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Full text of "Ansichten über die keltischen Alterthümer, die Kelten überhaupt und besonders in Teutschland so wie den keltischen Ursprung der Stadt Halle / Abt. 3. Sprachlichen Inhaltes"

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Auflohten 

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keltischen  iltertklmer, 

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Kelten  llherhaapt 

lud  iKSooiers  in  TfBt8«hIaiid^ 

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den  keUtodhen  Vni^nuis  der  Stedl  Balleb 


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Chr.  Keftersteln. 


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Bllmg:  afrachll 

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in  COBttttiflifop  bei  C.  A.  8cbwi|tiihke  an«  0ohn. 

1848. 

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T  o  r  w  o  irit 


er  erste  Band  dieiee  Weribee  beeehrinkie  ftich  auf 
^  Archäologie  y  beeenden  ai|f  die  bisher  sehr  vernach- 
lässigten handgreiflichen  Alter^&uoier^  insofern  sie  we- 
der ifmisch  noch  griechisch  sind,  und  kam  aas  arch&o- 
logisohea  Gründen  nu  dem  Resultate;  dass  es  keltische 
Alterthfimer  sind^  die  sich  nicht  allein  über  Britannien 
und  Gallien  I  sondern  auch  über  Germanien  und  gann 
Borofa  verbreiten  y  daher  man  die  Germanen  ßn  Kel- 
ten  und  nicht  für  Teutsche  su  betrachten  haben  wird, 
die  keltische  Nationalittt  einst  eine  hBc}isl  ausgebrei- 
tete war. 


—      IV      — 

f 

Ueber  die  Eigenthümlichkeit^  das  Wesen  und  die 
Geschichte  dieses  mächtigen^  alten  keltischen  Volkes 
soll  nun  ausfuhrlicher  gehandelt  werden,  und  zwar  im  . 
zweiten  Theile  mehr  aus  dem  sprachlich* ethnographi- 
schen, im  dritten  mehr  aus  dem  geschichtlichen  Ge- 
Sichtspunkte. 

Eine  Nationalität  ist  eia  grosses  geschichtliches 
Volks -Individuum,  welches 'neben  andern  Nationalitaten 
stehet,  das  im  Laufe  der  Zeit  altert,  sich  mit  andern 
Völkern  wohl  mischt,  auch  neuere,  füngere  Nationali- 
täten aus  sich  hervortreibt;  das  alte  keltische  Volk 
wird  so  die  Mutter  vieler  neuen  Nationalitäten  seyn, 
der  griechischen,  römischen,  teutschen,  französischen, 
italienischen,  spanischen  und  englischen,  was  ich  näher 
auszufuhren  suchen  werde. 

Eine  Characteristik  der  Nationalitäten  überhaupt, 
vorzugsweise  der  keltischen,  auch  der  aus  ihr  hervor- 
gegangenen und  der  tieben  ihr  stehenden  soll  die  Auf- 
gäbe  dieses  zweiten  Bandes  seyn. 

Die  erste  Abtheilung  desselben,  die  ich  hiermit 
dem  geneigten  Leser  vorlege,  enthält  nur  ein  Paar  vor- 
läufige  Arbeiten,  die  auf  den  Zusammenhang  der  kelti- 
schen Sprache  mit  der  teutschen  und  lateinischen  hin- 
deuten sollen,  daher  einen  Gegenstand  betreiTen,  der 
manchen  Freund  der  Wissenschaft  interessiren  könn- 
te, wenn  ihm  auch  Archäologie  und  Geschichte  fem 
stehen. 


Hftn  findet  Uer: 

I.  eiD  Vens^iehniss  von  keltischen  Wörtern^  weMe  die 
Qrandlage  von  teutschen  gebildet  haben  nnd  in  un- 
sere Sprache  dbergegangen   seyn  mögen ,   &  1  --*  78. 

II.  einen  teutscb- keltischen  Iudex  zu  dem  vorstehenden 
Venseichnisse  S.  74  — 101. 

III.  ein  Verzeichniss  von  lateinischen  Wortern,  welche 
aus  der  keltischen  l^rache  stammen  mögen,  S.  10t 
—  17«. 

IV.  die  Namen  von  Städten,  Gebirgen  und  Flüssen  in 
Germalien,  die  Personen -Namen  vien  Germanen,  die 
in  den  alten  Autoren  erwUint  sind ,  und  die  sonst  vor- 
konoMuden,  die  sich  zum  Theil  in  unsern  Vornamen 
erhalten  Ilaben« 


Sie  npreite  Abtheilung  dies^  Bandes  wird  sehr 
bald  aadifolgen,  da  der  Druck  derselben  sogleich  begb- 
neu  seM;  diese  wird  enthalten: 

V.  den  Text^  in  einer  Abhandlung:  aber  die  Natio- 
nalitäten und  Sprachen  von  Europa,  Asien 
und  Nordafrika,  aus  dem  Gesichtspunkte 
des  Kelteathumes.  Ausfuhrlich  wird  über  die 
keltisehe  Nationalit&t ,  ihre  Verbreitung  im  Alterthume 
und  ihre  Beziehung  zu  der  Archäologie  gehandelt 
werden,   auch,    wie    zu   ihr,   ausser  den  jetzt  leben- 

.  den  keltisdien  Stammen  in  Wales,  Schottland,  Irland 
und  der  Bretagne ,  die  jetzigen  Albaner  und  Wlaehen, 


—     .VI      — 

die  alten  lUyrier  und  Dacier,  als  jüngere  Sprossen 
aber,  die  Griechen^  Homer ,  Italiener,  Franzosen, 
Spanier,  Portugisen,  Engländer  und  Teutschen  gehö- 
ren, werden.  Kurz  ist  nur  von  den  andern  Nationali- 
täten die  Rede,  die  neben  den  Kelten  stehen. 

Das  Ganze  wird  folgendes  Schema  haben: 

A.  die  mongolische  Race  mit  der  chinesischen,  ma- 
laiischen, japanischen^  tungusischen  und  mongoli- 
schen Gruppe.  - 

B.  di^  weisse  mit  der  indoeuropäischen  Race. 

A.  die  Hindu  -  Nationalität, 

B.  die  Gruppe  der  östlichen  rohen  Völker,  mit  dem 
samojedischen ,  finnischen ,  kaukasisch  -  georgi- 
schen und  türkischen  Stamme. 

C.  die  Gruppe  der  'westlichem,    gebildetem  Völker. 

a)  asiatische  und  afrikanische  Abtheilung. 

1)  der  semitische  Stamm,  mit  der  nubisch- 
abessinischen ,  der  koptisch  -  aegyptischen, 
der  arabischen,  der  numidisch-berberischen, 
der  hebräischen,  der  phönizisch  -  syrischen 
und  der  chaldäischen  oder  babylonisch -as- 
syrischen Nationalität. 

S)   der  persisch -iranische  Stamm. 
3}    der  armenische  Stamm. 

b)  Europäische  Abtheilung. 


—      VII     — 

4)  ^  bariusehe  SuamiL 

5)  der  keltische  Stamm  m  BritaiinieB,  thd- 
lien^  Hispanien ^  Italien^  Germanien  mit 
Skandinavien^  Rhätien^  Pannonien^  Dacien, 
M5sien,  Thrazien,  Macedonien,  lllyrien, 
Hellas,  Kleinasien,  mit  den  Cimmeriem, 
Pelasgiem,  Griechen  und  den  neuem  Na- 
tionalitäten, 


6)  der  gothisohe  Stamm  und  sein 
zum  keltischen  wie  zu  den  neuem  V5Ikem. 

7)  'der  slawische  ^Stamm. 

Hierauf  folgt: 

VI.  Verzeichniss  von  griechischen  Wörtern,  die  aus  dem 
Keltischen  stammen  mögen. 

Vn.  Verzeichniss  von  wlachischen  Wörtern,  die  mit 
keltischen  und  griechischen  in  Vert)indung  stehen 
werden. 

Vin.  Verzeichniss  von  albanischen  Wörtern ,  die  mit  kel- 
tischen und  griechischen  in  Verbindung  stehen  werden. 

Schließlich  sey  mir  die  Bemerkung  hier  erlaubt,  die 
ich  auch  später  wiederholen  werde:  dass  die  hier  sub  L 
und  HL  gelieferten  Wörterverzeidmisse ,  mit  ihren  Be^ 
Ziehungen  der  keltischen  Sprache  zu  der  teutschen  und 
lateinischen,  gar  mcht  aus  dem  rein  sprachlichen  Ge- 
sichtspunkte zusammengestellt  sind,  da  mir  die  tiefem 
spiadiliidien  Kenntnisse  fehlen;   sondern  nur  aufinerksam 


—       VIII 


habe  ich  hierdurch  machen  wollen  m^(  die  wirklich  vor- 
handenen keltischen  Elemente  im  Teutschen  und  Latei- 
nischen^  wegen  des  daraus  hervorgehenden  Zusammen- 
hanges der  keltischen ;  teutschen  und  italischen  Natio- 
naütät;  daher  kann  es  auch  wenig  darauf  ankommen^ 
wenn  einzelne  Wörter  falsch  angezogen  seyn  sollten, 
iiberhaupt  in  Einzelnem  sich  manche  Unrichtigkeiten  ein- 
geschlichen haben  "mögen. 


I. 

TerzelclmlsB 

von  keltischen  .Wörtern, 

welche 

die  Grnndlagt  ron  teutscken  gebildet  haben  and  in 
nnsere  Sprache  übergegangen  sein  mögen. 


Benatzt  sind: 


O  Ar  dM  GillMlie 

a.  Maclod^  dielfonary  of  the  gaelic  Langaai^e,    Lond.  1841^ 

b.  Dictionary  of  ike  gaeiie  Langma§€y  of  the^litgbland  ee- 
clety  of  Scotland.    Bdlnbargh  18Sa 

c    IrUh-englUh  Bicti^ary.    Paris  17es. 

S)  Clr  das  Bretonisclie 

a.  BuUHj  Dictionaire  celtiqoe.   Besannen  17(19,  Tb.l.  ^— O. 
Die  aaderen  Tbeile  fehlen  anf  hiesiger  Bihliolhek. 

b.  DieiUmmIre  frangaU^krHon.    Leide  1744^ 

9)  ffir  das  Wällscbe 

Owen^Pitgke^    INclionary  of  the  welleh  -  Langaace •     Den- 
bigh  188t. 


Abkürzungen: 

{0$J)  6&llsch,  Yorsogsweise  Hochschottisch. 

(/r.)  Irisch,  das  aiua  gillschen  Dialect  gehflit 

(IT.)  Wälisch. 

(Br.)  nretoniscb. 

(Alff.)  Alt-Teatsch,  Yoraogsweise  Alt  -  Friesisch, 

ichth,)  Gothisch.  ^ 


«tfrnUia  EßVL  Altorth.  IL  Bd. 


jäbal,  abhal  (Gl), afal  (Br.u.  W.)  der  Apfel ;  abimlg&ri (Gl) 

der  AepfelfNTten. 
abh  (G]J)j    aw  (W«)   Waüer,    wimiit  tutsnoienhing^  imig: 

akv«  fin  Gotli.  Wasier,   Fiats;    em  im  Angeltäclui« >  «  im  Alt- 

Dordischen  und  Schwed.,  Wasser« 
«M/a«  (61.)  4ie  OUate,  Hestie^ 
abhra  (GL),  abrant  (Dr.),  amrani  (W.)  die  Augenwiniperii ; 

jieber  im  Sidleiitsckeii )  agbre  im  Aitt. 
abrmhomy   aibrean  (GL),  mbran   (Ir.),  €brtt  (W.)^  imibril 

(Bf.)  der  April  (Monat);  aprilis  im  Laf. 
niyj  (Br.),  agw&dd  (Vf.y  die  Hl^^loogy    «)<ts  Habit}   habitiis 

im  Lat.,  abit,  habit  im  Altt. 
acar ,  achter  (Gl.)  herb,  saner;   acer  im  Lat. 
aceort  (Br.Jdtr  Aceord  (i»  det  Musik)  |  aceordas  im  Lat. 
ach^  aw  (Gl.  uod  W.)   die  Acbe,  Lacke ^  der  Back;  aqoa  im 

Lat.,  s.  abb. 
achmp  (Br.)  edurppirenA 
aehd^  achtj  adh  (GL),    ackmw  (W.)  Gesetz,  Verordnung, 

die  Acte;    achdaich  (GL),   ackwyn  (W.)   Terfugen,  Acte 

eilasbeB,  a«eh  klagen;    adhnaireachä  (GL),  aohUfynedi^ 

gaeih  (W.)   die  Klage ,  der   Prozest;  daber  wokl  im  Lat. 

actor    der  Kläger;    im  Altt.    atbtene,    eehtene    die  Klage, 

acktia  klagen,  gericbtlick  Terfolgen;    achte  die  AckC;  adkt, 

echt  Urt&eiL 
aemnalj  aeomk^l^  acomol  (GL)  die  Versammlung  und  sicB 

Tersammeln;   möglich,   dass  hiermit  zusammenkäogen  könnte 

im  Altt.  mnlkre    sich  rersammeln,    malliOn,    mahal,    mal- 

statt  etc. 
acre  (Br.),    e$gyr  (W.),  acatr,    achad  (GL)    der  Acker; 

ager  im  Lat.;  akrs  im  Goth.;  accar,  ekker  im  Altf. 
ada  (Br.)  ade,  adien  im  Französ. 
miamk  ((GL)  Bxx  Atom. 
adfail  (W.)  das  Einfallen  eines  Hauses. 

1  ♦ 


—    4    — 

adgnaw  (W»)  wiederkäuen  der  Thiere,  s*  chaocag. 

aiAar^  aer  (Gl.)  der  Aether,  die  Luft;  aer  im  Lat. 

adhhocaid  (Gl.)  der  Adrocat,  Vertlieidigef ;  adrocatus  im  Lat. 

adwerth  (W.),  ainßugh  (Gl.)  der  Unwerth. 

adwerih  (W.)  eotwerthen^  den  Preis  vermindern. 

adwir,    anwir  (W.),  ainfhirinn   (Gl.)   das   Unwahre,   die 

Unwahrheit,  unwahr;  Ton  gwir  (W.),  fire  (Gl.)  wahr;  wir 

im  Altt. 
ad^sgrifen  (W.)  die  Rückschrift,  das  Rescript. 
aedh  (Ir.)  das  Auge. 
aegre  (Br.)  mager;  macer  im  Lat. 
aeled  (W.)  elend,  krank;  aeger  im  Lat. 
aelwyd  (Br.)  der  Heerd.  i 

aflathr  (W.)   unfläthig. 

ai  (Gl.)  das  eigene  Land;  aig  (Gl.),  eiddaw  (W.)  das  Eigene, 
^  Meine;   ain   im   Altt.;   aigin  im   Goth.,   eiodom,  aindom  im 

Altt. ,  Eigenthum. 
aig  (Gl.),  eddiawy  helwi  (W.)  eigen  haben,  besitzen;  aigdn 

im  Goth. 
aigcan  (Gl.),  aigion  (W.)  der  Ozean;  oceanus  im  Lat. 
oiglj  er(Br.),  erj/r  (W.),  iolar  (Gl.)  der  Aar,  Adler;  aquila 

im  Lat.;  ara  im  Goth. 
aiU  j  fiiiU  (Gl.)  adelig;  nobilis  im  Lat.;  edel,  ethel  im  Altt. 
aillean   (Gl.),  alanan  (W.)  die  Alantwurzei;  enula  im  Lat.; 

inula  in  der  Botanik. 
ailmj  elau  (Gl.)  die  llme,  Ulme;  alnus  im  Lat. 
aimsiughadh  (Gl.)  die  Heimsuchung,  Verführung. 
aingcaliachd  (Gl.)  der  Eigensinn. 
am,  uar  (Gl.),  iaw  (W.)  das  Jahr;  annus  im  Lat.;  athn  im 

Goth.;  iawd  (W.)  die  Jahreszeit. 
aindreas  (Gl.)  Andreas,  Mannsname. 
aingileach  (GK)  Engelswurz;  Angelika,  angelica  im  Lat. 
ainm  (Gl.),  enw  (W.)  der  Name,  nomen  im  Lat.        ^ 
ainnimh  (Gl.)  die  Einsamkeit. 
ainniM  (Gl.)  arm. 
air,  agTy  oidhre{G\.),  edi/i?rfrf(W.)  der  Erbe,  heresimLat., 

crra  im  Altt.;  auch  das  Erbe;  arrutn  im  Lat.;  arbi  im  Goth.; 

erra  im  Altt. 
air  (Gl.),  edifedda  (W.)  erben,  ervia  im  Altt. 
airbhe  (Gl.)  die  Rippe. 
airlc  (Gl.)  das  Anlehn. 
airleach  (Gl.)  anleihen,  leihen. 

ai$  (GL),  aren  (Br.)  das  Erz ;  aes  im  Lat. ;  ais  im  Gotb. 
oin7(Gl.),  echel{V(.),  aW(Bf.)  die  Achse,  Wagenachse j  aiis 

im  Lal» 


—    5    — 

miiky  athe  (Gl.),  reit^  achred  (W.)  der  Eid;  aitht  im  Qoth.) 
eiieachaäh  (Gl.)  eiden,  einen  Eid  leisten. 

Ol  (Gl.  ond  W.),  alach  (GL),  ael  (W.)  die  Familie,  Kinder, 
SUem,  Vorfahren;  daber  wohl:  Eltern,  alder,  older  im  AltL 

alan  (W.),  amam  (Gl.),  aian  (Br.)  der  Athem,  anima  im  Lat. ; 
adema,  omna  im  Altr. 

alanu  (W.),  alana  (Bi^.),  analaich  (GL)  athmen,  ommia,  etfatoia 
im  Altr. 

alarm  (W.)  der  Lirm,  Alarm;  alarmu  (W.)  lärmen. 

alasiair  {G\.)  Alexander,  Mannsname. 

alaihrcdd  (W.),  aperi  (ßr.)  adref,  alert,  f^in. 

albard  (GL)  die  Hellebarde,  Waffe. 

alcof  (Br.)  der  Aleofen ,  die  Schlafstube. 

aleao«,  a/tao«i  (GL),  cluBtHy  alw^ten  (W.)  di|s  Almosen. 

alcz  (Br.),  hcolan  (W.)  die  Allea» 

allmann y  cUmjfn  (W.)  der  Fremde,  auch  der  Allemanne  ^  der 
Teatsche;  l'AUemand  im  Französ. 

alliudy  aül  (W.),  almharagh  (GL)  ein  Fremder,  auch  Zins- 
baner,  Pächter,  daher  im  Altr.  die  Namen  aldio,  aldius,  aU 
dianus  fnr  Zinsbaoern,  die  in  anderen  Gegenden  Uli,  leti  etc. 
heissen. 

aUwland  (W.)  das  Ausland;  elend,  elilend  im  Altt. 

alödy  allody  alud  (GL)  alt,  der  Alte,  womit  zasammeohinge» 
wird  im  Altt«  alod,  alodium,  altes  oder  freies  Bigenfhnm. 

alp  (GL),  aihan  (W.)  die  Alpe,  das  Gebirge,  Höhe;  atpSs 
im  Lat. 

ali  (GL)  der  Altan,  ein  hoher  Platz,  Erhobnng. 

aliair  (GL),  allawr  (W.)  der  Altar,  altare  im  Lat. 

alyny  alm  (GL),  allawg  (W.)  der  Alaun,  alomen  im  .Lat. 

am  (GL)  die  Mntter,  woher  Amme,  Mama. 

awuiil  (GL)  das  Uebel,  ipalnm  im  Lit.;  etel  im  Altt. 

ambacht  (Br.),  amha$  (GL)  der  Beamte,  hochgestellte 'Mann, 
daher  im  Altfiries.  ambet,  ambncht,  ombecbt,  das  Amt,  Ge- 
schäft, der  Amtssprengel,  ombechtman  der  Amtmann;  im 
Altsächs.  ambacht,  ambith,  ombeth,  das  Amt;  im  Nieder* 
teutschea  ambagt,  Amt,  Handwerk. 

aw^dadl  (W.)  eii|  Umdahlen,  eine  Besprechung,  Contersatioo« 

amdrail  (W.)  das  Umdrehen. 

amdreiliad  (W.)  die  Umdrehung. 

amgom  (W.)  umgarnen,  umhällen. 

antik  (GL)  der  Hamen,  das  Fischnetz. 

amhar  (GL)  der  Eimer;  hama,  amphora  im  Lat. 

amlineU  (W.)  die  Umlinic,  der  Umriss. 

anap  (Br.),   not  (W.)  der  Napf,  scapha  im  Lat. 

anffmrf  (W.)  ungeformt ,  s.  foirm. 


_    6    _ 

ang  (Gh)  der  Rang,  die  Würde. 

angar  (Gl.)  d^r  Anker ,  Fats,  Gebmd. 

angcoire  (GL)    der  Einsißdler,   Eremit. 

angel  (yf.)y  aingeal^  af7(GU),  aet  (Br.)  der  Engel,  «mgelut 

ioi  Lau 
aifis,  ainis  (Gl.)  der  Anis,  anisum  im  Lat.     . 
anien  (Br.),  angen,  amighar  (G\.)^  angwyih  (W.),  ach  (lt.) 

die  Angst ^  angor  im  Lat.;  aggyitha  im  Goth. 
ankenia  (Br.)  sicli  ängstigen« 
anJcer  (GL),    ancor  (Br.),  angar  (W.)   der  Anker,   aoeera 

im  Lat. 
anhcr  (GL),  angori  (W.)  ankern. 
anneo  (Br.) ,  incus  (GL)  der  Amboss  ^  incas  im  Lat. 
4inrath  {G\.)  Ungemach,  Elend  (fou  an  find  ro/A  das  Gate), 
.    daher   Unrath;    im   Altt.   unrad  Unratlisames ,   unredelik  ua-«f 

r^licb. 
aohrunuy  aobrann  (QI.)  der  Knöchel;  aakel,  onclef  im  Altt. 
apa  (GL),  aJ,  epa  (W.)  der  Affe. 

ar  (GL),    Qrw  (W.)    arten,  pflügen;   arare  im  Lat«;   era  im 
.  A¥tt.;  ^ria  im  bland«;  aeria  im  Goth, 
aradatr  (GL),  ar^r  (Br.)  der  Arter,  Räder,  Pflüger;  arator 

im  Lat. 
areh  (Hr.),  airc  (GL)  die  Arciie^  der  Kasten)  arca  im  Lat. 
arch  (Br.),   crch  (W«)  arg,  gross,  schlimm,   z.  B.    ein  arger 

Sünder. 
ardy  ar  (Gl.)  haart,  hoch;  ardas  im  Lat.,  daher  unser  Harz, 

Haar  dt   (Gebirge);    dieses  ard   ist  das  teutsche  erz,    daher 

ardaigeal  (GL)  der  Erzengel,  ardeasbuig  (GL)  Erzbisehof; 

ferner  das  teutsdie  erb;  daher  wohl  beim" Bergbau  Erbstollen, 

Erbkux  etc. 
ardd  (W.)  geartet,  gepflügtes  Land., 
ßrddiad  (W.)  das  Arten,  Pflügen« 
ardmharaich  (GL)  der  Admiral,  (von  ard  gross  und  mahraich 

der  Seefahrer). 
are8tj  arreat  (Br.)  der  Arrest. 
arm  (CL),  armaili  (Br.)  die  Armee,  die  Bewafiiieten;  armach 

(Gl.)   armirt,    bewaff'net,    ron  arm  (Br.),  airm  (Gl.)  die 

Waffen}  arma  im  Lat. 
arm  (Br.)  der  Arm,  arms  im  Goth.,  daher  ar^nilla  im  Lat.  4aa 

Armband. 
arraid  (GL)  das  Irren,  dor  Fehler,. s.  earraid. 
arraideach  (GL)  irrend,  |ierusnrrend)  iirratd  (GL)  der  Irrer, 

Wanderer. 
arsnaich  (GL)  der  Arsenik,  arsenicum  im  Lat. 
a$  (GL)  auch  cluas^  das  Ohr;  auso  im  Goth«;  ar,  are  im  A^^t« 


—  1  — 

msal  (Gl.),  aael  (Ar.)^  aayn  (W.)  der  Biel|  asiout  im  Laf. 
ascaim  (Gl.)  DachforKhen ,  fragen,  fordern ,  iit  woU  das  Altt. 

a«kia,  «schia  hei9cheo* 
a««/^  a«c/^,  iazel  (ßr»),  a#^W  (W,),  aBgal,  achlau  (GL)  die 

Achsel,  axilla  im  Lat. 
a$parach  (Gl.),  asperjua  (Br.)  der  Spargel,  atparagut  im  Laf. 
aasiei  (Br.)  die  Assiette ,   der  Napf. 
a«ffi/9a  (ßr.)  schuppen,  jemanden  anstossenj  UMOup  (ßr.)  der 

Schupp. 
aii;^  awcy  ai  (Gl.),  JIWiif  (W.)  die  Hahe^  das  Eiga«;   hare 

im  Altt.;   awin  im  Angelsachs. 
awattu  (W.)  fallen. 
awdl  (W.)  die  Ode,  oda  imLat.;  odlig  (W.)  die  kleine  Ode, 

ein  Gedicht. 
awdurdawd  (W.)  die  Autorität,  Gewalt;  auctoritas  im  Lat. 
awr,  orian  (W.),  uair  (Gl.)  die  Stunde^  nnr  am  Niederteutsch. } 

hora  im  Lat. 
aw$i  (W.)  der  August  (Monat%  angustds  i«  Lat. 


Bacair  (Br.),  bacasiaire  (Gl.),  poii  (Yf.)  backen;  haraer^ 

poher  (Br.),  boblad  (W.)  der  Bäcker,  pistor  im  Lat.;  ha^ 

cale  (Gl.),  popty   (W.)    dns   Backhaus,    pistoria  im  Lat.; 

piA  (W.)  das  Backen;  popedig  (W.)  gehacken;  poban  (W.) 

der  Backofen« 
isrcMofd  (Gl.),  babord  (Br.)   da«  Bacbord,  die  M^d-  oder 

Wetterseite  des  Schiffes. 
haehaü  (Br.  und  Gl.),  ba^  (W.)  der  Bakel,  Stock;  bacnlin 

im  Lat. 
bactar  (Gl.)  die  Ecker,  EieheT. 
bachlOj  biceir  (Gl.)  der  Becher. 
baconjfH  (W.)  die  Beere. 
bad  (Br.),  iadii  (W.)   das  Bad,  balneus  im  Lat.;  baih  (Gl.) 

baden,  nntertaachen. 
bae  (Br»),  bagh  (Gl.)  die  Bay^  der  Metrbusea. 
bagadj  bagage(ßr.)y  bagait  (Gh)  die  Bagage,  Bakage^  das 

Gepäck. 
baidhheachd^  iuiriuaehd  (Gl.)  die  Freundschaft. 
baigeiw  (GL)  der  Begtlireade,  der  Bettler;  begar  im  EngL 
baile  (GL)  der  Weiler,  Ort)  Tille  im*  Fsans. 
bailleiny  Mg  (GL)  die  Beule,  Anschwellung;  beUj  Lei  im  Altt. 
bairead  (GL)  das  Barret,  Kopfbedeckung. 


—    8    — 

batik  (Gl.)  die  Beize,  Anlockung. 

baileal,  bataä  (Gl.),  haut  (W.)  die  Bataille,  Schlacht. 

bat  (Br.),  pel  (W.),  ball  (Gl.)  der  Ball,  die  Kugel;  pila  im 

Litt. ;  ball  leithir  (Gl.)  der  Lederball. 
halach   (Gl.)   das  Kiod,  das  in  der  gemeinen  Sprache   auch 

Balg  genannt  irird. 
balaeti  (Br.)  der  Besen  zum  Kehren. 
balaitte  (ßr.),  balaaarn  (W.)  der  Ballast,  die  Belastung  des 

Schiffes. 
hälCy  baitc  (Gl.)  der  Rücken,  -womit  zusammenhangea  mag  im 

.Mtl.:    bok,   hak    der   Rucken,   bakvrarts   rückwärts,    unser 

Huckeb;.ck  etc. 
bala  (Gl.)  der  Balken. 

balg,  billig  (Gl.)  der  Balg,  bulga  im  Lat.;    balga  im  Altt. 
balieg  {S\\),  bosan  (Gl.),  bvrutel  (Br.)  der  Beutel;  buruUUa 

(Br.)  das  Mehl  beuteln. 
balm  (Gl.)  der  Balsan,  balsanMm  im  Lat. 
balmaich   (Gl.)  bnisamiren. 
banc  (Br.),  beinc  (Gl,)  die  Bank  zum  Setzen. 
banqtted,  banvez  (Br.),  bancaird  (Gl.),  gwledd  (W.)  das 

Banket,  Ga<tmahl. 
buHn,  bagh  (Gl.),  banden  (Br.)  das  Band,  die  Banden. 
bann  (Br.),  bannod  (W.)  der  Befehl,  das  Gesetz,  der  Distrikt) 

bannus  im  mittlem  llatein;  bann,  bon  im  Altt. ,  daher  bannere, 

bon    der  Banner,     der   Büttel,    der   den   Bann    Terknndet; 

banna,  bonna  bannen,  gebieten. 
banna,  banneitt  (ßr.)  bannen,  verbaoneB. 
bannal  (Gl.),  banden  (ßr.)  die  Bande,  Menge    (z.  B.  Musik- 
bande), die  Versammlung  von  Männern.      ' 
hannod  (W.),  itnn  (W.)  die  Sentenz,  der  Befehl;  bann,  bonn 

im  Altt. 
kanner  (Gt.),  hanair  (W.),  bannier  (Br.)  der  Banner,  das 

Panier,  die  Fahne. 
bar  (Br.)  die  Barie,  Lanze, 
'  bar  (Gl.)  der  Sohn,  barn  im  Goth.,  bern  im  Altt.  das  Kind. 
bar  (Br.)  der  Barbe   (Fisch). 
bara   (W.  und  Br.),  aran,   pain  (Gl.)   das  Brod;   panis  im 

Lat.j  brae  im  Altt. 
boraer  (Br.)  der  Brodbäcker. 

bara  (Gl.)  die  Bahre,  Hnndtrage;  bera  im  Altt.  der  Träger. 
barb  (qr.),  barf  (W.),  feaaag  (Gl.)  der  Bart,  barba  im  Lat.; 

barvek  (Br^)  bänig. 
barhair,   barhet  (Br.),  barfwr  (W.),  bearcadair  (Gl)  der 

Barbier. 


—    9    — 

hmrbara  (Br.),  harbarra  (GL)  bariwrifch,  grausam  |  barbatva 
im  Laf« 

bariroch  (Gl.)   der  Berbis-,  Berberitzenstrauch. 
bare  (Gl.  und  Br.)  die  Barke,  Schiifj  barka  im  Lat 
bareca  (Br.),  barachad  (Gl.)  die  Baracke,  Hatte» 
*«^Är  (Gl.)  glühend,  daher  Tielleicht  das  Altt.  barna  brennen, 
barnere  Brandstifter. 

bargan  (Gl.)  f  bam  (W.)  der  Vergleich ,  das  Urtheil;  barga- 
naich  (Gl.),  barnu  (W.)  sich  rergleichen^  urtheilen,  verur. 
theilen;  harra  (Gl.)  der  Gerichuhof  (woher  barre  im  Frans, 
bar  im  Engl.);  bam  (Gl.)  der  Richter;  daher  barganiare  im 
mittelalt  Latein  sich  rergleicben,  und  im  Altt.  bare  die  Kla- 
ge,  der  Vergleich;  baria  klagen,  offenbaren;  warf  das  Ge- 
richt etc. 

baron  (Br.),  baran  (GL),  baron^  breyr  (W,)  der  Baron;  baro 

im  mittelalt.  Latein. 
baranachd  (GL),  barwdacih  (W.)  die  Baronin,  baronia. 
barr  (Br.)  die  Barre. 
barz  (Br.)  der  Barsch  (Fisch). 
baa  (Gl.)  der  Bass  in  der  Mosik. 
baail  (Br.)  Basilien,  Basilicum  (Pflanze). 
basta  (Br.)  basta,  genug,   %,  B.  sagt  maa:  und  damit  basta, 

d.  u  genug. 
baiiard  (GL,  W.,  Br.)  der  Bastard ^  Uneheliche. 
bathar  (GL)  die  Waare. 
beab  (GL)  das  Grab. 
beaCf    beaihmham  (sprich   bewan),    beach  (GM,    gwenan^ 

guinen  (Br.),  gwenyn  (W.)  die  Biene;  bea,  bini  im  Altt.; 

apis  im  Lat.  * 

beachd  (GL)  das  Beachten ,  Beobachten,  der  Beschluss,  auch 
das  Ziel;  beachdair  (GL)  der  Beachter,  Beobachter. 

beackdaich  (GL)  beachten,  beobachten;  womit  zusammenhän- 
gen kann  im  Altt.  achtia  ächten,  auch  abschätzen« 

beag,  beagan  (GK),  bjfchain  (W.)  ein  Bischen,  ein  wenig, 
das  Wenige. 

bean  (GL)  hauen. 

bear,  beilkir  (GL)^  arih  (W.),  baedd  (Br.)  der  Bir,  der 
Beetz. 

bemrt  (GL)  die  Bürde. 

beasg  (GL)  die,  gemeine  Hure,  die  man  auch  Besen  nennt. 

bebriy  bewer^  beabhar  (Gk)  der  Biber. 

bedd  (W.)  das  Todtenbett,  auch  das  Grab. 

bedlemond  (W.)  der  Bettler ,  Vagabond. 

beim  (Ir.)  der  Balken |  Holzstack,  auch  Baum. 


—     10    ~ 

b^ir  (Gl.)  bringen  ,  lierTorbringen ,  gebüren  j  beirU  (GU),  ge- 
nid  (W.)  geboren;  breüh  (Gl.)  das  Hervorgebrachte ,  die 
Geburt;  datier  im  Altt.  beir  gebären,  bertbe  die  Geburt; 
berntam  die  Kindererzeugung,  berning  die  Zeugung;  breng 
das  Bringen^  brenger  der  Bringer. 

betrm  (W.)  die  Bärme,  Hefe, 

beist,   biast  (Gl.),  bwysthil,   gwesißl  (W.)  dai  Beest,  die 

Bestie,  da^  wilde  Tliier;  bestia  im  Lat« 
bette  (Gl.),  bedw  (W.),S<?aw   (Br.)  die  Birke,  betula . im  Lat. 
beoir  (Gl.),  byer^  biorch  (Br.)  das  Bier. 
betes  (Br.)  bitia  (Gl.)  die  Beete,  rothe  Rübe;  beta  im  Lat. 
beum  (Gl.)  bitter. 

beus^  buas  (Gl.)  der  Bauch,  im  Altt.  buch,  buk« 
^  bhean  —  sprich  wan  —  (Gl.),  benyw  (W.)  das  Weib,  femina 

im  Lat. 

bi  (Gl.)  seyn,"  daher  wohl:  ich  bin. 

biail  (Gl.),  bwyeU  (W.),  pila  (Br.)  das  BeiL 

bid  (Gl.)  der  Bissen. 

bid  (Gl.)   beissen,  kneipen;  bita  im  Altt. 

bigin  y  bigeum  (Ir.)  eine  Frauenzimmer -Haube  und  Kopfbinde. 
Die  Burgcrfrauen  in  Plalle,  besonders  die  Frauen  der  Hallo- 
ren trugen  bis  zur  jüngsten  Zeit  sehr  allgemein  (jetzt  nur 
selten)  eine  Mdtze  oder  Art  Haube  mit  breiter  Stirnbinde, 
welche  Bigiuen  beissen. 

bil  (Gl.)  billig,  gut. 

bioban  (Gl.)    der  Pips,    eine  Krankheit    der    Hühner;   pip   im 

Snglischen, 
biifv  (Gl.)  der  Born,  Brunnen;  boi*a  (Gl.)  ist  Wasser. 
biorraid  (Gl.)  die  Pyramide. 
bis$  (Br.)  die  Bisse,  der  Nordwind. 
bith  (Gl.)  der  Kitt. 

bilse  (Glt)  die  Betze,  Hündin,  auch  dos  Weibliche. 
bladh  (Gl.)  das  Blatt,  die  Blume,  die  auch  im  Altt.  blam  heisst. 
blam  (BrO  die  Blame,  Schande;  blamen  (Br.)  blamiren. 
blar^  blaras  (Gl.),  bal  (Br.)  die  Blässe,  der  weisse  Strich  aa 

den  Köpfen  der  Thiere. 

bUJQf  hlejaden  (Br.)  blöken  der  Schafe,  placare  im  Lat. 
blait  (Br.)  platt,  eben;  planus  im  Lat. 
blessa  (Br.)  blessiren,  Ycrwundcn. 

bleu  (Br.)  blau.  ■ 

bleuhuenuy  bleuten  (Br»),  blöj/n^  blodan(W»)y  bleath^  blaih 
(Gl.)  die  Blüthe;  blam  im  Altt. 

blehuen,  bleüi  (Br.),  blötfn,  blöenu  (W.),  blodenoch,  bla-- 
ihaich  (Gl.)  blühen;  bloia  im  AltU 


—  II  — 

blimgein  (Br.)  UiBcen^  blinz^,  mit  halkgetehlofitseo  AugfP 

seben.  ^ 

blodemaw  (W.)  blähend. 

hioc  (Br.),  blocan  (Gl.),  ptoc  (W.)  der  »lock. 
6foa  (Gl.)  offen  ^  bloss. 
Hob  (Gl.)  entblössen,  xeigeiu 
hlosy  blosgy  bhscan  (Gt.)  blasen,  ein  Uorn  etc. 
blusar  (Gl.)  das  Blasen ,  Getön. 
boardy  oord  (Gl.))  hufrdd  (W.);  bord^ei»  (Dr-)  der  Bord  des 

Scliiffes,  aucb  das  Brett. 
bobhstair  <Gl)  das  Polster. 

boc  (Gl.),  boutfh  (Br.),  iw^rÄ  (W.)  der  Bock,  Ziegenbock. 
6o<7  (Gl.)  der  Betrag,  Fehler;  daher  yielleicht  die  Redensart: 

einen  Bock  machen. 
boc  (Gl.)  springen  wie  ein  Bock ,  wofür  wir  auch  bocken  sagen. 
boch  (W.)  die  Backe,  Wange.  "* 

bochna  (Gl)  die  Bucht  des  Meeres. 

bocuiy  bosca  (Gl.),  boestl  (Br.)  die  Badise,  plxis  im  Lat. 
bocaaich  (Gl.)  mit  der  Faust  schlagen,  boxen. 
boaz  (Br.)  der  ßuckel. 
bodach,  botaidh  (Gl.)  der  Bottich  (Gefäss). 

hodd  (W.)  das  Gebot ,  bod  im  Altt. 

bodhan  (Gl.)  der  Popo,  Steiss^  podex  im' Lat. 

boga,^  bogha  (Gl.),  bwa  (W.)  der  Bogen  zu  Pfeilen,  auch  in 
der  Baukunst;  bwa  ct/fammod  (W.)  der  Regenbogen  $  bo* 
ghadair  (Gl.)  der  Bogenschütze;  bogere  im  Altt. 

bogh,  bocan  (Gl.)  biegen, 

bogueä  (Br.)  das  BouQuet,  der  Blumenstraoss. 

boilhg  (Gl.)  blitzen,  boilhgeadh  (Gl.)  der  Blitz;  bliksen  im 
Altteutsch. 

boigeum  (Gl.)  die  Binse,  das  Rohr. 

boisaeel  (Br.)  der  Scheffel,  boisseao  im  Französ. 

boirealj  iora  (Gl.)  der  Bohr. 

boiiein,  beinneal  (GL),  boetel  (Br.),  bwrnel  (ff.)  das  Bündel, 
Bund  Ton  Hen  etc. 

bolg,  bolgan  (Gl.)  der  Balg  von  Tbieren  und^Pflanzeni  die 
Hülsen. 

bolgach  (Gl.)  die  Beule. 

b0iU  (W.),  boliiaeh  (Gl.)  der  Bolzen,  bollt  im  Gotb. 

boli  (Gl.),  beili  (Ir.)  der  Belt^  Meerbusei);  balteus  im  I^t. 

bordeeii  (Ik.),  bapisUaoJi  {Gh)  das  Bordell,  Hurenhaua« 

born  (Br.),  burn  (Gl.)  der  B«rn|  Bninnen»  die  Quelle,  Wasser. 

b^s   (Gl,)  böse,  schlecht. 

botan  (W.) ,  botuin  (Gl.)  der  Stiefel ,  botan  im  Gotb. 

bote^  buie  (Gl.)  die  Busse,  Strafe;  bot,  böte,  beta  im  AUt. 


—    12    — 

houticle  (Br.)  die  Butike,  Bude. 

bra,  braoi  (Gl.)  die  Braunen ^  Augenbraunen;  bra,  bre,  brahn 
im  Altt. 

bradwi  (W.)  der  Brocken. 
bradychwr  (W^ ,  foilleir  (Gl.)  der  Betruger. 
brae  (Br.)  die  Breche,  Flaclisbrecke ,  Brake. 
btuea  (Br.)  breuanu  (W.)  braken,  brechen  des  Flachses. 
brae,  braen  (yf.)  entzwei,  das  Entzweie,  Gebrochene, 
brßfinar  (W.),  branar  (Gl,),  brelU  (Br.)  die  Brache,   unbe- 
stelltes Feld. 

hraenaru  (W.)  brachen,  die  Brache  pflügen. 
braenardaü  (W.)  gedüngtes  Brachfeld. 
bragal  (W.)  prahlen,  baga  im  Altt. 
braich  (Gl.)  die  Maische,  das  Malz. 
braialead  (Gl.),  breiched  (W.)  das  Bracelet,  Armband. 
braist  (Gl.)  die  Brosche,  Brustnadel. 
bramanUi  (Gl.)  roh,  woher  Tiel leicht  das  Wort  Bramarbas. 
brann^  brath  (Gl.)  der  Brand,  Feuerbrand,  brennende  Kohle. 
brav  (Br.)  brar,  flink,  gut. 
breaghhaehd  (Gl.)  die  Prächtigkeit,  Schönheit. 
breatan  CGI.)  Britannien. 

bregu,  briwaw  (W.),  breva  (Br.),  ircrcaiti  bris^  breg  (Gl.) 
brechen,  breka  im  Altt. 

Äre^.,  briw  (W.),  bread,  braghy  brac  (Gl.)  das  Brechen,  ,der 

Bruch;  daher  unser  Brack,  d.  i«  Zerbrochenes,  wie  im  Altt. 

brek  der  Bruch,  breker  Verbrecher,  brekma  Bruch,  Brachte. 
bregedd  (W.)  die  Gebrechlichkeit,  Zerbrechlichkeit;  broh  (GL) 

das  Gebrochene,  Zerbrochene;  brau  (W.),   brisdeach  (Gl.) 

brechlich,  gebrechlich. 

breid  (Gl.)  breiten,  ausbreiten. 

breo  (GL)  das  Brennen,  Feuer,  Flamme;  brond  im  Altt.  der  Brand. 
breaych   (W.)   der   Wirsching,    Wirschkohl   oder  Sayoyerkohl; 
brassica  im  Lat. 

bride,  priodas  (Gl.)  die  Braut,  breit  im  Altt.;  breidgoma  im 
Altt.  ist  Bräutigam,  d.  h.  der  Braut  Mann^  Ton  gome  im 
Altt.  der  Mann,  welches  Wort  Tielleicht,  zusammenhängt  mi^ 
mo  (Ir.)  der  Mann ,  homo  im  Lat. 

brtogaisj  brigin  (Gl.)  die  Beinkleider,  brek,  brik  im  Altt.; 
breeches  im  Engl. 

brochan  (Gl.)  die  Brühe,  brochan  feoJe  (Gl.)  Fleischbrühe. 

br'ioihair  (Gl.),  breder  (Br.),  braud  (W.)  der  Bruder;  frater 
m  Lat.;  brothar  im  Goth.  und  Altt.;  breudeuriez  (Br.)  die 
Brüderschaff. 

brou98  (Br.),  prysgl  (W.)  der  Busch,  das  Gebüsch« 


—    18    — 

brm$SMy  br6ms  (Br.),  y ihrig  (W.),  9prim  (Ir.)  die  Sprofte. 

iroMM,  br^n$  (Br.),  om«af»  (Gl.)  9  ythrigaw  (W.)  sproMen. 

brug,  brüh  ^  brmger  (Br.),  ^ur^  ( W«)  der  Brocii ,  das  Moor« 

brun  (Br.)  braun. 

bmmellem  (Br.),  irlTtf  (W.),  imV  (Gl.)  brnllen. 

brunettig  {f^r*)  branett,  Ton  briaDUcheni  Gtiiclin 

inrig,  bramn  (Br.),  iroMHi  brocem  (W.),  &nrfiiiie(G1.)  dift 
Brost,  der  Busei^. 

brut  (Br.),  irod  (Gl.)  die  Brut  der  ThiiM  etc. 

bruzum  (Br.),  hreubjf»  (W.)  die  Brösel,  Brosamen,  Krame 
des  Brodes« 

brwg'  (W,)  der  Bruch,  auch  der  Wald;  daher  wohl  das  AltK 
broil,  brnhl,  der  Brühl,  Thiergarten. 

bmi  (Br.),  &«,  hu  weh  (W.),  bo  (Gl.)  die  Knh^  bos  im  Lat. 
Im  Bretonuchen  heisst:  hyaenn  eine  weisse  Koh,  «UMm 
eine  rotlie,  brethu  eine  scheckige,  Haäl  eine  Bläisse,  qme» 
vlai  eine  trächtige,  aleii  die  gekalbt  hat,  giomeh  dier  das 
Kalb  genommen,  leah  eine  milchende,  brekaign  die  nicht 
trSchtig  wird,  ganmeh  die  seit  einem  Jahre  Milch  giebt.  In 
Gälischen  giebt  es  noch  mehrere  Namen  für  eine  Kuh;  über- 
haupt ist  die  keltische  Sprache  ganz  unendlich  rekh  as  Na- 
men fnr  die  Hausthiere  und  Gegenstände,  die  mit  diesen 
zusammenhängen. 

buaacher  (GL),  beudail  (W.)  der  Knhbladder,  Kuhmist. 

bual  (Br.) ,  bwla  (W.),  boUog  (Gl.)  der  Bulle. 

bttceiy  bodaide  (Gl.)  der  Buckel,  die  Beule. 

hucheU^  bmguet  (Br.)  der  Bengel,  grosses 

hucBa^  buis  (Br.),  bocsa  (Gl.)  der  Buchsbaum,  bQxns  im  Lat* 

bugad  (Br.)  die  Beucbe,  Bauche,  die  Lauge  zum  Waschen* 

bugadiy  bugtt  (Br.)  beuchen,  waschen  aus  der  Lauge« 

bmimpis  (Gl.)  die  Pumpe,  Plumpe« 

bmla,  bmideai,  botmi  (Gl.),  bouiouiln  (Br.),  bcihel^  p9iel  (W.) 
die  Bolle,  Booteille;  paiMu  (W.)  in  Bonteillea  fallen. 

bürg,  bwrg  (Gl.  und  W.),  bourch  (Br.)  die  Burg,  Stadt, 
l>orf. 

burgain  (Gl.),  bwrgai$f  bmrdaiM  (W.),  baurchiz  (Br.)  der 
Borger. 

burgaid  (Gl.)  die  Porganz,  burgaidich  (Gl.)  porgiren,  ab- 
fuhren. 

bu$ard  (Br.)  der  Busard,  eine  Axt  Falken. 

bmng  (CM.)  potsea,  fchmncken* 

bmHuii  (Gl.)  daa  Bosten,  stark  anhaochea;  daher  Terbusten^ 
das  Fener  anbasten« 

buimr  (Gt.)  die  Butter,  butjrum  m  Lat«;  bootjroo  im  GMech. 
(im  Keltischen  f on  bo  lear,  wie  im  Griedu  ron  bous  und  tyms.) 


—    14    — 

bulin  (Br.),  buU^  praidd  (W.)  die  Beute;   praeda  im  Lat. 

hutta  (Br.),  bt&ta  (Gl.)  die  Butte  (Gefäss). 

hw^  baig  (GL)  die  Biege^  Biegung,  von  öogh  biegen« 

bwlgan  (W.)  der  Beutel. 

bwngler  (W.),  bmmiiear^  bumler  (GL)  der  Bummler^  nichts- 

Dutziger,  schlodit  angezogenet  Mensch. 
bwrdd  (W.)   das  Brett,   byrddu  (W.)  mit  Brettern  bedecken. 
bivih  (GL  und  W.)  die  Bude,  kleines  Haus. 
bj^dd  (W.)  die  Binde,  Armbinde;  vitta  iiA  Lat. 


c. 

Caba  (GL  und  6r,)  die  Kappe,  Kleidungsstück;  kappa  im  Altt. 

cabal  (€rL)  die  Kabel,  das  Kabeltau  im  Schiff. 

eäbeakte^  kabesir  (Br.),   agkaistiuir  (GL)  der  Halfter;  ca- 

pistrum  im  Lat« 
Cabinet  (Br.),  caibiHeid  (GL)  das  Cabinet,  (das  Diminutir  Ton 

cabetn  die  Wohnung). 
eaboun  (Br.),  capan  (GL)  der  Kapaun,  capo  im  Lat. 
eac  (GL),  cach  (W.),  iach  (Br.)  die  Kacke,  menschliche  Ent- 
leerung, cac  shiubhal  (GL)  die  Diarrhoe. 
cacan  (GL)y  cachu  (W.) ,  kacha  (Br.)  kacken ,  cacare  im  Lar. 
cachfa  (W.)  das  Kackhans,  der  Abtritt.  • 

cadamach  (Gl.)  caduck,  ruinirt. 
cadwen  (W.),  tiime  (GL)  die  Kette,  catena  im  Lat. 
cv^,  iah  (Br.)  die  Hecke,  der  Hag;  häea  (Br.)  einhegen. 
caeth  (GL  und  W.)   der  Käth,   Kossäth,  kleine  Häusler,    der 

Arme* 
cagailt  (GL)  der  Heerd_,  den  man  auch  Kachel  liennt. 
taibideü  (Br.),  eabideöl  (W.)  das  Capitel,  capitulum  im  Lat« 
caidh  (GL),  chawt  (Br.)    keaseh,   castus  im  Lat.;   caidheadh 

(GL)  die  Keoschhdt,  castitas  im  Lat. 
cail  (GL)  der  hintere  Theil,  -«roher  -«rohl  die  Keule. 
caU^indeir,  caiadair  (GL)  der  Calender,  calendarius  im  Lat, 

[kal  (Br.)   sind   die'  calendae  der  Römer,  der  erste  Tag  des 
•    Monates.] 

cailU,  calia  (GL)  der  Kelch,  calix  im  Lat. 
caimileid  (GL)  der  Camelot^  ehie  An  Tuch. 
cain,  canach  (GL)   die  Rente,  Abgabe,  woher   wohl  canoSy 

Abgabe; 
cainealy  canal  (GL),  canel  (W.)  derCaneel,  Zimmt;  cinna* 

mofiff  inci  Lat« 
iatmiisar  (GL)  des  Krebs. 


—   la  — 

cairi,  cairis  (6K)  die  EMvem,  K«t»clie|  oarago  iMiLiit. 

cairiy  cariach  (Gl.)  die  Karte  zum  Spielen. 

catri  (Gl.)  gerben. 

caitical,  feoiriin  (Gl.)  das  Yieitel,  Quart;  fmdel  iui  Altt. 

cmirUal  (Gl.)  der  Kintel,  die  Uerautfordcroog. 

cai9e  (Gl.),  caaw  (Br.),  caw%  (W.)  der  Kai« >  caseuttm  Lal.; 

cammw  (W.)  käseir,  gerwnen. 
coisteal  {G\.\  das  Castell;  eastellum  im  Lat. 
ro/M  (Gl.)  kalil;  calmt  im  Lat. 

calcK^  caiie  (Gl.),  calch  (W.)  der  Kalcfa,  Kalk;  caIximLat. 
cakhaidd  (W.)  kalkig,  emkh0dig  (W.)  gekalkt,  caickwr  (W«> 

•der  Kalkbrenner. 
caUfaii  (;^.)^  emlcure  (GL)  kalfatern  der  ScUfie;  calfaiiQur 
.    (Br.)  der  Kalfaterer. 

calg  (Gl.)  Achelfl,  Hachein,  StacheJ«;  acaleat  Im  Lal.  -^ 

caila  (GL)  »ahm;  tarn  im  Altr. 
c^Uaich  (Gl.)  zähmen;  tema  im  Altt« 
camag,  eam^g  (Gl.)  das  Comma  beim  Schreiben. 
camarad,  comrada  (Br.)  der  Cammerad,  Genosse. 
camer  (Br#),  9e9fnar  (Gl.)  die  Kammer;  camera  hn  Lal. 
eamkai  (Gl.),  kaftval  (Br«)  das  Kameelt  camelns  im  Lat« 
camisolen   (Br.),   caimia   (Gl.)    das   Camital,  Hemd;    camisia 

im  Lat. 
eamp  (Gl.,  W.,  Br.)   das  Heerlager,  auch  der  Kampf;   kamp 

im  Altt. 

Mmpimw  iyt.)  kämpfen ,  kampa  im  Alti^ 

campdhuiney  caimfear  (Gl.)  der  Kämpfer,  Kämpe;  kampa 
im  AHt. 

campriia  (Br.)  Captiofen,  Laftsprünge. 

camri  (W.)  die  Canitle  (Pftaiize). 

tarn  (GL) ,  ean$i  (Br.),  cafm  (Vf.)  der  Kahn  (Schiff). 

canab  (Br.),  ca^b  (Gl.)  der  Hanf,  cannabis  im  Lat. 

cmmbhin  (61.)  der  Cannevat,  Haafzeug. 

canal  (Gl.),  kan,  kamt  (Br.)  de»  CanalJ  caaali«  im  Lat. 

ca0g  (W.),  branque  (Br.),  caimeo^  (Gl.)  der  Zanken,  Ran- 
ken, Zweig. 

canna  (Gl.),  Mi»  (Br.)  die  Kanma  (Gefäse)^ 

cimrf  (Br.)  der  Kneif,  da«  Messer. 

rMat#,  spric&  kieeh,  (GU)  das  Kasch,  Knwbgen,  Kuschschweüi ; 
coiseachan  (Gl.)  der  Knsch- Schweinehirt. 

canon  (W.)  der  CanM,  Gösaifg,  dSe  Regel,  auch  Vers. 

caniatr  (GL),  cuniwr  (W.),  Äraner  (Br.)  der  Cantor,  Sänger; 
caaitor  im  Lat. 

caonAtha  (Ir.),  cmduichd  (Gl.)  die  Compagnie,  Association. 

cap  (6?.),  nttffwn  (W.)  ^er  Seiaft;  teapas  im  Lat.  \  «kep  im  Altt. 


—    16    — 

capa  (Gl.),  cßp  (W.),  hahel  (Br.)  die  Kappe,  Mütze,  Mantel 

mit  Kappe*  » 

capul,  cabbjfl  (Gl.)  der  Gaul,  Pferd. 

cor  (Gl.),  carr  (W.),  kar  (Br.)  die  Karre,  carrus  im  Lat* 
carad  (Gl.),  cariaw  (W.)  karren;  karrer  (Br.)  der  Karren- 

maclier* 
carabhi  (Gl.)  die  Karbe,  Karbey  oder  der  wilde  Kümmel;  careum 

im  Lat. 
carawl  (W.)  der  Choral,  der  Lobgesang. 
carh  (Ir.),  canattair  (Gl.)  der  Korb ;  canistmm  im  Lat. 
carbh  (Gl.),  crifiaw  (W.)  lerben,  eintclineiden ;  kerf  im  Alt t* 
carbh  (Gl.),  crifen  fW.)  eine  Kerbe,  kere  im  Altt. 
carcair,   carcar  (Gl.),  carchar  (Gl.)  der  Kerker ,  das  Gar- 

cer,  kerkener  im  Altt. 
carcharu  (W.)  einkerkern. 
Card  (Gl.),  cHb  (W.)  die  Karde,  Kardetsche,  zum  Krampein 

der  Wolle. 
Card  (Gl.)  karden,  kardetschen,  krämpeln;  carminare,  carere 

im  Lat. 
cardota  (W.)  ganten  im*Südteutscben,  d.i.  betteln. 
caredigaw,  carw  (W.)  karet  (Br.)  caressiren,  lieben;  car^s 

(W.)  die  Geliebte. 
cargo  (Gl.),  carg  (W.),  karg  (Br.)    das  Cargo,  die  Ladung 

der  Sdiiffe. 
carlwn  (W.)  der  Hermelin. 
carmhaogal  (Ir.) ,  carbuncul  (Gl.)  der  Karfunkel  (Edelstein)  ; 

carbunculus  im  Lat. 
carmoasg  (Br.),  cochriedd  (W.)  der  Carmoisin  (Farbe). 
carn    (Gl.)    ist   Fleiscli;     möglich    dass    vielleicht    der  Name 

Scharrn,  Fleischscharrn  damit  zusammenhängen  könnte. 
carp   (Br.),  carbhanag  (Gl.)    der  Karpfen   (Fisch);     carpio 

im  Lat.^ 
carry  carruidhe  (Gl.),  crach  (W.)  die  Krätze  (Krankheit), 
carrener  (Br.  und  Gl.)  der  Kärner,  Karrenführer« 
car$  (Gl.)  der  Karsch,  steriles  Feld. 
cart  (Gl.)  das  Quart,  Viertel;  qnadrans  im  Lat.      . 
ca$  (Gl.)  die  Capsel ,  woher  yielleicht  auch  Gasse. 
coia   (Br.),   caBau  (W.)   hassen;   <?«m«,   kas  (Br.)  der  Hass; 

cataad  (W.)  der  Hasser;   adga$y  casaedig  (W.)  gehässig. 
coBglu  (W.)  sammeln. 
cosstf  (Br.)  das  Casseroll,  die  Bratpfanne« 
cast  (W.)  der  Kasten. 
catian  (Gl.  und  W.),  kintin  (Br.)  die  Castanie;  castanea  im 

Lat. 
caiiell  (W.),  kastei  (Br.)  das  Castell;  castellam  im  Lat. 


—  n  — 

emaUUwr  (W.)  der  CattMIan. 

ciuiiza  (Dr.),  ceasiat'ghtm  (In),  co$ii  (W.)  kasteieB;  bettra- 

feil  5  castigare  im  Lat« 
cat  (Gl.),  iraA  (W.),  ca«(Br.)  die  Katze;  catta  im  Lat. 
.caie  (Gl.)  das  Gefeaht;  käse  im  Altt« 
cath  (Gl.)  der  Kaff/ die  Sprea. 
Cttikair  (GL),  cadair  (W.)  der  Sita,  daher  Cadieder,  aoch 

Hauptstadt;  woher  Cathedrale,  Hauptkirche« 
rov,  cai  (Gl.)  ein  kleines  Haus^  die  Kaue,  Koi^  KoTeo,  wi« 

SchweinskoTea« 
cau$eal  (Br.)  kosen,  mit  einander  sprechen. 
ceaba,  ceibe^  Meibt  (Gl.)  die  Schippe  zum  Schippen. 
ceabiar  (Gl.)  der  Zephjr,  leichter  Wind;  zepbjrus  im  Lat, 
ceachi,  $magd,  cumhachd  (GU)^  mamas  (Ir.)  die  Macht,  Ger 

walt;  acmhaingeach  (Gl.)  machtig;  ardchumachd  (GU)  die 

Erzmacht,  höchste  Macht.  ^ 

eealij  cell  (Gl.),  cell  (W.)  die  Zelle,  der  Keller;  cella  im  lit. 
cemng{GU)f  cainc^  gwial{yf.)^  branque  (Br.)  der  Zanken; 

edngawawg  (W.)  zankig. 
cearcal  (Gl.),  cjflch  (W.)  der  Zirkel,  circulus  im  Laf. 
ceard  (Gl.)  der  Schmidt;  smeth  im  Altt. 
eeaik  (Gl.),  dafod  (W.)  das  Schaf;   skep  im  Altt. 
eecr  (W.),  canran^  carraid(G\.)  der  Zank,  cecraei  (W.), 

carraüleach  (Gl.)  der  Zänker. 
cecru  (W.)  zanken,  zecken,  zarren. 
rei/ys  (W.),  cailise  (Gl.)  das  Kegelspiel,  der  Kegel. 
eeirioe$en  (GL),  ceirioM  (W.),  Ärcrtf;s  (Br.)  die  Kirsche;  cera- 

tarn  im  Lat. 
eeisiaw  (W.)  suchen;  seza  im  Altt.  ^ 

celcuy  ceUiau  (W.)  hehlen,  rerhehlen;  celare  imLat.;  celcwr 

(W.)  der  Hehler. 
cenal,    cenedl  (W.),   £r*«tfa/*(GL)    die  Geschlechtsverwandt- 

Schaft,  kennemeg  im  Altt.j   ron    ken,  kin   das  Geschlecht; 

genus  im  Lat. ,  genid  ( W.)  s.  dieses. 
Ctnedlu  (W.),  gin  (GL)   generiren,  das  Geschlecht  fortpflan- 
zen; generare  im  Lat. 
eenadu  (W.)' senden,  Naehriidit  bringen;  cenad  (W.)  derGe« 

.  sandle. 
eeniaw,  aelu^  B^lla  (W.)j  »eall(G).)  sehen;  cernere  imLat;; 

seallad  (GL),  syll  (W.)  das  Sehen;  seone,  siune  im  Akt«; 

e^wr  (W.)  der  Seher. 
cengl  (W.),  ceangal  (GL)  der  Senkel,  Schnürsenkel,  das  Band. 
cerdd  (W.)  der  Gesang  der  wandernden  Barden  oder  Sänger, 

die  cerddawr  (W.)  heissen;  daher  wohl  vaser  Concert. 
cerif  eerc  (W.),  ciomag  (GL)  der  Kern  der  Früchte. 

Keftrstoia  Eelt.  Altsrtli.  II.  Bd.  % 


—    18    — 

cerlin  (W.)  der  K^l^  geineine,  scMecHte  Mentch« 

ceriain  (W.)  streiten;  certnre  im  Lat« 

cethiv  (W.) ,  ceun^  (ß***)  ^^^  Senf,  sinapis  im  Lat. 

cewyn  (Gi.)  die  Wiege;  cunae  im  Lat. 

clialop,  acnap  (Br.)  die  Schaluppe  (Schiff). 

chanhellawr  (W.)  der  Canzler;  cancellarins  im  Lat. 

chaocag,  caqueliain  (Br.),  caguein ^  cagnan  (Gl.),  cegu^ 
cnoil  (W.)  kauen. 

chaucheu  (Br.)  die  Caraasclie. 

cheingen  (Br.)  die  Eiche  (Baum). 

cheminal  (Br.),  MimnCy  simdd  (W.)  das  Camin;  caminns  im 
Lat. 

ehtken  (Br.),  coilchean  (Gl.)  das  Kiken,  junges  Huhn. 

chomein  (Br.),  bunaich  (Gl.)  wohnen. 

chopen  (Br.)  der  Schoppen  (Gemäss). 

chouffre  (Br.),  vfeliar  (W.)   der  Schwefel;  sniphur  im  Lat. 

cAr^,  }cre  (Br.),  neartmhor  (Gl.)  kräftig. 

chrefder^  irefder y  irevder  (Br.),  neart  (Gl.)  die  Kraft. 

chuen  (Br.),  caka  (Gl.)  der  Kuchen. 

chwaeru  (W.)  schwärmen. 

chwaethuy  sawißriaw  (W.)  schmecken;  sapere  im  Lat.;  sme-» 
kQ,  smetsa  im  Altt.;  chwaethy  chwaig,  sawir  (W.),  chwatth 
(Br.)  der  Geschmack;  sapor  im  Lat.;  smek,  smake  im  Altt^ 
Bafwyriad  iyi •)  der  Sclimecker;  safwynis  (W.)  schmeckend. 

CÄwa«  (W.)  das  Leben,  lebend,  lebendig;  das  kwik,  quick  le- 
bend im  Altt.;  daher  wohl  auch  kwiksia  im  Altt.  das  Vieh. 

chwal  (W.)  eine  Ausbreitung,  ein  Schwaal,  Schwalg,  z.  B. 
von  Worten. 

chwanegu , ^chivt/ddaw  (W.)  schwellen. 

chwap^  chwept/n  {W.)y  «^/aMarcI  (Gl.)  die  Schwappe,  leich- 
ter Schlag. 

chwarddu  (W.),  choarzi  (Br.)  scherzen ;  cTiwara  (W.)  derScherz. 

chwaren  (W.)  der  Schwären,  das  Geschwür;  chwarenu  (W.) 
schwären,  Geschwäre  haben. 

chwawiaw  (W.)  wehen. 

chwed  (Br,),  chwediu ,  gwedjjd  (W.)  schwatzen,  schwätzen; 
suadere  im  Lat.;  daher  wohl  kwetha,  quetha,  swepa,  kwan 
sprechen,  sagen  im  Altt. 

chwedl  (yf.)y  ceadal  (G),)  der  Schwatz,  Schwang;  eh  wedle fg, 
chwediu  (W.)  geschwätzig;  chuezer  (Br.)  der  Schwätzer. 

chweidd  (W.)  die  Geschwindigkeit. 

chweg  (W.)  swet,  süss;  swet  im  Altt.  süss;  swetma  die  Süs- 
sigkeit. 

chwegr  (Gl.  und  W.)  der  Schwäer,  Schwager,  auch  die  Schwie- 
germutter; chwcgrewn  (Gl.),  chwegrun  (W.)  der  Schwie- 


-    19    - 

genrater;  im^Altn  ist  swager  Schwager;  swe«  Terwandt,  swe- 
stena  Getcliwister. 

ehweyßo  (Br.),  chwißaw  (W.  nnd  Gl.)  «cbweifen,  henim- 
8cliwetfen ;  swira  im  Alf t.  —  chwifiwr  (W.)  der  Schweifer, 
Vagabund, 

chwidraw  (W.)  fscliwindern,  whwindlig  werden;  chwUrawl 
(W.)  schwindlig;  chwtdredd  (W.)  der  Schwindel;  swina 
im  Altt. 

chwiff  (W.),  der  Pfiff,  der  Zisch;  chwifßad  (W.)  das  Pfeifen, 

Zischen;  chwiffiau  (W.)  pfeifen,  tischen. 
chwilla  (Br.)  wählen. 
ckwimwih  (W.),  eagwid  (Br.)  geschwind. 
chwiori,  chwyrnu  (W.)  schwirren. 
chwipiau  (Gl.  und  W.)  schwippen,  wippen. 
chwiihj   auch  asw   (W.)   links,    womit  das  schwude   unserer 

Bauern  für  links  fahren  zusammenhängen  könnte. 

ckwiw,  stdyll  (W.)  der  Wirbel,  Wirlel. 
chwiwedfg  (W.)  wirblig. 

chwiwmuy  chwelid  (W.)  schwingen,  s.  guintead. 
chwyl  (W.),  sealyfoü  (Gl.),  ^a/w,  ra/yi»  (W.)  die  Weile; 
wHe  im  Altt. 

r*i«y^s(W.),  chweiz^  ckue%  (Br.),  siniiis  (Gl.)  derSchweiss; 
sador  im  Lat.;  swet  im  Altt.  —  chw\i%u  (W.  und  Gl.), 
chouczi  (Br.)  schwitzen;  sudare  im  Lat.  —  chwysawg(y^.) 
schweissig;  chwj(ffa  (W.)  das  Schwitzbad. 

chyfr  (Br.),  cyfrif  (W.)  die  Ziffer,  Zahl ,  auch  zahlen,  rech- 

nen;  anghjffrif  (W.)  unzählbar. 
ci  (W.),  eil,  gione  (Gl.)  der  Hund;  sif  im  Goth.;  zif ,  zippe, 

tieve,  debe  im  Altt.  * 

cibole$8en  (Br.),  cihelljfn,  sibol,  aibolen^  sHwl  (W.),  uim* 

nean  (Gl.)  die  Zwiebel;  cepa  im  Lat. 
eiche j  seackira  (Gl.)  die  Zitze,  Brustwarze,  x 
cidh  (Gl.)  das  Gesicht. 

cigh  (Gl.),  cidws  (W.)  die  Ziege,  das  weibliche  Thier,  auch 
Tom  Hirsch;  seagha ,  aeaghach  (Gl.)  der  Ziegenbock. 

cülidh  (Gl.),  lein  (Br.)  der  Kiel  des  Schiffes;  carina  im  Lat. 

eifnant  ißr.) y  cymmrwifn  (Gl.)  das  Cement,  der  Mörtel;  ce- 
mentum  im  Lat. 

eine y  cinneadh  (Gl.)  die  Kindschaft,  Familie. 

ctViii,  ceann  (Gl.),   cing  (Ir.)   das  Haupt,  der  Oberste,  der 

König;  kinig  im  Altt.,  king  im  Engl. 
ciogail  (Gl.)  kitzeln. 
ciombal  (Gl.)  die  C3rmbel;  cymbalom  im  Lat. 


cionl  (Gl.)  die  Scliulü,  skult  im  AUt.;   cioniack  (Gl.)  schul- 
-    digy  der  Schuldige. 

eis,  ci08  (Gl.)^  cilchj  tumg^  ced  (W.)  der  Zins,  Schoss;  cen- 
8U8  im.  Lat«;  tins,  skot,  schot  im  Altt.  —  cylUdaw  (W.) 
«Dseni  cynnhreth  (W.)  die  Zinsrente,  der  Tribut. 

eist  (Br.  und  W.),  eiste  ^Gl«)  die  Kiste  ^  cista  im  Lat. 

cistre  (Br.)  der  Cider,  Obstwein;  cidrus  im  Lat. 

ciab  (Gl.)  die  Labbe,  dickmäu liger  Mund.  ^ 

ciabar  (GU),  clagheres  (Br.)  die  Klapper. 

clabastar  (Gl.)  der  Klabasterer,  Klefiet,  Kreischer;  clabadour 
im  Franz. 

ciabar  ach  (Br.),  glydiawg  (W.)  klebrig,  schmutzig. 

clabstur  (Gl.),  clasordiß  (W.)  das  Kloster. 

ciaer  (Gl.  und  W.),  auch  eglwr  (Yf.)  klar;  clarus  im  Lat.; 
glan  (Gl.)  klären,  klarmachen,  anghiaer  (W.)  unklar, 
dunkel. 

ciagan  (Gl.),  klemma  (Br.),  klagen,  hlemmer  (Br.)  der  Kläger« 

clai  (W.)  Thon,  klai  im  Altt.  und  Niedert.,  Klaiboden  sagen 
auch  wir. 

claid  (Gl.),  claddu  (W.)  graben,  ist  wohl  das  Altt«  slat,  slata 
gniben,  slata  der  Graben,  Slot,  slatere  der  Gräber. 

claiä  (Gl.)  die  Classe;  classis  im  Lat. 

clatnp  (Gl.  und  W.)  der  Klumpen. 

clapy  clappach  (Gl.),  clep  (W.)  der  Klapp,  Klaps;  clap  (Gl.), 
clepiau  (W.)  klappen,  klappern. 

clawdd{Yf.)j  8lochd(G\.)  der  Schacht,  Schiott,  Grube;  mtc/n- 
glawdd  (W.),  mcinn  shlochd  (Gl.)  der  Erzscbacht« 

cJaws  (W.)  die  Klause. 
cleb  (W.)  der  Geck. 
cJeca  (W.)  klatschen,  schwatzen. 

clicied  (W.),  iliked  (Br.)  die  Klinke  der  Thür,  ilikeda  (Vir.) 
einklinken. 

ch'deen,  Jta//(Br.),  clack  (Gl.)  die  Klöte,  Hoden,  Testikeln. 

chof  (Gl.)  die  Kluft. 

cliostar  (Gl.)  das  Cljstir;  cljster  im  Lat. 

clip  (W.),  clipen  (Gl.)  die  Klippe« 

cJiwe,  clafdheambf   sprich  cloejew  (Gl.),  cleddj/f  (W.)  das 

Schwerdt,  die   Glewe;  im   Altt«  glawin,  auch   kledhie;   im 

Lat.  giadius« 

clod  (Gl.)  der  Kloss,  Erdenkloss;  clodach  (Gl.)  klossig. 
cnac  (Gl«),  der  Knack;  cnag  (Gl«)  knacken. 
cnaimb  (Gl.)  der  Knochen« 
cnamb  (Gl«)  knabbern,  benagen. 
cnap  (Gl.)  die  Knobbe,  Knoppe« 


—  «1  — 

emap$ai0  (GL)  der  Knapp-  oder  Sehnappsaek«  Mantelsack. 
cnici  (W.)  der  Knick. 
emioc  (GL)  der  Knicker,  Geishals. 
cuiochi  (GL)  der  Knecht,  kniochl  im  Altn 
cmipu»  (W.)  der  Knipa,  Nasenitips,  NaMuatnber. 
cnid  (GL)  der  Knollen. 

cmoUtdk  (GL),  ilnv  (Br.)  der  Knoten }  nodut  im  Lat. 
entUh^  cnu  (GL),  enam  (W.)  die  Num-,  nux  im  Lat.}  goUcku 
(GL)  die  WallnoM. 

€9  (GL),  iegim$  (Br.)  kochen,  coqnere  im  Lat«;  —  cog^  €•> 
eaire  (GL),  ceginwr  (W.),  ieginer  (Br.)  der  Koch,  emi- 
guin  (Br.)  die  Knche. 

coagaj  loaga  (Br.)  krachten  wie  der  Rabe« 

ewfa  (GL),  cwch  (W.),  ioked  (Br.)  die  Kogge,  ein  mndlich 
gebautes  Schiff}  knggr  im  Island. 

eocher  (Br.),  coi$tair  (GL)  der  Kutscher. 

eod  (GL),  cody  eodel  (Br.)  die  Katze,  Geldkatae,  Geldbeu- 
tel; cozzo,  chozzo  im  Altt. 

codem  (W.)  die  Schoten,  die  Schalen  Ton  Gemüse  -  Pflanzen. 

coffr  (Br.),  cofar  (GL),  cojfawr  (W.)  der  Koffer. 

coinne  (Gl.)  die  Kanne,  Kunkel,  Frau;  cunnus  im  Lat.  —  chu0, 

knnin,  kunne  im  Altt.  ist  Geschlecht,  Familie. 
coireal  (GL),  corail  (Br.),  gwylar  (W.)  die  Koralle;  coral- 

lium  im  Lat. 

ro/,  laol  (Br.),  coIi$  (GL),  cawl  (W.)   der  Kohl  (Pflanze)» 

caulis  im  Lat. ;  brouakaol  (Br.)  Braunkohl ,  die  Kohlsprossen) 

die  man  isst. 
eoly  cudhj  euilbh  (GL),  C9iap  (W.),  eap  (Br.)   der   Kopf, 

capot  im  Lat.;  cof  (W.)  ist  Gedäditniss,  Geist,  was  auch 

wir  Kopf  nennen. 
colbk  (GL)  der  Kolben. 

colihtachf  colpa  (GL)  das  Kalb,  die  Koh;  chalpa  im  Altt. 
colmd  (W.),  caolain  (Gl.)   die  Kaldaunen,  Kutteln^  das  Ein* 

geweide. 

eawMndair  (GL)  der  Conunandant,  der  das  Commando  fahrt. 
eammun  (GL),  ejfmnmm  (W.)  die  Commune,   Gemeinschaft; 

communitas  im  Lat. 
companach  (GL)  der  Kumpan,  Begleiter;  comes  im  Lat. 
complaii  (Br.)  das  Complott,  die  Verschwörung« 
coitfW(Br.),  cuinin^  cuinean  (Gh)j  cwninger^  cuming  (W.) 

das  Kaninchen,  Karnickel;  cuniculus  im  Lat. 

coiMOrt  (Br.)  die  Consatten,  Mitgenossen;  consortes  im  Lat. 
eanirad  (Br.)  der  G>ntrakt;  contractns  im  Lat.' 
C^mireU  (Br.)  contrair;  contrarium  im  Lat. 


eopar  (GU),  coeufr  (Br.)  das  Kupfer;  euprnm  im  Lat* 
coppa  (Br.),  cop  (W.)  die  Koppe,  Spitze  des  Berges. 
cor  (Br.),  corad  (Gl.)  das  Chor;  chorus  im  Lat« 
corc  (Gl.)  der  Kork^  Stöpsel» 

corif  cotri  (Gl.)^  gfOftyn,  grawu  (W.)  das  Koro,  Saame  des 
Getraides. 

corieaman  (Gl.)  der  Coriander  (Baum);  coriandrum  im  Lat. 
coTHj  cuach  (Br.)  das  Hörn,  cornu  im  Lat. 
cornigel  (Br.)  der  Kreisel,  cornigella  (Br.)  kreiseln, 
coro»  (Gl.  und  W.)  die  Krone,  auch  der  Kranz;  Corona  im  Lat. ; 
coroni  (W.)  krönen;  coronare  im  Lat. 

corp  (Gl.),  corph,  corff  (W.),  horf  (Br.)  der  Körper;  cor- 
pus im  Lat.;  corff awg  (W.)  körperlich,  anghorfforawl 
(W.)  unkörperlich. 

corr^  goirid  (Gl.),  cwta  (W.)  kurz;  cnrtus  im  Lat. 

cosbi  (W.),  ceasiaighim  (Ir.)  züchtigen,  kasteien;  castigare 
im  Lat. 

costy  cosdas  (Gl.  u.  W.),  koHst  (Br.)  die  Kosten,  der  Preis. 

coste  (Br.) ,  cost  (W.)  die  Küste  des  Meeres. 

costßawr  (Br.)  kostbar. 

ebty  cwt  (Gl.),  cwi  (W.),  die  Hütte,  das  Koth,  kleine  Haus. 

coih   (W.),    cauhj   cauch   (Br.)    der   Koth,    die   Ausleerung, 

Excremente;    cothi  (W.)   kothen,    aasleeren;   coihyn  (W.) 

das  Kothhaus,  der  Abtritt. 

coto,  cotum  (Gl.)  die  Kutte,  der  Kittel. 

conhion  (Br.)  der  Cujon ,' Polterer, 

coumin  (Br.),  cuimin  (Gl.)  der  Kümmel;  cuminum  im  Lat. 

C9unt  (Br.),  cunntas  (Gl.)  das  Cooto,  die  Rechnung;    cunn^ 

tair  (Gl.)  der  Conlircr,  Rechner. 
coustein,  Jcousta  (Br.),  costiau  (W.)  kosten;  constare  im  Lat. 
covu  (Br.)  die  Lohe  der  Gerber. 
crab  (Br.),  cranc  (W.)  die  Krabbe,  der  Krebs. 
craban,  krai,  grab  (Br.),  crag,  crabon  (Gl.)  die  Kralle, 

Klaue. 

crabanna^  hrava  (Br.)  krabsen,  greifen. 

craCy  cracan  (Gl.),  crec^  er  ig  (W.)  der  Krach,  das  Krachen. 

cracaircy  cracker  (Gl.)  der  Krakeler,  Zänker,  Racken 

craffu  (W.)  begreifen. 

crafu^  Ä:flrza(Br.),  rro/ii;  (W.)  krauen,  kratzen^  eingraben; 

kafzer  (Br.)  der  Kratzer. 
cragan   (Gl*)  9    cregen,    ctochaUj    cwrwg  (W.)   der   Krug, 

Topf;   cregenydd,  crochenydd  (W.)  der  Krügncr,  Töpfer, 

s.  crog, 
cramb  (Gl.)  die  Krampe, 


iwmmmMhmm  |6I.)  der  Kraim,  iita  Latten  in  die  Höhe  zu  he- 
ben, Ton  crann  (Gl.)  der  ßaiiin,  Masr. 

Gt€mu€in  (Br.)  kraueA,  kratzen. 

oremdmr  (W.)  die  Creatur,  das  Gejchafiene;  creaMra  im  Lat. 

creekium  (Gl.  und  W.)  das  Kreischen ,  hell  auflachen. 

creciau,  cr^u  (W.),  goirm  (Gl.)  krähen  (s.  gragaUekk)) 
canere  im  Lat« 

§r€dU  (Or*)»  creideas  (Gl.)  der  Credit. 

cregen  (Gl.  u.  W.)  der  Kregel ,  Krug. 

creirau  (W.),  adbiur  (Gl.)  schwören. 

cresi  (W.)  die  Kruste  der  Geschwüre  etc. 

creuBseul^  kreuzeul  (Br.K  cruiBgean  (Gl.)  (Ton  crettar  das 
Gefass  und  eul  das  Oel),  eine  kleine  Oellampe,  die  beson- 
ders bei  den  Bergleuten,  auch  oft  bei  den  gemeinen  Leuten 
der  Kreusel  heisst. 

creyr  (W.),  lercheyz  (Br.)  der  Reiher  (Raubvogel). 

cresk  (Br.)  der  Geiz, 

crezon  (Br.^  die  Kresse  (Pflanze). 

cri  (Br.)  cri,  crew,  cref^  ytgri(W.)^  elgh  (Gl.)  der  Schrei; 
criur  (Br.),  ysgrew  (W.)  der  Schreier. 

criadh  (GL). die  Kreide,  der  Thon^  creta  im  Lat. 

crieinj  Iria  ^Br.),  criaw,  crefw,  y$gr9au  (W.)  schreien, 
grölen. 

cnostal  (Gl.)  der  Krystall^  crjstallos  im  Lat.;  crisiaJu  (W.) 
krjstallLsireo. 

eripUaeh  (GL),  crjfhach  (W«)  der  Krnppel;  cripUng  (Gl.) 
Terkrüppelt. 

crOy  cuairt  (GL),  cwr  (W.)  helch  (Br.)  der  Kreis;  cron 
(VT.)  kreisrund. 

croaZy  creuB  (Br.),  crog,  croeg  (W.),  croc,  rrois  (GL)  das 
Kre.uz;  crux  im  Lat.;  krouzel  (Br.)  ist  das  Kreuz  der  Pfer- 
de, craidh  (GL)  kreuzigen,  cruciare  im  Lat. 

croe$  (W.)  quer;  heisst  auch  traws  (W.),  welches  das  nie- 
derteutsche  dwars  —  quer  —  ist;  dwers,  twercs  im  Altt. 

crofsl  (W.)  qnernber  legen. 

crog  {Gl)  yXrwc  (W.)  die  Kruke  (Gefäss);  rro^a«  (GL)  das 
KrugeL    ' 

croinic  (GL)  die  Chronik ;  chronica  im  Lat. 

cropian  (GL),  creiniaw  (W.)  kriechen;  cropiwr  (W.)  der 
Kriecher. 

cropa  (W.),  eroppa  (Gl.)  der  Kropf;  scrophula  im  Lat. 

croia  (GL)  die  Grotte. 

cmie  (GL)  die  Krnke  (Qefass). 

crmvie  (GL),  crj^mdcr  (W.)  die  Krümme,  Biegung. 

crmpadt  (Gl.)  die  Krumpc,  Falte. 


—    u   — 

crwmm  (Gl.),  iroum  (Br.),  crwmy  crom  {W.)  kramiii) 
curvus  im  Lat. 

crwt,  crest  (W.),  hreun  (Br.),  crawen  (GL)  die  Kruste, 
Rinde  des  Brodes;  crusta  im  Lat«;  crytiau  (W.),  kreuen^ 
na  (Br.)  krnsten,  eine  Kruste  erhalten;  crustare  im  Lat. 

crwynwr  (W.)  der  Kürschner,  Lederhändier* 

crych  (Br.  u.  W.)  kraus ,  auch  die  Knigel ,  Locke. 

cryd  (W.)  das  Zittern;  crynu^  cridiaw,  ysgridu  (W.)  zit- 
tern, erzittern. 

crymuj  crom  (Gl.)^  crjfmu^  crwcau  (W.),  hroumma  (J^t.) 
krümmeD. 

cuach  (Gl.),  cog  (W.)  der  Kuckuck;  cuculus  im  Lat. 
cuaile,  caoirJe  (Gl.)   die  Keule,  cla^a  im  Lat.;  caoirl  (Gl.) 

keulen,  schlagen.  • 

cuairsg  (Gl.)  krausein,  kraus  mach^i» 
cuarag  (Gl.)  der  Quersack. 
cuarlalan  (Gl.)  quirlen. 
cub  (W.)   der  Cubus,  Würfel;  cubus  im  Lat. 
cubair  (Gl.)  der  Küfer,  Fassbinder;  cuparius  im  Lat. 
cucamhar  (GL)  die  Kukumee,  Gurke;  cucumer  im  Lat. 
cudal  (Ir.),   cuail  (W.)  schlecht^   böse^  qualvoll;   daher  wohl 

im  Altfries,  kwad,  kwadelik,  guad,  schlecht,  böse,  kwadhe^ 

die  Schlechtigkeit,    das  Uebel;   mich  wohl  unser  Wort  Qual. 
cuegm,    hegin  (Br.),  cegin  (W.),   ciUiu   (GL)    die  Küche; 

culina  im  Lat. 

cuigeal  (GL),  Jcegel,  iegil  (Br.)  die  Kunkel,  Spindel  am 
Spinnrocken;  guenouille  im  Franz. 

€uing  (GL)  ist  Yerpflichtung,  obligatio;  Tinculum  im  Lat.;  da- 
her yielleicht  das  Altt.  gediuge,  gedine,  was  eine  ähnliche 
Bedeutung  hat. 

cuinnse  (GL)  die  Quitte  (Frucht);  cidonium  im  Lat. 

cuisel  (Br.)  der  Meissel. 

cuip  (GL)  die  Wippe,  Peitsche. 

cuit  (Br.),  cuü^  (GL)  quitt,  frei  Yon  Verbindlichkeiten;  kwit 

im  Altt. 
cuitaat  (Br.)  quittiren, 

culaidy  brcid  (GL) ,  goUed  (W.)  das  Kleid. 
cullach  (GL)  der  Keiler  (wildes  Schwein). 
cumant  (Gl.)  gemein^  communis  im  Lat. 
cup^    civppan  (GL),    cwpan   (W.)   die  Küpe,   Kufe;    cupa 

im  Lat. 

cupla  (GL),  coublein  (Br.)  die  Kuppel,  KoppeL 
curoB  (W.)  der  Kürass,  Harnisch. 
curtuir  (Ir.)  der  Courir^  Sendbote. 


€$$•  (fil.  a.  Bi^),  tm$og  (GL)  der  Käst,  BnMi  cumn  (Er.), 

cuäaw  (W.)  kässeo. 
ewmmur  (W.)  der  Sebatter. 
Mfl  (W.),  lihel  (Br.)  der  Knbel,  Gefifi,  besonders  zum  Auf. 

wkden  der  Erze,  Kohlen  etc« 

cwran  (W.)  der  Sdioh^  aflck  Stiefel« 

cwrian  (W.)  ianem,  auf  den  Fersen  bocken. 

morug  (W.),  crtUka  (Ir.)  der  Krug. 

cwtin^  ewtiad  (W.)  der  Kibitz  (Vogel)« 

cwtogi  (W»)  stutzen  y  kurzer  machen. 

Ctf/Tys  (W.)  höflich;  anghjiflyu  (W.)  nnhoflkh. 

eyliw  (W«);  cuileag  (Gl.)  die  Fliege. 

cyMti  (W.)  einen;  s.  unaw. 

cjfmunaw  (W.)  das  Gemeine. 

cymundeh  (W.),  ra«uii|gpi«  (Gl.)  die  Gemeinschaft;  eommn- 

nitas  im  Lat. 
eynneu  (W.)  zünden,  anznnden. 


Dadl  (W.)  die  Rede,  Disputation,  auch  die  KKige;  dadleu  (W.) 
reden,  sich  streiten;  dadlewr  (W.)  der  Tertheidiger,  daher 
irohl  im  Altt.  tale  die  Rede,  Erzählung,  Klage;  talemon 
der  Redner  Tor  Gericht,  Vertreter  der  Gemeinde« 

dmiarfoch  (W.)  der  Dnehs. 

dbll,  täl  (Gl.),  dol  (W.)  das  Thal;  dal^  deil  im  Altt. 

dail^  dal  (Gl.),  diaif  (W.)  derTheil,  deel  im  Niederteutscb.; 
dail  im  Altt.;  daü,  del  (Gl.),  deol,  deul,  toii  (W.)  thei- 
len;  dailie  (Gl.),  deoledig  (W.)  geth^ilt;  daOeadh  (Gl.) 
aus-Tertheilen. 

ifati,  <fo;(Gl.),  dell,  twU(W.)  die  Teile,  Tolle,  tiefes  Feld. 

daß  (Gl.)  ist  die  Versammlung,  die  GerichtsTersammlong,  auch 
die  Verordnung,  die  Entscheidung  die  hier  gegeben  wird. 
Gleiche  Bedeutung  Biermit  hat  das  Altt.  thing,  ding,  aber 
ein  Zusammenhang  mit  doil  durfte  sehr  zweifelhaft  seyn. 
Im  Schottischen  soll  thing  die  Versammlung  heissen,  aber 
ich  finde  es  nicht  im  Ou^eis'schen  Wörterbuche,  dalaigh 
(Gl.)  heisst  sich  beklagen;  dalach  (GL),  cwyn  (W.)  die 
Klage. 

daimk  (Ir.)  das  HauSj  daher  Tielleicht  unsere  Worte:  daheim, 

heme,  d.  L  im  Hause. 
dam  (GL)  der  Damm. 


/ 


-    26    - 

dämm,    damh  (GL),    dem  (Br.),    danjf ,  danas   (W.)   der 

Dammhirsch;  dama  im  Lat. 
damna,  damncin  (Gl.)  verdammen^  damnare  im  Lat.;   dam-- 

nadh  (Gl.)  das  Verdammen. 
danadien  (W.)  die  Nessel^  Brennnessel  (Pflanze). 
dana  (Gl.),  danz  (Br.)  der  Tanz. 

dant  (Gl.)  der  Zahn,  im  Niederteutsch.  tand;  im  Lat.  dens. 
dao  (Gl.)   der  gemeine  Mann;   daher  im  Altt.    deo,    diu    der 

Leibeigene,  der  Diener. 
daoimean^  adamant  (Gl.)  der  Diamant;  im  Lat.  adamas. 
daor  (Gl.)  theuer. 
dawf  (W.)  der  Stiefsohn. 
dealt  (Gl.)   der  Thau,  daw  im  Altt.  —    deali  (Gl.)   thauen, 

dawa  im  Altt. 
dean  (Gl.)  thun,  dua  im  Altt.;  dean  (GL),  deanad  (Ir.)  die 

That,  das  Thun;  dail  im  Altt. 
dean  (Br.)  der  Eidam,  Schwiegersohn. 
dear^  deur^jeir  (GL),  dagr  (W.)  die  Zähre,   Thräne;   tar, 

tuar  im  Altt. 
dear  (Ir.)  die  Tochter, 
dear  (Gl.)  die  Dirne,  das  Mädchen. 
deg   (W.),  deich  (GL)   zehn    (Zahl),   im  AUL  tene;  im  Lat. 

dccem. 
degum  (W.)  der  Zehnte,  im  Altt.  degma;    degolwr  (W.)  der 

Zehntner,  im  Altt.  tegothere. 
dei  (Br.),  dwjf  (W.)  zwey,  im  Altt.  twa;  im  Lat  duo;  —  deu- 

fedy  dwyfed  (W.)  der  Zweite. 
äeichceud  (GL),  d.  L  10  mal  100,  Tausend,  im  AUL  dusend. 
deile  (GL)  die  Diele,  das  Brett;  deilich  (GL)  dielen. 
diag,  dia,  di  (GL),  de  (Br.),  dydd  (W.)  der  Tag;  im  Altt. 

di,  dei,  dach,  im  Lat  dies.  —  dyddiawl  (W.)  tägUch. 
diaiol  (W.)  der  Teufel;  diabolus  im  Lat. 
diH  (W.)  der  Zipfel. 
dien  (GL)  dienen,  im  AltL  thiania.     dein  a  gamhre  (Br.)  der 

Kammerdiener. 
dig,   stang  (GL)   der  Teich,   Graben,   im  AltL   dik;   im  LaL 

stagnum. 
digonj  gwala  (W.)  genag. 
din  (GL)  die  Dille  (Pflanze). 
dim  (W.)  das  Ding. 

dioig  (GL),  disgl  (W.)  der  Tisch;  im  Lat.  discus. 
direach  (Gl.)  direct;  im  Lat.  directus. 
diaparr  (Br.)  tinpaar,  ungleich. 

dith    (GL)    die   Vernichtung,     womit     das    Wort  Tod   zusani- 
menhäcgen  mag ;  dithich  (GL)  vernichten,  tödten;  imAUl.  dein. 


—  «  — 

doeihmr  (W.),  dochta  (Ir.)  der  Gelehrte,  Weise;  daber  webl 

Doctor;  im  Lat«  doctus. 
dol  (W.)  dumniy  im  Niedert.  dorn. 
dgm  (Ir.)    das  Hans;    daJier    vielleicht   unser  Wort  D<mq   fir 

Uauptkirche. 

iIor'(W.),  doras  (Gl.),  dorr  (Br.)  das  Thor,  die  Dore,  Thür. 

dor  (Gl.),  tref  (W.)  Dorf,  Wohnstätte. 

double   (Br.),   dubl  (W.),  dubail^    detAiuch  (Gl.)  doppelt, 

im  Lat.  duplex ;  deubljfgu  (W.),  dublaich  (W.)  verdoppeln, 

im  Lat.  dupUcare. 
domzec  (Br.),  dusan  (Gl.)  das  Dutzend,  It  Stuck. 
drab  (Gl.)  die  Trabe  Ton  Malz. 
dragh  (Gl.)  trecken,  ziehen;  im  Altt  tregga,  trekka,  im  Lat. 

trahere. 

draghair  (GL),  drang  (W.)  der  Trecier,  Zieher. 
dragon  (Gl.),  draig  (W.)  der  Drache;  im  Lat.  draco. 
drain  (W.)  der  Dorn. 

draos  (Gl.)  die  Trester  beim  Keltern,  im  Engl,  trash. 
drasgl  (Br.),  iresglen  (W.)  die  Drossel  (Vogel). 
dreamlain  (Gl.)  der  Drämling,  im  Eogl.  grumling. 
drewiant  (W.)  der  Gestank;  drewi  (W.)  stinken. 
dringaw  (W.)  dringen,  vordringen,  aufsteigen. 
driog  (Gl.)  der  Tropfen. 

drobhair  {G\,)  treiben,  auch  der  Treiber;  drove ,  driobh(G\) 
die  Trift  von  Vieh. 

drobhlasach  (Ir.)  trübselig. 

dronain  (Ir.)  der  Thron« 

drum/i  (Gl.)  die  Trommel. 

drwg  (W.)  der  Trug,  das  Trübsal. 

dube  (Br.)  die  Taube,  Haustaube;  coulom^  clom  (Br.)  ist  die 

wilde  Taube,  im  Lat.  columba. 
dudag  (Gl.)  die  Dute,  kleines  Hom;  dudair  (Gl.)  der  Dutcr, 

Trompeter. 

duel  (Gl.)  dudeln,  duten,  blasen. 

dudag  (Gl.)  die  Dachtel,  Ohrfeige;  im  Altfries,  dostleck. 
duU  (Gl.)  Dunst,  Staub. 

dunen  (Br.),  twjfnen  (Gl.)  die  Dunen,  Sandhägd  des  Meeres, 
duaen^  tueenn  (Ar.)  die  Daube,  Seitenbrett  des  Fasses. 
dwen  (GL),  dufw  (Vf.)  tief;  dwfnder  (GL),  dyfnder^  dwrfn 
(W.)  die  Tiefe. 

dwn^  twine  (W.)  dunkel. 

durdiawj  durdi^mu  (W.)  drohen,    dräacn;    ini  Altt  thrua 

die  Drohung. 
dw$el  (W.)  der  Schlag,  die  Dimel;  im  Altt.  dusdek. 


—    28    ^ 

dwyfed  (W.)  der  Zweite. 

dwyaillawg  (W.)  zwejsilbig. 

djfhj^  (W.)  trübe,  betrübt;  dtfbi/riaw  (W.)  betrüben. 

djfganw  (W.)  singen. 


Eadha  (Gl.)  die  Feile. 

eag  (Gl.)  die  Eich,   das  Zeichen   auf  den  Gefassen,  dass  der 

Inhalt  gemessen  ist;  eagaich  (Gl.)  eichen. 
eagal  (Gl.)  die   Furcht,   womit  zusammenhängen  kann:    egsa 

im  Angelsächs.,  agis  im  Goth.  die  Furcht. 
ealania  (Gl.)  elegant;  im  Lat.  elegans. 
eoirneisj  earraMi  (Gl.)    die,  Fahrniss,    fahrende  Habe,    der 

Hausrath. 
eauj  eun  (Gl.),  evn  (Br.)   ein  zahmer  HausTogel,  die  Ente; 

im  Lat.  anas. 
eang  (Gl.)  die*  Ecke;  im  Lat.  angulus. 

earraidj  arraid  (Gl.)  der  Irrthum,  das  Irren;  im  Lat.  error. 
ehe  (Br.),  aithhe  (Gl.)  die  Ebbe  des  Meeres. 
ehediw  (W.)  das  Heergerüthe,  mortuarium. 
ebestawl  (W.)j  abstol  (Gl.)  der  Apostel. 
ebod  (Gl.)  die  Ebbol,  Pferdeäbbel^  der  Mist  der  Pferde. 
ehol  (Gl.),   ebawl^  ffilogod  (W.),  eubeul  (Br.)   das  Füllen, 

Folgen,  junges  Pferd.    ,         ' 
eboli  (W.)  fohlen,  Fohlen  zur  Welt  bringen. 
eck  (Gl*) 9  ^chw  (W.),  jao  (Br.)  das  Pferd;  im  Altt.  ehu,  im 

Lat.  eqnns. 
echerp  (Gl.)  die  Schärpe,  Arm -Tragbinde. 
echreatr  (W,)  das  Register;  echreatru  (W.)  registriren, 
echwyrth  (W.)  rerwirrt,  unklug. 
eclos  (Gl.)  das  Schloss  an  der  Thur,    im  Altt.  lok;   im  Lat. 

claustrum. 
ed  (Br.),  ith  (Gl.),  iaau  (W.)  essen;  im  Lat.  edere.  —  isaw 

(W.),  iiheadh  (Gl.)  das  Essen;  im  Lat.  esus. 
€dfudd{yf.)  der  Yortheil;  edfuddiaul  (W.)  Tortheilhaft. 
efel  (W.)  ähnlich;  efellychu  (W.)  ähneln. 
efengyl  (W.)  üas  Evangelium;  im  Lat.  cyangelium. 
effaüh  (W.),  eiffacht  (Ir.)  der  Effect;  im  Lat.  effectus. 
efflanu  (W.)  aufflammen. 
egal,  ingail  (Br.)  egal,  gleich;  aequus  im  Lat. 
egr  (W.)  herb;  egru  (W.)  herb  werden. 
ehan  (Br.)  die  Eheleute;  eraid  (Br.)  die  Ehe. 


ei  (W.)  er;  eich  (W.)  Or. 
eiddew  (W.)  die  Eule. 
eidhne  (GU)  der  Epheo* 

eifeachi  (Gl.) ,  efaith  (W.)  der  Erfolg,  Effect. 
eilean  (Gl.)  das  Eiland)  die  losel. 
eiii  (Gl.)  die  Elle;  im  Lat.  alna. 

eiluniaul  (W.)  aholicii;  eiinmaw  (W.)  ähnlidi  macben,  dar- 
stellen. 

• 

ein,  aon  (Gl.),  «»(W.)  eins,  im  Lat.  onus;  d^n  (W.)  Ter- 

eint,  nnitns  im  Lat. 
etMir  (Br.),  ouf>  (Gl.)  die  Auster;  im  Lat.  ottree. 
eleif  (Br.),  elain  (W.)  der  Elen,  das  ElenAier;  im  Lat.  al- 

ces,  im  Altt.  elah,  eldi. 

elf  (W.)  die  Elfen,  Geister,  das  l>elebende  Prindp;  daher 
elfen  (W.)  das  Element;  elfaeth  (W.)  das  Elementarische; 
elf  ( W.)  der  Geist. 

elfed  (W.),  foghar  (Gl.)  der  Herbst;  heinar  (W.)  ist  die 
Emdte. 

elin  (Br.  and  W.)  der  Ellenbogen,  s.  mtlean, 

elyn  (W.)  die  Aloe  (Pflanze). 

tfMryis  (W.)  die  Hymne,  Gesang. 

enaelen  (W.)  das  Lähmen,  die  Lähmung. 

enniUj  ynnill  (W.)  der  Gewinn;  ynillwur  (W.)  der  Gewin- 
ner; ynilluy  buinnig  (W.)  gewinnen,  im  Altt.  hwinnu. 

enraÜh  (W.),  caraid  (Gl.)  der  Freund. 
eniof  (Br.)  der  Stoff. 
eniroper  (Br.)  attrappiren. 
eimier  (Br.),  ewa  (W.)  der  Onkel. 
erhedi  (Br.)  er-  Torbitten;  erheder  (Br.)  der  Erbitter. 
.erd,  ler  (Gl.),  ilarr,  /iV  (W.)  die  Erde,  im  Lat.  terra;  ii-^ 
rar  (W.)  geartet  Land. 

em  (W.)  ernstlich;  ernee  (W.)  der  Ernst. 

etTj,  earr^  fear  (Gl.)  der  Herr,  im  Lat.  herus ;  — •  t/g^Atfaris 

(Gl.)  der  Dach -Hausherr. 
erw,{Br.)iffifnegl(W.)  die  Furche,  das  Eingefurclite ;  erw{yf.) 

ein  Tages -Pflugland,  ein  Acker;  erf  im  Niederteutsch« 

erwdd  (W.)  die  Ruthe,  Langcnmaass,  auch  dünner  Zweig. 

erwe  (W.)  der  Held,  Heros;  hero  im  Lat. 

eegwld  (Br.),  yewidf  ychwinea,^  chwimwth  (W.)  geschwind. 

eepernij  üpergnein  (Br.)  ersparen. 

eepinartt  (Br.),  pigod,  yepigawlj/e  (W.)  Spinat  (Kraut). 

eet^nni  (Br.),  eryau  (W.)  erstaunen;  im  Lat.  attonare. 

eeiragon^  etragan  (Br.)  Estragon  (Suppenkraut). 

eeiyl  (W.)  die  Schindel. 


cHyn  (W.)  aasdehnen;  esttnaul  (W.)  ausgedehnt, 

esst/ddj/n  (W.)  die  Besitzung,   Wohnung;   ess^d^nu  (W.)  «ich 

besetzen, 
eun  (Gl.  und  Br.)  das  Huhn ,  der  Vogel. 


F- 

Fahhal  (Gl.),  heal  (Br.)  die  Fabel;  im  Lat.  fabula.      . 

fabhra  (Gl.),  fevrer  (Br.),  chwefrawr  (W.)  der  Februar; 
im  Lat,  februarius. 

a  (Br.)  fachen,  anfachen. 

faethadh  (Ir.)  tödten,  ^omit  Altt,  füllen,  fella,  tödten  zusam« 
uienhängen  könnte. 

faidissadur  (Br.)  die  Festigkeit. 

faigh,  faighenn  (Gl.)  fahren,  fangen;  faighin  (Gl.)  da& 
Fähen.    '  / 

fqil  (Gl.)  faulen. 

fain  (Gl.)  die  Fee,  von  fadh  der  Inspirirte,  vate«  im  Lat. 

fain ,  ffel  ( W.) ,  ßneth  (Gl.)  fein ;  ßnealiachd  (Gl.)  die 
Feinheit, 

fairche  (Gl.)  der  Hammer,  woher  wohl  Fäustel^  wie  der 
Bergmann  den  Hammer  überhaupt  nennt.  * 

faisant  (Br.),  easach  (Gl.)  der  Fasan;  im  Lat.  phasianus. 

faüh,feach,feich  (Gl.)  das  Feld. 

faitisse  (Br.)  fest. 

falchan  (Br,) ,  faolchon  (GL),  gwalch  (W.)  der  Falke;  im 
Lat.   falco, 

falchuncr  (Br.),  gwalchwr  (W.)  der  Falkonier. 

falligh  (Br.)  fehlen. 

fals  (Br.)y  falsa  (Gl.),j^a/s  (W.)  falsch;  im  Lat.  falsus. 

falisßcht  (G].)y  ffahedd  (W.)  die  Falschheit;  im  Lat.  falsitas. 

fahert  (Br.)  der  Fälscher,  im  Lat.  falsarius;  j^a/«f/  (W.)  fal- 
schen, im  Lat.  falsare. 

falt  (Gl.)  das  Haar,  im  Altt.  fax. 

familgh  (Br.)  die  Familie,  im  Lat.  familia. 

fanest  (Br.)  die  Fahne. 

fanuilh  (Br.),  fenigl  (W.)  der  Fenchel;   im  Lat.  foeniculnm. 

faodaid  (Gl.)  der  Fund. 

faol  (Gl.),  uulp  (Br.)  der  Fuchs;  im  Lat.  vulpes. 

faouen  (Br.)  die  Buche  (Baum). 

faraih  (Gl.)  die  Leiter,  die  in  der  Bergwerkssprache  noch 
die  Fahrt  heisst;  sie  besteht  aus  Fahrtschenkeln  und  Fahrt- 
sprossen ,  auf  diesen  Fahrten  wird  ein  •  und  ausgefahren  etc« 


—  tl  — 

fardk  (61.)  die  Fracht  des  Schiffes;  faram  (Gl.)  befrachte». 
fe  (Gl.)  das  Feuer,  s.  /o» 
feadh  (GL)  der  Faden  (Längenmaass). 
feaUa$anachd  (Gl.)   die  Philosophie;  im  Lat*  philoiophia. 
feaagar  (Gl.),  goaper  (W.)  die  Vesper,  der  Abend. 
featkäl  (Gl.)  das  Fell,  im  Lat.  pelUs. 
fetU  (Br.)  feil  halten,  feilschen,  Terkaufen. 
fcird  (Gl.)  die  Fehrde,  Spar. 
felir  (Br,)  der  Filz  (grobes  Gewebe). 
fem  (Gl/)  die  Frau,  im  Altt.  famme,  forome« 
fenestr  (Br.)  j  ffeneatr  (W.)  das  Fenster;  im  Lat.  fenestra« 
feoil  (Gl.)   das  Fleisch^    im  Altt.  flaisc   —  ß^iideadh  (Gl.) 
schlachten. 

fergaUe  (Er.)  die  Fregatte  (Schiff). 
fermm  (^T,)jfferf  (W.)  ferm,  fest;  im  Lat.  firmus« 
feste  (Br.),  feist^  feasia  (Gl.)  das  Fest,  Gastmahl. 
fcudeul^  fedoü  (Gl.),  biw  (W.)  das  Vieh,  RindTieh;  im  Altt. 
fial,  Tihu;  im  Goth.  faibn. 

feudhm,  feadhm  (Gl.)    die  Benutzung,  der  Dienst  für  eine 

Benutzung,  feum^  feim  (Gl.)  der  Nutzes,  feudhmadh  fGI.) 

lienutzen,    womit   wohl   zusammenhängen   mag:    feudum   das 

Lehn;  Jich  (Ir.)  ist  Besetzung,  ricus  rusticus,  auch  eia  Stnck 

Land,  oder  lehnbarcs  Land,  feudum. 

^feutur  (Gl.)  Sputen,  Zinkmetall,  versetztes  Zinn. 

jfael  (W.),  failnich  (Gl.)  der  Fehler,  im  Lat.  Titium;^ar/ii 

(Yi.),  failnich  (Gl.),  fallich  (Br.)  fehlen,  Maii^el  haben. 
jfagl  (W.)  die  Fackel,  Flamme,  im  Lat.  facula;  jfaglu  (W.) 

fackeln. 

ffn»g  (W.)  die  Faser,  der  Faden. 
jfa%gM  (W.)  das  Böndel,  im  Niederteutsdi.  fardel. 
jfeiihiaw  (W.)  fertigen,  anfertigen;  im  Lat.  efFectuare. 
fferu  (W.)  frieren,  gefrieren,  im  Lat.  frigcrc;  fferedig  (W.) 
gefroren. 

ffe$i(yf.),feusta  (Gl.)  fest. 

ff^su  (W.)  fassen,  auffassen,  begreifen. 

ffetan  (W.)  die  Vettel,  unyerschamtes  Mädchen. 

ffüogod  (W.)  das  Füllen ,' junges  Pferd. 

fflaced  fW.)  die  Flatsche^  die  Fletsche,  eine  Masse. 

ffladr  (W.)  flattrig. 

fflag  (W.)  die  Flagge  des  Schiffes. 

fßain  (W.)  die  Flinte,  die  Lanzette  des  Rossarztes;  fleam  im 

Englisch. 
fß^  (W.),  fuagra  (Gl.)  die  Flocht;    im  Lat.  fuga.  —  fßoi 

(W.)  fliehen. 


—    82    — 

fß»eh,  ffoedig^  fflöawl  (W.),  foludhad  (In)   flachtig,  im 

Lat.  fugiens^^oadtir  (W.)  ein  Fiielieiider. 
ffluwch  (W.)  der  FluscL^  Flausch,  ein  Bündel  Ton  Haareo, 
jflwch  (W.)  überflüssig,  roll,  TÖUig. 

ffod^  ped  (Gl.  u.  W.)  der  Fuss,  im  Lat.  pes;  im  Griech.  pous. 
ffranc   (W.  u.  Br.)   frei.     In  ^der  Bedeutung   als   frei  ist  das 

Wort  frank  in  manchen  Ausdrücken^  z»  B.  franco  der  Brie- 
fe; man  sagt  auch:  frank  und  frei. 
ffranc  (W.),  frank  (Br.)  der  freie ,  jange  Mana,  auch  der 

Franke,  Franzose. 
ffrenps  ^  f  reinig  y  friaUa  (W.)  frei. 
ff  res  y  gwifrya  (y(')y  fresq  (Br.)  frisch;  im  Lat.  frigidus. 
ffresiau)  (W.)  frischen,  erfrischen;  im  Lat.  refrigerare. 
ffrejtviad  (W.)  der  Friede;  ^rew;»  (W.)  Friede  machen. 
ffris  (W.)  Fries,  grobes  wollenes  Zeug. 
ffrwyih  (W.  u.  Gl.),  fruez  (Br.)  die  Frucht,  im  Lat.  fructus; 

—  anffrwyth  (W.)  ohne  Fruclit. 
ffrwj/ihawl  (W.),  frou^zu»  (Br.)   fruchtbar;    im   Lat.   fru- 

ctuosus. 
ffrwythiannu  (W.)  befruchten. 
ffuant  (W.)  die  Finte  im  Fechten,  die  Verstellung. 
ffwrdd  (W.)  fort. 

fiabras  (Gl.)  das  Fieber,  im  Lat»  febnim. 
ßamhh  (GL)^  faUckeoM  (Ir.)  die  Furcht;  im  Altt.  facht. 
ßchim  (ir.)  fechten. 
Jiczel  (Br.)  der  Pinsel. 
ßdTileir  (Gl.),  fßlor^    efilor  (W.)  der  Fiedler,    auch  der 

Sänger. 
ßge  (Gl.)  die  Feige;  im  Lat.  ficus. 
ßgh  (Gl.)  fügen,  einfügen,  auch  weben. 
ßgure  {Br.)jffugr  (W.)yßoghuir  (Gl.)  die  Figur;  im  Lat. 

figura. 
ßlhert  (Gl.)  die  Lambertsnuss. 
ßlU,  ßU  (Gl.),  plyg  (W.)  die  Falte,  im  Lat.  pViOi,  ßUig  (Gl.), 

plygaul  (W.)  faltig,  im  Lat.  plicatus. 
ßlouter  (Br.)  der  Filu,  Gaudieb. 
ßnealtachd  (Gl.)  die  Feinheit. 
ßodhul   (Gl.)    die  Fiddel ;    ßdilin^  (Gl.)    die    kleine  Fiddel, 

Violine. 
ßole  (Br.)  die  Fiole,  kleine  Flasche. 
ßonn  (Gl.)  finden,  prüfen. 

ßormameM  (Ir.)  ffurfafen  (W.)  das  Firmament. 
ßosachdj  buitBcacnd  (Gl.)  die  Weissagung. 
ßrean  (Gl.),  gesjfn  (W.)  die  Fessel. 
ßmihaid  (Gl.)  der  Pfeil. 


flam  (Dr.),  fflam  (W.)  die  Flamme;  im  Lat  flamma;  — fftm^ 

maid  (W.)   flammig;  fflamiaaw  (W.)    flammen,  sieh  enU 

zünden;  efßanu  (W.)  aufflammen. 
fla^E  {G\.),flasJs  (Br.)  die  Flawhe. 
flaut  (Br.)  die  Flöte. 
flea%s  (Gl.),  pUth  (W.)   die  Fleehte,  fleat  (GL),  pUAw 

( W.)  fleckten ;  im  Lat  plectere« 
fleis ^  filUhhaed  (GL),  ptcel  (W.)  der  FIttsch,  PfeiL 
fleisdairacht  y  feoladair  (GL)  der  Fleischer. 
fleodradh  (GL)  das  Fliesten,  das  Flosa. 
fliuch  (GL),  fMFyaii  (W.)   flüssig;  >7fV?Aea(l  (GL)  die  Fliu- 

sigkeit. 
flochaa^flocas  (GL)  die  Floeie  der  Wolle;  im  Lat.  floccas. 
flod  (GL  u.  Br.)  flott,  schwimmend. 
flodt  (Br.)  die  Flotte  ton  SchiflTen. 
flu$8  (Br.),  ^ra«  (W.)   das  Fliessen,    der  Fluss,  auch   der 

Durchfall. 
/•   (Br.),   fe,   uir,   ieine,  aingeal  (GL),    ufel  (W.)  das 

Feuer;   daher    im   Lat.  focas^    foTeo;    nfelu   (W.)  feuern,  * 

nfelin  (W.)  feurig. 
foairm  (GL)  der  Schwärm. 
focal  (Gl.)  das  Wort,   Tocabulum   im   Lat.;    daher  Yocal  fo^ 

ghair  (GL). 
.fodar  (GL),  bwj/d  (W.),  boei  (Br.).das  Futter  und  fnttem; 

fodradk  (GL)  die  Fütterung.     Im  Altt.  ist  foda  §ktetn ,  er- 
nähren» 
faen  (Br.),  feoiTy  gwair   (GL),  ffwyn^  ^wait  (W.)  das 

Heu,    abgemahete   Gras,    im  Lat.   foenum;    daher   im   Altt. 

fenne,  fene   die  Weide  fiir's  Vieh;  fenlod  Weideland,   das 

im  Walischen  ffwynog  heisst. 
föiieanam,  fuadaig  (GL)  folgen. 
fotrmy  form  (Br.  und  G].)jffurf  (W.)  die  Form,   das  Bild, 

im  Lat.  forma.;  ffurfiaw  (W.)  formen ,  fbrmare  im  Lat. 
folcachy  fochta  (GL)  das  Volk;  im  Lat.  Tulgus. 
foll  (Br.)  toll,  wahnsinnig. 
/oMis,  funn  (GL)  die  Wonne. 
for  (Br.)  Tor. 
/orc  (GL),  fwrh  (Br.)jfforch  (W.)  die  Forke,  Furke,  grosse 

Gabel  mit  zwei  Zinken;  im  Lat.  furca. 
fore$i  {BT.)yffore9i  (yf.)jforaci$  (GL)  der  Forst,  Wald. 
far^stur  (Br.) ,  fforetiwr  (W.) ,  fwtMavr  (Gl.)  der  Förster. 
f outrage  (Br.)  die  Futterage,  Fourage,  Yiehfutter. 
frag  (GL)  die  Frau. 
fringuer  (Br.)  der  Springer. 
fripein  (Br.),  gafaelu  (W.)  greifen,  knipsen. 

KefenUio  Kell.  Altcrtlu  11.  B4.  3 


—    84    — 

frogail  (Gl.)  fröblicli. 
froinin  (Gl.)  die  Frame,  Frange. 
fuachaid  (Gl.)  die  Fnchtei,  liederliches  Weib. 
fuadh  (GL),  efni/s  (W.)  der  Feind,  im  Altt.  fiund,  fiand. 
fual  (Gl.)  der  üriii,  daher  vielleicht  unser:  stallen  der  Pferde. 
fuleenn  (13r.)  der  Funken. 

furette    (Br.)  ^  ffured   (W.) ,  firead  (Ir.)   das  Frett,    Frett- 
wiesei ;  ^wr^i/i*  (W.)  freirireii. 


o. 

Gahh  (Gl.),  genniga  (Br.)  geben;  athghah  (Gl.)  wiedergeben. 

gabhy  ceim  (Gl.),  eban^  eddu  (W.)  gehen,  im  Altt.  gan; 
gwo  (W.),  ceum  (Gl.)  das  Gehen,  der  Gang;  im  Altt. 
gong. 

gabhail'Cine  (Gl.)  das  altkeltische  Erbrecht,  nach  welchem 
die  Kinder  und  Stämme  gleich  erben,  im  Angelsächs.  Ga- 
belkind« 

gahhal  (Gl.),  gafl  (W.),  gail  (Br.)  die  Gabel,  im  Lat.  ga- 
balus;  gq/Iachu  (W.)  gabeln.  Als  gahhal  (Ir.)  werden 
auch  die  Stämme  der  Familie,  besonders  die  Seiten  verwand- 
ten bezeieJmet;   daher  vielleicht  im  Altt,  ganerben,  ganeven, 

gabifT^  gavr  (Br.),  gafißr  (W.),  gabhar  (Gl.)  die  Ziege, 
Geis,  im  Niederteutsch.  geit,  im  Altt.  häfr,  im  Nordischeu 
hafr;  —  htßfr  (W.)  die  castrirte  Ziege. 

gadair  (Gl.)  zusammenbinden,  besonders  die  Pferde;  dies  er- 
innert an  gada  im  Altt.  zusammenbinden,  gatten  und  gadur 
zusammen. 

gaddaw  (W.)  versichern ,  versprechen ;  daher  vielleicht  im  Altt. 
gata,  geta  bestätigen. 

galant  (Br.)  der  Galan,  Liebhaber. 

galawni  (W.),  glanta  (Gl.)  galant,  gut  gekleidet, 

gallt  (W.)  die  Gewalt,  im  Altt.  wald;  gallnawg  (W.)  ge- 
waltig. 

galoche  (Br.)  die  Gallosche,  Holzschuhe  mit  Leder. 

gallopein  (Dr.)  galoppiren. 

ganra,  ganrad  (Gl.),  garz  (Br.)  der  Gahnert,  die  männ- 
liche Gans. 

gaoiB^  oaamka  (Gl.)  die  Kunst,  Wissenschaft. 

gaorr  (Gl.)  die  Gauche^  Eiter;  im  Altt.  gere. 

garan  (Gl.  und  Br.)  der  Kranich,  im  Lat.  grus. 

gardd  (W.),  garrad^  gairdin  (Gl,),  garZy  jardrin  (Br.) 
der  Garten;  gardair  (Gl.),  garddivr  (W.)  der  Gärtner. 


—    15    ~ 

garg  (Dr.),  sg^nmack  (Gl.)  die  Gurgel. 
garman  (Gl.)  der  Galgen. 

gars,   goaz,  gwaz  (Br.),  geandh   (Gl.),  gwi^dd  (W.)   die 
Gans;  im  Lat.  aiiser.  ^     ^    ^       y      ^    um 

gmu  (Gl.)  die  Luge,.  Falicliheit;  daher  wohl  Gaodieli, 
gand  (Gl.)  der  Wald. 

geall  (GL),  gwjfs/il  fW.),  gwnii  (Br.)  die  Geisse! ,  das  ün. 

terpfand     das  Pfand.      gwiMlaw  (W.),  ^iifes//a  (Br.)  eine 

Creissel  oder  Pfand  geben,  Terpfanden. 
geallaieh  (Gl.)  bleichen;  ^«a/  (Gl.)  weiss,  bleich. 
geannaery  ceannair  (Gl.)  der  Hammer 

gearb  (In),  agreab  (Gl.)   der  Grind,  die  Krätze,  gearback 
{IT.)  grindig. 

l'^'/}A*^i  (Gl.),  ir^Vw  (W.)  der  Gucb,  Gesch,  Schaom. 
^«jr/  (Gl.)   die  Gat,  Gasse. 

geczemy  jackemin  (Br.)  der  Jasmin  (Pflanze) ;  Lat.  jasmino», 

gemn  (Gl.),  gaing,  cifu  (W.)  der  Keil;  im  Lat.  cuneus. 

getnealag  (lt.)  die  Genealogie,   der  Stammbaum,  die  FamiKe 

geii,  keit  (Br.),  oed  (W.)  die  Zeit. 

^r^/  (GL)  gelb,  gehl;  im  Lat.  giWus. 

gern  (Gl.),  em,  gern,  emid  (W.)  die  Gemme,  das  Juwel;  im 

Lat.  gemma. 
gen  (Gl.  und  W.)  das  Kinn, 
gr^ni  (W.),  gana  (Br.),  gin,  geni,  gean,  eenedlu,  beir  (Gl.) 

gebaren,    herrorbringen ;    im  Lat.  gignere,   generare,   partu- 

nre,  im  Altt.  bern;  —  genid  (W.),  breüh  (Gl.)   die  Ge- 

burt,    im   Lat.   generatio,    partus;    im  Altt.   barthe,  berde; 

geniil  (W.),  gimeal  (Gl.)  das  Gebome,  das  Kind. 
genid  (W.),  g-eiis  (Ir.)   das  Geschlecht,   im  Lat.   genos:  im 

Gotb.  kuni,  im  Altt.  chunni. 
geola,  yoile  (Gl.)  die  Jolle,  kleines  Schiff. 
ger  (Gl.)   die  Wehre,  der  Krieg;  daher  wohl   unser:  Heert 

were  im  Altt. 

gettg  (Gl.),   geag  (Ir.),  gwiail  (W.)  der  Zweig;   geugach 

(Gl.)  tweigig. 
gheaul  (Gl.),  gueant  (Br.)  das  Kraut. 
gial  (Gl.),  ckagel  (Br.)  der  Kiefer,  Kinnbacken. 
gild  (Gl.)  die  Zeche,  das  Geld,  welches  bei  gemeinschaftlichen 

Festen    ron   Jedem   bezahlt   wird;    auch   die   Genossenschaft 

die  Gilden,  Gildenbrüder.  ' 

gingembre  (Br.),  dinnsear  (Gl.)  der  Ingwer;  im  Lat.  cingiber. 
ginilerezy  hinkierex  (Br.)  der  Schmuck;  woher  wohl  unser: 

Kinkerlitzchen. 
giolc ,  cuilc  (Gl.)  das  Schilf. 
giolaman  (Gl.)  der  Schalk,  muthwilliger  Mensch. 

3* 


—    SS    — 

giori,  girlcach  (Gl.),  gwrag  (W.)  der  Gurt,  Sattelgurr. 

glafair  (Gl.)  der  Kläffer,  Schwätzer. 

glain  (GL),  gwj/  (^^O   ^^^  Glas;  im  Lat.  Titrum. 

glang   (Gl.)   der   Klang,   im  Lat.    clangor;   —   gUong   (Gl.), 

ting  (W.)    das  Klingen;   gliong  (Gl.),   tingaw  (W.)    klin- 
gen; im  Laf.   clangere. 
glass  .{^tJ)  blass;  glasein  (Br.)  erblaicen. 
gleachd  (Gh)  die  Schlacht,  auch  eiue  Schlacht  liefern;  im  Altt» 

slachte. 
gUn  (W.),  glun   (Gl.)    das   Knie,    auch   die   Verwandtschaft; 

im  Lat.  genu;  —  gliniaw  (W.)  knieen. 
gloCy    gJocain   (Gl.),    clocian   (W.)   die   Glucke,    brutende 

Henne;  im  Lat.  glociens. 
glug  (Gl.),  clwc  (W.)  der  Gluck,  Kluck  beim  Ausgiessen  Ton 

Wasser,  glugach  (Gl.),  clwcian  (W.)  glucken,  klucken. 
glyfoer   (W.),    glaour   (Br.)   der   Geifer;    glyfoeriau   (W.) 

geifern. 
glynuy  glydau  (W.)  kleben. 

gna^  (Gl.)  das  Knacken  und  knacken;  gnagail  (Gl.)  knackend. 
gnob  (Gl.)  die  Knobbe,  Knolle;  gnobach  (Gl.)  knobbig. 
goab  (Br.)  der  Spott,  in  den  nordischen  Sprachen  gabb. 
gobar  (Br.)  die  Gabarre  (Schiff). 
gobhal  (Gl.)  der  Giebel. 
gobeithiaUf  goneidiaw  (W.)  hoffen. 
goein  (Br.)  gabren. 
gofyru  (W.)  kürzen. 

goiau^  gwawl  (W.)  das  Glühen,  das  Licht. 
golud  (W.)  Geld,  Gut,  Reichthum;  daher  wohl  das  Altt.  gull, 

guld,  und  unser  Gold,   während  das  Goldmetall  im  Keltisch« 

ory  aifr,  eur  heisst. 
gosaudy  gosod  (W.)  das  Gesetz. 
gosta  (fr.)  der  Geist. 

gou^rn  (Br.),  gartJion^  iarth  (W.)  die  Gerte,  Ruthe. 
grabhy  grabhal,  graf  (Gl.),    kava  (Br.)   graben,  gra?iren, 

schreiben;  grabhalda,  grean  (Gl.)  eingraben;   grabhalai^ 

che  (Gl.)  der  Eingraber. 
gradale  (Gl.)  graupeln,  fein  hageln;  im  Lat.  grandare. 
gradd  (Gl.  u.  W.)  der  Grad,  die  Stufe;  im  Lat.  gradus. 
graf  (Gl.)  der  Griffel,  im  Lat.  graphium. 
grag  (Gl.)  die  Krake,  Krähe. 
gragallaich  (Br.)  krähen  des  Hahnes. 
graiauj  gro  (GL),  gron  (ßr.)  Grand,  grober  Sand. 
granabhal  (Gl.)  der  Granatapfel,  im  Lat.  granatum. 
grapa  (Gl.)  die  Grape,  MistgabeL 
grata  (Gl.)  das  Gatter. 


