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Full text of "Annalen der Physik und Chemie"

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ANNALEN 


DER 


PHYSIK  UND  CHEMIE 


BAND     LV. 


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ANNALEN 


DER 


PHYSIK  UND  CHEMIE 


BAND     LY. 


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ANNALEN 


DER 


PHYSIK 


UND 


OHEMIK 


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HERAUSGEGEBEN     ZU     BERLIN 


VON 


J.  C.  POGGENDORFF. 


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FÜNF  UND  FÜNFZIGSTER  BAND. 


DER    GAltZEN  FOLGE  HUNDERT   EIK   V1XD  DREISSIGSTER. 


NBB8T    FÜNF    KUPFE&TAFELN. 


LEIPZIG,  1842. 

YEKI.AG   VON  JOHANN  AMBROSIUS  BikHTn, 


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ANNALBN 

DER 


1 


PHYSIK 


UND 


CHEMIE. 


ZWEITE  REIHE. 


HERAUSGEGEBEN     ZV     BERLIN 


VOM 


J.  C.  POGGENDORFF. 


FÜNF  UND  ZWANZIGSTER  BAND. 


KKBST    FORF  KUPFKRTAFBLN. 


LEIPZIG,  1842. 

VERLAG   VON   JOHAI719   AMBROSIUS  BARTD. 


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Inhalt 

des  Bandes  LV  der  Amialen  der  Physik  mid  Chemie. 


Erstes  Stück. 

Seite 
L     lieber  die  Aosdehimiig  der  Gase  durch  die  Wlrme;  tob  6. 

Magnat. 1 

IL    ISIessiuig  Stadler  galTanischer  Ströme  nach  absolatem  BlaaUie; 

von  W.  Weber.      . 27 

in.  Bemerinmgen  über  die  Wirkungen  eines  Magnelt  in  die 

Feme;  von  Demselben.. 33 

IV.  Hethode,  die  relatiren   Marima  der  Stromstlrkea  zweier 
Yolta'sdien  Ketten  zn  bestimmen ;  von  J.  C.  Poggendorf  f.      43 

V.  Erscheinnng  beim  Ueberspringen  gal?attischer  Funken.  .    .  '  62 
YL   lieber  die  bromsauren  Salse;  Yon  C.  Rammeisberg.     .  63 

Vn.  Zersetzung  des  Wassers  durch  Brom. 88 

TBL  Ueber  die  Bildung  von  Cyanverbindungen  in  den  Producten 

des  MSgdespmnger  Hoho£ens;  von  C.  Zinken  und  C 

Bromeis. 98 

OL    Notiz  über  basisch  cbromsaure  Salze;  Ton  A.  Bens  ob.    .      97 
Z.    Yerfafiltnisse,  in  welchen  die  schwefelsaure  Kali-Thonerde 

mit  Wasser  sich  yerbinden  kann;  ?on  C.  Hertwig.    .    .      99 


Seite 
XXII.  UrsSchliches  der  Tllendo-krehrieim^,  von  F.  Baron  t. 

Wredc 175 

Oeffentlidie  Aniyrtminwig-  dgg  Ohm^odicB  TIüokm  mEB||jiBd.    179 


Zweites  Stück;    •        • 

L  -  Ueb^r  Ai8  eldctrö-dieiiiiacbe  Aejoindent  des  Wassers;  rtm 

Wilh,  Weber.   . 181 

llh  Tom  yorfibergdkendeit  HiignetiBmiis,  weleber  darcb  gahrani- 

scbe  ActioB  im  Stabl 'erregt  wM;  too  G.  Tb.  Feebiter.    189 
HL  Vehtit  die  ^enisebe  Terbfaidmig  ond'  Zersetsong  ndttelst 
-  '    CdnlselsiibstaiiBen;  Tim  E.  HitrseberHcb.      .....    209 

IV.  Betrag  nr  C^iemie  des  Unns;  nm  W;  Delffi.     •        .    229 
1^.-  Veber  Brommetalle  und  ibre  Yerbindiingeii  mit  AmsMoIak; 

Ton  C.  Bfemflfr^lsbe? g. 237 

VI;  •  Untersnchangen  fiber  eiaige  anomale  mld  normale  gdfanl» 

scbe  EfBcbeittnogeiit  von  F.  G.  ilenriet.  , 259 

Vn.  lieber  die  Bereitong  einer  das  Platin  in  der  Grore'sdieB 

Kette  ersetsenden  Koble;  Ton  R.  Bnnsen.      .    .    .    .    .    265 

VHI.  Verbesserte  Einri^btong  des  Voltameters  zur  getrennten^ 
AafTangnng  beider  Bestandtbeile  des  Wassers;  von  J.  C. 
Poggendorffc 277 

IX.  Uebcr  das  Oersted'iBcbe  Elektrometer;  Ton  Dellmann.       301 

X.  Selbstregbtrirender  Regenmesser;  Ton  F.  Mobr.      .    •    .    310 

XI.  Vorricbtnng  zur  ElrUhiterang  der  Worfbewegong;  von  C. 
Pescbel.     .    .    ...    . 316 

XII.  Ueber  das  Atomgewidit  des  Urans  und  die  Zosammen- 
Setzung  seiner  Oxyde  und  Sähe;  von  C.  Rammeisberg.    318 

XIIL  Ueber  die  Dimorpbie  des  Palladiums;  von  G.  Rose.      .    329 

XIV.  Bemerkungen  ftber  den  Alaun  der  Tbonerde  und  des  Ei- 
senoxyds; von  W.  Heintz 331 

XV.  Bericbtignng  einer  „pbjsifcaliseb-bistoriscben  Berlcbtigong.^    337 


Nachweis  zu  den  Kupfertafeln. 


Tat  L  -^  Hagnos,  Flg.  1,  S.  9;  Fig.  2,  S.  la 

Tat  n.  -*  Weber,  Fig.  1,  2,  3,  4,  S.  27;  flg.  5,  S.  29.  -  Pog 
gendorff,  Flg.  8  und  9.  S.  51.  —  Walker;  Fig.  10,  S.  62.  ^ 
Kersten,  Fig.  11,  S.119.  —  Kane,  Fig.l2,  13,  14,  S.  158 
Pig.  15,  16,  17,  S.  154;  Fig.  18,  S.  155;  Fig.  19,  &157.  - 
Miller,  Fig.  20,  21,  S.  626;  Fig.  22,  23,  S.  627;  Fig.  24,  2S 
26,  S.628;  Fig. 27,  S.  629;  Fig. 28,. 29,8.630;  Fig. 30,  31,  33 
S.  631.  ^  Miller,  Fig.  33.  S.  526. 

TaEm.  —  Peclet,  Fig.  1,  2,  3,  S.  172.  —  BunaeD,  Fig.4.  5 
&  269;  Fig.  6,  7,  S.  271;  F%.8,  S.275.  —  Poggendorff 
Fig.  9,  S.  279;  Fig.  10, 11,  S.280.  -^  Peschel,  Fig.  12,  Sw316. 

TaCIV.  --  Briz,  Fig.  1,  2,  3,  S.360.  —  Mohr^n|.4,  S.3U 
Fig.  5.  S.  315.  ^  Regnaolt,  Fig.  6,  S.  392;  Fig.7  mid  C 
S.  394;  Fig.  9  und  10,  S.  401;  Fig.  11,  S.  403;  Fig.  12,  13,  14 
S.  407. 

Tat  y.  —  Regnanlt,  Fig.  1  und  2,  S.  558;  Flg.  3  niid  4,  8.  569 
—  Becqnerel,  Fig.5  und  6,  8.591;  Fig.  7.  8.  606.  —  An« 
njmv8,Fig.8,  8.632.  ' 


'Berichtigung. 

zum  Aufsatz  des  Prof.  G.  Rose. 
Bd.  LIY  Z.  8.  TOD  unten  I.  dimorph  st.  isomorph. 


1842.  ANNALEN  JVo.  1. 

DER  PHYSIK  UND  CHEMIE. 

BAND  LV. 


I.    Ueber  die  Ausdehnung  der   Gase  durch  die 
TVärme;    von  Gustav  Magnus  '). 


deitdem  man  überhaupt  weifs,  dafs  die  Laft  durch  die 
Wärme  eich  ausdehnt,  oder  yielmehr  seit  200  Jahren, 
wo  Drebbel  zuerst  diese  Ausdehnung  benutzte  um  Un- 
terschiede in  der  Wärme  zu  bestimmen,  ist  man  zu  allen 
Zeiten  bemüht  gewesen  dieselbe  zu  messen.  Nachdem 
während  des  ganzen  vorigen  Jahrhunderts  die  widerspre- 
chendsten Resultate  von  den  bedeutendsten  Physikern 
erhalten  worden  waren,  hat  Hr.  Gay-Lussac')  zu  An- 
fang dieses  Jahrhunderts  in  einer  sehr  umfassenden  Ar- 
beit die  Ausdehnung  der  trocknen  Luft  zwischen  0^  und 
100^  zu  0,375  ihres  Volumens  bei  0^  gefunden,  und  zu- 
gleich gezeigt,  dafs  alle  Gase  und  Dämpfe  sich  um  den- 
selben Wcrth  innerhalb  dieser  Temperatur  ausdehnen. 
Fast  zu  derselben  Zeit  hatte  auch  Hr.  Dalton  ^)  in 
Manchester  denselben  Gegenstand  untersucht  und  gefun- 
den, dafs  1000  Theile  Luft  von  55«  F.  sich  um  321 
Theile  ausdehnen,  wenn  sie  bis  212«  F.  erwärmt  wer- 
den, hierzu  rechnete  er  noch  4  Theile  für  die  Ausdeh- 
nung des  Glases,  und  erhielt  dadurch  eine  Vermehrung 
des  Volumens  um  0,325.  Berechnet  man  hieraus  die 
Ausdehnung  der  Luft  von  32«  F.  bis  212^^  F.,  so  findet 
man  dieselbe  =  0,372  vom  Volumen  der  Luft  bei  55  «  F. 
Diese  Zahl  stimmte  so  gut  mit  der  von  Hrn.  Gaj-Lus- 

1)  Gelesen  m  der  Academie  der  Wissensch.  am  25.  Nov.  1840. 

2)  Annales  de  Chimie  XLIIL     137. 

3)  Memoirs  of  the  Literary  and  Philosoph,  Society  of  Manchester. 
Fol,  r,     Part,  IL     598. 

VoggendorfPs  Annal  Bd.  LV.  1 


f 

sac  gefuDfleiien  überein,  dafs  man  wahrscheinlich  deshalb 
vergessen  hat,  dafs  für  diese  letztere  das  Volumen  der 
Lnft  bei  0  ^  C.  als  Einheit  angenommen  ist.  Denn  nimmt  ' 
man  für  die  von  Hrn.  Dalton  gefundene  Ausdehnung 
dieselbe  Einheit,  so  ergiebt  sich  diese  =  0,3912.  Auf 
diesen  Irrthum  hat  schon  Gilbert  ')  bald  nach  der  Be- 
kanntmachung  der  Dalton'schen  Untersuchung  aufmerk- 
sam gemacht,  doch  scheint  ihn  Hr.  Dalton  selbst  über- 
sehen zu  haben,  wie  aus  seinem  New  System  of  chemU 
cal  Philosophy  hervorgeht  ^).  Vielleicht  hat  schon  diese 
irrthümliche  Uebereinstimmung  zwischen  ^em  Resultate 
des  Hm.  Dalton  und  dem  des  Hrn.  6a  j-Lussac  dazu 
beigetragen,  diese,  durch  den  wissenschaftlichen  Ruf  des 
Hm.  Gay-Lussac  schon  hinlänglich  verbürgte  Zahl,  als 
vollkommen   sicher  zu  betrachten;    noch  mehr  aber  hat 

'ohne  Zweifel  die  Bestätiguiig  dazu  gedient,  welche  Hr. 
Gay-Lnssac  durch  eine,  von  der  ersten  ganz  verschie- 
dene, zweite  Untersuchung  lieferte.  Diese  ist  zwar  nie- 
mals von)  Verfasser  selbst  bekannt  gemacht  worden,  doch 
hat  sie  Hr.  Biot  in  seinem  Träitä de  Phys,  I,  181.  mit- 

,  getheilt.  Seitdem  aber  auch  die  HH.  Dulong  und  Pe- 
tit, Physiker,  die  in  Betreff  ihrer  Zuverlässigkeit  und  , 
Genauigkeit  das  gröfste  Vertrauen  geniefsen,  diesen  Coef- 
ficienten  durch  eine  neue  Methode  bestätigt  ^),  und  in 
ihrer  classischen  Arbeit  über  die  Wärme  als  Maafs  für 
die  Vergleichung  der  Ausdehnung  aller  anderen  Körper 

1)  Gilbert's  Annalen  XIY.  266. 

«2)  Rudberg  in  diesen  Annalen  XLIV.  123. 

3)  In  ihrer  Untersuchung   über  die  Ausdehnung  der  Gase  bei  höherer 
Temperatur,  Annales  de  Ch.  et  de  Phys.  IL  249.  sagen  die  Hff. 
Dulong  und  Petit  ausdrücklich:  „Nous  ne  nous proposions  nui^ 
lement    de   virifier  par   Ih   une   ditermination  sur   iaqueüe   en 
ne  peut   ilever   aucun   doute;    mais  la  coincidence  de  notre  ri~ 
suliat  avec   celui  de    Mr,  Gay  -  Lussac   a    ete  pour   nous  la 
meilieure  preuve  de  la   rigoureuse  eacaclitude   du  procddi  dont  f- 
nous  nous  somrnes  servis.  ** 


3 

IQ  Grunde  gelegt  haben,  wurde  derselbe  als  eine  der 
sichersten  Zahlen  in  der  Physik  betrachtet. 

Wiewohl  fast  während  vier  Decennien  Niemand  die 
Richtigkeit  dieses  Werthes  bezweifelt  hatte,  trat  vor  eini- 
gen Jahren  Hr.  Rudberg  in  Upsala  mit  einer  neuen 
Arbeit  über  die  Ausdehnung  der  Luft  hervor,  durch  wel- 
che er  jedoch  die  Gaj-Lussac'sche  Zahl  nicht  bestä« 
tigte,  sondern  statt  derselben  0,3646  als  Mittel  aus  sei- 
nen Beobachtungen  erhalten  hatte. 

Hr.  Rudberg  hat  zwei  verschiedene  Methoden  für 
seine  Untersuchung  benutzt,  die  er  in  diesen  Annalen 
Bd.  XLI.  p.  271  und  XLIV.  p.  119  bekannt  gemacht  hat  '). 
&e  sind  beide  ganz  abweichend  von  den  früheren  Me- 
thoden, haben  aber  beide  dasselbe  Resultat  geliefert.  So 
genau  indefs  auch  die  Arbeit  des  Hrn.  Rudberg  ist, 
80  sehr  auch  die  Sicherheit  ihres  Resultates  durch  die 
Anwendung  zweier  abweichenden  Methoden  erhöht  wird, 
so  sprach  doch  das  Ansehn  der  früheren  Experimentato- 
ren gegen  die  von  ihm  gefundene  Zahl;  und  da  derselbe 
sich  nur  mit  der  Ausdehnung  der  atmosphärischen  Luft 
beschäftigt,  und  seine  Arbeit  weder  auf  andere  Gase  aus- 
gedehnt, noch  sich  auf  eine  Kritik  der  Gay-Lussac- 
schen  Arbeit  eingelassen  hat,  so  ist  man  allgemein  zwei- 
felhaft, ob  der  von  ihm  gefundene  Coefficient  ohne  Be- 
denken angenommen  werden  dürfe  oder  nicht. 

Der  Tod  hat  leider  Hrn.  Rudberg  bald  nach  der 
Vollendung  der  erwähnten  Untersuchung,  zum  grofsen 
Verlust  für  die  Wissenschaft  hinweggenommen,  so  dafs 
durch  ihn  seine  Arbeit  für  andere  Gasarten  nicht  ausge- 
dehnt werden  konnte.  Da  jetzt  fast  5  Jahre  seit  der 
Bekanntmachung  derselben  verflossen  sind,  ohne  dafs  Je- 
mand etwas  zur  Entscheidung  des  Gegenstandes  veröf- 
fentlicht hat,  so  entschlofs  ich  mich,  denselben  von  Neuem 
za  untersuchen,  wohl  wissend,  dafs  von  einer  solchen 
Arbeit,   so  zeitraubend  und  mühevoll  sie  auch  ist,  kein 

1)  S.  ancli  Vetenscaps  Academiens  Handängar  fÖr  1837;  p.  140, 194. 

1* 


werth  falsch  seyn  sollte,  so  glaubte  ich,  dafs  es  möglich 
w&re,  dafs  beide  Coefficienten  richtig  seyen.  Wenn 
nSmIich  die  Luft  bei  der  Temperatur  von  lOÜ^  nicht 
mehr  genau  dem  Mari  Ott  e'schen  Gesetze  folgen  sollte, 
80  mnfste  Hr.  Rudberg,  der  nur  die  Veränderung  der 
Elasticität  bestimmt  hat,  einen  anderen  Werth  erhalten 
baben,  als  Hr.  Gaj-Lussac,  der  die  Veränderung  des 
Yolumens  bei  constanter  Elasticität  beobachtete.  Es 
schien  mir  aus  diesem  Grunde  vorzugsweiee  wünschens- 
werth,  nach  der  Methode  des  Hrn.  Gay-Lussac,  die 
Ausdehnung  der  Luft  von  Neuem  zu  untersuchen.  Aufser- 
dem  aber  hoffte  ich  hierdurch  am  leichtesten  die  Ursache 
der  Verschiedenheit  beider  Resultate  auffinden  zu  kön- 
nen.  Ich  wandte  die  zweite  Methode  des  Hrn.  Gay- 
Lussac  an  und  zwar  im  Wesentlichen  ganz  so  wie  sie 
▼on  Hm.  Biot  in  seinem  Traiie  de  Physitj.  beschrie» 
ben  ist. 

Da  indefs  dort  nicht  erwähnt  ist,  wie  grofs  die  Ku- 
gdn,  und  wie  weit  die  Röhren  gewesen  sind,  die  Hr. 
Gay-Lussac  benutzte,  so  untersuchte  ich  zuerst,  bei 
welchem  Durchmesser  der  Röhren  ein  Quecksilber- Tro- 
pfen dieselben  noch  stempelartig  verschliefst  und  weder 
darch  Schütteln  noch  Klopfen  Luft  durchläfst.  Ich  wandte 
jedodi  Röhren  an,  die  einen  viel  geringeren  Durchmes- 
ser hatten.  Die  gröfste  Weite,  die  ich  benutzte,  betrug 
2,5  Millimeter,  bei  vielen  Versuchen  aber  nur  1,0  Mm. 
Die  Gröfse  der  Kugel  war  so,  dafs  die  Ausdehnung  der 
Luft  eine  Länge  von  etwa  0,2  Meter  in  der  Röhre  ein- 
nahm. Kugel  und  Röhre  wurden  mit  trocknem  Queck- 
älber  gefüllt  und  dies  in  ihnen  ausgekocht,  dann  wurde 
eine  l^öhre  mit  geschmolzenem  Chlorcalcium  an  das  of- 
fene Ende  luftdicht  befestigt,  und  ganz  so  wie  es  Hr. 
Gay-Lussac  vorschreibt,  mittelst  eines  eisernen  Dra- 
thes  oder  eines  Glasfadens,  der  durch  die  Röhre  mit 
Chlorcalcium  hindurch  ging,  das  Quecksilber  aus  der 
»Igen  Röhre  und  der  Kugel  ^o  weit  abgelassen,  dsil« 


che  das  Yolumen  der  Luft  bei  0^  bezeichnete  und  wie- 
denuD  gewogen;  und  endlich  bis  zu  der  Stelle  mit  Queck- 
silber geffiUt,  welche  die  Luft  bei  der  Temperatur  d^ 
kochenden  Wassers  eingenommen  hatte,  und  gleichfalls 
gewogen«  Damit  das  Quecksilber  bei  beiden  Füllungen 
¥on  derselben  Temperatur  war,  wurden  die  Röhren  bei 
jeder  Füllung  in  ein  grofses  Geftlfs  mit  Wasser  gelegt 
und  dies  unverändert  auf  derselben  Temperatur  erhalten; 
die  Gewichte  des  Quecksilbers  lieferten  das  VerhältniCs 
der  Volumina  der  Luft  bei  0"^  und  bei  der  Temperatur 
des  kochenden  Wassers.  Wiederholte  Füllungen  dessel- 
ben Rohres  gaben  stets  dasselbe  Resultat. 

Um  zu  prüfen  bis  zu  welchem  Grade  diese  Methode 
zuverlässig  sey,  legte  ich  stets  zwei  Röhren  neben  ein- 
ander in  den  Kasten  ein,  allein  die  Resultate,  welche 
mit  beiden  erhalten  wurden,  stimmten  fast  niemals  mit 
einander  übereiu. 

Ich  brauche  wohl  nicht  zu  sagen,  dafs  ich  Alles,  was 
in  meinen  Kräften  war,  versucht  habe,  um  eine  gröfsere 
Uebereinstimmung  hervorzubringen.  Denn  ich  konnte 
mir  nicht  denken,  und  kann  es  auch  jetzt  noch  nicht, 
dafs  Hr.  Gay-Lussac  eine  Methode  angewandt  haben 
sollte,  die  jkeine  sicheren  Resultate  liefert,  und  dafs  Hr. 
Biot  eine  solche  Methode  der  älteren  des  Hrn.  Gay- 
Lussac  vorzieht,  mit  welcher  dieser  Physiker  doch  Re- 
sultate erhalten  hat,  die  auf  überraschende  Weise  mit 
einander  übereinstimmen.  Ich  habe  zunächst  den  Kasten, 
in  dem  die  Röhren  den  Dämpfen  des  Wassers  ausge- 
setzt wurden  und  den  ich  später  ausführlicher  beschrei- 
ben werde,  mannigfaltig  abgeändert,  um  jede  zufällige 
and  locale  Abkühlung  desselben  zu  vermeiden,  ich  habe 
geprüft,  welche  Veränderungen  in  der  Temperatur  des 
Dampfes  durch  die  Art  des  Feuerns  eintreten,  oder  durch 
das  Auflegen  frischer  Kohlen,  oder  das  Scbliefscn  der 
Oeffnungen  im  Deckel  des  Kastens;  ich  habe  das  Cali- 
ber  der  Röhren  mehrfach  abgeändert,  habe  sie,  um  sicher 


altatc  der  Verioehe  aach  der  Methode  dee  Herrn 

Gay  -  Lnfsac. 


37386 
38269 

36912 
37654 

36607 
36731 

36431 
35985 


9.(0,36972 
10.|0,37140 

11.(0,37062 
12.(0,36903 

13.(0,36888 
14.|0,36926 

15.(0,36663 
16.|0,36709 

Mittel 


17.(0,36569 
18.(0,36229 

19.(0,36673 
20.(0,35500 

21.  0,36774 

22.  — 

23.(0,37254 
24.(0,36351 

0,36930. 


25.(0,38769 
26.(0,36034 

27.(0,37885 
28.(0,36712 

29.(0,37302 
30.(0,37211 

31.(0,36815 
32.(0,37514 


Als  ich  nach  einem  leider  za  grofsen  Zeitver- 
liese  Methode  aufgab,  schien  mir  keine  geeigneter 
isdehnung  von  Terscbiedenen  Gasarten  zu  untersu- 
als  die,  welche  Hr.  Radberg  zuletzt  angewendet 
Ich  liefs  deshalb  einen  Apparat  fertigen,  ganz  ahn- 
rie  der,  welchen  Hr.  Rudberg  beschreibt.  Der- 
ist  auf  Taf.  I.  Fig.  1.  abgebildet.  AB  ist  ein  cy- 
iches  Gefäfs,  ganz  ähnlich  wie  das  Gefäfs  eines 
in' sehen  Barometers,  nur  gröfser.  Der  ol)ere  Theil 
ben  AC  ist  aus  Glas.  Es  enthält  einen  ledernen 
[  f^  W  *) ,  dessen  Volumen  durch  die  Schraube  S 
jert,  und  wodurch  das  in  ihm  enthaltene  Queck- 
herauf und  herunter  bewegt  werden  kann.  Durch 
aftdichtschliefsenden  Deckel  dieses  Gefäfses  geht 
}  eine  etwa  20  Zoll  lange  und  an  beiden  Enden 
:  Barometerröhre,  neben  der  sich  eine  messingene 
befindet.  Eine  zweite  Röhre  FG,  welche  zu  dem 
ter  KL  gehört,  in  dem  die  trockne  Luft  enthalten 
;ht  bei  F  luftdicht  durch  den  Deckel;  beide  Röh- 
üchen  bis  in  das  Quecksilber  hinab.    Neben  FG 

IS  Leder  Iie£>  sleU  Quecksilber  durch,  wenn  der  Druck  der  Qucck- 
ersäule   etwas   bedeutend    wurde.      Ich    wandte   deshalb   statt   des 
ers  eine  dünne  Caoutciioukplatte  an,  die  aufsen  mit  Leder  uinge- 
war. 


11 

ometerroiu*,  und  KL  war  ongefltthr  9  Zoll  lang,  \  Zoll 

I  Durchmesser,  und  hatte  einen  Inhalt  Ton  etwa  80 
ob.  Centim.  Der  Inhalt  des  Stückes  GL  betrug  un- 
wahr 0,05  Cub.  Centim.  oder  etwa  tAtt  ^on  dem  In^ 
alt  Ton  KL. 

Wenn  KL  der  Temperatur  des  schmelzenden  Eises 
ad  des  kochenden  Wassers  ausgesetzt  werden  sollte,  so 
urde  dieser  Theil  des  Apparates  in  einen  oblongischen 
asten  aus  Eisenblech  eingebracht,  der  gleichfalls  in 
ig.  L  abgebildet  ist.  Er  hat  bei  N  eine  Oeffnung,  durch 
ie  KL  eingeführt  wird.  Um  eine  theilweise  Abküh- 
mg  im  Innern  zu  verhindem,  enthält  er  einen  Einsatz 
^P  Qy  der  bis  auf  die  OberiQäche  des  Wassers  QP  hinab- 
eht,  und  oben   bis  an  den  Deckel  des  Kastens  reicht 

II  diesen  Einsatz  wird  ein  innerer  Deckel  R  T  einge- 
igt, der  gleichsam  ein  Dach  bildet,  dessen  obere  Kante 
ider  First  geneigt  ist,  damit  das  Wasser,  das  durch  die 
Kondensation  der  Dämpfe  an  demselben  gebildet  wird, 
mr  an  den  Rändern  herabtiiefsen,  nicht  aber  in  der  Mitte 
erabtropfen  und  möglicherweise  das  Gefäfs  KL  theil- 
weise abkühlen  kann.  Der  Kasten  ist  mit  einem  über- 
-eifenden  Deckel  versehen,  in  dem  an  mehreren  Stellen 
^effnungen  angebracht  sind,  um  Thermometer  einführen 
i  könqen.  Ebenso  enthält  er  bei  U  zwei  Oeffnungen, 
t  deren  eine  ein  Ausflufs- Thermometer  eingelegt  wurde 
ad  durch  die  bei  den  Versuchen  nach  der  Gaj-Lus- 
ic' sehen  Methode  die  Röhren  gingen. 

Um  während  des  Kochens  ein  Spritzen  gegen  das 
lefäfs  KL  zu  vermeiden,  wodurch  eine  zu  starke  Er- 
rarmung  desselben  hätte  eintreten  können,  wurde  noch 
her  der  Oberfläche  des  Wassers  ein  Strammien- Gewebe 
^^  das  auf  einen  Rahmen  von  Drath  ausgespannt  war, 
II  den  Einsatz  OP  Q  befestigt.  Bei  dem  Umgeben  des 
»efäfses  KL  mit  gestofsenem  Eis  wurde  auf  dieses  Ge- 
rebe  ein  Blech  gelegt  und  darauf  das  Eis  geschüttet,  so 
lafs  es  den  ganzen  Einsatz  OPQ  erfüllte. 


13 

BHi£EiibewaIiren.    Sie  ist  auf  der  Taf.  I.  Fig.  2  abgebildet 
und  besteht  aas  einer  Flasche,  die  mit  einem  Kork  ver* 
schlössen  ist,  durch  den  zwei  Röhren  gehen,  die  eine 
Röhre  cb  ist  bei  b  mit  einem  Hahn  versehen,  die  an- 
dere ad  geht  fast  bis   auf  den  Boden  der  Flasche  und 
ist  heberförmig  gebogen,  so  dafs  das  Ende  e  derselben 
tiefer  li<^,   als   der  Boden  der  Flasche.     Dies  offene 
Ende  e  steht  in  einer  weiteren  Röhre  fg  und  diese  in 
rinem  weiten  Cjlinder  hk.     Bringt   man   zunächst  ge- 
sdimolzenes  Chlorcalcium  in  die  Flasche,  setzt  dann  den 
Kork  ac  luftdicht  auf  und  giefst,  nachdem  man  den  Hahn 
bei  b  geöffnet  hat,  die  Röhre  fg  ganz  voll  Quecksilber, 
80  kann  man  durch  Saugen  bei  b  zunächst  den  Heber 
ade  füllen,  und  wenn  man  hierauf  Quecksilber  in  die 
Röhre  fg  nachgiefst,  so  fliefst  dies  in  die  Flasche.    Man 
I  kann  dieselbe  auf  diese  Weise  ganz  mit  Quecksilber  fül- 
len und  alle  Luft   entfernen.     Bringt  man   hierauf  den 
Hahn   b  mit  einem  Gasentbindungs- Apparat  in  Verbin- 
dung, so  tritt  das  Gas  in   die  Flasche  und  das  Queck* 
Silber  fliefst  in  die  Röhre  fg  zurück,   und  wenn   diese 
voll  ist  über  ihren  Rand  in   den  Cjlinder  hk.    Durch 
Senken  oder  Heben  der  Röhre  fg  kann  man  die  Ober- 
fläche des  Quecksilbers   in  derselben  höher  oder  niedri- 
ger stellen,   als   die  Oberfläche  des  Quecksilbers  in  der 
Flasche,  und   dadurch   die  Luft  in  derselben  unter  ver- 
schiedenen Druck  versetzen.    Ist  die  Flasche  mit  der  zu 
trocknenden  Gasart  gefüllt,  so  wird  der  Hahn  b  geschlos- 
sen und  der  Gaseutbindungs- Apparat  entfernt.    Will  man 
darauf  später  (las  Gas  benutzen,  so   läfst  man  es  durch 
den  Hahn  b  ausströmen,  indem  man  die  Oberfläche  des 
1  Quecksilbers  in  fg  höher  stellt,   als   die  in  der  Flasche, 
iund  sie  durch  Nachgiefsen  von  Quecksilber  höher  erhält. 
iDieser  Apparat  bildet  ein  Gasometer,  das  mit  Quecksil- 
^ijber  gesperrt  ist,  und  eine  im  Yerhältnifs  zu  dem  Zweck 
^Jsehr  kleine  Menge  von  Quecksilber  erfordert,  was  neben 


14 

dem  Vortheil  der  Erspamifs  noch  den  darbietet,    daü   i 
dasselbe  sehr  leicht  zu  handhaben  und  auch  in  jedem 
Augenblick  leicht  herzustellen  ist. 

Die  Capillar- Depression,  welche  bei  G  stattfindet, 
mufste  für  jede  neue  Röhre  FGK  ermittelt  werden, 
bevor  dieselbe  mit  der  zu  untersuchenden  Gasart  gefüllt 
wurde.  Zu  dem  Ende  w^irde  die  Bölu*e  vorläufig  in  die 
Hülse  bei  F  eingekittet,  zwischen  G  und  L  abgeschnit- 
ten und  das  Quecksilber  bis  nach  G  hinaufgeschraubt,  i 
um  zu  sehen,  wieviel  es  in  CD  höher  stehe,  als  bei  G.  \ 
Alsdann  wurde  der  abgeschnittene  Theil  wieder  ange- 
schmolzen, die  Röhre  aus  der  Hülse  bei  F  ausgekittet, 
und  mit  der  zu  untersuchenden  Luftart  gefüllt.  War  sie 
bei  K  mit  der  engen  Röhre  zum  Durchleiten  der  Gas- 
arten versehen,  also  offen,  so  brauchte  sie  nicht  vorher 
abgeschnitten  zu  werden. 

Die  Capillar- Depression  varürte  bei  den  von  mir 
angewandten  Röhren  zwischen  1,5  und  0,25  Linien  Par« 
Hr.  Rudberg  giebt  an,  dafs  sie  bei  seinen  Versucheii 
1,85  Centim.  oder  etwa  8  Linien  betragen  habe  *).  Wenn" 
dies  kein  Druckfehler  ist  und  vielleicht  Millimeter  statt 
Centimeter*  heifsen  soll,  was  man  aus  der  Abhandlung 
selbst  nicht  ersehen  kann;  so  begreife  ich  nicht,  wie  Hr. 
Rudberg  das  Queeksilber  hat  sicher  einstellen  können» 
mir  hat  dies  wenigstens  bei  so  engen  Röhren  nicht  ge»  ^ 
lingen  wollen. 

Bevor  ich  zu  den  Resultaten  übergehe,  welche  iA 
bei  diesen  Versuchen  erhalten  habe,  mufs  ich   die  For^ 
mel  erwähnen,  nach  welcher  dieselben  berechnet  woitlen 
sind;  es  ist  dieselbe,  deren  sich  auch  Hr.  Rudberg  be*  1 
dient  hat,  nämlich:  •  -^ 


«=[ 


1)  Aus  dieser  A.Dgabc  -wird  es  übrigens  wahrscheinlich,  dafs  Hr.  Rud- 
berg nur  eine  einzige  Rohre  und  eine  einzige  Quantität  von  Luft 
bei  diesen  Versuchen  angewandt  habe. 


15 

In  dieser  Formel  bedeutet: 
ce  die  Aasdehonng  der  Laft  zwischen  0^  und  100°  C^ 
h  den  Barometerstand  bei  0°, 

A'  den  Barometerstand  bei  der  Temperator  des  kochen- 
den Wassers,  reducirt  auf  0^, 
H  den  Höhenanterschied  des  Quecksilbers  in  den  Röh- 
ren Gf*  und  DE  bei  der  Temperatur  des  schmel- 
zenden Eises,  reducirt  auf  0", 
H'  diesen  Unterschied  bei  der  Temperatur  des  kochen- 
den Wassers,  reducirt  auf  0^, 
e  die  Capillar- Depression, 
i  die  Ausdehnung  des  angewandten  Glases  zwischen 

0*»  und  100^ 
T  die  Temperatur  des  kochenden  Wassers  bei  dem  Ba- 
rometerstande h'.    Ist  dieser  Barometerstand  28",00 
Par.  so  ist  7=100^. 

Die  Werthe  h'h"H'H"e  sind  durch  die  Beobachtung 
gegeben,  T  mufs  aber  jedesmal  berechnet  werden.  Hr. 
Rodberg  giebt  dafür  in  seiner  Abhandlung  über  die 
Construction  des  Thermometers  ')  die  Formel 

T=0,037818J— 0,0018563  fl?^ 
in  der  t+100^  die  TemperaUir  des  kochenden  Was- 
sert in  der  Celsius' sehen  Scale  und  d  die  Elasticität 
oder  den  Druck  der  Atmosphäre  in  Millimeter  ausge- 
drückt bedeutet.  Derselbe  sagt,  dafs  sie  hinreichend  ge-  , 
naa  mit  den  Versuchen  von  Southern,  so  wie  von  Du- 
long  und  Aragp  übereinstimme.  Allein  dies  ist  durch- 
aas nicht  der  Fall,  vielmehr  giebt  sie  ganz  andere  Werthc 
and  es  mufs  in  Betreff  derselben  ein  Verseheu,  wahr- 
scheinlich schon  im  Manuscript  des  Hrn.  Budberg  vor- 
gefallen seyn,  denn  sie  ist  im  schwedischen  Original  ganz 
ebenso  enthalten,  als  in  diesen  Annalen,  nur  eine  ein- 
zige Zahl  ist  verschieden,  was  unwesentlich  ist.  Ich 
kabe  mich  der  von  Hrn  Egen  aufgestellten  Formel  oder 

1)  KongL  Vetenscaps  Akademiens  Handlmgar  för  Ar  1834  p,  365; 
and  Poggendorff  Annal.  Bd.  XL.  39. 


17 

ansdieiiiende  Ausdehniiiig  von  0°  bis  zar  Temperatur  des 
kochenden  Wassers  anter  dem  Drucke  von  26  Zoll  Par. 
oder  Ims  zu  100^,  und  8  die  Aosdehnong  des  Glases,  so 
wie  q  die  absolute  Ausdehnung  des  Quecksilbers  f&r  die- 
selbe Tanperatur-DifFerenZy  so  ist 

Ffir  die  absolute  Ausdehnung  des  Quecksilbers  q  kennt 
man  keine  genauere  Bestimmung  als  die  von  Dulong 
and  Petit,  welche  q  =0,018018  gefunden  haben.  Mit 
HfiUe  dieses  Werthes  und  der  angeführten  Formeln  i^t 
die  folgende  Tafel  berechnet,  welche  die  für  p  und  n 
beobachteten  Werthe,  so  wie  die  jedesmaligen  Barome- 
tefstAnde  epthAlt.  Aus  diesen  ist  die  Temperatur  T  mit 
der  TOtt  Egen  angegebenen  Correction  bestimmt.  -  Die 
18  angefOhrten  Beobachtungen  ergeben  als  Mittel  für  die 
anscheinende  Ausdehnung  des  Quecksilbers  von  0^   bis 

V?=0,0154309 
und  als  Mittel  für  die  Ausdehnung  des  Glases 

5=0,002547. 


PoggenodoHPs  Anoal.  Bd.  LV, 


1» 

DieHni.DaIong  und  Petit  haben  ^9=0,0154831 
gefonden,  und  wiewohl  Hr.  Kudberg  aus  seinen  Xersu- 
chen  diesen  Werth  nicht  berechnet  hat,  so  ergiebt  sich  aus 
denselbeii  ßis:0fil546iy  wobei  jedodi  besonders  zu  be- 
inadL^  ist,  dafis  die  Temperatur  des  kochenden  Wassers 
vonRudberg  unter  0"J6  Druck  =100^  genommen  ist, 
und  wahrscheinlich  auch  von  Du  long  und  Petit,  wie- 
wohl diese  es  an  keiner  Stelle  bestimmt  sagen.    Dahin- 
gegen habe  ich  die  Temperatur  des  kochenden  Wassers 
unter  28  Zoll  Par.  =100°  genommen.     Um  daher  beide 
Zahlen  vergleichen  zu  können,  müfste  der  *von  mir  ge- 
{ondene  Werth  mit  1,^00075  multiplicirt  werden,  akdann 
wird  /?=a0154424. 

Ffir  die  Ausdehnung,  des  Glases  haben  die  Hm.  Du- 
long  und  Petit  ^=0,0025839  gefunden  ');  dahingegen 
^elt  Hr.  Rudberg  0,002285.  Hr.  Kudberg  meint, 
dais  dieser  Unterschied  darauf  beruhe^  dafs  das  von  ihm 
angewandte  Glas  Kaliglas  gewesen  sey,  während  das  von 
Dulong  und  Petit  angewandte  Natronglas  war.  Eine 
Analjse  des  Glases,  das  ich  angewendet  habe,  ergab 

Kieselsäure  67,305  Proc. 
Thonerde       1,258 
Kalkerde       11,892 
Kali  12,404 

Natron  7,141 

100,000 
Es  war  dasselbe  also   ein  Glas,  das  man  als  halb 
Kali-  halb  Natron -Glas  betrachten  kann,  und  daher  liegt 
auch  wohl  der  Ausdehnungscoefficient  desselben  zwischen 
dem  des  Kali-  und  dem  des  Natron- Glases. 

Bei  der  Berechnung  meiner  Versuche  sind  die  von 
mir  gefundenen  Werthe  /9= 0,0154309  und  ^=0,002547 
benutzt.  In  der  folgenden  Tafel  sind  diese  Versuche 
zusammengestellt.  Behufs  einer  besseren  Controlle  habe 
ich  neben  den  Resultaten  auch  jdie  Beobachtungen  selbst 
mitgetheilt. 

1)  In  der  AbhandluDg  des  Hrn.  Rudberg  (sowohl  in  den  F'eten- 
scaps  Handlingar  för  \^1  ^  als  m  PoggendorfT  Annalen  XLI )  wird 
irrthumlich  angegeben,  dafs  sie  dieselbe  =0,002546  gefunden  hatten. 


2* 


31 


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CO        ^ 

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CO 

CO  CO  CO 

PN  IM  pH 

CO 

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CO  CO  CO 

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fHCOO 

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CO 

^S3 

^  •»  ^0*      •» 

fe-^co 

Nj«  00  ^ 
CO  CO  CO 

emtm  Arböt  0^3647,  und  bei  der  xweiten,  0,36457  oder 
im  Mittel  Ton  beiden  0,36463   erhalten,    ich   hingegen 
0^3665,   wobei   bemerkenswerth    ist,    dafe    der  kleinste 
Werth,  den  ich  erhalten  habe,  noch  immer  0,3650  ist. 
Die  Yerfcfaiedenheit   zwischen   beiden   Resultaten   wird 
aber  noch  gröfeer,  wenn  man  bedenkt,  dafs  die  von  Hm. 
Radberg  geüondene  Zahl   die  Ausdehnung  bezeichnet 
▼on  0^  bis  zur  Temperatur  des  kochenden  Wassers  un- 
ter 0",76  Druck,  und  die,  welche  ich  erhalten,  die  Aus- 
dehnung bis   zur  Temperatur   des   kochenden  Wassers 
QDter  d^n  Druck  von  28  Zoll  Par.    Diese  beiden  Tem- 
peraturen sind  aber  verschieden,    denn  0,76  Meter  ^ 
28  Zoll  0,905  Linien,  und  daher  ist  die  Temperatur,  bei 
welcher  das  Wasser  unter  dem  letzteren  Drucke  kocht, 
^ch  100^,075,  wenn  die,  bei  welcher  es  unter  dem 
Druck  von  28  Zoll  kocht  gleich  100^  gesetzt  wird.    Es 
ist  folglich  die  Ausdehnung  in   dem  Verhältnifs   dieser 
Temperaturen  gröfser,   oder  man  erhält  die  Ausdehnung 
Ar  die  Temperatur  100^075,  wenn  man  die  für  lOO"" 
mit  1,00075  multiplicirt.    Alsdann  wird  das  Mittel  aus 
meinen  Versuchen  0,366782. 

Ich  glaube  Alles  versucht  zu  haben,  um  meine  Re- 
sultate mit  denen  eines  so  geschickten  und  umsichtigen  Ex- 
perimentators, wie  Hr.  Rudberg,in  vollkommene  Ueber- 
einstimmung  zu  bringen.     Doch  geben   seine  Versuche 
80  constant  einen  kleineren  und  die  meinigen  so  constant 
einen  höheren  Wertb,  dafs  ich  die  Verschiedenheit  nicht 
in  einem  Beobachtungsfehler  suchen  möchte.    Man  könnte 
vermuthen,  dafs  sie  in  der  Art  der  Temperaturbestimniun- 
gen  ihren  Grund  habe,  darin  nämlich,   dafs  die  Tempe- 
ratur des  schmelzenden  Eises  bei  meinen  Versuchen  zu 
gering,  oder  die  des  kochenden  Wassers  zu  hoch  war. 
Abgesehen  davon,   dafs  ich  alle  Aufmerksamkeit  auf  die 
Bestimmung  dieser  Temperaturen  verwandt  habe,  stimmt 
die  anscheinende  Ausdehnung  des  Quecksilbers,  wie  sie 
ans  den  Versuchen  des  Hrn.  Budberg  hervorgeht,  näm- 


37 

i  * 

^elleidit  dab  es  mir  gelingt,  bei  der  Fortoetzang  dieser 
'  Aibeity  die  ich  keineswegs  ak  geschlossen  betrachte,  den 
Grand  dieser  Abweichong  zu  entdecken. 


IL    Messimg  starker  galvanischer  Strome  nach 
absolutem  Maafse;   von  TV.  fVeber. 


werden  soll,  ist  so  eingerichtet,  dafs  der  Strom  merklich 
derselbe  bleibt,  er  mag  zum  Zweck  der  Messung  durch 
dss  Instrument  hindurch  geleitet  werden  oder  nicht.  Die- 
ser wichtige  Punkt,,  die  Stromstärke  ungeschwächt  zu  mes- 
sen, .so  wie  sie  in  Anwendung  kommen  soll,  wird  da^ 
durch  «reicht,  dafs  man  den  Widerstand,  welchen  der 
Strom  im  Instramente  erleidet,  gegen  den  übrigen  Wi- 
derstand der  Ketten  verschwinden  läfst. 

Das  Instrument  besteht  daher,  wie  Fig.  1  Taf.  II 
darstellt,  aus  einem  einzigen  starken  Kupferrioge,  welcher 
in  der  Ebene  des  magnetischen  Meridians  aufgestellt  wird, 
und  in  dessen  Axe  eine  kleine  Magnetnadel  (deren  Länge 
etwa  nur  den  vierten  Theil  des  Ringdurchmessers  be- 
ti^t)  sich  befindet.  Die  Zuleitung  und  Ableitung  de 
Stroms  ist  so  eingerichtet,  dafs  nur  der  Strom,  welcher 
durch  den  Ring  geht,  auf  die  Nadel  wirken  kann,  wie 
man  leicht  aus  der  Abbildung  Fig.  2,  3  und  4  Taf.  II 
begreift. 

Diese  Einrichtung  des  Instrumentes  bedarf  keiner 
weiteren  Erläuterung,  da  sie  im  Wesentlichen  mit  der 
Einriditung  einer  Tangenten- Bussole^  wie  sie  schon  Läu- 
figer in  Anwendung  gekommen  ist,  übereinstimmt.  Es 
soll  daher  nur  näher  gezeigt  werden,  wie  man  damit  für 
die  Stärke  eines  galvanischen  Stroms  eine  Bestimmung 
nach  absolutem  ^ao/i^  erhalten  könne,  was  leicht  ^e- 


Tkeorie  hat  bemesen,  daÜB  twkcben  dem  so  beredme- 
ten  Werdie  Ton  X  and  dem  gesachten  Moment  M-  des 
Magnets  folgende  Relation  stattfinde: 

Z=^  oder  M=z\LT, 

wo  T  die  horizontale  Intensität  des  Erdmagnetismus  nach 
absolotem  Maafse  bezeichnet. 

Diese  als  bekannt  vorausgesetzte  Methode,  das  Mo^ 
meni  eines  Siabmagnets  nach  absolutem  Maafse  zu  messen, 
wfirde  sich  unmittelbar  auf  die  Messung  des  Moments 
einer  geschlossenen  gahanischen  Kette  anwenden  lassen, 
wean  diese  ganze  Kette  keinen  gröfsern  Raum  als  )ener 
M  Mi)gnet  einnähme,  und  dabei  aus  gleicher  Entfernung 
\a  eine  eben  so  grofse  Ablenkung  der  Nadel  hervorbrächte. 
J  D^  aber  diese  beiden  fiedingungen  nicht  zugleich  erfüllt 
I  werden  können,  so  läfst  man  folgende  Modification  der 
[  Methode  bei  ihrer  Anwendung  auf  galvanische  Ketten 
^Dlreten. 

Man    leitet   den    galvanischen   Strom    durch    einen 

grofsen  und  starken  kupfernen  Ring  in  der  Ebene  des 

nagnetischen  Meridians.    Die  Zuleitung  des  Stroms  zum 

Riog  geschieht  durch  einen  langen  dicken  kupfernen  Stiel, 

I   die  Ableitung  durch  eine  kupferne  Röhre,   welche  den 

I  Stiel  umgiebt,  ohne  ihn  zu  berühren.     Die  Magnetnadel 

1  wird  so  aufgestellt,  dafs  sie  von  allen  Theilen  des  Rings 

I  gleich  weit  absteht;    die   Mitte   der  Nadel   liegt  in   der 

I  Axe  des  Rings    entweder    im   Mittelpunkte    selbst  oder 

I  nahe  dabei,  so   dafs  der  Strom  fast  ganz  um  die  Nadel 

re   Wumgeht. 

Es  sey  Taf.  II  Fig.  5  A  der  Mittelpunkt  des  Rings, 
AB  die  Axe  desselben,  ACz=iy  sein  Halbmesser;  die 
Intensität  des  Stroms  heifse  g.  In  der  Axe  in  der  Ent- 
fernung ÄB-=,x  vom  Mittelpunkte  sey  ein  nordmagne- 
tisches Element  jU.  Geht  der  Strom  g  durch  das  Ring- 
eleinent/^9>  im  Punkte  C  (von  hinten  nach  vorn  in  der 
Figur),   so  wird  /t  von  B  nach  D  senkrecht  gegen  die 


, 


Le- 
en 

30 


.    Bemerkungen  über  die  FFirkungen  eines 
Magnets  in  die  Ferne;  9on  TV.  JVeher. 


ist  oben  S.  30  auf  einen  Satz  Ober  die  Wirkung 
Magnets  in  die  Feme  verfriesen  worden,  welchen 
fs  in  den  „Resultaten  aus  den  Beobacbtungen  des 
letischen  Vereins"  bewiesen  und  durch  eine  einfache 
letrische  Construction  erläutert  bat.  Diese  geome- 
le  Construction  ist  folgende.  In  A  (Taf.  U.  Fig.  6.) 
1er  Magnet,  AB  sej  die  Richtung  der  magnetischen 
die  Linie  AC=zR  verbinde  einen  entfernten  Punkt 
o  die  Wirkung  des  Magnets  betrachtet  werden  soll, 
1er  Mitte  des  Magnets;  man  errichte  in  C  eineii 
endikel  auf  AC^  welches  in  B  die  Richtung  der 
etischen  Axe  schneidet;  man  nehme  in  AB  den  Punkt 
>,  dafs  ADzzz-^AB  sej,  und  ziehe  CD:  so  ist  CD 
DC  die  Richtung  der  magnetischen  Kraft  in  C,  je 
lern  das  magnetische  Element  in  C  von  entgegenge- 
^r  oder  von  gleicher  Art,  wie  der  freie  Magnetismus 
lagnet  A  auf  der  Seite  des  spitzen  Winkels  BAC 

CD     M 

Die  Gröfse  der  Kraft  ist  =   .  t<  .    .  ^ -. 

A  U  AO^ 

Zum  Beweise  dieses  oft  in  Anwendung  kommenden 
!S  mögen  hier  folgende  Bemerkungen  dienen.  Man 
e  sich  im  Punkte  n  den  Nordmagnetismus,  in  s  den 
lagnetismus  des  Magnets  A;  die  Linie  ns  sey  gegen 
unendlich  klein  und  werde  vom  Punkte  A  halbirt; 
unkte  C  denke  man  sich  die  Einheit  nordmagneti- 
i  Flufdums;  dbm  bezeichne  die  Menge  des  Nord- 
Südmagnetismus  in  den  Punkten  n  und  s;  a=zns 
ihre  Scheidungsweite;  das  magnetische  Moment  M 
inn: 

M=am (1) 

\endorfPs  An  aal  Bd,  LV.  O 


«  8Ü 

Wird  nun  die  Kraft,  welche  auf  C  wirkt,  nach  CA  u 
CB^  welche  einen  rechten  Winkel  einschliefsen,  zerle 
so  idt  für  die  Einheit  des  Mordmagnetismus  in  C: 
erstens  die  Cotnponenten  X  nach  CA: 

X=z  —  -TT—r .  COS  ACn+  ^    ^  cos  ACs, 

LtU^  Lt  S^ 

Da  nA=^As  gegen  AC  verschwindet,  so  ist:' 

cos  ACnz=zcos  ACsz=:l, 

und    da  n^szsza  und  ACB   ein   rechter  Winkel   i 

so  ist: 

AC  a 


Cn=AC^ 


Cs=zAC 


AB' 2 
AC   a 


Aß'2 
Substituirt  man  diese  Werthe  und  vernachlässigt  die  h 

heren  Potenzen  von  -j-n  so  erhält  man; . 

^—AB.AC^ ^ 

Zweitens  die  Componenten  l^nach  AB  findet  man 

Y:=i-^—-  sin  ACn + -j^-r-  sin  A  Cs 
C«*  Ls^ 

YionxxsinACn=zsinACszz\-j-^ .  -jj^  und  4  (  7^-7+  jr—^ 

I  [ 

s-jyTjj-  gesetzt  werden  kann;  folglich: 

jr_CB    airn^ 

AB'  AC^ ^' 

Die  Kraft,  welche  auf  C  wirkt,  ergiebt  sich  hieraus; 

veriingert  man  CA  }>is  £*,  so  dafs  CA-=zAE^  so  € 
hält  man: 

Zieht  man  BF  parallel  mit  DC  bis  sie  in  F  die  verlä 
gerte  J  C  schneidet,  so  ist  AC:CF=zAD:  DB=zl: 


M^ch  CFz=z2AC=zCE,  woraus  die  Congraenz  der 
rechtwinklichten  Dreiecke  BCE  und  BCF  geschlossen 
wird,  oder 

BE=BF^3CD. 
Fügt  man  ABz=l3AD  und  am^=iM  hinzu  und  substi^ 
tnirt  diese  Werthe,  so  erhfilt  man  die  Kraft,  welche  auf 
C  imkt  • 

was  %vk  beweisen  war. 

Was   die  Richtung  dieser  Kraft  betrifft,  so  macht 
dieselbe  mit  der  Richtung  CA  der  Componente  X  einen 

Wmkd,  dessen  Tangente  =z-^=z—^j,=zjTp  ist.     Da 

BC 

BCF  ein  rechter  Winkel  ist,  so  ist  jTji=iang.  BFC 

zziiang  T) C A'=>-y^  woraus  erfolgt,  dafs  CD  die  Rich- 
tung der  Kraft  ist. 

Dafs  endlich  die  Gröfse  dieser  Kraft  dieselbe  bleibt, 
ihre  Richtung  aber  die  entgegengesetzte  Z)  C  werde,  wenn 
entweder  in  C  Südmagnetismus  statt  !Nordmagnctismus 
gesetzt  i^d,  oder  die  Pole  ns  des  Magnets  A  verwech* 
seit  werden,  leuchtet  von  selbst  ein. 

Die  Tielseitige  Anwendbarkeit  des  bewiesenen  Satzes 
möge  hier  noch  durch  einige  Beispiele  erläutert  werden: 

Zwei  Magnetnadeln,  die  eine  im  magnetischen  Me- 
ridian, die  andere  senkrecht  gegen  den  magnetischen 
Meridian,  "Collen  in  einem  Local  so  aufgestellt  werden, 
dafs  die  letztere  das  Azimuth  def  ersteren  nicht  ändere. 
■  Die  erstere  Nadel  sey  in  C  und  ihre  Axe  nach  D  ge- 
riditet,.  CH  sej  der  magnetische  Meridian;  die  andere 
Nadel  sej  in  A  und  ihre  Axe  nach  AB  gerichtet:  ADC 
soll  ein  rechter  Winkel  seyu,  woraus  folgt: 

AD:CD=CD:BD,  und  da  BD=:2AD 

3* 


\ 


3 


S7 

C  beseidinet     Macht  die  Axe  des  Magnets  in  C  mit 
CD  den  VFinkel  ^^  so  ist  das  Drehongsmoment 
ll  CD  Mm 

2)  Entfernt  man  den  zweiten  Ma^et  vom  enteren 
farallel  mit  sich  selbst  in  der  Richtong  äC^  so  bleibt  tp 

CD 

md  das  VerhaltniCs  -jj^  unverändert,  und  die  Drehnngs- 

■omente  verhalten  sich  dann  nrngekehrt,  wie  die  Guben 
der  Elntfemungen. 

CD 

3 )  Das  y erbältniCs  -jj^  ist  ein  Maximum,  wenn  der 

Winkel  BAC  entweder  =0  oder  slSO«'  ist:  alsdann 

CD 

kt  ^  =2.    Ist  der  Winkel  BAC  entweder  =:90<> 


CD 

oder ^^270®,  so  ist  -j^^sl  ein  Minfanum.    Aus  einer 

gegebenen  Entfernung  AC  übt  also  ein  Magnet  A  auf 
einen  anderen  Magnet  C  das  gröCste  Drehungsmoment 
A  ans,  wenn  C  in  der  Richtung  der  magnetischen  Axe  von 
khl  i  liegt  und  die  magnetische  Axe  von  C  senkrecht  gegen 
IS  diese  Richtung  ist. 

»ff  4)  Wenn  C  eine  Magnetnadel  ist,  deren  Axe  den 
Winkel  i^  mit  dem  magnetischen  Meridian  macht,  ferner 
le  wenn  AC=R  senkrecht  gegen  den  magnetischen  Me- 
\»l  ridian  ist  und  die  Axe  des  Magnets  A  in  der  Rieh- 
ii  tBDg  A  C  liegt,  so  übt  A  auf  C  das  Drehungsmoment 

-jfj^  ,  cos  i^  ^  während  der  Erdmagnetismus   T  das  Dre- 

hmigsmoment   Tm  sin  i^  auf  C  ausübt.     Zum  Gleichge- 
wicht  der  Nadel  wird  dann  erfordert,  dafs: 

2  Mm  rr 

P3    .  cos  c=  ImsiriQ 

oder  dab: 

2M    1 


41 

Ss^lS^ Bff,  iziz67^  56;  7=4,7414 

geofigoiy  um  den  Erdma^etismiis  voUstftndig  ni  btttun- 
nen  und  alle  seine  Wirkangen  za  berechnen.  Die  Lage 
der  magnetischen  Axe  und  das  magnetische  Moment  der 
Erde  worden  sich  nach  obigen  Angaben  foIgendermaafBen 
ergeben: 

Der  magnetische  Südpol  der  Erde  sollte  in  der  Bidi- 
timg  des  Göttinger  magnetischen  Meridians  39^  2^  nörd- 
lich Ton  Göttingen  liegen,  d.  i.  in  TS""  21'  nördlicher 
Breite  und  274^  32'  östlicher  LSnge  von  Göttingen  (nach 
Ganfs  Theorie  liegt  er  in  73'' 35'  nördl.  Br.  und  254<'2&' 
östlicher  Länge  von  Gröttingen);  der  magnetische  Südpol 
der  Erde  sollte  diametral  gegenüber  liegen  (nach  Ganfs 
Theorie  liegt  er  nicht  diametral  gegenüber ,  sondern  in 
72»  35'  südl.  Br.  und  142<'34'  östl.  Länge  von  (^ttingen); 
das  magnetische  Moment  der  Erde  nach  absolutem  Maaüse 
sollte  729870  Quadrillionen  betragen  (nach  der  Gau fs'- 
SGhen  Theorie  853800  Quadrillionen). 

Es  ist  kaum  nöthig  zu  bemerken ,  dafs  solche  Be* 
^^  Stimmungen  des  Erdmagnetismus,  aus  den  Beobachtungen 
i^schiedener  Orte  abgeleitet,  einander  widersprechen 
würden,  woraus  die  Nothwendigkeit  der  allgemeinen 
Theorie  des  Erdmagnetismus,  wie  Gaufs  sie  gegeben, 
von  selbst  einleuchtet. 

Es  ist  in  der  That  nicht  gestattet,  allen  Magnetis- 
mus der  Erde  sich  in  einem  Punkte  concentrirt  zu  den* 
k^,  viel  weniger  diesen  Punkt  in  der  Mitte  der  Erde 
anzunehmen.  Es  reichen  also  die  an  einem  Orte  beob- 
achteten magnetischen  Elemente  als  erfahrungsmäfsige 
J  Grundlage  zur  Berechnung  des  Erdmagnetismus  nicht 
^  aus.  Wollte  man  nun  statt  der  beobachteten  magne- 
i  tischen  Elemente  eines  Orts,  die  von  zwei  Orten  der 
^j,  Beredinung  des  Erdmagnetismus  zum  Grunde  legen,  so 
if.  würde  über  den  Punkt,  wo  der  concentrirte  Magnetis* 
fi  mns  zu  denken  sey,  keine  willkürliche  Annahme  gemacht 
33.; zu  werden  brauchen,  wie  die  war,  dafs  dieser  Punkt 
]  der  Mittelpunkt   der  Erde  scy,  sondern   die  'Redwftmi^^ 


h 


48 


IV.  Mieffiöde,  (he  retathen  Maaiima  der  Strom- 
stärken zcoeier  FoUa' sehen  Ketten  zu  bestim- 
men;  von  J.  C.  Poggendorjy. 

(GelcAen  in  der  Academie  am  17.  Januar.) 


JLIer  Widerstand,  den  der  Strom  einer  geschlossenen 
Yolta'scben  Ketle  za  überwinden  hat,  ist  aas  zwei  Thei- 
feil  zoBammengesetzt,  von  weichen  der  eine  als  wesent- 
Bdi,  der  andere  als  aafscrwesentlich  betrachtet  werden 
kann.  Für  wesentlich  kann  der  Widerstand  in  der  Flüs- 
ä|keit  gelten,  für  aufserwesentlich  der  in  dem  Schlieb« 
draht  Diefe  Unterscheidung,  obwohl  nicht  einwurfsfräi^ 
rechtfertigt  sich,  aufser  ihrem  Nutzen  für  manche  Be* 
trachtung,  durch  den  Umstand,  dafs  man  den  Widerstand 
in  der  Flüssigkeit  wohl  beliebig  verringern  kann,  nicht 
aber  völlig  aufheben  darf,  wenn  nicht  zugleich  der  Strom 
rerschwinden  soll,  während  sich  der  Widerstand  in  dem 
Schliefsdraht,  durch  hinlänglidie  Kürze  und  Dicke  des- 
selboa,  so  gut  wie  vollständig  vernichten  läfst,  ohne  dafs 
damit  der  Strom  beeinträchtigt  wird. 

Bei  einer  gegebeneu  uugeschlossenen  Kette  ist  auch 
der  wesentliche  Widerstand  eine  gegebene  Gröfse,  und 
die  Stärke  des  Stroms,  den  diese  Kette  bei  Schliefsung 
darbietet,  hängt  davon  ab,  wie  grofs  der  aufserwesent- 
lidie  Widerstand  zum  Behufe  des  Schliefsens  genommen 
wird.  Je  gröfser  er  ist,  desto  kleiner  wird  die  Strom- 
stärke, und  so  umgekehrt.  Bei  einem  unendlich  grofsen 
Werth  dieses  Widerstands  sinkt  die  Stromstärke  auf 
Null  herab;  bei  einem  unendlich  kleinen  Werth  dcssel- 
hen  steigt  sie  auf  eine  Gröfse,  welche  durch  die  elektro- 
motorische Kraft  und  den  wesentlichen  Theil  des  Wi- 
derstands der  Kette  bedingt  ist.  Diese  Gröfse  ist,  für 
eine  gegebene  Kette,  das  Maximum  der  Stromstärke. 

Bezeichnet  A  die  elektromotorische  Kraft  der  Kette, 


45 

Der  eiBte  Grlinwerth  iBt  das  Vcrfailtnifa  der  Strom- 
Bbadiiui,  das  letztere  das  der  elektromotorischen  Kräfta 
Das  YerfafiltnUiB  dieser  beiden  Werthe  stellt  das  umge- 
kehrte der  wesentlichen  Widerstände  der  K^en  dar. 

Die  Kenntnils  dieser  Gränzwerthe  des  Verhältnisses 
i&  Stromstärken  zweier  Yolta'schen  Ketten  ist  in  man- 
dier  Beziehong  wichtig  und  interessant  Namentlich  gilt 
ikk  Ton  dem  ersteren  Werth,  dem  YerhältniCs  der  Strom- 
Aboinia.  Dasselbe  ist  nämlich  zugleich  das  Yerhältnils 
dbjenigen  Stromstärken  zweier  Yolta'schen  Ketten,  bd 
welcher  mit  ihnen  die  gröCste  Nutzwirkung  erzielt  wird. 

Ein  Paar  Beispiele  mögen  diefs  erläutern. 

Die  magnetisdie  Wirkung  eines  Drahts,  welcher  von 
einem  elektrischen  Strom  durchlaufen  wird,  ist  proporn 
tional  dem  Product  aus  der  Stärke  des  Stroms  in  die 
Länge  des  Drahts  *  )•  In  den  meisten  Fällen,  z.  B.  bei  Mul- 
tiplicatoren,  bei  elektromagnetischen  Maschinen  und  dgl., 
ist  der  Baum  gegeben,  der  mit  Draht  ausgefüllt  wer- 
den soll.  Diefs  kann  nun  sowohl  durch  einen  kurzen 
imd  didLen,  als  durch  einen  langen  und  dünnen  Draht 
geschehen.  Es  fragt  sich  also,  bei  welcher  Länge  und 
Dicke  des  Drahts  mit  einer  gegebenen  Yoltaschen  Bat- 
toie  das  Maximum  der  Wirkung  erreicht  werde. 

Mit  Beibehaltung  der  früheren  Bezeichnungen,  und 
wemi  n  die  Zahl  der  Glieder  (einfachen  Ketten)  der  Bat- 
tme  bedeutet,  ist  der  Ausdruck  für  die  Stromstärke  der 
Batterie: 

. nk 

Bezeichnet  femer  /  die  Länge  und  S  den  Quer- 
schnitt des  Drahts,  der  den  Widerstand  w  leistet,  so 
nie  ^  das  gegebene  Yolum,  welches  er  ausfüllen  soll, 
so  hat  man: 

/  /* 

/j=(^,  und  flfsis— ,  also  «>=— . 

1)  Abstand  und  Winkel  bei  seiner  Wirkung  als  constant  gesetzt. 


47 

Da  die  chemische  Wirkniig  eines  eiektriaohen  Stroms 
der  Stärke  desselben  proportional  geht,  so  ist  hier  der 
Notz- Effect  mit  der  Stromstärke  identisch,  und  es  kommt 
also  nur  darauf  an,  das  Maximum  der  letzteren  unter  dett 
angegebenen  Bedingungen  aufzusuchen.  Man  kann  fQr 
diese  Aufgabe  die  Schwächung  des  Stroms,  welche  die 
Einschaltong  des  Yoltameters  hervorbringt,  als  Folge  ei- 
nes von  letzterem  verursachten  constanten  Widerstandes 
ansehen,  oder  wenn  man  daran  Anstofs  nähme,  da  \h 
Wahrheit  durch  das  Yoltameter  zugleich  der  Widerstanil 
▼ennehrt  und  die  elektromotorische  Kraft  geschwächt  wird» 
sich  statt  dieses  Instruments  einen  Draht  von  constantem 
und  etwas  beträchtlichem  Widerstand  in  die  Batterie  ein- 
geschaltet denken.'  Zur  Vereinfachung  der  Aufgabe  kann 
man  annehmen,  dafs  die  beiden  Metalle  der  Batterie  eine 
^che  Flächengröfse  besitzen  und  als  ebene  Platten  au- 
fwendet werden  sollen. 

Bezeichnet  nun  (P  den  Widerstand  des  Yoltameters 
oder  Drahts  y  A  den  Widerstand  in  der  Flüssigkeit  für 
den  Abstand  der  Platten  in  den  Zellen  und  für  die  Ein- 
heit des  Querschnitts,  a  die  Gröfse  der  Platten  oder  des 
Querschnitts  der  Flüssigkeit,  und  S  die  Gröfse  einer  der 
beiden  gleichen  Gesammtflächen  der  Metalle,  so  bat  man, 
unter  Beibehaltung  aller  früheren  Symbole,  zunächst  für 
die  Stron\ßtärke  /  der  Batterie  den  allgemeinen  Ausdruck: 

nk 

«  nr+fp 

ferner: 

l       ,  S  ,  nl      SX        ^^ 

r=—  und  — =/2,  also  r=z-^z=z—--  .  .  *) 


1)  Wollte  man  den  Platten  eine  cylindrische  Gestalt  geben,  und  wäre 
h  die  Höhe  dieser  Gylinder,  X  der  Durchmesser  der  innern,  A  der 
der  änfsem,  so  wurde  (den  Widerstand  =  1  gesetzt,  für  den  Durch- 
messer =  1) 

folglich : 


48 

Dadurch  eriiftlt  man  entweder: 

nSA 


öder 

._     öSk 

Und  wenn  man  fiir  diese  Ausdrücke  von  /  das  M% 
ximum  sucht,  für  ersteren  in  Bezug  auf  n,  fiir  den  zwe^ 
ten  in  Bezug  auf  <;,  so  findet  man^  dafs  dasselbe  statt 
hat,  wenn 


S        6 


also  auch  hier,  wenn  der  gesammte  wesentliche  Wider- 
Stand  dem  aufserwesentlichen  gleich  ist. 

Für  den  Werth  des  Maximums  der  Nutzwirkuq|^ 
d.  h.  hier  der  Stromstärke,  erhält  man  demnach  auch  in 

diesem  Fall 

.         nk     k 

In  beiden  Fällen  ist  also,  die  der  gröfsten  Nutzbar- 
keit einer  Batterie  entsprechende  Stromstärke  die  Hälifo 
des  Maximums,  welches  ihr  Strom  oder  der  Strom  einei 
Plattenpaares  derselben  zu  erreichen  vermag. 

Wenn  also  nach  dem  Yerhältnifs  der  Nutzbarkett 
zweier  verschiedenen  Batterien  gefragt  wird,  so  braucht 
man  nur  bei  einem  Gliede  von  jeder  das  Maximum  der 
Stromstärke  zu  bestimmen.    Das  Yerhältnifs  dieser  Ma- 
xima  ist  mit  jenem  Yerhältnifs  identisch. 

Das 


nhX ,      X 

und  \ 

nSk 

n^Kklog>A-\-Sw  ^  ^ 

T  r 

wo  denn  S  die  Gesammtflache   des  Metalls  der  inneren  Cylmder  ^ 


▼orstellte. 


i 


49 

Das  Mamnimi  der  StromstSrke  einer  einfachen  Kett^ 
vorausgesetzt  daCs  sie  eine  constante  sej,  läfst  sich  ohne 
Schwierigkeit  bestimmen.  Hat  man  nämlich,  mit  Hülfe 
der  f&r  zweierlei  Widerstände  gemessenen  Stromstärken, 
die  Werthe  der  Grödsen  k  und  r  nach  der  Ohm'schen 
Methode  ermittelt  '),  so  braucht  man  nur  den  ersteren 
dnrdi  den  letzteren  zu  dividiren.  Der  Quotient  ist  das 
gMchte  Maximum. 

Diese  Methode  ist  untadelhaft.  Wenn  indeCs  k  sehr 
grols  und  r  sehr  klein  ist,  wie  es  bei  einigen  Ketten, 

fz.  B.  der  Bunsen'schen  oder  der  Grove'schen,  wirk- 
fich  der  Fall  ist,  so  übt  ein  geringer  Fehler  in  der  Be- 
stimmung von  r  einen  sehr  beträchtlichen  Einflufs  auf 
doi  Werth  des  Maximums  aus.  Die  Messung  mufs  also 
•dur  genau  sejn,  wenn  das  Resultat  Zutrauen  verdio- 
nfia  solL 

Auf  diese  Weise  ist  übrigens  eine  absolute  Bestim- 
mung der  Strom -Maxima  verschiedener  Volta'schen  Ket- 
ten möglich.  In  der  Regel  wird  aber  schon  die  Kennt- 
niÜB  des  Verhältnisses  derselben  genügen,  und  in  qaan- 
chen  Fällen  möchte  nicht  mehr  erforderlich  seyn,  als  zu 
wissen,  welches  von  zwei  oder  mehren  Maximis  das 
grölsere  sej. 

In  solchen  Fällen  kann  man  sich  einer  Methode  be- 
dienen, die  zwar  nur  ein  annäherndes  Resultat  gewährt, 
allein  den  Vorzug  hat,  diefs  Resultat  augenfällig  zu  ma- 
dien.    Diese  Methode  besteht  darin,  dafs  man  die  bei- 
den zu  prüfenden  Ketten  in  entgegengesetztem  Sinn  mit 
'l  einem  Doppel -Galvanometer  verbindet,*  dessen  Drähte 
/  einen  möglichst  kleinen  Widerstand  darbieten.    Der  Aus- 
schlag der  Magnetnadel  zeigt  dann  sogleich,  welche  der 
Ketten  bei  diesem  sehr  kleinen  Widerstände  die  gröfsere 
Stromstärke  entfaltet. 

Um  den  Widerstand  in  dem  Galvanometer  vernach- 
lässigen zu  können,  müssen  die  Drähte  desselben,  aufser 

1)  S.  Ann.  Bd.  LIV  S.  164. 
PoggendorfPs  Annal.  Bd.  LY.  4 


51 


Jt=—\-+'iii 


weldie  die  Stromst&rke  /  in  dem  Scblicffsdraht  eines 
Syflftemf  Ton  zwei  nach  dem  Princip  der  einfachen  Kette 
Terbtäidenen  Ketten  aosdrfickt 

Diese  Formel  enthält,  wie  man  sieht,  die  Ausdrücke 

ffir  die  Strom -Maxima  -7  und  —r,  der  beiden  mit  einan* 

r  r 

der  T^andenen  Ketten,  und  zwar  für  den  Fall,  dafe 
sie,  das  System  als  zusammengesetzte  Ketten  betrachtet, 
gletche  Richtung  haben.  Diesen  Fall  stellt  Fig.  8  Tat 
n  vor. 

Denkt  man  sich  die  Ketten  in  umgekehrter  Rich- 
fong  verbanden,  so  mufs  man  einer  der  elektromotori- 
schen Kräfte,  z.  B.  A"y  das  Minus -Zeichen,  geben,  und  ge- 
schieht dieses,  so  wird  die  Formel: 

Dieser  Fall  ist  in  Fig.  9  Taf.  11  vorgestellt.  In 
beiden  Figuren  sind  durch  Pfeile  die  Richtungen  der 
partiellen  Ströme  angegeben,  welche  die  beiden  Ketten 
in  den  Drähten  a,  b,  c  zu  erregen  trachten.  Die  Pfeile 
links  von  den  Buchstaben  gehören  der  linken  Kette  an, 
die  rechts  von  den  Buchstaben  der  rechten.  In  dem 
Drahte  b  findet  die  Stromstärke  statt,  welche  durch  die 
baden  oben  gegebenen  Formeln  ausgedrückt  ist;  man 
sieht,  dafs  die  partiellen  Ströme  im  ersteren  Fall  gleiche^ 
im  letzteren  entgegengesetzte  Richtung  haben. 

Wenn  man  die  obenstehenden  Formeln  erstlich  ad- 
dirt,  dann  die  zweite  von  der  ersten  subtrahirt,  und  nun 
die  Summe  durch  die  Differenz  dividirt,  so  verschwinden 
aas  dem  Quotienten  die  Gröfsen  r  (der  Widerstand  des 
Drahtes  b)  und  s  (die  Summe  aller  reciproken  Wider- 
stände) und  man  erhält,  wenn  Kürze  halber  die  Maxima 
der  Stromstärken  mit  m'  und  m^^  bezeichnet  werden: 

4* 


d3 

drafs,  und  so 'dicht  zuBammen,  wie  es  die  Dimensionen 
der  Ketten  nor  gestatten. 

Der  Widerstand  des  Drahts  b  ist  dann  gleichgültig; 
man  kann  daher  diesen  Draht  beliebig  lang  und  didL 
nehmeDy  und  sich  somit  vollständig  vor  jeder  Erhitzung 
desselben  und  vor  jeder  Einwirkung  des  Körpers  der 
Ketten  auf  die  Magnetnadel  sicher  stellen. 

YorzGglich  beachtenswerth  bei  Anwendung  der  eben 
beschriebenen  Methode  ist  eine  Erscheinung,  deren  ich 
sdion  in  meiner  früheren  Abhandlung  gelegentlich  er- 
wähnte und  die  ich  jetzt  näher  untersucht  habe,  doch 
noch  nicht  so  volbtändig,  wie  sie  es  verdient 

Die  Methode  ist  natürlich  nur  auf  constante  Ketten 
anwendbar,  bei  denen  überhaupt  nur  messende  Versuche 
mit  Genauigkeit  anzustellen  sind. 

Hat  man  zwei  solche  Ketten  von  gehöriger  Beschaf-* 
f^ohei^  aber  ungleicher  elektromotorischer  Kraft,  und  ver- 
bindet sie  nach  dem  Princip  der  Säule  in  gleicher  Rich- 
tung mit  einander,  so  liefern  sie  einen  sehr  constanten 
Strom,  dessen  elektromotorische  Kraft  gleich  ist  der  Summe 
der  elektromotorischen  Kräfte  beider  Ketten.  Die  Er- 
fahrung stimmt  hier  wirklich  bewundemswerth  mit  der 
Theorie^  wie  ich  diefs  in  meiner  früheren  Abhandlung  an 
einem  Beispiele  gezeigt  ^),  und  auch  in  vielen  anderen 
nicht  angeführten  bestätigt  gefunden  habe. 

Anders  verhält  es  sich  aber,  wenn 'man  die  Ketten 
in  entgegengesetzter  Richtung   mit  einander  verknüpft. 
Wenn  sie  auch  einzeln  oder  in  der  eben  genannten  Com- 
bination  einen  sehr  constanten  Strom  lieferten,  so  geben 
sie  doch  nun  einen  veränderlichen,  mehr  oder  weniger 
stark  abnehmenden;  und  wenn  man  zuletzt,  nachdem  die 
Abnahme  nicht  mehr  beträchtlich  ist,   die   elektromoto- 
rische Kraft  dieser  Combination   nach  der  Ofam'schen 
Methode  bestimmt,   so  findet  man  sie  stets   kleiner  als 
die  Differenz  der  elektromotorischen  Kräfte  beider  Ket- 

1)  S.  Ann.  Bd.  UV  S,  174. 


56 

AvIacrwcMMK         ^  .  ■  Weccoriidier       Ekktromotor. 

Widenrtand.  ^««>««Mlärke.  Widersupd.  Kraft. 

Nach  16  Minuten. 
16,27  sin  16- IV     j 

In  beiden  F&Uen  besafs  also  das  aus  den  Ketten 
gdbiidete  System  eine  elektromotorische  Kraft,  die  ge- 
ringer war  als  der  Unterschied  der  KrXfte  dieser  Ketten; 
aar  war  die  Kraft  im  ersten  Fall  eine  mit  der  Zeit  ab- 
nehmende, im  zweiten  eine  zunehmende. 

Vorausgesetzt,  die  Kraft  der  stärkeren  Kette  habe 
sich  in  der  Combination  nicht  geändert,  —  und  davon 
glaube  ich  directe  Beweise  zu  besitzen  —  so  geht  aus 
obigen  Messungen  das  in  gewisser  Beziehung  recht  merk- 
würdige Resultat  hervor,  dafs  wenn  zwei  Yolta'sche  Ket- 
ten von  ungleicher  Kraft  in  entgegengesetzter  Richtung 
feikntipft  werden,  die  schwächere  von  ihnen,  diejenige, 
deren  Strom  von  der  andern  überwältigt  wird,  in  dieser 
Verknüpfung,  also  während  sie  unterliegt,  eine  gröjsere 
Kraft  entwickelt,  als  für  sich  oder  bei  Verknüpfung  mit 
der  andern  Kette  in  gleichem  Sinne  ^).    - 

Sehr  wahrscheinlich  ist  dieses  Resultat  die  Folge 
einer  sogenannten  Polarisation  der  schwächeren  Kette 
od^  eines  von  der  stärkeren  Kette  erzeugten  Gegen- 
stroms, welcher  also  in  gleichem  Sinne  mit  dem  Strom 
der  schwächeren  Kette  wirkt.  Wenigstens  ist  einzu- 
sehen, dafs  eine  solche  Polarisation'  stattfinden  kann, 
selbst  im  Fall  die  schwächere  Kette,  für  sich  wirkend, 
eine  constante  ist.  Ist  diese  z.  B.  eine  DanielFsche, 
wie  im  ersten  der  vorhergehenden  Beispiele,  so  mufs 
sich,  wenn  ihr  Strom  von  der  stärkeren  Kette  überwäl- 
tigt, umgekehrt  wird,  das  Kupfer  desselben  oxydiren  ^), 

1)  In  meiner  früheren  Abhandlung  (Ann.  Bd.  LIY  S.  174)  habe  ich 
die  Sache  gerade  umgekehrt  dargestellt.     Das  war  ein  Irrthum. 

2)  Dem  am  Kupfer  sich  bildenden  und  in  der  KupfervitrioUösung  sich 
nicht  lösenden  Oxyd  hat  man,   wenn    auch   nicht  ganz,  doch  gewifs 


67 

**•      Widewtond.         ««"»"•»«SA«-        Widentmd.         Kraft. 

Zink -PlatSn- Kette. 

IflUy       26487        *w  48»  l^ 
17        36,27         -   34  38 

Eisen  -  Platin  -  Kette. 

33*  26,27  sin  27»  48' 

36  36,27  -   20   49 

40  26,27  -   27   44    j 

43  36,27  -    20   48    i    ''"*"         *^*^^^ 

(Zink-Platin)  —  (Eiien.  Platin). 

48'  26,27  sin  9»  Itf 

49  26,27  -  8  52 

60  26,27  -  7   17 

57  16,27  -  6   42 

58  16,27  -  6   22 
11*  0  26,27  -  5   29 

2        16,27  -      5    56 

Eisen -Platin. 

6'       26,27        «72  28°    1' 


9        36,27         -    21     0 
10        26,27         -    27   59 


6,165         15,219 


12        36,27         -    21     1 

Das  anomale  Verhalten  des  Stroms  der  beiden  ent- 
egengesetzt  verbundenen  Ketten  liegt  am  Tage;  man 
lebt,  er  war  nicht  nur  im  Allgemeinen  abnehmend,  son- 
lern  nahm  auch  ab,  wo  er,  bei  Verringerung  des  aufser- 
resentlichen  Widerstands,  hätte  zunehmen  sollen,  oder 

male  Gröfsc  zurück.  Bei  obigen  Versuchen  besafs  aber  der  Strom, 
der  überwältigt  wurde,  seine  normale  Stärke,  und  seine  elektromoto- 
rische Kraft  wurde  darüber  hinaus  verstärkt. 


Wenn  man  diese   beiden  Punkte   beachtet,   kann 


"  ■_  'f . 


mvi  durch  die  beschriebene  Methode  recht  befriedigende 
Resoltate .  erlangen.  Zum  Belege  dessen ,  will  ich  hier 
drei  Vergleiche  zwischen  einer  Grove'schen  und  einer 
Daniell'schen  Kette  im  Detail  mittheilen.  Zuvörderst 
bestismite  ich,  nach  der  Ohm'schen  Methode,  die  Ele- 
mente dieser  beiden.  Ketten  und  berechnete  daraus  das 
YeihältniliB  der  Maiima  ihrer  Stromstärken;  dann  be- 
Slhiimte  ich  diefa  Yerhältnife  direct  nach  der  angegebenen 
Methode,  und  verglich  das  Resultat  mit  dem  berechneten. 
Welcher  Grad  von  Uebereinstimmung  erreicht  wurde, 
wird  aus  Folgendem  erhellen: 

Erster  Vergleich. 

Grove'sche  Kette. 
^  »=38^7 ;  te=«ii35  37 ''^^  M74,ä^-«4,1!»4 


Daniell'sche  Kette. 


^7;   r*?;j"f'Ul5.260;>r=14.045 


also: 


m'    Ä'.r 


n 


m     KT 

Directe  Messnog. 

(»:d6,27;m'+m"=«B46*  4')  ™'-5074 

«636,27 ;  m'-m"=s«i28  53  j m"~  ' 

Zweiter  Vergleich. 

(Fünf  Tage  darauf  an  frisch  construirten  Ketten.) 

Grove'sche  Kette. 
«=26,27;  ««47029'K  3^ 

(iiss36,27;.  t==smZi     5)  ' 

Danieirsche  Kette. 
•=36,27;  r*«lf  *5'K^  ^^jggOO 

««=36,27;   i=«wil5     8\ 


f 


Eine  solche  Uebereinsthmnuiig  gewähren  fibiigens 
mnr  Ketten  von  der  Art  wie  die  Daniell'sche.    Als  ich 
die  erwähnte  Eisen  -  Platin -Kettte,   combinirt  mit  einer 
Grove'schen  zur  Bestimmung  des  Verhältnisses  derMa- 
xima  anwenden  wollte,  zeigte  der  Strom,  beim  Versuch 
die  Differenz  rri — wP  zu  messen,  eine  solche  Anomalie, 
daüs  an  keine  Messung  zu  denken  war.    Die  Nadel  der 
Sinusbussole  bekam  fortwährend  starke  Stöfse,  bald  von 
\    der  Rechten,  bald  von  der  Linken,  und  unter  diesen 
I    Stöfsen  und  Sprüngen  wuchs  die  mittlere  Ablenkung  so, 
I   daÜB  sie  am  Ende  drei  Mal  so  groCs  war  als  anfangp. 
I  Um  das  Sonderbare  dieser  Erscheinung  noch  zu  erhöhen^ 
I  zeigte  sie  sich  nur  das  erste  Mal  bd  der  Combination 
1  zur  Bestimmung  von  m' — m";    bei  der  nachfolgenden 
von  m'+m"  und  einer  zweiten  von  m'  —  m"  war  die 
Nadel  ruhig;  aber  jetzt  erreichte  die  Ablenkung  nur  etwa 
ein  Drittel  von  der  Gröfse,  welche  sie  beim  irtlheren 
Versuche  zuletzt  erlangt  hatte.    Bei  der  D  an  i  eil 'sehen 
Kette  war  nichts  Aehnliches  zu  beobachten.    Zwar  zeigte 
der  Strom  bei  der  Combination  m!  —  m"  einen  abneh- 
menden, und  bei  m!+m"  einen  zunehmenden  Gang;  aber 
Ab-  und  Zunahme  geschahen  ruhig  und  langsam  genug, 
mn  eine  sichere  Ablesung  machen  zu  können. 

Schliefslich  will  ich  noch  erwähnen,  dafs  wenn  es 
sich  blofs  darum  handelt,  zu  erfahren,  welches  der  Strom- 
Maxima  zweier  Ketten  das  gröfsere  sey,  man  nur  diese 
Ketten  wie  Fig.  9  Taf.  II  zu  combiniren  und  in  den 
Draht  b  ein  gewöhnliches  Galvanometer  einzuschalten 
braucht.  Wenn  die  beiden  Strom -Maxima  nicht  gerade 
einander  gleich  sind,  was  wohl  höchst  selten  der  Fall 
seyn  dtirfte,  wird  die  Nadel  eine  Ablenkung  erleiden, 
und  am  nun  zu  wissen,  von  welchem  Maximum  diese 
Ablenkung  herrtihre,  ist  nur  nöthig,  einen  der  beiden 
andern  Drähte,  z.  B.  a,  abzulösen.  Bleibt  dann  noch 
die  Ablenkung  von  gleicher  Art,  so  hatte  die  Kette  links 
das  Uebergewicht;  im  entgegengesetzten  Fall  giYl  A\d& 


VI.     Ueber  die  bromsauren  Salze;    pon 
Carl  Rammeisberg. 

(Der  Konigl.  Akademie  der  Wissenschaften   zu  Berlin  vorgelegt.) 


Zweite  Abhandlung. 

(Fortsetsnng  der  ersten,  in  diesen  Annalen  Bd.  LII  S.  79.) 

Bromsaures  Lithion. 

JUrieCs    durch   Auflösen   von   kohlensaurem   Lithion  in 

BroaiBänre  leicht  darstellbare  Salz  ist  durch  seine  grofse 

Neigung  zu  zerflie&en,  ausgezeichnet.    Ueber  Schwefel- 

flinre  kann  man  es  aus  einer  sjrupdicken  Auflösung  in 

fangen  nadeiförmigen  Krjstrallen   erhalten,   welche  bei 

bngerem  Aufliewahren  unter  der  Evaporationsglocke  ver- 

I  wittern. 


Bromsaure  Thonerde. 

Die  Auflösung  dieses  Salzes,  auf  directem  Wege  be- 
reitet, giebt  beim  Abdampfen  über  Schwefelsäure  zuletzt 
eine  zähe,  klare  Masse,  ohne  Zeichen  von  Krystallisa- 
tion,  welche  an  der  Luft  durch  Wasseranziehung  bald 
Annflüssig  wird. 

Bromsanres    Geroxydul. 

Schwefelsaures  Ceroxydul,  welches  von  einem  Lan- 
ftaugehalt  befreit  war,  wurde  in  Form  einer  gesättigten 
beidsen  Auflösung  mit  einer  eben  solchen  von  bromsau- 
rem Baryt  gefällt.  Die  über  Schwefelsäure  verdunstete 
Flüssigkeit  schofs  zuletzt  in  farblosen,  an  manchen  Stel- 
len gelblichen  blättrigen  und  strahligen  Krjstallen  an, 
weldie  bei  längerem  Stehen  über  der  Säure  nicht  ver- 
witterten. 


65 

m  m 

Wobei  die  Rechmuig  nach  der  Formel  CeBr-|-6K  ge- 
führt ist. 

Das  bromsaure  Ceroxydul  ist  in  Wasser  leicht  auf- 
löslich.    Beim  Erhitzen  hinterläfst  es  Ceroxjd. 


Broxnsaures  Lantbanoxyd. 

Das  hierzu  benutzte  Lanthanoxjd  war  durch  Dige- 
stion des  Gemenges  von  Cer-  und  Lanthanoxjd  mit  ver- 
dfinnter  Salpetersäure  dargestellt,   und   wurde   nach  der 
Fällung  durch  Kali  von  Neuem   geglüht,    und   mit  der 
Säure  behandelt,   um   etwas  Ceroxjd,   welches  sich  an- 
fangs  mit  auflöst,    davon   abzuscheiden.      Es   wurde  in 
sehwefelsaures  Salz  verwandelt,    und  dieses  mit  brom- 
saorem  Baryt  zerlegt.    Die  durch  Verdunsten  über  Schwe- 
felsäure gewonnenen  Krystalle  zeichneten  sich  durch  eine 
schwach  amethystrothe  Färbung  aus,  wie  sie  auch  dem 
sdiwefelsauren  Salze  zukommt,  und  obgleich  sie  für  eine 
genauere  Bestimmung  zu  undeutlich  waren,  so  unterschie- 
den sie  sich  doch  im  Ansehen   von  denen  des  bromsau- 
Ten  Ceroxyduls. 

1,675  Grm.  wurden  mit  Schwefelsäure  zerlegt,  und 
jAen  0,7  eines  röthlichweifsen  Rückstandes  von  schwe- 
felsaurem Lanthanoxyd.     Dieser,  in  Wasser  gelöst,  und 

)i4'*t  Chlorbaryum  gefällt,    lieferte  0,883   schwefelsauren 
Baryt,  =0,3035  Schwefelsäure.     Nimmt  man   das  Feh- 

^jkaie  für  Lanthanoxyd,  so  besteht  diefs  Salz  ans: 

■  Sauerstoff. 

Schwefelsäure     43,358        25,95 
Lanthanoxyd       56,642 

25  95 
Wenn  nun  der  Sauerstoff  des  Lanthanoxyds     * '     =8,65 

ist,  so  enthält  es  15,27  Proc.  desselben,  und  das  Atomge- 
wicht  des  Lanthans  ist  alsdann,  wenn  sein  Oxyd  =La 

PoggendorfTs  Annal.  Bd.  LV.  5 


07 

die  Avflftmig  schon,'  und  während  Brom  frei  wird,  »diei- 
del  sich  ein  schwignes  Manganoxyd  ab,  so  dab  nach 
kurzer  Zeit  gar  kein  Mangan  mehr  aufgelöst  ist. 

Um  die  Zusammensetzung  dieses  Oxyds  näher  ken- 
nen zu  lernen,  wurden  0,833  davon  bis  zu  200^  erwärmt, 
wobei  sie  0,052=6,24  Proc.  an  Wasser  verloren.  Der 
Rest  wurde  anhaltend  geglüht,  und  verwandelte  sich  da- 
durch in  0,706  Manganoxydoxydul,  was  dadurch  noch  be- 
wiesen wurde,  daCs  diese  Quantität,  mit  einem  Zusatz  von 
Sdiwefelsäure  erhitzt,  1,34  schwefelsaures  Manganoxydul 
lieferte,  worin  0,6308  Manganoxydul,  ^=0,677  Mangan- 
oxydoxydul, enthalten  sind.  Demnach  besteht  die  unter- 
andite  Verbindung  ans: 

Manganoi^dnl    77,29  (Mittel  beider  Bestimmungen) 
Sauerstoff  16,47 

Wasser  6,24 

100. 

In  77,29  Manganoxydul  sind  17,33,  und  in  6,24 
Wasser  sind  5,54  Sauerstoff  enthalten,  woraus  hervor- 
geht, dafs  der  untersuchte  Körper  ein  Mangansuperoxyd- 
kydrat  ist,  worin  das  Superoxyd  sechs  Mal  so  viel  Sauer- 

•  •  • 

Stoff  enthält,  als  das  Wasser,  3  Mn-f-fi;  denn  eine  sol- 
die  Verbindung  besteht  aus: 

Manganoxydul        76,43 
Sauerstoff  17,14 

Wasser  6,43 

100.  • 

Berthier  hat  ein  anderes  Hydrat  des  Mangansu- 
peroxyds beschrieben,  welches  durch  Digestion  von  Man- 
ganoxydoxydul mit  concentrirter  Salpetersäure  erhalten 
wird*  Ich  habe  Berthier's  Versuch  wiederholt.  0,39 
des  Präparats  hinterließen  nach  dem  Glühen  0,328=84,1 
^Proc.  Manganoxydoxydul. 

0,547  wurden  mit  ChiorwasserstoffBäure  und  eVuei 

5* 


md,  ohne  zn  krystallisireii,  die  .Consistenz  eines  dicken 
Sjnips  beibehält    Beim  Erhitzen  im  Wasserbade  ver- 
wandelt sie  sich  in  eine  zerfliefsliche  braune  Masse,  aus 
welcher  durch  Wasser  nur  ein  geringer  Theil  mit  gelb- 
licher Farbe  ausgezogen  wird,  während   der  gröfsere  in 
Gestalt  eines  hellbraunen  basischen  Salzes  zurückbleibt 
Diese  Verbindung  giebt   beim  Erhitzen  Wasser,  Brom 
und  Sauerstoffgas,  und  hinterläfst  ein  fast  schwarzes  Ei- 
senoxyd.   In  Salpetersäure  ist  sie  auflöslich,  und  salpe- 
tersaures Silberoxjd  fällte   sie   el'st  nach  einigen  Augen- 
blicken mit  einer  weifsen  Farbe,  wodurch  die  Abwesen- 
heit von  Eisenbromid  bewiesen  wurde,   welches  mögli- 
cherweise in   Form    eines   basischen  Salzes   beigemengt 
sejn  konnte. 

Da  das  Pulver  sich  als  sehr  hygroskopisch  erwies, 
so  wurde  es  zur.  Analyse  im  luftleeren  Raum  iiber  Schwe- 
felsäure getrocknet  0,845  Grm.  desselben  verloren  bis 
160^  0,271,  wobei  aber  die  anfangende  Zersetzung  durch 
schwachen  Bromgeruch  sich  zu  erkennen  gab.  Der  Rück- 
stand wurde  in  Chlorwasserstoffsäure  aufgelöst,  und  gab 
bei  der  Fällung  mittelst  Ammoniak  0,43  Eisenoxyd.  Die 
Zusammensetzung  dieses  Salzes  ist  daher: 

Gefunden.  Berechnet. 


Eisenoxjd 

50,89 

50,20 

Bromsäure 

15,17 

Wasser 

33,73 

34,63 

100. 

Die  Rechnung  ist  der  Formel  Fe^Br+SOH  gemäfs, 

welche  man  auch  (Fe'Br-f.2lÄ)+3FeH^  schreiben 
könnte,  und  zeigt,  dafs  die  Sauerstoffmengen  von  Säure, 
Basis  und  Wasser  sich  =1:3:6  verhalten. 

Broxnsaures   N  ickeloxyd. 

Dieses  Salz  erhält  man  leicht  in  schönen  Krystallen, 
welche  reguläre  Oktaeder  darstellen,  wenn  tuaw  btoia- 


71 

Berechnet. 

Nickeloxyd       21,74  21,72        1  At. 

Bromsänre        68,43  (berechnet)        68,36        1    - 
Ammoniak         10,43  9,91        2    - 

100,60  lOOy 

«  *  • 

80  daCs  ihre  Formel  NiBr+NH^  ist. 

Von  Wasser  wird  sie  zersetzt,  und  während  sich 
ein  kleiner  Theil  des  Salzes  mit  blauer  Farbe  auflöst, 
scheidet  sidi  Nickeloxyd  in  grünen  Flocken  ab. 

Beim  Elrhitzen  zersetzt  sie  sich  zischend;  Brom  wird 
frei,  Bromammonium  sublimirt,  und  als  Bückstand  bleibt 
ein  G^enge  von  Bromnickel  und  Nickeloxyd.  Natür- 
lich entweichen  hierbei  auch  Stickgas  und  Sauerstoffgas, 
deren  Anwesenheit  jedoch  bei  der  geringen  Menge  der 
Substanz,  und  der  Heftigkeit,  womit  sie  zischend  umher- 
g^Bsdileudert  wird,  sich  nicht  so  leicht  bemerken  läfst. 

Bromsaures  Kobaltoxydul. 

Die  Auflösung  des  Salzes,  welche  man  leicht  auf  die 
beim  Nickel  erwähnte  Art  erhält,  kann  nicht  ohne  Zer- 
setzung in  der  Wärme,  selbst  in  sehr  gelinder,  concentrirt 
werden,  denn  immer  scheidet  sich  dabei  schwarzes  Kobalt- 
o^yd  aus,  während  Brom  entweicht.  Am  besten  geschieht 
ihr  Verdunsten  über  Schwefelsäure,  wodurch  man  das  Salz 
in  hyazinthrothen  durchsichtigen  Krystallen,  deren  Form 
das  reguläre  Oktaeder  ist,  gewinnt.  Es  ist  bei  mittlerer 
Temperatur  in  2,2  Theilen  Wasser  auflöslich,  und  zer- 
fällt in  der  Hitze,  wie  das  Nickelsalz,  in  Brom,  Sauer- 
stoffgas und  schwarzes  Kobaltoxyd. 

Die  Analyse  bestätigte,  was  die  Isomorphie  mit  dem 
Zink-,  Nickel-  und  Talkerdesalz  schon  im  Voraus  er- 
kennen  Kefs,   nämlich  seine  Zusammensetzung  nach  der 

Formel  CoBr+6H. 

Iy4  Grm.  wurden  mit  Schwefelsäure  abgedampft,  und 
schwach  geglüht,  wodurch  sich  0,524  schwefelsaures  Ko- 


73 

stoffsäure  macht  Chlor  frei,  Alkalien  entwickeln  Ammo- 
niak, und  fällen  braones  Kobaltoxjd. 

Es  scheint  also,  dafs  beim  Auflösen  von  bromsau- 
rem  Kobaltoxjdul  in  Ammoniak  unter  Abscheidung  eines 
basischen  an  der  Luft  leicht  oxjdirbaren  Salzes  sich 
bromsaures  Ammoniak  bildet,  und  die  Bromsäure  dieser 
so  leicht  zerlegbaren  Verbindung  oxjdirend  auf  das  Ko- 
baltoxydul wirkt,  wobei  gleichzeitig  Bromammonium  ge- 
bildet und  Stickgas  frei  werden  mufs,  wie  man  in  der 
That  beim  Verdunsten  der  Flüssigkeit  eine  Gasentwicke- 
lang  beobachtet.     Da  die  vorhandene  Bromsäure  aber 

•  •  • 

nicht  hinreicht,  alles  Kobaltoxyd  (€o),  welches  aus  dem 
Oxydul,  entsteht,  zu  sättigen,  so  wird  ein  Theil  desselben 
abgeschieden.  Das  erwähnte  Salz  ist  also,  wie  auch  sein 
Verhalten  zu  den  Alkalien  andeutet,  ein  Kobaltoxydsalz. 

1,706  Grm.,  die  Ober  Schwefelsäure  getrocknet  wor- 
den, wobei  sich  freilich  eine  anfangende  Zersetzung  nicht 
vermeiden  läfst,  wurden  mit  Kalilauge  destillirt;  der  Sal- 
miak war  =0,631,  entsprechend  0,2021  Ammoniak.  Das 
Kobaltoxydhydrat  wog  nach  dem  Trocknen  bei  130® 
0,18.  Bei  der  Reduction  desselben  durch  Wasserstoff- 
gas zeigte  sich  indessen,  dafs  es  bei  jener  Temperatur 
schon  etwas  Wasser  verloren  haben  mufste,  denn  es 
es  wurden  0,104  Kobalt  erhalten,  welche  57,7  Proc.  des 

•  •  •  • 

Oxydhydratsausmachen,  während  in  €o-i-3S  nur  53,65 
Metall  enthalten  sind.  0,104  Kobalt  entsprechen  0,146 
Kobaltoxyd.  Um  den  Gehalt  an  Bromsäure  zu  bestimmen, 
wurde  die  alkalische  Flüssigkeit  mit  Essigsäure  übersät- 
tigt, im  Wasserbade  verdampft,  und  das  bromsaure  Kali, 
durch  Alkohol  vom  essigsauren  Kali  getrennt.  Seine 
Menge  betrug  1,622,  worin  1,1594  Bromsäure  enthal- 
leo  sind. 

In  100  Th.  der  Verbindung  fanden  sich  also; 


79 


vcfandCD« 

Berechnet. 

Kadmiiimoiyd 

331,71 

33,38 

Bromsäure 

61,92 

Wasser 

4,70 

100. 

In  der  Hitze  zersetzt  sich  diese  Verbindung  ziem- 
lidi  mhig  unter  Entwickelang  von  Bromdämpfenn  wah- 
rend ein  brauner  Rückstand  bleibt ,  aus  Bromkadmium 
ond  Kadmiumoxyd  bestehend,  woraus  Wasser  das  Bro- 
mfir  auflöst« 

Bromsanret  Kadmiumoxyi-Arorooniak. 

Eine  coneentrirte  Auflösung  des  Kadmiumsalzet  wird 
TOD  Ammoniak  gefiillt,  aber  ein  Ueberschofs  des  letzte- 
r^  löst  alles  zu  einer  klaren  Flüssigkeit  auf.  Diese 
Auflösung  ist  ziemlich  Idcht  zersetzbar,  denn  sie  erträgjt 
weder  Verdünnung  nodi  Abdampfen  in  der  Wärme;  ia 
beiden  Fällen  scheidet  sich  ein  von  Brom  freies  Kad- 
mwBoxjdbydrat  in  Gestalt  weifser  Flocken  aus.  Durch 
VerdampEen  unter  einer  Glocke,  in,  der  sich  gebrannter 
Kalk  befand,  wurde  die  Ammoniakverbindung  in  krystal- 
linischer  Form  erhalten. 

3,233  Grm.,  mit  Kalilauge  destiUirt,  lieferten  1,283 
Salmiak,  =0,41094  Ammoniak;  das  Kadmiumoxyd  be- 
trug 0,99,  und  das  alkalische  Filtrat,  mit  Essigsäure  über- 
sättigt, verdampft  und  mit  Alkohol  behandelt,  liefs  2,272 
hromsaures  Kali  ungelöst.  Diese  letztere  Bestimmung 
fiel  indefs  nicht  ganz  genau  aus. 

Die  erhaltenen  Zahlen  führen  zu  einer  Verbindung 
Ton  zwei  At.   des  Salzes  mit  drei  Doppelat.  Ammoniak, 

2CdB'r+3»H«;  denn  die  Verbindung  enthält: 

Nach  dem  Versuche.   Nach  der  Rechnung. 

Kadmiumoxyd  30,52  30,69 

Bromsäure  56,93 

Ammoniak  12,71  ')  12,38 

100. 

1 )  Die  direkte  ^BesUmmmig  der  Bromaäure  hatte  50-^51  Pfjoc.  (iB^iebeo* 


76 

Bromsaurei  Wismathozyd. 

Uebergiefst  man  frisch  gefälltes  Wismuthoxydhydrat 
mit  Bromsäure,  so  löst  sich  selbst  nach  längerem  Stehen 
nur  ein  geringer  Antheil  auf.  Das  Ungelöste  hat  sidi 
aber  in  ein  v basisches  Salz  verwandelt,  obgleich  Brom- 
säure in  Ueberschufs  vorhanden  ist.  Verdampft  man  die 
saure  Flüfsigkeit  im  Wasserbade,  so  entwickelt  sich  zu- 
letzt Brom  und  Sauerstoffgas,  und  bleibt  eine  kleine 
Menge  eines  Salzes  übrig,  welches  an  der  Luft  zerfliefst, 
und  von  Wasser,  wie  die  Wismulhsalze  überhaupt,  zer- 
legt wird.     Es  ist  vielleicht  die  neutrale  Verbindung. 

Jenes  basiAhe  Salz  stellt  ein  nicht  krystaltinisches 
Pulver  dar,  welches  Wasser  enthält,  das  bei  150°  —  200^ 
entweicht,  worauf  in  erhöhter  Temperatur  eine  heftige 
Zersetzung  erfolgt,  und  ein  gelber  Rückstand  bleibt, 
welcher  Bromwismuth  und  Wismuthoxjd  enthält.  Ein 
Versuch  gab  75,34  Proc.  desselben. 

Zum  Zweck  einer  genaueren  Analyse  wurden  1,219 
Grm.  bis  180°  erhitzt,  wodurch  sie  0,07  am  Gewicht 
verloren;  der  Best,  in  Salpetersäure  aufgelöst,  wurde 
mit  kohlensaurem  Ammoniak  gefällt,  wodurch  0,857  V^is- 
muthoxyd  erhalten  wurden.  Mimml  man  das  Fehlende 
für  Bromsäure,  so  hat  man:  . 


Saaerstoff. 

Wismuthoxyd 

70,82 

7,17 

Bromsäure 

23,39 

7,89 

Wasser 

5,79  >) 

5,14 

100. 
Da  die  Sauerstoffmengen  annähernd  sich  =9:10:6 

verhalten,  so  kann  man  daraus  die  Formel  Bi^Br^ +6 BiH 
ableiten,  für  welche  die  Bechnung  ergiebt: 

Wismuthoxyd  70,98 

Bromsäure  23,63 

Wasser  5,39 

100. 

1)  Ein  anderer  Versuch  hatte  5,74  Proc.  Wasser  gegeben. 


77 

firomsaures  Uranozyd. 

Um  diese  VerbinduDg  darzustellen ,  wurde  reines 
Uranoxydul  in  einem  Gemisch  von  Chlorwasserstoffsäure 
ond  Salpetersäure  aufgelöst,  und  mit  einem  UeberschuCs 
yon  Schwefelsäure  ao  lange  abgedampft,  bis  die  freie 
Säore  entfernt  war.  Die  wässrige  Auflösung  des  schwe- 
felsauren Uranoxyds  wurde  sodann  durch  bromsauren 
Baryt  zerlegt  Die  gelbe  Anflösung  des  bromsauren  Sal- 
zes, über  Schwefelsäure  verdunstet,  hinterliefs  eine  sy- 
mpsdicke,  nicht  krystallisirende,  klare  Masse,  welche  im 
Wasserbade  viel  Brom  entwickelte,  und  zuletzt  erstarrte. 
Beim  Uebergiefsen  mit  Wasser  löste  sich  Alles  bis  auf 
eine  geringe  Menge  von  einem  bräunlichen  Pulver  auf. 
Nachdem  das  Abdampfen  noch  einige  Mal  wiederholt 
worden,  löste  sich  der  Rückstand  klar  in  Wasser  auf. 
Zur  Analyse  wurde  das  gelbe  pulverige  Salz  tiber  Schwe- 
felsäure getrocknet. 

1,959  Grm.  wurden  in  Wasser  aufgelöst,  mit  Salpe- 
tersäure und  salpetersaurem  Silberoxyd  vermischt.  Durch 
Zusatz  von  schwefliger  Säure  wurde  das  bromsaure  Sil- 
beroxyd in  Bromsilber  verwandelt,  dessen  Menge  0,995 
betrug,  entsprechend  0,41779  Brom  oder  0,6313  Brom- 
säure. Aus  der  vom  überschüssigen  Silber  befreiten  Flüs- 
sigkeit fällte  Ammoniak  das  Uranoxyd,  welches,  geglüht; 
1,035  Uranoxydul  lieferte,  =1,0534  Uranoxyd.  Hier- 
nach enthält  die  Verbindung: 


Uranoxyd 

53,77 

, 

Bromsäure 

32,23 

Wasser 

14,00 
100. 

Diese  Zahlen  entsprechen  einer 

Verbindung : 

•  •  ■ 

Br»+28H, 

welche  erfordert: 

Uranoxyd 

52,06 

Bromsäure 

33,62 

Wasser 

14,32 

100. 


79 

Ultnifs  TOD  6 : 5 :  10  stehen,  so  erhält  man  eine  Yerbin- 
dong  von  6  At  Kupferoxyd,  1  At.  BromsSore  ond  10 
At.  Wasser,  welche  enthalten  mols: 

Kapferoxjd  53,33 

Bromsäare  26,50 

Wasser  20,17 

100. 

•        •  •  •  • 

Der  beste  Ausdruck  dafür  möchte  seyn:  (CuBr+5ii) 

-1-5  CuH,  wonach  sie  das  neutrale  Salz  mit  seinem  rich- 
tigen Wassergehalt,  verbunden  mit  5  At.  Kupferoxydhy- 
drat, enthält. 

Hromtanrei  QueckfilberoxydaL 
a.     Neutrales. 

Maü  erhält  es  leicht  durch  Fällung  einer  Auflöstttig 
von  salpetersaurem  Quecksilberoxydul  mit  bt'omsaur^ 
Kali  in  der  Kälte.  Der  Niederschlag  ist  weifs,  wird  aber 
darch  längeres  Auswaschen  gelblich,  während  durch  <;i- 
nige  Tropfen  Salpetersäure  diese  Färbung  wieder  ver- 
schwindet. 

Das  bromsaure  Quecksilberoxydul  löst  sich  etwas 
schwer  in  Salpetersäure  auf;  leicht  geschieht  diefs  in 
Chlorwasserstoffsäure,  indem  es  sich  oxydirt.  Beim  Er- 
hitzen verpufft  es,  jedoch  viel  schwächer  als  das  Oxyd- 
salz; Quecksilber  wird  dabei  metallisch  ausgeschieden. 

Es  ist  wasserfrei.  0,739  Grm.  wurden  in  Chlorwas- 
serstoffsäure aufgelöst,  und  durch  Schwefelwasserstoffgas 

gefällt.  Das  Schwefelquecksilber  (Hy)  betrug  0,522,  ent- 
sprechend 0,4504  Quecksilber  oder  0,4682  Quecksilber- 

oxyduL    In  100  Th.  HyBr  sind  enthalten: 

Gefunden.        Berechnet. 

Qnecksilberoxydul  63,36  64,03 

Bromsäure  35,97 

100, 


81 

des  Erkakens  glänzend  weifsc  blättrige  Krjstalle  ab,  welr 
che  eben  die  Utsacbe  sind,  da£s  man  bei  der  Bereitung 
des  ersteren  ein  mebmialiges  Auskochen  nöthig  hat,  weil 
sie  bei  ibrer  Schwerlftalichkeit  sicii  schnell  niederschla- 
gen und  mit  der  basischen  Verbindung  mengen. 

Diese  Krjstalle,  welche  man  beim  ersten  Anblick 
für  ein  neues,  saures  Salz  hätte  halten  können,  sind  nichts 
anderes^  als  neutrales  bromsaures  Quecksilberoxjdul,  wel- 
dies  die  Fähigkeit  besitzt,  aus  einer  Audisung  in  Brom- 
säure  sich  in  Krystallcn  auszuscheiden,  während  man  es 
gewöhnlich  in  Form  eines  wcifsen  pulverigen  Nieder- 
schlags erhält.  Denn  1,067  Grm.,  welche  in  verdünnter 
Sdiwefelsäure  aufgelöst  worden,  gaben,  mit  Schwefelwas- 
serstoffgas  gefällt,  der  Niederschlag  in  Königswasser  ge- 
läst, uüd  auf  die  angeführte  Art  mittelst  Ameisensäure 
redacift,  0,754  Chlorür,  =0,667139  Quecksilberoxydul 
=62,52  Proc  Nachdem  aus  der  vom  Schwefelqueck- 
Silber  abfiltrirten  Flüssigkeit  der  Ueberschufs  des  Fäl- 
lungsmittels durch  etwas  schwefelsaures  Kupferoxyd  ent- 
fernt worden,  fällte  salpetersaures  Silberoxyd  0,603  Brom- 
silber, =0,3826  Bromsäure  =35,85  Proc. 

Von  Wasser  erleiden  die  Krystalle  natürlich  die- 
selbe Zersetzung  in  gelbes  basisches  Salz,  wie  sie  vor- 
her schon  beschrieben  wurde. 

Concentrirt  man  die  saure  Flüssigkeit,  ans  welcher 
die  Krystalle  des  neutralen  Salzes  sich  abgesetzt  haben, 
dm-ch  gelindes  Verdunsten,  so  entwickelt  sich  Brom,  und 
es  schiefsen  alsdann  nadeiförmige  Krystalle  von  bromsau- 
rem  Quecksilberoxyd  au,  entstanden  durch  die  oxydi- 
rende  Wirkung  der  zersetzten  freien  Bromsäure. 

Die  Zersetzung  des  bromsauren  Quecksilberoxyduls 
dorch  Wasser  liefert  aufs  Neue  den  Beweis,  dafs  Mc- 
tallsalze  sich  durch  Wasser  in  der  Kegel  nicht  in  basi- 
sche und  saure  Salze,  sondern  in  erstere  und  freie  Säure 
zerlegen,  in  der  sich  eine  Portion  des  neutralen ; Salzes 

PoggendorfTs  Annal.  Bei.  LV.  6 


83 

^1  lilberoxTcl-Ainnioniak,  gemengt,  mit  etwas  metallischem 
Quecksilber,  niederfällt;  gelinde  verdampft,  giebt  sie  reich- 
lich Krystalle  von  bromsaurein  Ammoniak,  während  die 
Mutterlauge  noch  Qaecksilber  enthält,  vielleicht  in  Fonn 
eines  aaflöslichen  Doppelsalzes  von  Ammoniak. 

Das  gelbe  einfach  basische  Oxjdulsalz  verhält  sich 
gegen  Ammoniak  wie  das  neutrale.  Die  entstehende 
schwarze  Verbindung  entwickelt  nicht  mit  Alkalien,  wohl 
aber  mit  auflöslichen  Schwefclinctallen  Ammoniak.  Auch 
sie  enthielt  eine  grofse  Menge  Quecksilber  in  metalli- 
scher Form,  so  dafs  ihre  Zusammensetzung  sich  nicht  er- 
mitteln lieb. 

BroiDsaaret  Qaecksilberozjd. 

üebergiefst  man  frisch  gefälltes  Quecksilberoxyd  mit 
BromsSure,  so  verwandelt  es  sich  leicht  in  ein  weifses 
Sah,  von  dem  nur  ein  kleiner  Thcil  in  der  SSure  auf- 
gelöst ist,  und  beim  Verdampfen  erhalten  wird.  In  ko- 
chendem Wasser  aufgelöst,  scheidet  es  sich  beim  Erkal- 
len  in  kleinen  prismatischen  Krystallen  ab,  von  denen 
ITh.  sich  in  64  Th.  kochenden  und  in  650  Th.  Was- 
sers von  mittlerer  Temperatur  auflösf. 

Die  Krystalle  des  bromsauren  Quecksilberoxyds  ent- 
halten Krystallwasser.  2,163  Grm.  wurden  in  sehr  ver- 
dünnter Salpetersäure  gelöst,  und  durch  Schwefelwasser-  - 
stoffgas  niedergeschlagen.  Durch  Bestimmung  des  Schwe- 
fels im  Niederschlage  ergaben  sich  0,982  Quecksilberoxyd. 
Eine  annähernde  Bestimmung  der  Bromsäure  wurde  ver- 
sucht, indem  die  Flüssigkeit,  nach  Entfernung  des  Schwe- 
felwasserstoffs mit  Silberauflösung  gefällt,  1,554  Brom- 
silber gab,  =0,986  Bromsäure.  Verglichen  mit  der  be* 
rechneten  Zusammensetzung  enthält  das  Salz: 

Gefunden. 

Quecksilberoxyd  45,40         1  At.        44,50 

Bromsäure  (annähernd)      45,60         1    -  48,17 

Wasser  2    -  7,33 


100. 


6* 


86 

es  frahrscheiiilicb,  daCs  das  Ammoniak  sich  ei-st  aus  sei- 
oeo  Bestandtheilen  bilden  welche  io  der  Form  von  Amid 
flut  Quecksilber  verbunden  sind.  Die  aus  der  Analyse 
bervorgefaenden  Quantitäten^  des  Quecksilbers  und  Am- 
moniaks zeigen,  daCs  auf  4  At.  des  ersteren  1  Doppelatom 
(Aeqoivalent)  des  letzteren  vorhanden  sey,  so  dafs  die 
Yeibindnng  eine  basische  sejn  wQrdc,  entsprechend  der 
durch  Wasser  oder  Alkalien  aus  dem  wcifseu  Praecipi- 
taty  oder  der  aus  der  Einwirkung  von  Ammoniak  auf 
Qnecksilberjodid  gebildeten,  welche  ich  vor  einiger  Zeit 
beschrieben  habe  '). 

Ihre  Formel  ist  HjBr+HylW  +  2Hy,  und  da- 
nach mub  sie  bei  der  Analyse  geben: 

Quecksilberoxyd        77,56 
Bromsäure  20,99 

Ammoniak  3,04 

"ioi;59; 

Anmerkung.     Es  ist  vielleicht  nicht  ganz  uninter- 
essant, zu  sehen,  dafs  sich  diese  und  alle  übrigen  Qucck- 
silberoxydverbindungeu,  in  denen  man,  seit  Kaue's  Un- 
tersuchung des  sogenannten  weifsen  Präcipitats,  eine  Ver- 
lindung  des  Quecksilbers  mit  dem   hypothetischen  Kör- 
per  Amid    annimmt,    auch    als    Verbindungen    ansehen 
lassen,  in  welchen  das  neuerlich  von  Schrötter  und 
Plantamour  gleichzeitig  entdeckte  Stickstoffquecksiiber, 
Hy*N*,  enthalten  ist,  das  durch  seine  explodircnde  Wir- 
kung sich  so  sehr  auszeichnet,  worin  ihm  die  zuvor  be- 
schriebene bromsaure  Verbindung  nahe  kommt.    Folgende 
Vergleichung  zeigt  diese  Umsetzung  der  Formeln: 
Brömsaures  Salz: 

HyBr+2Hy+Hy»H^=:HyBr+Hy3»+2H. 

Schwefelsaures  Salz: 

HyS+2Hy+Hy»H'=z=HyS+Hy»J^+2H. 

1)  Diese  Annalcn  BJ.  XXXXVUI  S.  170. 


87 

abgodanipft  worden)  durch  bromtiiiffen  Baryt  serlegt. 

Die  gelbe  FJfisHgkeit  lief«  lüch  im  WAsserbade  abdam- 
pfeHy.  entwickelte  aber  bald  Saueratoflf^s  und  Brom  (letz- 
teres TOB  etwas  freier  Bromsflure  herrührend),  und  ge- 
stand zuletzt  zu  einer  krystallinischen  braunen  zerfliefs- 
licben  Masse,  welche  indessen  gar  keine  Bromsäure  mehr 
enthidty  sondern  reines  Platinbromid  war. 

Bromtaurei  Zinnoxyd. 

Die  Bromsäure  hat  zum  Zinnoxyd  nur  sehr  wenig  Ver- 
wandtschaft. Uebergiefst  man  damit  das  aus  dem  Chlorid 
durch  Ammoniak  gefällte  Hydrat,  so  hat  sich  selbst  nach 
wochenlangem  Stehen  nur  sehr  wenig  aufgelöst,  welches 
nach  dem  Verdampfen  als  ein  in  Wasser  nur  unvoll- 
kommen löslicher  Rückstand  erscheint.  Das  Oxyd  selbst, 
welches,  wenn  man  es  über  Schwefelsäure  getrocknet 
hatte,  wobei  es  die  gewöhnliche  durchscheinende,  im 
Bruch  glasartige  Beschaffenheit  besitzt,  verliert  bis  180^ 
etwa  18  Proe.  am  Gewicht,  erhält  dann  keine  Bromsäure 
mehr,  und  bat  sich  in  die  in  Säuren  schwerlösliche  Mo- 
dification  verwandelt. 

Bronisaurcs  Ghronioxyd. 

Fällt  man  eine  Auflösung  von  schwefelsaurem  Chrom- 
oiyd  durch  bromsauren  Baryt,  so  erhält  man  eine  grüne 
Auflösung  des  Salzes,  welche  beim  Verdunsten  im  Was- 
serbade sehr  bald  Brom  entwickelt  und   eine  gelbrothe 
Färbung  annimmt.    Zuletzt  bleibt  ein  dunkelrother,  kry- 
stallinischer,  zertliefslicher  Rückstand,  welcher  wesentlich 
nur  aus  Chromsäure  besteht,  eine  Zersetzung,  welche  der 
des  Manganoxydulsalzes  ganz  analog  ist. 

BrofDsaures  Palladiumoxydul. 

Palladiumoxydul,  wie  es  durch  Fällung  des  Chlorürs 
mittelst  kohlensauren  Natrons  erhalten  wird,  löst  sich  in 
Bromsäure  nur  in  höchst  geringer  Menge  auf. 


VIII.  Heber  die  Bildung  POn  Cyanoerbindungen 
in  ilen  Prodacten  des  MägfUsprunger  Höh- 
ofens;  pom  Oberbergrathe  Zinken  zu  Mägde- 
sprang  und  Dr.  C  Brorneis  zu  Cassel. 


I.     VorkomiDeD. 

1  ladi  der  letzten  Campagne  des  hiesigen  Hohofens  wurde 
mir  eine  Quantität  einer  metallisches  Blei  und  Salz  hal- 
tigen Kohle  gehrachty  welche  von  den  Rückständen  in 
dem  Gestelle  des  ausgeblasenen  Hohofens,  worin  sich 
auch  eine  Eisensau  befand,  gesammelt  war,  da  man  wufste^ 
dafs  ich  längst  ähnliche  Producte  untersucht  und  die  Re- 
saltate  an  mehreren  Orten  bekannt  gemacht  hatte.    Schon 
in  ▼•  Strombeck's  Uebersetzung  von  Breislak's  Geo- 
logie (Bd.  I  p.  367,  Braunschweig  1819)  habe  ich  das 
Vorkommen   von   salzsaurem  Kali   in   den  Zorger  und 
Rothehfitter  Hohöfen  1817  u.  f.  nachgewiesen,  auch  Fr. 
Koch  (jetzt  Bergrath  zu  Grünplan)  hat  in  seinen  Bei- 
trägen zur  Kenntnifs  krjstall.  Hüttenproducte  (Göttiugen 
1822)  p.  83  das  Vorkommen  von  salzsaurem  Natron  und 
Kali   gleichfalls  zu  RothehÜtte  (1813)  und  Königshütte 
in   den  Hohöfen,  an  der  Arbeitsseite  des  Ofens  in  der 
Höhe   der  Rast,   hinter  einer  Schale  Sandstein,   erzählt. 
Leider  sind  von  allen  diesen  Vorkommen  keine  quanti- 
tativen Analysen  gemacht  worden.     Da  nun  nach  mei- 
ner Meinung,  diesen  Vorkommen  analog,  die  im  Jahre 
1840  vorgekommenen  salzhaltigen  Kohlen  Chlor -Salze 
enthalten  mufsten,  ich  aber  wünschte,  nunmehr  endlich 
eine  gehörige  quantitative  Analyse  zu  veranlassen,  Salz 
und  Kohle  aber  durch  Klauben  nicht^  zu  trennen  war, 
so  übergofs  ich  die  Kohlen  in  groi'sen  Abrauchschalen 
mit   destiliirtem   Wasser^   um   sie   gehörig   auszjoLau^eu« 


i 


91 


(kaDdflftdhe  bis  xa  ganz  kleioen  Dimenrioiieik    Sie 
feind  wekhy  mit  dem  Nagel  za  ritzen. 

I>ie  gallertartige  Masse,  in  welcher  die  vorbesdirie- 
kenen  Ktyslalle  sich  porphyrartig  befinden,  welche  ich 
aadi  für  den  Aagenblick  nicht  naher  prOfcn  konnte,  erhir- 
lete  vom  Theil  zu  einer  Masse  von  erdigm  Ansehn,  firbte 
sich  rMhlich  wie  Rothbrannsteinerz,  und  in  den  durch 
das  Festwerden  entstandenen  Rissen  schieden  sich  weifse 
durchsichtige  krystalKnische  Salzmassen  aus,  welche  auch 
die  feucht  zerbrochenen  und  nachher  erhärteten  Stücke 
g^ms  überzogen.  Ans  der  Kohle  waren  haarförmige  Salxe 
eCBorescirt^  und  es  fanden  sich  auch  daneben  die  vorbe- 
sdiriebenen  Krystalie  vor,  zum  Theil  häufig. 

Ich  erwartete  nun,  obigen  Bemerkungen  gemSfs,  Chlor- 
salze  in  diesen  Massen,  aber  es  erwies  sich  ganz  anders. 
Erst  iflA  Herbste  vorigen^ Jahres  untersuchte  ich  die  Kry- 
Btalle  sowohl,  als  die  umschliefsende  Masse  qualitativ 
fsritafig,  und  glaubte  in  erstem  Chlor,  Cyan  und  Kali, 
ia  letzterer  aber  aufserdem  kohlensaures  Manganoxydul, 
kohlensaures  Kali  etc.  gefunden  zu  haben.  Den  Cyan- 
gehalt  bestätigt  Hr.  Dr.  H romeis  sofort  durch  Control- 
▼ersuche  bei  einem  Versuche  hier  zu  Mägdesprung.  Da 
liier  noch  eine  genaue  Analyse  sehr  wünschenswerth  war, 
rTJ  80  übergab  ich  hierzu  Hrn.  Dr.  Brom  eis,  welcher  zu 
riner  quantitativen  Analyse  sich  erbötig  erklärte,  diese 
merkwürdigen  Vorkommen. 

Durch  die  von  demselben  gefundenen  Resultate  wur- 
den meine  Beobachtungen  nicht  alle  bestätigt.  Da  ich 
mit  salpetersaurem  Silber  einen  sich  an  der  Luft  schwär- 
zenden Niederschlag  in  der  Auflösung  der  Krystalie  er- 
halten hatte,  so  schlofs  ich  auf  eine  Chlorverbindung. 
Hr.  Dr.  Brom  eis  hat  mich  indessen  belehrt,  dafs  clurch- 
aus  kein  Chlor  in  den  Krystallen  sey,  und  dafs  der  Nie- 
derschlag von  Cyanwasserstoff  herrühre,  welcher  mit  sal- 
petersaurem Silber  einen  weifsen  an  der  Luft  sich  schwär- 
zenden Niederschlag  giebt,  der  in  Ammoniak  lösbar  «JU 


Hr.  Zincken  machte  mich  hierbei  besonders  auf 
eine  krystallisirte  Verbindang,  welche  er  nach  dem  Aus- 
langen der  Masse  und  langsamen  Eintrodinen  in  der 
rückständigen  Salzmasse  aufgefunden  halte,  und  welche 
er  für  ein  Chlor -Cjan- Kali  hielt,  wie  auf  einen  bedeu- 
tenden Ammoniakgehalt  aufmerksam,  der  sich  beim  Zer- 
bredien  der  gebildeten  Salzmasse  deutlich  kund  gab.  Die- 
ser erschien  anfangs  in  der  fast  ganz  geschmolzenen  Masse 
vni  so  Täthselhafter,  da  der  Hohofen  nicht  mit  Coaks, 
londem  mit  harten  Kohlen  betrieben  und  auch  der  Am« 
moniakgehalt  zu  bedeutend  war,  als  daCs  er  von  zufällig 
in  den  Hohofen  g^ebrachten  stickstoffhaltigen  Körpern 
liStte  herrühren  können. 

Doch  bei  n&herer  Untersuchung  dieser  durch  Aus- 
laugen mit  Wasser  gebildeten  Masse,  so  wie  der  eben 
erwähnten  Krjstalle  fand  ich  neben  bedctitenden  Por- 
tionen von  freiem  Kali,  kohlensaurem  Kali,  kieselsaurem 
Kali,   mangansaurem   Kali    (welches    doch  gröfstenthcils 
schon  zersetzt  war)  einen  beträchtlichen  Gehalt  an:  cyan- 
saurem  Kali,  Cyankalium  und  Cjanciscnkalium,  indem, 
wie  aus  nachfolgender  Analyse  ersichtlich,  letzteres   die 
erwähnten   schönen   vierseitigen   tafelförmigen   Krjstalle 
ausmachte. 

Stimmten  auch  die  Krjstalle  in  ihrer  Form  genau 
mit  der  des  Blutlaugensalzes  überein,  so  machte  mich  doch 
ihre  schöne  hellgrüne  Farbe  für  ihre  Reinheit  besorgt, 
weshalb  ich  sie  zum  Behufe  einer  quantitativen  Auaijse 
noch  einmal  in  W^asser  umkrjstallisirte.  Die  grüne  Farbe, 
welche  von  einer  Spur  von  beigemengtem  Eisencjanid 
herzurühren  schien,  war  hierdurch  ganz  verschwunden, 
indem  nun  die  ausgeschiedenen  Krjstalle  die  eigenthum- 
liehe  gelbe  Farbe  des  Blutlaugensaizes  besafsen. 

0^2032  Grm.  des  lufttrockenen  Salzes  verloren  beim 
Trocknen  im  Wasserbade  (^,0260  Grm.  Wasser. 

Dieses  so  getrocknete  Salz  wurde  zur  Bestimmung 
des  Kaliums  und  des  Eisens  mit  concenlrirter  Schwefel* 


enthaheii  waren;  und  es  ist  im  (vegentheil  gowiCiy  daCs 
sie  erst -bei  dem  Auslaugen  aus  dem  CyaiÜLaliamy  bei 
der  Gregenwart  too  geringen  Mengen  Eisen,  entstanden 
sind,  indem,  wie  auch  Liebig  in  seiner  Theorie  der 
Bhitkugensalzhildung  (Annal.  der  Chemie  und  Pharm» 
Bd.  XXXYIU  Heft  1.)  ausführlicher  anführt,  das  Blutlau- 
gcnsalz  schon  in  der  Rothglühhitze  zersetzt,  und  stets 
eist  beim  Auslangen  des  mit  Elisen,  Eisenox yd  oder  Schwe- 
Udsen  gemengten  Cjankalioms  gebildet   wird,  indem^ 
wenn  die  Flüssigkeit  nur  mSfsig  erwärmt  ist,  sich  schon 
Eisen,  da  Wasser  zersetzt  wird,  mit  Wasserstoff^ttwicke- 
bng  auflöst,  der  Sauerstoff  einen  Theil  des  Kaliums  in 
Kali  verwandelt  und  das  mit  dem  Kalium  zu  Cyankalium 
▼eibnnden  gewesene  Cjan  an  das  Eisen  abtritt,   wel- 
ches nun  als  C janeisen  in  die  Verbindung  des  Cyanka- 
linms  eingeht,  und  dieses  in  Blutiaugensalz  verwandelt 
Geschieht  diese  Auflösung  kalt,  so  wird  zwar  kein  Was- 
ser zersetzt,  wohl  aber  httuiig  Sauerstoff  aus  der  Luft 
absorbirt 

Da  femer  Cjankalium   keinen  Augenblick  bei  Ge- 
genwart von  Luft  geschmolzen  werden  kann,  ohne  da(s 
sich  nicht  ein  Theil  in  cyansaures  Kaii  yerwandelte,  da- 
gegen die  Auflösung  des  letztem  sich  schon  bei  der  ge- 
ringsten Erwärmung  zersetzt,    indem   kohlensaures   Kali 
und   entweichendes    Ammoniak    gebildet   werden;    daun 
aber  auch   das   Cjan    des   Cjaukaliums  bei   Gegenwart 
von  freiem  Kali  in   ebenfalls   entweichendes   Ammoniak 
ond  Ameisensäure  beim  Auflösen  zerfällt,  so  erklärt  Vor* 

1  hergehendes  Yollkommen  die  Bildung  sämmtlicber  neben 
dem  Cjankalium  in  der  ausgelaugten  Masse  enthaltenen 
Salze,  wie  auch  die  von  Hrn.  Zincken,  nach  dem  Ueber« 
giefsen  der  kohligen  Masse  mit  Wasser  und  dem  darauf 
folgenden  Ausscheiden  der  verschiedenen  Salze  •  beobach« 
tele  reichliche  Entwicklung  von  Ammoniak. 
-I  Es  bleiben  daher  nur  noch  einige  Fragen  über  die 
jl  SSdong  des  Cjans  selbst  bei  den  in  dem  Hohofen  aUHU 
ej  pimdeaen  Bediagungen  Übrig. 


97 

perator,  siöb  direct  mit  dem  Kohlenstoff  des  gebildefeu 
KohleidLafiams  Tereinigt,  und  so  Cjan  and  Cyankaliam 
gd>ildet  habe;  welche  Entstehungsweise  auch  schon  dnrdi 
eine  filtere  Angabe  von  Desfosses  (Mag.  £  Pharm. 
Bd.  'XJiy  S.  55),  wonach  Cyan  durch  Ueberleiten  von 
atmosphifischer  Luft  Ober  ein  gifihendes  G^emenge  von 
kiAIepsaarem  Kali  und  Kohle  gebildet  werden  soll,  be- 
stitigt  wbd. 

Dieses  höchst  interessante  Voiicommen  des  Cjans 
anter  den  mannigfachen  Producteii  des  Hohofens  lAfst 
hoffeni  da  m  der  im  Vorhergehenden  entwickelten  ein- 
fadien.  Bildung  des  Cjans  fast  in  fedem  G^blSsefeuer 
die  Bedingungen  vorhanden  sind,  die  Bildung  von  Cjan 
bei  den  meisten  Htittenprocesscn,  besonders  in  den  Schlak- 
Isoiy  als  Cyankalium  und  cyansaures  Kali  verfolgen  zu 
können. 

Dr.  C  Brom  eis  in  CasseL 


IX.     Notiz  über  basisch  chromsaure  Salze; 
von  August  Bensch. 


XrÖpfelt  man  in  kochende  Lösungen  neutraler  Metall- 
salze  nach  und  nach  eine  Auflösung  von  neutralem  cfarom- 
sauren  Kali,  so  findet  im  Anfange  keine  Trübung  statt, 
jedoch  zeigen  sich  auffallende  Farbenveränderungen,  und 
aDmälig  bilden  sich  Niederschläge.  So  z.  B.  geht  die 
Farbe  des  Kupfervitriols  durch  Grün  in  Gelb  über,  und 
indem  das  Gelb  in's  Rotbe  übergeht,  bildet  sich  ein  brau- 
ner'  ^Niederschlag,  der  zuletzt  dunkel  rothbraun  wird. 
Die  Auflösung  des  schwefelsauren  Manganoxjduls  wird ' 
bellbraun,  darauf  dunkelbraun,  und  es  setzt  sich  ein  in- 
tensiv schwarzes  Pulver  ab.  Quecksilberchlorid  wird 
hochroth,  es  bildet  einen  gelben  Niederschlag,  der  niicVk 

VoggendoHTs  Anu»l.  Bd.  LV.  1 


!» 


