Gediegenes Eisen und Schwefeleisen sind darin
entweder gar nicht vorhanden, oder in so geringer Menge,
dafs man sie in der gepulverten Substanz nur mittelst des
Mikroskops zu entdecken vermag.« Aufser den Steinen
359
von Cold Bockeveld gehören n«ch folgende Steine zu
dieser Gruppe: die von Aldis, Chassigny, Allport, Simonod.
1839 Februar 13. zwischen 2 und 3 Uhr Nachmittags:
Meteorsteinfall von Little Piney (Missouri). Er fand bei
völlig heiterem Himmel und unter Begleitung einer Feuer-
kugel statt. Ausführliche Nachrichten hierüber findet mau
in Sillim. Americ. Journal Vol. 37 p. 385, Vol. 39 p. 254
u. 2 S. Vol. VI, p. 407. Aus ihnen entlehne ich folgende
Notizen : Man nahm zuerst ein brausendes Geräusch wahr,
welches von * einem dunkel gefärbten Körper herrührte ;
dieser bewegte sich langsam von N.W. nach S.W. und
war theilweise in Rauch eingehüllt; er nahm seinen Lauf
horizontal nur 100 Fufs über den Bäumen und hatte nach
einigen Augenzeugen die Gestalt und Gröfse eines Blase-
balges, nach Anderen die einer Trompete; das breite Ende
befand sich an dem vorderen Theile. Es folgte ihm ein
sehr langer Lichtschweif; sodann hörte man zwei rasch
auf einander folgende Explosionen, gleichsam als ob zwei
Kanonenschläge beinahe in demselben Augenblicke gelöst
würden. Zwei Feldarbeiter sahen den Stein auf die Erde
fallen, ungefähr 200 lüards von dem Punkte, wo sie stan-
den, an dem Fufse eines Hügels bei dem Gasconade river,
10 miles von Little Piney. Der Stein war an einem Ei-
chenstamm von 18" Durchmesser an der südwestlichen Seite
desselben herabgestrichen und hatte ihn verstümmelt, aber
nicht zertrümmert. Ein späterer Besucher dieses Platzes
fand noch kleine Partikelchen des Steines an dem Stamme
anhaften und das ganze Holz in der Nähe des Risses (durch
den Meteorstein verursacht) hatte das Ansehen, als ob es
durch Schiefspulver gesprengt sey. Einige Stücke von dem
Steine wurden in einiger Entfernung von dem Baumstamme
gefunden. Das Gewicht betrug wenigstens 50 Pfd. : Einige
geben es bis 150 Pfd. an. Die Rinde des Steines hat eine
dunkelbraune Farbe und die Dicke von starkem Papier.
Shepard hat eine Probe von diesem Steine untersucht
und als nähere Bestandtheile des Steines gefunden:
360
Olwinoifr
40
Howardit
40
Gediegen Eisen
Schwefeleisen
i»
Anorthit
5
Apatit
Spur
100.
1839 Anfang November: Muthmafslicher Meteorsteinfall
auf dem Gebirge Nopalera in Mexico (s. S. 86).
1839 November 29: Muthmafslicher Aerolithenfall in
Italien (s. S. 87).
1840 Juni 12. fiel zwischen 10 und 12 Uhr Vormittags
bei Uden in Nordbrabant ein Meteorstein mit heftiger De-
tonation bei heiterem Himmel und hellem Sonnenscheine
herab. Der Stein schlug 15 Centimeter tief in einen Fufs-
pfad ein und vrar beim Anfühlen noch heifs (Pogg. Ann.
Bd. 59, S. 348).
1840 Juli 17. 7£ Uhr Morg. hörten die Astronomen
auf der Sternwarte Brera im Mailändischen einen donner-
ähnlichen Knall, welchen sie sogleich dem Falle eines Me-
teorsteines zuschrieben. Nach Aussage von Bewohnern der
Umgegend von Mailaud sah man zu derselben Zeit drei
leuchtende Meteore von weifslicher Farbe: zwei kleinere
und ein sehr grofses. Sie zogen von Ost nach West;
bald darauf hörte man einen Knall, wie von einem Kano-
nenschufs. Auf dem Gebiete von Ceresetto (Provinz Casal
Montferrat in Piemont) fiel ein Meteorstein von 10 Pfd.
22 Unz. Gewicht auf die Erde, in welche er 20" tief ein-
drang. Zwei andere Steine fielen in der Nähe nieder
wurden aber nicht aufgefunden (Compt. Rend. t. XJ,p.243
u. Pogg. Ann. Bd. 50, S. 668).
1840 ? Meteorstein in der Kirgisensteppe am Flusse
Karokol; er ist 8" lang und im Besitze der naturforschen-
den Gesellschaft zu Moskau (Part seh a. a. O. S. 143).
1841 Februar 25. 3 Uhr Nachm.: Niederfall eines Bolid
zu Chanteloup in Frankreich. Es fiel auf das Dach eines
Kelterhauses und setzte dasselbe in Brand; drei Gebäude
brannten zu Bois au Roux nieder. Dasselbe Phänomen
♦ "
361
wurde in Parma als Feuerkugel gesehen (Cornpt. Rend.
t.XII, p. 514).
1841 März 22. 3| Uhr Nachmittag : Meteorsteinfall von
Seifersholz bei Grünberg in Schlesien. Um die angegebene
Zeit vernahmen Arbeiter aus Heinrichau auf dem Terrain
des Dominium Seifersholz (Kreis Grünberg) drei starke
Donnerschläge, gleich Kanonenschüssen, während bei fast
ganz heiterem Himmel eine einzige weifse Wolke sich im
Zenith zeigte. Unmittelbar darauf erhob sich ein starkes
Sausen in der Luft, das von Westen herzukommen schien.
Es wurde stärker, je näher es kam und dauerte ungefähr
5 Minuten an. Endlich hörten sie einen schweren Körper
niederfallen, wie wenn man einen Stein auf die Erde wirft:
sie gingen nun der Richtung des Tones nach, und einer
von ihnen bemerkte in 100 bis 150 Schritte Entfernung,
dafs die Erde dort aufgelockert war. Sie fanden auch
wirklich dort einen £ Fufs tief eingeschlagenen Stein, der
aber ganz kalt war. Die Explosion ist in Sagan, Zülli-
chau, Neusalz, Schlawe und an mehreren anderen Orten
gehört worden: eine Feuererscheinung will man in Hei-
nersdorf bei Sagan gesehen haben. Das Getöse war nach
den übereinstimmenden Aussagen Aller von dem Gewitter-
donner wesentlich verschieden, -Die Lufttemperatur war
+ 10° und eine Aenderung nach dem Phänomene ward
nicht bemerkt. Die Beschreibung des Steines von Wei-
mann (Pogg. Ann. Bd. 53, S. 171) und von v. Glocker
(Schles. Provinz, bl. April 1841) ergiebt, dafs dieser Stein
ein wirklicher Meteorstein gewesen sey; er ist hiernach
das Fragment eines gröfseren und bat eine unregelmäfsig,
längliche Gestalt: die eine Seite zeigt die den Aerolithen
eigen thümliche, schwarze Binde, die drei anderen Seiten
weisen Bruchflächen, die von den Meteorsteinen von Tip-
perary und Limerick nicht zu unterscheiden sind. — Der
ganze Stein wiegt 2 Pfd. 9Lth. — Er hat nach v. Glocker
eine grofse Aehnlichkeit mit den Steinen von Statinem:
dieselbe feinkörnige, undeutlich doloritische Grundmasse
und als ebenfalls vorherrschende Gemengtheile, ein blau-
liehgraucs Mineral und ein eingesprengtes schmutzig gelb-
362
lieh weifses; nur ist der Stein von Seifersholz weit reicher
au Meteoreisen. Die gauze Bruchfläche ist an den meisten
Stallen voll dieser stahlgrauen, metallisch glänzenden Par-
thien (dagegen findet sich Magnetkies selten in ihm); da-
her ist auch sein spec. Gew. eiu bedeutendes, nämlich 3,1
bis 3,2. Später ward noch ein zweites Stück, 114 Loth
schwer, gefunden von einem spec. Gew. =3,69 bis 3,73;
es gehört der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische
Kultur (Bresl. Zeitg. 1841 No. 174 u. Pogg. Ann. Bd. 52
S. 495 u. Bd. 53 S. 172). —
Dieser Stein von Grünberg ist der zweite iii Schlesien
wirklich aufgefundene: der erste war der von 1636 März 6.
zwischen Sagan und Dobrow (Lucae Schles. Chron. S. 222).
1841 Juni 12. 1£ Uhr Nachmittags: Meteorsteinfall von
Chäteau- Renard (Dep. du Loiret) in Frankreich (Partsch
Mo. 46). Man hörte um die obige Zeit zu Chateau-Re-
nard und 3 lieues im Umkreise eine heftige Explosion bei
völlig wolkenfreiem Himmel: mehrere Personen äahen eine
Feuerkugel von S.W. nach N.O. ziehen; erst 2 Tage dar-
auf fand man die Steine (50 der Anzahl nach) in zwei
kreisrunden 25 Schritte von einander entfernten Löchern
auf Grund und Boden der Gemeinde Triguere. Das Ge-
sammtgewicht dieser Aerolithen betrug 30 Kilogramme. —
Dufrenoj hat diesen Meteorstein analysirt, und das Re-
sultat seiner Untersuchungen ist folgendes: Dieser Aero-
lith scheint in einer grofsen Höhe über dem Boden zer-
platzt zu seyn; in Folge dieser Explosion hat er sich in
mehrere Stücke zertheilt, von denen man nur 2 in der
Entfernung von 40 Schritt von einander hat niederfallen
sehen. Eines von diesen zersprang bei dem Anstofs auf
dem Boden in eine Menge kleiner Splitter; das andere
grub sich 20 Centiuieter tief in den Boden ein und zer-
spaltete nur in wenige Stücke. Die äufsere Oberfläche
dieses Steines ist mit der schwarzen Rinde bedeckt, welche
man auf allen Steinen der Art findet. Sein Bruch ist körnig;
in seiner äufseren Beschaffenheit bietet dieser Meteorstein
grofse Aehnlichkeit mit dem Trachyt dar: er ist hellgrau
und besteht aus krystallinischen Theilchen, welche sich
363
kreuzen, wie bei den vulkanischen Porphyren. Blättchen
von regulinischem Eisen sind gleichmäfsig in der ganzen
Masse vertheilt und zeigen deutlich den meteorischen Ur-
sprung an. Mit einer starken Loupe erkennt man in ihm
zwei verschiedene Mineralien: das eine ist unvollkommen
blättrig und zeigt an einigen Stellen Streifen, analog denen
des Albit und Labrador: das andere mit Glasglanz könnte
für Quarz gehalten werden, wenn zahlreiche Beobachtun-
gen uns nicht lehrten, dafs dieses Mineral weder in Vul-
kanen (?), noch in Meteorsteinen sich vorfindet. — Aufser
diesen beiden Mineralien unterscheidet man kleine schwarze,
glasige Pünktchen, analog dem Perlit: sie sind offenbar
ein Schmelzproduct und enthalten in ihrem Innern graue
Parthien, welche durch die Hitze nicht verändert sind und
der Grundmasse gleichen; endlich bemerkt man einige glän-
zend schwarze Blättchen, besonders in den Adern, welche
die ganze Masse durchziehen. Das mittlere spec. Gew.
des ganzen Steines ist 3,56 (nach C. Rum ler 3,54), das
des metallischen Eisens 6,48. Vor dem Löthrohr reducirt
sich der Stein gleich Anfangs zu einer schwarzen, porösen
Schlacke, in Allem der äufseren Rinde ähnlich, — ein Be-
weis mehr, dafs die äufsere Rinde ein Schmelzproduct der
äufseren Theile ist, welche durch ihre Berührung mit un-
serer Luft in einer hohen Temperatur sich oxydirt haben.
Dufrenoy hat drei Analysen dieses Steines angestellt; das
Mittel aus diesen ergiebt folgende Zusammensetzung:
Kieselerde
38,13
Talkerde
17,67
Eisenoxydul
29,44
Manganoxydul
Spar
Thonerde
3,82
Kalkerde
0,14
Metall. Eisen
7,70
Nickel
1,55
Schwefel
0,39
Kali
0,27
Natron
0,86
99,97.
364
Die näheren Bestandteile sind:
Nickeleisen 9/25
Peridotähnliches Mi-
neral (löslich) 51,62
Unlösliches Mineral 38,17
Schwefeleisen 0,67
99,71.
cf. über diesen Meteorstein Compt. Rend. t. XII, p. 1190
u. 1230, t. XIII, p. 47. 88 u. Po gg. Ann. Bd. 53, S. 411.
Nach C. Raniinelsberg (Pogg. Ann. Bd. 60 S. 137)
ist in diesem Meteorstein 6,31 Älbit und 31,86 Hornblende,
nämlich in 100 Th.: 16,54 Albit und 84,74 Hornblende;
also in dem Verhältnifs =1:5, wie bei dem Steine von
Blansko.
1811 Juli 17. Aerolith in Mailand (Quetel Nouv. Catal.
p. 61). —
? 1811 August 10. Vermeintlicher Steinfall bei Iwan in
Ungarn. — 1841 Aug. 10. gegen 10 Uhr Ab. fielen bei ru-
higer Luft, aber bedecktem Himmel, nach einem Berichte
von Hrn. Dr. v. Beichenbach in No. 276 der Wiener
Zeitung von 1841 und daraus in der Augsb. Allg. Zeitg.
1841 No. 293 u. 294 (Beilage) in dem Dorfe Iwan in
Ungarn bei einem äufserst heftigen Platzregen und mit
ihm eine ungeheuere Anzahl von hagelähnlichen Körnern
von der Gröfse eines Mohnkornes bis zu der einer Hasel-
nufs. Dr. von Beichenbach berechnete ihre Anzahl auf
350000 Mill. Steinchen von einem Gewicht von 350000
Centner und schliefst hieraus und aus dem Umstand, dafs
der Boden, auf welchem sie gefunden wurden, keineswegs
ihr ursprünglicher Mutterboden war, — dafs sie meteori-
schen Ursprunges seyen. Diese Körner glichen ganz und
gar denen des Bohnerzes; Dr. von Reichenbach sprach
sogar die etwas sehr kühne Vermuthung aus, dafs alle
Bohnerze vom Himmel gefallene Meteorkörper seyen, und
dafs wir den neptunischen, vulkanischen und plutonischen
nun auch noch jo vis che Gebirgsformatiouen anreihen könn-
ten. Die chemisch -mineralogische Untersuchung C. Rum-
365
ler's (Po gg. Ann. Bd. 54 S. 279) und die mikroskopische
Ebrenberg's (ib. S. 284) zeigen aber auf das Evidenteste,
dafs diese fraglichen Körner nichts Anderes seyen, als
Seeerz -Körner, welche nachRumlcr und v. Schreibers
durch irgend ein tellurisches Meteor (Wind- oder Wasser-
hose) aus den Seen und Sümpfen der Umgegend in die
Höhe gehoben und in der Gegend von Iwan wieder her-
niedergefallen seyen. Die untersuchten Körner (Rumler
hatte gegen 50 Wiener Pfund davon zur Untersuchung
erlangt) zeigten im Aeufseren vollkommene Aehnlichkeit
mit dem Seeerz, ebenso aber auch in ihrer chemischen Zu-
sammensetzung aus Eisenoxydhydrat, Manganoxydul, Kie-
selerde, Thonerde, Kalkerde, Phosphorsäure, nebst Spuren
von Kalkerde, Schwefelsäure und Kohlensäure (s. Ber-
zelius Jahresber. XIX, p. 223).
Ehrenberg fand bei seinen höchst genauen und schar*
fen Untersuchungen mit den vorher durch Schlemmen von
den eingemengten Quarzkörnern gereinigten Proben ein
feines schwarzes Fragment eines Pflanzenkörpers, welches
er als Fichtenholz erkannte: in einigen anderen fand er
Theilchen einer entschieden dykotyledonen Pflanze. Auch
Ehrenberg erkannte die äufsere Aehnlichkeit dieser Kör-
ner mit denen des Bohnerzes, nur sey dieses etwas schwe-
rer: aber er habe dieselbe concentrisch - schaalige Abson-
derung gefunden. Das Eisen befinde sich in den Iwaner
Körnern in secundärem Zustande (als Gallionella ferru-
ginea). Auch er glaubt, dafs diese Körner durch eine
Wasserhose an den Ort ihres Niederfallens geführt wor-
den seyen. Ganz evident wird aber der nicht- kosmische
Ursprung dieser Körner von Iwan durch eine spätere Un-
tersuchung einer von dem Fundorte nach Wien gebrachten
Scholle von Seiten des k. k. Mineralienkabinets, woraus
hervorgeht, dafs besagte Körner schon lange vor dem
10. August in der Scholle des dreijährigen Kleefeldes ent-
halten waren, indem sie bis zu einer Tiefe von 12" im
Boden gefunden wurden (Po gg. Ann. Bd. 54, S. 442).
Wenn ich diesen Fall hier unter die Nachrichten über
366
Meteorsteine eingereihet und mich länger dabei aufgehalten
habe, so geschah es nur, um ein Vorurtheil zu zerstreuen,
welches man noch häufig genug findet und welches diese
Massen für wirklich meteorisch hält. —
1841 November 5. Meteorsteinfall zu Bourbon in der
Vendee; es fiel ein Stein, der 11 Pfd. wog. Nähere Nach-
richten sind mir nicht bekannt (Partsch a. a. O. S. 144).
1842 April 26. 3 Uhr Nachm. Meteorsteinfall zu Pu-
sinsko-Selo bei Milena in Croatien; ein Stück von 2* Pfd.
Gewicht wurde auf einem Acker gefunden, 4 Meile davon
ein anderes. Die Explosion erfolgte in mehren Absätzen,
wie schwerer Geschützdonner; das Getöse dauerte 15 Mi-
nuten (Pogg. Ann. Bd. 56, S. 644). Nach Partsch
(No. 39 S. 56) ist die Grundmasse lichtaschgrau mit brau-
nen Rostflecken, undeutlichen, etwas dunkleren kugeligen
Ausscheidungen, ziemlich viel fein und mittelfein einge-
sprengtem metallischen Eisen und sehr fein eingesprengtem
Magnetkies; er hat eine matt oder schwach schimmernde
Rinde, gehört somit zu den gewöhnlicheren Meteorsteinen.
1842 August 5. 5 Ubr Ab. hörten einige Arbeiter zu
Harrowgate in England während eines heftigen Sturmes
mit häufigem Blitzen in S.W. ein Pfeifen in der Luft, und
zu derselben Zeit sahen sie in einiger Entfernung einen
schwarzen Gegenstand niederfallen: man erkannte ihn als
einen grofsen Meteorstein, ähnlich dem vor einigen Jahren
in Cardiffe gefallenen. Thompson und Montgomery
fanden ihn von demselben Aussehen, wie die Basalte von
Giants Causeway. Der Stein soll bei seinem Niederfallen
hei£s gewesen seyn; es fanden sich in ihm silberweifse Par-
tikelchen vor (T Inst it. No. 457).
1842 November 30. fiel zwischen Jeetala und Mor
Monnee in Myhee Caunta in Indien*, nordöstlich von der
Stadt Ahmedabad ein Steinregen mit Sturm. Eine Probe
der niedergefallenen Steine gelangte später an die geo-
graphische Gesellschaft zu Bombay und ward vom Prof.
Her ib. Girand untersucht und als dem Aerolith von
Dharwar (1848 Febr. 15.) ähnlich befunden (s. diesen).
367
Sein spec. Gewicht betrug 3,36 (Edinb. N. Pbilos. Journ.
Vol. XL VII, p. 53).
1843 im März: Meteorsteinfall von Bishopville in Süd-
Carolina (N. A.). Von diesem höchst merkwürdigen Me-
teorit theilt Uphaui Shepard folgenden Bericht von
Dr. J. C. Haynsworth mit (Sillim. Anier. Journ. 2 S.
Vol. VI, p. 411):
»... Ich bin im Besitze eines Meteorsteines, welcher
im März 1843 bei Bishopville in dem nördlichen Theile
von Sumter District (in S. Carolina) gefallen ist. Der
Lauf dieses Meteores und seine Explosion wurden von
mehreren Personen der dasigen Gegend (von 30 bis 40
miles Durchmesser) wahrgenommen; den Niederfall des
Steines selbst sahen mehrere Neger. Als diese die dadurch
verursachte Höhlung im Boden bemerkten, war ihr Schrecken
sehr grofs, noch mehr aber über den unerträglichen Schwe-
felgeruch, mit welchem die Luft erfüllt war, so dafs sie
davon flohen. Am folgenden Morgen jedoch kehrten sie,
mit einem Weifsen an der Spitze, zu dem Fleck zurück,
und, nachdem sie 3 Fufs tief in dem sandigen Boden ge-
graben hatten, gelangten sie zu dem Steine. Er hat mehr
das Ansehen von Kalkstein, als irgend ein anderer, obgleich
er schwerer ist, als ein eben so grofses Stück Kalkstein.
Es sind in ihm zahlreiche Partikeln zerstreut, welche Eisen-
oxyd gleichen; er ist mit einer dunkelglänzenden Oberfläche
überrindet, und beim Aufschlagen macht sich ein Schwe-
felgeruch überwiegend merkbar. Bei dem Zutritt von Luft
und Feuchtigkeit im Innern beginnt er sieb zu zersetzen,
sobald Theile der glasartigen Rinde davon entfernt sind.«
Sein Gewicht war 13 Pfund und sein längster Durchmesser
(er ist von länglicher, beinahe eiförmiger Gestalt) ist 9".
Da der Stein sehr spröde ist, so ist die Rinde von den
Ecken des Steines abgesprungen : da aber, wo sie ihn be-
deckt, hat sie im Allgemeinen ein mildes Ansehen; die Far-
ben sind schwarz, weifs, blaugrau, nicht unähnlich gewölk-
tem Marmor. Die schwarzen Theile sind glänzend und
obsidianähnlich, die grauen und weifsen gröfstentheils matt:
368
der Stein ist mit häufigen Spalten durchzogen, welche sich
bis weit in das Innere desselben fortsetzen. Die perlweifse
Farbe seiner Grundmasse und des feldspathartigen kristal-
linischen Gemengtheils lassen ihn bei dem ersten Anblicke
nur als eine zersetzte Masse von Albit-Granat betrachten;
eine nähere Prüfung zeigt aber, dafs sie von jedem irdischen
Mineral verschieden ist. Shepard nennt dies Mineral
Chladnit ') und hält es für ein Bisilicat von Talkerde und
Natron. Diese Grundmasse wird von kleinen schwarzen
Adern durchzogen und schliefst hie und da Körner von
Nickeleisen ein. Gelegentlich findet man auch schwarze
Körner, selbst Krystalle von Chromsulphuret (Sckreibersit,
Shep. oder Shepardit, Ha id.). Braun gefärbte Schwefel-
kiese sind durch die ganze Masse, aber in geringer Menge
zerstreut; ein eigentümlich blaues Mineral (Jodolit) und
ein honiggelbes (Apatoid), ebenso Schwefel befinden sich
in Spuren in dem Steine von. Bishopmlle. Im Ganzen zeigt
er folgende Zusammensetzung:
Chladnit 90
Anortbit 6
Nickeleisen - 2
Schwefelkies, Schwefel
Schreibersit, Jodolit und Apatoid
100.
1843 Juni 2, 8 Uhr Abends: Meteorsteinfall von Blaauwo-
Kapel bei Utrecht. Er fiel vor den Augen eines Bauers bei-
nahe senkrecht hernieder uud schlug 3 Fufs tief in den
Boden ein. Der Stein wog 7 Kilogramme; 3 Tage später
ward noch eiu Stein von 2,7 Kilogr. Gewicht gefunden.
Beide Steine hatten das Ansehen der Steine von l'Aigle
und Statinem. Die Detonation wurde 75000 Meter (über
3 Meilen) weit gehört; entferntere Personen hörten ein
von West nach Ost sich verbreitendes Geräusch und Pfei-
fen
1) Ucber die in den Meteorsteinen aufgefundenen neuen Mineralspecies
behalte ich mir einige Bemerkungen in meiner größeren Schrift ror.
D. Verf.
369
fen in der Luft (Po gg. Ann. Bd. 59, p. 348). Die beiden
Meteorsteine haben eine unregelmäfsige, polyedrische Ge-
stalt mit vielen Vertiefungen, und sind mit einer schwar-
zen Binde bedeckt. Das Innere der Masse ist körnig und
graulich; auch finden sich viele Eisentheilchen darin ein-
gesprengt (Ac. de BruxelL 1843 Juli 8). Hr. Dr. v. Baum-
hauer hat über diesen Stein eine äufserst vollständige Ana-
lyse angestellt und dieselbe in Pogg. Ann. Bd. 66, p. 485
mitgetheilt; sie gehört zu den instructi vsten , welche wir
über derartige Körper besitzen. — Er fand das specif. Ge-
wicht des ganzen Steines =3,57 — 3,65 (das des magneti-
schen Theiles =4,93, das des nicht magnetischen =3,43).
Die procentische Zusammensetzung dieses Meteorsteines ist
nun folgende;
10,91 magnetische Theile, bestehend aus:
7,353 Nickeleisen
3,557 Silicate
10,910.
89,09 nicht magnetische Theile bestehend aus:
48,181 in Säuren löslichen Theilen:
1,788 Nickeleisen
4,898 Schwefeleisen
0,201 Chromeisen
41,294 Olivin (verschieden vom telluri-
schen)
48,181
40,909 in Muren nicht löslichen Theilen:
100,00 89,090.
4,838 Olivin
0,704 Chromeisen
10,980 Albit ) identisch mit dem tellu-
24,387 Augit ) rischen Albit und Augit.
40,909.
Die entfernteren Bestandtheile des Meteorsteines von
Utrecht in Procenten sind nun:
Poggend. Ann. Ergänzungsbd. IV. "
370
Schwefel I£W
Phosphor <M>05
E$CD 11,066
Nicke! n. Kobalt .... 1,242
Kupfer u. Zinn 0,025
Kieselsäure 39,301
Eisenoxydul 15,296
Manganoxydal a. Nickeloxyd 0,609
Cbromoxrd 0,656
Kupfer- u. Zinnoxyd . . . 0,256
Thonerde ...... 2,252
Talkenle . 24,366
Kalkerde M80
Natron 1*19»
Kali 0,152
100,000 o
1843 Juli 26. 34 Uhr Nachmittags: Meteorsteiofall von
Manjegaon bei Eidulabad in Khandeesh (Ost-Indien>. Nach
einem durch den englischen Artillerie - Capitän James
Abbot verfafsten protokollarischen Bericht der Augen-
zeugen dieses Meteorsteinfalles an die Asiatische Gesell-
schaft in Calcutta sind die näheren Umstände desselben
folgende:
»3^ Uhr Nachmittags fiel in der Nähe des Dorfes Man-
jegaon eine wunderbare Kugel« (ghybee golah) herab mit
einem grofsen Geräusche, welches man 20 Meilen in der
Runde hören konnte; beim Aufschlagen war sie in eine
Menge Stücke zersprungen, welche weit und breit zer-
streut waren. Der aufgefundene Stein fühlte sich kalt
an und war schwarz: nach Verlauf eines Tages wurde er
blau und später weifs. Eine Lichterscheinung wurde nicht
bemerkt: das Loch in der Erde hatte 1| Spannen im Durch-
messer und war 3 Finger breit tief. Die Kugel hatte die
Gestalt von einem »kedgeree pot« (10" im Durchmesser);
der Himmel war bei dem Falle bedeckt, aber ohne Regen.
Der Stein war zwar, wie gesagt, beim Aufschlagen in
mehrere Stücke zersprungen, aber es war nur ein Stein
371
gefallen: er war aufsen schwarz 'und innen gelb. Die
untersuchten Proben bestehen hauptsächlich aus einer er-
digen, graulich -weifsen, pulverartigen Substanz, an einigen
Stellen hellblaugrau gefärbt; sie ist sehr leicht zerreiblich
und färbt ab. In der erdigen Masse sind häufig hellgrüne,
glänzende Partikeln von Olivin, einzeln und in Nestern,
ähnlich dem grünen Glimmer oder Feldspäth, eingelagert;
an der einen Seite des untersuchten Stückes befand sich
eine glänzende, schwarze Rinde ohne metallischen Strich
und äufserst dünn und zerbrechlich; überhaupt zeichnet
sich dieser Stein durch seine pulverförmige Beschaffenheit
aus; das speeif. Gewicht beträgt, so weit es bestimmt wer-
den konnte, 4 bis 4,5 (wohl zu hoch) vergl. Rep. of the
BHt, Ass. f. 1850 p. 122 — 126. —
? 1843 August 6. Muthmafslicher Meteorsteinfall zu
Rheine in Westphalen. In der Nacht zwischen 1 und 2 Uhr
erschien in S.W. etwa 41° hoch plötzlich eine hellglän-
zende weifse kugelförmige Scheibe in schlangenförmige
Strahlen sich auflösend; 15 Sekunden darauf erfolgte ein
dumpfer Donner. Man hat aber keinen Stein aufgefun-
den (Po gg. Ann. Bd. 60. S. 152.).
1843 September 16, 5 Uhr Ab.: Meteorsteinfall zu
Klein- Wenden im südlichen Theile des Wipperthaies im
Kreise von Nordhausen. — Hr. A. v. Humboldt berichtet
hierüber nach den von dem Landrathe Hrn. v. Byla sorg-
sam eingesammelten NachHchten folgendermafsen (Sitzungs-
bericht der Berlin. Acad. d. Wissensch., Oeff. Sitzg. 1844
Jan. 24, S. 26.):
»Der vorliegende Meteorstein, jetzt noch (da ein klei-
nes Stück davon abgeschlagen ist) an Gewicht 5 Pfund
23y Loth schwer^ ist am 16. September 1843 4£ Uhr Nach-
mittags in einem Karrtoffelfelde bei dem Dorfe Klein- Wen-
den, nordwestlich von Almenhäusen, im südlichen Theile
des Wipperthaies, zwischen Klein-W enden und München-
lohra niedergefallen. Der Aerolithenfall ist diesmal nicht,
wie es sonst gewöhnlich ist, aus einem kleinen schwärz-
lichen Gewölk erfolgt, in dem man einzelne Entladungen,
24*
372
wie von Geschütz, vernimmt; der Aerolith von Klein -
Wenden fiel bei ganz heiterem Himmel: weder Gewölk
noch Lichterscheinung waren sichtbar. Man hörte einen
furchtbaren Kanonenschafs (schwächer wurde dieser bei
Erfurt vernommen) und dann ein Getöse und Geprassel,
das mit vielen auf einem schnellfahrenden Wagen zusam-
mengerüttelten Steinen verglichen wurde. Man sah den
Stein von Südost nach Kordwest fallen ; er machte im dör-
ren Boden eine Vertiefung von nur 4 bis 5 Zoll und war
(was immer bemerkt worden ist) &o heifc, dafs man ihn
eist nach mehreren Minuten berühren konnte. Es ist nur
ein einziger Stein gefunden, ob man gleich Anfangs hof-
fen durfte, es wäre ebenfalls ein Stein in Almenhausen
gefallen, wo das Geprassel besonders stark gehört worden
war. Der Meteorstein von Klein -Wenden hat die merk-
würdige vierseitige prismatische Form, welche Hr. v. Schrei-
bers an so vielen, zu ganz verschiedenen Epochen und in
ganz entlegenen Gegenden gefallenen Meteorsteinen beob-
achtet hat. Er lag auf dem Boden so, dafs die breite
Grundfläche nach unten und die verschobene, fast pyra-
midale Zuspitzung nach oben gerichtet war. Eine chemi-
sche Analyse dieses kleinen, aus dem Weltenraume her-
abgefallenen Asteroiden hat noch nicht gemacht werden
können (nämlich bis Januar 1844). Hr. G. Böse erkennt
in ihm eine auffallende Aehnlichkeit mit dem Aerolithen
von Erxleben. Der von Klein -Wenden enthält eine grau-
lich wetfse, feinkörnige Grundmasse, in der das Nickel-
eisen in meistens sehr feinen, selten etwas gröfseren Kör-
nern eingesprengt ist. Daneben liegen einzelne, bräunlich
graue, bis erbsengrofse Körner von unebenem Bruche.
Hr. G. Böse bemerkt, dafs die Gruhdmasse mit Säuren
gelatinirt.»
Hr. C. Bammelsberg hat nun später diesen Stein
chemisch auf das Vollständigste untersucht, und in ihm
zuerst das Dasein der Hornblende (statt des bisher allgc-
mein angenommenen Äugit), als eines Bestandtheiles meh-
rerer Meteorsteine dargethan (Monatsber. d. Berl. Acad.
373
d. Wiss. 1844 Juni 17. > Pogg. Ann. Bd. 62. S. 449.).
Dieser Meteorstein von Klein- Wenden gehört zu der gro-
fsen Klasse von Meteoriten, welche ein Gemenge von Me-
teoreisen und nicht metallischen Silicaten sind. Die Grund-
masse des untersuchten Steines erscheint auf den ersten
Anblick grau; unter der Loupe unterscheidet man aber
darin ganz deutlich gelblich grüne Parthien vom Ansehen
des Olibins und schwarze, glänzende Körner, dem Augii
ähnlich. Krystallisirte Ausscheidungen fehlen, und der
Magnetkies erscheint von bräunlicher Farbe. Hr. Ram-
me Isberg fand das specif. Gew. des Steines = 3,7006.
Das Resultat seiner Analyse ist nun folgendes (wobei die
quantitative Bestimmung der einzelnen Bestandtheile nur
mit Hülfe der Rechnung erlangt werden konnte, wie über-
haupt bei allen Meteorsteinen).
100 Theile des Meteorsteines von Klein -Wenden ent-
halten:
18,37 magnetischen Theil (spec. Gew. = 7,513), beste-
hend aus:
18,31 . . Nickeleisen:
Eisen 88,980
Nickel und Kobalt . 10,351
Zinn 0,349
Kupfer 0,213
Phosphor . . . 0,107
100,000
0,06 . . Schwefeleisen
81,63 nicht-magnetischen Theil und. zwar:
100,00
81,63
A. 39,29 durch Säuren zersetzbare Theile:
5,55 *. . Schwefeleisen
4,59 . . Nickeleisen
29,15 . . Olivin
39,29
i
374
B. 42,34 durch Saurem tmzersetzbare Theiler:
81,63
41,30
. . SiHcale bestehend aus:
8,864 • Olwin
12,732 . Labrador
19,704 . Augit (Hornblende?)
41,300
1,04
Chromeuen
42,34
Der ganze Stein ist also ein Gemenge aus folgenden
Mineralien :
Kickeleisen
Chromeisen
Magnetkies
Olivin . .
Labrador .
Augit . .
22,904
1,040
5,615
38,014
12,732
19,704 (Hornblende?)
100,000 (9?)
Die entfernteren oder Grundbestandtheile des Meteor-
steines Ton Klein -Wenden sind also:
Schwefel
Phosphor
Eisen . .
Nickel . .
Zinn . . .
Kupfer . .
Chromoxyd
Kieselsäure .
Talkerde
Eisenoxydul
Thonerde .
Kalkerde
Manganoxydul
Kali . .
Natron . .
2,09
0,02
23,90
2,37
0,08
0,05
0,62
33,03
23,64
6,90
3,75
2,83
0,07
0,38
0,28
100,01. —
375
1843 November 10. oder 12., 5 Uhr Ab., hörte Hr.
Vigne auf einem Schiffe auf der Donau einen lauten
Knall, wie den einer Flinte; der Himmel war klar und
wolkenfrei. Er erblickte nun eine vollkommen weifse
Wolke, oder einen Nebel, welcher offenbar von einer
langsamen, in 3 bis 4 Minuten erfolgenden Explosion her-
rührte. Es schien Nichts herabzufallen. (Rep. of the Brit.
Ass. f. 1848.)
1844 October 21. zwischen 6^ und 7 Uhr Morgeus
fiel zu Favars im Canton Layssac in der Schweiz mit ei-
ner grofsen Explosion ein Stein hernieder, welcher auch
in einem Loche gefunden ward (VInst. No. 570.). Nähere
Nachrichten sind mir nicht bekannt.
. 1846 Mai 8, 9£ Uhr Morg.: Meteorsteinfall von Monte
Milone in Italien. An den Ufern der Potenza, nordöstlich
von dem Dorfe Monte Milone, 8 Meilen von Maverata in
der Mark Ancona, hörte man 1846 Mai 8, 9^ Uhr Mor-
gens bei völlig bewölktem Himmel, schwachem Sirocco
(Südwest) und schwachem Regen eine heftige Detonation;
dieser folgte nach 3 Minuten der Fall mehrerer Aerolithen,
von denen einer ein Loch von 66 Centimeter Tiefe und
9,5 Centim. Durchmesser gehöhlt hatte; dieses Stück wog
1 Pfund. Dieser Meteorstein befindet sich in der Samm-
lung von M. L. Med. Spada zu Rom und hat die Gestalt
eines würfelähnlichen Parallelepipedon mit abgerundeten Ek-
ken. Mehrere andere Aerolithen sind gleichzeitig auf jede
Seite des Flusses gefallen und die gröfste Anzahl in den
Flufs selbst; diese konnten aber nicht aufgefunden werden,
da der Flufs gerade sehr angeschwollen war und Kies und
Schlamm mit sich führte. Unter denen, die man aus der
Erde grub, fanden sich einige von 1 1 Unzen bis 6 Pfund.
Nach einer nicht gatfz genauen Untersuchung von Spada
waren diese Aerolithen mit einer schwarzen Uiude bedeckt:
die innere Structur ist feinkörnig und halb kristallinisch;
die Farbe ist aschgrau, beinahe weifslicb; der Stein zeigt
kleine metallische Punkte und Adern und die Magnetnadel
wirkt stark auf ihn ein. Mit Hülfe der Loupe kann man
376
Magnetkies, Nidel T Kobalt, aber harn Chrom entdecken.
Die gran- weibliche Maate schont Labrador oder Albit
zu sdn (Miasf. Jfo.666.); überhaupt ähnelt dnser Stein
sehr den tod Klein -Wenden.
1816 in Sommer fiel zu Eieklamd in SwMTomiaui wah-
rend eines heftigen Gewitters ein Meteorstein herab: er
war vollkommen rund and hatte einen Durchmesser von
%\ Zoll: er wog 6| Unze. Die Rinde war dunkel roth-
braun; das speeif. Gew. betrog 2^32. Shepard fand in
ihn folgende Bestandtfaeile (SU?. Amur. Jmm. 2. S. VoL X.
p. 127.):
Kieselerde . . 80,420
Thonerde . . 15,680
Eisenoxjdul 2,513
Talkerde . . 0,700
Kalkerde . 0,500
99,813.
Besonders merkwürdig bei diesem Meteorstein ist das Vor-
kommen ?on Quarz, welcher bis dahin noch niemals in
einem Meteorsteine wahrgenommen worden ist; er weicht
hierdurch von allen anderen ab.
1846 im October: Meteorsteinfall von Ckmcord in New-
Hampshire (N. A. ). Zwei Standen nach Sonnenuntergang
sah man za Concord bei völlig heiterem Himmel eine Feuer-
kugel; einige Zeit darauf nahm man ein Getöse wahr und
ein Beobachter sah einen Körper 15 Fofs von ihm entfernt
niederfallen ; auf dem Boden rollte er noch etwas weiter (?).
Nach einigem Sachen fand er die Masse and übergab sie
an Prof. Si 11 im an zur Untersuchung. Sie ist eine der
kleinsten herabgefallenen Meteoritmassen und wiegt 370 J
Gran: die äufsere Fläche ist überall mit einer gräulich-
wehsen, glänzenden Emaille bedeckt, und dunkelbraune
metallische Pünktchen sind darin eingesprengt. Das In-
nere ist schlackig, wie theilweise geschmolzener Feldspath;
der Stein ist sehr hart and hat keine Rinde: er trägt An-
zeichen einer intensiven Erhitzung an sich. — Sil lim an
377
fand bei seiner Analyse folgende Zusammensetzung (Stil.
Journ. 2 S. Vol. IV, p. 353):
Kieselsäure . . 84,973
Talkerde ... 12,076
Natron . . . . 2,718
99,767.
Er meint nun, dafs diefs eine ganz identische Zusammen-
Setzung sei mit der des Chladnit. Shepard aber behaup-
tet, sie seien von einander verschieden und legt hierb«i
die Thomsonschen Atomgewichte zu Grunde, während
Silliman von denen des Berzelius ausging (ib. 2 5.
Vol. VI, p. 356).
? 1846 Juni 7. ist zu Darmstadt an der katholischen
Kirche ein Meteorstein (?) von 16| Loth Gewicht gefun-
den worden (Schles. Zeitg. 1846 Juli 17).
1847 November 11, 9 Uhr Ab. fiel zu Lowell in Eng-
land (oder N. Amerika) nach der Erscheinung einer Feuer-
kugel am westlichen Himmel, von der Gröfse der Sonne
und von 5 Minuten Dauer, eine Masse unter Getöse vor
vielen Augenzeugen herab; sie betrug 4 Fufs im Durch-
messer, wog 442 Pfund und verbreitete einen unangeneh-
men Geruch (VInsL iVo. 679).
1846 December 25, 2 Uhr Nachmittags: Meteorstein-
fall von Schöneberg bei Mindelthal in Bayern bei trübem
Schneehimmel und nach 4 langsam auf einander folgenden,
kanonenschufsähnlichen Explosionen, wodurch die Wolken
sich auflösten und die Sonne hervortrat. Der Stein war
in einen mit Schnee bedeckten Garten gefallen und in den
hartgefrorenen Lehmboden 2 Fufs tief eingeschlagen. Der
Meteorstein bildet eine abgestutzte unregelmäfsige Pyra-
mide mit 4 schmäleren und einer breiteren Seitenfläche,
einer ziemlich ebenen Grundfläche und einer stumpf- pris-
matischen Spitze, mit meistens abgerundeten Kanten; auf
der Oberfläche ist er uneben, mit einer schwarzen, schlak-
kenartigen Rinde überzogen; Alles weist darauf hin, dafs
er das Bruchstück einer gröfseren Masse ist. Seine innere
Structur gleicht der eines feinkörnigen Dolerit; in der un
378
bestimm teil Grundmasse treteu einzelne MetallAiuimercbeD
von krystallisirtem Eisen und Nickeleisen vor, ebenso in
der schwarzen Rinde einzelne Streifen und Körner von
Eisen. Im Ganzen ist das körnige Gefüge ziemlich dicht,
aber die einzelnen Stückchen sind mit dem Finger zer-
reiblich. Das Gewicht des ganzen Steines ist 17 Pfund
5Loth (württemb.) (er ist 8" hoch, 7" breit und 5" dick);
das specif. Gew. ist aber = 3,7 bis 3,8. (Landbeck in
dem 2. Hefte der Jahresber. des Vereins f. vaterl. Natur«
künde in Württemb. f. 1846 S. 383 ff., auch Po gg. Ann.
Bd. 70, S. 335.) Nach Schaf häutl, welcher durch die-
sen Meteorstein zu einer höchst interessanten Abhandlung
über die Meteorsteine veranlafst wurde (Münch. Gel. Anz.
Bd. 24. No. 69, 1847 April 7.) gehört er zu den schwer
schmelzbaren Meteorsteinen.
1847 Februar 25, 2 Uhr 50 Min. Nachm.: Meteorstein-
fall von Linn Co in Jotoa (N. A.). Uphain Shepard
theilt in SM. Am er. Journ. 2 S. Vol. IV, p. 288. folgende
Thatsachen über diesen Meteorsteinfall nach einem an Ort
und Stelle des Niederfallens gewonnenen Berichte von
Bcv. Reuben Gavlord von Hartford in Jowa mit,
welcher einige Proben von diesem merkwürdigen Steine
sammelte. Der gröfste Theil Masse war in zu kleine Frag-
mente geborsten, als dafs sie der Wissenschaft hätten nutzeu
können. Die eingesandten Proben bestehen aus kleinen
Kügelchen von nickelhaltigem Eisen, durch welches eiu
graues, feldspathartiges Mineral verbreitet ist. — »1847
Februar 25, 2 Uhr 50 Min. Nachm. wurde die Aufmerk-
samkeit der dasigeu Bewohner durch ein dumpfes Ge-
räusch, wie von fernem Donner, erregt: alsdann hörte
man drei sich in gleichen Zeiten aufeinander folgende Ex-
plosionen, wie ein schwerer Kanonendonner in ? Meile
Entfernung. Diesem folgten schwächere Knalle, wie von
Pelotonfeuer. Alsdann _ wurde in verschiedenen Richtun-
gen ein Sausen in der Luft gehört; zwei Mäuner folgten
der Richtung eines dieser Töne und sahen 70 Schritte vor
sich den Schnee auffliegen: ein Stein war niedergefallen,
379
der sich bei 12 bis 8 Fofs Höhe in zwei Theile getheilt
hatte; der Stein wog 2 Pfd. 10 Unzen. Ein zweiter Steiu
wurde später im Frühjahre 1£ Meile westlich von dem er-
steren, ebenfalls aus zwei Stücken bestehend, gefunden : er
wog 46 Pfd. Ein anderes Stück von 50 Pfd. wurde | Meile
davon gefunden. Sie waren sämmtlich mit einer dünnen,
schwarzen Rinde bedeckt; sie sind voll von kleinen, glän-
zenden Partikelchen und kleinen metallischen Blättchen,
die man Anfangs für Silber hielt. Die Atmosphäre war
zur Zeit der Erscheinung meist klar und sogar warm; das
Getöse ward 15 — 20 miles weit gehört und in der Rich-
tung, woher es kam, wurde Rauch gesehen. Die Bewe-
gung des Meteores war, nach dem Tone zu schliefsen, nach
S.O. zu. Shepard bat nun eines dieser Stücke genau
untersucht; die Gestalt ist die einer unregelmäfsigen, vier-
seitigen Pyramide mit vielen Eindrücken an der unver-
sehrten Oberfläche und mit einer schwarzen, dicken Rinde
bedeckt. Die Farbe des Steines ist im Innern perlgrau;
eine genauere Besichtigung zeigt sichtbare Flecken von
Eisenrost und zahlreiche, sehr glänzende Kügelchen von
Nickeleisen; seltener findet man Magnetkies. Das haupt-
sächlichste Kennzeichen des Steines von Jowa besteht in
der Homogenität seiner erdigen Zusammensetzung: er
scheint nur eine einzige Mineralspecies zu enthalten, wel-
che nach Shepard vielleicht eine der gewöhnlichsten in
den Meteorsteinen- und bis jetzt nur einer genaueren Kennt-
nifs entgangen ist. Shepard nennt diefs Mineral zu Eh-
ren H o w a r d ' s , des bekannten Verfechters der Chladni'-
schen Theorie: Howardit. Die Bestandtheile des Meteor-
steines von Linn sind nun:
Howardit .... 83,00
Nickeleisen .... 10,44
Magnetkies .... 5,00
Olivinoid u. Anorthit- Spuren
98,44
99,71.
bestehend aus:
Kieselsäure . .
. 63,06
Eisenoxydul . .
. 24,60
Talkerde . . .
. 11,74
Natron u. Kali .
0,31
380
1847 Deceinber 8, S Uhr Nachm. ward zu Foresthitl
in Arkansas der bis dahin heitere Himmel völlig trübe;
die Wolken, oder Das, was sie zu sein schienen, wirbel-
ten sich zu den wunderbarsten Windungen; von mehr als
100 Personen ward eine betäubende Explosion gehört. Die
Erschütterung war so stark, dafs die Häuser erzitterten
und die Glocken anschlugen. Im Augenblicke der Explo-
sion senkte sich ein feuriger Körper zur Erde herab und
streifte dieselbe. Nach 20 Minuten war der Himmel klar,
wie zuvor. Das von dem Aerolithen gemachte Loch war
8' tief uud hatte 2J-" im Durchmesser; die schwarze Masse
war noch so heifs, dafs darauf gegossenes Wasser ver-
dampfte; die Masse war mit einer Rinde bedeckt (Stil.
Amer. Journ. 2 S. Vol. V. p. 293). Eine nähere Unter-
suchung ist mir nicht bekannt.
1848 Februar 15. gegen 1 Uhr Nachmittag fiel ein
Meteorstein südlich von Negloor, einem Dorfe, nur wenige
Meilen von dem Zusammenflüsse des Wurda- und Toom-
boodaflusses. Der Niederfall wurde nach authentischen Be-
richten von mehreren Personen wahrgenommen; der Stein
war in mehrere Stücke zersprungen; ihr Ganzes bildete
eine eiförmige Gestalt von 15" im gröfsten und von 11" im
kleinsten Durchmesser: das eine Ende ist abgeplattet und
mit Eindrücken versehen (also im weichen Zustande auf ei-
nen harten Körper gestofsen). Die ganze Oberfläche ist mit
einer schwarzen, glänzenden Rinde bedeckt, die ungefähr
TV; dick ist. Die Grundmasse hat ein sandsteinartiges An-
sehen, mit Metaüblättchen von Stecknadelknopfgröfse durch-
säet; das specif. Gew. ist 3,512. Eine unvollkommene Ana-
lyse ergab (Edinb. N. Philos. Journ. Vol. XLVH, p. 53): .
Erdige Silicate .
. 58,3
Schwefel . . .
2,5
Eisen ....
. 22,18
Nickel . . .
. 6,76
89,74.
1848 Mai 20, 4 Uhr 15 Min. Nachmitt., fiel nach einem
von Shepard mitgctheilten Berichte von Prof. Cleave-
i
381
1 and in Neü-Brauuschweig (SM Jmrn. 2 S. Vol. VI,p. 252)
zu Castine in Maine (N. A.) ein Meteorstein herab. Der
Fall war von einem Getöse, ähnlich dem des Donners, be-
gleitet, welches 30 — 40 miles weit gehört wurde; bald
darauf vernahm man einen zweiten Knall. Der Stein kam
von Südost und drang bei seinem Falle 2" tief in einen
trockenen, harten Boden ein. Keine Lichterscheinung wurde
von den den Fall beobachtenden Personen wahrgenommen,
obgleich der Stein nur wenige Fufse von ihnen entfernt
die Erde streifte. Das ganze Gewicht des Steines betrug
1£ Unzen avoir dupois; er war mit einer schwarzen Rinde
bedeckt: die eine Seite war beinahe flach, die andere un-
regelmäfsig und leicht gewölbt. Das spec. Gew. ist 3,456.
Im Allgemeinen ähnelt er dem Steine von Pultawa (1811
März 12.), unterscheidet sich aber von ihm dadurch, dafs
er eine hellere Farbe und einen gröfseren Glanz besitzt,
und dafs er frei von Eisenrost ist. Das Nickeleisen ist
in kleinen Partien vorhanden; der Magneteisenkies ist leicht
zu erkennen, wenn er auch nur in sehr kleinen Partien
vorhanden ist; es sind auch einige wenige sehr kleine
schwarze Punkte zu unterscheiden, welche wahrscheinlich
Chromeisen sind. Das gediegene Eisen beträgt ungefähr
11,22 Proc. der ganzen Masse; es ist ungewöhnlich reich
an Nickel, indem seine Zusammensetzung mit dem Meteor-
eisen von Green Co, Tennessee identisch ist; es besteht
nämlich aus 85,3 Eisen und 14,7 Nickel. Der erdige Be-
standteil ist Howardit, wie bei dem Steine von Linn (Stil
Amer.Journ. 2 S. Vol. VI, p. 252).
1849 October 31,3 Uhr Nachmittags, wurden die Ein-
wohner von Charlottetown in Cabarras Co im Staate N.
Carolina (N. A.) durch eine plötzliche Explosion, welche
sich 2mal hinter einander wiederholte, und durch ein Ge-
töse in der Luft erschreckt. Die Töne waren bestimmt
und dauerten länger als 4 Minute; es waren keine Wol-
ken am Himmel, nur ein Dunst am östlichen Himmel zu
sehen. — Den folgenden Montag (die Explosion geschah
Mittwoch) ward auf die Nachricht hin, dafs in der Graf-
382
schaft Cabarras, 25 miles weit entfernt, ein wanderbarer
Stein vom Himmel gefallen sei, in der That auf der Pflan-
zung von Mr. Hiram Post ein bläulich -graner Stein auf-
gefunden; er war von unregelmäfsiger Gestalt, 8" lang,
6" breit und 4" dick, und mit schwarzer Rinde bedeckt,
zeigte gekrümmte Eindrucke und wog 19 £ Pfd. Er ähnelt
in seiner Structur sehr dem Steine von Tabor in Böhmen
(1753 Juli 3); sein speeif. Gew. ist = 3,60 — 3,66. She-
pard fand folgende Zusammensetzung (SilL Journ. 2 S.
Vol. IX. p. 143. und Vol X p. 127):
Nickeleisen mit Chrom .... 6,320
Magnetkies 3,807
Kieselsäure 56,168
Eisenoxydul 18,108
Talkerde 10,406
Thonerde 1,797
Spuren von Kalk, Kali u. Natron 3,394
" 100,000.
1849, November 13, 6\ Uhr Ab.: Grofse Feuerkugel
in Italien und Meteorsteinfall zu Tripolis in Afrika (s.
S. 150).
1850 Januar 25: Aerolithenregen zu Tripolis, gefolgt
von einem äufserst strengen Winter. (Nach einem Briefe
von dem Reisenden Richardson in Edinb. N. Philo*.
Journ. Vol. L. p. 181.)
1850 November 30, 3 Uhr Nachmittags, fiel bei dem
Dorfe Sulker, nicht weit von Bissempore in Indien, nach
einer heftigen Explosion 4' tief in die Erde vom Himmel
ein Stein herab (Rep. of the Brit. Ass. f. 1851 p. 41).
2. Sabstanr.cn, welche aus und mit Feuerkugeln oder Sternschnappen
herabgefallen sind.
Unter den mir hierüber bekannt gewordenen Nachrich-
ten kann ich nur folgende 2 als völlig beglaubigte hier
hervorheben, indem alle anderen nur Niederfälle von Me-
teorstaub und mikroskopischen, animalischen oder vegetabi-
lischen Organismen sind. — Diese beiden sind nun:
38a
1835 September 6, zwischen 12 und 1 Uhr Nachts,
beobachtete ein Herr Koch zwischen Friemar und Gotha
80° über dem Horizonte eine sehr helle Sternschnuppe von
einem hellblauen Glänze, die in fast senkrechter Richtung
herabfiel (Anfangs schien sie wie eine abgeschossene Ra-
kete in die Höhe zu steigen); sie verschwand aber noch
hoch in der Luft; kurze Zeit nach ihrem Verschwinden
fiel 3 Fufs voll dein Beobachter Etwas von dem Umfange
eines Tellers, auf die Erde nieder mit einem heftigen Ge-
räusch. Die Beschreibung, welche Koch in Po gg. Ann.
Bd. 36, S. 315. von dieser ovalen, gallertartigen, fettig an-
zufühlenden und allmählig verdunstenden Substanz giebt,
stimmt so wohl mit anderen Beschreibungen tiberein; —
die sogen. Sternschnuppenmaterie hat nach Aller Aussagen
stets dieselbe Beschaffenheit, dafs man vielleicht mit eini-
ger Wahrscheinlichkeit eine wirkliche Existenz derselben
vermutben kann, und dafs nur die Flüchtigkeit ihres Be-
stehens uns hindert, sie näher zu untersuchen und kennen
zu lernen. Die Art und Weise ihres Bildungsprocesses
wird uns freilich noch lange ein Räthsel bleiben. —
Ferner meldet ein Hr. Buard der Pariser Academie
(1838 August 20.), dafs er eines Abends bei einem Spa-
ziergange plötzlich durch ein helles Licht geblendet wor-
den sei und zu derselben Zeit sei eine flockige, glühende
Masse auf eine 2 bis 3 Schritte entfernte Akazie gefallen.
Die Feuerkugel theilte sich in mehrere Stücke und fiel
von Ast zu Ast; die gröfsten blieben einige Zeit auf dem
Boden, ehe sie völlig erloschen (VInst. No. 243). Dicfs
spricht abermals für die Möglichkeit einer Feuersbrunst
durch eine Feuerkugel, wie wir mehrere Beispiele in mei-
nem Verzeichnisse finden können, z. B. 1846 Januar 16.
und März 22.
Da. der Niederfall einer sogen. Sternschnuppensubstanz
so äufserst selten beobachtet ist, so wäre zu wünschen,
dafs man recht Acht darauf hätte, um über diesen so sehr
problematischen Theil der Sternschnuppenkunde etwas mehr
Licht zu verbreiten. —
384
Ol. Constatirte Eisenmassen
(von denen sieh auch Proben in Sammlungen befinden).
I. „ In Europa.
1. In Deutschland.
1) ? Eisenma6se aus Sachsen, auf einer Eisenhalde bei
den Steinbacher Seifen werken zwischen Eibenstock und Jo-
ham - Georgenstadt. In Schwedischen Sammlungen sind
noch einige Stucke befindlich. (Chi. u. P.(artsch) No. 73).
2) ? Eisenmasse wahrscheinlich ebenfalls aus Sachsen,
nach Einigen (u. A. von Chladni) aus Norwegen ange-
geben; in Norwegen ist aber über ein Niederfallen von
Gediegeneisenmassen Nichts bekannt. Stücke von dieser
Masse befinden sich in den Sammlungen zu Wien und Go-
tha. Partsch hat überdiefs gezeigt (Partsch a. a. O.
S. 94), dafs die angeblich aus Norwegen und die aus Sach-
sen stammenden Stücke ein vollkommen identisches Ver-
halten äufsern, wenn man sie poliren und ätzen läfst, dafs
sie aber sich völlig verschieden von dem Pallas-Eisen
zeigten.
3) ? Eisenmassen von Bitburg in der Ei fei nördlich von
Trier (Partsch No. 74). Diese Masse wurde 1805 bei Aus-
besserung eines Weges gefunden und in einem Frisch-
feuer einzuschmelzen versucht, sodann aber als unbrauch-
bar weggeworfen. Der Amerikaner Gibbs fand sie bald
darauf und beschrieb sie i. J. 1814 im I. Bande von Bru-
ce's Mineral. Journ. als aus den Ardennen (?) stammend
(Chladni a.a.O. S. 353 und Bischof in Schweigg.
Journ. Bd. 43.— 1825. — ). No egger ath, erst später
auf diese Masse aufmerksam gemacht, untersuchte die bald
nach der Auffindung abgeschlagenen Stücke und fand sie
nickelhaltig, mithin meteorischen Ursprunges. Die noch un-
versehrt erhaltenen Stücke sind äufserst klein und schwer
zu untersuchen; sie finden sich in den Sammlungen von
Trier, Berlin, Wien und New-Haven; dagegen sind die
von
Anm. Wo ein ? steht, ist die Zeit des Niederfalle* unbekannt.
J
385
von dem Frischfeuer veränderten Stücke ziemlich häufig.
Das specit Gew. ist = 6,5, gehört also zu den geringeren
der Meteorsteiamassen, wahrscheinlich von Einmengungen
«iues grüölichen, olivinartigen erdigen Minerales herrüh-
rend (Partsch a. a, O. S. 95 u. S. 150),
4) Eisenmasse von Elbogen bei Carlsbad in Böhmen,
zw.* 1340 und 1520 gefallen (Partsch: No. 76). Diese
Masse ist schon seit Jahrhunderten unter dem Na&en »der
verwünschte Burggraf« aufbewahrt, aber seit 1811 erst als
wirkliches Meteoreisen erkannt. Berzelius fand folgende
Zusammensetzung dieser Masse (Pogg. Ann. Bd. 33,3. 136):
Eisen . . .
Nickel . .
Kobalt . . .
Magnesium . .
•
Phosphormetalle
Schwefel und
Mangan:
88,231
8,517
0,762
0,27»
ebenso Wehrle (Baumgärtn.
Zeitschr. 1834 S. 222). Klap-
roth dagegen fand nur 2£ §
und Neumann 6,45.
Eisen . . . 68,11
2 211 ^stehend )Nickel u. Magn. 17,72
9 a"° ' Phosphor . . 14,17
aus
Spur
100,00.
100,00
Nach Wehrle u. A. ist das spec. Gew. dieser Masse
= 7,4 — 7,8; nach C. Rum ler dagegen = 7,74 (P.).
Von dieser Masse, die ursprünglich 191 Pfund wog,
befindet sich das gröfete Stück von 150 Pfd. Gewicht in
der Wiener Sammlung, und zwei kleinere in Elbogen und
Prag (P.). — Noch ist zu bemerken, dafs an dieser Masse
sich die bekannten Widmannstaedten sehen Figuren
zeigen. (Ueber die Widmannstaedten 'sehen Figuren s.
v. Schreibers: Beiträge z. Gesch. u. Kenntn. der meteor.
Stein- und Metatlmassen S. 70 ff. und Chladni a. a. O.
S. 314.)
5) Eisenmasse von Böhumilitz im Pracbiner Kreise in
Böhmen (Partsch No. 85), gefunden im September d. J.
Poggend. Ann. Ergänzungsbd. IV. 25
388
Eisen 91,882
Nickel .... 5,517
Kobalt .... 0,529
Kupfer ....
Mangan
Arsenik
Calcium
Magnesium \ t% n^o
SUicium
Kohlenstoff
Chlor
Schwefel
100.000. (vgl. No. 5 )
HOchst merkwürdig und interessant sind die Unter-
suchungen jener beiden Chemiker über die in der Haupt-
masse eingeschlossenen heterogenen Körper, sowohl über
die in derselben eingewachsenen Körper, welche sich als
eine vollkommene chemische Verbindung von Einfach -
Schwefeleisen und Nickel erwiesen, als auch über die
Blättchen, Flitter chen und Schüppchen, welche schon Ber-
z«lius in dem Meteoreisen von ßobumüitz gefunden hat,
und höchst wahrscheinlich in allem Meteoreisen vorkom-
men, wenn sie auch bis jetzt nur in wenigen dargestellt
worden sind; sie sind überall in der ganzen Masse ver-
theilt und von Pater a als Schreibersit als ein besonderes
Mineral aufgestellt (Beinert a. a. O. und Po gg. Annal.
Bd. 72, S. 475. 575 u. Bd. 73, S. 590).
7) Ein drittes Stück derselben Masse ist aller Wahr-
scheinlichkeit nach zu Seeläsgen bei Grünberg hernieder-
gefallen, aber damals der Aufmerksamkeit und Beachtung
entgangen; es wurde erst am Ende November 1847 von
einem Bauer zwischen Geschiebe von Urgebirgsstein in
einer Tiefe von 6 Ellen gefunden (nach einer Mitteilung
des Mechanikus Hart ig). Die ganze Masse wiegt 220 Pfd.
und ist im Aeufseren der Braunauer Masse sehr ähnlich;
sie befindet sich jetzt zum gröfsten Theile in der Samm-
lung der Schles. Gesellschaft zu Breslau.
389
Nachrichten von dem Erscheinen dieser Masse und
ihrem Niederfallen finden sich, wie gesagt, nicht vor. Sie
ist von einer | — 4'" starken Rinde überzogen; ans die-
sem Grande hält sie Dr. Schneider für eine schon seit
Jahrhunderten in der Erde verborgene Masse (Pegg. Ann.
Bd. 74, S. 57), während sie Duftos und Göppert für
identisch mit der Brawnauer Masse ansehen (Po gg. Ann.
Bd. 73» p. 329), eben wegen der Aebnlichkeit beider Mas-
sen im äufseren Habitus und in der inneren Zusammen-
setzung. Nach Duflos Analyse nämlich besteht sie aus
(Duflos a. a. O.):
•
Nach Ramm elsberg(Pogg.
Eisen 90,000
Nickel 5,308
Kobalt 0,434
Mangab .... 0,912
Kupfer .... 0,104
Kiesel 1,157
Unlöslicher Ruckstand
(Scbreibersit) . 0,834
Ann. Bd. 74, S. 443) :
Eisen ....
Nickel . . .
Kobalt , . .
Zink und Kupfer
Kiesel ♦ . . .
Kohle . . . ,
Unlösl, Rückstand
92,237
6,228
0,667
0,049
0,026
0.520
0,183
98,749
99,910,
In dem Meteoreisen tum Seeläsgen findet sich der Kör-
per von Schwefeleisen in weit gröfseren Stücken vor, als
in dem Braunauer. Nach Rammeisberg wird diefs ein-
gewachsene körnige Schwefeleisen von bräunlich speisgel-
ber Farbe mit Unrecht Schwefelkies genannt, da es sich,
wenn auch langsam, in Salzsäure auflöst. Seine Analyse
giebt folgende Zusammensetzung dieses Schwefeleisens
(Po gg. Ann. Bd. 74, p. 443):
Schwefel . . . 28,155
Eisen .... 65,816
Nickel u. Kobalt . 1,371
Kupfer .... 0,566
Eisenoxydul . . 0,874
Chromoxyd . 1,858
98,640.
390
8) Eigenmasse von Schweiz, gefunden L J. 1850. Iin
Frühjahre 1850 wurde bei dem Abtragen eines sandigen
Hügels für die Ostbahn auf dem linken Ufer des Schwarz-
wassers bei Sehnet* an der Weichsel eine Eisenmasse etwa
4 Fufs anter der Oberfläche der Erde an der Gränze des
oberen Sandes mit dem darunter liegenden Lehm gefun-
den. Sie war klüftig und ohne Mühe zu trennen. Sie be-
findet sich jetzt durch die Bemühungen H. Prof. G. Rose's
im Besitz des königl. mineralog. Kabinets in Berlin. —
Die ursprüngliche Gestalt der Eisenmasse ist ungefähr die
eines geraden recht winklichen, an den Kanten ganz abge-
rundeten Prisma; sie ist 9" hoch, 24" lang und 174" breit.
Die ganze Masse wiegt 43 Pfd. 8? Lth. Die Widmann-
staedten'schen Figuren zeigen sich sehr schön. (Po gg.
Ann. Bd. 83, S. 594)'). *
Zu den Meteoreisenmassen, welche zwar als solche auf-
geführt sind, aber keinen Nickel enthalten und auch son-
stige Verschiedenheiten von anderen Meteoreisenmassen
zeigen (so dafs man über ihren wirklichen meteorischen
Ursprung in Zweifel sein könnte), gehören die Massen von
Aachen, Grofs Kammsdorf an der Saale, Cillj in Steier-
mark (Chladni a. a. O. S. 346 u. 351) und Magdeburg
(Pogg. Ann. Bd. 28, S. 551).
2) In Frankreich und England.
9) ? Eisenmasse von Caille (Dep. du Var) in der Au-
vergne (P. No. 82) für die wissenschaftliche Welt entdeckt
durch Herrn Brard i. J. 1828; die ganze Masse wiegt
591 Kilogr. und dient schon seit 200 Jahren als Bank vor
der Kirche von Caille; sie ist dichtes und derbes gedie-
genes Eisen mit wenig beigemengtem Magnetkies; spec
Gew. =7,642 (Partsch a. a. O. S. 115).
10) 1825 Mai 12. Eisenmasse zu Wildshire in England
(Pogg. Ann. Bd. 8, S. 45).
1) S. noch Anhang f. das Nähere über diese Meteoreisenmasse und ei-
nige andere.
391
11) 1842 Deceuiber 5. ? Eisennasse von Epinal in
den Vogesen, gefunden 1851 Juli 7. von Guery. Durch
die Erscheinung der grofsen Feuerkugel von 1842 Decem-
ber 5, welche bei Epinal an drei verschiedenen Orten
niederzufallen schien, veranlagst, stellte Guery bald darauf
Nachforschungen nach einer meteorischen Masse an, aber
lange vergeblich; endlich gelang es ihm nach mehrjährigen
Bemühungen , auf dem Höhenzuge von Eaufromont eine
Eisenmasse aufzufinden, welche bei näherer Untersuchung
sich als keine Schlacke erwies, vielmehr die meisten Merk«
male eines metallischen Meteorsteines zeigte; es ist also
sehr wahrscheinlich, dafs diese Masse von dem am 5. De-
cember 1842 erschienenen Meteore herrühre. — Der äu-
fsere Theil' dieser Masse ist eonvex, der innere eoncav,
einige Theile sind schwer mit dem Meifsel zu bearbeiten,
andere sind mit Höhlungen versehen und mit einer Rinde
überzogen ; die Masse wirkt stark auf den Magnet und wog
843 Gramme; nach Lostrennung mehrer Stücke wiegt die
Masse 755 Gr., hat eine Höhe von 5 Centim. und ein spe-
cifisches Gewicht von 5,23. Diefs für eine Meteoreisen-
masse geringe specifische Gewicht rührt wahrscheinlich von
den an der Aufsenseite haftenden und in den inneren Höh-
lungen enthaltenen erdigen Theilen her (Compt. Rend.
t. XXXV, p. 289).
3) Io Ungarn und Croatien.
12) ? Eisenmasse von L&narto an der Galizischen Gränze
bei Bartfeld im Saroscher Comitat (P. No. 78) gefunden
i. J. 1814 ; sie wog 194 Pfund ; der gröfste Theil davon
(133£ Pfd.) befindet sich in dem Nationalmuseum zu Pesth;
andere Stücke besitzt das Wiener Mineralienkabinct und
mehrere andere Anstalten so wie einige Privaten.
Wehrle hat folgende Zusammensetzung (ganz der
von Elbogen ähnlich) gefunden (Bau mg. Zeitschr. 1834,
S. 222):
392
EMoge»
Eisen . .
. 89,119 . .
. . 88,231
Nickel . .
. . 8,283 . .
. . «£17
Kobalt .
. . 0,653
Kupfer .
. . 0,002
.
98,057. spec Gew. = 7,72 — 7,83. .
13) 1751 Mai 26. Ab. 6 Uhr: Eisenmasse von Agram
(eigentlich in dem Dorfe Hraschina bei Agram in Croatien)
(P. No. 77). Diese Masse ist darum so wichtig, weil sie
den ersten, wahrhaft historisch erwiesenen Niederfall einer
meteorischen Eisenmasse zeigt, and dann auch, weil sie
noch vortrefflich erhalten ist und Widmanns taedten
an ihr zuerst die schöne Entdeckung der nach ihm soge-
nannten Figuren gemacht hat, welche so vorctglich den
meteorischen Ursprung dieser Eisenmasse bekunden, weil
sie nie bei tellurischem (nickelfreiem) Eisen gefunden wer-
den. — Die ganze Masse theilte sich bei ihrem Herabfal-
len in 2 Stücke (ähnlich der Braunauer Masse); das eine
wog 71 Pfund und befindet sich jetzt in dem Besitze des
k. k. Mineralienkabinets zu Wien, deren Hauptstück sie
ausmacht; das andere Stück wog 16 Pfd. und ist in Croa-
tien verloren gegangen. Klaprojth hat in dem Eisen
3,5 Nickel gefunden (Beitr, z. ehem. Kennte, der Mineralk.