—   w   — 

gre  (W.)^  airghe  (Gl.)  die  Heerde;  im  Lat.  grex. 
gream. (Gl.)  der  Gram;  graman  (Gl.)  grümeo. 
greidh  (Gl.),  greidtaw  (Vi.)  gruden,  rösten,  Speise  bereiten» 
gresaw{yf.)  der  Gnist;  gresawu  (W.)  grufseo;  im  Altt.  gret. 
gfib  (GL)  die  Krippe  des  Pferdes. 

gHU  (Dr.),  gruUan  (Gl.)  die  Grille  (loscKt);  im  Lat.  grilltis. 
grill  (Gl.)  der  GrHt,  Schrill,  scharfe  Ton. 
grim  (Gl.)  der  Krieg,  welches  deutsche  Wort  audi  zusammen- 
hangen kana  mit  creach  (Gl.)  berauben,  pländern  und  die 

Beraubung. 
grlm  (Br.)  die  Grimasse,  seltsame  Gebebrde. 
griwieagh  (Gl.)  grimmisch,  mürrisch* 
griM  (Br.)   der  Gran. 
gria  (Gl.)  der  Graus,  Schrecken. 
groh  (Gl.)  pfropfen,  mit  einander  Terbinden;  prion  (W.)  das 

Pfropfreis. 
groell  (Br.)  die  Grütze,  der  Gries. 

groignonnal  (Br.)  grunzen  wie  das  Schwein ;  im  iM.  grunnire* 
gr9n  (W.  u.  Gl.)  das  Korn;  im  Lat.  granum;  granach  {G\.), 

grokynaid  (W.)  hornig;  im  Lat.  granosus. 
gmamach  (Gl.)  grämlich,  verdriessUcb. 
gruffi  (W.)  der  Greif,  erdichteter  Vogel. 
grund  (Gl.)  der  Grund,  das  Feld,  Grund  und  Boden. 
grunsgul  (Gl.)  grunzen,  weinen. 
grtti  (W*),  grean  (Ir.)  Grus,  grober  Sand. 
grjfngiaw  (W.)  greinen,  grinsen. 
guaichean  (Gl.),  chuen  (Br.)  der  Kuchen. 
gual  (Gl.),  glo  (W.)  die  Kohle;  guaillear  (Br.)  der  Kohler. 
guespa,  guesped  (Br.)  die  Wespe;  im  Lat.  respa. 
gue$t  (Br.)  die  Weste,  Kleidungsstück;  im  Lat.  festis.- 
guevel,   gevel  (Br.),  Uvli,  gevel  (W.)  der  Zwillig,   steife 

Leinwand. 
guidhe,  cuinge  (Gl.)  der  Wunsch. 
guin  (Gl.),  gweli^  woli  (Yf.^y  gouli  (Br.)  die  Wunde;  gwe^ 

liaw  (W.),  guttj  gan  (Gl.)  verwunden. 
guinial  (Br.),  aoideogan  (Gl.)  winden. 
gmimicadh  (Gl.),  chiwian^  chweljfd  (Vf.)  wingen,  schwingen; 

ehwelwTj  chwelydr  (W.)  der  Schwinger. 
guü  (Gl.)  die  Winge,  Schwinge  zum  Korn. 
gwachuly   gwan  (W.),    gwan  (Br.),   fann  (Gl.)  schwach; 

gwander  (W.  u.  Br.)  die  Schwäche;  gufanau  (W.)  schwach 

sejn. 
gwadn  (W.)  der  Boden,  Grund;  daher  rielleicht  der  Ausdruck 

in  der  Landwirthschaf t :  das  Getraide  auf  die  Schwad  legen. 
gwaedlU  (W.)  Schwielen,  knotiges,  schlechtes  Gras. 


—    38    — 

gwaen  (W.)  die  Weide,  Wiese;  gweunder  (W.)  Weideland« 

gwag  (W.)  uraag,  leer. 

gwaith  (W.)  das  Werk,  die  Arbeit;  gwatihtaw  (W,)  werken^ 
arbeiten;  gweithiwr  (W.)  der  Werker,  Arbeiter. 

gwal  (W.),  balia  (Gl.)  der  Wall;  im  Lat.  Tallum;  gwaliaw 
(W.)  umwallen. 

gwaliaw  (W.)  überlaufen ,  n? allen. 

gwammalu  (W.) ,  tanguein  (Br.)  -vranken,  schwanken. 

gwara  (W.)  sich  wahren,  beschützen. 

gwarant  (W*),  barant  (Gl.)  die  Garantie,  Gewähre;  im  Altt. 
warande;  gwarantu  (W.),  barann  (Gl.)  gewahren;  gwa^ 
rantiad  (W.),  barantas  (Gl.)  das  Garantiren,  Gewähren; 
gwarantwr  (W.)  der  Gewährsmann,  der  Yertheidiger ;  im 
Angelsüchs.  warrantus. 

gwarchalSy  gwared  (W.)  wahren,  sichern,  wahrnehmen;  im 
Altt.  wara. 

gwarchdwr  (W.)  der  Wartthurm. 

gwarij  garth  (W.),  bard  (Gl.)  die  Warte. 

gwarthawr  (W«)  das  Quadrat. 
"  gwas  (W.  u.  Br.)  der  Diener;  gwasu  (W.)  dienen;   daher  im 
mittelalt.    Latein     gasendius     die    Dienerschaft     und     unser: 
Gesinde. 

gwb  (W.)  wehe. 

gwden  (W.),  sail  (Gl.)  die  Weide,  Salweide  (Baum). 

gweddi  (W.)  die  Gelobung,  im  Altt.  wed ;  —  gweddiaw  ( W.), 
guid  (Gl.)  geloben,  suppliciren;  wohl  das  Altt.  weddia  ge- 
loben ,  Gewette  zahlen. 

gwcddlt/$(W.)  der  Waid  zum  BlaufärBen;  im  Altt.  wed  der  Waid, 
weden  waidfarbig,  blau. 

gweddw  (W.  u.  Br.)  verwitwet;  gweddwi  (W.)  verwitwen; 
gweddwdawd  (W.)  der  Witwenstand ;  dj^nis  gweddw  (W.), 
feabh  (Gl.)  die  Witwe;  im  Lat.  yidua,  im  Altt.  wedw,  wid; 
—  g'M;r  gweddw  (W.)  der  Witwer. 

gwedj/d  (W.)  sagen,  sprechen;  gwedfor  (W.)  der  Sprecher; 
gwed  (W.)  das  Sagen,  die  Sprache;  daher  wird  stammen  im 
Altfries,  kwan,  quaede  sagen,  im  Island,  quede,  im  Altsächs, 
quethan,  im  Althoch teutsch.  craedan,  im  Holland,  kouten 
sagen. 

gwell  (Gl.)  wohl,  gut;  im  Altt.  wel. 

gwela  (Gl.)  das  Weinen;  gwylaw  (Gl.),  cwynaw  (W.),  gui-- 
leadh  (Gl.)  weinen. 

gwempl  (W.)  der  Wimpel,  die  Flagge. 

gwcniih  (W.),  gwintz  (Br.)  der  Waitzen,  Getraide;  im  Is- 
land, hveite. 

gwcnwyn  (W.)  Gift;  im  Niedert.  venyo;  im  Lat.  Tenum, 


gwem  ( Br. ),  yipar/i  (GL)  die  Erle» 

gwers  (W,)  j  f'eav'^a  (GU)  der  Vers;  im  Lat.  tersui. 

gwerih    (W.),   guers   (Gl.)    der  Wertb,    die  Schätzung;   ad- 

werth  (W.)  der  Unwerth;  g  wer  ihn  (W.  und  Gl.),  gwerxm 

(Br.)  verwertfcen,  terkaufen;  gwerihkid  (W.)   die  Verwer- 

thung,  der  Verkauf;  gwerihfawr  (>V.)  werthvoll, 
gweryrUy  wihiau  (W*)  wieheru  der  Pferde. 
gwfi,  $W€9ia  (W.  u.  GU),  0*1/  (W.)  da»  Garthau»;  iin  Lajr. 

bosfBliuiD;  gwtshMi  (W.)  der  Gast;  gweaia  (W.)  gatUreo.* 
gwe   (Gl.)y    gwenauwl   (Gl.)    das  Gewebe;    im   Altr.   webb; 

gweu  (W.),  gwau  (GL)  weben  j  gwewyr  (GL),  gwemwr 

(W.)  der  Weber;  gwen^ddiaeth  (W.)  der  WebettnliL 
gwew  (W.)  dat  "Weh,  der  Schmerz;  im  I^t.  vae. 
gwgiVf.)  der  Kuck,  Lug,   Blick;  gj/gu  (W.)  kucken,  bikken. 
*  gwtb  (W.)  wippe,  schwippe. 
gwiber  (W.),  aervibcr  (Br.)  die  Viper;  im  Lat.  vipcra. 
«ri«^»^,  gw^ici  (W.,  Gl.  ü.  Br.)  die  Stadt;  im  Akt.  wig,   wick; 

daher  unser:  Weichbild,  wie  das  LaL  ticus. 
gwig  (W.),   angel^  aingeal  (GL)  der  Winkel;   im  Lat.  an- 

gelus. 
gwüim  (Br.)  der  Wolf. 
gwin^  Win  (Br.),  gwin  (W.),>?ofi  (GL)  der  Wein;  im  Lat. 

▼inum;  gwinien  (W.  u.  Br.)  der  Weinstock;  gwinllamd  (W.) 

Weinlaad^ 
gwinaigre  (Br.),  binigear  (GL),  bineaigre  (fr.)  der  Wein- 
essig. 
gwindash ,{B;r.)  die  Winde,  der  Flaschenzug. 
gwing  (W.)  der  Wink. 
gwingauw  (W.)  sich  winden. 
gwir  (Br.  u.  W.),  fire^  fior  (GL)  wahr;  im  Altt.  wir,  im  Lat. 

TCrus;  anwir  (W.),  ainfhior  (GL)  unwahr. 
gwiredd  (W.),>friiiii  (GL)  die  Wahrheit;  im  Altt.  wird,   im 

Lat.  Tcritas;  ainfhirinn  (GL)  die  Unwahrheit. 
gwiriaw  ( W.) ,  fioradh  (GL)  bewahrheiten. 
gwiw  (W.),  fiugkaü  (GL)   würdig;     gwiudawd  (W.)   die 

Würdigkeit. 
gwlanenn  (W.)  Wlanel,  Flanel  (grobes  Zeug). 
gwlaidd  (W.)  sanft,  milde;  im  Niedert.  gull,  gulle. 
gwlf  (W.)  der  Golf,  Canal. 
gwn  (W.)  das  Begonnene,  gr'Oita  (W.)  beginnen. 
gwarea  (W.)  die  Wüste. 
gwr  (W.),  ffour  (Br.),  fear  (Gl.)   der  Mann;   im  Lat.  vir; 

im  Altt.  wer,  ^er,  im  Goth.  vair,  —  daher  wergeld,  Tere- 

gild,  inaongiod, 
gwraidd  (W.)  die  Wurzel  \  im  Altt.  wart. 


—    40    — 

gwradd  (W.)  der  Vorratb. 

gwregya^  ceingel  (W.)   der  Gürtel;    gwregj/$mj  ceinglau 

(W.)  gürlen. 
gwres  (W.)   die  Wärme;  gwresuy  gar   (W.),   gwiri  (Br.) 

gwresuy  twymmau  (W.)  wärinen;  twym  (W.)  warm. 

gwm  (W.)  der  Urin  ;  im  Lat.  urina. 

gwyd  (W.)  der  Fehler;  im  Lat.  yitium. 

gwyddatj  gwyddon  (W.)  der  Weite;  im  Altt.  wis;  gwyddain 
(W.),  Jfinideach  (Gl.)  weise;  gwyddiad  (W.),  jßotach  (Ir.), 
gaoU  (Gl.)  die  Weisheit,  Wissenschaft;  im  Altt.  wished;  — 
gwyddaWy  gwyddwg  (W.)  Weisheit  lehren,  imterweisen; 
-woher  wohl  im  Altt.  wisa  weisen,  wisdom  die  Weisung, 
Rechtsweisung. 

S^S/e  (^0  ^eich. 

gwygg  (Gl.)  die  Wicke ,  im  Lat.  Ticea. 

gwyll  (W.),  am   (GL),  ioul  (Br.)   der   Wille;    gwyllyiw, 

ewyllu  (W.),  ailin  (Gl.),  f allein   (Br.)  wollen;   im  Altt. 

willa,  im  Lat.  Teile. 
gwylh  {yf.),fiod  (Gl.)  wild,  die  Wildniss,  das  Wild;  gwyll' 

tiaw  (W.)  wild  machen,  wild  werden. 
gwyn  ( W.) ,  gwinn  (Br.) ,  Jinn  (Ir.)  weiss ,  das  Weisse ,  anch 

die   Wonne,   das  Angenehme;    im  Altt.   hevit;   -^  gwynuy 

gwynaw  (W.)  weissen. 

gwyni  (W.),  gwent  (Br.),  futn  (Gl.)  der  Wind;  im  Lat. 
.yentut;  —  gwyntawg  (W.)  windig;  gwyntiaw  (W.)  win- 
den; im  Altt.  windii. 

gwyrdd,  gwerdd  (W.),  gwer  (Br.),  gorn  (Gl.)  grün;  im 
Lat.  viridis;  —  gwyrddu  (W.)   grünen. 

gwyrlen  (W.),  garlantes  (Br.)  die  Guirlande,  der  Kranz. 

gwys  (W.),  gwiet  (Br.),/€/Ä  (Gl.)  das  Wissen,  die  Kennt- 
niss ,  auch  die  gerichtliche  Vorladung ;  gwyddau  (W.),  gou- 
zount  (Br.)  wissen;  womit  zusammenhängen  mag  im  Altt.: 
wisa  weisen,   wisdom,  wcisthum  etc. 

gwyth   (W.)  die  Wuth,   der  Zorn;   gwylhau   (W.)   wüthen; 

gwythain  (W.)  wüthig. 
gyp  (Br.)  der  Gjps;  im  Lat.  gypsum. 
gyr  (W.)  die  Gier;  gyrawl  (W.)  gierig. 


Hac  (W.),   hachc  (Br.)   die  Hacke;  haciaw  (W.),  hachein 
(Br  )  hacken. 


-    41    - 

hacy  gwal  (Br.)  der  Kai  zum  Anlegen  der  Schiffe. 

ha/ar,  kavar  (W«),  kavre  (Br.),  arbhar  (Gl.)  Sommcrge- 

traide,  Hafer,  der  eigentlich  ceirch  (W.)  heissf. 
hafnu  (W.)  der  Hafer. 
haffimvy  hicciaw  (W.)  haschen. 
hagr  (W.)  hager,  häaslich. 
Jkai  (W.)  die  Eile  und  eilen. 
hol  (Gl.  und  W.)  da»  Sak;  hahnu  (W.)   saixen;  halin  (Gl.) 

Salz  bereiten;  hallwr  (Gl.)  der  Hallore,  Salzbereiier. 
hall  (Dr.),   hellj  all,  ialia  (GL),  llan  (W.)   die  Halle ;  im 

Lat.  aula. 
hanner  (W.)  halb,  hanneru  (W.)  halbiren. 
harange  (Br.)  der  Hering;  im  Lat.  halec 
harliquin  (Br.)  der  Harlekin. 

hamais  (W.)  der  Harnisch;  hameUiad  (W.)  geharnischt* 
harpon  (Br.)  die  Harpune« 
hast  (Br.),  iaim^  (W.)  die  Hast,  Eilfertigkeit;  haue  (Br.), 

hawn  ^W.)  hastig. 
Aalr  (Br.)   die  Hadern,  Kleider;    &a/r»  (W.)  behadern,  be- 
kleiden. 
hehog^  hawg  (W.),   seabhach   (GL)  der  Habicht;    im  Altt. 

haTk, 
heddif  heddjfw   (W.),  uidhe   (GL),  asire  (Br.)   heute;   im 

Lat.  hodie. 
heislan  (W.),  m*CMr/  (GL)  die  Hechel;  heülanu  (W.),  «irici/ 

(GL)  hecheln.* 
het  (W.)   der  Holm,   eine  Hohe,  die  Torzöglich  durch  Wasser 

gebildet  ist. 
helfa  (W.)  der  Haufen. 
help  (W.)  die  Hälfe,  im  Altt.  helpe;  helpiad  (W)  der  Hei* 

fer,  im  Altt.  helpere;  helpu  (W.)  helfen,  im  Altt.  helpa. 
hefy  (W.),  sealg  (Gl.)  jagen,  die  Jagd;  Tcnari  im  Lat. 
hemiaw  (W.)  hemmen,  beschranken» 
heplcB  (W.)  die  Hefen  zur  Gährung* 
herw   (C(L)  rerheeren,  im  Altt.   nrherera;    herwr   (GL)   der 

Yerheerer,  Räuber. 
fttff,  hod^  hoian  (W.)  der  Hut,  Kopfbedeckung;  Ar/iurr(W.) 

der  Hater,  Hutmacher. 
hicett  (W.)  die  Hiepe,  Hippe,  Messer« 
A</,  hifyn,  buch  (W.)  die  Haut,  das  Fell;  im  Altt.  hud. 
hinsein  (Br.)  bissen,  die  Segel. 
hobel  (W.)  der  Vogel,  Hupfer;   im  AlU.  fugel.    hobeln  (W.) 

hnpfen. 
hol  (W.)  hohlen« 
bong  (W.)  hängen,  hongian  (W.)  hangen. 


—    42    — 

hopranu  (W.)  hopsen^  häpfcn. 

ho8,  hosan  (yf.)j  osan  (Gl.)  die  Hosen  ^  Beinkleider  (die  an- 
fänglich für  jeden  *Fus9  einzeln  angezogen  wurden^  daher 
wir  nur  den  Pluralis  gebrauchen),  überhaupt  auch  jede  Fass- 
bekleidung; Jiosan  lledr  (W.)  lederne  Camaschen  oder  Ho> 
sen.  Die  Hosen  heissen  auch  bragez  (ßr.),  brigiSy  brio- 
gafSj  breacan  (Gl.),  daher  im  Altt.  brek,  brik;  im  Lat. 
braccae;  im  Altfränk.  pragae;  im  Engl,  breeches;  im  Italien, 
brache. 

houbieu  (Br.)  der  Hopfen;  humela  im  mittlem  Lat. 

huad  (W.)  der  Hund,  Jagdhund. 

huch  (Br.)  der  Hauch» 

hudd  (W.)  die  Hut,  Obhut,  Beschirmung;  hudilaw  (W.)  hü- 
ten, behüten;  huddiad  (W.)  der  Hüter. 

hui  (W.)  die  Hülle;  huliaw  (W.)  hüllen^  umhüllen;  huiiedig 
(W.)  umhüllt. 

huraUf  huryn  (W.)  die  Hure;  im  Altt.  urhuru  huren,  hör, 
urhor  Ehebruch« 

huriaw  (W.)  miethen;  im  Niedert.  huuren,  heuren;  huriad 
(W.)  ein  Heurer;  im  Altt.  here,  der  Heurer,  Pächter. 

hwb^  hwp  (W.)  der  Hub,  Zug;  hwbiaUy  hupiaw  (W.)  hu* 
pen,  heben. 

hwch  (W.)  der  Hacksch,  das  männliche  Schwein. 

hwg  (W.)  der  Haken;  hwca  (W.)  hakig. 

hwdn^  hwa  (W«)  der  Uhu^  Nachteule;  hwhw  (W.)  uhuhen 
wie  die  Eule. 

humi  (W.)  auswärtig;  im  Altt.  huthemed. 

hwysg  (W.)  der  Wisch;   hwysgaw  (W.)  wischen,   abwischen. 

hydd  (W.)  der  Hirsch;  hyddes  (W.)   die  Hirschkuli. 

hydref  (W.)  der  Herbst;  hydreffaidh  (W.)  herbstlich. 

hyrddiaw  (W.)  stossen;  hwrdd  (W.)  der  Stoss,  womit  lu- 
sammenhängen  könnte  im  Altt.  hurten,  im  Franz.  heurter; 
im  Altt.  hurt  der  Stoss. 


la   (W.),   eigh   (Gl.)    das  Eis;   im  Altt.   is;   —  iaain  (W.) 

eisig. 
ia  (W.),  iifa  (Br.)  ja;  im  Lat,  ita. 
iarll  (W.),  iarla  (Gl.)  der  Graf,  Edle;  im  Altt.  crl,  jarl;  im 

Angelsächs.  eaorl. 
iau  (W.),   og  (Gl.),  younc  (Br.)  jung;   ieuant  (W.),   oige 

(Gl.)  die  Jugend,  im  Lat.  juTentus;  —  ienencUd  (W.)  die 

Jugendzeit. 


—    48    — 

iau  (W.),  yauj  guean  (Br.),  cuing  (Gl.)   das  Joch  OclMeo; 
'  im  Lat.  jogiim. 

iawd  (W.)  die  Zeit,  Jalireszcit;  woher  vielleicht  unter  Jahr« 
ierihi  (W,),  gouern  (Gl.)  die  Jerte,  Gerte,  lange  Ruthe. 
impiaw  (Gl.  u.  W.)  impfen,  pfropfen;  imp  (W.)  da«  Impfreis. 
ing  (W.)  enge,  auch  die  Enge;  yngu  (W.)  beengen. 
iodkot  (Gl.)  das  Idol;  im  Laf.  idolum. 
inis  (Br.),    innisy   innte  (Gl.),  yniß9    (W.)   die  Intel;   intula 

im  Lat.;  —  ynisaul  (W.)  insular. 
ionawr   (W.),  geannair   (Gl.),    guenverr  (Br.)  der    Monat 

Januar;  im  Lat.  Januariut|  der  bei  den  alten  Britten  mit  dem 

Winter- Solstiti um  anfing. 
fonchuid,  innid  (GL)  die  Eingeweide,  dat  Innere;   im  Altt. 

ingwaut. 
ffotop  (Gl.)  der  Isop  (Pflanze). 

ir  (Gl.)    der  Zorn,  im  Lat.  ira;    daher  wohl  im  Altt.   ire  zor- 
nig, irst  erznrnt. 
irne^  yrn^  airUy  jarann  (Gl.),   hajarn^  köarn,  fcrr  (W.) 

dat  Eisen;  im  Altfries,  yrsa;  im  Altsächs.  yrsen,  isera,  iteu; 

im  Island,  jarn;  im  Althocht.  isarn;  im  Lat.  ferruiu. 
Usw  (W.),   üh  (Gl.)   das  Esten;  ^bw  (W.),   ilhan  (Gl.)  et- 

sen,  im  Lat.  edere;  Jfsur  (W.)  der  Esser. 
ivinen  (ßr.),  j/»,  ywen  (W.)  der  Eiben,  Eibcubaum,  taxus. 
fiiddew  (W.)  der  Jude. 


1^ 

Lady  lad  (Gl.)  die  Ladung,  auch  laden« 

lagh,  leag  (Gl.)  das  Gesetz;  im  Lat.  lex;  im  Altt.  lagli,  im 

Goth.  lag,  im  Engl,  law;  —  daher  wohl  im  Altnord,  lagmann, 

lagmandr,  der  Gesetzmann,  Gesetzanfseher. 
laidh,  laotd  ((Gl.)  das  Lied;  im  Altt.  lejch. 
lampa  (Gl.  und  Br.)  die  Lampe;  im  Lat.  lampa. 
lampreieam  (Br.),  Ueiprog  (W.)  die  Lamprete  (Fisch). 
lance  (Br.) ,  lannsa  (Gl.)  die  Lanze ;  im  Lat.  lancea. 
laneetien  (Br.)  die  Lanzette,  kleine  Lanze* 
langach  (Br.),  ilaes  (W.)  lang,  schlank;  im  Lat.  longus. 
Janteme  (Br.),  lantair  (Gl.)  die  Laterne;  im  Lat.  laterna. 
lapach  (Gl.)  der  Schwache,  Einfältige;  in  Altt.  Lappen. 
Jgtpum  (Br.)  läppen,  lecken  der  Thiere;  im  Lat.  lambere. 


—    44    — 

leab  (Gl.)  das  Lager,  Bett. 

leag  (Gl.),  lleau  (W.)  legen;  leagda  (Gl.)  gelegt. 
learach  (Gl.)  die  Lerche,  Lercheobaiiin;   larix  im  Lat. 
leish    (Gl.)   der   Arzt;    im  Altt.   leisclia,   leken,  im  Daniscben 
laege,   im  Gotli.  leik,  im  Island,  lacknir. 

leis,  leist  (Gl.)  die  Leiste,  der  Sclienkel. 
leob^  leoib  (Gl.)  das  Laib,  Brod;  im  Lat.  libum,  im  Altt.  laif; 
daher  wohl  unser  LebkucheiK 

leomaidh  (Gl.)  lehmig,  lahmig. 

lezein  (Br.)  lassen. 

Uli  (Gl.)  die  Lilie  (Pflanze);  im  Lat.  lilium. 

lippe  (Br.),  lip,  Hob  (Gl.)  die  Lippe;  im  Lat.  labrum. 

Jiab  (W.),  leab  (Gl.)  der  Lappen;  im  Lat.  lacinia. 

llac,  ilagf  ylac  (W.)  lass,  schlaff,   lassus  im  Lat.;   iiacau^ 

llaciau  (W.) ,  iasaig  (Gl.)  lass  werden ,  erschlaffen ,  im  Lat. 

laxare;  Uaesiad  (W.)  ein  Lässiger,  Schlaffer. 

liadratwr  (W.)  der  Spitzbube;  im  Niedert.  labbertor;  im  Lat. 

latro. 
llaethygen  (W.),   iadusen  (Br.)   der  Lattig,   Salatlattig,   La- 

tuca;  im  Lat.  lactuca. 
Uafnes  (W.)  der  Grosssprecher,  Laffe,  Maulaffe. 
üais  (W.)  die  Stimme;  im  Romanischen  bt  lajs^  im  Altt.  leych 

das  Lied. 
liamp  (W.)  das  Lamm.  ^ 

Hand  (W.),  lann  (Gl.)  das  Land,  das  geschlossene  Feld. 
ttasar  (W.)  Lasur ^  blaue  Farbe;   im  mittelalt.  LnU  lazurium. 
llath  (W.),  laz  (Br.)  die  Latte. 
Uatwn  (W.)  das  Latun,  d.  i.  Messing;  —  daher  unser  Latun- 

hammer,  Latunschläger ,  Latunhütte. 

lleäu  (W.),  leinein  (Br.),  leug  (Gl.)  lesen;   im  Lat.  legere; 

lleadury  lib'j/d  (W.),   leughadair  (Gl.)  der  Leser. 
ileäduriaeih  (W.)  die  Litteratur;  litteratura  im  Lat. 
lled  (W.)^    lean  (Gl.),  lann  (Br.)   die  Lähde,    flaches  oder 

uncsiltivirtes  Feld. 
tteiaw  (W.),  leisu  (Br.),  leisw  (Gl.)  die  Lauge;  im  Lat.  Wxi 

lleiswaw  (W.)   laugen.    Lauge   bereiten;   zusammenhängend 

mit  Uwdw  (W.)  die  Asche. 
üepiaWi  lleibiaWf  Uifau^  llyw  0^.),   leagaim  (Ir.)  lecken^ 

auflecken;  liepiwr  (W.)  der  Lecker;  Uyfiyf-)  das  Lecken. 

Ue$g  (W.),   leasg  (Gl.)   lässig,  faul;  Ueigen  (W.),  lagach 

(Gl.)  ein  Lässiger. 
lioiiring  (W.)  die  Leiter,  Letter. 
lieiwad  (W.)  der  Löfi^el. 
US»  (W.)  lehren. 


—    45    — 

Ileuan  (W.),  leu  (Br.)  die  Laus;  lUuawg  (W.)  laasig;  Oema 

(W.)  lausen. 
llew  (W.),  ieomham  (Gl.)  der  Lea,  Lowe;  im  Lat.  leo. 
lIewjfch{W.)y  leoiSj  leuSy  innlis  (Gl.),  ^i*  (Br.)  das  Leach- 

ten^  Licht;  im  Lat.  lux;  ilewi^chu  (W.)^  /rotan  (Ir.)  leuch- 
ten, erleuchten;  Ueuferawg  (W.)  leuchtend. 
^^^Se  (W.)  der  Laie,  Weitliche. 
Hin  (W.),  lin  (Gl.  und  Br.)  der  Lein,  Flachs;  im  Lat.  linnm; 

—  Uinin  (W.),  Hein  (Br.)  Linnen,  Leinwand;  lUnwr{yf,) 

der  Leineweber. 
lUn^  Uinyn  (W.)^  Im  (Cl.)  die  Leine,  der  Strang;  Uinynw 

(W.)  Leinen  ziehen. 
Uinaru  (W.)  lindern. 
llinifn   (W.),  Uneen  (Br.)  die  Linie,  im  Lat«  linea;  Wnellu 

(W.)  liniiren. 
lltnj/B  (W.)  die  Linie  des  Geschlechtes,  der  Stamm. 
iioches  (W.)  ein  Loch,  ein  bedechter  Ort ;  locus  im  Lat.;  loch 

im  Altt.  ist  Ort.  * 

Uogawdj  ttogel  (W.)    das  Logis,  die  Miethe,  ein  specieller 

Raum;  im  Niedert.  logement;  iiogi  (W.)  logiren,  wohnen. 
/7oiig^  (W.)  ein  ScbifF,  im  Niedert»  loggat« 
no8g[(yf.)  die   Hitze,    Flamme;    lloagi  (W.),    loisgh  (Gl.) 

brennen;  daher  wohl  im  Altt.  loga,  lohe  die  Lohe j  Flamme, 

unser  lichterloh  etc. 
llucheduj    Heuern,    Uifgu   (W.)  leuchten;    im  Lat.    lucere; 

llvch  (W.)  leuchtend;  tlucked  (W.)  die  Leuchte. 
llug  (W.)  lau. 

Hwdn,  lijfdneg  (W.)  das  Kleine,  Junge,  im  Pkittt.  dasLndje» 
llwylh  (Gl.)  die  Leute,  im  Altt.  liude,  leode. 
llyth^r  (W.),  litir  (Gl.)  die  Letter,  der  Buchstabe;  im  Lat. 

littera;  ilythyrenu  (W.)  Buchstaben  anwenden;  im  Niedert. 

letteren-. 
iljfihjfriani  (W.)  die  Litteratur;  im  Lat.  litteratura. 
lijfwedu  (W.)  leiten,  führen;  lywiad  (W.)  der  Leiter. 
lo  (Gl.),  ilofyn  (W.)  die  Locke;  llofynawg  (W.)  lockig. 
locmann  (Br.)  der  Lootse  des  Schiffes. 
iof  (Br.)  das  Lof ,  die   gegen  den  Wind  gekehrte  Seite  des 

Schiffes. 
Ion  (Gl.)  der  Lohn,  Unterhalt. 

loreen  (Br.),  Uawrwydd  (W.),  laibkrean  {G\.)  der  Lorbeer- 
baum; im  Lat.  laureus. 
loti  (Br.)  dasLoos,  im  Altt.  hlot;  lotier  (Br.)  loosen,  im  Altt. 

hiotia. 
Joudouren  (Br.),  ludair  (Gl.)  Luder,  Hure. 
Incan  (Br.)  die  Luke,  das  Dachfenster, 


—     46    — 

iucbd  (Dr.)  die  Wucht,  Last. 

hichetn  (Br.)  lugen  ^  schielen. 

iudragon  (Gl.)  ludern,  herumludern. 

iuidh  (Gl.)  lie^ren. 

Itisgan  (Ir.),  iiechu  (W.)  lauscljen,  lauern. 


JH. 

Mab  (W.),  mac  (Gl.)  der  Mann^  gewöhnlich  der  Sohn;  im 
Altt.  ma,    inng;   daher  auch  Magschaft,  die  Seirenverwandte. 

mad  (\V.)  die  Made. 

madh  (Br.)  die  Matte,  ebenes  Feld. 

madameziie  (Br.)  die  Mainsel;  im  Altt.  damoisel. 

madredd  (W.)  die  Materie  der  Geschwüre;  madrawl  (W.) 
materiend;  madru  (W.)  materien,  schwören. 

macss  (Br.),  mcas  {G\,)f  meidr  (W.)  das  Maas,  Gemäss;  im 
Lat.  mensura. 

mae»s   (Br.)  der  Mais  (Pflanze). 

maelh  (Br.),  mart  (Gl.)  der  31ärz  (Monat);  im  Lat.  Martius. 

maclh  (W*),  maise  (Ir.)  das  Mahl,  die  Nahrung;  im  Altt. 
roeit  die  Speise,  meltid  die  Mahlzeit. 

magu  (W.)  machen,  herTorbringeo. 

magazin  (Br.)  das  Magazin. 

mafghsiircachal  (Gl.)  der  Magistrat;  im  Lat.  magistratus.  — 
8.  meist  r. 

mailh  (Gl.)  mächtig;  maühear  (Gl.)  der  Mächtige,  der  Held. 

maloy  malein  (Br.),  maltv,  melinaw  (W.) ,  meilj  malw 
(GL)  mahlen,  malmen,  im  Lat.  molare;  —  maluria  (W.) 
das  Gemahlene;  maier  (Br.),  meiltear  (Gl.),  malwr  (W.) 
der  Müller,  im  Lat.  molitor;  —  milin  (Br.)  die  Mühle,  im 
Lat.  mola;  meul  (Br.)  der  Mühlstein. 

tnalice  (Br.)  die  Malice,  Bosheit. 

mallaich  (Gl.)  vermaledeien ,  yeriluchen;  im  Lat.  maledicere; 
mallachd  (Gl.)  die  Yermaledeiung,  im  Lat.  maledictio. 

malt^  brach  (Gl.)  das  Malz  ron  Getraide. 

mam  (Gl.  und  W.)  die  M.ima^  Mutter,  Dame. 

mantcl  (Br.  u.  W.)  der  Mantel;  im  Lat.  mantellum. 

maolluin^  muileid  (Gl.),  mul  (W.)  das  Maulthier;  im  Lat. 
mulus. 

maor  (Gl.),  maer  (W.)  eine  hohe  Würde,  ein  hoher  Beam- 
ter; daher  magor  domus  bei  den  Franken,  der  höchste  Be- 
amte, auch  wohl  unser:  Major;  —  im  Franz.  der  Maire, 
Burgermeister;  —  maeroni  (W.)  die  Mairie,  Bürgermeisterei. 


—    41    — 

mamcMi  (Br.)  der  Morast. 

marascal  (Gl.)  der  Mar«cljall^  ein  holier  Beamter;  *—  Mffra- 

scal-cogaid  (Gl.)  der  Feldmandiall ,  GeneraliMima«« 
marc  (W.),  merche  (Br.)  die  Marke^  das  Zeichen;  WMrciaw 

(W.)   innrLcn ,   merken ;    marciwr  (W.)    der  Merker,  Be- 

morker. 

margy  marle  (Gl.),  marl  (W.)  der  Mergel,   im  Lat.  marga; 

mariafd  (V^.)  mergelig;  marliad  (W.)  mergeln. 
margadh  (Gl.),  margaie  (Br.),  marchnad  (W.)  der  Markt; 

iin  Lat.  mercatiid;   maeleru  (W.)  markten,   haadeln;   mar^ 

san  (Gl.)  der,  welcher  marktet,  der  Kaufmann. 
Mark,  marc  (Gl.  a.  Br.),  march  (Yf.)  die  Mähre,  das  Pferd; 

marchdi/  (W.)  der  Marstall,  Pferdestall« 
marittn  (W.)  die  Marsch,  Marschland,  von  Wasser  abgesetzt. 
marmor   (Gl.),  marmawr  (W,)    der  Marmor;    marmoratd 

(W.)   mnrinoriren. 

marsadh  (Gl.),  ma«  (W.)  der  Manch,  das  Marschireo* 

martelot  (Br.)  der  Matrose. 

masarn  (W.)  der  Masholder,  Ahornbaum. 

masg^   magl  (W.),    moiVc   (Br.)   die   Masche   beim   Stricken; 

im  Lat.   macula;    masgu   (W.)   maschen,    stricken,  weben; 

masgawl  (W.)  gemascht. 

mai  (W.)  die  Matte,  Decke  von  Stroh  etc. 

wuttcr  (W.)  die  Materie  im  Allgemeinen,  im  Lat.  materia. 

maiher  (Gl.)  die  Mutler;  im  Lat.  mater. 

matrasu  (W.)   die  Matratze. 

mau  (W.),  mo  (Gl.)  mein,  das  Meine. 

maule  (Br.)   die  Make  (Pflanze.) 

may  (Br.),  imiii(W.),  maigh  (Gl.)  derMaj  (Monat),  im  Lat. 

Majus. 
mealg  (Gl.)  die  Milch  der  Fische. 
meand  (Gl.)    die  Mtinze,     Krausemünze   (Pflanze);    im  Lat. 

mentha. 

mea8  (Gl.)  meinen. 

meas  (Gl.),  mesi  (W.)  der  Mast  des  Schifies. 

measarraehi  (Gl.)  die  Massigkeit. 

meau  (Gl.),  merih  (W.)  matt;  meaiachd  (GL)  die  Mattigkeit. 

medakt  (Br.),  medi  (W.)   mühen,  erndten;  im  Lat.  metere; 

im  Goih.  maitan;  im  Altt.  metOj  mea;  mrilt  (W.)  der  Mäher. 
medd  (W.)  der  Meth,  Obstwein. 
meddißg  (W.)   der  Medicus,   Arzt,   im  Lat.  medicus;  —  med- 

digiaeth  (W.)  die  Mediciu;  meddygUy  meddigiaeihu  (Vf.) 

mediciniren. 

ffßedig  (W.)  unflätig,  schmutzig. 


—    48    — 

nieid,  maighden,  meigdhear  (Gl.),  merch  (W.)   die  Maid, 

das  Mädchen. 
meiddion  (W.)  Matter,  geronnene  Milcfa. 
meidil  (Gl.),  meryswydden   (W.)   der  Mispelbaum;   im  Lat. 

mispillum. 

meilg  (Gl.  u.  Ir.)  die  Milch. 

meiriones  (W.)  die  Matrone,  alte  Hausfrau. 

m€i$tr   (W.   u.  Br.),  maighalir  (Gl.)    der  Meister;    im  Lat. 

Magister;  maigh$ter  sgo'ile  {G\.)  der  Schulmeister ;  mei$ires 

(GL)  die  Meisterschaft. 

meitour  (Br.),  meiwr ,  maerwr  (W.)  der  Meier,  Verwalter, 
Pächter;  meiterie  (Br.),  meiliawr  (W.)  die  Meierey. 

menestr  (W.)  der  Minister,  Diener. 

meog  (Gl.)  die  Molken  der  Milch. 

mer^  madrudd  (W.)  das  Mark  der  Knochen;  im  Niederteutsch. 
merg,  im  Altt.  merch;  meraid  (W.)  markig. 

merihyr  (W.)  ein  Märtyrer. 

merthyru  (W.)  martern. 

merwtfdd  (W.)  die  Maulbeeren. 

mesigaw  (W.)   mästen. 

mesulein  (Br.),  niesur  (Vf.)  messen;  im  Lat.  mensurare;  iwe- 
surior  (W.)  der  Messer. 

mcttel  (W.),  meiieal  (Gl.),  mantale  (Br.)  das  Metall;  im 
Lat.  metalliim;  metellaid  (W.)  metallisch;  metellwr  (W.) 
der  Metallurg;   wetelluriaeth  (W.)  die  Metallurgie. 

mewian  (W.)  miauen  wie  eine  Katze;  miamhaü  (Gl.)  das 
Miauen. 

mial  (Gl.),  miltre  (Br.)  die  Milbe. 

mfann  (Gl.)  die  Minne,  Liebe;  im  Altt.  minna,  minne;  mian- 
naich  (Gl.)  minnen,  im  Altt.  minnia. 

milcheo  (Gl.)  der  Mehlthau,  der  das  Getraide  befällt. 

mile  (Gl.),  milUr  (W.)  die  Meile  Ton  1000  Schritt;  im  Lat, 
milliarium. 

miliSy  malda  (Gl.),  mewyth  (W.)  milde,  im  Lat.  mitis;  mil^ 
leadh  (Gl.)  die  Milde,  im  Altt.  meldiched. 

min  (Gl.) ,  paill  (W.)  das  Mehl ;  minell  (Gl.) ,  maledig  (W.) 
mehlig. 

min  (W.)  die  Miene,  der  Mund;  minganu  (W.)  Mienen  oder 
Grimassen  machen. 

mine  (Br.),  mwn  (W.)  die  Mine,  das  Bergwerk;  daher  Mi- 
niren, Mineralien  etc. 

mfonnt  (Gl.)  die  Melisse  (Pflanze). 

mir  (Gl.)  die  Mite,  Heuhaufen;  im  Lat.  meta. 

mirte  (Br.),  mirtall  (Gl.)  die  Myrte  (Pflanze);  im  Lat.  mirtus. 


~    4»    — 

mkdy  mi9de  (Gl.)    ganz  schlecht,   woher  wohl   da«  teateche 

mitt;  iiD  Altt.  rais,  als:  miadede  die  Mistethat,   rai«doa  böte« 

thnn,  MiMheirath^  Miiabehagen  etc. 
«t^»,  kemmtüsa  (Br.),  •»ya^(W.),  mcasg  (Gl)  mischeo; 

im  Lat.  miacere;  measgan  (GL)  y  mj^sgi  ("W.)  dieMischang; 

measgia  (Gl.)  gemischt. 
miw  (W.)  die  Mauater  der  Vögel. 
MO  (Gl.)  mein. 

moeiaw  (W.)  moquiren,  TerapottCD. 
mod  (W.)  die  Motion^  Bewegung. 

modd  (Yf:)^  modh   (GJ.)   die  Mode,  Manier;  moddaki  (W.) 

modisch. 

«M>^  (G'Oj  Mochj/n  (Gl)  das  Mutterschweia,  Mock  in  Schwa- 
ben, Muck  in  Franken. 

moine  (Gl.),  mwswg  (W.)  das  Moos. 

moing,  mong  (Gl.),  mwng  (W.),  mwng,  mouö  (Br.)  die 
Mahne  der  Thiere;  im  Altt.  mona. 

monwent  (W.)  das  Monument,  Grab;   im  Lat.  roonumentum. 

mor,  muir  (Br.,  W.,  Gl.)  das  Meer;  im  Lat.  mare, 

mormonta,  hurmald  (Gl.)  Wermnth  (Pflanze). 

«Ptorofi  (W.)  die  Möhren,  Rüben;  moronnen  (W.)  eine  Möhre. 

«sorl  (Gl.)  der  Mord;  morian  (Gl.),  murniaw  (W.)  mor- 
den; mardair  (Gl.)  der  Mörder. 

mortar  (Gl.)  der  Mörtel;  im  Ltit.  mortarium. 

masaiche  (Gl.)  der  3Iist,  Uorath,  auch  dum  (Gl.),  woher 
DuBg,  Dünger.* 

^'"^^  (W.)  morgen,  der  folgende  Tag. 

mouheim  (Br.)  maulen,  schmollen. 

mouidae  (Gl.)  die  Mütze. 

mmme  (Gl.)  die  Muhme,  Muhme,  Kinderwärterin. 

mmiseal  (GL),  gueaid  (Br.),  minws  (W«)  das  Maul,  im  Altt. 
mula« 

mur  (W.  o.  Br.),  moger  (Br.)  die  Mauer,  der  Wall,  im  Lat. 

murus;  muriaw  (W.)  mauren,  einen  Wall  machen;  murwr 

(W.)  der  Maurer,  Wallmacher. 
mM9i  (Br.)  der  Most,  junger  Wein. 
mutan  (Gl.)  der  Muff. 
^^Si  S^mwg  (W.)  der  Schmauch,   Schmoch;  yimygu  (W.) 

schmochen. 
mwnai  (W.),    monadh  (Ir.)   Münze,    gemünztes  Geld,    tod 

mwn  Mine,  Metall,  im  Lat.  moneta;  daher  im  Altt.  mnnte, 

menote  Münze,   munia,  minotia  münzen,   munter  der  Mänz- 

meister. 
mwsg  (W.)  der  Moschus. 
mwj^n  (W.)  moll,  weich;  im  Lat.  mollis. 

KefentelD  KelL  Altertb.  U.  Bd.  4 


—    60    — 

mydr  (W.)  das  Metrum  ^  Yersmaas;   im  Lat.  metrum. 
mynyed  (W.)  die  Minute;  im  Lat.  minuta. 
myrded  (W.)   die  Myriade;  im  Lat.  mjrias« 
mysgj  mcdd  (W.),  meadhon  (Gl.),  meidhi$e  (Ir.)  das  Mit- 
telste >  die  Mitte;  im  Lat.  medium. 


TS. 

Nahuid  (Gl.)  der  Nachbär;  nabuidheachd  (Gl.)  die  Nachbar« 
Schaft;  im  Altt.  gebuur  der  Nachbar,  im  Schwed.  naboe. 

nac^  nagj  nad  (W.)  nein;  nacüj  nagu  (W.)  Terneinen;  im 
Lat.  negare. 

uadur  (GL),  natur  (Br.),  nawtur  (W.)  die  Natur,  im  Lat. 

natura;  naturiaul  (W.)  natürlich. 
nai  (W.)   der  Neffe,  im  Altt.   nera;    cyfnai  (W.)   der  Neffe 

im  2ten  Grade. 

naoi  (Gl.),  nau  (Br.),  naw  (W.)  neun  (Zahl),  im  Lat.  no- 
Tem;  naudeg  (W.)  der  Neunte;  nawedrau(yf.)  das  Neuntel. 

nar  (W.)  der  Narr,  Affe. 

nathair  (Gl.  und  Br.),  nadr  (W.)  die  Natter;  im  Lat.  natrix, 
im  Goth.  nadr,  im  Altt.  adder. 

nead  (Gl.),  neh  (Br.),  nyth  (W.)  das  Nest;  im  Lat.  niduf. 
neaet  (Br.)  nett,  sauber;  neaetien  (Br.)  nett-  reinmachen. 
neap  (Gl.)   die  Rübe;   im  Norweg.  naepe,  im  Island,  oaepar, 

im  Franz.  nayet,  im  Lat.  napus;  — •  «eip  (Gl.)  der  Turnips, 

die  rothe  Rübe. 

neasa  (Gl.)  nächst. 

neerch  (Br.),  atnte,  aren  (Gl.),  eJwl  (W.)  die  Niere;  im 
Lat.  ren,   rien. 

negyddawl  (W.)  negativ,  yerneinend;  negyf  (W.)  die  Ne- 
gation; im  Lat.  negatio. 

ne$  (W.)  nahe;  nesach  (W.)  näher;  nesu  (W.)  nahen. 

new  (W.),  neoue  (Br.),  nodha  (Gl.)  neu^  im  Lat.  noTus; 
newiddiaw  (W.),  nuadhaich  (Gl.)  neu  machen,  erneuern, 
im  Lat.  norare;  nuadhacht  (Gl.)  die  Neuheit. 

fitcl,  na  (W.)  nicht;  im  Lat.  non. 

nüh(yf.),  nigh  (Ir.)  die  Nichte,  im  Altt.  nift;  cj/fniih  (W,) 
die  Nichte  im  2ten  Grade. 

niwl  (W.),  fuful   (Gl.)   der  Nebel;   im  Lat.   nebula,  im  Altt, 

nevil;  niuUiaiv  (W.)  nebeln;  niwUach  (W.)  neblig. 
niz  (Br.),  nedd  (W.),  tnid  (Gl.)  die  Nisse,  Läuseeier. 


—    51    — 

nockd  (GL),  nmak  (Br.),  noeih  (W.)  nackend ,  im  Lat.  nu- 

dui;  naeihedd  (W.)  die  Nacktheit,  im  Lat.  nuditat. 
Mody  nodgn  (W.)   die  Note,  das  Merkzeichen,  im  Lat.  nota; 

nodi  (W.)  Dotiren,  merken,  im  Lat.  notare;  nodiadur  (W.) 

der  Notirer. 
noeih  (GL),  no««  (Bn),  no9  (W.)  die  Nacht,   im  Lat.  nox; 

nosawl  (W.)  nächtlidi. 
north  (Br.)  der  Norden. 
nwtfdwyUi  (W.)  muthwillig. 

nydeii  (W.)  die  Nadel ;  nydwyddai  (W.)  der  Nadler. 
nythn  (W.),  nehen  (Br.)  nisten  der  Tögel;  im  Lat.  nidularL 


Ohair  (Gl.)  die  Arbeit;  oibrich  (Gi.)  arbeiten. 

ochan  (W.)  ächzen. 

oc&en^  ^Vi»«  (Br.),  o^A  (Gl.),  ych  (W.)  der  Ochse. 

ochd  (Gl.)  acht  (Zahl),  im  Lat.  octo;  —  ochdawih  (Gl.)  der 

Achte,  im  Lat.  octaTOs. 
oeiaWf  oianu  (W.)  hören;  im  Lat.  audire. 
ocTj  oear  (W.)  der  Wacher,  im  Goth.  Tokrs;  —  ocru  (W. 

nnd  Gl.)  wuchern. 
oegj  od  (W.)  offen,  auf.     , 
off  wen  (W.),  ofrail  (Gl.)  opfern,   im  Lat.  offerre,  im  Altt. 

offaria;  —  ofrml  (Gl.)   das  Opfer,   im  Altt.  offer.  —    Der 

Name  der  keltischen  Opfer{Ariester,  welche  anf  den  Crom- 

leach's  und  Cams  die  Opfer  darbrachten,  wird  ofrjdion  und 

oifrionach  gewesen  sejn. 
o^t  (W.)  eggen;  im  Lat.  occare,  ron  og  die  Egge,  s.  amgued. 
oighre  (Gl.)  der  Erbe;  oighreachd  (Gl.)  die  ErbschaiV. 
o/oJt   (GL))  onlanj  glouan  (Br.),  gwlan  (W.)  die  Wolle; 

gwlanaidd  (W.)  wollig. 
olew  (W.),  ola^  «f7(Gl.),  iole  (Br.)  dasOel;  im  Lat.  oleum. 
olewwydden  (W*)  der  Oliyenbaum;  im  Lat.  olira. 
oUy  hott  (W.),  aU  (Ir.)^das  All;   ottaüiawg  (W.),  hoUattu-^ 

augh  (GL),  nileachd  (GL)  allmächtig;  oOaiuedd  (W.)  die 

Allmacht. 
ongl  (W.)  der  Winkel;  im  Lat.  angnlas. 
onin,  oyne  (im  Schott.),  odyn  (W.)  der  Ofen;  im  Schwed. 

onin,  ugn. 
on&fr  (GL),  nrdd  (W.)   die  Ehre,  im  Lat.  honor;  onoraig 

(Gl.)  ehren. 
onorach  (Gl.)  ehrlich. 

4  ♦ 


—    5«    — 

oragan  (Gl.)  Majoran  (Pflanze);  im  Lat  oraganum. 

ordugh  (Gl.))  urdd  (W.),  urs  (Br.)  die  Ordnung;  im  Lat. 
ordo,  auch  die  Ordre  ,, der  Defehl ,  das  Urtheil,  der  Bescheid^ 

,  im  Altt«  ordel. 

ordutgh  (GU)  anordnen,  befehlen,  festsetzen;  im  Altt.  ordi- 
neria,  ordel  ia. 

oriogi  (W.)  die  Uhr;  im  Lat.  horologium« 

ort^  ordy  orih  (Br.)  der  Hammer.  In  der  Berg  wer  kssprache 
nennt  man  den  Spitzhammer,  überhaupt  die  Spitze  der  Werk- 
zeuge —  Ort;  orten  heisst  mit  dem  Hammer  arbeiten;  vor 
Ort  der  Punkt  wo  gearbeitet  wird  etc.  Im  Altt.  ist  Ort  die 
Spitze. 


p. 

Pac  (Gl.)  der  Pack,  auch  packen;  pacair  (Gl.)  der  Packer; 

pacaid  (Gl.)  das  Päckchen. 
paffiau  (W.)  paffen,  puffen,  stossen. 
paillium  (Gl.)  der  Pavillion,  das  Zelt. 
painnse  (Gl.),  penygen  (W.)  der  Bansch,  Unterleib;  im  Nie- 

derteutsch.  pens. 
palmant  (W)  das  Pflaster  des  Fussbodens ;  im  Lat.  parimentum. 
pan  (Br.),  paen  (W.)  der  Pfau,  im  Lat.  pavo. 
pan^  padell  (W.)  die  Pfanne;  im  Altt.  panne. 
panaesen  (Br.)  die  Pastinake  (Küchengewächs). 
pantouffen  (Br.)  der  Pantoffel. 
papyr  (W.)  das  Papier;  im  Lat.  papjrus. 
pavy  yspar^  her  (W.),   beara  (Ir.)  der  Speer;  im  Lat.  ipa- 

rus;  im  Altt.  ger. 
par  (W.),  parr  (Br.)  das  Paar,  im  Lat.  par;  —  paru  (W.) 

paaren. 
paradwjfB  (W.),  parra»   (Gl.)    das  Paradies;  im  Lat*  para- 

disus. 
parc  (W.  und  Gl.),  paire  (Gl.)   der  Park,  das  umschlossene 

Feld;  parciaw  (W.),  parqnein  (Br.)  einen  Park  einhegen. 
parr  (Br.)  paar,  d.  i.   gleich;  im  Spiele   besonders  sagt  man 

paar  oder  unpaar;   im  Lat.  par. 
parlh  (W.),  pairt  (Gl.)  die  Parte,  der  Theil;  im  Altt.  partj 

im   Lat,   pars;  —  par f hu   (W.)   partiren,  theilen;  im  Lat. 

partire. 
fio«  (W.),  bealag  (Gl.)  der  Pass,  enge  Weg,  Pfad;  im  Altt. 

päd. 
pasiaw  (W.)  passiren^  Torbeigehen. 


-    58    — 

pawl  (W.),  flehen  (Br.)  der  Pfahl j  im  Alu.  pal;  im  Laf. 
palas* 

peabar  (GL),  pibre  (Br.)  der  Pfeffer;  im  Lat.  plper. 

peall  (Gl.)  der  Pelz ;   im  Lat.  pellis. 

peann  (Gl.)>  P^«>  pluen  (W.)  der  Flaara^  die  Feder,  Flaum- 
feder; im  Nieder!,  plnme,  pluim;  im  Lat.  plama. 

peari  (Gl.) ,  perlen  (Br.)  die  Perle. 

peathar  (Gl.),  chewaer  (Br.),  chwaer^  chwlawi  fW.)  die 
Schwester. 

peee.peg  (Br.),  pic  (Gl.),  pyg  (W.)  das  Pech,  Pich,  im 
Lat.  ptx;  pjfgu  (W.)  pichen,  rerpichen;  pj/ffiad  (W,)  ge- 
pich f. 

pedeen  (Br.),  rm/iftfA  (Gl.)  die  Bitte,  im  Lat.  pctitio;  pe- 
dein  (Br.),  peru  (W.),  impldklm  (Ir.)  bitten;  im  Lat. 
petere. 

peilisteir  (Gl.)  die  Wurfscheibe  und  das  Werfen  damit ;  damit 
mag  im  Zusammenhange  stehen:  im  Lat.  palaestra  die  Ring- 
schule, und  unser  Baliester  (Armbrust). 

pefn(Gl.),  poen  (W.),  beach  (Br.)  die  Pein,  auch  die  Peine, 
Strafe;  im  Lat.  poeua,  im  Altt.  pine,  im  Niedert.  boet. 

peiihiaw  (W.)  baitzen,  auf  offenem  Felde  jagen. 

peizant,  iauer  (Br.)  der  Bauer. 

pelia.iyf.)  breiten,  ausbreiten;  im  Lat.  plicare. 

pel»  (W.)  ballen,  Ball  schlagen,  s.  bat. 

perciil  (Br.),  pearaal  (Gl.),  perlfy$  (W.)  die  Petersilie;  im 
Lat.  petroselinvm,  auch  Schierling« 

person  (W.),  pearsa  (Gl.)  die  Person;  im  Lat.  persona; 
pearsail  (Gl.)  personlich. 

perj^gl  (W.)  die  GefaJir;  im  Niedert.  perjkel,  im  Lat.  peri- 
calum. 

peure,  penr(Gi{.),  per^  peren  (Br.),  per  an  (W.)  die  Birne, 
im  Lat,  pirum;  perbren  (W.)  der  Birnbaum. 

pez  (Br.),  pio9  (Gl.)  der  Fetzen;  im  Franz.  piece. 

pian  (Gl.),  poeni  (Vf.)  peinigen,  im  Altt.  pinigia;  piänadair 
(Gl.),  poenwr  (W.)  der  Peiniger;  poenedig  (W.)  ge- 
peinigt. 

pib  (W.),  pioby  pib  (Gl.)  die  Pfeife;  im  Lat.  tibia. 

piCj  pcac  (Gl.  II.  Br.),  pig  (W.)  die  Pike;  pica,  piquein 
(Br.),  pigim  (W.),  pioc  (Gl.)  piken,  kiken,  stechen;  p/o- 
cadair  (Gl.)  der  Piker,  Stecher. 

plg  (W.),  pioeaid  (Gl.)  die  Picke,  der  Karsch ;  pigaw  (W.) 
pidien  mit  der  Picke;  piocair  (Gl.)  der  Picker. 

p</(W.),  plaotg[G\.)  die  Pelle,  Schale;  pUiaw  (W.),  pelj^a 
(Br.)  pellen,  schälen. 

pilan  (Gl.)  der  Milar,  die  Weihe,  Hühnerweihe  (Vogel), 


-    S4    ~ 

piler  (GK,  Br.,  W.)  der  Pfeiler;  im  Lat.  pila. 

piloite  (Br.),  pwjfUiad  (W.)  der  Pilot  ^  Steuermann. 

pinc,  gwinc  (W.)  der  Finke^  (Vogel). 

pinen  (Br.),  piol  (Gl.),  pinwydden  (W.)  die  Pinie,  Fichte; 

im  Lat.  pinus. 
pint  (GL)  die  Finte  (Gemäss). 
piocadh  (Gl.)  picken  der  Vögel  mit  dem  Schnabel. 
piorbhuic  (Gl.)  die  Ferrucke. 

pipevy  piobair  (Gl.),  pilwr  (W.)  der  Pfeifer,  Piper. 
pipiannu  (W.),  610^  (^^0  pipen  '^'^^  junge  Vögel.  . 
pj«  (W.)   die  Pisse,  der  Urin;   pisaw   (W.)   pissen,  im  Altt. 

pissia;  pisawd  (W.)  pissend. 
pla  (W.),   piaig  (Gl.)   die  Plage,  Krankheit j  im  Lat.  plaga; 

plaäu  (W.)  plagen. 
plab  (Gl.)  der  Platsch^  wenn  etwas  ins  Wasser  platscht,  auch 

platschen. 
plabair  (Gl.^  der  Plapperer. 

plabout  (Br.;  das  Plattbord,  obere  Einfassung  der  Schiffe. 
plad  (W.)  die  Platte. 
pladeen  (Br.)  der  Fladen  (Gebäck). 
pladrUj  pledru  (W.)  blähen,  aufblähen,  aufplattem. 
piaid  (W.)  der  Prozess,  daher  wohl  im  Altt.  placht  der  Pro- 

zess,  plaitia  prozessiren;  auch  unser  plaidtren. 
plan  (W.),   bian  (W.)   der  Plan,   die  Pläne ,  die  Ebene;   im 

Lat.  planum. 
plane  (W.),  planquen  (Br.)    die  Planke,  dicke  Bohle;   im 

Lat.  planca. 
planed  (W.)  der  Planet;  im  Lat.  planeta. 
plant j  planta  (Gl.),  plan  (W.),  planhigyn  (Br.)  die  Pflan- 
ze, im  Lat.  planta;  —  planfa  (W.)    die  Pflanzung;  planu 

rW»),  plantain  (Gl.)  pflanzen,  im  Lat.  plantare;  planiair 

(Gl.  u.  Br.) ,  planwr  (W.)  der  Pflanzer. 
pla9  C^')i  place  (Br.)  der  Platz,  Marktplatz ;  im  Altt.  pas. 
plaM  (W.)  der  Pallast^  das  grosse  Gebäude;  im  Altt.  pahis. 
plaOMgj  bla,  blagh  (Gl.)  blasen. 
plastr  (W.),  plast  (Gl.),  plasar  (Br.)  das  Pflaster,  im  Irat. 

emplastrum ;  plastriaw  ( W.)  pflastern ,  bepflastern. 
platin  (Br.)  die  Platte  zum  Bügeln  der  Wäsche ;  pladein  (Br.) 

platten,  bügeln, 
jflaiie  (Br.^  die  Platte,  flache  Schüssel. 
pleaghj  pieaghag  (Gl.)   eiserne  Instrumente   zur  Bearbeitung 

des  Ackers,  als  Scbaufel,  Späten  etc.     Damit  mag  der  Name 

Pflug  zusammenhängen ,  der  übrigens  cran ,  ar,  aradr  (Gl.), 

arar  (Br.)  heisst,  woher  das  Lat.  aratrum. 
ploc  (Gl.  u.  Br.)  der  Block,  Pflock,  Knopf  der  N)idel. 


—    66    — 

pitcimw  (W.)  Uodürea,  eintcbliewen. 

pi^mwuu  (Br.)  die  Plnmpe,  Pumpe,  aack  tmgmdrec  (W.)  d.  L 

Savgwerk. 
f>faM>  (Br.),  Pleura,  i/oMi  (W.),  iM^d  (Gl.)  dw  Blei  (He 

IbIU;  im  Lat.  plnmbum,  im  Niedert.  load. 
plumb  (Gl.)  der  Plump   ini  Wauerj  plum  (Gl.)    iiu  WuMr 

plumpen. 
p/nMi/ra/n  (Gl.),   pillereaeh    (&r.)    plünderBi   im  Lat.    eipi- 

lare,  «uc&  die  PläDderuDg. 
pnbhlar  (Gl.)  die  Pappel  (URom)i  im  \M.  populas, 
po»/«(Br.h  p»imll(Gl.)y  peU  (W.)  duVoli)  imUt.  populii«. 
pobliad  (Vf.)  die  Population. 
pMugiaid  (W.)  popolair. 

poibieack  (Gl.)   der  Pobel,  dai  gemetne  Volk}   im  I^t.  pIcU. 
poibiidk  (Gl.)    pablik,   öOentlicht    >■■  I^t.    publicna,  im   Altt. 

boicl. 
poirsiitm  (Br.)  die  Portiont  im  Lat.  portio. 
polt  (G).)  polireD)  im  Lat.  poUn. 
pompein  (Kr.)  ]>i>M\>i-a. 
ponair   {(.).),  fuucn   (W.) ,  faomen  (Br.)  die  Bohne,  Sau- 

bofaiM,  im  JUii,  l'nli.ij  pixfaeit  (Br.)  die  Fizbokne. 
pomi,  pvnciid  (V,\.)  dni  Poni,  kleine  Pferd. 
port  (CiL),  iiorlh  (^V.)  der  Port,  Hafen}  im  Lat.  portui. 
port   (GL),  ß'or  (W.)  die  Pforte,  Thür;  im  Lat.    porta,   im 

Altt.  pone. 
portair  (G).),  portiator  (W.)  der  Portier,  Porlir,  PfÖrtDer, 

auch  der  Träger)  im  Altt.  portenäre. 
poiedh  (Gl.)   die  Heiratb,  poi  (Gl.),  pouidh,   bomdA  (Ir.) 

heirathen ,   womit   iDsammeBhingen    mag   im  Altt. ;  hotte  die 

Ehe,  Heirath,  bottigia  verehlichen. 
post    (W.  n.  Gl.)   der  Pfoiten ,   im    Altt.  polt  t  peOiaw  (W.) 

Pfoit  CD  aetien. 
pot   (W.  0.  Br.),  poit   (Gl.)  der  Topf}  im  Niedert.  pot,  im 

Altt,  pot, 
potel  (Vf.)   die  Boaleille,  a.  Aw/n;  pateltm   fW.)  Bouleilleo 

fällen. 
pQurfit  (Br.)  der  Profit.' 
praidd  (W.),  butin  (Br.)  die  Beute  im  Kriege,  im  Lat.  prae- 

da;  preiddiaw  (W.)  Beute  machen;  prtiddiwr  (W.)  der 

Erbeater. 
praw  (W.)  die  Probe. 
praw,  pratcf  (W.)  der  Bewdt,  im  Lat.  probMio;  profi  (W.) 

heweiien,  im  Lat.  probare;  daker  w«hl  im  Altt.  provin^e  der 

Beweij,  progia  bereiten. 
preat  (Gl.)  die  Preitei  pwyiaw  (W.)  preiicn. 


—    56    — 

pregeth  (W.)  die  Predigt;  pregethu  (W.)  predigen ?   im  Lat. 

praedicare;  pregthwr  (W.)  der  Prediger. 
prif^  pri  (W.)  das  Princip,  die  Ursache;  im  Lat.  principium. 
printhimw  (W.)  prägen,  drucken^  im  Niedert.  prenten;  print 

(W.)  der  Abdruck,  die  Prägung,  die  Marke;  im  Niedert.  print. 
priodas  (W.),  brideach  (Gl.)  die  Braut,  auch  die  Ehe. 
prionnsa  (Gl.),  breas  (Ir.),  priadawr  (W.)  der  Prinz. 
pris,  prid  (W.)>  P^^y  brigh  (Gl.)  der  Preis;  im  Lat.  pre- 

tium,  im  Altt.  pris;  pridadwy  (W.)  preiswütdig;  jtridiaw 

(W.)  preisen,  den  Preis  machen  oder  geben. 
proestawdt  (W.)  die  Prosodie;  im  Lat.  prosodia. 
profi  (W.)  prüfen;  profwr  (W.)  der  Prüfer. 
professu  (W.)  Profess  ablegen,   in   kirchlichen  Stand   treten; 

im  Lat.  profiteri. 
prophwyd  (Vi •)  der  Prophet  ^  im  Lat.  propheta;  prophwydaw 
•   (W«)  prophezeien. 

pruneen  (Br.) ,  plumbais  (G\,)  diePrume,  Prunelle,  Pflaume. 
puar,  pedwar  (W.),  ceithir  (Gl.)  Tier  (Zahl);  pedryd  (Vf.) 

das  Viereck. 
puar V et  (Br.)  d<is  Quart,  Viertel. 
punc  {G\,)^pwnc  (W.)  der  Punkt;  im  Lat.  punctum,  im  Altt. 

pont,  punt. 
pund  (Gl.  u.  W.),  fund  (Br.)  das  Pfund;  im  Lat.  pondus,  im 

Altt.  pond. 
punßn  (Gl.)  das  Bund  yon  Heu  etc. 
purj  puredig  (W.)  pur,  rein;  im  Lat.  pnrus. 
purpuvj  corcur  (Gl.)  der  Purpur;  im  Lat.  purpura. 
pu8j  puisy  pusag  (Gl.)  der  Busert,  die  Buse,  Katze. 
pUBOg  (Gl.),  poca  (W.)   bussen,  küssen;   pog  (GL),  bogk 

(Br.)  der  Buss,  Kuss. 
put  (Gl.)  das  Putchen,  junges  Huhn. 
pwfßau  (W.)  paffen,  stark  blasen. 
pwü  (W.),    poul€   (Br.),    poll  (Gl.)   der  Pfuhl,    stehendes 

Wasser;  im  Lat.  palus,  im  Altt.  pol. 
pwys  (W.)  das  Gewicht;  pwysaw  (W.)  wiegen. 
pys  (W.)  der  Puls. 
pysg  (W.),  ptMsque  (Br.),   tasgh  (Gl.)   der  Fisch;   im  Lat. 

pisdH,  im  Altt.  fisk. 
pysgodowr  (W.),  pisiquetain  (Br.),  iasgair  (Gl.)   der  Fi- 
scher;  im  Lat.  piscator,  im  Altt.   fiskere. 
py^goia  (W.),  iasgaich  (Gl.)  fischen;  im  Lat.  piscari. 


5T 


Rahan  (Br,)  die  Rahebänder  auf  dem  Schiffe. 

racan,  rasdal (Gl),  rasteJI  (Br.),  rhacan  (W.)  der  Rechen, 

die  Harke  y  im  Lat.  rastellus;   rac,   racan^  rhacanu  (W.) 

rechen,  eiiirechen;  rkacanwr  (W.)  der  Recher. 
rack  (Gl.)  der  Racker,  «chtechter  Mensch. 
raektaire    (Gl.)   der   Richter;   rauh  (Gl.)    der  Schiedsrichter^ 

daher  wohl  im  Alt t.  redia,  rhedieya,  ruchtar  etc.  der  Richter, 
racion  (Br.)  die  Ration,  Portion. 
rade  (Br.)  die  Rhede,  iro  Schiffe  landen, 
f a^*  (Gl.)  steif;  wir  sagen,  etwas  %ey  ragenhart,  wenn  es  sehr 

hart  und  steif  ist. 
rah  (Br.),  radan  (Gf.)  die  Ratte;  im  Lat.  ratfns. 
rahein  (Br.)  rasiren. 
raibe  (Ir.)  die  Ruhe. 

raidis  (Gl.)   die  Radise,  der  Rettig;    radix,  raphanas  im  Lat, 
raipleaeh  (Gl.)  der  Riepel,  schmutziger  Mensch. 
raütj  oraid  (Gl) y  rhu  (W.)  die  Rede;  im  Altt.  reth,  im  Lat. 

oratio;  —  rhuaw  (W.)  reden. 

raiih  (Gl.)  die  Reitung,  Rechnung,  daher  unsere  Hatten-  und 
Muhlenhereiter.  in  Oberteutschland ,  besonders  beim  Berg- 
wesen im  Salzburgischen  etc.  sagt  man  allgemein :  raithen  für 
rechnen,  der  Riiithbeamle  ist  der  Rechoungsbeamte;  der 
Hnttenraither  fährt  die  Rechnungen  ete.  Uebrigena  heisst 
im  Galischen  raiih  ^  raidh  das  Vierteljahr  und  r^idh  sind 
die  Zinsen,  Interessen. 

rahm  (Gl.)  der  Rahm,  die  Ruderstaoge,  überhaupt  auch  ein 
langes  Stick;  daher  wohl  bei  uns:  Waldrahmen  für  langei 
nicht  starke  Holzer. 

raoichd  (Gl.)  rülpsen;  im  Lat.  ructare. 

raih  (Gl.)^  rhod  (W.)  das  Rad^  der  Kreis;  im  Lat.  rota. 

reacht  (Gl.),  rhaiih  (W.)  das  Recht,  Gesetz,  im  AI  lt.  riucht, 
im  Lat.  rectum;  rea^dt^r^  reighdam  (Gl.),  rheähiaw 
(W.)  richten,  rechten,  im  Altt.  riuchta;  —  r€m:htghe  (Gl.) 
die  Gerechtigkeit^  das  Riditen;  aimhreidh  (Gl.)  das  Un* 
recht,  im  Akt.  unriucht;  teühiwr^  rkiolawdr  (W.)  der 
Aechtsprecker,  Geachwwne,  Richter »  im  Allt.  riuditerei 
riuchtar. 

r^orfa^j  rioägj  ree$g  (Gl.)  das  Ried,  Riedgras^  Bt^hti  im 
Altt.  rheid. 

remmhmr  (Gl)  ölig,  fett;  haime  rcamkar  (Gl.)  das  Fette  der 

Milch,  daher  Tlelleicht  unser  Wort  Rahm. 
rabatt  (Br.)  der  Rabatt,  Machlass. 


refrae$qtiein  {fiT.) ,  fmaraick  (GL)  erfrUthen,  fritclieo}   hd 

Lat.  refrigere. 
reidk  (Gl.)  bereit. 
reim  (Gl.)  der  Weg,  dalier  Ttelleicht  unter:  ReiD,  Rebo,  d.  i. 

der  Weg  zwliclien  «wei  Feldero. 
reif,  rjise  (Gl.)  der  Reii;  im  Lat.  «yza. 
reith,  ride  (Gl.)  das  Ried,  niedere«  Feld,  Thalgnind, 
reith    (Gl.)    dns  Begntten   der   Thiere,    büoodert   der    Scliafe, 

wofür  wir  meiit  auck  reiten  tagen. 
rcitich  (Gl.)  bereiten  j  TOrbereitea. 
reap^tt  (13r.)  der  Reapect. 
reub  (G).),  rhygau  (Vf.)  reiben. 
rtttbat  (Gl.)  der  Rebell;  im  Lat.  rebellui. 
rhacu   (W.),  ruig,    righeadh   (Gl.)   reichen,  erreichen,    im 

Niedert.  roakeo}  rhaciant  (W.)  der  Reicher,  Erreidier. 
rhaieitf  rkwchw»  (W.)  der  Rflie,  Roche  (See&ich). 
rhatMt  (W.)  die  Rinne. 

rhamattt  (W.)  die  Romanze;  rhamantawl  (W.)  romantiich. 
rhaUtl  (W.)    die  Raspel,  im  Lat.    raduta;   rkaUUu  (W.)   ra- 

•peln,  im  Lat,  rädere. 
rhalhu  (W.)  reinigen;  rathwr  (W.)  der  Reiniger. 
rhautiaw  (W.)  «ich  z ugammen rotten ,  roltireu;  rkawter  (W.) 

die  Rotte,  Rottirung. 
rhe  (W.),  rhed  (Gl.)  das  Rennen;    rhSu  (Vf.),  rkmüh  (Gl,) 

rennen,  im  Lat.  ruere;    rhedwr  (Vf.)  der  Renner;   rheawl 

(W.)  rennend;  rhedie,  rhedegfa  (Vf.)  der  Rennpbti. 
rhef  (Vf.)  dai  Reff,  Bündel;  drcfu  (W.)  einreffen. 
rJtegen  (Vf.)  der  Regenpfeifer  (Vogel). 
rheibiur  (Vf.),  retihair  (Gl.)  der  Räuber;  im  La(.  raptor,  im 

Altt.   raver;  rapineen   (Br.),  rheibiaw  (W.),   rtub   (Gl.) 

rauben,  im   Lat.  rapere,   im  Altt.   rnvia;   reubannac   (Gl.), 

rheibu$   (W.)    räubierisch,    im  Lat.   rapnx;   renbaiiM    (Gl.) 

der  Raub;  reubann  (Gl.)  die  Raubgier. 
rheithiorec  (W.)  dio  Rliuiorik;  im  Lat.  rhetorica. 
rhtttfvi  (Vf.)  dei    Ucsl,  die  Reliquie;  im  Lat..  relictus. 
rhene,  rheng  (}^-)>  ''■'''"'  (Br.),  iread  (Gl.)  die  Reihe,  ün 

l.at.  aeriet;  rfuciaw,  rfic.iu  (Vf.)  reihen,  in  Reihen  Klzea. 
rh^nt,  treth{Vi'.}  die  Itinii',  daa  Einkommen,  im  Altt.  reote; 

rhetu  (W.)  rentiren;  rhentawl  (W.)  rentabel. 
rheol  (W.),  real   (Br.),    riagkeil   (Gl.)    die   Regel,   im    Lat. 

regula;    rieolaid  (Vf.)    rcgulair,   regelrecht,    im  Lat.    regu- 

larii;   rheoli  (Vf.),    reolia  (Br.)  regeln,   im  Lat.  reguläre) 

rheoiuir  (Vf.)  der  Regler,  Regutator,  im  Lnt.  regulalor. 
rheotiUya  (W.)  der  Rhabarber;  im  Lat.  rheum. 


—    M    — 

ri«w(W.),  rMA  (Gl.)  derBeif,  fmneafi«;  ritwiedtg  (W.) 
berdfl. 

rJuwin  (W.)  der  Ruin,  Verfall,  im  Lat.  niioa}  rktviuniatB 
(W.)  ruioiren. 

rkewin  (W.)  die  Röhre. 

rkibib  (W.)  die  Rohrpfetfe. 

rhic,  rhign  die  Ritze,  im  Lnt.  rima;  rldciau),  rhigau  (W.) 
riuen;  im  l^U  rimare,  im  Aht,  writa  nteen,  «direibeii. 

rhidifU  (W.),  rideal,  criatkar  (GL)  da«  Bäder,  Bitter,  Bit> 
ler,  ein  grobe«  Sieb,  veldie  Namen  beModen  in  der  Berg- 
werkMpniche  gebräuchlich  tind;  al>  Bätlerverh,  d.  i.  Biab  ■ 
werk;  Kaatenrüdder,  Schwengredder  etc.;  rküfyliiau  (W.), 
rideil  (Gl.)  rädern,  retlern,  sieben.  Im  Lat.  iat  crümm 
dai  Keb,  welche«  Wort  vcB  eriadinr  herhommen  wird.  Da^ 
teatache  Sieb  itammt  von  tjffa  (W.) ,  ■-  dieae^ 

rkigoli  (Vi.)  rajolen,  graben;  rhigolowr  (W.)  der  Rajoler, 
Graber;  rhigol,  rhiogol  (Gl.)  der  Graben,  das  Rajolte. 

rhiag  (W.)  die  Binde)  rMttgtam  (W.)  rinden;  rhügiedig  (W.) 

rhodot  (Vf.),   man  (W.)\.  ramka   (Gl.)  da«  Beem,  Boder, 

im  Lnt.  renex;   whoHi,  rievia,  rhgfaw  (W.),  rutJ^im 

(Br.),  rawtkad   (Gl.)   radern,  reenen,    im  Lat.   remigaret 

vhwyftor  (W.)  der  Buderer. 
rhmaw  (W.)  rufen;  rhuwr  (W.)  der  Bnfer. 
rhuddtn  (W.),  rmiUackam  (Gl.)   der  Babin  (Edelatrin);  im 

Lat.  mbiniia. 
rhtvch  (W.)  ranh}  im  Lat,  mduf. 

rJtwd  (W.)  der  lüwt,  im  Lal.  rabigo;  rhwdawg  (VT.)  roatSg. 
rhumcfaui  (W.)  ichnarchen;  im  Niedert.  roncing,  im  Lat.  rhon- 

chisMre;  rhtpnc  (W.)  der  Schnarcher,  im  Niedert.  roncer. 
rhwy    (W.),  reub    (Gl.)    der   BIm;   im   Lat.    ruptia.    Im  Altt. 

rend;   rhto^gau  (W.),  reuh,  rctiila  ((-i.)  reiMCn}  im  Atlt. 

rheka,  renda,  im  Lat.  mmpere ;  rkwjfgciÜg  (W.)  miig. 
rhwywt  (W.)  der  Biemen,  da*  Bnnd. 

rkufelu  (W.)  raufen,   raffeln,  iiicilen,   im  I.^it.  rixnre;   rhg- 

felu>r(Vf.)  der  Käufer}  rJt^ei  (W.)  da«  Raufen,  der  Streit. 

ridte  (Gl.)  da*  Beicb;  righ  (Gl.),  rki  (Vi.)  ti(ir  Begcnl,  im 

Lat.  rex;  riogiad,  riagheit,    ri-^huh  (Gl.)   regieren,  im 

Lat  regnare. 
ridir   (Gl.),  rkeydir   (W.)   dw  Reuter,  Ritter,   Adelige,  im 

Alit.  ridder;  ridireag  (Gl.)  ritterlich. 
rig\  (Gl.)  recken,  anarecken. 
rigil  (Gl.)  der  Reigen,  Tanz. 


—    60    — 

rim  (Br.),  rhitnpyn  (W.)  der  Reiin^  im  Altt,  riin;  rimer 
(Br,),  rhimpj/nu  (W.)  reimen. 

rimh  {€rl.),  rhifäu  (W.)  rechnen. 

rin  C^K),  rionen  (Dr.)  die  Rinne;  rht'u  ^  rhedain  (W.), 
ruUh  (Gl.)  rinnen,  im  Altt.  renna;  rhuilh  (Gl.)  das  Rin- 
nen, Rennen. 

roc^    rocar   (Gl.),    rokeden  (Br.),    rhuch   (W.)    der   Rock 

(Kleidungsstück);  im  Lnt.  ruclius. 
rocaa  (Gl.)  der  Rabe. 
rochuen  (Br.)  das  Röcheln;  im  Altt.  hrutn. 
rol,   rola   (Gl.),  rolle  (Br.),  rhol  (W.)  die  Rolle,   Walze; 

rol  (Gl.  nndUr.),  rholiwr  (W.)  rollen;  rolair  (GL),  rÄo- 

/rwr  (W.)  der  Roller. 
ronsc^  roncelt   (Br.),   o$w  (W.)   das  Ross,   Pferd;  im   Altt. 

ross,  hors« 
romii  (Br.)  rund. 

ros  (Gl.),  rosecn  (Br.),  rhos  (W.)   die  Rose,   im  LaU  rosa; 

rosach  (Gl.)  rosig,  im  Lat.  rosaceus. 
rosmarm  (Br.)  Rosmarin  (Pflanze);  im  Lat.  rosmarinus. 
ro$ij   rosteiu^  roaü  (Br.  u.  Gl.)  rösten,  braten;  rost  (Br.), 

rhosi  (W.)   der  Rostbraten;  roistin  (Bn),  rhesil  (W.)  der 

Rost  zum  Braten. 
roth  (Gl.),  rhod  (W.),  rTioad  (Br.)  das  Rad,  die  Welle,  im 
^  Lat.  rota;  rhodawl  (W,)  radig,  radförmig;  ro/&ac(aiV  (Gl.) 

der  Radmacher. 

ruadh  (Gl.)  das  Reh;  ruadhboc  (Gl.)  der  Rehbock. 

Tuag  (Gl.)    verfolgen;   ruagadh  (Gl.)   die  Verfolgung;   damit 

Tielleicht   hängt   zusammen   im   Altt.    ruogia,    wrogia   rügen, 

gerichtlich   anhängig  machen,   Terfolgen,  ruogie,  ^rogie  die 

Rüge,  Klage. 
ruaig  (Gl.)  die  Rüde,  ein  Haufen  von  Hunden  etc. 
rub  (Gl.),  rhwubbiaw   (W.)  reiben,  abreibcu,  putzen;  rhwb 

(W.)  das  Reiben;  rubair  (Gl.)  der  Reiber. 

ruchan  (Gl.)  der  Rachen. 

rudh  (Gl.),  rhud  (W.)  die  Raute  (Pflanze). 

ruddela  (Gl.)  der  Röthcl,  Rothstein. 

ruelle  (Gl.)  die  Röteln  (Kinderkrankheit). 

rugh  (Gl.),  rhyg  (W.)  der  Roggen  (Getraide);  rhygcn  (W.) 

ein  Korn  von  Roggen. 
ruice  (It.)  die  Rüge,  der  Tadel. 
ruig   (GL),   rhogi   (W.)    riechen,   im  Altt.    rukia;   —   rhogi 

(W.)  der  Geruch;  im  Altt.  rhem. 

rum  (GL)  der  Raum;  rumaig  (GL)  räumen,  Raum  machen« 
rumpal  (Gl.)  der  Rumpf. 


—  «1  — 

run  (Gl.),  rhim  (W.)  das  GebeinniM;  daher  uoser —*  rannen, 
eio  GebeimniM  zaraanen;  im  AltU  runen  die  Gebeiiiitcbnfr, 
alranen  die  Weiaiagerin;  alraon  die  Zaulierwurzel  etc. 


8. 

Sab  (Gl.)  die  Salbe,  audi  salben;  im  Aht.  talfa. 

saby  sotfr,  seagha  (Gl.)  die  Säge,  Sage;  sabh  (Gl.)  sagen. 

sablenn  (Br.),  groineamh  (GL)  der  Saod,  im  Lat.  sabulam; 

graell  table  (Br.)  grober  Sand,  Grand. 
$ac  (Gl.),  sack  (W.)  der  SacJ^,  im  Lat.  Saccus;   sachtl  (W.) 

ein  Säckeben;  sachu  (W.),  sac^tgrA  (Gl.)  sacken;  Mochlian 

(W.)  Sacklinnen. 
sacum^  sasum  (Br.),  had  (W.)   die  Saat,  Aussaat;   im  Lat. 

satus^  im   Altt.  sed;  —  ha  da  (W.)   säen;   head  (W.)  der 

Saer. 
Madhai  (Gl.),  sadett  (W.)   der  Sattel ^  im  Lat.  sella;  ~  sa- 

dellu  (W.)  satteln. 
sae  (W.)  Saj,  Serge,  Art  wollenes  Zeug;  im  Niedert.  saai. 
»affvj  saffrwn  (W.)  der  SafTran  (Farbepflanze). 
saffwn  (W.)  der  Scbaft,  s.  cap. 
Bail  (Gl.)  die  Salweide  (Baum);  im  Lat.  salix. 
sail  (Gl.),  aoul  (Br.)  die  Säule,  der  Balkon;  \m  Altt.  sele. 
sain,  can,  cenig,  soiis,  dj^an  (W.),  cainiic  (Gl.),  seinn 

(Br.)  der  Sang,  Gesang,  im  Lat.  rantus;  djfganu  (W.)  sin- 
gen, im  Altt.  singa;  seinn  (Gl.)  singend. 
Miade  (Gl.)  die  Salbej  (Pflanze). 
saivy  $ar  (Gl.),  taer  (W.)  sebr. 
aal,  aalan  (Gl.)   wie  bal,  das  Salz,  im  Lat.  sal;  —  «ai7/, 

aalem  (Gl.)  salzen;  aalerah  (Br.)  das  Einsalzen;  aofliea^ 

dat'r  (Gl.)  der  Salzer,  Einsalzer. 
aai,  seil  (GL),  aaOe  (Ir.)  die  See. 
aaly  aalach  (GL)  scbmntzig,   daber   webl:   sal  im  Altt.  trübe, 

scbmutzig,  und  unser  salopp« 
aalach  (GL)  scblecbt;  alaight  (GL)  das  Scblecbte,  das  Laster. 
aaladenn  (Br.)  der  Salat, 
aalm  (GL)  der  Psalm,  heiliger  Gesang. 
aalpealrae  (Br.)  der  Salpeter. 
aamhan  (GL)  der  Sadebaum. 
aam  (Br.),  awmer  (W.)  die  Last,  Stütze;   daber  wobl  unser: 

Sam-,  Saumtbier,  Saumscittel,  im  Lat.  sagma  der  Saumsattel ; 

im  Altt.  sovmäre  Saumross,  sarmen  laden» 
aambre  (Gl.)  der  Sommer. 


—    62    — 

aantance  (Br.)  die  Sentenz;  im  Lat.  sententia^  im  Altt.  sen^ 

tentie. 
Mooul  (Br.),  »ulj  haut  (W.)  die  Sonne ,  im  Lat.  sol,  im  Altt. 

sunne,  lonna;  difdd  8ul  (W.)   der  Sonntag ,   im  Altt.  sun- 

nandi. 
Mirdrinen  (Br.)  die  Sardelle. 
$a9  (Gl.)  ist  Instrument  überhaupt,   daher  wohl  das  Altt.  sahs, 

sax  Messer,  kurzes  Schwerdt. 
9ath  (Gl.)  sättigen,  im  Lat.  satiare;  iaihag  (Gl.)  satf,  im  Lat. 

satis. 
aathan  (W.)  der  Satan. 
$cafa  (Ir.),  8galan  (Gl.)  das  Schafibt. 

scala   (Gl.)  die  Sehaale,  Gefass;  scalutghe  (Gl.)   die  Wage- 
schaale. 
schiauler,  eeran  (Br.)  der  Schirm. 
9cib  (Gl.  u.  Br.) ,  auch  scab  (Gl.) ,  kaf  (Br.) ,  ysgaff  (W.) 

das  Schiff,   im  Altt.  skip,   im  Lat.  scaphus;   aciaear,    agio^ 

hair  (Gl.)  der  Schiffer. 
Mcoai  (Br.),  gualan  (Gl.)    die  Schulter;  im  Lat.  scapula,  im 

Altt.  skolder. 
»cole  (Br.),  $gotl  (GL) ^  y^gol(yf»)  die  Schule,  im  Lat.  scho- 

la;  ardsgoil  (Gl.)   die   hohe   Schule,   Untrersität;   scolaer 

(Br.),  sgoilear  (Gl.),  yngolaich  (W.)  der  Schüler,  im  Lat. 

scholasttcus. 
scolpaij  ascleud  (Br.)  der  Span. 

scoptreel,  scoppe  (Br.),  sgleog  (Gl.),  pocr  (W.)   der  Spei- 
chel, die  Spucke;  im  Lat.  Sputum. 
scrab  (Br.),  ysgro/»  (W.)  kratzen,  einkratzen. 
icriuein    (Br.),  sgriob   (Gl.),  ysgrifaw  schreiben,  im  Lat. 

scribere,   im  Altt.  skriva;  —  athsgriob  (Gl.)   einschreiben, 

gegenschreiben;  sgriobhfa  (Gl.),  ysgrtfed  (Vf,)  die  Schrift; 

im  Lat.  scriptura,  im  Altt.  skrift;  —  8grioh  (Gl.),  ysgrißad 

(W.)  der  Schreiber,  im  Lat.  scriptor,  im  Altt.  skrivere;  aM- 

sgriobhadair  (Gl.)  der  Abschreiber. 
Mcrobba^  igrobha  (GL)  die  Schraube. 
sb  (Gh),  achwechy  ckwech  (W.),  chouecA  (Br.)  sechs  (Zahl); 

im  Lat.  sex. 
sealbach  (Gl.)  selig,  glücklich;  im  Altt.  seilig« 
ieaUf  alody  aiud  (Gl.)  alt;  im  Lat.  senex. 
seanadh  (Gl.)^  senedh  (Br.),  aenedd  (W.)  der  Senat,  im  Lat. 

senatus;  tennedwr  (W.)  der  Senator,  im  Lat.  Senator. 
$earbh  (GU),  garv  (Br.),  cherUj  y^graf  (^f»)  herb,  scharf; 

im  Lat.  acerbus,  im  Altt.  skerp;  —  searbad  (Gl.),  chweruh- 

der  m.)  die  Scharfe. 
searg  (Gl.),  gwrachan  (W.)   der  Zwerg. 


$earmM$  (Gl.)  der  Bermoii,  die  Redei  im  Laf.  tenno. 
searradh  (Gl.)  yertehren,  Terwandea;  Bearr  (Gl.)   die  Ver- 

sehrung,  Verwundoog;  daher  wohl  im  Allt.t  «er  die  Wirade, 

YertehruDg. 
sedd  (W.),  Saide  f  9ei$i,  »uidhe  (Gl.)  der  Sifs,   das  Setsen; 

im  Lat.  sedes,  im  Altt.  sedel  Setsel;   seddm  (W.),  auiäk 

(Gl.)  ntzen,  setzen ,  im  Laf.  tedere;  assedm  (W.)  bei«tzen; 

seddedig  (W.)  sitzend. 
$€tk ,  aeadh  (Gl.) ,  saüh  (W.)  sieben  (Zahl) ,  im  Lar.  Septem ; 

Meihveit  (Br.),  Beühddeg  (W.)  der  Siebente,  im  Laf,  septimus. 
aeUear  (Gl.),   seiler  (W.),  Ärar,  lad  (Br.)  der  Keller;  im 

Lat.  cella,  im  Altt.  szelner* 
Beim  (Br.)  der  Seim^  Saft. 
eeinn  (Gl.),  Mwniaw  (W.)  singen. 
eeipin  (Gl.)  der  Seidel  (Gemäss);  im  Lat;  sidalom« 
Seite  (Br.)  der  Senesstraueh,  die  Senesblätter* 
BenjßUt  (W.)  der  Seneschal. 
seogan  (Gl.)  die  schwingende  Bewegung;  daher  yielleicht  der 

N^me:  seger,  seiger  fär  Pendel  und  Uhr« 
Beolj  sigle  (Br.)^  kwyi  (W.)  das  Segel,  im  Lat.  Telom>  §eal 

(Gl.),  hwjßliaw  (W.)  segeln. 
aeul  (Gl.)  das  Zeichen,  im  Lat«  signom;  aemlaieh  (Gl.)  zeich- 
nen, siegeln. 
seudar  (W.)  die  .Ceder  (Baum) ;  im  Lat.  cedms. 
Mgahard  (Gl.),  gwaim  (Br.)  die  Scheide;  im  Lat.  ragina. 
egady  sgaih  (Gl.)  der  Schaden,  im  Altt.  skada;  egaük  (Gl.) 

schaden,  im  Altt.  skada. 
sgaile  (Gl.)  die  ScheHe,  Manischelle,  der  Schlag. 
Bgainneal  (Gl.)  der  Skandal. 
egal  (Gl.)   der  Schall,  im  Altt  scal;  —  egal  (Gl.)  schallen; 

egatack  (Gl.)  schallend« 
egaiae  (Gl.)  der  Diener;  im  Altt.  skalk. 
'IP^^«(^^*)>  ^^goru,  Jf^g^^^y  yegariaw  (W.)  s<rfieiden;  im 

Lat.  separare,  im  Altt.  sketha;  ysgar  (W.)   die  Scheidung, 

EbescheidoBg,  im  Altt.  skete;  yegaredig  (W.)  geschieden« 
egarlai'd  (Gl.)  der  Scharlach  (Farbe). 
egaian  (Gl.)    der  Spiegel. 
egathj  Bcaih  (Gl.),  ekeuth  (Br.),  ysawd  (W.)  der  Schatten, 

im  Altt.  scaten;  eeetiadkj  «gra// (GU) ,  ^sgrodi  (W.)  schatten, 

beschatten;  egaikack  (Gl.)  schattig. 
egeack  (Gl.)  der  Schlee,  Schleedorn  (Pflanze). 
egealh  (Gl.)  schaben,  splittern« 
egeilmear  (Gl.)  der  Schelm. 
egeimk  (Gl.)  das  Schone,  die  Schönheit;  egeimkeack   (Gl.), 

gwen  (W.)  schön. 


—    «4    — 

sgeilh  (GL)y  ysgoti  (W.)  ausleeren,  vomiren;  daher  das  teut- 

sehe:  scheiten,  scheissen« 
sgeopaivy  $neogaert  (Gl.)  der  Schnatteren 
sgiathy  guü  (Gl.),  siglen  (W.)  die  Schwinge;  sgiathj  guii 

(Gl.),  siglen  (W.)  schwingen. 
sgilj  sgiol  (Gl.)  schälen,  enthülsen. 
Sgiolg,  snaig  (Gl.)  schleichen. 
sgiony  shuileach  (Gl.)  schielen. 
sglaimeach  (Gl.)  der  Schlemmer. 
sgliat  (Gl.)   der  Schiefer  (Stein),   im  Lat.  schistus;   sgliaiair 

(Gl.)  der  Schieferdecker. 
sglimscar  (Gl.)  der  Glimmerer,  Liebkoser. 
sgliurachy  slapag  (Gl.),  swgan^  yslabi  (W.)  die  Schlumpe, 

Schlampe,  unreinliche  Frau. 
sgniah  (Gl.)  schnappen,  im  Engl,  snatch. 
sgobol^  scobol  (Gl.),  ysgubawr  (W.)  die  Scheune,  Scheuer; 

ysguboriau  (W.)  einscheuern. 
sgoth  (Gl.),  ysgaff  (W.)  die  Schute,  kleines  Schiff. 
sgreuch  (Gl.)  das  Geräusch. 
sgrin  (Ir.)  der  Schrein,  Schrank. 
sgriob  (Gl.)  schrapen,  schrinnen;  sgriobach  (Gl.)  die  Schrinne, 

der  Schramm;  sgrioban  (Gl.)  die  Schrape. 
sgrog  (Gl.)  schroten,  schneiden;  im  Altt.  skreda« 
sgrot y  sgrait  (Gl.)  der  Schrot,  ein  Stück,  oder  das  Aeussere 

von  Zeug  etc.     Schrote  im  Teutschen   ist  auch  das  geschnit- 
tene Brett,  woran  noch  die  Rinde j  das  Aeussere  sitzt. 
sgroth  y  sgraih  (GJ.)  schroten,  abrinden ,  daher  Schrotsäge  etc. ; 

das  Wort  ist  besonders  beim  Bergbau  üblich ,   hier  sagt  man : 

einen  Schacht  ausschroten ,   ihn    in  Schrot   setzen  etc. ,   d.  h. 

ihn    mit  Schroten,   Brettern   bekleiden;   —   sgroleach  (Gl.) 

geschroten ,  zerschnitten. 
sguab  (Gl.)  schieben. 

sguab  (Gl.)  ein  Schober,  Haufen  von  Korn,  Heu  etc. 
sgudal  (Gl.)  der  Schund ,  das  Werthlose ;  im  Altt.  skurtinge. 
sgi^m,  gleiseich  (Gl,),  ewi/n^  isgalj  8wyf  (\\.)  der  Schaum, 

Gisch,   im   Lat.    spuma;    sgumenein  (Br.),    swyfaw    (W.) 

schäumen ,  gischen ;  im)  Lat.  spumare. 
s^r  (Gl.)   scheuern,  rein   waschen,   im  Engl,   scour;   sgurad 

(Gl.)  das  Scheuern. 
staWy  si  (W.)  zischen,   im  Lat.  sibilare;  stawl  (W.)  zischend. 
siabum  (GL),  sebon  (W.),   suan^  suaon  (Br.)  die  Seife,  im 

Lat.  sapo ;  seboni  (W.)  seifen ;  sebonour  (W.)  der  Seifensieder. 
siel  (Br.),  sealy  seaoil  (Gl.),  insel  (W.)  das  Siegel,  Insiegel, 

im  Lat.  sigilium;  siellein  (Br.),   saoil^   seulaich  (Gl.),  in- 

seiliaw  (W.)  siegeln;  im  Lat.  sigillare,  im  Altt.  siglla,  sigelia. 


»igm  (Br.),  »eul  (Gl.)  dM  Signal;  im  Lat.  ripium. 

»'//«&  (W.)  die  Silbe,   imLat,  «jUata;  KUliadm   (W.)  (jnabi- 

ren,   bnchsraltireD. 
«iminB  (Gl.)  die  SioiM,  Bia*e. 
»fmple  (Br.),  simpHiU  (Gl.),  v-t/  (W.)  linpel,  einfach,  ia 

La(^»iinplu8;  ij/mlel  (W.)  die  Sirnplicitär. 
»fda  (GL),  «IX  (Br.),  »idan  (W.)  die  Seide,  im  Allt.  lide; 

aidamwigd  (Vi.)  der  Seidenweber. 
«*«/  (Gl.),  had  (Br.  n.  W.)  der  Saame;  im  Lar.  MmeD. 
»iaiatdk  (Gl.)  leihen,  im  AUt.  «agun;   tiolackan  (Gl.),   acih 

(Br.)  der  Seiher,  DiirchicIiluB. 
Bio»ar.{G\.),  cjfxaUk,  *i»i/(Ur.),  gweUaif  (Vi.)  die  Scliee- 

re;  im  Altt.  ikere. 
»i»iatu  (W.)  SBuieln. 
$laekd  (Gl.),  Uachittw,   ylapiaw   (W.)  aelilageD,    im  Altt. 

ala;  alackdan,  aiaidte  (Gl.),   /Aid  (W.),  j/tlaif  (Br.)  der 

Schlag,  im  Alll.  ilag'. 
*7a«  (Gl.)  die  Schlehe,  wilde  Pflau««,  Pracht  dea  Sehwarzdoraa. 
•/aiÄ  (Gl.)  der  Schl«l.ber,  Kotb. 
uiaod  (Gl.)  der  Schlitten}  im  hui.  achaedia,  traha. 
tteoid  (Gl.),  ,iHdu>  (Vi.)  die  Schlacken. 
ileochd,  sülaht   (Gl.),  yglem,  emyilid,  yigtmed',   tentdi 

(W.)    dai  GeKlilecbti   im  Lat.  gcnui,   im  Alll.  ilachta;    gi- 

neai,  eimeil^  «w^  (Gl.)  GeMhIecht  (sexnt),  im  Alt!  chunne. 

ionnej  ytglenawg  {Vf.)  geichlechtlich. 
aJ^amAufg  (Gl.),  »lleuigtn  (Br.)  schleifen,  gleiten. 
titelte  ('(;i.)  ,i[r.  Sri,;-.:,,  ,   FuMwege. 
»/m    ((it.)     .Ii  r    .S.ljli,.,     Sjian;    glitgeagaich   (Gl.)    achlinen, 

spleiaMn,  sjmlrcn  ,  »riii.lure  iin  Lat. 
alochd  (Gl.),  lloehoit  (W.)  der  Sehlott,  die  Scfalucbl. 
/■/upuH,  slwgaid  (Gl.)  der  Schlood,  die  Gurgel. 
"ii/'g  (Gl.)  Khlingen. 
'lute  (Of.)  die  Sclilcuic. 
.M»acAd    (Gl.)    die  Schmacli,    der    Tadel;    tmackdadk  (Gl.) 

irloiiulien,  t-nl<'lii. 
jimtiir,    smiur    ((ill.),    gwer^   *u>yf  (W.)    der    Schmeer,   die 

Schmiere,  dni  Fett,  im  Altt.  imere;  tm^ur  (Gl.),    teimtiaw 

(W.)  acbmieren;  aeimiaml (G\.)  ichmierig;  »meui adair  {G\.) 

der  Schmierer. 
mmeiltian  (Gl.)  der  Schmeeg,  der  «icb  nn'a  FleUcb  aetzt. 
«Mvrf,  amnr,  tmurack  (Gl.),  »wrwd  (W.)  der  Schmnii. 
»modal  (Gl.)  Sclimudcl,  Geicbmudel,  die  Abgänge,  der  Kekrkbr. 
'MNai'a  (Gl.)  Schmale,  Fett. 
»»uait  (Gl.)  ichmeiMen,  zerKhmeiiaeo, 
ittuid  (Gl.)  der  Sehmog,  Scbmaug;  tmutd  (Gl.)  adimogeD. 

K*rtnrtfla  K<lt.  Utirih.  II.  Bd.  ft 


maidy  sgcidh  (Gh),  naddu  (W.)   schneiden,   Holz  schneiden, 

zimmern;  im  Altt.  snia,  asciare  im  Lat. 
gnaidhcadair  (Gl.)  der  Schneider,  Zerschneiden 
snaoisin  (Gl.),  tis  ,(W,)  das  Niesen;  tisian  (W.)  niesen. 
sneachd  (Gl.),  nj/f  (W.)  der  Schnee;  im  Lat.  nix. 
9od  (Gl.)  der  Sud,  das  Sieden. 
8oh  (ßr.),  swch  (W.)    das  Seg,   PAugeisen,   im   Französ.   soc; 

swcharadr  (W.)  die  Pflugschaar. 
solenn  (Br.),  swl  (W.)  die  Sohle  am  Schuh  ^  auch  der  Grund, 

das  Feld. 
soplach  (Gl.)  die  Stoppeln  (1)  im  Engl.:  refuse  of  straw. 
sor  (W.)  sauer,  mürrisch;  sori  (W.)  sauer,  mürrisch  sein. 
Sorte  (Br.)  die  Sorte,  Art. 
soubeen  (Br.)  die  Suppe. 
.souin  (Br.)  das  Schwein;  im  Lat.  sus. 
spaidsirich  (Gl.)  spazieren,  im  Lat.  spatiari;  spaisdearachd 

(Gl.)  der  Spaziergang. 
spang  (Gl.)  die  Spange. 
spar  (Br.),  yspar  (W.)  der  Speer,  Spiess. 
spar  (Gl.)  die  Sparre  des  Daches. 
spealg  (Gl.)  der  Splitter,  auch  splittern. 
speie  (Gl.),  spie  (Bt*.)  die  Spieke^  Lavendel. 
speireag  (Gl.),  sparovel,  splaouetr  (Br.)  der  Sperber, 
spiale,  spiour  (Br.),  i/speiad  (W.)  der  Spion,  Auflaurer. 
spideal  (Gl.)  dns  Spital,   Hospital. 
spisreadh  (Gl.)  die  Specerey. 
spoc  (Gl.)  die  Speiche  des  Rades. 
«yior    (G1.)^    espero   (Br.),  y spardun   (W.)    der  Sporn;    im 

Altt.  spor. 
spreod  (Gl.)  der  Bugsprit  auf  den  Schi6fen,  ein  schief  gestelU 

ter  Mast. 
sproth  (Gl.)  die  Sprotte  (Seefisch). 
sput  (Gl.),  bunde  (Br.)    der  Spunt,    das  Spnntloch;    bondein 

(Br.)  zuspunden. 
sputachan,    sgiordan  (Gl.),    chwistrell  (W.)    die   Spritze; 

sputachan  (GL),  chwisirellu  (W.)  spritzen, 
srann  (Gl.)  schrammen,  auch  schnarchen;   srannan  (Gl.)  der 

Schramm. 
sreang  (Gl.)  der  Strang. 
srttab  (GL)  schöpfen. 
sruih   (GL),  ystrym  (W.)  der  Strom;   sruth  (GL)   strömen; 

sruiach  (GL)  strömend. 
stabtil  (GL),  ystall  (W.)  der  Stall;  im  Lat.  stabulum. 
stac  (Gl.)  die  Stake,  der  Pfahl. 
stadj  stadan  (GL),  ystadu  (W.)  stehen;  im  Lat.  stare. 


—  «1  — 

siadh  (Gl.)  der  Stag;  im  EngK.stny,  eio  Seil  auf  den  SchiffeD 

nio  den  Mast  bäum  festzuljalteii. 
siaid  (Gl.)y  jfstad,  9a f  (W.)   der  Stand,   Zustand;   im  Laf. 

Status. 

Btaidhir  (Gl.)  die  Sffege,  Treppe. 

ßiaipeal  (GL),  »icff,  Mtepon  (Br.),  t^p  (W.)  der  Stöpsel, 
Stoppen. 

•talin,  9ielm  (Gl.)  der  Stahl. 

Mtamp  (Gl.)  stampfen;  siampia  (Gl.)  gestampft. 

sieidh  (Gl.)  die  Stütze,  das  Fundament;  Bieidhich  (Gl.)  stut- 
zen, Fundament  legen;  im  Lat.  stabilire« 

ateoc  (Gl.)  das  Stehende,  was  stehet. 

Bteren  (Br.),  ser,  seren  (W.)  der  Stern. 

steud  (Gl.)  das  Pferd,  Rennpferd;  daher  wohl  unser  Wort: 
State. 

stiorap  (Gl.)  die  Steigbügel;  im  Engl,  stirrap. 

stiur  (Gl.),  Biur  (Br.)  das  Steuer  am  Schiff ,  im  Altt.  sliurna; 
Biiuirj  sieorn  (Gl.),  siun'a  (Br.),  yniraffu  (W.)  steuern; 
Hiurdair  (Gl.),  Miurier  (Br.)  der  Steurer. 

stleuigein  (Br.)  schleifen. 

aloi  (Gl.)  stehen. 

slob  (Gl.)  die  Stubbe,  Stobbe,  der  Stumpf« 

sioc  ((iL)  der  Stock,  Stab,  auch  der  Stock  Tom  AmI.oss,  Ton 
der  Familie,  Ton  Reichthum  etc. 

sioirn  (Gl.),  ysiorn  (W.)  der  Sturm;  «/oiVifi^i/ (Gl.) ,  ysiar- 
mu8  (W.)  stürmisch. 

9tol  (Gl.),  ißBtawl  (W.)  der  Stuhl;  im  Altt.  std. 

«tomac&  (GL),  meudal  (Ir.)  der  Magen;  im  Lat.  stomachus. 

stop  (GL)  stopfen,  verstopfen. 

9top  (GL)  der  Stauf ,  Staff,  hölzerner  Krug,  Gemäss  für  Flüs- 
sigkeiten. 

9traid  (GL)  die  Strasse;  im  Lat.  strata« 

Btraouein  (Br.),  struid  (GL)  streuen,  zerstreuen. 

9treup,   9tri   (GL),  ysiwr   (W.)   der   Streit,    im  Altt.  strid; 

stritheil  (GL)  streitsüchtig. 
9trioch^  9rian  (GL)  der  Strich,  Streif;  9trioch  (GL)  streifen, 

Striche  ziehen. 

Btuidear  (GL)  der  Stndirte,  Gelehrte. 
9tuirt  (GL)  stolz;  im  Altt.  stult. 
9tump€  (GL)  der  Stumpf. 

9uaw  (W.)  summen  wie  die  Bienen;  suawl  (W.)  summend. 
9ud  (Br.)  der  Süden,  südlich;  im  Altt.  s»d. 
»«ff  (GL),  9ug^  sugawCS^.)  saugen,  im  Lat.  sugere;  9vgaul 
(W.)  saugend;  9Ugn  (W.)  das  Saugen;  avganwr  (W.)  der 

5  ♦ 


—    68    — 

Sauger;  »wgndrcc  (W.)  das  Sangwerk,  die  Plumpe ,  im  Lar« 

siictorinm. 
sugh  (Gl.),  9j/gan  (Br.),  st.dil  (W.)  der  Saft;  im  Lat.  siiccns. 
9Ugr  (W.),  siucar  (Gl.)  der  Zucker;    sugraw  (W.)  zuckern, 

süssen. 
«tun  (W.),  somm  (Hr.),  sufm  (Gl.)  die  Summe,  im  Lat«  sum-»' 

ma;  sumnnaw  (W.)  summiren,  im  Lat.  summare. 
sur ,  fwr  (W.  u.  Br.)  sauer;  suraw  (W.)  säuren;  «ttry«  (W.) 

das  Sauere;  surdoes  (Br.)  der  Sauerteig. 
suranen  (W.) ,  aabhadh  (Gl.)  der  Sauerbampfer  (P/lauze) ;  im 

Niedert.  surkel. 
sych  (W.),  seag  (Gl.)  sieg^  trocken,     im  Altt.  siag;  ntßchiad 

(W.)    das  Siegeu,    Verlrocknen,    sychu   (W.),    seag   (Gl.) 

siegen,  Tersiegen,  im  Lat.  sicca re. 
Bffddw  (W.)  sässig,  ansässig  sejn;  Mtddiniad  (W.)  der  Sasse, 

Sässige,  Pachter« 
9yfa  (W.)  das  Sieb,  der  Silber. 
syn  (W.),  Bcadhj  ciall  (Gl.)  der  Sinn;  im  Lat.  sensus,  im  Altt. 

sin;  Myniaw  (W.)  sinnen,  nachdenken;  ayniawg  (W.)  sinn- 
lich, begreiflich;  sj/nfg  (W.)  sinnig,  Sinn  liabend. 
sj^nu  (W.),  »eallj  cidh  (Gl.)  seben^  beobachten,  im  Altt.  sea; 

athsheail  (Gl.)  umseben;  seaiiadh  (Gl.)  das  Sehen. 


Tabor  (Gl.),    taburdd  (W.)  das  Taburet,  die  Trommel;  ta- 

byrddu  (W.)  tamburen. 
face  (Br.)  die  Taxe, 
foc/,   taklau  (W.)   die  Takelage,  das  Werkzeug;   iaclu  (W.) 

takeln. 
tadhal  (Gl.)  das  Tasten,  der  Tastsinn;  im  Lat.  tactus. 
tafeil  (W.),   taoly  taul   (Br.),    taible   (Gl.)   die  Tafel,   das 

Brett;  im  Lat.  tabuin,  im  Altt.  tafle;  tafellu^  taßcnn  (W.) 

täfeln;  tafellawg^  (W.)  tafelig. 
taibhse  (Gl.)  die  Täuschung,  die  Vision,  der  Traum. 
taing  (Gl.)  der  Dank;  im  Altt.  thanc;  auch  danken. 
tairgir    (Gl.),    daiarogan   (W.)   wahrsagen,   zaubern;    daher 

Tielleicht  im  Altt.  taverie   die  Zauberei. 
tat  (W.)   das  Zahlen,   der  Werth;   ialwr   (W.)    der   Zahler; 

talawr  (W.)  die  21ahlung,  im  Altt.  talioga;  talu  (W.)  zah- 
len, im  Altt.  talia. 
talaith  (W.)   das  Diadem,  Stirnband. 
ialann  (Gl.)  das  Talent. 


iamp^   ianfa  (W.)    der  Damp,    Dampf;    iamptr  (W,)    der 

Dampfer,  ein  dampfendem  Liclit,  eine  Fackel;  iampru  (W.) 

dampfen  y  mit  Dampf  brennen» 
Moi«  (Gi;),  toeB  (W.  if.Br.)  der  Teig  tum  Brodte  etc.;  iaoh^ 

gfur  (GU)   Sauerteig;    toesaidd  (W.)   teigig;    toeii  (W.) 

Teig  irnrken,  kneten. 
tapluMa  (W.)    tappeln,    tanxeo;     taplatawl  (Vf.)   tappelnd, 

tanzend. 
tarbh  (Gl.)  der  Stier;  tattrui  im  L.it. 
targaid  (Gl.),  fwged{yf.)  die  Tart^che,  das  Schild;  tariama 

(W.)  tartsclien,  das  Schild  gebrauchen. 
tamawl  (W.),  Uoran  (Gl.)  darr,  dürr,  trocken;  tarnm^  ttw 

(W.),   tfomaich  (Gl.)   darren,  trocknen,  im  Lat,   torrere; 

far/,  iiormachd  (Gl.)  die  Dürre,  Trockenheit* 
<ar#  (Gl.)  der  Dunt;  taria.h  (Gl.)  durstig. 
$0$gaidh  (Gl.)  die  Tasche. 
toM^  (1^^)  <lic  Tasse,  Schaale. 
iavarne  (Br.),   iafarn   (W.),    iahhairn   (Gl.)  ,  die  Taberne, 

Herberge;  im  Lat.  tabema,  im  Altr.  ta?erne. 
tawdd  (W^)j  ^^v«  (Br.)  tfaauen,    das  Schmelzen  des  Schnees. 
ieach  (Gl.)^  /ai*,  to  (W.)  das  Dach^  Haus,  die  Besitzung,  im 

Lat.tectum;  /o<rc//gp(W.)  bedacht;  lot(W.)  dachen,  l>edaclien. 
teagaer  (Gl.),    iorsi  (W.)    dachen,    decken,    ein   Dach   mit 

Stroh  etc. 
feanga,  fing  (Gl.)  die  Zunge;  im  Altt.  tunge. 
teanga»  (Gl.)  die  Zange;  im  Altt.  tange. 
fear  (Gl.),  ter  (Br.)  der  Theer,  flüssiges  Pech.     Im  Altt.  ther; 

tear  (Gl.),  tera  (Br.)  theeren. 
teddyf  (Vf.)  die  Tilte  der  Lampe ,  irorio  der  Docht  steckt. 
teenein  (Gl.)  dehnen,  ziehen. 
teile  (Gl.)  die  Linde,  im  Lat.  tilia. 
teirongl  (Vf.) ,  tricheamach  (Gl.)  der  Triangel ,  das  Dreieck ; 

im  Lat.  trianpiilus. 
feirongiaivg  (W.)  triangulair,  dreieckig. 
teismeid  (Gl.)  das  Testament. 
teisi  (Gl.)  das  Zeiigniss;   im  Lat.   testimoniun  >  im  Altt.   ttog, 

tiug;  ainlei$i  (Gl.)  das  Unzeugniss,  falsche  Zeognisa. 
telt  (Br.),  teni  (Vf.)  das  Zelt. 

tend  (W.),  ieampul  (Gl.)  der  Tempel;   im  Lal.  templum. 
Unauj  temeu,  tyner  (W.),  tiom  (Gl.)  dünn,  im  Lat.  teouis; 

teneaul  (Vf.)  dünn  marlien,  verdünpen. 
tepvn  (Vf.)  die  Tappe,  Fnsstnpfe. 
iighe,  tiugh  (Gl.),  tew  {Vf.)  dick. 
tigkeam  (Gl.)  der  Tjrann. 
tüg  (Gl.)  tilgen,  fertiJgen. 


—    70    — 

ttodal  (Gl.)  der  Titel;  im  Lnt.  titiiliis. 

tiar  (Gl.)  dorren ,   darren ,    trodinen ,   torrcrc  im  Lar. ;    iioran 

(Gl.)  dürre,  torridus  im-Lat. 
^11»^  {GL)y  ten^  dwys  (W.)  dicht,  im  Lat.  densus;  iiughafch 

(GL),   teiiawj   tewa  (W.)  dichten,  ▼erdichten;    telid  (W.) 

das  Dichte. 

tivleen  (Br.),   prühell  (W.)    der  Ziegel,   im  Lat.  tegula;    /«- 

vlereach  (Br.)  die  Ziegel ey. 
töad  (W.)  die  Decke;  im  Altt.  tlieka. 
iobha  (Gl.)  das  Tau,  Seil;  im  Altt.  tow. 
#o//,  toig   (Gl.),   twll^  tolcj  ystolc  (W.),   toulla  (Br.)   die 

Tolle,  Höhle;  daher  wohl  in  der  Bergwerkssprache:  der  Stolln. 
ioH  (W.)   der   Zoll,   im  Altt.   tolne,   tolen;   tollt  (W.)  zollen; 

tolfa  (W.)  das  Zollhaus. 

tomi,  teiliau  (W.)  düngen,  misten. 

ton  (W.),  ion  (GL  u.  W.)    der  Ton,   im  Lat.  sonus;   toniaw 

(W.),  Boniau  (Gl.)  tönen;   im  Altt.  tongar,   im  Lat.  sonare. 
top  (W.)  die  Koppe,  der  Kopf  der  Berge,  Bütime;  im  Engl.  top. 
tora  (Gl.)  der  Bohr;  im  Lat.  terebra,  s.  boireal, 
toradh  (GL),  gwradd  (W.)  der  Vorrath. 
torbwi  (W.),  tubodeen  (Br.)  der  Turbot  (Seefisch). 
torvy  turr  (GL),  tour  (Br.),   twr  (W.)  der  Thurm;   im  Lat. 

tnrris,  im  Altt.  tor;  iorr  (GL)  thürmen,  aufthürmen. 

tos  (W.)   der   Stoss;    iosiau    (W.)   stossen;   im   Altt.   ist   tosla 

zerstossen ,  zerschlagen. 
t08g  (GL),  tolc  (W.)  der  Zahn;  im  Lat.  dens,  im  Altt.  losch, 

toth,  tond. 
tounn  (Br.)  der  Thunfisch. 
iourrvn  (GL),   toran  (W.)  der  Donner,  im  Lat.  tonitru;   <a- 

rann  (W.)  donnern ;  faranwr  (W.)  der  Donnerer. 

tourte   (Br.)  die  Torte,  Gebäck. 
traw  (W.)  der  Tritt,  Fuss. 
traweny  traw  (W.)  droben,  was  über  ist. 
treasg  (GL)  die  Trester,  Rückstand  von  Malz. 
tresiaw  (W,),    buail  (GL)    dreschen,   auch  durchprügeln,   ar- 
beiten, im  Lat.  trilurare;  —  treaiwr  (W.)  der  Drescher. 
trelh  (W.),  stralh  (GL)  der  Tribut. 

tri  (GL),  trat  (W.)  drei;   im  Altt.  thre,    thrin,  im  Lat.  Ire«; 

trißlUean  (GL),   iriban  (W.)   dreiiitch;   tribannfad  (W.) 

die   Dreiheit,   im  Lat.   trinitas;   tribedd  (W.)   der   Dreifuss; 

im  Lat.  tripus. 
trOj  tro€n(yi.)  das  Drehen;  troty  troelli  (W.),  troein  (Br.), 

toinu  (Gl.)  drehen,  im  Lat.  torquere;  tröad  (W.)  drehend; 

iroedig  (W.)   gedrehet;   troell  (W.)  ein  Dreher,   ein  Rad; 


—  11  — 

iroett  nyddu  (W.)  da»  Spinnrad;  irowj/nt  (W.)  der  Drehs 
Wirbelwind. 

troddis  traedi'aw  (W.)  treten;   iroidh  (Gl.)  der  Tritt,  Fum. 

troidh  (Gl.),  troed  (W.)  der  Tritt,  Schritt,  Fu»s. 

troid  (Gl.),  ceifainy  ysi^trtaw  (W.)  streiten ;  im  Lat.  certare, 

s.  sireup, 
tromhaid  (Gl.)  die  Trompete;  trombair  (Gl.)  der  Trompeter. 
irosäedu  (W.)  gehen,  irandern,  wofür  wir  im  gemeinen  Leben 

auch  troftsen  sagen;  im  Altt.  trowa«        » 
iroi  (Br.),  ^ro«  (Gl.)  der  Trott  des  Pferdes;  Irol/ (Gl.),  iro- 

tiaw  (W.),  troia  (Br.)  trottiren,  traben. 
trvaighe  (Gl.)  die  Trauer. 
/rif/>  (Br.)  die  Trüffel  (Gewächs). 
trnp  (Gl.) ,  torf  (W.)  die  Truppe  von  Blenschen ,  daher  auch : 

Truppen. 
tu  (Gl.)  du ;  im  Lat.  tu. 
tuf  (Gl.)  der  TuflT,  Kalktuff;  im  Laf.  tophos. 
iuUUeh  (Gl.)  wanken;  daher  wohl  unser:  duslich,  duseln,  auch 

im  Altt.  dusia  schwindeln,  dusinge  der  Schwindel. 
iunna  (Gl.),  tannei  (Br.)  die  Tonne,  im  Altt.  tonne;   tumne-' 

lour  (Br.)  der  Tonnenmacher,  Böttcher. 
turtur  (Gl.),  truhunnel  (Br.)  die  Turteltaabe $  im  Lat.  tortor. 
iifml  er  ^W.)  das  Temperament. 
tjfmheru  (W.)  temperiren,  müssigen. 

tyn  (W.)  das  Ziehen;  tynaUj  tynu  (W.),   feenein  (Gl.)  zie- 
hen, dehnen,  im  Altt.  tia;  tjfnwr  (W.)  der  Zieher;  tjffaen 

(W.)  der  Zieh -Magnetstein. 
tywell   (W.),  tubhailt  (Gl.)  die  Quele^    das  Handtuch;    im 

Niedert.   zewcle,   im  Belg.   dweil,  im  Engl,  towel,   im  Ital. 

totaglia. 
tifwy  (W.)  weisen,  leiten;  im  Altt.  wisa. 


u. 

Uaghbha  (Gl.)  die  Wahl. 

«fl/r  (Gl.),  tifwydd  (W.)  das  Wetter,  im  Altt.  weer,  weder; 
anuair  (Gl.)  das  Unwetter. 

uan  (Gl.),  oafij  alleen  (Br.),  llamp ,  oen  (W.)  das  Lamm, 
im  Lat.  agnus  Mit  nan,  oan  wird  zusammenhängen  aue, 
im  Altt.  awi  das  weibliche  Schaaf,  im  Lnt.  otis;  —  aiu  (Gl.), 
wjina  (W.)  lammen ;  ttan  fheoil  (Gl.)  Lammfleisch. 

ttaau/,  basotUe  (Gl.)  der  Vasall,  der  edle,  adlige  Dienstmann ; 
gwas  (W.)  ein  edler  Diener  >  der  Page. 


—    72    — 

ftbhail  (Gl.)  oral. 

uchy  uchel{W,)hoch,  hoher;  uchaw,  uchedw ,  uchelw  (yf.) 
hoch  werden^  erhöhen • 

fit,  wg,  Uten  (Br,),  uhhy  ugh  (Gl,)^  wj^  (W.)  das  Eyy  im 

Lat.  oYuni« 
uidhe  (G\,)  die  Weite,  der  Weg;  im  Lat.  via,  im  AUt.  wei,  wi. 
uidhean  (Gl.)  das   Gewand,  Kleid;  im  La|«   vestis,  im   AUt« 

wede,  hama. 

Mtdhear  (Gl.)  der  Waller,  Pilger. 
uige  (Gt)  das  Juwel,  Edelstein. 
uily  ola  (Gl.),  iole  (Br.)  das  Oel;  im  Lat.  olcam« 
uUe  (Gl.)  alle. 

uileanj  uilene  (Gl.)  die  Elle,  der  Ellnbogen;  im  Lat.  ulna. 
uime  (Gl.)  um. 

uisge  (Gl.),  W8g  (W.),  isge  i^r,)  das  Wasser,  im  Altt.  wase, 
.weg;  —  nisgich  (Gl.)  wässern« 

un  (W.),  aon  (Gl.)  eins;  unaw  einen,  im  Lat«  unire;  dfytf- 
naew  (yfJ)  vereinen;  aenachdj  aonach  (Gl.)  die  Einigung; 
aontaich  (Gl.)  einstimmen;  undon  (W.J  eintönig;  uncon 
(W.)  das  Einhorn;  uned  (W.),  aenachdj  aonach  (Gl.)  die 
Einheit,  im  Lat«  unitas. 

undfg  (W.) ,  aondeug  (Gl.)  eilf  (Zahl). 

unig  (W.),  aonarach  (Gl.)  allein,  einsam;  unigedd  (W«), 
aonarachd  (Gl.)  das  Alleinsejn,  die  Einsamkeit. 

wiiiwa,  uns  (Gl.)  die  Unze  (Gewicht);  im  Lat.  uncia. 

ur  (W.)  ur,  hoch,  alt;  firc/d  (W.)  der  Hochgestellte,  vom  ho- 
hen Stande,  der  Orden;  urddaw  (W.)  eine  Würde  verlei- 
hen; urddiant  (W.)  die  Ordination« 

uih  (Gl«)  das  Euter  der  Kuh;  im  Lat«  über. 
uxein  (Br.)  nützen,  gebrauchen« 


waigle  (im  Schott.)  wackeln. 

wad^  wedd  (im  Schott.)  das  Pfand;  im  Altt.  wedd. 
weithiau  (W.)  zuweilen. 
wihiau  (W.)  wiehern  wie  die  Pferde« 
Wi'nc  (W.)  der  Finke  (Vogel). 
wylaw  (W.)  weinen« 

wythoB  (W.)   die  Woche,  im  Altt«  wike;  —  tdjfthnosi  (W.) 
wöchentlich« 


7S 


JH.*  « 

(Im  Walischen  ist  —  nach  Owen  —  dieser  Buchsta1>e  eigentlich 
ein  tf,   ganz  kurz,  offen,  kaum  hÖrfmr,  bildet  meist  den  Plural 

▼on  einsilbigen  Wörtern). 

Ynfier  (W.)  der  Einfall^  Zusammenfluss. 

jfnfydd   (W.),    aonfhUUe    (Gl.)    einfältig;   ynfifdedd  (W.), 

aonfhiilieach   (Gl.)  die  Einfalt. 
yng  (W.)  der  Wink  j  yngamu^  3f^»^  (^)^  g^og  (W.)  winke». 
j^yd  (W.)  das  Beginnen;  im  Altt.  tenne. 
y^dari  (W.)  die  Historie,  Erzählung,   im  Lat.   historia;  Jftfdp- 

riawl  (Gh)   historisch. 
ysinydd,  teilwr  (W.)  der  Schneider,  Rleidermacher ;  ysgimam 

(W.)  schneidern,  Kleider  machen. 
ysgiw  (W.)  der  Schutz;  y$godiy  ysgiwiaw  (W.)  schützen. 
yigleniiaw  (W.)  glitschen,  glandern. 
yaglofenu^  Uiihraw  (W»)  gleiten,  ausgleiten. 
ysgrafßniaw  (W.)  schröpfen ;  ygraffiniwr  (W.)  der  Schrö- 
pfer. 
ygwyd  (W.)  der  Sdiild;  im  Altt.  skild. 
ygytiau  (W.)  schuttein. 
ysnittny.  nii,  9wch  (W.),  #oc  (Gl.)  die  Schnautze;  im  Niedert. 

snuit,  im  Altt.  snavel. 
y^P^S  (^0  ^^^  Spitze,  im  Lat.  cuspis;  ysp^gaw  {Yf»)  spitzen, 

yspinaw  (W.)  spitzig. 
yspot  (W.)  der  Spaten,  Spatel;  im  Altt  spatha» 
yspong  (W.)  der  Sprung. 
ynpwng  (W.)  der  Schwamm;  im  Lat.  spongia« 
ystang  (W.)  die  Stange,  Alessruthe. 
ystel  (W.)  steif,  y^Uilm  (W.)  steifen. 
ystem  (W.)  der  Stamm. 
ysttnoi  (W.)  der  Asbest;  im  Lat.  asbestus. 
ygtorm  (W.),  tioirm  (Gl.)  der  Sturm;  ytiormiaw  (W.)  stär- 

men;  ystormui  (W.)  stürmisch. 
ystrad  (W.)  der  Strand. 
ystryd  (W.)  die  Strasse;  im  Altt.  strede. 
ystwffwl  (W.)  die  Staffel;  yiyfylw  (W.)  staffeln. 
yMWÜiam  (W.)  zwitschern  wie  die  Vögel. 


u. 


Tentscli  ^keltischer  Index 

zu    d e in 

vorstehenden  Verzeichnisse. 


A. 