X.  Verhältni:sse ,  in  crelchen  die  schwefelsaure 
Kali-Thonerde  mit  TVasser  sich  verbinden 
kann;  von  C.  Herta? ig. 


D. 


^as  Vcrhaltnifs,  in  welchem  die  schwclsaure  Kali-Thon- 
erde  mit  Wasser  gewöhnlich  verbunden  vorkommt,  spricht 
sich  in  der  als  Alaan  bekannten  Verbindung  aus,  in  wel- 
fher  1  Aequiv.  Doppelsalz  mit  24  Aequiv.  Wasser  ver- 
bunden sind: 

[kaS+AIS»  ]+»«♦. 

Die  Bildung,-  so  wie  das  Bestehen  des  Alauns  ist  aber 
nur  an  die  gewöhnlich  vorhandenen  Bedingungen  gebun- 
den; diese  sind  für  die  Bildung  eine  bestimmte  Quanti- 
tät Wasser,  so  dafs  sich  die  Verbindung  in  Krjstallforro 
ansscheiden  kann,  denn  nur  in  dieser  kann  sie  existiren ; 
und  för  das  Bestehen  der  Verbindung  eine,  die  gewöhn- 
liche wenig  übersteigende  Temperatur  und  Ausschlufs  al- 
ler die  chemische  Constitution  störenden  Agentien. 

Beim  Ueberschreiten  der  Gränzcn,  innerhalb  wel- 
cher die  Verbindung  nur  bestehen  kann,  mufs  sich  da- 
her auch  das  Vorhältnifs,  in  welchem  das  Doppelsalz 
zum  Wasser  steht,  entweder  nur  verändern,  oder  es 
müfs  ganz  aufgehoben  werden. 

Die  dieses  Verhältnifs  störenden  Agentien  sind  haupt- 
sächlich die  concentrirte  englische  Schwefelsäure,  vermöge 
ihrer  Verwandtschaft  zum  Wasser,  und  die  Wärme.  Die 
GiDwirkungen  derselben  sollen  nun  näher  untersucht 
werden. 


T* 


Lfr 


101 

Diese  so  erhaltene  Verbindung  hat  also  dieselbe  Krj- 
stalUbrm  wie  der  gcw4(hnlicbe  Alaun,  unterscheidet  sich 
aber  toiü  ihm  im  Wassergehalt.  Sic  enthält  nämlich  nur 
32,741  Proc.  Wasser;  es  sind  also  I  Aequiv.  Doppel* 
salz  mit  14  Aequiv.  Wasser  yerbnudcn. 

[KS+A1S»]+H'*. 

Bei  100^   schmelzen  die  Krystalle  und  verlieren  einöu 

Theü  ihres  Wassers. 
6)  Einpnrkung  der  Schwefelsäure  auf  den  Alaun  un- 
ter Müppirkung  i^on   JVärme, 
"*  -Reibt  man  Alaunkrjstalle  zu  Pulver  und  setzt  zu 

diesem  so  Tiel  Schwefelsaure  von  der  gewöhnlichen  Oon- 

eentration,  dafs  es  damit  zu  einer  breiartigen  Masse  wird, 

so  findet  eine  Erwärmung  statt,   und  das  Gemenge  geht 

in  den  festen  Zustand  fiber.    Erwärmt  man  das  Ganze  im 

Sandbade  langsam,  so  wird  die  Masse  nach  und  nach 

weicher,  und  zwischen  70°  und  80"  C.  erhält  man  eine 

klare  Flüssigkeit.      Läfst  man  diese  erkalten,  so  findet 

bei  40°   ein  plötzliches  Erstarren  der   Flüssigkeit  statt; 

und  das  Thermometer  steigt  dabei  bis  zu  60°.    Die  Masse 

ist  nun  so  fest,  dafs  man  das  Thermometer  nicht  heraus-. 

nehmen  kann,  ohne  Gefahr  zu  laufen  es  zu  zerbrechen, 

und  mit  einem   Glasstabe  bringt  man  nur  geringe  Ein- 

drficke  auf  der  Oberfläche  derselben  hervor.      Welche 

Quantität  Wasser  hier  mit  dem  Doppelsalze  verbuuden 

ist,  habe  ich  nicht  untersucht,  jedoch  möchte  das  Ver- 

hältnifs  wohl  dasselbe  wie  in  der  schon  genannten  Ver•^ 

bindung  seyn,  die  sich  unter  ähnlichen  Umständen,  näoli-^ 

lieh  bei  erhöhter  Temperatur,  bildet. 

Erwärmt  man  die  erstarrte  Masse  von  Neuem,  so 
findet  wieder  bei  40°  eine  Auflösung  statt;  erhöht  man 
aber  nun  die  Temperatur  bis  zu  130°,  so  fängt  die  Flös- 
fligM^  ^^  zu  kochen,  nur  Wasser  geht  fort  und  das 
Thennometer  steigt  sehr  langsam  bis  auf  140°.  Bei  die- 
flor  Temperatur  fängt  die  Flüssigkeit  an  dickflüssig  zu» 
werden,    und  nachdem   der  gröfste  Theil  des  WasMn 


/ 


im 

72  Stande  0,75  Proc ,  im  leMeren  Falle  aber  nach  24 
Standen  0,tl28,  nach  44  Stunden  0^51  und  nach  72  Ston- 
doi  0^68  Proc  vom  Doppelsalz  in  Wasser  aut 

Kocht  man  das  schwerlösliche  Doppelsalz  mit  Was- 
ser, so  findet  erst  nach  20  bis  30  Minuten  eine  voll- 
kommaie  Auflösung  statt,  während  der  gebrannte  Alaun 
rieh  schon  in  kurzer  Zeit  auflöst.      Aus  diesen  Verhält- 
sisaen  ergiebt  sich,  dafs  die  durch  Behandlung  mit  Schwe- 
fdiril ure  erhaltene  schwerlösliche  Modification  der  schwe- 
febaoren  Kali-Thonerde  von  dem  sogenannten  gebrann- 
ten Alaun,  der  anfangs  auch  fast  unlöslich  zu  seyn  scheint, 
ach  wesentlich  unterscheidet.     Sie  ist  als  eine  isomeri- 
sche  Modification  des  Alauns  zu  betrachten. 

2)  Eio Wirkung  der  Wärme  auf  den  Alaun. 

Erw&rmt  man  die  Alaunkrjstalle  bei  100"  C,  so 
tritt  die,   den  Krystallwasser  haltenden  Salzen  allgemein 
zakommende  Erscheinung  ein,    dafs  sie,  wie  man  sich 
auszudrücken  pflegt,  in  ihrem  Krystallwasser  schmelzen; 
sie  lösen  sich  zu  einer  klaren  Flüssigkeit  auf,  ohne  da(s 
aber  ein  Aufschäumen  stattfindet,  welches  erst  bei  höhe- 
ren Temperatnrgradeu  der  Fall  ist.      Erhält   man  diese 
Flüssigkeit,  bei  dieser  Temperatur,  so  wird  sie  mit  dem 
Entweichen  des  Wassers  immer  dickflüssiger,  und  wird, 
wenn  man   das   Erwärmen  so   lange  fortsetzt,  als  noch 
ein  Gewichtsverlust  stattfindet,  zu  einer  durchsichtigen, 
klaren,  glasartigen  Müsse.      Das  Wasser  entweicht  aber 
sehr  langsam,  und  namentlich  zuletzt  so,  dafs  eine  Quantität 
von  2,879  Grm.  Alann  erst  nach  einem  IGstüudigen  Erwär- 
men bei  derselben  Temperatur  (UM)'^)  keinen  Wasser- 
verlust mehr  erlitt     Die  Quantität  Wasser,  die  der  Alaun 
bei  dieser  Temperatur  verloren  hatte,  beträgt  IS,947  Proc 
Demnach  enthält  die  glasartige  Masse  32,741  Proc.  Was- 
ser^  und  das  Yerhältnifs,    in  welchem  die   Anzahl   der 
Aeqnivalente   des   Üoppelsalzes   zu  denen' des   Wassers 
stdit,  ist  daher  I  :  14. 


B 


lOi 

Akmis  zagtet  werden,  die  dem  aafgebobe&en  Verhält- 
nifa  swkoben  der  schwefel^iiren  Kali-Tbooerde  und  dem 
Wasser  bei  den,  gewöhnlich  stattfindenden  Bedingungen 
xokam.  Das  Schmehen  der  Krystalle  wird  daher  auch 
Bar  TOD  dem  Eintreten  dieses  veränderten  Verhältnisses 
ibhaiigeo,  ist  eine  Folge  desselben  und  eine  nur  secun- 
dftre  Erscheinong. 

Steigert  man  die  Temperatur  von  20^  zu  20^  C, 
10  fljbigt  bei  120^  C.  die  glasartige  Masse  an  sich  auf- 
iBibläheOy  und  verwandelt  sich  in  eine  porOse  undurcb- 
üchtige;  das  Wasser  entweicht  ebenfalls  sehr  langsam, 
Dod  erst  nadi^  einem  12stündigen  Erwärmen  bei  dieser 
Temperatur  findet  kein  Gewichtsverlust  mehr  statt. .  Der 
Wasserverlust  beträgt  36»094  Proc.  vom  Gewicht  des 
AlaoBis« 

Setzt  man  die  Erwärmung  bei  UO^,  160»  letc.  fort, 
bis  bei  diesen  bestimmten  Graden  kein  Wasserverlnst 
mehr  eintritt,  so  ergiebt  sich  folgendes  Resultat: 

•D  •     Gcwicktsverlast  auf  100  Tb.      Wassergehalt  der  eDtstandenen 
krjstaliisirten  Alaan.  Verbindungen  in  Procenten. 

20»  0  45,460 

100  18,905  32,74t 

120  36,094  14,647 

140  36,094  14,647 

160  36,094  14,647 

180  43,505  3,452 

200  44,439  1,836 

Berechnet  man  die  diesen  Wasserquanten  entspre- 
dienden  Aequivalentzahlen ,  so  lassen  sich  die  den  be- 
ttimmten  Temperaturen  entsprechenden  und  bei  diesen - 
ddi  bildenden  chemischen  Verbindungen  zwischen  der 
tchwefelsauren  Kali-Tbonerde  und  Wasser  durch  fol- 
gende chemische  Formeln  darstellen: 


1 


1«7 

nein  Yorbandensejn  die  Krjstalironn  b^st^en  kanil,  lep, 
CS  die  qaalilatiyen  Eigenschaften  des  Doppelsalzes ,  eine 
btttinnDte  Gestah  anzunehmen,  ans;  in  sofern  es  che- 
usdi  gebanden  in  ein  bestimmtes  quantitatives  Yerhftlt- 
Dib  zur  schwefelsauren  Kali-Thonerde  tritt,  ditickt  sich 
^arin  das  Maafs  der  nach  Aufsen  wirkenden  Kräfte  des 
Doppelsalzes  unter  den  bestehenden  Umständen  aus;  die 
qoantitatiTen  Eigenschaften  des  wasserfreien  Alauns  zei- 
i^  rieh  in  dierfem  bestimmten  Maafsverh&ltnifs  zum  Was- 
'  ser  in  ihrer  IntensitAL 

Wird  die  Krystaliform  des  Alauns  durch  erhöhte 
Temperatur  aufgehoben,  so  ist  auch  die  chemische  Be- 
deutung des  Wassers  in  den  einzelnen  Verbindungen^ 
die  im  amorphen  Zustand  ersclieinen^  eine  andere^  wie 
vorher.  Diese  Yerbäituisse  vom  Doppelsalz  uud  Was- 
ser, die  sich  bei  anderen  Salzen  gewifs  auch  finden,  sind 
in  sofern  von  Wichtigkeit,  als  sich  an  ihnen  empirisch 
nachweisen  lafist,  dafs  die  Isomorphie  eine  allgemeine 
Eigenschaft  ihrer  Verbindungen  ist^  als  welche  sie  sich 
schon  ms  der  Natur  der  einfachen  Stoffe  erweist. 


XI.     Untersuchungen  einiger  Mineralien. 

(Dkie  Untcrsochupgea  worden  sammtlich  Im  Laboratorio  des  Hrn.  Prof. 

H.  Rose  angestellt.) 


■:\ 


I 


I.     Untersuchung  des  Leucits  und  A.nalcims, 
TniAwde]eW,'  Caphain  beim  Berg-  u.  Ingenieurcorps  von  St.  Petersburg. 

Uie  unerwartete  Thatsache,  dafs  nicht  allein  in  dein 
Fddspathe  des  vulkanischen  Gebirges,  sondern  auch  in 
dem  des  sogenannten  IJrgebirges  neben  dem  Kali  auch 
Natron  enthalten  ist  ^ ) ,  machte  es  wünschenswerth  auch 
ttl^i^^-BIiiieralien,  in  denen  ein  bedeutender  Gehalt  an 

1)  Poggcndorfrs  Anoalc»,  Bd.  LJJ  5.  465. 


i 


um 

bei  H^erlg  in  sfidiicben  Nonregim.  Es  kommt  biw  ih 
IjriAa  weifseBy  onr  an  den  'Kiinlen  durchschebiendl^ii 
Krytaftdlen/  dio  mii  denen  von  der  Semer- Alp  in-Tyrol 
dAe  ^be  Aehnlidileit  haben,  in  den  Höhlungen- des 
Zirconsyenite  vor.  Die  zur  Analyse  angewandte  Menge 
war  von  einem  Kryslallbmchstilck  genommen  wörd<»i, 
welcheiP  nur  eine  KrystallisationsfUche  zeigte,  die  indefr- 
ssn  einen  Fladieninhalt  von  zwei  Quadratzoll  hatte,  wor- 

aas  man  auf  eine'  bedeutende  Gröfse  des  Kristalls  schlier 

isen  kann.    Die  Analyse  ergab : 

Kieselerde  55,16 

Thonerde  23,55 

Natron  14,23 

Wasser  8,26 

Kalkerde  und  Kali  eine  Spur 

101,20. 

Die  Analyse  des  Analcims  von  Lön  Oeu  stimmt  also 
auch  in  der  Zusammensetzung  wie  im  Ansehn  mit  dem 
Analdm  von  der  Seisser-Alp  überein,  obgleich  das  Vor- 
kommen beider  Mineralien  ganz  verschieden  ist  ^ ). 

Beide  Mineralien,  Leucit  und  Analcim,  welche  eine 
tchr  analoge  Zusammensetzung  haben,  lassen  sich  zwar 
leicht  durch  Chlorwasserstoffsäure  zersetzen,  unterschei- 
den sich  aber  hinsichtlich  ihres  Verhaltens  zu  dieser  Säure 
wesentlich  darin,  dafs  durch  dieselbe  die  Kieselsäure  aus 

il  ioD  Leucit  als  Pulver  ausgeschieden  wird,  während  das 

>l  Palver  des  Analcims  durch  die  Chlorwasserstoffsäure  in 

L^l  aae  steife  Gallerte  verwandelt  wird. 

d 

lA  U.     Uatersnchnng  eines  OligokUt  von  Arendal; 

.|l|  von  Rosales  aus  Cadiz. 

p\       Dieser  Oligoklas  findet  sich  in  aufgewachsenen  Kry« 

fallen  mit  Pistazit.     Die  Krystalle  sind  gelblichweifs,  mir 

)ii|  ü  den  Kanten  durchscheinend,  und  in  Rücksicht  ihrer 

1)  Rammrisberf  *s  UanJirarterbadi,  Theil  I  S.  23. 


Jll 

tenit%  giliitamL '  *  Der^OIigokias  zeigt  aaf  der  einen  Spal- 
Im^Mflidie  dne  deotlichey  von  der  bekannten  ZwilUngB- 
^  ferwiclisang  herrtihrende  Streiftifng. 

Der  -OKgoklas   wurde  yoif  Hm.'  Bodemann  ans 
dansthal^oiitersocht.      Das  Resultat  von  zwei  Analysen 

war  folgendes:  ^'  * 

t  '  -.  • 

Analyse  ▼ermittelst  Analyie  ycmiittelst 

kohlensauren  Natrons.     FlaorwasserstoffsSure. 


Kieselerde 

64^      . 

1 

1.» 

Thonerde 

22,62 

21,86 

Kalkerde 

2,36 

2,79 

Eisenoxjd 

0,66 

0,43 

Talkerde 

I.I4 

Kali 

1,06 

Natron 

7,9a 

Mittel  eins  beiden  Analysen  ist  also  fo 

Kieselerde 

64,25 

Thonerde 

22,24 

Eisenoxyd 

0,54 

Kalkerde 

2,57 

Talkerde 

1,14 

Kali 

1,06 

1 

Natron 

7,98 

99,76.' 

Die.  Zusammensetzung  ist  die  des  von  Berzelius 
zuerst  unterschiedenen  Oligoklases  (Natronspodumen). 
.  ,  Der  Gebalt  aa. Kieselerde  ist  nur  ein  wenig  gröCser, 
als  derselbe  von  andern  Chemikern  in  andern  Oligoklfi- 
INI  gf finden  worden  ist  ^  ). 

.v,  JQer  F^ldspatb  wurde  vom  Hrn.  Litton  ,fius  Te- 
Oasej»,  .untersucht«  Die  Resultate  seiaejc  Untersuchungen 
^fplgepde;: 


I 


kohleüttiuren  Natrons»  die  -andere  vermiltekt  Fluorwas- 
sersloffiBanre.  Ak  mittleres  Resultat^ von  diesen  beiden 
Aoaljrsen  ergab  sich  im  Hundert: 


Sanerstorr. 

Kieselerde 

39,75 

20,65 

Talkerde 

24,49 

8,36 

Tbonerde 

15,99 

7,47 

KaU 

8,78 

1,49 

Eis^oxyd 

8,29 

2,54 

Kalkerde 

0,87 

0,24 

GlfihTerlust 

0,75 

Unzers^ztes  Mineral 

0,10 

98,62. 

Der  Sauerstoffgehalt  des  Eiseuoxjds  und  der  Thon- 
erde  zasaromengenommen  (10,01)  ist  gleich  dem  der  Talk- 
erde, der  Kalkerde  und  des  Kalis  (10,66);  der  Sauer- 
Stoffgehalt  der  Basen  zusammengenommen,  ist  gleich  dem 
der  Kieselsäure.  Der  untersuchte  Glimmer  hat  daher  ganz 
die  Zusammensetzung  der  eiuaxigen  Glimmerarten ,  wel- 
che durch  die  Formel: 

-I  AI 

^>    (  Si+Fe  ^  ''' 

Fe«  ) 

aasgedrückt  werden  kann.  Am  meisten  Aehnlichkeit  hat 
er  in  der  Zusammensetzung  mit  dem  Glimmer  von  Mon- 
roe bei  New -York,  analysirt  durch  v.  Kobell  *). 

y.     UnteraachuDg  des  Okenits,  angeblich  yon  Island; 

von  ▼.  Würth  aus  Wien. 

Dieser  Zeolith,  in  fasrigen,  excentrisch  zusammenge- 
bänften  Zusammensetzungs- Stücken,  zeichnete  sich  durch 
bedeutende  Härte  und  Zähigkeit  aus,  weshalb  er  sich  nur 

1)  Rammelsberg's  Handwörterbocb,  Theil  I  S.  262. 
VoggendorfPs  Annal  Bd.  LV,  8 


I' 


10» 

AkuoB  zerattol  werden,  die  dem  aufgehobeaen  Verhält- 
mk  vinßdbvi  der  schwefelpauren  Kali-Tbonerde  und  dem 
Wasser  bei  den.  gewöhnlich  stattfindenden  Bedingungen 
zukam.  Das  Schmelzen  der  Krystalle  wird  daher  anch 
nur  von  dem  Eintreten  dieses  veränderten  Verhältnisses 
abhsngen,  ist  eine  Folge  desselben  und  eine  nur  secun- 
dftre  Erscheinung. 

Steigert  man  die  Temperatur  von  20^  zu  20^  C, 
80  ftngt  bei  120^  C.  die  glasartige  Masse  an  sich  auf- 
äiblähen,  und  verwandelt  sich  in  eine  porOse  undurch- 
sichtige; das  Wasser  entweicht  ebenfalls  sehr  langsam, 
ond  erst  nadh. einem  12stündigen  Erwärmen  bei  dies« 
Temperatur  findet  kein  Gewichtsverlust  mehr  statt, .  Der 
Wasserverhist  beträgt  36,094  Proc.  vom  Gewicht  des 
Alauw« 

Setzt  man  die  Erwärmung  bei  UO^,  leo^'  letc.  fort, 
bis  bei  diesen  bestimmten  Graden  kein  Wasserverlnst 
mehr  eintritt,  so  ergiebt  sich  folgendes  Resultat: 


Bct 

GcmcbUTCrlast  aaf  100  Tb. 

Wassergehalt  der  entstandenen 

krystallüirten  Alaun. 

Verbindungen  in  Procenten. 

20« 

0 

45,460 

100 

18,905 

32,741 

120 

36,094 

14,647 

140 

36,094 

14,647 

160 

36,094 

14,647 

180 

43,505 

3,452 

200 

44,439 

1,836 

Berechnet  man  die  diesen  Wasserquanten  entspre- 
dienden  Aequivalentzahlen ,  so  lassen  sich  die  den  be- 
stimmten Temperaturen  entsprechenden  und  bei  diesen 
sich  bildenden  chemischen  Verbindungen  zwischen  der 
schwefelsauren  Kali-Thonerde  und  Wasser  durch  fol- 
gende chemische  Formeln  darstellen: 


107 

Dem  VorhandcDMjn  die  Krystallform  b^st^en  kanil,  legt 
tt  die  qoalilatiyen  Eigenschaften  des  Doppelsalzes ,  eine 
Iresümmte  Gestalt  anzunehmen,  ans;  in  sofern  es  che- 
mch  gebunden  in  ein  bestimmtes  quantitatives  Verh&It- 
dKs  zur  schwefelsauren  Kali-Thonerde  tritt,  di*Qckt  sich 
darin  das  Maafs  der  nach  Aufeen  wirkenden  KrHfte  des 
Üoppelsalzes  unter  den  bestehenden  Umständen  aus ;  die 
j  qnantitatiTen  Eigenschaften   des  wasserfreien  Alauns  zei- 
gen sich  in  dierfem  bestimmten  Maafsverhöltnifs  zum  Was- 
ser in  ihrer  Intensität 

Wird  die  Krystallform  des  Alauns  durch  erhöhte 
Temperatur  aufgehoben,  so  ist  auch  die  chenusche  Be- 
deutung des  Wassers  in  den  einzelnen  f^erbindungen^ 
die  int  amorphen  Zustand  ersciieinen,  eine  andere  y  wie 
Qorher.  Diese  Yerbälüiisse  vom  Doppelsalz  uud  Was- 
ser,  die  sich  bei  anderen  Salzen  gewifs  auch  finden,  sind 
in  sofern  von  Wichtigkeit,  als  sich  an  ihnen  empirisch 
nachweisen  lAfst,  dafs  die  Isomorphie  eine  allgemeine 
Eigenschaft  ihrer  Verbindungen  ist^  als  ft^lehe  sie  sich 
schon  aus  der  Naiur  der  einfachen  Stoffe  erweist. 


\ 


XT.    Untersuchungen  einiger  Mineralien. 

(DicM  Untcrsochungeo  worden  saramtlich  im  Laboratorio  des  Uro.  Prof. 

H.  Rose  angestellt.) 


I.     Untersuchung  des  Leucits  und  Analcims, 
«wAwdejeW,  Gapitain  beim  Berg-  u.  Ingenieurcorps  von  St.  Petersborg* 

Uie  unerwartete  Thatsache,  dafs  nicht  allein  in  dem 
Feldspathe  des  vulkanischen  Gebirges,  sondern  auch  in 
dem  des  sogenannten  Urgebirges  neben  dem  Kali  auch 
Natron  enthalten  ist  ^ ) ,  machte  es  wünschenswerth*  auch 
r|  iil^pe'lMjiieralien,  in  denen  ein  bedeutender  Gehalt  an 

1)  Poggendorfrs  Annaltm,  Hd.  LJl  S,  465. 


ei 


iis 


Schwefel 

23,76 

Kupfer 

37,1  K 

Eisen 

4,42 

Zink 

5,02 

Blei 

0,54 

Silber 

1,09 

Antimon 

25,97 

Unzersetztes  Mineral 

0,47 

98,38. 

Diese  ZusammensefzuDg  zeigt,  dafs  das  Mineral  wohl 
ein  wirkliches  Fahlerz  sey.  Sie  stimmt  mit  der  von  meh- 
reren untersuchten  krjstallisirten  Fahlerzen  überein,  na- 
mentlich mit  der  von  Kapnick  in  Siebenbürgen  *  )•  Auf- 
fallend nur  ist  der  Strich,  der  nicht  wie  bei  zinkhaltigen 
Fahlerzen  röthlichbraun  ist.  Diefs  rührt  indessen  wohl 
von  einer  geringen  Menge  von  Bleiglanz  her,  der  mit 
dem  Mineral  so  innig  gemengt  seyn  mufs,  dafs  er  darin 
nur  durch  das  Resultat  der  Analyse  vermuthet  werden 
kann,  die  einen  geringen  Bleigehalt  angiebt,  der  bestimmt 
bei  allen  untersuchten  krystallisirten  Fahlerzen  fehlt. 


XII.  Untersuchung  eines  krystallisirten  Hütten- 
productes,  gefallen  bei  der  Bleiarbeit  in  Frei- 
berg;  von  C.  Kerstan. 


Di 


leses  interessante  Product  fand  sich  beim  Ausbremieu 
auf  der  Sohle  eines  Bleiofens  auf  der  Muldner  Sdimelz- 
hütte.  Das  untersuchte  Stück  hatte  nahe  4  Zoll  im  Qua- 
drat ,  und  war  auf  der  Oberfläche  mit  sehr  vielen,  3  bis 
4  Linien  langen,  dünnen  spiefsigen  Krystallen  bedeckt. 
Mein  Hr.  College,  Prof.  Naumann  seu.,  halte  die  Ge- 
fälligkeit folgende  Charakteristik  von  demselben  zu  ent- 
werfen. 

I)  PoggcadocfTs  Aoualcn,  Bd.  XV   S.^ll. 


119 

Farbe  :  stahlgfau,  dein  weifslichen  Bleigrau  etwas  ge- 
nähert 

Glanz:  metallisch. 

Sirich:  glänzeud, 

Härte:  =3  (wie  Kalkspath). 

Specifisches  Gewicht:  dasselbe  wurde  von  mir  zu 
9,21  gefunden. 

Tenaciiät:  geschmeidig,  doch  bei  dem  Ritzen  der 
Krjstaliflächen'  noch  etwas  Pulver  gebend,  übrigens  häm- 
mer-  und  streckbar. 

Krystalljorm  (Fig.  11  Taf.  II):  breite,  dünne,  spie- 
fsige  Säulen,  gebildet  tou  zwei  sehr  vorherrschenden, 
und  vier  sehr  untergeordneten  Flächen,  welche  letztere 
/paarweise  zwischen  den  ersteren  liegen,  )edoch  nicht 
^eich  geneigt  sind;  die  eine,  a,  bildet  mit  c  ungefähr 
M4^,  die  andere,  b,  mit  c  ungefähr  133".    bi  azz91^. 

Hiemach  ist  das  Kristallsystem  entweder  monokli- 
noediisch  mit  säulenförmiger  Verläugcrung  nach  der  Or- 
thodiagonale  (wie  beim  Epidot),  oder  triklinoedrisch.  Da 
die  säulenförmigen  Krystalle  mit  ihren  Enden  immer  in 
einander  gewachsen  sind,  so  läfst  sich  von  Endkrjstalli- 
sation  etwas  nicht  beobachten. 

Beim  Erhitzen  in  einer  an  beiden  Enden  offenen 
Glasröhre  schmelzen  die  Krystalle,  aber  schwieriger  als 
reines  Blei;  die  entstandene  Kugel  bedeckt  sich  mit  Oxyd, 
and  an  den  Wänden  der  Glasröhre,  oberhalb  der  Probe, 
bildet  sich  ein  leichter  weifser  flüchtiger  Beschlag. 

Auf  Kohle  schmelzen  die  Krystalle  ziemlich  leicht, 
wobei  erstere  anfanglich  mit  Antimonoxyd  und  Zink- 
oxyd, später  auch  mit  Bleioxyd  beschlagen  wird.  Gleich- 
zeitig entwickelt  sich  ein  schwacher  Arsenikgeruch.  Wer- 
den die  Krystalle  mit  Borax  im  ileductionsfeuer  auf  Kohle 
geschmolzen,  so  erhält  man  ein  durchsichtiges,  ungefärb- 
tes Glas.  Als  dasselbe  hierauf  am  Platindrahte  im  Oxy- 
dationsfeuer geschmolzen  wurde,  erlitt  es  keine  Verän- 
derung 


'g- 


120 

Der  Gang  der  quantitativen  Analyse  war  folgender: 
5  Grm.  der  zerkleinten  Krjstalle  wurden  mit  ver* 
dfinnter  Salpetersäure  digerirt,  bis  diese  keinen  Angriff 
mehr  zeigte.  Hierauf  wurde  die  Auflösung  von  dem  wei- 
fsen  Rückstande  abgegossen  und  letzterer  mit  rauchen-  ' 
der  Salpetersäure  digerirt,  um  aus  ihm  alles  Blei  auszo-  ; 
ziehen.  Diese  Auflösung  wurde  nun  von  dem  Rückstands  -' 
abfiltrirt,  und  dieser  so  lange  mit  kochendem  Wasser  f 
ausgesüfsty  bis  dieses  nicht  mehr  auf  Blei  reagirte.  Der  ^ 
Rückstand  wurde  geglüht  und  aus  der  erhaltenen  anti-  jii 
monigen  Säure. das  Antimon" berechnet.  Aus  der  salpe*  ji 
tersauren  Auflösung  fällte  man,  nach  Entfernung  des  Sfta-  ji 
reÜberschusses  durch  Abdampfen,  mittelst  Schwefelsäure  \ 
das  Bleioxjd,  worauf  die  Auflösung  nahe  zur  Trocknift  |i 
verdampft,  mit  Wasser  verdünnt,  sodann  die  kleine  Mengift  !i 
schwefelsaures  Bleioxjd  abfiltrirt,  und  das  Kupfer  durch  i 
Schwefelwasserstoff  niedergeschlagen  wurde.  Das  Schwe-  \ 
felkupfer  wurde  durch  Rösten  in  Kupferoxjd  verwandelt  ! 
und  aus  der  rückständigen  Flüssigkeit  das  Zink  darcA 
Schwefclammonium  gefällt  u.  s.  w.  Der  Silbergehalt  wurde 
durch  Abtreiben  ermittelt. 

100  Theile  der  Krjstalle  wurden  auf  diese  Weise 
zusammengesetzt  gefunden  aus: 

90,10  Blei 
6,48  Antimon 
1,50  Kupfer 
1,42  Zink 
0,24  Silber 
Spuren  Arsenik,  Schwefel  und  Nickel 

99,74. 

(Jahrbuch  für  den  Sachs.  Berghüttenmann  auf  1842;  vom 

Hrn.  Verfasser  mitgetheilt.) 


121 


XIII.     Einige  neue  Versuche  über  die  Natur  des 
elektrischen  Funkens  \  von  G.  Osann. 


3U 


^or  Anstellung  der  nachfolgenden  Versuche  wurde  ich 
durch  zwei  ältere  bereits  bekannte  veranlafst,  welche  ich 
des  Zusammenhangs  wegen  zuvördei*8t  beschreiben  will. 

1 )  Bringt  man  ein  Kartenblatt  oder  ein  Stück  Pappe 
zwischen  die  beiden  Kugeln  eines  Hculey'schen  allge- 
meinen AusladerSy  und  läfst  hiedurch  einen  Verstärkungs- 
schlag  gehen,  so  wird  es  durchbohrt,  und  man  gewahrt 
eine  runde  Oeffnung,  deren  Weite  sich  nach  der  Stärke 
des  Schlages  richtet.  Betrachtet  man  die  Oeffnung  ge- 
nauer, so  beobachtet  man,  dafs  an  beiden  Seiten  dersel- 
ben sidi  Ränder  von  Papicrcrhöhungeu  vorfinden. 

2)  Wird  anstatt  der  Pappscheibc  oder  des  Karten- 
blatts ein  Stück  Stanniol  genommen,  so  findet  mau  nach 
geschehenem  Durchschlag  dasselbe  an  zwei  Stellen  durch- 
bohrt. An  den  Banderhöhungen  der  beiden  entstande- 
nen Löcher  gewahrt  mau  deutlich  die  entgegengesetzte 
Richtung,  in  welcher  sich  die  beiden  entgegengesetzten 
Sbröme  bewegt  haben.  Man  findet,  dafs  das  eine  Loch 
nach  der  einen,  das  andere  nach  der  entgegengesetzten 
Seite  durchschlagen  ist. 

Diese  Versuche  oberflächlich  aufgefafst,  scheinen 
sehr  leicht  nach  der  gangbaren  Theorie  erklärt  werden 
zu  können.  Man  könnte  sagen,  der  zweite  Versuch  gebe 
einen  unmittelbaren  Beweis  für  das  Vorhandenseyn  bei- 
der Elektricitäten  ab,  da  die  beiden  Oeffnuugen  nur  durch 
iwei  Kräfte  entstehen  konnten;  und  die  beiden  Rander- 
böhungen  im  ersten  Versuch  zeigen  ebenfalls,  dafs  zwei 
Kräfte  nach  entgegengesetzten  Richtungen  durchbohrt  ha- 
ben. Betrachten  wir  sie  Jedoch  mit  geschärftem  Blick, 
so  leuchtet  ein,  dafs  diefs  keineswegs  der  Fall  ist.    Nach 


ch  45oialiger.    Das  Stanniolblatt  hätte  durch  diese  eick- 
sehen  Schläge  nicht  die  geringste  Veränderung  erlitten. 

2)  a)  Die  beiden  Kugeln  wurden  jetzt  4  Milliine- 
r  von  dnander  entfernt  und  das  Stanniolblatt  dazwi- 
hen  gebracht.  Ein  Schlag  nach  15maliger  Umdrehung 
ib  zwei  Löcher  über  einander.  An  beiden  Löchern 
>nnte  man  deutlich  sehen,  daiüs  sie  in  entgegengesetz- 
r  Richtung  durchgeschlagen  waren. 

b)  Bei  SOmaliger  Umdrehung.  Zwei  fast  gleich  grofse 
öcher,  das  negative  etwas  gröfser  und  umgeben  mit  ei- 
Br  braunen  Einfassung,  wahrscheinlich  von  suboxjdirtem 
inn. 

c)  Bei  45  Umdrehungen  erhielt  ich  dasselbe  Resul- 
it,  nur  waren  die  Löcher  etwas  gröfser.  Dicfsmal  war 
n  die  positive  Oeffnung  die  Bräunung  stärker  als  um 
ie  negative. 

3.)  Versuche  mit  Spitzen.  Es  wurden  die  Kugeln 
leg  Entladers  hcruotergenummeu  und  an  die  Stelle  der- 
elbcn  Stecknadeln  befestigt. 

a)  Bei  unmittelbarer  Berührung  der  Spitzen  und  30- 
naliger  Umdrehung.  Man  erhielt  ein  längliches  Loch,  so, 
Is  wenn  zwei  in  eins  zusammengefallen  wären. 

b)  Ein  zweiter  Versuch  gab  nur  ein  Loch,  welches 
if  der  positiven  Seite  gebräunt  war. 

4)  a)  Bei  einem  Abstand  von  1  Millimeter.  Zwei 
isauinienstehende  Löcher  neben  einander. 

b)  Bei  40maliger  Umdrehung  nur  ein  Loch. 

5)  a)  Abstand    1  Millimeter.     Das  Stanniolblatt   in 

r  Form  ^|  dazwischengesteckt,  gab  nur  ein  Loch,  je- 

ch  ein  längliches. 

b )  Der  Versuch  wiederholt,  gab  genau  dasselbe  Be- 
hat. 

c)  Es  wurden  die  Kugeln  so  weit  von  einander  ent- 
mt,  dafs  ihr  Abstand  3  Centimeter  ausmachte,  und  in 
)x  Mitte  zwischen  ihnen  wurde  senkrecht  das  Stan- 
olblatt  befestigt.  Hierauf  wurde  nach  20maliger  Um- 
rehuDg'  der  Verstärk ungsschlag  hindurcbgeführt.     \}lilex 


125 

b)  Bei  1  Millimeter  Abstand  und  gleicher  Anzahl 
Umdrehungen  dasselbe  Resultat. 

r)  Bei  Spitzen  und  ISmaliger  Umdrehung.  Ein  Loch 
mit  gröberen  RanderhOhungcn  als  in  b. 

d)  Bei  Anwendung  von  Metallplatten  in  verticaler 
Stellangy  zwischen  welchen  das  'Kartcnblatt  sich  befand« 
Ein  Durchschlag  mit  beiderseitigen  Randerhöhungen. 

Diese  Versuche  haben  mich  zu  folgender  Ansicht 
über  den  elektrischen  Funken  gef&hrt. 

Der  elektrische  Funke  ist  nicht  das  dynamische  Pro- 
duct  beider  Elektridtäten.  Jede  der  beiden  Elektridtft- 
ten  hat  ihren  eigenen  Funken.  Die  Funken  haben  keine 
Anziehung  zu  einander,  sondern  verhalten  sich  gegen  ein- 
nder,  wie  elektrische  Ströme,  von  welchen  Ampere 
(neigt  hat,  dafs  gleichlaufende  sich  anziehen,  entgegen- 
psetzt  sich  bewegende  sich  abstofscn.^  Fallen  beide 
Fanken  in  einem  zusammen,  wie  diefs  der  Fall  in  der 
itmosphSrischen  Luft  ist,  so  hat  diefs  seinen  Grund  in 
dem  ViTiderstand,  welchen  das  zwischen  befindliche  Mit- 
tel den  Funken  entgegensetzt. 

Man  erinnere  sich  der  Versuche  mit  dem  Stanniol- 
blatt. Befindet  sich  diefs  dicht  zwischen  beiden  Kugeln, 
80  schlägt  der  Funke  zwei  Löcher,  ist  aber  die  Entfer- 
nung beträchtlich,  so  entsteht  nur  ein  Funke,  welcher 
auch  nur  ein  Loch  bohrt.  Man  sieht  hier  deutlich,  dafs 
wo  auf  einem  gröfseren  Weg  ein  gröfserer  Widerstand 
zu  fiberwinden  ist,  beide  in  einem  zusammenfallen. 

Um  diese  Ansicht  ferner  zu  begründen,  wurden  fol- 
gende Versuche  angestellt. 

n)  Zwischen  die  Kugeln  des  Ausladers  wurde  ein 
Stanniolblatt  gebracht,  und  durch  dieses  ein  Funke  durch- 
geschlagen. Hierauf  wurde  das  Blatt  um  |  Millimeter 
verrQckt,  und  alsdann  ein  Schlag  von  derselben  Stärke 
hindnrchgeführt.  Als  das  Blatt  hervorgezogen  wurde,  fand 
man  es  an  zwei  Stellen  durchschlagen.  Dasselbe  Resul- 
tat erhielt  man  bei  jeder  nächsten  Verrückung  de&  Bl^l- 
tes.     Es  hatte  demnach  das  Blatt  dem  elcktrischeii  ¥nAr 


127 

reinigte  sich  an  dem  Band  mit  dein  von  der  entgegen- 
setzten Seife  kommenden.  Es  verhielt  sich  also  wie 
las.  Diese  Eigenschaft  des  Kautschucks  ist  interessant, 
id  dfirfte  za  practiscben  Anwendungen  Veranlassung 
iben. 

Der  Versuch  e,  bei  welchem  einmal  der  elektrische 
imke  zwei  Löcher  gebohrt  hatte,  veranlafste  mich  noch, 
inige  Versuche  mit  Pappscheiben  anzustellen.  Es  wurde 
ine  nasse  Pappscheibe  zwischen  die  Kugeln  gebracht, 
iid  hierauf  wie  gewöhnlich  verfahren.  Der  Erfolg  war, 
als  das  Loch  viel  gröfser  war  und  die  Randerhöhungen 
iel  bedeutender. 

Um  diesen  Versuch  richtig  zu  verstehen,  mufs  ich 
och  einen  anderen  erwähnen,  der  damit  im  nahen  Zn- 
immenhang  steht.  Bringt  man  die  Kugeln  de3  Ausla- 
;rs  dicht  über  die  Oberfläche  von  Wasser,  und  nähert, 
ichdem  der  eine  Theil  in  Verbindung  mit  dem  äufse- 
n  Beleg  gebracht  worden  ist,  den  andern  mittelst  der 
ette  dem  Knopf  der  geladenen  Flasche,  so  sieht  man, 
)ch  bevor  der  Schlag  erfolgt,  wie  das  Wasser  sich  un- 
r  den  positiven  Knopf  hebt  und  in  Folge  von  Anzie- 
mg  sich  hin  und  her  bewegt.  Auch  unter  den  negati- 
n  Knopf  bemerkt  man  eine  ähnliche  Bewegung,  obwohl 
hwächer.  Eben  so,  wenn  man  auf  eine  Glastafel  Schwe- 
lblumen streut,  so  werden  diese  von  den  positiven  Ku- 
In  angezogen,  und  eben  so  werden  Theile  von  Men- 
ge angezogen,  welche  man  unter  die  negative  Ku- 
1  des  Ausladers  bringt;  letztere  Anziehung  ist  jedoch 
hwächer. 

Aus  diesen  Versuchen  geht  nun  mit  Einleuchtentheit 
;rvor,  dafs,  bevor  der  Durchschlag  geschieht,  die  Theile, 
eiche  sich  auf  der  Oberfläche  der  Pappscheibe  betin- 
en,  angezogen,  und  hierdurch  die  Stelle  aufgelockert 
ird,  worauf  dann  au  dieser  verhältnifsnfkäfsig  dünner 
ewordenen  Stelle  der  Durchschlag  geschieht.  Die  Rand- 
rhöhungen  sind,   dieser  Ansicht  zu  Folge,  nicht  dureVk 


129 

1,10  spec.  Gewicht  schlag  der  Fauke  ein  grofses  Loch 
kindorch. 

7)  In  einer  Auflösung  von  essigsaarcm  Blcioxyd  von 
1,28  spec.  Gewicht  schlug  der  Funke  nur  ein  Loch. 

Aus  diesen  Versuchen  geht  das  interessante  Resultat 
hervor 9  dafs  in  Flüssigkeiten,  welche  durch  die  Elektri- 
dtiten  leicht  zersetzt  werden  oder  leitend  für  sie  sind, 
nur  ein  Loch  geschlagen  wird,  hingegen  in  Flüssigkei- 
ten, welche  isolirend  sind,  zwei.  Man  wird  demnach 
ans  dieser  Eigenschaft  erkennen  können,  ob  eine  FIüs- 
ngkeii  leitend  und  zersetzbar  sey. 

Auch  mit  Gasarten  wurden  einige  Versuche  ange- 
stellt; .ich  bediente  mich  hierzu  einer  eigenen  Vorrich- 
fBDg.  Sie  bestand  in  einem  blechernen  Cy linder,  unten 
md  oben  mit  zwei  Oeffnungen  verschen.  Von  unten 
wurde  das  Gas  hincingeicitct.  Aus  der  oberen  ging  eine 
prismatische  Röhre  unter  Wasser,  durch  welche  das  Gas 
geleitet  und  aufgefangen  werden  konnte.  In  der  Mitte 
des  Cylinders  waren  an  beiden  Seiten  dicke  Kupferdrähte 
eingelöthet,  welche  im  Innern  ungefähr  1  Millimet.  von 
einander  abstanden. '  Der  eine  ging  durch  eine  Glasröhre; 
Hber  demselben  befand  sich  ein  Glasstlingelchen,  an  wel- 
ches die  Stanniolblälter  aufgehängt  wurden.  Die  untere 
OeffnuDg  wurde  mit  einem  Gasapparat  in  Verbindung 
gesetzt,  und  die  Versuche  nicht  eher  vorgenommen,  als 
bis  sieb  das  durchgehende  Gas  rein  von  atmosphärischer 
Lnft  erwiefs.  Der  Funke  wurde  nach  20maliger  Um- 
drehung genommen. 

1 )  In  Wasserstoffgas  entstanden  an  der  Durchgangs- 
stelle  mehrere  kleine  Löcher. 

2)  In  Sauerstoffgas  entstanden  durch  den  Durch- 
schlag zwei  grofse  Löcher,  wovon  das  gröfsere  dem  po- 
sitiven Funken  angehörte. 

3)  In  atmosphärischer  Luft,  welche  mit  Wasser- 
gas angefüllt  war,   entstand  ein   grofses  Loch,  bei  wel- 

Poggendorirs  Annal    Bd.  LV.  9 


131 


XIV.     Das  Funhein  der  Sterne,  eine  subjective 

Gesichtserschemung ; 
von  Dr.  Steifensand  in  Crefeld. 


D, 


as  Funkeln  oder  Flimmern  der  Sterne  ist  ein  so  schtV- 
nes  und  auHallendes  Phänomen,  dafs  man  sich  wundem 
iiid£b,  wie  dasselbe  bei  den  sonst  so  eifrigen  und  erfolg- 
reichen Forschungen  in  dem  mannigfaltigen  Gebiete  ähn- 
licher oder  verwandter  Sinneserscbciuungen  bisher  so 
wenig  beachtet  bleiben  und  man  sich  bei  einer  so  we- 
nig befriedigenden  £rkläruDg  begnügen  konnte.  So  viel 
w  bekannt,  hat  man«  dasselbe  bis  jetzt  als  eine  rein 
obfectivei  auf  besonderen  Verhältnissen  und  Zuständen 
der  Atmosphäre  beruhende  Erscheinuug  betrachtet,  in- 
dem man  annimmt,  dafs  sie  durch  Bewegungen  in  der 
lij  Luft  und  dadurch  entstehende  Veränderungen  in  der  Strah- 
lenbrechung erzeugt  werde,  ähnlich  derjenigen,  wo  wir 
Iber  einer  erhitzten  Fläche  die  jenseits  derselben  gele- 
genen Gegenstände  in  einer  zitternden  Bewegung  sehen, 
die  von  dem  Aufsteigen  der  erhitzten  Luft  durch  die  käl- 
teren Luftschichten  hervorgebracht  wird  ^).  Dafs  der 
Zustand  der  Atmosphäre  auf  die  Erscheinung  Einflufs 
hat,  davon  konnte  man  sich  leicht  überzeugen,  da  die 
^Sterne. bei  reiner  Luft,  wie  in  heiteren  Winternächten, 
stärker  funkeln,  als  wo  dieselbe  unklar  und  weniger  durch- 
sichtig ist.  Aber  eben  dieser  Umstand,  dafs  sie  in  kal- 
ten Wintemächten,  wo  der  Unterschied  der  Wärme  in 
den  tieferen  und  höheren  Luftschichten  weniger  grofs  ist, 
.80  wie  auf  den  höchsten  Bergen,  wo  man  dieselbe  beob- 
achtete, am  deutlichsten  und  lebhaftesten  ist,  mufste  ei- 
ner solchen  Ansicht  schon  als  nicht  sehr  günstig  erschei- 

1)  S.  Gehler's  phjsikal.  \V5rlerb.  Bd.  IV,  Art.  Fonkeln  der  Srernc, 
^ron  Brandes. 

9» 


uiUeni,  sondern  hin  und  her  zu  fliegen  scheinen.  Diese 
EjTScheinqng  ist  aber  nicht- mit  dem  Funkeln  der  Sterne 
in  verwechseln;  bei  beiden  ist  der  Grund  offenbar  ein 
ganz  Terschiedener. 

"Wenn  nun  demnach  in  solchen  Slufseren  Verhältnis- 
sen keine  genügende  Erklärung  des  Funkcins  der  Sterne 
^funden  werden  kann,  sollte  denn  nicht  die  Erschei- 
nung vielleicht  eine  blofs  subjectivc,  auf  geivisscn  Bewe- 
pmgen  im  Inneren  des  Sehorgans  selbst  beruhende  sejn? 
DaCs  das  Sinnesorgan  überhaupt  nicht  blofs  eines  passi- 
ven Eindrucks  fidiig  ist,  sondern  unter  gewissen  Bedin- 
gungen seine  specifischen  Empfindungen  in  sich  selbst 
erzeugen  kann,  haben  namentlich  in  neuerer  Zeit  die  so 
cÜrig  gemachten  Forschungen  im  Gebiete  des  Nerven- 
ond  Sinnenlebens  zur  Genüge  dargethan.  So  nimmt  das 
Sehorgan  nicht  nur  die  Dinge  der  Aufsenwelt,  sondern 
auch  seinen  eigenen  Zustand  und  Veränderungen,  die  in 
ihm  vorgehen,  wahr.  Da  aber  seine  ursprüngliche  Be- 
stimmung nur  in  der  Beziehung  zu  jener  zu  liegen  scheint, 
80  ist  es  auch  geneigt  die  Ursache  gewisser  Erscheinun- 
gen, die  in  ihm  selbst  entstehen,  nach  aufsen  zu  verle- 
gen, besonders  wenn  Aehnliches  auch  in  der  Aufsenwelt 
vorkommt.  Unter  vielen  snbjectiven  Gesichtserscheinun- 
gen möge  hier  nur  diejenige  angeführt  werden,  welche, 
wie  ich  glaube,  bei  dem  Phänomene  des  Sternfunkeins 
eine  wesentliche  Rolle  spielt. 

W^enn  wir  bei  Tage  gegen  dou  hellen  Himmelsraum 
sdien,  so  erblicken  wir  das  ganze  Gesichtsfeld  in  leben- 
digster Bewegung,  worin  wir  bei  einiger  Aufmerksamkeit 
«if  das  Deutlichste  die  Blutcirculation  in  den  Capillar- 
(efäfsen  des  Auges  selbst  erkennen,  nämlich  mehr  oder 
weniger  deutliche  helle  Pünktchen  oder  durchscheinende 
KOrperdien  von  anscheinend  verschiedener  Gröfse,  wel- 
die  theib  einzeln  hin-  und  herfahrend,  theils  zu  mehre- 
ren reihenweise  strömend  sich  rasch  durch  einander  be- 
wegen.   Die  als  hell  leuchtende  Pünktchen  erscheinenden 


135 

Ec  ist  woU  kemem  Zweifel  unterworfen ,  dafs  die 
mgefübite  Ldioiatbätigkeit  im  Inneren  des  Auges,  un< 
mttelbar  vor  dem  Organe  der  Lichtperception  nur  fflr 
fie  Vegetation  desselben  bestimmt  ist,  und  zu  dem  ei- 
gentlidien  Processe  des  Sehens  in  keiner  directen,  nor- 
malod  Beziehung  steht.  Vielmehr  ist  leicht  einzusehen, 
daÜB  diese  für  das  Leben  des  Organs  au  sich  unmngänglich 
nothwendige  Einrichtung  unter  Umständen  der  Function 

die  stabilen  kleinen,  runden,  mitunter  ringförmig  ertcheinenden,  ein- 
idn  oder  rohenweue  an   einander   liegenden  K6rperr:lien ,  nidit  die 
ongegliedcrlca  Ffiden  oder  geschlingclten  Faaerfebilde,  welche  bSafig 
^kichtBitig  mit  {enen  gesehen  werden,  verstehe,  unierscheide  ich  drei 
1ms  vier  Arten.      An  der  ersten  Art,  den  gewöhnliclicn  /n.  p,^  habe 
idi  die  meik würdige  Erscheinung  beobachtet,  dals  sie,  gleich  kleinen 
Linsen,  das  Bild  sehr  nahe  dem  Auge  gehaltener  Gegenstande,   z.  B. 
einet  ieiiKin  Gewebes,  in  verkleinertem   Maafsstabe    auf  der  Retina 
cntwcrfm.      Die  Lage    dieser  durchsichtigen   LinsenkSrperchen  kann 
deomftdi   nii^endwo  anders  als  gana  nalie,   d.  h.    in  ihrer  Focaldi- 
stanz,  vor  der  Retina  angenommen  werden.      Die  zweite  Art  unter- 
icfaeidet  sich   von   der  vorigen   durch  geringere  Grofse  und  Deutlich- 
keit, so  wie  durch  die  besondere  Bewegung,  indem  beide  Arten,  wie 
in  zwei  besonderen  Schichten  befindlich,  sich  über  einander  zu  schie- 
ben scheinen.      Um   die   letzteren  zu  sehen,  bedient  man  sich  eines 
dicht   vor  das   Auge  gebrachten,   mit  einer  feinen  Nadelspilze  in  ein 
Kartenblatt  gemachten   und  gegen  den  hellen  Himmel  gehaltenen  Lö- 
dielcbens.      £s  zeigt  sich  alsdann  das  ganze  Gesichtsfeld  mit  derglei- 
chen   runden   Körperchen   oder   Kugcichen  übersäet       Mit  Hülfe  des 
Locbelchens,    das   aber  hiefür  nur   mit  der   allerfeinsten   Nadelspitze 
gemadit  seyn  darf,  bemerkt  man  dann  noch  eine  dritte  Art  von  grd- 
lieren,   rundlichen  Körperchen,   die  ohne  Bewegung  hin  und  wieder 
im   Gesichtsfelde   zerstreut  liegen  und   einzeln   fixirt   werden  können. 
Diese   müssen  als  in  der  Hornhaut  angenommen  werden,   deren  Ge- 
webe man  dabei  ebenfalls  sehen  kann.     Auch  sieht  man  sie  deutlich 
in  dem    von   einer  glänzenden   Kugclflnche  reflectirten   Zerstreuungs- 
bilddien  der  Sonne  oder  einer  Lichtflamroe.    Zugleich  mit  ihnen  wird 
dann  -xuletzt  gewöhnlich  noch  eine   vierte  Art  ähnlicher  Körperchen 
bemerkt,  welche  bei  Bewegung  der  Aogenlieder,  beim  Blinzeln,  schnell 
von  oben  nach  unten  zu  fallen  scheinen,  und  sich   oflenbar  in  der 
Thränenfeochtigkeit,  also  aufserhalb  des  Auges,  befinden.  —  Ausführ- 
licheres findet  sich   in   meinem  Aufsatze  über  diesen  Gegenstand  in 
V.  Amraon's  Monatsschrift  für  Medicin  etc.,  Bd.  I  S.  203. 


137 

drucke,  eiiiai  momentanen  Lichtwechsel  xeigen,  und  da 
dieser  sich  rasch  und  nnaulhOrlich  wiederholt,  so  erschei- 
nen sie  gleidisam  in  zitternder  Bewegung,  und  die£B  ist 
das  sogenannte  Fnnkeln  oder  Flimmern  derselben. 

Eme  Schwierigkeit  bei  der  Erklärung  unseres  Phi- 
nomensy  welche  der  allgemeinen  Gültigkeit  der  eben  ge- 
gebenen entgegenzustehen  scheint,  könnte  noch  darin  ge- 
fanden werden,  dafs  dasselbe  hauptsächlich  nur  bei  den 
Fiistemen  vorkommt,  die  Planeten  dagegen  gewöhnlich 
tm  ruhiges  Licht  zeigen.      Es  liefse  sich  demnach  ein- 
wenden, dafs  doch  wohl  der  Grund  davon  in  der  Ver- 
schiedenheit des  Lichtes  liegen  müsse,    welches  )a  be- 
kanntlich bei  jenen  ein  sclbstständiges,  bei  letzteren  da- 
gegen nur  ein  reflectirtes  ist.     Gewifs  ist  die  Beschaffen- 
heit des  Lichtes  hiebei  ein  wesentliches  Moment;   doch 
möchte  dieses  mehr  in  der  Intensität  desselben,  als  in 
einer  anderen  besonderen  Eigenschaft  liegen.      Bedenkt 
man,  dafs  die  Fixsterne  vor  dem  Teleskope  immer  noch 
als  blofse  untheilbare  Punkte,  und  zwar  um  so  kleiner 
erscheinen,  je  besser  und  schärfer  das  Instrument  ist,  so 
zeigt   sich  hierin  schon  der  grofse  Unterschied  von  dem 
Lichte  der  Planeten,   welches  unter  diesen  Umständen, 
mit  der  Vergröfserung  derselben  und  seiner  Ausdehnung 
in  die  Breite,  auch  immer  schwächer  wird,  und  mau  kann 
Dicht  genug  über  die  unendliche  Intensität   des  Lichtes 
der  Fissteme,  dieser  leuchtenden  Pünktchen,  erstaunen, 
die,  als  solche,  auf  viele  Millionen  Meilen,  nicht  das  ge- 
ringste von  ihrem  Glänze  verlieren.     ^/Vie  unendlich  klein 
Dafs  nicht  das  Lichtbildchen  sejn,  welches  ein  solcher 
Stern   auf  der  Netzhaut  entwirft.      Und   dennoch  ist  es 
noch   nicht  einmal  der  blofse  Kern   des  Fixsterns,  was 
mr  sehen,  sondern  vielmehr  dessen  durch  die  Aberra- 
tion der  Lichtstrahlen,   wegen  der  Kugelgestalt  und  Un- 
Vollkommenheit    der  Brechungsmittel    des  Auges,   noth- 
wendig  vergröfsertcs  Zerstreuungsbild.     Es  ist  das  klein- 
ii'l  ste  Object  in  der  ganzen  Natur,  und  offenbar  viel  klev 


199 

I  mmieii  an  deiifefiigen  Steinen,  welche  in  der  Sehaxe  lie- 
I  gend  wir  felade  betrachten,  weniger  deutlich  und  anf- 
\  fallend  ist,  ah  bei  den  weiter  seitwfirts  im  Gesichtsfelde 
befindlidien,  so  dafs  wir  einen  eben  direct  betrachteten 
Stern  starker  fnnkeln  sehen,  wenn  wir  ihn  indirect  beob- 
aditen.  Es  ist  oben  angef&hrt  worden,  dafs  dicfs  anch 
bri  der  Beobachtnn;;  der  BIntcirculation  im  Auge  der 
Fall  ist,  welche  gerade  in  der  Mitte,  in  der  Richtung 
der  Sehaxe  nicht  mit  Bestimmtheit  wahrgenommen  wer- 
den kann,  woraus  hervorgeht,  dafs,  wenn  dennoch  das 
Funkeln  in  dieser  Richtung  vorhanden  ist,  dieses  mehr 
den  oben  bezeichneten  Störungen,  welche  der  Lichtstrahl 
taf  seinem  ganzen  Wege  durch  das  Auge  erleidet,  zuge- 
idirieben  werden  mufs.  Somit  möchte  auch  dieser  Um- 
stund zu  Gunsten  der  Ansicht  sprechen,  dafs  das  Fnn- 
heh  der  Sterne  in  gewissen  Verhftltnissen  und  Bewe- 
gongen  im  Inneren  des  Auges  selbst  seinen  Grund  hat, 
and  demnach  als  eine  blofs  subjective  Gesichtserschei- 
nong  zu  betrachten  ist. 


Zusatz  des  Herausgebers.  —  Die  so  eben  ausge- 
sprochene Ansicht  fafst  das  Phänomen  des  Funkeins  der 
Sterne  von  einer,  meines  Wissens,  noch  nicht  betrach- 
teten Seite  auf,  und  darum  glaubte  ich  sie  den  Lesern 
der  Annalen  nicht  vorenthalten  zu  dürfen.  Indefs  mufs 
ich  doch  die  Bemerkung  hinzufügen,  dafs  wenn  auch 
nach  der  zuletzt  angeführten  Wahrnehmung,  falls  sie  rich- 
tig ist,  nicht  geleugnet  werden  kann,  dafs  das  Auge  ei- 
nigen Antheil  an  dem  Phänomen  habe,  es  doch  anderer- 
seits viel  zu  weit  gegangen  heifst,  dasselbe  ganz  auf  eine 
sabjective  Gesichtserscheinung  zurückführen  zu  wollen. 
Gegen  eine  solche  Erklärung  sprechen  schon  die  bei  dem 
Fonkeln  auftretenden  Farben,  deren  der  geehrte  Verf. 
dies  obigen  Aufsatzes  nicht  gedenkt  (vermuthlich  weil  ihrer 
in  dem  allerdin^  sehr  ungenügenden  Artikel  im^.  GeV 


141 

(Januar  1840)  die  Hoffnang  gemacht,  die  gewKs  vod 
Yiden  lAngst  ersdmte  Abbandlimg  in  den  Denksdirif- 
ten  der  Pariser  Academie  gedmckt  zu  sehen  (Compt  rend, 
'T.Xp.83). 


/  XV.      Ueber   den   Ausdehnungscoefficienten   der 
I  Gase;  von  Hrn.  V.  Regnault. 

(G«l«wn  ni  der  Pariwr  Academie  am  13.  Dec.  1841.     Aas  den  Compi. 


rend.  T,  XIII  p.  1011.) 


Jt/er  seit  langer  Zeit  von  den  Physikern  angenommene 
Ansdehnnngscoefficient  der  Gase  ist  durch  die  vor  eini- 
gen Jahren  von  Rudberg  gemachten  Versuche  zweifel- 
haft geworden.  Dieser  geschickte  Physiker  hat  gezeigt, 
dafs  der  CoSfficient  0,375  zu  grofs  ist,  um  -j^-j  verrin- 
gert werden  mufs.  Das  Mittel  aus  seinen  Versuchen 
giebt  diesem  Coefficienten  den  Werth  0,3646. 

Es  schien  mir,  dafs  zur  Entscheidung  der  Frage 
neue  Versuche  nöthig  wären  ' ),  und  ich  stand  nicht  an, 
dieselben  zu  unternehmen,  überzeugt,  dafs  sie  selbst  dann 
der  Wissenschaft  selir  nützlich  seyn  würden,  wenn  sie 
auch  nur  die  Rudberg'schcn  Resultate  bestätigten. 

In  der  Unmöglichkeit  meine  Apparate  und  Verfah- 
mngsweisen  ohne  Figuren  und  detaillirtc  Beschreibung 
verständlich  zu  machen,  werde  ich  hier  nur  die  bei  je- 
dem Versuche  erhaltenen  Zahlen  angeben,  die  vollstän- 
dige Arbeit  wird  baldigst  veröffentlicht  werden. 

Die  Versuche  wurden  in  vierlei  Weisen  angestellt. 

1)  £•  Icannte  natürlich  Hm.  Regnault  nickt  bekannt  sejn,  dafs  Prof. 
Maf  nua  sidi  gleichzeitig  dieselbe  Aufgabe  gestellt,  ja  schon  am  25. 
Not.  1841  (nicht  1840,  wie  durch  Druckfehler  auf  3*  1  dieses  Hef- 
tes steht)  seine  Besnltate  bekannt  gemacht  hatte.  Hm.  R's.  Versuche 
dieaea  ubrigena  nur  aur  Bestätigung  derselben.  P. 


C" 


14S 

sie  «igm,  dab  diese  Siare  zwischen  0**  und  100^  ei- 
wa  bedeutend  stSriLeren  Ansdehnangsco^fficienten  als 
6e  Luft  besitzt  Zwei  Versachsreihen,  die  eine  nach 
den  Verfahren  der  zweiten,  and  die  andere  nach  dem 
der  Tierten  der  mit  Lnft  gemachten  Versachsreihe  ange- 
iteUty  gaben  folgende  Zahlen : 

Kolilentinre. 
Apparat  No.  2.  |  Apparat  No.  4. 


0,36844 
981 
913 

848 

Mittel    0,36896 


0,36831 

857 
846 
866 


Mittel     0,36850 


Ich  werde  meine  Versuche  tiber  die  Ausdehnung 
vendiiedener  Gase  fortsetzen,  mittelst  einer  Art  von  Dif- 
faroitial- Thermometer,  welches  die  Unterschiede,  wenn 
de  vorhanden  sind,  sehr  deutlich  vor  Augen  legt. 


XVI.     Ueber  ein  aligemeines  Princip  der  Physilc; 

von  Hrn.  G.  Lam^. 

(Compt,  rend,  7*.  XIT^  p.  35.  —  Ein  vom  Verf.  |;emachter  Auszog 
ans  seiner  Abbandlang,  mit  deren  Begutachtang  die  HH.  Gaj-Lus- 
sac,  Gancbj,  Regnaolt'  und  Duhamel  beauftragt  sind)  '). 


JL/ie  Entdeckung  des  Aethers  verdankt  man  der  physi- 
kalischen Theorie  des  Lichts.  Die  ( —  es  ist  wohl  nicht 
mehr  als  billig  hier  einzuschalten  —  von  Hujghens 
losgegangene  (jP.))  ▼on  Euler  und  Young  vertheidigte 
Mee  der  LichtwcUen  hat  endlich  durch  Arago's  und 
Fresnel's  Entdeckungen  triumphirt.     Seit  den  firuchtba- 

1)  Wir  wollen   hoflen,   dafs  das  GuUchten  dieser  Commission   recht 
bald  an's  LicbtVeie !  P. 


T 


145 

voUatindigw  Amdmck  des  besagten  Prindps  begriHcii 
finden.  Die  aus  diesem  Piincip  abgeleiteten  Folgenin- 
pn  bieten  aicb  also  mit  genfigender  Wahrscheinlichkeit 
dsr,  am  die  Aufmerksamkeit  der  Physiker  auf  sidi  xn 
liehen. 

Eine  dieser  Folgerongen  ist  das  Dasejn  eines  Drucks, 
weldien  der  Aether  auf  sich  selbst,  auf  alle  Körper  und 
■  Inaem  aller  wSgbaren  Stoffe  ausübt.  Dais  sich  die- 
ser Dmdb  nicht  kund  giebt,  entspringt  daraus,  dafs  es 
keinen  KOrper  ohne  Aether  giebt,  und  dafs  alle  Theile 
der  Flüssigkeit  frei  mit  einander  couimuniciren,  durch 
Schichten,  welche  die  einander  nii^ends  berührenden 
wigbaren  Atome  treuneu.  Dieser  Druck  mufs  gröfser 
•ejn  als  die  CohSsion  aller  durchsichtigen  starren  Kör- 
per, denn  er  ist  es,  welcher  sie  zusammenhAlt  (mainiieni), 
wie  der  atmosphärische  Druck  die  Flüssigkeiten  xnsam> 
■lenhllt,  welche  im  Vacuo  verdampfen  würden.  Wenn 
nan  aber  auch  jioch  kein  Barometer  erblickt,  welches  die- 
len Druck  genau  kennen  Ichren  könnte,  so  giebt  es  doch 
Mittel  seine  Yeründeniu^cn  nachzuweisen,  und  ein  sol- 
ches ist  unter  anderen  die  Messung  des  Ausdehnungs- 
coefficienten  der  Gase. 

Wenn  der  Druck  des  Aethers  gogenwärlig  gröfser 
ist  als  zur  Zeit,  da  Gay-Lussac  zum  ersten  Male  die 
Aosdehnung  der  Gase  genau  mafs,  so  müssen  die  beiden 
festen  Punkte  des  Thermometers  einander  näher  gekom- 
men seyn;  und  diefs  erklärt  auf  eine  sehr  einfache  Weise 
die  Nicht-Uebereinstimmung  der  zu  beiden  Zeiten  ge- 
nessenen  Coefficienten.     In  der  That  ergiebt  sich  uns: 

1)  Die  Spannung  des  fVasserdamp/s ,  gemessen 
bei  einer  bestimmten  Temperatur,  ist  nur  der  Ueber- 
1^  $ehu/$  der  gesamnUen  Spannkraft  desselben  über  den 
Druck  des  Aethers  im  Vacuo;  und  wenn  dieser  Druck 
unimmt,  mufs  der  Dampf  wirklich  in  seiner  Tcmpc- 
ratnr  sieigen,  damit  die  gemessene  Spannung  coustant 
Ueibe.      Das  heifst:   der  feste  Siedpunkt  des  Wa«&ibi«, 

b  Ann»!,  iid.  LV.  \^ 


eA 


vt 


0 

1^ 

ei 


147 

760  Millimeler  ist.  Mithin  haben  die  beiden  festen  Punkte 
des  Thennometera  sich  einander  nähern  müssen. 

Matt  hat  demnach  Ursach  xa  veniiuthen,  dafs  die 
Nidit-Uebereinstimmung  der  Tor  fllnf  und  zwanzig  Jah- 
ren Ton  Gaj-Lnssac  für  den  Ausdehnungscoefficien- 
tCB  gefotidenen  Zahl  mit  der  in  neuerer  Zeit  von  Rud- 
barg  erhaltenen  und  von  Regnault  bestfitigten  alld- 
Big  ans  Verindeningen  dieser  Art  entspringe  (?  P.).    Der 
Cntenchied  der  beiden  Zahlen  würde  sich  erklären,  wenn 
warn  annähme,  dafs  auf  der  Erde  der  Druck  des  Aethors 
innerhalb  eines  Vierteljahrhnnderts  eine  Zunahme ,  enl- 
sprechend  einem  Druck  von  acht  bis  neun  ZehnteUMil- 
limetem  Qoecksilberhöhe,  erlitten  habe;  eine  zwar  geringe 
Zmahme,  die  aber  hinreichen  würde,  die  beiden  festen 
Punkte  des  Thermometers    einander  um  2^  Grade  der 
alten  Skale  näher  zu  bringen;  denn  theilt  man  die  von 
Radberg  gefundene  Ausdehnung  der  Luft  zwischen  den 
beiden  festen  Punkten   durch  97,75  9ta(t  durch  100,  so 
kommt  man  auf  die  von  Gay-Lussac  gefundene  Zahl 
znrOck. 


XVII.  Bericht  uher  ein  neues  musikalisches  Saiteu- 
Instrument  des  Instrurnenlenrnachers  Jsoard. 

(In  Namen  ciaer  Conimission ,  bestehend  aus  «len  HH.  Cherub  in  i, 
Berton,  Halevj,  Carafa,  Spontini,  Ton  der  Aradcmie  der  sclio- 
nen  Künste,  Arago,  Puissant,  Becquerel,  Dutrochet,  Pon- 
celet,  Pouillet,  Seguicr,  Berichterstatter,  von  der  Academie  der 
Wissenschaften.    —  Mit  einigen  Abkursungen  ans  den  Compi.  rend. 

T.XIil  p.W».) 


E. 


ist  nicht  erst  in  unseren  Tagen,  dafs  der  Ton  einer 
nai  Luft  angeblasenen  Saite  die  Aufmerksamkeit  erregt 
hL  Das  Pfeifen  des  Windes  in  dem  Tanwerk  der  Schiffi^ 
nt  «ine  Wahrnehmung,  ho  alt  als  die  Ursache,  ^e\<Aifi 

10* 


tes 


149 

gnngen  Tenetzt  wQrden,  der  gewiliMchte  Tou  rascher 
nn  Vonchein  kSme.  Sie  fOgten  daher  einen  endlosen 
Violinbogen  hinza,  gebildet  aus  einem  in  sich  znrück- 
laofenden  und  über  zwei  fortwährend  gedrehte  Rollen 
binweggebenden  Bande.  Allein  der  unpartheiische  Haüy, 
dmohl  er  in  seinem  lichtvollen  Bericht  diesem  Zusatz 
alle  Gerechtigkeit  widerfahren  läfst,  bedauert  defaunge- 
achtet,  dafs  das  so  vervollkommtc  Instrument  doch  nur 
nir  AusfDhrung  langsamer  Musikstücke,  wie  Adagio's  und 
Cantabile's  9  anwendbar  sey.  Die  Tasten  der  Klaviatur 
des  TervoUkommten  Anemochords  hatten  einen  doppel- 
ten Dienst  zu  verrichten.  Sie  mufsten  wie  zuvor  die 
Happen  der  Luft  öffnen,  und  fiberdiefs,  mittelst  einer 
Bebelveibindung,  das  während  des  ganzen  Spiels  fort- 
wihrend  herumgedrehte  Band  heben  und  gegen  die  Sai- 
ten drücken,  in  demselben  Augenblick,  da  diese  dem 
Loftstrom  ausgesetzt  wurden.  Die  Urheber  des  Anemo- 
diords  hatten  wohl  begriffen,  dafs  ihr  Band,  indem  es 
die  Stelle  eines  Violinbogens  vertrat,  die  durch  dasselbe 
erschütterte  Saite  verlassen  mufste,  um  diese  unter  blo- 
&er  Einwirkung  der  Luft  frei  schwingen  zu  lassen.  Auch 
bestand  ihr  Mechanismus,  um  das  Band  mit  den  Saiten 
ia  Berührung  zu  bringen,  aus  einem  Echappement,  wie 
diB  der  Hammer  unserer  neuem  Piano's,  welche  nach  dem 
Anschlagen  an  die  Saite  zurückspringen. 

Wir  geben  die  Beschreibung  eines  der  Academie 
dion  vor  fünfzig  Jahren  überreichten  Instruments,  und 
doch  sollten  wir  die  kaum  vor  zehn  Jahren  von  Hm. 
Isoard  erfundene,  ihrem  Princip  nach  ganz  neue  musi- 
kalische Maschine  auseinandersetzen.  Allein  das  Bedürf- 
HiÜB,  Hm.  Isoard  selbst  gegen  den  leisesten  Verdacht 
eines  Plagiats  zu  schützen,  ein  Verdacht,  der  durch  ei- 
nige scheinbare  Aehnlichkeiten  in  den  Mitteln,  aus  den 
dem  Lnibtrom  ausgesetzten  Saiten  einen  raschen  Strom 
m  erhalten,  erweckt  werden  könnte,  hat  uns  zu  diesem 
Sdiritt  veranlafst. 


151 

fgJHrinhpniMii  abtr  interessantet  Eicüplar  der  Effaotc 
dbii/  wünii6  die  AnwenduDg  der  neuen  Art  vod  ToBer« 
mging  denmist  xn  verwirklichen  berufen  iit.  Sclion  }etxt 
^1  kann'  ttiaDi'das  fame  Verdienst  dea  Werks  ermeaaent 
^/  anae-filnbcliheit  ist  bewundems^erth,  und  lAfst  einsa- 
*/  kan,  waa  «a  künftig  leisten  werde. 

Tim' die   fiewObnliche  Schwin^^un^  der  Saite  einea 
Piano  in- den -'kraftigen  Ton  eines-  Blaseinstrnnienis  cd 
▼erwandcln^   genügt  es  Hrn.  Isoard  unter  die  Sailed 
einen  kleinen  beweglichen  Kasten  auzubringeii,  getheilC 
in   so   viele  Zellen   als   er  Saiten  schwingen  lassen  will 
Jede  .Zdle  communicirt  mittelst  einer  Klappe  mit  einer 
gewöhnlichen   Windlade.      Die  Luft,   comprimirt   durch 
einen    doppelten  Blasebalg,   wird   in   einem   besonderen 
Behfilter  ängehSluft,  und  tritt,  wenn  eine  Taste  der  Kla- 
viatur  eine   Klappe  öffnet,  in  die  entsprechende  Zelle. 
Das   Ausströmen   der  so   hineingelassenen   Luft,  um  die 
Sdiwingang  der  Saite  zu  unterhalten  und  zu  vergröfsem, 
geschieht  durch  eine  Langenspalte,  in  welche  die  Saite 
irnch  Belieben  eingefügt  werden  kann.      Wir  sagen  ab- 
nditlich,  dafs  die  von  der  Luft  getroffene  Saite  zu  schwin- 
gen fortfährt;  denn  Hr.  Isoard,  wie  seine  Vorganger 
fsn   1790,  hatte  mit  der  Langsamkeit  des  Ansprechens 
^isser  Saiten  zu   kämpfen;  wie  sie,  wufste  er  dieses 
EBndemifs  zu  besiegen,  allein  durch   ein  ganz  anderes 
MitteL      Er  wählte  den   weit  einfacheren  Mechanismus 
cinea  an  die  Saite  schlagenden  Hammers,  statt  des  sehr 
snnreiohen  -aber  sehr  complicirten  Bogens,  der  die  Saite 
durch  Beiben  in  Erschütterung  versetzte.     Die  Wahl  des 
Hammers  ist  sehr  glücklich,  denn  sie  bietet  Hm.  Isoard 
einen  reellen  Vorheil  dar,  den  nämlich,  seinen  Saiten 
ikren  ursprünglichen  Ton  wieder  zu  geben.      Wenn  er 
den  beweglichen  Kasten  senkt,  giebt  die  Saite  nur  den 
Ton  deaPianöforts,  da  sie  aufserhalb  der  Spalte,  in  der 
dit  Luft  auf  sie  wirkt,  angeschlagen  wird.     Er  kann  also 
aittelat  eines  bJof^eii  Pedals,   der  die  Windlade  dl^l^x 


168 

eriitileni«  Eine  Stinmigabel  ist  das  CeDtniin  von  vier 
Wellen,  zwei  +  und  zwei  —  (Fig.  12  Taf.  II);  allein, 
wenn  sie  nicht  sehr  dicht  an's  Ohr  gebracht  wird,  hört 
nan  keinen  Ton,  weil  alle  vier  Wellen  mit  ihren  Centris 
sdhr  dicht  aneinanderliegend  daher  samintlich  mit  gleicher 
Kraft  auf  das  Ohr  wirken,  und  ihr  Unterschied,  wenig- 
stens annähernd,  Null  ist. 

NShert  man  nun  eine  offene  Röhre  von  gleicher  Lunge 
mit  der  Lflnge  einer  halben  Welle  (a  one-phase  fpai^) 
der  Stimmgabel  dem  eiuen  Centro,  wie  A  in  Fig.  13 
Taf.  II,  so  beginnt  die  Luft  in  Einklang  mit  der  Gabel 
ni  schwingen,  da  sie  durch  die  erste  eintretende  Welle  in 
Bewegung  gesetzt  wird.  Die  Schwingung  aus  der  Röhre 
ist  aber  eine  Phase  hinter  der  der  Gabel  zurück,  und 
wenn  also  eine  — Welle  vom  Centro  A  ausgeht,  trifft 
ne  eine  -|- Welle  aus  dem  Ende  E  der  Röhre,  und 
beide  werden  zerstört.  Das  — Centrum  C  zerstört  auch 
ein  -f- Centrum,  wie  X),  und  es  bleiben  nur  die  Centra 
der  -(-Wellen,  jBvon  der  Gabel  und  jPvoo  derRöhre^ 
und  diese  wirken  gemeinschaftlich  auf  das  Trommelfell, 
mn  den  von  uns  gehörten  Ton  zu  erzeugen. 

Ist  die  Röhre  geschlossen  und  nur  halb  so  lang,  so 

Iwird  die  von  A  ausgehende  und  in  die  Röhre  tretende 
Welle  am  Rodeu  reflectirt ;  und  sie  tritt  in  dem  Moment 
wieder  aus ,  wann  die  nächste  —  Welle  von  A  eintre- 
ICD  will  (Fig.  14  Taf.  II).  E  und  A  zerstören  alsdann 
einander,  und  da  auch  C  und  D  interferircn,  so  bleibt 
i»  nur  die  +  Welle  B,  welche  ungehindert  auf  das  Ohr 
wirkt.  Der  Ton  einer  offenen  Röhre  ist  daher  ceieris 
faribuf  weit  stärker  als  der  einer  geschlossenen  Röhre, 
ik  dort  zwei  Wellen  statt  einer  vorhanden  sind. 

DaCs  geschlossene  Röhren,  wenn  sie  resonireu,  den 
Ton  des  ursprünglich  vibrirenden  Körpers  zum  Theil  zer- 
itAren,  und  offene  in  Zusatz  zu  diesem  ein  neues  Cen- 
tmn  einer  Welle  von  gleicher  Phase  mit  der  übrigblei- 
l^en  liefern^  lätst  sich  aut  mancherlei  Weise  xeifjen. 


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/ 


157 

Eine  im  Freien  schwingende  Suite  giebt  wenig  oder 
pr  keinen  Ton;  wenn  sie  aber  Ober  ein  elastisches  Brett 
i0ige8|Miiuit  oder  damit  verbunden  wird,  bringt  sie  eine 
fobe  Resonanz  hervor.  DieCs  hat  zwei  Ursachen.  Erst- 
ick ist  die  Saite^  für  sich  allein,  der  Mittelpunkt  zweier 
ogemein  dicht  zusammenliegender  Wellen,  die  also  mit 
nander  interferiren.  Wenn  aber  die  Saite  j4B  nahe 
9  einer  Flache  C  schwingt,  so  wird  die  zu  dieser  Flu- 
e  gehende  Welle  — 1  reflectirt;  sie  begegnet  also  die 
r  folgende  Welle  +2,  neutralisirt  sie  zum  Thcil  und 
:zt  die  Welle  —  2  in  den  Stand  das  Qhr  ohne  Schwi- 
Diig  zu  erreichen  (Fig.  19).  Wahrscheinlich  entspringt 
loch  der  gröbste  Theil  des  Tons  dadurch,  dafs  das 
ett  oder  die  Fläche  selbst  theilweise  oder  als  (ian- 
I  schwingt.  Geschieht  diefs  theilweise,  so  haben  die 
leile  in  Bezug  auf  das  Ohr  verschiedene  Lage,  und 
eben  also  einen  Eindruck  auf  dasselbe.  Schwingt  sie 
&r  als  Ganzes,  so  ist  die  Platte  C  so  breit,  oder,  wenn 
einen  Kasten  bildet,  so  begränzt,  dafs  die  eine  Welle 
rch  innere  Reflexion  verloren  geht,  und  nur  die  von 
r  Aofsenseite  abgehende  Welle  das  Ohr  erreichen  kann. 

Stellt  man  eiue  Stimmgabel  auf  einen  Tisch,  so  geht 
le  Welle  durch  innere  Transmission  und  Reflexion  ver- 
-en,  während  die  von  der  Aufsenseite  herkommende 
B  Ohr  erreicht. 

Bei  Zungenpfeifen  bringt  die  Zunge  zwei  Wellen 
rvor,  welche,  wenn  sie  frei  schwingt,  einander  am  Ohr 
ntralisiren;  allein  in  Praxis  ist  der  einen  ein  offener 
istritt  durch  das  Mundstück  gestattet,  während  die  an- 
re  in  den  Höhlungen  der  Lippen  und  des  Mundes  ver- 
ren  geht  Bei  Mundstück -Instrumenten,  wie  Jagdhör- 
T  und  Trompeten,  dient  die  Mundhöhle  ebenfalls  zur 
hsorption  der  einen  Welle,  während  die  andere  frei 
itweicht. 


Mf 

srJP^r\ 
>_*'     1. 

i'    l 


r= 


srr 


Und  für  den  Fall  Fig.  9,  für  welchen  die  Intensitä- 
tai  durch  einen  Index  unterschieden  seyn  mögen: 

A'  (1       1 


^'  ""77)r'~r"' 


Diese  Relationen  sind  interessant ,  und  geben ,  auf 
instante  Kelten  angewandt,  für  welche  sie  überhaupt 
ir  gelten  können,  weil  diese  Ketten  allein  die  Grund* 
setze  des  Galvanisoius  in  ihrer  Einfachheit  darlegen, 
len  Weg,  die  Theorie  in  verschiedenen  Punkten  «i 
Ofen.  Unter  andern  Iftfst  sich  durch  die  Intensitäten 
und  J"  das  Widersiondsi^erhättnifs  ^  und  durch  die 
iensit&t  /^,  wenn  sie  durch  abgemessene  Längen  der 
;ähte  a  und  e  Null  gemacht  ist,  der  Widersiands-Vün 
'schied  zweier  Volta'scher  Ketten  von  gleicher  elektro- 
»torischer  Kraft  bestimmen,  was  in  gewissen  Fällen 
n  Nutzen  seyu  kann« 

Ich  erwähne  diefs  hier  nur  vorläufig,  hoffend  in  der' 
»Ige,  wo  ich  dijB  wichtigere  Anwendung  der  obigen 
irmeln  auf  die  PolariscUions  -  Erscheinungen  anseina»« 
netzen  werden  experimentell  darauf  zurückkonmaen  zu 
oneD. 

Paggendorff. 


Mf 
r_^'    1. 


r= 


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Und  für  den  Fall  Fig.  9,  für  welchen  die  Intensitä- 
fai  durch  einen  Index  unterschieden  seyn  mögen: 

1       J_ 

l?  ~  r' 
1       2 

12 

Diese  Relationen  sind  interessant,  und  geben ,  auf 
instante  Ketten  angewandt,  für  weiche  sie  überhaupt 
nr  gelten  können,  weil  diese  Ketten  allein  die  Grund* 
setze  des  Galvanismus  in  ihrer  Einfachheit  darlegen. 
Den  Weg,  die  Theorie  in  verschiedenen  Punkten  «i 
Ofen.  Unter  andern  lüfst  sich  durch  die  Intensitäten 
und  J"  das  Widerstandsi^rhäUnifs  ^  und  durch  die 
KensitSt  /^,  wenn  sie  durch  abgemessene  Längen  der 
rAhte  a  und  e  Null  gemacht  ist,  der  fVäUrsiands- Unr 
schied  zweier  Volta'scher  Ketten  von  gleicher  elektro- 
Btoriscber  Kraft  bestimmen,  was  in  gewissen  Fällen 
n  Nutzen  seyu  kann. 

Ich  erwähne  diefs  hier  nur  vorläufig,  hoffend  in  der' 
>lge,  wo  ich  di^  wichtigere  Anwendung  der  obigen 
)nneln  aof  die  Polarisations^  Erscheinungen  anseina»« 
isetzen  werden  experimentell  darauf  zurückkommen  zu 

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Poggendorff. 


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Und  ftSr  den  Fall  Fig.  9,  für  welchen  die  Intensitä- 
fia  dorch  einen  Index  unterschieden  seyn  mögen: 

A'  U       I 


'  3 
1-1.1 

Diese  Relationen  sind  interessant,  und  geben,  auf 
instante  Ketten  angewandt,  für  welche  sie  überhaupt 
IT  gelten  kOnnen,  weil  diese  Ketten  allein  die  Grund* 
setze  des  Galvanismus  in  ihrer  Einfachheit  darlegen. 
Den  Weg,  die  Theorie  in  verschiedenen  Punkten  «i 
fifen«  Unter  andern  Iftfst  sich  durch  die  Intensitäten 
und  J"  das  Widersiondsi^rkäUnifs  ^  und  durch  die 
lensitil  /^,  wenn  sie  durch  abgemessene  Längen  der 
fftbte  a  und  C  Null  gemacht  ist,  der  Widerstands' Von 
"schied  zweier  Volta'scher  Ketten  von  gleicher  elektro- 
itorischer  Kraft  bestimmen,  was  in  gewissen  Fällen 
n  Nutzen  seyn  kann. 

Ich  erwähne  diefs  hier  nur  vorläufig,  hoffend  in  der' 
ilge,  wo  ich  diß  wichtigere  Anwendung  der  obigen 
»rmeln  auf  die  Polarisaiions^  Erscheinungen  auseina»« 
netzen  werden  experimentell  darauf  zurückkommen  zu 
wen« 

Paggendorff. 


gnt^  lnw^n|d(eri  mit  ideu  drei  leCzten,  sowohl  bei  allen 
biiJkjeK  ^«rgoldftben  Metallen ,  als  bei  solcheop  die  noch 
nicht  vergoldet  wurden.  Die  beste  Flüssigkeit  Ton  allen 
itt  aber  di^  schwefelhalligc;  sie  giebt,  selbst  aof  Bronze 
und  Mca^ing»  die  schönste  Vergoldong. 

So  kann  man  Platin,  Silber,  Kupfer,  Packfong,  Stahl, 
Eii/en  iind  Zinn  (letzteres  jedoch  erst,  wenn  «s  mit  ei- 
lem  sehr  dünnen  Kupferüberzug  versehen  ist)  auFs  al- 
lendiönstc  und  in  beliebiger  Dicke  vcrgoldeiv  Auf  ei- 
tter  vergoldeten  Messingschale,  welche  die  Cominission 
prüfte,  war  die  Vergoldung  so  dick,  dafs  sie  der  Wir« 
4  knng  siedender  Salpetersäure  widerstand.  Man  kann  also 
1  GciMse  itfid  Utensilien  mancherlei  Art  zum  Gebrauch  in 
I  den  Laboratorien  sehr  vortheilhaft  vergolden. 
^  Die  Commission  hat  einige  Versuche  gemacht,  um 

die  D|cke  diit  nach  dieser  Methode  erhaltenen  Vergol- 
dung 'm  bestimmen.  Sie  arbeitete  mit  einer  Flüssigkeit, 
die  1  Grm.  trodines  Goldchlorid  und  1(1  Grm.  gelbes 
Cjaneisenkalium  in  100  Grm.  Wasser  enthielt.  Die  an- 
l^andte  Sfiule,  eine  DanicIFsche  aus  6  Elementen  von 
2  Decimeter  Seite,  war  geladen  mit  einer  Lösung  von 
Kupfervitriol  und  einer  von  Kochsalz. 

Die  Goldmenge,    die  sich  auf  eine  polirte  Silber- 
platte von  5  Centimeter  Seite,  also  von  50  Quadratcen- 
timeter  Oberfläche  niederschlug,  betrug  innerhalb  zwei 
Hindten  im  Durchschnitt: 
bei  Temperatur 
der  Flüssigkeit       60'  C.  35''  C.  l^""  C. 

0,063  Grm.    0,0296  Grm.    0,0126  Grm. 
and   war,   mit   Ausnahme   der  ersten  Portion,  die  etwas 
kleiner  als  die  folgende  ausfiel,  genau  der  Zeit  proportio- 
nal '),    Auf  eine  Messingplatte  von  gleicher  Gröfse  lagerte 
bei  15«'  C.  in  derselben  Zeit  0,012  Grm.  Gold  ab. 


1)  Diese  Proportionalität  ist  eine  natürliche  Folge  der  Constans  des 
Stroms;  da£i  dagegen  die  erste  Proportion  etwas  geringer  als  die  spa- 
teren inrar,  entsprang  ans  der  nicht  voUkoromenen  Reinheit  der  0\>«r- 

u* 


f 


16» 

MilifiiMir  AofUtoimg  von  Kalinmplatinchlorid  in  AetzLali- 
Mm%t  ffibt  jedoch  das  Platiniren  eben  so  leicht  und  rasch 
vof  lidi.als  das  Vergolden  und  Versilbern.  Zur  Berei- 
timg des  Platindoppeisalzes  kann  man  sich  des  rohen 
Pbtinsbeifieneny  da*  die  beigemischten  Metalle  nicht  schäd- 
lich wirken. 

FerAup/erung.  Hr.  Ruolz  bewerkstelligt  sie  mit- 
telst Cyankupfer  aufgelöst  in  Cyankalium  oder  Cyauna 
triom  {Cfonures  alcah'ns);  allein  die  Fällung  des  Ku- 
pfers ist  schwieriger  als  die  der  edlen  Metalle.  Mit  dem 
n  Strom  yon  8  Elementen  der  mehrmals  beschriebenen  Säule 
i  eihick  die  Commission  aus  einer  Lösung  von  1  Grm. 
M  Knpfercyanid  in  99  Grm.  Wasser,  bei  30^  C,  auf  eine 
/  Silberplatte  von  5  Centimet.  Seite  durchschnittlich  nur 
/  0^0023  Grm.  Kupfer  in  drei  Minuten  abgelagert  ^). 
I  Verbleiung.     Das  Verbleien  geschieht  mittelst  einer 

Auflösung  von  Bleioxyd  in  Aetzkali,  und  läfst  sich  an- 
wenden i(uf  Elisenblech,  Gufseisen,  so  wie  überhaupt  auf 
alle  Metalle. 

Verzinnung^  bewirkt  Hr.  Ruolz,  wie  früher  schon 
Dr.  Böttger,  mittelst  einer  Auflösung  von  Zinnoxyd  in 
Kalilauge,  namentlich  für  Metalle,  wie  Eisen  oder  Zink. 
Metalle,  wie  Kupfer,  Bronze,  Messing,  die  negativer  als 
Zinn  sind,  kann  man  mit  diesem  selbst  geradezu  zur 
Kette  verbinden,  und  dabei  eine  Auflösung  von  Zinn  in 
Cremor  Tartari  anwenden.  Dieser  Procefs  ist  schon  längst, 
onbewufsty  dafs  es  ein  galvanischer  sey,  zum  Verzinnen 
der  rNadeln  benutzt,  indem  man  diese  mit  gekörntem 
Zinn  und  einer  Wcinsteiulösung  zusammenbrachte. 

Verltobaliung  ^  Vernickelung.      Hr.  R.  hat  der  Aca- 

1)  Der  Berid/t  meint,  man  könne  auf  diese  Weise  Eisen  oder  Gul's- 
eisen  e'nen  Ucberzug  von  Messing  geben,  indem  man  Kupfer  und 
2^nk  darauf  niederschlage,  und  es  dann  in  Kohlenpulver  glühe.  — 
Beiläufig  bemerkt,  ist  Hrn.  Ruolz 's  Methode  eine  sehr  unvollkom- 
mene; es  giebt,  wie  mir  langst  bekannt,  eine  ungleich  einfachere  und 
bessere.  P. 


If» 

Der  Gmg  bei  den  Beobachtungen  war  nun  folgen- 
der.' 'Man  lieb  in  das,  mitten  unter  der  Platte  befindli- 
dM  Rohr  einen  groben  Ueberschnfo  von  Dampf  eintre- 
tui;  man  rilhrte  die  Flüssigkeit  regelmSbig  um,  und  wenn 
M  fast  anf  35"  C.  gelangt  war,  zählte  man  an  einem 
Chronometer  die  Zeiten  der  Erwärmung  von  5  zu  5^. 

Angenommen,  dafs  die  durch  die  Platte  gehenden 

Wktmemengen  sich  direct  wie  der  Temperaturunterschied 

inw  beiden  Oberflächen  verhielte,  würde  der  Tempe- 

litnr- Anwuchs,  welchen  während  einer  Secunde  ein  Tem- 

peraltir- Unterschied  von  1"  hervorbrächte,  gegeben  seyn 

dorch  die  Formel: 

a=jiLogA^LogT), 

in  welchem  m  den  Modulus  bezeichnet,  A  und  T  die 
Ueberschüsse  der  Temperatur  des  Dampfs  über  die  der 
Flüssigkeit,  zu  Anfang  und  Ende  der  Zeit  /.  Zwei  Bcob- 
aditungen  gaben  einen  Werth  von  a,  und  die  Einer- 
leiheit  solcher  aus  verschiedenen  zu  zwei  combinirten 
Beobachtungen  abgeleiteten  Werthe,  wenn  sie  vorhan- 
den war,  thaten  die  Richtigkeit  des  vorausgesetzten  Ge- 
setzes dar. 

So  wurden  mit  einer  Kupferplatte  von  0",011  Dicke 
folgende  Resultate  erhalten.: 


Suceeafife  Tcm- 

pcratnren  der 

Flössigkeit. 

Zeitpunkte  der 
Beobachtungen. 

Ueberschufs  der 

Temperatar  des 

Dampfs  über  die 

der  Flüssigkeit. 

Zeitraum  twi- 
scben  den  zwei 
nächsten  Beob- 
achtungen. 

a4^59 

7' 

75",4l 

30,74 

8  49" 

69  ,26 

121" 

36  ,89 

10  55 

63  ,15 

135 

43  ,03 

13    5 

56  ,97 

140 

49  ,18 

15  31 

50  ,82 

146 

55  ,33 

18  25 

44  ,67 

167 

61  ,48 

21  58 

30  ,52 

196 

67  ,63 

25  55 

32  ,36 

233 

IMbrilf;    EtWigaid'übl^nliefs:  dafs  der  Dampf  bei  Beiuer 

VerA^hMil^  die  Unteraeile  der  Platte  init  einer  fast  atagni- 

Väldeli  Wasaersdiidit  bekleiden  mnfste,  ao  stand  nicht 

W  b(B9ewrffeIn,  dafa  bei  diesen  Versuchen  die  den  Dampf 

kerfihreadfc  OberflSche  der  Platte  eben  so  wenig  anf  UNI® 

C  war,  als  die  andere  auf  der  vom  Thermometer  ange- 

griieiien  Temperatur,  und  dafs  die  Wärme  in  der  That 

eilie '  MeCallplatte  durchdrang,  die  zwischen  zwei  Was- 

Mnduehten  eingeschlossen  war,  einer  fast  unbeweglichen 

ind  einer  sich  nur  langsam  erneuenden;  da  nun  die  Lei- 

taigrfUiigkeit  des  Wassers  sehr  klein  ist  gegen  die  der 

Metalle,  so  verschwand  der  Einflufs  der  letzteren. 

Um  diese  Muthmafsung  zu  prüfen,  licfs  ich  die  Dampf- 
heizong  fort,  füllte  das  (vcfilfs  mit  Wasser  von  0^,  und 
laaebte  die  I  bis  2  Millimeter  dicke  Platte,  welche  das- 
selbe nnten  Tcrschlofs,  in  ein  groCses  Gef^fs  wit  Was- 
ser Ton  der  gewöhnlichen  Temperatur.  Ich  versah  den 
inwendigen  UmrQhrer  an  seinem  Ende  mit  Lappen  von 
Haartbdi,  welche  bei  der  Bewegung  die  Oberfläche  der 
Platte  streiften;  und  das  Wasser,  welches  die  äufsere 
Flädie  benetzte,  erneute  ich  mittelst  eines  Bandes  von 
Garn,  welches  senkrecht  in  einem  Kalimcn  ausgespannt 
war,  und  damit  rasch  hin  und  her  geführt  wurde.  Durch 
diese  Vorrichtung  erwärmte  sich  das  Wasser  sehr  lang- 
sam, und  die  Flüssigkeit,  welche  die  Oberflächen  der 
Platte  benetzte,  konnte  rasch  erneut  werden. 

Mit  diesem  neuen  Apparate  wurden  die  Coefficien- 
ten  der  WSrmelcfitung  für  Bleiplatten  von  1,0;  2,5;  6,0; 
9,5:  15,0  und  25,0  Millimetern  Dicke  folgendermafsen 
gefunden:  0,00060;  0,00054;  0,0004»;  0,00047;  0,00037; 
6^00025.  Der  Einflufs  der  Dicke  geht  aus  diesen  Zah- 
len aufs  einleuchtendste  hervor.  Versuche  mit  Platten 
von  Eisen,  Zinn,  Zink  und  Kupfer  gaben  analoge  Re- 
afltafe;  allein  die  Zunahme  der  Lcitungsffihigkeit  bei  Ab- 
nahme der  Dicke  war  desto  schwächer  )e  dünner  die 
Platten  waren,  und  je  besser  ihr  Metall  leilelc. 


173 

Dingiebl,  nnd  daran  durch  die  drei  Glasstabe  Vy 
V  brfesligft  ist;  es  ist  gefdllt  mit  gek&imnter  Wolle, 
hat  drei  Ffifse  mit  Stellschrauben  3f,  M\  if%  vrel- 
anf  den  an  das  untere  GefHfs  P  Q  gelAtheten  Un- 
;en  iV',    N\  iV'  ruhen.      Das  Geläfs  AB' CD' 

das  gezahnte  Bad  mit  Handhabe,  welches  in  das 
iebe  des  mittlichen  Rohrs  eingreift.  Endlich  enthalt 
irefäfs  jP  Q  ein  horizontales  Rad,  dessen  Flügel  von 
len  bei  ihrer  Bewegung  gegen  die  Unterseite  der 
e  JEF  reiben.  Dieses  Rad  wird  gedreht  durch  den 
I  7,  das  gezahnte  Rad  VF  und  die  Handhabe  X^ 
1  Axe  durch  die  Stopfbüchse  JST  geht. 
Mittelst  dieses  Apparats  konnte  ich  die  mit  den  Sei- 
ler Metallflache  in  Berührung  stehende  Flüssigkeit 

Mal  in  der  Minute  erneuen.  Als  ich  in  das  offene 
Gs  Wasser  von  etwa  14^  C.  und  in  das  innere  Ge- 
Wasser von  der  gewöhnlichen  Temperatur  brachte, 
}en  Bleiplatten  anwandte,  die  eine  von  20,  die  an- 

▼on  15  Millimetern  Dicke,  betrug,  unter  gleichen 
änden,  die  Dauer  der  nämlichen  Erwärmung  des 
en  Gefäfses  bei  der  ersten  Platte  500"  und  bei  der 
en  380".  Die  letztere  Zahl  weicht  nur  um  5"  von 
Vierteln  der  ersten  ab.  Man  kann  demnach  das 
[z  der  Dicken  hiedurch  als  direct  bewiesen  ansehen. 
Bei  diesen  Versuchen  betrug  die  mittlere  Tempera- 
es  aufseren  Bades  24^,04  C,  und  sie  wich  von  den 
rmen  nur  um  einen  kleinen  Gradbrucli  ab;  die  Ueber- 
se  der  Temperaturen  zu  Anfange  und  Ende  der  Ver- 
I  waren  8",91  und  9",55  C  Alsdann  war  der  Coef- 
t  der  Erwärmuns  für  die  20  Millimct.  dicke  Platte 
>294.  Das  Gewicht  des  in  dem  Gefäfs  enthaltenen 
»ers,  vermehrt  um  das  Gewicht  des  Gefäfses,  mul- 
irt  mit  seiner  Wärmecapacität,  war  3,2870  Kilogrm. 
ich  würde  die  bei  einem  Temperatur- Unterschiede 
l"  durch  die  Platte  gegangene  Wärmemenge  gleich 


IVB 

ib. die  von  Clement  i^cfundene,  weil  die . DmicIigBn^ 
Kdie  die»Forai  einer  Röhre  von  kleinem  DorcknesBen 
iitts,  ndtUo  die«Laft  vollkommen  aasgetrieben  war,  ein. 
Jmstand,  der  die  Menge  des  Terdichteten  Dampb.selir 
rhOht 

Man  rieht,  dafs,  selbst  unter  den  gOdstiggten  Um« 
inden,  die  für  die  Leitnng  der  Wünnung  durch  Kupfer 
"haltene  Zahl,  wenn  man  nicht  die  die  Oberflächen  be- 
lizende  FliUsigkeit  erneut,  weit  kleiner  ist  als  die^  wel- 
le  sich  aus  den  in  diesem  Aufsatz  beschriebenen  Ver- 
dien ergiebt,  und  zwar  wegen  der  fast  unbeweglichen 
Tasserschicht,  welche  wenigstens  eine  der  Oberilächen 
nfibt. 

Ana  Vorstehendem  folgt: 

1)  Eine  direete  Bestätigung  der  für  den  Ourchganf; 
tr  Wärme  durch  Körper  angenommenen  Gesetze. 

2)  Die  Bestimmung  des  Werthes  der  Wänneleitungs- 
oefficienten  der  Metalle. 

3)  Die  für  die  Praxis  wichtige  Thatsache,  dafs  bei 
!m  Heizen  mit  Dampf  oder  Flüssigkeiten,  mit  den  gc- 
Ähnlich  angewandten  Vorrichtungen,  die  Natur  und  Dicke 
BS  Metalls  keinen  oder  wenigstens  einen  sehr  geringen 
inflnfs  auf  die  durchgehende  Wärmemenge  ausübt,  und 
ds  man  die  wirkliche  Leitungsfähigkeit  sehr  erhöht,  wenn 
en  die  Flüssigkeiten,  welche  die  inneren  und  äufscren 
öten  der  Gefäfse  oder  Röhren  benetzen,  rasrh  erneut. 


XXII.     Ursächliches  der  Thermo -Klehtrici tat  \ 
von  Baron  F.  v.  TV  rede. 


Jecquerel  hat  vor  mehren  Jahren  angegeben,  dafs  die 
Mnung  der  Metalle,  nach  welcher  sie,  in  Berührung 
it  einander  erwärmt,  positiv  elektrisch  werden,  dieselbe 
7,  welche  sie  hinsichtlich  ihres   Wännestrahlangßver- 


477 

geres^  und  gegen  das  Ende,  oder  bei  niedrigerer 
peratur,  ein  bedeutend  grö/seres  Slrahluiigsvcrmögen 
as  Kupfer  betab. 

Hierauf  ^urde  in  den  Kupferüegel  der  Yerbindungs- 
t  eines  tberoio- elektrischen  Paares  aus  Eisen  und 
er  gestellt,  und  die  Anzeigen  des  Galvanometers, 
end  der  Erkaltung. des  Tiegels,  vom  Glühen  ab,  wie 
V  beobachtet.  Um  diese  Hesultate  vergleichbar  mit 
vorhergehenden  zu  machen,  >vurde  der  Stand  des 
inomfeters  besonders  für  jede  der  beiden  thermo- 
ischen  Ketten  einzeln  beim  Schmelzpunkt  des  Bleis 
lebtet  Als  nun  die  Resultate  aller  Versuche  mit 
der  verglichen  wurden,  zeigte  sich:  1)  da£s  da»  Ga^T 
netcr  in  dem  letzteren  Versuch  auf  seinem  .Null- 
:  stand  bei  fast  ganz  derselben  Temperatur,  bei  wel- 
Eüsen  und  Kupfer  ein  gleiches  WärmestrahlungSr 
igen  besafsen,  und  2)  dafs  die  bei  dem  ersten  Ver- 
erhaltenen  Unterschiede  in  den  Erkailuugsgeschwin- 
iten  des  Eisens  und  Kupfers  fast  ganz  proportional 
i  den  beim  letzteren  Versuch  mit  der  Temperatur 
enden  Angaben  des  Galvanometers,  so  dafs  wenn 
erstere  mit  einer  gewissen  Constanteu  multiplicirte, 
Voducte  vollkommen  die  Angabe  des  Galvanome- 
)ei  der  entsprechenden  Temperatur  im  letzten  Ver- 
darstellten.  Aus  allen  diesem  scheint  demnach  aufs 
mmteste  zu  folgen,  dafs  Becquerel's  Vermuthung 
g  ist.  (Vorläufige  Anzeige  aus  d€a  Forhandlinger 
ie  skandüiav,  Naiurforsk,  andet  Mode,  p,  250.) 


enaorff'^  Annal.  Bd.  LV.  12 


178 


«  ' 


.       ■      .  ■   .  ■■...«.»■, 


Oeffentliche  Anerkennung  der  Ohrn'schen 

Theorie  in  England. 


W  ie  bereits  iu  einem  frühereu  Hefte  beiläufig  erwtittlf 
wurde,  hat  die  Königl.  (vcseiischaft  zu  London  in  ihn^ 
JahresBitzüng,  am  30.  Nov.  1841,  <lie  Verdienste  Ohiirlt 
um  die  Elektricitcitslehre  durch  Erlheiiung  der  Capie'y'- 
scljen  Medaille  belohnt.  Nachstehendes  sind  die  fii^  ddd 
Empfänger  wie  für  die  Verleiher  gleich  ehrenvollen  Worte; 
mit  welchen  dieSe  Handlung  in  den  Berichten  der'G^ 
siellschafl  'Uiedefgeiegt  worden  ist. 

'  Der  Vorstand  {Council)  hat  für  dieses  Jahr  dM 
Copilej'schö  Medaille  dem  Dr.  G.  S.  Ohm,  in  ]SQf# 
berg,  zucrKannt,  für  seine  Untersuchungen  über  die  Gü^ 
setze  der  elektrischen  Ströme/  ^e  in  verschiedenen  Ab^ 
handlungcü  in  Schweigger's  Journal  und  PoggM^ 
dbrffs  Annalcn,  so  wie  in  einem  besonderen  Werkes 
Die  gahanisctie  Kette^  mathematisch  bearbeiiel,  erscläe^ 
neu  zu  Berlin  im  J.  1827,  enthalten  sind  ^).     In  diescti 

/ 

I)  Das  Original  glebt  eia  Verzeichnifs  der  voo  Ohm  üb«r  Elektridtä* 
gesclinebenen    Abhandlungen,   das   indefs  nicht  vollständig  ist.     Wi' 
geben  es  hier  jmit  AusCrillung  der  hucken,  holfendi  damit  verschied«? 
'  n'en  I^cseru  einen  Dienst  zu  erweisen. 

1.  Vorläufige  Anzeige  des  Gtssetzes,  nach  welchem  Metalle '4k 
CaBtact-£lektricitat  leiten  (dies.  Adtid;  Bd.  IV  S.  79,  ausluhrlicU«! 
Schweigg.  Journ.  Bd.  44  S.  110)      -   1825. 

2.  Ueber  Lcilungsfaiiigkeit  der  Metalle  für  Klektricital  (Seh  w ei  £ 
ger's  Journ.  Bd.  44  S.  245  und  370)  —  1825. 

3.  Bestimmung  des  Gesetzes,  nach  welchem  Metalle  die  (^* 
laclelektricilät  leiten ,  nebst  einem  Entwurf  zu  einer  Theorie  des  VcF 
tauschen  A|i|jarats  und  des  Muitiplicalors  (Schweigg.  Journ.  Bd. -4 
S.  137)   -   182(). 

4.  Versuch  einer  Theorie  der  durch  gnU'anische  Kräfte  herviir 
gebrachten  elektroskopischcn  Erscheinungen  (dies.  Ann.  Bd.  Vi  S.  4^ 
Bd.  VII  S.  45  und  117)  —  1826. 


183 

deuen  sie  proportional  »iud»  abznleilcD.  l)ie  Bestiiu- 
nuiDg  des  elektro-cheiuiscben  Acquivalents  des  Wassers 
nut  Zugnindeleguiig  des  oben  festgesetzten  Maafses  der 
Elektriciläl  soll  nun  den  Gegenstand  dieses  Aufsätze^ 
bilden. 

Zu  dieiieiD  Zwecke  ist  es  also  erforderlicb ,  dafs  ir- 
gend eine  mefsbare  magnetische  Wirkung  des  galvani- 
ichen  Stroms  beobachtet  werde^  während  eine  bestimmte 
QnantitSt  Wasser  zersetzt  wird.  Dazu  ist  aber  weder 
die  Wirkung  des  Stroms  auf  die  Sinus -Boussolo  von 
Pouillety  noch  auf  die  Tangenten- Boussole  von  Ner- 
vander brauchbar,  weil  diese  Instrumente  zwar  richtige 
Vergleichungen  der  Stromintensitäteu,  aber  koinc  absolu- 
ten Bestimmungen  geben  können.  Das  im  vorigen  Heft 
dieser  Annalen,  S.27,  beschriebene  Instrument  scheint 
daher  allein  dazu  geeignet  zu  seyn.  In  der  That  ist  diefs 
das  einfachste  und  bequemste,  wenn  es  sich  nicht  um 
feinere  Messungen  handelt,  und  selbst  diese  würden  sich 
damit  ausführen  lassen,  wenn  das  luslriiment  selbst  auf 
die  Weise  ausgeführt  würde,  dafs  der  Kupferkreis  sehr 
grofs,  die  Nadel  aber  sehr  klein,  und  dabei  doch  wie 
in  einem  Magnetometer  au  einem  Faden  aufgehangen  und 
mit  Spiegel  versehen  Wcire,  um  mit  Fernrohr  und  Skale 
beobachtet  zu  werden. 

In  Ermanglung  der  feineren  Ausführung  eines  sol- 
chen Instruments  habe  ich  ein  auf  anderen  Principieu 
beruhendes,  zu  anderen  Zwecken  bestimmtes  Instrument 
benutzt,  wovon  hier  kurz  erwähnt  werden  möge,  was 
zoiD  vorliegenden  Zwecke  nöthig  ist.  Es  wird  dabei  gar 
JKeine  Magnetnadel  zu  Hülfe  ^onouimcn,  sondern  blofs 
der  Leiter  des  galvanischen  Stroms  seihst  beniijitzt. 

Ein  mit  Seide  übersponncner  Kupfordraht  von  be- 
kannter Länge  wird  auf  einer  cjlindrischen  Rolle  von 
i^estimmtem  Durchmesser  sorgßiltig  aufgewunden,  so  dafs 
Mfi  Windungen  einem  Systeme  concentrischer  Kreise 
sehr  nahe  kommen,  und  der  Flächeninhalt  dieser  Kreise 

IS  * 


185 

n  in  den  »lUsutaienm  fOr  1837  beschriebenen  Bifi- 
r-AUgneUmieteiB  beobachtet  werden  können.  Es  ist 
iher  gctlattety  xn  ihrer  Beobachtung  sich  anch  dersel- 
en  feinen  HflUnDittel  zu  bedienen,  uämiich  einen  Spie- 
d  an  der  Rolle  zu  befestigen,  und  darin  das  Bild  ei- 
cr  entfernten  Skale  mit  einem  Femrohre  zu  beobach- 
».  Auf  diese  Weise  ist  der  Weg  zu  den  feinsten  gal- 
■nischen  Messungen  gebahnt,  ohne  Magnetnadeln  zu  Hfilfe 
B  nehmen. 

Es  ist  leicht,  das  Stativ,  an  welchem  die  Rolle  auf- 
diangt  ist,  zuerst  so  zu  stellen,  dafs  die  Rolle  den  nftm- 
dien  Stand  behalt,  wenn  ein  Strom  von  beliebiger  Stärke 
ald  vorwärts,  bald  rückwärts  durch  die  Rolle  geleitet 
vd,  und  hernach  das  ganze  System  um  eine  verticale 
le  90^  zu  drehen.  Alsdann  ist  das  Instrument  zur  Aus- 
ihmng  unserer  Messung  vorbereitet. 

Die  Messung  besteht  dann  darin,  dafs  der  nämliche 
!rom,  der  im  Wasserzersetzungsapparate  das  Wasser 
iTsetzt,  durch  unser  Instrument  geleitet  wird,  wo  dann 
e  Kraft  des  horizontalen  Theils  des  Erdmagnetismus  den 
and  ändert  und  eine  Ablenkung  hervorbringt.  Diese 
blenkung  mufs  während  der  Dauer  der  Wasserzer- 
^zung  in  kurzen  Zwischenräumen  genau  beobachtet  wer- 
en.  Es  leuchtet  dann  leicht  ein,  dafs  die  absolute  In- 
sDsität  G  des  galvanischen  Stroms  für  irgend  einen  Au- 
eablick,  wo  die  Ablenkung  (p  beobachtet  wird,  durch 
)igende  Gleichung  bestimmt  sey : 

S  TG=zDlang  cp, 
^0  T  die  absolute  horizontale  Intensität  des  Erdmagne- 
Bmus  am  Beobachtungsorte  bezeichnet.  Ist  also  T  be- 
umt,  und  S  und  D,  wie  oben  angegeben  worden  ist, 
mau  bestimmt,  so  läfst  sich  die  Intensität  G  aus  der 
iobachteten  Ablenkung  (p  berechnen,  und  aus  allen  ihren 
Berthen  für  den  Zeitraum  /,  wo  die  Wasserzersetzung 
schah,  die  Quantität  E  der  durch  die  Rolle  gegange- 
0  and  zur  Wasserzersetzung  verbrauchten  Elektüciläl 


187 


vid  EiMD  ridi  befand.      Es  wurde  daher  durch  compa- 
nthr«  MitefliiageB    die   horizoDtale  lotcnsitat  au  dieseni 
BeobaehhuigBorte  mit  der  im  magnetischen  Obserratorium 
Yoi^cheii»  und  es  ergab  sich  daraus  die  absolute  Inten- 
litSt  des  Erdmagnetismus  für  die  Stelle,  wo  die  Versu- 
che gemaoht  wurden: 

Ts  1,7026. 

E&dlich  ergab  die  gleichzeitige  Beobachtung  des  Was- 
gcraetsetmngsapparats  und  des  Galvanometers  in  den  fUnf 
Messungen  folgende  Resultate: 


Zcnettl«*  'Waner  So 

Zeilraam  der 

ElektricitSuiusiigr 

MilligraiDiDCO. 

Zersetzung. 

nach  abiolul.  Maabe. 

1. 

14,2346 

1168" 

1522,44 

2. 

14,2026 

1280 

1504,92 

a 

14,0672 

1137,5 

1506,46 

4. 

14,0182 

1154 

1501,43 

5. 

13,9625 

1263 

1484,90 

Es  ergeben  sich  hieraus  fOr  das  elektromotorische  Aequi- 
valent  des  Wassers  folgende  fünf  Resultate: 


0,009350 

— 0,000(ß6 

0,009437 

+0,000061 

0.009351 

—0,000025 

0,009337 

— 0,(MM)039 

0,009403 

+0,000027 

folglich  im  MHtel  (MHH)376 

Die  Unterschiede  der  einzelnen  Messungen  von  die- 
Km  Mittelwerthe  sind  in  der  letzten  Columne  bemerkt. 

Es  mOge  noch  beigefügt  werden,  dafs  die  Menge 
des  zersetzten  Wassers,  wie  gewöhnlich,  aus  dem  Volu- 
men der  entwickelten  Gase  bestimmt  wurde,  und  zwar 
worden  beide  Gase  aufgefangen  und  gemessen.  Um  die 
Absorption  der  Gase  durch  das  Wasser  zu  vermeiden, 
geschah  die  Aufsammlung  der  ersteren  über  einer  Queck- 


18» 

ti  der  fvlvanisdie  Strom  xur  DanteUang  von  Sanenloff- 
bA  VirMMrstoi%u  nie  Vortheil  in  practische  Anwen- 
img  fgAndiiL  werdoi  könne,  Dafs  das  gewonnene  Re- 
ultnl  ondlidi  bei  den  mit  Faradaj's  Yolta-Elektro- 
aetcr  gemadilen  Yeraachen  eine  nützliche  Anwendung 
ittde^  am  die  ahflolnten  Elektricittttsmengen  dabei  genauer 
m  bestimmen,  und  auf  die  magnetiscben  Wirkungen^ 
irelche  dadurch  hervorgebracht  werden  könnten,  zu  schlie- 
ben,  bedarf  keiner  weiter^i  Auseinandersetzung. 


D.  Fbm  corübergehenden  Magnetismus,  welcher 
durch  galvcmische  fVirkung  im  Stahl  erregt 
mrd;  ffon  G.  Th.  Fechner. 

(Am  deMcn  JO*  magnetUmo  pariahUi  qui  chaiybi  actione  gahoMuca 

induciiur  commentatio)  '). 


Ubgleich  die  Methode,  deren  ich  mich  zu  diesen  Beob- 
aditungen  bedient  habe,  auf  demselben  Grundsatze  be- 
ruht, wie  jene,  durch  welche  ich  den  yeränderlichen  Mag- 
netismus des  weichen  Eisens  untersuchte,  so  will  ich  sie 
doch  kurz  auseinandersetzen,  theils  um  sie  in's  Gedächt- 
nifg  zurfickzurufen,  theils  weil  hier  mehre  Abweichungen 
Ton  der  früheren  vorkommen. 

Zwei  Multiplicatoren,  von  denen  ich  den  einen  den 
Messer^  den  andern  den  Inductor  nennen  werde,  sind  in 
eine  und  dieselbe  galvanische  Kette  eingeschaltet,  so  dafs 
das  galvanische  Fluidum  sie  nach  einander  durchströmt 
Nach  bekannten  Gesetzen  stehen  dann  die  von  diesen  Mul- 

1)  Der  Hr.  Verf.  sandte  mir  diese  Schrift  schon  Tor  geraumer  Zeit "^ ein, 
bemerkend,  die  darin  enthaltene  Untersuchung  künftig  vollständiger 
für  die  Annalen  roittheilen  zu  wollen.  Da  indefs  der  bcklagenswerthe 
Genmdheitszustand  des  Verf.  die  Ausführung  dieses  Vorsatzes  leider  noch 
bi^  za  verschieben  scheint,  so  habe  ich  geglaubt,  die  Arbeit,  wie  sie 
)ettt  ist,  den  Lesern  nicht  weiter  vorenthalten  vol  durfien.         P. 


191 

'  (jenkdüsdiaftliclieiii  Einflafs  der  Erde  and  des  {alva- 
Mnen  SCrcmiB  dMca  erfordeni. 

'Wenn  dem  festen  Magnetisaras  der  Nadeln  kein 
rSnderiidier  dorch  die  Wirkung  des  Stroms  hinznge- 
ß  würde y  so  wSre  die  Stromstärke,  ans  den  Beobach- 
Dgen  des  Messers  berechnet: 

^  —  1=11, 


id  aas  denen  des  Inductors: 

welchen  Formeln  für  jeden  Multiplicator  diejenige 
raft  als  Einheit  angenommen  ist,  mit  welcher  die  Erde 
[ein  respectivc  auf  die  doppelte  oder  einfache  Nadel 
irkt    Nach  derselben  Voraussetzung  müfste  der  Bruch 

bei  zunehmender  Stärke  des  elektrischen  Stroms  con- 

mt  bleiben.      Dem  ist  aber  nicht  so;  vielmehr  bewei- 

n  die  Versuche  dafs  —  mit  steigender  Stromstärke  zu- 

mmt,  ein  klares  Zeugnifs,  dafs  die  Wirkung  des  gal- 
inischen  Stroms  den  Magnetismus  der  Nadeln  erhöht, 
id  zwar  bei  der  einfachen  Nadel  des  Inductors  mehr, 
8'  bei  der  einer  weit  schwächeren  galvanischen  Kraft 
^%e)  ausgesetzten  Doppelnadel  des  Messers. 

Beispielshalber  gebe  ich  hier  aus  der  ersten  Reihe 
er  folgenden  Versuche  nachstehende  einander  entsprc- 
leode  Werthe: 

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22,064 

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1,2382 

3,3527 
38,361 

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27,838 
30,982. 

kl  TOD  Sdiwiligungen  erfordert  werden),  welche  die 
idel  antar  blobem  Emflufs  der  Erde  yoUbringt. 

Wenn  nan  »i  der  Kraft  der  Erde  =1  die  Kraft 
8  SCron»  =/i  hinzutritt  y  wird  die  auf  die  Nadel  des 
dhiclon  wirkende  Kraft  verändert  in: 

(l+H). 

Der  Magnetismns  der  Nadel  aber,  der  zuvor  M(l+x) 
ir,  wSdist  nm  nx;  denn,  wie  die  Versuche  lehren, 
Ichst  der  vcr&nderliche  Magnetismus  im  directen  Ver- 
llniis  mit  der  indodrenden  Kraft.  Folglich  geht  die 
nunmte  Kraft  der  Nadel  in  Mll+(n+l)x^  über, 
id  die  Nadel  schwingt  mit  der  Kraft: 

if(l+»)[l+(«+l)^]=^ (2) 

0  V  die  Anzahl  der  unter  gemeinschaftlichem  Einflufs  der 
rde  und  des  Stroms  yollftihrten  Schwingungen  bezeich- 
et Substituirt  man  in  dieser  Fonnel  den  Werth  von 
!f  aus  (1),  so  erhalt  man: 

y^(l+n)ll+(n+l)x^z=i(l+x)T^        (3) 
voraus: 

Aus  dieser  Formel  ergiebt  sich  j:  (d.  h.  der  verSn- 
ieriidie  Magnetismus,  welcher  einer  Zunahme  des  Stroms 
sl  entspricht,  bezogen  auf  den  festen  Magnetismus  als 
hheit),  wenn  T,  F  und  n  bekannt  sind.  T  und  F 
ehrt  die  directe  Beobachtung  kennen;  dagegen  wird  ii, 
Ik  YerhSltnifs  der  Wirkung  des  Stroms  auf  den  In- 
tttor  zur  Wirkung  der  Erde  auf  denselben  (=1  ge- 
bt), in  folgender  Weise  gefunden. 

Da  die  Wirkung  n  des  Inductors  ein  constantes  Ver- 
Jtnifs  hat  zur  Wirkung  u  des  Messers,  so  setze  man 
=11/,  wo  X  diefs  constante  Verhältnifs  bezeichne;  dann 
iodrt  sich  die  Bestimmung  von  n  auf  die  Beobachtung 
n  tf  und  die  Bestimmung  von  jr. 

Bestimmung  geschieht  so,  dafs  man  beobach* 


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d  wenn  n  hinreichend  klein  ist: 

F^ssf^^+xD* (9) 

Ir  einen  gegebenen  Werth  von  F  ergiebt  sich  n  uns 
eser  Formel: 

Nach  dieser .  Auseinandersetzung  der  angewandten 
echnnng  will  ich  noch  Einiges  Über  das  Beobaehtnngs- 
erfahren  hinzufügen. 

Messer  und  Inductor  standen  so  weit  auseinander,  dab 
ire  Nadeln  nicht  auf  einander  wirken  konnten.  Zur  Her- 
orbriugung  des  elektrischen  Stroms  diente  eine  Danieir* 
die  Batterie  von  20  Paaren,  weil  solche  eine  gleichmSI- 
iffi  Wirkung  giebt.  Um  indefs  jeden  aus  einer  Schwan- 
Dog  des  Stroms  entstehenden  Fehler  auszuscbliefsen, 
fechselte  ich  immer  mit  den  Beobaclilungen  ab,  wodurch 
ie  mehrfachen  Wertbe,  die  man  in  den  Beobachtungs- 
eihen  findet»  entstanden  sind.  Wenn  Ton  einer  grOfse- 
m  Inductionskraft  zu  einer  kleineren  überzugehen  war, 
urde  immer  eine  Zwischenzeit  gelasseu.  Die  Elou- 
aüoa  der  Nadeln  ging  nie  über  10  Grade,  damit  die 
«rrection  wegen  der  Amplitude  vernachlässigt  werden 
(mnte. 

Alle  Nadeln,  aufser  eiuer  (der  in  der  sechsten  Reihe) 
raren  aus  englischen  Stricknadeln  angefertigt,  drei  Pari- 
er Zoll  lang  (mit  Ausnahme  Ton  No.  I,  die  eine  Linie 
biger  war),  und  theils  von  mir  selbst  durch  heftiges 
ilbhen  und  Löschen  in  eiskaltem  Wasser  gehärtet  (näm- 
ich  No.  1,  No.  2  und  No.  3)  oder  in  dem  käuflichen  Zu- 
Aande  angewandt  (No.  4  und  5).  Der  Durchmesser  der 
Kadelo  betrug  0,886  Lin.,  und  ihr  Gewicht  ging  von  1,86 
HBl,886rm;  nur  No.  1  war  etwas  leichter.  Die  Schwin- 
p&gBzahl  (  T  und  F)  ist  diejenige,  welche  sie  in  einem 
N  demselben  Häugapparate  zeigten;  dieser  bestand  ^lU« 


196 

einer  Lletnen  Meesin^ülse,  in  welche  die  Nadel  dng»- 
schoben  warde,  und  einem  hölzernen  Zeiger,  welcher  ihre 
Bewegnng  über  den  Drahtwindiingen  sichtbar  machte. 

t  bedeutet  in  dem  Folgenden  die  Zeit  von  f ",  r 
aber  die  von  4'\  denn  ich  habe  nicht  bei  allen  "BeA- 
achtungen  dasselbe  Zeitmaafe  gebraucht. 

£:= Yn ^*  ^  Maafs  des  absoluten  Wertlu^ 

weldioi  der  vertoderliche  Magnetismus,  für  eine  indoci- 
rende  Wirkung  s=l,  bei  yerschiedenen  zu  den  Yermi 
chen  angewandten  Nadeln  besafs.  Den  Werthen  von  JS 
in  d^n  verschiedenen  Nadeln  liegen  verschiedene  Einhei- 
ten zum  Grunde^  da  der  Werth  des  festen  MagnetisMl 
nicht  in  allen  derselbe  war;  z  bedeutet  dhet  den  WeHh 
des  veränderlichen  Magnetismus,  bezogen  in  allen  Nni 
dein  auf  diesdtt>e  Einheit.  Zu  bemeriken  ist,  daÜB  hti 
Berechnung  des  Werthes  z  aus  den  Werthen  vcm  M 
und  Dy  die  Schwingungszahl  D  immer  auf  diejenige  iq 
dudrt  ward,  welche  für  32  Schwingungen  stattgefundd 
haben  würderwenn  die  Zeitmomente  =/  gewesen  wäreo. 


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in.      Ueber  die  chemische  Zersetzung  und  Ver- 
bindung miitelsi  Contactsubs tanzen; 
von  En  Mitscherlich. 

(Fatsclzong  der  Abbandlang  über  die  chemische  Verwand tschaftskraft. 
Anoal.  Bd.  LI II  S.  95.  —  Aus  den  Monatsberichten  der  K.  Academie 
der  Wiisenschaften,  December  1841.). 


V V  ie  lange  man  auch  ein  Gemenge  von  Sauerstoff- 
nnd  'WassentofTgas  stehen  lassen  mag,  man  bemerkt  keine 
Verbindung  beider  Substanzen;  auch  wenn  man  eine  Säure 
oder  Basis,  die  grofse  YenvandCschaft  zum  Wasser  hat, 
z.  B.  SchwefelsSlure  oder  Kali  oder  Kalkerdc  in  das  Ge- 
menge hineinbringt,  so  bewirkt  die  prädisponircnde  Ver- 
wandtscbaft  derselben  keine  Verbindung.  Bringt  man 
dagegen  Platin  mit  reiner  metallischer  Oberfläche  hinein, 
so  findet  die  Verbindung  an  der  Oberfläche  desselben 
sogleich  statt.  Da  man  beide  Gasarten  in  dem  Verhält* 
nifs  mengen  kann,  in  welchem  sie  sich  zu  Wasser  ver- 
binden, und  sie  sich,  wie  alle  Gasarten,  nach  kurzer 
Zeit  innig  gemengt  haben,  so  dafs  die  einzelnen  Atome 
von  Wasserstoff  und  Sauerstoff  neben  einander  liegen; 
da,  wie  es  bei  gasförmigen  Körpern  der  Fall  ist,  die 
einzelnen  Atome  den  höchsten  Grad  der  Beweglichkeit 
gegen  einander  haben,  also  nicht  durch  Cohäsionskraft, 
wie  es  bei  den  flüssigen  und  festen  Körpern  der  Fall 
ist,  verhindert  werden  sich  zu  vereinigen,  und  da  im 
Wasser  Wasserstoff  und  Sauerstoff  durch  eine  Verwandt- 
sdiaft,  die  dem  Druck  von  vielen  tausend  Atmosphären 
gleich  zu  setzen  ist,  verbunden  sind:  so  nuifs  aufser  den 
Ursachen,  denen  man  es  zuschreibt,  dafs  eine  chemische 
Verbindung  nicht  stattfindet,  noch  eine  andere  vorhan- 
den sejn,  welche  bewirkt,  dafs  die  chemische  Verwandt- 
schaftskraft,  weJcfie  zwischen  Wasserstoff  und  ^aueT^VoW 


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217 

nen  Bind&den  oder  dnen  Stab  setzt  sich  der  in  einer 
Flüssigkeit  aafgdöste  Kürper  friiher  an,  äbe  er  sich  aus 
da*  freien  Fltlssigkeit  aussondert;  an  einen  schon  gebil- 
dete Krjstall  setzt  sich,  wenn  die  Lüslichkeit  einer  Flüs- 
sigkeit,  z.  B.  dorch  Erkalten,  vermindert  wird,  was  sich 
aiBSondem  mufs,  vollständig  ab,  wenn  alle  einzelnen 
Theile  der  Flüssigkeit  mit  dem  Krystall  in  hinreichend 
langer  Zeit  in  Berührung  kommen  können.  Das  Lösuugs- 
TermOgen  des  Wassers  ist  ako  in  der  Nähe  des  Kry- 
flteOs  geringer,  als  etwas  davon  entfernt 

Wie  diese 'Kraft,  womit  feste  Körper  auf  luftför- 
äuge  und  flfissige  wirken,  chemische  Zersetzungen  und 
Tobindnngen  bewirken  kann,  läfst  sich  in  einigen  Fal- 
ko leicht  einsehen,  in  andern  ist  die  Erklärung  schwie- 
riger.     Bei  gasförmigen  Substanzen  mag  in  einigen  Fal- 
ko bloCs  die  Verdichtung  die  Ursache  seyn.      So  kann 
die  Detonation,  welche  Thenard  beobachtete,  wenn  er 
iD  ein  Gemenge  von  Schwefelwasserstoff-  und  Sauerstoff- 
gM  Kohle  hineinbrachte,  durch  die  chemische  Einwirkung 
der  beiden  Gasarten  auf  einander,  welche  durch  die  Ver- 
dichtung in  den  Zellen  der  Kohle  stattfand,  bewirkt  wor- 
den seyn;  und  wenn  Platiumohr,   der  Sauerstoffgas  ver- 
dichtet bat,   mit  Salzsäure,   wie  Uöberciner  es  gefun- 
den hat,  Piatinchlorür  und  Platinchlorid  gicbt,  so  kann 
der  Sauerstoff,    weil  er   im   verdichteten   Zustande  mit 
dem  Chlorwasserstoff  in  Berühruug  kommt,  sich  mit  dem 
Wasserstoff  desselben  verbinden,   obgleich  hicbei  auch 
noch  die  Verwandtschaft   des  Platins  zum  Chlor  hinzu- 
kommt, so  wie  die  Verwandtschaft  des  Goldes  zum  Chlor 
bewirkt,  dafs  der  Chlorwasserstoff  die  Salpetersäure  zer- 
letzt, wenn  man  Blattgold  in  kaltes  Königswasser,  wcl- 
dies  erst,  wenn  es  erwärmt  wird  oder  längere  Zeit  steht, 
ireies  Chlor   enthält,   einträgt.      Aus  derselben  Ursache 
n&gen  sich  viele  Verbindungen  bilden,  wenn  eine  Sub- 
rtaaz  mit  einer  andern  im  Ausscheidungsmoment  in  Be- 
1  luhmng  kommt,  welche  sonst  gasförmig  eutweicheu  würdig. 


219 

eün  AiukockeD  Luftblasen  sich  eDtffickeln.  Hat  mau 
»gegen  du  solches  mit  Quecksilber  gefülltes  Rohr  ausr 
ekocht  und  giefst  durch  einen  Trichter,  dessen  Spitze 

0  lang  ist,  dafs  sie  auf  den  Boden  des  Rohrs  geht, 
^e<^ilber  hinein,  welches  mit  Wasser  und  Luft  ge- 
diüttelt  und  nur  an  der  Luft  getrocknet  war,  so'  findet, 
roin  man  den  unteren  Theil  des  Rohrs,  worin  das  hin- 
iDgegossene  Quecksilber  befindlich  ist,  erhitzt,  keine 
^twicklung  von  Luftblasen  statt;  die  Entwicklung  von 
inftblasen  beim  ersten  Kochen  rührte  demnach  von  Was- 
er  und  Luft  her,  wdchc  an  den  Wänden  des  Glases 
ich  verdichtet  haben.  Diese  Menge  Luft  und  Wasser 
t  aber  so  gering,  dafs  man  sie  nur  durch  einen  Yer- 
xh  von  solcher  Art  nachweisen  kann.  Beim  Platiu- 
lech  vTürde  man  eine  solche  Menge,  ja  nicht  einmal, 
enn  sidi  -so  viel  einer  Gasart  an  der  Qberflfiche  dcs- 
Iben  verdichtete^  wie  au  der  Oberfläche  der  Zellen  der 
dile  an  Kohlensäure,  nicht  nachweisen  kOnnen. 