Bd. IV, S. 99), Wehrle dagegen (Baumg. Zeitschr. 1834
S. 222):
Eisen ... 90,374
Nickel . . 8,955
Kobalt . . _. 0,671
100,000 spec. Gew. 7,8,
mithin den Massen von Elbogen und Lmarto' sehr ähnlich
(No. 4 u. 11).
14) ? Meteor eisen von Area. Die Beschreibung des
Eisens und des Fundortes s. Wiener Zeitg. 1844 April 17.
und 1845 im März (ich habe sie leider nicht zur Hand
bekommen können).
Patera in Wien hat nun Analysen von Fragmenten
dieses Eisens angestellt und die Resultate von dreien der-
393
sclbcu veröffentlicht (Oestcrr. Bl. f. Liter. 1847 No. 169).
Hiernach enthält das Meteoreisen von Arva:
Eisen 89,42 Nickel 8,61 Kiesel u. Kohle 1,41 = 99,41
93,13 5,94 1,41 = 99,07
94,12 5,43 1,41 = 99,55
spec. Gew. = 7, 814.
A. Löwe dagegen fand (ib.):
Eisen90,41l Nick eil, 321 Kobalt, Schwefel,) 1,404 =99,196
91,361 7,323 Kohle u. Kiesel )0,938= 99,622
Patera fand auch noch später eine den Schuppchen
im Bohumilizer Eisen ähnliche metallische Verbindung; von
Eisen (87,20), Nickel (4,24) und Phosphor (7,26) von einem
spec. Gew. von 7,01 — 7,22.
Hai-dinger schlag für dieses neue Mineral des Namen
Schreibersit vor; da dieser Name aber bereits von She-
pard einem Minerale im Steine von Bishopville gege-
ben war (Stil Journ. 2 S. Vol. IV, p. 439), so wölke Hai-
dinger dieses letztere Shepardit nennen.
4 ) . In Rufsland ( Earop. ).
15) ? Eisenmasse von Brakin am Zusammenflusse des
Dniepr und des Prypetz in Lithauen (P. No. 72). Die Masse
wurde im Jahre 1810 in zw« Stücken gefunden, die zu-
sammen ungefähr 200 Pfd. wogen; sie befinden sich in
der Sammlung der Universität zu Kiew (Partsch a. a. O.
S. 90). Nach Dfzewinski, welcher eise eigene Abhand-
lung » über Meteorsteine und die möglichen Ursachen ihrer
Entstehung, Wilna 1825« geschrieben hat, besteht die Masse
aus gediegenem Eisen und Olivin. Das spec. Gew. be-
trägt nach ihm 8,2, nach C. Rum ler 7,58.
Laugier hat in einer Abhandlung v. J. 1817 (»Ver-
suche, welche die Meinung der Naturforscher bestätigen,
dafs die Sibirische gediegene Eisenmasse und die Aeroli-
then einerlei Ursprung haben «) nachgewiesen, da£s Schwe-
fel, Chrom, Kieselerde und Talkerde in diesem Meteoreisea
enthalten seien. Die Zusammensetzung dieses Steines ist
uun folgende:
394
Bläuliche Varietät.
Weibe Varia*
Eisen . .
87,55 . .
. . 91,5
Kieselerde .
6,30 . .
. . 3,0
Nickel
2,50 . .
. 1,5
Talkerde
2,10 . .
. 2,0
Schwefel
1,85 . .
. 1,0
Chrom
0,50 .
. . Spur
100,80
99,0.
II.
In AtSen.
1. In Sibirien.
16) ? Die bekannte und berühmte Pallas - Eisenmasse
(P. No. 71); sie ward i. J. 1749 von einem Kosaken zwi-
schen Kpasnqjarsk und Abdkansk, Gouv. Jeniseisk in Sibi-
rien aufgefuuden und der wissenschaftlichen Welt durch
Pallas i. J. 1776 bekannt. Die ganze Masse wog ur-
sprünglich 1600 Pfd. (russ.); die noch jetzt in St. Peters-
burg befindliche wiegt 1270 russ. Pfd.; die anderen Stücke
befinden sich in verschiedenen öffentlichen und Privatsamtn-
lungen. —
Die Zeit des Falles ist unbekannt; die Eingebomen
sahen aber diese Masse als ein vom Himmel gefallenes
Heiligthum an, und so ist sie wahrscheinlich schon lange
vor ihrem Auffinden auf die Erde gelangt.
Diese Meteormasse hat nun eine doppelte Wichtigkeit:
ein Mal, weil Chiadni in einer eigenen Schrift über die-
selbe (Ueber den Ursprung der von Pallas entdeckten
Eisenmasse etc. 1794) zuerst den kosmischen Ursprung der
Meteormassen als feststehend und unzweifelhaft ausgespro-
chen hat; — zum andern Male, weil sie ein merkwürdiges
Gemenge von gediegenein Eisen mit Olivin (oder Peridot),
ungefähr in gleichen Verhältnissen und mit etwas Magnet-
kies ist; die Olivinkörner füllen die Zwischenräume des
löcherigen und zelligen Eisens aus. Von diesem letzteren
Umstände rühren wahrscheinlich auch die verschiedenen
Angaben des speeifischen Gewichtes her: ein zelliges und
poröses Stück wird ein geringeres spec. Gewicht zeigen,
395
als ein Achteres, und auch Chladai erwähnt, dafs, ob-
wohl die Mengung des Eisens und der Steinart in der
ganzen Masse ziemlich gleichartig ist, doch manche Stellen
kleinkörniger und {einzeiliger seyen.
Je nun nach Art der untersuchten Stücke fanden Ho-
ward und Bournon das specif. Gewicht dieser Masse
= 6,487, Schreibers = 7,54 — 7,70 und C. Ruinier
= 7,16 — 7,84 (Partsch a. a. O. S. 150).
Aufser den Analysen von Howard, Klaproth, John
und Laugier über diese Masse haben wir eine äufserst
gründliche Untersuchung hierüber von Berzelius (Po gg.
Ann. Bd. 33. S. 123), worin dieser grofse Chemiker sein
Verfahren bei derartigen Analysen vollständig auseinander-
setzt. Berzelius hat nun folgende Zusammensetzung der
Pallas -Eisenmasse gefunden:
Eisen 88,042 (nach Klaproth 98,5, n. John 96)
Nickel 10,732( » « 1,5,» » 3))Howardl7,0
Kobalt 0,455 j » 1,0
Magnesium 0,050
Mangan 0,132
Zinn und
Kupfer 0,066
Kohle 0,043
Schwefel Spur
Unlöslicher
Rückstand 0,480 . . . . Eisen 48,67
100,000 Nickel 18,33
Magnesium 9,66
Phosphor 18,47
Verlust 4,87
100,00
Der in der Pallas-Masse enthaltene olivinartige Körper
ist aufser von Howard, Klaproth und Laugier noch
von Walmstedt und Stromeyer untersucht (Pogg.
Ann. Bd. 4, S. 193. 198), später auch von Berzeliu«
(Pogg* Ann. Bd. 33, S. 134). Die beiden letztgenannten
396
Chemiker haben keine Spur von Nickel darin finden kön-
nen, obwohl er in anderen Olivinen enthalten ist (Ber-
zelins hat in einein tellurischen Olivin von Böhmen Zinn
und Nickel gefunden). Der Pallas-Olivin enthält nun nach
Berzelias:
Kieselerde. . .
. 40,86
Talkerde . .
. 47,35
Eisenoxydul
. 11,72
Manganoxydul
0,43
Zinnoxyd . .
0,17
100,43.
17) ? Auf dem Ala$ej*8chen Bergrücken in Sibirien,
welcher das Flufssystem des Alase) von dem des Indigtrka
trennt, findet man eine Menge gediegenen Eisens von vor-
züglicher Güte, welches nur Meteoreisen seyn kann (Wran-
gel's Reise längs der Nordküste von Sibirien Bd. 1, S. 175
> Partsch a. a. O. S. 144).
18) ? In der Petropawlowsker Goldseife im Goqveru.
Omsk in Sibirien hat Sokolowski ein 17 i Pfd. schweres
Stück gediegenen nickelhaltigen Eisens 3 — 5 Fufs tief im
Boden gefunden; vorher waren schon viele kleinere Stücke
entdeckt worden. (Er in an' 8 Reisen f. d. wiss. Kunde v.
Russl. 1841. I, S. 214.)
2. In Hiodostan.
19) 1811 ? Meteoreisen zu Panganoor; es besteht fast
ganz aus Eisen und Nickel (Rep. of the Brit. Assoc. f.
1850).
20) ? Meteoreiscmnasse von Sergipe (ib.).
21) ? »Der blitzende Stein von Nepal« ist noch nicht
untersucht, aber wahrscheinlich meteorischen Ursprunges
(ibi<L>
22) ? Meteoreisen von Sing hur bei Poona in Dekkan.
Im November 1847 stiefs ein Arbeitsmann am Abhänge
der Festung auf eine Masse, die er für Eisenerz hielt und
bei der Unähnlichkeit derselben mit den Gebirgsmassen
397
der ganzen Umgehung brachte er sie zu Mr. Reynolds
zu Foykee, der daselbst gegenwärtig war; durch diesen
gelangte sie an die geographische Gesellschaft zu Bombay.
Girard untersuchte sie: die Masse wiegt 31 Pfund bei
einem spec. Gewicht von 1,72 bis 4,90 (wahrscheinlich so
gering wegen der zelligen Beschaffenheit). Die ganze
Oberfläche ist verrostet. — Von der inneren Seite her ist
sie wie durch HammGcschlage abgeflacht und verdichtet,
wie, wenn sie in weichem Zustande auf diese Seite auf
eine harte Unterlage auffallend» aufgeschlagen hätte. Das
Ganze ist ein sehr zähes dehnbares Eifcen mit erhsengro-
feen erdigen Einwüchsen. Die Analyse ergab (Edinb. New
Phihs.Journ. Vol. XLVII, p. 53):
Eisen .... 69,16
Nickel .... 4,24
Erdsilicate . . 19,50
92,90 (?)
III. Id Afrika.
23 ) ? Meteoreisenmasse vom Vorgebirge der guten Hoff-
nung zwischen dem Sonntags- und Boschemanns - Flusse
(P, No. 91), gefunden 1793, bekannt seit 1801 durch Bar-
row (Account the travels into the Interior of Africa), wel-
cher sie aber ipit Unrecht für einen Schiffsank er hielt; am
ausführlichsten und genauesten ist sie beschrieben von
van Marui» (Verb. d. Ges. d. Wies, zu Hartem). Die
ganze Masse wog ursprünglich gegen 300 Pfd. ; nach ihrer
Ueberlieferung in das Harlemer Naturalienkabinet jedoch
nur noch 171 Pfd. Sie besteht aus derbem und dichtem,
gediegenem Eisen mit wenig und meist fein eingespreng-
tem Magnetkies (Cbladni a. a. O. S. 331 und Partsch
a. a, O. S. 131). Das spec. Gewicht variirt nach den ver-
schiedenen Abgaben von 6,63 — 7,94.
Wehrle hat folgende Analyse gegeben (Baurag. Zeit-
schrift f. 1834 S. 222):
398
Eisen . .
. . 86,775
Nickel
. . 12,326
Kobalt .
. . 0,899
100,000.
Diese Masse ist also sehr reich an Nickel. —
24) ? Mehrere Meteoreisenmassen am grofsen Fisch-
flusse in der Capcolonie wurden von dem Capitain Alex-
ander über einen grofsen Landstrich verbreitet gefanden
(Alexander: Expedit, of Discoe. into the Interior of
Africa. 1838. Lond. Vol. IL App. p. 272). Aus der ge-
ringen Entfernung des Fischflusses in seinem oberen Laufe
vom Sonntagsflusse und aus der grofsen Verbreitung der
vom Capitain Alexander entdeckten Meteoreisenmassen
kann man wohl die Wahrscheinlichkeit einer Identität der
beiden Massen No. 23 und 24 folgern. Sir John Her-
schel hat in dem von Alexander ihm übergebenen Stücke
4,01 Procent Nickel gefunden (Lond. etc. Philos. Mag. 3 S.
Vol. V, p. 32).
25) ? Eisenmasse vom Senegal (P. No. 90). Es finden
sich mehrere Fragmente davon am oberen Senegal in Afrika,
besonders im Lande Siwatik und im Lande Bambuk. Diese
Eisenmassen sind in Europa bekannt geworden durch die
fi&sebeschreibungen von Compagnon, durch das Lehr-
buch der Krystallographie von Romede l'Isle (III, p. 166)
und von Wallerius (Mineralogia 1778 p. 233), durch
Forster's Beiträge zur Länder- and Völkerkunde Th. I,
S. 61 und durch Golberry in seinen Fragmens d'un voyage
en Afrique (1802) J, p. 291 (Chladni a. a. O. S. 334).
Die Stücke müssen über eine sehr grofse Strecke ver-
breitet seyn, da die Eingebornen schon seit langer Zeit
Gefäfse aus ihnen verfertigen. Es ist nach Partsch (Partsch
a. a. O. S. 135) derbes und dichtes gediegenes Eisen, an
welchem nur sehr selten eine geringe Einmengung von
Schwefelkies und keine Höhlungen wahrzunehmen sind;
die Widmannstaedten sehen Figuren treten wenig oder
gar nicht hervor. Nach einer Analyse von Howard ent-
hält die Masse 5 Procent Nickel.
399
IV. In Amerika.
1. In Grönland.
26) ? Eisenmasse von Grönland in einer »Sowallik«
genannten Gegend an der nördlichen Küste der Baffinsbai
unter 76° 22' n. Br. und 58° w. L. von Greenw.; sie ist
bekannt seit 1819 durch die Reise des Capit. Boss. Es
sollen sich,, nach der Aussage der Eskimo's, noch mehr
Stücke solcher Massen in jenen Gegenden finden. Das
spec. Gew. ist = 7,72 nach C. Rumler; die Masse gehört
somit zu den schwereren (Partsch a. a. O. S. 135).
2. In den Vereinigten Staaten Nordamerika'*.
(Ucber alle die in dieser Abtheilung enthaltenen Meteoreisenfalle vergl.
man zu näherer Belehrung Stil. Journ. 2 S. Vol. IV, jp. 74 — 88.)
27) ? Eisenmasse im Bezirke (County) Walker (Ala-
bama), beschrieben von Troost (Sill. Journ. Bd. 49, S. 344).
Die ganze Masse ist erst seit 1839 oder 1840 bekannt;
sie wiegt 1165 Pfund, ist ohne Höhlung und zeigt auch
keine Widmannstaedtenschen Figuren, was ihren Man-
gel an Nickelgehalt documentirt. Und in der That hat
auch die Analyse ergeben, dafs diese Masse eine beinahe
reine, gediegene Eisenmasse ist: Eisen 99,89 und Spuren
von Kalk, Magnesium und Aluminium. Bas spec. Gew.
= 7,265.
28) ? Eisenmasse von Scriba im Bezirk Oswego (New
York), gefunden i. J. 1834 und beschrieben von Shepard
i. J. 1841 (Sill. Journ- Bd. 40, S. 366). — Diese Masse
gehört ebenfalls zu denen, welche aus reinem, homogenem
Eisen bestehen, und ähnelt auch in vielen andern Stücken
dem vorigen, so dafs man auch ihr einen meteorischen Ur-
sprung zuschreiben mufs, obwohl ihr sonst alle die Stoffe
fehlen, deren Dasein einen aufser- tellurischen Ursprung
aufser Zweifel setzen. — Beide Massen (27 u. 28) sind
homogene dehnbare Körper; vorliegende Masse hat ein
spec. Gew. von 7,5 und besteht aus:
400
Eisen 09,68
Kieselerde . . . 0,20 -.
Kalkerde u. Thonerde 0,09
99,97.
29) ? Eisenmasse von Babbs-Mill im Bezirke Green
(Tennessee), gefunden im Jahre 1842 und beschrieben von
Troost i. J. 1845 (Sill. Journ. Bd. 49, S. 342); sie be-
steht aus zwei Fragmenten von resp. 12 bis 13 und 6 Pfd.
Die bei anderen Meteoreisenmassen gewöhnliche Eisen-
kruste ist hier durch breite Flecke von dünner, gelblicher
Ocker - Incrustation ersetzt. Die Masse ist vollkommen
dicht und zeigt polirt eine hellere Färbung, als die des
Stahles; auch treten bei Behandlung mit Salpetersäure fiber-
all statt der kr jstallinischen Figuren kleine weifsliche Fleck-
chen über die ganze Oberfläche zerstreut hervor. Diefs
zeigt einen bedeutenden Nickelgehalt an, und in der That
fand Troost die Zusammensetzung der Masse aus:
Eisen 87,58 und Shepard sogar: 85,30 Eisen
Nickel 12,42; spec. Gew. =7548 14,70 Nickel
100,00. nebst Spuren von
Calcium, Magnesium
und Aluminium.
100,00»).
30) ? Eisenmasse von Claiborne (nicht Clairborne) im
Bezirke Clarke (Alab.) P. No. 92, gefunden 1834 und be-
schrieben 1834 von Jackson (Sill. Journ. Bd. 34, p. 332).
Die ganze Masse wiegt 40 Pfd. und besteht nach Jack-
son aus:
Eisen 66,560
Nickel .... 24,708
Chrom u. Mangan 3,240
Silcium .... 4,000
Chlor .... 1,480- spec. Gew. =6,5
99,988.
1) Nach einer neueren Analyse von W. S. Clark (Wo« hl er u. Lie-
big's Annalen der Chemie 1852. Ilft. 6) besteht die Masse von Babbt-
MM aus: Eisen 80,594
Nickel 17,104
Kobalt 2,037
Unlösl. Phosphormetalle . . 0,124
99^859!
401
Diese Masse ist auch dadurch merkwürdig, dafs in der
Hauptmasse, welche aus derbem und dichtem, gediegenem
Eisen besteht, eine so feine und gleichmäfsige Vertheilung
von Magnet- oder Schwefelkies - Körnern stattfindet, wie
in keinem anderen Meteoreisen (Sillim. Amer. Journ.
f. 1845). —
31 ) ? Eisenmasse von Smithland im Bezirke Limngston
(Kentucky), gefunden 1840 oder 1841, aber als unbrauch-
bar weggeworfen; es scheinen sehr viele einzelne Stucke
dieser Masse niedergefallen zu seyn, da Troost zu Nash-
ville von mehreren verschiedenen Personen Proben davon
zur Ansicht bekam, welche des grofsen Glanzes wegen
wähnten, es sey Silber darin vorbanden, und sie deshalb
wieder mit sich fortnahmen. Erst im Jahre 1846 gelang
es Troost durch einen Freund, welcher in der Gegend
des ersten Fundortes Ländereien kaufte, sichere Nachrichten
hierüber zu erhalten. Es ist aber nur ehie einzige Masse
gefunden worden ; davon seyen einzelne Stücke losgeschla-
gen und in einer Schmiede verarbeitet worden. Das ein-
zige noch in natürlichem Zustande befindliche Stück wiegt
8 bis 10 Pfund. Die untersuchte Probe ist eine merkwür-
dige Varietät mit feinkörnigem Bruche dem Stahle ähnlich,
aufserordentlich fest und ganz ohne eine krystalliuische
Structur. Die unvollkommene Analyse ergab 10 Proc. einer
zum gröfsten Theile aus Nickel bestehenden Metalllegirung
neben 90 Proc. Eisen (Sill. Journ. 2. S. Bd. II, S. 357). *
32) (1835 Juli 31. od. Aug. I. zwischen 2 und 3 Uhr
NacBmitttags?) fiel im Bezirk Dickson (Tenn.) eine Eisen-
masse herunter, — das erste Beispiel einer derartigen in
N. Amerika wirklich beobachteten Erscheinung. Die Ex*
plosion erfolgte mit einem furchtbaren Getöse über einem
Baumwollenfelde. Die Masse selbst wurde aber erst bei
dem Umpflügen des Feldes gefunden, aus den von der
Masse bei ihrem Streifen auf dem Boden verursachten
Furchen kann man schliefsen, dafs die Masse in ziemlich
geneigter Richtung auf dfe Erde gelangt sey, und dafs
ihre Bewegung von W. nach O. gerichtet war. Die eine
Poggend. Ann. Ergäozungsbd. IV. *u
402
Seite der Masse ist flach, die andere gebogen und tropfen-
Umlief (SilL Joaro. 2. & Bd. IV. S. 74 IL).
33) ? Eisemnasse von Texas (am Red River in Staate
Louisiana, 100 Meilen oberhalb Natchitoches). P. No. 79.
— Diese merkwürdige Masse ward 1808 von dem Capit,
Anthony Glass in dem Gebiete der Hietam- Indianer
entdeckt, welche sie als einen Gegenstand der- Verehrung
ansahen; zwei Gesellschaften von Specnlanten forschten
nach ihr, und die eine brachte sie nach New -Orleans;
dort beschrieb sie Bruce (1810) als 3' 4T lang, und 2T
4£" breit. Die Indianer wollten in der Nähe noch eine
kleine Masse kennen; man hat aber keine Stücke mehr
gefunden. Das ursprügliche Gewicht wird auf 3000 Pfd.
angegeben. Shepard bestimmt es aber auf 1635' Pfd.;
das Mittel mehrerer chemischen Analysen giebt folgende
Zusammensetzung (SilL Amer. Journ. 2. S. Bd. II, S. 370):
Eisen 90,911
Nickel 8,462 spec Gew. =7,4
Uni. Phosphorverbindnngen 0,500 n. Rum ler =7,8
99,873.
34) ? Eisenmasse von Burimgton im Bezirke Otsego
(N. Y.), gefunden i. J. 1819 von einem Pächter und
beschrieben von Prof. Sillim. jun., 1844 (Sil I. Amer.
Journ. Bd. 46, S. 401). Die Masse wog ursprünglich
150 Pfd., und zeigte bei Behandlung mit Säure eine dem
krjstallisirten Zinn ähnliche Erscheinung des »moirte me-
tallique.« Sie ist so hart, wie keine andere in N. Amerika.
Rockwell giebt an, dafs sie aus 92,29 Eisen und 8,146
Nickel bestände. Shepard' s Analyse dagegen ergab:
W.S. Clark fand (I.e.)
Eisen 95,200 Eisen .... 89,752
Nickel 2,125 Nickel .... 8,897
Schwefel u. Verlust 2,175 Kobalt .... 0,625
Unlöslich . . . 0,500 Mangan u. Kupfer ?
100,000. Uol. Phosphormet. 0,703
99,799.
Die unter den letzten 6 Nummern (29 bis 34 incl.)
angefahrten Meteoreisenmassen zeichnen sich alle durch
403
ihre fein-krystallinische Structur aus; die folgenden 5 Num-
mern zeigen dagegen eine grob -kristallinische.
35) ? Eisenmasse vom Bezirke De Kalb (Tenn.). Es
ist von dieser Masse noch nicht viel bekannt, aufser dafs
sie viel Aehnlichkeit mit der vom Bezirke Cocke (Tenn.)
hat (s. daher No. 47).
36) ? Eisenmasse von Asheville im Bezirk Buncombe
(N. Carolina) P. No. 83, bekannt seit 1839 durch Upham
Shepard (Sillini. Amer. Journ. Bd. 3Q, S. 81). Die runde
Masse ward lose auf dem Boden gefunden ; sie ist, wie
P.artsch sie beschreibt (Partsch a. a. O. S. 116), derbes
und dichtes gediegenes Eisen, mit etwas Magnetkies ge-
mengt, und stellt auf den polirten Flächen durch Aetzen
sehr ausgezeichnete, feinstreifige Widmannstädten'sche Fi-
guren dar. Das Asheviller Eisen zeichnet sich vor allen
anderen Eisenmassen durch seine ausgezeichnete blättrige
Structur aus} auch zeigt es eine sehr grofse Tendenz,
durch Oxydirung in Octaeder und Tetraeder parallel den
octraedrischen Theilungsflächen zu zerklüften, und so nach
und nach ganz zu zerfallen. Das spec. Gew. beträgt nach
Shepard 6,5 bis 8,0; nach C. Rumler 7,90; die Masse
gehört also unstreitig zu den schwereren. Shepard 's
neuere Untersuchungen über diese Masse haben die Ge-
genwart von 5 Proc. Nickel, 0,5 Proc. Silicium und Spuren
von Kobalt, Magnesium und Phosphor gezeigt Eine frü-
here Analyse ergab:
Eisen .... 96,5
Nickel ... 2,6
Silicium . • . 0,5
Chlor .... 0,2
Kobalt, Arsenik, ) Q
Seh wefelu. Kohle 1 *fm
99,8.
37) ? Eisenmasse vom Bezirke Guildford (N. Car.y
P. No. 81, bekannt seit 1830 durch Upham Shepard,
welcher diese Masse anfänglich für tellurisches Eisen hielt
(Treatise on Mineralogy. Fol.//, p. 70); in dem Jahre
1841 aber erkannte er schon ihre meteorische Natur; das
26*
404
ursprüngliche Gewidit ist unbekannt, da die Schmiede der
Umgegend sieh Stücke davon xu ihrem Gebrauche los-
schlugen. Sie ist derbes und dichtes, gediegenes Eisen;
die polirten Flächen zeigen die Widmannstaedten'schen
Figuren sehr deutlich; das spec. Gewicht beträgt nach
C. Rumler 7,67. Shepard hat aus seiner Analyse ge-
funden:
Eisen . . . 92,750
Nickel . . 3,143
Magnetkies . 0,750
96,645.
38) ? Eisenmasse von Carthago im Bezirke Smith
(Tenn.)f bekannt seit 1844 und beschrieben 1846 von
Troost (Sill. Amer. Journ. 2 S. Vol. II, p.356); die
Masse wog 280 Pfd.; sie ist ebenfalls derbes und dichtes,
gediegenes Eisen mit nur wenigen Krjstallen an der Ober-
fläche; an einem abgetrennten polirten Stucke von 39 Pfd.
zeigten sich die Widmannstaedten'schen Figuren auf die
ausgezeichnetste Weise. Die Masse hat keine heterogenen
Einmengungen und enthält nach einer oberflächlichen Ana-
lyse Nickel in grofser Menge. —
39) ? Eisenmasse vom. Bezirke Jackson (Tenn.) be-
schrieben 1846 von Troost (Sill. Amer. Journ. 2 S.
Vol. II, p.356); die in dessen Besitz befindliche Masse
wiegt 15 Unzen und ist eine Zusammenhäufung von gro-
fsen Krystallen, Octaedern und Tetraedern, die aus wei-
chem, schmiedbaren Eisen bestehen. —
Als zu dieser Gruppe gehörig können noch betrachtet
werden :
40) ? Eisenmasse vom Bezirke Grayson {Virginia').
beschrieben 1842 von Rogers (Sill. Amer. Journ. Bd. 43»
p. 169); er fand darin 6,15 Proc. Nickel.
41) ? Eisenmasse vom Bezirke Roanoke (Virg.) Ro-
gers fand in ihr u. A. Chlor (Sill. Amer. Journ. Bd. 43>
p. 169).
42) ? Eisenmasse von Francoma (New - Hamp$hire)t
welche nach F. Dana gediegenes Elisen ist (Sill. Amer
Journ. 2S. Vol. V. p. 87).
405
43) ? Eigenmasse von Newberry (8. Carolina) in den
Rufps mountains; sie ist erst seit 1850 bekannt. Nach
Shepard (Si 11. Amen Jo um. 2 S. Vol. X. p. 128) ähnelt
$ie den Massen von Texas, Caxthago mehr als irgend eine
andere; sie unterscheidet sich von ihnen nur durch Adern,
welche mit einem eigentümlichen Kies angefüllt sind. Das
spec. Gew. der inneren Masse ist =7,01 bis 7,10; das
der äufeeren: 5,97 bis 6,80. Die Zusammensetzung ist:
Eisen 96,000
Nickel 3,121
Chrom, Schwefel, Ko-
balt, Magnesium u.
Chlor Spur
99,121.
Die nachfolgenden Meteoreisenmassen Nord-Amerika's
gehören zu den heterogenen, dehnbaren Körpern, aus
welchen Shepard in seiner Eintheilung der Meteorite
(Sill. Ainer. Jtourn. 2 S. VoLII. p. 376 ff. ) eine eigene
Ordnung gemacht hat; sie ähneln alle mehr öder weniger
der bekannten Pallas- Eisenmasse von Sibirien.
44) ? Eisenmas6e von Hommoney - Creek im Bezirke
Buncombe (iV. Carolina), 10 Meilen westlich von Asheville
auf einem Felde gefunden i. J. 1845, und 1847 beschrie-
ben von Shepard, welchem es gelungen war, ein Stück
davon zur Untersuchung zu erhalten. Es scheinen mehrere
Fragmente dieser Masse zu existiren; denn das Stück, durch
welches man die erste Nachrieht einer Meteoreisenmasse
in jener Gegend erhalten hatte, und welches 5 bis 6 Pfd.
wog, war bei späterer Nachsuchung spurlos verschwunden ;
wohl aber entdeckte man an demselben Fundorte ein weit
gröfseres Stück von 27 Pfd., und dieses konnte nun She-
pard seiner Untersuchung unterwerfen; es ist an der einen
Seite flach gedrückt, als ob es in erweichtem Zustande auf
eine ebene Fläche gefallen sej; die anderen Seiten aber
sind höchst un regelmässig, und mit vielen Höhlungen und
Unebenheiten versehen. Die äufsere Gestalt hat somit
Aehnliehkeit mit der Braunauer Masse und man kann viel-
406
leicht die Verschiedenheit der SuCseren Oberfläche dadurch
erklären, dafs man (mit Beinert) annimmt, dafs die ab*
geplattete Seite der Masse durch nachwirkenden, — die
convexe mit ihren Höhlungen durch entgegenwirkenden
Druck der Erdatmosphäre auf die glühende Dunstatmo-
sphäre des Meteors entstehen.
An einer Stelle der Oberfläche befinden sich in der
Höhlung einige gelbliche, olivinartige Körner; überhaupt
hat die ganze Oberfläche eine äufserst vesiculäre Structur;
die Höhlungen haben einen Durchmesser von Jv bis -JZoll;
je tiefer man in die Masse eindringt, desto kleiner werden
die Höhlungen, so dafs vielleicht im Innern die Masse
vollkommen dicht ist. Die Stellen der Oberfläche, deren
Structur nicht zu blasig ist, zeigen höchst ausgezeichnet
die Widmannstaedten'schen Figuren. — Shepard findet
hierin, sowie in der blasigen Structur der Oberfläche eine
Aehnlichkeit mit der Bitburger Masse.
Das spec Gew. nach Shepard =7,32 und die Zu-
sammensetzung:
Eisen mit Spuren von Chrom u. Kobalt 98,19
Nickel . 0,23
Kohlenstoffhaltige unlösliche Materie 1,58
100,00.
Die olivinartigen Körner bestehen aus Kieselerde, Kalk,
Magnesia und Eisenoxyd. ')
45) ? Eisenmasse von Lockport, gefunden 1818 und
beschrieben von Silliman jun. (Sill. Amer. Journ. Bd. 48
p. 390); sie besitzt kiystallinische Structur und schliefst
weifse und gelbe Kiese ein; ihr spec. Gew. ist =7,32.
Olmsted jun. hat schon früher eine Analyse dieses
Meteoreisens gegeben (I) (Sillim. Amer. Journ. Bd. 48,
p.388); später auch B. Silliman jun. und S.Hunt (II)
(Sill. Amer. Journ. 2 S. Vol. IL p. 376).
1) Nach einer neueren Analyse von W. S. Clark (Woehler etc. Ann
1852. B. VI. p. 367) enthalt diese Masse:
Eisen .... 93,225 Silicium .... 0,501
Nickel n. Kobalt 10,236 Schwefel .... 0,543
Mangan ... ? Phosphor .... ?
Kupfer u. Zinn 0,099 Graphit . . . . 4,765
99,369.
407
I.
11.
Eisen
95,540
92,583
Nickel
5,037
5,708
Kupfer
Arsenik
| Spuren
Unlösl.
Materie
1,140 und. diese besteht aus
100,577.
99,431. Eisen 44,1
Nickel 24,5
Phosphor 11,4
Siliciuin 10,0
90,0.
Eine Analyse der eingeschlossenen Kiese fehlt noch.
Merkwürdig ist der Umstand, dafs beide Analysen über-
einstimmend keinen Kobalt in der Eisenmasse nachgewie-
sen haben, welchen man doch sonst allgemein für einen
nie fehlendeu Bestandteil des Meteoreisens ansieht. Alle
Flüssigkeiten, alle Niederschläge wurden untersucht, selbst
das Löthrohr nahm man zu Hülfe: aber keine Spur von
Kobalt War zu entdecken: und doch mufs sie jenen Che-
mikern entgangen seyn, denn Shepard ist es später ge-
lungen, Kobalt in dieser Masse nachzuweisen. Die An-
wesenheit von Kobalt in derselben wird auch darum noch
um so wahrscheinlicher, weil der ganze äufsere Habitus
und die Trennung der ganzen Masse in eine Grundmasse
von gediegenein Eisen und in einen eiugewachsenen Kör-
per von Schwefelkies, ebenso wie die chemische Zusam-
mensetzung der ganzen Masse die gröfste Analogie zwi-
schen den Braunauer und Lockporter Massen zeigt und
in der Braunauer Masse finden wir nach der Analyse von
Fischer und Duflos 0,529 Proc. Kobalt; mithin könnte
die Lockporter Masse auch Kobalt enthalten und keine
Anomalie zeigen, sondern in allen Stücken sich ganz wie
alle anderen meteorischen Eisenmassen verhalten.
46) ? Eisemnaste von Black- Mountains, 15 Meil. ML
von Asheville (N. Carolina) gefunden 1840 und beschrie-
ben durch Shepard (SilJ. Aroer. Journ. 2 S. Bd. IV.
408
p. 82). Das Stuck, welches seiner Untersuchung vorlag,
wog 21 Unzen; wahrscheinlich ist es nur ein Theil einer
weit grösseren Masse; die Structur ist durchgängig kri-
stallinisch; die Masse ist von Adern von Magnetkies durch-
zogen und ähnelt überhaupt sehr der folgenden No. (47);
sie enthält ebenso, wie diese, noch einige rundliche, un-
regelinäfsige Körnchen einer graphitartigen Materie, und
in dieser wieder einige Partien von Magnetkies. Das spec
Gew. ist =7,261 und die Zusammensetzung nach She-
pard:
Eisen 96,04
Nickel 2,52
Unlösl. Materie u. Verlust 1,44
100,00.
47 ) ? Eisenmasse von Cosby - Creek im Bezirke Cocke
(Tenn.) beschrieben 1840 von Troost (Siliim. Araer.
Journ. Bd. 38, p. 250) und 1842 und 1847 von She-
pard (Sill. Amer. Journ. Bd. 43, p. 353 u. 2 S. Bd. IV,
p. 83). Die diese silberglänzende Masse auffindenden Per-
sonen versuchten Anfangs, in ihrem Wahne, Silber in ihr
zu entdecken, sie mit dem Hammer zu zerstören; als ihnen
diefs nicht gelang, liefsen sie sie lange Zeit auf dem Felde
liegen und bearbeiteten sie sodann abermals mit Meifael
und Hammer, und trennten endlich einzelne Fragmente
davon ab; hernach brachte man die Masse in eine Schmiede
und verarbeitete sie zu vielen Geräthschaften. Die Masse
soll ursprünglich 20 Centner gewogen haben, und es sind
von ihr nur noch kleine Splitter übrig geblieben! So hat
menschliche Habgier und Unwissenheit einen der köstlich-
sten Schätze der Wissenschaft muth willig zerstört! —
An demselben Fundorte der grofsen, -ersten Masse ward
später von* einem Soldaten eine zweite von 112 Pfd. Ge-
wicht entdeckt; dieses Stück ist im Besitze von Dr. Troost;
es ist derbes und dichtes gediegenes Eisen mit wenig Mag-
netkies aber mit viel Graphit (nach Troost) gemengt.
Das spcc. Gew. beträgt nach C. Rumler 7,26 (Partsch
409
a. a, O. S. 151); das des eingeschlossenen Körpers von
Magnetkies nach Shepard 4,454; die chemische Zusam-
mensetzung ist:
Eisen
87,0
Nickel
12,0
Kohle
0,5
Verlust
0,5
106,0-
48) ? Eisenmasse von Südcarolina vor einigen Jahren
am Ccrfurabiaflusse gefunden.
40) ? Eisenmasse von Munfresboro im Bezirk Ruth&r-*
ford {Tenn.); diese Masse wurde zufällig gefunden und
längere Zeit geheim gehalten, weil man Silber und Gold
darin vermuthete wegen ihrer hellen Farbe und ihres gro-
fsen Glanzes. Nach Troost (Sill Amer. Journ. 2 S.
Vol. V. p. 351 ) besteht diese Masse aus :
Eisen 96,00
Nickel 2,40 {also weniger, als die anderen Me-
teoreisenmassen von Tennessee)
Unlfrsl. Materie 1,60
100,00.
Die nachfolgenden Meteor- Eisenmassen Nordamerika^
sind solche, welche Shepard als zerbrechliche Matten
(brätle) in die dritte Ordnung* der Meteoreisenm^ssen ein-
reihet. Die leiden ersten enthalten reines, gediegenes
Eisen; die dritte ist eine Verbindung von Eisen mit an-
deren Metallen.
50) ? Eigenmasse vom Bezirke Randolph (N. Carotine*);
sie wog ursprünglich 2 Pfd. Sie ist von Shepard, 1830,
als gediegenes Eisen beschrieben worden (Sil!. Amer.
Journ. Bd. 17, p. 140), und schon 1822 von Olmsted
besprochen (Sill. Amer. Journ. 2 S. Bd. V. p. 262); sie
besteht aus äufserst dünnen Blättchen und hat ein spec.
Gew. von 7,618. Shepard hat in dieser Masse kein ein-
ziges'Metall neben dem Eisen entdeckt, aufser eine Spur
von Kobalt.
51) ? Eisenmasse vom Bezirke Bedford (Pennsylvankn),
410
IflOB m Shepard ak
(SÜL Amt. Ann. Bd. 14- p- IIB)
■ad Farbe, Harte und Gfamx;
52) ? Fi ■hii Mi Bezirke Otefi (K, Y.X dse
allen behauten FhniMif; ilr Gewicht
276 Gfansae; Are Gestalt kt lnnifinUmliih und ihre
Stractur blättrig; auch ist die Masse sehr hart and es fin-
den sich in ihr kleine (oft mikroskopische) Körner von
Magnetkies. Die chemische Analjse ergab in dieser klei-
nen Masse die Anwesenheit von Eisen, Kupfer, Nickel
Kobalt, Schwefel, Kohle, Zinn (?) und Chrasa (?) —
a l»
63) ? Eisemnasse von Zneofecas, P. No. 87, den Ein-
gebornen seit undenklichen Zeiten bekannt, den Europäi-
schen Gelehrten aber erst seit 1804 durch Sonneschuudt's
Beschreibnils; der vorzüglichsten Beigwerksreviere in Mexico
oder Neu -Spanien S. 192 u. 288; man schätzt das Gewicht
dieser Masse auf 30 Centner; die Masse selbst ist 4^Fuls
lang und 1| FuCs breit und heilst in der Volkssprache
»In piedra di fierro.« Die eine Seite war flacher, als die
andere (ihnlich wie bei den Massen von Brannan und
Hommoney-Creek). Sie ist derbes und dichtes gediegenes
Eisen, in welches nach Burkart (Aufenthalt und Reisen
in Mexico in d. J. 1825 bis 1834 Bd. I. S. 389) eine ganz
ungewöhnliche, durch die ganze Masse zerstreute Menge
▼on Magnetkies (und auch Schwefelkies) in meist rundli-
chen Partien eingewachsen sich befindet Sonneschmidt
beschrieb sie ohne alle Beimengungen, und Alex. v. Hum-
boldt hielt sie ihrer äufcern Gestalt nach für ähnlich der
Pallas -Masse. Die Widmaunstaedten'schen Figuren zeigen
sich sehr schwach, weil die Säure den Magnetkies zu sehr
angreift» — Das spec Gew. dieser Masse variirt nach
Sonneschmidt von 7,2 bis 7,625, Burkart bestimmt
es zu 7,5 und C Rumler zu 7,55 (Partsch a. a. O.
S. 151). —
411
Bergeroahn in Bonn hat folgende Analyse dieser
Meteoreisenmasse veröffentlicht (Chem. Pharmac Centn -
Bl. 1850 No. 16):
Nickeleisen 93,77
Magnetkies 2,27
Chromeisen . . • . . .- . . 1,48
Phosphor- Nickel -Eisen .... 1,65
Kohle • • 0,49
99,66.
Eine neuere Analyse s. Po gg. Ann. Bd. 78, S* 408 u.
Bd. 79 S. 479.
54) ? Eisenuiasse von Charcas (einige Meilen östlich
von Zacatecas), vielleicht nur ein Stuck derselben Masse,
wie die von Zacatecas, denn beide sind nach authentischen
Nachrichten aus einem 12 Meilen nördlicher gelegenen
Orte, San Josi del sitio, nach ihrem Auffindungsorte ge-
bracht worden; es sollen daselbst im Kalktuffe fern von
allen Eisenlagerstätten noch mehrere Stücke einer ähnli-
chen Masse sich befinden. Burkart, dem wir über die
beiden Massen von Zacatecas und Charca* die neuesten
und sichersten Nachrichten verdanken (a. a. O.) hält sie
ebenfalls für Theile derselben Masse, da ihr äufseres An-
sehen, ihr hackiger Bruch, ihre licht - stahlgraue Farbe,
ganz ähnlich sind. Die Masse von Charcas wiegt 8 bis
9 Centner.
55) ? Eisenmasse von Durango, P. No. 80, seit 181!
durch Alex. v. Humboldt bekannt (Essai sur la Nouv.
Espagne Chap. 8, p. 293); sie soll nach ihm 300 bis 400
Centner schwer seyn. Chladni glaubt, sie rühre von
derselben Masse her, wie die von Zacatecas und Charcas;
sie dürfte aber eher von Toluca herrühren. Die Masse ist
derbes und dichtes gediegenes Eisen mit wenig beigemeng-
tem Magnetkies und von ausgezeichnet blättriger Structur.
Das spec. Gew. ist nach C. Rumler sehr bedeutend, näm-
lich = 7,88 (Partsch a. a. O. S. 151).
.56) ? Eisenmasse von Toluca bei Xiquipilco, P. No. 75,
seit 1784 durch die Gazeta d% Mexico bekannt und hieraus
412
durch Cbladni (Chladni a. a. 0. S. 339). Das Eisen
ist so rein und gediegen, daCs man nach Chladni Nichte
weiter nöthig hat, als Erhitzung, um Alles daraus zu schmel-
zen. Die Indier der Umgegend gebrauchten es auch zur
Verfertigung von allerlei Gerätschaften. Das spec. Gew.
ist nach Ruinier ;==7,72.
57 ) ? Eisenmasse aus der Sierra blcmca, 3 Meilen von
Villa tnicoa di Huaxuquilla; es sind dort, wie die Ga%. di
Mex. meldet, einige Klumpen von gediegenem Eisen ge-
funden worden, von 20 bis 30 und mehr Centner Gew.
4 In Sud -Amerika.
58) ? Eisenmasse von Rasgatä, nordöstlich von Sa. Fe
de Bogota, in der .Nähe der Salinen von Zjpaqoiba in der
Republik Neu Granada, P. No. 88, gefunden im Jahre 1810
«nd bekannt seit 1823 durch Mariano di Rivero und
Boüssingault {Ann. de Chim. et de Phgs. 1824). Es
scheinen mehrere Stucke einer und derselben Masse vor-
handen gewesen zu seyn; die beiden gröfsten wogen 73
und 39 Pfd. Die Masse ist ebenfalls derbes und dichtes
gediegenes Eisen; Schwefelkies füllt einige Höhlungen aus.
Die Analyse voA Boüssingault ergab einen nicht unbe-
trächtlichen Nickelgehalt (Ann. de Chim. a. a. O.); nach
Partsch aber haben die Wiener Analysen derselben
Massen keinen Nickel nachweisen können (Partsch a. a.
O. S. 128). Das spec Gew. ist =7,6. ')
59) ? Eisetimasse von Santa Rosa in Cohimbien (Neu-
Granada), nach Partsch ganz der vorigen Masse ähnlich
(Partsch a. a. O. S. 128).
60) ? Eisenmasse von Atacama (bei dem Dorfe San
Pedro, 20 Legua's von dem Hafen Cabija entfernt, in der
Republik Bolivia (Parti), an der Gräuze von Chile, P.
No. 70, seit 1827 bekannt; aufoer der 3 Centner schweren
Hauptmasse solleu noch viele kleinere Stücke zerstreut
herumliegen. Partsch beschreibt diese Masse folgender-
mafseft (Partsch a. a. 0. S. 85):
»Ein Gemenge von gediegenem Eisen mit einem glei-
1) ». Anbaof zu 4op jyLctaracifCBHJapui.
413
eben Verhältnife von lkhtgrönem , fast grünlich - weifsem
Olivin, der fcber nur in sehr geringer Menge vorhanden
ist. Das metallische Eisen bildet eih ästiges, oder schwamm-
förmiges von dem Olivin ausgefülltes Gerippe.»
Die Masse gehört somit zu der Gruppe des Pallas«
Eisens. Das spec. Gew. beträgt nach Turner 6,68; nach
C. Rum ler 7,44 bis 7,66; das des Olivin dieser Masse
3,33. —
An merk. Nach einet» Schreiben von Darlu ans Val-
paraiso findet mau in der Wüste von Atacama auf
jedem Schritte Aerölitben und iif der Argentinischen
Republik bei Santiago del Esseros sind sie so häufig,
dafs man sie dazu anwendet, Eisen daraus zu ge-
winnen (Nnstitut. No. 598).
61) ? Eisenmasse von Potosi bei Bolivia, P. . No. 70;
bekannt seit 1839 durch Hippolyte Julien, einem fran-
zösischen Schiffslieutenant, welcher sie bei seiner Rückreise
aus jener Gegend mitgebracht hatte (VInst. No. 8 (1839
Febr. 24) > Lond. etc. Phil Mag. 3 S. Vol. 14 p. 394).
Sie besitzt ein spec. Gew. von 7,736 und besteht aus:
Eisen 90,241
Nickel 9,759
100,000.
Partsch hält diese Masse für identisch mit der vori-
gen (von Atacama); jedoch scheint ihre Zusammensetzung
eine ganz andere zu seyn, wenn auch äufsere Aehnlichkeit
vorhanden seyn mag.
62) ? Eisenmasse von Bahia (am Bache Bemdegö, nörd-
lich vom Monte santo in Brasilien), P. No. 86, gefunden
1784 und bekannt seit 1816 durch A. F. Mornay's Be-
richt (Phil. Transact. 1816 P. II. > Tilloch. Phil. Magaz.
Dcc. 1816, p. 417 bis 424). Die Masse ist 7 Fufs lang,
4 Fufs breit und 2 Fufs dick, ihr Gewicht beträgt nach
Martius 17300 Pfd. (Reise in Brasilieu Bd. II. S. 376).
Sie ähnelt in allen Stücken der Masse von Bohumilitz, sie
enthält so, wie diese, auch aufser dem Magnetkies noch
denselben problematischen schwarzen Körper beigemengt.
414
Ebenso enthalt nach einer Analyse von Wollaston die
Masse von Bahia 4 Proc. Nickel (die von Bohumilitz 4,01).
Ihr spec Gew. ist nach Martins: 7,73 nach Rumler:
7,48.
63 ) ? Eisenmasse von Tucuman (15 Meilen von Otumpa
im Staate San Jago del Estero der Argentinischen Repu-
blik La Plata ) P. No. 89. Diese Masse wurde von Don
Miguel Rubin de Celis i. J. 1783 gefunden und seit-
dem erst bekannt (Philos. Transact. f. 1788); sie ward
auf 300 Centner Gewicht geschätzt; sie ist derbes und
dichtes gediegenes Eisen mit gröfseren oder kleineren Höh-
lungen, welche ganz oder theilweise mit Schwefelkies aus-
gefüllt sind. Howard und Proust haben Nickel darin
gefunden; ersterer sogar 10 Proc; spec Gew. =7,54 bis
7,64. Im Allgemeinen hat die Masse grofse Aehnlichkeit
mit der vom Senegal.
415
Ücbcrsichts - Tabelle
der in die verschiedenen Monate des Jahre? fallenden Er-
scheinungen von Feuermeteoren und Meteoriten. J)
(Anhang iura X. Nachtrag.)
Feuerk.
Feuermeteore.
Sternscbntip-
penschauer.
587.1
745.1
(849.2)
(1446.27)
(1529.9)
1537. 16
(1551.28)
(1556 11)
(1560.30)
( 1570. 10)
1648.8
1648. 10
1651.7
1661. 20
1676. 24
1690.2
1700.7
1717.4
1721.26
1723. 6
1726. 1
1745. 13
1756.2
— 15
— 21
— 26
1761. 26
1763. 13
1763. 15
B
emerl
Jahr.
Meteorite.
Ort.
Bemerk.
765.8
1665.9
Januar,
ah. Stil
9)
a. St.
1717.4
1496.26
1583.9
1622.10
(1686.31)
(1690.2)
1697. 13
Cesena (Italien)
Abruzzen (Ital.)
Devonshire
(England)
Raudien
(Schlesien)
Jena
(Thüringen)
Siena (Italien)
1776. ?
Italien
(od. 28)
1) Wo keime weitere Beseickaaag steht, i*t des Data« mm» 8tiU, oder aaek dem
crecorian. Kaieader geBoamea.
3) Einige »ick am «tief er Tabelle im. Besag aaf die Peri»dicitBt der Feaenaetoore er-
gebende Beaerkvagen beaalto ick einer epSterea Hittkeihwg tot. D.Yerf.
41*
Feuerk.
W CUCI OMtCOfC«
Stenuehnap-
penschauer.
Bemerk.
Jahr.
Meteorite.
Ort.
Bemerk.
1785.10
1793.13
1803.21
1810. 2
1812. 28
— 30
1813. 27
1814.27
1816. 8
1818. 18
— 28
1822.11
— 14
— 25
1823.24
1824. 13
1825.2
1825.17
— 24
1828. 18
1831.1
— 12
— 28
1832.2
1834.30
1835.13
— 18
— 23
1836. 12
1837.5
1838.2
1839.6
— 12
1840. 8
1843. 2
1844. 20
— 25
1845. 16
Janntr.
1825.2
1835.2
1838.2
1839.2
1840.2
1844. 26
zweimal
1796.4
(1803 21)
1810. 7
1824. 13
1825. 16
1835. 18
1837.15
1838.2
1839. 2
Belaja Zerkwa
(Rnssl.)
Schlesien
Ca* well
(N.- Amerika)
Arenazzo (Ital.)
Hindostan
Löban (Lausitz)
Ungarn
(Slernschn.
materie.)
417
Feuerk.
Feoermeteore.
Sternschnup-
penschauer.
Bemerk.
Jahr.
Meteorite.
Ort.
Bemerk.
Januar.
1845.21
— 27
— 31
1846. 16
1847. 6
— 10
1848. 2
— 11
— 12
— 19
— 20
— 21
— 26
— 27
1849.9
28
1850. 8
— 30
1845. 31
1847. 10
— llu.15
1848. 2 b. 4
1849. 18
1850. 30
(741 ?)
763 ?
(807.26)
(808.24)
(836 ?)
(838.21)
(839 ?)
(912. 7)
913.8
(918.7)
(919.7)
(930.24)
(937.20)
(1104 ?)
1106. 19
1307. 24
3 Feuerk.
(1846.16)
Frankreich
in Summa :
85 Fk.
Feb
a. St.
Feuersbr.
in Summa:
15 Met.
mar.
(836?)
(838.21)
(839 ?)
(912.7)
(918.7)
(919.7)
(937.20)
1095. 24
(1104 ?)
1106.19
(1307.24)
(1545 ?)
(1546.10)
1584. 19
1643 6
1647. 18
1660. 23
1671.27
Poggend. Ann. Er^änzangsbd. IV.
a. St.
1647. 18
1671. 27
Zwickau
(Sachsen)
Ortenau
(Schwaben)
27
418
Feuerk.
Fenermeteore.
Sterrochnup-
penaebauer.
Bemerk.
Jahr.
Meteorite.
Ort.
Bemerk.
1676. 21
1678. 6
1719. 22
1722.1
1726. 4
1740. 23
1750.9
1754. 26
1756 28
1757. 18
1757.26
1772. 10
1778 ?
1805. 1
1806. 1 1
1811. 18
1815. 14
1818. 6
— 15
1819. 2
1821. 12
1822. 6
— 7
— 9
1824.3
1825. 3
— 4
— 7
1826. 14
1828. 11
1830. 15
1832.7
1834. 4
1835.6
1836.8
1839.6
Februar.
(1678.6)
1785. 19
1796. 19
1814. 3
1815. 18
(zwei)
1824. 18
(zwei)
1825. 10
1827. 27
1830. 15
Frankfort a. Bf.
Eichstadt
(Deutschi.)
Portugal
Rufstand
Hindostan
Irkutsk
(Sibirien)
Nanjemoy
(Maryland)
Hindostan
Bicesler
419
Feuerk.
Feuermeteore.
Sternschnup-
penschaner.
Bemerk.
Jahr.
Meteorite.
Ort.
Bemerk.
1839. 13
1840. 6
1840.8
1841.25
— 27
1842. 9
— 19
— 20
1843. 1
— 5
1844. 8
— 12
— 18
— 20
1845. 17
1846. 10
— 11
— 21
1847. 11
— 21
1848. 2
— 7
1848. 22
1849. 10
— 19
— 24
28
1850. 3
— 5
— 10
— 11
— 13
— 22
— 26
590 ?
(673 ?)
Februar.
1840.8
1841. 19
— 23
(zwei)
1845. 5
1848. 20 *
1850. 13 u. 14
mehrere
in Suroraa :
88 Fk.
1839.13 | Little-Pioey
(Missouri)
1841. 25
1847. 25
1848. 15
590 ?
März.
?
in grofs:
Anz.
28
Chanteloup
(Frankr.)
Lion (Jowa)
Hindostan
Feuersbr.
in Summa:
I 15 Met.
Italien
27*
420
JaW.
Ort.
»r
(741 ?)
(839.30)
(842.6)
(842.18)
(861. 10)
(927 ?)
1013. 16
(1077 ?)
(1138.8)
1354.1 '
1532.7
1554. 9
(1555.13)
1564.1
1583.2
1618.7
1623. 10
1646. 15
1663. 13
1676. 31
1706.20
1709. 4
1711.11
1718. 24
1719. 19
— 30
1721. M.
1728. 29
1731.3
— 12
1734. 13
1746 8
1756. 3
1779. 8
1794. 28
1796.8
1798. 12
1807.6
(741 ?)
764 ?
(&39 30)
(842.6)
(842 18)
(861.10)
(927 ?)
(113a 8) JMosol (Arab.)
1491. 22
1583.2
1596.1
1636.6
1654.30
(Italien)
Piemont
Ferrara
Sagan (Scbles.)
Fünen
(1718.24)
^ Insel Letby
(1721.M.)
(1731.12)
(1796.8)
1798.12
1805 25
1806.15
1807. 13
Stattgart
England
Ober - Lausitz
Sales (Frankr.)
Doroninsk (Sib . )
Alais (Frankr.)
Timochia
(Rufsland)
I 1811.12 [Poltawa (Rufcl.)
(Blntreg.)
421
Feuerk.
Feuermeteore.
Sternschnup-
penschauer.
Bemerk.
Jahr.
Meteorite.
Ort.
Bemerk.
1813. 8
1813. 21
1816. 23
1817. 2
— 18
1818. 2
1822. 1
— 9
— 16
— 31
18241
1830. 14
1832. 15
1833. 18
1834. 10
1835. 22
1838. 17
1840. 17
1841. 8
— 15
— 21
— 22
— 24
1841.30
(1842. 18)
1843. 20
1845. 10
1845.29
1846. 1
— 10
— 21
— 22
— 31
1811. 18
1840. 22
1841.21 u. 22
1846. 22
1847. 11
— 12
— 18
— 24
— 25
— 27
Mars«
(1813.8)
1813.14
1814 Anf
Brunn (Mähren)
Galabrien
Lontalax (Finl.)
(ident. mit 1813 Decbr. 13)
(1821.5)
(1826.15)
1841.22
Pommern
Lugano (Ital.)
Grünberg (Schi.)
Bau roh.
Tabelle. ( Pogg. Ann. Bd. 66, S. 476)
1843 ? Bishopville
(S. Carolina)
(1846.22)
Frankreich
Feuersbr.
Om.
ar;
1*47.29
i
i
1*48.8 »
1
— 9
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1000.4 ' 1000.4 '
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1039.0
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1093.10
1093.10
(1693.10)?
1094.10
1094.10
(1094.10)?
i
109». 10
1005.10
1095.25
1096 ?
1096 ? (10)
1097 ?
1097 ?(10>
1098 ?
1098 ? (10)
1118. 14
1122.16
1123. 16
1203.1
a. Sc
1203.3
1545. 22 b. 25
(1540.28)
Franfcradft
1547. 24
a. St.
1621. 17
1628.9
Ifindottaa
England
(1028.27)
1029.14
1640.4
1062.26
1664.8
1676. 8
1688.17
1692.9
(1715.11)
Pouuucni
1729. 19
423
Feuerk.
Feuermeteore.
Stern schnup-
penschauer.
Bemerk.
Jahi
1730. 13
1750. 12
1756.29
1762. 30
1763. 29
1780. 11
1786. 10
1792. 18
1800.1
1800.5
1803. 26
1804. 15
1809.9
1812. 10
1812. 13
1814.
1815.
1817.
(1817.
1817.
19
30
10
17)
27
1820.
1821.
1822.
1823.
1824.
1826.
1832.
1833.
18
28
9
2
6
9
17
1
14
11
19
1840.
1842.
28
11
1843. 14
April,
1780.11
1795. 13
1803. 20
1838. 20
1839. 19
1840. 8
1841. 18. b. 21
Baurah. T.
(zwei)
1803. 26
1804. 5
1808. 19
1812. 10
1812. 13
1818. 11
1819. F.
(1820.5)
1842. 26
Meteorite.
Ort.
Bemerk.
Breston (Engl.)
Ceyl
on
I*Aig1e(Frankr.)
Schottland
Parma (Italien)
Tou1ou8e(Frkr.)
Erxlcben
(Deutsch!.)
Volhynien
Italien
?
Milena
(Groatien)
* i
424
April.
1844.3
1814. 11
1845.24
184?! 11
184a 6
i
1847. 19
184a 1
12
18
<«w«)
1848.38 I
1849.4
- 19
- 13!
- 19 |
1849.30
1850.1
— 21
184a 23
184a 28k
1849.29
1849. 25,
mSunDa
| 83 Flu
IL
(842.6)
925.2
(965.18)
1325.22
(1379.26)
1499.21
(1543.4)
1547 ?
839.13
965.18
1649. 11
(1652 ?)
1680.22
1682 ?
1684.19
1687.22
1164 ?
(1379.26)
1520 ?
1552. 19 : DeatsckUnd
(ScMeasingcn)
1561. 17 Targao
1580. 27 Göttinnen
(1652 ?)
1677. 28
1680.18
Italien
London (EqgL)
! 17
(Stemsctn
Materie)
425
Feoermeteore.
Sternschnop-
Feaerk. I penschauer.
1710. 17
1728.30
1744. 7
1744. 27
1751. 26
1759.4
1760. 10
1776. 12
1785. 31
1791. 17
1808. 21
— 22
— 29
1811. 15
1815. 10
— 14
1819. 5
1820. 10
1821.16
1823. 2
— 20
— 23
1827. 21
1832. 20
— 31
1833.20
1834. 15
1837. 5
1838. 18
1839.7
1840. 13
— 23
— 31
1841. 13
— 16
Bemerk.
Jahr.
Meteorite.
Ort.
Bemerk.
1706. 12
1737 ?
1833.1
1839.7
M
a i.
1698. 19
(1737.21)
1751. 26
1791. 17
1806. 17
-
1808. 22
•
1820.22
(cwei)
1824.14
1825. 12
1826. 19
1827. 9
1828 ?
1829. 8
1837.5
Bern
Adriat Meer
Agram
Toteana
England
Stannern (Mah-
ren)
Ungarn
Irkutsk (Stbir.)
England
Sibirien
Nash ville (Ten-
nesee)
Rußland
Forsyth (Geor-
gia)
MassachuseU
Eisenmass.
Eisenmass.
IL
0M1 14
W43 4
1844 II
I
1841.»
1*4*39
1*C9
*
ISA, 12
•
1*A24
1*4*2
— *
— %
— »
— *1
1*6*2
— 7
— 21
(K2&29)
i
l&tll 15*111
— 14 — 1*
(im 19)
IM* 19 ;
I
39 FL
J.«
1729 2
1730,3
17*0,7
1792, 19
17*9, ia
1C0L 19 • Y«
1796.7 ,
<**)
<«.* Fi
(
1759. 13)
)
427
Fenerk.
Feuermeteore.
Sternschnup-
penschaner«
Bemerk.
Jahr.
Meteorite.
Ort.
Bemerk.
1794. 16
1801. 19
1808. 4
1820. 30
1822.3
— 9
— 13
— 17
— 19
1824. 9
1832. 23
— 29
1834. 7
1835. 13
1836. 10
1839. 6
1841. 9
— 12
— 14
1842. 3
— 12
1843.21
1844. 12
1845. 13
— 18
(1845.28)
1846.3
1777. 17
1799. 15b. 20
1812. 18
1815.12b. 18
1817. 12 b. 15
— 17
— 22
1839. 14 u. 15
um.
1794. 16
1805 ?
1809.17
Baumh. T.
Siena (Toscana)
Constantinopel
(Türkei)
Meer: 75° 25' W.L.
-r-30658'N.Br.
1818 ?
1819. 13
1820. 30
1821. 15
1822. 3
(1822.13)
(1822.17)
1828.4
1834.12
Seres (Maced.)
Jonzac (Frankr.)
Lixna
(Litthauen)
Juveoas (Frkr.)
Angers (Frkr.)
Christiania
(Norwegen)
Catanea(SiciL)
Richmond
(Virginia)
Hindostan
1840. 12
1841. 12
1843. 2
Uden (Belgien)
Chäteau - Renard
(Frkr.)
Blaauw-Kapel
(Holland)
bitumin.
Masse.
Feuersbr.
Ort.
184*19
— 20
- 21
1847.29
1849 16
— 17
— 2*
— 27
— 30
18)0. 1
— *
— 10
— 16
(1846.7)
1029. F.
107», 18
1093.31
(1554.24)
1566. 17
1666. 17
1686. 19
1708. 31
1730. 17
1738. 13
1750. 16
— 22
1847.17
1847.21«.22i
1848.21
1849.16
— 17
(Drlrrfcl ) |
lDJlMIHM
50 FL
JolL
820. 25b.30
841, 25 b. 30
924. 25 b. 30
933.25b.30
1029. F.
1243.26
1293.26
1635 ?
1636 ?
852 ?
(a. St.)
(Aug. 5
nach d .St.)
a. St.
1186.8
1198 f
1249.26
a. St.
1581. 26
1635.7
175a 3
Moos (Belgien)
Frankreich
Quedlinburg;
(Deutschland)
Thüringen
Italien
Tabor (Böhm.)
429
Feoerk.
1784. 30
(1789 ?)
1790. 24
1797. 13
1798.28
1801 14
1803. 4
1803 ?
1804 29
1805. 21
1806. 17
1808. 17
1808. 29
1809.29
1810. M.
1811 ?
1814.29
1818.17
1819.24
1820. 19
— 30
1822. 28
1823.30
1825. 28
1826. 21
— 29
1832.24
1835. 17
— 18
Feaermeteore.
Sternschnup-
penschauer.
1761. 17
1762.23
1771.17
1773. 29
1776.11
1782 ?
Bemerk.
1784. 12
- 24
1784. 26ii.27
1785. 27
1839. 2u.3
Jahr«
Meteorite.
Ort.
'Juli.
1755 ?
1766. M.
1782 ?
1790. 24
1803.4
1810. M.
1811.8
1811 ?
1820 19
1822. 19
1831.18
(1833.16)
1835.31
1837. 24
lullen
Italien
Piemoot
Barbotan(Frkr.)
East-Norton
(E»«L)
Hindottan
Burgos (Span.)
Heidelberg
Kurland
Hamburg
Vouiltl (Prkr.)
Sibirien
Tennessee
Ungarn
Bemerk.
(Stern-
schn-Mat.)
Feuersbr.
(Eisenro.)
430
Sccmsdurap-
ucr.
Ort.
1839.6
— 11
1840.26
1841.4
1841.20
1842. 11
— 31
1843.7
1844.10
— 20
— 24
— 27
— 31
1845.16
— 29
1846.23
1846. 29
— 31
1847. 14
1848. 12
— 13
— 15
— 18
— 23
1848.29
1849. 10
— 23
— 27
1850.1
Juli.'
1839.6
1840.26
1841.22
— 28
1843.3
— 7
— Hb. 13
1843.21
— 25
— 29
1846. 25 b. 30
1847. 22 b. 25
1848.6
1848. 20 b. 24
— 27 b. 31
I849.20b.29
(zwei}
mehrere
1840.17
1841.17
1843.26
1846 ?
1847. 14
Iulien
Italien
Hindostan
Richländ
(S. Carol.)
Braonau
(Böhmen)
Eisen m ass.
(Seeläs-
gen?)
431
Feuerk.
Feuermeteore.
Sternschnup-
penschauer.
Bemerk.
Jahr.
Meteorite.
Ort.
Bemerk.
1850. 4
— 5
— 6
— 8
— 9
1850.16
(855 ?)
(859 ?)
871. 10
1353. 11
(1554.5)
1618. F.
1683.12
— 15
1685. 22
1717. 10
1723. 22
1729. 23
1730. 20
1732. 15
1733 ?
1738.28
1754. 15
1773. 8
1778. 26
1779. 5
1783. 18
1785. 13
Juli.
•
1850. 12
— 16
1850. 25 b. 30
in Summa :
82 Fk.
in Suroma:
26 Met.
(855 ?)
(859 ?)
871. 10
911 ?
(1165.8)
1451.7
1554. 5
1635 ?
1710. 10
1716. 18
1741. 8
1742. 10
1749. 15
1781. 8
1784. 6
— 9
August.
i. St.
1021 ?
1618 F.
1642.4
1647 ?
1650.6
Afrika
Steyermark
Suflolk (Engl.)
Westpltalen
Holland
(1785.13)
Frankfurt a.M.
Feüertbr.
1
432
Ort.
1787.7
1789. 10
(1792.28)
1800.8
1800. M.
1801.8
1801. F.
1802.10
1804.19
1807.9
1808.15
1809.10
— 28
1812. 5
- 23
(1814.3)
1816. 7
- 13
1817. 7
1818. 3
- 5
1819. 6
— 13
1819. 20
1821. 20
— 30
1822. 6
— 7
1822. 1 1
— 22
1823.9
1789. 10
1798.9
1799.10
1800.8
1801.8
1806.10
1809.10
1811.10
1813. 11
1815. 10
1818. 14
1819.6
— 13
1820.9
Aogast.
Batunh-T.
1822.7
- 9/10
1823. 5
1823. 9
mehrere
Baomb. T.
(xwei)
1792.27
b.29
1810. M.
1812. 5
Tipperary (M.)
Chaotoonay
(Frankr.)
1818. 10
(1819.13)
(1820.6)
1822. 7
1823.7
(Meteor-
stank)
Smolensk. Rufst.
Massachusets
Ovelgönne. FSnl.
Persien
Nobleborough
(Maine)
(Sternscbn
Materie)
433
Feuermeteore.
Meteorite.
i Sternschnup-
Fcuerk. penschauer.
Bemerk.
Jahr.
Ort.
Bemerk.
August.
1823. 10
1823. 10
<
►
— 12
— 12
t
— 15
— 19
*
— 22
1824. 1 1
1824. 12
■
(1824.23)
Buenos Ayres
(Meteor-
1825.3
staub)
— 22
%
?
•
1825 P
.
\
1826. 3
1826. 3
mehrere
— 8
— 8
— 10
— 11
— 11
i
— 14
— 14
1
— 15
— 15
— 18
— 26
i
■
•
1826 ?
Frankreich
1827. 14/15
1827 ?
China
1828. 10
(1828 ?)
Allport (Engl.)
1829. 14
mehrere
<
*
1829: 14
New -Jersey
— 26
(N. A.)
1830.12
1831. 10
1831. 10
1833.7
— 9
ingr. Anz.
1833. 10
— 10
1834.9
ingr. Anz.
1834.10
— 10
1835.8
1836.8b 11
ingr. Anz.
1836. 20
1837.5
1837. 8 b. 12
-
- 29
~
1837 ?
Frankreich
1838.10
1838 9 b. 12
1839 Ib. 3
V
*
1839.7
1839. 9 b. 1 h
»
- 26
-
1840.1
.
s
1
Poggend.
Ann. Ergänzui
Dgsbd. IV.
28
434
Sternschnop-
Feuert
penachaner.
1840.3
1840. 3 1
- 5
— 7
1840. 9 b. 13
— 13
1841.9b 11
1841. 10
— 18
— 20
1842.5
— 9
1842. 9b. 11
— 12
1843.6
1843. 9 b. 13
1844.5
1844. 8b. 11
— 8
— 16
1815.9
1845. 9
— 10
1845. 10
— 31
1846.1
1846. 9 a. 10
1846. 12 b. 14
1846. 17
— 24
— 25
— 26
1847. 7
1847.9
— 10
— 10
— 11
- 11
— 12 a. 13
— 14
— 16
— 17
— 17
— 19
.
1847. 23a. 24
— 26
1848.1
— 2
1848. 1 b. 6
— 10
— 9a. 10
— 21
— 28
Jabr.
Oh.
Ilcnwrlc.
Aa gutt.