Der  ^aij  avil. 

der  AaVy  er« 

die  jihley^  abaid. 

der  jicker^  acre« 

die  Ache^  ach. 

die  Acheln^  catg. 

die  richte  j  aiüil« 

die  Achsel^  asel« 

die  Acht  (Gesetz),  achd. 

achty  ochd. 

adc^  ade. 

adelige  aill. 

der  Adievj  aigl« 

der  Admiraly  ardinliaraicli« 

adreiy  aladhredd« 

die    jieber    ( Augeobraunen  \ 

abra. 
ähnlich j  eiluniawy  efeU 
der  Affe^  apa. 
der  Aiantj  aillean« 
der  Alaun  f  aljn. 
der  Alhofeuy  alcof. 
AIejcander,  alastair. 
das  Atty  all,  oll,  holL 


attej  iiile. 

die  AileCj  alez. 

die  Allmache  y  ollaluedd. 

allmächtige  ollaliawg. 

das  Almosen  y  aleson. 

die  AloCy  elyw, 

die  Alpe^  alp. 

alty  alod« 

der  Altan  y  alt. 

der  Altar,  altair. 

der  AmbosSy  anneo. 

die  Ameiäe,  mju. 

die  Amme,  am« 

das  Amt  y  ambaclit. 

Andreas,  aindreas. 

die  Angelika  j  aingoilleali. 

die  Angst,  angen,  anken. 

ängstigen j  ankenia. 

der  Anis,  aois. 

der  Anker y  acair,  aoker, 

der  Anker  (Fass),  aagar. 

ankern,  angori« 

der  Apfel  y  abal. 

der  Apostel  y  ebestairl. 

der  April  y  aibrean. 

die  Arbeit,  obair. 


arbeiiemj  oibricli. 

die  uircie^  arcL 

der  Arm,  arm. 

die  Armee  j  arm. 

arieHj  pllügeo,  aro,  arddii. 

das  Arten  ^  arddiad. 

geartet  j  ardd. 

der  ArreMt^  arent. 

arretiren^  areti. 

der  uirBenihj  arsnaclu 

der  Asbest,  jstinos. 

die  Asche,  autsa. 

die  Assiette^  asiier. 

der  Athem^  alan,  aoan. 

athmen,  alann.  > 


n 


athmen^  alann. 

der  Aetkery  adhar. 

der  Atom,  adhama« 

aitrapireuj  eo troper. 

die  Aue  (Schaaf)>  uan. 

aufflammen  y  efflaou. 

das  Auge,  aedb. 

die  Avgenbraunenj  bra. 

der  AvgUMt,  awst. 

ausdehnen,  estjn. 

das  Ausland,  allwland. 

die  Auster,  eistr. 

die  Autorität^  awdurdawd. 

B. 

Die  Backe,  bog. 

backen,  bacair,  pobi. 

das  Backen,  pob. 

der  Bäcker,  baraer. 

das  Backhaus  y  bacale. 

das  Bad,  bad. 

baden,  batb. 

die  Bagage,  bagage. 

die  Bahre,  bara, 

baitzen,  peitbiaii. 

der  Bakel,  bacbal ,  bat. 

der  Balg,  balg. 

der  Balch  (Hülse),  bolg. 

der  Balken,  balc. 

der  Batty  balJ 


ballen,  pelu. 

der  Baliast,  balaiste. 

der  Baisam,  balm. 

balsamiren,  balroaicb. 

das  Bandy  banden. 

die  Bank,  banc. 

das  Bankett  bauqued. 

der  Bann,  bann. 

das  Banner,  banner. 

der  Bausch,  painnse» 

der  Bär,  bear. 

die  Baracke,  bareca. 

barbarisch,  barbara. 

der  Barbe,  bar. 

der  Barbier,  barbair. 

der  Barde,  bard. 

die  Barke,  bare. 

die  Bärme,  beirm« 

der  Baron,  larr. 

die  Barre,  barr. 

das  Barret,  bairead. 

der  Barsch,  barz. 

der  Bart,  barb. 

die  Barte,  bar. 

der  Bass,  bas. 

der  Basilicumy  basiL 

basta,  basta. 

der  Bastard,  liastard. 

die  Bataille,  baiteaU 

der  Bauch,  beus. 

der  Bauer,  kouer,  peizaot« 

der  Baum,  beim. 

die  Ba^j  bae. 

beachten,  beacbdaidi. 

der   Beachter  y  beachdair. 

das   Beachten,  bfacbdachadb« 

der  Becher,  bacbla,  biceir. 

die  Beere,  baconjn. 

das  Beest,  beist. 

die  Beete,  Rube^  betes. 

der  Begehrende,  baigean. 

beginnen,  gwna,  jnyd« 

das  Begonnene,  gwn. 

begreifen ,  grafia. 

das  BeÜi  biail. 


76 


beissen,  bid. 

die  BetT^,  baith. 

der  Behj  bolr. 

der  Bengel y  buchel. 

bereit^  reidli. 

bereiten  y  reitich. 

der  Besen,  balaen,  bealaidh. 

die  Benitzung^  etsjddjki,  sjd*« 

djn. 
betrüben^  dybyriaw. 
der  Betrüger,  bradjchnr« 
das  Bette,  bett,  gorwedd. 
der  Bettler,  bedlemod. 
die  Betze ,  Hundin,  bitse. 
die  Beule,  baillein. 
die  Beute ^  prnidd,  butin« 
*    der  Beutel^  balleg,  bwigan. 
beuten j  erbeuten^  preiddiaw. 
der  Beuter ^  Erbeuter,  preid- 

diwr, 
bewahren,  gwared. 
der  Biber  ^  bebri. 
die  Biege  y  bw. 
biegen,  bogh. 
die  Biene  ^  beac. 
das  Bier,  beoir. 
die  Bigine,  bigin. 
billig,  bil. 
die  Binde,  bydd. 
die  Binse,  boigeum« 
die  Birke,  beith,  bedw. 
die  Birne,  peure. 
der  Birnbaum,  per1>ren. 
ein  bischen,  beachan,  bjchan. 
die  Bisse,  Nordi^ind,  bits. 
der  Bissen,  bid. 
die  Bitte,  pedein,  guidbe. 
bitten,  guidh,  pedein. 
bitter,  beuin. 
blähen,  pladru. 
blälen,  blaja. 
das  Bläken,  beatcaU 
die  Blame,  blam. 
blamiren,  blamen. 
blasen,  bla,  bloscaii,  plaosg. 


das  Blasen,  blusar. 

bloss,  glass. 

erblassen,  gtasein. 

das  Blatt,  bladh. 

die  Blatter,  pledren. 

blau,  bleu. 

das  Blei,  plouo. 

bleichen,  gealaich. 

die  Blesse,  blaras. 

blessiren,  blessu. 

blinzeln,  blingein» 

blitzen,  boillsg. 

der  Block,  bloc. 

blockiren,  plociaw. 

bloss,  blos. 

blühen,  bloenu,  blehueln. 

die  Blume,  bloen. 

die  Blüthe,  bleubuenn. 

der  Bock,  boc 

der  Bogen,  boga. 

die  Bohne,  ponair« 

der  Bohr,  boireal. 

der  Bolzen,  bollr. 

das  Boot,  boatej,  bata. 

der  Bord  am  Schiff,  board. 

der  Bord,  Rand,  bordeeo. 

da^  Bordell  y  bordeil. 

der  Born,  bior. 

böse,  bos. 

die  Boste,  Heirath,  posadh. 

der  Botlich,  bodag. 

die  Bouteille,  Bulle,  potel« 

bojcen ,  bocsaicb. 

das  Bracelel,  braisleach. 

die  Brache,  braennar. 

brachen,  braennaru. 

braken  des  Flachses,  brae. 

der  Brand,  braon« 

braun  y  brun. 

die  Braut',  bride. 

brav,  bray. 

brechen,  breva,   brisead. 

das  Brechen,  breg. 

gebrochen ,  brolu 

breiten,  breid,  pelian. 


n 


Am  Brennen,  breo. 

das  Breit  y  bwrdeK 

bringen,  beir« 

Britannien^  breatan. 

das  Brod^  bara. 

der  Bruch,  breg,  bragb. 

der  Brnch,  Moor,  brug ,  briw. 

der  Bruder  y  brotbaer. 

die  BrvderBchaft,  breudeariez. 

die  Brühe ^  brochao. 

brüllen,  breu,  bruRclIeio. 

brünett,  brunettich. 

der  Brunnen,  burn* 

die  Bru»t,hTus<{^  bron» 

die  Brut,  bruf. 

der  Bube,  bobog« 

das  Buch,  bare« 

der  Buchsbaum  ^  bacsa« 

die  Büchse,  bocsa« 

der  Buckel,  bocz« 

der  Buckel,  Beule,  bueel. 

die  Bucht,  bocbna. 

die  Bude,  bwtfa. 

die  Budike,  boudcle. 

der  Bulle,  Stier,  biial. 

die  Bulle',  Flatcbe,   bula« 

der  Bummler ,  bwjigler. 

das  Bund,  boiteio^  punan« 

das  Bündel^  bwroel. 

die  Bürde,  beart. 

die  Burg,  bwrg. 

der  Bürger,  burgato/ 

der  Busen,  brocen» 

der  Busart,  Falke,  busard. 

der  Busert,  Katze  ^  pus. 

der  Busch,  brooss. 

der  Buse,  Kass,  pog. 

bussen,  pog« 

die  Busse,  böte. 

das  Büsten,  bustuil. 

die  Bütte,  butta. 

die  Butter^  botar. 


Das  Cabinet^  cabiaef, 

cadue,  cadamach. 

die  Caldaunen,  colodb« 

der  Calender^  caileiodeir. 

das  Camisol,  cainisolan« 

der  iamlot,  caiinileid. 

di&  Cammaschen,  chaucben« 

der  Canal,  caiial« 

der  Caneel^  Zinunt,  calneaL 

der  Cannevas,  canabbaa. 

der  Canon,  canoa. 

der  Cantor,  eantair. 

der  Canzler^  canghellawr. 

das  Capifel,  caibideiK 

die  Capriolen,  campriola. 

caressiren,  caredigao, 

das  largo,  cargo. 

das  Carmoisin^  carmoasg. 

die  Casse,  Kapset,  eas« 

das  Castell,  castel. 

der  Castellany  castellwr. 

das  Casseroll,  easse. 

das  CaihedcTj  catbair» 

die  Ceder,  seodar. 

das  Cement,  dmant. 

die  Chaluppcy  cbalop* 

das  ChoTy  cor« 

der  Choral,  corawl« 

die  Chronik,  croioil« 

der  Cider,  cistre« 

die  Cimbel,  ciombal« 

die  Classe,  clais« 

das  Clystir,  cliostar« 

das  Comma,  camag. 

der  Commandant,  eomaadair« 

die  Commune,  commun. 

die  Companie,  caomhtba. 

das  Complott,  complot. 

die  Consorten,  consorf« 

das  Conto,  count« 

der  Contract,  contrad. 

contrnir,  contrell. 


78 


der  Coriander  ^  corieaman. 
die  Corneliirsche  y  coirneU 
der  Courier y  ciirsiiir. 
crabseUy  crabnnua. 
die  Creatur ,  creadur. 
der  Credit^  creideas. 
der  CwÄtt«,' Würfel,  cul. 
der  Cujotty   ciliioo« 

Das  Dachj  teacli. 

dachen y  toi,  teagaer. 

bedacht  y  toedig. 

der  DachBj  diarfoch. 

die  Dachtel,  diidag. 

daheim y  daiinbb. 

der  Oamm,  dam. 

der  Damhirsch j  damh. 

der  Dampf  y  tainp« 

dampfen  y  taiupen. 

der  Dampfer,  tampr. 

der  Dank  y  taing. 

darren,  trocknen,  tior. 

die  Daube  am  Fass^  dusen. 

die  DecliCy  töad. 

dehnen,  teeoein. 

deiicai,  dilicat. 

das  Diadem,  taleitli. 

der  Diamant j  daoimean. 

dick,  tigbe. 

dicht,  tiug« 

dichten,  tiughaich. 

das  Dichte j  telid. 

die  Diele,  deill. 

dielen,  deilicL« 

dienen, 'dien. 

das  Ding,  dim. 

direct ,  direacli. 

die  Dirne,  dear. 

der  Doctor,  doethur. 

der  Dom,  dorn. 

der  Donner,  tourru. 

donnern,  taranu. 

der  Donnerer,  taranwr« 


doppeln ,  deublysu. 

doppelt,  dubl. 

das  Dorf,   dor, 

der  Dorn,  draio. 

dorren,  trocknen,    tior. 

der  Drache,  dragon« 

der  Drämling,  dreamlaino. 

drehen,  troein. 

das  Drehen,  tro« 

der  Dreher,  troell. 

gedrehet,  troedig. 

drei,  tri. 

dreifach,  trifilltean. 

der  Drei/uss ,  trybett. 

die  Dreiheit,  tribaoiad. 

dreschen,  tresiau. 

der  Drescher,  tresiw?. 

droben,  traw. 

drohen,  dwrdiaii. 

die  Drossel,  drosgl. 

du,  tbu. 

dumm,  dol. 

die  Dünen,  Sandbiigel,  dunen. 

der  Dung,  tom,  dun. 

düngen,   tomi. 

dunkel,  dwn. 

dünne,  tion,  tenau. 

verdünnen,  tenenau« 

der  Dunst,  duis. 

durch,  trwy  (W.),  troimh. 

dürre,  tioran. 

der  Durst,  tart. 

durstig,  tartacli. 

der  Dusel,  dwsel. 

die  Dute,  dudag. 

duten,  dudair. 

das  Dutzend,  dusan,  douzed. 

Die  Ebbe,  ebe. 

die  Ebbet  (Pferdemist),   ebod. 

echappiren,  aclinp. 

die  Ecke,  eang. 

der  Effect,  effiiitb. 


19 


^goJt  egal.  , 

die  Egge,  oggao,  augtiedd, 

^gg^n»  ogge. 

die  Ehe,  aeoadh. 

die  Ehrej  onoir,  ardd. 

ehren  ^  ODoraich» 

ehrlich,  onorach. 

der  Eiben  (Pflanze)  >  iTinean. 

die  Eich,  eng. 

eichen,  eagaig. 

die  Eiche   (Baum),   cLeingen, 

eitheacb. 
der  Eid,  aitb. 
der  Eidam  y  dean. 
das  Eigen  j    Eigen  thuin ,    aig, 

eiddaw. 
eigen  haben,  aig,  eddiaw. 
der   Eigensinn  y  aingealtacbd. 
das  Eiland,  eilan. 
die  Eile,  \ki\u 
eilfy  undeg* 
der  Eimer,  ambar. 
ein9,  ein,  un. 
einen,  aonacb. 
die  Einheit,  iined. 
der  Einfall,  Einfluss,   ynfer. 
das  Einfallen,  adfoil. 
die  EinfaU,   jnfydedd,   aon- 

fliillteacb. 
einfältige  jnfjdd,  aonfliillte» 
das  Eingeweide ,  ioncbuid. 
das  Einhorn,  iiucorn» 
einsam,  unig. 
das  Ejnsamsein,  aniged. 
die  Einsamkeit  j  ainniinbb. 
das  Eisy  ia,  eaga,  eigb. 
eisig,  iäein» 
das  Eisen,  irne. 
elegant,  ealania. 
das  Elen,  elen. 
elend,  aeled* 
die  Elfen  (Geister),  elfF. 
der  Ellbogen,  elin,  uilean. 
die  Elle,  eil. 
das  Elmsfeuer,  elljlldan. 


die  Eltern,  al,  ael. 

enge,  injf. 

der  Engel,  angel. 

die  Entey  ean. 

entschuldigen,  essongie,   os- 

swjn. 
der  Epheu,  eidbne. 
der  Erbcj  air,  etifed,  oigbre« 
erben,  air,  edifeddu« 
die  Erbschaft,  oigbreacbd. 
erbitten,  erbede. 
die  Erde,  erd,  daer. 
der  Erf  (Grandstäck)^  erw. 
der  Erfoig,  eifeacbt,  effaitb. 
erfrischen,  refresquein. 
die  Erle,  gwern« 
der  Ernst,  erness. 
ernstlich,  ern. 
ersparen,  esperni. 
erstaunen  y  estonoi. 
das  Erz,  ais.  * 
der  Esdragon  (Pflanze),  estra- 

gon. 
der  Esely  asal. 
essen,  ed. 
das  Essen,  issw. 
die  EulCy  eiddew. 
das  Euter,  utb. 
das  Evangelium,  efengjl. 
die  Ewigkeit,  oed. 
das  Ejfj  ui« 


Die  Fabel j  fabbal. 

die  Fackel,  ffagl.    . 

fackeln,  ffagl u. 

fachen,  facba. 

der  Fächer,  ffedonar. 

der  Faden,  feadi 

fahen,  faigb. 

die  Fahne,  fanesf. 

die  Fahrt  (Leiter),  farath. 

die  Fahrniss ,  earneis. 

der  Falke  y  falcban,  gwalcb. 


-    80    — 


der  Falionfer,  fafcliuner. 

fällen,  awallu. 

falsch,  fals. 

die  Fahchheil,  fallsaclit. 

fähchen,   ffalsu. 

der  Fälscher  y  falsert, 

die  Falte  y  fillt. 

faltig,  filtig. 

die  Familie y  familgh. 

das  Fardel  (BüDdcl),  ffasgell. 

der  Fasan,  faisant. 

die  Faser,  fasg. 

fassen,  fTesu. 

faulen,  fail. 

der  Fäustel,  fairche. 

der  Februar  j  fabhra« 

fechten,  fichini. 

die  Feder,  peano. 

die  Fee,  faian. 

fehlen,  ffaelii,  fallig. 

der  Fehler,  ffael. 

die  Fehrde,  feird. 

die  Feige  j  fige. 

feilhalten,  feil!. 

fein*,  fain. 

die  Feinheit,  finealtachd. 

der  Feind,  fiiad,  efnjs. 

das  Feld,  faith. 

das  Fell,  feathal. 

der  Fenchel,  fanuilb« 

das  Fenster  j  fenestr. 

ferm,  ferm. 

fertigen  j  ffeitliiaw. 

die  Fessel,  iirean* 

fest,  ffest.  \ 

das  Fest,  feste. 

die  Festigkeit  j  faidissadur. 

die  Fettel,  ffctan. 

der  Fetzen,  pez, 

das  Feudum  (Lehn),  feudhin. 

das  Feuer,  fo,  ufel. 

f euren,  ufelu. 

feurig,  ufelin. 

die  Fiddel,  fiodliul. 

der  Fiddler,  fiodhol^  ffilor. 


das  Fieber,  fialirns. 
die  Figur,  figure ,  f^ogluir. 
der  Filou  j  filouter. 
der  FiiZ,  fetr. 
finden,  fiono. 
der  Finke,  \jinc,  pinc. 
die  Finte,  fuant. 
die  Fio  e,  fiole. 
das  Firmament ,   fiorinaineint. 
der  Fisch,  pysg. 
fischen,  pysgotn. 
der  Fischer  f  pjgodowr. 
die  Fizbohne ,  pizfaen. 
der  Fladen,  pladeen. 
die  Flagge,  fflag. 
die  Flamme  y  flam. 
flammen,  fflamiaw, 
flammig,  fflamid. 
der  Flanell,  gwlanen, 
die  Flasche,  flasg. 
die  Fiat  sehe,  fOaced. 
flattrig,  ffladr. 
die  Flechte^  fleasg,  pleth. 
flechten,  plethu. 
das  Fleisch,  feoil. 
der  Fleischer,  fleisdeir. 
die    Fleischen  i,  Üetsdairaclif. 
die  Fliege,  cylion. 
fliehen,  ffloi. 
ein  Fliehender ,  ffloadwr. 
das  Fliesten,  Floss,  fleodradh. 
der  Flitsch  (Pfeil),  fleis. 
die   Flocke,  flochas. 
die  Flöte,  flaut. 
flott,  flot. 
die  Flotte,  flodt. 
die  Flucht,  fflo. 
flüchtig,  ffloedig. 
der  Flausch,  flu  weh. 
der  Fluss,  fluss. 
flüssig,  fliuch. 
das  Flüssige,  flichead. 
das  Fohlen,  Füllen,  ebol. 
fohlen,  eboli. 
folgen,  foileanan,  giogaiU 


81 


das  Gefclge,  gtoHr» 
die  #bnp»,  foirm. 
der  #or«/,  forest,  ffritb. 
der  Förster,  forettur« 
fort^  ffwrdd. 
die  Pracht  j  fardh. 
befrachten^  faran. 
die  Prange^  froinis. 
frank  y  frei^  ffrank. 
die  Prauy  frag, 
die  Fregatte  j  fergate« 
frei,  ffreogig,  friaJt«. 
da«  PreUgen,  foretfe. 
der  Preund,  enraitb. 
die  Freundschaft,  baidbeachn 
der  Friede  y  ffrewiad. 
frieren,  ffero. 
der  Fries  y  ffri*. 
frisch  y  ffrea. 
erfrischen^  ffreaiaw. 
fröhlich,  frogeil. 
die  Frucht,  ifrwjtb. 
fruchtbar,  frwythawl. 
befruchten  y  frwjtbianaa. 
der  Fuchs,  faol. 
die  Fuchtel  {H!ar^)y  foaebaid. 
fügen  y  figb. 

das  Pullen,  ffiloged,  ebol. 
der  Fund,  faodaid« 
fünf,  coing. 
fünfzehn  y  pimtbeg. 
der  Junten,  fuleen, 
die  Furche,  erw. 
die  Furcht,  fiambh. 
die  Furke,  forc 
die  Furt,  ffordd. 
der  PusSy  ffod. 
das  Putter ,  Todar. 
die  Futterage,  fu trage. 

Die  Oabarcy  gobar. 
die  Gabel,  gabbal. 
der  Gahnerty  gnnra. 

Ktfenteln  KoU.  Alttrtlu  IK  Dd. 


gahren,  goein. 

der  Galan,  galant. 

galant,  galnwnt. ' 

die  Galeere,  gale. 

die  Galerie,  galeri. 

der  Galgen,  garman. 

die  Galosche,  galoche. 

galloppiren,  galopcin. 

die  Gans,  gara,  gwaz,  geadb. 

die  Garantie,  gwarant. 

garantiren,  gwarantiad. 

der  GarantireTy  gwnrantwr. 

der  Garten  y  gardd. 

der  Gärtner,  garddwr. 

die  Gasse  y  geat. 

der  Gast,  gwestar. 

das  Gasthaus,  gwest. 

galten,  gadair. 

das  Gatter,  grata. 

die  Gauche,  gaorr. 

der  Gaudieb,  gau« 

der  Gaul,  capul. 

gebären,  geni,  beir. 

geben  y  galib. 

das  Gebame,  geoill. 

das  Gebot  y  bodd. 

die  Geburt  y  genidd. 

der  Geck,  cleb. 

das  Gedinge  y  cning. 

gehen,  gabb,  eban. 

das  Gehen  y  gwo. 

der  Geifer,  gljfoer. 

geifern,  gl3rfneriaa. 

die  GeisSy  gaibhre. 

die  Geissei,  gwjstle,  geall. 

der  Geist,  gosdn. 

der  GeiZy  crez. 

gelb,  gel. 

geloben,  guidb,  gweddiaw. 

gemein,  cttmont. 

das  Gemeine,  cymnnaw. 

die  Gemeinschaft  y  cuinantas, 

cjiniindcb. 
die  Gemme,  pein. 
die  Genealogie ,  |»einea1aclu 

6 


82 


genertreUj  cenedlu. 

das  Geräusch  j  sgreuch» 

gerben,  cairt. 

gerecht  f  iawn. 

die  GerechtigleU,  reacLtglie, 

die  Gerte  ^  ierthi,  gouern« 

der  Geruch,  rliog]* 

der  Gesandte  y  cenad« 

der  Gesang,  sain. 

da8   Geschlecht,  ysglen,   sle- 

acbd,  gineaU 
geschlechtlich,  jsgleanawg« 
der  GeschmacJc ,  chwaitli. 
geschwind,  esgiTid,  chwiinuth. 
die  Geschwindigkei t,chweiedd, 
das  Gesetz,  gosod^  gosawd* 
das  Gesicht,   cidb. 
das  Gesinde,  gwas. 
die  Gewähre,  gwarant« 
gewähren,  gwarantu, 
der  Gewährsmann,  gwarantwr. 
die  Gewalt,  galin 
gewaltig ,  gal Ina wg. 
das  Gewand,  uidhean. 
das  Gewebe,  gwe. 
das  Gewette,  gweddi. 
das  Gewicht,   pwys. 
der  Gewinn,  ennilU 
gewinnen,  ynnill« 
,    der  Giebel,  gobhal. 
die  Gier,  %yu 
gierig,  gyraiil. 
das  Gtft,  gwenwyn. 
die  Gilde,  gild. 
der  Gisch,  swyf,  geäst« 
gischtn,  swyfau, 
das  Glas,  glaiiu 
gleiten,  glitschen,  ysglofenu« 
glimmern,  sglimsear. 
glitschen,  glandern,  ysglen- 

tiniY. 
die  Glocte,  Klocie ,  clog. 
der  Glöclner,  cloger. 
die  Glucke,  Alucle,  gloc. 


glucken,  glor. 

der  Gluck,  Kluck,  glug. 

glucken,  ktucken,  glugag. 

das  Glühen,  golau, 

das  Gold,  gohid. 

der  Golf,  gwlf. 

das  Grab,  becib. 

graben,  grabb,  gra^ 

der  Grad,  gradd, 

der  Gram,  gream« 

grämen,  graman. 

grämlich,  gruamach. 

der  Grafid,  graiao« 

die  Grape,  grapa. 

der  Gran,  gris. 

graupeln,  gradale. 

der  Graus,  Schrecken j  gris. 

der  Greif,  grufft. 

greifen,  friepein. 

greinen,  gryngiaw, 

der  Griffel,  graf. 

die  Grille,  grill. 

die  Grimasse,  grim. 

grimmig,  griineagh, 

der  Grind,  gearb,  sgreah, 

grindig,  gearbaclu 

die  Grotte,  croto*. 

grün,  gwyrdd. 

grünen,  gwyrddu« 

der  Grund,  griind. 

grunzen,  groigiioDnal* 

der  Grunzer,  grunsgul. 

der  Grus,  grut. 

der  Gruss,  gresaw. 

grüssen,  gresawiu 

die  Grütze,  groeil. 

die  Guirlande,  gwyrlen. 

gulle  (mild),  gwlaid. 

die  Gurgel,  garg, 

der  Gurt,  giort. 

der  Gürtel,  gwregis. 

gürtin,   gwregysin,  ceinglaw, 

der   Gj/psy  gyp. 


Haart,  ari. 

Die  Hab^^  aw. 

haben,  aw,  awe,  helyi,  agad. 

der  Habicht,  hebog. 

das  Habü,  abjd. 

die  Hache,  liac 

hachen  , .  hadao. 

der  Hafen,  liafno, 

der  Hafer,  bafar. 

der  Hüfer  {B^,  gafyr. 

^off^s  hAgf. 

der  Aüb»^  hwg, 

hahig,   hwca» 

der  Hakeeh  (Scbwein),  hwch. 

I11/&J  hanner. 

haibiren,  bannerw. 

die  Hatte,  hall,  faaa« 

der  Hatnen,  amb. 

der  Hanumer,  gaeannair. 

der  Hanfy  kanab. 

hängen,  hongian. 

das  Hängen,  bong. 

der  Hariehin,  harltqoin. 

der   Harnisch,  harnaii. 

die   Harfnne,  harpon. 

haechen,  hafifiaw.     * 

der  Haas,  cai. 

haeeen,  casa« 

der  Hasser,  tasad. 

die  Haei,  hast. 

hastig,  haste. 

die  Hatter,  hatr. 

huttem,  batra. 

der  Hauch,  hneh. 

der  Haufen,  faella. 

die  ITaa»/,  hif. 

Aeim^  habiaw. 

die  Hechel,  heislan. 

hecheln,  heislana^  seicil. 

die  Heche,  ca^. 

das  Heergeräthe,  ebediaw. 

die  Hefen,  heples. 

hehlen,  cclcu. 


der  Held,  erw. 

helfen,  helpii. 

jder  Helfer,  helpiad. 

die  Hellebarde,  alüard. 

hemmen,  beniiair. 

herb,  eagr,  searb. 

der  Herbst,  elfed,  hjdref. 

der  Hering,  harange. 

der  Hermelin,  earlwyn« 
der  Herold,  herodr. 
der  Herr,  err. 
das  Heu,  foen. 
heulen,  gwjlaw. 
das  Heulen,  gwela. 
heuren,  MfWl^is,  huriaw. 
ein  Heurer,  Mieiher,  htiriad. 
heute,  heddi. 

die  Hippe,  hicelt. 
der  Hirsch,  bidd. 
die  Historie,  jsdori. 
historisch,  jstoriawK 

Aoely  udu 

hoffen,  gobeithiaw« 

kbflich,  cifil,  cjfljf. 

ioAÜMi,  hol. 

der  Holm,  hei. 

der  Hopfen,  houblen. 

hopsen,  hüpfen,  hopraou. 

hären,  oiaW)  oianu. 

das  Hom,  corn. 

die  Hosen,  hos* 

der  Hub,  hwb, 

das  Huhn,  eua* 

die  Hälfe,  belp. 

die  ^fi//ir,  hui. 

hätten,  hiiUiAu. 

der  Hundj   huad,  eo» 

hupfen,  bobelu. 

der  Hut,  hei. 

der  Hüter  ^  hetwr. 

die  Hut,  Obhut,  hiidd. 

hiUen,  behüten,  huddau« 

die  Hure,  huren. 

die  Hü.te,  cwt. 

die  Hjfmne,  emjn. 

6  ♦ 


84 


Ja^  ia. 

der  Jarly  iarll. 
die  Jagdy  liely. 
ja  gen  ^  lielj,  sealg. 
das  Jahr^  uar,  aio. 
die  Jahreszeit y  iaevU 
der  Januar  y  geaoair. 
der  Jasmin  y  gezemj, 
das  Idoly  iodhoK 
impfen  y  impian. 
der  Ingwer  y  gingembre« 
die  Insel y  iiiis. 
insular  y  jnisawL 
das  Joch^  iau, 
die  Jolle  y  gcola. 
irrend  j  arradeaclu 
der  Irrthum,  earreid,  arraid. 
der  Isopf  iosop. 
der  Judcy  iuddew. 
die  Jugend  y  ieuant. 
die  Jugendzeit  y  ietienctid. 
jungy  yoiic,  iau. 
Jünger^  ienaf. 
das  Juwel,  uige. 

K. 

Das  Kaieltauj  cabaU 
die  Kachel^  cagaiK 
die  Kacley  cac. 
tacken,  cacare. 
das  Kachhaus^  cachfa« 
die  Kaff  (Spreu),  cath. 
lahl,  calbl). 
der  Kahn,  can. 
der  Kai,  hae,  gual. 
die  Kalamität,  call, 
das  Kalb,  colbljtacb. 
lafatern,  calefati. 
der  Kalk,  calcb. 
katlioht,  calcbaid, 
der  Kalker ^  calchwr. 
das  Kameel,  cainbal. 
der  Kamerad  j  cajsarad. 


die  Kamille,  camri. 

das  Kamin,  cbeminal» 

die  Kammer  j  cainer, 

der  Kämpfer,  caimfear. 

das  Kaninchen^  cunuigeii,co* 

Diel. 

die  Kanne,  canna« 

der  Kapaun,  cabono* 

die  Kapelle,  caibeal. 

der  Kaplan,  caibeal. 

die  Kappe  y  capa. 

der  Karbe  (Käinmel)  ^  carabhu 

die  Karde,  Kartätsche,  csitd. 

die  Karete,  cairt. 

der  Karfunkel,    carmliaogal , 

carbuDCul. 
das  Karnickel,  conigU 
der  Karpfen,  carp. 
die  Karre,  car. 
karren,  carad. 
der  Karr  er,  carener. 
der  Karrenmacher,  carreo« 
der  Karsch,  cars. 
die  Karte,  cairt ^  cartadu 
der  Kartet,  cairt eal. 
der  Käse ,  caise. 
käsen,  caisaw. 
die  Kastanie,  castan. 
der  Kasten,  cast. 
kasteien,  castiza. 
der  Käthe,  cactb. 
die  Katze  ,'C9t* 
die  Kaue,  der  Koveu^  caT« 
kauen,  chaocag. 
kauern,  cwrian. 
der  Kegel,  ceil js.  • 

der  Keil,  geinn. 
der  Keiler  (Schwein),  culladi» 
der  Kelch,  cailis. 
der  Keller,  seiler,  kao« 
die  Kerbe,  crifen« 
Kerbel,  ccrfilb. 
kerben,  curbb, 
der  Kerker,  carcair. 
kerkern,  carckaru. 


der  Kerlf  cerlyo« 

der  AtTMj  e6ri|  csewnll« 

die  Keiie,  codwen« 

die  Keule  f  cuaile. 

keusch y  eaidli. 

die  Keuschkeiiy  eaidheadfa« 

der  KibilXj  cwtuid» 

der- KM ^  kein,  cilUdh« 

dus  Ktken^  eliiken. 

hiken^  MieckeUy  piqtiein. 

da«  Kind,  ciney  gtoeaU 

dns  KinHj  gen. 

a»  Kinkerlitzchen  y  ginkleres. 

die  Kirsche^  ceirioheu. 

die  Kiste  y  tut» 

der  Kitt,  bith. 

der  Kittel  y  cota* 

Htzeiny  oiogail. 

der  Kläffer  y  glafair. 

Hagen y  clagsin. 

der  Klamgy  ftlang. 

der  Klajppy  clap. 

hlappeuy  clap,  clepia« 

die  Klapper  y  ciabar« 

ilary  einer« 

hlatsckeny  schwatzen ,  cleca. 

die  Klause,  clawa. 

Heben  y  glynit. 

klebrig,  clabbaracli« 

der  Kleffer,  clabastatr. 

das  Kleid  y  culaid,  breid« 

das  Klingen  y  gltong,  lisg. 

klingen  y  tingau,  gliong. 

die  Klinke  y  clified,  kliked. 

die  Klip  De  y  clipen« 

der  Kleioeny  clobjn. 

der  Klose  y  elod. 

das  Kloster  y  clabstvr« 

die  Klöte  (Testikelii) ,  clideen. 

der  Kiueky  clwc. 

k/ucken,  clwcian. 

die  Klvfiy  cliof. 

der  Klumpetiy  clamp. 

knabbern  y  cnainb« 

der  Knack  y  caac* 


knacken  y  gnag» 

knackend  y  gnageiT. 

der  Knecht  y  cniocht. 

der  Kneift,  caotf. 

der  Knicky  cnick« 

der  Knicker  y  cnioe« 

das  KniCy  glin. 

knien  y  glioiaw« 

der  Knips  y  cnipwt. 

die  Knobbcy  gnob« 

der  Knochen,  cnaimb« 

der  Knollen  y  cnol. 

knollig  y  goobach, 

der  Knopf  y  cnap. 

der  Knoten  y  cootadlu 

der  Koch,  cog« 

kochen  y  co« 

der  Koffer y  coffr. 

die  Kogge  (Schiff),  codi. 

der  Kohly  eol« 

die  Kohle  y  gnal« 

der  KöhlcTy  goaillear« 

die  KoiCy  Koveuy  cai,  ear. 

der  Kolben  y  coTbb. 

der  Konig,  ctnii« 

der  Kopfy  coK 

die  Koppe y  top,  cnap« 

die  Koralle  y  ceirea). 

der  Korby  carb. 

das  Aont  (Getreide) ,  cori^  coire« 

das  KorUy  gron« 

kömig y  gronjnaidb. 

der  Körper  y  corp. 

kostbar  y  costfawr« 

die  Kosten  y  cost« 

kosten,  coustein« 

der  Kothy  coth,  caub« 

kothen  (kacken),  cothi« 

das  KothhauSy  cotbin« 

das  Koth  (Häuschen),  cot. 

die  Krabbe,  crab. 

krächzen,  coaga« 

der  Krack  y  crac. 

die  Kraft  y  krefder,  chrefder 

kräftig  y  kre,  ehre. 


die  Krähe  j  gT^'^g* 

krähen  f  crisu,  crectan« 

der  Krahn^  crtiiinachan« 

der  Krakclerj  cracaire* 

die  Kralle  y  craban* 

die  Krampe  y  crainb» 

Irämpelnj  card. 

der  Kranich  y  garan. 

der  Kranz  y  coroii. 

der  Krapp  (Färberöthe),  ga« 

raocza. 
die  Krätze  j  earv. 
kraizenj  crafii,  scrab. 
krauen  j  craouein» 
kraus  y  crych. 
kräuseln  y  cuairsg. 
Kraul  j  gbeaiit. 
der  Krebs j  cainnsear. 
der  Kreis  y  cro, 
der  Kreisely  (Spielzeug)  comigl« 
der  Kreisel  (Lampe)  ^creusseil. 
kreiseln y  cornigellcv 
die  Kresse  y  crezon. 
das  Kreuz  y  croaz. 
kreuzigen,  craidh. 
kriechen  y  cropian« 
der  Kriecher y  cropiwr. 
der  Krieg  y  grim,  creack« 
die  Krippe  y  grib. 
krischen  y  crechwiu 
der  Krislally  criostalU 
krisfallisireny  crisialu« 
die  Krone  y  coron. 
der  Kropf  y  croppa. 
die  Krücke,  criike« 
der  Krugy  cvrrwg. 
der  Krügnery  crege&jdd. 
die  Kruke,  crog« 
krumm  y  crwmiii. 
die  KM'ümmey  crjmu. 
die  Krumpe  (F9]ie)  y  crupadh. 
der  Krüppely  cripleach. 
die  Kruste  y  cnfrt^  crest. 
kmsteny  crjtiaw. 
der  Kübel,  cwh 


der  Kuchen,  efauen. 

die  Küche,  kegin,  cistio« 

der  Kucky  Blick j  gwg. 

kuckeny  gygu. 

der  Kuckuck,  caag,  eog« 

der  Küfer  y  cubair. 

die  Kuhy  buh. 

die  KuhbladdeVy  buachar. 

die  Kukumer    (Gurke),    ea« 

cuiohar» 
der  Kümmel y  eouinin, 
der  Kumpan  y  coinpanacb* 
die  Kunkel  (Spiodel),  cuigeal^ 

cogail. 
die  Kunney  coioe« 
die  Kunst  y  gaois« 
die  Küpey  cup. 
das  Kupfer  ,  copar. 
die  Kuppe  y  coppa, 
die  Kuppel  y  cupla« 
kuppeln,  cuplao« 
der  KürasSy  curas. 
küren  y  cuir. 

der  Kürschner  y  erwyaur« 
kurZy  corr. 
kürzen  y  gofym* 
das  Kusch  (Schwein)  ^  caoif, 
die  Küste  y  coste« 
der  Kussy  cus. 
küssen  y  cusan» 
der  Kutscher  y  cocher. 
die  Kutte  y  cota. 

Laden y  lad. 

die  Ladung y  lad,  lod» 

der  Laffe,  llafnei. 

das  Lag  (Gesetz) ,  lagh. 

das  Lager  y  leab. 

die  Lähme,  eDaelao. 

der  LaiCy  Hejg. 

der  Laib  (Brodt),  leob. 

das  Lammy  llamp,  uan« 

lammen  y  alu. 

die  Lampe  y  lampa« 


die  Lampr^Uy  iMipreiaii. 

das  Lgmd^  IUmnL 

langj  UMgadi. 

die  Laus^y  lance. 

die  l$amiiieUey  lAocetten« 

der  I^appfUj  Hab. 

I^PP^n^  9chlapp€ny  lapani« 

der  LärMy  alarm« 

lärmen^  alaroiu. 

lassy  lajc^  llac,  j«lac» 

lassen  y  lezeio. 

läsMigi  lletg. 

der  Lässige^  lletgeD, 

die  jLa««r,  llasur. 

die  JLaierney  laaierae. 

die  Latte  y  llatb. 

LaUig  (Salat),  Uaethjgen, 

Lia.'mm  (Metsiog),  Uatwji« 

lauy  lliig, 

die  Lauge  y  lleitw. 

laugen  y  llainwaw. 

die  LauSy  leu,  lleoan. 

lauMcheny  Iwganu 

der  Lamickerj  Ue^wr« 

lausen  y  Ueaa. 

lausig  y  leuawg» 

lauwarm  y  Uugdvymyn. 

lecken^  UeiUao. 

der  Leckevy  llepiwr« 

das  Leder  y  lledr. 

legen  y  leag. 

die  Lehd€y  Hed. 

Ukmigj  luhmigy  laomaid. 

lehren  y  Heu« 

das  Leidy  Uid. 

leiden  y  ilidiair* 

leidend  j  Uidiis. 

der  Lein  (Flacbs)»  lin^  Uiao* 

die  Leine  f  Uia. 

das  Leinen  y  lUoin, 

der  Leinweber  y  llioowr. 

Leinen  ziehen  ^  llinyBa« 

die  Leieiey  \e\u 

leiten  y  Ujwed. 

der  Leiter^  UjwimI» 


die  Leiter  y  itettery  llettriDg. 

die  Lerche  f  learacJi. 

lesen  y  lleäu^  leineio. 

der  Leser  y  Ueadur. 

die  Ltf/Irr (Buchstabe),  lljtitjr. 

Lettern  anieendeuy  llytlijrtano* 

die  Litteratur,  lljtbyriant« 

der  Leuy  Löwey  llew. 

die  Leuchte,  lluched. 

leuchten,  llocbeda, 

leuchtend  y  Uucb« 

die  Leute,  llwjth. 

das  Licht  j  llewjvb,  leoii» 

das  Liedy  laidb. 

liegen  y  luidb, 
die  Lilie,  \\\u 

lindem,  llinaru« 

die  Linie  (der  Stamm)  y  llioja» 

die  Linie  y  Uinjm» 

liniiieny  lIiDyauw, 

die  Lippe,  Hppe. 

das  Loch,  der  Ort,  llodies. 

die  Loche  y  lo. 

der  Lof,  lof. 

der  LSffely  lletwad. 

das£o^is(WobiiODg)y  llogawd« 

logireuy  llogi. 

die  LohCy  Flamme  y  llosg^ 

der  Ltohn,  loa« 

das  Lteosy  lott« 

looseuy  Hotten. 

der  Lorbeer  y  loreen. 

der  Lotse  y  loekouinD. 

das  Luder y  loadouren. 

lugen  y  lucheio. 

die  Luhe,  luean, 

das  iMjCy  Kleine^  Heodw. 


Das  Maassy  maess« 

machen  y  magu* 

mächtigy.makih. 

der  Mächtige y  maitbean, 

die  Madcy  load. 


8S 


das  Magazin^  magazio» 
der  Magisirai,  uaigkstireachal. 
mähen,  loedain« 
das  Mahl,  inaetlu 
die  Mähne  j  moing. 
die  Mähre  (Pferd) ,  marlu 
die  Maidf  meid« 
der  Mais^  maest, 
der  Major  ^  maior» 
der  Majoran,  oragao« 
die  Maische^  braicb« 
tnalcHj  mala« 
das  Gema  ene ,  inalaria« 
die  Maiice  ^  inalice» 
die  Malvej  maule* 
das  MalZy  malt, 
die  Mama,  mam. 
die  Mamsel,  madameziele, 
der  Manuy  mab^   gwr« 
der  Mantel,  mantel« 
das  Mark,  mer. 
markig,  meraidd. 
die  Marke  j  marc. 
marken j  merken^  marciao. 
der  Markt,  Morgig  margadt. 
markten,  maeleru, 
der  Marmor^  marmor. 
marmoriren  ,  marmoraid« 
der  Marsch,  masadb. 
das  Marschland f  marian« 
der  Marschalj  marascal* 
der  Mar  stalle  marcbdy. 
martern  j  merthyni. 
der  Märtyrer,  merthyr» 
der  März,  maeth. 
die  Masche,  masg« 
m€uchen,  masgu» 
gemascht,  masgawU 
der  Masholder  y  masarn. 
die  Massigkeit ,  measaracht. 
der  Mast,  meas. 
mästen,  mesgau. 
die  Malerte,  mader, 
die  Materie  (der  Gescliwüre), 
madredd. 


die  Matratze,  matrasiu 

die  Matrone  j  meiriones« 

der  Matrose,  martelor. 

matt,  meat. 

die  Matte  (Wiese),  madlu 

die  Malte  (Decke),  mal. 

die  Mattigkeit,  meatachd. 

die  Mauer,  mur« 

mauern,  muriaw, 

der  Mauerer,  muriwr* 

das  Maul,  muiseaU 

die  Maulbeere,  merwydd» 

maulen,  mouheiD, 

diis  Maulthier,  maolluin. 

die  Mauster  der  Vögel ^  miw* 

der  May,  may. 

der  Medicus,  meddyg. 

die  Medicin,  meddighiaeth* 

mediciniren  ,  meddygu» 

das  Meer,  mor. 

das  Mehl,   min* 

mehlig,  minell« 

der  Mehlthau,  milckio. 

der  Meier,  meiwr,  raeitour« 

die  Meierey ,  meiterie* 

die  Meile,  mile* 

der  Meiieftstcin,  maen  melin» 

mein,  das  Meine ^  maiu 

meinen,  raeas, 

der  Meissel,  cuiseh 

der  Meister,  meistr. 

die  Meisterschaft,  meistres« 

der    Schulmeister ,    maigster 

sgoile. 
der  Mergel,  marg. 
mergelig,  marlaid* 
mergeln  f  marliad. 
pussen,  mesulein« 
der  Mes'^er,  mesurior» 
das  Metall,  mettel. 
metalliseh,  mettelaid. 
der  Metallurg,  mettelwr« 
die  Metallurgie,  mettel wriath» 
der  Meth,  medd. 
das  Metrum  j  mydr. 


dflft  Mtamem,  meiriui. 

miauen,  niamludl« 

die  JlffViie  des  Gesiehtef ,  mim 

Mienen  machen^  Biagama« 

die  MMe  (Haufen)^  mir» 

der  Mihmj  pilftn. 

die  Miibe,  mian« 

die  Milch  ^  oieilg« 

mid,  mwytli,  milii. 

die  Miidfgkeii^  miUeadli. 

die  Mine  (Bergwerk),  minet 

der  Mini$ier,  menestr. 

die  Minne,  niam 

minnen,  miaDnaicb. 

die  Minmie^  rojnydd« 

mischen,  misgu. 

die  Miwekmngf  measgan« 

die  Mispel  j  meidih 

der  Miet,  «MMaiclie« 

mi$9j  misd« 

die  Mitte  ^  medd,  mjsg. 

der  Moch  (ScliweiD),  inog« 

die  Mode^  modd. 

modisch,  raoddaid* 

die  Möhre  (Rabe),  meron» 

die  Molken  j  neog. 

meH^  weich,  ntwjH. 

das  Monument ,  monwent« 

dai  JRfoof ,  moine« 

moqniren,  moftao« 

der  Morast,  maraett« 

der  Mordy  mort. 

morden  y  inortan« 

morgen^  morj» 

der  Mörtel,  mortar« 

der  Moschus,  mwtg« 

der  Most,  lOQar« 

die  Motion ,  nod. 

der  Muff,  matan« 

die  Msidej  miliii. 

der  Mühlstein  y  meall. 

die  Muhme,  maime« 

der  M^UeTj  maleor. 

die  Münze  (Pflaoxe)^  meand. 

die  Mün%e  (Geld),  mwnai« 


das  Murtntin^  mmamkorw 
muthwilUg^  nwgdwylll« 
die  Mutier  y  mathaer« 
die  Mütze  ^  moöidfe* 
die  Myriade^  nByrdd* 
die  Myrte,  mirte^ 


M. 


aabuidlie* 


Der  Nachbar^  nabaid« 
die  Nachbarschaft^  aa 

achad« 
nahe,  nea» 
nahen,  netianna« 
näher  ,  jie«aefa. 
nächst^  neata. 
die  Nacht  f  ooetb* 
nächtlich  i  nosawl. 
nackend  j  nochd. 
die  Nacktheit  j  noeüiedd» 
die  Nadel,  sjdell. 
der  Nadler^  ajdwjddai« 
der  Namcy  aiiiin. 
der  Napf,  anap. 
der  Narr  f  aar. 
die  Natur,  nadur. 
natürlich,  naiuriawL 
die  Natter ,  nathair. 
der  Nebel,  neu!« 
nebleUf  niuliao. 
neblige  nawliach« 
der  Neffe,  Neveu,  aai. 
die  Negation,    Verneinung^ 

negyf. 
nein,  nac« 

neinen,  verneinen,  nacwg. 
die  Nessel,  danadien, 
das  NeH,  nead. 
nett,  neaet« 
nettmachen  j  neaetten« 
neu,  new. 

die  Neuheit,  niiadbachd, 
neumachen,  newiddiaw, 
erneuern,  nuadhaiclu 
neun,  naoi« 


der  Neunte  j  nawdeg* 

das  Neuntel  y  nawedraw» 

nicht  i  nid, 

die  Nichte,  nith.    . 

die  Niere  y  neerh. 

niesen,  tisiaii« 

das  Niesen ,  snaolsin ,  tis« 

die  Nisse  (der  Läuse),  niz. 

nisien,  nithu* 

der  Norden  f  north- 

die  JVbftf,  nod. 

notiren,  nodi. 

der  Notirer^  nodiadur. 

die  Nuss,  ciMi. 

iiM/«eit,  uzein« 

Die  Oblate  j  abhlan. 

der   OcA*,  ocben,  ych. 

die  Odcj  awdle,  odle. 

das  Oehlj  uilU 

der  Ofen^  onin. 

der  Onkel,  eonter. 

Operment ,  aurbibar. 

das  Opfer  y  ofrail. 

opfern,  öfteren. 

die  Ordination,  iirddiant. 

ordiniren,  urddoli. 

ordnen^  verordnen,  orduigb, 

urddan. 
die  Ordnung,  ordagh. 
ordnungsmässig ,  urdedig. 
der  Ortj  ort. 
ova/j  ubhaiU 
der  Ozean,  aigean. 


90 


Das  Paoi',  par« 
paar  (gleicL),  parr, 
paaren,  paru. 
das  Paci,  pac# 
das  Päckchen,  pacaid. 
der  Packer^  pacair. 


paffen  ,•  piiffiaii« 

der  PaUast ,  plas. 

der  Pantoffel,  pantoffen. 

das  Papier,  papyr, 

die  Pappel,  pobhlar. 

das  Paradies,  paradwjs, 

der  Park,  parc« 

die  Parle  (Tbeil),  parth. ' 

parten,  parthu. 

die  Pastinake,  panaeseo» 

der  Passy  pas. 

passiren,  pasiaw. 

der  Pavillion  y  pailUum. 

das  Pech ,  peec* 

pechen,  pichen,  pygu. 

gepicht,  pygiad. 

die  Pein,  pein,  piaHt 

peinigen,  pian. 

der  Peiniger,  pinnadeir, 

gepeinigt,  poenedig, 

die  Pelle  y  pü,  pliig. 

pellen,  piliäa. 

der  Pelz,  peall. 

die  Perle,  pearl. 

die  Perrilcke,  piorbbiiic 

die  Person^  pearsa. 

persönlich,  pearsail« 

die  Petersilie,  pcarsal.  ^ 

der  Pfahl,  pawU 

die  Pfanne,  pan, 

der  Pfau,  pan. 

der  Pfeffer,  peabar. 

die  Pfeife,  pib,  piob. 

pfeifen,  pilow,  pilwr. 

der  Pfeifer,  piper,  pilwr. 

der  ifyeil,  fiutliaid. 

der  Pfeiler,  piler. 

der  Pferch,  pairc. 

pferchen,  parquein. 

der  Pfiff,  chffiff. 

die  Pßanze,  plant. 

pflanzen,  plantair. 

der  Pflanzer,  plantair.' 

die  Pflanzung,  planfa. 

das  PflaeteTf  plartec. 


N 


MjyniiVTii  ^  pwslfuiw» 

das  l^fhuier  (tob  Stetp),  pal« 

manlw 
ff/iasiern^  palaenta. 
die  lyiaume,  pIvalMif. 
der  Pß^,  ploc 
pßdckem,  plufkey,  pluciau. 
der  Pßugi  pleagb. 
die  PforU,  port» 
der  Pförtner^  Panier,  portain 
der  PfowUn,  pesT. 
Pfosten  setzen,  peatia«. 
pfropfen,  grob, 
der  jyifA/j  pwll. 

P/»'*  r/8*  fi>  fofiy, 

da«  Pfund  j  poad. 

die  PA^ife^  fiol. 

die  Picke,  pig,  piocaid« 

pieken,  pigia«. 

picken  (der  Vögel),  piacad. 

die  Pieke  ^  pie, 

pieken,  pica. 

der  Pieker,  piocadair. 

der  Pilot,  pilotte. 

die  Pinie,  pioe. 

der  Pineei,  fieaeU. 

die  Pinte,  pint. 

piptfA  (der  Vegel)|  pipiatiu« 

der  Pips,  iNofaaa« 

die  Pisse,  pia» 

pissen,  pisaw. 

die  Piege,  pla. 

der  IV«Mi^  die  PliM,  plaa. 

der  Pianet,  phioed. 

die  Piamke,  plane 

der  Ratsch,  plah. 

piatsekend,  plabag« 

der  Plapperer,  phdiair. 

plastem,  platd« 

|9l«<r,  blatU 

die  Platte,  plal 

die  Platte  (xuro  Platleo),  pktio. 

platten,  pladein« 

das  PIsMAord,  plabaat. 


der  PImlz,  plaee. 

der  Piwmb,  plomr« 

plnmben,  plani. 

die  Plumpe,  plommeB» 

plumpen,  poavpeiB. 

plündern,  plundrain. 

der  Piket,  poibleach. 

daa  Polster,  bobhaiair. 

der  P^ni  (Pferd),  poau 

der  Port,  port« 

die  Psrtion,  poiniatt. 

prädktig,  brighid,  breagh. 

die  Prächtigkeit,  breagbacbd« 

prägen,  drücken,  printiaw. 

des  Geprägte,  print. 

prahlen,  bragaK 

die  Predigt,  prcgeth. 

predigen,  pregetbu. 

der  Prediger,  pregetbwr, 

der  Preis,  pris. 

preismwchen,  pridiaw, 

preiswürdig,  pridadwg. 

die  Presse,  preas« 

pressen,  pwjsaw« 

das  Prtncip,  prij  priC 

der  JFVrns^  prioniisa. 

die  Probe,  praw, 

Profess  ablegen,  pteCeaaa« 

der  Ptoßt,  pourfit. 

der  Prophet,  pröphwyd. 

prophezeien,  prophwjdaw. 

die  Prosodie,  proestawdKi 

die  Prüfung ,  piawf. 

prüfen,  profi. 

der  Prüfer,  profwr. 

der  Psalm,  salm. 

publik,  paiblid, 

puffen ,  pailfiao* 

der  Puls,  pys. 

die  Pumpe,  buimpis. 

d«¥  Punkt,  poDc» 

pur,  (rein),  pur.    ^ 

die  Pur  ganz,  burgaid. 

purgiren,  bargatdicb. 

der  Purpur,  porpar. 


putzen  j  busg. 

die  Ptframidcj  biorraid. 

Das  Quadrat^  gwardiawr» 

das  Quart  y  cart. 

die  Quete  (Handtuch),  tjmrelh 

quer,  croes, 

quid  ,  cliwai« 

quirlen^  ctiartatan« 

qui.t,  ciiite. 

quittiretty  cuitaat« 

die  Quitte^  cainose« 

Der  Rabatt  ^  rabaft 

der  Rabe,  rocas. 

der  Rachen,  ruchao« 

der  Racker,  rack. 

das  Rad  (Kreis),  rath. 

dns  Rad,  roth. 

radformigi  rbodawU 

der  Radmacher,  rothodair. 

der  Räder  y  aradair* 

die.  Aadi««,  raidis« 

dieJRa^e^  Rahebänder,  rabao« 

der  AaAffi (Ruderstange),  rahm, 

der/?aAiii  (der  Milch),  reamhar. 

der  Rain^  Reen^  reim. 

rajolcn ,  rkigoli. 

der  Rajo'ery  rbigolowr« 

der  Ran^,  ang. 

rasiren,  rahein. 

die  Raspel  y  rbatelU 

raspein,  rbatellu. 

die  Rat  ton,  racion« 

die  Ratte j  rah« 

der  itä//er  (Sieb),  rideal,  rfai- 

djH. 
rattern j  rideil,  rhidjlUau« 
der  Raubf   reubainn. 
rauben,  rapineean. 


der  Räuber,  r^ubair,  rheihhni 

räuberisch,  reubannacb. 

die  Raubgier,  reubann, 

raufen,  rhjfelu,  • 

das  Raufen,  rhjfel. 

der  Rauf  er ,  rhjfelwr» 

rauh,  rauch,  rhwch* 

der  ßauMy  rum. 

räumen,  rumaig« 

die  Raute  j  rudh. 

der  Rebelt,  reuball« 

der  Rechen,  racan« 

rechen,  racan« 

rechnen,  rhifau,  riinh« 

die  Rechnung,  raith« 

das  Recht,  reacht« 

Recht sprechen^richten,  rheU 
thiaw. 

der    Rechtssprecher ,    rhet-« 
thawr» 

rechtlich,  reitUawr« 

recken,  righ. 

die  Rede,  raite. 

das  Reff,  thef, 
reffen,  drefu. 
die  Regel,  reol,  riagheil» 
regeln,  rheoli* 

der  Regler,  rheolwr* 

regulair,  rheolaid. 

der   Regenpfeifer    ( Vogel  )^ 

rhcgen. 
der  Regent ,  righ^  riacblair» 
regieren,  riaglieil,  rioghad« 
das  Register,  egbtr. 
das  Reh,  ruadh. 
der  Rehbock,  ruadboc. 
reiben,  reub,  rub» 
das  Reiben,  rhwb, 
der  Reiber,  rubair* 
das  Reich,  riebe* 
reichen,  erreichen,   rhaciaw» 
das  Erreichet,  rhaciant« 
der  Reif  (Eis),  rhew« 
der  Reigen  (Tanz),  rigil. 
die  Reihe,  rheng,  rheue« 


T^M€H,  Ten» 

der  Reiher  (Vogel)  ^  crejr« 

der  Reim,  riin, 

reimen,  rimen» 

der  Rmaj  reis« 

die  Reiee,  rhjd« 

reiseen,  rhwgau,  reob« 

die  Reiinng{Bechnmng)i  raitk 

rennen,  rheu. 

das  Rennen,  rhe. 

der  Renner,  rhedwr. 

der  Rennplaiz,  rliedegfiu 

die  Rente  j  rhenU 

rentabel,  rhentawl. 

rentiren,  rhentu. 

das  Reseripi,  adysgriren. 

der  Reepeet,  respett« 

der  Re8t,  ROcksiand,  rhel jir. 

der  Rettig,  raidts. 

der  Rhabarber,  rheonltjs. 

die  Rhede,  rada, 

die  Rhetorik,  rheithioreg. 

richten,  rechten^  rliwjfiada. 

der  Richter,  rachtaire. 

das  Ridgrae,  readan. 

riechen,  ruig,  rboglt. 

^s  Riechen, dtxGemth,  rliog]» 

das  Ried,  reidb« 

der  Riemen,  rliwyin, 

der  Riepel,  raipleacii* 

die  Rinde,   rliisg* 

rinden,  riiiigean. 

rindig,  rhisgledig. 

die  Rinne,  rto. 

rinnen,  riiith. 

das  Rinnen,  rhaitat. 

rinnend,  rhedaul* 

die  Rippe,  airbhe» 

der  RiS8,  rhwy. 

rissig,  rliwygao. 

der  Ritter,  ridir, 

ritterlich,  ridireadi. 

die  Ritze,  rhic. 

ritzen,  rhtciaw. 

der  Roche  (Seefisch) ,  rliaien« 


röcheln,  rodraen. 

der  Rock,  roc, 

der  Roggen,  rogli. 

das  Rohr,  readan. 

die  Rohrpfeife,  rhibib« 

die  Röhre,  rliewin* 

die  Rolle,  rol, 

rollen,  rol. 

hemmrollen j  niinrotbtan» 

romantisch  ,  rliainan tawl. 

die  Romanze,  rhamanr. 

ronzen  (schnardiefi)  ^  rkwnciaw* 

die  Rose,  ros. 

rosig,  rosag» 

Rosmarin,  rosmarin« 

das  Ross  (Pferd)  j  ronse» 

der  Rost  (Oxyd),  rbwd. 

der  Rost  (zum  Braten)^  rhest. 

rösten,  (brateu),  rosU 

Rontbraten,  rost« 

rostig,  rhwdawg. 

roth,  riu 

die  Röthe,  riiaidbe. 

der  Röthel,  riiddela. 

die  Röthein  (Kranliheit),  rnelle. 

rotten^  sfcbzitsammeu-,  rbaw* 

tiaw. 
die  Rotte,  rbawter. 
die  Rabe,  raibe. 
der  Rubin,  rbuddem. 
die  Rode,  riian. 
das  Ruder,  rhodol^  ruan. 
rudern,  rbodlt. 
der  Ruderer,  rbodlydd« 
rufen,  rhuaw. 
der  Rufer,  rbuwr« 
rügen,  ruag. 
der  Ruin,  rhewin. 
ruiniren,  rbewiniaw. 
der  Rumpf,  rumpal. 
rund,  crou. 
die  Rune,  run. 
rülpsen,  raoicbd. 
die  Ruthe,  errwdd. 


04    — 


8. 


Der  Saame,  siol. 

Die  Saai,  sacum.  Lad. 

der  5aci,  sac« 

Macken,  sachu^  saceigb. 

Sacklinnen  y  sachlian. 

der  Sadehaum^  samhan. 

«äefij  Ladu. 

der  Sa/fr  an,  saffr. 

der  Safi,  sugh, 

die  Säge^  nph. 

sägen,  tabh. 

der  Salaij  saladen. 

die  Salbe,  »^. 

Salbe jß  (PflaDze)^  saisede/ 

der  Salpeter,  salpestrae* 

die  Salweide,  saiU 

das  Salz,  sal,  hal. 

Salz  bereiten,  Iiallu. 

der   Salzbereiter ,    Hallore. 

hallwr, 
salzen,  salein« 
das  Salzen^  salereach. 
der  Salzer,  sailledeir* 
die  Sam  (Last),  samm« 
sammeln,  casglu« 
der  Sand,  sablen. 
der  Sang,  Gesangs  can,  seinn^ 
die  Sardelle,  sardrinen. 
sässigy  ansässig,  siddii. 
der  Sässige,  Sasse  y  siddinad« 
satt,  sathag. 
sättigen,  sath« 
gesättigt,  seisich« 
der  Satan,  sathan. 
der  Sattel,  sadbal, 
satteln,  sadellu« 
sauer,  sar,  sor. 
sauer,  mürrisch  seyn^  sori. 
das  Sauere,  surder. 
säuern,  siiraw« 
der  Sauerhampfer ,  surnn« 
der  Sauerteig ,  surdoes. 
saugen,  %\x%,  sugaii. 


das  Saugen,  sugb« 

saugend,  sugawl. 

die  Säule  ,  saiU 

säuseln,  sisialu. 

der  Sau ,  Serge  (Zeug)»  sae, 

das  Schaf,  ceatb. 

die  Schale  (Gefass),  scala. 

die  Wageschale,  scalwigbe« 

schaben,  sgealb. 

der  Schacht,  slocbd,  clawdd. 

der  Erzsehacht  ^  inwDglawdd. 

der  Schade,  sgad. 

schaden,  sgatb. 

der  Schaft^  cap,  saffnm. 

das  Schaf fot,  seafa,  sgatan. 

schälen,  sgiL 

der  Schalk,  giolainan« 

der  Schalk  (Diener)  j  sgalac« 

der  Schall,  sgaU 

schallen,  sgal. 

schallend,  sgalacb. 

die  Schaluppe ,  acbap« 

der  Scharlach,  sgarlaid. 

scharf,  searb,  cbwerw. 

die  Schärfe,  searbad,  cbwe- 

rudder. 
die  Scharre,  cam. 
der  Schatten,  scatb« 
schatten,  beschatten,  sgail, 
schattig,  sgafliag. 
der  Schaum,  sgum. 
schäumen,  sgatneneio. 
der  Scheffel,  boisseah 
die  Scheide,  sgabard« 
scheiden,  sgar,  jsarii. 
die  Scheidung,  ysgar. 
geschieden ,  ysgaredig« 
scheisscn,    ausleeren^  Pgoti, 

sgeith. 
die  Schelle,  sgailc. 
der  Schelm  ^  sgail inear. 
die  Schere,  siosar. 
die  Scher pe,  ecberp« 
der  Scherz,  cbwara. 
scherzen,  cbwarddu« 


n 


die  Scheune,  jtgolMiwrj  agoboL 

einsclewertt,  jaguboriaw, 

Mchemerm  (waMheD),  «ginr« 

das  Scheuern,  sgunid« 

MckiebeHy  tgniib* 

der  Schiefer  t  tgliad. 

der  Schief erdecker f  igliataiv» 

schielen f  sliuileachi  sgioa. 

das  Schiff"^  sciU 

der  Schiffer^  scibear« 

das  Schiid,  jtgwyd« 

das  Schilf  9  giolc,  cuilc« 

die  Schippe y  ceaba. 

der  Schirm,  schiauler. 

der  Schlabber,  slaib. 

die  Schlacht  j  gleaclid, 

die  Schlacke  j  slaoit. 

echlaff^  lau,  yslae,  llar. 

der  Schlag,  slacbd. 

schlagen^  slaclidao. 

»chlechij  salach. 

das  ScUechie,  slaight« 

die  Schlehe,  slae* 

schleichen,  igiolg. 

schleifen,  stleuigen. 

der  Schlemmer  f  sglaimeag« 

die  Schletider  ^  slaodair« 

die  Schleuse,  sluse. 

die  Schliche,  suche. 

schlingen,  aluig« 

der  Schliss,  slis. 

schlissen^MpalUa,  sltsgeagaiclu 

das  Schloss,  eclos. 

der  Schlitten,  slaod« 

die  Schlotte,  Schlucht,  slod. 

die  Schlumpe,  sgUurag, 

der  Schlund,  slugan, 

die  Schmach,  smaclid. 

schmähen,  unacbdadb. 

Am  Schmalz,  smubis» 

der  Schmauch,  Rauch,  mwg. 

schmecken,  cbwaetbu. 

der  Schmecker,  aafvyriad. 

der  Schmeech,  smeilea|iii. 

der  Schmeer,  smear« 


schmeisseUß  ttpuais. 

der  Schmidt,  cear« 

schmieren,  smeur. 

schmierig,  seimiaul« 

der  Schmierer,  smeundair« 

der  Schmach,  smuid« 

der  Schmudel,  smodaU 

der  Sehmutz,  smod. 

der  Schnappsack,  capsaic* 

schnappen,  sgniab« 

schnarchen,  sraim. 

schnattern,  sgeopair« 

die  Schnauze,  jsoiten* 

der  Schnee,  saeachd« 

schneiden,  snaid« 

der  Schneider,    tuaidbeadair^ 

Tsinidd. 
schneidern,  ysginaik 
der  Schober  (Uaufen),  aguak 
schön,  gwen,  sgeimheadu 
das  Schöne,  sgeimh« 
schöpfen,  sruab»' 
der  Schoppen,  cbopaii« 
die  Schote,  eoden. 
die  Schramme,  sraDiian.' 
schrammen,  sraan« 
die  Schrape,  sgrioban« 
schrapeu,  sgriob. 
die  Schraube,  acrobba« 
der  Schrei y  crl,  sgairt« 
schreiben,  scriueioy  sgriob. 
schreien,  criein^  sgairo, 
der  Schreier,  sgairtear,  ysgrew. 
der  Schrein,  sgrio. 
die  Schrift,  sgriobbta. 
der  Schrill  y  grill, 
die  Schrinne,  sgriobacb. 
sehr  innen,  sehramw^enySgrkih 
schröpfen,  jsgraffiDiaw. 
der  Schröpfer,  jsgraffiDiwr. 
der  Schrot  (Drett)^  tgror. 
seh  roten,  sgroteacb. 
der  Schuh,  cwrao,  asacb. 
die  Schuld  y  ciont. 
die  Schule,  scole. 


der  Schüler  y  scolar. 

die  Schulter,  scoai. 

der  Schundy  sgudaU 

der  Schupp,  assup« 

schuppen,  assupa« 

der  Schuster,  cwranwr. 

die  Schute  (Schifr)^  sgotlu 

schütteln,  jsgjtiaw. 

der  Schutz,  jsg&vr. 

schützen,  ysgodiy  jsgiwiaw, 

schwach,  gwan^  gwachul. 

schwach  sein,   gwanhau, 

die  Schwad,  gwadn. 

der    Schwäher,    Schwager^ 

chwegr. 
der  Schwaly  cliwal« 
der  Schwamm,  jspwng. 
die  Schwappe y  chwap. 
der    Seh  wären ,     Geschwür j 

ch  waren« 
schwären,  chwarenu. 
schwärmen^  chwru. 
der  Schwatz,  chwedl. 
schwatzen  y  chwed. 
der  Schwätzer,   chuezer* 
geschwätzig  ,  chwedleig. 
der  Schwefel  j  cIioufTre, 
schweifen^  chwejfio,  chwifiau« 
der  Schweifer  y  chwifiwr. 
das  Schwein  y  touin« 
schwellen,  chwanegu« 
die  Schwester,  chwaer,  peatliar. 
der  Schweiss,  chwjs. 
schweissigy  chwjsawg. 
Schwiegermutter  y  chwgr. 
Schwiegervater ,   chwegrewn. 
die  Schwielen ,  gwaecllis. 
schwindeln  y   chwidraw, 
schwindlig ,   chwidraul. 
der  Schwindel,  chwidredd, 
die  Schwinge,  sgiath. 
schwingen^  sgiataicich,  jsgoewi. 
die  Schwinge  zu  Koni,  giiit. 
schwingen   (Korn)|     chelyd, 

guinteadlu 


schwippen  y  chwipian« 

schwirren,  cliewiori. 

das  Schwitzbad,  chwjfTa. 

schwitzen  y  chwjsn. 

schwören ,  creirau. 

schwude  (lioks),  chwitb. 

sechs y  se» 

die  See,  sah 

der  Seg  (PflugeiteD),  soll« 

das  Segely  seol,  sigle« 

segeln,  seol. 

der  Seger y  Seiger,  seogan« 

sehen,  sjnu,  ceniau,  seall« 

das  Sehen,  sjll^  sealiadb,  seall« 

der  Seher  y  syllwr« 

sehr,  sair,  sar« 

die  Seide,  sioda« 

der  Seidenweber  y  sidanwejd« 

der  Seidel  y  seipin« 

die  Seife,  siabiiin. 

seifen  y  seboni. 

der  Seifensiedery  sebonour* 

seihen  y  siolaid« 

der  Seiher  y  siolacban. 

der  Seimy  seiin. 

selig,  glücklich,  sealblu 

der  Senat  y  seanadh. 

der  Senator,  sennedwr. 

smden,  cenadu. 

der  GesandtCy  cenad. 

der  Seneschaly  cbenechal,  se« 

nyllt. 
der  Svnffy  ceune^  cetliw,  cezo, 
der  Seneabaum,  sene. 
der  Senkel  (Band),  cengl« 
die  Sentenz  y  santanze« 
der  Sermon  y  searmon. 
das  Sieby  syfa. 
sieben  (Zabl)^  sfib,  saitb« 
der  Siebente  y  seiboett. 
sieg  (trocken),  sycb ,  seach. 
siegen  y  sycliu. 
der  Siege  (Kranke) ,  sycbiad« 
siegen  y  besiegen  y  ciosaig. 
das  Siegel  y  sieU 


97 


Hegeln^  sielleia. 

das  Signal j  ngn. 

die  Simse^  Binte^  simhio. 

simpel y  limple. 

das  Simple^  symlet. 

Bingen^  seino. 

da%  Singen y  der  Getang,  satn, 

der  Sinn^  sin. 

sinnig  y  synig. 

sinnlich  y  sjoig, 

der  SiiZy  sedd. 

sitzen  y  seddo. 

der  SJtandaly  sgainneal. 

die  Sohle,  solenn. 

die  Sonne,  saonly  tul. 

der  Sonniagy  djddsuf. 

die  Sorte  j  sorte. 

der  Spanj  scolpat. 

die  Spange,  spsmg. 

sparen,  esperni. 

der  Spargel,  asparag. 

die  l^arre,  spar. 

der  Spaten,  yspol. 

spazieren,  spaidsirieh. 

dier    Spaziergang,     spaisde- 

arachd. 
die  Specerei,  spisread. 
der  Speer,  par. 
die  Speiche,  spoc 
der  Speichel,  scopireell. 
der  Sperber,  speüreag. 
der  Spiegel,  sgalan. 
die  Spiele  (Pflanze),  speie 
der  Spinat,  espinaf. 
der  Spion,  spiale. 
das  Spital,  spideaL 
die  Spitze,  jspig. 
spitzen,  yspigaw« 
ijfitzig,  jspinaw. 
der  Splitter,  spealg. 
eplUtem,  spealg. 
der  Sporn,  spor. 
der  Spott,  goap. 
der  Springer,  fringuer. 
die  Spritze  j  spntaehan. 
XtfRgttte  KcR.  Altertb.  U.  B4. 


spritzen,  sgiord. 

die  Sprosse,  sprfos ,  bröass. 

sprossen,  broossn. 

die  Sprotte,  sprotf. 

der  Sprung,  ysponc. 

spunden,  bondein. 

der  Spunt,  sput. 

der  Sputer  (Zink)^  featur. 

der  Stachel,  calgp. 

die  Staffel,  Stnfze,  ystwffwL 

staffeln,  ystyflylw. 

der  Slag  (Schiffsseil)  ^  stadb. 

deip  Stahl,  Stalin. 

die  Stake,  stae. 

der  Stall,  stabull. 

stallen,  fual. 

der  Stamm,  ystem. 

stampfen,  stamp. 

der  Stand,  staid. 

der  Stauf,  stop. 

stechen,  stob. 

stehen,  stad,  stadan. 

der  Stehende,  sfeod. 

sieif,  ystel. 
steifen  y  ystella. 
der  Steigbügel,  stiorap. 
der  Stern,  steren. 
das  Steuer,  stiur. 
steuern,  stiar. 
der  Stiefsohn,  daw£ 
die  Stiege,  staidbir. 
der  Stiir,  ttahh,  tarw. 
der  Stock,  stoc 
der  Stoj/^,  entoff. 
der  Stollen,  toll, 
der  Stolz,  stuirt. 
stopfen,  stop, 
die  Stoppeln,  soplach. 
der  Stöpsel,  staipeal. 
der  Strand,  ystrad. 
der  Strang,  sreang. 
die  Strasse,  ystryd. 
der  Streit,  streup^  sfrL 
streiten,  certain^  stnriaw. 
streitsüchtig,  steitheil. 

7 


Slo 


MireueUj  ystraffu. 

der  Strich  y  strioch. 

der  Strom,  srutli,  jstrim. 

strömen,  sruth. 

die  Stube,  stobb. 

der  Studirte,  stuidear« 

Btudiren,  studiein« 

der  Stuhl,  stol.' 

der  Stumpf,  stumpe. 

der  Sturm,  stoirm,  ystorm. 

stürmen,  ystormiau* 

stürmisch,  stormeil. 

die  Stute,  steut. 

die  Stütze,  steidh,  ystyffwl. 

stützen,  steidliicli,  ystyüylw. 

der  Sud,  sod. 

der  Süden,  sud. 

die  Summe,  sum,  sornm. 

summen,  schwirren j  suaw. 

summend,  suawL 

summiren,  summiaw. 

die  Suppe,  soubeen. 

swit,  sussj  chweg« 

die  Sylhe,  silleb. 

stßUaoiren,  silliadu. 

T. 

Die  Taherne,  tavarne. 
die  Tafel,  tafelL 
'  tafelig,  taf. 
täfeln,   tafello. 
der  Tag,  diag,  dydd. 
täglich,  dyddiaw). 
die  Takelage,  tacl. 
takeln,  taclii. 
das  Talent,  taLinn. 
tamhuren,  tabyrddu. 
das  Tamburin,  tabor« 
der  Tanz,  dnnns; 
tanzen,  dannseir. 
die  Tappe,  tep. 
tappeln,  taplasu« 
die  Tartsche,  targnid. 
die  Tasche,  tnsgaid«, 
die  Tasse,  tasse. 


tasten,  tadhal. 

das  Tau,  Seil,  tobba.  ' 

die  Taube,  dube. 

die  Täuschung,  taibhse« 

tausend,  deichceud. 

die  Tajce,  tace. 

der  Teich  (Wasser),  dig. 

der  Teig  (von  Mebl),  taois. 

Teig  machen,  to^si. 

teigig,  toesaidd. 

die  Teile,  dail. 

det  Tetnpel,   teml. 

das  Temperament,  tyinber. 

temperiren ,  timberu, . 

das  Testament ,  teismeid. 

der  T^i//e/,  diawl. 

das  Thal,  dail. 

die  That,  deanad. 

der  TÄa w,  dealt,  druchd. 

thauen,  dealt,  tawdd. 

der  Theer,  tear. 

theeren,  tear« 

der  Theil,  dail. 

theilen,  dail,  deol. 

aust heilen,  daileadh. 

theuer,  daor. 

das  Thor,  dor. 

die  Thräne,  dear,  darou. 

der  Thron,  dronain. 

thun,  dean. 

der  Thunfisch,  tounn. 

die  Thüre,  doras. 

der  Thurm,  twrr. 

thürmen,  torr. 

tief,  dwen,  dwfn,  domhain. 

^\e  Tiefe,  dwfnder. 

tilgen^  tilg. 

die  Tille  (Püanze),  dill. 

die   Tilte,  teddyf. 

der  Tisch,  diosg. 

der  Titel,  diodal. 

die  Tochter,  dcar. 

der  Tod,  dirb. 

lödten,  ditbicb. 

toll,  wahnsinnig,  loll. 

die  TöUe,  toi. 


der  Tom,  ton^  ton. 

fönen,  tonlaa.! 

tönend  j  tongar« 

die  Tonne  ^  tumia. 

der  Tonnenmacker,  tonnelour» 

der  To/pfy  pof. 

die  TorUy  toarte, 

die  Trahe,  drab« 

die  Trauer  y  tmaighe. 

treeien,  dragb» 

treiben,  drohair. 

der  Treiber,  drobhair« 

die  Tresiery  treasg,  draosg. 

treten,  troddi,  troediaw» 

der  Triangel^  teirongU 

triangulair,  teirooglaw. 

der  Tribut,  treib. 

die  Trifty  drore. 

der  Trittiy  Iroidb. 

trocken  y  tamawl. 

trocknen  y  tarna. 

die  Trommel  y  druma, 

der  Trompeter  y  trombaid. 

der  Tropfen  y  dreog. 

trossen ,  ^Irossedu. 

der  Trott  y  trott. 

trottiren,  trotn. 

trübselige  drobblasacb« 

die  Trüffel,  tröffe. 

der  Trugy  drwg. 

der  Trupp^  trop, 

der  T'uff,  tuf. 

der  Turboty  torbwt. 

der  Tumips,  netp. 

die  Turteltaube,  tiirtiir. 

der  TjfranUy  tigbeam« 

IT.  ^ 

Dan  Uebel,  amail. 
überflüssige  fflwcb. 
die  Uhrj  Stunde ,  awr. 
der  Uhu,  bwen. 
ukueUy  bwbw. 
UMy   uime. 


das  Umdrehen^  amdratU« 
die  Umdrehung,  amdrailigad. 
umgarnen,  amgoru. 
die  UmlinlCy  amlinell. 
unflätige  mefledigy  aflatbr. 
unpaarj   disparr. 
unterdrücken,  gortbrecbo. 
der  Unterdrückery  gortrecbwr. 
unwahr,  an  wir,  ainfbior. 
das  Unwahre  y  ad  wir. 
der  Unwerthy  adwerth. 
die  UnzCy  annsa» 
ur  (bocb))  nr. 
die  Urne,  gwm. 
das  Urtheily  ordagb. 

V. 

Der  Vasal,  nasal. 

der  Vater  y  atbair^  tad« 

väterlich  y  tataid« 

verbannen  y  bannen 

verdammen,  damna. 

verheeren  y  berw. 

verwuiledeieny  mallaicb. 

verordnen  y  orduigb« 

die  Verordnung  y  ordagb. 

der  Verrathy  bratb,  brad, 

verweriheuy  gwerto« 

verwirrt  y  ecbwyrtb» 

verrotten  y  rotdig. 

der  Versy  gwers. 

versehren  y  searr« 

die  Vesper  y  feasgar. 

das  Viehy  feadeil,  fedoil. 

die  ViepeTy  gwiben 

viery  puar,  ceitbir. 

das  Vierlely  cairteaL 

die  Violine,  fiddel. 

der  Vocaly  fogbair. 

der  Vogel  y  bobel» 

das  Volky  folcach,  pöble. 

vor  ,"for. 

der  Vorrathy  toradb,  gwradd. 

der  Voriheily  edfiidd« 


X 


100 


"W, 


Waclcelfiy  waigle, 

die  Wahly  uaghbLa« 

wahr^  gwir,  fior» 

unwahr  f  anwir^  ainfliior. 

die  Wahrheit^  gwiredd. 

wahren  y  gwara» 

sich  wahren*^   gwara. 

der  Gewahrgamy  gwarchae. 

der   Waidj  gweddljs. 

der   Wailzen^  g^Yenith. 

der   JFaldj  gaud. 

walken ,   galc. 

der  Wall^  gwall. 

wallen  (überlaufen),  gwallaw. 

umwallen  y  gwalianv. 

der  Waller^  P>Jger>  uidhear, 

die  Walnuss^  gallchnu» 

wanken  y  gTrainmaln. 

die  Wärme  y   g-wres. 

wärmen^  gwresu,  gwiri» 

die  Warte  y  gwart. 

der  Wartthurmy   gwarchdwr. 

Witasery  wsg,  uisge,  easc. 

wässern  j  uisgicb. 

die  Wibe,  gwe, 

weben  f  gweu« 

der    Weber,  gwewer. 

der  Webestuhl y  gwenjddiaetb« 

das  Wehy  gwew. 

wehcy  gwb. 

weh  en ,   ch  wa wia w. 

die   Wehre y  ger, 

weich  y  gwyp. 

die  Weide y  Wiese ,  gwaen« 

die   Weide  (Baum),  gwden. 

die  Weile  y  chwyl. 

der   Weiler  y  baile. 

der   Weiny  gwin. 

der  Weinbergy  g^inieD. 

der  Wiinessigy  gwinaigre« 

weinen^  gwyliu'^. 

weise  y  gwyddain. 

der  Weise  y  gwydd<ii. 

weisen y  leiten,  tywys. 


die  Weisheit  y  gwyddiad« 

weisSy  gwyn. 

weissen  y  gwynaw« 

die  Weissagung  y  fiotachd. 

die  Weite y  uidke, 

welken  y  gvywau, 

der  Wery  (Mann)j  gwer. 

der  Wermuthy  mormoBta. 

das  Werky  gwaith. 

werken  y  arbeiten,  gweithiaw« 

der  Werth  ,  gwerth. 

die   Wespe  y  guespa« 

die  Weste  y  guest. 

das     Wette ,     Pfand ,     iradd , 

gwystl. 
das  Wetter  y  uair. 
die  Wicky  Stadt  y  gwig« 
die   Wicke  y  gwigg« 
wiederkäuen,  adgnau. 
die  Wiege  y  cewyn» 
wiegen  y  wägen  y  pwysau. 
das  Gewicht  y  pwys. 
wiehern y  wihiaii,  gweryru. 
das  Wildy  gwyllt. 
die   WildnisSy  gwyllt. 
der  Wille y  gwyll. 
der  Wimpel y  gwempl. 
der  Windy  gwynt. 
winden  y  gwyntiaw, 
windig  y  gwyntawg. 
winden  y  guintaU 
sich  winden  y  gwingaul. 
der   Winky  gwing^  yng, 
winken  y  yngan. 
der  Winkel  y  gwig,  angel. 
die  Wippe  y  gwib. 
wippen  y  chwipiaw. 
der  Wirbely  Wirtely  chwiw. 
wirblig,  chwiwedig« 
der  Wisch  y  hwygg. 
wischen  y  hwyggaw. 
wissen  y  gwyddau« 
das  Wissen  y  gwyt« 
die  Wisse nchafty  gwyddianf. 
die  Wiltwey  gweddu« 
verwittweny  gweddui. 


101 


die  Woche  ^  wjthoa. 

wSehenilicky  wjthnosi. 

w^neHj  chomein. 

der  Wolfy  gwilov, 

die  Wolle  ^  gwlau ,  olaji* 

wollig  j  gwlanaid. 

wollen^  gwjlljtü. 

die  Wonne  f  g^jn^  foDO. 

der  Wucher ,  per. 

wuchern  y  ocru, 

wühlen  j  cbwjHa. 

die  Wucht  j  luchd. 

die  Wunde  y  guin. 

verwunden  j  gan. 

der  Wunsch  f  guidh^. 

würdig  j  gwiw, 

die  Würdigheüj  gwiwdavi. 

die  Wumäy  gwraidd. 

die  WütU^  gwores. 

die  Wuih,  gwjth. 

wüihen^  gwjhan. 

wüihigy  gwjtliaiD, 


Zahlen j  tala. 

das  Zahlen,  tal. 

der  Zahler  j  talvr. 

xahmy  calla« 

xuhmenj  callaich. 

der  Zahn^  totg. 

die  Zange  i  teaugat« 

der  Zank,  cecr. 

der  Zänker  j  cecraeth. 

zanken  y  cecru. 

der  Zanken y   Zweige  ceaiig. 

seAfi,   deg. 

dat  Zeichen  y  s^l. 

die  Zeiiy  giait,  Md. 

die  Zelle  y  ceal« 

das  Zelij  telt,  celdj. 


das  Zeugniu,  feist, 
der  Zephyr^  ceabhar, 
die  Ziege  y  dgh« 
der  Ziegel y  tivleeD. 
die  Ziegelei,  tivlereach. 
ziehen  y  tynau. 


das 


tjn. 


der  Zieh  « ,  Magneieieiny^  t  j- 

faer. 
der  Zieher  y  tjowr. 
die  Ziffer,  cbjfr» 
die  Zinne,  cjn. 
der  Zins,  eis« 
£t«sra,  cillidaw» 
die  Zinerente,  cjnnliretb« 
der  Zipfel,  dibl. 
der  Zirkel,  cearcaK 
xUehem,  chwififiad,  si« 
das  Zischen,  siad,  cbwfffiaw. 
zitiern,  cridia«,  ysgridu. 
das  Ziilemy  erjd. 
die  Zitze,  eiche, 
der  Zoll,  toll. 
zollen,  toll, 
das  Zollhaus,  tolfa. 
züchtigen  y  coslii. 
der  Zucker,  sugr,  siucar« 
2iic2:eri»j  sugrau. 
zünden,  ejDueu. 
die  Zunge,  teanga. 
zuweilen,  weitbiaw. 
zweiy  dyrj,  dau. 
zweisilbig,  dwjsHlavg. 
der  Zweite,  dwjfed. 
der  Zweig,  geug,  gwiail. 
zweigig,  geugacb.  gwialawg, 
der  Zwerg,  carrao,  searg. 
die  Zwiebel,  cibolessen. 
der  Zwillig  (Zeug),  guefcl. 
zwitschern  {der  Y6ge\),  yiwi- 

tiaw. 


Anmerkung.  Dieser  Nachweiss  beziehet  sich  nur  auf  die  hoch- 
deutschen Worte  und  ist  daher  kein  ganz  vollständiger.  Er 
enthält  sub  A.  76.  B.  190.  C.  60.  D.  70.  B.  76.  F.  140. 
O.  132.  H.  88.  h  24.  K.  224.  L.  93.  M.  143.  N.  IM)  0.  17. 
P.  143.  Q.  9.  B.  166.  S.  374.  T.  100.  U.  21.  V.  27. 
W.  111.    Z.  65  Worte,  zusammen  2369. 


in 

'VerBelelmlss 

von  lateinischen  Wörtern, 

welche 

ans  der  keltischen   Sprache    stammen  mögen,    unter 
Beifügung    ron   einigen    entsprechenden   griechischen 

Wörtern, 


A. 

AkbreviarCy  abbrerer,   betrat  (Br.),  brist  (Gl.). 

abdiearej  diobfadh  (GL). 

ßbdicere,  diak  (GL). 

ahoUre^  aboliMa  (Br.),   ditbich  (GL). 

abartio^  aouilltre  (Br.). 

a&r«foiiiM»,  afron  (Br.). 

ab$en$,  abesaat  (Br.). 

abgätUiaj  abezantt  (Br.). 

absolutio  t  abtoleid,  taofadk  (GL). 

abslinensy  stuama  (GL). 

abtiineniiay  abstinance  (Br.). 

abundam y  ahouuy  founn  (Br.),  pailt  (GL). 

iAmmianHa^  paUtm»  (GL),  pilUiite  (Br.). 

abundare,  founna  (Br.),  bi  pailt  (GL). 

abu9usj  aboM  (Br.). 

ahuH,  abusonr  (Bn). 

abjß%9u%9  aibbeis  (Ir.).  —  Sßvccog» 

acc€ntu9j  accan  (W.). 

acceptabilüj  recehuable  (Br.),  cjneradwy  (W.). 

acceptiOy  cjmeradwiad  (W.),  gabbail  (GL)b 

aceessMSj  cead  (GL). 

accidensy  aidde  (Ir.). 

acciperCy  cjmerio  (W.),  gabh  (GL). 

acclamarey  glaod  (GL). 

accwdus^  accord  (Br.)» 

accumulare,  aeomol  (GL),  acomal  (Ir.). 

accunare,  accoflein  (Br.),  «ataid,  agair  (GL). 

accm$aiio,  accaiation  (Br.),  casaid  (GL). 

accuuUor,  casaidiche  (GL)« 

acer^  aicr  (Br.),  egr^  ecraid  (W.),  learfai  geaer(GL),  acar  (In). 

aemrhare ,   egn  (W.)  j  dean  searb  (GL). 

acerbüas^  geore,  learbbad  (GL),  egred  (W.). 

acidu9,  goirt  (GL). 


—    106    — 

acoty  g 

acgi/i'^cire,  geuracbd  (Gl.). 

.  .rCy  aquessein  (Br.),  coisin  (Gl.). 
acqut  ^^Iq^  aquesse  (Br.),  coisneadh  (Gl.). 
acrimo^^^^  huerhoimic  (Br.),   goirteachd  (Gl.). 
actOy  ach  (Gl.)   —  axTiJ. 
aclio ,  accion  (Br.) ,  achd  (Gl.) ,  acht  (Ir.). 
activus  j  hastiff  (Br.). 
aciualia,  actuele  (Br.). 
actus,  acte  (Br.). 

acuere,  egru  (W.),  geuraich  (Gl.)  —  äxd^uy. 
acuieuSj  cuilg,  colg  (Gl.),  col  (W,). 
acumen,  egredd  (W.),  geire  (Gl.). 
acutus,  egr  (W.),  geur  (Gl.). 
adamas ,  adamant  (Gl.)^  diamant  (Br.)  ^ —  äddfiag. 
adamas  (der  Magnetstein),  emein,  aiinain  (Br.)  — -  fiayyi^Trfg, 
adjirmare,  assurein  (Br.). 
adßrmatio,  assurett  (Br.). 
adhaerere,  adharadh  (Ir.). 

admirabiliSj  admirable  (Br.),  miorbhuileach  (Gl.). 
admirarSy  admira  (Br.). 

admiratio,  adiniration  (Br.),  adamhradh,  moladh  (Gl.). 
adnotare,  arnodi  (W.). 
adnotatio  y  arnod  (W.). 
adorahilis,  adorable  (Br.). 

adorare^    adorein^    azeuli  (Br.)^    eiddoli  (W.),     aoir  (Gl.)> 
adharaim  (Ir.). 

adoratio,  aoradh  (Gl.),  adhra  (Ir.). 

adparare  y  aprestein  (Br.). 

adparatio,  apreste  (Br.). 

adparatus,  opprestemantt  (Br.). 

adprobare,  aproquein  (Br.). 

adsedere,  es^ein  (Br.). 

adspectus,  jspaith  (W.). 

adipergerCy  esspergein  (Br.). 

adspicere,  yspeithiau  (W.). 

adtactio,  attouchement  (Br.). 

adtestare,  dean  teisteas  (GI.)^  ardysta  (W.)^  testaniein,  de- 

stani  (Br.). 
adtestatiOy  teisteas  (Gl.)^  ardyst  (W.),  testani  (Br.). 
adtingerCy  telmlaw  (W.). 
adtrahere,  tarruing  (Gl.). 
adtributio,  buaidh  (Gl.). 
adulter,  adhaltranadi  (Gl.),  adhaltraidhe  (Ir.y. 
aduUerare,  aroultri  (Br.),  dean  adhaltrannas  (GL). 
adulterium,  arultriez  (Br.),  adhaltranas  (Gl.). 


—   lii  — 

advetuij  adTan  (Gl.)« 
adversarius,  eascar,  esgar  (Gl.). 
adverlere,  aTertissein  (Br.). 

aävocaiUMy  adTocatt,   alTocacad  (Bn),    adliocaid  (GK)j    Adh- 
bhacoide  (In). 

aede$,  aite,  aroi  (GL),  adaü  (W.)  -—  o7xoc* 

aedificare,  edifiza  (Br.),  dean  (Gl.),-  aidTladu  (W.y  —  olxo- 

aedificium^  adeilad  (W«),  aidaacb  (Gl.)  -—   obo^ofiif. 

aeii»/!co^or  ^adeiladwr  (W.)   -^  ohoi6/nog. 

aequilibriumy  cochothromachadii  (GL). 

aequHoMy  ceartas  (Gl.)» 

aequus^  egal  (Br.). 

air,  aurOy  aer  (Gl.  ii.Ir.)9  aer,  aire  (Br.),  awjr  (W.)  «^  diff. 

aesj  tts,  umlia  (GL),  ajr,  aire,  aren  (Br«). 

aesär,  aosar  (GL). 

aegtas,  aosteas  (GL)« 

aeHimabÜiSj  meaaail  (GL). 

aegiimarey  measj  laach  (GL). 

aeta$,  aevitOM,  aes  (Br.),  oes,  oed  (W.),  aois  (Gl.)^  eata  (Ir,). 

aether,  adhar  (GL)   —  al9i^. 

aeth^reuiy  adharail  (GL). 

aevum,  aoia  (GL). 

ttffahili9y  fatlteach  (GL). 

mfabaUoB,  farasdadkd  (GL). 

affigere  t  fastaidb  (GL). 

afßrmare,  assurein,  adzari  (Br.),  fianoiaidi  (GL). 

afßrmaiio,  fianais  (GL). 

afflictare^  affiigeio  (Br.). 

affiicioHo^  affliction  (Br^. 

agevy  acre  (Br.),  acatr  (Gl.),  eg,  esgjr,  erw  (W.)  —  A/Qi^. 

agglulinare,  glaod  (GLi 

agiliSy  clis  (GL),  sean  (Br.). 

agaOae,  cliseachd  (GL),  gil,  dl  (W.),  sgaBdaitt  (Br.). 

agniiiOy  aitneadiadh  (GL). 

agnoscerey  aithnich  (GL). 

agnu$,  uan  (GL),  oen  (W.),  ooein  (Br.)   —  afAv6^. 

agninuSy  oenyn  (W.). , 

ahenum,  aghan,  amhuin  (GL). 

ala,  aden  (W.),  asgal  (GL),  ass^oell  (Br.)« 

alabastrum,  alabastro  (Br.)  -^  aXdßaaxQog, 

alacriSy  cryi,  djchrjs  (W.),  clis  (GL).    . 

alacriiaa,  eridhealaa  C^L^« 

alauday  alhrede  (Br.),  uueag  (GL). 

alhuBy  alp  (Br.),  bau  (GL). 


(Ir.),  all,  aral  (Br.)    —  aUoc. 


—     IVB     — 

alere,  alaich,  araich  (Gl.),  alatm  (Ir.). 

alienus^  all  (Ir.). 

aliquot  i  cuid  (GL). 

aliuB^  all,  eile  (Gl.),  aillin  (Ir.)^  all, 

alligare,  ceangail  (Gl.). 

aliocutiOj  colabhairt  (GL). 

almu8,  ailm  (GL). 

aloä,  elyw  (W.),  alo»  (GL). 

alphabetum,  aibhlitir  (GL). 

alpis,  alp  (GL),  ailp  (Ir.)  —  akni^. 

alpinus^  ailpean  (GL). 

aUare,  altair  (GL),  aater  (Br.). 

alter j  areile  (GL),  Hall  (W.)^  alltarach  (Ir.),  aral  (Br.). 

altercatiOf  conspoid  (GL). 

alternarey  atharraich  (GL),  llallu  (W.). 

alternatto,  atharracliadh  (GL). 

altitudo,  airdhe  (GU),  uchdra  (W.). 

altOTy  adhaltrach  (GL). 

altrtjCy  ban  altruim  (GL),  altroma  (Ir.). 

altU8y  ard,  alt  (GL),  uchel  (W.),  allt  (Ir.). 

aiumeny  alm  (GL),  alun  (Br.). 

alurnuay  ban  altruin  (GL). 

amabilitaa,  madeleah  (Br.). 
amare^  amarcach  (Ir.),  ainaideach  (GL). 
ambactus,  ambas  (Ir.). 
ambitiOj  ambition  (Br.). 

amenSj  amaid  (GL),  aimid  (Ir.),  amouaett  (Br.). 
amentia^  amouaediguiah  (Br.),  amaideachd  (GL). 
amicusy  amj  (Br.),  amail  (GL). 
amniSf  amha,  amhuinn  (GL),  avon  (W.). 
amor,  «marac  (Ir.)* 

amphibiumj  amprehon  (Br.)  —  äfimlßtgv* 
amphoray  amliar  (GL)  —  afjiffoqiv^* 

ampullay  botui  (GL),  potel(W.),  boutouiln  (Br.) — nop,(f6Xvi* 
amplißcarey  eanga  (W.),  leudaich  (GL). 
ampluSy  easg  (W.),  ang  (GL). 

amjfgdala^  alamandeen  (Br*),  graobb  almoin  (Gl.)  —  &iA,v^'SiXr^^ 
amyluMy  min  (GL),  ampesquen  (Br.)  -*  ufivXov. 
analogiay  havalediguiah  (Br.)   -^  avaXoyla* 
anchora,  ancorOy  angor  (W.),  ancor  (Br»),  aoker,  acraich 
(GL)  —  uyxvQo» 

ancillay  gille  (GL). 
anethumy  anis  (Gl.)  —  liyfj9oy* 
angelicOy  aingileach  (GL)« 
angeluMy  aogel  (W.)»  aele  (Br.), 


aiogeal  (GL)  —  uyykko^. 


oüfor/echor)  aDgwjth  (W.),  amligliar  (GL))  mIlmi  (Br.). 

anguUlOy  aogaillen,  aTicl  (Br.)y  •atgatin  (GK)  •-«  lx;t*^C* 

anguluM,  0Dgl(W.))  oilean^  eang,  adiMb(GL)« 

angularis ,  ooglaidd  (W.),  oilleAAJMch  (GL)» 

angmlare,  ongU  (W.)« 

angusiarey  yngu  (W.),  cnmbaogaich  (GL)» 

aitgr«f«<a»«j  ukg  (W.),  cunihaiig  (GL). 

anheUiM,  aaaü  (GL),  anal,  hneh  (Bn). 

aiiisia,  anam  (GL),  aae,  ineaa  (W.),  eiiaid|  aiuas  (W.)  -— 

animal,  anetal  (Br.))  anUail  (W.)»  aiamUd  (GL). 

anismmj  anis  (GL)  9  aDisse  (Er.)  — •  äktmtwm 

annejTUMy  aoaadb  (GL). 

annoiäre,  araodi  (W.),  nunieh  (GL). 

at^noialio,  arnodia  (W*)j  comharrachad  (GL). 

annuluMy  ao,  ainn  (GL). 

annuMj  ain,  bliadhna  (GL),  blai  (Br.),  blwjdd  (W*)  —  JriavrJc« 

anterior j  ancieinoch  (Hr.).  , 

antiquita$y  arsaidheacbd  (GL),  arazer  ancteia  (Br.), 

aniiquuB,  ancien  (Br.),  adbaaoi  (Ir.). 

anirumy  antre  (Br.K  uamb  (GL)    —  £yr^oir« 

aperire'y  agori  (W.)« 

apejTj  becq.  (Br.),  spiris  (GL)i^ 

a/it>,  beac  (GL),  gwenyn  (W.). 

apographony  ath  sgrioabhdb  (GL)  *-^  aTgoyffOfo» 

apparatu9y  abairt,  acfbuinn  (GL). 

apo$tolu8y  abstol  (GL),  abestawl  (W.^  aboitole  (Br.)  —  ino--^ 

aroXog*  ^ 

appetituMy  ap^tite  (Br.). 
applicarcj  cleachd  (GL)» 
apprehendere ,  attrapein  (Br.). 
aprih'iy  ebril  (W.),  ebrel  (Br.),  aibrean,  abroo  (GL). 

aqua^  aw  (W.),  ach  (GL),  agoen  (Br.). 

aqnilay  aigl  (Br.),  eryr  (W.). 

arare,  ar  (GL),  aru,  aredig  (W.)  —    dgeöv, 

arätor,  aradair  (GL),  araire  (Br.)    — -  ä^^i^c* 

arairum^  aradr  (GL)  — >  S^rfior. 

arbiierj^  raith,  onpair,  breithheauih  (GL). 

arbitriumy  breith  (GL). 

arca,  arcb  (Br.),  airc  (GL). 

archaeeiogia^  arsaidheacbd  (GL). 

archiepucopuM,  are8gob(W.),  arbesscop  (Br.)  ••  dfxanlcxoM^g. 

arehiieetura^  ard  ohiachaireachd  (GL). 

archUeeiuBj  ard  chlachair  (GL),  ailtire  (Ir.), 

arcnarey  crom  (GL). 


—    HO    — 

arcmbaJitia,.athd\BMtre  (Br.). 

arctu,  archelte  (Br.),  bocha  (Gl.). 

arduüa$y  airdiontinn  (Ir.). 

arduuSy  ard  (Gl.),  erdd  (W.),  airde  (Ir.). 

area\  raoo,  aite  reidh  (Gl.),  laire  (Br.),  Uan  (W.).  \ 

arefacere,  arfeiliau  (W.). 

argentariuBf  airgiodach  (GL). 

argentum,  archand (Br.),  airgiod  TGl.),  ariant  (W.)— d(»yt;pfOv. 

argenieuMy  airgiotach  (Gl.^  —  a^yv^tog. 

argillay  criadh  gheal  (Gl.). 

arguerCy  arguin,  cuir  an  ceill  (Gl.). 

argumentum ,  argumaid  (Gl.). 

argutiaey  geire  (Gl.). 

artthmeiica^  eolas  aireamh  (Gl.)   — -  igtS-fifjux^, 

arUhmetiouty  aireamhach  (Gl.)  — «  äfi&fi7]Tix6g. 

ariduiy  tioran  (Gl.). 

ariea,  reithe  (Gl«)  — r  itgiog. 

arietariusy  reitheach  (Gl.)  —  xQKadtjg, 

arma,  arme  (Br.),  airm  (Gl.),  airf,  arf  (W.). 

armare,  armein  (Br.),  armaich  (Gl.). 

armariumy  armenere  (Br.). 

armaturOy  armachd  (Gl.)^  arfedigaeth  (W.). 

armatusy  armaiclite  (Gl.),  arfawg  (W.). 

armamentarium  y  armail,  tigLarm  (Gl.). 

armeniumy  airraheadh  (Ir.).  ' 

armifexy  armach  (Gl.). 

jlrmorica  (provincia),  arvoircq  (Br.). 

arriperey  ysgipiaw  (W.). 

arsy  arz  (Br.),  adhm,  eolas  (Gl.)«  - 

arsenicumy  arsDaich  (Gl.),  arcenisse  (Br.)   —   uQatvixov. 

articularey  altaich  (Gl.). 

ariicuIuSy  article  (Br.)^  alt,  airtegiol,  aobrun  (Gl.),  uc])arn(W). 

arti/ejCy  artisantes  (Br.). 

arüßcium,  ard  (Br.). 

ariuSy  art  (Gl.)  —  afd-gov, 

arvumy  ar  (GL),  erw  (W.)  —  ügovga^ 

ascendercy  esgjn  (W.),  ascnein  (Ir.). 

ascemiOy  asnadh  (Gl.),  esginiad  (W.),  anzansion  (Br.). 

astHUMj  asjn  (W.),  aeten  (Br.),   asal  (Gl.)  —  ivog. 

aspdrguiy  asperjus  (Br.),    asparach  (Gl.)  —   Aanagayog^ 

asphy  aesspig  (Br.)  —  uonig. 

assererey  saor  (Gl.). 

assessiOy  suidh  sios  (Gl.). 

asMiderCy  assedu  (W.),  asein  (Br.),  suidh  (GL). 

asiidujiaSy  dichioll  (Gl.). 


—  111  — 

asBigtH^re,  aczina  (Br.). 

a»9ignatio,  aezinatioii  (Br*). 

assiniere,  asusteiD.  azjsta  (Br.),  teai  (Gl.). 

a$$imäare^  samhloidi  (GL)» 

ataij  adad  (Gl.)« 

aiomu9,  adumh  (Gl.)  —  firo/uoc. 

airium,  aitreab  (GL). 

aiiendere,  attempti  (Br.).  ^ 

aileniio^  attantion  (Br.).  ^ 

aitenuare,  teneuaw  (W.),  tanaich  (GL). 

aitenuaiio,  teneoaad  (W.),  taoachadh  (Gl«).' 

aiieMiare,  s.  tesiare. 

aiioiiere,  tog  (GK). 

aitonare,  estoni  (Br.),^erjBu  (W.). 

aiiraherej  tarroing  (Gl.). 

auctor,  author,  awdur  (Br.),  ughdairj  athair  (Gl.). 

auciorarty  aotorisein  (Br.), 

auctoriia$j  aatorite.(Br.),  awdordawd  (W.)^  oglidarras  (Gl.). 

audactOj  danaclid  (Gl.). 

audire,  oiaw,  gwrandaw  (W.)^  eisd  (Gl.). 

audiiio,  eitdeachd  (Gl.). 

audUiory  ofyddiaeth  (W.). 

augmentarty  achwanegu  (W.),  meudaich  (Gl.). 

auguTy  nricin  (Br.),  offjd  (W.),  fiotaiche  (Gl.). 
awgurarey  oricinereah  (Br.). 
auguriuMy  uriciness  (Br.). 

augmHu9  (mentis),  awst  (W.),  eaust  (Br.). 

aula,  all  (Gl.)  —  uvX^. 

aurifexy  orcheard  (Gl.),  eurjch  (W.). 

auriga,  ara  (Gl). 

auripigmeniUMy  aorpimeDt  (Br.),  aurbibao  (W.). 

auri$,  as  (Gl.)  —  olg. 

aurora,  gwawr  (W.),  goleu  (Br.). 

aurum,  aar  (W.),  or  (Gl.),  aur,  eure  (Br.). 

a$freus,  orail  (Gl.),  eoraid  (W.). 

aurichalcumy  orchal  (Br.)   —  ({^ii^oAxoy. 

auMpidumj  uricinereah  (Br*). 

authoriia»  i.  auciarka», 

amimmnusy  aett  (Br.)* 

mvariiia,  aTarice  (Br.),  acor  (Ir.). 

aväruB,  aTaricioss  (Br.). 

avenay  harre  (Br.),  arbhar  (Gl.)* 

avi9,  eun,  ian  (Gl.),   edii  (W.) ,  eide  (Br.). 

avamcar/M,  jordre  (Br.). 


—    112    — 

axiUa,  asgel  (W.),  asgail  (W.),  a»el,  ascle,  caMll  (Br.). 
axity  aisil  (Gl.  u.  Br.),  echel  (W.)  —  Ulm. 


BaccOj  bacon  (W.). 

baculuB ,  bagl  (W.) ,  bach  (Br.),  badial,  bata  (Gl.)  —  ßum^ov. 

bajulare^  giulain  (GL). 

baiaena,  balan  (Br.)  —  ^oAoiya.. 

balare,  beaical  (Br.). 

balbus,  balbh  (Gl.). 

batbucinarey  balbutirCy  balbnsa^  balibuaeiD  (Br.). 

balsamum,  balm  (Gl.),  bäume  (Br.)  ^  ßdXaofAOV. 

balteuB,  bcilt  (Gl.),  bodryel»  bandoliere  (Br.). 

baptisma,  badizant  (Br.),  baistidh  (Gl.)   —  ßoaniafiu. 

bapiizare^  badeza  (Br.),  baUteadh  (Gl.),  bedjddiau  (W.) — 

barba^  barb  (Gl.),  barb,  barhue  (Br.),  barf  (W.). 

barbarus,  barbare  (Br.),  barbarra  (GL)  —  ßdffßa^og. 

barbatua,  barfedig  (W.). 

barboj  barfogja  (W.). 

barcOy  bari  (GL),  barcq  (Br.). 

bardus,  bard  (Gl.)   —  ßXat 

baro  (der  Baron),  baron  (W.  u.  Br.)  —  ßaQV^. 

basiare,  boqoein  (Br.). 

basium^  busag,  pog  (GL),  po<<,  pocyn  (W.),  boque,  buche  (Br.). 

batiiium,  bal  (Br.). 

batuere  y  bat  (GL). 

heatiimdOy  beannachad  (GL). 

heatuBj  beanDuichte^(GL)« 

bearey  beannaich  (GL),  benigueio  (Br.). 

bellarey  bela  (W.). 

bellum  y  bei  (W.),  bell  (Br.)  —  niXffxöq. 

benedicerCy  binizein  (Br.). 

benedictio,  bennoeh  (Br.). 

beneficium,  benevice  (Br.). 

henevolentia  i  Tolante  (Br.). 

berylluM,  beril  (GL). 

bestia,  beist  (GL),  bwysthil,  gwestiil  (W.). 

fte/a,  betet  (Gl.  u.  Br,)« 

betonica,  betanj,  betoin  (Br.). 

betula,  beite  (GL),  bedw  (W.),  beau  (Br.). 

bibere,  befa,  Wein  (Br.),  yfed  (W.). 


—    US    — 

hau,  bettl,  litte  (Br.l 

M#,  dit  (GK)   —  4/c« 

hitmwun^  bitome  (Br.),  pig  (Gl.). 

hiimw$inQ9u$^  bigheach  (GL). 

tiae»m$f  bloeig  (GL)  —  ßXaiCog. 

ttoMphemia^  blassfeme  (Br.)  —  ßXaCftifäa. 

tonm$y  boB,  bad  (Br.)j  bonn^  maith  (GL). 

bwrago,  borrach  (GL)* 

hereuMj  bist  (Br.)  —  ßootaq. 

biM,  bo  (GL),  biw  Cff*),  beodi,  bah  (Br.)   —  fl^(.    (Im 

alten  Latein  beiMt  oo»^  boa,  daher  aaeh:  bobUei  babaleoi^  • 

bubolaa. 
hraecae^  breacan  (GL),  bragec  (Br.)  —  ftfwata. 
hrttehiumy  brac  (GL),  breaeh  (Br.)  •»  ßffuxUop. 
brasHcaf  breajeh  (W.)* 
ireviare,  beetratt  XBr«)« 
hrevii,  beerre  (Br.)  — -  ßfa^vf. 
BrUanniaj  breatan  (GL),  breüi  (Br.). 
imtusy  bmdeil  (GL),  brutale  (Br.). 
bmbuUM$,  boacheile  (GL)  —  ßovuoX^g. 
bmccay  boca,  pog  (GL),  poce  (W.),  hoch  (Br.). 
bmfiy  buaf  (W.)»  baafa  (GL). 
kmglosa,  bagloia  (Br.)» 
bmigOy  baiig  (GL). 
huUa^  bailgean  (GL)* 
huHir€y  beraein  (Br.). 

hurguSj  barg  (61.),  bwrg  (W.),  bonreh,  borh  (Br.)  •—  mfvof. 
burgemUy  bargaia  (W.),  boardiit  (Br.)j  boirdeiaeach  (GL). 
bmiymmy  batar  (GL)  —  ßwtvfw. 
bujtmmj  botca  (GL). 
imjtuSf  bucta  (Br.),  bocia  (GL)  —  arvCoC. 


Cabailu$y  capnU  (GL),  capall  (Ir.)  -—  ira/faUi;^ 
emcarey  cac  (GL),  eachein  (Br.). 
emehimmUTty  gair  (GL)  «^  ««TTaCKy. 
eadaver,  eoffinarhue  (Br.)* 
eadbvj  eada  (W.). 
eueem$y  caech  (Ir.). 
eaedere,  eadn  (W.)w 
eoerefolium,  cherfitl  (Br.). 
caermoii/a,  ceremoni  (Br*)* 

S«lhnltte  Stil.  ANnth.  IL  B4.  B 


—     114    — 

calamiiaij  call  (Gl.),  coli  (W.). 

calamusy    cuilc   (Gl.),    calaf  (W.),    »caueeoD    (Br.)    —  xo- 

calarcy  galw  (W.),  goir  (GL). 
calcaTy  calg  (Gl.). 
calcare,  saltair  (GL). 
calculusy  clachag  (Gl*)« 
caldarium,  caüawr  (W.). 
calendacj  cael  (Br.). 

cal^ndttrius,  caladar  (Br*)i  caileindeir  (Gl.). 
.  califQy  gal,  gail  (Ir.). 
caliXy  cailis  (Gl.),  calice  (Br.)  —  xvXijf. 
callu8y  called  (Br.)« 
calumHiOj  cabl  (W.),  enllib  (Br.)w 
calumniare  y  cablu  (W.),  enllibio  (Br.)« 
calumnioiuSy  cableid  (W.)^  enllibus  (Br.). 
calvusj  calbh  (Gl.). 
calx ,  calch  (W.),  caile  (Gl.). 
cameilt Bj   camell  (W.),    camhal  (Gl.),    canvale   (Br.)  —  xa^ 

fifjXog, 
Camera  j  camer,  cambre  (Br.)  — •  jm^o^ae. 
caifiiiii««,  cheminal  (Br.),  simme^  simdd  (W.)  —  xtifiivog, 
camisea ,  caimis  (Gl.) ,  camisolen  (Br.). 
campus^  camp  (Gl.  u.  Br.). 
canalis,  canal  (Gl«),  can,  canole  (Br.). 
cancellarius ,  chanhellawr  (W.),  canceliere  (Br.). 
ca9u;gx^    craiMjj;,  (W.) ,    cainnseap  (W.),  cangre   (Br.)  —    xa^- 

candelaj  cantol,  goleueeon  (Br.),  caDvyll  (W.),  coinneal  (Gl.)* 

candelabrum^  candolezr  (Br.),  coinleir  (Gl.)« 

canere^  can  (Gl.),  cana,  canein  (Br«),  cann  (W.). 

caniculutj  cuilean  (Gl.),  cwniog  (W.),  conicl  (Br.). 

caniSf  can,  cu  (Gl.),  ci  (W.)  —  xvwv> 

canisirumj  canastair  (Gl.)  —  xavaargov. 

cannay  cane  (Br.)« 

cannabtB,  canaib(Ir.),  caimb  (Gl.),  couarh  (Br.)  «—  xavvaßig. 

cantaiio,  camuail  (Gl.)» 

catUory  cantair  (Gl«),  canwr  (W.),  caanour,  dianire  (Br.)« 

cantus,  can  (Gl.  u.  Br.),.caiiii,  canon  (W«),  caDoeena  (Br.)« 

cauuSf  can  (W.). 

capaciiasj  cumbachd  (Gl.),  pabl  (W.). 

capaje ,  capabe  (Br.). 

caperey  ceap,  gabh  (Gl.),  cipiau ,  cimeridi^  grabiA  (W«). 

capisy  capa  (Gl.)  —  xottiq, 

capistruMf  cabasdair  (Gl.),  cabjsir  (W.)  —  x^Triorpay« 


cmpiiuJum^  cabUeol  (W.)^  caibidoil  (QL),  ehabfatve  (Br»)  -^ 

capoj  caboon  (Br.),  eapen  (GL). 

capparisy  capreen  (Bt.)  —  nrnnäffic* 

caproy  gafr  (Br.),  gabhar  (GU). 

capliviias,  captifitä  (Br.)* 

capiory  cipiwr  (W*)» 

captuBj  [captivu9\   caeth,    caethwr,  dp,    jtgip  (W.),   catottfp 

(Br.)-         . 
capuiy  c<np,  cota  (Gl.),  cap,  peenn  (Br.)>  ciiap(W.)  —  jm* 

caroy  caret  (GL  u.  VV.), 

caragOj  cairt.(G].}« 

carbunculuMj  carbuDcol  (GU),  carmbaogal  (lr»)« 

carcer,  carcair  (Gl.),  carchar  (W,)» 

curctrarey  carcbaru  (W.). 

carere,  card  (Gl.)» 

careum,  carabhi  (Gl.). 

Caritas  (magnum  pretium),  carite,  carante  (Br.)^  cordawd  (W.)| 

gort  (Gl.)  —  (i.  q.  amor)  caraid  (W.),  cairdea«  (Gl), 
carminarej  card  (GK). 
carminatioj  cardadh  (Gl). 

caro,  carn  (Gl.),  car^  cnig  (Br.),  dg  (W.)  —  cdpj. 
carota,  carotte  (Br.). 
earpenlumy  carbad  (Gl.),  carr  (Br.). 
carpio,  carp  (Br.),  carbbanag  (Gl.)  —  xafnüai^. 
caruBy  car  (GI.)^  caraip  (W»),  calre  (Br.). 
carroy  carrusy  carrucoy  car  (GK),  carr  (Bi*.  u.- W.),  eAraii(W.). 
carrugOy  carocbe  (Br.). 
casay  cas  (Ir.). 

caseusy  caise  (Gl.)j  cawi  (W.)^  casw  (Br.)* 
coHanea,  castan  (Gl.),  quistineenn,  kistin  (Br.)  —  «d^ttti«. 
castellumy  tZB,  castel  (W.),  caisteal  (GL),  caatell)  luUPtel  (Br.), 
ca8teilant$Sy  castellwr  (W.),  cattellan  (Br.).. 
catiigare,  eeastaighim  (Ir.)^  cosbi  (W.),  eaititii  (Br.)i 
caMiigatiOy  casti^  castiment  (Br.). 
casiHoMy  caidheadb  (GL),  gnaithtaid  (Br.). 
ca»ior,  casterr  (Br.)  —  srdonv^. 
casim9y  .caid  (GL),  diaat  (Br.). 
casus y  cas  (Br.),  codwm  (W.)* 
caiefUij  cadwjn  (W.),  ckaleen  (Br.)« 
eatenare ,  cadw/itew  (W.). 
esU€r¥m^  tji&i  catl/rfa  (W.)»  eeatbam  (GL). 
cathedra y    catbair    (GL),*    cadair   (VT.),   cadoair«    (Br.>   «^ 
xa^/d0O« 


—    116 


eattOj  cath  (W.),  caz  (Br.)  —  natra* 
eauda,  cont  (W.). 

caulis,  caul  (Gl.  u.  Br.),  cawl  (W.)  — 
causa ^  caus  O^r.),  cuis  (Gl.),  achos  (W 
cauierimm,  cautaire  (Br.)  —  xavrijfiov. 
cauiio,  cautioD,  crett  (Br.). 
cavarey  cafniaw  (W.). 
eavea^  caouideed  (Br.). 

eaverna ,  caf  ( W.) ,  cafarn ,  caffaryn  (Bi 
cavusy  cau  (W.),  caf  (Br.),  caoch  (Gl.)^ 
cedruSy  seudar  (Gl.),  cedre  (Br.)  —  miSqoq. 
celarey  cell  (GL),  celcu  (W.). 
celebrare,  praise^  ceileabhair  (Gl.). 
celebriBy  cliuiteach  (G1.)^  clodfawr  (W.). 
cella,  cell  (Gl.  u.  W.). 

cementumy  cimant  (Br.),  cjmmrwyn  (Gl.). 
censuiy  eis  (Gl.)^  ced^  dich  (W.),  cance  (Br.). 
cenium,  cend  (Gl.),  cens,  cantt  (Br.),  cant  (W.)  —   i'x 
cepa,  cibelljOy  sibol  (W.),  cibolessen  (Br.). 
ceray  ceir  (Gl.),   cwyr  (W.),  caire  (Br.)  — ,>f^QOS' 
cerasuMy  ceirios  (W.),  ceirioesen  (Gl.),  quiriseenn,  kerez 

cerefolium,  cerfilh  (Br.). 

cereuBy  ceirein  (W.)  —  xfjgtvog. 

cernerty  ceniaw  (W.). 

certameMy  cath  (Gl.),  gjrth  (W.). 

ceriarey  certhain ,  cyrthiaw  (W.). 

certey  certein  (Br.). 

ceriuBy  certh  (W.),  certcn  (Br.),  ceart  {i 

ineertuMy  digerth  (W.). 

ees$aiiOy  cess  (Br.). 

cervMSy  cerwjd  (W.),  carw  (Gl.),  carhue 

charitaMy  s.  Caritas. 

ckordoy  cord  (Gl.)  —  X^9^^* 

choruBy  cor  (Gl.  u.  W.)  —  yoQoq, 

chronica,  croinic  (Br.). 

cibuBy  cig,  dgfwjd  (W.). 

cicatrijTy  craith  (W.). 


(Gl.). 
(Br.). 


cicatrijTy  craith  (W.). 
cichoreumy  cicorea  (Bi 
cicania.  cicoien  ^Br.1. 


seinA- 


-    IIT    - 

ciknamum^  cainceal^  caiial  (61.)^  caacelle  (Br.),  caMl  (W.) 

—  xirrafiov, 
eippuMy  eeap  (Gl.). 
eircmluBj  cearcal  (Gl.),  cwr,  cylch  (W.)^  querrle   (Br.)  «— 

cir€tim$taniia f  circonstance  (Dr.). 

c/ara,  dst  (Gl.  a.  W.)  —  xtarii. 

ci$ielia\  OMleag  (Gl.)  —  xioxtdiov. 

cUm»j  eicait,  esgwid  (Hr.),  yawid  (W.). 

eMcuMf  cyweithatawl  (W.). 

Civäis^  cjfljs  (W.). 

ciin$,  ciwdodwr  (W.). 

eiviiasy  ciwdawd,  cjweitlias  (W.). 

elamare,  gairn  (Gl.),  ysgreaa  (W.)  —  u^JifyiP. 

clamaTj  glam  (Ir.),  glaod,  cair  (Gl.),  ysgredi  (W.). 

clangere^  glioog  (Gl.),  tiagau  (W.)  —  nXafyit. 

eiangpr,  glang  (GL),  clap  (Br.)  —  »Aa/}^. 

ciarare y  glan  (Gl.). 

clariiaSy  elaerder  (Gl.),  tclerdet  (Br.). 

etarvM,  ciaer,  glan  (Gl.),  glan,  claer,  eglwr  (W.),  sdera  (Br.). 

clai$i$f  clais  (Gl.)^  claca  (Dr.). 

claihrm,  cliath  (Gl.)  —  uUT^qw. 

claudere,  closeün,  cammein  (Dr.),  eckwDg  (W.)  ^-  »XiiüPx 

clamduM,  cloff  (W.),  camm  (Dr.)u 

eiauMirtamy  edot  (Gl.)  —  srXci^por. 

ciaun$m,  clwjf  (W.). 

clamsuif  clof  (Dr.). 

clava,  cvaille  (Gl.). 

clavUy  glas  (Gl.),  alchouez  (Dr.). 

elavusy  claw  (Br.),  do  (Ir.). 

eleperty  cliob  (Gl.)  -—  srX/iiTCir. 

elericuBy  deirioch  (Gl.)  < —  «ili^^xap. 

eleruMy  deir  (Gl.)  —  xXi^p^. 

clinameHy  daonadh  (GL)  —  &srXf0ic. 

elinarey  daon  (Gl.)  —  «X/ycm 

elivurnt  dipen  (Dr.). 

ctmniSf  dan  (Dr.^. 

elyHery  diottar  (Gl.)  —  JcXvoTi^f. 

coagular^y  eoaillein  (Dr.). 

eocanewiy  codirodd  (W.)  —  xdjourac. 

«HNTCtfOT,  cocq  (Dr.),  coch  (W.J  —  jcoimoc* 

Cochlea y  cotlleag  (GL)  —  nox^t^^ 

eoelum,  eeal  (GL). 

coemoy  ciniaw  (W.),  coinne  (GL),  cocinn  (Dr.). 

coenarCy  dniawa  (W.),  coeinDjein  (Br.), 


-^    U8    - 

eoenum^  canJi  (Gl.),  cwth  (W.), 

coeihuSy  cuideachd  (Gl.), 

cogüarcy  chongein  (Br.). 

coitua^  coinneamli  (GL). 

col.arej  coileir  (Gl.). 

coilegiumy  coldisde  (Gl,), 

colli»  y  col  (W.),  coug  (Br,), 

colivm,  coli  (Gl.). 

Colon y  caolan  (Gl.),  boelen  (Br.)  —  xaiAoy. 

cölonusy  coledd  (W.). 

columbtty  colm,  columan  (Gl.),  colamen  (W.),  dorn  (Br.), 

columna,  clonn,  colbh  (Gl.),  colofn  (W.). 

colusy  cogail  (W.),  cuigeal  (Gl,). 

combinare,  combbluinii,  cjfunaw  (W.), 

comedOf  comaid  (Gl.). 

comesiurUf  combite  (Gl.), 

comi  ariy  combaid  (GL). 

comitatuSy  coimbtbeacbd  (GL). 

comitium,  coinneamb  (GL). 

commcaius,  coimbeadacbd  (GL), 

commcndare,  cjmynu  (W,),  tioinain  (GL), 

cornmemoratio j  cuimbneacbad  (GL). 

commodarcy  cuidich  (GL), 

comoedia,  cymvawd  (W.)  —  xwfiüidia, 

commiscere,  combeasgaicb  (GL). 

communicarcy  cjmunaw  (W.), 

Community  cumant  (GL)  —  y.onog. 

communitaSy  commun  (GL),  cyinun  (W,)  —  xoiyoii^c, 

compacium,  coimhcheangal  (GL). 

compar,  coimpire  (GL), 

compararCy  commeri,  coinparagein  (Br,). 

componere^  compondu ,  composein  (Br.). 

compotatiOy  compboit  (Gl.),. 

comprehendere  y  compreii,  compreneiii  (Br.)- 

computus,  compod  (Br.). 

eonceptio  ,  conception  (Br.), 

conciliare y  ceaogail  (GL),  cyweslu  (W.). 

toncludercs  cloi  (W,)  —  ovy^XtUiv, 

conclusiOf  cIo  (Vf.). 

concordare,  cord  (GL). 

concordiay  coirdeas  (GL) 

concubinoj  coimbleabacb  (GL),  cjweljei  (W.). 

concubituSy  combluidbe  (GL),  cjwelyogaeth  (W,)« 

condemnaiio,  condannation  (Br.), 

conditio,  coiDgiol  (GL). 