Gegen  Alkohol  und  Sauerstoff  verhält  sich  das  Pla- 

1  wie  gegen  Wasserstoff  und  Sauerstoff,  Alkohol,  cou- 
ntrirt  oder  sehr  ipit  Wasser  verdünnt,  verbindet  sich 
cht  mit  Sauerstoff,  Platinmohr  bewirkt  diese  Verbin- 
mg  auf  ähnliche  Weise  wie  die  des  Wasserstoffs  und 
»erstoffs;  aber  auch  andere  Substanzen  bewirken  sie. 
lan  hat  lange  geglaubt,  dafs  dazu  sogenannte  Fermente 
ithig  sind,  bis  Duflos  gefunden  hat,  dafs  Holzspäue, 
it  Essig  getränkt,  auf  dieselbe  Weise,  wie  das  Platin, 
ese  Verbindung  bewirken.  Man  könnte  glauben,  dafs 
it  dem  Essig  sich  von  dem  Fenncnt  in  die  Späne  liin- 
agezogen  habe;  allein  diese  Fermente  werden  nach  ei- 
iger  Zeit  durch  den  Sauerstoff  der  Luft  zersetzt,  und 
lufloB  hat  durch  blofse  Hobelspäne  mehrere  Monate 
iadairch  Elssigbildung  bewirken  können.  Stellt  man  Essig 
br,  indem  man  Bier  oder  gegohrene  Flüssigkeiten  die- 
tt  Art  der  Luft  aussetzt,  so  trüben  sich  diese  Flüssig- 
keiten, und  die  ausgeschiedenen  festto  Substanzen,  die 


221 

uneixty  wlhrend  das  blobe  chlorsaure  Kali  keine  Spar 
SmeiBtoflgas  entwickelt  Mengt  man  das  chlorsaore  Kali 
Bit  Kieselsilare,  so  verhält  es  sich  beim  Erhitzen  eben 
10  wie  blo&es  chlorsaurcs  Kali.  Bei  der  Zerlegung  des 
dilorsanren  Kalis  wird  Wärme  frei;  bei  der  Zerlegnog 
des  Wasserstoffsuperoxyds  findet  dieses  gleichfalls  statt^ 

Iond  diese  WSrme  oder  ihre  Ursache  ist  es,  webwegen 
Silberoxyd  und  andere  Metalloxyde  den  Sauerstoff,  der 
aodi  durch  eine  erhöhte  Temperatur  ausgetrieben  wird, 
^abgeben,  webwegen  sie  sich  also  zugleich  mit  dem  oxy- 
drten  Wasser  zerlegen. 

Bei  der  Umänderung  der  Holzfaser  und  der  Stärke 
ia  Dextrin,  des  Dextrins,  des  Gummis  und  des  Rohrzuk- 
kos  in  Traubenzucker  ist  es  ein  flüssiger  Körper,  wo- 
durch sie  bewirkt  wird.     Ea  ist  bekannt,  dafs,  wenn  man 
Stäike  mit  verdfinnter  Schwefelsäure  kocht,  sie  sich  schnell 
in  Dextrin  and  Zucker  umändert,  zu  welcUsr  Zeit  man 
die  Flüssigkeit  untersuchen  mag,  so  findet  man  stets  die 
zngesetzte  Schwefelsäure  im  freien  Zustande  darin,  und 
zwar  stets  dieselbe  Menge;  )e  mehr  Schwefelsäure  man 
usetzt,   desto  schneller  geschieht  die  Umänderung,  wO' 
bd  ein  Aufnehmen  von  Wasser  stattfindet.    'Diese  Um- 
änderung  bewirkt  man  auch  mit  Salpetersäure,  bei  die- 
ser erhält  man  noch  ein  interessantes  Zwischenproduct; 
ifibrt  man  nämlich  40  Tb.  trockner  Stärke  mit  I7  Th. 
Wasser  an,  setzt  2  Proc.  vom  Gewicht  der  Stärke  Sal- 
petersäure hinzu,  und  läfst  die  Masse  zuerst  an  der  Luft 
trocknen  und  dann  in  einem  Wasserbade,  so   dafs  die  > 
Temperatur  nicht  über  100^  steigt,  so  löst  die  so  erhal- 
tene Verbindung  sich  leicht  in  kochendem  Wasser  auf, 
wenn  man  aber  nicht  mehr  als  5  Th.  Wasser  dazu  ge- 
Bommen  hat,   so  gelatinirt  die  Auflösung  beim  Erkalten, 
ae  verhält  sich  ganz  so  wie  die  Moosstärke,  die  allge- 
Brin  verbreitet  in   den  Flechten  und  Algen  vorkommt. 
Kocht  man  diese  Auflösung  längere  Zeit,  und  besonders 
ttt  emem  Zusatz  von  Säure,  so  verliert  sie  die  Eigen- 


225 

lieser  Hefe  in  ein  Glasrolir,  welches  anten  mit  einer  Pa- 
persdieäe  Terschlossen  ist,  und  stellt  dieses  Glasrolir 
in  eine  Zackerauflösung,  so  findet  während  mehrerer  Tage 
irar  in  dem  Glasrohr  die  Gähning  statt,  der  Zucker  tritt 
durch  das  Papier  hinein,  wird  dort  zersetzt,  und  der  Al- 
kohol tritt  heraus  und  verbreitet  sich  in  der  Flüssigkeit, 
Sie  Flüssigkeit  sättigt  sich  mit  Kohlensäure,  gasförmige 
Kohlensäure  entweicht,  jedoch  nur  aus  dem  Rohr,  aber 
o  grofser  Menge;  erst  wenn  nach  längerer  Zeit  das  Pa- 
pio*,  indem  es  weich  wird,  Hefekflgelchen  dürchläfst,  bc- 
pnnt  an  der  Oberfläche  derselben  der  GährungsproceCs. 
Dieser  Versuch  beweist  genügend,  daCs  nur  an  der  Ober- 
Ikhe  der  Kügelchen  die  Gähning  vor  sich  geht.  Schwann 
md  auch  der  Verf.  haben  noch  andere  Versuche  ange- 
ttdlt,  die  zu  demselben  Resultat  führen,  aber  nicht  so 
klar  sind.  Nie  hat  der  Verf.  eine  Gähning  ohne  Hefe- 
Ülgelchen,  und  nie  an  einer  andern  Stelle  als  an  der 
Oberfläche  derselben  beobachtet.  Man  bedarf  von  die- 
KD  Kügelchen  nur  1  Proc.  von  der  Masse  des  Zuckers; 
vShrend  der  Gähning,  wenn  mau  ausgebildete  Kügelchen 
dnimt,  verändern  sie  sich  nur  wenig;  sie  hören  auf,  die 
iährang  zu  bewirken,  wenn  sie  zerstört  werden;  bringt 
lan  gährungszerstörende  Substanzen,  z.  B.  schwcfelsau- 
is  Kupferoxyd  oder  Sublimat  unter  dem  Mikroskop  zu 
lesen  Kügelchen,  so  sieht  man,  wie  sie  sogleich  zusam- 
enschnimpfen.  Die  Hefekügelcheu  verhalten  sich  dem- 
ich  zum  Zucker  oder  zum  Zucker  und  Wasser,  die  die 
estandtheile  enthalten,  woraus  sich  Alkohol  und  Koh- 
nsäure  bilden,  wie  das  Platin  zum  oxydirten  Wasser. 
Diejenigen  Naturforscher,  die  sich  mit  dem  Studium 
sr  einfachsten  organischen  Wesen  beschäftigt  haben,  er- 
!ären  die  Hefekügelchcn  für  organische  Wesen,  und  in 
sr  That  läfst  sich  auch  aus  der  Art,  wie  sie  sich  bil- 
en  und  wie  sie  erscheinen,  keine  andere  Folgerung  ma- 
len ;  sie  bilden  sich,  ehe  dafs  eine  bemerkbare  Gährung 
attfindet,  in  den  bekannten  in  Gährung  ilbergeheudci^ 


229 

lentofF  d>en  so  bewirkt,  wie  die  des  Wasserstoffs 
d  SauerstoQk 

Alle  diese  Processe,  und  unter  diesen  am  meisten 
I  Bildung  der  Aetherartcu  und  des  Aethers  führen 
rauf,  dafs  Zersetzung  und  Verbindung  durch  die  Lage 
:  Theile  gegen  einander  und  ihre  Stellung  gehindert 
•rden  können,  dafs  diese  jedoch  durch  die  Kraft,  wo- 
rch  die  Theile  (Atome)  von  Substanzen,  mit  denen 

in  Berührung  kommen,  angezogen  werden,  so  ver- 
lert  werden  können,  dafs  die  Zersetzung  oder  die 
rbindung  erfolgt;  dafs  diese  Anziehung  aber  sehr  stark 
1  gegen  Substanzen  verschiedener  Natur  verschieden 

zeigt  das  Verhalten  der  Gasarten  gegen  die  Kohle^ 
1  ind[>esondere  gegen  den  Platinmohr. 

Berzelius  nennt  diese  Kraft  kaialy tische  Kräfte 

demselben  Rechte,  wie  man  Adhäsionskraft,  Ver- 
istungskraft  u.  s.  w.  sagt,  und  bezeichnet  damit  eine 
ift,  deren  Wirkung  darin  besteht,  chemische  Verbin- 
igen  zu  zersetzen,  und  die  verschiedenen  Substanzen, 
[che  bei  dieser  Zersetzung  diemisch  sich  nicht  verän- 
n,  eigenthümlich  ist.  Um  nur  den  Vorgang  zu  be- 
chnen,  hat  der  Verf.  diese  Substanzen  Contactsubstan- 
i  und  den  Proccfs  selbst  eine  chemische  Zersetzung 
sr  Verbindung  durch  Coutact  genannt. 


IV.     Beitrag  zur  Chemie  des  Uran*s; 
von  Dr.  FTilhelm  Del/fs. 


s  ist  bekannt,  dafs  die  Lösung  des  Uranoxyds  im  koh- 
sauren  Ammoniak,  weldie  man  bei  der  Analyse  der 
abblende  nach  Arfvedsou's  Methode  erhält,  bei  ei- 
Q  gewissen  Grade  der  Concentration  kleine  durchsich- 
3,   schwefelgelbe  Krjstalle  an  die  GrefäCswandun^en 

9ggeDdorfPs  AnnaL  Bd.  LV,  \6 


1- 

ic 


231   - 

zwar  das  Eiaenoiyd  ungelöst  zarück,  aber  die 
Lflnmg  iJIbt  -aich  dann,  aller  KonstgrifFe  ungeachtet,  nicht 
iried^r  aiun  Krystallisiren  bringen,  weil  gleichzeitig  mit 
den  Waater  Ammoniak,  ein  wesentlicher  Bestandtheil 
der  Kiystalle,  entweicht.  Versetzt  man  die  Flüssigkeit 
mit  Weingeist,  so  bildet  sich  anfangs  ein  weifscr  flok- 
kiger  Niederschlag,  der  nach  einiger  Zeit  zu  einem  gel- 
hea  Polrer  zasammensinkt,  und  in  der  Zusammensetzung 
Bit  den  Krystallen  tibereinzukommen  scheint.  Der  Far- 
bennnterachied  zwischen  letzteren  und  dem  pulvcrförmi- 
ffsa  Niederschlag  entspricht  yoUkommen  jenem  zwischen 
dem  kiystallisnrten  und  sublimirten  Schwefel. 

Die  Darstellung  reiner  eisenfreier  Krjstalle  gelingt 
am  besten  auf  folgende  Weise.  Die  durch  Schwcfclwas- 
lerstoff  vollständig  geföUte  Auflösung  der  Pechblende 
wird  zur  Verwandlung  der  Ozydulc  des  Urans  und  Ei- 
sens in  Oxyde  so  lange  in  der  Wärme  mit  Salpetersäure 
fersetzt,  bis  die  schmutzig  grüne  Farbe  derselben  in  Gelb 
flbergegangen  ist,  und  darauf  mit  Aetzammoniak  gcfiillt. 
Der  ausgewaschene  Niederschlag  wird  alsdann  in  eine 
Terschliefsbare  Flasche  gebracht,  mit  einer  concentrirten, 
bis  auf  ungefähr  35**  erwärmten,  Auflösung  von  kohlen- 
anrem  Ammoniak  einige  Minuten  lang  stark  geschüttelt, 
and  darauf  sogleich  fillrirt.  Die  durchgelaufene  Flüssig- 
keit setzt  in  sehr  kurzer  Zeit  Krjstalle  ab,  wenn  man  das 
Answaschen  des  Niederschlags  auf  dem  Filtrum  unter- 
liisL  Letzterer  hält  indessen  noch  ziemlich  viel  der  Ver- 
bindung zurück.  Man  kann  diesen  Rest  mit  Wasser 
auswaschen,  und  für  sich  auf  die  oben  angegebene  Weise 
nit  Weingeist  behandeln. 

Die  qualitative  Zusammensetzung  der  in  Rede  ste- 
benden  Verbindung  ist  bekannt;  es  enthält  dieselbe:  Uran- 

^1  ^d,  Ammoniak,  Kohlensäure  und  Wasser.  Die  quan. 
titativen  Verhältnisse  dieser  Bestandtheile  wurden  auf 
Mgende  Weise  ermittelt 

s«|        Der  Gehalt  an  Uranoxjd  läfst  sich  am  sidienXjeii 

16* 


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\ 


233 

10  unbedeiitend  T(m  der  Wahrheit  abweichen,  dafa  man 
ndi  wohl  der  Anwendung;  des  ChlorcaldanirohrB  bei  ge- 
wtihnlicheii  Analysen  überheben  darf,  wie  ich  mich  durch 
vergidchende  Versuche  mit  Carbonaten  von  bekannter 
Zosammensetznng  mehrfach  überzeugt  habe. 

Auf  die  angefahrte  Weise  verloren: 
L    0,576  Grm.  der  Krystalle  0,139  oder  24,13  Proc. 

Kohlensaure. 
IL    0,512  derselben  0,122  oder  23,83  Proc  Kohlen- 
säure. 

Das  Mittel  aus  diesen  beiden  Versuchen  beträgt  also 
23^  Proc  Kohlensäure. 

Nachdem  zur  Ermittlung  des  Ammoniakgehalts  ein 
vergeblicher  Versuch  gemacht  worden  war,  diesen  Be- 
ttandtheil  durch  Aetzkali  auszutreiben  und  in  Salzsäure 
aufzufangen,   wandte    ich   mich   zu  derselben  Methode, 
deren  sich  H.  Rose  O  ^^^  ^^^  Analyse  der  Verbindun- 
gen der  Kohlensäure   mit  dem  Ammoniak  bedient  hat. 
Nach  dieser  Methode  hinterliefsen  0,500  Grm.  der  Ver- 
bindung 0,333  metallisches  Platin.    Obgleich  dieses  ganz 
das  Ansehen   und  die    Eigenschaften  des  gewöhnlichen 
Platinschwamms  hatte,  so  glaubte  ich  mich  doch  von  der 
Abwesenheit  des  Urans  überzeugen  zu  müssen.    Der  Pla- 
tinschwamm  wurde  in  dieser  Absicht  mit  Salpetersäure 
J  angefeuchtet,  und,  nachdem   diese  bei  gelinder  Wärme 
abgedampft  war,  mit  einer  geringen  Menge  Wasser  aus- 
gekocht.   Die  abgegossene  Lösung  war  farblos  und  gab 
mit  Ammoniak  keinen  Niederschlag;    als  aber  letzteres 
mit  Salzsäure  neutralisirt  und  darauf  Kaliumeisencyanür 
hinzugesetzt  wurde,  entstand  anfangs  blofs  eine  grünliche 
Färbung,  nach  einiger  Zeit  aber  eine  schwache  bräunli- 
che Trübung.    Sollte  also  auch  diese  Reaction  auf  eine 
geringe  Menge  beigemengten  Uranoxyduls  hindeuten,  so 
war  dieselbe  jedenfalls  zu  unbedeutend,  um  einen  merk- 

1)  Pofscndorffs  ADDalcn,  Bd.  XXXXYI  S.  355. 


f 


Aequivaleiife  Wassck*  in  dem  Doppelsalx  zugegen  sind. 
Die  SanentbfTmenge  des,  in  der  obigen  Zosammenstel- 
Iimg  ans  dem  Verlost  berechneten,  Wassers  verhält  sich 
zum  Sanerstofligehalt  der  Kohlensäure  nahe  vrie  1  :  2. 
DemgemSfs  wären  9  Acquivalente  Wasser  in  dem  Dop< 
pelsalz  vorhanden.     Allein  einerseits  wird  die  Menge  des 
Wassers  dadurch  geringer,  dafs  anstatt  der  obigen  11,33 
Proc.  Ammoniak  ohne  Zweifel  12,31  Proc  Ammoniak  in 
Rechnung   zu   bringen  sind,   und  andererseits  ist  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach   ein  Theil  des  übrigbleibenden 
Wassers  dem  Doppelsalz  blofs  mechanisch  beigemengt, 
weil  letzteres  wegen  seiner  leichten  Zersetzbarkeit  in  der 
Wanne  nur  im  Infttrockncn  Zustand  der  Analyse  unter- 
worfen wurde.      Damit  indessen  ungeachtet  dieses  Um- 
Standes  die  analytischen  Resultate  unter  sich  vergleich- 
bar  ausfallen  möchten,   wurden  alle  oben  angeführten 
Yenuche  mit  einem  Material  angestellt,  das  gleichzeitig 
in  cfaier  dünnen  Lage  an  der  Luft  ausgebreitet  gelegen 
bitte,  und  darauf  in  einem  wohl  verschlossenen  Glase 
anibewahrt  worden  war.    Drei  Versuche,  in  welchen  das 
UTfiebene  Doppelsalz  längere  Zeit  im  Wasserbade  bei 
eioer  Temperatur,   die   nicht   40^   überstieg,   ausgesetzt 
wurde,  zeigten  nahe  übereinstimmend  einen  Vcriust  von 
3  Proc.      Zuin  Beweis,   dafs  keine  Zersetzung  eingctre* 
ten  war,  diente  theils  die  iinvercindertc  Farbe  des  Dop- 
pelsalzes, theils  dessen  vollständige  Löslichkeit  im  Was- 
ser.     Bringt  man   daher  den  obigen   Verlust  von  dem 
Wasser  in*  Abzug,   so  verhält  sich  die  Sanerstoffmenge 
des  Restes  zur  Sauerstoffmenge   der  Kohlensäure  nahe 
wie  1  :  3,  oder  mit  andern  Worten,  der  Wassergehalt 
des  Doppelsalzes  reicht  gerade  aus,  um  alles  Ammoniak 
in  Ammoniuoioxyd  zu  verwandeln;  denn: 
6(H»»+CO^)4-U2  0«-f-3CO*+6HO 

=(H♦?^o+co^)+U2  03^.3CO^ 

Corrigirt    man  die   oben  mitgeth  eilten  analytischen 
Resultate  nach  diesem  berichtigten  WassergebaU,  &o  er- 


L    üeber  Brommetalle  und  ihre  Ferbindungai 
mit  j^mmoniak;  von  C.  Rammeisberg. 


)ie  nachstehend  lieschriebenen  Versuche ,  eine  Reihe 
m  Brommetallen  mit  Ammoniak  za  verbinden ,  wurden 
loz  in  derselben  Art  wie  die  früher  ^  )  von  mir  in  Be- 
eff  der  Jodmetalle  mit{;etheilten  angestellt,  theils  durch 
nflteen  der  festen  Bromüre  in  Ammoniak ,  oder  durch 
ehandeln  ihrar  concentrirten  wälnigen  Auflösungen  mit 
«Sem,  theils  dadurch,  dafs  sie  im  wasserfreien  Zustande 
Inem  Strom  von  trockncm  Ammoniakgas  ausgesetzt^  und 
Mügenfalls ,  um  die  gegenseitige  Einwirkung  zu  befür- 
ero,  dabei  erwärmt  wurden. 

Brombarjum. 

Es  war  durch  Auflösen  von  kohlensaurem  Barjt  in 
Iromwasserstoffsäure  und  Abdampfen  erhalten  worden. 
)ie  Krystalle  sind  denen  des  Chlorbaryums  sehr  ähn- 
ich  (beide  Salze  sind  isomorph).  Vorherrschend  er- 
leinen  rhombische  Tafeln,  deren  Kanten  durch  die  Flä- 
\m  eines  Rhombenoctaeders  zugeschärft  sind,  während 
ch  an  den  stumpfen  Ecken  gleichfalls  eine  solche  Zu* 
härfung  zeigt.  Sie  sind  farblos  und  durchsichtig,  und 
rändern  sich  an  der  Luft  nicht. 

2,587  Grm.  yerloren  beim  Erhitzen  0,293  oder  11,32 
oc.  Diefs  bestätigt  seine  Isomorphie  mit  dem  Chlo- 
r,    welches  2  At.  Wasser  enthält,  denn  die  Formel 

iBr+2S  giebt: 

Brombarjum        89,08 
Wasser  10,92 

loa 

I  Dkte  Anoalen,  Bd.  XXXXVIII  S.  151. 


2» 


•  t:  - 


Bromcalciank- 

Es  ist  dem  CUeresIdain  in  jeder  Hinsicht  sehr  ahn- 
nur  ist  seine  Anflöslichkeit  vielleicht  noch  etwas 
frOCsery  so  daCs  es  auch  bei  längerem  Stehen  über  Schwc- 
felsSore  nicht  zum  Krystallisiren  zu  bringen  ist. 

Von  dem  durch  Schmelzen  entwässerten  Salze  wur- 
den 1,764  Grm.  der  Wirkung  des  trocknen  Ammoniak- 
fves  so  lange  ausgesetzt,  bis  die  Absorption  und  6e- 
"idditsznnahmc  aufhörte.  Es  erwärmte  sich  dabei  anfilng- 
[IjA,  und  verwandelte  sich  in  ein  sehr  voluminöses  wei- 
ku  Pulver  y  welches  zuletzt  0^15  Ammoniak  enthidt 
IKeb  Bromcaldom- Ammoniak  besteht  folglich  aus: 

At.      Berechnet. 

Bromcaldum        £5,6 

34,4 


1 

3 


65,73 
34,27 


100. 


100. 

El  ist  daher  =CaBr+3ff  H^ 

In  Wasser  löst  es  sich  vollkommen  auf,  doch  trübt 
lidi  die  Auflösung  nach  einiger  Zdt  durch  Abscheidung 
*0D  kohlensaurem  Kalk. 


Bro 


mmagnesinm. 


Ich  habe  es  nur  im  wasserhaltigen  Zustande  auf  di- 
federn  Wege  wie  die  vorigen  Salze  dargestellt.  Es  kr j- 
Sfallisirt  schwer,  am  besten  in  der  Glocke  über  Schwe- 
felsSure. 

Zar  Bestimmung  des  Wassergehalts  wurden  1,783 
Grm.  aufgelöst,  und  mit  kohlensaurem  Ammoniak  und 
phosphorsaurem  Natron  gefällt.  Der  Niederschlag  hin- 
terlieCs  nach  dem  Glühen  0,684  phosphorsaure  Talkcrde, 
=:0,15375  Magnesium  oder  8,62  Proc ,  wonach  das  Salz 

6  At  Wasser  enthält.      Denn  die  Formel  MgBr+6I{ 
giebt: 


211 

«efonaen:  ZnBr+RH». 
1.                 3. 

Zink               25,82  25,27 

Brom              59,87  61,30 

Ammoniak      12,98        12,43  13,43 


98,67  100. 

Beim  Erhitzen  schmilzt  diese  Verbindung  und  ver- 
liert ihr  Ammoniak  vollständig. 

In  Wasser  zersetzt  sie  sich  besonders  beim  Erwär* 
■ea  vollständig  in  Zinkoxyd,  welches  sich  abscheidet, 
und  in  eine  zinkfreie  Auflösung  von  Bromammonium. 

Es  ist  nicht  gut  möglich,  zu  bestimmen,  wie  viel  Am- 
;  Boniakgas  das  feste  Bromzink  aufzunehmen  vermag,  da 
■an  dieses  Salz  nicht  wasserfrei  anwenden  kann,  und  es 
lieim  Erhitzen  in  dem  Gase  sogleich  schmilzt,  so  dafs 
Dor  die  obere  Schicht  sich  mit  dem  letzteren  sättigt 

Bromkadmiaiu. 

Die  langen  nadeiförmigen  Krystalle  dieses  Salzes 
vcmittem  an  der  Luft,  wie  schon  Berthemot  gefun- 
iea  hat.  Sie  enthalten  viel  Krystallwasser,  von  dem 
4wa  die  Hälfte  schon  bei  100^,  das  Uebrige  aber  erst 
l>ei  200^  fortgeht.  Doch  schmelzen  sie  dabei  noch  nicht, 
lodern  nehmen  nur  ein  porccllanartiges  oder  emailwei- 
UcB  Ansehen  an.  Erst  in  stärkerer  Hitze  zeigte  sich  eine 
Uicilweise  Schmelzung.  2,43  Grm.  verloren  auf  solche 
Art  0,474  oder  19,5  Proc.  am  Gewicht. 

Wenn  man  annehmen  darf,  dafs  das  Erhitzen  etwas 
^a  frfih  unterbrochen  wurde,  so  enthält  das  Salz  wohl 

4  At.  "Wasser,  insofern  CdBr+4H  giebt: 

Bromkadmium        78,83 
Wasser  21,17 

loa 

3  At.  Wasser  würden  15,76  Procent  derselben  voraus- 
setzen. 


2«8 

Bcioi  EiUticn  veilieren  sie  ihr  AnuBonidL  voll* 
ndiffi 

Bromnickel. 

Nach  Berthemot  soll  dieses  Salz  in  schmufzigwei- 
m  Naddn  krystallisiren,  was  jedoch  kcioeswcges  der 
lU  ist.  Aus  der  durch  Auflösen  von  Nickelozyd  in 
omwasserstoffsäure  erhaltenen  grOnen  Flüssigkeit  kry- 
dlisirt  es  mit  derselben  grünen  Farbe,  welche  den  übri- 
n  Mickelsalxen  eigen  ist.  An  der  Luft  zerfliefsen  diese 
rystalle^  und  über  Schwefelsäure  werden  sie  durch  Was- 
rverlost  gelb. 

2,68  Gmi.  verloren  y  als  sie  einer  Temperatur  von 
n^  ausgesetzt  wurden,  nach  und  nach  0,54  =2U,15 
roc  Wasser.      Diefs  macht  3  At.  aus;  denn  nach  der 

ormel  NiBr+3H  erhält  man: 

Bromnickel  79,97 

Wasser  20,03 


100. 

Das  wasserfreie  Salz  stellt  eine  gelbbraune  nicht  gc- 
duDolzene  Masse  dar. 

Bemerk enswerth  ist,  dafs  dieses  Salz  mit  Bromka- 
um  kein  Doppelsalz  bildet;  denn  als  beide  in  dem  Yer- 
Utnifs  gleicher  Atomgewichte  zusammen  aufgelöst  und 
irdunstet  wurden,  schofs  jedes  für  sich  an. 


Ejivärmt  man  eine  concentrirte  Auflösung  von  Brom« 
ekel  mit  einem  Ueberschufs  von  Ammoniak,  so  setzt 
ik  aus  der  blauen  Flüssigkeit  beim  Erkalten  Bromnik- 
1  -  Ammoniak  in  Gestalt  eines  hellblauen  kijstallini« 
ben  Pulvers  ab. 

Die  Analyse  dieser  Verbindung  wurde  durch  Er- 
Izen  mit  Kalilauge  ausgeführt  Aus  1,219  ergaben  sich 
178  Salmiak,  welche  0,37731  Ammoniak  entsprechen. 


dnqift  (Alkohol  acUlgt  fast  nichts  daraus  nieder ),  so 
frflbt  sie  sich):je8  scifeidet  sich  braunes  Oxydbjdrat  aus, 
und  das  Filtrat  trocknet  beim  Stehen  über  Schwefelsäure 
zu  einer  braunen  Masse  ein,  weiche  mit  Krjstallen  von 
Bromammonium  gemengt  ist.  Diese  wurden  durch  Wa- 
schen mit  Weingeist  davon  getrennt,  der  Rest  filtrirt,  wo- 
bei wiederum  Kobaltoxjd  zurückblieb ,  und  zu  der  con- 
coitrirten  Flüssigkeit  Alkohol  gesetzt,  wodurch  sich  ein 
braunes  ammoniakhaltiges  Pulver  abschied. 

Wiederholte  Versuche,  ein  Bromkobalt -Ammoniak 
in  reinem  Zustande  darzustellen,  gaben  kein  besseres  Re- 
nltat;  nur  in  einem  Fall  erhielt  ich  aus  der  ammonia- 
kaiischen  Flfissigkeit  zuletzt  eine  geringe  Menge  rother 
Krystalle,  in  Form  von  quadratischen  Tafeln.  Sie  löse- 
tm  sich  in  Wasser  mit  schön  rother  Farbe  auf,  aber 
nach  dem  Kochen  trübte  sich  diese  Auflösung  sehr  bald, 
es  fiel  braunes  Kobaltoxjd  nieder,  und  Ammoniak  wurde 
frei.  Kali  feilte  die  Auflösung  nicht,  aber  beim  Kochen 
fand  die  Zersetzung  in  gleicher  Art  statt.  Silbersalze 
leigten  die  Gegenwart  von  Brom  an.  In  der  Hitze  wurde 
Ammoniak  frei  und  Bromammonium  gebildet,  und  wäh- 
lend Brom  entwich,  bleibt  grünes  Bromür  zurück. 

Unstreitig  sind  diese  Krystalle  Kobaltbromid-Ammo- 
niak;  die  entsprechende  Verbindung  des  Bromürs  (Co&r) 

I  scheint    dagegen    durch  Oxydation  sehr  schnell  in  jene 

1  tberzugeheu. 

f  .  Das  durch  Alkohol  gefällte  braune  Salz  löst  sich  in 
Wasser  zu  einer  dunkelgefärbten  Flüssigkeit  auf.  Einige 
Versuche,  welche  ich  damit  angestellt  habe,  lassen  glau- 
ben, daCs  es  ein  basisches  Salz  sey,  d.  h.  eine  Yerbin- 

•  •  • 

dong  von  Kobaltbromid  (€oBr^)  mit  Kobaltoxyd  (Co), 
Ammoniak  und  Wasser;  doch  geht  aus  der  Analyse  her- 
vor, dafs  es  ohne  Zweifel  ein  Gemenge  war.  Ich  fand 
nimlich  darin  22,67  Proc.  Kobalt,  37,75  Proc.  Brom  und 
20,39  Proc.  Ammoniak.  Berechnet  man  aus  dem  Brom 
den  Gehalt  an  Bromid,    nimmt  das  übri|;e  Kobalt  als 

PosscndorlTs  Anual.  Bd.  LV.  17 


247 

Bromids)  von  letzterem  erhakcn  (100  CuSr=64,4 

aBr). 

Die  coDGentrirte  Auflösung  von  Kupferbromid  wurde 
it  Ammoniak  übersättigt  und  alsdann  mit  Alkohol  ver- 
ischt,  wodurch  sich  kleine  dunkelgrüne  Krjstalle  von 
upferbromid -Ammoniak  niederschlugen. 

Aus  1,478  wurden  0,922  Sakniäk,  =0,29331  Am- 
oniaky  und  0,436  Kupferoxyd  =0,34804  Kupfer  er- 
ilten,  wonach  sich  2  At.  Kupferbromid  mit  3  Aeq.  Am- 
oniak  verbunden  haben.     Denn  es  ist: 


geTunden. 

2CuBr+3ITH' 

Kupfer 

23,55 

.     23,33 

Brom 

57.70 

Ammoniak 

19,98 

18^7 

100. 

1,108  wasserfreies  Kupferbromid  erhitzten  sich  in 
)cknem  Ammoniakgas  von  selbst,  und  schwollen  zu  ei- 
m  voluminösen  blauen  Pulver  an,  wobei,  als  das  6c- 
cht  sich  nicht  weiter  veränderte,  0,452  Ammoniak  ab- 
rbirt  waren.  Diefs  beträgt  5  Aeq.  Ammoniak  gegen 
At.  Kupferbromid.     Denn  es  ist: 

gefunden :  2  Gu  Br-f-  5  K  ii\ 

Kupferbromid        71,02  71,93 

Ammoniak  28,98  28,07 

Um  doppelt  so  viel  Ammoniak  als  die  auf  nassem 
f^ege  entstehende  Verbindung  zu  enthalten,  =CuBr3?Hi^, 
Qfsten  es  32  Proc  Ammoniak  seyn. 

Diese  beiden  Ammoniakverbindungen  lösen  sich  in 
enig  Wasser  vollständig  und  mit  gesättigt  blauer  Farbe  ; 
orch  eine  gröfserc  Menge  trübt  sich  die  Auflösung,  in- 
lem  Kupferoxydhydrat  sich  abscheidet,  welches  beim  Er- 
ilzen  des  Ganzen  schwarz  wird. 

In  der  Hitze  entwickeln  sie  Ammoniak,  und  bu- 
ll* 


249 

1.  2. 

Qaecksilberbromfir    96,34      96,53  97,04 

Ammoniak  3,66        3,47  2,96 


100.         100.  100. 

Bei  gelindem  Erhitzen  Terliert  diese  Yerbindiiug  das 
Ammoniak,  und  wird  wieder  weife. 

b)  Bromid. 

Die  Wirkung  des  flüssigen  Ammoniaks  auf  Queck- 
dberbromid  ist  nach  Mitscherlich  ^)  ganz  gleich  der 
nf  das  Chlorid. 

Kach  den  Versuchen  Ton  H.  Rose  ^)  absorbirt  das 
&t)mid  1  einfaches  Atom  Ammoniakgas,  wonach  100 
Tbeile  des  ersteren  4,78  Theile  aufnehmen  müssen.  In- 
dessen ist  es,  wie  der  genannte  Chemiker  schon  bemerkt, 
sehr  schwer,  diese  Verbindung  mit  Ammoniak  gesättigt 
ZQ  erhalten.  Da  in  der  Kälte  keine  Absorption  stattfin- 
det, so  mufs  man  das  Bromid  erhitzen,  wobei  es  schmilzt, 
Qod  durch  den  Strom  des  Ammoniaks  theilweise  verflüch- 
tigt wird.  Auch  in  meinen  Versuchen  war  etwa  nur  % 
des  Ammoniaks  aufgenommen  worden,  was  aber  wohl 
Hör  scheinbar  ist,  da  die  Gewichtszunahme  durch  den 
Tcrflüchtigten  Antheil  gewissermafsen  compensirt  war. 

Uebergiefst  man  das  so  erhaltene  Quecksilberbromid- 
Ammoniak  mit  Wasser,  so  wird  es  gelb,  wobei  sich 
Bromammonium  auflöst.  Behandelt  man  jenes  Pulver 
nach  dem  Auswaschen  mit  Kalilauge,  so  entwickelt  es 
kdn  Ammoniak ,  was  indessen  durch  Zusatz  von  Schwe- 
lelkalinm  in  bedeutendem  Grade  der  Fall  ist.  Es  ist 
wahrscheinlich  die  auf  nassem  Wege  entstehende  Amid- 
▼erbindung. 

1)  PoggendorfPs  Aonaleii,  Bd.  XXXXJX  S.  408. 

2)  Ebendaselbst,  Bd.  XX  S.  16Q. 


261 


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BemerkoBgf  die  Darttellang  der  Bromwetierttofftiare 

betreffeod. 

Unstreitig  besteht  die  zweckmflfiBigste  Methode  ihrer 
Darstelhmg  darin,  Brom  mit  Wasser  zu  übergiefsen,  und 
dnrdi  diefa  Gremenge  einen  Strom  ron  Schwefelwasser- 
stoffgas ui  leiten,  dessen  Ueberschufs  durch  gelindes  Er- 
wärmen leicht  entfernt  wird. 

Bei  dieser  Gelegenheit  beobachtet  man  indessen  die 
Bildung  einer  ansehnlichen  Menge  von  SchweCelsSure, 
welche  es  nOthig  macht,  die  Sdure  der  Destillation  zu 
uiterwerf^i,  um  sie  davon  zu  befreien. 

Diese  Thatsache  ist,  so  viel  mir  bekannt,  bisher 
nodi  nicht  bemerkt  worden;  bei  Anwendung  von  Jod 
erfolgt  die  Bildung  von  Schwefelsäure  nur  in  sehr  ge- 
liogem  MaaCse,  und  erst  beim  Erhitzen  des  Ganzen  ^  ) 
Einem  Versuch  zufolge,  in  welchem  eine  Portion 
BromwasserstoffsSure  durch  salpetersauren  Baryt  und  durch 
salpetersaures  Silberoxyd  geteilt  wurde,  hatten  sich  auf 
100  Th.  Bromwasserstoff  11,5  TL  Schwefelsäure  gebildet 


VI.      Untersuchungen   über  einige  anomale  und 

normale  galpanische  Erscheinungen; 

pon  -FV  C.  Henrici. 


JLrie  Anhänger  der  Contacttheorie  des  Galvanismus  kön- 
nen ihren  wissenschaftlichen  Gegnern,  den  Vertheidigem 
der  chemischen  Theorie,  in  der  That  nur  dankbar  da- 
fiär  sqm,  da£B  diese  sich  immer  aufs  Neue  bemühen, 
Thatsachen  aufzufinden,  die  für  ihre  Ansichten  als  Be- 
weise möchten  gelten  können.  Die  Wissenschaft  kann 
durch  solche  Bestrebungen  jedenfalls  nur  gewinnen.  Kein 

1)  TcrgL  die  Versacke  von  H.  Rote  in  dies.  Annal.  Bd.  XXXXYII 
$.161. 


7M 

m  nicht  bedaitende  Aiuweichiaig  der  Magnetna- 
reldie  sebr  bald  aaf  eine  sehr  geringe  Grobe  her- 
tf  nnd  aufserdem  das  Besondere  hat,  daCs  sie  ei- 
lern  Contact  von  Platin  und  Elisen  widersprechen- 
alvanichen  Strom  za  erkennen  giebt  Da  die  Kette 
:hwache  tbermo- elektrische  Ströme  höchst  durcb- 
ch  ist,  so  kann  die  grbfse  Schwache  ihrer  Wirkung 
ar  nicht  Ton  Lcitungshindemissen  herrühren.  Ich 
hier  jedoch  sogleich  hervorheben,  dafe  in  keinem 
r  sehr  zahlreichen  Versuche  die  Ablenkung  der 
»licatomadel  i^läg  verschwand,  sondern  stets  eine 
kleine,  aber  doch  vollkommen  deutliche  Gröfse  als 
ium  behielt  Dieses  Minimum  betrug  beinahe  ei- 
rrad.  Es  ergiebt  sich  hieraus  sofort,  daCs  Fara- 
die  in  Rede  stehende  Kette  mit  Unrecht  eine  un- 
)  genannt  hat.  Sie  ist  in  der  That  eine  wahrhaft 
ime,  wenn  auch  freilich  ihre  Wirksamkeit  äufserst 
fügig  ist.  Bei  Versuchen  über  sehr  schwache  gal* 
he  Wirkungen  kommt  offenbar  die  Empfindlich- 
es angewandten  Multiplicators  * )  vor  Allem  in  Be- 
;  wenn  der  eine  keine  Spur  von  Ablenkung  mehr 
Den  läfst,  wird  oft  ein  anderer  empfindlicherer  noch 

iese  Empfindlichkeit  ist  bekanntlich  eine  lelir  relative  nnd  keines- 
;s  der  Zahl  der  Drahtwindungen  des  Multiplicators  proportional; 
n  auch  abgesehen  Ton  der  mit  dieser  tunehmenden  Entfernung  der 

allen  parallelen  Kräften  resultirenden  Mittelkraft  von  den  beiden 
^etnadeln,  kommt  dabei  bekanntlich  das  VerhSltnils  des  Leitungs- 
ierstandes  des  Multiplicators  zu  dem  Widerstände,  welcher  in  je- 
1  besonderen  Falle  in  den  übrigen  Theilen  des  galvanischen  Bo- 
s  vorhanden  ist,  ganz  besonders  in  Betracht.  Von  vorzuglicher 
ichtigkeit  in    der  fraglichen   Beziehung   ist   es   aber  offenbar ,   dals 

System  der  beiden  Nadeln  bei  kraftiger  Magnetisirong  derselben 
(liehst  astatisch  sey,   und   dafs  die  Draht  Windungen  in  der  Nahe 

Doppelnndcl  möglichst  concentrirt  seyen.  Diese  Bedingungen 
1  bei  meinem  MuUiplicator  gehörig  berücksichtigt  worden,  und  da- 

wird  es  herrühren,  dafs  derselbe  bei  einer  Zahl  von  noch  nicht 
[  900  Windungen  doch  schon  eine  für  die  meisten  Zwecke  hin« 
heodc  Empfindlichkeit  besitzt. 


2S7 

dnfkfii^flit,  die  anprOngUche  AbleDkung  TenniUelit 
iD6B  tflsporilr  durdi  die  Kette  geleiteten  stirkeren  frem- 
BB  Stiomes  in  eine  ansehnliche  entgegengesetzte  zn  ver- 
«ndeln;  iauner  aber  kehrte  nach  kurzer  Zeit  das  Mini- 
im  der  durch  die  Kette  selbst  hervorgerufenen  Ablen- 
nag  nrQck. 

Nadh  diesem  Allen  kann  ich  hinsichtlich  der  wahr- 
iften  Wuksamkeit  (ThSligkeit)  einer  mit  Schwefelka- 
mlOsnng  zusammengesetzten  Platin -Eisen -Kette  nicht 
MD  mindesten  Zweifel  Raum  geben.  Gcwifs  ist  jedoch, 
ib  die  Wirkung  dieser  Kette  äufserst  gering  ist,  und 
ib  aie  obendrein  in  einem  der  Contactwirkung  zwi- 
hen  Platin  und  Eisen  widersprechenden  Sinne  stattfin- 
tf  indem  der  yorbandene  Strom  vom  Eisen  durch  den 
altiplicator  zum  Platin  tibergeht.  Dieses  letztere  ist 
in  der  wesentliche  Punkt  in  der  Sache,  um  dessen  un- 
reideutige  Erkläning  es  sich  vorzugsweise  handelt. 

Bekanntlich  erklärt  Faradaj  die  Entstehung  des 
iglichen  Stromes  aus  der  chemischen  Action,  welche 
rischen  einer  am  Eisendrahte  als  vorhanden  angenom- 
snen  Ösydschicht  und  der  SchwcfelkaliumlOsuog  statt* 
iden,  und  mit  deren  Erschöpfung  denn  auch  der  durch 
3  erzeugte  galvanische  Strom  verschwinden  soll.  Aber 
igesehen  von  der  Willkührlichkeit,  welche  in  der  An- 
ihme  einer  merklichen  Oxydbilduug  an  einem  mit  der 
lüsersten  Sorgtalt  gereinigten  glänzenden  Eisendrahte 
nerhalb  weniger  Secuudeu  in  trockner  Zimmerluft  liegt, 
t  diese  Erklärung  schon  deshalb  unstatthaft,  weil  die 
m  Faraday  behauptete  Erlöschung  des  galvanischen 
bromes  in  der  That,  wie  ich  im  Vorigen  dargethan  habe, 
ir  nicht  eintritt.  Es  mufs  daher  für  diesen  nothwendig 
ine  andere  Entstehungsursache,  als  die  von  Faraday 
igegebene,  vorhanden  seyn.  Die  folgenden  Thatsachen 
Ihroi  zu  einer  näheren  Aufklärung  hierüber: 

1)  Neben  einem  in  Schwefelkaliumlösung  gestellten 
latindrabt  wurde  ein  zweiter  (nach  vorgängiger  Verbin- 


259 

lOB-  reinen  Pbtindnhte  in  schwadi  schwefelsaorcs  Wai- 
r  angesenkC  wurde.  Da  diese  Fltlssigkeit  eine  positiT 
regende  Wirkung  auf  Platin  aosfibt,  welche  jedoch'  bei 
ner  on^eidixeitigen  Einsenkung  zweier  wohl  gereinig- 
r  Platindridite  in  dieselbe  nar  eine  geringe  Ablenkung 
er  Nadel  zu  erzeugen  vermag,  so  zeigt  die  bei  dem 
Dfliegenden  Versuche  erfolgte  heftige  Ausweichung  der 
hdel  ebenfalls  eine  kräftige  negative  Erregung  des  von 
er  Scbwefelkaliumlösung  benetzt  gewesenen  Drahtes  an. 
3)  Als  zwei  Platindrahte,  von  denen  der  eine  durdi 
nftea  Reiben  zwischen  befetteten  Fingern  mit  einer  sehr 
Innen  Fetthaut  fiberzogen  worden ,  gleichzeitig  in  die 
idiwefelkaliumlösuDg  eingesenkt  wurden,  erfolgte  eine 
Ublenkung  der.  Multiplicatomadel,  welche  wiederum  ei- 
n  von  dem  reinen  Platindrahte  in  die  Flüssigkeit  über- 
idienden  Strom  anzeigte.  Ein  noch  besseres  Mittel,  den 
Bontact  der  Flüssigkeit  mit  dem  einen  Drahte  (wenig- 
feis  auf  kurze  Zeit)  zu  verhindern,  entdeckte  ich  darin, 
Iris  ich  diesen  Draht  mit  käuflichem  Tcrpenthinöl  (wel- 
iks  mit  rectificirtcm  füglich  noch  versetzt  werden  kann) 
Hoetzte  und  dieses  verdunsten  licfs,  wodurch  sich  ein 
irter  harziger  Ueberzug  auf  dem  Drahte  bildete,  wei- 
ter dessen  Leitvermögen  so  wenig  verminderte,  dafs  die 
eidizeitige  Einsenkung  desselben  mit  einem  reinen  Pla- 
idrahte  eine  Ablenkung  der  Nadel  von  nicht  weniger 
s  50^  in  der  bereits  bezeichneten  Richtung  hervor* 
adite. 

^4)  Ab  von  zwei  in  der  Lösung  beflndlichen  Pla- 
idrShten  der  eine  herausgenommen,  in  scharfer  Ofen- 
Irma  getrocknet  und  dann  wieder  eingesenkt  wurde, 
it  eine  Ablenkung  der  Nadel  ein,  welche  eine  Ver- 
ditung  (oder  wenigstens  eine  bedeutende  Verminde- 
ag)  der  negativ  erregenden  Wirkung  der  Lösung  auf 
n  letzten  Draht  in  Folge  der  Austrocknung  zu  erkcn- 
m  gab. 

5)  Eisendrähte  zeigten  im  Aligemeinen  dasselbe  Ner- 


261 

af&drteo  MeuUen  eine  krttftige  posiÜTe  Erregung 
lenadbcD  henrorbringeD.  Noch  auffallender  wird 
»  Yerbalten  dadurch,  dafs  die  L(teuDg  des  Einfach- 
refdkaliams  eine  elektromotorische  Wirkung  völlig 
:her  Art  auf  die  genannten  Metalle  bei  einer  Berüh- 
;  mit  denselben  erkennen  labt  Die  chemische  Zu- 
nensetxung  des  Einfach -Schwefelkaliums  ist  nun  in 
Tbat  von  der  Art»  dafs  man  von  der  Lösung  des- 
en  eine  mUfsige  negative  Erregung  der  fraglichen  Me- 
im  Voraus  erwarten  darf.  Es  fragt  sich  daher,  ob 
aus  der  muthmafslichen  Stärke  derselben  die  in  Bede 
enden  galvanischen  Erscheinungen  befriedigend  erklä- 
lassen?  Diefs  ist  indessen  offenbar  nicht  der  Fall, 
n  die  Differenz  unter  den  elektromotorischen  Wir- 
jen der  Einfach -Schwefelkaliumlösuug  einerseits  mit 
n  und  andererseits  mit  Platin  müfstc  alsdann  die  elek- 
lotorische  Differenz  zwischen  Eisen  und  Platin  übcr- 
en,  und  das  ist  nach  aller  Analogie  durchaus  un- 
rscheinlicb.  Ein  dem  Einfach -Schwefelkalium  in  che- 
her  Beziehung  ganz  analoger  Körper  ist,  z.  B.  das 
Lalium.  Die  Lösung  desselben  wirkt  zwar  allerdings 
tiv  erregend  auf  Platin,  zeigt  aber  in  dieser  Wir- 
;  bei  weitem  nicht  eine  solche  Stärke,  wie  die  Schwe- 
iliumlösuug,  indem  die  ungleichzeitige  Einsenkung 
er  Platindrähte  in  dieselbe  nur  eine  sehr  geringe,  in 
'  Richtung  übrigens  der  an  dem  zuerst  eiugetanch- 
Drahte  vorhandenen  Contactwirkung  entsprechende, 
^nkang  der  Multiplicatomadcl  hervorbringt.  Auch 
m  alle  von  der  Jodkalium lösuug  nicht  angreifbaren 
ille  bei  ihrer  galvanischen  Combiuation  mit  dersel- 
normal  gerichtete  (dem  Metallcontact  entsprechende) 
me.  Wenn  nun  aber  nicht  einmal  das  galvanische 
lalten  der  Einfach -Schwefclkaliumlösung  aus  deren 
emeiffem  chemischen  Charakter  hergeleitet  werden 
I,  so  ist  dieses  noch  viel  weniger  mit  dem  der  Fünf- 
-Schwefelkaliumlösung  der  Fall. 

^€ndorff*M  AnnaJ,  Bd.  LV.  18 


2(» 

Dg  des  ia  der  SchvfefelkaliiimlösuDg  sich  ent?rickelu- 
n  'Wasseratoffs  auf  verschiedene  Metalle  zeigt  sich  aber 
cht  nur  in  deren  relativer  Stärke,  sondern  auch  noch 
der  Geschwindigkeit  ihrer  Entwicklung.  Als  ich  z.  B. 
sn  zwei  neben  einander  befestigten  Platindrähten  zuerst 
en  einen  för  sidi  allein  in  die  Lösung  eintauchte,  ihn 
wn  wieder  heraushob  und  darauf  beide  gleichzeitig  ein- 
^te,  erhielt  ich  eine  Ausweichung  von  9^;  sie  betrug 
bgegen  52^,  als  derselbe  Versuch  mit  zwei  Eisendräh- 
m  ausgeführt  wurde,  und  der  erzeugte  Strom  war  im 
Ifitaten  Falle  auch  von  ungleich  längerer  Dauer.  Hier- 
pi  erklärt  sich  nun  sehr  einfach,  warum  bei  einer  gleich- 
idtigen.  Einsenkung  eines  Platindrahls  und  Eisendrahts 
ii  fie  Schwefelkaliumlösung  sogleich  der  anomale  Strom 
dip  Vorschein  kommt  ' ),  und  ^varum  derselbe  am  gröfs- 
!m  ausfällt,  wenn  beide   Drähte  t^or  ihrer  Einsenkung 

dem  Multiplicator  verbunden  werden. 

Das  so  eben  erläuterte  elektromotorische  Verhalten 
fa  Wasserstoffs  mufs  in  der  That  in  hohem  Grade  merk- 
^frOrdig  erscheinen.     Indessen   ist  dabei  die  Verschicden- 

KQ  berücksichtigen,  welche  vcrsciiiedcne  Metalle  hin- 
ilich  eines  hier  ohne  Zweifel  sehr  einflufsreichen  Mo- 

,  ihres  Gasverdichtungsvennögcns  nämlich,  zeigen; 

dann  ist  es  doch  auch  sehr  wohl  möglidi,   dafs  die 
wefelkaliumlösuug  auf  Eisen  und  andere  diesem  ahn- 

sich  verhaltende  positivere  Metalle  eine  höchst  ge- 
ige chemische  Wirkung  ausübt,  welche  dann  auf  die 
ktromotorische  Wirkung  der  Lösung  schwächend  zu- 
Hkkwirken  müfste.  Diesen  Ansichten  zufolge  müfste  sich 
rine  völlig  normale  Kettenein wirkuug  einstellen,  wenn 
Imp  das  Platin  mit  einem  negativen,  aber  nicht  metal- 
lldk  leitenden  Körper,  welcher  also  in  seinen  physischen 

1)  Ich   darf  hier   jedocli   nicht   UIler^vahDt   lassen,   dafs   ich   wiederhoh 
bei  einer  sehr  rasclicn  gleichzeitigen  Kinsenkung  der  fraglichen  Drahte 
*'   den   BÖrmaleD   Strom   in   einer  kleinen  Zuckung  der  Nadel  von  mo- 
'•  incntaner  Dauer  waluigenoninien  habe. 

18* 


Erfolg  war  eine  änfsent  krftßige  Ausweichiuig  der 
el  in  der  erwarteten  RichtiAf^ttpd  eine  daaerade  Ab- 
nng  TOD  29°.  Ala.  ^dieaer  Versuch  ijuit  einer  con- 
rirten  Lösung  -  von  Einfach -Schwefelfi|Iiain  wieder- 

warde,  erhielt  ich  eine,  die  Torige  sogaf  noch  ein 
ig  fibertreffende  Ablenkimg.  Zar  Yergleicfanng  hier- 
wurde nun  eine  Combination  von  concentrirter  Jod- 
mlOsung  und  schwefelsaurer  Kalilösung  mit  Platin- 
iten  Yersucht;  die  Bewegung  der  Multiplicatomadel 
gleichzeitiger  Einsenkung  der  Drähte  war  unbedeu- 
ly  wodurch  es  sich  also  bestSligte,  dafs  die  elektro- 
orische  Action  der  Jodkaliumlösung  auf  Platin  gegen 
gleichartige  der  Schwefelkaliumlösungen  auf  dasselbe 
duns  zurücktritt,  und  dafs  die  letztere  nur  von  etwas 
mdartigem  herrfihren  könne.    Damit  stimmt  denn  auch 

galvanische  \Virkung  der  Combination  von  Jodka- 
1.  und  Einfach-Schwefelkaliumlösung  mit  Platindrüh- 

vollkommen  überein;  ich  erhielt  dadurch  fast  ganz 
lelbe  länger  dauernde  Ablenkung  der  Multiplicatoma- 
t  als  durch  die  Combination  der  letzteren  mit  schwe- 
mrer  Kalilösung  (29''). 

(Fortsetzung  im  nächsten  Heft.')'^ 


lieber  Bereitung   einer  das  Platin  in  der 
Grope  sehen  Kette  ersetzenden  Kohle  \ 
von  R,  Bunsen. 


i  neue  und  wichtige  Anwendung,  welche  das  Platin 
h  Grove's  schöne  Entdeckung  gefunden  hat,  macht 
ehr  wtinsdienswerth  dieses  kostbare  Metall  dmrdi 
wohlfeilere  Substanz  ersetzen  zu  können.  Man  hat 
r  schon  vor  längerer  Zeit  sowohl  den  natürlich  vor- 
nenden» als  audb  den  in  den  Gasretorten  sicYi  ab- 


267 

neu   FomeD»  welche  zehn  bis  zwölf  Operationen  aus- 
haltoi.     Uebenteigt  der  Durchmesser  dieser  Formen  5 
bis  6  Zoll,  so  gelingt  es  nur  selten  eine  von  Rissen  ganz 
firela  Kohle  «1  erhalten.  Dagegen  lassen  sich  ohne  Schwie- 
rigkeit bohle  Cylindcr  von  noch  gröfscren  Dimensionen 
darstdleOv  wenn  man  eine  cjlindrische  Schachtel  in  die 
Fonn  stellt,und  den  Zwischenraum  zwischen  der  hölzer- 
.  ncn   und  eisernen  Wandung   mit  dem  Kohlengemenge 
amfiDllt. 

^  l)ie  bedeutende  Volumen  Veränderung,  welche  die 
^KaUe  bei  dem  Glühen  erleidet,  erlaubt  es  nicht  diese 
^Schachtel  durch  eine  Blechrolle  zu  ersetzen.  Die  auf 
hidiese  Art  bereitete  Kohleumasse  besitzt  zwar  schon  eine 
^linlSngliche  Festigkeit,  allein  sie  gestattet  in  dieser  Form, 
wegen  ihrer  grofsen  Porosität,  noch  keine  Anwendung. 
Um  ihr  die  nöthige  Dichtigkeit  und  eine  den  härteren 
Gesteinen  an  Festigkeit  kaum  nachstehende  Beschaffen- 
krit  zu  ertheilen,  tränkt  man  sie  vor  dem  zweiten  Glü- 
ken  in  concentrirte  Zuckerlösung,  zu  der  man  die  schlech- 
(eiten  Zuckerabfälle  benutzen  kann,  und  trocknet  sie  dar- 
lof,  bis  der  Zucker  in  der  Form  wieder  fest  geworden 
irt.  LeitungsfUhigkeit  und  elektromotorische  Kraft  erlaugt 
die  Kohle  erst  dadurch,  dafs  man  sie  in  einem  mit  Koh- 
tieostflcken  angefijlltcn,  bedeckten,  feuerfesten  Gefäfse 
tder  mehrstündigen  Einwirkung  einer  starken  Weifsglüh- 
blitze  aussetzt,  was  am  leichtesten  in  einem  gewöhnlichen 
Töpferofen  geschieht.  Die  nach  diesen  Angaben  berei- 
tete Kohle  ist  vollkommen  homogen,  wenig  porös,  nicht 
im  mindesten  abfärbend,  klingend,  von  metallischem  An- 
sehen, und  SjO  fest,  dafs  ein  sechs  Loth  schwerer,  drei 
Linien  dicker,  hohler  Cylinder,  ohne  zu  zerbrechen,  vier 
bis  sechs  Fufs  tief  auf  Holz  herabfallen  kann  ^).   Zur  An- 

I)  Ob  die  im  Handel  vorkommenden  Kohlen,  und  namentlidi  diejeni- 
gen, welche  Hr.  Prof.  Poggendorff  zu  seinen  Versuchen  von  dem 
Diener  des  hiesigen  cheniisclien  Instituts  besogen  hat,  die  angeführte 
Bcadiaflcnheit  besitzen,  wei(s  ich  nicht,  da  weder  auf  meine  Ycran- 


Das  EindringeD  Ton  Flflssigkdteii  bis  in  diejenigen 
Heile  der  Kohle ,  welche  mit  Metallen  in  leitende  Ver- 
luidnng  gesetzt  werden  sollen,  Termeidet  man  dadurdi, 
diÜB  man  diese  Theile  in  Wachs  trflnkt,  welches  von 
der  Kohle  aufgesogen  wird,  und  ihre  Capillaritftt  gegen 
indere  Flflssigkeiten  aufhebt,  ohne  die  Leitun^fähigkeit 
raf  eine  bemerkbare  Weise  zu  schwachen. 

Unter  allen  Apparaten,  deren  Form  fOr  eine  An- 
wendung der  Kohle  geeignet  ist,  scheint  mir  die  Taf.lII 
Fig.  4  dargestellte  den  Vorzug  zu  verdienen:  aa  ist  eine 
■it  SsIpetersSnre  angefüllte  Glaszelle,  4  Zoll  hoch  und 
ven  angemessener  Weite,  b  ein  darin  befindlicher  hoh- 
ler Kohlency linder  mit  1^  bis  2  Linien  dicker  Wandung 
■ad  1^  bis  2  Zoll  innerem  Durchmesser,  c  eine  mitver- 
dflnuter  Schwefelsaure  angefüllte  porOse  Thonzelle,  d 
dn  in  dieser  Säure  stehender  amalgamirte  Zinkcylinder, 
der  durch  den  Zinkstreifen  e  mit  der  Kohle  der  nach« 
rten  Zelle  in  Verbindung  steht.  Diese  Verbindung  ge- 
ichieht  vermittelst  eines  senkrecht  stehenden  Fortsatzes 
ler  Kohle,  über  welchen  man  eine  kleine  Kappe  von 
iQnnem  Platinblech  steckt,  gegen  die  der  vom  Zinkcy- 
inder  ausgehende  aufwärts  gebogene  Metallstreifen  ver- 
nittelst  einer  aufgesteckten  Klammer  geprefst  wird.  Ob- 
gleich dieser  Kohlen fortsatz  kaum  1  bis  2  Linien  dick 
st,  so  gewährt  er  doch  eine  mehr  als  hinlängliche  Fe- 
ttigkeit, um  den  Druck  der  Klammer  ohne  Abnutzung 
u  ertragen.  Versieht  man  die  Glaszcllen  mit  einer  auf- 
;eschliffenen  Glaskapsel,  Taf.  III  Fig.  5,  so  hat  man  nur 
lie  Thonzellen  und  Zinkcylinder  nach  dem  Gebrauch  zu 
nlfemen,  und  kann  die  Kohle  sammt  der  Salpetersäure 
Q  den  verschlossenen  Glasgefäfsen  aufbewahren. 

Ich  habe  die  TJeberzeugung,  dafs  dieser  Apparat  er- 

ich  hier  (ur  einen  bis  anderthalb  Thaler  das  Stuclc  angefertigt  erhal- 
ten. Der  Handelspreis  einer  Kohlenoherflache  Ton  Echn  Quadratfals 
bctrSgt  daher  sieben  bis  zehn  Thaler.  Eine  PlatinflSche  von  gleicher 
Wirkianikeit  wurde,  nach  PoggendorfPt  Berechnang,  mindeftens 
hundert  und  achtzig  Thaler  kosten. 


271 

Die  (coiiBt&hte  Batterie,  auf  welche  sich  diese  Be- 
merknni;  bezieht,  kommt  der  Grove'schen  an  WiriLsam- 
keit  vollkommen  gleich,   and  zeichnet  sich   durch  eine 
Einfachheit  aus,  welche  es  möglich  macht,  sie  mit  den 
allergeringCDgigsten    Hflifsmitteln    herzustellen.      Taf.  III 
Fig.  6  stellt  die  Ansicht  derselben  dar:  aa  ist  eine  Glas- 
zelle, zn  der  man  ein  gewöhnliches  Trinkglas  benutzen 
kann,  bt  ein  amalgamirter  Zinkcylindcr,  d  ein  im  Mit- 
telpunkte bis  in  die  Nfthe  seines  Bodens  durchbohrter 
Kohlencjlinder  '),   e  ein  konischer,    auf  die  oben  in 
Wachs  getrSnkte  Kohle  '  )  gesteckter  Kupferring  mit  dik- 
kem  Lieitungsdraht,  /  eine  Messingklammer,  um  den  um- 
gebogenen und  zu  einer  Flache  ausgeschlagenen  Verbin- 
dimgsdraht  an  dem  Zinkcjlinder  der  folgenden  Zelle  zu 
befestigen.     Der  Gebrauch  des  Apparates  erfordert  einige 
Vorsichtsmafsregeln,  die  unerläblich  sind,  wenn  man  die 
Unbequemlichkeiten  völlig  vermeiden  will,   deren  Herr 
Prof.  Poggendorff  in  seinen  Bemerkungen  über  die- 
sen Apparat  besonders  Erwähnung  gethan  hat.     Vor  Al- 
lem ist  es  nölhig,  nachdem  man  die  Kohle  völlig  mit  Sal- 
petersäure durchtränkt  hat,   den  Ueberschufs  der  Säure 
dadurch  wieder  zu  entfernen,  dafs  man  sie  vermittelst 
einer  auf  die .  Ocffuuug  der  Kohle  gesteckte  Glasröhre 
durch  heftiges  Einblascn  möglichst  ausprefst  (Fig.  7  Taf  III). 
Bei  späterem  Gebrauch  des  Apparates  prefst  man  nur  vor 

1)  Ucbcrsteifl  die  Höhe  der  Kohlr.  5  und  ihr  Durchmesser  2  Zoll,  so 
wird  die  Form  des  Appnrntvs  unpractisch.  Für  grulsere  Kellen  müs- 
sen daher  mehrere  kleine  Kohlen  zu  Paaren  von  grofscrer  OberflSche 
combinirt  werden. 

2)  Icli  habe  mich  durch  genaue  Versuche  überzeugt,  dafs  das  in  den 
Poren  der  Kohle  und  an  der  Beruhrungsstellc  des  Kupferrings  be- 
findliche "VN'achs,  welches  die  Kolile  gegen  Salpetersäure  ToUkororocn 
andurchdringlich  macht,  nicht  im  Geringsten  eine  bemerkbare  Schwä- 
chung der  Slrorostirkc  zur  Folge  hat,  \renn  die  Kohle  nicht  mehr 
davon  enthalt  als  nöthig  ist.  Der  Vorwurf  der  Unsauberkeit,  wel- 
cher aus  einer  möglichen  Berührung  des  Kupferrings  mit  der  Salpe- 
tersäure hergenommen  Ut^  trifft  daber  diesen  App«nl  nicVil, 


273 

bindongBStficke  mit  einer  Oxydsdiidit,  so  reicht  es  hin 
sie  mit  Terdflnnter  Schwefelsaure  abzareiben,  um  augen- 
blidLlich  ihre  ursprüngliche  Reinheit  wieder  herzustellen. 
Die  bei  diesen  Batterien  gewählte  Form  scheint  mir  für 
kleinere  Apparate  die  bequemste  und  einfachste  zu  seyn. 
Für  Ketten  von  grOfseren  Dimensionen  eignet  sie  sich 
dagegen  nicht,  wegen  der  mit  der  Fiülung  gröberer 
Kohlen  verbundenen  Unbequemlichkeiten,  und  der  Noth- 
wendigkeity  die  einmal  in  den  Kohlen  enthaltene  Salpe- 
tersäure völlig  aufzubrauchen y  ohne  dieselbe,  wie  bei 
der  Grove'schen  Coustruction,  jeden  Augenblick  durch 
andere  von  verschiedener  Stärke  ohne  Verlust  ersetzen 
za  können.  Dieser  Apparat  erfordert  überhaupt  eine  grö- 
üsere  Sorgfalt  und  Uebung  in  der  Behandlung  als  der 
Grove'sche.  Eben  so  ist  derselbe,  wo  es  darauf  an- 
kommt, zu  jeder  Zeit  einen  Strom  von  bestimmter  Stärke 
zu  erzeugen,  wenn  auch  nicht  uuanwendbar,  doch  un- 
practisch. 

Die  Kohle  ersetzt  das  Platin  nicht  allein  als  negati- 
ves Glied  in  den  Ketten,  sondern  eignet  sich  auch  vor- 
züglich wegen  ihrer  chemischen  Indifferenz  zu  elektroly- 
tischen Apparaten.  Ehe  ich  mich  indessen  zu  der  Be- 
schreibung der  >on  mir  zu  diesem  Zwecke  benutzten 
Vorrichtungen  wende,  wird  es  nicht  tiberflüssig  scjn,  ei- 
nige Worte  über  das  denselben  zum  (^runde  liegende 
PrJDcip  voranzuscliickcu.  Geht  man  von  dem  Grund- 
satze aus,  dafs  diese  Apparate  ihren  Zweck  um  so  voU- 
kommener  erfüllen,  je  gröfser  der  durch  sie  erreichte 
1  elektroljtische  Effect  im  Vergleich  zu  dem  Verbrauch 
t  der  flüssigen  und  festen  Elemente  der  Säule  ist,  so  reicht 
eine  einfache  Betrachtung  bin,  die  Bedingung  festzustel- 
len,  welche  bei  ihrer  Construction  in  Betracht  kommt. 

Ermitteln  wir  zunächst  das  Gesetz,  nach  welchem 
eine  gegebene  Anzahl  von  Paaren  combinirt  werden  mufs, 
um  das  Maximum  des  Effects  zu  erzeugen.  Es  sej  a 
diese  Anzahl  gegebener  Elemente  von  besiimmleii  U\- 

/ 


274 

menaioiimt  L  der  Leitungswiderstand  in  einem  EHemon^ 
/  der  Widerstand  im  ScbUefsongsbogen,  und  e  die  elek^ 
tn>motoriscbe  Kraft,  so  ist  die  Stromstärke  /für  a  Paare 

Combinirt  man  die  gegebenen  Elemente  zu  x  Paaren,  so 

dafs  die  Oberfläche  jedes  einzelnen  dadurch  —  Mal  grö- 

Cser  .wird,  so  wird  dadurch  die  Stromstärke : 

xe 


r= 


x^L    : 
+1 


r 

Dieser  Ausdruck  durch  den  ersten  dividirt  -j^X  gesetsi, 

_x(aL+l) 

^—x^L+al' 

Setzt  man  femer: 

dy       aL+l       (xaL  —  xl)2xL 

dx~x''L  +  al  {x'^L  +  aly     ~    ' 

so  ergiebt  sich  für  das  Maximum  der  Stromintensität  der 

Werth  von 


*=K    X- 


Substituirt  man  A  für   1/    j-,  so  wird : 

x=iAVl. 
Die  für  das  Maximum  der  Stromstärke  nöthige  Platten» 
zahl  verhält  sich  daher  wie  die  Quadratwurzel  aus  dem 
Leitungswiderstande  im  Schlieüsungsbogen  ^).  Je  gerin- 
ger demnach  der  Leitungswiderstand  ein^  zu  elektroly* 
sirenden  Flüssigkeit,  oder  je  gröfser  die  in  derselben 
sich  möglichst  einander  nahe  gerückten  Polflächen  sind, 
um  so  geringer  wird  die  Anzahl  der  zu  einer  Säule  com- 

1 )  Dabei  ist  jedodi  eu  bemerken,  dafs  bei  Flüssigkeit  die  Gröfse  /  aidi 
mh  der  Stromstärke  ändert. 


275 

binirten  Elemente  eejn  niflssen,  tnn  den  grOfsten  Effect 
IQ  erhalten.  Man  bat  es  daher  in  seiner  Gewalt  dordi 
VergrOfBemng  der  l^ilfllchen  die  Zahl  der  Kraflzeilen 
auf  den  kleinsten  Werth,  d.  h.  auf  zwei,  zn  redudren, 
80  dafs  auf  zwei  Atome  in  der  Sflule  Terbrauchten  Zinks 
eio  Atom  Wasser  in  der  Wirkungszelle  zersetzt  wird. 
Um  eine  diesem  Zwecke  angemessene  Yergröfserung 
der  Polflachen  bewerkstelligen  zu  können,  bediente  ich 
mich  mehrerer  mit  einander  verbundener  Yoltameter,  von 
der  Fig.  8  Taf.  III  dargestellten  Form:  aa  ist  ein  mit 
Fab  versehener  Glascjlinder,  welcher  die  zu  elektroly- 
ärcnde  FlQssigkeit  enthält,  bb  eine  dreihalsige  unten  of- 
fene Glasglocke,  in  Form  einer  WulFschen  Flasche  ohne 
Boden,  cc  ein  als  PolflSche  dienender  hohler,  seitlich 
mehrfach  durchlöcherter  Kohlencylinder,  dessen  Höhlung 
unten  etwas  konisch  zuläuft,  d  ein  massiver  Kohlency- 
linder, dessen  Oberfläche  als  zweiter  Pol  dient*  Der- 
selbe ist  in  dem  erstcren  eingeklemmt,  und  von  demsel- 
ben durch  zwei  geflochtene  Stränge  gesponnenen  Glases 
getrennt.  Zur  Befestigung  dieser  Kohlen  in  der  dreihal- 
sigen  Glocke  dienen  drei  kleine,  nach  innen  gerichtete 
Hervorragungen  am  unteren  Rande  derselben,  denen  drei 
an  der  äufseren  Wandung  der  Kohle  beflndliche  Riefen 
entsprechen.  Schiebt  man  die  Kohle  in  die  Glocke,  wäh- 
rend die  erwähnten  Her\'orraguugcn  den  Riefen  in  der 
Kohle  entsprechen,  und  dreht  man  dieselbe  hierauf  um 
6<)°,  so  wird  sie  von  den  Hervorragungen  getragen,  und 
h(st  sich  mit  der  (Tlocke  aus  dem  Giascylinder  heraus- 
beben; e  und  e  siud  zwei  dicke  kupferne  Leitungsdrähte, 
welche  von  Glasröhren  umschlossen  siud,  und  unten  in 
Kohlenspitzen  endigen,  welche  in  entsprechende  Vertie- 
fangen  der  Kohlencylinder  passen.  Man  kann  auch  statt 
der  Drähte  in  Glasröhren  eingeschlossene,  sehr  feste,  ap 
ihrem  mittleren  Theile  in  Wachs  getränkte  Kohlenstäb- 
chen ^)  anwenden,  und  diese  an  ihrem  hervorragenden 

1)  Diese  lassen  sich  noch  besser  fcnuittelst  einer  groben  Ho\iaa%«  ««x> 


276 

Ende  mit  einem  in  die  Kohlenmasee  gebohrten  QnedL- 
sübernSpfchen  versehen;  /  endlich  ist  ein  Ableitungsrohr, 
am  das  entwickelte  Gas  au&nfangen*  Verbindet  man  die 
entsprechenden  Kohlen  mehrerer  solcher  Apparate ,  so 
kann  mau  leicht  mehrere  Quadratfu£s  groüser  Polflächeo 
herstellen  ')• 

der  p^Uig  trocknen  mcullisclien   Kohle  der  Gasretorten   schneidcii 
nnd  auf  einem  groben  Sandstein  eben  schleifen. 

1)  Vorstehende  Mittheilang  des  Hm.  Prof.  Bunsen  wird  ohne  Zwet- 
fel  Tielen  Lesern  der  Annalen  eben  so  willkommen  und  lehrreich  seJl^  ^ 
als  sie  es  mir  gewesen  ist.     Ich  erlaube  mir  nur  noch  hinztfziif&((4^ 
dafs  meine  früheren  Bemerkungen  natürlicherweise  nnr  den  Kohlw»nj 
batterien  galten,  wie  sie  waren,  nicht  wie  sie  dereinst  werden 
ten.      Dafs  jene  in   der  That   die  von  mir  hervorgehobenen  Maofd. 
besalsen,  davon   haben  mir  die  Klagen,   die  mir  mehrseitig  von  hie- 
sigen towohl  als  von  auswSrtigen  Physikern  zugekommen  sind,  die  tiiP" 
tigste  Bestätigung  geliefert.     Anders  verhalt  es  sich  nun  mit  den  Bi^^ 
terien,    welche  Hr.   Prof.  B.  so  eben  beschrieben  hat.      Die 
struction   derselben   weicht,  wie  man  bemerkt  haben  wird,  in  vc»-, 
sdiiedenen  Punkten  wesentlich  von  der  fiüheren  ab,   und  damit  fiiH  T 
den   sich  zugleich  mehre  der  mit  dieser  verknüpften  Nachtheile  bcsei«  ': 
tigt.      Auch  sind  die  Kohlen  von  ungleich  besserer  Beschaflcnheit  all  *. 
die   früher  selbst  vom  Marburger  Laboratorium  ausgegangenen.    Hr.-'^^ 
Prof.  B.  hat  die  Güte  gehabt,  seinem  Aufsatz  ein  Assortiment  KoUcbV. 
in  Form  von  Platten  und  hohlen  Cylindcrn  beizulegen,  vvelche  in  der  ^ 
That  schon  auf  den  ersten  Blick  ein  günstiges  Vururtheil  für  sich  er-  ■ 
wecken  müssen.     Die  Masse  ist  feinkornig,  wenig  porös  und  von  ei-  ^ 
nem   solchen  Grade  der  Festigkeit,    dafs  sie  sich  mit  Leichtigkeit  hak  * 
formen  lassen,  ohne  sehr  zerbrechlich  zu  seyn.     Ich  habe  ihre  Wirk*  \ 
aamkeit  als   stromerregendes  Element  bisher  noch   nicht  notersuchca  k, 
können,  zweifle   aber  nicht,   dafs   sie  mit  Hülfe   von  ThoncjlinderB.|^ 
gute  Dienste   leisten  werde.       Auch  will  ich  nicht  in  Abrede  stelleUi 
dafs  Batterien  von  sehr  grofsen  Dimensionen  aus  solchen  Kohlen,  be- 
Sonders  wenn  sie  erst  fabrikmfafsig  bereitet  würden,  werden  wohlfei- 
1er  daraostellen  sejn  als  aus  Platin  (wiewohl  auch  darüber  noch  cril^ 
die  Erfahrung  entscheiden  müfsle,   zumal  jetzt  vielleicht  Aussiebt  dftw 
ist,   Kupfer   oder  Eisen   wohlfeil   platiniren   zu   können);    allein  Ar., 
kleine  Apparate,  wie  sie  zu  eigentlich  wissenschaftlichen  Untersuchuo-. 
gen  erforderlich  und   hinreichend  sind,   kann   ich   selbst  gegenwartig 
den  Kohlen  keinen  Vorzug  vor  dem  Platin  zugestehen.  P, 


277 


VnL  Verbesserte  Einrichtung  des  Pbltameters  zur 
getrennten  Auffangung  beider  Bestandtheile 
des  Wassers;  von  J.  C.  PoggendorJ/^). 


Die  iQstnnnente»  deren  man  sich  fQr  gewöhnlich  be- 
imtf  am  die  beiden  Bestandtheile  des  zwischen  den  Po- 
leo  einer  Volta'schen  Batterie  zersetzten  Wassers  geson- 
dert aabafaDgen,  haben  anerkanntermafscn  keine  zweck- 
UCrige  Einrichtang.  Als  Pole  zur  Entwicklung  der  Gase 
dienen  nämlich  ganz  in  der  Regel  blofse  Drähte  von 
Platin,  die  entweder,  oberhalb  des  Niveaus  der  Sperr- 
BflsBi^eit,  in  horizontale  Seitenanne  der  Mefsröhren  ein- 
Seflfgt  sind,  oder  durch  den  Boden  des  diese  Flüssigkeit 
Enthaltenden  Gefäfses  gehen,  und  so  von  unten  in  die 
Röhren  treten.  In  beiden  Fällen  ist  die  Communication 
twischen  den  Polen  zum  grofsen  Theil  durch  die  Glas- 
»rSnde  der  Röhren  unterbrochen,  die  Bahn  des  Stroms 
in  der  Flüssigkeit  also  sehr  verlängert,  und  da  übcrdiefs 
die  Pole  nur  eine  kleine  Oberfläche  darbieten,  so  erlei- 
det der  Strom,  wenn  man  nicht  gerade  eine  Batterie  von 
sehr  vielen  Plattenpaaren  anwendet,  eine  aufserordentli- 
die  Schwächung,  in  Folge  welcher  denn  auch  nur  eine 
sehr  unbedeutende  Menge  Gas  entwickelt  wird. 

Besser  ist  unstreitig  eine  Vorrichtung,  die  ich  in  Lon- 
don zu  sehen  Gelegenheit  hatte.  Bei  dieser  sind  die  Pole, 
£e  als  breite  Platten  einander  in  geringer  Entfernung 
legenüberstehen,  nur  getrennt  durch  eine  Wand  von  thie- 
rischer  Blase,  welche  einen  allseitig  geschlossenen,  mit 
der  Flüssigkeit  gefüllten  Glaskasten  in  zwei  Zellen  theilt, 
IS  denen  einerseits  die  Ankntipfungsdrähte  der  Pole  her- 
nureichen,  und  andererseits  die  entwickelten  Gase  durch 
lekrümmte  Röhren  in  eine  pneumatische  Wanne  hinab- 
{Aen,  um   daselbst  in  graduirten  Gefafsen  aufgefangen 

1)  Ans  den  Monatsberirlilen  der  Acidemic. 
PoggeadoHTs  Ano^l  Bd.  LV.  19 


279 

Zu  dem  eitten  Zwedi  halte  ich  die  beiden  in  Fig.  9 
ad  10  Taf.  III  abgebildeten  Vorrichtungen  ftfr  die  be- 
iten,  da  sie  die  einfachsten  sind,  und  überdiefs  zu  ver- 
sduedenen  Yersnchen  gebraucht  werden  kOnnen. 

In  Fig.  4  stellen  ab^  a'b*  getheilte  Glasröhren  vor^ 
die  eine,  zur  Anffangung  des  Wassersloffgases  bestimmte^ 
TOD  doppdt  so  groCBem  Querschnitt  als  die  andere;  beide 
[«tlndai  onten  in  poröse  Thoncylinder  bc^  b'  c\  von  3 
[Coli  Höhe,  die  durch  Gyps  auf  dem  Glase  festgekittet 
In  diesen  Thoncy lindem  befinden  sich  die  S-för- 
gekrfinmiten  Platinplatten  /,  f  ^  von  2  Zoll  Länge 
1'  Zoll  Breite,  versehen  eine  jede  mit  einem  ange- 
lefen  Platindraht ,  der  durch  eine  verkorkte  Oeffnung 
[leitwSrts  znr  Röhre  heraustritt ,  um  daran  mittelst  der 
ler  beschriebenen  Klemmen  '  )  die  Batterie  anknüpfen 
IIa  können.  Die  punktirte  Linie  NN  stellt  das  Niveau 
ier  Flfissigkeit  dar,  in  Vielehe  die  Thoncylinder  unter- 
latancbt  werden. 

^*  Die  Füllung  dieser  Voltamcter  geschieht  auf  die  ge- 
Mhnliche  Art,  indem  man  das  Ende  a  nach  unten  hält, 
kis  zum  oberen  Rande  c  vollgiefst,  ein  Scheibchen  von 
feafelkantschnck  oder  angefeuchteter  Pappe  darauf  legt 
livelchcs  bei  der  Dünnheit  des  Thonrandes  besser  schliefst 
Hi  eine  matte  Glastafel,  die  man  sonst  gewöhnlich  an- 
idet),  umkehrt  und  unter  der  Flüssigkeit  den  Yer- 
tofii  entfernt.  Bei  dem  Versuch  werden  die  Röhren 
:h  ein  Holzgestell  mit  doppelter  Zwinge  gehalten,  bis 
Berührung  der  Thoncylinder  aneinander  gebracht 
IS  bei  meinem  Exemplare  schon  durch  die  Form  der 
tenden  Doppelzwinge  bedingt  wird)  und  so  gedreht, 
die  Platten  ihre  breiten  Seiten  einander  zukehren. 
Ein  Voltameter  dieser  Art  giebt  eine  ansehnliche 
lenge  mehr  als  eins  der  gewöhnlichen  (bei  einem 
fernich  mit  einer  Batterie  aus  drei  kleinen  Grove'schen 
ten  erhielt  ich  über  das  Zehnfache,  ein  Verhältnifs^ 

|1)  Aniulen,  Bd.  XXXXIX  S.  39. 

19* 


281 

{\iDiika8ten  von  pmlldepipediBcher  Gestalt  abcdy  6 
f«f-  Zoll  lang,  6  hoch  und  2  breit ,  der  seiner  Länge 
«aA  dnrdi  eine  dünne  Thonwand ,  efg ,  in  zwei  Zellen 
{{ddK3t  wird,  unten  ganz  offen  ist,  and  oben  für  jede 
Adle  zwei  Dnrchbohrungen  besitzt,  die  eine,  uin  den 
Süd  der  Polplatte  p  oder  n  durchzulassen,  die  andere, 
■•  die  gekrümmte  Entbindungsröhre  o  oder  h  aufzunch- 
■OL   Die  Polplatten  tPfP^  fp'  fp'  haben  ganz  die  Gröfse, 
wckhe  die  Zellen  zulassen,   und  ihre  Stiele  sind  von 
GhsrOhrai  umschlossen,  die  mittelst  Korkstöpsel  in  den 
^(namiten  Oef&iangen  befestigt  sind.    Dieser  Kasten  wird 
ih  Gasometer  in  eine  parallelepipedische  Wanne  von 
fhsnrtem  Steingut  gestellt,  die  solche  Höhe  hat,  dafs  man 
Meren  einen  bis  zwei  Zoll  hoch  mit  der  Flüssigkeit  be- 
decken kann.     Die  gekrümmten  Entbindungsröhren  füh- 
len in  eine  pneumatische  Wanne,   wo  die  Auffangung 
der  entwickelten  Gase  in  gewöhnlicher  Weise  geschieht. 
Der  Gebrauch  dieses  Yoltamcters  bedarf  keiner  Er- 
liaterung;  ich  mufs  jedoch  hinzufügen,  dafs  ich  bis  jetzt 
noch  keine  Gelegenheit  zur  Anwendung  desselben  gefun- 
den habe. 


Die  Construction  der  eben  beschriebenen  Instrumente 
^hat  mir  Veranlassung  gegeben,  die  Vortheilhaftigkeit  vor- 
^«chiedener  Mqfalle  und  Flüssigkeiten  zu  voltametrischcm 
^Bdinfe  durch  einige  Versuche  zu  prüfen,  die  ich  ihrer 
Hfvactischen  Resultate  wegen  hier  mitzutheileu  für  gut 
kalte. 

Eine  dieser  Versuchsreihen  wurde  im  vorigen  Herbst 

;estellt.     Es  diente  dazu  eine  Batterie  aus  zwei  klei- 

Grove'schen  Ketten,  in  deren  Kreis  eine  Zersetzungs- 

«die,  bestehend  aus  zwei  homogenep  Metallplatten  und 

aner  oder  der  anderen  Flüssigkeit,  eingeschaltet  wurde. 

Platten  hatten  sämmtlich  gleiche  Gröfse,  gleichen 

id  und  gleiche  Tiefe  in  der  Fltissigkeit.  Die  Wetllv^ 


28S 

l7^2Sf         sin  12<'   tf  =  0,20791 
30.  -  11   20  =:  0,19652. 

Oboe  EjBBcIudtiiiigy  BaUerie  fQr  sich: 

12^35'         sinld''    5' =0^6630. 
Ans  diesen  Resultaten  erhellt,  dafs  unter  den  fünf 
pprfiften  Combinationen  die  von  Schmiedeisen  (Eisen- 
Uech)   in  Aetzkalilange  die  erprobteste  ist,    indem  sie 
lidit  nor  den  Strom  der  Batterie  beträchtlich  weniger 
schwficht  als  die  fibrigen,  sondern  auch  (wenn  man  von 
der  Veränderung   in  den  ersten  fünf  Minuten  absieht) 
ffl  einer  constanten  Weise  schwächt,  während  das  Pla- 
tin in  keiner  der  drei  Flüssigkeiten  einen  constanten  Strom 
liefert. 

Eisenblech  in  Aetzlauge  anzuwenden,  ist  also  un- 
gleich vortheilhafter  als  Platin  in  dieser  oder  einer  sau- 
ren Flüssigkeit,  besonders  wenn  es  sich  darum  handelt, 
das  Yerhältnifs  zwischen  der  magnetischen  oder  thermi- 
schen und  der  chemischen  Wirkung  eines  elektrischen 
Stroms  messend  festzusetzen.  I)a  überdiefs  das  Eisen- 
blech in  einer  Aetzlauge  von  der  angegebenen  Concen- 
tration  nicht  durch  den  Strom  oxydirt  wird,  so  kann  mau 
mittelst  desselben,  so  gut  wie  mittelst  Platin,  die  Gase 
des  Wassers  beide  auffangen,  entweder  gemischt  mit  ein- 
ander oder  getrennt,  wie  man  es  beabsichtigt. 

Zu    den    eben    angeführten  Versuchen  wurde  eine 
Aetzlauge  angewandt,   die   offenbar  für  die  Praxis  eine 
zu  grofse   Concentratiou  besafs;   es  blieb   also  noch  zu 
ermitteln  übrig,  wie  sich  das  Eisen  in  einer  verdünnte- 
ren  Lauge  verhalten  würde.      Ich  wiederholte  demnach 
jetzt  die  früheren  Versuche  mit  einer  solchen,  und  um 
so  lieber,  als  ich  durch  die  Güte  des  Hm.  Prof.  Bun- 
sen  mit  Platten  aus  seiner  Kohle  versehen  war,  die  mir 
eine  Vergleichung  derselben  mit  dem  Platin  und  dem  Ei- 
sen erlaubten. 

Die  angewandte  Batterie  bestand  wiederum  aus  zwei 
Ueinen  Grove'ßchen  Ketten,  und  eben  so  hatten  die  Plat- 


Nach  Eingdialtimg  JMoer  Zellen  von 
ftwei  ScbmiedeiseDplatten  in  Aetxkalilange  (1+9): 
10^  SS'         Jäi  O«"  27' =:  0,00785 
43  -     0   27  =  0,00785 

Nach  Einsdialtang  einer  Zelle  von 
zwei  Kohlenphitten  in  Aetzkalilauge  (1+9): 
10>'52'         ^1/1 22<'    O'ss  0,37461 
57  -  20   13  =  0,34557 

11^  7'  -  20     9  =  0,34448 

zwei  Platinplatten  in  Aetzkalilauge  (1+9): 
llMtf         5wl7»    r=  0,29432 
.15  -  15   57  =  0,27480 

20  -  15   17  =  0,26359. 

Oluie  Einsdialtung  einer  Zersetzungszelle: 

11*22'         sinli^    7' =0,96182 
25  -  73   40  =  0,95964. 

Die  Resultate  dieser  Versuchsreihe  bestätigen  und 
erweitern  die  frtiheren.  Man  sieht ,  dafs  auch  hier  der 
Strom  einer  constanten  Elektricitätsquelle  ^)  durch  Pla- 
tin in  Schwefelsäure  weniger  geschwächt  wurde  als  durch 
dasselbe  Metall  in  Aetzlauge,  daCs  mit  der  Kohle  die  bei- 

1)  Zwar  war  der  Strom  der  Batterie,  wie  die  dreimalige  Prufuog  des- 
selben ohne  Einschaltung  einer  Zersetzungszelle  vor,  inmitten  und 
nach  den  Versuchen  ergab,  noch  nicht  auf  einen  conslanten  Zustand 
gelangt,  ungeachtet  ich  die  Batterie  schon  vor  der  ersten  Messung  eine 
lialbe  Stande  lang  in  Schliefsung  gehalten  hatte;  allein  die  Zunahme 
desselben  war  doch,  besonders  in  der  zweiten  Hälfte  der  Versuche, 
M  gering,  dafs  eine  desfallsige  Berichtigung  für  den  vorliegenden 
Zweck  als  unnöthig  erscheinen  mufs. 

Das  Steigen  der  Stromstarke,  manchmal  länger  als  drei  Stun- 
den, ist  übrigens  bei  den  Grove^schen  und  ähnlichen  Ketten  eine  ganz 
allgemeine,  und  schon  vor  mir,  namentlich  von  Hm.  Prof.  Jacobi 
wahrgenommene  Erscheinung.  Was  dagegen  die  Abnahme  der  Strom- 
stärke in  den  ersten  Minuten  nach  Entfernung  der  Zersetzungszelle 
oder  überhaupt  eines  grofsen  Widerstandes  betriflt,  so  ist  diefs  ein 
Best  jener  Polarisationswirkung,  welche  sich  bei  den  gewöhnlichen  Ket- 
ten in  weit  stärkerem  Maafse  zeigt,  und  die  bei  der  Grove'sclien  Kette 
nm  so  vollständiger  entfernt  wird,  je  concentrirter  m«n  die  S«\^c\!ev- 
sSarc  anwendet. 


287 

Da  mm  Eisenblech  in  einer  Kalilaof^e  von  solcher 
Concentration  keine  Eisenslore  bildet  and  überiiaupt  sich 
wiAt  osydirt,  so  eignet  sich  dasselbe,  mit  dieser  FiOs- 
sigkeit  conribinirty  ganz  vorzflglich  zur  Constniction  sehr 
grolser  Yoltameter,  wie  das  S.  281  beschriebene.     Man 
kt  dabei  nor  die  Vorsicht  zu  befolgen,  vom  in  die  Ent- 
ImdaDdpnröhren  etwas  Werg  zn  stopfen,  da  die  Aetzkali- 
fange  die  Eigenschaft  des  Blasenwerfens  oder  Schftamens 
m  nicht  unbedentendem  Grade  besitzt,  sie  also  ohne  ein 
[  Miches  Hemmmfo  theilweise  in  die  pneumatische  Wanne 
\  AergefQhrt  wo'den  könnte.     Uebrigens  ist  nicht  zu  be- 
'  (bebten,  dafs  das  Thongefilfs  leide.      Wenn  es  zweck- 
■iCsig  gebrannt  ist,  widersteht  es  in  den  gewöhnlichen 
Tenqperatoren  einer  Aetzlauge  von  der  angegebenen  Con- 
centration  wmigstens  Tage  lang  vollkommen.    Nur  dann 
anterliegen  diese  Geßlfse  sehr  bald,  wenn  sie  als  Schei- 
dewand concentrirter  Lösungen  von  Kali  und  Säuren  die- 
nen, welche  durch  ihre  Verbindung  ein  relativ  schwer- 
lösliches und  leicht  krystallisirendes  Salz  bilden.      Die 
Kristallisation  dieses  Salzes  in  den  Poren  der  GeflSfse 
ist  es,  was  diese  so  rasch  zerstört.    Bathsam  wird  es  na- 
tOrlich  immer  seyn,  die  GefSfse  nicht  länger  als  nöthig 
arit  der  Kalilösung  stehen  zu  lassen,  und  sie  nach  Jedes- 
isaligem  Crebrauche  wohl  mit  Wasser  auszulaugen. 

In  dem  vorhergehenden  Aufsatz  hat  Hr.  Prof.  Bun- 
sen  die  Kohle  als  Material  zu  den  Platten  der  Zersetzungs- 
zelle vorgeschlagen,  und  ein  darauf  berechnetes  Volta- 
meter  von  beträchtlichen  Dimensionen  beschrieben.  Die 
oben  mitgetheilten  Messungen  zeigen,  dafs  dieser  Vor- 
sehlag allerdings  beachtenswerth  ist,  denn  wenn  auch  die 
Kohle  in  der  Schwefelsäure  nicht  dem  Platin,  und  in 
der  Aetzlange  nicht  dem  Eisen  an  Stärke  der  Wirkung 
(oder  vielmehr  an  Geringheit  der  Schwächung  des  Stroms) 
gleich  kommt,  so  ist  sie  doch  ein  wohlfeiles  Material  und 
liefert  nach  einiger  Zeit,  wenn  sonst  nur  die  Elektrid- 
tätsquelle   unverändert  wirkt,   einen  nahezu  coiisl«ii\£)i 


Igen  mfUf  dabdiaKoUe,  TennOge  ihrer  Porofttit 
ihrer  bdunnten  Begierde  zur  EaiuaagiiDg  gasfOrmi- 
obstanzen,  einen  Tbeil  der  ans  der  Wasserzersetznng 
>Fgegangenen  Gase  absorbirte.  Und  darnach  muts 
Is  sehr  wahrscheinlidi  erscheinen ,  daCs  die  Menge 
Vbsorbirten  sowohl  verschieden  ist  nach  der  Gröfse 
mit  der  Flüssigkeit  in  Berührung  gesetzten  Kohlen- 
e,  ab  auch  ungleich  für  die  beiden  Gase  des  Wassers. 
In  dem  erwähnten  Yoltameter  waren  die  Kohlen- 
en  nur  klein,  nämlich  12'"  lang,  S^'"  breit,  If'"  dick; 
p^fserem  Volom  derselben  würde  die  Absorption 
scheinlich  noch  beträchtlicher  gewesen  seyn^  als  sie 
1  war,  wiewohl  sich  andererseits  erwarten  läfst,  daCs 
ei  längerer  Unterhaltung  des  Stroms  zuletzt  ganz  auf- 
1  werde. 

Ob  das  eine  Gas  mehr  als  das  andere  absoibirt 
e,  war  bei  der  angeführten  Messung  nicht  zu  er- 
In,  da  sich  beide  Kohlenstreifen  in  einer  und  der- 
n  Rohre  befanden,  die  Gase  also  nur  gemengt  mit 
ider  aufgefangen  wurden.  Ich  behalte  die  nähere 
rsuchung  dieser  Frage  einer  künftigen  Arbeit  vor; 
vveilen  will  ich  nur  bemerken,  dafs  sowohl  diese 
enstreifen  als  auch  die  gröberen  Kohlenplatten,  wel- 
m  den  S.  284  erwähnten  Messungen  benutzt  wurden, 

dem  Gebrauch  ein  ungleiches  Ausehen  besafsen. 
^latte,  an  welcher  der  Sauerstoff  entwickelt  worden, 
matter  und  schwärzer  als  die  andere;  diefs  war  noch 

mehrtägigem  Liegen  an  der  Luft  der  Fall,  obwohl 
ir  schien,  als  habe  eine  stärkere  Zurückhaltung  der 
htigkeit  seitens  der  ersteren  Platte  einigen  Einflufs 
if.  Uebrigens  hat  schon  Brugnatelli  Aehnliches 
achtet  » ). 


Ich  kann  diesen  Aufsatz  nicht  schliefsen  ohne  nicht 
einen  Gegenstand  zu  berühren,  der  mit  dem  eben 

rehlen's  Journ.  1806,  Bd.  I  S.  85  und  Bd.  II  S.  553. 


k- 


2M 

mim m(nr+$p) 

/,         nr+mip  ' 

Da  Hl  jeder  Zdle  die  chemische  Wirlang  proportio- 
ml  ist  der  Stfirke  des  Stroms,  die  Summe  der  in  m  Zer- 
getzuDgszellen  ausgeObten  Wirkungen  also  auch  propor- 
tional dem  Prodocte  mim 9  die  obige  Formel  aber  zeigt, 
daÜB  mim  immer  gröber  ist  als  <\,  so  leuchtet  ein,  dafs 
die  Einschaltung  von  m  Zersetzungszellen  in  die  Batte- 
rie bestfindig  vortheilhafter  ist  als  die  von  einer  einzi- 
gen, vorausgesetzt  jedoch,  die  von  jeder  Zersetzungszelle 
bewirkte  SchwSchung  des  Stroms  lasse  sich,  wenigstens  an- 
nähernd, durch  einen  constanten  Widerstand  vorstellen. 
Unter  dieser  Voraussetzung  bleibt  der  Satz  immer 
wahr,  was  für  ein  VerhältniCs  auch  zwischen  (p  und  nr 
bestehen  mag. 

Ist  nr=(P  wie  im  Fall  des  Maximums  der  Wirkung 
bei  Einschaltung  einer  einzigen  Zersetzungszelle,  so  wird: 

mi„         2m 
I,         l+m' 

Ist  dagegen  allgemein  nr=zpfp^  so  wird: 

mim^m(l+p) 

77*          m+p     ' 
Für  m=QD  werden  diese  Ausdrücke  respective: 
mi'm  mim ,   .  „ 

Der  Gräuzwcrlh,  welchem  die  Summe  der  chemi- 
schen Wirkungen  einer  Yolta'schen  Batterie  durch  fort- 
gesetzte Vermehrung  der  Zersetzungszellen  beliebig  ge- 
nähert werden  kennn,  ist  also  im  ersten  Fall  das  Dop- 
p^lie^  und  im  andern  das  ( 1 -4-/7 )  fache  derjenigen  Wir- 
kung, die  man  bei  Einschaltung  einer  einzigen  Zelle  er- 
hält. 

Es  schien  mir  von  Interesse  diese  Folgerungen  aus 
der  Theorie  durch  ein  Experiment  zu  prüfen.  Ich  wählte 
dazu  vier,  in  allen  Stücken  einander  gleiche  Zersetzuugs- 
ie]}eD,  bestehend  aus  gesä^/igter^KupfervitrioWösuTi^  wü^ 


ien  YenmAe  aber  zeigen,  daCs  dieser  Effect  zu- 
mit  der  GröGBe  oder  AnzaM  dieser  KrSfte.  Es 
d  nimlidi  die  angewandte  Batterie  ans  zwei  Plat- 
ren;  es  wurde  daher,  als  eine  Zersetzungszellc 
:haltet  war,  von  ztpei  Atomen  Zink  in  den  Erre- 
en  so  viel  ElektricitSt  entwickelt  als  zur  Fällung 
nem  Atom  Kupfer  nöthig  war.  Bei  Einschaltung  von 
drei  und  wer  Zersetzungszellen  flBlIten  dagegen  ztpei 
Zink  respective  z$pei,  drei  und  pier  Atome  Ku- 
luf  die  negativen  Platten,  und  zugleich  oxjdirten 
en  so  viele  an  den  positiven.  Der  Versuch  hätte 
noch  weiter  ausgedehnt  werden  können;  allein 
so,  wici  er  da  ist,  liefert  er  den  Beweis,  dafs  ein 
Zink  durch  die  angeblich  bei  seiner  Auflösung  ent- 
te  Elektricität  eine  ganz  unbegrenzte  Anzahl  von 
ratomen  redudrcn  und  oxydiren  kann.  Wie  diefs 
nit  jener  Lehre  zu  vcreiubaren  sej,  ist  nicht  wohl 
eben. 

Vie  Zunahme  des  chemischen  Totaleffects  mit  der 
der  Zersetzungszellen  ist,  wie  schon  erwähnt,  an 
besonderes  Verhältnifs  des  Widerstands  in  der  Bat- 
m  dem  in  diesen  Zellen  gebunden;  allein  es  wird 
ert,  dafs  der  Widerstand  in  den  letzteren  ganz 
beinahe  coustant  sey,  und  keine  zu  bedeutende 
EU  veränderliche  Polarisation  der  Platten  stattfinde, 
diese  Bedingung  nicht  erfüllt  ist,  bleibt  auch  jene 
ime  aus,  oder  es  tritt  statt  deren  eine  Abnahme  auf. 
Mefs  ist  in  der  Regel  bei  der  Wasserzersetzung  der 
Wie  stark  bei  ihr  die  erwähnte  Abnahme  werden 
!,  davon  giebt  noch  die  auf  S.  285  mitgetheilte  Reihe 
lessungen  ein  deutliches  Beispiel.  Man  sieht,  dafs 
inschaltung  der  zweiten  Zersetzungszelle  mit  Eisen- 
n  und  Aetzlaugc  den  Strom  weit  unter  die  Hälfte, 
ch  auf  -fV  derjenigen  Stärke  herabbrachte,  die  er 
jDSchaltung  einer  einzigen  Zelle  dieser  Art  besafs. 
inschaftlich  zersetzten  die  beiden  Zellen  also  uwt 

fadorfTä  AnnaL  Bd.  LV.  20 


Zi'»-     '    SdSSÄ')^  StronuUrk.. 

Ohne  Zcnenangndle. 

9'  2»         46",27        sin  68»  34'  =  0,93084 
24  56  ,27  -  51   48  =:  0,78586 

Mit  luof  ZenetMiOfsasllen. 

9^30  46"  ,27        51«  20»  34'        •) 

4tf         46*,27  -  27   35  sss  0,46301  =si. 

Mit  vier  ZerteUungsEellen. 

9*42"  46",27         «wiSl»    9  rs  0,51728=i\ 

Mit  drei  ZcrsctMiDgszclIen. 

%^4.h'         46",27        *i«35«  27  =  0,57999 =/, 

Mit  zwei  ZersetzungMeüen. 

9*47'         46",27        «/t  42«»  15'=  0,67237=», 

Mit  einer  Zerselzungszelle. 

g*  49'         46"  ,27        sin  52»  24'  =  0,79229=/. 
J,  =  l  ;  ^  =  1,697  ;  ?iä =2,196  ;  ^=2,612  ; 


I,  I.  * 


5/5 


,-^=2,922. 


»1 


Man  sieht  also,  dafs  aach  bei  der  Wasserzcrsetzon^ 
inn   nur  die  Polarisation  der  Zwischenplatten  entfernt 

\  Zolle  NeiMiIberdraht  von  \  Lin.  Durchmesser. 

)  Ich  habe  diese  Messung  nicht  zur  Rechnung  benutzt,  sondern  nur 
angeführt,  um  anzudeuten,  dafs  die  Wirkung  in  den  ersten  Minuten 
dne  bedeutend  steigende  war,  ohne  Zweifel  deshalb,  weil  der  An- 
griff der  Säure  auf  die  vorher  blank  gescheuerten  and  mit  Flielspa- 
pier  abgetrockneten  Zinkplatten  eine  Zeit  gebrauchte,  um  sich  voll- 
ständig auszubilden.  Von  9^  38'  trat  ein  der  Gonstanz  selu:  nahe 
Vomiriendcr  Znstand  ein;  spater  wieder  eine  Neigung  zur  XWaVMne^. 

20* 


297 

KenetzmigRellen  alle  Polarisation  ans  diesen  entferne. 
Sie  war  im  obigen  Fall  ohne  Zweifel  voriianden^  wie 
diefs  schon  der  Anblick  der  Platten,  von  denen  die  po- 
ativen  oder  Sauerstoff  empfangenden  weit  angegriffener 
ab  die  negativen  aussahen,  deutlich  zu  erkennen  gab; 
allein  sie  war  jedenfalls  nur  schwach.    Ganz  anders  ver- 
hSk  es  sich,  wenn  die  Platten  und  die  FIfissigkeit  der 
Art  sind,  dafs  jene  von  dieser  keinen  Angriff  oder  keine 
stete  Emeuung  ihrer  Oberfläche  erfahren.     Dann  treten 
Polarisation  und  Uebergangswiderstand  auf,  und  die  SchwS- 
dioDg  des  Stroms  ist  aufserordentlich ;  dann  findet  auch 
der  Satz  mi.>>i|  keine  Anwendung  mehr,  und  das  eben 
irt  ein  Beweis,  dafs  diese  Schwächung  nicht  mehr  als 
Wirkung  eines  constanten  Widerstandes  betrachtet  wer- 
den kann,  wiewohl  umgekehrt,  wenn  'ni.>-i\,  damit 
das  Dasejn  eines  solchen  constanten  Widerstandes  und 
ie  Abwesenheit  der  Polarisation  noch  nicht  bewiesen  ist. 
Faraday  hat  einen'  Fall  der  Zunahme  von  min  mit  m 
Beobachtet,  wo  sicher  die  Polarisation  nicht  ausgeschlos- 
sen war,  da  VoUameter  mit  Platinplatten  angewandt  wur- 
fden  ^);  allein  es, war   dabei  das  p  der  Formel  S.  291 
pifenbar  grofs,  und  das  ist  immer  der  günstigste  Fall  für 
besagte  Zunahme. 

In  dem  Bisherigen  wurde  der  Fall  betrachtet,  dafs 
jedes  der  m  Yoltameter  einen  gleichen  und  constanten 
\Fiderstand  w  darbot,  die  Summe  derselben  also  den 
^^iderstand  mw.  Man  kann  die  Sache  aber  auch  so 
anrichten,  und  diefs  ist  der  zweite  hier  mögliche  Fall, 
dafs  die  m  Yoltameter  in  Summa  den  constanten  Wi- 
derstand fP  gewähren,  und  jedes  einzelne  von  ihnen  den 
krten  Theil  davon. 

In  diesem  Falle  hat  man,  wenn  successivc  ein  oder 
m  Voltameter  in  die  Batterie  eingeschaltet  werden,  für 
die  Stromstärke  die  beiden  einander  gleichen  Ausdrücke: 


1)  AoDaleD,  Bd.  XXXVI  S.  52a 


9m 

^^    !:    sJ&£').  Slronwlärke. 

Ohae  SenelniagMelle. 

9^  46'     46*  ,27    sm  60»  48'  =  0,87292 
48     56  ,27     •  47  23  =  0,73590 

Mit  Bwei  Zellen  von  doppelter  Grölsc 

gl- 56*  46",27  JM44'' 17'=  0,69821    ' 

10^  4  46  ,27  -  44  34  =  0,70174 

Mit  einer  Zelle  von  eiofacber  Gröfse;  No.  1. 

10»  r  46" ,27  sin  47«  22*  =  0,73570 

Mit  swei  Zellen  von  doppelter  Grölje. 

10»  9'  46*^7  sin  44»  25  =s  0^69987 

Mit  einer  Zelle  von  einfacher  Gro£M;  No.  2. 

10»  11'  46*,27  sin  46»  57'  =  0,73076 

Blit  zwei  Zellen  ron  doppelter  Gro&e. 

10»  14'  46"  ,27  51/1 44»  13' =  0,69737 

Mit  einer,  Zelle  von  einfacher  Gröfse;  No.  3. 

10»  17'  46"  ,27  sin  45»  58'  =  0,71894 

Mit  einer  Zelle  von  einfacher  Grofse;  No.  4. 

10»  19'  46" ,27  sin  44»  43'  =  0,70360 

Ohne  Zersetznngstelle. 

10*  37'  46"  ,27  sin  60«  40'  =  0,87178 

Wie  man  sieht  war  die  Schwächung,  welche  der 
brom  der  Batterie  in  den  verschiedenen  Fällen  erlitt, 
lerdings  nicht  gleich ;  sie  war  bei  Einschaltung  der  ein- 
Inen  Zellen  von  einfacher  Gröfse  etwas  geringer  als 
li  Einschaltung   zweier   Zellen  von  doppelter  Gröfse, 

)  'Wie  vorhin,  Zolle  NeusUberdraht  von  J  Lin.  Dicke.  Die  Yerbin- 
dang«drahte  der  Zellen  waren  von  Kupfer,  fast  0,5  Lin.  dick  und 
nur  einige  Zolle  lang,  gewälirten  daher  nur  einen  lu  vemaAblSis&\- 
geodea  yViderstand. 


SM 

Hier  also  gab  eine  Zelle  von  einfacher  PlattengröCBe 
önen  Aber  fünfzig  Mal  sUIrkeren  Strom  aU  die  zwei  Zel- 
len von  doppelter  PlattengrOfse,  ungeachtet  der  Leitungs- 
widerstand  der  FlfSssigkeit  in  beiden  Fällen  gleich  war. 
Es  ist  also  klar,  dafs,  neben  diesem  Widerstand,  noch 
die  Polarisation,  entweder  für  sich  oder  im  Verein  mit 
dnem  veränderlichen  Uebergangswid  erstand ,'  zur  Schwft- 
ckmg  des  Stroms  mitgewirkt  haben  mufste. 

Endlich  habe  ich  noch  zu  bemerken,  dab  wenn  man 
bloCs  das  Wasserstoffgas  auffangen  will,  keine  Combina- 
tion  zum  Voltameter  vortheilhafter  ist,  als  die  von  (un* 
amalgamirtem )  2ink  in  Actzlauge  (1  Kali  +9  Wasser)^ 
wie  folgende  Messungen  zeigen: 

Zeit.  SchlieCidrabt.  ^tromitiirke. 

Oboe  ZcnetsuDgszelle. 

10^5'  36"  ,27         4111 68«  44'=  0,93190 

7  46  ,27  -  51     0  =  0,77715 

Mit  eioer  Zelle  too  Ziok  in  Actxlaage  '). 

10*15'     36' ,27    «n  48»  9' =  0,74489 
25     36  ,27     -  50  46  ==  0,77458 

Mit  einer  Zelle  von  Kiseo  in  Aelilaoge. 

10* 32  36' ,27  sin 22«  31'  =  0,38295. 

Die  SchwSchung  durch  das  Zink  entspricht  einem  Wi- 
derstand =  10,2;  die  durch  Eisen  einem  =71,98.  Von 
einer  so  verdünnten  Aetzlauge  wird  übrigens  das  Zink 
kaum  angegriffen;  drei  Quadratzoll  entwickelten  darin 
]Q  anderthalb  Stunden  kaum  0,5  C.  C.  Wasscrstoffgas. 


IX.     lieber  das  Oersted'sche  Klektroweter ; 
^^  f^on  F.  Dellmann  in  Kreuznach. 


Cb 


S 


dbon  öfters  habe  ich  es  vergebens  versucht  ein  Elek- 
trometer zu  construiren,  welches  mit  einer  bedeutenden 
Empfindlichkeit  eine  grofse  Leichtigkeit  in  der  Anferti- 
gung verbände.     Die  Notizen  auf  S.  612  und  613  des 

1^  Jeäe  dieser  Zellen  von  gleichen  DimeoMonen  vrie  Aie  S.*2M. 


SOS 

GmUmciieii  iuIib.  Ich  sachte  deshalb  noch  eine  an« 
Xttte  Ehrichtung.  Es  lag  ziemlich  nahe,  die  Kraft,  ndr 
dhe  den  Wagebalken  in  Bewegung  setzt,  durch  Yergrö- 
feefimg  und  AnnHherung  der  wirkenden  Oberfläclie  zu 
vcrstfirken.  Dife  beiden  Arme  des  zuleitenden  Drahtes 
worden  za  dem  Zwecke  zickzackfönnig,  oder  gerade  und 
horizontal  nach  der  Mitte  des  Wagebalkeus  herumgebo- 
gen,  doch  ohne  ganz  genOgendcn  Erfolg.  Daun  schien 
es  zweckuiäfsig,  ein  schmales,  auf  beiden  Seiten  metalli- 
sdies  Streifchen  Papier  horizontal,  mit  den  beiden  FlS- 
d^en  in  verticaler  Richtung,  auszuspannen,  und  den  Wa- 
gdwiken  so  zu  biegen,  dafs  der  eine  Ann  desselben  auf 
der  einen,  der  andere  auf  der  anderen  Seite  )eues  Streif- 
chens zu  hängen  koinine.  Diese  Einrichtung  mufste  ei- 
nen zweifachen  Yorthcil  gewahren: 

1)  Mufste  die  von  dem  Streifchen  ausgehende  Kraft 
auf  die  ganze  Länge  des  Wagebalkeus  ununterbro- 
chen wirken; 

2)  Mufste  sich  die  Elektricität  an  den  Rändern  des 
Streifchens  häufen,  verdichten,  ihre  Kraft  sich  da- 
durch erhöhen  und  auf  zwei  entgegengesetzte  Sei- 
ten Goncentrirt  werden. 

Die  Ausführung  dieses  Gedankens,  zum  Thcil  auch 
auf  den  Wagebalken  durch  Plattkiopfen  desselben  iiber- 
tmgen,  entsprach  ganz  meinen  Erwartungen.  Die  be- 
deutende Empfindlichkeit  dieses  Apparates,  verbunden 
mit  seiner  Einfachheit  und  der  Leichtigkeit  seiner  Her- 
stellung macht  mir  Freude. 

Da  Fechner  auf  S.  225  des  LL  Bandes  dieser  An- 
nalen  bemerkt,  dafs  De  la  Rive  sage:  es  gelinge  so 
selten,  die  Elektricität  zu  zeigen,  welche  zwei,  ohne  alle 
Mitwirkung  von  Feuchtigkeit  isolirt  mit  einander  in  Be- 
rührung gewesene,  heterogene  Platten  nach  der  Trennung 
haben,  daCs  man  keine  Theorie  darauf  bauen  könne;  und 
Karsten:  diese  Elektricität  sey  so  überaus  schwadi, 
dafs  es  oft  wiederholter  Ladungen  des  Condensaloi^  V^^- 


305 

machen  za  sehen.  Bringe  ich  Aber  den  CoUector  sechs 
Glasplatten,  welche  unter  sich  und  vom  Colleclor  durch 
•^lölüge  Lackstüteen  getrennt  sind;  so  wirkt  die  gerie- 
bene Siegelbickstango  noch  merklich  ein,  wenn  sie  I7 
bis  2  Fufs  über  die  oberste  Scheibe  gehalten  wird.  Halte 
idi  in  die  Nähe  des  einen  Endes  eines  isolirten,  dicken, 
mehrere  Zoll  langen  Drahtes  die  geriebene  Lackstange, 
bringe  wahrend  der  Zeit  an  demselben  Ende  mit  dem 
Draht  eine  kleine,  isolirte  Korkscbeibe  in  Berührung,  die 
idi  während  dieser  Berührung  nicht  mit  dem  Finger  be- 
taste, so  zeigt  sie  sich  stark  +  elektrisch.  Zwei  Erre- 
gerplatten  vermögen  nach  einmaliger  Berührung  eine  Be- 
wegung des  Wagebalkens  von  30  bis  40  Grad  hervor« 
zabringen.  Nach  frischem  Abreiben  der  Platten,  wel- 
dies  gewöhnlich  auf  einem  mit  Sand  bestreuten  Brette, 
häufig  auf  dem  Fufsboden  geschieht,  habe  ich  bei  dem 
Versuch,  bei  welchem  eine  der  Platten  aufgeschraubt  und 
diese  von  beiden  Seilen  berührt  wird,  nicht  selten  Aus- 
sdiläge  von  60  bis  70  Grad  erhalten.  Die  schon  wäh- 
rend der  Berührung  freie  Eleklricilät  sammelt  mein  Con-* 
deusator  in  einer  Menge,  die  gewöhnlich  eine  Bewegung 
von  30  bis  40  Grad  hervorbringt. 

Ich  gehe  nun  zur  Beschreibung  der  Anfertigung  des 
Apparates  über,  bemerke  aber  zuvor,  dafs  ich  dcnOer- 
sted'schen  Bügel,  den  Magneten,  mit  meinem  Instru- 
mente zu  verbinden  gesucht  habe,  sowohl  indem  ich  die 
Torsion  des  Fadens  mit  der  Kraft  der  Elektricität  ge- 
gen den  Magnetismus,  als  auch  indem  ich  diesen  mit 
der  Elektricität  gegen  die  Torsion  wirken  liefs;  aber  ohne 
Vortheil,  wie  ich  erwartete.  Je  mehr  Kräfte  man  zu- 
sammenwirken läfst,  desto  schwieriger  ist  ihre  Reguli- 
nmg.  Die  Torsion  eines  Coconfadens  aber  ist  so  leicht 
zu  reguliren,  dafs  darin  so  leicht  keine  Kraft  sie  über- 
bietet. Die  Kraft  der  Magneten  (über  die  ich  nächstens 
einige  Versuche  in  diesen  Aunalen  mitzutheiien  gedenke) 
wird  von  ihr  in  dieser  Hinsicht  bedeutend  übertroffen. 

Auf  der  unteren  Seite  des  Deckels  eines  Y.'e\U^w, 


397: 

aber   doch  nicht  bedeutende  Schwierig^  eitt  wenn  man 
Folgendes  wohl  beachtet. 

Zuerst  biegt  man  ein  dünnes  Drähtcheu  (ich  nahm 
die  Messingsaite  No.  12)  yon  2  bis  3  Zoll  Länge,  wie 
die  Figur  .«»»'"^•.««  zeigt.  Dann  schiebt  man  ein  klei- 
nes Scheibchen  HoUundennark  oder  Kork  daran ,  und 
xwar  bis  in  die  Biegung.  Hierauf  ist  der  Wagebalken 
am  CoGonfaden  zu  befestigen,  wozu  das  Scheibchen  dient. 
Zu  dem  Zweck  streicht  man  die  erweichte  Stelle  eines 
Stücks  Lack  etwa  einen  Zoll  lang  am  Faden  Torbei,  so 
daCs  derselbe  in  den  Lack  kommt.  Nun  erwärmt  man 
das  am  Coconfaden  sitzende  Stück  des  Lackfadeus  am 
freien  Ende,  so  dafs  der  Lack  allmälig  zu  einem  Kügel- 
dien  zusammenschmilzt,  welches  man  dann  schnell  mit 
dem  Scheibchen  in  Berührung  bringen  mufs,  damit  es 
an  diesem  festklebe.  Ohne  diese  Vorsicht  wird  man  den 
Wagebalken  öfterer  auPs  Neue  ankleben  müssen,  und 
dasselbe  nicht  so  leicht  bewerkstelligen. 

Ist  der  Wagcbalkeu  so  weit,  so  bringt  man  seine 
beiden   Arme  durch   Biegen   am   Bügel   in  die  Richtung, 
da(s  die  Verlängerung   des   einen   etwas  neben  dem  an- 
\  dem  vorbeigeht,  damit  sie  beide  anschlagen  können,  wenn 
I  der  eine  auf  der  einen,  der  andere  auf  der  anderen  Seite 
des  Streifchens  hiiugt.      Ist  beim  Aufltängcn  der  Wage- 
balken nicht  im  Gleichgewicht  oder  ist  dieses  gestört,  so 
bfst  es  sich  durch  Verschieben   des  Scheibchens  leicht 
berstellen.      Auch   kann   mau  dem  Apparate  einen  Fufs 
mit  drei  Stellschrauben  geben,  um  vcnuiltelst  dieser  War 
I  gebalken  und  Streifchen  leicht  in  pcu-allele  Richtung  zu 
iringen.     Das  Anschlagen  des  Wagcbalkcns  wird  durch 
Biegen,  Verschieben   und  Drehen   des  Drahtes,  au  dem 
er  hängt,  oder  auch  durch  Bewegung  des  Korks  hervor- 
gebracht. 

Um  den  Apparat  noch  empfindlicher  zu  machen,  na- 
mentlich um  die  Grundversuche  Volta's,  in  denen  die 
auf   den    Erregerplatten    freie  Elektrlcität   gezeigt   wird, 


snd'kt  Dann  leitet  man  den  Draht  zweckuiirsig  von 
kcr  Sctte  her  in  das  Glas.  Von  bedentenderem  Einilafs 
Mifo  die  Linge  des  WagebaULens  sejn«  Darüber  giebt 
iolgende  einfache  Rechnung  einigen  Aufsclilufs. 

Denken  wir  uns  einen*' Arm  des  Wagebalkens  in 
eine  gewisse  Anzahl  Lfingeneinhciten  getheilt,  und  )ede 
in  n  gleiche  Theilchen,  die  a  heifsen  mögen.  Setzen 
wir  mit  Gmnd  voraus,  dafs  der  Wagebalkcn  und  das 
Streifchen  der  Lfinge  nadi  überall  gleiche  Kraft  auf  ein- 
aader  luCsem,  die  für  jedes  Tbeilchen  m  sejrn  müge,  uud 
die  wir  uns  in  der  Mitte  angebracht  denken  können;  so 
aad  die  statischen  Momente  der  auf  einander  folgenden 
Tbeilchen  der  ersten  Längeneinheit:  iam^  l^om,  2^am 

etc.;  die  Summe  derselben  also:  — ^ — ;  die  Summe  der- 
selben  bei  der  zweiten  Einheit:  — - — ;  bei  der  dritten: 

— jr —  etc.    Die  statischen  Momente  der  Arme  des  Wa- 

gd)alkens  verhalten  sich  also,  wie  die  Quadrate  ihrer 
Uogen.  Es  verhalten  sich  aber  die  Entfernungen  der 
einzelnen  Puuktc  dieser  Anne,  wenn  der  Wagebalken 
abgestofsen  ist,  von  den  ihnen  entsprechenden  Punkten 
des  Streifchens,  wie  ihre  Entfernungen  vom  Hjpomoch- 
lion,  also  die  Wirkungen  dieser  Punkte  auf  einander  um- 
gekehrt'  wie  die  Quadrate  dieser  Entfernungen.  Durch 
die  Verlängerung  wird  also  der  Wagebalken  nur  schwe- 
rer und  weniger  leicht  beweglich.  Mau  mufs  ihn  des- 
halb kurz  nehmen,  aber  auch  nicht  so  kurz,  dafs  der 
wirksame  Theil  zum  Bügel  in  einem  zu  kleinen  Verhalt- 
nifs  stehe.  Am  empfindlichsten  wurde  der  Apparat  ge- 
fanden,  wenn  die  Arme  des  Wagebalkens  etwa  einen 
Zoll  lang  waren. 

Will  man  die  in  meiner  Notiz  über  die  Coulomb'- 
sche  Drehwage '(Bd.  LIII  S.  611  dieser  Annalen)  ange- 
gebenen Versuche  zur  Bestätigung  der  Biot'schenTVie<i- 

VoggeadorfTs  AonaU  Bd.  LY.  ^1 


Sil 

BnlMMmg;  denn  da  bei  f eder  einzelnen  Mesrang  ein  Bcob- 

ftchtungBfehler,  indem  irgend  ein  Rrucli  einer  Unic  yer- 

nacjilasrigt  wird,  8fattfindcf,  nnd  aucli  darcli  die  Benctznng 

des  aamnelnden  nnd  messenden  Gefäfsen  nothwendig  ein 

y^Inat  entstellen  mnfs,  dessen  Summe  immer  im  selben 

^ne  aosftllty  so  kann  man  liicrin  eine  mächtige  Quelle 

des  Irrthnms  finden.      Nicht  selten  bleibt  anch  eine  ge- 

nmmelte  Menge  des  Regenwassers  längere  Zeit  in  dem 

■essenden  Gefilfse  zurück,  weil  eine  sich  nicht  täglich 

iriederholende  Beobachtung  allzu  leicht  TerabsSumt  wird. 

Der  selbstregistrirende  Regenmesser  von  Taylor,  wie 

ein  solcher  im  Senkenberg'schcn  Garten  zu  Frank- 

fart  a.  M.  aufgestellt  ist,  ist  mir  bekannt,  aber  von  dem 

«einigen  ganz  verschieden.     Er  gründet  sich  auf  die  be- 

;  knote  Erscheinung  des  hydraulischen  Pendels,  und  for- 

,  dert,  um  vollkommen  zu  seyn,  sehr  genau  gearbeitete  und 

immer  leicht  gehende  Räderwerke.      Dadurch  ist  er  in 

der  Ansf&hrung  schwierig  und  kostspielig. 

Das  Princip  meines  Oinbromctrographs  ist  der  Tan- 
talnsbecher,  d.  h.  ein  GeHifs,  welches  sich  von  selbst 
ganz  ausleert,  wenn  es  ganz  gefüllt  worden  ist,  aber  nicht 
eher.  Man  hat  also  nur  zu  zählen,  wie  oft  ein  Tanta- 
losbecher,  von  bestimmtem  Inhalte,  ausgeleert  worden 
ist,  was  durch  die  zu  beschreibende  Maschinerie  auf  das 
Vollkommenste  geleistet  wird. 

Eine  WouIFsche  Flasche,  Taf.  IV  Fig.  4,  wird 
durch  folgende  Einrichtung  zu  einem  Tantalusbecher.  In 
einen  ihrer  Hälse  a,  wird  luftdicht  durch  einen  Kork  ein 
Bis  auf  den  Boden  reichendes  Bleirohr  b  eingepafst,  wel- 
ches aufserhalb  in  einen  sehr  flachen  Bogen  umgebogen, 
bn  unter  den  Boden  der  Flasche  reicht.  In  den  andern 
Half  c  wird  ebenfalls  durch  einen  Kork  eine  gläserne 
Einflufsröhre  d  angebracht,  welche  nothwendig  etwas  hö- 
her als  der  oberste  Punkt  der  gebogenen  Bleiröhre  seyn 
mnfs.  In  diese  Röhre  mündet  direct  die  vom  Auffang- 
gefäfse  abgeleitete  Bleiröhre  e. 

21» 


313 

'Wenn  darch  die  Röhre  e  die  Mefsflasche  A  so  voll 
;eworden  ist,  dab  das  Wasser  in  der  Röhre  d  höher 
ib  der  oberste  Punkt  des  Hebers  b  (gekommen  ist,  so 
itfint  das  Wasser  in  den  langen  Schenkel  des  Hebers 
and  derselbe  ftngt  an  zu  iiiefsen.  Die  Flasche  raufs  sich 
nim  aus  bekannten  Grtindcn  ganz  entleeren.  Ihr  Was- 
ser ftllt  in  den  Becher  A,  füllt  diesen  an,  und  durch 
den  dadurch  veranlafsten  Druck  sinkt  dieser  herunter, 
und  die  Stange  k  stöfst  einen  Zahn  des  Rades  /  hinab. 
Sobald  dieser  Becher  h  voll  geworden  ist,  fängt  sein  He- 
ber ebenfalls  an  aoszulliefsen;  allein  der  Becher  kann 
mcht  leer  werden,  so  lange  das  Wasser  der  Flasche« 
noch  im  Fliefsen  ist.  Wenn  dicfs  ausgeflossen  ist,  leert 
er  sich,  als  Tantalusbecher,  ebenfalls  ganz  aus;  das  6e- 
(mgewicht  m  zieht  ihn  wieder  in  die  Höhe,  und  die 
Stange  k  legt  sich  auf  den  folgenden  Zahn.  Die  Anzahl 
der  ZShne  ist  an  beiden  Rfidem  beliebig,  man  sieht  leicht 
ein,  dafs  ein  Zahn  am  Rade  n  einen  ganzen  Umlauf  des 
Rades  /  bedeutet,  weil  der  Stift  o  so  angebracht  ist,  dafs 
er  das  Rad  n  eben  dann  verlSfst,  wenn  der  letzte  Zahn 
des  Rades  /  gerade  seinen  Zeiger  p  erreicht  hat. 

Damit  nun  aber  während  der  Operation  des  Aus- 
fliefsens  und  Registrirens  kein  Wasser  vom  Auffangge- 
filfs  in  die  Mefsflaschc  fliefsen  könne,  ist  die  Zuflnfsröhre 
€  durch  einen  Hahn  q  unterbrochen,  welcher  in  dem  Au- 
genblick durch  seinen  Hebel  geschlossen  wird,  wo  die 
Stange  k  durch  das  ausfliefsende  Wasser  bewegt  wird. 
Der  Zug  wird  durch  einen  Bindfaden  oder  Draht  fort* 
gepflanzt.  Wenn  der  Becher  h  wieder  in  die  Höhe  steigt, 
wird  auch  der  Hahn  durch  ein  Gegengewicht  wieder  ge- 
öffnet, das  unterdefs  angesammelte  Wasser  lüuft  ein,  und 
slles  ist  bis  zum  nächsten  Ausflufs  bereit. 

Die  Flasche  A  ist  nach  Unzen  graduirt,  so  dafs  mau 
sdiwache  Regen  einzeln  ablesen  kann. 

Ich  habe  den  ganzen  Apparat,  der  kein  blofser  Vor- 
schlag ist,  sondern  aufs  Gelungenste  arbeilet,  \u  e\u«»v 


n.  •  AU«  Rohm  find  schief  abgetchnit- 
teDt   darnh  'kM 'Wiisser  in  denidbea   stehen  bleibe. 
Bm  Aaflangegeftfs  wurd  im  AUgemeineD  zu  klein  genom- 
nen,  indem  inm  Benetzen  der  Röhren  gleichTiel  Was- 
ser gdiflrty   CS  mag    1'  Pfund  oder  '10  Pfund  Wasser 
dorehgelaBfen  seyn.     Ich  habe  ihm  eine  Fläche  von  10 
Quadratfufs  gegeben;    es   ist  von  Zink  gemacht ,   seine 
BSnder  sind  durch  in  den  Rand  hineingclötbete  dreiek- 
kige  Leisten  von  Eichenholz  (Fig.  5  Taf.  IV)  gesteift 
San  Boden  mub  sehr  abschüssig  sejn,  ^eil  bei  gerin- 
gerer Abdachung   leicht   kleinere  Mengen  in  vertieften 
Stellen  stehen  bleiben.    Für  das  zum  Benetzen  des  Bo- 
dens erforderliche  und  verloren  gehende  Wasser  weifs 
idi  keina  Abhülfe.    Ein  sehr  leichter  Regen  wird  durch 
keinen  Regenmesser,  welcher  Art  er  auch  scyn  möge, 
abgemessen,  weil  das .  zum  Benetzen  der  BodentlSche  nö- 
tUge  Wasser  nicht  abflieCst.    Wenn  es  von  Interesse  isf^ 
die  Regenmenge   unter   mannigfachen  Verhältnissen  zu 
meisen,  so  wird  sich  dieses  Instrument,   welches  man 
gmz  leidit  portativ  einrichten  kann,  ganz  besonders  dazu 
signeUt  indem  es  keiner  Beaufsichtigung  bedarf,  sich  leicht 
mif  einem  flachen  Dache,  einem  hohen  Schlosse,  Berge, 
oder  Garten  aufstellen  läfst,  und  in  seiner  Darstellung 
sdir  wohlfeil  ist.      Ich  habe  die  Rüder  auf  Zinkblech 
gttheilt  und  mit  einer  Blechschecre  ausgeschnitten.     Sie 
sind  mehr  ak  genau  genug. 

Ein  Hanptvortheil  des  Princips  liegt  darin,  dafs  man 
in  Ganzen  nur  einen  einzigen  Beobachtongsfehler  ma- 
chen kann;  denn  wenn  man  auch  die  Masse  des  Regens 
ffir  einen  bestimmten  Monat  zu  gering  abgelesen  hätte, 
80  kommt  diefs  am  Ende  des  Jahres  oder  bei  jeder  fol- 
genden Beobachtung  wieder  dn,  da  man  nicht  ausgiefst, 
sondern  Zeiger  und  alles  ruhig  stehen  läfst,  und  das  hin- 
Eogekommene  Wasser  mit  dem  vorhandenen  oder  falsch 
ibgelesenen  eine  richtige  Summe  geben  mufs.  Man  hat 
dbsffhfttig  nichts  bei  dem  Instmmetite  zu  besorgen,  als 


hierron  eine  penpectiviiche  Ansicht.  An  der  un- 
leren  Seite  fb  and  an  der  linken  fo  erhSlt  die  Tafel 
eine  ettraa  vontehende  Leiste,  an  der  rechten  oberen 
Ecke  bd;  a  aber  ein  ganz  kleines  Stückchen  Leiste,  da- 
mit der  Wurfkörper  a  darauf  mhen  kann,  und  an  der 
rechten  Seite  entlang  bt  von  a  abwärts  die  Skala  des 
freien  Falles,  wie  bei  Atwood's  Fallmaschine,  aufge- 
tragen. Ais  Wurfkörper  bediene  ich  mich  einer  messin- 
genen massiven  Kugel  von  ungefähr  1"  Durchmesser,  wel- 
die,  damit  sie  ihre  Bahn  selbst  verzeichnet,  mit  einer 
AoflOsong  von  gesdilammter  Kreide  in  Wasser  überzo- 
gen wird«  Um  die  Bahn  des  horizontalen  Wurfes  zu 
erhalten,  wird  die  Kugel  auf  das  Leistchen  bei  a  gelegt 
ond  derselben  mittelst  eines  geraden  Stabes  ein  StoCs  in 
ixst  Richtung  ao  ertheilt.  Will  man  aber  die  Wurfliahn 
erhalten,  die  ein  Körper  beschreibt,  wenn  er  unter  ir- 
geod  einem  Höhenwinkel  mit  dem  Horizont  fortgetrieben 
wird,  so  mufs  die  Kugel  unten  bei  b  hingelegt  und  durch 
den  Stab  unter  irgend  einer  Höhenrichtung  fortgestofsen 
werden.  An  den  in  beiden  Fällen  erhaltenen  krummen 
Liiiien  ISfst  sich  dann  leicht  durch  einfache  Coustruction, 
wie  sie  auch  in  der  Zeichnung  angedeutet  sind,  naebwei- 
801,  da  nSmlich  die  auf  der  schiefen  Ebene  erfolgenden 
Bewegungen  der  Kugel,  wobei  sie  in  Folge  der  stattfin- 
denden Reibung  ihre  Bahn  verzeichnet,  bekanntlich  nach 
den  Gesetzen  des  freien  Falles  vor  sich  gehen.  Ich  be« 
diene  mich  eines  dergleichen  Apparates  seit  bereits  län- 
ger als  10  Jahren,  kann  mich  aber  nicht  erinnern  ir- 
gendwo einen  solchen  beschrieben  gefunden  zu  haben, 
wo  der  Wurfkörper  seine  Bahn  bleibend  verzeichnete. 


les  Sokasjd  it  den  beiden  höheren  OiydatiooBetnfen 
i  Saaeretoff  sich  gleich  etnem  Metali  Terbinde,  und 
nnt  et  deshalb  ein  zuMommatgeseizies  MeiaU. 

Die  SanentofimeDgen  würden  sich  mithin  in  diesen 
ei  Osjden  des  Urans  =4  :  5  :,6  verhalten. 