(1841.10)
1842.5
(1843.6)
(twei)
1846. 10
Iwan (Ungarn)
England
Rheine
(Weätpbalcn)
Down (IrL)
Eisemna&s.
435
Feaermeteore.
Sternschnup-
Feuerk. I penschauer.
Betteric.
Jahr.
Meteorit«.
Ort.
Bemerk.
Aogu st.
1848.29
1849.3
- 6
- 7
- 8
- 9
- 10
- 11
- 16
- 25
1850. 10
- 13
- 14
- 15
- 22
- 29
(859. ?)
(868.?)
925. 21
1002. 14
1465. 22
(1556.5)
1580.21
1596. 28
1601.28
1603.9
— 10
1641.25
1649.}
1676.20
(1784.4)
1784.11
1787. 1
1792 ?
1798. 22
1803. 22
1804. J.
1849. 2 b. 6
1849. 8
— 9
— 10
— 11
— 12b. 15
1850. 6 b. 12
mehrere
mehrere
in Summa :
130 Fk.
September.
io'Sumraa :
24 Met.
585. 6
(859 ?)
925. 21
1556. 5
*
a. St.
1511.4
Baumh. T.
1753 ?
1768. 13
1775. 19
1802. M.
t
*
Crema (Italien)
Laponas (Frkr.)
Luce (Frkr.)
Cobur*(Dtechl.)
Schottland.
28*
436
Fi
Sternsehnnp-
acr.
1804.10
1806.23
— 28
1807.6
1812. 13
1814. 5
— 8
1815. 16
— 29
1817. 8
1818. 6
— 14
— 23
1821.7
1822.1
— 10
1824.13
1825.10
— 20
— 24
1826.4
— 6
— 13
1826 ?
1829.6
1833.17
1835.6
1836.18
1837. 21
1839 3
— 10
— 13
1841.8
— 9
— 20
1820.2
1833.17
Met.
Ort.
1839.3
— 9a. 10
1840.1
— 21 u. 22
1841.8
— 9
— 10
— 17 b. 20
September.
1808.3
1813. 10
1814.5
Lissa (Böhmen)
Irland
Agen (Frankr.)
(1822.10)
— 13
1825.14
CarUtadt
(Schweden)
Epinal (Frkr.)
Sandwich-Ins.
1826 ?
1829.9
1831.9
(1835.6)
(1836.18)
Watenrille
(Mai oe)
Krasno-Ugol
(Rufsl.)
Wewely
(Mahren)
Gotha
Italien
(Stern-
schn-Mat.)
437
Feuenneteore.
Meteorite.
Sternschnup-
Feuerk.
penschauer.
Bemerk. 1 Jahr.
Ort.
Bemerk.
September.
1841.24
1841.29
1842.30
1843.16
Kl. Wenden
1843.17
— 22
•
(Deutschland)
1844.5
- 10
- 20
•
— 24
- 30
■ i
1845.1
— 6
— 7
1846. 13
— 15
1846. M.
— 25
— 25
1847.7
1848. 1
— 4
1848.4
— 5
zwei
drei
-.
— 7
- 8
- 24
«
- 28
1848.30
1849.3
1850,2
1850.4
•
— 21
in Summa :
in Summa:
— 30
1
82 Fk.
17 Met.
■
0 c t p b e r.
585.26
585. 26
587 ?
i:
•
855.21
855.21
856.21
859 ?
859 ?
•
902.30
a. St.
-
912 ?
912 ?
Meteor-
931.19
931.25
933 ?
935.16
schauer.
970 ?
979.28
a. St.
991.9
438
FcoewteteoTe.
Meteorite.
Sternschnup-
Feuerk.
pensebauer.
Bemerit.
Jahr.
Ort.
Bemerk.
October«
1101. 24
*
1199.23
Meteor-
1202.26
schauer.
1304.1
Deutschland
1352. 22
1366.30
1399 ?
1533.24
Meteor-
schauer.
1577. 11
1602. 27
1634. 27
1634.27
Charollois
1637.3
1674. 6
(Frankr.)
Glarus
1689. 1
(Schweiz)
1725. 22
1726. 19
r
1729. 1
*
-
— 16
1736. 1
i
1736 ?
1743. 15
1738.18
Awignon
(Frankr.)
1745. 13
1750. 11
Coutances
1759. 20
•
(Frankr.)
1765. 11
1766. 21
1766. 26
1770. 25
Hasargrad
(Türkei)
1779. 31
1783.4
1787. 1
Charkow
1788.17
1798. 14
1791. 20
(Rufsland)
England
1801. 23
1803.8
4
Apt (Frankr.)
1803. 10
1805.21
- 23
1805. 23
-
1809. 12
1812. 26
— 31
*
1813. 20
•
1814. 18
*
.
4a»
t euei matcof c.
i
Meteonte.
. Steraschoup-
*
1
Feoerk
penschawer.
Bemerkt
! Jlbr.
<
Ort. 1 Bemerk,
Octobetv
1815. 3
Chassigny
(Frankr.)
♦
1817. 17
1818. 31
(1818.31)
Bukarest
(Wallache!)
1819. 1
>
•
■
1819. 13
Köstrite
1819.24
• 4
»
|
(Deutschi.)
1820. 12
>
.
1821. 7
1
- 30
*.
•
(1822.13)
— 27
- 28
Bauroh.
4
t
* • ,
Tabelle.
>
,
1823.3
i
•
1824: 14
(1824.20)
Beraun
(Böhmen)
Sterlitamaosk
(Rursl.)
-
1825.17
- 19
•
- 22
"
4
1827. 8
Bialystock
(Rufs!.)
1828. 10
(1830.10)
Baumh. T.
•
1831.20
1832.6
i
-
— 13
— 24
1833 2
. ..
.
1834.2
•
1836. 18
\
' *
1837.30
-
1838. 13
1838. 18
1838 ?
1838. 13
Cold Bocke veld
(S. Afriea)
1839. 6
1839.8
■• •
# ''•"•• A
t 1
1840. 7 «t 8
4
— 21
1840.29b.31
1840.29
*
1841.8
1841. 10
- 17 b. 25
* * •
i
1842. 4
— 18
1
440
Ott.
1842.23
1843.2
— 16
1844.8
- 10
1844.27
1845.24
— 31
1846 ?
— 4
— 9
— 10
— 13
— 17
— 24
1847. 10
— 11
— 17
— 18
— 24
— 29
— 30
1848.5
— 18
— 27
— 29
1849. 20
1850. 6
— 9
— 13
— 24
Oct
ober.
1843. 16
1844. 18
1844.21
1845. 9 a. 10
1845.28b.31
OTCt
1846 ?
1846. 16
1846.17
-
1846.26
1847. 10
>
1847. 12
1847. 27
zwei
•
1848. 20b.27
1849. 15 b 17
— 20 b. 25
mehrere
1849. 31
1850.9
1850.26
In Summa :
93 Fk.
Layuac
(Scbwdt)
Coocora
(N. Amer.)
Charlottettrwn
(N. Amer.)
in Summa :
19 Met.
441
Fenerk.
(979 ?)
1177. 28
1465.18
1548.6
1557. 25
( 1574. 14)
1623.17
1624. 7
1637. 29
1643.8
1684. 13
- 17
1729.25
1733. 4 )
1737 ?
1742. 24
1749.4
1753. 4
1755. 27
1758. 26
1761. 3
— 11
1764. 19
(1771.9)
1786?
Slernschnup-
penschaner.
(848.27)
899.18
901.30
1574. 14
1602.16
1787. 10
1791. 12
1798. 20
1799.2
— 7
— 11
— 12
1803.6 od. 13
— 16
1808. 11
1809.29
1810 23.
Bemerk.
Jahr.
1799. 11/12
N oremker,
s. Defcbr.
(Dec.4. n.
St.)
a. St.
1492 7
(1548.6)
(1557.25)
a. St.
Baumh. T.
Baomh. T.
Meteor-
schauer.
1637. 29
(1761.11)
1768. 20
1773. 17
1805?
1810. 23
'^weieonte.
Ort.
Ensisheim
(Elsaf.)
Thüringen
Italien
Provence
Ghamblaos
(Frkr.)
Maurkirchen
(Bayern)
Sigena
(Spanien)
Bemerk.
(Sternschn.
Materie)
Asio (Cornea)
Chartonville
(Frkr.)
Feuertbr.
441
On.
H •«•
»her.
18M.9B
Ccrig»
1811.22
1812. 1»
1812.15
i
1813. 8
1813. 8
1
— 10
— 10
1814. 5
•
Hindostan ]
1814. 9
1817.19
i
1818. 13
1818» 13
- 17
1818. 19
1
1819. 13
- 14
•
— 18
1
— 21
!
1820. 12
1829.12
•
\
- 29
\
1821.28
— 30
1822. 1 1
— 12
1822 12
- 15
- 19
1822 25
j
- 30
1822.30
Hindostan
1823. 9
— 27
1824. 13
— 16
_■
•
- 27
(swei)
1825.3
^ 9
— 4
— 5
— 9
— 14
#
■
%
— 22
1
.•
1825 ?
1826. 6
1826. 6
mehrere
1828.11
1828. 11
1829 19
(1829.19)
Böhmen
1831.13
1831.13
Meleor-
- 26
schauer
- 29
•
1832 12
1832. 12
Meteor- '
- 13
- 13
schauer
- 14
— 15
ragn Atfe.
- 18
- 18
Stern sehn.
Materie
448
Fenertneiedre.
.
Meteorite.
Sternschnup-
•
Futierk.
penschäuer.
. •
Bemerk.
1 Jahr.
Ort.
Bemerk.
November.
1832. 19
•
1833.12
1833. 12
Meteor-
schauer
(1833.12)
Nord- Amer.
Stern sehn.
Materie
— 20
►
*
— 25
1833.25
*
Blansko
(Mähren)
•
. 1833. F.
Hindostan
*
' ( Aerol.-
Regen)
1834.13
1834. 13
Meteor-
- 14
schauer
■*
- 30
1835.13
1835. 13
1835. 13
Simonod
- 17
(Frankr.)
.
1836.11
1836. 11
Brasilien
fAerol.-
Kegen)
•
1836. Hb. 15
- 22
(1836 22)
Schlesien
—~~^j~—j
1837. 12
1837. 12
— 13
- 28
1838. 9 b. 14
••
<
■ ■
1838. 13
■
■
,
- 16
■
1839. J.
— 1
6
1839. J.
(1839.J.)
Mexico
i
- 9
- 10
1839. 10
— 12
— 13
— 13
— 29
(1839.20)
Neapel
1840. 2
1841. 5
1841.5
Bourbon
- 6
(Frankr.)
— 10
1841. 11 b. 14
i
- 15
V
1841. 19b.20
■
1842. 1 1
- 14
1842.30
Hindostan
•
1843. 10
1843. 14b. 16
(od. 12)
1843. 10
(12)
auf der Donan
— 18
1844. 2
i
- 4
'•
- 7
mehrere
<
444
Femamtiem*.
■^■T_m^_ *
•
» ^ 1
1 Steratduiop-
Fcvcrk.
poHcfa-er.
BcMriu
Jahr.
Ort.
*-*•
Noftaker.
1844.8
1844.8
mehrere
- 9
— 9
mmm
— 10
— 10
^^^
— 11
— 11
__
— 12
- 12
^_
— 13
— 13
_•
— 14
— 14
«_
— 15
— 15
- 16
—
/
- 17
m^
— 18
„ ^
— 19
_
— 20
— 21
1845.2
— 4
— 6
— 12
- 14
(1845.20)
1846.8b.15
BmmIlT.
1846.9
— 11
(1846.11)
England (od.
Nord-Amcr.)
Feoerk.-
Matcric
— 15
- 18
1846. 18
— 19
— 22
— 23
— 28
1847.1
1847.7
— 8
— 12
1847.12a. 13
— 17
— 19
xwei
— 23
— 26
-
— 29
1848.1
|
— 5
1848.5
— 6
— 9
1
— 12
— 12
— 13
- 13
— 14
- 15
- 15
i
445
r eueraieteore.
•
Meteorice.
Steraschnnp-
|
-
Fenerk.
penschaner. i
Bemerk.
Jahr.
Ort.
Bemerk.
November.
1848 16
— 17
*•
mehrere
— 21
- 29
1849. 2
drei
— 5
zwei
— 7
— 8
•
- 9
— 12
1849. 12
T- 13
- 13
- 14
1849. 13
Tripolis
(Africa)
— 19
1850.2
1850. 6
— 13
— 14
1850. 14
— 15
- 23
— 24
•
>
— 2S
1850.28
- 29
— 30
mehrere
in Summa:
171 Fk.
in Summa:
26 Met.
1
December.
584 ?
(786 ?)
786 ?
(848. 2)
848.2
901.4
(s.Nov.27)
(s.Nov.30)
856 ?
Aegypteo
(940 ?)
940 ?
(999 ?)
»
1002 ?
1002 ?
1116 ?
1116 ?
1118 ?
1118 ?
1168.24
( 1269. 6)
1547. 15
(1560 ?)
1560.24
(1560.24)
(1586.3)
Frankreich
Verden
Feuersbr.
1636 ?
1642. 12
^
1642. 12
Ungarn
1680.17
1682 ?
446
Ort.
I
1728.4 ;
1733.8
1734.9
1737.5 ;
— 30 ,
1739.2
1741.11 :
1742. 16
1752.25 '
1758.22 I
1762.5 !
1762.27 !
1803. 13
— 16
1804.2
1806.22
1807.14
1808. 29
1810. 30
1812. 26
1814.2
1816. 20
— 21
— 22
1817. 8
1818. 18
— 21
1820.9
1821. 1
— 2
— 3
— 4
— 11
— 18
— 24
— 25
— 26
— 28
1822. 21
I
Dcccaber.
1704.24
1741.5
1798.7
mehrere
(zwei)
(Spanien) j
1795. 13
1796. 13
1803.13
1807. 14
1813. 13
Torkshire
(Eb,L)
Bengalen
Massing
(Bayern)
Westen
(Connecticut)
LontaUx
(FraUnd)
447
Feoerk.
r eoermeteore.
Sternschnup- I
penschauer. ' Bemerk.
Jahr.
Meteorite.
Ort.
Bemerk.
December.
1823. 6
— 13
1824. 8 u. 9
■
1824. 10
1824. 12
— 14
1824. 1»
— 17
( 1824. 17 )
1825. 1
— 10
- 18
1826. 6
1826. 31
.
■
.
1830.6
1830.7
•
1830.12
— 12
- 13
1830.14
' 1831.8
:
(1832.19)
1832.30
1833.11
1833.12
— 12
— 14
1834. 15
1835. 12
1837.5
1837.14
— 30
1838. 5 b. 8
1839. 7
1840. 6
- 10
1840. 25
- 27
'
- 29
■
1841.5
■
:
1841. 10a. 11
- 16
— 21
— 29
1842.5
1342.5
1842. 6
1843.11
'
■
- 21
1843. 28
.
1844. 8
— 11
I
Neuliaus
(Böhmen)
England
Sibirien
Epinal
(Frankr.)
ßaumh. T.
(Aerol.-
Rcgen)
Eisen-
roasse
448
Ort.
Deec.k
er.
1845.3
1849.12
■
— 25
■
1846.1
— 7
1846. 9 o. 10
1846.21
— 21
1846.25
1847.8
1847.8
— 10o.ll
1847.8
— 12
— 12
— 13
18482
— 11
1848.11
— 14a. 15
1849.3
1849.4
— 4
- 6
— 8
■
— 12
— 19
— 21
- 23
(zwei)
- 30
1850.5
— 8
(xwel)
- 9
1850. 11 u 12
in Summa:
104 Fk.
(Bayern)
(N. Amer.)
mdamroa:
16 Met.
449
Tabelle
der ohne Angabe von Tag und Monat erwähnten Erschei-
nungen von Feuermeteoren und Meteoriten ').
(cf. die Verzeichnisse von Chladni, Quetelet, Lycosthenes u. G. v. B.)
Feuermeteore.
Meteorite.
Feuermeteore.
Meteorite.
Meteor-
Meteor-
Feuerk.
schauer.
Jahr«
Ort.
Feuerk.
schauer.
Jahr.
Ort.
Ante Christum.
Ante Christum.
1768
686
705
(China)
Rom Eisenm.
(175)
173
176
Italien
654
Italien (mons
Albanus)
(170)
(168)
170
644
Italien
(166)
644
China
(165)
(502)
502
(162)
(469)
(151)
Italien
(461)
Picenum
(141)
(136)
405
Aegospota-
mos (?465)
(133)
(344)
344
(106)
i
343
Italien
(104)
104
334
Macedonien
(102)
102
(280)
(216)
280
(100)
(216)
(94)
216
Picenum
(94)
Italien
(214)
(214)
211
China
(93)
(92)
(91)
(93)
211
Italien
(207)
»
89
China
(206)
(206)
(205)
Italien
(88)
(75)
(203)
(203)
(63)
(202)
Italien
56
Italien
(193)
»
44
(192)
»
(43)
(38)
»
(192)
(190)
China
China
Italien
(30)
(187)
»
29
»
1) Die in eine Klammer eingeschlossenen Zahlenangaben bedeuten, dafs
es aus den betreffenden Nachrichten nicht deutlich und entschieden zu
ersehen ist, ob dieselben .eine wirkliche Erscheinung von Feuerkugeln,
Metcorschauern oder Meteorsteinfallen bezeichnen sollen: indessen sind
sie der Vollständigkeit wegen mit eingereihet worden. — Eine Dis-
cussion der aus dieser und der vorhergehenden gröfseren Tabelle sich
ergebenden Thatsachen und Folgerungen werde ich mir erlauben zum
Gegenstände einer spateren Mittheilung zu machen.
Poggend. Ann. Erganzungsbd. IV. 29
(Iß)
(1*)
BIO
15 f
197
1»
194
280
310
(384)
(303)
(412)
(454)
457
(488)
(Ml)
555
i 452 Tbradco
I
l
481 Africa
558
557 I
558 !
(567)
587
(603)
563
570
577
505
590
600
6HOctj
570 Arabien
I
i 827
(«7)f
«OOct.
i
(840) (Osten. >
(868),
(«70);
1 »
897 Kofal»
911
94i *
921
(970y
1011
993
1001
956 luli«
963
1009
(1020)
1021 !P<
1034 ?
1057 'Gorca
Bfagdekrarg
Caspi-Sec
Africa
1060
(1076) Dänemark
1077 (Mars od. April)
1084 '
1090
451
FenerBöcleorc.
Meteorite.
Feuermeteore.
Meteorite.
Meteor-
Meteor-
Feuerk.
schauer.
Jahr.
Ort.
Feuerk
schauer
Jahr.
Ort.
Post Christum.
Post Christum.
1096 l .
(1535)
1535
1107 1107
1538
'■
i
1112
Aquileja
(1540)
Grimma
1135
Würzburg
(Eiscnin.)
1143
(1143)
(1542)
1542
1157
(1157)
1550
1169
1559
Ungarn
(LI 89)
(1191)
(1189)
?
•
1618
Ungarn
(1191)
?
•
1618
Böhmen
1194
?
•
(Eisenro.)
(1197)
?
•
1621
Ost-Ind. »
1226
1226
1642
Ungarn
1226
?
•
1643
Ost-Indien
•
1280
Aegyptcn
1673
Baden
(1304)
"» &
1676
Dalmaticn
(1309)
1692
Ungarn
(1344)
1717
»
(1352)
1740
»
(1353)Oct.
1775
Volhynien
1368
Oldenburg
(Eisen m.)
•
1780
England
(Eisenro.)
1382
'
1782
Turin
1398 Öct.
1801
Isle de France
.
1421
Java
1802
Ost-Indien
1438
Burgos
1808
Ost-Indien
1440
Kleinasien
1808
Ungarn
1474
Italien
1812
»
1478
1814
»
(1506)
1511
1816
1816
»
England
1516
China
1820
Ungarn
(1520)
1831
Frankreich
( 1526 )
1833
Ungarn
(1531)
(1531)
1532
1838
1834
»
inhaog
zu den im zehnten Nacktrage etc. erwähnten Meteoreisen
massen.
Zu den in diesem Verzeichnisse angegebenen und be-
schriebenen Meteoreisenmassen gehören noch folgende, die
mir erst nach Schlufs meiner Arbeit bekannt geworden sind:
29*
452
64) 1846 August 10 (?): Eigenmasse von Cotmbf Dom»
in Irland nach einem Berichte von Scooler an Upham
Shepard (Sil). Amer. Jonrn. 2 S. VoL XL p. 36 >
Edinb. N. Philos. Jonrn. Vol. LIH (Octbr. 1852) p. 246).
Hiernach ist die Masse i. J. 1844 im Norden von Down
niedergefallen (Shepard aber erwähnt den Fall aus-
drücklich als den 10. August 1846, 5 Uhr Nachmittag, ge-
schehen); einige Küstenwächter haben das Phänomen wahr-
genommen. Die zur Prüfung an Shepard übersandte
Masse ist dehnbar, homogen und mandelsteinfönnig; das
spec. Gew. ist variabel. Diese Eisenmasse hat eine dicke
Rinde von ungefähr y, welche aus verschiedenen Eisen-
oxyden besteht, etwas gefärbt durch blaues Eisenphosphat
(Vivianit): sie zeigt keine Widmannstaedtenschen Figuren.
65) ? Eisenmassen (?) von Wolfsmühl Im Thorn. Auf
dem Gute Wolfs muh I bei Thorn hat Herr Hütteninspector
Krayher eine Fläche von 700 Morgen mit »Eisenstein«
bedeckt gefunden, der nicht tiefer liegt, als dafe ihn der
Pflug erreicht. Anfänglich wurde die Masse für eine Ab-
art von Raseneisenstein gehalten, bis eine nähere Erfor-
schung (durch wen? ist mir nicht bekannt) ergab, data sie
Meteoreisen sei (Illustr. Zeitg. (1853 Apr. 30) No. 513).
Diese Massen kommen (der Beschreibung nach) in 2 bis
3 Fufs langen, 3 bis 6" breiten, und 2 bis 3" dicken Stücken
vor und liegen längs eines Baches bis zu 6 Fufs über ein-
ander. Das Gesammtgewicht aller dieser Massen dürfte
nicht unter 20,000 Centner betragen (??). Dieses scheint
wohl etwas übertrieben zu sein und ist überhaupt noch
eine genauere Untersuchung abzuwarten, ob diese Massen
wirklich meteorisches Eisen sind oder nicht. Das Wolfs-
uiühler Eisen soll ganz reines, gediegenes Eisen seyn und
weder Kohle, noch Schwefel, Phosphor, Arsenik, Nickel,
Kobalt enthalten <?). Würde sich diefs bestätigen, so dürfte
diese Masse zu den interessantesten gehören, welche wir
kennen. Sollten diese Eisenmassen von Wolfsmühl viel-
leicht mit folgender von Sebastian Münster in seiner
»Kosmographie« erwähnten Nachricht in Verbindung stehen?:
453
»Am 9. Januar 1572 Ab. 9 Uhr soll in Thorn ein heftiges
Ungewitter gewüthet haben, verbunden mit einem schreck-
lichen Erdbeben, wobei es zehnpfündige Steine gehagelt,
die viele Menschen todtgeschlagen haben.«
66) ? Eisenmasse von unbekanntem Fundorte, welche
Wo hier in seiner Sammlung schon seit längerer Zeit be-
sitzt, ohne ihren Ursprung zu kennen (s. Wohl er Ann.
d. Chem. Bd. 81 (1852) S. 252); eine nähere Untersuchung
hat sie aber unzweifelhaft als Meteoreisen erwiesen ; sie wog
ursprünglich 4 Lth. und schien, dem äufseren Ansehen nach,
von keinem gröfseren Stücke abgeschlagen zu seyn. Man-
rofs hat diese Masse anaiysirt und gefunden:
Eisen 92,33
Nickel und Kobalt . . 7,38
Zinn 0,03
Phosphor - Nickel - Elisen 0,42
100,16.
In dem Phosphornickeleisen (Dyslitit oder Schreibersit)
erkannte Manrofs bei 80facher Vergröfserung nebeu den
stahlfarbenen, stark glänzenden Krystallen sparsam einige
durchsichtige krystallinische Körner von bräunlicher Farbe,
also wahrscheinlich Olivin. Bei dem Aetzen mit verdünnter
Salpetersäure kamen zwar keine eigentlichen Widmann-
staedten'schen Figuren zum Vorschein, wohl aber in einer
gewissen Bichtung gegen das Licht gehalten, ein sehr leb-
hafter Schimmer, bewirkt durch eine zahllose Menge klei-
ner, sehr glänzender Punkte. Nach Wohl er rührt dieser
Schimmer von den hell glänzenden Flächen der Phosphor-
nickeleisen- Krystalle her.
67 ) ? Eisenmasse von Waterloo im Staate New - York.
An den Ufern des Seneca Biver im Staate New -York, ei-
nige Meilen von Waterloo (Seneca Co.), wo nach Professor
Shepard i. J. 1827 ein Meteor niederfiel, ist neulich bei
Anlegung eines Grabens eine Eisenmasse aufgefunden, wel-
che sich durch die Widmannstaedten'schen Figuren unzwei-
felhaft als meteorisches Eisen ergab. Sie ähnelt der Masse
454
von Texas (Nq. 33) und wiegt 9 Pfd. (Sill. Amer. Joum.
2 S. Vol. XIV, p. 439 > Pogg. Ann. Bd. 88 p. 176).
Zu den bereits beschriebenen Meteoreisenmassen er-
laube ich mir noch folgende Ergänzungen zu machen:
ad No. 8) Die Eisenmasse van Scktcetz in Preufsen hat
eine merkwürdige Eigenschaft, nämlich die, da£s sie beim
Auflösen in Säuren nicht den Rückstand hinterläßt, der
bei anderen Meteoreisen, welche die Widmannstaedten'scheii
Figuren nicht so schön zeigen, zurückbleibt; es zeigt sich
hier nur ein kohliger Bestandteil, der mit zufällig hinzu-
gekommenen Sandkörnern gemengt ist. (Zeitschr. d. Deutsch«
Geol. Ges. Bd. III (1851) S. 249). Nach Rammeisberg
enthält diese Masse (ib. p. 331 ) 5^ Proc. Nickel und 1 Proc.
Kobalt: ein Rückstand von Phosphorverbindnngen liefs sich
nicht rein abscheiden. —
ad No. 12) Von der Meteoreisenmasse von L&narto
hat W. S. Clark ebenfalls eine Probe analysirt und darin
gefunden (Wo hl er Annalen der Chemie etc. 1852, VI
S. 367):
Eisen . . 90,153
Nickel 6,553
Kobalt 0,502
Mangan 0,145
Kupfer 0,080
Zinn 0,082
Schwefel ..... 0,482
Unlösliche Phosphormet. 1,226
99,223.
ad No. 58) Ueber die Eisenmasse von Rasgatd (Neu-
Granada) haben Partsch und Wo hl er in den Sitzungs-
berichten d. Wien. Ak. d. Wissensch. 1852, VIII, S. 496
> Wohl. Ann. Bd. 82, S. 243) eine kleine Ahhandlung
veröffentlicht, aus welcher ich Folgendes entnehme:
Diese Masse ist seit 1823 durch Mariano di Rivero
und Boussingault bekannt (s. Ann. de Chimie t. XXV,
p. 438). Sie fanden diese Masse zusammengesetzt aus:
455
Eisen 90,76
Nickel 7,87
98,63.
Zu Santa Rosa zwischen Pamplona und Bogota bediente
sich ein Grobschmied schon 8 Jahre vor Ankunft der bei-
den Reisenden einer Eisenmasse (die man früher als Sei*
tenheit auf dem Stadthause aufbewahrt hatte) statt eines
Ambos. Die Reisenden hörten, dafs man i. J. 1810 auf
dem nahen Hügel von Tocavita aufser der obigen Masse
von 750 Kilogr. (=13|Ctr.) eine grofse Anzahl kleinerer
Eisenmassen gefunden und gehofft habe, diesen Fundort
als Eisenbergwerk auszubeuten. Die Reisenden fanden in
jener Gegend noch mehrere solche Eisenstücke und be-
merkten, dafs man solche auch zu Rasgata in der Nähe
der Saline Zipaquira aufgefunden habe. Das Stück der Wie-
ner Sammlung wiegt nach Partsch (1. c. p. 127) 2 Pfd.
12 Loth; es enthält nach Partsch keinen Nickel, nach
Rivero und Boussingault aber in grofser Quantität.
Wühler hat nun diese Masse auf das Sorgfältigste ana-
ljsirt und seine Untersuchungen vollständig mitgetheilt in
Wohl. Ann. d. Chem. Bd. 82. S. 243; Wo hl er 's Ana-
lyse der Eisenmasse von Rasgata kann als eine Muster-
analyse dieser meteorischen Massen betrachtet werden ; nach
ihr besteht nun das Meteoreisen von Rasgata aus:
Eisen 92,35
Nickel 6,71
Kobalt 0,25
Phosphor -Nickel -Eisen . 0,37
Phosphor 0,35
Olivin u. a. Mineral . . 0,08
Kupfer, Zinn u. Schwefel Spuren
100,11.
Höchst interessant sind die Bemerkungen Wöhler's
über den passiven Zustund einiger Meteoreisenmassen, wel-
cher darin besteht, dafs das Meteoreisen aus einer Lösung
von neutralem schwefelsaurem Kupferoxyd kein Kupfer re-
ducirt, sondern darin unverkupfert und blank bleibt (siehe
456
Pogg. Ann. Bd. 85 S. 448). Es gicbt aber auch Meteor-
eisenmassen, welche actio sind, d. h. die Fähigkeit besitzen,
das Kupfer zu redacireo; und diefc scheinen diejenigen zu
sein, welche durch längeres Liegen in dem Erdboden jene
ursprünglich meteorische Eigenschaft verloren haben (so
z. B. das Eisen von Lenarto, Bitburg, Rasgata, Mexico,
Senegal u. a. m.). Passiv sind dagegen die Massen von
Braunau, Seh wetz, Bohumilitz, Toluca, Green Co., Texas
und vom Cap. —
Hiermit scbüeCse ich diesen zehnten Nachtrag und spreche
nur noch den Wunsch aus, dafe dieser kleine Beitrag zu
der Geschichte der Feuermeteore und Meteorite einiger-
maafeen zur Förderuog der Kenntnifs dieser bis jetzt noch
so räthselhaften Körper beitragen möge.
II. Untersuchungen über Jen galvanischen Leitungs-
wider stand der Flüssigkeiten . in einigen besonderen
Fällen; von Dr. A. Saweljew.
( Aus dem Bulietin de ia ctässe physico - maih. de VAcad. de St. Pe-
ter sbourg. )
Erste Abhandlung;.
Ule Gesetze der galvanischen Leitungsfähigkeit der Flüs-
sigkeiten sind in gegenwärtiger Zeit nur für zwei beson-
dere Fälle ermittelt: von Fe ebner wurden sie festgestellt
für den Fall, wenn die Flüssigkeit sich in einem parallel-
epipedischen Gefäfse befindet, mit dessen Querschnitt die
Elektroden zusammenfallen, und neuerdings hat Hr. Akad.
Lenz diese Gesetze für den Fall gefunden, wenn die Elek-
troden in eine unbegränzte Flüssigkeitsschicht getaucht
sind. Es schien mir nicht uninteressant, die galvanische
LeituDgsfähigkeit auch in einigen anderen Fällen, bei einer
457
bestimmten Form der Flüssigkeitsschicht, zu erforschen;
und in dieser ersten Abhandlung untersuche ich zwei Fälle,
für welche die Gesetze sich auch theoretisch, aus den Fech-
ner'schen Gesetzen, ableiten lassen.
Erster Fall.
Die Flüssigkeit befindet sich in einem prismatischen Ge-
fäfse, dessen horizontaler Querschnitt (durch die ganze Höhe)
ein Trapez AB CD mit zwei, unter gleichen Winkeln zu AB
geneigten Seiten A C und BD ist; die Elektroden nehmen
den ganzen eerticalen Querschnitt AB und CD ein. (Fig. 15,
Taf. I. des vorigen Hefts.)
In diesem Falle, wenn der Strom sich wirklich in ge-
raden Linien zwischen den Elektroden ausbreitet, ist es
leicht, die Abhängigkeit des Leitungswiderstandes von der
Entfernung und der Fläche der Elektroden theoretisch zu
ermitteln; es ist nämlich der Leitungswiderstand der gan-
zen Schicht AB CD gleich der Summe der Leitungswider-
stände der unendlich kleinen Elemente ab cd. Wenn wir
durch x die Entfernung zwischen ab und AB, oder die
Länge der Schicht AB ab, durch dx die des Elementes
ab cd und durch y die Fläche des verticalen Querschnittes
ab bezeichnen, so wird der ganze Leitungswiderstand ABa b.
W=ß±
y
wo das Integral zwischen die Gränzen xz=.o, bis x=x
zu nehmen ist. Verlängern wir die Seiten AC und BD
bis zu ihrer Vereinigung in 0 und bezeichnen durch k die
Entfernung OE und die Fläche AB durch s, so ist
k-+-x j xMr k p dx
f=..ttiaBd-lF=i/.
O
oder, wenn M den Modulus bezeichnet,
W=jMlog^±±
oder
W=Blog± (1)
458
wo B'ss. — M eine, für ein und dasselbe Gefäfs, constante
Gröfse *' aber die Flächen .des verticalen Querschnitts
bezeichnen.
Um die Richtigkeit der von uns abgeleiteten Formel
(1) experimental zu prüfen, verfuhr ich folgendermaafsen:
Ich nahm einen prismatischen Holzkasten» dessen horizon-
taler Querschnitt nach der ganzen Höhe ein der Figur
AB CD gleiches Trapez vorstellte; das Gefäfs war gut ver-
picht, so dafs die hineingegossene Flüssigkeit nicht durch
die Wände fliefsen konnte ; der Strom wurde durch die
Flüssigkeit mittelst Kupferelektroden durchgelassen, welche
aus einigen viereckigen Platten von verschiedener Gröfse
bestanden und welche in den Kasten vertical und parallel
mit AB auf solche Weise eingeschaltet wurden, dafs sie
den ganzen verticalen Querschuitt der Flüssigkeit einnah«
inen. Auf diese Weise konnte die Länge der prismatischen
Schicht und die ihm entsprechenden Elektrodenflächen be-
liebig geändert werden. Die Entfernung der Elektroden
oder die Länge x der Schicht, so wie auch die Gröfse k
konnten leicht gemessen werden.
Um den Leitungswiderstand W zu bestimmen, habe ich
einen Agomcter und eine Nervander'sche Tangentenbussole,
ganz denjenigen ähnlich, die Hr. Lenz, Bulletin physico-
mathematique , T. 1, No. 14, 15, 16, beschrieben hatte, ge-
braucht. Ich liefs den Strom einer Daniell'schen Batterie
durch die Flüssigkeit, das Galvanometer und den Agometer
gehen und beobachtete die Anzahl der Agometerwindun-
gen a, die in die Kette eingeschaltet wurden, um den Strom
auf eine bestimmte Gröfse F oder die Nadel des Galvano-
meters auf eine bestimmte Ablenkung zu halten ; dann liefs
ich die Flüssigkeitszelle aus der Kette und beobachtete
wieder die Anzahl der Agometerwindungen a bei dersel-
ben Gröfse des Stromes. Bei der ersten Beobachtung ha-
ben wir F= -w _^ * — ,, wo A die elektromotorische Kraft,
L den Widerstand der Batterie, des Galvanometers und
aller Hülfsdrähtc, W den gesuchten Widerstand der FIüs
459
sigkeit und p die Polarisation bezeichnet. Aus der zweiten
Beobachtung ist F= ■ ,, folglich
oder, da die bei allen meinen Versuchen angewandte Flüs-
sigkeit aus einer ziemlich gesättigten Kupfervitriollösung
und die Elektroden aus Kupferplatten bestanden, so mufste
p = o, folglich W=a' = a. Die Ungenauigkeit in den
Werthen von W, welche daraus entstehen konnte, dafs die
Elektrodenplatten in Folge der Wirkung des Stromes nicht
ganz homogen wurden, konnte leicht durch die Wiederho-
lung der ersten Beobachtungen bei entgegengesetzter Rich-
tung des Stromes eliminirt werden.
Erste Beobachtungsreihe. Der Strom von 12 Daniell'-
schen Elementen brachte die Ablenkung der Nadel des Gal-
vanometers auf 15°. Die Gröfse ä=3 Zoll, AB=\ Zoll.
Die eine Elektrode blieb immer an der Wand AB stehen,
die Länge der Schicht konnte von 1,5 bis 7,5 Zoll geän-
dert werden.
Die Länge
i
<]. Schicht
X
a
a'
W
1,5
23,58
29,57
5,99
3,0
18,89
29,74
10,85
4,5 *
15,47
29,78
14,31
6,0
13,07
29,76
16,69
7,5
10,66
29,84
19,18
6,0
13,12
29,96
16,84
4,5
15,96
30,02
14,06
3,0
19,28
30,10
10,82
1,5
23,58
30,10
6,52
Das Mittel aus den zwei Beobachtungen für jede Länge
der Schicht giebt uns Werthe von W, die in der zweiten
Columne der folgenden Tabelle enthalten sind:
460
W
X
beob.
berechn.
Diff.
1,5
6,26
6,23
-0,03
3,0
10,83
10,65
-0,18
4,5
14,18
14,08
0,10
6,0
16,77
16,89
-f-0,12
7,5
19,18
19,26
+0,08
Wenn wir den Leitungswiderstand der ersten Flüssig-
keitsschicht Von der Länge 1,5 Zoll durch tp bezeichnen,
so ist
10=5lOg^_BIOg?+L5=:JBlogl,5.
Der Widerstand W bei irgend einer Länge x ist
k-t-x
W=Blog*±?-=W=to.
log
k " log 1,5
Nach dieser Formel sind die in der dritten Columne
der vorhergehenden Tabelle enthaltenen Werthe von W
berechnet; aus allen beobachteten Werthen der zweiten
Columne wurde nach der Methode der kleinsten Quadrate
gefunden :
fo=z=6,232.
• Die geringen Unterschiede der beobachteten und be-
rechneten Werthe von W, die in der letzten Columne ent-
halten sind, beweisen mit hinlänglicher Genauigkeit die
Richtigkeit der abgeleiteten Formel.
Zweite Beobachtungsreihe. Die Flüssigkeit wurde in
ein anderes Gefäfs gegossen, für welches der Werth von
k = 1,5 Zoll und AB= 1,0 Zoll war. Bei den ersten vier
Beobachtungen wurde der Strom auf 8° und bei den übri-
gen auf 10° gehalten. Die eine Elektrode blieb, wie bei
den vorhergehenden Beobachtungen, immer bei AB stehen.
461
Lange
d. Schicht
a
ä
a
Mittel
X
aus a
13,5
10,03
69,69
9,93
9,98
12,0 m
13,25
69,61
13,07
13,16
10,5
. 16,06
69,61
15,62
16,06
9,0
19,27
69,48
19,18
19,22
9,0
2,12
52,84
2,45
2,28
7,5
6,93
52,59
6,68
6,80
6,0
11,51
52,57
11,40
11,45
4,5
17,14
52,58
17,32
17,23
3,0
24,44
52,51
24,55
24,49
1,5
34,87
52,49
35,30
35,09
Widerstand W
Lange
d. Schicht
beob.
berechn.
Diff.
X
=« — a
13,5
59,71
59,25
— 0,46
12,0
56,45
56,54
H-0,09
10,5
53,75
53,51
— 0,24
9,0
50,41
49,83
— 0,57
7,5
45,79
46,10
H-0,31
6,0
41,12
41,41
H-0,29
4,5
35,35
35,67
+ 0,32
3,0
28,02
28,27
H-0,25
1,5
17,41
17,83
H-0,42
Wir könnten unsere Beobachtungen auch auf andere
Weise benutzen, um die Richtigkeit des aufgestellten Ge»
setzes zu beweisen, nämlich: wenn wir durch W den Wi-
derstand der Schicht AB ab und durch W den der Schicht
ABjalV bezeichnen, so mufs W — W den Leitungswider-
stand der Schicht aba'b' ausdrücken. Folglich wenn wir
in der zweiten Columne der letzten Tabelle die Differen-
zen der ersten und zweiten, der zweiten und dritten, der
dritten und vierten u. s. w. Zahl nehmen, so bekommen
wir die Widerstände der Schichten abciV, a'b'ct'b",
Bezeichnen wir durch x die Entfernung der kleinsten die
Flüssigkeit begränzenden Elektrode von AB, und durch
x' die der gröfsten, so wird
W- Tr=2Hog|±£.
462
Wenn wir wieder den Widerstand der ersten Schicht
AB ab durch w bezeichnen, so ist
1,5+1,5 _
tv
=Älog^g^=Älog2
und
W— W=
w
log
*+*'
log2 "~° k-hx
Nach dieser Formel sind die Zahlen der vierten Columne
der folgenden Tabelle berechnet; nach der Methode der
kleinsten Quadrate wurde aus den Zahlen der zweiten Co-
lumne gefunden
tt>=18,096.
Widerstand
beobacht.
berechn.
Diff.
13,5
12,0
10,5
9,0
7,5
6,0
4,5
3,0
12,0
3,26
2,75
10,5
2,70
3,07
9,0
3,34
3,49
7,5
4,62
4,02
6,0
4,67
4,76
4,5
5,77
5,82
3,0
7,33
7,51
1,5
10,61
10,59
— 0,51
+0,37
+0,17
— 0,50
+0,09
+0,05
+0,18
+0,02
Bei allen meinen Versuchen habe ich, wie schon früher
erwähnt worden ist, immer eine ziemlieh concentrirte Kup-
fervitriollösung gebraucht, um bei der Bestimmung der Wi-
derstände von der Polarisation unabhängig zu seyn. Abet
es konnte auch eine andere Flüssigkeit, z. B. verdünnte
Schwefelsäure, gebraucht werden, nur mauste in diesem
Falle eine andere Berechiurogsart angewandt werden. Näm-
lich dann wird W nicht a! — a gleich seyn, sondern
und
W=d-a-§r
folglich W— W=(a\— O — (ct—a) gleich dem Wider-
stände der Schicht abafb\ ganz unabhängig von der Pola-
risation. Wenn auch p in beiden Beobachtungen nicht
463
denselben Werth behielte, so würde doch bei den Diffe-
renzen W — W der daraus entstehende Fehler ganz un-
bedeutend seyn.
Dritte Beobachtungsreihe. In demselben Gefäfse, bei
derselben Flüssigkeit und bei sonst ganz gleichen Umstän-
den wurden jetzt unmittelbar die Widerstände der Schichten
AB ab, abdV u. s. w, bestimmt. Bei den ersten zwei ver-
tical unter einander stehenden Beobachtungsreihen wurde
der Strom auf 10°, bei den drei folgenden auf 15°, und
bei den vier letzten auf 12° gehalten.
J
•
*
Mittel
X
X
a
a
a
aus a
1,5
0
35,04
52,42
35,55
35,29
3,0
L5
41,65
52,14
41,53
41,59
4,5
3,0
19,46
26,67
19,12
19,29
6,0
4,5
20,40
25,81
19,73
20,06
7,5
6,0
20,58
25,01
20,43
20,50
9,0
7,5
B©,92
35,08
30,78
30,85
10,5 ,
9,0
31,37
34,88
31,17
31,27
12,0
10,5
31,52
34,61
31,34
31,43
13,5
12,0
31,76
34,38
31,35
31,55
-
X
Widerstand
*'
_»
a
beobacht.
a
berechn.
Diff.
1,5
0
17,13
17,53
H-0,40
3,0
1,5
10,55
10,25
— 0*30
4,5
3,0
7,38
7,27
-0,11
6,0
4,5
5,75
5,64
-0,11
7,5
6,0
4,51
4.61
+0,10
9,0
7,5
4,23
3,90
— 0,33
10,5
9,0
3,61
3,38
0,23
12,0
10,5
3,18
2,98
— 0,20
13,5
12,0
2,87
2,66
— 0,21
Zweiter Fall.
Flüssigkeit ist in einem cytmdrisch geformten, ring-
förmigen Gefäfse enthalten, die Elektroden AB CD und
ab cd sind concentrisch gestellte Cylinder. (Fig. 16, Taf.L)
Der Leitungswiderstand in diesem Falle kann leicht
aus dem Ausdrucke (1) für den ersten Fall abgeleitet
464
werden. Nennen wir r den Halbmesser der inneren und
R den der äofeereu Elektrode, so ist Ä=r, k+x—R,
S=2nrh9 wo h die Höhe der Flüssigkeit bezeichnet,
folglich
ir=i.jfiog*±^=^ifiog^=^iogf=c.iog^ (2).
Der bekannte englische Physiker Da ni eil hatte schon
im Jahre 1842 die Gesetze des Widerstandes in diesem
Falle untersucht und glaubte aus seinen Versuchen (Phil
Transact. f. 1812 pt. U, Pogg. Ann. Bd. 136, S. 393^ die
übrigens keine messenden sind, schliefsen zu können, dafc
der Leitungswiderstand in cylindrisch geformten Zellen dem
Abstände der Elektroden direct und der Fläche des mitt-
leren Querschnittes der Flüssigkeit umgekehrt proportional
sey. Unter dem mittleren* Querschnitte verstand er die
Oberfläche eines Cylinders, dessen Durchmesser das arith-
metische Mittel aus den Durchmessern der beiden die Flüs-
sigkeit begränzenden Elektroden ist. Der von Daniell
aufgestellte Satz ist offenbar unrichtig und mufs als eine
Annäherung zu dem wahren Gesetze betrachtet werden. In
der That, wenn wir in unserer Formel (2) das log — in
eine Reihe entwickeln, so bekommen wir
— — i (— — iV
"r-'-'[(^)**fcf+ •]
Behalten wir nur das erste Glied dieser Reihe, so wird
was von Daniell angenommen wurde.
Poggendorff, bei der Uebersetzung des Daniell'schen
Aufsatzes in seinen Annalen, hatte auf diesen Irrthum in
einer Anmerkung aufmerksam gemacht und hatte schon
früher das wahre Gesetz (Formel 2) in seinen Annalen
(Bd. 55, S. 47) angedeutet, aber bis jetzt haben weder er,
noch
465
noch andere Physiker eine experimentale Prüfung des Ge-
setzes angestellt.1)
Bei meinen Versuchen verfuhr ich folgendermafsen :
ich nahm einen cylindrischen Holztrog, dessen Halbmesser
4, und dessen Höhe 2 Zoll hatte; zwei cylindrische Kup-
ferelektroden wurden in dem Gefäfse befestigt: eine AB CD
auf der inneren Seite des Gefäfses, die andere ab cd von
0,5 Zoll Halbmesser auf der Oberfläche eines vertical ge-
stellten Holzcylinders, dessen Axe mit der Axe des Gefäfses
genau zusammenfiel. Sechs andere Kupfercylinder mit dünnen
Wänden hatten im Durchmesser 1, 1,5, 2,0, 3,0, 3,5 Zoll
und konnten der Reihe nach in das Gefäfs auf solche
Weise eingeschaltet werden, dafs sie ganz coneentri&ch mit
der inneren Elektrode standen. Folglich konnte die Breite
der ringförmigen Schicht der Flüssigkeit, die in das Gefäfs
gegossen war, von 0,5 bis 4 Zoll vergröfsert werden.
Die Bestimmung des Leitungswiderstandes geschah ganz
nach dem vorher beschriebenen Verfahren ; die angewandte
Flüssigkeit bestand aus einer beinahe gesättigten Kupfer-
vitriollösung.
Erste Beobachtungsreihe. Acht Daniell'sche Elemente.
Ablenkung der Nadel 10°. Die innere Elektrode, von
0,5 Zoll Halbmesser, blieb bei allen Beobachtungen die-
selbe.
Halbmesser
der äufsern
Elektf. R.
a
a'
a
Mittel
aus 41
Widerstand
ip=a' — a
4
3,5
3,0
2,5
23,99
24,54
25,18
25,84
32,88
32,72
32,81
32,88
23,96
24,43
25,03
25,69
23,97
24,48
25,10
25,76
8,90
8,23
7,71
7,12
1) Hr. Edlund hat vor einigen Jahren eine solche Prüfung vorgenommen
und darüber auf einer der skandinavischen Naturforscherversammlungen
eine Mittheilung gemacht. Wiewohl meines Wissens die Versuche,
die übrigens das von mir aufgestellte Gesetz bestätigt haben, nicht spe-
ciell veröffentlicht worden sind, so war diefs doch für mich ein Be-
weggrund die von mir längst vorbereiteten nicht tu unternehmen.
P.
Poggend. Ann. Ergänzungsbd. IV« 30
Halbmeuer
der äuütrn
*
Mittel
Widerjtand
Eleltr. R.
tu* a
2,0
2639
32,88
26,58
26,73
6,15
1,5
27,95
32,92
27,89
27,92
5,00
1,0
29,60
32,81
29,44
29,62
3,39
1.0
29,50
32,83
29,78
29,64
3,19
»
28,07
32,89
27,91
27,98
4,90
3,0
26,45
32^0
26,61
26,53
6,37
2,5
25,63
32,98
25,61
25,62
7,36
3,0
24,81
32,85
24,88
24,83
8,02
w
24,04
32,77
23,86
23,95
8,82
4,0
23,51
32,93
23,46
23,49
9,44
Nach der siebenten Beobachtung wurde die Richtung
des Stromes gewechselt, um den Fehler, welcher von der
Unglekhartigkeit der Elektroden entstehen konnte, zu eli-
miniren. Gesetzt, dafs die Elektroden ungleichartig gewor-
den sind und eine elektromotorische Kraft k in die Kette
eingeführt hatten, so haben wir bei der ersten Beobachtung
bei entgegengesetzter Richtung des Stromes wird
folglich giebt das arithmetische Mittel aas beiden Beobach-
tungen a' — a und a' — a, den Werth von W, ganz unab-
hängig Ton k.
In der nachstehenden Tabelle sind die Zahlen der zwei-
ten Columne die arithmetischen Mittel aus den correspon-
direnden Werften von W der vorhergebenden Tabelle:
W
R
bwbicbl
berechn.
Diff.
4,0
9,23
+0,06
3,5
8,64
+ 0,12
3,0
7,91
+0,05
2,i>
7,14
— 0,10
6,15
—0.11
M
4,88
— 0,07
1,0
3,08
-0,16
467
Aus den Zahlen der zweiten Columne habe ich nach
der Methode der kleinsten Quadrate den Werth w des Wi-
derstandes für die Schicht, deren äufsere Elektrode 1,0 Zoll
Halbmesser hatte, 10=3,077 gefunden und aus diesem Werthe
sind die Zahlen der dritten Columne nach der Formel
berechnet.
Zweite Beobachtungsreihe. Gleich nach Beendigung* der
eben angeführten Reihe von Beobachtungen wurde mit der-
selben Batterie und bei sonst ganz denselben Umständen
eine zweite Reihe angestellt, wo für jede Schicht die Werthe
von a zweimal, bei entgegengesetzter Richtung des Stro-
mes, bestimmt wurden.
Mittel
Widerstand
W
R
a
a'
a
—i —
aus a
a — a
beobacht 1 berechn.
Diff.
4,0
23,40
32,86
23,30
23,35
9,51
9,54
+0,03
3,5
23,91
32,80
24,01
23,96
8,84
8,92
+0,08
3,0
24,81
32,78
24,73
24,77
8,01
8,21
+0,25
2,5
25,07
32,83
25,43
25,25
7,58
7,38
— 0,20
2,0
26,38
32,81
26,35
26,36
6,45
6,36
-0,09
1,5
27,68
32,88
27,92
27,80
5,08
5,04
— 0,04
1,0
29,59
32,81
29,42
29,50
3,31
3,18
— 0,13
Die kleinen Differenzen zwischen den beobachteten und
berechneten Werthen von W, in allen von mir angestell-
ten Beobachtungen, lassen keinen Zweifel über die Ge-
nauigkeit der von uns abgeleiteten Gesetze für prismati-
sche, sowie auch für cylindrisch geformte Flüssigkeitszellen
übrig; nur sind die Differenzen bei den letzten Beobach-
tungen (für ringförmige Zellen) kleiner als bei den ersten,
was dem Umstände zuzuschreiben ist, dafs die Batterie,
während der letzten Beobachtungen (wie man aus den
Werthen von d sieht) viel beständiger wirkte.
30*
468
IH. Betrachtungen über einige physische Eigen-
schaften der Körper, besonders hinsichtlich der Frage:
Sind die sogenannten elementaren Körper wirklich
einfache?; von J. A. Groshans.
JVere it but known, beyond the reach of doubt, that the
particles of the so - called elements (oxygen, brimstone, gold
and the rest of them) are reaUy elementary or simpley it might
be worth white to confine the name Atoms to them . . . , but
it is not hnown, nayt it is grievously doubted and even piainiy
called in question by more than one good man änd true . . .
Moreover our hypothesis (the atomic theory) is big with
hints of eacperiments upon the weigths, sizes% distances, gyra-
tionsy epolutionst involutions and resultants of those orbicles of
matter, which are its proper subjects. It renders the appücar
tion of geometry and the calculus to these intfisibU but com-
putable stars in littley a thing of hope. Organic chemistry ....
but we must refrain. — Perhaps enough has been said to sug*
gest more (The Atomic Theory, fVestminster Review,
No. 1, 1853, pag. 180 et 195.)
i
ch erinnere mich zuweilen der Aeufserung eines Autors
vom vorigen Jahrhundert: »Man kann das Wasser destii-
liren so oft man will, kann es mit anderen Körpern com-
biniren und wiederum davon trennen, kann es so vielen
Operationen wie möglich unterwerfen, immer bleibt es
"Wasser, kurz ein Element.« Die Aeufserung war etwas
unvorsichtig, alleiu vielleicht legt man noch in unseren
Tagen ein wenig zu absolut den Namen Element einer
Menge von Körpern bei. Die Vielheit der Elemente scheint
nicht in Harmonie zu stehen mit der Einfachheit der Ge-
setze und der Mittel der Natur.
Da das Atomgewicht eines zusammengesetzten Körpers
die Summe der Atomgewichte seiner Bestandteile ist, so
ist ein einfach genannter Körper, welcher ein hohes Atom-
gewicht besitzt, eben dadurch verdächtig kein Element
zu seyn.
Die scheinbar so einfache Substitution eines Atoms (oder
469
Aequivalents) Chlor für ein Aequivalent Wasserstoff (H2)
im Aether C4H5Cl z. B. kann nicht mehr als Argument
für die wahrscheinliche Einfachheit des Chlors angeführt
werden, seitdem es bekannt ist, dafs in anderen Körpern
die Substitution eines Aequivalents Aethyl C4 H5 oder
Amyl, C10Hn für ein Aequivalent Wasserstoff (H2)
durchaus auf dieselbe Weise geschieht.
Die Meinung, welche seit unendlichen Zeiten herrscht
und noch gegenwärtig gemein ist, freilich besonders unter
Leuten, die sich nicht mit der Physik oder Chemie be-
schäftigen, nämlich: dafs die Metalle, Körper, welche ein-
ander in so vieler Hinsicht ähneln, wahrscheinlich Verbin-
dungen derselben Substanzen in verschiedenen Verhältnissen
seyen, scheint mir in so fern nicht zu verachten zu seyn,
als darin vielleicht der Ausdruck einer Art Verstandes -
Instinct liegt, welcher zuweilen die Untersuchungen be-
fruchtet und Entdeckungen hervorruft. Es ist das der
Eindruck, welchen das Schauspiel der Natur auf Geister
macht, denen zwar die wissenschaftlichen Kenntnisse fehlen,
die aber dadurch gerade frei geblieben sind von einigen
Vorurtheilen, die gewissermafsen wissenschaftlich seyn kön-
nen, aber nichtsdestoweniger doch Vorurtheile siud.
Es sind diefs allgemeine Betrachtungen, die allein mich
nicht zu diesem Gegenstand veranlafst haben würden; aber
ich habe neue und wichtige Gründe (oder glaube sie zu
haben) um die Einfachheit der Elemente anzugreifen. Meine
Absicht bei diesem Aufsatze ist: nicht blofs es ungemein
wahrscheinlich zu machen, dafs Chlor, Brom, Jod und die
Metalle zusammengesetzte Körper seyen, sondern noch einen
Schritt weiter zu gehen und nachzuweisen, durch welche
Methode man sich der genauen Anzahl von Atomen (wahr-
haft einfachen, übrigens unbekannten Körpern) die in ihre
Verbindung eiutreten, versichern könne. Mit einem Wort:
ich glaube, die Zeit ist da, dafs diese Elemente, diese Art
von Nebelflecken, in eine Menge jener kleinen Sterne auf*
gelöst werden können, von denen der zu Eingange dieses
Aufsatzes citirte englische Schriftsteller spricht.
470
Vereinzelte Betrachtungen, welche ich in den letzten vier
bis fünf Jahren über einige physische Eigenschaften der
Körper angestellt, haben endlich nach und nach zu einer
Theorie geführt, welche fast gänzlich in meinen früheren
Aufsätzen in diesen Annalen enthalten ist. Da indefs die
verschiedenen Theile derselben sich darin zerstreut befin-
den! so werde ich sie in gegenwärtigem Aufsatz zusammen-
fassen und einige neue Betrachtungen hinzufügen, beson-
ders etwas Nomenclatur. Die Zahlen der Atome, aus denen
mehre für elementar erachtete Körper zusammengesetzt sind,
werden in diesem Resume ihre Stelle finden.
Ich werde fortfahren, die Gesetze von Mariotte und
Gay-Lussac als genau anzunehmen. Freilich ist erwie-
sen, dafs beide Gesetze in gewissen Fällen fehlerhaft sind,
allein, wenn die Formeln, welche sie ausdrücken, die That-
sachen im Allgemeinen nicht mit grofcer Annäherung vor-
stellten, so würde man die einfachen Verhältnisse, welche
bei Gleichheit der Temperatur und des Drucks zwischen
den Dichtigkeiten der Gase und Dämpfe, sowie zwischen
den Atomgewichten existiren, niemals haben entdecken
können.
Wie mir scheint hätten die Resultate der Yergleichung
dieser Dichtigkeiten und dieser Atomengewichte auf den
Gedanken führen müssen, derlei Vergleichungen für ver-
schiedene Umstände des Drucks und der Temperatur vor-
zunehmen. So hätte man analoge Vergleichungen machen
können:
1) bei gleichen Temperaturen und ungleichen, aber
entsprechenden Drucken,
2) bei gleichen Drucken und ungleichen, aber entspre-
chenden Temperaturen.
Ich glaube, die erste dieser Yergleichungen würde wich-
tige Resultate liefern können. Was die zweite betrifft,
so sind alle meine Betrachtungen darauf gestützt; wirklich
lehrte diese Yergleichung mich kennen:
1) Drei neue Eigenschaften der Körper, welche ich
Deviation, Expansion und Sied-Aequivalent geuannt habe.
471
2) Ein Gesetz oder eine Formel zur Berechnung der
entsprechenden Temperaturen aus den beobachteten Sied«
punkten.
3) Eine neue allgemeine Formel, um den Gang der
Ausdehnung von Flüssigkeiten auszudrucken.
Ich werde die besagte Theorie in einer Reihe numerir-
ter Paragraphen auseinandersetzen, ohne die Definitionen
der Propositionen oder der Folgerungen durch verschie-
dene Zeichen zu unterscheiden.
Um diese Auseinandersetzung nicht jeden Augenblick
durch die Ableitung und Combination einiger Formeln zu
unterbrechen, werde icb mehre Details in einen Anhang
zu dieser Abhandlung vorlegen.
1. Die Dichtigkeiten (bei 0m,76 und den Siedpunkten)
der Dämpfe irgend zweier Körper A und B stehen zu ein-
ander in dem Verhältnifs:
In dieser Formel bedeuten:
dd:dd1==-^-:-^— . . . (1)
Körper J Körper JB
Die Dampfdichtigkeiten bei 0m,76 und
den Siedpunkten dd ddt
Die Atomgewichte (0=100) ... a ak
Die Siedpunkte e et
und 273 = m
Wohl verstanden, dafs man zwei Körper nur dann ver-
gleichen wird, sobald ihre Condensation bei einer gleichen
Anzahl von Volumen vor sich geht. Diese Bemerkung
gilt für alle Anwendungen der Theorie in dieser Abhandlung.
2. Vergleicht man die Dichtigkeiten dd und ddk zweier
Körper (pC+qHl +rO) und (pkC+q1Hl+rtO)9 so
findet man unter andern oft, dafs sie genau in demselben
Verhältnifs stehen wie die Mengen der Atome von Koh-
lenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff, aus denen diese Kör-
per zusammengesetzt sind. Diese Eigenschaft wird ausge-
drückt durch die folgende Formel:
dd:dd1=(p+5f+r):(p1+fll+r1) . . (2)
472
3. Diese Erscheinung beobachtet man in folgenden
Gruppen:
lste Gruppe: die Aether C4Hl0O; C4Hl0O.COa
und C4Hi0O.C2O3
2te Gruppe: der Amyl- Alkohol C10H22O.H2O und
das Tereben C20H32
3te Gruppe: der Oenathätber C22H4404 und die Kam-
phoIsSure C2 0 H3 4 03 . H2 O.
4. Die Expansion ist das Verhältnifs der Dichtigkeiten
eines Körpers im flüssigen und im dampfförmigen Zustande,
beide genommen bei der Spannung 0m,76 und dem Sied-
punkt.
5. Man kann absolute und relative Expansion unter-
scheiden.
6. Die absolute Expansion einer Reihe von Körpern
A, B, C, D, E u. s. w. kann ausgedrückt werden durch die
Zahlen a, b, c, d, e u. s. w., welche die von einer einzigen
Kubik- Einheit Flüssigkeit erzeugten Mengen von Kubik-
Einheiten Dampf vorstellen, beide genommen bei der Span-
nung 0m,76 und dem Siedpunkt.
7. Die relative Expansion ist diejenige, welche sich
auf die cur Einheit angenommene Expansion irgend eines
Körpers bezieht.
8. Die relative Expansion kann durch die reducirten
Volume vorgestellt und gemessen werden. Das reducirte
Volum (vol r) eines bei e° siedenden Körpers ist das flüssige
Atomvolum dieses Körpers bei e°, multiplicirt mit dem Bruch
m . « Wenn das flüssige Volum bei e° ausgedrückt wird
durch vol«, hat man:
m
vol.=vol,X-^- • • • (2»)
9. Nimmt man die Gesetze von Mariotte und Gay-
Lussac an, so lassen sich aus ihnen nachstehende zwei
Folgerungen ziehen:
Für irgend zwei Körper A und B, welche eine Con-
densation von derselben Zahl von Dampfvolumen haben, sind :
473
1 ) die reducirten Volumen von A und B im umgekehr-
ten Verhältnisse der Expansionen von A und B,
2) die Expansionen gleich, wenn die reducirten Volume
von A und B es auch sind.
Die erste dieser Folgerungen wird ausgedrückt durch
die Formel:
in welcher respective Exp, Exp , die Expansionen der Kör-
per A und J?, und volr volrl die reducirten Volume der-
selben bedeuten.
10. Nun geht aus meinen Betrachtungen (obsercations)
auf eine unzweifelhafte Weise das folgende- Gesetz hervor:
»Für zwei Körper A und B, die zur selben Gruppe ge-
hören (z.B. die Wein-Aether pC+qH+rO) stehen die
Dichtigkeiten dd und ddL in dem Verhältnifs (p + q+r)
und (Pt + jfi + Tj), multiplicirt mit dem Verhältnifs der
Expansionen, d. h.:
dd _ exp x p+g-hr . # . (4)
ddx exp! Pi-hqi-hri
11. Die Erfahrung mufs lehren, welche Körper im All-
gemeinen eine Gruppe bilden. Für jetzt ist es wesentlich
zu wissen, ob solche Gruppen in der That existiren; man
wird in dieser Abhandlung mehre derselben finden. Körper,
welche eine solche Gruppe bilden und auf welche also
die Formel (4) anwendbar ist, werde ich Körper, zum
selben Expansionssystem gehörig, nennen. Diese Körper
sind im Allgemeinen daran kenntlich, dafs sie alle ein ge-
meinschaftliches Element besitzen. Ich nehme hier das Wort
Element in dem Sinne einer Combination von Atomen wie
C4H10 oder Cl0Ha2.
12. Aus der Formel (4) geht hervor, dafs wenn die
Formel (2)
•
dd p-hq-hr
dd\ jh-f-gi-f-fi
anwendbar ist auf zwei zu einem selben Expansionssysteme
474
gehörigen Körper A und B, dann für diese Körper der
Bruch -^2- = 1 wird, und dieselben folglich eine gleiche
Expansion und ein gleiches reducirtes Volum besitzen. Diefs
findet sich wirklich so bei den Körpern der ersten Gruppe
des §. 3, nämlich bei den Aethern C4 Ht 0 O, C4 Hx 00 . C O*
und O4Hl0O.CtO3.
13. Aus vorstehenden Betrachtungen gehen die fol-
genden zwei Formeln (5) und (6) hervor (deren Herlei-
tung im Anhang zu ersehen).
Sind A und B zwei zu gleichem Expansionssystem ge-
hörige Körper und werden die flüssigen Dichtigkeiten der-
selben bei den Siedpunkten e und et durch dt und d€l
ausgedrückt, so hat man:
-£-=^x p?9lLr ... (5)
oder mit anderen Worten:
Die flüssigen Dichtigkeiten (bei den Siedpunkten) von
A und B verhalten sich zu einander wie die Quadrate der
Expansionen, multiplicirt mit dem Verhältnis der Atom-
. mengen.
Die zweite Formel ist die
(m-heyd<(p-hq-hr) _ (m-helYdtl(pl-hql~hrl) ^ „.
a* a*
welche ich folgendermafsen in Worten übersetze:
Wenn man das Quadrat des um m vergröfserten Sied-
punkts multiplicirt mit der flüssigen Dichte bei e und mit
der Anzahl der Atome, darauf das Product durch das Qua-
drat des Atomgewichts dividirt, so ist der Quotient eine
constante Zahl für alle zu einem selben Expansionssysteme
gehörigen Körper (Siehe Taf. II).
14. Diefs gilt für die Körper pC+qH+rO. Ich will
nun die vorstehenden Betrachtungen und Formeln auf alte
p Körper überhaupt anwenden, die wir im flüssigen und dampf-
förmigen Zustand beobachten können.
15. Man findet, dafs folgende Körper eine gleiche Ex-
pansion haben:
475
Gruppe I. Die Aether C4H10S; C4H10S.SOa und
C4Hi0O.CS2. Das reducirte Volum dieser drei Körper
ist dasselbe wie das des Aethers C4H10O, nämlich =588.
Gruppe IL Die Aether C4HI0C1; C4H10Br und
C4H10J. Das reducirte Volum dieser drei Körper ist
= 855.
Gruppe HI. Die Körper PC18 und PC1302, deren
reducirte Volume respective 914 und 921, sind also gleich.
16. Man darf nicht bezweifeln, dafs diese Körper
wirklich Gruppen bilden, deren Glieder gleichen Expan-
sionssvstemen angehören. Will man auf sie die Formel (4)
dd mmmmm cxp p-hq+r
ddl expi Pi+^i+r!
anwenden, so sieht man, dafs das Glied ^-=1 ist. Es
ist also klar, dafs eine Formel analog der Formel (2)
dd mm_m p+g-hr
ddi .Pi-f-tfi-f-fi
auf sie anwendbar ist. Allein hier stellen sich zwei Schwie-
rigkeiten ein. Zunächst verschwinden in der Formel (2)
die Gröfsen p, q, r (oder wenigstens einige derselben) für
diese Körper. Dann ist es klar, dafs die aus der Formel
verschwundenen oder ihr fehlenden Gröfsen durch neue
und unbekannte ersetzt werden müssen.
17. Diefs hat mich bestimmt, die drei Zahlen (p+q+r)
zusammen zu betrachten mit den neuen und unbekannten
Gröfsen, deren Einführung in die Formel (2) und die
übrigen Formeln, als ein einziges Glied, nothwendig ist,
dem ich den Namen Sied- Aequivalent gegeben habe.
18. Ich habe mir zunächst das Sied -Aequivalent irgend
eines Elements (C, H, O, S, Gl oder Br) als eine be-
stimmte und unveränderliche Zahl vorgestellt.
19. Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff haben für
jedes Atom C, H und O ein gleiches Sied -Aequivalent.
Ich habe dieses Aequivalent zur Einheit genommen.
20. Das Sied -Aequivalent eines aus mehren Elemen-
ten bestehenden Körpers ist gleich der Summe der Aequi-
476
▼alente seiner constituirenden Atome. Das Aequivalent eines
Körpers pC+qH+rO ist also =p + q+r.
21. Was die übrigen Körper betrifft, so habe ich
mich, um deren Sied-Aequivalente auszudrücken, der fol-
genden Betrachtungen bedient.
22. Jeder chemische Körper kann vorgestellt werden
durch die Formel:
pC+qH+rO+sR+tRt+uRtt + ... (7)
in welcher R, Rt9 Rtt, . . . andere Elemente als C, H und O
bezeichnen z. B. Chlor, Brom u. s. w. Wenn man irgend
ein Element (C, H, S, Br) im isolirten Zustand betrach-
tet, wird der Coefficient desselben =1, und die übri-
gen Coefficienten der Formel (7) werden =0 und ver-
schwinden.
23. Im Allgemeinen besteht das Sied-Aequivalent eines
anderen Elements als C, H und O aus mehren Einheiten.
24. Das Sied-Aequivalent eq eines durch die Formel
(7) bezeichneten Körpers kann ausgedrückt werden durch
die Formel:
eq=p+q+r+sR+tRi+uRlt+ ... (8)
in welcher R, Rl9 Ru9 u. s. W. die Sied-Aequivalente eines
Atoms der Körper R, Rt, Ru9 u. s. w. der Formel (7) be-
deuten. Es handelt sich nun darum, Methoden anzugeben,
durch welche man diese Aequivalente bestimmen könne.
25. Nehmen wir wiederum die Formeln (2), (4), (5)
und (6), um sie nach den angenommenen Definitionen ab-
zuändern und im Allgemeinen auf alle Körper von jegli-
cher Zusammensetzung anzuwenden.
Seyen die Sied-Aequivalente zweier Körper A und B
ausgedrückt durch die Symbole eq und eql9 so werden
jene Formeln:
(2) ~ = e-3- (9.)