—    119    ^ 

conduetreg  conduiein  (Br*). 

cou/Ueri,  cotez  (Br.). 

congmerey  cruinuidi  (GL). 

canjmngere,  ceangail  (Gl.)^  cjrmwedd  (W.). 

caujuratiOi  cogndh  (Gl.)« 

connecitOy  comhoasgadh  (GL)^  cywMUck  (W.). 

cfmniverty  c^og  (Gl.). 

c«fMciir«i/ta,  coiAntias,  coguU  (Gl.)« 

Q9n9cn»u9y  coDtantemeiit  (Dr.). 

consent ire ,  cousiantAiA  (Br.l« 

CQMMervare,  conaerTeio  (Br.). 

conaiderare,  jstjriaw  (W.). 

cimsUiorej  cjsjliau  (W.). 

conMiii'arim» ,  cjsjliwr  (W.). 

cantiiittm,  ej$y\  (W.)^  couibairl«  (Gl*)« 

consolariy  cooioleiD  (Br.)j  tolaaaicli  (GL). 

cansoriesj  consort  (Br.). 

coHMiare,  coctUw  (W.)»  eost  (Gl.)« 

coniuis  consul  (Br.)« 

eammkatio^  consulUMlut  (Br«). 

couBumere,  eonsomi  (Bn). 

camaminare  ,  conUmi  (Br.), 

contemnere,  tremjgu  (W«)« 

contemplari,  contemplein  (Br.). 

cantendere y  iarruiüg  (GL),  cynliena  (W.). 

coniinuarty  continueia  (Br.)« 

contraciuty  co^trad  (Br.),  conradh.  {Ir«),  cofiaat  (W.). 

conlraherey  tionail  (Gl.). 

cantrarium,  contrell  (Br.)« 

contrarius y    croiieil  (GL),    cwthr,    tji\MM   (W.),    coutrrtl 

(BtX 
coniriouere,  cjsporti  (W.). 
contributiOj  cysport  (W.). 
contumelia,  gveli  (W.). 
Conus  s  ceylys  (GL)  —  xmoi^ 
convenirc,  coinnkh  (GL). 
conventuSy  cofen  (W.). 
cooperarcy  cjweitlüaw  (^O* 
copiOy  coip  (It.),  copi  (Br.)« 
copulatio,  coubladur  (Br.). 
coquerty  cocq  (Br.),  co  (GL)* 
coquina,  ccgjn  (W.). 

coquusy  cog,  kegincr  (Br.),  cög,  ^ocair  (GL),  ccgioowr  [Xi.). 
cor,  corail  (Br.),  cri  (Ir.),  cridhe  (GL)  —  n^Q.  KOf iia. 
coralium,  epireal  (GL),  caraUl  (Br«)  —  uofolhov. 


IM    — 


corajp,  rocaia  (Gl.)  —  Hopa^ 

eorbis,  carb  (Gl.),  corbell  (Br.)^  cawell  (W.). 

coriandrums  coriander  (Gl.)  —.^oqlawov. 

corium,  cor  (Br.) ,  craccion  (GK). 

cornu,  corn  (W.  u.  Br.),  adhare  (Gl.)  —  x^^ag. 

corneusy  coroaed  (W.)  —  xiQartvog. 

eornus,  cwro»  (W.). 

Corona y  coron  (W.),  crun,    coron   (Gl.),  caroin  (fr.),  aontom 
(Br.). 

coronare,  coroni  (W.),  crun  (Gl.),  giirunein  (Br.). 
corpus y  corp  (Gl.),  corf  (Br.),  corff  (W.). 
correctory  cronadair  (Gl.). 
corrigercy  cronaich  (GL),  corrigein  (Br,). 
corrumpercy  coirip  (Gl.),  corrompein  (Br.), 


crcatiOy  cread  (W.),  cruithachd  (Gl.),  croueediguiah  (Br.). 

Creator,  crewr  (W.),  crouer  (Br.),  cruithfear  (Gl.). 

creaturay  creadur  (W.),  crouadur  (Br.) ,  creutair  (Gl.), 

creber,  cre,  cref  (Br.). 

credensy  creidsin  (Gl.). 

credere.  credu  (W.  u.  Br.),  creid  (Gl.). 

credibiliSy  credable  (Br.). 

creditum,  crededd  (W.). 

crediius,  creidte  (Gl.), 

creduluMy  creduss  (Br.). 

frepusculum,  crapuisguil  (Ir.), 

creiceniiay  crisscadur  (Br,). 

crescercy  crUsquein  (Br,). 

creta,  criadh  (Gl,),  creye  (Br.^ 

cribrare,  criatliair  (Gl,),  croers 

cribrum,  criatUar,  rideal  (Gl.), 

crimen,  coire  (Gl,),  crime  (Br,), 

criminari,  coirich  (Gl.), 

crines,  greana  (Gl.). 

crinitusy  greannach  (Gl.). 

crisparcy  crjcha  (W.)  ,  caisrigich  (Gl.). 

CrißpuSy  crych  (W.). 

crUpatus,  crjchedig  (W.). 

crietOy  cribel  (Br.). 

proceus.  crochach  (Gl.)  f—  xooKivoc. 


cmtOy  cnbel  (or.). 

proceuSy  crochach  (Gl.)  f—  xfoKivog. 


erocMMy  croch  (GL)  ^  «^^oc*. 

crueiarej  craid  (Gh),  croe«  (W.)« 

ermcffigmrej  croesi,  croeshoeliad  (W.),  eniceftetn  (Br.)« 

ermdeligy  croel,  criz,  cruele  (Dr.). 

crmUlüas,  creolonaetk  (W.)^  criader,  cridaitt  (Dr.). 

ermdu$ ,  cntadh  (Gl.),  crif  (W.). 

^ntor,  cran  (W.)^  gaor  (GU)j  goaett  (Br.).  ^-  xpvo^» 

crm9ia,  cnrt,  crett  (W.),  roigj  crawen  (Gl.),  kreun  (Br.). 

^TiMlare,  crestena  (W.). 

ervjc,  croc  X^*)*  ^^"^^^  (^-)^  croex  (Br.). 

eryiiaUinu»,  crisialaiii  (W.)  •—  x^vcraXXtvoQ» 

€rj^§iaUu9y  crioftail  (GL),  crisial  (W.)^  criftale  (Br.)  —  »fi^ 

üiaXXog* 
embicmimm,  cabbacail  (Ir.). 
emhiiej  cuilce  (Gl.). 
eubicuB,  eobaid  (W.). 
cmbiiMM^  goalenn  (Br.)  die  Elle, 
eutuMj  cab  (W.)  —  xißog. 

en€umi$y  cacamhar  (Ir.)^   calaran  (GU),  coucombreenn  (Br.). 
eucMu9,  cwcwl  (W,),  cocba  (Gl.). 
eueuluM,  cnag  (Gl.)  —  xotatvi» 
tudere^  tod  cad  (Br.)  der  Schlag. 
cuUttUj  cuilt  (Ir.). 
emie«»,  col,  cal  (Br.). 
cmiejc,  caileag  (GL),  cylion  (W.). 
tmlinaf  eegin  (W.)^  qaeguin  (Br.)« 
cmlmen  ,  cwn  (W.). 
cmUeVj  coltar  (GL),  cwlltyr  (W.). 
culpa ,  cwl  (W.). 
cmIu9,  tu\  (GL)  —  jcoiXov* 

cumberey  occumberty  procmmber^y  decumierty  cwjmpaw  (W.), 
cumeroy  cmnan  (GL). 

dumtiiaifli,  caimin  (GL),  coamin  (Br.)  —  zvfitvov. 
cmmulare,  comhal  (In),  meodaicli  (GL). 
cuMuluSj  meail  (GL). 

cunacy  cewjn  (GL),  careell  (Br.).  \ 

cuneatfiSy  cjoaid  (W.)» 

enneuSy  cneo  (Br.)^  cjn  (W.)j  geiim  (GL),    ^ 
cmniculm»,  cwoing  (W.),  conicl  (Br.)^  coinean  (GL).— xov- 

aiMii»w«j  eoinne  (GL). 
cupuy  capa  (GL),  cwpan  (W.)  ~-  nirni. 
empreBämsy  cupbar  (GL),  —  xvnaQiacog* 
euprmm,  60|>ar  (GL),  coeafr,  cuWre  (Br*). 
cnra^  cur  (W.  v«  Br.)^  curan  (GL)* 


curare,  curan  (GL). 
curator,  goatt  (Br.). 
curia,  c.uirt  (W,). 
curmi,  cainn  (Ir.)  — • 
currere^  rui(h  (GL), 


128 


curmi,  cainn  (Ir.)  — •  xovQftu 

currere^  rui(h  (GL),  rhedein^  gyru  (W.). 

Cursor,  cursuir  (Ir.). 

cursuSf  cura  (Bn),  cursa  (GL). 

curtusy  corr  (Bn),  corr,  goirid  (GL),  cwta  (W.). 

curvarCy  crwramu  (W.),  crom  (GL). 

curraiiOy  croinadh  (GL),  crjinder  (GL). 

curvus,  crwm  (W.),  crom  (GL),  krouin  (Br.)  — 

cuspidarcy  yspigau  (W.). 

cuspisj  yspig  (W.),  cuilg  (GL). 

cutis,  cudd  (W.). 

cj/alhuSy  cuach  (GL),  couch   (Br.)  —  xvu^og. 

cyclus,  ciogal  (GL)  —  xinkog. 

c^gnus,  cign  (Br.)  —  xt/x^oc* 

cj/mbalum,  ciombal  (GL)  —  nv^ißaXov. 


XVpTOC* 


Vaeman^  deainhan  (GL)  —  datfiwy. 

dama^  dämm  (GL),  dem  (Br,),  daiias  (W.). 

iamnare,  damna  (Br.  u.  GL). 

ilamnaiiOj  damnad  (GL). 

damnumj  domail  (GL). 

dapinarCj  dapar  (Br.). 

dapsy  dapar  (Br.)  —  dalc   (dalier  auch  —  dapiftr  ^  dapi^ 

fieuSy  dapaticusy  dapsilis  etc.). 
dare^  thoir,  thabhair  (GL)  —  äido)fa, 
datiOi  tbabhairt,  toirt  (GL). 
debere,  dylen  (W.). 
debilOTy  dyledwr  (W.). 
debitum,  dyled  (W,)- 

decem,  dec  (Br.),  deg  (W.),  deich  (GL)  —  iUa. 
dccember,  deicbmbios  (GL)' 
deccns,  deg,  teg  (W.),  taitneach  (GL). 
decimaej  deichea  (GL),   deaug,  decimeu  (Br.),  degvm  (W.) 

^  Sinai ai. 
decimarej  degu  (Br.),  dcichmliich  (GL)  —  dixa^ovi^. 
declarare,  diwclaeriein  (Br.). 
dccUnare,  claon  (GL)  —  xkhuv. 
decUnatiOy  claonadh  (GL)  —  ukiai^,  öcxAiai^. 


—  m  — 

dec^r,  degan,  tegan  (W.)» 

deewrare^  tegau  (W.). 

decnmbere ,  s.  cumbere. 

defendere,    dlSjo    (W.)>    <^%n,   deou  (G].)i    diboeeBacip 

(Dr.). 
de/ensiOj  difijn  (W.)^  dihueane  (Dr.). 

de/tcere,  diffigaw  (W.). 

deformUi  diforge  (Br.). 

dtlerey  dileo  (W.). 

dellb^i'atiOj  deliberation  (Dr.). 

delinearCy  dealbh  (Gl.)* 

delphinuBy  deilf  (Gl.)  —  »iXtph. 

delubrum,  von  delir  (W.),  das  Idol,  die  S&atue. 

denariusj  dinaer  (Br.). 

de«*,   dant,  tolc  (W.),    deat,    tosg   (Gl.),    dant   (Br.)  — 

idovg% 
demare,  dwjiaw,  tewau,  tcliau  (W.),  tiugliaig  (Gl-)« 
condemare^  cyddwjsaw  (W.). 
den»Uaiy  dwjsaidd,  tewdra  (W.),  tiugliad  (Gl.). 
denms,  dwj»  (W.) ,  tiug  (Gl.)  —  duaig. 
deuctmdere,  dissqueenneiA  (Br.). 
detcriberty  disscrihuein  (Br,). 
deiiderarey  syrchu  (W.),  »ir,  bian  deidh  air  (Gl.). 
deiidere ,  »yrüiiaw  (W.) ,  loddi  (W.). 
ds9iderium,  sjrcli  (W.) ,  togradli  (Gl.). 
despectiOy  dUsprisador  (Br.). 
deiperaiiOi  dibouilltroDereah  (Br.). 
desiinatio,  tyoged  (W.),  dan  (Gl.),  detUnadur  (Br.). 
destruciiOj  dystriw  (W.),  disstrugeinaiitt  (Br.). 
de9iructor,  djstrywiwr  (W.). 
destruerej  dystrjw  (W.),  distrngein  (Br.). 
deierminabiiüj  terfjocdig  (W.). 
deierminarej  terfyna  (W.). 
deierminatio  y  tcrfynedigaeth  fW.). 
deierminoior ,  tcrfynowr  (W.). 

deus,  dew,  dwyw  (W.),  dia  (GL),  doue  (Br.)   —  dtog. 
devoHOy  devotion  (Br.). 

diarier,  deaw,  debeuig  (W.),  deas  (Gl.)  —  iki^iq. 
dejcteritasj  deasachd  (Gl.)  —  Je|iorf/f. 
diaboluiy  diaiol  (W.),  diaonl  (Br.)  —  diißokoQ. 
diadema,  taleith  (W.)  —  Siuirifiu. 
dieere,  ditian  (W.). 
diciarey  deacbt  (Gl.). 
dieiaior,  deachtair  (Gl.),  dictatoor  (Br.). 
dif$,  di,  di«  (Gl.),  dydd  (W.),  de  (Br.). 


—    124    — 

dies  $oIüj  dia  sul  (In),  soll  (Br.). 

di€M  lunaCj    dia  luain  (Ir.)/dilun^  lune  (Br.). 

dies  Mariis,  dia  mairc  (Ir.),  marh  (Br.). 

dies  Mercurii,  dia  geden  (Ir.),  methairr,  merher  (Br.). 

dies  Jovis,  dia  thordaiu  (Ir.),  dariaoii,  rieu  (Br.). 

dies   VeneriSj  gwinerr,  dergwener  (Br.). 

dies  Saturnij  dia  sathruin  (Ir.),  sadoron  (Br.). 

diffamare,  dicriein  (Br.). 

difßcilis,   duilich  (Gl.). 

digerere  j  digeri,  dizercin  (Br.). 

digestiOj  dizerereah  (Br.). 

dignare^  tejlingu  (W.). 

digniiasy  tejljngdawl,  urddas  (W.),  toilUeanDas  (Gl.). 

dignus,  teilwng  (W.),  toilteanDach  (Gl.). 

diiaiare,  leudaich  (Gl.). 

dilaiaius  y  leudachdh  (Gl.). 

diligens,  dichiollach  (Gl.). 

diligentia  y  chichioll  (Gl.). 

diluere ,  diluhein  (Br.). 

diiutuSy  diluh  (Br.). 

diluvium,  diliw  (W.),  dile  (Gl.),  deluge  (Br.). 

diphthongus  j  dwydon  (W.)  —  Sitf&oyyog. 

directus j  direach  (Gl.),  derch  (Br.). 

dirimerCj  dirjiniaw  (W.). 

dis ,  dis  (W.  u.  Br.),  ein  Präfix  für  die  Negatioh,  daher  auch 

im  Lat.  dispar,  disjunctio,  dissentire  etc. 
discere ,  djsgu  (W.),  teagaisg  (Gl.),  disquein  (Br.)  —  dtödaxup. 
discipuluSj  deisciobul  (Gl.),  disgibl  (Br.). 
discordiUj  mi-chordadh  (Gl*),  dissaDtion  (Br.); 
discors,  dizaccord  (Br.)« 
discusj  disgl  (W.),  diosg  (Gl.)  — -  diaxog. 
displiceniia  y  dissprisance  (W.),  dissplijadur  (Br.). 
displicerey  disspligein  (Br.) 
dispositio,  dissposition  (Br.). 
dispuiatio ,  disscuerr  (Br.). 
distribttere ,  dosparthu  (W.). 
distribuiio,  dosparthiad  (W.). 
distrihutusj  dosparthedig  (W.). 
diuy  dia  (Gl.). 

dividere,  ditisaff  (Br.),  dealaich  (Gl.),  deol  (W.); 
divinare,  dewiniaw  (W.),  di?ina,  diliuinein  (Br.). 
divinatiOy  diwiniaetk  (W.),  faisneachd  (Gl.),    de?inour  (Br.). 
divinaiorj  dewiniwr  (W.),  faisniche  (Gl.). 
diviniiaSf  dawindeb  (W.),  dia,  diadbachd  (Gl.). 
divinus,  dewin  (W.),  difin  (Br.)^  diadhuid  (Gl.)  --  »itog. 


divulgare,  foillfkh  (Gl.). 

docere^  teagabg  (GL),  djtgo  (W.)  -*  ^Wkrtyii« 

doeior^  djigawdwr  (W.)« 

d^eirima,  dottrjn  (Br.),  tmwdjsgw  (W,). 

doctuB,  dodita  (Ir.),  doethwr  (GL). 

.iio/ar«y  dala'(Br«)* 

dolere^  doluriaw  (W.)« 

doior,  dolur  (W.  v*  Br.)>  galar  (Gl.). 

dolus,  dol  (Br.)  —  ^dXoc« 

domare ,  dofi  (W.)  —  SafsSr* 

domaiar,  dofwr  (W.)« 

dominus,  dorn  (Bn). 

iloMUfj  domh  (In))  tamli  (GU^j  chon,  elioaiadbtj  (Br*). 

douare,  dooiaw  (W.),  donio  (Br.). 

donatio,  donaezon  (Br.). 

donatOTf  doniwr,  rhoddwr  (W.). 

donum,  doD  (Br.),  dawo  (W.)^  donaezon  (Br.). 

dor$um,  drom  (Ir.). 

dosj  tocliur  (Gl.)  —  dwg* 

draco,  draig  (W.)  —  Sfaxwr. 

druides,  drjw,  denrjdd  (W.),  droidhean  (Gl.),  hurkiii  (Br.). 

dubitabiUs,  douetut  (Br.). 

duHum,  douet  (Br.),  teagamh  (Gl.). 

duicarej  donzatt  (Br.). 

duieiM,  dwjnaw*(W.),  doaco  (Br.). 

duoj  do  (Ir.),  dw7  (W.),  da  (Gl.),  du,  Aon  (Br.)  —  **o. 

duodeeiMy  daouzecq  (Br.),  deoardeg  (W.)  —  Switxa. 

duplex,  doubl  (Br.),  deobijg  (W.),  dobailt  (Gl.). 

dupUeare,  deobljga  (W.) ,  dablaich  (Gl.). 

duplicaiio,  dobladigd  (Gl.)r 

duplum^  dobladh  (Gl.). 

durarty  doraw  (W.). 

duru9^  dar  (W.),  dtar  (Gl.). 

duje,  dag  (W.^.  Br.),  dar  (Gl.),  (daher  auch  dueete  im  Lat.). 


Ebury  eabor,  ebair  (GL). 

eecty  ece  (Ir.). 

eeelefiOj  eglwjt  (W.),  list  (Br^),  eaglais  (Gl.)  —  ixxA^a/a. 

eeiipH$,  sclimpse  (Br.)  —  cxXfc^ic. 

edlajF,  jiiad   (W.). 

edsrty  ed  (Br.),  imo  (W.),  ith  (Gl.)  —  üuy. 

effeciuare^  ffeithiaw  (W.). 


—    IM    — 

effecluB^  effaith  (W.),  eifeach  (GK),  effed  (Bn). 

efffgiare,  arfela  (W.). 

effigiesj  arfel  (W.). 

effunderty  jsdiffiaw  (W.). 

ejuiar€f  iach  C^U)* 

eieemosyna^  aleson  (Br.),  elusen  (W.),  alinsana  (Ir.)  —  ^Afi;- 

elegans,  galeeont ,  elgain  (W.),  ealanta  (Gl.)« 

elcmeniumj  elfen  (W.). 

elephas,  elephas,  dant  (Gl.),  olifandd  (Br.)  —  iXdffag, 

elevare,  uchaw,  ardaich  (W.),  inhuelein  (Br.). 

elevaiiOy  ucheliant  (W.)^  inhueladurr  (Br.). 

elogium,  labhairt  (Gl.)  — -  iXXoyiov. 

eloquentia,  loquance  (Br,). 

eloquensy  ela?ar,  locantt  (Br.). 

emoiiOf  jsmud  (W.). 

emovere ,  jsmudaw  (W.). 

emplastrumy  plastr  (W.)  —  ti-inXaojqov, 

ensj  en,  endid,  ji,  jssj  (W.)  —  or. 

eOy  ire^  eban  (W.)  —  Uvai» 

epMwnium^  bonde  (Br.)  ^^  Imatofiiovm 

ephippiumy  pilyn,  (W.),  pillen  (Gl.)  —  If^inmov. 

episcopuSj  esgop  (W.),  e»dop  (Br.)  — *  inlaxonog* 

equus,  ecbw,  osw  (W.),  ech  (Gl.  u.  Br.). 

eremiia,  haermite  (Br.)  —  i^ti^diriq. 

erigere,  erigein,  hirissein  (Br.). 

error,  earraid  (Gl.). 

esca,  csken  (Br.)« 

esse,  yssydu  (W.). 

esus,  issw  (W.),  idiieadk  (Gl.). 

etiam ,  et,  gaed  (Br.). 

Europa,  uroppe  (Br.)  —  Evfwnfj. 

evangelium,  efengjl  (W.)  —  tvufyyiXwv, 

exeellere,  iichekt  (W^« 

ejrcelsUaSy  ucheledd  (W.),  excellance  (Br.). 

earcelsus,  uchel^  uchelawg  (W.),  excellaot  (Br.). 

ejecusare,  esscusein  (Br.). 

ejccusaiio ,  esscuw  (Br.). 

earemplum^  eUimplear  (Gl.),  example  (Bn). 

ejcheretare,  disherttein  (Br*). 

ex^rtüimm^  exeelcice  (Br.)* 

exercitare,  excelcein  (Br.). 

expellere^  yspeliaw  (W.). 

expilare^  pillereaoh  (Br.K  plunderaio  (Gl.). 

cxplanare,  jsplana  (Gl.),  pleinatt  (Br.). 


w 


—  It»  — 

I 

expUcaihy  enp1icati#A  (Br.). 

explorare ,  jspeiori,  jfpeiaw  (W.)« 

exphraiiOy  jspttorad  ^W*.). 

earploraior,  jspeiad  (W.)» 

exposiiio,  jtpel  (W.) ,  esqKMitioB  (Br.). 

expuhio,  jspel  (W.)^  peelladnrr  (Er.). 

txBiiium,  exile  (Br.)« 

exiemdert,  ettina  (W.)« 

extenMibilis,  ettjnadwy  (W.). 

exienHo^  attennadar  (Br.)  —   intiptta, 

ejrien9u»j  estjm  (W.). 

exiemusy  djeithr  (W.)«  estraoge  (Br.). 

extra s  ex,  eithr  (W,)* 

exiraneuSf  ettronaid  (W.)^  acbdranach  (Gl.)|  ettran  (Bf.)* 

exiremiia$j  traeth  (W.). 


F.  . 

Fahuj  ffa,  laoen  (W.) ,  ffafen,  faoudsn  (Br.)* 

faber y  fearer  (W.),  fear,  saor  (61.),  laer  (W.). 

fabrieare,  farliqna  (Br»),  aaerionn«  (W.). 

fabula,  fablen  (Br.)^  fabhal  (Gl.). 

facie$j  face,  faaz  (Br.),  ffan  (W.). 

factum,  ffaith  (W.). 

faex,  files  (W.). 

faguB,  feagha    (Ir.),  fao^  faoueott  (Br.),   ffawjdd  (W.). 

falco,  falchnn,  falhan  (Br.),   gwaich  .(W«),  faolcho»  (GK). 

fallaeiay  fala  (Ir.). 

faUacHer^  fallacr  (Br.). 

faUare,  ffaltn  (W.),  fallat,  falsein  (Br,). 

faisariuBj  faUert  (Br.). 

faise,  ffals  (W.),  iait  (Br.). 

faUÜai,  ffaUtedd  (W.),  lallal  (Br.). 

fal$u9j  falsa  (Gl.)^  fau,  laass  (Br.). 

falXy  falch  (Br.),  faladair  (GU)* 

famiiiaj  familgh  (Br.),  fine  (Gl.),  teulu  (W.). 

fanuMy  fan  (Gl.). 

farctna^  fardeii  (Br.). 

faretre^  farsa  (Br.). 

fariy  ffregodi  (W.),    (afar  (Br.)   ist  das  Wort)  —  ^üiU. 

fatciay  ffasg  (W.). 

fatciare,  ffasgellu  (W.). 


~    128    — 

fasciB^  ffagod  (W.),  fagod  (W.)  —  fcbrcXo;« 

faimm,  ffawd  (W.). 

falHUiy  fad  (Br.),  ffwl  (W.). 

fäujr,  foch,  hoch  (Br.),  sag,  sefnig  (W.)» 

favor,  faver  (Br.)^  fabhar  (Gl.). 

fax  / f acuta  ^  ffagl  (W.),  flambehue  (Br.).    . 

fehris^  fiabras  (Gl.). 

febrnariuSy    feorer,    huarrairre    (Br.),    fabhra   (Gl.),  chwe- 

frawr  (W.). 
felicita$y  gwjnaeth  (W.). 
femina,  fem  (Gl.),  beann  (Ir.),   benyw  (W.).,   benjn,    fe- 

melleeDn  (Br.). 
femineuSf  felmiDeach  (Ir.),  beDjwatil  (W.),  femelle  (Br.). 
fenestra,  fenestr  (Br.),  ffenestr  (W.). 
fere,  berr  (Br.). 
feretrum,  feir  (Ir.)  —  (piQUQOv. 
ferircy  foertein  (Br.), 
ferre^  far  (Gl.)  —  q^Qfiv. 
fertiliBy  fer  (Br,).    . 
feruMy  ierw,  chwerw  (Br.). 
ferverCy  ber?i  (Br.)j  gwresu  (W.), 
festinare ,  ffestinaw  (W.). 
festinaiiog  ffestrwid  (W.). 
festine  y  ffestin  (W.). 
festinus,  ffesten  (W.). 
feaium,  fest  (Br.),  feasta  (Gl.). 
ßber^  bewer  (Gl.) ,  ffrancon  (W.). 

Jlcus,  ffige  (Gl*)>   ^6^°  (^i**)« 

ßdelis,  fidh  (Gl.),  fidele,  feal  (Br.),  ffjddlawo  (W.). 

fidelita»,  fideltaett  (Br.). 

ßdes,  ffydd  (W.),  fecz  mr.),  firio  (Gl.). 

fidOy  ßderCj  flfyddiawg  (W.), 

figerej  ficha,  iija  (Br.). 

figura,  figur  (Br.),  flfugr  (W.),  fioghuio  (Gl.). 

fimbria,  froinis  (Gl.),  frainch  (Br.). 

fingere ,  fencha  (Br.)« 

finirCy  ÜDissa  (Br.). 

finita  fin  (Gl.),  ffin  (W.),  fuin  (GL). 

firmamenium,  ffurfafeu  (W.)« 

firmare,  ffyrfau  (W.). 

firrnüas,  flfyr  (W.),  fetissadurr  (Br.). 

firmue,  ferm  (Br.),  fferf  (W.),  foirfo  (Gl.). 

fUeus,  fisq  (Br.). 

fistula,  ffyneil  (W.),  flauitte  (Br.). 

fiaeciduMy  flac  (Br.). 


—    1«9    — 

flaccuB^  fleoidhte  (GL). 
flagtllarey  ffrewilliaw  (W.),  flagellein  (Br.). 
flagellaiio^  ftigellation  (Br.).        . 
flammu^  flam  (Br.  u.  W.). 
flammartj  flammeia  (Br.),  flanmiiaw  ONX 
inßammaiioy    fflamiad  (W.). 
flammeua^  fflamaid  (W.)  r—  q>Xay<iiSfig, 
ßare,  ffwgliaw  (W.),  bla,  plaotg  (Gl.). 
floccusy  flocas  (Gl.),  ffaced  (W.). 
floretcerej  ffiaraw  (W.). 
flo9,  ftoirr  (Br.),  fflar  (W.),  flaran  (GL). 
fluctuare^  flogpea  (Br.). 
ßuciuBy  fioddas  (Br.). 
ßuerey  ffryddaw  (W.). 
ßumeny  fleum  (Br.),  ffraa  (W.). 
ßuxuiy  fluss  (Br.). 
/od»«,  ffoc  (W.), 
fodere,  ffossi  (W.),  fogein  (Br.). 
foecunditasy  foundaitt  (Br.). 
foecundarej  ffaethn  (W.). 
foecundu9y  ffaeth  (W.),  fonnuss  (Br). 
fbeniculum^  fenigl  (W.),  fannouill  (Br.). 
/oMimi,  foen  (Br.),  ffwyh  (W.),  fear  (GL). 
foeterey  ffleiriaw  (W.). 
foetor,  fflair  (W.). 
foliumj  foleenn  (Br.)  —  q>6kXoy» 
/on»,  fönt  (Br.),  ffjDiion  (W.). 
forare,  foredif  (Br.). 
/ort«,  ffor  (W.),  dorr  (BrA 

/briiia,  form  (Gl.),  ffwrf  (W.),  forma  (Br.)  —  f^Ofyi^. 
formaliBy  ffurfaid  (W.). 
fbrmarey  ffurfiaw  (W.). 
informü,  anffurf  (W.). 
/wmica^  mjTy  mor  (W.). 
formidOy  foorm  (Br.). 
famaoTy    forn,    fourneze    (Br.    u.    W.),    fuirneix,     uirnew 

(GL). 
fortU,  forz  (Br.),  foiirlil  (GL). 
foriiiudOy  foirtile  (Ir.). 

forhina,  fortun  (Br.),  fortan  (GL),  ffawd  (W.). 
fortunalusy  tifawdos,  fFynedig  (W.). 
foruMy  ffair  (W.),  feur  (Br.). 
foaäa^  ffoss  (W.  u.  Br.). 
frangerty  frehein,  üringina  (Br.). 
/ral^r,  freozer,  brere  (Br.),  bratheir  (GL). 

KefentelA  KelU  Attcrttu  IL  B4.  ^ 


—     130    — 

fraudator,  fraudourr  (Br.). 

frausy  fraudh  (Br.). 

fricarcy  fferu  (W.),  frighig  (Gl.). 

frigere  ^  rcfrigerare^  flfresiaw  (W.). 

frigidusy  flres  (W.),  fuar  (Gl.),  fres,  fressque  (Br.). 

frigu9j  ffer  (W.),  fuaclid  (Gl.),  fraessconni  (Br.). 

fruciifer^  froueza  (Br.). 

fructißcatio  y  ffrwythiad  (W.). 

fruciuss  fruez  (Br.),  ffrwyth  (W.). 

fruCtuosuB^  fFrwjthawl  (W.),  frouezus  (Br.). 

infructuosus  ^  diffrwytli  (W.). 

fuga^  fuagr  (Gl.),  fflo   (W.)  —  ^vyij. 

fugarey  feaheio  (Br.). 

fugere  y  fFo  (W,),  fogeir  (Gl.)  —  iftvyuv. 

fugiens,  fToedig,  ffloch  (W.),  foludliad  (Gl.)  —  qvyaq, 

fugiitvuB,  foawdyr  (W.),  fuagarthach  (Gl.). 

fulgur,  foeltre  (Br.). 

fumarey  ffroin,  jsmwciaw  (W.). 

fumuSj  mwg  (W.). 

fundatiOy  fondation  (Br.)« 

fundus,  foDd  (Br). 

funis,  fun  (Br.),  ffunen  (W.). 

furcoy  furc  (Gl.),  fforch  (W.),  forh  (Br.). 

furerCy  iFyrnigaw,  ynfydu  (W.). 

furiosuSy  ffyrnigwr,  ffyrnig,  ynfydedd  (W.), 

fumusy  fuirnei«  (Gl.)  * —  q)ovQvog. 

fusti$y  ffust,  £Fon  (W.). 


GabaJus,  gabhal  (Gl.),  gavl  (Br.),  gafl  (W.). 
galeuy  galia  (Ir.). 
gallusy  gall  (Gl.). 

garrtrcy  gair  (Gl.),  geiriaw  (W.),  gioracaim  (Ir.). 
garrulus  ^  geiriolus  (W.). 
gaudiumy  joye  (Br.). 
gemelluSy  gefell  (W.). 

gemerey  geimeadh  (Ir.),  uclieneidiaw  (W.),  osnaich  (Gl.). 
gemituSy  uch  (W.),  osnaich  (Gl.). 
gemmay  gern  (Gl.),  ein  (W.). 
generalisy  general  (Br.). 

generare y  geni,  gin  (GL),  geni,  cenedlu  (W.),  gannein  (Br.) 
—  yfvväv. 


—    181    — 

gemeratio,   ginealachd  (GK),    genid,  genedlaeth  (W.)  —  W- 

vtatg. 
generaiu§^  genill  (W.). 
genüw,  gineadair  (Gl.)  —  yovivq, 
genUuB ,  genedig  (W.) ,  gannet  (Br.). 
gr«M,  genuM,  genid  (W.),  gineal  (Gl.)  —  ycyea. 
genu,  glun  (GL),  glin  (W.)  —  ylw. 
gtographia^  cegrabhadh  (Gl.)  —  yiijiyyQaffhß 
geometriat  cembeas,  eolai,  meadachd   (GU)  —  f^miA^tqla. 
gerwutnus,  gennin  (Br.). 
germemy  germin  (Br.).  eginyn  (W.). 
germinare.  egiiiaw  (W.)* 
getüculam,  gestraoaein  (Br.). 
gettusy  geste   (Br.), 
gibba^  boMe  (Br.).  * 
gibbua,  gibeao  (Gl.),  bona  (Br.)» 
gigoäj  giant,  gant  (Br.),  cawr  (W.)  —  yfyag. 
gignere  s«  generare.       , 
gUvu9 ,  gel  (Gl.). 

gingiva,  gailleacb  (Gl.),  uchanedd  (W.). 
glaciesj  sclasse  (Br.). 
gladius,  cleddyf(W.),  cledd^  cleahon  (Gl.),  claidheambb  (Ir.), 

clean  (Br.). 
glaslmm,  der  Weid,  von  glas  (W.),  blau. 
glaucusy  glas  (Gl.),  glass  (Br.)  —  ylavxog» 
globu9j  ysglitt  (W.). 
glocien$f  gloc  (Gl.). 

gloria,  gloir  (Gl.),  gloere  (Br.)  —  uXlog. 
glariari,  glorefiein  (Br.). 
gloriQ$u$y  gloirich  (Gl.) ,  glorinss  (Br.). 
gluten^  glad  (W.  a.  Br.),  glaodh  (Gl.). 
glmlinare,  glaodh  (Gl.),  jsglawriogaw  (W.),  gludein  (Br.). 
glutino9U9y  gludennet  (Br.). 
glutirty  gluth  (Br.),  gwth  (W.). 
gnatuM  s.  genittis. 
graciluj  gracq,  gradnss  (Q^r*)* 
gradatim^  graddawl  (GL). 
graduM,  gradd  (GL). 
granaimmj  granabhal  (GL). 
groMditOBy  gfaodear  (Br.). 
grando,  gran  (GL),  grezil  (Br.). 

grano9U9y  granach  (GL),  grobinaid  (W.),  grannec  (Br.) 
granmmy  gran  (GL),  grae  (W.),  gran  (Br.). 
graphium,  graf  (GL)  —  y^attlov. 

gratia^  grutei,  gras  (GL),  rhad,  cariad  (W.),  graesse  (Br,). 

»♦ 


--    132    — 

gravii^  garw  (W.),  garbh  (Gl.)  —  ßaqvg. 

gregare,  gyru  (W.). 

grejTj  gre,  gyr  (W.)»  greigh  (Ir.),  grcagh,  fread  (GL). 

grunnirCy  groigoonnal  (GL),  rhocliein  (W.)^  grognale^   grog- 

nonnein  (Br.)  —  ygi^ftv. 
gruB,  garann  (GL,  W.,  Br.)  —  yigoLVü^. 
grjflluSj  grullan  (GL),  criciad  (W.),  grill  (Br.)  —  j^JpvXXoc- 
grj/phus ,  griffwn  (W.) ,  grippy  (Br.)  —  ypit//. 
gubematio,  goarnation  (Br.). 
guhernarcy  goarnein  (Br.)  —  xvßtgvär, 
gubernator^  garnoorr  (Br.)  —  xvßfQn^Ttjg, 
gula,  gueaul  (Bf.),  giobhal  (GL).  ^ 

gummi,  gum  (W.),  cauh  gue  (Br.). 
gustus\  gbuste  (Br.)  —  ytvfia. 
gypsumy  gyp  (Br.),  aol  geal  (GL)  —  yvxpog. 
gyrare ,  gwyr  (W.)  —  yvQovv. 
gyrusy  g^JTy  gwyrach  (W.)  —  yvgoq. 


haHliSj  abl  (W.),  abulta  (GL)^  habile  (Br.). 
hahilitasy  habiletaitt,  abiltaedd  (Br.)* 
bahitaloVy  abytant  (Br.). 

habiiuSy  abyd  (Br.)^  abhais  (GL)j  gnaw  (W.). 
haeresy  aer,  heritourr  (Br.),   air^  oichre  (Gl.) 
haieCy  harange  (Br.). 
haliiare ,  aDalaich  (GL),  anala  (W.), 

halüuSj  aile,  aoal  (GL),  anal  (W.),  henale  (Br.)  —  &ytfiog, 
hatna,  amphora,  amhar  (GL)  —  äftti. 
harpyioy  arpag  (GL)  —  aqnvia. 
hoBttty  astas  (GL). 
heh^By  erbwl  (W.). 

hebeeare,  erbilw  (W.)^  maolaich  (GL). 
heiieboruB,  eileobair  (GL)  —  iXiJßo^og. 
herbtty  guiaut  (Br.). 
hereB  s.  haeres. 
TierOy   erwas  (W.)  —  i^pitfC* 
heruB,  err  (GL),  eutru  (Br.). 
hilarüaB,  uallachat  (GL),  lehaine  (Br.). 
hiBtoria,  ysdori  (W.) ,  hütoere  (Br.)  —  icrro^/a. 
historialiB,  ysdoraid  (W.)   —  tcrofixog. 
hodie,    heddi  ((W.),    iudh    (Ir.),    oidhe   (GL),  hirihue,  aure 
(Br.). 


—   its  — 

homq,  mo  (Ir.). 

hanesiaSf  honestisse  (Br.). 

honesiuM,  gooest  (W^),  honette  (Br.). 

himar,  oaoir  (Gl.),  enor  (Br.). 

hamarahiltMj  inoarable  (Br.). 

hoHorarty  onoraich'  (Gl.),  inoorein  (Br.)* 

hoTüy  orian,  awr  (W.),  aere  (Br.)>  uair  (GL)  •—  ä^. 

horaliSs  uaireil  (Gl.) 

hardeumy  eorma  (Gl*). 

horologium,  horloge  (Br,),    oriogt,    oriadwr  (W.)  —   fS^o« 

horribilUy  horrible  {Bf.)» 

haspes,  osdair  (Gl.),  osb,  gwestai  (W.),   boMtit  (Bf.y 

kospiiari,  ytbjdu  (W.). 

hoBpitiumj  osela,  osdthigh  (Gl.),  ostlj  gweat,  jsbjttj  (W.), 

bostaleri  (Br.). 
hoBpiuäitaM^  jtbjd  (W.). 
humanus,  bumain  (Br*). 
humerCj  ula^  (W.). 

humiÜBj  nmhal  (GU),  Uedacb  (W.)^  umhle,  humble  (Br.). 
humUiiarej  omklaich  (GL),  jfijddaw  (W.). 
humßiiasy  umlacbdh^  umbailteai  (GL),  oijddaad  (W.)^  umi- 

,  Utee  (Br.). 
humar,  uliar  (W.),  imorr  (Br,). 


Jaculum^  g^cb,  g^tb  (GL). 

jam^  cbeam  (GL). 

janutty  gen,  genna  (W.),  gcata  (GL). 

januarius,  ionawr  (W.),  geannair  (W.),  gnenTerr  (Br.). 

jasminum,  iacbemin,  gecxemy  (Br.). 

idolum,  iodbol  (GL),  debr,  eiddawl    (W.),  idole  ((Br.) 

iVSwXovm 
fgnaru$,  aineolag  (GL),  anneannawl  (W.). 
igneuty  ufellu  (W.). 
ignirey  vfeln  (W.). 
ignis,  ufel  (W.). 
ignoraniiay  annjsg  (W.),  ainfhiot  (GL),  inorantaett  (Br.) 

dyyota» 
imaginatiOj  imbaigeadb  (GL). 
imagOj  iombaig.  (GL),  limage  (Dr.). 
imnumi$,  ainmheafach  (GL). 


—    134    — 

immeOy  imüm  (Ir.). 

immodestia^  dirodesstisse  (Br.). 

tmpar,  disspar  (Br.). 

impattens,  dibatiantt  (Br.). 

impendere^  iinpleein  (Br,). 

imperfeciio,  disparfection  (Br.). 

imperitia^  uipearachd  (Gl.). 

imperiius,  uipearach  (Gl.). 

imperiumy  ainpire  (Br.)« 

impetuSy  upag  (Gl.). 

imponere,  impondein  (Br.). 

impressiOj  prcssio. 

tmprimere  v.  premere, 

impulsus,  upadli  (Gl.). 

ti»,   en  (Br.)  —  h, 

incendere,  asstisein  (Br.),  ennjnu  (W.). 

incensio,  ennjo  (W.). 

inchoarCy  cychwyn  (W.) 

inclinare,  auclina  (Br.)« 

inelinatiOy  anclio  (Br.). 

tnclytus  y  cluiteach  (Gl.)  —  xliVioq, 

incrustare  y  ysgrawenu  (W.). 

incus,  inneain  (Gl.),  eiogion  (W.),   aüvc,  annean  (Br.). 

indignus ,  indign  (W.). 

indusiumy  i?iss  (Br.). 

infamiay  infamite  (Br.)  —  Stg^rjf^ia, 

infemalisy  uffemaid  (W.). 

infernumy  ifrinn  (Gl.),  uffern  (W.),  inhuernu  (Br.), 

infidelis,  difidele  (Br.). 

inflammarey  tanflammein  (Br.). 

influjcuBy  ynfer  (W.). 

informiSy  difibrge  (Br.). 

Ingenium y  gnd  (Gl.). 

ingratia,  ingraterie  (Br.). 

inimicusy  efliys  (W.),  anemiss  (Br.). 

injuria y  urchoid  (Gl.),  anjulien  (Br.)«, 

injurari',  anjulie  (Br.). 

injuriosuSy  anjuliuss  (Br.), 

innoceniiay  innozantaed  (Br.). 

inobediensy  diaboeissant  (Br.), 

inopiay  eUiw  (W.). 

inscriptiOy  scrihaer  (Br,)« 

insererey  seidiaw  (W.). 

insertatiOj  seidiad  (W.), . 

intidiae,  eueh  (Br,)« 


—    185    — 

intpirarey  ysbridoli  (W«),  inttpireiB  (Br*). 
in$piratio,  j»bridoliaeth  (W.),  iosspiration  (Br.). 
imsula^  iiinte,  innis  (GL),  jbjb  (WO»  ^^^  (^0  *~  ^^^C« 
iniegrUa9y  anterianz  (Br.). 
inieUigentia^  antant  (Br.)»  eolas,  fios  (Gl»)« 
inier  j  eidir  (lr.)>  etre  (Br.)* 
iniimarej  intimein  (Bn). 
iuiimaiiOy  intimafion  (Br.). 
intrarey  antreein  (Br.). 
inulay  aillean  (Gl.)  —  iXivtov. 
invenire,  invantein  (Br.). 
inveniarimm,  in?antoere  (Br.). 
inventOTy  arfaethwr  (Gl.). 
invtrecundia ,  divergontiafte  (Br.). 
inverBUMy  enandred  (Br.). 
invidtUy  cenfigen  (W.)^  erie  (Br.). 
.    invidms^  eiddig  (W.),  efioat  (Br.). 
jocare ,  joyastein  (C^*)« 
Joeotms,  jojuM  (Br). 
jo€u$,  jojasstett  (Bir.). 
iray  ir  (Gl.). 
irt,  eddo  (W.). 
fWa,  enfyt  (W.)  —  7pic. 
irritarey  terica  (W.). 
Üay  ia  (W.),  iya  (Br.). 
Uevy  aistear  (Ir.)^ 
jucunditasj  uighealach  (Gl.). 
jucundm9y  oigbeil  (Gl.). 
judex,  ynad,  ignaid  (W.),  juge  (Br.). 
judicaifo,  jugement  (Br.). 
junctioy  joentaturr  (Br.).  ^ 
jüngere,  joenteinn,  jaagein  (Br.). 
juniuMy  (menaif),  eren  (Br.),  •  ^ 

jugum,  iau  (W.),  yau  (Br.),  cuing  (Gl.)  —  fyyow. 
ju8y  juscnlum,  chugon  (Br.). 
JmBy  iawn  (W.),  ionraic  (Gl.). 
jueiiiiay  iawnwydd  (W.),  jeaugeadorr  (Br.). 
ju$iu»y  iawn,  uniawn  (W.). 
juvencusy  yuanc  (Br.). 
fuvenim$y  ieuant,  ewaint  (W.),  quanctiwe,  yanctiff  (Br.),  oige  (Gl.). 

El.  . 

Labor,  llafur  (W.),  obair  (Gl.),  laboarr  (Br.). 
laborare,  Ilafuriay  (W.),  oibrich  (GU))  labourein  ^r.). 


—    186    — 

labortosut^  llafurgur  (W.). 
labrumy  lip  (Gl.),  lippe  (Br.). 

lae,  leah  (Br.),  lachd  (Gl.),  llaeth,  gall  (W.)  --  ydXa. 
lacegcere,  llaethogi  (W.). 
lacinia,  Hab  (W.),  leab  (Gl.). 
'  lactarey  leahein  (Br.). 
Jacieus,  llaethaidd  (W.) ,  leahec  (Br*). 
laciucoy  ladusen  (Br.),  Ihiethygea  (W.). 
locus,  lagen  (Ir.),  loch  (GL),  llwcli  (W.)  —  Xoatxoc. 
laedere,  llad  (W.). 
laena,  leann  (Ir.)  —  ;^Xarva. 
laevigare,  liomli  (GL).* 
laeviBj  lom  (GL)  —  Xttog. 
laevitas^  liomhachd  (GL)  —  kitotfig. 
lamhere,  lleibiaw  (W.),  lapuo  (Br.)  —  Xtixuv. 
lamella^  leac  (GL),  lann,  lanniere  (Br.). 
lamina,  lann  (GL),  lainne  (W.). 
lampay  lampa  (Gl),  lampre  (Br.)  —  Xäfmmg. 
lanuy  olann  (GL),  gwlan  (W.),  oulan,  g)ouan  (Br.). 
laneus,  girlanaid  (W.),  glouanage  (Br^), 
lanceoy  lanDsa  (GL),  laoce  (Br.)  —  loy^tj. 
languescercy  fas  lag,  fannaich  (GL),  languis^le  (Br.). 
languidus,  lag,  fan  (GL). 
languovy  laige,  fannaclid  (GL),  languUje  (Br.). 
lapidare,  labeein  (Br.), 
lapisj  leac,  lia  (GL),  llech  (W.)  —  XlHq^ 
lavy  dia  laraich  (GL). 
lardum,  lardd  (Br.). 
largitas,   largante  (Br,). 
lariXy  learach  (GL)  —  Xagi^. 
laternay  lanterne  (Br.),  laintear  (GL)* 
latinus ,.  laidinneach  (GL)  j  latin  (Br.), 
latroy  ladronn  (Ir.),  lladratwr  (W-)»  la^erro^  (ßr.). 
latrocinalisy  Uadraid  (W,). 
latrocinariy  lladrata  (W.). 
lairocinatio ,  Uadrataeth  (W.),  laeronci  (Br.)« 
latüudoy  lehett  (Br,),  Ie«d  (GL). 
latus y  lled  (W.),  leathan  (GL),  ledan  (Br.). 
laudahilisy  clodawl  (W.). 

laureay  lawrwydd  (W.),  laibhreas  (GL),  loreOM  (Br.). 
lau$y  lad,  clod  (W.),  diu  (GL). 
lajcamentum ,  jslacrwydd  (W.). 

laarare,  lasaicb,  yslacau  (GL),  lleadur(W.),  ledannein  (Br.). 
lojcaiio,  lagsaine  (Ir*). 
lajTU^M  lawcli,  ylac  (GL),  Uag  (W.),  lau«*que  (Br.J, 


—  1»  — 

ieciar,  Ileawl  (W.),  leinnoor  (Br.). 

leeium,  leacht  (Ir.). 

legalia^  laghail  (€rl«),  leale  (Br.). 

hgaiuSf  leacht  (In). 

legitimus^  lagliail  (GL). 

legere y  lengh  (G1.)^  Heu  (W«),  leinein  (Br.)  —  X/;^€iv. 

iegiOj  lleng  (W.)« 

Ifo,  leon  (It.  d,  Br.),  llew  (W.),  leomhan  (Gl.)  —  Xfiov. 

le^tra,   luibre  (GK),  loyrerea  (Br.)  —  Xinpa» 

leiarej  lahein  (Br.)« 

leium,  laLadurr  (Br.). 

levarCj  iaevigare^  yslfpan  (W,),  Homh  (GL). 

lejt,  lagh  (Gl.),  lezenn  (Br*). 

liber  (frei),  Hbre  (Br.). 

Über  (das  Buch),  leabhar  (Gl.),  lljfer  (W.),  lirre  (Br.> 

Uheria9y  liberte  (Br.). 

libra,  IWre  (Br.). 

hgare^  laeein,  liammein  (Br.). 

UUumy  im  (Gl.)  ---  Ul^iw. 

hrnUy  liomhan  (GK)j  lim  (Br.). 

limarej  liomhan  (Gl.),  limein  (Br.)* 

limuMj  lasse,  lache,  looiss  (Br.>. 

?/iiiia>.liDeeii  (Br,)}  llinyn  (W.;* 

lineare,  llinjgauw  (W.),  linig  (Gl,),  lincenBein  (Br.)* 

Umgma  ,  langage  (Br.). 

Unteum,  liein  (Br*). 

Iimieu9y  lyein  (Br*). 

hnumy  lin  (Gl.  u.  Br.)  -^  Xhop. 

liqmare,  leagh  (Gl.). 

tiiiera,  litir  (Gl.),  llythyr  (W.),  laettrenn  (Br.)^ 

Uiteraturay  lleadoriaeth  (W.). 

h\r,  Ueiaw  (W.),  leUu  (Br.),  leisw  (Gl.). 

7oca2/#,  lleawl  (W.). 

locu9,  loc  (Ir.),  lle  (W.),  leh,  löge  (Br,> 

löcugia,  locust  (Gl.)* 

langU9,  langach  (Br.). 

loquacitae,  Uafarwch  (W.)* 

loqui,  labhair  (Gl.)^  UoUau^  llafani  (W.)  ~  Xfynv. 

loquäjCy  lloljn  (W.). 

Jortca,  loireagh  (Gl.). 

htbHeuSy  labric  (Br.),  llib,  yaUb  (W.). 

Imcere,  Uearu,  llacheda  (W.),  Ivheio  (Br*), 

translucerey  trylewychu  (W.)* 

1mcen$,  lensach  (GL),  lleoeMiwg  (W.),  ligqemwM  (Bn)i' 

lucernaj  Uaehed  (W.). 


—    138    — 

iucrari,  ocru  (W.). 

lucrotusj  ocrawl  (W.). 

lucrumy  llwgr,  elw,  ocr  (W.),  ocar  (Gl.),  gouni  (Br.). 

lumtnare,  lleueru  (W.). 

luna,  luan  (Gl.),  llnn  (W.),  luDn,  louairr  (Br.). 

luslruMj  lusca  (ir.). 

lujr,  leui  (Gl.),  Ueur,  llewycL  (W.),  gui  (Br.).  ] 


Machina  y  magin  (Br.)  —  h^X.o-^'fi* 

maciare,  niactadh  (Gl.). 

macula  (die  Masche)^  magl,'ma$gl  (W.),  luaill  (Br.). 

macula  (der  Fleken),  magle  (Br.). 

maderey  madidare^  madrogi,  inw}ddaw  (W.). 

madiduSy  madrawg,  mwydaidd  (W.),  inoeste  (Br.). 

madorj  madredd,  mwydedd  (W.)^  mouestadarr  (Br.). 

magistery  meistp  (W.)^  maighstir  (GL),  maestre  (Br.). 

magistrare,  meistrolaethu  (W.). 

maghlraiuSy  loaighstireadh  (Gl.),  meistrolaeth  (W.). 

magnißcarey  mawran,  mwyedigaw  (W.) ,  meudaich  (^1.). 

magnißcusj  magnifig  (Br.) 

magnitudOj    meud,  meudaclid  (Gl.),    me^Dd    (Br.)ylmagady 

myged  (W.)  —  ^tyt^oq. 
magnu$j  mawr,  royg,  myggaul  (W.),  mor  (Gl.)  —  ^Uyag. 
majestasy  mygredd  (W.),  majeste  (Br.)  —  ^lyakuoTti^* 
major,  mwyadi  (W.). 

majuMy  inay,  maigh  (Gl.),  inay  (Br.),  mai  (W.). 
maledicerey  mallatch,  mclldithiaw  (W.). 
mahdictio^  melldithiad ,  mallach  (Gl.),  malloh  (Br.). 
malediciory  melldithiowr  (W.). 
maliiiay  mailis  (Ir.)>  malice  (Bn). 
mallearey  mwrthwyliaw  (W.). 
malleuBy  mwrthwyl  (W.),  morholl  (Br.). 
malunty  raall  (G1.)- 
malus,  roallt  (W.). 
ma/i;a,  maule  (Br.). 
mamma,  mama  (Gl.)  —  ftd/itfia, 
mandragoras  y  mandrag  (Gl.)  —  /AUvdgayoQug. 
maney  main  (Ir*)>  n^^stiDj  mitiniatt  (Br.). 
manerey  mygnu  (W.)  —  f^^viiy. 
manica,  manche  (Br,)^  muinicheau  (Gl.),  manig,  maineag,  me- 


f*^%1}Q. 


—  ii9  — 

manipulu8,  muDaid  (W.). 

manaüi^  mana«  (GL). 

mantellum^  mantel  (Gl.,  W.  u.  Dr.). 

manuSy  man  (W.),  main  (Gl.). 

mare  y  mara,  muir  (Gl.)^  mor  (W.  u.  Dr.). 

marinus,  morang  (W.). 

marga,  marg  (Gl.),  marl  (W.),  marne  (Br.). 

margarittty  royricrid  (W.  •«.  Gl.)  —  fiuQyuQittjgB 

marmor^    inarmor   (Gl.}>    maen   mynor,    marmawr   (W.) 
fiUQfiaQog»  ^ 

marmoreus^  mynorain  (W.). 

fnartes,  maltre  (Br.)« 

Marsy  mairrth  (W.). 

Martina  (mensis),  mart  (GL). 

martyvj  merthyr  (W.). 

martyrium,  merthyrolaetb  (W.). 

masy  male  (Br.)^  mal  (W.). 

massa,  amaz  (Br.),  meall  (GL). 

mater,  mathair  (GL),  mam  (W.  a.  Br.)  — -  /uij 

materiOf  mather  (GL)^  mater  (W.). 

matrona,  meiriones  (W.). 

maivtinuB,  maduinn  (GL). 

mauruB,  mwyariad  (W.). 

majrimuSy  mwyaf  (W.). 

medicare,  meddygu  (W.). 

medicina,  meddygyn  (W.). 

medicinaliSj  meddygawl  (W). 

medicua,  meddyg  (W.),  medecinonrr  (Br.). 

mediocrHas,  meadhonachd  (GL)  —  ^ergi6ti]g* 

medium y  med  (W.),  meahon  (GL)  —  /i^aov. 

medullaj  madrudd,  mwydion  (W.),  mele  (Br.)  —  f^vikog^ 

medullaris,  mwydionaidd  (W.),  itaelee  (Br.). 

melj  mel  (W.),  mele  (Br,),  mil  (Gl.)  —  fiiXu 

melJare,  mela  (W.). 

melieus,  meallacli  (GL),  melaid  (W.)  —  iLit7aTw£rjg. 

melodia,  molud  (W.),  melodi  (Br.)  —  /ucXoid/a. 

membranaj  meambrana  (GL). 

membrum^  mambre  (Br.). 

memoria,  meamhair  (GL),  mimoere  (Br.)  —  h^Vt^V* 

mensy  mein  (GL)^  mened  (W.). 

mensis,  mia  (W.),  mios  (GL),  miss  (Br.)  —  (ätjv. 

mens.  JanuariuSy  guenovaer  (Br.),  ionawr  (W.). 

Fehruariua,  huarraer  (GL),  febr  (Br.),  chwefra^ 
MartiuSy  maerh  (Br.),  mart  (GL)j  mawrtb  {Vi 


—     140    — 

mem.  Majus^  may  (Br.)  ,  maigh  (Gl.),  inai  (W.). 

Junius^     majehuin,     eren    (Br.),     mehefin,     mjLefio 
(W.). 

Julius^  go\itLelin   (Br.). 

yiugus!usy  aeste^  eaust  (Br.),  awst  (W.), 

September^  guennelooe,  mis  mendem  (Br«),  inis  medi  ( W.). 

Ociober^  gouil,  miquele  (Br.). 

November  y  gueverrdii,  calangoian  (Br.). 

Becember,    missda  (Br.)^    mios    meadlioDacha  gheam- 
braidh  (Gl.). 
mensor,  uiesurior  (^^.)j  mesulour  (Br.)  —  fmgtjTi^g, 
mensura^  mesur  (W.),  maes,  mesul  (Br.)  —  fihQOv» 
mensuraliSy  inesurawl  (W.). 

mensurare,  mesur  (W.),  mesulein,  mesurein  (Br.). 
mensuratiOy  inesuriaeth  (W.). 
mensurabilisy  mesuradwi  (W.). 
mtniha^  ment  (Br.),   meand  (GK)  —  fihf&a. 
mercaior ,  marliadourr  (Br.),  maeleriwr  (W,). 
mercatura,  marhadourea ,  mercereah  (Br.),  maeleri  (W.). 
fnercatusy  margadh  (Gl.),  marchoad  (W.),  margale  (Br.). 
Mercurius,  merchyr  (W.). 
merere,  meritein  (Br.). 
mereirtjc ,  meirtreach  (Gl.). 
meritumj  merite  (Br.). 
merula^  mwyalch  (W.)^  mou'ialh  (Br.). 
me$$i$^  medein  (Br.)^  medel  (W.). 
tnessor^  medelwr  (W.). 
meia,  mir  (Gl.). 

metallicuSf  mettellaid  (W.),  miotailteadi  (Gl.)« 
metallum^  meitall  (Gl.)>  mantale  (Br.),  mette),  mwn^W.)  — 

IJkltak'kov, 
meiallurgiay  mettellwriaeth  (Gl.). 
metaliurgus  y  mettelydd  (W.)^ 
meiere^  medi  (W.),  medain  (Br.). 
meditari,  meddylHaw  (W.). 
meditator,  meddyliwr  (W.). 
metricuB,  mydraethawl  (W.)  —  ^jüiqixqq. 
metrum,  mydr  (W.)  —  (xIxqov. 
mens,  mehani  (Br.),  mo  (GU),  mau  (W.)  —  i^og. 
miles,  mil  (In),  milidh  (GL),  milwr  (W.). 
miliuM^  nell  (Br.). 
militare,  milwriaethn  (W.). 
miUtaris,  milwraicM  (W.)- 
mille,  mile  (Gl.),  »il  (W.),  mile  (Br.). 
milliarhm^  mile  {&.),  miher  (W.)  —  ^lUor. 


—    141    — 

minus  ^  mydom  (W.). 

minarij  rnjoasu  (W.),  menacein  (Br.V 

minatiOi  rnjoas  (W.),  menacein  (Bn)« 

mifuMr  y  mynaswr  (W.).  » 

mingere,  muin  (Gl.). 

m%niUrar€,  menestru  (W.). 

minister^  menestre  (W.),  nuDisteir  (Gl.),  miDiitre  (Hr.), 

minuere^  manu  (Gl.),  meintiau  (W.), 

minus y  mion  (Ir.),  mean  (GL),  meinas,  manw,  man  (W.)  — 

minutOj  mynyd  (W.),  minutt  (Hr.). 

tniraculum,  miorbhail  (Gl.),  moliah,  miraele  (Br.). 

miraiilia,   meirain  (W.). 

mirCß  mir  (W.). 

mir  US  j  mjr  (W.). 

miscerej  mysgu  (W.  u.  Br.),  miasgaich  (Gl.),  messgudur  (Br.) 

miseiia,  misere,  mijere  (Br.)^  mishealbh  (Gl.)» 
mispHlumy  meidil  (Gl.),  meryEwydden  (W.)  —  fiiamXov. 
misiura,    mysgi  (W.),    measgan    (Gl.),   messguadarr^    kern- 

meak  (Br.). 
mistus,  mysgaid  (W.),  measgta  (GL). 
miiigare,  mwyhaw  (W.). 

miiUy  milis  (Gl.  u.  Br.),  mwyth,  mcwyth  (W.). 
miitere,  myned  (W.). 
mobilis,  madawl^  mudadwy  (W.)« 
mohilitas,  madiad  (W.),  luaths  (GL). 
modesliOj  modhalachd  (GL),  modesti  (Br.),  moldra  (W.). 
moduluSj  mettdackd  (GL)* 
modus y  modh  (GL). 

mola,  mailion  (GL),  melin  (W.),  mtlin  (Br.)  —  fiiXfi. 
molare,  meil  (GL),  mala  (W.),  mola,  maleiu  (Br.). 
moleSf  moil,  meall  (GL). 
molesiarey  molochi  (W.). 
molesiia^  molochiad  (W.). 
molitor,  mciUear  (GL),  malwr  (W.),  melinairo  (Br.)  —  fit;- 

molüura,  meilead  (GL),  malwria  (W.). 

moUiss  mal,  melU,  mwyll  (W.),  maoth  (GL)  —  fidkax6g. 

mottitiaj  mwyg,  mellni  (W.). 

momenium,  momantt  (Br.),  meidyn  (W.). 

momachms,  mynach  (W.),  manach  (GL)  —  f*6mxog. 

monasterium^  mynecbdid  (W.). 

m^mere,  maiDun  (Ir.). 

maneia,  monadh  (Ir.),mwnai  (W.),  moneye  (Br.). 


monilej  mynwar  (W.). 

manitumy  monadh  (Ir.), 

monumentum,  monwent  (W.)  —  ftvtjfieTov» 

mons,  monadh  (Gl.),  mynyd,  mwnt  (W.), 

manstrum,  moDstre  (Br.). 

montanusy  mjnyddawg  (W.). 

mora,  mairneal  (Gl.). 

moriy  marhuein  (Br.),  marwi  (W.). 

mors,  murn  (W.),  marhue  (Br.). 

mortariumy  mortar  (GL). 

mortifer^  murniur  (W.). 


manne  (Br.). 


monett  (Br.). 
muless  (Br.). 


mo:c^  inoch  (GL). 

muccinium^  mouchette  (Br.). 

muluSy  muileid  (Gl.)^  bastardmul  (W.), 

muniSy  mwyn  (W.). 

muralis,  muriawl  (W.). 

murarCy  muriaw  (W.). 

mureoTj  murac  (Ir.),  maorach  (GL). 

murmuTj  monmhur  (GL). 

murmurarCf  dean  monmhor  (GL),  mongial  (W.). 

murus,  mur  (W.),  mangoer  (Br.). 

mu8C08U8,  mysyglawg  (W.). 

muscusy  mwswg  (W.)  —  ^oaxog* 

musicuj  musique  (^r-)  "^  fiovaixi]» 

mutabilisy  mudawl  (W.). 

miliare  j  muth  (GL). 

mutatio,  muthad  (GL)« 

mutilarCf  myanafu  (W.),  mahignein  (Br.). 

muiuBj  mud  (W.),  mudd  (Br.). 

myriaSf  myrdd  (W.)  —  /nvoiag. 

mj/rrhuj  mir  (GL).  —  fiv^ga. 

myriuSj  mirte  (Br.),  miortal  (GL)  —  ftigtog* 

mysterium^  mwyster  (W.),  mistere  (Br.)  —  fivö\ 

myaticus,  mwys  (W.)  —  fivauxog. 


—    14S    — 

M. 

Nanu$^  nar  (W.)  —  »ovoc* 

naps9ts,  neap  (GL). 

nare^  naiare^  nofiaw(W.X  snamh  (Gl.),  neaDaia  (Br.)  —  War. 

«MC»,  geni  (GL),  gannein  (Br.)  —  ylyma^iu. 

uatalor^  noiiedjd  (W.)^  suarohaich  (Gl.),  neanonr  (Br.). 

natriXy  neidr  (W.),  »athair  (Gl.). 

naiura^  nadur  (Gl.),  natur  (Br.),  notur,  nawtur  (W.). 

naluraiis,  noturiawl  (W.). 

naiusj  genedig  (W.),  gannett  (Br.). 

navigare,  afaeguein  (Br.)« 

uebula,  neul  (Gl.),  niwl,  nifowl  (W.)  —  wyAiy. . 

nebularcy  niuliaw  (W.). 

nebulo8U$j  Diuliach  (W.),  nettlach  (Gl.). 

negare,  naga,  segian  (W.),  nahein  (Br.). 

negaiio,  negyf  (W.),  aicheadh  (Gl.),  Bah  (Br.). 

negaiivuMj  ncgyddawl  (W.),  nahuM  (Br.). 

negligentia  y  egenlusdra  (W.). 

negotiariy  negeseua  (W.). 

negotium  y  negesiant  (W.). 

nemOy  niconn  (Br.). 

nepoM,  Bai  (W.). 

NeptunuSy  n^on  (W.). 

nequamy  quean  (Br.). 

nere,  nyddu  (W.),  sniomh  (Gl.)  —  tiuv. 

nervoMitas,  nerthaedigaeth  (W.). 

nervoiUMj  Berthedig  (W.),  BerheBsec  (Br.). 

nervuMy  BcrliCBn  (Br.)  —  v^v^ov. 

neiOTj  Byddiad  (W.). 

nidulari ,  ujthvi  (W.),  Beadaich  (Gl.)  —  viottivw. 

nidusy  Byth  (W.),  aead  (Gl.),  fleh  (Br.)  —  »anria» 

nthüy  Bi,  BeoBi  (Gl.),  aetra  (Br.). 

niinbu9y  Beul  (Gl.). 

fUJütiM,  ailear  (Gl.). 

nitidus,  Beaett  (Br.).  ^  ,  /^,  v 

nivere,  ningere,  Bjfiau  (W.),  deaB  SBcachd  (Gl.)  —  vnfuv. 

nijFj  Bjf  (W.)  —  >#V. 

nobilisj  Boble  (Br.). 

nocere,  aiwedu  (W.). 

nocturnuMj  Boiawl  (W.). 

nodare,  ysoodiBO  (W.).  ,,„  x    , ,      ni   \ 

nodusj  cBotadh  (Gl.),  yroodca  (W.),  klay  (Br.). 

nomen,  eBW  (W.),  hambud  (Br.),  aimm  (Gl.),  aiBim  (Ir.)  — 

Svofio» 


—    144    — 

iioii,  nanoj  nonnas  (Br.)^  ni  (Gl.),  nac  (W.). 

nona^  noin  (Gl.). 

noia,  nody  arnod  (W.),  notenn  (Br.). 

noiabilis,  nodawl  (W.). 

notare^  nodi,  amodi  (W.). 

notariua,  noter  (Br.),  nodiadwr  (W.). 

notatiOy  nodiant,  nodjddiad  (W.). 

novare,  newiddiaw  (W.),  nuadhaich  (Gl.)  —  veovv, 

renovare,    adnewjddu  (W«)^    athnuadliaick  (GL),    renehue-* 

hein  (Br.). 
novemy  nau  (Br.)>  naw  (W.),  naoi  (Gl.)  —  hvla, 
novitasj  naadhachd  (Gl.),  newydddeb  (W.),  nehaetaett  (Br.) 

—  viortig. 

novusj  no  (Ir.),  noadh  (Gl.)^  nehue  (Br.)>  new,  newjdd  (W.) 

—  viog. 

nox  ^  DOS  (W.)^  nochd  (Gl.),  doss  (Br»)  —  vv^ 

nubes,  neul  (Gl.),  nef  (W.)  —  viipog. 

nudare,  Doethiadu  (W.). 

nudatio,  noethiant  (W.). 

nuditas,  nochdachd  (Gl.),  noethedd  (W.),  noahadurr  (Br.). 

nudus^  noeth  (W.),  nochd  (Gl.)^  nuah  (Br.). 

nugaCy  nwyd  (W.),  Deomachas  (Gl.). 

nugari^  nwydaw  (W.). 

nugatorj  mwydiant  (W.). 

numerdlUy  niferawr  (W.). 

numerarej  niferu,  rliifea,  Duirohir  (Gl.),  nombrein  (Br.). 

numeratio ,  niferaitli  (W.),  uibliireachd  (Gl.). 

numerus,  Duimbir,  uibhir  (GL),  nifer,  rbifet(W.),  nombre  (Br.). 

nummus,  mwnai  (W.). 

nundinuSj  naufeddjd  (W.),  naotbambhdeug  (Gl.). 

nusj  nwg  (W.)  —  vovg* 

nuiabilis,  nugiawl  (W.). 

nutarey  nugiaw  (W.). 

nuiatio,  nug  (W.). 

nuxj  cnu  (Gl.),  cnaw  (W,),  queneu  (Br.). 


o. 

Obediena,  afyddawl  (W.),  aboeissantt  (Br.). 
obedieniia,  uddyfawd  (W.),  aboeUsance  (Br,). 
obedircy  ufyddaa,  uddyfaa  (W.),  aboeicein,  oboicza  (Br.). 
objurgare,  groodeio  (Br.). 
objurgaiio,  grondereab  (Br.). 


-  Ilft  - 

objurgaior^  grondourr  (Br.). 

oÜigare,  aobligem  (Br,), 

Migatio,  aoi^Iige  ^r.). 

fMivUci,  ebargofi  (W.). 

obaervare  ••  »ervkt^e.  . ' .     » 

ob$ervatio ,  goarnation  (Br.).  -     ' 

ohervaiar^  goarnour  (Br.). 

obMere,  assiegein  (Br.). 

occa^  og  (Gl.),  og,  oggan  (W^^ 

occare,  ogi  (W.),  cliath  (W.);    • 

occa$io,  echlys  (W.),  aobh^r  (Gl.)^  aacasion  .(Br.).    . 

oceatar,  ogiadwr  (W.).  ■  .  i . .    )  . 

occuitarej  cell  (GL),  ceitiaa  (W.),  Aib,  cuheil^' ^.); 

oc^uliatio,  cuhereah  (Br.).  '       ^  "'■  *^ 

oceumbere  s.  cumbere»  '    ' 

oecupare^  achubi  (Br.),  gabh  fGI.)« 

9€eaHU9s  aigean  (Gl.),  eigion  (W.)^  ocefai  fti^.)'  «^  eSkmi'dc. 

ociatm9,  ochdamb  (Gl.)  — 'Sydbo^.  '      .  .    \ 

octo,  ochd  (Gl.),  wyth  (W.),  eiTi  (Br.)  —  ^xrtf. 

oda,  awd  (W.)  —  ^^ij. 

off^enaioj  aafTancej  o£raDce'(Br.).  * 

offerrt^  offcren  (W.),  ofrain  (Gl.). 

offitimm,  oifig  (Gl.). 

oleum y  ola  (W.),  oiew  (W.),'eol,  Wie  (Br.^  -^  ileUör. 

oliva,  olea,  olewwydden  (W.),  olirenn  (Br.). 

o/or^  eala,  alarch  (Gl.)^  ala  (Ir.). 

amnis^  holl  (W.),  QÜe  (61.)^  oll  (Br.)  --^  SXog. 

amnipoientiay  iiileachd(Gl.)j  oilbaitance(Br;),  oUnertBedd  (W.). 

aperari,  oibrich  (Gl.),   oberr,  goberr  (Br.). 

operaiio,  oberr  (Br.). 

Operator,  operatoarr  (Br.).* 

opM,  obeir  (Gl.),  ober  (Br.). 

oroj  or  (W.),  oir  (Gl.)  —  ogog. 

o^arey  orl  (W.).  .  ». . 

orofto,  oraid  (Gl.) ^  rhu  (W.).  .  ».  ^ 

Oratorj  oraideach  (Gl.),  areit|iiwr,  rbimclwr  (W.). 

0rator4u9y  areithyddawl  (W.).* 

oratrijp,  areitbyddes  (W.). 

ordinäre,  ordaigh  (Gl.),  urddeaw  (W.),  orOreiottetti  (Br;). 

ordinaHo,  nrddoliad  (W.),  ordreioance    (Br.)^ 

ardoy  ordagh  (Gl.),  urdd  (W.),  ur«,  urh  (Br.),  6irde,  aird  (Ir), 

Organum j  oragan  (Gl.)  —  tgyavovi' 

orieniy  oir  (Gl.),  dwjraen  (W.). 

originalie,  orgenale  (Br.). 

oririj  eiridk  (5l.),  iryre,  dwyre  (W.). 

KefcnttiB  Seit.  jUUrth.  IL  Bd.  10 


—    lÜ    — 

ornamentumß  aradh  (Gl.)^  orlemantt  (Br.)* 

OTjfxa,  rjse  (GK)  —  6(}v^ 

osculari,  casaw  (W.),  pog  (Gl.), 

osirea,  eistr  (Bn)  —  Sor^cov. 

oi;i>^  ot8g  (Gl.),  oan,  uan  (W.)^  avatt  (Er.)  —  oi'c« 

ovumy  ubh  (Gl.),  wy,  wyan  (W.)  —  tiov. 


Pabulari^  yspori  (W.),  biad  (GL). 

pabulum^  jspawr,  pasg  (W.). 

paenula,  pais  (W.). 

pa/a,  pal  (W,),  bal  (Hr.). 

palaestra^  peilUteir  (Gl.)  —  nahziatga* 

polare  f  paladro  (W.)^ 

palaliuMj  palaess  (Br.),  plas  (W.)* 

pattaj  pallium,  pall^  pallen  (W.). 

palma  (arbor),  palmid^  palwjdden  (W.),  palmesen  (Bn). 

palma  (manas),  paif  (W.)  —  naXafifj» 

palpitare,  palfalu  (W.). 

palu€  (Pfahl),  pawl^  paladr  (W.),  peincell  (Br.)^  post  (Gh). 

palus  (Pfuhl),  pwll  (W.),  poll  (Gl.),  plehen  (Biv)- 

panis,  pain  (Gl.)^  bara  (W.  u.  Br.). 

panteXy  paneg  (W.). 

papa  (Papst),  papa  (Gl.),  bab,  pab  (W.). 

papaver,  pabi  (W.), 

papavereusy  pabiaid  (W.). 

papillaj  pitan  (W.)« 

papyrus,  papyr  (W.),  paipeir  (Gl.)  —  nanvffo^. 

papyriuMi  papyraid  (W.),  paperr  (Br.). 

pavy  par  (W.),  parr  (Br.).  ^ 

paradisusy  paradwi«  (W.),  baraouc»s  (Br.)  —  nuifuSnaog. 

paraly$Uf  parailis  (Gl.)  —  «apoXüoi^. 

parate,  para,  P»"j;V  W-  . 

paratusy  parawd  (W.),  reidh  (bl.). 

parcere ,  iispergnein  (Br.). 

parentela,  breith  (GL),  rhieni  (GL). 

parere,  parn  (W.). 

pars,  parth  (W.),  pairtich  (Gl.). 

parifbäisj  parthadwy  (W.). 

parliculariSy  peubaladr  (W.). 

partilia,  parthedig  (W.).  ^   ^  .     ,«    v 

pariire,  parthu  (W.),  pairtich  (Gl.),  parrageio  (Br.). 


—    MT   — 

pariüh,  pairt,  pairteachad  (Gl.),  partbed  (WA 

puriüpr,  parthwr  (W.). 

ptueere,  pesgi  (W.),  paasquein  (Br.),  btadIi(6K)  —  flioitttp. 

puMcka^  paic  (W.)« 

P^^^eumy  patg  (W.),  paerage  (Br.), 

pa$&U9^  pata  (Dr.). 

paUio^  porfa  (W.). 

paitor,  pesgwr  (W.). 

paUUa^  padell  (W.). 

paiella  genualU^  padelleg  (W.), 

pa#tfr^  pab  (W.),  athair  (GL),  tadd  (Br.)  —  nattfi. 

paierniias,  pabaeth  (W.). 

pai0mu$,  pabaid  (W.). 

paiieniiaj  paciantaelt  (Bn). 

paiina,  poith  (GL). 

paironuSf  patrom  (Br.). 

pauper,  peuriD  (Br.)« 

pauperias,  aimbeart  (Gl.),  peurante  (Br.)« 

pau9a,  peuad  (W.),  peah  (Br.)  —  naSat^. 

pausare^  peuau,  peuannu  (W.). 

pavimentumj  palmant  (W.  u.  Br.). 
pavire,  palmantu  (W.),  paooein  (Br.). 

pmvOf  paen  (W.),  pao,  apaff  (Br.),  pe^cag  (Gl.)  -^  »aaw« 
pavwy  pang  (W.). 
pojtj  p^  (Cr-)* 

paxittua  ,  pillyn ,  pillgun  (W.) ,  plucaa  (Gl.)i 
peeeare,  peaeaick  (Gl.),  peeba  (W.),  pebein  (Br.).    " 
peccaiitr,  pecbur,  pechadar  (W.),  peacair  (Gl.),  pebQurr  (Br.). 
peecatumy  peaeadb  (Gl.)^  pec,   pecbaad  (W.),  pebete  (Br.). 
pectMarüf  piawl,  piannaul  (W.). 
peeulium,  piaat  (W.)» 
pecuBj  beo  (GL),  chatale  (Br.). 
pedaliSj  pedawl  (W.). 
pedesier,  pesj  pedettr,  pedettraidd  (W.). 
peilere,  impeUere,  pwyllaw  (W.). 
peüü,  peall,  piU  (GL),  pU,  pilyt  (W.).    , 
peUitus,  pileaaug  (W.). 

pdvis ,  pelic ,  belle  (Br.) ,  paeol  (W.) ,  poit.  (Gl.)* 
pemaiesy  der  Name  dieser  häoslicben  Scbutzgötter  iöiiiile  wa^ 
aammenbäogen  mit  penaf  (W.)  erbaben,  penaeth  (W.)  der 
Erbabenste. 
pendtrej  payeio  (Br.)  zableo.  ' 

I^nnim$9  (mens),  a  pen  ghwin  (W«)  daa  welsae  Gebirge. 
pernio,  paiemantt  (Br.)  die  Zablnng. 
penriiar^y  pwjsaw  (W.). 

10* 


pwcu88iOy  cud  (Bf.)^  baaladh  (Gl.). 

perdrixy  petrusen  (W.). 

pMregr^ari^y  pettnmaw  (W.). 

peregrinatio,  pereriDiad  (W.). 

peregrinus,  pellenigwr  (W.). 

perfectio  ,  perffeitbder  (W.). 

pevfectuSi  parfaett  (Br.),  perffaith  (W.). 

perßcerCj  perffaithiaw  (W.). 

pericutari,  perjgla  (W.). 

periculosus^  peryglas   (W.),  cruaidh  (Gl.). 

periculum  j  pevjgl  (W.)  ,  peirigil  (GL). 

periodus,  pryd  (W.)  —  negiodog. 

permüsus,  permaettett  (Br.). 

perpetuus,  berped  (Br.). 

perplejpiiaSy  penbletbiad  (W.). 

persona,  person  (W.),  personnage  (Br.),  pearsa  (GJi). 

personaliSf  pearsail  (Gl.). 

persuaderey  cbwedia  (W.). 

persuasiOj  cbvedleuaeth  (W.). 

periinere,  pertbynu  (W.). 

pe$j  ped  (Gl.  u.  W.) ,  troelt  (Br*)  —  nov^. 

peierCj  pcdein,  bedi  (Br.)^  pern  (Gl.),  impidhim  (In). 

peiiÜOj  pedeeb  (Br.),  impldh  (Gl.)^  quidbe  (W.). 

petroselinum,   pearsal  (Gl.),   perlljs  (W.),    perzill  (Br.)  — * 

ntTQoaihvov, 
phantastOj  faDtazi<(Bo). 
pha$tanu9y   faisant  (Bv.),  iDaeacb:  (Gl.);  gwyddednen  (W.)  -^ 

philotophiUj  feadlsainbmichd  (GJ.);   g^^»  gwjddbwyll,  gwy- 

bod  (W.),  filosoii  (Br.)  -^  qfvXofro^ia. 
phÜ080phicu$ ,  gwyddonäwl  (W.)  — -  q^iXeoofftxo^. 
philo8aphu8y  feallsanach  (Gl.);  gwyddon  (W.)  < —  tptXieofogm 
phyy  fi  (Gl.). 

picay  pia,  pica  (W.),  piq  (Br.)>  pioglmid  (Gl.). 
piearcy  pygu  (W.). 

picea ^  piol  (Gl.),  pinen  (Br;),  pinwyddeti*  (W.)  —  nltvg* 
piceue,  pygedlg,  pigedd  (W.). 
pictar^  paentll«^  (W.)>,  penntourt  (Bn.)» 
piciutaiue^  paentiedig  (Gl.^ 

pOm  (Rfeüer),  piN^  piladr  (W.),  piler  (Gl.,  W.  u.  Br.). 
pila  (Ball);  ball  (Gl.),  pel,  pellen,  dybel  (W.). 
pt/a  ludere,  pela  (W.). 

piieus,  boiaeid  (€rl.),  pilyn^(W^)<y  ist  aiMh:  jede  Bedeckung 
pilumy  pill,  pilwm,  picell  (W.). 
pinHa\  pin  (W.). 


•  I    ' 


pinsercy  pwyaw  (W.). 

pinnin» ^  ptiMig  (W*). 

pinu0y  pimbren  (W.),  pinett,  pigaen  (Or.).  - 

pipare,  pibaw  (W.).  .   .'.      » 

pi>er^  peabiiar  (GL),  pibre  (Dr.)  —  niniQi. 

pipire,  pipianu  (W.),.biog  {Gl).  .  >  • 

pirum^  peur  (Gl.),  peran  (W.),  peren  (Br.)k    • 

pirua,  perbren  (W.). 

pUcator^  pjsgodour  (W.),  piis<iiM«rr  (Dr.).  pnqoetni  (Dr.). 

püeari,  pysgota  (W.)^  piwqueteit^(Dr.),  iii^cb'<6l.'). 

püdna^  pjsgodljD  (W.), 

pisiiM,  py»g  (W.),  lasg  (Gl.),  pifsqde  (Bffc). 

pistoTy  bobwr,  pobjdd,  pwjawdr  (W.)>^  poi^j  lyolonger  (Bh).. 

ptfifM^  pjs  (W.),  piteDn  (»;),  pesM^r  (Gl.)  —  uimv^ 

piM«,  bigott  (Bn). 

P^9  pyg  (W.),  pic  (GL),  peg,  peec  (Br.)  ^  ^/«raa. 

plOiart^  bleja  (Br«), 

placere^  pligeia  (Br.)« 

plagr«  (Gegend),  plat,  plwg  (W.)  — «•.siUtybc« 

plagra  (ScUag),  pla  (W.),  plaigh  (GL)  -*  fai/y^. 

planare^  pladein  (Br.). 

planca,  plane  (W.),  planqnen  (Br.)  «-  «JLoS.. 

pianeta,  planed  (W.)  —  TtXtttwfirtjg. 

plamiies,  plad  (W.),  plene  (Br.). 

ptania,  plant  (GL)^  plan  (W.),  plandenB,,plBn]iigju(Br.). 

plumore,  plantain  (GL),  planu  (W.),  plantein  (Br.). 

plamiatiOf  plan,  planfa  (W.),  planndachad,  plandereali  (GL).. 

piamiaiarj  plantair  (GL  o.  Br»),  planwr  (W*)* 

planum,  plan  (W.),  blau  (GL),  blatt  (Br.). 

pleb»,  poibleach .  (GL) ,  poUatli  (W.)  ~  nXfi»og. 

pheiere^  plethu  (W»)^  pleath  (GL)  *^  nUxaiy« 

pkniiag^  pitilteas  (GL)  —  nX^fWfia. 

planus,  plwyn  (W.),  p«ilt  (GL),  pleinn  (Br.)  -^  ttkf]Qr,c. 

plicay  plyg  (W.),  plec  (Br.),  filleadh  (Gl.). 

pUenrej  pl7gii>  peliaa.(W*),    fiü.(61.)»  pleguein  (Br.),  ^, 

plicaiuM^  pljgavl  (^0* 

piumoj  pluen  (W.  n.  Bi^)^  ite  (GL). 

plumare^  ploaw  (W.). 

plumariuM,  plniaid  (W.). 

plumbare^  pljmn^  pljmiaa  (W.),  .plonuneili  (Br.)* 

plumbem$j  plymiaidd  (W.). 

plmtnbmm,  plwn^  blomb  (W.),  plo«n,  ploaiti  (Brw)«  liuud  (GL). 

(MNfejr,  bothan  (GL)*'.^    li  .....    rl-'*       *  •   [  - 


-     150    -- 

poena.  poen  (W.),  pein,  piaD,  peannas  (GL),  poene,  beaek 

(Bn)  — -  notvrj. 
poenalis^  poenedig  (W.),  peanasach  (Gl.)  —  fKomcTof* 
poenirej  punire,  poeni  (W.),  peanasaich  (Gl.). 
poeta,  bard  (GL),  prydjdd  (W.)  —  woiiyrijc. 
polire,  poii  (GL). 
poUen,  paill  (W.),  plur  (GL). 
po/ii«,  pol  (W.). 

paineridianus y  prjdnawn,  pymawn  (W.), 
pompa,  pompe  (Br.)  —  yro/unij. 
pompatious^  pompnss  (Bn). 
ponderabäisj  pwjsadwy  (W.). 
panderarey  pwjsaw  (W.),  pouisein  (Br.). 
panderatory  pwynrr  (W.). 
ponderon$9y  pwjsfawr,  pwyaig  (W.). 
pondus,  pund  (GL),  punt,  pwjs  (W.),  poun,  fand  (Br.). 
ponsj  pont  (W.).   . 

populusy  pobull  (GL),  pöble  (Br.),  pobl,  bobke,  lltaeo  (W.). 
porculttj  porchelles  (W.), 
porculus,  porchell  (W.). 
parcusy  porch  (W.). 
pwrrigercy  righ  (GL). 
portay  port  (GL),  ffor  (W.). 
portare,  porUii  (W.). 
portatiOj  porthiad  (W.). 
poriicu8y  porche  (Br.). 
portiOy  poirsiam  (Br.)* 

portusy  port  (GL),  porth  (W.),  porhic  (Br.). 
porus,  por  (GL),  porth  (W.)  —  ;io^oc« 
poscerej  posiaw,  posiaonu  (W.),  forschen,  fragen. 
po8sessiOy  sjddjn  (W.),  sealbh  (GL),  poMiasion  (Br.). 
po8$e8sor,  sjddinvr  (W«),  sealbhadair  (GL). 
pos8idere  y    syddu^    sjddinu   (W.),     possedetn   (Br.),*   aeaU 

bhaieh  (GL). 
p08ti8y  post  (GL). 

potare,  potiaw,  portha  (W.)  •»  nlvuv^ 
Potator,  poitear  (GL). 
potu8y  potes,  potiad  (W.)  —  noaig, 
praeda,  praidd,  trais  (W.),  prince  (Br.). 
praedariy  preiddiaw  (W.). 
praedaiOTy  preiddiwr  (W.). 
praedicare,  pregethu  (W.). 
praedicatiOy  pregeth  (W.). 
praedioatOTy  pregethwr  (W.). 
praeparare^  parotaw  (W.),  aprettein  (Br.). 


—    151    — 

prm0parmii9,  parodiaeth  (W.)* 

prae9em9,  pretaatt  (Br.). 

prme$emimre^  preau»  prjdtau  (W.),  pretaatetn  (Br.). 

prmesenialis^  preaenawl  (W.). 

prae^eniarcj  preaa  (W.)« 

praeseniia^  pretem  (W,),  presance  (Br.)« 

praesepeSf  preaeb  (W.),  praaadi  (Gl.). 

praeMiariuMj  prjtawl  (W.). 

prae$idiumy  prja  (W.). 

praetimrey  piidaw  (W.)^  preatein  (Br.). 

praeMnare,  prjnii  (W.). 

praesio,  preat  (W.),  prette  (Br.). 

prandiumj  prain  (W.),  praim  (Gl.). 

prel^Mj  preaa  (GL),  preaanere  (Br.). 

premercy  imprimerej  printhiair  (W,)^  draigh  (GL). 

pre$$iOj  impreui^y  pr€$9U$^  print,  pwiaig  (W.)^  brioag  (Gl.)^ 

breate  (Br.). 
pr€iiQ9Üa$y  priaeachad  (GI.)f  priaiad  (W.). 
preiioMU,  priaeil  (Gl.),  priaiawl  (W.),  prednaa  (Br.). 
preiiumy  pria  (W.  u.  Gl.),  priaa  (Br.). 
prim^rdimmj  priomhachd  (GL),  priad  (W.). 
prim$$9j  pri  (W.),  priomh  (GL),  primh  (br.). 
pHncipalU^  piiffan  (W.). 
primeipimm^  pri,  priff  (W.). 
prcMiUsj  proCawl  (W.). 
probare  j  profi  (W.  u.  Br.). 

probaÜOj  praw,  phrawf,  profedigaeth  (W.),  aprouff  (Br.). 
probaior^  profwr  (W.). 
procurator^  procularr  (Bir.). 
prodigUaSj  prjddineb  (W.). 
pt^^g^^s  bradjA,  prydd  (W.). 
proditio^  bredych  (W.),  brath  (GL). 
prodmcere,  prjdaw  (W.).^ 
produeHOs  prjdtad  (W.)« 
profeuio^  profeaa  (W.),  profeasion  (Br.), 
pro/Vaaor,  profifeaawr  (W.). 
profiierij  profeaaa  (W.). 
progrediy  groddiannu  (W.). 
pr^ogU9j  broUaeh  (Ir.)  —  iifM^c* 
propago,  pourraign  (Rr.). 
properare,  priodori,  prwjatlaw  (W.). 
propketuy   prophwjd  (W.),   faidh,  fioaaicha  (GL)«    profaete 

(Br.)  —  nfOffifTfi^» 
prapk€tmr€y  prophwjdaw  (W,),  faianlch  (GL),  profetiaein  (Br.). 
propketim,  propbwjdoliaetk  (W.)  <—  nfoffinla. 


-  m  - 

propriare,  priodoti  (W.). 

proprieiariuBy  priodawr  (W.),  perhenn  (Br.). 

proprietasy  perhentiah  (Br,),  prigdoliaetli  (W.).. 

prosodiüj  proestaudl  (W.)  —  nQQg(fiöicu 

prospectusj  yspaith  (W.). 

providere ,  pr jderu  .  ( W.). . 

provincia^  proyince  (Br.). 

prudensy  prudd  (W.). 

prudentiay  prudddeb  (W.). 

prunuSy  pruneen  (Br.)^  plpmbais  (Gl.). 

psalmusy  Salm  (Gl.),  psalme  (Br.)  —  tf/aXfiig. 

psitiacusj  pigheid  (Gl.)  —  rpliraxoSp  . 

publicare,  puibligh,  follsich  (Gl,), 

publicua^  poiblid  (Gl.). 

puer,  pautre  (Br.). 

putrpdfi,  pjdredd  (W.)*.  * 

pütrefacerCj  pjdru  (W.),  grod  (Gl.), 

putridusy  pjdredig,  pwdr  (W.). 

P^gih  VJ^J^d  (W.),  buf^iltear  (G!,)... 

pugillare,  paffiaw  (W.). 

pugna,  pwy  (W.).      , 

pugnare,  pwyaw  (W.),  buail  (Gl.). 

pugiOy  bidog  (W.),  biodach  (GL), 

pulluBj  ebaul  (W.),  ebol  (Gl.). 

puhare,  pellerCj  pwyaw  (W.). 

puhaiiOj  pwyaud  (W.),  buladh  (Gl.)« 

puhiQf  impuUio,  pwjUawd  (W,). 

puhus^  pys  (W.),  der  Puls. 

pumilus,  pwtog,  pegor  (W.). 

punctiOy  pigawd,  pwy  (W.). 

punctum y  punc  (Gl,),  pwnc,  pwynt  (W.). 

pungerCy  pwtiaw,  pigaw,  yapoociau  (W.)* 

punire  s.  poenire. 

pupuBy  bobug  (Gl.),  bab,  baban  (Br.). 

pure^  pur  (W.),  purr  (Br,). 

pur  gare  y  purgein  (Br.). 

purgatory  purgadoir  (Gl-)>  put'awr  (W.). 

purißcarey  puraw,  dyburaw  (W.),  piyiAtt  (Br.). 

purißcatioy  purgadaireachcl  (G|.)l^  puredigaeth  (W.)^    pura< 

dur  (Br.). 
purüas,  purdeb  (W.),  puret^  (B^.). 
pU9tulay.puptfl^y  pisgurn.(\V.),  plucau  (GL). 
puatularvy  pUgyrnu  (W.). 
pu8tmio9U^.y  pisgyri?awg  (W.). 
putamcny  pil  (W,),  pbosg  (Ql.)«  , 


puteuSy  pit  (Gl.),  pydaw  (W.)^  pance  (Br»). 

pmtredOf  pydriad  (W.),  breine  (Gl.),  breinnate  (Bn). 

p0tr0$^€re^  pydru  (W.),  breim  (Gi),  bteSenem  (Br.). 

puiriduM^  putidusj  pwdr  (W.),  breine  (GL),  brdnn  (Br.);. 

pyramis^  Uorraid  (Gl.)^  bera  (W.)  —  nvqafilq* 

pyramidali$y  biorach  (Gl.). 

PythagwoB^  pythagovas  (W.),  Ton  fiyftA»daa  Weltali  uad  og'ori 
öffnen,  ist  die  Darleguag  dea  Wekgebändes ,  die  Coimolo«- 
%v^ptfthag9Ti  (W»)  das  Wehgebande .  darlegen  oder  erklär 
ren.  Die  pythagoräische  Philosophie,  die  yorzugsweise  Cos- 
inologie  ist ,  wird  daher  nicht  Ton  einem  grieehMien  Philo- 
sophen mit  Namen  Pythagoras  herruhcen,  sondern  mag  irohl 
die  Torgriechische  ^  pelasgischej  die .  ke{ltisc]i  droidische  %ejn* 

pyjris^  bocsa,  bogsa  (Gl.),  boestl,  beulst^  (Bh)  «^  nvl^ig. 


•      • 


Quadrams,  cart  (Gl.),  puarTet  (Br.). 

quadratus,  cwa,  gwarthawr  (W.),  car^  (Br.),   ' 

quaerere^  coisinn  (Gl.),  classqüei!i'(Br.).:  •       '    ' 

quaesitOTf  classquour  (Br.). 

qualitasj  llaillse,  coslach  (Gl.),  calit^  (Br.). 

quartusj  ceathramh  (Gl.),  puarrett,  cartt  (Br.). ' 

quasij  quasi  (Br.). 

quatere,  ysgwid,  ysgydiaw  (W,),  crath  (Gl.)- 

quatuoTy  cdthir  (Gl.),  pedair  (W.)^  paar  (Br.). 

querela^  gearan  (Gl.). 

querij  gearain  (GL). 

quid^  ciod  (Gl.). 

quidamy  dad  (Gl.),  ced  (W.). 

quiesy  cws,  cysgaid  (W.),  cusque  (Br.). 

quie$cer€j  consqnein  (Br.).  - 

quieiuB^  eysgledig  (W.). 

quinque^  cuing  (Gl.)^  puemp  (Br.). 

quady  CO  (Gl.). 

quota,  cod,  coda  (Ir«).| 

quoüesy  chotric  (Gl«)* 


•; 


AB* 

Rädere j  rasdail  (Gl.),  rhatelln,  ysratk»]»  liacanu  (W*)»  i^- 

QleJai)  (Br*)«    .    '       •>  i  .1.:"'.     . 

r^lMor«, :rMd4iflhi  (W^^,    t  •    <  !.M  ' 


—    154    — 

radiatiOf  rhaiad  (W.). 

radius^  rhaid  (W.),  rayeon  (Br.). 

radula^  rhatell,  rhacai  (W.)»  rac^  racan  (Gl.),  racloere  (Dr.). 

rata,  raje  (Br.). 

rana^  ran  (Br.). 

rapa,  rifortt  (Br.). 

rapacitoij  reubann  (Gl.),  rlieibiaetb  (W.). 

rapojp^  rheibus  (W.),  renbannac  (Gl.)  —  apnoS« 

raperCy  reub  (Gl.),   rheibiaw  (W.)^    rapinein   (Br.)   —   &q^ 

rapiua,  reobainn  (GK),  rapinereah  (Br.). 

raphanusj  raidia  (Gl.)  ^—  ^uipavog. 

raptorj  reabair  (GU),  rheibiwr  (W.). 

rasUÜuSy  rasdal  (Gl.),  rasteel  (Br.). 

rastrumj  rbaca  (W.),  racan  (Gl.).        ' 

rasura,  raliereah  (Br.). 

ratio  j  reuson  (GL),  raeson  (Br.). 

ratiocinarij  reusanaich  (Gl.). 

rationalisj  reusanacheid  (Gl.). 

ratigf  radeel^  razeel  (Br.)^  ratb  (GL). 

ratius,'  radan  (GL),  rah  (Bn). 

raviSf  rerett,  rohquennec  (Br.). 

rebettiOy  reTolte  (Br.). 

rebelluBj  reubal  (GL). 

receptor,  receuourr  (Br.). 

reciperey  rhoddgjmerid  (W.),  reoeueio  (Br.). 

reciio,  riaghladh  (GL). 

reciliudo,  reihtaett  (Br.). 

rectovy  reithawr  (W.),  riaghlair  (GL). 

rectum j  reacbt  (GL),  rhaiih  (W.). 

redemptio,  redamption  (Br.). 

redire,  rhetu  (W.),  retornein  (Br,). 

redüiOy  retornu  (Br«). 

redituM,  rhent  (W.),  rante  (Br.),  reub  (GL),  die  Rente. 

reditus  referre,  rhentu  (W.)« 

reductiOy  rante,  dacore  (Br.). 

reformatio^  refurme  (Br.). 

refrigeratiOy  refraescadur  (Br.). 

refrigetcere y  refresquein  (Br.),  ffresiäu  (W.),  Cuaraich  (GL). 

refugium,  fasgadb  (GL). 

refutare,  refnsein  (Br.). 

regaliM,  riogbail  (GL),  rhial  (W.). 

regimen^  riagbladh  (Gl.). 

regina,  rioghann  (GL),  rhian,  rhiein  (W.),  ronaoneti  (Br.), 

regnare,  rhiagheil  (GL),  reigKeim  (In),  rhioli,  rhwjfau  (W,> 


regmMr,  rhwjfaaor  (W.)^  riagliiir  (G\.). 

r€gnwm^  riche  (GL),  ranteleah  (Br.), 

r€gmla,  rbeol  (W.),  riagkeil  (Gl.)»  mlenii  (Br.). 


reguläre^  rheoli  (W.K  riaghailte«cli  (GL),  reoKa  (Br.). 

TtgulariM^  rheolaid  (W.). 

regmiaiios  riaghailt  (GL)j  rheoledigaeth  (W,). 

r€gnlalwr,  rheolwr  (W.). 

relictuB,  rhelgw  (W.). 

remeiiarey  remaedein  (Bn)« 

r€w^iumy  remaett  (Br.). 

reimejPy  rhwjfwr,  rhwjf  (W.),  ronanour  (Br.),  ramluddie  fGL). 

remigarej  ramhachd  (GL),  roevia,  rhjf8w(W.),  roakeiii  (Br.). 

remu9 ,  ramh  (GL) ,  nr jf,  rhodol  (W.),  ruan  (Br.)  —  Igitfiffg* 

reny  aren  (GL  o.  W.),  elwl  (W.),  neerch  (Br.). 

r^nidere,  rheiaw  (W.)« 

r^novarej  renehaeheiii  (Br.),  atbonadliaidi  (GL). 

r^parare,  raparein  (Br.). 

reparaiio,  raparation  {BrJ). 

reptfy  erepian  (W.),  emb  (GL)  — •  %i(nm% 

T9f€t€r€y  ramportein  (Br.). 

repuhar^,  yspwjaw  (W.)* 

re$cripiumy  adjtgrif  (W.),  reacMrigh  (GL). 

reiidttum^  rhelyw  fW.). 

r€9iua^  ronead  (GL),  roostin  (Br.)  — *  ^ffthtj. 

re$peeiu»y  resspett  (Br.),  speis  (GL). 

respondere^  rescondeia  (Br.). 

rewpansiOj  rescontt  (Br.). 

reHU,  rudensy  rheffjn,  rhaff  (W.),  rop  (GL). 

r^gtUuiio,  restitario  (Br.),  dioladh  (GL). 

re$M9ciiare,  ressusatein  (Br.). 

resiringer^y  rhwystnisaw  (W.). 

reiardarty  tardein  (Br.). 

reticulare^  rhwydaw  (W.). 

retieularUy  rhwydaag  (W.). 

retieulmm^  reie,  ribe  (GL),  rhwyd  (W.),  rovette  (Br.). 

retr actio  ^  retraitte  (Br.). 

reJPj  ri^  (GL),  rhecn,  rhwjr  (W.),  rou*  (Br.),  airich  (Ir.). 

rhtda^  roth  (GL),  rhodawr  (W.). 

rheioricoy  rheithioreg  (W.),  retoriqae  (Br.)  —  ^afnnf. 

rhemmy  rhabarittrumy  rbeonlljs  (W.). 

rhamehüsarey  rhwBciaw  (W.)  —  foyxdiiup. 

rhonchuM,  rhwiie  (W.),  dirdi  (Br.)  ^  i^rX^- 

rictuMy  rachaD  (GL). 

Tigere,  ragateh  (GL)  —  ftyd^* 

Hgidui^  rag  (GL),  raatt  (Br.)  —  (fyioc. 


—  riö6   — 

rigor,  raige  (Gl.),  raedadux  (^r.),  rUcij»  (W.),  di^  luHte. — 

rigor arcy  raettqln  (Br.).        . 
riwfl,  rhic,  rhedd  (w.).  '.  * 
rimare,  rLigaw  (W,).  , 

rimosiiSy  rhwjgedlg  (W.).  . 

riptty  rible  (Br,).  .* .  '    i 

rivu8y  rivere  (Br.),  rhin  (W.). 
rixUy  rbyfel  (W,). 
rixare,  rhyfelu  (W,). 
rijcaior,  rbjfelwr  (W.),  ,       . 

roder e,  rhwitioni  (W.). 

Aofnuy  rhuiiaiii  (W.),  roijnlf  (Gl.),  rom  (Bn). ; 
romanuSy  rufeinig  (W.),  remain  (Br.). 
rosa^  ros  (Gl.),  rhos  (W,),  roseen  (Br,)  —  Qodov, 
roseuSy  rosaoh  (Ql.). 

rosmarinumj  rosmairi  (Gl.),  rosmari  (Br.). 
rota,  rolh  (Gl),  rhod  (W,),  rott  (Br.). 
rotare,  rhodellu  (W,)^  uiidliU  (pj.).  .  , 
rotatorj  rhodwr  (W.). 
,  rotundiiasj  rondaett  (Br.). 
rotunduSy  rhodaw,  (W;.)i  rqutt  (Br.). 
rubensj  ruiteach  (Gl.). 
ruber  y  rubidus.,  ruadli  (Grl.)'|.  rjmdd  (W.),  ru  (Br.)  —  ^^- 

rubere y  rhuddaw  (W.),  ruein  (Br.)  -r-  l^iv&iTv* 

rubigOy  rhwd  (W.),  meirg  (Gl.),  maelgre  (Br.). 

rubigosuSy  rhwdawg  (W.).    • 

rubinusy  rliudden  (W.);,  luiteachan  (Gl.),  l 

rubrica,  ruddela  (Gl.),  rhuddel  (W«)- 

ructarey  raoichd  (Gl.)  —  tgivyfa^fn^ 

ruclu9y  raoichdeadh  (GL). 

rudiSy  raste  (Br.). 

ruditasy  rustonni  (Br.). 

ruduM  ^  rußera ,  (GewWlie),  rlnrtws,  rhwtion  (W.), 

ruere,  rheu,  rheda  (W.),  rüith  (Gl.)^ . 

rugirA^    rp4ire^    rhua^,    .rU«iadUj    rlmdibw  (W.),    roiolid 

(Gl.)- 
rugii^^,  xbu,  rhifawd»  (W.),  jroicW  (Ql-)- 
rutna,  rhumen,  rhewii^.  (W,),  rOTm  (Br.), 
rumOy  rhum,  rhumeiD.  (W«).     .  < .  '.  .    , 
rumpere,  rliwj^au  (W»),  rcfnb  {GU)  ,^rr.  ^tiyvwm. 
rupea^  roh  (Br.j. 

ruptiOf  rhwyg  (W.),  reub  (GU)*,    .     — 
ru9ticita$j  rustonni  (Bcr).;  ^  i,    i>  ■, 


»  \ 


ruia ,  nidh  (Gl.) ,  rhod  (W.)  —  pVtiy. 
ruiiiusy  roQM  (Br.). 


8. 


Saftv/m»,  sableen  (Br.). 

Maceharmm,  siogar  (Gl.),  chacre  (Br.)^  nagr  (W.)  — -  ocix- 

9aceu9^  sac  (Gl.),  tach  (W.),  sah  (Bir.)  —  ouirieoc. 

sttcculu»  j  tachell  ( W.) ,  lahie  (Br.).  ^ 

aocer^  tacrett  (Br.). 

sacerdos,  lagart  (Gl.).  *  • 

Hicrare,  sacreio  (Bi^)« 

sacrificium^  sacrefioe  (Br.)^  iohairf  (GY.). 

aacrilegium,  sacrilege  (Br.)w 

sagiiia ,  saeth  ( W.)  ^  taighead  (Gl.). 

nagiiiare,  saetha,  saetbjta  (W»). 

9agiiiariU9f  aaethwr  (W.),  saigheadag  (Gl*)* 

sagma,  sadell  (W.). 

angifii»,  segan  (W.)« 

aal,  sal  (Gl.),  hal  (W.),  Iialeiü  (Br.)  -^  iHg. 

salire,  tail  (GL),  simera  (W.),  saillein,  saloin  (Br.)  —  akf^ir. 

saliva,  seile  (Gl.),  hallw  (W.)  — >  erialo^. 

»alijCf  seileach  (Gl.). 

Maliart,  saltair  (GU),  sathm  (W.),  sailleia  (Br.). 

Bolubtr,  sal  (W.)j  saWass  (Br.)« 

aa/«f,  salj  salder  (VF.),  salutt  (Bi*.). 

Malmtaüo^  salutt  (Br.). 

Bolvare,  saWein  (Br.). 

saivatOTy  saWerr  (Br.)* 

waiverty  salao  (W.). 

walvuM,  sal,  sagach  (W.). 

tameiijicare ,  santeiddiaw  (W.).  ' 

mneiificium,  santahiad  (W.). 

aametitudo ,  santolaetli  ( W.).  * 

MOMeHMrium^  seiotwar  (W.)« 

umetuB  (der  Heilige),  saat  (W.)^  saott  (Dr.).  ' 

9anctU9  (heilig),  saotait,  santel  (Br.)« 

9anii€U,  slainte  (Gl.). 

umu9^  saine  (Ir.),  slan,  slaioteit  (Gl.). 

saperCj  sawjriaw  (W.),  santein  (Br.).      *  * 

sapo,  sebon  (W.)>  sLibann  (Gh),  saan,  suaon  (Br.)  —  aimay. 

9apanac0U9j  sabonaid  (Gl*)« 

sopor,  sawjrr,  safwyr,  arsawr  (W.),  faile  (Gh). 


—    IM    — 

saporaius,  8aparu9,  safwjreeul,  safwyrut  (W.)- 

tarcina^  sawch  (W.),  carg  (Br.). 

saianus^  satlian  (W.  u.  Br.)  —  aaravag. 

satiare,  sath  (Gl.). 

satias^  sath  (Gl.). 

saiiatus^  sathacb  (GL). 

BatiBy  assez  (Br.). 

saium^  sacum  (Gl.)« 

SatumuBy  Sadwrn  (W.),   Sadornu  (Br.). 

scala,  jsgol  (W.),  squele  (Br.). 

scalpere^  jsgrafu  (W.),  sgriob  (W.)  —  YlutfMf. 

scamnum^  8cabeau  (Br.). 

acanderey  jsgryffiniau  (W.). 

scapulüj  jsbaud,  jsgwjdd  (W.),  8coai  (Br.). 

scapus,  cap  (Gl.),  taffwii  (Gl^  —  axänog. 

seena,  sgaile  (G1.)j  cemmaes  (W.), 

scheday  slaod  (Gl.)  —  ox^ifj* 

ichola,  sgoil  (GL),  ysgol  (W.),  scole  (Br«)  —  o^oX^. 

icholicusj  jsgolaid  (W.)  —  axoXucog, 

scientitty  siance  (Br.). 

sciudere^  sgoilt  (Gl.)|  ysglifu  (W.)  —  a;^/^iv« 

scindula,  jsglem,  estyllen  (W.). 

scire  y  saeriannu  (W.), 

9ciu3j  saor  (Gl.),  saer  (W.)« 

scopae,  ysgob  (W.),  sguab  (Gl.),  scubellen  (Br.)« 

scopulaj  ysgabellig  (W.)« 

Bcreare,  jsgreaw  (W.). 

9criha^  sgriobbair  (Gl.),  ysgrifiad  (W.),  scribe  (Br.). 

scribere,  •griob(Gl.),  crifelluj  ysgifenu,  ysgrifaw  (W.)^  scriu- 

ein  (Br.)  —  ygäg^uv. 
scripiurOj  sgriobhta  (GL),   ysgrifed   (W.),  scriturr  (Br.).  — 

iiucriptio^  argraf  (W.)« 

scruiarij  sgrud  (Gl.)« 

scrutator,  sgmdair  (GL). 

Mculpere,  acalpere^  ysgytlini  (W.),   sculteio  (Br.)  —   yXw- 

q^Vj  yXaq>itv. 
iculpior^  ytgwtlir  (W.),  sculperr  (Br.). 
ncutator ,  ysgwydwr  (W.). 
scutatuSi  y«gwydawg  (W.). 
scutellüy  scuira,  ysgndell  (W.)« 
scvtica^  scourgg  (Br.)« 

Bcutum^  J^gyrjd  (W.),  sgiath  (GL).  •—  axvrog. 
seium,  aevum,  snaa,  suaff  (Br.),  saill  (GL). 
BtcaUy  seagal  (GL). 


$eeare,  igath  (GL). 

•eeenure,  tegra  (W«)« 

•eerriWflii  segr  (W.). 

9e€Miu$f  wdfftedig  (W.),  tegretl  (Br.). 

«tfOiüB,  searr  (GL). 

§€cmlmm,  saoghal  (GL). 

•«curauj  socair  (GL),  aicerj  tal  (W«),  turr  (Br.). 

wed^re^  tedda  (W.),  soidh  (GL)  —  I^Kr^of. 

sedewy  tedd^  govsedd  (W.)  -^  filoc* 

Mgr««9  tegall  (Ik.),  teagal  (GL) 

wegt^M,  tegnr  (W.). 

^segnäta,  tegnrdaird  (W*)« 

9egr0gar0,  tegra  (W.). 

S0gr€gi$^  tegredig  (W.)« 

m//Oj  aeadhal  (GL). 

$emßM,  fttol  (GL)« 

aernUar^  fenoadwr  (W.)j  seanoair  (W.),  lenaloiirr  (Br.). 

traatea,  teoedd  (W.),  seaniiadli  (GL),  aenatt  (Br.). 

9€m€JCy  teaan  (GL)^  hen  (W.)» 

«eiuaia,  seann  (GL). 

iemibilhy  %jn,  tjaedigaol  (W.),  Matihue  (Br.),  seadliach  (GL). 

00n$ibilita$j  sjrndaad,  sjnioldeb  (W.) ,  iantidigviali  (Br.),  aea* 

dhachai  (GL). 
»entua,  sjüy  syniad)  synwr  (W.),  santadar  (Br.),  seadh  (GL). 
senieniia,  santance  (Br.). 
seniirey  sjna^  syniaw  (W.),  saotein  (Br.). 
Mtparare^  sgair,  esgar  (GL),  Jigani«  dybarth,  jtparthn  (W.), 

ditpartiein  (Br.). 
Mepiem,  aeadh  (GL),  taith  (W.),  aeih  (Br.)  -  imd. 
septemviratuB ,  seithwriaeth  (W.). 
aepiimama,  teitkddegwaith  (W.). 
MepiimmB,  teitfed  (GL),  teiliTett  ^Br.)  —  Vftio§iog. 
Mptuaginta,  teithddeg  (W.)  —  «/JVo^c^xaira. 
$eremm$^  urin  (Br.). 
äerertj  sawduriaw,  leidiaw  (W.). 
MTui,  seine,  toire  (GL). 
•ericuMy  neda   (GL),  ndan  (W.). 
serieM,  tread  (GL). 

•«raio,  •earmon  (GL),  riarad,  chwed  (W.), 
»srtmoeimari ,  tiradasaw  (W.). 
9^p€n9j  larff,  larth  (W.),  saerpantt  (Br.). 
Merp€r€^  larddu  (W.),  tnaig  (GL)  -—  tV^ciy« 
arrro,  labh  (GL). 

$ervire^  aeirbbiticli  (GL),  lerrigeui  (Br.). 
wervilor,  territourr  (Br.). 


—  I«  — 

$ervitu$f  seirbheis  (Gl.),  KWjdus  (W*).  .      <  ^ 

servuSy  seirbhiseacli  (Gl.),  swiddawg  (W.),  serviiarr  (Br.). 

severitaSy  chwefredd,  chweredwr,  sarugrwydd  (W.). 

aeveruSf  sarug,  shweru,  ch^Mdrw,  thwerfrawl  (W.),  geiii*(G<:). 

8ejr,  se  (Gl.),  chwech  (W.),  chuech  (Br.)  — *  ?g.  r        •• 

sejrians,  chweched  (W.). 

«^jTtM,  ysglen  (W.),  gD*  (Gl.), 

sihilare^  siaw,  siifrarvr,  sisiala,  c&wibana  (W«),  ehnitetift  (Br.). 

sibiluSj  siff,  sU,  siad  (W.). 

sibylla,  chwimpleian  (W.),  sibilleenn  (Br.)« 

sica,  sgiao  (Gl.). 

siccare^  sjchn  (W.),  sugh  (GL),  sebeift  (Br*)« 

siccitas^  »ychder  (W.),  sehour  (Br.). 

siccuSj  seh  (Br.),  sech  (W.). 

sidere,  soddi,  saruich  (W.)  —  "^hv.  .         . 

sideratio  (constellatio) ,  seroliaeth  (W.). 

sidereu9>,  seryddawl  (W.). 

8idu8j  se  (W.)« 

sigillarej  seulaich  (Gl.),  inseiliavr  (W.)',  sieUeifi  (Br.). 

sigillum^  seul  (Gl.),  sei,  insel  (W.),  siel  (Br.). 

5(g^arr,  seoleidi  (Gl.),  sigkhriglikii  (fr*),  siseiii  (Br.). 

Signum f  sign  (Br.),  seum,  (Gf.). 

Silva  j  cyl,  coill  (Gl.)  —  vXrj. 

simiib^  siakach  (W.). 

similarCy  seblantein  (Br.). 

simiiisy  samliuil  (Gl.),  seblantt  (Br.). 

simiUtudOy  samiiUdh  (Gl.). 

simplicare,  symliaw  (W.). 

simplicilasy  Byta\et  (Vf.),  simpladurr  (Br.). 

simplicilery  syinledig  (W.). 

simplusy  simplid  (Gl.),  siml  (W.),  simple  (Br.). 

sinapis,  cethw,  nhrstardd  (W») ,  cez<>,  ceiine  (Br.)  -**  aipant. 

siren,  sireign  (Br.)  —  quq^v» 

sitarchia,  seirch  (Gl.)  —  onagxla. 

sitis,  seliett  (Br.). 

sobrie,  syber  (W.)- 

sobrietas,  syben  (W.),  socair.(W.). 

socery  chwegr  (W.)  —  IxvgSg* 

societasy  cuideachdas  <Gl»),  cyweitba»  (W.). 

socius ,  cy well  (W.).  .   v .   . 

soly  siil  (W.),  grian  (Gl.),  saoul^  hiaul  (Br.)i 

solamen,  solas  (Gl.),  consokitifn  (Br.).<      .   • 

solari,  solafaich  (Gl.),  siriaw  (W.),  consolein  (Br.). 

aolatiumy  solas  (Gl.),  sir.  (W.). 

soleay  sodl,  sawdl  (W.),  sail  (Gl.),  sandal  (Br.). 


~  m  — 

9Blmßi9,  Bo^enmde  {Br.}» 

Bolers,  seolta  (GL), 

Moleriia^  seoltachad  (GL). 

9oKdßtap^  ^oadaett  (Br.). 

sotticiüßrp^  «illtfBio  ^r.). 

BoUicitatorj  solitour  (Br.). 

»olumy  syl  (W.). 

soluiio,  saoileadli  (GL),  toddaM  (W.). 

Bolvertj  Bgaoil  (GL),  toddi  {Vi.). 

sonare,  soniaw^  seiniair,  ifeinn  (W.),  sonne^n  (Bj.). 

sonanSy  seiniaul  (W.). 

sanivius,  sontedig  (GL). 

sanus,  »on  (W.,  iGrl*  )U»  Br.). 

Morbus  y  sarff^  sarffwydden  (W.),  coi;iiiq)  :(Br.). 

sordesj  soeg  (ly,). 

sorar,  cliwaer,  chwiawr  (W,),  pinttifiir  .(GL)w 

«or«,,  AO$f:erea]i  (Br.). 
'    spargere^  sarnu,  ysgariaw  (W.)^  sga^il  (Gl.Jf. — ;  an^/ouv» 

spu^raio^  jsgard  (W,), 
'  $paru$,  par,  yspar  (W.),  beara  (Ir.). 

spaihmj  T^ppdol  (W.,)  — <mä^, 
\  spaiiari,  spaidsirich  (GL). 

specialüij  speciale  (Br.). 

specificare,  ysbysu  (W.). 

MpecifieatiOy  ysbysoliad  (W.). 

9pecificaior,  ysbyswr  (W.). 

$perare,  espera,  ewpeo'eiii  (Br.). 

9p€9,  esspere  (Br.). 

sphaera,  apeur  (GL),  ysybr  ^W»)  —  P9»^Q<** 

apica,  pig,  yspig  (W.),  «pie  (Br.). 

spicare,  yspigaw  (W.). 

wpieerey  adspicere^  yspeitbiau  (W.). 

Spina,  yepin  (W.). 

spinosusj  yspinaug  (W.). 

spinusy  yspinan  (W.), 

spiritualis,  ysbridaul,  ysbridus  fW.),  »pioradail  (GL). 
)  Spiritus,  ysbryd  (W.),  ^spiorafl  ((^L),  is$pritt  (Br.). 

splsndidarey  yspleniddu,  pjeUM^iu  (W.). 

splendide,  ysplan  (W.). 

splendidus^  |4?iHg9  plßojr^W,  y»pleiiydd  (W.). 

splendßr  ,  yspfe^er  ( Yf «)  t  j  splandei?r  (Br,). 

spoliare,  spuill  (GL),  isp^iliau  (W.). 

spoliatiOj  spninnead  (GL),  yspeiliad  (WO«. 

spoliatory  yspeilwr  (W.). 

.^^inm,  ijrapail  (W,) ,  »puiniDieadh;  (GL). 

Kefentein  Kelt.  AUerth.  II.  Bd.  1 1 


—    162    — 

ipongia^  yspwng  (W.),  spoue,  stoubeennec  (Br.)  —  anoyyla, 

8pongioBUBy  spoueuss  (Br.). 

spuere^  poeri  (W,)  —  mvuv. 

spumay  8gum  (Gl.),  swyf,  ysgwyf  (W.),  scumeenn  (Br.). 

spumare,  swyfaw  (W.),  cop  (Gl.),  scumeennein  (Br.). 

ipurcare ,  ysburialu  (W.). 

spurciiiay  ysbwrial  (W.). 

siabilirey  ysdyfnigau ,  sythau  (W.). 

itabulum,  stabul  (Gl.),  ystal,  ystafel  (W.). 

Btadium,  ystaden  (W.)  —  arddiov. 

ätagnarey  stad  (Gl.). 

stagnumj  stang  (GL),  stanc  (Br.). 

stänneuSy  staoineach  (Gl.),  ystaenaidd  (W.). 

stannum,  staoin  (Gl.),  ystaen  (W.). 

Btare,  stad  (Gl.),  istadu,  safu  (W.)  —  laxavitv. 

statuminare  y  steidhich  (Gl.). 

8tatu8y  staid  (Gl.),  ystad,  saf  (W,),  stad  (Br.)  —  ardaig. 

steiloy  ser  (W.),  steren  (Br.). 

»ternuerej  trewi,  entrewi,  tisian  (W.),  strihuein  (Br.)  —  ntiq- 

wa&ai. 
sternutamentum j  sreothairtich   (Gl.),    entrewiad   (W.),    stri- 

huadur  (Br.). 
atamachua,  stomach  (GL)  — jnofiaxog. 
Stratum ,  sread  (Gl.)  —  arpol^a. 
BtrenuarCy  trenu  (W.), 
strenuitaSy  treniad  (W.). 
strenuusy  tren,  trenaul  (W.),  trcum  (GL). 
Stria y  streath  (GL),  sitr  (W.). 
HriarCy  sitrachu  (W-)>  «""»c  (^'O- 
striderey  sgreuch  (GL)  —  rQ(t,uv, 
atrigmentum  y  sgriobadh  (GL). 
BtriXy  sreath  (GL). 
ntuäerCy  studiein  (Br.). 
Studium  y  Btudi  (Br.). 
stuppay  stoupp  (Br.)» 
stuprumy  striopachas  (GL). 
suadere,  chwaetli  (W.),  chwed  (Br.). 
auavisy  cliweg  (W.),  saimh  (Ir.). 
$ua  Vitas  y  chwegrwydd  (W.). 

suhitusy  swrtb,  syff,  syfflawff  (W.).  soubite  (Br.). 
suhstantiay  sylwedd  (W.),  stuth  (GL),  sustance  (Br.). 
substantialis  y  sylweddawl  (GL). 
subtiliSy  sontile  (Br.). 
subtilitasy  sontildaett  (Br.). 
aucculentusy  chuguonnus»  (Br.),  sugaul  (W.),  stighDhor  (GL). 


—     IfiS    — 

iuce$$mber0j  cal  (Gl.),  conehein  (Br.). 

succuBy  tagh  (GL),  sug  (W.),  cLng  ^r.). 

9M€im9j  sQgh  (Gl.),  chugnereah  (Br.). 

sudare,  cboaczi,  hnlzeia  (Br.)^  chwjrsa  (W.),  saoithrich  (Gl.)« 

MudoTy  chwys  (W.),  huizeen^  chuez  (Br.). 

9uerey  gwniaw  (W.). 

9uffoear€y  sagiaw,  sagmwmiaw  (W.). 

9^0^acaiiOy  sagmwm  (W.). 

wugerey  sogli  (GI.)^  sugaw  (W.),  choguein  (Br.). 

suicuBj  sj\ch  (W.)  —  iXxig. 

auiphmr,  chouffre  (Br.),  afeiin  (W.),  prooDsg  (Gl.). 

9umwu»,  sum  (W.),  snim  (Gl.),  samm  (Br.). 

9upery  »uprOy  tra  (W.)  —  imig* 

9upermrey  syberwi  (W.). 

9uperhu9,  gjberu  (W.). 

9upereih'a ,  cjlmael  (W.). 

$uper^$,  suipeir  (Gl.). 

»U9y  touin  (W.)  —  vg,  ov;. 

suBpicere,  suspettein  (Br.)* 

Buspieio,  nigpett  (Bn). 

9u$urrare,  sygaDu  (W.). 

8U9urru9s  sjganaul  (W.). 

BuiOTy  gwniwr  (W.). 

Myttaba,  filleb  (W.),  silabeen  (Br.)  —  avXkaßfj. 

»ympkmia,  cyfandon  (W.)  —  avfA(pwvia. 

syndicu9y  sindic  (Br.)  —  avydixog. 


TaieUay  tafellan'(W.),  taulic  (Br.). 

tahMariuMy  tafellawg  (W.). 

iabemay  tofarn  (W.)^  tabhairt  (Gl.)  y  tararne  (Br.). 

tabemaculumy  pabel  (W.). 

tahernariu8y  tafarnurr  (Br.). 

tmheny  tamh  (Gl.)* 

tabmkiy  table  (W.),  taible,  deile  (GU)^  taule  (Br.). 

tabmbtrey  taflenu  (W.). 

iabmlarü,  taflenawl  (W.). 

iae€r0j  tawelu,  tewi,  termadaw  (W.),  taouein  (Br.). 

taeiUy  tawely  termnd  (W.)^  tottach  (Gl.). 

iacUumUasy  tawedogrwjdd  (W.),  tosd  (Gl.)^  taouereab,  hU' 

rennereah  (Br.). 
ladf i»fit«M  j  tawedig  (W.),  taouerr  (Br.). 

11  ♦ 


—    164    — 

tacluBj  tadhal,  deuchainn  (Gl.),  touchenn  (Br.). 

talea,  talg  (W.). 

talentum,  talant  (Br.)  —  xaXavrov. 

tätigere^  adtingete^  teimlaw  (W.),  touchein  (Br.). 

tapesj  tapete^  teisbah  (W.),  tabissö  (Br.). 

tardarey  tardein  (Br.). 

tardiiaSy  tardaeson  (Br.). 

tatUy  tad  (W.),  athair  (GL),  tatt  (Br.). 

tauruSy  tarw  (W.),  tarb  (Gl.)  —  ravQog. 

taxa,  iajratio,  tace,  taxe  (Br.). 

tector  ,  töwr  (W.). 

tecium^  teach  (GL),  toüd  (W.),  fouen,  ti  (Br.)  —  rfyog. 

tegere^  techu,toi,  tellii,  tuell  (W.). 

tegula^  ÜYleen  (Br.). 

tegulum,  telyw  (W.). 

tegumeny  tudded  (W.). 

tela,  textura^  teisset  (Br.). 

tellusy  tealla  (GL). 

temnere,  contemnere  y  treraygu  (W.). 

temperameittum  y  tymher  (W.). 

temperantia,  tymhereiddrwydd  (W.). 

iemperarey  tymheru,  tyinhyrau  (W.),  tamporiscin  (Br.). 

temperieSf  tymhyroldeb  (W.),  teumpaeste  (Br.). 

tempestaB^  tytrihestl,  tywydd  (W.). 

tempestivua y  tymig  fW.). 

templumj  teinl  (W.),  teampull  (GL). 

temporaliSj  tymhyrawl,  tyinmorawl  (W.). 

temporaliiOBy  tymbyr  (W.). 

tempu9y  tymp  (W.),  tein  (GL). 

tenajpy  tent,  tyn  (W.). 

tenebray  tihoaelision  (Br.),  dorchad  (GL). 

iener,  tenau,  tyner  (W«),  tinöre  (Br.). 

ienerey  tynu,  tynaw  (W.). 

tenerescerej  tenenau,  tyneraw  (W.). 

tenory  tynaw  (W.). 

tensusy  ten  (W.),  teann  (GL). 

tenuare,  taenu,  tenellau  (W.)^   tanaich  (GL). 

tenuisy  tenäu  (W.),  tAna  (GL)  —  rvvvog. 

tenuitasy  taenedigaeth ,  tenendeb  (W.). 

icpor  y  twir  (W.). 

terebray  taradr  (W.),  fafaire  (Br.),  tora  (GL). 

terebrare,  taradru  (W.). 

terere,  tercu,  tote  (W.)  — W^«v. 

terguMy  tor  (W.). 

terminare,  terminau,  terfynu  (W.). 