Schon  froher  mit  einer  Untersuchung  yerschiedener 
ranverhindnngen  beschäftigt,  habe  ich  diese  Arbeit,  durch 
6  Yersncfae  des  französischen  Chemikers  veranlabt,  wie- 
r  anigenoBHnen»  und  will  hier  nur  Eliniges  nüttheilen, 
IS  sich  unmittelbar  auf  jene  bezieht,  indem  ich  mir  die 
liDhriidie  Pnblication  meiner  Versuche  bis  zu  ihrer 
Dzlichen  VoUmdung  vorbehalte. 

Was  Peligot  von  der  Darstellung  und  den  Eigen- 
lafken  des  grflnen  Uranchlorflrs  sagt,  habe  ich  bestä- 
t  gelanden,  insbesondere  die  reichliche  Kohlensäure- 
twicklung,  wenn  das  mit  Kohle  gemengte  Uranoxy- 
1  nach  vorgftngigem  Glühen  in  Wasserstoffgas,  wo- 
rch  es  also  in  Suboxyd  verwandelt  ist,  in  trocknem 
dor  erhitzt  wird. 

Allein  das  grüne  Cblorür  entspricht  nicht,  wie  Pe- 
got  meint,  dem  Suboxyde,  sondern  dem  Oxfduly  von 
ssen  Salzen  man  bisher  keins  im  reinen  Zustande  kannte: 
ane  Auflösung  zeigt  alle  Reactiooen  der  Uranoxydul- 
Ize,  insbesondere  schlägt  Ammoniak  daraus  ein  grün* 
hwarzes  Hydrat  nieder,  welches  sich  leicht  und  schnell 
swaschen  Idfst,  und  nach  dem  Trocknen  im  Vacoo 
»er  Schwefelsäure  reines  Uranoxydulhydrat  darstellt. 

2,02  Grm.  dieses  Hydrats,  verloren,  in  einer  klei- 
n  Retorte  geglüht,  0,221  Wasser  =10,94  Proc,  ohne 
'e  Farbe  zu  ändern.  Der  Rückstand  wurde  in  einem 
rom  von  Wasserstoffgas  geglüht;  er  verlor  3,7  Proc, 
clem  sich  Wasser  bildete,  also  genau  so  viel,  als  Uran- 
ydul  nach  Arfvcdson's  Versuchen,  hiebei  abgiebf, 
snn  es  sicA  in  Suboxyd  (sogenanntes  metallisches  Uran) 
rwandelt. 

Nach  der  sogleich  anzuführenden  Zusammensetzung 


•21 

Dftntat  falgt,  dafs  in  dem  üranoxfM 
787,5  Uran  -|*  100  Sauerstoff 
ilhidteii  aind. 

,  Die  ZnsiiminenBetznng  des  Suboxyds  ist  nun  leidit 
OS  dem  bekannten  Gewichtsverlust  zu  berechnen,  den 
as  Oijdnl  beim  Erhitzen  in  WasserstofTgas  erleidet. 

Nach  Arfvedson  und  Berzelius  hinterlassen  nim- 
Idi  100  TL  Uranoxydul  hierbei  96,44  Tb.  Subozjrd 
erliefen  also  %56  Th.  Sauerstoff.  887,5  Th.  verliereUf 
ilso  Ton  den  100  Th.  Sauerstoff,  welche  sie  tiberhaupt 
»thalten,  31,59  Th.,  so  dafs  im  Uransuboxyd  787,5  Th. 
Jran  mit  100—31,59=66,4  Th  Sauerstoff  yerbunden 
and. 

Das  gelbe  üranoxyd  enthält,  wie  man  aus  den  Ver- 
ndien  von  Arfvedson  und  Berzelius  gleichfalls  weifs, 
am  die  Hälfte  mehr  Sauerstoff,  als  die  Quantität  beträgt, 
irelch^  das  Oxydul  mehr  enthält  als  das  Suboxyd.  Das 
Reifst,  100  Th.  Urauoxyd  bestehen  aus  94,76  Th.  Uran- 
iuboxyd  +5,24  Th.  Sauerstoff.  Nun  bestehen  aber  91,76 
Fb.  Uransuboxyd  nach  dem  Angeführten  aus  87,19  Me- 
ali  und  7,57  Sauerstoff,  so  dafs  HM)  Th.  des  gelben 
Dxjds  aus  87,19  Th.  Uran  und  5,24+7,57=12,81  Th. 
»aoerstoff  bestehen.  787,5  Th.  Uran,  welche  im  Oxy- 
hl  mit  100  Th.  Sauerstoff  verbunden  sind,  nehmen  folg- 
ich  im  Oxyde  115,7  Th.  Sauerstoff  auf. 

Die  Zusammensetzung  der  Oxydationsslufcn  des  Urans 
st  daher: 

Uransuboxyd    =787,5  Uran  +  68,4  Sauerstoff 

Uranoxydul      =787,5      -      +100,0 

Uranoxyd         =787,5      -      +115,7 
»der: 

Suboxyd  =1181  Uran  +102,6  Sauerstoff 

Oxydul  =1181      -      +150,0 

Oxyd  =1181      -      +173,6 

Bei  der  Gröfse  der  Zahlen  ist  die  Abweichung  der 
iauerstoffmengen  von   100  :  150  :  175  so  geringe  dafs 


eataiAtdm  CUarllr  4  Minei  Chlort;  es  bildet  sich  im 
dem  UnuunbMyd  entsprechende  Subchlorttov  nnd  dieees 
lerfilUt  mit  Wasser  ganz  einfach  in  Unuichlorflr  und 
üranotydol,  vrie  folgendes  Schema  zeigt: 

1  At  UranchlorOr  =  U+3C1 

-    Wasserstoff  =  H 

l    .    Uransnbdilorür      =  U+2CI 
l    -    Chlorwasserstoff    =  HCl 


3    -    Uransubchlorür      =3U+6€I 

3    -  'Wasser  =  3K+30 


2    -    ürauchlorür  =:2U+6€l 

1    -    Uranoxjdul  =  U  +30 

6    -    Wasserstoff  =  SU 

Ich  habe  UranchlorOr  in  Ammoniakgas  erhitzt,  zu- 
nächst in  der  Absicht,  dadurch  metallisches  Uran  zn  er- 
balten, gleichwie  diefs  beim  Vanadin,  Titan  u.  s.  w.  der 
Fall  ist.  Leitet  man  das  Gas  bei  gewöhnlicher  Tempe- 
ratur fiber  das  Chlorür,  so  erwttnnt  sich  dasselbe  von 
selbst,  ond  absorbirt  einen  Theil  des  Gases  ohne  sein 
Anseilen  sonderlich  zu  fiudern. 

100  Th.  Uranchlorfir  hatten  in  einem  Versuche  5,44 
Tlu  Ammoniak  aufgenommen.  Ohne  Zweifel  ist  die  Ver- 
bindung =U€P  -hPdl' ;  denn  eine  solche  erfordert  5,79 
TL  Ammoniak. 

Wird  die  Masse  unter  fortdauerndem  Hinzuleiten 
von  Ammoniak  erhitzt  und  zuletzt  geglüht,  so  bleibt,  in- 
dem sich  viel  Salmiak  verflüchtigt,  ein  brauner  KOrper, 
ganz  von  dem  Ansehen  dessen,  welcher  durch  Behan- 
deln des  Cblorürs  mit  V^asscrstoffgas  entsteht.  In  der 
Tbat  ist  er  mit  diesem  identisch,  Uransubchlorür.  Mit 
Wasser  entwickelt  er  reichlich  Wasserstoffgas;  man  be- 
kommt eine  grüne  Auflösung  von  Uranchlorfir  und  eine 
Abscbeidung  von  Uranoxydul.  Dafs  das  letztere  wirk- 
lich Uranoxjdul  ist,  davon  überzeugte  ich  mich,  indeiSL 


325 


n   ziemlich  gut,  welche  ans  der  beigesetzten  Formel 


Technet  sind. 


Gefunden. 

Derecbnet. 

Chlor 

26,48 

26.18 

Kaliam 

14,43 

14,49 

Uran 

48,50 

49,91 

Sauerstoff 

4,43 

Wasser 

4,99' 

100. 
Die  Rechnung  ist  der  Formel: 

•  •  • 

2(7K€1+C€P)  +  3¥h^ 
gemSfs. 

Scbwefeltaaref  Uraoosyd-Kalu 

I.  Ist  von  Arfvedson  analjsirt.  Schwefelsäure  und 
Kali  wurden  direct  beslimint. 

II.  Von  Berzelius.  Erhalten  wurden  51,92  Proc. 
Oxydul.  Die  Schwefelsäure  wurde  aqs  dem  Ver- 
lust berechnet. 

DI.  Von  Demselben  untersucht.  Hier  waren  alle  Be- 
standtheile  direct  bestimmt.   Uranoxydul  =50  Proc. 

I.  II.  III. 

Saaerstoff.  SaaerstofT.  Sauerstoff. 

SchrdeUSare      28,68      17,26  27,773  16,62  28,2  16,88 

Kali                    13,26        2,24  15,833  2,68  14,6  2,47 

tiiDoxjd            58,06        7,49  52,894  6,82  50,94  6,57 

~^ Wasser  3,500  3,11         6,5  5,78 

100.  100,24. 

Daraus    kann    man   folgende  Zusammensetzung  für 
;  diese  Salze  ableiten : 


PoggeadorfPs'Aonal  Bd.  LV.  ^ 


S26 

I.  II.  in. 


!••  ••••     ••< 


Schwefel- 

säure    27,50                  28,38  27,36 

Kali          12,95                  16,70  16,10 

Uranoxyd  59,55                  51,20  49,38 

-  Wasser     3,72  7,16 


100, 


100.  100. 


Eine  Einmengung  des  einen  Salzes  in  das  anden 
die  wohl  nicht  ganz  zu  vermeiden  ist,  da  keins  gröfser 
Krjstalle  bildet,  erklärt  die  einzelnen  Differenzen. 

Oxalsaares  Uranoxyd. 

Beide  Salze  untersuchte  B er zelius.  Vom  erste 
wurden  64,93  Proc.  Suboxyd,  vom  zweiten  78,25  Pro 
Oxydul  erhalten. 

I.  II. 


Sauerstoff. 

Sauerstofn 

1 

Uranoxyd 

68,73 

8,86 

79,72 

10,28 

Oxalsäure 

16,73 

11,11 

12,36 

8,21 

Wasser 

13,22 

11,75 

7,92 

7,04 

- 

98,68 

lüO. 

Berechnet : 

I.  H. 


«  €'+9H. 

«■«»-4-5H 

Uranoxyd 

69,62 

78,73 

Oxalsäure 

17,39 

13,10 

Wasser 

12,99 

8,17 

10(K  100. 

Essigsaures   Uranoxyd. 

Von  Peligot  neuetVveVv  ww\.w^\id\l. 


»7 

•"if>  Gelbndeo.  Bercclintrt. 

"  "'.  Saueratoir. 

Unooxyd     ;    .^  67,30  8^68  67,63 

Kohlenstoff  11,27  11,31 

Wasserstoff    )  1,41 

Sauerstoff  t     |  21^60  11,21 

Wasser      ,     J  8,41 

^  100,17.  100. 

Die  RechniiDg  eBtspricbt  dfir  Formel: 

•  •  • 

■Ö  +  3C*H«0«+6H. 

*  Kohlensanres  Uranozyd-Ammoniak. 

Dieses  Dopp^elsalz  untersuchte  ganz  neuerlich  D  e  I  f  f  s  ' ). 
>r  erhielt  54,5  Proc  Uranoxjdul  =55,52  Oxyd. 


•  •  •  •    • « 


SauerstofF.     U«  C^+10»H*CHh5IL 


Ininoxyd 

55,52 

7,16 

56,01 

anmoniak 

11,33") 

11,07 

loUeosäure 

23,98 

17,38 

24.21 

Nasser 

9,17 

8,15 

8,71 

100.  100. 

Ein  Drittel  des  Wassers  ist  folglich  Krjstallwasser, 
:2^  Proc.  In  der  That  verliert  das  Salz  nach  Delffs 
um  Erwfirmen  3  Proc.  am  Gewicht. 

* 
f 

U  r  a  n  i  t. 

■  * 

1.     Kalk-Uranit. 

B^rzelius  fand  in  dem  von  Autun: 

)  Dies<i  AnnalcD,  Bd.  LV  S.  229. 

')  =  17,87  Ammoniumoxyd t  worin  5,2^  SaaerstofF. 

Hl* 


JSBS 


Bereniiiiet 

Phosphorsäore 

15,17        15,47 

Uranoxyd    ^^ 

61,75        62,75 

Kalkerde 

■     5,87  ■       «,'17 

Barjterde 

1,56 

Talkerde  u.  Manganoxydul      0,20    > 

Wasser 

1$,45        15,61 

100.          100. 

•  •  • 

ael:               Ca3P+'2eP4-24a 

2.    Ku] 

pfcr-üranit. 

Nach  Berzelius  enthält  der  aus  Comwall: 

Berechnet. 

1      k 

Phosphorsäure 

15,57       -15,11 

Uranoxyd 

60,31            61,27 

Kupferoxyd 

8,44              8,39 

Wasser 

15,05            15,23 

99,37.  100. 

f 

•  •• 

Formel :  Ca'  P  +  2©  P  +  24  H. 

Uransaare  Salze. 

Die  Versuche  von  Arfvedson  und  Berzeli 
haben  gezeigt,  wie  schwer,  vielleicht  ganz  unmöglich,  i 
Darstellung  bestimmter  Verbindungen  mit  Kali,  Bai 
und  Bleioxyd  ist.  Aus  diesem  Gesichtspunkte  mufs  • 
Berechnung  der  vorhandenen  Analysen  betrachtet  werde 

üransaures  Kali,  von  Berzelius  untersucht: 


Saüertlpff.    . 

■■    ,K»«^■ 

Kali 

12,79 

2,17 

12,66 

Uransäure 

86,88 

11,21 

87,34 

99,61.  ,100. 


Ibmiäauret  Barjrt^  a)  nadi  Arfvedson,  b)  nach 
Bertelioa: 


Baiyt  14,44 

Uranafture    85^56 


BaV 

b. 

B«»«» 

14^ 

21,19 

20,91 

85,01 

78^81 

79,09 

100.         100.  100.  100. 

Uransaures  .Bleioxyd,  yon  Arfvedson  untersucht: 


a. 

Pb'B. 

b. 

PbU». 

BIdoxyd      56,86 

56.23 

13,75 

11,39 

Uraosiure    43,14 

43,77 

86,25 

88,61 

100.  100.  100.  100. 


Xin.     lieber  die  Dimorphie  des  Palladiums. 


l/as  gediegene  Palladium  kommt  in  dem  Goldsandc 
Ton  Brasilien  (Comego  das  Lagens)  und  zu  Tilkcrode 
am  Hane^  Vor. 

In  Brasilien  findet  sich  das  Palladium  nach  Wol- 
laston,  der  es  entdeckt  hat,  in  kleinen  losen  Körnern, 
die  aas  excentrisch- zusammengehäuften  fasrigen  Indivi- 
duen bestehen.  Andere  Mineralogen  geben  auch  Kry- 
italle  an,  so  führte  Leonhard  nach  Angabe  von  So- 
werby  quadratische  Prismen  und  Quadratoctaeder  ^), 

1)  Ich  habe  die  Qaelle,  woraus  diese  Angabe  entnommen  ist,  nicht 
auffinden  können.  Leonhard  citirt  bei  Anfuhrung  obiger  Formen 
(Handbuch  der  Oryktognosie,  2.  Aufl.  S.  703)  Thomson*s  ^nnai^ 
of  phiios»  XF"!  p.  233,  aber  hier  ist  von  der  Form  des  Palladiums 
nichts  angeführt.  Indessen  ist  diese  Angabe  Leonhard 's  in  viel«* 
Lehrbucher  der  Mineralogie  übergegangen. 


SSI» 

Mobs  das  Oktaeder  otaiOi  T(^Gii€^:iyi^al»^.ftrt«^k 
das  Hexaeder  hypothetisch  an.  Es  ist  indesson  tkbt  «h- 
wahrscheinlich,  dafs  die  Form  des  brasilianischen  gedie- 
genen Palladium«  das  Octaeder  oder  Hexaeder  ist, 
und  dafs  sie  deinnäch  mit  der  des  gediegenen  Plaf itis  und 
Iridittms,  und  folglich  aa<^  mit  ^e#  des  reinen  Platins 
und  Iridiums  übereinstimmt  ^^  da  die^f^.  •  Isomorphie  auch 
aus  den  Yerbindung:en  der  Chloride  dieser  Metalle  mit 
Chlorkalium  hervorgeht  *);'     "  ^ 

Am  Harz  findet  sich  das  gediegene  Palladium  auf 
kleinen  Gängen  iind  Trümmern  von  Bitterspath,  die  im 
Grüdstein  aufsetzen.  Es  kotnmt  hier,  wid  Zinken  ge- 
zeigt hat,  in  sehr  kleinen,  fast  mikroskopischen  weifsen 
Krystallen,  die  aber  stark  ttfötaliisch  ^l&nzend  sind,  auf 
den  Blättchen  des  gediegenen  Goldes  aufgewachsen  vor. 
Die  Krystalle  haben  die  Fonxi  von  sechsseitigen  Tafeln, 
und  sind  parallel  der  gerade  angesetzten  Endfläche  voll- 
kommen spaltbar.  Bei  der  Kleinheit  der  Krj'stalle  und 
der  Schwierigkeit,  dieselb<ea  vpllstanc^lg  ia^  i^li^en,  ^iiubte 
früher  Zinken  aus  seinen  Versuchen  entnehmen  zu  müs- 
sen, dafs  die  Kryslalle  Selenpalladium  wären,  überzeugte 
sich  aber  später,  dafs  sie ;  reines  Palladium  wären  ^). .  I)P 
nun  aus  meinen  früheren  Betrachtungen  h^rVQfg^tit^), 
dafs  auch  reines  Osmium  und  reines  Iridium,  jn  sechs- 
seitigen Tafeln  krystaliisjiren  können^:  sp  findet  die  spä- 
tere Behauptung  von  Zinken  hierin  jhre^ BQS.tätiguDg. 

Das  Palladium  verhält  sich  also  wie  das  Iridium; 
es  ist  nicht  allein  dimorph,  und  kann  nach  Umständea 
die  Form  des  Hexaeders  oder,  die  der  s^echsseitigeu  Ta- 
fel annehmen,  sondern  auch^  da  diese  beid^p  Formea 
mit  denen  des  Iridiums  übereinstimmen,  mit  diesem  iso- 

1 )  Vcrgl.  diese  Annalen ,  Bd.  LIV  S.  538. 
2  )  B  e  r  z  c  1 1  u  s  Jaliresberlchr ,  No.  XI  S.  202. 
3)  Dicic  Annalcn,  Bd.  LIV  S,  638. 


dimorph.    Wir  kennea  demnach  schon  zwei  Mclalle,  wel- 
che dimorph  sind  ^ ), 

Gustav  Rose. 


XIV.     Bemerkungen  über  den  Alaun  der  Thon- 
erde  und  des  Eisenoxyds;  von  TV.Heintz. 


a  ich  naich  schon  seit  einiger  Zeit  mit  Uutersuchuu. 


D 

gen  über  die  dem  Thonerdcalaun  analoge  und  isomorphe 
Verbindung  des  schwefelsauren  Kalis  mit  dem  schwefel- 
&am'en  Ei^enoxjde,  und  über  die  verschiedenen  Quan- 
titäten Wasser,  weiche  sie  aufzunehmen  im  Stande  ist, 
beschäftigte,  so  wurde  meine  Aufmerksamkeit  mit  Recht 
rege  durch  das  auffallende  Resultat  der  Versuche  des  Hm. 
C.  Hertwig,  welche  er  in  seinem  Aufsatz  über  die  Ver- 
hältnisse, in  welchen  die  schwefelsaure  Kali-^Thouerdc 
sich  mit  dem  Wasser  verbinden  kann,  im  LV.  Bande 
von  Poggendorff's  Annalen  von  S.  99  an  beschrie- 
ben hat,  und  nach  denen  er  ein  in  Octaedern  krystalli- 
sirendes,  aber  nur  14  Atome  enthaltendes   Salz  darge- 

1)  Berxelius  fuhrt  zwar  in  seinem  Lelirbucli  der  Cliciuic  (Ueber- 
setzuflg  von  Wöhler,  Th.  3  S.  298)  auf  die  Autorilal  von  Sec- 
beck  d.  a.  an,  dafs  die  Krjstallc,  die  sich  beim  Erkalten  des  ge- 
•cbmoUeDen  Kupfers  bilden,  nicht  zum  regulären  Krystalllsationssy- 
stem,  vrie  die  des  gediegenen  Kupfers,  sondern  zum  rhomboödrisrhen 
Systeme  gehören,  so  dnfs  hiernach  also  auch  das  Kupfer  dimorph  wäre 
Jene  Angabe  beruht  aber  auf  einem  Irrthume;  sie  bezog  sich  auf  ein 
Stuck  künstlich  dargestellten  Kupfers,  das  sich  in  der  Hermbstudt'- 
scben  Sammlung  befand,  und  dessen  thermo- elektrisches  Verhalten 
Seebeck  untersucht  hatte.  Ich  habe  aber  das  Stück  vor  dem  Ver- 
kauf der  Saraiiilung  genau  untersucht,  und  mich  auf  das  Bestimmte- 
ste überzeugt,  dafs  die  Krystalle  reguläre  Octaeder  sind,  wie  auch  die 
gestrickte  Oberflache,  die  das  geschmolzene  Kupfer  beim  Erstarren 
gewöhnlich  annimmt,  beweist,  dafs  die  Form  des  auf  diese  W^elsc 
dai^estelhen  Kupfeis  zum  regulären  System-  gehöre. 


3»2 

stellt  hat.    In  der  Absicht,  auch  aus  dem  fiisenalaan  die 
analoge  Verbindung  zu  erzeugen,  wenn  ich  die  Aogaben 
des  Hrn.  Hertwig  bestätigt  finden   würde,   sachte  ich 
nach  seiner  Vorschrift  das   erwähnte  Salz   darzustellen, 
habe  es   aber  durchaus  nicht  erhalten  können,  obgleich 
ich  streng  seinen  Angaben  gefolgt  bin.     Ich  legte  zu  dem 
Ende   einige  grofse  Alaunkrystalle  von  etwa  einen  Zoll 
Axenlänge  in  concentrirte  englische  Schwefelsäure,  ver- 
schldis   das  Gefäfs  genau  und   liefs   es  14  Tage  stehen. 
Nach   dieser  Zeit  fand   sich  der  Alaun  in  der  Schwefel- 
säure zu  einer  kleisterartigen  Masse  vertheilt.      Als  dar- 
auf Wasser  hinzugesetzt  wurde,   entband  sich  natüriick 
Wärme,  und  aus   der  dadurch   entstandenen   Auflösung 
sonderte  sich  nach  künstlich  beschleunigtem  Erkalten  der' 
gröfste  Theil  des  Alauns  als  ein  Krjstallmehl  ab.     Die- 
ses wurde  sehr  sorgfältig  abgeprefst,  in  warmem  Wasser 
aufgelöst  und  zur  Krvstallisation  hingestellt,  wodurch  sidi 
deutliche   Octaeder  bildeten.      Bis  hicher  stimmen  Hrn. 
Hertwig's  Angaben  genau  mit  den  Resultaten  meines 
Versuchs  überein.    Als  aber  diese  Krystalle  der  Analjse 
unterworfen  wurden,  konnte  ich  keinen  Unterschied  zwi- 
schen dem  Wassergehalt  derselben  und  dem  des  gewöhn- 
lichen Alauns  entdecken.    Das  fein  gepulverte,  zwei  Stun- 
den lang  bei  30^  C.  in  einem  hermetisch  verschlossenen 
Gefäfse  über  Schwefelsäure  getrocknete  Salz  verlor  durch 
starkes  Erhitzen  mit  vorher  sorgfältig  durchgeglühtem  lUei- 
oxjd  45,9  Proc.  Wasser,  während  der  gewöhnliche  Alaun 
45,5  Proc.  enthält. 

Um  ganz  sicher  zu  seyn,  dafs  nicht  etwa  durch  die 
weitere  Behandlung  des  aus  der  sauren  Auflösung  nie- 
dergefallenen Krjrstallmehls  das  Salz  mehr  Wasser  auf* 
genommen  habe,  suchte  ich  jenes,  ohne  es  umzukrjstal- 
lisiren,  zu  reinigen.  Es  wurde  deshalb  so  lange  und  so 
sorgfältig  zwischen  weichem  Fliefspapier  geprefst,  bis  es 
keine  Spur  Feuchtigkeit  mehr  an  dieses  abgab,  darauf 
nochmals  schnell   mit  Wasser  angerührt,  davon  so  viel 


333 

ils  mOglidi  gesondert,  und  auf  dieselbe  Weise  mittekt 
Fliefspapier  mit  der  gröfsten  Sorgfalt  getrockuct.  Als 
das  Salz  darauf  einige  Zeit  in  ciuem  gelinde  erwärmten 
Raum  über  Schwefelsäure  gelegen  hatte,  gab  es  durch's 
Glühen  mit  Bleioxyd  einen  Verlust  von  46,3  Proc,  wel- 
dier  wahrscheinlich  deshalb  so  grofs  war,  weil  Spuren 
Ton  organischer  Substanz,  vom  Papier  abgerieben,  darin 
enthalten  sejn  mochten. 

Aus  diesen  Resultaten  geht  unzweifelhaft  hervor,  dafs 
JD  Hm.  Hertwig's  Arbeit  sich  irgend  ein  Fehler  ein- 
geschlichen hat.  Ob  aber  seine  Analyse  unrichtig  sey, 
oder  ob  er  wirklich  ein  seiner  Angabe  gemäfs  zusaiumcn- 
gesetztes  Salz  erhalten,  und  nur  das  wesentliche  Moment, 
wovon  seine  Bildung  abhängt,  in  seinem  Aufsatze  nicht 
aagegeben  habe,  das  läfst  sich  nicht  mit  derselben  Be- 
dimmtheit  entscheiden,  obgleich  es  im  höchsten  Grade 
wahrscheinlich  ist,  dafs  der  Fehler  aus  der  Analyse  her- 
stanmit. 

Wogen  Mangels  an  Zeit  konnte  ich  die  übrigen,  von 
Hm.  Hertwig  angegebeneu  Thatsachen  nicht  einer  di- 
recten  Prüfung  unterwerfen,  doch  vermag  ich  indirect 
daeu  Theil  derselben  zu  bestätigen,  indem  meine  Uu- 
tersachungen  des  Eiseualauns  ähnliche  Resultate  ergeben 
baben. 

Zuvörderst  will  ich  der  Methode  Erwähnung  thun, 
welcher  ich  mich  bediente,  um  von  Thonerde  freien  Ei- 
senaiauu  darzustellen,  was  deshalb  nothwendig  war,  weil 
der  käuflich  im  Handel  vorkommende  so  viel  Thonerde 
enthält,  dafs  dadurch  seine  Eigenschaften  sehr  modificirt 
werden.  Zu  dem  Ende  wurden  5  Th.  gepulverter  was- 
serhaltiger Eisenvitriol,  2  Th.  gepulverter  Salpeter  und 
2|  Th.  englische  Schwefelsäure  mit  einander  gemengt, 
ood  die  Zersetzung  des  Salpeters,  und  der  dadurch  ent- 
stehenden Salpetersäure  durch  gelinde  Wärme  befördert. 
Als  keine  Spur  sich  entwickelnder  salpetrichter  Säure 
mehr  bemerkt  werden  konnte,  wurde  die  Salzmasse  in 


335 

wird  er  sebtiell  feucht,  und  es  scheint  sich  das  von 
am  zaent  dargestellte  braune  basische  Doppelsalz  zu 
[den;  das  kaufliche  aber  wird  dadurch  nicht  verändert, 
ieae  groCse  Zersetzbark  ei  t  ist  ein  Uebelstand,  welcher 
)hl  verhindert,  daijs  dieses  Salz  rein  von  Thonerde  in 
n  Handel  kommt. 

Wenn  die  Mutterlauge  des  Eiscnalauns,  welche  durch 
8  mehrfache  Abdampfen  sehr  sauer  wird  (welcher  Uebcr- 
hnfs  an  Saure  nicht  zu  venneiden  ist,  wenn  man  nicht 
sfahr  laufen  will,  das  von  Maus  entdeckte  basische 
Iz  statt  des  neutralen  zu  erhalten),  mit  noch  etwas 
hwefelsfiure  versetzt  und  im  Wasserbade  weiter  abge- 
mpft  wird,  so  scheidet  sich  aus  der  Flüssigkeit  ein  wei- 
T  pulveriger  Niederschlag  aus,  der  aber  auch  oft  aus 
umartig  an  einander  gereihten  Körnchen,  am  Boden 
8  Gef^fses  dagegen  aus  einer  compacten,  ziemlich  schwer 
.  einem  Pulver  zerdrückbaren  Salzkruste  besteht.  Wird 
eser  unter  dem  Mikroskop  als  nicht  krjstallinisch  er- 
snnbare  Niederschlag  sorgfältig  von  der  Schwefelsäure 
»geprefst,  schnell  mit  Wasser  gewaschen,  welches  ihn 
rar  vollständig,  jedoch  erst  nach  langer  Zelt,  auflösen 
inn,  und  dann  mehrmals  stark  ausgedrückt,  so  kann  man 
iraus  durch  Auflösen  in  wenig  Wasser  in  der  Kälte 
ieder  den  Eisenalauu  in  Octaedcrn  krjstallisiren.  Auch 
gab  die  Analyse,  dafs  die  Schwefelsäure,  das  Kali  und 
18  Eisenoxjd  darin  in  demselben  Verhältnifs  zu  einan- 
T  stehen,  wie  in  der  krystallisirtcn  Verbindung.  Der 
Wassergehalt  dagegen  betrug  nach  einer  Analyse  8,5  Proc, 
ich  einer  zweiten  9  Proc.  Diefs  stimmt  mit  der  für 
ei  Atome  Wasser  berechneten  Zahl  8,6  Proc.  ziemlich 
»an  tiberein.  Uiese  Verbindung  konnte  lange  Zeit  hin- 
iTch  bis  100^  erhitzt  werden,  ohne  von  ihrem  Wasser- 
shalt zu  verlieren,  oder  sich  braun  zu  färben. 

Wenn  man  die  rückständige  Mutterlauge  noch  fcr- 
er  im  Wasserbade  so  weit  abdampft,  dafs  das  Ganze 
dl  als  eine  von  saurer  Flüssigkeit  getränkte  Salzmasse 


336 

darstellt,  und  man  dieselbe  wie  vorher  voUkomme] 
der  Säure  befreit,  so  erhält  man  ein  dem  eben  besch 
nen  im  Aeufseren  ganz  ähnliches  Salz,  welches  aucl 
80  zusammengesetzt  ist^  nur  zwei  Atome  Wasser 
gcr  enthält.  Zwei  Analysen  ergaben  3,3  nnd  2,9 
Wasser,  wovon  die  Mittelzahl  3,1  Proc  ist,  wä 
die  Berechnung  3,05  Proc.  ergiebt. 

Durch  Einwirkung^  der  Wärme  auf  den  krysts 
ten  Eisenalaun  scheint  eine  Zersetzung  desselben  h< 
gebracht  zu  werden,  und  zwar  schon  bei  sehr  nie 
Temperatur,  zum  Beispiel  durch  die  Wärme  der  '. 
wie  schon  oben  erwähnt  worden  ist.  Wenn  man 
selben  im  gepulverten  Zustande  bei  60^  bis  100^ 
Schwefelsäure  trocknet,  so  wird  er  feucht,  und  ei 
bleibt  durch  vollständiges  Austrocknen  ein  braun{ 
Pulver  zurück,  welches  im  Aeufsem  viele  Aehnli* 
mit  dem  schon  mehrmals  erwähnten  basischen  D< 
salze  im  verwitterten  Zustande  hat.  Durch  Auflöse] 
selben  in  Wasser  ist  es  mir  zwar  gelungen  einen 
des  angewendeten  Salzes  wieder  in  Octaedern  kry 
sirt  zu  erhalten,  doch  glaube  ich  dessen  ungeachtei 
thun  zu  können,  dafs  es  nicht  als  eine  unzersetztc 
binduqg  des  schwefelsauren  Eisenoxydkalis  mit  "W 
angesehen  werden  darf.  Wenn  man  nämlich  den  ] 
alaun  bei  gelinder  Wärme  so  weit  vom  Wasser  b 
dafs  er  wieder  trocken  geworden  ist,  und  ihn  dai 
«er  Temperatur  von  80°  bis  100°  aussetzt,  so  ei 
kein  sich  durch  darübergehaltcnes  Lackmuspapier 
erkennbare  Säuredämpfe,  obgleich  in  sehr  geringer  IM 
Setzt  man  ferner  eine  gewogene  Menge  desselben 
gelinder  Wärme  getrockneten,  Salzes  viele  Stunden 
einer  Temperatur  von  60°  C.  aus,  und  wägt  es  : 
mals  in  gewissen  Zeiträumen,  so  findet  man,  dafs  es 
dauernd  an  Gewicht  abnimmt,  obwohl  nur  sehr  alli 
Daraus  geht  deutlich  hervor,  dafs  freie  Schwefelsäu 
dem  durch  Wärme  entwässerten  Eisenalaun  vorhs 


laty  wdcfae  deshalb  so  allmalig  entweicht,  weil  sie  bei 

dem  aDgewendeten  Wärmegrade  eigentlich  nicht  flüchtig 

iil,  und  nur  in  der  Art  verdunstet,  wie  das  Wasser  bei 

gewöhnlicher  Temperatur.      Mit  den  Resultaten  meines 

,   Yersachs  l9fst  sich  nun  die  Ansicht  am  besten  vereinen, 

[   dafe  durch  die  WSrme  zwei  Atome  des  neutralen  Eisen- 

dauns  in  ein  Atom  basisches  Doppelsalz  (2SK+S^Fe), 
dn  Atom    neutrales  schwefelsaures  Eisenoxyd   und  ein 
Atom  Schwefelsäure  zersetzt  werden.    Dafs  aber  dieses 
Gemenge  verschiedener  Stoffe  wenigstens  zum  Thcil  wie- 
der in  neutrales  Doppclsalz  verwandelt  werden  kann,  ist 
durch  die  Anwesenheit  der  zu  seiner  Bildung  nölhigcn 
Elemente  in   dem  dazu  erforderlichen  Vcrhclltnifs  leicht 
erklärlich. 

Ans  diesen  Versuchen  geht  hervor,  dafs  aufser  der 
schon  lange  bekannten  Verbindung  des  schwefelsauren 
{ÜseDOXjdkalis  mit  24  Atomen  Wasser  durch  Einwirkung 
der  Schwefelsäure  noch  zwei  andere  erzeugt  werden  kön- 
nen,  von  denen  die  eine  drei,  die  andere  nur  ein  Atom 
Wasser  enthält,  dafs  aber  durch  Wärme  stets  eine  Zer- 
setzung des  Salzes  selbst  hervorgebracht  wird. 


I  XV.    Berichtigung  einer  „physikalisch-historischen 

Berichtigung,'* 


V, 


or  etwa  zwei  Jahren  kündigte  ich  die  von  Hrn.  Ro- 
berts am  Eisen  beobachtete  und  seitdem  mehrmals  in 
den  Annalen  besprochene  Tbatsachc  mit  den  Worten 
an:  »Hr.  B.  hat  die  für  die  Praxis  wiclilige  Entdek- 
knng  gemacht,  dafs  Ziuk,  combinirt  mit  Eisen,  in  ver- 
flfinnter  Schwefelsäure  einen,  weit  (bei  seineu  Versu- 
chen vier  Mal)  kräftigeren  Strom  liefert  als  unter  glei- 
chen  Umständen   eine  Combinalion   von  Zink  m\d  V^Ur 


330 

sie  sey^  der  ZinhErsparung  wcf^cn,  aas  an  beiden  Seilen 
verzinkten  Eisenblechiafeln  und  Platten  von  Blei  oder 
Kupfer  erbaut  gewesen.     Die  zweite  Angabe  lautet  nun 
(reilich   anders:  ihr  zufolge  bestand  die  Säule  blofs  aus 
Eisentafeln y  die  an  einer  Seite  verzinkt  waren.      Man 
■ofs  indefs  wissen,  dafs  Gilbert  seine  Angabe  aus  der 
nämlichen  Quelle  schöpfte,  aus  der  die  erstere  genommen 
ward  (dßs  Intelligenzblalt  u.  s.  w.  vom  6.   Apr.   18()8 
enthält  eben  die  Seile   170  desselben  Jahrgangs),  und 
dab    (wie   ich  selbst  mich   durch  den  Vergleich  über- 
zeugte) dieW^orte:  an  einer  Seite  ein  zwar  wohlgemein- 
ter, aber  lediglich  von  ihm  erfundener  Zusatz  sind,  um 
wenigstens  Sinn  in  die  Beschreibung  zu  bringen. 

Indefs,  wenn  auch  der  selige  (^üttling  i.  J.  lStl8 
ans  Zink  und  Eisen  eine  Stiule  erbaute,  die  eine  gute 
Wirkung  that:  was  hätte- diefs  mit  Hrn.  lloberts  Ent- 
deckung zu  schaffen?  Für  Hrn.  R.  wurde  blofs  die  Beob- 
achtung geltend  gemacht,  dafs  dor  Strom  einer  mit  Schwe- 
felsaure geladenen  Zink -Eisen -Kette  bedeutend  stärker 
8ey  als  der  einer  ähnlichen  Zink- Kupfer- Kette;  darüber 
lindet  sich  aber  bei  Göttling  nichts,  läfst  sich  auch 
nichts  aus  seineu  Angaben  herleiten,  da  nicht  einmal  ge- 
sagt ist,  aus  wie  vielen  Platteupaarcn  die  Säulo  zusam- 
mengesetzt war.  Was  lehrt  demnach  die  angebliche 
Berichtigung?  —  Schwerlich  etwas  anderes,  als  dafs  Hr. 
Prof.  Suckow  sich  zwiefach  in  einer  Täuschung  belin- 
det,  die  weit  reeller  ist  als  die,  welcher  er  vorzubeugen 
sich  berufen  fühlte! 

Will  man  eiinnal  Hrn.  Ijloberts  die  Priorität  sei- 
ner Entdeckung  streitig  machen,  so  kann  es  viel  gegrün- 
deter als  durch  die  lU^nifung  auf  Göttling  geschehen. 
Ich  will  nicht  reden  von  Daniell,  der  schon  dieselbe 
Beobachtung  machte,  sie  aber  widerrief  (Ann.  Bd.  XXXXII 
S,  267),  und  deshalb  auch  später,  verständig  genug,  keine 
Keclamation  erhob;  auch  nicht  von  De  la  Rive,  dor 
analoge  Beobachtungen  für  sich  in  Anspruch  na\\\u ,  'dbi^T 


310 

schwerlich    die  ^m   Eisen  redamiren  könnte  {Biblioih, 
unii^.  S.III  T.XXFI  p.  191)  '),  und  noch  weniger 
von  Stargcon,  der  erst  nach  Roberts  mit  gleicher 
Entdeckung   hervorgetreten  ist,    —    sondern  von  Hai- 
dan e,  der  bereits  i.  J.   1800  für  die  Wirksamkeit  der 
Metalle,  bei  Combination  mit  Zink,  die  absteigende  Reihe 
aufstellte:  Eisen,  Kupfer,  Blei,  Zinn,  Quecksilber  (Gilb. 
Ann.  Bd.  YII  S.  205 ).    Ich  denke  indefs ,  die  Wieder- 
auffindung einer  Thatsache,  die  40  Jahre  lang  von  der 
gesammten  physikalischen  Welt  (selbst  der  in  Englao^ 
wo  nur  H.  Davy  i.  J.  1801  einmal  von  ihr  Gebraiidi 
gemacht  hat  (Gilb.  Ann.  Bd.  YIII  S.  309))  unbeachtet 
und  unbenutzt  gelassen  worden,  ist  verdienstlich  genof^ 
als  dafs  man  ihr  nicht  gleiche  Anerkennung  schenken  sollte 
wie  der  erst^i  Entdeckung,  zumal  sie  bei  dieser  gar  nicht 
als  besonders  merkwürdig  hervorgehoben,  auch  nicht  quaii»  || 
titativ  ftstgestellt  wurde,  was  doch  beides  Hr.  Robertt  " 
gethan  hat.    Wer  würde  wohl  jetzt  von  der  Zink-Eisen- 
Kette  sprechen,  wenn  diefs  nicht  geschehen  wäre? 

Poggendorff. 

1)  Er  beruft  sich  auf  seine  Abhandl.  in  den  j4nn,  de  c/ttm,  et^ä* 
phys.  (1828)  T.  XXXFH  p.  253,  wo  es  aber  helüt:  Ainsi,  dant 
tacide  sulfurique  tr^s-etendu,  le  fcr^  gut  est  moins  atlaqui» 
que  le  zinc  et  qui  Vest  plus  que  le  cuivre^  donne  Heu  avec  chor 
cun  de  ces  metauac  a  un  courant  plus  falhle  que  celui  qui ri^ 
sulte  de  la  reunion  du  cuhre  et  du  zinc,  Vergl.  auch  diese  Ana 
Bd.  XV  S.  131. 


J42.  ANNALE N  JVo.  3. 

DER  PHYSIK  UND  CHEMIE. 

BAND  LV. 

■aBBBBS99BHBaBa^BBaKBaHBgBBBBHaaH!«BB9aBi9!9 

lieber  die  latente  Warme  der  Dämpfe  ver- 
schiedener Flüssigkeiten  bei  deren  Siedetemr- 
peratur;  con  Dr.  TV.  Drix  in  Berlin. 


^on  oft  ist  die  interessante  Frage  aufgestellt  worden, 
ie  die  latente  Wärme  des  Dampfes,  der  aus  einer  sie- 
nden  Flüssigkeit  sich  bildet,  zu  den  anderen  Eigen- 
haften  9  und  namentlich  zu  der  Dichte  desselben  sich 
Thalte,  ohne  dafs  es  bis  jetzt  gelungen  wäre  etwas  Be- 
immtes  über  diesen  Punkt  zu  ermitteln. 

Zar  Erledigung  dieser  Frage  mufs  eine  genaue  Kennt- 
ib  der  latenten  Wärmemenge  selbst' um  so  wünschens- 
erther  erscheinen,  als  die  Zahl  der  Flüssigkeiten,  wei- 
se onen  festen  Siedepunkt  besitzen,  und  durch  ihr  che- 
lisches  Verhalten  zu  den  nöthigen  Apparaten  der  Be- 
immung  der  latenten  Wärme  kein  Hindemifs  in  den 
(Teg  legen,  nur  beschränkt  ist. 

Ich  habe  mir  daher  die  Aufgabe  gestellt,  bei  soviel 
nnogenen  Flüssigkeiten,  als  ich  mir  gerade  verschaffen 
DDnte^  die  latente  Wärme  des  bei  der  jedesmaligen  Sie- 
etemperatur  sich  bildenden  Dampfes  möglichst  genau 
1  messen* 

Es  fehlt  nicht  an  Bestimmungen  dieser  Gröfse,  beson- 
ers  für  Wasserdampf.  Da  indefs  die  gefundenen  Wer- 
te sich  vielfach  widersprechen,  namentlich  aber  die  Art 
od  Weise,  wie  die  betreffenden  Versuche  angestellt  wor- 
en,  mehrere  derselben  als  ganz  unzuverlässig  erschei- 
«&  läfst,  während  bei  den  übrigen  nicht  zu  beurthei- 
en  ist,  welchen  Grad  von  Genauigkeit  sie  besitzen,  so 

FoneBdorlTs  Annal.  Bd.  LV.  23 


345 

pte  frei  werdende  Wknne  aa(  soBdem  es  wird  ein  Theil 
deEBdben  den  Winden  des  Apparates  mitgetheilt,  oder 
itrihlt  Ton  der  OberflAche  des  Küblapparates  und  des 
in  demselben  befindlicben  Wassers  an  die  Luft  aus; 
anÜBerdem  findet  in  den  Wänden  der  Röhre  eine  Wär- 
nebewegpng  statt,  wodurch  je  nach  der  Beschaffenheit 
des  Apparates  die  Temperatur  des  Kühlwassers  bald  ge- 
itdgert,  bald  Termindert  wird.  Ist  nSmIich  die  Biegung 
I  der  Röhre  ganz  oder  zum  Theil  vom  Kühlwasser  umge- 
ben, oder  ist  sie  demselben  auch  nur  sehr  nahe,  so  wer- 
den in  dem,  Tom  Apparate  abgewendeten  Schenkel  des 
Knies  fortwährend  Dämpfe  sich  niederschlagen,  deren  la- 
tente W8rme  zum  Theil  durch  innere  Leitung  der  Röb- 
lenwinde  dem  Kühlwasser  zugefQhrt  wird,  während  die 
gebildete  Flüssigkeit  selbst  in  die  Retorte  zurückfliegt. 
Befindet  sich  die  Biegung  des  Knies  in  gröfserer  Entfer- 
mmg  Tom  Kühlwasser,  so  wird  diesem  keine  Wärme 
Ton  dem  jenseits  sich  condensirenden  Dampfe  zugeführt; 
es  wird  Tielmehr  die  Wärme,  welche  durch  Condensa- 
tion  von  Dämpfen  in  dem  vom  Knie  und  dem  Apparate 
begrftBZten  Theile  der  Röhre  frei  wird,  theils  von  die- 
sem Röhrenstücke  selbst  zurückgehalten,  theils  von  dem- 
selben der  umgebenden  Luft  mitgetheilt.  Die  Tempera- 
tur des  Kühlwassers  erleidet  also  in  diesem  Falle  einen 
Yerlnst  Wir  wollen  in  der  Folge  die  Menge  der  durch 
imiere  Leitung  der  Röhrenwände  dem  Kühlwasser  zuge- 
fUnten  Wärme  mit  (p  bezeichnen,  wo  also  ^  bei  der 
erst  erwähnten  Construction  des  Apparates  einen  positi- 
Ten,  bei  der  andern  einen  negativen  Werth  hat.  Sey 
feiner  die  von  den  Wänden  des  Apparates  zurückgehal- 
tene Wärme  =:a,  und  die  der  Luft  mitgetheilte  ;^,  so 
nmfe  zu  dem  nach  der  Formel  (1)  aus  den  Daten  des 
Yersachs  berechnetem  Werthe  der  latenten  Wärme  noch 
die  Correction 

IbaiagelOgi  werden. 


347 

id  des  Veraliches  an  die  Luft  erlitten  hatte,  wiewohl  der- 
be sehr  bedeatend  gewesen  sejn  mufs,  da  die  Dauer 
8  Versuches  Ober  zwei  Stunden  betrug,  und  tiberdiefs 
lack  bemerkt,  dafs  an  der  Oberfläche  des  Kühlwas- 
re  sichtbare  Dampfentbindung  stattgefunden  habe.  Der 
fundene  Werth  ist  also  wahrscheinlich  viel  zu  klein. 

Eine  ausgedehntere  Reihe  von  Versuchen  stellte 
^att  an,  von  denen  derselbe  in  dem  Artikel  »Sieamu 
in  Robisons  Mec/t.  Philosophx  (neu  herausgegeben 
•nBrewster)  ausführliche  Nachricht  giebt.  Er  leitete 
e  Dampfe  aus  einem  gewöhnlichen  Thcekessel  durch 
1  langes,  an  der  TQllc  desselben  befestigtes,  und  von 
schrSg  aufsteigendes  kupfernes  Rohr,  welches  an  sei- 
m  vorderen  Ende  ein  kurzes  nach  unten  gerichtetes 
lie  besafs,  unmittelbar  in  Wasser,  welches  sich  in  einer 
eben  zinnernen  Schüssel  befand.  Die  Erwärmung  die- 
r  Schüssel  vergafs  er  nicht  in  Rechnung  zu  stellen; 
n  Warmeverlust  aber,  den  der  Apparat  durch  Strali- 
Qg  an  die  umgebende  Luft,  und  durch  Verdampfung 
der  Oberfläche  des  Kühlwassers  erfuhr,  hielt  er  nicht 
r  möglich  zu  bestimmen,  und  seine  Resultate  sind  defs- 
Ib  durchweg  zu  klein.  Schwerer  ist  zu  entscheiden, 
dchen  Werth  unser  obiges  (p  bei  diesen  Versuchen  ge- 
bt habe.  Watt  hatte  auch  diesen  Fehler  nicht  über- 
lien,  und  brauchte  die  Vorsicht,  das  kupferne  Leitungs- 
hr  mit  einem  durchbohrten  Korke  zu  vcrschlicfseu; 
mn  nun,  wie  ich  aus  der  an  dieser  Stelle  nicht  ganz 
nauen  Beschreibung  freilich  nur  vermuthe,  nicht  das 
etall  der  Röhre  selbst,  sondern  nur  der  Kork  in  das 
^asser  tauchte,  so  kann  die  auf  diesem  Wege  ab-  oder 
geleitete  Wärme  nur  gering  gewesen  seyn.  Uebrigens 
bwanken  die  Resultate  der  11  mitgetheilten  Versuche, 
^  wie  gesagt,  sämmtlich  etwas  zu  klein  sind,  nur  zwi- 
iea  4I0<',8  R.  und  428^4  R.  und  ihr  Mittelwerth  be- 
Igt  419^6  R. 

VITir  verdanken  aufserdem  Watt  einige  Veiixvdv^ 


349 


1  erfahroi»  bt  mir  indeiii  bis  jetzt  nidit  gelungen.  Der 
tetgenaante  Gelehrte  bat  sich  auch  mit  der  latenten 
rirme  anderer  Flüssigkeiten  beschäftigt,  und  theilt  bei 
nkfindigung  einer  umfassenden  Schrift  über  die  Dämpfe 
«ehe  Gilberts  Annalen  XLY.  S.  333)  die  Notiz  mit, 
fs  die  Wärmemengen,  welche  in  den  Dämpfen  von 
^endem  Wasser,  Alkohol  und  Terpenthinöl  latent  sind, 
:h  za  einander  Terhalten,  wie  1:0,436:0,226.  Eine  g^ 
luere  Nachricht  von  den  betreffenden  Versuchen  scheint 
doch  nicht  veröffentlicht  worden  zu  sejn. 

Rumford  wendete  seinen  Caloriroeter  auch  zur  Be- 
immung  der  latenten  Wärme  an.  Die  siedende  Flüs- 
^eit  befand  sich  bei  diesen  Versuchen  in  einer  gewöhn- 
iien  Glasretorte,  deren  Hals  an  seinem  vorderen  Ende 
ch  aufwärts  krümmte,  und  mit  Hülfe  eines  durchbobr- 
n  Korkes  in  der  Mündung  des  Schlangenrohres,  die 
I  Boden  des  ganzen  Apparates  sich  befand,  befestigt 
orde.  —  Um  den  Wärmeverlust  y  möglichst  zu  schwä« 
len,  erkältete  Rumford  vor  dem  Versuche  das  Was-* 
r  im  Apparate  bis  einige  Grade  unter  der  Lufltempe- 
Inr,  und  fuhr  dann  mit  der  Destillation  so  lange  fort, 
8  die  Temperatur  des  Kühlwassers  die  constante  Luft- 
mperatur  ungefähr  um  eben  so  viel  übertraf,  als  sie  an- 
Dgs  unter  derselben  gewesen  war.  Dabei  liefs  sich  dann 
ohl  annehmen,  dafs  der  Apparat  in  der  ersten  Hälfte 
»  Versuches  etwa  eben  so  viel  Wärme  von  der  Luft 
Dpfing,  wie  er  in  der  zweiten  Hälfte  verlor,  dafs  unser  y 
Bo  nur  einen  geringen  Werth  hatte.  Die  Erwärmung  des 
pparates  selbst  wurde  nach  den  oben  berührten  Prin- 
pien  in  Rechnung  gezogen.  Weniger  glücklich  war 
umford  in  der  Absperrung  der  vom  Retortenhalse  zu- 
iführten  Wärme.  Da  alle  hier  sich  bildende  Flüssig- 
3it  in  die  Retorte  zurückkehrte,  der  Kork  aber  von  den 
ämpfen  durchzogen  ward,  und  dadurch  sehr  an  Leitungs- 
higkeit  gewann,  so  mufste  unser  tp  einen  recht  bedeu- 
nden  positiven  Werth  gehabt  haben,  wovon  ich  mich 


351 

/Mb  dordi  VerMiBpfaDg  an  der  OberflScfae  des  Kühl- 
naaen  ^drioren  ^Dg,  konnte  bei  der  Berechnung  nicht 
beachtet  werden,  lieber  die  Beschaffenheit  der  GrOfse, 
He  wir  oben  g>  genannt  haben ,  läfst  sidi  nichts  mit  Si- 
herheit  muthmafsen.  Jedenfalls  hat  dieselbe  einen  ne- 
ativen  Werth  gehabt,  und  eigenen  Versuchen  nach  zu 
rtheilen,  die  ich  mit  einem,  was  diesen  Punkt  anbe- 
rifft,  ähnlich  construirtem  Apparate  anstellte,  und  bei 
encn  ich  (p  bestimmte,  scheint  dieser  Werlh  durch- 
ns  nicht  unbeträchtlich  gewesen  zu  sejn.  Hiernach 
>alte  ich  die  Resultate  der  vorliegenden  Untersuchung 
lorchweg  für  zu  klein.  Uebrigens  ist  sowohl  gegen  die- 
i^abl  des  Apparates ,  als  gegen  die  Anordnung  der  Ver- 
nche  noch  manches  zu  erinnern.  Bei  Anwendung  einer 
^ISsehien,  wenn  auch  sehr  dünnen  Vorlage,  findet  näm- 
ich,  wie  ich  aus  eigener  Erfahrung  weifs,  die  Mitthei- 
nng  der  Wfirme  von  der  condensirten  Flüssigkeit  zum 
Kühlwasser  nur  langsam  statt,  so  dafs  zu  Ende  des  Ver- 
saches  das  Destillat  noch  eine  etwas  höhere  Temperatur 
ils  /i,  besitzt.  Wenig  Genauigkeit  verspricht  es  auch, 
]a&  bei  den  vorliegenden  Versuchen  die  Temperaturer- 
bOhnng  des  Kühlwassers  so  gering,  nämlich  stets  kleiner 
als  3^  f  bisweilen  sogar  nur  0^,7  R.  war,  wo  denn  die 
beim  Ablesen  des  Thermometers  unvermeidlichen  Beob- 
aditungsfehjer  und  die  Mängel  des  Instrumentes  selbst 
einen  zu  grofsen  Einflufs  auf  die  gesuchte  Zahl  erlangen. 
Was  endlich  die  Berechnung  anbetrifft,  so  bedient  sich 
Ure  einer  unrichtigen  Formel,  indem  er 


aimimmt  statt: 


Xz^-r{ti-'U)  —  a — jr — 


X  =  i{h^to)-a{T-h). 


b 

Die  von  ihm  mitgetheilten  Werthe  von  A  sind  also  ganz 
za  verwerfen.  Wollte  man,  so  weit  es  bei  der  Unge- 
wifsheit,  in  der  wir  uns  hinsichtlich  der  spec.  Wdrme 


und  dafii  ungenilir  dieselbe  WannemeDgey  welche 
enselts  der  Biegung  zum  KflUfasse  gefObft  wird, 
ler  Oberflache  der  Röhre  zwischen  dem  Kflhlfasse 
ler  Biegung  an  die  Luft  ausstrahlt. 
)ie  Erwärmung  der  Gefäfswftnde  wurde  nicht  ver- 
issigt  y  und  fQr  den  Warmeverlust,  den  wir  oben 
lannt  haben ,  wurde  zwar  keine  Correction  ange- 
ty  allein  es  wurde  wenigstens  die  GrOCBC  dieses  Yer- 
durch  Anwendung  des  berührten  Rumford'schen 
griffes  sehr  beschränkt.  Die  Resultate  dieser  Yer- 
sind: 

Wasser         l^42ifi^  R. 

Alkohol  165,28 

Schwefeläther        72,6 

TerpenthinOl  61,4 

r  änderte  Despretz  seinen  Apparat  dahin  ab,  dafs 
e  condensirte  Flüssigkeit,  statt  dieselbe  abfliefsen 
ssen,  in  einer  nahe  am  Boden  des  Apparates  ange- 
ten  Erweiterung  des  Scblangenrohres  sammelte,  und 
nde  der  gewundenen  Röhre  selbst  durch  den  Deckel 
echt  in  die  Höbe  leitete,  um  der  aus  dem  Innern 
pparates  durch  die  Hitze  verdrängten  Luft  den  Aus- 
u  gestatten.  Mit  diesem  Apparate  stellte  Despretz 
cweite  Versuchsreihe,  wenn  ich  ihn  recht  verstehe 
h  nur  mit  Wasserdämpfen  an,  bei  welcher  auch  eine 
(ction  für  den  Wärmeverlust  des  Apparates  an  die 
angebracht  wurde,  und  fand  A=:'I32®  R.,  welche 
mit  der  von  mir  erhaltenen  genau  übereinstimmt, 
diese  Correction  berechnet  worden  ist,  finde  ich 
erwähnt.  Es  ist  zu  bedauern,  dafs  bei  diesem  Ap- 
3  keine  Vorrichtung  zum  Umrühren  des  Kühlwassers 
iracht  war;  denn  gesetzt  auch,  es  liefse  sich  g«gen 
estimmung  der  mittleren  Temperatur  durch  ein  Ther- 
^er  mit  langem  cylindrischen  Quecksilberreservoir 
I  einwenden,  so  ist  doch  die  Temperatur  an  der 
fläche  des  Apparates  bei  dieser  Einrichtnii%  tltte 


3S5 

Mit  basonderen  Schwierigkjeiteii  war  die  fitsdtigong 
8  äiu  ^  entapringendeu  Fehlere  veriintipft.  leb  fdner- 
agte  mich  bald,  dafs  es  eben  so  wenig  gelingen  würde, 
nselben  auf  so  kleine  Gränzen  zu  beschrAnkeu,  nii  ihn 
tben  den  übrigen  Unsicherheiten  des  Experimentes  yer- 
ichlässigen  zu  kOnnen,  als  es  möglich  war,  die  nöiläge 
Drrection  direct  zu  berechnen;  und  daher  mufste  ich  mich 
itschliefsen,  den  besprochenen  Fehler  durch  Combinatlon 
ehrerer  mit  demselben  Apparate  unter  verschiedenen  Un»- 
indeii  angestellter  Versuche  fortzuschaffen.  Es  ist  er- 
iJitlich,  dats  fp  im  Allgemeinen  mit.  der  Dauer  Z  des  Yer- 
ches  zunimmt;  rp  ist  also  sicher  irgend  eine  Function  von 
;  (pz=f{Z\  deren  Form  und  nähere  Beschaffenheit  von 
un  jedesmaligen  Apparate  abhUugt.  Bezeichnen  wir  nun 
in  Werth  der  latenten  Wärme,  der  unter  alleiniger 
emachlassigung  von  tp^  also  nach  Aubringung  aller  sonst 
wa  noch  nöthigen  Correctionen,  aus  den  einzelnen  Ver- 
chen.  sich  ergiebt,  mit  X^  so  haben  wir  als  wahren 
/'erlh  von  k-  * 

elänge  es  nun  f(Z)  direct  zu  bestimmen,  so  würde  je- 
T  einzelne  Versuch  einen  Werlh  für  die  latente  Würmc 
ifern,  und  die  Vergleichung  dieser  verschiedenen  Wer- 
e  würde  ein  treffliches  Critcrium  für  die  Zuverlässig- 
st derselben  abgeben.  Indessen  ist,  wie  schon  bemerkt, 
ae  solche  directe  Bestimmung  nicht  ausitihrbar,  da  /p 
^  mehrere  Constanten  enthält,  welche  auf  eine,  nicht 
:her  zu  bestimmende,  Weise  von  der  Beschaffenheit 
Qzelner  Apparatstücke  abhängen.  Höchstens  dürfen  wir 
iffen,  die  Form  der  Function  f(Z)  ermitteln  tu  kön- 
in«  Alsdann  liefern  die  einzelnen  Versuche  Gleichun«- 
si,  in  welchen  k  und  die  Constanten  von  f(Z)  als  Uik- 
skanate  zu  betrachten  sind. 

.  .Die  Combination  mehrerer,  mit  demselben  Apparat 
igesteilter^  Versuche  gestattet  also  die  EUminatioil  ^eufs 


357 

darchbohrten  Korkes  dainpfdicht  befestigt.  Dieser  Kork 
war,  um  das  Einziehen  von  Wasser  zu  vermeiden,  mit 
eiaer  Schicht  eines  Teiges  aus  Bleiweifs  und  Kopalflrnifs 
helegt.  Der  Retortenhals  war  also  bei  diesen  Versuchen 
von  dem  Metalle  des  Apparates  durch  eine  Korkschicht 
getrennt,  deren  Dicke  leicht  dadurch  verändert  werden 
konnte,  dafs  man  Retorten  mit  mehr  oder  weniger  dickem 
Halse  anwendete.  Zunächst  ergab  sich  aus  den  mit  die- 
sem Apparate  angestellten  Versuclicn,  dafs  die  Wärme- 
zuleitung vom  Retortenhalse  her  durch  den  Kork  durch- 
aus noch  nicht  aufgehoben  wird.  Eine  Eliminirung  von 
(f  in  der  oben  berührten  Art,  habe  ich  bei  zwei  Yer- 
sachsreihen  unternommen,  die  ich  für  zuverlässiger  als 
die  anderen  halte.  Die  Dicke  der  Korkschicht  betrug 
bei  der  ersten  dieser  Versuchsreihen  4,1  und  bei  der 
andern  2  Par.  Lin.  Was  tp  betrifft,  so  kann  dasselbe 
bei  der  geringen  inneren  Wärmelcitungsfählgkeit  des  Kor- 
kes unmöglich  der  Dauer  des  Versuches  proportional  ge- 
setzt werden.  Eine  angenäherte  analytische  Rctrachtuug 
ergiebt: 

wo  N  eine  Function  von  m  ist,  und  m  der  Reihe  nach 
eine  der  unendlich  vielen  Wurzeln  einer  transcendcuten 
Gleichung  bezeichnet.  Dieser  Ausdruck  ist  für  die  vor- 
liegende Anwendung  viel  zu  complicirt;  ich  habe  densel- 
boi  daher  durch 

ersetzt,  wo  ich  also  -5*  (iV^~"^)  nach  den  aufsteigenden 
Potenzen  von  Z  entwickelt  und  die  höheren  Potenzen 
Tonachlässigt  dachte.  Dann  lieferte  jeder  Versuch  eine 
äeichung : 

Z         Z^ 

ia  welcher  die  Werthe  von  X,  ,  -r-  und  -j-  aus  den  be- 

Poggendorff's  Annal.  Bd.  LV.  24 


361 

Mit  diesem  Apparate  untersachtc  ich  die  latente 
Wärme  bei  so  viel  homogenen  Flüssigkeiten,  als  ich  er- 
lkalten konnte,  nSmlich  bei  Wasser,  Alkohol,  Schwefel- 
Sdier,  Terpenthinöl  und  CitronenOl.  Sämmtlichc  Flüssig- 
keiten hatte  Herr  Prof.  Dulk  die  Güte,  zu  diesem  Zwecke 
frisch  rectificiren  zu  lassen;  und  mit  Ausnahme  des  Al- 
koholsy  der,  da  ich  mich  verhindert  sah  gleich  nach  dem 
Empfange  Versuche  mit  demselben  anzustellen,  durch 
diese  Verzögerung  etwas  Wasser  aus  der  Luft  angezo- 
gen haben  mag,  hege  ich  gegen  die  Reinheit  derselben 
kdnen  Zweifel.  Bei  den  Oelcu  würde  ein  geringer  Harz- 
f  dialt  nichts  geschadet  haben,  da  derselbe  in  der  Retorte 
inrQckbleibt,  und  durch  seine  Anwesenheit  zwar  die  Tem- 
peratur der  siedenden  Flüssigkeit,  nicht  aber  die  der  ge- 
lifldeten  Dämpfe  geändert  wird. 

Das  Detail  dieser  Versuche  habe  ich  in  der  ange- 
hängten Tafel  ausführlich  mitgctheilt  ').  Mit  jeder  Flüs- 
sigkeit stellte  ich  eine  Reihe  von  meist  sechs  Versuchen 
an,  auf  welche  dann  das  dargelegte  Rechnungs verfahren 
angewendet  wurde. 

Bei  den  Versuchen  ruhte  der  Apparat  auf  drei  höl- 
:  lernen  Füfschen,  welche  ihn  nur  in  wenigen  Punkten 
Lkeiührten;  und  gegen  die  vom  Beobachter,  so  wie  von 
der  kleinen  Spirituslnmpc,  durch  welche  die  Flüssigkeit 
in  der  Retorte  erhitzt  wurde,  ausstrahlende  Wanne  wurde 
derselbe  durch  mehrere  von  Holz  und  Pappe  verfertigte 
>Schirme  geschützt.  Die  übergegangene  Flüssigkeit  selbst 
irorde  nicht  gewogen;  vielmehr  bestimmte  ich  den  Ge- 
widitsverlust,  den  die  Flüssigkeit  in  der  Retorte  während 
dei  Experimentes  erlitten  hatte,  nachdem  Sorge  getragen 


.3 


I)  Ich  be«lieote  iiiirli  hei  «Icr  vorliegenden  Arheit  darchweg  einer  will- 
kfirUch  aDgcooromenen  Langen-  und  Gewichts -Einheit.  Die  Län- 
geneinkeil  vei^leicht  sich  nahe  genug  mit  0,41  Par.  Lin.  Meine  Ge- 
wichueinhcir,  auf  welche  sich  auch  die  Angaben  von  A  und  h  in 
der  Tabelle  bezichen ,  war  =  0,00396963  Grm.  Die  Temi^et;iVat- 
-  angaben  tn  der  gedachten  Tafel  aind  in  Roauoiurschen  GraAet\ ,  d\c 
f     Angabe  der  Bcobachtuugsduuvt   Z  in   Minuten    ausgedrückl. 


363 

ratnr  als  12®  C.  beeesseii  habe,  so  wurde  an  dein  Ge- 
wichte desselben  die  nöthige  Correction  mit  Hülfe  der 
Halls trdm'schen  Tafeln  Ober  die  Dichte  des  Wassers 
angebradit 

Eis  schien  diefs  Verfahren  bei  gröfserer  Bequemlich< 
krit  fast  dieselbe  Genauigkeit  zu  gewähren,  wie  eine  di- 
recte  Wägnng;  denn  ich  hatte  mich  durch  Versuche  vor- 
her  fiberzengt,  dafs  bei  sorgfältigem  Ausgiefsen  des  Was- 
sers ans  dem  FlHschchen  stets  nahe  dieselbe  Flüssigkeits- 
menge  in  Gestalt  von  Tropfen  an  den  Wänden  dessel- 
ben zurückblieb.  War  das  Kühlwasser  bei  der  Tempc- 
ratnr  12®  C.  eingefüllt,  so  betrug  das  Gewicht  desselben* 
ansgedrQckt  in  der  oben  erwähnten  Einheit,  66907,12, 
welche  Zahl  höchstens  auf  30  Einheiten  unsicher  seyn 
dürfte. 

Der  ganze  Apparat,  so  wie  auch  die  Rührscheibe, 
war  ans  sehr  dünnem  Messingblech  verfertigt,  und  da 
an&erdem  fast  alle  Theile  desselben  vom  Wasser  be- 
spfilt  worden;  so  ist  nicht  wohl  in  Zweifel  zu  ziehen, 
daCs  auch  dieses  Metall  dieselbe  Temperatürerhöhung  wie 
das  Wasser  erfuhr.  Dasselbe  gilt  von  dem  Quecksilber 
im  Thermometer,  und  von  der  Thermometerröhre,  so  weit 
sidi  dieselbe  innerhalb  des  Apparates  befand.  Die  Scala 
4e8  Thermometers  war  bedeutend  kürzer  als  die  Röhre 
desselben,  und  berührte  weder  das  Metall  des  Appara- 
tes^ noch  das  Wasser  selbst,  so  dafs  sie  diesem  auf  keine 
Weise  Wärme  entziehen  konnte.  Das  Gewicht  des  Me- 
talles betrug  nach  wiederholten  Wägungen:  36502.  Das' 
Gewidit  des  Quecksilbers  schätze  ich  mit  grofser  Sicher- 
heit auf  4611,  das  des  Glases  auf  340.  Nehmen  wir  fer- 
ner nach  Regnault  die  specifische  Wärme  für 

MessiDg  a  =  0,09391 

Quecksilber  0^)3332 

Glas  .  0,198 

SD,  so  iindet  sich,  dafs  die  gedachten  Apparatstückc  eben 
80  viel  Wärme  absorbireu,  wie  3650,8  Wasser  vx  ^^v^ 


Beschäftigen  wir  uns  nun  zunächst  mit  der  Bestim- 
muDg  von  y  und  g. 

Zu  dem  Ende  nehmen  wir  die  Temperatur  u  der 
OberQäche  des  Apparates  mit  der  des  darin  enthaltenen 
Wassers  als  gleich  an,  und  setzen  voraus,  dafs  letztere 
nur  eine  Function  der  Zeit  scy,  die  sich  aus  den  Anga- 
ben des  hineingesenkten  Thermometers  hinlänglich  genau 
erkennen  lasse,  Annahmen,  die  bei  der  gegenwärtigen 
Einrichtung  des  Apparates  wohl  als  statthaft  erscheinen. 
Die  während  der  Dauer  des  Versuches,  also  in  der  Zeit 
Z^  von  der  Oberfläche  O  des  Apparates  an  die  Luft  aus- 
strahlende Wärmemenge  wird  nun  dargestellt  durch: 

Y=oflH{u-L)dz. 

WO  L  die  constantc  Lufttemperatur,  und  H  den  äufseren 
Leitungscoefficienten  der  Oberfläche  gegen  Luft  bezeich- 
net, welcher  bekanntlich  nicht  constant,  sondern  von  u 
und  L  abhängig  ist.     Diese  Veränderlichkeit  von  //  er- 
schwert die  Bestimmung  von  y  ungemein.     D  u  I  o  n  g  und 
Petit  haben  zwar  in  ihrer  berühmten   Preisschrift  die 
Form  jener  Function  bestimmt,   allein  die  Substitution 
des  von  ihnen  angegebenen  Ausdruckes  in  das  obige  In- 
tegral vTÜrde  für  y  einen  viel  zu  complicirten  Ausdruck 
geben. '  Ueberdiefs  haben  sie  ihre  Formel  aus  Versuchen 
bergeleitet,  welche   sie  in   einem   geschlossenen  Räume, 
also  bei  ganz  ruhiger  Luft  angestellt  hatten,  und  es  steht 
dahin,  ob  dieselbe  für  unseren  Fall,  wo  die  den  Appa- 
rat umgebende  Luft  nie  ganz  ruhig  war,  noch  gültig  sey. 
Wenn  auch  vielleicht  die  Form  jenes  Ausdrucks  in  bei- 
den Fällen  dieselbe  bliebe,  so  ist  diefs  hinsichtlich  des 
Werthes  der  in    demselben  vorkommenden  Constänteu 
{ewils  nicht  der  Fall.     In  der  That  überzeugte  ich  mich 
durch  directe  Beobachtungen,   die  theils  mit  dem  Appa- 
nte  selbst,  theils  mit  eigends  dazu  verfertigten  thermome- 
Uadien  Instrumenten  angestellt  wurden,  dafs  derWerth 
von  H  sehr  merklieb  varürty^  je  nachdem  die  Lull  i&c\i\. 


/ 


367 

oder,  wenn  wir  den  in  der  Klammer  { j  enthaltenen  Aus- 
druck mit  m  bezeichnen: 

y=OHm. 
Die  Werthe  dieses  m,  bezogen  auf  die  Einheit  einer  will- 
kfirlich  getheilten  Thermometerscale,  finden  sich  ebcnfalb 
io  der  angehängten  Tafel. 

Was  nun  den  Factor  OH  betrifft,  so  suchte  ich  den- 
selben aus  mehreren  an  dem  Apparate  selbst  angestellten 
Beobachtungen  zu  ermitteln.  Abstrahiren  wir  von  der  Be- 
wegung in  der  Luft,  so  wird,  während  der  Apparat  sich 
um  3  bis  4°  R.  abkühlt,  der  Ausstrahlungscoefficient  H 
kdne  merkliche  Aenderung  erfahren.  Derselbe  läfst  sich 
also  unter  jener  Voraussetzung  ans  der  Zeit  berechnen, 
innerhalb  welcher,  nach  Beendigung  des  Versuches,  der 
Apparat  sich  um  eine  gewisse  Anzahl  Grade  abkühlt. 
So  erbalten  wir  den  Werth  von  OH ,  welcher  einem  ge- 
wissen u  und  L  entspricht,  und  bei  zweckmäfsigcr  Wie- 
derholung der  Beobachtung  unter  verschiedenen  Umstän- 
den erlangen  wir  leicht  eine  Interpolationsformel,  aus  wel- 
cher OH  den  jedesmaligen  Umständen  des  Experimentes 
entsprechend  entnommen  werden  kann.  Um  die  Strö- 
mungen in  der  Luft  möglichst  zu  rcguliren,  bemühte  ich 
mich,  sowohl  bei  den  Experimenten  selbst,  als  bei  der 
Beobachtung  der  Abkühlungsgeschwindigkeit,  dem  Appa- 
rate und  den  Schirmen  stets  dieselbe  Stellung  zu  geben. 
Dessen  ungeachtet  gingen  oft  für  dieselben  Werthe  von 
u  und  L  aus  jenen  Beobachtungen  merklich  verschiedene 
Werthe  von  H  hervor.  Bei  Verbindung  dieser  zerstreu- 
ten Beobachtungen  zu  einer  Formel,  stützte  ich  mich  auf 
die  Dulong-  und  Petit'schen  Untersuchungen.  Herr 
Prof.  Neumann  hat  in  der  von  jenen  aufgestellten  For- 
mel die  absoluten  Werthe  der  Constanten  bestkomt.  IXuccl 


^      36» 

In  den  ersten  beiden  Ycrsiichsrcihen  (Wasser)  nahm 
ich  nun  für  h  den  Werth  an,  welchen  die   Formel  B 

bei  der  Temperatur  ii= — - —  giebt 

Bei  Versuchen  mit  anderen  Flüssigkeiten  konnte  der 
Rumford' sehe  Kunstgriff  nicht  in  Anwendung  gebracht 
werden,"  weil  sonst  bei  dem  geringen  Werthe  der  laten- 
ten Wanne  die  Differenz  /i  —  L  sehr  klein  ausfallen 
würde,  wodurch  die  Beobachtung  von  ti  sowohl  als  von 
Z  unsicher  wird.  Da  iudefs  bei  allen  diesen  Versuchen 
die  vorliegende  Correctiou  offenbar  weniger  als  1"  R. 
betrug,  so  wagte  ich  auch  hier  die  Berechnung  nach  der 

Formel  =-^-^ —  vorzunehmen,  mit  dem  einzigen  Unter- 

sdiiede,  daCs  für  h  der  Werlh  genommen  wurde,  wel- 

eher  tt=4 — H —  entspricht.     Uebrigens  habe  ich  bei.  je- 

dem  Versuche  angegeben,   welcher  Wcrth  von  rh  bei 
demselben  angewendet  worden. 

Wenden  wir  uns  nun  zur  Berechnung  von  g,  Ist 
das  Gewicht  der  betreffenden  Glasmasse  G,  die  mittlere 
Temperatur  derselben  7,  und  nennen  wir  die  specifische 
Wärme  des  Glases  (T,  so  ist 

g=Ga{T-L), 
da  mit  Sicherheit  angenommen  werden  kann,  dafs  zu 
Anfange  des  Versuches  die  Glasröhre  die  Temperatur  der 
amgebenden  Luft  gehabt  habe.  —  g  ist  bekannt,  G  kann 
mit  ausreichender  Sicherheit  geschätzt  werden;  es  handelt 
och  also  nur  um  die  Bestimmung  von  T,  Die  innere 
Wand  der  Röhre  wird  stets  auf  der  Siedetemperatur  V 
der  gerade  untersuchten  Flüssigkeit  erhalten,  und  bei  der 
Dflnnheit  der  Wände  ist  anzunehmen,  dafs  die  mittlere 
Temperatur  derselben  nicht  viel  geringer  gewesen  ist.  In 
der  That  fand  ich  bei  einigen  mit  Wasser  angestellten 
Versuchen,  selbst  an  der  Oberfläche  und  zwar  hart  an 
dem  Metallringe  N,  die  Temperatur  höher  als  48"^  R.  und 
bei  der   geringen  inneren  Leitungsfähigkeit  des  ^\^Si^% 


371 


nur  bei  den  Punkten  der  Oberfläche,  die  dem  metal- 
lenen Ringe  sehr  nahe  liegen,  einigcrmafsen  merklich 
ist,  80  glanbe  ich  diesen  Umstand  ganz  übergehen,  und 
die  Temperatur  der  Oberfläche  als  stationär  betrachten 
za  dürfen.  Unter  dieser  Voraussetzung  ist  die  Menge 
der  aujBstrahlenden  Wärme  rp  der  Dauer  des  Experimen- 
tes proportional;  dieselbe  wird  also  dargestellt  durch  einen 
Ausdruck  der  Form: 

Z.7t  ^  H(u^L) 
wo  7t  der  Inhalt  eines  Elementes  der  Oberfläche,  u  die 
Teimperatur  desselben,  und  //  der  zu  L  und  u  gehörige 
Abkfihlungscoefficient  des  Glases  ist.  Nun  kann  man  sich 
eine  mitdere  Temperatur  der  Oberfläche  U  und  einen  die- 
sem ü  und  der  Lufttemperatur  L  entsprechenden  Abküh- 
longscoeffidenten  H  vorstellen,  dergestalt,  daCs: 

n.2  h(u—L)=OHiU—L) 
also:  —^=ZOH{V—L) 

ist,  wo  mit  O  die  ganze  Oberfläche  des  Röhrensttickes 
NP  bezeichnet  wird. 

Ich  versuchte  bei  einer  mit  Wasserdämpfen  ange- 
stellten Yersuchsreihe  (p  nach  dieser  Formel  zu  berech- 
nen,  indem  ich  für  U  nach  ungefährer  Schätzung  78^  R. 
bis  79®  R.  annahm,  und  H  demgemäfs  aus  der  mitge- 
theilten  Formel  berechnete,  die  Oberfläche  aber  direct 
ammaCs.  Ich  theile  von  diesen  Versuchen  neben  den 
Endwerthen  von  X  auch  die  Werthe  von  k.  und  von 


jOH(U—L)  mit. 


Dieselben  lauten: 


Na 

h 

O 

X. 

1 

421,09 

249 

432,3 

2 

413,97 

302 

424,6 

3 

408,8 

388 

426,3 

4 

418,01 

223 

428,0 

5 

422,83 

197 

431,7 

9 

423,23 

175 

431,1 

7 

412,32 

277 

424,8 

/ 


372 


No. 

K 

^.OH(U—L) 

b 

X. 

8 

.  415,34 

346 

430,9 

9 

416,16 

331 

431,0 

10 

412,35 

408 

430,7 

11 

418,05 

235 

428,6 

12 

419,31 

243 

430,2 

13 

395,37 

668 

425,4 

14 

402,80 

549 

427,5 

15 

373,51 

1070 

421,7 

16 

409,92 

394 

427,6 

17 

412,52 

243 

423,5 

18 

413,05 

280 

425,7 

19 

418,47 

268 

430,5 

20 

426,11 

210 

435,6 

Wie  man  sieht,  stimnien  diese  Werthe  der  latenten  Wäi 
sehr  schlecht  unter  einander  überein,  was  nur  darin 
nen  Grund  haben  kann,   dafs  der  Abkühlungscoeffic 
des  Glases  gegen  bewegte  Luft  beträchtlich   gröfser 
als  ihn   die  Formel  {B)  giebt.     Der  Wunsch,   mich 
überzeugen,  ob  der  Einflufs  von  Luftströmungen  auf 
Werth  des  gedachten  Coefficienten  wirklich  so  grofs 
wie  aus  den  vorliegenden  Versuchen  vermuthet   wer 
mufs,  reranlafste  mich,  einige  directe  Beobachtungen  ü 
diesen  Punkt  anzustellen.     Zu  dem  Ende  wurden  die 
ktihlungsgesch windigkeiten  dreier  frei  aufgehängter  Tl 
mometer,   bei  denen  die  Gröfse  der  Oberfläche  und 
Menge  des  darin  enthaltenen  Quecksilbers  ziemlich  ge 
bekannt  waren,  beobachtet,   und  daraus  der  Coeflic 
Ä  berechnet.     Schon  während  des  Beobachtens  fand 
meine.oben  ausgesprochene  Yermuthung  durch  die  Sch^ 
kungen  in  der  Zeit,  innerhalb  welcher  bei  Wiederhol 
des  Versuches  unter  scheinbar  gleichen  Verhältnissen, 
Quecksilber  im  Thermometer  dasselbe  Intervall  der  S< 
durchlief,^  vollkommen  bestätigt. 

Aus  eben  diesem  Grunde,  war  es   auch   nicht  n 
lieh  genaue  Werthe  von  h  zu  ermitteln.     Wenn  in< 


373 


alle  audBergewOhnliche  Zugluft  möglichst  venniedeii  wurde, 
waren  die  Schwankungeu  in  der  Abkfihlungsdauer  weni- 
ger erheblich,  und  dann  erhielt  ich  im  Mittel  aus  meh- 
reren Beobachtungen  die  nachstehenden,  immer  noch  sehr 
iinxaverlSssigen  Werthe,  welche  sich  nicht  auf  die  Einhei- 
ten der  Formel  By  sondern  auf  eine  willlLÜrlich  gewählte 
Wärme  npd  Flächeneinheit  beziehen. 


L 

u 

h 

L 

U 

h 

Therm.  I 
Therm.  II 
Therm.  III 

16,4 
16,4 
16,2 

26,1 
29,0 

25,7 

0,047 
0,047 
0,047 

16,3 
16,4 

80,3 
80,7 

0,070 
0,064 

-Die  Formel  dagegen  liefert  folgende,  auf  die  gegenwär- 
tigen Einheiten  tibertragcne  Werthe: 

X=17  i/=27  /i=:0,032 

Z=ll  tt=83  Ä=0,046 

Meine  Versuche  ergeben  also  in  der  That  bedeutend  hö- 
here Werthe  für  h  als  die  Formel;  ihnen  zufolge  würde 
bei  Berechnung  von  ^,  //  etwa  =0,06  zu  setzen  scjn; 
eine  Annahme,  durch  welche  zwar  wirklich  die  Ueber- 
ODstimmuDg  der  aus  der  vorliegenden  Versuchsreihe  her^ 
vorgehenden  Werthe  von  X  befriedigender  wird,  die  in- 
ieÜB  doch  zu  wenig  begründet  ist. 

Darauf  wurde  versuchsweise  in  jener  Beobachtungs- 
nihei^als  constant  betrachtet,  und,  ebenso  wie  A,  durch 
<hs  oben  angedeutete  Rechuungsverfahren  bestimmt.     So 
^ «hielt  ich: 

A=431,7;  /r=0,054. 

1^  Ui  darf  bei  den  Schwierigkeiten,  welche  sich  der  Mes- 
^v  ^  der  Oberfläche  des  Glases  und  der  Schätzung  der 
Temperatur  desselben  an  der  Oberfläche  und  im  Innern 
Ol  '^^cnstellten,  für  die  einzelnen  Versuche  kein  grofses 
^  Zitraaen  in  Anspruch  nehmen;  um  so  weniger,  da  die 
ji,  lasse  des  Glases  im  Allgemeinen  recht  betT*äc\il\\e\i,  ^\^ 

PeggenJoHPs  AnoaL  Bd.  LV.  25 


/ 


374 

Correction  ^  also  grofs  war.  Auch  wurden  die  Ver- 
suche mit  Knieröhren  sehr  verschiedener  Länge  angestellt^ 
so  dafs  H  in  der  Wirklichkeit  nicht  immer  genau  dasselbe 
gewesen  seyn  kann.  Allein  es  schien  mir  denno'ch  der 
"Mühe  werth,  die  Versuche  und  die  darauf  basirte  Rech- 
nung mitzutheilen,  da  die  grofse  Anzahl  von  Gleichungei^ 
welche  vorliegen,  und  die  Verschiedenheit  der  Werthe 

des  Coefücienten  -j-  in  denselben,  der  Rechnung  sehr 

günstig  sind,  und  den  Einflufs  der  Fehler  in  den  einzel- 
nen Versuchen  auf  das  Ergebnifs  der  Elimination  be- 
trächtlich vermindern. 

Später  stellte  ich  eine  ganze  Reihe  von  Versuchen 
mit  ein  und  demselben  Knie  an,  und  betrachtete  nicht 
Hy  sondern  OH(^U — L)  als  die  unbekannte  Beständige.- 
Ich  erhielt  dann  ein  System  von  Gleichungen  der  Form: 

X=iX,+  A.-r,  aus  denen  die  wahrscheinlichsten  Werthe 

von  A  und  X  unter  Anwendung  der  Methode  der  klein- 
sten Quadrate  bestimmt  wurden* 

Jene  linearen  Gleichungen  sind  sämmtlich  nur  nähe- 
rungsweise richtig.     Streng  genommen  lauten  sie: 

'  ö 

Hier  umfafst  J  erstens  die  Fehler,  welche  aus  der  Un- 
richtigkeit der  Annahme  (pz=iAZ,  oder  aus  einer  unrich- 
tigen Beobachtung  von  Z  entspringen;  und  zweitens  alk 
Fehler,  mit  denen  \  behaftet  ist,  mögen  dieselben  nun  in 
einem  Beobachtungsfehler,  oder  in  der  mangelhaften  Be- 
rechnung der  Correctionen,  oder  endlich  in  der  gänzlichen 
Vernachlässigung  von  Fehlerquellen  ihren  Grund  haben« 
Je  kleiner  die  J  in  den  einzelnen  Versuchen  sind,  destn 
näher  wird  das  Resultat  der  Rechnung  der  Wahrheit  koiH' 
men.  Um  einigermafsen  übersehen  zu  lassen,  welche  G^ 
nauigkeit  von  den  gegenwärtigen  Versuchen  erwartet  wer- 


376 

den  kann,  mll  ich  jelzt  die  möglichco  FehlcrursacheD,  so 

Tide  deren  mir  aufgefallen  sind,  kurz  berühren. 

Eine  Unsicherheit,  mit  der  die  auf  dem  Wege  der  Mi- 
tdrangsmethode  gefundenen  Wcrlhe  der  latenten  Wärme 
inner  behaftet  sind,  und  welche  auch  schon  vielfach  ge- 
ifigt  worden  ist,  entspringt  daher,  dafs  nicht  alle  Däm- 
pfe, welche  übergehen,  bei  ihrer  Condeiisation,  oder  rich- 
tiger bei  ihrem  Eintritte  in  den  Kühlapparat,  die  Tempe- 
ntm*  V  besitzen.  Wird  der  Dampf  uuiniltclbar  in  die 
Flüssigkeit  geleitet,  so  mufs  er  eine  kleine  Flüssigkeits- 
Stele  aus  dem  Wege  drängen,  ehe  er  entweichen  kann, 
and  seine  Spannung  wird  dadurch  gesteigert.  Achnlich 
▼erhält  es  sich,  wenn  die  Vorlage  geschlossen  ist.  Bei 
einer  offenen  Vorlage,  wie  wir  sie  anwendeten,  ist  die- 
ser Uebelstand  nicht  zu  besorgen;  dagegen  ist  klar,  dafs 
£e  zu  Anfange  des  Versuches  und  die  nach  Entfernung 
der  Lampe  übergehenden  Dämpfe  eine  geringere  Tempe- 
ratur besitzen,  als  die  siedende  Flüssigkeit.  Es  läfst  sich 
daher  diesem  Uebelstande  nur  in  sofern  begegnen,  dafs 
man  jene  beiden  Abschnitte  des  Versuches  möglichst  ab- 
kürzt, was  ich  zu  erreichen  strebte,  indem  ich  die  Flüs- 
ög^eit  in  der  Retorte  schnell  zum  Sieden  brachte,  und 
nach  Entfernung  der  Lampe  den  Hals  der  Retorte  kühl 
kielt,  um  das  fernere  Uebergehcn  von  Dämpfen  zu  ver- 
kindem. 

Wie  grofs  die  aus  diesem  Umstände  für  X^  entsprin- 
gende Unsicherheit  seyn  könne,  läfst  sich  natürlich  auf 
keine  Weise  schätzen.  Bestätigt  sich  indcfs  das  von 
Clement  und  Desormes  aufgestellte  Gesetz,  wonach 
ie  Summe  der  latenten  und  sensibelen  Wärme  in  Dampf 
Tan  beliebiger  Spannung  eine  constante  Gröfse  ist,  oder 

j  kt  dasselbe  auch  nur  annähernd  richtig,  so  verschwindet 

;;  te  besprochene  Unsicherheit  gänzlich. 

Ein  anderer  Fehler  in  unserem  A  entspringt  daher, 

;  Üb  die  Luft,  welche  während  des  Versuches  durch  die 
lilze  aus  dem  Apparate  vertrieben  wird,  eine  Poiüon 

25* 


377 

der  Angaben  über  die  Dichte  der  Dämpfe  diese  Berechnung 
nicht  durchgeführt  werden.  Uebrigens  habe  ich  Grund 
zn  vermuthen,  dafs  die  angegebenen  Feblermaxlma  iü  der 
'Wirklichkeit  bei  weitem  nicht  erreicht  worden  sind. 

Endlich  ist  noch  zu  beachten,  dafs  unser  ii  nicht 
genau  identisch  ist  mit  der  Temperatur  &,  welche  das 
iu  der  Vorlage  befindliche  Destillat  im  Augenblicke  der 
Beobachtung  von  /i  besitzt.  In  der  That  hängt  von  dem 
Aogenblicke  an,  wo  sich  keine  Dämpfe  mehr  condensi- 
reo»  die  Temperatur  des  Kühlwassers  lediglich  davon  afi, 
dafs  die  Flüssigkeit  in  der  Vorlage  dem  Wasser  Wärme 
abgiebt,  welche  dieses  wiederum  zum  Theil  der  Luft 
zni&hrt.  Die  Temperatur  des  Wassers,  welche  im  Au* 
genblicke  der  Beobachtung  von  /i  der  Temperatur  des 
Qaecksilbers  im  Thermometer  gleich  ist,  mufs  also  stets 
etwas  niedriger  scjn,  als  die  Tempcu-atur  des  Destillats. 
Ber  Unterschied  &  —  /i  wird  natürlich  um  so  geringer 
seyn,  je  schneller  die  Wärme  von  dem  Destillate  zum 
Kühlwasser  übergebt,  und  je  schneller  in  der  untersuch- 
ten Flüssigkeit  selbst,  die  Wärme  sich  verbreitet.  Bei 
«Bseren  Versuchen  bleibt  derselbe  stets  geringe.  —  Ich 
hbe  auch  hier  versucht,  mich  über  die  möglichen  Grän- 
un  des  Fehlers  zu  belehren.  Eine  einfache  analytische 
Betrachtung  zeigt  nämlich,  dafs  derselbe  kleiner  sejn 
mb  als: 

wo  a  und  ß  die  Abkühlungscoefficicnten  des  ganzen  Ap. 

parates  an  die  Luft  und  der  Vorlage  an  das  Kühlwasser 

cc 
and.    Den  Werth  des  CoefGcienten  -^  habe  ich  auf  eine 

Weise,  deren  nähere  Auseinandersetzung  mich  hier  zu 
weit  führen  würde,  beiläufig  bestimmt,  und  so  für  den 
liesprochenen  Fehler  in  den  einzelnen  Reihen  folgende 
GiiQzwerthe  erhalten  : 

Wasser  0,6 

^  Alkohol  0,13 


fj 


379 

nidit  die  wirkliche  Gränze  von  J,  sondera  noch  zu  klein 
ist,  giebt  mir  wenigstens  die  Hoffnung,  auf  dem  einge- 
schlagenen Wege  befriedigende  Wcrthe  für  X  erhallen  zu 
haben;  denn  die  Unsicherheit  im  Werthe  von  X  mufs 
stets  kleiner  seyn,  als  das  Maximum  von  ä  in  den  der  Be- 
rechnung zu  Grunde  liegenden  Gleichungen.  Wenn  ich 
fibrigens  auch  durchaus  nicht  in  Abrede  stellen  kann, 
dab  die  obige  Betrachtung  sich  auf  ziemlich  schwan- 
kende Annahmen  stützt,  so  glaube  ich  doch  nicht,  dafs 
in  der  Wirklichkeit  J  das  Doppelte  jener  Zahl  je  er- 
.  reicht  habe. 

Um  vollständig  überblicken  zu  können,  wie  X^  be- 
,  rechnet  worden  ist,  fehlen  nur  noch  die  Angaben  über 
die  spedfische  Wärme  der  untersuchten  Flüssigkeiten  und 
Aber  die  Temperaturen,  bei  welchen  dieselben  bei  mitt- 
le   lerem  Barometerstande  sieden.     Die  genaue  Bestimmung 
I '  der  spec  Wärme  bei  Flüssigkeiten  ist  äudserst  schwie- 
rig, da  alle  Flüssigkeiten  schlechte  Leiter  der  Wärme 
lind.     Die  Verbreitung  der  Wärme  geschieht  in  diesem 
Falle  wesentlich  durch  Strömungen,  welche  durch  theil- 
weise  Erwärmung  der  Flüssigkeit  in  derselben  hervorge- 
bracht werden.     Die  Schnelligkeit  dieser  Verbreitung  ist, 
wie  ich  aus  einigen  zu  dem  Ende  angestellten  Versuchen 
erfahren  habe,  bei  verschiedenen  Flüssigkeiten  sehr  ver- 
schieden,  scheint  aber  stets   gering  zu  seyn.      Ich  bin 
daher  überzeugt,  dafs  die  Methode  der  Abkühlung  zur 
Untersuchung  der  spec.  Wärme  von  Flüssigkeiten  durch- 
aus unstatthaft  ist,  weil  die  auf  diesem  Wege  erhaltenen 
Resultate  von  den  Dimensionen  des  jedesmaligen  Appa- 
rates abhängig,  und   stets  merklich  zu  grofs  sind.     Die 
.(,    Klischungsmethode  hat  man,  so  viel  ich  weifs,  nur  beim 
Terpenthinöl  in  Anwendung  gebracht;  denn  von  den  äl- 
teren unvollkommenen  Untersuchungen  Rumford's  und 
^   Anderer  kann  hier  natürlich  nicht  die  Rede  seyn.     Auf 
diesem  Wege  findet  sich  die  spec.  Wärme  des  Terpen- 
.J4  flonölB  sehr  viel  geringer,  als  sie  namentlich  Despretz 


I 


380 

angiebt;  nänUichrnach  einer  noch  nicht  vcröffentli 
Untersuchung  des  Professors 

Neumann  0,4087, 

und  nach  Regnault  0,4259. 

Demgcmäfs  habe  ich  vorläufig  folgende  Werthe  der  i 
fischen  Wärme  angenommen: 

Wasser  1 

Alkohol  0,6 

Schwefeläther        0,55 
Terpenthinöl  0,41 

Citronenöl  0,45 

Auf  die  Zulässigkeit  des  angewendeten  Rechnungsv« 
rens  kann  die  Unsicherheit  dieser  Zahlen  keinen  Ei 
haben.  Denn  da  /i  bei  allen  Versuchen  derselben  ] 
nahe  denselben  Werth  hat,  so  wird  aus  einem  Feh 
in  der  spec.  Wärme  ein  nahe  constanter  Fehler  ii 
latenten  Wärme:  (/^ — h)Ef  entspringen.  Sollte 
später  bei  einer  oder  der  andern  Flüssigkeit  die 
Wärme  genauer  bestimmt  werden,  so  würde  unser  \' 
der  latenten  Wärme  dieser  Flüssigkeit  noch  die  C( 
tion  (f^ — t)E  erhalten  müssen,  wo  r  den  Mittel 
der  verschiedenen,  in  der  vorliegenden  Versuchsreihe 
kommenden  /x  bezeichnet.  In  den  einzelnen  Vers 
reihen  beträgt  also  jene  Correction: 

Alkohol  46  E 

Schwefelälher  13  E 

Terpenthinöl  112  E 

Citronenöl  128  E 

Die   Siedetemperaturen    der   untersuchten    Flüssigk« 
ausgedrückt  in  Rea um  urschen  Graden,  waren: 

Wasser  80« 

Alkohol  62  ^7 

Schwefeläther        27  »,95 
Terpenthinöl        127^4 
Citronenöl  140«,88 

Zur  näheren  Ch^irakterisirung  dieser  Flüssigkeiten 


981 

ancli  das  fpec  Gewicht  derselben  untersucht.  Yer- 
lien  mit  Wasser  im  Zustande  seiner  gröCsten  Dichte 
xig  dasselbe: 

ei  Alkohol  von  der  Temperatur    11^7R.     0,798 

Schwefeläthcr  11^5R.      0,726 

Terpenthinöl  11<',23B.    0,867 

Citronenöl  11»,7R.     0,852 

Ich  werde  endlich  die  Gleichungen  mittheilen,  welche 

in  der  angehängten  Tafel  aufgeführten  Versuche  lie- 

,  wenn  man  X^  in  der  dargelegten  Art  berechnet,  und 

'OH(U^L)=:x  setzt.    Nebenden  aus  jeder  Reihe 

^ebneten  Wertheu  tou  X  und  x,  füge  ich  noch  die  Ab- 
chungen  bei,  welche  sich  ergeben,  wenn  man  die  er- 
enen  Werthe  in  die  Gleichungen  selbst  substituirt. 


Wasser. 

Reihe  I, 

Abweichnogen. 

i=;430,36+5,32a: 

—2,23 

428,09+ 3,23  X      x,=«3,83 

+1,50 

430,22 +3,2  Ix       x=i,3m 

—  0,60 

428,73+ 3,63  r 

+0,27 

423,23+ 6,26  X 

+2,35 

Reihe  II. 

i=430,73+2,00x 

+0,65 

429,49+ 1,84  X 

—0,73 

429,40+ 3,34  X       >'=«i,9s 

+0,57 

427,50+ 4,47  X       '=o^ 

—0,31 

428,60+3,54x 

+0,04 

429,41+2,52x 

+0,18 

Ruhe  m.    Alkobol. 

A =167,72+ 1,73  X 

+0,65 

166,95+ 1,81  X 

+0,19 

166,ll+1^5x 

+ai7 

tss 


<  ■ 

Abweicbiiogen. 

;i— 166,17+2,10ar       >,=i7i,4 

+0,16 

165,2l+2,27x       ,=,2^7 

—0,30 

167,98+l,21x 

—0,34 

Reihe  IV.     Schwefelathei 

• 

A =71,50 + 1,57  a- 

—  0,18 

71,14+1,35^ 

+0,27 

71,92+ l,28x        ^-'^^^ 

—  0,47 

71,10+ 1,46  j:        *=•'»" 

+0,27 

71,14+0,97t 

—  0,43 

72,00+ 0,96  X 

+0,43 

* 

Reihe  V.     Terpenthinal. 

;i— 59,54 +0,79  X 

+0,02 

60,16+1,290: 

+0,46 

59,83+ 1,41  X        ><="'« 

+0,12 

59,60+ l,19ar        x=-o,35 

—  0,06 

59,15+ 1,25  t 

0,57 

59,51+ 0,81  or 

+0,01 

Reihe  VI.     Citronenöl. 

^ =60,64+ 0,93  x 

—  0,93 

57,50+ 2,08  X 

1,23 

58,19 +  2)1  Ix            3^,-63,85 

—  0,48 

61,86+ 1,03X             ,=  2,446 

+0,54 

61,80+ 1,12  X 

+0,69 

61,90+ l,04x 

+0,60 

57,42 +2,99  X 

+,0,91 

In  allen  diesen  Versuchsreihen,  mit  Ausnahme  der  z\ 
ten,  wurde  dieselbe  Retorte  angewendet,  ein  Umsta 
der  zur  Controlle  der  erhaltenem  Resultate  dienen  ka 
da  die  or  in  den  verschiedenen  Reihen,  der  Bedeuti 
dieser  Quantität  gemäfs,  sich  ungefähr  wie  die  dazu 
hörigen  F^ — L  verhalten  sollen.  Diese  Proportion  fin 
$ich  in  der  That  nicht  gut  erfüllt.     Namentlich  weic 


bei  Alkohol  and  Terpenthinöl  gefandenen  Werthe 

X  stark  von  den  vermatheten  ab.     In  der  That  ist 

diesen  beiden  Versachsreihen  die  Aendemng  im  Wer- 

der  Coeffidenten  4-  ziemlich  gering ,  die  Rechnung 

>  weniger  sicher.  Ich  halie  defshalb  in  diesen  FSlIen 
luchsweise  f&r  x  Werthe  angenommen ,  welche  den 
den  anderen  Versnchsreihen  sich  ergebenden  Zahlen 
;prechen,  nämlich  bei  Alkohol  x^l,02y  bei  Terpen- 
öl  x=2,3;  dann  lieferten  die  einzelnen  Versuche  fol- 
de  Werthe  für  Xx 


Alkohol. 

TerpeDthinöl. 

Abweichungen 
Tom  Mitlei. 

AbweichuDgcD. 

.48 

—0,91 

61,56 

+0,69 

,80 

—0,23 

63,13 

—0,88 

,08 

+0,49 

63.07 

—0,82 

,31 

+0,26 

62,34 

—0,09 

,53 

+  1,04 

62,02 

+0,23 

,21 

—0,64 

61,37 
62,25 

im 

+0,88 

,57 

im  Mittel. 

"Mittel. 

möchte  diese  Zahlen  für  richtiger  halten,  als  die  obigen. 
Fassen  wir  nun  die  gewonnenen  Resultate  noch  ein- 
kurz zusammen. 

Beim  Wasser  ergaben  die  vorläufigen  Versuche,  als 
er  zu  kleines  Resultat,  il= 426,7 

und  424, 

eine  spätere  Versuchsreihe  431,72 

und  endlich  die  beiden  letzten  Reihen    433,85 
und  431,95 

Resultate  der  letzten  drei  Versuchsreihen  weichen 
s  wenig  unter  einander  ab.  Ein  besonderes  Zutrauen 
]ient  die  letzt  genannte  Zahl,  weil  die  Versuche,  aus 
en  sie  hergeleitet  ist^  mit  besonderer  Sorgfalt  ansi^<&- 


Z 

fahrt  wurden,  und  der  Quotient  ^  bei  denselben  sehr 

variirt.  In  runder  Zahl  würde  ich  daher  die  latente 
Wärme  des  Wasserdampfes  bei  80^  R.  zu  432  angeben. 

Bei   den   übrigen  Flüssigkeiten  fand    ich    folgende 
Werlhe: 

Alkohol  A= 171,40,  oder  vielleicht  richtiger  =  168,6 

Schwefeläther  lz=z  71,97 

Terpenthinöl    A=  59,23  62,25 

Citronenöl        A=:  63,85  , 

Der  untersuchte  Alkohol  enthielt,  seiner  Dichte  nach  za 
urtheilen,  etwa  4  Volumenprocent  Wasser;  wefshalb  der 
gefundene  Werth  der  latenten  Wärme  vielleicht  etwas 
zu  hoch  ist. 

Interessant  ist  die  Thatsache,   dafs   die  procentisch 
gleich    zusammengesetzten   Citronenöl  und  Terpenthinöl  • 
bei  ihren  respectiven  Siedetemperaturen  nahe  dieselbe  la- 
tente W"ärme  besitzen. 

Was  die  Genauigkeit  der  Zahlenwerlhe  betrifft,  so 
darf  die  Geringfügigkeit  der  mitgetheilten  Abweichungen 
uns  nicht  zu  einem  allzu  günstigen  Urtheile  verleiten. 
Es  stellen  nämlich  diese  Abweichungen  nicht  unser  obi- 
ges A  selbst,  sondern  die  Differenzen  desselben  von  einem  ^ 
mittleren  Werthe  8  dar;  und  dieses  8  kann  unter  Um- 
ständen, wenn  nämlich  eine  oder  die  andere  Fehlerquelle 
bei  allen  Versuchen  derselben  Reihe  nahe  denselben  Ef- 
fect ausübt,  immer  noch  grofs  genug  sejn.  Indefs  hoffe 
ich,  den  über  die  muthmafslichen  Gränzen  von  ä  ange- 
stellten Betrachtungen  zufolge,  dafs  die  Unsicherheit  mei- 
ner Resultate  5°  R.  nicht  übersteigen  werde. 


Ich  werde  schliefslich  noch  einige  zerstreute  Versu- 
che mittheilen,  die  ich  über  die  latente  Wärme  der  Däm- 
pfe von  Steinöl  und  wasserhaltigem  Alkohol  angestellt 
habe. 


385 

Venodis-Beihe  Yll.     SteinöL 

Das  kSafliche  Stcinöl  ist  keine  homogene  Flüssig- 
keit, sondern  ein  Gemenge  zweier  Oele,  welche  bei  sehr 
verschiedener  Temperatur  sieden,  und  die  sich  nach  Saus- 
sure  durch  fraclionirte  Destillation  von  einander  tren- 
ocQ  lassen.  Mir  gelang  diese  Trennung  nicht  vollkom- 
men, yermuthlich,  weil  ich  die  Destillation  nur  im  Klei- 
nen vornehmen  konnte;  und  es  war  daher  nicht  möglich, 
bei  einem  der  beiden  Bestandtheile  die  latente  Wärme 
in  der  obigen  Art  zu  untersuchen.  Da  es  mir  jedoch 
interessant  schien,  zu  erfahren,  wie  sich  die  in  den  Däm- 
pfen der  beiden  constituirenden  Oelc  latenten  Wärme- 
nengen zu  einander  verhalten,  so  stellte  ich  mit  zwei 
verschiedenen  Fractionen  einige  Versuche  an,  welche  so 
mgeordnet  wurden,  dafs  während  der  Operation  die  Tem- 
peratur der  siedenden  Flüssigkeit  keine  erhebliche  Stei- 
gerung erfuhr;  und  berechnete  dieselbe  versuchsweise 
ganz  in  der  dargelegten  Art,  obgleich  die  Annahme,  dafs 
die  übergehenden  Dämpfe  die  Temperatur  der  siedenden 
Flüssigkeit  haben,  in  diesem  Falle  gewifs  nicht  streng 
richtig  ist. 

Bei  der  zweiten  Versuchsreihe  mit  Wasser,  wo  ich 
dieselbe  Retorte  anwendete,  ergab  sich: 

Biesen  Werth  nahm  ich  auch  bei  den  vorliegenden  Ver- 
suchen an,  und  berechnete  x  nach  der  Formel: 

ar=0,015(r— Z). 
Die  so  gefundene  x,  so  wie  auch  die  Werthe,  welche 
V  selbst  in  den  einzelneu  Versuchen  besafs,  habe  ich 
in  der  Tafel  ebenfalls  mitgetheilt.  Die  Angaben  der  spec. 
Wärme  beziehen  sich  auf  Versuche,  die  ich  mit  den  bei- 
den betreffenden  Fractionen  des  Steinöls  nach  der  Ab- 
tüblangsmethode  anstellte,  denen  ich  jedoch  wenig  Si- 
:herheit  zutraue,  wefshalb  )ene  Zahlen  durchaus  nur  als 
iDgefähre  Näherungen  zu  betrachten  sind. 


—  ?7üSi  •  ( '^— ^)=0,93  und  also  ^^^^  ungefähr  =0,(H5. 


387 

bo  das  (gewicht  des  ilbergegangenen  Alkohols 
^1     -  -  -  -        -  Wassers 

Dd  setzen  wir  die  Gleichnngen  voraus: 

ro  X  and  ji  die  latente  Wärmemengen  des  Alkohols 
ind  des  Wassers  bei  deren  respectiven  Siedetemperatu- 
ren Fo  und  Fl  sind,  so  liefert  ein  jeder  Versuch  eine 
[yleichung: 

oder 

Idi  sah  nun  zu,  ob  diese  Gleichungen  durch  die  oben 
filr  il+(rfo  und  ^+Fi  erhaltenen  Werlhe  verificirt 
werden.    So  ergab  sich: 

i+<yro+0,1582(^+ri)=284,30 
i+<y  f^^4.  0,1707  (^+;^i)=290,l 

l+aFo+0,2Sm(^i+Fi)=z321,7 
i+cy^o+O  2572  (-^+r,)  =333,5 
lJ^aFo+0,l\S\(^+Fi)  =  6m,7 

Die  Differenzen  sind,  mit  Ausnahme  des  letzten  Versu- 
ches, der  Art,  dafs  sie  zur  Noth  Fehlem  in  der  Beob- 
achtung zur  Last  gelegt  werden  können;  und  was  den 
letzten  Versuch  betrifft,  so  wurde  derselbe  unter  höchst 
ungünstigen  Umständen  äugest  eilt.  Ich  bestimmte  näm- 
lich um  bo  und  bi  ermiltcln  zu  können,  vor  wie  nach 
dein  Versuche  das  Gewicht  und  die  Dichte  der  Flüssig- 
keit in  der  Retorte.  Bei  jenem  Versuche  nun,  wo  die 
in  der  Retorte  zurückbleibende  Flüssigkeit  nur  etwa  5 
Proc.  Alkohol  enthielt,  mufste  eine  fehlerhafte  Bestim- 
mung des  spec.  Gewichts  sehr  erhebliche  Unrichtigkeiten 
in  bg  und  bi  zur  Folge  haben. 

Indefs  ist  es  doch  bemerk enswerth,  dafs  die  Recbr 
lung  stets  gröfserc  Zahlen  gab,  als  der  VersucYv. 


Berechnet. 

DiflercDz. 

287,2 

-  2,9 

293,61 

—  3,5 

298,6 

-  4,3 

328,2 

—  6,5 

337,9 

-  4,4 

573,9 

—34,2 

■  aDr-t-  i>t-e-t-t*®  t*  c«  od  c>  009  r- 

■+++  ++++++  +++++++ 

.^©1«  -*©Qew«*qs  e>  ■*)■ -H  m  ««  ^  t^ 

e»  (N  ef  rt«  c«  eCoDCD  o  a'o»  g»  a  o"©" 

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me^ci  e4M*H  — Qbo)  oosxoee 

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**»  C^  CO  '^  lA  © 

391 


n.    Untersuchung  über  die  Ausdehnung  ihr  Gase; 

von  Hrn.  T^.  Regnau/l. 

(Mit  einigen  Abkürzungen  ans  den  yinn.  de  chim.  et  de  phys,  S.  II f. 

r.  jr,  p.  5.) 


Enter Theil.    Ueber  die  Aosdelinong  der  atraoAphfirischen  Liiff. 

£i8  giebt  tn  der  Physik  kein  namerisches  Element,  wel- 
ches öfters  untersucht  worden  ist  als  der  Ausdehnuns:^- 
coeflicient  der  Luft,  und  dennoch  können  wir  nicht  sn- 
ItVL^  dafs  derselbe  bisher  mit  hinreichender  Genauigkeit 
bekannt  gewesen  sey.  Die  Versuche  der  älteren  Physi- 
ker haben  so  abweichende  Zahlen  geliefert,  dafs  sich 
nichts  daraus  herleiten  läfst.  Die  schönen  Versuche  von 
:  Hrn.  6ay-Xussac  schienen  dieser  Unsicherheit  für  im- 
I  mcr  ein  Ende  zu  machen.  Sic  zeigten,  dafs  der  Coef- 
ficient  zwischen  0^  und  100"  C.  gleich  ist  für  alle  Gase 
und  selbst  für  die  Dämpfe,  ein  wenig  entfernt  von  ihrem 
Verdichtungspunkt;  und  dafs  er  0,375  betrage.  Dieser 
Werth  wurde  von  allen  Physikern  angenommen  und  an- 
gewandt, bis  in  den  letzten  Jahren  Hr.  Rudberg,  ein 
I  schwedischer  Physiker,  Zweifel  an  dessen  Richtigkeit  er- 
bb.  Durch  eine  Reihe  sorgfältig  angestellter  Versuche 
zeigte  derselbe,  dafs  der  Gay-Lussac'sche  Coefficient 
w  grofs  sey,  und  der  wahre  Werth  dea  Coefficienten  zwi- 
«chea  0,364  und  0,365  liege. 

fDa  die  Rudberg  sehen  Abhandlungen  bis  dahin  noch  ganr.  un- 
I>tkannt  in  Frankreidi  waren,  so  giebt  nun  Hr.  Regnault  ans  die- 
*Q|  Ann.  Bd.  41.  S.  271  u.  558^,  und  Bd.  44.  S.  119  eln«n  Auszug 
von  denjclben.  Dann  setxt  er  hinxu:  darf  die  Zahl  0i,^46,  welche 
^  mittlere  Resultat  von  Rudl>ergs  Versuchen  ist,  von  nun  an  bei 
^  physikalischen  Rechnungen  zugelassen  werden?  Ks  scheint  mir, 
<^  neue  Versuche  nöthig  sejen,  uro  alle  Zweifel  in  dieser  Hinsicht 
IM  Wbdi.     lek  habe  nidit  angestanden,  solehe  r.\\  unternehmen,  über- 

t  Ms  dwselbtn,   iclbit  wtns  «e  .bot  die  Retu^e  .^ts  ^QfU^c4^- 

26* 


/ 


ten  scbwedischen  Physikers  bestSttgten,  einigen  Nateen   fär  die  Wii- 
senschaft  haben  wurden. 3 

Ich  habe  meine  Versuche  auf  viererlei  Weise  an- 
gestellt 

Erste  Beihe  von  Vcrsuclien» 

Sie  wurde  nach  einer  Methode  angestellt,  ähnlich  der, 
welche  RU;dberg  bei  seiner  ersten  Arbeit  anwandte,  and 
die  übrigens   dieselbe   ist,   nach   welcher  Dulong  und 
Petit  fias  Quecksilberthermometer  mit  dem  LufUhemie- 
meter  verglichen.     Nur  ersetzte  ich  die  kleine  Kugel  von 
Rudberg,    die  nicht  mehr  als   150  bis  200   Grammea 
Quecksilber  enthielty'^durchcjlindrische  Behälter  von  K 
bis  30  ]V[m.  I)urchmesser  ,und  etwa  110  Mm.  Länge,  die 
80Ö  bis  1000  Grm.  Quecksilber  fafsten.     Ich  zog  die  cf- 
linrdrische  Form  der  sphärischen  vor,  weil  sie  nicht,  Yik 
diese,  Refractionswirkungen  hervorbringt,  die,  wenn  mal 
von  weitem  mittelst  Fernröhre  die   gehobenen  Quecksil- 
bersäulen mifst,  zu  merklichen  Fehlern  Anlafs  geben  köA^  I 
nen.     Es  schien  mir  auch,  als  sey  es  zwcckipäfsig,  dea 
Xiuftbehälter  geräumiger  zu  nehmen.  ; 

Der  cjlindrische  Behälter  JB  (Taf.  IV.  Fig.  6.)  j 
endigt  in  einer  thermometrischen  Röhre  ACD,  succes-j 
sive  von  0,5  bis  2  Mm.  innerem  Durchmesser,  die  zu  einer  ^ 
feinen  Spitze  ausgezogen-  und  am  Ende  rechlwinklich  ge*  ' 
krümmt  war. 

Dieser  Apparat  ist  mittelst  eines  Pfropfen  E  in  den 
Deckel  KK^  eines  weifsblechernen  Gefäfses  K  eingelas- 
sen, in  welchem  man  Wasser  zum  Kochen  bringt.  Der 
im  untern  Theile  des  Gefäfses  gebildete  Dämpf  ist  ge- 
nöthigt  durch  den  ringförmigen  Raum  LL*  zu  gehen, 
welcher  bezweckt,  die  Abkühlung  desselben  durch  den 
Contact,  mit  der  äufsern  Luft  zu  verhindern,  ehe  er  durch 
das  Seitenrohr  M  entweicht.  In  N  findet  sich  eine  Tu- 
bulatur  und  unmittelbar  dahinter  in  der  inneren  Wand 
ein  kleiaies  kreisrundes  Loch  0\  mittelst  eines  Pfropfens  \ 


befestigt  man  in  der  Tobulatur  eio  gekrümintes  Glasrohr 
jP,  welches  als  Manometer  dient.  Eins  der  olTenen  En- 
dcD  desselben  geht  durch  das  Loch  O^  imd  befindet  sich 
sonach  in  unmittelbarer  Berührung  mit  dem  luncm  des 
GefilÜBes;  das  andere  gemcinschaftet  mit  der  Luft.  Die 
in  seinen  beiden  senkrechten  Zweigen  enthaltene  Was- 
sersäule zeigt  durch  ihre  Niveau -Unterschiede,  ob  der 
Druck  innen  und  aufsen  derselbe  sey;  der  Behälter  AB 
imd  dessen  Thermometerröhre  befindet  sich  demnach 
YoUständig  vom  Dampfe  des  siedenden  Wassers  einge- 
sdilossen« 

Wenn  das  Wasser  in  vollem  Kochen  ist,  fügt  man 
■ittelst  einer  Kautschuckröhre  an  die  Thermometerröhre 
einen  Trockenapparat.  Dieser  Apparat  besteht  aus  ge- 
Irfimmten  Röhren  Gy  G\  jede  von  etwa  1  Meter  Länge 
ipid  20  Mm.  Durchmesser.  Diese  Röhren  sind  mit  zer- 
stolsenen,  und  mit  concentrirter  Schwefelsäure  benetzten 
fiimsteinstücken  gefüllt,  durch  Kautschuckröhren  mit  ein- 
ander verknüpft  und  mit  einer  kleinen  Handluftpumpe 
P  verbunden.  Mittelst  dieser  Pumpe  macht  man  den 
Apparat  20  bis  30  Mal  luftleer  und  läfst  dabei,  durch 
zweckmäfisiges  Oeffnen  der  Hähne,  die  Luft  sehr  langsam 
wieder  einströmen.  Zuletzt  öffnet  mau  die  Hähne  voll- 
ständig, damit  die  Luft  des  Behälters  in  freie  Gemein- 
schaft mit  der^  Atmosphäre  komme. 

Man  läfst  nun  den  Apparat  eine  halbe  bis  ganze 
Stunde  stehen,  und  löfst  dann  den  Trockenapparat  ab. 
Da  man  fürchten  könnte,  dafs  der  Bimstein  sich  zufäl- 
lig an  einigen  Stellen  in  den  Röhren  Cr,  G*  angehäuft 
hätte,  und  somit  die  dazwischen  befindliche  Schwefel- 
säure ein  zusammenhängendes  Hindcrnifs  für  den  Eintritt 
der  Luft  abgäbe,  diese  also  einen  verstärkten  Druck  er- 
förderte, um  in  den  Behälter  zu  gelangen,  so  traf  ich 
immer  die  Vorsicht,  zuvörderst  das  Kautschuckrohr  a  ab- 
sulösen«  Eis  ist  klar,  dals  auf  diese  Weise,  selbst  wenn 
die  Lnft  des  Behälters  sich  unter  einem  etwas  ^em%^\^w 


schea  Of  äbd  'B  T«fUancfetl«i'aU9getix>€kifcte' Löft'  ii 
Behäbei*  ^riti^bn  Uiid  dd&  GMchgewicht  hisratenen  >i 
Bei'  meitkdn  Yersitrcihen  WaFt  diese  YorsiGht  tibetfl 
yrcm  d^r  BiAMteIh  lAit'^ler  Scbwefelsäare  nur  gel 
wan  Man  JÖfite  hierauf  das  Kaatschuckrohr  £)  al 
liefs  den  Apfrärat  einige  Minuten  in  unmittelbarei 
meinsclilEiri  mtt  der  Attnpgphäre  stehen.  Endlich  sei 
man -dici'Theraioniet'erspitze^  Tor  dem  Löfhrohrezü 
zekihnete'  zugleich  '  den  Barometerstand  '  auf.  Somi 
der  Behälter  AB  gefüllt  mit  trockner  Luft  von  der 
peratiir  des^  Dampfes  und'^uAter  dem  Druck  der  . 
Sphäre.       ■  -•*•"••"•■ 

Der 'BebIrHer  u^oB 'Mrtirde  nun  aus  dem  Kess 
nommen  und  auf 'dem  Gestell  Taf.  IV.  Fig.  7.  bei 
Diefs  best€4t  «rtia  einer  kreisrunden  Platte  EE' 
heri  ii^t  eifler  Ofeffnnng  O  in  der  Mitte  und  gel 
von  drei  denkrechten  Ftifsen  P,  P\  P",  die,  der  gri 
Festigkeit  ireg^n,  unten  durch  den  Metallring  QQ 
bunden  sind.  'Um  die  Oeffnung  stehen  sjmmetriscl 
schiefe  Metallstifte  oben  versehen  mit  eiuzuschraub 
Klügeln.  Auf  diesen  Kugeln  ruht  der  Luftbehältei 
dessen  tbermometrischer  Stiel  ist  in  der  Oeffnung  ni 
eines  Pfropfens  befestigt.*  ■  Mittelst  der  Schraube 
dem  beweglichen  Riegel  MN  giebt  man  ihm  einei 
fgeren  Halt. 

An  einem  der  beweglichen  Füfse  P'  befindei 
ein  Querriegel  r/i/i,  der  ein  bewegliches  Stück  A 
das  in  Fig.  8.  vergröfsert  dargestellt  ist.  Diefs  b 
aus  eineifi  eisernen  Löffel  K,  befestigt  an  einem  eis 
Stiel /^,  vireichen  man  iri  dem  Siixck  ab  cd  belieb 
ben  undtieiikänfcann.  Dieses  Stück  ist  verschiebb 
dem  horizontalen  Ann  mn,  welcher  seinerseits,  n 
detr  Schraabe  r^  in  verschiedenen  Höhen  an  dem 
P'  befestigt  werden  kann. 

Ao  einem  'andern  Fufiae  P  sitzt  mittelst  einer 


iilid'8äiraii6e  «fa'hofizMtäieB-^^  si^  welches  eine 
Sdöraiibe -Mfjt/ di^  oben  und  unten  In  eine  etwas  ab- 
gorofidMte*  Spitze  endigt. 

''  Dcff  "Bdillter  ist  dergestalt  in  dem  Apparat  befe- 
fltigt/dab 'der  gekrfimmte  Theil  CD  des  Thermometer- 
rohrs  geiiaä 'gegen  den  Fafs  P'  gerichtet  ist,  und  man 
besetdittel  Inl  diesem  Fufs  P'  die  Höhe,  in  welcher  das 
bew^gHdke  Sttick  mn  befestigt  werden  mnfs,  damit  der 
MittelpiMikt  d^  kleinen  Löffels  K  sich  genau  in  der  Höhe 
Mtd  ih  derRicbtnng  des  gekHlmmten  Theiles  CD  befinde. 

'  Hierauf  bringt  man  den  Apparat  Über  eine  kleine 
Schale  ' mit  (Quecksilber,  so,  dafs  das  Thermometerrohr 
wenlgstebs  5  bis  6  Centimeter  tief  in  das  Quecksilber 
dntatfcht  Zuror  hat  man  mittelst  einer  sehr  feinen  Feile 
dnen  Strich  auf  den  Stiel  CD  gemacht,  da,  wo  man 
ihn  abbrfedieh  will.  Nun  bricht  man  die  Spitze  mittelst 
einer  kleitaeii  Zange  ab;  das  Quecksilber  dringt  in  das 
Thermotneterrohr  und  steigt  bis  zu  einer  gewissen  Aöhe 
in  den  Beh&lter;  man  umgiebt  diesen  nun  mit  Schnei 
odelr  feih  gestofsenem  Eise  und  läfst  den  Apparat  eine 
oder* anderthalb  Stunden  ruhig  stehen,  damit  er  genau 
lie  Temperatur  des  schmelzenden  Eises  annehme.  Zutot 
ISfst  man  den  Löffel  bis  zur  richtigen  Höhe  in  das  Queck- 
silber hinunter.  Yon  Zeit  zu  Zeit  giebt  man  dem  Ap- 
psfefate  kleine  Stöfse,  damit  die  Widerstände,  welche  das 
Quecksilber  beim  Aufsteigen  in  dem  Thermometerrohre 
etwa  erleidet,'  {überwunden  werden. 

Nun'  Ihkt  man  den  Löffel  längs  seinem  Arme  fort* 
tttckto'  bis  die  Oeffnung  def  Haarröhrchens  in  das  Wachs 
eindrückt,  und  zugleich  zeichnet  man  genau  den  Baro- 
metepitand  auf.  Man  läfst  das  Stück  sl  längs  dem  Fufs 
P  hidäb  und  bringt  die  Spitze  der  Schraube  genau  mit 
liem  Quecksilber  in  Niveau.  Man  schafft  das  den  Be- 
VÜi&p  umgebende  Eis  vollständig  fort  und  läfst  die  ge- 
lobttiei  Quecksilbersäule  sich  mit  der  Temperatur  der 
imgebenden  Luft  in  Gleichgewklit  -setzen. 


306 

Es  bfoideh.^ich  nan  cUnuu  -die  Hohe  dea  aufg« 
gfQen  Quecksilbers  ^u  messen.     D^zu  })ediehe  ich 
eines  Kathetometers  von  Hrn.  Gambej,  der  durcfa 
Den  Yemi^  unmittelbar  0,02  MUm.  ablesen  läfst' 
yisirt  mit  dem  borizontalen  F^emrohr  nach  dem  ]Si 
des  Quecksilbers  ^)  in  der  Röhre  AB^  läfst  dann 
Fernrohr  herunter  und  visirt  nach  der  (^em  Spitze 
Schraube.     Addirt  man  nun  zu  dem  so  erhaltener 
veaur  Unterschied  den  zuvor  mit  demselben  Instruo 
gemessepen  Abstand  zwischen  den  beiden  Spitzen 
Schrapbe,  sO;  hat  man  die  gesammte  Höhe  des  ^ufg« 
genen  Quecksilbers.     Gewöhplich  visirte  ich  direct 
der.  .unteren  Spitze  der  Schraub^.. nachdem  ich  die  S 
jT  gesenkt, hatte,  was  leidet  durch  Fortnehme  der  U 
lag«  aJ  geschah. 

..Man  nimmt.,  nun  den  Behälter  AB^.  mit  dem  { 
jb^onen  QucjcksUber  fort,  wägt  ihn,  füllt  ihn  dann 
mit  QuepksUber,  kocht  dieses,  um  Luft  und  Feuchtj 
vollständig  auszutreiben,  und  umgiebt  ihn  mit  Eis. 
bei  ,die  Spitze  in  eine  mit  Quecksilber  gefüllte  S< 
haltend.     Nach  Verlauf  von   anderthjalb  bis  zwei  ! 
den,  wenn  man  sicher  ist,   dafs   das  Quecksilber  ai 
Mündung  der  Spitze  vollkommen  stationär  geworden, 
fernt  man  das  Eis,  und  sammelt  das  Quecksilber,  we 
vermöge  der  Ausdehnung  zum  Apparat  heraustritt,  in 
kleinen  Schale.     Man  hängt  hierauf  den  Behälter  in 
selben  Siedeapparat   auf,   der  zur  Ausdehnung   der 
gedient  hat;  und  fängt  das  ausfliefsende  Quecksilb 
einem  Schäjchen  auf.    Zugleich  zeichnet  man  den  ] 

ly  ßoi  YisiruDg  mit  dem  Fernrohr  nach  dem  oberen  UiDrjf«  de 
niscus  hat  man  sich  wohl  in  Acht  zu  nehmen,  dafs  man  nicht 
Reflexionswiikungen  der  krummen  Fläche  des  Quecksilbers  zu 
lern  verleitet  werde.  Am  sichersten  schien  mir  das  Verfahren, 
dem  Meniscus,  in  RicMung  des  nach  demselben  gehenden  S 
eine  Licbtflamrae  zu  atellen,  so  dafs  sich  der  Meniscus  mit  si 
Bcm  Urorifs  auf.  dieie  FUmvM  projicirt. 


»1 

Verstand  zur  Zeit  des  Siedens  an.  Man  wägt  das  in 
m  Schälchen  aufgefangene  Quecksilber,  so  wie  den  Be- 
Iter  mit  dem  noch  darin  vorhandenen  Quecksilber.  So- 
ch  kennt  man  das  Gewicht  Quecksilber  von  0^»  wel- 
es  das  Yolum  des  Behälters  bei  0^  vollständig  füllt, 
d  bat  alle  nothwendigen  Angaben  um  1)  die  Ausdeh- 
ng  der  Hülle,  und  2)  die  Ausdehnung  der  darin  ent- 
Itenoi  Luft  zu  berechnen. 

Sey  H  der  Barometerdruck  zur  Zeit,  da  man  die 
sgezogene  Spitze  der  Röhre  vor  dem  Löthrohre  zu- 
iefs;  T  die  Siedetemperatur  des  Wassers  unter  diesem 
ruck;  H'  der  Barometerdruck,  als  man  die  unter  Queck- 
her  getauchte  Spitze  mit  Wachs  verschlofs;  h  die  Höhe 
8  aufgestiegenen  Quecksilbers;  JP  das  Gewicht  dessel- 
in;  P'  das  Gewicht  des  Quecksilbers  von  0°,  welches 
n  Apparat  bei  0^  füllt;  p  das  Gewicht  des  Quecksil- 
xsy  welches  durch  die  Ausdehnung  von  der  Tempera- 
r  des  schmelzenden  Eises  bis  zum  Siedepunkt  T^  des 
Hassers,  unter  dem  DrucL  H^^  ausgetreten  ist;  endlich 
M  S  die  Ausdehnung  der  Räumlichkeit  des  Glases  von 
'  bis  100^  C,  und  100  a  die  Gröfse,  um  welche  sich 
Q  trocknes  Luftvolumen  Eins  innerhalb  derselben  Grän- 
n  ausdehnt. 

Vorausgesetzt,  der  Einfachheit  wegen,  die  Höhen  H, 
^'y  h  seyen  auf  0^  reducirt,  so  haben  wir  zur  Bestim- 
ong  von  ö  die  Gleichung: 


(p-p){^ 


'  5550/ 
oratu: 

,      <^-^>(^  +  5Sö)-P' 
o  = -prjf 

Did  zur  Bestimmung  von  a: 

(P'-P)(l  +  «  T)^^:=P'(l  +  Sn 

oratu: 


''».h 


'^  Ali;'  tdi  itfeklö  Versuche  auf  die  beschriebene  V 
afil^f eilte,  gewahrte'  ich  bald  eine  sehr  ernisite  Fehlerqi 
Bieim  Abbrechen  der  Spitze  des  thermometrischen  I 
dnter  Quecksilber  fand  ich  nämlich,  dafö,  Selbst  ^ 
die  Spifee  fa^  ein  Decimete'r  unter  Quecksilber  war 
Hier  eine  kleine  Luftmenge  aufgesogen  ward,  die  sid 
Ltrft'  iin  Behälter  hinzufügte.  Das  Quecksilber  be 
Ui^iht  VÜas:  Clas;  zwischen^  beiden  bleibt  immer  ein 
t^,  %ahrscheinb*ch  mit  Luft  gefüllter  Raum.  In  d 
Schdäe  wjrd  die  Lüflt'  während  der  Aufsteigung  des  Qi 
stilbers  'aufgesogen,  wie  mati  diefs  zuweilen  an  <gä 
Ltiftblaseh  siein,  die  als  Stempel  wirkend  sich  itk 
Thijhufömeterföhre  ei*febcin: 

''  leli  hatte  anfangt  viele  Mühe  diefs  Eintreten 
ättf^eren  Lnft'zti' entfeliieh;  endlich  gelang  es;  inden 
den  in  Quecksilber  getauchten  Theil  der  Röhre  mit  i 
rem  kleinen  Scheiben  aus  einei*  leicht  vom  Quecksi 
näfsbarcn  Sub$(anz,  wie  blankes  Messing,  umgab, 
völlig  gegen  diese  Fehlerquelle  gesichert  zu  seyn, 
band  ich  damit  noch  ein  anderes  Mittel;  vor  dem 
brechen  der  Spitze  und  nach  Anfassen  derselben  mit 
Zarige,  gofs  ich  nämlich  auf  das  Quecksilber  eine  Sei 
concentrirter  Schwefelsäure.  Sobald  der  Behälter  d 
das  Eis  auf  Null  gebracht  ist,  nimmt  man  diese  Sei 
Säure  fort,  reinigt  die  Oberfläche  des  Quecksilberb 
und  läfst  dann  das  Stück  Kn  hinab. 

Es  ist  auch  wichtig,  dafs  die  Eisenzange,  mit 
eher  man  die  Spitze  der  thermometrischen  Röhre  abbr 
immer  etwas  entfernt  bleibe  von  dem  mit  der  Feile 
dem  Stiel  gemachten  Strich,  wo  der  Bruch  gesch 
Sonst,  wenn  die  Mündung  der  thermometrischen  Ri 
mit  der  Zange  in  Berührung  kommt,,  sieht  man  in 
Röhre  noch  eine  kleine  Blase  aufsteigen,«  die  von  de 
der  Zange  haften  gebliebenen  Luft  herrührt. 


Ib  folgender 'Tiirervcrdnige  ich  die  ^esültite  vod 
14  nach  diesem  Verfahreii  angilstellten  Ventf^hent 


^ 

_  ..  •■    f.»:.: 

A 

P 

/»' 

T 

1 

M» 

tkm.' 

■■. 

unt. 

H»"- 

1 

760.03 

760,57 

111,02 

856,145 

119.915 

100«,00 

2 

759,67. 

755,72 

98,67 

770^465 

116,780 

99  ,99 

3 

750,40 

749,81 

99,82 

805,75 

121.60 

99  ,64 

4 

744.« 

744,78 

100,60 

800,27 

120,19 

99  ,43 

5 

747,99 

748,79 

106,35 

790,69 

114,31 

99  ,55 

6 

751,48 

752,68 

102,32 

913,48 

137,74 

99  ,68 

7 

763,27 

763,27 

,97,45 

855,24 

136,318 

100  ,13 

8 

765,34 

765,00 

102,50 

854.86 

130,60 

100  ,20 

9 

764,14 

763,92 

102,87 

805,14 

122,79  , 

100  ,16 

!0 

763,34 

763,62 

102,17 

854,79 

131,10 

100  ,13 

1 

754,55 

752.34 

105.80 

790,49 

113,364 

99  ,80 

2 

750,29 

750,57 

68,48 

853,82 

163,794 

99  ,64 

8 

751,94 

751,72 

74,91 

769,452 

141,710 

99  ,7« 

4 

764,62 

764,50 

122,31 

853,447 

108,417 

100  ,18 

No. 

«. 

7 

1 
/ 

P 

100  <r 

l+lOOa 

ff'* 

mm. 