(4) .g- = ?HLX«JL.. (10)
a«i exp, eqx N '
477
(5) Jl^^x'X. . (io»)
(6) jji Ctf = ^ egt .-. (11).
Alle diese Formeln gelten nur für Körper, welche zu
gleichem Ausdehnungssysteme gehören und deren chemische
Formeln so geschrieben sind, dafs ihre Condensation sich
auf eine gleiche Zahl von Volumen bezieht.
26. Diese Formeln reichen hin zur Bestimmung der
Sied-Aequivalente aller Elemente, vorausgesetzt, dafs man
von einer sehr grofsen Zahl von Körpern genaue Beob-
achtungen über die Siedpunkte und die flüssigen Dichtig-
keiten bei e zu seiner Verfügung habe.
27. Allein da beim gegenwärtigen Zustand der Wis-
senschaft die Beobachtungen dieser Temperaturen und die-
ser Dichtigkeiten weder hinlänglich genau noch zahlreich
genug sind, so wird man durch obige Formeln nur eine
kleine Anzahl von Sied- Aequivalenten bestimmen können.
28. Die Bestimmung dieser Aequivalente wird sehr
erleichtert, wenn man eine neue Eigenschaft dieser Körper,
welche ich Deviation nenne, in die Formeln einführt.
29. Die Deviation ist eine gewisse durch Zahlen aus-
drückbare Modification der Dampfdichtigkeit dd. Diese
Definition, obgleich unvollständig, hindert nicht, dafs man
sich der Eigenschaft bedienen könne.
30. Der Begriff der Deviation gründet sich auf die
Verschiedenheit der Constitutionen der Dämpfe und Flüs-
sigkeiten.
In der That sind bei allen Körpern die Dampfdichtig-
keiten bei allen entsprechenden Temperaturen durch ein
gemeinsames Maafs mefsbar. Dasselbe Maafs ist anwendbar
auf das Wasser, die verschiedenen Aether, das Brom und
die Metalle. Diese Eigenschaft ist eine Folge aus dem
Gesetz der entsprechenden Temperaturen (siehe diese Ann.
Ergänzbd. III., S. 599).
Die flüssigen Dichtigkeiten (bei entsprechenden Tempe-
raturen) lassen sich dagegen nicht durch ein gemeinschaft-
478
liches Maafs messen. Denn das Verhältnifs der flüssigen
Dichtigkeiten zweier Körper, die nicht zu gleichem Dila-
tationssystem gehören (z. B. Aether und Quecksilber), ist
nicht constant, sondern variirt mit der Spannung.
31. Alle beliebigen Körper B, C, D, E u. s. w. (Aether-
arten, Metalle, Schwefel u. s. w.) lassen ach vergleichen
mit einem und demselben Körper A, dessen Sied-Aequi-
valent eq bekannt ist. Macht man, für diesen Körper A,
dd = eqy so kann man die Dichtigkeit dd der übrigen
Körper B, C, D, E u. s. w. ausdrücken in einem gemein-
samen Maafse und dieses wird seyn= — der (gleich eq
gesetzten) Dichtigkeit des Körpers A.
32. Die Wahl des Körpers A, mit welchem man alle
übrigen Körper vergleicht, ist in gewisser Hinsicht gleich-
gültig. Allein da wir zur Einheit der Sied-Aequivalente
das Sied-Aequivalent eines Atoms von C, H oder O ge-
nommen haben, so scheint es natürlich, für A irgend einen
Körper pC+qH+rO zu nehmen. Bei meinen früheren
Betrachtungen hatte ich das Wasser, H2 O, gewählt, allein
gewisse zufällige Leichtigkeiten in der Rechnung und einige
andere Gründe haben mich seitdem bestimmt, den Aether
C4H10O vorzuziehen.
Wenn man also in der Formel (1)
dd m
ddv ai
dd=eq=p + q + r=:4 + 10 + l = 15f so wie a = 461,5
und 6 = 35,5 macht, so hat man:
dd — **(*+& fi) *i
Wl— 462,5 ' m-hel
oder
Statt 9,9 kann man rund 10 nehmen; dann wird e=35,3
statt 35,5 und von diesen beiden Zahlen ist die eine so
wahrscheinlich als die andere.
479
Man hat also die Formel
Allein man kann die Accente bei den Zeichen fortlassen,
weil dd, a und. e des Körpers A durch Zahlen statt der
Bachstaben ersetzt sind, also die auf A bezüglichen Zeichen
nicht mehr in den Formeln erscheinen«
Man hat also die Formel
dd= -Ht- .... (12).
Nimmt man diese Bezeichnung an, so wird man oft
(Siehe §§. 2 und 25) für zwei Körper B und C bei Be-
rechnung der Dichtigkeiten nach der Formel (12) das Ver-
hältnifs haben:
g-=^L . . . (9).
Aus vorstehenden Bemerkungen folgt, dafs wenn die
Formel (9) auf die Körper A und B und auf die A und C
anwendbar ist, man auch haben wird:
dd—eq . . • (13)
und
ddl=eql . . . (13*).
Oft also sind in Bezug auf den gewählten Körper A,
der hier der Aether C4H10O ist, die Dampfdichtigkeiten
dd gleich den Sied-Aequivalenten, und danach wird man
eine zahlenreiche Gruppe von Körpern bilden können.
Allein es giebt auch eine grotse Anzahl von Körpern,
für welche diese Gleichung durchaus nicht statt hat. So
findet sich diese Gleichung nicht gültig bei dem Essigäther
C4H10O . C4H6Oa.
33. Nähme man für den Körper A den Essigäther,
statt des Aethers C4H10O, so könnte man eine andere
Gruppe von Körpern bilden, auf deren sämmtliche Glieder
die Formeln (9), (13) und (13*) ebenfalls anwendbar seyn
würden.
Nennt man die Gruppe des Aethers C4H10O die
Gruppe A, und die des Essigäthers die Gruppe Ag, so
würden diese drei Formeln nicht mehr anwendbar seyn
480
auf zwei Körper, von denen der eine rar Gruppe A, der
andere zur Gruppe At gehörte, vielmehr müfsten beide
Körper, die man vergleichen wollte, zu einer selben Gruppe
A oder At gehören. Sonach könnte man eine grofse An-
zahl von Gruppen A, At, Ail9 AUI u. s. w. bilden.
Allein statt dessen ist es besser, alle Körper mit einem
einzigen Körper zu vergleichen und sonach alle Gruppen
zu einer einzigen zu vereinigen. Und das geschieht durch
die mit dem Namen Deviation belegte Eigenschaft.
Nimmt man zu diesem einzigen Körper den Aether
C4H10O, so kann man für alle Körper, deren Dichtigkei-
ten dd und ddL man nach der Formel (12) berechnet bat,
schreiben:
dd = x .eq . . . . (14)
und
ddl^=zxl »eqx .... (14*).
Die Zahlen x und xv sind die Deviationen dieser Körper.
Für Körper, für welche in Bezug auf den Aether, C4HldO,
die Formel (9), (13) und (13*) gültig sind, sind die Zah-
len x und 4?i = l, wie für den Aether selbst. Für andere
Körper kann man sagen, dafs x oder xt vom Werthe 1
abweiche, und deshalb nenne ich die Zahlen x und xt De-
viation.
Setzt man xz=zdevt und Xi=zdet>ly so werden die For-
meln (14) und (14*)
dd=dev.eq . . . (15).
und
dd1=devl.eql . . (15*).
34. Berechnet man die Deviationen für die Körper
der drei Gruppen (§.3), so findet man sie respective = 1,
0,375 und £• Oft, aber nicht immer, findet man zwischen
den verschiedenen Deviationen einfache Verhältnisse.
35. Substituirt man in der Formel (12)
dd=B±-
m-f-e
die Formel (15), so erhält man
dev = £ ™* . , . (16).
Daraus
m
Dardns folgt, dafs, wenn nftan für einen Körper die
Deviation a priori bestimmen könnte (und das ist oft mög-
lich), sich eine der beiden Giöfsen e oder eq berechnen
liefse, wenn man eine von ihnen kennte.
Die Formel (16) findet keine Anwendung, oder darf
es wenigstens nicht, auf Körper, deren Condensation nicht
nach 2 Volumen geschieht. Geschieht die Condensation
nach 4 Volumen, so mufs man
1) Entweder die chemische Formel dieser Körper ver-
ändern d. h. durch 2 dividiren,
2) Oder die Formel des Aethers C4H10O verdoppeln,
also C8H2002 schreiben. Die Deviation des Körpers
C8 H20Oa ist also in Beaug auf den Aether, C4H, 0O, =£.
Die£s kommt darauf hinaus die Formel:
det5 = i.; — . \ .... (16*)
(ni-i-e)ef v '
anzuwenden.
36. Dividirt man die Formel (15) durch die (15*), so
erhält man die Formel:
dd dev eq (17}
ddi devi ' eqx
Diese Formel hat einige Analogie mit der Formel (10),
aber die Formel (17) gilt für alle Körper B und C ohne
Ausnahme, wenn sie auch zu verschiedenen Expansions-
systemen gehören.
Vergleicht man mit einander die Formeln:
dd_exp_*JL . . . . (IQ)
und
dd dev eq
(17),
ddx devt " eqi
so ist leicht zu sehen, dafs man für zwei zu gleichem Ex-
pansionssystem gehörige Körper die Formel haben wird:
• p-t-e*L . . . . (17*).
Bei diesen Körpern stehen also die Deviationen in dem-
selben Verhältnifs wie die Expansionen.
Poggend. Ann. Ergänsnfi^bd. IV. 31
Die Formel
*=<i£ «t .... (I0»)
kann also für Körper von gleichem fixpansionssysteni ab-
geändert werden wie folgt:
de dev* tq_ f|Q\
<£[ — Ar,* #*, ' ' • ' ^lö;'
37. Die Deviation einer Combination (A+B) ist zu-
weilen der von A oder der von B gleich und zuweilen
von beiden verschieden.
38. Angenommen die Deviatibn des Aethyls C4HI0
sey =1 und die des Amyls CI0H24 =»■£, 8° findet man,
dafs die Verbindungen dieser Körper mit Sauerstoff, Schwe-
fel und mehren Säuren respective dieselben Deviationen
1 und £ besitzen. Man sehe die Tafeln IV und V im
Anhange.
39. Diefs führt dahin, die Körper in Bezug auf die
Deviation in zwei Klassen zu theilen, in
active und passive.
40. Active Körper sind diejenigen, die, wenn sie sich
mit anderen Körpern verbinden, dieser Verbindung ihre
eigene Deviation einprägen. Solche active Körper sind:
Wasserstoff, Aethyl C4 H , 0, Methyl C, H6, Amyl C , 0 H, 2,
Phosphor und vielleicht die Metalle.
41. Passive Körper sind solche, welche, wenn sie sich
mit einem anderen Körper verbinden, ihre eigene Deviation
verlieren, während die Verbindung die Deviation des an-
deren (activen) Körpers annimmt. Solche passive Körper
sind: Sauerstoff, Schwefel, Kohlensäure, Oxalsäure, und,
wie man weiterhin sehen wird, Chlor, Brom, Jod und Cyan.
42. Anlangend den dritten Fall, iu welchem die Devia-
tion von (A + B) weder der von A, noch der von B gleich
ist, so hat die Beobachtung noch viel zu lehren über den
Einflufs der speciellen Deviationen von A und von B auf
die resultirende Deviation von (A + B).
43. Eine analoge Unterscheidung (von activen und
passiven Körpern) läfst sich in Bezug auf die Expansion
4*3
mache«, um cltefs zu «-läutern, werde ich einige Bemer-
kungen über die Expansion&systeme machen.
44. Substituirt man die Formel
expx~ volr • • • • KOJf
die folgende
?£JP_ dev^ ,,,.,.
expt~ devx ' * ' • V1' Jt
so erhält man für die Körper von gleichem Expansions-
system die Formel
dev^^polr,
devx~ volr ••••<"*;•
Aus dieser folgt:
$&. volr = dev t. volr t .... (18'),
d. h. das Product der Multiplication des reducirten Volums
mit der Deviation ist eine constante Zahl für alle Körper
eines und desselben Expansionssystems.
Für die Wein- und Amyläther pC~f- qH~f*rO-f-sS
hat man
volr X dev = 588.
45. Denken wir uns eine Verbindung (A +B), deren
Btestandtheile A und B zu zwei verschiedenen Expansions-
systemen gehören. Für die Gruppe, zu welcher A gehört, sey
ttolr . dev = O
und für die Gruppe B
vol r . dev = /.
Für das System, zu welchem die Verbindung (A+B)
gehören wird, giebt es drei Fälle; man kann für dieses
haben :
volr . dev = G
volr . dev = J
oder endlich
volr . dev = H.
Im ersten Falle kann man sagen, der Körper A sey
activ in Betreff der Expansion, weil sein System das der
Verbindung ist,, und der Körper B sey passiv in Betreff
31*
484
der Expansion, weil er seki System efeibüfet. Im zweiten
Fall findet das Umgekehrte statt; A ist passiv, B ist acüv.
Was den dritten Fall betrifft, so bedarf es noch der
Beobachtungen, um den Einflufs der beiden Systeme 6 und
J auf die Hervorbringung des Systems H zu berechnen. "
Es scheint, dafs ein Körper zugleich activ in Betreff
der Deviation, und passiv in Betreff d*r Expansion seyn
könne.
46. Alle Weinäther pC + qH+rO + sS haben eine
Deviation = 1. Diefs geht aus ihren reducirten Volumen
hervor, die sämmtlich =588 skid, d. h. gleich dem redu-
cirten Volum des Aether C4Hl0O. (Siehe Tabelle IV).
47. Es scheint also leicht, das Sied-Aequivalent des
Schwefels zu berechnen, denn man hat für einen solchen
Aether
dd=eq .... (13)
und
eq = p + q -t-r + sß .... (8)
woraus
S=seg-(p+9+r) (l9)
J
48. S ist hier das Sied-Aequivalent des Schwefeis,
welches besser durch (eqS) ausgedrückt seyn wird.
Wendet man die Formel (19) auf obige Aether an, so
erhält man für (eqS) die folgenden drei Werthe (Siebe
Tabelle IV im Anhang ).
(eqS) = 2; (eqS) = 3; (eqS)=:4.
49. Diefs Resultat scheint, nach §.18, mit der Vor-
stellung des Sied-Aequivalent als einer bestimmten und
constanten Zahl unverträglich zu seyn. Ich werde am
Schlüsse dieser Abhandlung auf diese scheinbare Anomalie
zurückkommen.
50. Anlangend die Sied-Aequivalente des Chlors, Broms,
Jods und Stickstoffs, so bin ich zu ihnen auf folgende Weise
gelangt.
Die drei Aether C4H10C1, C4Hl0Br und C4HI0J
haben eine gleiche Expansion, allein sie ist nicht die des
I
485
Aethers C4 H 1 0 O. Ueberdiefs isttdas Dilatationssystem die-
ser drei Körper verschieden von dem de» Aethers C4 H, 0O.
Folglich kann der Vergleich ihrer reducirten Volume mit
dem des Aethers C4Hl0O kein Resultat geben.
51. Nach der Analogie zwischen dem Chlor, Brom und
Jod ist es sehr wahrscheinlich, dafs die Gleichheit der Ex-
pansionen eine Anzeige von Gleichheit der Deviationen
dieser drei Aether ist, und dafs folglich auf sie die Formel
**. — eJL /<n
rf* ~ «?, * ' ' ' K J
anwendbar ist. Kennt man daher die Deviation in Bezug
auf die des Aethers C4Hl0O, welche = 1 ist, so hat man
sogleich ihre Sied -Ambivalente durch die Formel
dd = dev.eq .... (15).
52. Ich bemerke zunächst, dafs die Condensation dieser
drei Aether von 4 Volumen ist, während die des Aethers
C4H10O nur von 2 Volumen ist.
53. Um sie also mit dem Aether C4H10O zu ver-
gleichen, mufs man ihre Condensationen gleich machen,
was dadurch geschehen kann, dafs man die Formel des
Aethers C4H10O als C8H20O2 schreibt.
54. Nun ist die Deviation des Aethers C8H20O2 = 4>
und wir wissen, dafs das Aethyl in Betreff der Deviation
ein sehr activer Körper ist. Gesetzt also, Chlor, Brom und
Jod wären in Betreff der Deviation passive Körper, so
würden die Deviationen der drei Aether sämmtlich =4 und
man könnte die Sied- Aequivalente berechnen, wie folgt:
(egCl) = 14; (egBr)=30; (eqJ) — 43.
Diefs Resultat ist für jetzt nur eine Hypothese, deren
Wahrscheinlichkeit durch andere Thatsachen geprüft wer-
den mufs.
55. Diese Hypothese erlangt einen ersten Grad von
Wahrscheinlichkeit, wenn man erwägt, dafs die Dichtig-
keit dd des Broms (im isolirten Zustand) =30 ist. Es
ist also wahrscheinlich, dafs für diesen Körper die Deviation
= 1 sey. Endlich wird die Hypothese bewiesen, durch die
Betrachtungen und die Tabelle L des folgenden Paragraphen*
486
56. In einem frühem Artikel habe ich bemerkt, dafs
im Allgemeinen die Expansionen Ar die drei Körper Jl Clj
RBrm und RJm gleich oder fast gleich sind; es ist also sehr
wahrscheinlich, dafs ihre Deviationen ebenfalls gleich oder
fast gleich seyen. Und wirklich ist diefs der Fall, wie
man aus der folgenden Tabelle ersehen kann, in welcher
ich alle Reihen der Körper RClM, RBrm uud RJm, die zu
meiner Kenntnifs gelangt sind und deren Siedpunkte beob-
achtet wurden, zusammengestellt habe.
Ich habe die Hypothese des §. 54 für das Cyan gemacht,
unter der Annahme, es sey in Betreff der DevlatioQ ein
passiver Körper; voraussetzend also, die Deviation dt»
Aethers C4H10Cy = ?, habe ich daraus abgeleitet:
In der folgenden Tafel habe ich fünf Körper zusammen-
gestellt, die Cyan enthalten:
Tafel I.
*j
-€
«
Zusammeo-
setsung
*
3 _:
£ 5
C
H,
R„
<
Deviation
beobachtet
voraus-
gesetzt.
i
«
• mm
CO
•> -ST
CS
o
a
9
a.
0) «M
M co
4> V
1-3
4
4
4
4
' Erste Gruppe: Aethyle.
10
Cl
806,25
28
10
fir
1362,5
44
10
J
1951,3
57
10
Cy
687,5
19
10
CySa
1087,5
25
I
6
ll°P; 12,5 V
40,7 P
70,0 P
82 B; 88F
146 C
14,9
36,6
69,3
88,8
162,0
2
2
2
2
6
Cl
631,251
22
6
Br
1187,5
38
6
J
1776,2
51
6
<V
512,5
13
Zweite Gruppe:
0,546
0,549
0,563
Methyle.
0,546
13,0 P
43,8 P
77 D
-10
10
10
10
10
10
22
Gl
1331,25
46
22
Br
1887,5
62
22
J
2476,2
75
22
Cy
1212,5
37
22
CySa
1612,5
43
Dritte Gruppe: Amyle.
0,386
0,388
0,394
0,391
0,39 — 0,40
6
101,7 P
118,7 P
146 F
146 F
195-210 H
4of
Antun nun
setzung
H,
a
o
>
• PN
CO
Deviation
beobachtet
voraus-
gesetzt.
>«4 et
§
« co
o a
JS 9
«CO
4
4
2
2
6
6
6
6
6
6
6
6
8
8
2
2
Bra
Cl3
Br3
Vierte Gruppe: Chloraelayl und Bromaelayl.
1237,5
2350
40
72
0,432
0.402
85,0 P
132,6 P
Fünfte Gruppe: Chloroform und Broruoform.
1493,7
3162,5
46
94
0,483
0,395
63,5 P
152 C
* *
Sechste Gruppe: Beobachtungen von Cahours ').
12
Cl2
1412,5
46
12
Bra
2525
78
10
Cl3
1843,7
56
10
Br,
3512,6
106
8
CU
2275
70
8
Br4
4500 '
134
6
ci$
2706,2
82
6
Br5
5487,5
162
0,407
0,387
0,359
0,356
0,347—0,343
0,336
( 0,331
\ 0,335
0,320
104
145
170
192
195 — 200
226
220 — 225
255
Die Buchstabelt in dieser Tafel bedeuten: C: Cahours;
D: Dumas; F: Frankland; H: Henry; P: Pierre; R: Reg-
naalt oder Regnaultfs Angabe, V: Verschiedene Beobachter.
Die Deviationen sind nach der Formel (16*) berechnet
und dabei die folgenden Sied-Aequivalente angenommen.
(egCl) = 14; (egj) = 43;
(egBr) = 30; (cgN) = 3.
Die allgemeine Uebereinstimmung der berechneten De-
viationen unter sich beweist die Genauigkeit det angenom-
menen Sied-Aequivalente; ein zweiter Beweis dafür ist der,
dafs die Deviationen der Verbindungen des Aethyls und
des Amyls mit den Deviationen dieser beiden Körper im
isolirten Zustand übereinstimmen.
57. Denn, was das Amyl betrifft, so erhellt aus dieser
Tafel, dafs die Verbindungen dieses Körpers eine Deviation
= 0,39 besitzen, und diefs scheint auf den ersten Augen-
blick nicht mit der Behauptung im §. 38 übereinzustimmen,
dafs die eigene Deviation des Amyls = £ sey ( was durch
1) Jahresbericht von Kopp und Lieb ig 1850, S. 496.
486
die Tafel VI. des Anhangs bestätigt wird); altäS' es ist
leicht, diese scheinbare Anomalie verschwinden zu «lache».
58. Dazu braucht man sich nur zu erinnern, dafs zwei
isomere Amyläther O, 0 H2, 0 beobachtet worden sind, von
denen der eine bei 110° und der andere bei 175° siedet.
Nimmt man für diese beiden Körper eine Condensaiion
von 2 Volumen an, so findet man die Deviationen 0,780
und |. In der Tafel I. findet sich der Aether, dessen De-
viation 0,780 ist. Verdoppelt man die Formel C10H22>
nimmt also C20H44, wie wir es für den Aether C4H100
gethan, so bringt man die Condensationen und Deviationen
in Ueberein8timmung (-^4- =0,39).
59. Das Methyl ist in Betreff der Deviation wahr-
scheinlich auch ein activer Körper und einer seiner Isomeren
hat dann die Deviation 1,10 oder -^- = 0,55.
60. Das unbekannte Aequivalent irgend eines Kör-
pers R läfst sich berechnen, wenn ro«n die Siedpunkte
zweier seiner Verbindungen RClm und RBrm kennt. Denn
nach der Tafel I. kann man abnehmen, dafs die Devia-
tionen dieser beiden Verbindungen gleich seyeu.
61. Es sey die für das Sied - Aequivalent von R ge-
fundene Zahl =z(eqR), so könute dieselbe entweder genau
oder nur annähernd richtig seyn. Diefs wird abhängen
von dem mehr oder weniger grofsen Unterschiede, welcher
wirklich zwischen den beiden als gleich vorausgesetzten
Deviationen der Körper RClm und RBrM besteht, oder auch
natürlich von der mehr oder weniger grofsen Genauigkeit,
mit welcher die Atomgewichte und Siedpunkte bestimmt
worden sind.
62. Man kann also die erhaltene Zahl (eqR) als eine
erste Auskunft über eine unbekannte Eigenschaft betrachten,
die der Bestätigung oder Berichtigung bedarf.
63. Es seyeu
489
* für
Körper HCL Körper RBr»
Die Deviationen dev devt
Die Atomgewichte (0 = 100) a at
Die Siedpunkte m+e tn+e1
Die Sied- Aequivalente A4- 14» Ä+30».
Angenommen nun, die Condensationen seyen gleich für
beide Körper, so können die Deviationen ausgedrückt wer-
den durch die Formel:
dev=z, ™\ .± .... (19*),
in welcher man substituiren kann;
(eqR Ctm) = R + 14»; (eqRBr.) = R -+• 30n.
Man hat also die folgenden zwei Formeln:
Gesetzt
dec =devx .... (22)
ist das Sied -Äquivalent R des Körpers A gegeben durch
die Formel:
n 14nai(m-he) — 30»g(wt-Hei) CWl
a(m+€i)— a,(i«-f-e) • • • • v, /•
Nach dieser Formel berechnen sich die Sied -Aequiva-
lente des Aethyls und des Amyls aus den Körpern
C4H10Cl und C4H10Br
C10H2,ClundC10H22Br
wie folgt.,
für das Aethyl C4H10 zu 16,1 (richtig 14)
» » Amyl Cl0Haa » 30,8 (richtig 32).
64. Suchen wir das Sied-Aequivalent des Phosphors
und nehmen das Atomgewicht desselben zu 393,75.
Bei Anwendung der Formeln (20) und (21) auf die
Körper PCl3 und PBr, welche nach Pierre bei 78,3 und
175,3 sieden, findet man (e}P)==46,6. Die gemeinsame
Deviation beider Körper berechnet sich dann zu 0,277.
Die Zahl 46,6 kann in Bezug auf die Sied -Aequivalente
des Schwefels und Chlors sehr grofs erscheinen; indefs
490
wird es mir leicht, es wahrscheinlich zu macheu, dafs das
wahre Sied- Aequivalent (in plus- oder minus) wenig von
40 abweiche.
65. In der That haben die beiden Körper:
PCl3 e = 7,82 Pierre
PCla02 e = 110 Cahours, Wurtz
eine gleiche Expansion (Siehe Taf. V. des Anhangs); folg-
lich ist die Formel:
dd eJL (Q\
ddl~eql • • • • \*'
anwendbar auf sie; sey
eq_ F-H42
tqY P-t-42-f-'2
(wenn man macht (eqP)=P; (eqCl3)zz42; und (eg02)=2),
während, wenn dd und ddt na$h der Formel (12) berech-
net worden, man, bei Berücksichtigung des Unterschiedes
der Condensation mit der des Aethers C4Hl0O, haben
wird
ej_ dd _^ 24,55
eqt — ddx ~ 25,13'
was durch die Combination der beiden letzteren Formeln
giebt :
Pz=z(eqP) = 42,65,
woraus
d&o = devt= 0,29
wenig abweichend vom Werthe 0,277 des vorhergehenden
Paragraphen.
66. Die flüssige Dichtigkeit des Körpers PCl3S2, wel-
cher bei 126° C. (Cahours) siedet und dessen Dichtigkeit
dd = 26,56 ist, halte ich nicht für bekannt; allein sehr
wahrscheinlich ist, dafs dieser Körper zu derselben Gruppe
wie die beiden im vorigen Paragraphen erwähnten Körper
gehöre und seine Deviation gleichfalls =0,29 sey. Dann
hat man:
(eqPClaSt) = 7H0 = 91fi
und wenn man von 91,6 die Zahlen 42 für (eqCl3) und
6 für (eqS2) abzieht, bleibt 43,6 für (eqP).
491
66*. Es giebt, was die physischen Eigenschaften zwi-
schen dem Chlorphosphor P CI3 und dem Alkohol C4 H , 2 02
betrifft, eine merkwürdige Analogie; dieselbe kann hier nicht
aus einer Aehnlichkeit der Zusammensetzung entspriqgen,
weil alle Elemente des einen Körpers von denen des anderen
abweichen. Diese Analogie scheint also das Resultat all-
gemeiner, die Materie beherrschender Gesetze zu seyn. Die
Siedpunkte sind gleich, wie die specifische Atomen -Wärmen
(die specifische Wärme multiplicirt mit den Atomgewichten);
die Dichtigkeiten dd und ddl9 so wie die Atomgewichte,
sind sehr nahe =3:1, während die flüssigen Dichten sich
wie 2: 1 verhalten, die Expansionen wie 2:3; und dasselbe
Verhältnifs scheint zwischen den respectiven Deviationen
zu bestehen, denn die Deviation des Alkohols ist =0,454,
x wovon | =r 0,30 ist. Diese beiden Körper scheinen also
zu einem selben Expansionssystem zu gehören.
67. Die Deviation 0,28 bis 0,30 scheint dem Phosphor
eigen zu seyn, und er scheint in Betreff der Deviation
activ zu seyn. Berücksichtigt man die Dichte seines Dampfs
bei 0°C. und bei 0m,76, so findet man, dafs bei 290° C.
(wohin man gewöhnlich seinen Siedpunkt verlegt) seine
Dichte dd ist = 13,99 und dann ist
dd 13,99 4fi ß
dev ~ 0,30 — 40,°
sein Sied- Aequivalent.
68. Diese Hypothese wird noch durch einen anderen
Körper bestätigt, durch den Aether 3(C4H10O)PO5, wel-
cher bei 142°,5 ( Vögeli) siedet. Seine Dichte dd ist also
(die Condensation von 4 Vol. angenommen) = 27,48. Das
Sied -Aequivalent ist
dev — 0,29 — **'
und subtrahirt man von diesem Quotienten die Gröfse
(p-f-tf+r) = 50, so bleibt 44,7 für (eqP).
69. Der Vergleich der beiden Körper
AsCla e =134 (Pierre)
AsBr3 ei =220 ( Otto- Graham, Lehrb.)
492
giebt
(eqA$) = 73,42,
woraus
dec = devl =0,24.
70. Der Vergleich der beiden Körper
SiClB e = 59 (Pierre)
SiBra ct = 153 (Pierre)
giebt
(eqSi) = 38,99,
woraus
dev = devx = 0,39.
Allein ich habe keine anderen Beispiele gefunden, um
die ffcr (eqAs) und (eqSi) gefundenen Werthe zu veri-
ficiren.
71. Man hat beobachtet, dafs bei zwei Körpern R Clm und
RBrm der Siedpunkt im Allgemeinen um 30» verschieden
ist und dafs die Brom Verbindung den höheren Siedpunkt
hat. Bei den sechs letzten Körpern der Tafel I. ist der
Unterschied dieser beiden Temperaturen bedeutend geringer.
72. Allein es ist leicht zu beweisen, 1 ) dafs die beiden
Siedpunkte gleich seyn können und 2) dafs der höhere
Siedpunkt der Chlorverbindung angeboren kann.
73. Sey des Körpers R Atomgewicht =a und sein
Sied-Aequivalent = eq, so hängt es von dem Verhältnifs —
ab, welcher der beiden Siedpunkte der höhere seyn wird.
74. Denn zuvörderst hat man die beiden Formeln:
Korper KCL Körper RBrm
dce_ 10 («+443,75») . , _ 10 (g -fr- 1000»)
(m-he)(eq-i-Uny G€Vi ~(#ii-f-e,)(«j-+-30»)#
Gesetzt die Deviationen wären gleich oder dev=deviy
so könnte man die zweiten Glieder dieser beiden Formeln
combiniren; macht man dann in der resultirenden Formel
e = e1 uqd löst diese Formel nuu in Bezug auf eq auf,
so hat man:
etf = 0,0283 . . a— 1,235» .... (24).
Ist eq gröfser, so hat der Körper RBrn den höheren
493
Siedpnnkt von beiden, ist eq kleiner, go gilt diefs vom
Körper RClm.
75. Von den beiden Schwefelverbindungen SC1M und
S Br, hätte die Clorverbinduug den höheren Siedpunkt, so-
bald die beiden Deviationen gleich wären und der Werth
von (eqS) identisch wäre in diesen beiden Körpern.
76. Leicht ist zu sehen, dafs der Werth von n nicht sehr
auf den Unterschied der beiden Siedpunkte einwirkt. Denn
berechnet man e und e , für die beiden fingirten Körper
C4Bl0Cl3 und C4Hi0Br3, dabei die Deviation gemeinsam
= 4- gesetzt, so würden diese Körper bei 29°, 4 und 50°,3
sieden, wovon der Unterschied 20°,9 ist.
Ich komme jetzt zu der Frage, ob zwei für elementar
gehaltene Körper wirklich einfach seyen.
Aus meinen Betrachtungen geht hervor, dafs alle Kör-
per eine besondere Eigentümlichkeit haben, welche mau
Sied-Aequivalent nennen kann. Die Sied-Aequivalente sind
eigentlich die Dichtigkeiten dd der Dämpfe dieser Körper,
reducirt durch Rechnung auf eine gemeinsame Deviation.
Diese Aequivalente stimmen für die Körper pC+qH+rO
mit den Zahlen (p+q+r) überein. Es giebt also eine
Identität zwischen den Sied- Aequivalenten und den Atom-
mengen. Die Sied-Aequivalente anderer Elemente als C,R
und 0 sind (soweit man sie wenigstens kennt) gröfser als
die Einheit und zwar sämmtlich ganze Zahlen. Es scheint
also, logisch zu sagen, dafs mehre der Elemente, wie Chlor,
Brom und Jod, zusammengesetzte Körper sind, und dafs
ihre Sied-Aequivalente identisch sind mit den Mengen der
einfachen Atome, die in ihre Zusammensetzung eingehen.
Ich halte es nicht für unnütz hier zu bemerken, dafs
die Bestimmung des Sied-Aequivalents eines Körpers zum
Theil von seinem angenommenen Atomgewicht abhängt.
So könnte der Kohlenstoff, obgleich sein Sied-Aequivalent
= l gefunden ward, ein zusammengesetzter Körper seyn,
wenn sein Atomgewicht, statt 75, gleich 150 wäre, denn
alsdann würde sein Sied-Aequivalent =2. Und der&ick-
stoff, obgleich sein Aequivalent auf 3 festgesetzt vrorde,
494
könnte ein einfacher Körper *eyn, wenn sein Atomgewicht
175 ..
= — wäre.
Indefs, räume ich ein, giebt das dreifache Aequivalent
des Schwefels zu ernsten Einwürfen Anlafs. Es scheint,
dafs die Anzahl der Atome, aus denen ein Körper zusam-
mengesetzt ist, nothwendig eine bestimmte und unveränder-
liche seyn müsse, und dafs, wenn die Sied - Aequivalente
nicht diese Unveränderlichkeit besitzen, sie nicht identisch
seyn können mit der Atomen- Anzahl.
Mau dürfte alsdann schliefsen, dafs, weil die Sied Aequi-
valente für viele Körper identisch sind mit der Anzahl der
diese Körper zusammensetzenden Atome, sie im Allgemeinen
einige Auskunft und Andeutung über die mehr oder weniger
reelle Einfachheit dieses oder jenes angenommenen Elements
geben könnten; Andeutungen, die der Bestätigung durch
andere Thatsachen bedürfen.
Die Ursache des dreifachen Werths vom Aequivalent
des Schwefels ist nicht bekannt. Eine Erklärung ist also
für jetzt unmöglich. Es ist eine Eigenthümlichkeit mehr zu
den übrigen sonderbaren Eigenschaften des Schwefels, wie
die grofse Dichte seines Dampfs bei 0° und 0m,76, seine
Fähigkeit in niederer Temperatur zu schmelzen, um darauf
bei einer höheren den starren Zustand wieder anzunehmen.
Allein die Behauptung: »Die Anzahl der Atome eines
Körpers müsse constant seyn, ist sie ein Axiom?« Das scheint
mir zweifelhaft. Eine solche Behauptung wäre nichts als
der Ausdruck einer Meinung über die Constitution der
Elemente (genommen im ideellen Sinn von wahrhaft ein-
fachen Körpern), worüber wir durchaus nichts wissen.
Angenommen für einen Augenblick, Kohlenstoff, Wasser-
stoff und Sauerstoff wären wahrhafte Elemente, einfache
Körper, weifs man, ob nicht der Wasserstoff durch Aeiide-
rung seines Atomgewichts und seiner übrigen Eigenschaften
sich in Kohlenstoff oder Sauerstoff umändern könnte. Könnte
nicht der Schwefel bald aus 2, bald aus 3 oder 4 Körpern
bestehen, deren Atomgewichte addirt immer 200, gäben?
495
Wir wissen, dafs ein Körper CmHmiOmil bald seyn kaum
bald
c4 ir6 o, (?,_ 2 ff,,. 6 o.w_ t
und könnte nicht etwas Analoges bei dem Schwefel statt-
finden?
Wie mir scheint, hätte es Interesse, den Schwefel von
einem Körper abzuscheiden, dessen (eqS) = 2 wäre, und
zu sehen, ob man mit diesen selben Schwefel Körper bil-
den könnte, bei denen (eqS) — 3 oder 4 wäre.
Der Schwefel ist bis jetzt der einzige Körper, der die
Erscheinung darbietet, dafs sein Sied -Aequivalent sich von
einer Verbindung zur anderen ändert. Allein dieselbe Er-
scheinung könnte auch bei anderen Körpern vorkommen.
Man könnte vielleicht Körper antreffen, bei welcher? das
Aequivalent des Aethyls C4H10 respective 7, 14 oder 21
wäre. Fände man im Allgemeinen für das Sied- Aequivalent
eines Körpers die Werthe 6, 26, 3b, nb, kurz n ver-
schiedene Werthe, so ist klär, dafs blofs einer dieser
Werthe mit der Atomen -Anzahl coincidiren könnte. Die
Sied-Aequivalente würden dann dieselbe Anzeige fcr die
Atomenmengen liefern, wie die Dichtigkeiten der Dämpfe
bei 0° und 0m,76 es für die Atomgewichte thun.
Die Natur geteilt sich manchmal darin, uns mehre Ant-
worten auf eine Frage zu geben, unter welchen wir dann
diejenige auszulesen haben, die auf den .speciellen, uns
gerade beschäftigenden Fall allein pafslich ist.
Rotterdam, 1 Aug. 1853.
Anhang.
Zu §. 13. Die Formeln (5) und (6) finden sich fol-
gendermafsen. Aus
a
"=£±•.(1) »,,dg=gg. r+?+r ..(4) .
»t-#-ei
ergiebt sich
(»X
=^--(»)
die aas (2*) gezogene Forawl (dabei: eofe=£- «ad
«>/«,=£ gesetzt)
__i£*
(«).
so könnt
(27).
MaltipUdrt nun hierauf die Fomd (25) aad (27) mit
ihren entsprechenden Gliedern, so koaanft
Die Formel (6) findet sich folgendermafeen.
Man nimmt das Quadrat der beiden Glieder der For-
mel (35), was giebt:
exp? — *?- (*+*>*• (-+f-l-r)* • ' ^'
and snbstitairt die Formel (28) in der Formel (5), was
giebt:
(m-heyd.(p+<,-t-r) _ (•t+«,)*«*ri(j»,-t-f,-+-rl) .g.
Diese Formel wird allgemein durch folgende ausge-
druckt:
(«i-f-e)a i* . eq (*.-Wi)'4ri .eqt / 1 1 \
Zi = 71 • • (**/•
Ich bezeichne das zweite Glied durch L, dann hat man:
(m+eY<. .eq = L (2g)
L ist nothwendig ein identischer Werth für alle Körper
einer selben Gruppe, d. h. für alle Körper, welche zu
gleichem Expansionssystem gehören.
Be-
497
Berechnet man L für verschiedene Gruppen und nennt
diese Werthe Li9 Ltl, und Ltll, u. s.w., so findet man zwi-
schen denselben oft einfache Verhältnisse, vorausgesetzt
jedoch, dafs alle die verschiedenen Gruppen zu einem
selben Dilatationssystem gehören.
Ich habe L für die vier Weinäther der folgenden Ta-
fel berechnet.
Tafel IL
Flussige
Dichte
K5rper
Zusammen-
setzung.
Atomge-
wicht.
Siedpunkt
nach
Kopp.
beim
Sied-
punkte
L
C
H
0
nach
Kopp.
Gemeiner Aether
4
10
" 1
462,5
35
0,6968
4,63
Essigäther
4
8
2
550
74,3
0,8190
4,57
Ameisen äther
3
6
2
462,5
54,9
0,8735
4,83
Bntterather
6
12
2
725
114,8
0,7747
4,43
Ich habe die Formeln der drei letzten Aether so ge-
schrieben, dafs sie eine Condensation von 4 Volumen be-
kommen, wie der gewöhnliche Aether. Die physischen
Eigenschaften (wenigstens die meisten) zweier Körper las-
sen sich nur vergleichen, wenn man die Formeln so schreibt,
dafs die Condensationen gleich werden.
Es folgt aus der Formel
(m+eYd..eq_L (ag^
dafs, wenn für eine Gruppe, zu der ein Körper R gehört,
der Werth von L bekannt ist, mau eine der vier Eigen-
schaften e, a, d, und eq berechnen kann, sobald man die
drei anderen kennt.
Es giebt nur wenig Körper, für welche man die flüssige
Dichte bei e kennt; allein es giebt eine grofse Anzahl,
deren flüssige Dichte bei einer Temperatur t mit mehr oder
weniger grofsen Genauigkeit bekannt ist.
Man kann die EÜlatationsformel, welche ich in einem
Poggend. Ann. Ergänsungsbd. IV, 32
498
vorhergehenden Artikel aufgestellt habe, verknüpfen mit
der Formel (29), auf folgende Weise:
Es sey
Sobstituirt man (30) in (29), und trennt iu dem ersten
Gliede successive eq und (m + e)s von einander, so hat man
* n(m-f-e)*ifc '
und
(m+e)3=L*m + (»+l)e-t]j^ . . (32).
Seyen in der letzteren Formel
(w+e) = y . . (33)
— * — ^ =za . . (34); - — -z^ =ß . . (35),
ndieq y ' ndteq r JJ
so erhält man:
y8+ay+/9 = 0 . . (36),
in welcher Gleichung alle Wurzeln reell sind; und aus
(33) hat man
e = y — in.
Löst man die Gleichung (36) durch die trigonometri-
schen Formeln auf, so mufs man von den drei Wurzeln
diejenige auswählen, welche 60° — £p entspricht.
Für die drei Wein- und Amyläther pC+qH+rO,
welche alle zu gleichem Expansionssystem gehören, ist
n = 2.
Für einige dieser Aether habe ich, mittelst der Formeln
(31) und (36), die Werthe von eq und e berechnet. Die
Resultate dieser Rechnung finden sich in folgender Tafel.
499
4>
CO
H
Beobachtete
Siedpuokte.
9
Berech-
nete Sied-
punktc.
* .. ** ^ ^ ä «r •» r* m •* •» •» «t\
•
e
ift
Flüssige
Dichtigkeit
bei t9.
© es © ä r>» r- »ß ao i> r*- 1^- r* i»
O» O Od©O)©©Q0aDaOI^I^QD
O©©*-©— im©©©©©©
*
Atomge-
wicht.
lA kfiiA lA lAlA^iAtA
©eCiAC^i^'kße^öiAcfr^'i'^'ei
»ftCCC* — C0l>«O©l>-«oaDgD*H
io^t^ar*OMO>*<MCö9>QD
len oder
livaleote.
4)
4>
D
-6
S
od i> C* eo *«* r- Oi c* o* -• ©* »ft «
eo©©©ao«oao<oeo»A©e$eft
te er*
■a v
§^
o «
4)
1
s
o
9ide9^n^^>cinc4 i *h <m
am W
8 s
I-3
3 «i _
s
00 <0 G* © © C* ^(OON^d^
U
Aetber.
Essfgälher
Aroeisenäther
Buttcrälber
Oxalather
Kohlens. Aether
Aconit- Aether
Itaconatber
Gapronaiher
Caprylätbcr
Oenantbätber
Amyl
Amylätber
Amylessigather
•
o
***** NH
00
SS
CO
So
32
500
In dieser Tafel habe ich L = 4,636 (Log = 0,66614)
genommen, welcher Werth für den Aether 04 H , 0 O (siehe
Taf. II) hervorgeht, einen Körper, dessen Eigenschaften am
besten bekannt sind.
Die Buchstabtn bedeuten: De: Delffs; Du: Dumas; Fe:
Fehling; Fr: Frankland; K: Kopp; MM: Mohr und Ma-
son; LR: Löwig's Repertorium 1840; P: Pierre; R: Rieck-
her; Vr: de Vry.
Es scheint mir, dafs die Resultate dieser und der übri-
gen Tafeln gegenwärtiger Abhandlung alle Theile der
Theorie mit Evidenz beweisen und dafs man die Abwei-
chungen der berechneten Resultate von den beobachteten
theils Beobachtungsfehlern, theils der Dilatationsformel (30)
zuschreiben kann, welche letztere, ungeachtet sie die Re-
sultate der Erfahrung ziemlich gut vorstellt, doch nur
(wenigstens bis jetzt) als eine empirische Formel betrach-
tet werden kann.
Zu §§. 15 und 18. Ich habe für die Weinäther (pC
-+- qU -f- rO + *S) die folgende Tafel berechnet:
Tal
Fei IV.
e
»mm
• 1 •
V v 3 1
#1
a
.§•*•
•» tf c *J
1 ö-s-s-g
gm
05.-
B»B 0 J|g
Zusammen-
setzung.
«0
e
*1
"3
Siedpunkte
O mQ
*i V
t*
• «B fl fl *tj
« a 5 E S
0
Berech-
Beobach-
2-~
8 B-g^g
'
CO
net
tet
V
Erste Gruppe (EqS)
= 2.
C4 H10 S
562,5
16
78,5
73R91P
0,8367 P
0°
580,4
C4 Hio Sa
762,5
18
150,6
151 R
/
C4 H]q S. CSj
1037,5
21
221,0
237 D
C4 Hio S . G Oa
837,5
19
167,7
162 D
1,032 D
1°
598,0
C4H10O.SO3
962,5
20
208,2
1,12 W
11?
588,0
(jflllQ O. CSj
937,5
20
195,7
2Q0D
1,07 D
1?
616,3
Zweite Gruppe (EqS)
= 3.
C4 H10 O . S02
862,5
20
158,2
160,3
1,106 P
0° I
584,6
C4 Hjo S . CSa
1037,5
24
159,3
161 L u. S
1
\
Dritte Gruppe (EqS) = 4.
C4H1QS.SOa| 962,5|24| 128,0 |130R |1,24R | 15 ?| 602,0
501
Die Buchstaben bedeuten: D: Debus; LS: Löwig und
Schweitzer; P: Pierre; R: Regnault's Angabe; W: Wei-
ther eil.
Da sämintliche Körper dieser Tafel dieselbe Deviation
(= 1) und dieselbe Expansion, die des Aethers C4Hl0O,
besitzen, so habe ich den Siedpunkt berechnet nach der
Formel:
dd Ä i££_ (i2)
und darin substituirt:
ddz=zeq (13)
woraus
e = -m + ^ (36b)
Für den Körper C4Ht0Sl.CS.2 haben Löwig und
Schweitzer gefunden 6=161 und Debus =s 237, was
einen Unterschied von 76 Graden macht. Da es schwer
hält, hiernach an die Identität der beiden Körper zu glau-
ben, so glaube ich sie als isomer betrachten zu dürfen.
In dem einen würde dann (eqS) = 2 und in dem andern
(eqS) == 3).
Der Siedpunkt des Aethers C4H10O1.SO3 ist nicht
beobachtet; man sehe die Bemerkung über diesen Körper
nach Tafel V.
Der Aether C4Hl0S.SO2 ist bisher der einzige (mir)
bekannte Körper, in welchen (eqS) = 4; allein da die
Expansion gleich der des Aethers C4H10O ist, so mufs
die Deviation es ebenfalls seyn.
Der Aether C4H,0O.H, S hat nicht die Eigenschaften
eines Weinäthers; allein seine Eigenschaften scheinen iden-
tisch zu seyn mit denen seines Isomeren C2H6S. Multi-
plicirt man das reducirte Volum eines Methyläthers mit
der Deviation (siehe die Formeln des §. 45), so ist das
Product etwas geringer als das, welches ein Weinäther
giebt.
Es giebt Gruppen von Körpern (unter, andern die des
§. 15), in welchen alle Glieder dieselbe Deviation und die-
502
selbe Expansion haben. Für diese Körper ist es zur Be-
rechnung ihres Siedpunkts nicht nöthig zu wissen, welche
Deviation oder welches Sicdaequivalent sie besitzen. Es
reicht hin, die Expansion, das Atomgewicht, die flössige
Dichte bei I und das Dilatationssystem zu kennen.
Denn weil alle dasselbe reducirte Volum besitzen,
hat man:
m-f-e
t>ol, = volr .
d, = d,
(37); vol€=z
n(m -+- e)
a
de
30)
(38)
»JtH-(ji-r-l)« — t
Combinirt man diese drei Formeln so, dafs vol, und dt
verschwinden, und setzt:
ma
nd volr
= M
(39)
so erhält man:
. e = - m+^±i Jf ±V(?i+i My -(m + t) M (40)
Nach dieser Formel habe ich für einige Körper die fol*
gende Tafel berechnet:
*
Tafel V.
Beobach-
Beob-
Zusammen-
setzung
Atom-
gewicht
tete flüs-
sige
Dichte bei
Beob-
achter
t»
n
achtetes
redu-
cirtes
Sied
Berech-
pjinlt
Beobach-
\
i°
Volum
net
tet.
PC13
1725
1,616
P
0°
7
3
914
75,3
78,3 P
P ci3 o,
1925
1,673
C
14
»
»
106,5
HOC
G4 H,. Br
1362,5
1,473
P
0°
»
855
37,9
40,7 P
C4 HJ0 J
1951,3
1,975
»
»
»
»
70,0
70,0 P
C4Hl0O.SO2
862,5
1,106
»
»
2
588
155,8
160,3 P
C4HI4O.S03
962,5
1,12
W
11?
»
»
207,5
) nicht
C4 H10 03
662,5
0,8928
c
14?
»
»
116,7
[ beob-
(Xanthyl)
■
) achtet.
Die Buchstaben bedeuten: C: Cahours; P: Pierre; W:
Wetherell.
In dieser Tafel giebt es zwei Körper, das Xanthyl C4
H10Ö3 und den Aether C4Hl0O.SO3 (der letztere fin-
503
det sich auch in der Tafel IV), deren Siedpunkte man noch
nicht beobachtet hat. Man kennt von ihren physischen
Eigenschaften nur ihre flüssigen Dichtigkeiten bei gewöhn-
licher Temperatur; es ist also nicht einmal t° bekannt.
Und dennoch, wenn man t° respective 11° und 14° setzt
(was sehr wahrscheinlich ist), findet man durch die For-
mel (40) ihre Siedpunkte = 1I6Ü,7 und 207 °,5. Und
diese Siedpunkte werden bestätigt durch die Formel
e = -»+^ (36>)
eq '
welche auf anderen Elementen beruht; (eqS) ist = 2
gesetzt.
Der für den Äether C4HI0O.SOS berechnete Sied-
punkt ist übrigens sehr wahrscheinlich, wenn man sich
erinnert, dafs der des analogen Methyläthers C2H6O.SOa
gleich 188 ist. Setzt man in der Formel (36b) für den
oben genannten Weinäther (eqS) = 3 oder 4, so findet
man e kleiner als 188.
Es leidet also fast keinen Zweifel, dafs nicht die bei-
den berechneten Siedpunkte in der That die richtigen -
seyen.
Zu §. 32. Es giebt einen kleinen Unterschied zwischen
der Dichtigkeit dd von 4 ^es. Wasserdampfes und der
von TV des Dampfes des Aethers C*Hl0O. Seyen die
Atomgewichte 112,5 und 462,5 und die Siedpunkte e uud
ek so giebt die Formel
i6M_:ÜM_=15:3 (41)
für e = 100 den Werth e{ = 33,6 und für et = 35,5 den
Werth e = 102,2. Der Werth von m, welcher e = 100
und i, =35,5 genügte, wäre = 267.
Die folgende Tafel enthalt die Eigenschaften einiger
Amyläther, für welche die Deviation = £ ist.
504
Tafel VI.
**> = !; eofr = -^- = 882; (egS) = 2; n = 2.
V
& v a «>
•SP
A jq v e q
**
• *<
a
"<5
"5
IS +»
CS
6 O B w w
.2 ^ '3 J? fl
Körper
«0
a
e
"3
2
CO
beobachtete
Dichte bei
1«
Siedepunkt
Berech- Beobach-
nel tet
edacirtesVo
chnet nach
»bachteten fl
ichtea u. b<
ten Siedcpu
#
M4
cß t ~Q
Ci0 Haa
887,5
32
0,7704 F
11
142,9
155 P
876,0 "
Cio HM 0
987,5
33
0,779 R
15?
175,8
175—183 R
•Mio,«!
Cio HM S
1087,5
34
206,8
210 R
C!0 H22 Sj
1287,5
36
0,918 H
18
258,1
240-260 R
•
883,7
Die Buchstaben bedeuten: F: Frankland; R: Rieckher.
Die Siedpunkte sind berechnet nach der Formel:
10a
— m
(16)
eq.dßp
unter Annahme von (eqS) = 2 und der = $.
Die reducirten Volume sind berechnet
Formel:
2m + 3e — t m
nach der
eolr = — .
m
(42)
2mH-2e
Bevor ich das Verhältnifs zwischen der Deviation und
Expansion bei Körpern gleicher Gruppe erkannt hatte,
glaubte ich die Siedaequivalente auf folgende Weise be-
stimmen zu können.
Ich wählte einige Körper pC-r-gH-f-rO-r-*R und
indem ich das unbekannte Siedaequivalent von R = (e<jß)
machte, suchte ich, ob die Formel
eqR=dd-(p+l+r) (43)
für einige dieser Körper deuselben Werth für (eqR) gäbe;
wenn diefs der Fall war, folgerte ich, es sev wahrschein-
lich : l , dafs diese Körper dieselbe Deviation = 1 oder i
hätten 2, dafs der gefundene Werth von (eqR) wirklich
mit dem Siedaequivalent von R übereinkäme.
505
In der That mufste diese Wahrscheinlichkeit rasch
wachsen, in dem Maafse, als die Zahl der Körper, deren
Dichtigkeiten dd durch diese Hypothese erklärt werden
konnten, gröfser wurde.
So hatte ich zu Anfange meiner Betrachtungen (eqBr)
= 30 gefunden, eine Zahl, welche ich noch heute für
richtig halte.
Dagegen scheint mir das Aequivalent des Stickstoffs,
welches ich glaubte = 14 gefunden zu haben, gegenwär-
tig sehr unwahrscheinlich. Diese Zahl stützte sich auf die
Uebereinstimmung bei dem Vergleich der vier in folgen-
der Tafel enthaltenen Körpern.
Tafel VII.
Einheit der Dampfdichten { der Wasserdampfdichle.
Kö
rper
Zusammensetzung
Sied-
Berechne-
■
aequi-
ter Siede-
C
H
0
N
valent
punkt
1
1
15
— 90,9
2
6
1
22
-r-83,0
2
6
6
1
28
-r-68,9
4
10
4
1
32
+ 18,3
Beobachteter
Siedepunkt
S tickst offoxy'ä
Salpetersäure
Salpeters. Methyl
Salpeteräther
87 Rcgnault
86
66
21
Diese Uebereinstimmung scheint indefs ganz zufällig
zu seyn, denn ich habe niemals dieser Reihe einen fünften
Körper hinzufügen können.
Gegenwärtig da Betrachtungen anderer Art mich dahin
geführt haben anzunehmen
(eq Cl) = 14 und (eqN) = 3
müssen Körper, deren Dichtigkeiten dd durch Annahme
dieser selben Zahlen und durch Voraussetzung einer gleichen
Deviation erklärt werden können, die Wahrscheinlichkeit
erhöhen, dafs diese Zahlen in der That richtig sind.
Deshalb habe ich die folgende Tafel berechnet, worin
vier Körper, deren Deviationen = 4- gesetzt sind.
506
Tafel VIII.
Einheit der DiwipfdifUtn n der A«lfciil—f Wiifcli
i > i
Sied-
Körpcr i ZasamiDemefzong . . ' sequi- Beredt-' Beobacb-
» M | tat.
CMorlcohlensfoflT C4 Cl4 [ifHb 60
Chloral ; C4H203CI3 1184-3,7 50
Ammoniak ! NH, t 212^5. 9
Nitrobcnzoesanres \ ( C,B60. )t
Metbylosjd W CV4H9 (NO«)Oj )|2tt2,5 41
— 37
278,8
72,8(71—77 F
9M| 94R
— 40
W9
Die Buchstaben bedeuten: F: Faraday; R: Regnault's
Angabe.
Für den ersten dieser Körper hat Regnaul t, und
nach ihm Pierre gefunden e= 123. Der von Faraday
beobachtete Körper scheint also isomer zu seyn mit dem
von Regnault und Pierre.
Was das Chloral betrifft, so bemerke ich, dafs wenn
die Deviation des Bromais = ? ist, dieser letztere Körper
bei 85° sieden mtifste. In den Lehrbuchern der Chemie
wird gesagt, dafs er oberhalb der Siedtemperatur des Was-
sers koche; allein das ist eine sehr unbestimmte Angabe.
Das Wasser H2 O und das Ammoniak H6 N sind zwei
Wasserstoffverbindungen, welche (so geschrieben dafs ihre
Condensationen gleich werden) eine gleiche Deviation ha-
ben, welche wahrscheinlich vom Wasserstoff herrührt. Ist
die Deviation für H2 = I, so würde dieser Körper bei
— 211° C. sieden.
Was den letzten obiger vier Körper betrifft, so be-
merke ich, dafs zwei andere Körper, welche eine gewisse
Analogie mit ihm haben, dieselbe Deviation besitzen. Diese
sind die Benzoesäure C14Hi0O8.H2O und das benzoe-
saure Methyloxyd C2H6O.CJ4HI0O3. (Diese Ann. Er-
gänzbd. III. S. 612). Der in Betreff der Deviation active
Körper scheint der Körper C14HI0Oa zu seyn, welcher,
während er sich so modificirt, dafs er ein Aequivalent
H2 für N04 austauscht, seine eigene Deviation behält.
507
IV. Ueber einige Thatsachen in Betreff des elek»
frischen Stroms und des elektrischen Lichts;
von Hrn. Qu et.
(Campt, rend. T. XXX V, p. 949.)
w.
enn man den unter dem Namen des elektrischen Eies
bekannten Recipienten mittelst einer guten Luftpumpe mög-
lichst luftleer macht und darauf die beiden Stifte des Re-
cipienten in Verbindung setzt mit den beiden Drähten der
von Hrn. Ruhmkorf f construirten Inductionsmaschine (ma-
chine tfäctrique) '), so sieht man in dem Vacuuin zwei, an
Farbe, Gestalt und Lage verschiedene Lichter entstehen.
Das eine derselben ißt violett und umhüllt den negativen
Stift und Knopf regelmäfsig; das andere dagegen ist feuer-
roth, haftet an dem positiven Knopf, erstreckt sich von
dort gegen den negativen Knopf hin und ist seitlich durch
eine zur Axe des Recipienten symmetrische Umdrehungs-
fläche begrenzt. Diese neue Art des Auftretens eines elek-
trischen Doppellichtes ist zuerst von Hrn. Ruhmkorff
beobachtet.
Beim Studium dieses Doppellichtes ist es mir geglückt
zu ermitteln, dafs es geschichtet ist oder aus einer Reihe
heller Schichten besteht, die durch dunkle von einander
getrennt sind.
Um dieses Schichtungspbänomen recht zu entfalten,
bediene ich mich des Vacuums, welches in einem elektri-
schen Ei oder Rohr gemacht ist über Dämpfen von Holz-
geist, Terpenthinöl, Naphtha, Alkohol, Schwefelkohlenstoff,
1) Die R uhrukorff'sche Maschine besteht im Wesentlichen aus %wei
groben Drahtrollen, einer mit kürzerem dickem Draht, -welche einen
Eisencylinder einschliefst, und einer mit sehr langem dünnem Draht, welche
die erstere umgiebt. Der dicke Draht leitet den durch einen NeeP sehen
Hammer fortwährend rasch unierbrochenen Strom einer galvanischen
Batterie und der dünne den dadurch erregten Inductionsstrom. Die En-
den des letzleren sind mit den Stäbchen verbunden, die in die evaeuirte
Glaskugel hineinreichen« P.
508
Zinnchlorid u. s. w., oder über eiuem Gemenge dieser
Dämpfe mit Luft, oder auch über Fluorsilicium. In ein
solches Yacuum lasse ich den Inductionsstrom der Ruhm-
kor ff 'sehen Maschine treteu und erhalte dann eine Menge
abwechselnd heller und dunkler Schichtet), die zwischen
den beiden Polen des Recipienten eine elektrische Licht-
säule bilden.
Das dem positiven Pal angehörige Licht ist roth, und
die dem negativen Pole nächsten Schichten desselben sind
in Lage und Gestalt beinahe fest, so dafs sieh leicht er-
mitteln läfst, dafs der Uebergang von einer zur anderen
discontinuirlich ist. Die äufserste Schicht berührt da* Licht
des negativen Poles nicht, sondern ist getrennt von ihm
durch eine dunkle Schicht, die mau, je nach der Natur und
Vollkommenheit des Vacuums, mehr oder weniger dick
machen kanu. Allein aufser den drei oder vier fast un-
beweglichen hellen Schichten enthält das Licht des positiven
Pols eine Menge anderer Schichten, deren Discontinuität
mehr oder weniger versteckt ist durch verschiedene optische
Täuschungen, die ich durch folgendes Verfahren fortge-
schafft habe.
Das elektrische Licht bei diesen Versuchen hat keine
stetige Dauer, sondern besteht aus einer Reihe rasch auf
einander folgender Entladungen. Die Maschine, welche es
liefert,1 enthält einen magnetischen Hammer, welcher ab.
wechselnd auf einen Ambos von Platin fällt und sich von ]
ihm abhebt, und bei jeder dieser Abhebungen entsteht in
dem Vacuum das elektrische Licht. Statt dem Hammer das
abwechselnde und sehr rasche Spiel zu lassen, welches die
Einrichtung der Maschine ihm ertheilt, kann man ihn- mit
der Hand bewegen, und wenn man ihn solchergestalt ein
einziges Mal abhebt, erhält man im Vacuum eine Lichtent-
wicklung, die nur einen Augenblick dauert. Hiebei hören
alle optischen Täuschungen auf; man hat weder wellen-
artige und fortschreitende noch wirbelnde Bewegungen,
welche das wahre Phänomen verstecken können, sondern
sieht die ganze Säule von abwechselnd hellen und dunklen
509
Schichten in sehr scharfer Gestalt zum Vorschein kommen.
Da man diese Handhabung nach Belieben wiederholen kann,
so ist es leicht das Phänomen im Detail zu studiren.
Das Erlöschen des einen dieser Lichter ist von einer
Glanzverstärkung des anderen begleitet; die Farbenverän-
derungen, welche man einzeln dem einen oder dem anderen
erleiden lassen kann, bestätigen die Ansicht, dafs diese
beiden Lichter mit Polarität begabt sind.
Nicht. blofs das Licht des positiven Pols, sondern auch
das des negativen ist geschichtet. Aufser einem verwasche-
nen Schimmer, in welchem sich gewöhnlich das Licht des
negativen Pols verläuft und welcher sich bis mehr als
anderthalb CentimeUr von dem Knopf und dem Stift er-
strecken kann, erkennt man in diesem Lichte zwei helle
Schichten, die durch eine dunkle getrennt sind. In gewissen
Vacuis sind diese Schichten von hellen und dunklen Bingen
umgeben.
Das Phänomen eines geschichteten Doppellichtes bietet,
nach der Natur des Vacuums, sehr mannigfaltige Umstände
dar. Gewöhnlich ist das Licht des positiven Pols roth und
das des anderen violett; allein diese Farben sind, wie ich
gefunden habe, nicht noth wendig. In dem Vacuum über
Fluorsilicium erhält man am negativen Pol ein gelbes Licht;
und in evaeuirten Glasröhren, die zuvor mit Terpenthinöl-
dämpfen gefüllt waren, erhielt ich am positiven Pol lauge
Säulen von schön weifsem und phosphorescirendem Licht,
dessen Schichten beinahe eben und ungleich dick waren ').
1) Nachdem ich das Phänomen der Schichtung experimentell constatirt
halle, machte ich Hrn. Ruhmtor ff mit meiner Entdeckung bekannt
und bat ihn die Anfertigung meiner Inductionsmaschine zu vollenden,
um die Erscheinung in allen möglichen Vacuis uniersuchen zu können.
Ohne zu wissen , wie ich die optischen Tauschungen entfernte und durch
•welche Versuche ich die verschiedenen Vacua studirte , hatte Hr. Ruhm-
kor ff selbst, auf diese Andeutungen hin, indem er die für mich be-
stimmte Maschine an einem Vacuum über ein Gemenge von Luft und
Alkoholdämpfen probirte, eins der Vacua gefunden, welche das Phäno-
men der Schichtung leicht zeigen, obwohl die optischen Tauschungen
nicht entfernt waren.
510
Die Beschaffenheit des eben- beschriebenen elektrischen
Lichtes scheint anzudeuten, dafs die im Vacuu hergestellte
elektrische Bewegung sich abwechselnd in entgegengesetz-
ten Zuständen befindet, dergestalt, dafs sie die sehr ver-
dünnte Gasschicht, welche sie durchdringt, je nach den
Umständen, entweder leuchtend macht oder dunkel läfst.
Der elektrische Strom scheint also mit einem merkwürdigen
Periodicitätscharakter begabt zu seyn.
Da die beiden geschichteten Lichter in den meisten der
Yacua durch eine dunkle Schicht getrennt sind, so glaubte
ich, dafs es durch gegenseitige Annäherung der beiden
Knöpfe gelingen werde, eins der beiden Lichter auszu-
löschen. Der Versuch bestätigte diese Verum thung, als
das Vacuum in Luft gemacht wurde. Das rothe Licht
verschwand, während das violette sich verstärkte. In dem
Vacuo über Fluorsilicium ver6chwaud das Licht des posi-
tiven Pols, während das gelbe Licht des negativen Pols
und die dasselbe umgebenden purpurfarbenen Hinge stärker
erglänzten; allein bei gröfserer Annäherung der Knöpfe
ward das negative Licht schwächer uud die purpurfarbenen
Ringe entwickelten sich ringsum den positiven Knopf.
Indem ich nachspürte, was wohl die Ursache dieser
Glanzveränderungen seyn möge, wurde ich veranlafst, Ver-
suche über die elektrische Leitungsfähigkeit der Vacua an-
zustellen. In einen der Leiter, welche die Elektricität zum
Recipienten führten, schaltete ich ein zweckmäfsiges Galva-
nometer ein. So lange das Vacuum nicht hinreichend voll-
kommen war, zeigte das Galvanometer nichts an, so dafs
also unter diesen Umständen das verdünnte Gas die Elek-
tricität der Maschine vollkommen isolirte. Hat das Vacuum
den Grad erreicht, dafs die successiven Entladungen das
Auftreten eines continuirlichen Lichtes veranlassen, so
weicht die Galvanometernadel ab und zeigt somit das Da-
seyn eines elektrischen Stromes an. Die Ablenkung nimmt
in dem Maafse zu als das Gas mehr verdünnt wird. Wenn
auf dem negativen Knopfe und der ganzen Länge seines
Stieles das violette Licht wohl entwickelt ist, was ein sehr
J
511
gutes Vacuum voraussetzt, uad man nähert die beiden
Knöpfe des Behälters einander, so sieht man die Galvano-
meternadel abweichen, desto stärker, je gröfser die An-
näherung ist. Daraus folgt, dafs die verschiedenen Vacua,
die man mit Gasen erhält, Leiter der elektrischen Ströme
sind, und dafs sie, je nach ihrer Natur, dem Grade ihrer
Vollkommenheit, und nach ihrer Länge, einen mehr oder
weniger bedeutenden Widerstand darbieten. Es wird leicht
seyn, den Effect der Temperatur auf die Elektricitätsleituug
der gehörig verdünnten Gase durch dieses Verfahren zu
untersuchen.
Beim Studium der Erscheinungen des elektrischen Lichts
unter den angezeigten Umständen, gewahrt mau durch die
Veränderungen, welche sich einstellen, und auch durch die
Ablagerungen, welche sich auf den Knöpfen und deren
Stielen bilden, dafs die sehr verdünnten Gase eigenthüm-
Uche Mödificationen durch die Elektricität erleiden. Diese
Art der Elektrochemie der Vacua schien mir meinerseits
ein specielles Studium zu verdienen ').
V. Ueber die durch Reibung zweier Metallplatten
erzeugten elektrischen Ströme.
V eranlafst durch die Bemerkung von Becquerel, dafs
blofse Schläge, auf zwei einander berührende Metalle gethan,
keinen Thermostrom entwickeln (Tratte de phys. 1842 T. I,
p. 474), hat Hr. J. M. Gaugain (der übrigens diese Er-
scheinung wohl richtig dadurch erklärt, dafs beim Schlagen
die Berührungsflächen nicht so erwärmt werden wie beim
Reiben) die Frage zu lösen gesucht, ob die Reibung an
sich eine elektromotorische Kraft erregen köune.
]) Aehnliche Erscheinungen , wie die von Hrn. Qu et beschriebenen, sind
übrigens schon von Faraday bei der Reibangs- Elektricität beobachtet
{Ann. XLVUL S. 430). P.
512
Zu dem Ende bestimmt «r mittelst eines Galvanometers A
die Iutensilät des Stroms, 4er durch Reibung einer Eisen-
platte (einer ovalen von 35 Millm. Länge, 20 Milk». Breite
und Ttt Millm. Dicke) auf einer Kapferacheibe (von 10 Millm.
Durchmesser und 0,25 Millm. Dicke) hervorgebracht wird,
und zugleich durch eine kleine aus einem Eisen- und einem
Kupferdraht gebildete Thermokette, die in die Kapferacheibe
eingelassen und mit einem Galvanometer B verbunden ist,
die bei der Reibung erfolgende Temperatur- Erhöhung-.
Darauf legt er das System der beiden Platten ruhig auf
die Mündung eines mit warmen Wasser gefüllten Gefafses
und erwärmt dasselbe so lange bis die Nadel des Galvano-
meters B dieselbe Lage annimmt, welche sie bei dem Rei-
ben besafs, und schreibt nun die entsprechende Ablenkung t
des Galvanometers A auf.
Angenommen, dafs die kleine Thermokette die Tempe-
ratur der aneinander geriebenen Metallflächen anzeige (was
nach Hm. G. der Fall ist, wenn man mit gleichförmiger
Bewegung reibt, und die Ablenkungen beider Galvanometer
nicht eher beobachtet als bis sie beinahe stationär geworden
sind), wird i' die Intensität des blofs durch Erwärmung
der Flächen entstandenen Stoms vorstellen, i — t' dagegen,
die des blofs durch Reibung erzeugten.