-  m  - 

terminua,  terin^  terfyo  (W.),  termeio  (Br.)  —  j^Qfta. 

terra f  tir  (Gl.),  tir,  daear  (W,),  douar,  ter  (Bn). 

terrenus,  daiarad  (W.),  terriein  (Br.). 

terribilisy  terrible  (Br,). 

terroausy  tiriaol  (W.)^  doarett  (Br.). 

ttrriiorium,  tirdra  (W.). 

tertiuM,  trydjdd  (W.)  —  rglioq. 

tesiatio,  tjstiad  (W.). 

teatamcniumj    diatheca^     teismeid,    tiomoad  (Gl.),    taestc- 

mantt  (Br.). 
testarCy  tjstiaw  (W.)^  tettaniein  (Br.). 
attestare,  ardjstu  ,  ardjtiaw  (W.). 
te^ie^j  ty«t,  ardystwr  (W,),  teste  (Br.). 
tesiimouium,    tjstiolaeth,    ardjst   (W«),    teUteaa   (Gl.)^    t;ie- 

stani  (Br.). 
tearere ,  tesseio  (Br.). 
iheatrum,  tliiatre  (Br.)  —  ^iar^ov. 
thema,  testun  (W.)^  theme  (Br.)  —  &i^a. 
tke$auren$i» ^  trjsorawr  (W.),  trezorert  (Br.). 
thesaurus,  trjsawr  (W.),  trezorr  (Br.),  taisg,  taisgeadan  (Gl.). 

ihuB^  tuB,  tut«  (Gl.)  —  &vog. 

thymuB,  tin  (Br.)  —  ^i^iog, 

tigrisy  tigearn  (Gl.),  tigre  (Br.). 

tiiia,  teile  (Gl.)i  thiUeu  (Br.). 

tinea,  tüiad  (W.). 

tinnimenium,  tinc  (W.). 

tinnire  ^  tinciaw  (W.),   dinsein  (Br.). 

tintinnahulum y  tincerddiaetb  (W.). 

titftluB,  tiodal  (Gl.),  titre  (Br.). 

toga,  twyg  (W.). 

togarCy  twygaw  (W.). 

tolutimy  tuth  (W.),  trot,  trodalr  (Gl.). 

tomus,  tomm  (Br.)  —  TOfiog. 

tonarty  toDiau,  turanu  (W.)  —  tovov»'. 

tondere,  touzein  (Br.). 

tonitruaiiSy  tarannus  (W.). 

ionsor^  toazourr  (Br.). 

tonusy  ton  (W.  u.  Br.)  —  tovo^. 

tormen^  torment  (W.). 

tormeniumy  tourmantt  (Br.). 

tornare^  tamiav^  ternu  (TV.),  troeiu  (Pr.),  tiondaid  (Gl.)  — 

tornatory  tarner  (Br.). 
torquaius,  torchauch  (W.). 


—    166    — 

torquere  y  torchi,  troi  (W.),  troein  (Br.). 

torqueSj  torch  (W.). 

torrerCj  tior  (Gl.). 

torriduSy  tioran  (Gl.). 

toriiOy  tro,  troad  (W.). 

toruSj  tawr  (W.). 

tractare,  traethu,  treithiaw  (W.). 

tractatio,  traethad  (W.). 

tracfatoTj  traethwr  (W.). 

traciuBy  traeth  (W.). 

tragoedia,  tragidi  (Br.)  —  rgaywdla, 

traha,  trancell  (Br.). 

frühere y  dragh^  tarruing  (GL),  dragiaw  (W.),  teennein  (Hr.). 

tranquillare ,  tangneffedu  (W.). 

tranquille,  tangnef  (W.). 

tranquillitas  y  tranefed  (W.). 

tranquillus  y  tangneüg  (W.). 

transferre^  terlattein  (Br.). 

transitare , .  tram w j  ( W. ). 

transituSj  tramwy,  trofedigaeth  (W.). 

trasnmutabilis  y  inuthach  (W.). 

transmutare  y  turmhuth  (W.). 

transmutalio  y  turmhuthad  ^  sjmndiad  (W.). 

tramplaniare  j  tresplantein  (Br.). 

tredecifiiy  trideug  (Gl,),  triardegg  (W.),  trizec  (Br.). 

tresy  tri  (Gl.  u.  W.)  —  T()«rc. 

triangularis y   teironglawg  (W.),   triois,  inneag  (Gl.),   tricor- 

nec  (Br.). 
trianguhtm  y  teiroDgl  (W.),  trioisneag  (GL). 
tribuere  y  trefii  (W.). 
tribunua  y  tribunn  (Br.). 
tribusy  treub  (GL),  tref,  edry  (W.). 
tributum^  treth  (W.),  strath  (GL),  tributt  (Br.). 
tricorntSy  trichorn  (W.). 
tridensy  tridant  X^O' 
trimealrU,  trimi»  (W.). 
trinttaa  y  trindaud  (W.),  drindett  (Br.). 
tripartitusy  tribanawg  (W.). 
triplejr,  tridyblygawl  (W.). 
triplicarCf  tridybligu  (W.). 
triplicitas,  tribandayrd  (W.). 
tripuSy  trybeadd  (W.),  trepe  (Br.)  —  rQlnovg. 
triafia,   trist  (W.),  triste  (Br.). 
iristitiay  tristiad  (W.),  tristidiguiah  (Br,). 
triumphare  y  triomflein  (Br.). 


—    161    — 

triumphus^  triomfle  (Br.)  ~  Sftafißo^. 
trochlea,  troellhoeliad  (W.)^  tgrobba  (GU)  —  iQoxaXta. 
trapu$j  trofaeg  (W.)  —  jfonog. 
trua,  imUa ,  trwca  (W.). 
trucidare,  troaheio  (Br.). 
trucidatio,  trouhadour  (Br.). 
truculeniia^  traanedd  (W.). 
iruncare^  tociauj  toli  (W.). 

immmlu»^  tom,  toam^  tutacli  (Gl.),  twinpatli,  toxD|  tomen  (W.), 
tundercy  totiaw  (W.),  dournein  (Br.). 
turha,  tyrfa,  torf  (W.)  —  TVQßti^ 
turbare,  terfjsgu,  torddu  (W.). 
turbiduSf  terfjsgawl  (W.). 
turbo,  turbor^  terfjsg,  torfa,  turn  (W.). 
turdusy  tresglen  (W.),  draid  (Gl.). 
turrüj  tor  (Gl.^,  twr  (W.),  toorr  (Br.)  —  %v^Qiq. 
tmrturj  tortur  (Gl.). 
tuiarej  dion  (Gl.)^  tnliaw  (W.). 
iutela,  didean  (GL),  tad  (W.). 

tympanuMy  tabar  (Gl.),  tampbourio  (Br.)  —  jvfinavov, 
typicuiy  tebig  (W.)  —  rvmxdg. 
tifpuMy  tep  (W.)  —  Txmoq. 

tjfrannuBy  tigbearna  (Gl.)^  tejrn  (W.),  drannt  (Br.).  —  tv- 
ifawog. 


IT. 

Vbery  uth  (Gl.)  —  oi^a^. 

uduMy  uvidu9^  ul,  gwlib,  gwst  (W.),  usgaid  (GL). 

ulcuM^  udbar  (GL)  —  Yknog. 

•/na,  ulyn  (Ir.),  eU  (GL),  elin  (W.  u.  Br.)  —  tiUvf]. 

ulula^  hyreuj  caan  (W.)« 

ulular€^  ouileen  (Br.),  udaw,   ubaui,  gwilaw  (W.)  —  JXo* 

nnciay  uniiBa  (GL),  uns  (W.),  unec  (Br.)  —  ovyyla. 
•«cito,  ungadb  (GL),  eneiniad  (W.),  oignemantadurr  (Br.). 
MMCiU9y  Qngta  (GL). 
»Mfa,  boulenn  (Br.),  lunn  (GL). 

mndeeimy  vodeg  (W.)>  ^°^  (^'O* 

»ng^er«,  ung,  unct  (GL),  eneiniad  (W.),  ouignemantein  (Bn). 

unguis,  longa  (GL) j  eirin  (W,)^  ivin  (Br.). 

umice,  nnig  (W.)« 

unif&rmiSj  vnjfon,  unffarf  (W.). 

untre  f  oiiaw,  uniaw  (W.),  aontaich  (GL). 


—    106    — 

unUa$y  unioy  tinad,  unjd  (W.k  aonad(GI.),  uauigaiah  (Br.), 

universalis,  aile,  uileach  (Gl.). 

unus,  un  (W,),  aon  (Gl.),  unan,  unon  (Br.). 

urere,  gwresw  (W.). 

urina,  gwrn,  trwn  (W.). 

usualis,  uiseil  (Gl.). 

usus,  uis  (Gl.),  uss,  guis,  uzadur  (Br.). 

uii,  usinnich  (GL),  uzein  (Br.). 

utitisy  uiseil  (Gl.). 

uveo,  uvescere,  ulaw,  gwlyehu  (W.). 

uvidus  8«  udus, 

uvoVj  uliar  (W.). 


V. 

Vae^  gwew  (W.)  —  ovai. 

vacuare,  gwagaw  (W.),  goulihuein  (Br.)^  fäkmliaith  (Gl.). 

vacuiiasj  falaiinhead  ^GI.). 

vacuuSy  g^rath  (W.)^  gouliliue  (Br.),  fa»,  falambh  (Gl*)* 

vaderCj  gwesu  (W.). 

vaduMj  uidli  (Gl.),  gu^  (Br.). 

Vagina,  faigin  (Ir.),  ginraih  (W.)* 

valetudo,  fallain  (G1.^. 

vallare  j  gwaliau  (W.). 

vallis,  glyn  (W.),  glean  (Gl.),  devaleenn  (Br.). 

Valium,  gwal  (W.),  faill,  ailj  (Ir.). 

vanitasj  uaill  (Gl.),  aliuele  (Br.). 

vanusj  uaileacli  (Gl.),  Taenn  (Br.). 

vas,  gwjstl  (W.),  der  Bürge. 

vasiare^  gaosta  (Br.),  fasaich  (Gl.). 

vaslatiöy  fitksach  (Gl.). 

vasius,  fas  (Gl.). 

vätes,  faidli,  fio^alchö  (Gl.),  ofjdd  (W;)  •**  ipatffg, 

vaticinari y  offydu  (W.),  fiosraich  (Gl.). 

vaiiciniulh,  f^idheadaireach,  fiosatli  (Gl.))  ofjddiaeth  (W.). 

vehtisy  gtfis  (W.). 

Velare y  folaicli  (Gl.),  goleia  (Br.V 

velhj  fella,  yeennein  (Br.) ,  ewill«,  gwyUy8tt(W.)^  aiiin  (Gl.) 

—  ßovXtad^ai. 
vefui^y  goni!  (Br.),  sgwle  (tSrl.). 
venatiOy  fiadhach  (Gl.). 

Venedotia,  (das  nördliche  Wales  in  England),  g/wyuedd  (W»)« 
vencnosusy  gwytlienawl  (W.)j  niknIiGn  (Gl.)w 
vcncnum,  gwenwyn  (W.),  benym,   reliln  (Br^),  «itaihe- (OL)* 


venerari,  gwjchaw,  gwynieatha  (W.j^ntraaiakh  (Gl.). 

ventüare,  gwjntylliau  (W.),  faaraich  (Gl.). 

veniiiaiio ,  gwyntiad  (W.), 

Ventilator^  gMryDtyll  (W.). 

vientosus,  gwyntawg  (W.). 

ventuSf  gwent  (W.),  fuin  (Gl«),  «Luele  (Br.). 

verbenaj  ferfaen  (Br.). 

verhum,  vaerbe  (Br.)^  parwydd  (W.). 

verUimüi$,  gwireddawl  (W.), 

vcrita$j  fireaclid  (Gl.),  gwir,  giviredd  (W*),  cuirionne  (Br.). 

vermis ,  gwreinyn  (W.). 

versijicatio  s  guer^ereaek  (Br*), 

versus  (Adr.),  adversus,  gwrtliawl  (W.)^  guerc  (Br,). 

versus  (Subst.),  gwers  (W.),  £eaMa  (6U)» 

veruj  verutum,  gwaew  (W.),  ber  (Br.)«. 

verusy  fior  (Gl.),  gwir  (W.),  guirr  (Br.). 

vesica^  gwjsigeD,  din^igen  (W.),  bueliquaekn  (Br.).  ' 

vespa ,  gnespa  (Br.)  ,  speach  (Gl.). .  .     i 

Vesper j  feasgar  (GL),  nohtt  (W.)  •*«-  itm^^g, 

vestiffiuMj  gwosol  (W,)^ 

vestimentum,  gwibgogaeth  (W*),  gntquemciiit  (Br.). 

vedkor ,  gwkgwr  ^W.)..  . ' 

vestire,  gwisgaw  (W.),  gufqnein  (Br.),  uidheamaidi  (Gl.)  — 

vestisy  gwisg  (W.),  go^st  (Br.),  jiidheam  (GL)  ^  la9Jlq. 

via,  uidbe  (Ql.)/bM«  (Br.). 

viatory  uidhear  (Gl.),  gwibiwr,  gwlbiad  (W.). 

vibrare^  wybraw,  ewybrafw  (W.). 

Victoria,  Tictoere  (Br.),  buaidh  (Gl.). 

victuSy  yitaill  (Br.).  .  . 

vtc»«,  gwiö  (W.)-,  ich  (Ir.)*  ^ 

videre,  gweted,  gWyled(W.),  goelelii,  ^zoiB(Br.)  —  ddstw. 
viduaj  feabh  (Gl.),  gweddw  (W.). 
viduare,  gweddai  (W.)»  fahnhaich  (€^1«). 
vigere,  gwychaw  (W.). 

vigilans,  finnidlieaclid  (Ir.),  faiceallaeb  (GL),  gwylig  (W.)« 
vtgrtVafi/ia,  faiceallachd  (GL),  gwyliadwraelli  (W*). 
vigilare,  fairich  (GL),  gwiUaw  (W*).  >    ...    ^ 

vigilajCy  gwylfairr  (W.).  \  \ 

vigiUum,  gwyliad  nWT*).  n 

viginti,  ifclud  (GL),  ugaiiit  (W.),  Iwigueniit  (B».)  —  ilicmf$. 
vigor,  gwryg,  gwychder  (W.).  i    -  .  ^  » 

vigorarcj  gwyreiniaw,  gwrygiair  (W*).  ,  » 

vilis,  gwyll  (W.),  bil,  vile  (Br.).  )  '  >        .  \.     .  . 

Villa,  gwlad,  gwy  (W.),  baiü  (Br.),  foile,  b^ik  (Gl.).  .      . 


—  no  — 

vilUcare,  gwladogi  (W.). 

villicOj  gwiladowr  (W.). 

villicui^  villaHs,  gwlalaid  (W.). 

viUuM,  falt  (GU). 

viminalia,  gwieiliawg  (W.). 

vinculum,  gwjnwjdd  (W.),  caing  (Gl.). 

vindemia,  bendem  (Br.). 

vindicarcy  Tejein  (Br.). 

vinumy  yrinj  gwin  (Br.),  gwin  (W.),   fin  (Ir.),  fion  (Gl.)  — 

olvog. 
violatiOy  riolereah  (Br.). 

violeniiay  foiraeart  (Gl.),  gwryi,  gwrjsedd  (W.). 
viperOy  gwiber  (W.). 
vir,  gwr,  gwir  (W.),  fear  (Gl.). 
viraius,  gwraad  (W.). 
vires,  gwryg  (W.). 

virga,  virgula,  fiaran  (Gl.),  gtoalen  (Br.),  gwrygen  (W.). 
virgare  y   gwrjsgiaw  (W.). 
virg<Uu9 ,  virgOMuSj  gwrjsgiawg  (W.). 
virginaliSj  gwyrjfaidd^  gwreigiaidd  (W.). 
virginitOB,  gwjiyfdawd  (W.),  gwerhtaett  (Br.). 
virgOj  gwrei,  gwyryf,   morwjn  (W.),  gwercb,  gurieis  (Br.), 

oigh  (Gl.). 
viridare,  viriduare,  gwjrddu,  gwjrjddlaia  (W.). 
viridis^  gwjrdd  (W.),  gorm,  uaine  (GL). 
viridiiasy  gwjrddedd  (W.),  gairme>  uainead  (Gl.). 
viHliSy  fearail  (GL),  gwr  (W.). 
viriliia»,  firiooDachd  (GL),  gwrolaeih  (W.). 
virory  gwyr  (W.). 
viriuo$ey  yertuyuM  (Br.). 

virtusy  feart  (GL),  gwjrt,  gwyrtaetli  (W.),  Tcrtu  (Br.). 
vis,  gwryg,  rhwys,  jnedd  (W.),  neart  (GL)  —  tg, 
viscidusy  gwydu  (W.). 
viscumy  gwyslys,  uckelfan  (W.)  — •  ?£<{(. 
visibiliSj  gweledig  (W.). 
visibilitas,  gueltdiguiah  (Br.). 
viaiOy  gweled  (W.). 

visiiare,  gwest  (W.),  Tisiteio,  bisitein  (Br.). 
visiiaiiOy  gwest  (W.),  yiiite  (Br.). 
Visus,  fiot  (GL),  gwelj  gwjl,  gwjneb  (W.). 
Vita,  fit,  uine  (GL),  chwaith,  bjwjd  (W.),  bkhe  (Br.). 
vitiarey  gwydiaw  (W.). 
vüisy  gwydd  (W.),  gainiec  (Br.). 
Vitium^  gwyd  (W.),  fante  (Br.). 
vittay  bjdd  (W.). 


—  Itl  — 

viir€U8,  gwydrakl  (W.),  goirennat  (Br.). 

vUrum,  gj,  gwydr  (W.),  goitr,  gw«  (Bn),  gkiM  (GU. 

viv€re,  TÜiae»  bcueia,  Ww  (Br.),  bjrw  (W.),  biboo  (Gl.)  — 

ßtOVP, 

vivu$,  gwiw  (W.))  bia  (Br.),  beottdl  (GL). 

vherra^  firead  (GU. 

t^a^aivfoiw ,  foeal  (GU)»  ^^»^  (Br.). 

voluniariuM^  gwylly»gar  (W.),  Tolante  (Br.). 

vdmtitaM,  Tolonta,  boloDte  (Br-X  gwyll,  gwttrfodd(W.),  aiU  (Gl.). 

vojiMre^  vomiiare,  cyfog  (W.)  —  ifcaü^. 

voimm^  hoantt  (Br.). 

tiojr,  fonn  (Gl.),  boueh  (W.)  —  t^. 

tmlguM,  folcacli  (GL). 

vulnerare^  gwcliaw  (W.), 

vulnusj  gali,  gweli  (W.), 

vulpesy  niilp  (Br.),  faol  (GL)  —  oXotfiqS. 


ZephjfTUMs  ceabhMT  (GL)  —  ^Igpvfoc. 

zingiber,  gingembr  (Br.),  iwiMW  (GL)  —  WH^ß^V^^ 

zodiacus^  lidjdd  (W.)  —  ^our^f. 


Die    Zahlen. 


1.  u»u$t  nn  (W.),  nnan  (Br.),  aon ,  on«  (Gl.)  —  «ft. 

2.  duo,  dau  (W.),  dal  (Br.),  da,  dha  (Gl.)  —  ivm. 

3.  trest  tri  (W.,  Br.  a.  Gl.)  —  tgOe. 

4.  «MOAMr,  pedawr  (W.),  paar  (Br.),  «eiUiir  (GU)  —  «W 


d.  quinqmey  cuig  (Gl,),  pump  (W.  n.  "0 --  »«»«• 

6.  «er,  «i  (Gl.),  chwech  (W.),  chuech  (Br.)  —  ^5.  ^     , 

7.  teptem,  saith  (W.),  «eih  (Br.),  twM  (Gl.)  —  «uro. 

8.  octo,  ochd  (Gl.),  wyth  (W.),  eih  (Br.)  —  «««* 

9.  «oim;m,  naoi  (Gl.),  naw  (W.),  naa  (Br.)  --  tvpku 

10.  d«c««»,  deec  (Br.),  deg  (W.),  drtA  (Gl.)  —  *6w. 

11.  undeeiMt  itnec  (Br.),  nnarddeg  (W*)»  aondeBg(Gl.)  — 


—  m  — 

12.  duodecitn^  daouzüc^'fOr.),  deiia(<ldeg)  (W.),  a  dba  deug 

13.  i(4f€4ei>im^  tHze<:)(Br«),.tri4tddeg  (W.),  tri  deug  (Gl.)  -r 
20.   viginti,    liuiguentt.(Br.)>   ugam  (W.)^  flüeh^ad   (W.)   — 


UXOOi. 


30.   triginttty   tregontt  (JBjr»)y  degarugein  (W«)>  deick  ar  fbi- 

chead  (Gl.)  —  .f^iiaxovns«    •   .  . 
4()J*i;ftJi»drAj;W»ä5  ideiiliüigueiidart.  (Dr.)^    deugain  (W.),  da 

tlüchead  (Gl.)  —  xtoa^^&ttovia.  .  .      ,  *         , 

50.   quinquaginta j   deuhuigueuutt  (Dr.),  deg  a  deugain.  (W*)» 

deich  is  da  fliidiead  (Gl.)  —  tuwi^ovvu, 
60.    .' ^orag'mf a,  •trilluiguendatt   (ßr.),    trigaiii  (W,),    tri  jTU*- 

chcad  (Gl.)  —  i'^r^xavTa»  ... 

100.   ccntum,  cant  (Br.  u.  W.),  ceud  (Gl.)  •—  ixarov.  r 
200.  ducentiy  deugant  •  ( W^) ,- da(  .beud  (GU) -^  <  JiOcofoacoi« 
300.   trccenliy  trigant  (W.),  tri  ceud  (Gl.)  —  Tqiuxomoi, 
400.    qtiadringcntt y  ceitliir  ceud   (Gl,),  pedwarcant    (W.)  — 

rergaxoaioi. 
500.   quingcnUy   cuig   ceud  (^^),    pumcant    (W.)   —  myra- 

XOCiOl. 

1000.   mille,  mil  (W.),'  mile  (Br.  n:  Gl.)  —  ;fAioi. 
2000.  bis  tnUle,  da  mife  (Gl;),  dw^fil  (W.)  —  Sig^f^toi, 
3000.   rcr  milley  tri  mile  (Gl.),  teirmil  (W.)  -^  TQigxi^tot. 
10,000.   decics  milley  deich  mile  (Gl.) ,  myrdd  (W.)  —  /nipiot. 
100,000.  centtcs  mille j    ceud   mile  (Gl.),    can  mil    (W.)   — 

6{xaxigiLivQtot. 
1^000,000.  decics  cenlcna  miUiay  milfil,  myrddiwo  (W.). 


•••  IT   'r  • . 


*■  »k   h  V   : 


.<!     'J     f     .1     '.     '• 


.      •     •     V 


A 1)  m  e  r  k  u  ii  g.  Der  vdrslcficntfe'  Ktfclhvelss'  enthält '  stib  A.  Wf. 
B.  66.  C.  370.  }).  141.  E.  66.  F.  138.  G.  71.  H.  43. 
I.  lOÖ.  L.  "^00.  li^.' JMW.  N.  74.  O.  66.  P.  SOO.  Q.  20. 
R.  1^3.'    S.  282.,   T:  168. '  Ü.  ig,    V.  132.    Z.  3  Wörter,  zii- 


saniiBeu  27^2.         , 


L 


IV. 

Die  Namen   von  Städten  ^   Gebirgen  und  Flüssen   in 

Germanien,  die  Personen -Namen  von  Germanen,  die 

in  den  Autoren  erwähnt  sind  und  die  sonst  Torkommen. 

die' sich  zum  Theil  in  nnscrn  Yornamen 

erhalten  haben.  « 


A.     Städte. 


Bei  dem  hohen  Cullarzottande  GernuiiiieDi)  schon  in  höchst 
alter  Zeit^  waren  auch  nothwendig  Städte  torhanden;  nor  in 
diesen  konnten  ^die  Künste  blähen ,  die  Kunstwerke  geliefert 
werden,  welche  die  germanische  Archäologie  nachweist,  die 
Fabriken  der  trefflichen  Waffen  seyn,  mit  denen  sich  die  Ger- 
manen Tor  länger  als  xwej  Jahrtausenden  aasrnsteten;  auch 
haben  alle  keltische  Länder  Städte  und  die  grossem  Völker- 
schaften meist  Hauptstädte^  wolche  ein  Centrum  bilden«  Längs 
dem  Rheine 9  links  und  rechts,  lagen  allgemein  bekannte  Städte, 
die  auch  im  Innern  Germaniens  nicht  gefehlt  haben  können. 
Caesar  (bell.  gall.  VI.  iO.)  erwähnt  bei  den  Ubiern  Städte, 
ferner  (TL  19.)  bei  den  STeren,  auch  berichten  andere  Au- 
toren Ton  Städten  y  wie  Dio  Cassius  YL  18.  Tacitus  (Germ.  16.) 
sagt  xwar:  dieGrermanen  wohnen  nicht  in  Städten  (urbes)  und 
ihre  Dorfer  (vici)  bilden  keine  compacten  Häuser -Gruppen; 
aber  das  erstere  ist  ein  offenbarer  Irrthum,  wenn  der  Begriff 
Ton  urbs  nicht  in  einem  höchst  beschränkten  Sinne,  «twa  als 
Festung  genommen  wird  (die  bei  den  alten  Kelten  allerdings 
fehlten).  Uebrigens  beschränkte  sich  die  Kenntniss  der  Römer 
besonders  ror  Tacitus  Torzugsweise  auf  Westphalen,  auf  das 
FIvssgebiet  der  Ems  und  Lippe,  welches  sie  bei  ihren  Krie- 
gen mit  den  Marsen,  Broetern,  Sjgambem,  Catten  und  Che- 
ruskern durchsogen  y  nnd  auf  diese  Gegend  passt,  was  Tad- 
tns  Ton  Gormanien  sagt;  diese  hat  auch  gegenwärtig  sehr  we- 
nige Städte  nnd  compacte  Dörfer,  sondern  die  Wohnangen 
liegen  einzeln,  weit  aus  einander. 

Der  Grieche  Ptolomäus  in  Alexandria,  dem  hier  grosse 
Hilfsmittel  an  Grebote  standen,  wie  die  —  uns  Terlornen  — 
geographischen  Werke  Ton  Marinusj  Eratosthenes  etc.,  seihst 
TielTeiÄt  Nachrichten  der  Phönizier,  besehreibt  in  seiner  allge- 
meinen Geographie j  die  etwa  150  n.  Chr.  erschien,  nach  Ger- 
manien^ erwähnt  die  Völker,  Gebirge»  Flusse  und  Städte^ 
stets  aber  nur  die  wichtigsten  Gegenstände  j  wie  in  den  nbri- 


—    176    — 

geD  Abtheilungen  seine^  trefflichen  Werkes.  Hier  fälirt  er  94 
Städte  auf,  im  eigentlichen  Germanien  d,  h.  bis  zur  Donau 
und  yiele  ausserdem^  jenseits  dieses  Flusses  in  Rhaetia,  No- 
ricum  und  Pannonia,  welche  Länder  auch  meist  von  Germanen 
bewohnt  wurden,  bezeichnet  auch  ihre  Lage  nach  Längen- 
und  Breitengraden,  bei  mehreren  wird  die  Dauer  des  längsten 
und  kürzesten  Tages  yerzeichnet.  Wenn  nun  auch  die  An- 
gaben der  Grade  nicht  auf  astronomische  Beobachtungen^  son- 
dern auf  gemessene  Entfernungen  basirt  sind,  so  wird  es  doch 
möglich,  die  Lcige  der  ang^fiüirten  Qrte^  wenigstens  ohngcfähr 
zu  finden  oder  zu  vermuthen.  Auf  jeden  Fall  geht  daraus 
heryor^  dass  Germanien  den  wissenschaftlichen  Männern  des  Alter- 
thums  wohl  bekannt  war,  besser  als  den  römificheD  Schrift- 
stellern, die  uns  erhalten  sind. 

Die  kriegerische,  verwüstende  Periode,  zwischen  der  rö- 
mischen und  teutschen  Zeit,  characterisirt  durch  das  Eindringen 
gothischer  Völker,  war  dem  Entstehen  von  neuen  Städten  um 
so  ungünstiger,  da  die  Gothen  meist  den  Städten  sehr  feind- 
lich standen,  sie  häufig  verwüsteten,  und  'das  dynastische  Le"- 
ben  auf  dem  Lande  vorzogen,  so,  dass  der  Handel  meist  nur 
von  den  gewerblichen  Slaven  getrieben  wurde.  Allmähllg  be- 
gann das  gothischc  Wesen  sich  zu  verwischen ,  Carl  der  Grosse 
begünstigte  Städte  und  Handel.  *  Als  ypn  ihm  im  Anfange  des 
9-  Jahrhunderts  ganz  Germanien  erobert  war,  und  sich  die 
teiftsche  Sprache  entwickelt  hatte,  die  einheimische  feutsche 
Litteratur  beginnt,  so  werden  überall'  eine  sehr  grosse  Menge 
von  Städten  erwähnt,  die  vermnthlich  alle  aus  der  alten  ger- 
manischen Zeit  herstammen,  und  wahrscheinlich  sind  die  allet- 
meisten'^unserer  jetzigen  Städte  alt  germanischen  Ursprünge«. 
Städte  sind  schwer  zu  errichten,  lassen  sich  nicht  leicht' durch 
einen  blossen  Befehl  hinstellen. 

Die  oft  gräcisirten  Namen  der^  v^n  Ptolomaeus  erwaluotep 
-Städte,  die  wohl  auch  durch. die  AbaeliTeUier  manche  Verände- 
rung erlitten,   mögen  im  Germanische«  ^um   Theil  eio^  an- 
dern Klang  gehabt  haben ,  als  wir  sie :  jetso  ksen ;  aber  in  Er- 
•Dongelung  anderer  Nachrichten    müsaen  wir  miu  an  da«  Vor- 
handene halten.     Eigentlich  teutsdi  4ürf(en  sie  wnhl  n^cht  kViß" 
gen;  mehrere  liaben   die  keltinihe  EAdlii^    duunm-  (.V4in   du- 
miin,  tun,  /twy«,  Hügel,  Stadt«  woher  dtiB  »eipbglische  üoiwi)), 
di6  wir. bei  vieled  keltischen  Städten  in  G^IUen ,  Britivmii^p  etc. 
finden,  wie  Tarodmnum,  S^gadmmum.^  ^Rhü^QdMnlum7  iU^r 
/lodMiiflnii,    CarA#daMitri»,  LygduntHmi   -andece  *l9»s?M  Mf^ 
ans   dem   Keltischen    herleiten ,    wie  Kaiaeffia ;  iioch  «ADdes^ 
liaben  Beziehang  zu  acht  germanischen  Völkeriicliaftcn.  • 


—   111   — 

Wenn  man  auch  die  Lage  d#r  Städte  des  Ptolemaeas  im 
Allgemeinen  kennt ,  so  ist  es  doch  höchst  schwierige  meist  an- 
möglich, ihre  specielle  Lage  anzugeben  ^  man  sucht  hierbei 
zuerst  nach  einem  ähnlich  klingenden  Nnmen  einet  jetzigen 
Ortes,  Deshalb  sind  in  dieser  Hinsicht  höchst  Terschiedene 
Meinungen  aufgestellt ,  eine  sichere  Wahrheit  stehet  selten  zu 
ermitteln.  Ein  höchst  werthes  Hülfsmittel  ist  die  Charte  -* 
Gerftiania  ad*  mentem  Ptolemaet  delineata  —  die  Uckert  in 
seiner  Germania  giebt,  wo  die  Grade,  die  Städte  und  Völker 
Terzeich net  sind. 

a.     Städte   im   ersten,  nördlichem   Clima. 

1*  Pflaum  fallt  an  ilen  Ausfluss  der  Ems^  wahrscheinlich 
Delfzyl^  oder  die  Insel  Flie,  Flieland.  —  Tacitos  annaK  lY. 
72.  erwähnt  ein  Castellum  flernm,  und  cit*  loc.  IL  8.  einen 
Ort  Am%$ia  in  der  Nähe  ron  Delfzyl,  dessen  Name  wohl 
mit  dem  der  Ems,  Amisia^  zusammenhängt. 

2.  Suaiutandaj  ein  zweifelhafter^  rielleicht  irrthnmlicher  Ort 
in  der  untern  Emsgegend;  man  hat  gedacht  an  Utende  im 
Saterlande  oder  Sater  -  Utende. 

3.  Tejrelta,  im  Herzogthuroe  Oldenburg,  etwa  bei  Elsfleth 
an  der  Weser,  vielleicht  die  Insel  Texel. 

4.  PhabiranoHy  östlich  nach  Stade  hin,  bei  Bremervörde, 
vielleicht  die  Insel  Bremerförde  oder  Breipen. 

5.  TrevOy  in  der  'Gegend  von  Hamburg,  man  hat  an  Trave* 
münde  oder  Travendahl  gedacht,  aber  wahrscheinlich  ist  es 
Hamburg  selbst,  denn  nach  Owen  (dictionary  oflhe  welsh- 
language)  im  Artikel  trefy  heisst  Hamburg  in  Wälschen  noch 
in  neuerer  Zeit  Trefa. 

6.  Leuphana,  in  der  Gegend  von  Lüneburg,  wohl  die  Saline 
SulU»  oder  Lüneburg,  die  früher  Lünaebo  hiess,  die  uralt 
und  älter  ist  als  die  Stadt  Lüneburg  (die  erst  nach  1189 
entstand,  wo  die,  in  der  Nähe  belegene  alte  Stadt  Barden- 
wiek  zerstört  wurde). 

7.  LMmiris^  etwa  zwischen  Hamburg  und  Wismar. 

8.  Mariani$j  nördlich  von  Lüneburgs  etwa  in  der  Gegend 
von  Lauenburg j  vielleicht  Marne  bei  Brunsbüttel. 

9.  Mari9ni§  altera  j  unfern  der  Ostsee,  etwa  V^smar  oder 
Lübeck. 

10.  KSn&ium^  etwas  südlicher^  vielleicht  die  Stadt  Gnoien  in 
Mecklenburg. 

11.  A§tma  oder  Kisouia,  östlich  von  der  Elbe  in  Mecklen- 
burg, vielleicht   Güstrow  oder  Grabow.     Möglich,  dass  die 

Kefenlcin  Kelt.  AUertb.  U.  Bd.  IS 


—    118    — 

Aestyi  gentcs^  die  sich  weit  im  Norden  terbreiteteiij  mit 
diesem  Astuia  zusammenhängen  ^  das  vielleicht  ihre  Haupt* 
Stadt  war. 

12.  AleUtas  oder  Aleisoa  nordöstlich  davon.  Man  hat  an 
Loitz  an  der  Peene  gedacht;  aber  das  AI  kann  yielleicht  aus 
dem  keltischen  hal  gebildet  sejn^  weshalb  man  auf  eine 
Saline  schliessen  möchte  und  die  Saline  Sülze  in  Mecklen- 
burg, ohnweit  Marlow,  hart  an  der  Grenze  von  Neu -Vor- 
pommern scheint  mit  der  Lage  von  AI  eistos  wohl  übereinzu- 
stimmen. 

13.  Lahiburgion,  hart  an  der  Ostsee,  etwa  in  der  Gegend 
von  Rostock. 

14.  Bunition,  südlicher ^  etwa  Bützow  in  Mecklenburg. 

15.  Virunon,  südöstlicher  etwa  bei  Waren  am  Müritz-See. 
Möglich,  dass  dieser  Ort  in  Beziehung  stehet  mit  dem  Volke 
Varini  des  Plin.,  Viruni  des  Ptolem.,  das  im  nördlichen 
Teutschland,  in  der  Nähe  der  Teutonarii  wohnte,  and  deren 
Hauptstadt  war. 

16.  Viriiion^  noch  südlicher  ^  etwa  Writzen  an  der  alten 
Oder  in  der  Mittelmark.  ' 

17.  Rugion^  wohl  an  der  Oder,  oder  etwas  östlich  davon, 
Tielleicht  Regenwalde  am  Regen  im  Reg.  Bez.  Stettin.  Wahr- 
scheinlich war  dieser  Ort  die  Hauptstadt  der  Rugii,  die  Ta- 
citus  crwüluit   und  die  an  der  Oder  zu  suchen  seyn  werden. 

18.  Sjkurgwn ,  südöstlicher.  Man  hat  an  Stargard  oder  Deutsch 
Krone  gedaclit. 

19.  AshatiliSy  noch  südöstlicher  ^  wohl  in  der  Weichselge- 
gend; vielleicht  Nackel  bei  Bromberg  oder  Schwetz  an  der 
Weichsel. 

b.     Städte  im  zweiten,   etwas  südlichiern  Clima. 

20.  AüJciburgion  ist  wohl  das  Asciburgium  der  römischen 
Schriftsteller,  welches  aber  nicht  auf  dem  rechten,  sondern 
dem  linken  Rheinufer  lag,  das  jetzige  Asburg  bei  Mors, 
westlich  von  Duisburg. 

21.  Navalia,  wahrscheinlich  Gimpen  in  Holland  am  Ausflüsse 
der  Issel. 

22.  Mediolanton,  südöstlicher^  vielleicht  Metein  au  der  Vecht, 
früher  Matellia  genannt,   vielleicht  auch  Münster. 

23.  Teuderiony  östlicher,  etwa  Detern  an  der  Soeste  oder 
Borgen  im  Emslandc,  an  der  Mündung  der  Haase. 

24.  ßogadioHj  viel  südlicher,  am  Fusse  des  Gebirges  (der 
Haard),  etwa  Bochold  oder  Beckum,  vielleicht  eher  Büren« 


—  n»  — 

25.  Sierementiony  wenig  öttlicli^  ob  Stromberg  oder  Stein- 
farth  im  Mnosterscben,  oder  ein  sonstiger  Ort  in  der  Gre- 
gend,  bleibt  zweifelhaft. 

26.  Ama$eiay  südlicher,  Tielleicht  Soest  oder  Hamm,  oder 
ein  noch  südlicherer  Ort. 

27.  Munition ,  viel  nördlicher ,  TieUeiebt  Monster,  oder  in  der 
Gegend  ron  Osnabriick  oder  Bielefeld. 

28.  TuliphurduMy  sehr  nördlicher,  man  hat  aaf  Dorf  Dor- 
worden  oder  aaf  Döhlberg  an  der  Weser  gerathen,  anch 
auf  Verden. 

29.  A$kalingion,  etwas  sädlicher;  Krnse  weist  auf  Dorf 
Ahlken  bei  Bremen  hin.  Andere  denken  an  die  Gegend  von 
Minden. 

30.  Tulintrffian ,  wieder  etwas  südlicher.  Es  ist  auf  Schlüs- 
selbiirg  bei  Stolzenau  an  der  Weser,  auch  auf  die  Gegend 
Yon  Detmold  hingewiesen.  Zeuss  (die  Dentscben ,  7.)  meint: 
Toulisourgion  könnte  aus  Tentibonrgion  entstellt  sejn,  und 
wiese  auf  den  Tentoburger  Wald;  möglich  scheint  mir  auch 
ein  Zusammenhang  ron  Tulisurgion  und  Tuliphurdum  mit 
der  Völkerschaft  Dulgumni  des  Ptol.  und  Dulgibini  des  Cae- 
sar ^  die  in  der  Gegend  des  Teutoburger  Waldes  zu  suchen 
ut,  wo  auch  die  3  Orte  Tulisurgion,  Askalingion  und  Tuli- 
phurdum gelegen  haben  werden. 

31.  Pheugaran,  Tiel  südlicher^  ohnweit  der  Quellen  der  Ems, 
wohl  in  der  Gegend  yon  Paderborn. 

38,  Kanduum  oder  Kaeduon^  wieder  sädlicher,  vielleicht 
Canstein  bei  Stadtberg  an  der  Diemel. 

33.  Trophaea  Drusiy  südlich  Ton  Tulisurgion,  in  der  Weser - 
Gegend. 

34«  Luppia,  östlich^  wohl  yerschieden  yon  dem  Castellum 
Luppiae  ilumini  appositnm,  yon  Tacitus  (Annal.  7.)  erwähnt 
und  ein  römisches  Castell;  unser  Lnppia  lag  wohl  östlich 
der  Weser,  man  räth  auf  Loppnitz,  oder  Lupta  im  Ca- 
lenbergischen ,  oder  auf  die  Gegend  yon  Einbeck, 

35.  Mesuion  oder  Mesovium,  im  Lande  der  Sueyen,  yiel^ 
leicht  in  der  Gegend  yon  Magdeburg  oder  Braunschweig. 

36.  Aregelia  oder  Argevia^  yielleicht  Egeln  oder  Artern. 

37.  KaJaegia,  wenig  ösjtlich  davon,  wird  Halle  seyn,  das 
mit  seinem  keltischen  Namen  Halegia  heissen  mochte,  der 
Ton  den  Griechen  in  Kalaegia  verwandelt  wurde,  da  ihre 
Sprache  kein  h  hatte ,  hal  im  Keltischen  ist  Salz ,  aien  oder 
aigen  ist  Quelle,  halaegia  daher  wohl  Salzquelle. 

38.  Lupphurdofiy  etwas  südlicher;  hier  iiiesst  die  Luppe,  die 
ohnweit  Merseburg  in  die  Saale  mündet,  auch  liegt  ein  Lup^ 
fürt  in  der  Gegend. 


—     180     — 

30.  Susutuia^  weit  nach  Norden  berauf ^  man  Termnthet  auf 
Stadt  Sejda  oder  Suacho  am  Spreewalde. 

40.  Kalancorunty  südlicher  nach  Kalaegia  zu;   Kruge  yerlegt 
'  den    Ort   nach   Görlitz ,  Reichard    nach   dem  Dorfe  Callochnn 

in  der  Niederlansitz  ohnweit  Schliebcn.  Mir  scheint  ein  Zu- 
sammenhang wahrscheinlich  mit  Kalucones^  einer  Völker- 
schaft, die  Ptolemaens  anfährt,  die  zwischen  Cherusci  und 
SueTi  an  der  Elbe  wohnten,  die  wahrscheinlich  Halucones 
hiessen,  in  der  salzreichen  Gegend  zwischen  Magdeburg 
und  Halle  wohnten. 

41.  Lugidunofty  östlich  yon  Kalaegia,  ist  nach  Kruse  Lieg- 
nitz  in  Schlesien;  aber  so  weit  ist  die  Entfernung  Ton  Kn- 
legia  lange  nicht«  Lugidunon  lag  offenbar  diesseits  des  Asci- 
burgius  mens  d.  i.  des  Riesen gebirges  und  im  Gebiete  der 
Lugii  Burii  des  Ptolem.,  Burii  nach  Tacit.,  deren  Haupt- 
stadt es  gewesen  sejn  mag.  ^ 

48*  Slragona,  südlicher;  Strigau  nach  Kruse;  war  aber  Lu- 
gidunon nicht  Liegnitz^  so  kann  Stragona  schwerlich  in  Strie- 
gau  gesucht  werden. 

43.  Lfimiosalaeanj  weit  nördlich,  jenseits  des  Riesengebirges« 
nach  Kruse  Polnisch  Lissa  ohnweit  Glogau. 

44.  BudorigOHy  südlicher,  diesseits  des  Riesengebirges ^  nach 
Kruse  und  Reichard  ist  es  Brieg  in  Schlesien.  Wahrschein- 
lich stand  der  Ort  in  Beziehung  zu  der  Yölkerschaft  Buto- 
nae^  von  Strabo  erwähnt,  die  Nachbarn  der  Lugii  waren, 
und  die  sich  Marbodaeus  unterwarf. 

4S|.    LeuJearistos y   südöstlich,   diesseits   des  Asciburgion ;  / nach 

Kruse  Leubus  in  Schlesien* 
46.    Arsonion^    noch    südöstlicher,   diesseits   des    Asciburgion, 

ohnweit    der  Quellen    der   Yistula.      Man   hat   gerathen   auf 

Marsen  nördlich  von  Krakan  oder  Margenick  bei  Sieradaz. 
47»    Kalisiay   nördlicher,    jenseits   des  Asciburgion,   wird  für 

Kaiisch  gehalten. 

48.  Setfdavüy  nördlicher,  man  bezieht  den  Ort  auf  Zidowo 
südlich  Ten  Gnesen  und  Posen* 

c*     Städte  im  folgenden^  noch  südlichem  Clima. 

49.  Aleisün^  Aliso  der  römischen  Schriftsteller,  wohl  bei 
Haltern  an  der  Lippe,  zwischen  Wesel  und  Münster,  wo 
auf  dem  Annenberge  Reste  von  römischen  Befestigtingen 
liegen. 

50.  BudoriSj  südöstlich,  wohl  schwerlich  Büdericb  am  linken 
Rheinufer,  Wesel  gegenüber,  eher  Düsseldorf^  vielleicht 
mehr  östlich  zu  suchen. 


—     181    — 

M.  MaUimo^n,  Taeif.  (autmU  I.  5&)  erwähnt  ein  Mattiacon 
bei  den  Catten.  Die  Aquae  Mattiacae  «ler  Romer  sind  offen- 
bar Wisbaden^  di^  Sradt  Matiiacon,  wohl  der  Hauptort  der 
Maltiaci  im  healigen  Nasiauischen,  lag  öitlicher,  wahnchein- 
licb  an  der  Adrana  (Eder),  meist  nimmt  man  Marburg'  oder 
Giessen  dafür. 

5S»  Ariaunouy  Tiel  südlicher,  wohl  das  arx  Tauni  des  Ta- 
citus,  am  Taunus -Gebirge,  Tielleicht  die  Ruinen  bei  Saalburg. 

53.  Nuaesion  oder  Novaesion^  rifel  nordlicher ;  wohl  schwer- 
Hell  Neuss  am  Rheine ,  eher  Schloss  Nienhuss  nn  derMenne 
bei  Nehehdmj   oder  nördlich  Ton  Marburg. 

54.  Maehtabony    südlicher,  wird  bei  Fulda  gesucht« 

öök  Gravtonarion^  südlicher;  man  hat  auf  Grerener  Bezug 
genommen,  welcher  Ort  mir  unbekannt  ittt ,  auch  auf  BrndiLe- 
jiAo;   Kruse  denkt  wohl  mit  Unrecht  an  Arnstadt. 

56.  Lokarilou,  noch  isadlicher,  Tielleicht  Lohr  am  Main. 

57.  SegodunoHy  etwas  südlicher,  wohl  in  der  Gegend  Ton 
AYürxburg,  wo  ein  Siegnitz  liegt.  Ein  Segodunum  lag  auch 
in  Gallien,  ein  anderes  in  Britannien,  ein  Saguntum  in 
Spanien. 

58.  Devona ,  südlicher  an  der  rauhen  Alp  in  Wnrtemberg, 
nach  Reichard  das  Dorf  Beringen  oder  Dewangen  bei  Ro* 
thenburg  an  der  Tauber. 

59.  Bergiou,  viel  nördlicher,  meist  spricht  man  Bamberg  da- 
für an,  auch  Berching  bei  Sulz. 

60.  Mcnasgada ,  nicht  fern  ron  den  Quellen  des  Mains;  * 
Beureuth  oder  Mainroth  bei  Culmbach. 

61.  Bicurgiouy  weit  nördlicher,  in  der  Gegend,  wo  die  Cat- 
ten hinzusetzen  sejn  werden ,  wohl  Erfurth  oder  in  der  Ge- 
gend von  Mühlhausen. 

62.  Marabudon y  weit  südlich^  südöstlich  von  Menosgada, 
wohl  die  regia  Marabudi  bei  Tacir.  (annal.  II.  68.)  in  Bojae- 
mum  von  Strabo.  3Ian  sucht  den  Ort  gewöhnlich  in  Böh- 
men, bei  Prag,  Budweiss,  Eger;  ich  sollte  aber  meinen, 
diess  wäre  zu  weit  Östlich;  er  mag  in  Bayern  gelegen  haben. 

63.  Rediniuinon,  weit  südwestlich,  über  den  Sudeti  mons, 
ohnweit  der  Quellen  der  Albis;  vielleicht  in  der  Gegend 
von  Horzig  oder  Königsgrätz  in  Böhmen. 

64.  NomUleriony  nordöstlich,  wohl  in  Schlesien,  vielleicht 
Nimptsch  oder  Nimes  an  der  Bolzer  in  Böhmen. 

65.  MeUodunoUy    um   t   Grad    südlicher.     Wohl   schwerlich- 
Melenthin  ohnweit   Königsgrätz,   wohl   südlicher  in  der  Ge- 
gend .von  Olmütz  oder  Brüun.     In  Gallien  war  Melodonum 
ein  berühmter  Ort  der  Sennonen. 


—    182    — 

66*  Ka8urgi$j  nördlich,  ohnweit  der^  angeblidien  Eibquelle, 
schwerlich  Kartzen  in  Schlesien  zwischen  Schweidnitz  und 
Brieg,  wohl  eher  in  der  Gegend  von  Troppan. 

67.  Sirevinta,  südlicher^  man  sucht  es  in  Trebitsch  an  der 
Iglan  im  Iglauer  Kreise «  eher  lag  es  wohl  bei  Sternberg 
südlich  yon  Troppau. 

68.  Hegemantia^  weit  nordöstlich,  man  hat  es  in  der  Ge- 
gend von  Schweidnitz  oder  Massel  ohnweit  Gels ,  auch  bei 
Ratibor  gesucht. 

69.  Budorgis,  etwas  südöstlich  zwischen  Hegemaiftia  und  Ka- 
surgisy  fast  3  Grad  südlicher  als  Budongon  (No.  44.)  ^  und 
mit  diesem  wohl  nicht  identisch  ^  wie  Mannert  annimmt. 
Man  hat  Brieg  oder  Ratibor  dafür  angesprochen ,  auch  Boran 
zwischen  Breslau  und  Schweidnitz;  Kräse  (in  seinem  Buche 
Budorgis)  sucht  diese  Stadt  in  einem  zerstörten  Orte  beim 
Dorfe  Lakowitz  ohnweit  Olau  in  Schlesien,  wo  Tiele  Altera 
•thümer  gefunden  werden. 

70«  Eburon^  südöstlich;  schwerlich  der  Flecken  Berun  in 
Oberschlesien ,  wohl  eher  Brunn  in  Mähren ,  der  Name  kann 
zusammenhängen  mit  der  Völkerschaft  Burii^  die  an  und 
auf  dem  Riesengebirge  gewohnt  haben  werden. 

71.  ArisJcua  oder  Arsihua^  südöstlich  davon,  wird  in  Mari- 
koya  ohnweit  Trentschin,  auch  in  Hradisch  an  der  March 
gesucht.  Möglicherweise  kann  diese  Stadt  zusammenhangen 
mit  dem  Volke  Arii  des  Tacit.,  die  in  Schlesien  wie  in  Böh- 
men wohnten^  und  mit  den  Arayisci  des  Plin.,  die  in  Böh- 
men und  Ungarn  ihre  Wohnsitze  gehabt  haben  werden. 

72.  Pariennaj  etwas  nordöstlich,  wohl  Waren  oder  Varin  an 
der  Waag  in  Ungarn. 

73.  Setuia,  etwas  nordöstlich,  etwa  bei  Cyche  oder  Sydzina 
am  Fusse  der  Karpathen. 

74.  Karrhodonum ,  fast  S  Grad  nördlicher,  wahrscheinlich 
Krakau  oder  in  dessen  Gegend.  Möglich,  dass  der  Name  zu- 
sammenhängt mit  car,  im  Keltischen  der  Fels^  da  bei  Kra- 
kau die  Felsen  beginnen. 

75.  uisanta^  südlicher  ^  vielleicht  alt  Sandeck  an  den  Kar- 
parthen. 

d.    Städte   im   Clima,    das  noch   übrig   ist,    und  am 

Flusse    Danubius. 

76.  Tarrodununty  ohnweit  des  oberen  Rheines,  in  der  Ge- 
gend Ton  Freiburg  im  Breisgau,  wohl  in  der  jetzigen  Mark 
Zarten,  wo  das  Dorf  Zarduna   noch  im  8,  Jahrhundert  vor- 


—    188    — 

• 

konimt^  wo  aoMerordentlich   viele  keltische  Alierthümer  ge- 
funden werden. 

77.  Boffiol  q^XaviOi ,  arae  flaviat ,  weiter  östlich ,  wohl  bei 
Rottweil  iii  Wnrtemberg. 

78.  Riusiava,  südlicher^  nach  der  Donau  zu,  yielleicht  Rie- 
fingen und  das  Ries,  ohnweit  Nordlingen  in  Würtemberg. 

70.  HalkimoenU,  südöstlich,  wohl  in  der  Gegend  Ton  Weis- 
senburg  an  der  Altmobl  zwischen  Donauwerth  und  Nürnberg. 

80.  Kantiöbia,  nördlicher,  vielleicht  Canstadt  oder  Cambuch 
in  Würtemberg.  ' 

81.  BibakoHj  etwas  südlich,  wohl  in  Würtemberg,  ohnwett 
der  Donau.  Man  versetzt  den  Ort  bald  in  die  Oberpfalzj* 
bald  nach  Böhmen,  wie  Kruse. 

8t.  Brodeniia,  etwas  östlich;  man  sucht  es  in  Deiitschbrod 
oder  Cham  in  Böhmen. 

83.  Setuakaton^  nördlich;  es  wird  gesucht  in  Suschitz  oder 
Schüttenhofen  im  Barchimer  Kreise  Böhmens,  auch  ohnweit 
Manchen. 

84.  üsbion ,  südlich  an  der  Donao,  der  Stadt  Avelate  im 
Noricum  gegenüber;  man  meint:  Ispern  oder  Insterburg 
bei  Linz. 

85.  jibilunon,  etwas  nordöstlich. 

86.  Phurgisates y  mehr  nordöstlich;  man  räth  auf  BurgUtz  im 
Rackonitzer  Kreise,  oder  Piseck  in  Böhmen^  oder  Znaim 
in  Mähren. 

87.  Koridorgisy  viel  nördlicher;  man  vermuthet  Kaurzim  in 
Böhmen  oder  Chrudin  in  Mähren. 

88.  Medoalanion,  viel  südlich,  ohnwett  der  Donau;  nach 
Kruse  die  Stadt  Lua  im  Untermannhardsberger  Viertel,  oder 
Meissau  an  der  Donau  ^  auf  jeden  Fall  wohl  nordöstlidh  von 
Wien. 

89.  Philriia  oder  Pheliciüj  weit  nordöstlich,  wohl  PoUtzka 
in  Böhmen  oder  Olmütz. 

90.  Eburodunon  oder  Rhoboditnony  südlich,  näher  der  Do- 
nau; es  wird  gedeutet  auf  Hradisch  an  der  March^  auch 
auf  Brunn. 

91.  Anduaetiony  südöstlich,  ohnweit  der  Donau,  in  der  Ge- 
gend  von  Pressburg« 

9S.  KalanumÜa,  etwas  östlich,  könnte  Komorn  in  Ungarn 
sejn. 

93.  Singoncy  bedeutend  nördlicher;  man  meint  Trentschin  an 
der  Waag  oder  Neutra. 

94.  Anabon y  viel  südlicher  an  der  Donau,  vielleicht  der 
Flecken  Albany  in  der  Pesther  Gespannschaft, 


—    184    ~ 

d,  Städte^    die   Ftolem.   in  Rhätia  nennt,    d.   i.   im 
sudliche  rn  Theile  von  Wurtemberg  undBayero. 

1.  Brogadurumf    später    Brigobanna^    Brauliogen    an   der 

Breg  ohnweit  Donaueschingen. 
S.    Dracuana^  in  der  Gegend  von  Tuttlingen.  i 

3.  f^ianUy  Finningen  bei  Ulm.  j 

4.  P/iaentanaj  Fainingen  bei  Lauingen. 

5.  Taargaetutn ,  Dassendorf  olioweit  Morsburg  am  Bodensee, 
oder  Ueberl Ingen. 

6.  Brigantiumy  Bregenz  am  Bodensee,  wokl  die  Hauptstadt 

des  Volkes  Briganti  am  Bodensee.  | 

7.  Vikui^  wohl  in  Graubündten. 

8.  Ebodurum  im  Voralberg. 

9.  Drusomagus  j  Druisheim  ohnweit  Donauwertb. 
10»   Elctodurumy  in  der  Gegend  von  Pludenz. 

e.  Städte    des  Ftolem.   in  Yindelicia,   d.   i.  8iidlich% 

der  DonaUj  bis  zum  Inn  und  den  Alpen.  ^ 

1.    uirtobriga^  noch  sehr  unbestimmt. 
8.   Bojoduruniy   Passau  am  Einflüsse  des  lun  Sn  die  Donau. 
3.   Augusta  Vindeltcorumy  das  ]( eltische  Dumasia,  Augsburg, 
4»   Karhodunon,   vielleicht   beim   Kloster  Gars  am  Inn,  mag 
die  Hauptstadt  vom  Volke  Carni  gevresen  sejn. 

5.  Abudiakum,  Epfuach  am  Lech. 

6.  Kampodunumj  Kempten. 

7.  Medullum^  Müln  bei  luspruck. 

8.  Inutrium  y    Nauters    im    oberen    Innthale^    oder    vielleicht 
Inspruck. 

i,     Städte,  die  Ftolem.  im  Noricum  nennt,  d.  i.  süd- 
lich der  Donau  vom  Inn  bis  zum  Wienerwalde. 

1.  u4redaiej    wohl  Erlauf,    an   der  Mündung  des  Erlauf  in 

die  Donau. 
8.   udbilunon,  ohnweit  Dürstein  an  der  Donau.   ^ 

3.  Klaudiovium  y  etwa  St.  Polten, 

4.  Gavanodurumj  Gamming  in  Untcröstrcich.^ 

5.  Gesodunumy  am  Schoeeberge  in  Uoteröst reich. 

6.  Badahuniy  Biedenhart  ohnweit  Kloster  Seon, 

7.  uigunium^  Inuingen  im  Pusterthale. 

8.  Vakoriuin^  Hultau^   6  Meilen  von  Salzburg, 

9.  Pödikumy  Peltau  in  Steuermark. 
tO.    Virunumy  ohnweit  Klagenfurth, 


—    18»    — 

11.  Tetfruia,  wohl  Lurfeld  an  der  Drau. 
IS.  IduMum^  auch  an  der  Drau. 

13.  Sianiicumj  wohl  Krainberg  in  Kraiii. 

14.  Celia,  Cillj  in  Steiermark, 

-  Die  Yon  den  römischen  Schriftstellern  öfter  erwähnte  Haupt- 
»    smdt  Noreja   wird   hier  nicht  aogeführt. 

g.     Slldte,   die  Ptolenu    in  Pannonia  erwalint,   d.    i. 
im  heutigen  Oestreich,    einem    Theile  ron  Steier- 
mark und  in  Ungarn. 

1.   JuliobOj  oder  Vindehona^  Wien. 

S.  Camus  oder  Coenus^  östlicher,  etwa  Deutsch -Altenburg 
oder  Petronell. 

3.  Phlexony  noch  östlicher^  südlich  der  Donau ,  etwa  bei 
Ungarisch  -  Altenburg. 

4.  Chertobalos^  ic  der  Gegend  Ton  Raab. 

5.  Bregaetion^  bei  Szöny  im  G>moren  -  Comitat. 

6.  Sala,  an  der  Sala  bei  LuTir. 

7.  Paetovion^  yielleicht  Pettau  in  Steiermark. 

8.  Savaria  i  yielleicht  Grätz. 

9.  Aemona,  rielleicht  Laihach. 

10.  Ri$pia^  11.  Vinundriuy  18.  Bantmia  (wohl  Bonastarf, 
3  Stunden  Ton  Peterwardein) ,  Vi.  Anlautimium^  14.  SJta- 
rahantia^  und  fiele  andere  Orte^  die  nicht  wohl  zu  deu- 
ten sind. 

^  h.    In   der   Schweiz^    bei    den    Helvetiern,     den 

Germanen  ganz  verwandt,  gab  es  viele  Städte,  z.  B.  JVo- 
viodunutfiy  Nion  im  Waatlande,  Ociodunumy  Martinach, 
Aventicum,  Avench  oder  Wiflisburg ,  Vindonissa^  das  aar- 
gauische Dorf  Windisch  etc. 


B.     Gebirge. 

Auch  die  Namen  der  Gebirge  in  Germanien,  wie  sie  uns 
die  Autoren  erhalten  haben,  klingen  nicht  eigentlich  teutscli, 
und  manche  Namen  können  wir^  aus  dem  Keltischen  her- 
leiten. •  *- 

uilpesy  unsere  heutigen  »Alpen  ^  deren  Name  keltischen 
Ursprunges  seyn  wird,  von  alb  im  GäUschen,  d.  i.  hoch,  weiss, 
auch  Gebirge.  Die  Römer  unterschieden:  alpcs  coUicac, 
welche  den  Namen  haben  von  einem  kleinen  keltischen  Könige 


—    186    — 

4 

am  Monte  CeniB,  mit  Namen  Cottius,  der  die  Strasse  für  die 
Römer  bauen  lassen  musste;  —  alpe$  grajaCy  vom  |kelti- 
sehen  Worte  craighes^  d.  i.  Felsen;  —  alpea  rhaeiicae  in 
Rhaetien^  —  alpes  penninaCy  Tom  keltischen  pen^  der  Gipfel ; 
daher  auch  mous  penmnusy  der  St.  Bernhard^  und,  vom  kel- 
tischen a,  pen  ghwin  d.  i.  weisser  Gipfel^  stammt  der  Name 
Apenuinen. 

Ftolemäus  erwähnt  ausser  den  eigentlichen  Alpen  noch 
ein  uilpiS'  Gebirge y  diesseits  der  Donau,  offenbar  die  rauhe 
Alp  in  Würtemberg.  . 

Hercynia  silva  mag  zusammenhängen  mit  erchyn  im  Kel- 
tischen, d.  i.  erhaben,  und  erchyniad,  die  Erhabenheit,  Höhe. 
Die  griechischen  Schriftsteller  sprechen  Ton  mehreren  Herky- 
nien  in  Germanien.  Caesar  (bell*  gall.  VI.  56.)  und  andere  rö- 
mische Schriftsteller  begreifen  unter  Hercynia  siWa  alle  die 
Gebirge  in  Allgemeinen,  welche  das  südliche  Teutschland  durch- 
ziehen Tom  Taunus  bis  nach  Oestreich  hinein.  Ptolem.  be- 
schränkt dem  Orkjnischen  Wald  etwa  auf  unser  Riesenge* 
birge,   oder  das  böhmisch  -  schlesische  Gebirge. 

TatfittfS,  Ton  Tacitus  und  Mela  erwähnt^  ist  unser 
Taunus. 

Der  BÜva  caeiia  des  Tacitus  wird  die  Berge  um  Coes- 
feld begreifen,  die  im  Mittelalter  mons  coisium  hiessen. 

Der  sÜva  bacenis  des  Caesar  durfte  den  Gebirgszug 
umfassen,  der  von  der  Weser  nach  Norden  läuft. 

Das  Gebirge  Abnoba  oder  Albona  dürfte  etwa  den 
nördlichen  Schwarzwald  bezeichnen,  nebst  den  Gebirgen,  die 
sich  östlich,  längs*  dem  Rheine  bis  zum  Taunus  fortziehen, 
und  dem  Abhänge  des  hercjnischen  Waldes  entsprechen. 

Das  Gebirge  Sudeta  ^  mit  den  Gebirgen  Gabrcia  und 
Luna,  wird  die  böhmischen  Gebirge,  besonders  nach  Sachsen 
und  Bayern  umfassen. 

Der  Askiburgion  des  Ptolem.  ist  wohl  unser  Riesen- 
gebirge. 

Der  Melibocus  des  Ptolem.,  mit  dem  Walde  Semana, 
wird'  unsere  kleinen  nördlichem  Gebirge  umfassen,  den  Harz, 
Thüringer waldj   die  hessischen  Berge  etc. 

Der   Cetius   wird  der  Sömmering  in  Oestreich  seyn. 

Das  Sarmaiische  Gebirge  umfasst  die  Karpathen,  auch 
wohl  die  mährischen  Gebirge. 


—    Idt    — 

C.     Flüsse. 

Rhenus,  der  Rhein,  trennt  im  Allgemeiueu  Gallia  von 
Germania,  gleichwohl  waren ^  beide  Rlieinufer  germanisch; 
im  Speciellen  trennt  er  Germania  prima  (am  linken  Rheinufer 
Ton  Basel  bis  Worms)  und  Germania  secunda  (am  linken  Rhein- 
nfer  bis  zur  Nordsee) ,  von  Germania  magna ,  am  rechten  Ufer 
des  Rheines.  .Die  Flüsse  am  linken,  gallischen  Rheinufer, 
tragen  offenbar  gallo  -  keltische  Namen,  die  aber  yon  den  Na- 
men der  teutschen  Seite  nicht  so  verschieden  klingen,  als  es 
der  Fall  sejn  möchte  ^  wenn  8  in  der  Sprache  ganz  verschie- 
dene Tolker  die  beiden  Ufer  des  Rheines  bewohnt  hätten. 
Auf  der  gallischen  Seite  flössen  z.  B.  die  Skaldia^  (Scheide), 
Sabis  (Sambre)^  Saravus  (Saar),  Moseila  (Mosel)  etc. 

In  Grossgermanien  fliessen :  jidrana  (die  Eder  oder  Lahn)^ 
die  Lupfa,  Luppia  (Lippe)  j  in  welche  sich  der  £(^«0»  mün- 
det, wohl  die  Alme. 

u4masiay  die  Ems,  J^isurgis^  die  Weser;  bei  spätem  Schrift- 
stellern werden   erwähnt:    die  Fuldaha   (Fulda),   Wiraha 
(Werra),  Allera  (die  Aller)  etc. 
jilbiSy  die   Elbe.     Ülittelalterliche   Schriftsteller  erwähnen  die 
Fuhne  (Fuhne),  Elsler  (Elster),  Lag'ma  (Leine),  Habola  ^ 
(Havel)  und  viele  andere  ähnlich  klingende. 
Salus ,  im  mittlem  Germanien  nach  Strabo,  wohl  die  Saale. 
Chalususy  nach  Ptolem.  wohl  die  Trave. 
SuevuSj  nach  Ptolem.  wohl  die  Peene. 
Uiados  oder  JaduaSy  nach  Ptolem.  die  Oder« 
Vistula^  die  Weichsel. 
GullaluSj  nach  Plin.  vielleicht  der  Pregel. 

Ister  ^  DanubiuSy  die  Donau.  Nach  den  griechischen 
Schriftstellern  entsprang  der  Fluss  im  Lande  der  Kelten;  Ti- 
magetus  (s.  ückert  S.  146.)  sagt:  vomj  keltischen  Gebirge 
Pjrene  kommt  der  Ister,  strömt  durch  Keltika,  zum  keltischen 
See,  aus  diesem  gehet  dann  ein  Arm  ins  keltische  Meer,  ein 
anderer  in  Pontus.  Der  Name  Danubius  wurde  nach  Strabo 
und  Ptolem.  besonders  auf  den  obern  Theil,  der  Name  Ister 
auf  den  untern  bezogen.  Es  werden  eine  grosse  Menge  Flüsse 
genannt,  die  in  den  Ister  münden,  die  kaum  zu  bestimmen  sind; 
Plin.  kennt  über  60,  fülirt  aber  nur  wenige  an ,  vrie  den  Pathis- 
sus  (wohl  die  Theis),  Marus  (wohl  die  March),  Duria^ 
SavuSj  MargiSj  Pingus  etc.  Spätere  Schriftsteller  erwäh- 
nen: den  Aeneus  (Inn),  Ltürta  (Lech) ,  Anisa  (Ens),  Truna 
(Drau),  Hllara  (liier)  etc. 


—     188    — 

D.     Einige  germanische  Wörter ,  die  in  den  Autoren 

angeführt  werden. 

Framea  nannten  die  Germanen  die  Wafle,  welche  nach 
Tacit.  6.  die  Römer  als  hasta  bezeichneten.  In  die  teutsche 
Sprache  ist  das  Wort  nicht  übergegangen]  ob  es  sich  aus  der 
keltischen  erklären  lassen  könnte,  ist  mir  nicht  bekannt» 

Tacit.  41.  sagt :  Die  Aestyi  nennen  den  Bernstein  glesum^ 
"welches  Wort  wohl  zusammenhäogen  könnte  mit  glain^  gloine, 
im  Gülischen  das  Glas. 

Tacit.  40.  sagt:  Die  Longobardi  verehren  die  Hertha,  id 
est  terra;  es  scheint  daher  hertha  der  germanische  Name  für 
terra  gewesen  zu  seyn ,  er  lässt  sich  leicht  auf  das  keltische 
crd  (Gl.),  die  Erde,  zurückführen,  woher  auch  das  teutsclic 
Wort  stammen  mag. 

Tacit.  42.  sagt:  Bei  den  Naharvalen  ist  ein  heiliger  Hain, 
hier  werden  die  Götter  verehrt,  die  nach  römischer  Auslegung 
Castor  und  Pollux  heissen;  im  Germanischen  ist  der  Name  die- 
ser Gottheit  Alcis»  Dieser  findet  sich  nicht  in  der  teutschen 
Mythologie,  ich  vermag  auch  keine  keltische  Abstammung  an- 
zugeben. 

Tacit.  8.  sagt:  Die  Germanen  feiern  durch  alte  Gesänge, 
welche  die  Stelle  der  Annaleu  vertreten ,  den  Gott  ThuUcOy 
wie  dessen  Sohn  Mannus,  als  die  Stifter  des  Volkes;  dem 
letztern  geben  sie  3  Söhne,  nach  deren  Namen  die  3  Völker- 
Abtheilungen  benannt  sind,  die  Ingaevoncs,  (zunächst  am 
Meere,  (also  von  Ingacvo),  die  Herminones  in  der  Mitte, 
(also  ^on  Hermin),  die  Istaevones  die  übrigen,  (also  von 
einem  Ingaevo))  von  andern  Söhnen  sollen  andere  Nationen 
benannt  seyn,  wie  die  Marsi y  Gabrivi,  Suevi  und  Van^ 
daliij  (also  von  einem  MarsiOj  Gabrivio,  Suevio  und  Kan- 
dalio.  Alle  diese  Götternamen  sind  der  teutschen  und  gothi- 
schen  Mythologie  gänzlich  fremd,  auch  wohl  dem  Genius  der 
teutschen  Sprache;  aber  wenigstens  einige  lassen  sich  aus  dem 
Keltischen  erklären.  Die  Ingaevones  wohnten  am  Meere,  das 
im  Keltischen  aigen  heisst;  bei  ihnen  Ing,  uachPlin. ,  das  nörd- 
liche Meer  (die  Ostsee),  das  in  ihrer  Sprache  morimarusa 
hicss^  d.  h.  das  todte,  im  Lateinischen  mare  mortuum;  im  Kel- 
tischen ist  mor  das  Meer,  mnr?is  todt;  daher  wohl  morim<i- 
rusa,  d.  i.  mare  mortuum;  weiterhin  lag  das  mare  croni- 
cumy  dessen  Nc'ime  zusammenhängen  mag  mit  crow  (W.), 
d.  h.  gefroren.  Die  Istaevones,  die  zwischen  dem  Meere 
und  den  Gebirgen^  also  in  den  flachen  Gegenden  wohnten, 
erinnern  an  das  keltische  is^  ist  d.  h.  niedrig,  wie  an  die 
Isombri^    Isumbri    und    ähnliche   Völker   in   Ober  -  Italien ,    die 


—    189    — 

niedere,  flache  Gegenden  bewohnen.  Die  Hermion€9\  in  den 
gebirgigen  Gegenden,  könnten  znsammenhangen  mit  ar,  er- 
chjn  im  Keltischen,  d.  i.  hoch,  woher  anch  der  Name  Hercjnia. 

Nach  Tacit.  3.  heisst  bei  den  Germanen  der  Schlachtge- 
sang: barriium  oder  barditum^  welches  anch  kein  tentsches 
Wort  zn  seyn  scheint;  ob  es  mit  dem  keltischen  bard,  Barde 
zusammenhängt ,  muss  ganz  dahin  gestellt  bleiben. 


£•     Personen  -  Namen  von  Germanen,  die  In  den  Au- 
toren   erwähnt  werden^   anch   sonst  nnd   sjräter  vor- 
kommen^  die  sich  znm  Thcil  in  nnscrn  Vor- 
namen erhalten  haben. 

Bojortjr^  Anführer  oder  König  der  Cimbern;  Ceaorfjt 
desgleichen,  Luciun  (Luck)  desgl.)  Teutobockhe  desgl.  der 
Teutonen.  —  Nach  Stralio  VII.  1.  führte  Germaniciis  im 
Triumph  auf:  den  SegimnntoB  (unser  Vorname  Sigismund), 
Sohn  des  Scgetcn^  d^r  Cherusker  Oberhaupt^  die  Thusnelda 
(auch  als  Vorname  geblieben),  seine  Schwester,  Gattin  des  Ar* 
minius^  den  Segilhaioa,  Sohn  des  Simigerus^  Oberhaupt  der 
Cherusker,  Ramis ,  seine  Gattin ^  Tochter  des  Vkromiros^ 
Oberhaupt  der  Catten;  Sigamber  Deiiorüc^  Sohn  der  Baito^ 
rt'Jt*  -—  Sonst  werden  unter  andern  genannt:  OrgetortJC^ 
Konig  der  Helvetier,  NamejuBy  VerudoctiuB^  DiVicOj  HeU 
Tetiet;  —  Chariomerusy  Fürst  der  Cherusker  (später  ein  Vor- 
name) ^  InguioniertiSf  ein  Cherusker,  Herrmann  (noch  jetzt 
Vorname)  desgleiclien;  Masius,  Fürst  der  Sennonen,  MarU'^ 
hodu$y  Fürst  der  Markomannen;  ArioviHu»^  Fünf  Ton  ger- 
manischen Völkern,  d^r  in  Gallien  auftritt;  uirmtnim»  (wohl 
Ton  armum  im  Galiichen,  d.  i.  Anführer,  Held)  ein  Catte; 
GamnascttBj  Fürst  der  Canninefaten ;  Verritutj  Fürst  der  Frie- 
sen; Malort'jr  desgl.;  Vannius^  Fürst  der  Quaden ;  Caiualdoj 
Fürst  der  Gothonen ,  Vtbiliim$y  Fürst  der  Hermunduren ;  Van^ 
giuSf  Fürst  der  Sueven;  Sido  detgh;  Malouendnsy  Fürst  der 
Marsen;  ü^aculusj  Fürst  der  Ampsivarier. 

Valida,  Gamma  y  Thuen^ita,  Aurinia  waren  be- 
rokmte,  wahrtagende  Frauen. 

Auf  den  antiken  Thongefässen  Tom  rechten  und  linken 
Rheinufer  findet  man  öfter  die  Namen  der  Töpfer,  wie:  Cm- 
tugnaty  Camuli  je  y  Teurigo,  Joasa  etc. 

Alle  die  hier  erwähnten  Namen  dürften  viel  mehr  einen 
Anklang  ana  Keltische  aU  ans  Teutpche  haben» 


—    192    — 

«nfgefährt  werden)  Adalfredns  und  Landbergd;  Ton  einem  an* 
dern  heisst  der  Vater  Hildegaiidns ,  die  Mutter  Agentrndis,  die 
Kinder  heissen  Hildegans,  Hildebrandus,  Hiltrndis  und  Agenar- 
das.  Da  dieselben  Namen  oft  in  der  Familie  oder  in  einem 
Dorfe  angetroffen  wurden ^  s6  unterschied  man  die  Personen 
durch  kleine  sprachliche  Unterschiede,  wie  Evrehardus^  Ebre- 
hardus;   Acleberga,  Agelberga;  Autlindis,  Adelindis, 

Sind  die  durch  ganz  Teutschland  herrschenden  Vornamen 
ohne  allen  Zweifel  keltischen  Ursprunges,  und  dorcbans  nicht 
teutsch,  so  wird  —  meiner  unyorgreiflichen  Ansicht  nach  — - 
auch  in  ganz  Germanien,  wie  in  Gallien,  die  keltische  Sprache 
geherrscht  haben;  denn  ohnmoglich  wohl  wird  das  gnnze 
teutsche  Volk  seine  teutschen  Namen ,  (von  denen  keine  Spur 
vorhanden  zu  sejn  seheint)  —  und  somit  einer  Haupt* Volks- 
thümlichkeit  —  aufgegeben  haben,  um  die  Namen  von  einem 
fremden  Volke  anzunehmen. 

Als  in  der  spätem  teutschen  Zeit  S  Namen  angenommen 
wurden,  so  blieben  die  altkeltischen  Namen  als  Vornamen 
im  Volke,  zu  d^nen  man  noch  einen  Zunamen  oder  Eigenna- 
men setzte.  Diese  letztern,  die  nicht  der  keltischen  und  ger- 
manischen Zeit  angehören,  diese  sind  meist  nicht  keltisch ,  son- 
dern gewöhnlich  teutsch,  wurzeln  in  der  teutsdien  Sprache. 
Die  rein  keltischen  Namen  der  germanbchen  Vorzeit  dürften 
klar  für  das  Keltenthum  des  germanischen  Volkes  zeugen.    • 


GrbauPTKclie  Rorliilrurkerei  in   Halle. 


4 


Ansichten 

()ber  4Ie 


keltischen  Alterthttner, 

die 

Kelten  •  überhaupt 

«ad  Be0OnderB  in-lTeiitBchtaiids 

«0  wie 

den  kelüMheii  imvmiiii  der  Stad^  MaMr» 


Von 


Chr.  Keffersteln» 


Bwelier  n»»4. 


Zweite  Abtheilnng:    ethnographische n  Inhalte«. 


Halle» 

in  ConnlMion  bei  Kdiard  Anton. 

1949« 


Den  werthen  Freunden 

Herrn  Jastiz-DireetM"  Joseph  Seidel 


and 


Herrn  Dr.  med.  et  cUrorg.  Micbael  HOring 


an    T0pUtx 


als  schwaches  Zeichen  der  innigsten  Verehrung 


Arenndlicbst    zugeeignet. 


Inhalts-Uebersicht. 


Kialeitong.  Seite  195 

A.  Mongolische  Race.  •  -    209 

I.  Cfiinesisclie   Gruppe  mit  den  Chinesen,    Tibetanern , 
Birmanen.  ^  -    210 

II.  Malaiische  Gruppe.  .  -     210 

III.  J^ttische  Gruppe.  -    210 

IV.  Tungusisebe  Gruppe  mit  den  Tongusen  oder  Man- 
dschn,  den  Taurien  oder  Taguren,  den  Koreanern.         -    211 

*  V.  Mongolische  oder   tartarische  Gruppe  mit  den  Mon- 
golen ,  Kalmücken  ,  Kirgj«eB.  -    212 

B.  Die  weisse  Race. 

I.  Die  Hindu  •Nationalität.  -    214 

II.  Gruppe  der  Östlichen  rohen  Völker,  der  Cultur  im 
Allgemeinen  wenig  geneigt ,  die  In  deren  Entwlokelnng 

gar  nicht,  oder  wenig  eingriffen.  -    220 

1)  Der  samojedische  Stamm.  -    220 

2)  Der  finnische  Stamm  mit  den  Lappen,    Finnen, 
Esthen ,  Lieven  ,  Magyaren.  -    220 

Z)  Der  kaukasisch -georgische  Stamm,  mit 

a)  den  Gruslern  oder  Georgiern,  Kartulen,  Mln- 
grellern ,  Lasen,  -    222 

b)  den  Lesgiern ,  Tscherkessen ,  Abäsen.  -    223 

4)   Der  tärkische  Stamm,  mit  den  Turkestanen,  Tur- 
komanen,  Seldschucken ,    Tataren,    Tschuwaschen,  . 

Usbeken,  Karamanen,  Baschkiren,  Jakuten ,  Teleu- 
ten,  Osmanen.  -    224 

Ul.  Gruppe  der  westlichem ,  (Otttdetern  Völker,  die  als 
Träger  der  Cultur  erscheinen. 

tt)  Asiatisch  -  afrikanische  4^theUung. 

I)  Der  semitische  Stamm. 

a)  Die  nubisch-abessinische  oder  aethlopiscbe  BTa- 

tionalität.  .    227 


—      VI      — 

b)  Die  koptiflcli  -  acgyptische  Nationalität.  Seite  228 

c)  Die  arabische  Nationalität.  -    233 

d)  Die  namidische  oder  panisch  -  berberiache  Natio- 
nalität. -    237 

e)  Die  hebräische  Nationalität.  -    240 

O   Die  phöuizische  und  syrische  Nationalität.  -    241 

g)   Die    chaldäische    oder    babylonisch  -  assyrische 
Nationalität.  -    247 

h)   Rackblick.  -    253 

2)  Der  persische  oder  iranische  Stamm.  -    255 

3)  Der  armenische  Stamm.  ^    261 

ß")  Europäische    Abtlieilung    der    westlichem    gebildeten 
Völker. 

4)  Der  baskische  oder  iberische  Stamm.  -    265 

5)  Der  keltische  Stamm  der  noch  lebenden  keltischen 
Sprache  im  gälischen  und  wälschen  Dialecte ,  und 
die  frühere  Verbreitung  der  Kelten  mit  ihrer  Spra- 
che Aber  ganz  Europa  und  einen  Theil  von  Asien.        -    266 

A.    Britannien  mit  den  keltischen  Brüten  und  spätem  Eng- 
ländern. -  269 

a)  England.  -  269 

b)  Schottland.  -  282 

c)  Irland.  -  296 

b.  Gallien  mit  den  keltischen  Galliern  und  spätem  Fran- 
zosen. -    290 

c.  Iberien  mit  den  Kelten  und  spätem  Spantern.  -    311 

d.  Italien  mit  den  keltischen  Italiern,  den  spätem  Hö- 
rnern und  den  jetzigen  Italienern.  -    318 

c.  Germanien  mit  den  keltischen  Germanen  und  spätem 
Teutschen,  -    344 

nebst    Skandinavien  mit  seiner  ursprünglich  keltischen^ 
dann  skandinavisch -teutschen  Nationalität.  -    369 

f.  Das  südöstliche  Germanien  Helvetia,  Vindelicia,  Rhae- 
tia,  Noricum  mit  seiner  keltischen,  dann  teutschen  Be- 
völkerung. -    374 

g.  Pannonia,  das  heutige  Ungarn,  mit  seiner  ursprünglich 
keltischen ,  dann  magyarischen  und  slawischen  Bevölke- 
rung. -    382 

h.  Dacia,  jetzo  Bessarabien,  Moldau,  Walachei,  Sieben- 
bürgen und  die  jetzigen  AVlachcn,  welche  die  dacisch- 
keltische  Einwohnerschaft  fortsetzen.  -    385 

i.  Moesia,  jetzo  türkisch  Serbien  und  Bulgarien  mit  sei- 
ner ursprunglich  keltischen,  jetzo  meist  slawischen  Ein- 
wohnerschaft. -    396 

k.  Thracia,  das  türkische  Rumelien,  mit  seiner  kelto - 
thrazischen,  jetzo  walachischcn,  slawischen  und  griechi- 
schen Einwohnerschaft. 


1.  Marcdonia,  zu  Rumelien  gehörig,  mit  seiner  kelto - 
maccdonJschen,  jetzo  walachischeu,  griechischeniuid tiir- 
kischen  Einwohnerschaft.  -     404 


.     414 


-     442 


-     466 


—      VII      — 

m.   ThessÄlia.  S««*«  ^^ 

n.  Illyiti  und  Epims,  jeteo  das  tflrkische  Albanien  und  die 

Albanesen,  welche  die  keltiadien  Illyrier  fortsetjsen.         -    407 
0.   Hella«  und  Kleinaaien ,  jetzo  Morea  und  Natolien,  mit 

den    Griechen,   welche   die    uraprOnglich  kelto-pelas- 

giache  Einwohnerschaft  fortsetsen. 
p.   Cinmeria ,  dann  die  Reiche  Bosporus ,  Colcbis ,  Iheria 

und  Alania,  jetjso  zu  Russland  gehörig,  mit  der  kelto- 

cimbrischen,  spater  griechischen  Einwohnerschaft. 

q.   Massageten  und  Tschnden. 

Rfickblick,  allgemeine   Betrachtung    der    erwähnten   Na- 
tionalitaten. -    4M 
€)  Der  gothische  Stamm, 
a)   Die    Franken  4<KI;  —    b)  andere    westgothische 
Stftmme,  wie  Wisingothi,  Thervingi  n.  s.  w.  464;  — 
c)  ostgothische  Völker  466;  —  d)  Vandali  466;  — 
e)    Alani  467;    —    f)  Fali,    Gepidae,    Bnrgundio- 
nOtf    469;  —    g)  Lombardi,    Longobardi    470;    ^ 
h)  Heruli  471;   —    i)  Alamanni  472;  —    k)  Tfen- 
rittgi    476;    ^     1>  Bcjoarii,    Bojowarini  478;    »— 
m)  Ostflili,  Westmii,  Hess!  479;  •—  o)  Saxones  471; 
—    p)   Angli  482;  —    q)  JutI  48S;  —    r).  Frisii 
498*  ...    g)  Dart  484;  —    t)  Nordmanni  484;  — 
u)  Ross,  Russi  48B;  —    t)  AUgemeine  Betrach- 
tung Ober  die  Gothen  490. 
7)   Der  slawische  Stamm  in  den  3  Hauptcweigen    der 
Russen,  Serben  und  Polen, 
a)  im  Stammlande  510;  —   b)   in  Polen  512;  —   in 
Böhmen  518;  -—    in  Mibren  514;  —    in  Schlesien 
und  andern  Theilen  Germaniens  515;  —    in  GaU- 
zien  522;  ^^  in  Ungarn  523;  —   in  der  Moldau, 
Walachey,    Kroatien,  Istrien,    Krain  524;  —    In 
Serbien  526;  —   in  Bulgarien  527;  —  in  Rumellen 
528;  -^    ROckblick,  Schluss  528. 


-    502 


\ 


V. 

^  Text. 

Die  Nationalitäten  und  Sprachen  ron  Europa ,  Asien 
nnd  Nordafrika )    ans  dem  Gesichtspunkte  des 

Keltenthnmes« 


Eefentein  Kfit.  Attfrtb.  U.  Ba.   II.  AUb«  lg 


f;i 


i 


ier  erste  Theil  dieser  Schrift  dürfte  gelehrt  haben ^  wie 
eines  Theils^  von  dem  rein  archäologischen  Standpunkte 
aus  9  unsere  Voreltern  in  Germanien  Kelten  waren ^  und 
andererseits,  wie  die  keltischen  Alterthumer  sich  in  einer 
ausserordentlichen  Verbreitung  finden,  sehr  grosse  Lftn-« 
derstrecken  bedecken,  in  denen  daher  einstens  keltische 
Volker  geblühet  haben  mögen,  deren  Nationalität  eine 
sehr  wichtige  gewesen  seyn  muss. 

Es  wird  nun  darauf  ankommen,  diesen  archäologi- 
schen Forschungen,  oder,  wenn  man  will  —  Hypolhe- 
sen  —  eilten  historischen  Grund  zu  geben,  £u  unter- 
suchen: ob  die  Einwohnerschaft  in  Germanien,  wie  in 
allen  den  Ländern,  wo  wir  ähnliche,  als  keltische  bezeich- 
nete Alterthumer  finden,  auch  der  keltischen  Nationali- 
tät wirklich  angehört  haben  konnte,  und  es  war  meine 
•  Absicht,  den  archäologischen  Untersuchungen  rein  ge- 
schichtliche folgen  zu  lassen« 

Die  wichtigsten  Fragen  aber:  ob  die  Germanen  Kel- 
ten waren,  und  welche  Völker  überhaupt  der  keltischen 
Nationalität  angehört  haben,  lassen  sich  direct  aus  der 
Oeschichte  schwierig,  nicht  roUständig  beantworten;  da 
aber  Nationalität  und  Spradie  in  einem  offenbar  sehr 
innigen  Zusammenhange  stehen,  so  werden  sprachliche 
Forschungen  den  geschichtlichen  wohl  einen  Weg  bah- 
nen ^  wie  es  bey  den  archäologischen  der  Fall  ist. 

Aus  dem  Vorhandenseyn  von  christlichen,  römischen, 
keltischen  Alterthümern  schliesst  man  wohl  mit  Hecht 
auf  ihren  Ursprung  von  Christen,  Römern  oder  Kelten; 
trifft   man  nun  in  einer  Sprache  vonwgsweise  keltische 

13* 


j 


f 


—     196    — 

Wörter,  80  durfte  nmn  doch  auch  berechtigt  seyn,  auf 
den  keltischen  Ursprung  derselben  zu  schliesscn,  beson- 
ders wenn  solcher  Annalime  die  geschichtlichen  That- 
sachen  nicht  entgegentreten. 

Sehr  ailgcmein  hält  man  die  Teutschen  für  ein  Ur- 
volk,  wie  auch  die  Römer  uiid^ricchen,  und  die  teutschc 
Sprache  für  eine  ursprüngliche,  wie  auch  die  römische 
so  wie  die  griechische,  und  auf  diese  Voraussetzung  ist 
vorzugsweise  unsere  Geschichte  basirt;  in  Folge  dieses 
Axiomes  spriclil-man  die  Germanen  Tür  Teutsche  an,  die 
seit  uraltester  Zeit  teutsch  gesprochen  hätten,  obwohl 
diess  geschichtlich  auch  mit  gar  nichts  unterstützt  wird* 
Germanien  ist  ein  wesentlicher  Thcil  von  Europa,  es  hat 
mit  den  übrigen  europäischen  Ländern  alle  Schicksale 
gethcilt,  in  diesen  haben  sich  im  Laufe  des  4ten  bis  Sten 
Jahrhunderts,  aus  keltischen  Elementen  neue  Nationali-* 
täten  und  Sprachen  entwickelt,  die  englische,  französi- 
sche, spanische,  italienische,  daher  es  auffallend  erschei- 
nen musa,  wenn  Germanien  stabil  geblieben,  und  die 
toutscbe  Nationalität  von  der  germanischen  nicht  wesent-* 
lieb  verschieden  wäre,  wenn  das  Teutsche  nicht  auf  ähn- 
liehe Art  im  Keltischen  wurzelte,  wie  das  Französische^ 
Italienische  und  Englische,  Wie  teutsche  Schriftproben 
beginnen  im  9(en  nnd  lOten  Jahrhundert,  da  spricht 
man  in  Germanien  allerdings  teutsch,  da  herrscht  aber 
auch  in  Gallien ,  Britannien ,  Italien  und  Spanien  nicht 
mehr  die  keltische ^  sondern  die  französische,  englische^ 
italienische  und  spanische  Sprache,  wenn  auch  in  an- 
dern Idiomen  als  jetzo;  aber  nicht  von  dieser,  sondern 
von  der  frühem  germanischen  Zeit  ist  die  Rede. 

Nach  der  Schilderung  der  alten  Schriftsteller  er- 
scheinen die  Germanen  gar  nicht  als  eine  eigene,  von 
der  keltogallischcn  verschiedene  Nationalität ,  nirgends 
Wird  eine  cigcnthümliche  germanische,  am  wenigsten  eine 
teutsche  Sprache  erwähnt,  das  Wort  —  teutsch  —  tritt 
erst  im  Mittelalter  auf  und  bezieht  sich  anfangs  weniger 
auf  das  ganze,  als  auf  das  südliche  Teutschland,  und  der 


—   «w   — 

Name  Gterniaiiia  wird  keltiscliea  Ursprunges  seyn.    Naeh 
Tacitus    (Germ.    45.)   sprachen  die  Oolhint    im   östlichen 
öermanten    die  liiigiia    gallica^    daher  keltisch  und  wohl 
g&lisch^  die  ästyiscbeii   Völker  ao  der  Ostsee,  am  roare 
suevicam^   sind  den  weit   verbreiteten   Sueven  gleich  an 
Sitte  und  Tracht ,   aber   ihre  Sprache   stehet  der  britan«« 
nischen  (dem  Waischen)  näher  —  quibos  ritus ,  habitus*- 
qoe  Suevorum,   lingua  Britaunicae  proprior  —  sie  mögen 
daher  kimrisch  oder  wäläch,   nicht  wie   die  Sueven  und 
Gethiner  gallisch  (g&lisch)  gesprochen  haben.     Nach  Ta- 
dltis  (histor«  IV.  15)  waren  die  germanischen  CaninePatti 
an  der  Nordsee,  den  in  Gallien   sehr    weit   verbreiteten 
Beigen  an  Sprache  und  Sitte  ganz  *  gleich ,   sprachen   da- 
her keltisch;  die  Cimbri  und  Teutones,  die  aus  dem  wei- 
ten nördlichen  Germanien  kamen ,  kennten  sich  bey  ihrem 
Einfalle  in   Gallien,  mit  den  Galliern  verständigen,  rede- 
ten daher  wohl  eine  gleiche  oder  ähnliche  Spradie.     Die 
germanischen    Namen    von   Gebirgen,   Flüssen,   Meeren', 
Städten j  Völkern  und  Personen,  welche  die  Autoren  er- 
wähnen, klingen   gar  nicht  teutsch,  meist  keltisch,  un- 
sere Vornamen,  die  noch  heut  in  allen  teutschen  Län*- 
dern  gefunden  werden,  sind  rein   keltischen  Ursprunges. 
Diese  und  ähnliche  Thatsachen,  in   Verbindung  ge- 
setzt mit  der  Gleichheit  der  germaniselien  und  keltischen 
Alterthäfmer,   sprachen  fQr  den  keltischen   Ursprung  der 
Germanen  und  selbst    der    teutschen    Zunge,    es    schien 
in  der  Möglichkeit   zu  liegen:   dass   die  teutsche  Sprache 
so  gut   eine   Tochtersprache    der  keltischen   sern    könne, 
als  die  übrigen   neuem  Sprachen ,  im  Widerspruche  mit 
der  herrschenden  entgegenstehenden  Ansicht ;  daher  hielt 
ich  es  der  Miihe  werlh,  meine  —  freilich  sehr  geringen  — 
Kräfte  aufzuwenden,    um  über  diesen    höchst   wichtigen 
Gegenstand,  über  den  Ursprung  unserer  teutschen  Mut- 
tersprache   eine    möglichst    klare    Ansicht    zu  gewinnen* 
Ich  nahm  einige  keltisehe  Wörterbücher   zur  Hand,  wä- 
Hsche,    gälische   und    bretonische,    hatte   aber   nur   sehr 
spärliche  Hülfsmiltel,    vorzüglich    über    das  Bretonische, 
und  Herr  Bachhäudler  Anton  gab  sich  vergebens  Mühe, 


—    198    — 

mir  aus  franzosischen  Buchhandlungen  ein  gutes,  neues 
bretonisches  Wörterbuch  zu  verschaffen. 

Als  Frucht  dieser  Arbeit  ergab  sich  das  vorstehende 
Verzeichniss  von  keltischen  Wörtern,  welche  die  Grund- 
lage von  teutschen  gebildet,  und  in  unsere  Sprache  über- 
gegangen seyn  mögen  (No.  I.)  nebst  dem  dazi^  gehöri- 
gen tentsch- keltischen  Index  (No.  IL),  welches  wohl 
ausser  Zweifel  setzt:  dass  der  Wortschatz  der 
teutschen  Sprache  vorzugsweise  im  Kelti- 
schen wurzeln  wird,  diese  daher  in  viel  nä- 
here Beziehung  zur  keltischen  tritt,  als  man 
gewöhnlich  glaubt,  doch  wohl  nur  eine  Toch- 
tersprache seyn  wird. 

Das  Unvollkommene  dieser  Arbeit  erkenne  ich  selbst 
an,  sage  ganz  offen,  wie  mir  die  Kenntniss  der  kelti- 
schen Sprache  und  überhaupt  die  eigentliche  Spracbkunde 
und  Sprachforschung  fremd  liegt,  gewiss  viele  keltische 
Wörter  irrthümlich  und  falsch  auf  teutscbe  bezogen  sind. 
Nur  bey  einer  ganz  cursorischen  Durchsicht  der  kelti- 
schen Wörterbücher,  habe  ich  bedeutend  mehr  als  tMMN) 
keltische  Wörter  mit  teutschäh  in  Verbindung  gebracht. 
Mag  man  Hunderte  wegstreichen,  so  wird  dadurch  das 
obige  Resultat  nicht  geändert,  aber  bey  einer  genauem 
Durchsicht  der  Wörterbücher  mit  Kenntniss  der  kelti- 
schen Sprache  und  Aussprache  wird  man  dagegen  Hun- 
derte von  Wörtern  zusetzen  können,  besonders  bei  Heran- 
ziehung des  Nieder-,  Platt-,  Alt -Teutschen  und  Skan- 
dinavischen. 

Zu  Ende  vorigen  Jahres,    kurze  Zeit,  nachdem  der 
erste    Band  meines    Buches    ausgegeben   war,    erschien 
vom  Hrn.  Prof.  Leo  das   erste  Heft  seiner  Ferienschrif- 
ten,  dessen  erste  Abhandlung  S«  1  —  87.  über  das  Ver- 
hältniss  der  teutschen  Sprache  zu  der  keltischen  handelt. 
Hier  wird  gezeigt:   wie  etwa  200  Wörter  der  teutschen 
Sprache,  betreffend  die  Landwirthschaft,  Schifffahrt  und 
äiinliche    Gegenstände,^  ohnleugbar    aus    dem  Keltischen 
herstammen,  jedoch  bemerkt:   dass   die  starken  Zeit- 
wörter der   teutschen  Sprache,    welche  die  eigentliche 


} 


Lebenflauicbi  derselben  biUelcn,  eitt  uaendlieh  geringen 
Aasnahineii,  der  keltaeehen  Sfirache  frenul  wftren  ^),  und 
der  Herr  Verfasser  fasst  das  Resnllal  seiner  Unierso- 
ohongen  S.  87.  in  folgende  Satze: 

yyEs  ist  klar:  dass  die  teutsohe  Spraeiie  in  ihrem 
Haoptbestande,  von  den  keltischen  iSpracheo^  wenn  sie 
ihnen  auch  vielleicht  urverwandt  ist^  'doch  in  der  nun 
vorhandenen  beiderseitigen  Bildung,  so  weit  abstehet, 
dass  wenigstens  an  eine  spätere  Wiederdarehdringueg 
nicht  so  denken  ist,  dass  dagegen  in  den  Zeiten  vor  4or 
VUkerwanderung  und  in  dieser,  eine  ganse  Menge  termipi 
teehnici  aus  keltischen  Mundarten  in  teutsohe  iiberge- 
gangen  sind,  einige,  die  sieh  auf  Ausstattung  des  ritterr 
liehen  Lebens  beliehen«  auch  noch  sp&(<^.  Es  ist  diess 
eine  gans  beschränkte  Mischung,  die  aicb  bauptsachUch 
auf  die  Gegenstände  tierjenigen  Gewerbe  beziehet,  die 
damals  vorherrschten,  auf  Landwirihschaft  und  Landan- 


'    "^y  Dleieni  SaUe  kann  Ich  nicht  wohl  bejrpflichteit,  denn  flbIgMde 
starke   fiSeitwffrter   acheiiieo    mfr  wohl    keltlsohon   UfSj^rnngti   an 
sejn,  nod  leicht  wird  ntn  aebr  Sadea:  hacken ^  bacair  (Br.)  -^ 
beginnen,  gwa  (W.)  -«  heisson,  hid  (Gl.)  —  biegen,  bogh 
(€H.)  —  bitten,  pedein  (Br.),  lApidhin  (Ir.)  --*  blasen,  bloecan 
(Ol.)  -.  brechen,  breg  (Ol.),  brega  (W.)  —  dreschen,  treelaa 
(WO  —  eeeen,  leew  (W.),  Ith  (Gl.)  —    finden,  Sonn  (Ol.)  — 
flechten,  fleasg  (Gl.),  plethu  (W.)  —  frieren«  ffrem  (W.)  — 
gebaren,  genl  (Gl.),  gannein   (Br.)   —  geben,  gabh  (Gl)  — 
graben,  grabh   (Gl.)  *—   greifen,  ergreifen,  fripein   (Br.), 
yegipiaw  (W.)  —  helfen,  helpn  (W.)  ^klingen,  gUong  (Gl), 
tiagan  (W.)  -*   kriechen,  creiniaw  (W.) ,  cropian  (61.)  --  la- 
den, lad  (Gl.)  ^    lassen,  lesein  (Br.)  —    lesen,  lleaw  (W.), 
leinein  (Br.),  lengh  (Gl.)  —   messen,  mesur  (W.),  mesnlein  (Br.> 

—  reiben,  renb  (Gl.)  —  relssen,  rfawygaa  (W.)  -*  riechen» 
roig  (W.)  —  rufen,  rhnaw  (W.)^ —  saugen,  sugaw  (W.), 
sag  (Gl.)  —  scheiden,  ysgaru  (W.),  «gar  (Gl.)  —  schlagen, 
fliachd  (Gl.)  — «  schleichen,  sgiolg  (Gl.)  ~  scheissen,  sgeith 
(61.)  —  schreiben,  ysgriftw  (W.),  scrinein  (Br.)  —  söbrelen, 
3'8greaw  (W.)  *-<>  singen,  seinn  (Gl.)  —  stehen,  stadadh  (Gl.), 
istadtt  (W.)  —  streichen,  sltrschn  (W.)  «—  Ihnn,  deann  (Gl) 

—  treiben,  drobhair  (Gl.)  ^  treten,  tr«ldl  (W.)  --  webea, 
gwSu  (W.), 


sieddung ,  *  auf  die  eigen  thumttchc  Thier-*  und  Pflanzen** 
welty  der  ehemids  von  Kelten^  nachher  von  teutachen 
Si&mmen  bewohnten  Landschaften  j  auf  Jagd  und  Schiff- 
fahrt ^  auf  Hauabau,  Gerathe,  Waffen  und  einige  poli- 
tische Auflassungen 9  gerade  so,  wie  wir  in  manchen  Le- 
bensrichtungen englische  9  französische  und  latetaische 
termini  neuerdings  aufgenommen  haben." 

Hier  ist  —  was  man  dankbar  erkennen  wird,  eine 
klare  Ansicht  ausgesprochen,  der  man  beypflichten  oder 
widersprechen  kann,  und  der  Hr.  Verfasser,  dessen  tie- 
fes Wissen,  dessen  tüchtige  Kenntniss  der  keltischen, 
wie  der  teutschen  Sprache,  ich  .mit  der  allergrössten 
Hochachtung  anerkenne,  wird  es  mir  nicht  verargen, 
wenn  ich  mit  Freiheit  und  Bescheidenheit  seinen  hier 
dargelegten  Ansichten  zu  widersprechen  mir  erlaube. 

Darüber  sind  wir  einig:  dass  eine  Menge  keltische 
Wörter  sich  in  der  teutschen  Sprache  finden;  aber  auf 
welche  Art  diese  Uebereinstimmung  herbeygefuhrt  %vurde, 
sind  wir  sehr  verschiedener  Meinung. 

Herr  Prof.  Leo  erkennt  im  alten  Germanien  eine  ur- 
sprüngliche teutsche  NationaUtit  und  Sprache,  in  welche 
nur  zuf&Uig,  von  den  benachbarten  keltischen  Stämmen 
einige  termini  technici  aufgenommen  wurden. 

Ganz  hiermit  im  Gegensatze,  gehet  meine  Behaup- 
tung dahin:  dass  es  vor  dem  Mittelalter  in  Germanien 
gar  keine  teutsche  Nationalitat  und  Sprache  gegeben  bat  ^ 
die  Germanen  waren  Kelten,  mit  keltischer  Sprache;  zu 
ihnen  traten  die  Gothen  mit  ihrer  nationalen  Sprache,  und 
aus  der  Amal^amallon  dieser  beiden  Grundelcmente  hat 
sich  die  teutsche  Nationalität  und  Sprache  entwickelt, 
welche  letztere  daher  als  eine  Tochtersprache  anzusehen 
ist,  die  man  im  Systeme  entweder  der  keltischen  oder 
gothischen  Sprache  anzureihen  hat,  ond  ersteres  scheint 
mir  das  natürlichste. 

Jedermann  weiss,  wie  im  Altcrthume  die  englische^ 
französische.,  spanische  und  italienische  Sprache  nicht 
vorhanden  Maaren,  sondern  sich  erst  im  Mittelalter  aus 
vorzugsweise  keltischen    Elementen   als  Tochtersprachen 


—     201     — 

4 

des  Keltischen  gebildet  haben,  und  in  dieselbe  Katego- 
rie gehört  auch  —  mehier  unvergreifliehes  Ansicht  nach  — 
die  teutsche  Spraohe,  die  aber  mehr  gotbischc  Biemence 
anfgettomnien  haben  wird,  als  die  übrigen  neuern  Spra- 
chen, und  dadurch  vorsügtich  ihren  eigenthämlichen  Ty- 
pns  erhielt. 

Ein  Mick  auf  die  ebige  Nachweisung  sub  No.  I,  des- 
sen Mangelhaftigkeit  ich  immer  wiederholt  bevorwerte, 
seigt,  wie  gross  die  Anzahl  der  teutschen  Wörter  .ist,  die 
mit  keltischen  in  Beziehung  stehen ,  und  ohnmdglicb  kann 
man  hier  bloss  einige  gewerbliche  teraini  technid  sehen. 
Sie  nteisten  unserer  Wörter  der  gemeinen  teutschen  Volks- 
sprache dürften  wohl  keltischen  Ursprunges  seyn;  denn 
das  Volk,  der  Bauer  und  Burger,  nimmt  seine  Worte 
gewiss  nicht  leicht  von  einer  fremden  Nationalität  an, 
sondern  hängt  im  Gegeniheil  mit  der  ungeheuersten  Zä- 
higkeit an  den  hergebra<Aten  Ausdrücken,  die  sich  von 
Generation  zu  Generation  fortpflaneen. 

Nach  den  eigenen,  sprachlich  anf  das  Schlagendste 
durcbgefulirten  Untersucinmgen  von  Um.  Prof.  Leo  wird 
Niemand  mehr  zweifeln,  dass  die  Wörter:  liafer,  Rog- 
gea,  Weizen ,  Möhre,  Bohne,  Kohl,  Apfel,  Birne,  Korn, 
Karre,  Pflug,  Hacke,  Hechel,  Stute,  Hengst,  Gaul,  Hoss, 
Füllen,  Ochs,  Kalb,  Lamm,  Bock,  Ziege,  Schwein, 
Hahn,  Huhn,  Ente,  Ganert,  Taube,  Habicht,  Sperber, 
Reilier,  Kranich,'  Hirsch,  Fuchs>  Biber,  Bär,  Biene, 
Schiff,  Barke,  Kahn,  Steuer,  Segel,  Tau,  Bord,  Sturm, 
Wind,  Kbbe,  Holz,  Forst,  Bett,  Stuhl,  Harnisch,  Man- 
tel, Rock,  Zelt,  Bier,  Metb,  Bottich,  Oiseh,  Sieb,  Reif, 
Tonne,  Kanne ^  brüten,  Schmer,  Theer,  Beil,  Beutel, 
Sägei,  Gabel,  Rost,  Magd,  Kuss,  Hunger,  Schatten, 
Garten,  Bad;  dass  diese  und  hundert  andere,  rein  kel- 
tischen Ursprunges  sind;  gleichwohl  finden  wir  sie  über- 
all, 80  weit  die  teutsche  Sprache  reicht,  verbreitet,  vom 
Rheine  bis  Skandinavien,  und  teutsche  Wörter  für  diese 
keltischen  sind  nicht  bekannt.  Sollten  die  Germanen  für 
diese  Gegenstände  des  gemeinen  Lebens  gar  keine  teut- 
schen Wörter  gehabt  haben?  oder,  wie  sollten  sie  darauf 


—    2©2    — 

gekommen  se3ni,  diese  von  den  Galliern  anzunehmen  und 
ihre  eigenen    tentscfaen    gans    zu  vergessen?     Sprachen 
aber  die  Germanen  nicht  teutach^  sondern  keltisch,  dann 
begreift  sich  von  selbst ,  warum  so  viele  Wörter  des  ge-^ 
meinen  Lebens,  und  unsere  Vornamen  keltisch  sind. 

Wer  behaupten  will,  die  Germanen  hätten  teutsch 
gesprochen,  der  mag  diess  wenigstens  zu  beweisen  ver- 
suchen; aber  bis  jetzt  ist,  so  viel  mir  bekannt,  auch 
noch  nicht  der  Anfang  dazu  gemacht,  immer  setzt  man 
diesen  Satz  apodiktisch  voraus.  Man  begreift  aucli  nicht 
recht,  wo  in  Germanien  teutsch  gesprochen  sejm  sollte. 
Das  südliche  Germanien,  dessen  Grenzen  man  bis  in  un- 
sere Gegenden,  bis  über  den  Thüringer  Wald  wird  zie- 
hen müssen,  wie  ich  später  nachweisen  werde,  war  ge- 
wiss keltisch,  wie  man  jetzt  ziemlich  allgemein  annimmt; 
das  nördliche  Germanien,  wo  die  cimbrischen,  astyischen, 
sennonischen ,  gothinischen  Stämme  wohnten,  war  doch 
gewiss  auch  keltisch,  wie  aus  allen  Nachrichten  hervor- 
geht. Wenn  nun  auch  wirklich  dazwischen  —  %vie  man 
wohl  annimmt  —  einzelne  Völkerschaften  mit  einer  teut- 
schen  Sprache  gewohnt  haben  sollten,  von  denen  nichts 
Näheres  bekannt  ist,  so  würden  diese  von  keinem  we- 
sentlichen Einflüsse  gewesen  seyn. 

Die  gothischen  Völker,  mit  ihrer  gothischeu  Sprache, 
sind  nicht  germanischen  Ursprunges,  nicht  teutscher 
^tiiige,  wieivohl  sie  mit  den  Germanen  und  Teutschen 
in  inniger  Beziehung  stehen. 

Meiner  geringen  Ansicht  nach  kannte  das  eigentlich 
keltische  Alterthum  gar  nicht  Staaten  und  Herrscher  in 
unserem  jetzigen  Sinne.  Die  Kelten  vom  schwarzen 
und  caspischen  Meere  bis  zuc  Ost-  und  Nordsee  bilde- 
ten nur  Einen  Staat,  oder  vielmehr  Eine  Nationalität 
mit  im  Allgemeinen  gleicher  Sprache,  gleichem  Cultus, 
gleichen  Institutionen ;  bey  ihnen  waren  Germanien ,  Gal- 
lien, Hispanien,  Britannien  u.  s.  w.  mehr  geographische 
Bezeichnufigen ,  als  politisch  -  staatliche.  Diese  grosse 
Nationalität,  bey  welcher  Wissenschaft,  Kunst  und  Schrift 
nur  der  Priesterkaste  eigen  gewesen  seyn  werden,  zer- 


theilte  sich  in  unendlich  viele  pftiriarcbalisclie  Sonderhei- 
ten, die  sich  imch  VerwandtHchaFt  uad  Gefallen  unier 
einamlor  zu  Völkern  verbanden,  aber  keine,  oder  nur 
temporär  organiairte  Staaten  bildeten.  In  allo  dieae  kel- 
tischen Lander,  die  von  den  Römern  allmikUg  unterjocht 
wurden,  dr&ogten  sich,  seit  dem  Anfange'unserer  Zeitrech- 
nung allmählig  gothisclie  Kriegerscbaaren  ein,  %velche  als 
Dynasten  auftraten. 

Wie  der  nationale  Coltus  theila  durch  die  Römer 
vernichtet,  iheils  in  das  Christenthum  umgebildet  war, 
verlor  das  Keltenthum  seine  UauptstutEo,  die  aUgemeüie 
keltische  Nationalitat  zerfiel  in  eine  Reibe  von  eigen- 
tbümlichen  Nationalitäten,  überall  bildeten  sich  Staaten, 
an  deren  Spitze  meist  Machthaber  standen.  Indem  die 
alte  Priesterschaft  nicht  mehr  Sprache  und  Cultus  fest- 
hielt, sie  mit  Kraft  überwacjite,  da  entwickelten  sieli 
aus  den  keltischen  Elementen,  und  durch  den  Einfluss 
besonders  der  eingedrungenen  Gothen ,  aus  welchen  vor- 
zugsweise der  Adel  hervorging,  neue  Sprachen,  und, 
weil  die  Schrift  ins  Volk  überging,  aucli  neue  Sclureib- 
weise  und  eine  Volks- Litt eratur.  Indem  diese  begann, 
war  die  Revolution  vorüber,  das  alt-keltisebe  Wesen 
sclion  zu  Grabe  getragen,  die  neuen  Verhältnisse  hatten 
sich  gestallet,  daher  finden  wir  keine  alt -keltische,  son- 
dern nur  eine  teutsche,  französische  u.  s.  w.  Littoratur. 

Das  keltische  Volk,  welches  seine  Welinsitze  in 
Germanien  liatte,  blieb  stets  sessbaft,  wankte  nicht  von 
der  Stelle  von  der  ältesten  bis  zur  jetzigen  Zeit,  so  viel 
es  auch  Armeen  und  Auswanderer  entsendete.  Zu  die- 
sen einheimischen  keUiscIien  Germanen  kamen  fremde 
Einwanderer,  besonders  Qothen,  die  das  Volk  unterjoch- 
ten, sich  Landgüter  zueigneten,  vorzugsweise  den  Adel 
bildeten  und  Dynastien  begründeten«  So  kamen  die  Kel- 
ten mit  den  Gothen  in  die  innigsten  sprachlichen,  staat- 
lichen und  familiären  Beziehungen,  und  durch  die  Mi- 
schung beider  Spraclien  entstand  das  Teutsche. 

Ich  möciite  glauben,  es  lasse  sich  die  grdsste  Zahl 
der  teu tscheu  Wörter  eines  Theils  auf  das  Keltische  >  an- 


\ 


-     204     — 

dererseits  auf  das  Gothische  zurückrühren.  ^^ Viele  starke 
Zeitwörter 9  die  nicht  keltischen  Ursprunges  sind,  habe 
ich  in  der  gothischen  Sprache  gefunden.  Lange  nicht  alle 
keltische  und  gothische  Wörter  sind  in  die  teutsche  Spra- 
che übergegangen.  Eigentlich  teutsche  Wörter,  die  sich 
weder  auf  das  Keltische  noch  auf  das  Gothische  zurück*- 
führen  lassen  y  mag  es  wohl  nicht  viele  geben ;  doch  be- 
kenne ich  gern,  viel  zu  geringe  sprachliche  Kcnntniss 
zu  besitzen,  um  hierüber  mit  aller  Schärfe  urtheilen  zu 
können;  aber  gewiss  würde  es  ein  verdienstliches  Unter- 
nehmen seyn,  wenn  Jemand  solche  acht  teutsche  Wörter 
zusammenstellen  wollte,  die  den  bekannten  andern  Spra- 
chen fremd  sind. 

Eine  Reihe  von  teutschen  Wörtern,  auch  für  ge- 
meine Gegenstände,  scheinen  nicht  in  den  jetzt  bekann- 
ten keltischen  Idiomen,  in  der  gälischen  und  'wälschen 
Sprache  vorzukommen,  können  aber  doch  vielleicht  kel- 
tischen Ursprunges  seyn,  da  wir  sie  in  andern  keltischen 
Tochtersprachen  finden.  Die  jetzo  vorhandenen^  keiti- 
irchen  Idiome,  das  Wälsche  und  Gälsche,  geben  wohl 
nur  einen  unvollkommenen  Ueberblick  der  alt -keltischen 
Sprache,  in  welcher  es  wahrscheinlich  mehrere  und  an- 
dere Dialecte  gab^  >vte  das  Germanische,  Norische,  0a- 
eische,  Macedonische,  Thrazische,  Pelasgische  u.  s.  w. 

Alle  diesem  nach  scheinen  mir  die  keltischen  Wör- 
ter, die  wir  im  Teutschen  finden,  gar  nicht  einige  fremde, 
zufällig  hinein  gerathene  termini  technici  zu  seyn ^  son- 
dern ein  Hauptelement  derselben. 

Nach  Erörterung  der  teutschen  Sprache,  wandte  ich 
mich  zu  der  lateinischen  und  fand  hier  —  wie  der 
Xschweiss  sub  Nr.  II.  lehrt,  noch  weit  mehr  keltische  RIe«* 
meute  als  in  der  teutschen  Sprache,  die  sich  gewiss  nocii 
sehr  vormehren  lassen.  Auch  hier  bevorworte  ich  die 
Mangelhaftigkeit  meiner  Arbeit,  die  aber  doch  darlegen 
möchte:  wie  das  Lateinische  doch  nur  eine  Tochterspra- 
che des  Keltischen  seyn  wird;  daher  dürfte  es  auch  kein 
lateiuisches  Volk,  mit  einer  lateinischen  Ursprache  ge- 
geben  haben,    welches    seine  Herrschaft   allmählig  aus- 


breitete«  Die  leleittieciie  Spraehe  dürfte  aue  H^Hiscbeii 
und  griechischen  Elementen  sieh  gebildet  haben,  die  be-4 
kauntlich  in  Italien  vorhanden  waren  ^  sie  schlifl*  die  Härte 
des  Keltischen  sehr  ab,  und  Tand  hicrdurcli,  besonders 
als  Schrirt spräche  in  allen  kellischen  Landen  leicht 
Eingang.  • 

So  viel  ich  auch  von  dem  Gricciiischcii  aus  der 
Schul-  und  Universitätszeit  verschwitzt  halte,  versuchte 
ich  doch,  noch  Spuren  des  Keltischen  auch  in  dieser 
Sprache  zu  suchen^  und  so  entstand  der  Xach weiss  sub 
Xo.  VI.,  der  freilich  höchst  rhapsodisch  isl,  doch  aber 
wohl  hinlänglich,  um  vorläufig  nachzuweisen,  M'ie  auch 
die  griechische  Sprache  im  Keltischen  tiefe  Wur- 
zeln hat,  nicht  aber  von  einem  hellenisdien  Volke  her- 
stammen wird,  welches  eine  ursprünglich  hellenische 
Sprache  redete,  und  sich  allmählig  ungemein  verbreitete. 
Indem  das  Griechische  nächst  keltischen  auch  semitische 
Elemente  hat,  und  eine  äussersl  abgeschlifTcne,  weiche 
Sprache  w^ard,  fand  sie  in  vielen  keltischen  und  asiati- 
schen Ländern ,  vorzuglich  als  Schriftsprache  sehr  leicht 
Eingang,  dürfte  aber  doch  nur  als  die  älteste  Tochter- 
sprache der  keltischen  Mutter  zu  bctrach(en  sevn. 

In  den  Kreis  der  Untersuchnng  wurden  noeh  i  Spra- 
chen hineingezogen,  die  sehr  wichtig  schienen,  so  wenig 
sie  zur  Zeit  auch  beachlet  und  bekannt  sind.  In  den 
alt -griechischen  und  alt -keltischen  Ländern  jenseits  der 
Donau,  erscheint  als  Landessprache  das  Wlacbische 
und  das  verwandte  Albanische,  gewiss  interessante 
Reste  alter,  wichtiger  Nationalitäten.  So  spärlieh  auch 
meine  Hülfsmittcl  Avaren,  so  wird  man,  bey  Prüfung  der 
Nachweisungen  sub  Xo.  VIL  ond  VIII.  WdH  nicht  in 
Abrede  stellen  können,  wie  einerseits  das  Wlaehisehe 
und  Albanische,  andererseits  das  Orieohisdie  und  Kel-* 
tische  in  sehr  grosser  VerAvandtschaft  stehen,  derartig: 
dass  Wlaehisch  und  Albanisch  ganz  in^  den  Kreis  der 
keltisdien  Spraehe  gehören,  wohl  den  ältesten  Tvpns 
des  Keltischen  tragen  mögen,  sie  werden  am  meisten 
dem  Griechischen  zur   Unterlage  gedient  haben,    da  sie 


doo    alt-pelftsgischen^    maoedonischea    und    thrakisehen 
Idiomen  wohl  8eiir  nabe  stehen. 

Alle  neuern  Sprachen ,  die  griechische^  lateinische, 
italienische,  französische,  spanische,  portugiesische,  eng- 
lische und  teutsche,  mit  ihren  unendlich  Vielen  Dtalecteu, 
haben  bey  alle  ihren  Verschiedenheiten,  doch  etwas  Ge- 
meinsames und  Aehnliches,  das,  nach  meiner  unvorgreif- 
lic(ien  Ansicht,  eben  in  der  gemeinsamen  Quelle  liegt, 
aus  der  sie  entstanden  sind,  diese  scheint  mir  zunächst 
die  alt-^keltische  Sprache  zu  seyn,  die  sich  im  Wäl- 
sehen,  Gälschen,  im  Wlachischen  und  Albanischen  am 
reinsten  erhalten  hat,  die  aber  ihrerseits  wieder  mit  dem 
Persischen,  Slawischen  und  Sanscrit  in  uralten  Beziehun- 
gen stehen  wird.  Ich  weiss  wohl,  wie  viele  Wörter  der 
neuern  Sprachen,  auch  des  Teutschen,  sich  auf  sanscri- 
tische  beziehen  lassen;  aber  diese  werden  wir  nicht' di- 
rect  aus  Indien,  sondern  durch  die  Reiten  erhalten  ha- 
ben. Nicht  die  Germanen  kamen  aus  Indien,  wohl  aber 
mag  der  keltische  Stamm ,  zu  dem  sie  gehören ,  in  einer 
Urzeit  dort  entsprossen  seyn. 

Einst,  in  einer  sehr  alten  Zeit  dürfte  die  keltische 
Nationalität  und  Sprache  über  ganz  Europa  wie  über 
einen  bedeutenden  Theil  von  Asien  geherrscht  haben, 
diese  mag  geredet  seyn  von  den  Kimeriern  am  schwar- 
zen Meere,  von  den  Thrakern,  Macedoniern,  lUyriern, 
den  Geten,  Pannoniern,  Norikern,  den  Tuskern,  den  alten 
Italern  oder  Oenotrern,  und  andern  Völkern  Italiens, 
den  Germanen,  Galliern,  Iberiern  und  Britten;  mit  die- 
ser alt -keltischen  Sprache,  so  verschieden  auch  wohl  die 
Dialecte  waren,  wird  ein  gleicher  Cultus  —,  wenigstens 
in  den  Qrundprineipien  —  verbunden  gOwesen  seyn,  so  auch 
eine  allgemeine  gleiche  Cultur,  die  vor  3 — 4000  Jahren 
der  jetzigen  vielleicht  nicht  sehr  nachstand,  wenn  sie 
auch  anders  geiltet  war,  keine  Litterator  hatte,  und 
alle  diese  weiten  Lande  mögen  damals  in  einem  innigen 
Verkehr  gestanden  haben;  desshalb  finden  wir  in  den- 
selben  überall  gleiche   Alterthümer,    als   klare   Zeichen 


—  ati  — 

einer  aberall  verbreUeteii  Nationaliläl ,  mit  gbiclMr  Kunst 
und  gleicbem  Cult. 

Dieser  alte,  ehrwürdige  Stamm  der  kehiachen  Na- 
lionalität  und  Sprache  ist  allm&hlig  der  umbildeDden  Zeit 
erlegen j  er  ist  in  dem  Maasso  verdorrt,  als  Zweige  ab- 
gi^hauen,  als  neue  Sprossen  hervorkeimten,  eigene  Wur- 
zeln schlagend.  Der  alte  Cultus  ist  gänzlich  verschwun- 
den, klingt  aber  noch  in  alten  Sagen  und  im  Aberglau- 
ben nach;  die  alte  Sprache  lebt  nur  noch  in  einigen 
Winkeln  von  Europa,  in  wenig  zugänglichen  Berggegeii- 
den ,  wo  sie  von  Jahr  zu  Jahr  mehr  eingeengt  wird,  ob- 

^  — - 

wohl  ihre  Erhaltung  für  spätere  Zeit  wunschenswerth 
wäre.  Die  altkeltischen  volksthümlichen  Institutionen,  zwar 
Überali  verdrängt,  erwachen  allroählig  wieder^  treten  in 
jüngster  Zeit  überall  hervor.  Immer  wird  man  mit  Ehr- 
foreht  das  Keltenthum  zu  betrachten  haben  als  die 
Mutter  vieler  Kinder,  die  seit  Jahrtausenden  die  Welt 
beherrschen,  als  Träger  der  Cultur  erscheinen-,  dieses 
KeiteBthum  ist  der  blaue  Faden,  der  sich  durch  die  Gte- 
schiehte,  besoudera  Europa's  hindurchziehet. 

Wurzeln  unsere  neuern  Sprachen  wirklich  im  Kel- 
tiaeheu,  so  verdient  dieses  wohl  mehr  von  den  Qelehrten 
berücksichtigt  zu  werden,  als  bisher  geschebeiiy  luid  wm- 
schenswerth  dürfte  vorzüglich  ein  teutscb -keltisches 
Wörterbuch  seyn^  dessen  Mangel  als  eine  Schande  un- 
serer Litteratur  erscheint,  die  in  anderer  Hinsicht  so 
übermässig  reich  ist. 

Zu  der  keltischen  Sprach familie  scheinen  mir 
folgende  Glieder  zu  gehören: 

1)  das  eigentlich  Keltische,  von  mehr  als  6  Millionen 
jetze  noch  gesprochen,  mit  der  wäli sehen  und   gä- 
li  sehen  Sprache,  welches  das  Alt  -  Brittische ,  Galli- 
sche und  Germanische  fortsetzt. 
S)  das  Wlachisehe,  ßla%Ma^  mit  dem 

a.  nerd-wlachischeii  Dialecte,  oder  dem  Daci- 
adMi,  dott  noch  über  eine  Million  Measeiien  spre- 
chen, besonden  in  der  MoMau,  Walachoy  and  Sie- 
benburgen ; 


—    2Ö8    — 

b.  dorn  süd-wlaeliiBchen^  jenseits  derDonau^  wel- 
ches das  Alt-Aiftcedouische^  Thrazische  und  Pelas- 
'  gisebe  fortsetzen  wird ; 

3)  das  Albanische,  älßaymxd,  oder  Schipetari^  mit 
dem  Epirotischen^  welches  das  Alt  -  Illyrische  fort* 
setzen  wird,  dem  das  Alt  -  Pelasgische  sehr  verwandt 
gewesen  scyn  mag; 

4)  das  Griechisch e^  aus  abgeschliffenen  pelasgischen 
und  semitischen  Elementen  ; 

5)  das  Lateinische,  aus  keltischen  ,  wohl  pelasgisch* 
gallischen  und  griechischen  Elementen ; 

6}  das  Churwälsche  oder  Rhätoromanische  be- 
sonders im  schweitzerischen  Graubundten^  dem  Ro-> 
mance  verwandt  ^ 

7)  das  Roman ce  oder  Romanische^  welches  den  Ue- 
bergang  bildet  aus  dem  Alt- Keltischen  in  das  Fran- 
zösische, Italienische  und  Spanische,  mit  dem  Alt-Fran- 
zösischeo,  der  langue  d'oeil,  langue  d'oc  und  limousin, 
wohl  mit  vorwaltend  keltischen  und  baskischen  Ele- 
menten ; 

8)  das  Französische,  ein  abgeschliffenes  ausgebilde- 
tes Romante; 

9)  u.  10)  das  Spanische  und  Portugiesische,  mit  ro- 
manischer Grundlage  und  arabischen  Einfl&ssen; 

11)  das  Italienische,  auch  auf  romanischer  Basis; 

12)  das  Englische,  mjt  dem  Normannischen  und 
Angelsächsischen,  aus  keltischen,  romanischen  und 
gothischen  Elementen ; 

13)  das  Teutsche  nebst  allen  seinen  vielen  Modificatio^ 
nen,  mit  keltischer  und  gothischer  Basis. 