* 

1 

760,60 

100° 

,02 

12,870 

0,002714 

1,36556 

2 

753,75 

99 

,77 

11,665 

0,002576 

1,36626 

3 

753,75 

99 

.77 

11,665 

0,002650 

1,36659 

4 

744,60 

99 

,43 

12,050 

0,002601 

1,36579 

5 

748,20 

99 

,56 

11,931 

0,002592 

1,36625 

6 

748,20 

99 

,56 

11,931 

0,002680 

1,36549 

7 

763,30 

100 

,13 

13,015 

0,002544 

1,36673 

8 

765,30 

100 

,20 

13,025 

0,002537 

1,36634 

9 

764,10 

100 

,16 

12,225 

0,002583 

1,36689 

lU 

763,51 

UFO 

.14 

13.005 

0,002548 

1,36610 

11 

754,5(» 

99 

,80 

11,942 

0,002607 

1,36671 

12 

754,50 

99 

,80 

11,912 

0,002570 

1,36591 

13 

750,86 

99 

,66 

1 1,633 

0,002576 

1,36641 

14 

768,63 

100 

,32 

13,008 

0,002551 

1,36673 

Mittel    1,36623 

.Das  Mittel  ans  den  Resultaten  der  14  Versuche  ist: 
I36BSB :  der  Unterschied  rrrisch^  den  beiden  ¥.\lteiü^ti 


im 

■HMtsrv^lMii  iü^' üor  eine  sehr  schwäche  Capfllarwirictitig 
Busüb^  kadiir  Am  andern  Ende  fat  das  thermotnetrische 
Rohr  m  einer  Spitze  äosgezogen  und  rcchtninklich  um- 
gebogen, 

Zönichst  war  nun  dieser  Apparat  genan  zu  aichen 
mid  'sein  AtosdehnungscoSfficieiit  zu  bestimmen.  Zu  dem 
Ende  mubte  man  ihn  bei  0°  Tollstfindig  mit  Quecksilber 
ftHenr;  üfw  ist^  wie  alle  Physiker  begreifen  werden,  eine 
kitzlidie  Operation,  denn  es  handelt  sich  um  nichts  Ge- 
fiogeres  als  nm  die^  Constraction  eines  Thermometers^ 
dessen  Behllter  ungefähr  5  Kilogrm.  Quecksilber  fafst. 

Um  das  Quecksilber  in  die  Kugel  zu  bringen,  ver- 
band man  dieselbe,  mittelst  Kautscbotik  * D  (Taf.  IV. 
Pig.A.)  mit  einer  gekrümmten  und  an  einem  Gestell  be- 
'festigten  Röhre  DE,  in  welche  man  das  Quecksilber 
gob.  Wenn  das  Kaliber  der  thermometrischcii  Röhre 
nicht  za  fein  ist,  füllt  sich  die  Kugel  bis  zu  drei  Vier- 
teln leicht y  ohne  dafs  ^an  durch  das  Rohr  E  zu  sau- 
gen braucht;  alleih  um  die  Füllung  zu  vollenden,  ist 
man  genOthigt,  einige  Alale  durch  das  Rohr  E  zu  sau- 
gen. Am  besten  ist  es,  diese  Röhre  mit  der  kleinen 
Pmnpe  der  Fig.  6  in  Verbindung  zu  setzen.  So  vollen- 
det man  die  Füllung  in  sehr  kurzer  Zeit. 

Jetzt  mufs  man  das  Quecksilber  sieden  lassen.  Zu 
dem  Ende  setzt  man  die  Kugel  A  auf  einen  hohlen  Rost 
GG\  oberhalb  des  kleinen  Ofens  F  (Fig.  UK),  giebt 
dabei  der  thermometrischcn  Röhre  eine  Neigung  von  etwa 
45^ y  dnd  taucht  deren  gekrümmte  Spitze  CD  in  eine 
Schale  voll  recht  reinen  Quecksilbers.  Man  legt  zuvör- 
derst einige  Kohlen  in  den  Ofen,  unter  den  Rost,  dann 
nach  And  nach  einige  auf  den  Rost  und  auf  die  Kugel, 
ond  endlich  bedeckt  man  letztem  ganz  mit  glühenden 
-Kohlen.  Wenn  das  Quecksilber  in  der  Kugel  sich  dem 
Sedepunkt  nShert,  erhitzt  man  das  Quecksilber  in  der 
SÄale  D  knit  einer  Weingeistlampe,  utld  mit  einer  zwcf- 
1M''Molchen  Lampe  erhitzt  man  vorsiehtig   die  ihentvo- 


4f)5 

im  Nailpankt  des  Nonias  durchlaufene  Weg  gab  die 
ipillardepression. 

So  hatte  man  denn  alle  Elemente,  um  die  Ausdeh- 
ing  der  Luft  zu  berechnen.  Mit  Beibehaltung  der  beim 
iheren  Verfahren  gebrauchten  Buchstaben  zur  Bezeich- 
mg  derselben  Dinge,  und  überdicfs  mit  c  die  Capil- 
'depression  in  dem  Raum  Be  bezeichnend,  hat  man  of- 
ibar: 

oraus: 

1  +Ö  /  = ■ -pr  . 


[Ä'_(Ä+o](l-J,) 


Wir  setzen  dabei  immer  voraus,  alle  Quecksilber- 
hen  seyen  auf  0°  C.  reducirt. 

Zu  diesen   Versuchen  vi^urden   drei  Ballone  ^,  jS, 
angewandt  und  successiv  an  thermometrische  Röhren 
n  verschiedenem  Durchmesser  angelöthet.      Ich  werde 
mach  eben  so  viele  Versuchsreihen  unterscheiden. 

I.     Die  Data  dieses  Apparats  waren: 

P=4330,0  Grm.        c=\,l  Millim. 

Den  AusdehnuDgscoefficientcn  des  Glases  konnte 
in  nicht  bestimmen,  weil  der  Apparat  beim  Auskochen 
s  Quecksilbers  zerbrach.  Für  den  einzigen  Versuch, 
)r  mit  dem  Apparat  u4  gemacht  wurde,  nahm  man  an: 
10^=0,002306,  was  sich  durch  die  Versuche  mit  den 
lUon  B  ergab.     Der  Versuch  gab  für  die  Ausdehnung 


Jf.     I    H\ 


P\    I      T.     J1-+-100 


a. 


nin« 


739,61 


in  Ol. 


739,86 


ttin. 


194,38 


ftm. 

14,233 


99  »,23 


1,36629 


II.    Dieser  Apparat  wurde  mit  dein  Ballon  B  ge- 

Met;  man  hatte : 

/»=47248'--,34  ;  ;9=65,708  ;  <r=l--lO; 

/Ts 749,37,  TToraus  7',=99«,60 

und  100^=0,002306. 

VoggeadorIPt  Aantl.  BJ.  LY.  VI 


14 
15 
16 
17 


407 

H.        H'.    I  h-t-c.  I    P'.    I 


746.69  747,16 191,98 
751,97  750,18191,50 
746,49  746,19191,76 
752,50751,45192,17 


T, 


58,55  99  °,50 
56,69  m  ,70 
34,865  99  ,50 


61,30  199  ,72 


+100«. 

I 

1,36615 
1,36594 
1,3666(1 
1,36666 


VI.    Der  vorhergehende  Apparat,  blo£s  die  untere 
Thermometerröhre  durch  eine  weitere  ersetzt. 

JP=4926«"»-,4  *      c=0»-,22 
angenommen:  100d=(),ü02349. 

Dieser  Apparat  diente  nur  zu  Einem  Versuch  mit 
atmosphärischer  Luft;  er  war  für  andere  Gase  bestimmt. 


H. 


H\  I  Ä+f.  I  p\  I    r.    |i 


100». 


18 


758,24  758,78 


nm. 


195,68 


58,31 99°,93 


1,36614 


Vereinigen  wir  alle  18  Resultate  dieser  Reihe,  so 
iuben  wir: 


l,:i6629 

1,36590 

1,36695 

1,36594 

1,36645 

1,36615 

1,36633 

1,36660 

1,36593 

1,36591 

1,36708 

1,36666 

1,36610 

1,36708 

1,36650 

1,36614 

1,36585 

1,36615 

voraus  das  Mittel: 

1,36633, 
ludit  merklich  verschieden  von  dem  der  ersten  Reihe. 


Dritte   Rcilie   Ton    Versuchen. 

Der  zu  dieser  dritten  Reihe  angewandte  Apparat 
ist  dem  von  Rudberg  bei  seiner  zweiten  Arbeit  ge- 
Iffauchten  (s.  Annal.  Bd.  XXXXIV  Taf.  I  Fig.  13)  nach- 
geahmt und  in  Fig.  12.  13.  14  Taf.  IV  abgebildet.  Ein 
cjlindrischer  Behälter  von  Glas  JlB^  35  Millim.  im  Durch- 
messer und  170  Millim.  in  Länge,  ist  augeschmelzt  an 
eine  zweimal  gekrümmte  ThermometerrOhrc  jSCZ^jE',  an 

21* 


409 

ils  aoi  und  lAfst  jedes  Mal  die  l^uft  wieder  einlreten. 
ann  nimmt  man  die  KöMen  fort  und  stellt  die  Gemein- 
haft mit  der  atmosphärischen  Luft  wieder  her.  Ist  der 
)parat  abgekühlt,  so  bringt  man  ihn  in  sehr  kaltes  Was- 
r  oder  gar  in  Eis;  nach  einiger  Zeit  endlich  schmilzt 
in  die  Spitze  der  Röhre  vor -dem  Löthrohr  zu. 

Der  gufseiseme  Ständer  NN*  trägt  einen  gufseiser- 
in  Arm  FF  F"\  welcher  in  der  Mitte  des  Ständers  durch 
:hrauben  befestigt  werden  kann,  und  zwar  in  verschie- 
inen  Höhen.  An  diesem  Arm  sitzt  unveränderlich  be- 
Btigt  der  kupferne  Deckel  GG*  einer  ebenfalls  kupfer- 
»1  Retorte  GHHG\  Der  Deckel  hat  zwei  Tubulatu- 
n  //';  in  der  einen  befestigt  man  mittelst  Kork  den 
iftbehälter  AB^  in  der  anderen  ein  Quecksilber-Ge- 
ichtstbermometer  A* B\  welches  genau  dieselbe  Gestalt 
id  dieselben  Dimensionen  wie  der  Luftbehälter  besitzt, 
ie  beiden  Röhren  ruhe^i  auf  einem  kleinen  Querstück 
A'  am  Stiel  //'. 

Man  steckt  die  Röhre  EF  durch  die  Tubulatur  f ' 
id  um  sie  darin  hermetisch  zu  befestigen,  umrollt  man 
e  mit  eingefetteter  Leinwand,  die  man  hierauf  mittelst 
IV  Schraubenmutter  E  in  der  ringförmigen  Vertiefung 
IX  Tubulatur  festschraubt.  Man  erhält  so  einen  her- 
etischen  Yerschlufs,  welcher  dem  stärksten  Drucke  wi- 
ersteht.  -  Hierauf  bricht  man  die  Spitze  der  Röhre 
'F  mittelst  eines  durch  die  zweite  Tubulatur  T'  ge- 
eckten Eisenstifts  ab,  und  befestigt  in  dieser  zweiten 
abulatur,  genau  auf  dieselbe  Weise,  ein  Barometerrohr 
^0\  das  seiner  ganzen  Länge  nach  vollkommen  cylin- 
risch,  und  genau  von  gleichem  Durchmesser  ist  wie  das 
tück  der  Röhre  EF^  welches  vorher  daran  safs.  Man 
ersichert  sich  übrigens  durch  einen  directen  Versuch, 
ids  zwischen  den  Capillardepressionen  in  beiden  Röhren 
ein  Unterschied  vorhanden  sey. 

Um  den  Versuch  anzustellen,  umgiebt  man  die  bei- 
en  Behälter  AB^  A'B'  mit  schmelzendem  Ei&e,  ^aa 


4^10 

man  in  einen  am  Knpferdeckel  6G'  befestigten  Beotd 
legt.  Durch  Drehen  des  Stiels  KL  läfst  man  den  Stem- 
pel in  die  Höhe  gehen,  bis  das  Quecksilber  Vei  a  in  der 
Röhre  EF  steht,  und  man  vollendet  die  Ajustiriing  mit- 
telst des  kleinen  Stifts  //'.  Nun  mifst  man  mittelst  des 
Kathetometers  den  Niveau -Unterschied  und  zeichnet  zu- 
gleich den  Barometerstand  auf  ^ ). 

Ich  machte  zuvörderst  einige  Versuche,  indem  icb, 
wie  Rudberg,  den  Punkt  a  auf  der  engen  Röhre  nahm; 
allein  ich  erkannte  bald,  dafs  man  auf  diese  Weise  recht 
sfchwer  genaue  Resultate  erhält.  So  vrar  bei  einem  Ver- 
such, obwohl  die  Röhre  mehr  als  1  Millim.  im  Durch- 
messer hielt,  der  G^ug  des  Quecksilbers,  wegen  IJn- 
gleichhdit  der  Capillarwirkung,  sehr  ungleich  in  dieser 
Röhre.  Zuweilen  konnte  ich  die  Säule  in  O  O'  um  mehr 
als  1  Millim.  steigen  lassen,  ohne  dafs  sich  das  Queck- 
silber bei  a  merklich  verschob;  eben  so  konnte  man  in 
O  O'  den  Stempel  oft  um  mehre  Millimeter  senken,  ohne 
dafs  auch  nur  der  Meniskus  bei  a  sich  abgeplattet  hätte. 
Diese  Trägheit  liefs  sich  durch  Stöfse  an  den  Apparat, 
selbst  durch  ziemlich  starke,  nicht  ganz  aufheben. 

Nothwendig  mufste  man  den  Punkt  a  auf  der  weir 
teren  Röhre  EF  nehmen,  da  diese  Röhre  genau  deu- 
selben  Durchmesser  wie  die  Barometerröhre  besafs,  so 
bedurfte  es  keiner  Correction  wegen  der  Capillarität;  al- 
lein man  mufste  das  kleine  Luftvolum,  welches  nicht  er- 
wärmt wurde,  in  Rechnung  ziehen. 

Es  sey  P  das  Gewicht  des  Quecksilbers  von  0*, 
welches  den  Behälter  ^J5bei  0°  bis  C.  füllt;  —  p  das 
Gewicht  des  Quecksilbers,  welches  beim  Siedpunkt  des 
Wassers  unter  den  Druck  W  oder  bei  der  Temperatur 
T^  austritt;  —  /?'  das  Gewicht  des  Quecksilbers,  wel- 
ches das  Thermometerrohr  CDE  und  den  Theil  i?ce 
des  weiteren  Rohrs  EF  füllt;  —  H  der  Barometerstand 
zur  Zeit  der  Beobachtung,  da  diei  Behälter  durch  schmel- 
zendes Eis  auf  0°   ^chiÄlteTt  -s^eideii-,  —  h  der  Höhen- 

J)  Man  sehe  die  BencliUgang  atu  S<^Aus&^  Äe&'ÄsS\&,  '^. 


411 

Unterschied  beider  Qaecksilbersäulen ;  —  /  die  Tempe- 
ratur der  Hingebenden  Luft«  Bezeichnen  i^ir  ferner  durch 
W  den  Barometerstand  zur  Zeit,  da  die  Behälter  durch 
siedendes  Wasser  erhitzt  sind,  durch  T  die  entspre- 
chende Temperatur  des  Dampfs;  durch  K  den  Höhen- 
unterschied der  beiden  Säulen  und  durch  V  die  Tempe- 
ratur der  Luft;  so  haben  wir: 


+'''ribj<"+*')' 


woraus: 

denn,  wegen  der  Kleinheit  von  ^,  kann  man  immer 

setzen  /=/'. 

Ich  werde  auch  hicF  so  viele  Versuchsreihen  unter- 
scheiden als  besondere  Apparate  angewandt  wurden. 

L     Ein  Versuch  die  Geräumigkeit  und  den  Ausdch- 
nungscoefficienten  des  Luftbehälters  zu  bestimmen,  gab: 
P=  1 975»""  ,862  H=  745—^,51 

^  ==     29     ,852  T=  99^46 

woraus : 

100*=0,002555. 
Durch    eine   Aichung    fand    sich    das  Gewicht  des 
Quecksilbers,    welches    die  Thermometerröhre   und  das 
kleine  Stück  der  weiteren  Röhre  bis  zum  Striche  füllte: 

;?'=9«™,740,  woraus  ^= 0,00493, 

Bei  Erhitzung  der  Röhre  in  siedendem  Wasser  hatte 
man  bei  zwei,  durch  eine  halbe  Stunde  getrennten  Beob- 
achtungen : 

H'        751,01  751,01 

K         296,70  296,70 


412 

T     99»,66  Qso.ee  »I 

woraus : 

Ä'+Ä'=sl047,71  1047,71. 

Als  der  Bebälter  im  schmelzenden  Eise  stand,  batt*> 
man: 


H 

749,98 

749,88 

749,78 

h 

20,53 

20,59 

20,63 

t 

8°,5 

8°,5 

8»,5 

H+h 

770,51 

770,47 

770,41. 

Wir  nehmen  als  Mittel: 

jy+Ä=770,47. 

Diesen  Mittelwerth  mit  den  beiden  Versuchen  beiof 
siedenden  Wasser  combinirend,  haben  wir: 

1,36688  1,36688. 

Eine  zweite  Reihe,  mit  demselben  Apparate  ange- 
stellt, gab: 

Die  Röhren  im  schmelzenden  Eise : 

^   H  716,16      746,26      746,39 

h  24,53        24,41        24,21 

i  8«,3  8^3  8°,3 

H+k      770,69      770,67       770,60 
Mittelwerth  von  jfir+Ä=:  770,69. 

Im  siedenden  Wasser  hatte  man: 
H'      740,79      741,01       741,14 

305,36 

9  ",00 

99^29 

1046,50 

Diese  Werthe  von  H'+k'  einzeln  mit  dem  Mittel- 
werth 770,69  aus  den  Versuchen  beim  schmelzenden  Eise; 
combinirend,  hat  man: 

1,36612  ;  1,36643  ;  1,36626  ;  1,36651  ;  1,36649, 
woraus  das  Mittel : 

1,36636. 


k' 

305,58 

305,62 

i' 

9°,00 

9  »,00 

T 

99  »,28 

99  »,29 

H'+h' 

1016,37 

1046,63 

746,61 

746,66 

24,11 

24,09 

8^3 

S^S 

770,72 

770,75 

743,20 

743,26 

303,72 

303,64 

9°,00 

9°,00 

99",37 

99  »,37 

1046,92 

1046,90 

418 

IL  Mit  eiiieni  zweiten  Apparat ,  eonstruirt  mit  ei- 
(III  aus  denuelbenr  Röhrenstück  gemachten  BebUlter  wie 
s*  entere,  hatte  man; 

jP=1817««-,50, 
in  nahm  an  100^=0,002555 

;i'=8«~-,50  ^=0,00468. 

Im  schmelzenden  Eise  hatte  man: 

1      752,60    752,60    752,65    752,57  752,40  752,25 

)         19,58      19,58      19,76      19,66  19,74  20,24 

J        11»,0       11^0       ll«,0       I1°,00  11°,0  110,0 

+Ä    772,18    772,18    772,41     772,23  772,14  772,49 

ittelwerlh  von  Zr+Ä= 772,29. 
Im  siedenden  Wasser: 

H'         751,15      751,13      751,13      751,08      751,05 

h'  299,16      299,66      299,66      299,76      299,86 

/'        '  13«,7 

'+Ä'  1050,31  1050,79  1050,79  1050,84  1050,91 

T  99«,67.  •' 

Diese  fünfWerthe  von  H*+h\  combinirt  mit  dem 
ittel  von  H+h  geben: 

1,36672  ;  1,36714  ;  1,36714  ?  1,36730  ;  1,36747, 
oraus  das  Mittel: 

1,36715. 

Mithin  geben  die  drei  nach  dieser  Methode  ange- 
eilten  Versuchsreihen  folgende  Mittel: 

1,36688  ;  1,36636  ;  1,36715, 
oraas  das  allgemeine  Mittel: 

1,36679.  9 

Dieser  Mittclwerth  weicht  wenig  von  den  in  den 
eiden  ersten  Reihen  gefundenen  ab. 

Ich  glaube  nicht,  dafs  diefs  Verfahren  dieselbe  Ge- 
migkeit  giebt  wie  die  beiden  schon  angewandten.  Die 
Öhren,  in  welchen  man  die  Quecksilbersäulen  mafs, 
ütten  keinen  so  grofsen  Durchmesser,  dafs  die  Capilla- 
tat  unmerklich  war.  Die  Capillardepression  stieg  in 
esen  Bohren  auf  ungefäbr  1  Mm.      Biese  Dei^te^^YOTL 


414 

tritt  nicht  theoretisch  in  die  Berechnung  der  PhänomeDe, 
und  wenn  sie  immer  dieselbe  bleibt,  übt  sie  keinen  Ein- 
flufs  aus.  Allein,  wenn  man  von  Zeit  zu  Zeit  denPfcä 
des  Meniskus  raifst,  überzeugt  man  sich  leicht,  dafs  diese 
Wirkung  innerhalb  ziemlich  weiter  Gränzen  schwankjea 
kann;  man  findet,  dafs  diese  Höhe  oft  bei  dem  nämli- 
chen  Versuch  vom  Einfachen  aufs  Doppelte  steigen  kano^ 
wie  folgende  Messungen  der  eatsprechenden  Höhen  zweier 
Menisken  zeigen: 

Röhre  EF, 

1,08  ;  0,72  ;  ^1,00  ;  1,10  ;  1,38  ;  0,96  ;  0,80  Millio. 

Rohre  00\ 

1,14  ;  1,64  ;  1,64  ;  1,32  ;  1,36  ;  1,20  ;  1,18  Millim. 


Unmöglich  können  so  beträchtliche  VeränderuDgi 
in  den  Pfeilen   der  Menisken  ohne  sehr  merklichen  Eio- 
flufs  auf  die  Capillardepression  seyn. 

Rudborg  hat  mit  seinem  Apparat  kleinere  Zahlen 
als  ich  gefunden.  Es  ist  schwer  die  Ursache  davon  sicher 
anzugeben.  Ich  sagte  vorhin,  dafs  ich  niemals  gute  Re- 
sultate erhielt,  so  lange  ich  den  Visirpunkt  a  auf  den  ca- 
pillarcn  Theil  jEZ)  der  Röhre  verlegte;  allein  ich  glaub^ 
dafs  man  noch  eine  andere  Ursache  nachweisen  kann, 
weshalb  Rudbergzu  kleine  Zahlen  erhielt.  Dieser  Phy- 
siker vernachlässigte  nämlich  bei  seinen  Rechnungen  im- 
mer das  kleine,  iiicht  erwärmte  Luftvolum,  welches  sich 
in  dem  Stück  Ba  seiner  Thermometerröhre  befand. 
Zwar*war  dieses  Volum  sehr  klein,  aber  dennoch  wahr- 
scheinlich nicht  ganz  zu  vernachlässigen.  Unglücklicher- 
weise hat  Rudberg  die  Dimensionen  der  verschiedenen 
Theile  seines  Apparats  nicht  angegeben^  so  dafs  es  ge- 
genwärtig unmöglich  ist,  die  deshalb  aii  seinen  Rechnun- 
gen erforderliche  Berichtigung  auszuinitteln. 

(Schlufs  im  nächsten  Heft.) 


415 


ni.  Veher  die  Jtimv/rkung  des  TJTjssers  auf  die 
Schwefeherbiruiungen  der  Metalle  der  alka- 
tischen  JErden;  con  Heinrich  Rose. 


D 


orch  die  so  \nchtige  Abhandlnng  von  Berzelias 
fiber  die  alkalischen  Schwcrdmctalle  und  durch  die  bald 
darauf  erschienene  von  B  e  r  t  h  i  c  r  über  die  Schwefel- 
^erbindungen,  die  vermittelst  der  Reduction  der  schwefel- 
saure]) Salze  durch  Kohle  entstehen  '),  ist  unsere  Kennt- 
Difs  fiber  die  Natur  und  die  Zusammensetzung  derselben 
so  vollständig  aufgeklärt  worden,  dafs  es  scheinen  mufs, 
als  ob  dieser  Gegenstand  gänzlich  erschöpft  worden  wäre« 
Es  zeigen  indessen  die  Schwefelverbindungen  der  Metalle 
der  alkalischen  Erden  hinsichtlich  ihres  Verhaltens  gegen 
Wasser  Erscheinungen,  die  bis  jetzt  der  Aufmerksamkeit 
der  Chemiker  entgangen  zu  seyn  scheinen. 

Ich  habe  die  meisten  Untersuchungen  mit  dem  Schwe- 
felbarjum  angestellt,  thcils  weil  die  Versuche  mit  die- 
sem Schwefelmetall,  wegen  der  vollkommenen  Abschei- 
dmag der  Barylerde  als  schwefelsaures  Salz,  besonders 
leicht  entscheidende  Resultate  geben,  theils  auch,  weil 
gerade  das  Schwefelbarjum  mannigfaltigere  Producle  bei 
seiner  Behandlung  mit  Wasser  bildet,  als  die  Schwefel-- 
Verbindungen  der  Metalle  der  andern  alkalischen  Erden. 

Schwefclbaryum. 

Das  Schwefelbarjum  wurde  auf  die  bekannte  Weise 
aas  schwefelsaurer  Baryterde  vermittelst  Reduction  durch 
Kohle  bei  Weifsglühhilze  erhalten.    Die  durch  tiberschüs 
sig  zugesetzte  Kohle'  schwarze  Masse  wurde  mit  kaltem 

1)  Annales  de  chimie  et  dephysique^   T.  XXII  p.^li&. 


417 

fjfferde  omhfillt  vmrde.  •—  Die  erhaltenen  oxydirten  FlQs- 
ifgkeiten  wurden  zusammengegossen,  and  die  sich  abge- 
setzte schwefelsaure  Baryterde  abfiltrirt.  In  der  abfii- 
Urten  Flüssigkeit  gab  eine  Auflösung  von  Chlorbaryum 
logleich  einen  sehr  starken  Niederschlag. 

Die  zweite  erhaltene  Flüssigkeit  auf  dieselbe  Weise 
ehandelt,  verhielt  sich  wie  die  erste  Flüssigkeit. 

Die  dritte  Flüssigkeit  zeigte,  mit  schwefelsaurer  Man- 
BDoxyduIauflösnng  vermischt,  nur  einen  sehr  schwachen 
reruch  nach  Schwefelwasserstoff,  gab  indessen  eine  reich- 
che  Entwicklung  von  diesem  Gase  durch  Vermischung  mit 
lUorwasserstoffstture.  Nach  der  Oxydation  gab  in  der 
on  der  schwefelsauren  Baryterde  getl^ennten  Auflösung 
älorbaryumanflösung  nur  eine  sehr  schwache  Fällung. 

Aus  der  vierten  Flüssigkeit  wurde  zwar  durch  Chlor- 
rasserstoffsäure  reichlich  Schwcfelwasscrstoffgas  cntwik~ 
.elt,  aber  durch  Mangaboxydulauflösung  kein  Geruch 
on  diesem  Gase  erzeugt.  In  der  oxydirten  Auflösung 
;Bb,  nach  Absonderung  der  schwefelsauren  Baryterde, 
!^hIorbaryumauflösung  keinen  Niederschlag,  wohl  aber 
ichwefelsdure. 

In  der  fünften  Flüssigkeit  zeigte  sich  durch  Man< 
^oxydulauflösung  kein  Geruch  nach  Schwefelwasser- 
stoff, wohl  aber  wurde  dadurch  noch  eine  fleischrothe 
Fällung  von  ,SchwcfcImangan  bewirkt,  obgleich  Säuren 
Dnr  «ine  schwache  Entwicklung  von  Schwefelwasserstoff- 
ps  veranlafsten.  In  der  oxydirten  Auflösung  wurde, 
Dach  Absonderung  der  schwefelsauren  Baryterde  ein  sehr 
itarker  Niederschlag  durch  Schwefelsäure  erzeugt. 

Die  sechste  Flüssigkeit  zeigte  fast  keinen  Geruch 
Bach  Schwefelwasserstoff  durch  Uebersättigung  mit  Sau- 
fen. .  Schwefelsäure  brachte  aber  in  ihr  einen  sehr  star- 
I^en  Niederschlag  von  schwefelsaurer  Baryterde  hervor. 
Iq  der  oxydirten  Flüssigkeit  erzeugte,  nach  Absonderung 
der  schwefelsauren  Baryterde,  Schwefelsäure  eine  sehr 
<Urke  Fällung. 


419 

Iritte  FHlsrigkeit  Schwefelbaryuin  mit  einer  sehr  gerin- 
eo  Menge  ron  Baryuinsulphhydrfir,  die  vierte  Schwe- 
ilbaryam  mit  etwas  Barjterde,  die  fünfte  wenig  Schwe- 
ilbarjum  mit  viel  Barjterde,  und  die  folgenden  nur  Ba- 
ierde mit  Spuren  von  Schwefelbaryuin,  die  noch  in 
IT  sechsten  und  siebenten  Flfissigkeit  entdeckt  werden 
«inten. 

Wenn  man  gröfsere  Mengen  von  Schwefelbaryuui 
t  Wasser  auskocht,  so  erhält  man  dieselben  Producte. 
e  Krystalle,  welche  sich  aus  den  erkalteten  FlOssig- 
iten  absetzen,  sind  theils  Baryterdehjdrat,  theils  unter 
ivissen  Umständen  Schwefelbarjum,  theils  chemische 
»rbindungen  von  Barjtcrdehydrat  mit  Schwefelbarjum. 
ifgelöst  bleibt  das  Barjumsulphhjdrür,  da  dieses  von 
en  Substanzen,  welche  sich  durch  Behandlung  des 
hwefclbarjrums  mit  Wasser  bilden,  die  auflöslicbste 
.  —  Ich  will  tibcr  alle  diese  sich  bildende  Producte 
r  einige  Bemerkungen  erlauben. 

BaryterdehydnU,  —  Werden  die  Krystalle,  welche 
h  auf  die  eben  angeführte  Weise  aus  den  erkalteten 
Qssigkeiten  absetzen,  noch  einmal  oder  einige  Mal  in 
chendem  Wasser  aufgelöst,  so  sind  die  durch's  Erkal- 
i  wieder  erzeugten  Krystalle  reines  Baryterdehydrat, 
in  kann  sie  so  frei  von  Schwcfelbaryum  erhalten,  dafs 
,  mit  Säuren  tibersättigt,  nicht  den  geringsten  Geruch 
ch  Schwefelwasserstoff  zeigen.  Nach  schnellem  und 
llkommenem  Pressen  zwischen  Löschpapier  enthalten 
so  viel  Wasser,  wie  man  in  dem  auf  andere  Weise 
laltenen  Hydrate  annimmt.  4,027  Grm.  gaben,  mit 
hwefelsäure  behandelt,  2,880  Grm.  schwefelsaurer  Ba-' 
Icrde.  Diefs  entspricht  einer  Zusainmcusetzung  im  Htm- 
rt  von: 

46,66  Barylcrclc 
53,34  Wasser 

100,0tK 


421 

■ 

ver  von  weifrer  Farbe,  in  welchem  es  munöglich  ist,  zu 
OQlersdieideii,  ob  es  eine  homogene  Substanz  oder  ein 
Gemenge  sey. 

Ich  habe  indessen  eine  Flüssigkeit,  welche  ich  durch's 
Auskochen  von  Schwefelbarjnm  mit  nicht  zu  vielem.  Was- 
ser erhalten  hatte,  gegen  den  Zotzitt  der  Ljuft  geschützt, 
nehrere  Jahre  an  einem  kühlen  Orte  aufbewahrt.  Die 
rieh  zuerst  ausgeschiedenen  Krjstalle  waren  schuppige 
iber  mehrere  .Monate  später  bildeten  sich  Über  diesen 
idir  grobe  Krystalle,  wohl  von  «g-  bis  4-  Zoll  Länge. 
Von  dieseif  konnten  mehrere  Individuen,  von  welchen 
aan  sich  mit  Bestimmtheit  überzeugen  konnte,  daCs  sie 
ille  dieselbe  Krystallform  hatten,  zur  Untersuchung  an- 
gewandt werden.  Sie  waren  von  rein  weifser  Farbe, 
irorden  aber  beim  Zutritt  der  Luft  gelblich.  Die  Krj- 
stalle hatten  ein  tafelarliges  Ansehn,  und  erschienen  wie 
Hexagondodecaeder  mit  stark  abgestumpften  Endecken. 

2,680  6rm.  davon,  mit  einem  Gemenge  von  sehr 
rauchender  Chlorwasserstoff-  und  Salpetersäure  oxjrdirt 
so  dafs  aller  Schwefel  vollständig  in  Schwefelsäure  ver- 
irandelt  wnrde,  gaben  1,630  Grm.  schwefelsaurer  Ba- 
ryterde. Die  davon  getrennte  Flüssigkeit  mit  Schwefel- 
Bänre  versetzt,  gab  0,516  Grm.  schwefelsaurer  Baryterde. 
Die  Zusammensetzung  der  Krystalle  war  nach  dieser  Un- 
tersuchung im  Hundert  folgende: 

■ 

Schwefelbarjam        44,14 
Barjterde  12,64 

Wasser         '  43,22 

100,00. 

Diefs  entspricht  einer  Verbindung  von  1  Atom  Ba- 
Tyterde  mit  3  Atomen  einfach  Schwefelbaryum  und  28 
Atomen  Wasser.     Diese  würde  im  Hundert  enthalten: 

h 

^oggeodorfTs  Annal.  Bd.  LY.  28 


3  At:  Scbwefelbaryum  43,W 

1  Ajt'  Baryterde  13,14 

28  At.  Wasser  43,26 

100,00. 

Nimmt  man  im  Baryterdehjdrat  10  Atome  W 
an^  so  verbindet  sich  das  Schwefelbarjum  mit  6 
men  Wasser,  und  die  chemische  Zusammensetzunf 

ser  Verbindung  würde  durch  die  Formel  Ba  fi^  ^  4-3] 
aufigedrttckf  werden  können.  In  der  That  verbinde 
9iaA  das  Schwefelbarjum,  wenn  es  im  isolirten  Zu 
dargestellt  wird,  gewöhnlich  wie  ich  weiter  unten  z 
werde,  mit  6  Atomen  Wasser. 

Auch  die  sich  zuerst  gebildeten  schuppenfön 
Krystalle,  von  welchen  nach  dem  Trocknen  verm 
Löschpapier  nicht  mit  Bestimmtheit  behauptet  wi 
konnte,  dafs  sie  keine  Mengung  seyen,  wurden  i 
sucht.  3,369  Grm.  davon  gaben  durch  Oxydation 
mittelst  rauchender  Salpeter-  und  Chlorwasserstoff 
1,058  Grm.  schwefelsaurer  Baryterde.  Aus  der  abf 
ten  Flüssigkeit  wurden  vermillelst  Schwefelsäure 
1,353  Grm.  davon  erhalten.  Diese  beiden  Mengen 
halten  sich,  freilich  nur  annähernd,  wie  3:4.  Man  k< 
daher  annehmen,  dafs,  wenn  wirklich  die  unters 
Substanz  kein  Gemenge  war,  in  derselben  3  Atome 
serhaltiges  Schwefelbaryum  mit  4  Atomen  Baryten 
drat  verbunden  seyen.     Die  nach  der  Formel 

4BaH*o  +  3BaH« 
berechnete  Zusammensetzung  weicht  von  der  gefund 
indessen  nicht  unbeträchtlich  ab. 


Berechnet. 

Gefunden 

Schwefelbaryum 

23,47 

22,79 

Batyterde 

28,30 

26,36 

Wasser 

48,23 

50;85 

100,00  100,00. 


428 

Worden  diese  Krystalle  in  heiCBem  Wassar  aofge- 
st,  so  krystalfisirte  ans  der  erkalteten  Aoflösung  rei- 
8  Baryterdehjdrat. 

Ich  habe  noch  eine  dritte  Analyse  einer  Verbin- 
ng  von  Schwefelbarynm  mit  Baryterdehydrat  angestellt, 
;  zwar  anch ,  nach  dem  Pressen  zwischen  Löschpapier, 
r  ein  weifses  krystallinisches  Pulver  darstellte,  dessen 
isammensetzung  indessen  bemerkenswerth  sich  zeigte, 
e  Verbindung  wurde  erhalten,  indem  eine  Auflösung 
D  Schwefelbarynm  in  einer  Retorte  erst  mehrere  Stun- 
n  hindurch  gekocht  wurde,  während  man  das  abde* 
llirte  Wasser,  mit  welchem  sich  Schwefelwasserstoffgas 
twickelte,  sorgfältig  durch  neues  kochendes  Wasser 
setzte  und  darauf  durch  Abdampfen  concentrirte ,  wo- 
i  sie  durch's  Erkalten  anschoCs.  1,5065  Grm.  davon 
ben  durch  Oxydation  0,520  Grm.  schwefelsaurer  Ba- 
terde, und  aus  der  abfiltrirten  Flüssigkeit  wurden  ver- 
ttelst  Schwefelsäure  noch  0,504  Grm.  davon  erhalten, 
ese  beiden  Mengen  sind  nun  zwar  nicht  gleich,  aber 
•ch  annähernd  gleich,  so  dafs  man  annehmen  kann,  dafs 
s  Verbindung  aus  gleichen  Atomen  von  einfach  Schwe- 
ibaryum  und  von  Baryterdehydrat  zusammengesetzt  sey. 
)er  abweichend  ist  die  Menge  des  Wassers;  nimmt  man 
I  Baryterdehydrat  10  Atome  davon  an,  so  mufs  man  in 
eser  Verbindung  auch  im  Schwefelbarynm  eben  so  viele 
(nehmen,  und  nicht  6  Atome,  wie  das  Schwefelbaryum 
den  andern,  schon  oben  angeführten  Verbindungen 
id  im  freien  Zustand  aufzunehmen  pflegt. 

Nach  der  Formel  BaH*°+BaH'°  ist  die  Verbin- 
QDg  im  Hundert  folgendermafsen  zusammengesetzt: 

Berechnet.  Gefunden. 

Schwefelbarynm         24,81  25,04 

Baryterde  22,44  21,96 

Wasser  52,75  53,00 

100,00  100,00. 

28* 


425 

idwefebaurMi  Baryterde  abgesonderte  FlOssigkeit  eine 
räUoDg  mit  Schwefelsäiure,  eio  Beweu,  dab  das  erhaltene 
chfrefelbaryom  nie  rein  Ton  BaiTterdehydrat  ist.  Bis- 
weilen war  indessen  die  Fttllnng  so  unbedeatend,  dab 
lan  deatlich  aas  der  geringen'  Menge  derselben  schlie- 
&k  konnte,  dab  das  Barjrterdehydrat  als  eine  Veriiin- 
ing  von  Schwefelbarjrum  mit  Barjrterdehydrat  nur  ge- 
engt, nicht  chemisch  mit  dem  Scbwefelbarjum  veii>un- 
m  gewesen  ist. 

Ich  habe  drei  Analysen  von  Schwefelbaryum  ange- 
edt,  das  zu  verschiedenen  Zeiten  erhalten  worden  war. 

I.  1,795  Grm.  gaben  durch  Oxydation  1^86  Grm. 
hwefelsaore  Baryterde.  Mit  Schwefelsäure  wurden  aus 
sr  getrennten  Flüssigkeit  0J92  Grm.  davon  erhalten. 

IL  2,152  Grm.  gaben  durch  Oxydation  1,593  Grm., 
id  darauf  durch  Schwefelsäure  noch  0,147  Grm.  schwe- 
lsaurer Baryterde. 

III.  3,Oi27  Grm.  gaben  2,378  Grm.  schwefelsaurer 
iryterde  durch  Oxydation  und  0,043  Grm.  vermittelst 
Jiwefelsäure. 

Dieb  entspricht  folgenden  Zusammensetzungen: 


I. 

11. 

UI. 

Sdiwefelbaryam 

Baryterde 

Wasser 

51,99 

7,02 

40,99 

53,72 

4,46 

41,82 

56,99 

0,92 

42,09 

100,00      100,00      100,00. 

Die  dritte  Quantität  des  analysirten  Schwefelbaryums 
ar,  wie  man  sieht,  die  reinste,  die  am  wenigsten  mit 
aryterdebydrat  verunreinigte.  In  ihr  war  indessen  das 
diwefclbaryum  mit  einer  andern  Menge  Wasser  Ver- 
anden, als  in  den  beiden  andern  Qnaiititäten. 

In  der  ersten  untersuchten  Menge  erfordern  7,02  Th. 
^yterde  8,25  Th.  Wasser,  um  das  Hydrat  zu  bilden;' 


427 


Kiystallisation  abgeschieden  hat,  entwickeln  einen  atar- 
len  Geruch  nach  Schwefelwasserstoff,  wenn  sie. mit  neu- 
ralen Manganoxydulsalzen  Termischt  werden,  Ist  die 
'liissigkeit  nnr  einigermafsen  concentrirt,  so  entweicht 
abef  der  Schwefelwasserstoff  gasförmig  unter  starkem 
rausen.  Sie  enthalten  daher  das  Sulphhydrfir  des  Schwe- 
Ibaryums. 

Diese  Flfissigkeiten  sind  mehr  oder  weniger  gelblich 
sfärbt.  Aber  die  gelbe  Farbe  ist  ihnen  nicht  eigen- 
ümlich*  Dieselbe  rührt  von  einer  höheren  Schweflungs 
ufe  des  Baryums  her,  die  so  sehr  leicht  entsteht,  wenn 
ich  nur  die  geringste  Menge  von  atmosphärischer  Luft 
it  der  Auflösung  des  Sulphhydrürs  in  Berührung  kommt« 
llen  Chemikern  ist  hinlänglich  bekannt,  wie  schwer  es 
t  das  Sulphhydrür  des  Schwefelammoniums  farblos  zu 
halten.  Wenn  der  Wasserstoff  des  Sulphhydrürs  sich 
i  Wasser  oxydirt,  so  Verbindet  sich  der  ausgeschiedene 
diwefel  zu  einer  höheren  Schweflungsstufe  des  Metalls. 

Concentrirt  man  die  Auflösung  des  Baryumsulphhy- 
ürs  durdi  Abdampfen  in  einer  Retorte,  so  entweicht 
it  den  Wasserdämpfen  Schwefelwasserstoffgas.  Endlich 
starrt  bei  gehöriger  Concentration  die  Flüssigkeit  durch's 
rkalten  zu  einer  krystallinischen  Masde,  die  mit  Man- 
Doxydulauflösung  behandelt,  eine  änfserst  starke  gas* 
rmige  Entwicklung  von  Schwefelwasserstoff  veranla&t. 

Ich  habe  dieses  feste  Baryumsulphhydrür  nicht  quan 
ativ  untersucht,  da  es  wohl  schwer,  einerseits  von. ei- 
r  höheren  Schweflungsstufe,  andererseits  von  Schwe 
Ibaryum  und  selbst  wohl  von  etwas  Baryterdebydraf 
halten  werden  kann.  Es  ist  nicht  auflöslich  in  Alko 
•1,  weshalb  derselbe  zur  Abscheidung  der  verschiedenen 
ibstanzen  untauglich  ist. 

Die  höheren  Schweflungsstufen  des  Baryums  verbin- 
!0  sich  nicht  mit  Schwefelwasserstoff;  und  in  dem  Maafse 
ifs  das  Sulphhydrür  Schwefel  aufnimmt,  verliert  es  Schwe 
Iwasserstoff.    Wird  die  Auflösung  des  Baryumsulphhy 


429 

fffdrat  absdieidet  und  jenes  Schwefelsalz  aufgelöst  bleibt, 
da  der  Unterschied  in  der  Aaflöslichkeit  beider  in  Was- 
ser grofs  ist.  Das  Baryterdehydrat  scheidet  sich  theils 
rein  ab,  theils  verbindet  es  sich  mit  Schwefelbaryam  za 
eigenthümlichen  Verbindungen,  die  löslicher  sind  als  das 
reine  Baryterdehydrat,  in  welchen  Doppelverbindungen 
indessen  die  Bestandtheile  mit  so  wenig  Verwandtschaft 
veiiionden  sind,  dafs  durch  Umkrystallisation  das  schwer- 
lösliche fiaryterdehydrat  sich  rein  ausscheidet,  während 
das  Schwefelbaryum  von  Neuem  durch  Wasser  auf  die 
erwähnte  Weise  zersetzt  wird.  —  Durch  einmaliges  Ko- 
den  mit  Wasser  scheint  das  Schwefelbaryum  gewöhn- 
lich in  Sulphhydrür  und  in  Verbindungen  von  Schwefel- 
baryum mit  Baryterdehydrat  zu  zerfallen,  welche  letztere 
durch  nochmalige  Behandlung  mit  Wasser  Baryterdehy- 
drat-Kry  stalle  geben,  während  das  Schwefelbaryum  zer- 
legt wird. 

Man  könnte  es  auffallend  finden,  dafs  unter  den 
Prodncten  der  Zersetzung  des  Schwefelbaryums  vermit- 
telst des  Wassers  auch  ziemlich  reines  Schwefelbaryum 
im  wasserhaltigen  Zustande  erhalten  werden  kann.  Aber 
80  wie  einerseits  das  Baryterdehydrat  sich  mit  Schwefel- 
baryum verbindet,  kann  auch  wohl  das  Baryumsulphhy- 
driir  Schwefelbaryum  aufnehmen.  Wenn  aber  die  Auf- 
lösung dieser  Verbindung  abgedampft  wird,  so  wird  Schwe- 
felbaryum frei,  theils  indem  Schwefelwasserstoff  mit  den 
Wasserdämpfen  gasförmig  entweicht,  theils  indem  durch 
Concentrirung  und  Erkaltung  der  Auflösung  das  Schwe- 
felbaryum sich  vom  Sulphhydrür  trennt,  sich  krystalli- 
nisch  ausscheidet,  und  durch  eine  zu  geringe  Menge  Was- 
ser und  durch  die  Gegenwart  der  Auflösung  des  Sulph- 
bydrürs  der  Zersetzung  entgeht,  die  es  bei  Abwesenheit 
desselben  durch  mehr  Wasser  erleiden  würde. 

Man  könnte  gegen  diese  Ansicht  einwenden,  dafs 
reines  Schwefelbaryum  sich  auch  durch  kaltes  Wasser 
aus  der  Masse  darstellen  lädst,  die  durch  Zersetzung  dev 


baitene  Jt  lussig&eit  dcnweteiDaryum  eütbaiteD,  von 
die  eine  mit  einer  nur  geringen  Menge  von  Baryns 
bjdrör,  die  andere  mit  etwas  Baryterdehydrat  "v 
den  war. 

,  Man  kann  indessen  dagegen  einwenden,  dafs 
den  Auflösungen  eben  so  gut  BaryumsuIphhydrC 
Baryterdehydrat  in  dem  Verhältnifs  zugegen  seyn 
ten,  dafs  durch  die  Oxydation  derselben  nur  sei 
saure  Baryterde,  in  einem  Falle  mit  etwas  übers 
ger  Schwefelsäure,  im  andern  Falle  mit  etwas  übei 
siger  Baryterde  entstehen  mufste.  Bei  gehöriger  C 
tration  treten  dann  Umstätide  ein,  unter  denen  Bj 
sulphhydrür  und  Baryterdehydrat  sich  zu  krystall 
Schwefelbaryum  verbinden. 

Schwefelstrontium. 

Schwefelstrontium  wird  vom  Wasser  auf  eint 
auffallendere  Weise  als  Schwefelbaryum  zersetzt, 
gröfsere  Schwerlöslichkeit  des  Strontianerdehydra 
die  des  Baryterdehydrats  ist  die  Ursache,  dafs  e 
sich  aus  den  durch's  Auskochen  des  Schwefelstro 
mit  Wasser  erhallenen  Flüssigkeiten  reiner  absetz 

Es  wurde  zu  den  Versuchen  Schwefelstroutit 


4SI 

T  AaflOsung  in  Säuren  einen  höchst  unbedeutenden  Ge- 
ck von  Schwefelwasserstoff  entwickelte. 

Die  von  den  Krjstallen  getrennte  FiOssigkeit  ent- 
ekelte,  mit  einer  Auflösung  von  schwefelsaurem  Man- 
Qoxydul  versetzt,  unter  Brausen  Schwefelwasserstoffgas. 

Als  das  Auskochen  der  kohligen  Masse  fortgesetzt 
irde,  so  zeigten  die  erhaltenen  filtrirten  Flüssigkeiten 
dlich  fast  gar  keinen  Geruch  nach  Schwefelwasserstoff- 
s  durch  Säuren,  und  sie  enthielten  fast  reine  Strontian- 
dc  aufgelöst 

A^urden  die  vom  Strontianerdehydrat  getrennten 
üssigkeiten  in  einer  Retorte  abgedampft,  so  entwich 
it  den  Wasserdämpfen  mehr  Schwefelwasserstoffgas  als 
eis  bei  den  Auflösungen  des  Baryumsulphhjdrfirs  der 
ill  ist  Beim  Erkalten  setzte  sich  aber  aus  den  con- 
iOtrirten  Flüssigkeiten  wiederum  nur  reines  Strontian- 
dehydrat  ab,  während  Strontiumsulphhjdrür  aufgelöst 
ieb;  es  mufste  die  Concentration  bis  zu  einem  ziemlich 
iringen  Volumen  fortgesetzt  werden,  um  die  Krjstalle 
!8  erhaltenen  Hydrats  mit  etwas  Schwefelstrontium  oder 
elmehr  von  Sulphhydrür  gemengt  zu  erhalten. 

Es  glückte  mir  nicht  aus  den  Auflösungen  weder 
!Jiwefelstrontium  noch  Verbindungen  desselben  mit  Stron- 
merde  darzustellen. 

Ich  habe  das  Strontianerdehydrat,  das  aus  ziemlich, 
irch  Abdampfung  concentrirten  Auflösungen  erhalten 
orden  war,  untersucht,  und  es  bei  verschiedenen  Be- 
itungen  von  derselben  Beschaffenheit  gefunden.  —  2,620 
rm.  des  Hydrats,  mit  Schwefelsäure  versetzt  und  das 
anze  geglüht,  gaben  1,769  Grm.  schwefelsaurer  Stron- 
inerde.  —  2,0495  Grm.  des  Hydrats  von  einer  andern 
ereitung  gaben,  auf  dieselbe  Weise  behandelt,  1,397 
rm.  schwefelsaurer  Strontianerde.  Die  Zusammensetzung 
es  Hydrats  nach  diesen  beiden  Versuchen  ist.  im  Hnn- 
ert: 


bjdratSy  wenn  man  in  demselben  10  Atome  Wasi 
gen  einen  der  Erde  annimmt^  ist  im  Hundert: 

Strontianerde    "  36,53 
Wasser  63,47 

"iöäöoT 

Der  Unterschied  der  gefundenen  Resultate  ui 
berechneten-  liegt  wohl  darin,  dafs  in  dem  unters 
Hydrate  eine  kleine  Menge  tou  Schwefelstrontiu 
halten  war,  oder  vielmehr  wahrscheinlicher  von 
tiumsulphhjdriir,  aus  dessen  Auflösung  die  Mutti 
bestand,  aus  welcher  das  Hydrat  herauskrystallisirl 

Wurden  diese  Mutterlaugen  immer  mehr  dun 
dampfen  concentrirt,  wobei  Schwefelwasserstoffgs 
in  um  so  reichlicher  Menge  entwickelte,  als  das 
men  der  Auflösung  geringer  wurde,  so  wurden  sie 
Bildung  einer  höheren  Schweflungsstufe  gelber,  i 
krystallisirte  endlich  aus  der  sehr  eingedampften  F 
keit  Strontiumsulphhydrür. 

Nach  diesen  Versuchen  zerlegt  sich  also  das  i 
felstrontium  durch  Behandlung  mit  Wasser  Tolh 
in  Strontiumsulphhydrür  und  in  Strontianerdehydn 


4S3 


Schwefelcalcium. 

Es  wurde  zu  den  Versuchen  Schwefelcalcium  ange- 
andt,  das  durch  Behandlung  der  schwefelsauren  Ralk- 
'de  mit  einem  Ueberschufs  von  Kohle  in  der  Weifs- 
fihhilze  erhalten  worden  war. 

Wurde  die  erhaltene  Masse  mit  kaltem  oder  mit 
»chendem  Wasser  behandelt,  so  wurden  Flfissigkeiten 
halten,  die  einen  starken  Geruch  von  Schwefelwas- 
irstoff  durch  Zusatz  einer  Auflösung  von  schwefelsau- 
im  Manganoxydul  entwickelten.  Wenn  die  Masse  dar- 
if  so  lange  mit  Wasser  gekocht  wurde,  als  noch  in 
m  Auflösungen  auf  diese  Weise  Sulphhydrür  entdeckt 
erden  konnte,  wozu  bedeutende  Mengen  von  ^Wasser 
forderlich  waren,  so  löste  femer  Wasser  aus  dersel- 
sn  fast  nur  Kalkerde  auf.  Der  Röckstand  bestand  mei- 
entheils  aus  Kalkerdehydrat. 

Aus  keiner  der  erhaltenen  Flüssigkeiten  setzte  sich 
ifch's  Erkalten  ein  krystallinischer  Absatz  ab,  wohl 
ich  schon  aus  dem  Grunde,  weil  das  Kalkerdehydrat 
I  heifsen  Wasser  schw^i  löslicher  als  im  kalten  ist. 

Die  grofse  Schwerlöslichkeit  des  Kalkerdehydrats 
I  Wasser  bewirkt,  dafs  das  Schwefelcalcium  durch  das- 
Ibe  fast  ganz  in  Sulphhydrür,  das  sich  auflöst,  und  in 
ilkerdehydrat,  das  meistentheils  unaufgelöst  zurückbleibt, 
rföUt.  Diefs  enthält  indessen  immer  noch  Schwefelcal- 
im.  * 

Werden  die  Auflösungen  des  Sulfhydrürs  in  einer 
störte  durch  Abdampfen  concentrirt,  so  entweicht  mit 
n  Wasserdämpfen  eine  sehr  grofse  Menge  von  Schwe- 
wasserstoffgas;  weit  mehr  als  diefs  unter  ähnlichen  Um- 
Inden  bei  den  Auflösungen  des  Baryum-  und  des  Stron- 
imsulphhydrürs  der  Fall  ist.  Diese  Entwicklung  ist  um 
reichhaltiger,  je  geringer  das  Yolum  der  Flüssigkeit 
ird. 

Aus  den  erkalteten  concentrirten  Flüssigkeiten  setzten 


434 

sich  kleine  Krjstalle  von  schwefelsaurer  Kalkerde,  &t 
in  dem  angewandten  Schwefelcalcium  wohl  schon  ent- 
halten, und  der  Zersetzung  durch  Kohle  entgangen  wa- 
ren, und  von  Kalkerdehydrat,  das  etwas  Schwefelcaldnm 
enthielt,  ab. 

Werden  die  Flüssigkeiten  noch  mehr  eingeengt,  so 
werden  sie  gelber,  es  schlägt  sich  aus  ihnen  oft  ein  wei- 
Ises  Pulver  nieder,  das  schwdQichtsaure  Kalkerde  ist,  und 
durch  Kochen  aus  der  in  der  Flüssigkeit  sich  gebildeten 
unterschweflichtsauren  Kalkerde  sich  erzeugt  hat 

In  den  sehr  concentrirten  Flüssigkeiten  bilden  sich 
endlich  durch's  Erkalten  lange  spiefsartige  Krystalle  von 
goldgelber  Färbe,  deren  Menge  indessen  nur  geriüg  ist, 
obgleich  das  Yolumen  derselben  bedeutend  erscheint,  so 
lange  sie  noch  nicht  von  der  Flüssigkeit  getrennt  sind, 
aus  welcher  sie  sich  abgeschieden  haben. 

Dieselben  Krjstalle  erscheinen  beim  ferneren  Ab- 
dampfen, wobei  endlich  die  Entwicklung  des  Schwefel- 
wasserstoffgases so  bedeutend  wird,  dafs  die  Flüssigkeit 
beim  Concentriren  in  der  Retorte  bedeutend  schäumt. 
"Wenn  endlich  das  Abdampfen  so  weit  fortgesetzt  wird, 
dafs  die  Flüssigkeit  beim  Erkalten  zu  einer  krystallini- 
schen  Masse  erstarrt,  so  besteht  diese  wesentlich  aus  den- 
selben goldgelben  Krystallen,  wie  die,  welche  sich  schon 
durch's  Erkalten  der  sehr  eingeengten  Auflösungen  abge- 
setzt haben.  Sie  enthalten  nur  etwas  Mutterlauge  einge- 
schlossen, in  welcher  Spuren  von  Sulphhydrür  aufgelöst 
sind. 

Diese  Krvstalle  entwickeln  keinen  Geruch  nadi 
Schwefelwasserstoffgas,  wenn  sie  mit  neutraler  Mangan- 
oxydulauflösung behandelt  werden,  wohl  aber  wenn  man 
sie  mit  Säuren  übergiefst.  Werden  sie  in  Chlorwasser- 
stoffsäure  aufgelöst,  so  ist  die  Auflösung  stark  milchicht 
von  ausgeschiedenem  Schwefel ;  in  der  filtrirten  Auflösung 
bringt  Chlorbaryum  keinen  Niederschlag  hervor.  Mit  ver- 
dünnter Schwefelsäure  übergössen,   zeigen  die  Krystalle 


435 

nr  dnen  Gerudi  nach  SchwefetwaBseratoff ,  nicht  nach 
:hweflichter  Säure.  Mit  sehr  vielem  Wasser  nach  and 
ich  bebandelty  hinterlassen  sie  einen  weiben  Rückstand, 
sr  Kalkerde  ist.  Erhitzt  geben  sie  Wasser  und  Schwe- 
I;  es  bleibt  ein  weifser  Rückstand,  der,  mit  Chlorwas- 
rstoffeaare  behandelt,  Schwefelwasserstoffgas  entwickelt, 
Shrend  die  Aaflösang  milchicht  darch  ausgeschiedenen 
jiwefel  wird;  in  der  abfiltrirten  Flüssigkeit  bringt  Chlor- 
iryum  einen  Niederschlag  hervor.    * 

Es  folgt  aus  diesen  Versuchen,  dafs  diese  Krystallc 
»ne  schwefelsaure,  schwef lichtsaure  und  unterschwef- 
^htsaure  Kalkerde  noch  Caiciumsulphhydrür  enthalten, 
ohl  aber  ein  höheres  Schwef elcalcium ,  verbunden  mit 
alkerdehydrat. 

Ich  habe  mehrere  Analysen  dieses,  merkwürdigen 
ilzes  angestellt,  zu  denen  freilich  nur  sehr  geringe  Quan- 
äten  verwendet  werden  konnten,  die  aber  übereinstim- 
endere  Resultate  gaben,  als  man  es  erwarten  konnte, 
e  zeigten  wenigstens,  dafs  die  Krystalle,  die  sich  aus 
;n  sehr  conccntrirten  Auflösungen  durch's  Erkalten  ab- 
Izen,  wesentlich  von  derselben  Zusammensetzung  sind. 

Die  Krystalle  wurden,  nachdem  sie  aus  der  Flüs- 
gjkeit  genommen  worden  waren,  durch  Pressen  zwischen 
äschpapier  von  der  Mutterlauge  gereinigt. 

Die  Resultate  von  vier  Analysen  waren  folgende: 

I.  0,603  Grm.  hinterliefsen,  mit  concentrirtem  Kö- 
gswasser gekocht,  0,026  Grm.  Schwefel.  Die  abgeson- 
rte  Flüssigkeit  gab,  mit  Ammoniak  gesättigt,  mit  oxal- 
iirem  Ammoniak  Oxalsäure  Kalkerde,  welche  geglüht 
120  Grm.  kohlensaure  Kalkerde  lieferte.  Die  von  der 
alsauren  Kalkerde  getrennte  Flüssigkeit  gab,  mit  Chlor- 
ryum- Auflösung,  0,600  Grm.  schwefelsaure  Baryterde. 

II.  0,401  Grm.  gaben,  auf  dieselbe  Weise  behan- 
It,  0,035  Grm.  Schwefel,  0,281  Grm.  kohlensaure  Kalk- 
ie  und  0,274  Grm.  schwefelsaure  Baryterde. 

m.     0,340  Grm.  gaben  0,024  Grm.  Schwefel,  0,233 


436 

Grm.  kohlensaare  Kalkerde  und  0,291  Gnn.  sdmdd' 
saure  Barjterde. 

IV.  1,180  Grm.  gaben  0,116  Grm.  Schwefel,  0,8« 
Gnn.  kohlensaure  Kalkerde  und  0,895  Grm.  schwefd 
saure  Baryterde. 

Die  angewandten  Mengen  waren  nach  und  nach  durch 
Abdampfen  der  Flüssigkeiten  gewonnen  worden,  die  yierti 
ak  die  Auflösung  schon  so  concentrirt  war,^  dafs  sie  fai 
durch's  Erkalten  erstarrte. 

Die  erhaltenen  Resultate  entsprechen  folgenden  Mei 
gen  Ton  Calcium  und  von  Schwefel  im  Hundert: 


I. 

II. 

m. 

IV. 

Calcium 

28,1? 

28,33 

27,74 

27,75 

Schwefel 

18,04 

18,15 

18,86 

20,29. 

In  dem  Maafse,  als  das  Abdampfen  fortgesetzt  wurde 
verunreinigten  sich  nach  diesen  Versuchen  die  Krjstall 
mit  etwas  noch  nicht  zersetztem  Sulphhjdrür,  von  wel 
chcm  sie  schwer  durch's  Pressen  mit  Löschpapier  zu  rei 
nigen  waren. 

Die  erhaltenen  Resultate  entsprechen  am  besten  ei 
ner  Zusammensetzung,  bestehend  aus  1  Atom  fünffad 
Schwefelcalcium,  mit  5  Atomen  Kalkerde  und  20  Atome 
Wasser.     Eine  Verbindung  nach  der  Formel: 

CaS*  +  5Ca+20H 
zusammengesetzt,  besteht  im  Hundert  aus: 


6  At. 

Calcium 

29,03 

5  At. 

Schwefel 

19,01 

5  At. 

Sauerstoff 

9,45 

20  At. 

Wasser 

42,51 

k 

100,00. 

r 

l 

Diese  Verbindung  hat  sich  erzeugt,  indicm  durch 
Kochen  der  Auflösungen  Schwefelwnsserstotitf  gasfönn 
entwichen  ist,  wodurch  das  CalciumsulphhydiöHr  in  Schw 
felcaicium  verwandelt  wurde.     Durchs  Koc^hen  ist  fern 


437 

aus  der  nntenchweflichtsaaren  Kalkerde, -  die  sich  nach 
und  nach  in  den  vielen  Auflösangen  erzeuf^t  hat,  schwe- 
rdsaurc  Kalkerde  gebildet  iivorden,  die  sich  vor  Erzen- 
gong  des  untersuchten  Salzes  abgesetzt  hat,  wlihrcnd  der 
Schwefel  sich  mit  dem  Schwefelcaldum  zu  einem  höhe- 
ren .Scbwefelcaldum»  verbanden  hat,  das  mit  der  aufge- 
lösten Kalkerde  die  untersuchten  Krystalle  bildete. 

Es  folgt  hieraus  9  dafs  das  Calciumsulphhjdrür  nur 
in  Auflösungen,  nidit  in  fester  Fonn  existiren  kann,  — 
äne  Thatsache,  die  schon  Berzelius  bemerkt  hat  ' ). 


IV.  Untersuchungen  über  die  PassiPilat  der  Me- 
talle und  über  die  Theorie  der  Fbitaschen 
Säule',  pon  Hrn.  Mnrtens. 

Mitglied  der  K.  Acadenu«:  zu  Brüssel  und  Prof.  der  Clieinie  eii  Lßwen* 

(Mitgedirih  Yooi  Verf.  aus  dem  Bullet»  de  Vacttd,  rvy,  de  ßruxelles^ 

T,  Flii  p,^ßlb.) 


Jjekanntlich  hat  die  dunkle  Rolhglühhitze  oder  die  Ein- 
taacbung  in  sehr  concentrirte  Salpetersäure  die  Eigen* 
Khaft,  Eisen  und  andere  Metalle  passiv  zu  machen,  d.  h. 
muiDgrcifbar  von  käuflicher  nicht  rauchender  Salpeter- 
sSore,  welche  das  gewöhnliche  Eisen  lebhaft  angreift. 
Neuere  Untersuchungen  haben  mir  gezeigt,  dafs  man  das- 
selbe Resultat  durch  Eintauchuug  des  Eisens  in  andere 
Flüssigkeiten  erhalten  kann.  So  wird  das  Eisen  durch 
Irystallisirbare  oder  sehr  concentrirte  Essigsäure  eben 
80  gut  ZMibereiiei  {prepare)  als  durch  Salpetersäure  von 
48"  oder  49^  '),  und  dieis  ist  um  so  sonderbarer  als 

1)  Lehrback  der  Chemie,  Th.  IV  S.  294. 

2)  Vermodilich  des  Arnoroeters  der  Pharm,  hntnv.^  cntsprecliend  einem 
spec.  Gew.  TOD  1,50  kU  IJ&l.  P> 

VoggeadortPs  Anaai  Bd.  LV.  ^9 


480 

.  IK«M  Eira^eiiiii|ig0D  stehen  offenbar  im  ZulBainmcn- 
hang  nil  den  frfihar  Ton  Marianini  beobachteten;  vom 
fimSuh  der  flÜBsigen  Leiter  auf  die  Abändening  des  re- 
lativen elektromotoriBcben  Vermögens  der  Metalle  '). 
Marianini  zeigt ,  dafs  alle  Metalle  an  relativem  elek> 
tromotorischem  Yarmögen  gewinnen  oder  verlieren,  d.  h. 
iich  qiehr  oder  weniger  von  ihrem  natürlichen  eleltro- 
positiven  Zastand  entfernen,  je  nach  der  Natur  der  FlQs- 
sigkdtt  mit  welcher  sie  im  Contacte  stehen,  selbst  wenn 
diese  FlQssigjkeit  nicht  chemisch  auf  sie  einwirken  kann; 
ond.diefs  ist  ohne  Zweifel  die  Ursache  der  Polarität,  wel- 
che alle  Metalle  zeigen,  wenn  sie  zum  Theil  in  eine  FIüs- 
«igkeit  getaucht  sind,  indem  der  herausragende  Theil  noth- 
wendjg  in  einem  anderen  elektrischen  Zustand  befindlich 
seyn  mub  als  der  eingetauchte,  der  dem  Einflnfs  des  flüs- 
Ngen  Leiters  unterworfen  ist.  Das  Eisen  zeigt  uns  diese 
Polarität  in  hohem  Grade,  wenn  es  an  einem  seiner  En- 
den durch  Eintauchung  in  sehr  concentrirte  Salpetersäure 
oder  Essigsäure  passiv  gemacht  ist.  Diefs  Ende  weicht 
in  seinem  elektrischen  Zustande  dergestalt  von  dem  nicht 
in  Säure  eingetauchten  ab,  dafs  es,  mit  letzterem  galva- 
nisch itrombinirt,  einen  beträchtlichen  Strom  in  guten  Lei- 
tern'giebt,  wie  ich  in  einer  früheren  Notiz  über  die  Pas- 
sivität des  Eisens  gezeigt  habe  ^  )• 

Berücksichtigt  man  die  elektrische  Polarität,  welche 
die  l^talle  annehmen,  wenn  sie  mit  einem  Theil  in  eine 
Flüssigkeit  oder  mit  beiden  Enden  in  zwei  verschieden- 
artige Flüssigkeiten  tauchen,  so  kann  man  sich  Rechen- 
schaft geben  von  den  galvanischen  Strömen,  welche  man 
BBter  diesen  Umständen  ohpe  Contact  heterogener  Me- 
talle erhält,  so  wie  auch  von  der  statischen  Eiektricität, 
wejdie  sich  beim  Contact  ;von  Metalien  mit  Flüssigkei- 
ten zeigt;  und  bisweilen  von  anderer  Art  ist  als  die,  wel- 

1 )  Annqi.  de  chim.  et  de  phjrt»  7.  XXXXy  p*  40. 

t)  Buüet.  de  tacad^m.  roy.  de  BruxeUeA^  T.  FiL  p.  393 


441 

die  ErregmigBweiaen  der  Elektricität  und  die  Ureachen 
derselben  xu  so  widersprechenden  Resultaten  gelangt 
DieCs  %n  beweisen,  wird  mir,  glaube  ich,  im  Verfolg  die- 
ser Abhandlung  nicht  schwer  fallen. 

Erinnern  wir  uns,  dafs  das  passw  gemachte  Eisen 
einen  analogen  elektrischen  Zustand,  wie  der  des  Platins, 
d.  h.  eine  ähnliche  oder  fast  gleiche  elektromotorische 
Kraft^  wie  diefs  letztere  Metall  angenommen  hat,  so  dafs 
diese  beiden  Metalle,  in  Ermanglung  eines  merklichen 
Uoterschiedes  ihrer  elektrischen  Zustände,  durch  ihren 
Contact  keinen  sehr  beträchtlichen  Strom  hervorzubrin- 
gen vennOgen.  Diefs  glaube  ich  in  meiner  früheren  No- 
tis  über  die  Passivität  des  Eisens  hinreichend  bewiesen 
u  haben  ^).  Um  sich  davon  zu  fiberzeugen  braucht 
man  tibrigens  nur  ein  recht  sauberes  Platinschälchen  zu 
nehroeDy  darin  eine  etwas  saure  Liösüng  von  schwefelsau* 
rem  Kupferosyd  zu  schütten  und  den  Boden  des  Schäl- 
diens  mit  einem  in  die  Lösung  getauchten  passiven  Ei- 
sendraht zu  berühren.  Nach  einigen  Augenblicken  oder 
Minuten  findet  man  beim  Ausgiefsen  der  Lösung,  dafs 
der  Boden  des  Schälchens  gar  nicht  mit  reducirtem  Ku- 
pfer bedeckt  ist,  während  man,  wenn  man  den  Versuch 
mit  einem  gewöhnlichen  oder  nicht  zubereiteten  Eisen- 
draht wiederholt,  den  Boden  kupfrig  geworden  findet, 
weil  er  mit  diesem  Eisen  zum  negativen  Element  einer 
kriftigen  Kette  wurde,  und  sich  deshalb  unter  dem  Ein« 
flob  des  entstandenen  Stroms  mit  dem  aus  der  Zersetzung 
des  Salzes  hervorgehenden  Kupfers  bedecken  mufste.  Diefs 
bestätigt,  was  ich  schon  früher  ausgesprochen  habe,  dafs 
die  Passivität  des  Eisens  nur  das  Resultat'  einer  Abände- 
nmg  seines  natürlichen  elektrischen  Zustandes  oder  sei- 
vtx  elektromotorischen  Kraft  ist,  eben  so,  wie  wir  oft 
sehen,  dafs  Wärme  oder  andere  Umstände  in  den  übri- 
gen physischen  Eigenschaften  der  Körper,  namentlich  in 

1)  Buiki.  raead.  T.  Fll  p.  398. 


44S 

jnen,  fo  geschah  doch  die  Wauentoffentwicklung  bei  der 
nicht  präparirten  viel  rascher  als  bei  der  präparirten. 
Mach  7  Minaten  hatte  die  erste  140  Cubcm.  Wasser- 
stofTgas  geliefert,  während  die  andere  zur  Entwicklung 
derselben  Gasmenge  17  Minuten  gebrauchte. 

Die  Erscheinungen  der  Passivität  des  Eisens  zeigen 
ans  den  grofsen  Einflufs  der  elektrichen  Zustände  der 
Körper  auf  deren  chemische  Reactionen,  und  sie  unter* 
stQtzen  die  schöne  elektro- chemische  Theorie  des  be- 
rühmten Berzelius.  Sie  geben  auch  Rechenschaft  über 
Terschiedene  sonderbare  Beobachtungen,  die  in  neuerer 
Zeit  Ton  Faraday  gemacht  sind,  und  durch  welche  der 
gelehrte  englische  Chemiker  geglaubt  hat,  die  Theorie^ 
welche  die  galvanische  Elektrcität  vom  blofsen  Contacte 
heterogener  KOrper,  ohne  vorgängige  chemische  Action, 
ableitet, 'vollständig  umstürzen  zu  können.  Diese  Theo« 
rie,  die  ConiacUheorie,  zu  welcher  sich  gegenwärtig  noch 
die  meisten  deutschen  Physiker  bekennen,  und  die  mir 
den  Erscheinungen  mehr  zu  entsprechen  scheint  als  die 
Theorie«  welche  die  Elektricität  der  Volta'scheu  Säule 
als  Folge  einer  chemischen  Action  ansieht  ' ),  ist  vor 
Kurzem  von  Hm.  Faraday  in  einer  schönen  Arbeit 
lebhaft  angegriffen  worden  (S.  s.  Untersuchungen  über 
die  Elektricität,  Reihe  XVI  und  XVII,  eingerückt  in 
Poggendorff's  Aunalen,  Bd.  LII  und  Uli).  Es  ist 
die  Lesung  dieser  Abhandlungen,  welche  mich  bestimmt 
hat,  meine  frtihere  Arbeit  über  die  Passivität  des  Eisens 
wieder  aufzunehmen  und  zu  untersuchen,  ob  andere  Flüs- 
sigkeiten als  Salpetersäure  ebenfalls  das  Eisen  passiv  ma- 
ehen  könnten.  In  der  That  überraschte  es  mich  bei  Le* 
SQDg  der  Versuche  des  Hrn.  Faraday,  dafs  dieser  be- 
röhmte  Physiker,  um  den  Einflufs  des  Metallcontacts  auf 
die  Erzeugung  der  Volta'schen  Elektricität  zu  widerlegen, 
geglaubt  hat,  sich  besonders  auf  die  Beobachtung  des 

1)  Man  «die  meine  Memoire  sur  ia  piie  voUaique  in  den  Mimöt- 
r€9  de  tacadimie  de  BruaeelUs^  T.  Xlh 


444 

Contacts  Tom  Eis^i  und  Platin  beschicken  zo  kömun, 
und  dabei  als  flüssige  Leiter  des  Stroms  oder  yiclniekr 
als  Elektrolj^te  keine  anderen  Flüssigkeit^  als  concen- 
trirte  Lösungen  von  Schwefelkalium  oder  Aetzkali  und 
starke  Salpetersäure  anwandte.  Platin  und  Eisen,  paral- 
lel mit  einander  in  diese  Lösungen  getaucht,  und  aufser- 
halb  derselben  in  gegenseitigen  Contact  gesetzt,  riefen 
keinen  Strom  herror,  während,  wenn  ein  mit  schwacher 
Sliure  benäfstes  Papier  so  zwischen  die  Enden  der  M^ 
talle  gebracht  wurde,  dafs  deren  Contact  aufgehoben  war, 
ein  am  Galvanometer  merklicher  Strom  entstand.  Dar- 
ans  schliefst  Faraday,  dafs  der  Contact  zwischen  Pla- 
tin und  Eisen  keine  Elektricität  hervorrufen  könne,  denn 
sonst  hätte  sich  durch  die  erwähnten  Flüssigkeiten  hin 
ein  Strom  einstellen  müssen,  da  «ie,  wie  er  zuvor  ermit- 
telt hat,  für  schwache  Ströme  gute  Leiter  waren.  Weim 
man  dagegen,  sagt  er,  den  Metallcontact  vom  Eisen  und 
Platin  ersetzt  durch  eine  sehr  schwache  chemische  Actioo, 
wie  sie  die  zwischen  beide  Metalle  eingeschaltete  Sänre 
ausübt,  so  wird  die  Schwefel kalium-  oder  Kalilösung,  so 
gut  wie  die  Salpetersäure  von  einem  Strom  durchlaufeD. 
Daraus  mufs  man  schliefsen,  sagt  er,  dafs  die  schwäch- 
ste chemische  Action  einen  Strom  erregt  dort,  wo  der 
Metallcontact  ganz  unvermögend  ist,  einen  solchen  her- 
vorzubringen. 

Soll  dieser  Schlufs  gegründet  sejn,  so  mufs  man  sieb, 
meiner  Meinung  nach,  zuvor  versichern,  ob  nicht  der 
augewandte  Elektrolyt  oder  flüssige  Leiter  die  Eigenschaft 
habe,  den  natürlichen  elektrischen  Zustand  des  Eiseos 
abzuändern,  dem  des  Platins  ähnlich  zu  machen,  was 
natürlich  dem  Eisen  die  Fähigkeit  rauben  würde,  mit  letz- 
terem eine  wirksame  galvanische  Kette  zu  bilden.  Nun 
kann  man  sich  durch  directe  Versuche  überzeugen,  dafs 
allemal,  wenn  die  angewandten  Elektrolyte  (concentrirte 
Lösungen  von  Schwefelkalium  oder  Aetzkali,  starke  Sal- 
petersäure) nicht  das  Auftreten  des  galvanischen  Stroms 


446 

erlauben,  den  Eben  and  Platin  durch  ihren  Contact  zu 
erregen  trachten,  diese  Flüssigkeiten,  einzeln  genommen 
die  Eigensdiaft  haben,  das  in  dieselben  eingetauchte  EU- 
Ben  mehr  oder  weniger  passiv  zu  machen,  d.  h.  ihm  et- 
ilen elektrischen  Zustand,  ähnlich  dem  des  Platins,  mit- 
ratheilen;  so  daCs  eine  Kette  aus  Eisen  und  Platin,  in 
eine  der  drei  erwähnten  Flüssigkeiten  eingetaucht,  als  eine 
Kette  ans  zwei  Meti^Uen  von  gleichen  elektrischen  Ten- 
denzen oder  aus  zwei  elektrisch  homogenen  Metallen  zn 
betrachten  ist,  die,  wie  die  Contacttheorie  uns  lehrt, 
keinen  galvanischen  Strom  erzeugen  kann. 

Wenn  man  statt  der  concentrirten  Salpetersäure  sehr 
verdünnte  nimmt,  so  findet  man,  dafs  die  letztere  das  in 
sie  getauchte  Eisen  nicht  passiv  machen  kann,  und,  als 
Elektrolyt  zu  dem  F ar ad ay 'sehen  Versuche  angewandt, 
giebt  auch  diese  Flüssigkeit  einen  Strom«  Diefs  beweist, 
dafs  nur  der  passive  Zustand  des  Eisens  in  der  concen- 
trirten Säure  die  Ursache  der  Abwesenheit  des  Stroms 
ist,  welche  ohne  diesen  Umstand  der  Contact  vom  Ei* 
sen  und  Platin  erzeugt  haben  würde.  Wie  dem  auch 
Ky,  so  ist  es  leicht  zu  begreifen,  dafs  wenn  man,  durch 
Eioschaltung  einer  leitenden  Flüssigkeit  zwischen  das  Ei- 
sen und  das  Platin,  den  Metallcontact  aufhebt,  sich  ein 
Strom  einstellen  wird,  weil  das  Eisen  in  Folge  des  neuen 
Contacts  und  seines  Contacts  mit  dem  Elektrolyt  eine 
ZQr  Erzeugung  eines  schwachen  galvanischen  Stroms  hin- 
reichende elektrische  Polarität  annehmen  kann. 

Das  Zink  erleidet  durch  den  Contact  mit  flüssigen 
Leitern  niemals  so  grofse  Veränderungen  in  seiner  elek- 
tromotorischen Kraft  wie  das  Eisen,  kann  also  auch  nie- 
mals mit  dem  Platin  eine  unwirksame  Kette  bilden.  Eine 
Säule  aus  Zink  und  Platin,  geladen  mit  einer  Lösung  von 
Sdiwefelkalium,  giebt  einen  ziemlich  kräftigen  Strom,  ob- 
wohl weder  das  eine  noch  das  andere  dieser  Metalle  für 
sich  in  der  Kälte  emen  chemischen  Angriff  von  dieser 
Flüssigkeit  erleidet.      Die  Elektricitätserregung  in  dieser 


24^ 

öm  habeil  ttiOfete ');  allein  dazu  mOfste  man  die 

Action  dea  Stromefl  selber  fortnehmen  können,  was 

sehwierig,  wenn  nicht  unmöglich  ist;  denn  wir  wissen, 

die  schw&chsten  Ströme  im  Allgemeinen  die  zwischen 

Plattenpaaren  der  SSalen  befindlichen  flfissigen  Lei- 

versetzen.     Selbst  das  Wasser  wird  durch  den  schwa* 

1  Strom  eines  einzigen  Plattenpaars  zersetzt,  sobald 

eins  der  Metalle,  welche  als  Pole  dienen,  oxydirbar 

wie  ich  glaube  zuerst  in  meiner  Abhandlunf^  über 

gahanisehe  Säule,  S.  44,  gezeigt  zu  haben  *  )•    Uebri- 

\Doalen  Toa  Pogsendorff,  1841,  Bd.  L1I  S.  349. 

Mimoirts  dm  facud^mie  de  BruxeUe*^  T,  XIL  —  Dasselbe  liat 
utdem  Hr.  Grove  bestätigt  (Ana.  Bd.  AAAAVIÜ  S.  306),  aucb 
t  CS  demselben  durch  «In  sehr  sinnreiches  Verfahren  sogar  gelungen» 
y^iiiKx  durch  eine  einfache  Kette  mit  Platinpolcn  oder  nicht  ozj- 
irbareil^  Elektroden  zu  zorlegen,  indem  er  die  Verwandtschaft  der 
Jekfrode  auib  SaucrstofT  des  Wassers  dureh  eine  andere,  in'  dem- 
slben  Sinne  wirkende  Verwandtschaft  ersetzte  (Compi,  rtnd.  ds 
acad,  de  Paris  ^  April  1839). 

In  Poggendorff's  Annalen,  1841,  No.  3,  behandelt  auch  Hr. 
'.  G.  Henrici  die  Zersetzung  des  Wassers  durch  eine  einfache  Kette 
lit  ozydirbaren  Elektroden  sehr  avsluhrlich.  Mit  Unrecht  glaubt 
r  aber,  daCi  diese  Erscheinung  vor  ihm  noch  nicht  beobachtet  sey. 
Ir  leitet  dieselbe  davon  ab,  dafs  der  Strom  aus  einem  ozydirbarun 
letall  leichter  in  die  zu  zersetzende  Flüssigkeit  übergehe  als  aus  ei- 
lem  nicht  ozydirbaren.  Was  aber  beweist,  dafs  diefs  nicht  die  wahre 
Jrache  sey,  vielmehr  die  Erscheinung  von  der  Verwandtschaft  des 
njdirbaren  Metalls  zum  Sauerstoff  des  Wassers  herrühre,  wie  ich 
!S  zaersl  In  meinem,  der  Brüsseler  Arademic  am  2.  MSrz  1839  über- 
[ebenen  Mimoire  jur  la  pile  gaitfanitfue  ausgesprochen  habe,  ist: 
lafs  Hr.  Grove  die  W^asserzersctzung  durch  eine  einfache  Kette  mit 
Platinpolen  erhallen  hat,  indem  er  diese  Polplatlen  zum  Theil  in 
Gase  tauchte,  die  durch  ihre  respertiven  Verwandtschaften  die  Was- 
KTzersetznng  begünstigen  roofslen. 

Auch  Hm.  E.  Becquerel  ist  es  seitdem  geglückt,  Wasser  darcb 
«De  einfache  Kette  mit  Platinpolen  zu  zersetzen,  indem  er  in  dem 
VVaaser  Substanzen  löste,  die  Verwandtschaft  zum  Sauerstoff  oder  zum 
WatserstofF  haben.  Er  hat  auf  diese  W^eise  Ghlorwasser  zersetzt,  un- 
ter Bildung  von  Chlorwasserstoffsaure  und  unter  Sauerstoffentwickluog 
>>Q  positiven   Pol.-     Wassentoffgas  entwickelt«  nda  nicbit,  ^tÄV  dA,s 


die  beiden  Enden  dieses  Systems,  jedoch  das  d 
\im  zuerst,  in  reine  Salpetersäure  von  36^  oder 
«6  dafs.  sie  in  der  Säure  nur  um  einige  MiiUmel 
einanderstehen,  so  erhält  man  einen  Strom  ohne 
eine  merkbare  chemische  Action;  denn  wie  lan 
auch   die  Drähte   eingetaucht   erhalten  mag,   so 
doch,  wie  ich  mich  überzeugt  habe,  die  Säure  kei] 
änderung,  löst  nicht  die  geringste  Spur  von  Eise 
beide  Metalle  behalten  ihr  ursprüngliches  Gewichl 
ist  das  Eisen  unter  dem  Einflufs  des  Stroms,  für 
die  positive  Elektrode  war,  passiv  geworden  ' ). 
man  dagegen  das  Aufkommen  des  Stroms  verbind 
dem  man  Eisen  und  Platin  in  der  Säure  weiter  v 
ander  entfernt,  so  wird  das  ^Eisen  nicht  mehr  pai 
macht,  und   es  findet  ein  chemischer  Angriff  dci 
auf  das  Eisen  statt.    Diefs  ist  also  eine  positive 
che,  dafs  ein  galvanischer  Strom  ohne  chemische 
bestehen  kann. 

Wenn  die  chemische  Action  unter  den   ge^ 
chen  Umständen  immer  die  Ströme  begleitet,  s 
diefs  nicht  davon  her,  dafs  letztere  die  Wirkung 
steren  seyen,  sondern  davon,  dafs  sie  immer  die  voi 

#)i«r>#*KiafiTAnoTl    K*lncciarir  ükif  An  •711    •ror>CAf<von'   cii/*VkAn        T 


440 

P^'jdntDSteUen,  so  dafs  dieser  die  Conditio  dne  qua 
'^  der  Bneagang  galraniscber  Ströme  ist.  Man  aber 
Kennen  wir  znr  Erzeugung  dieser  Ströme  lieine  andere 
'ertSndig  wirkende  und  dieser  Erzeugung  vorangehende 
Tnache,  folglich  müssen  wir  uns  bis  jetzt  begnflgen,  sie 
em  Contact  zuzuschreiben,  ohne  dafs  es  nothwcudig  ist, 
"ilSren  zu  können,  wie  dieser  hiebei  wirke,  so  wenig 
ie  die  Chemiker  erklären,  wie  derselbe  wirke  bei  den 
lemischen  Erscheinungen ,  die  man  kaialytische  nennt. 

Hr.  Farad ay  wirft  der  Contacttheorie  noch  fol- 
nde  Thatsachc  vor.  Bildet  man  aus  Zink,  Platin  und 
:hwefelkaliumlösung  eine  Ketle,  so  ist,  wie  das  GaU 
mometer  zeigt,  so  lange  ein  Strom  vorhanden  als  das 
ink  chemisch  auf  die  Schwcfelkaliumlösung  einwirken 
mn;  so  wie  es  aber  mit  einer  Schicht  von  Sulfure  bc- 
M^kty  and  durch  )edc  fernere  Wirkung  der  Flüssigkeit 
if  das  Metall  abgehalten  ist,  hört  der  StroAi  auf,  ob- 
eich  der  Metallcontact  unterhalten  bleibt  '  ).  Allein 
lese  Erscheinung  erklärt  sich  sehr  hübsch  nach  der  Con- 
icttheorie.  So  lange  das  Zink  seinen  metallischen  Zu- 
tand  in  der  Lösung  behält,  mufs  ein  Strom  entstehen, 
reicher  die  chemische  Zersetzung  des  Sulfure  bewirkt, 
nd  den  Schwefel  zum  positiven  Element  der  Kette,  zum 
Bnk,  führt.  Wenn  darauf  das  in  die  Lösung  getauchte 
Enk  sich  mit  einer  Lage  von  Schwefelzink  bekleidet,  so 
Ulis  seine  elektromotorische  Action  verändert  werden, 
i^T.  vielmehr  seine  Stelle  als  Elektromotor,  dem  Platin 
^enüber,  wird  durch  das  Schwefelzink  eingenommen, 
'ir  -haben  also  eine  neue  Kette  aus  Schwefelzink  und 
Min,  die  aufserhalb  der  Lösung  durch  metallisches  Zink 
rbunden  ist.  Nun  weifs  man  aber  aus  der  Contact* 
^orie,  dafs  die  Wirkung  eines  solchen  Systems  ganz 
abhängig  ist  von  der  Natur  des  dazwischen  befindli« 
*n  Metalls.  Der  Einwurf  des  englischen  Physikers  ist 
nuacb  ohne  Gewicht.     Zwar  könnte  man  sagen,  dafs 

PoggcndorfFs  Annaleo,  1841,  Bd.  LH  S.  56. 


S5t 

n  Mar^cihaax  wahrgenommen  ist  *).  Faradajr  hat 
s  Wassereereefzang  auch  zwischen  PIntinpoIen  einer  eim 
jien  Zink -Platin -Kette  beobachtet,  als  er  der  verdflnn- 
1  Schwefelstture,  mit  welcher  sie  geladen  war,  einige 
*opfen  Salpetersäarc  hinzusetzte  (Annalen,  Bd.  XXXV 
225  §.  973),  was  ihn  eben  zu  dem  sonderbaren  Schlufs 
ranlafste,  die  SalpetersSuro  erhöhe  die  Intensität  des 
roms  auf  eine  ganz  eigenthOmliche  Weise. 

Von  jeder  kräftigen  galvanischen  Coinbination,  z.  B. 
r  Grove'schen  oder  Bansen 'sehen  bedarf  es  übri- 
ns  nur  einer  einfachen  Kette,   um  zwischen  Platinpo- 

I  in  verdünnter  Schwefelsäure  eine,  wenigstens  schwa- 
e,  Wasserzersetzung  in  sichtbaren  Blasen  zu  erhalten. 
\  hängt  indefs  vieles  dabei  von  der  Beschaffenheit  die- 
r  Polplatten  ab.  Die  Wirkung  wird  befördert,  wenn 
e  Platten  wohl  gereinigt  und  kurz  zuvor  ausgeglüht  wor- 
in sind.  Auch  die  GröfsTe  dcrsolben  ist  von  wesentli« 
em  Einflufs.  Die  Gasblasen  erscheinen  desto  leichter, 
kleiner  man  die  Platten  nimmt,  oder  besser  noch,  wenn 

an  diese  durch  blofse  Drähte  ersetzt,  indem  damit  die 
tensität  des  Stroms  in  den  einzelnen  Punkten  seiner 
uerschniltp  (oder  das,  was  man  eigentlich  nur  Intensi- 
t  nennen  sollte,  —  wie  es  auch  von  Ohm  geschieht) 
höht  wird,  vorausgesetzt  jedoch,  dafs  man  durch  ent- 
•rechendc  V^ergrc^fserung  der  Erregerplatten  den  gesamm- 

II  Widerstand,  der  Kette,  oder  vielmehr  die  Intensität 
!S  Stroms  im  gesammtcn  Querschnitt,  unverändert  erhält.  - 

Dieser  letzte  Einflufs  zeigt  sich  auch  sehr  deutlich 
i  Polplatlen  von  oxydirbnrer  Beschaffenheit.  Man  nehme 
B.  eine  einfache  Zink-Kupfcr-Ketfe  mit  Polplatten  von 
ipfer,  alle  vier  Plnttea  von  gleicher  Gröfse.  Dann  giefse 
n  verdünnte  Schwefelsäure  in  zwei  gleiche  Cjünder^ 
tscr,  und  zwar  das  eine  ganz  voll,  das  andere  aber 
r  bis  etwa  ein  Viertel  oder  weniger.  Nun  stelle  man 
(  Plattensjstem  hinein,  erstlich  so,  dafs  die  Polplatten 
das  ganz  gefüllte  Glas  stehen,  dann  so,  dafs  sie  ncV^ 

Gilb,   Anos/en,  Bd,  XI  S,  126. 


4,58 

Thatsacbey  dali  Schmiedciseu  uud  GuEscisen,  sds  Pol- 
platten  in  einer  Aelzlaiige  von  1  Tli.  Kali  uud  4  Tb. 
Wasser  angewandt,  einen  so  gut  wie  {gleich  starken  Strom 
liefern,  ungeachtet  jenes  den  Sauerstoff  frei  entweichen 
IflCst,  dieses  sich  aber  im  bedeutenden  Maafse  zu  Eiscu- 
sSure  mit  ihm  verbindet,  dagegen  zu  sprechen.  (Vergl. 
AnnaK  Bd.  LIV  S.374.) 

Der  nächste  Grund  zur  grOfsercn  Wirksamkeit  o\y- 
dirbarer  Polplatten  liegt  ohne  Widerrede  darin,  diifs  bei 
Anwendung  derselben,  der  Strom  eine  gröfsere  Stärke  be- 
hftit    hei  Gleichheit  der  Stromstärke  werden  Polplatleii 
von  MIatin  unfehlbar  eben  so  viel  Wasser  zersetzen  als 
Platten  von  Kupfer  oder  Zink.      Eis  kann  »nur  gefragt 
werden,  weshalb  Platiuplatten  den  Strom   mehr  schwä- 
chen als  Platten   von  oxydirbaren  Metallen.      Uumittel- 
bar  geschieht  diefs  ohne  Zweifel  dadurch,  dafs,  sobald 
die  Oberfläche  der  Polplatten  augegriffen  oder  stelig  er- 
neut wird,   die  sogenaunlc  Polarisation   und  vermuthlich 
auch  der  Uebergangswidej-sland  wegfällt.    Wie  aber  diese 
Btromschwäckeudcn  l'Jemcute  eigentlich  aufgehoben  wer- 
deu,  das  ist  nun  freilich  eine  Frage,  die  ihre  genügende 
Beantwortung  er^t  von  ferneren  Untersuchungen  erwartet. 
Auch  in   dem   Sntzc,   dafs   elektrische  Ströme  ohne 
'  dicmischc  Wirkung   durch   Flüssigkeiten  zu  gchcu  ver- 
nOgen,  kann  ich  mich  nicht  mit  dem  Hm.  Verf.  einver- 
standen erklären,  obwohl  dasselbe  auch  schon  von  Fa- 
raday  behauptet  worden  ist.     Ich  glaube,  dafs  ein  sol- 
cher Strom  eben  so  wenig  durch  eine  Flüssigkeit  gehen 
kann,   ohne  sie  zu   zersetzen,   als   er  einen  Metalldraht 
Xu  durchlaufen  vermag,  ohne  ihn  zu  erwärmen  und  mag- 
netisch zu  machen.     Alle  bisherigen,  scheinbar  gegen  die- 
sen Grundsatz  sprechenden  Beobachtungen  halte  ich  für 
Hiebt  entscheidend,  da  sie  der  Messungen  entbehren,  die 
zu   einem  richtigen  Urtheile  hier  durchaus  unentbehrlich 
sind.     Ich  will  diefs  durch  ein  Beispiel  erläutern. 

Eiu  Strom,  der  in  meiner  Sinusbussolc,  so  wie  ich 

VoggeDdarlPä  AanaL  Bd.  LV.  3A 


454 

sie  gewöhnlich  ajuetirc,  die  Nadel  nm  90^  ablenkt,  hat 
eine  solche  Stärke,  dafs  er  in  einer  Minute  14,54  Ku- 
bikcentimeter  des  Gemenges  von  Wasserstoff  und  Sauer- 
stoff aus  dem  Wasser  entbindet.  Ein  Strom  also,  der 
die  Nadel  nur  um  eine  Bogenminute  ablenkte,  würde  in 
derselben  Zeit  0,(>04  C.C.  des  Gasgemenges  entwickeln. 
Gesetzt  nun,  die  Wassermenge,  welche  man  elektrolj- 
sirte,  besäfse  nur  das  geringe  Yolum  von  50  C.C«  Diefe 
Volum  würde  etwa  1  C.  C.  des  Gasgem'enges  absorbireD 
oder  auflösen  können.  Zur  Entwicklung  von  1  CG. 
des  Gemenges  sind  aber  bei  der  letztgenannten  Stärke 
des  Stroms  250  Minuten  oder  -«twas  mehr  als  vier  Stun- 
den erforderlich.  Folglich  würde  der  Strom  über  vier 
Stunden  lang  wirken  können,  ehe  sich  eine  sichtbare 
Menge  Gas  entbände,  und  dabei  ist  noch  abgesehen  von 
der  Menge,  die  durch  eine  x\rt  von  capillarer  Anziehung 
an  den  Platten  festgehalten  werden  mag. 

Ich  bin  überzeugt,  in  den  meisten  Fällen,  wo  man 
dem  Strom  die  chemische  Wirksamkeit  abgesprochen  hat> 
ist  nicht  gehörig  erwägt  worden,  wie  schwach  derselbe 
sej.  Ein  Strom,  der  den  einfachen  Magnetstab  in  mei- 
ner Sinusbussole  um  nur  Eine  Minute  ablenkte,  würde 
der  leichten  Doppelnadel  eines  empfindlichen  Galvauo- 
meters  gewifs  noch  eine  sehr  ansehnliche  Ablenkung  er- 
theilen ,  und  darnach  leicht  für  einen  beträchtlich  starken 
gehalten  werden  können. 

Bei  dem  Versuch  dos  Hrn.  Verf.  war  der  Strom  ge- 
wifs sehr  schwach,  und  so  bedurfte  es  einer  längeren 
Zeit,  als  wahrscheinlich  der  Versuch  unterhalten  ward, 
um  die,  meiner  Meinung  nach,  wirklich  stattgehabte  |^ 
Zersetzung  der  Salpetersäure  sichtbar  werden  zu  lassen« 
Jedenfalls  scheint  mir  die  z\nnahme,  dafs  Flüssigkeiten 
unzersetzt  leiten,  noch  fernere  Beweise  zu  erfordern. 


l 


IV 


455 


y.       Untersuchungen    über   einige  anomale  und 

normtde  galvanische  Erscheinungen; 

von  F.  C.  Henrici. 


(Fortsetznng  von  S.  265.) 


D, 


'a  die  beiden  Schwefelkaliumlösungen  in  ihren  gleich- 
artigen  elektromotorischen  Wirkungen    auf  Platiiidrähtc 
bei  ihrer  Combination  mit  schwefelsaurer  Kalilösung  eine 
nahe  gleiche  Stärke  gezeigt  hatten,  so  schlofs  ich,  dafs 
darch  eine  galvanische  Coinbination  derselben  unter  ein- 
ander und  mit  Platindrähten   kein  merklicher  Strom  er- 
zeugt werden  würde.     Der  Versuch  gab  jedoch  das  über- 
raschende Resultat,  dafs  die  Multiplicatornadel  nach  ei- 
ner heftigen  Ausweichung  sich  bei  57^  beruhigte,   und 
diese  Ablenkung  mit  einer  auffallenden  Constanz  Stun- 
den lang  behielt  ').      Meine  Ueberraschung  wich  indes- 
sen, bei  sorgfältiger  Erwägung  aller  Umstände,  der  gröfs- 
ten  Befriedigung,  indem  die  Richtung  der  Ablenkung  mir 
den  Schlüssel  zur  ungezwungenen  Erklärung  dieser  Er- 
scheinung in  die  Hand  gab.     Der  vorhandene  Strom  ging 
nSmlich  von  der  Fünffach- Schwefelkaliumlösung  zu  dem 
I  von  ihr  benetzten  Platindrahte  über.      Nun  ist  nicht  zu 
I  bezweifeln,  dafs  die  gleichen  elektromotorischen  Wirkun- 
,  gen  des  in  beiden  Flüssigkeiten  wirksamen  Wasserstoffs 
einander  aufheben  mufsten,  und  dafs  also  aus  diesen  Wir- 
kungen kein  wahrnehmbarer  elektrischer  Strom  entsprin- 
gen konnte.     Aber  gerade  dieser  Umstand  machte  es  an- 
dererseits möglich,  dafs.  nun  die  von  der  chemischen  Na- 
hir  beider  Flüssigkeiten  abhängige  elektromotorische  Dif- 
ferenz derselben  zur  Wirkung  gelangen  konnte,  und  dem- 

1 )  Ich  erbielt  ein  merklich  gleiches  Besultat,  als  der  die  beiden  Lösun- 
gen trennende  Markpfropfen  mit  schwefelsaurer  Kalilosung  getränkt 
mrorden  war. 


456 

gcniäfs   f;ing    dann   auch   der  Strom   von   der   Föuffach- 
Schwefelkaliumlösuiig  in  den  vou  ihr  berührten  und  po- 
sitiv  erregten  Platindraht,   und   von   dem  andern  Platin- 
drahte   in  die   diesen  berührende  und  niegaliv  erregende  ^ 
Einfach- Seh wcfelkaliumlösung  über.      Es  kann  nicht  be- 
fremden,  dafs  jede  dieser  beiden  I^ösungen  für  sich  nur 
die  negativ  erregende  Wirkung  auf  Platin  und'Eisen  wahr- 
nehmen läfst;  darin  zeigt  sich  in  der  That  nur  ein  audi 
mit  meinen  früheren  Erfahrungen  völlig  übereinstimmen- 
des  Uebergewicht  der  elektromotorischen  Kraft  des  Was- 
serstoffs, welcher  jedoch  im  vorliegenden  Fall^  die  B^ 
rührung  der  Lösungen  mit  den  Platiiidrählen,  und  damit 
die  dadurch   erzeugten  Wirkungen   keineswegs   hat  ver- 
hindern können.     Ich  bemerke. noch,  dafs  auch  das  von 
mir  beobacIUete  geringe  elektromotorische  Uebergewicht 
der    Einfach  -  Schwefelkaliumlösung    über   die   Fünffach- 
Schwefelkaliumlösung    auf  das   gleichzeitige   Vorhanden- 
seyn  einer  entgegengesetzten  Wirkung  bei  der  Berührung 
dieser  letzteren  Lösung  mit  Platin  und  Eisen  hinweist. 

Nachdem  ich  erkannt  hatte,  dafs  die  elektromotori- 
sche Action,  welchen  Plaliiidrähte  in  der  Fünfach-Schwe- 
felkaliumlösung  ausgesetzt  sind,  eine  zwiefache  ist,  indem 
sie  aus  der  positiv  erregenden  Wirkung  der  Flüssigkeit 
selbst  und  der  überwiegenden  negativ  erregenden  Wir- 
kung des  an  den  Drähten  in  Folge  der  Zersetzung  derj 
Lösung  ausgeschiedenen  Wasserstoffs  zusammengesetel 
ist,  bemühte  ich  mich  einen  Versuch  zu  ersinnen,  bei 
welchem,  vermittelst  einer  andern  dazu  geeigneten  Flüs- 
sigkeit, die  erste  der  genannten  beiden  Wirkungen  zuerst 
für  sich  allein  und  danach  mit  der  zweiten  vereinigt  in 
Thätigkeit  gesetzt  werden  könnte.  Diesen  Versuch  habe  ' 
ich  mit  dem  besten  Erfolge  mit  schwach  schwefelsauren 
Wasser  ausgeführt.  Die  positiv  erregende  Wirkung  die 
ser  Flüssigkeit  auf  Platin  ergab  sich  mit  der  gröfstenj 
Deutlichkeit  aus  einem  ungleichzeitigen  Einsenken  zweierj 
Platindrähte   in   sie;   st^ts  ging   der  dadurch  hervorgcni- 


457 

fene  Slrom  von  dem  zuerst  eingesenkten  Drahte  zum 
Moltiplicator.  Um  nur  den  Wasserstoff  hinzuzufügen, 
ledarfte  es  weiter  nichts,  als  ein  KOrnchen  Zink  in  das 
gesäuerte  Wasser  zu  legen,  von  welchem  sich  sogleich 
ein  zarter  Strom  von  Wasserstoffblüschen  erhob.  Der 
Erfolg  des  ungieichzcitigen  Einsenkeiis  zweier  Platiiidrähte 
in  die  Flüssigkeit  war  jetzt  dem  vorigen  entgegengesetzt; 
der  Strom  ging  von  dem  zuletzt  eingesenkten  Drahte  zum 
Maltiplicator,  und  dabei  war  seine  Stärke  der  reichli- 
chen Entwicklung  von  Wasserstoff  vollkommen  entspre- 
diend  (die  Madel  schlug  an  die  Hemmung).  Ein  glei- 
ches Resultat  erhielt  ich  in  den  beiden  Fällen  bei  einer 
gleichzeitigen  Einsenkung  zweier  Platindrähte,  von  denen 
der  eine  mit  einem  Terpenthintiberzuge  bekleidet  war. 

Da  diese  Resultate  eine  vollkommepe  Analogie  des 
galvanischen  Verhaltens  des  mit  Wasserstoff  geschwän- 
gerten schwefelsauren  Wassers  mit  dem  der  Schwefelka- 
linmlösung  herausstellte,  so  war  zu  erwarten*,   dafs  die- 
sdbe    sich    auch    bei  anderweiten  Prüfungen  bewähren 
würde.      Demnach  senkte  ich  einen  Platindraht  und  ei- 
nen Kupferdraht  in  schwach  schwefelsaures  Wasser,  und 
tthlofs  sie  durch  den  Multiplicator  zur  Kette,  wobei  die 
Madel  sich  bei  18"  normaler  Ablenkung  vorläufig  bcru- 
,  ligte.     Als  hierauf  durch  ein  Körnchen  Zink  eine  Was- 
terstoffentwicklung  in  der  Flüssigkeit  bewirkt  wurde,  ging 
die  Nadel  allmälig  zurück,  überschritt  den  Nullpunkt,  und 
stellte  sich  auf  der  entgegengesetzten  Seite  bei  15^  ein. 
l)ersclbe  Versuch  gab  bei  seiner  Wiederholung  mit  Sil- 
ber,   statt  des   Kupfers,   Ablenkungen    von  +14°   und 
Und  — 15^;  mit  Argentan  betrug  die  anomale  Ablenkung 
Bogar  gegen  40°.     Als  das  Zinkkömchen  aus  der  Flüs- 
sigkeit  entfernt  wurde,  um   die  Wasserstoff entwicklung 
txk    hemmen,    verilossen  bei  der  Platin- Argentan -Ketld 
drei  volle  Stunden,   ehe  die  Madcl  rückwärts  den  Null- 
punkt wieder  erreichte.      Nach  diesen  Ergebnissen  war 
rorauszusehen,  dafs  die  gleichzeitige  EinsenkuvA^  d^Y  %o 


45S 

eben  genannten  MetaUcoinbinationen  in  mit  Wasserstoff 
bereits  angeschwängertes  schwefelsaures  Wasser  nqr  ei* 
nen  anomalen  Strom,  wie  die  Schwefclkaliumlösang,  zum 
Vorschein  bringen  würde;  der  Versuch  liefs  hierüber  keh 
neu  Zweifel  zurück,  und  zwar  waren  bei  allen  drei  Me- 
tallpaaren die  anomalen  Ströme  so  stark,  dafs  die  Na- 
del die  Hemmung  berührte.  Aber  auch  in  diesem  Falle 
konnte  die  Wirkung  des  Metallcontacts  durch  Terpei^- 
thinüberzüge  an  den  genannten  ^Metallen  sichtbar  ge- 
lüacht  werden;  die  gleichzeitige  Einsenkung  der  so  vor- 
bereiteten Drähte  erzeugte  nämlich  zuerst  stets  normale^ 
dem  Metallcontact  entsprechende  Ströme. 

Der  vollständige  Erfolg  aller  so  eben  beschriebenea 
Versuche  wird,  wie  ich  glauben  darf,  die  von  mir  aus- 
gesprochenen Ansichten   über  das  galvanische  Verhalten 
der  verschiedenen  Arten   von  Schwefelkaliumlösung  und 
deren  Ursache  als  wohl  begründet  erscheinen,  und  dem- 
nach  den  Mangel   des   einzigen   ganz   directen   Beweises 
für  dieselben,  nämlich  der  (offenbar  unmöglichen)  Nach- 
weisung des  Wasserstoffs  an  den  von  den  genannten  Lö- 
sungen benetzten  Drähten  durch  chemische  Mittel,  leicht 
verschmerzen  lassen.     Ohne  Zweifel  kann  die  Menge  de« 
an   diesen  Drähten   haftenden  Wasserstoffs  nur  sehr  ge« 
ring   sej'n,   was   denn    auch   sehr  wohl  mit  der  ungleich 
stärkeren  Wirkung   solchen   schwefelsauren  Wassers,  in 
welchem  eine  sichtbare  Wasserstoffentwickelung  stattfin-  Ib 
det,  im  Vergleich  mit  der  Wirkung  der  Schwefelkahum- 
lösungen,  übereinstimmt.     Desto  merkwürdiger  und  wich- 
tiger aber  mufs  überhaupt  die  grofse  Intensität  der  elek- 
tromotorischen Wirkung  erscheinen,  welche  bei  der  Be- 
rührung des  Wasserstoffs  mit  metallischen  Körpern  stalt- 
findet, einer  W^irkung,  welcher  bisher  ohne  allen  Zwei- 
fel viel  zu  wenig  Aufmerksamkeit  geschenkt  worden  ist 

Nach  allen  bisher  mitgetheilten  Erfahrungen  war  vor- 
auszusehen, dafs  auch  das  Verhalten,  welches  die  von 
der  SchwefelkaliumliS&uw^  chemisch  angreifbaren  Metalle 


469 

bei  ihrer  galvanischen  Combination  mit  dieser  Flüssigkeit 
und  Platin  zeigen,  keine  ernstliche  Schwierigkeit  für  die 
Contacttheorie  darbieten  würde;  und  so  fand  es  sich  in 
der  That.  •   Ich  habe  von  diesen  Metallen  vorzugsweise 
das  Blei  untersucht,  weil  dasselbe  sich  in  der  Schwefel- 
kaliamlOsung  mit  einem  zusammenhängenden  gut  leiten- 
den HAutchen  von  Schwefelblei  überzieht.      Durch  das 
Hiazukommen  dieses  neuen  Körpers  wird  jedoch  nichts 
Erhebliches  in  der  Sache,  wie  die  folgenden  Versuche 
zeigen  werden,  geändert.      Zuerst  war  zu  ermitteln,  ob 
das  Schwefelblei  auf  den  damit  überzogenen  Bleidraht 
eine  elektromotorische  Wirkung  auszuüben  vermöge  oder 
nicht.    Zu  dem  Zwecke  wurde  ein  in  der  Schwefelka- 
Gondösung,  mit  einer  glänzenden  Haut  von  Schwefelblei 
Aberzogener  Bleidraht  nach  sorgfältiger  Abwaschung  und 
Abtrocknung  mit  einem  frisch  polirten  Bleidraht  gleich- 
idtig  in  chroAisaure  Kalilösung  eingesenkt.     Es  erfolgte 
eine  starke  Ausweichung  der  Multiplicatomadel,  welche 
dnrch  ihre  Richtung  einen  vom  Schwefelblei  in  den  von 
diesem  überzogenen  Bleidraht  übergehenden  Strom  an- 
Beigte.    Da  dieser  Strom  dauernd  war,  und  eine  bemerk- 
iche  chemische  Acliou  in  der  Kette  nicht  stattfand,  so 
lann  der  fragliche  Strom  nur  aus  der  Contactwirkung 
wischen  dem  Schwefelblei  und  dem  von  demselben  über- 
ogenen  Bleidrahte  hergeleitet  werden.      Als  die  Wirks- 
amkeit der  Kette  nach  24  Stunden  beträchtlich  geschwächt 
var,  bedurfte  es  nur  eines  Abwischens  der  beiden  Drähte 
ait  trocknem  Fliefspapier,  um  jene  wieder  herzustellen. 
Eine  galvanisclie  Combination  von  Platin  und  Blei 
n  Schwefelkaliumlösung  stellt  sich  nun  (abgesehen  von 
lem   ersten  rasch  vorübergehenden  Zustande)  nach  dem 
io  eben  Gesagten  als  eine  Combination  von  Platin  und 
Schwefelblei  dar.     Da  dieses  Schwefelblei  keine  fernere 
diemische  Einwirkung  von  der  Lösung  erleidet,  und  da 
is,  wie  Versuche  mir  gezeigt  haben,  gegen  Platin  posi- 
iv  ist,  so  haben  wir  mithin  eine  Combination ,  weldv« 


460 

der  von  Platin  und  Eisen  in  derselben  Flüssigkeit  fjsn 
analog  ist.  In  der  That  zeigt  )ene  auch  ein  im  Wesent- 
lichen ganz  ähnliches  Verhalten  wie  diese.  •  Als  neb« 
einem  in  der  Lösung  stehenden  Bleidrahte  ein  Platindnkt 
eingesenkt  wurde,  zeigte  die  etwa  10^  betragende  Aus- 
weichung der  Multipiicatornadel  einen  vom  Platindrabte 
zum  Multiplicator  übergehenden  (also  dem  Metallcontad 
entsprechenden)  Strom  an,  welchem  jedoch  alsbald  der 
entgegengesetzte  mit  ungefähr  2"  constanter  Ablenkang 
folgte.  Auch  bei  ursprünglich  gleichzeitiger  Einsenkung 
beider  Metalle  in  die  Lösung  entstand  zuerst  eine,  und 
zwar  sehr  kräftige  Ausweichung  der  Multipiicatornadel 
in^  der  dem  Metallcontact  entsprechenden  Richtung.  Diese 
Abweichung  von  dem  Verhalten  der  Platin>Eisen-Kette ') 
erklärt  sich  indefs  befriedigend  aus  der  bedeutend  grO- 
fseren  elektromotorischen  Differenz  zwischen  Platin  und 
Blei,  verglichen  mit  der  zwischen  Platin  und  Eisen  be- 
stehenden. 

Sehr  sprechend  in  Beziehung  auf  das  Spiel  der  im 
vorliegenden  Falle  thätigen  Contactwirkungen  sind  die  ^ 
folgenden  Versuchsergebnisse.  Als  zwei  mit  dem  Multi- 
plicator verbundene  Bleidrähte  nach  einander  in  die  FüDf- 
fach -Schwefelkaliumlösung  eingesenkt  wurden,  entstand 
ein  sehr  kräftiger,  vom  zuerst  eingesenkten  Drahte  zum 
Multiplicator  übergehender  (also  dem  Contacte  dieses 
Drahts  mit  dem  daran  gebildeten  Uebcrzuge  von  Schw^ 
felblci  entsprechender)  Strom,  welcher  )edoch  alhnälig 
verschwand.  Als  darauf,  nach  einigem  Verweilen  beider 
Drähte  in  der  Lö^ng  ohne  leitende  Verbindung,  einer 
derselben  herausgehoben  und  nach  kurzer  Zeit  wieder 
eingesenkt  wurde,  entstand  ein  momentaner  kräftiger,  von 
dem  nicht  herausgehobenen  Drahte  zum  Multiplicator  über- 
gehender Strom;  als  aber  dieser  Versuch  mit  der  Abän-  \ 
derung  vorgenommen  wurde,    dafs   der  herausgehobene  j 

1)  Streng  genoturocn  ist  sie  auch  niclit  einmal  vorhanden,  oder  bestellt  ^ 
wenigstens  Dur  in  em<tm  ^«vVuivvcYscWd«.    Ver^K'die  Anm.  S.  4^     I 


461 

Dmht  vor  seiner  'Wiedereinsenknng  einer  scharf  trock- 
Boidfln  OrenwMnne  ausgesetzt  wurde,  entstand  ein  gleich 
krtftiger  momentaner»  aber  dem  vorigen  entgegengesetz- 
ter, nfimlich  von  dem  ausgehobenen  Drahte  zum  Multi- 
plicator  übergehender  Strom.     Die  ErkiSrong  dieser  bei 
nehrfacher  Wiederholung  von  mir  beobachteten  Erschei- 
DQDgen  hat  keine  Schwierigkeit.      Im  ersten  Falle  näm- 
lidi  konnte,  da  die  gleichen  elektromotorischen  Wirkun- 
gen des  an    den  Uoberzügen  der  Bleidrähte  haftenden 
Wasserstoffs  auf  beide  durch  ihre  Entgegensetzung  ein- 
ander aufheben  mufsten,  nur  die  positiv  erregende  Wir- 
kung der  Lösung  auf  den  ruhenden  Draht  den  bcobach- 
teCen  Strom  erzeugen,  da  diese  Wirkung  an  dem  andern 
Drahte  durch  dessen  Herausheben  aus  der  Lösung  ge- 
stOrt  worden  war;  im  zweiten   Falle  dagegen  war  der 
Wasserstoff  von  dem  ausgehobenen  Drahte  entfernt  wor- 
den, und  nun  mufste  daher  die  elektromotorische  Wir- 
lang  des  Wasserstoffs  auf  den  ruhenden  Draht,  bei  ihrem 
Uebergewicht  ober  die  Wirkung  der  Lösung  an  sich  auf 
eben  diesen  Draht,  in  der  Richtung  der  Bewegung  der 
Uultiplicatomadel  sichtbar  werden.     Da  es  mir  erwünscht 
sejrn  mufste,  diese  Erklärung  einer  entscheidenden  Prü- 
fung zu  unterwerfen,  so  habe  ich  nicht  unteriassen  mö- 
gen, die  in  Rede  stehenden  Versuche  mit  einer  concen- 
trirtcn  Lösung  von  Einfach -Schwefelkalium  und  mit  Blei- 
drähten, welche  bereits  mit  Ueberzügeu  von  Schwefclblei 
verseilen  waren,  zu  wiederholen;  und  ich  habe  die  Befrie- 
digung gehabt,  die  damit  erhaltenen  Resultate  ganz  dem 
nach  dem  Obigen  zu  Erwartenden  entsprechend  zu  linden. 
Ein  blofses  Ausheben  des  einen  Drahts  aus  der  Lösung 
nämlich  und  ein  bald  darauf  folgendes  Wiedereinsenken 
desselben  in  sie  hatte  stets  die  Entstehung  eines  von  eben 
diesem  Drahte  zum  Multiplicator  übergehenden  Stromes 
von  m&Csiger  Stiirke  zur  Folge,  und  dieser  (der  also  dem 
mit  der  Fünffach-Schwcfclkaliumlösung  erhaltenen  in  sei- 
ner Richtung  entgegengesetzt  war)  mufste,  dem  ob\^<&u. 


462 

Erklärungsprincipe  geinSfs,  durch  die  iiogestÖFte  Coi-  ^ 
tactwirkuDg  zwischen  der  LösuDg  und  dem  mhendea 
Drahte  noth wendig  erzeugt  werden  ^  )•  Die  Entfemimg 
des  Wasserstoffs  an  dem  ausgehobenen  Drahte .  darok 
das  vorhin  angegebene  Mittel  konnte. jetzt  aber  keine 
Umkehrung  dieses  Stromes,  sondern  vielmehr  nur  eise 
beträchtliche  Verstärkung  desselben  bei  gleichbleibender 
Richtung  bewirken,  und  eben  dieses  zeigte  sich  stets  auf 
vollkommen  gleiche  Weise  bei  jeder  Wiederholung  des 
Versuchs. 

Drähte  von  Eisen  und  Platin  zeigten  völlig  dasselbe 
Verhalten,  als  die  mit  Schwefelblei  überzogenen  Blei- 
drähte, und  dieses  dient  der  aufgestellten  Erklärung  zu 

1)  Damit  dieser  Versuch  gelinge,  ist  es  nolhwendig,  dafs  die  Wieder- 
einsenkuDg  des  ausgehobenen  Drahts  mit  geringer  Geschwindigkeit  ge- 
schehe. Ist  die  Bewegung  eu  rasch,  so  zeigt  sich  zuerst  stets  eitac  - 
der  oben  angegebenen  entgegengesetzte  Ausweichung  der  Mnltiplioh- 
tornadel  von  einer  der  Geschwindigkeit  der  Bewegung  anscheinend 
proportionalen  Gröfse,  welcher  dann  die  andere,  dem  Versuche  ei- 
gentlich zukommende  folgt.  Jene  anomale  Ablenkung,  w^elche  auch 
durch  ein  blofses  Auf-  und  Niederbewegen  eines  der  beiden  einge- 
senkten Drahte  hervorgerufen  wird,  weist  auf  eine  beträchtliche  Ver- 
gröfserung  der  negativen  Erregung  an  dem  bewegten  Drahte  durdi 
diu  Bewegung  hin.  Sie  kann,  .so  viel  ich  sehe,  nur  aus  einer  durch 
eben  diese  Bewegung  bewirkten  fortwährenden  Erneuerung  der  dem 
bewegten  Drahte  anliegenden  Flüssigkeitsschicht  und  einer  daraus  ent- 
springenden vermehrten  VVasscrstorfenlwicklung  an  eben  diesem  Drahte  -= 
hergeleitet  werden.  In  der  Fünflach -Schwefelk'aliumlösung  mufste 
diese  VN^irkung  der  Bewegung  sich  mit  der  elektromotorischen  ActiuD 
zwischen  dem  ruhenden  Drahte  und  der  Lösung  selbst  vermischet^ 
und  daher  der  Beobachtung  entgehen.  Uebrigens  crgiebt  sich  hier- 
.lus,  dafs  die  früher  (in  m.  Schrift  S.  198)  von  mir  aufgestellte  An- 
sicht:  „dafs  durch  die  Bewegung  des  einen,  von  zwei  leitend  ver- 
bundenen gleichartigen  Metallstücken  innerhalb  eines  flüssigen  Leiters 
stets  ein  dem  Gontact  dieses  letzteren  mit  dem  ruhenden  Metallstucke 
entsprechender  Strom  erzeugt  werde,**  zu  allgemein  aufgefafst  war, 
und  dafs  diese  Aussage  auf  solche  Fälle  cingeschiänkt  werden  mofs 
wo  entweder  nur  einfache  Gontactwirkungen  vorhanden  sind,  oder 
wo,  wenn  andere  Actionen  mit  im  Spiele  sind,  diese  Actionen  durch' 
die  fragliche  BeYregun^  vr€A\%sV,cn«  '^«c«\atV\.  werden.  \ 


463 

€iiieiii  ferneren  unzweideatigen  Beweise.  Die  mit  soU 
clien  Diühten  erhaltenen  Wirkungen  unterschieden  sich 
7on  den  bei  Bleidrahten  beobachteten  nur  durch  ihre 
mindere  Stfirke,  welche  aber  gerade  bei  jenen  Metallen, 
wegen  der  rascheren  Entwicklung  der  fiberwiegenden 
elektrischen  Erregung  derselben  durch  den  Wasserstoff, 
Toranszusehen  war. 

Bei  den  schlagenden  Erfolgen  aller  im  Vorigen  be- 
sdiriebenen  Versuche  habe  ich  es  für  fiberflüssig  gehal- 
ten, diese  Versuche  auf  alle  Ton  Faradaj  aufgeführten 
Metalle  auszudehnen.  Ich  kann  jedoch  nicht  unterlassen, 
darauf  wiederholend  aufmerksam  zu  machen,  wie  unbe- 
greiflich in  allen  den  Fällen,  wo  durch  eine  chemische 
Action  ein  nichtleitender  Körper  gebildet  und  ausgeschie- 
den wird,  es  erscheinen  mufs,  dafs  die  Bildung  eben 
dieses  im  Moment  seiner  Entstehung  aus  dem  galvani- 
H;hen  Bogen  heraustretenden*  Körpers  die  in  dem  Bo- 
;en  Torhandene  elektrische  Bewegung,  die  derselbe  doch 
licht  einmal  fortzupflanzen  vermag,  sollte  erzeugen  kön« 
len.  Die  chemische  Theorie  sucht  aber  überhaupt  keine 
iefere  Begründung,  und  bat  in  der  That  nicht  einmal 
fin  allgemeineres  Priucip  aufzuweisen,  nach  welchem  sich 
Q  allen  Fällen  aus  dem  Charakter  und  dem  Orte  der 
nnerhalb  eines  galTanischen  Bogcns  stattfindenden  che- 
nischen  Action  die  Richtung  des  darin  zum  Vorschein 
kommenden  elektrischen  Stromes  vorhersagen  liefse.  Ein 
lolches  Princip  kann  auch  augenfällig  aus  den  bekann- 
:en  Thatsachen  nicht  abgeleitet  werden;  wer  dieses  ver- 
suchen wollte,  würde  sich  in  die  gröfsten  Widersprüche 
verwickeln. 

Wenn  nun  durch  die  Bildung  eines  nichtleitenden 
Schwefelme;talls  au  einem  in  der  Schwefelkaliumlösung 
befindlichen  Metalle  die  elektrische  Leitung  nicht  unter- 
brochen wird,  so  mufs,  nach  dem  Vorigen,  die  Richtung 
des  Stromes  von  dem  Verhältnifs  abhängen,  in  welchem 
üe  Intensitäten  der  vorhandenen  versdiiedeuen  CoiAaicX.- 


465 

§ 

.ÖDoen,  mrd  aus  der  Langsamkeit,  mit  welcher  diese 
liemiscbe  Einwirkung  Tor  sich  geht,  begreiflich:  auch 
)leibt,  wie  Faradaj  bereits  erörtert  hat,  die  Zinkober- 
läche  in  der  Schwefeikaliumlösung  metallisch  glänzend,  da 
lie  Lösung  das  entstehende  Schwefelzink  sofort  auflöst. 

Zum' Beschlufs  dieser  das  Verhalten  der  Schwefel- 
i^aliamlösung  in  der  galvanischen  Kette  betreffenden  Mit- 
iheilung  will  ich  noch  die  Ersclieinungen,  welche  Kupfer 
und  Silber  in  derselben  wahrnehmen  lassen,  erläutern. 
Ein  Kupferdraht  überzieht  sich  in  der  Lösung  schnell 
mit  einer  lockeren,  stellenweise  jedoch  fesler  haftenden 
schwarzen  Rinde  von  Schwefelkupfer.  Farad ay  will 
lieser  keine  elektromotorische  Wirkung  zugestehen.  Eine 
olche  findet  aber  dennoch  wirklich  statt.  Wenn  man 
ämlich  einen  so  überzogenen  Kupferdraht  behutsam  in 
sinem  Wasser  abspült,  dann  vollständig  abtrocknen  läfst 
nd  hierauf  gleichzeitig  mit  einem  reinen  Kupferdrahl  in 
liromsaure  Kalilösung  einsenkt,  so  entsteht  ein  von  dem 
cbwefelkupfer  in  den  davon  überzogenen  Dralit  über- 
ehender  Stro)n,  ganz  dem  entsprechend,  was  nach  der 
lontactthcorie  zu  erwarten  ist.  Eine  Combination  von 
Aipfer  und  Eisen  in  Schwefeikaliumlösung  verhält  sich 
aber  der  Combination  von  Platin  und  Eisen  ganz  aua- 
lg;  das  Schwefelkupfer  vertritt  hier  die  Stelle  des  Pia- 
ms.  Dafs  jenes  keinen  zusammenhängenden  Ueberzug 
lüdet,  hindert  die  Wirkung  durchaus  nicht;  es  bildet  ja 
loch  auch  ein  am  Boden  eines  eine  leitende  Flüssigkeit 
inihaltenden  Glases  liegendes  Quecksilbertröpfchen  oder 
mderes  Metallstückchen  bei  seiner  Berührung  mit  einem 
letcrogenen  Metalle  eine  galvanische  Kette,  deren  Strom 
krch  Einscnkuug  eines  zweiten  Stückes  von  dem  letz- 
teren Metalle  in  einen  Multiplicator  oder  sonst  beliebig 
geleitet  werden  kann.  Die  elektromotorische  Wirkung 
des  Wasserstoffs  auf  das  Schwefelkupfer  zeigt  sich  sehr 
auffallend,  wenn  man  einen  damit  überzogenen  Kupfer- 
drabt  mit   einem  reinen  in  säuerliches,   alkalisches  oder 


/' 


466 

salziges  Wasser  eintaucht;  in  allen  diesen  Fällen  entste- 
hen Ströme,  welche  votn  Schwefclknpfer  in  die  Flib- 
sigkeit  iibergehen.  Es  ergiebt  sich  hieraus,  dafs  das 
Schwefeikupfer  in  solchen  Flüssigkeiten  (abern/rA/m 
der  chromsauren  Kalilösung)  eine  Wasserzersetzung  ver- 
anlafst,  und  so  den  Wasserstoff,  dessen  öberwiegender 
elektromotorischer  Wirkung  es  ausgesetzt  ist,  sich  sdbit 
erst  schafft.  Dafs  diese  Deutung  der  Erscheinung  £e 
richtige  ist,  folgt  daraus,  dafs  auch  in  den  genanntei 
Flüssigkeiten  nur  normale  (dem  Contact  des  Schwefel- 
kupfers  mit  dem  Kupfer  entsprechende)  Ströme  beoba^ 
tet  werden,  wenn  man  den  reinen  und  den  mit  der  Binde 
von  Schwefelkupfer  überzogenen  Kupferdraht  mit  einen 
Terpenthinüberzuge  versieht,  und  dann  beide  gleichzeitig 
in  jene  Flüssigkeiten  einsenkt 

Was  nun  endlich  die  Combination  von  Kupfer  und 
Platin  in  Schwefelkaliumlösuug  betrifft,  so  fungirt  dabei 
das  sich  bildende  Schwefelkupfer  als  ein  negativeres  Me- 
tall,  und  verhält  sich  daher  zum  Platin  wie  das  Platin 
in  der  Platin -Eisen -Kette  zum  Eisen.  Dem  gemäfs  geht 
der  Strom  von  Schwefelkupfer  in  die  Flüssigkeit,  so  dafs 
derselbe  in  diesem  Falle  dem  Contact  des  Platins  mit 
dem  Kupfer  entspricht,  obwohl  er  nicht  durch  dieseo 
bedingt,  sondern  nur  unterstützt  wird,  welches  letztere 
aber  bewirkt,  dafs  der  Strom  in  diesem  Falle  fortwäh- 
rend eine  gröfsere  Stärke  behält. 

Das  Verhalten  des  Silbers  stimmt  mit  dem  des  Ku- 
pfers so  genau  übercin,  dafs  darüber  nichts  weiter  hin- 
zuzufügen ist.  Ich  bemerke  nur,  dafs  das  Silber  sicl| 
in  der  Schwefelkaliumlösung  mit  einer  nicht  so  locke- 
ren, sondern  zusammenhängenden  Haut  von  Schwefel- 
silber überzieht,  welcher  jedoch  keineswegs  (bei  ihrer 
geringen  Dicke)  ein  auch  für  schwächere  galvanische 
Ströme  hinreichendes  Leitvermögen  abgesprochen  vver- 
den  kann. 

(Fortsetzung  folgt.) 


4177 


VI.      Einige  Bemerkungen    über    die  chemische 
■  JfTrkung  fies  Lichts;  com  Dr.  Ascherson. 

In  deöl  London  etc.  Philosophical  Magazine  vom  Sep- 
fember  1841  befindet  skh  eine  Arbeit  vom  Prof.  Dra- 
ftt  in  New- York  »fiber  einige  Analogiecn  zwischen  den 
Erscheinungen  der  chemisch  wirkenden  Strahlen  und  der 
fltnlilendeti  WSnne.«  Die  in  derselben  aufgestellten 
SMze:  1 )  die  Lichtstrahlen  wirken  nur  dadurch  chemisch, 
dab  sie  von  den  lichtempfindlichen  Körpern  absorbirt 
werden;  2)  wie  bei  den  WSrmestrahlen,  ist  die  Quantität 
der  reflecüirten  chemischen  Strahlen  ein  Complement  von 
der  absorbirten  Quantität,  forderten  ihrer  Wichtigkeit 
wegen  zu  einer  experimentellen  Prüfung  auf.  Hierbei 
bt  sich  ergeben,  dafs  die  Draper'schen  Versuche,  in 
10  weit  sie  diese  beiden  Sfttze  betreffen,  nicht  mit  der 
löthigen  Scharfe  angestellt  sind,  und,  nur  in  etwas  mo- 
Üficirt,  gerade  das  Gcgenthcil  beweisen.  Draper  geht 
on  der  Daguerre'schen  Ansicht  aus,  dafs  die  goldgelbe 
iGance  einer  )odirtcn  Silberplatte  die  übrigen  an  Empiind- 
chkeit  bei  weitem  übertreffe.  Er  glaubt  femer  gefunden 
a  haben,  dafs  die  Empfindlichkeit  abnimmt,  je  mehr  die 
^arbe  sich  dem  violetten  Ende  des  Spectrums  nilhcrt,  so 
lafs  die  verschiedenen  Farben  um  so  weniger  chemisches 
jicht  absorbiren,  je  mehr  sie  davon  retlectiren;  woraus 
Icnn  folgt,  dafs  die  gelbe  Jodschicht  eben  deswegen  die 
empfindlichste  (gleichsam  absolut  empfindlich)  ist,  weil 
iic  alles  chemisch  wirkende  Licht  verschluckt  und  nur 
las  chemisch  indifferente  zurückwirft. 

Um  diese  vollständige  Absorption  nachzuweisen,  jo- 
dirte  Hr.  D.  eine  Silberplatte  goldgelb,  und  stellte  sie 
^m  Fenster  auf,  so  dafs  sie  das  Tageslicht  auf  die  Linse 
^Dor  dankeln  Kammer  retlcctiile,  in  deren  Brennpunkt 


Silber  bebaüdelten  zweiten  Flaltc.  Die  von  ibr  i 
t^Q  Lichtstrahlen  hatten  folglich  die  Eigenschaft  i 
Silber  xa  verändern  (nach  D's  Meinung.)  voUsIfln 
loren.  Meine  Versuche  fielen  anders  aus.  S< 
z.  B.  die  eine  Hälfte  einer  polirten  Silbcrplatte  I 
flaches  Porcellangefäfs  mit  verdünnter  Jodtiuktui 
ten,  bis  ein  schön  goldgelber  kreisförmiger  Flc 
stand,  und  die  andere  Hälfte,  um  zu  sehen,  c 
die  verminderte  Wirkung  blofs  von  der  Farbe  s 
sej,  mit  einem  Glase  von  möglichst  gleicher  gell 
bung  bedeckt.  Dann  wurde  die  Platte  wie  in  dem 
Versuche  augewendet.  Die  in  der  Camera  obs< 
findliche  Platte  war,  um  sie  empfindlicher  zu 
mit  Chlorjod  behandelt  worden,  wodurch  es 
wurde  die  Kammer  zu  schliefsen,  ehe  die  äufser 
eine  sichtbare  Veränderung  erlitten  hatte,  und  < 
eine  hinreichende  Wirkung  zu  erlangen.  So  ste 
dann  auch  nach  wenigen  Minuten  das  Bild  der  Platt 
frei  gebliebenen  Stellen  in  schwarzblauer  Farbe  c 
es  hatte  schon  zu  viel  Licht  erhal^n. .  Die  jodir 
dagegen  und  die  mit  dem  Glase  bedeckte,  warei 
lig  gleicher,  blafsgraucr  Farbe  abgebildet,  und  un 
den  sich  sehr  merklich  von  dem  Schatten,  den  d 


44» 

driUen  dne  rofhe,  des  vierten  eine  blaue  und  des  fünf- 
ten eine  graublaue    (»iatfendern)  Färbung  zeigte.      Er 
stellte  sie  am  Fenster  auf  und  bildete  sie  yennittclst  des 
Dagoerre'schen  Verfahrens  anf  einer  gleichförmig  gelb 
jodirten  Platte  ab.     Die  der  freien  Mctallplatte  entspre- 
chende Stelle  war,  wie  zu  erwarten,  am  deutlichsten  aus- 
gedrückt, dann  folgte  der  graue  Streifen,  dann  der  blaue; 
der  rothe  war  nur  schwach,  der  gelbe  gar  nicht  wahr- 
zunehmen.   Die  dem  freien  Tageslicht  exponirt  gewesene 
inbere  Platte  wurde  ebenfalls  mit  Quecksilber  behandelt, 
ud^hier  zeigte  sich  die  entgegengesetzte  Reihefolgc  der 
Farben.    Der  gröfste  Lichteffect  war  im  gelben  Streifen 
bemerkbar,  dann  folgte  roth,  blau,  dann,  sehr  schwach, 
Uangrau,  und  ohne  Lichtwirkung  das  blofse  Metall.    Die 
errte  Hälfte  des   Versuches  ist  vollkommen  richtig;  ich 
kibe  sie  •—  schon  vorher  überzeugt  —  nur  einmal  wie- 
derholt und  vollkommen  bestätigt  gefunden.      Dagegen 
beruht  die  zweite  Hälfte  auf  einer  Täuschung.     Allerdings 
•  sehmen,  wenn  man   eine  mehrfarbig  jodirte  Platte  dem 
lichte  so  lange  aussetzt,  als  erforderlich  ist,  um  sie  da« 
gaerrotypisch   abzubilden,  alle  Nuancen,  mit  Ausnahme 
der  gelben,    im   Quecksilber  eine   dunkle   Färbung   an. 
Allein  diefs  ist  nicht,  wie  Hr.  Drap  er  meint,  ein  Be- 
weis einer  zu  geringen,  sondern  vielmehr  einer  zu  gro- 
fien  Empfindlichkeit  gegen  das  Licht.      Um   diefs  aber 
in  erkennen,  mufs  man  viel  vorsichtiger,  mit  viel  schwä- 
cherem Lichte  opcriren,   als   Hr.  D.  gethan.      Von  den 
zahlreichen  Versuchen,  die  ich  angestellt  habe,  um  die 
relative  Empfindlichkeit  der  verschiedenen  Jodschichten 
zu  ermitteln,  will  ich   nur  folgenden  hervorheben,  der 
eine  annähernde    quantitative  Bestimmung   giebt.      Von 
einer  wohl  polirtcn  Silberplatte  wurde  (mittelst  Chlor- 
Jod)  die  eine  Hälfte,  I,  violett,  die  andere,  II,  goldgelb 
jodirt. 