Nun fiqfet Hr. G., dafs i — % sich bald positiv, bald
negativ erweist, niemals 2 bis 3 Grad übersteigt und im
Mittel so gut wie Null ist. Daraus schliefst er dann, wohl
mit Recht, dafs die gegenseitige Reibung zweier Metalle
allein keinen elektrischen Strom erzeugen könne {Campt
rend, T. XXXVI. p. 541)1).
1) Der verstorbene P. Er man glaubte bekanntlich äVn entgegengesetzten
Schlufs ziehen zu dürfen {Report of the British Association etc.
1845, p. 102).
Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin, Grttnstr. IS.
ANNALEN
DER PHYSIK UND CHEMIE.
Bd. IV. ERGÄNZUNG. St. 4.
h Nachrichten über Jen von der Königlich Preu-
fsischen Artillerie bis jetzt zur Ausführung gebrach-
ten Versuch zur Messung der Kraft, mit welcher
die Pulverladung eines Geschützrohrs in jedem be-
liebigen Augenblicke ihrer darin stattfindenden
Wirksamkeit dasselbe angreift *).
(Bearbeitet mit Benutzung der Acten der Königlichen Artillerie -Prufungs-
Commission von Neumann, Hauptmann der Artillerie und Mitglied
der genannten Commission.)
Unter den vielen Versuchen, welche seit einer Reihe von
Jahren die Thätigkeit der Königlichen Artillerie-Prüfungs-
Commission in Anspruch genommen haben, war auch der
vorstehend genannte. Seiner Natur nach befand sich der-
selbe bisher stets mehr auf dem Boden wissenschaftlicher
Forschungen als auf dem der wirklichen Ausübung, und
ihm konnte daher von Seiten der vorgesetzten Behörde
ineietentheils nur eine beiläufige Berücksichtigung zu Theil
werden. Doch wurde seine Wichtigkeit keineswegs ver-
kannt. Die Bestimmung der Gesetze, nach denen die Ent-
Wickelung der Pulverkraft innerhalb eines Geschützrohrs
s vor sich geht und die sich hieran knüpfende Beantwortung
sehr zahlreicher Fragen, welche für unser gesammtes Ge-
schützwesen von aufserordentlicher Wichtigkeit erscheinen
und ohne die Erforschung der eben erwähnten Gesetze
und der Umstände, von denen sich diese abhängig zeigen,
ungelöst geblieben sind und bleiben werden, gaben zur
1) Man vergleiche hiermit die Aufsätze im 24. Bande Seite 97 und im
29. Bande Seile 232 des Archivs für die Oluciere der Königl. Preufsi-
schen Artillerie- und Ingenieur -Corps.
PoggcndorfFs Ann. Erg5nxungsbd. IV. 33
514
Entstehung des gedachten Y<
sang. Wie weit derselbe bis jetzt gutehen itf, soll
folgend dargelegt werden, |edodi wegen des groben Um-
fange» des vorgegebenen Stoffes nnr in ■ifelirhit abge-
kfirzter Weise.
Blan benutzte dazu ein 6pfunder Feld Kanonrohr, welches
zwar bereits 1000 Schösse mit verlängerten Kartuschen
aosgehaken hatte, in seiner Seele aber noch so gut er-
halten war, da£s deren Durchmesser gegen den Vorschriften
mäCsigen nnr um 0,01 bis 0,02 Zoll vergröbert erschien.
Auch war dasselbe hinsichtlich seines Zündlochs der Fall
An der Seite dieses Rohrs 3 Zoll vom Boden der Seele
entfernt, also da, wo sich der Mittelpunkt der Pulverla-
dung befindet, wenn dieselbe 2 Pfund betragt und in ei-
ner gewöhnlichen Kartusche eingeschlossen ist, ward das-
selbe mit einem Stollen von Gufestahl versehen, welcher
innerhalb der Seele um etwa 0,01 Zoll in dieselbe vor-
stand und aufserbalb die Oberflache des Rohrs mit einem
1,54 Zoll hohen vierkantigen Kopfe überragte. In der
Richtung seiner Axe, welche parallel der Schildzapfenaxe
auf die Axe der Seele zulief, war dieser Stollen mit einem
genau cylindriseben Kanäle durchbohrt, dessen Durchmes-
ser 0,2950 Zoll und dessen Lange 4,2375 Zoll betrug.
Die Geschosse, welche aus diesem Kanäle durch den
in die Seele des Geschützrohrs vorschriftsmäßig geladenen
Schub getrieben werden sollten, waren ebenfalls genau
cylindrisch. Sie erhielten durchweg einen Durchmesser
von 0,29 Zoll und hatte man sie, um diefs Maafc sehr
genau inne halten zu können und ihre wiederholte Ver-
wendung möglich zu machen, auf der Drehbank aus hier-
für hinlänglich starkem Gufsstahldraht sehr sorgfältig an-
gefertigt. Ihre Länge richtete sich nach dem Gewichte,
das man ihnen zu geben beabsichtigte; hätte dieselbe je-
doch, diesem gemäfe, erheblich mehr als 4,20 Zoll betragen
müssen, so versah man sie an ihrem aus dem Stollenkanale
hervorragenden Ende mit einem gufsstähleraen Kopfe,
welcher das ihnen zu gebende Gewicht zu vervollständi-
515
gen bestimmt war. Der Weg den die hintere, der Pulver-
ladung zugekehrte, Grundfläche dieser Stollengeschosse in-
nerhalb des Stollenkanals während des Schusses zu durch-
laufen erhielt, betrug durchweg 4,20 Zoll und wurde stets
höchst sorgfältig bestimmt.
Das Geschützrohr lag in einer Laffete, welche so nie-
drige Räder hatte, dafs die Bahn der Stollengeschosse nicht
mehr auf dieselben treffen konnte. Vor dem Stollenkanale
war in der durch dessen Axe bestimmten Richtung auf der
Entfernung von 12| Fufs ein ballistischer Gewehr -Recep-
teurpendel aufgestellt, welcher von der Schwingungsaxe
bis zur Mitte des Recepteurs eine Länge von 6 Fufs be-
safs und dessen Gewicht, je nachdem der Recepteur eine
Zugabe von Bleischeiben erhielt oder nicht, sich zwischen
86 und 104 Pfund befand.
Die Aufstellung dieses Pendels erfolgte innerhalb einer
gut erbauten Baracke, deren zwischen dem Recepteur und
dem Stollenkanale befindliche Wand an der bierfür erfor-
derlichen Stelle mit einer kreisrunden Oeffnung versehen
war, durch welche die aus dem Stollenkanal abzuschie-
fsenden Geschosse ihren Weg nach dem Recepteur des
ballistischen Pendels nehmen mufsten. Ueberdiefs befand
sich zwischen dieser Oeffnung und der Mündung des Ge-
schützes eine Bretterwand errichtet. Ebensowohl die Ent-
fernung von 12| Fufs, als die eben beschriebenen Vorkeh-
rungen hatten sich als erforderlich gezeigt, um das Pendel
gegen die durch den Schufs erzeugte Bewegung der Luft
sicher zu stellen und es in der ihm vor demselben zu*
kommenden richtigen Lage möglichst ruhig zu erhalten.
Um den Stollenkanal auf den Recepteur des Pendels
zu richten, benutzte man einen in denselben genau passen-
den Stahlcylinder von 16 Zoll Länge. Dieser wurde in
jenen um, mehrere Zoll hineingeschoben und war an der
Stelle, welche zunächst daraus hervorstand, mit einem durch
seine Axe gehenden feinen Loche versehen, durch welches
ein dünner Faden gezogen wurde. Auf der Mantelfläche
seines vorderen Endes hatte man ihn mit einem Punkte
33*
516
bleibend beifirhnct, welcher sich in der durch warne Axe
and das gedachte Loch gelegten Ebene befand. Der Fa-
den wurde mäfrig angespannt nach dem Reccptenr geführt
und demnächst das Geschfitzrohr so lange rechts oder links
(»der nach auf* oder abwärts gerichtet, bis er den eben
erwähnten Punkt gerade nur berührte.
In dieser Art ging das Richten sehr schnell and höchst
sicher wen Statten. Bei den Versuchen selbst zeigte sich,
dafs die ans dem Stollenkanale getriebenen Geschosse,
nach Maafsgabe als ihr Gewicht zunahm, von demjenigen
Punkte, auf den man gerichtet hatte, nach derjenigen Seite
hin abwichen, welche durch die Richtung des dem Ge-
schütze durch den Schüfe ertheilten Rückläufe bezeichnet
wird. Man mufete daher, um den Recepteur in dem Me-
ter bestimmten Punkte zu treffen, die Richtung stets so
nehmen, dafs dieselbe auf einen andern Punkt hinlief, wel-
cher Ton jenem, in der dem Rucklaufe entgegengesetzten
Richtung, um ein mehr oder weniger grofses Maafs ab-
wich. Dieses betrug bei den Verhältnissen, unter denen
die Versuche zur Ausf&hrung kamen, erfahrungsmälsig für
jede 2 Loth, um welche sich das Gewicht des Stollenge-
schosses vergrößerte, etwa 1 Zoll ■)•
Die Füllung des Recepteurs bestand anfänglich aus ei-
genen Holzscheiben und gingen mit denselben die Ver-
suche bei allen den Stollengeschossen, deren Gewicht noch
nicht so grofs war, data man sie mit einem Kopfe verse-
hen mufste, in einer Weise von Statten, dafs sich aus den
zur Stelle gemachten Erfahrungen auch nicht der geringste
Einwand dagegen erheben läfst Auch nahmen die kür-
zeren dieser Geschosse, so lange sie nicht auf Eisentheile
trafen, sondern in der Holzmasse sitzen blieben, nicht den
mindesten Schaden, so dafs man sie unter diesen Umstän-
den immer wieder zur Anwendung bringen konnte; dage-
gen trat eine Verbiegung derselben um so häufiger ein,
je länger man sie machte. Ist eine solche vorhanden, was
1 ) Man konnte hieraus Schlüsse auf die Geschwindigkeiten machen , mit
denen der Rücklauf des Geschützes vor sich geht.
517
sich durch das Klemmen des davon betroffenen Geschos-
ses im Stollenkanale sofort zu erkennen giebt, so darf
dieses nicht weiter in Anwendung gebracht werden, da es
als eine wesentliche Bedingung für die Richtigkeit der zu
erwartenden Ergebnisse angesehen werden mufs, clafs das-
selbe innerhalb dieses Kanals ohne erheblich merklichen
Widerstand nach vor- und rückwärts bewegt werden
kann.
Das Herausnehmen jedes in den Recepteur geschosse-
nen Cjlinders war dadurch sehr erleichtert, dafs man die
Holzscheiben, die eine nach der anderen, daraus entfernen
konnte. Ihr Festliegen darin mufs jedoch als eine wesent-
liche Bedingung betrachtet werden, und war diefs bei den
ausgeführten Versuchen mit Hülfe von Schrauben bewirkt
worden, die sich am vorderen und hinteren Theile des
Becepteürs befanden, jedoch nicht allzu stark angezogen
werden durften, weil man in der festen Zusammenpres-
sung der Recepteur -Füllung gleichfalls zu weit gehen
kann.
Bei der Anwendung der Stollengeschosse mit Kopf
zeigten sich mehrere Uebelstände, und zwar in so höherem
Maafse, je schwerer sie wurden. Aus den damit erhalte-
nen Ergebnissen konnte man zunächst unzweifelhaft erken-
nen, dafs jedes dieser Ergebnisse als unbrauchbar angese-
hen werden inufste, bei welchem ein mehr oder weniger
heftiges Zurückprallen des Geschosses von der Recepteur-
Füllung stattgefunden hatte« Ferner konnte man eine um
so heftigere Erschütterung des dadurch in Schwung ge-
setzten Pendels selbst wahrnehmen, je weiter der Treff-
punkt vom Schwingungspunkte und insbesondere aus der
Mittellinie des Pendels entfernt war, und je mehr das Ge-
wicht dieser Geschosse zunahm. Bei den schwersten der-
selben kam es sogar zuweilen vor, dafs das Pendel durch
den ihm ertheilten Stofs aus den Pfannen geworfen wurde.
Endlich ereignete es sich unter den hier beschriebenen Um-
ständen gar nicht selten, dafs der auf dem Gradbogen be-
wegliche Schieber weiter zurückgeschleudert wurde, als
518
dseii nach der GrOfae des dem Pendel ertheilten Ausschlags
bitte stattfiodeo dürfen.
Um diese Uebdstände za mildern, füllte man den Re-
cepteur an Stelle einiger Bohschaben mit dünnen Blei-
sebeiben, welche darin mit Zwischenräumen festgelegt wur-
den, um das Eindringen der Geschosse in dieselben und
ihr Sitzenbleiben in ihnen zu erleichtern. Diese Maafcre-
gel half, aber nicht entschieden genug, um die mit ihrer
Hülfe gewonnenen Ergebnisse der schweren Stollenge-
schosse eben so einwandfrei betrachten zu dürfen, als diefs
in Betreff der Ergebnisse der leichtern Geschosse angege-
ben worden ist. Die Aulgaben:
1) das vorhandene Pendel noch mit einem zweiten
Gradbogen zu versehen, auf welchem die Gröfse des
ihm ertheilten Ausschlags durch einen Stift angege-
ben wird, der einerseits mit dem Pendel fest ver-
bunden ist und andererseits bei der ihm gegebenen
Richtung nach abwärts, unter möglichst geringem
Widerstände, seinen Weg in einer weichen Masse
bezeichnet, die sich in einer für ihre Aufnahme be-
stimmten Aushöhlung dieses Gradbogens befindet;
2 ) den Recepteur desselben mit einer so weichen Masse
(einer Mischung von gleichen Theilen Talg und
Wachs) zu füllen, dafs dadurch ein hinlänglich tie-
fes Eindringen der mit einem Kopf versehenen Ge-
schosse in dieser Masse und ihr Sitzenbleiben in der-
selben bewirkt, aufserdem aber auch noch die Er-
schütterung gemildert wird, welche das Pendel durch
die ihm von diesen Geschossen ertheilten Stöfse em-
pfängt; und
3) ein zweites schwereres und längeres Pendel erbauen
zu lassen, welches stärkere Stöfse auszuhalten ver-
mag, als das vorhandene;
blieben durch die gemachten Erfahrungen vorgegeben, fan-
den jedoch erst nach der Beendigung der gegenwärtig in
Rede stehenden Versuche ihre Erledigung. Nur des Zu-
sammenhanges wegen sey hier alsbald erwähnt, dafs die
519
unter 1. und 2. genannten Maafsregeln bereits durch Ver-
suche geprüft worden sind, und sich als sehr zweckmäfsig
gezeigt haben. Auch erscheint die Füllung von Talg und
Wachs insofern sehr billig, als sie durch das Schiefsen in
dieselbe zu ihrem fortwährenden Gebrauche nicht untaug-
lich gemacht werden kann.
Zum Verständnifs der vorliegend mitzutheilenden Ver-
suche kann die Kenntnifs des dazu erforderlichen ballisti-
schen Pendels und die Art seines Gebrauchs vorausgesetzt
werden, da die sich hierauf beziehenden Begriffe, besonders
in neuerer Zeit, eine grofse Verbreitung gefundeu haben
und es im vorliegenden Aufsatze tu weit führen würde,
wenn man darin auf die hierbei in Betracht kommenden
Einzelnheiten näher eingehen wollte, als diefs schon ge.
schehen ist. Auch dürfte diesem Gegenstande eine Ab-
handlung für sich um so mehr zu widmen seyn, als unsere
Artillerie ebenfalls diese Art von Maschinen, und sogar
im grofsartigsten Maafsstabe, in einer vielleicht noch nicht
übertroffenen Vollkommenheit besitzt, und damit nach sehr
verschiedenen Richtungen hin seit einer Reihe von Jahren
sehr ausgedehnte Versuche und Erfahrungen zu machen
im Stande war.
Im vorliegenden Falle hatte das dabei in Anwendung'
gekommene ballistische Pendel den Zweck, zur Messung
derjenigen Geschwindigkeit zu dienen, mit welcher es durch
den aus dem Stollenkanale abgeschlossenen Stahlcyün-
der getroffen worden war. Wurde diese Geschwindig-
keit um diejenige vergröfsert, welche das eben gedachte
Geschofs auf seinem 12| Fufs langen Wege vom Stollen-
kanale bis zum Recepteur des Pendels durch den Wider-
stand der Luft verloren haben mufste, so erhielt man die-
jenige Geschwindigkeit, mit der es den eben gedachten
Kanal verlassen hatte; diese mit dem Gewicht von jenem
multiplicirt, ergab das Moment der Bewegung, mit dem
diefs geschehen war.
Behufs dieser Messungen war das Geschützrohr mit
denjenigen Schüssen vorschriftsmäfsig geladen worden, bei
He warn der Pnlmlidnng gegen
wickelte Kraft zn niHhnmin br Aiir faiglr. »ab
Kraft auf die Stelle des Rohrs zn berirfcm ■
in Am der Siollenkanal befindet, durfte zur Vi
too MMsrcrständnifsen besonders zu im Ihn« sejm, da
die im Geschützrohre tfcätige Polverkraft in doppelter Be-
ziehung veränderlich ausfallen kann, näadich.: »das eine
Mal mit den Augenblicke, für den sie stattfindet» oder der
Zeit nach, and ein zweites Mal ant der Stelle des Rohrs,
für die sie gemessen werden soll, oder den Orte nach.«
Aach kann man in beiden Fällen noeb nach den "Wege
fragen, den das ins Geschützrohr geladene Gescfcols inner-
halb der Seele desselben bis zu den Augenblicke zurück-
gelegt hat, für den die gedachte Bestimmung erfolgen soll,
sowie nach der Geschwindigkeit, die es in diesem Augen-
blicke bereits erlangt bat.
Die ausgeführten Versuche erhielten schon von Hanse
ans dadurch eine gröbere Ausdehnung, dais man mög-
lichst gleichzeitig drei verschiedene Arten feldkriegsmälsig
angefertigter Schüsse zur Anwendung brachte. Diese
waren:
1) Kugelscbüsse mit gewöhnlichen Kartuschen und 2 Pfd.
Pulverladung.
2) Dergleichen mit verlängerten Kartuschen und 2 Pfd.
Pulverladung.
3) Dergleichen mit verlängerten Kartuschen und 2 Pfd.
5 Loth Pulverladung.
Bei den unter 1 gedachten bildete die Pulverladung
einen Cylinder von 6,126 Zoll mittlerer Länge, bei den
unter 2 erwähnten einen abgekürzten Kegel mit einer Länge
von 7,220 Zoll, und bei den unter 3 aufgeführten gleich-
falls einen abgekürzten Kegel von 7,671 Zoll mittlerer
Länge. Als inaafsgebend für die Gröfse der Verlängerung
war das Gesetz festgehalten worden, dafs sich der Durch-
messer der gewöhnlichen Kartuschen zum mittleren Durch-
messer der verlängerten verhalten sollte, wie 141 zu 128
bis 131.
521
In der Reihenfolge, in welcher man schofs, fand inso-
fern ein beständiger Wechsel statt, als einerseits für jedes
Stollengeschofs alle drei Schufsarten, und andererseits für
jede Schufsart eine Reihe, ihrem Gewichte nach, verschie-
dener Stollengeschosse möglichst gleichzeitig in Anwen-
dung zu bringen waren. Je nachdem die erhaltenen Er-
gebnisse unsicher erschienen oder einzelne Schüsse wegen
nachweislich dabei vorgekommener Fehler verworfen wer-
den mufsten, ward für jede Verbindung von Schufs und
Stollengeschofsart die Anzahl der Schüsse vermehrt. Man
beabsichtigte für jede dieser Verbindungen fünf tadelfreie
Ergebnisse zu erhalten, und aus diesen das arithmetische
Mittel als das ^wahrscheinlich richtigste zu nehmen; doch
ermittelte man für jedes der Stollengeschosse, die man als
die entscheidendsten ansah, bei jeder der drei Schufsarten
noch eine gröfsere Anzahl zugehöriger Ergebnisse.
Als diese Versuche beendet waren, that man scharfe
Schüsse mit gewöhnlichen Kartuschen und 1| Pfund Pul-
verladung. Hierbei kamen nur die leichteren Stollenge-
schofsart en in Anwendung, deren Ergebnisse man mit
Rücksicht auf die Anzeigen des vorhandenen ballistischen
Pendels als tadelfrei ansehen könnte, und geschahen mit
jeder derselben wiederum mindestens fünf Schüsse. Zuletzt
wurden die angestellten Versuche noch auf das Schiefsen
mit 2 Pfund Pulverladung in gewöhnlichen Kartuschen,
jedoch ohne Kugel und Kugelspiegel (blinde Schüsse) aus-
gedehnt
Im Allgemeinen gingen alle diese Versuche so gut von
Statten, dafs man binnen einigen Stunden 15 Schüsse zu
thun im Stande war und dabei, in Folge der sehr gesicher-
ten Aufstellung des ballistischen Pendels, von Wind und
Wetter fast ganz unabhängig blieb. Ihre mittleren Ergeb-
nisse sind in der am Schlüsse dieses Aufsatzes beigefügten
Tabelle zusammengestellt worden, zu deren Verständnifs
sowohl, als zur Erläuterung des Weges, auf dem man zu
jenen gelangt ist, nachfolgende Auseinandersetzungen bei-
tragen werden.
522
Die ersten sechs Verticalspalten dieser Tabelle enthal-
ten diejenigen mittleren Ergebnisse, welche als die durch
die angestellten Versuche unmittelbar gelieferten betrachtet
werden können. Nach dem hierüber bereits Beigebrachten
dürfte für sie eine fernere Erläuterung nicht mehr erfor-
derlich seyu.
In Bezug auf die in den folgenden Verticalspalten auf-
geführten Ergebnisse denke man sich zunächst, dafs zwei
der in diesen Versuchen zur Anwendung gekommenen
Stollengeschosse oder Stahlcylinder von 0,29 Zoll Durch-
messer, welche der Gröfse ihres Gewichts nach auf einan-
der folgen, unter möglichst gleichen Umständen durch den
im Geschützrohre abgefeuerten Schufs aus dem Stollen-
kanal getrieben worden sind. Das Gewicht des leichtern
dieser Cylinder sey = p, das des schwerern = P und die
Zeit, innerhalb welcher Jener der Einwirkung der Pulverr
kraft ausgesetzt war, oder den Stollenkanal mit seiner hin-
tern Grundfläche durchlaufen hat = t, während die in der-
selben Art dem Cylinder vom Gewicht P angehörige Zeit
= T gesetzt werden möge.
Hat hierbei die hintere Grundfläche beider Cylinder im
Stollenkanal einen gleichen Weg = X zu durchlaufen ge-
habt, so wird T gröfser ausgefallen seyn als t, und der
Cylinder vom Gewicht P vom Beginn seiner Bewegung
ab, innerhalb der Zeit t in jene/n einen Weg = s zurück-
gelegt haben, welcher kleiner ist als A.
Da nun aber die auf den Cylinder vom Gewicht P in
der Zeit i erfolgte Einwirkung der Pulverkraft ebensowohl
in Bezug auf ihre Gröfse als auf die Gesetze, nach denen sie
während dieser Zeit veränderlich ausgefallen ist, der gegen
den Cylinder vom Gewicht p in derselben Zeit f statt-
gehabten völlig gleich zu setzen ist, so müssen sich auch
die von beiden Cylindern innerhalb dieser Zeit t erlangten
Geschwindigkeiten und zurückgelegten Wege zu einander
verhalten, wie umgekehrt ihre Gewichte. Bezeichnet man
nun noch die hier in Betracht kommende Geschwindigkeit
des Cylinders vom Gewicht p mit D und die des Cylinders
523
vom Gewicht P mit t), so erbalt man dem eben Gesagten
gemäfs :
l?:D=p;P
die Formel der siebenten Verticalspalte der Tabelle, und
s : A = p . P
(2) . . . s=i±.X
die Formel der achten Verticalspalte derselben.
Dafs diese Gesetze wirklich stattfinden, ist auch durch
die ausgeführten Versuche selbst sehr schlagend dargethan
worden. Man brachte nämlich bei jeder der verschiedenen
Schufsarten zwei durch ihr Gewicht von einander ver-
schiedene Cylinder in Anwendung und liefs die Wege,
die man ihnen mit ihrer der Pulverladung zugewendeten
Grundfläche innerhalb des Stollenkanals zu durchlaufen
anwies, sich zu einander verhalten, wie umgekehrt ihre
Gewichte. Jedes Mal ergab sich das Moment der Bewegung,
mit dem sie den Stollenkanal verliefsen, vollständig so, als
ob man immer nur eiften und denselben Cylinder mit dem
ihm im Stollenkanal angewiesenen und unverändert gelas-
senen Wege in Anwendung gebracht hätte, so dafs es voll-
kommen erlaubt erschien, einen leichteren Cylinder durch
einen schwereren zu ersetzen, wenn man die von beiden
im Stollenkanal zu durchlaufenden Wege sich zu einander
verhalten liefs, wie umgekehrt ihre Gewichte. Auch dürften
diese Erfahrungen als ein Beweis zu betrachten seyn, dafs
das bei der Ausführung dieser Versuche beobachtete Ver-
fahren als sehr zuverlässig angesehen werden konnte.
Nun ist aber der Cylinder vom Gewicht P nach Ablauf
der Zeit t im Stollenkanal noch während der Zeit T — t
der Einwirkung der Pulverkraft ausgesetzt geblieben. Die
Gröfse der in dieser Zeit gegen ihn thätig gewesenen Pul-
verkraft sey =k. Ist aber die Zeit T — t klein genug, so
kann während derselben die Kraft k als unveränderlich oder
sich selbst gleich bleibend, und daher die darin vom Cylinder
524
vollbrachte Bewegung als eine gleichförmig beschleunigte an-
gesehen werden. Der Beweis hierfür ergiebt sich sofort,
wenn man T—t und demgemftfs auch.JP — p, X — s u. s. w.
zu wirklichen Differentialen werden läfst, indem sich als-
dann die Veränderung, welche die Kraft k in der Zeit
T — t erfahren hat, ebenfalls als unendlich klein und daher
gegen k selbst als völlig verschwindend herausstellt. Doch
dürfen die Gröfsen T—t, P—p, k — s u. 8. w. schon er-
heblich grofs werden, ehe die damit verbundene Verände-
rung von k im Vergleich zu dieser Gröfse selbst als eine
beachtenswerthe angesehen werden mufs, da sie immer nur
den Unterschied zweier auf einander folgender Gröfsen
für k ausdrückt
Für diese gleichförmig beschleunigte Bewegung, nämlich
den letzten Theil der von dem Cylinder vom Gewicht P
im Stollenkanal vollbrachten Bewegung, hat man aber:
T — t als die Zeit derselben und noch unbekannt;
e ab die Anfangsgeschwindigkeit mit Hülfe von Formel
(1) bekannt;
X — s als den ihr angehörigen Weg, ebenfalls bekannt,
und zwar X durch unmittelbare Messung beim Ein-
bringen des Cyünders in den Stollenkanal und s
mit Hülfe von Formel < 2 ) ;
V als die ihr angehörige Endgeschwindigkeit, mit der
der Cylinder vom Gewicht P den Stollenkanal ver-
liefs, und mit Hülfe des davor aufgestellten ballisti-
schen Pendels bestimmt, also auch bekannt; und
g als die Beschleunigung der Schwere, für Berlin =
31,2648 Fufs.
Den Gesetzen der hier gedachten Bewegung und den
eben gemachten Bezeichnungen gemäfs ergiebt sich aber:
die Endgeschwindigkeit K= 0+ — ,g(T — f)
und der Weg X— s=zi>(T— 0+4" • 4-(T— *)*•
Aus diesen beiden Gleichungen erhält man sehr leicht:
525
(3)...r-*=^f>,
die Formel der zwölften und
V } ' • • (T— t)g ~ (T-031,2648
oder die Formel der dreizehnten Yerticalspalte der Tabelle.
Der Druck k, den die Pulverkraft während der Zeit
T — t gegen den Cylinder geäussert hat, fand gegen dessen
ihm ausgesetzt gewesene Grundfläche statt Diese betrug
(^f5)*. n = (^)*. 3,14159 Quadratzoll. Daher erhält
man denjenigen Druck, den die Pulverkraft während der
Zeit T — t gegen einen Quadratzoll geäufsert hat:
k
(5) =
C^)' 3,14159'
nämlich die Formel der vierzehnten Yerticalspalte der Ta-
belle.
Wird dieser Druck in Pfunden angegeben und durch
15 dividirt, so ergiebt sich die während der Zeit T — t im
Geschützrohre an der Stelle, wo dasselbe den Stollenkanal
enthält, thätig gewesene Pulverkraft oder Gasspannung in
Atmosphären, jede zu 15 Pfd. Druck auf den Quadratzoll
gerechnet. Die in der fünfzehnten Yerticalspalte der Ta-
belle aufgeführten Ergebnisse sind die in dieser Art ent-
standenen.
Ferner ist die Zeit T, in der der Cylinder vom Gewicht P
seinen ganzen, ihm im Stollenkanale angewiesenen Weg X
durchlaufen hat, dadurch erhalten worden, dafs man stets
zu der bereits ermittelten Zeit t, in welcher dasselbe von
dem nächst leichteren Cylinder vom Gewicht p geschehen
ist, die mit Hülfe von Formel (3) gefundene Zeit T—t
addirt hat, und sind die Angaben der sechszehuten Yer-
ticalspalte der Tabelle die desfallsigen Ergebnisse.
Endlich kann man verfahren, um die in der siebenzehn-
ten und achtzehnten Yerticalspalte dieser Tabelle ange-
gebenen Formeln, mit deren Hülfe die darunter befind-
526
liehen Ergebnisse berechnet worden sind, zu erhalten, wie
folgt:
Man denke sich, dafs in derselben Zeit T, in welcher
der Cylinder vom Gewicht P ans dem Stollenkanal ge-
schossen worden ist, die Geschwindigkeit V erlangt und
den Weg X zurückgelegt hat, der in das Geschützrohr ge-
laden gewesenen Kugel die Geschwindigkeit V auf dem
Wege A' ertheilt worden, und dafs diefs in jedem Augen-
blicke jener Zeit von der Pulverkraft mit einem in Atmo-
sphären gleichen Drucke, oder mit gleicher Gasspannung
gegen beide Körper geschehen sey. Dafs das zuletzt Ge-
dachte nicht genau der Fall ist, weil sich die Gasspannung
im Geschützrohre an der Stelle, an welcher der Stollenkanal
in dessen Seele mündet, und in diesem Kanäle selbst, star-
ker ergeben mufs, als dicht hinter der in Bewegung ge-
setzten Kugel, wird hierbei sofort zugegeben; man nehme
indefs an, dafs dem so sey, und zwar eines Theils, um
dadurch eine feste Grundlage für die Bestimmung der der
Kugel im Geschützrohre wirklich ertbeilten Bewegung zu
gewinnen, und andern Theils deshalb, weil die Ergebnisse,
welche aus dieser Vorstellung oder Annahme hervorgehen,
für alle aufzustellenden Vergleichungen höchst geeignet
und der That nach streng richtig sind, wenn man sie als
das nimmt, was sie wirklich seyn sollen und nur seyn
können. Selbst in Betreff der blinden Schüsse kann die
dabei im Stollenkanal und an der Stelle, wo dieser in die
Seele mündet, stattgehabte Gasspannung in dieser Weise
klar verdeutlicht werden, wie diefs aus den desfallsigen
Angaben der beigefügten Tabelle hervorgeht Nach wel-
chen Gesetzen alsdann aber auch die Puherkraft während
der Zeit T veränderlich gewesen seyn mag, immer wird
sich der hier aufgestellten Bedingung oder Annahme gemäfs
in jedem beliebigen Augenblicke dieser Zeit T verhalten:
die Kraft, von der die Kugel in der Bichtung der Seelen-
axe des Geschützrohrs fortgetrieben wird und welche mit
K bezeichnet werden möge, zu der gegen den Cylinder
thfitig gewesenen und bereits mit k bezeichneten, wie
il
527
der gröfste Kreis der Kugel zur Grundfläche des Cylin-
ders, so dafs man erhält, da der Durchin«6ser jener 3,50
und der von diesem 0,29 Zoll beträgt:
K: k = (3,50)' : (0,29)*.
Auch verhalten sich hiernächst für jeden durch die
Zeit T bestimmten Augenblick, weun man die in demselben
erzeugten Geschwindigkeiten der Kugel und des Cylinders
beziehungsweise durch d V1 und d V bezeichnet:
die Gröfsen dV'idV oder V':V, oder Xik
einerseits, wie die gegen beide Körper thätig gewesenen
Kräfte K und Ä, und andrerseits umgekehrt wie die Ge-
wichte dieser Körper, von denen das der Kugel 6 Pfd. und
P i_
das des Cylinders — Pfd. oder PLoth betragen haben
möge.
Daher ergiebt sich:
dV':dV=V':V = X:X =
tfi\ V— P - F ^3I814
die Formel der siebenzehnten und
(7) . . . X =*• j^|gi4>
die Formel der achtzehnten Verticalspalte der Tabelle.
Gleichzeitig ersieht man, dafs, wenn das Gewicht P des
Cylinders dasjenige seyn soll, bei dem derselbe und die
Kugel, unter der oben dargelegten Bedingung, mit einander
stets gleiche Geschwindigkeiten erlangt und gleiche Wege
zurückgelegt haben müssen, man P = 1,31814 Loth setzen
und den Stollenkanal hinlänglich lang machen müfste.
Dafs, wie schon weiter oben darauf hingedeutet worden
ist, die in der siebenzehnten und achtzehnten Verticalspalte
der beigefügten Tabelle erhaltenen Geschwindigkeiten und
Wege gröfser ausgefallen sind, als es die der Kugel- im
Geschützrohr angehörigen Geschwindigkeiten und Wege
528
der That nach seyn können, hat seinen Grund zunächst
darin, dafs die in der Seele desselben, nnd zwar in der
Nähe des Stollenkanals, thätig gewesene Pulverkraft, aufser
der Kugel selbst, noch den Kugelspiegel, so wie diejenigen
Massen in der Richtung der Seelenaxe fortzutreiben gehabt
hat, aus denen die Pulverladung und der Kartuschbeutel
bestehen. Nähme man an, dafs Kugel und Kugelspiegel
mit gleicher Geschwindigkeit, die eben erwähnten Massen
aber nur mit der Hälfte dieser Geschwindigkeit bewegt
werden, da man sich deren Schwerpunkt im Mittelpunkt
des hinter dem Kugelspiegel befindlichen Seelenraums lie-
gend denken kann, so würde es ganz leicht seyn, die der
Kugel im Geschützrohr wirklich zukommenden Geschwin-
digkeiten und Wege mit Hülfe der, den eben aufgestellten
Begriffen gemftfs abzuändernden, Formeln (6) und (7)
zu berechnen; allein man würde sich hierbei nicht mehr
auf dem Boden der Thatsachen befinden, und soll dieser
Ursache wegen weiterhin noch dargelegt werden, wie man
die eben gedachten Geschwindigkeiten und Wege möglichst
unmittelbar aus den Geschwindigkeiten und Wegen der
Stollengeschosse zu bestimmen hofft.
Wie man die in der beigefügten Tabelle, von ihrer
siebenten Verticalspalte ab aufgeführten Ergebnisse mit
Hülfe der vorstehend dargelegten Formeln berechnet hat,
möge jetzt noch durch die nachfolgenden Beispiele ver-
deutlicht werden:
Für die gewöhnlichen Kartuschen zu 2 Pfd. (scharfe
Schüsse) hatte man, wie diefs aus der beigefügten Tabelle
hervorgeht:
1 ) Die Geschwindigkeit, mit welcher der Cylinder vom
Gewicht =0,75995 Loth = P den Stollenkanal nach der
Zurücklegung seines ihm darin angewiesenen Weges von
4,20 Zoll = A verliefs, =820,71 Fufs = V. Das Gewicht
des nächst leichteren Cylinders war =0 =p, weil jener
der leichteste in Anwendung gekommen war. Diesen An-
gaben gemäfs erhält man
nach
529
nach Formel (1) ©= — = 0
(2) 8=^1 = 0
und daher f = 0.
Ferner wird:
V— © = 820,71— 0 = 820,71 Fufs,
A — * = 4,20 — 0 = 4,20 Zoll ,
nach Formel (3)
r- 1= T— (^y^o)W °>00085293 Sekunden,
nach Formel (4)
K_ (820,71 -0)0,75995 _ „n
~ 0,00085293.31,2648.32 ~ 'ou>w ria-
nach Formel (5)
K
(«|?)4. 3,14159
= 11065,0 Pfd.
= dem mittleren Drueke der Palverkraft auf den Quadrat-
zoll in den ersten 0,00085293 Sekunden und ü^fb? —
15
737,70= dieser Kraft in Atmosphären.
Auch wird nach Formel (6)
r=820,71.Jg|g = 473,17 Fufs,
nach Formel (7)
A' = 4,20 . £gg* = 2,4214 Zoll.
2) Für den Cylinder vom Gewicht 1,10050 Loth = P
betrug bei den hier gedachten Kartuschen die Geschwin-
digkeit, mit der er nach Zurücklegung des Weges von
4,20 Zoll den Stollenkanal verliefs ; 722,83 Fufs = V. Das
Gewicht des nächst leichteren Cylinders war =0,75995 Loth
=p und die Geschwindigkeit, mit der dieser auf demselben
Wege aus dem Stollenkanal gelangte, =820,71 Fufs =t>.
Daher erhält man nach Formel (1)
».p 820,71.0,75995 Rßßß« „ ,
V = P = 1,10050 = 566'83 Fufa'
PoggendorfPs Ann. Ergäntungsbd. IV. 34
r— *:=
(*)
nach Fonnd (b)
\*t\j* — maß
z~ dem Drucke der Pukerkrail auf den Quadratzoll
Ablauf der Zeit von 0,00063293 Sekunden wahrend der
ifara«/' folgendem 0,00016793 Sekunden:
1&4*M_
103036
15
s der eben gedachten Gräfte der Palrerkraft in Atmo-
sphären,
Ferner wird nach Formel (6)
F = 722,83 JS5 = 603'43 Fafc'
nach Formel (7)
X'= 4,20.]^^= 3,5062 Zoll, a. s. w.
In dieser hier angegebenen Art ist in der beigefügten
Tabelle die Rechnung für jede zwei, ihrem Gewichte nach
auf einander folgenden, Stollengeschofsarten, von der leich-
testen bis zur schwersten, bei jeder der fünf zum Versuch
gezogenen Kartuscharten fortgeführt worden.
Die so erhaltenen Ergebnisse sind die ersten, welche
nicht allein auf dem Wege blofser, durch ganz unzu-
531
reichende Erfahrungen unterstützter Betrachtungen, Ver-
innthungen und Annahmen, auf den man in dieser Hinsicht
bisher eingeschränkt war, sondern durch unbestreitbare
Thatsachen eine Einsicht in die innerhalb eines Geschütz-
rohrs stattfindenden Wirkungen der Pulverladung gewäh-
ren, und zwar ebensowohl hinsichtlich der Gröfse derselben,
als der Gesetze, nach denen ihre Entwickelung vor sich
gebt. Dafs hierin Veränderungen eintreten müssen, je
nachdem von den so zu sagen zahllosen Pulversorten,
welche wirklich vorhanden sind oder seyn können, die
eine oder die andere in einander nicht vollkommen glei-
chen, oder durch ihre Natur von einander verschiedenen
Geschützröhren in Anwendung kommt, und dabei die La.
düng ihren Platz in einem verschieden gestalteten, oder
verschieden grofsem Räume hinter dem Geschosse erhält,
oder auf die eine oder andere Art entzündet wird; je
nachdem ferner der Spielraum, mit dem sich das Geschofs
im Rohre bewegt, ein kleinerer oder grösserer wird, oder
dasselbe durch sein kleineres oder gröfseres Gewicht, so
wie durch seine Reibung mit den Seelenwänden die Fe-
stigkeit der Einschliefsung der Ladung erhöht oder ver-
mindert u. s. w., dürfte keiner besondern Erläuterungen
bedürfen. Hinsichtlich aller dieser Verschiedenheiten hat
man jedoch im vorliegenden Falle vorzugsweise nur die
Anstrengungen vor Augen gehabt, denen ein 6pfünder
Feld -Kanonrohr bei seinem feldkriegsmäfsigen Gebrauche
mit mehren hierzu geeigneten Ladungen und Kartuscharten
unterworfen wird. Dafs auch diese Aufgabe noch keines-
wegs als vollständig gelöst zu betrachten ist, dürfte einer-
seits in den Unvollkommenheiten begründet seyn, welche
jederzeit von einem zum ersten Male unternommenen, und
hinsichtlich der dabei zu nehmenden Rücksichten keines-
wegs ganz einfachem, Versuche unzertrennlich seyn wer-
den, andererseits aber auch darin, dafs er bei weitem noch
nicht die Ausdehnung erreicht hat, welche er erhalten
müfste, um auf seine Ergebnisse in jener Hinsicht voll-
ständig entscheidende Folgerungen gründen zu dürfen,
34*
532
*
Jedenfalls aber darf zur Förderang der Sache keine von
den dabei gemachten Erfahrungen verschwiegen werden"
durch welche möglicherweise die Richtigkeit dieser Ergeb-
nisse eine beachtenswerte Beeinträchtigung erfahren ha-
ben könnte.
Zunächst bleibt daher zu erwähnen, dafs das Geschütz-
rohr vor dem Beginn des Versuchs schon erheblich ge-
braucht war, obwohl der gemachten Aufnahme desselben
gemäfs, nicht besonders angegriffen erschien, und dafs hierin
vielleicht die auffallende Erscheinung begründet seyn kann,
dafs sich für alle vier Arten der scharfen Schösse bei ei-
ner und derselben Geschofsart (der mit dem Gewicht von
2,923 bis 2,942 Loth) ein zweites Maximum, der im Ge-
schützrohr entwickelten Pulverkraft ergab, während sich
deren erstes, erheblich gröfseres Maximum für die Schüsse
zu 1| Pfund Ladung schon bei der Stollengeschofsart von
1,0657 Loth, und bei den drei übrigen Arten der schar-
fen Schüsse schon bei der von 1,4797 bis 1,41818 Loth
Gewicht befindet (Man sehe hierfür die Tabelle).
Anlangend das Verhalten des ballistischen Pendels, so
erschien dasselbe, wie sich diefs bei einer stets darauf ge-
richteten, mit einer höchst sorgfältigen Beobachtung ver-
bundenen Aufmerksamkeit zu erkennen gab, für alle Stol-
lengeschofsarten tadellos, welche das Gewicht von 4i Loth
nicht überschritten und nicht übermäfsig seitwärts, auf den
Rand des Recepteurs, trafen. Dafs defsungeachtet, und
auch bei der Abwesenheit jeder anderen Art von Fehlem,
die Maxima der Pulverkraft alsdann nicht völlig genau in
dieselben Zeitpunkte fallen dürften, für die sie sich in der
Tabelle angegeben befinden, wenn man die Stollengeschofs-
arten mit noch kleineren Gewichtsunterschieden auf einan-
der hätte folgen lassen, als diefs geschehen ist, und in die-
sem Falle auch nicht ganz dieselbe Gröfse behalten kön-
nen, ist ein zu berücksichtigender Umstand; doch hat man
es weder für radisam erachtet, diese Aufeinanderfolge der
Sfoliengeschofcse mit sehr kleinen Gewichtsunterschieden
eintreten zu lassen, noch den erhaltenen Versuchsergeb-
533
nissen schon gegenwärtig einen so hohen Grad von Ge-
nauigkeit und damit zusammenhängender Gesetzmäfsigkeit
beizumessen, um eine schärfere Bestimmung jener Maxima
und der Zeitpunkte, denen sie angehören, eintreten lassen
zu können, als es die vor Augen gelegte seyn soll.
Was nun noch die Ergebnisse der Stollengeschosse
anbetrifft, deren Gewicht das von 4j- Loth fiberschreitet,
so ist schon angedeutet worden, dafs man sie, in Folge
des Verhaltens des ballistischen Pendels und seiner Re-
cepteurfüllung gegen diese Geschosse, nicht mehr tadelfrei
gehalten hat, und zwar um so weniger, je gröfser ihr Ge-
wicht wurde und je weniger richtig sie den Recepteur
trafen. Ebenso ist der Mittel gedacht worden, durch wel-
che man diesem Uebelstande abzuhelfen gedenkt und auch
schon grofsentheils abgeholfen hat.
Als ein für die Zuverlässigkeit der durch die in Rede
gestellte Art von Versuchen zu bestimmenden Ergebnisse
und der ihnen zukommenden Gesetzmäfsigkeit, in hohem
Maafse zu berücksichtigender Umstand mufs endlich noch
der angesehen werden, dafs Schüsse, die in ihren Wir-
kungen einander vollkommen gleich seyn sollten, es der
That nach nicht werden, man zur Ausgleichung der in ih-
nen nicht zu vermeiden gewesenen Fehler zu einer oftma-
ligen Wiederholung derselben genöthigt wird. Dafs sich
hierbei, indem man die vorhandenen Zufälligkeiten auszu-
gleichen bemüht ist, immer noch wieder neue biuzufmden
können, hat der Artillerist sehr oft zu erfahren Gelegen-
heit. Um daher in Bezug hierauf zu einer entschiedet!
gröfseren Sicherheit zu gelangen, und die auszuführenden
Versuche sehr erheblich abzukürzen, siud bereits die nö
thigen Anordnungen getroffen worden, indem man ein
Kanonrohr, anstatt mit einem Stollenkanal, wie diefs bei
den ausgeführten Versuchen geschehen ist, mit zwei der-
gleichen, eiuander gerade gegenüberliegenden, versehen wird.
Vor jedem von diesen wird, unter Beachtung der hierfür
gewonnenen und weiter oben schon angegebenen Erfah-
rungen, ein ballistisches Pendel aufgestellt seyn und gleich-
534
zeitig' mit dem ihm gegenüber befindlichen durch einen
und denselben, ins Geschützrohr geladenen, Schufs ange-
schossen werden. Die hierbei gleichzeitig in Anwendung
zu bringenden Stollengeschosse werden entweder einander
gleich, oder durch ihr Gewicht mehr oder weniger von
einander verschieden seyn, und abwechselnd in beiden Ka-
nälen zur Anwendung kommen.
Da bei diesem in Aussicht stehenden Versuche das Ge-
schützrohr nicht verrückt werden darf, wenn einer von
beiden Stollenkanälen auf das davor befindliche Pendel
gerichtet worden ist, so hat man den andern ebensowohl
in der Richtung nach der Seite, als der der Höhe, um so
viel verstellbar gemacht, dafs hierdurch sein jedesmaliges
Getroffen werden in zweckentsprechender Art gesichert er-
scheint. Auch ist dieses Pendel erheblich länger und schwe-
rer gemacht worden, als das bisher allein gebrauchte.
Eine Vervollständigung, welche man der hier beschriebe-
nen Art von Versuchen noch beizufügen beabsichtigt hat, ist
die Anwendung der Reibung selehtricität zur möglichst un-
mittelbaren Bestimmung der Wege und Geschwindigkei-
ten, welche die von der Pulverladung im Geschützrohre
fortgetriebene Kugel selbst darin zurücklegt und erlangt.
Als man nämlich die eben genannten Versuche begann,
stellte man sich vor, dafs man für die Bestimmung dieser
Wege und Geschwindigkeiten einen thatsächlichen Anhalt
in dem Umstände finden werde, dafs sich in der durch
den Schufs im Geschützrohre erzeugten Gasspaunung eine
plötzliche Verminderung für den Augenblick zu erkennen
geben müsse, in welchem die Kugel so eben die Geschütz-
mündung verlassen hat. Auch vermuthete man, in Folge
angestellter Berechnungen, dafs bei den versuchten Schufs-
arten dieser Augenblick mit demjenigen zusammenfallen
werde, in dem ein Cylindergeschofs von ohngefähr 19 bis
20 Loth Gewicht, welches mit seiner hinteren Grundfläche
im Stollenkanale einen Weg von 4,20 Zoll zurückzulegen
erhält, seinerseits in Folge des Schusses diesen Kanal
verläfst.
535
Die gemachten Erfahrungen haben diese Vorstellungen
nicht gerechtfertigt; vielmehr geht aus den desfallsigen Er-
gebnissen der beigefügten Tabelle hervor, dafs die im Ge-
schützrohre durch den Schufs entwickelte Pulverkraft bis
zu ihrem Erlöschen noch einer ansehnlichen Zeit bedarf,
nachdem die Kugel die Geschützmtindung bereits verlassen
haben mufs, Diese Folgerung erscheint um so begründe-
ter, wenn man hierbei noch die vergleichweise nicht un-
erheblichen Zeiten in Betracht nimmt, nach denen bei den
blinden Schüssen zu 2 Pfund Laduog die aus dem Stollen-
kanal geschossenen Cylinder bei einer Vergröfserung ihres
Gewichts immer noch eine Vergröfserung des Moments der
ihnen ertheilten Bewegung gezeigt haben, was als Beweis
anzusehen ist, dafs die Pulverkraft nach Verlauf dieser
Zeiten immer noch nicht erloschen seyn konnte.' Ueber-
haupt ist es klar, dafs wenn aus den Momenten der Be-
wegung, mit denen die verschiedenen Arten von Cylinder-
geschosseu aus dem Stollenkanale getrieben worden sind,
sich der Zeitpunkt ergeben soll, in dem die Kugel aus der
Geschützmtindung fährt, diese Ergebnisse einen so hohen
Grad von Genauigkeit und Zuverlässigkeit haben müfsten,
dafs man daraus mit Sicherheit die, durch dieses Heraus-
treten der Kugel aus der Geschützmünduug veranlafste
Veränderung derjenigen Gesetzmäfsigkeit zu erkennen in
den Stand gesetzt wird, nach welcher vorher die Pulver-
kraft im Geschützrohre wirksam gewesen ist.
Zieht man nun aber auch in Erwägung, dafs es einer-
seits für die in der dargelegten Art auszuführende Mes-
sung der Anstrengungen, denen ein Geschützrohr durch
den Schufs unterworfen wird, gar nicht erforderlich wird,
mit Hülfe der Bestimmung des mehrfach gedachten Zeit-
punkts die Wege und Geschwindigkeiten zu erfahren, die
von der Kugel iu demselben wirklich zurückgelegt und
erlangt werden, so würde man es doch andererseits immer
als einen nicht uuerheblichen Mangel betrachten müssen,
wenn man nicht im Stande seyn sollte, das Verhältnifs
dieser, der Kugel ungehörigen, Wege und Geschwindigkeiten .
536
»u den in denselben Zeiten den Stollengeschossen ungehöri-
gen Wegen und Geschwindigkeiten auf eine möglichst that-
sächUche Weise aufzufinden.
Diefs war die Ursache, weshalb man einen Versuch
unternommen hat, bei welchem der Zeitpunkt, in dem die
Kugel die Geschützinündung verläfst, in einer Weise fest-
gestellt werden soll, welche derjenigen ähnlich ist, die vor
einer Reihe von Jahren der damalige Lieutenant Siemens
des dritten Artillerie-Regiments zur Ermittelung der soge-
nannten Anfangsgeschwindigkeit des Geschosses, bei gleich-
zeitiger Benutzung eines durch ein Uhrwerk um seine Axe
gedrehten Stahlcy linders , in Anwendung zu bringen ge-
dachte. (Po gg. Ann. Jahrg. 1845, Bd. 66, S. 435).
Bei diesem Versuche führte man von der inneren Be-
legung einer Leydener . Flasche die zur Fortleitung des
elektrischen Funken bestimmte Kette nach der Geschütz-
mündung, und liefs sie hier in der Art unterbrochen seyn,
dafs ihre Schliefsung an dieser Stelle durch die aas dem
Geschützrohre kommende Kugel selbst bewirkt werden
sollte. Diese Kette setzte sich alsdann nach dem in den
Stollenkanal geladeneu und mit seinem vorderen Theile
aus diesem hervorragenden Stahlcylinder fort, endete aber
in geringer Entfernung demselben gegenüber in einer nicht
allzu scharfen Spitze. Jenseits dieses Cylinders begann
die elektrische Kette mit einer zweiten derartigen Spitze,
um von hier aus ihren Kreislauf nach der Sufseren Bele-
gung der Leydener Flasche zu vollenden. Die beiden
eben genannten Spitzen wurden durch einen auf den, aus
dem Geschützrohre hervorstehenden, Kopf des Gufsstahl-
stollens befestigten messingenen Kasten getragen, von dem
sie mit Hülfe von Glasröhren isolirt waren. Ferner war
der im Stollenkanal befindliche Stahlcylinder an seinem
vorderen Ende mit einem so schweren • Kopfe versehen
worden, dafs das hierdurch vervollständigte Stollengeschofs
zu der Zeit, in der die Kugel die Geschützmündung ver-
lief s, mit Sicherheit diesen Kanal noch nicht ganz durch-
laufen haben konnte.
537
Anlangend die Art und Weise, in der sich die Wirk-
samkeit und gute Erhaltung der elektrischen Kette gesi-
chert befand, so hatte man den Theil derselben, welcher
von der inneren Belegung der Leydener Flasche bis vor
die Geschützmündung reichte, sehr sorgfältig isolirt, jedoch
für ihren übrigen Theil in dieser Hinsicht eine gleiche
Sorgfalt nicht für erforderlich erachtet, überdiefs aber beide
von der- Leydener Flasche herkommenden Kettenenden
hinlänglich lang gemacht und so geführt, dafs sie durch
den Rücklauf des Geschützes nicht, beschädigt werden
konnten.
Bei dieser Einrichtung beabsichtigte man:
1) vor dem Abfeuern des Schusses die Leydener Fla-
sche zu laden und durch Schliessung der mit ihr in
Verbindung stehenden Kette vor der Geschützmün-
dung den elektrischen Funken auf das vordere Ende
des im Stollenkanale befindlichen Stahlcylinders über-
springen zu lassen, um hierdurch auf demselben, je-
der der beiden Kettenspitzen gegenüber, einen Punkt
zu erhalten, durch den der Anfangspunkt der Be-
wegung dieses Cylinders bezeichnet seyn sollte; und
2) die Kette abermals mit Elektricität zu laden, jedoch
ihre Schlief&ung vor der Geschützmünduug durch die
von der Pulverladung aus dieser getriebenen Kugel
selbst in der Art bewirken zu lassen, dafs der elek-
trische Funken abermals auf den Stahlcylhider über*
springen müfste. Da sich dieser Cylinder seinerseits
im Stollenkanale durch die auf ihn einwirkende Pul-
verkraft gleichzeitig mit der durch diese im Geschütz-
rohre fortgetriebenen Kugel in Bewegung setzt und
fortgetrieben wird, so sollten auf demselben durch
das Ueberspringen wiederum zwei Punkte bezeichnet
werden, welche mit den unter 1 erhaltenen nicht zu-
sammenfallen können.
Durch die in der angegebenen Art vor dem Schusse
und während desselben auf dem Stablcylinder erhaltenen
Punkte mufete aber der Weg bestimmt seyn, welchen die-
538
ser im Stollenkanal bis zu dem Zeitpunkte durchlief, in dem
durch. die, an der Geschützmündung; angekommene Kugel
die elektrische Kette geschlossen wurde. Wird dieser Weg
mit dem Gewichte des angewendeten Stollengeschosses mul-
tiplicirt, und durch die Länge des Stollenkanals dividirt,
so erhält man das Gewicht desjenigen Stollengeschosses, wel-
ches diesen in seiner eben gedachten ganzen Länge genau
in derselben Zeit durchlaufen wird, in welcher die ins
Geschützrohr geladene Kugel ihren Weg bis zu dessen
Mündung zurücklegt. * In welcher Art diefs Ergebnifc mit
den in der beiliegenden Tabelle enthaltenen Ergebnissen
zu verbinden seyn wird, soll noch im Verfolg dieses Auf-
satzes dargelegt werden, kann man sich auch selbst aus
den Erläuterungen klar machen, welche man in Bezug auf
diese Ergebnisse weiter oben bereits geliefert hat. Als
eine Art Ergänzung zu diesen Erläuterungen für den Fall,
dafs der so eben beschriebene Versuch den erwünschten
Erfolg haben sollte, möge vorläufig das Nachstehende be-
trachtet werden.
Man wird, mit Hülfe dieses Versuchs und des vor ihm
schon beschriebenen eigentlichen Gasspannungsversucbs,
die Zeit, in welcher die ins Geschützrohr geladene Kugel
bis zu dessen Mündung gelangt, mit einer Genauigkeit zu
bestimmen im Stande seyn, welche auf einem anderen
Wege zu erreichen gegenwärtig noch unmöglich erscheint.
Läfst man demnächst durch die Kugel die elektrische Kette
in einem, einige Fufse vor der Geschützmündung gelege-
nen Punkte schliefsen, so wird ersichtlich, dafs man in
Bezug auf diesen Punkt die eben gedachte Bestimmung
wiederholen kann, wenn nur der in den Stollenkanal ge-
ladene Cyltnder so schwer gemacht ist, dafs er denselben
bis zum Augenblicke dieser Schliefsung noch nicht verlas-
sen haben konnte. Aus dem Unterschiede beider Zeiten,
und dem Unterschiede beider Wege, die beziehungsweise
in beiden Fällen erhalten und von der Kugel durchlaufen
worden sind, ergiebt sich aber sofort diejenige Geschwin-
digkeit, mit welcher diese aus der -Geschützmündung ge-
539
kommen ist. Auch wird ersichtlich, dafs mau zwei elek-
trische Ketten in derselben Weise für einen und densel-
ben Schufs in Anwendung bringen kann, und dafs man
hierdurch einerseits den Versuch um die Hälfte abkürzt,
und andererseits denselben nur um so zuverlässiger macht.
Die bis jetzt in der so eben angegebenen Richtung
gewonnenen Erfahrungen sind hauptsächlich die nachfol-
genden :
Damit auf dem Stahlcylinder durch den auf ihn über-
springenden elektrischen Funken die Punkte erkennbar
werden, wo diefs Ueberspringen erfolgt, ist, wird es erfor-
derlich, dafs man denselben nach seinem Abdrehen noch
sehr gut polirt. Aber auch alsdann, wenn diefs nicht un-
terlassen ist, hat es noch seine Schwierigkeiten, diese Punkte
mit voller Sicherheit von andern zu unterscheiden, welche
sich bei dem Herausschiefsen des Cylinders aus dem Stol-
lenkanale durch nicht zu vermeidende Zufälligkeiten auf
demselben eingefunden haben können. Doch ist das An-
hauchen des Cylinders ein gutes Mittel, um sie bestimm-
ter hervortreten zu lassen.
Um in dieser Hinsicht sicher zu gehen, hat man den
ebengedachten Cylinder so lang gemacht, dafs er, nachdem
er mit einer Länge von 4,20 Zoll in den Stollenkanal ge-
schoben ist, noch reichlich um 4 Zoll aus demselben her-
vorragend geblieben ist. Auf diesem hervorragenden Theile
hat man mit Hülfe einer ringförmigen Klemme eine darauf
passende Papierhülse befestigt, welche sonach ihren Platz
zwischen dem Stollenkanale und dem auf das vordere Ende
dieses Cylinders geschobenen Kopfe erhielt. Dafs dieser
Kopf den Zweck hat, das anzuwendende Stollengeschofs
auf das für dasselbe bestimmte Gewicht zu bringen, ist
bereits mitgetheilt.
Die Spitze, mit denen die elektrische Kette dem aus
dem Stollenkanale hervorstehenden Theile des Cylinders
gegenüber endet, hat man durch eine hierfür erforderliche
Einrichtung des Kastens, welcher sie trägt und auf dem
Kopfe des Stollens befestigt ist, von diesem möglichst weit
540
abgerückt, um die durch den Schufs zu erzeugenden Puukte
des elektrischen Funkens noch auf der Papierhülse zu er-
halten. Vielleicht kann in der Folge ein feiner Ueberzug
von Wachs, oder ein anderes ähnliches Mittel an Stelle
der Papierbülse gute Dienste leisten.
Eine ganz besondere Sorgfalt zeigte sich für die Isoli-
rnng der vor der Geschützmündung befindlichen Enden
der elektrischen Kette erforderlich. Als Grundsatz bleibt
für die Isolirung zu beobachten, dafs dieselbe stark genug
seyn mufs, um durch die dem Geschofs voraneilende Pul-
verflamme mit Sicherheit nicht bis zu dem Augenblicke
zerstört zu werden, in welchem diefs durch das Geschofs
selbst geschehen soll. Man suchte diefs dadurch zu errei-
chen, dafs man theilweise mit Kautschuk, theilweise mit
Guttapercha dick überzogene Kupferdrähte anwendete, die
Enden derselben kurz vor dem Laden des Geschützes mit
erwärmter Guttapercha gut zuklebte und darüber noch, an
einem Ende geschlossene, Glasröhren schob. Nach dem La-
den brachte man die so vorbereiteten Ketteneuden mit ein-
ander in eine derartige Berührung, dafs die Kugel ihre
Schliefsung bewirken mufste.
Das zuerst angewendete Stollengeschofs wog etwas über
1 Pfund und klemmte sich im Stollenhanale so stark, dafs
man es mit Hülfe der Hand nur unter Anwendung von
Gewalt darin hin und her bewegen konnte. War die
Leydener Flasche geladen worden und schlofs man dem
nächst die vor der Geschützmündung befindlichen Ketten-
enden, so sprang der elektrische Funke aus beiden, dem
Stahlcyliuder gegenüber befindlichen, Spitzen auf diesen
über. Beide Punkte, wo diefs geschehen war, zeigten sich
auf die entschiedenste Weise bezeichnet, denn die Papier-
hülse war in denselben mit einem aufserordentlich feiuen
Loche durchschlagen und um dieses herum aufgetrieben
worden, wie diefs in einem solchen Falle immer geschieht
Verband man, anstatt beide Kettenenden miteinander, das
von der inneren Belegung der Leydener Flasche her-
kommende mit dem Geschützrohre, so ging der elektrische
541
Fuuke durch dieses in den Stahlcylinder und dann in de»
Tbeil der elektrischen Kette, welcher sich zwischen diesem
und der äufseren Belegung der Leydener Flasche be
findet. Hierbei erfolgte der Uebevgang zwischen dem Cy-
linder und der ihm benachbarten Spitze des eben genann-
ten Kette^theils wiederum mit einer sehr bemerkbaren
Durchschlagung der Papierhülse. Auch fand man uuter
dieser Hülse auf dem Stahlcylinder seihst das Einschlagen
des elektrischen Funken in denselben durch die hierbei
entstehenden Punkte in beiden Fällen genau bezeichnet.
Um die Richtung des Weges, den der elektrische Funke
zu nehmen hatte, in eine entgegengesetzte zu verwandeln,
wurde auch die innere Belegung der Leydener Flasche,
anstatt mit positiver, mit negativer Elektricität geladen,
und zeigten sich alsdann die beschriebenen Erscheinungen
nicht weniger entschieden.
Hatte man in der angegebenen Weise den Anfang der
Bewegung des in den Stollenkanal geladenen Cylinders
bezeichnet, und sich gleichzeitig versichert, dafs die Elek-
tricität von hinreichender Wirkung war, so isolirte man
die vor der Geschützmündung befindlichen Ketteuenden
durch das bereits angegebene Zukleben mit erwärmter
Guttapercha und Hinüberschieben von Glasröhren über
ihren Guttapercha- oder Kautschuküberzug. Das Geschütz-
rohr wurde geladen, diese Kettenenden ein wenig mit ein-
ander verschlangen, die Elektrisirmaschine in Thätigkeit
gesetzt und dann abgefeuert.
Man überzeugte sich hierbei sehr bald, dafs der Schufs
nicht allein die Entladung der Leydener Flasche be-
wirkte, sondern auch durch diese auf dein aqs dem Stol-
lenkanale geschossenen Cylinder die gewünschten Punkte
in der entschiedensten Weise wirklich bezeichnete. Diefs
geschah mit beiden diesem Cylinder gegenüber befindlichen
Spitzen, so dafs der elektrische Funke seinen Weg nicht
durch das Geschützrohr genommen haben konnte. Doch
würde der Gang der Elektricität durch das Geschützrohr
keine andere Folge gehabt haben, als dafs man den vom
542
Cylinder im Stollenkanale bis zum Augenblicke der Schlie-
fsung der Kette zurückgelegten Weg nur Ein Mal aufge-
zeichnet gefunden hätte, während man diesen Weg Zwei
Mal angegeben erhält, wenn die verlangte Wirkung durch
beide Spitzen vor sich gegangen ist.
Unter den dargelegten Umständen ergab sich jedoch
der in den Stollenkanal geladene Cylinder, bis zu dem
Zeitpunkte der durch den Schufs bewirkten Schliessung
der Kette, darin wiederholt nur um \ bis £ Zoll vorgerückt.
Man brachte hierauf ein Stollengeschofs von 19 Loth Ge-
wicht zur Anwendung und erhielt ab diesen Weg 1,03
Zoll.
Von einem Cylinder, der im Stollenkanale keine ganz
willige Bewegung zuliefe, hatte man nur Gebrauch gemacht,
weil im Augenblicke noch kein anderer zur Hand war.
Als man diesen Fehler beseitigt hatte, vergröfserte sich der
Weg, den das 1 Pfund schwere Geschofs im Stollenkanale
bis zum Augenblicke der Schliefsung der elektrischen Kette
zurücklegte, auf 0,90 bis 1,00 Zoll.
Offenbar waren auch diese Wege noch so klein, dafs
die eben gedachte Schliefsung nicht durch die Kugel vor
sich gegangen seyn konnte, sondern durch das dieser vor-
aneilende Pulvergas bewirkt worden seyn mufste. Abge-
sehen davon, was man in Folge vorher gemachter Berech*
nungen erwartete, gab sich dieser Uebelstand durGh eine
fortdauernde sehr erhebliche Veränderung der erhaltenen
Ergebnisse, und noch entschiedener dadurch zu erkennen,
als man an' Stelle der scharfen Schüsse nur die in einem
Kartuschbeutel eingeschlossene Pulverladung von 2 Pfand
ins Geschützrohr brachte. Der Weg, welchen in diesem
Falle das Stollengeschofs von 1 Pfund bis zum Augenblicke
der Schliefsung der elektrischen Kette im Stollenkanal durch-
lief, betrug nämlich wiederholt nur etwa 0,16 Zoll.
Dafs unter sonst möglichst gleichen Umständen die
eben gedachte Schliefsung durch die blinden Schüsse be-
deutend früher bewirkt wurde, als durch die scharfen, er-
scheint darin begründet, dafs bei diesen nur eine geringere
i
J
543
Menge Palvergas der Kugel vorauszueilen vermag, w|b-
reiid dasselbe bei jenen völlig unaufgehalten an die elek-
trische Kette gelangt.
Gleichzeitig mit den Bemühungen, der zu frühen Schlie-
ssung dieser Kette vorzubeugen, kam eine Veränderung
des Stollengeschosses zur Ausführung. Man setzte näm-
lich -dasselbe aus zwei Cylindern von Gufsstahl zusammen,
von denen der eine einen Durchmesser von 0,29 Zoll und
der andere einen solchen von 0,90 Zoll erhielt. In dem
stärkeren befand sich iii der Richtung seiner Axe ein
Schraubengewinde, in welches der dünnere eingeschraubt
wurde. Hierbei hatte man, damit ihre Verbindung mit ein-
ander nicht zu starr ausfallen und einem öfteren Abbre-
chen des dünneren vorgebeugt werden sollte, das Gewinde
von diesem etwas schwach gehalten und durch Umhüllen
eines Fadens auf die erforderliche Dicke gebracht.
Der aus dem stärkeren Cylinder hervorstehende Theil
des schwächeren war 4,20 Zoll lang und wurde vollstän-
dig vom Stollenkanale aufgenommen, während der stärkere
aufserhalb von diesem seinen Platz in der Art erhielt, dafs
er mit dem Ende auf dem Kopfe des Stollens aufsafs und
mit seiner Axe möglichst genau in die Verlängerung der
Axe des Stollenkanals zu liegen kam. Dieser stärkere Cy-
linder war beinahe 5 Zoll lang und bei jedem Schusse mit
einer neuen darauf passenden Papierhülse überzogen wor-
den, welche man an seinem vom Stollenkanale abgewen-
deten Ende mittelst eines Drahtbundes befestigt hatte.
Das Gewicht dieses Stolleogeschosses betrug mit Pa-
pierhülse und Drahtbund 40 Loth.
Auf dem stärkeren Cylinder desselben sollte der elek-
trische Funke genau in derselben Weise zur Wirksamkeit
gelangen, wie bei dem vorher angewendeten Stollenge-
schosse auf dem Cylinder von 0,29 Zoll Durchmesser.
Um die vor der Geschützmündung befindlichen Enden
der elektrischen Kette möglichst gut zu isoliren , überzog
man die Drähte, durch welche dieselben gebildet wurden,
mit Schellack, um sie demnächst in Holzröhren zu befesti-
544
gm, die man für diesen Sweck noch mit Pech ausgofs.
Diese Holzröhreu wurden vor der Geschfitzmündung so
befestigt, dafs beide Kettenenden von der aus dieser ge-
langenden Kugel gleichzeitig durchschlagen werden milds-
ten, wenn sie durch das derselben voraneilende Pulver-
gas nicht schon zerbrochen waren, um hierdurch in dem-
selben Augenblicke die Schliefsung der elektrischen Kette
zu bewirken.
Hierbei zeigte es sich, dafs es sehr schwer war, die ge-
dachten Röhren mittelst Pech und Schellack so dicht zu
erhalten, dafs sie die Elektricität wirklich absperrten, in-
dem sich bei dem Erstarren dieser Körper sehr leicht feine
Kanäle bildeten.
Als Holzröhren von f Zoll Durchmesser den beabsich-
tigten Erfolg nicht gewahrten, brachte man deren von be-
deutend gröfserer Stärke in Anwendung. Audi gab man
ihnen an der Seite, mit der sie der Geschützmfindung zu-
gekehrt wurden, eine keilartige Gestalt, um hierdurch die
Kraft zu vermindern, mit welcher das der- Kugel voranei-
lende Pulvergas auf sie einwirkte.
Auch hiermit wurde einer zu frohen Schliefsang der
elektrischen Kette nicht vorgebeugt, und geschah diefs selbst
alsdann nicht, als man durch in den Erdboden eingeschla-
gene starke Pfähle den Widerstand, welchen die Holzröh-
ren dem Pulvergase entgegenzusetzen hatten, sehr erheb-
lich zu vergröfsern bemüht war.