Huldigt  man  den  hier  angedeuteten  Ansichten,  so 
fallt  in  das  keltische  Sprachgelnet  die  Verbreitung  der- 
jenigen Alterthümer,  die  als  keltische  bezeichnet  wur- 
den, wodurch  Archäologie  und  Spraehkunde  zusammen- 
treffen, Hand  in  Hand  mit  einander  gehen  und  den  ge- 
schichtlichen Weg  ebenen. 


I 

r 


Die  Geschichte  von  Germaiiien  und  dea  keltischen 
Völkern  verflechtet  sich  auf  das  Innigste  mit  der  Ge* 
schichte  vieler  anderen  Nationalitäten  ^  die  mehr  oder  we- 
niger auf  das  Keltenthum  infiuirten.  Soll  die  Geschichte 
der  Kelten  und  überhaupt  von  Europa  richtig  und  aus 
dem  allgemeinsten  Gesichtspunkte  aufgefiasst  werden,  so 
wird  man  weniger  die  einzelnen  politischen  Staaten,  als 
die  grossen  Nationalitäten  ins  Auge  zu  nehmen  haben, 
deren  eigentliches  Centram  die  Sprache,  wie  der  Cultus 
sind,  daher  auch  mit  der  politischen  Geschichte,  Archäo* 
logie  und  Sprachforschung  in  naher  Beziehung  stehen. 
Viel  ist  fiir  letztere  in  jüngster  Zeit  geleistet,  aber  die 
dessfalsigen  Resultate  sind  mehr  Eigenthum  der  Gelehr- 
ten vom  Fache,  wie  des  Volkes. 

Als  Einleitung  zu  der  spcciellen  Geschichte  von  Ger<r 
manien  und  den  keltischen  Völkern  überhaupt,  mag  hier 
ein  Abriss  folgen,  von  den  Nationalitaten,  wie  sie  in  Eu- 
ropa ^  Asien  und  Nordafrika  auftreten ,  mit  besonderer  Be- 
rücksichtigung ihrer  Sprachen  und  vorzugsweise  in  Be- 
ziehung zu  dem  Keltenthume.  Möge  dieser  unvollkomme- 
nen Arbeit  gütige  Nachsicht  geschenkt  w*erden ! 


Indien  erscheint  in  jeder  Hinsicht  als  ein  ursprüng- 
liches Centrum,  von  dem  nach  allen  Seiten  Völker -Radien 
mit  eigenthümlicher  Cultur  auslaufen,  die  sich  über  Afri- 
ka, Asien  und  Europa  verbreiten.  Eine  Linie,  etwa 
parallel  dem  Ganges,  trennt  Hindostan  von  ilinterindien, 
die  weisse  oder  helle  indoeuropäische,  von  der  gefärbten 
mongolisch -chinesischen  Menschheit,  das  westliche  Asien 
von  dem  östlichen. 

A.      Die    mongolische    Race    mit   gelber   Haut 

und  straffen  Haaren. 

Hinterindien,  das  mit  seinen  Inseln  vom  Aequatoi 
durchschnitten  wird  —  während  Hindostan  immer  nörd- 
lich desselben  bleibt  *—  hat  gefärbte ,  zum  Theil  schwarze 

Keferttein  K«It.  AUertli.    U.  B4.  II.  Abth.  1  4 


—    210     - 

Einwohner,  die  in  der  Farbe ^  aber  nicht  in  den  übrigen 
Sigenthümlichkeiten  den  Negern  gleichen,  sondern  der 
mongolischen  mehr  oder  weniger  getftrbten  Hace  angehö- 
ren ,  welche  sich  über  das  ganze  östliche  Asien  verbreW- 
tet^  durch  einsilbige  Sprachen^  wie  eigenthünilichen  Kör* 
perbau  sich  auszeichnet,  die  in  sprachlicher,  überhaupt 
In  ethnographischer  Hinsicht  in  mehrere  Gruppen  und  Na* 
lionalitaten  zerfallt. 

I.  Die  mächtige^  unendlich  volkreiche  chinesi- 
sche Gruppe  in  Hinterindien ^  Tibet  und  China,  um- 
fasst : 

a}  die  Chinesen  —  oder  die  chinesische  Nationali- 
t&t  —  im  weiten  China,  ausgezeichnet  durch  eine  eigen- 
thümliche,  rein  einsilbige  Sprache,  eine  eigenthumliche 
Zeichenschrift,  eine  hohe  Cultur,  bedeutende  Litteratur, 
eine  Geschichte,  die  bis  zu  sehr  alten  Zeiten  herauf- 
reicht, viele  Kunstfertigkeiten  und  Bauwerke  in  eigen- 
thümlichem  Styl; 

b)  die  Tibetaner  in  Tibet  ^  im  weiten  obern  Thale 
des  Buremputer,  wie  in  den  hohen  Gebirgen,  die  es  um- 
geben ,  sind  den  Chinesen  verwandt ,  haben  auch  eine  ein- 
silbige, eigenthumliche  Sprache,  aber  eine,  dem  Sans- 
crit  ähnliche  Buchstabenschrift ; 

c}  die  Birmanen  in  Birma,  dem  grossen  nördli- 
chen Theile  von  Hinterindien.  Die  Volkssprache  ist  das 
einsilbige,  dem  Tibetanischen  sehr  verwandte  Kawi,  das 
durch  ganz  Hinterindien  herrscht,  dem  die  Sprachen  in 
Pegu,  Siam  und  Anam  sehr  ähnlich  sind.  Die  heilige 
Sprache  der  Priester  und  Gelehrten  ist  hier  seit  urältester 
Zeit  das  P  a  1  i ,  dessen  sich  alle  Anhänger  der  buddhisti- 
schen Religion  bedienen  (wie  die  Brahminen  mit  Sanscrit 
schreiben);  nur  in  Magadba  (Nordindien),  dem  Vater- 
lande Buddha's ,  ist  sie  auch  Volkssprache. 

IL  Die  malaiische  Nationalität  mit  der  ma- 
laiischen Sprache,  auso;ezeichnet  durch  gelbe  Farbe,  lange, 
schwarze^  glatte  Haare,  ein  Mittelglied  bildend  zwischen 
den  negerartigen  EHnwohnera  der  südindis^hen  wie  poly— 


—    Sit    — 

BOfrischen  Inseln  inid  den  Mongolen.  Ihr  eigentliches  Va- 
terland ist  Halacca  und  Sumatra^  von  wo  sie  sich  beson- 
ders südlich  aber  die  Imeln  ausdehnen,  iiber  Java,  Bof^ 
neo,  die  Philippinen,  Molueken  u.  s.w.,  meist  als  han- 
delndes Volk ,  wo  sie  die  negerartigen  Ureinwehner  immer 
mehr  verdrängen.  Die  malaiische  Sprache  ist  zwar  mehr- 
silbig, dem  Sanscrit  verwandt,  aber  sehr  roh  und  dieih 
sich  in  viele  Dialecte.  Als  heilige  Sprache  benotet  man 
das  Kawi. 

III.  Die  japanische  Nationalität,  cbenflUls 
der  mongolischen  Race  angehörig,  bevölkert  eine  Reihe 
mehr  nördlich  liegender  Inseln,  westlich  von  China,  Tun«> 
gusien  gegenüber,  wo  sie  ein  grosses  civilisirtes  Reich 
bildet.  Sie  ist  der  chinesischen  verwandt,  hat  eine  ei* 
genthiimliche ,  einsilbige  Sprache,  die  in  eine  Volks-  und 
Hofsprache  zerfällt  Man  schreibt  theils  mit  chinesiscben 
Charakteren,  theils  mit  einem  eigenen  Alphabete. 

IV.  Die  tungusische  Gruppe  mit  dem  tungo- 
sischen  Volksstamme,  auch  der  mongolischen  Race  an- 
gehörig, nimmt  ein  ungeheures  Gelnet  in  Asien  ein,  zieht 
sich  durch  China  wie  Sibirien,  hat  eine  eigenthCuBÜche 
Sprache,  benutzt  aber  meist  die  mongolische  Schrift.  Sie 
zerfallt  in  d  Stämme  oder  Nationalitäten : 

a)  die  eigentlichen  Tungusen  oder  Mandschu  in 
Tungusien  oder  Mandschu,  auf  dem  festen  Lande,  Japan 
gegenüber,  mit  der  Mandschu -Sprache,  dem  gebildetsten 
Dialecte  der  Gruppe.  Diese  Mandschurei  ist  zwar  dedi 
chinesischen  Reiche  unterworfen,  aber  seit  1644  besitzen 
Umgusische  Fürsten  den  chinesischen  Thron.  Die  von 
China  unterworfenen  Stämme  dieser  Nationalität  heissen 
Mandschu,  die  unter  russischer  Hoheit  stehenden  aber 
Tungusen. 

b}  die  Daurier  oder  Tagaren  im  östlichen  Si- 
birien, vom  mongolischen  Gebirge  bis  zum  Baikal -See, 
sprechen  das  verwandte  Tagurische; 

c)  die  Koreaner  auf  der  Halbinsel  Korea,  west- 
lieb von  China,  unter  chinesischer  Herrschaft,  sprechen 
das  nicht  minder  verwandte  Koreanische. 

14  ♦ 


—    21«    — 

I  V.    Die    mongolische    Gruppe    hat    man    auch 

^  wohl  die  tartarische   genannt;    aber  der  Name  Tariar 

(der:  von  einem  mongolischen  Generale  Tschingis  Chans 
herstammen  wird,)  bezeichnet  nur  einen  Theil  derselben. 
Die  Mongolen  haben  eine  gelbliche  Hautfarbe ,  kleine  lan«; 
geschlitzte,  nach  innen  tief  gesenkte  Augen,  überhaupt 
cdnen  nichts  weniger  als  schönen  Körperbau ,  und  fuhren 
meist  eine  höchst  schmutzige  Lebensart.  Ihre  eigent- 
liche Ueimath  ist  die  Mongolei,  die  rauhe  Wüste  Kobi 
und  die  Gegend  um  den  Baikal -See  in  Sibirien.  Diese 
weiten  Länder  sind  meist  steril  und  kalt ,  doch  mit  frucht- 
baren Thälern  durchschnitten,  eignen  sich  aber  meist  nur 
für  nomadische  Völker,  zu  denen  die  Mongolen  im  Allge- 
meinen auch  gehören,  daher  nicht  in  Dörfern  und  Städten 
wohnen,  sondern  in  Zelten  und  Jurten.  Sie  sind  höchst 
zahlreich ,  als  Nomaden  höchst  beweglich ,  dabey  sehr 
kriegerisch,  haben  oft  grosse  Ileerzüge  unternommen, 
mächtige  Eroberungen  gemacht.  Sie  haben  Indien  be- 
zwungen^ wo  sie  das  Reich  des  grossen  Moguls  gründe- 
ten ,  das  erst  neuerlich  zerstört  wurde.  Unter  den  Namen 
der  Hiognu  oder  Hunnen  gehen  sie  374  über  die  Wolga, 
besiegen  die  Alanen  am  Don,  überfallen  mit  diesen  376 
die  Gothen,  die  Greutingi  unter  König  firmanrich,  wie 
die  Theruingi  am  Niester,  und  gehen  später  in  Verbindung 
mit  türkischen  und  finnischen  Völkern  nach  Ruropa,  wo 
Attila  auf  kurze  Zeit,  433  —  454,  ein  mächtiges  Reich 
stiftete;  aber  nach  der  Niederlage  bey  Chalons  (451)  ver- 
schwindet schnell  das  Volk.  Im  13ten  Jahrhundert  dran- 
gen sie,  Alles  verheerend  unter  Dschingis  Chan  bis  Schle- 
sien vor;  im  14ten  Jahrh.  eroberten  sie  unter  Tiniurlan 
ganz  Vordefasien. 

Seit  dem  12tcn  Jahrhundert  dehnen  sich  die  Monge» 
len  in  dem  russischen  Reiche  weit  aus,  vermischen  sich 
liier  vielfach  mit  türkischen  Stämmen,  welche  einen 
llaupttheil  ihrer  Krieger  bilden.  Die  etwas  mongolistrtcn 
Türken  nennt  man  lüer  seitdem  Tartaren,  die  sehr 
mongolisirten  werden  zu  den  Kalmücken  gerechnet.  Die 
.Mongolen  bekennen  sich  thetls  zu  der  uralten  schamatti— 


—    213    — 

aftchen,  theiU  zur  lauiaili^rhen  Keligioii^  sind,  wie  dio 
Türken,  der  Cultur  feindselig,  haben  eine  eigene  Schrift 
und  Sprache,  welche  der  einsilbigen  sehr  nahestehet;  sie 
zerfällt 9  wie  der  Volksstamin  selbst^  in  3  Zweige.  Man 
unterscheidet : 

a}  die  eigentlichen  Mongolen  mit  der  Kai- 
kasspracho,  in  der  Mongolei,  an  der  chinesischen 
Urenze  y  zum  chinesischen  Keiche  gehörig ; 

b)  die  Kalmücken  oder  Eleuten,  mit  der  Oelöth- 
sprac^he^  theils  im  Südwest hchen  Theile  der  3Iongolei 
unter  chinesischer  Herrschaft,  theils  in  Sibirien  und  an 
der  untern  Wolga,  unter  russischer  Herrschaft  stehend; 

c)  die  Kirgisen  mit  der  Buriatsprache,  um 
den  Baikal -See  und  in  Sibirien,  meist  *  unter  russischer 
Herrschaft. 

Die  hier  erwähnte  mongolische  Kace,  mit  ihren  ver- 
schiedenen unendlich  zahlreichen  Völkergruppen,  die  auf 
Europa  nur  gering  influirte,  und  hier  nur  angedeutet  werden 
konnte,  hat  sich,  so  weit  die  Geschichte  reicht,  wohl 
gar  nicht  verändert.  Die  Völker,  die  vor  Jahrtausenden 
Nomaden  waren,  sind  es  noch  jetzo,  haben  sich  nicht 
cuUivirt ,  werden  sich  auch  schwerlich  civilisiren  in  einer 
folgenden  Zeit ;  die  ansässigen  Völker ,  wie  die  Chinesen, 
sind  stabil  geblieben,  standen  schon  vor  Jahrtausenden 
auf  der  jetzigen  Stufe  der  Cultur.  Ging  diese  Bevölke- 
rung von  Indien  aus,  so  muss  diess  in  eine  Zeit  fallen, 
die  der  jetzigen  unendlich  fernliegt. 

B.      Die    weisse     Race,     mit    im    Allgemeinen 
weisser  Haut  und  glatten,  feinen  Haaren. 

Diese  ist  heimisch  in  Westasien ,  Europa  und  Nord- 
afrika;  sie  hat  nur  an  wenigen  Punkten  nomadisirende 
Völker,  ist  überall  sonst  sesshaft,  war  es  auch  stets; 
nirgends  haben  sich  hier  —  so  viel  wir  wissen  —  noma- 
dische Völker  dauernd  in  sesshafte  umgebildet,  sondern 
im  Gegentheilo  werden  jetzo  manche  Gegenden  von  No- 
maden durchzogen,    wo  früher  sesshafte,   cuUivirte  Völ- 


—    214    — 

ker  wohnten ,  wie  in  Kleinasicn  und  Xordafrika.  Wie 
die  Geschichte  zu  dämmern  anfangt,  erscheinen  diese  wei* 
ten  Gegenden  nicht  allein  unendlich  bevölkert,  sondern 
auch  hoch  cultivirt.  Im  Laufe  von  Jahrtausenden  hat  die 
Cultur  anderartige  Formen  angenommen,  wogte  hier  und 
dahin  -  dass  aber  das  Menschengeschlecht  eine  höhere 
Stufe  derselben  erreicht  haben  sollte,  scheint  zweifelhaft, 
und  zeigt  sich  wenigstens  gewiss  nicht  in  den  Werken 
der  Kunst,  die  jetzo  gegen  das  Alterthura  wohl  zurück- 
stehen möchte.  Ist  diese  weisse  Kace ,  wie  nicht  unwahr- 
scheinlich, Indien  entsprossen,  oder  hat. sie  von  hier  ihre 
Cultur  erhalten ,  so  kann  diess  nur  vor  sehr  vielen  Jahr- 
tausenden geschehen  seyn.  Sie  dürfte  in  3  mächtige  Völ- 
kergruppen zerfallen,  in  die  indische,  östliche  und 
westliche. 

I.  Die  Hindu-Nationalität,  die  den  interessan- 
testen Mittelpunkt  bildet,  wo  Geschichte  und  Cultur  kei- 
nen Anfang  für  uns  haben,  in  Jahrtausenden  fast  unverän- 
dert gefltieben  scheint ,  bewohnt  von  jeher  Hindostan, 
als  ein  sehr  zahlreiches  Volk  von  mehr  als  114  Millionen 
Menschen,  das  früher  vielleicht  noch  ansehnlicher  war, 
daher  wohl  im  Stande  ist,  höchst  zahlreiche  Colonien  aus- 
zusenden, wenn  es  wanderlustig  wird.  Die  Hindu  er- 
scheinen als  ein  etwas  braungelber,  geistig  sehr  begabter, 
schön  gebildeter  Menschenschlag,  mit  schwarzem  Haare, 
mit  auffallend  kleinen  Füssen  und  Händen ,  daher  auch  die 
Griffe  ihrer  Säbel  unsern  Soldaten  zu  klein  sind  und  an 
die  in  den  keltischen  Gräbern  erinnern.  Diese  Hindu 
sind  sesshaft,  nomadisiren  nicht,  hassen  Eroberung  und 
Krieg,  obwohl  ihnen  Tapferkeit  nicht  fehlt;  leicht  wurde 
ihr  Land  stets  erobert,  meist  herrschten  hier  fremde  Er- 
oberer. Sie  haben  kaum  eine  eigentliche,  politische  Ge- 
schichte, und  haben  sich  fast  immer  unter  fremde  Herrscher 
beugen  müssen ;  so  viele  Millionen  Fremde  auch  in  ihr  Land 
kamen,  hier  sich  heimisch  machten,  unter  ^velcher  Herr- 
schaft sie  auch  standen,  unter  persischer,  arabischer, 
mongolischer  oder  europäischer,  ist  ihre  Nationalität  und 
Sprache   fast   unverändert  geblieben^     aber    scharf   sind 


—    »16    — 

auch  die  Kasten  geschieden  y  nur  Brahminen  sind  Priester 
und  Gelehrte  ^  dürfen  sieh  allein  der  heiligen ,  fest  begrün*- 
deten^  scharf  begrenzten  uralten  Sanseritsprache  bedie^ 
nen,  wUirend  das  Volk  sein  Pracrit  in  einer  Menge  von 
Dialecten  spricht. 

Die  Geschichte  Indiens  spricht  nur  von  Eroberungen 
ihres  Landes  theils  durch  die  Oebirgsvölker  (ß\e  zwar 
auch  Hindu  sind ,  aber  viel  kriegerischer  als  die  Einwoh- 
ner der  Ebenen)  ^  tiieils  durch  fremde.  Aber  so  sehr  hier- 
durch das  innere  Wesen  der  Hindu  gedrückt  wurde,  hat 
es  doch  nichts  weniger  als  gebeugt  werden  können« 
Alexander  der  'Grosse  und  seine  Nachfolger  drangen  unai 
300  V.  Chr.  bis  zum  Indus  und  Ganges  vor,  doch  ohne  Br- 
.folg ;  seit  dem  7ten  Jahrhundert  machten  die  Araber  grosse 
bleibende  Eroberungen,  die  endlich  fast  ganz  Hindoslan 
umfassten;  im  14ten  Jahrh.  folgen  die  Mongolen,  breiten 
sieh  besonders  unter  Timurlan  aus  (1397),  und  gründen 
seit  15&4  ein  Reich,  das  erst  in  neuester  Zeit  seine  ElncU 
Schaft  erreicht  hat;  vielfache  Eroberungen  maq{iten  auch 
die  Perser;  seit  1639  fassen  die  Engländer  festen  Fase, 
die  jetzo  fast  ganz  Hindostan  beherrschen,  während  Ge- 
birgsvdlker,  wie  die  Seiks,  noch  grosse  Landstriche  inne 
haben. 

Mit  wunderbarer  Zähigkeit  hängt  das  Volk  an  sei- 
ner Religion  und  Sprache ,  wie  an  seinen  Institutionen ,  die 
von  jeher  unverändert  geblieben  seyn  möchten.  Es  kennt 
keinen  eigentlichen  Adel,  ist  aber  scharf  in  Kasten  ge- 
theilt,  in  die  Brahminen,  welche  Priester,  zugleich 
Gelehrte  und  Beamte  sind;  in  die  Kschatrijas  oder 
Krieger,  die  Vaisjas,  oder  Landbauer  und  Kauf- 
leute,  die  Sud  ras  oder  Handwerker  und  andere;  da- 
bey  blüheten  von  jeher  Gewerbe,  Kunst  und  Wissen- 
schaft, seit  Zeiten^  für  die  wir  keine  Aera  haben ;  es  sind 
Kunstwerke  geliefert,  die  alles  Bekannte  übertreffen, 
selbst  über  unsem  Gesichtskreis  hinausgehen.  Wir  be- 
wundem alte  herrliche  Poesien ,  colessale  Bauwerke ,  und 
erstaunen  über  die  vorhanden  gewesenen  vielfachen  Kennt- 
nisse.     Doch  erscheint  die  Hindu  -  Nationalität  jetzo  ge- 


—    216    — 

altert^  sie  producirt  nicht  mehr  jene  erstaunenswerthen 
Kunstwerke^  siezehrt  von  alter  Weisheit;  die  Brahmineu 
haben  uralte^  in] Versen  abgefasste  astronomische  Formeln, 
wonach  sie  mit  scliarfer  Genauigkeit,  ohne  Papier  und 
Feder^  mit  Hülfe -kleiner  Muscheln  und  Hechenprennige,  die 
schwierigsten  astronomischen  Aufgaben  zu  lösen  wissen 
und  die  Bewegung  der  Himmelskörper  berechnen,  ohne 
diese  Formeln  selbst  zu  {verstehen.  Wahrscheinlich  hat- 
ten die  Priester  mancher  alten  Völker,  besonders  der  kel* 
tischen ,  ähnliche  Hulfsmittel ,  die  uns  spurlos  verschwun- 
den sind. 

Ihre  Religion  ist  uns  ein  ziemlich  dunkler  Gegen- 
stand. Seit  uralter  Zeit  herrschte  die  Brahmalehre; 
sie  reformirte  sich  durch  die  Lehre  des  Buddha  (geb. 
um  1000  v.Chr.},  die  mehr  monotheistisch,  dem Christen- 
thume  verwandter  ist,  sich  allmählig  (jber  ganz  Indien  ver- 
breitete; hier  wurde  sie  aber  durch  die  jetzige  Lehre  der 
Brahminen  verdrängt,  wogegen  der  Buddhaismus  zu 
den  Mongolen  überging,  allgemeine  Verbreitung  in  China 
und  Japan  erhielt.  Nach  der  indischen  Lehre,  wie  sie 
sich  auch  modificirt,  ist  Alles,  selbst  Pflanze  und  Stein 
von  Geistern  beseelt.  Alles  unterliegt  dem  Einflüsse  der 
Gestirne,  welche  auf  die  glücklichen  oder  unglücklichen 
Tage  des  Menschen  influircn,  welche  Grundansichten  bey 
den  alten  keltischen  Völkern  w^iederhallen. 

Die  Götter-Tempel  sind  meist  mit  Mauern  um- 
schlossene hohe  Pagoden^  bedeckt  mit  Sculpturen,  wel- 
che des  Gottes  Abbild  enthalten,  aus  Stein ^  Gold  oder 
Kupfer,  oft  mit  den  kostbarsten  Gewändern  bekleidet. 
Bey  diesen  zum  Theil  höchst  colossalen  Bauwerken  sind 
'/iUweilen  Quadern  verwendet  von  polirtem  Granit  oder 
Marmor,  von  denen  manche  10  —  12,000  D'  enthalten 
sollen,  die  15 — 17,000  Ctnr.  schwer  scyn  mögen;  ja, 
vormals  sah  man  an  einer  Pagode  zu  Chalenborn  eine 
Kette  von  polirtein  Granit  (also  aus  Einem  Stücke  ge- 
hauen)^ in  4  Guirlanden  abgetheilt,  jede  137^  l^UDg,  wo 
jedes  Glied  2  —  3' dick,  3Mang  war,  was  ein  uns  gans 
unbegreifliches  Werk  gewesen  wäre. 


\ 


—    «IT    — 

Eben  so  wunderbar  sind  die  Felsaushauungon 
und  Höhlentempel,  die  sich  auf  der  nördlichen  Hoch- 
ebene von  Dekan  und  in  den  Ghats  -  Gebirgen ,  südlicher 
nur  auf  den  Inseln  Elephantine  und  Salsettc  linden,  sunt 
Theil  dem  CuUus  des  Buddha  angehören.  Bey  Ellora  in 
der  Provinz  Auran-Gabad  in  Dekan  ist  ein  hufeisenför- 
miges Gebirge  in  einer  Ausdehnung  von  zwey  Stuuden  zu 
Pagoden ;  Grotten  und  Thicrgestalten  ausgcmeisselt.  Die 
Grotten,  theils  Wohnungen  der  Priester,  llieils  bestimmt, 
Hunderttausende  von  Pilgern  zu  beherbergen,  theils  Göt- 
ter-Statuen enthaltend,  haben  Decken  in  Hundbögen  aus- 
«rehauen.  und  Wände  bedeckt  mit  den  schönsten  und 
grossartigsten  Sculpturen.  Aehnliche  Werke  finden  sich 
bey  Carli,  Mavalipuram,  an  der  Küste  von  Koromandel, 
und  andern  Punkten.  Auf  der  Insel  Elephantine  >  ohnweit 
Bombay,  breiten  sich  die  Grotten  fast  2  Meilen  weit  aus; 
Pagoden  y  Elephanten ,  Löwen  u.  s.  w.  sind  in  colossalem 
Massstabe  aus  dem  Felsen  gehauen  ^  die  Wände  der  Fel- 
sen bedecken  herrliche  Sculpturen.  Sehr  lange  Zeiträume 
waren  ohne  Zweifel  erforderlich  solche  Werke  herzustel- 
len ,  die  der  heutigen  Kunst  sehr  fremd  stehen. 

In  den  Gebirgen  am  obern  Indus  längst  dem  Hindu 
Khu,  wie  in  einer  weiten  Gegend  umher  ^  auch  in  Afgha- 
nistan, linden  sich  eigenthümliche  alte  Bauwerke^  die 
Stupa's  oder  Topos,  äusserhch  den  keltischen  Grab- 
hügeln ähnlich^  doch  wesentlich  von  ihnen  verschieden. 
Bey  einer  Höhe  von  oft  80'  bestehen  sie  aus  Mauerwerk 
mit  Cement,  enthalten  kein  Grab^  sondern  kleine  heilige 
Kunstsachen,  die  Buddha -Reliquien  seyn  werden^  um- 
schlossen von  ineinander  stehenden  Cylindern,  und  die  Er- 
richtung dieser  Bauwerke  setzt  man  in  die  ersten  sieben 
Jahrhunderte  unserer  Zeitrechnung. 

Aber  auch  mrkliche  Grabhügel,  den  keltischen  ganz 
ähnlieh,  sind  häufig  in  Indien-,  sie  gehören  theils  der 
neuem  Zeit,  theils  sollen  sie  aus  uralter  Zeit  herrühren, 
werden  dann  von  den  Hindu  verehrt,  und  man  schreib!  die- 
selben einem  Pygmäen -Volke  zu,   auf  ähnliche  Art,   als 


—    218    — 

iD  Skandinavien  und  Frankreich.  Die  jetisigen  Hindu  be- 
statten ihre  Leichen  auf  verschiedene  Art ;  zum  Theil  über- 
geben sie  dieselben  den  Wellen  des  heiligen  Ganges^  zum 
Theil  werden  sie  verbrannt,  zum  Theil  mit  oder  ohne 
Grabhügel  begraben. 

Die  indische  oder  hindostanische  Sprache 
herrscht  im  Volke  durch  das  ganze  Hindostan  y  sowohl  in 
den  weiten  Thälern  des  Indus  (Sin),  wie  des  Ganges  (in 
Bengalen),  die  vom  Himalaja  und  den  tibetanischen  Ge- 
birgen auslaufen^  als  im  Dekan,  der  grossen  gebirgigen 
Halbinsel ,  die  den  sudlichsten  Abhang  des  hochasiatischen 
Plateau's  bildet.  Dieses  Hindostanische  zerfällt  in  das 
Sanscrit^  die  alte,  nicht  mehr  im  Volke  lebende  hei- 
lige Sprache,  in  der  die  alte  heilige  Litteratur  abgefasst 
ist,  von  der  nur  die  Brahminen  Kenntniss  haben,  in  das 
Pracrit  oder  die  alte  Volkssprache,  und  in  das  Hindu, 
die  jetzige  Volkssprache ,  ein  Pracrit  sehr  vermischt  mit 
fremden  Wörtern,  aber  bey  allen  bleibt  das  Sanscrit  die 
Grundlage. 

Das  Hindu  heisst  H  i  n  d  u  w  i ,  wenn  die  Mischung 
des  Pracrit  mit  persischen  und  arabischen  Wörtern  mit 
Sanscrit  -  Buchstaben  geschrieben  wird,  und  Hindustani, 
Magari  oder  das  Maurische,  wenn  sie  ganz  Misch* 
spräche  ist  und  mit  persischen  (arabischen)  Buchstaben 
geschrieben  wird;  diese  neue  Mischsprache  herrscht  an 
den  Höfen,  ist  die  Umgangssprache  mit  Fremden,  auch 
verbreitet  in  Dehli,  Aude,  Allahabad  u.  s.  w. 

Das  Pracrit,  die  alte  sanscritische  Vulgärsprache, 
ist  in  seinem  reinen  Zustande  auch  nicht  mehr  lebend. 
Die  lebenden  Volkssprachen  haben  Fremdes  aufgenom- 
men und  modificiren  sich  mit  sanscritischen  Unterlagen  in 
viele  Dialecte,  von  denen  die  wichtigsten  sind:  a)  das 
Bengali  oder  Gauri,  das  reinste  Hindu,  in  Bengalen 
herrschend,  wozu  auch  das  Assam  gehört  im  Reiche 
Assam;  b)  das  Xepali  in  Nepal;  c)  das  Pendscha- 
bi  oder  Lahorische,  die  Sprache  der  jetzo  so  bekann* 
ten  Sikhs  in  Labore  oder  Pentschab ;  d)  das  Wuchoder 


-    21»    — 

Multanische,  in  der  Provius  Multan,  vom  Indus  durch- 
flössen ,  aus  welcher  auch  andere  Gebirgsvölker  stammen, 
die  Radsputen,  Ghauti  u.  s.  w. ;  e)  das  Sindhu  oder 
Tatta  in  der  Gegend  um  die  Indus -Mündungen;  f)  das 
G  u  2  u  r  a t  i  9  in  den  Provinzen  j  die  an  das  persische  Meer 
grenzen;  g)  das  Mahrattische,  Malabarische, 
Tamulische  u.a.  w.  Das  Kawi  auf  der  Insel  Ceylon 
ist  ein  Sanscrit  mit  vielem  Malaiischen« 

Indiens  Einwirkung  auf  andere  Völker  zeigt  sich  am 
Wesentlichsten  in  der  Sprache,  da  sich  mehr  oder  weni- 
ger Sanscrit -Elemente  in  den  mehrsilbigen  asiatischen  und 
europäischen  Sprachen  finden.  Sie  Fehlen  nicht  bey  den 
Sprachen  des  semitischen  Stammes^  treten  aber  viel  kla- 
rer hervor  bey  dem  persischen ,  slavischen,  gothischen 
und  keltischen  Stamme  (in  der  oben  erwähnten  Ausdeh- 
nung)^ deren  Idiome  man  unter  dem  Namen  der  indo- 
europäischen Sprachfamilie  zusammenfcsst.  In 
diese  FamiUe  gehört  auch  die  teutsche  Sprache,  in  wel- 
cher wir  viele  Wörter  finden,  die  mit  sanscritischen  und 
persischen  gleich  lauten  und  gleiche  Bedeutung  haben; 
gleichwohl  werden  wir  diese  nicht  direct  von  den  Persern 
und  Indiern  erhalten  haben ,  sondern  indirect  von  den  Go- 
then  und  Kelten.  Die  Verwandtschaft  des  Sanscrit  mit 
dem  Keltischen,  sowie  mit  den  übrigen  Gliedern  der  indo- 
europäischen Sprachfamilie,  die  offenbar  auch  auf  eine 
Verwandtschall  der  Nationalitäten  hinweist,  ist  sprach- 
lich schon  von  vielen  Seiten  dargelegt,  so  von  Co  wies 
Prichard:  ihe  eaHernorigin  oftAe  eeHic  jVafion$,  pro- 
f^d  by  a  comparison  ofiheis  dialects  wiih  ihe  Sanscrit p 
Greek,  Latin  and  Teutonic  lang uagea ,  London  1831;  — 
Ad.  Pictet:  de  TaffiniU  des  langues  celtif/ues  avec  le 
Sanscrit,  Paris  1837;  Bopp:  die  keltischen  Spra- 
chen in  ihrem  Verbältnisse  zum  Sanscrit,  Griechischen, 
Lateinischen,  Germanischaiiy  Slawischen  u.  s.  w.  Ber- 
Un  1839. 


-     220    — 

11.  Gruppe  der  östlichem,,,  rohen  Völ- 
ker, der  Cultur  im  Allgemeinen  wenig  ge* 
neigt,  die  in  deren  Entwickelung  gar  nicht 
oder  wenig  eingegriffen  haben. 

1)  Der  samojedische  Stamm  verbreitet  sich  durch 
die  kalten  Polargegenden ,  über  den  nördlichen  Abhang 
von  Hochasien  und  die  Ebenen  bis  zum  Eismeere ,  bestehet 
aus  verschiedenen  nomadischen^  elenden  Völkern,  die 
cigenthumlichc ,  aber  verwandte  Sprachen  reden,  durch- 
ziehet das  chinesische  und  russische  Gebiet,  als  Sa- 
ni ojeden  oder  Objontir,  Korjaken,  Ostiäken^ 
Kamtsc hadalen  oder  Itelmen,  Kurilen,  Juka- 
giren  u.  s.  w.,  die  keine  innere  Geschichte  haben,  auf 
die  Weltbegebenhciten  keinen  wesentlichen  Einihiss  aus- 
übten. 

2}  Der  finnische  Stamm,  durch  verwandte  Spra- 
chen verbunden,  ist  ein  zahlreicher,  weit  verbreiteter, 
theils  durch  Asien,  theils  durch  Europa.  Die  asiatischen 
Glieder,  unter  russischer  Hoheit,  nomadisiren  meist ,  die 
europäischen  haben  meist  feste  Wohnsitze.  Zu  jenen  ge- 
hören die  Wogulen  an  beyden  Seiten  des  Ural,  die 
zahlreichen  Tscheremi ssen  südlicher  wohnend,  zum 
Theil  Ackerbau  treibend,  die  Wotjakcn,  die  Tschu- 
waschen an  beyden  Seiten  der  Wolga,  und  die  Mord- 
winen an  der  Oka  und  Wolga.  Die  Lappen  oder 
Same,  ein  schwaches  meist  nomadivschcs  Volk,  wohnen 
theils  am  weissen  Meere  unter  russischer  Hoheit,  theils 
im  rauhen  Lappland  unter  schwedischer,  und  mögen  hier 
früher  weiter  verbreitet  gewesen  seyn. 

Zu  dem  europäischen  Stamme  gehören  ausser  den 
Lappen  die  zahlreichen  Finnen  in  Finnland,  wie  die 
Esthen  und  Li e wen  in  Esth-,  Liev-  und  Kurland, 
jetzo  alle  unter  russischer  Hoheit  vollkommen  europäisirt, 
mit  eigner  finnischer  und  esthnischer  Sprache  und  Littera- 
tur.  Dieser  finnische  Stamm  scheint  nur  der  liest  eines 
früher  um  die  Ostsee  mehr  verbreiteten  Volkes  zu  seyn, 
das  allmählig  mehr  und  mehr  zurückgedrängt  wurde,  früher 


auch  über  DftuenMrk  verbreitet  gewesen  neya  kann.  Ob  in 
itm  skandinavischen  Sprachen  sich  finnische  Elemente  fladen 
mögen,  ist  noch  nicht  ermittelt,  aber  nicht  unwahrschetn«« 
lioh.  Während  der  Völker^vanderung  spielten  finoischo 
Völker  eine  wichtige  Rolle;  wahrscheinlich  waren  die 
Bulgaren  ein  finnischer  Stamm  aus  dem  heutigen  Kasan, 
fwo  sich  jetEo  Reste  einer  bulgarischen  Hauptstadt  gefun«* 
den  haben),  der  dann  an  die  Wolga  zog,  seit  4H7  mit 
den  Gothen  in  Krieg  gorieth,  sich  um  660  in  Besita  von 
Mösien  und  Dacien  (jetzo  Bulgarien  und  Wailachey)  setzte« 
liier  das  bulgarische  Reich  stiftete,  das  von  680  —  970 
dauerte ,  wo  das  Volk  christlich  wurde ,  sich  aber  allmah- 
lig  ganz  slawisirt  hat ;  die  A  varen  (die  557  an  der  Donau 
erscheinen,  sich  in  Dacien  und  Pannonien  festsetzen,  561 
nach  Thüringen  vordringen,  Dalmatien  erobern »  610  in 
Italien  erscheinen ,  dann  bis  Wien  und  Bayern  vorgehen, 
wo  sie  791  Carl  der  Grosso  schlägt,  nachdem  sie  auch 
873  in  Ungarn  besiegt  worden ,  aus  der  Geschichte  ver- 
schwinden), und  die  Chazaren^  (die  hinter  dem  cas- 
pischcn  Meere  zwischen  domTanais  und  Boryslhencs  wohn- 
ten ,  sich  im  6ten  Jahrhundert  über  die  Krimni ,  Dacien  und 
Pannonien  verbreiteten,  dann  wieder  verlieren)  werden 
finnische  und  türkische  Stämme  gewesen  seyn,  die  auch 
einen  grossen  Theil  der  sogenannten  Hunnen  bildeten. 

In  jenen  Zeiten ,  seit  etwa  894 ,  hat  sich  in  Ungarn 
und  Siebenbürgen  (dem  alten  Pannonia  und  Dacia)  die  Xa- 
tionalität  der  Magyaren  oder  Madscharen  als  herr- 
schendes Volk  und  Adel  Festgesetzt,  die  als  Uguren 
oder  Onuguren,  aus  den  uralischen  Gegenden  einge- 
wandert zu  sevn  seheinen,  viel  Eigenthümliches  behieltoB 
und  durch  eine  eigene  Sprache  zusammengehalten  werden, 
die,  allen  Untersuchungen  nach,  der  finnischen  Sprach&H« 
milie  angehört,  zunächst  der  wogulischen  Sprache  ver- 
wandt ist.  Daher  rechnet  man  die  Magyaren  zu  dem  finni- 
schen Stamme,  dem  sie  in  den  übrigen  Verhältnissen  fremd 
seyn  ml>diten.  Dieser  magyarische  Zweig  des  finnischen 
Stammes  war  sehr  kriegerisch,  drang  bis  Thüringen, 
Frankreich   und  Italien  vor;    seit  der   Schlacht   auf  dem 


bechfelde  955  wurde  er  auf  Ungarn  beschr&nkt^  nahm  bald 
dasChristenthum  an  und  behielt  eigene  Könige.  Seit  1586 
unter  österreichischer  Hoheit^  hatten  die  Magyaren  sich  doch 
in  vieler  Hinsicht  noch  wenig  europäisirt,  lebten  meist  als 
Dynasten  auf  dem  Lande ;  aber  die  Nationalität  hat  sich 
stets  kräftig  gezeigt ,  hat  neuerlich  seine  Sprache  ausgebil- 
det^ sehr  zur  Geltung  gebracht,  besitzt  eine  Litteratur, 
tritt  in  jetziger  Zeit  mit  grösster  Energie  auf  ^  und  scheint 
bestimmt,  iu  der  neuesten  Geschichte  eine  wichtige  Rolle 
zu  spielen. 

3)  Der  kaukasisch-georgische  Stamm  herrscht 
durch  das  weite  kaukasische  Gcbirgsgebiet  längs  dem 
schwarzen  Meere  ^  wie  zwischen  diesem  und  dem  cas- 
pischen,  trennt  die  Hochebene  Persiens  von  den  rus- 
sisch-sarmatischen  Steppen.  Schöne,  tapfere,  aber  rauhe 
Völker,  die  eine  unbeschränkte  Freiheit  über  Alles  lieben, 
wohnen  vorzugsweise  in  den  Gebirgen,  sind  und  waren 
stets  für  die  umliegenden  Ebenen  furchtbar.  Ihre  Natio- 
nalität mag  sich  im  Laufe  von  Jahrtausenden  so  wenig 
als  ihre  Cultur  geändert  haben ;  sie  bildeten  schon  im 
höchsten  Alterthume  die  sehr  gefi'irchteten  Scythischen 
Gebirgsvölker,  mit  denen  sich  auch  persische  und  finni- 
sche Stämme  verbanden,  die  gern  die  friedlichen  Ansie- 
delungen an  den  Meeresküsten  und  der  Ebene  belästig- 
ten, sie  endlich  ganz  vernichteten.  Jetzt  sind  sie  den 
Russen  die  grimmigsten  Feinde,  die  aller  angewandten 
Kraft  unüberwindlich  scheinen. 

Jctzo  bildet  der  westliche  Theil  des  Gebirges  mit 
seinen  angrenzenden  Ebenen  das  Land  Georgien  unter 
der  Hoheit  der  Russen  ,  die  es  G  r  u  s  i  e  n  nennen,  oder  das 
jetzo  höchst  verödete  russische  Gouvernement  Tiflis;  der 
östlichere  Theil  ist  der  freie  Kaukasus  mit  den  freien 
Gebirgs Völkern,  besonders  den  Tscherkesseu ,  die  jetzo 
den  blutigsten  Krieg  gegen  die  Russen  fuhren. 

Die  Nationalität  dieser  Völker  ist  ausgeprägt  durch 
ein  gemeinsames  Wesen ,  eigenthümliehe  Institutionen  und 
durch  zwar  verschiedene,  aber  in  sich  sehr  verwandte  Spra- 
chen, die  eine  eigenthümliehe  Gruppe  bilden^  die  dem  Sans- 


oni  ücbt  gaoji  Snmd  su  «eyn  sehetat.    Unterscheiden  lunli 
man  im  AUgemeinen: 

a)  das  gruaiache  Volk^  die  Qruaier  und  Geolo- 
gie r  oder  Kartuli  am  audliehen  Abhänge  des  Gebirgeoi 
im  alten  Iberien^  Colehis^  Albanien,  dessen  Sprache  vor«« 
suglich  in  folgende Dialecte  serf ällt :  1 )  das  Kartulische 
oderGrusische,  das  auch  eine  alte  beilige eigcnthümliche 
Sprache  hat;  S)  das  Mingreli sehe  inMingrclien,  dem 
alten  Colchis;  3)  das  Suanetische  im  höchsten  Ge* 
birge,  und  4)  das  Lasische  der  wilden  räuberischen 
Lasen ,  die  schon  Ptolem.  als  ^a^ai  kennt.  Diese  jetso 
meist  russischen  Volker  bildeten  früher  den  unabhängi«- 
gen  Staat  Georgien  oder  Kurdistan,  der  wieder  in 
Karthii,  Kacheti,  Imireli,  Mingrelien  und  Ghuriel  zerfiel. 
Dieses  herrliche  fruchtbare  Land  wurde  durch  innere  Kriege^ 
durch  die  Perser  undTCirken  auf  das  Furchtbarste  verheert. 

b}  Die  östlichen  freien  Völker,  als  1}  die  Les- 
gier in  Lesgistan,  ein  sehr  zahlreicher  Stamm  mit  der 
lesgischen  Sprache,  der  sich  bis  zum  caspischen  Meere 
verbreitet,  dem  sich  die  Awaren,  Kumücken,  Tu- 
schen (in  Akutscha)  und  Chefsuren  (Kura)  unter- 
ordnen; 2)die  Juguschen  oderKisti;  3)dieTscher- 
kessen  oder  Cirkassier,  die  sich  Adige  nennen,  in 
der  grossen  und  kteincn  Kubarda ,  am  nordwestlichen  Ab- 
hänge des  Gebirges,  nur  von  Viehzucht  lebend,  das  mäch- 
tigste Volk  des  nördlichen  Kaukasus,  sehr  tapfer,  gastfrei 
und  räuberisch;  3)  die  Abäsen  oder  Awchasen 
(l^fiaffjroO  ^^  südwestliehen  Kaukasus  und  der  Küste  des 
schwarzen  Meeres,  um  Anaoonir  (Nicopsis),  Anaclea 
CHeraclea)  u.  s.  w.,  die  alle  ihre  eigenen  Sprachen  haben, 
meist  aber  keine  eigene  Schrift. 

JDie  taplCern,  räuberischen,  gastfreien  Gebirge  Völker 
haben  sich  wohl  im  Laufe  der  Zeit  kaum  geändert,  waren 
vermuthlich  stets  in  ihrem  jetzigen  Zustande.  Die  Län- 
der, die  sie  eroberten,  wurden  verheert,  ihrer  Cultur 
beraubte  Die  Ebenen,  besonders  am  Meeresufer,  jetm 
gnae  verödet,  waren  vor  3  —  4000  Jahren  der  Sit»  einer 
hohen  Cultur^   emea   regen  Lebens   und  grosser  Reich-* 


\ 


—    «4     - 

thumer.  Hier  wohnten  einst  die  keltischen  Kimmerier, 
deren  später  hellenisirtcs  Land  das  Reich  Bosporus  biU 
dote,  das  sich  bis  gegen  das  MittelaHer  erhielt;  an  der 
georgischen  Küste  lag  Colchis,  dessen  Retchthum  im 
mythischen  Alterthume  hoch  berühmt  war^  wo  noch  spat 
griechische  Städte  blüheten. 

4)  Der  türkische  höchst  zahlreiche  Stamm  griff' 
wesentlich  in  die  Welt-,  wenn  auch  nicht  in  die  Ciiltur- 
geschichtc  ein.  Ursprünglich  nomadisirend  am  westlichen 
Abfalle  Hochasiens  zwischen  China  und  der  Wüste  Kobi, 
hat  er  allmählig  eine  sehr  weile  Verbreitung  gewonnen, 
ungeheure  Eroberungen  gemacht,  überall  Cultur  vernich- 
tet, wo  er  sie  fand,  auch  in  den  civilisirtesten  Ländern 
seine  Rohheit  behalten. 

Als  nächstes  Mutterland  erscheint  vorzugsweise 
Turkestan  au  der  Grenze  der  3IongoIey;  aus  diesen 
Türke  Stauern  ging  der  Stamm  der  Seldsc  hucken 
oder  Turkonmnen  hervor,  jctzo  nur  Vomaden,  die  aber 
im  llten  und  12ien  Jahrb.  ein  mächtiges  Reich  bilde- 
ten, das  über  Persicn  und  A'ordcrasien  herrschte,  aus 
dessen  Trümmern  zu  Ei:de  des  täten  Jahrh.  die  Os- 
m  a  n  e  n  oder  europäischen  Türken  hervortratenj,  zu  deren 
Macht  Osman  (^uni  1281}  den  Keim  legte,  die  auf  den 
Trümmern  des  arabischen  Reiches  bald  sies:reich  über 
3  Welttheile  sich  verbreiteten,  überall  mit  unerschütter- 
licher Despotie  das  Geistige  zertretend. 

Der  türkische  Stamm,  jetzo  mohammedanisch,  der  nir- 
gends eigene  Werke  der  Kunst  geschaffen,  hat  sich  gross- 
tentheils  in  Race  und  Sprache  mit  mongolischen^  finni- 
schen und  persisclien  Kiementen  vermischt. 

Den  reinsten  Typus  in  Sprache  und  Race  werden  die 
Turkestan  er  bilden,  nicht  sehr  zahlreich  an  der  Grenze 
der  Mongolei  lebend,  so  wie  die  zahlreichen  Sel- 
dsehucken  oder  Turkomanen,  die  als  Karatschai , 
Balkaren  u.  s.  w.  nomadisirend  in  Georgien,  Armenien, 
Syrien,  Persien  u.  s.  w.  heruniirren,  aber  früher,  im  llten 
und  ISten  Jahrb.,  weite  Reiche  beherrschten. 


2u  der  «oeb  j^miilieh  reinen  türkischen  Race  gehören 
die  sogenannten  Tartaren,  die  in  Asien^  meist  unter  rus- 
sischem Schutzie  verbreitet^  in  inniger  Verbindung  mit  den 
Mongolen  stehen,  mächtig  in  die  Völkerwanderung  eingrif- 
fen und  lange  Zeit  den  grössten  Theil  von  Russland  be- 
herrschten. Als  solche  tartarische  Völker  oder  Nationali- 
täten erscheinen  die  kasanischen  Türken  oder  Tar- 
taren ,  die  meist  in  den  Städten  von  Kasan  und  Astrachan 
wohnen,  die  astrachanischen  wie  die  taurischen 
Tartaren  in  Astrachan  und  Taurien,  die  Tschuwa- 
schenuod  Usbeken  in  Chiva  und  der  Bucharey,  welche 
finnische  Elemente  aufgenommen  haben ;  die  nomadisirenden 
Karamancn  iipL  Klciiiasien,  die  Baschkiren  ^  die 
ihre  Sprache  Türk  nennen  — ,  die  im  iunern  Asien,  be^ 
sonders  im  Orenburgschen  und  Permischen  meist  nomadist- 
reti,  und  die  Kirgisen  oder  Kirgis-K osacken,  sehr 
verbreitet  in  den  weiten  Steppen  um  den  Aralsee,  die  we- 
niger in  der  Sprache  als  in  der  Körperform  viel  Mongolisches 
haben. 

Mehr  in  der  Sprache  mongolisirt  sind  die  Jacuten 
längs  der  Lena  bis  zum  Eismeere,  die  krasnaj arischen 
wie  die  tschulinischen  Türken  im  mongolischen 
Gren2;gebirge  am  Jcnisey  und  Ob,  die  Teleuten  in  der 
Mongolei,  die  Nogai  oder  krimmschcn  Türken  und 
Andere  mehr. 

Die  Osmanli  oder  Osmanen,  dio  wir  vorzugs- 
weise Türken  nennen,  werden  früher  in  Turkestan  und 
am 'Altai  gewohnt  haben,  hausten  seit  etwa  dem  6ten  Jahrh. 
als  Seldschucken  im  südlichen  Asien,  setzten  um-  1355 
nach  Europa  über,  eroberten  Macedonien,  Thrazien,  Thes- 
salien, 145!l  Constantinopel ,  verbreiteten  sich  dann  über 
Kleinasien,  Nordarfrika  und  Aegypten.  Vielfach  ist  ihre 
Race  und  Sprache  vermischt.  Ihre  alte  arme  seldschucki- 
sche  turkomanische  Sprache  nahm  viele  persische  und 
arabische  Wörter  auf;  so  bildete  sich  das  jetzt  sehr  verbrei- 
tete Osmanische,  Osmanli  oder  Neu-Türkische 
als  Volkssprache,  während  die  Vornehmen  meist  Persisch 
oder  Arabisch  verstehen. 

Kefentein  Kelt.  Alterth.  IL  64.    11.  AbtL.  1 5 


—    M6    — 

Hiernach  zerf&llt  die  türkische  Sprache  mit  ihren  sehr 
vielen  Dialecten  in  3  Hauptgruppen : 

1)  Die  östliche,  älteste ,  oder  der  Dialect  von  Dscha- 
gatai,  mitdenkomanischen,  uigurischen,  dschagataischen, 
usbekischen,  turkomanischen,  kasanischen  und  andern 
Dialecten ; 

2}  die  tartarische  oder  nördliche  Gruppe  mit  den  kirgisi- 
schen, baskirischen,  karatschaischen ,  sibirischen  und 
andern  Dialecten; 

3)  das  Osmanli  oder  der  Dialect  von  Stabul ,  Rumeli, 
Kleinasien ,  der  Krimm ,  von  Derbent  und  Adserbidschan. 

Die  türkische  Nationalitat  mit  ihrer  ungeheuren  Popu- 
lation ist  in  den  Jahrtausenden,  seit  wir  sie  kennen,  unver- 
ändert geblieben,  hat  sich  geistig  nicht  im  mindesten  ent- 
wickelt, und  der  Cultur  viel  engere  Grenzen  gesteckt,  als 
früher  vorhanden  waren ;  die  blühendsten  Länder  sind  unter 
ihrem  Scepter  verödet.  In  ihr  scheint  das  Princip  ausge- 
drückt, die  Cultur  zu  vernichten  oder  ihr  innere  Schranken 
zu  setzen ,  um  im  Kreise  der  Endlichkeit  zu  bleiben.  Die 
Cultur  des  Menschengeschlechtes,  wenn  wir  sie  aus  dem 
allgemeinsten  Gesichtspunkte  betrachten,  dürfte  sich  in  den 
letzten  drey  Jahrtausenden  nicht  verallgemeinert,  sondern 
beschränkt,  nicht  erhöhet,  eher  vermindert  haben,  wobey 
die  stabilen  türkischen  und  verwandte  Völker  wesentlich 
influirten. 

Die  hier  ganz  kurz  erwähnte  Gruppe  der  türkischen, 
finnischen ,  kaukasischen  und  samojedischen  Völker  haben 
manches  Gemeinsame.  Ihre  eigentliche  Heimath  bilden  die 
weiten  asiatischen  Steppen-,  daher  sind  sie  Nomaden  und 
Krieger,  wenn  sie  die  Hauhheit  des  Nordens  nicht  abge- 
stumpft hat.  Dem  Kriege  und  Raube,  oder  einer  stumpfen 
Apathie  ergeben,  sind  sie  der  Wissenschaft  und  Kunst  all«' 
geneigt,  nehmen  nur  selten  die  Cultur  der  eroberten  Ländev 
an.  Ganz  fremd  scheint  ihnen  das  Kastenwesen;  meist 
haben  sie  Dynasten  und  eine  Art  von  Adel.  Sollten  sie  In- 
dien entsprossen  seyn,  so  gehören  sie  wohl  den  dortigen 
Gebirgsvölkern  an. 


w 


—  an  — 

IIL  Qruppe  der  wefitlicheren^  gebildelereD-' 
Völker^  die  als  Tr&ger  der  Cultar  erscheinen. 

a)  Asiatisch-afrikaniBclie  Abtlieilung. 

1)  Der  semitische  Stamm.  Dieser  mag  aus  In- 
dien entsprossen  seyn,  daher  wenigstens  seine  wichtigsten 
Elemente  entnommen  haben^  ist  aber  mehr  noch  als  der  hin- 
duische Stamm  gealtert,  hat  seine  Blüthe  weit  überlebt, 
keine  jungen  Sprossen  getrieben. 

Was  diesen  Stamm  vereinet,  ist  vorzugsweise  die 
Verwandtschaft  der  Sprachen,  welche  folgende  semiti* 
sehe  Sprachgruppe  bildet:  1)  das  Alt-Aegyptische, 
Nubiscbe  und  Koptische  j  t)  das  Arabische ;  3)  das  Ber- 
berische in  Nordafrika,  mit  dem  Alt-Numidischen  und  Kar- 
thagischen ;  4)  das  Phönisische  und  Alt  -  Syrische ;  5)  das 
Hebräische}  6)  das  Chaldaische^  7)  das  Syrische. 

a),  Die  nubisch-abessinische  oder  &thiopi- 
SGhe  Nationalitat,  nüt  bräunlicher  Hautfarbe,  die  sich 
der  weissen,  indoeuropäischen,  nicht  der  Negerrace  an- 
seUiesst,  mit  der  sie  vermischt  ist.  Wo  der  Nil  oberhalb 
Theben  in  die  Gebirge  eintritt,  beginnt  Nubien,  daran 
grenzt  von  Axum  an  Abessinien,  das  alte  Aethiopia, 
der  sndlichen  Spitze  von  Arabien  gegenüber,  daher  von 
Indien  nicht  sehr  entfernt.  Diese  weiten  Länder ,  zwar  im 
Bereiche  der  afrikanischen  Neger ,  aber  Indien  zunächst 
belegen,  erhielten  offenbar  von  daher  zuerst,  früher  als 
Aegypten,  Colonien,  von  denen  die  vielen  herrlichen  Kunst- 
deskmale  hwrühren,  welche  diese  Gegend  bedecken,  von 
hoJier  Cultar  zeugend,  die  der  ägyptischen  vorausging,  vor- 
zuglieh  in  den  uralten  Staaten  Meroe  unä  Axum  blühete, 
die  ganz  ausserhalb  der  bekannten  Geschichte  liegen.  Bey 
Azum  in  Abessinien,  bey  Meroe  in  Ober -Nubien  und  in 
ganz  Unter-Nubien  finden  sich  die  herrlichsten  Kunstwerke, 
grossartige  Tempel  und  Palläste,  Obelisken,  Colosse, 
Sphinxe,  Statuen,  Felsengräber  und  Felsentempel,  theils 
den  indischen,  thjeils  den  ägyptischen  ähnlich.  Wie  allein 
die  Archäologie  lehrt ,  hatte  hier  schon  in  einer  vorägypti- 
schea  Periode,  auch  noch  während  derselben,  Kunst  und 

15* 


—    228    — 

Wissenschaft  einen  hohen  Siits,  aufgeschlagen ;  damals  mag 
diese  Nationalitat  kräftig  emgegriffcn  haben  in  weltgeschicht- 
liche Begebenheiten,  aber  selbst  mythische  Spuren  hierüber 
sind  verlöscht. 

Eine  sehr  rohe  Einwohnerschaft  bevölkert  jetzt  diese 
LiCnder,  bcy  der  morkwurdigerweise  das  Christcnthum 
schon  seit  330  n.  Chr.  Eingang  fand  und  sich  bis  jetzo  er-* 
halten  hat,  was  erst  in  jimgster  Zeit  bekannt  wurde,  da 
seit  Einfuhrung  des  Islam  in  Aegypten  diese  Länder  von 
der  christlichen  Welt  ganz  abgeschnitten  waren.  Diese 
Einwohnerschaft  hat  eine  alte,  todtc  Cultus-  und  Bücher^ 
Sprache,  das  Geez,  dem  Koptischen  verwandt;  nicht 
sehr  abweichend  davon  sind  die  Volkssprachen  in  der  Pro- 
vinz Tigre  (dem  sonstigen  Reiche  Axum)  und  Amhara; 
daneben  herrscht  das  Berberische ,  sehr  ver>vandt  dem  Ka- 
bylischen  in  Nordafrika  und  dem  alten  Numidischen. 

Die  jetzige  christliche  stumpfe  Bevölkerung  hat  alles 
innere  Leben  verloren  nnd  steht  ganz  anders  da,  als  die  alt- 
heidnische ,  welche  die  herrlichsten  Monumente  errichtete ; 
aber  wir  sind  von  den  Revolutionen  gar  nicht  unterrichtet, 
welche  diese  Nationalität  so  ganz  herabgebracht  hat.  Auf- 
fallend ist  es,  wie  in  diesem  so  früh  christlich  gewordenen, 
so  sehr  isolirtcn  Lande  das  geistige  Leben  so  ganz  erlosch, 
während  es  bcv  den  heidnischen  Hindu  mit  ihrer  Priester- 
kasto  noch  fortbliihet. 

b)  Die  koptisch-ägyptische  Nationalität  mit 
bräunlicher  Hautfarbe  und  schwarzen  glatten  Haaren,  hat  ihre 
Heimath  im  Nilthale  von  Nubien  bis  zum  Meere ,  ist  aber 
hierin  neuerer  Zeit  verdrängt,  gehört  fast  nurdemAlter- 
thume  an,  wird  ihren  Ursprung  aus  Indien  genommen  haben. 
Wenn  wohl  Aeg)^pten  später  als  Abcssinien  bevölkert  seyn 
mag,  so  Tällt  die  Bliithe  dieser  Nationalitat  und 'ihr  Beginn 
den  neueren  Untersuchungen  nach  in  eine  höchst  alte  Zeit. 
Menes  soll  das  ägyptische  Reich  gegründet  haben,  etwa 
2300  Jahre  vor  RamsesIL,  der  zur  18ten  Dynastie  gehörte, 
was  etwa  um  die  Zeit  von  4000  v.  Chr.  fallen  könnte. 

Von  der  unendlichen  Biüthe,  Kunst  und  Wissenschaft 
Aegyptens  zeogen  vor  AHen  die  auf  uns  gekommenen  Aker— 


—    229     — 

thümer^  Huinea  und  Baudenkmale^  deren  Grossartigkeit 
und  Schönheit  uns  ins  höchste  Erstaunen  setzt  ^  die  zu  er- 
reichen wir  nicht  vermögeu.  Diese  Kunstdenkmale  bedecken 
ganz  Aegypten,  am  meisten  sind  sie  angehäuft  in  Ober- 
Aegypten  auf  der  Insel  Philä  und  Elephantine,  und  im  alten 
Theben  ^  in  den  Gruppen  bey  Karnak  ^  Luxor  und  Medinet 
Habu;  —  in  Mittel -Aegypten  bey  dem  alten  Memphis  und 
in  der  Gruppe  der  Pyramiden,  von  denen  manche  728^  an 
jeder  Seite  lang  ist;  Unter  -  Aegypten  hat  auch  nicht  unbe- 
deutende Ruinen,  aber  mehr  noch  in  den  Oasen,  besonders 
den  ammonischen. 

Auf  das  Grossartigste  zeigt  sich  die  Baukunst  in  den 
machtigen  Pall&sten  und  Tempeln,  in  den  Colossen,  Obelis- 
ken und  Sphinxen ,  die  bis  6000 '  lange  Alleen  bilden.  In 
den  Pallästen  liegen  Säulen,  deren  Schaft  12 '  Durchmesser 
hat,  bey  66'  Höhe,  deren  Capitäler  60'  Umfang  enthalten, 
und  der  grosse  Saal  zu  Karnak  zeigt  allein  134  solche  un- 
geheure Säulen.  Der  Granit -Coloss  von  Ramses  in  Ra- 
messeum  hat  die  ungeheure  Höhe  von  53'  und  istdabey  von 
der  vorzüglichsten  Arbeit,  wie  die  meisten  Sculpturen, 
Unter  dem  Pharao  Menoptes,  dem  Nachfolger  von  Ramses, 
zogen  die  Juden  unter  Moses  (1400  v.Chr.}  aus  Aegypten, 
aber  schon  2000  Jahre  vor  Ramses  scheinen  die  grössten 
Bauwerke  errichtet,  das  Labyrinth  mit  seinen  3000  Kam- 
mern ,  die  klingende  Memnonssäule  imd  die  Pyramiden,  die 
bis  460'  Höhe  haben.  Der  Berechnung  nach  könnte  man 
aus  dem  Baumateriale  Einer  Pyramide  40  Cöllner  Dome 
bauen.  Ganze  Gebirge  müssen  zertriimmert  seyn ,  um  das 
Material  zu  diesen  Bauwerken  zu  eriialten,  und  die  z&hesten 
Gesteine,  die  der  Bearbeitung  am  meisten  widerstehen, 
wurden  auf  das  Kunstvollste  bearbeitet.  Die  Könige  baueten 
sich  so  grosse  Katakomben  (unterirdische  Grabdenkmale) 
alsPalläste,  die  eine  Menge  Säle  und  Zimmer  enthielten, 
durch  breite  Korridore,  grosse  Treppen  und  (Hinge  verbun- 
den, wo  die  Mumie  in  prächtigetn  Sarge  von  schwarzem 
Granit  lag.  Alles  ward  äberdeckt  mit  Hieroglyphen,  Sculp- 
turen  und  Malereien.  Jede  Dynastie  hatte  ein  eigenes Todten- 
thal ,  jede  Familie  ihr  Felsengrab.     Jede  Kunst  stand  auf 


—    230    — 

hoher  Stufe  ^    die  Wissenschaft  der  ägyptischen  Priester 
war  durch  das  ganze  Alterthum  berühmt. 

Ganz  dunkel  ist  uns  die  alte  Geschichte  von  Aegyp- 
ten  (Mizraim)  y  wo  das  Land  am  meisten  blühcte^  am  stärk- 
sten eingriff  in  die  Welt -Politik.      Es  war  unter  der  16. 
Dynastie  der  einheimischen  Könige^   als  rohe  syrisch -aia- 
bische  Hyksos  das  Land  eroberten^   fast  Alles  zerstörend 
ausser  den  Pyramiden  (die  von  den  Herrschern  der  4.  Dy- 
nastie stammen).      Sic  geboten  an  200  Jahre  ^   bis  etwa 
1771   V.  Chr.  und  aegyptisirten  sich  allmählig.      Die  18. 
Dynastie  unterwarf  sich  nun  von  Süden  aus  wieder  ganz 
Aegypten^    das  sich  zu  neuem  Glänze  erhob;    der  unter 
Hamsos  (auch  Sethos  oder  Sesos^ris  genannt) ,  dem  ersten 
Fürsten  der  19.  Dynastie,  um  1473  v.  Chr.  seinen  Gipfel 
erreichte,  wo  Theben  zur  höchsten  Blüthe  kam,  wo  mit 
einem  Heere  von  600,000  Mann,  Feldzüge  gegen  Arabien, 
Indien,   Thrazien  und  Scythien  unternommen  seyn  sollen. 
Wohl  ein  Jahrtausend  dürfte  dieser  glückliche  Zustand  ge- 
dauert haben ,   da  fielen  die  Babylonior  ein  unter  Nebukad- 
uezar;    aber  bald   erholte   sich  das  Land,   wurde  wieder 
blühend  besonders  unter  Psammetich  (671  ^ — 617  v.  Chr.), 
trat  nun  auch  mit  den  Griechen  in  Handelsverträge.     Um 
526  unterwarf  der  Perser  König  Darius  das  Land ,  behan- 
delte es  höchst  übermüthig ,  und  AegyiUen  blieb  unter  per- 
sischer Hoheit,    bis  es  358  v«   Chr.  Alexander  mit  sei- 
nen Macedoniern  eroberte  und  Alexandrieu  als  Hauptstadt 
bauete,   wohin  der  Handel'  —  besonders  der  indische  ^- 
zog  von  dem  durch   ihn  zerstörten   phönizischen  Tynis, 
welches  der  Mittelpunkt  der  Gelehrsamkeit  wurde,  wohin 
die  griechische  Philosophie  wanderte,    hier  sich  mit  der 
aegyptischon  verband.      Lange  war  hier  ein  Haoptcentrunt 
für  Wissenschaft,   wo  alle  Zweige  blüheten,   mit  unge* 
heuron  Bücher «-Sch&tzen,  einer  thätigen  Akademie,   be-* 
rühmten  Universität    und   Sternwarte.      Die    Macedonier 
aegyptisirten  sich,   und  mit  Alexanders  Nachfolger,  Pto~ 
lemaous  Lagi  beginnt  die  Dynastie  der  griechischen  Herr- 
scher oder  Ptolemäer,  deren  Reich  auch  Arabien,   Judäa, 
Pbönizien    und    Cölesyrien    begriff,     die    regierten,    bw 


—    Ml    — 

Aegyptea  31.  v.  Chr.  römische  Provtnai  wurde ,  und  aegyp- 
tische  Soldaten  nun  römische  Legionen  bildeten^  selbst 
bis  zum  Rheine  kamen.,  Das  Land  y  das  allm&hlig  christ- 
lich wurde  ^  fiel  395  n.  Chr.  dem  byzantinischen  Reiche 
zu,  kam  640  unter  die  Herrschaft  der  Araber,  von  denen 
grosse  Massen  einwanderten  und  sich  hier  festsetzten, 
seit  1250  beherrschten  es  die  rohen  Mammelucken  (die 
Militz  der  letzten  arabischen  Sultane),  bis  es  1517  tür- 
kische Provinz  wurde,  seit  welcher  Zeit  das  schöne  Land 
vollends  ganz  verödete. 

Unter  persischer,  griechischer  und  römischer  Herr- 
schaft erscheint  das  Leben  im  Innern  des  Landes  im 
Ganzen  wenig  verändert;  die  Kasteneinrichtung  und  Hie- 
rarchie bestehet  fort.  Alles  gehet  in  Geschäft  und  Kunst 
in  alter  Weise.  Erst  das  Christenthum  beginnt  die  Zer- 
störung von  Allem ,  die  der  Islam  vollendet. 

Wenn  auch  des  alten  Aegyptens  Institutionen,  Cul- 
tus  und  Kunst  in  den  Urelementen  indischen  Ursprunges 
seyn  könnten,  so  nimmt  hier  doch  Alles  einen  eigenthüm- 
lidien  Charakter  an.  Nach  indischer  Weise  war  die  Be- 
völkerung ip  Kasten  (deren  es  7  gab)  geschieden,  deren 
erste  und  wichtigste  die  Priester  umfasste,  die  nicht  allein 
den  Cultus  besorgten,  sondern  auch  die  Gelehrten  und 
Aerzte,  Richter,  Baumeister,  Astronomen  u.  s.  w.  wa- 
ren, den  Künsten  vorstanden,  und  ohne  Zweifel  Grosses, 
Ausserordentliches  leisteten;  daneben  stand  eine  Kaste 
der  Krieger  und  der  Ackerbauer.  Die  Regierungsform  des 
Landes  war  eine  eingeschränkt  monarchische. 

Die  alt -ägyptische  Glaubeuslehre  ist  ein  sehr  dunk- 
ler Gegenstand,  an  ihrer  Spitze  mag  eine  viereinige  Gott- 
heit gestanden  haben  (Kneph ,  Neith ,  Seveh  und  Pascht), 
aus  und  durch  welche  sich  die  Welt  entwickelt  hat;  nach 
ihrer  Lehre  waltet  in  jedem  Menschen  ein  Weltgeist,  der 
hier  seine  Prüfungszeit  überstehet,  dann  zu  den  Urgeistern 
zurückkehrt ,  wo  er  geprüft  wird,  um  in  die  hohem  Regio« 
nen  überzugehen,  oder  die  Seelenwanderung  anzutretep. 
Eine  Naturphilosophie  mag  herrschend  gewesen  seyn,  wie 
sie  etwa  von  den  ältesten  griechischen  Philosophen  ent- 


—    2S2    — 

wickelt  wurde;  leider  ist  die  ganze  ägyptische  Litteratur 
untergegangen  ^  nur  bey  fremden  Schriftstellern  finden  wir 
einige^  veränderte  Reste. 

.  Der  Cultus  muss  höchst  imposant  gewesen  seyn^ 
durch  die  zahlreiche  sehr  geschmiickte  Priesterschaft ,  wie 
durch  die  Tempel^  die  an  Grösse  und  Schönheit  nirgends 
übertrofiPen  sind. 

Für  die  Abgestorbenen  hegte  man  die  höchste  Pietät, 
sie  wurden  mumisirt  und  Familienweise  in  Felsengräbern 
(Hypogcen}  beygesetzt,  die  sich  in  einer  Unzahl  längs 
der  ganzen  libyschen  Bergkette  finden ,  thcils  einfach  sind^ 
theils  höchst  grossartig  und  kostbar. 

Die  ägyptische  Sprache  wird  der  koptischen 
sehr  ähnlich  gewesen  seyn,  die  sie  auch  fortsetzt.  Die 
Schrift  war  mehrfach.  Man  hatte  eine  heilige  Bilder- 
schrift^ vorzugsweise  für  öiTentliche  Monumente  ^  die  auch 
damit  bedeckt  sind  ^  die  uns  sehr  fremdartig  erscheint  ^  uns 
ganz  unverständlich  war^  da  der  Schlüssel  dazu  gänzlich 
verloren  ging^  bis  in  der  jüngsten  Zeit  ein  Anfang  zu  ihrer 
Entzifferung  gemacht  ist.  Neben  dieser  öffentlichen  hie- 
roglyphischen Schrift  bestanden  noch  eine  hiera- 
tische oder  phonetische,  mit  einer  Art  von  Buch- 
staben, die  Zeichen  oder  Laute  ausdrückten,  und  die  de- 
mo tische  oder  die  Volksschrifl ,  mit  Buchstaben  den 
koptischen  ähnlich. 

Die  alt  -  ägyptische  Nationalität^  die  20,000  Städte 
oder  Ortschaften  bewohnte,  so  Grosses  geleistet  hat, 
Jahrtausende  ein  wichtiges  Centrum  war,  die  auf  höchster 
Stufe  der  Bildung  stand,  da  Jedermann  lesen  konnte,  auch 
von  den  Griechen  als  Träger  der  höchsten  Weisheit  und 
Gesittung  betrachtet  wurde,  diese  ist  im  Verlaufe  des 
letzten  Jahrtausends  so  gut  wie  ganz  vernichtet,  und 
mehr  als  die  meisten  andern  Nationalitäten  des  Alterthu- 
mes.  Als  die  letzten  schwachen  Beste  des  ägyptischen 
Volkes  erscheinen  die  Kopten,  etwa  150,000  Köpfe 
zählend,  die  christlich  sind,  und  die  ägyptische  mit  der 
arabischen  Sprache  vertauscht  haben.  Ihre  eigenthüm- 
liche  Nationalsprache  ist  die  koptische,  der  alt-ägyp- 


ttflchen  sehr  verwandt,  dem  semitiachen  Sprachstamme 
angehorig,  durch  welche  wir  uns  einen  Begriff  machen 
können  von  dem  Sinne  mancher  hieroglyphischen  Wörter ; 
sie  wird  jetao  nicht  mehr  gesprochen ,  war  aber  noch  bis 
zum  15.  Jahrhundert  in  Ober- Aegypten  lebend;  jetzo  ist 
sie  nur  noch  Kirchensprache,  hat  allein  eine  kirchliche 
Litteratur. 

Türken,  vorzüglich  Araber,  bewohnen  jetzo  allein 
das  Land,  aber  in  den  arabischen  Fellah's  oder  Bauern 
mag  wohl  noch  viel  koptisches  Blut  fliessen. 

c)  Die  arabische  Nationalität,  die  eine  Reihe 
von  Jahrhunderten  tief  in  die  Weltgeschichte  eingriff,  ist 
eine  sehr  edle  und  tapfere,  heimisch  in  Arabien  (mit  12 
Millionen  Einwohnern),  wo  kein  belhichtender  Fluss,  wie 
der  Nil  und  Ganges  zu  festen  Wohnsitzen  einladet,  das 
mehr  sich  im  Allgemeinen  für  das  nomadische  als  ansäs^i- 
sige  Leben  eignet.  Das  patriarchalische  unstete  Beduinen- 
Leben  der  antiken  Welt,  aus  den  grauen  Zeiten  Abra- 
hams, hat  hier  sich  bis  zur  modernen  Zeit  in  seiner  Ur- 
sprünglichkeit erhalten.  Aber  an  geeigneten  Orten  gab 
es  auch  sesshafte  Stämme,  mit  hoher  Cultur,  wie  im 
Reiche  Saba  (der  Provinz  Yemen) ,  von  dessen  Hauptstadt 
Saba  neuerlichst  (1848)  Amaud  wichtige  Ruinen  und 
Inschriften  aufgefunden  hat.  In  den  Händen  solcher 
Stämme ,  wie  der  Sabaet ,  der  Homentae  u.  s.  w.  lag  seit 
urältester  Zeit  der  indische  Handel,  der  dann  dureh  Kara- 
wanen nach  PhÖnizien  ging,  und  einen  ausserordentlichen 
Reichthum  mehrerer  arabischer  Städte  zur  Folge  hatte. 

Von  jeher  war  Arabien  in  viele  kleine,  freie  Stämme 
unter  Emirs  und  Scheikhs  getheilt;  solche  nomadische, 
räuberische  Stämme  wurden  Sarazenen  (jfaQ%BVo£)  ge- 
nannt, welchen  Namen  man  häufig  auf  die  ganze  Nation 
überträgt,  von  welcher  der  grösste  Tfaeil  im  Vaterlande 
blieb,  während  vorzugswmse  diese  Sarazenen  grosse  Er- 
oberungen machten. 

Die  Tapferkeit  des  arabischen  Volkes  duldete  keine 
Eroberung  durch  Fremde',  auch  unter  die  Römer  beugte 
es  sich  nicht.      Die  jetzige   türkische  Herrsebafl  ist  nur 


—    284    — 

nominell;   aber  gern  trat  e»  erobernd  auf^   wie  mehrmals 
gegen  Aegypten. 

Die  Araber  kannten  nicht  das  Kastenwesen  ^  schei- 
nen eine  Art  von  Adel  gehabt  zu  haben  ^  huldigten  der 
sabäischen  Religion  ^  verehrten  bey  einem  Naturcuitus 
die  Planeten  y  auch  Götter ,  kannten  die  Schretbkunst, 
hatten  eine  Litteratur^  vorzuglich  eine  poetische  und  poe- 
tische Wettkämpfe. 

Einen  ganz  neuen  Aufschwung  erhielt  das  Volk 
durch  Muhammed  (geb.  571  n.  Chn  zu  Mekka) ^  der 
sich  als  ein  von  Gott  gesandter  Prophet  gleichsam  Chri- 
stus entgegen  stellte ^  und  wie  dieser  eine  neue,  dem 
Christenthume  nicht  ganz  unähnliche  Religioo  stiftete  — 
den  Islam  —  diese  bald  durch  Waffengewalt  und 
mächtige  Eroberungen  weit  verbreitete,  so,  dass  dieser 
Islam  eine  wohl  grossere  Verbreitung  als  das  Christen- 
thum  erhielt;  er  fundirt  sich  auf  den  poetischen  Korau 
mit  Glaubens-  und  Lebenslehren,  auf  die  Einheit  Gottes, 
Muhammed's  göttliche  Sendung,  eine  unbedingte  Vorher- 
bestimmung, eine  Auferstehung,  künftige  Strafen  und 
Belohnungen. 

Muhammed  war  Anfangs  nicht  glücklich,  er  musste 
nach  Medina  fliehen,  und  das  Jahr  dieser  Flucht  (He- 
dschira),  6SS.  n.  Chr.  ist  der  Anfangspunkt  der  mu- 
hammedanischen  Zeitrechnung  geworden.  Bald  machte 
er  grosse  Eroberungen  (Arabien  629},  die  von  seinen 
Nachfolgern  (den  Chalifen)  schnell  vermehrt  wurden. 
So  kamen  unter  arabische  Herrschaft:  Syrien  (637), 
Paläsüna  (637),  Babylonien,  Aegypten  (640),  die  Bu- 
charey,  Turkestan,  Khorasan,  Indien  (600),  Persien 
(651),  Nordafrika  (707),  dann  ein  grosser  Theil  von 
Spanien  (seit  715);  über  alle  diese  Länder  verbreiteten 
sich  die  Araber  in  grossen  Massen,  nahmep  ihre  Wohn* 
sitze  neben  der  alten  Einwohnerschaft,  ohne  diese  zu 
verdrängen. 

Die  Hauptstädte  dieses  mächtigen  arabischen  Rei- 
ches waren  Ispahan  in  Persien  mit  seinen  700,000  Ein- 
wohnern ,  und  das  von  ihnen  gegriudete  Bagdad ;  ausser- 


—    2»5    — 

dem  entfaltete  die  arabische  Nationalität  ihren  hiehsten 
Glanz  auf  den  Thronen  der  Chalifen  von  Cairo  ^  Daroaa* 
cu8y  Cordova,  Sevilla ^  Fez^  Schiras,  Samarkand  und 
Delhi. 

Seit  dem  9.  Jahrhundert  begann  die  Zersplitiening 
des  grossen  arabischen  Reiches  in  mehr  unabhängige 
Staaten,  indem  die  Emiren  oder  Statthalter  der  Provin- 
zen sich  von  der  Herrschaft  der  Chalifen  losmachten; 
1220  zerstörten  die  Mongolen  unter  Dschingiskhan  die 
Stadt  Bagdad  und  das  dortige  Chalifat ;  bald  ging  Indien 
an  dieselben  verloren,  so  wie  Persien;  1492  mussten 
die  Araber  Spanien  räumen,  und  1517  Aegypten  den 
Türken  ijberlassen;  die  arabische  Nationalit&t,  ausser- 
halb ihres  Vaterlandes ,  verlor  ihre  hohe  Bedeutung,  nahih 
in  den  Ländern^  wo  sie  wohnen  blieb,  meist  wieder  die  no- 
madische Lebensweise  an,  von  der  sie  ausgegangen  war. 

Bey  den  Arabern  streckte  nicht  ein  Mutteriand  seine 
Arme  durch  Eroberungen  nach  allen  Seiten  aus,  denn 
Arabien  bFieb  ganz  in  seinen  alten  Verhaltnissen,  son- 
dern einzelne  Stamme,  auswandernde  Armeen,  erober- 
ten auf  eigene  Faust  die  ungeheuren  L&nderstrecken ,  wo 
sie  sich  festsetzten  und  fortpflanzten ,  wurdet  zusammen- 
gehalten durch  Religion  und  Sprache. 

Indem  diese  kriegerischen  Nomaden,  die  nicht  so 
stumpfsinnig  als  die  Bteppenvdlker  Asiens  sind,  in  die 
civilisirtesten  -Lander  drangen,  erwachte  mit  dem  Ge- 
fühle der  Macht  ein  inneres  geistiges  Leben  auf  wun- 
derbare Art,  sie  blieben  nicht,  wie  die  Mongolen  und 
Türken,  in  roher  Apathie  versunken,  sondern  nahmen 
mit  reissender  Schnelligkeit  die  Cultur  in  sich  auf,  die 
hier  nicht  an  eine  besondere  Priesterkaste  gebunden  ist, 
sondern  das  ganze  Volk  als  solches  durchdringt.  Han- 
del, Gewerbe  und  Ackerbau  begünstigten  sie  mügUchst, 
und  betrieben  fast  allein  den  indischen  Handel. 

In  der  ganzen  Zeit,  wo  Araber  herrschten,  vor- 
zugsweise seit  der  Regierung  der  Chalifen  aus  der  Fa- 
milie der  Abbassiden  (seit  750) ,  vom  8.  bis  10.  Jahr- 
hundert, wo  über  Buropa  dunkle  Nacht  und  starrer  Ca- 


—    236    — 

tholicismus  sich  ausbreitete,  erscheint  die  arabische  Na- 
tionalität, mit  ihrem  duldsamen  Islam,  als  der  Träger 
der  Cultur,  indem  bey  ihr  im  höchsten  Grade  Wissen- 
schaft, Kunst  und  feine  Sitte  herrschte,  was  wesentlich 
auf  Teutschland  und  andere  europäische  Länder  influirte, 
besonders  indem  man  begann,  die  arabischen  Universi- 
täten zu  besuchen,    diese  Institute  nachzubilden. 

Herrliche  Werke  der  Kunst  führten  die  Araber 
auf,  einen  eigenen  Typus  tragend,  der  wesentlich  auf 
den  spätem  christlichen ,  sogenannten  gothischen  Baustiel 
influirte.  Ihre  Litteratur  in  allen  Zweigen  des  mensch- 
lichen Wissens  ist  unabsehbar,  Bedeutendes  ist  davon 
uns  erhalten,  immer  noch  nicht  gehörig  benutzt;  in  An- 
dalusien allein  standen  mehr  als  70  grosse  Büchersamm- 
lungen dem  allgemeinen  Gebrauche  offen,  die  Bibliothek 
des  Chalifen  zählte  allein  600,000  Bücher,  und  so  war 
es  in  allen  Ländern,  wo  Araber  herrschten.  Zur  allge- 
meinen Pflege  der  Wissenschaft  wurden  Akademieen  (in 
Spanien  15),  als  höhere  Lehranstalten ,  Universitäten  er- 
richtet, die  unsern  jetzigen  derartigen  Instituten  zora  Vor- 
bilde dienten ,  zu  denen  seit  900  Männer  aus  Frankreich 
und  andern  Ländern  zogen,  um  Medicin,  Mathematik  und 
überhaupt  die  Wissenschaften  zu  treiben.  Von  daher  er- 
hielten wir  auch  unsere  arabischen  Ziffern. 

Wo  die  arabische  Herrschaft  fiel,  erstarb  auch  die 
Wissenschaft,  und  Spanien,  das  geistig  so  herrlich  auf- 
geblühet  war,  verfiel  in  wissenschaftlicher  Hinsicht  gänz- 
lich ,  •  als  das  catholische  Christenthum  seine  Herrschaft 
wieder  ganz  ausbreitete,  als  die  Scheiterhaufen  der  In- 
quisition aufgerichtet  wurden.  Mit  dem  Bewusstseyn  der 
Macht  erstarb  auch  die  geistige  Energie,  das  geistige 
Meteor  ging  unter,  und  in  den  Ländern,  wo  die  Araber 
sonst  herrschten,  irren  sie  jetzo  gedrückt  umher. 

Die  arabische  Sprache,  der  hebräischen  sehr  ver- 
wandt, ist  jetzo  von  allen  Sprachen  mit  am  weitesten 
verbreitet,  wenn  wohl  mehr  oder  weniger  vermischt,  ge- 
hört zu  den  wichtigsten  und  ausgebildetsten ;  sie  hat  eine 
eigene   Schrift,    die  erst  im   10.  Jahrhundert  entstand« 


i   _  asT  — 

wo  sie  der  alten  cufiseheii  folgte.  Neben  der  reine« 
Büchersprache  stehen  eine  Menge  Volksdialecte ,  wie  der 
syrische^  mesopotamische ,  ägyptische,  nubiscfae,  mau- 
rische, beduinische,  maltesische,  mapulische  (auf  der 
Küste  von  Malabar  und  Koromandel)  und  andere. 

d)  Die  numidische  oder  punisch-berberisohe 
Nationalität  mit  bräunlicher  Hautfarbe.  Semitische 
Volker,  verwandt  den  Aegyptern  und  Syrern,  werden 
sich  schon  in  urältester  Zeit,  von  Aegypten  aus,  längs 
dem  mittelländischen  Meere  hin  gezogen  haben ,  durch  die 
Gegenden,  welche  wohl  stets  ausser  dem  Gebiete  der 
Neger  lagen,  da,  wo  jetzo  die  türkischen  Staaten  Tri- 
polis, Tunis,  Algier  (neuerlichst  von  den  Franzosen  er- 
obert) und  Marocco  liegen ;  gegenwärtig  barbarische  Staa- 
ten, die  aber  in  der  alten  Geschichte  eine  sehr  wich- 
tige Holle  spielten,  mächtig  waren,  ein  Centrum  der  Col- 
tur  und  vorzüglich  des  Handels  bildeten ;  hier  stand  Car- 
thago,  das  vor  zwey  Jahrtausenden  ziemlich  die  Stelle 
des  jetzigen  London  behauptete. 

Die  Geschichte  der  numidischen  Nationalität  aus  äl- 
tester Zeit  ist  uns  ganz  unbekannt,  mag  mit  der  von 
Aegypten  in  naher  Beziehung  stehen.  Wie  sie  bekanUf- 
ter  wird,  treten  hier  mehrere  Staaten  hervor. 

Zunächst  an  Aegypten  lag  Libya,  später  Penta- 
polis  oder  Marmorica,  mit  grossen  wichtigen  Städten, 
meist  zu  Aegypten  gehörig,  das  76  v.  Chr.  römische 
Provinz  wurde,  ailmählig,  besonders  unter  türkischer 
Herrschaft,  ganz  verödete,  jetzo  Tripolis  bildet. 

Nächst  den  Libyern  wohnten  die  ganz  stammver- 
wandten Numidier,  im  eigentlichen  Numidia,  mit  sei- 
ner schönen  Hauptstadt  Cirta,  jetzo  Constantine  im  fran- 
zösischen Algerien,  das  meist  unter  dem  benachbarten 
Carthago  stand,  aber  unter  den  Fürsten  Masinissa  und 
Jugurtha,  im  3.  Jahrhundert  v.  Chr.  kräftig  wurde,  selbst 
Carthago  besiegte,  bis  Caesar  das  Land  zur  römischen 
Provinz  machte. 

Daran  grenzte  Mauritania,  das  jetzige  Maroc- 
co- mit    vielen    Städten,     das    keine    grosse    politische 


—    288    — 

HoUe  spielte ;  die  ganz  endete^  als  es  römische  Provioz 
wurde. 

Der  numidische  Stamm  erhielt  vor  Alien  Bedeutung 
durch  den  Staat  Carthago  —  das  heutige  Tunis  — 
dessen  gleichnamige  Hauptstadt,  älter  wohl  als  Troja's 
Zerstörung 9  ihren  Impuls  von  Phönizien  erhielt,  lange 
die  Meere  beherrschte,  wie  früher  das  phönizische  Ty- 
rus  und  Sidon,  von  wo  die  Flotten  alle  Küsten  des 
Mittelmeeres  befuhren,  den  ausgebreitetst^n  Handel  trie- 
ben, unterstützt  durch  viele  Colonien,  wodurch  Carthago 
weithin  Einfluss  ausübte,  auf  Spanien,  Italien,  Griechen- 
land und  Kleinasien. 

Die  Numidier  waren  den  Phöniziern  an  der  syri- 
schen Küste  stammverwandt,  Carthago  aus  einer  phöni- 
zischen  Colonie  entsprossen,  stand  mit  Sidon  und  Tyrus 
stets  in  inniger  Beziehung,  erhielt  seine  grosse  Bedeu- 
tung erst  nach  der  Zerstörung  von  Tyrus  (333  v.  Chr.), 
deshalb  wurden  die  Carthager  von  den  Römern  meist 
Punier,  eigentlich  Phoenicei  genannt,  und  man  vermengte 
häufig  das  Punische  mit  dem  Phönizischen. 

Unter  Carthago's  Scepter  standen  einst  in  Afrika 
allein  300  blühende  Städte,  die  ihr  Centrum  in  einer 
freien  Republik  hatten,  regiert  von  Suffetes. 

In  hohem  Qrade  herrschte  durch  Numidien  Reich- 
thum ,  Kunst  und  Wissenschaft .  mächtige  Ruinen  zeigen 
von  dem  alten  Glänze,  aber  die  Litteratur  ist  leider  spur- 
los untergegangen,  bis  auf  wenige  Auszüge  in  fremden 
Schriftstellern,  doch  ist  uns  bekannt,  wie  die  Häupter 
des  carthagischen  Volkes  Mago,  Hamilcar,  Hanno,  Hi- 
milco,  Hannibal,  Hiempsal  und  Andere,  ausgezeichnete 
Schriftsteller  waren. 

Von  ihrem  Cultus  wissen  wir  sehr  wenig,  eine 
mächtige.  Priesterkaste,  wie  in  Aegypten,  dürfte  nicht 
vorhanden ,  die  äusseren  Formen  den  hebräischen  ähnlich 
gewesen  seyn;  Gestirne  und  Götter  waren  wohl  Gegen- 
stände der  Verehrung. 

Hit  vielen  Nationen  schlössen  die  Carthager  Han- 
delsverträge^  auch   mit  den   Römern  seit  569   v.  Chr.; 


aber  deren  waeheende  Macht  mögen  sie  mit  scheelen  Alla- 
gen angesehen  haben,  und  schickten  (S14  v.  Chr.)  eine 
Armee  von  Spanien  ans  gegen  Rom,  das  nun  seiner- 
seits Alles  daran  setste,  die  Macht  der  Republik  zu 
vernichten;  nach  den  drey  schweren  punischen  Kriegen 
(«•t_«41,  «18— «Ol,  158  —  144)  wurde  endlich 
der  m&ehtige  Gegner  besiegt,  Carthago  mit  seinen  700,000 
Binwohnern  erobert,  und  Rom's  Macht  verbreitete  sich 
nun  über  gans  Numidien.  Spater  schreiten  gothische, 
arabisdie  und  türkische  Völker  vernichtend  einher,  und 
mtehen  das  reiche  Land  Bur  Wiiste. 

Die  Sprache,  die  von  jeher  hi«r  herrschte,  war 
die  punische  oder  carchedonische,  vom  Phöni«' 
zischen  nur  dialectisch  verschieden,  dem  Hebr&ischea 
höchst  verwandt,  und,  wie  wir  durch  den  heiligen  Au^ 
gnstin  wissen,^  der  selbst  ein  Punier  war,  so  herrschte 
diese  Sprache  noch  im  6.  Jahrhundert  durch  ganz  Nerd- 
Afrika.  INe  punische  Schrift  hat  sich  auf  den  alten 
Münzen  erhalten,  man  ist  jetzo  beschäftiget  si6  zu  ent- 
ziffern, und  ganz  neuerlichst  hat  der  Herzog  von  Luy- 
nes  in  Frankreich  eine  wichtige  Arbeit  darüber  geliefert. 

Die  Nachkonunen  jener  alten  mächtigen  Numidier, 
Karthager  und  Cyrenaiker  haben  selbst  die  Erinnerung 
an  ihre  ehemalige  Grösse  verloren;  gleich  den  Arabern 
und  zwischen  denselben,  irren  sie  in  ihren  wetten  Mut- 
terl&ndem,  ids  Kabylen  und  Berbern,  als  Tuarik's, 
Tibbo's,  Amazings  u.  s.  w.  herum,  haben  aber  nodh 
viel  von  der  alten  Sprache  bewahrt  In  jüngster  Zeit 
ist  man  bekannter  geworden  mit  der  Sprache  und  Schrift 
der  Berbern  und  Tuariks,  nun  hofft  man  auch  die  liby- 
schen Inschriften  zu  lesen,  die  sich  an  vielen  Felsen 
l&ngs  den  Karawanenstrassen  des  alten  Libyens  hin* 
ziehen. 

Dem  berberisch -punischen  Stamme  scheinen  auch 
die  Guachen  angehört  zu  haben,  die  ganz  ausgeetor- 
benen,  uns  unbekannten  Ureinwohner  der  canarischen  In- 
seln, die  wir  allein  durch  ihre  mumisirten  Leichen  ken- 
nen, die  sich  erhalten  haben. 


—    240    — 

e)  Die  hebr&ische  Nationalität.'  Üeber  Aeg;yp- 
ten  mag  auch  die  westliche,  syrische  Kaste  des  Mittel- 
meeres und  wahrscheinlich  früher,  als  die  südliche  be- 
völkert seyn.  Zunächst  an  Aegypten  stiess  das  Land 
der  Cananiter,  —  Canaan  —  und  der  Philister 
—  Palästina  — »  von  deren  Sprache  wir  kaum  etwas 
wissen  ^  die  aber  der  hebräischen  sehr  verwandt  gewesen 
seyn  mag.  Ein  besonderer  Stamm  unter  Abraham  oder 
Heber  (woher  Abrahamiten  oder  Hebräer,)  wohnte 
am  Jordan  unter  den  Philistern  (welche  vielleicht  zur 
ägyptischen  Nationalität  geh&rt  haben  können),  machte 
hier  unter  Jacob  oder  Israel  (woher  Israeliten)  bedeu- 
tende Eroberungen,  zog  dann,  wenigstens  zum  Theil 
nach  Aegypten  und  blieb  hier  etwa  tS  1 5  Jahre ,  während 
welcher  Zeit  die  Philister  von  dem  cananitischen  Stamme 
verdrängt  wurden,  das  ganze  Land  nun  Canaan  hiees. 
Moses  fahrte  um  1400  v.  Chr.  die  Abrahamiten  oder 
Israeliten  aus  Aegypten ,  aber  40  Jahre  durch  die  Wüste, 
und  begründete  eioen  neuen  Cultus,  eine  neue  prieater- 
liche  Regierungsform ,  nach  welcher  der  Hohepriester  der 
eigentliche  Regent  war,  in  Namen  Jehova's,  auch  der 
oberste  Richter ;  die  Priester  und  Leviten  bildeten  den  ge- 
lehrten Stand  und  waren  in  Besitz  aller  wichtigen  Aem- 
ter.  Sic  eroberten  unter  Josua  das  Land  Canaan,  er- 
baueten  unter  Salomon  den  grossen,  prächtigen  Tempel 
des  Jehova  zu  Jerusalem  (Hierosolyma) ,  und  unter  Da- 
vid um  (1000  V.  Chr.)  erhielt  das  Reich  mit  seinen  vie- 
len Städten  eine  hohe  Blüthe,  theilte  sich  dann  aber  in 
den  Stamm  Israel  und  Juda. 

Früh  schon,  unter  Phul,  dem  ersten  Könige  der  Assy- 
rer,  kam  das  Land  unter  deren  Herrschaft,  dann  unter 
babylonische,  wo  viel  Volk  in  die  babylonische  Gefan- 
genschaft gerietli,  hierauf  unter  persische  (um  538  v. 
Chr.),  wo  unter  Cynis  das  zerstörte  Jerusalem  wieder 
aufgebauet  wurde.  Es  folgte  die  macedonische  Herrschaft 
seit  Alexander  (38%) ,  dann  die  ägyptische  (320)  und  sy* 
rische  (197  v.  Chr.).  Nun  erhielten  die  Israeliten  ihre 
Selbstständigkeit  wieder ,  die  sie  auch  in  gewisser  Hinsicht 


-    «41    — 

beliieUM,  ab  sie  64  v.  Chr.  uater  rSmische  Holieii  Int^ 
toB.  Ihr  StMt  UuheCe  vorzügUch  unter  K6nig  HerodM  sii 
den  ZMtoB  Augost's ,  wo  der  iserstdrle  Tewpel  von  Jem- 
salem  von  neuem  prächtig  aufgebanet  wurde.  Jetso  er« 
folgte  die  Geburt  von  Jesus  *->  wie  man  gewöhnlich 
annimmt ,  im  Jahre  398S  seit  Erschafhing  der  Welt.  — 
Seit  44  n.  Chr.  wurde  das  Land  römische  Provinz.  Im 
Jahre  66  n.  Chr.  empörte  iNch  das  jadische  Volk,  wurde 
nach  der  Einnahme  von  Jerusalem  und  der  Zerstörung 
des  Tempels  70  n.  Chr.  verjagt,  in  alle  Welt  zerstreuet, 
vorloc  sein  Vaterland,  das  sp&ter  (636  n.  Chr.)  an  die 
Araber  fiel,  die  es  sehr  bevölkerten,  dann  (1078)  an 
die  Türken. 

Wie  durch  Jesus  Christus  die  christliche  Religiotf 
begründet,  wie  sie  schnell  eine  grosse  Verbreitung,  vor« 
nuglich  unter  keltischen,  gothischen  und  slawischen  Völ- 
kern erhielt,  kann  hier  nicht  n&her  berührt  werden. 

In  Palästina  selbst  ist  die  alte  Landessprache  —  das 
HeMUsche  —  ganz  ausgestorben,  hier  wird  nur  arabisch 
gesprochen,  das  alte  Hebräisch  ist,  als  Volkssprache  der 
Hebr&er,  seit  fast  9000  Jahren  ausgestorben,  hat  sich  nur 
in  der  Cultns  -  und  Gelehrtensprache  erhalten.  Die  He- 
bräer nahmen  meist  die  chald&ische  Sprache  an,  woraus 
der  ohiddäisch- hebräische  Dialekt  entstand.  Im  11.  Jahr- 
hundert suchte  man  das  alte  Hebräische  herzustellen ,  wo- 
durch sich  das  Rabbinische  bildete,  die  jetzige  Sprache  der 
gelehrten  und  gebildeten  Juden. 

Die  Hebräer,  obwohl  sie  kein  Vaterland  mehr  haben, 
über  ganz  Europa  und  andere  Welttheile  verbreitet^  zwischen 
Christen  und  NichtChristen  leben,  häufig  verfolgt  wurden, 
hielten  dennoch  fest  an  ihrer  alten  heiligen  Religion,  wurden 
weder  Christen  nochMuhammedaner;  so  bilden  sie  eine  alte, 
ehrwürdige  Nationalität,  zusammengehalten  durch  Cultus 
und  Sprache,  so  viel  sie  auch  erdulden  mussten. 

Q  Die  phönizische  und  syrische  Nationali- 
tät. Gleich  über  Palästina,  an  der  unwirthbaren  syri-* 
sch^i  lUiste,  längs  dem  Fusse  des  Gebirges  Libanon  liegen 

Keftntoio  Ktlt  ARertfa.    IL  B4.  U.  Abfh.  16 


—    242    — 

gfotsd  sichere  H&fen^  bey  welchen  die  St&dte  Sidon  (jetso 
Saida)^  später  Tyrus  (das  nach  Heredot  2300  Jahre  vor 
seiner  Zeit,  also  vor  länger  als  4600  Jahren  erbauet  seyn 
soH),  noch  später  Arados  und  Tripolis  sich  erhoben, 
BU  denen  ein   kleiner  Landstrich   gehörte;    hier  war  das^ 
eigentliche  Phönizien,  als  Land  ganz  ohneBedeatong; 
hier  hatten  die  Phönizier  ihren  Ursitz,  die  in  mancher 
Hinsicht  das  interessanteste  der  alten  Völker   sind,   von 
mächtiger  geschichtlicher  Bedeutung ,  die  sie  vorzugsweise 
durch  den  Handel  mit  indischen  und  arabischen  Prodocten, 
wie  durch  ihre  überall  verbreitetei)  Colonien  erhielten-,  die 
Handel,  Wissenschaft   und  Kunst  beforderten.     Wie  iih 
Mittelalter  Venedig,  von   einer  unbedeutenden  Insel  aus, 
auf  welcher  die  Mutterstadt  kaum  Platz  hat,  den  Welthan- 
del in  Händen  hatte' und  überall  mächtig  eingriff,  so,  and 
noch  im  grossem  Maassstabe,  standen  einst,  über  3000 
Jahre  früher ,  die  phönizischen  Städte  Sidon  und  Tyrus  da, 
mit  nicht  geringerer  Cultur ,  die  durch  6  Jahrhunderte  we- 
nigstens den  Welthandel  in  Händen  hatten ,  durch  diesen 
überall  hin  einwirkten,    ungeheure  Reichthümer  erwarben^ 
die   höchste  Industrie  entwickelten,    Kunst  und  Wissen- 
schaft forderten.     Wie  man  jetzo  schöne  Sachen  gern  eng- 
lische nennt,  weil  die  englische  Industrie  auch  das  Treff- 
lichste fertiget,  so  hiess  im  Alterthume  alles  Schöne  und 
Grosse  sidonisch  oder  phönizisch,  auch  mögen  jene 
phönizischen  Städte  damals  auf  den  Beschauer  einen  nicht 
kleinern   Eindruck  gemacht  haben,   als  jetzo   das  stolze 
London.    So  klein  das  Mutterland  war,  desto  weiter  reich- 
ten die  Colonien ,  die  Handelsbeziehungen  und  der  Einfluss 
auf  fremde  Völker ,  der  leichter  und  dauernder  durch  Han- 
delsvortheile,  als  rohe  Macht  gewonnen  wird. 

In  welchem  Zeiträume  Phönizien  "Seine  Grösse  griin- 
dctc,  ist  uns  ganz  unbekannt,  es  wurde  vielleicht  in  jener 
uralten  Zeit  durch  den  Handel  gross^  wo  es  Aegypten  durch 
den  Ackerbau  wurde.  Ueberhaupt  ist  uns  die  innere  Ge- 
schichte dieses  Staates  sehr  dunkel ,  da  leider  die  phönizi- 
sche  LHteratur  gänzlich  unterging.  Um  1*50  v.  Chr.  vcr- 
fasste  Sanchuniathon  ein  Werk  über  phönizische  Geschichte 


—    S«3    — 

«nd  Religiös,  von  dem  eich  nur  wenige  Brucbelveke  im 
griechischen  Gewände  erhalten  haben. 

Lange  vor  Troja's  Zeratorung,  in  der  vor-griechieehen 
Zeit,  ehe  die  Pelasgier  sich  helleniairten ,  ehe  griechische 
Staaten  entstanden,  da  mag  Phönizien  schon  auf  dem  Gipfel 
seiner  Macht  gestanden  haben ;  denn  phonizischer  Einfluss 
war  es  wohl  vorzugsweise,  durch  welchen  aus  dem  kel- 
tisch-pclasgischen  Wesen  sich  das  Hellenen-  oder  Grie- 
chen thum  entwickelte.  ' 

Einen  sehr  langen  Zeitraum  hindurch  bUeb  Phönizien 
wohl  ziemlich  unangefochten;  um  590  v.  Chr.  führte  es 
einen  unglücklichen  Krieg  gegen  Aegypten,  um  570  v.  Chr. 
wurde  das  Land  von  den  Babyloniern  unter  Nebukadnezar 
erobert,  was  nur  eine  voriibergchende  Calamitat  war,  bald 
kam  es  unter  persische  Hoheit  (553  v.  Chr.),  was  auch 
nicht  von  wesentlichem  Einflüsse  ward,  aber  333  eroberte 
Alexander  mit  seinen  Macedoniern  Tyrus ;  nun  zog  sich  der 
Handel  meist  nach  dem  von  ihm  gegründeten  Alexandria 
in  Aegypten,  das  Land  verblühete,  die  Macht  starb  ab; 
64  V.  Chr.  kam  es  unter  romische  Herrschaft;  636  n.  Chr. 
unter  arabische,  und  endlich  1078  unter  türkische  Despotie 
wo  es  ganz  zu  Grunde  ging. 

Die  phonizische  Nationalitat  ist  völlig  vernichtet,  war 
als  solche  nicht  wesentlich  verschieden  von  der  S3rri8chen, 
ihre  Sprache  wird  der  cananitischen  und  hebräischen  sehr 
ähnlich  gewesen  seyn,  und  viel  davon  dürfte  sich  im  Syri- 
schen erhalten  haben. 

Phoniziena  Landhandel  ging  durch  Syrien  nach  Me- 
sopotamien ,  Babylon,  Persien,  Arabien^  Indien ;  der  See- 
handel hatte  seit  ältester  Zeit  das  reiche  Spanien  in  Händen 
wie  den  ganzen  Zinnhandel  mit  dem  keltischen  Britannien; 
man  fuhr  einerseits  wahrscheinlich  in  die  Ostsee  um  Bern- 
stein zu  holen,  und  umschiffte  andererseits  Afrika  (600  v. 
Chr.).  An  grossen  geographischen  Kenntnissen  kann  es 
daher  nicht  gefehlt  haben. 

Das  Centrum  der  Thitig^eit  war  das  Mittelmeer,  wo 
Phönisien  an  allen  Küsten  Factoreien  und  Colonien  hatte, 
die  sich. bis  zum  schwarzen  Meere  ausdehnten;   sie  ver- 

16* 


—    244    — 

breiteten  sich  aber  Nordafrika ,  wo  Carthago  blübete^  sich 
später  selbstständig  machte,  über  Kleinasien,  Griechenland, 
Sidlien,  Italien,  Corsika  u.  s.  w. 

In  Kleinasien  und  Griechenland  kamen  so  die  kelti«- 
sehen  Pelasgier  mit  den  Phöniziern  in  sehr  innige  Besie* 
hang,  sahen  hier  Wissenschaft  und  Kunst  unter  gans 
andern  Verhältnissen  blühen,  begannen  die  starren  Formen 
des  Keltenthumes  abzustreifen  ]  die  Macht  der  Priesterkaste 
und  die  Adelsaristokratie  wurde  gebrochen,  man  nahm,  die 
phönizische  Schrift  wenn  auch  mit  grossen  Modificationen 
an,  und  die  Schrift  kam  ins  Volk,  man  übernahm  theil- 
weise  die  phönizische  Gotterlehre,  die  gräcisirt  wurde, 
man  bauete  Tempel  nach  phöoizischer  Art,  und  es  traten 
die  Pelasgier  in  so  veränderter  Gestalt  nun  als  Helle«- 
neu  auf. 

Bey  den  Phöniziern  waren  alle  Zweige  der  Wissen- 
schaft sehr  ausgebildet,  Geographie,  Geschichte,  Astrono- 
mie, Philosophie  u.  s.  w.,  ihre  Industrie  stand  auf  hoher 
Stufe;  ihr  Glas,  Purpur,  feine  Leinwand,  ihre  Aibeiten 
in  Metall,  Stein,  Elfenbein  und  Holz  waren  sehr  berühmt, 
ihre  Architectur  war  schön  und  prachtvoll.  Dortige  Künst- 
ler genossen  einen  grossen  Ruf,  und  hej  dem  Baue  des 
prächtigen  Jchova- Tempels  in  Jerusalem  (um  1000  v. 
Chr.)  erbat  sich  König  Salomo  vom  Könige  Hieram  phöni- 
zische Bauleute,  wie  Schiffszimmerleute. 

Die  phönizischen  Pracbtgebäude  waren  nicht  so  co- 
lossal  als  die  ägyptischen,  aber  meist  kostbarer,  das  Ge- 
täfel der  Seitenwände  wurde  gern  mit  Goldblech  überzogen, 
viel  Elfenbein  zur  Verzierung  angewendet.  Steinbilder 
waren  seltner  als  Holzbilder ,  überzogen  mit  Gold.  Die 
phönizischen  Städte  hatten  alle  prächtige  Tempel ,  wddie 
die  Götterbilder  umschlossen ,  die  den  Griechen  als  Vorbil- 
der gedient  haben  werden.  König  Hieram  soll  die  Haupt- 
tempel in  Tyrus  erbauet  haben,  geweihet  dem  Melkarth 
oder  Herakles  und  dem  Bei  Samen  oder  Zeus  Olympios. 

Ein  reger  Bergbau  wurde  vorzüglich  auf  der  be- 
nachbarten Insel  Cypern  betrieben,  der  phönizischen  Küste 


—    245    — 

i;egenfiber  bolegen ,  doch  lieferte  Spanien  wohl  dM  meisle 
Metall. 

Uober  phonisiache  Philosophie,  Religion  und  Mytholo- 
gie wissen  wir  sehr  wenig,  die  Cosmologie  war  der  mosai- 
schen  sehr  ähnlieh  und  man  huldigte  einem  sehr  lasctven 
Naturdienste,  verehrte  die  Gestirne,  hatte  viele  Oi^tter,  die 
als  Uranos,  Kronos,  Onka  (Athena),  Zeus,  Belos,  ApoUe^ 
Malkarth  (IIerenles)'be2eichnet  werden  und  in  modiflcirter 
Gestalt  9bu  den  Griechen  übergegangen  sejrn  durften. 

Eine  Priesterkaste ,  der  die  Gelehrsamkeit  angehörte, 
mit  wiohtigem  politischem  Einflüsse  und  einer  eigenen  heili» 
gen  Schrift,  wie  in  Aegypten,  wird  nicht  vorhanden  gewe* 
sen  se3m,  die  Schreibkonst  und  Wissenschaft  hatte  weU 
das  ganze  Volk  in  Besitz. 

Der  Todtencultus  ist  sehr  unbekannt,  eigenthümüch 
scheinen  den  Phöniziern  hohe  Todtenthörme  gewesen  zu 
seyn,  die  iiber  wo  möglich  in  Felsen  gehauenen  Gr&bern 
standen« 

Die  VeHassung  war  erst  eine  beschrankt  monarchi- 
sehe,  später  bildeten  die  einzelnen  Städte  föderirte  Repu» 
büken,  an  deren  Spitze  Oligarcben,  oder  gewählte  Richter 
—  Suffetes  —  standen,  und  die  griechischen  Republiken 
mögen  diesen  nachgebildet  seyn. 

Eine  reiche  Litteratur  ist  gänzlich  untergegangen. 


Von  dem  kleinen  phönizischen  Küstenstriche  nördlich 
bis  Kleinasien  und  östlich  bis  zur  Wüste,  wohnten  die 
Syrer  oder  Aramäer,  von  denen  diese  ganze  Küste 
des  Mittelmeeres,  von  Aegypten  bis  Kleinasien  den  Namen 
Syrien  trägt.  Diese  Syrer  werden  mit  dea  Phöniziern 
und  Cananitem  nur  Eine  Nationalität  mit  ziemlich  gleicher 
Sprache  gebildet  haben.  , 

In  der  uns  wenig  bekannten  ältesten  Geschichte  be» 
standen  mehrere  kleine  Staaten  neben  einander,  unter  wel- 
chen das  uralte  Damascus  oder  Hamath  (lange  Hauptstadt 
von  Cöle- Syrien)  hervorragte,  schon  um  SOOO  v.  Chr., 
welches  nach  Salomon*s  Zeiten,  um  1000  v.  Chr.,  ein  be- 


—    246    — 

deutendes  Reich  bildete  ^  zu  dem  Judaea  und  die  N'ach- 
barstaaten  gehörten,  das  ganz  phönizische  Cultur  gehabt 
haben  wird.  Dieses  kam  um  770  v.  Chr.  unter  assyrische 
Herrschaft,  theilte  dann  die  Schicksale  des  persischen 
Reiches,  wurde  von  Alexander  erobert,  und  bildete  nach 
dessen  Tode,  mit  Inbegriff  der  persischen  Provinzen,  das 
Königreich  Syrien  unter  den  Seleuciden  oder  den  syro-mace- 
donischen  Königen ,  (wo  in  den  blühenden  Städten  die  grie- 
chische Sprache  Verbreitung  erhielt) ;  fiel  dann  in  die  Hände 
der  Römer,  (wo  Antiochia  als  Hauptstadt  sehr  aufbluhete}, 
der  Araber,  und  endlich  der  Türken,  wo  es  ganz  verödete. 
Die  llamascener-Klingen  erinnern  an  die  grossen  Waffen- 
fabriken, die  hier  lange  bestanden. 

Früher  war  das  Land  mit  Städten  und  Prachtgebäuden 
bedeckt,  berühmt  war  ein  Haupttempel  der  grossen  syri- 
schen Götter  zu  Hierapolis,  jetzo  Baalbek  (wo  man  neuer- 
lichst grossartige  Ruinen  aufgefunden  hat,  die  eine  wichtige 
Ausbeute  geben  können),  zu  Emesa,  jetzo  Hims  u.  s.  w. 
In  den  syrischen  Städten  herrschte  eine  Pracht,  Industrie 
und  ein  Luxus,  der  kaum  zu  beschreiben  ist.  Zu  diesen 
gehörte  auch  Palmyra  in  der  Wüste,  eine  sehr  alte  Stadt^ 
die  im  3.  Jahrhundert  n.  Chr.  unter  der  Königin  Zcnobia 
grosse  Eroberungen  gemacht  hatte,  tS75  von  den  Römern 
zerstört  wurde,  von  deren  Grösse  mächtige  Ruinen  zeigen. 

Die  alt -syrische  Sprache,  die  längs  der  ganzen  syri- 
schen Küste  geredet  unirde,  ist  jetzo  hier  so  gut  als  ganz 
verschwunden,  durch  die  arabische  ganz  verdrängt,  findet 
sich  aber  noch  in  den  alten  Kirchenbüchern  angewendet. 
Gesprochen  wird  das  Neu- Syrische  von  den  syrischen 
Christen  oder  Nestorianern,  die  aber  meist  in  Kurdistan 
(Persien,  früher  Assyrien)  leben.  Die  jetzige  Einwohner- 
schaft bestehet  aus  Griechen,  Arabern  (theils  ansäs- 
sigen Fellah's,  theils  nomadischen  Beduinen),  Turkoma- 
nen,  Kurden,  im  Libanon  aus  Drusen  oder  Dursen 
(die  wahrscheinlich  als  Ituraei  seit  ältester  Zeit  jene  Ge- 
genden bewohnten),  den  verwandten  Maroniten  und 
Nosairen. 


—    24T    — 

g)  Die  obald&ische  oder  babyloniech-assy— 
rieche  Nationalität.  Durch  den,  Indien  benachbarten 
pereiacfaen  Meerbusen  und  durch  die  in  denselben  mün- 
denden m&ehtigen  StrAme  Buphrat  und  Tigris  mag  indische 
Cultur  früher  vielleicht  in  die  weiten  Gebiete  dieser  Flüsse 
gekommen  seyn^  als  nach  Aegypten  und  an  die  Küsten 
des  Mittelmeeres,  durch  welche  der  babylonische  unA 
nördlicher  der  assyrische  Staat  von  der  chaldäi- 
sehen  Nationalit&t  begründet  wurden,  su  der  Meso-- 
potamien  gehörte,  vom  Tigris  bis  zur  Wüste,  welcher 
auch  die  Syrer,  von  der  Wüste  bis  aum  Mittelmecr  sehr 
nahe  standen.  Dieser  grosse  chaldäische  Stamm  wird 
begrenat  westlich  von  der  modisch  -  persischen ,  nördlich 
von  der  armenischen  Nationalit&t;  er  hat  für  die  älteste 
Weltgeschichte  eine  sehr  grosse  Bedeutung,  war  lange 
Zeit  der  Träger  einer  hohen  CuUurstnfe. 

Der  untere  Theil  dieses  Landes ,  von  Bagdad  bis 
8ur  Vereinigung  der  beiden  Ströme  beyKomeh  und  von 
hier  bis  an  den  Meerbusen,  ist  das  durch  unglaubUehe 
Fruchtbarkeit  ausgezeichnete  Babylon ia,  welches  einst 
durch  unzählige  Bowässerungs  -  Canäle  durdiseknitten 
wurde.  Diese  unendliche  Ebene  ist  von  Steinen  gans 
entblösst,  alle  Bauwerke  hier,  so  grossartig  sie  auch  sejm 
mochten,  wurden  von  Lehmsteinen  und  Asphalt  aufge- 
führt, nur  selten  mit  Gjrps  und  Marmor  bekleidet,  alle 
wurden  daher  leicht  ein  Raub  der  Zeit,  bilden  nun  unge- 
heure Schutt- Hügel,  erhielten  sich  nicht  wie  die  Stein- 
bauten in  Aegypten. 

Wo  beide  Flüsse  sich  nähern,  lag  das  uralte  Babel 
oder  Babylon  an  beiden  Ufern  des  Euphrat  in  einer  un- 
geheuren Ausdehnung,  gewiss  weit  älter  als  S500  Jahre 
v.  Chr.  Nach  langer  Blüthe  wurde  es  von  den  Persem 
zerstört;  nicht  weit  davon  entstand  unter  griechischer 
Herrschaft  das  prächtige  Seleucia;  nach  dessen  Zerstö- 
rung baueten  die  Parther  ohnweit  davon  Ktesiphon,  dies 
vernichteten  die  Araber  und  baueten  etwas  nördlicher 
Bagdad,  welches  —  wie  die  frühern  Orte  —  mehrere 
Jahrhunderte  die   glänzendste  Stadt  der  Welt  war,    wo 


—    248     - 

bey  einer  swhllosen  Bevölkerung  WissenschiJEi  und  Kunst 
blüheten. 

In  jenen  weiten  Gegenden,  deren  Geschichte  so  weit 
sIs  die  ägyptische  heraufgehen  mag,  spielte,  so  viel  wir 
wissen,  ssuerst  der  Staat  As sur  oder  Assyria  die  wich- 
tigste Rolle,  dessen  Cetrum  Niniveh  war,  am  östlichea 
tJfer  des  Tigris,  dem  jetzigen  M osul  gegenüber,  das  schon 
vor  l&nger  als  vier  Jahrtausenden  von  Wichtigkeit  gewe- 
sen seyn  mag.  Zwölf  bis  fünfzehn  Hundert  Jahre  scdl 
eine  Reihe  von  einheimischen  Königen  regiert  haben,  unter 
denen  schon  Armenien  und  Cappadocien  mit  dem  Reiche 
verbunden  wurden.  Man  hebt  besonders  den  Ninus  und 
seine  Gemahlin  Semiramis  hervor,  die  etwa  um  SOOO  v. 
Chr.  Babylonieo  mit  Assyrien  vereinigten;  später  kamen 
noch  Medien,  Persien,  Mesopotamien,  Syrien,  Judäa  und 
Kleinasien  zu  dem  Reiche.  Unter  Sardanapal  oder  Sarak, 
dem  letzten  der  D}n]astie,  zerfiel  (um  800  v.  Chr.)  diese 
Macht,  aus  ihren  Trümmern  erhoben  sich  Medien  «nd 
Babylonien,  nachdem  Niniveh  etwa  600  v.  Chr.  zerstört 
war,  kam  der  Sitz  der  Regierung  nach  Babylon. 

Babylonia  oder  Sennaar  mag  das  älteste  Reidi 
jener  Gegend  seyn,  hatte  seit  jeher  eigene  RegentMi, 
kam  dann  unter  assyrische  Herrschaft,  von  dieser  be- 
freiete  es  Nebukadnezar,  der  nach  der  Zerstörung  von 
Niniveh  (600  v.  Chr.)  die  babylonische  Macht  gründete, 
Syrien,  Phönizien,  Judäa,  selbst  Aegypten  und  Aethio- 
pien  (um  752  v.  Chr.)  eroberte.  Jetzo  erhielt  Babylon 
die  höchste  Wichtigkeit,  es  wurden  die  ungeheuersten 
Bauwerke  aufgeführt;  die  Stadtmauer  soll  87'  dick,  SSO' 
hoch  gewesen  seyn,  60  Meilen  im  Umfiinge  gehabt  haben. 
Nach  blutigen  Kriegen  eroberten  die  Perser  unter  Cyms 
das  Land  und  die  Stadt  Babylon  (um  538  v.  Chr.); 
später  wurde  es  die  Beute  der  Macedonier  unter  Alexan- 
der (855  V.  Chr.),  dann  der  Parther  (im  heutigen  Kho- 
.jrasan)  von  S50  v». Chr.  bis  115  n.  Chr.,  dann  der  Rö- 
jaer,  die  unter  Tnyan  (115  n.  Chr.)  siegreich  in  Babylon 
einzogen,  Assyrien  und  alle  Länder  bis  Indien  zur  remi- 
<sohen  Provinz    machten.      Später    zogen  die  Araber  Mn 


(651  n.  Chr.) 9  eodlich  fl^  es  den  Tvrken  m  (18t7 
B.  Chr.).  Das  alte  Babylonien  und  Chaldäa  bildet  jelao 
die  türkische  Provinz  Irak  Arabi,  su  Mesopetamien  ge- 
hirigy  ist  gans  verMet  and  wird  meist  von  diebischen 
Ambem  durehsogen,  die  alte  Bevölkerung  ist  bmi  spnrlos 
verwischt. 

Die  chaldäische  Nationalität^  die  lange  Zeit  einen 
grossen  Theil  der  civilisirten  Welt  beherrschte,  anf  dem 
hdchsten  Qipfel  der  Cultur,  des  Reichthames  and  Lans 
stand,  allmahlig  fast  ganz  zu  Grande  ging,  ist  in  man- 
niehfiMsber  Hinsicht  von  vielem  Interesse.  Obwohl  in  der 
Nahe  von  Indien  und  Aegypten,  stehet  sie  doch  sehr 
eigenthümlich  da,  oharacterisirt  durch  Sprache,  Religion, 
Regierung  und  Kunst. 

Die  chald&ische  Sprache,  das  ake  Babytoni«- 
sehe  und  Assyrische  —  nur  durch  den  Tigris  geschie- 
den —  war  dem  Phönizischen,  Syrischen,  Cananitischen 
uimI  Hebriusdieii  sehr  verwandt,  und  ist  in  der  Ueimalh 
ganz  ausgestorben,  wo  man  hat  nur  arabisch  sprechen  h6it. 
Vennengt  nüt  Arabischem  und  Kurdischem,  wird  das  Chal- 
daiscbe,  oder  eigentlich  Neu-*Syri8che  nur  von  den  christ- 
liehen Nestorianem  gesprodien,  besonders  von  denen,  die 
abgeschlossen  im  Innern  von  Kurdistan,  in  Dschnmalirik 
wohnen  und  ganz  ohne  politische  Bedeutung  sind. 

Man  halte  eine  gewöhnliche  Cursivschrift;  der 
hebräischen  ähnlich,  aber  daneben  vorzuglich  für  mont^- 
mentalen  Gebrauch,  statt  der  ägyptischen  Hieroglyphen, 
die  ganz  eigenthümliche  Keilschrift,  in  welcher 
ketlartige  Zeichen  die  Stelle  von  Buchstaben  vertreten, 
•die  in  Babylon  erfunden  seyn  mag,  in  dessen  Humen 
man  noch  vide  Backsteine  und  Cylinder  mit  Keilschrift 
findet.  Sie  ging  dann,  wahrscheinlich  etwas  verändert, 
za  den  Assyrem  über,  nnd  von  dieser  Art  Schrift  hat 
sieh  Bedeutendes  erhalten  iil  der  langen  Inschrift,  mit 
welcher  Semiramis  die  Felsen  ven  Wan  und  andere  assy- 
rische Könige  die  Hauern  ihrer  Paläste,  wie  von  Ninii^ 
beded&t  haben;  sie  durfte  dann  auf  Medien  äbertragen, 
und  einer  neuen  Sprache  angepasst  seyn ;  endlicji  wurde 


—     250     - 

sie  von  den  Persern  noch  einmal  vereinfacht  und  auf 
ihre  Sprache  angewendet.  Die  Könige  der  verschiedenen 
L&nder  benutzten  diese  Keilschrift,  um  damit  —  gleich 
den  ägyptischen  Hieroglyphen  —  ihre  Thaten  der  Nachwelt 
au  verkünden.  Man  kennt  mehrere  grosse  Felsen -In- 
schriften in  Persien,  wie  die  berühmte  des  Darius  Hys- 
uspes  ( Daragawusch )  an  dem  Felsen  von  Bissutnm 
ohnweit  Kermanschah  in  Kurdistan  von  450  Zeilen  in 
persischer  Sprache,  und  zwey  andere,  welche  die  modi- 
sche und  babylonische  seyn  werden.  Am  häufigsten 
sind  sie  im  alten  Assyrien ;  man  hat.  schon  über  50  bey 
Wan,  über  200  in  Khorsabad  und  mehr  noch  bey  Nlm- 
rod  gefunden.  In  den  jetzo  aufgedeckten  Pallästen  von 
Niniveh  ist  Alles  damit  überdeckt,  wie  in  Aegypten  mit 
Hieroglyphen.  Diese  Keilschrift  verscholl  seit  Alexan- 
ders Zeiten,  war  gänzlich  vergessen;  erst  gegenwärtig 
hat  man  sie,  wenigstens  die  zur  persischen  Sprache  ge- 
hörigen Theile,  zu  entzifiem  angefangen  besonders  durch 
die  Bemühungen  von  Rawlinson,  Benfey,  Lassen  u.  s.  w. 
Man  konnte  nicht  an  grossen  Prachtgebäuden  zwei- 
feln, die  in  jenen  Gegenden  gestanden  haben  mussten, 
aber  vergeblich  suchte  man  nach  Ruinen;  erst  in  jüngster 
Zeit  sind  Reste  von  colossalen  Bauwerken  unter  den 
mächtigen  Schnttbergen  entdeckt,  welche  einen  BegriflF 
von  der  grossartigen  chaldäischen  Baukunst  geben.  Der 
Franzose  Botta  hat  Reste  aufgedeckt  von  Niniveh  oder 
einer  gleich  alten  Stadt  bey  dem  jetzigen  Khorsabad, 
und  bald  fand  der  Engländer  Lagard  älmliche  ftuinen 
südlich  von  Niniveh,  am  Einfluss  der  grossen  Jab  in  den 
Tigris,  in  dem  Hügel  Nimrod  genannt.  Es  sind  Reste 
von  ungeheuren  Pallästen,  aus  Backsteinen  erbauet,  unten 
mit  <3yps  und  Marmor  bekleidet,  mit  steinernen  Thoren, 
Obelisken  und  Figuren;  Basrelifs,  wie  Malereien  verzie- 
ren die  Wände,  und  Alles  ist  mit  Keilschrift  bedeckt 
Im  Innern  hat  man  eine  Menge  der  schönsten  Kunst- 
nadien,  aus  Erz,  Stein,  Thon  u.  s.  w.  gefunden;  Alles 
rerräth  den  grossten  Lnxus,  die  vollendetste  Kunst,  die 
vor  4  bis  6  Jahrtausenden,    lange  vor  der  griechischen 


—    »H    — 

Zeit  herrscht«.  Ganze  Reihen  gichtiger  Sehottberge, 
die  weit  herum  liegen,  werden  ähnliche  PalMete  und 
Sdiatze  enthalten,  und  die  jetzo  gegründeten  assyrischen 
Museen  in  Paris  vne  liondon  werden  von  immer  grös- 
serem Interesse.  Auch  von  Ktesiphon,  der  Winterresidens 
der  parthischen  Könige  und  dem  gegenüber  liegenden 
Seleuda  sind  grosse  Reste  aufgefunden;  weiterbin  liegen 
die  bekannten  Ruinen  des  jungem  Pahnyra  oder  Tadmor 
in  der  Wüste,  und  ahnliche  Alterthumer  finden  sich  in 
Kleinasien,  in  der  Nähe  der  alten  Stadt  Spondus  in  Cap- 
padocia,  wo  die  Felsen  mit  Figuren  und  Reliefs  bedeckt 
sind,  ganz  ähnlich  denen  von  llisutum.  Diese  Reste  wer^ 
fen  auch  ein  Licht  auf  die  eolossalen  Bauwerke,  die  wir 
nur  aus  der  Litteratur  kennen,  auf  die  steinerne  Brücke, 
die  Semiramis  über  den  so  breiten  Eüphrat  bauete,  auf 
den  bekannten  Tliurm  zu  Babel  oder  Tempel  des  Baal 
so  Babylon  von  600'  Höhe,  auf  die  hängenden  Gärten 
der  Semiramis  u.  s.  w.  Statuen  von  Gold,  SUber,  Brz, 
Stein  waren  sehr  häufig ,  nidit  wen^fer  kimstTell  ge- 
schnittene Steine,  Mie  auch  die  schönsten,  kostbarsten 
Gewänder. 