PoggenthrlPs  Annal   BtJ.  LV.  3V 


tm 


\. 

nn 

1 

ß 
c 

D 

a 

• 

b 
c 
d 

'  I ' 


Die  60  vorbereitete  Platte  wurde  bei   sehr  i 
eher  Beleuchtung  (bei  Regenwetter,  kurz  nach  S< 
aufgang)  am  Fenster  dem  Tageslichte  so  ausgesetz 
es   auf  Aa  10",  auf  Bb  20",  auf  Cc  30"  und  ai 
40"  einwirkte.     Auf  der  mit  Quecksilber  behandelt« 
entjodeten  Platte  zeigten  A,  ß,  C  und  D  nicht 
aber  schon   bei   A  unverkennbare,   und   von   da 
allmälig   steigende  Spuren   der  stattgefundenen  Li< 
kung.     Bei  a  und  b  war  die  Platte  rein  schwarz, 
d  zeigten  einige  Spuren ,  aber  selbst  d  noch  viel  : 
eher  als   A.      Es   war   folglich  die  goldgelbe  Jod; 
in  40"   noch  weniger  (etwa  um  die  Hälfte)  afficir 
den,  als  die  violette  in  10". 

Das  Verfahren  des  Hrn.  Drap  er,  um  die  En 
lichkeit  der  verschiedenen  Jodschichten  zu  crmitte 
in  sofern  er  mehrere  Schichten  auf  derselben  Platte 
zeitig  demselben  Lichte  aussetzte,  sehr  zwecku)äfsi{ 
successiv  augestellte  Versuche,  aus  Gründen,  die  I 
entwickeln  zu  weit  führen  würden,  nie  ein  scharf 
sicheres  Resultat  geben  können. 

Allein  unzweckmäfsig  ist  es,  sich  des  freien 
lichtes  zu  bedienen,  weil,  wie  sich  aus  dem  eb* 
schriebenen  Versuche  errathen  läfst,  bei  heller  Bi 
tung  die  Einwirkung  desselben  schon  in  zehn  bi: 
zehn  Secunden  oft  zu  energisch  wird.  Ich  hab( 
dagegen  mit  Vorthejl  der  dunkeln  Kammer  bedien 
auf  einer  zwei-  oder*  dreifarbig  jodirten  Platte  da 


eines  tti^gli»rit  ^leichmArsif^  f^efilrbtcn  und  bcIcnchCcteii 
Gcgenstandbs;  z.  B.  eines  grofsen  Gebendes,  auf  die  ge- 
wöhnliche Weise  dargestellt.      Die  Resultate  vraren  fast 
immer  unzweifelhaft,   besonders  wenn  es  sich  um  Nuan- 
cen handelte,  die  nicht  unmittelbar  neben  einander  lie- 
gen.    Ich  fand  auf  diese  Weise,  dafs  die  jodirte  Platte, 
die  bekanntlich  successiv   folgende  Fiirbungen  annimmt: 
blafsgelb,   goldgelb,  rothgelb,  roth,  violett,  blau,  blau- 
grau und  silbergrau,  worauf  sie  wieder  fast  farblos  wird, 
im  Allgemeinen  mit  der  zunehmenden  Dicke  der  Jod- 
scbicht   sich    immer   empfindlicher  zeigt.     Das  Maximum 
der  Empfindlichkeit  liegt  ungefähr  auf  der  Grenze  zwi- 
sdien  Violett  und  Blau.     Von   da  an  nimmt  sie  wieder 
etwas  ab,  jedoch  bei   Weitem  weniger  als  sie  zugenom- 
men  hat,   so   dafs  z.  B.   die   farblose   jodirte   Platte  die 
goldjgelbc  an  Empfindlichkeit  noch  bei  Weitem  übertrifft. 
Auffallend  grofs  ist  der  Abstand,   wie  schon  angedeutet, 
zwischen  Goldgelb  und  Violelt.     Operirt  man  mit  einer 
Platte,  die  in  diesen  beiden  Farben  jodirt  ist,  so  erhält 
nan    entw,eder  auf  der   gelben  Seite   keine  Spur  eines 
F>ildes,  auf  der  violetten  dagegen  ein  ziemlich  deutliches, 
)der   ein   zur  Hälfte  schwaches,   zur  Hälfte  sehr  starkes 
i^ild.     Bei  greller  Beleuchtung  ist  zuweilen  auf  der  gel- 
3en   Seite   ein   unvollendetes,   auf  der  violetten  dagegen 
un  zu  starkes,  geschwärztes,  wahrzunehmen.     Dieses  Re- 
;ultat   ist  constant,   gleichviel   ob   man   mit  blofsem  Jod 
)der  mit  Chlorjod  operirt;  nur  wenn  man  so  viel  Licht 
iiinwirken    läfst,   <Iafs   auch   das   Bild   der   gelben  Hälfte 
geschwärzt  (isolirt)  wird,  kann  es  zweifelhaft  erscheinen. 
Die  Versuche  mit  den  Farben  der  zweiten  Ordnung  führ- 
ten zu  keinen  sicheren  Ergebnissen.    Sie  verändern  beson- 
ders Tom  Rothen  au  die  Platten  dergestalt,  dafs  sie  nicht 
^anz  mehr  entfernt  werden  können,  und  geben  gewöhn- 
lich frDbe,  undeutliche  Bilder  mit  verwaschenen  Umrissen. 
Inck  hier  scheint  sich  die  Empfindlichkeit  vom  ^Blafsgel- 
len  an  bis  zum  Rotben  zu  steigern,  doch  ist  d\e^%  WW% 

3\* 


472 

zieunlich  sdi wankend.  Darin  stimmetl  ab^r  -  aiUci  inoioe 
Versuche  tiberein,  dafs  die  beid€n  gclbeo  Niiancen  der 
zweiten  Ordnung  die  gleichnamigen  der  ersten  Ordnnog 
an  Empfindlichkeit  übertreffen,  und  dafs  namentlich  das 
zweite  Goldgelb  nur  um  ein  Geringes  weniger  empfind- 
lich ist,  als  das  erste  Violett.  Wenn  durch  diese  Ver- 
suche erwiesen  ist,  dafs  es  zur  Beurtheilung  d^r  Empfind- 
lichkeit einer  Jodschicht  auf  die  Farbe  allein  gar  nicbt 
ankommt,  und  dafs  gerade  diejenigen  Nuancen  derJod- 
schichtet^,  welche  die  Einwirkung  des  Lichtes  in  eineoi 
bei  weitem  höheren  Grade  erfahren  als  andere,  dieselben 
sind;  welche  auch  viel  energischer  durch  Reflexion  fort- 
leitcn,  so  dürfte  die  auf  die  Idee  einer  Absorption  des 
chemischen  Lichtes  gegründete  Analogie  mit  der  strahlen- 
den VVSrme  wohl  abzulehnen  seyn. . 


VII.     Krystallgestalt  und  optisches  Verhalten  des 
Eises  bei  langsamer  Schmelzung; 
von  K*  Schmid, 

Privatdocent  bei  der  UniversilSt  zu  Jena. 


JLlie  Angaben,  die  wir  von  der  Krystallgestalt  des  Ei- 
ses besitzen,  sind  noch  so  unvollständig  und  sclnvan- 
kend,  dafs  man  selbst  über  das  System,  zu  welchem  die- 
selbe gehört,  Zweifel  aufwerfen  kann.  Die  hier  beschrie- 
benen Beobachtungen  werden  deshalb  nicht  ohne  Interesse 
seyn. 

Im  vorletzten  Winter  war  die  Saale  stark  zuge- 
froren, und  blieb  mit  Eis  bedeckt  bis  zur  Mitte  des  Ja- 
nuar. Da  erhöhte  sich  aber  die  Temperatur  so  plötzlich, 
dafs  die  Eisdecke  der  Saale  oberhalb  und  unterhalb  Jena 
auf  eine  bedeutende  Strecke  fast  zu  gleicher  Zeit  brach, 
sich  an  mehreren  Orten  &lemmte^  und  dadurch  eine  Ueber- 


473 

gehwammmg  der  niedrigen  Thalgrtinde  venireachte.  Nach* 
düni  sieb  das  Wasser  beim  Eisgan{;e  (am  17.  Jan.)  ver- 
\diateoi  hatte;  bliebeni  grofse  ELisscholIen  in  walirhaft  uo- 
zihlbarer'  Menge  auf  dem  froher  überschwemmten  Lande 
zurOdLy  und  erhielten  sich,  da  das  Temperatur-Maximam 
schon  am  20.  Januar  unter  0^  sank,  bis  zum  März  hin. 
Erst  Yom  12.  Februar  an  war  das  Maximum  der  Tem- 
peratur beständig  über  0^;  dabei  schritt  das  Abschmel- 
zen des  Elises  nur  sehr  langsam  Yorwürts,  sein  mechani- 
sches Gefüge  veränderte  sich  aber  auf  cigenthümliche 
Weise.  Zuerst  waren  nämlich  auf  der  der  Sonne  zuge- 
kdirten  Oberfläche  der  Sthollen  Risse  bemerkbar,  die 
sich  Yon  dem  Rande  netzförmig  über  die  ganze  Oberflä- 
die  ausbreiteten,  und  sich  auch  in  das  Innere  fortsetz- 
ten. 'In  diese  Zeichnungen  liefs  sich  anfangs  nicht  die 
geringste  Regelmäfsigkeit  bringen;  die  einzelnen  Maschen 
waren  sehr  verschieden  weit,  und  theilten  sich  mit  der 
Zeit  häufig  in  mehrere  kleinere  ab.  Allein  bei  vorschrei- 
tender Schmelzung  erweiterten  sich  die  Sprünge  zu  tie- 
fen Furchen,  welche  mehr  oder  weniger  regelmäfsige  Eis- 
nassen  einschlössen.  Die  Furchen  setzten  senkrecht  ge- 
gen die  Oberfläche  in  das  Innere  fort,  und  verwandel- 
ten die  Eisschollen  in  Aggregate  langer,  dünner,  rhom- 
bischer Säulen,  die  am  Rande  alsbald  auseinander  zu  fal- 
len begannen.  Diese  Säulen  waren  von  rauhen  Flächen 
hegränzt,  und  zwar  war  die  kleinere,  ursprünglich  an 
der  Oberfläcbe  der  Schollen  befindliche  Fläche  parallel 
einer  der  Seiten  stark  und  tief  geradlinig  gestreift,  die 
Seitenflächen  hatten  ein  krummlinig  gerieftes,  ruuzliches 
Ausgehen,  ihre  gegenseitige  Neigung  war  105°  bis  115° 
und  75°  bis  65°.  Eine  genaue  Messung  war  bei  der 
gekrümmten  und  rauhen  Beschaffenheit  der  Flächen  nicht 
mOgltch.  Quer  hindurch  (d.  h.  parallel  mit  der  urspüngli- 
dien  Oberfläche  der  Eisschollen)  brachen  die  Säulen  glatt- 
moschlig;  parallel  mit  den  Seitenflächen  fanden  sich  Spu- 
ren einer  schon  durch  die  Streifung  der  Endfläche  an^e- 


474 

Jeutetcp  Spallbarkcit  So.  wcU  al^^  U*agf^  ct|4^'  4ori(l^ 
Zerklüftung  entstandenen  Eisgestalten  eineii  rbpu^isclH)!!. 
Charakter,  und  man  ^vird  nicht  wenig;  i^b^rraAchl  durph' 
ihre  unzweifelhaft  einaxige  Doppelbrechuiig,  .welche  die 
Annahme  einer  rhomboedrischen  Kvystallreihe  rechtfer- 
tigt, und  uns  nöthigf,  den  stumpferen  Kanteuwinkel  der 
Säule  für  den  Polkantenwiukel  eii^es  Gi^hoinboeders  an- 
zusehen. Schabt  man  nämlich  die  Sd.tenflächeu  hiplüng- 
lich  dicker  Säulen  glatt,  und  bringt  die  Säulen  so  in  eiu 
Polarisationsinstrument,  dafs  die  stumpfere  Säuleiikaute 
nur  etwas  schief,  beinahe  rechtwinklig  gegen  die  Rich- 
tung der  polarisirten  Strahlen  zu  stehen  kommt,  und  zu- 
gleich, dem  Auge  zugewendet  ist;  so  erblickt  man  bei 
linearer  Analyse  die  bekannten;  concentriscbQn  ißhige  mit 
rechtwinUichen  Kreuznrmen.  I)ie  Ringe  sind  aber  selur 
ausgedehnt;  man  übersieht  sie  gewöhnlich  blofs  theilwdse; 
nuf  bei  einer  ^  dicken  Säule  kamen  mehrere  Hinge  in'$ 
Gesichtsfeld,  jedoch  war  der  Raum  innerhalb  des  ersten 
Ringes  noch  so  grofs,  dafs,  dem  Augenmaafse  nach,  das 
ganze  Ringsystem,  welches  ein  höchstens  ^"  dickes,  senk- 
recht gegen  die  optische  Axe  geschnittenes  Kalkspath- 
blättchen  zeigte,  hineinpafste.  Diefs  kann  zur  Verglei- 
chung  dienen,  wenn  auch  nur  zu  einer  annähernden; 
denn  die  angegebenen  Maafse  machen  keinen  Anspruch 
auf  besondere  Genauigkeit;  dazu  waren  schon  die  gc-  j 
glätteten  Flächen  nicht  hinreichend  eben  und  parallel, 
auch  müfsten  die  Beobachtungen  im  Freien  angestellt 
werden.  Gab  man  der  Eissäule  eine  solche  Stellung, 
dafs  di^  geglättete  Fläche  so  ziemlich  senkrecht  von  den 
polarisirten  Strahlen  durchschnitten  wurde,  so  erschienen, 
wie  es  die  Theorie  erfordert,  breite  farbige  Streifen;  we- 
gen der  groisen  Ausdehnung  des  Gesichtfseldes  liefen  sie 
mit  einander  nicht  vollkommen  parallel,  sondern  waren 
in  der  Mitte  flach  nach  aufsen  gebogen,  bildeten  also  einen 
garbenförmigen  Büschel.    Gingen  näu^lich  im  ersten  Falle 


475 

ie  polariiir(eB-StffaUk0  parallel  mit  der  rhomboedrischen 
der  opIischeD.' Axe  dureh  den  Kryatall,  00  machten  sie 
n  zweite^r  'Falle  bei  ihrcln  Durchgsinfi;e  mit  derselben 
ioen  Winkel  von  45^.  Die  Erscheinungen  im  zweiten 
alle  können  übrigens  nur  bei  einer  sehr  schwach  dop- 
ellbrechenden  Kraft  zum  Vorschein  kommen.  Wurde 
n  ersten  Falle  noch  ein  circular  polarisirendes  Glim- 
lerblättchen  in  den  Weg  der  polarisirlen  Strahlen  ge- 
rächt, so  verschoben  sich  die  Ringe  in  cntgegengesetz- 
T  Weise,  als  diefs  bei  der  Figur  des  Kalkspalhblätt- 
liens  stattfand.  Die  Doppelbrechung  des  Eises  mufs  defs- 
atb  eine  positive  scyn. 

Die  Stellung  der  eben  näher  beschriebenen  Säulen 
cigle  sich  übrigens  mitunter  auch  ein  wenig  gegen  die 
)berfl9che  des  Eises,  indiem  mehrere  Säulen  radial  con- 
ergirende  Büschel  bildeten.  Nur  in  sehr  wenigen  Fäl- 
m  konnte  man  aufser  den  angegebenen  noch  andere 
■erspaltungen  wahrnehmen,  deren  Richtung  ich  aber,  we- 
eil  UnvoUkommenheit  der  beobachteten  Exemplare,  nicht 
[]f  die  andere  zu  beziehen  vermag.  Hatten  sich  Eisplat- 
!0  successiv  aus  mehreren  Schichten  gebildet,  so  sctz- 
m  die  Säulen  an  der  Gränzfläche  der  Schichten  ab. 
ndlich  schmolz  manches  Eis  gnr  nicht  unter  den  be- 
;hriebenen  Phänomenen.  Einzelne  Stücke  wurden  nach 
nd  nach  trübe,  und  rundeten  sich  ab;  sie  bekamen  im 
mem  zuerst  kleine  Bläschen,  von  denen  dann  faden- 
iruiige  Höhlungen  ausgingen. 

Fafst  man  alle  diese  Thatsachcn  zusammen,  so  läfst 
ch  zuerst  die  Frage  aufwerfen,  ob  die  stängliche  Struk- 
r  des  Eises  der  ursprünglichen  Anordnung  der  Eiskry- 
alle  beim  Gefrieren  entspricht,  oder  sich  erst  bei  lang- 
men  Abschmelzen  erzeugt  * ). 

Dann  läfst  es  sich  durchaus  nicht  mit  den  Symme- 
le- Gesetzen  rhomboedrischen  Gestalten  vereinigen,  dafs 

)  Der  Vollständigkeit   -wegen    will   ich  uogIi  die  aus  dem  Journal  der 
Grulslierzoglichcn  Sternwarte  allhier  entlehnten  Minima  nnd  Maiim» 


476 

von  den  Flächenpaaren  /des  Bhoiiibocfders  blofs  zwei 
▼orkommen,  und  dem  dritten  Paare  nicht  einmal  eine 
einigermafsen  deutliche  Spaltbarkeit  entspricht. 

der  Temperatar  von  der  Zeit  des  Eisganges  bis  cor  Zeit  meiner  Beob- 
achtangen  annehmen: 


Minim. 

Maxim. 

Mmim. 

Man'm. 

17.  Jan. 

1^2  R. 

8^,2  R. 

3.  Fbr. 

— 18%4  R. 

—  9,0. 

18.    - 

64 

7,3 

4.     - 

-U,0 

-9A 

19.    - 

-  0.1 

1,2 

5.    - 

—  18,4 

— U,» 

20.    - 

-  1,5 

-  1,0 

6.    - 

—  16,4 

-8^ 

21.    - 

-  4,4 

-  2,5 

7.    - 

—17.9 

-9.4 

22.    - 

—  6,5 

-  0,7 

8.    - 

-16.2 

-  1» 

23.    - 

-  6,0 

0,2 

9.    . 

-  7,8 

-4,4 

24.    . 

—  3,0 

0,3 

10.    - 

-  9,6 

~U 

25.    •. 

—  3,9 

-  0,4 

11.    - 

—  13,6 

-4,a 

26.    - 

—  3,3 

0,8 

12.    - 

-  9,8 

1.6 

27.    . 

-  1,2 

3,4 

13.    . 

-  1,2 

4,3 

28.    - 

0,3 

2.2 

14.    - 

-  1,3 

4.S 

29.    * 

—  0,8 

0,8 

15.    - 

-  1.1 

23 

30.    - 

-  2.7 

-   1,0 

16.    - 

-5,4 

3,0 

31.    - 

-  6,1 

-  3,7 

17.    - 

-  1,5 

5,1 

1.  Fbr. 

-6,7 

-  4,1 

18.    - 

-  3,1 

4.6 

2.     - 

-17,3 

-  7.0 

19.    - 

-0,1 

5,4. 

477 


HL     IJeber  die  Elektricäät  bei  der  Verfertigung 
des  sogenannten  Maschinenpapiers;    • 
von  Dr.  Hankel. 


1 

j8  ist  allerdings  ein  sehr  bekannter  Versuch,  dafs  Pa- 

er,  welches  erwärmt  und  dann  auf  einem  Tische  mit 

Der  Bürste  oder  mit  Gummi  gerieben  worden  ist,  eine 

emiich  starke  Elektricität  annimmt  ^ );    defsungeachtet 

»übe  ich,  dafs  folgende  kurze  Notiz  über  das  Auftre- 

n  einer  sehr  starken  negativen  Elektricität  bei  Anferti« 

.)'Verg1.  Gilb.   Ann.   Bd.  LXXV  S.  197.  —  Ich  erlaube  mir  hiebe! 
zu  beroeilen,   dafs  aorh  die  ElektridtaUerregung  bei  der  Fabrication 
des  Matchinenpapiers  keine  neue  Erscheinung  ist     Vennnthlich  wird 
CS  wenig  Besitzer   solcher  Papierfabriken  geben,  die  sie  nicht  beob- 
achtet hatten,   da  sie  beim  Zusammenlegen  des  Papiers  sogar  als  ein 
Uebelstand   ^nflritt.     Indefs  ist  diese  Erscheinung  bisher   noch  nicht 
'B  den   Annalen   zur  Sprache  gebracht  worden,  auch  wird  ihrer,  so 
^cl  idi  finden  kann,  nicht   in  den  Lehrbüchern  gedacht,  und   somit 
'^^     sie    denn    auch    mandien  Lesern   dieser   Zeitschrift    unbekannt 
geblieben    seyn.    —    Beiläufig  gesagt,    ist    eine  ähnliche   von   hellen 
^"^ken  begleitete  Elektricitats-Erregung  vor  vielen  Jahren    in  Herrn 
^'^cintosh's  Fabrik  zu  Glasgow  beim  schnellen  Auscinanderreifsen 
'ci-    bekannten,  durch  eine  Auflösung  von  Kautschuck  in  Steinkohlenol 
^^Sfenroengeleiraten    "wasserdichten    Zeuge    beobachtet   (Edinb.  phiL 
^'«m.  yoi.  X  p,  185),  neuerlich  auch,  von  ILm.  Marsh  in  WooU 
"^^li,  beim  Mahlen  von  frisch  geröstetem  KafTe  in  einer  eisernen  Kaf- 
'^^Cihlt  zwischen  dieser  und  der  darunter,  0,1  Zoll  entfernt,  gestell- 
**     zinnernen   Kanne    (Annals  of  Electricity^  P^o/.  F'ITI  p.  12i). 
^cllich  hat  man  auch  vor  Kurzem  in  einer  Baumwollenspinnerei  an 
"^^m   breiten    endlosen   Bande,   das  über  zwei   Trommeln  von  fast 
^^i  Fufs  im  Durchmesser,  die  sich  72  Mal  in  einer  Minute  umdreh- 
^*^  «  horizontal  hinwegging,  sehr  starke  elektrische  Anziehungen  wahr- 
'^KiQinmen.      Baumwollenfasern  wurden  in  zwei  bis  drei  Fufs  £nt- 
^''Oung  angezogen,    und  noch  vier  Fufs  darvnter  die  Haare  der  Ar- 
•^iier  anfgerichlet  (Ib/d.  VoL  V p,^m\  P* 


4T8. 

gung  des  sogenannten  Maschlnenpapiers  nicht  ohne  b» 
teresse  sejn  wird.  Es  wnrde  mir  diese  ErscheinoDg 
durch  den  Papierfabrikanten  Hrn.  Keferstcin  in  Kröll- 
witz  bei  Halle  initgetheilf,  und  ich  hatte  da^n  selbst  Ge- 
legenheit dieselbe  ta  beobacht<^n. 

Nachdem  aus  dem  Gangzeuge  das  Wasser  zum  Theil 
durch   die   Drahtform,  die  wie  ein   endloses  Tuch  fiber 
zwei  Walzen  geht,  dufchgeflossen,  dann  aber  besonders 
noch   durch  eine  Druckwalze  nahe  am  Ende  der  Drabt^ 
form  ausgeprefst  ist,  so  geht  das  hiedurcb. entstandene 
Papier,  das  zwar  noch  feucht  ist,  aber  doch  schon  eii 
nige  Festigkeit  erlangt  hat,  hinüber  zu  den  mit  Dampf 
geheizten  Walzen,  und  wird  hier  über  die  ersten  drei 
derselben  mitüülfe  eines  Frieses  geleitet;  über  die  vierte 
aber  geht  es  ohne  Begleitung  des  Frieses.     Nachdem  es 
zuletzt  noch  zwischen  Prcfswalzen  hindurch  gegangen  isf, 
wird  das  gebildete,  sehr  breite  Papierband  durch  schei- 
benförmige scharfe  Schneiden,  welche  in   einer  Walze 
sitzen,  in  drei  schmale  Bänder  von  der  Breite  eines  ge- 
wöhnlichen Papierbogens  zerschnitten,  und  dann  auf  deu 
Haspel  aufgewickelt.     So  lange  das  Papier  nun  noch  von 
dem    Fries  begleitet  wird,   zeigt  sich  keine  Elektricität; 
sie   tritt   erst   ein,   nachdem   dasselbe   die   letzte   Dampf- 
walze   oder  vielmehr  die   letzten   Prefswalzen  verlassen 
hat.      Dafs    die    Erhitzung   der  letzten  Dampfwalze  von 
beträchtlichem   Einflufs   ist,   ergiebt  sich  aus  dei^  Versu- 
chen,  dafs  die  Elektricität  um  so  stärker  hervortritt,  je 
mehr  die  letzte  Dampfwalze  erhitzt  wird.     Sie  ist  so  stark, 
dafs  häufig  von    dem  Papier  nach  den  letzten  Glattwal- 
zen, einer  kupfernen  Lciluugswalze,  und  der  Walze  der 
Schneiden  sehr  laute  Funken  überspringen.     Nähert  man 
den  Finger  dem  Papier,  so  fährt  aus  demselben  ein  Strali- 
lenbüschel  gegen  das  Papier  hin.     Eine  Leidner  Flasche 
läfst  sich  mit  Leichtigkeit   laden.      Die   Elektricität  des 
Papiers  erhält  sich  ziemlich  lange.     Sind  nur  wenige  üm- 
windungen  auf  dem   Haspcl ,  so  ist  die  Elektricität  nur 


479 

sdnvRfbf  nimiit  abor  mit  der  Anxahl  der  Umwindungea 
bedeutend  an  Stärke  zu.  Wird  das  Papier  vou  dem 
Haspel  abgeftchiiitteu ,  und  schlägt  man  die  langen  Pa- 
pierbauder  aus  einander,  so  fahren  sehr  starke  blitzende 
Tooken  dazwischen  hin.  Es  entsteht  diese  Elcktricität 
cffenbar  nur  durch  die  Erwärmung  des  Papieres  und  des 
Zosainmcuprcsseus  desselben  mittelst  der  Walzen.  Eine 
Xeibuug  kann  nicht  stattfinden,  weil  die  Umfangsgeschwin- 
dgkeiten  s&mmtlichor  Walzen  einander  genau  gleich  ge- 
aKht  a^nd.  Die  Verdampfung  des  Wassers  trägt  wohl 
sidils  zu  dieser  am  Ende  der  Maschine  auftretenden  Elek- 
tricität  bei,  da  gerade  an  den  Stellen,  wo  die  Verdam- 
piiiDg  am  stärksten  ist,  sich  keine  Elektricität  zeigt,  und 
'as  feuchte  Papier  als  guter  Leiter  die  dadurch  cntstan- 
iene  sogleich  an  die  metallenen  Walzen  abgiebt. 


X.  Jiifizelne  Beobachtung  über  den  Zusammen- 
hang ihr  Form  mit  den  BestandtheiU'n  einer 
Verbindung;  con  Dr.  Hanke/, 


crschicdcnc  Beslandlheile    bedingen   im  Allgemeinen 


ine  verschiedene  Krvslallgestalt;  es  mufs  folglich  jedem 
iuzelnen  derselben  ein  bestimmter  Einilufs  auf  die  Bil- 
ung  der  Krystallform  der  Verbindung  beigemessen  wer- 
en.  Ich  habe  mich  wiederholt  bemüht,  aus  den  bis  jetzt 
ekannten  Kryslallen  die  bildende  Kraft  (wenn  ich  es 
3  nennen  darf)  der  einzelnen  Bestandtheile  derselben 
enuen  zu  lernen,  und  ein  Gesetz  über  den  Zusammen* 
ang  der  Form  mit  den  Bestandtheilen  aufzustellen.  Es 
it  mir  aber  bis  jetzt  nicht  gelungen,  weil  ich  keinen 
hizigcn  Fall  aufiinden  konnte,  wo  eine  Reihe  zusam- 
lenhäDgender  Körper  ihrer  Krjstallgestalt  nach  bekannt 
rar«     Ual>ei  habe  ich  indefs  einen  einfachen  Fall  aii^<(L- 


48n 

troffen,  welcher  der  BeachtoDg  gewifis  nidiC  imw^rlh  ist; 
und  das  Obengesagte  streng  besti^tigt. 

Dag  Eisen  krystallisirt  in   Würfeln  und  Ociaädan, 

das  EisenoTfd,  Fe,  in  Rhomboedern;  der  Pblkantenwin- 
kcl  beträgt  bei  dem  primitiven  zwischen  85**  5S^  bis 
86"  10';  der  Polkantcnwinkel  des  nächst  stumpferen  ist 
115°  1\  Indem  also  2  Atome  Eisen  sich  mit  3  Atomen 
Sauerstoff  verbinden,  geht  die  Form  des  Würfels  über 
in  ein  Rhomboeder  von  angegebenen  Winkeln. 

Das  Arsenik  krjstallisirt  in  BJkomboedern\  der  Pol- 
kantenwinkel des  primitiven  beträgt  114°' 26',  und  der 
des  nächst  spitzeren,  welches  ebenfalls  beobachtet  nvor- 
den  ist,  85°  26'.     Verwandelt  sich  das  Arsenik  in  arii- 

■ 

•  •  •  I  j 

mge  Säure,  As,  indem  2  Atome  Arsenik  sich  mit  3  Atö> 
men  Sauerstoff  verbinden,  so  entsteht  (gewöhnlich)  ^ 
Octaeder  (oder  wenn  die  Anordnung  der  Theilchen  an* 
ders  erfolgt,  ein  prismatischer  Krystall). 

Die  Krystalle  des  Eisens  und  der  arsenichten  Saun 
sind  also  gleich,  und  die  Krjstallc  des  Eisenoxyds  und 
des  Arseniks  sind  es  ebenfalls  '  ).  Es  zeigt  sich  hitf 
also  das  merkwürdige  Gesetz,  dafs  3  Atome  Sauerstoff 
bei  ihrer  Verbindung  mit  2  Atomen  Eisen  und  Arsenik^ 
oder  Trennung  von  denselben,  dieselben  Aenderungei 
der  Form,  nur  in  umgekehrter  Folge,  »hervorrufen;  dit 
tesserale  Gestalt  des  Eisens  geht  über  in  die  rhomboS-'  ^ 
drische  des  Oxydes;  die  gleiche  rhomboedrische  des  Ar- 
seniks geht  zurück  in  die  tesserale  der  arsenigen  Säure.  „ 
—  Es  scheint  also  die  formbildende  Kraft  des  Sauer- 
stoffs eine  constante  Gröfse  zu  seyn. 

Diefs  ist  der  einfachste  Fall,  in  welchem  sich  dcr*- 
Zusammenhang  zwischen  Form  und  Bestandtheilen  unmii-j  - 
tclbar  nachweisen  läfst,   weil  zwei  einfache  verschiede!. 

1)  Der  Unterschied  der  W^inkel  bei  Kristallen  eines  und  desselbd^j 
Minerales,  oder  gar  bei  läoniorphen  Körpern,  beträgt  häufig  rodiri 
als  der  Unterschied  zwischen  den  W^inkeln  des  Eisenoxids  und  ddi} 
Arseniks,  der  noch  nicht  1^  beträgt. 


4SI 

rjrstallinr^cle  Stoffe  eiHi  mit  einer  (;Ieichen  Anzahl  von 
Buerstofratoinen  verbinden.  Vielleicht  dafs  es  mir  ge- 
Dgt,  auf  indirectem  Wege  auch  (Qr  manche  der  übri- 
en  KOrper  ein  Gleiches  nachzuweisen,  und  diese  bil- 
tnden  KrSfte  noch  näher  zu  bestimmen« 


it 


Die  LühofeUinsäure  (Bezoarsäure)  als  Haupt- 
bestandtheil  der  orientalischen  Bezoare; 

con  Dr.  Hanke/. 


n  vorigen  Jahre  wurde  von  Göbel  (Annal.  der  Che- 
e  und  Pharmacie,  Bd.  XXXIX  S.  237)  und  Wöhler 
bendas.  Bd.  XXXXI  S.  150  und  Poggendorff's  Ann. 
1.  LIV  S.  255)  die  LithofcUins&urc  in  unbekannten  thie- 
chen  Concretionen  gefunden.  Göbel,  der  die  untcr- 
chte  Concretion  au  dem  angeführten  Orte  abgebildet 
t,  hält  sie  fOr  einen  Gcillcustcin;  Wohl  er  stimmt  ihm 
rin  bei,  und  hält  die  von  ihm  untersuchte,  wegen  ihrer 
-öfse  (sie  wog  40  Grammen),  für  den  Gallenstein  ei- 
s  gröCseren  ausländischen  Thieres.     Er  fügt  hinzu :  »*  Es 

möglich,  dafs  diese  Concretion  als  ein  sogenannter 
zoar  betrachtet  und  aufbewahrt  worden  ist.« 

Dieser  letzte  Zusatz  brachte  mich  darauf,  zwei  wirk- 
he  orientalische  Bezoare  zu  untersuchen,  welche  sich 

der  Naturaliensammlung  des  hiesigen  Waisenhauses 
iden,  und  mir  von  dem  Hrn.  Director  Niemeyer  her 
twilligst  zu  meiner  Untersuchung  überlassen  wurden. 
T  gröfsere  wog  8,375  Grm.,  der  kleinere  4,907;  das 
sc.  Gewicht  war  1,092,  bei  dem  kleineren  etwas  ge- 
gcr;  man  sah  deutlich,  dafs  sie  früher  gröfser  gewe- 
1  waren.  Beide  bestanden  aus  einer  grofsen  An- 
il  dünner  Schichten,  deren  äufsere  sich  leichter  tren- 
1  liefsen  als  die  inneren,  welche  etwas  feeiet  mW  ^\\x< 


484 

Alksdien  dagegen  ganz  auflitelichy  und  gicbt  damit  eine 
Flüssigkeit,  die,  wenn  sie  sich  an  der  Luft  verdickt  und 
austrocknet,  purpurroth  wird.  Bei  der  Destillation  giebt 
sie  ein  gelbes  Sublimat  von  rufsartigem  Geruch  und  Ge- 
si^mack,  welches  in  Wasser  und  Alkohol  unlöslich  ist 

Diese  Bczoare,  die  immer  ejförmig,  und .  selten  grö- 
fser  als  ein  Tauben-  oder  kleines  Hübnerej  sind,  habea 
zum  Kern  fast  immer  Schalen  von  einer  Frucht  in  der 
Gröfse  einer  Haselnufs  und  kleiner.  Sie  kommen  von 
üast  immer  von  unbekannten  Thiereu  aus  Asien  und  Afrika, 
und  scheinen  vom  Harze  herzurühren,  welches  aus  den  zur 
ISahrung  dienenden  Yegetabilien  abgesondert  worden.« 

Es  ist  klar,  dafs  jene  erste  Art  ganz  mit  den  vod 
u^ir,  und  dann  auch  mit  den  von  G0bel  und  Wöhler 
untersuchten  Concretionen  übereinstimmt.  —  Der  Schluii 
der  Worte  von  Fourcroj  und  Yauquelin,  dafs  sie 
aus  dem.  Harze  herzurühren  scheinen,  welches  aus  dei 
zur  Nahrung  dienenden  Yegetabilien  abgesondert  wordeo 
ist,  erhält  eine  Bestätigung  durch  die  Analyse  Wöh- 
ler's,  nach  welcher  die  Anzahl  der  Kohlenstoffatome 
der  Lithofellmsäure  mit  der  der  krjstallisirten  Harze  über- 
einkommt, zu  denen  auch  diese  Säure  allen  ihren  Eigen- 
schaften nach  zu  rechnen  ist. 

Aus  der  in  dem  Inneren  der  Bezoare  sich  finden- 
den Samen  geht  hervor,  dafs  diese  Concretionen  nicht 
in  der  Galle,  sondern  in  dem  Darm  gebildet  sind,  und 
dafs  die  Galle  nur  ein  zufälliger  Bestandtheil  ist.  Ich 
halte  deshalb  jetzt  den  Namen  Lithofellmsäure  nicht  mehr 
für  passend,  da  weder  die  Bestandlheile  der  Galle,  uodi 
die  Einwirkung  derselben,  wesentlich  ist,  und  möchte 
dafür  den  Namen  Bezoarsäure  vorschlagen. 


W. 


485 


L    Analysen  von  Roheisen^  hei  heißer  und  hei 

kalter  Luft  erhiasen; 

con  Th.  Bodemann  in  Clausthal.    « 


'ie  Eisenhohöfeh  der  hannoverschen  Hüttenwerke  Kö- 
^hfitte  und  Lerbach  gehen  beim  gewöhnlichen  Betriebe 
t  heifser  Luft.  Vor  einiger  Zeit  wurde  letztere  für 
Ta  1  Woche  auf  beiden  Hütten  mit  kalter  Luft  ver- 
lieht, alle  übrigen  Verhältnisse  aber  möglichst  gleich 
3>ehalten. 

Das  in  dieser  Zeit  bei  kalter  Gebläseluft  gefallene 
iheisen  wurde  zu  den  nachfolgenden  Analysen  benutzt. 
18  zur  Analyse  genommene,  mit  heifser  Luft  erblasene 
»heisen  war  kurz  vor  dem  Betriebe  mit  kalter  Luft 
er  einige  Zeit  nachher  gefallen. 

Das  Resultat  der  Analysen  selbst  war  folgendes: 


^oggeadorlPs  Annal,  Bd.  LV,  ^^ 


487 

Die  Bestimmang  des  Gesammtkohlengehalts  geschah 
mittekt  fiberschOssigen  Kapferchlorids,  dem  nach  voll- 
ständiger  Zersetzung  zur  Auflösung  des  Kupferchlorürs , 
etwas  Salzsäure  zugegeben  wurde.  Der  Gewichtsverlust, 
welchen  der  getrocknete  Rückstand  im  Platintiegel  unter 
1er  Probirmüffel  erlitt,  wurde  als  Summe  des  Kohlenge- 
lalts  genommen.  Die  Differenz  zwischen  dem  auf  ge- 
'v^öhnlichem  Wege  bestimmten  Graphitgehalte  wurde  als 
;ebunden^  Kohle  berechnet.  Aus  den  von  Berzelius 
erörterten  Gründen  mag  der  Kohlengehalt  um  ein  Weni- 
ges za  geringe  angegeben  seyn,  da  man  aber  diesen  Feh- 
er  bei  allen  Analysen  annähernd  als  gleich  annehmen 
Lann,  so  möchte  er  die  Vergleichung  der  Roheisensor- 
ten nur  sehr  wenig  beeinträchtigen.  Die  Ermittlung  der 
U>rigen  Bestandtheile  geschah  auf  den  für  Roheisen  ge- 
wöhnlichen Wegen.  Zur  Bestimmung  des  Phosphorge- 
halts  wurden  etwa  3  Grm.  genommen,  zu  den  übrigen 
Bestimmungen  etwa  5  Om.  Der  Gehalt  an  reinem  Ei- 
sen wurde  nur  durch  die  Differenz  berechnet.  Der  an- 
gegebene Siliciumgehalt  ist  stets  das  Mittel  wenigstens 
zweier  Bestimmungen. 

Die  Analysen  ergaben  nun  als  wesentlichen  Unter- 
schied, dafs  das  mit  heifser  Luft  erhaltene  Roheisen  mehr 
Silicium  enthält,  als  das,  unter  sonst  möglichst  gleichen 
Umständen,  mit  kalter  Luft  erblasene,  und  zwar  zeigt 
sich  die  Differenz  im  Siliciumgchalte  um  so  gröfser,  je 
höher  die  Luft  erhitzt  war  und  je  schwerer  verbrennli- 
che  Kohlen  angewendet  wurden.  —  Da  Bert  hie  r's  Ver- 
suche ^)  zu  dem  Resultate  geführt  haben,  dafs  beim  Ei- 
senhohofenbetriebe  der  Phosphorgehalt  der  Beschickung 
nicht,  wie  dieses  beim  Schwefel  der  Fall  ist,  theilweise 
in  die  Schlacken  geführt  wird,  so  liefs  sich  erwarten,  was 
obige  Analysen  im  Allgemeinen  bestätigen,  dafs  heifser 
und  kalter  Wind  auf  den  Phosphorgehalt  des  Roheisens 

1)  ^nnales  des  IHines,  T.  XIF  (IF,  ihr.  de  1838)  p,  113  seq. 


488 

keinen  Einflufs  habe.' —  Thomson  nnd  Tennent  ') 
kamen  zu  dem  Resultate,  dafs  das  spec.  Gewicht  Ton 
Gufseisen,  bei  kaltem  Winde  erblasen,  geringer  sey,  als 
das  von  Gufseisen  bei  heifsem  Winde.  Die  oben  an- 
gegebenen spec.  Gewichte  widersprechen  diesem  und  be- 
stätigen nur  die  allgemeine  Annahme,  dafs  graues  Rob- 
eisen specifisch  leichter  sej,  als  weifses  und  halbirtes. 
—  Thirria  ^)  kam  durch  seine  Analysen  zu  der  Fol- 
gerung, dafs  heifs  erblasenes  Roheisen  mehr  Graphit  ent- 
halte, als  kalt  erblasenes,  wenn  beide  ein  gleiches  äu- 
Jseres  ansehen  haben.  Die  obigen  Resultate  sind  die- 
ser Folgerung  direct  widersprechend;  je  grauer  die  obi- 
gen Roheisenarten  sich  dem  Ansehen  nach  zeigen,  je 
mehr  Graphit  ergab  die  Analyse,  dagegen  bestätigen  sie 
Thirria 's  Folgerung,  dafs  bei  Holzkohlen  heifs  erbla- 
senes Roheisen  mehr  Siliciumeisen  enthalte,  als  kalt  er- 
blasenes von  demselben  äufseren  Ansehen.  —  Von  den 
Roheisenanalysen,  welche  Hr.  Karsten  in  der  neuen 
Auflage  seiner  Eisenhüttenkunde  anführt,  lassen  nur  zwei^) 
eine  hierher  passende  Yergleichung  zu,  und  diese  spricht 
für  die  von  mir  gefundenen  Resultate.  Dafs  nur  wenige 
Analysen  bis  jetzt  bekannt  geworden  sind,  welche  eine 
genauere  Vergleichung  des  heifs  und  kalt  erblasenen  Roh- 
eisens erlauben,  möge  die  Mittheilung  obiger  Analysen 
entschuldigen  und  gestatten. 

1 )  Report  of  the  seventh  Meetins;^  of  the  British  Association  for 
the  adt^ancement  of  scicnce  held  at  Lii^-erpool  1837,  p,  117  se<]. 
Die  hier  mitgelheilten  Rolieisenanalysen  stehen  ebenfalls  mit  melnea 
Resultaten  sehr  im  W^iderspruche. 

2)  Annales  des  Mines,  T.  XVIII  (IV,  //Vr.  de  1840)  p.  195 /^y. 

3)  3.  Ann.  1841,  Bd.  I  S.  592,  die  beiden  Nummern  12  und  13. 
Roheisen  von  Yietz. 


-': 


489 


I.  Beobachtungen  über  den  Wasserhies,  und 
dessen  Vorkommen  in  Mahren  und  Schle- 
sien; von  E.  F.  Glocker. 


'afs  der  Wasserkies  *)  {Uydropyriies)  oder  Weich- 
f/i^/V^  Breit h.  {Malacopyriles\  welcher  fast  in  allen 
leren  Mineralsyst einen  ganz  unberücksichtigt  gelassen 
d,  und  daher  sehr  wenig  bekannt  zu  seyu  scheint, 
;n  sowohl  vom  Schwefelkies  als  vom  Graueisenkies 
}eerkieSy  Strahfkies,  Leberkies  etc.)  bestimmt  unter- 
ieden  werden  müsse,  scheint  mir  nach  den  schon  seit 
hreren  Jahren,  vorzüglich  an  einigen  bemerkenswert 
n  Vorkommnissen  desselben,  in  der  Quadersandstein- 
mation  Mährens  und  in  ein  Paar  Braunkohlen -Abla- 
ungen  Schlesiens  von  mir  gemachten  Beobachtungen 
ht  mehr  bezweifelt  werden  zu  können. 

WasscrlEiei  in  der   Quadersandsteinforination  Mährens. 

In  dem  Quadersandsteingebilde  bei  Alt  -  Moleiein 
rdöstlich  von  Mährisch-Trübau  sind  die  untersten  der 
i  jetzt  durch  Abbau  bekannten  Sandsteinschichten  durch 
e  mannigfaltigen  und  zum  Theil  ungewöhnlichen  Far- 
D,  und  durch  die  grofse  Menge  des  darin  eingeschlos- 
nen  Wasserkieses  vor  allen  anderen  ausgezeichnet.  Der 
ese  untersten  Schichten  bildende  Quadersandstein   ist 

)  Wenn  aach  gleich  der  sogenannte  Leberkies  zuweilen  W^asserkies 
genannt  worden  ist,  so  kommt  doch  diese  letztere  Benennung  allein 
mit  Recht  dem  wasserhaltigen  Schwefeleisen  zu,  von  welchem  hier 
^ie  Rede  ist.  Was  in  Hrn.  Hofr.  IIa usro an n*s  Handbuch  der  Mi- 
neralogie, Bd.  I  (1813)  S.  149  IT.,  den  Namen  Wasserkies  fiilirt, 
^  gröfstentheils  vom  Graueisenkies  (Strahlkies,  Leberkies)  zu  vcr- 
''^hen,  und  nur  der  „mulmige  W^asserkies**  scheint  als  ein  schon 
^^^elSster  Zustand  des  wahren  W^asserkieses  aniusdien  lu  &c>jw. 


491 

von  der  letzteren,  dabei  im  frischeD  Zustande  etwas  spröde 
(in  weit  geriogerem  Grade  als  Schwefelkies  und  Grau- 
eisenkies), im  zersetzten  Zustande  aber  milde.     Das  spec. 
Gewicht    fand    ich   bei  einem  Paar  ganz  frischen  StGk- 
ken  bist  ganz  übereinstimmend,  =3,33  —  3,34,  dagegen 
bei   einem  anderen  Exemplar,  das  schon  eine  Spur  von 
anfangender  Zersetzung  zeigte,  nur  =3,25.      Die  herr- 
schende Farbe  ist   eine   Mittelfarbe  zwischen  schmutzig 
Speisgelb  und  Gelblichgrau,  zum  Theil  auch  blofs  dun- 
kel Gelblichgrau,  in's  Grünliche  sich  ziehend;  nach  län- 
gerem Liegen  an   der  Luft  geht  die  Farbe  aber  zuwei- 
len auch  bei  Stücken,  die  anscheinend  durch  Zersetzung 
noch    nicht    angegriffen   sind,    in  ein  stark   in's    Gelb- 
liehe    fallendes  Schwärzlichgrau  über.      Die  Farbe  des 
Strichs  ist  graulichschwarz.     Glanz  zeigt  dieser  Wasser- 
kies nur  auf  dem  frischen  Bruche,  und  zwar  geringen 
Metallglanz;  er  ist  oft  nur  schimmernd,  höchstens  wenig 
glänzend*.   Im  Glaskolben  erhitzt,  giebt  er  viel  Wasser; 
die  Glaswand  wird  schon  wenige  Augenblicke  nach  dem 
Anfange  der  Erhitzung  mit  Wasserdampf  bedeckt,  wel- 
cher schnell  zunimmt  und  zu  zahllosen  kleineu  Tröpf- 
chen   coagniirt.      Er    entwickelt  beim   Erhitzen  starken 
Schwefelgeruch,  wie  der  Schwefelkies  und  Graueisenkies, 
denen  er  auch  im  Verhallen  vor  dem  Lötbrohre  vollkom- 
men gleicht. 

Sowohl  die  Kugeln  als  die  anders  gestalteten  Mas- 
sen dieses  Wasserkieses  sind  besländig  von  einer  2  bir; 
6  Par.  Linien  dicken  Lage  von  dichtem,  oft  durch  ein 
gemeiigte  Sandsteinkörnchen  sehr  feinkörnig  erscheinen- 
dem Kothcisencrz  umschlossen,  welches  )edoch  nicht  sei- 
ten  auch  mit  braunem  oder  gelbem  Eisenocher  ungleich 
dnrchmengt  ist,  so  dafs  es  nicht  überall  einen  blutrothcn 
oder  bräunlichrothen,  sondern  nn  manchen  Stellen  einen 
beinahe  gelblichbrauuen  Strich  giebt.  Manchmal  scheir 
det  sich  der  gelbe  Eisenocher  auch  besonders  aus,  und 
bildet  zwischen  der  Oberfläche    des  Wasserkieses  und 


492 

der  diesen  umgebenden  Lage  des  Rotheisenerzes  eine  ei- 
gene   zusammenhängende,    mit  Sandkörnern  imprägnirte 
dünne  Lage,  welche  sich  hin  und  wieder  am  äuCseren 
Rande  der  Rotheisenerzhülle  nochmals  wiederholt.    End- 
lich  kommen  mit  den  Wasserkiesl^ugeln  auch  noch  Ku- 
geln und  Knollen  von  Rotheisenerz  vor,  welche  in  der 
Mitte  statt  des  Wasserkieses  einen  Kern  von  reinem  oder 
mit  Sandsteinkömern  angefülltem  gelben  Eisenocher  um- 
schliefsen. 

Der  Wasserkies  von  Alt-Moletein  zeigt  in  derLaU 
eine  starke  Geneigtheit  zur  Veränderung,  welche  entwe- 
der nur  in  einer  Einbüfsung  seiner  Farbe,  seines  Glan- 
zes, seiner  Cohärenz  und  Härte,   oder  zugleich  auch  in 
einer  durchgreifenderen    chemischen   Zersetzung  besteht, 
welche  von  aufsen  nach  innen  fortschreitet  und  sich  dardi 
eine  mehr  oder  weniger  auffallende   Efflorescirung  und 
Vitriolescirung  kund  giebt.     Der  beim  Zerschlagen  durch 
und    durch   feuchte  Wasserkies    pflegt  im   Allgemeinen, 
nachdem   er  ausgetrocknet  ist   und   der  Luft   ausgesetzt 
bleibt,   am   schnellsten  und   leichtesten  zu  vitriolesciren, 
während  dagegen  der  ursprünglich  trockne  aus  eben  dem- 
selben Sandstein  entweder  wenig  oder  nicht  vitriolescirt, 
wohl  aber  gewöhnlich  in  Folge  einer  theils  mechanischen, 
theils  nur  schwachen  oder  anfangenden  chemischen  Auf- 
lösung lockerer,  weicher  und  dunkler  wird.     Ich  besitze 
Moleteiner  Wasserkieskugcln   und  -KtioUen  von  beider- 
lei Beschaffenheit.      Manche  derselben  haben  sich  Jahre 
lang  erhalten,  ohne  eine  Spur  von  Vitriolescirung  zu  zei- 
gen, sind  aber  dunkler  und  lockerer   geworden;   andere 
haben  sich  ganz  mit  vitriolischer  Efflorescenz  überzogen. 
Der  vitriolescirende  Wasserkies  bildet   an  den  von  mir 
gesammelten   Stücken   eine   Menge  graulichweifser  Flok- 
ken  und  höchst  zarter,  glänzender,  haarförmiger  Krjställ- 
chen  von  wäfsrig-vitriolischem,  hiutennach  ein  wenig  süfs- 
lich- zusammenziehendem  Geschmack e.     An  ein  Paar  un- 
vollkommen-kugligen  Stücken    fand  ich  nach  mehreren 


493 

Vocbea  auf  der  ganzen  Brachfl8che  diese  weifse  Titrio- 
sehe  Efflorescenz,  während  dagegen  anfsen  im  Umkreise 
er  BrudiflSchey  an  den  BerQhn]ng;sstellen  des  Wasser- 
ieses  mit  der  ihn  nmschliefsenden  Eisensteinrinde,  ein 
chwefelgelbeSy  sehr  lleintraubiges  and  feinerdiges  mat- 
es  Salz  von  einem  viel  herberen,  ungemein  stark  zusam- 
lenziehenden,  fast  wie  eine  freie  Säure  die  Zähne  ab- 
lompfenden  vitriolischen  Greschmacke  sich  bildete,  wel- 
hes  dem  Botrjogen  nahe  verwandt  zu  sejn  scheint.  Die- 
es  gelbe  Salz  umgab  nach  und  nach  den  Wasserkies 
Is  immer  stärker  werdende  schmale  Einfassung,  und  nur 
kochst  feine  zerstreute  Theilchen  desselben  zogen  sich 
▼ie  gelbe  Punkte  oder  Häufchen  auch  in's  Innere  des 
Wasserkieses  hinein.  Der  anfangs  vollkommen  zusam- 
nenhängende  Sandstein  bekam  bei  einem  der  Exemplare 
»gleich  mit  der  das  letztere  umgebenden  Eisensteinrinde 
n  Folge  der  fortschreitenden  Vitriolescirüng  von  der 
Peripherie  der  Wasserkieskugel  aus  Spalten,  die  sich  im- 
mer mehr  erweiterten,  und  nun  so  breit  geworden  sind, 
dafs  man  deutlich  erkennen  kann,  dafs  das  gelbe  Salz 
Dicht  allein  den  Rand  der  blofsgelegten  Bruchfläche,  son- 
dern die  ganze  Oberfläche  der  Kieskugel  ringsherum  tiber- 
kleidet. Ich  habe  später  noch  an  mehreren  Exemplaren 
iivahrgenommen,  dafs  das  gelbe  Salz  immer  vorzugsweise 
nur  an  der  Peripherie  der  Kugeln,  der  weifse  flockige 
Vitriol  aber  auf  der  ganzen  Bruchfläche  zum  Vorschein 
kommt.  Mit  der  Zunahme  der  Vitriolescirüng  verliert 
dieser  Wasserkies  auch  seine  ursprüngliche  Mittclfarbc 
zwischen  speisgelb  und  gelblichgrau,  so  wie  seineu  Glanz, 
er  wird  .  allmälig  schwärzlichgrau  und  zuletzt  granlich- 
sdiwarz. 

Die  Hüllen  von  Rotheisenerz,  welche  die  Kugeln 
and  Knollen  des  Alt-Moleteiner  Wasserkieses  constant 
imgeben,  dürften  vielleicht  durch  Umwandlung  aus  dem 
efzteren  entstanden  seyn,  eben  so  wie  in  anderen  Fäl- 
es  Brauneisenstein  aus  dem  Schwefelkies  und  Grauei-  ^ 


495 

dieses  Dorfes,  da,  wo  es  an  Tattenitz  griinzt,  steht  auf 
dem  linken  Ufer  der  Sassawa  unter  der  Dammerde  ein 
sehr  fester  blaulichf^rauer  Plänerkalk  Über  feinkörnigen^ 
Grfinsandstein  an,  beide  horizontal  geschichtet,  der  er- 
stere  undeutlich,  der  letztere  deutlich.      Hier  ist  es  der 
Pläner,  welcher  den  Wasserkies  theils  in  unregelinäfsi- 
gen  derben,  theils  in  unvollkommen  kugligen  und  knol- 
ligen Stocken  einschliefst.      Manche  dieser  Stücke  sind 
nach  auben  zu  mit  einer  4-  bis  1^  Linien  dicken  Rinde 
^on  Graueisenkies  umgeben,  welche  an  der  Oberfläche 
in  sehr  kleine  hervorragende  Krjstallspitzen,  anscheinend 
▼ön  Oblongoktaedem,  ausläuft.     Während  diese  äufsere 
Kiesrinrie  mit  dem  Stahle  stark  Funken  giebt  und  kei- 
nen Eindruck  durch  das  Messer  zuläfst,  ist  dagegen  die 
innere  Kiesmasse  schon  in  geringer  Entfernung  von  der 
Oberfläche  ritzbar  und  besitzt  Apatithärte,   noch  weiter- 
hin aber  und  bis  in's  Centrum  Flufsspathhärtc.      Map 
sidit   also    hier    deutlich    einen   Uebergang    des   harten 
Graueisenkieses  in  den  viel  weicheren  Wasserkies,   aud 
welchem  letzteren  die  Hauptmasse  solcher  Kugeln  und 
Knollen  besteht.      Alle  Exemplare  dieses  Wasscrkioses, 
welche    ich    durch    Zerschlagen    des    sehr    festen    und 
schwierig  ^ersprengbareu  Pläners  erhielt,   befanden  sich 
in  einem  vollkommen  frischen  Zustande,   daher  die  ge- 
ringe Härte,  die  sie  zeigen,  ihren   Grund  nicht  in   ei- 
ner Auflösung  haben  kann.      Auch  widersteht,  der  von 
mir  gemachten  Erfahrung  zufolge,  der  aus  dem  Pläncr- 
kalk  stammende  Wasserkies  selbst  länger  der  Zersetzung, 
als  andere  Wasserkiese.    —    Mit  dem   Wasscrkics  aus 
dem  Sandstein  von  Alt-Moletein   verglichen,  zeigt  der 
Budigsdorfcr  Wasserkies  eine  gröfsere  Festigkeit  und  et- 
was grOl'sere  Härte.      Er  ist  höchst  feinkörnig -kry stalli- 
nisch,   geht   aber,  auch  in's  Dichte  liber,  was  besonders 
an  den  Kugeln  wahrzunehmen  ist,  welche  gegen  die  Pe- 
ripherie zu  fast  immer  feinkörnig,  in  der  Mitte  aber  voI< 
kommen  dicht  sind.      Seine   Farbe  ist  im  frischen  Zu- 


4§6 

Stande  auf  dem  Bruche  ganz  die  stark  in's  Grdue  fal- 
lende speisgelbe.  Farbe  des  Graueisenkieses,  mit  wel- 
chem er  überhaupt  in  seinem  ganzen  Ansehen  die  grdCste 
Aehnlichkeit  hat,  von  dem  er  sich  aber  schon  äuCserlicb, 
aufser  der  viel  geringeren  Härte,  auch  durch  das  gerin- 
gere spec.  Gewicht  und  den  dunkleren,  nämlich  graulich* 
schwarzen  Strich  unterscheidet. 

II.     Wasserkies  in  der  Braunkohle  von  Lnblinitz  in. Ober- 
schlesien. 

Eine  vorzüglich  schöne  Abänderung  von  holzförnü' 
ger  Braunkohle,    welche    sich  zugleich   der  Moorkohle 
sehr  nähert,    kommt  in  dem   Thoneisensteingebilde  bei 
Ponoschau  und  Lissau,  unweit  Lublinitz  in  Oberschl^ 
sien,  vor;     Dieselbe  ist  höchst  zartfasrig  und  zum  Theil 
schwach   wellenförmig  -  gebogen  -  fasrig,   hat    eine  pect 
schwarze   Farbe,  ziemlich  starken  Seidenglanz  und  ein 
glattes  sanftes   Ansehen  auf  dem  fasrigen  Hauptbruche, 
aber   geringen   Fettglanz    auf  dem  sehr  flachmuschligen 
Querbruche,  und  zeigt  an  manchen  Stellen  deutliche  Spu- 
ren von  kleinen  Astknoten.     Sie  schliefst  häufig  sowohl 
harten  feinkörnigen  und  bellgelben  Schwefelkies,  welcher 
zuweilen  selbst  in  kleinen  Würfeln  krystallisirt,  als  fein- 
körnigen  JVasserkies  ein,  welcher  letztere  hier  nur  von 
Kalkspathhärte  oder  selbst  noch  etwas  weicher,  und  zu- 
gleich  entweder  kaum   merklich   spröde,   oder  bei  sehr 
locker- feii^körnigem  Zustande  sogar  milde  ist,  ferner  eine 
aus,  dem  Graulich-  Speisgelben  in's  Braune  fallende  Farbe 
und  geringen  Glanz  besitzt,  und  beim  Ritzen  eine  Menge 
aufserordentlich   feiner,   zum   Theil  noch  metallischglän- 
zender Körnchen  giebt,  die  sich  von  ihm  ablösen.     Der 
Schwefelkies   durchzieht   die  fasrige  Braunkohle  von  Po- 
noschau an  manchen  Stellen  der  Länge  der  Fasern  nach, 
und  bildet  auf  dem   Querbruche,   oder  im  Querschnitte 
der  Kohle  gesehen,  4  bis  Ij  Par.  Linien  breite  bandar- 
tige  Parthien  in  Schlangenlinien  oder  einzelnen  ellipti- 


497 

sehen  Ringen,  welche  znm  Theil  auch  wie  eingeschnürt 
oder  abwechselnd  verengt  und  erweitert  erscheinen;  diese 
Schwefelkiesparthien  sind  Ausfüllungen  von  langgestreck- 
ten Zellen,  wahrscheinlich  von  porösen  Pinuszellcn.  Der 
Wasserkies  zieht  sich  hin  und  wieder  gleichfalls  in  sehr 
schiiialen  Streifen  parallel  den  Fasern  durch  die  Brann- 
kohle Ton  beiden  Orten  hindurch;  häufig  aber  stellt  er 
sich  darin  auch  in  Zoll  breiten  Parthien  dar,  so  dafs 
gröfsere  zusammenhängende  Theile  von  Holz;  auch  mit  da- 
zwischenliegenden Astknoten,  in  ihn  verwandelt  erschei- 
nen, oder  er  ein  ganzes  System  enge  aneinanderliegen- 
der Zellen  ausgefüllt  hat.  In  diesem  letzteren  Falle  be- 
merkt man  an  ihm  selbst  eine  mehr  oder  weniger  zarte 
Streifung,  welche  der  fibrösen  Holztextur  entspricht,  und 
ihm  das  Ansehen  von  zartfasriger  Structur  verleiht,  des- 
gleichen auch  oft  noch  höchst  fein  eingemengte,  durch 
eine  mSfsige  Yergröfserung  wahrzunehmende  Braunkoh- 
lensubstanz, welche  vielleicht  von  den  nicht  gänzlich  zer- 
störten Wänden  der  mit  dem  Wasserkics  ausgefüllten 
Zellen  herrührt,  und  durch  deren  Einmengung  dieser  letz- 
tere eine  etwas  dunklere  Farbe  erhält. 

In  einem  mit  breiten  Parthien  von  Wasserkies  durch- 
zogenen Exemplar  der  Ponoschauer  Braunkohle  fand  ich 
mitten  in  der  feinkörnigen  Masse  des  Wasserkieses  eine 
Ueine  Gruppe  mikroskopisch -kleiner  Würfclchen  von 
wahrem  Schwefelkies.  Es  liegt  daher  die  Yermuthung 
Habe;  dafs  der  Wasserkies  hier  aus  dem  Schwefelkies 
durch  Verbindung  des  letzteren  mit  Wasser  und  viel- 
leicht auch  durch  eine  noch  nicht  näher  bestimmbare  Ein- 
wirkung der  Braunkohlensubstanz  entstanden  sejn  könnte. 
Von  Graueisenkies  habe  ich  in  der  Ponoschauer  und 
lissaner  Braunkohle  nichts  wahrgenommen. 

Nicht  allein  der  Wasserkies,  sondern  auch  der  Schwe- 
fdkies,  der  sich  sonst  nicht  so  leicht  und  nur  unter  be- 
sonderen Umständen  zersetzt,  zeigt  sich  in  der   Pono 
sdianer  und  Lissauer  Braunkohle  zur  Zeiselxun^uwdVv 


499 

t  fingen  sie  an  zu  vitriolesciren,  nnd  bei  forfschrei- 
ir  Aastrocknung,  wahrend  sie  nach  innen  zu  noch 
nmenhingen,  sich  nach  aufsen  zu  zerblättem  oder  in 
lel  über  einander  ligende  unregelmäfsige  rauhe  La- 
n  zu  zerbersten,  welche  schmale  Zwischenräume  zwi* 
I  sich  liefsen,  auf  deren  Wänden  der  Procefs  des 
olescirens  raschen  Fortgang  hatte,  so  dafs  die  La- 
n  sich  nach  und  nach  entweder  von  selbst  von  ein- 
r  ablösten,  oder  durch  einen  geringen  Druck  von 
ider  getrennt  werden  konnten.  Bei  dieser  Zersetzung 
e  der  Wasserkies  unter  der  Hülle  der  Efflorescenz, 
le  zwar  sehr  leicht  abfiel,  aber  sich  immer  aufs  Neue 
lerirte,  an  seiner  ganzen  Oberfläche  und  an  allen 
Luft  ausgesetzten  Stellen  pechschwarz  und  matt, 
n  man  kleine,  durch  Vitriolescirung  schon  angegrif- 
lamellenartige  Stücke  dieses  xyloKdischen  Wasser- 
s  ein  wenig  befeuchtet,  so  förben  sie  schwarz  ab, 
;aben  auf  dem  Papier  einen  schwarzen  Strich.  Bringt 
sie  unter  Wasser,  so  zerfallen  sie  schon  nach  8  bis 
[inuten,  förben  das  Wasser  schwarz  und  lassen  un- 
;  viele,  höchst  zarte  und  kurze  schwarze  Fasern  zu- 
—  Von  einem  grofsen  Exemplar  des  Schönsteiner 
;erkieses,  welches  ich  besafs,  sind  jetzt,  nach  I4- 
n,  nur  noch  ein  Paar  kleine,  stark  lamellenartig 
Iftete  Stücke  übrig,  welche  so  unaufhaltsam  zu  vi- 
sciren  fortfahren,  dafs  sie  bald  ganz  zerfallen  wer- 
Im  Innern  besitzen  sie  jedoch  noch  die  Härte  (Flufs- 
bärte)  und  die  graulich -speisgelbe  glänzende  Farbe 
^asserkieses,  welche  letztere  jedesmal  nach  Ab- 
en  des  durch  die  Zersetzung  entstandenen  schwär- 
Jeberzuges  zum  Vorschein  kommt.  — •  Auch  dieser 
hen  Braunkohle  vorkommende  Wasserkies  gehört 
m  den  vorzüglich  stark  vitriolescireiiden. 


501 

mensctzmig  beider  begrfindet.     Gehen  ja  doch  beide  auch 
anter  anderen  Umständen  in  Brauneisenstein  über. 

3)  Krystallc  sind,  nach  den  bis  jetzt  von  mir  ge- 
machten Wahrnehmungen,  beim  Wasserkiese  nicht  vor- 
gekommen. Denn  in  den  wenigen  Fällen,  wo  ich  ent- 
weder in  kleirfen  Höhlungen  des  Wasserkieses  oder  an 
der  AufsenflSche  seiner  Kugeln  Krjstalle  fand,  waren 
dieses  immer  Schwefelkies-  oder  Graueisenkies  Kry stalle 
mit  der  vollkommenen  Härte  und  dem  spccifischen  Ge- 
wichte dieser  beiden  Gattungen. 

4 )  Der  Wasserkies  ist  im  Allgemeinen  sehr  zur  Zer- 
setzung und  Vitriolescirung  geneigt,   weit  mehr  als  der 
Graneisenkies  und  Schwefelkies;   er  wird   dabei  zuletzt 
schwSrzIichgrau  oder  schwarz.     Indessen  zeigt  sich  in  der 
StSrke  und  Schnelligkeit  des  Vitriolescirens  doch  oft  eine 
beträchtliche  Ungleichheit  nach  den  verschiedenen  Loca- 
litäten,  und   diese  Ungleichheit   scheint  thcils  von  dem 
Feuchtigkeitszustande  abzuhängen,  in  welchem  der  Wäs- 
serkies zu   Tage  gefördert  wird,  thcils   durch  die  Sub- 
stanzen bedingt  zu   sejn,  von  welchen  er  umgeben  isit. 
Meine  Beobachtungen  lehren  darüber  Folgendes:  I)  Un- 
ter sonst   gleichen  Umständen   ist  derjenige  Wasserkies 
Mehr  als  andere  zum  Vitriolesciren  geneigt,  .welcher  auf 
idner  natürlichen  Lagerstätte  sich  lange  in  einem  feuch- 
ten Zustande  befunden  hat.      2)  Was  die  umschlicfscn- 
den  Substanzen  betrifft,   so  vitriolescirt  unter  allen  Um- 
rtSnden  der  in  Braunkohle  vorkommende  Wasserkies  weit 
schneller  und  stärker,  als  jeder  andere,  namentlich  leich- 
ter als  der  im  Sandstein,   und  dieser  wieder  leichter  als 
der  im  Kalksfein  oder  Mergel  (z.  B.  Pläner)  eingeschlos- 
sene.   Die  umgebende  Braunkohlensubstanz,  die  sich  zu- 
weilen selbst  in  die  Masse  des  Wasserkieses  hineinzieht, 

\  \A  daher  unstreitig   einen   Einflufs  auf  die  Geneigtheit 
des  Wasserkieses,   sich    zu  zersetzen  und  zu  vitriolesci- 
'  ren;  dieses  kann  nach  vielen  Erfahrungen  als  Thatsache 
'  angenommen  werden.      Dasselbe  gilt  auch  vom  Q»t^>\^v- 

'      PbaendoHPs  AnnaL  Bd,  LV,  ^^ 


«04 

gesetzten  Seiten  ersicLtlich  wird,  and  keineswegs  so 
lieh  ausgesprochen  ist,  wie  sie  Kobell  ^)  an  Ki 
len  Yon  Nickelglanz  von  Sparnberg  bemerkte,  u 
welchen  sich  sogar  der  Winkel  von  1264-  ^  ™it  Rcflc 
goniometer  messen  liefs.  Theilbarkeit:  Parallel  de 
chen  des  Hexaeders  ziemlich  vollkommen.  Der 
ist  uneben.  Die  Krystallflächen  sind  metallisch  gli 
—  Die  Hejcaederflächen  glatt,  die  Octaederflächen 
len  gestreift  parallel  einer  Combinationskante  m 
Hexaeder.  —  Farbe:  Silberweifs,  welches  sich  nur 
zum  Stahlgrauen  neigt  —  dem  Anlaufen  unterworf( 
durch  die  Farbe  etwas  verdunkelt  wird.  —  Stricl 
schwarz.  —  Das  Mineral  ist  spröde,  seine  Härte  ii 
5,5,  nicht  vollkommen  6,0.  Das  spec.  Gewicht  bes 
Mohs  an  einer  körnigen  Varietät  =6,757  mit 
Quantität  von  696  Milligrm.  —  Am  K.  K.  Mine 
kabinette  wurde  das  spec.  Gewicht  folgendermafs 
stimmt: 

Absol.  Gew.     Spc« 
in  Milligrm. 

1 )  Vollkommen  reines  Bruchstück 
eines  Hexaeders  mit  Octaeder- 
flächen 77,5         6,: 

2)  Gruppe  von  vollkommen  rei- 
nen Hexaedern  mit  abgestumpf- 
ten Ecken  951,5         6,1 

3)  Bruchstück  zweier  zusammenstofsender 
Hexaeder  vollkommen  rein  818  6,f 

4)  Ein  körniges  Stückchen,  durch 
die  Lupe  ziemlich  frei  von  fremd- 
artigen Beimengungen  erschei- 
nend 571,5         6,1 

'    Temperatur  des   Wassers   stets  13^  R. 

I)  Erdmann   und   Schweigger-Seidel   Journ.   für  pract. 

1834,  Bd.  1  S.  95. 


st» 

OSüzeii  wfirden  sich  also  mit  Vernachlässi- 
letzten  Wägong,  da  körnige  Varietäten  dieser 
die  ganz  rein  zu  sejn  pflegen,  mit  6,7  .. .  6,9 
I.  —  Die  zusammengesetzten  Varietäten  beste- 
grob-  und  Meinkörnigen  Zusammensetzungsstük- 
che  sehr  ausgezeichnet  sind,  und  sich  in  deotli- 
i^as  rauhen  und  wenig  glänzenden  Flächen  tren- 
i^as  die  chemische  Zusammensetzung  betrifft,  so 
Löwe  in  zwei  damit  angestellten  analytischen 
lungen  folgende  Bestandtheile: 


I. 

IL 

Durchschnitt 

38,61 

38,24 

38,42 

L 

42,24 

42,80 

42,52 

el 

14,40 

14,05 

14,22 

2,05 

2,14 

2,09 

(v.  d.  Löthrohr) 

Spur 

Spur 

— 

(Gangart) 

• 

1,90 

1,84 

1,87 

99,20        99,07        99,12. 

er  das  geognostische  Vorkommen  ist  uns  tou 
Hrn.  Hofr.  von  Gersdorff  folgende  Mitthei- 
orden. Der  Nickelglanz  bricht  in  der  Neualpe, 
m  Ausgange  des  Schladminger  Oberthaies  7  bis 
n  südlich  "^on  Schladming  gelegen  ist.  —  Das 
)irge  ist  Urthonschiefer.  —  Die  wiedersinnigen 
reichen  zwischen  Stunde  19  und  20,  und  ver- 
on  Nordost  nach  Südwest  beiläufig  unter  dem 
von  50*'.  Die  Füllungen  der  Gänge  bestehen 
Späth,  wenig  Quarz,  Kupfernickel,  Arsenikkies, 
DZ,  zuweilen  aus  gediegenem  Arsenik.  In  der 
ten  Mutter  vom  Kirchenthal -Stollen,  wo  zwei 
haarten,  und  daher  die  Mächtigkeit  der  Erzfül- 
einen  Schuh  betrug,  brach  auch  Speifskobalt  in 
len  Ausscheidungen  an,  welcher  sich  )edoch  von 
sischen  dadurch  unterschied,  daCs  sein  Bestand- 
Nickel  bedeutend  gröfser  war.  —  Höchst  la- 


i 


5(18 


seuschaft  wäre  es  wüQscbeuswertby  weim  von  seiner  Seite 
die  UntersuchuDg  des  specifischen  Gewichts  mit.  gröfse- 
ren  Stücken  oder  Krystallen  wiederholt  würde,  um  mit 
Sicherheit  die  Einerleiheit  oder  Verschiedenheit  bestim- 
men zu  können. 

Bley  analysirte  ebenfalls  dieses  Nickelerz;  es  scheint 
jedoch,  nach  Rammeisberg  ^),  mit  Fremdartigkeiteo 
sehr  vermengt  gewesen  zu  sejn,  da  es  7^  Proc.  Wasser 
enthalten  soll. 

Breithaupt  ^)  führt  einen  Speifskobalt  von  Schlad- 
ming  unter  den  Namen:  »Nickeleisen,  Mark asinkies«  auf, 
und  vermulhet  ganz  richtig,  dafs  hieher  Pfaff's  Nickel- 
glanz gehören  dürfte.  —  Er  fand  das  specifische  Gewicht 
=  7,060.  Wahrscheinlich  ist  diefs  dasselbe  körnige  Vor- 
kommen des  Nickelarsenikkieses,  welches  ich  oben  be- 
schrieben habe. 

Eudlich  analjsirte  Rammeisberg  ^)  einen  Nickel- 
arsenikkies  von  Haueisen  bei  Lobenstein. 

Folgend.es  sind  die  Resultate  der  aufgeführten  Un- 
tersuchuugen : 


Nickclarsenikkies 

• 

• 

• 

• 

uarz. 
ingart). 

• 

e 

2 

c/3 

M 

^ 

CS 

3 
CO 

von  Loos  (Pfallf) 

24,42 

45,90 

12,36 

10,46 

_ 

93,14 

dito  dito  (BtTzel.  I.) 

29,94 

45,37 

19,34 

4,11 

0,92 

0,90 

100,58 

dito  dito  (Bcrzel.  11.) 

28,17 

55,5a 

12,67 

3,63 

0,00 

0,61 

100,58 

von  Kuncrsdorff 

(Döbereiner) 

27*) 

48 

14 

11 

— 

100,00 

von  Haueiicn    (Rain- 

melsberg) 

31,819 

84,022120.159 

— 

— 

— 

100,000 

V.  Scliladming  (Löwe) 

38,42 

42,52 

14,22 

2,09 

Spur 

1,87 

99,12 

bereciiiict  nach  Ber- 

zelius^s  Formel 

35,51 

45,16 

19,33 

— 

— 

,    — 

100,00 

1)  Handwörterbuch  des   chemischen  Theiis  der  Mineralogie,    1841,  II. 
Abth.  S.  16. 

2)  Vollständige  Charakteristik  d.  Mlncrals^st.     Dresden  1832.    5.251. 

3)  Handwörterbuch,  11.  Abth.  S.  14. 

4)  Koballig. 


609 

chemische  Foimel,  welche  Berzelius  aufstellte, 
ist:  NiS«+NiA8>» 

Aus  der  Betrachtung  der  Tabelle  geht  hervor ,  dafis 
^  die  ontersnchten  Nickelglanze  alle  zu  einer  Species  ge- 
hören dürften,  da  sich  alle  mehr  oder  weniger  auf  die 
Fonnel  redudren  lassen.  —  Leider  besitzen  die  Wiener 
Sammlungen  kein  anderes  Vorkommen  des  Mickelglan- 
zes  als  das  oben  beschriebene  von  Schladming;  es  ist 
daher  wfinschenswerth,  dais  die  Besitzer  der  anderen 
liOcalitaten  naturhistorische  Beschreibungen  der  analjsir- 
ten  VarietSten  bekannt  machten,  um  mit  Sicherheit  ur- 
theilen  zu  können ,  ob  diese  oben  angeführten  Mickel- 
glanze  zu  einer  naturhistorischen  Species  vereinigt  wer- 
den dürfen. 


XIV.     Ein  am  Breguef sehen  Thermometer  beob- 
achtetes Ausdehnungs  -  Phänomen ; 
von  Hrn.  Breguet  d.  Jung. 

(Ann*  de  chim,  et  de  phjrs,  Ser,  HL  T,  JII  p.  506.) 


s 


eit  langer  Zeit  wcifs  man  aus  den  Beobachtungen  der 
Physiker,  dafs  die  Ausdehnung  der  Körper  keinen  gleich- 
förmigen Gang  befolgt,   sondern  in  Sprüngen  geschieht. 
Diese  Erscheinung  kann  nur  mittelst  empfindlicher  In- 
strumente wahrgenommen  werden,  und  ist  daher  nur  von 
Physikern  bemerkt.    Das  Instrument,  welches  Gegenstand 
dieser  Notiz  ist,  macht  die  Erscheinung  so  deutlich,  dafs 
man  sie  mit  blofsem  Auge  sieht. 

Ich  hatte  mehre  Thermometerfedern  angefertigt  (die 
[bekanntlich  aus   drei  Metallen,  Gold,  Silber  und  Platin 
lusammengelöthet,  und  oft  nicht  dicker  als  0,02  Millim. 
und)  und  wollte  sie  in  Bezug  auf  den  Strom  einer  und 
derselben  Zink- Kupfer- Kette  prüfen.    Ich  schaltete  jede 


Feder  für  eidi  ein,  .wie  es  Hr.  Dela  Rive  bei  seiuen 
Versuchen  mit  diesem  Instrument  gethan  hat. 

Im  Augenblick,  da  die  Kette  geschlossen  ward,  leukte 
die  durch  den  Strom  erregte  Wärme  den  Thermometer- 
zeiger  lebhaft  ab;  er  beschrieb  einen  Bogen  von  vieleo 
Graden,  blieb  stehen,  ging  dann  durch  einet»  kleineren 
Bogen,  blieb  abermals  stehen,  um  von  Neuem  einen  Bo- 
gen noch  kleiner  als  der  zweite  zu  beschreiben.  End- 
lich, nach  einer  Reihe  immer  kleinerer  und  kleinerer  Os- 
cillationen  gelangte  er  auf  das  Maximum  seiner  Ablen- 
kung. 

Beim  Oeffnen  der  Kette  kehrte  der  Zeiger  durch 
ähnliche,  aber  umgekehrte  Schwankungen  auf  seinen  Aas- 
gangspunkt  zurück.  ' . 

Mit  einem  Zähler,  der  mir  wahrzunehmen  erlaubte, 
dafs  Anfang  und  Ende  der  Erscheinung  in  weniger  als 
einer  Zeitsecunde  vor  sich  ging,  beobachtete  ich  alle  Still- 
standszeiten der  Nadel,  und  wiederholte  diese  Beobach- 
tung an  vier  Federn  von  verschiedenen  Dimensionen. 
Ich  fand,  dafs  alle  diese  Bogen,  die  von  0^  bis  40^  gin- 
gen, in  gleichen  Zeiten  durchlaufen  wurden. 

Die  Zeit  zur  Beschreibung  eines  jeden  Bogens  be- 


trug  bei 

der  ersten  Feder 

1",25 

zweiten  - 

0,95 

dritten     - 

0,94 

vierten    - 

0,77. 

Obwohl  ich  meine  Beobachtung  dem  Scharfsinn  der 
Physiker  unterwerfe,  werde  ich  mir  eine  kurze  Erklä- 
rung des  Phänomens  erlauben. 

Ich  glaube,  diese  Oscillationen  können  von  der  Ela- 
sticität  der  Feder  herrühren.  Die  von  einem  Strom  er- 
regte Wärme  wirkt  plötzlich  und  zugleich  auf  alle  Thcil- 
chen,  giebt  also  der  Feder  eine  drehende  Bewegung,  in 
Folge  welcher  diese  weiter  wandert  als  sie  es  vermöge 
der  in   diesen   Augenblick   erhaltenen   Temperatur  timu 


wQrde«  Sie  strebt  ako  zurfickzukehren;  allem  da  die  stö- 
rende Ursache  immer  eine  Steigerung  der  Temperatur  zu 
bewirken  sacht,  so  giebt  es  eine  sehr  kurze  Zeit  des  Gleich- 
gewichts zwischen  der  Ausdehnung  und  der  Rückkehr- 
kraß  der  Feder«  Biefs  verursacht  den  Buhepunkt.  Hier- 
auf rückt  die  Feder  abermals  vor,  und  dieselben  Vor- 
gänge wiederholen  sich  bis- zum  Augenblick»  da  die  Tem- 
peratur ihr.  Maximum  erreidit. 


XV.     Ueber  ein  Phänomen  der  Verzweigung 

elektrischer  Ströme. 


Jn  den  Pldlosophical  Transactions  für  1S37,  in  einer 
Fortsetzung  seiner  »Beobachtungen  über  Yolta'sche  Com- 
binationen«  ^ ),  hat  Hr.  D ante II  eine  Erscheinung  be- 
schrieben, die  so  ganz  in  den  Kreis  der  kürzlich  von 
mir  behandelten  gehört,  dafs  ich  nicht  umhin  zu  können 
glaube,  sie  etwas  n^her  zu  betrachten. 

Anderweitige  Beobachtungen  hatten  Hrn.  D.  veran- 
lafst,  seine  Batterie,  eine  coustante,  nach  seinem  Princip 
aus  neun  Zellen  von  beträchtlicher  Gröfse  erbaut,  mit 
Hülfe  eines  Galvanometers  zu  schliefsen,  und  während 
defs  ein  zweites  Instrument  der 'Art  successiv  mit  einer 
oder  der  anderen  dieser  Zellen  zu  verbinden,  um  die 
Richtung  des  durch  dasselbe  geleiteten  Stroms  zu  ermit- 
teln. Da  fand  er  denn,  dafs  dieser  partielle  Strom  in 
seiner  Richtung  nicht  immer  mit  dem  Hauptstrom  über- 
kam, sondern  bald  bei  dieser,  bald  bei  jener  Zelle  ent- 
gegengesetzt lief;  ja   eine  und  dieselbe  Zelle  zeigte  ihm 

1)  Diese  Abhandlung  ist  noch  in  sofern  bcroerkenswerth  als  darin  die 
für  die  Gonstruction  der  Ketten  mit  t'wei  Fh'issigkeitcn  so  überaus 
nütaliche  Anwendung  der  porösen  Thongefafse  auni  ersten  Male  vor- 
koiDmt. 


512 

eine  solche  Zweifachheit  in  dmr  Richtung  ihres  paitiel« 
len  Stroms,  je  nachdem  er  einen  gröfseren  oder  gerin- 
geren Widerstand  zwischen  die  Pole  der  Batterie  einge- 
schaltet hatte.  Bei  hinreichender  Verringerung  dieses 
Widerstands  erlangte  der  partielle  Strom  immer  gleiche 
Richtung  mit  dem  Hauptstrom. 

Hr.  D.  hat  auf  die  experimentelle  Erforschung  die- 
ser Erscheinung  eine  beträchtliche  Mühe  verwandt,  und 
wirklich  auch  die  Umstände  bei  derselben  im  Allgemei- 
nen ziemlich  wohl  ermittelt;  aber,  unbekannt  mit  der 
Theorie  der  Säule,  ist  es  ihm  nicht  geglückt,  sich  eine 
klare  Einsicht  in  das  Detail  zu  verschaffen.  Da  viel- 
leicht noch  mehre  Physiker  in  demselben  Falle  seyn 
möchten,  so  dürfte  eine  schärfere  Auffassung  des  Phä- 
nomens hier  nicht  am  unrechten  Ort  stehen. 

Der  Schlüssel  zu  demselben  liegt  in  den  früher  (Ann. 
Bd.  LIV  S.  179)  gegebenen  und  seitdem  mehrmals  ange- 
wandten Formeln: 

/  _  J_(^      k' 

i'  = 

T  = 

sr 

worin  ^'^  und  A"  die  elektromotorischen  Kräfte  zweier 
neben  einander  durch  einen  gemeinschaftlichen  Schliefs- 
draht  verbundener  Volta'scher  Ketten,  und  r\  r"  ihre 
Widerstände  bezeichnen,  ferner  r  der  Widerstand  des 
gemeinschaftlichen  Schliefsdrahts  ist,  und 

r  r'  r" ' 
Die  erstere  Formel  ist  der  Ausdruck  für  die  Strom- 
stärke in  dem  Schliefsdraht,  und  gilt,  wie  die  beiden 
andern,  welche  die  Stromstärke  in  dem  zweiten  und  drit- 
ten Wege  des  Systems  vorstellen,  für  den  Fall,  dafs 
beide  v  '^  -\^  einzeln  wirkend  gedacht,  einen  Strom  von 


513 

gleidicr  Bicblimg  in  diesem  Drahte  hervorbringen  wür- 
den. FOr  den  entgegengesetzten  Fall  hat  man  der  ei- 
nen, z.  "B.  A'j  das  negative  Vorzeichen  za  geben,  und 
dann  wird  also  die  Formel: 

Di^er  Fall  ist  es,  welcher  bei  der  oben  erwfthnten 
Erscheinung  in  Betracht  kommt,  und  daher  durch  ne- 
benstehende Figur  näher  Terdeutlicht  sejn  mag.      Die 

^  stark  ausgezogenen  Pfeile 
stellen  die  beiden  Ketten 
JZ^P,Z"P' mit  devl^ich^ 
J-  ^»  tung  der  von  ihnen  er- 
b         6*  regten  Ströme  vor,  und 

a^b"  ist  der  gemeinschaftliche  Schliefsdraht,  von  dessen 
Endpunkten  a"  und  b"  an  die  Widerslände  r,  r\  r" 
gezählt  werden. 

Ejn  Blick  auf  die  Formel  lehrt,  dafs  der  Strom 
in  dem  Schliefsdraht  die  positive  oder  die  negative  Rich- 
tung, d.  h.  die  in  der  Figur  angegebene  oder  die  enl- 

gegengesetzte,  haben  kann,  je  nachdem  — ^  gröfscr  oder 

kleiner  als  -r  ist. 

r 

Ist  diefs  nicht  der  Fall,  so  kann  man  es,  ohne  an 
k'  und  A"  zu  ändern,  sehr  leicht  durch  eine  Verände- 
rung von  r'  und  r"  bewerkstelligen.  Verlegt  man  den 
Schliefsdraht  von  a"b"  nach  a'b'  in  gröfsere  Nähe  an 
Z'P\  so  wird  der  Strom  in  demselben  seine  Richtung 
umkehren,  und  dazwischen  wird  es  eine  Lage  ab  geben, 
worin  derselbe  durchaus  keinen  Strom  zeigt.  Dasselbe 
wird  erfolgen,  wenn  man,  den  Schliefsdraht  in  seiner 
Lage  lassend,  rechts  oder  links  von  demselben  den  Wi- 
derstand verringert  oder  vergröfsert.  In  beiden  Fällen  ist, 
wie  ersichtlich,  der  Widerstand  des  Schliefsdrahts  ohne 


516 

ten  der  Batterie  einander  vollkonraien  gleich,  so 
natfirlich  keine  derselben  bei  partieller  Schliefsung  < 
Strom  liefern. 

Dieselben  Erscheinungen  können  sich  auch  zc 
wenn  zu  der  einen  Kette,  z.  B.  zu  der  Z'*P", 
mehre  neben  ihr  in  den  Kreis  eingeschaltet  werden, 
alle  diese  Ketten  von  gleicher  Richtung  wie  Z" P" 
hat  man  für  die  Stromstärke  im  Drahte  a"b"  die  Fon 

worin: 

_l^  .    1    .1    .1.1 

Diese  Formel  führt  zu  ganz  analogen  Schlüssen 
die  entsprechende  der  vorherigen,  zeigt  aber  auch,  1) 
nun  selbst  im  Fall  einer  vollkommenen  Gleichheit  ; 
Ketten  noch  ein  positiver  Strom  in  a"b^*  entsteht, 
2)  dafs  zur  Umkehrung  dieses  Stroms  ein  weit  gröfs 
üebergewicht  der  Kette  ^'P' erforderlich  ist  als  frül 

Die  von  Hrn.  Daniell  beobachtete  Erscheii 
kommt  im  Wesentlichen  mit  der  überein,  welche 
langer  Zeit  an  der  gemeinen  Zink -Kupfer -Kette  bck 
ist  9  und  bei  uns  zu  so  vielen  Verhandlungen  Anlafs 
geben  hat  ^);  nur  wird  sie  hier  durch  die  sogena 
Polarisation  so  verwickelt,  dafs  es,  wenigstens  für  j 
nicht  möglich  ist,  sie  in  genügender  Weise  theorel 
zu  behandeln. 

Poggendorff. 

1)  Znletst  noch  seitens  Henrici  in  den  Ann.  Bd.  LIII  S.  284. 


617 


LVL  Veber  die  Erscheinungen  bei  einer  freien 
und  der  VFirkung  der  SchcQerkraft  entzoge- 
nen Flüssigkeit;  pon  J.  Plateau. 

(Am  dem  BulUt.  de  tacad,  de  BruxelUs,  T,  IX  p.  17.) 

D»  V.rf.  «d.06  ».  d.»  «0»ig»  M»..  von  STO- 
{sein  Yolam  freie  Beweglichkeit  und  Unabhängigkeit  von 
der  Wirkung  der  Schwerkraft  zu  crthcilen,  indem  er  ein 
fettes  Oel  inmitten  eines  Gemisches  von  Wasser  und  Al- 
kohol von  zweckmäfsigeni  Ycrhähnisse  brachte.  Einerseits 
liegt  nämlich  die  Dichtigkeit  der  fetten  Oele  zwischen 
denen  von  Alkohol  und  Wasser,  und  andererseits  men- 
gen sie  sich  nicht  mit  einem  Gemisch  aus  diesen  Flüs- 
sigkeiten. Durch  zweckmäfsigc  Abänderung  des  Verhält- 
nisses von  Wasser  und  Alkohol  kann  man  demnach  die 
Dichtigkeit  des  Gemisches  genau  dem  des  darin  gebrach- 
ten Oeles  gleich  machen.  Diefs  bleibt  also  schweben 
and  ist  der  Wirkung  der  Schwerkraft  gänzlich  entzogen, 
da  es  weiter  nichts  thut  als  die  Stelle  einer  gleichen 
Masse  der  umgebenden  Flüssigkeit  einzunehmen.  Es. 
kann  demnach  frei  seinen  eigenen  Anziehungen  gehör- 
dien,  so  wie  den  übrigen  Kräften,  die  man  darauf  ein- 
wirken lassen  will.  Der  Verf.  beschreibt  eine  Reihe 
einfacher,  aber  zur  Erlangung  des  Zweckes  nothwendiger 
Vorsichtsmafsregeln.  Man  erhält  sonach  das  auffallende 
Schauspiel  einer  bedeutenden  Flüssigkeitsmasse  im  Zu- 
stande freier  Schwebung,  in  welchem  sie  dann  natürlich 
eine  vollkommene  Kugelform  besitzt. 

Man  kann  auch  umgekehrt  verfahren,  d.  h.  ein  gewis- 
^  Quantum  des  alkoholischen  Gemisches  in  das  Oel 
schütten.  Man  erhält  dann  eine  Kugel  von  diesem  Ge- 
niische  inmitten  des  Oels. 

Der  Verf.  hat  diese  flüssigen  Massen  anderen.  Krä(- 

PoigendorfPs  Annal  Bd.  L\.  ^4 


518 

ten  als  die  inneren  unterworfen  und  zuvörderst  der  Cen- 
trifugalkraft.      Läfst  man  mittefst  eines  dazu  geeigneten 
Apparats  (den  der  Verf.  beschreibt)  die  Oelkugel  lang- 
sam  rotiren,  so  sieht  man  dieselbe  an  den  Polen  sieb 
abplatten,  und  an  dem  Aequator  aufschwellen.     Steigert  . 
man   aber  die  Rotalionsgeschwindigkeit  hinreichend,  so 
sieht  mau  die  Masse  sich  in  der  Rotationsaxe  aushöhleD, 
und  endlich  in  einen  grofsen  Ring  übergehen. 

Hierauf  untersuchte  der  Verf.  die  Capiilarwirkungea 
Wenn  eine  Flüssigkeit  vermöge  capillarer  Kräfte  in  ei- 
ner Röhre  aufsteigt,  so  wird  das  Steigen  durdi  das  Ge- 
wicht der  gehobenen  Masse  begränzt.  Wenn  man  aber 
die  Flüssigkeit  der  Wirkung  der  Schwerkraft  entziehen 
kann,  so  wird  sie  bis  zu  oberst  der  Röhre  steigen  müs- 
sen, wie  lang  und  weit  diese  auch  sej,  abgesehen  dabei 
jedoch  von  den  kleinen  Widerständen  der  Reibung  und 
der  Klebrigkeit  der  Flüssigkeit.  Die  Erfahrung  bestätigt 
diefs  vollkommen.  Richtet  man  es  so  ein,  dafs  die  Oel- 
kugel  in  der  Flüssigkeit,  in  welcher  sie  schwimmt,  zu- 
vörderst den  Boden  einnimmt,  und  steckt  dann  iu  sie 
das  unlere  Ende  einer  senkrecht  gehaltenen  Glasröhre, 
welche  inwendig  wohl  mit  Oel  benäfst  ist,  und  mit 
ihrem  oberen  Ende  über  die  freie  Oberfläche  des  alko- 
holischen Gemisches  hinausgeht,  so  steigt  das  Oel  langsam 
bis  zu  oberst  dieser  Röhre,  wenn  auch  Länge  und  Durch- 
'messer  derselben  beträchtlich  sind.  Bei  dem  Versuclie 
des  Verfassers  hatte  die  Röhre  einen  inneren  Durchmes- 
ser von  etwa  einen  Centimeter  (4,4  Par.  Lin.)  und  eine 
Länge  vou  11  Centimetern  (48,8  Par.  Lin.) 

Auch  diese  Versuche  erfordern,  wenn  sie  gelingen 
sollen,  gewisse  Vorsichtsmafsregelu,  deren  Detail  inaa 
in  der  Abhandlung  findet.  Der  Verf.  beschreibt  noch 
einige  andere  Versuche,  und  schliefst  mit  der  Bemer- 
kung, dafs  man  aus  den  angegebeneu  Thatsachen  ein  ao 
Einfachheit  und  Empfindlichkeit  die  bekannten  übertref* 
fendes   Verfahren  zur  Entdeckung   von  Verfälschungen 


519 

r  fettCB  Oele  herleiten  könne.  Ist  nämlich  eine  Oelku- 
l  in  einem  alkoholischen  Gemisch  zur  Schwebe  gebracht, 
bedarf  es  nnr  der  geringsten  Veränderung  in  der  Dich- 
;keit  des  Oels  oder  des  umgebenden  Gemisches,  um 
e  Kugel  steigen  oder  sinken  zu  lassen.  Legt  man  z.  B. 
e  Hftnde  von  aufsen  an  die  Flasche,  welche  das  ganze 
^stem  enthält,  so  sieht  man,  nach  wenigen  Secunden, 
e  Kugel  anfangen  zu  sinken,  was  herrührt  von  der 
8t  unmerklichen  Dichtigkeitsverringerung,  welche  das 
(Dgebende  Gemisch  durch  diese  schwache  Temperatur- 
rhöhung  erfahren  hat.  Hienach  steht  zu  glauben,  dafs  der 
osatz  eimer  sehr  geringen  Menge  eines  fremden  Oels 
Du  anderer  Dichtigkeit  wird  hinreichen  müssen,  das  zu 
rfifende  Oel  in  derselben  Flüssigkeit,  in  welcher  es  im 
«Stande  der  Reinheit  und  bei  einer  bestimmten  Tem- 
eratur  schweben  blieb,  aus  dem  Gleichgewicht  zu  brin- 
SD.  Der  Gegenstand  erfordert  übrigens  eine  directe 
rüfungy  die  vorzunehmen  der  Verf.  Willens  ist. 


XVII.     Untersuchung  über  die  Metallsäuren; 

von  E.  FrSmy. 

{Compt.  rend,   T.  Xir  p,  44%) 

lei  einer  allgemeinen  Untersuchung  der  Metallsäuren 
be  ich  neue  Verbindungen  der  Metalle  mit  Sauerstoff 
fgefunden,  und  neue,  durch  ihre  schönen  Krystallfor- 
m  merkwürdige  Salze  erhalten.  Man  kann  die  Metall- 
aren in  zwei  Klassen  theilen.  In  die  erste  gehören 
By  welche  aus  unmittelbarer  Vereinigung  der  Metalle 
tt  Sauerstoff  entspringen,  und  sich  in  der  Kälte  in  Al- 
üen  lösen;  in  die  zweite  aber  diejenigen,  welche  sich 
Iden,  wenn  ein  Metalloxyd  dem  gleichzeitigen  Einflufs 
Des  Alkalis  und  eines  oxjdirbaren  Körpers  ausgesetzt 
ird. 


520 

Die  durch  diese  beiden  Verfahren  hervorgebraehten 
Metallsäuren  zeigen  in  ihren  Eigenschaften  wesentliclie 
Verschiedenheiten.  Die  ersteren  sind  im  Allgemeineo 
stabil,  und  bilden  mit  Basen  wohl  bestimmte  und  krj* 
stallisirbare  Salze;  die  anderen  dagegen  sind  leicht  zer- 
setzbar und  verlieren  ihren  Sauerstoff  unter  schwachen 
Einflössen. 

Um  ein  Beispiel  von  Säuren  der  ersten  Klasse  zn 
geben,  wähle  ich  die  höchste  Oxydationsstufe  des  Zinns, 
welche  den  Namen  Zinnsäure  bekommen  hat.  Und,  um 
die  Säure  zweiter  Klasse  zu  charakterisiren ,  habe  ich 
eine  neue  Verbindung  des  Eisens  mit  Sauerstoff,  welche 
ich  Eisensäure  nenne,  studirt.  Indem  ich  hier  die  Säa- 
ren  zweier  wichtigen  Metalle  als  Beispiel  nehme  ,  wollte 
ich  das  Dasejn  ähnlicher  Verbindungen  bei  weniger  be- 
kannten Metallen  andeuten. 

Ich  beginne  mit  der  Eisensäure.  Die  von  mir  zur 
Darstellung  der  eisensauren  Salze  angewandten  Metlio- 
den  habe  ich  in  meiner  Abhandlung  auseinandergesetzt. 
Ich  zeige,  dafs  man  die  Verbindungen  der  Eisensäure 
mit  Basen  sowohl  auf  nassem  als  auf  trocknem  Wege 
erhalten  kann.  Die  Methoden  des  trocknen  Weges  kom- 
men sämmtlich  darauf  zurück,  dafs  man  Kaliumhjper. 
oxyd  mit  Eisenoxjd  glüht,  in  einem  Gefäfs,  das  keine 
Einwirkung  auf  das  eisensaure  Salz  ausübt.  Das  leich- 
teste Verfahren  zur  Darstellung  des  eisensauren  Kalis 
auf  trocknem  Wege  besteht  darin,  dafs  man  auf  Eisen- 
ferlicht,  das  zuvor  geglüht  worden,  gepulverten  und  ge- 
trockneten Salpeter  schüttet,  auf  5  Grm.  des  ersten  lö 
Grm.  des  letzteren.  Man  erhält  eine  röthliche  Masse, 
die  grofse  Mengen  von  eisensaurem  Kali  enthält.  Auf 
nassem  Wege  bereitete  ich  eisensaures  Kali  durch  Bfr 
nutzung  der  schönen  Versuche  des  Hrn.  Berthier  über 
die  Einfwirkung  des  Chlors  auf  die  Metalloxyde',  ich  liefs 
nämlich  in  eine  sehr  concentrirte  Lösung  von  Kali,  die 
Eisenoxydhydrat  scUwebewd  eulhvelt,  Chlorgas  streichen. 
-D^i  'dieser  GelegenVieil  \ei\i\e\Ve  *\dcL  tcaöö.  ^^v^^x^x^^'siy 


521 

die  Wirkungy  die  das  Chlor  auf  sehr  concentrirte  Kali- 
lOsmig  ansfibt.    Ich  zeige^  dafs  sich  in  diesem  Falle  kein 
Chlorat  und  Chlorid  von  Kalium  bildet,  wie  man  ge- 
meiniglich glaubt,  sondern  eine,  eigenthümliche  Verbin- 
dung inrelche  ich  Chlor kali  (poiasse  chlor ee)  nenne,  und 
welche  die  Eigenschaft  besitzt,  bei  geringer  Temperatur 
£U  zerfallen,  in  Chlorkalium,  Sauerstoff  und  Kali.      Es 
ist  dieser  Körper,  welcher,  bei  Einwirkung  auf  Eisen- 
oiydhydrat,  dasselbe  in  eisensaures  Kali  umwandelt.    Ich 
verweise  in  meiner  Abhandlung  auf  den  Vortheil,  den 
man,  zur  Darstellung  neuer   Verbindungen  von  Metall- 
säuren  mit  Basen,  aus  dem  Chlorkaü  ziehen  kann.     Ich 
nenne  einige  Anwendungen  und  zeige  z.  B.  dafs  das  Ku- 
pferoxyd sich  unter  Einflufs  des  Chlorkalis  in  eine  Ver- 
bindung von  Kali  mit  einer  neuen  Metallsäure,  Kupfer- 
iäurej  umwandelt. 

Uebrigens  war  es  nicht  mein  Zweck,  die  Einwir- 
kong;  des  Chlors  auf  die  Alkalien  speciell  zu  untersu- 
dien;  das  kommt  mit  Recht  den  Chemikern  zu,  die  in 
neuerer  Zeit  Abhandlungen  über  diesen  so  interessanten 
Gegenstand  veröffentlicht  haben. 

•  Hierauf  gehe  ich  zu  den  Eigenschaften  der  eisen- 
<aaren  Salze  über;  ich  zeige,  dafs  Wärme,  Gegenwart 
^on  organischen  Substanzen,  fein  zertheilten  Körpern, 
diese  Salze  zersetzen  kann,  und  dafs  diese  Reactionen 
iUialog  sind  denen,  die  das  oxydirte  Wasser  unter  glei- 
t^hen  Umständen  darbietet.  Ich  weise  nach,  dafs  die  Ei- 
icns^ure  die  Zusammensetzung  FeOg  besitzt,  sie  also 
^eben  die  Chrom-,  Mangan-  Schwefelsäure  u.  s.  w.  zu 
stellen  ist.  Ich  zeige  durch  Analysen,  dafs  die  auf  nas- 
Kem  lind  auf  trocknem  Wege  dargestellten  eisensauren 
^Ize  genau  gleiche  Zusammensetzung  haben,  dafs  aber 
lie  letzteren  häufig  gemengt  sind  mit  salpetrigsauren  Sal- 
Ken,  die  im  Moment  der  Zersetzung  der  eisensauren  Salze 
eine  gewisse  Menge  Sauerstoff  aufnehmen  und  in  Salpe- 
tersäure übergehen. 

Eodlicb  führe  ich  alle  Versuche  an,  die  icYi  %em^^\.. 


522 

am  eine  sanerstoffreichere  Säure  als  die  Eisensiare,  oder 
ein  dem  Manganhyperoxjd  und  DoppeUschwefeleiseii 
entsprechendes  Oxyd  darzustellen.  Ich  spreche  dann  tos 
der  Einwirkung  des  Bariumbioxyds  auf  das  Eisensesqiih 
oxyd,  und  zeige,  dafs  sich  in  diesem  Falle  eine  Ver- 
bindung von  Eisen  und  Sauerstoff  zu  bilden  scheint,  die 
zwischen  dem  Eisensesquioxyd  und  der  Eisensfinre  zu  li^ 
gen  scheint. 

Das  sind  die  verschiedenen   Aufgaben,  die  ich  in 
ersten   Theil  meiner  Abhandlung  behandelt  habe.     Der  } 
zweite   Theil    ist    der  Untersuchung  der  Zinnsäure  ge- 
ppidmet. 

Ich  beginne  damit,  an  die  verschiedenen  über  diese 
Säure  veröffentlichten  Arbeiten  zu  erinnern»  und  venrdle 
vor  allem  bei  den  so  merkwürdigen  Versuchen  von  Ber- 
zelius,  so  wie  bei  den  so  richtigen  Bemerkungen  von 
Gay-Lussac.  Ich  spreche  auch  von  einer  Notiz,  die 
Graham  in  das  Liebig'sche  Journal  eingerückt  hat, 
um  die  von  Berzelius  beschriebenen  Abänderungen 
der  Zinnsäure  zu  erklären.  Die  ersten  Versuche,  wel- 
che ich  über  die  Zinnsäure  machte,  bezweckten,  die  wahre 
Rolle  auszumitteln ,  welche  diese  Säure  in  den  Verbin- 
dungen spielt.  Die  Meinung  der  Chemiker  ist  in  die- 
ser Beziehung  noch  getheilt.  Mufs  man  nämlich  die  Zinn- 
säure  als  eine  Säure  oder  als  eine  Base  betrachten,  oder 
kann  sie  abwechselnd  die  Rolle  der  einen  oder  andern 
spielen?  Diese  Fragen  waren  es,  welche  ich  zu  beant- 
worten suchte. 

Alle  Proben,  denen  ich  die  Zinnsäure  unterwarf, 
haben  mir  bewiesen,  dafs  sie  in  keinem  Fall  als  eine 
Base  betrachtet  werden  kann.  Zieht  man  sie  z.  B.  aus 
dem  Zinnchlorid,  indem  man  dieses  durch  ein  unlösli- 
ches Carbonat  zersetzt,  so  fällt  eine  Säure  nieder,  die 
alle  Eigenschaften  einer  Säure  wohl  ausgeprägt  enthält, 
und  in  diesem  Zustand  selbst  Lackmuspapier  röthet.  Zinn« 
chlorid,  mit  kohlensaurem  Kali  behandelt,  läfst  keine  Zinn- 


623 

rihire  fallen ,  sondern  zinnsanres  Kali,  welches  unter  die- 
sen Umslande  unlöslich  wird.    Als  ich  hierauf  die  Yer- 
bindongen   der  Zinnsäure  mit  Säuren  untersuchte,  fand 
ichy  dafs  diese  Verbindungen  nicht  als  Zinnhyperoxjd- 
salze  betrachtet  werden  dürfen,  sondern  als  Verbiudun- 
gen  von  Zinnsäure  mit  Säuren.     Bekanntlich  hat  die  Che- 
nie  viele  Verbindungen  von  Säuren  zu  Doppelsäuren  auf- 
zuweisen.     Endlich  erinnere  ich  an  die  so  schlagenden 
Versuche  von   Chevreul.      Derselbe  hat  gezeigt,  dafs 
Zinnsänre,  mit  dem  Farbstoff  des  Campechesalz  zusam- 
mengebracht, sich  wie  eine  Säure  verhält,  während  die 
eigentlichen  Metalloxjde,  und  selbst  das  Zinnoxydul,  als 
Basen  reagiren.     Die  höchste  Oxydationsstufe  des  Zinns 
Bufs  also  immer  als  Säure  betrachtet  werden. 

Nach  Untersuchung  dieses  ersten  Punktes  in  der  Ge- 
sdiichte  der  Zinnsäure,  schreite  ich  zum  Studium  der  Ei- 
genschaften dieser  Säure.  Die  ersten  Versuche,  welche 
ich  beschreibe,  dienen  zur  Einsicht  in  die  Ursache  der 
Abänderungen,  welche  diese  Säure  darbietet.  Diese  auf 
andere  Metallsäureu  anwendbare  Aufgabe  zu  lösen,  war 
^richtig,  wegen  ihrer  Allgemeinheit  und  der  Arbeiten  von 
Berzelius,  zu  denen  sie  Anlafs  gegeben  bat. 

Da  meine  Versuche  beweisen,  dafs  die  beiden  Abän- 
derungen der  Zinnsäure  besondere  Säuren  darstellen,  so 
habe  ich  «l^nselben  besondere  Namen  gegeben.  Ich  lasse 
der  Säure,  die  sich  durch  Salpetersäure  bildet,  den  Na- 
men Zinnsäure^  und  nenne  die,  welche  man  aus  dem 
Zinnchlorid  erhält,  Metazinnsäure, 

Durch  Bestimmung  des  Wassergehalts  dieser  beiden 
Säuren  im  isolirtcn  Zustande,  fand  ich,  dafs  die  Mcta- 
Einnsäure  wasserhaltiger  ist  als  die  Zinnsäure.  Da  diese 
beiden  Säuren  nur  durch  gewisse  Proportionen  Wasser 
verschieden  sind,  so  begreift  man,  dafs  eine  gelinde  Aus- 
Irocknung  die  Metazinnsäure  in  Zinnsäure  umwandeln 
lOnne.  Indem  ich  auf  diese  Säuren  die  sinnreichen  Ideen 
fon  Graham  über  die  Phosphorsäure  anwandte,  mufste 


624 

ich  glauben,  dab  die  Stannate  nur  durch  ihr  Veihlltnii 
an  Base  von  den  Metastannaten  abweichen.  Und  ikb 
hat  auch  die  Analyse  bewiesen;  denn  wenn  man  die  im- 
tralen  Stannate  durch  die  Formel  SnsO^.MO  bezeuk- 
nety  haben  die  Metastannate  die  Znsammensetzung 

SuaOe.SMO. 
Mithin  mufs  nach  dieser  Hypothese,  die  ich  ausfQhrM 
in  meiner  Abhandlung  erörtere,  die  ZinnsSure  als  eine 
monobasische^  und  die  Metaziunsäure  als  eine  tiibasiscbe 
Säure  angesehen  werden.      Die  Beziehung,  die  zwisdien 
der  Zusammensetzung  der  zinnsauren  Salze  und  der  der 
metaziunsauren  stattfindet,  erklärt  eine  sonderbare,  tod 
mir  beobachtete  Thatsache,  nämlich  dafs  die  zinnsauroi 
Salze,  durch  Erhitzung  mit  einem  Ueberschufs  von  Alkali, 
sogleich  in  metazinnsaure  verwandelt  werden.     Man  er- 
hält die  zinnsauren,  indem  man  Ziunsäure,  bereitet  durch 
Glühen  (roiigir)  von  Salpetersäure  mit  Zinn,  kalt  in  Al- 
kalien löst.      Die  metazinnsauren  Salze  lassen  sich  auf 
zwei  verschiedene  Weisen  bilden:   1)   durch  Auflösung 
der  Metazinusäure,  die  aus  Zinnchlorid  mittelst  eines  un- 
löslichen Carbonats  gewonnen  ist,  in  Alkalien  und  2)  durch 
Glühen   der  Zinnsäure  mit  einem  Ueberschufs   an  Alkali 
in  einem  Silbertiegel.      Metazinnsaures  Kali  und  Natron 
krjstallisiren  leicht.     Diese  Verbindungen  geben  den  best 
ausgeprägten  Salzen  in  nichts  nach,  und  stellen  vielleicht 
die  schönst  krystallisirten  unter  den  Zinnsalzen  dar. 

Das  Studium  der  Zinnsäure  hat  mich  eine  Oxyda- 
tionsstufe des  Ziuns  entdecken  lassen,  die  zwischen  dem 
Oxydul  und  der  Säure  liegt,  und  nicht  mit  dem  neuer- 
lich von  Fuchs  entdeckten  Sesquioxyd  zu  verwechseln 
ist.  Diese  Verbindung  erhält  man,  wenn  Zinnsäure  kalt 
mit  Zinnchlorür  behandelt  wird.  Die  Säure  nimmt  so- 
gleich eine  schön  orangengelbe  Farbe  an,  und  es  bleibt 
reine  Chlorwasserstoffsäure  gelöst.  Dieser  Körper,  des- 
seji  Eigenschaften  ich  in  meiner  Abhandlung  angebe,  mu(s 
als  ein  zinnsaures  Zinnoxydul  betrachtet  werden;  es  ent* 


525 

■inidit  dem  moljbdftnsauren  Moljbdänoxyd  (dem  blaaen 
MoljbdSnoijd),  wolframsauren  Wolframoxyd ,  chrom- 
Maren  Cbrornoxyd,  o.  s.  w.  Die  Leichügkeit,  mit  wel- 
dier  lieh  die  ZimisSure  durch  Ziimchlorid  gelb  färbt, 
kann  in  manchen  Fällen  aU  ein  Kennzeichen  dieser  Säure 
betrachtet  werden« 

Endlich  habe  ich  die  Zersetzung  der  zinnsauren  Salze 
bei  Erwärmung  untersucht,  und  bin,  bei  Ausdehnung  die- 
ser Yersuche  auf  andere  Metallsalze,  zu  dem  allgemei- 
ne Schlufs  gekommen,  dafs  gewisse  Oxydationsstufen 
der  Metalle  nur  als  Hydrate  Säuren  sind,  und  dafs  dann 
das  Wasser  nicht,  wie  bei  andern  Säuren,  durch  Basen  aus- 
getrieben wird,  sondern  als  Bestandlheil  in  die  Salze  ein- 
geht Elntwässert  man  die  Säure,  während  sie  in  der  Ver- 
bindung ist,  durch  Erwärmung,  so  verliert  sie  die  Fähig- 
keit, sich  mit  Basen  zu  vereinigen,  und  fällt  im  wasser- 
freien Zustande  nieder. 


XVIII.     lieber  die  Form  und  optischen  Constan^ 

ten  des  Anhydrits; 

von  Prof.  TV.  H.  Miller  in  Cambridge. 


-  "ie  folgenden  Werthe  der  Winkel  zwischen  den  Nor- 
malen der  Flächen  des  Anhydrits  ergaben  sich  durch  Mes- 
singen an  blofs  einem  Krystall,  dem  einzigen,  den  ich 
mir  verschaffen  konnte,  der  alle  Formen,  mit  Ausnahme 
derer  der  Spaltung,  Zeigte.  Die  Flächen  waren  ausneh- 
mend matt,  und  daher  konnte  als  Signal,  beim  Messen 
\  mit  dem  Reflexionsgoniometer,  nur  das  von  einem  Plan- 
spiegel durch  eine  kleine  Oeffnung  geworfene  Sonnenlicht 
I^utzt  werden.  Die  solchergestalt  erhaltenen  Resultate 
köDuen  nicht  sehr  genau  seyn;  doch  kommen  sie  der 
Wahrheit  sicher  weit  näher  als  die  von  Haüy  gegebe- 


iien,  welche  von  aBen  späteren  mineratogisdieif  SdiK 
steilem  angenoimnen  zu  seyn  scheioen. 

Die  Spaltbarkeit  ist  am  ToIIkommeDsten  parallel  d 
'Fischen  m^  /,  etwas  weniger  ToUkommen  parallel  d< 
gewöhnlich  etwas  rauhen  Fläche  p^  und  noch  wenig« 
parallel  den  Flächen  r.  Die  Fläche  ^  ist  den  Zonen  n 
ty  o,  p  gemein.    (S.  Fig.  33  Taf.  I.) 

mt  90«  tf      tr  48«  18'       tf  72«  56'      mo  55«  5ff 
ip  90   0       rp  41    42      ;io  51    51       mn  36   23 
m;^  90    0       to  56    36      ;i72  63    43       mf  26   10 
715  90    0       in  66    45      /;/ 70    47       ms  44   25. 
Die  Symbole  der  einfachen  Formen  sind: 
t   [100]         m  .[001]        r  [110]        »[112] 
p  [010]  s    [101]        o  [111]        /  [113]. 

Die  optischen  Axen  liegen  in  einer  Ebene  paralle 
den  Flächen  m  und  machen  Winkel  von  21«46'iiu 
der  Normale  auf  p.  Die  Verhältnisse  der  Geschwindig 
keit  des  Lichts  in  Luft  zu  dessen  Geschwindigkeit  in  dea 
Kryslall  sind  1,571  ;  1,576  ;  1,614  für  Strahlen  in  Ebe 
nen  parallel  mit  /,  m,  p,  und  polarisirt  respective  in  die 
sen  Ebenen.     (Phil.  Mag.  Ser.  III  VolJCIX p.  178.) 


XIX.      Vorkommen  von  Platin  und  Diamantei 

auf  Borneo. 


J^as  Vorkommen  des  Platins  im  moluckischen  Archip« 
ist  wenig  bekannt,  und  dafs  dieses  Metall  dort  wirklic 
in  grofser  Menge  gewonnen  wird,  mag  Vielen  zu  ei 
fahren  ganz  neu  seyn  *  ).  Genaue  Nachrichten  aber  übe 
diese  Gewinnung  haben  wir  vom  Dr.  Ludwig  Home 
erhalten,  einem  in  Batavia  verstorbenen  Sohne  des  b« 

1)  Sonst  ist   diefs   edle  Metall  im  südlichen  Asien  bisher  nur  noch  i 
Ati  vorgekommen.     S.  Ann.  Bd.  XXXIY  S.  380.  P. 


S27 

TMunteii  Aitronomen  ond  Weltumseglers  Horner  in  Zd- 
fich.      Diese  Nachrichten  verdienen  bekannter  zu  sejn. 
Er  gidit  sie  in  den:  VerhandeUngen  van  het  Baiainaasch 
Gmooisehap  t^an  Künsten  en  Wetensehappen.    XVII 
DeeL    Baiatna  1839,  p.  89.    In  der  südöstlichsten  Spitze 
▼on  Bomeo,  welche  Tanah  Laut  (Seeland)  genannt  wird^ 
endigt  sich  eine,  ostwärts  den  Lauf  des  grofsen  Flusses 
Ton  Banjennassing  'begleitende  Gebirgskette,  die  bis  nörd- 
licfa  vom  Aequator  verfolgt  worden   ist.      Das   letztere 
sQdliche  Sttick  des  Gebirges  wird  das  Ratoosgebirge  ge- 
nannt,  dessen  höchster  Gipfel  3168  Par.  Fufs  über  das 
Meer  sich  erhebt,  gröfstentheils  von  Serpentin,  Diorit  und 
Gabbro  gebildet.    Die  Thäler  und  der  FuCb  dieser  Berge 
werden  von  einer  mächtigen  Schicht  von  rothem  Thon 
bedeckt,  in  welcher  sich  eine,    nicht   scharf  begränzte 
Sdiicbt  von  weifsen  Quarzgeschieben  befindet.      In  den 
Tbalem  liegt  dieser  rothe  Thon   10  bis  20  FuCs  hoch, 
ond  die  Schicht  der  Quarzgerölle  ist  1  bis  4  Fufs  dick. 
Sie  ist  es,   welche  in  ungemein  kleinen  Blättchen  das 
Gold  enthält,  zugleich  mit  einer  grofsen  Menge  Magnet- 
eisensteinkömer  und  fiberall  auch  mit  kleinen  Körnern 
von  Platin,  von  Iridium  und  Osmium,  nicht  aber  von 
Palladium.    Die  Schichten  ruhen  unmittelbar  auf  Serpen- 
tin, und   sind   offenbar  aus  ihm  entstanden;   der  rothe 
Thon  aus  der  Gebirgsart  selbst,   das  edle  Quarzgeröll 
ans  den  Quarzgängen,  welche  überaus  häufig  den  Ser- 
pentin durchsetzen.     Das  ist  im  District  von  Poelo  (Pulo) 
Arij,  wo  150  Chinesen  jährlich  750  Tael  ' )  Gold  aus- 
wasclien,  zu  45000  hoUänd.  Gulden  Werth. 

Die  Diamantgruben  liegen  etwas  nördlicher,  doch 
anch  an  der  Westseite  des  Ratoosgebirge:  ebenfalls  fin- 
det sich  hier  eine  rothe  Thonschicht  über  die  Fläche 
▼erbreitet,  6  bis  7  Faden  {vademen)  hoch,  und  darun- 
1^  erscheint  eine  Lage  ein  »ifademu  hoch  von  Quarzge- 
schieben,  oder  Syenit-  und  Dioritstücken,  seltener  auch 

1)  Ein  Ta8l  ist  2  Uosen. 


828 

TOD  Mergel  mit  noch  lebenden  Muscheln  (osiraea^  eurr 
dtum).    In  dieser  Lage  sind  die  Diamanten  zerstreut,  zu- 
gleich mit  Magneteisensand,  mit  Gold-  und  Platinscbüpp- 
dien  und  mit  kleinen   Stücken  von  gediegenem   Eiseo. 
Als  das  sicherste  Zeichen  der  Anwesenheit  von  Diaman- 
ten erscheinen  hier  kleine  schwarze  Quarzstücke,  mit  ein- 
gesprengtem   Schwefelkies    und    Platinblättchen,   welche 
man  »Batoe  (Batu)  Timahancc  oder  »Batoe  Parak  Ja- 
tan«  nennt 

Zugleich  mit  den  Diamanten  wird  eine  nicht  unbe- 
deutendelMenge  von  Gold  und  Platin  abgeschieden.  Vier- 
tausend Arbeiter  sind  mit  diesem  Waschen  allein  in  deo 
Dlstricten  von  Goenong  ({Gunong)  Lawak,  Tapang  und 
Oedjong  Mocrung  (Udjong  Murong)  beschäftigt. 

Das  Vorkommen  des  Platins  in  dieser  Gegend  ist 
▼on  Hrn.  Hartmann  im  Jahr  1831  bekannt  gemacht 
worden,  als  er  noch  Resident  von  Banjermassing  war. 
Man  hat  aber  bisher  noch  von  seiner  Entdeckung  kei- 
nen Yortheil  gezogen,  und  noch  immer  wird  das  Platin 
als  PaddcDgoId  und  als  völlig  unnütz  weggeworfen.  Es 
ist  aber  sicher,  dafs  mit  dem  Golde  stets  der  zehnte  Theil 
von  Platin  ausgewaschen  wird.  Ist  nun  das  Ausbringen 
von  Poelo  Arij  im  Ganzen  1000  Tael  Gold,  so  erhält 
man  zugleich  100  Tael  Platin,  und  rechnet  man  für  das 
Ausbringen  der  Wäschen  der  Sultane  höher  am  Gebirge 
gegen  den  Aequator  vier  Mal  so  viel,  als  das  von  Poelo 
Arij,  so  werden  jährlich  auf  Borneo*s  Südostktiste  500 
Tael  Platin  ausgewaschen  und  weggeworfen.  Dazu  kommt 
noch,  was  an  der  Westküste  ebenfalls  unbenutzt  bleibt. 
Nach  Crawfurd  {HisL  oj  the  Ind.  Ar  eh.  IIL  p.  482) 
beträgt  die  gesammte  Goldausbeute  in  den  Gruben  ia 
den  chinesischen  Kolonien  von  Mandoor  und  Montrado, 
an  Borneo's  Westküste,  ungefähr  88632  Unzen,  wovon 
der  zehnte  Theil  oder  etwa  8000  Unzen  oder  4000  Tael 
aus  Platin  besteht.  Es  ist  also  wahrscheinlich  noch  zo 
wenig,  wenn  man  behauptet,  dafs  auf  ganz  Borneo  jähr- 


629 

lidi  BODO  TaH  oder  10000  Unzen,  d.  h.  625  Pfund  Pia- 
tin  Ta*loren  geben. 


XX.     Ueber  die  Gestalt  der  Erde. 


Im  42.  Bande  dieser  Annalen  (S.  622)  haben  wir  die 
Besnllate  einer  von  B  es  sei  nach  den  zehn  zuverlässig- 
sten Gradmessungen  unternommenen  Berechnung  der  Erd- 
gestalt mitgelheilt.  Die  Dimensionen  dabei  wurden  im 
Metermaafs  ausgedrückt.  Seitdem  hat  Puissant  ge- 
funden, dafs  in  der  Berechnutigsart,  welche  i.  J.  18üS 
angewandt  wurde,  um  die  Entfernung  der  Parallelen  von 
Monljouy  und  Mola  (auf  Formentera)  aus  den  Beob- 
achtungen von  Biot  und  Arago  herzuleiten,  ein  Feh- 
ler begangen  worden  ist.  Diese  Entfernung,  die  früher 
^153605,77  Toisen  angegeben  wurde,  wird,  nach  neuer 
Berechnung  von  Puissant  und  von  einer  ans  Mathieu, 
Largeteau  und  Daussy  zusammengesetzten  Commis- 
«ioD,  gegenwärtig  respeclive  153674^,01  ;  153672^,39; 
153674^,48  ;  153675^66,  also  von  66^,62  bis  69^89 
gröfser.     (Compt.  rend.  1841,   T.  XII  p.  1116.) 

»WSre  dieser  Fehler  nicht  begangen,  sagt  B  es  sei 
in  einer  neueren  Nummer  (No.  438)  der  »Astronomi- 
schen Nachrichten ,  ft  so  würde  die  Länge  des  Meters, 
deren  Bestimmung  die  nähere  Veranlassung  der  grofsen, 
als  Beitrag  zur  Bestimmung  der  Figur  der  Erde  immer 
denkwürdig  bleibenden  Unternehmung  war,  mehr  als  0,04 
Lin.  gröfser  festgeslellt  worden  seyn,  als  wirklich  ge- 
schehen ist.  Dieser  Einflufs  hat  jedoch  kaum  noch  ein 
Inicresse,  da  das  Meter  die  anfangs  beabsichtigte  Bedeu- 
tung in  keinem  Falle  haben  und  wirklich  nichts  anders 
seyn  kann,  als  ein,  zwar  nach  einer  gewissen  Absicht 
gewählter,  aber  dennoch  innerhalb   engerer  oder  weite 


SS2 

an  Brewster,  hatte  ich  eine  sdiöne  Gelegenheit  eine 
Wasserhose  vor  (under)  meinem  Hause  zu  beobachten, 
ond  da  konnte  ich  mit  einem  Femrohr  deutlidi  sehen, 
dafs  die  Oberfläche  des  Meeres  rotirte  wie  der  Zeiger 
einer  Uhr.  Dieselbe  Beobachtung  wurde  auf  der  Tele- 
graphen-Station, nahe  dem  Regierungsgebäude,  gemacht. 
Diefs  ist  in  nördlicher  Breite  das  fünfte  wohl  beglau- 
bigte Beispiel  einer  Drehung  in  dieser  Richtung.    (Ibid, 

4)  Saurer  Regen  am  Fesup.  —  Ich  kann  diesen 
Brief  nicht  schliefsen,  schreibt  Hr.  Pilla  an  Hrn.  E.  de 
Beaumont  im  vergangenen  Mai,  ohne  nicht  Ihnen  Neues 
von  unserem  Vulkan  zu  berichten.  Der  Krater  verhält 
sich  ruhig,  aber  er  arbeitet  an  der  Bildung  verschiede- 
ner Substanzen.  Anfangs  stöfst  er  grofse  Mengen  Dampf 
aus,  sehr  beladen  mit  Salzsäure,  was  zu  einem  eigen- 
thfimlichen,  wenig  bekannten  Phänomen  Veranlassung 
giebt.  Wenn  sich  nämlich  eine  Wolke  dieses  Dampfes 
in  der  Luft  verbreitet  hat  und  es  fällt  Regen  durch  die- 
selbe, so  wird  er  sauer,  und  verbrennt  die  Früchte  des 
Feldes,  auf  die  er  fällt.  Seit  zwölf  Jahren  habe  ich 
nur  zwei  Mal  Gelegenheit  gehabt  diese  Erscheinung  zu 
beobachten.     (Compl.  rend.   T,  XII  p,  997,) 

5)  Gahanoplastische  Nachbildung  eines  getheillen 
Mefsinstruments.  -^  Hr.  Peyre',  Profess.  zu  Versailles, 
hat  der  Pariser  Academie  ein  solches  Nachbild  übersandt, 
und  er  bemerkt  in  dem  Begleitschreiben,  dafs  die  Thei- 
lung  nicht  nur  mathematisch  genau  der  des  Originals  gleich 
sej,  sondern  letztere  auch  nicht  im  Mindesten  gelitten 
habe.  Er  glaubt,  man  könne  auf  diese  Weise  von  Ei- 
nem gut  getheilten  Kreise  eine  unendliche  Anzahl  Co- 
pien  anfertigen.  {Cornpt,  rend.  7!  XIV p,  73.  —  Die 
Theilung  würde  indefs  doch  immer  wohl  nur  auf  Kupfer 
übertragen  werden  können,  und  dann  fragt  es  sich  noch, 
ob  nicht  beim  Ablösen  der  Copie  ein  Verbiegen  dersel- 
ben zu  befürchten  aey,    V.^ 


1842.  ANNALEN  JTo.  4. 

DER  PHYSIK  UND  CHEMIE. 

BAND  LV. 


[.    Ueber  die  Einwirkung  des  FFassers  auf  die 
■    alkalischen  Schwefelmetalle  und  auf  die  Ha- 
lotdsalie;  con  Heinrich  Rose. 


y 


ie  Thatsache,  dafs  die  Verbindungen  des  Schwefels 
lit  den  Metallen  der  alkalischen  Erden  sich  nicht  un- 
ersetzt  im  Wasser  auflösen,  sondern  durch  dasselbe  in 
ulpbhjdrQre  (Sulphhydrate)  und  in  Oxyde  zersetzt  wer- 
en,  macht  es  wahrscheinlich,  dafs  bei  der  Auflösung 
er  Schwefelverbindungen  der  alkalischen  Metalle  in  Was- 
er  etwas  Aehnliches  stattfinden  könne. 

Berzelius,  dem  wir  die  genaue  Kenntnifs  von  der 
jQsammensetzung  der  alkalischen  Schwefelmetalle  verdan- 
ken, hat  in  seiner  kekannten  Abhandlung  fiber  diesen 
Gegenstand  die  Fragen  vielseitig  erörtert,  ob  bei  der 
Auflösung  der  alkalischen  Schwefelmetalle  das  Wasser 
rom  Schwefel  und  dem  alkalischen  Metalle  zerlegt,  oder 
)b  das  Schwefelmetall  unverändert  im  Wasser  aufgelöst 
irird,^  und  der  Schwefelwasserstoff,  welchen  Säuren  aus 
1er  Auflösung  entwickeln,  sich  erst  in  dem  Augenblick, 
ivenn  das  alkalische  Metall  durch  die  Einwirkung  der 
$Sare  oxydirt  wird,  bildet. 

Nachdem  er  indessen  die  Grönde  für  beide  Ansich- 
ra  entwickelt  hat,  schliefst  er  mit  den  Worten:  »Je 
oebr  man  die  Betrachtungen  über  diesen  Gegenstand 
osdebnt,  dpsto  mehr  findet  man  die  Schwierigkeit,  einer 
on  diesen  Erklärungen  einen  bestimmten  Vorzug  zu  ge- 
len,  und  es  dürfte  gegenwärtig  das  Beste  sejn,  beide 
Q  Studiren  und  mit  der  Entscheidung  zu  warten.« 

Später  scheint  Berzelius  der  Ansicht,  dafs  das 
chwefelkalium   siclr  unzersetzt  im  Wasser  aufti^&e>  ^\3l% 

PoggtaJoHPs  Aanai    Bd.  LV.  Sv> 


<)Sf  /  t 


f  ' 


dem  Gmnde  den  Vorzug  zu  geben,  WibU  man  ui  ent- 
gegengesetzten Falle  eben  ee  viele  Schwefelwasserstoff- 
säuren annehmen  müfste,  als  das  Kalium  Schweflun^ 
stufen  hat  ^).  Auch  müfste,  meint  er,  )edes  elektrone- 
gative  Schwefelmetail ,  das  mit  dem  ersten  Schwefelka- 
Uum  eine  im  Wasser  auflösliche  Verbindung  darstellt, 
bei  der  Auflösung  im  Wasser  eine  eigene  Wasserstoff- 
saure  bilden,  die  aus  einem  elektronegativen  Metall, 
Schwefel  und  Wasserstoff  zusammengesetzt  wäre. 