Anlangend die Ergebnisse, welche man in der angedeu-
teten Weise erhielt, so betrug die Länge des Weges, den
das Stollengeschofs von 40 Loth Gewicht während des
Schusses bis zum Augenblicke der Schliefsung der elektri-
schen Kette zurückgelegt hatte, 0,70 bis 1,52 Zoll. Will
man für das zuletzt gedachte Maafs das Gewicht desjeni-
gen Stollengeschosses berechnen, welches, an die Stelle des
40 Loth schweren gebracht, einen Weg von 4,20 Zoll bis
zum Augenblicke der elektrischen Kette durchlaufen haben
würde, so erhält man dieses = 40 : l'*2 = 14,478 Loth.
4,20
Nach
545
Nach diesen und so manchen anderen fruchtlosen fi#
mühangen beschlofs man, vor der Gttchiitzmfindung das
von der inneren Belegung dar Leydener Flasche herkom-
mende Ketteneode in einem Stück Flintenlauf hinläng-
lich gut zu isoliren, und von diesem eine kleine Länge,
etwa | Zoll, von der Kugel in der Art treffen zu lassen,
dafs hierdurch die Zerstörung der Isolirung und die beab-
sichtigte Schliessung der elektrischen Kette bewirkt wer-
den mufste. Ob bei dieser Schliessung der Funke in die
Kugel oder den Flintenlauf fiberspringen werde, erachtete
man als ganz gleichgültig, da ihm für beide Fälle der
Weg zum Stollengeschosse sehr leicht angewiesen werden
konnte.
Nachdem die sich hierauf beziehenden Vorbereitungen
beendet waren, wurden Flintenläufe mit den darin isolir-
ten Kettenenden in der vorstehend für die scharfen Schüsse
bestimmten Weise zunächst der Einwirkung des blinden
Schusses mit 2 Pfund Ladung ausgesetzt, und hierbei zeigte
sich, dafs dieselben dieser Einwirkung vollkommen wi-
derstanden. Anch versuchte man an Stelle des Flinten*
laufs eine sehr feste Holzröhre von einem 9bll Durchmes-
ser, ebenfalls in der Art, dafs ihr gescfalo&nes, der Pulver«
Wirkung zugekehrtes Ende von dieser nur in einer Länge
von J Zoll angegriffen werden konnte. Der Erfolg war,
dafs dieses Ende durch den blinden Schafs vollständig fort-
gerissen wurde.
Da bei diesen Versuchen, in denen sich eine sehr ent-
schiedene Hoffnung auf das endliche Gelingen der Sache 0
herausgestellt hatte, die Elektricität des schlechten Wetters
wegen ihre Dienste versagte, blieb deren Anwendung auf
die nachfolgenden Tage ausgesetzt, und die Beobachtungen,
welche man alsdann anzustellen Gelegenheit fand, waren
hauptsächlich die nachstehenden:
Die Vorrichtung, welche man zur Befestigung der Flin-
tenläufe vor der Geschützmündung auf dem Kopfe des
Kanons angebracht hatte, bestand aus Holz und Eiatowerk.
Mit diesem war man dem Geschützrohre selbe* so nahe
Poggcnd. Ano. ErgänziiDgsbd. IV. . 35
546
gekommen, dafs bei der Sarstörung der im Flinteolaufe
befindlichen Isoltrung der elektrische Funke seinen Weg
nicht mehr in der von diesem nach dem Stolleageschosse
geführten besonderen Leitung nahm, sondern es stets Vor-
zog, durch das Geschützrohr selbst in diefs Geschofs zu
gehen, um von hier aus in das nach der äufseren Belegung
der Leydener Flasche führende Kettenende überzusprin-
gen. Der Erfolg war, dafs man auf dem Stollengeschosse
nicht eine zweimalige Messung desjenigen Weges erhielt,
den dasselbe während des Schusses bis zur Schliefsung der
elektrischen Kette zurücklegte, soudern nur eine einfache.
Wie aber schon weiter oben bemerkt worden ist, konnte
man diese Erscheinung für den Erfolg der Sache als ganz
ohne Nachtheil" betrachten.
Hinsichtlich der auf verschiedene Weise zum Versuche
vorbereiteten Flintenläufe ergab sich, dafs diejenigen, wel-
che nicht an dem Ende, welches von der Kugel gestreift
werden sollte, mit einer hinlänglich starken Eisenplatte so
fest vernietet waren, dats die dahinter befindliche Isolirung
dem Drucke des der Kugel voraneilenden Pulvergases völ-
lig entzogen blieb, jederzeit eine zu frühe Schliefsung der
elektrischen Kette zuliefsen. Insbesondere war diefs der
Fall, als man den Versuch machte, das dem Schusse zuge-
kehrte Ende des Flintenlaufs mit Holz oder Gyps zu ver-
schliefsen. Auch zeigte sich für die an diesem Ende zu-
genieteten Flintenläufe eine Länge von 5 Zoll als unge-
nügend, indem bei dieser eine zu frühe Schliefsung der
elektrischen Kette durch das der Kugel voraneilende Pol-
vergas über den Lauf hinweg an dessen von der Ge-
schützmündung abgewendeten Ende noch bewirkt werden
konnte.
Diejenigen Versuche nicht in Betracht genommen, bei
denen wegen der vorstehend angegebenen Mängel die elek-
trische Kette offenbar zu früh geschlossen war, erhielt man
die nachfolgenden Ergebnisse.
(Jeder Flintenlauf war mindesten 10 Zoll lang und auf
2,1 Zoll vor der Geschützmündung in der Richtung senk-
547
recht auf die Seelenaxe so befestigt, dafs sein zugenietetes
Ende dem Streifen durch die Kugel in einer Länge von
J Zoll preisgegeben war).
•i S S k
21,8697
19,9048
20,7619
20,7143
21,2697
20,1905
21,1905
20,6667
20,5714
20,5660
20,3810
20,7619
20,9524
20,3333
20,5714
-r-cnooi-ixMcSt^wts-ftcoroto
■1 s | t
■||-J "3
39,4417
40,0000
do.
do.
39,4417
40,0000
do.
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40,0000
39,4417
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548
Man erhalt daher im Mittel als das Gewicht eines Stol-
lengeschosses, welches mit seiner hinteren Fläche im Stol-
lenkanale einen Weg von 4,20 Zoll zu durchlaufen erhal-
ten mufs, um diesen in Folge der Einwirkung des Schusses
in demselben Augenblicke zu verlassen, in welchem die
Kugel so eben aus der Geschützmündung hinaustritt, und
den Flintenlauf streift:
für die scharfen Schüsse zu 2 Pfd. Pulverladung in ge-
wöhnlichen Kartuschen 20,6627 Loth,
für die scharfen Schüsse zu 2 Pfd. 5 Lth. Pul Verladung in
verlängerten Kartuschen 20,6293 Loth,
für die scharfen Schüsse zu 2 Pfd. Pulverladung in ver-
längerten Kartuschen 20,6168 Loth,
oder im Mittel für alle drei Arten von Schüssen ein Ge-
wicht von 20,7029 Loth.
Hierbei verdient noch hervorgehoben zu werden, dafs
man, als nach den Ergebnissen der vorangegangenen Tage
keine zu frühe Schliefsung der elektrischen Kette mehr er-
wartet wurde, diese Erscheinung am 17. September, an wel-
chem 9 Schüsse erfolgten, dennoch vier Mal zu beobach-
ten Gelegenheit erhielt. Diefs war alsbald so entschieden
der Fall, dafs der Weg, den das Stollengeschofs bis zu
dieser Schliefsung zurücklegte, noch weit weniger als die
Hälfte desjenigen betrug, den es bei den vorstehend dar-
gelegten Ergebnisse!) zurückgelegt hatte.
Als die Ursache hiervon erkannte man die Art, wie
die Glasröhren, in denen sich das von der inneren Bele-
gung der Leydener Flasche herkommende Ende der elek-
trischen Kette isolirt befand, im Flintenlaufe festgelegt
worden war.
Man hatte nämlich diese Glasröhren, ehe man sie in
den Flintenlauf brachte, zunächst mit Baumwolle bewickelt,
um ihnen darin' ein elastisches Lager zu ertheilen, hierauf
jedoch die Elasticität dieses Lagers durch die Anwendung
einer Gypsverkittung an demjenigen Ende des Laufe be-
seitigt, an welchem sie au» demselben hervorstanden. Hier-
durch war an dieser Stelle zwischen Glasröhre und Flia-
5«9
tenlauf eine starre Verbindung entstanden, in Folge deren
sie der, durch den Schufs veranlafsten Erschütterung des
Geschützes selbst, an welches der Flintenlauf seinerseits
ebenfalls starr befestigt war, nicht immer zu widerstehen
vermochte. Ihr vorzeitiges Zerbrechen würde sehr wahr-
scheinlich nicht vorgekommen seyn, wenn man diese starre
Verbindung vermieden hätte; jedenfalls aber erscheint es
in dieser Hinsicht sehr rathsain, das in die Glasröhre zu
bringende Kettenende aus einem mit Guttapercha oder ei-
ner Kautschukröhre überzogenen Drahte bestehen zu las-
sen, welcher von diesem Ueberzuge dem zugeschmolzenen
Ende der Glasröhre gegenüber befreit bleibt, indem diese,
wie man «ich noch nachmals durch die Anwendung meh-
rerer blinden Schüsse vollständig überzeugt hat, in Folge
der durch den Schufs hervorgebrachten Erschütterung des
Geschützes nur an dem Ende des Flintenlaufs zerbricht,
wo sie aus diesem heraustritt, an dem anderen Ende des-
selben, nämlich dem, dem Schusse blofsgegebenen aber
jederzeit ganz unversehrt bleibt. Auch wird, wenn
das vorzeitige Zerbrechen der Glasröhre auch nicht bei
jedem Schusse zu vermeiden seyn sollte, dasselbe alsdann
als 'kein wesentlicher Machtheil zu betrachten seyn, wenn
es sich, wie im vorliegenden Falle, in den erhaltenen Er-
gebnissen sofort in einer sehr entschiedenen Weise zu er-
kennen giebt.
Um auf reim theoretischem Wege die Ergebnisse zu
bestimmen, zu denen man so eben auf dem Wege der Er-
fahrung gelangt ist, hatte man schon bei der Entwerfung
der Grundlagen für die vorliegend beschriebenen Versuche
die nachfolgenden Betrachtungen angestellt, und zwar iu
der Absicht, mit ihrer Hülfe und des aus dem Stollenka-
nal gegen das davor aufgestellte Gewehr -Recepteurgendel
auszuführenden Schiefsens, diejenigen Wege und Geschwin-
digkeiten wenigstens annähernd richtig berechnen zu kön-
nen, welche von der Pulverladung während der verschie-
denen Zeittheile ihrer Wirksamkeit der von ihr fortge-
5§0
triebenen Kugel innerhalb des Geschüttrohrs ertheilt wor-
den sind.
Es sey:
der Durchmesser der Kugel = D,
der Durchmesser des in den Stollenkanal kommenden Cjr-
Iinders des Stollengeschosses = d,
das Gewicht der Kugel = p,
das Gewicht des Kugelspiegels = qy
das Gewicht der Pulverladung mit Einschlufs des Kartusch-
beutels = u,
das Gewicht des Stollengeschosses = z,
der Weg der Kugel innerhalb des Geschützrohrs = L,
die von ihr darin erlangte Geschwindigkeit = V,
der Weg des Stollengeschosses innerhalb des Stollenka-
nals = /, und
die ihm darin ertheilte Geschwindigkeit = ©'.
Von der Stelle aus, wo der Stollenkanal in die Seele
des Geschützrohrs mündet, werden sowohl in jenem, als
in dieser durch die Pulverkraft verschiedene Massen in
Bewegung gesetzt. Diese sind:
im Stollenkanal
das demselben angehörige Geschofs vom Gewicht = 5 und
äufserdem eine so geringe Menge Pulvergas, dafs man das-
selbe, seinem Gewichte nach, als unerheblich aufser Acht
zu lassen berechtigt sejn dürfte.
Dagegen werden in der Seele des Geschützrohrs nach
dessen Mündung hin getrieben:
die Kugel und der Kugelspiegel mit einer beiden ge-
meinschaftlichen Geschwindigkeit, so wie die gesainmte
Pulverladung, diese aber nur mit einer Geschwindigkeit,
welche etwa die Hälfte der vorigen betragen mag.
Stellt man sich nämlich die Masse der sich. in Gas etc.
auflösenden Pulverladung stets in ihrem Schwerpunkte ver-
einigt vor, so kann man annehmen, dafs sich dieser min-
destens nahehin stets In dem Mittelpunkte desjenigen Theils
der Seele befinden werde, welcher einerseits von deren
Boden und andererseits von der in Bewegung begriffenen
j>51
Kugel begränzt wird, und es ist klar, dafs sich dieser Mit-
telpunkt mit der Hälfte der Geschwindigkeit der Kugel
fortschreitend bewegt.
Berechnet man jetzt für die im Stollenkauale und Ge-
schützrohre selbst fortgetriebenen Massen die Momente der
Bewegung, so erhöh man das sieb auf jene beziehende
= *.«>', und das der Massen in der Seele des Gescbtitz>
rohrs = (p + q)r+u.£ = (p + q+%) F.
Ferner ergiebt sich die Gröfse der Fläche, in welcher
das Stollengeschofs von der Pulverkraft angegriffen wird,
d*
= -r-ft, und die Gröfse der Fläche, in welcher die Kugel
in der Richtung parallel mit der Axe der Seele den Angriff
der Pulverkraft zu erleiden hat, = -r- n. Auch kann diese
Fläche derjenigen als gleich angenommen werden, gegen
welche man die in der Seele des Geschützrohrs an der
Stelle, wo der Stollenkanal in diese mündet, thätige Pul-
verkraft wirksam zu denken hat, um den Kugelspiegel und
die. dahinter befindliche Pulvermasse in der Richtung der
Axe der Seele fortzutreiben, indem es um so weniger loh-
nend erscheint, in der Gröfse dieser Flächen einen Unter-
schied zu machen, als die Kugel bei weitem den gröfsten
Theil der hier in Betracht kommenden Massen bildet und
man die Geschwindigkeit des durch den Spielraum ent-
weichenden Pulvergases aufser Rechnung zu lassen genö-
thigt ist.
Diesen Festsetzungen gemäfs erhält man das in jedem
Augenblicke der Dauer des Schusses durch die in der Nähe
des Stollenkanals im Geschützrohr thätige Pulverkraft ge-
gen die Flächeneinheit bereits erzeugte Moment der Be-
wegung:
1) im Stollenkanal in der Richtung von dessen Axe
. — ^ — > und
55%,
2) in der Seele des Geschützrohre in der Richtung ihrer
Axe =
Ia beiden Richtungen aber arafs die gegen die Fla-
chenemheit erzeugte Wirkung dieselbe Grobe erhaben;
daher wird:
Si— = ßi und
T* • ft —r—m n
4 4
s = (p + ? + T)_._.
Wird in dieser Formel V ss t>' gesetzt, so liefert die-
selbe dasjenige Gewicht * des Stollengeschosses, bei welchem
dasselbe, so lange es den Stollenkanal noch nicht verlas-
sen hat, in jedem beliebigen Augenblicke eine eben so
grofse Geschwindigkeit empfangen hat, als die im Geschütz-
rohre fortgetriebene Kugel selbst. Man hat also in die-
sem Falle:
• a (, .,- f + i) £.
Bei den ausgeführten Versuchen ergiebt sich aber der
hier bestimmte Werth von z:
für die scharfen Schüsse zu 2 Pfund Ladung in gewöhn-
lichen und verlängerten Kartuschen:
% = (330,875) |g~ = 1,58503 Loth,
für die scharfen Schüsse zu 2 Pfund 5 Loth Ladung in
verlängerten Kartuschen:
z ss (233,375) Jg£ ss 1,60221 Loth, und
für* die scharfen Schüsse zu 1| Pfund Ladung in gewöhn-
lichen Kartuschen:
z ss (228,750) g£ = 1,55671 I<oth.
**3
Ueberdiefs sind diese Gewichte diejenigen, bei deren
Anwendung für das Stollengeschofs dasselbe im Stollen-
kanale in gleichen Zeiten eben so grofse Wege zurücklegt,
als die Kugel in der Seele des Geschützrohrs. Werden
daher dieselben bei jeder Art von Schlissen in der 17. und
18. Yerticalspalte der beigefügten Tabelle an die Stelle
des dort gebrauchten Werths von 1,31614 Loth gesetzt, so
müssen sich in diesen Spalten, wenn die so eben ausein-
andergesetzte Theorie sich bewährt, die der Kugel im Ge-
schützrohr während des Schusses wirklich angehörigen Ge-
schwindigkeiten und Wege ergeben.
Wird jetzt beabsichtigt, das Stollengeschofs vom Ge-
wicht s =; (p «+• q «+- i) |3i welches mit der im Geschütz-
rohre fortgetriebenen Kugel während des Schusses seiner-
seits im Stollenkanale gleiche Geschwindigkeiten erlangt
und gleiche Wege zurücklegt, durch ein anderes vom Ge-
wicht s' zu ersetzen, welches anstatt des von jenem zu
durchlaufenden Weges = L den Weg / durchlaufen soll,
so ist schon in* den zur beigefügten Tabelle gegebenen
Erläuterungen auseinandergesetzt worden, dafs sich alsdann
verhalten mufs:
3:*' = l:L,
so dafs sich ergiebt:
x.L
Wird in. dieser Formel L = der Länge des von der
Kugel im Geschützrohr bis an dessen Mündung zurückzu-
legenden Weges, und t = der Länge des dem Stollenge-
schösse vom Gewicht *' im StolbnkanaJe angewiesenen
Weges, so .ersieht man, daCs der so eben für *' erhaltene
Werth das Gewicht desjenigen StoUengeschosses liefern
mufs, bei dem dasselbe seinerseits den Stollenkanal in dem-
selben Augenblick verläfst, in dem die Kugel aus der Ge-
aehützinündung geht. Dieser Werth ergiebt sich aber bei
den ausgeführten Versuchen:
1
554
für die scharfen Schüsse zu 2 Pfand Ladung in gewöhn-
lichen Kartuschen = 1,58503 . ^* = 20,029 Lotb,
für die scharfen Schüsse zu 2 Pfund 5 Loth Ladung in
verlängert»! Kartuschen = 1,60221 .^J- = 19,657
Loth,
für die scharfen Schüsse zu 2 Pfund Ladung in verlän-
gerten Kartuschen = 1,58503 . ^^ s 19,617 Loth,
für die scharfen Schösse zu 1| Pfund Ladung in gewöhn-
lichen Kartuschen = 1,55671 . ~^jp = 19,816 Loth.
Die hier erhaltenen Gröfsen weichen so unerheblich
von einander ab, dafs es jedenfalls höchst schwierig er-
scheinen mufe, die desfallsigen Unterschiede auf dem Wege
des Versuchs festzustellen; nimmt man aus ihnen für die
drei ersten Arten von Schüssen das Mittel, so erhält man
als solches:
»das Gewicht von 19,768 Loth.«
Das weiter oben auf dem Wege des Versuchs be-
stimmte desfalisige Mittel betrug aber:
20,7029 Loth.
Der geringe Unterschied zwischen jenem und diesem
Ergebnisse erscheint um so überraschender, einerseits, weil
gerade die zuletzt dargelegte Theorie es ist, welche auf
dem Wege der Erfahrung ihrer Berichtigung oder Bestä-
tigung bedarf, und andererseits weil es noch nicht erlaubt
seyn kann, den für diesen Zweck bis jetzt gewonnenen
Erfahrungen jenes Maafs von Zuverlässigkeit beizulegen,
das man ihnen in der Folge zu geben, nach den bis zum
gegenwärtigen Augenblicke erhaltenen Ergebnissen, eine
begründete Hoffnung hegen darf, und endlich auch kleine
Messungsfehler auf das theoretisch bestimmte Mittel Ein-
flufs gehabt haben können.
Die Bestimmung der Geschwindigkeit, mit welcher die
Kugel die Geschützmündung wirklich verläfct, kann jetzt
in nachstehender Weise erfolgen:
555
«
Ist »' das so eben erhaltene Gewicht desjenigen Stol-
lengeschosses, welches den Stollenkaual auf dem Wege I
in demselben Augenblicke durchlaufen hat, in dem die Ku-
gel auf dem Wege L aus der Geschützmündung gelangt
ist, so ermittele man mit Hülfe des vor dem Stollenkanäle
aufgestellten ballistischen Pendels die Geschwindigkeit v\
mit der es aus diesem Kanal getrieben worden ist, wäh-
rend man l und L durch unmittelbare Messung erhält.
Auch sey V1 zu der von der Kugel an der Geschützmün-
dung erlangten Geschwindigkeit geworden, und es wird
alsdann:
Z. — Jl
v' ~ l '
V — -J-.V.
Endlich ist zu ersehen, dafs man L jeden beliebigen
Weg bedeuten lassen kann, den die Kugel innerhalb des
Geschützrohrs zurückgelegt hat, und dafs alsdann die Be-
stimmung der Geschwindigkeit, welche ihr nach Durchlau-
fung; desselben mitgetheilt ist, genau in der so eben dar-
gelegten Art vor sich geht. Doch würde man in diesem
Falle, wenn man sich nicht begnügen will, das Gewicht %
des hierbei in Betracht kommenden Stollengeschosses theo-
retisch zu berechnen und nötigenfalls nach den vor der
Geschützmündung unter Anwendung der elektrischen Kette
gemachten Erfahrungen zu berichtigen, das Geschützrohr
an der betroffenen Stelle seitswärts durchbohren müssen,
um hier die eben gedachte Kette in ganz ähnlicher Weise
in Thätigkeit setzen zu können, wie diefs für den Punkt
vor der Geschützmündung beschrieben worden ist.
Die vorliegend mitgetheilten Versuche dürften die er-
sten seyn, durch welche dargethan wird, dafs es möglich
&ey, die bei dem Gebrauche eines Geschützrohrs innerhalb
desselben von der Pulverladung ausgeübten Wirkungen,
sowohl ihrer Gröfse, als ihren Gesetzen nach, tbatsächlich
556
zu messen. Auch wird man um so weniger daran den-
ken dürfen, dieselben rohen zu lassen, als die tief in das
innere Wesen der Waffe eingreifenden Fragen, durch
welche dieselben hervorgerufen worden sind, noch ihrer Lö-
sung harren, und es zur Zeit noch keine anderen Wege
giebt, diese Lösung herbeizuführen.
Berlin, den 21. September 1853.
Nachtrag.
Während der vorliegende Aufsatz gedruckt wurde, ist
der in demselben angedeutete Versuch: »das bereits be-
nutzte Kanonrohr mit einem zweiten, dem darin schon vor-
handen gewesenen genau gleichen und genau gegenüberlie-
genden, Stollenkanale zu versehen und aus jedem ein,
auf 12 Fufs 10 Zoll davor aufgestelltes ballistisches Pen-
del mit einem und demselben Schusse anzuschiefsen, « wirk-
lich zur Ausführung gekommen. Das eine dieser Pendel
war 6 Fufs lang und 96f Pfd. schwer, während das andere
eine Länge von 9 Fufs und ein Gewicht von 172J Pfund
besafe. Die dem Schusse ausgesetzte Füllung des Recep-
teurs bestand bei jedem von ihnen auf eine Tiefe von 3
Zoll aus einer Mischung von Talg und Wachs, und dar-
unter aus Holzscheiben. Auch war bei den Schüssen mit
Stoilengeschossen ohne Kopf, und zwar nur bei diesen,
über der eben gedachten Mischung noch eine Holzplatte
befestigt worden.
Der Zweck dieses Versuchs war zunächst nur, die Ver-
gleichung der Angaben beider Pendel für dieselben Schüsse
und einander möglichst gleiche Stollengeschosse, eine Ver-
gleichung, die dadurch eine erhöhte Wichtigkeit gewann,
weil die erforderliche Uebereinstimmung dieser Angaben,
wegen der angeführten sehr verschiedenen Eigentümlich-
keit der in Thätigkeit gesetzten Pendel, höchst wahrschein-
lich nur nach Maafsgabe der absoluten Richtigkeit der er-
haltenen Ergebnisse zum Vorschein kommen konnte.
Es zeigte sich zunächst das 9 Fufs lauge Pendel der
Eiuwirkung der blofeen Explosion des Schusses erheblich
557
mehr ausgesetzt, als das 6 Fufs lange. Man machte hier-
auf vor der in der I*endelbaracke befindlichen Oeffhung,
durch welche das Stollengeschofs seinen Weg zum Recep-
teur nehmen mufs, einen nach allen Seiten geschlossenen
Vorbau, welcher seinerseits dem Stollenkanale gegenüber
eine möglichst kleine Oeffhung, und an der der Geschütz-
mündung abgewendeten Seite eine grofse Thüre erhielt.
Diese sowohl, als die vom Stollengeschosse nach dem Re-
cepteur hin zu durchlaufenden beiden Oeffnungen blieben
während des Schusses ungeschlossen und war in dieser Art
die Einwirkung seiner Explosion gegen das Pendel auch
in Bezug auf das 9 Fufs lange in erwünschtem Maafse
beseitigt worden.
Es zeigte sich fetner, dafs der Widerstand, den der
Schieber des Gradbogens der Bewegung des Pendels ent-
gegensetzt, ein keinesweges ganz unerheblicher ist. Man
setzte deshalb bei jedem Schusse den hiervon betroffenen
Gradbogen ganz aufser Thätigkeit, während man das vom
Stollengeschosse getroffene Pendel, mittelst einer nach
abwärts zeigenden feinen Spitze, in der Talgfüllung des
andern Gradbogens eine; nur etwa 0,01 Zoll tiefe mit Be-
stimmtheit erkennbare, Rinne reifsen liefs.
In dieser Art wurde der Versuch in einem sehr ausge-
dehnten Maafsstabe durchgeführt, nämlich: mit scharfen
Schüssen zu 2 Pfd. Pulverladung in gewöhnlichen und ver-
längerten Kartuschen und zu 2 Pfd. 5 Loth in verlänger-
ten, unter Anwendung der Stollengeschosse mit Kopf: »von
6, 12 und 20 Loth,« und der ohne Kopf: »von 3 Loth und
•| Loth, « in der hier aufgeführten Reihenfolge.
Diese Versuche gingen sehr leicht und in höchst er-
freulicher Weise von Statten, indem man für sämmtliche
Stollengeschofsarten Ergebnisse erhielt, die ebensowohl in
den Angaben beider Pendel eine ganz befriedigende Ueber-
einstimmung, als auch für die vorliegend vor Augen ge-
legten Ergebnisse merkwürdiger Weise ein noch höheres
Maafs von Zuverlässigkeit, selbst für die Stollengeschosse
mit Kopf, erkennen lassen, als man ihnen beizulegen ge-
558
neigt gewesen ist Ganz sachgemäß ist jedoch bei allen
drei Arten von Schössen , wegen der besonders an der
Stelle des sogenannten* Kugellagers in Folge sehr vieler
Schüsse entstandenen Erweiterung der Seele des benutz-
ten Geschützrohrs (bis zu 0,05 Zoll), in der Wirkung der
flöthigen Stollengeschosse eine verhältnifamäfsig sehr merk-
liche Verminderung eingetreten. Auch bleibt schliefslich
noch die gleichzeitige Anwendung zweier Pendel von noch
zulässig sehr verschiedener Eigentümlichkeit nicht allein
für die Güte der auszuführenden Versuche selbst, sondern
auch noch in sofern für die Theorie der ballistischen Pen-
del überhaupt als ein höchst entschiedener Fortschritt zu
bezeichnen, als man von diesen immer nur vergleichsweise
richtige Ergebnisse zu erwarten geneigt gewesen ist, und
über jeden begangenen Fehler oder jede auf die Ergeb-
nisse einwirkende Zufälligkeit sofort einen erwünschten
Aufscblufs erhält.
Berlin, den 21. November 1853.
(Hierzu die nebenstehende Tabelle. )
Zu Seite 558.
eines im Jahre ^r bei Anwendung gewöhnlicher und
"erhraft (Gasspan
Der Cjl Seele hinter der
traf t gedachten Zeit
Pend
Quadrat-
Zoll
Atmo-
sphären
Zeit, in
welcher die
Pniverkraft
den Cylin-
der aus
dem Stol-
lenkanal ge-
trieben hat
t+(T-t)
Sekunden
Hatte die gegen den Cy-
linder thätig gewesene
Pulverkraft in jedem Au-
genblick ihrer Wirksam-
keit mit genau derselben
Anzahl von Atmosphä-
ren, wie diefs gegen den
Gelinder geschehen ist,
gegen eine Kugel von
3,50" Durchmesser und
6 Pfd. Gewicht einge-
wirkt, so wurde diese
in der Zeit T erlangt
haben
die Ge-
schwin-
digkeit ss
p
V.
1,31814
Fufs
auf dem
l.
15
16
17
1,31814
Zoll
18
0,75995
1,46271
1,09355
1,471875
1,10050
1,48012
1,48012
2,19169
2,94225
4,52372
4,20
3,14
4,20
3,14
4,20
4,20
4,20
4,20
4,20
4,20
19,3115
19,492
23,7854
24,006
24,628
24,856
29,979
29,979
34,4695
41,190
41,573
49,839
1,0 737,70 0,00085293|
langer Kartuschen*).
?,6 | 868,50 0,00102072|
langer Kartuschen.
3,0 (1030,86 1 0,00 102086J
artuschen.
5,9 (1231,12 [0900117734|
473,17
2,4214
fc
,1 (1092,08 |0,00117234|
en die nachfolgend angegebenen
rötlich ungeandert bleiben.
582.78 | 3,4845
603,43 | 3,5062
727.79 | 4,7161
727,79 | 4,7161
Zeiten sSmmtlich um
>,3
1,3
>,6
600,22
1062,1
705,11
0,001413861 836,80
0,00162977
0,00200822
1009,30
1209,9
6,9834
9,3747
14,414
y) Im Allgemeinen &h ,en erhalten bat.
*) Die Mitnahme imda die hierdurch bewirkte Störung des Gesetzes, nach
welchem die Pul ve ist um so erheblicher ausgefallen, da der Unterschied
der Gewichte in d 12 — 1,10050= 0,37962 Loth) bereits sehr klein ist.
In dieser Hinsicht en Unterschiede angenommen werden, dafs aber auch,
wenn diefs in eine u bestimmenden Ergebnisse alsdann um so schädlicher
wird, so dafs man l$wndcn Mittelweges die gebührende, nicht schwer zu
erfüllende, Bück sie)
er
t
len
Mittlere Gräfte der Pmherkraft (Gasspan.
nung) in dem Raame der Seele hinter der
Kugel wihrend der eben gedachten Zeit
gegen den
Cylinder
selbst
(V-t>)P
(T- 031,2648
Pfund
auf den
Quadrat -
Zoll =s
k
C?)-3'
14159
Pfund
m Atmo-
sphären,
Jede tu
15 Pfd.
auf
den
Quadrat*
Zoll
Atmo-
sphären
Zeit) in
welcher die
Pulverkraft
den Cylin-
der aus
dem Stol-
kanal ge-
trieben hat
#+(T-r)
= r
Sekunden
Hatte die fegen ^cn fy
linder thatig gewesene
Pulverkraft in jedem An*
genblick ihrer Wirksam-
keit mit genau derselbe!
Anzahl tou Atmospai-
ren, wie diefs gegen da
Cylinder geschehen ist,
gegen eine Kugel ▼«
3,50" Durchmesser usi
6 PÖ. Gewicht einge-
wirkt, so wurde diät
in der Zeit T erlangt
haben
die Ge-
schwin-
digkeit =
v. p
1,31814
Fufs
auf den
X .
1,31811
Zoll
13
14
15
16
17
18
m 2 PftiBd Pilverladung.
385
391,44
699
443,90
214
268,84
296
180,27
490
69,425
319
83,089
922
48,370
5924,4
6720,4
4070,1
2729,3
1051,0
1257,9
732,3
394,96
448,03
271,34
181,95
70,07
83,86
48,82
0,00115385
0,00160084
0,00229298
0,00364594
0,00534084
0,00719403
0,00901325
342,79
493,38
634,60
819,72
909,04
1025,9
1093,6
2,373t
4,6157
9,3001
21,106
38,687
60,201
83,325
55»
II. Erläuterung einer graphischen Methode zur
gleichzeitigen Darstellung der Wittei ungs er scheinun-
gen an vielen Orten, und Aufforderung der Beob-
achter das Sammeln der Beobachtungen an vielen
Orten zu erleichtern; vom Prof. Buijs-Ballot
in Utrecht.
V ielleicht wundert es Diesen oder Jenen, dafs gerade
von mir eine graphische Methode angekündigt wird, da ich
doch immer die Zahlen selbst über ihre bildliche Darstel-
lung gepriesen habe. Man wird aber zugeben, dafs ich
der gewöhnlichen graphischen Methode ihre Ehre gelassen
habe; durch sie kann man einem Jeden übersichtlich ma-
chen, was sonst nur dem Meteorologen vom Fach deutlich
wird; und schon darum verdient sie überall gebraucht zu
werden, wo man popularisiren will, und die grofsen Un-
kosten nicht scheut. Aber ich habe ihr noch mehr Ehfe
zugestanden, mehr als Jemand immer explicite zu ihren
Gunsten gesagt hat. »Sie sey darum, so heifst es, in den
Fortschritten der Physik von hohem Werthe und beliebt
geworden, da man unbewufst in der bildlichen Darstellung
etwas angedeutet hat, was in den ursprünglichen Zahlen
nicht so sichtbar vorhanden ist: die Abweichungen.« Ich
glaube in dieser Abhandlung am besten die neue Methode
erläutern und zum allgemeinen Gebrauch empfehlen zu
können, wenn ich zeige:
I, Wie man historisch und rationell zu der neuen Me-
thode gelangt ist.
II. Worin sie eigentlich sich von den älteren unter-
scheidet, in einem Beispiele verdeutlicht.
III. Dafs es wünschenswerth und möglich sey, sie auf die
ganze Erde auszubreiten.
IV. Welche Fehler noch an der Veröffentlichungsweise
der meteorologischen Beobachtungen zu entfernen
sind, um dazu leicht gelangen zu können.
V. Wie diese Fehler zu beseitigen seyen.
S60
I. Bei der bisher gebräuchlichen graphischen Methode
zieht man schon in Gedanken die geraden oder weniger
gekrümmten Linien, welche den mittleren Zustand, sey er
nun der Temperatur oder des Luftdrucks oder einer an*
deren Erscheinung, vorstellen. Ist diese Zeichnung; nur
auch im Gedanken gemacht, so trete» doch die Theile der
graphischen Linien, welche darüber sich erheben, als posi-
tive, die anderen, welche darunter bleiben, als negativ«
Abweichungen, sogleich vor den Geist, nicht allein in Rich-
tung, sondern auch einigermaßen in Gröfse. Hat man
nun, wie beim Erdmagnetismus zuerst und am besten ge-
schehe«, die graphischen Resultate von verschiedenen Or-
ten auf einem Blatte vor sich, so siebt man auch, wie die
Abweichungen von einem nach dem anderen Orte fortge-
rückt sind.
Wenn nun aber auch hierdurch die graphische Dar*
Stellung vor den ursprünglichen Zahlen etwas voraus hat,
so steht sie doch auf der anderen Seite gegen meine Me-
thode, die Abweichungen in Zahlen zu geben, und deren
Sinn durch die Zeichen •+• und — zu unterscheiden, weit
zurück. Denn diese hat erstens den Vorzug der weit ge-
ringeren Kostspieligkeit, und zweitens der der grftfeeren,
beinahe vollkommenen und nach einigen Jahren ganz ab-
soluten Genauigkeit Da nämlich die mittleren Werthe
eines jeden Instruments, für jetzt schon des Thermometers
und Barometers, für einen jeden Ort ziemlich gut bekannt,
und von mir in einer Normaltabelle für jeden Tag des
Jahres nebeneinander gestellt sind, so bat man diese nur
von dem beobachteten Werthe eines jeden bestimmten Ta-
ge* abzuziehen. Mit dem Verlaufe der Jahre wird eben
durch diese Abweichungen unsere Kenntnifs genauer, und
so kann man die vorigen Differenzen berichtigen, die fol-
genden mit einem Male genau hinsetzen.
Nicht leicht werden für einen Tag die Unsicherheiten
der Temperatur über einen halben Grad C, und die des
Barometerstandes über ein halbes Millimeter gehen. Gin-
gen sie aber auch über einen ganzen, Grad C. und über
ein
561
ein ganzes Millimeter, so würde sich doch das Zeichen der
Abweichungen noch sehr selten dadurch ändern und also
der Eindruck, den der Anblick der Abweichungen gewährt,
derselbe bleiben, wie man sich davon aus dem Ueberblicke
meiner Meteorologischen Beobachtungen in deri Niederlan-
den, 1852, überzeugen kann. Es ist auch zu bedenken, dafs
die Abweichungen durch eine schlechte Aufstellung der In-
strumente nicht unsicherer werden, wenn nur die mittleren
Werthe mit denselben Instrumenten in der nämlichen Stel-
lung bestimmt sind, oder das neue Instrument in Bezug
auf das alte und dessen Aufstellung bekannt ist.
Wenn ich so die Methode der Abweichungen verthei-
dige und rühme, so will ich doch nicht sie allein preisen
und andere geringschätzen; nur mufs ich aufs Bestimmteste
darauf dringen, dafs man Alles mittheile, was man selbst
oder ein Anderer brauchen würde, um sie berechnen zu
können: die mittleren Werthe von früheren Jähren für je-
den Tag des Jahres und die ursprünglichen Beobachtungen
der vergangenen Jahre 9 besser noch des eben verflossenen
Monats.
Nie sollte man vergessen, dafs man aus diesen Wer-
then Alles andere, was man. zu wissen wünscht, berechnen
kann, aber nie das Geringste von diesem aus mittlerem
Werthe von gröfseren Perioden.
Die Lehre der atmosphärischen Erscheinungen umfafst
zwei besondere Theile: die Klimatologie und die Meteoro-
logie im engeren Sinne. Für die Klimatologie ist die Kennt-
nifs der Abweichungen nicht nöthig; für die Meteorologie
kann man ihrer nicht entbehren.
Die Klimatologie umfafst die Lehre, wie an einem ge-
gebenen Orte alle atmosphärischen Zustände im Laufe des
Jahres und des Tages durchschnittlich sich ändern; auch
die Lehre, wie die Orte von gleichem Klima und specia-
ler von gleichem Gange dieses oder jenes Instrumentes
über die Erde verbreitet sind. Zu ihrer Kenntnifs ver-
nachlässigt man die Abweichungen, es müfste denn seyn,
dafs man die Orte zu verbinden suchte, wo gleiche Ab-
PoggendorfPs Ann. Erganzungsbd. IV. 36
562
weichungen vorkommen; wie dieses Hr. Dovc in seinen
Isanomalen gethan hat.
Die Meteorologie besteht aas drei Theilen: sie hat er-
stens den Zusammenhang der verschiedenen Zustände zu
erklären; hat zweitens zu begründen, warum die klimati-
schen Verhältnisse so und nicht anders sind, d. h. wie die Zu-
stände an einem bestimmten Orte in der Zeit aufeinander,
folget); drittens aber ist ihre höchste Aufgabe zu erörtern,
wie ein bestimmter Zustand im Räume fortschreite, d. h.
wie aus einer bestimmten Vertheilung der Witterung ober
der Erdoberfläche eine andere Vertheilung hervorgehe.
Diefs ist die schwierigste Aufgabe: noch wird keiner
sich schmeicheln, dafs er sie lösen könne, aber es ist pflicht-
und Daturgemäfs die Möglichkeit davon zu behaupten ; man
mufs die Lösung vorbereiten, und zu dieser Vorbereitung
ist die Berechnung und Zusammenstellung der Abweichun-
gen nothwendig. Auch hat man zu erwägen, dafs die Ab-
weichungen gröfseres Interesse einflöfsen als die absoluten
Beobachtungen, insbesondere sobald die Lösung und das
Verhalten der Orte, worauf sie sich beziehen, nicht ganz
genau bekannt sind. Sagte man Jemand: es war gestern
an einem Orte in Rufsland die Temperatur — 16° R., so
ruft er vielleicht aus: wie kalt! wüfste er aber wie weit
der Ort nach Osten hin läge, wie hoch über dem Meere
u. 8. w., so würde er geantwortet haben: nur — 16° R?,
das ist gar nicht so kalt wie bei uns. Sage ich aber: es
war gestern an diesem Orte, 2° R. zu warm oder die Ab-
weichung war «+- 2° R., so hat er unmittelbar den bestimm-
ten Begriff, dafs es daselbst um 2 Grade wärmer war, als
sonst durch die Lage im Mittel geboten ward : und er fragt:
wie weit erstreckten sich diese erwärmenden Ursachen?
Dazu dient nun gerade die neue graphische Methode. Al-
lerdings braucht man sie nicht, denn die numerischen An-
gaben sind immer die besten; man büfst mit der graphi-
schen Methode immer etwas von der Genauigkeit ein, aber
man gewinnt auch wieder etwas anderes. Wenn man von
recht vielen Orten die Abweichungen eines Tages angiebt,
563
so setzt man die betreffenden Zahlen am besten neben
einander oder unter einander; dann mufs man aber die
Abweichungen von den folgenden Tagen darunter in die
übereinstimmende Spalte oder daneben in die überein-
stimmende Zeile stellen. Könnte man sich nun beschrän-
ken auf Orte von nahe dem nämlichen Parallelkreise oder
demselben Meridian oder anderem Kreise, so wäre die Ue-
bersicht leicht, aber das soll man nicht. Sind dagegen die
Orte zweckmä&ig nach allen Richtungen verbreitet, am
besten gleich weit von einander gewählt, so geht die ge-
läufige Uebersicht verloren.
II. Es leuchtet sogleich ein, wie die Uebersicht auch
durch die neue graphische Methode gewonnen werden
wird* Man zeichne nämlich eine Karte von seinem Bezirke
und deute darin mit Punkten die Orte an, von denen
man Nachricht bekommt; für jeden Tag zeichne man die
gleiche Karte, aber ohqe die politischen Gränzen; eine die-
ser Karten sey ohne Datum mit Parallelen und Meridia-
nen und mit den Anfangsbuchstaben der betreffenden Orte
bezeichnet, wodurch man sich auf den übrigen Karten
leicht zurecht finden wird. Man hat nur noch die Zu-
stände einzutragen, und sieht dann die Witterung der ver-
schiedenen Gegenden in gleicher Weise vor sich, wie man
diesen Theil der Erde von einem Punkte aufserhalb der
Atmosphäre aus sehen würde.
Es bleibt nun noch die Frage: wie wird man die Zu-
stände bildlich darstellen. Man kann die Karte überladen;
man kann aber auch anfangs nur wenig angeben, und, wenn
man an diese Bezeichnungen gewöhnt ist, mehr und mehr
eintragen ; so habe ich angefangen nur die Windesrichtun-
gen und die Temperaturabweicbungen anzugeben. Die
Windesrichtungen deutet man am besten durch Pfeilchen
an. Jederman versteht diese Sprache. Hat die Windes-
' richtang sieh geändert im Laufe des Tages, so zeichne man
am hinteren Ende der Pfeilchen einen Bogen, so dafs die
Richtung, bestimmt durch den Endpunkt dieses Bogens und
36*
564
den Kopf des die erste Richtung des Windes andeuteu-
den Pfeilchens, die zweite Richtung angiebt. Der Kopf
der Pfeilchen weise auf den Ort selber hin.
Hat man an einem Orte, z. B. wie Brüssel, München
und Utrecht, auch die Richtung der Wolken beobachtet
und mitgetheilt, so kann man ein zweites Pfeilchen über
den Ort anbringen. Auch bin ich im Begriff, wie Esp y *),
durch die Länge des Pfeils die Stärke des Windes annä-
hernd zu bestimmen. So sieht man denn in leicht zu fas-
sender Darstellungsweise die Vertheilung der Luftströme
über dem Bezirke dargestellt.
Eben so leicht gewinnt man eine Uebersicht über die
begleitende Vertheilung der Temperatur. Ist auf einem
ganzen Terrain oder einem Tbeile desselben die Tempe-
ratur unter dem mittleren Werthe, so gebe ich dieses
an allen betreffenden Orten durch Horizontalstriche an.
Diese Striche werden desto kleiner und dichter gewählt»
je tiefer die Erniedrigung war. Ist dagegen die Tempe-
ratur an einigen Stellen höher wie gewöhnlich, so werden
Verticalstriche es andeuten. Auch diese werden dichter
au einandergezogen, je gröfser die Erhöhung über den
mittleren Werth war. So sind die Gegensätze der Erhö-
hung und Erniedrigung scharf gegen einander hervorge-
hoben. Der Theil , wo die erwärmenden Einflüsse über-
wiegend waren, und der, wo die erkältenden Ursachen den
Sieg davontrugen, fallen sogleich ins Auge, und nur an
der Stelle, wo nahe die mittlere Temperatur eintrat, ge-
hen die verticalen Striche durch eine leer (weifs) gelas-
sene Gränze in horizontale über. Ich habe es vorgezogen
diese Orte weifs zu lassen, um noch schärfer die zu war-
men von den zu kalten Orten zu trennen und zugleich
auszudrücken, dafs die kleinen Unsicherheiten der mittle-
1) Durch die Gefälligkeit des Herrn Dr. J. G. Flügel« dem ich hierdurch
meinen Dank dafür abstatte, habe ich zu Anfange dieses Jahres den Re-
port on Meteorology von Espy bekommen. Meine erste Tafel war
schon abgedruckt, als ich hieraus sah, dafs auch Espy diese erste, näm-
lich graphische, Methode gewählt hat, die ich hier beschreibe.
565
reo Werthbestimmungen für das Verhältnifs dieser Orte
einige Unbestimmtheit stehen lassen. Eben dadurch, dafs
man mit einem Auge die Yertheilung der Temperatur über
einen ganzen Theil von Europa übersieht, wird es mög-
lich, das Fortsehreiten der Wärme oder das Verdrängen
derselben durch die Kälte zu erkennen, wenn man nur für
einige aufeinanderfolgende Tage dergleichen Karten ent-
wirft. Für den folgenden Tag ist sicher die Verbreitung
oder doch die Schattirung eine andere, und die Verände-
rung wird sogleich verstanden.
So habe ich seit vier Jahren für die Miederlande und im-
mer mehr Orte aufserhalb derselben die Abweichungen be-
rechnet; für 1852 glaubte ich anfangen zu können, diesel-
ben auch bildlich darzustellen, denn in diesem Jahre er-
streckte sich mein Bezirk, schon in der Breite, Von den
Orkaden und Paderborn bis Genf und München und, in
der Länge, von Boston bis Warschau. Und doch ist die-
ser Bezirk noch zu klein, um daraus etwas Wesentliches
für die Meteorologie zu lernen; glücklicherweise aber nicht
zu klein, um diese Methode zu empfehlen. Zu klein ist
mein Bezirk, weil über die ganze Oberfläche durchgängig
die nämliche Witterung herrscht. So war der 17. Juli
tiberall der heifseste Tag, beinahe immer sind die Abwei-
chungen von gleichen Zeichen im Osten und im Westen
des Bezirks, im Morden und Süden, und wenn an einem
gleichen Tage die Abweichungen von entgegengesetztem
Sinne sind, so ist schon am folgenden Tage die Ueberein-
stimmung wieder hergestellt. Das ganze Jahr hat nur
zwei- oder dreimal ein Beispiel davon geliefert, dafs die
Wärme an einem Theile die Oberhaud bekam, zurückge-
drängt ward, und wieder die Kälte überwand oder umge-
kehrt. Zwei von diesen Kämpfen habe ich in meinem
Werke von 1852 abgebildet, den zweiten Theil auch in
der Taf. II dieses Hefts, und diesen will ich etwas näher
beschreiben.
Das erste Fach der Tafel II stellt mein Terrain vor.
In 1852 erhielt ich Berichte für jeden Tag von den Or-
566
kadiichen Inseln, Boston, Cluswich, Green wich, Brüssel,
Paris, Hartem, Amsterdam, Utrecht, Breda, Leeuwarden,
Nymwegen, Mastriebt, Groningen, Köln, Genf, Paderborn,
Carlsruhe, Hamburg, Mühlhausen, Ittendorf, Mönchen, Leip-
zig, Wien Krakau und Warschau. Alle diese Orte sind
mit ihren Anfangsbuchstaben im ersten Fach angedeutet;
in den folgenden Fächern bezeichnet 0. die Orkadischen
Inseln, 8. Stockholm, W> Warschau, G. Genf, H. Hamburg
und U. die Hauptstation Utrecht. Die übrigen Orte wer-
den nunmehr mit Punkten angedeutet, worin man sich leicht
zurecht finden wird. In den sechs aufeinanderfolgenden
Tagen 26 — 31. October lag die Gränze der zu warmen
und zu kalten Orte auf meinem Gebiete. Am 26. October
war die Temperatur nur in den Niederlanden ein wenig,
und in Warschau etwas mehr über dem Mittel. In Eng-
land war die Abweichung ziemlich stark negativ, so auch
im Norden und wieder auf der Ostseite von Warschau;
in Petersburg, wo die Neva bereite zugefroren war; auch
im Süden, in Paris, Genf und München; gleichsam eine
warme Insel erhob sich in dem kalten Meere. Das Meer
erlangte am 27sten und 28sten die Oberhand; die gewal-
tigen Stürme in Athen und den umgebenden Orten, ob-
gleich aus SO wehend, brachten Kalte; nur Paris, Carls-
ruhe und Genf blieben wärmer als gewöhnlich. Bald aber
ward die Richtung des Windes, schon am 27sten, mehr
bestimmt; aber am 28sten wehte der SW und am 29sten
waren die Niederlande und Preufsen schon wieder erwärmt,
am 30sten auch England; am 31sten waren nur die Or-
kadischen Inseln, Stockholm und Warschau zu kalt, und
weiter war ganz Europa 10 Tage lang zu warm.
Ein dem beschriebenen sehr ähnlicher Vorgang zeigte
sich vom 11. bis 15. November. Ein Nordost -Strom, der
am 12ten sogar Nord war, machte die Nord- und Ostseite
von Europa kalt; am 13ten waren Cluswich, Mastricht, Pa-
ris, Carlsruhe und Genf und natürlich die dazwischen lie-
genden Orte nur etwas zu warm, aber schon am 14ten war
der Südwest wieder stärker an der Oberfläche. An den ge-
567
nannten Orten und ein wenig daruinber hatte sieh die Wärme
verstärkt und ausgebreitet; aiti 15ten war nur der nordöst-
liche Theil von Europa kalt, und an den folgenden Ta-
gen war die Wärme wieder überall hergestellt. Man sieht,
wie leicht man mit Hülfe dieser Zeichuung, welche sich
auf die Zahlen von S. 141 und 145 meines genannten Wer-
kes stützt, das Fortschreiten von Wärme und Kälte über-
sichtlich ausdrückt und in Worte übersetzt. Ein anderes
Mal werde ich eben so leicht auch die Abweichungen des
Barometers und die Menge des Regens in die Karten ein-
tragen.
Grofs genug also ist mein Bezirk, um, was ich haupt-
sächlich bezwecke, das Wünscbenewerthe, dafs er gröfser
werden möge, Jedem lebhaft vor Augen zu führen. Durch
die Uebereinstimmung der Abweichungen im Allgemeinen,
d. h. dadurch, dafs nicht ein Ort negative Abweichung zeigt,
während die herumliegenden positive geben, ist zur Ge-
nüge dargethan, was ich oben anführte, dafs die mittleren
Wertbe genugsam bekannt sind um die Abweichungen zu
liefern. Und wenn die Abweichungen bisweilen, aber auf
beiden Seiten einer nur ein anderes Mal anders gerichte-
ten Gränzlinie das entgegengesetzte Zeichen für ein paar
Tage zeigen, so wird das Verlangen erregt zu wissen, wie
diese Gränzlinie fortgerückt seyn möge. Diesem Verlan-
gen kann nun nicht Genüge geleistet werden, wenn nicht
der Bezirk so grofs ist, dafs man die Witterung verfolgen
kann. Bisweilen und beim einfallenden NO -Passat wird
in die Mitte eines erwärmten Bezirks auf einigen Quadrat-
Graden plötzlich von oben herab eine Erkältung nieder-
fallen: Wie wird diese ihre Stellung behaupten P In wie
viel Zeit wird sie wieder verdrängt werden, oder wohin
wird sie fortschreiten? Alle diese Fragen können nur durch
Ausbreitung des Gebietes beantwortet werden. Dann aber
kann man sie auch beantworten, wenn für ein Jahr die
Abweichungen über die ganze Erde in solcher Weise vor-
gestellt wären; gewifs man würde viel Licht über diesen
Vorgang dadurch bekommen.
568
III. Solche Ausbreitung des Terrains zu bewirken und
die erklärte Darstellungsweise allgemein ins Leben zu rufen^
ist nichts Ungereimtes mehr.
Meinem Privatunternehroen ist schon gelungen mit Hülfe
der Journale einen ziemlich grofsen Theil von Europa zu
bearbeiten; was würde nicht gelingen, wenn die übrigen
Meteorologen Europa's, die durch so zahlreiche überaus
verdienstliche Arbeiten einen rechtniäfsigen Ruhm erwor-
ben haben, sich anschliefsen , und dasselbe für die ihnen
zur Bearbeitung anvertrauten Länder unternehmen wollten.
Die Societe" me'te'orologique de France , sowie Hrn. Kupf-
fer in Petersburg, habe ich schon vor Jahren zur Mitar-
beitung zu bewegen gesucht. Wirklich hat auch schon
Hr. Kupffer in seiner Correspondance mttöorologique et-
was zu leisten angefangen, was nun viel leichter in die
von mir gewählte Form umgearbeitet werden kann, als
der schätzbare und überaus reiche Inhalt der Annalen. So
würde, da auch der Director des Oesterreichischen Vereins
ganz mit der Sache einverstanden ist, auch das östliche
Europa und ein Theil von Asien hier aufgeführt werden
können. In Englaud hat schon Hr. Glaisher, der sich
überaus viele Mühe giebt um die Hauptforderung der Me.
teorologie, die Vereinigung der Beobachtungen, zu bewir.
ken, seit dem Jahre 1853 die nämliche Methode einzufüh-
ren angefangen. Die americanischen Beobachtungen wer-
den von mir in gleicher Weise bearbeitet werden, und
da die Niederländische Regierung sich mit kräftigen Maafs-
regeln der Aufforderung des Hrn. Maury angeschlossen
hat, so wird es nun nicht schwer fallen, durch die Berichte
der beweglichen Observatorien auch auf dem Atlantischen
Oceane die Witterung kennen zu lernen, und America mit
Europa zu verbinden.
Die Handelsschiffe nach Java lehren nun auch in Africa
und im Indischen Ocean die Vertheilung von Wärme und
Kälte, von Regen und Winden kennen, und die Brittische
Regierung, welche neuerlich alle Nationen aufgefordert hat,
nach gleichmäfsigem Plane an allen zweckmäfsigen Orten
569
der Erde meteorologische Beobachtungen anzustellen und
zu sammeln, wird überall, wo eine Lücke übrig seyn möchte,
dieselben auszufüllen bemüht seyn.
So halte ich es wirklich für möglich zu leisten, was
ich in meinen Meteorologischen Annalen versprach, näm-
lich vor dem Jahre 1860 die Abweichungen der Witte-
rungsverhältnisse für jeden Tag eines Jahres über die ganze
Erde liefern zu können. Möchte nur ein Anderer es un-
ternehmen, der, besser als ich, dieser Sache gewachsen ist!
Nur fehlt uns noch die Mitwirkung aller Pfleger und Lieb-
haber der Wissenschaft. Den Koryphäen der Wissenschaft,
den Herren Dove, Kreil, Lamont, Quetelet, Sa-
bine u. s. w. sage ich schon im Voraus für Ihre Gutach-
ten meinen wärmsten Dank und empfehle Ihnen die Sache
nochmals; Andere, auch solche, die nur in müfsigen Stun-
den Ihre Kräfte der Meteorologie widmen, möchte ich mit
wenigen Worten zur Mitarbeitung anregen, und zeigen,
wie sie am zweckmäfsigsten und mit den geringsten Ko-
sten dazu beitragen können.
IV. Im Allgemeinen darf man wohl annehmen, dafs
gegenwärtig zu den meteorologischen Beobachtungen gute
und selbst verglichene Instrumente angewandt und mit
Sorgfalt abgelesen werden; dennoch leiden die Beobach-
tungen an einem erheblichen Mangel, indem wir behaupten :
Keine Beobachtungen werden in so verschiedener Art an-
gestellt, .berechnet und veröffentlicht, als die meteorologi-
schen.
1. Die Beobachtungen umfassen an jedem Ort nicht
gleich viele Zustände der Atmosphäre; für die Vergleich ung
mit anderen Orten genügt es Temperatur, Luftdruck, Win-
desrichtung und Regen anzugeben. Wohl gehörte auch
die Wolkenrichtung noch dazu, und der elektrische Zu-
stand der Atmosphäre; aber die Feuchtigkeit, Heiterkeit
und Wolkenformen sind von mehr localer Bedeutung. Hin-
derlicher scheint die Ungleichheit der Stunden, zu welchen
sie angestellt werden. Man braucht nur die nicht-periodi-
schen Veränderungen der Temperatur anzusehen, um sich
1
570
von der groben Ungleichheit zu überzeugen. Die von
dem rassischen Institute gewählte Combination der 8ten,
2teo und 9ten Stunde ist fÖr Europa bei weitem die beste
▼on allen; sehr zu empfehlen ist auch 18, 20, 4, 10, wie
in Warschau, Genf etc.; weniger gut durfte 9, 12, 3, 9
zu achten seyn, wenn nicht im Allgemeinen die Maximum-
und Minimumstände dazu gegeben werden. Wir wollen
aber auch von dieser Ungleichheit nicht viel reden» da durch
die Methode der Abweichungen auch für die Orte, an wel-
chen die Gorrectionen nicht aus stündlichen Beobachtun-
gen bekannt sind, diesem Uebel gänzlich abgeholfen wer-
den kann.
2. Auch die Berechnung der Beobachtungen ist sehr
ungleich. Hier gilt es sicherlich als Regel: der Beobach-
ter mufs sie so vollständig wie möglich berechnen, weil
sich sonst das Material zu sehr häuft und dadurch unbe-
nutzt bleibt, indem Jeder, der die Beobachtungen benutzen
will, erst noch manches zu berechnen bat. So ist der Ruck-
stand der unberechneten Beobachtungen in der Meteoro-
logie noch gröfser geworden als in der Astronomie, be-
sonders seitdem die Brittische Regierung ein so ausgezeich-
netes Beispiel gegeben hat, astronomische Beobachtungen
reduciren und berechnen zu lassen. Namentlich wünschte
ich zwei Dinge berechnet zu sehen: die mittleren Tempe-
raturen eines jeden Tages und die Abweichungen; es mufs-
ten dafür neue Spalten angelegt werden, eine für die Ab-
weichung der Temperatur und eine für Jede Barometerbe-
obachtuug. Für den Beobachter wäre es eine sehr geringe
Mühe, der dritten Beobachtung des Tages zugleich den
mittleren Werth hinzuzusetzen; für die Leser ist es ange-
nehm, denn mancher will gern wissen, nicht nur wie warm
es an den drei Beobachtungsstundeu gewesen, sondern er
will auch aus £%ner Zahl beurtbeilen, ob es zu kalt oder
zu warm gewesen sey, was er nur aus dem Unterschiede
dieser einen Zahl mit der Normaltemperatur dieses Tages
an demselben Orte beurtbeilen kann. Der wissenschaft-
liche Beobachter insbesondere wünscht die mittlere Tem-
571
peratar unmittelbar zu finden; er kann sie berechnen, ja,
aber die vielen kleinen Arbeiten machen zusammen eine
grofse, und, wenn die mittlere Temperatur nicht beigege-
ben ist, so müssen zehn verschiedene Arbeiter zehnmal
diese nämliche Berechnung vornehmen.
Wenn nicht der Beobachter selbst die Abweichungen
berechnet, wodurch die Umgebung seiner Stadt augenblick-
lich das Resultat seiner Beobachtung siebt, so sollte er
doch das mittlere monatliche Resultat der froheren in die*
ser Stadt angestellten Beobachtungen mittheilen, wie die-
ses von Hrn. Baranowski in Warschau und von Hrn.
Kai in s ky in Krakau, so wie von den Beobachtern in
Cluswich und den Orkadischen Inseln getban wird. Wir
kommen zu der dritten und nachtheiligsten Ungleichheit,
zu der, bei der Veröffentüchungsweise.
3. In die groben Annalen werden alle individuellen
Beobachtungen aufgenommen, nicht nur meteorologische,
sondern auch magnetische. Nichts kann mehr gebilligt
werden als dieses. Wären die Behörden und Observato-
rien, von denen sie herausgegeben werden, nicht so frei-
gebig im Vertbeilen dieser Annalen, wie man sich dessen
nur erfreuen kann, so würde es wünschenswerth seyn, dafs
die Beobachtungen gesondert zu bekommen wären, die
meteorologischen und die magnetischen.
Von den stündlichen Beobachtungen haben bis jetzt
nur noch die des Barometers einen allgemeinen Werth;
ich will aber keine zu grofse Zersplitterung hervorrufen,
und gern auch die stündlichen Beobachtungen des Baro-
meters, des Thermometers u. s. w. zusammen mit den täg-
lichen herausgegeben sehen, da doch bald die täglichen
Wertbe allein nicht mehr genügen werden. Ferner hat
man andere Observatorien, wo seit lange regelmäfsige Be-
obachtungen augestellt werden, wie zu Paris, Genf, Kra-
kau, Warschau, auf den Orkaden, Boston, Cluswich und
anderen Orten, die wissenschaftlichen physikalischen Zeit-
schriften beigegeben werden. Noch andere Beobachtungen
werden jede Woche oder jeden Monat in Zeitungen publi-
572
ort, endlich andere wohl angestellt, aber gar nicht pu-
blica; sie gehen ako Terioren.
V. Dieses unregehnäfsige Veröffentlichen ist das grofetc
Uebel der Meteorologie, wodurch weU mehr als die Hälfte
des Geleisteten unbenutzt bleibt; glücklicherweise kann mos
aber diesem gänslich abhelfen ohne Kosten und ohne Krim-
kung von Eigenliebe.
1. Durch diese Ungleichheit wird es fast unmöglich,
das Material zu sammeln. Man kann doch nicht alle phy-
sikalischen Zeitschriften blofe der einen Seite mit meteo-
rologischen Beobachtungen wegen kaufen, und noch we-
niger kann man dieser paar Zeilen halber alle Zeitungen
lesen. Und doch findet man gegenwärtig in recht vielen
Zeitungen Notizen und numerische Beobachtungen, da Je-
der, der beobachtet hat, das seinige auch gern bekannt ge-
macht sieht, und die Ein* und Umwohner der Stadt es lie-
ben, erzählen zu können, wie heifs und kalt es gewesen
ist, sey es auch nur, um die Conversation anzufangen.
Aber alles dieses, recht vieles, aufserordentlich vieles,
was sonst nützlich wäre, gebt wieder verloren; denn was
nur in die Hände von Dilettanten oder von Gelehrten aus
anderen Fächern der Wissenschaft kommt , ist so gut wie
nicht beobachtet. Glucklicherweise kann das Uebel durch
Befolguug der nachstehenden einfachen Regel ganz un-
schädlich gemacht werden.
2. Der Beobachter, welcher seine Beiträge einer Zeit-
schrift oder einer Zeitung zuschickt, sende sie nur unter.
der Bedingung ein, dafs er eine gewisse Zahl von Abdruk-
ken bekomme; so kann er sie leicht einem Jedem zuschicken,
der sich mit dem Sammeln von Beobachtungen beschäftigt
und sich dazu an den Beobachter wendet. Ohne merkli-
che Kosten also kann man in dieser Weise unendlich viel
für die Meteorologie gewinnen. Dem Sammler werden <fe
Beobachtungen billig zufliefsen und gern wird er das Ge-
sammelte, im Druck nebeneinander gestellt, Jedem, der et-
was beigetragen bat, wieder zustellen; so werden beide
gewinnen. Der erste kann leicht sein Ziel erreichen,' der
573
andere bekommt, für die wenigen Silbergroschen zur Fran-
kirung von Drucksachen, die Beobachtungen von Hundert
Orten zurück. Die Bitte, man möge sich über eine beste
Form verstäridigen, würde eitel seyn: ein Jeder hat Mo-
tive für seine eigene Form. Es geht damit, wie mit den
verschiedenen Maafsen; die nationale, oder auch die per-
sönliche Ehre, oder vielmehr die Eigenliebe, findet sich ge-
kränkt, wenn sie die Form oder das Maafs eines andern
wählen soll. Darum verlange ich nur Abdrücke, wodurch
Jeder die rechtmäfsige Ueberzeugung gewinnt, dafs seine
Mühe, sein Zeitaufwand und seine Kosten nicht nur für
seine Umgebung, sondern auch für die Welt nützlich wer-
den. Es ist eines Jeden Pflicht zu dieser Verbreitung das
Seinige beizutragen. Ich hege also die Hoffnung, dafs man
meine Bitte erfüllen werde; sonst würde ich auf einige
Formen und Veröffentlichungsweisen hingewiesen haben,
die mir am Besten gefallen, nämlich auf die von Genf und
Paris, was die Form angeht; auf die von Warschau, was
obendrein auch die Publicationsweise betrifft. Auch wenn
man die Beobachtungen in etwas gröfserem Maafsstabe ver-
öffentlicht, dürften die Kosten nicht zu hoch steigen. In
dieser Hinsicht haben die Herren Löwe in Nottingham
ein vorzügliches Beispiel gegeben. Die Beobachtungen
sind zu Highfieldhouse 40 Jahre lang fortgesetzt, der mitt-
lere Temperaturgang ist somit ziemlich wohl bekannt.
Nun haben die Herren Löwe für 1852 in einem wenig
kostenden Büchlein die Witterung eines jeden Tages und
jedes weniger gewöhnliche Phänomen beschrieben; sie ha-
ben eine Uebersicht über die Witterung von anderen Or-
ten hinzugefügt, und endlich, was von noch höherem Wer-
the ist, die numerischen individuellen Beobachtungen ge-
geben, da diese nicht nur hauptsächlich für die Umgebung
vdn Interesse sind, sondern für ganz Eurapa. Öie brit-
tische Meteorological Society scheint mit Hrn. Glaisher
übereingekommen zu seyn, dafs alle ihre Mitglieder mit
dem Telegraphen jeden Morgen die Witterung, welche an
574
ihren eigenen Orten um 9 Ubr stattgefunden hat, nach
London berichten.
Eine Zusammenstellung dieser Nachrichten, wie sie
von Hrn. Glaisher gemacht wird, gewährt den interes-
santesten Ueberblick; so kommt es denn, dafs die Herren
Löwe gerade um 9 Ubr beobachtet haben. Hier interes-
sirt es uns nnr, dafs für wenige Kosten die individuellen
Beobachtungen dieser Orte überall zu haben sind. Noch
bessere. Dienste wird, wie gesagt, Hr. B.aranowski, der
Beobachter und Director der Sternwarte in Warschau, der
Wissenschaft mit der Ausgabe seiner Dostrzizenia Meteo-
rologiczne w Obserwtoryum A&tronomic*n6m War&aicskiem
leisten, sobald nämlich diese Matter, was ich nicht weife,
für sich zu haben sind. In diesem Falle fürwahr würde
man gewifs für wenige Groschen die vollständigen Be-
obachtungen von Warschau haben. Möchte dach eo jeder
Beobachter handeln!
Man sage doch nicht, die Kosten des Druckes seyen
zu grofsy denn sie sind gering und der Nutzen ist überaus
grofs.
Die auf Tafel II verzeichneten täglichen Beobachtun-
gen in den Niederlanden und die täglichen Abweichungen
au den verschiedenen Orten für Thermometer und Baro-
meter, nebst den Windrichtungen und anderen Ereignis-
sen, sind für noch nicht 2 Thaler zu haben; und wirklich
würden bei dieser Veröffentlichungsweise die Beobachtun-
gen eines Ortes, drei- bis viermal täglich angestellt, mit
Eiuschlufs der über die Elektricität der Atmosphäre und
des Erdmagnetismus, wenn sie überhaupt gemacht werden,
für noch nicht 20 Thaler jährlich zu drucken seyn, was
doch keine grofse Ausgabe wäre, zumal sich gewifs viele
Käufer finden würden, wenn man die Witterung eines Ortes,
das ganze Jahr hindurch, Tag für Tag und kurz nach An-
stellung derselben, für etwa einen Vierteltbaler haben könnte.
Wer die Mühe nicht scheut, Beobachtungen anzustellen
oder die Kosten dazu trägt, wird sich auch über diese 20
Thaler trösten. Und wenn man diese noch zu viel findet,
575
wohlan, so sende man die detailHrten Beobachtungen ei.
lies Ortes franco an mich: ich will alle numerischen Wer-
tbe publiciren, nur nicht von Orte», die bereits in die
grofsen Vereine aufgenommen sind und also von Reichs-
Instituten veröffentlicht werden. Ich verspreche für das
meteorologische Jahr 1854. (2. Decbr. 1853 bis 1. Decbr.
1854) alle diejenigen numerischen meteorologischen Wer-
the, welche mir aus irgend einem Lande oder Welttheile
franco zugeschickt werden, und sonst nicht in die grofsen
meteorologischen Annalen aufgenommen werden, gratis zu
veröffentlichen. Man bekommt dann aus Utrecht gesam-
melt und gedruckt zurück, was man geschrieben oder in
Zeitungen verstümmelt dahin gesendet hat.
So möchte ich durch einige Gcldopfer von meiner
Seite die wissenschaftlichen Arbeiten von Vielen mehr ver-
breiten und also nützlicher machen. Wenn man mir zu-
gleich Nachricht über die monatlichen Resultate früherer
Jahre giebt, so gebe ich zugleich die Abweichungen.