Die  uns  sehr  wenig  bekannte  Religion  der  Chal- 
däer  dürfte  von  einem  Naturdienste  ausgegangen  sejm, 
in  welchem  die  Gestirne,  besonders  die  Planeten  verehrt 
wurden,  denen  man  den  mächtigsten  Einfluss  auf  die 
Erde  und  die  Geschicke  des  "Menschen  zuschrieb;  mit 
tiefer  Kenntniss  der  Astronomie  verband  man  die  Astro- 
logie. Die  Planeten  dürfiton  in  den  grossen  gräoisirten 
Göttern  Saturn,  Jupiter,  Mars,  Merkur,  Venus  und  Diana 
personificirt  seyn,  dann  wurden  auch  wohl  Menschen, 
besonders  grosse  Herrscher  verehrt.  Aus  der  Consteli- 
lation  der  Gestirne  dem  Menschen  die  Zukunft  zu  ver- 
kundigen, war  ein  wichtiges  Attribut  der  Priesterschaft, 
die  in  hoher  Achtung  stand,  aber  nicht  eine  so  poUtiseh 
mächtige,  herrschende  Kaste  bildete  als  in  Aegypten. 
Diese  gelehrten  Magier  oder  chaldäischen  Priester  wa- 
ren durch  das  ganze  Alterthum  sehr  berühmt,  auch  bis 
in  späte  Zeit,    bis  das  Christenthum  herrsdiend  wurde, 


£Mt  in  aMen  Ländern  unter  dem  Namen  der  Chald&er 
zu  finden^  und  ihre  Mag ia,  von  grosser  Bedeutung  bey 
den  Griedien  und  Hörnern,  hat  sich  erst  in  neuerer  Zeit 
verwischt^  wo  aus  ihr  die  experimentelle  Physik  her- 
vorging. -     ' 

Was  den  Todtencultus  betrifft,  so  mumisirten 
die  Chaldaer  ihre  T^dten  nicht,  wie  die  Aegyptier;  aber 
sie  setzten  sie  gern,  wo  es  möglich  war,  in  Felsen- 
gräbern bey,  die  bald  einfach,  bald  äusserlich  schön 
geschmückt  sind.  Häufig  finden  diese  sich  in  Assyrien, 
auch  im  kleinasiatischen  Phrygien  und  Lydien,  wo  die 
Felsen  wie  in  Äegypten  zu  Orabkammern,  Wohnungen 
und  Tempeln  ausgehöhlt  sind.  Neuerlich  hat  Texier 
(Description  de  TAsie  mineur)  bey  dem  alton  Synnada 
(berühmt  wegen  seiner  Marmorbrüche)  die  Gräber  der 
phrygischen  Könige  entdeckt,  die  alle  in  Felsen  gehauen 
und  gut  erhalten  sind;  das  Grab  des  Midas  hat  eine 
lange  Inschrift,  die  äussere  Oberfläche  des  Felsens^  400 
D  Meter  gross,  ist  mit  verschlungenen  Relief- Linien  be- 
deckt, hat  Pilaster,  Friese  und  einen  Fronton  mit  %  In- 
schriften, deren  Buchstaben  den  ältesten  griechischen 
gleichen,  die  Worte,  wohl  der  alt -griechischen  Sprache 
angehörig,  haben  nur  theilweise  Analogie  mit  griechi- 
schen; daneben  sieht  man  sehr  zahlreiche  Grabkammern 
und  unzählige  Zellen,  die  Spitzen  der  umliegenden  Fel- 
sen sind  in  Thürme  nusgehauen;  hier  scheint  Keltisches 
mit  Assyrischem  verbunden  zu  seyn.  Andere  Grabmale 
tragen  einen  mehr  griecliischen  Styl;  viele  enthalten  in 
Felsen  ausgehauene  Sarcophage  und  Nischen  (ur  Lampen. 

In  Assyrien,  Babylonien,  wie  in  Persien,  gab  es 
keine  Kasten -Eintheilung ,  und  absolute  Monarchien. 
Durch  Kleinasien  influirte  die  chaldäische  Cultur  auf 
Griechenland  und  andere  europäische  Länder.  Kleinasien 
mit  seiner  keltisch  -  pelasgischen  Bevölkerung  (welche  die 
Grabhügel  mit  keltischen  Alterthümem  errichtete)  kam 
früh  und  lange  vor  der  griechischen  Zeit,  in  innige 
Berührung  -  mit  der  cfaaldäischen  und  verwandten  pböni- 
sischen  NationaUtät,  Stand  lange  unter  deren  Herrschaft. 


jphrygisclim  und  IjrdiMhen  FursUft  schauen  gwui 
chaldäische  Sitte  und  Cultur  AOgenonunen  su  habea,  die 
allmählig  io  das  Volk  überging ,  wUuread'  zu  gieidMv 
Zeit  nnd  auf  ähnliche  Art,  ven  den  Küsten  des  Mitlet* 
meeres  aus  die  stammverwandten  Phönisier  wirkten.  Sc 
dnrchdrang  sich  hier  das  Semitische  mit  dem  JPetasgi- 
schen  nu  der  neuen  hellenischen  oder  griechischen  Na^ 
üonalitaty  es  entwickelte  sich  die  weichere ,  semitisirte^ 
griechische  Sprache  und  Schrift,  eine  semitisirte  Götter- 
lehre,  die  aber  die  alte  druidische  Volkareligion  nicht 
verdrängen  konnte,  und  eine  semitisirte  Kunst  mit  eigen- 
thümlichen  freien  Formen.  Auf  den  neuerlichst  entdeck- 
ten Basreliefs  vom  uralten  Nimrod  sieht  man  Kriegs- 
maschinen, den  Steinbock,  den  Thurm  auf  Radern,  die 
CatapuUe  u.  s.  w.,  deren  Erfindung  mau  den  Griechen 
zuschrieb,  die  aber  schon  viel  früher  von  den  Chaldiern 
angewendet  wurden,  denen  die  Griechen  sehr  Vieles  nach- 
geahmt haben. 

R  il  c  k  b  1  i  c  k. 

Ueberschauen  wir  die  älteste  Menschengeschichte, 
so  ergiebt  sich,  dass  —  abgesehen  von  den  Chinesen^ 
nach  der  indischen,  vorzugsweise  und  zuerst  der  semi- 
tische Stamm  als  der  Träger  einer  hohen  Cultur  and 
Industrie  auftritt,  über  welche  wir  keine  genügende  Chro- 
nologie haben,  die  aber  bis  mehr  als  5  Jahrtausende 
hinaufgehen  wird.  Nirgends  zeigt  sich  in  den  weiten 
Wohnsitzen  dieses  Volkstammes  eine  Entwickelung  der 
Cultur  aus  rohen  Anfängen,  am  wenigsten  aus  Hirten - 
und  Jäger^'ölkem,  sondern  sie  ist  gleich  vollkommen  aus- 
gebildet da^  schwankt  nur  bald  hier-,  bald  dorthin,  gehet 
nach  langen  Kämpfen  gänzlich  unter^  während  andere  Na- 
tionalitäten ihr  Haupt  erheben.  Ging  die  Cultur  auf  V51- 
ker- Schultern  von  Indien  aus,  kam  durch  den  persischen 
Meerbusen  nach  Chaldäa,  durch  den  arabisdien  naeh 
Aegypten,  nach  Syrien  und  Numidien,  so  hat  sie  sieh 
doch  in   allen   diesen    Ländern    eigenthümlich  modificirt, 


—    «M    — 

Stand  lange  in  Bluthe,  die  endlieh  abfiel,  and  diese  herrli- 
chen Länder  sind  nnn  in  die  grasslichste  Barbarey  verAtU 
len^  grosse  Nationalitaten  fast  spurlos  verschwunden.  Als 
bereits  lange  die  abessinische,  ägyptische,  chaldäische, 
syrische,  phönizische,  nnmidische  Cultur  und  Qrosse  ver- 
losclien  war^  -da  trieb  der  arabische  Zweig  die  herrlich- 
sten Bluthen^  als  kurzes  Meteor,  vermittelnd  die  alte  und 
neue  Zeit. 

Der  semitische  Stamm  bluhete  unter  sehr  verschie- 
denen Regierungsformen ;  Aegypten  mit  alle  seinen  Herr- 
lichkeiten, erscheint  als  ein  reiner  Priesterstaat,  Babylon 
und  Assyrien  stehen  unter  absoluten  Herrschern,  Phönizien 
und  Carthago  sind  freie  Republiken,  die  mit  geringen  Mit- 
teln an  Land  und  Leuten,  aber  ausgedehntem  Handel  Gros- 
ses efFcctuiren. 

Die  hier  erwähnte  älteste  Geschichte  ferner  Gegenden 
ist  von  der  neuem  kaum  wesentlich  verschieden.  Die 
damaligen  Staaten  waren  auf  ähnliche  Art  organisirt  als  die 
unsrigen,  es  gab  verschiedene  Stände  mit  Reichthum  und 
Armuth,  verschiedene  Religionen,  die  Schrift  war  sehr  ver- 
breitet, man  hatte  eine  reiche  Littcratur,  man  führte  Kriege 
mit  grossen  und  kleinen  Armeen,  Avie  jctzo.  Die  Cultur, 
Wissenscliafl  Kunst  und  Industrie,  standen  damals  wohl 
so  hoch  als  jetzo,  zum  Theil  niederer,  zum  Theil  höher, 
wenigstens  wurden  grössere  Kunstwerke  aufgerichtet  als 
jetzo.  Nicht  Cultur  und  Wissenschaft^  im  Allgemeinen  be- 
trachtet, dürften  seit  jener  Zeit  gestiegen  seyn^  nur  die 
Träger  davon,  die  Individuen,  die  Völker  haben  sich  ge- 
ändert, sich  im  Speciellen  entwickelt;  das  Menschenge- 
schlecht als  Ganzes  dürfte  unverändert  geblieben,  schwer- 
lich fortgeschritten  seyu,  Avenn  Avohl  Avir  in  einzelnen 
Theilcn  höher  stehen  als  das  Alterthum.  Die  Cultur  hat 
sehr  viel  Terrain  gcAVonnen,  sehr  viel  verloren. 

Neben  den  cultivirten  Völkern  lebten  von  jeher  rohe, 
nomadische  und  wilde  Stämme,  die  jetzo  noch  auf  der- 
selben Stufe  stehen  werden  als  vor  5000  Jahren,  zu  deren 
Umbildung  noch  keine  Aussicht  ist.  . 


t)  Der  persische  eder  iranische  Stftttmi.  Der 
sehr  eigenihfiiiiliche  persische  Staann  hat  von  jeher  in 
den^  neisl  gebirgigen  weiten  Gegenden  gelebt  ^  die  sich 
von  Indien  bis  gegen  den  Euphrat  und  das  caspische 
Meer  hinstehen.  Hier  liegen  jetzo  die  Staaten  Iran,  Ariana 
oder  Per sien,  awischen  dem  caspischen  und  persischen 
Meere  (das  alte  Media),  Afghanistan  (das  alte  Bactriana) 
und  südlicher,  längs  dem  arabischen  Meerbusen,  Belu-> 
d  seh  ist  an  (das  alte  Gedrosia}^  welche  beide  das  alte 
Persia  im  Allgemeinen  bildeten,  zu  welchem  mehrere, 
zeitweise  herrschende  Reiche  gehörten,  als  Hyrcania 
(jelzo  Masanderan,  Dahestan  und  Turkistan),  lings  dem 
caspischen  Meere,  und  Parthift  (jetzo  Taberistan  und 
Khorasan)  mit  Persis  (früher  Pars,  jetzo  Pars),  Cara- 
mania  (jetzo  Kerman),  beide  am  persischen  Meerbusen, 
und  S  u  8  i  a  n  a  (jetzo  Khuhistan)  am  Tigris  und  persischen 
Mccrc,  6  e  d  r  0  s  i  a  (jetzo  Beludschistan),  Bactriana  (jetzo 
Afghanistan).  Nach  der  iranischen  Provinz  Pars,  Persis 
oder  Fars  nannte  man  friiher  die  östlich  nach  Indien  hin 
gelegenen  Länder  Persia,  während  man  jetzo  die  mehr 
westlich  gelegenen  Länder  damit  bezeichnet. 

Die  erwähnten  alten  Reiche  mögen  lange  Zeiträume 
neben  einander  bestanden  haben ,  ohne  dass  wir  etwas 
Näheres  von  ihnen  wissen,  sie  treten  in  die  Geschichte, 
als  sie  von  den  Assyrern,  die  unter  Ninus  eine  grosse 
Monarchie  entwickelten,  allmählig  erobert  wurden,  und  sie 
mögen  gegen  1 400  Jahre,  bis  zum  Sardanapal  unter  assy- 
rischer Herrschaft  gestanden  haben.  Nun ,  (etwa  800  v. 
Chr.)  wurde  Media  durch  Arbaces  selbstständig  und  bald 
herrschend,  besonders  unter  König  Dejoces  (699  v.  Chr.), 
der  Persis,  Armenien  und  Kleinasien  unterjochte.  Die 
sich  entwickelnde  babylonische  Macht  wollte  sich  unter 
Nebukadnezar ,  nach  der  Zerstörung  von  NiniVeh  (600 
V.  Chr.)  auch  über  Persis  ausbreiten;  da  trat  Cyrus  auf 
(geb.  600  f  5t9  v.  Chr.),  eroberte  mit  seinen  Parthern 
Medien,  Babylon  (&S8)  un^  Kleinasien,  wo  das  wichtige 
Reich  der  Ly^er  unter  Crösus  blühete.  Sein  Sohn  Cum- 
byses  unterwarf  sich  Aegypten  (5t6  v.  Chr.)  und  dessen 


—    250    — 

Nachfolger  Darius  Hystaspes  regierte  über  SO  weite  Pro- 
vioa&en.  Bald  machtea  die  Perser  auch  in  Thraaieo  uad 
Macedoaien  ihre  Macht  geltend^  weiche  L&nder  persische 
Satrapien  wurden,  aber  die  grossartige  Expedition  gegen 
Griechenland  unter  Xerxes  (479  v.  Chr.)  scheiterte,  Per* 
siens  Glucksstern  ging  unter ;  Alexander  mit  seinen  Mace- 
doniem  vernichtete  (333  v.  Chr.)  auch  die  persische  Macht^ 
und  drang  bis  zum  Indus  Vor.  Sein  übergrosses  Reich 
zersplitterte  nach  seinem  Tode,  und  viele  eigene  Staaten 
bildeten  sich  unter  griechischen  Fürsten.  Um  856  v.  Chr. 
schüttelten  die  Parther  das  griechische  Joch  ab,  durch 
Arsaces  oder  Arschak  wurde  die  parthische  Dynastie  der 
Arsaciden  begründet,  die  ihr  Reich  weit  ausdehnte  über 
alle  L&nder  zwischen  Indien  und  dem  Euphrat,  und  noch 
diesseits  desselben  grosse  Eroberungen  machte  (um  184 
v.  Chr.).  Dieses  mächtige  Partbien  bekriegten  die  Römer 
lange  Zeit  mit  wenig  Glück,  erst  Kaiser  Trajan  (115  n. 
Chr.)  überwältigte  es.  Später  fallt  es  an  die  Perser  unter 
Artaxerxes,  der  die  Dynastie  der  Sassaniden  gründete,  unter 
denen  Persieu,  besonders  um  380  n.  Chr.,  sehr  mächtig 
war.  Um  480  n.  Chr.  wurde  es  den  Hunnen  tributbar,  erhol« 
ten  sich  jedoch  schnell,  und  von 530 — 580 n.Chr. erstreckte 
sich  das  persische  Reich  vom  Indus  bis  zum  mittelländischen 
Meere.  Seit  685  machen  die  muhammedanischen^  Araber 
grosse  Eroberungen ,  650  wird  Persien  arabische  Provinz, 
wo  sich  sehr  viel  arabisches  Volk  festsetzt,  und  der  alt- 
persische Feuer -Cultus  ganz  vernichtet,  der  Islam  herr- 
schend wird.  Später  dringen  Mongolen  ein,  seit  1580  die 
Türken ;  jetzo  ist  Persien,  von  dem  sich  Afghanisten  los«* 
gerissen  hat,  ohne  Kraft. 

Der  alt -persische  Cultus,  jetzo  fast  ganz  ver- 
nichtet, war  ein  sehr  eigenthümlicher ,  ganz  abweichend 
von  dem  semitischen ;  er  kannte  keine  Götter,  deren  Tem- 
pel und  Statuenl  Die  Gottheit,  das  höchste  Urweseo, 
wurde  unter  dem  Symbole  des  Feuers  verehrt;  das  hei- 
ttge  Feuer  brannte  auf  gewissen  Altären  fortwährend. 
Dieser  Feuerdienst  w^urde  durch  den  Islam  heftig  ver- 
folgt, und  die  Feueranbeter  leben  jetzo  nnr  noch  in  ge-» 


—  «w  — 

• 

ringvr  Zahl^  theils  einzeln  zerstreut  in  Persien  ^  theils 
in  Indien^  wo  sie  sechs  Feuertempel  haben/  theils  um 
Bsktt  in.  Russisnd,  (auf  der  Halbinsel  Abscheron  nüt 
starken^  selbst  brennenden  Naphthaquellen)^  als  Ghebem. 
Jelzo  herrscht  in  Persien  der  Islam. 

Wohl  neben  diesem  Feuerdienste  stand  eine  wahr- 
scheinlich semitische  Naturreligion ,  in  welcher  die  Gott- 
heit unter  dem  Symbole  der  Sonne  und  des  Mondes, 
als  Mithra  verehrt,  die  höchste  Allmacht,  Onnuzd  nur 
angedeutet  ward,  nur  symbolische  Thiere  dargestellt  wur« 
den.  Die  Gotihmt  erscheint  dualistisch  und  die  weibliehe 
Naturgottheit  war  die  eigentliche  Mithra  der  Perser,  Ana- 
chid  in  Medien,  Clinais  in  Armenien.  Dieser  Mithras«- 
dienst,  der  mit  dem  alr«- keltischen  Naturdienste  vielleicdit 
in  einiger  Verwandtschaft  stand,  ging  seit  den  Zeiten 
des  Pompejus  zu  den  Römern  über,  erhielt  in  Gallien, 
auch  im  römischen  Germanien  eine  grosse  Verbreitung, 
bestand  hier  bis  zur  Herrschaft  des  Christenthumes.  Diese, 
bey  den  Römern  nur  geduldeten  Mithras  -  Mysterien  theil- 
ten  sich  in  7  Grade,  deren  jeder  seine  Lehren  und  Ge- 
bräuche hatte,  die  wohl  von  den  alt -persischen  abwei- 
chend waren.  Br  verlangte  zuweilen  Menschenopfer,  und 
noch  Kaiser  Commodus  soll  eigenhändig  ein  solches  Opfer 
vollzogen  haben. 

Die  persischen  und  chaldäischen  Magier  waren  Prie- 
ster, Astrologen,  Wahrsager  und  Gelehrte ,  sehr  einfluss- 
reich, und  scheinen  eine  Art  von  Kaste  gebildet  zu  haben. 

Die  Todten  wurden  weder  verbrannt  noch  begraben, 
um  sie  nicht  zu  verunreinigen,'  sondern  meist  in  Fels- 
höhlen oder  in  einer  Art  von  Thurm  beygesetzt,  wie  in 
Chaldäa.  Die  Grabhöhlen  standen  häufig  in  senkrecht 
abgehauenen  Felswänden,  mit  ausgehauenen  Fa^aden, 
ThiergesCalten  und  andern  Darstellungen,  oft  mit  Keil- 
schrift versehen.  Solche  persische  Denkmale  haben  sich 
viele,  wie  schon  erwähnt,  in  Persien  und  den  Ländern 
erhalten ,  dil»  unter  persischer  Hoheit  standen.  Die  jetzo 
in  Indien  lebenden  Parsen  tragen  ihre  mit  Blumen  ge- 
schmückten Leichen  auf  den  Todtenacker,  stellen  sie  im 

Kefersttln  Kelt.  Altertb.  II,  Bd.    II.  Abth.  |7 


—    258    ~ 

Freien  ans^  und  warten,  bis  die  Vögel  oder  Hunde  sie 
verzehren;  jenachdem  ein  oder  das  andere  Glied  benagt 
wird,  und  besonders  wenn  es  zuerst  die  Augen  sind, 
halten  sie  die  Seele  des  Verstorbenen  für  glücklich  und 
sein  Leben  für  ein  Gott  wohlgefälliges»  Vielleicht  war 
•  len  im  alten  Persien  ähnliche  Gebr&uche. 

Die  persische  Kunst  und  Industrie  war  der 
chaldUscheh  ganz  verwandt,  eine  sehr  ausgebildete,  sie 
entsprach  dem  Luxus ,  der  besonders  an  den  Höfen  über 
alle  Beschreibung  gross  war.  Es  gab  grosse,  prächtige 
Städte,  wie  Ekbatana  in  Medien,  (blühend  um  716  v. 
Chr.) ,  Susa ,  Pasargadae  oder  Persepolis  (von  Cyrus  ge- 
gründet) und  viele  andere,  die  ungeheure  Palläsie  ent- 
hielten, von  denen  noch  manche  Ruinen  übrig  sind.  Die 
Bauwerke  ruheten  meist  auf  langen  schlanken  Säulen, 
die  nur  Holzwerk  zu  tragen  hatten,  nicht  Stein,  wie 
in  Aegypten,  welches  häufig  mit  Gold  überzogen  war. 
Sculpturen  aller  Art  waren  verbreitet,  die  Zeichnung  der 
Gegenstände  erscheint  sehr  vollkommen,  die  Arbeit,  auch 
im  härtesten  Stein ,  sehr  sauber ;  Malerey  war  häufig ,  die 
Metalle  und  edlen  Steine  verstand  mMi  vortrefliich  zu 
bearbeiten.  An  den  Denkmälern  schrieb  man  das  Per- 
sische mit  babylonischer  Keilschrift. 

Vor  allen  bemühete  sich  die  Dynastie  des  Cyrus,  die 
Erinnerung  an  ihre  Thaten  auf  eine  ganz  unvergängliche 
Art  zu  bewahren,  was  auch  gut  gelungen  ist,  indem  sie 
hohe  Felswände ,  Palläste  und  Gräber  mit  Keilschrifk  be- 
deckte, die  man  jetzo  wieder  entziffern  kann.  Vor  allen 
ist  es  ein  Felsen  bey  Bissutum,  zwischen  Kirmanschah 
und  Hamadan,  von  1000'  Höhe,  den  Darius  Hystaspes 
behauen,  glätten,  mit  Basrelifs  und  einer  Inschrifk  von 
mehr  als  400  Zeilen  in  3  Sprachen  bedecken  liess,  die 
von  seinen  Thaten  und  Vorfahren  spricht,  jetze  id>ge- 
schrieben  und  entziffert  ist. 

Sprache.  In  Afghanistan  mit  Kabul  und  Kabiw 
listen  (dem  alten  Bactriana),  wie  in  Beludsehistan  (^m 
alten  Gedrosia),  welche  Länder  meist  das  alte  Persia 
bildeten ,  ZAvischen  Indien  und  dem  jetzigen  Persien  lie- 


gen,  bald  bo  eineai  oder  dem  andeni  dieaer  Rmdie  go- 
hdrien^  oder  einea  eignea  Slaat  bildeten  ^  herrscht  jelso^ 
und  wird  von  jeher  geherrscht  haben,  die  Puschtn- 
oder  Puntschu-Sprache,  das  Afghanische  oder  Pi^ 
taaische  (da  die  Einwohner  in  Indien  Patanen  genannt 
werden),  und  daneben  das  ganz  verwandte  Beludschisch^ 
eine  b war  wenig  bekannte,  doch  dem  Alt-Persischen 
wohl  sehr  nahe  stehende  Sprache.  Mehrere  Provinsen, 
wie  Kaschmir  und  Multan,  werden  jetso  meist  von  Hii^ 
du,  andere,  wie  Herat,  von  Mongolen  bewohnt,  auch 
leben  viele  Usbeken  hier. 

In  Pars  und  Iran,  dem  jetsigen  Persien,  wie  in 
Khorasan,  dem  alten  Parthien,  war  die  alte  heUige  Re- 
ligionssprache  das  dem  Sanscrit  sehr  verwandte  Zend, 
dessen  sich  die  modischen  Magier  bedienten ,  in  welchem 
auch  das  (Bactrische)  Gesetzbuch  Zendavesta  durch  Zer- 
duscht  oder  Zoroaster  —  wahrscheinlich  unter  Darius 
Uystaspes  —  abgefasst  wurde,  welche  Sprache  langst 
ausgestorben  ist. 

Das  dem  Zend  sehr  verwandte  Pohl  vi,  mit  chal- 
d&ischoa  Worten  vermengt,  jetzo  fast  ganz  ausgestorben, 
wird  die  Volkssprache  der  Meder  und  Parther ,  überhaupt 
im  jetzigen  Iran  gewesen  seyn,  später  auch  Schrift- 
uttd  Hofsprache. 

Das  Parsi  oder  die  ursprungliche  Volkssprache  im 
sudlichen  Persien,  der  Provinz  Fars  oder  Pars,  hat  mit 
dem  Sanscrit  sehr  viel  gemein  und  zeigt  den  indischen 
Binfluss  auf  Persien;  sie  wurde  die  herrschende  Sprache 
ia  ganz  Alt -Persien,  aber  durch  die  Kroberuag  der  Am- 
ber im  7.  Jahrhundert  fast  ganz  verdrängt,  wird  jeteo 
fiuü  nur  im  nöi^dlichco  Khorasan  noch  gesprochen.  Vim 
besonderer  Dialect  dieses  Parsi  ist  das  Ghebri,  welches 
die  directen  Nachkommen  der  alten,  das  Feuer  anbetenden 
Parsen  sprechen,  die  verfolgt  und  meist  vertrieben  von 
den  Arabern,  als  Parsen,  Ohebern,  Ghauren  vereinzelt  in 
Persien,  Russland  und  Indien  leben. 

Das  Neu-Persische  oderFarsi  ist  ein  Parsi  mit 
vielem  Arabischen  und  Türkischen  vermengt ,  eine  htehst 

17* 


—    260    — 

« 

ausgebildete  und  wohlklingende  Sprache,  die  fast  im  gan- 
zen Orient,  auch  in  Indien,  besonders  als  Hofsprache 
herrscht  und  mit  arabischen,  nicht  mit  persischen  Buch- 
staben geschrieben  wird. 

Das  Tadschik,  dem  Pehlvi  und  Alt -Persischen 
sehr  Verwandt,  ist  die  Volkssprache  der  ansässigen  Acker- 
bauer und  Gewerbtreibenden,  die  in  Persien  und  den  Nach- 
barländern Tadschik  heissen,  im  Gegensatze  der  noma- 
dischen Völker,  aus  denen  jedoch  die  jetzo  in  Persien 
herrschende  Dynastie  hervorgegangen  ist.  Das  Bucha- 
rische,  vom  Tadschik  nicht  wesentlich  verschieden^ 
nur  ein  Dialect  des  Parsi,  sprechen  die  Bewohner  der 
Städte  von  Indien  bis  zum  caspischen  Meere,  besonders 
in  Turkistan  (Hyrcania,  Bactriana  und  Sogdiana},  auch  in 
der  heutigen  Bucharey,  wiein  Bochara,  Samarkand,  Kfai- 
va  u.  9.  w.  Das  Kurdische,  von  dem  Persischen  nicht 
wesentlich  verschieden ,  aber  mit  vielem  Semitischen  ver- 
mengt, wird  von  den  Kurden  gesprochen  (den  Karduchi 
und  Goduenen  der  Griechen),  die,  dem  Islam  angehörig, 
fast  nur  nomadisiren,  zu  denen  auch  die  Bergbewohner  in 
Persien ,  Armenien ,  Syrien  und  Mesopotamien  zu  rechnen 
sind,  unter  theils  persischer,  theils  türkischer  Hoheit; 
diese  gehören  der  persischen  Nationalität,  und  sind  zu  un- 
terscheiden von  andern  nomadischen  Horden  türkischen 
Stammes ,  die  auch  in  jenen  Gegenden ,  besonders  in  Tur- 
kistan herumziehen. 

Die  persischen  Stämme  verbreiteten  sich  noch  aber 
das  caspische  Meer,  bis  an  den  mittlem  Caucasus,  wo 
das  Ossetische,  die  Sprache  der  Osseten  oder  Ossen, 
dem  Persischen  nahe  stehet.  .  Diese  Ossen  betrachtet  man 
als  die  Nachkommen  der  Alanen,  die  ein  Hauptvolk  des 
gothischen  Stammes  bildeten.  Noch  vom  6.  bis  9.  Jahr- 
hundert gab  es  hier  ein  Alania  und  ein  zahlreiches  Volk 
der  Alanen,  das  sich  Ass  genannt  zu  haben  scheint. 
Reste  desselben  sollen  bis  in  die  neuere  Zeit  unter  den 
Osseten,  an  den  Quellen  des  Terek  sich  erhalten  haben, 
A\6  von  den  Türken  und  Georgiern  Osi,  von  den  Küssen 
Jassi,    von   den    Arabern  Ass   genannt  wurden.      C^onf. 


-     «•!    — 

Zeuss  S.  700.  Hiiioire  de9  Mongolei,  Paris  18S4.S.  693. 
und  Geiger^  Geschichte  übersetst  von  Laffler  I.  S.  27. J« 
Die  Edda  and  die  aUon  nordischen  Saga's  sprechen  alle 
von  den  Äsen,  die  nach  Skandinavien  eingewandert  wäh- 
ren, von  Asgard  herkommend.  Ammian  31.  3.  fasst  un« 
ter  Alaui  die  nomadischen  St&mme  Eusammen ,  die  um  das 
caspische  Meer  wohnen  und  früher  scythische  genannt  wur- 
den. Aus  dem  alten  Scythta,  aus  den  Gegenden  des 
schwarzen  und  caspischen  Meeres,  kommen  die  gothi- 
sehen  Völker  nach  Europa,  so  weit  sich  ihre  Ge* 
schichte  verfolgen  lässt,  und  auf  die  Verwandtschaft  der 
persischen,  gothischen  und  teutschen  Sprache  ist  viel- 
fach hingewiesen.  Ob  die  gothischen  Stämme,  bevor  sie 
nach  Europa  kamen,  der  persischen  Nationalität  ange- 
hört haben  mögen,  oder  mit  ihr  in  Verwandtschaft  stan* 
den ,  ist  eine  eben  so  interessante  als  dunkle  Frage.  Bin 
Theil  der  als  Sarmaten  bezeichneten  Stämme,  die  im  Mit- 
telalter eine' wichtige  Rolle  spielten,  wie  die  Roxaler 
und  Jasygen,  scheint  wirklich  der  modisch -persischen 
Nationalität  angehört  zu  haben. 

Auf  jeden  Fall  ist  die  persische  Nationalität  eine' 
sehr  mächtige  und  wichtige,  griff  in  die  Weltgeschichte 
tief  ein ,  stand  seiner  Zeit  sehr  hoch ,  aber  jetzo  ist  sie 
sehr  gealtert  und  ohne  politische  Wichtigkeit. 

3)  Der  armenische  Stamm.  Die  armenische,  f&r 
sich  da  stehende  Sprache  und  ein  eigenthümliches  Natu- 
rell halten  die  armenische  Nationalität  zusammen,  auch 
fem  vom  Vaterlande. 

Armenien  oder  Hechia,  der  Stammsitz  des 
Volkes ,  ist  ein  Hochland ,  an  das  Plateau  von  Iran  stos- 
send,  zwischen  dem  schwarzen  und  caspischen  Meere, 
bis  Media,  an  beiden  Ufern  des  obern  Tigris,  so  wie 
längs  dem  obern  Buphrat  (Araxea),  über  Mesopelamiea, 
neben  Kleinasien;  hier  erhebt  sieh  das  mächtige,  über 
16,000^  hohe  Gebirge  Ararat,  an  welchem  4ie  Arche 
Noah's  nach  der  Sundfluth  gelandet  seyn  soll,  aus  wel- 
cher auch  die  Armenier  ihren  Ursprung  herlriten.  Obwohl 
das  Land  meist  rauh  iqt ,   so  haben  die  mächtigen  StrömCi 


—    262    — 

die  hier  entspringen ,  wie  die  beiden  benachbarten  Meere^ 
bey  der  industriellen  Richtung  der  Nation  und  dem  grossen 
Freiheitssinn  ^  einen  alten  bliihenden  Handel  und  grosse 
Reichthümer  bedingt;  aber  das  Volk  scheint  nie  ruhm- 
und  kriegssüchtig  gewesen  zu  seyn,  denn  nie  hat  Arme- 
nien eine  grosse  politische  Bedeutung  gehabt. 

Schon  früh  wird  Armenia  ^  Avie  Cappadocia-  zu  dem 
assyrischen  Reiche  gehört  haben  ^  später  fiel  es  dem  mo- 
dischen zu^  dann  dem  persischen^  kam  seit  Alexander 
unter  macedonische  Hoheit.  Von  dieser  befreiete  es  sich 
unter  Antiochus^  bildete  seit  etwa  165.  v.  Chr.  zwey 
unabhängige  eigene  Köuigreiche. 

Armenia  magna,  mit  der  Hauptstadt  Artaxata,  wur- 
de bald  sehr  reich  und  wichtig,  das  Araxasthal  war  ein 
Mittelpunkt  für  Cultur  und  Handel,  mit  ungeheuer  be* 
yolkerten  Städten ;  es  eroberte  Syrien,  Mesopotamien  und 
Phonizien ;  fahrte  um  35  v.  Chr.  unglückliche  Kriege  ge- 
gen die  Römer,  wurde  unter  Trajan,  115  n.  Chr.,  römische 
Provinz.  Später  erhielt  es  seine  Selbstständigkeit  wie« 
der,  war  im  4.  Jahrhundert  sehr  blühend,  hatte  eine  ei- 
gene, reiche  Litteratur,  um  488  erfolgte  eine  Theiluog 
zwischen  dem  byzantinischen  und  persischen  Reiche  ^  650 
eroberten  es  die  Araber,  wo  das  Land  wieder  aufbluhete, 
dann  fiel  es  den  Mongolen  zu,  wobey  das  Land  an 
600,000  Familien  verlor,  dann  den  Türken,  die  es  zur 
Provinz  Turkomanien  machten^  1473  wurde  es  persisch, 
seit  1528  ist  es  wieder  türkisch,  (die  Paschaliks  Erze- 
rum ,  Kars  und  Wan)  bis  auf  einige  Theile ,  die  zu  Rass- 
land gehören,  und  seit  langer  Zeit  ganz  verwüstet, 

Armenia  minor,  Klein -Armenien,  auf  der  syri- 
schen Seite  des  Euphrat,  mit  der  Hauptstadt  Melitene^ 
jetzo  Suas,  das  früher  meist  zu  Cappadocia  gehörte^  auch 
unter  assyrischer  Herrschaft  stand,  wurde  früh  ein  Bun- 
desstaat der  Römer,  bald  römische  Provinz,  kam  dann 
unter  persische ,  später  unter  arabische  (950  n.  Chr.)  und 
1514  unter  türkische  Hoheit,  heisst  seitdem  Genech  oder 
Aladuli. 


—  a§s  — 

Ueber  den  armenischen  heidnischen  CuUos  haben  wir 
aehr  wenige  Nachrichten^  er  soll  sich  dem  persisch -me- 
dischen  angeschlossen  haben ;  es  wag  ein  lasciver  Natur-* 
dienst  gewesen  seyn^  mit  Tempeln  und  Götterbildern. 
Eine  Hauptg&ttin  war  Analtis,  der  die  meisten  Jungfrauen, 
auch  die  vornehmsten,  geweihet  wurden,  und  sich  in  de-* 
ren  Tempel  Preis  gaben,   ehe  sie  sich  verheirathcten. 

Kunst  und  Industrie  stand  auf  hoher  Stufe;  aehr 
ausgebildet  war  die  Baukunst,  wie  noch  die  Ruinen  sei* 
^en,  z.  B.  von  der  Stadt  Armavir,  die  1800  Jahre  die 
jlesidena  der  Könige  war,  von  der  alten  Hauptstadt 
Abi  u.  s.  w.  Von  jeher  hatte  man  Schrift  und  eine  Lit*- 
teratur. 

Schon  um  38d  wurden  die  Armenier  christlich  und 
bilden  eine  eigene  Secte,  die  in  Lehre  wie  Gebräuchen 
am  meisten  mit  der  griechischen  Kirche  ubereinkomml. 
Der  M itlelpunkt  ihrer  Religion  ist  Etschimiaxim ,  ein  Klo«* 
ster  bey  Eriwan  am  Ararat,  unter  russischer  Hoheit,  wo 
ihr  Oberhaupt,  der  Katholikos,  wohnt,  der  ein  Seminar, 
auch  eine  Druckerey  unterhält,  das  heilige  Salböl  fer- 
tiget, auch  die  Patriarchen,  Ersbischöfe  und  Bischöfe 
einsetzt. 

Die  Ackerbauer  sind  meist  im  Lande  wohnen  ge- 
Uieben,  hab^  dieses  aber,  besonders  im  sädlichen  Theile^ 
mit  den  nomadischen  Kurden  CP^rsern)  theilen  müssen, 
daher  man  diese  Gegend  auch  wohl  Kurdistan  nennt,  ob- 
wohl dieser  Name  eigentlich  nur  dem  Landestheile  ge- 
geben ist,  weldier  unter  persischer  Hoheit  stehet.  Die 
Hauptmasse  der  Bevölkerung  ist  ausgewandert,  und  treibt 
—  gleich  den  Juden  —  Handel.  Die  Armenier,  als  Han- 
delsleute verbreiten  sich  über  ganz  Asien  (mit  Ausnahme 
von  China)  wie  einen  grossen  Theil  von  Europa ;  in  ihren 
Händen  ist  vorzugsweise  der  Handel  in  der  Türkey, 
und  in  sehr  grossen  Länderstrecken.  Zu  Ispahan ,  Schi- 
räs  und  Nerinkale  in  Persien,  zu  Petersburg,  Moskau, 
Astrachan  und  vielen  andern  Orten,  auch  zu  London ,  Am- 
sterdam u.  s.  w.  haben  sie  Gemeinden.  Sprache  und  Re- 
ligion vereinigen  die  überall  verbreiteten  Armenier, 


—    264    — 

Die  alte  heilige  armenische  Sprache  ist  eine  Ur- 
sprache y  nicht  mehr  lebend  im  Volke ,  sie  findet  sich  in 
den  alten  Handschriften  und  wird  noch  beym  christlichen 
Gottesdienst  gebraucht.  Wer  sie  jetzo  verstehet,  ge- 
hört zu  dem  eigenthümiichen  Orden  der  Vertabiten 
oder  Gelehrten,  kann  predigen  und  lehren,  hat  aber 
schwere  Formalitäten  zu  bestehen,  muss  z.  B.  '/«  Jahre 
fasten  und  ehelos  leben.  Die  jetzige  Volkssprache,  das 
Neu-Armenische,  ist  ein  Gemisch  aus  Armenischem, 
Persischem  und  Arabischem;  es  wird  sowohl  in  Armenien, 
als  von  den  überall  verbreiteten  armenischen  Handclslea- 
ten  gesprochen. 

Die^ armenische  Litteratur  ist  eine  reiche,  stand 
vom  5.  bis  10.  Jahrhundert  in  höchster  Blüthe,  ist  nicht 
allein  kirchlich,  sondern  auch  geschichtlich,  geogra- 
phisch tt.  s.  w.  Schriften  aus  der  vorchristlichen  Zmt  sind 
noch  vorhanden.  Selbst  eine  armenische  Zeitung  wird 
noch  jetzo  in  Venedig  redigirt. 

ß)   Europäische    Abtheilang    der    westlichem    ge- 
bildeten  Völker. 

Alle  bisher  er\i'ähnten  Völkerstänune  sind  in  Asien 
heimisch,  haben  auf  Europa  einen,  im  Allgemeinen  nicht 
wesentlichen  Einfluss  ausgeübt,  aber  die  Völker,  die  uns 
nun  beschäftigen,  werden  zwar  auch  in  Asien  entsprun- 
gen seyn,  machten  sich  jedoch  in  Europa  sehr  früh  und 
zuerst  ansässig,  bilden  die  Grundlage  der  jetzigen  euro« 
päischen.  Bevölkerung,  die  alle  spätem  Einwanderungen 
in  sich  verarbeitet  haben ,  von  denen  daher  die  Geschichte 
auszugehen  hat. 

In  sprachlicher  Hinsicht  unterscheidet  man  gewohn- 
lich den  iberischen,  keltischen,  thrazisch-illyrischen,  tent- 
sehen ,  slawischen ,  griechischen  und  lateinischen  Volks- 
stamm, an  welchen  letztern  man  die  neuern  Sprachen  und 
Nationalitäten,  die  französische ,  italienische,  spanische 
und  portugiesische  anreihet;  aber  meiner  geringen  Ein- 
sicht nach  dürften  als  Ursprachen  —  wenn  auch  mit  Sans— 
crit  und  Persischem  verwandt  — r  nur  zu  betrachten  seyn: 


—    «85    — 

das  BMkisehe,  Keltische^  Gothische  und  Slawische,  von 
denen  die  neuem  Sprachen  als  Tochtersprachen  ausgin- 
gen; nur  die  Träger  jener  Sprach'en ,  die  Basken^  Kelten^ 
Gothen  und  Slawen  dürften  Urvölker  seyn. 

4)  Der  .baskische  oder  iberische  Stamm. 
Sin  wissenschaftlich  höchst  interessantes  Völkchen^  wenn 
anch  jetzo  ohne  politische  Bedeutung^  bilden  die  Bas- 
ken^ Basquen^  Vascones,  die  Iberer  des  Alter-» 
thumes^  die  ihrer  Sprache^  ihren  Sitten  und  Institutionen 
nach  als  eine  ganz  eigenthümliche  Nationalitat  anzusehen 
sind.  Sie  bewohnen  jetzo  etwa  250^000  (richtiger  wohl 
668^000)  Köpfe  stark  ^  die  spanisch « pyrenäischen  Pro- 
vinzen Viscaya^  Guipuzoa  und  Alava^  wie  Theile  der 
französischen  Departements  Ober-  und  Nieder -Pyre- 
näen^ Ariege  und  Ober-Garonne.  Ihre  Sprache ,  dasei 
basguesey  im  Lande  selbst  Escuare  oder  Escualdanor  ge- 
nannt^ ist  eine  eigenthümliche^  eine  Ursprache^  sehr 
isolirt  stehend  in  Hinsicht  ihrer  Wortstellung  und  ihres 
S^tzbaues^  die  sich  keiner  andern  anschliessen  will^  in 
Hinsicht  der  Wörterverbindungen  den  meisten  Zusam- 
menhang mit  dem  semitischen  und  indischen  Sprach- 
stamme zu  haben  scheint.  Man  hat  sie  zu  den  semiti- 
sdien  Sprachen  zählen  wollen^  auch  zu  den  finnischen 
(wie  Arndt  und  Rask),  nach  W.  v.  Humboldt  (über  die 
Urbewohner  Spaniens)  kann  sie  ein  eigenthümlicher  Zweig 
des  Keltischen  seyn^  der  sich  in  einer  Urzeit  abgetrennt 
hat^  doch  soll  zwischen  der  baskischen  und  gälischen 
Sprache  gar  keine  Aehnlichkeit  vorhanden  seyn. 

Die  französischen  Basken  gehörten  zu  Aquitanien, 
mit  welchem  sie  1453  an  Frankreich  kamen  ^  aber  noch 
jetzo  ihre  Sprache  reden;  die  spanischen  Basken  haben 
Sprache,  Institutionen  und  Freiheit  bewahrt,  auch  ihre 
Unabhängigkeit  unter  allen  Eroberern,  die  Spanion  betra- 
ten ,  sind  jetzo  fast  nur  nominell  mit  der  Regierung  ver- 
banden. Sie  bilden  den  letzten  Rest  der  alten  Iberer, 
die  sich  früher  weiter  verbreiteten,  über  Spanien,  Süd- 
frankreich (Aquitanien},  wahrscheinlich  über  Corsica,  Sar- 
,    Sicilicn  und  einen  Theil  von  Italien.     In  Spanien 


—    866    — 

uad  dem  südlicheo  Frankreich,  wahrscheinlich  auch  in 
dem  Theile  von  Norditalien,  der  jelzo  das  Piemontesische 
bildet,  wohnten  neben  den  Iberern  die  Kelten,  hier 
herrschte  im  Mittelalter  das  Romanische,  Romance,  die 
proven9alische  Sprache,  die  im  10.  —  14.  Jahrhundert  in 
höchster  Blüthe  stand.  Ob  und  welchen  Einfluss  die  Bas- 
ken auf  dieses  Romance  ausgeübt  haben  mögen ,  muss  ich 
ganz  dahingestellt  seyn  lassen.  Die  semitischen  Phö- 
nisier  standen  in  uralter  Zeit  mit  Spanien  und  den  dorti- 
gen Kelten  in  genauem  Verkehr,  es  läge  daher  wohl  in 
der  Möglichkeit,  dass  —  wie  man  auch  wohl  gemeint 
hat  —  hierdurch  ein  Theil  der  keltischen  Einwohner  in 
Iberer  umgebildet  wären,  was  freilich  nur  ganz  hypothe- 
tisch hingestellt  werden  kann.  Ob  die  baskischea  Iberer 
Kunstdenkmale  aus  heidnischer  Zeit  hinterlassen  haben, 
bleibt  sehr  zweifelhaft,  was  sich  derartig  in  Spanien  fin- 
det, ist  wohl  keltisch.  Eine  eigentliche  Geschichte  der 
baskischen  NationaUtät  ist  kaum  möglich ,  so  dunkel  als 
schwierig,  verflechtet  sich  auf  das  Innigste  mit  der  Ge- 
schichte von  Spanien  und  Frankreich. 

5)  Der  keltische  Stamm.  Was  diesen  vorzugs- 
weise characterisirt,  ist  die  Sprache,  die  in  ihrer  Ur- 
form, oder  in  einer  dieser  am  nächsten  stehenden  Form, 
jetzo  auf  einige  Theile  von  England  und  Frankreich  be- 
schränkt ist,  früher  aber  über  ganz  Europa,  wenn  auch 
in  eigenen  Dialecten  geherrscht  haben  wird.  Nächst  der 
Sprache  wird  das  alte  Keltenthum  characterisirt  durch  • 
eigenthümliche  Institutionen,  die  man  die  europäisdieii 
nennen  kann,  die  durch  Umstände  verdunkelt,  sich  doch 
immer  wieder  in  analogen  Formen  Bahn  brechen,  femer 
eine  eigenthümliche  Religion,  jetzo  von  der  christlichen 
verdrängt,  endUch  durch  einen  eigenthümlichen  Kuost- 
styl ,  der  sich  in  den  keltischen  Alterthümem  darstellt  und 
der  auf  den  mittelalterlichen,  christlichen  Kunststyl  von 
wesentlichem  Einflüsse  gewesen  seyn  mag. 

Die  jetzigen  Kelten ,  die  bey  einem  eigenthümlichen 
Naturell  noch  ihre  alte  Sprache  reden,  zählen  —  so  sehr 
sie  auch  eingeengt  sind  —  gegenwärtig  doch  noch  gegea 


~    2W    — 

sechs  Millionen  Menschen ,  wotob  1  Million  auf  das  schot- 
tische Hochland,  4  Millionen  auf  Irland^  Vs  Milliou  auf 
Wales  in  England  ^  und  fast  eben  so  viel  auf  die  Bretagne 
in  Frankreich  kommen. 

Die  keltische  Sprache  serfallt  jetzo  in  9 
Haupt -Dialecte,  den  gUischen  und  wUischen^  deren 
Analoga  wohl  stets  vorhanden  waren ,  und  die  mit  natio- 
nalen Verschiedenheiten  in  Verhältniss  stehen  mögen. 

Der  gälische  oder  gadhelische  Zweig,  ge- 
sprochen von  der  Abtheilung  Kelten,  die  sich  Gaels  oder 
Gals  nannten,  hat  wieder  zwey  Abstufungen: 

a)  das  eigentlich  Qälische,  Qaelicalbaneig,  oder 
das  Caledonisohe ,  wie  es  in  Hoch -Schottland  ge- 
sprochen wird,  und 

b)  das  Irische  oder  Brsisohe,  welches  weniger 
rein  ist,  auch  wohl  das  Schoitisohe  heisst,  obwohl 
es  in  Irland  gesprochen  wird,  weil  die  iren  bis  som 
10.  Jahrhundert  auch  Seoti  oder  Escoti  hiessen;  ein 
Unter -Dialect  hiervon  ist  das  Manische^  ge* 
sprechen  auf  der  Insei  Man,  in  der  irischen  See 
ohnweit  Irland. 

Der  w&Usche  oder  cymrische  Zweig,  ge* 
sprechen  von  der  Abtheilung  der  Kelten,  die  sich  Kymrs 
i}«nnten,  hat  mehrere  Unter -Dialecte: 

a)  das  eigentlich  Wälische  oder  Cymrische, 
welsh  im  Englischen,  gallois  im  FransSsischen,  cün- 
rech  im  Keltischen,  wird  von  den  Einwohnern  des 
Fürstenthums  Wales  (Uäls) ,  von  den  Wallisen  oder 
Welschen  gesprochen; 

b)  das  Cornische  in  Cornwall  und  Devonshire,  dem 
alten  Dumonia,  das  aber  neuerlichst  ausgestorben 
ist,  und 

c)  das  Bre tonische^  das  breyzad,  breiaunek  oder 
bas  breton  der  Franaosen ,  in  der  franaösischen  Bre» 
tagne  Volksspiache,  welches  auch  in  einige  Unter«* 
Ptalecte  serfUlt. 


—    268    — 

In  den  Ländern^  wo  jetzo  noch  keltisch  gesprochen 
wird,  können  wir  die  Landesgeschichte  Schritt  für  Schritt 
verfolgen.  Es  ist  hier  klar,  wie  sich  die  heidnisch -kel- 
tische Zeit  in  die  christliche  umgebildet  hat,  wie  die 
keltische  Sprache  und  Nationalitat  allroählig  beengt  wurde, 
wie  sich  aus  den  alten  Institutionen  die  neuen  herausbil- 
deten, wie  die  neuen^  Landessprachen  und  die  neuen  Na- 
tionalitäten entstanden-,  wir  wissen  hier  auch  mit  aller 
Gewissheit,  wie  mit  der  alt -keltischen  Nationalitat  die 
Grabhügel,  Steinsetzungen  und  Kunstalterthümer  auf  das 
Innigste  verknüpft  sind,  dass  die  Alterthümer  (mit  Aus- 
schluss der  römischen)  dem  keltischen  Volke  angehören. 
So'  verknüpft  sich  Archäologie,  Sprache,  Nationdität  und 
Geschichte,  wodurch  die  keltischen  Alterthümer  eine 
wichtige  Bedeutung  erhalten.  Sind  liier  die  Alterthümer 
in  ihrem  eigenthümlichen  Kreise  unzweifelhaft  keltischen 
Ursprunges ,  dann  werden  wir  auch  berechtiget  seyn ,  aus 
gleichen  Alterthümem  in  andern  Ländern ,  auf  die  gleiche 
keltische  Nationalität  zu  schliessen,  wenn  wir  auch  von 
der  Sprache  der  Erbauer  nichts  wissen,  wo  nicht  wich- 
tige Gründe  dagegen  sprechen. 

Die  keltische  Sprache  war,  wie  schon  die  Alter- 
thümer lehren,  in  früherer  Zeit  offenbar  viel  weiter  ver- 
breitet als  jetzo,  sie  wird,  wie  die  keltische  Nationalität, 
in  folgenden  Landstrichen  geherrscht  haben :  in  Britannien, 
Hispanien,  Gallien,  Italien,  Germanien,  Hhätien,  No- 
ricum^  Pannonien,  Dacien,  Mösicn,  Thrazien,  lUyrien, 
Hellas,  Kleinasien  und  Cimmerien.  Jahrtausende  vielleicht 
hatten  die  Kelten  in  diesep  weiten  Ländern  fast  unange- 
fochten gesessen,  als  im  Laufe  der  ersten  Jahrhunderte 
unserer  Zeitrechnung  sie  alle  von  gothischen  Völkern 
erobert,  überschwenunt  und  dadurch  wesentlich  verän- 
dert wurden. 

Indem  die  Nationalität  der  Kelten  unser  eigentlicher 
Wendepunkt  ist,  können  wir  diese  nicht,  wie  die  andern 
Nationalitäten ,  bloss  so  im  Allgemeinen  und  Ganzen  be- 
trachten,   sondern  wollen   mehr  geographisch  die  einzel- 


nen  Länder  darstellen^  die  von  einer  keltischen  Bevölke- 
rung ausgegangen  seyn  werden. 

A.     Britannien',    Orossbritannien,    England, 

Schottland  und  Irland. 

Der  Name  Britannien,  Britannia  der  Römer,  Bre» 
taoike  der  Griechen,  ist  keltisch,  stammt  her  von  Pry- 
dain,  Breattain,  wie  das  Land  im  Keltischen  heisst, 
und  dieses  von  brit  (yV.')y  breac  (Gl.},  bunt,  bemalt,, 
und  tain,  Gegend,  Land.  Bas  Volk  hiess  besonders 
in  Wales  Cymmro,  die  Sprache  Cymmraig.  Die 
alten  Britten  bemalten  oder  tättovirten  sich,  wie  die 
stammverwandten  Bretagner,  wie  nach  Herodot  (V.  6.) 
und  Strabo  (VII.  5.  §.  4.)  die  Thrazier  und  Illyricr,  wie 
wahrscheinlich  die  ganze  keltische  Nationalitat,  und  ein 
Rest  dieser  Sitte  dürfte  sich  bis  in  die  neueste  Zeit  erhal- 
ten haben,  da  noch  jetzo  die  meisten  englischen  Matro- 
sen ,  wie  die  bretagnischen  auf  den  Armen  tättovirt  sind. 
Die  Namen  Cymmro,  Cimbri  und  Cymmru  (für  Cambria 
oder  Wales)  erinnern  auf  jeden  Fall  an  die  Cimbri  in 
Nord -Teutschland  und  die  Cimmerii  am  caspischen  Meere, 
als  wohl  stammverwandte  Völker.  Alten  Sagen  nach  soll 
Britannien  von  Germanien  aus  bevölkert  seyn;  ging  die 
keltische  Nationalität  wirklich  von  Indien  aus ,  dann  mag 
sie  wohl  ihren  Weg  über  das  caspische  Meer  und  Ger- 
manien nach  Britannien  genommen  haben. 

England,  Schottland  und  Irland  sind  rein  keltische 
Lander,  auf  die  weder  griechisehe,  noch  semitische  Co- 
lonien  irgend  einen  Einfluss  ausgeübt  haben;  die  Qe- 
Bchichte  kennt  hier  kein  Volk  ausser  den  Kelten,  die  erst 
spat  von  gothisch-teutschen  Völkern  heimgesucht  wur^ 
den,  die  Invasion  der  Römer  war  eine  rein  militairische, 
nur  auf  einige  Gegenden  beschränkte.  Hier  stellt  steh 
fnr  die  alte  selbst  bis  in  die  neuere  Zeit,  das  kel- 
tische Wesen  am  reinsten  dar,  hat  sich  am  meisten  er- 
halten. 


—   tto   — 

a.     £ng!and. 

Bey  den  alten  Griechen^  vielleicht  von  den  Pelas- 
gern  her^  scheint  Britannien  als  das  eigentliche  Vaterland 
der  nordischen  Hyperhoräer  betrachtet  zu  seyn^  denn 
darauf  dürfte  sich  eine  merkwürdige  Stelle  beym  Diodor, 
Cap.  47.  besiehen^  wo  es  helsst:  ^^Hekataus  (ein  grie- 
chischer Geograph^  der  voir  Herodot  lebte)  und  andere 
Schriftsteller  berichten  Folgendes.:  jenseits  der  keltischen 
Gebiete  9  im  Ocean,  sey  eine  Insel  ^  nicht  kleiner  als  Sl- 
eilten^  in  der  nördlichen  Gegend^  bewohnt  von  den  Hy- 
perbor&em^  welche  diesen  Namen  fuhren,  weil  sie  jen- 
seit  des  Boreas  -  Hauches  wohnen.  Das  Eiland  sey  frucht- 
bar, ergiebig,  von  mildem  Himmel,  trägt  zwey  Mal  im 
Jahre  Früchte.  Dort  sey,  der  Mythe  gemäss,  Lethe 
geboren,  daher  auch  Apollo  vor  allen  andern  Göttern  dort 
verehrt  werde.  Die  Hjrperboräer  sind  gewissermassen 
alle  Priester  des  Apollo,  da  sie  diesen  Gott  täglich  mit 
Lobgesang  ehren.  Auf  der  Insel  sey  auch  ein  gross- 
artiges Heiligthum  (rifieyog  fieyaXoTtQBn^g)  des  Apollo 
(was  sich  ^vielleicht  auf  die  Steinsetzung  des  Stonehenge' 
beKiehet)  und  ein  bedeutender  Tempel  (yaov)  geschmückt 
mit  vielen  Weihegaben,  an  Form  rund,  auch  gebe  es 
hier  eine  dem  Gotte  geheiligte  Stadt,  deren  Bewohner 
Citharisten  wären ,  welche  in  dem  Tempel  beständig  znm 
Klange  der  Cithern  Hymnen  singen ,  zur  Bhre  des  Gottes, 
und  seine  Thaten  preisen.  Diese  Hyperhoräer  sprächen 
eine  eigene  Mundart  und  seyen  den  Hellenen,  besonders 
den  Athenern  und  Deliern  verwandt,  welche  Freundsdiaft 
aus  alten  Zeiten  (vielleicht  '^en  pelasgischen)  herrührte. 
Die  Sage  nennt  auch  Hellenen,  die  zu  den  Hyperboräem 
hinübergeschifft  sind  und  kostbare  Weihgeschenke  mit 
jpriechischen  Inschriften  dort  zurückgelassen  haben.  Eben<- 
so,  heisst  es,  sey  Abaris  von  dorther  ehemals  nach  Hei«- 
las  gezogen,  die  alte  Freundschaft  und  Verwandtschaft 
mit  den  Deliern  erneuernd.  Von  diesem  Eilande  aus  soU 
der  Mond  der  Erde  ganz  nahe  erscheinen  und  einige  berg- 
artige Erhöhungen   erkennen   lassen  (ob  durch  Telescope 


—    2T1    — 

der  PrieBler?).  Der  Gott  aber^  sagt  maa,  besucht  alle 
19  Jahre  die  Insel  ^  in  welcher  Frist  die  Gestirne  (Sonne 
und  Mond)  in  dieselbe  Stellung  zurückkehren^  daher  wird 
eine  Frist  von  19  Jahren  von  den  Hellenen  das  grosse 
Jahr  genannt.  -Während  dieser  Erscheinung  (j/ri^ay^eia)^ 
welche  von  der  Frühlingsnachtgleiche  bis  zum  Aufgange 
der  Plejaden  bey  Sonnenaufgange  dauert^  bringt  er,  der 
Gott,  die  ganzen  Nächte  zu  mit  Citherspiel  und  Festtan- 
zen, seiner  eigenen  Siege  sich  freuend.  Die  Herrscher 
jener  Stadt  und  des  Heiligthumes  nennt  man  Boreaden, 
als  Nachkommen  des  Boreas,  deren  Geschlechte  immer 
die  Herrschaft  zukommt. 

Aehnlich  ist  eine  dichterische  Stelle  beym  Pindar; 
hieran  scfaliesst  sich  die  Nachricht  des  Herodot  von  den 
Weihegeschenken,  welche  die  Hyperboräer  nach  Dolos 
sandten,  und  nach  Pausanias  I.  31.  t.  besass  man  in 
Attica  auch  hyperboraische  Heiligthümer,  die  auf  einem 
andern  Wege  zu  Lande  zu  den  Arimaspen,  Issedonen 
und  Scythen  gingen.  Nach  Plinius  IV.  85.  hatten  die 
Hyperboräer  ein  halbes  Jahr  lang  gar  keinen  Sonnenschein, 
einmal  im  Jahre  gehe  ihnen  die  Sonne  auf,  ein  Mal ,  am 
kürzesten  Tage,  wieder  unter,  übrigens  sey  das  Land  ge^ 
sund  und  habe  viele  Wälder.  Diese  Stelle  dürfte  mehr' 
auf  Schweden  als  auf  England  passen,  und  man  wird  un- 
ter Hyperboräem  wohl  alle  die  Volker  des  Nordens  um 
die  Ost-  und  Nordsee  verstanden  haben. 

Diesen  Nachrichten  nach  bestand  in  sehr  alt- grie- 
chischen und  vielleicht  pelägischen  Zeiten  ein,  wie 
es  scheint,  religiöser  Verkehr  zwischen  Griechenland  und 
dem  europäischen  Norden,  der  sich  dann  verlor;  diese 
Hyperboräer ,  die  ihren  Namen  von  einem  berühmten  Herr- 
schergeschlecht haben  mögen,  werden  auch  in  dieser  älte- 
sten Zeit  gar  nicht  als  ein  rohes,  sondern  in  Gegentheil 
als  ein  civilisirtes  Volk  dargestellt,  bey  welchem  der  Cul- 
tus  in  hohem  Ansehn  stand.  Aber  auch  noch  in  viel  Spal- 
tern Zeiten  stand  das  Druidenthum  in  Britannien  im  höch- 
sten Ansehn,  dürfte  ein  Centrum  für  mehrere  Länder 
gewesen  seyn,     die   vielen,  .zum  Theil    sehr  grossarti- 


—    2T2    — 

gen  Bauwerke  sprechen  am  besten  für  dessen  hohe  Be- 
deutung. 

Eben  so  uralt  waren  Bergbau  und  Handel.  Wie  nur 
die  Geschichte  zu  dämmern  anfangt^  wird  auch  der  Han- 
del mit  brittischem  Zinn  erwähnt,  der  in  den  Händen  der 
Phönizier  war,  und  da  diese  wenigstens  eilf  Jahrhun- 
dertc V.  Chr.  nach  Spanien  Colonien  führten,  so  mögen 
auch  damals  schon  ihre  Schiffe  nach  Britannien  gegangen 
seyn,  wovon  jedoch  in  den  Autoren  nicht  speciell  Er- 
wähnung geschiehet.  Schon  das  allergraueste  Alter- 
thum  brauchte  zu  seiner  Bronce  sehr  viel  Zinn ,  welches 
Europa  wahrscheinlich  allein  aus  Britannien  zog;  denn 
Zinn  ist  ein  seltenes  Metall  und  die  teutschen  Zinngru- 
ben scheinen  neuern  Ursprunges.  Die  Britannier  —  sagt 
Diodor  V.  8.  —  bringen  das  ausgcschmolzene  Zinn  auf  die 
Insel  Ictis^  welche  bey  der  Fluth  eine  Insel,  bey  der 
Ebbe  eine  Halbinsel  bildet,  von  wo  es  nach  Gallien,  Ita- 
lien u.  s.  w.  versendet  wird,  und  dieses  Ictis  war,  nach 
den  Untersuchungen  von  Barham  ( Transact.  of  ihe  geo^ 
logical  Soc.  of  Cornwall  III.  v.  J.  1828)  das  jetzige  St. 
Michaels  Mouth,.  in  der  Nähe  von  Lands -End,  an  der 
südlichen  Spitze  von  Cornwallis,  welches  noch  jetzo  zur 
Fluthzeit  eine  Insel,  während  der  Ebbe  eine  Halbinsel 
ist^  hier  wird  daher  die  uralte  Faktorey  gewesen  seyn 
für  die  fremden  Schiffe,  die  Zinn,  Bernstein  u.  s.  w.  hol- 
ten. Die  Einwohner  dieser  Gegend  waren  auch  —  wie 
Diodor  fortfahrt  —  wegen  des  steten  Verkehrs  mit  Frem- 
den, die  am  meisten  gebildeten.  Die  griechischen  und 
römischen  Dichter  nennen  die  jetzigen  Scilly-  oder  Sor- 
lingue- Inseln,  auch  ganz  England,  die  kassiteridi- 
schen  Inseln,  von  Cassiteron,  d.  i.  Zinn  im  Phönizi- 
schen,  was  auch  auf  den  Handel  mit  Phöniziern  deutet. 

Nächst  Zinn  wurde  in  Britapnien  auch  viel  Bley  er- 
zeugt, wie  Plin.  34,  49.  berichtet,  ferner  Eisen,  wie 
Strabo  und  Cäsar  erwähnen ,  auch  Silber  nach  Strabo  und 
Tacitus,  gewiss  auch  Kupfer,  von  dem  England  grossen 
Reichthum  hat;  die  Kelten  waren  hier  wie  überall  toeh- 
tig:e  Bergleute. 


—  ns  — 

Von  der  Indnstrie  können  wir  uns  einen  Begriff 
machen  durch  die  vielen  keltischen  Kunstalterthümer ,  die 
überall  durch  das  Land  gefunden  werden  und  mit  Ge- 
schmack gearbeitet  sind^  mit  denen  auch  ein  widitiger 
Handel  getrieben  wurde.  Strabo  IV.  4  $.  S  sagt:  Die 
M&nner  in  Bretanike  sind  schlanker  als  die  Kelten  in 
Gallien^  aber  weniger  gelbhaarig;  ihre  Sitten  weichen 
meist  von  denen  in  Gallien  nicht  ab^  sind  zum  Theil  ein- 
facher und  roher;*  es  giebt  bey  ihnen  Fürstengebiete;  im 
Kriege  bedienen  sie  sich  meist;  wie  die  Kelten^  der  Streit- 
wagen; nach  Gallien  fiihren  sie  besonders  aus:  Armge- 
schmeide^  Halsb&nder  von  Elfenbein,  Lingursteine^  gl&serne 
Gef&sse  und  Uinliche  Kunstsachen ,  welche  Nachricht  auf 
eine  sehr  ausgebildete  Industrie  hinweist.  —  Wie  die 
übrigen  Kelten,  schmückten  sich  die  Britten  auch  in  der 
Schlacht  mit  vielen  Ketten  und  Geschmeide. 

Die  Baukunst  trug  wie  in  allen  keltischen  Lander n, 
den  ganz  eigenthümlich  keltischen  Character,  der  sehr 
isolirt  dastehet,  mit  der  orientalischen  Baukunst  ganz  im 
Gegensatze  stehet.  Die  Privatbauwerke  waren  rund,  ganz 
leicht  von  Holz  und  Lehm  ohne  Stein,  dieser  wurde  nur 
bey  Cultusbauwcrken  verwendet,  aber  roh,  nicht  eigent- 
lich bearbeitet  und  ohne  Mörtel,  und  alle  diese  Cultus- 
bauwerke,  in  so  fern  sie  über  der  Erde  standen,  waren 
offen,  ohne  Dach,  es  gab  weder  bedeckte  Tempel  noch 
Pal&ste,  gleichwohl  wusste  man  den  Stein  ganz  gut  zu 
bearbeiten,  führte  grosse,  coiossale  Bauwerke  auf,  die 
vorzüglich  in  sogenannten  Steinaltären,  Steinsetzungen, 
in  verschiedener  Form,  Felsenaushauungen  und  Grabhü- 
geln bestanden. 

Eine  besondere,  hierarchisch  gegliederte  Kaste  wer- 
den nur  die  Priester  gebildet  haben,  die  aber  nicht 
allein  dem  Cultus  vorstanden  und  die  Prodigien  deuteten 
(wahrsagten),  sondern  auch  die  Gelehrten,  Dichter,  Bau- 
meister, Lehrer  und  Rechtskundigen  waren,  ohne  Zweifel 
einen  sehr  grossen  politischen  Einfluss  ausübten,  um  so 
mehr,  da  das  Druidenthum  seinen  Hauptsitz  und  seine 
Hauptscbule   in  Britannien  hatte,    auch  für  Gallien  und 

KefentoiB  Kelt.  AlterUu   11.  Bd.  U.  Abtb.  18 


—    OT4    — 

wahraeheinlich  für  Oermanien.  Sie  hatten  gewiss  grosse 
Kenntnisse  in  der  Astronomie,  Medizin,  den  Naturwis- 
senschaften u.  s.  w.,  und  in  ihrer  Hand  lag  die  Sohreib- 
kunst.  Wohl  von  jeher  gab  es  grosse,  berühmte  druidi« 
sehe  Schulen,  und  als  im  Laufe  des  4.  Jahrhunderts  und 
scheu  früher  sich  das  Druidenthum  in  das  Christenthom 
umbildete,  wurden  die  alten  Druidensitze  und  Druidenscfau« 
len  christliche  Klöster,  in  welche  die  druidische  Kennt- 
niss  und  Gelehrsamkeit  überging,  wie  Avalion  (im  Engli- 
schen Glastonburg),  Mailross  und  andere  in  England, 
Clogher,  Lismore,  Tamär  und  andere  in  Irland,  die  lange 
Zeit  Träger  der  Wissenschaft  blieben;  in  Wales  erhielt 
sich  ein  Rest  oder  Analogen  der  druidischen  Priesterschaft, 
als  Bardenordeu  bis  in  die  jüngste  Zeit. 

Musik  und  Dichtkunst  blüheten  seit  ur^ltester 
Zeit,  und  wie  sonst  durchziehen  jetzo  noch  wandernde 
Barden  die  keltischen  Landstriche;  der  Sänger  ist  die 
Krone  jedes  Festes.  Alte  Dichtungen  und  romanhafle 
Erzählungen  pflanzten  sich  durch  die  Tradition  fort,  gin- 
gen zum  Theil  über  zu  den  französischen  Troubadours, 
auch  wohl  zu  den  nordischen  Skalden  und  viele  uns  noch 
bekannte  Dichtungen  der  christlichen  Zeit  entsprangen 
aus  wälschen  Vorbildern,  wie  Arthur,  Merlin,  Tristan, 
Iwain,  Parcival,  Lancelot  vom  See  u.  s.  w. 

Die  religiösen  Begriffe  mögen  sehr  erhaben  gewesen 
seyn,  sie  basirten  wohl  auf  einer  Weltseele,  Seelenwande- 
rung, einem  Naturdienste  und  dem  Einflüsse  der  Natur  auf 
den  Menschen;  daher  die  Deutung  der  Prodigien  und  Enthül- 
lung der  Zukunft  ein  Hauptgegenstand  der  Priester  gewesen 
seyn  wird ;  denn  Götter,  ihre  Bildnisse  und  Tempel  kannte 
man  nichts  erst  die  Römer  brachten  solche  Vorstellon- 
gen  mit. 

Nächst  der  Priesterschaft  hatten  alte  fürstliche  oder 
aristokratische  Geschlechter  grossen  Einfluss,  die  eine 
Aristokratie  bildeten,  aber  nicht  als  besonderer  Stand 
vom  Volke  getrennt  waren,  und  dieses  mehr  patriarchali- 
sche Verhältniss  zwischen  den  Geschlechtern  und  Insassen 
hat  sich  in  den  schottischen  Clans  bis  in  die  jetsige 


ZirtI  forlgeietet.  Kb  gßh  nichi  Dynasleo,  oder  Ragenten; 
denen  das  Volk  untergeordnel  war,  daher  aneh  keine 
Staalen  im  jetsigea  Sinne  des  Wortes;  das  Volk  bestand 
aus  dea  freien  GnuHleigenthüaMrn^  wenn  me  aoeh  nnr 
ein  sehr  kleines  Besiisthum  hallen,  die  keine  Abgaben 
bauen ;  sich  voUkommen  selbstsiftndig  mit  Oeffenilichkeit 
und  Mändlichkeit  regierten. 

Die  Territorien  vereinigten  sich  in  immer  grössere 
Gruppen ;  in  tydwin,  rhadir,  gasael^  tref,  maenor,  cantref, 
und  in  staatenartige  Vereine^  sogenannte  Völker^  bey  wel- 
cher Verfassung  die  höchste  persönliche  Freiheit  gewahrt 
seyn  wird;  aber  es  fehlte  ein  kräftiger  politischer  Mit- 
telpunkt ^  daher  das  Land  leicht  in  Feindes  Hand  kom- 
men konnte. 

Gewiss  hatte  Britannien  eine  uralte^  hohe  Cultur,  (ur 
welche  schon  die  Alterthümer  sprechen;  sie  basirte  sich 
auf  eigenthumliche  Institutionen  und  war  eine  durchaus 
andere^  als  bey  den  bisher  betrachteten  Völkern.  Die  brit- 
tischen  Bergbewohner  werden  sehr  rauhe  Sitten  gehabt 
haben^  sehr  ärmlich  gewesen  seyn ,  aber  auch  noch  jeUso 
finden  wir  in  Irland  und  Schottland  die  allerbitterste 
Armuth,  die  allerschlech testen  Wohnungen^  die  jämmer- 
lichste Bekleidung  und  Nahrung. 

Die  Sprache  der  alten  Britten  hat  sich  bis  auf  den 
heutigen  Tag  in  den  gebirgigeni^Gegenden  erhalten;  nur 
in  den  flachern  ist  sie  vom  Englischen  verdrängt  worden. 
Die  beyden  keltischen  Dialekte,  das  W&lsche  und  Gälsche 
werden  von  jeher  neben  einander  gestanden  haben,  und 
scheinen  im  Laufe  von  Jahrtausenden  nicht  wesentlich 
verändert  au  seyn«  Alich  Schrift  und  eine  Liiteratur 
wird  man  vpu  ältester  Zeit  her  gehabt  haben,  die  aber 
nur  in  den  Händen  der  Druiden  war.  Alte  druidische  oder 
ersische  Scbriftzeiohen,  den  nordischen  Runen  ähn- 
lich, findet  man  auf  manchen  druidischen  Monomenten.  Man 
hatte,  und  hat  wohl  noch,  ganze  Manuscripte  in  der  alt- 
irischen  Sprache,  die  in  solchen  Schriftseichen  geschrie- 
ben sind,    in  dem  Alphabete,   das  man  Bobelot   oder 

18  ♦ 


—    276    — 

Beluianon  nennt ^  und  die  mysteriÖBe  Schreibweise  da- 
mit ist  unter  dem  Namen  Oghan  bekannt. 

Die  sich  unter  einander  ähnliche  Einwohnerschaft 
einer  Anzahl  Territorien  bildete  sogenannte  Volker,  de- 
ren sehr  viele  genannt  werden,  wie  die  Attrebati  (in 
Berkshire),  die  Cantii  (in  Kent),  die  Cattieuchlani 
(in  Buckinghamshire),  Trinobantes(in  Bssex),  die  Ce- 
nomagi  (in  Norfolk),  die  Cornari  (in  Cheshire)  u.  s.  w., 
Territorien,  die  sich  verbunden  hatten,  hierbey  oft  wech- 
selten, bildeten  sogenannte  Staaten.  Berühmt  war  lange 
Zeit  Damnonia  (Westwales),  das  Reich  des  Arthur 
(um  515) ;  es  wurde  später  auf  Duvnaint  (Devonshire) 
beschränkt,  da  Cernau  (Corn Wallis)  sich  ^ davon  trennte, 
wie  die  Länder  der  belgischen  Sommersäter.  (Sommer- 
setshire),  Thorsäter  (Dorset)  und  Wiltsäter  (Wilts). 
Von  besonderem  Interesse  ist  das  alte  Cambria  (jetzo 
Wales),  zu  dem  viele  kleine  Gebiete  gehörten,  wie  Gwj- 
neda  (Nordwales),  Demetia,  Deheubarth,  Dynefawr  (Sud- 
wales), Mathrafai  oderPowis,  Gleguising,  Dyfed  (Pem- 
brockshire)  und  andere,  die  bald  isolirt,  bald  verbunden 
dastehen. 

Von  der  alten  Geschichte  Britanniens  haben  wir  we- 
nige Nachrichten,  die  auch  von  keinem  wesentlichen 
geschichtlichen  Interesse  sind,  da  es  sich  nur  um  Terri- 
toriaN  Geschichten  handelt. 

Der  blähende  Handel  Britanniens  mag  die  unersättli- 
chen Römer  gereizt  haben,  und  die  getrennten  Interessen 
der  Britten  klug  benutzend,  fielen  sie  —  unter  Caesar  — 
ohne  Ursache  (54  v.  Chr.)  in  das  Land,  und  es  gelang 
ihnen  später  (44  n.  Chr.)  den  flachen  Theil  desselben  zu 
erobern,  ohngeachtet  der  Tapferkeit  der  Einwohner,  die, 
wie  alle  Kelten,  mit  Lanze  und  Schwert,  zuTuss,  zu 
Pferde  und  Wagen  fochten;  der  gebirgige  Theil,  beson- 
ders Cambria,  wie  auch  Schottland  und  Irland,  blieben 
ganz  frei  von  ihrer  Herrschaft.  Ihr  Binfluss  auf  das  Land 
mag  nicht  bedeutend  gewesen  seyn,  besonders  da  ihre 
Militairmacht  nur  gering  war,  überafi  werden  die  kelti- 
schen Einrichtungen  geblieben  seyn,  nur  das  Druidenthnni 


—  tn  — 

werdeo  sie  wie  in  Gallien  ersdintterl  haben  (besonders 
durch  Eroberung  der  Insel  Mona  Ot  n.  Chr.)  und  dieses 
mag  selbst    allmUiHg   die  Ueberxeugung   gef&hlt  haben^ 
dass  es  nicht  mehr  in  die  Xmi  passe  ^   daher  bildete  es 
sicb^  seit  etwa  MO  n.  Ghr.  in  das  Christenthum  tun,  das 
nicht  von  Rom ,   sondern  ans  Kleinasien  und  Gallien  zq 
den  Britten  kam^  und  die  brittisch-katholische  Kirche  hat 
auch    lange   nach  Möglichkeit   ihre  Unabhängigkeit    von 
Rom  behauptet^  was  fikr  die  Cultur  des  Volkes  von  wich- 
tigem Einfluss  wurde.    Die  Schulen  und  Sitse  der  Druiden 
gestalteten  sich  in  Klöster  um,    die  den  Ruf  ihrer  alten 
Gelehrsamkeit  lange  bewahrten ;  es  entstand  ein  Neodrui- 
dismuS)    der  in    heidnischen  Bildern  und  in  druidischer 
Priestersprache  christliche  Glaubenslehren  su  verbreiten 
suchte.  Wo  die  Hauptsitze  des  Druidenthumes  waren,  Iftsst 
die  Legende   es   von  Heiligen    und  Wundern    wimmeln. 
So  fand  das  Christenthum  auch  in  dem  nicht  römischen 
Britannien,    selbst  In  Cambria  (Wales)  Eingang  und  das 
Druidenthnm  verwischte  sich,    aber  sehr  allm&hlig.    Die 
im  4.  Jahrhundert  sehr  verbreiteten  ketzerischen  Lehren 
des  Pelagius  (Morgant)  waren  eine  Mischung  von  Drui- 
dismus und  Christenthum;    denen  viele  Barden  anhingen, 
die  sich  über  England  und  Irland  verbreiteten;    die  nur 
schwer   vom   Katholieismus    bew&ltigt   werden    konnten. 
Nun  stifteten  Taliesin  und  Merddin  den  Bardenorden  vom 
W'aschbecken  oder  Kessel   der   Ceridwen,    welcher    die 
Trümmer  des  Druidismus   bewahrte,    an  die  Stelle  des 
Druidenordens  trat,    diesem  sehr  ähnlich  war,    die  alten 
druidischen  Lehren  festhielt. 

Rom*s  Militairherrschaft  schrumpfte  von  allen  Seiten 
zusammen ,  sie  zog  sich  417  n.  Chr.  freiwillig  aus  Bri- 
tannien zurück,  wodurch  römisches  Wesen  hier  aufhörte, 
das  keltische  allein  herrschte. 

Aber  wenig  später,  um  480  oder  4S0,  erscheinen 
goihisch-teutsche  Völker  aus  Germanien,  wo  sie 
längst  schon  festen  Fuss  gefasst  hatten,  anfänglich  als 
verböndete  Kämpfer  gegen  die  S^oten  und  Picten,  bald 
als  Seeräuber  und  Eroberer,    die  Alles   erst  verwiistend, 


—    «8    — 

dann  feste  Wohiieitse  in  dem  blühenden ,  bev&Ikerten 
Lande  nahmen,  es  bald  beherrschten.  Den  Sachsen 
waren  in  Wessex,  den  Juten  in  Kent,  den  Angeln 
mehr  nordw&rts  Wohnsitse  angewiesen;  spater  kamen 
auch  Dänen  und  (seit  787)  Normannen;  viele  Einwohner 
zogen  sich  in  die  gebirgigen  Gegenden  zurück«  Diese 
rohen  Massen,  unter  welchen  die  Angelsachsen  vor- 
walteten, waren  doch,  im  Verh&Itnisse  zum  keltischen 
Volke,  nicht  sehr  zahlreich,  sie  eroberten  eins  der  Ideinen 
Reiche  nach  dem  andern,  verdrängten'  die  Fürsten  und 
viele  grosse  Grundbesitzer,  an  deren  Stelle  sie  traten^ 
behielten  ihre  Kriegs  Verfassung,  liessen  aber  sonst  die 
alte  keltische  Verfassung  und  das  Wesen  des  Volkes^ 
mit  dem  sie  dur<sh  den  Grundbesitz  in  innigste  Beziehung 
kamen. 

Die  Sachsen,  wie  man  im  Allgemeinen  diese gothi-* 
sehen  Völker  nannte,  setzten  anflinglich  die  grosse  Menge 
kleiner  Territorien  fort,  aus  denen  allm&hlig  7  grossere 
dynastische  Reiche  wurden,  als:  Cantium  oder  Kent 
(gegründet  455),  Suthsexia  (491),  Wessex  (519, 
mit  Devonia,  Cornwallis),  Bernicia,  Deira  (650,  später 
Northumbria),  Offa  (575  in  Norfolk  und  Suffolk), 
Mercia  (588,  mit  Qlocestria,  Oxenfordia  u«  s.  w.))  welche 
Staaten  unter  dem  Namen  der  Sächsischen  Heptar- 
chie  bekannt  sind;  alle  diese  vereinigte  Egbert  (827)  zn 
einem  grossen  Reiche  Anglia  oder  England,  und  ver- 
fuhr mit  Härte  gegen  die  keltischen  Einwohner  —  die 
Walen,  Vealas,  Waelisemanns  von  den  Teutschen  genannt 
wurden  —  von  denen  viele  nach  der  Bretagne  auswan* 
derten.  Die  heidnischen  Sachsen  bekehrten  sich  seit  etwa 
600  zum  römischen  Katholicismus ,  der  seit  dem  Bischof 
Wilfried  grosse  Ausdehnung  erhielt;  aber  die  aus  demDrui- 
denthume  entstandenen  Klöster  verlieren  nun  allmäblig 
den  Ruhm  ihrer  Gelehrsamkeit« 

Die  nahen  Beziehungen  zwischen  den  Sachsen  und 
den  wälsch -keltischen  Einwohnern  (in  Germanien  und 
Britannien)  entwickelten  eine  Mischsprache,  das  Angel- 
sächsische,  das  von  allen  gothisch- teutschen  Mitoh- 


—    «9    — 

sprachen  den^'grosslen  kaliischen  Anstrich  hst^  und  bis 
etwa  1100  one  bedeutende  Verbreitung  genoss«  Dieses 
Angelsächsische  ist  wesentlich  von  dem  Slcandinavischen 
abweichend^  schliesst  sich  dem  Alt-Sichsischen^  Alt-Friesi« 
sehen,  Niederteutschen  und  Englischen  an. 

Die  Sachsen  waren  nur  freie  Krieger ,  abhold  den 
Künsten  und  Wissenschaften,  die  gans  in  den  Händen  der 
Kelten  blieben.  Diess  sieht  man  auch  an  den  angelsäoh-« 
sischen  Münzen,  die  noch  im  7.  und  8.  Jahrhundert 
in  Schrift  und  Zeichnung  ein  ganz  keltisches  Ansehn, 
etwas  sehr  Hartes  und  Steifes  haben,  den  keUo-griechi<- 
sehen  Münzen  gleichen.  Die  angelsächsische  Ge- 
setzsammlung, die  aus  sehr  alten  Zeiten  stammt, 
stehet  ganz  auf  keltischem  Boden. 

Die  verwüstenden  Einfalle  der  Dänen  und  Nor- 
mannen wiederholten  sich,  besonders  um  832;  ihr  An- 
führer Knut  eroberte  lOia  mit  nur  16,000.  Dänen  fasl 
ganz  England,  wurde  1017  in  London  als  König  gekrönt, 
und  umgab  aich  mit  einer  grossen  besoldeten  Leibwache. 

Nun  aber  kamen  1066  aus  der  Normandie  die  Nor- 
mannen, gothische  Völker,  die  dort  lange  gewohnt  und 
sich  französirt  hatten  und  eroberten  durch  die  Schlacht 
von  Haatings  das.  Land  unter  Wilhelm  dem  Eroberer,  der 
nun  König  von  England  wurde«  Er  verfuhr  auch  gegen 
die  stammverwandten  Dänen  und  Sachsen  auf  ziemlich 
ähnliche  Art,  als  diese  mit  den  Kelten  verfahren  hatten« 
Es  gab  in  Enghuid  etwa  60,000  grosse  Güter,  welche 
meistens  von  den  dänischen  Edlen  oder  Thanen  occupirt 
waren ;  von  diesen  gab  er  einen  grossen  Theil  seinen  nor- 
mannischen Baronen  als'  Lehn,  die  nun  Dynasten  wurden, 
an  die  Stelle  der  alt -*  keltischen  Aristokratie  traten. 

Der  jetze  ganz  normannische  Hof  übte  seinen  Ein- 
flnss  weithin  aus«  Aus  der  keltischen,  angelsächsischen 
«nd  normäanisehea  Sprache  entwickelte  sich  allmählig, 
während  des  IL  und  IC  Jahrhunderts,  die  heutige  eng- 
lische Sprache,  als  Hof-Qerichts-Litteralur  und  Con- 
versationssprache ,  die  auch  in  einen  grossen  Theil  des 
eigentlichen  Volkes  überginge  und  vorzugsweise  keltische 


—    «80    — 

Elemente  liat.  Wie  die  Sprache  hRUen  sich  anch  die 
Völker  gemischl,  es  hat  sich  die  neue  englische  Na- 
tionalität entwickelt  aus  vorzugsweise  keltiacheo  Ele- 
mciueu,  aus  denen  auch  der  Sinn  für  Handel  und  Indu- 
strie stammt,  der  das  englische  Volk  beseelt. 

Die  £rol)cruiig  der  Sachsen  hatte  nur  den  flauem, 
gr5Bsten  Thetl  der  Insel  betroffen ,  in  den  gebirgigen  Ge- 
genden, besonders  in  Wales,  mit  Comwales,  Devonsbire, 
der  Insel  Man  und  Anglesey  ,  hatten  sich  bey  allen  Stür- 
men der  Zeit  die  lüten  Cymmro  unabhängig  erhalten,  blie- 
ben bey  ihrer  Sitte,  Verfassung  und  Sprache,  W^s  war 
früher  in  viele  Territorien,  dann  in  3  Königreiche  getheilt, 
die  Roderioh  (S43)  vereinigte,  die  nach  seinem  Tode 
wieder  getrennt  wurden.  König  Hywet  der  Gate  ver- 
einigte sie  wieder  und  verbsste  ein  geschriebenes  Gesetz- 
buch, auf  Grund  der  alt -keltischen  Gewohnheilagesetse, 
mit  den  nötfaigeu  Modificationen,  die  besonders  das  Chri- 
stenthum  bedingt  hatte ;  nach  seinem  Tode  wurde,  das 
Reich  wieder  getheilt;  990  unter  Heredyh  abermals  ver- 
einiget, später  wieder  zersplittert  Dieses  keltische  Wales 
war  fast  stets,  mit  mehr  oder  weniger  Glück,  in  Krieg 
mit  den  Sachsen,  Dänen  und  Normannen  gewesen  j  11{^7 
wurde  es  von  den  Engländern,  unter  Heinrich  II.,  nnd 
1988  unter  Eduard  I.  gänzüdi  besiegt,  der  wälsche 
Staat  aufgelöst,  doch  aber  erst  1536,  unter  Henrich  VIII. 
ganz  mit  England  vereiniget,  als  das  Fürstentbum  Wales, 
in  welchem  die  englische  Verfassung  eingeführt  wurde, 
es  erhielt  sich  aber  die  keltische  Sitte  und  Sprache;  noch 
jetzo  durchziehen  Sänger  nach  Art  der  Barden  das  Land, 
welche  alt-wälscbe  Lieder  zur  Harfe  singen,  und  ein 
Bardenorden,  den  alten  Dniidismus  in  gewisser  Hinsicht 
fortsetzend,  und  mit  der  alten  Litteratur  bekannt,  hat  sich 
erst  neuerlichst  aufgelöst.  Hier  kann  man  den  Uebep- 
gang  des  alton  Kcltentbumes  in  die  jetzigen  VerhUtniBM 
Schritt  vor  Schritt  verfolgen  und  hier  haben  wir  eine 
keltische  Litteratur,  die  in  andern  keltischen  Ländern 
fehlt.  Die  wichtigste  Sammlung  keltischer  Documente 
wurde  herausgegeben  unter  dem  keltisch-englischen  Titel : 


—    281     — 

Myvyrisn  Archaiology  of  Wales.  Der  erste  Theil  invott 
eirthilt  die  Bardenlieder  von  Aneurin,  Tallesin,  Myrden 
(Merlin)  und  andere,  aus  dem  6.  Jahrh. ;  der  S.  ThcU  die 
Triaden  odw  die  alten  Hechtsinstitutionen.  Kin  anderes 
wichtiges  Werk  ist  Habinogion,  mit  Erzählungen  zum 
Unterricht  der  Jugend  in  der  Mythologie  ilcr  Bnrden. 
Uebrigens  hat  man  eine  Menge  in  w&lschcr  Sprache  ge- 
druckter B&cher.  Die  auf  uralte  Gewohnheiten  basirtett 
Ctosetze  von  Wales,  wie  sie  im  10.  Jahrhundert  aufge- 
flehrieben  wurden,  kennen  wir  durch  das  keltisch  ver- 
fasste  Werk:  Cyfreitjen  HywetI  Dda  ac  eraill, 
d.  h,  die  Oeaetse  Hjrwell  des  Guten  and  Anderer,  die  le- 
ges  WalHae  Hoeli  boni,  herausgegeben  von  Wotton  1730, 
auch  durch  die  Gesetze  von  Dvynwall  Moelmud,  der 
400  Jahre  v.  Chr.  gelebt  haben  soll.  Diese  Gesetze  und 
Gewohnheiten  sind  theils  darum  von  grtsster  Wichtig- 
keit ,  weil  ähnliche  wahrscheinlich  in  allen  keltischen 
Staaten  geherrscht  haben  mögen,  thoils  und  vorz&glich 
weil  ganz  ähnliche  Gewohnheitsrechte  als  die  Basis  der 
angelsächsischen  Gesetze  (die  nns  schon  näher  bekannt 
sind,  schon  um  600  und  696  gesammelt  wurden)  erschei- 
nen ,  und  weil  wir  in  der  sogenannt  alt  -  teutschen 
öder  neu -germanischen  Gesetzgebung  der  Westgothen, 
Bargnnder,  Franken,  Alemannen,  Salier,  ^puarier, 
Thüringer  u.  s.  w.  überall  deutliche  Anklänge  finden, 
so,  dass  auch  diese  teutschen  Gesetze  des  Continenles 
so  gut,  als  die  angelsächsischen  in  England,  vorzugs- 
weise auf  keltischem  Boden  wurzeln. 

'  Obwohl  ganz  England  allmählig  unter  die  Herr- 
sehaft  der  Sachsen  kam,  so  ist  hier  dennoch  das  kel- 
tische Element  im  Volke,-  besonders  in  den  Städten,  von. 
allen  Ländern  am  kräftigsten  geblieben,  die  sächsischen 
Dynasten  haben  hier  weniger  durchgreifend  wirken  k&n- 
nen,  als  anderwärts.  Das  keltische  Prinap  der  Volks- 
Souveränität  hat  sich  hier  am  frühesten  wieder  darcbge- 
arfoeitet,  und  mit  dem  gothischen  dynastischen  Princip  der 
Macht  und  Alleinherrschaft  sich  auf  eine  sehr  glückliche 
Art  durchdrungen.      Immer,    schon  nach  dem  Tode  Wil- 


—    282    — 

helm'8  1 087 ,  widersetzte  sich  ^  das  Volk ,  selbst  in  Ver- 
bindung der  Edlen  und  der  Geistlichkeit,  der  dynasti- 
schen Despotie ;  1215  wurde  der  König  Johann  gezwun- 
gen, die  magna  charia  libertatum  zu  unterschreiben,  noch 
jetzo  die  Grundlage  der  englischen  Freiheit;  sie  ist  der 
erste  Vertrag  zwischen  Fürst  und  Volk,  in  welchem  die 
Zustimmung  der  Stande  (Geistlichkeit  und  Adel)  zu  den 
Steuern  als  Gesetz  aufgestellt  wurde,  auch  bekamen  schon 
die  Burger  bedeutende  Vorrechte.  Rasch  bildete  sich  die 
Verfassung  weiter  aus;  die  Standeversammlung  erhielt 
den  Namen  Parlament  (um  1216),  seit  1865  wurden  die 
Deputirten  der  Städte  zugezogen,  und  seit  1343  tritt  es 
als  gesetzgebender  Körper  unter  der  Form  der  beiden 
Häuser  auf,  in  welchem  allein  die  Regierung  des  Landes 
liegt,  wie  in  den  Volksversammlungen  der  alt -keltischen 
Zeit.  Die  Oeffentlichkeit  und  Mündlichkeit  der  Gerichts- 
verhandlungen, die  Geschwomengerichte  in  CriminaUal- 
len  und  viele  andere  keltische  Institutionen  sind  aus  der 
ältesten  in  die  jetzige  Zeit  gekommen,  haben  sich  wenig 
verändert.  So  ist  das  Alte  mit  dem  Neuen,  das  Kel- 
tische mit  dem  Gothischen  und  EngUschen  verknüpft. 

In  England  rühren  die  unzähligen  Steindenkmale  und 
die  mit  denselben  vorkommenden  Kunstsachen  mit  ihren 
eigenthumlichen  Formen  und  Verzierungen ,  überhaupt  die 
Alterthümer,  die  wir  im  ersten  Theile  dieses  Werkes  be- 
schrieben und  als  keltische  bezeichnet  haben,  ohne  Zwei- 
fel von  der  keltischen  vorchristlichen  Bevölkerung  her; 
sie  geben  eine  Einsicht  in  den  druidischen  Cultus ,  in  die 
keltische  Kunst,  die  sehr  isolirt  dastehet.  Wenn  wir 
die  ganz  gleichen  Denkmäler  und  Kunstsachen  auch  in 
andern  Ländern  finden ,  wird  man  berechtiget  seyn,  sie 
auch  hier  einer  keltischen  Bevölkerung  zuzusprechen. 

b.     Schottland. 

Der  nördliche,  meist  gebirgige  Theil  der  engUsohen 
Insel ,  nördlich  der  Mündung  des  Tweed,  bildet  Schotllaod. 
Der  Früh  c/*  Clyde  scheidet  von  Nieder  Schottland 
(galldachd)  HochschottUnd,  mit  seinen  400,000  Ein^ 


wobneniy  wo  jeteo  —  wie  auf  den  Hebriden  —  noch  allge- 
mein gälisch  gesprochen  wird,  wo  das  keltische  Natio- 
nalkl^d,  der  plaid  (jetso  Prachkann),  und  das  alte  Clans- 
wesen noch  nicht  untergegangen  ist;,  doch  ist  Clan  ein 
englisches  Wort  und  lautet  im  Schottischen  Fnineacban 
oder  Ciennich,   Kinnig,   d.  i.  HauptUngsschiA. 

Die  Hochschotten  nennen  sich  Galach,  Gaidheal, 
Gaidhil  (gesprochen  Gaele),  ihr  Land  Caldach  oder 
Gaeldachd,  woher  Caledonia,  ihre  dem  Irischen 
sehr  verwandte  Sprache  G  a  e  1  i  c.  Niederschottland  heisst 
im  Schottischen  Alban  oder  Albainn,  seine  Einwoh- 
ner wurden  in  alten  Zeiten  Kaledonier  und  Picti, 
eigentlich  Peghten  genannt,  deren  keltischer  Ursprung 
noch  nicht  völlig  aufgehellt  ist,  die  sich  aber  ganz  engli- 
sirt  haben,  w&hrend  die  Hochschotten  keltisch  geblie- 
ben sind. 

Schottland,  einschliesslich  der  benachbarten  Inseln^ 
ist  besonders  an  der  Küste  noch  sehr  reich  an  kelti-^ 
sehen  Denkmalen  aller  Art,  an  Altaren,  Steinsetzungen, 
Meuhirs,  Grabhiageln,  einfachen  Gräbern  u.  s.  w.^  und 
man  wagt  es  auch  jetzo  nicht  einen  Stein  derselben  zu 
weltlichem  Gebrauche  zu  verwenden;  die  Hochscbotten 
nennen  jetzo  noch  ihre  Kirchen  Lloach.  Häufig  sind  die 
bekannten  Kunstsachen,  Steinkeile,  Ringe  u.  s.  w.  und 
die  Glaskugeln  (die  Adderstones,  oder  Glenian,  gleinina 
dhruidhe),  die  Abzeichen  der  verschiedenen  Lehrstufeq 
bey  den  Druiden  waren« 

Von  Schottlands  ältester  Geschichte  wissen  wir 
nichts,  es  mag  im  Alterthume  keine  grosse  politische 
oder  wissenschaftliche  Wichtigkeit  gehabt  haben;  von 
den  Römern  wurde  es  nie  dauernd  betreten,  sie  konnten 
daher  hier  gar  keinen  £influ8s  ausüben.  Nach  deren  Ab« 
zage  aus  England  drangen  diePicten  verwüstend  ein, 
die  Britten  riefen  gegen  diesen  Feind  die  gothisch-teut- 
sehen  Sachsen  zu  Hülfe,  die  ihn  zwar  bewältigten ,  aber 
auch  England  für  sich  eroberten.  Blutige  Kriege  begin- 
nen seit  der  Zeit  zwischen  Schottland  und  England. 


—    284    — 

Früh  schon  bildete  sich  auch  hier  das  Druidenthttm 
in  das  Christenthum  um;  die  südlichen  Picten  wurden 
durch  Ninas  seit  394^  die  nördlichen  durch  Columban 
(Coluimcille)  Ö63  —  593  christlich  ^  die  Hochschotten 
noch  früher. 

Seit  dem  9.  Jahrhundert  dringen  die  Sachsen  er- 
obernd in  Schottland  ein  y  tangiren  aber  mehr  den  niedern 
als  den  hohen  Theil  von  Schottland  y  welches  seine  Selbst* 
ständigkeit  behält.  Das  alte  einheimische  Königshaus 
Kenneth  herrschte  y  unter  häufigen  Kriegen  mit  England^ 
vom  9.  bis  zum  13.  Jahrhundert^  diesem  folgten  die  Kö- 
nige aus  den  Häusern  Bruce  (seit  1889)  und  Stuart  (seit 
1371)  y  welche  letztern  selbst  auf  kurze  Zeit  den  eng- 
lischen Thron  bestiegen. 

Die  Reiche  Schottland  und  England  wurden  seit  1 603 
äusserlich^  seit  1706  durch  ein  gemeinschaftliches  Par- 
lament und  den  Namen  von  Grossbritannien  vereiniget^ 
auch  nahm  das  niedere  y  südliche  Schottland  die  englische 
Sprache  an. 

Das  schottische  Hochland  mit  seinen  Bergschot- 
ten blieb  in  Sprache^  Sitten  und  innerer  Verfassung  kel- 
tisch; noch  jetzo  herrscht  die  alt -keltische  Sprache  im 
gälischen  Dialect^  w^ird  freilich  immer  mehr  zurückge- 
drängt; das  keltische  Wesen  ist  zwar  modificirt^  aber 
noch  gar  nicht  erloschen.  Bis  1746^  wo  die  letzten  Un- 
ruhen zu  Gunsten  der  Stuarts  unterdrückt  wurden^  wo 
man  das  uraltb  Clanswesen  aufhob  ^  aber  gar  nicht  ganz 
unterdrücken  konnte^  und  man  das' Volk  entwaffnete^  ging 
jeder  freie  Bergschotte  stets  bewaffnet^  wie  in  alt -kel- 
tischer Zeit.  Bis  in  die  jüngste  Zeit^  zum  Theil  noch 
jetzo  tragen  die  Bergschotten  ihre  uralt-keltische  National- 
kleidung. Sie  gehörten  von  jeher  zu  den  keltischen  Stäm- 
men, die  ohne  Hosen  gehen,  während  andere  Stämme 
Hosen  (breacan,  woher  bracae  und  breeches)  haben. 
Diese  Nationaltracht  bestehet  aus  einer  buntfarbigen  Jacke, 
an  der  eine  Art  von  kurzem,  faltigem  Weiberrock  hängt, 
Kilt,  Fehl,  Phillibeg  genannt,  der  meist  nur  bis  ans 
Knie  reicht,    einem  grossen  Schawl  oder  Stück  Zeug  — *^ 


dem  Plaid  oder  Prichkkan^  ^  von  gleichem  buntem 
Zeuge,  an  der  linken  Schulter  befestiget,  einem  Gür- 
tel mit  Pistolen  —  dem  Durk  —  einer  blauen  Mütse 
mit  langer  Feder,  ganz  kursen  Strumpfen  und  Sandalen 
oder  rothen  Schuhen  (brogues).  Das  bunte  Zeug  (tar- 
tan  oder  catha)  ist  würflig,  meist  dreyfarbig,  und  je- 
der Clan  hat  seit  urältester  Zeit  seine  Eigenthümlich- 
keit  an  den  Farbenstreifen,   seinen  eignen  Tartan. 

Von  jeher  war  das  Land  in  viele  kleine  freie  Ge- 
meinheiten, in  Kinnich's  oder  Fine,  Clans  im  Englischen, 
getheilt,  denen  der  Cean  oder  Laird  (woher  Lord  im 
Englischen)  vorstehet,  ein  Name,  den  wir  schon  bey 
den  alten  Tuskem  in  Italien  finden.  Dieser  Laird  stehet 
zu  seinen  zahlreichen  Clanleuten  oder  Trabanten,  den 
Finneachans  oder  Ciennichs,  in  einem  vielmehr  patriar- 
chalischen clientelen,  als  feudalistischen  Verhältnisse,  er 
fuhrt  sie  an,  schützt  sie,  unterhält  sie  zum  Theil,  und 
sie  sind  ihm  dagegen  mit  unerschütterlicher  Treue  ergeben. 
Erst  in  neuester  Zeit  haben  Despotismus  und  Habsucht 
der  Lairds  zum  grossen  Theile  dieses  uralte  clientele 
Verhältniss  gelöst. 

Noch  haben  viele  Lairds  ihre  Barden  oder  Saok- 
pfeifer,  die  auf  ihrem  Dudelsack,  der  sich  in  Jahrtau- 
senden nicht  verändert  haben  wird ,  uralte  Melodien  bla^ 
sen,  die  den  Fremden  höchst  wunderlich  klingen,  und 
Gesänge  anstimmen,  die  sich  von  Generation  zu  Gene- 
ration fortpflanzten.  Solche  uralte  Bardengesänge  sam- 
melte 1760  der  Schotte  Macpherson,  diess  sind  die  be*- 
rühmten  Gesänge  Ossians,  den  homerischen  ähnlich, 
denen  auf  jeden  Fall  alte  Lieder  als  Grundlage  dienen, 
wenn  sie  auch  in  jetziger  Gestalt  nicht  acht  seyn  soll- 
ten* Gälische  Handschriften  giebt  es  wenige  und  sie 
reichen  nicht  über  das  15.  Jahrhundert  hinaus. 

Hodisdiottland  bildet  noch  jetzo  ein  ziemlich  rmi 
keltisches  L^nd,  nur  mit  christlichen  Formen,  da» 
zur  Erkenntnis»  des  Alterthumes  von  hoher  Wichtig- 
keit ist 


c.     Irland. 

Die  ElDgland  ganz  benachbarte^  meist  flache  und 
moorige  Insel  Irland^  von  den  keltischen  Einwohnern 
Eirin  (von  eir^  Occident  und  in,  die  Insel),  auch  Erin 
genannt,  woher  Jerne  und  Hibernia,  mit  ihren  7  Hil- 
lionen Einwohnern,  ist  ein  rein  keltisches  Land,  wel- 
ches weder  die  Römer,  noch  in  früherer  Zeit  fremde 
Colonien  betraten;  hier  herrscht  noch  heute  das  Erse, 
der  gälische  Dialect  der  keltischen  Sprache ,  vom  Schot- 
tischen wenig  abweichend,  der  sich  im  Laufe  von  Jahr- 
tausenden nicht  wesentlich  verändert  haben  wird.  Man 
hatte  eine  uralte  Schrift,  und  findet  auf  einigen  Stein- 
denkmalen Inschriften  mit  solchen  Oghan-Characteren. 
Das  irische  Alphabet  der  alten  Handschriften ,  noch  jetzo 
nicht  ganz  abolirt,  hat  17  Buchstaben,  die  von  den 
lateinischen  nicht  sehr  verschieden  sind. 

Ganz  Irland  ist  bedeckt  mit  heidnischen  Steindenk- 
malen aller  Art,  Gräbern  und  in  diesen  Kreis  gehörigen 
Kunstsachen,  denen  in  England  und  Schottland  ganz 
gleich,  die  hier  ohne  Zweifel  keltischen  Ursprunges  sind, 
dem  Druidenthume  angehören.  Diese  Alterthümer  setzen 
eine  grosse  industrielle  Bevölkerung  voraus,  deuten  dar- 
auf hin,  wie  das  Land  in  der  druidischen  Zeit  in  ei-' 
ner  bessern  Lage  gewesen  seyn  wird ,  als  in  der  christ- 
lichen und  besonders  in  der  jetzigen,  wo  die  allerbit- 
terste  Armuth  und  das  grösste  Elend  herrscht.  Nächst 
Gegenständen  von  Bronce,  Kupfer  und  Eisen  finden 
sich  viele  Kunstsachen  und  Münzen  aus  Gold/  das  viel 
häufiger  als  Silber  gewesen  seyn  muss.  Ueberall  in  Ir« 
land  findet  man  Spuren  eines  uralten  Bergbaues ;  auch 
hier  erscheinen  die  Kelten  als  das  eigentlich  bergbauende 
Volk  mit  einer  ausgebildeten  Metallurgie. 

Wie  verbreitet  die  Industrie  war,  lehren  die  kel- 
tischen Alterthümer ,  Cultur  und  Wissensohafk  mnss  des»- 
halb  schon  hoch  gestanden  haben,  weil  hier  ein  Haupt- 
sitB  des  Druidenthoms  mit  wichtigen  Schulen  war,  die 
auch  in   der   christlichen   Zeit   noch   lange  nachklangeii« 


—  «r  — 

V^on  den  astronomischen  Kenntnissen  zeugt  unter  andern 
ein  merkwürdiges  broncenes  Kunstwerk^  beschrieben  in 
den  Transacf.  of  the  Irish  Academy^  Vol.  17.  Es  ist 
ein  Zirkel^  dessen  scharfe  Anssenseite  durch  8  Ringe 
den  Mondlauf  in  seinen  Phasen  darstellt;  in  der  innem 
Seite  des  Zirkels  stehet  ein  sweiter^  an  rtner  Axe  be- 
festigter Zirkel^  und  zwar  in  der  Richtung  der  Nei-^ 
gung  der  Pole,  und  innerhalb  dieses  zweiten  Zirkels 
ein  Erdball,  dessen  Aequator  den  Kreis  bildet^  dessen 
Pole  oben  und  unten  stehen. 

Die  alte  Geschichte  von  Irland  ist  uns  sehr  unbe- 
kannt; die  Römer,  die  nie  ins  Land  kamen,  erwähnen 
nichts  davon,  und  die  eigene,  irische  Litteratur  giebt 
darin  zwar  viele,  aber  sehr  dunkle  Notizen.  Man  er- 
wähnt  148  irische  Könige,  die  bis  in  die  Mitte  des  6. 
Jahrhunderts  zu  Tarah  residirt  haben  sollen. 

Gleich  allen  keltischen  Ländern  wird  Irland  in  sehr 
viele  kleine  Territorien  zerfallen  seyn,  von  denen  frfiher 
19,  dann  vornehmlich  4,  als  sogenannte  Königreiche 
hervortreten,  Munster,  Ulster,  Leinstr  und  Con- 
naugt,  die  noch  jetzo  die  Provinzen  bilden,  in  welche 
das  Land  getheilt  ist. 

Wie  es  gekommen  seyn  mag,  dass  hier  wohl  auf 
ganz  friedlichem  Wege,  und  ohne  uns  bekannte  äussere 
Ursachen,  das  Druidenthum  sich  in  das  Christenthum 
umbildete,  ist  uns  unbekannt;  aber  gewiss  fand  hier 
schon  vor  dem  5.  Jahrhundert  das  Christenthum  Ein- 
gang, wohl  von  Gallien  aus,  und  Patrikj  der  eigentlich 
Succuth  hiess  und  493  starb,  wird  als  erster,  vom 
Papste  bestätigter  irischer  Bischof  genannt.  Seit  der 
Zeit  hängen  die  Iren  so  eifiig  dem  Christenthume ,  als 
früher  dem  Druidenthume .  an ;  die  alten  druidischen  Denk- 
male^ die  auf  das  Höchste  geachtet  werden,  haben  meist 
eine  christliche  Folie  erhalten,  sind  mit  Heiligen  und 
Wundem  in  Verbindung  gesetzt. 

Druiden  können  es  wohl  nur  gewesen  seyn,  wel- 
che hier  als  die  ersten  ehristlichen  Priester  und  Mönche 
aufkraten,   und    die    ersten    irischen   Priester  waren   es, 


—    288    -- 

die  sich  vor  allen  Andern  durch  Gelehrsamkeit  und  Ei-> 
fer  auszeichneten.  Die  alten  heruhmten^  gelehrten  Drui- 
densitze wurden  christliche  Kloster,  die  wegen  ihrer 
gelehrten  Mönche  sehr  berühmt  wurden,  wie  Armagh 
(gestiftet  457),  De rry  (gestiftet  535)^  Bangor(552), 
Clonfert  (553),  Lismore,  Tamar,  Londondery 
und  andere.  Von  hier  gingen  die  berühmtesten  kel- 
tisch-christlichen Missionäre  nach  allen  Seiten  aus,  be- 
sonders nach  Germanien ,  wo  gleiche  Sprache  geherrscht 
haben  wird,  wie  Columban  und  viele  Andere.  Die 
zum  Theil  jetzo  noch  vorhandenen  sogenannten  Schot- 
tenkloster auch  in  Teutschland  sind  von  Irland,  gar 
nicht  von  Schottland  aus  gestiftet  und  besetzt;  unter 
andern  gründete  der  Schotte  Kilian  um  700  das  Klo- 
ster Würzburg  in  Germanien.  Bis  zum  10.  Jahrhundert 
und  länger  heissen  die  Iren  in  der  christlichen  Kirchen- 
sprache Scoti  oder  Escoti;  ich  habe  aber  nicht  auf- 
finden können,  woher  dieser  Name  stammt. 

Wenn  Irland  zu  der  druidischen  Zeit  schon  sehr 
und  lange  blühete ,  so  wird  die  Periode  vom  5.  bis  zum 
9.  Jahrhundert,  bis  zu  dem  Einbrüche  der  gothisch- 
teutschen  Völker,  eine  nicht  minder  glückliche  gewesen 
seyn;  es  wurde  nicht  von  auswärtigen  Feinden  belästi- 
get, erscheint  als  ein  rein  keltisch  -  christliches  Land, 
als  ein  Centrum  für  Wissenschaft  und  Gelehrsamkeit, 
während  in  den  andern  Ländern  fremde  Völker  einbra- 
chen, verheerende  Kriege  wütheten  und  die  Cultur  er- 
starb. Zur  Zeit  des  heiligen  Patricius  (f  457.)  war 
eine  reiche  irische  Litteratur  vorhanden;  in  seinem  hei- 
ligen katholischen  Eifer  liess  er  möglichst  die  poetischen, 
juridischen  und  philosophischen  Werke  der  Druiden  ver- 
brennen, und  änderte  die  geschichtlichen  nach  dem  christ- 
lichen Standpunkte  um. 

Dieser  glückliche  Zustand  ward  unterbrochen  durch 
die  Einfalle  der  gothisch-teutschen  Normannen,  seit  dem 
Anfange  des  9.  Jahrhunderts,  die  bald  festen  Fuss  fass- 
ten,  besonders  nach  Erbauung  von  Balacleigh  oder  Dub- 
lin im  Jahre  849,    der  jetzigen  Hauptstadt  des  Landes, 


die  nicht  irisch^  sondern  englisch  ist.  Bald  folgten  die 
Angelsachsen  aus  England^  die  unter  Heinrich  II.  117S 
ganz  Irland  eroberten  und  unterjochten  ^  das  sirenge 
Papstthum  y  wie  das  Lehnswesen  einführten  und  das  kel- 
tische Wesen  mdglichst  zu  vernichten  suchten. 

Hier  amalgamirten  sich  nicht  ^  wie  in  andern  Län- 
dern^ die  keltische  und  gothische  Nationalität^  die  Iren 
und  Sachsen  stehen  sich  bis  zur  jetzigen  Stunde  feind- 
lichst gegenüber^  nur  die  grossen  Seestädte  englisirten 
sich ^.  das  ganze  Land  blieb  keltisch^  umfasst  die  grösste 
compacte  Masse  der  jetzigen  Kelten;  nur  mit  Ehrfurcht 
und  Liebe  kann  man  das  Festhalten  an  der  Nationalität 
betrachten. 

Im  Laufe  der  folgenden  Jahrhunderte  wurden  die 
blutigsten  Kriege  geführt^  die  eine  immer  grausamere 
Gesetzgebung  der  Sachsen  (Engländer}  gegen  die  Iren 
zur  Folge  hatten;  ihr  gegenseitiger  Kampf  erhielt  seit 
der  Reformation  eine  vorwaltend  religiöse  Grundlage. 
Man  raubte  den  Iren  fast  alles  Grundeigenthum,  das 
englischen  Grossen  gegeben  wurde,  zwang  sie  den. geist- 
lichen Zehnd,  den  ihre  katholischen  Priester  wahr- 
scheinlich aus  der  Erbschaft  der  Druiden  bezogen,  der 
protestantischen  Geistlichkeit  zu  geben,  die  ihnen  fremd 
war,  unterdrückte  sie  überhaupt  auf  jede  Art. 

Die  Iren,  das  jetzo  vielleicht  am  meisten  bedrückte 
und  unglücklichste  Volk,  bewahren  fortwährend  ihre  kel- 
» tische  Nationalität;  so  laut  und  geduldig  sie  ihre  wohl- 
begründeten Beschwerden  geltend  machen,  so  schwierig 
mag  es  freilich  wohl  seyn,  diese  zu  b|seitigen.  Den 
Gipfel  des  Elends  .scheinen  sie  jetzo  (1847)  erreicht  zu 
haben;  jedes  fühlende  Herz  wird  wünschen,  dass  ein  bes- 
serer Zustand  eintrete.  Es  mag  nichi  in  der  Ohnmög- 
lichkeit  liegen,,  dass  auch  diese  Nationalität  ihr  Haupt 
wieder  kräftiger  erhebt,  da  überall  die  Nationalitäten  sich 
regen,  und  England  könnte  in  eine  schwierige  Stellung 
kommen,  wenn  seine  keltische  Einwohnerschafl  einmü- 
thig  auftreten  sollte,  wozu  freilich  jetzo  keine  Aussicht 
vorhanden  ist. 

Kefrrstein  Kelt.  Altertb.  II.  Bd.   II.  Abtb.  19 


—    290    — 

b.     Gallien,  das   heutige  Frankreich. 

Die  jetzigen  Nationalitäten  der  Franzosen,  Italiener 
und  Teutschen  existirten  im  Alterthume  nicht '^  das  Land 
vom  schwarzen  Meere  bis  zur  Ostsee  und  den  Pyrenäen, 
längs  der  Donau  und  dem  Rheine,  hiess  bey  den  alten 
Griechen  Keltike,  ^  Kaktixi^,  später  bezeichnete  man  das 
Land  von  den  Pyrenäen  bis  zum  Rheine  als  Galatia, 
dann  als  Gallia.  Das  heutige  Frankreich,  mit  Inbe- 
griff von  Oberitalien .  hiess  und  heisst  in  der  keltischen 
Sprache:  Gael,  Gaidheal,  Gaeltacht,  (Keltenland),  da- 
her Gallia  der  Römer,  Gaule  der  Franzosen ;.  die  Gallier 
heisseu  Gwalwys  im  Wälischen.  Die  Bewohner  Galliens 
nennt  Polybius  Kelten,    auch  Galater  {^K^Xxuiy  rakdtai). 

Gallien  war  aber  nicht  ein  so  rein  keltisches  Land, 
als  Britannien*,  neben  einer  vorwaltend  keltischen  Bevöl- 
kerung wohnten  hier  auch  Basken  und  in  Marseille  Grie- 
chen^ die  Germani  längs  dem  Rheine  waren  aber  nicht 
Teutscho,  sondern  Kelten. 

Schon  vor  etwa  2500  Jahren,  600  v.  Chr.,  150  vor 
Roms  Erbauung,  begründeten  die  griechischen  Phokäer 
eine  Handels -Colonie  in  Gallien,  im  Lande  der  Ligycr 
und  Segobriges,  in  Massiüa,  dem  jetzigen  Marseille,  die 
hier  sesshaft  blieb ,  auf  das  nationelle  Wesen  der  Gallier 
wohl  ohne  Einfluss  war,  aber  zur  Römerzeit  und  spä- 
ter von  politischer  und  —  wissenschaftlicher  Bedeutung 
wurde. 

Basken  und  Gallier  werden  stets  in  nationeller  Hin- 
sicht sehr  verschieden  gewesen  seyn,  Strabo  IV.  1.  §.  !• 
sagt :  In  alten  Zeiten  theilte  man  die  Einwohner  von  Kel- 
tike (Gallien)  in  Akyitaner,  Kelten  und  Beigen.  Die 
erstem  (Aquitani  der  Lateiner),' nicht  nur  durch  Sprache, 
sondern  auch  durch  Körperbildung  ganz  abweichend,  glei- 
chen mehr  den  Iberern  (Spaniern),  als  den  Gaialem 
(Kelten),  alle  andern  sind  zwar  von  galatischer  (kelti- 
scher) Bildung,  aber  nicht  gleichsprachig,  sondern  einige 
weichen  in  der  Sprache  etwas  ab  (durch  den  gälischen 
uud.wälischcn  Dialcct).     Nach  IV^  II.  §.  1.  wohnten  die 


—    291    — 

Aquiiaoi  zwischen  den  Pyrenäen  und  der  Garonne ;  also 
im  sudlichsten  Frankreich^  im  Qascogne  und  Langne- 
doe.  Diese  Aquitani  sind  ihrer  Hauptmasse  nach 
die  heutigen  Basken^  die  in  alter  Zeit  viel  zahlreicher 
waren ^  als  gegenwartig,  sich  weit  über  Spanien,  und 
einen  Theil  von  Oberitalien  (Piemont)  verbreiteten.  Diese 
haben  wohl  von  jeher  die  jetzige  baskische  Sprache  ge- 
redet, und  ihre  alten  Institutionen  mögen  den  jetzigen 
wohl  ähnlich  gewesen  seyn ,  die  wir  noch  bey  den  spa- 
•nischen  Baskca  finden. 

Im  hohen  Alterthume  treten  hier,  im  südlichsten 
Frankreich  als  wichtige  Völker  auf:  die  Sicani  oder 
Siculi,  die  in  sehr  alter  Zeit,  etwa  1600  v.  Chr.  nach 
Italien  ziehen,  wahrscheinlich  dem  keltischen  Stamme 
angehörig  und  die  Ligors,  Ligii,  Ligyes,  Liguri,  auch 
Salii  oder  Keltoligyes  genannt ,  die  sich  über  einen  Theil 
von  Oberitalien  —  Liguria  oder  Ligystike  verbrei- 
teten, die  ein  Mischvolk  von  Kelten  und  Basken  ^e^ 
wesen  seyn  können ,  verwandt  den  heutigen  Proven^alen. 

Die  Kelten,  welche  den  Hauptstock  der  Bevölke- 
rung bildeten,  zerfielen  offenbar  in  8  Gruppen,  welche 
die  beiden  Dialecte  der  keltischen  Sprache  geredet  ha- 
ben werden,  und  es  scheint,  als  wenn  Strabo  diese  als 
Beigen  und  Kelten  bezeichnete. 

Gewiss  ist  es,  dass  die  Einwohner  von  Armo- 
rica  (von  ar,  an,  und  mor,  das  Meer),  d.  i.  in  der 
jetzigen  Bretagne  (dem  Depart.  Morbiham,  Finistdre, 
Cötes  du  Nord  und  Loire  inferieure)  und  der  Nachbar- 
schaft, dem  wälschen  Stamme  angehörten,  da  sie  noch 
heut  zu  Tage  einen  Dialect  des  Wälschen  sprechen  und 
sich  nicht  französirt  haben;  sprachlich  waren  sie  daher 
den  Einwohnern  der  gegenüber  liegenden  brittischen  Küste 
verwandt,  mit  denen  sie  überhaupt  in  innigster  Bezie- 
hung standenr.  Ihr  Land  nannten  die  Armoriker  breiiz 
auch  ftr/tonma,  sich  selbst  brithaiued,  britones.  Der 
Name  kommt  her  von  briz  im  Bretonischen,  das  wie 
brit  im  Wälschen  bemalt  —  pictus  —  heisst ,  weil  man 
sich   tätto Wirte,    und    noch   bis  jetzo  sind   Fast  alle   ge- 

19» 


—    292    — 

meine  Bretagner  auf  den  Armen  tättowirt.  Von  jenem 
breiz  nannten  die  Armoiiker  ihre  Sprache  bryzad^ 
breizuneck^  woher  das  französische  breton^  bas  bre-» 
ton  stammt. 

Als  ein  sehr  wichtiges  armorisches  Volk^  das  vor- 
zugsweise den  Handel  in  Händen  hatte,  das  den  Rö- 
mern 220  grosse  Schiffe  entgegensetzte  (Cäsar  HI.  1 4.)^ 
erscheinen  die  Veneti,  die  Umwohner  der  jetzigen 
Stadt  Vannes.  Ein  anderer  Zweig  der  Vei^eti  bildete 
ein  illyrisches  Volk ,  wohnte  im  jetzigen  Venetianischen, 
von  wo  sie  einen  sehr  wichtigen  Handel  nach  Nordgenna- 
nien  trieben;  auch  an  der  Ostsee  wohnten  Veneti.  Alle 
diese  werden  Stammverwandte^  aber  gewiss  nicht  sla- 
wische Völker  seyn  ^  zu  denen  man  sie  wohl  hat  machen 
wollen.  Den  Armorikem  stammverwandt  werden  die  Völ- 
ker sudlich  der  .Seine  und  Marne  gewesen  seyn^  die 
Camutes  ^  Senones,  Lingones  und  Cenomanes. 

Kein  Land  ist  so  reich  an  gigantischen  Steindonk- 
maleOy  überhaupt  an  Bauwerken  und  Kunstsachen,  die 
als  keltische  bezeichnet  werden,  als  die  Bretagne,  wo 
vor  allen  die  sogenannte  Burg  Carnac  hervorragt,  die 
einst  aus  1 0,000  Ungeheuern  Pfeilern  bestand ,  und  wohl 
das  grossartigstc  Bauwerk  ist,  welches  existirt,  wie 
diess  alles  im  ersten  Theile  S.  180  erörtert  wurde.  Ob- 
wohl die  alte  Litteratur  diese  Denkmale  nicht  erwähnt, 
so  sind  sie  doch  offenbar  druidische  und  gehören  dem  wäl- 
schen  Stamme  der  keltischen  Nationalität  an ;  wo  wir 
nun'  einen  ganz  gleichen  Kreis  von  Alterthümern  finden, 
da  haben  auch  wahrscheinlich  die  Einwohner  demselben 
Stamme  der  Kelten  angehört. 

Dieselben  Alterthümer,  vorzijglich  die,  welche  wir 
als  die  Gruppe  der  Hühncnbetten  bezeichnet  haben ,  ziehen 
sich  aus  der  Bretagne  nach' allen  Seiten  tief  nach  Frank- 
reich hinein,  vorzüglich  aber  längs  dem  Meere  hin,  bis 
gegen  die  Mündungen  des  Rheines,  wie  sie  sich  auch 
diesseits  des  Rheines ,  in  Germania  immer  in  den  niedern 
Meergegenden  finden.  An  Armorica  grenzten  die  Bei  — 
ga«y   die  längs  dem  Meere  und  längs  dem  linken  Rhein — 


—    293    — 

ufer  wolinten;  ein  Hauptvolk  derselben  waren  die  Mo- 
T  i  n  i ,  zwischen  der  Scheide  und  dem  portus  itius  (Calais J^ 
deren  Name  (vom  mor  (W.)  das  Heer)^  schon  auf  wäl- 
schen  Ursprung  deutet.  Wahrscheinlich  gehörten  die  Bel- 
gae,  wenigstens  die^  welche  längs  dem  Meere  wohnten^  und 
dieBritones  inArmorica  zu  demselben  wälschen  Stamme  der 
Kelten,  auch  rechnet  Strabo  IV.  4.  §.  1.  die  erwähnten 
Veneti  in  Armorica  y  daher  wohl  alle  Britones  zu  den  Bel- 
gae ;  der  ganze  westliche  Theil  von  Gallia  wird  daher  von 
der  wälschen  Nationalität  bevölkert  gewesen  seynj  dess- 
halb  können  doch  gälische  Stämme  zur  belgischen  ConfÖ- 
deration  gehört  haben. 