Die|enigen  Chemiker,  welche  annehmen,  dafs  die 
Chlormetalle  bei  ihrer  Behandlung  mit  Wasser  ^dasselbe 
zersetzen,  nehmen  auch  etwas  Aehnliches.  bei  den  im 
Wasser  auflöslichen  Schwefelmetallen  an.  Das  einfach 
Scbwefelkalium  wird  nach  ihnen,  namentlich  nach  Leo- 
pold Gmelin,  bei  seiner  Auflösung  im  Wasser  in  ein- 
fach schwefelwasserstoffsaures  Kali  oder  in  hydrothion- 
«aures  Kali  verwandelt  ^  )•  Die  Auflösung  des  Kalium- 
sulphhydrtirs  enthält  nach  ihnen  doppelt  hjdrothionsaa- 
res  Kali,  die  Auflösung  der  höchsten  Schweflungsstufe 
des  Kaliums,  des  fünffach  Schwefelkaliums,  aber  hydro- 
thionichtsaures  Kali,  dessen  Säure  aus  5  Atomen  Schwc 
fei  mit  einem  Doppelatom  von  Wasserstoff  verbunden 
angenommen  wird,  und  die  Schwefluogsstufen  des  Ka- 
liums, welche  zwischen  der  niedrigsten  und  der  höch- 
sten Schweflungsstufe  liegen,  geben  bei  den  Auflösungen) 
in  Wasser  Gemenge  von  hydrothion^aurem  und  von  hj- 
drothionichtsaurem  Kali. 

Es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  dafs  das  einfach  Schwe- 
felkalium bei  seiner  Auflösung  in  Wasser  zersetzt  wird- 
Aber  wenn  eine  Zersetzung  dabei  erfolgt,  so^  findet  sie 
auf  eine  ganz  andere  Art  statt,  als  man  sich  dieselbe 
bisher  vorgestellt  hat.  ^Wir  haben  gesehen,  dafs  die 
Schwefelverbiudungen  der  Metalle  der  alkalischen  Erden 

1)  Lehrbuch  der  Chemie,  Th.  II  S.  311. 

2)  Dessen  Handbuc\i  der  Oxemit^  TVvA  S.  V^9. 


W 


!r. 


\\ 


\ 


p35 

hei  ihrer  BebandluDg  mit  Wasser  in  S(ilphhydrür  und 
in  das  Oxjrd  des  Metalls  zerfallen,  und  diese  Zersetzung 
ivird  offenbar  durch  die  Neigung  des  Schwefels  bedingt, 
JSchwefelsalze  zu  bilden.  Dafs  das  einfach  Schwefelka- 
lium auf  ähnliche  Weise  in  Sulphhjdrür  und  in  freies 
Kali  bei  Behandlung  mit  Wasser  zerlcf^t  wird,,  kann  nicht 
so  deutlich  unmittelbar  durch  Versuche  bewiesen  wer- 
den, wie  beim  Schwefelbarjuiu ;  denn  beide  Körper,  Kali 
und  Sulphhjdrür,  haben  eine  ähnliche  Auflöslicbkeit  im 
Wasser  und  in  Alkohol,  so  dafs  sie  durch,  dieses  Auflö- 
sungsmittel nicht,  selbst  nicht  einmal  theilweise,  getrennt 
werden  können. 

Es  kann  indessen  aus  einigen  Eigenschaften  der  Auf- 
lösung des  einfach  Schwefelkaliums  geschlossen  werden, 
dafs  dasselbe  bei  der  Behandlung  mit  Wasser  zersetzt 
wird«  Es  spricht  dafür  das  auffallende  Verhalten  der 
Auflösung  gegen  gcröthctes  Lackmuspapier,  das  durch  die- 
selbe gebläut  wird,  wodurch  man  freies  Kali  darin  ver- 
muthen  könnte.  Chlorkalium,  so  wie  auch  Brom-  und 
Jodkalium,  zeigen  in  ihrer  Auflösung  bekanntlich  kein 
ähnliches  Verhalten. 

Das  einfach  Schwefelkalium,  so  wie  das  einfach 
Schwefelnatrium,  entwickeln  bei  ihrer  Auflösung  in*Was- 
ser  eine  bedeutende  Wärme.  •  Diese  Thatsache  giebt  we- 
nigstens Berthier  an  ^).  Sind  diese  Schwefelmetalle 
mit  Kohle  gemengt,  so  entzündet  sich  dieselbe,  wenn  sie 
befeuchtet  werden.  Auf  diese  Wärmeentwicklung-  bei 
der  Auflösung  des  Schwefelkaliums,  von  welchem  es  we- 
nigstens nicht  bekannt  ist,  dafs  es  sich  mit  Krystatlisa- 
tionswasser  verbinden  kann,  lege  ich  ein  besonderes  Ge- 
wicht; denn  sie  ist  mir,  aus  Gründen,  die  ich  weiter 
unten  entwickeln  will,  ein  Beweis  für  die  Zerlegung  in 
Sulphhjdrür  und  in  freies  Kali. 

Die  höheren  Schweflungsstufen  des  Kaliums  nehmen 
nicht  Schwefelwasserstoff  auf;    und  dafs   im   Gegentheil 

1)  Annales  de  chimie  ei  de  phjsique^   T,  %.XIl  p,  234. 


536 

Schwefel  ans  der  AuflAsung  des  SuIphhydHlrs  Schwefd- 
wasserstoffgas  entwickelh  kann,  hat  schon  Thenard  ge- 
zeigt. Sie  bilden  daher  bei  der  Behandlung  mit  Was- 
ser kein  Sulphhjdiür;  auch  verhalten  sie  sich  gegen  elek- 
tronegative  Schwcfclvcrbindungen  nicht  als  Schwefelba- 
sen und  bilden  mit  ihnen  keine  Schwefelsalze.  Es  ist 
daher  kein  Grund  vorhanden,  bei  ihrer  Auflösung  in 
Wasser  eine  Zersetzung  anzunehmen.  Die  höchste  Schwef- 
Inngsstnfe  des  Kaliums  bringt,  freilich  mit  schwefelsau- 
rem Kali  gemengt  und  mit  ihr  die  bekannte  Hepar  sul- 
phuris  bildend,  eine  Erniedrigung  der  Temperatur  bei 
Auflösung  in  Wasser  hervor.  Dafs  diefs  vielleicht  ein 
Beweis  dafür  sejn  könnte,  dafs  keine  Zersetzung  bei  der 
Behandlung  mit  Wasser  stattfindet,  werde  ich  weiter  un- 
ten zu  zeigen  suchen. 

Schwefelkalium  sowohl  wie  Schwefelnatrium,  wenn 
sie  aus  den  neutralen  schwefelsauren  Salzen  vermittelst 
Glühen  mit  Kohle  erhalten  worden  sind,  enthalten,  M'as 
sehr  bemerk enswerth  ist,  und  worauf  eigentlich  erst  Gay- 
Lussac  mit  Bestimmtheit  aufmerksam  gemacht  hat*), 
immer  von  einer  höhereu  Schweflungsstufe.  Die  Menge 
derselben  scheint  weit  bedeutender  zu  seyn,  als  dafs 
man  sie  der  Wirkung  der  Kieselerde  und  der  Thonerde 
von  der  Masse  des  Tiegels  oder  des  Glases  auf  das 
schwefelsaure  Alkali  beim  Glühen  zuschreiben  kann.  Hr. 
Wittstock  theilte  mir  mit,  dafs  er  beim  Glühen  be- 
deutender Mengen  schwefelsauren  Kalis  mit  Kohle,  als 
jedoch  von  letzterer  kein  üeberschufs  zugesetzt  wor- 
den war,  so  dafs  bei  der  nachherigen  Auflösung  des 
Schwefelkaliums  im  Wasser  wenig  oder  nichts  von  Kohle 
zurückblieb,  er  neben  Schwefelkalium,  das  durch  Ueber- 
sättigung  mit  Säuren  einen  Niederschlag  von  Schwefel 
zeigte,  und  unzcrsetztem  schwefelsauren  Kali  nicht  un- 
bedeutende Quantitäten  von  kohlensaurem  Kali  erhielt. 

Bei    der  Erzeugung   der  Schwefelverbindungen  der 

1)  Annales  de  chimie  et  de  physii^ue^  T.  XXX^  p.  24. 


537 

alkalischen  Eroeo  scheint,  wie  ich  diefs  vor  kurzer  Zeit 
bemerkt  habe  ' ),  etwas  Aehnliches  entweder  nicht,  oder 
wenigstens  in  einem  weit  weniger  bedeutenden  Grade 
stattzufinden«  Wenn  Schwcfelbarjum,  durch  Glühen  von 
schwefelsaurer  Baryterde  mit  Kohle  erzeugt,  mit  Wasser 
behandelt  wird,  so  ist  die  Auflösung  des  zuerst  erhalte- 
nen Sulphhjdrürs  gelblich,  und  läfst  einen  nur  geringen 
Niederschlag  von  Schwefel  fallen.  Ich  habe  aber  in  die- 
ser Hinsicht  nie  einen  Unterschied  bemerken  können 
zwischen  Schwefelbaryum,  das  durch  schwache,  oder 
darch  starke  Rothglühhitze,,  oder  durch  Weifsglühhitze 
eriialten  worden  war. 

An  diese  Betrachtungen  über  das  Verhalten  der  al- 
blischen  Schwefelmetalle  gegen  Wasser  reihen  sich  un- 
willkührlich  ähnliche  an,  die  man  über  die  im  Wasser 
aaflöslichen  Fluor-,  Chlor-,  Brom-  und  Jodverbindun- 
gen  anstellen  kann. 

Was  die  Fluqrverbindun^en  betrifft,  so  ist  es  nicht 
ZQ  läugnen,  dafs  Fluor  fast  eben  so  gut  Verbindungen 
bildet,  welche  man  Fluorsalze  nennen  könnte,  wie  sie 
der  Schwefel  in  den  Schwefelsalzen  zeigt.  Fluorkiesel, 
Floorbor  und  andere  stark  elektronegative  Fluorm'etalle, 
bilden  mit  basischen  Fluormetallen  so  viele  und  so  aus- 
gezeichnete .Reihen  von  krystallisirbaren  Salzen,  dafs  man 
in  der  That  bei  diesen  dieselbe  Mannigfaltigkeit  wieder 
finden  kann,  wie  wir  sie  bei  den  Verbindungen  stark 
clektronegativer  Schwefelmetalle,  wie  Schwefelarsenik, 
Schwefelantimon  u.  s.  w.,  mit  basischen  Schwefelmetal- 
len antreffen.  Die  Darstellung  der  wichtigsten  Verbin* 
dangen  dieser  beiden  grofsen  Klassen  von  Salzen,  der 
Schwefelsalze,  und  der,  welche  man  Fluorsalze  nennen 
könnte,  so  wie  die  genaue  Untersuchung  derselben  ver- 
danken wir  bekanntlich  Berzelius.  Es  ist  wohl  nur 
die  grofse  Aehnlichkeit,  die  in  anderer  Hinsicht  zwischen 
den  Fluor-  und  den  Chlorverbindungen  stattfindet,  wel- 

1)  PoggendorfPs  Annalen,  Bd.  LY  S.  427. 


5$8 

che  ihn  bestimmt  hat  die  Saite,  die  man  Flaorsalze  nen- 
nen könnte,  fUr  Doppelhalotdsalze  za  halten. 

So  wie  die  alkalischen  Schwefelmetaile  SuIphhjdrQre 
mit  Schwefelwasserstoff  bilden,  so  verbinden  sich  die  al- 
kalischen Fluormetalle  mit  Fluorwasserstoff  zu  krystalli- 
sirbaren  Verbindungen.  Ob  aber  bei  der  Auflösung  der 
alkalischen  Fluormetalle  in  Wasser  dieselben  in  solche 
Verbindungen  und  in  Alkali  zerfallen,  läfst  sich  gewifs 
in  sofern  schwer  entscheiden,  als,  wenn  diefs  wirklich 
stattfinden  sollte,  diese  sehr  leicht  wieder  alkalisches  Fluor- 
metall  bilden.  Dumas  giebt  zwar  an,  dafs  die  alkali- 
schen Fluormetalle  in  der  That  durch  Wasser  diese  Zer- 
legung erleiden,  führt  aber  die  Untersuchungen  darüber 
nicht  an  *).  Ich  habe  sehr  viele  Versuche  darüber  an- 
gestellt, um  aus  der  Auflösung  des  Fluorkaliums  die 
Verbindung  desselben  mit  Fluorwasserstoff  und  freies 
Kali  abzusclieiden.  Es  glückte  aber  diefs  weder  durch 
Krjstallisation,  noch  durch  Behandlung  der  sehr  concen- 
trirten  Auflösung  mit  Alkohol,  durch  welchen  aus  der- 
selben nur  wasserhaltiges  Fluorkalium  abgeschieden  wurde, 
wjihrend  eine  sehr  geringe  Menge  von  Fluorkalium  im  Al- 
kohol aufgelöst  blieb. 

Diese  Versuche  scheinen  daher  entscheidend  dafür 
zu  sprechen,  dafs  das  Fluorkalium  bei  seiner  Behand- 
lung mit  Wasser  nicht  in  jene  erwähnte  Verbindungen 
zerfällt.  Nur  einige  Eigenschaften,  die  Berzelius  von 
den  alkalischen  Fluorinetallen  augiebt,  können  uns  auf 
die,  aber  immer  nur  sehr  entfernte  Vermuthung  bringen, 
dafs  dieselben  dennoch  unter  gewissen  Umständen  die 
oben  erwähnte  Zersetzung  erleiden  können.  Dahin  ge- 
hört die  auffallende  alkalische  Reaction,  welche  die  Auf- 
lösungen der  alkalischen  Fluormetalle  gegen  Lackmuspa- 
pier  zeigen;  ferner  die  Eigenschaft  der  Auflösung  des 
Fluorkaliums,  selbst  der  kalt  bereiteten,  das  Glas  stark 
anzugreifen,  so  wie  auch  durch  Essigsäure,  wenn  sie  da- 

1)   TraiU  de  chimie,  T.  II  p.\^^. 


5*l9 

lAft  hü  sebr  gelinder  "Wärme  zur  Trockne  abgedampft 
^ird,  ein  Salz  zu  geben,  das  in  concentrirter  Anflösung 
sieb  neutral  verbült,  aber  freilich  bei  starker  Verdünnung 
sauer  wird,  und  freie  Essigsäure  enthält. 

'  Es  ist  besonders  aber  die  Eigenschaft  des  Fluor- 
ammoniums, in  seiner  Auflösung  selbst  bei  gewöhnlicher 
Temperatur,  leichter  und  schneller  freilich  beim  Abdam- 
pfen durch  Wärme,  in  Ammoniak,  welches  sich  verflüch- 
tigt' und  in  die  Verbindung  von  Fluorammonium  mit 
Fluorwasserstoff  zu  zerfallen,  die  zu  der  oben  erwähn- 
ten Annahme  berechtigen  könnte.  Letztere  Zerlegung 
gehty  nach  Berzelius,  soweit,  dafs  man  das  Fluoram- 
monium  auf  nassem  Wege  nur  als  Auflösung,  nicht  als 
trocknes  Salz  erhalten  kann. 

Wir  können  indessen  jetzt  die  Annahme,  dafs  die 
alkalischen  Fluormetalle  bei  ihrer  Auflösung  in  Wasser 
dasselbe  zersetzen,  nur  als  eine  sehr  entfernte  und  ge- 
wagte Vermuthung  aufstellen.  I6h  werde  selbst  weiter 
unten  einen  Umstand  erwähnen,  der  mit  dieser  Ansicht 
nicht  gut  in  Uebereinstimmung  gebracht  werden  kann. 
Sollte  sie  sich  indessen  dennoch  bestätigen,  so  zersetzen 
dieselben  das  Wasser  auf  ähnliche  Weise,  wie  es  die 
Schwefelverbindungen  der  Metalle  der  alkalischen  Erden 
thon.  Aber  die  Zersetzung  des  Wassers  durch  Schwe- 
fel- und  Fluormetalle  findet  dann  auf  eine  ganz  andere 
Weise  statt,  als  man  sie  bisher  angenommen  hat,  und 
sie  wird  durch  die  Neigung  dieser  Verbindungen,  Schwe- 
felsalze und  Fluorsalze  zu  bilden,  bedingt. 

Eine  ähnliche  Neigung  finden  wir  bei  den  Chlor- 
metallen  nicht.  V.  Bonsdorff  hat  zwar  mehrere  Salze 
als  Chlorsalze  beschrieben,  welche  das  Quecksilber-,  Pla- 
tin-, Goldchlorid  und  andere  Chlormetalle  mit  elektro- 
positiven  Chlormetallen  bilden;  aber  mit  Recht  macht 
Berzelius  gegen  die  Annahme  von  Chlorsalzen  den 
Grund  geltend,  dafs  gerade  stark  elektronegative  Chlor- 
metalle  entschieden  keine  I^eigung  haben,  sich  mit  elek- 


540 

tropositivcu  Cblormctallen  za  Terbinden.  So  lange  man 
nicht  Verbindungen  dieser  Art  dargestellt  hat,  mufs  maa 
die  von  v.  Bousdorf  als  Chlorsalze  betrachteten  Salze 
für  Doppelsalzc  halten. 

Die  verschiedenen  Ansichten,  welche  man  von  der 
Auflösung  der  Chlomietalle  in  Wasser  hat,  sind  so  alt, 
wie  die  von  Davy,  Gay-Lussac  und  Thenard  auf-' 
gestellte  Ansicht  von  der  Einfachheit  des  Chlors.  Be- 
kanntlich lösen  sich,  nach  mehreren  Chemikern,  wie  nach 
Berzelius,  die  Chlormetalle  in  Wasser  auf,  ohne  das- 
selbe zu  zersetzen,  während  andere, l)esonders  Thenard 
und  L.  Gmelin  in  der  wäfsrigen  Auflösung  der  Chlor- 
metallc,  odcF  auch  nur  in  der  Verbindung  derselben  mit 
Krjstallisationswasser,  chlorwasserstoffsaure  Oxyde  an- 
nehmen. 

Die  Gründe  für  beide  Ansichten  sind  weder  ganz 
entscheidend  für  die  eine,  wie  für  die  andere  gewesen, 
und  der  Streit  für  die  Richtigkeit  der  einen  oder  der  an- 
dern hat  in  neueren  Zeiten  die  Chemiker  gcwifs  aus  dem 
Grunde  nur  wenig  beschäftigt,  weil  er  nicht  geschlichtet 
werden  konnte.  Er  wurde  auch  in  sofern  von  geringerem 
Interesse,  als  man  in  neueren  Zeiten  immer  mehr  und 
mehr  zu  der  Ueberzeugung  kam,  dafs  unsere  Kenntnisse 
über  die  Art  und  Weise  wie  salzartige  Verbindungen 
überhaupt  in  wäfsrigen  Auflösungen  enthalten  seyn  kön- 
nen, sehr  mangelhaft  sind. 

Die  letzten  ausführlichen  Betrachtungen  über  die 
Theorie  der  Chlormetalle  sind  meines  Wissens  die  von 
Dumas  *).  Er  beschäftigte  sich  mit  diesem  Gegenstande, 
angeregt  durch  eine  Abhandlung  von  Serullas  über  das 
Chlorjod  ^),  in  welcher  dieser  zeigte,  dafs  Chlorjod,  selbst 
in  vielem  Wasser  aufgelöst,  aus  dieser  Auflösung  durch 
Zusatz   einer  hinreichenden  Menge   concentrirter  Schwe- 

1)  Annales  de  chimie  et  de  physit^ue,  T,  XLIV  p,  263. 

t 

2)  A.  a.  0.  r.  XLlll  p,  208. 


541 

elsSare  als  Cbloijpd  wieder  gefällt  werden  könnte,  und 
lafsy  wenn  Jodsüure  und  Cblorwasserstoffsäure  in  ge- 
lörigem  Verhältnisse  mit  Wasser  gemischt  werden,  Schwe- 
elsänre  daraus  Chlorjod  niederschlägt.  Da  nun  auch 
sine  solche  Mengung  von  Jodsäure  mit  Chlorwasserstoff- 
säore,  welche  beide,  für  sich  im  Wasser  aufgelöst,  farb- 
los sind,  eine  gelbe  Farbe  hat,  wie  eine  Auflösung  von 
Chlorjod,  und  da  das  aus  Wasser  durch  Schwefelsäure 
gefällte  Chlorjod  sich  im  Wasser  mit  gleich  gelber  Farbe 
auflöst,  so  glaubt  hieraus  Serullas  schliefsen  zu  müs- 
sen, dals  das  Chlorjod  unzersetzt  im  Wasser  aufgelöst 
w^dc. 

Dumas  meint  hingegen  mit  Recht,  dafs  diese  Er- 
sdieinungcn  durchaus  nicht  zu  dieser  Annahme  berechti- 
gen, indem  die  Schwefelsäure,  durch  ihre  grofse  Ver- 
wandtschaft zum  Wasser,  nicht  blofs  dasselbe  anderen 
Substanzen  entziehen,  sondern  auch  gleichsam  durch  prä- 
disponirende  Verwandtschaft  die  Bildung  desselben  aus 
Sauerstoff  und  Wasserstoff  veranlassen  könne.  Und  of- 
fenbar wird  Chlorwasserstoffsäure  und  arsenichte  Säure 
durch  Schwefelsäure  in  flüssiges  Chlorarsenik  vewandelt, 
ein  Chlormetall,  das  augenscheinlich  durch  blofses  Was- 
ser zersetzt  wird,  weil  dasselbe  aus  ihm  arsenichte  Säure 
absch/sidet. 

Dumas  nimmt  im  Gegentheil  an,  dafs  das  erwähnte 
Chlorjod  das  Wasser  zersetze,  dafs  hingegen  eine  an- 
dere Verbindung  von  Chlor  und  Jod,  welche  aus  glei- 
chen Atomen  von  beiden  Elementen  besteht,  unzersetzt 
^om  Wasser  aufgelöst  werde,  weil  dieser  Auflösung,  wel- 
che von  braunrother  Farbe  ist,  durch  Aether  alles  Chlor- 
jod entzogen  werden  kann,  wobei  das  Wasser  ungelöst 
und  farblos  zurückbleibt,  während  aus  der  ätherischen 
Auflösung  durch  Abdampfung  dieses  Chlorjod  mit  unver- 
änderten   Eigenschaften   wieder    erhalten   werden   kann« 

Da  das  Chlorjod,  im  Maximum  von  Chlor,  durch 
Aether  aus  seiner  wäfsrigen  Auflösung  nicht  ausgezogen 


wird,  80  ^ird,  nach  Dnmas,  darch  dasselbe  das  "Was- 
ser zersetzt,  wShrend  Goldchlorid ,  Platinchlorid,  Qaed* 
Silberchlorid  und  Eisenchlorid,  da  dieselben  aus  ihren 
wSfsrigen  Auflösungen  durch  Aether  aufgenommen  wer- 
den,  das  Wasser  nicht  zu  zersetzen  im  Stande  sind. 

So  interessant  diese  Bemerkungen  von  Dumas  sind, 
so  macht  Berzelius  ^)  doch  mit  Recht  darauf  auAnerk- 
sam,  dafs  sie  eigentlich  das  nicht  ganz  beweisen,  was  sie 
beweisen  sollen,    indem    man   andererseits   eben  so  gut 
annehmen  kann,  dafs  die  Verwandtschaft  des  Aethers  za 
den  oben   genannten  Chlorverbindungen  die  Zersetzung 
der    chlorwasserstoffsauren   Salze  und  die   Bildung  von 
"Wasser  veranlassen  könne.     Berzelius  meint,  dafs  an- 
dere  Gründe    gegen  die  Existenz  chlorwasserstoffsaorer 
Salze  bindender  wären,   als   die  von  Dumas  angeführ- 
ten, z.  B.   dafs   eine  Auflösung  von  Chlomatrium.  die, 
nach   letzterer  Ansicht,  eine  Auflösung  von  chlorwasser- 
stoffsaurem Nation  wäre,  bei  der  gewöhnlichen  Lufttem- 
peratur, in  Folge  der  Tension  des  Wassers,  allmälig  zu 
Chlornatrium  eintrocknet,  wobei  man  wohl  nicht  sagen 
könnte,   dafs,  im    Fall  es  ein  chlorwasserstoffsaures  Na- 
tron gäbe,   der  Wasserstoff  der   Säure   und  der  Sauer- 
stoff des  Alkalis  Abdunstungsvermögen  oder  Tension  wie 
Wasser   besitzen,   noch   ehe  sie  zu   solchem  verbunden 
sind.     Wollte  man  auch  die  Möglichkeit  dieses  letzteren 
Umstandes  behaupten,  so  müfste  doch  unbedingt  zugege- 
ben  werden,   dafs   die  Tension   der  noch  nicht  mit  ein- 
ander vereinigten    Elemente,   des   Wasserstoffs  und  des 
Sauerstoffs,  weit  geringer  seyn  müsse,  als  die  des  schon 
gebildeten  Wassers;  dennoch  setzt  sich  Chlornatrium  aus 
einer   gesättigten  Auflösung  ab,   während  noch  sehr  viel 
Wasser  übrig  ist,  dessen  Tension  wohl  die  Bildung  von 
Wassergas  auf  Kosten  von  noch  nicht  verbundenen  Sauer-  j.j. 
Stoff  und  Wasserstoff  verhindern  müfste; 

Auch   die  Gründe  von  Chevreul  für  die  Existenz  ||) 

I)  Jahresbericht,  1^.  3a\iTg9iii%>  ^.^^.  ^.j^ 


.fl 


^on  chlorwasserstoffsa'aren  Oxyden,  welche  za  ihrer  Zeit 
ehr  zur  Bestätigung  der  Existenz  derselben  gedient  ha- 
»CD,  lassen  sich  leicht  beseitigen  *  ).  Chevreul  machte 
larauf  aufmerksam,  dafs  trockne  Chlorverbindungen  von 
iolchen  Metallen,  deren  Oxyde  geffirbte  Sauerstoffsalze 
lervorbringen,  immer  andere  Farben  zeigten,  als  die 
hnen  entsprechenden  Salze  ^  dafs  aber  dieselben  Chlor- 
verbindungen, im  Wasser  aufgelöst,  Farben  zeigten,  wel- 
:he  mit  denen  von  letzteren  übereinstimmten,  woraus 
Dan  schliefsen  könnte,  dafs  jene . Chlormetalle,  in  Was- 
ser aufgelöst,  auch  Salze  oder  chlorwasserstoffsaure  Oxyde 
Yärcn.  Indessen  eben  so  gut,  wie  die  trocknen  Chlor* 
netalle  eine  andere  Farbe  haben  können,  als  ihre  Auf- 
lösungen, oder  auch  nur,  als  ihre  Verbindungen  mit  Kry- 
stallisationswasser,  so  können  auch  wasserfreie  Sauer- 
stoffsalze ganz  anders  gefärbt  seyn,  als  ihre  Auflösungen 
3Dd  ihre  Verbindungen  mit  Krystallisationswasser,  und 
bei  denselben  Metallen,  wo  ein  Unterschied  der  Farbe 
bei  trocknen  und  aufgelösten  Chlorverbindungen  stattfin- 
det, findet  ein  ähnlicher  au^^h  bei  den  wasserfreien  Saucr- 
Btoffsalzen  und  ihren  wäfsrigen  Auflösungen  statt.  So 
haben  wasserfreies  Chlomickel  und  wasserfreies  schwe- 
felsaures Nickeloxyd  beide  eine  gelbe  Farbe,  während 
ihre  Auflösungen  grün  sind;  Chlorkobalt  und  schwefel- 
saures Kobaltoxyd  sind  im  wasserfreien  Zustande  blau 
QDd  in  ihren  Auflösungen  roth,  und  wasserfreies  weifses 
schwefelsaures  Kupferoxyd  wird  durch  Besprengen  mit 
Wasser  auf  ähnliche  Weise  plötzlich  blau,  wie  wasser- 
freies braunes  Kupferchlorid  dadurch  grün  wird. 

In  neuster  Zeit  hat  nur  Wilson  *)  über  die  Einwir- 
long  des  Wassers  auf  Chlormetalle  einige  Untersuchun- 
gen angestellt,  die  ihn  zu  der  Ueberzeugung  gebracht 
haben,  dafs  dieselben  durch's  Wasser  nicht  zersetzt  wer- 

1)  Annaies  de  chimie,  T,  XCF  p,  307. 
*)  Berselias  Jahresbericht,  Nö.  XX  S.  108. 


544 

den.  Wenn  man  aacfa  annehmen  mll,  sagt  er,  dafo 
Kalium 9  Zink,  Eisen  u.  s.  w.  genug  Verwandtschaft  be- 
sitzen, um  in  den  Chlorverbindungen  das  Wasser  zu  zer- 
setzen, so  kann  diefs  doch  nicht  vom  Golde  vermulhet 
werden,  dessen  Verwandtschaften  sehr  schwach  sind,  und 
welches  aufserdem  zum  Chlor  eine  geringere  Verwandt- 
schaft hat,  als  der  Wasserstoff.  Aber  wenn  man  aud 
behaupten  wolle,  das  Goldchlorid  sej  eine  Verbindang 
von  Goldoxyd  und  Chlorwasserstoffsäure,  so  müfste  diefs 
auch  bei  dem  Goldbromid  der  Fall  seyn.  Aber  die  Cblor- 
wasserstoffsäure  ist  eine  weit  stärkere  Säure  als  die  Brom- 
wasserstoffsäure,  so  dafs  also  diese  durch  jene  aus  dem 
Goldoxyde  ausgetrieben  werden  mtifste.  Vermischt  man 
aber  Goldchlorid  mit  Bromwasserstoffsäure,  so  entsteht 
dunkelrothes  Goldbroiiaid  und  Chlorwasserstoffsäure,  die 
davon  abdestillirt  werden  kann,  so  wie  man  auch  das 
Goldbromid  durch  Aether  aus  der  Flüssigkeit  zu  entfer- 
nen im  Stande  ist.  Diefs  ist  gerade  das  Gegentheil  von 
dem,  was  stattfinden  müfste,  wenn  die  Lösung  ein  chlor- 
wasserstoffsaures Goldoxyd  enthielte;  es  steht  aber  in 
Uebereinstiinmung  mit  der  Ansicht,^  dafs  Chlor  sich  mit 
dem  stärkeren  Radical,  dem  Wasserstoff,  während  das 
schwächere  Brom  sich  mit  dem  schwächeren  Radical,  dem 
Golde,  verbindet. 

Aber  selbst  die  eifrigsten  Anhänger  von  der  Ansicht, 
dafs  die  Chlorverbindungen  sich  unzersetzt  im  Wasser 
auflösen  können,  müssen  zugeben,  dafs  diefs  nicht  bei 
allen  stattfindet.  Jeder  Chemiker  ist  gewifs  der  Mei- 
nung, dafs  namentlich  die  stark  flüchtigen  Chloride,  wie 
die  Chloride  des  Phosphors,  des  Bors,  des  Kiesels  und 
andere  das  Wasser  zersetzen,  und  eine  Sauerstoffsäure 
und  Chlorwasserstoffsäure  bilden. 

Ueberhaupt  nimmt  man  an,  ohne  es  allgemein  be- 
stimmt ausgesprochen  zu  haben  und  ohne  eine  Scharfe 
Gränze  zu  ziehen,  dafs  alle  Chloride,  welche  starke  Säa- 
rcn  bildenden  Oxyden  entsprechen,  bei  ihrer  Auflösung 
in  Wasser  dasselbe  xerseVLCU.   \^ct  ^Vxvsv\.\i^\x>55&.^^'ss. 


546 

nur  die  ChloHnetalle,  welche  basischen  Oxyden  ent- 
sprechen. 

Die  genannten  flüchtigen  Chloride,  auch  wenn  sie 
Ton  einem  festen  Aggregatzustaud  sind,  wie  das  der  Phos- 
phorsSare  entsprechende  feste  Phosphorchlorid,  ci-zeugen 
bei  ihrer  Zersetzung  durch  Wasser  eine  sehr  bedeutende 
Temperaturerhöhung.  In  einigen,  aber  seltenen,  Fällen 
lönnte  die  Temperaturerhöhung,  aber  nur  zum  Theil, 
dem  Umstände  zugeschrieben  werden,  dafs  einige  wenige 
dieser  Chloride  von  flüssigem  Aggregatzustand  mit  wenig 
Wasser  ein  festes  Hjdrat  bilden,  und  erst  durch  mehr 
lünzagefügtes  Wasser  zersetzt  werden.  Diefs  ist  bei 
dem  Zinnchloride  der  Fall,  aber  von  den  meisten  der 
fibrigen  flüchtigen  und  flüssigen  Chloride  ist  ein  solches 
festes  Hydrat  nicht  bekannt,  und  existirt  wohl  nicht. 

Diese  Temperaturerhöhung  iiann  daher  nur  der  Ur- 
sache zugeschrieben  .werden,  dafs  die  Bestandtheilc  der 
erwähnten  Chloride  mit  den  Bestandtheilen  des  Wassers 
Verbindungen  bilden.  Bei  jeder  chemischen  Verbindung 
entsteht  Wärme,  und  die  Erhöhung  der  Temperafur  ist 
dabei  um  so  gröfser,  )e  energischer  die  chemische  Ver- 
bindung Tor  sich  geht. 

Die  Temperaturerhöhung  ist^.  wie  ich  erwähnt  habe, 
so  stark,  dafs  bei  der  Zersetzung  des  festen  Phosphor- 
Chlorids  durch  Wasser  die  Erniedrigung  der  Temperatur 
nicht  bemerkt  werden  kann,  die  nothwendig  durch  den 
Tlebergang  des  festen  Körpers  in  den  flüssigen  Aggregat- 
zustand  entstehen  mufs. 

Bemerken  wir  daher  eine  Temperaturerhöhung  bei 
der  Auflösung  eines  Chlormetalls  in  Wasser,  so  können 
^r  daraus  schlicfscn,  dafs  es  durch  die  Bestandtheile 
des  letzteren  zersetzt  worden  ist,  und  neue  chemische 
Verbindungen  gebildet  hat.  Diefs  ist  um  so  mehr  der 
Fall,  wenn  das  Chlormetall  von  einem  festen  Aggregat- 
zustande  ist. 

Bemerken  wir  hingegen  bei  der  Auflösung  eines  festen 


Cblonn^talls  im  Wasßer  eine  Eruiedr^ung  der  Tempe- 
ratur, so  haben  sich  hierbei  keine  chemischen  Verbin- 
dungen gebildet,  wenigstens  ist  das  Wasser  hierbei  nidit 
zersetzt  worden.  Die  Verbindung,  welche  durch  die 
blojse  Auflösung  erfolgt,  ist  in  jedem  Falle  so  schwadi, 
dafs  wenn  wirklich  dadurch  eine  Erhöhung  der  Tempe- 
ratur bewirkt  werden  sollte,  diese  so  unbedeutend  ist, 
dafs  sie  durch  die  Erniedrigung  der  Temperatur,  welche 
durch  den  Uebergang  des  festen  Körpers  in  den  flüssi- 
gen Aggregatzustand  entsteht,  nicht  bemerkt  werden  kann. 

Chlorkaiium,  Chlornatrium,  Chlorammonium  lösen 
sich,  unter  Entstehung  von  Kälte,  im  Wasser  auf;  wir 
können  daraus  mit  Recht  schliefsen,  dafs  diese  Chlor- 
metalle das  Wasser  zu  zersetzen  nicht  im  Stande  sind. 

Wir  können  also  durch  die  Temperaturveränderung 
bei  der  Auflösung  in  Wasser  auf  eine  sehr  einfache  Weise 
entscheiden,  ob  ein  festes  Chloiinetall  das  Wasser  zer- 
setzen könne,  oder  nicht.  Es  ist  mir  auffallend,  dafs 
man  nicht  auf  diese  einfache  Art  schon  früher  den  Streit 
geschlichtet  hat. 

Es  tritt  indessen  hierbei  noch  ein  Umstand  ein,  der 
in  sehr  vielen  Fällen  die  Anwendung  dieser  -Methode^ 
wenn  auch  nicht  unmöglich,  doch  schwierig  macht.  Sehr 
viele  feste  Cblormctalle,  welche  gewifs  nicht  das  Was-  |^, 
ser  zu  zersetzen  im  Stande  sind,  entwickeln  oft  eine  sehr 
bedeutende  Wärme  bei  ihrer  Auflösung,  wie  z.  B.  Chlor- 
calcium,  auf  welche  Eigenschaft  Thenard  und  Gaj- 
Lussac  in  sofern  Gewicht  legten,  als  sie  dadurch  die 
Zersetzung  dieses  Salzes  durch  Wasser  als  bewiesen  an- 
nahmen. Aber  diefs  sind  nur  solche  Chlormelalle,  wel- 
che sich  mit  Krjstallisationswasscr  verbinden,  und  die 
Temperaturerhöhung  rührt  von  der  Aufnahme  desselben 
her,  das  aus  dem  flüssigen  in  den  festen  Zustand  über- 
geht, also  aus  demselben  Grunde,  weshalb  auch  wasser- 
freie Sauerstoffsalze  sich  erhitzen,  wenn  sie  Krystallisa- 
lionswasser  aufnehmen. 


547 

Es  kann  bIbo  nur  bei  den  wasserfreien  Chlormetat 
Jen,  welche  sich  nicht  mit  Krjstallisationswasser  zu  ver- 
binden im  Stande  sind,  durch  eine  Temperaturcrniedri- 
.gung  bei  der  Auflösung  im  Wasser  wahrgenommen  wer- 
den, dafs  sie  sich  bei  derselben  nicht  zersetzen.  Sie 
entwickeln  Kälte  aus  denselben  Gründen  wie  alle  die 
wasserfreien  Sauerstöffsalze  bei  ihrer  Auflösung  im  Was- 
ser, die  nicht  Krjstallisationswasser  aufnehmen  können. 

Icli  habe  mehrere  dieser  Salze  in  dieser  Hinsicht  un- 
tersucht, und  bei  allen,  die  ich  geprüft  habe,  gefunden,  dais 
bei  ihrer  Auflösung  im  Wasser  eine  Erniedrigung  der  Tem- 
peratur stattfindet.  Man  kann  bei  der  Auflösung  dieselbe 
selbst  dann  wahrnehmen,  wenn  sie  schwerlöslich  im  Was- 
ser sind.  Ich  fand,  dafs  Erzeugung  Ton  Kälte  stattfand, 
als  ich  folgende  Salze  in  Wasser  auflöste:  schwefelsaures 
Kali,  schwefelsaures  Ammoniumoxyd ,  chlorsaures  Kali, 
einfach  und  zweifach  chromsaures  Kali,  salpetersaures 
Bleioxyd,  salpetersaure  Barjterde,  salpetcrsaures  Natron, 
salpetersaures  Kali. 

Bei  der  Auflösung  dieser  Salze  im  Wasser  findet 
indessen  ein  bemerkenswcrther  Unterschied  statt.  Die 
erstgenannten  Ton  ihnen  bewirken  hierbei  eine  Tempe- 
raturerniedrigung von  wenigen  Graden,  während  dieselbe 
bei  der  Auflösung  des  salpetersauren  Natrons  und  des 
Salpetersäuren  Kalis  sehr  beträchtlich  ist.  Die  gröfscre 
Löslichkeit  im  Wasser  kann  zum  Theil  Ursache  von  die- 
ser Verschiedenheit  scjn,  aber  sie  ist  nicht  die  alleinige, 
da  gerade  chlorsaures  Kali  eine  stärkere  Erniedrigung 
der  Temperatur  bei  der  Auflösung  im  Wasser  hervor- 
bringt, als  schwefelsaures  Ammoniumoxjd  und  chrouisau- 
res  Kali,  obgleich  letztere  Salze  bei  der  gewöhnlichen 
Temperatur  leichtlöslicher  sind,  als  ersteres. 

Bei  den  wasserfreien  Chlormetallen,  dem  Chlorka- 
liom,  d^em  Chloruatrium  und  dem  Chlorammonium  fin- 
det ein  ähnlicher,  aber  noch  stärkerer  Unterschied  statt, 
(lad  wir  können  vielleicht  eine  Erklärung  der  erwähnten 


548 

Anomalie  aas  d^m  Yerhälteu  dieser  Chlorverbindungoi 
bei  der  Auflösung  in  Wasser  erhalten.  ^  Von  allen  Sal- 
zen, welche  ich  zu  prüfen  Gelegenheit,  hatte,  erzeugt 
Chlorammonium  bei  der  Auflösung  in  Wasser  die  stärk- 
ste Kälte;  bei  nicht  sehr  grofsen  Quantitäten  des  Salzes 
wird  die  Temperatur  bei  der  Auflösung  mehrere  Grade 
unter  den  Gefrierpunkt  herabgedrückt,  wenn  auch  die 
Lufttemperatur  nicht  unbedeutend  ist.  Auch  Chlorkaliom 
erzeugt  bei  seiner  Auflösung  in  Wasser  eine  starke  Tem- 
peraturerniedrigung,  ^die  indessen  lange  nicht  so  bedeu- 
tend wie  die  ist,  welche  Chlorammonium  unter  densel- 
ben Umständen  hervorbringt.  Dahingegen  ist  die  Tem- 
peraturemiedrigung  bei  der  Auflösung  des  Chlomatriams 
sehr  gering. 

Der  Grund  dieser  Erscheinung  ist  offenbar  der,  da(s 
Chlornatrium  allerdings  unter  gewissen  Umständen  Krj- 
stallwasser  aufzunehmen  im  Stande  ist.  Wir  wissen,  dafe 
es  mit  4  Atomen  Krjstallwasser  bei  niedriger  Tempera- 
tur anschiefst,  dafs  aber  die  Verwandtschaft  zum  Krj- 
stallwasser beim  Chlornatrium  so  gering  ist,  dafs  das 
wasserhaltige  Salz  nur  bei  niedriger  Temperatur  beste- 
hen kann.  Aber  diese,  wiewohl  geringe  Venvandtscliaft 
zum  Krvstall Wasser  ist  Ursach,  dafs  statt  einer  bedeu- 
tenden  Erniedrigung  der  Temperatur,  welche  die  Auflö- 
sung des  Chlornatriums  erzeugen  würde,  wenn  es,  mt 
Chlorammonium,  unter  keinen  Umständen  Krjstallwas- 
ser aufnehmen  könnte,  nur  eine  geringe  erfolgt. 

Aehnliche  Ursachen  finden  wahrscheinlich  auch  bei 
der  Auflösung  der  Sauerstoffsalze  statt.  Wenn  daher 
bei  einem  Salze,  das  wir  nur  im  wasserfreien  Zustand 
kennen,  bei  der  Auflösung  im  Wasser,  besonders  wenn 
es  leicht  löslich  ist,  eine  nur  unbedeutende  Temperatur- 
erniedrigung stattfindet,  so  haben  wir  Grund  zu  vermu- 
then,  dafs  es  dennoch  eine  gewisse  Verwandtschaft  M 
einer  bestimmten  Menge  von  Wasser  hat,  und  dafs  es, 

un- 


640 

BBter  UinstSnden,  welche  wir  bisher  hervorzubriDgen  nicl^t 
im  Stande  waren»  im  wasserhaltigen  Zustand  anschicfsen 
könnte.  ^ 

Die  wasserfreien  Saaerstoffsalze  verhalten  sich  voll- 
kommen   eben  so  gegen  ^^asser  wie  andere  Salze,  die 
die  ganze  Menge  von   Krystallisationswasser,    mit  wei- 
cher  sie   sich   verbinden   können,  aufgenommen  haben. 
Alle  diese  zeigen  bei  der  Auflösung  in  Wasser  eine  Er- 
niedrigung der  Temperatur,  während,  wenn  man  sie  im 
wasserfreien  Zustand  mit  Wasser  behandelt,  eine  Tem- 
peraturerhöhung dadurch   stattfindet.      So  löst  sich  kry- 
itallisirtes  kohlensaures  Natron  unter  Erniedrigung,  was- 
lerfreies  unter  Erhöhung  der  Temperatur  in  Wasser  auf. 
Die  Chlormetalle,  welche  das  Wasser  nicht  zersetzen, 
haben  die  gröfste  Aehnlichkeit  mit  den  ihnen  entsprechend 
tosammengesetzten   Saucrstoffsalzen,  in  sofern  als   auch 
rie,  wenn  sie  sich  mit  Krystallisationswasser  verbunden 
bfaen,   eine  Erniedrigung  der  Temperatur  bei  der  Auf- 
lösung in  Wasser  zeigen.      Krjstallisirtes  Chlorcalcium 
entwickelt  Kälte  bei  der  Auflösung,  während  wasserfreies 
Chlorcalcium  dabei  eine  sehr  bedeutende  Wärme  zeigt. 

Diese  grofse  Analogie   zwischen   den  Sauerstoffsal- 
ten und  den  ihnen  entsprechenden  Chlormetallen,  sowohl 
im  wasserfreien  als  auch  im  wasserhaltigen  Zustande,  ist 
bemerkenswerth.     Auch   durch  sie  könnte  man  bewogen 
Verden,  der  bekannten  Ansicht  von  Davy  und  Dulong 
Über  die  Zusammensetzung  der  SauerstofCsalze  vor  der 
bisherigen   den  Vorzug  zu  geben,   eine  Ansicht,  welche 
besonders  auch   durch  die   Versuche  von   Daniell  an 
Wahrscheinlichkeit  gewonnen  hat  * ),  durch  welche  der- 
selbe zu  zeigen  suchte,  dafs  bei  der  Zersetzung  der  Auf- 
lösung von  Salzen  durch  die  Volta'sche  Säule  die  gleich- 
zeitige Zersetzung  des  Wassers  eine  secundäre  Wirkung 
lejy  nicht  durch  die  Elektricität  erzeugt,  sondern  durch 
die  Oxydirung  des  Metalls  in  Salze  an  der  Platinode, 

1)  Phiioxophical  Trunsaeiians ,  T.  I  p,Wl» 

Poggtndorff's  Ana»l.  Bd  LV.  ^^ 


550 

und  durch  freiwillige  Zersetzung  des  saaerstofiliaUttcIti 
hypothetischen  Radicakt  in  wa^rbaltige  Säure  und  ia 
Sauerstoff  an  der  Zinkode, 

Unter  denjenigen  Chlorverbindungen,  welche  bei 
ihrer  Auflösung  in  Wasser  dasselbe  versetzen,  giebt  ei 
einige,  welche,  wie  ich  schon  oben  erwöhnt  habe,  sidi 
mit  Wasser  zu  einem  festen  Hydrate  verbinden  können, 
wie  z.  B.  Zinnchlorid.  Wenn  das  Hydrat  desselben  in 
Wasser  aufgelöst  wird,  so  entsteht  dadurch  eine  Tem- 
peraturemiedrigung,  während  bekanntlicli  eine  bedeo- 
tende  Wärme  durch  Behandlung  des  wasserfreien  Zinn-  ] 
Chlorids  mit  Wasser  erzeugt  wird.  Es  ist  diefs  ein  Be- 
weis ,  dafs  das  Hydrat  aus  chlorwasserstoffsaurcm  Oiyde 
besteht, 

Dafs  zwischen  den  Chlormetallen,  welche  das  Was» 
ser  zersetzen,  und  denen,  welchen  diese  Eigenschaft  ab> 
geht,  eine  ziemlich  scharfe  Gränze  gezogen  werden. kann, 
ergiebt  sich  aus  folgenden  Betrachtungen. 

Die  Salze  gewisser  Oxyde,  wie  die  des  Antimon-  4 
und  des  Wismuthoxyds,  so  wie  auch  die  des  Quecksil- 
beroxyds, werden  bekanntlich  durch  Wasser  zersetzt,  in- 
dem dasselbe  aus  ihnen  entweder  ein  basisches  Salz,  oder 
selbst  bisweilen  reines  Oxyd  abscheiden  kann.  Diese 
Eigenschaft  rührt  offenbar  davon  her,  dafs,  wie  ich  vor 
einiger  Zeit  gezeigt  habe  ' ) ,  das  Wasser  in  diesen  Fäl- 
len als  Base  auftritt,  und  )ene  Oxyde  aus  dem  Grunde  |u 
abscheidet,  weil  sie  als  Basen  schwächer  sind  als  das 
Wasser,  wenigstens  gegen  gewisse  Säuren. 

Die  dem  Antimon-,  und  dem  Wismuthoxyde  ana- 
log zusammengesetzten  Chlorverbindungen  des  Anümons 
und  des  Wismuths  verhalten  sich  gegen  Wasser  wie  die 
ihnen  entspreajienden  Sauerstoffsalze.  Das  Wasser  schei- 
det aus  ihnen  ein  sogenanntes  basisches  Chlormetall  ab, 
das  heifst,  eine  Verbindung  von  Oxyd  und  Chlorid. 

Thenard  hat  die  Ausscheidung  des  Oxyds  aus  dem 

1)  PoggcndorfPs  \iin»Wu,  \i4.  XVNVVV  S.4a3. 


Li 


J3 


ssr 

Cblorwisrnnth  ond  dem  Cblorantimon  durch  Wasser  als 
Biiien  Beweis  angesehen,  dafs  dasselbe  diese  Chlonne- 
lalle  zersetzt  nnd  in  chlorwasserstoffsaure  Oxyde  umwan- 
delt.   Dumas  bestreitet  die  Richtigkeit  dieser  Annahme,. 
indem  er  meint,  dafs  diese  Chloride,   der  feuchten  Luft 
ausgesetzt,  Wasser  absorbiren  können,  und  dabei  kein 
Oxjd  abscheiden,  was  erst  der  Fall  ist,  wenn  man  die- 
selben plötzlich  mit  Wasser  behandelt,  wodurch  Tempe- 
raturerhöhung entsteht,  die  die  einzige  Ursache  der  Zer- 
setzung wäre. 

Diese  Thatsache  ist  indessen  nicht  ganz  richtig.    Jene 
Chloride  werden  im  reinen  Zustande  durch  eine  sehr  ge- 
ringe Menge  Ton  Wasser  zersetzt,  und  durch  sich  aus- 
sdieidendes  Oxyd  milchicht.      Diefs  ist  auch   der  .Fall, 
Wenn  sie  der  Luft  ausgesetzt  werden  und  'Feuchtigkeit 
aus  ihr  anziehen,  wodurch  gewifs  jede  Temperaturerhö- 
hung unmerklich  wird.     Nur  wenn  sie  Chlorwasserstoff- 
Mure  enthalten,  wie  diefs  namentlich  beim  Chlorantimon 
hfiufig  der  Fall  ist,  können  sie  oft  ohne  Oxyd  abzuschei- 
den   mit  einer  beträchtlichen  Menge  von   Wasser  ver- 
dünnt werden. 

Dafs  Chlorantimon  und  Chlorwismuth  durch  Was- 
ser Oxyd  abscheiden,  scheint  mir  eine  natürliche  Folge 
^on  dem  zu  seyn,  dafs  Wasser  sie  erst  in  Chlorwas- 
Keratofbäure  und  in  Oxyd  verwandelt,  welches  letztere 
durch  mehr  Wasser  abgeschieden  wird.  Und  in  der  That, 
«8  gehören  auch  jene  Chloride  zu  denen,  welche,  wie 
ich  mich  überzeugt  habe,  bei  der  Behandlung  mit  Was- 
ser,  ungeachtet  ihres  festen  Aggregatzustandes,  eine  gar 
nicht  unbedeutende  Wärmeentwicklung  zeigen. 

Die  Quecksilberoxydsalze  werden  wie  die  Salze  des 
Antimon-  und  Wismuthoxyds  durch  Wasser  zersetzt,  und 
durch  dasselbe  wird  Quecksilberoxyd  oder  ein  basisches 
Salz  abgeschieden,  aber  aUs  dem  dem  Quecksilberoxyde 
analog  zusammengesetzten  Chloride  wird  durch  Wasser, 
selbst  bei  erhöhter  Temperatur,  kein  Oxyd  ^fällt  oder  ein 


SS2 

basisches  Salz  gebildet  Aber  das  Qaecksilberdilorid 
wird  auch  nicht  durch  Wasser  zersetzt;  es  erzengt  iici 
'  Behandlung  mit  Wasser,  da  es  zugleich  auch  nicht  Kiy- 
stallisationswasser  aufzunehmen  im  Stande  ist,  eine  Er- 
niedrigung der  Temperatur,  obgleich  wegen  der  Schwer« 
löslichkeit  des  Chlorids  im  kalten  Wasser,  dieselbe  oidi 
sehr  bedeutend  ist. 

Man  sieht  aus  den  zuletzt  angefiihrten  Beispiel»! 
dafs  man  die  Chlorverbindungen,  je  nachdem  sie  das 
Wasser  zu  zersetzen  im  Stande  sind  oder  nicht,  ziemlick 
genau  in  dieser  Hinsicht  in  zwei  Klassen  bringen  kann. 
Im  Ganzen  kann  man  annehmen,  dafs  die  den  saurea 
Oxyden  entsprechenden  Chloride  das  Wasser  zersetzen, 
.die  den  basischen  Oxyden  analog  zusammengesetzten  , 
Chlonnetalle  hingegen  sich  ohne  Zersetzung  im  Wasser  I 
auflösen  können.  l 

Ich  bemerke  hierbei,  dafs  ein  Oxyd,  wiedasQuectl 
silberoxyd,  eine  schwache  Base  seyn  kann,  wie  es  dieft 
namentlich  gegen  Weisser  in  seinen  Salzen  zeigt,  ohne 
doch  in  gewissen  Fällen  gegen  andere  starke  Basen  als 
Säure  aufzutreten.  Daher  kann  auch  das  Quecksilber- 
chlorid, obgleich  es  eine  ausgezeichnete  Neigung  hat,  sich 
mit  anderen  basischen  Chlormetalleu  zu  verbinden,  gegen 
diese  nicht  als  Säure  auftreten,  und  diese  Verbindungen 
sind  mehr  als  Doppelchlorüre  zu  betrachten,  in  denen  die 
Bestandtheile  mit  nur  schwacher  Verwandtschaft  Tcrbun- 
4len  sind,  und  nicht  als  wahre  Chlorsalze,  analog  dea 
Sauerstoff-  und  den  Schwefelsalzen,  wie  sie  v.  Bons- 
dorff  betrachtet  hat.  Üafs  diefs  der  Fall  ist,  ergiebt 
sich  aus  dem  Umstände,  dafs,  wenn  gepulvertes  Queck- 
silberchlorid in  concentrirte  Auflösungen  von  Chlor- 
ammonium und  von  Chlornatriura  geschüttet  wird,  in 
welchen  es  sich  mit  Leichtigkeit  auflöst,  dabei  keine 
Temperaturerhöhung,  sondern  selbst  eine,  wiewohl  ge- 
ringe, Temperaturerniedrigung  stattfindet,  die  nur  vielleicht 
deshalb  so  gering  ifil,  Yie\V  dv^  ^vch  bildenden  Doppel- 


■X 


553 

rvsribindaiigen ,  Kr jstallisationswasser  aaCaehmen,  zu  wel- 
sheiii  sie  indessen  nur  eine  geringe  Yewandtschaft  za 
kaben  scheinen^ 

"WArde  unter  diesen  Umständen  ein  Chlorsalz  ent- 
stehen, so  niüfste  bei  der  Entstehung  eine  Temperatur- 
erfaflhnng  stattfinden.      Denn  man  kann  wenigstens  bei 
Erzeugung  von  Schwefelsalzen   eine  ähnliche   Tempera- 
torerfaOhnng  stattfinden  sehen,   wie    bei  der  Erzeugung 
▼on  Sauerstoffsalzen,  wenn  die  Auflösung  eines  Alkalis 
nit  einer  Säure  vermischt  wird.      Löst  man  Schwefelar- 
scnik  in  Schwefelammonium  auf,  in  welchem  Falle  ein 
wahres  Schwefelsalz  entsteht,  so  findet  eine  bedeutende 
Temperaturerhöhung  statt.    Diese  ist  geringer,  wenn  das 
Sdiwefelarsenik   As+3S  in  Schwefelammonium   aufge 
löst  wird,*  bedeutender,  wenn  statt  dessen  As+5S  an- 
gewandt wird,  weil  dieses  eine  stärkere  Verwandtschaft 
iis  jenes  zum  Schwefelammonium  hat. 

Bei  Vermischung  einer  Auflösung  von  Fluorkalium 
Hit  verdünnter  Fluorwasserstoffsäure  findet  keine  wahr- 
nehmbare Erhöhung  der  Temperatur  statt.  Es  kann  die- 
er  Umstand  gegen  die  Ansicht  sprechen,  dafs  die  Ver- 
bindung des  Fluorkaliums  mit  Fluorwasserstoff  als  ein 
^Inorsak  anzusehen  ist. 

Aebniiche  Betrachtungen,  wie  ich  sie  bei  dem  Ver- 
halten der  Chlormctalle  gegen  Wasser  angestellt  habe, 
ftssen  sich  bei  den  Brom-  und  Jodmetallen,  ja  auch 
lei  den  Cyan-  und  selbst  den  Schwefelcjanmetallen  an- 
feilen, wenn  sie  mit  Wasser  behandelt  werden.  Die- 
enigen  dieser  Verbindungen,^  welche  basischen  Oxyden 
sntsprechend  zusammengesetzt  sind,  lösen  sich  ohne  Zer- 
Setzung  in  Wasser  auf.  Auch  erzeugen  dieselben,  wenn 
de  kein  Krjstallisationswasser  aufzunehmen  im  Stande 
lind,  bei  der  Auflösung  eine  Erniedrigung  der  Tempe- 
rator,  wie  die  entsprechenden  Chlorverbindungen.  Ich 
babe  dieselbe  beobachtet  bei  der  Auflösung  des  Brom- 
bdioms  und  des  Jodkalinms;  auch  bei  der  de&  Säss^^- 


KM 

felcyankalioms  und  selbst  bei  der  des  CjankaltoiDSy  in 
sich  also  anzerlegt  im  Wasser  aoflöst  Dafs  dasselbe 
in  dieser  Auflösung  spater  so  leicht  zersetzt  wird,  bin^ 
mit  den  Betrachtungen,  die  uns  jetzt  hier  beschältigeot 
nicht  zusammen. 

Dahingegen  wird  geschmolzenes  Flaorkalium  in  Was- 
ser unter  Erhöhung  der  Temperatur  aufgelöst.  Als  idi 
den  Grund  dieser  Erscheiqung  indessen  aufsachte,  fand 
ich ,  dafs  dasselbe  Kr jstallwasser  aufnimmt,  und  als  was- 
serhaltiges Salz  anschiefsen  kann.  Ich  werde  in  dnen 
besonderen  Nachtrag  meine  Untersuchungen  darüber  mit- 
theilen.  i 

Dafs  einfach  Schwefelkalium,  nach  der  Angabe  Ton  ^ 
Bert  hier,  bei  der  Auflösung  in  Wasser  eine  bedeu-  J 
tende  Wärmeentwicklung  zeigt,  ist  mir,  wie. ich  diefs  I 
schon  oben  erwähnt^  habe,  ein  Beweis,  dafs  es  durch  I 
das  Wasser  zersetzt  werde,  da  wir  keine  Yeiiiindangfc 
des  Schwefelkaliums  mit  Krjstallwasser  kennen,  wie  sif,  i 
nach  Berzelius,  beim  Schwefelnatrium  existiren  kann  '). 
—  Auch  Schwefelbaryum  zeigt  eine  bedeutende  Tempe- 
raturerhöhung, wenn  man  es  mit  wenig  Wasser  über- 
giefst.  Es  bildet  sich  aber  dadurch  wasserhaltiges  Sch^ve- 
felbarjum,  das  durch  mehr  Wasser  auf  die  Weise  zer- 
legt wird,  wie  ich  es  früher  gezeigt  habe. 

Die  Verbindungen  des  Schwefels  und  vielleicht  die 
des  Fluors  mit  den  Metallen  der  Alkalien  und  die  des 
ersteren  mit  den  Metallen  der  alkalischen  Erden  verhal- 
ten sich  also  gegen  Wasser  auf  eine  andere  Weise,  wie 
die  analogen  Verbindungen  des  Chlors,  des  Broms,  des 
Jods,  des  Cjans  und  des  Schwefelcyans.  Jene  werden 
durch  das  Wasser  zersetzt,  während  diese  sich  unzer- 
setzt  darin  auflösen  können.  Die  Ursach  dieses  wichti- 
gen Unterschiedes  liegt  offenbar,  wie  ich  diefs  schon 
oben  angedeutet  habe,  in  dem  Umstände,  dafs  Schwefel 
und    auch   Fluor    eine   Neigung    haben,   Schwefel-   und 

I)  Lehrbuch  a«r  C\icm\c,  TIVW  S,^*^. 


rv 


r; 


555 

Flaonalze  za  bilden ,  eine  Neigung,  die  dein  Chlor  und 
den  andern  genannten  Radicalen  nicht  zugeschrieben  wer- 
den kann. 

Man  könnte  einwenden,  dafs  Quecksilberchlorid  und 
einige  andere  ihm  ähnliche  Chloride  sich  mit  Chlorwas- 
serstoff zu  krjstallinischen  Verbindungen  verbinden  kön- 
npu,  wie  Flnorkalium  mit  Fluorwasserstoff  und  Schwe- 
felkalium mit  Schwefelwasserstoff,     In  letzteren  Verbin- 
dungen,  die  man   als  wahre  Fluor-  und  Schwefelsalze 
betrachten  kann,  ist  die  Wasserstoff^erbindung  der  elek- 
tronegative  Bestandtheil,  während  diefs  bei  der  Verbin- 
dung des  Quecksilberchlorids  mit  Chlorwasserstoff  nicht 
der  Fall  ist.     Diefs  ist  ein  blofses  Doppelchlorid,  ana« 
log  denen,  welche  durch  Quecksilberchlorid  und  Chlor- 
kalium,  Cblornatrium  u.  and.  gebildet  werden,  in  wel- 
chem die  Bestandtheile  nur  mit  schwacher  Verwandtschaft 
verbunden  sind.      Es  löst  sich  auch  gepulvertes  Queck- 
silberchlorid in  verdünnter  Chlorwasserstoffsäure  unter, 
wiewohl  geringer,  Erniedrigung  der  Temperatur  auf.    Nur 
wenn  Quecksilberchlorid    in    starker  rauchender  Chlor- 
üvasserstoffsäure  aufgelöst  wird,  bemerkt  man  eine  höchst 
geringe  Temperaturerhöhung.   Wahrscheinlich  ist  die  Ver- 
bindung von  Quecksilberchlorid  und  Chlorwasserstoff  nicht 
wasserfrei,  sondern  enthält  wohl  Krystallisationswasser. 
—   Schon  der  Umstand,  dafs  man,  nach  der  v.  Bons- 
dorf'sehen  Ansicht  von  der  Existenz  der  Chlorsalze,  in 
dem  Doppelsalze  von  Quecksilberchlorid  und  Chlorwas- 
serstoff letzteren  als  den  basischen  Bestandtheil  betrach- 
ten mnfs,  zeigt  *auf  welche  Unwahrscheinlichkeiteu  man 
dorch  dieselbe  geführt  wird. 

Dafs  andere  Chlorverbindungen,  welche  gerade  stark 
basischen  Oxyden  entsprechen,  gar  keine  Verwandtschaft 
zum  Chlorwasserstoff  haben,  geht  aus  der  bekannten  Ur- 
sache hervor,  dafs  dieselben  in  Chlorwasserstpffsäure  oft 
unlöslich  sind,  wenigstens  weit  schwerlöslicher  als  im 
bloÜBen  Wasser,  und  dafs  sie  daher  aus  ihren  nur  eini- 


656 

germafsen  nicht  m  verdünnten  iväfsrigon  ADflfisangei 
durch  Chlorwasserstoffsäure  gefällt  werden  kennen.  Dieft 
ist  z.  B.  der  Fall  beim  Chlorbarjum,  Chlorblei  und 
andern. 

Anhang,  Es  ist  im  Laufe  dieser  Abhandlung  er- 
wähnt worden,  dafs  Fluorkalium  bei  der  Behandlung 
mit  Wasser  eine  Erhöhung  der  Temperatur  zeigt;  es 
wnrde  diefs  dem  Umstände,  zugeschrieben,  dafs  es  Krj- 
stallisationswasser  aufnehme.  Da  dieses  Salz  nicht  im 
wasserhaltigen  Zustand  bekannt  zu  sejn  scheint,  so  mufs 
ich  mir  hierüber  einige  Bemerkungen  erlauben. 

Wenn  die  Auflösung  des  Fluorkaliums  bei  höchst 
geringer  Wärme  in  einem  Platingefäfse  so  weit  abge- 
dampft wird,  dafs  endlich  am  Boden  desselben  sich  Krj- 
stallc  abzusetzen  anfangen,  und  man  giefst  dann  die  Mut- 
terlauge in  eine  kalte  Platinschale,  so  erstarrt  dieselbe 
vollständig  zu  einer  aus  langen  strabligen  Krystallen  be- 
stehenden Masse.     Diefs  ist  das  wasserhaltige  Salz. 

Leichter  erhält  man  dasselbe,  wenn  man  zu  einer 
conccntrirten  Auflösung  des  Fluorkaliums  starken  Alko- 
hol setzt.  Es  löst  sich  in  demselben  nur  wenig  des  Sal- 
zes   auf;    der  gröfste  Theil   desselben  scheidet  sich  im 

wasserhaltigen  Zustand  ab. 

Da  dieses  Salz  so  äufserst  leicht  Feuchtigkeit  an- 
zieht und  zcrfliefst,  so  ist  es  schwer  die  Menge  des 
Wassers  in  demselben  mit  Genauigkeit  zu  bestimmen. 
Wird  es  über  Schwefelsäure  von  anhängender  Feuchtig- 
keit getrocknet,  so  fängt  es  an  zu  verwittern. 

In  fünf  Versuchen  erhielt  ich  in  hundert  Theilen 
dos  Salzes  39,30;  39,77;  39,26;  41,84  und  41,94  Theile 
Wasser.  In  den  ersten  drei  Versuchen  war  das  Salz 
über  Schwefelsäure  getrocknet  worden^  bis  es  auf  der 
Oborfläche  anfing  unbedeutend  zu  verwittern,  zu  den 
letzten  beiden  war  es  durch  Alkohol  gefällt,  und  nur 
zwischen  Löschpapier  getrocknet. 

Man  sieht  indessen,  dafs  das  Salz  vier  Atome  Kry- 


557 

Stallwasser  enthalten  maCs,  Der  Rechnung  nach  würde 
C8  dann  aas  61,66  Th.  Fluorkalium  und  38,34  Th.  Was- 
ser bestehen. 

Flnomatriuniy  im  krystallisirten  Zustande,  zeigt  bei 
der  Auflösung  im  Wasser  eine,  wiewohl  wegen  seiner 
Schwerlöslichkeit  sehr  geringe  Erniedrigung  der  Tempe- 
ratur. Im  geschmolzenen  Zustande  konnte  dieselbe  in 
sofeni  nicht  beobachtet  werden,  als  es  dann  scheinbar 
iast  anlöslich  in  kaltem  Wasser  ist,  und  nur  durch  Ko- 
dien  mit  demselben  gelöst  wird. 

E»  ist  bemerkenswerth,  dafs  Fluorkalium  eben  so 
wie  Chlomatrium,  tfromnatrium  und  Jodnatrium  sich  mit 
4  Atomen  Wasser  verbinden  kann,  während  wir  Fluor- 
natrium,  Chlorkalium,  Bromkalium  und  Jodkalium  nur 
als  wasserfreie  Salze  kennen. 


II.   Untersuchung  über  die  Ausdehnung  der  Gase; 

^on  Hrn.  V.  Regnault. 

(Schlufs  von  S.  414.) 


Vierte  Reihe  von  Yersnchen. 

JL^iese  Reihe  wurde  mittelst  eines  'Apparats  angestellt, 
der,  ohne  die  Unbequemlichkeiten  des  früheren  darzu- 
bieten, gleichen  Zweck  wie  dieser  erfüllte.  Er  besteht 
aas  einem  Ballon  von  800  bis  1000  Kubikcentimetern 
(Fig.  1  und  2  Taf.  V),  bestimmt  zur  Aufnahme  der  Luft, 
die  folgweise  von  0^  auf  100°  gebracht  werden  soll. 
Durch  ein  angeschmolzenes  Thermometerrohr  von  etwa 
20  Centim.  Länge  steht  er  in  Verbindung  mit  einer  hebcr- 
fönnigen  Röhre  voll  Quecksilber^  die  zur  Messung  der 
Spannkraft  der  Luft  dient. 

Eine  vollkommen  cylindrische  Röhre  /«/von  16  bis 
17  MiUim.  innerem  Durchmesser  ist  eingekittet  ia  evoL 


5S8 

eisernes  Sffick  IH  mit  Habn  K.  Dieses  Stfick  hat  ei- 
nen Seitenann  H,  in  welchen  eine,  anf  der  L5nge  FG 
gleichen  Durchmesser  wie  die  erste  haltende  Röhre  HGFE 
eingekittet  ist»  Diese  Röhre  endigt  oben  in  dem  gekrOnim- 
ten  Capillarrohr  FED^  welches  von  demselben  Bohre 
genommen  worden ,  wie  die  an  den  Ballon  geschmelzte 
Röhre  BC.  Diese  Röhre  tritt  dränge  in  eine  kupferne 
Röhre  mit  drei  Armen  m,  n,  o,  und  ist  darin  festgekit- 
tet. In  dem  zweiten  Arm  ist  eine  kurze  Capillarröbre 
op  eingekittet  und  diese  an  ihrem  Ende  p  ausgezogen. 

Das  System  der  beiden  Röhren  IJ  und  EH  sitzt 
an  einem  Brett,  welches  vollkommen  senkrecht  an  ei- 
nem gufseisemen  Ständer  LL*  befestigt  ist. 

Der  Ballon  A  befindet  sich  in  einem  weifsblecher- 
nen  Gefäfse,  in  welchen  man  Wasser  sieden  lassen  oder 
ihn  mit  Eis  umgeben  kann.  Das  Gefäfs  niht  auf  eiDena 
eisernen  Dreifufs  PQQ'P'.  Ein  auf  dem  Gestell  S 
ruhender  Ofen  O  kann  nach  Belieben  unter  das  GefäEs 
il/iV  geschoben  oder  zurückgezogen  werden. 

Bei  dem  Versuch  benimmt  man  sich  wie  folgt.  Man 
setzt  das  offene  Ende  der  Röhre  op  in  Gemeinschaft  mit 
dem  Trocken -Apparat  (Fig.  6  Taf.  IV),  und  steckt  in 
den  Arm  n  des  kupfernen  Rohrs,  um  ihn  zu  schlicfsen, 
ein  zugeblasenes  Röhreustück  mittelst  Kautschuck  ein. 
Man  bringt  das  Wasser  im  Gefäfs  MN  zum  Sieden, 
pumpt  den  Ballon  oftmals  aus  und  läfst  jedesmal  die  Luft 
langsam  wieder  eintreten. 

Auf  ähnliche  Weise  wurde  die  Röhre  HGFED, 
vor  der  Einkittung  in  die  Tubulatur  //,  warm  ausgetrock- 
net, und,  umittelbar  darauf,  recht  trocknes  Quecksilber 
in  die  Röhre  JI  geschüttet,  so,  dafs  die  Röhre  HGF 
bis  zu  ihrer  Mündung  D  ganz  gefüllt  war.  Auf  diese 
Weise  konnte  in  diese  Röhre  keine  Feuchtigkeit  eintre- 
ten; zur  Vorsicht  bedeckte  man  noch  sogar  das  Ende  der 
Röhre  D  mit  etwas  Kautschuck. 

Nachdem  der  BaWou  A  vioW  loä  Itockner  Luft  ge- 


■«■       \ 


ülllt  worden,  nahm  inan  das  während  der  Anstrockumig 
in  die  Tubulatur  n  gesteckte  verschlossene  Böhrenstück 
fort,  nnd  befestigte  in  derselben  Tubulatur  mittelst  Kaut- 
schack  die  Capillarröhre  DE,  so  dafs  sie  mit  ihrem 
Ende  gegen  das  Ende  der  Röhre  B  C  stiefs,  und  in  dem 
kleinen  dreiarmigen  Kupferrohr  keine  anderen  Leeren 
waren,  als  die  Caliber  der  eingeschobenen  Theimome- 
terröhren.  Bei  anderen  Malen  befestigte  man  die  Röhre 
DE  mittelst  Kitt  in  der  Tubulatur. 

Man  öffnet  den  Hahn  K.  Das  abflietsende  Queck- 
silber wird  in  der  Röhre  EFG  ersetzt  durch  die  durch 
den  Trocken- Apparat  gegangene  Luft.  Man  iäfst  das 
Quecksilber  abfliefscn,  bis  dessen  Niveau  im  Bohre  FG 
mit  dem  Strich  a  zusammenffillt.  Das  Niveau  des  Queck- 
rilbert  ist  übrigens  gleich  in  beiden  Bohren,  da  beide 
mit  der  freien  Luft  gemeinschaften. 

Man  löst  tiun  den  Trocken -Apparat  ab,  und  ver- 
scbliefst  vor  der  Lampe  die  Spitze  p  der  Bohre  op. 
Zugleich  schreibt  man  den  Barometerstand  auf. 

Man  entfernt  den  Ofen,  welcher  das  Wasser  im 
Blechgefäfe  im  Sieden  hielt.  Damit  der  Ballon  schnel- 
ler erkalte,  Iäfst  man  das  warme  Wasser  durch  den  Hahn 
R  ab,  nimmt  den  Deckel  abcdejgh  fort  und  giefst 
mehrmals  kaltes  Wasser  in  das  Gefäfs.  Nun  umgiebt 
man  den  Ballon  A  vollständig  mit  zerstofsenem  Eise,  wel- 
ches man  durch  ein  auf  dem  Band  cd  des  Gefäfses  be- 
festigtes Stück  Leinwand  hält. 

Durch  die  Erkaltung  zieht  sich  die  Luft  zusammen, 
und  das  Quecksilber  steigt  in  der  Bohre  GF\  allein  man 
erhält  es  in  gleichem  Niveau  mit  er,  indem  man  durch 
den  Hahn  K  Quecksilber  abfliefsen  Iäfst. 

Sobald  man  sicher  ist,  dafs  die  Luft  des  Ballons  A 
die  Temperatur  des  schmelzenden  Eises  angenommen  hat, 
zeichnet  man  den  Barometerstand  H^  auf,  und  mifst  mit- 
telst des  Kathetometers  den  Niveau -Unterschied  aß^h\ 
So  hat  man  denn  alle  nöthigen  Angaben  tax  Be^ivvoLUSAUM;^ 


99mW 

der  Aasdefcntmg  der  Laft;  allein  man  kann  e&ie  «weite 
Bestimmung  auf  folgende  Weise  erhalten. 

Man  steckt  die  geschlossene  Spitze  p  aufs  Nene  in 
den  Trocken -Apparat,  macht  diesen  mehrmals  luftleer, 
um  gewifs  zu  seyn,  dafs  er  mit  trockner  Luft  gefüllt  sey, 
und  bricht  dann  die  Spitze  p  ab.  Das  Quecksilber  sinkt 
dann  in  der  Röhre  FG;  allein  man  erhält  es  auf  er,  in- 
dem man  Quecksilber  durch  die  Röhre  IJ  schüttet 

Nach  Verlauf  einer  gewissen  Zeit  verschliefst  man 
aufs  Neue  die  Spitze  p  vor  dem  Löthrohr  und  zeichnet 
den  Barometerstand  H"  auf.  Nun  nimmt  man  das  Eis 
fort,  legt  den  Deckel  abcd  wieder  auf  das  Blechgefäis 
und  bringt  das  in  diesem  Gefäfse  befindliche  Wasser  aber- 
mals zum  Sieden.  Durqh  Einschütten  von  Quecksilber 
in  die  Röhre  JJ  erhält  man  das  Niveau  desselben  in 
der  Röhre  FG  auf  a.  Wenn  der  Ballon  ungefähr  eine 
Stunde  im  siedenden  Wasser  gewesen  ist,  zeichnet  man 
den  Barometerstand  H'"  auf,  und  mifst  den  Niveau-Un- 
terschied ay=h"'  beider  Quecksilbersäulen. 

Bei  Berechnung  des  Versuchs  ist  nöthig  das  kleine 
Luftvolum  zu  berücksichtigen,  welches  beständig  die  Tem- 
peratur der  Umgebung  behält.  Zu  dem  Ende  mufs  man 
das  Verhältnifs  dieses  Volums  zum  Volum  des  Ballons 
u4  kennen.  Diefs  letztere  Volum  wurde  durch  Aichung 
mit  destillirtem  Wasser  bestimmt,  und  das  Volum  ^  der 
in  den  Thermometerröhren  BC,  DEF,  op,  so  wie  in 
dem  Theil  Fa  des  weiteren  Rohrs  enthaltenen  Luft  durch 
Aichung  mit  Quecksilber  ausgemessen.     So  hatte  man: 

Quecksilber  zur  Füllung  von  /^=  9889,9  Grm. 

-       (^=z     26,85   - 
woraus : 

-  =  0,002715. 

Den  Ausdehnungscoefficienten  der  Kugel  A  konnte 
ich  nicht  direct  bestimmen ;  dazu  hätte  in  ihr  eine  Queck- 
s/ibermasse  von  9  bis  10  'Käo^t^TSkm  ^xx^^V^cbt  werden 


661 


■nOssen,  und  das  schien  mir  eine  etwas  mifsliche  Ope- 
ration zu  seyn.  Ich  nahm  daher  für  diesen  Coefficien- 
ten  die  Zahl  0,0233  an,  d.  h.  das  Mittel  aus  den  Zah- 
len,  die  für  die  beiden  zur  zweiten  Versuchsreihe  an- 
gewandten Ballone  gefunden  wurden.  Diese  Ballone 
waren  aus  derselben  Glashütte  und  von  derselben  Glas- 
sorte. 

Die  Temperaturen  t^  i\  V\  i'"  des  kleinen  Luftvo- 
Inms  (^  wurden  durch,  das  kleine  Thermometer  7^  g^g^; 
ben,  die  der  Quecksilbersäulen  durch  das  Thermometer 
T,  dessen  cylindrlscher  Behälter  gleichen  Durchmesser 
wie  die  Röhren  IJ  und  FG  hatte. 

Der  ersten  Periode  des  Versuchs  kommt  folgende 

Formel  zu: 

(l+ST)H 


l+aT= 


1 


der  zweiten  diese: 


^«-4  * 


Fi:i^[^"+*"'-^"3 


in  welchen  Formeln  /=/'  und  t'^-^zi'"  angenommen  ist. 
Durch  dieses  Verfahren  wurden  nun  folgende  Zah- 


len erhalten: 


Ä    I    r.    I 


Ente  Periode. 
A       I        H'.       I      h'. 


h: 


l-HlOO«. 


T 

2 
3 


747,83 
742,27 
747,97 


99  «»,25 
99  ,34 
99  ,55 


13  ,9 
13  ,0 


747  ",43 
744  ,25 

748  ,52 


197,49 
198,56 
198,76 


14",« 
13  ,0 
12  ,5 


1,36592 
1,36710 
1,36662 


Mittel    1,36655. 


H«.   I    /". 


Zweite  Periode. 

H".   I  r".  I  h<".   I  /'".  ü-noo«. 


1 

2 
3 


747,30 
744,59 

748^72 


14  ",2 
13  ,1 
12  ,9 


746,45  99'',50 


745,27 
749,19 


99  ,45 


m  ,591269,59 


270,28 
267,59 


I5",l 
15  ,6 
13  ,9 


l,366H2 
1,36674 
1,36580 


MiUeV  l,<i«<\\^. 


Das  Mittel  aus  den  sechs  Besümrainigen:  ist  mitUi 
1,3665. 

Bei  dem  vierten  Verfahren  wird  die  Ausdehnoog  der 
Lnft  unter  sehr  verschiedenem  Drucke  bestimmt.  Es  be- 
fand rieh  nSmltch  die  Luft  in  der  ersten  Periode  eines 
jeden  Versuchs  bei  0^  nur  unter  dem  Druck  von  U*,550, 
und,  bei  1()0",  unter  dem  afmosphärischen  Druck  0",7^) 
in  der  zweiten  Periode  befand  sie  sich,  bei  0^,  unter 
dem  atmosphärischen  Druck  0'",76ü,  und,  bei  100°,  un- 
ter etwa  dem  Druck  l^OiO.  Da  die  Versuche  keinen 
Unterschied  zwischen^  den  in  beiden  Perioden  erhaltenen 
Zahlen  zeigen,  so  mufs  man  daraus  schlieCsen,  dafs  trockne 
Luft,  zwischen  diesen  Druckgränzen,  einen  nahezu  con- 
stanten  Ausdehuungscoefiicienten  besitzt. 

Es  ist  sehr  leicht,  den  Apparat  so  einzurichten,  dafs 
er  zum  Studium  der  Ausdehnung .  der  Luft  unter  gröfse- 
rem  Druck  dienen  kann.  Dazu  braucht  man  nur  der 
Röhre  EFGH^  von  einem  gewissen  Punkte  S  an  bis 
nach  H  eine  gröfsere  Weite  zvi  geben  (Fig.  3  Taf.  V), 
die  Spitze,/?  zu  verschliefsen  im  Moment,  da  die  Kugel 
so  wie  die  Röhre  EH  bis  H  mit  trockner  Luft  gefüllt, 
und  dann  Quecksilber  in  die  Röhre  IJ  zu.  giefsen,  bis 
dessen  Kuppe  mit  .a  in  der  Röhre  EG  m  Niveau  kommt, 
während  die  Kugel  mit  schmelzendem  Eise  umgeben  ist. 
Das  Quecksilber  steigt  alsdann  in  der  Röhre  IJ  um  eine 
gewisse  Gröfse  h,  so  dafs  das  Volum  des  Gases  sich  bei 
0*^  unter  dem  Druck  H+h  befindet.  Nachdem  der  Bai- 
ion auf  100"  gebracht  ist,  mufs  njan,  um  das  Niveau 
des  Quecksilbers  der  Röhre  FG  auf  et  zu  erhalten,  eine 
neue  Menge  Quecksilber  in  die  Röhre  /«/giefsen;  dar- 
aus entsteht  ein  Niveau -Unterschied  Ä'  und  in  Folge 
defs  für  das  Gas  bei  100"  der  Druck  H+h'.  Die  Hö- 
hen h  und  'h'  sind  desto  beträchtlicher,  als  die  R;}uin- 
lichkeit  der  Röhre  SU  gröfser  ist  in  Bezug  auf  die 
Räumlichkeit    der    Kugel.      Mau    wird  weiterhin  einige 


563 

adi  dietem  abgeüoderten  Verfahren  augeetelltc  Versuche 
inden  '). 

1)  Icli  habe  auch  einige  Ycrsuclic  gemacht,  den  Ansdehnungscoefficient 
der  Luft  nach  dem  Gay-Lussac'schen  Verfahren  zu  bestininien. 
Das  Yerfahren  bestellt  bcknnntlieh  darin,  dafs  nan  in  einem  wirkli- 
chen Thermometer  die  Ausdehnung  trorkner  Luft  beobachtet,  welche 
von  der  äufseren  Luft  durrh  ein  Saulchen  Quecksilber  getrennt  ist. 

Die  Thermometerröhre  war  kalibrirt  und  darauf  mit  gröfster 
Soigfalt  getheilt.  Sie  hielt  'Z"^"^,!  innerem  Durchmesser  nnd  600  Ab- 
theiluiigen  auf  einer  Lange  von  558  Mm.  Man  fiilhe  diefs  Thermo- 
meter zunächst  mit  Quecksilber,  das  man-  in  dem  Behälter  und  der 
Röhre  mehrmals  auskochte,  dann  umgab  man  es  ganz  mit  Eis  und 
teichneie  den  Punkt  der  Skale  auf,  wo  das  Quecksilber  stehen  blieb. 
Man  liefs  eine  Portion  des  Quecksilbers  heraus,  wagte  es,  brachte 
das  Tliermoroeter  abermals  in  Eis  und  zeichnete  den  Stand  der  Säule 
an  der  ^Skale  auf.  Diese  Operation,  an  verschiedenen  Slellca  der 
Skale  mehrmals  wiederholt,  gab  folgende  Resultate. 
Quecksilber  bei  0°  zwischen : 

375,8  Th.  und  602,0  Tb.  =226,2  Th.      6,629  Gim. 
103,0    -      -     375,8   -     =272,8    -        7,9945    - 
50,9    -      -     499,0    .     =448,1    -       13,128     -         ' 
Hieraus   ergiehl  sich  für  das  Gewicht  Quecksilber  bei  0°,   weK 
cbes  eine  Abtlicilung  füllt : 

im  ersten  Zwischenraum         0,029306 

-  zweiten       -         -  0,029305 

-  dritten         -         -  0,029297 

Mittel    0,020303. 

'Die  grofse  Uebcreinstimmung   in   diesen   Zahlen   beweist  genüge 
sam  die  Genauigkeit  der  Theilung. 

Das  Quecksilher,   welches   bei  0*  die  Kugel  und  den  Theil  des 
Stiels  bis  zur  Abtheiinng  50,9  (lillte,  wog  27S'»*,9I6. 

Nach  vollständiger  Fortschaffung  des  Quecksilbers  aus  dem  Ap- 
parat wurde  dieser  mittelst  Kautschuck  angefügt  an  eine  U- förmige 
Röhre,  die  Bimstein  mit  Schwefelsäure  benäfst  enthielt;  dann  wurde 
das  Therroometerrohr  uuter  Erhitzung  mittelst  einiger  Kohlen  oft  aus- 
gepumpt. Am  Ende  dieses  Rohrs  safs  ein  Stuck  eines  weiteren  Rohrs, 
in  welchem  ein  Tröpfchen  Quecksilber,  welches  späterhin  als  Zeiger 
dienen  sollte.  Nach  Füllung  des  Apparats  mit  trockner  Luft  versetzte 
fuan  die  Kugel  in  solche  Temperatur,  dafs  das  in  die  Röhre,  eintre- 
tende Quecksilbertröpfchen  an  einer  zweckdienlichen  Stelle  stehen  hlicb, 
wenn  man  das  Thermometer  in  schmelzendes  Eis  tauchte. 
,  Ich  will  die  ziemlich  ftaldfeiehim.  Vi^rsucUef  <li«  \cU  u^cV\  dv>:&«9E(v 


564 

Die  Tier  beschriebenea  Yersadisreihen  ^ben  abo 
folgende  Mittelwerthe :  \^ 

Erste  Reihe  1,36623 

Zweite  Reihe  1,36633 

Dritte  Reihe  1,36679 

Vierte  Reihe  1,36650 

D.  h.  ungefähr         1,3665. 

Mithin    schlage  ich  vor  als  Ausdehnangscoefficient 

für  jeden  Centigrad  zwischen  den  beiden  festen  Punkten 

des  Thermometers  anzunehmen  die  Zahl: 

0,003665  » ). 

Verfahren  angestellt  habe,  nicht  ausführltch  angeben,  sondern  blofs 
bemerken,  dafs  es  mir  nicht  gelang,  constante  Zahlen  su  erhalten. 
Einen  sehr  merklichen  Einflnls  auf  die  Stellung  des  Zeigers  bat  ei| 
wie  und  wo  man  die  Thermometerröhre  erschüttert.  Die  V^rschieboog 
des  Zeigers  scheint  sogar  von  der  Schnelligkeit  der  Temperatarver- 
Snderungen  bedingt,  was  anzuzeigen  scheint,  dafs  der  Zeiger  die  Robre 
nicht  vollkommen  sdiliefst,  und  das  kann  nach  dem  zuvor,  S.  398, 
Gesagten  nicht  auffallend  erscheinen.  Was  mich  in  dieser  Meinung  ht- 
stärkt,  ist:  dafs  der  Zeiger  bei  mehren  Versuchen  nicht  auf  denselben 
Putakt  zurückkam,  wenn  das  Thermometer  in  Eis  getaucht  wurde, 
und  in  der  Zwischenzeit  bis  zum  Siedpunkt  des  Wassers  erhitzt  \ro^ 
den  war. 

So  blieb  bei  einem  Versuch,  bei  Eintauchung  des  Thermometeri 
in  Eis,  der  Zeiger  stehen  auf  152,7  Tb. 

in  siedendem  Wasser  auf  534,5  Th.,  abermals  in  Eis  auf         154,5   - 
und  dennoch  hatte  sich  der  Barometerstand  nicht  merklich  geändert. 

Bei    einem    andern    Versuch    verblieb,   vor   der  Eintauchung  des 
Instruments  in  siedendes  W^asser,  der  Zeiger  im  Eise 
stehen  auf  66,5  Tii. 

nach  der  Erhitzung  auf  66,0   -      ^ 

Das  Barometer  hatte  seinen  Stand  in  der  Zwischenzeit  nicht  merk- 
lich geändert;  allein  die  Aenderung  hätte  einen  entgegengesetzten  aus- 
üben müssen. 

W^ie   dem    auch   sey:   ich  gebe  hier  einige  der  nach  dieser  Me- 
thode erhaltenen  Zahlen: 

1,3641  ;  1,3626  ;  1,3635  ;  1,3647  ;  1,3552. 
Merkwürdigerweise  sind  alle  diese  Zahlen  kleiner  als  die  nach  den 
andern  Methoden  erhaltenen.  ' 

1)  Hr.  B  ab  in  et  roacVile  nur  be!m^t^iiV\<\^^  ^«lU  ^«c  ^xx^d^bnöogscoeiu' 


565 

Wir  wollen  nun  alle  in  die  Berechnung  der  Versu- 
che eingehenden  Data  erörtern,  um  den  Fehler,  welchen 
jedes  mit  sich  führen  könnte,  zu  beurtheilen.    Die  Formel 

,   .      rr_    P'(l  +  ST)H 

welche  den  beiden  ersten  Reihen  entspricht,  enthält  die 
Quecksilbergewichte  P  und  P',  welche  sich  mit  einer 
fast  absoluten  Genauigkeit  bestimmen  lassen«    Der  Factor 

P' 

p-, — -p  kann  also,  von  seiner  experimentellen  Bestim- 

tnnng  herrührend,  keinen  merklichen  Fehler  mit  sich 
bringen. 

Der  Factor  1  +  5  7*.  hängt  von  der  Ausdehnung  des 
Glases  ab.  Diese  Ausdehnung^  wurde,  wie  man  gesehen, 
bei  jedem  Apparate  durch  directe  Versuche  bestimmt, 
und  kann  für  strenge  richtig  gehalten  werden.  Da  sie 
Iberdiefs  sehr  klein  ist,  so  kann  ein  beträchtlicher  Feh- 
ler in  diesem  Coefiicient  keinen  merklichen  Einflufs  auf 
len  Werth  des  Ausdehnungscoefficienten  der  Luft  aus- 
iben. 

Der  Ausdehnungscoefficient  des  Glases  ist  bestimmt 
in  Function  des  Ausdehnungscoefficient  des  Quecksilbers; 
[iür  letzteren  nahm  ich  den  vonDulong  und  Petit  ge- 
fundenen  Werlh   ^^-=  =  0,01802.      Unglücklicherweise 

herrscht  über  diesen  Werth  eine  kleine  Unsicherheit. 
Dulong  und  Petit  haben  nämlich  in  ihrer  Abhandlung 
nur  folgende  Werthe  für  die  Ausdehnung  des  Quecksil- 
bers gegeben: 

für  jeden  Grad  zwischen  0®  und  100*^       tttit 

0    und  200        „Vt 
-    .      -  -  0     und  300        ^^Vxr- 

Die  Temperaturen  sind  hiebei,   wie  es  die  berühm- 

cient  der  Lufr,  wenn  man  für  ihn  die  Zalil  0,36666  .  .  .  annimmt 
durch  den  sehr  einfachen  Bmch  JJ  dargestellt  "wird,  was  ku  Rech- 
nungen sehr  bequem  ist, 

PoggcadorlPs  AnnnJ.   ßj.  LV.  ^  » 


long  wird  102^,7,  so  dafs  der  Coefficient  ^^-^  um  elwa 


566 

ten  Physiker  ausdrücklich  sagen,  in  Graden  des  Luftlhermo- 
meters  unter  Annahme  einer  Ausdehnung  =0,375  gegebea. 
Wenn  aber  dieser  Coefficient  unrichtig  ist,  wenn  man  die 
Zahl  0,3665  annehmen  roufs,  so  ändern  sich  die  Tempe- 
raturintervalle merklich,  und  die  Temperatur  100^  bei  Du- 

1_ 
55,5 
-^  zu  grofs  seyn  würde  ' ). 

Indefs  ist  möglich,  dafs  der  von  Dulong  und  Pe- 
tit gegebene  Coefficient  der  Ausdehnung  des  Quecksil- 
bers zwischen  0^  und  100^  der  ist,  den  sie  direct  durch 
ihre  Versuche  vom  schmelzenden  Eise  an  bis  zum  sie- 
denden Wasser  fanden,  ohne  ihn  aus  ihrer  Interpola- 
tionsformel abzuleiten.  In  diesem  Fall  wäre  er  nicht  mit 
demselben  Fehler  behaftet  wie  der  zwischen  0"  und  200^ 
und  der  zwischen  0^  und  300^.  Wie  dem  auch  sey. 
neue  Versuche  allein  können  diesen  Punkt  entscheiden. 

Für  diesen  Augenblick  interessirt  es  uns  nur  zu  sehen, 
welchen  Unterschied  diefs  in  unseren  Ausdehnungscoef- 
ficienten  hervorbringen  konnte.  Gesetzt  der  Coefficient 
der  wahren  Ausdehnung  des  Quecksilbers  zwischen  0" 
und  100^  sey  um  -5V  zu  grofs,  so  wird  der  AusdehnuDgs- 
coefficient  des  Glases  um  etwa  xV  ^^^  grofs  seyn.  Statt 
der  Zahl  1,0026  hätte  man  also  im  Zähler  die  Zahl  1,0024, 
die  um  tü^tttt  kleiner  ist  als  die  erste.  Dadurch  würde 
die  Zahl  1,3665  um  tu^ütt  kleiner,  d.  h.  zu  1,3662.  Diese 
Aenderung  übte  also  nur  auf  die  vierte  Decimalstelle  ei- 
nen Einflufs  aus;  übrigens  ist  sie  eine  Correction,  die  sich 
leicht  an  allen  meinen  Zahlen  anbringen  läfst. 

TT 

Der  Factor  -777 >,   welcher  die  Barometermessun- 

//  — n 

gen  einschliefst,  ist  am  meisten  Beobachtungsfehlern  ausge- 
setzt. Physiker,  die,  Gelegenheit  gehabt,  viele  Barometer- 
beobachtuDgen  zu  machen,  wissen,  wie  mifslich  diese  Beob- 

1)  Schon  Poggcndovff  lial  in  seinen  Annalen^  Bd.  XLI  S.  467,  die« 
Bemerkung  geiuaclil. 


567 

iitimgeii  sind,  wenu  man  die  letzte  Genauigkeit  errei< 
en  wilL  Ich  fürchte  nicht  zu  iibertreiben,  wenn  ich 
haupte,  dafs  man  bei  einer  Barometermessung  für  nicht 
ihr  als  V<r  Millimeter  einstehen  kann,  wie  genau  übri- 
Qs  die  Mefsapparate  sejn  mögen.  Die  Schwierigkeit 
hrt  daher,  dafs  der  atmosphärische  Druck  unaufhörlich 
iwankty  diese  Schwankung  aber  unmittelbar  vom  Ba- 
meter  meistens  nur  durch  eine  Aenderung  in  der  Form 
s  Meniskus  angegeben  wird,  und  die  Veränderungen 
schehen  nicht  continuirlich ,  sondern  stofsweise.  Zur 
srmeidung  dieses  Uebelstandes  hat  man  empfohlen,  vor 
1er  Beobachtung  das  Barometer  zu  erschüttern,  die 
uecksilbersäule  schvdngen  zu  lassen;  aber  offenbar  ge- 
igt es  nicht,  auf  diese  Weise  die  Fehlerquelle  voll- 
Indig  zu  vermeiden. 

Jede  der  Messungen  £f,  H\  h  ist  einem  gleichen 
3hler  B  ausgesetzt.  Um  das  Maximum  der  Abweichung 
\T  partiellen  Versuche  zu  ermitteln,  wollen  wir  anneh- 
en,  die  bei  Ä,.  H\  h  gemachten  Fehler  sejen  von 
Ichem  Zeichen,  dafs  sie  den  gröfsten  Unterschied  im 
idresultat  hervorbringen.    Wir  wollen  also  annehmen, 

TT 

iCs  die  Beobachtung,  statt  des  richtigen  Factors  jTr^ßj 

in  fehlerhaften  r-tr, ;^ — Tin — ;  gegeben  habe.    Der 

ehier  wird  alsdann  vorgestellt  durch 

H+h  H 

der: 

e(2H+H'—h) 

(Ä'-Ä)(//'— A-26)' 

der  einfach: 

2U+H'  —  h 

^  (H'—hr  ' 

renn  man  im  Nenner  2  b  gegen  H' — h  vernachlässigt. 
'O  wird  dann  der  Werth  von  \+aT\ 


56S 
,^    „    P'(l+ST)      1      \-^ .  ,  2 jy+g'-fti 

Gesetzt  es  sejen: 

J?=/y'  =  760"»    ,    Ä=I90~, 
so  haben  wir  für  den  letzteren  Factor: 

760"™,0  +  6V7V  oder  760'»«04-€.3,67. 
W^enn   e^iO«"«*,!,    so  wird  für  760'""',0  der  totale 

48 
Fehler  hervorgehen:  0"",367,  d.  h.  . 

Dicfs  giebt  für  die  bei  den  Versuchen  allein  aas  die- 
ser Fehlerquelle  mögliche  gesammte  Abweichung  tttdottü« 

Mithin  ist  ersichtlich,  dafs  in  der  Annahme,  man 
könne  bei  den  Barometerbeobachtungen  für  nicht  mehr 
als  ^V  Millim.  einstehen,  die  Bestimmungen  der  Ausdeh- 
nung der  Luft  wegen  dieser  Fehlerquelle  allein  einem 
Maximum  der  Abweichung  von  etwa  tttVtt  ausgesetzt  sind. 
Man  wird  bemerken,  dafs  diefs  ungefähr  der  gröfste  Vr^ 
terschied  in  meinen  Resultaten  ist. 

Soll  der  Ausdehnungscoefficient  der  Luft  bis  zur  drit- 
ten Decimale  genau  seyn,  so  mufs  der  ihn  liefernde  Ver- 
such keinen  gröfseren  Fehler  als  t4Vtt  einschliefsen.  Der 
directe  Versuch  sagt  uns  nämlich  nicht,  dafs  1000  Theile 
Luft  sich  von  0°  bis  100^  um  366  Theile  ausdehnen, 
was  eine  Genauigkeit  von  blofs  -^^-^  ausmachen  würde, 
sondern,  dafs  1000  Th.  Luft,  von  0«»  bis  100^  erwärmt, 
zu  1366  werden,  was  eine  Genauigkeit  von  t^V^  aus- 
macht. 

Die  für  die  beiden  letzten  Reihen  gültigen  Formeln 
bringen  offenbar  dieselben  Fehlerquellen  mit  sich.  Der 
bei  Messung  der  Barometerstände  mögliche  Fehler  ist 
wahrscheinlich  sogar  noch  gröfser  beim  Apparat  der  drit- 
ten Reihe,  weil  die  Röhren  enger  sind,  und  deshalb  eine 
gröfsere  Veränderlichkeit  in  der  Capillardepression  dar- 
bieten. 

Es  giebt  aber  in  diesen  beiden  Verfahrungsarten  eine 
andere  0'   ^    i\er\3us\c\\ei\idv,ö[\em\i^\^^\i^\%ten  nicht/ 


5fi9 

TorbandeD  ist.  Sie  liegt  in  der  Bestiniinung  der  Tem- 
peratur des  Luftvolums,  welches  nicht  erhitzt  wird.  Der 
daraus  entspringende  Fehler  könnte  sehr  bedeutend  sejn, 
wenn  diefs  Volum  einen  etwas  beträchtlichen  Theil  von 
demjenigen  ausmachte,  welches  auf  feste  Temperaturen 
gebracht  wird.  Bei  meinen  Versuchen  ist  es  ganz  zu 
▼ernachlässigen,  weil  ich  es  so  einrichtete,  dafs  das  nicht 
erwärmte  Luftvolum  immer  nur  ein  äufserst  kleiner  Theil 
des  gesammten  Volums  war. 

Die  Temperatur  7^  wurde  aus  dem  während  des  Sie- 
dens  beobachteten  Barometerstand  berechnet.     Zu  dieser 
Rechnung  habe  ich  angenommen,  dafs  eine  Veränderung 
▼oa   l*^   im  Siedpunkt   des  Wassers  einem  Druckunter- 
acbied  von  26'""',7  entspreche.      Es  ist  die  Zahl,  welche 
die  neuerlich  von  Hrn.  Biot    berechneten   Tafeln  der 
Spannkraft  des   V^asserdampfs  geben.      Es  scheint  mir 
genauer,  diese  Angabe  zu  gebrauchen,  als  die  Zahlen  zu 
nehmen,  welche  verschiedene  Physiker  durch  Beobach- 
tung  der  Siedtemperatur  des  Wassers  unter  verschiede- 
nem Barometerdruck   gefunden  haben.      Diese  Beobach- 
tungen haben  keine  grofse  Genauigkeit,  weil  sie  oft  an 
ademtich  auseiuandcrliegenden   Tagen  angestellt  wurden, 
und   es  wahrscheinlich  ist,   dafs   das   Instrument  in   der 
Zwischenzeit  schon  merkliche  Veränderungen  durch  Ver- 
Tückung  seiner  festen  Punkte  erlitten  hatte. 

Damit  diese  Versuche  unzweifelhafte  Resultate  gä- 
ben, müfste  man  den  Siedpunkt  des  Wassers  unter  ver- 
schiedenem Druck  zu  sehr  nahe  zusammenliegenden  Zei- 
ten beobachten,  z.  B.  in  einem  Apparat,  wo  man  den 
Druck  nach  Belieben  abändern  kann,  wie  in  dem  des 
Hm.  Tabarie.  Man  könnte  selbst  eine  Reihe  von  Beob- 
achtungen machen,  indem  man  einen  Berg  bestiege  und 
dabei  das  Thermometer  fortwährend  im  Sieden  erhielte, 
um  die  Verschiebung  der  festen  Punkte  möglichst  zu  ver- 
hüten. 

Wie  dem  auch  sej:  die  von  mir  angenommene  Zahl 


570 

mufs  der  Wahrheit  sehr  nahe  kommen,  und  der  daraus 
fßr  den  Ausdehnungscoefficienten  der  Luft  entspringende 
Fehler  ganz  unmerklich  sejn. 

Meine  Barometerbeobachtungen  sind  an  einem  For- 
tin'sehen  Gefäfsbarometer  gemacht,  das  sorgfältig  mit  dem, 
wegen  der  Capillardepression  berichtigten,  Barometer  der 
Pariser  Sternwarte  verglichen  worden.     Alle  meine  Beob- 
achtungen sind  durch  Rechnung  auf  letzteres  Instrument 
zurückgeführt. 

Uebrigens  würde  ein  kleiner  constanter  Unterschied 
in  den  absoluten  Werthen  aller  Barometerstände  keinen 
merklichen  Einflufs  auf  den  Ausdehnungscoefficienten  der 
Luft  ausgeübt  haben,  da  es  sich  hier  nur  um  Ermittlung 
der  Temperatur  des  Dampfes  handelt,  und  dessen  Ein- 
flufs ist  hier  ganz  unmerklich. 

Zweiter  Theil.      Ueber  die  Ausdehnang  einiger  anderen  Gase. 

Da  sich  der  früher  angenommene  Coefficient  der 
Ausdehnung  der  Luft  um  -^  unrichtig  befand,  so  kann 
man  es  offenbar  nicht  mehr  als  bewiesen  ansehen,  dafs 
alle  Gase  gleichen  Ausdehnungscoefficienten  besitzen. 
Neue  Versuche  sind  nöthig,  um  zu  entscheiden,  ob  die- 
ses Gesetz  streng  richtig  oder  nur  angenähert  se-j. 

Ich  habe  Versuche  angestellt  mit  Stickstoff,  Was- 
serstoff, Kohlenoxjd,  Kohlensäure,  schwefliger  Säure, 
Cyan,  Stickstoffoxydul,  Chlorwasserstoff  und  Ammoniak. 
Die  meisten  dieser  Versuche  wurden  nach  dem  Verfahren 
II,  einige  nach  dem  Verfahren  IV  unternommen. 

Ich  mufs  zunächst  Einiges  darüber  sagen,  wie  ich 
verfuhr,  wenn  ich  das  Verfahren  II  befolgte.  Nachdem 
der  Ballon  war  in  dem  Siedgcfäfs  aufgehängt  und  mit 
dem  Trocken -Apparat  verbunden  worden,  wurde  er  oft- 
mals ausgepumpt  und  langsam  wieder  mit  Luft  gefüllt, 
um  ihn  wohl  auszutrocknen;  dann  knüpfte  man  an  die 
zweite  Tubulatur  der  Pumpe  den  zur  Entwicklung  des 
Gases  cUenenden  AppaiÄl.    kus  Äv^i^cvcv  ^\.^^\;\t  Uefs  mau 


571     . 

IS  Gas,  in  dem  Maafse  als  es  sich  entwickelte,  durch 
Imäligcs  Ocffuen  des  Hahns  in  den  zuvor  luftleer  ge- 
achten  Ballon  strömen,  wobei  man  den  Gang  der  Ope- 
tion  nach  einem  Sicherheitsrohr  beurtheilte,  welches 
:h  an  einer  Stelle  des  j^ntwicklungsapparats  befand. 
)bald  der  Ballon  mit  Gas  gefüllt  war,  pumpte  man  ihn 
is,  liefs  das  Gas  abermals  einströmen,  und  wiederholte 
efs  Tier  oder  fünf  Mal.  Uebrigeus  verfu)ir  man  wie 
403  gesagt. 

Zu  diesen  Versuchen  benutzte  ich  den  Ballon  VI 
.  407),  und  zwei  neue  Ballone  VII  und  VIII,  für  wel- 
e  ich  folgende  Angaben  erhielt: 


Baiton  VII. 

Ballon  VIII. 

P  =4358«'", 15 

4250s^,70 

^  =     67     ,17 

65     ,10 

H,—  753'""',62 

752"'",68 

T,  =     99  ",76 

99  »,73 

•raus : 

100  8  =       0,002291 

0.00238 

c  =         0,"^,10  O^^IO. 

Die  nach  dieser  Methode  für  verschiedene  Gase  erhal- 
len Resultate  stelle  ich  in  folgender  Tafel  zusammen : 


572 


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r^QCQO         OtQCl^CO'^aO'^QD»—  TCiiO 

CO  CO  CO  cb^  cococococoxodogor^x 
CO  CO  CO       CO  cococococococococococo 

CO  CO  CO    CO  CO  CO  00  CO  CO  CO  CO  CO  CO  CO  CO 


©  ©<N 

^         ^         w\ 

•;cor*t^ÄO>©»-'^*-iftCO 

©  ©  © 

©  ©  © 

1   O)9)0^0)©©.0>00)020)0) 
C^0)0)0)©©Q)Gi)0i9>C^0^ 

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©!>©!>©  l^  CO,       ,      ,©!> 

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(N  CO  (N  CO  C^  CO  Oi     '      '      '   (N  CO 

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573 


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CO  CO  CO  00  CO  CO  CO  CO  CO 

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Oi^  O^  C^  QC^  I>^  l>  l>  F^  »^ 

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0)000)0)0)0)00 


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QD'<*l>.|>OiA(NC0iA 
0)00)0)0)0)00^0) 


oi^pHP-eNeNesO"^ 

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COCOCOtAiAiAiAiAiA 


e^<ococoo)O)iAC0'^ 

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574 

Ich  werde  ein  Paar  Worte  über  die  Bereitungsweise 
der  Gase  hinzufügen: 

1)  Stickstoff.  —  Diefs  Gas  wurde  erhalten,  indem 
man  der  Luft  durch  Hinleiten  über  Kupferdrehspähne '), 
die  in  einem  Glasrohre  glühten,  den  Sauerstoff  entzog. 
Die  Röhre  stand  in  Gemeinschaft  mit  der  Tubulatur  der 
Pumpe.  Nachdem  der  Ballon  luftleer  gemacht  worden, 
öffnete  man  nach  und  nach  den  Hahn,'  die  über  das  glü- 
hende Kupfer  fortstreichende  Luft  verlor  ihren  Sauer- 
stoff und  setzte  hierauf  ihre  Feuchtigkeit  in  dem  Trok- 
ken -Apparat  ab. 

2)  Sauerstoff    —    Ich   habe    mehre    Versuche  mit 
Sauerstoffgas  gemacht,   aber  dabei  so   abweichende  Re- 
sultate erhalten,  dafs  es  unmöglich  war,  daraus  ein  Re- 
sultat zu  ziehen.     Das  Quecksilber  kann,  selbst  eine  ziem- 
lich kurze  Zeit,  nicht  mit  SauerstofTgas  in  Berührung  ge- 
lassen werden,   ohne   eine  geringe  Menge  dieses  Gases 
zu  absorbiren.     Auf  seiner  Oberfläche  zeigen  sich  bald 
Anzeigen  von   Oxydation,  und   es  läfst  Spuren  auf  dem 
Glase  zurück. 

Dieselbe  Erscheinung  zeigt  das  Quecksilber  in  Be- 
rührung mit  der  Luft;  allein  die  Veränderung  ist  lang- 
samer, und  es  bedarf  mehrer  Wochen,  damit  sie  sicht- 
bar werde. 

Der  Sauerstoff  war  durch  Glühen  von  chlorsau- 
rem Kali  bereitet. 

3)  Wasserstoff.  —  Diefs  Gas  ward  durch  Auflö- 
sung von  Zink  in  verdünnter  Schwefelsäure  bereitet.  Ehe 
es  in  die  Pumpe  und  den  Trockenapparat  gelangte,  durch- 
strich es  zwei,  ein  Meter  lange  Röhren,  voll  mit  Kali- 
lauge benäfster  Bimsteinstücke,  und  eine  dritte  Röhre, 
voll  mit  einer  Lösung  von  schwefelsaurem  Silberoxyd  be- 
näfster Bimsteinstücke.  Das  Gas  war  ganz  geruchlos. 
Die  Einschaltung  der  beiden  Röhren,   die  Bimstein  mit 

]  )  Die  Kupferspähne  waren  erst  durch  Rösten  an  der  Luft  oxydirt  und 
darauf  durch  einen  Strom  Wasserstoff  rcducirt. 


575 

iKlauge  enthielten,  war  nothwendig,  um  die  kleine  Menge 
n  öligem  riechenden  Dampf  zurtickzahalten ,  den  das 
asserstoffgas  immer  in  hinlänglicher  Menge  mitschleppt 
i  merklich  in  seiner  Ausdehnung  geändert  zu  werden. 
i  einem  Versuch,  wo  das  Wasserstoffgas  blofs  eine 
t  Wasser  gefüllte  Waschflasche  durchstrich,  fand  ich 
:  seinen  Ausdehnungscoefficienten  die  Zahl  0,3686.  Ein 
euer  Versuch,  bei  dem  die  Waschflasche  Kalilauge 
thielt,  f^ab  die  Zahl  0,3679. 

4)  Kohlenoxyd,  —  Bereitet  durch  Zersetzung  von 
calsäure  mittelst  concentrirter  Schwefelsäure.  Um  das 
js  von  der  Kohlensäure  zu  befreien,  wurde  es  erstlich 
irch  eine  Flasche  mit  Aetzlauge  geleitet,  dann  durch 
ae  Röhre  voll  mit  Aetzlauge  getränkten  Bimsteins.  Von 
\  ging  es  in  den  Trocken -Apparat. 

5)  Kohlensäure.  —  Erhalten  aus  weifsem  Marmor 
ittelst  verdünnter  Chlorwasserstoffsäure.  Das  Gas  durch- 
rich  eine  mit  Wasser  gefüllte  Waschflasche  und  ging 
m  da  in  den  Trocken -Apparat. 

6)  Cyan.  —  Bereitet  durch  Zersetzung  von  Cyan- 
lecksilber  mittelst  Erhitzung  in  einer  kleinen  Glasre- 
rie.  Es  ging  durch  eine  mit  concentrirter  Schwefel- 
ure  gefüllte  und  mit  einem  Sicherheitsrohr  versehene 
lasche,  die  zur  Begulirung  der  Hineinleitung  des  Gases 
ente. 

7 )  Siickstoffoxydul.  —  Bereitet  durch  Erhitzung 
)D  salpetersaurem  Ammoniak  in  einer  Retorte.  Es  durch- 
rieb, bevor  es  in  den  Trocken -Apparat  gelangte,  eine 
lasche  mit  einer  Lösung  von  schwefelsaurem  Eisen- 
ydul. 

8 )  Schweflige  Säure,  —  Dargestellt  durch  Erhitzung 
►n  Quecksilber  mit  concentrirter  Schwefelsäure.  Das 
as  ging  durch  eine  mit  concentrirter  Schwefelsäure  ge- 
llte Waschflasche,  dann  in  den  Trocken- Apparat. 

9)  Chlorwasserstoff,  —  Erhalten  durch  Zersetzung 
*Q  Kochsalz  mit  concentrirter  Schwefelsäure.     Das  Gas 


576 

ging  durch  eine  mit  concentrirter  Schwefelsäure  gefüllte 
Flasche,  darauf  durch  zwei  Röhren  mit  geschwefebäuer- 
tem  Bimstein. 

Die  Versuche  mit  dem  Chlorwasserstoffgas  boten 
nichts  besonderes  dar.  Das  Quecksilber  behielt  seinen 
Glanz.  Dennoch  konnte  ich  den  erhaltenen  Resultaten 
nicht  ganz  trauen.  Das  Quecksilber  schien  zwar  von 
dem  Chlorwasserstoffgas  allein  nicht  angegriffen  zu  wer- 
den; allein  es  wurde  es  schnell,  so  wie  diesem  Gase 
Sauerstoff  beigemengt  war.  Nun  begreift  man  leicht,  dafs 
einige  Tausendstel  Luft,  dem  Chlorwasserstoffgas  im  Bai- 
Ion  beigemengt,  hinreichen  werden,  um  eine  sehr  merk- 
liche Absorption  des  Gases  zu  bewirken,  und  folglich 
die  Ausdehnung  zu  stören. 

10)  Anvnoniakgas,  —  Bereitet  durch  gelindes  Er- 
wärmen einer  concentrirten  wäfsrigen  Auflösung  des  Ga- 
$es.  Es  durchstrich  eine  ein  Meter  lauge  Röhre  voll 
gröblich  zerstofsenen  Aetzkalis. 

Das  Ammoniakgas  gab  mir  die  abweichendsten  Zah- 
len. Das  Quecksilber  schien  auf  seiner  Oberfläche  stark 
verändert  zu  werden;  es  zog  Fäden  (//  faisait  laquent)\ 
offenbar  hatte  es  Gas  absorbirt;  allein  es  war  mir  uuiuüg- 
lich  die  stnttgefundene  chemische  Reactiou  aufzuklären. 

Je  nachdem  das  Gas  mehr  oder  weniger  lang  über 
Quecksilber  gestanden  hatte,  erhielt  ich  successiv  die  Zah- 
len 0,370  ;  0,371  ;  0,373. 

Aus  der  vorstehenden  Tafel  ersieht  man,  dafs  Stick- 
stoff, Wasserstoff  und  Kohlenoxyd  so  gut  wie  gleiche 
Ausdehnungscoefflcienten  mit  der  Luft  besitzen,  wenig- 
stens unter  den  bei  den  Versuchen  obwaltenden  Umsliin- 
den,  d.  h.  wenn  die  Gase  sich  bei  Siedhitze  des  Wassers 
unter  dem  Druck  der  Atmosphäre  und  beim  Schmelzpunkt 
des  Eises  unter  dem  Druck  von  etwa  550  Millim.  Queck- 
silber befinden. 

Kohlensäure,  Stickstoffoxydul  und  Cyan  zeigten  da- 
gegen unter  denselben  Umständen  einen  stärkeren  Aus- 
debnungscoefficieuleii. 


677 

Schwefligsaures  Gas  gab  etwas  stärkere  Zahlen  als 
3  ersten  Gase;  allein  der  Unterschied  ist  so  gering,  dafs 
in  nicht  weifs,  ob  er  nicht  den  unvermeidlichen  Beob- 
btungsfehlern  zugeschrieben  werden  mufs. 

Yom  Chlorwasscrstoffgas  will  ich  nicht  sprechen,  da 
I  die  mit  diesem  erhaltenen  Zahlen  für  etwas  unsicher 
Ite. 

Meine  Versuche  scheinen  demnach  zu  beweisen,  dafs 
i  Gase,  unter  gleichen  Umständen,  nicht  genau  den- 
Iben  Ausdehnungscoefficienten  besitzen.  Bei  den  von 
r  untersuchten  Gasen  und  unter  den  bei  den  Versu- 
en  obwaltenden  Umständen  schwankt  dieser  Coefficient 
m  0,3665  bis  0,3685. 

Diese  Schwankung  kann  nicht  dem  Umstand  zuge- 
trieben werden,  dafs  diese  Gase  sich  bei  der  Tempe- 
itur  des  schmelzenden  Eises  und  unter  dem  Druck  0'",550 
reo  Liquefactionspunkt  nahe  befinden.  Denn  die  schwef- 
le Säure,  die  unter  allen  Gasen  am  leichtesten  flüssig 
ird,  hat  dennoch  einen  kleineren  Ausdehnungscoeffi- 
enten  als  die  Kohlensäure,  welche  bei  0^  noch  um  90 
rad  von  ihrem  Liquefactionspunkt  entfernt  ist. 

Die  Aenderung,  die  man  an  einem  der  schönsten 
esetze  der  Physik  anbringen  müfste,  schien  mir  zu  ge- 
ichtig,  als  dafs  ich  nicht  hätte  suchen  sollen,  sie  durch 
idere  Experimente  zu  unterstützen. 

Ich  begann  damit,  mehre  Bestimmungen  nach  dem 
erfahren  IV  zu  machen,  unter  genauer  Anwendung  des- 
iben  Apparats,  der  bei  der  Luft  gebraucht  worden. 

Mit  der  Kohlensäure  erhielt  ich  folgende  Resultate: 


Erste  Periode. 


Ä 


T, 


/. 


H\         h\ 


t\ 


1+100«. 


1 

2 


756,52 
757,54 


99^87 
99  ,91 


l3^4 
12  ,9 


755,47 
758,02 


200,58 
202,55 


13°,0 
11  ,7 


1,36831 
1,36857 


Mittel    1,36844. 


579 


ias,  ak  es  bei  0°  war,  einem  etwas  stäriicren  Drack 
h  der  atmosphärische  uDterworfcn.  Der  Ballon  war  mit 
j&  amhöUt,  und  das  Seitenrohr  mit  dem  die  schweflige 
ianre  entwickelnden  Gefäfs  verbunden,  als  man  durch 
)effnen  des  Hahns  das  Quecksilber  ausfliefs^n  liefs,  so 
afs  das  Rohr  FH  sich  ganz  mit  dem  schwefligsauren 
rase  füllte.  ,  Darauf  verschlofs  man  die  Röhre  p  vor  der 
ampe,  schüttete  Quecksilber  in  das  Rohr  6r  bis  in  der 
Öhre  FH  das  Niveau  bei  a  stand,  beobachtete  nun 
en  Niveau -Unterschied  h  zwischen  beiden  Menisken, 
ihm  das  Eis  fort,  und  brachte  den  Baiion  in  die  Sied^ 
tze  des  Wassers,  wie  gewöhnlich.     So  erhielt  man: 


ff. 


h. 


H\ 


r. 


h\   I  r,  11+100«. 


743,59 


5^(1 


28,69 


743,92 


99",4Ü 


308/22]6^l|l, 36907 


Endlich  machte  man  einen  dritten  Versuch  bei  noch 
edeutenderem  Druck.  Zu  dem  Ende  ersetzte  man  die 
Öhre  FH  durch  eine  andere,  deren  unterer  Theil  be- 
entend  weiter  war;  man  sieht  dieselbe  abgebildet  in 
ig.  4  Taf.  V. 

Genau  verfahrend  wie  beim  zweiten  Versuch,  fand 
ch: 


H. 


t.  I  /;.    I  H\ 


r. 


h\ 


t\ 


l-f-IOO«. 


764,77 


5^9|136,29|764,64 


100%  17 


469,71 


7%00 


1,37413 


Somit  hat  mir  das  schwefligsaure  Gas  gegeben: 


Bei  0°  unter 

Bei  100°  unter 

AusdehnuDgs- 

dem  Druck: 

dum  Druck: 

coeßicient: 

545-",67 

742— ,08 

1,36689 

742    ,49 

1010    ,49 

1,36777 

772    ,28 

1052    ,14 

1,36907 

9Ul    ,06 

1234    ,35 

1,37413. 

Der  Ausdehnungscoefficient  des  schwefligsauren  Ga- 
s  nimmt  also  merklich  zu,  so  wie  dasselbe  einem  grö- 
iren  Druck  ausgesetzt  wird     Wahrscheinlich  gilt  das 


580 

selbe  von  den  fibrigen  zasaunnengescfzten  Gasen,  wel- 
che auch  nicht  genau  das  Mar iottesche  Gesetz  befolgen. 
Eine  ähnliche  Veränderlichkeit  zeigt  sich,  obwohl 
weniger  hervorstechend,  bei  der  Kohlensäure.  Wie  wir 
gesehen,  gab  das  Verfahren  IV,  auf  dieses  Gas  angewandt: 


Druck  bei  0°: 

Druck  bei  100: 

Ausdehnung: 

554— ,89 

556'»»,52 

1,36831 

555    ,47 

757    ,54 

1,36857 

758    ,47 

.      1034    ,47 

1,36846 

759    ,10 

1034    ,10 

1,36866. 

Die  Verschiedenheit  ist  nicht  merklich;  aliein  ein 
mit  dem  erwähnten  abgeänderten  Apparat  angestellter 
Versuch  gab: 


n. 


766,32 


»",41134,77 


IT, 


766,14 


T\     I  /'. 


lüü^23|6^4 


h\ 


464,23 


S£^0,00366    und     1  + 1 00  «  =  1 ,36943 


üs 


•11 


i\ 


1 


mithin  war  als  das  Kohlensäuregas  sich 

bei  0°  unter  dem  Druck     90l""",09 
und  bei  100    -        -         -        1230    ,37 
befand,  sein  AusdehnungscoefGcient  etwas  gröfser. 

Ich  habe  einen  Apparat  construirt,  mittelst  dessen  man 
die  ungleiche  Ausdehnung  der  Gase  augenscheinlich  ißa-  ^ 
eben  und  zugleich  genau  messen  kann.  Es  ist  eine  Art 
Differentialthermometcr,  bestehend  aus  zwei  Ballonen  toü 
gleicher  Geräumigkeit,  die  in  Thermometerröhren  endigen, 
und  genau  wie  der  Ballon  des  Verfahrens  IV  (Taf.  V 
Fig.  1)  vorgerichtet  sind.  Jeder  Ballon  gemeinschaftet 
mit  einem  ähnlichen  Rohre  wie  FH  in  Fig.  1  und  2 
Taf.  V,  das  in  einem  dreiarmigen  und  mit  einem  Hahne 
versehenen  Eisenstück  eingekittet  ist  (Taf.  V  Fig.  3). 
Die  dritte,  intermediäre  Tubulatur  trägt  ein  Barometer- 
rohr.   Die  beiden  Röhren  FGR  und  F'  G' IV  sind  von 


581 

# 

iner  und  derselben  wohl  cjlindrischen  Röhre  genom- 
len,  und  haben  genau  gleiche  Form  erhalten;  sie  sind 
lieh  in  den  Tubulaturen  auf  eine  möglichst  gleiche  Weise 
ingefiQgt.  Man  füllt  den  einen  Ballon  mit  trockner  Luft 
ad  den  andern  mit  dem,  hinsichtlich  seiner  Ausdehnung, 
lit  der  Luft  zu  vergleichenden  Gase«  Beide  Ballone 
ind  übrigens  in  demselben  Blechkasten  angebracht. 

Nachdem  man  die  Ballone  mit  Eis  umgeben,  und 
las  Quecksilber  mit  einem  auf  der  einen  Röhre  gemach- 
en Strich  in  Niveau  gebracht  hat,  verschliefst  man  vor'' 
1er  Lampe  die  beiden  Seitenröhren  op.  Das  Quecksil- 
ber befindet  sich  dann  in  den  beiden  Röhren  FGH, 
F'G'H',  und  in  der  intermediären  Barometerröhre  noth* 
wendig  in  gleichem  Niveau.  Man  schafft  nun  das  Eis 
fort,  giefst  Wasser  in  das  Blechgeföfs,  bringt  dieses  zum 
Sieden,  schüttet  Quecksilber  in  die  Barometerröhre,  um 
[las  Niveau  in  der  Röhre  FGH  auf  demselben  Punkt 
:u  erhalten.  Wenn  die  beiden  Gase  einen  gleichen  Aus- 
lehnungscoefficienten  haben,  müssen  noch  die  beiden 
üenisken  in  den  Röhren  FGH  und  F'G'H'  in  dem- 
elben  Niveau  seyn;  dagegen  wird  ein  Höhen-Unterschied 
vorhanden  seyn,  wenn  die  Ausdehnungen  ungleich  sind. 

Es  würde  recht  schwierig  seyn,  zwei  Ballone  zu 
Buden,  die,  nach  Anlöthung  an  ihre  Thermometerröhre^ 
genau  gleiche  Geräumigkeit  besäfsen,  und  die  Röhren 
FGH  und  F^  G\H'  so  einzurichten,  dafs  die  Luftvolume 
in  dem  oberen  Theile  dieser  Röhren  vollkommen  gleich 
wären,  wenn  das  Quecksilber  sich  in  demselben  Niveau 
befindet,  und  an  den  auf  einen  der  Röhren  gemachten 
^^sirpunkt  tritt.     Indefs  ist  diefs  nicht  nöthig;  es  genügt, 

dats   das  Verhältnifs  -^  gleich  sey  für  beide   Apparate. 

2a  dem  Ende  braucht  man  nur  die  beiden  Ballone  von 
logefähr  gleicher  Geräumigkeit  zu  nehmen,  sie  an  ihre 
Fbermometerröhren  zu  löthen  und  dann  sorgfältig  mit 
iestillirtem  Wasser  auszumessen.      Eben  so  äicht  man 

PoggeadorfPs  AtmsH,  Bd,  LV.     ^  ^^ 


582 

mit  Quecksilber  den  kleiDen  Raum  in  dem  ^Theil  Fa 
der  Röhre  FGH  bis  zum  Yisirpunkt  er;  auf  die  andere 
Röhre  F'G'H'  zieht  man  zwei  Striche  a'  und  a",  und 
aicht  mit  Quecksilber  den  Raum  bis  a'  und  den  zwi« 
sehen  den  beiden  Strichen  a'  und  a". 

Ist  diefs  geschehen,  so  kennt  man  das  Yerhältnifs  -7^ 

für  den  ersten  Ballon  und  das  Yolnm  V^  des  zweiten 

Ballons;  alsdann  mufs  q*  gleich  seyn  =-p.  ^'.     Es  ist 

leicht  auf  der  Röhre  G* H*  den  Punkt  zu  bestimmen,  wel- 
chem dieses  Volum  ^'  entspricht;  man  berechnet  seine 
Entfernung  d  vom  Strich  a. 

Nach  Einkittung  der  Röhre  FGH  in  ihre  Tubola- 
tur  und  Anheflung  des  Apparats  an  sein  verticales  Brett, 
befestigt  man  die  Röhre  i^' G'/f'  in  der  gehörigen  Lage. 
Zu  dem  Ende  mifst  man  mittelst  des  Kathetometers  das 
Niveau  des  Visirpunkts  a  auf  der  Röhre  FGH,  und 
dreht  das  Fernrohr  gegen  die  Röhre  F'G' H\  Wenn 
diese  letzte  Röhre  sich  in  der  gehörigen  Lage  befindet, 
so  mufs  das  Fadenkreuz  des  Fernrohrs  auf  den  Punkt 
Zeigen,  der  dem  Volum  v'  entspricht.  Folglich  mufs 
sich  der  Strich  «'  in  einer  Höhe  d  darüber  oder  dar- 
unter befinden.  Man  versichert  sich  mit  dem  Instrumente, 
ob  diefs  wirklich  der  Fall  sej,  d.  h.  man  hebt  oder  senkt 
das  Fernrohr  um  die  Gröfse  d  und  stellt  die  Röhre 
F'G'H'  so,  dafs  der  Strich  a'  vom  Horizontalfaden  des 
Fernrohrs  in  seiner  neuen  Lage  gedeckt  werde;  darauf 
kittet  man  die  Röhre  fest. 

Um  zu  sehen,  ob  der  Differential -Apparat  zweck-  ' 
mätsig  aufgestellt  sey,  macht  man  zuvörderst  einen  Ver- 
such mit  trockner  Luft,  mit  welcher  man  beide  Ballone 
füllt.  Man  verschliefst  die  beiden  Seitenröhre,  wenn  die 
Ballone  im  schmelzenden  Eise  liegen  und  das  Quecksil- 
ber an  a  auf  der  Röhre  FGH  getreten  ist.  Die  drei 
Quecksilbersäulen  sind  dann  in  gleichem  Niveau.      Man 


583 

bringt  das  Wasser  im  Gefäfs  zum  Sieden,  und  führt  das 
Niveau  defs  Quecksilbers  auf  a  zurück.  Ist  der  Appa- 
rat wohl  ^ngerichtctt,.  so  mufs  das  Quecksilber  sich  in 
der  Röbre  F'G'H'  auf  genau  gleicher  Höhe  befinden. 

Pfe  nach  dieser  Methode  erhaltenen  Resultate  macht 
ms^  noch. einleuchtender,  wenn  man  einen  zweiten  Yer- 
sach  anstellt,  bei  wdcjiem  man  in  den  Ballon,  der  zu- 
?or... die  Luft  einschlois,  das  auf  seine  Ausdehnung  zu 
yergleiclhende  Gas  einschliefst,  uiid  dagegen  den  Ballon, 
der  beim  ersten  Versuch  das  Gas  enthielt,  mit  atmosphä- 
rischer Luft  füllt.  ,  . 

Für  die  Ausdehnung  des  Gases  in  diesem  Apparat, 
hat  man,  wenn  man  die  Bezeichnungen  der  S.  560  bei- 
behält, die  Formel: 


l+aT= 


^"-f(üP^>^"'+*'"-^">- 


pifferentiirt  man  in  Bezug  auf  a  und  h"\  beachtend, 
dals  der  Factor 

'Wegen  seiner  Kleinheit  als  constant  und  als  gleich  A  ge- 
setzt werden  kann,  so  kommt: 

,         (1+a  T)dh" 
^«=        H"-k 
weshalb  man  einfach  setzen  kann: 

A  AÄ'" 

d.  h.  der  unterschied  der  Ausdehnungscoefficienten  bei- 
der Gase  ist  gleich  dem  Niveau-Unterschiede  der  Queck- 
silbersäulen in  den  beiden  Röhren  FGH  und  F' G' H\ 
dividirt  durch  den  Barometerstand  zur  Zeit  als,  bei  Um- 
gebung der  Ballone  mit  Eis,  die  beiden  Röhren  verschlos- 
^eQ  wqrden. 
.,    Diefs  Re^ultf^t  ist  indefs  i^cbt  gan^  ri^^itig,  weil  man 


584 


die  Veränderung  des  Verhältnisses  -p.  TemacUässigt,  das, 

für  das  Gas,  welches  sich  nicht  so  wie  die  Luft  ausdehnt, 
nicht  gleich  ist  bei  100®  und  bei  0®.  Wenn  aber  der 
Unterschied  der  Ausdehnungen  sehr  gering  ist,  entsteht 
aus  dieser  Vernachlässigung  kein  beachtenswertber  Feh- 
ler. Es  ist  übrigens  leicht,  ihn  in  Rechnung  zu  ziehen. 
Ein  nach  dieser  Methode  angestellter  vergleichen- 
der Versuch  mit  Kohlensäure  und  mit -atmosphärischer 
Luft  gab:  i 

AÄ'"=l»-48  und  Ä"=757--20, 
folglich : 

1  48 

Aa  =  75^=0,002  ungefähr, 

d.  h.  der  Ausdehnungscoefiicient  des  kohlensaureq  Gases 
ist  um  0,002  gröfser  als  der  der  Luft;  dieCs  bringt  ihn 
auf  0,3685 ,  eine  Zahl ,  die  wirklich  früher  ( S.  577 )  ge- 
funden wurde. 

Um  die  Genauigkeit  des  Differential -Apparats  za 
prüfen,  füllte  ich  beide  Apparate  mit  trockner  Luft.  Ich 
fand  dann: 

AÄ'"=0»~,08. 

Dieser  Unterschied,  wahrscheinlich  daraus  entspran- 
gen, dafs  die  Röhren  nicht  ganz  genau  ajustirt  waren, 
ist  gänzlich  zu  vernachlässigen. 


III.     lieber  die  Ausdehnung  des  Glases; 
von  Hrn.  Regnault. 

(AnnaL  de  chim,  et  de  phys.  S,  111  T,  IV  p,  64.) 


Xm  Laufe  meiner  Untersuchungen  über  die  Ausdehnung 
der  Gase  hatte  ich  Gelegenheit,  viele  Bestimmungen  vom 
Ausdehnungscoefficienten  des  Glases  zu  machen.     In  die- 


685 

MT  Notiz  will  ich  die  erhaltenen  Zahlen  zusammenstel- 
lea  and  einige  Versuche  hinzufügen,  die  ich  anstellte, 
DD  die  Gränzen,  zwischen  denen  die  Ausdehnungscoeffi- 
ienten  bei  yerschiedenen  Glassorten  schwanken,  zu  ermit- 
du,  und  zu  sehen,  ob  sie  constant  bleiben  für  ein  und 
lasselbe  Glas  in  den  verschiedenen  Formen,  die  man 
bn  vor  der  Glasbläserlampe  geben  kann. 

Die  mit  Röhren  aus  gewöhnlichem  Glase  von  25 
)i8  30  Millim.  Durchmesser  angestellten  Versuche ^   die 
n  vorstehender  Abhandlung  angeführt  wurden,    gaben 
olgende  Zahlen: 
0,002714        0,002592        0,002583        0,002548 
0,002576        0,002555        0,002537        0,002551 
0,002601        0,002576        0,002544        0,002570. 
Die  fünf  letzten  Bestimmungen  wurden  von  einer  und 
lerselben  Röhre  erhalten. 

Diesen  Resultaten  will  ich  noch  einige  andere,  mit 
imiem  Gewichtsthermometer  erhaltene  hinzufügeiw  Diefs 
fkermometer,  aus  einer  Röhre  von  30  Mm.  Durcbmes- 
Kr  gebildet,  befand  sich  neben  dem  LufUhermometer  in 
3em  Apparat  Taf.  IV  Fig.  13  und  14,  der  zur  dritten  Ver- 
mchsreihe  über  die  Ausdehnung  der  Luft  diente.  Es 
lieferte  folgende  Resultate.  Die  Bezeichnungen  sind  die- 
«Iben  wie  in  der  Tafel  S.  399. 


p. 

P- 

H, 

T,. 

100  ^. 