3. Dafs ein solches Streben grofsen Nutzen gewäh-
ren, das Vereinigen der Beobachtungen wirklich das kräf-
tigste Mittel zur Förderung der Meteorologie seyn werde,
braucht man mir nicht zu glauben. Die ersten Männer
der Wissenschaft sagen stillschweigend das nämliche; denn
eben sie haben die Errichtung von Reichsinstituten veran-
lafst. Ueberdiefs hat es die Erfahrung in der Lehre des
Erdmagnetismus bewiesen. Der Nestor der Naturwissen-
schaften hat mit dem berühmten Gaufs und Anderen, die
sich ihnen bald anschlössen, nicht allein die Errichtung
magnetischer Observatorien, sondern auch die Vereinigung
und Vergleichung der Beobachtungen auf dem ganzen
Erdkreise hervorgerufen; und wie grofs waren nicht die
in wenigen Jahren gesammelten Resultate! Es ist wahr,
Hr. v. Humboldt hat früher, für die Meteorologie, auf die
Kenntnifs der mittleren Werthe und vornehmlich zwischen
den Tropen besonders gedrungen, aber viele Jahre sind
darüber vorübergegangen. Damals war das gerade Bedürf-
nifs: erst mufste die Klimatologie begründet werdeu; nun
576
aber ist dieses, besonders durch die Arbeiten Dove's,
gelungen, und wie er selbst so unendlich viel gesammelt
hat, vielleicht mehr als Alle anderen zusammen, so hat er
auch schon das Beispiel gegeben von Abweichungen der
monatlichen Werthe. Wiederum sind Jahre vorüberge-
gangen , und nun ist es Zeit tägliche Abweichungen zu
geben; nach noch einer Zeit wird man stündliche Abwei-
chungen bedürfen. Was also von Humboldt und Dove
geratben, was in einer anderen Wissenschaft sich als nütz-
lich bewährt hat, das suche ein Jeder nun in die Meteo-
rologie einzuführen.
III. lieber die Temperatur des Bodens und der
Quellen in den Alpen1);
von Adolph Schlagintweit.
A. Temperatur der oberen Bodenschichten bis zur Tiefe
von einem Meter.
z
u den Beobachtungen über die Temperatur der oberen
Bodenschichten bis 0,5 Meter benutzte ich Quecksilberther-
mometer von verschiedener Länge. Ihr Nullpunkt wurde
so-
1) Die folgenden Untersuchungen schliefsen sich an die Beobachtungen
ober die Temperatur der Quellen in den östlichen Alpen an, welche
ich früher roitgetheilt habe (Poggendorff's Annale« LXXVII und Un-
tersuchungen über die physikalische Geographie der Alpen 1850 Gap. XI.)
Ich werde mich in der gegenwärtigen Abhandlung zunächst darauf be-
schränken, einige allgemeine Resultate hervorzuheben, welche aus der
Vergleichung aller bis jetzt vorhandenen Beobachtungen über die coni-
plicirten Verhältnisse der Boden- und Quellentemperatur in den Alpen
hervorzugehen scheinen. In Bezug anf die Mittheilung der einzelnen
Beobachtungsdaten mufs ich mir erlauben, auf eine nächstens er-
scheinende Arbeit (Monte Rosa. Neue Untersuchungen über die phys.
Geographie der Alpen*, von Ad. Schlagintweit und Herrn. Schla-
gintweit 1854) zu verweisen.
577
sowohl vor und nach der Reise als auch im Laufe dersel-
ben wiederholt untersucht. Die daraus hervorgehenden
Correctionen dürfen bei Beobachtungen über die Tempe-
ratur des Bodens und vorzüglich auch bei jenen über die
Temperatur der Quellen nicht vernachlässigt werden, da
dieselben nicht selten ±0,4 und 0,5° C. betragen. Die in
den Tabellen mitgetheilten Zahlen sind alle corrigirt.
Die Temperatur des Bodens bei 0,5 bis 1 Meter wurde
theils mit einem nur wenig empfindlichen, theils mit einem
sehr langen Thermometer bestimmt, ich will das letztere
der Kürze wegen Geothermometer nennen.
Das erstere bestand aus einem sorgfältig gearbeiteten,
in Zehntel getheilten Quecksilberthermometer, an welchem
die Kugel und die unteren Theile der Röhre mit mehre-
ren Lagen schlecht leitender Substanzen fest umwickelt
waren; die Hülle war mit Siegellack überzogen, um das
Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern. Der obere
Theil der Glasröhre war ebenfalls mit einem aus Baum-
wolle gestrickten Ueberzuge versehen, welcher einen läng-
lichen Ausschnitt hatte, um den Quecksilberfaden und die
Theilung erkennen zu lassen. Ich überzeugte mich durch
wiederholte Versuche von der grofsen Trägheit, welche
das Instrument auf diese Weise erlangt hatte ' ). Selbst
wenn sein Stand in Folge künstlicher Erwärmung oder Er-
kältung sehr merklich von der Temperatur der Luft ab-
wich, konnte es ganz aus dem Futterale herausgezogen und
sorgfältig abgelesen werden, ohne die geringste Aenderung
der Temperatur zu zeigen.
Für die Beobachtung der Bodentemperatur wurde ein
Loch von der erforderlichen Tiefe gegraben und das In-
strument, in einem hölzernen Futterale eingeschlossen, in
verticaler Stellung in dasselbe gebracht. Die Ablesung
geschah oft erst nach mehreren Tagen, aber keinenfalls
früher als 18 bis 24 Stunden nach dem Eingraben. Es
1) Die VergleLchung des Nullpunktes wurde erst nach vollendeter Umhül-
lung vorgenommen.
PüggendorfPs Ann. Ergäniungsbd. IV. 37
578
blieb bei der Beobachtung der gröfste Theil des Futtera-
les im Boden stecken und das Thermometer selbst wurde
nur so weit hervorgezogen, als nöthig war, um die Able-
sung vornehmen zu können.
Die Beobachtungen in einer Tiefe von 40 — 50 Centi-
metern wurden im Allgemeinen mit dem unempfindlichen
Thermometer, jene bei 0,75 bis 1 Meter mit dem Geother-
mometer angestellt
Das Geothermometer war ein Quecksilberthermometer,
welches nach der Angabe des Hrn. Prof. G. Magna s von
A. Greiner in Berlin verfertigt wurde. An eine etwas
grofse Kugel ist eine möglichst feine Glasröhre angeschmol-
zen, welche erst später, da wo die Theilung beginnt, in
eine Röhre von etwas grösserem Durchmesser ausmündet.
Die Distanz von der Kugel bis zum Anfang der Theilung
(bei — 20° C.) beträgt 88 Centimeter. Dieser ganze Theil
des Thermometers (mit Ausnahme der Kugel selbst) ist mit
schlechtleitenden Substanzen umhüllt, und wasserdicht in
ein cjlindrisches Futteral von Eisenblech eingeschlossen,
welches 7,2 Centm. Umfang hat. In der Nahe der Kugel
sind mehrere Ausschnitte in der blechernen Kapsel ange-
bracht ').
Herr Prof. Magnus und Herr Prof. Dove benutzten
seit längerer Zeit ähnliche Thermometer von verschiedener
Länge zur Beobachtung der Bodentemperatur.
Die übrigen Thermometer waren in Fünftel -Grade ge-
theilte Quecksilberthermoter von A. Greiner in München;
sie wurden ohne weitere Umhüllung in den Boden einge-
graben. Die Thermometer waren so construirt, dafs für
die verschiedenen Tiefen ihre Theilung erst bei 0° oder
-fr- 3U an der Oberfläche erschien. Zu den Beobachtungen
in Tiefen von 4 — 6 Centm. wurden daher kleinere Tascben-
thermometer gewählt, an welchen die Theilung bei etwa
1 ) Für den Transport wurde das Thermometer, welches im Ganzen eine
Lange von 1,15 Meter erreichte, in ein starkes ledernes Futteral, von cy-
lindrischer Form, gepackt, so dafs es wie ein Barometer getragen wer-
den konnte.
579
— 10° C. begann. Da auf diese Weise nur eine ziemlich
kurze Quecksilbersäule über den Boden hervorragte, so
wurde dadurch der grofse Einflute, welchen im entgegen-
gesetzten Falle die Temperatur der Luft auf den Stand der
Thermometer ausüben kann, sehr geschwächt.
Wie Quetelet *) und Forbes8) bei ihren ausführ-
lichen Beobachtungen gezeigt haben, erfordern alle Able-
sungen von Thermometern, welche in den Boden einge-
graben sind, eine Correction, weil die Quecksilbersäule
von der Thermometerkugel bis zur Oberfläche des Bodens
keine ganz gleichmäfsige Temperatur hat, und ferner weil
jener Theil des Quecksilbers, welcher sich oberhalb des
Bodens befindet, von der jeweiligen Lufttemperatur afficirt
wird. Diese Correctionen sind sehr wesentlich, wenn ifaan
aus einer längeren Reihe von Beobachtungen den Gang
der Temperatur in verschiedenen Tiefen und die Gröfse
der Oscillationen darstellen will. Bei meinen Beobachtun-
gen, welche nur kleinere Zeiträume umfassen, hielt ich es
nicht für nöthig ähnliche Correctionen anzubringen. Es
war zunächst mein Zweck einige Anhaltspunkte zur Ver-
gletchung der Bodentemperator in verschiedenen Höhen
der Alpen zu gewinnen; bei den Temperaturdifferenzen,
welche durch die Exposition des Abhanges, durch die Zu-
sammensetzung und die Feuchtigkeit des Bodens u. s. w.
an ganz nahe gelegenen Punkten entstehen können, hätte,
wie mir scheint, eine Correction der Thermometerstände
in dem obigen Sinne doch nur eine illusorische Genauig-
keit gegeben.
Bei meinen Beobachtungen wurden, wenn nicht das
Gegentheil speciell bemerkt ist, die Instrumente in dem
festen, mit Erde vermischten Schuttboden eingegraben, wel-
cher durch die Verwitterung der Felsen und durch die
Zersetzung der Pflanzen gebildet wird.
1) Annale? de t'observatoire royal de BruxeUes f/, 1845.
2) Transactions of the royal so ciet y of Edinburgh* Vol. XFTt
Part. IL
37*
580
Die Oberfläche des Bodens war frei der Besonnung
ausgesetzt und nicht mit Vegetation bedeckt. Ich war stets
bemüht ein möglichst horizontales, zusammenhängendes
Terrain auszuwählen, von welchem man in Rücksicht auf
seine Lage, auf die Mischung und die Feuchtigkeit des
Bodens u. s. w. erwarten durfte, da£s es einen passenden
Ausdruck für die allgemeinen Temperaturverhältnisse au
diesem Platze gewähren würde.
Die Unterlage des Bodens bestand: bei den Beobach-
tungen in den bayerischen Alpen aus mehr oder minder
thonigem und bituminösem Jurakalkstein, bei jenen in den
westlichen Alpen der Schweiz und Savoyens theils aus
Gneifs und Glimmerschiefer, theils aus grauen, kalkhaltigen
und thonigen Schiefern.
Alle Temperaturen sind in Graden des hundertteiligen
Thermometers angegeben.
Ich werde nun versuchen einige allgemeine Resultate
hervorzuheben, welche mir aus der Vergleich ung der ein-
zelnen Beobachtungen hervorzugehen scheinen.
1) Die Zahlen in der folgenden Tabelle zeigen die 44-
nahme der Bodentemperatur in verschiedenen Höhen, bei
einer Tiefe von 0,75 bis 1 Meter 1). Die Beobachtungen
an diesen Punkten vertheilen sich auf die Monate August
und September; sie waren theils gleichzeitig, theils in nicht
sehr grofsen Zeitunterschieden angestellt worden.
1) Ich konnte es nicht vermeiden, einige Punkte zu vergleichen, an wel-
chen die Thermometer nicht genau bis zur gleichen Tiefe eing«gral>en
waren, (fa den ausführlichen Tabellen ist die Tiefe immer speoell
bezeichnet.) Ich glaube, dafs dieser Umstand auf das aMgenuint R*
sultat keinen wesentlichen Einflnfs ausübt.
581
Abnahme der Bodeotemperatur mit der Höhe.
Erhebung für
Verglichene Punkte '). 1°C. Abnahme.
St. Anton und Hnthaus. 591 P. V.
1852. 18-21. Sept. 14,175°,2312' 18— 21 Sept. 10,26°, 4625'
St. Anton and * Peifoenberg 428 »
29 u. 20. Sept. 12tl° 3) 29 u. 30. Sept. 10,48°, 3005'
Vispach und Zermatt. 489 »
1851. 17. Aug. 17,3°, 2056' 21 —26. Aug. 11, P, 5086'
Vispach und Pavillon am Aar-
gletscber 579 »
17. Aug. 17,3° 10 — 12 Aug. 7,9°, 7495'
Vispach und Rothsattel 492 »
17. Aug. 17,3° 14. Aug. +0,65% 10250'
Vispach und Matterjoch 498 »
17. Aug. 17,3° 28u.29. Aug. +0,69°, 10322'
Gressoney und Matterjoch 563 »
1 u. 2. Sept. 1 1 ,54°, 42 18' 28 u. 29 Aug. + 0,69°
Zermatt und Matterjoch 503 »
21 — 26. Aug. 11,1°, 5086' 28 u. 29. Aug. -h 0,69°
Zermatt und Pavillon 753 »
21—26. Aug. 1 1,1°, 5086' 10-12. Aug. 7,9°, 7495'
Zermatt und Vincenthätte 531 »
21 - 26. Aug. 11,1°, 5086' 8 - 16. Sept. 2,34°, 9734'
Pavillon und Rothsattel 381 »
10— 12. Aug. 7,9° 7495' 14. Aug. + 0,65*, 10250'
Vincenthütte und Gressoney 630 »
8 - 16. Sept. 2,34#, 9734' 1. 2 u. 19. Sept. 11,1°, 4218'
Vincenthütte und Matterjoch 379 »
8— 16. Sept. 2,34° 28 u. 29. Aug. + 0,69»
1) St. Anton bei Partenkirchen, das Huthaus im Höllenthalc an der Zug:
spitie, and der PeiCsenberg liegen in den bayerischen Alpen, die übri-
gen Punkte befinden sich in den Alpen von Wallis und Savoien u. s. w.
Die Beobachtungen in Conche und an den damit verglichenen Stationen
wurden von Saus sure im Jahie 1792 in einer Tiefe von 3 P. F. an-
gestellt.
2) Diese Zahl (St. Anton) ist nicht direct beobachtet, sondern aus der
Temperatur der vorhergehenden Tage abgeleitet.
582
Verglichene Punkte.
Aosta
1792 20. Aug. 17,67°, 1890'
Nant-Bourant
6. Aug. 12,0°, 4384'
Chapiu
7. Aug. 12,19°, 4805'
St. Jacques d'Avas
17. Aug. 8,2V, 5142'
Breull
10. Aug. 10,0°, 6187
BreoJl
16. Aag. 10,7»°
Kleiner St. Bernhard
8. Aug. 5,88°, 6792'
Matterjoch
14. Aug. + 0,5*, 10322'
Erbebung für
1*C Abnahme.
451 P. V.
476
Verglichen mit
den gleichzeiti-
gen Beobachtun-
gen zu Conche
1290"
595
335
556
594
423
495
Mittel 510 P. F.
für 1° C. Abnahme in
den Monaten August
und September.
Man kann nicht erwarten bei diesem ersten Versuche
schon einen ganz bestimmten Ausdruck für die Tempera-
turabnahme dieser Bodenschicht in verschiedenen Höhen
zu erhalten.
Jedoch lassen die Zahlen der vorhergehenden Tabelle
im allgemeinen erkennen, dafs die Abnahme der Temperet-
tur des Bodens, in Tiefen von 0,75 bis 1 Meter, in den Mo-
naten August und September weit rascher ist, als die mitt-
lere Abnahme der Quellentemperatur. (700—730' für 1° G).
Diese Erscheinung wird, zum Theil wenigstens, wohl da-
von abhängen, dafs auch die Abnahme der Lufttemperatur
im Sommer viel rascher erfolgt als im Mittel des Jahres1).
Die Temperatur des Bodens näher der Oberfläche, in
Tiefen von 50, 20 und 6 Centm., ist zu sehr von den täg-
lichen Wärmeveränderüngen der Atmosphäre, selbt von
I ) Für dfe Lufttemperatur betragt die Abnahme im Sommer 440* bis
450', im Winter 620' bis 710', im Jahresmittel 540 P. F. Unters.
S. 353.
583
einzelnen Unregelmäfsigkeiteu in derselben, abhttqgig, um
aus den vorliegenden Beobachtungen mit einiger Wahr*
scheinlichkeit Zahleuwertbe für die von der Höbe bedingte
Temperatur - Abnahme in diesen Schichten angeben zu
köunen.
2) Die Lage eines Punktet in Beziehung auf die Hinr
melsgegenden hat einen sehr grofsen Einflufs auf die Tem-
peratur der oberen Bodenschichten. An Abhängen, welche
gegen Süden und Südwesten gerichtet und der Beson-
nung sehr zugänglich sind, während zugleich durch den
Bergrücken selbst die kalten Nordwinde abgehalten wer-
den, bemerkt man, auch in Tiefen von 0,75 bis 1 Meter,
eine bedeutende Erhöbung der Bodenwärine '). Als Bei-
spiele können unter anderen angeführt werden: Pavillon
am Aargletscher, Gadmen im Vispthale, und vorzüglich Bo-
dewig Zwischen Gadmen (8475' 8,5°) und Zermatt (5086'
11,5") würde sieb, wegen der zu grofsen Wärme der obe-
ren Station > die Temperatur in einer Tiefe von 40 — 50
Centm. erst bei einer Höhendifferenz von 1130 P. F. um
1° C.. vermindern. In Bödemie (5925'; zeigte sich der Bo-
den in einer Tiefe von 80 Centm. sogar etwas wärmer als
in Zermatt (5086') und als in Gressoney (4218'). Das
Thermometer war in. Bödemie allerdings auf einem sehr
besonnten uud geschützten Abhänge eingegraben; in der
gleichen Exposition finden sich in dieser Höhe noch die
letzten Getreideculturen.
Die Beobachtungen auf der Vincenthütte (9734'), wel-
che vom 3. bis 16. September 1851 in verschiedenen La-
gen und Bodenarten angestellt wurden, lassen erkennen,
wie grofs auch hier der Einflufs der Exposition auf die
I) Dove hat, durch Vergleichung der Beobachtungen ku Chiswick, eine
•ehr belehrende Darstellung der Temperaturrerhäknitse des freien , be-
sonnten und des beschatteten Bodens in verschiedenen Jahresreiten ge-
geben. »Ueber den Zusammenhang der Wärmeveränderungen der At-
mosphäre mit der Entwickelung der Pflanzen.« Abhandl. d, Akad. zu
Berlin, für 1844. S. 360. Es sind in dieser Abhandlung viele sehr
wichtige Betrachtungen über den Zusammenhang der Bodentemperalur
mit dem Gedeihen der Pflanzen enthalten.
584
Tempeijrtur der oberen Bodenschichten, bei 4 — 9 Centm.,
ist. Die Thermometer in den gegen Norden exponirteo
stets beschatteten Gneifsfelsen standen um mehrere Grade
tiefer als jene in Schutt oder Felsen, welche frei der Be-
sonnung ausgesetzt waren. Man findet in den höheren
Theiien der Alpen den Boden an sehr schattigen Abhängen
oder in kleinen Schluchten nicht selten den gröfsten Theil
des Tages fest gefroren, während die besonnten Felsen in
geringer Entfernung davon an ihrer Oberfläche 10 bis 20°
C. erreichen.
3) Sehr bemerkenswerth ist die bedeutende Erwärmung
der besonnten Bodenoberfläche, welche man selbst in Höhen
von 10000 bis 12000 Fufs bemerkt. An sehr heiteren Ta-
gen beobachtete ich hier öfter Maxima von 20 bis 31° C,
während die gleichzeitige Lufttemperatur nur 0 bis 8° be-
trug. Auf der Vincenthütte zeigte die besonnte Ober-
fläche der Felsen und des Bodens in den Mittagsstunden
sehr häufig 10 bis 16° C, auch an Tagen, an weichen die
Wirkung der direkten Besonnung durch vorüberziehende
Nebel und Wolken geschwächt war ; während die mittlere
Temperatur der Luft im Schatten um 2h p. m. 3,9° C. be-
trug; nur an sehr schönen Tagen stieg die Lufttemperator
im Schatten auf 5 bis 6°, an einem einzigen Tage betrug
sie 9,1° C.
Das Maximum der Oberflächentemperatur, welches in
den schönen Beobachtungsreihen von Bravais und Mar-
tins ') auf dem Faulhorn (2683 Met) vorkömmt, ist am
28. Scptbr. 1844 12h 39,8° C; Lufttemperatur 9,9. »ta«
hohen Temperaturen der Bodenoberfläche zeigen sehr ra-
sche und grofse Oscillationen. Sobald die Sonne nur kurxe
Zeit von einem mehr oder minder dichten Wolkenschleier
bedeckt ist, sinken die Thermometer schnell um mehrere
Grade. Auch die kalten Winde bringen bedeutende Ver-
änderungen in der Wärme der Bodenoberfläche hervor.
Die Feuchtigkeit des Bodens in den Hochregionen übt
ebenfalls einen sehr grofsen Einflufs auf die Temperatur
1 ) Annuairc miteorologique de la France 2* annSe.
585
desselben aus; sowohl an der Oberfläche des Bodens als
in den etwas tieferen Schichten.
Die Lebhaftigkeit der Thau- and Reifbildung, das Ent-
stehen von Nebeln oder die Berührung mit vorüberziehen-
den Wolkenschichten, die Häufigkeit kleiner Schneefälle,
die sich weiter unten bald in Regen verwandeln, und nicht
selten ganz verdunsten, wenn sie die untern wärmeren
Schichten der Atmosphäre erreichen; alle diese Umstände
tragen wesentlich dazu bei, in den höheren Theilen des
Gebirges dem Boden mehr Feuchtigkeit mitzutheilen.
Die obersten Erdschichten in Höhen, die sich merk-
lich Über die untere Gränze der Wolkenbildung1) erhe-
ben, sind nur dann trocken, wenn sich mehrere schöne und
warme Tage folgen, an denen die Wolkenbildung selten
ist, oder auf sehr grofse Höhen beschränkt bleibt, aber bei
einer Tiefe von 2 bis 3 Centm. enthalten sie auch dann
noch eine merkliche Menge von Feuchtigkeit.
An der Oberfläche der Felsen treten daher im allge-
meinen höhere Maxima ein als an jener des Schuttbodens
und der Erde, weil in den letzteren gerade zur Zeit, wo
das Maximum der Temperatur stattfindet, durch die Verdun-
stung der Feuchtigkeit viel Wärme gebunden wird s).
Auch ist, wie die Beobachtungen auf der Vincenthütte er-
kennen lassen, die Differenz der Extreme, sowohl an der
Oberfläche als in den tieferen Schichten bis zu 20 Centm.
in dem Felsen gröfser als in dem gewöhnlichen, feuchten
Schuttboden.
4) Die bedeutende Erwärmung, welche die Oberfläche
der Felsen und des trockenen Schuttbodens zeigt, ist für
das Gedeihen der kleinen Hochalpen- Pflanzen, welche sich
nur so wenig über den Boden erheben, von grofser Wich-
1 ) Selbst Mittags an Sommert agcn finden sich schon zwischen 7000' bis
8000' viele Haufen wölken ; Morgens und Abends stehen sie noch merk-
lich tiefer.
2) Nur an sehr trockenen kleinen Erdansammlungen, zum Beispiel an
solchen, die eine dünne Lage auf Felsen bilden, bemerkt man höhere
Maxima als an der Oberfläche unbedeckter Felsen.
586
tigkeit. Sie erhalten auf diese Weise weit gröfsere Wär-
memengen, als man aus der Betrachtung der Temperatur
der freien Atmosphäre erwarten sollte. Auch sind für viele
Vorgänge in der Entwickelang der Vegetation, z. B. für
die Blfithenbildung oder die Frachtreife, nicht nur gün-
stige mittlere Temperaturvurbältnisse, sondern auch be-
stimmte hohe Wärmegrade nötbig; diese letzteren können
den kleinen phanerogauiischen Pflanzen, welche noch an
einzelnen Punkten bei 10000 bis 11770 P. F. vorkommen,
nur durch die grofse Erwärmung der Bodenoberfläche in
ihrer Nähe zugeführt werden.
Die Pflanzen selbst tragen theitweise dazu bei, die Tem-
peratur des Bodens zu modificiren, so dafs sie ihrem Ge-
deihen förderlicher wird. Der sehr dichte Rasen, welchen
einige Hochalpenpflanzen, z. B. Cherleria sedoides, Cera-
stium latifolum, Saxifraga oppositifolia u. s. w. bilden, be-
schränkt sehr wesentlich das Eindringen des Wassers in
den Boden; derselbe ist unter diesen Pflanzen bei weitem
nicht so sehr mit Feuchtigkeit angefüllt, als da wo er
nicht von Vegetation bedeckt wird. An der Phaperoga-
wengränze wird das den Boden befeuchtende Wasser vor.
züglich durch Schmelzen des Schnees geliefert; die dünne
Schneedecke schmilzt gewöhnlich rasch, und über den dich-
ten ineist etwas geneigten Rasen läuft dann das Wasser
gröfstentheils ab. So werden- hier die Erdschichten vor
dem Eindringen dieses kalten Wassers geschützt und we-
niger erkältet als die von Vegetation entblöfsten. Auch
wird in diesen letztern bei der Verdunstung des reichlich
angehäuften Wassers ebenfalls wieder Wärme gebunden,
und auch dadurch bewirkt, dafs bei gleicher Insolation
die trockenen, mit Vegetation bedeckten Stellen etwas
mehr über die Temperatur der Luft sich erwärmen. Es
scheint demnach in diesen grofsen Höhen in Folge der
häufigen Befeuchtung des Bodens, insbesondere durch
schmelzende Schneelagen, die Temperatur auch im Mittel
unter dem Rasen wärmer zu seyn, als in dem freiliegen-
den (feuchteren) Schuttboden.
587
Die Erde unter dem Rasen ist zugleich welliger grofsen
Kälte- und Wärmeextremen ausgesetzt als die festen Fel-
sen in gleicher Tiefe.
Wenn man die grofsen Unterschiede in der Tempera-
tur des Bodens betrachtet, welche an hohen Standpunkten
durch die Exposition des Abhanges, den Schutz desselben
vor kalten Winden, die gröbere oder geringere Entfer-
nung von Schnee- oder Eismassen u. s. w. hervorgebracht
werden, so begreift man, warum an einzelnen Stellen, wel-
che vermöge der Bodenform aus der Schneebedeckung her-
vorragen und gleichsam Inseln wärmeren Bodens bilden,
phanerogamische Pflanzen selbst noch 2000 Fufs über der
Schneelinie gedeihen können; während an anderen eben,
falls schneefreien Punkten, welche aber diese günstige Lage
nicht besitzen, selbst in geringeren Höhen keine Spur von
Vegetation oder wenigstens keine Phanerogamen zu ent-
decken sind.
5) In der Tabelle VI. sind die Tetnperaturveränderun-
gen von drei Flüssen verglichen, welche sich in dem gro-
fsen Becken von Partenkirchen in den bayerischen Alpen
vereinigen. Man erhält im Mittel dieser Beobachtungen,
die sich zwischen den 5. und 30. September 1852 ver-
teilen:
Temperatur der Laisach ....... 11,43° C.
Partnach ....... 8,64
» Kanker 11,11
Temperatur der Luft im Schatten zu St. An-
ton, Mittel des September 12,2
Temperatur des besonnten Bodens in einer
Tiefe von 75 Centm. zu St. Anton; Mit-
tel vom 6. bis 27. September .... 14,4.
Die Temperaturverschiedenheiten dieser drei Flüsse ord-
nen sich weder nach ihrer Wassermasse, denn hier fol-
gen sich die Loisach, die Partnach und hierauf die weit
kleinere Kanker, noch nach ihrer Längenentwickelung.
Die letztere beträgt mit Einschlufs der wichtigsten Krüm-
mungen :
» a»
bei der Loisach . . . 72000 Par. Fufs,
bei der Partnach . . . 46300 » »
bei der Kanker . . . 30700 » »
Die weit kältere Temperatur der Partnach scheint vor-
zugsweise davon abzuhängen, dafs sich in ihr das Wasser
von den stellenweise mit Schnee und Eis bedeckten Ab-
hängen des 8000 bis 9000' hohen Gebirgsstockes der Zag-
spitze and des Wettersteines vereiniget. Zugleich fliefst
die Partnach bis in die Ebene von Partenkirchen mit gro-
sser Schnelligkeit dnrcb ein tief eingeschnittenes and nad
Norden gelichtetes Thal. Die Loisach and die Kanker
befinden sich hingegeu in breiteren Thälern, von denen
vorzüglich das letztere der Besonnnng sehr zugänglich
ist. Dessenungeachtet scheinen alle drei Flüsse im Sep-
tember und wohl überhaupt während der ganzen eisfreien
Periode des Jahres kälter zu sevn als die mittlere Tempe-
ratur der Luft und als jene des Bodens in einer Tiefe ton
75 Centm. Der Grund hiervon dürfte darin zu suchen
seyn, dafs alles Wasser aus den höheren and daher käl-
teren Regionen rasch nach der Tiefe gelangt und noch
zum Theil seine niedrige Temperatur mit sich bringt. Fer-
ner ist das Wasser, welches aus den höheren Theilen des
Gebirges kömmt, nicht nur kälter durch die geringere
Temperatur des Quellwassers, sondern zugleich durch den
Zuflufs aus schmelzenden Schneemassen ') und aus kleinen
Gletschern.
Es müssen daher im allgemeinen die Gewässer, welche
aus den Hochregionen 2) in die Gebirgskessel zusammen-
1) Da im Frühlinge und selbst cur Zeit des Temperatunnaximuntf ><■>
Sommer Doch mehr Oberfläche des Hochgebirges mit Schnee bedeckt
ist als im Anfange des Herbstes, so wird der Unterschied swi*cheo
Luft- und Wasserwärrne im Herbste etwas geringer seyn.
2) In den inneren Theilen der Alpen, in welchen die Bache aus groß*
Schnee- und Gletschermassen entspringen, werden dieselben im MW
noch mehr von der Temperatur der Luft abweichen. Vergl. die Beob-
achtungen der Temperatur einiger Glet scher bäclic, in unseren Volcrw
chungen u. s. w. 1850 S. 286 und die Bemerkungen S. 289 u. 280.
Den erkältenden Einflufs, welchen die Gletscher auf die Temp"»'
589
strömen, zur Erkältung der Luft und noch weit mehr des
Bodens in ihrer Nähe beitragen. Die oft wiederholten
kleinen Ueberschweimnuugen und die theilweise Versum-
pfung der Thäler bewirken, dafs sich der erkältende Ein-
flufs der Gebirgsbäche auf die Thalsohle nicht selten wei-
ter erstreckt, als man erwarten sollte.
Iu den Wintermonaten ist das Verhältnifs der Tempe-
ratur der Flüsse zur Wärme der Luft nicht mehr dasselbe;
in den Alpen ist dann der nicht gefrierende Theil der
Flüsse, welcher fast nur Zuflüsse aus wahren Quellen erhält,
entschieden wärmer als die Lufttemperatur. Die letztere
beträgt z. B. im Januar bei 2050 P. F. — 2,5° C, bei
4000-5,0°, bei 5900' — 7,5°.
Bei gröfseren Strömen wird das gegenseitige Verhält-
nifs des Luft- und Wasserwärme ein ganz anderes.
Reuou hat zuerst darauf aufmerksam gemacht, dafs
manche Flüsse in jeder Jahreszeit wärmer sind als die Luft-
temperatur. Für die Loire bei Vendome betrug der Un-
terschied im Jahresmittel 2,24° C. (Comptes rendus 28. Juli
1852). Auch die Beobachtungen von Oscar Valin in
Tours ergaben einen ganz ähnlichen Unterschied. Babi-
net und in Uebereinstimmung mit ihm Renou erklärten
diese Erscheinung als abhängig von der Absorption der
Wärme durch das Flufsbett, auf welche ein späteres Wie-
derausstrahlen der Wärme folgt. Sie bezeichnen diese
Temperaturerhöhung des Wassers als ganz analog der Er-
wärmung der Luft in dem von Saussure ') angegebenen
Heliothermometer *).
tur des Bodens in ihrer Nahe ausüben, hat G. Bischof durch interes-
sante Versuche in Grindel wald nachgewiesen. Wärmelehre S. 191 bis
193 nnd S. 423.
1) Saossure Voyages §.932 und Fourier Mem. de l'Acad. de Pa-
ris VII. p. 585. Unsere Untersuchungen u. s. w. 1850. S. 433.
2) Da iu Anfang des Winters der Unterschied zwischen der Luft- und
Wasserwarme am bedeutendsten ist, (2,95° G. im November und De-
cember bei der Loire), su eioer Zeit also, wo allerdings die Lebhaftig-
keit der Besonnung nicht am größten ist, so glaubte Rankine, die
Reibung des Wassers wäre die Ursache des Warmeüberschusses. (Ran-
590
Die Erwärmung hängt nicht nur von der Insolation und
laberen Lufttemperatur, sondern zugleich von den hydro-
graphischen Verhältnissen wesentlich ab. Die Wassennenge,
die Schnelligkeit des Laufes, Zahl und Mächtigkeit der aus
Hochgebirgen kommenden Zuflüsse, Durchsichtigkeit des
Wassers, am meisten wohl Temperatur und jährliche Ver-
keilung des atmosphärischen Niederschlages, Unterbrechun-
gen des regelmäßigen Stromlaufes durch Seen und Sümpfe
u. s. w. müssen ebenfalls diese Verbältnisse vielfach modi-
ficiren.
Als Beispiel für die Unterschiede, welche hiedurch in
dem Gange der Erwärmung verschiedener Flüsse hervor-
gebracht werden, führe ich nach Bravais3) die monatli-
chen Temperaturen der Rhone und Saöne bei Lyon an.
Rhone.
Saöne.
Luft.
Januar
4,2 C.
2,1 C
— 1,5 C.
Februar
4,6
3,3
3,9
März
6,1
5,0
7,2
April
10,0
10,0
9,0
Mai
15,2
16,1
16,5
Jan!
18,7-
20,9
21,2
Juli
19,2
21,1
21,9
August
19,6
21,0
203
September
17,5
18,7
16,9
October
13,9
13,6
12,2
November
10,1
8,6
9,5
Deccmber
6,0
4,5
4r*
Mittel
12.1
12.1
11.9.
k ine, on the cause* of the excess of the mean temperatures of
rivers. Philo*. Mag. Nov. 1852.) In der Bibliothique unieers.
de Geniee wurde dagegen bemerkt, dafs sich ein ganz entsprechender
WMrmennterschied auch am kleinen See beim St. Bernhard- Hosp»
zeigt. Die weniger rasche Abnahme der Wassertemperatur im Herbste
wird der groben apeeifischen Warme des Wassers im Vergleiche zu
jener der Lnft zugeschrieben.
1) Bravais Geographie physique de la France p. 147, in Patrice ou
la France ancienne et moderne etc.
591
B. Temperatur der Quellen.
Wenn man die Temperatur einer gröberen Anzahl von
Quellen in einer und derselben Gebirgsgruppe oder in ver-
schiedenen Theilen des Alpenzuges vergleicht, so bemerkt
man vielfache und nicht selten sehr bedeutende Unregel-
mäfsigkeiten.
Unter den Einflüssen, von denen die Temperatur der
Quellen wesentlich abhängt, kann man wohl zwei Gruppen
unterscheiden. Die eine Gruppe bilden jene allgemeineren
klimatischen Verhältnisse, welche sich zwar mit der Höhe
ändern, aber in horizontaler Richtung auf ziemlich ausge-
dehnte Strecken unverändert bleiben, so lange die Boden-
gestaltung ebenfalls den gleichen Typus beibehält. Die
Temperatur der Luft, die Besonnung, die Ausstrahlung des
Gesteines, die Menge, Vertheilung und Temperatur der
atmosphärischen Niederschläge, die Tiefe der Eisbildung in
den lockeren Erdschichten während des Winters, die Dicke
der winterlichen Schneedecke, die Höhe der Wolken- und
Nebelmassen, welche den Boden berühren etc., dürften un-
ter den klimatischen Verhältnissen zu nennen sejn. Auch
die Zuleitung der inneren Erdwärme kann hier noch er-
wähnt werden, obwohl diese auf die Wärme der Quellen
gewifs nur einen sehr geringen Einflufs hat. Eine andere
Reihe von Einwirkungen auf die Quellenwärme trägt ei-
nen weit mehr localen Charakter; in dieser Gruppe dürf-
ten wohl vorzüglich die Ursachen für die Störungen in den
regelmäfsigen Verhältnissen der Quellentemperatur zu su-
chen seyn. Als einige der wichtigsten möchte ich folgende
anführen: Die Exposition der Abhänge und ihre Beschat-
tung durch gegenüberstehende Berge, die Tiefe, aus der
das Quellwasser hervorkommt, die chemischen Zersetzun-
gen im Innern, die Zusammensetzung und die physikali-
schen Eigenschaften des Bodens, seine Feuchtigkeit und
Wärmecapacität, die Steilheit der Schichtenstellung, die
Zerklüftung des Gesteines besonders in Kalkgebirgen, die
unmittelbare Nähe gröfserer perennirender Eismassen un-
terhalb der Schneegränze etc.
In dieser letzteres Grippe ist es nW Exposition der
In Lagen, welche der Bf in— nn^ sehr ragSnglich sind
und «gleich tot den kalten Nord- omd Nordost- Winden
geschützt werden, findet eine bedeutende Erhöhung der
QoeUentenperator statt, filnninBiis— iml nut der gröberen
Wanne der Luft und der oberen Bodenschichten und mit
de« höheren Ansteigen der VegttJlionnginaifn an diesen
Punkten. Als Beispiefe können angeführt weiden: die Quellen
in Bddeoue, Arransole, Gabiet, Bionnanaj und Chandane ' ).
Die niedrigen Temperaturen sehr wasserrekher Quellen
in Kalkgebirgen *), bei welchen das Wasser in den Fel-
senspalten rasch aus gröberen Höhen in die Tiefe herab-
strömt, zeigen der Ursprung der Partnach und der Marien-
sprung, beide in der Nähe der Zugspitze.
Bei den verschiedenen Ursachen, von welchen die War-
meverh<nisse der Quellen abhängen ,X wird es sehr schwie-
rig
1) Vergl. die speciellen Tabellen der beobachteten Qoellenteniperati
Nene Untcrsochongen u. «. w. 1854, Cap. VI. S. 212—217.
2) Durch Ei*- Ansammlungen, welche sieh in den Spähen and Höhlun-
gen in Innern der Kalkgebirge bilden 9 kann ebcnJalls das Qnellwasser
erkaltet werden. (Viele Beispiele kalter Höhlen, glatteres natureäes,
hat Bravais zusammengestellt. Patria. Giogr. phjs. p. 146.) In
den Alpen durfte als eines der schönsten Beispiele besonders die Kolo-
wrat- Höhle im Untersberge bei Salzbarg zu nennen sejn.
In der Nähe grofser Gletscher kommen sowohl in den Kalkgebir-
gen als auch in den krjstallmijchen Gesteinen der Centralalpen suwea-
len sehr starke und auffallend kalte Quellen um Vorschein, deren
Wasser durch das Abschmelzen des Gletschereises geliefert wird; diefe
beweisen ihr theil weises oder gänzliches Versiegen während des 'Win-
ters und die trübe, milchige Farbe des Wassers, welche man meistens
an ähnlichen Quellen beobachtet. Sie können natürlich in Beziehung
auf ihre Temperatnrverhältnisse nicht mit den anderen, wahren Quel-
len verglichen werden, da ihre Wärme zunächst nur von der Masse
des Wassers und von der Entfernung abhängt, welche dasselbe von dem
Punkte seines Versinken* in den Boden unter dem Gletscher bis zur
Aosströmungsöffnung durchlaufen mufs.
3) Vergl. die treffenden Erörterungen über diese Ursachen in Alex, voo
Humboldt' s Kosmos I. S. 228.
598
rig die Abnahme der Temperatur mit der Höbe zu verfol-
gen, und einen nur etwas regelmässigen Gang für dieselbe
aufzufinden. Ich habe jedoch den Versuch gewagt, einige
allgemeine Zahlen aus den vorliegenden Daten abzuleiten;
ich benützte dazu aufser den Beobachtungen vom Jahre 1851
und 1852 auch jene, welche ich in meiner früheren Abhand-
lung, uaitgetheilt habe '), ebenso wie die Beobachtungen von
Wahlenberg, Unger, Simony, Sendtner u. s. w.
Durch zahlreiche Vergleichungen der verschiedenen Quel-
len erhielt ich die folgenden Angaben für die Lage der Iso-
geothermen in den Centralalpen von Wallis und Savoien,
und in der nördlichen Nebenzone der Alpen, welche mit
Höhen von 6000 bis 950ff den Rand des Gebirges in der
Schweiz, in Bayern und in Oesterreich bildet. Die mittleren
Temperaturen der Luft sind aus der Zusammenstellung mei-
nes Bruders entnommen.
In einer zweiten Tabelle sind einige Beispiele für die
Abnahme der Temperatur in einseinen Fällen gegeben. Es
wurden vorzugsweise Quellen von ziemlich gleicher Lage
u. s. w. und von nicht zu geringer Höhendifferenz ver-
glichen, da man nur auf diese Weise erwarten darf, ein
eiiHgermafsen richtiges Bild von den Veränderungen der
Temperatur in verschiedenen Höhen zu erhalten.
1) Es findet sieh dort auch die nähere Angabe der Litterätur. Viele in-
teressante Beobachtungen über die Temperatur der Quellen in den öst-
lichen Alpen, in Oesterreich, Steiermark, KSrathen u. s. w. wurden
neuerdings mitgetheilt in Kr eil s magnetischen und geographischen Orts-
bestimmungen im österreichischen Kaiserstaate, und in mehreren Ab-
handlungen von A. von Morlot, im Jahrbuche der k. k. geologischen
Reichsanstalt.
Poggend. Ann. Ergänzungsbd. IV. do
594
L Höhe der Isogeothermen.
Nördliche Nebcnzooe der
therac.
Cels.
I Centralalpen iroo Wallis und
Savoien.
A. QuellcBlem- JB. Mittlere
12,5
1090
9,0
7,5
5,0
2,5
1,0
0,0
peratur.
Jahrestem-
■ I . e- perator der
„„, Erheb, lur r f r.
Hohe» yr i Lall.
I Höbe.
Par. Fofi. ! Par. FnTs.
830
2360
612
552
3740
5150
7150
circa 8700
circa 9600
— 9800
564
800
1033
380 »)
1660
3135
4500 3)
5850
6660
7200
Alpen.
A. Q seilen tem-
peratur.
Erheb. £
rCeU.
Par. Fol«.
Höhe.
B. Mittlere
Jahrestem-
peratur der
Luft.
Höbe.
Par. Fofs.
1600
2520
4050
5770
7250
circa 8200
-8300
613
612
688
987
1500
2400
3750
4965
5650
6100
II. Temperaturabnahme in speciellen Fallen.
A. Quellen in den bayerischen Alpen, in den Umgebun-
gen der Zugspitze; und in der nordöstlichen Schweiz
Erhebung
Verglichene
Paukte.
für 1° C. Abnahm«.
Sieben Sprunge
und
Gr*kift«i
470 Par. Fofc
3290' 6,4°
2350' 8,4°
Lahnewiesgraben
und
Grainau
554
3680' 6,0°
Partnach
und
Grainau
414
4337' 3,6*
Cnterbaustollen
und
MI erkahr
724
4425' 4,0°
5$*„ 1,9*
Unterbaustollen
und
Gutes Wasser
6312' 1,6°
786
1) Für die Stationen am Südrande der Alpen.
2) In den unmittelbaren Umgebungen des Monte -Rosa ist die Lufttempe-
ratur zwischen 4000 und 6000' etwas wärmer.
595
Verglichene
Mariensprung und
4490* 3,45°
Steinerne Hotte und
5920' 2,4°
Gutes Wasser und
6312' 1,6°
Thörl und
7156' 1,1°
Thörl und
Art und
Art
Bruderen
Punkte.
Zaunle
4035' 4,4°
Uaterbaustollen
Hieben Sprunge
3290' 6,4°
(Sieben Sprunge
und
und
Erhebung
für 1° G. Abnahme.
479 Par. Fufe.
934
630
729
951
Steinerne Hütte
Kalte Bad, Schlie-
4487' 5,3° renthal 613
Bruderen 508
3178' 6,8°
Kalte Bad, Schüe-
renthal 873
»
»
»
»
B. Quellen im Wallis, in Pientont und Savoien.
Zermatt und Vwp.
5310' 4,5° 2253' 10,6°
Zermatt und Greseoney
4218' 5,7°
Visp.
Viescher - Gletscher und
5385' 4,6°
fätearpe Aipe
5579' 4/)°
Scarpe Alpe
Arransole
6095* 4,3»
Zinketiberg
65913' 2^°
Ollen
6815' 3,1°
Ollen
Turlo
71 W 2,4°
Gabiet
72001 2,8°
Gabiet
und
und
und
und
und
und
und
and
und
Zermatt
Gresaoaey
Visp.
Zermatt
Zermatt
Arransole
Scarpe Alpe
557B' 4,0°
Wdemie
5975' 4,2°
Arransole
501
910
522
538
801
673
802
1075
600
957
»
»
»
»
»
»
»
737
»
Motitiers
1510' 11,3°
«ad - OreuoMe
712' IM9
725
»
38*
T<^fKcKcoe PaaLto.
rc
i*7#r i#,r
321* %&
>r 11^
713
3711' 7,4*
i' i*,r
Mittel
4077' 7,1#
Cfcftffai
48W byV
Cbaaiaae
Cbaudane
ComMsee
5950" 3,4»
716
871
5808' 4,0»
OD«!
und
4677 7,1#
Ctaftethal
3210' 8,3»
Cfcapiu
48W 5,1*
647
Ich möchte hier wiederholt darauf aufmerksam macheo,
wie wir bereits früher gethan '), dafs die Bedeutung ähn-
licher Mittelwerthe weit weniger darin liegt, dafs sie eine
Hülfe für approximative Schätzungen gewähren; sie dienen
vielmehr hauptsächlich dazu, eine allgemeine und übersicht-
liche Vergleickung verwandter Erscheinungen in verschie-
denen Länderstrichen und unter verschieden äusseren Be-
dingungen zu erleichtern.
In speciellen Fällen und für kleinere Partieen des Ge-
birges können sehr bedeutende Abweichungen von den hier
gegebenen Mitteln stattfinden, da die letzteren nur die
Verhältnisse der Quellentemperatur in den allgemeinsten
und häufigsten Fällen für ausgedehntere Theile der Alpen
veranschaulichen.
Es wird zwar noch weiterer Beobachtungen bedürfen,
um die mittlere Höhe der Isogeothermen, welche ich in
1) Untersuchungen u. s. w. S. 340.
' 1
597
Tabelle I darzustellen versuchte, mit der wünschenswerten
Genauigkeit festzustellen; dennoch dürfte es erlaubt seyn
schon jetzt einige allgemeine Resultate etwas näher zu
betrachten.
Die Erhebung, welche der Verminderimg der Quellen-
temperatur um 1 ° C. entspricht, scheint im Mittel, vom Fufse
der Alpen bis xur Isogeothermenfiäche von + 1°, ungefähr
700 bis 730 Par. Fufs., in runder Zahl 120 Toisen zu be-
tragen. In den Centralalpen von Wallis und Savoien ' erhält
man, wenn man das Mittel aus den Abnahmen zwischen
den einzelnen Isothermen nimmt, 712\ in der nördlichen
Nebenzone der Alpen 725'.
Die in der zweiten Tabelle enthaltenen Zahlen würden
im Mittel etwas weniger ergeben (690'), weil die Mehrzahl
der Quellen, welche hier zur Yergleichung benutzt werden
konnten, zwischen Höhen von 2000' und 6000 bis 6500
liegen.
Das Resultat, welches ich für die Abnahme der Quellen-
temperatur fand, ist etwas kleiner als jenes, welches Kämtz
aus den 19 Beobachtungen Wahlenberg' 8 abgeleitet hat
(150 Toisen für 1°C).
Jedenfalls ist die Abnahme der Quellentemperatur lang-
samer als jene der mittleren Jahrestemperatur, welche m
den Alpen 540 P. F. (90 Toisen) für 1° C. beträgt. Die
Quellen in den Alpen sind im allgemeinen im gleichen Niveau
wärmer als die mittlere Lufttemperatur; der Unterschied
zwischen Luft- und Quellenwärme wächst mit der Höhe.
Noch ist zu bemerken, dafs die Abnahme der Quellen-
temperatur in grösseren Höhen, besonders bei Quellen von
3° bis 1°C, langsamer zu werden scheint als im Mittel
und als in den tieferen Theilen des Gebirges, obgleich eine
vermehrte Anzahl von Beobachtungen nöthig seyn wird,
besonders um die Höhendifferenz, welche hier einer Tempe-
raturveränderung von 1UC. entspricht, sicherer zu be-
stimmen. Es würde dieses der Annahme entgegen seyn,
welche ich früher, wo mir weit weniger Quellen zur Yer-
gleichung zu Gebote standen, für wahrscheinlicher hielt;
598
ich glaubte damals, dbfs die Abnahme der Temperatur bei
den höchsten Quellen rascher würde, wofür mir auch die
Analogie mit der Verminderung der mittleren Lufttempera-
tur zu sprechen schien, welche in gröfseren Höhen rascher
vor steh geht als an den tieferen Stationen.
Bemterkenswerth ist die langsame Abnahme der Quellen-
temperatur in den Alpen, wenn man sie mit der raschen
Zunahme der Wärme gegen das Innere der Erde vergleicht.
Für die letztere nimmt Alexander von Humboldt1)
als die wahrscheinlichste Zahl 92 Par. Fufs bei einer Er-
höhung der Erdtemperatur um 1°C. an; so dafs sich die
Zunahme der Wärme nach der Tiefe zur Abnahme der
Quellentemperatur mit der Höhe ungefähr verhalten würde,
wie 1 : 7,8.
Bei Vergleichung der Quellentemperatwr in verschiedenen
Gruppen der Alpen bemerkt man eine Zunahme derselben
in den südlichen Theilen; jedoch dieser Einflufs allein würde
nicht genügen, um die Verschiedenheiten in der Höbe der
Isogeothermen zu erklären, welche man oft in nur wenig
entfernten Alpengruppen findet. Diese Unterschiede weisen
im Gegentheil auf den constanten Zusammenhang hin, wel-
cher zwischen der Wärme des Bodens auf der einen und
zwischen der Gestaltung und der mittWen Erhebung der
Bergketten auf der anderen Seite besteht Die Temperatur
des Bodens ist bei gleicher Höhe nicht dieselbe in dem gan-
zen Alpenzuge; die isothermen Flächen, welche die Punkte
gleicher mittlerer Quellemoärme verbinden, erheben sich im
Gegentheil, abgesehen von dem Einflufs der geographischen
Breite, im allgemeinen um so mehr über das Niveau des
Meeres, je bedeutender die mittlere Erhebung des Bodens ist.
Diese Erscheinung ist analog den grofsen Differenzen der
Temperatur und des Climas, welche im allgemeinen zwi-
schen den freien Rändern eines Plateaus und zwischen
seinen centralen Theilen bei gleicher Höhe bestehen, ein
Unterschied, dessen Kenntnifs man zuerst Alex, von Hum-
boldts Beobachtungen in Amerika verdankt. Die Krüui-
1) Kosmos I, S. 181 tmd 426.
509
mutig der IsogpeotbermeB in den verschiedenen Alpengrop-
pen schliefet sieh an die allgemeinen Gesetze der Vertheilung
der Wärme in einem festen Körper ron wechselnder Dicke
an , mit welchem - man das Relief der Alpen vergleichen
könnte. Die centralen Gruppen, welche mehr zusammen-
hängende Massen bilden und eine sehr bedeutende und
gleicbmäfsige Erbebung nicht nur der Kämme und Gipfel
sondern auch der Tbalsohlen zeigen, erwärmen sich weit
mehr unter dem Einflasse der Insolation ; zugleich verlieren
sie auch die empfangene Wärme weniger leicht durch Strah-
lung oder durch Contact mit kalten Luft- und Wolken-
massen, als isolirte Berge.
Auch jener Theil der Erdwärme, der vielleicht aus dem
Inneren noch bis zu den Schichten empordringt, in dqnen
die Quellen entstehen, mufs in Gebirgstheilen von grofser
Massenerhebung besser zugeleitet werden *).
Bei Vergleichung der Bodentemperatur in Alpengruppen
von verschiedener mittlerer Höhe müssen auch alle anderen
Umstände sorgfältig berücksichtiget werden, welche auf das
Clina überhaupt und auf die Wärme der Quellen insbe-
sondere von Einflufs sind. Unter diesen erwähne ich zum
Beispiel die allgemeine Richtung und Exposition der Ge-
birgszüge, die Weite der Thäler und die davon abhängige
directe Besonnung der Thalsohle etc. Auch die Richtung
des Schichten fal leg wirkt bisweilen in ähnlicher Weise
störend ein, da die Quellen vorzugsweise in der Richtung
der Schichtenflächen sich sammeln und auf jener Seite zu
Tage kommen, wo die Schichtenende» sich befinden, wäh-
rend die entgegengesetzten, von den Scfaichten&dp/en ge-
bildeten Abhänge oft sehr wasserarm sind.
Dadurch kann es geschehen, dafs in einer Gcbirgsgruppe
die Quellen vorzüglich auf der besonnten Seite der Berge
1) Uro Wiederholungen zu vermeiden, mufs ich hier auf die vierte Ab-
theilung unserer oben citirten »Neuen Untersuchungen u. s. w. 1854«
verweisen. Wir haben uns dort bemüht den Einflufs, welchen die
Bodengestaltung und die mittlere Erhebung der verschiedenen Alpen«
gruppen auf die cli in auschen Verhältnsise im allgemeinen und auf die
Vertheilung der Vegetation ausüben, näher zu entwickeln.
600
sich befinden , wahrend in der amUrm sich hauptsächlich
nur Quellen an weniger besonnten Abhängen oder in
schattigen Thalsokluchten zur Vergleicbung darbieten; es
können so in einzelnen Fällen manche Anomalien entstehen,
besonders wenn die Beobachtungen nicht auf einem grö-
sseren Flächenraume vertheilt sind.
Der Einflufs der verschiedenen Massenerhebung auf die
Bodenwärme zeigt sich besonders deutlich, wenn man, wie
ich in meiner früheren Abhandlung zu thun versuchte, die
Quellen in den Centralalpen von Tyrol und Kärnthen ')
mit jenen in den Kalkalpen vergleicht, welche nur etwa
4- Grad nördlicher liegen, aber bedeutend niedriger sind.
Ein schönes Beispiel für die Abhängigkeit der Quellen-
temperatur von der Höhe und der Gestaltung der Gebirge
und für die rasche Erkältung derselben an freien Gipfeln
bieten die Beobachtungen in der Auvergne, welche ich im
Herbste 1851 anzustellen Gelegenheit hatte.
Quellen in den vulkanischen Gebirgen der Auvergne.
Erhebung für 1° C.
No.
Quellen.
Höhe.
Par. Fufs
Tempera-
tur.
Geis.
verglichen mit
1. Royal. 17. Dogne.
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Royat
Fontanas
La Font de l'Arbre
Mural -ta-Quayre
Bains du Mont-Dorc
Fufs des Gapucin
Dogne und Oore
1533
2426
2478
3140
3255
3300
5215
10,6
8,2
8,1
7,9
6,5
6,9
2.9
372
378
595
420
478
478
478
526
526
415
544
479
Bains du Mont-Dore verglichen mit
Font de l'Arbre 486
Fufs des Capucin verglichen mit Font de l'Arbre 685
Mittel 490 P. F.
1) Ich habe nicht gewagt aus den früher mitgetheilten Beobachtungen in
der Tauernkette der östlichen Centralalpen ebenso bestimmte Zahlen
für die Höhe einzelner Isogeothermen abzuleiten, wie ich es für die
Centralalpen von Wallis und Savoyen und für die nördliche Neben-
zone der Alpen in der Tabelle S. 594 thun konnte. Da die Beobach-
tungen in den Tauern nur auf einen verhältnifsmäfsig kleinen Flächen-
raume vertheilt sind, so kann man bei den vielfachen Veränderungen,
welche die Temperatur der Quellen durch die Exposition der Abhänge,
die physikalischen Eigenschaften des Bodens und die Ursprungs Verhält-
nisse der Quellen u. s. w. erfahrt, nicht erwarten, Mittel zu erhalten,
in^ welchen sich diese verschiedenen Einflüsse ungefähr das Gleichge-
wicht halten würden.
601
Die Vergleichungen in der vorhergehenden Tabelle
scheinen zu zeigen, dafs die Abnahme der Quellentempe-
ratur in diesen schmalen und verhälinifsmäfsig niedrigen
Bergketten, deren höchste Gipfel 4544 P. F. (Puy de Dome)
und 5834* (Puy de Sancy) erreichen, weit rascher vor sich
geht als in den Alpen.
VI. lieber das mechanische JVarrrie- Aequivalent ;
von James Prescott Joule, zu Oak Field bei
Manchester.
(Philosoph. Tr ansäet, f. 1850, pt. 1.)
JLIem der K. Gesellschaft vor einigen Jahren gegebenen
Versprechen gemäfs, habe ich nun die Ehre, derselben die
Resultate der Versuche vorzulegen, welche ich angestellt,
um das mechanische Wärme- Aequivalent mit Genauigkeit
zu bestimmen. Ich werde mit einem kurzen Abrifs der
Fortschritte der mechanischen Wärme-Lehre beginnen, mich
jedoch auf diejenigen Untersuchungen zu beschränken su-
chen, die mit meinem Gegenstande in unmittelbarem Zu-
sammenhange stehen, werde also die werthvollen Arbeiten
des Hrn. Forbes und anderer ausgezeichneten Männer
über die strahlende Wärme nicht in Betracht ziehen.
Seit langer Zeit ist es eine Lieblingshypothese gewesen,
die Wärme als » eine den Körpern angehörige Kraft (force
or power)« anzusehen '), allein dem Grafen Rumford war
es vorbehalten, die ersten Versuche entschieden zu Gunsten
dieser Ansicht anzustellen. Dieser mit Recht berühmte
Physiker bewies durch seine sinnreichen Versuche, dafs
die sehr grofse Wärmemenge, welche beim Bohren von
Kanonen erregt wird, nicht einer Aenderung der Wärme-
capacität des Metalls zugeschrieben werden kann, und schlofs
daher, dafs sie aus einer Mittheilung der Bewegung des Boh-
1 ) Crawfordy an Animal Heat, p. 15.
602
rers an die Metallthetlcben entspringen müsse Es scheint
mir — sagt er — ungemein schwierig, wenn nicht unmög-
lich, sith deutlich etwas Anderes ab Bewegung zu denken,
welches fähig wäre, so erregt und mitgetbeilt im werden,
wie es in diesen Versuchen mit der Wärme der Fall war ').
Einer der wichtigsten, aber bisher wenig beachteten
Theile der Abhandlung des Grafen Rumford ist der, in
welchem er von der Gröfse der zur Hervorbringung eines
gewissen Wärmebetrages erforderlichen mechanischen Kraft
eine Schätzung macht Sich auf seinen dritten Versuch bc
ziehend, bemerkt er, dafs die gesammte Menge eiskalten
Wassers, welche innerhalb 2h 30m mittelst der durch die
Reibung erzeugten Wärme, um 180° F. oder bis zum Sieden
erhitzt werden konnte, 26.58 Pfund betragen hätte *). Auf
der nächsten Seite giebt er an, dafs die zu dem Versuch
angewandte Maschinerie mit Leichtigkeit durch die Kraft
eines Pferdes herumgedreht werden konnte (obwohl dazu
in Wirklichkeit, um die Arbeit zu erleichtern, zwei Pferde
angewandt wurden). Nun schätzt Watt eine Pferdekraft
auf 33000 Fufe- Pfunde pro Minute, und deshalb wird sie,
drittehalb Stunden unterhalten, 4 950000 Fufe- Pfunde be-
tragen, was nach des Grafen Rumford Versuch aequiva-
lent ist mit 26,58 Pfund Wasser erwärmt um 180° F. Sie
Wärmemenge also, erforderlich um 1 Pfund Wasser um
1 ° F. zu erwärmen , wird aequivalent seyn der Kraft, die
durch 1034 Fufe- Pfunde vorgestellt ist. Diefs Resultat
entfernt sich nicht sehr von dem, welches ich aus meinen
eigenen, in dieser Abhandlung beschriebenen Versneben
hergeleitet habe, nämlich 772 Fufs -Pfunde; und es mufs
bemerkt werden, dafs der Ueberschufs bei Rumford s
Aequivalent gerade so ist* wie er sich aus dem von ihm
selbst erwähnten Umstände »dafs weder die in der Holz
büchse angehäufte, noch die während des Versuchs zerstreute
Wärme in Betracht gezogen worden« hätte voraussehen
lassen.
1 ) An inquirjr concerning the Source of Heat which is excited bf
Friciion (Phil. Transact. abridged Fol. XFllL p. 286 j.
2) Ib. p.283.
603
Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts veröffentlichte
Sir Humphry Davy in Dr. Beddoes's West Country
Contributions einen Aufsatz, betitelt: »Researckes an Beat,
Light and Respiration«, in welchem er die Ansichten des
Grafen Rumford umständlich bestätigte. Als im Vadium
einer Luftpumpe zwei Eisstücke gegen einander gerieben
wurden, schmolz ein Tbeil von ihnen, obgleich er den Be-
hälter unter dem Nullpunkt hielt. Dieser Versuch war
flir die Lehre von der Inmaterialität der Wärme um so
entschiedener günstig, als die Wärmecapacität des Eises
geringer ist als die des Wassers. Mit gutem Grund zog
also Davy den Schlufs daraus, »dafs die unmittelbare Ur-
sache der Wärme «Erscheinungen Bewegung sey, und dafs
die Gesetze ihrer Mittheilung genau dieselben seyen wie
die der Mittheilung der Bewegung» ').
Du long 's Untersuchungen über die specifische Wärme
elastischer Flüssigkeiten wurden durch die Entdeckung der
merkwürdigen Thatsache belohnt, »dafs alle elastischen Flüs-
sigkeiten, genommen in gleichen Volumen, bei derselben
Temperatur und unter demselben Druck, wenn sie um
denselben Bruchtheil ihres -Volums zusammengedrückt oder
ausgedehnt werden, dieselbe absolute Wärmemenge ent-
wickeln«9). Diefs Gesetz ist für die Wärmetheorie von
äufserster Wichtigkeit, in sofern es beweist, dafs unter
gewissen Umständen der Wärme -Effect proportional ist
der aufgewendeten Kraft.
Im J. 1834 bewies Faraday die »Intensität der chemi-
schen und elektrischen Kräfte«. Dieses und andere später
von dem grofsen Mann entdeckten Gesetze zum Erweise
der Beziehungen, welche zwischen Magnetismus, Elektricität
und Licht vorhanden sind, haben ihn vermocht die Idee
auszusprechen, dafs die sogenannten iinponderablen Körper
nur die Exponenten verschiedener Kraftformen seyen. Hr.
Grove und Hr. Mayer haben sich auch Mark für ähn-
liche Ansichten erklärt.
1) Elements of Chemical Philo so phy p. 94.
2) Mim, de l'acad. des Sciences T. X. p. 188.
604
Meine eigenen Versuche über diesen Gegenstand be-
gannen 1840, in welchem Jahre ich der K. Gesellschaft
meine Entdeckung des Gesetzes der durch Volta'sche Elek-
tricität entwickelten Wärme mittheilte, eines Gesetzes, aus
welchem ich die unmittelbaren Schlüsse zog: 1) Dafs die
durch ein Volta'sche« Paar entwickelte Wärme caeteru
paribus proportional ist der Intensität oder elektromoto-
rischen Kraft desselben '), und 2) dafs die bei der Ver-
brennung eines Körpers entwickelte Wärme proportional
ist der Intensität seiner Verwandtschaft zum Sauerstoff*).
So gelang es mir Beziehungen zwischen Wärme und che-
misher Verwandtschaft festzustellen. Im Jahre 1843 zeigte
ich, dafe die durch Magneto-Elektricität entwickelte Wärme
proportional ist der aufgewendeten Kraft; und dafs dfe
Kraft der elektro- magnetischen Maschine aus der Kraft
der chemischen Verwandtschaft in der Batterie entspringt,
eine Kraft, die sonst in Form von Wärme entwickelt seyn
würde. Nach diesen Thatsachen hielt ich mich für berech-
tigt auszusprechen: »dafs die Wärmemenge, welche die
Temperatur eines Pfundes Wasser um einen Grad Fat-
renheit zu erhöhen vermag, einer mechanischen Kraft,
die 883 Pfund senkrecht einen Fufs hoch heben könne,
gleich sey oder sich in dieselbe verwandeln lasse 3).«
In einem späteren, 1844 vor der K. Gesellschaft ge-
lesenen Aufsatz bemühte ich mich zu zeigen, dafs die bei
Verdünnung oder Verdichtung der Luft* verschwindende
oder entwickelte Wanne proportional sey der bei diesen
Operationen entwickelten oder verbrauchten Kraft 4). Die
aus diesen Versuchen abgeleitete quantitative Beziehung
zwischen Kraft und Wärme ist fast identisch mit der, welche
sich aus den eben erwähnten elektro -magnetischen Ver-
suchen ergiebt, und sie ist auch bestätigt durch die Ver-
suche des Hrn. Seguin über die Ausdehnung des Dampfs*)*
1 ) Phil Mag, Vol. XIX. p. 275.
2) Ib. Fol XX. p.lll.
3) Ib. Vol. XXIII. p. 441.
4) Ib. Vol. XXVI. p. 375. 379.
5) Compt. rend. T. XXV. p. 421
605
Aus der Erklärung, welche Graf Ruin ford voll der
Wärme -Entwicklung bei Reibung starrer Körper gegeben
hat, hätte sich als noth wendig voraussehen lassen, dafe auch
bei der Reibung flüssiger und gasförmiger Körper eine
Wärme -Entwicklung zu entdecken wäre. Ueberdiefs giebt
es manche Thatsache, z. B. die Wärme des Meeres nach
einigen Tagen stürmischen Wetters, die seit lange insge-
mein der Reibung der Flüssigkeiten zugeschrieben worden
ist. Defsuugeachtct hat die wissenschaftliche Welt, einge-
nommen von der Hypothese, dafs die Wärme eine Substanz
sey, und befangen in den Schlüssen, welche Pictet aus
nicht hinlänglich empfindlichen Versuchen zog, fast ein-
müthig die Möglichkeit der Erzeugung von Wärme auf
diesem Wege geläugnet. Die ersten Versuche, in welchen
eine Wärme- Entwicklung durch Reibung von Flüssigkeit
behauptet worden, sind, meines Wissens, die von Mayer
i. J. 1842 *), welcher angiebt, dafs er Wasser durch Schüt-
teln von 12° C. bis 13° C. in seiner Temperatur erhöht
habe, ohne jedoch anzuführen, wie viel Kraft er angewandt
und welche Vorsichtsmaafsregeln er zur Erlangung eines
sicheren Resultats getroffen. Im J. 1843 sprach ich die
Thatsache aus: »dafs bei dem Durchgang des Wassers dui*ch
enge Röhren Wärme entwickelt werde ?), und dafs jeder
Grad Wärme für ein Pfund Wasser zu seiner Entwicklung
auf diese Weise eine mechanische Kraft erfordere, die durch
770 Fufs- Pfunde vorgestellt wird. Später, im J. 1845 s)
und 1847 4), wandle ich ein Schaufelrad an, um die Rei-
bung der Flüssigkeit zu bewirken, und erhielt respective
durch Schütteln von Wasser, Wallrathöl und Quecksilber,
die Aequivalente 781,5, 782,1 und 787,6. Resultate, welche
mit einander und mit den früher aus Versuchen mit elasti-
schen Flüssigkeiten und der elektro- magnetischen Maschine
abgeleiteten so nahe übereinstimmten, liefsen bei mir keinen
1) Aooalen von Wöhler und Liebig, Mai 1842.
2) Phil. Mag. Vol. XX ÜL p. 442.
3) Ib. VoL XXV IL p. 205.
4) Ib. Vol. XXXI. p. 173 und Compt. rend. T XXV. p. 369. (Ann.
Bd. 73, S. 479.)
606
Zweifel ao dem Daseyn einer Aequivaieni zwischen Kraft
und Wärme übrig; doch schien es mir von der höchsten
Wichtigkeit zu seyn, diese Beziehung mit gröfserer Genauig-
keit festzustelle» Diefy habe ich in der gegenwärtigen
Abhandlung versucht
Beschreibung des Apparats.
Die angewandten Thermometer waren kalibrirt und
graduirt nach der zuerst von Hrn. Regnaul t angegebenen
Methode. Zwei von ihnen, welche ich A und B nennen
will, waren von Hrn. Dancer in Manchester verfertigt«
das dritte, das mit C bezeichnet sey, von Hrn. Fastre in
Paris. Die Graduirung dieser Instrumente war so genau,
dafs sie auf etwa 0,01 Grad F. übereinstimmten. Ich be-
safs auch noch ein anderes genaues Instrument von Hrn.
Dancer, welches sowohl den Frost- als den Siedpunkt
innfafcte. Der letztere Punkt war bei diesem Normalther-
mometer auf die gewöhnliche Weise bestimmt, durch Ein-
taucbung der Kugel und des Stiels in den Dampf, der sich
aus einer bedeutenden Menge rasch siedenden Wassers
erhob. Während des Versuchs war der Barometerstand
29,94 Zoll und die Lufttemperatur 50° F., so dafs der
beobachtete Siedpunkt nur einer sehr kleinen Berichtigung
bedurfte, um ihn auf den in Frankreich und wie ich glaube
allgemein auf dem Continent gebräuchlichen bei 0,760 Meter
und 0°C* zurückzuführen, welchen ich wegen der grofsen
Zahl von genauen thermometrischen Untersuchungen, die
auf dieser Basis beruhen ' ), ebenfalls angewandt habe. Die
Werthe der Scaleu von A und B wurden ermittelt, indem
ich diese Thermometer neben dem Normalthermometer in
grofsen, beständig auf verschiedene Temperaturen gehal-
I ) Em Barometerstand von 30 Zoll Quecksilber bei 60° wird in England
allgemein angewandt und stimmt glücklicherweise last genau mit dem
conünentalen Normal st and. In dem »Report of the Comittee appoin-
ted by the Royal Society to consider the best method of adjusting
the Fixed Points of Thermometers« (PhiL Tr ansäet, abridged XIV.
p. 258) ist der Druck 29,0 Zoll empfohlen, allein die Temperatur nicht
genannt, ein merkwürdiger Mangel in einem sonst so genauen Werk.