1343«~-,82 

208'--,373 

763,65 

100»,14 

0,002605 

■i 

20  ,4546 

769,02 

100  ,34 

0.002575 

- 

20  ,344 

754,19 

99  ,88 

0,002588 

- 

20  ,4366 

767,25 

100  ,27 

0,002577 

- 

20  ,412 

762,89 

100  ,10 

0,002570 

- 

20  ,345 

751,39 

99  ,68 

0,002557 

- 

20  ,259 

741,39 

99  ,31 

0,002566 

- 

20  ,2915 

746,23 

99  ,49 

0,002568 

- 

20  ,318 

751,05 

99  ,67 

0,002570 

1 )  Dlcfs  Quecksilbcrtherraometcr  war  in  dem  Apparat  aDgebraclit  wor- 
den, um   die  vom  Baroi^eterdruck  abhäDgige  Veränderang  des  Sied- 


588 

Glase  (No.  6,  7»  8)  dem  unschmeizbareii  firanzöskcben 

(No.  9  und   10)   und    dem  Krjstallglase   (No.  11  uuil 

12),*). 

Ein  und  dasselbe  Glas,  zur  Kugel  ausgeblasen,  scheut 

einen    desto  gröfseren  Ausdehnungscoefficienten  zu  be-  , 
sitzen,  als  deren  Durchmesser  gröfser,  oder  vielmehr  als 
deren  Wanddicke  kleiner  ist. 

Jedenfalls  sieht  man,  welchen  Fehlern  man  sich  bei 
genauen  Versuchen  aussetzt,  wenn  man  die  Ausdehaung 
eines  Glasapparats  nach  der  Zahl  berechnet,  die  man 
durch  einen  directen  Versuch  an  einer  Röhre  oder  Ku- 
ge)  von  derselben  Materie  erhalten  hat,  und,  nocl  weit 
mehr,  wenn  es  nach  der  linearen  Ausdehnung  eines  Glas- 
stabes geschieht,  wie  es  mehre  sehr  ausgezeichnete  Phj- 
siker  gethan  haben. 


IV.     Ueber  die  chemischen  Strählen  des  Lichts 
und  deren  elektrischen  TVirkungen; 
von  Hrn.  E.  BecquereL 

( U eberreicht  der  Pariser  Academie  am  26.  Juli  1841.  —   Aus  den       i 

BibL  unh,  N,  S,  T.  XXXV  p,  136. ) 


I 


n  einer  Abhandlung,  welche  ich  der  Academie  der  Wis- 
senschaften am  4.  Nov.  1839  vorzulegen  die  Ehre  hatte, 
bemühte  ich  mich,  die  elektrischen  Effecte  der  chemi- 
schen Veränderungen  nachzuweisen,   welche  die  Körper 

1)  Ich  wünschte,  ich  hätte  dieser  Notiz  eine  chemische  Anal jse  der 
auf  ihren  Ausdehnungscoefficienten  untersuchteTi  Glassorten  beifügen 
können;  man  würde  dann  den  Einflufs  der  Natur  und  Verhältnisse 
der  Bestandtheile  des  Glases  auf  diese  Ausdehnung  beurthcilen  kön- 
nen. Ich  hatte  nicht  Zeit,  diese  Untersuchungen  vorzunehmen,  habe 
aber  die  zu  diesen  Versuchen  angewandten  Glassorten  sorgfaltig  aoH)«- 
wahrt,  hoffend  spater  Gelegenheit  tu  haben,  eine]  Analyse  machen 
zu  können. 


589 

noter  Einflafs  des  das  Licht  begleitenden  chemischen  Agens 
srleiden  ' ).  Ich  zeigte,  dafs,  wenn  maA  zwei  Platin-  oder 
(joldplatten,  die  sich  horizontal  in  einem  mit  Wassef  ge- 
üOllten,  nur  oben  vom  Sonnenlicht  getroffenen  Gefäfs  be- 
enden, mit  einer  sehr  dünnen  Schicht  von  Chlor-  oder 
Bromsilber  bestreicht,  und  blofs  eine  der  Platten  beleach- 
:et,  sogleich  von  dem  mit  den  Platten  verbundenen  Gal- 
Fanometer  ein  elektrischer  Strom  angezeigt  wird.  Aus 
cler  Richtung  des  Stroms  ersieht  man,  dafs  die  der  Strah- 
Imig  ausgesetzte  Platte  positive  Elektricität  annimmt.  Die- 
ser Vorgang  zeigt,  dafs  Chlor-  und  Bromsilber,  bei  der 
Veränderung  durch  die  chemische  Strahlung,  einen  Theil 
ibrer  Elemente  verlieren,  wie  es  überdiefs  die  chemischen 
Analysen  erweisen.  Dieser  elektrischen  Wirkungen  habe 
ich  mich  bedient,  um  die  Reihenfolge  verschiedener  Schirme 
röcksichtlich  der  auf  diese  Substanzen  einwirkenden  che- 
mischen Strahlung  zu  studiren,  und  babe  dabei  gezeigt, 
dafs  es  nur  die  brechbarsten  Strahlen  des  Sonnenspectrums 
sind,  welche  eine  Wirkung  äufsern.  ^ 

Statt  der  mit  Chlor-  oder  Bromsilber  bestrichenen 
Hatinplatten  kann  man  auch  Silberplatten  anwenden,  die, 
durch  Einwirkung  von  Jod-  oder  Bromdampf,  mit  einer 
Schicht  von  Jod-  Bromsilber  überzogen  wurden  ^). 

^)  lU  ist  die  in  den  Annal.  Bd.  LIY  S.  35. 

2)  Bei  Einwirkung  der  chemischen  Stralilen  auf  eine  mit  Jodsilber  uber- 
^sogene  Platte  zeigt  sich  eine  reclit  sonderbare  Erscheinung.  Ist  näm- 
lich diese  Schicht  dünn,  d.  h.  die  Oberfläche  der  Platte  blofs  gelb- 
lidi,  so  nimmt  die  Platte,  dem  Sonnenschein  im  W^asser  nusgesetzt, 
positive  Elektricität  an  und  die  Flüssigkeit  negative  Ist  aber  die  Jod- 
silberschicht dicker,  so  ist  der  elektrische  Effect  umgekehrt,  d.  h.  die 
den  Strahlen  ausgesetzte  Platte  nimmt  negative  Elektricität  an.  Diese 
beiden  umgekehrten  Eflecte  zeigen,  dafs  es  nothwendig  eine  Dicke 
geben  mufs,  für  welche  der  elektrische  EfTcct  fast  Null  ist,  also  auch 
die  chemische  Veränderung  sehr  schwach.  Erklärt  diefs  nicht  die 
versdiiedenen  Resultate,  welche  Personen  erhallen  haben,  die  in  der 
Camera  obscura  mittelst  der  jodirten  Platten  des  Hrn.  Daguerre 
Licblbitder  darstellen  wollten?    Wie  genugsam  bekannt,  cdiäll  man 


090 

In  einer  anderen,  der  Academie  am  2.  Nov.  1840 
überreichten  Abhandlung,  von  der  Hr.  Biot  einen  gön- 
stigen  Bericht  erstattet  hat  ')>  erwiets  ich  die  Thatsadie: 
dafs  verschiedene  Silbersalze,  nachdem  sie  einen  Lidit- 
eindruck  erfahren  haben,  d.  h.  von  den  Sonnenstrahlen 
verändert  worden  sind,  empfänglich  werden  für  Theile 
der  Strahlung,  für  welche  sie  vorhin  unempfindlich  yv^ 
ren.  Diese  zweiten  Strahlen  nannte  ich  fortsetzende,  im 
Gegensatz  zu  den  anderen  oder  erregenden  Strahlen,  wel- 
che die  Eigenschaft  des  Anfangens  und  des  Unterhaltens 
der  ch/ümischen  Reaction  besitzen. 

Ich  habe  das  auf  die  verschiedenen  empfänglichen 
Substanzen  so  ungleich  wirkende  chemische  Agens  des 
Lichts,  80  wie  die  bei  Wirkung  verschiedener  Theile 
der  chemischen  Strahlung  auf  die  mit  Jodsilber  öberzo- 
genen  Silberplatten  erregten  elektrisdien  Effecte  abermals 
joiit  Sorgfalt  untersucht  und  dabei  neue  Resultate^  erhal- 
ten, welche  nicht  nur  die  in  meinen  früheren  Abhand- 
lungen angegebenen  und  so  eben  summarisch  aufgezähl- 
ten Thatsachen  bestätigen,  sondern  auch  genaue  Mittel 
liefern,  durch  welche  man  die  Effecte  der  chemischen 
Strahlen  von  verschiedener  Brechbarkeit  vergleichen  kann. 
Die  Resultate  dieser  Untersuchungen  sind  es,  die  ich  jetzt 
mittheilen  werde.  Sie  alle  sind  mittelst  eines  Apparats 
erhalten,  den  ich  elektro-chemisches  Actinometer  nenne  ^). 

narolich  unter  gleichen  Lichtumständen  wahrend  derselben  Zeit  manch- 
mal ein  sehr  gutes  und  manchmal  ein  sehr  schlechtes  Bild.  Die  Dicke 
der  Jodschicht  mufs  von  Einflufs  seyn,  denn  wenn  man  eine  gewisse  j 
Granzc  erreicht,  ist  die  chemische  W^irkung  auf  die  Platte  fast  Null. 
Die  Geschicklichkeit  des  Experimentators  besteht  also  darin,  es  so  ein- 
zurichten, dafs  die  Jodschicht  immer  eine  gehörige  Dicke  habe.  Mao 
riclitct  sich  dabei  sehr  gut  nach  der  Farbe. 

1)  Die  in  den  Annal.  Bd.  LIV  S.  43. 

2)  Der   von   Hm.   Herschel   erfundene  Name  Actinometer  (s.  Ann, 
Bd.  XXXIl  S.  662)  wurde  von  Hrn.  Pouillet  angewandt,  um  ein  I 
zur  Messung  der  Zenithtemperatur  bestimmtes  Instrument  zu  bezeich 
nen  (  Ann.  Bd.  XLV  S.  4^  V    ^^^^  ^'^^^^  d"rc*»  HinBuföguDg  iti  Ad 


■ifj 


691 

Beschrcibn-ng  des  clektin>-cheiniftx:1ien  Actinomet^rs. 

Dieser  Apparat  besteht  zunächst  aus  einem  Tisch  von 
:wci  bis  drei  Metehi  Länge,  vei^ehen  init  einem  getheil- 
en  Lineal,  längs  welchem  mit  geringci'  Reibung  ein  qua- 
Iratisches  Brett  verschiebbar  ist,  veorauf  ein  Gefäfs  mit 
Wasser  steht  (Taf.  V  Fig.  5  und  6). 

Diefs  Gefäfs  bildet  einen  Würfel  von  1  Decimeler 
n  Seite;  es  ist  gefüllt  mit  einer  verdünnten  Lösung  von 
^Glaubersalz  oder  irgend  einem  andern,  die  Elektricität 
eitenden  Salz,  und  darin  tauchen  zwei  dünne  Silbejplat- 
en,  jede  von  25  Quadratcentm.,  die  mittelst  Silberdrähle 
m  zwei  kupfernen  Stäiidern  befestigt  sind.  Diese,  auf 
lern  Brette  befestigten  Ständer  verbinden  die  Platten  mit 
len  Enden  eines  sehr  empfindlichen  langdrahtigen  Gal- 
^ilometers. 

Vor  diesem  Gefäfs,  auf  dein  Brett,  sind  zwei  Schirme 
infgestellt.  Einer  derselben  ist  von  Kupfer,  und  hat  eine 
lufrechte,  rechteckige  Oeffnung  von  1  Ceutm.  Breite  nind 
1er  Höhe  des  Gefäfses.  Diese  Oeffnung  entspricht  der 
MEitte  des  Gefäfses,  so  da'fs,  weni>  man  den  Schirm  be- 
enchtet,  nur  der  unmittelbar  hinter  der  Oeffnung  befind- 
iche  Theil  der  Silberplatte  erhellt  und  von  der  St^ah- 
ang  getroffen  wird.  Der  andere,  ganz  undurchsichtige 
md  weifs  angestrichene  Schirm  steht  dicht  vor  dem  eben 
genannten,  wenn  man  jede  Wirkung  der  Strahlung  auf- 
fangen und  den  auf  die  Mitte  der  Oeffnung  des  ersten 
Schirms  fallenden  Theil  des  Sonnenspectrums  kennen  1er- 
Den  will. 

§.  1.     Analyse  des  chemischen  Spectmms  miftclst  der  durch  Zersetzung 
des  Jodsilbers  erzeugten  elektrischen  Ströme.     Lage  der  Maxima. 

Ich  experimentirte  zuvörderst  mit  dem  Spectrum  der 
Befraction  eines  festen  Bündels  3onnenstrahleu  in  einem 

jectivs  eiefdro" chemisch  den  Gebrauch  des  Apparats  hinlänglich  zu 
bezeichnen.  Denn  wir  werden  weiterhin  sehen,  dafs  er  dazu  dient, 
die  \\^irkungen  der  ehemischen  Strahlen  mittelst  der  durdi  sie  erreg- 
ten elektrischen  Strdroe  za  Tergleidien. 


502 

Flintglasprisma  ^).  Die  Axe  dieses  Prismas  stand  verti- 
caly  am  ein  horizontales,  der  LSnge  des  Actinometerti- 
sches  paralleles  Spectram  zu  erhalten,  so,  dafs  die  Mit- 
tellinie des  Spectrams  der  Mitte  der  den  Strahlen  aus- 
gesetzten Silberplatte  entsprach.  Wenn  man  alsdann  das 
Brettchen,  auf  welchem  das  Gefäfs  steht,  längs  der  Skale 
verschiebt,  so  kann  man  den  hinter  dem  Aussdmitt  des 
Sdiirms  stehenden  Theil  der  Platte  durch  die  ganze  Aas- 
dehnung des  Spectrums  führen,  vom  Roth  bis  zum  Vio- 
lett und  umgekehrt. 

Ehe  ich  die  erhaltenen  Resultate  auseinandersetze, 
müfs  ich  die  Vorsichtsmafsregeln  angeben,  die  zur  Er- 
langung genauer  Resultate  mit  dem  Apparat  uothwendig 
sind. 

Das  Actinometer  mufs  in  einem  verfinsterten  Zimmer 
stehen,  in  das  das  Licht  nur  durch  den  Sdiieber  im  Fen- 
sterladen eindringen  kann.  Man  erhellt  das  Zimmer 
durch  eine  brennende  Kerze,  doch  so  entfernt  vom  Appa- 
rat, dafs  deren  Einflufs  den  der  Sonnenstrahlen  nicht 
unterstützen  kann.  Nachdem  man  die  Silberplatten  wohl 
gesäubert  hat,  setzt  man  sie  dem  Joddampfe  aus,  bis, 
wie  gewöhnlich,  die  Jodsilberschicht  eine  gelbliche  Farbe 
angenommen  hat.    Bei  ein  wenig  Uebung  gelingt  es  leicht 

1 )  Da  iDir  kein  Heliostat  zu  Gebote  stand,  so  gebrauchte  ich  folgenden 
Apparat,  um  ein  unbewegtes  Spectrum  zu  erhalten.    Mittelst  einer  im 
Fensterladen  der  dunklen  Stube  befestigten  Spiegelvorrichtnng  {parte- 
lumihre)y   welche  gestattete,   einen    Sonnenstrahl   in   jeder   Richtang 
zu    reflectiren,   warf  man    einen  solchen  auf  einen  6  FuCs  entfernten 
Schirm,  der  in  seiner  Mitte  ein  kleines  kreisrundes  Loch  besafs,  und 
während  die  Sonne  ihren  Stand  änderte,  drehte  eine  Person  den  Spie- 
gel so ,  dafs  der  Strahl  beständig  dieses  Loch  beleuchten,  derselbe  also 
eine   feste  Lage  behalten  mufstc.       Ein  zweiter  ähnlicher  Schirm,  in 
einigem  Abstände   hinter   dem   ersten   aufgestellt,    machte   den  StraLI 
,noch   unbeweglicher.       Hinter  der   Ocffnung   dieses   zweiten  Schinns 
befand   sich   das   Prisma,   welches   den   Sonnenstrahl   brach,  um  das 
zu   den    Versuchen   dienende  Spectrum   zu   bilden.      Letzteres  konnie 
als  feststehend  angeschen  werden,  da  der  Strahlenbundel  vor  jedem  Ver- 
such auf  seine  urs^rün^UtW  \x^yt.  lucdck^cfübrt  ward« 


593 

e  Platte  immer  bis  sa  demselben  Grade  zu,  jodirea; 
an  darf  sie  nur  bei  Kerzenlicht  betrachten,  indem  die 
mnenstrahlen  sie  schnell  yerSndem  würden. 

Sind  die  Platten  jodirt,  so  taucht  man  sie  in  das 
efUfSy  das  mit  einer  Lösung  von  schwefelsaurem  Na- 
jn  geftillt  und  auf  drei  Seiten  geschwärzt  ist;  eine  der 
dirten  Oberflächen  mufs  dem  Ausschnitt  in  dem  Schirm 
[gewandt  seyn,  die  andere  aber  einer  der  geschwärz- 
n  Seiten  des  Gefäfses,  damit  sie  durch  die  chemische 
rahlung  in  nichts  verändert  werde. 

Durch  Befestigung  an  die  Knpferständer  wurden  die 
atten  mit  einem  vortrefflichen  Galvanometer  von  langem 
raht  verknüpft. 

Im  ersten  Augenblick  entstand  ein  ziemlich  kräftiger 
ektrischer  Strom,  entspringend  aus  der  Nicht -Homoge- 
tät  der  Platten.  Wenn  man  aber  den  Apparat  ein 
ler  zwei  Stunden  stehen  liefs,  kam  die  Nadel  auf  Null 
ler  auf  einige  Grade  rechts  oder  links  davon  zurück. 
TJSkve  nur  eine  Platte  jodirt  worden,  so  würde  man  an- 
Qgs  einen  zu:  starken  elektrischen  Strom  gehabt  haben, 
T,  aufser  dafs  er  die  Nadel  hätte  demagnetisiren  können, 
eselbe  auch  zu  lange  abgelenkt  und  damit  die  Anstel- 
Dg  der  Versuche  verhindert  haben  würde.  Das  Beste 
:,  die  Platten  sogleich  nach  ihrer  Eintauchung  in  die 
lüssigkeit,  ehe  man  sie  mit  dem  Multiplicator  verknüpft, 
iter  sich  zu  verbinden,  um  die  Polarisation. der  Elek- 
öden  zu  schwächen. 

Das  Galvanometer  mufs  sorgfältig  graduirt  seyn,  da- 
it  man  aus  der  ersten  Ausweichung  der  Nadel  die  blei- 
Bnde  Ablenkung  und  darnach  die  Kraft  des  erzeugten 
ektrischen  Stroms  berechnen  könne;  denn  die  Ablenkun- 
m  vom  ersten  Impuls  sind  nur  bis  20^  den  Intensität 
Q  des  Stroms  proportional.  Ich  habe  mein  Instrument 
ich  der  Vorschrift  meines  Vaters  graduirt  ^),  und  ne- 

)  S.  deuen  TraiU  exp,  dt  tdUcL  et  du  magneU  T.  IV. 


594 

ben  der  Ablenkung  vom  ersten  Impuls  die  isntspiredieDde 
Intensität  des  elektrischen  Stroms  niedergeschrieben. 

Das  sind  die  Vorsicbtsmafsregebi  in  Beuig  ai|{  im 
Galvanometer.  Was  die  Sonnenstrahlen  betrifft,  ßo  muCs 
man  einen  ganz  heiteren  Himmel  abwarten,  damit  währepi 
der  ganzen  Dauer  des  Versuchs,  d.  h,  während  zwei  oder 
drei  Stunden,  vergleichbare  Resultate  erhalten  werden. 

Gesetzt  nun  die  Galvanometemadel  jB^tebe  still.  Stetkt 
sie  auf  Null,  und  erfolgt  nun  durch  Einwirkung  der  die- 
mischen  Strahlen  auf  den  Jodsilber -Ueberzug  der  hinter 
dfsr  Oeffi^ung  des  SclMrms  befindlichen  Platte  eJün  elek- 
trischer Strom,  so  wird  die  !^adel  abgelei^kJ:,  und  maa 
berechnet  nach  der  Tafel  aus  der  Gröfse  des  ersten  Im- 
pulses, die  entsprechende  Intensität  des  elektrischen  Stroms. 
Blieb  die  Nadel  auf  10°  stehen  und  würde  sie  durch  den 
ersten  Impuls  des  Stroms  auf  30^  geführt,  so  wäre  die 
Intensität  des  Stroms  gleidh  dem  Unters<;hiede  der  Intjen- 
sitäten,  welche  die  Nadel  von  0°  auf  30°  und  von  0^ 
auf  10°  getrieben  hätten,  d.  h.  iu  diesem  Falle: 

=33,3—10=23,3. 

Hiebei  mufs  m^n  die  Strahlen  nicht  länger  auf  die 
hinter  dem  Schirm  befindliche  Platte  wirken  lassen,  als 
nöthig  ist,  damit  die  Nadel  durch  den  ersten  Impuls  ab- 
weiche. Um  nicht  zu  stark  auf  die  Platte  zu  wirken, 
mufs  man  gleich  darauf  entweder  den  Schieber  im  Fen- 
sterladen schliefsen  oder  den  Schirm  vor  die  Platte  stellen. 

Gesetzt  nun,  nach  diesen  Yorsichtsmafsregelj;i,  die 
Galvanometemadel  stehe  still,  das  Sonnenspectrum  eines 
Flintglasprisma  sej  ebenfalls  feststehend  und  die  Platte 
auCserbalb  der  Wirkung  der  Strahlen,  so  dafs,  wenn  man 
das  Gefäfs  längs  der  Skale  verschiebt,  der  rothe  Theil 
des  Spectrums  zuerst  auf  die  Metallplatte  falle. 

Hält  man  mit  dem  Fortschieben  des  Gefafses  eiii^ 
wenn  der  hinter  der  Oeffuung  des  Schirms  befindliche 
Theil  der  Platte  in  das  Roth  gekommen  ist,  so  wird  die 
Nadel  nicht  aus  ihrer  Lage  weichen ;  bringt  man  ihn  hier- 


595 

aof  fiuccessiv  in  das  Orange  oder  Gelb,  so  hat  man  nur 
eine  sdiwache  Ablenkung  der  Galvanometernadel,  höch- 
stens von  2^;  erst,  wenn  jener  Theil  in  die  blauen  Strah- 
len gelangt,  ivird  die  Ablenkung  beträchtlicher,  und  sie 
erreicht  ihr  Maximum  nahe  an  der  Gränze  des  Indigo 
und  Violett.  In  diesem  Augenblick  wird  also  die  che* 
miBc^he  Action  auf  ihrem  Maximum  seyn.  Die  Ablenkung 
kann,  ]e  nach  der  Zubereitung  der  Platte,  20^  bis  30*^ 
erreichen.  Jenseits  im  Spectrum  nimmt  die  Wirkung 
v?ieder  ab,  so  dafs  sie  in  einem  gewissen  Abstände  vom 
Yiolett  vollkommen  Null  seyn  wird. 

Man  muCs,  ich  wiederhole  es,  bei  Anstellung  dieser 
Versuche  die  Platte  nicht  länger  in  dem  zu  untersuchen- 
den Theil  des  Spectrums  lassen,  als  die  Nadel  gebraucht, 
um  durch  den  ersten  Impuls  eine  Abweichung  zu  machen. 

Schiebt  man  das  Gefäfs  zurück,  das  Brett  immer  ge- 
gen die  Skale  haltend,  so  führt  man  es  wieder  in  das 
Spectrum,  und  zuerst  in  das  Violett.  Dann  findet  man 
in  den  brechbarsten  Strahlen  bis  zu  den  blauen  wie- 
der dieselben  Ablenkungen  für  dieselben  Stellungen  des 
Actinometers,  wie  man  leicht  aus  der  Thcilung  der  Skale 
ersieht.  Rückt  man  aber  bis  zum  Grün  vor,  so  erhält 
man  eine  stärkere  Wirkung  als  zuvor  in  denselben  Strah- 
len.  Gleiches  gilt  vom  Gelb,  Orange  und  Roth;  allein 
an  der  Gränze  des  Gelb  und  Grün  erhält  man  eine  grö- 
fsere  Ablenkung  als  in  den  grünen  oder  rothen  Strahlen. 

Hier  zeigt  sich  also  eine  Wirkung  in  dem  wenigst 
brechbaren  Theil  des  Spectrums,  da,  wo  vorhin  sich  keine 
laCserte.  Diefs  rührt  davon  her,  dafs  das  Jodsilber,  beim 
ersten  Versuch,  noch  keinen  Eindruck  erfahren  hatte, 
dals  es  aber  beim  zweiten  schon  der  Wirkung  der  brech- 
barsten. Strahlen  ausgesetzt  gewesen,  und  daher  empfäng- 
lich war  für  die  Wirkung  der  anderen  Strahlen,  die  ich 
Cdrtsetzende  nenne. 

Setzt  man  die  Platte  abermals  den  violetten  Strah- 
i^Sk  aus  und  führt  sie  von  da  in  die  wenigst  brechbaren 


G96 

80  findet  man  für  dieselben  Stellungen  des  Actinometers 
beträchtlichere  Ablenknngen  als  das  zweite  Mai,  während 
man  in  den  brechbarsten  Strahlen  sehr  nahe  di^elbeo 
Zahlen  erhält. 

Eine  neue  Einführung  der  Platte  in  die  verschiede- 
nen Theile  des  Spectrnms  giebt  die  nämlichen  Resultate, 
d.  h.  )e  mehr  die  Substanz  bereits  vom  Licht  verändert 
worden  {impressionnee),  desto  stärker  ist  die  Wiritcmg 
der  wenigstbrechbaren  oder  fortsetzenden  chemischen 
Strahlen  ^  ). 

Diese  Verstärkung  geht  bis  zu  einer  gewissen  GrSnze,  | 
so  dafs  die  Maximum -Wirkung  der  fortsetzenden  Strah- 
len  kaum   die  Maximum -Wirkung  der  erregenden  oder 
brechbarsten  übertrifft. 

Sorgt  man  dafür,  wie  mehrmals  gesagt,  dafs  bei  je- 
dem Versuch  das  dem  untersuchten  Theil  des  Spectrnms 
ausgesetzte  Stück  der  Platte  in  diesem  nicht  länger  bleibe, 
als  zur  Vollendung  eines  Ausschlags  der  Nadel  erfor- 
derlich ist,  so  verändert  sich  das  Jodsilber  wenig,  und 
eine  und  dieselbe  Platte  giebt,  bei  oftmaliger  Beleuch- 
tung unter  denselben  Umständen,  nahezu  dieselbe  Ab- 
lenkung. 

Diese  Thatsache  zu  bemerken  ist  wichtig,  denn  man 
kann  mit  einer  und  derselben  Platte  mehre  Reihen  un- 
ter sich  vergleichbarer  Versuche  anstellen. 

Hier  das  Resultat  eines  von  mir  angestelllkn  Ver- 
suchs. Die  Zahlen  in  der  zweiten  Spalte  der  Tafel  be- 
zeichnen die  Abtheilungcn  der  Skale  entsprechend  der 
Mitte  des  Stücks  der  Platte,  welches  in  der  daneben  an- 
gegebenen Farbe  des  Spectrums  befindlich  war. 

Versuch  am  15.  Mai  1841.  —  Die  Nadel  stand  auf 
3°,5.  Der  elektrische  Strom  war  durch  Zersetzung  von 
Jodsilber  erzeugt,  und  die  dem  Lichte  ausgesetzte  Platte 
nahm  in  Bezug  auf  die  Flüssigkeit  positive  Elcktricität 
an.  Die  Ablenkungen  sind  die  vermöge  des  ersten  Im- 
pulses. 

1)  Diefs  Resultat  erklärt,  weslialb,  \irenn  man  mittelst  der  fortseUeu- 
den  Strahlen  eine  in  der  Camera  obscura  angefangene  Zeichnung  fort- 
setzt, diese,  mit  derselben  Abnahme  des  Lichts,  eben  so  wird,  >vie 
man  sie  erhalten  haben  würde,  wenn  mon  sie  länger  in  der  Camera 
ob.scura  gelassen  hätte;  denn  die  fortsetzenden  Strahlen,  die  man  Be- 
kommt, wenn  man  Sonnenstrahlen  durch  ein  rothes  Glas  gehen  lalst« 
reagiren  desto  stärker,  einen  je  stärkeren  Lichteindruck  gewisse  Theile 
des  Jodsilbers  erfaViren  WVjcn. 


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Po«y«iidor/r«  Aona/.  B<l.  L7. 


^ 


In  dem  Torhergehendeii  Versuche  nahmen  nach  dem 
^rten  Male  die  Intensitäten  nicht  mehr  zu  bei  Wirkung 
r  fortsetzenden  Strahlen.  Die  Platte  hatte  einen  sol- 
en  Lichteindnick  erfahren ,  dafs  sie  'nun  für  gleiche 
sUung  im  Spectmm  gleiche  Ablenkungen  am  Galvano- 
iier  gab.  Mithin  kann  man^  wie  zuvor  gesagt,  nicht 
mer  mit  derselben  Platte  dieselben  Resultate  für  'die- 
ben  Beleuchtungsumstände  erhalten;  denn  wenn  eine 
Sitte  vielmals  benutzt  worden,  nehmen  die  Strom^tär- 
n  ab,  und  man  kann  nichi  mehr  auf  vergleichbare  Re- 
Itate  zählen.  Indefs  sind  mit  diesem  Apparate  die  Re- 
Itate  eine, gewisse,  zuweilen  ziemlich  lange  Zeit  recht 
rgleichban 

Wenn  man  die  Platten  an  verschiedenen  Tagen  an- 
mdet,  überzogen  mit  Jodsilberschichten,  deren  Dicke 
cht  immer  dieselbe  seyn  kann,  so  erhält  man  für  glei- 
e  Stellungen  der  Platte  in  dem  Spectrum  nicht  mehr 
eselben  Ablenkungen;  denn  die  chemische  Wirkung. 
iDgt  von  der  Dicke  der  Schicht  ab.  Allein  die  Resul- 
te  sind  unter  sich  vergleichbar,  und  da  wir  nur  die  Yer- 
Itnisse  nehmen,  so  folgt,  dafs  man  die  mit  Jodsilber- 
hichten  von  vVerschiedener  Dicke  angestellten  Versuche 
rgleichen  kann. 

Die  Gesammtheit  der  Versuche,  die  ich  mit  dem  Flint- 
asprisma  anstellte,  als  die  Platten  so  Stark  bestrahlt  wor- 
in, dafs  sie  für  die  erregenden  und  fortsetzenden  Strah- 
II  empfindlich  waren,  gab  für  die  Punkte  des  Spectrums, 
siehe  den  beiden  Maximis  der  Stromstärken  (dem  von 
in  fortsetzenden  und  dem  von  den  erregenden  Strah- 
Q  l^errtihrenden),  so  wie  dein  intermediären  Minimum 
itsprechen,  folgende  Resultate,  wobei  die  Länge  des 
»ectrums  durch  10  vorgestellt,  das  äufserste  Roth  auf 
und  das  änfserste  Violett  auf  10  gesetzt  ist. 


aa« 


600 


Abstand  ▼om  Su(«ersten  Roth. 


I. 


Ven. 

II. 


7,648,43 


Vert. 
111. 


5,3 

8 


Vert. 
IV. 


2,5o|2,33|2,3O|2,30k32 

5,12 

8 


Yen.!  Mit 
V.  jtel 


4,6 

8 


Max.  d.  fortsetzenden  Strahlen  2,35 

Minimam |5,6 

Max.  d.  erregenden  Strahlen 

Man  sieht,  das  Maximum  für  die  fortsetzenden  Strah- 
len liegt  fast  um  0,23  der  Länge  des  Spectrams  vom  ro- 
then  Ende  und  das  Maximum  der  erregenden  Strahlen 
um  0,8  dieser  Länge,  d.  h.  diese  Maxima  liegen  unge- 
fähr am  0,2  von  den  entsprechenden  Enden  des  Spectrums. 
Diese  beiden  Punkte  entsprechen  der  Gräpze  zwischoi 
Gelb  and  Orange,  und  der  zwischen  Indig  und  Violett. 
Anlangend  den  Ort  des  Spectrums,  wo  die  Intensität  ein 
Minimum  ist,  so  liegt  er  nach  vorstehender  Tafel  fast 
in  der  Mitte  des  Spectrums,  d.  h.  am  Anfange  des  Bläa. 

Wenn  man  erwägt,  dafs  der  bei  jedem  Versuche  der 
Strahlung  ausgesetzte  Theil  der  Platte  nur  1  Centm.  breit 
ist,  und  dafs  das  Spectrum  nicht  blofs  auf  die  Platte, 
sondern  noch  0,5  C^entm.  vorwärts  und  0,5  Centm.  rück- 
wärts wirkt,  so  wird  man  einsehen,  dafs  man  die  Re- 
sultate nur  bis  5  Millm.  genau  hat,  d.  h.  da  die  Länge 
des  angewandten  Spectrums  gemeiniglich  20  Centm.  he- 


Es  ist  schon  eine  grofse 


trug,  bis  auf  ~,   d.  h.  -^'q, 

Genauigkeit,  solche  Resultate  zu  haben. 

Jenseits  des  Roth  habe  ich  keine  Wirkung  der  Strah- 
len auf  das  Jodsilber  bemerkt;  allein  jenseits  des  Vio- 
letts  dehnen  sich  die  Strahlen  sehr  weit  aus.  Bei  einem 
am  11.  Mai  mit  Sorgfalt  und  oftmaliger  Wiederholung 
angestellten  Versuch  habe  ich  jenseits  des  Violett,  bis 
zu  einem  Abstand  gleich  0,7  der  Länge  des  Spectnuns, 
eine  Wirkung  gefunden.  Wahrscheinlich  dehnlt  sie  sich 
noch  weiter  aus,  bis  zu  einer  der  Länge  des  Spectmins 
gleichen  Entfernung  vom  Violelt.  Folgendes  sind  die 
Resultate : 


mi 


Alubeilaaicn  d.  Acti- 

Starke  der  erregten 

nomcterakale. 

Ströme. 

50,5  Centm. 

67 

19 

71 

9 

73 

3,75 

75 

2,5 

77 

1.5 

79 

0,5 

Aenfscrstes  Roth 
AeuCserstes  Violett 

Chemische  Strahlen 
jenseits  des  Violett 


Wie  man  oben  gesehen,  sind,  da  man  bei  mehren 
auf  einander  folgenden  Versuchen  niemals  der  Dicke  der 
Jodsilberschicht  gewifs  ist,  die  absoluten  Ablenkungen 
verschieden.  Bleiben  nun  aber  die  Verh^iltnisse  zwischen 
den  Stromstärken  gleich?  Diefs  wollen  wir  )etzt  unter- 
suchen. 

Zunächst  sind  für  dieselbe  Strahlenart  die  Verhält- 
nisse zwischen  den  Stromstärken  dieselben,  sobald  es  die 
Schirme  der  Versuche  erlauben,  d.  h.  diese  Verhältnisse 
ändern  sich  nicht,  wenn  man  die  erregenden  und  die 
fortsetzenden  Strahlen  unter  sich  vergleicht.  So  findet 
man  für  die  ersteren  immer,  dafs  die  Stromstärke  am 
violetten  Extrem  immer  halb  so  grofs  ist  ,als  die  an  der 
Gränze  des  Indigo  und  Violett,  d.  h.  am  Maximo  der 
brechbarsten  Strahlen. 

Allein  die  Verhältnisse  zwischen  den  Stromstärken 
der  von  den  erregenden  und  den  fortsetzenden  Strahlen  er- 
zeugten Ströme  ändern  sich  bei  jedem  Versuch.  Bezeich- 
net man  das  Maximum  der  Stromstärke  für  die  erregen- 
den Strahlen  mit  a,  und  das  für  die  fortsetzenden  mit  b, 

r 

so  erhielt  man  in  verschiedenen  Fällen  für  —  die  Wer- 

a 

17  5      \{)      9 

Ihe  r-;;^  f  ?rr  >  TT  "•  6«  w»»  «öd  diefs  zwar,  wenn  mau 
16,5      21      14 

sorgfältig  den  Augenblick  wählt,  wo  die  Jodsilberschicht 
einen  solchen   Lichteindruck   erlitten  hat,  dafs  die  fort- 
setzenden Strahlen  mit  ihrer  ganzen  Intensität  wirken. 
Hieraus  ersieht  man  die  Unmöglichkeit  der  Aufstel- 


602 


lang  einer  Tafel  der  YerbSltnisse,  die  zwisdten  den  StSr- 
ken  der  von  den  versc^edenea  Theilen.des  chemischen 
Spectrams  erzeugten  StrOme  bestehen;  «llein  man  kann^die 
Verhältnisse  der  von  den  erregenden  nnd  den  fortsetzen- 
den Strahlen  erzeugten  Stromstärken  fUr  sich  geben. 

Wir  wollen  in  beiden  Fällen  das  Maximom  der  von 
den  fortsetzenden  und  den  erregenden  Strahlen  erzeugten 
Intensität  durch  20  Torstellen,  ohne  damit  sagen  zu  wol- 
len, dafs  diese  Intensitäten  in  beiden  Fällen  gleich  gewe- 
sen sejen. 


Fortsetiende  Strahlco. 

i^bttand  der  nntenaciiten  Stelle  vom  äuüenten  Roth, 
Länge  des  Spectrunu  sbIO. 


InleosilSts- 
Tcrhiltoils. 


A«ufser8tes  Roth 


Gränze  ▼.  Gelb  und  GrQn 


Schön  Grün    .  , 
Anfang  d.  Blau 


0 

0,6 

1,2 

1,8 
2.3 
2,5 

3.1 
3,7 
5 


1 
3 

10 

18 

20  Max. 

19 

16 

7 

2 


Erregende  Strahlen. 


Abstand  der  untersuchten  Stelle  vom  äu 

fserstcn  Rotlt. 

Intensitäts- 

Lfioge des  Spectrutns  =10. 

verhältnisse« 

Anfang  des  Blau 

.5,8 

2,3 

6,47 

5,5 

7,6 

19,5 

Gränze  v.  Indigo  u.  Violett 

8 

20     Mai. 

Aeufserstes  Violett    .... 

10 

9,8 

/ 

12 

4,2 

\ 

13,2 

1,8 

Strahlen  jenseit  des  Violett  < 

14,4 

1,16 

/ 

15,6 

0,7 

\ 

16,8 

0,23 

-  ^  Sfi^  benerk«!!  ist,  4a(8  äii^deai  Ort,  wo  diese  Strah- 
te  rieh  Inercniiged^  d.  h.  gegen  ds«  Bfan  «nd  Gtüd,  die 
laMtisiMl  des  StroAs  liothi^eildig  die  Wirkung  der  ei^ 
ileD  lortiMBferÄden  Stritten,  geuiisdht  mit  der  der  letsUti 
fcfgcgcndeii  Strahlen  TbrdeHt>  Die  Verhlltnisse  derZIdi- 
imi, /«rielohe 'die  IntentifHI  dee  Stroms,  «rihaUeoi  dnnSi 
W^irküDg  der  vom  Ende  des  Grün  bis  zu  Anfange  des 
BfaUr/lieg^Mlen  dlemi^chfln-  Strahlen  auf  das  Jodsilber, 
muärQdMt^'&tdem  sich •  dann,  dn  wenig  bei'  den  Tei^ 
idaedenen  Versuchen,  wabraid  die  Terhäitnisse  der  In- 
tensitifon  «n  den  beiden  Enden  des  Spectrams,  wie  ich 
oftmals /beobachtet,  nicht  weiter  schwanken  als,  zwischen 
tai«<afffilizen  der  Fehler,  welche  diese  Veraiiche  mit  sbdh 
IHirta«  ■    .     ■ 

.  Nach: ( den  rorstdienden  Tafeln,  kann  man  die  Zu- 
sammensetzung des  auf  das  Jodsitber  wirkenden  dieadh 
iudien '  Spectrams  dur^h  eine  Curre '  Vorstellen  (Taf.  V 
Fig.  7  }^  ■■  Die  Länge  des  Spectrams  ist .  durch  die  Stredke 
f^R  der  Linie  XX  aasgedri^ckt,  und  die  auf  dieser  Li- 
nie aenkrecihten  Ordinaten  deuteil  die  Intensitäten  dts^ 
elektrischen  Stroms  an.  Das  äufserste  Roth  ist  in  il, 
das  äufserste  Violett  in  F'.  Die  Maxima  sind  in  B  und 
^  für  die  erregenden  und  fortsetzenden  Strahlen,  nämlich: 

^-^=0,8  ^-p=0,23  und  ^-^=0,51. 

FC 

In  C  hat  man  noch  eine  Wirkung  wie  j™-=0,7 

und  in  F  ist  F(^=:i,Bb. 

Man  mufs  sich  erinnern,  dafs  das  Verhältnifs  Bb 
2u  Aa  bei  jedem  Versuche  anders  ist,  und  die  Curve 
die  absoluten  Gröfsen  der  Intensitäten  nur  für  einen  be- 
sonderen Versuch  darstellt.  Was  sich  nicht  ändert,  ich 
wiederhole  es  nochmals,  ist  die  Lage  der  Punkte  B,  D, 
A  und  die  Intensitätsverhältnisse  der  erregenden  Strah- 
len unter  sich  und  der  fortsetzenden  unter  sich. 


^t\  .icfc  ttiüwwwite  w  dbftfe  IWliInMgHi  mut  imM^ 
^Mmia  mndfiachMa  ThrihlK^es  fflyithw*,  4to  4ml 
AMAfang  der  SoMeMtffdiIai  ■itllil  riaafcWlalglMf  rimi 
^Müllili  miidM  WMP.  JH«t»»fittidi  qBtrtwlfiiti^'ifrft  rfcfc 
fcwilln  JoM  itt  dn  SMkieft^eitrai  aoiarer  JMsmei 

<-  :  AMder Ffakmg  ggigiMer ftr LiditiMUWUto tm|iihi|i 
Hther  flgfatamm  wdls  nan,  dsft  diele  EmpftnsBddLdt 
M  TencUedoMii  Thaicn  des  SpeitaiMi  «gleich  H  nd 
ilde  bei  TerscIiiedeBivCigeB  Pdmen  das  Diipctriminqr- 
ttitgen  in  Bemg  «rf  die  LidilettaUeD  dbienttUi  Tendue- 
«Hi  irt.  Es  wür  dalier  wMg/lwtliMdee^Atti^^ 
ters  m  ontemicbeii,  ob  das  DispersicmsTenDlIgen  dirtor 
FiiwMnitt-  Beang  anf  die  dieansdieB  BCFaUant'ancii  im- 

/  Es  wmdeii  PrisoMD  ▼«  Finljglas»  Sliiasala  md 
'Alant  angewandly  und  die  sdioii  frtiier  beautete  SUbin^ 
platte,  fodirt,  so  stark  dem  Lidile  aasgesetzC,  dali  sie 
für  die  erregenden  und  die  fortsetzenden  StraUen  empfön;- 
Kch  seyn  mubte. 


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Violett . 

Jenseits 
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Sticht  man  die  Skalentheile  wo  die  IntentitStsmaxima 
des  Stroms  liegen ,  der  durch  Wirkung  der  erregenden 
und  der  fortsetzenden  Strahlen  erzeugt  ist,  so  findet  maOi 
die  Lange  des  Spectrums  immer  gleich  10  gesetzt,  fol- 
gende Abstände  dieser  Maxima  Tom  rothen  Ende: 


Intensitatsmaxima. 

FÜDtglas. 

Steinsal«, 

Alaun. 

Erregende  Strahlen 
Fortsetzende  Strahlen 

2,8 
8 

3 

8 

1,7 

8,5 

Man  sieht,  dafs  bei  den  Prismen  aus  Flintglas  und 
Steinsalz  die  Intensitatsmaxima  gleiche  Lage  haben,  ob- 
wohl die  absoluten  Resultate  verschieden  sind;  80  ist  in 
dem  Spectrum  des  Stdnsalzprismas  die  Intensität  am to- 
then  Ende  am  gröfsten. 

Was  aber  das  Alaonprisma  betrifft,  so  war  es,  wegen 
der  sehr  beträchtlichen  Gröfse  seines  bredienden  Win- 
kels  etwas  schwierig  ein  so  schönes  Spectrum  mit  ihm 
wie  mit  den  andern  Prismen  zu  erhallen,  uqd  die  Re- 
sultate, obwohl  bestimmt,  waren  nicht  so  scharf  als  ich 
es  wohl  gewünscht  hätte. 

Beim  Vergleich  eines  Wasserprisma  mit  einem  Flint- 
glasprisma habe  ich  keinen  grofsen  Unterschied  gefunden. 

Diefs  letztere  Resultat  ist  vielleicht  einzusehen,  wenn 
man  erwägt,  dafs  in  dem  Actiucnneter  die  chemischen 
Strahlen,  ehe  sie  zu  der  Silberplatle  gelangen,  eine  "Glas- 
platte und  eine  Wasserschicht  durchdringen,  und  dabei, 
aufser  den  Wirkungen  der  bl'ofsen  Dispersion,  noch-Ab- 
Sorptionswirkungen  stattfinden. 

§.  IIK     Wirkung  der  Schinne.     Chemische  Strahlung  kuiistliclier 

Lichter. 

In  den  beiden  ersten  Paragraphen  habe  ich  mittelst 
des  elektro  -  chemischen  Actinometers  die  Wirkung  des 
Spectrums  auf  das  Jodsilber  untersucht.  Die  Genauig- 
keit, mit  welcher  mani  d\e  luten^itSit  des  Stromes  messen 


607 


DU,    erlaobt  die  WirkiiQg  ▼erscbiedeBartiger  Schirme 

r  die  chemischen  Sürablen  vod  ungleicher  Brechbarkeit 

stadiren. 
Die  schlechte  Jahreszeit  hat  wich  in  meinen  .Unter- 

dbungen  unterbrochen,  und  mich  abgehalten  dem  letz- 
1  Theil  meiner  Arbeit  ganz  die  nölhige  Ausdehnung 
geben.  Indefs  \fill  ich  in  diesem  Paragraph  meine 
»ultate  fiber  den  Einflufs  der  Schirme  auf  die  Wir- 
Dg  künstlicher  Lichter  abgeben,  mir  vorbehaltend  in 
ler  anderen  Abhandlung  auf  diesen  Gegenstand  zurück- 
kommen. 

Stellt  man  in  die  Bahn  eines  Sonnenstrahls,  ^or  sei- 
r  Brechung  im  Prisma,  eine  schwach  rufsCarbene,  gegen 
i  Ase  senkrechte  Bergkrjstallplatte  auf^  und  studirt  die 
rschiedenen  Theile  des  Spectrums  mittelst  des  Actino- 
3ters,  so  erkennt  man,  dafs  diese  Platte  einen  gcwis- 
Q  Anthcil  der  chemischen  Strahlen  von  verschiedener 
echbarkeit  absorbirt  hat.  Man  erhält  nämlich  folgende 
äsultate : 


Stelle  de«  Spectnims. 
Farbe. 


Lage. 


StromstSrke 
ohne  I      mit 

BcrgVry3taIl  vor  d.  Prisma. 


Leuüserstes  Roth 

rränze  des  Gelb  und  Grün 

mfang  des  Blau 

rränze  des  Indig  und  Viol. 

kcufserstes  Violett 

enseits  desselben 


Centn. 

49 
50 
53 
57 
63 
65 
67 


I 

2 
17,5  Max. 

4  Min. 
16,5  Max. 

8,5 

1,5 


2,5 
12,5 

1.5 
11,5 

3,5 

1,25 


Schaltet  man  farbige  GlSser  in  den  Sonnenstrahl  ein, 
sieht  man,  dafe  dieselben  im  Allgemeinen  nur  die  che- 
schen  Strahlen  von  ahnlicher  Brechbarkeit  mit  den  be- 
eitenden  I  jchtstrahlen  darchlässen.  So  findet  man  bo- 
Higt,  was  ich  in  meiner  früheren  Abhandlung  gesagt, 
is  die  mit  Kopfcroxydul  rolhgefliiiten  Gllser  der  Haopt- 
che  nach  nur  diejenigen  chemischen  Strahlen  durchlas- 


0116 

sen,  welche  die  rothen  und  orangefaribenen  Strahlen  be- 
gleiten, d.  h.  die  fortsetzenden  Strahlen. 

Hiedurch  erklärt  sich  folgendes  Resultat.  Führt  nun 
ein  sehr  kleines  Bündel  Sonnenstrahlen  in  die  dunkle 
Kammer  ein  und  läfst  es  auf  die  gehörig  impressionirie 
jodirte  Platte  des  Actinometers  fallen,  so  weicht  die  Na- 
del bedeutend  ab;  schaltet  man  aber  in  seine  Bahn  ein 
blaues  oder  hellgelbes  Glas  ein,  so  sind  die  ent^recben- 
den  Intensitäten: 

beim  blauen  Glase        53,5 
gelben      -  11 

und  schiebt  man  zugleich  beide  Gläser  vor,  so  erbält 
man  kaum  eine  Ablenkung'  von  0,5,  ungeachtet  der  aas- 
fahrende Strahl  merklich  eine  vioUettliche  Farbe  hat.  Biese 
Erscheinung  rührt  davon  her,  dafs  das  erstere  Glas  fast 
nur  die  brechbarsten  Strahlen  des  Spectrums  durchläfst, 
das  andere  aber  nur  die  weniger  brechbaren,  welche  also 
schon  dadurch  vom  blauen  Glase  aufgefangen  werden. 
Die  Empfindlichkeit  dieses  Apparats  liefs  mich  hoffen  die 
chemischen  Strahlen  künstlicher  Flammen  wahrnehmbar 
zu  machen.  Ich  näherte  also  eine  Kerzenflamme,  bis  auf 
1  Decimeter  der  Actiuömeterplatte,  und  sogleich  wich 
die  Galvanometernadel  um  10^  bis  15°  ab.  Diefs  zeigte 
dafs  sich  die  chemische  Strahlung  einer  Argand'schcn  Lampe 
Studiren  lassen  würde. 

Zunächst  suchte  ich  die  Wirkungen  der  chemischen 
Strahlen  des  Sonnenlichts,  des  gemeinen  Tageslichts  und 
des  Lampenlichts  zu  vergleichen,  d.  h.  zu  ermitteln,  ob 
in  diesen  drei  Fällen  zwischen  den  erregenden  und  fort- 
setzenden Strahlen  ein  gleiches  Verhältnifs  vorhanden 
sey.  Ein  Versuch  des  Hrn.  Biot,  den  derselbe  in  sei- 
nem Bericht  über  die  von  oiir  der  Academie  am  2.  No- 
vember 1840  überreichte  Abhandlung  erwähnt,  zeigte 
schon,  dafs  die  Flamme  einer  Locatellischen  Lampe  mehr 
fortsetzende  als  erregende  Strahlen  aussendet;  allein  es 
fehlte  an  Mitteln  zum  Vergleich. 


Zo  den  Ende  nahm  ich  verschiedmfariHge  Glaser 
d  ▼erknfipfte  ihre  Wirkong  mit  der  des  Sonnenlichtai 
B  gemeinen  Tageslichts  und  des  Lichts  einer  ArgandV 
len  Flamme  auf  eine  und  dieselbe  Platte.  So  entstan- 
Q  folgende  Resultate: 

Inteniitaten  des  elektruckcn  Stroms. 


Seh 


1  r  m  e. 


Sonnenlicht 


Tageslicht.   I    ^•^'- 


Ihne  Schirm 
»laues  GIßs 


•  • 


[ellgelbes  Glas  .  .  . 
'ast  rein  rothes  Glas 
'ast  rein  grünes  Glas 


100  100            100 

27,1  23,3           20 

8  4,2           46,6 

1,11  1,6 

I        0,14  I 

Obwohl  diese  Gläser  nicht  rein  waren,  d.  h.  sie  zu- 
nch  Strahlen  von  mehren  Farben  durchliefsen,  so  sieht 
in  doch  dafs  die  Flamme  einer  Argand'schen  Lampe  mehr 
emische  fortsetzende  Strahlen,  d.  h.  mehr  von  den  we- 
;er  brechbaren  Strahlen,  enthielt  als  ein  Bündel  Son- 
nlicht. 

Nach  diesem  Vergleich  wollte  ich  mit  Hülfe  der  Son- 
nstrahlen und  denen  einer  Lampe  untersuchen,  welchen 
nflufs  die  Intensität  des  Lichts  auf  die  des  elektrischen 
roms  ausübe,  oder  wie  die  letztere  Intensitätsich  ver- 
dere,  wenn  man  auf  eine  und  dieselbe  Platte  Strahlen 
n  der  Intensität  1,  4f  t  "•  ^«  ^*  wirken  lasse. 

Die  Resultate  waren  nicht  so  deutlich,  wie  ich  es 
>hl  gewünscht  hätte.  Ich  konnte  kein  Gesetz  auffin- 
d;  allein  ich  will  das  Princip  angeben,  von  dem  ich 
ch  leiten  liefs,  hoffend,  in  der  Folge  ausführlich  auf 
$se  Erscheinungen  zurückzukommen. 

Zuvörderst  experimentirte  ich  mit  Sonnenlicht.   Rich- 

man  ein  Strablenbündel  SS  auf  eine  Linse  L  (Fig.  5 

if.  V)  von  kurzer  Brelanweite,  so  entsteht  daraus  ein 

chtkegel  aFb  ' )  dergestalt,  dafs  eine  und  dieselbe  Flä- 

I  In  der  Figur  des  Originals  stand  statt  £,  die  Zahl  4,  und  statt  des 
Buchstabens  F  ein  Häkchen.  Aus  Unachtsamkeit  sind  diese  Fehler 
auch  auf  die  Figur  5  der  'Tafel  Y  fibergegangen.  P* 


diev  ih  deb  Abstanden  1,  'S,  3,  4. .  ^  vom  Brenn^Vt 
F  «m  If  if  rj  tV  ▼on  dm  SCnUen  anfftngt,  oder,  «- 
den  gesagt,  dafs  die  Intensität  der  Lichtstrahlen,  ia  an- 
gekehrten  VerhRllnifs  des  Quadrats  der- Entfernung  tob 
Punkte  F  steht. 

Angekommen ,  der  Punkt  F  sey  der  mittlere  Brenn- 
punkt  der  chemischen  Strahlen  ton  verschiedener  Bredi- 
barkeit,  so  wird  das  nSmliche  YerhSltnifs  zwischen  den 
cheniischen  Strahlen  existiren,  und,  angenommen,  die  Acti^ 
nometerplatte  sey  hinlänglich  impressionirt,  um  für  die  Wir- 
kung der  erregenden  und  fortsetzenden  Strahlen  empläng- 
lieh  zu  seyn,  so  wird  man  die  Intensitäten  der  chemischen 
Strahlen,  die  auf  die  folgweise  in  verschiedene  JBntfer- 
nung  gestellte  Platte  einwirken,  als  proportional  dem  um- 
gekehrten Quadrat  des  Abstandes  dieser  Platte  vom  Brenn- 
punkt F  betrachten  können. 

Folgendes  sind  die  Resultate  meiner  Versuche  an- 
ter verschiedenen  Umständen  der  Bestrahlung: 


Abstand  der  Platte 
vom  Brennpunkt. 

Intensität  des 
erzeugt.  Stroms. 

Abstand  der  Platte 
ToiD  Brennpunkt. 

Intensität  des 
erzeugt  Stroms. 

25  Centm. 

35 

50 

109 
50 
19,1 
9,3 

25  Centm. 
50 

61,6 

25,8 

70 

100 

75        -    • 
65 

56,5 

40 

80 

34,5 

7,8 

86,4 
113,5 

Macht  man  ähnliche  Versuche,  ohne  Anwendung 
einer  Linse,  mittelst  einer'  Lampenflamme,  die  man  in 
verschiedene  Entfernungen  stellt,  so  erhält  man  Resulate, 
die  wie  die  vorhergehenden  zeigen,  dafs  die  Intensität 
abnimmt  wie  die  Entfernung  wächst.  Allein,  so  weit  ich 
bis  jetzt  gesehen,  giebt  es  kein  Gesetz  zwischen  den 
Stromstärken  und  Abständen,  d.  h.  zwischen  den  Strom- 
stärken und  dei^  Stärken  der  chemischen  Strahlen.  Wie 
es  scheint,   ist  dieCs   Verhältnifs  eine  Function  des  Ab- 


611 

(tandes  selbst     Unter  melireii  Umständen  habe  ich  fol- 
ilffkde  Jj^nltate  mit  eii^  Argand'schen  Flamme  erivalten* 


Platte. 

• 

StnNa> 
Mirke. 

hhtUfti  der 

Flamme  T.d. 

Plaiuk 

•                                          1 

otn>n* 

AlMlanddto 

Flammev.  d. 

Platte. 

Slrom- 

«tSrke. 

CntM. 

10 
20 

64,5 
17  ' 

9,25 
6 

3,75 
2,25 

CmUk 

25 
30 

13 
10 

Cent» 

5 
10 

15 

50,4 
17 

A 

30 

5 

10 
15 

12 

5,5 
3 

9,5 

40 
50 

10 
12 

14 
16 
18 

20 

15 
11 

60 

6 

12 
18 

33 

7 
3 

7 

15 

20 

30 
18,6 

4,5 
2,75 

2,25 

Wie  man  sieht ,  stehen  die  Stromstärken,  welche 
mittelst  der  Strahlen  der  Sonne  und  einer  Lampe  erhal- 
ten wurden  y  bei  weitem  nicht  im  umgekehrten  Yerhält- 
ttüi  der  Entfernungen  wie  die  Intensitäten  selbst.  Wenn 
dicies  Gesetz  zwischen  gewissen  Galvanometer- Ahlen- 
hmgen  sich  kund  giebt,  so  ist  die  Zunahme  der  Strom- 
Btärke  gröCser,  als  sie  nach  diesem  Gesetz  sejn  sollte,  bei 
heiterer  Annäherung  an  die  Flamme ,  und  kleiner  bei 
heilerer  Entfernung  von  derselben. 

Es  bedarf  daher  Versuche  zwischen  entfernteren 
aMnsen,  um  nach  den  Intensitäten  der  chemischen  Strah* 
QU  eine  Curve  der  Strom  «Intensitäten  zu  verzeichnen, 
jHese  Versuche  sind  es,  welche  ich  anzustellen  gedenke, 
«bald  es  die  Jahreszeit  erlauben  wird.  Mittelst  des  Acti- 
UMoeters,  dessen  Empfindlichkeit  sehr  grofs  ist,  hoffe  ich 
kbiigens  die  Polarisation  der  chemischen  Strahlen,  die 
ateotitäten  der  an  verschiedenen  Flächen  reflectirten 
itrahlen,  so  wie  eine  Menge  von  Strahlungsumständen, 
lie  sich  nur  durch  dieses  neue  Verfahren  untersuchen 
assen,  studiren  zu  können. 


«12 


^"^ 


V.     Untersuchung  über  die  Passiväät  der  Metok 
und  über  die  Theorie  der  FoHa^schen  Säule; 

€fon  Martens. 

(Schlaft  von  Seite  450l.) 


jnLus  dem  eben  Gesagten  wird  einleochtend  sejn,  dab 
die  Contacttheorie  eine  analoge,  ibr  von  Farad ay  Tor- 
geiiahene  Erscheinung  eben  so  leicht  erklären  wird,  näm- 
lich die,  dafs  eine  mit  Schwefelkalium -Llteung  geladoie 
Blei -Platin -Kette  nur  so  lange  einen  Strom  liefert  als 
das  Blei  in  der  Lösung  seinen  Metallglanz  behält,  der 
Strom  aber  sogleich  verschwindet,  so  wie  es  sich  mit  A- 
ncr  Schicht  Schwefelblei  fiberzogen  hat,  obgleich  dieft 
Sulfid  ein  guter  Elektricitätsleiter  ist  und  das  ganze  Sy- 
stem selbst  schwache  galvanische  Ströme  mit  Leiditigkeit 
durchläfst  '■ ).  Diese  Erscheinung  entspringt  offenbar  da^ 
aus,  dafs  das  Schwefelblei  wegen  seines  eignen  elektri- 
schen Zustandes  keine  wirksame  Kette  mit  Platin  zu  bil- 
den vermag. 

Man  hat  auch  behauptet,  die  Contacttheorie  könne  [ 
nicht  erklären,  weshalb  sich  an  einer  Säule  von  Eisen 
und  Kupfer  die  Pole  umkehren,  wenn  man  sie  mit  Schwe- 
felkalivm-Lösung  ladet.  In  diesem  Fall  ist  das  Kupfer  das 
positive  Element,  während  es  bei  Ladung  der  Säule  mit 
verdünnter  Säure  negativ  ist.  Da  nun  in  beiden  Falles 
der  Metallcontact  derselbe  ist,  so  hätte,  wäre  dieser  die 
Ursache  des  Stroms,  sagt  Faraday  *),  derselbe  Strom 
oder  ein  Strom  in  derselben  Richtung  entstehen  mfissen. 
Erinnert  man  sich  aber,  was  oben,  S.  438  bestätigt  wurden 

dafs 

1)  PoggendorfPs  Annalen,  Bd.  LH  S.  563  und  564. 

2)  Ebendaselbsr,  S.  558. 


613 

laCs  die  Lösung  des  Schwefelkaliums ,  wie  die  des  Kali, 
lai  Elsen  elektro -negativ  macht,  während  diese  Lösan« 
;cn  nicht  so  auf  das  Kupfer  wirken,  welches  sich  be- 
Lanntlich  in  AmmoniakflQssigkeit  oxydirt  und  demgemäfs 
inflösty  so ^  wird  man  diese  Umkehrung  der  Pole  leicht 
»egreifen*  Diese  ist  nur  das  Resultat  einer  durch  den 
I^ntact  des  Schwefelkaliums  bewirkten  Aenderung  im 
dektrischen  Zustand  des  Eisens,  wodurch  dieses  elektro- 
legativ  gegen  das  Kupfer  wird.  Das  A^upfer  mufs  also 
bei  seiner  Verknüpfung  mit  dem  gleichsam  passiv  gewor- 
denen Eisen  das  positive  Element  der  Säule  werden. 
Dasselbe  findet  statt,  wenn  man  das  Kupfer  mit  dem 
vipor  zubereiteten  Eisen  verknüpft,  unter  Anwendung 
der  gewöhnlichen  Elektrolyte,  wie  schwach  angesäuerte 
Salzlösungen.  Auch  hier  ist  das  Kupfer  positiv  gegen 
das  passive  Eisen,  wie  ich  anderswo  gezeigt  '  ).  Auch 
wenn  man  einen  Kupferdraht  mit  einem  durch  Wärme 
passiv  gemachten  Eisendraht  verknüpft,  und  diese  Kette 
mit  ihren  freien  Enden  in  eine  saure  Auflösung  von  Ku- 
pfervitriol taucht,  schlägt  sich  kein  Kupfer  auf  den  Ei- 
•endraht  nieder,  während  diefs  geschieht,  wenn  man  statt 
des  passiven  Eisens  gewöhnliches  nimmt,  wo  dann  das 
Kupfer  das  negative  Element  der  Kette  wird,  und  sich 
mit  dem  Metall  des  durch  den  Strom  zersetzten  Salzes 
aberzieht. 

Auf  dieselbe  Weise  erklärt  man  leicht  nach  der  Con- 
tacttheorie  alle  die  Fälle  von  durch  Aenderung  des  flüs- 
sigen Leiters  bewirkten  Pol-Umkebrungen,  welche  Hr. 
De  la  Rive  kennen  gelehrt  hat  ^).  Schon  die  blofse 
Verdünnung  des  flüssigen  Leiters,  namentlich  der  Säuren, 
irvirkt  mächtig  auf  den  elektrischen  Zustand  der  darin  ge- 
tauchten Metalle  ein.  So  ist  das  Eisen  negativ,  und  dem- 
gemäfs  passiv  in  concentrirter  Salpetersäure,  während  es 

1  )  BuUet,  de  Vacad.  de  Brux,  T.  VIl  p,  9  et  12. 

2)  AnnnL  de  chim.  ei  de  phys,  T.  XXXFU  p.  232  —  238. 
PoggcndovlVi  \nnsi\.   Tii\.  LV.  ^^ 


614 

in  derselben,  aber  verdQnnten  Sftare  positiv  und  d» 
xufolge  angreifbar  ist.    Im  Allgemeinen  hat  man  die  Mb* 
talle  in  verdünnten  Säuren  positiver  als  in  concentrirtn 
gefunden,  und   da  diese  Abänderung,  weldie  der  Cm 
eentrationsgrad  einer  Säure  in  der  elektriscfa^i  oder  eldk- 
tromotorischen  Eigenschaft  der  Metalle  herbeiführt,  v» 
schieden  ist  von  einem  Metall  zum  andern,  so  begreift 
man,  warum  eine  Kette  aus  zwei  Metallen  bei  Eintaa- 
chnng  in  dieselbe  bald  starke,  bald  schwache  Säure  ent- 
gegengesetzte Ströme  liefern  kann,  wie  es  die  HH.  Avo- 
gadro  und  Oersted  beobachtet  haben  ' ). 

Farada  jr,  bemerkend,  dafs  im  Allgemeinen  dieEIek* 
tro-positivität    der  Metalle  mit  der  Verdünnung  der  sie 
aufnehmenden  Säure  wächst,  fragt,  wie  diefs^mit  der  Ccm- 
tacliheorie  zu  vereinbaren  sey,  da  der  elektrische  Eiih 
flufs  einer  Säure  auf  ein  Metall  mit  dem  Concentratioiis* 
grad  der  Säure  scheine  zunehmen  zu  müssen  ^  ).    Alleia 
die  Schwierigkeit  scheint  mir  nach  der  chemischen  Theo- 
rie noch   gröfser;   denn  die  chemische  Einwirkung  einer 
Säure  auf  ein  Metall  scheint  doch,  bei  Gleichheit  aller 
übrigen  Umstände,  auch  mit  dem  Concentrationsgrad  der 
Säure  wachsen  zu  müssen.    So  müfste  nach  den  Gesetzea 
der  chemischen  Verwandtschaft,  abgesehen  von  jedem  elek- 
trischen EinQufs,  die  Salpetersäure  mit  einem  Atome  Was- 
ser die  Metalle,  und  namentlich  das  Eisen  lebhafter  an- 
greifen, als   dieselbe  Säure  mit  zwei   und  drei  Atomen 
Wasser,  weil  sie  weniger  stabil,  d.  h.  leichter  zerset^ 
bar  als   die  letztere  ist,  wie  aus  dem  zersetzenden  Eio- 
flufs   der  Wärme   und   des  Lichts   auf  die   sehr  concen- 
trirte  Säure  hervorgeht.    Die  Oxydation  des  Eisens  mö(ste 
also,   chemisch   gesprochen,  in   der  einfach   gewässerten 
Salpetersäure  leichter  geschehen,  als  in  der  Säure  mit  zwei 
oder  drei   Atomen   Wasser,   die,   wegen  ihrer  gröfseren 

1)  JnuaL  de  chiin.  T.  XX H  p,  361. 

2)  Poggendorfrs  \nua\^Q,  ^^.Ull  S,480. 


615 

WnUfftty  ihren  Sanentoff  schwieriger  abgiebt  Wenn 
U  also  das  Gegentheil  beobachtet,  so  kann  man  es, 
ld>h9ngig  Von  jeder  chemiscb^i  Action  ^),  nnr  einem 
detrischen  Einflnfs  zuschreiben,  einem  EinfluCs,  der  übri- 
HB  onliugbar  ist,  seit  man  weifs,  dafs  Eisen,  welches 
Salpetersäure  mit  einem  Atome  Wasser  diesem  Ein- 
dB  unterworfen  war,  alsdann  auch  in  der  Säure  mit 
rei  ond  selbst  dra  Atomen  Wasser  unangreifbar  bleibt 
Leicht  erklärt  sich  femer  nach  der  Contact- Theorie, 
ie  man  galvanische  Ströme  mittelst  eines  homogenen 
[etallbogens  erhalten  kann,  sobald  die  beiden,  in  den 
Iditrolyt  getauchten  Enden  des  Bogens  ungleiche  Tem- 
oratur  besitzen,  oder  der  Elektrolyt  selbst  an  den  bei- 
m  Enden  des  eingetauchten  Bogens  eine  Temperatur- 
^cnchiedenheit  darbietet.  Zu  dem  Ende  brandit  man 
idi  nur  zu  erinnern,  welch  mächtige  Umänderung  die 
Wfsrme  in  dem  elektrischen  Zustand  oder  der  elektro- 
Mitorischen  Qualität  der  meisten  Metalle  hervorbringt, 
Iflionders  des  Eisens,  welches  nahe  bei  Bothglöhhitze 
hta  so  wenig  elektropositiv  ist  als  das  Platin.  Im  AU- 
^laeinen  strebt  die  Wärme  immer  die  Metalle  elektro- 
Mgativ  zu  machen;  auch  wird,  wenn  man  das  negative 
ikment  eines  Metallpaars  am  Orte  der  Bertihrung  mit 
ion  Elektrolyt  erhitzt,  der  Strom  zuweilen  zehn  Mal 
Iriier,  wie  Hr.  Faraday  beobachtet  hat  ^).  Dieser 
Inflnfs  der  Wärme  erklärt  sich  aber  nicht  nach  der  che- 
ischen  Theorie;  denn  er  hängt,  wie  Hr.  Faraday  selbst 
kr  wohl  beobachtet  hat,  nicht  von  einer  chemischen 
ction  ab,  da  er  sich  bei  Erhitzung  einer  Elektrode  zeigt, 
6  nicht  chemisch  auf  den  flüssigen  Leiter  einwirkt.    Es 

^  Wirklich  kann  man  keinen  chemischen  Grund  beibringen,  weshalb 
da5  Eisen  in  Salpetersäure  mit  zwei  oder  drei  Atomen  Wasser  leich- 
ter angreiHiar  ist,  als  in  derselben  Sänre  mit  einem  Atom  Wasser, 
da  es  sich  in  beiden  Fallen  auf  Kosten  der  Säure  und  nicht  auf  Ko- 
sten des  hinwagefugten  W^assers  oxydirt. 

f    Poggendorff^s  Anoalen,  Bd.  LIIT  S.  922. 


Kf 'Mch  kon'^ ttOTüi#^'lil AfffUlnlcAr  PMBMmmJ  v« vM^ 

täll-def 'Kette'  MgtrfWkndt  *wM.  '  DttHmlb  gfanAt  fifi 
tfk'Ü'hy'}  <hw*  nidit'  die  CdntbelAeorie  mis&t,  diisw 
Ifab'derWiibnne'  entspringe  dtirabB,  dals  «ie  den'1 
ging  ^dM'  Stroms  erlcfldit^fe  '^»der  dlA  LeUongM 
3eft  SmitltiB  ethclke  0*'  AHedi  dieise  Erlclariing  still 
wiä  Mdiii§'!Voti(lve  ThättadeV  wtfn^  ffie  ^SÄii 
MiAft ' iiaa- ^a«r ^eeiiteelAeorie  eAlarf ,>^baKI « 
üMnoBf,  di^  ^W^frm«  tedere'deii' 'dektiriselien  Zasbn 
Metalle  iKi^deth'ÄWglrädlgten  Sinn /was'  fil^ 
ific  '  iPittisivitat '  inf  d  die  eigenthQniltdien' '  ETscheiü 
WeldM^^dtf»  Wikn  bei  EhrSnumig^teigt,  bestitigl 
Unter*  ffiiMien'IIrs€b<4]ninigeni&id'tinige^  die  vod^'l 
bldtt^iidl«!!  Sttotri  iN^^eitet  werden;  man  \sän  ahü 
tt!t  HftiJl!' tf i^ädlei  j^g^,  daTs'  der  Eittflttfs  der  Wir 
dt^'  -tilektttdtfit  dei^'-ftidi  1»erihreiideii  MeCalle  aU 
eeyn  taillsfte  Tön  dem  Strom;  der  =aufzotreten  eachl 
Ans  ^dem  Vorhergehenden  kann  man,  glaube  ic 
gern,  dafs  alle  bisher  bekannten  Thatsacfaen  der, 
nischen  ElektricitSt  sich  besser  nach  der  Contactf 
als  nach  der  chemischen  Theorie  erklären,  wie  icl 
schon  in  meinem  Meynoire  sur  ia  pile  gahaniqu 
ziifhun  gesucht  habe.  Der  Contact  braucht  übrige 
der  Erregung  galvanischer  Elektricität  nicht  als  eine 
oder  thätige,  sondern  nur  als-  eine  veranlassende 
che  angesehen  iu  werden,  als  die  einzige  bisher  bei 
Bedingung,  damit  s^wei  heterogene  Körper  sich  fre 
in  entgegengesetzte  '  ElektricitStszustände  versetzen 
nen.  Auch  schweigen  die  Anhänger  der  Contactt 
ganz  von  der  Art,  wie  der  Contact  die  Volta'sche 
tricität  errege;  gleich  wie  die  Chemiker  darüber  s« 
gen,  wie  dieselbe  bei  den  sogenannten  kataly lischt 

1)  Poggend'orfrs  Annalen,  Bd.  LIII  S.dt22  nod  323. 

2)  £bendase\bst,  S.^^. 


617 

tachen  Erscheiuungen  wirke.  Die  Yertbeidiger  der  cbe- 
ischen  Theorie  gehen  dagegen  weiter;  sie  behaupten, 
^  Contact  wirke  nur  durch  die  von  ihm  veranlafste  che- 
%iche  Action,  und  diese  Action  sey  die  einzige  erzeu- 
ayide  Ursache  der  galvanischen  Elektricität;  das  aber  ist 
ne  Folgerung,  zu  welcher  die  bisher  bekannten  That- 
lehen  nicht  berechtigen  ^);  es  ist  weit  leichter  die  Er- 
beinungen  bei  der  Säule  zu  erklären,  wenn  man  die 
zeugte  Elektricität  vom  biofseu  Contact  heterogener 
Drper,'und,  einigeimafsen,  selbst  vom  blofsen  Contact 
ar  Metalle  herleitet. 

Diese  letzte  Behauptung  kann  nicht  befremden,  wenn 
in  erwägt,  dafs,  selbst  wenn  in  einer  galvanischen  Kette 
lin  Contact  zweier  verschiedenartiger  Metalle  stattfindet, 
ich  ein  Contact  zwischen  zwei  Theilen  eines  und  des- 
Iben  Metalles  vorhanden  ist,  und  man  diese  Theile  als 
nektrisch .  heterogen  betrachten  kann,  weil  sie  mit  ver- 
jiiedenartigen  Flüssigkeiten  in  Berührung  stehen.  Im 
ilzteren  Fall  ist  es  die  elektrische  Polarität,  oder,  wenn 
^n  will,  die  elektrische  Heterogenität  der  si<jh  beruh- 
mden  und  nicht  Sn  gleichen  physischen  Zuständen  be- 
odlichen  Metallstücke,  von  welcher  die  Entwicklung 
ir  galvanischen  Elektricität  herrührt.  Indefs,  wenn  es 
ich  richtig  ist,  zu  sagen,  der  Metallcontact  sey  die  erste 
Helle  der  Elektricität  in  den  Yolta'schen  Säulen,  so  kann 
»cH  der  Contact  der  flüssigen  Leiter  mit  den  Metallen 
^ei  nicht  weniger  wirksam  seyn,  wenngleich  indi- 
Bt^r  Weise,  indem  er  die  elektromotprische  Kraft  der 
etalle  abändert. 

Was  mir  zu  beweisen  scheint,  dafs  dicfs  die  wahre 
'Wirkungsweise  der  Elektrolyte  in  den  Säulen  sey,  und 
)  nicht,  gleich  den  Metallen,  als  eigentliche  Elektro- 

)  Man  lese  die  AbhandiluDgen  von  Marianini  (Ann,  de  Mm.  et 
de  phhys,  T.XLV),  Pfaff  (Pöggcndorffs  Annalcn,  Bd.  Uli 
S.  303),  Jacob!  (ebendort,  Bd.  LÜI  S.  336),  Schonbein  (CompU 
rend.  T.Flp.iXi.  -  ÄJin.  Bd.  JI^XXXVII  S.  101 ). 


rangsponkten  entwickelt,  so  wie  von  der  rai 
breitung  derselben  auf  die  Oberfläche  so  go 
wie  die  Metalle  sind.  Wie  dem  aach  sej, 
gewiCs,  dafs  die  elektrische  Kraft  (puissance) 
proportional  ist  der  Gröfse  der  Mietallpaare 
der  Gröfse  der  sich  berührenden  Mctallflächei 
die  Elcktroljte  in  den  Säulen  deren  elektris 
nur  im  Yerhältnifs  der  Gröfse  der  darin  eii 
Metallflächen  abändern;  diefs  zeigt,  dafs  sie, 
von  ihrer  Leitungsfähigkeit,  in  den  Säulen  na 
Flüssigkeiten  wirken,  die  das  Eisen  und  andc 
passiv  machen.  Diese  Passivität  zeigt  sich  n 
in  die  Flüssigkeit  eingetauchten  Theile  des  M 
dehnt  sich  nicht  darüber  hinaus,  wie  es  geschet 
wenn  sie  herrührte  von  einer  Elektricität,  err^ 
Metall  durch  eine  wahrhafte  elektromotorische 
an  dem  Orte  der  Berührung  zwischen  Metall 
sigkeit  wirkte.  Alles  neigt  also  dahin,  uns 
dafs  die  Flüssigkeiten  nicht  als  Elektromotore 
als  Modificatoren  der  elektromotorischen  Krafi 


«19 

len  die  Metalle  an  beiden  Seiten  von  dem  Elektroly- 
■  benäfst  werden. 

prägt  man  sich  nun,  was  kann  die  Ursache  der  Mo- 
Sektionen  sejn,  welche  mehre  Flüssigkeiten  in  der  elek* 
itorischen  Kraft  der  Metalle  hervorbringen,  so  kann 
in  bemerken,  dafs  diejenigen  Flüssigkeiten,  die  am  mei- 
»  chemisch  auf  die  Metalle  einwirken,  im  Allgemeinen 
ch .  deren  elektromotorische  Fähigkeit  am  kräftigsten 
lAändern  scheinen,  sey  nun  diese  Modification  durch 
eselbe  Ursache  erzeugt,  welche  die  chemische  Action 
idingt,  oder,  was  das  Wahrscheinlichere  ist,  sey  letz- 
re  selbst  influcncirt  durch  die  besagte  Modification,  wie 
die  Passivitäts-Erscheinungen  des  Eisens  zeigen.  Wenn 
»rigens  der  blofse  Confact  einer  Flüssigkeit,  ohne  che- 
ische  Action,  schon  hinreicht  den  elektrischen  Zustand 
lies  Metalls  zu  ändern  (wie  es  der  Contact  der  einfach 
!wässerten  Salpetersäure  oder  des  wasserfreien  Alko- 
»Is»  mit  Eisen  beweist),  so  ist  es  möglich,  dafs  die  che« 
Ische  Action  selbst  ebenfalls  das  elektromotorische  Ver- 
lagen des  K([)rpers,  der  sie  erleidet,  abändert. 

Es  hält  also  nicht  schwer,  sich  Rechenschaft  zu  ge- 
n  von  dem  mächtigen  Einflufs,  den  die  chemische  Action 
r  leitenden  Flüssigkeiten  in  den  Säulen  auf  die  Inten* 
ät  oder  Richtung  des  Stroms  auszuüben  scheint.  Die- 
r  Einflufs  scheint  iu  allen  Fällen  nichts  anderes  zu  seyn, 
(  der  Effect  der  Modificatione.n,  welche  die  Flüssigkeit 
dem  elektromotorischen  Vermögen  der  Metalle  der 
ule  hervorbringt.  Was  mir  diese  Ansicht  zu  bestäti- 
Q  scheint,  ist  die  grofse  Ueberlegenheit  der  mit  zwei 
rschiedenartigen  Flüssigkeiten  geladenen  constanten  Sau- 
1  von  Zink  und  Platin  über  die  gewöhnlichen,  die  nur 
t  einer  einzigen  Flüssigkeit  geladen  sind.  Diese  letz- 
*cn  zeigen  einen  Uebelstand,  nämlich  den,  dafs  eine 
d  dieselbe  Flüssigkeit  zugleich  das  elektropositive  und 
8  elektronegative  Metall  der  Säule  berührt,  und  da- 
rcb  im  Allgemeinen  die  elektromotorische  Kraft  bei^ 


620 

der  Metalle  in  gleicliem  Sinne,  obschon  in  ungleicker 
Stärke  abzuändern  trachtet ,  so  da{s  ihr  EinfluCs  auf  die 
Erzeugung  des  Stroms  nur  das  Ergebnifs  des  Untersdiie- 
des  ihrer  Wirkung  auf  die  beiden  Metalle  der  galvani- 
schen Kette  sejn  kann.  !Nun  ist  leicht  zu  begreÜeii, 
dafs,  um  den  gröfstmöglichcn  Effect  von  einer  Säule  za 
erhalten,  man  den  elektrischen  Zustand  eines  jeden  M^ 
talls  im  Sinn  der  Wirkung  des  Metallcontacts  abändern 
müsse.  Diefs  scheint  mir  Hr.  Grove  vollständig  ver- 
wirklicht zu  haben,  indem  er  in  seiner  Säule  die  Pktin- 
platten  mit  starker  Salpetersäure,  und  die  amalgauurten 
Zinkplatten  mit  verdünnter  Schwefelsäure  umgiebL  Diese 
letztere  sucht  nämlich  den  elektro -positiven  Zustand  des 
Zinks  zu  erhöhen  ^),  während  starke  Salpetersäure,  wel- 
che die  Metalle  im  Allgemeinen  weniger  positiv  mackt, 
nur  den  elektro -negativen  Zustand  des  Platins  erhöhen 
kann,  den  der  Contact  der  verdünnten  Schwefelsäure 
dagegen  nur  vermindert  haben  würde.  Erwägt  man  noch, 
dafs  die  Salpetersäure  ein  vortrefflicher  Leiter  ist,  und 
dafs  die  Metalle  sich  hier  durch  keinen  metallischen  Me- 
derschlag  oder  sonstige  fremdartige  Ablagerung  verändern 
können,  so  begreift  man,  dafs  die  Wirkung  der  Gro- 
ve'sehen  Säule  sehr  stark  und  beständig  scyn  müsse,  iivie 
es  auch  die  Erfahrung  bestätigt  ^). 

1 )  Vollständiger  noch  geschieht  diefs,  wenn  man  die  Schwefelsaure  durcli 
Kalilösung  ersetzt,  wie  ich  in  den  Annalen,  Bd.  LIY  S.  369,  gezeigt 
hahe.  P. 

2)  Bei  DaniclPs  constanten  Säulen  wirkt  die  KupferviirioUösung,  in 
welche  die  Kupferplattcn  eingetaucht  sind,  nicht  blofs  in  sofern,  alt 
sie  nur  einen  metallischen  Niederschlag  gleicher  Natur  gestattet  and 
dadurch  die  Oberfläche  immer  rein  erhält,  sondern  auch  dadurcb, 
dafs  sie  dem  Kupfer  einen  anderen  elektrischen  Zustand  einprägt,  als 
demselben  von  der  das  Zink  umgebenden  Schwefelsäure  gegeben  sejo 
würde.  Beweis  davon  hat  man  in  den  galvanischen  Erscheinungen, 
die  sich  zeigen,  wenn  man  eine  Kupferplatte  zugleich  in  eine  con- 
centrirte  Kupferlösung  und  in  verdünnte  Säure  taucht,  und  die  bei- 
den Flüssigkeilen  ^etrennie  Schichten  bilden.      Der  in  der  Kupferlö- 


621 

Noch  ein  anderer  Umstand  kann  in  der  SUulc  das 
dektromoloriscbe  VermOgon  der  Metalle  abändern,  und 
folglich  auf  die  Erregung  und  die  Intensität  des  Stroms 
einwirken.  In  meiner  früheren  Notiz  über  die  Passivi- 
tit  des  Eisens  habe  ich  gezeigt,  dafs  der  galTanische 
Strom,  vrie  die  Wärme  und  der  Contact  der  Flüssigkei- 
ten, den  elektrischen  Zustand  oder  die  elektromotori- 
Mbe  Kraft  der  Metalle  aböndern  kann.  Beweis  davon 
giebt  das  Eisen,  welches  unter  Einflufs  des  Stromes,  des- 
len  positive  Elektrode  es  ist,  passiv  wird  ' ).  Uebrigens 
idreint  es  nach  den  Versuchen  von  Marianini,  dafs 
jedes  einem  Volta'schen  Strom  unter^vorfene  Metall,  wäh- 
rend es  in  eine  Flüssigkeit  eingetaucht  ist,  mehr  oder 
weniger  elektro- positiv  wird,  je  nachdem  die  Elektrici- 
tat  vom  Metall  in  die  Flüssigkeit  übergeht  oder  umge- 
kehrt, d.  h.  )e  nachdem  das  Metall  die  positive  oder  ne- 
gative Elektrode  des  Stromes  ist  '  ). 

Diefs  ist  unzweifelhaft  die  Ursache  der  Elektricität 
der  Ritter'schen  Ladungssäulen,  die  im  Grunde  auf  ein 
System  von  gleichartigen,  durch  Flüssigkeiten  von  ein- 
ander getrennten  ])Ietallplatten  zurückkommen.  Läfst  man 
den  Strom  einer  Säule  eine  Zeit  lang  durch  ein  solches 
System  hindurchgehen,  so  erleidet  jedes  metallische  Ele- 
ment an  der  Seite,  wo  der  Strom  eintritt,  und  an  der, 
wo  er  austritt,  eine  verschiedene  Abänderung  seines  elek- 
trischen Zustandes,  so  dafs,  wenn  der  Strom  aufhört,  je- 
des metallische  Element  an  seinen  beiden  Seiten  eine  un- 
gleiche elektromotorische  Kraft  haben,  und  so  eine  gal< 
vanische  Kette  darstellen  mufs,  deren  Pole  gegen  die  der- 

sung  befindliche  Theil  der  Platte  wird  negativ,  nnd  belcleidct  steh 
mit  einem  Kupfern iederschlag,  wSlirend  der  in  die  S5are  getauchte 
Theil  positiv  und  ozjdirk  wird.  (Meine  Abhaodl.  über  die  galvani- 
sche Säule,  ßlem,  de  JUrux,  T.  Xll  p,  13. ) 

1 )  Mim.  de  Brux.  T.  VII  p,  9  et  10. 

2)  ^1771.  de  dum.  et  de  phjrs.  7.  XLV  p,  33. 


822 

jenigeDy  welche  den  Sirom  durcbaandley  entgegeDgesetzt 
liegen.  Dieb  bestätigt  die  Elrfahning.  Man  begreift  lit- 
nach,  wie  es  geschieht,  dais  wenn  man  die  Pole  einer 
Sinle  nnter  sich  in  Verbindung  setzt,  diese  Säule  durch 
die  Wiii^ungy  welche  der  Strom  auf  die  Platten  ausübt» 
an  Kraft  verliert,  und  sie  dagegen  zunimmt,  wenn  man 
durch  dieselbe  Säule  einen  entgegengesetzten  Strom  sen- 
det ^ ).  Auf  diese  Erscheinungen,  glaube  ich,  lassen  sieb 
auch  die  secundären  Ströme  zurückführen,  welche  ver- 
ßdiiedene  Flüssigkeiten  liefern,  wenn  der  Strom  einer 
Säule  eine  Zeit  lang  durch  sie  hiogeleitet  worden  ist,  vor 
allem,  wenn  man  annimmt,  diese  Flüssigkeiten  kömien 
sich  während  des  Durchgangs  des  Stroms  polarisireo,  wie 
ich  dieCs  in  meiner  Abhandlung  über  die  galvanische  Sinle 
angenommen  habe  ^  ). 

Aus  den  im  Laufe  dieser  Notiz  angeführten  Tbatsa- 
chen  kann  man,  glaube  ich,  nachstehende  Folgerungen 
ableiten : 

1)  Die  Passivitäts- Phänomene,  welche  gewisse  Me- 
talle bei  oder  nach  ihrem  Coutact  mit  verschiedenen  Flüs- 
sigkeiten darbieten,  sind  nur  das  Resultat  der  Abände* 
rungen,  welche  sie  durch  letztere  in  ihrem  natürlichen 
elektrischen  Zustande  oder  elektromotorischen  Vermögen 
erfahren. 

2)  Diese  Phänomene  sind  nur  ein  besonderer  Fall 
von  andern  gleicher  Ordnung,  entspringend  aus  mehr  oder 
weniger  beträchtlichen  Abänderungen,  welche  die  Flüs- 
sigkeiten im  Allgemeinen  in  der  elektromotorischen  Kraft 
der  von  ihnen  benäfsten  starren  Körper  hervorbringen. 

3)  Diese  Abänderungen,  die  mehr  oder  weniger  lang 
nach  der  sie  hervorbringenden  Ursache  vorhalten,  bewir- 
ken, wegen  des  grofsen  Einflusses  des  elektrischen  Zu- 
atandes  der  Körper  auf  deren  chemische  Eigenschaften, 

1)  j^wi.  de  Mm.  ei  de  phys.   T.  XLV  p,  149  et  150. 

2)  Minu  de  Brux,  T,XIL 


623 

Veränderangen  in  den  chemischen   Reactionen   der  be« 
treffenden  Substanzen. 

4)  Die  in  Rede  stehenden  Abänderangen  erstrecken 
rieh  niemals  weiter  als  auf  den  Thcil,  der  mit  der  ab- 
ändernden Flüssigkeit  in  Berührung  steht;  so  dafs,  wenn 
ein  Metall  nur  zum  Theil  in  eine  Flüssigkeit  eingetaucht 
ist,  der  eingetauchte  Theil  eine  Kette  bildet  mit  dem  aus* 
serhalb  der  Flüssigkeit  befindlichen. 

5)  Der  Strom,  den  man  beobachtet,  wenn  man  die 
beiden  Enden  eines  und  desselben  Metalldrahts  in  zwei 
verschiedene,  einander  berührende  Flüssigkeiten  taucht, 
-darf  nicht  ausschliefslich,  wie  es  einige  Physiker  geglaubt 
haben,  dem  gegenseitigen  Contact  der  beiden  Flüssigkei- 
ten oder  ihrer  chemischen  Wirkung  auf  einander  zuge- 
schrieben werden,  sondern  kann  auch  abhängen  von  un- 
gleichen Abänderungen,  welcher  sie  der  elektromotori- 
schen Kraft  beider  Enden  des  Metalldrahts  einprägen. 

6)  Die  elektrische  Wirkung,  welche  die  Flüssigket- 
ten auf  die  Metalle  ausüben,  indem  sie  deren  elektromo- 
torische Beschaffenheit  abändern,  darf  nicht  ausschliefslich 
als  von  deren  chemischer  Action  abhängend  angesehen 
werden,  weil  sie  sich  zeigt,  selbst  wenn  die  Flüssigkeit 
keine  chemische  Wirkung  auf  das  in  sie  eingetauchte 
Metall  ausübt. 

7)  Von  der  Abänderung,  welche  die  flüssigen  Lei- 
ter oder  die  Elektroljte  der  Säule  in  der  elektroraoto« 
rischen  Kraft  der  Metallpaare  hervorbringen  können,  rührt 
die  Umkehrung  der  Pole  her,  die  man  oft  bei  gehöriger 
Veränderung  der  Natur  der  Elektrolyten  bewirkt. 

8)  Der  Metallcontact  ist  die  einzige  direcle  oder 
unmittelbare  Ursache  der  Erregung  des  galvanischen  Stroms 
in  den  Yolta'schen  Säulen.  Die  Elektrolyten  scheinen  zu 
dieser  Erregung  nur  indirecter  Weise  beizutragen,  nieljit 
alleinig  als  I^eiter  des  Stroms,  sondern  hauptsächlich  als 
Abänderer  der  elektromotorisdien  Kraft  der  Metalle.  Voü 
diesen   beiden  Eigenschaften' hängt  md  Allgemeinen  ibr 


624 

ganzer  EiDÜufo  auf  die  lulensität  imd  die  Ricbtuiig  des 
galvanischen  Stroms  ab,  welcher,  in  letzter  Instanz,  nur 
herrührt  von  der  elektromotorischen  Wirkung, .  die  am 
Contacte  elektrisch  heterogener  Metalle  oder  anderer  aaa- 
loger  Elektromotore  ausgeübt  wird. 

9  )  Die  chemische  Wirkung  in  den  Säulen  kann  nicht 
die  erste.  Ursache  der  Erzeugung  galvanischer  Ströme  oder 
des  elektrischen  Zustandes  der  diese  bedingenden  Metalle 
seyn,  weil  die  Elektricität  sich  in  isolirten  Säulen  zeigt, 
vor  dem  Auftreten  der  chemischen  Wirkung,  die  den 
Strom  der  geschlossenen  Säule  begleitet.  Diese  Wirkung 
ist  im  Allgemeinen  nur  die  Folge,  nicht  die.  Ursache  des 
Stroms.  Sie  kann  jedoch  diesen  letzteren  in  sofern  ab- 
ändern, ak  sie  Yeränderungen  in  der  Oberfläche  der  Me* 
tallplatten  oder  in  deren  elektrischen  Qualität  herbeifüh- 
ren kann« 

10)  Die  Säulen  mit  constanten  Strömen  verdankea 
ihre  Vorzüge  zum  Theil  dem  Umstände,  dafs  sie  erlau- 
ben, die  beiden  Metalle  der  Paare  in  Flüssigkeiten  von 
verschiedener  Natur  zu  tauchen,  welche  die  elektromo— 
torischc  Kraft  eines  jeden  derselben  so  abzuändern  traclk- 
ten,  dafs  sie  einen  Strom  von  gröfster  Intensität  liefern. 


VI.  Veber  die  Lage  der  ^xen  optischer  Elastici- 
tat  in  Kry stallen  des  hemi -prismatischen  Sy- 
stems; von  VF,  H.  Miller. 

( Aus   den   Transact,  of  the  Cambridge  Phil.  Soc,    VoL  VII  Pt,  II, 

vom  Hrn.  Verf.  mitgetheiit. ) 


n  einer  \m  fünften  Bande  der  Cambridger  Tnmsactions 


1 

abgedruckten  Abhandlung  ist  angegeben,  dafs  in  den  zum 
hemi-prismatischen  System  gehörenden  Krjstallen  eine  der 
drei  rcchtwinklichen  Axen  optischer  Elasticität  immer  zu- 


625 

satemenßlllt  mit  derienigen  krystallographischen  Axe  (l'l^X 
welche  in  Krystallen  dieses  Systems  senkrecht  ist  auf  den 
beiden  anderen,  dafs  aber  die  Lage  der  beiden  anderen 
Axen  optischer  Elasticität  (^^',  ^^')  keine  bekannte  Bezie- 
hung zu  der  Krystaliform  besitzt  ^ ).    In  einigen  hemi-pris- 
inatischen  Krystallen  fand  sich  jedoch,  dafs  eine  der  Axen 
optischer  Elasticität  ^|',  ^^'  auch  die  Axe  einer  Haupt- 
zone ist.     In  den  Krjstallen,  welche  ich  seit  der  Yer- 
Öffentlichung  des  erwähnten  Aufsatzes  untersuchte,   fand 
steh  diese  Colncidenz  weniger  häufig.     Aus  Allem  scheint 
)edoch  kein  Grund  vorhanden,  sie  als  zufällig  in  den 
beobachteten  Fällen  (5  bis  6  unter  20)  anzusehen,  viel- 
mehr scheint   sie  ein  besonderer  Fall  eines  allgemeinen 
Gesetzes  zwischen  der  Form  und  den  optischen  Eigen- 
schaften der  Krystalle  zu  seyn,  zu  dessen  Entdeckung 
die   hier  angeführten  Beobachtungen  hoffentlich  Einiges 
beitragen  werden. 

Die  zur  Untersuchung  genommenen  Krjstalle  sind 
bdi.^ptsächlich  aus  den  von  ]^rooke  in  den  Annais  of 
^Ailosophy  für  1823  und  1824  beschriebenen  gewählt. 
J^i«  gegenseitige  Neigung  zweier  Flächen  ist  ausgedrückt 
^•-•irch  den  Winkel  zwischen  ihren  Normalen  oder  der 
^^V^inkeldifferenz  ihrer  »Pole.«  Eine  Erklärung  der  Be- 
^^^i^chnung,  in  welcher  die  Symbole  der  einfachen  For- 
"^^n  ausgedrückt  sind,  so  wie  der  Methode,  die  Form 
^ixies  Krystalls  durch  seine  » Projectionskugel «»  darzustel- 
'^ii,  findet  sich  in  den  Cambridge  Transactions,  Vol,  V 
P«  433.  Die  Geschwindigkeit  des  Lichts  in  der  Luft,  di- 
^idirt  durch  dessen  Geschwindigkeit  in  dem  Krystali,  für 
^inen  in  der  Ebene  der  optischen  Axen  liegenden  und 
^ti  derselben  Ebene  polarisirten  Strahl,  ist  durch  ^  be- 
zeichnet. Ist  /  der  brechende  Winkel  eines  Prisma,  des- 
sen Kante  senkrecht  steht  auf  der  Ebene  der  optischen 
^^en,  und  ist  O  das  Minimum  der  Ablenkung  eines  durch 
tlasselbe  gebrochenen  und  in  der  Ebene  der  optischen  Axen 

1 )  S.  Annal.  Bd.  XXXVII  S.  366. 


polarisirteti  Strahls,  ro  ist  ftsm^Jssäif^i(D^I).  Der 
BrecbmigB- Index  des  m  einigen  Beobac^angen  gebmidi' 
ten  Oels  ist  fOr  di^  helbten  Strahlen  des  ^ectmiw 
SS  1,4706;  a,  ß  und  ^  |  bezeichnen  die  Endpunkte  der 
respective  den  optischen  Axen  und  den  Axen  optisdier 
Elastidtftt  parallel  gezogenen  Radien  der  Projectienskii^ 

•  •  •     • 

1}  In  Oxalsäure,  CK',  sind  die  Spaltbarkeiten pa« 
rallel  den  Flächen  m  (Fig.  20  Taf:  II)  ^).  Ferner  ist 
iiim'=63«  5'  ,  ^tf  =34«  32' ,  ;^a=50«  40' ,  cp'zs:16Ui\ 
ac=äV  35'  ,;^m==81«  34' ,  amrdSV  13',5  ,  cm:=Si''  55'A 
Die  Sjrmbole  der  einfachen  Formen  sind:  )9=:(00l}; 

//i=(!10)  ;  ^=(011)  ;  fl=:(10l)  ;  £:=r(101). 

Ule  scheinbaren  Richtungen  der  optischen  Axeo,  ge- 
sehen in  Oel  durch  die  Flächen  p,  liegen  in  einer  Ebene 
senkrecht  auf  den  Flächen  py  e^  und  machen  unter  sidi 
den  Winkel  von  115^30'  ;  /i= 1,499.  Also  «^=68« 
und  die  Axc  |  der  optischen  Elasticität  coincidirt  mit  der 
Axe  der  Zone  pee*p\ 

2)  Im  Sphen  (Taf.  II  Fig.  21),  wenn  die  Flächen 
durch  dieselben  Buchstaben  wie  iu  den  Lehrbüchern  von 
Mohs  und  Naumann  bezeichnet  werden,  liegen  die 
Hauptspaltbarkeiten  parallel  den  Flächen  /,  y;  ferner  ist 
y/=66"54'  ,r/=13P2r  , //?=85"33',jx=21«5', 
x;?  =  39"  19'  ,  7?y/=85«  Iff  ,  pqt=5:i^  36'  ,  pgn 
=28"  6';  die  Symbole  der  einfachen  Form  sind:  y=(01ü); 

;iz=(001)  ;  /=(1 10)  ;  /n=(130)  ;  rz=(OJl)  ;  j^(lOl); 

ar=(102)  ;o=(013);/=(121);  J=(II3);/2=(123); 

ii=(163)  ;/=(ll2)  ;  5=(141). 

Die  scheinbaren  Richtungen  der  optischen  Axen,  ge- 
sehen in  Wasser  durch  die  Flächen  x,  liegen  in  einer 
Ebene  senkrecht  auf  den  Flächen  xp,  und  machen  Win- 
kel von  etwa  18^  40'  mit  einer  Normale  auf  den  Flächen 
x;  ^=1,631.  Also  a/?=30o  22'  und  die  Axe  C  der  op- 
tischen Elasticität  co'incidirt  mit  der  Axe  der  Zone  xfg» 

I)  Dem  Heft  1   beigegeben.    *  P. 


fl27 

3)  Pi&tpharsaures    ISairon   (Tafel  II    Figur  32) 

a^PH^^nachMitscherlich.  tfr=33<»8 ,  r;?=:25<'24\ 
r=50«  48'  ,  /3=:33«  25'  ,  äii'=37^  17'  ,  rfm=33*»  55', 
f=65«  4'  ,  Jii=53«  12*  ,  rf/=52«  9'  ,  i//=36«  Stf ,  i/* 
67*»  6'  ,  /i/=67«  55'  ,  pnziW  30'  ,  pm^n""  3'.  Die 
fmbole  der  einfachen  Formeln  sind:  ifc=(  100);  c2=(0 1 0); 

=(001)  ;  m=:(l  10)  ;  »=(1 11);  /=(!  1 1) ;  Ä=(201); 

=(101)  ;  r=(101 )  ;  /=:(023)  ;  *=(3I3)  ;  i=(310). 
Die  optischen  Axen  liegen  in  einer  Ebene  senkrecht 
if  den  Flächen  ir,  ^,  /.  Bei  Eintauchung  des  KryiBtalis 
Oel  macht  die  scheinbare  Richtung  der  optischen  Axe 
,  gesehen  durch  die  Flächen  p^  einen  Winkel  von 
1^  30'  mit  einer  Normale  auf  p  und  einen  Winkel  von 
V^  AQt  mit  der  scheinbaren  Richtung  der  optischen  Axe 
,  gesehen  durch  künstliche  Flächen,  die  nahezu  senk- 
cht  auf  der  optischen  Axe  ß  sind.  jei^l,40  beinahe, 
ölglich  )9a=36°  30' ;  y»/?=93"  10' ,  ;?|=64"50.  Also 
ilDcidirt  die  Elasticitätsaxe  |  sehr  nahe  mit  der  Axe  der 
me  rnd.  Wegen  der  schwachen  Doppelbrechung  des 
losphorsauren  Natrons,  der  Un Vollkommenheit  seiner 
lachen  und  seiner  Neigung  zum  Venvittenn  ist  es  nicht 
öglich  die  Lage  seiner  optischen  Axen  genau  zu  be- 
rmmen. 

4)  Essigsaures  Natron  NaÄH«  (Tat  II  Fig.  23); 
»=:76"25';;?A=68M6'  ;  Äa'=35«  15' ;  m)t=:42«  15'; 
?i=75«  35'  ;  ;>/=42«  43'  ;  ^5^=60«*  22'  ;  />«^=x81<»  8',5. 
ie  Symbole    der    einfachen   Formen  sind:  As5(100); 

=(010);;?=(001);fl=(201);/=(lll);fe(lll); 

=  (221). 

Bei  Einlauchung  des  Krjstalls  in  Oel  machen  die 
leinbaren  Richtungen  der  optischen  Axen,  gesehen  durch 
le  Platte,  begränzt  durch  ktinstliche  Flächen,  die  nahe 
den  Flächen  a  parallel  sind,  mit  einander  den  Win- 
1  62^  30'  und  die  scheinbare  Richtung  der  optischeii 
:e  ßj  gesehen  durch  ktinstliche,  nahezu  auf  ß  senkredite 


fi28 

ScbniUc,  macht  den  Winkel  800  dff  mit  rnier  Noimale 
auf /i;  fi=l,m.  Mithin  aß^lll^lOf  ;  p5=lVff; 
ii|=:2"  26'. 

5)  Essigsaures  Zinkoxxd,  ZnAH»  (Taf.  II  Fig.2i), 
Spaltbarkeit  parallel  der  Fläche  ;;.  Femer  ;iA=: 46^30' ; 
pc^lQ""  55' ;  mjr/i'=67«  24' ;  pmzz6T'  33' ;  pg=15^  3if; 
gg*=i58?  43'.    Die  Symbole  der  einfachen  Formen  sind: 

r=(100);/i=(001);Ä=(lOI);iw=(lll);^=(lll). 
.  Die  optischen  Axen  liegen  in  einer  Ebene  senkfecbt 
auf  den  Flächen  p^  h^  c.  Die  scheinbare  Richtung  der 
optischen  Axe  a,  gesehen  in  Luft  durch  die  Flächen  ^^ 
macht  den  Winkel  von  511^  15  mit  einer  Normale  auf 
p.  Bei  Eintauchung  des  Krystalls  in  Oel  mach^  die 
scheinbaren  Richtungen  der  optischen  Axen,  gesehen  durch 
die  Flächen  /?,  einen  Winkel  von  79^  5'  mit  einander. 
^1,494.  Folglich: ;? ^=11°  16' ;  Ä^S''  14' ;  a/?=84«3ff. 

6)  Doppelt  -  kohlensaures  Kali,  KC'fi  (Taf.  II 
Fig.  25),  m^= 53°  15'  ;  m/=z76"35'  ;  mfz=iViV  ^i 
dd'=zi2^  0'.   Symbole  der  einfachen  Formen:  m=(100); 

/=(()01)  ;/=(l0l)  ;  ^=(203)  ;  fl?=(llO). 

Die  scheinbare  Richtung  der  optischen  Axe  a,  ge- 
sehen in  Luft  durch  die  Flächen  e,  macht  einen  Win- 
kel von  56^  45'  mit  einer  Normale  auf  e.  Die  schein- 
baren Richtungen  der  optischen  Axen,  gesehen  in  Oel 
durch  die  Flächen  e,  machen  einen  Winkel  von  83*^  mit 
einander.  ^=1,482.  Mithin:  ^«=48'^  21' ;  eß^iV  53'; 
i?f=6«28';a/?=81"38'. 

6)  fVeinsäure,  TH  (Taf.  II  Fig.  26),  mm'=88«  3tf; 
ee'zr.ld""  30'  ;  pm^^l^  10'  ;  phzzSO''  3'.  Symbole  der 
einfachen   Flächen:    A=(  100)  ;  y3=(001)  ; /n=(110); 

fl=(I01);r  =  (r01);  ^=(011). 

Die  scheinbaren  Richtungen  der  optischen  Axen,  ge- 
sehen in  Oel  durch  künstliche,  auf  den  Flächen  /?,  h 
senkrechte  Schnitte  liegen  in  einer  Ebene,  die  unter  dem 
Winkel   69^  30'  gegen  die  Fläche  p  neigt,  und  sie  ma- 


km  oBm  Winkdi  Ton  103^  mit  eiBanderi  /»ssl>12 
Ahe.    Also  ;9$s20<»  30^  ;  A^=:10o  83* ;  aßss99^  36'. 

g)  ^ä  (Tat  U  Fig.  27).  Die  Flachen  mit  den- 
MlbeB  Buchstaben  wie  in  den  Ldirbfichem  von  Mo  ha 
nd  Naumann  bezeichnet,  sind  die  Symbole  der  ein- 
khen   Formen:   ps:(00l)  ;  /=(010)  ;  rs:(100); 

iia(lie)  ;/=r(310)  ;  ^=(101)  ;  5=:(011)  ;  »=(211); 

:s(I2l)  ;  0=(121)  ;  A=(231). 

Bie  optischen  Axen  liegen  in  einer  Ebene  parallel 
ler  FlSche  /.  Die  scheinbare  Richtung  der  optischen 
ixe  a,  ges^en  in  Luft  durch  Schnitte  senkrecht  auf  den 
fliehen  m;  m'  macht  einen  Winkel  von  74®  mit  einer 
Normale  auf  r\  Die  scheinbare  Richtung  der  optischen 
iait  ßy  gesehen  in  Wasser  durdi  die  FlSchen  r,  r^,  madit 
ünen  Winkel  von  27^40'  mit  einer  Normale  auf  r. 
is:l,6S0.  FoIgUch  ar'=80<»  34' ;  ßr'zsStl^  38' ;  |r'=56»  6'. 

Die  Augitkrystalle,  an  denen  ich  zuerst  versuchte 
üfi  Lage  der  optischen  Axen  zu  bestimmen,  waren  sämmt- 
lieh  Zwillinge,  bestehend  aus  Individuen  von  ungleicher 
Gröfse,  und  die  ZwilUngsaxe  lag  senkrecht  auf  der  Flä- 
ddl  r.  f^ine  Platte,  begränzt  von  Ebenen  senkrecht  auf 
den  Flächen  m,  m'  zeigte  also  zwei  ungleich  helle  Ring- 
sjrsteme  unter  dem  gegenseitigen  Winkel  von  32° ,  wel- 
cher durch  die  Axe  der  Zone  mr  balbirt  ward.  Diese 
ftinge  wurden  fälschlich  als  demselben  Krjstall  angehö- 
rig betrachtet,  bis  Prof.  Nörrenberg  mich  auf  denlrr- 
ÜUim  aufmerksam  machte.  Die  besten  Krjstalle,  die  ich 
inir  zur  Messujig  verschaffen  konnte  gaben  /'r=r74°2tf 
^^fthe«  Bei  einem  Zwillingskrjstall  in  Hrn.  Brooke's 
^mmlung  fiel  die  Fläche  /  des  einen  Individuums  ge- 
^a  mit  der  Fläche  p  des  andern  zusammen.  Diels  zeigt, 
Uli  der  Attgit  quantitativ  zu  dem  prismatischen  System 
[•rechnet  werden  kann.  Die  Lage  der  optischen  Axen, 
o  wie  die  Art  der  Symmetrie  der  Flächen  if,  «z,  o,  Jt 

Pb|gendor£rf  Annal.  Bd.  LY.  41 


\ 


6M 

11)  Chlorsaurei  Kali,  KCl  (Tafel 'II' Figur  äO), 
Spaltbarkeiten  parallel  den  Flächen  m,  m'.  Neignngen: 
mm'=  104»  O*  ;  ee'=19'*  30'  ;  /»ni=:74"»  30*.     Symbole: 

/»=(001)  ;  m=(110)  ;  «f=(011)  ;  c=z(lOl). 
■  '  Die  scheinbaren'  Richtungen  der  optischen'  Axen,  ge- 
<dieD  in  Oel  durch  die  Flächen  p,  liegen  in  einer  Ebene 
parallel  der  Axe  der  Zone  pc,  die  einen  Winkel  von 
6^'  mit  der  Fläche  p  macht.  Mit  einander  machen  sie 
den  Winkel  28«  15'.  /«=:  1,507  nahe.  AIso^|=37»42'; 
.  a/?=152»30'  nahe. 

12)  Schwefelsaures  JNatron,iiaSk  (Taf.II  Fig.31X 
hpssli"  16'  ;  pc^iO"  15'  ;  *m=:40»  12'  ;  ;l/=22»54'; 
I«st49°  54'.  Symbole  der  einfachen  Formen:  A=(010); 
4±(|00)  ;;p=:(001)  ;  /=(120)  ;  e=(011)  ;  m=(llO). 

Die  scheinbaren  Richtungen  der  optischen  Axen,  ge- 
-idien  in  Oel  durch  die  Flächen  h,  liegen  in  einer  Ebene, 
die  einen  Winkel  von  78°  30'  mit  der  Fläche  h  madit 
Mit  einander  machen  sie  einen  Winkel  you  97«  30'. 
jK=l,44  nahe.    Folglich  A|=12«  24  ;  o/9=8026'  nahe. 

13)  Wasserhaltiger  oxalsaurer  Kalk,  Ca€H, 
(Taf.II  Fig.  32),  ein  neues  von  Brooke  in  den  Phil. 
Magazine,  Juni  1840,  beschriebenes  Mineral.  Parallel 
der  Fläche  b  ist  eine  sehr  YoUkommene  Spaltbarkeit  vor- 
handen. ^7W=50°18'  ;  r/=65<>28'  ;  ^fl=37«24',5  ;  cu 
=31  <»  3' ;  £:5=28«  41'  ;  pm=zl6''  46' ;  )c?3=70«  33'  ;pcm 
72^  41'.  Die  Symbole  der  einfachen  Formen  sind  cz=:(0 1 0); 

p=(001)  ;  m=(110)  ;  ä=(01  1)  ;  fc<10i)  ;  «=(120); 

/=(112);^=(132). 

Die  optischen  Axen  waren  nicht  sichtbar.  Die  Lage 
der  Elasticitätsaxen  liefs  sich  jedoch  annähernd  bestim- 
men, indem  man  den  Krjstall  in  einen  Polarisationsap- 
parat, dessen  Polarisations-  und  Zerlegungsebene  einan- 
der rechtwinklich  kreuzten,  so  legte,  dafs  die  Fläche  c 
senkrecht  auf  der  Axe  des  Instruments  war,  und  die  Lage 
der  Fläche  p  beobachtete,  wenn  der  Krystall  aufhörte 


Lidil  durchaMilaflseo«     Auf  dies«  Weise  wurde  6$=:8° 
ffibmden. 


yVL  Lösung  eines  geometrischen  Problems  über 
die  Form  des  schoporzen  Kreuzes  in  zppetasi' 
gen  Kry stallen.  j 


J^ras  Problem^  von  dem  zwar  schon  Herschel  in  sei- 
nem »  Treatise  on  Ligkt^n  §.  1072,  dne  Lösung,  aber  eine 
mmöfhig  weitläufige  gegeben  hat,  ist  folgendes:  Matt  ver- 
langt eine  Corvo  PA  solcher  Gestalt,  daüs  eine  Lkueii 
gezogen  au&  A  nnd  halbirend  den  Winkel  zwischen  dei 
Linien  AP^  AP\  gezogen  nach  zwei  gegebenen  Paukten 
JP^  P\  immer  reditwinklich  sey  auf  einor  gegebenen  li- 
nie  xO. 

Auflösung  (Fig.  8  Taf.  V).     Sey  OP^OP'zs:$\ 
OM=:x  ;  MA=y  ;  PAD^P*AD=i&  ;  DOM 

=ra.     Dann  ist: 

AP'  _P'  D  _acosa+T  . 

AP~'¥lD~acosa  —  x    ^^ 

Auch: 

KAz=iAP'cos^Si^=iKM+MA=asma+f 
AB=AP  cos&^AM—MB=:zy  —  asma, 
also: 

AP* asina+x acosa+x 

AP       X — asina      acosa  —  x* 
woraus : 

xy^=ia'^  sin  a  cos  azs^a*  sin  2(x. 

(Phü.  Magazine,  Ser.  III  Fol.  XIX  p.  306). 


l 


«93t 


HL  Notiz  über  eiif  i>qnadinhaltendes  Eisenstein- 
tager  am  nordwestlichen  Hartrande; 
^on  Th.  B odemann  in  Clausthal. 


fir  ^nen  lechniscben  Zweck  hatte  ich  kfiralidi  ein  Bohn- 
&  von  Steinlade  und  Haverloh  za  antersnchen.  Dieser 
lige  40  Proc.  liefernde  Eiselistein  wird  auf  den  han- 
•versehen  Eisenhütten  zn  Altenan  und  Lerbach  der  Be- 
licknng  so  weit  mit  zugesetzt^  als  es  sein  starker  Ge- 
lt an  Phosphorsaure  ohne  Nachtheil  zulassig  macht. 

Einzelfire  gröfsere  Bohnen  zeigen  mitunter  beim  Zer- 
ilagen  noch  einen  Kern  von  Schwefelki^;  bei  kleine- 
A  Bohnen  habe  idi  dieses  nicht  beobachtet,  doch  läfst 
h  in  ihnen  ein  geringer  Gehalt  an  Schwefelsäure  nach- 
»sen.  Diese  kleineren  Bohnen  enthalten  bis  22  Prbc 
d  darüber  Kieselthon,  und  erleiden  etwa  12  Proc. 
iQhverlnst,  gröfstentheils  Wasser  vom  Eisenoxjrdhydrate. 
diesen  kleineren  Bohnen  fand  ich  nun,  autser  einer 
Kineo  Menge  Mangan,  auch  Chtom  und  Vanadin.  Ich 
be  die  Menge  dieses  letzteren  Körpers  noch  nicht  ge- 
n  bestimmen  können,  und  kann  solche  nur  annähernd, 
f  Yanadinsäure  berechnet,  zu  etwa  0,2  Proc.  angeben; 
iva  eben  so  hoch  möchte  der  Gehalt  an  Chromoxyd 
jrn. 

Ein  geringer  Gehalt  von  Chromoxjd  ist  in  ganz  ahn- 
hen  Eisensteinen  ktirzlich  bweits  mehrfach  gefunden, 
m  Kolbe  im  Eisensteine  von  Markoldendorf  bei  Eim- 
!ck  (Notizenblatt,  No.  29,  des  Göttingischen  Vereins 
irgmanniscber  Freonde),  von  Sauvage  in  fönf  Eisen- 
;inen  im  Departement  der  Ardennen  {Aanales  des  Mi- 
Sj  T.  XX  p.  209)  von.  gb^linann  in  einigen  ande- 
Q  französischen  Eisensteinen  {ibid.  p.2\9  und  221). 
b  bei  der  Unteraadiiuig  dieser  Eisensteine  auch  auf 


«S4 

Vanadin  Rücksicht  genonunen   worde,   ist   nicht  ange- 
geben« 

Obgleich  in  lefztei^r  Zeft'inehrEetch  neoe  Fundorte 
des  Vanadins  bekannt  gemacht  sind,  s6  möchte  doch  der 
angexeigle  noch  Interesse  genug  haben,  um  diese  anvoll- 
ständige Notiz  zu  entschuldigen.    Bis  jetzt  bin  ich  nicht 
anzugeben  im  Stande,  in  'welcher  Verbindung  sich  das 
V«Dadia  in  dem  Bohnerze  von  Steinlade  befindet.  Di^  . 
ses  Eisensteinlager  liegt  4  Stunden  in  nordnordwestlicher  j 
Bicbtaoig  von  Goslar  in  den  unteren  Lagen  der  Kreide,  I 
welche  hier  den  Harzrand  umgiebt.     Rdmer  (Verstei- 
nerungen des  norddeutschen  Kreidegebirges,  S.  138)  redh 
net  es  zum  Hilsconglomerate,  und  giebt  davon  an:  »Nodi 
eisenracher  findet  sich  das  Hilsconglomerat  bei  Stanlade, 
unfern  Salzgitter,  im  Innerst^hale;  im  Liegenden  siebt 
man  hier  gelbe  und  blaue  Scbieferl^tten,  darauf  folgt  m 
gdber,  ziemlich  fester,  25  Fufs  mächtiger  Sandstein,  iiia^ 
nächst  reiner  oolithischer  Eisenstein,  7  JPofs  mächtig;  daoB 
durch  eine  schwache  Schicht  eines  festen  dichten  Eisen- 
steins davon  getrennt,   ein  sandiger  oolithischer  Eisen- 
stein 5  Fufs  mächtig,   dieser  wird   von  einer  mächtigen 
Masse  rother,  gelber  und  grauer  Schieferletten  überia- 
gert,  und  dieser  wieder  durch  Flammenmergel  und  Plä- 
.ner.     Die  Mächtigkeit  des  Flötzes  steigt  an  andern  Pook- 
ten  desselben  Gebirgszuges  bis  zu  160  Fufs.<€ 

Neuere  Schürfe  bis  in  die  Gegend  von  Häverloh  ha- 
ben eine  noch  weit  gröfsere  Verbreitung  und  Mächtig- 
keit dieses  Eisensteinflötzes  nachgewiesen,  und  dessen  er- 
schürfte Mächtigkeit  wird  bis  über  350  Fufs  angegeben  ')• 


1)  Hr.  Bodemann  übersandte  mit  dieser  Notiz  eine  kleine  Menge  Jc* 
von  ihin  aus  dem  beschriebenen  Eisensteine  ausgeschiedenen  vanaooi' 
sauren  Vanadinoxjds,  welches  die  Eigenschaften  desselben  seigfe,  ob^ 
sich  ziemlich  rein  erwies.  If,  ß- 


(OB' 


IX.     Untersuchung  eine^  neuen  Minerals  aus  den^ 
H^ena-Kohaltgruben  in  Nerike;     \    '    / 
pon  J.  Setterberg. 

(Aat  den  F'etensk,  Acad,  tiandiing.  f,  1840,  Tom  Hm.  Verfasser 

mif^theilt). 


UielB  Mineral  kommt  in  den  Kofalls-»  so  wie  in  den 
aenen  und  alten  Galtgruben  ziemlich  häufig  vor,  gemein^ 
•ehaftlieh  mit  Kobaltglanz,  Arsenikkies,  Kupfererz  u.  s.  w. 

Aeufs.ere  KennseicheD. 

Aussdien  glänzend,  dunkelgran,  nicht  ungleich  dem 
hn  Händel  vorkommenden  Schwefelantimon,  aber  von 
stärkerem  Metallglanz;  Bruch  strahlig;  Härte  nicht  be- 
deutend« Leicht  mit  dem  Messer  ritzbar;  Strich  und  Pul- 
irer  rein  schwarz.  Undurchsichtig,  selbst  in  der  dtinn- 
sten  Kante.  Betrachtet  mit  der  Lupe,  besonders  im  Son- 
Benlicht,  sieht  man  Überall  eingesprengte  Flitterchen  von 
Kupfererz. 

Specifisches  Gewicht,  an  verschiedenen  Stufen  ge- 
nommen, schwankt  voü  6,29  bis  6,32. 

Ldthrohr-Verkahen. 

Für  sich,  in  der  äufseren  Flamme  sehr  gelinde  er- 
kitzt,  röstet  es  und  beschlägt  die  Kohle  mit  einem  wei» 
ften  Rauch;  bei  stärkerer  Hitze  schmilzt  es  und  beschlägt 
die  Kohle  mit  einem  gelben  Anflug.  In  der  inneren 
Flamme  raucht  es  stark  und  hinterläfst  endlich  ein  wei- 
tes Metallkom.  Mit  den  Flüssen  giebt  die  geröstete 
^robe  Reactionen  zugleich  von  Kupfer  und  Eisen.  Mit 
Soda  schmilzt  es  anfangs  zusammen,  zieht  sich  aber  dann 
bald  in  die  Kohle  und  hinterläfet  ein  weifses  halbge- 
^dimeidiges  Metallkom. 


637 

bracht j  gewaschen  und  getrocknet,  bis  es  nach  wieder- 
boltem  Trocknen  keinen  Gewichtsverlust  mehr  zeigte. 
Es  wog  0,901.  Von  diesen  wurden  0,814  in  eine  auf 
gewöhnliche  Weise  in  der  Mitte  ausgeblasene  Glasröhre 
gebracht,  dann  Wasserstoffgas,  getrocknet  durch  Chlor- 
calcium,  darüber  geleitet,  und,  nachdeiti  die  atmosph«i|ri- 
sehe  Luft  ausgetrieben  worden,  die  Röhre  alluiälig  er» 
hitzt.  Das  metallische  Antimon  wog  0,155,  welches  nach 
kdbstündigem  Glühen  in  Wasserstoffgas  keinen  Gewichts^ 
Verlust  erlitt.  Der  <  ganze  Antiuiongehalt  betrug  folglich 
fl^l72  Grm.  Der  Verlust  an  Antimon  bei  dieser  Gele- 
genheit ist  unmerkUcby  sobald  man  nur  nicht  anfangs  zu 
starke  Wärme  giebt« 

Der  schwarze  Niederschlag,  nach,  Behandlung  mit 
wasserstoffischwefligen  Schwefelammonium,  wurde  in  Sal-. 
petersäuro  gelöst  und  mit  einem  geringen  Ueberschufs 
von  Schwefelsäure  gefällt,  dann  die  Lösung  abgedunstet» 
bis  deren  Schwefelsäure  zu  verfliegen  anfing,  und  nun 
Hut  Wasser  verdünnt,  worauf  schwefelsaures  Bleioxyd  un^ 
gfelöst  blieb,  welches,  auf  ein  Filtrum  gebracht,  mit  saa^' 
rem  Wasser  gewaschen,  getrocknet  und  geglüht  wurde. 
Es  wog  1,120  Grm.  Diese  enthielten  Ganggestein,  des- 
sen Menge  auf  die  Weise  bestinunt  wurde,  dafe  man 
eine  andere  Probe  derselben  Stufe  gepulvert  in  Salzsäure 
löste.  Dabei  wurde  das  Ganggestein  0,027  gefunden,) 
Weshalb  denn  .die  Menge  des  schwefelsauren  Bleioxyds 
1,093  Grm.  beträgt. 

Die  vom  schwefelsauren .  Bleioxyd  abfiltrirte  Flüs- 
sigkeit wurde  mit  Schwefelwasserstoffgas  gefällt,  der  Nie- 
derschlag auf  ^in  Filtrum  gebracht,  mit  Wasser,  versetzt 
^üt  wasserstoffschwefligem  Schwefelammonium,  gewasch^ 
lud-  das  Durchgelaufene  abgedunstet.  Da  die  FJiüssigi 
^eit  sauer  war,  wurde  das  Eisen  nicht  gefällt.  *\ 

Der  mit  Schwefelwasserstoffgas  erhaltene  Niiederscbla^ 
•vurde  in  salzsäurefreier  Salpetersäure  gelöst,  darauf  dife 
Ltösung  mit  koUensaurem  Ammoniak,  in  geringem  lieber- 

PoggcDdorfPs  Abb»1  Bd.  LV.  ¥1 


638 

Schafs  versettt,  nach  yier  und  zwaindgslündiger  schwacher 
Digestion  das  gefällte  kohlensaure  Wismnthoxjd  auf  ein  j 
Filtrum  gebracht  und  gewaschen.    DieCs  hatte  einen  leiclh 
ten  Stich  in's  Grüne,  weshalb  es  abermals  in  Salpeter- 
sSure  gelöst  und  wie  zuvor  mit  kohlensaurem  Ammoniak  i 
geteilt  wurde.      Nun  war  der  Niederschlag  ToUkommen  f 
weifs;  als  ich  aber  später  untersuchte,  wie  viel  Kupfer-   | 
oxyd  dem  Wismuthoxjd  gefolgt  sej,  fand  ich  dessei   re 
Menge  so  gering,  dafs  dieselbe  bei  einer  gewöhnlidieii  k 
Menge  ohne  sonderlichen  Fehler  übersehen  werden  kana    '^ 
Es  glückte  nicht,  das  Kupferoxyd  mit  einer  Lösung  tob 
kohlensaurem  Ammoniak   auszuziehen«     Das  Wiamitk- 
oxyd  wog  nach  dem  Glühen  0,560  Grm* 

Die  vom  Wismuthoxyd  abfiltrirte  Flüssigkeit  wurde 
zu  geringerem  Yolum  eingedunstet  und  mit  Sdiwefelwas- 
serstoffgas  gefällt,  um  sich  der  Masse  von  Ammoniaksair 
zen  zu  entledigen«  Das  gefällte  Schwefelkupfer  wurde 
gewaschen  mit  Wasser,  dem  Wasserstoff  schwefliges 
Schwefelammonium  zugesetzt  worden,  dann  auf  bekannte 
Weise  in  Oxyd  verwandelt  und  dieses  nach  dem  Glü- 
hen gewägt.     Es  wog  0,02  Grm. 

Die  durch  Schwefelwasserstoffgas  vom  Wismulh  be- 
freite Flüssigkeit  enthielt  Eisenoxydul,  welches,  mit  Sal- 
petersäure Q;[ydirt  und  mit  ätzendem  Ammoniak  geßllt, 
0,053  Grm,  geglühtes  Eisenoxyd  gab. 

Zusammengestellt  sind  nun  die  Resultate  folgende: 

|q 

Schwefelmetalle  Schwelel    h 

in  100  \IH 

Metallisches  Antimon  0,172  0,2363  12,70  3,45 

Schwefels.  Bleioxyd  1,093  0,8623  46,36  6,24 

Wismuthoxyd  0,560  0,6173  33,18  6,13 

Eisenoxyd  0,053  0,0878  ,4,72  1,76 

Kupferoxyd  0,020  0,0200  1,08  0,28 

Ganggesteiu  0,027  1,45 

Verlust  0,093  0,51 


Ulli 

ein 

Eis 
l)a 
chi 
liä; 

\ 


639 


tff 


Woraus  die  Formel  Fe»Sb«  +  12PbBi. 

Da  diese  ZusammensetzuDg  noch  nicht  bei  einem  Mi- 
neral beobachtet  worden  ist,  so  habe  ich  geglaubt,  diefs 
Blineral  als  neu  betrachten  zu  miisscn.  Ich  schlage  für 
dasselbe  den  Namen  Kobellit  vor,  zur  Erinnerung  an 
Hrn.  V.  Kobell's  Verdienste  um  die  Mineralogie. 

Dafs  das  Eisen  wirklich  zur  Zusammensetzung  des 
Hinerals  gehöre,  halte  ich  deshalb  für  wahrscheinlich, 
rdl,  wenn  man  dasselbe  in  Salzsäure  löst  und  durch 
lie  Lösung  Schwefelwasserstoffgas  leitet,  alle  Metalle, 
lU&er  Eisen,  niedergeschlagen  werden;  aber  der  Nieder- 
chlag,  den  man  nun  erhält,  ist  beinahe  unlöslich  in  der 
iSure,  die  mit  Leichtigkeit  selbst  das  Ganggestein  löst, 
lieraus  erhellt,  dafs  durch  den  Verlust  des  Eisens  eine 
iTeränderung  in  dem  Niederschlage  vor  sich  geht,  da  alle 
Metalle  sich  auf  derselben  Schweflungsstufe  befinden,  wie 
n  dem  Minerale  selbst. 


C.     Ungeopöhnhche  Eismassen  auf  dem  atlanti- 
schen Ocean  im  Frühjahr  184L 


Im  April  d.  J.  begegnete  das  Schiff  Gladiator,  das  glück- 
lich zu  New-York  ankam,  unter  44^°  N.  und  49^"  W. 
r.  Grw.  einer  so  gewaltigen  Menge  von  Eismassen,  dafs 
man  vom  Verdeck  zu  gleicher  Zeit  22  grofse  schwim- 
i&ende  Eisberge  und  vom  Mastkorbe  aus  deren  55  zäh- 
len konnte..  Mehre  derselben  hatten  wenigstens  zwei 
&ngl.  Meilen  in  Umfang  und  eine  Höhe  von  400  Fufs. 
In  weiter  Ferne  schienen  noch  viel  gröfsere  Eiskolosse 
iix,  treiben.  —  Hosken,  Kapitain  des  Dampfschiffs  »the 
great  Western«  mufste  sich  am  18.  und  19.  April,  süd- 
östlich von  der  New -Foundland- Bank,  zwischen  42" 
Liud  43«  N.  und  48"  50'  und  40"  50'  W^.  v.  Grw.  durch 
'iue  Eismasse  hindurcharbeiten,  die  mehr  als  100  engl. 
Steilen  Ausdehnung  hatte.  Der  ganze  Saum  dieses  zu- 
«tuimenhängenden  Eisfeldes  war  von  unzähligen  losen 
^isinseln  und  Eisbergen  umschwärmt,  durch  welche  das 
->ampfschiff  auf  krummen  Wegen  seine  Durchfahrt  su- 
'hcn  mufste,  da  die  directe  Fahrt  durch  das  zusammen- 
hangende  Eisfeld  mehrmals  gehemmt  ward.      Viele  der 


6«» 

thnrmartigen  Eisberge  starrten  70  bis  100  Fufs  empor»; 
Der  längste  Eisberg,  der  diese  Höhe  hatte,  maafs  -|  eng}. 
Meile  in  Länge.    Man  sab  zugleich  an  300  Eisberge  m|^ 
herschwimmen.   Das  zusammenhängende  Eisfeld  hatte  eiiij^: 
Dicke  von  2  bis  4^  Fufs,  ragte  also  ^  bis  1  Fufs  aoij 
dem  Meer  hervor.      Bei  Annäherung  an  die  Eismassep 
sank  jedesmal  die  Temperatur  des  Wassers  auf  25^  Fr 
und  die  der  Luft  auf  28^  F.  —  Noch  Ende  Junis  (aji 
2B.)  entdeckte  das  Schiff  Britannia  von  der  Marine  da 
Vereinigten  Staaten  unter  46«  55'  N.  und  47^50'  Wjh 
Orw.  einen  ihm  bald  nahe  kommenden  Eisberg  von  üi^ 
bis  300  Fufs  Höbe.   —  Zu  diesen  aus  dem  »Monatsbt^ 
richte  der  Gesellschaft  für  Erdkunde«  (Jahrg.  UI  S.  19) 
genommenen  Nachrichten  können  wir  noch  eine  aus  di^ 
Allgem.  Zeitung,  No.  139,  18.  Juli,  hinzufügen.     Es  heilst 
darin:  das  philadelphische  Schiff  William  Browne,  von 
Liverpool  nach  Philadelphia  segelnd,  mit  64  Personen, 
meist  irischen  Auswanderen,  an  Bord,  gerieth  am  19.  Apr. 
unter  43°  40'  N.  und  43°  39'  W.  v.  Grw.  auf  ein  Eis- 
feld,  und  erhielt  einen  so  starken  Leck,  dafs  es  bald  za 
sinken  begann.    Ein  und  dreifsig  Personen  versanken  mit 
dem  Schiffe,  die  übrigen  33  bargen  sich  zwar  auf  Booten, 
aber  auch  von  diesen  wurden  aus  Furcht  vor  Hungertod  suc- 
cessive  16  über  Bord  geworfen,  bis  endlich  das  Schiff  Cres? 
Cent,  welches  die  Notbsiguale  bemerkt  hatte,  zu  Hülfe  kam. 
Bei   Gelegenheit   der  ersteren  Nachrichten   bemerkt 
Ritter,   dafs  man  auf  Winterfahrten  schon,  weit  südli- 
cher, südwärts   der  Azoren,  Eismassen  angetroffen  habe. 
So   sey  vor  einigen  Jahren  in  der  Mitte  Decembers  die 
französische  Brigg  Les  deux  Louises  auf  der  Fahrt  von 
Gibraltar  nach  Terceira,  eine  Tagereise  von  letzterer  In- 
sel  entfernt,  unter  32°  N.   einer  Eisinsel  begegnet,  die 
anfänglich  für  einen  neu  emporgehobenen  Bergkegel  ge- 
halten wurde,  auf  deren  Rücken  man  aber  bald  die  Trüm- 
mer   eines   eingefrornen  Schiffs   entdeckte,  das   sich  bei 
näherer  Untersuchung  als  ein  norwegisches  erwicfs,  des- 
sen Bemannung  aber  längst  verschwunden  war.    —  Wir 
erinnern,   dafs   im  Sommer  1818  schwimmende  Eisberge 
sogar  bis  zur  Küste  von   Cuba   unter  22°  N.  herabge- 
kommen sind.    S.  Gilb.  Ann.  Bd.  LXII  S«  146. 


G«dru<^v  \>%V  N..  NS .  ^^iV^^^  vgl  ^«xVm. 


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