607
tenen Wassermassen aufhing. Der Werih dor Scale von C
wurde durch Vergleich mit A bestimmt. So fand sich, data
die Anzahl der einem Grad. F. entsprechenden Abtheilungen
in den Thermometern A, B und Crespective 12,951, 9,829
und 11,647 waren. Und da ich durch fortwährende Uebung
im Stande bin ?V einer Abtheilung mit blofeem Auge ab-
zulesen, so folgt, dafs ich die Temperatur bis auf ,£0 eines
Fahr. Grades zu schätzen vermochte.
Fig. 6 Taf. I. *) stellt einen verticalen, und Fig. 7 einen
horizontalen Durchschnitt des zur Hervorbringung der Rei-
bung des Wassers angewandten Apparates vor, bestehend
aus einem Schaufelrad mit acht Reihen rotireuder Arme
a, a, etc., die zwischen vier Reihen stillstehender Flügel
b, b, etc. hindurchgehen, welche auch aus Messingblech ge-
schnitten und an einem Rahmwerk befestigt sind. Die Mes-
singaxe des Schaufelrades lief leicht, aber ohne Wanken, in
ihren Lagern bei c, c, und bei d war sie unterbrochen
durch ein Stück Buchsholz, um die Fortleitung der Wärme
in dieser Richtung zu verhindern.
Fig. 8 stellt das Kupfergefäfs vor, in welches der Rota-
tionsapparat fest eingelassen ward. Es hatte einen kupfernen
Deckel, dessen Rand auf den Rand des Gefäfses vollkommen
wasserdicht aufgeschraubt werden konnte, indem ein Leder-
ring gesättigt mit Bleiweifs dazwischen gelegt wurde. In
dem Deckel waren zwei Dillen a uud b, die erstere für
die Axe des Rotationsapparats ohne sie zu berühren, und
die letztere zur Einlassung des Thermometers.
Aufser dem obigen hatte ich einen ähnlichen Apparat
zu den Versuchen über die Reibung des Quecksilbers; er
ist in Fig. 9, 10 und 11 abgebildet. Von «fem schon be-
schriebenen wich er ab in Grobe, in der Zähl der Flügel,
von denen sechs rotirten und acht stillstanden, und im
Material, welches für das Schaufelrad Schmiedeisen , und
für Gefäfs und Deckel Gufseisen war.
Um meine Versuche auf die Reibung starrer Körper
auszudehnen, verschaffte ich mir auch den in Fig. 12 ab-
1) Die dem zweiten Hefte dieses Ergänzungsbandes beiliegt. P*
606
gebildeten Apparat, in welchem aa die Axe ist, die mit
dem abgeschrägten Gpfseisen - Bad b, dessen Rand genau
abgedreht ist, rotirt. Mittelst des Hebels c, welcher in
seiner Mitte zur Durchlassung der Axe einen Ring uud
zwei kurze Arme d hatte, konnte das schief abgedrehte
Gufseisenrad e gegen das rotireude Rad geprefst werden.
Der Grad der angewandten Kraft konnte mit der Hand
regulirt werden mittelst eines Holzhebels f, der au dem
senkrechten Eisenstab g safs. Fig. 13 stellt den Apparat
in seinem gufseisernen Gefäfs vor.
Fig. 14 ist eine perspectivische Ansicht des Apparats,
der angewandt wurde, um den eben oben beschriebenen
Frictions- Apparat in Bewegung zu setzen, aa sind hölzerne
Rollen, 1 Fufs im Durchmesser und 2 Zoll dick, versdien
mit hölzernen Wellen bb, bb, 2 Zoll im Durchmesse«, und
Stahlaxen cc9 cc, einen Viertelzoll im Durchmesser. Die
Rollen waren genau abgedreht und einander gleich. Ihre
Axen ruhten auf messingenen Frictionsrädern dddd, dddd,
deren Stahlaxen in durchlöcherten Meftingplatten liefen, die
an einem sehr starken, an den Mauern des Gemaches ') be-
festigten Rahmwerk von Holz safsen.
Die Bleigewichte e, e, welche, das Stück, in einigen
der folgenden Versuche etwa 20 Pfd., in anderen etwa
18 Pfd. wogen, hingen an Schnüren von den Wellen 66, 66
herab; und eine dünne Schnur verknüpfte die Rollen aa
mit der mittleren Walze f, welche mittelst eines Stiftes
leicht mit der Axe des Frictionsapparates verknüpft oder
von ihr abgelöst werden konnte.
Der hölzerne Stuhl g, auf welchem der Frictionsapparat
stand, hatte eine Anzahl von Schlitzen, die so ausgeschnitten
waren, dafs das Holz nur in wenigen Punkten mit dem
Metall in Berührung kam, während die Luft fast überall
freien Zutritt zu demselben hatte. Auf diese Weise war
die Fortleitung der Wärme durch den Stuhl vermieden.
I ) Dasselbe war ein geräumiger Keller, der den Vortlieil darbot, dafs er
eine weit gleichförmigere Temperatur besafs als irgend ein anderes La-
boraloriuiu , welches ich hätte benutzen können.
609
Ein grofser (in der Figur nicht abgebildeter) Holzschirm
verhinderte die Wirkung der von der Person des Beob-
achters ausstrahlenden Wärme vollständig.
Die Methode des Experimentirens war folgende. — Nach-
dem die Temperatur des Frictionsapparats ermittelt, und die
Gewichte mit Hülfe des Rahmens h aufgewunden worden,
wurde die Walze wieder auf der Axe befestigt. Die Höhe
der Gewichte über dem Fufsboden wurde mittelst der Holz-
scalen k, k genau bestimmt, die Walze in Freiheit gesetzt
und rotiren gelassen bis die Gewichte den gepflasterten
Boden des Laboratoriums erreicht hatten. Darauf brachte
man die Walze wieder auf den Rahmen, wand die Gewichte
abermals auf und erneute die Reibung. Nachdem diefs zwan-
zig Male wiederholt worden, wurde der Versuch mit einer
abermaligen Beobachtung der Temperatur des Apparats
geschlossen. Die mittlere Temperatur des Laboratoriums
wurde durch Beobachtungen zu Anfang, in der Mitte und
am Ende eines jeden Versuchs bestimmt.
Vor und nach jedem Versuch machte ich eine Bestim-
mung des Effects der Wärme -Strahlung und -Leitung zu
oder von der Atmosphäre auf die Erniedrigung oder Er-
höhung der Temperatur des Frictionsapparats. Bei diesen
Bestimmungen war die Stellung des Apparats, die Menge
des darin enthaltenen Wassers, die verwandte Zeit, die
Methode des Ablesens der Thermometer, der Stand des
Beobachters, kurz jeder Umstand, mit Ausnahme, dafs sich
der Apparat in Ruhe befand, genau so wie bei den Ver-
suchen, bei welchen die Wirkung der Reibung beobachtet
wurde.
Versuchsreihe I. — Reibung von Wasser.
Die Bleigewichte, nebst dem Theil der mit ihnen ver-
bundenen Schnur, der zur Vermehrung des Drucks diente,
wogen 203066 Grn. und 203086 Grn. Geschwindigkeit
des Herabsinkens der Gewichte = 2,42 Zoll pro Sekunde.
Dauer eines jeden Versuchs = 35 Minuten. Lufttemperatur
durch Thermometer B bestimmt, Wassertemperatur durch A.
PogpendorfTs Ann. Erglnzungsbd. IV. 39
610
Tafel I.
l.
No. des
Versuchs u.
Ursache d.
Tempera- '
tonrerande-
rauf ').
1 R.
Su
2 R.
St.
3R.
St.
St.
5 R.
St.
6 St
R.
7 Sl
R.
8 St.
R.
9R.
St.
10 St.
R.
11 St.
R.
12 R.
St.
13 R.
St.
14 St,
R.
15 St.
R.
16 R.
St.
17 R.
St.
18 St.
R.
19 St.
R.
20 St.
R.
2.
Gesamsn-
ter Fall
der Ge»
nickte.
Zoll.
3.
Mittlere
Lufttem-
peratur.
4.
Unter-
schied
zwischen
5. | 6.
Temperatur des Ap-
parats
1256,90
0
1255,16
fr
1353,66
0
252,74
aas
Kolumne
5 u. 6 a.
Köln». 3.
1251,81
0
0
1254,71
0
1254,02
0
1251,22
1253v92
0
0
1257,96
0
1258,59
1258,71
a
1257,91
0
O
1259,69
0
1259,89
1259,64
0
1259,64
0
0
1260,17
0
1262,24
0
1361,94
57#,698
57 ,868
58 /)85
58 ,370
60 ,788
60 ,926
61 ,001
60 ,890
60 »940
61 ,035
59 ,675
59 ,919
59 ,888
60 ,076
58 ,240
58 ,237
55 ,928
55 ,5)?6
54 ,941
54 ,985
1 55 ,111
55 ,229
55 ,433
55 ,687
55 ,677
55 ,674
5* £79
55 ,864
56 ,047
56,182
55 ,368
55 ,483
55 ,498
55 ,541
56 ,769
56 ,966
60 ,058
60 ,112
60 ,567
60 ,611
Anfenge
des Versuchs,
Ende
2»,252 —
2 ,040-
1 ,875-
1 ,789 —
I £96—
l ,373 —
1 ,110-
0 ,684-
0 ,431 -
0 ,237-
0 ,12fr-f-
0 ,157 -f-
0 ,209 —
0 ,111 —
0 ,609
0 ,842
6 ,070 -r-
0,148 +
0,324-
0 ,085 —
0 £69 +
0 ,2274-
0 ,238-h
0 ,2*3fr-f-
0 ,542
0 ,800
0 £83 —
0 ,568 —
0 ,448-
0 ,279 -
0 ,099 +
0 ,250 -t-
0 ,499
0,760
1 ,512-
1 ,372 —
1 ,763 —
1 ,450-
1 ,542 —
1 ,239 —
55#,U8
55 ,774
55 ,882
56 ,539
58 ,870
59 ,515
59 ,592
60,19t
60,222
60 ,797
59 ,805
59 ,795
59 ,677
59,681
58 ,871
58 ,829
5fr ,118
55 ,678
54 ,614
54 ,620
55,180
55 ,180
55 ,388
55 ,954
55 ,950
56 ,488
54 ,987
55 ,006
55 ,587
55 ,612
55 ,195
55 ,739
55 ,728
56 ,266
55 ,230
55 ,284
58 ,357
58 ,334
58,990
59 ,060
55»,774
»,882
56 ,539
56 ,624
50 £15
59 ,592
60 ,191
60 ,222
60 ,797
6ö ,799
5» ,795
60,357
59 ,681
60 ,249
58 ,828
59 ,330
5fr ,678
5fr ,674
54 ,620
55 ,180
5fr ,W
55 ,733
55 ,954
56 ,950
56 ,488
56 ,461
55 £06
55 ,587
55 ,612
56,195
55 ,739
55 ,728
56 ,266
56 ,235
55 ,284
55 ,905
58 ,334
58 ,990
59 ,060
59 ,685
Gewinn
oder Ver-
lost an
Wärme
wahrend d.
Versuchs').
0»
[0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
•:
0
0
0
0
0
6
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
,656 6.
408 &
657 G.
085 G.
645 G.
,077 G.
599 G.
oaie.
575 G.
,002 G.
010 V.
SftG.
004 G.
568 G.
043 V.
502 G.
560 G.
004 V.
,006 G.
560 G.
000
553 G.
566 G.
004 V.
538 G.
027 V.
019 G.
,581 G.
,085 G.
583 G.
544 G.
011 V.
538 G.
031V.
054 G.
621 G.
077 G,
656 G.
07&G.
6$G.
1) BV bedeutet Reibung, St. Strahlung.
2) Cr. bedeute* Gewinn, V. Verlust.
611
No. des
Versuchs u
Ursache d.
Tempera-
tur Verände-
rung.
Gesamm-
ter FaH
der Ge-
wichte.
Zoll.
&
■
Mittlere
Lufttem-
peratur,
4.
Unter-
schied
zwischen
Mittel aus
Kolumne
5 u. 6. u.
Kohn. 3.
5. | 6.
Temperatur des Ap-
parats
Anfange
des Versuchs.
zu
Ende
7.
Gewinn
oder Ver-
lust an
Wanne
wahrend d,
Versuchs.
21 R.
St.
22 R.
St
23 R.
St.
24 St.
R.
25 St.
R.
26 Su
lt.
27 R.
St.
28 R.
St.
29 R.
St.
30 St.
R.
31 R.
St.
32 St.
R.
33 St.
R.
34 R.
St.
35 R.
St.
36 St.
R.
37 St.
R.
38 St.
R.
39 St.
R,
40 R.
St.
196447
0
1262,97
0
1264,72
0
0
1263,94
•
1263,4»
0
1263,49
1263,99
0
1263,99
0
1263,31
0
fr
1263,99
1263,49
0
0
1263,49
0
1263,49
1262,99
0
1262,99
0
0
1262,99
0
1262,99
0
1262,99
0
1262,99
1262,99
0
5«\6&4
59 ,627
58 ,631
$6 ,624
59 ,689
59 ,943
69 ,157
59 ,811
59 ,654
59 ,675
59 ,156
fc9 ,333
5t ,936
159 ,726
59 ,750
59 ,475
58 ,695
58 ,906
59 ,770
60 ,048
59 ,343
59 ,435
59 ,374
59 ,407
59 ,069
59 ,234
56 ,328
56 ,643
56 ,790
56 ,772
55 ,839
56 ,114
56 ,257
56 ,399
55 ,826
55 ,951
56 ,161
56 ,182
56 ,108
56 »454
0°<321 -r*
0 ,018 —
0 ,243
0 ,505
1 ,100 —
l ,027 —
1 ,160 —
0 ,505 —
0 ,061 -
0 ,18fr*f-
0 ,609 —
0 ,488 -
0 ,190 —
0fljQl-
0 ,155
0 ,102
0 ,182 —
0 ,108 —
1 ,286-
1 ,223*
0 ,022
0 ,198-+-
0 ,357 —
0 ,105 —
0 ,201 —
0 ,081 —
0 ,381
0 f287
0 ,413
0 ,687
0 ,304 —
0 ,28t —
0 ,127 -
0 ,024 -f-
0 ,065 —
0 ,093 +
0 ,220 -f-
0 ,499 +
0 ,100
0 ,036
58°,050
58 ,616
58 ,603
59 ,145
58 ,284
58 ,894
58 ,977
59 ,017
&9 ,595
59 ,591
58,541
1 58 ,554
59 ,054
59 ,623
59 ,627
59 ,6185
58 ,230
f 58 ,796
59 ,454
58 ,515
59 ,091
59 ,639
59 ,015
59 ,020
58 ,867
58 ,870
56 ,387
56 ,932
56 ,929
57 ,477
55 ,527
55 ,543
56 ,124
56 ,137
55 ,759
55 ,764
56 ,325
56 ,317
55,929
56 ,488
58 ,616
58 ,603
59 ,145
59,114
58 ,894
58 ,938
59 ,017
59 £95
59 ,591
60 ,129
58 ,554
59 ,137
59 ,623
IW #27
60 ,183
59 ,569
58 ,796
58 ,801
98 ,515
59 »135
59 ,639
59 ,627
59 »020
59 ,585
58 ,870
59 ,436
56 ,932
56 ,929
57 ,477
57 ,442
55 ,543
56 ,124
56 ,137
56 ,709
55 ,764
56 ,325
56 ,317
56 ,865
56 ,488
56, 492
0°£66 G.
0 ,013 V.
0 ,542 G.
0 ,031 V.
0 ,610 G%
0 ,044 G.
0 ,040 G.
0 ,578 G.
0 ,004 V.
0,538 G.
9 ,013 G.
0 ,583 G.
0 ,569 G.
O,004 G.
0 ,556 G.
0 ,016 V.
0 ,566 G.
0 ,005 G.
0 ,061 G.
0 ,620 G.
0 ,548 G.
0 ,0*2 V.
0^605 G.
0 ,565 G.
0 ,003 G.
0 ,566 G.
9 ,54» G.
0 ,003 V.
0 ,548 G.
0 ,035 V.
0 ,016 G.
0 ,581 G.
0 ,013 G.
0 ,572 G.
0 ,005 G.
0 ,561 G.
0 ,668 V.
9 ,548 G.
0 ,559 G.
0 ,004 G.
Mittel R. 1260,248
Mittel St. 0
0,305075- 0,575250 G.
0,322950- 0,012975 G.
Aus den verschiedenen Versuchen in obiger Tafel, in
denett der Effect der StrfthiuBg beobachtet wurde, ist mit
39*
612
Leichtigkeit zu entnehmen, daüs der Effect der Temperatur
der umgebenden Luft auf den Apparat für jeden Grad Un-
terschied zwischen der mittleren Temperatur der Luft n»4-
der des Apparats, 0°,04654 betrug. Da nun der Ueber-
schüfe der Temperatur der Luft Aber die des Apparats bei
den Strahlungsversuchen im Mittel 0°,32295, bei den Rei-
buugsversuchen aber im Mitttel nur O°,305O75 war, so folgt
also, dafs 0°,000832 zu der Differenz zwischen 0°, 57 525
und 0°,012975 addirt werden müssen, und dafs das Resultat,
0°,563107, annähernd der Wärme -Effect der Reibung seyn
wird. Allein diese Gröfse erfordert eine kleine Berichtigung,
weil das Mittel aus den Temperaturen des Apparats zu An-
fange und Ende eines jeden Reibungsversuchs für die wahre
mittlere Temperatur genommen wurde, was strenge nicht
der Fall ist, da die Temperatur gegen Ende des Versuchs,
wo das Wasser wärmer geworden, etwas weniger rasch
wächst. Deshalb mufs die Mitteltemperatur des Apparats
bei den Reibungsversuchen 0°,002184 höher angeschlagen
werden, was den wärmenden Effect der Atmosphäre um
0°, 000 102 herabsetzt. Dieses, zu 0°,563107 addirt, giebt
0°,563209 als den wahren mittleren Temperaturzuwachs ver-
möge der Reibung des Wassers ').
1 ) Der Temperaturzuwachs war, was zu bemerken nötbig ist, eine gemischte
Gräfse, abhängig theils von der Reibung des Wassers, tbeils von der
Reibung der verticalen Axe des Apparats in ihren Lagern cc, Fig. 6.
Die letztere Wärmequelle betrug indefs nur etwa %$ der ersteren. Bei
den späterhio beschriebenen Versuchen über die Reibung starrer Körper
machten die in Quecksilber rotirenden guiseisernen R&der es ähnlicher-
weise auch unmöglich, einen sehr kleinen Grad von Reibung unter den
Theilchen jener Flüssigkeit zu vermeiden. Da sich aber fand, dafs die
entwickelte Wärmemenge für gleichen Aufwand von Kraft dieselbe
war in beiden Fällen, d. h. es mochte eine kleine, aus der Reibung der
starren Körper entspringende Wärmemenge gemischt seyn mit der aus
der Reibung einer Flüssigkeit hervorgehenden, oder andrerseits eine kleine,
aus der Reibung einer Flüssigkeit entstehende Wärmemenge gemischt
mit der durch Reibung der starren Körper erzeugten, so hielt ich es nicht
für ungeeignet, die Warme als aus einer einzigen Quelle entwickelt an-
zusehen, in dem einen Fall als gänzlich aus der Reibong einer Flüssigkeit,
in dem andern als gänzlich ans der Reibung eines starren Körpers.
613
Um die absolute Menge der entwickelten Wärme zu
ermitteln, war es nöthig die Wärmecapacität des Kupfer-
gefäfses und des messingenen Schaufelrades zu bestimmen
Die des ersteren liefs sich leicht ans de* von Hrn. Regnault
gegebenen specifischen Wärme des Kupfers ableiten. Capa-
cität von 25541 Gran •>) Kupfer X 0,09515 = Capacität von
2430,2 Gran Wasser. ' Eine Reihe von sieben sehr sorg-
fältigen Versuchen mit dem messingenen Schaufelrade gaben
mir 1783 Gran Wasser als seine Capacität, nachdem wegen
der Wärme, die durch den Contact des Wassers mit der
Oberfläche des Metalls veranlafst wird, u. s. vr. alle erfor-
derlichen Berichtigungen gemacht waren. Allein wegen der
Gröfse dieser Berichtigungen, die sich auf ein Dreifeigstel
der ganzen Gapacität belaufen, ziehe ich es vor Hrn. Reg-
nault's Gesetz zu benutzen, nämlich dafs die Capacität
von Metalllegirungen gleich ist der Summe der Capacitäten
ihrer Bestandtheile 2). Die Analyse eines Stücks vom Rade
zeigte, dafs es aus sehr reinem Messing bestand, enthaltend
3933 Gran Zink auf 14968 Gran Kupfer, Folglich
Cap. 14968 Gr. Kupfer X 0,09515 = Cap. 1424,2 Gr. Wasser
Cap. 3933 Gr. Zink X 0,09555 = Cap. 375,8 Gr. Wasser
Gesammte Cap. des Messingrades = Cap. 1800 Gr. Wasser.
Die Capacität des kupfernen Stöpsels, der in die Dille 6,
Fig. 8, gesteckt wurde, um die Berührung der Luft mit
dem Wasser möglichst zu verhüten, war gleich der von
10,3 Gran Wasser. Die Capacität des Thermometers brauchte
nicht bestimmt zu werden, da es vor der Eintauchung immer
auf die erwartete Temperatur gebracht wurde. Die ge-
sammte Capacität des Apparats war daher folgende:
Wasser 93229,7
Kupfer, als Wasser 2430,2
Messing, als Wasser 1810,3
Insgesammt 97470,2.
1) Der Lcderring (washer), da er aar 38 Gran wog, wurde bei dieser
Schätzung als Kupfer gerechnet.
2) Ann. de chim. et de phys. 1841 T. I. ^.129. (Diese Ann. Bd. 53 8.60).
614
Die gesamte Menge der entwickelten Wirme war
daher 0°,563209 io »7470,2 Gran Wasser, oder anders,
1° F. in 7,842299 Pfand Wasaer.
Die zur Erzeugung dieser Warne aufgewandte Infi
wurde folgendennaCsen abgeschätzt
Die Gewichte wogen 406152 Gran, von denen die Rei-
bung seitens der Rollen und der Steifigkeit der Schnur ab-
abzuziehen ist; diese fand sich» indes man die beiden Rolka
mit dünner Schnur verband, die um eine Walze von glei-
chem Durchmesser mit der beim Versuchen angewaadt«
ging. Unter diesen Umstanden war erforderlich, dem eüMQ
der Bleigewichte, um beide in gleichmafsige Bewegung a
halten, ein Gewicht von 2955 Gran hinzuzufügen. Dasselbe
Resultat in entgegengesetzter Richtung wurde erhalten, flfc
man dem anderen Gewichte 3005 Gran hinzufügte. Zieht
man 168 Gran, die Reibung der Walze auf ihren Spitzen,
von 3005, dem Mittel der obigen Zahlen ab, so erhält \m
2837 Gran als Betrag der Reibung bei den Versuchen,
welche, abgezogen von den Bleigewichten, 403315 Gran
als wirklich angewandten Druck übrig lassen.
Die Geschwindigkeit, mit welcher die Bleigewichte ui
Boden sanken, nämlich 2,42 Zoll pro Sekunde, ist aequi-
valent einer Höhe von 0,0076 Zoll. Diefs multiplicirt mit
20, der Zahl von Malen, dafs die Gewichte bei federn Ver-
suche aufgewunden wurden» giebt 0,152 Zoll, was, abge-
zogen von 1260,248, hiaterlftfst: 1260,096 als berichtigte
Mittelhöhe, von welcher die Gewichte herabfielen.
Dieser Fall, begleitet vom obigen Druck, repräsentirt
eine Kraft aequivalent mit 6050,186 Pfund durchbin eines
Fufs; und 0,8464 X 20 =* 16,928 Fufepfunde, als die Kraft,
entwickelt durch die Elasticität der Schnur, nachdem die
Gewichte den Boden berührt hatten, ihr hinzugefügt, giebt
6067,114 Fufspftaude als die mittlere berichtigte Kraft.
Folglich wird f^j^gj = 773,64 Fufspfunde die Kraft
deyn, welche, gemäfs den obigen Versuchen über die Rei-
bung des Wassers, aequivalent ist mit 1° F. in eine»
Pfunde Wasser.
615
Versuchsreihe II. — Reibung von Quecksilber.
Bleigewichte und Schnur wogen 203026 Gran und
203073 Gran. Geschwindigkeit des Herabsinkeris der Ge-
wichte 2,43 Zoll pro Sekunde. Dauer jedes Versuchs 30 Mi-
nuten. Thermometer zur Ermittlung der Temperatur des
Quecksilbers, C. Thermometer zur Bestimmung der Luft-
temperatur, B. Gewicht des gufseisernen Apparats 68446
Gran. Gewicht des darin enthaltenen Quecksilbers 428292
Gran.
■
•
Tafel IL
1.
2.
3.
4.
5. | 6.
7.
No. des
Versuchs u.
Ursache d.
Tempera-
turverände-
Geaamjm-
ter Fall
der Ge-
wichte.
Mittlere
Lufttem-
peratur.
Unter-
schied .
zwischen
Mittel aus
Kolumne
5. u. 6. u.
Kolm. 3.
Temperati
par
SU
Anfange
ir des Ap-
ats.
ZU
Ende
Gewinn
oder Ver-
lust an
Wärme
während d.
rnng.
Zoll.
des Versaens.
Versuchs.
1 R.
1265,42
58°,491
l°,452-f-
58°,780
61°,107
2<\337 G.
St.
0
58 ,939
2 ,0564-
61 ,107
60 ,884
0 ,223 V.
a st
0
58 ,390
0 ,237 —
58 ,119
58 ,188
0 ,069 G.
R.
1265,77
58 ,949
0 ,467 4-
58 ,188
60 ,644
2 ,456 G.
3 R.
1265,73
57 ,322
1 ,2034-
57 ,325
59 ,725
2 ,400 G.
St.
0
57 ,942
1 ,6784-
69 ,725
59 ,515
0 ,2>0 V.
4 St.
0
57 ,545
0 ,010 —
57 ,518
57 ,553
0 ,035 G.
R.
1264,72
58 ,135
0 ,624 4-
57 ,553
59 ,965
2 ,412 G.
5R.
1265,73
57 ,021
0 ,907 4-
56 ,715
*9 ,141
2 ,426 G.
St.
0
57 ,596
1 ,4744-
59 ,141
58 ,999
0 ,142 V.
6 St.
0
56 ,406
0 ,1744-
56 ,565
56 ,595
0 ,030 G.
R.
1269,65
57 ,057
0 ,749 4-
56 ,595
59 ,017
2 ,422 G.
7 R.
1269,55
58 ,319
0 ,0494-
57 ,115
59 ,622
2 ,507 G.
St.
0
58 ,771
0 ,831 4-
59 ,622
59 ,583
0 ,039 V.
8 St.
0
60 ,363
0 ,612 —
59 ,691
59 ,811
0 ,120 G.
R.
1257,70
60 ,842
0 ,209 4-
59 ,811
62 ,292
2 ,481 G.
9 R.
1255,77
60 ,282
1 ,0444-
60 ,129
62 ,524
2 ,395 G.
St.
0
60 ,862
1 ,6784-
62 ,524
62 ,352
0 ,172 V.
10 R.
1255,33
60 ,725
0 ,7644-
60 ,266
62 ,713
2 ,447 G.
St.
0
61 ,340
1 ,3134-
62 ,713
62 ,593
0 ,120 V.
11 St.
0
58 ,654
0 ,1094-
58 ,755
58 ,772
0 ,017 G.
R.
1266,47
59 ,234
0 ,7464-
58 ,772
61 ,189
2 ,417 G.
12 St.
0
56 ,436
0 ,247 4-
56 ,673
56 ,694
0 ,021 G.
R.
1265,80
57 ,240
0 ,6734-
56 ,694
59 ,133 2 ,439 G
13 R.
1264,70
55 ,002
1 ,8084-
55 ,638
57 ,982
2 ,344 G.
St.
0
55 ,633
2 ,2134-
57 ,982
57 ,711
0 ,271 V.
14 R.
1265,20
54 ,219
1 ,2734-
54 ,290
56 ,694
2 ,404 G.
St»
0
54 ,595
1 ,9724-
56 ,694
56 ,44 t
0 ,253 V.
15 St.
0
53 ,476
0 ,1744-
53 ,633
53 ,667
0 ,034 G.
R.
1265,63
53 ,995
0 ,872 4-
1 53 ,667
1 56 ,067
2 ,400 G.
616
l.
No. des
Versuchs n.
Ursache d.
Tempera-
turverande-
rung.
2.
Gesamm-
ter Fall
der Ge-
wichte.
Zoll.
Mittlere
Lunten-
peratur.
4.
Unter-
schied
s wischen
Mittel ans
KoiQimie
6 n. 6* o.
Kolm. 3.
5. I
Tempcraftv des Ap-
parates
su
Anfange
des Yersucu.
»n .
Ende
7.
Gewinn
oder Ver-
lost an
während d«
Versuchs.
16 St.
R.
17 IL
St.
18 St.
R.
19 R.
St.
20 Sl
R.
0
1265,45
1257,50
0
0
1257,50
1257,50
0
0
1257,50
52°,082
52 ,479
50 ,485
50 ,821
48 ,944
49 ,330
48 ,135
48 ,725
48 ,878
49 ,397
0»,254
1 ,047
1 »453H-
2 ,164 +
0 ,450 —
0 ,462 +
1 ,273 +
1 ,780 +
0,148 —
0 ,597 +
52*,332
52 ,341
50 ,772
53 ,105
48 ,434
48 ,554
48 ,219
50 ,598
48 ,687
48 ,773
52*,341
54 ,711
63,105
52 ,865
48 ,554
51 ,031
50 ,598
50 ,413
48 ,773
51 ,216
0#,009 G.
2 ,370 G.
2 ,333 G.
0 ,240 V.
0 ,120 G.
2 ,477 G.
2 ,379 G.
0 ,185 V.
0 ,086 G.
2 ,443 G.
Mittel R.
Mittel St.
1262,731
0
0°,8836
0 ,8279
2*,41395 G.
0 ,06570 V.
Aus dieser Tafel erhellt, dafs der Effect für jeden Grad
Unterschied zwischen der Temperatur des Laboratoriums
und der des Apparats war: 0°,13742. Folglich ist 2°, 41 395
+0°,0657+0°,007654=2°,487304 der angenäherte Werth
des Temperaturwachses bei den Versuchen. Da die mittlere
Temperatur des Apparats bei den Reibungsversuchen in
Wirklichkeit 0°, 028484 höher war als dieselbe in der
Tafel angezeigt ist, so wird die fernere Berichtigung seyn:
0°,003914, welche, addirt zum angenäherten Resultat, für
den wahren thermometrischen Effect der Reibung des
Quecksilbers giebt: 2°,491218.
Um die absolute Menge der entwickelten Wärme zu
erhalten, mufste die Wärmecapacität des Apparats ermittelt
werden. Ich liefs daher den Apparat mittelst Eisendraht
an einen Hebel hängen, so eingerichtet, dafs er durch den-
selben rasch und leicht in jede erforderliche Lage gebracht
werden konnte. Nachdem der Apparat etwa 20° erwärmt
worden, wurde er in ein warmes Luftbad gebracht, um
seine Temperatur eine Viertelstunde lang gleichförmig zu
halten, während welcher Zeit das in das Quecksilber ge-
tauchte Thermometer C von Zeit zu Zeit beobachtet wurde.
Darauf tauchte man den Apparat rasch in ein Gefäfs von
617
dünnem Kupfer, das 141826 Gr. dtrtillittes Wasser enthielt,
dessen Temperatur wiederholt dorth das Thermometer A
beobachtet wurde. Während des Versuchs wurde dl»
Wasser wiederhol/entlieh durch. einen kupfernen Rührer in
Bewegung; gesetzt und jede Vorsicht getroffen, um die
umgebende Luft in gleichförmigem Zustand zu erhalten,
auch die störenden Einflüsse der Ausstrahlung von der
Person des Beobachters zu entfernen. Auf diese Weise
erhielt ich folgende Resultate:
Beobach- Temperatur Temperatur
tungszeit. d. Wassers. d. Apparats.
Apparat im Luftbad
Moment d. Eintaochung
Apparat im Wasser
O"
47°,705
70 ,518
5
47 ,705
70 ,492
10
47 ,713
70 ,518
11
13|
49 ,836
57 ,673
16
50 ,493
52 ,641
21
50 ,694
50 ,941
26
50 ,690
50 ,778
31
50 ,667
50 ,744
36
50 ,636
50 ,709
Nach Berichtigung wegen der Temperaturzunahme in
den ersten 10 Minuten des Versuchs und nach der noch
kleineren Berichtigung wegen der Erwärmung des Wassers
in der 60 Quadratzoll Kupfer darbietenden Kanne auf die
Temperatur der Luft, fand sich die Temperatur der Luft
im Augenblick der Eintauchung = 47 °,7 14. Zum Fort-
nehmen des Apparats aus dem warmen Luftbade und zum
Eintauchen desselben in das Wasser waren nur 10" er-
forderlich, währenddefs er (den vorherigen Versuchen ge-
mäfs) um 0°,027 erkalten mufete. Die Wärmewirkung des
Luftbades während der übrigen 50" (geschätzt nach dem
Verhältnifs der Temperaturxunahme zwischen den Beobach-
tungen bei 5' und 10') wird 0°,004 seyn. Diese Berich-
tigungen, an 70°,518 angebracht, geben 70°,495 als Tempe-
ratur des Apparats im Momeut der Eintaucbung.
618
Die Temperatur des Apparats bei 26' War 50°,178, was
einen Verlust von 19°,717 anzeigt. Die des Wassers zur
selben Beobacbtungsaei t / berichtigt wegen des Effects der
Luft (abgeleitet aas den Beobachtungen des Ert altens ton
26' bis 36\ und des Erwärmens von tf bis W) ist 50°,777,
was einen Gewinn von 3°, 063 anzeigt. Zwanzig solcher,
genau in derselben Weise erhaltener Resultate sind in
der folgenden Tafel zusammengestellt.
Tafel III.
No.
Berichtigte Tempe-
ratur des Wassers
zu
Anfange
zu
Ende
des Versuchs.
Wärme-
gewinn
des
Wassers.
Berichtigte Tempe-
ratur des Apparats
su
Anfange
zu
Ende
des Versuchs.
Warroe-
verlust des
Apparats.
1
2
3
4
5
6
7
8
»
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
Mittel
47°,714
48 ,127
48 ,453
47 ,543
44 ,981
45 ,289
45 ,087
46 ,375
47 ,671
47 ,693
48 ,728
47 ,240
48 ,324
49 ,079
49 ,635
47 ,207
46 ,227
46 ,053
45 ,733
47 ,170
50°,777
51 ,113
51 ,430
50 ,598
48 ,449
48 ,701
48 ,497
49 ,614
50 ,832
50 ,801
51 ,714
50 ,414
51 ,345
51 ,905
52 ,490
50 ,282
49 ,402
49 ,296
48 ,981
50 ,317
3°,063
2 ,986
2 ,977
3 ,055
3 ,468
3 ,412
3 ,410
3 ,239
3 ,161
3 ,108
2 ,986
3 ,174
3 ,021
2 ,826
2 ,855
3 ,075
3 ,175
3 ,243
3 ,248
3 ,147
70°,495
70 ,518
70 ,642
70 ,674
70 ,901
v70 ,769
70 ,504
70 ,678
71 ,500
70 ,878
70 ,947
71 ,006
70 ,999
70 ,332
71 ,012
70 ,265
6» ,877
70 ,367
70 ,068
70 ,741
50°,778
51 ,147
51 ,452
50 ,684
48 ,468
48 ,657
48 ,494
49 ,662
50 ,873
50 ,821
51 ,714
50 ,392
51 ,362
51 ,937
52 ,504
50 ,263
49 ,314
49 ,258
49 ,001
50 «382
3°,13145
19\717
19 ,371
19 ,190
19 ,990
22 ,433
22 ,112
22 ,010
21 ,016
20 ,627
20 ,057
19 ,233
20 ,614
19 ,577
18 ,395
18,508
20 ,00
20,563
21 ,109
21 ,067
20 ,409
20°,3ö0
Diese Versuche über die Caparität des Apparats hielt
ich nicht eher für vollständig als bis ich die Warme er-
mittelt hatte, welche durch BeiiSssung der Oberfläche öta
Eisengefäfses erzeugt wird. Zudem unternahm ich die
folgenden Versuche» in ähnlicher Weise wie die obigst
nur dafs die Beobachtungen nicht über 26' hinaus ausge-
dehnt zu werden brauchton.
619
Tafel IV.
No.
Berichtigte Tempe-
ratur de* Wassers.
tu
*a
Anfang» j. Ende
des Verweh*.
Wärmc-
Gewiari
oder Ver-
lust des
Was-
Berichtigte Tempe-
ratur des Apparats.
' tu
Anfange
des Apparat»«
Wärme-
Gewinn
oder Ver-
luM des
Apparats1).
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
5Ö«,$58
49 ,228
48 ,095
47 ,416
47 ,484
47 ,429
47 ,624
47 ,705
47 ,685
48 ,733
49 ,689
48 ,191
48 ,101
49 ,413
49 ,243
49 ,103
46 ,991
46 ,801
46 ,624
46 ,266
50#,556
49 ,232
48 ,106
47 ,425
47 ,632
47 „439
47 ,637
47 ,712
47 ,702
48 ,793
49 ,694
48 ,168
48 ,119
49 ,390
49 ,241
49 ,103
46 ,902
46 ,814
46 ,624
46 ,158
0«,002 V.
0 ,004 G.
0 ,011 G.
0 ,009 G.
0 ,048 G.
Q ,010 G.
0 ,013 G.
0 ,o<n G.
0 ,017 G.
0 ,060 G.
0 ,005 G.
0 ,023 V.
0 ,018 G.
0 ,023 V.
0 ,002 V.
0
0 ,089 V:
0 ,013 G.
0
0 ,108 V.
50°,565
49 ,239
48 ,034
47 ,384
48 ,103
47 ,703
47 ,870
47 ,915
47 ,891
49 ,498
49 ,946
47 ,972
48 ,310
49 ,249
49 ,343
49 ,172
46 ,204
47 ,139
46 ,652
45 ,369
50°,589
49 ,254
48,099
47 ,429
47 ,782
47 ,610
47 ,790
47 ,859
47 ,837
49 ,112
49 ,842
48 ,A34
48 ,254
49 ,413
49 ,318
49 ,172
46 ,923
46 ,953
46 ,652
46 ,167
0°,024G.
0 ,015 G.
0 ,065 G.
0 ,045 G.
0 ,321 V.
0,,983V.
0 ,080 V.
0 ,056 V.
0 ,054 V.
0 ,386 V.
0 ,104 V.
0 ,162 G.
0 ,056 V.
0 ,164 G.
0 ,025 V.
0
0 ,719 G.
0 ,186 V.
0
0 ,798 G.
Mittel
0°,0016 V.
0°,03155G.
Addirt man diese Resultate zu denen der früheren Tafel,
so hat man im Wasser einen Wärmegewinn von 3°, 13305,
und im Apparat einen Wärmeverlast von 20°y331öö. Nun
ward die Kanne Wasser folgepderatafsen abgeschätzt:
Wasser 141826 Grau
15622 Gr. Kupfer, als Wasser 1486 »
Thermometer und Umrührer, als Wasser 118 »
Insgesammt 143430 Grau.
Folglich ist J^|x 143430 = 22102,27 die beobach-
tete Capacität des Apparats.
Addirt man zu diesem Resultat 21,41 (die Capacität von
643 Gran Quecksilber, welche entfernt worden waren, um
die Ausdehnung von 70° zu gestatten) und subtrabirt davon
1) G. bedeutet Wärmegewinn, V. Wärmeverlust.
610
52 Gran (die Capacität der Kugel des Thermometers C
und des Eisendrahts zum Aufhängen des Apparats), so
bleiben 22071,68 Gran Wasser als Capacität des bei der
Reibung des Quecksilbers angewandten Gefefses.
Die Temperatur 2°,491218 in der obigen Capacität
aequivalent zu 1° in 7,85505 Pfund Wasser, war demnach
die absolute mittlere Wärmemenge, die durch Reibung von
Quecksilber entwickelt wurde.
Die Bleigewichte wogen 406099 Gran, von welchen
2857 Gr. für die Reibung der Rollen subtrahirt, bleiben:
403242 Gr. Die mittlere Höhe ihres Falk, wie in Taf. II.
angegeben, war 1262,731 Zoll, von welchen 0,152 Zoll für
die Geschwindigkeit des Falls subtrahirt, bleiben : 1262,579
Zoll. Diese Höhe, combinirt mit dem obigen Gewicht, ist
aequivalent zu 6061,01 Fufspfunden, was sich, wegen der
Elasticität der Schnur um 16,929 Fufspfunde erhöht, also
für die bei diesen Versuchen angewandte mittlere Kraft
6077,939 Fufspfunde giebt.
?SS» — 773>762 i5t daher das aos ob>geQ Versuchen
über die Reibung des Quecksilbers sich ergebende Aequi-
valent. Die nächste Reihe von Versuchen wurde mit dem-
selben Apparat, aber leichteren Gewichten angestellt.
Versuchsreihe HL — Beibang von Qaecksiller,
Bleigewichte und Schnur wogen 68442 und 68884 Gr.
Geschwindigkeit des Herabsinkens der Gewichte 1,4 Zoll
pro Sekunde. Dauer eines jeden Versuchs 35 Minuten.
Thermometer zur Bestimmung der Temperatur der Queck-
silber, C. Theri^ometer zur Bestimmung der Lufttempe-
ratur, B.
621
Tafel V. *)
l.
No. des
Versuchs u.
Ursache d.
Tempera-
turverändc-
ruDg.
1 R.
St.
2 R.
St.
3 R.
St.
4 St.
R.
5 St.
R.
6 St.
R.
7 St.
R.
8 R.
St.
9 R.
St.
10 R.
St.
11 R.
St.
12 St.
R.
13 St.
R.
14 R.
St.
15 R.
St.
16 St.
R.
17 St.
R.
18 R.
St.
19 St.
R.
20 R.
St.
2.
Gedämm-
ter Fall
der Ge-
wichte.
Zoll.
1292,12
0
1292,00
0
1293,18
0
0
1293,25
0
1294,92
0
1294,43
0
1294,07
1293,30
0
1294,05
0
1293,95
0
1292,80
0
0
1293,25
0
1293,25
1293,45
0
1293,93
0
0
1292,83
0
1292,83
1292,84
0
0
1292,33
1293,01
0
3.
Mittlere
Lufttem-
peratur.
49° ,539
50 ,165
49 365
50 ,363
50 ,139
50 ,617
50 ,750
51 ,401
49 ,936
50 »551
50 ,638
51 ,172
51 ,553
52 ,194
52 ,774
53 ,029
51 ,513
52 ,093
51 ,197
51 ,960
50 ,577
51 ftb$
51 ,416
52 ,057
51 ,747
52 ,403
52 ,703
53 ,201
53 ,644
54 ,061
51 ,492
52 ,011
51 ,350
52 ,067
52 ,576
52 ,906
50 ,119
50 ,760
51 ,004
51 ,798
4.
Unter-
schied
zwischen
d. Muteid.
Kolumne
5 u. 6 u.
Kolm. 3.
0°
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
,399 4-
,226
,189
,1594-
,460
,408
,146
,013-
,1214-
,020-
,135
,065
,260 —
,371-
,019-
,204 4-
,3064-
,177
,1804-
,079-
,6524-
,577 4-
,483-
,551 —
,246 —
,389-
,0544-
,050 4-
,088
,145
,318
,242
,055-
,264 —
,147 4-
,2764-
,142 —
,272 —
,147-
0 ,385-
5.
I «■
Temperatur des Ap-
parats
EU
Anfange
des Versuchs.
so
Ende
49°,507
50 ,370
49 ,606
50 ,503
50 ,168
51 ,030
50 ,873
50 ,920
50 ,031
50 ,083
50 ,752
50 ,795
51 ,237
51 ,349
52 ,298
53 ,212
51 ,379
52 ,259
50 ,907
51 ,847
50 ,804
51 ,654
50 ,860
51 ,006
51 ,456
51 ,547
52 ,294
53 ,22t
53 ,281
54 ,183
51 ,821
51 ,800
51 ,272
5t ,319
52 ,268
53 ,178
49 ,928
50 ,027
50 ,370
51 ,345
50*
50
50
50
51
51
50
51
50
50
50
51
51
52
53
53
52
52
51
51
51
51
51
52
51
52
53
63
54
54
51
52
51
53
53
50
50
51
51
,370
,413
,503
,542
,030
,021
,920
,856
,083
,980
,795
,680
,349
,298
,212
,255
,259
,281
,847
,916
,654
,611
,006
,006
,547
,482
,221
,261
,183
,230
,800
,706
,319
,268
,178
,187
,027
,950
,345
,482
7.
Wärme-
Gewinn
oder -Ver-
lust beim
Versach.
0°
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
,863 G.
043 G.
,897 G.
039 G.
,862 G.
,009 V.
,047 G.
,936 G,
,052 G.
,897 G.
,043 G.
,885 G.
112 G.
949 G.
,914 G.
,043 G.
,880 G.
,022 G.
,940 G.
,069 G.
,850 G.
,043 V.
146 G.
000 G.
,091 G.
,935 G.
927 G.
,060 G.
,902 G.
,047 G.
,021 V,
,906 G.
,047 G.
,949 G.
,910 G.
,009 G.
,099 G.
,923 G.
975 G.
137 G.
1) Die Buchstaben R, 6t, G, V haben die frühe* Bedeute**.
622
1.
2.
3.
4.
5.
1 6-
7.
No. des
Versuchs u.
Ursache d.
Tea>per%-
tunrerande-
Gesamm-
ter Fall
d«r Ge-
wichte.
Mittlere
Lufttem-
perator.
Unter-
schied
zwischen
dMltteld.
Kolumne
5 a. 6. u.
Kolra. 3.
Temperatur d. Ap-
parats
SU KU
Anlange Ende
Wänne-
Gewion od.
-Verlast
beim Ver-
such.
rung.
ZoH.
des Versuchs.
21 Si.
0
52°, 194
0°,646~
51°,482
51' ,615
0°,133 G.
R.
1292,83
52 ,383
0 ,298 —
51 ,615
52,555
0 ,940 G.
22 R.
1292,33
50 ,389
0 ,374 -h
50 ,332
51 ,195
0 ,863 G.
St.
0
50 ,958
0 ,239-f-
51 ,195
51 ,199
0 ,004 G.
23 St.
0
51 ,218
0 ,498-
50 ,636
50 ,804
0 ,168 G.
R.
1294,69
51 ,848
0 ,546 —
50 ,804
51 ,800
0 ,996 G.
24 R.
1294,33
50 ,582
0 ,286 -f-
50 ,435
51 ,302
0 ,867 G.
St.
0
51 ,223
0 ,092-f-
51 ,302
51 ,328
0 ,026 G.
25 St.
0
51 ,665
0 ,406 —
51 J90
51 ,328
0 ,138 G.
R.
1294,33
52 »281
0 ,464 —
51 ,328
52 ,306
0 ,978 G.
26 R.
1294,34
52 ,652
0 ,105 -f-
53 ,306
53 ,208
0 ,902 G.
St.
0
52 ,957
0 ,259 -r-
50 ,208
52 ,225
0 ,017 G.
27 R.
1293,83
49 ,463
0 ,277 -+-
49 ,293
53 ,188
0 ,895 G.
St.
0
50 ,068
0 ,142 -f-
50 ,188
50 ,233
0 ,045 G.
28 Sr.
0
48 ,420
0 ,145 -+-
48 ,537
48 ,593
0 ,056 G.
R.
1294,33
49 ,132
0 ,093 —
48 ,593
49 ,486
0 ,893 G.
29 R.
1294,84
49 ,142
0 ,092-+-
48 ,773
49 ,696
0 ,923 G.
St.
0
49 ,783
0 ,053 —
49 ,696
49 ,765
0 ,069 G.
30 St.
0
50 ,251
0 ,422 —
49 ,765
49 ,894
0 ,129 G.
R.
1294,33
50 ,597
0 ,246 -
48 ,894
50 ,808
0 ,914 G.
Mittel R.
Mittel St.
1293,532
0
0°,0Ö743J-f-
0 ,0048 +
0°,9I57 G.
0 ,0606 G.
Da der Effect eines jeden Grades Unterschied zwischen
der Temperatur des Laboratoriums und der de» Apparats
00,18544ist,sowird00,9157-0°,0606+00,000488=00,855588
die angenäherte mittlere Temperaturzunahme in der obigen
Reihe von Versuchen sejn. Die Berichtigung dessentwegen,
weil die mittlere Temperatur des Quecksilbers bei den
Reibungsversuchen 0Ü,013222 höher war als in der Tafel
angegeben, ist 0%002452, welche, addirt zum angenäherten
Resultat, für den wahren tbermometrischen Effect giebt:
0°,85804. Diefs ist, in der Capacitöt von 22071,68 Gran
Wasser, gleich 1° in 2,70548 Pfund Wasser.
Die Bleigewichte wogen 137326 Gr., von welchen für
die Reibung der Rollen 1040 Gr. abgezogen werden müs-
sen, wornach 136286 Gr. als berichtigtes Gewicht übrig
bleiben. Die mittlere Höhe des Falk war 1293,532 Zoll,
623
von welchen wegen der Geschwindigkeit, mit der die Ge-
wichte zu Boden sanken, 0,047 Zoll subtrahirt werden
müssen ; bleiben also 1293,485 Zoll. Dieser Fall, combinirt
mit dem obigen berichtigten Gewicht, ist aequivalent zu
2098,618 Fufspfunden, was mit 1,654 Fufepfund, der durch
die Elasticität der Schnur entwickelten Kraft; für das Mit-
tel der in diesen Versuchen angewandten Kraft 2100,272
Fufspfunde giebt
27 ' ' =: 776,303 wird daher das Aequivalent seyn,
nach obiger Reihe von Versuchen, in welchen der Betrag
der Reibung des QuecLsiU>er& durch den Gebrauch leich-
terer Gewichte modificirt ward.
Versuchsreihe IV. — Reibung von Gafseisen.
Gewicht des gufseisernen Apparats 44000 Gran. Ge-
wicht des darin enthaltenen Quecksilbers 204355 Gr. Blei-
gewichte und Schnur, 203026 Gr. und 203073 Gr. Mittlere
Geschwindigkeit des Falls der. Gerichte: 3,12 Zoü pr?
Sekunde. Dauer eines jeden Versuchs 38 Miwjten. Ther-
mometer zur Bestimmung der Temperatur des Quecksil-
bers, C; Thermometer zur Bestimmung, der Lufttempera-
tur, A.
.
Tafel VL
•
1.
2.
3.
4. .
. 5. \ 6. | 7.
No. des
Versuchs u.
Ursache d.
Tempera-
turverände*
Gesamro-
terFaU
der Ge**
wichte.
Mittlere
Lufttem-
peratur.
•
Unter-
schied
»wischen
d.Mitleld.
Kolumne
5 n. 6» u.
j£olm, 3.
Tenaperat
pai
zu
Anfange
uv d. Ap-
ats
zu
Ende
Warme-
Gewinn od.
- Verlust
beim Ver.
such.
ruDg.
Zoll.
des Versuchs.
1 R>
1257,90
46° ,362
2° ,544 +
46° ,837
50° ,976
4e,139 G.
St.
0
46 ,648
3 ,950 +
50 ,976
50 ,220
0 ,756 V.
2 St.
0
47 ,296
0 ,455 —
46 ,730
46 ,953
0 ,223 G.
R.
1258,97
47 ,891
1 ,247 +
46 ,953
51 ,323
4 ,370 G.
3 R.
1261,80
47 ,705
1 ,830 +
47 ,352
51 ,728
4 ,366 G.
St.
0
48 ,547
2 ,950 +
51 ,718
51 ,276
0 ,442 V.
4 St.
0
47 ,825
0 ,044 —
47 ,756
47 ,807
0 ,051 G.
R.
1260,35
48 ,385
1 ,598 +
47 ,807
52 ,160
4 ,353 G.
5 St.
0
48 ,323
0 ,248 —
48 ,009
48 .142
0 ,133 G.
R.
1260,15
48 ,833
1 ,494 +
48 ,142
52 ,513
4 ,371 G.
624
1.
2.
3.
4
ft.
1 6.
7.
No. des
Unter-
TempentoT des Ap-
WSnne-
Versuchs u.
Ursache d.
Gesammt-
fall der
Mittlere
Lufttem-
H.U1CU
zwischen
d.Mitteld.
Kolumne
5 n. 6. n.
Kolm. 3.
parats.
Gewion
oder -Ver-
Tempera-
lunrerande*
Gewichte«
peratur.
sa
Anfange
Ende
lost heim
Versuch.
rung.
Zoll.
des Versuchs.
6 R.
1259,95
48° ,049
l',995 +
47* ,902
52% 186
4° ,284 G.
St.
0
48 ,632
3 ,283+
52 ,186
51 ,645
0 ,541 V.
7 Sc
0
50 ,385
0 ,240 —
50 ,053
50 ,237
0 ,184 G.
R.
1263,13
51 ,018
1 ,408 +
50 ,237
54 ,616
4 ,379 G.
8 R.
1262,12
48 ,385
1 ,096 +
47 ,249
51 ,714
4 ,465 G.
St.
0
49 ,199
2,343 +
51 ,714
51 ,371
0 ,343 V.
9 R.
1257,20
49 ,721
2 ,495 +
50 ,160
54 ,273
4 ,113 G.
St.
0
50 ,338
3,643+
54 ,273
53 ,689
i a ,584 V.
10 St.
0
48 ,439
0 ,821 +
49 ,271
49 ,250
0 ,021 V.
R. 1 1258,70 | 49 ,690
2 ,282 +
49 ,877
54 ,067
4 ,190 G.
Mittel R.
Mittel St.
1260,027
0
1%7989 +
1,6003 +
4* ,303 G.
0 ,2096 V.
Aus obiger Tafel erhellt, dafs darin für jeden Grad
Unterschied zwischen der Temperetur des Laboratoriums
and der des Apparats ein thermometrischer Effect von
0*20101 stattfand. Folglich wird4°,303+0°,2096+Oo,03992
= 4°,55252 der angenäherte mittlere Temperatarzuwachs
seyn. Die Berichtigung dafür, dafs die mittlere Temperatur
ties Quecksilbers in den Reibungsversuchen um O°,07625
zu niedrig in der Tafel erscheint, ist 0°,01533, welche,
addirt zum angenäherten Resultat, 4°,56785 für den wahren
mittleren Temperaturzuwachs giebt.
Die Capacität des Gefäüses wurde genau in derselben
Weise, wie bei dem Apparat zur Reibung des Quecksilbers
beschrieben ist, durch Versuche ermittelt. Die Resultate
davon finden sich in der folgenden TafeL
625
» «
Tafel VII.
No.
Berichtigte Tempe-
ratur des Wassers
Anfange
ZU
Ende
des Versuchs.
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
1?
45° ,536
46 ,210
47 ,334
49 ,007
47 ,895
48 ,784
50 ,323
47 ,912
48 ,449
49 ,836
46 ,870
48 ,562
47° ,305
47 ,937
49 ,023
50 ,555
49 ,498
50 ,357
51 ,757
49 ,525
50 ,013
51 ,337
48 ,559
50 ,151
Wärme-
gewinn
des
Wassers*
1°,770
1 ,727
1 ,689
1 ,548
1 ,603
1 ,573
1 ,434
1 ,613
1 ,564
1 ,501
1 ,689
1 ,589
Berichtigte Tempe-
ratur des Apparats
ZU
Anfange
KU
Ende
des Versuchs.
71°,112
71 ,292
71 ,454
71 ,152
71 ,249
71 ,445
70 ,793
71 ,253
70 ,798
71 ,356
71 ,026
71 ,291
47\421
48 ,073
49 ,151
50 ,632
49 ,636
50 ,460
51 ,808
49 ,653
50 ,083
51 ,375
48 ,657
50 ,199
WSrme-
vef lust des
Apparats.
23° ,691
23 ,219
23 ,303
20 ,520
21 ,613
20 ,985
18 ,985
21 ,600
20 ,715
19 ,981
22 ,369
21 ,092
Mittel
1*,60833
■ m * »■ i * »» i
21° ,42275
Addirt man 0°,00071 und 0°,0141, den Gewinn und
Verlust der Tafel IV, reducirt auf die Oberfläche des
Apparats für die Reibung starrer Körper, au den obigen
Mittelresultat ea, so erhält man für das Wasser einen Ge-
winn von l°,4J0904, und für den Apparat einen Verlust
vra 2l°,43685. Die Capacitit der Kanne Wasser war in
diesem Falle wie folgt:
Wasser 155824 Gran
Kupferkanne, als Wasser 1486 »
Thermometer und Umrührer, als Wasser 118 »
Iüsgesammt 157 426 Gras.
Folglich ist, nach dem Versuch, ^j^X 157428
=^ 11816,47 die Capaeität des Apparats. Nach Anbrin-
gung zweier Ce*recttonen> einer additiven für die Abwesen-
heit von 300 Gr. Quecksilber während des Versuchs, und
einer subtractiven für die Capaeität des Thermometers C
und des Aufhäogedrahts, erhält man 11796,07 Gr. Wasser
als Capaeität des Apparats während der Versuche.
Die Temperatur 4° ,56785 in der obigen Capaeität,
aequivalent zu 1° in 7f6ft753 Pfund Wasser , war daher
Poggend. Ann. Ergänsungsbd. IV. 40
626
die mittlere absolute Wärmemenge, die bei der Reibung
des Gufseisens entwickelt wurde.
Die Bleigewichte wogen 406099 Gr., von welchen
2857 Gr, für die Reibung der Rollen snbtrahirt, 403242 Gr.
für den auf den Apparat verwandten Druck übrig bleiben.
Da die Reibung im einfachen Verbältnifs zur Geschwin-
digkeit steht, so erforderte es nicht wenig Uebung, den re-
gulirenden Hebel so zu halten, dafs die Gewichte nur
einigermafsen mit gleichförmiger und gemässigter Geschwin-
digkeit herabsanken. Obwohl also die mittlere Geschwindig-
keit 3,12 Zoll pro Sekunde betrug, konnte die Kraft, mit
welcher die Gewichte auf den Boden stiefsen, nicht genau
durch diese Geschwindigkeit bestimmt werden, wie bei der
Reibung der Flüssigkeiten. Es faud sich jedoch, dafs das
Geräusch beim Aufstofsen durchschnittlich demjenigen gleich
war, welches das Fallenlassen der Gewichte von der Höhe
eines Achtelzolls verursachte. Insgemein geschah es auch,
dafs bei dem Bemühen, die Bewegung zu reguliren, die
Gewichte plötzlich stockten bevor sie den Boden erreichten.
Diefs geschah gewöhnlich ein, zuweilen zwei Mal bei dem
Herabsinken der Gewichte, und ich schätzte die dadurch
verlorene Kraft als gleich derjenigen beim Aufstofsen aaf
den Boden. Nimmt man daher den Gesammtverlust bei
jedem .Fall zu einem Viertelzoll an, so haben wir das
20 fache dieser Gröfse oder 5 Zoll als den ganzen Verlust,
welcher, abgezogen von 1260,027, für die berichtigte Höhe,
welche das Gewicht von 403242 Gran hindurch wirkte,
1255,027 Zoll übrig läfst. Diese Zahlen sind aequivalent
zu 6024,757 Fufspfunde, und 16,464 Fufspfunde für den
Effect der Elasticität der Schnur hinzugefügt, haben wir
6041,221 Fufspfunde als die bei den Versacken angewandte
Kraft.
Diese ■ Kraft war indefs in dem Apparat nicht ganz zur
Erzeugung von Wärme verwandt. Leicht ist einzusehen,
dafs die Reibung eines starren Körpers, wie Gufseisen, eine
bedeutende Erschütterung des den Apparat tragenden Rahm-
werks und ein lautes Geräusch hervorbringen mufste. Der
627
Werth der durch die erstere absorbirten Kraft wurde experi-
mentell auf 10,266 Fufspfunde geschätzt. Die Kraft, welche
erforderlich war, um die Saite eines Violoncells in solche
Schwingungen zu versetzen, dafs der Ton aus gleicher Ent-
fernung wie das Geräusch der Reibung gehört werden
konnte, wurde von mir, mit Hülfe eines anderen Beob-
achters, auf 50 Fufspfunde geschätzt. Diese Zahlen, ab-
gezogen von dem vorherigen Resultat, lassen 5980,955 Fufs-
pfunde für die wirklich in Wärme verwandelte Kraft übrig.
7 69753 == "6,997 wird daher, den obigen Versuchen über
die Reibung des Gufseisens zufolge, das Aequivalent seyn.
Die nächste Reihe von Versuchen wurde mit demselben
Apparat,. aber leichteren Gewichten angestellt.
Versuchsreibe V. — Reibung von Gufseisen.
Gewicht der Bleilothe 68442 und 68884 Gr. Mittlere
Geschwindigkeit des Falb 1,9 Zoll pro Sekunde. Dauer
eines jeden Versuchs 30 Minuten. Thermometer zur Be-
stimmung der Temperatur des Quecksilbers, C. Thermo-
meter zur Bestimmung der Lufttemperatur, 4.
Tafel VIII.
1.
2.
3.
4.
5.
1 6.
7.
No. des
Versuchs u.
Ursache d.
Gesammt-
lall der
f* * i
Mittlere
Lufttem-
Unter-
schied
zwischen
d Mitteid.
Temperatur des Ap-
parats.
ZU SU
«
Wärme-
Gewinn
oder -Ver-
1 erapera-
tur verände-
rn og.
Gewichte.
Zoll.
peratur.
Kolumne
5 u. 6 u.
Kolm. 3.
Anfange
des V<
Ende
trsuchs.
lust beim
Versuch.
1 R.
1281,07
47° ,404
0%852-r-
47° ,494
49* ,018
1°,524 G.
» St.
0
48 ,003
0 ,998 +
49 ,018
48 ,984
0 ,034 V.
2 St.
0
48 ,269
0 ,702 +
48 ,984
48 ,958
0 ,026 V.
» r.
1280,74
48 ,516
1 ,189 +
48 ,958
50 ,452
1 ,494 G.
3 St.
0
49 ,003
0 ,133-
48 ,812
48 ,928
0 ,116 G.
» R.
1285,10
49 ,728
0 ,022 +
48 ,928
50 ,572
1 ,644 G.
4 R.
1283,89
50 ,138
1 ,172 +
50 ,572
52 ,049
1 ,477 G.
» St.
0
50 ,408
1 ,581 +
52 ,049
51 ,929
0 ,120 V.
5 R.
1282,45
46 ,798
0 ,558 +
46 ,554
48 ,149
1 ,605 G.
6 R.
1281,29
47 ,296
1 ,571 +
48 ,159
49 ,576
1 ,417 G
40*
628
1.
2.
3.
4.
*. |
6.
7*
No. des
Unter-
Temperatur des Ap-
Wärroe-
Versuchs u.
Ursache d.
Teropera-
turverände-
rung.
Gesammt-
fall der
Gewichte.
Mittlere
Lufttem-
peratur.
«wischen
d.Miueld.
Kolumne
5 n. 6 u.
ftolm. 3.
parats.
zu zu
Anfange Ende
des Versuchs.
Gewinn
«der- Ver-
lust beim
Versuch.
5 St.
0
47 ,535
1 ,929H-
49 ,576
49 ,353
0 ,223 V.
6 St.
0
47 ,651
1 ,607 H-
49 ,353
49 ,164
0 ,189 V.
7 St.
0
46 ,261
0 ,298 -
45 ,880
46 ,047
0 ,167 G.
8 St.
0
49 ,748
0 ,617 —
46 ,047
46 ,215
0 ,168 G.
7 R.
1276,07
46 ,810
0 ,978 -h
47 ,022
48 ,554
1 ,532 G.
8 R.
1275,17
47 ,366
i ,883 +
48 ,554
49 ,945
1 ,391 G.
9 St.
* 0
46 ,771
0 ,271 —
46 ,425
46 ,575
0 ,150 G.
» R.
1276,95
47 ,126
0 ,258 +
46 ,575
48 ,194
1 ,619 G.
10 R.
1276,84
47 ,238
1 ,655 4-
48 ,194
49 ,593
1 ,399 G.
» St.
0
47 ,335
2 ,1424-
49 ,593
49 ,361
0 ,232 V.
Mittel R.
1279,957 la9OI38+ 1°,5102 G.
Mittel St
0
0 ,764 4-
0 ,0223 V.
Aus der obigen Tafel erhellt, dafe der Effect für jedeo
Grad Unterschied zwischen der Temperatur des Laborato-
riums und der der Luft 0°,1591 war. Folglich ist 1°,5102
+0°,0223-t-0«,03974 = l°,57224 der genfiherte Wärme-
Effect. Addirt man hiezu 0° ,00331 dafür, dafs die mittlere
Temperatur des Apparats bei den Reibungsversuchen in
Wirklichkeit 0°,02084 höher war als aus der Tafel erscheint,
so ergiebt sich die wahre Temperaturzunahme bei den Ver-
suchen zu 1°,57555, was, in der Capacität von 11796,07 Gr.
Wasser, aequivalent ist zu 1° in 2,65504 Pfund Wasser.
Die Bleigewichte wogen 137326 Gr., von welchen
1040 Gr. für die Reibung der Rollen abgezogen, bleiben:
136286 Gr. Die Geschwindigkeit des Sinkens, welche hier
viel leichter zu reguliren war als bei den schwereren Ge-
wichten, betrug 1,9 Zoll pro Sekunde. Zwapzigmaliges
Aufstoßen mit dieser Geschwindigkeit bedeutet einen Fall-
verlust von 0,094 Zoll, was, abgezogen von 1279,957, für
die berichtigte Fallhöhe der Gewichte 1279,863 Zoll übrig
läfst.
Diese Höhe . und dieses Gewicht sind aequivalent zu
2076,517 Fufspfunde, dazu 1,189 Fufspfunde für die Elasti-
cität der Schnur addirt, ergeben sich 2077,706 Fufspfunde
629
als die angewandte Gesammtkraft. Die Berichtigung wegen
der Erschütterung and des Tons (hergeleitet aus den Daten
der vorigea Reihe, nach der Hypethese, dafs beide propor*
tional waren, der Reibung , durch welche sie entstände»)
sind 3,47 pnd 16,9, Fufcpfiinde. .Diese GrMsen, abgezogen
von dem obigen Resultat, geben für die im Apparat in
Wärme verwandelte Kraftgröfsp 20&7>33& Füfepfuiide.
^^=±774,58 ist daher das aus dieser letzten Ver-
2,65;>04
suchsreihe abgeleitete Aequivalent.
•j « ■ » H i > » . i i | ■ I n i
Folgende Tafel enthält eine Zusammenstellung der aus
den oben auseinander gesetzten Versuchen hergeleiteten
Aequivalente. In der vierten Columne sind sie auf das
Vacuum reducirt. ,
No.
der Reihen.
Angewandtes
Material.
Aequivalent
in der
Luft.
Aequivalent
im
Vacuo.
773,640
773,762
776,303
776,997
774,880
772,692
772,814
775,352
776,045
773,930
Mittel.
1.
2.
3.
4.
5.
Wasser
Quecksilber
Quecksilber
Gufseisen
Gufseisen
772,692
774,083
774,987
Höchst wahrscheinlich wurde das Aequivalent beim Eisen
durch das Ab'reifsen von Metalltheilchen während der Rei-
bung etwas vergröfsert, da die Ueberwältigung der Cohä-
sionsanziehung nicht ohne den Verbrauch einer gewissen
Kraftgröfse vor sich gehen konnte. Allein da die abge-
riebene Menge nicht beträchtlich genug war, um nach
Beendigung der Versuche gewägt zu werden, so kann der
Fehler aus dieser Quelle nicht von grofsem Belange seyn.
Ich halte 772,692, das aus der Reibung des Wassers her-
geleitete Aequivalent, für das genaueste, sowohl wegen der
Anzahl der angestellten Versuche als auch wegen der
grofsen Wärmecapacität des Apparats. Und da, selbst bei
der Reibung von Flüssigkeiten, eine Erschütterung und
630
die Bildung eines schwachen Tons uninftgltch ganz zu ver-
meiden sind, so halte ich die obige Zahl noch ein wenig
ftir zu grofr. Zum Schlüsse betrachte ich es durch die in
dieser Abhandlung beschriebenen Versuche für bewiesen:
1) dafs die Wärmemenge, welche durch Reibung von Kör-
pern, starren wie flüssigen, erregt wird, immer der
angewandten Kraflgröfse proportional ist, und
2) dafs die Wärmemenge, welche im Stande ist, ein Pfund
Wasser (gewogen im Yacuo und genommen zwischen
55 und 60° F.) in seiner Temperatur um 1° F. zu er-
höhen, zu ihrer Erregung den Aufwand einer mecha-
nischen Kraft erfordert, die durch den Fall von
772 Pfund durch einen Raum von einem Fufs vorge-
stellt wird.
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1847 Oct. 18
1852 Juni 24
1850 Sept. 13
L807 März 29
1853 Nov. 8
1852 Sept. 19
1852 Sept. 20
1847 Aug. 13
1848 Apr. 26
.853 Apr. 6
1847 Juli 1
L852 Aug. 22
1850 Mai 11
1852 Apr. 17
1845 Dec. 8
1851 Mai 19
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0,158786
0,1338916
0,2323515
0,1228221
0,2464024
0,2020077
0,1555438
0,0980302
0,136777
0,1887517
0,1697575
MfMiere Entfer-
nung von der
Sonne
(Erde =1).
1,523691
2,201727
2,295713
2,335003
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der Planeten.
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Melpomene
Victoria
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Euterpe
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. Phocaea
Hebe
Fortuna
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