Schon  der  Name  Belgae  weist  auf  den  wälschen 
Stamm,  bei  (W.)  ist  Krieg,  belg  (W.),  das  Ueber- 
wältigen,  belgiad  (W.)  ein  Ueberwältiger ,  ein  Bel- 
gier, gwyr  belg,  woher  Firbolgs  wurden  die  Belgier 
von  den  Iren  genannt,  die  grosse  Colonien  im  südlichen 
England  bildeten,  sich  auch  in  Irland  angesiedelt  hatten, 
belgwys,  ein  Ueberwinder,  ein  Belgier,  belga  im  La- 
teinischen. Die  bellovaci,  ßeXXoaitot  bildeten  die 
Hauptvölkerschaft  der  Belgae,  die  100,000  Bewaffnete 
stellen  konnte,  ihr  Land  und  das  der  Nachbarvölker  bil- 
dete das  eigentliche  Belgium. 

Ein  Theil  dieser  gallischen  Belgae,  oder  dec  belgi- 
schen Confbderation,  aus  den  gebirgigen  Gegenden  am 
linken  Rbeiuufer,  daher  wohl  besonders  kriegerisch,  führ- 
ten den  keltischen  Namen  germani,  von  ger  (W.),*  der 
Krieg  (woher  das  teutsche  Wort  Heer,  Wehr,  das  fran- 
zösische guerre,  das  englische  War — }  daher  gair- 
mann,  der  Krieger,  und  das  lateinische  Germani;  sie 
mögen  eine  kleine  Conföderatien  für  sich  gebildet  haben, 
woher  diese  Gegend  den  Namen  Germania  erhielt,  der 
später  auf  das  jetzige  Teutschland  übertragen  wurde ;  aber 
diese  Germani  waren  nichts  weniger  als  Teutsche,  son- 
dern Stamm-  und  Namensverwandte  der  Belgae, 

Die  Belgae,  die,  wie  es  scheint,  im  Allgemeinen 
wenigstens  die  wälschen  Kelten  Galliens  in  sich  begrif- 
fen,  und  in  dem  westnördlicben  Theile  Galliens  wohnten. 


—    294    — 

waren  stets  als  sehr  tapfer  und  kriegerisch  bekannt^  sie 
bildeten  eine  Confödcration ,  die  zu  Cäsars  Zeiten  eine 
Macht  von  280^000  Mann  ins  Feld  stellen  konnte,  die 
also  äusserst  grossartig  war-,  hey  ihnen  war  der  Haupt- 
sitz des  Druidenthumes,  in  ihren  Händen  wird  der  wich- 
tigste Handel  zur  See  gelegen  haben,  der  sehr  blühend 
gewesen  seyn  muss,  und  weithin  sendeten  sie  Colonien 
oder  Armeen  aus ,  da  sie  einen  Ueberfluss  an  Menschen 
hatten,  so  nach  England,  wo  nach  Cäsar  (bell.  gall.V.  13.), 
Ptolcm.  und  Andern  sehr  viele  Belgier  von  deo  verschie- 
densten Völkerschaften  wohnten,  nach  Teutschland  und 
Ober -Italien. 

Wie  ohngefahr  die  Belgae  und  daher  auch  die 
Germani  aussahen,  erfahren  wir  durch  Strabo  IV.  4. 
§.  3.,  wo  es  heisst:  die  Belgae  tragen  kurze  Mäntel,  um- 
schliessende  Beinkleider  und  eine  Aermel- Jacke  bis  auf 
die  Lenden.  Aus  ihrer  Wolle  weben  sie  Flauschmäntel, 
welche  die  Hellenen  Lainas  nennen.  Als  Waffen  tragen 
sie  ein  langes,  auf  der  rechten  Seite  herabhängendes 
Schwert,  einen  grossen  Schild,  Lanzen  und  die  Mataris, 
eine  Art  Wurfspiess.  Einige  haben  Bogen  und  Schleuder, 
auch  einC;  dem  Wurfstocke  ähnliche  Waffe,  welche  aus 
der  Hand,  nicht  aus  dem  Kiemen  geworfen  wird,  weiter 
fliegt  als  ein  Pfeil  -,  sie  bedienen  sich  dessen  besonders  zur 
Vogeljagd.  Die  Meisten  liegen  bey'  der  Mahlzeit  auf 
Strohkissen.  Sie  nähren  sich  meist  von  Milch  und  Fleisch, 
besonders  Schweinefleisch,  frisch  und  gepökelt,- welches, 
wie  Flauschmäntel ,  viel  nach  Rom  ausgeführt  wird.  Zu 
der  Offenheit  und  Zornmüthigkeit  der  Kelten  gesellt  sich 
viel  Pracht  liebe.  Sic  tragen  viel  Gold,  Halsketten, 
Geschmeide  um  die  Arme  und  Knöchel,  auch  buntge- 
färbte und  goldgestickte  Kleider. 

Nächst  den  Belgae  oder  Kymrs ,  bildeten  die  G  a  e  1 8 , 
Gals,  die  Strabo  als  Kelten  bezeichnen  wird,  eine  an- 
dere Völkergruppe,  die  der  eigentlichen  Gallier,  die 
mehr  im  innern  und  östlichen  Gallien  wohnten,  in  wel- 
chen Gegenden  wir  vorzüglich  die  Gruppe  von  alten  Bau- 
werken finden,  die  als  Steinburgen  und  cyclopische  Mauern 


—    2Ö5    ~ 

bezeichnet  wurdeu.  Hier  lag  das  eigentliche  alte  Gal« 
lia^  das  Gallia  bracata,  das  seinen  Namen  haben 
wird  von  breac  (Ol.);  bunt,  breacan  (Gl.)  das  bunte 
Kleid  ^  auch  erwähnt  Dioder.  VI.,  dass  bey  den  Galliern 
die  bunten  Kleider  braccae  genannt  wurden. 

Diese  Gallier,  die  keinen  Seehandel  hatten,  meist 
gebirgige  Gegenden  bewohnten,  zum  Theil  wohl  roher 
als  die  Belgae  waren,  und  dem  gälischen  Stamme 
der  Kelten  angehörten,  scheinen  nicht  eine  so  compacte, 
politisch  verbundene  Masse,  als  die  Belgae  gebildet  zu 
haben.  In  römischer  Zeit  bildeten  sie  3  Haupt-Coniöde- 
rationen:  1)  die  der  Avernes  in  Avernia,  der  hohen 
Gegenden  der  Auvergne  (von  ar,  ard  (Gl.)  hoch  und 
fearan  oder  voran  (Gl.)  Gegend) ,  wo  Gergovia  die  Haupt- 
stadt war;  8)  die  der  Edues  oder  Hedui,  am  obern 
Liger,  mit  dem  Centralorte  Bibracte,  und  3)  die  Se- 
quanes  an  der  Sequana  (Saone),  mit  dem  Central- 
orte Veson.  Diese  gallischen  Kelten  waren  von  den  be- 
nachbarten Germanen  wohl  gar  nicht  nationell  verscUedeu ; 
denn  Strabo  IV.  sagt:  sie  wären  den  Germanen  verwandt, 
und  wolle  man  wissen,  wie  sie  früher  (in  der  vorrömischen 
Zeit)  gelebt  hätten,  so  dürfe  man  nur  germanische  Art 
und  Sitten  beobachten. 

Die  Grenzen  zwischen  Gallia  und  Belgia  werden  stets 
wohl  sehr  wechselnd  gewesen  seyn,  da  sich  die  einzel- 
nen Völkerschaften,  nach  eignem  Gefallen,  bald  in  die- 
ser, bald  in  jener  Art  conföderirten.  Später  ging  der 
Name  Gallia  auf  das  ganze  Land  über,  wie  der  Name 
Germania  auf  Teutschland. 

Ausser  in  Massilia  (Marseille),  wo  man  meist  grie- 
chisch gesprochen  haben  wird,  .und  ausser  Aquitanien, 
wo  die  baskische  Sprache  verbreitet  seyn  mochte,  und 
ausser  Liguria  an  der  südlichen  Meeresküste ,  wo  vielleicht 
eine  Mischsprache  aus  Baskischem  und  Keltischem  ge- 
redet wurde,  herrschte  durch  ganz  Gallien  die  keltische 
Sprache  und  Nationalität,  die  sich  in  ^rmorica  wahr- 
scheinlich ohne  wesentliche  Abweichungen  bis  auf  den 
heutigen  Tag  erhalten  hat. 


—    296    — 

Die  heidnischen,  nicht  römischen  Alterthumer  sind 
daher  in  Gallien,  wie  in  Britannien  keltischen  Ursprun- 
ges, da  man  kein  anderes  Volk  kennt,  dem  sie  zuge- 
schrieben werden  konnten ,  und  da  die  heidnischen  Qra- 
ber  sich  allmählig  in  christliche  umbilden. 

Von  der  alten  Geschichte  Galliens,  in  der  vorrömi- 
schen Zeit,  wissen  wir  fast  gar  nichts,  nur  wird  er- 
wähnt, dass  600  V.  Chr.,  zum  Theil  noch  früher,  Belgia 
wegen  Uebervölkerung  grosse  Colonien  oder  ArmeeB 
nach  Germanien  und  Italien  ausgesendet  habe.  Bald  zo- 
gen andere  Völker  nach  Italien,  die  Laeves  und  Ananes^ 
die  Boji  und  Lingones,  später  die  Sennones,  die  ä8&  v. 
Chr.  Rom  -eroberten ;  dann  die  Gaesatae ,  die  H&lfevölker 
der  Carthager  unter  Hannibal.  Um  980  v.  Chr.  erober- 
ten Gallier,  in  Verbindung  mit  Germanen,  durch  ein  Heer 
von  150,000  Mann  Infanterie  und  15,000  Mann  Cavallerie 
Thrazien,  Byzanz,  Griechenland  und  Kleinasien,  wo  es 
sich  festsetzte  und  einen  gallischen  Staat  bildete,  Gala^ 
lia  oder  Gallograecia,  der  bald  wichtig  wurde,  wo  Ancyra 
lag,  seiner  Zeit  eine  der  schönsten  Städte.  Ganz  Ober- 
Italien,  die  heutige  Lombardei  und  Piemont,  gehörte 
'  nationell  zu  Gallien,  hiess  auch  bey  den  Römern  Gallia 
cisalpina.  Weil  es  in  Gallien  keine  Staaten  im  heuti-. 
gen  Sinne  des  Wortes  gab,  keine  Hegenten,  um  die  sich 
das  Schicksal  der  Völker  drehete,  sondern  bloss  kleine 
freie  Territorien  oder  Republiken,  die  sich  nach  Gefal- 
len mit  einander  verbanden,  so  ist  auch  eine  allgemeine 
Geschichte  kaum  möglich.  Gleichwohl  mag  in  jener  Zeit 
Gallien  seine  höchste  Blüthe  gehabt  haben ;  der  gallischen 
Nationalität  gehörte  ganz  Ober -Italien,  bedeutende  Striche 
vom  sudlichen  Britannien,  ganz  Hclvetien,  und  auch  im 
südlichen  Germanien,  wohin  600  v.  Chr.  eine. grosse 
Colonie  gegangen  war,   wohnten  gallische  Stämme. 

Die  gallische,  wie  überhaupt  die  keltische  Verfas- 
sung gewährte  die  höchste  persönliche  Freiheit;  auswar«- 
tige  Feinde  gab  es  nicht  zu  bekämpfen ,  der  Handel  dürfte 
sehr  bedeutend  gewesen  seyn.  Wie  reich  das  Land 
war,   ergiebt  sich  aus  den  alten  Gräbern,   aus  den  Waf- 


—    2OT    — 

fen  und  Schmuck  der  gallischen  Krieger ,  die  sich  mit 
goldenen  Ketten  behingen  und  aus^der  ungeheuren  Beute, 
welche  die  Römer  in  Gallien  machten.  Vpn  der  Indu- 
strie sengen  die  Kunstsachen,  welche  besonders  die 
Gräber  umschliessen ,  die  von  vortretnicher  Arbeit,  aber 
in  dem  eigenthümlichen  keltischen  Geschmack  gearbeitet 
sind.  Die  Baukunst  trägt  den  rein  keltischen  Styl; 
die  Privatgebäude  waren  ganz  einfach,  von  ihnen  konnte 
sich  nichts  erhalten;  die  öffentlichen  druidischen  Bau- 
werke bestehen  aus  Gräbern^  Altären^  Steinsetzungen, 
cyclopischen  Blauem  und  dergleichen,  die  meist  unser 
hohes  Erstaunen  erregen,  zum  Thoil  unendlich  grossar- 
tig sind,  nur  kann  man  hier  nicht  den  Maassstab  der 
Bauwerke  anderer  Völker  anlegen ,  da  sie  mit  diesen  gar 
keine  Relation  haben. 

An  einer  uralten  Cultur  hat  es  den  keltischen  Gal- 
liern daher  gar  nicht  gemangelt;  eben  so  wenig  an  wis- 
senschaftlichen Kenntnissen ,  welche  nach  allen  Zeugnis« 
sen  die  Druiden  in  hohem  Grade  besassen;  diese  übten 
auch  die  Schreibkunst,  die  Dichtkunst,  und  hatten  eine 
Menge  beröhmte  Druidenschulen,  die  zur  Zeit  der  Rö- 
mer dem  Volke  geöffnet  wurden,  was  nun  auch  eine  Litte- 
ratur  erhielt. 

Von  dieser  blühenden  druidischen  Zeit  kennen  wir 
zwar  das  l£nde,  dagegen  wissen  wir  gar  nichts  über  den 
Anfang;  aber  ohne  Zweifel  fallt  dieser  in  eine  sehr  alte 
Zeit,  in  die  pelasgische,  vorgriechische,  und  der  Sage 
nach  sollen  Flüchtlinge  vom  zerstörten  Troja  nach  Gallien 
gekommen  seyn.  Mehrere  Jahrtausende  vor  Christo  mag 
Gallien  schon  sehr  blühend  gewesen  seyn,  wie  Britan- 
nien und  Italien^  hatte  gewiss  eine  hohe  Cultur.,  aber 
die  eigenthümlich  druidische,  die  von  unserer,  von  der 
griechisch-römischen  sehr  verschieden  ist,  in  die  es 
schwer  ist  sich  hineinzudenken.  Vom  höchsten  Interesse 
sind  die  Reste,  die  aus  jener  merkwürdigen  Zeit  übrig 
geblieben  sind,  die  noch  viel  zu  wenig  beachteten  Bau- 
denkmale und  Kunstsachen  des  Druidenthumes,  die  in 
der  Kunst-  und  Cuhurgeschichte    sehr  isolirt   dastehen, 


—    298    — 

zum  Thcil  gigantischer  Art  sind;  alle  tragen  den  glei- 
chen Character,  ohne  eine  Veränderung  oder  Ausbildung 
zu  zeigen ,  und  die  gleiche  Cultur  wird  bis  zur  allerälte- 
sten  Zeit  heraufsteigen;  das  aber  ist  gewiss  ein  grosser 
Irrthum,  wenn  man  die  Gallier  auch  der  ältesten  Zeit 
für  rohe  Barbaren  ^  für  -nomadische  Hirten  -  und  Jäger\'öl- 
ker  ansehn  wollte.  Der  Angabe  der  Schriftsteller  (wie 
Appianus  u.  s.  w.}  nach  gab  es  in  Gallien  etwa  800  Städte 
und  300  einzelne  Völkerschaften. 

Nachdem  das  ländersüchtige  Rom  das  gallische  Ober- 
Italicn  trotz  der  Hülfe  seines  Mutterlandes  besiegt  und 
unter  seine  Botmässigkeit  gebracht  hatte  (222  v.Chr.), 
trachtete  es  dahin  auch  Gallien  zu  unterwerfen ;  gern  ge- 
währte es  den  griechischen  Massiliern  Hülfe  und  eroberte 
schon  165  V.  Chr.  Ligurien^  das  südliche  Frankreich^ 
das  nun  römische  provincia  wurde  (woher  der  jetzige  Name 
Provence  stammt},  auch  Gallia  comata,  das  langhaarige, 
oder  narbonensis  hiess,  das  ganz  römisch  orgamsirt  wurde. 
Hierdurch  waren  die  eigentlichen  Gallier  sehr  bedrohet, 
und  deren  Völker  conföderirten  sich  unter  der  Aegide  der 
Avernes  in  der  Auvergne,  wurden  aber  122  v.  Chr.  über- 
wunden, ihr  Land  —  das  mittlere  und  östliche  Frank- 
reich —  zur  römischen  Provinz  gemacht.  Die  so  besieg- 
ten Gallier  suchten  wahrscheinlich  Hülfe  bey  den  kelti- 
schen Völkern  in  Germanien;  da  kam  unter  Anführung 
der  Kimbern  und  Teutonen ,  aus  dem  Norden  von  Europa, 
ein  mächtiges,  trefflich  bewaffnetes  Heer  nach  Gallien 
J^115  v.  Chr.),  verdrängte  die  Römer  aus  dem  Lande  und 
wollte  nun  über  die  Alpen  gehen ,  um  auch  das  gallische 
Ober -Italien  vom  römischen  Joche  zu  befreien.  Korn  war 
in  höchster  Sorge,  machte  die  möglichsten  Anstrengun- 
gen und  schlug  102  v.  Chr.  die  germanischen  Heere ,  die 
sich  unglücklicherweise  getrennt  hatten ,  machte  nun  seine 
Herrschaft  in  Gallien  wieder  geltend ,  legte  auch  zu  deren 

Befestigung   römische  MiUtair-Colonien  —  municipia 

an,  die  ganz  römisch  waren ,  wo  das  römische  Recht  galt^ 
wie  z.  B.  Narbonnc ,  da  übrigens  das  eroberte  Land  ganz 
keltisch  blieb,  sein  eigenes  Recht  behielt. 


—    299    — 

Um  den  Rucken  Frei  zu  haben,  wendete  Rom  seine 
Macht  jetzo  gegen  die  keltischen  freien  Völker  in  den  Al- 
pen ,  besonders  gegen  die  Conröderation  der  Allobroges^ 
deren  Mittdpunkt  Genf  war,  die  62  v.  Chr.  besiegt 
wurden. 

Sehr  schmerzlich  mag  den  Galliern  ihr  Vcrhältniss 
zu  Rom  gewesen  seyn,  sie  wendeten  sich  Avieder  um 
Hülfe  an  die  stammverwandten  Germanen,  besonders  die 
Sequancs  (im  spätem  Burgund  und  Franche  Contc),  auch 
erschien  72  v.  Chr.  eine  germanische  Armee  unter  dem 
Commando  von  Ariovist  und  setzte  sich  im  Lande  der 
Sequanen  wie  der  benachbarten  Aeducr  fest,  wo  die  Herr- 
schaft der  Römer  ganz  aufliörte.  Da  übernahm  der  thä- 
tige  General  Caesar  das  römische  Commando,  schlug  58 
bis  50  V.  Chr.  die  Germanen,  wurde  wieder  Herr  des  Lan- 
des, wendete  nun  seine  siegreichen  Waffen  gegen  die 
mächtige  belgische  Confoderatiön ,  überwand  sie,  selbst 
Armorica,  und  kam  bis  zum  Rhein,  bis  an  die  Grenze  von 
Germania  magna  oder  Teutschland^  wo  jedoch  der  Flug 
der  römischen  Adler  gehemmt  ward. 

Gallien  organisirte  man  seit  etwa  50  v.  Chr.  in  flnan- 
ziellcr  und  militairischer  Hinsicht  auf  römische  Art^  es 
musstcn  Hülfstruppen  gestellt  und  vielerlei  Abgaben  be- 
zahlt werden,  wie  der  Census,  die  sehr  drückend  wurden ; 
doch  blieb  das  L-and  im  Allgemeinen  ganz  keltisch^  mit 
Ausnahme  weniger  Municipien  und  Städte,  die  das  jus 
ifalicum  hatten;  Rom  schickte  Gouverneure  und  einige 
hohe  Beamte  (Proconsules,  Praetores,  Procuratores},  tem- 
porär auch  einige  römische  Legionen  hin,  die  lateinische 
Sprache  diente  der  Regierung,  der  Litteratur,  war  auch 
wohl  Umgangssprache  der  höhern  Cirkel,  kam  aber  nicht 
ins  Volk.  Vorzugsweise  war  man  bemühet,  das  Druiden- 
thum  wegen  seines  grossen  politischen  Einflusses  zu  un- 
terdrücken, dem  römischen  Cultus  Eingang  zu  verschaffen^ 
was  nur  sehr  unvollkommen  gelang. 

Rom   war  darauf  bedacht^   das  alt -keltische  Wesen 
möglichst  zu  vernichten ,  man  theilte  (unter  August)  Gal-  ^ 
lien   in    4.  Provinzen ,    bey   denen   die   Volksthüralichkeit 


—    300    — 

wenig  berücksichtiget  wurde;  ein  breites  Stück,  quer 
durch  das  Land  hindurch^  zwischen  der  Seine  und  Loire, 
mit  Armorica  einerseits,  und  die  Schweitz  oder  Helvetia 
andererseits,  bildete  Gallia  lugdunensis  mit  kimri- 
schen  und  gallischen  Völkern ,  sudlich  lag  A  q  u  i  t  a  n  i  a , 
daneben  Narbonensis,  mit  baskischen  und  gallischen 
Einwohnern,  nördlich  der  Seine  bis  zum  Rheine,  der 
Saone  und  Rhone  verbreitete  sich  Belgica,  welches 
sowohl  belgische  (wälsche)  Völker,  als  keltische  (gälsche) 
umfasste.  Ein  grosser  Strich  dieser  Provinz  hiess  Ger- 
mania prima  und  secunda.  Später,  wahrscheinlich  unter 
Diocletian,  wurde  das  Land  in  17  Provinzen  getheilt 
Andererseits  bemöhete  sich  Rom,  die  Gallier  dem  Römer- 
thume  möglichst  geneigt  zu  machen;  unter  Kaiser  Clau- 
dius, 41  n.  Chr.,  bekam  auch  Belgica  das  römische  But" 
gerrecht,  und  die  Gallier  spielten  zu  Rom  eine  grosse 
Rolle,  aber  ins  Volk  wollte  das  römische,  auf  Despotie 
basirte  Wesen  nicht  dringen. 

Im  Jahre  64  n.  Chr.  entspann  sich  unter  Kaiser  Vi- 
tellius  eine  mächtige  Verschwörung  gegen  die  Römer, 
unter  Civilis;  es  wurde  das  gallische  Reich  unter  den 
alten  Formen,  mit  den  alten  Farben  ausgerufen^  die  Drui- 
den verkiindeten  wieder  ihre  alte  Lehre,  ihre  Mysterien 
und  Divinationen ;  aber  auch  diese  Aufregung  wurde  unter 
Vespasian  unterdrückt,  die  römische  Herrschaft  war  nun 
begründet,  aber  auch  begrenzt;  vorwärts  nach  Germanien 
konnte  das  Römerthum  nicht  weiter  dringen ;  statt  anzu- 
greifen, wehrte  es  nur  ab,  immer  mehr  verlor  es  an  Kraft, 
schleppte  sich  aber  noch  ein  Paar  Jahrhunderte  müh- 
sam fort. 

Das  Keltenthum  bekam  nun  eine  etwas  andere  Gestalt, 
nachdem  die  starren  Formen  des  Druidenthumes  gebrochen 
waren;  die  druidischen  Bauzünfte  bauen  nun  steinerne, 
schön  verzierte  Privatgebäude  im  griechischen  Geschmack, 
auch  statt  der  colossalen  Steinsetzungen,  Tempel,  den 
römischen  ähnlich ,  doch  mit  druidischen  Verzierungen, 
auch  Triumphbogen  und  sonstige  Bauwerke;  man  fertigte 
Mosaike,   Säulen  und  Statuen,   alle  Gegenstände  wurden 


—  aoi  — 

sehr  vollkommen  hergestellt^  aber  man  wvsste  ihnen  wie 
den  Münzen  einen  nationalen  Typus  su  geben.  Die  Ge« 
lehrsamkeit  ging  nun  ^on  den  Druiden  auf  das  Volk  über, 
die  Druidenschulen  wurden  dlTentliche  gelehrte  Volks- 
schulen, die  Druiden  ProFessoren,.  später  christliche  Prie* 
ster.  lieber  ganz  Gallien  verbreiten  sich  sehr  besuchte 
Schulen,  berühmt  waren  von  alter  Zeit  die  von  Marseille, 
Toiosa,  Arelate,  Vienna  und  viele  andere,  in  denen  auch 
meist  das  Griechische  gelehrt  wurde.  Augustus  bildete 
in  Augustonum  (Autun)  eine  Schule  für  das  Latein,  die 
Jurisprudenz  und  die  Wissenschaft  überhaupt,  die  unge- 
heuer besucht  ward.  Grosse  Buchhandlungen  gab  es  im 
ersten  Jahrhundert  schon  viele,  zu  Lugdunum,  Toiosa, 
Narbonne  u.  s.  w.;  seit  Hadrian  besonders  bekamen  die 
öffentlichen  Professoren  Besoldung.  Die  Litteratur 
ging  von  den  Druiden  auf  das  Volk  über,  aber  alle  Schrift 
ward  lateinisch  verfasst,  man  entheiligte  nicht  die  alte 
druidische  Schrift.  Viele  Gallier  traten  als  Schriftsteller 
auf,  wie  P.  T.  Varro  aus  Narbonne,  Cornelius  Gallus, 
Trojus  Pompejus  (dessen  allgemeine  Weltanschauung 
Justinus  excerpirte) ,  J.  Petronius  und  Andere,  sie  schrie- 
ben lateinisch,  waren  aber  desshalb  keine  Romer.  Im  4. 
Jahrhundert  blüheten  vorziiglich  die  höheren  Unterrichts- 
ansUlten  zu  Tours,  Toulouse,  Bordeaux  u.  s.  w.,  und 
Kaiser  Constantin  befreiete  die  Professoren  mit  ihren  Fa- 
milien von  allen  Abgaben,  weil  sie  solche  Freiheit  als 
Druiden  gehabt  hatten.  Erst  durch  die  Einfalle  der  gothi- 
sehen  Völker,  durch  die  Verbreitung  des  Christenthumes 
und  das  Verlöschen  der  keltischen  Sprache  verstummten 
die  gallischen  Unterrichtsanstalten,  es  blüheten  nun  die 
irischen  auf,  die  vom  5.  bis  9.  Jahrhundert  im  höchsten 
Glänze  waren.  Die  katholischen  Klosterschulen,  die  be- 
sonders seit  Carl  dem  Grossen  (780  n.  Chr.)  fundirt  wur- 
den, stehen  auf  ganz  beschränkter  Basis,  sind  mit  den 
keltischen  wohl  kaum  zu  vergleichen. 

Das    in    vieler   Hinsicht    so   cinflussreiche  keltische 
Druidenthum  wurde  von  Rom  vorzugsweise  verfolgt,  dann» 
aufgehoben  und  ganz  verboten,  aber  die  dagegen  anfge- 


—    302    — 

drungene  römische  Staatsreligion  fand  gar  keinen  Anklang; 
da  warf  man  sich  der  neuen  christlichen  Heligion 
in  die  Arme^  die  in  ihrer  Reinheit^  in  der  Hauptlehre  von 
Einem  Gotte^  dem  Druidenthume  verwandter  Avar;  die 
Druiden  bildeten  sich  zum  Theil  in  christliche  Priester 
um,  wodurch  ein  wesentlicher  Theii  des  alten  keltischen 
Nationalwesens  unterging.  Schon  im  S.  Jahrhundert  fasste 
das  Christenthum  in  Gallien  Boden,  schon  um  150  hatte 
das  Land  viele  christliche  Gemeinden,  um  300  viele  Bi- 
schöfe und  unter  Constantin  wurde  es  (337  n.  Chr.) 
Staatsreligion.  Daneben  fanden  die  Mysterien  des  Mi- 
thrasdienstes  grossen  Eingang  besonders  in  den Rbein- 
gegenden,  die  mit  dem  Druidismus  manche  Ver^^andtschaA 
haben  mochten. 

Seit  dem  3.  Jahrhundert  drangen,  gothische  Völ- 
ker von  der  untern  Donau  aus,  auf  das  schon  in  sich 
erschütterte  römische  Reich ;  da  sie  kaum  mit  Gewalt 
abzuhalten  waren,  so  nahm  man  ganze  Massen  dieser 
trefflichen  Krieger  in  Sold,  mit  denen  sich  später  römi- 
sche Ti\ippen  und  ganze  Provinzen  vereinigten.  Andere 
gothische  Schaaren,  die  vom  schwarzen  Meere  nach  der 
Ostsee  gezogen  waren,  gingen  unter  dem  Namen  der 
Franken  siegend  durch  Germanien ,  nahmen  hier  Wohn- 
sitze, und  kamen  zu  Ende  des  3.  Jahrhunderts  an  den 
untern  Rhein;  noch  andere  Haufen  zogen  die  Donau  her- 
auf und  kamen  unter  dem  Namen  der  Alamannen  zu 
dem  Mittelrheine.  Die  Römer  suchten  die  Grenze  von 
Gallien,  besonders  das  Valium  romanum  in  Germanien  za 
vertheidigeu ;  Probus  trieb  (um  280)  die  Franken,  die  den 
Unlcrrhein  überschritten  hatten,  zurück,  musste  ihnen  aber 
bald  Wohnsitze  in  Belgica  (Holland)  geben ;  das  weitere 
Vordringen  verwehrte  ihnen  Kaiser  Constantin  (306), 
aber  341  wurden  sie  als  Bundesgenossen  der  Römer  an- 
genommen, sie  mussten  aber  in  ihren  Grenzen  bleiben, 
und  wenn  sie  diese  überschritten,  schlug  sie  Julian  (360 
bis  374)  zurück. 

Mit  dem  Anfange  des  5.  Jahrhunderts  ändern  sich  die 
Verhältnisse  in  Gallien.     Die  Allamanni,   die  um  270  das 


—    303    - 

Valium  nnnanum  erobert  hatten,  gehen  400  über  den  Rhein 
in  den  Elsass;  die  Vandalen  und  Sueven  gehen  400 
über  den  Hhein,  durchziehen  Gallien^  und  setzen  sich  in 
Spanien  fest^  in  Andalusien ,  das  nun  Vandalitia  heisst^ 
die  Westgothen  dringen  41/S  in  das  südliche  Gallien, 
wo  sie  in  Aquitania  das  westgothische  Reich  stiften^ 
mit  der  Hauptstadt  Toulouse,  das  von  419 — 507  dauerte, 
die  Burgunder  gehen  413  mit  einer  schwachen  Macht 
von  etwa  3000  Kriegern  über  den  Rhein  und  bilden  das 
Reich  Burgundia  in  Lion,  Dauphinö^  Provence,  das  von 
414  —  534  dauerte;  ein  Haufen  von  Sachsen  setzt  sich 
in  der  Normandie  fest,  bildet  hier,  besonders  seit  911, 
einen  eignen  Staat. 

So  wurden  die  römischen  Generale  von  allen  Seiten 
eingeengt,  konnten  den '  drohenden  Franken  nicht  mehr 
Aviderstehcn.  Die  salischen  Franken  gehen  unter  Clodio 
437  über  den  Rhein,  erobern  Doornick,  Cambry,  Amiens 
(448),  und  breiten  ihre  Herrschaft  bald  über  ganz  Nie- 
der-Belgien  aus,  unter  Merovaeus  (f  458),  woher  diese 
fränkische  Dynastie  die  merovingische  genannt  wird. 
Alle  Franken  haben  nun  Germanien  verlassen,  sich  ganz 
nach  Gallien  gezogen.  Sie  nehmen  hier  vorzugsweise 
die  Reichsdomainen ,  erheben  wenig  Abgaben ,  bilden  die 
alleinigen  Krieger,  lassen  den  gallischen  Städten  ihre 
Verfassung  und  Freiheit. 

Als  vorübergehendes  Meteor  erscheinen  die  furchte 
baren  Hunnen,  die  unterstützt  auch  von  gothischen 
Völkern,  unter  Attila  450  in  Gallien  einbrechen,  aber 
durch  die  Anstrengungen  der  Römer,  Westgothen  und 
anderer  Völker  451    bey  t^halons   geschlagen  wurden. 

Der  Frankenfurst  Clodwig  I.  (seit  481)  überwältigte 
leicht  die  letzte  schwache  Macht  der  Römer  unter  Sya^ 
grius  (486),  besetzte  das  Land  bis  zur  Loire,  machte 
Soissons,  dann  (507)  Paris  zur  Hauptstadt,  nahm  die 
keltischen  Zeichen  der  königlichen  Würde  an,  Krone 
und  Scepter;  weithin  will  er  herrschen,  auch  über  an- 
dere, freie  ^Stammverwandte ;  er  schlägt  491  die  Thü- 
ringer in  Germanien,  und  rückt  nun  gegen  die  mächtigen 


-    804    — 

Alamannen  ins  Feld;  hoffend^  dass  ihm  der  christliche 
Gott  günstiger  seyn  könnte  als  der  nationale^  tritt  er  mit 
seinem  Heere  zur  christlich -katholischen  Kirche  über^ 
besiegt  496  die  Alamannen  bey  Zulpick,  unterwirft  sich 
die  ripuarischen  Franken  und  alle  fränkischen  Fürsten^ 
die  sich  in  verschiedenen  Städten  und  Landestheilen  als 
freie  Dynasten  aufgeworfen  hatten^  machte  sich  500  die 
Burgunder  zinsbar^  besiegt  507  die  Westgothen^  ward 
endlich  508  zum  romischen  Patricius  und  Consul  erklärt, 
was  das  höchste  Ziel  der  Bestrebungen  gewesen  zu  seyu 
scheint.  Nun  verschwindet  ganz  das  alte  Gallien;  statt 
der  Gallier  stehen  Franken  da^  die  sich  in  Franzosen 
umbilden« 

Das  grosse  fränkische  Reich,   (dem  sich  auch  Ar- 
morica    angeschlossen   hatte),  das    sich   bald  über   ganz 
Gallien   ausdehnte,    wurde   nach  Clodwig's  Tode  (511) 
unter  seine  4  Kinder  getheilt,    in  4  Reiche  (von  denen 
in  Austria,  Metz ;  in  Noustria,  Paris  die  Hauptstadt  war), 
die  unter  den  Nachfolgern  sich  bald  trennten,    bald  ver-- 
einigten;    diese  waren  schwache  Fürsten,  die  Regierung 
führten   die  ersten  Staatsbeamten,    die  major   domus, 
ein  Name   keltischen  Ursprunges,    von  maor  (Gl.)  maer 
(W.)  der  Beamte,    der  Höchste  (woher  maire  de  viUe, 
maire  de  palais   im  Französischen).     Pipin    wurde    687 
der   maor  aller  fränkischen  Reiche,    entthronte  die  Für- 
sten, setzte  sich  752  auf  den  Thron  derselben,  begrün- 
det   die   Dynastie    der   Carolinger,    nimmt   den    Titel 
Patricius    von  Rom  an,   unterwirft  sich  760  Aquitanien. 
Ihm  folgt  768  sein  herrschsüchtiger  Sohn  Carl  der  Grosse« 
der  seine  Herrschaft  ausdehnte  bis  zum  Ebro  in  Spanien 
(778),  bis  zur  Rab  in  Ungarn,  der  Italien,  wie  Germa- 
nien unterwarf,  das  katholisch  werden  musste,  auch  end- 
lich seinen  höchsten  Wunsch  erreichte,    das  gebrochene 
römische   Kaiscrthum    mit    seiner   Krone    zu    verbinden, 
indem  er  (800)  vom   Papste  zum  römischen  Kaiser  er* 
hoben    wurde.       Nach    seinem    Tode    (814)    thcilte    und 
bekriegte  man  sich,    bis  endlich  durch  den  Vertrag  von 
Verdun  843  das  Reich  definitiv  getheilt  wurde,    Lothar 


erhielt  Italien ,  Ludwig  Germanien,   Carl  der  Kahle  Chd-» 
lien  mit  Frankonien. 

Die  fränkische  Macht,  der  gallischen  'Nalionalit&t 
fremd,  basirte  auf  einer  rein  militairischen,  den  Kelten 
fremden  Einrichtung,  dem  Lehnswesen,  oder  der 
Feudal -Einrichtung.  Provinzen,  Guter,  Stellen, 
alles  nur  Mögliche  wurde  lebenslinglich  als  Bene fi- 
elen gegen  Kriegs-  und  Hofdienste  verliehen;  aber  bald 
wurden  diese  Beneficieu  zu  erblichen  Lehnen.  Diese 
Lehnsherrn,  nicht  wie  bey  den  Kelten  die  freien  Guts- 
besitzer, reprasentirten  das  Volk,  bildeten  die  Militair- 
macht,  und  den  Adel.  Nat&rlich  suchten  die  hohem 
Lehnstrager  besonders,  ihr  Verhältniss  gegen  den  Höhern 
zu  lockern,  möglichst  frey  als  Dynasten  da  zu  stehen, 
dagegen  das  Verhältniss  gegen  die  Niedem  möglichst 
anzuspannen  und  auszubeuten.  Als  Alles  verlehnt  war, 
blieb  den  fränkischen  Fürsten  fast  nichts  als  der  Titel; 
neben  der  Geistlichkeit  stand  der  Adel  ganz  frei  da,  das 
Volk  ganz  geknechtet,  ohne  freien  Grundbesitz. 

Aus  dem  dynastischen  Adel  erhoben  sich  allmählig 
die  Grafen  von  Paris,  als  sehr  mächtige  Herrn.  Einer 
derselben,  Hugo  Capet,  liess,  nach  dem  Tode  des  letzten 
Carolingers,  Ludwig  des  Faulen,  sich  987  zum  Könige 
krönen,  und  gründete  die  Dynastie  der  Capetinger, 
die  bis  zur  jüngsten  Zeit  den  Thron  besass.  Allmählig 
suchten  diese  Könige  die  Uebermacht  der  grossen  Va- 
sallen zu  brechen,  einen  freien,  dem  Könige  ergebenen 
Mittelstand  zu  schaffen,  die  königliche  Macht  auf  den 
Trümmern  der  furchtbaren  feudalistischen  Adels -Aristo- 
kraUo  zu  erheben.  < 

Die  dessfalsigcn  Kämpfe  dauerten  eine  Reihe  von 
Jahrhunderten,  in  welchen  die  Kreuzzüge  (in  denen  sich 
das  eigentliche  Ritterwesen  ausbildete)  und  die  Kriege 
mit  England,  (welches  grosse  Theilc  von  Frankreich  be- 
sass, die  'Krone  von  Frankreich  selbst  beanspruchte) 
wichtige  Episoden  sind.  Nachdem  im  15.  Jahrhundert 
ein  stehendes  besoldetes  Heer  errichtet  worden,  seculari- 
sirte   man  allmählig  die  einzelnen  Dynasten ,    der  König 

Kefcrsteiii  Kelt.  Altcrtti,   IL  Bi.  U*  AbUi.  SO 


—    386     — 

ururde  vollständig  souverain^  er  rcpräsentirte  cigentlidb 
das  Volk,  \vie  früher  der  Adel,  und  wie  in  keltischer 
Zeit  der  freie  Qrundhesilzer. 

Durch  alle  diese  Verhältnisse  war  das  keltische 
VTesea  ganz  erschüttert;  das  nationale  Druidenthum  war 
in  das  katholische  Christenthum  umgebildet;  mit  den 
Kelten  vermischten  sich  die  Basken  und  Gothen,  mit  den 
alt  -  keltischen  Einrichtungen  vereinigten  sich  die  gothi- 
schen  upd  christlichen.  So  entwickelte  sich  allmählig  eine 
neue  Nationalität,  die  fränkische  oder  französische, 
und  eine  neue  Sprache,  in  der  die  verschiedenen  Ele- 
mente sich  durchdrangen. 

Armorica  (die  Bretagne)  bewahrte  mehr  als  alle 
andern  Provinzen,  das  alt -keltische  Wesen  und  die  Un- 
abhängigkeit, es  wurde  weder  von  den  Römern  noch 
Gothen  unterjocht,  blieb  von  einheimischen  Fürsten  regiert, 
es  gewährte  im  5.  und  13.  Jahrhundert  den  keltischen 
Britten  sichere  Zuflucht,  die  von  den  Sachsen  besiegt 
und  verfolgt  wurden.  Mit  der  Hand  der  letzten  EIrbin 
der  Bretagne,  der  Herzogin  Anna,  kam  das  Land  1532 
an  Frankreich,  behielt  aber  dennoch  seine  alte  Verbs- 
sung,  die  erst  der  Conrvent  während  der  Revolution  gans 
aufhob,  aber  doch  schimmert  auch  jetzo  noch  manches 
Alte  von  Verfassung  und  Sitte  durch,  die  Bünwohner 
sind  ihrer  Masse  nach  noch  nicht  Franzosen,  es  sind 
noch  Kelten,  die  ihre  alte  keltische  Sprache  reden,  wel- 
che jetzt  freilich  mehr  und  mehr  zurückgedrängt  wird, 
hier  kennt  mau  noch  alte  keltische  Bardenlieder,  denen 
die  nordischen  Skaldengesänge  verwandt  sind  (siebe 
Barzas ' Breiz  y  chanis  populaires  de  la  Bretagne,  par 
T/i.  de  Villemarqud ,  Paris  1839),  hier  haben  sich  noch 
viele  alte  Gebräuche  erhalten,  und  iipch  jetzo  ziehet  das 
Landvolk  bcy  gewissen  Festen  zu  den  heidnisch-druidi^ 
sehen  Altären,  spendet  kleine  Opfer,  zündet  Freudenfeuer 
an,  streuet  Sand  in  den  Wind  und  giebt  den  Todten 
Gaben  mit. 

Aber  auch  bey  den  Franzosen  ist  der  eigentliche 
Stamm  keltisch ,.  das  Fremde  nur  aufgepfropft.     Die  Rö- 


-    307    — 

Hier  waren  für  das  keltische  Volk  wohl  ohne  allen  Bin- 
flussy  sie  besetzten  das  Land  militairisch^  organisirten  es 
in  finanzieller  und  militairischer  Hinsicht  römisch^  ihr 
Gouvernement  wurde  wegen  der  hohen^  vorher  nicht  ge- 
kannten Abgaben  höchst  unpopulär^  ihre  Sprache  und 
Litteratur  tangirte  nur  die  höhern  Zirkel ;  wohl  aber  mag 
das  Volk  die  Härte  seiner  keltischen  Sprache  gegen  das 
Weiche  der  lateinischen  gefühlt  ^  und  das  Bed&rfniss 
empfunden  haben  ^  diese  abzustreifen.  Indem  die  Römer 
aber  die  Macht  des  Druidenthums  und  der  alten  aristo- 
kratischen Geschlechter  brachen,  nahmen  sie  dem  Kel- 
tcnthurae  seine  Stütze,  machten  es  umbildbar,  dem  Frem- 
den zugänglich. 

Im  südlichen  Frankreich,  wo  Kelten  und  Basken 
neben  einander  wohnten,  wohl  ziemlich  gleiche  oder  ähn- 
liche Institutionen  hatten,  mag  die  Vermischung  beyder 
Völker  schon  früh  geschehen  scyn,  die  Keltoligyes  oder 
Liguri,  die  sich  auch  durch  Piemont  verbreiteten,  mögen 
ein  sehr  altes  Mischvolk  seyn,  die  Vermischung  der 
Nationalitat  und  Sprache  mochte  sich  sehr  erweitem, 
bald  nachdem  die  Schranken  des  Keltenthums  gefallen 
waren,  und  das  rein  Baskische  beschränkte  sich  auf  die 
gebirgigen  Gegenden. 

Die  Gothen  kamen  unter  ganz  anderen  Verhält- 
nissen nach  Gallien,  als  die  Römer;  zum  Theil  zwar 
feindlich,  besonders  die  Städte  verheerend,  zum  Theil 
mehr  friedlich,  meist  wohl  gar  nicht  in  so  grossen  Mas- 
sen, als  man  gewöhnlich  glaubt;  die  salischen  Franken 
hatten  nur  etwa  5000  streitbare  Männer,  nach  Bullet 
iMemoires  sur  la  lan^ue  celtif/ue  I.  16)  mag  die  ganze 
Macht  der  Gothen  unter  Clovis  etwa  in  30,000  Streitern 
bestanden  haben,  die  Burgundi  hatten  nur  etwa  3000. 
Diese  Gothen  eroberten  nicht  für  einen  fremden  Mutter- 
Staat,  sondern  bildeten  Einwanderer;  sie  verlangten  nichts 
als  ihren  Unterhalt  durch  Landgüter  mit  den  nöthigen 
Unfreien,  die  man  ihnen,  zum  Theil  wenigstens  durch 
die  kaiserlichen  Domainen ,  und  das  L^nd  anweisen  konnte, 
welches    zum  Unterhalte  der  römischen  Truppen   gedient 

«0» 


—    308    — 

hatte^  zum  Theil  mochtco  auch  Privaten  Land  und  Na- 
turalleistungen  hergeben    müssen  ^    dagegen  aber  wurden 
die  Gallier  befreiet  von  dem  römischen  Militair  und  Gou- 
vernement,   wie  von  den  sehr  drückenden  Abgaben  und 
vom    Kriegsdienste,     denn    diesen  versahen    die    Gothen, 
die   ihre   eigene    durchgreifende  Militair  -  Vorfassung  mit^ 
brachten,    die  sich  auf  einen  Punkt,  auf  einen  Anfuhrer 
oder  König  centralisirte ;    dieser  überwies  seinen  Herzö- 
gen   das    nöthige    Land    gegen    Feld-    und   Hofdienste, 
welche  ihrerseits,  auf  ähnliche  Art,  wohl  mit  Abstufun- 
gen   alle   ihre  freien  Gothen  versorgten;    so  stand  jedes 
Frühjahr  ein  ausgerüstetes  Heer  da,   bereit  Eroberungen 
zu   machen,    während   man   den    Winter   in  behaglicher 
Ruhe   verlebte.     So    bildeten   die    Gothen    eine   Art   von 
Kriegerkaste,    der   sich    vermuthUch   viele  junge  Gallier 
aus  Neigung  anschlössen,  ihnen  blieb  jede  Industrie  fremd, 
die    den   Kelten    verblieb,    und    sie   Hessen  übrigens  die 
alt  -  keltische  Verfassung  wie  das  keltische  Recht  beste- 
hen, dem  sie  sich  in  vieler  Hinsicht  unterwarfen.    Indem 
die  Gothen  ohne  Zweifel  sich  mit  keltischen  Frauen  ver- 
heiratheten,    kamen  sie  in  die  innigsten  Beziehungen  zn 
dem  keltischen  Volke,  sie  keltisirten  sich,  während  auch 
das  gallische  Volk  einen  andern  Charakter  annahm,  und 
um  sich  gegenseitig  zu  verständigen,    bildeten  sich  ge- 
mischte Dialekte,  von  denen  allmählig  einige  herrschend 
wurden,    und   diese  sind  es  wohl,    welche  man  als  die 
romanischen   Sprachen    bezeichnet,      die    aus    der 
Mischung  des  Keltischen  und  Baskischen,  wie  des  Kel- 
tischen, Gothischeu  und  Teutschen  entstanden,  in  denen 
das   keltische   Element   stets   das    vorwaltende   ist      Zu 
deren  Ausbildung  oder  Entwickelung  mögen  viel  dip  wan- 
dernden Sänger  bcygetragen  haben,  die  Troubadours,   in 
denen  sich  die  keltischen  Barden  fortsetzten,  welShe  die 
alten,  allgemein  bekannten  bardischen  Gesänge,  in  neuem 
Gewände,  in  der  neuen  Mischsprache  vortrugen,    die  an 
den   Höfen   der   Fürsten  und  Dynasten,    der   gothischen 
und  keltischen,  nicht  fehlen  durften,  und  auf  das  ganze 
Volk   wirkten,    bey   dem    allmählig   die   Sprache    dieser 


—    309    — 

Volkssäoger  Eingang  fand^  die  nun  Schriftsprache  wurde. 
Neben  dieser  Sprache  der  Dichter^  der  Höfe^  des  Adels^ 
der  Litteratur,  die  sich  immer  mehr  abschliff^  wird  im 
Volke  noch  lange  das  Keltische^  die  lingua  rusitca  ge- 
sprochen seyn,  wie  aus  den  Verhandlungen  des  Conci- 
iiums  zu  Tours  C^^S)  und  zu  Mainz  (^47)  hervorgehet« 

Weil  diese  romanischen  Sprachen  nicht  von  einem 
Gouvernement  eingeführt  wurden,  sondern  sich  allmfthlig 
aus  dem  Bedürfniss  entwickelten,  so  kann  man  den  Zeit- 
punkt nicht  bestimmen,  wo  sie  entstanden,  auch  ver- 
drängten sie  die  keltische  Sprache  nur  sehr  allmählig; 
wohl  aber  wird  der  Adel  zuerst  seine  rauhe  keltische, 
gothische  und  baskische  Sprache  mit  der  weichern,  dem 
Lateinischen  näher  stehenden  romanischen  Sprache  ver- 
tauscht haben. 

Die  romanische  Dichter-  und  Litteratursp räche  zer- 
fallt in  Gallien  in  zwey  verwandte  Haupt  -  Dialekte : 
a}  in  die  Langue  d'oc,  die  im  sudlichen  Gallien  bis 
zur  Loire  herrschte,  aber  zugleich  sich  in  einem  Theilo 
von  Spanien  und  Savoyen  verbreitete,  auf  welche  das, 
früher  mehr  als  jetzo  verbreitete  Baskische,  und  wohl 
vorzüglich  die  alte  Sprache  der  Keltoligyer  von  Einfluss 
gewesen  seyn  mag;  dieses  romanze,  die  Sprache  der 
alten  Troubadours,  blühete  lange  als  Hof-  und  Dichter- 
sprache, besonders  vom  10.  bis  14.  Jahrhundert,  bis  es 
von  dem  Französischen  verdrängt  wurde,  es  setzt  sich 
jetzo  noch  in  dem  Provenzalischen  und  Gascog- 
ni sehen  fort,  den  Volkssprachen  des  südlichen  Frank- 
reichs, die  aber  nicht  Büchersprachen  sind ;  b)  die  Lan- 
gue d'oeil  oder  d'oui,  auch  Francisca  genannt,  die  im 
nordlichen  Frankreich ,  überhaupt  diesseits  der  Loire 
herrschte,  wohl  weniger  baskische,  mehr  gothische  und 
teutsche  Elemente  hat,  ursprünglich  härter,  als  jene  war. 
Itfan  kann  sie  bis  zum  9.  Jahrhundert  herauf  verfolgen, 
aber  sie  bildete  sich,  besonders  seit  dem  1 1 .  Jahrhundert 
aus,  wo  sich  das  jetzige  Französische  aus  ihr  ent- 
wickelte. Sie  herrschte  auch  an  dem  Hofe  der  Grafen 
von  Paris,  und  da  deren  Nachkommen  allmählig  ihre  Macht 


—    310    — 

Über  ganz  Frankreich  verbreiteten,  so  wurde  das  Franzö- 
sische die  Regierungs-  und  allgemeine  Schriftsprache; 
später  verdrängte  sie  in  der  Diplomatie  das  Latein^  wurde 
fast  an  allen  Höfen  heimisch. 

Die  Alamannen  am  linken  Rheinufer  französirten 
sich  nicht,  wie  die  Franken^  hier  wurde  und  blieb  das 
Volk,  besonders  im  Elsass  tcutsch;  so  war  es  auch 
mit  den  Völkern  am  Unterrhein ,  wo  sich  das  Holländi- 
sche als  ein  Dialekt  der  teutschen  Sprache  entwickelte; 
dazwischen,  im  Belgischen,  entstand  das  VI ä mische 
mit  mehr  teutschen,  das  Wallonische  mit  mehr  roma- 
nischen Elementen. 

Das  eigentliche  feine  Französisch  ist  die  Bücher- 
sprache und  die  Umgangssprache  der  Gebildeten ;  weniger 
rein  wird  das  Französische  auch  vom  Volke  gesprochen, 
in  den  meisten  Gegenden  des  nördlichen  Frankreichs  und 
der  französischen  Schweiz,  übrigens  spricht  das  Volk 
theils  Gascognisch  und  Proven9aUsch ,  theils  Baskisch  in 
den  Pyrenäen,  theils  Keltisch  in  der  Bretagne.  Die  fran- 
zösische Sprache  wurzelt  vorzugsweise  im  Keltischen^ 
mehr  als  ^j^^  ihrer  Worte  sind  keltischen  Ursprunges. 

Der  Grund  und  Boden,  auf  dem  in  Frankreich  Alles 
basirt^  ist  das  Keltenthum,  welches  das  ursprunglich 
Nationale  (ausser  dem  Baskischen}  vielleicht  Jahrtausende 
war^  ehe  etwas  Fremdes  hinzutrat.  Die  militairische 
römische  Besetzung  tangirte  das  Volk  nur  oberflächlich; 
aber  tief  einschneidend  war  das  Eindringen  gothischer 
Völker,  mit  ihren  fremden  feudalistischen  Institutionen, 
aus  denen  die  Lohns  Verfassung  mit  ihren  schweren  langen 
Folgen  hervorging.  Es  *war  ein  fast  tausendjähriger  Kampf 
zwischen  den  feindlichen  keltischen  und  gothischen  Ele- 
menten, der  endlich  in  neuester  Zeit  durch  die  französi- 
sche Revolution  entschieden  wurde,  hier  fand  das  gothi— 
sehe  Feudalwesen  seine  Endschaft,  die  uralt  keltischen 
nationalen  Institutionen  erwachten  aus  ihrem  Schlummer^ 
erschienen  wieder,  wenn  auch  in  veränderten  Formen. 
P«s  80U veraine  Volk  regiert  sich  selbst  in  freier  Republik, 


—    SU    — 

oder  im  constitutionellen  Königthum,  es  verschwinden 
alle  Reste  des  gothiscben  Feudalwesens. 

Die  alt -keltischen  Institutionen,  so  weit  es  möglich 
ist,  darzustellen,  zu  zeigen,  wie  sie  durch  fremde  Insti- 
tute verändert,  zurückgedrängt  wurden,  endlich  wieder 
sich  geltend  machten,  wird  der  Gegenstand  des  folgenden 
Theiles  sevn. 

Der  Grundcharacter  der  jetzigen  französischen 
Nationalität  wird  bis  auf  den  heutigen  Tag  noch  ziem- 
lich ganz  der  alt-keltische  seyn,  wie  neuerlichst  ausgeruhrt 
wurde  durch  Ed.  Arnd,  in  seiner  Geschichte  des  französi- 
schen Volkes  v.  J.   1844. 

c.     Iberia,  Ilispania  der  Homer,  jetzo  Spanien 

und  Portugal. 

Die  pyrenäische  Halbinsel,  das  alte  Iberia,  Hespo- 
rift,  Hispania  (wo  sich  erst  1 1 39  das  Königreich  Portugal 
von  Spanien  trennte),  wurde  urspriinglich,  oder  so  weit 
Geschichte  reicht,  von  zwey  einheimischen  Nationalitäten 
bewohnt,  von  den  Basken,  Vasconen  oder  Iberern,  und 
von  den  Kelten,  welche  wohl  stets  die  vorherrschende 
Bevölkerung  bildeten.  Strabo  IV.  4.  §.  6.  sagt:  Epho- 
ros  dehnt  Keltike  (Gallien)  sehr  weit  aus,  indem  er  von 
Iberia  das  Meiste  den  Kelten  zutheilt,  bis  Gadeira  hin; 
nach  Plin.  III.  3.  wohnen  Kelten  und  Iberer,  daneben  Phö- 
nizier, Carthager  und  Perser  in  Iberia.  Diese  keltische 
Bevölkerung  documontiren  viele  keltische  Monumente  und 
Alterthümer,  die  keltischen  Namen  vieler  Berge,  Flüsse 
und  Städte  und  die  vielen  keltischen,  sogenannten  celti- 
berischen  Münzen,  die  zuweilen  auch  eine  eigenthümlicbe 
Schrift  haben,  die  leteras  descanocidas,  die  der  alt-kelti- 
schen Schrift  nahe  stehet.  Wie  jetzo  die  Basken,  so 
mögen  auch  die  baskischen  Iberer  besonders  im  nordlichen 
Spanien  und  längs  der  Pyrenäen  gewohnt  haben,  die  Kel- 
ten mehr  im  östlichen  Theile ;  das  heutige  Portugal  bevöl- 
kerten die  Celtae,  daher  es  auch  Celtica  hiess;  das 
darüber  liegende  GaUizien  hiess  Gallaecia,  das  heutige 


—    312    -^ 

Castilien  war  Celtiberia,  hier  im  Innern  des  Laiidds 
mögen  Kelten  und  Basken  sich  begrenzt,  vermengt  ge-* 
wohnt,  hier  mögen  die  Sprachen  schon  in  alten  Zeiten  sich 
gemischt  haben.  'Wahrscheinlich  war  die  baskische  Na*» 
tionalität  früher  zahlreicher  als  jetzo,  ist  bedeutend  zu- 
rückgedrängt worden,  überhaupt  mochte  Iberien  stacker 
bevölkert  seyn  als  das  jetzige  Spanien,  auch  erwähnt  die 
Geschichte  in  sehr  alter  Zeit  die  Auswanderung  iberischer 
Völkor  aus  Jberien  nach  Gallien  und  Italien,  zu  denen 
die  Siculi  gerechnet  werden,  die  Kelten  gewesen  seyn 
mögen. 

Von  der  Innern  Geschichte  Spaniens  in  alter  Zeit 
wissen  wir  fast  gar  nichts,  aber  wohl  mag  es  vor  länger 
i^ls  3000  Jahren,  wo  das  reine  druidische  Keltenthum 
das  überwiegende  Element  war,  wo  Industrie  und  Handel 
ausserordentlich  blüheten,  seine  glücklichste  Periode  ge- 
habt haben;  wie  in  allen  keltischen  Ländern  war  der 
Bergbau  sehr  in  Flor,  der  das  Land  reich  maehte,  überall 
herrschte  druidische  Bildung  und  Gelehrsamkeit ;  „die  Tur- 
titaner"  (im  südlichsten  Spanien),  sagt  Straho  III.  1.  §.4. 
„sind  die  gebildetsten  aller  Iberer,  sie  bedienen  sich  der 
Schreibkunst  und  haben  Schrifibücher  ihrer  alten  Denk-« 
zeit,  auch  Gedichte  und  Gesetze  in  Versen  seit  6000 
Jahren,  wie  sie  behaupten,  aber  auch  die  übrigen  Iberer 
bedienen  sich  der  Schreibkunst,  wenn  auch  nur  Einer 
Schrift," 

Wie  überall  waren  die  keltischen  Einwohner  in  kleine 
Territorien  gctheilt,  die  sich  conföderirten,  viele  Völker 
bildeten,  die  in  einer  Stadt  ihr  Centrum  hatten,  und  Plin. 
III.  4.  nennt  diese  Confödcrationen  conventus. 

Der  Rcichtbum  und  die  günstige  Lage  des  Landes, 
das  von  3  Seiten  mit  Meer  umgeben  ist,  war  dem  Handel 
sehr  günstig,  den  früh  schon  die  Phönizier  oder  Tyrier 
ergriffen,  die  seit  etwa  liOO  v.  Chr.  hier  Niederlassungen 
errichteten  (besonders  in  Gadeir  oder  Tartessus},  bey  den 
Einwohnern  ungeheure  Reichthümer  an  edlen  Metallen 
fanden  und  von  hier  aus  den  Handel  mit  Britannien  be- 
trieben ;  sie  begründeten  hier  das  berühmte  Tarschisch  oder 


—    813    — 

Tartessus^  spater  Oades  und  Cadix.  Wie  Tynis  verlosch, 
trat  an  deren  Stelle  die  Tochterstadt  Carthago  in  Nu- 
midien  und  ergriff  den  spanischen  Handel ,  legte  feste 
Platze  an  und  strebte  bald  nach  grossem  Eroberungen, 
während  auch  Griechen  sich  an  der  Küste  ansiedelten. 
Der  carthagische  General  Hamilcar,  dann  Hasdrubal^  der 
Erbauer  von  Carthago  nova  (Cartliagena)  und  dann  dessen 
Sohn  Hannibal  unterwarfen  sich  den  südöstlichen  Theil 
des  Landes ;  letzterer^  unterstützt  von  Miethstruppen  vie- 
ler Völkerschaften^  wollte  Rom  demüthigen^  ging  durch 
Gallien  nach  Italien,  wo  er  17  Jahre  lang,  ohne  Unter- 
stützung von  seinem  Vaterlande,  das  Schrecken  der  Rö- 
mer blieb.  Ihrerseits  gingen  die  >Römer  nach  Spanien, 
entrissen  den  Cärthagem  ihre  dortigen  Besitzungen,  und 
der  Friede  von  801  v,  Chr.  eröffnete  ihnen  dies  reiche 
Land,  mit  dem  sie  nicht  Handel' treiben,  sondern  das  sie 
erobern  wollten;  aber  es  bedurfte  eines  zweyhundertjähri- 
gen  blutigen  Krieges,  besonders  mit  der  baskischen  Be- 
völkerung, um  die  tapfem  Einwohner  zu  besiegen,  und 
Iberien  zu  der  Provinz  Hispanien  zu  machen  (19  v.  Chr.), 
doch  behielten  die  pyrenäischen*  Basken  ziemlich  ihre 
Freiheit.  Spanien  stand  nun  unter  der  Herrschaft  der 
Römer,  wurde  römisch  ausgeplündert  und  vem^altet,  viele 
Spanier  gingen  nach  Rom,  schrieben  lateinische  Werke, 
wie  Seneca,  Quintiiian,  Mela  u.  a. ;  aber  auf  das  Volk 
mag  das  römische  Wesen  ohne  Einfluss  gewesen  seyn, 
das  blieb  keltisch  und  baskisch,  doch  werden  hier  wie 
überall  die  Römer  auf  Zerstörung  des  Druidenthumes  und 
der  Aristokratie  hingearbeitet  haben,  wodurch  dem  Kelten- 
thume  seine  Hauptstützen  genommen  wurden. 

Nach  einem  Zeiträume  von  vier  Jahrhunderten  erstarb 
auch  hier  die  römische  Macht;  seit  418  n.  Chr.  dringen 
gothische  Stämme  ein,  die  bis  etwa  585  ganz  Hispa- 
nien sich  unterworfen  hatten,  ihre  eigenthumlichen  Insti- 
tutionen auch  hier  einführten.  Sueven  setzten  sich  in 
Gallizi^n  und  Lusitanien  fest,  Vandalen  in  der  Provinz 
Baetica,  die  nun  Vandalicia  hiess,  woraus  der  Name  An- 
dalusien  entstand.     Alanen  und  Vandalen    wurden   nach 


—    816    — 

denen  die  Aufschlage wasser  bis  zu  200  romischen  oder 
CO  teutschen  Meilen  weit  hergeleitet  wurden. 

Der  Gangbergbau  auf  Silber  war  besonders  schwung- 
haft ;  leider  sind  die  Werke  des  Posidonius  verloren  ge- 
gangen^ der  diesen  ausfuhrlich  beschrieben  hatte  ^  wes- 
halb Strabo  und  Diodor  diesen  Gegenstand  nur  kurz  be- 
handeln. Die  wichtigsten  Gruben  lagen  im  jetzigen  Gua- 
dalcanal^  in  der  Sierra  morena;  hier  zog  Hannibal  aus 
Einer  Grube  täglich  300  pondus  Ausbeute.  Diese  Gru- 
ben wurden  um  1551  von  den  Grafen  von  Fugger  wie- 
der aufgenommen,  und  das  jährliche  Ausbringen  dersel- 
ben belief  sich  auf  6  Millionen  Piaster. 

Die  jetzo  noch  vorhandenen,  für  die  spanischen 
Finanzen  sehr  wichtigen  Quecksilbergruben  von  AI- 
maden  sind  seit  der  ältesten  Zeit  betrieben  ^  der  dor- 
tige Zinnober  wird  stets  einen  sehr  wichtigen  Han- 
delsartikel abgegeben  haben  ;•  er  wurde ^  nach  Plin.  33. 
40.  von  den  Römern  zu  einem  römischen  regale  erklärt 
und  nach  Rom  geschickt^  da  sonst  nirgends  eine  Zin- 
noberfabrik bestehen  durfte.  Sehr  wichtig  war  seit 
ältester  Zeit  der  Eisenbergbau^  den  Strabo  VIII,  Pli^ 
nius  34^  41^  auch  Livius  34,  31,  em^ähnen^  der  in 
mehreren  Gegenden,  besonders  in  Kantabrien^  gefuhrt  wur- 
de ,  wo  .  auch  jetzo  noch  Eisen  producirt  \Wrd ;  nach 
Diodor  II.  1.  verstanden  die  Ccltibcrer  den  allervor- 
treffiichsten  und  allgemein  berühmten  Stahl  zu  bereiten. 
Kupfer  wird  jetzo  nur  in  geringer  Quantität  aus  dem 
Kiesgange  von  Riotinto  an  der  Grenze  von  Sevilla  und 
Estremadura  gewonnen^  wo  aber  ungeheure  Schlacken- 
berge, von  dem  hohen  Alter  dieses  Bergbaues  zeugen. 
Nach  Diodor  gewann  man  sehr  viel  Kupfer  in  Spanien, 
und  nach  Plin.  34.  S.  war  das  Kupfer  von  Cordubo  in 
Baetica  (jetzo  Cordova  de  Veja)  das  berühmteste. 

Bley  wurde  nach  Strabo  seit  ältester  Zeit   in  uu- 
geheurer  Menge  gewonnen;    nach    Plin.    34,    47.   waren 
die    Sataresischen    Gruben    in    Baetica    (Andalusien}    für 
255,000  Denare,  die   Antomanischen    für  400,000  ver- 
pachtet;   aber    Cantabria   war   besonders    reich   an  Bley 


—  an  -^ 

In  der  christlichen  Zeit  war  der  Bleybergbau  ganz  ein- 
geschlafen, erst  seit  wenigen  Jahren  hat  er  sich  wieder 
erhoben.  Das  Zinn  gewann  man  nach  Strabo  V.  5. 
durch  Gangbergbau,  nicht  aus  Waschwerken;  Plin.  34, 
47.  erwähnt  das  Zinn  aus  Gallizien,  und  noch  jetzo 
sind  hier  die  alten  Zinnbergwerke  von  Mont  de  Rey 
im  Gange. 

Die  Haupt -Nationalitat  wird  in  Spanien  die  keltische 
gewesen  seyn,  neben  welcher,  wie  im  südlichen  Frank- 
reich, die  scharf  abgesonderte  baskische  stand,  und  in 
welche  sich  die  phönizische,  gothische  und'  arabische 
verlor.  Wie  überall  werden  die  Römer  auch  in  Spanien 
bemühet  gewesen  seyn,  den  Druidismus  und  die  Aristo- 
kratie zu  vernichten,  die  Hauptstützen  des  Keltenthu- 
mes,  und  als  nun  das  Christenthum  einen  allgemeinen 
Mittelpunkt  darbot,  verschwand  allmäblig  das  Alt -Na- 
tionale, es  bildete  sich  eine  neue  Nationalität,  es  ver- 
mischten sich  die  Idiome  zu  neuen  Dialecteu  und  Spra- 
chen, nur  in  den  pyrenäischen  Gebirgen  hielten  die  Bas- 
ken ihre  Nationalität  und  Sprache  fest;  das  Keltische 
verlosch  gänzlich. 

Wie  im  südlichen  Frankreich  verschmolzen  sich  vor- 
zugsweise keltische  und  baskische  Elemente  zu  dem  ro- 
manischen romanze  oder  Langue  d*oc,  die  Hof-  und  Dich- 
tersprache wurde,  sich  über  den  grössten  Theil  von  Spa- 
nien, besonders  über  Catalonien,  Arragonicn  und  Va- 
lencia verbreitete,  und  von  dem  französischen  romanze 
nicht  wesentlich  abwich,  auch  in  jenen  Gegenden  meist 
jetzo  noch  Volkssprache  ist.  "In  Castilien  verfeinerte  sich 
diese  Sprache,  das  romance  catalana,  zu  einem  besondem 
Dialect,  und  da  hier  Madrid  das  politische  Centrum  bildete, 
so  wurde  dieses  Castilianische  die  Hof-  Schrift-  und  Um- 
gangssprache, und  diese  bezeichnen  wir  jetzo  als  die 
spanische  Sprache,  von  welcher  die  portugiesi- 
sche nur  dialectisch  abweicht. 

Wie  in  der  Nationalität,  so  wird  auch  in  dei;  spa- 
nischen Sprache  das  Haupt- Element  das  keltische  seyn 
und  nicht,   wie  man  gewöhnlich  meint,   das  Lateinische, 


^    818    — ^ 

diesem  geseUeft  sich,  ausser  dem  Baskischen,  gothische, 
arabische,  auch  wohl  einige  phönizische  El^nente  bey. 

In  Portugal  ist  das  gallcgo ,  der '  Dialect  der  Pro- 
vinz Gallicia,  dem  Keltischen  und  romance  ani  meisten 
verwandt;  das  eigentlich  Portugiesische,  die  Schrift-  und 
Conversationssprache ,  die  ohne  arabische  Elemente  ist, 
hat  sich  seit  dem  17.  Jahrhundert  ausgebildet. 

Auf  jeden  Fall  ist  die  spanisch -portugiesische  Na- 
tionalität und  Sprache,  wie  die  französische  und  eng- 
lische, keine  alte,  ursprüngliche,  sondern  eine  neue,  aus 
keltischem  Boden  vorzugsweise  entsprungene. 

d.     Italia,    im  Keltischen   Eadailt. 

In  Italien  gicbt  es  4  Kreise  von  Kunstsachen,  welche 
4  Nationalitaten  oder  so  viele  wichtige  Epochen  der  Ge- 
schichte repräsentiren  werden,  die  freilich  nichts  weni- 
ger als  scharf  begrenzt  sind,  sondern  sich  allmählig  in 
einander  verlaufen. 

Die  christlich-italienische  Kunstperiode  der 
jetzigen  Zeit,  deren  Mittelpunkt  die  christlichen  Kirchen 
bilden,  reicht  etwa  16  Jahrhunderte  herauf.  Ihr  voran 
ging  die  römische  Kunstperiode,  deren  Mittel«- 
punkt  die  heidnisch  -  römischen  Tempel  sind ,  die  kaum  %5 
Jahrhunderte  heraufreichen;  ihr  voran  ging  die  etruri- 
sche  Kunstperiode,  die  sich  nicht  allein  aufEtru- 
rien  beschränkt,  deren  Beginn  schon  jfiicht  anzugeben  ist, 
die  aber  wohl  über  den  trojanischen  Krieg  bis  30  Jahr- 
hunderte hinaufgehet,  und  diesen  voran  stehet  die  pe- 
lasgische  Kunstperiode  mit  keltischen  Altertlm- 
mern,  die  wohl  bis  zu  40  Jahrhunderten  ansteigen  konnte. 

Gewiss  ist  es  sehr  bemerkenswerth ,  dass  sich  in 
Italien  derselbe'  Kreis  von  eigenthümlichen  Bauwerken, 
ohne  Mörtel,  Säulen  und  Bedachung  wie  von  eigenthüm- 
lichen Kunstsachen,  besonders  aus  Stein  finden,  die  ältw 
als  die  römischen  und  etrurischen  sind,  ganz  denen  in 
Gallien  und  Britannien  gleichend,  die  hier  nur  von  Kel- 
ten herrühren  können,  die  aber  auch  in  Griechenland  und 


—    319    — 

Kleinasien  g^nden  werden ,  wo  sie  vorgiieelusch  md, 
den  PelasgiMii  aageschrieben  werden,  daher  pelas« 
gische  Alterthümer  hoissen.  Sind  aber  die  pelas» 
gischen  und  die  druidisch  -  keltischen  Kunstd^ikmale  voll-» 
kommen  gleich,  dann  werden  auch  die  Völker,  die  jene 
wie  diese  gefertigt  haben ,  nicht  nationeil  verschieden  ge- 
wesen seyn ,  und  aus  rein  archäologischen  Gründen  wird 
die  erste  Bevölkerung  von  Italien  so  gut  eine  keltische 
gewesen  seyn,    als  in  Gallien  und  Britannien. 

Wir  haben  im  ersten  Theile  S.  211  —  221  die  pe- 
lasgischen  und  etrurischen  Alterthümer  näher  betrachtet, 
und  würden  im  Stande  seyn ,  jetso  diesen  Gegenstand  viel 
ausfuhrlicher  zu  erörtern ,  wenn  dazu  hier  der  Ort  wäre. 

Nach  den  Kunstsachen  und  Bauwerken  zu  urthei- 
len ,  war  Italien  schon  lange  vor  Anfang  der  römischen 
Zeit  ein  sehr  cultivirtes ,  reiches  und  ,  industrielles  Land, 
hatte  vielleicht  damals  seine  höchste  geistige  Blüthe,  die 
gar  nicht  mit  der  Macht  Roms  zusammenfallen  dürfte ,  lei«- 
der  fehlt  uns  für  jene  Periode  die  Zeitrechnung^  wenn 
man  aber  er^vägt:  dass  die  etrurischen  Gräber  in  Cam- 
panien  (Unteritalien)  mit  einer  Sandschicht  voll  Meer- 
Conchylien  bedeckt  sind,  die  Säulen  der  Tempel  von  Puz- 
zuola  bey  Bajae  wie  von  Paestum  bis  zu  einer  gewissen 
Höhe  von  Pholaden  (Seemuscheln)  durchbohrt  sind,  das 
feste  Land  mit  seinen  Kunstsachen  daher  eine  Zeit  lang 
Meergrund  war,  dann  wieder  festes  Land  wurde,  und  die 
Geschichte  von  solch  einer  bedeutenden  Naturrevolution 
gar  nichts  weiss,  so  müssen  diese  etrurischen  und  noch 
vielmehr  die  pelasgischen  Alterthümer  in  eine  sehr  alte 
Zeit  hinaufreichen. 

In  Hinsicht  der  peiasgisch- keltischen  Bauwerke  ist 
Unteritalien  oder  Grossgricchenland  besonders  reich  an 
den  mächtigen  (druidischen)  Steingräbern,  construirt  aus 
grossen  Steinblöcken,  überdeckt  mit  einem  Hügel  kleiner 
Steine,  den  nordischen  Caims  ganz  gleich  (wie  zu  er- 
sehen ist  aus:  Jorio,  mefodo  per  invenire  i  scpolcri 
1824),  während  Mittelitalien  besonders  reich  ist  an 
den  Steinburgen  oder  Heidenmauemj     den   cyclopischen 


—    «20    — 

ll^uero  aus  ungeheuren  Polygonen  ohne  Cement^  aber 
überall  kommen  jene  Kuustsachen^  vorzäglich  aus  Bronce 
und  Stein  vor,  die  sich  in  Gallien  und  Britannien  so  deut- 
lich als  keltische  bewähren. 

Die  Geschichte  alier  Zeiten  lehrt ,  was  die  natürli- 
chen Bodenverhältnisse  Italiens,  als  schmaler,  langer  Halb- 
insel mit  sich  bringen,  dass  das  schöne  Land  von  zwey 
Seiten  Menschen  -  Zuflüsse  erhielt,  theils  von  Norden, 
aus  Germanien  und  Gallien,  theils  von  Süden  her,  aus 
Illyrien,  Griechenland  und  Kleinasien;  auch  die  erste 
Einwohnerschaft  dürfte  von  zwey  Seiten  eingewandert 
seyn,  wenn  sie  auch  nur  £iner  Nationalität,  der  kelti- 
schen, angehorte,  zu  welcher  man  sowohl  die  Gallier  und 
Germanen,  als  die  lllyrier  und  Pelasgier  zu  zählen  ha- 
ben wird. 

Während  Unteritalieu  gleichsam  als  ein  Pertinenz 
von  Griechenland  erscheint,  auch  graecia  magna  oder 
Gross -Griechenland  hiess,  erscheint  Ober -Italien  als  ein 
gallisches  Land,  heisst  Kelux^  ^  eyxog  ^AXnätap,  ^  %atm 
FaXatla,  Gattia  cisalpina  oder  iogatay  wo  die  keltisch - 
gallische  Sprache  so  lange  gesprochen  seyn  wird,  bis  sie 
sich  in  das  Italienische  umbildete.  Wie  mir  scheint,«  war 
die  ursprüngliche  Bevölkerung  Italiens  im  Allgemeinen  eine 
rein  keltische,  alle  Bauwerke  und  Kunstsachen  dieser 
Zeit  tragen  den  rein  keltischen  Styl;  aber  w*ährend  in 
späterer  Zeit 'die  nördlichen  gallischen  Völker  an  dem 
starren  Keltenthume  festhalten,  orientalisiren  sich  die  süd- 
lichem, pelasgischen  Völker,  gräcisiren  sich  mehr  oder 
weniger,  treten  in  den  etrurischen  und  griechischen 
Kunstkreis. 

Rom  mag  ein  sehr  unbedeutendes  Oertchen  gewe- 
sen seyn,  bis  es  tuscische  Könige  erhielt  (754 — 510 
V,  Chr.)  mit  ganz  tuscischen  Einrichtungen.  Von  die- 
sem keltisch  -  tuscischen  Wesen  befreiete  es  sich  durch 
mehrere  Revolutionen,  bildete  ein  stehendes  Heer  (406 
V.  Chr.),  machte  grosse  Eroberungen,  constituirte  sich 
als  eigne  Nationalität,  mit  eigner  Regierungssprache  (dem 
Latein,    einem  abgeschliffenen  gräcisirten  Keltisch)  was 


—    S21    — 

naturlich  nur  allmählig  geschähe;    doch  kann  man  al^  ohn- 

gefahren  Zeitpunkt  für  die  Sprachumbildung  die  Gesetz  - 

Emanation  der   1*2   Tafeln  betrachten  (452  v.  Chr.  302  a. 

u.  c),   wo  nun  das   römische  Wesen  erst  beginnt.     Viel 

weiter  steigt  die   etrurische  Aera  herauf^    denn  ,nach  O. 

Müller  (die  Etrusker  II.  S.  333.)  fällt  nach  den  tuskischen 

Annalen  der  Komet  von  46  v.  Chr.  (708  a.  u.  c.}  an  das 

Ende  des  9.   und  den  Anfang  des  10.   tuskischen  Secu- 

iums,    von  denen  jedes  über  100  bis  123  Jahre  hat^  also 

1000  — 1200  V.  Chr.;    die  tuskische  Zeitrechnung  gehet 

ohngefahr  bis  zu  den  Zeiten  des  trojanischen  Krieges  zu-  I 

rück  ;    weiter  hinauf  wird  die  pelasgische  Zeit  gehen ,  von  I 

deren  Anfange  wir  keine  Ahndung  haben.  ' 

Wie  alle  keltische  Lande  wird  auch  das  älteste  Ita-  i 

iien  in  eine  Menge  einzelne  Territorien  zerfallen  seyn  y  die 
sich  zu  Völkern  und  Conföderätionen  gruppirten^  von  de-  i 

nen  bald  diese  ^   bald  jene  die  Oberhand  hatten. 

Zu  den  pelasgischen  oder  von  Osten  hergekomme- 
nen Völkerschaften  gehörten  wohl  folgende:  die  in  Ja- 
pygia,  d.  i.  Apulien^  verbreiteten  Japyges^  die  seit 
1186  y.  Chr.  und  später  aus  dem  gegenüber  liegenden 
lllyria  (Albanien  und  Epirus)  einwanderten  in  die  Provin- 
zen Daunia^  Peukatia  und  Messapia^  welche  wohl  ilty- 
riscli  (albanisch)  sprachen  und  als  iilyrischer  Volksstamm 
der  keltischen  Nationalität  angehörten,  wie  später  ge- 
zeigt werden  wird.  Hier  war  Brundusium  (jetzo  Brindisi) 
der  Uauptort,  und  die  gewöhnliche  Ueberfahrt  nach  Grie- 
chenland ,  hier  lag  Taras  oder  Tarentum ,  die  wichtigste^ 
707  V.  Chr.  von  den  Spartanern  gegründete  Handelsstadt. 

In  dem  benachbarten  Oenotria  ^  oder  dem  eigentlichen 
Italia  (welcher  Name  erst  später  auf  die  ganze  Halbinsel 
übertragen  wurde),  im  alten  Bruttium  und  Lucania  (dem 
jetzigen  Calabrien)  wohnten  die  mächtigen  Oenotres 
(aber  auch  Siculi  aus  Gallien),  mit  der  oskischen  oder 
alt-italis|chen  Sprache,  die  der  japygischen  oder  illyrischen 
wohl  nicht  sehr  fern  gestanden  haben  mag. 

Weiter  herauf,  von  Calabrien  bis  zur  Tiber  wohn- 
ten die  nationell  und  sprachlich  nicht  verschiedenen  Opi- 

Kcfcrstein  Kelt.  Alterth.  U.  Bd.    II.  Abth.  2| 


—    322    — 

ker  Osker  oder  Ausoiies^  und  diesseits  der  Tiber 
die  Tusker  oder  Etrurier,  die  sich  selbst  Hasener 
nannten,  die  Tyrrhener  oder  peiasgischen  Tyr- 
rhener  der  Griechen,  über  welchen  die  Um bri  undLi- 
gnres  sassen,  an  welche  die  gallischen  Völker  von 
Ober -Italien  grenzten. 

Die  O  pik  er  waren  in  ältester  Zeit  ein  sehr  mäch- 
tiges Volk;  auch  Latium,  worin, Rom  lag,  bildete  einen 
Theil  von  Opica,  daher  werden  die  Römer  von  den  Grie- 
chen oft  Opiker  genannt ;  hier  sprach  man  die  lingua  osca 
oder  opica  j  die  durch  Campania,  Samniuni  (die  Abniz- 
zen},  Apulia,  Bruttium  (Calabrieu),  auch  durch  Sicilien 
herrschte,  die  im  Allgemeinen  Volkssprache  blieb ,  weder 
durch  das  Lateinische  noch  Griechische  ganz  verdrängt 
seyn  mag;  nach  Strabo  V.  3.  §.  6.  wurde  noch  zu  seiner 
Zeit  (etwa  60  n.  Chr.)  bey  altväterlichen  Festspielen  in 
Rom  die  oskische  Sprache  auf  die  Büline  gebracht;  die 
Inschriften  in  dem  (79  n.  Chr.)  verschütteten  Pompeji 
lehren  wie  in  spät  römischer  Zeit  das  Oskische  noch  Volks- 
sprache im  Neapolitanischen  war.  Die  6  s  k  i  s  c  h  q.  S  c  h  r  i  f  t 
war  nur  eine  Abart  der  etrurischeu  und  keltischen ,  wurde 
theils  mit  oskischen  Buchstaben  geschrieben  (wie  auf  den 
meisten  campanischen  Münzen),  thcils  mit  lateinischen 
/wie  auf  deu  Erztafeln  von  Bontia),  theils  mit  griechi- 
schen (wie  auf  Münzen  von  Calabrien ,  Apulien ,  Lucanien 
und  Samnium).  Das  Land  der  Osken  bildete  eine  Menge 
kleine  Territorien ;  ihre  V^erfassung ,  der  ctrurischen  sehr 
ähnlich,  war  aristokratisch -priesterlich. 

In  Mittelitalien  herrschten  zu  ältester  Zeit  die  Um- 
bri  Ombri,  Omriki,  ein  offenbar  keltisches  Volk 
(was  besonders  Thierry  nachweist,  8ur  les  Gaule» 
p.  32),  welches  besonders  längs  der  Küste  des  adriati«» 
sehen  Meeres  im  heutigen  Kirchenstaate  wohnte,  wo 
daneben  die  illyrischen  Liburni  sassen,  sich  auch  über 
Ober -Italien  verbreitete.  Die  Ol  ombri  (von  ol  im  Kel- 
tischen hoch)  bewohnten  die  Gebirge,  die  Isombri  oder 
Isubres  (von  is  im  Keltischen  niedrig)  die  Ebenen  und 
hatten  Mailand  zum  Mittelpunkt,    die  Vilombri  (von  bei 


—    S23    — 

das  Ufer}  die  Ufergegeaden ,  das  Umbria  am  adriaii- 
sehen  Meere ^  im  heutigen  Kirchenstaate,  war  ein  sehr 
blühendes  Land ,  mit  358  Städten ,  das  etwa  4  Jahrhun- 
derte vor  Roms  Erbauung  sehr  mächtig  war ;  die  Umbrer 
verbreiteten  sich  sehr  weit,  auf  der  Ostseite  Italiens  durch 
einen  Theil  von  Etrurien  und  bis  über  die  Tiber;  zu  ihnen 
gehörten  die  Sabini  (nach  Dionys.  von  Halicaniass), 
auch  die  Aborigines  in  Latium,  die  auch  (nach  Am- 
mian.  Marcel! .  I.  15.  9.)  als  Kelten  oder  Galater  bezeich- 
net werden.  Die  umbrische  Sprache  ist  der  oskischen 
wie  der  etrurischen  sehr  verwandt,  und  das  Alt-Sabinische 
wohl  nur  ein  Dialect  davon.  In  das  ursprunglich  umbrische 
Land  westlich  der  Tiber  kamen  Tyrsener  oder  Tyrrhener, 
wahrscheinlich  aus  Kleinasien,  aber  wohl  nicht  verschie- 
den von  den  Peiasgern,  und  hier  bildete  sich  der  etru- 
rische  Staat. 

Neben  Umbria  wohnten  in  Istria  (um  Triest)  i  1 1  y  - 
rische  Stämme,  die  auch  thrazische  genannt  werden, 
wohl  der  keltisch -pelasgischen  Nationalität  angehörig, 
mit  sehr  wichtigen,    uralten  Handelsstädten. 

Seit  urältester  Zeit  hat  Gallien  wie  Germanien  sein 
Augenmerk  auf  Ober -Italien  gerichtet,  viele  Auswanderer 
und  Armeen  dahin  gesandt,  die  sich  hier  gleich  nationali- 
siren,  Italier  werden,  was  wohl  auf  Stammverwandt- 
schaft hindeutet. 

Die  Siculi  oder  Sicani  zogen  schon,  —  wie 
man  annimmt,  etwa  t600  v.  Chr.  aus  Gallien  oder  Ibe- 
rien  nach  Italien,  werden  als  die  ersten  Einwohner  von 
Latium  genannt,  die  von  d^n  Aborigines  oder  Casci  über- 
wunden ,  zum  Theil  nach  Sizilien  ziehen ,  zum  Theil  sich 
mit  den  Oskem  verschmelzen  und  oskisch  sprechen ;  sehr 
allgemein  werden  sie  für  Kelten  angesprochen  (auch  von 
Otfr.  MüUer,  die  Etrurier  I.  S.  15,  und  Klotz,  Hand- 
buch der  lateinischen  Litteraturgeschichte  1845  S.  169). 
Die  Iberer  kamen  ebenfalls,  wenigstens  zunächst,  aus 
dem  südlichen  Gallien,  was  auch  Iberien  genannt  wurde; 
die  Ligures,  Ligii,  Ligors  wanderten  etwa  554 
V.  Chr.  aus  Gallien  ein,    gründeten  ein  Liguria  mit  der 

«1  * 


—    324    — 

Hauptstadt  Genua  (^rerova)^  werden  Kelten^  oder  ein 
Mischvolk  von  Kelten  und  Basken  scyn,  die  sich  auch 
über  Corsica  verbreiteten ;  sie  theilten  sich  nach  Strabo  IV. 
6.  §.  3.  in  die  Ingauner,  längs  der  Küste ^  und  In- 
temelier  (um  jetziges  Vintimiglia) ,  lebten^  wie  die 
Kelten ,  meist  von  Mi1c/h  und  Gerstentrank ;  zu  ihnen  ge- 
hörten auch  die  Taurisci  oder  Taurini,  mit  der  Hauptstadt 
Taurasia  (im  heutigen  Piemontesischen) ,  offenbar  kel- 
tische Namen;  weiter^  bis  Massilia  im  keltischen  Gallien 
wohnten  die  S  a  1  y  e  r ,  welche  die  Hellenen  L  y  g  i  e  r 
oder  Keltolygicr  nannten;  bey  den  alten  Griechen 
scheint  der  ganze  grosse  Landstrich^  der  das  heutige  Sa- 
voyen  und  das  südliche  Frankreich  bis  an  die  Pyrenäen 
begreift^  Ligystike  genannt  zu  seyn^  so  dass  die  jetzige 
Grenze  zwischen  Frankreich  und  Italien  hier  nicht  exi- 
stirtc;  auch  jetzo  ist  hier  noch  keine  Sprachgrenze  im 
Volke,    das  Proven^alische  herrscht  hier,  wie  dort. 

Das  weite  germanische  Rhaetia,  welches  die  schwei- 
zer- und  östreichischen  Alpen,  so  wie  das  südliche 
Teutschland  begriff,  war  das  Stammland  der  germanischen 
Haseni  oder  Rhaeti,  die  von  hieraus,  etwa  1000  v. 
Chr.  grosse  Eroberungen  in  Italien  machten,  das  mäch- 
tige Umbria  besiegten,  so  wie  in  Tyrrhenia  die  Tusker 
oder  Tyrrhcner,  die  nach  Strabo  bey  den  Romern 
Etrusker  hicssen,  ursprünglich  aus  Lydien  gekommen 
seyn  sollen,  und  In  Umbria  Wohnsitze  nahmen.  Sie  amal- 
gamirten  sich  mit  diesen  Tuskern ,  ,die  Etrurier  werden 
nun  mächtig,  der  etrurische  Städtebund,  an  deren  Spitze 
Tarquinium  stand,  bekam  bald  grosse  Machte  herrschte 
w^eithin  über  Italien,  bis  über  Campania,  (wo  etwa  800 
V.  Chr.  Capua  angelegt  oder  einer  alten  Stadt  dieser  Name 
gegeben  wurde),  umfasste  auch  das  alte  Liguria.  Etru- 
rien  blieb  sehr  lange  der  Träger  des  alten  kelto  -  etrurischen 
Wesens,  blühete  an  6  Jahrhunderte  von  etwa  1000 
V.  Chr.  (290  vor  Rora's  Erbauung)  bis  450  v.  Chr. 
300  a.  u.  c,  wo  es  politisch  zusammenbrach,  währemi 
sein  inneres  Wesen  sich  bis  zur  christlichen  Zeit  erhielt. 
Hier  herrschten  die  tuskischen  Institutionen  und  die  tus  — 


—    325    — 

kisclie  Sprache^  die  sich  auch  über  Rum  verbreitele, 
von  der  oskischen  nicht  wesentlich  verschieden  war^  auch 
die  tuskische  Schrift,  welche  nur  sehr  alliuähhg  von  der 
lateinischen  verdrängt  wurde,  welche  sich  etwa  450  v. 
Chr.  zu  entwickeln  begann.  Die  tuskische  Sprache  ge- 
hört nach  den  Untersuchungen  von  William  Belham  zum 
Keltischen,  scheint  dem  gälischen  Diaicct  am  nächsten 
verwandt,  blieb  als  lingua  rustica  Volkssprache,  bis  sie 
sich  ins  Italienische  umbildete,  wenn  auch  die  Schrift- 
und  höhere  Conversationssprache  lateinisch  war.  Die 
germanischen  Hascni,  die  als  Etrusker  auftreten,  waren 
gewiss  keine  Tcutsche,  sondern  gehörten  der  keltischen 
Nationalität  an,  wie  die  italischen  Völker. 

Etwa  587  oder  600  v.  Chr.  entsendete  das  über- 
völkerte gallische  Bclgia,  vom  untern  Rheine  her,  unter 
Belloves  eine  grosse  Menschenmasse  nach  dem  obem  Ita- 
lien, die  sich  im  damaligen  Umbria  unter  den*Isombrern 
oder  Isubrcrn  verlor.  Später  folgten  andere  Invasionen, 
wie  durch  die  Coenomani  (die  um  Verona  Wohnsitze 
nahmen),  die  Laeves,  Bojer  (die  das  mächtigste 
Volk  wurden,  umParma^  Modena,  Bologna  wohnten ,  als 
Bundesgenossen  der  Carthager  unter  Ilannibal  auftraten), 
die  verwandten  Lingonen  (404  v.  Chr.  350  a.  u.  c),  die 
Scnnones  (die  sich  in  den  spätem  päpstlichen  Legationen 
und  im  Ilerzogthume  Urbino  festsetzten).  Diese  galli- 
schen ,  zum  Theil  germanischen  Völker  sind  nun  die  herr- 
schenden in  Ober-Italien,  verbreiten  sich  nach  Mittel-Italien, 
treten  feindlich  gegen  Rom  auf,  erobern  unter  Brennus 
(brennhin,  breniH  im  Gälischen  ist  Ober -Anführer)  die 
Stadt  Rom  (389  v.Chr.  365  a.  u.  c).  Diese  gallisch - 
germanische  Bevölkerung  kommt  hier  zu  grosser  Macht, 
wälircnii'  auch  in*  Germanien  das  bojische  Reich  sehr 
wichtig  wird.  Strabo  V.  1.  §.  6  sagt:  vor  Alters 
wurde  der  Padus  (Po)  grösstentheils  von  Kelten  um- 
wohnt, deren  wichtigste  Völker  waren:  die  Bojer,  In- 
subrcr,  Sennonen  und  Gaisaten.  Noch  bis  zur  jetzigen 
Zeit  wird  Ober-Italien  Welschland  genannt,  d,  i.  Kel- 


—    326    — 

tenland,  denn   die  Teutschen,    wie    die  Slawen^  nannten 
die  Kelten  Walsch,  Welsche. 

Allen  Nachrichten  nach  bildeten  theils  Illyrier  und 
Pelasger,  theils  Gallier  und  Germanen  die  alte  Bevöl- 
kerung Italiens^  gleichwohl  haben  sich  hier,  so  viel  wir 
wissen^  diese  nie  als  verschiedene  NationaHtäten  ent- 
gegen gestanden,  sie  hatten,^  wie  es  scheint,  ziemlich 
gleiche  Sitten^  Institutionen  und  Sprachen;  alle  spra- 
chen barbarisch,  d.  i.  nicht  lateinisch^  aber  wohl  nicht 
wesentlich  verschieden,  das  Umbrische,  Tuskische  und 
Oskische  wich  nur  dialectisch  von  einander  ab^  mochte 
dem  Gallischen  und  Germanisclien  nicht  unähnlich  seyn, 
was  dafür  sprechen  möchte,  dass  jene  Völker  damals 
nicht  so  nationell  verschieden  \varen,  als  sie  es  später 
wurden  und  es  jetzo  sind,  sondern  nur  Zweige  Eines 
Stammes  und  zwar  des  keltischen  waren. 

Auf  das  alt -keltische  Wesen   machten  sich  orien- 
talische,   phönizische,    carthagische,    selbst  wohl 
persische    Einflüsse    geltend;   zwar  hatten   weder  die 
Phönizier   noch   Carthager   Colonien    in    Itahen,    aber  es 
gab    derselben   genug   auf  den  benachbarten  Inseln  Sar- 
dinien, Sizilien  (die  lange  in  den  Händen  der  Carthager 
war}  und  Corsica ;  Italien  stand  in  den  lebendigsten  Han- 
delsbeziehungen mit  Phönizien  und  Carthago;   etrurische 
Schiffe  beherrschten   das    adriatische    und  mittelländische 
Meer;   die    pelasgischen   Tyrrhener,    die  Etrurieu   bevöl- 
kerten, sollen  aus  Lydien  in  Kleinasien  gekommen  seyn^ 
das    sich  schon   sehr   früh  zu '  orientalisiren  begann.     Es 
kann    daher   nicht   auffallen,    wenn    der   Orient    auf  dio 
Handelswelt   Italiens    influirte.      In   Griechenland    durch- 
drang sich  das  pelasgische  und  orientalische  Wesen  voll- 
kommen zu  dem  Griechenthume,  wie  später  gezeigt  wer- 
den   soll ;   in    Italien    beschränkte    sich   der   orientalische 
Einfluss  auf  die  Kunst  und  den  Luxus  ^  während  Sprache 
und  Verfassung  keltisch  blieben. 

Die  steife  keltische  Kunst  nimmt  in  italischen  See-» 
Städten,  besonders  in  Etrurien  und  Campanien,  wahr- 
scheinlich früher  als  in  Griechenland ,  die  gefälligen  orien— 


—    327    — 

talischen  Formen  und  Embleme  au^  es  entwickelt  sich 
ein  Luxus ^  wie  wir  ihn  nur  in  Oriente  finden^  mit  der 
ausgebildetsten  Industrie.  Neben  den  pelasgisch- kelti- 
schen Kunstsachen  in  den  herkömmlichen  Formen^  tre- 
ten nun  sehr  gracieuse  auf^  den  griechischen  in  höch- 
ster Kunstblüthe  ähnlich^  doch  zum  Theil  aus  viel  äl- 
terer Zeit. 

Griechische  Ansiedelungen  finden  nur  io 
Unter -Italien,  dem  alten  Oenotria,  Statt,  wie  zu  Kymc 
oder  Cumae,  später  Neapolis  (1050  v.  Chr.}^  und  meist 
erst  nach  Rom's  Erbauung;  da  erstanden  Sibaris  (7M 
V.  Chf.),  Tarent  (707  v.  Chr.),  Kroton,  Rhegium, 
Locri,  Siris  später  Heraklea,  Kaulonia  und  Metapontum, 
welche  8  Republiken  das  eigentliche  Grossgriechen- 
land bildeten,  das  den  tarentinischen  Meerbusen  um- 
gab, bald  zu  Lucania  kam,  und  ganz  griechisch  war, 
hier  sprach  man  Griechisch  selbst  bis  gegen  das  14. 
Jahrhundert;  hier  gab  es  allerdings  acht  griechische  Al- 
terthümer,  die  aber  meist  junger  sind  als  die  etrurischen 
und  campanischen,  welche  letzteren  bey  griechischen  For- 
men oft  tüskische  oder  oskische  Schrift  haben. 

Wie  erwähnt,  sind  in  Mittel  -  und  Unter-Italicn,  ne- 
ben den  cyclopischen  Mauern,  die  Gräber  häufig,  die 
den  keltischen  in  Gallien  der  Form  und  dem  Inhalte  nach 
>t>IIkommen  gleichen ;  der  hohe  tumulus  bestehet  aus  Stei- 
nen oder  Erde,  umschliesst  eine  Grabkammer  aus  mäch- 
tigen rohen  Steinplatten  und  wird  durch  einen  Steinkreis 
umgeben.  Diese  rohen  Stejngräber,  welche  dieselben 
Kunstsachen  enthalten  als  die  keltischen,  spricht  man 
allgemein  als  die  ältesten  an^  was  sie  auch  gewiss  sind. 
Diese ,  mit  ihren  Kunstsachen ,  nehmen ,  wie  sie  jünger 
werden ,  einen  mehr  zierlichen  Character  an ;  man  nennt 
sie  nun  etrurische  Gräber,  wenn  wohl  auch  jene 
häufig  in  Etrurien  vorkommen.  Hier  umschliesst  der  Erd- 
hügel gemauerte^  schön  gemalte  Grabkammem,  ist  auch 
wohl  mit  Säulen  und  Gesimsen  verziert.  Statt  der  ro- 
hen Thongefasse  erscheinen  höchst  zierliche  Vasen  mit 
Gemälden  aus  der  Göttorwelt,  auch  höchst  elegant  gear- 


—    328    — 

beitete  alabasterne  Ascbcnkisten,  auch  vielfache  Kunst*- 
Sachen,  welche  die  schönsten  Formen  haben,  den  höch- 
sten Luxus  verrathen.  Ausserordentlich  ist  in  diesen 
etrurischen,  auch  in  den  analogen  campanisch -oskischen 
der  Heichthum  an  Geräthen  und  Schmucksachen  von 
Gold,  Silber,  Bronce,  Kupfer  u.  s.w.,  alle  höchst  ge- 
schmackvoll und  zierlich  gearbeitet,  woraus  mit  Gewiss- 
heit zu  entnehmen  stehet,  wie  hier  lange  vor  Rom's 
Erbauung  eine  grosse  Industrie  verbreitet  war.  Berg- 
bau auf  Eisen  wurde  auf  der  Insel  Aethalia  oder  Ilva 
(jetzo  Elba}  seit  ältester  Zeit  gefuhrt;  andere  Metalle 
an  mehreren  Orten  gewonnen;  auf  das  Trefflichste  ver- 
stand man  die  Metalle  zu  bearbeiten,  wie  auch  die  Erz- 
.bilder,  Oefasse  und  vor  allen  die  auf  der  Rückseite  gra- 
virten  Spiegel  zeigen;  sehr  ausgebildet  war  die  Stein- 
schneidekunst, wie  die  Plastik  und  die  Malerey,  die  wir 
auf  den  Grabkammem  und  den  Vasen  oft  mit  etruri- 
scher  Schrift  finden. 

« 

Neben  diesen  etrurischen  und  keltischen,  Gräbern 
finden  sich  auch  einige  ganz  orientalische,  denen  in 
Aegypten,  Phöniaien  und  Nubien  ähnlich;  es  sind  oft 
sehr  durch  Sculptur  verzierte  Grotten,  die  in  senkrechte 
Felsenwände  ausgehauen  sind,  wie  bey  Toscanella,  Ro- 
marzo  u.  s.  w. 

Die  ctrurische  Kunst  ist  der  griechischen  allerdings 
sehr  ähnlich,  wenn  sie  zum  Theil  wenigstens  wirklich 
älter  als  letztere  ist  (wie  aus  Thatsachen  hervorzu- 
gehen scheint,  die  Thl.  1.  S.  818  angeführt  sind),  so 
kann  sie  nicht  von  den  Griechen  entlehnt  seyn,  son- 
dern liat  sich  aus  denselben  keltischen  und  orientalischen 
Elementen,  als  in  Griechenland  entwickelt. 

Die  orientalischen  Einflüsse  beschränkten  sich  in 
Etrurien  nur  auf  die  Kunst,  nicht  auf  die  übrigen  Ver- 
hältnisse, wie  in  Griechenland,  nur  die  Kunstsachen  ha- 
ben ein  griechisches  Ansehn,  übrigens  gräcisirte  sich 
Etrurien  gar  nicht,  behielt  seine  alte  Religion,  bis  zur 
christlichen  Zeit,  behielt  seine    alten,    keltischen   Fami- 


—     329    — 

lien  —  und   staatlichen  Institutionen,  jdie  nur  durch   das 
Römerthum  modificirt  wurden. 

Eine  lange  Reihe  von  Jahrhunderten  glänzten  Etru«- 
riens  Sterne,  unter  welchen  Italien  vielleicht  seine  blQ- 
hendste  Epoche  hatte,  sehr  ausgebreitet  war  der  Seehan- 
del, und  das  Meer  an  der  Westküste  Italiens  trägt  heute 
noch  den  alten  Namen  —  tyrrhenisches  Meer.  Etrurien 
mit  seinen  12  Republiken  besass  eine  priesterlich -aristo- 
kratische Verfassung,  mit  beschränkten  Königen  oder 
Staats -Repräsentanten,  hatte  eine  starke  Aristokratie 
mit  Clienten.  Die  freien  Grundbesitzer,  priucipes,  pairtcii 
entschieden  in  ihren  Versammlungen  über  alle  wichtige 
Angelegenheiten;  die  Priesterschaft  bildete  eine  Art  von 
Kaste,  war  in  Besitz  der  heiligen  Wissenschaft, .verkün- 
dete auch  die  Zukunft',  das  Land  war  nach  keltischer  Art 
in  Centurien,  Tribus  und  Gurion  getheilt,  die  durch  die 
Sacra  zusammengehalten  wurden;  die  Aristokratie  bilde- 
ten die  alten  Geschlechter,  die  gentes,  um  die  sich  Alles 
drehete,  deren  Einfiuss  gebauet  war  auf  die  Unterthänig- 
keit  oder  Abhängigkeit  eines  niedern  Standes ;  der  Reprä- 
sentant der  Familie  war  der  Lar,  Lars,  Lart  (woher  viel- 
leicht das  neuere  Laird,  Lord). 

Der  Cultus  wird  eine  Naturreligion  zur  Basis  gehabt 
haben,  ohne  Gotterwelt ;  in  der  etrurischen  Tina  erkannte 
man  die  Weltseele  als  letzten  Grund  von  Allen,  als  fa- 
tum  und  Vorsehung.  Zwischen  der  Gottheit  und  den 
Menschen  standen  die  Genien ,  die  Penates  und  Lares 
und  der  lar  familiaris,  als  der  wichtige  Mittelpunkt  der 
Familie. 

Der  Gottheit  Wille  spricht  sich  aus  durch  prodigia, 
durch  Zeichen  der  Natur,  durch  Blitz,  Donner,  Wolken, 
den  Zug  der  Vögel,  die  Beschaffenheit  der  Eingeweide 
von  Opferthieren,  diesen  erkennen  kann  der  heilige  Prie- 
ster oder  Haruspex,'  durch  die  Divination,  welche 
durch  die  heilige  Disciplin  erkannt  und  gelernt  wurde, 
niedergelegt  in  den  alten  heiligen  Büchern  (Jibri  efrnsci, 
lagelici,  fatales).     Die  Etrurier  halten  eine  alte  Litleratur 


—    330    — 

und  gute  Unicrrichtsauslalten;  in  dencti  viele  junge  Ho- 
mer iiire  Bildung  eriiielten. 

Eigentliche  Tempel  kannte  man  im  allen  Etrurien 
wohl  so  wenige  als  in  den  keltischen  Ländern  überhaupt. 
Tomplum  —  teml  O^O?  tearapuU  C^l.)  —  ist  ein  für 
Augurien  bestimmter  Bezirk.  Wo  möglich  zog  man^  ver- 
mittelst des  gruraa  (Gnomen}^  den  Cardo  (die  Mittags- 
linie)  und  die  Decumanus  (die  Linie ^  die  jene  recht- 
winklig schnitt)  9  und  richtete  hier  den  Tempel  —  das 
fanum  auf^  das  keine  Mauern  zu  haben  brauchte;  umher 
.lief  ein  heiliger  Kaum  —  pomoerium  —  bezeichnet 
durch  Steine  —  cippi,  termini  —  der  heilig,  jeder 
Fehde  fremd  war,  was  an  unsere  Ilünenbetten  erinnert. 
In  diesem  meist  offenen  Haume  w^urden  nicht  allein  die 
Auspicien  betrachtet,  sondern  auch  die  öffentlichen  Volks- 
versammlungen gehalten.  Innigst  verbunden  mit  dem 
Cultus  waren  Spiele  —  der  pompa  — ,  man  hatte  Musi- 
ker, Sänger,  Tänzer,  Gladiatoren,  Pferderennen  u.  s.  w. 
Verbreitet  w4rd,  wie  Malereien  zeigen,  der  Bacchus • 
oder  Dionysus- Dienst  gewesen  seyn,  an  dem  eigentlich 
wohl  nur  Frauen  Theil  genommen  haben. 

Die  etrurischen  politischen  und  religiösen  Institutio- 
nen, die  wir  im  folgenden  Theile  ausführlich  behandeln 
wollen,  dürften  desshalb  von  vorzüglichem  Interesse  seyn, 
weil  sie  einerseits  den«  pelasgischen,  vorgriechischen,  an- 
dererseits aber  den  keltischen  in  Gallien,  Britannien  und 
Germanien  gleichen  werden;  ist  diess  aber  der  Fall,  so 
würde  diess  für  die  keltische  Nationalität  der  Etrurier  und 
der  alten  Einwohnerschaft  Italiens  sprechen. 

Dieser  merkwürdige  etrurische  Staat  wurde  zwar 
durch  die  Schlacht  am  vadimouischen  Walde  310  v.  Chr. 
von  den  Römern  besiegt,  verlor  seine  Macht,  behielt  aber 
noch  eine  gewisse  Selbstständigkeit,  führte  auch  Kriege 
gegen  Rom,  wie  283  v.  Chr.;  erst  91  v.  Chr.  erhielt  er 
die  römische  civilas  und  verschwindet  politisch  ganz. 

Nachdem  Italien  wohl  ein  Jahrtausend  und  länger  ein 
cultivirtes  und  industrielles  Land  gewesen  war,  das  im 
Ganzen   einen  ziemlich  rein -keltischen  Charakter  getra- 


—    331     — 

gen  haben  mag,    wo  erst   die  Umbrer,    dann  die  Tusker 
herrschten^  änderten  sich  die  Verhältnisse. 

Im  tyrrhenischen  Latin m  lag  Hom,  das  im  Wälischen 
caer  Ruffin  heissen  soll^  (von  caer^  der  Wall,  castrum}, 
dessen  Erbauung  man  gewöhnlich  auf  754 — 751  v.  Chr., 
in  die  6.  Olympiade ,  432  Jahre  nach  der  Zerstörung  von 
Troja  setzt ^  als  ein  unbedeutender  Ort.  Nachdem  die 
etrurische  Stadt  Tarquinii  die  Oberherrschaft  über  die  IS 
tuskischen  Städte  erlangt  hatte  ^  musste  jsich  auch  Rom 
unterwerfen,  unter  dem  Könige  Tarquinius  priscus^  etwa 
616  V.  Chr.,  138  a.  u.  c.  Nun  hebt  sich  die  Stadt,  colos- 
sale  Bauwerke  im  pclasgischen  Styl  werden  ausgeführt, 
wie  die  zur  Entwässerung  dienenden  Cloaken,  aus  gros- 
sen Quadern  ohne  Mörtel,  mit  3  Gewölben  über  einander, 
die  für  die  Ewigkeit  gebauet  und  so  weit  sind,  dass  ein 
mit  Heu  beladener  Wagen  sie  durchfahren  kann.  Rom 
war  eine  ganz  tuskische  Stadt,  mit  den  tuskisch- kelti- 
schen Institutionen,  es  wurde  in  Tribus  (Trefs),  Centn- 
rien,  Decurien  und  in  pagi  eingetheilt,  die  besondere  Feste 
oder  paganalia  hatten.  Die  Macht  war  in  den  Händen 
des  Priesterthumes  und  der  Aristokratie  oder  der  Patri- 
cier,  wo  sich  Alles  um  die  Familie,  die  gens  drehete.  Das 
connubium  war  die  patricische  Ehe,  die  unter  Auspicien 
Statt  fand  (die  den  plebejischen  fehltee);  die  Ehe  eines 
Patriciers  mit  einer  Plebejerin  w^ar  eine  gültige,  aber  die 
Kinder  standen  nicht  in  der  väterlichen  Gewalt,  hatten 
kein  Erbrecht;  die  Erbschaft  fiel  an  die  ebenbürtigen  Ge- 
schwister oder  Verwandte,  an  das  Geschlecht,  wenn  die- 
ses ausstarb,  an  die^Curie,  Wer  nicht  in  die  Geschlech- 
ter, in  den  Adel  gehörte,  war  der  plebs  (poblach  (W.) 
poibleach  (Gl.)),  der, in  der  Clientel  stand,  nur  durch  seinen 
Patron  vertreten  wurde.  In  den  Händen  der  Patrieier 
allein  lag  die  Regierung  und  Gesetzgebung. 

Nach  etwa  S44  Jahren,  um  366  v.  Chr.  brach  eine 
lange  vorbereitete  Revolntion  aus,  welche  die  Tarquinische 
Dynastie  stürzte,  eine  mehr  demokratische  Verfassung  ein- 
führte; dicss  sahen  natürlich  die  Tusker  nicht,  mit  gleich- 
gültigen Augen  an;  Lars  Porsenna  von  Clusium  eroberte 


—     332     — 

die  Stadt,  Hess  sich  einen  Theii  ihres  Gebietes  abtreten, 
konnte  aber  die  demokratische  Eutwickelung  nicht  hindern^ 
es  wurde  die  Republik  {U'oclamirt,  die  Plebejer  erhielten 
grosse  Rechte  (Volkstribuneu^^  Aedilen  u.  s.  \v.),  wurden 
allmähüg  mit  den  alten  Geschlechtern  gleich  gesetzt,  seit 
welcher  Zeit  auch  plebejische  Consuln  auftreten  (378  a.  u.  c. 
376  V.  Chr.).  Alles  wird  nun  verändert,  das  Alt -Keltische 
ganz  abgestreift.  Schon  früher,  um  450  v.  Chr.  302  a.  u.  c, 
wurden  geschriebene  Gesetze  —  die  12  Tafeln  —  promul- 
girt,  deren  griechische  Muster  die  atheniensischen  waren 
(während  in  den  keltischen  Ländern  nur  das  alte,  im 
Volke  wurzelnde  Gewohnheitsrecht  galt},  und  diese  ge- 
schriebenen Gesetze  galten  für  Patricier  und  Plebejer, 
und  ging  die  Gesetzgebung  von  'den  Aristokraten  an  die 
Magistrate,  an  die  Prätoren  und  Aedilen  über. 

Die  mit  der  Aristokratie  innig  verw^achsene  Priester- 
schaft musste  mit  dieser  fallen  und  mit  ihr  die  alt  -  natio- 
nale ReUgion;  von  den  Griechen  holte  man  deren  Götter- 
glauben, so  unverständlich  er  dem  Volke  war,  und  instal- 
lirte  eine  Priesterschi^ft ,  die  vom  Staate  abhängig  war; 
die  Auguren,  oder  die  Magistrate  selbst  leiteten  nun  die 
Anspielen,  verkündeten  die  Zukunft.  Die  römischen  Prie- 
ster hatten  nichts  Kastenartiges,  bildeten  keinen  besondern 
Stand,  keine  Hierarchie,  sie  leiteten  theils  die  gottesdienst- 
lichen Handlungen,  wie  die  Pontiiices,  Augures,  Aruspices, 
theils  waren  sie  einzelnen  Göttern  und  Tempeln  beygege- 
ben^  wie  die  Flamines,  Salii  u.  s.  w.  Aber  der  alte  Cullus 
einer  Naturreligion  war  schwer  zu  verwischen ,  er  erhielt , 
sich  in  den  Pe'naten  oder  Laren,  den  Genien  des  Hauses 
und  in  den  religiösen  Mysterien,  die  allmählig  einen  chal- 
däischen  Charakter  annahmen ;  bey  wichtigen  Gelegenhei- 
ten wendete  man  sich  gern  der  alten  Religion  zu,  zur 
Erklärung  und  Sühnung  wunderbarer  Zeichen  (prodigium, 
portentum)  Hess  man  häufig  Haruspices  aus  Etrurien 
kommen,  die  hier  ihre  eigene  Kaste  oder  Innung  fort  bil- 
deten, um  auszulegen,  welches  Unglück  das  prodigium 
bedeute,  durch  welche  Ceremonien,  Opfer  und  Umgänge 
CS  procurirt  werden  könne. 


—    333    — 

ludem  der  römische  Staat  sich  in  so  vieler  Hinsicht 
gräcisirte^  übte  auch  der  Zauber  der  griechischen 
Sprache  seine  gewaltige  Macht  aus.  Neben  der  kehl- 
sehen  Volkssprache^  den  oskischen  und  tuskij»chen  Dia- 
lecten  bildete  sich  aus  diesen  und  dem  Griechischen  eine 
feine,  wohlklingende  Umgangs-,  Bücher-  und  Regie- 
rungssprache —  das  Lateinische  —  die  zwar  nie  ei- 
gentlich Volkssprache  wurde,  aber  allmählig  eine  unge-^ 
heure  Ausdehnung  erhielt,  weil  sie  die  allgemeine  Schrift - 
und  Conversationssprache  der  hohem  Zirkel  wurde,  als 
diplomatische  und  Gelehrten -Sprache  sich  bis  in  die  neuere 
Zeit  erhielt  und  jetzo  noch  die  Religionssprache  der  Ka- 
tholiken in  allen  Welttheilen  ist;  aber  in  das  eigentliche 
Volk  ging  das  Lateinische  nicht  über ,  das  redete  in  Ita- 
lien, Gallien,  Britannien,  selbst  wohl  zum  Theil  in  Rom 
seine  alte  Landessprache,  aus  der,  und  nicht  aus  dem 
Lateinischen  auch  die  neuem  Sprachen  herv'orgingen. 

Nur  allmähhg  entwickelte  sich  diese  gräcisirte  kel- 
tische Sprache,  etwa  um  458  v.  Chr.  (302  a.  u.  c),  in 
welcher  Anfangs  mehr  das  oskische,  später  das  griechische 
Element  vorwaltete ,  im  AUgcnieinen  das  Grammaticalische 
sich  mehr  zum  Griechischen  neigt,  das  Lexicalischc  mehr 
zum  Oskischen  oder  Keltischen.  Wie  gross  und  mäch- 
tig die  keltischen  Elemente  im  Lateinischen  sind,  davon 
giebt  der  sub  III.  S.  103  gelieferte  Nachweis  (Verzeich- 
niss  von  lateinischen  Wörtern,  welche  aus  der  keltischen 
Sprache  stammen  mögen}  einen  klaren  Beweis.  Gern  er- 
kenne ich  die  Mangelhaftigkeit  dieser  Arbeit  an,  da  mir 
eine  vollständige  Kenntniss  der  keltischen,  wie  der  latei- 
nischen Sprache  fehlt,  viele  Wörter  mögen  falsch  ange- 
zogen seyn ,  man  kann  aber  Hundertc  streichen  und  wird 
dafür  mit  Leichtigkeit  eben  so  viel  andere  finden;  aber 
wenn  diess  selbst  nicht  der  Fall  wäre,  so  verbleiben  doch 
noch  genug  unbestreitbare,  die  das  grosse  keltische  Ele- 
ment im  Lateinischen  documentiren ,  welches  auch  von 
römischen  und  griechischen  Schriftstellern  nicht  in  Ab- 
rede gestellt  ist.  Dionys  von  Ilalicarnass  I.  5  bemerkt: 
die  lateinische  Sprache  sey  gebildet  aus  barbarischen  (kel- 


—    334    — 

tischen)  und  griecliischen  Elementen;  Quintiiian  XV.  sagt: 
die  romische  Sprache  war  bis  gegen  die  Mitte  der  Con- 
sular- Regierung  sehr  roh  ^  hatte  eine  Menge  barbarischer 
Wörter,  die  gallische  (keltische)  sind.  Auf  keinen  Fall 
kann  man  —  wie  oft  geschieht  —  die  Volkssprache  in 
Italien  für  ein  verdorbenes  Latein  ansprechen,  da  viel- 
mehr das  Lateinische  eine  verfeinerte  Volkssprache  ist^ 

Das    Oskische    oder   die  barbarische  Ursprache  der 
Romer   mag   nicht  aus  den  jetzigen  keltischen  Dialecten 
allein    hervorgegangen    seyn,    sondern    auch    aus  andern, 
die    in    den  Kreis    der   keltischen    Sprache  gehören;  das 
Alt -Illyrische,  jetzo  im  Albanischen  fortgesetzt,  und  das 
Alt-Dacisch-Macedonische,  jetzo  im  Wlachischen  fort- 
gesetzt,   welches    vorzugsweise    dem    Griechischen    zu 
Grunde   liegen    wird,    mag  auch    auf  das    Oskische  und 
dadurch    auf  das   Lateinische    sehr    influirt   haben.      Die 
Itali   im  eigentlichen  Italia,    d.  i.    im  jetzigen  Calabrien, 
sprachen  gewiss  nicht  lateinisch,    sondern  italisch,  d.  i. 
önotrisch    oder    oskisch;    sie    wohnten    neben    und  unter 
den  illyrischen  Japygen,    und  die  italische  SpracAe  mag 
von    der   illyrischen    nicht    sehr   wesentlich   verschieden 
gewesen   seyn.      Manche   lateinische    Wörter,    die    sich 
aus   den   jetzigen    zwey    keltischen  Dialecten   nicht  her- 
leiten   lassen,    scheinen    dort,  im  Illyrischen   und  Mace- 
donischen  zu  wurzeln,    wie    sich  leicht  aus  den  folgen- 
den Nachweisungen  sub  VII  und  VIII  ersehen  lässt,  und 
fast  möchte  ich  glauben,    das  Wlachische   sey  mehr  als 
das  Albanische    mit    dem  Lateinischen  verwandt.     Nicht 
allein  das  Albanische  (Alt -Illyrische),  sondern,  und  noch 
mehr   das    Wlachische    (Alt-Dacische)     hat    eine    sehr 
grosse  Menge  lateinischer  Wörter,   und  man  glaubt  ge- 
wöhnlich,  diese   wären   aus  dem   Lateinischen   entlehnt, 
durch  römische  Colonien  hieher  gekommen ;  aber  schwer- 
lich   entlehnten    die   illyrischen    Hirten    ihre   Wörter   für 
die  gemeinsten    Gegenstände    von    den  Römern,   sondern 
umgekehrt   haben    diese   ihre  Wörter  aus  den  keltischen 
Sprachen  entnommen,    zu  denen  auch  die  illyrische  und 
dacische  gehörten. 


—    885    — 

Neben  der  neuen  Sprache  bildete  sich  zugleich  eine 
neue  lateinische  Schrift,  ebenfalls  aus  oskischcn 
und  vorwaltend  griechischen  Elementen ,  weniger  unbe« 
hulflich  als  die  keltische,  die  sich  im  Volke  verbreitete, 
nicht  Eigenihum  der  Priesterkaste  war,  und  bald  eine 
sehr  reiche  Litteratur  hervorrief.  Seit  etwa  450  v.  Chr. 
oder  300  a.  u.  c.  fand  diese  Schrift  und  Sprache  allge- 
meinern Eingang,  und  wie  beide  sich  mehr  ausbildeten, 
blieb  die  Volkssprache,  die  lingua  rHsticUy  als  barba- 
risch ganz  unbeachtet,  wurde  in  der  Schriftsprache  ganz 
vermieden,  aber  meist  vom  Volke  gesprochen.  Auf  ähn- 
liche Art  wird  jetzo  bey  uns  nur  hochteutsch  geschrie- 
ben ,  wenn  wohl  Millionen  nur  plattteutsch  sprechen ,  das 
Hochdeutsche  gar  nicht  verstehen.  So  reich  die  romi- 
sche Litteratur  ist,  so  wurde  doch  in  Rom  selbst  für 
die  Wissenschaft  sehr  wenig  gethan.  Die  erste  Privat - 
Bibliothek  legte  Aemelius  Paulus  an  um  590  a.  u.  c. 
164  V.  Chr.;  lauge  fehlte  es  an  gehörigen  Unterrichts - 
Anstalten,  erst  Kaiser  Vespasian  gab  den  Schullehreru 
Besoldung. 

Auch  der  Todtencultus  wurde  von  den  Römern  ganz 
umgeformt;  statt  die  Todten  zu  begraben  wurden  sie 
verbrannt,  und  man  errichtete  ihnen  Leichensteine  mit 
Inschriften,  was  bey  den  Kelten  nirgends  geschiehet. 

Nachdem  man  die  Religion,  die  Sprache  und  die 
Schrift  abolirt  hatte,  wurde  die  letzte  Stütze  des  Kel- 
tenthumes ,  die  Aristokratie  gestürzt ;  die  Demokratie  er- 
hob sich,  die  Plebejer  erhielten  gleiche  Rechte  mit  den 
Patriciern,  und  die  römische  Republik  bildete  sich 
aus,  die  schnell  einen  kriegerischen,  erobernden  Cha- 
rakter annahm.  Schon  406  v.  Chr.  begründete  Rom  ein 
besoldetes  Militair,  eine  den  keltischen  Staaten  fremde 
Institution,  erhielt  aber  dadurch  ein  Uebergewicht  über 
die  benachbarten  kleinen  gewerblichen  Staaten,  welche 
bald  bezwungen  wurden.  Vielleicht  unter  deren  Zuthun 
erschien  ein  gallisches  Heer  und  eroberte  Rom  390  v. 
Chr.  '^  aber  schnell  erholte  sich  der  Staat  und  trat  gegen 
alle  Nachbarn,    gegen  die   Etrurier,    Volsker,    Samniter 


—    336    — 

( in  den  Abruzzeii )  und  Campancr  ( in  der  Gegend  um 
Neapel)  (338  —  283  v.  Chr.)  siegreich  auf,  bald  (266 
V.  Chr.)  musste  ganz  Unter -Italien  die  Herrschaft  Rom's 
anerkennen,  und  seit  222  wird  auch  das  gallische  Ober- 
Italien  römische  Provinz.  Doch  wird  die  Nationalität  hier 
erst  von  Sulla  und  Caesar,  um  48  v.  Chr.  durch  Militair- 
Colonien  gebrochen.  Gegen  fremde  Länder  wenden  sich 
nun  die  so  verstärkten  römischen  Legionen;  167  v.Chr. 
werden  Macedonien  und  Epirus,  146  v.  Chr.  werden  Car- 
thago  und  Griechenland  römische  Provinzen,  und  ein  un- 
geheurer Luxus  ziehet  nun  in  die  Hauptstadt  ein.  Wäh- 
rend Rom  in  noch  fernere  Länder  die  Waffen  trug,  rich- 
tete es  sein  Haupt- Augenmerk  auf  das  benachbarte  kel- 
tische Gallien,  machte  124 — 121  einen  Theil  davon, 
GaUia  narbotiensls y  zur  Provinz;  da  mag  man  bey  den 
stammverwandten  Germanen  Hülfe  gesucht  haben,  die  ein 
grosses  Heer  von  Cimbern  und  Teutonen  sandten,  vor 
dem  Rom  erzitterte,  aber  102 — 101  siegreich  aus  dem 
Kampfe  hervorginge  und  bald  ganz  Gallien  eroberte  58 
—  51  v.Chr.,  während  Spanien,  Kleinasien,  Syrien, 
Palästina  fallen. 

Die  äusserlich  so  mächtige  Republik  zerfallt  im  In- 
nern allmählig  durch  blutige  Börgerkriege ;  Jul.  Caesar, 
nachdem  er  Gallien  erobert  hatte,  ergreift  die  Dictatur  46 
V.  Chr.,  Octavius  Caesar  wird  Monarch  mit  republikani- 
schen Formen  29  v.  Chr.,  und  bald  erscheinen  die  Kaiser 
als  die  unumschränktesten  Despoten. 

Die  siegreichen  Waffen  des  römischen  Kaiserthums 
scheiterten  an  der  Tapferkeit  der  Germanen  9  n.  Chr.,  und 
überhaupt  beginnt  mit  Anfang  unserer  Zeitrechnung  die 
Aenderung  in  Rom's  Geschicken,  das  nun  nicht  mehr  er- 
obern, nur  erhalten,  sich  vertheidigen  will,  nur  unter 
Trajan  flackerte  noch  einmal  der  Glücksstern  durch  Be- 
zwingung von  Armenien,  Babylon  und  Assyrien  (115), 
die  keine  bleibende  Folgen  hatte.  Die  Geschichte  der  Kai- 
ser nimmt  nun  den  widrigsten  Charakter  an;  aber  das 
Reich  schleppt  sich  noch  lange  ohne  Kraft  fort,  Con— 
stantin    nahm   312    das  Christenthum  an,    machte  es  zur 


—    83T    — 

Stoatsreligion  ^  verlegt  330  die  Residenz  von  Rom  nach 
Byzanz^  jetzo  Constantinopel  genannt^  nach  seinem  Tode 
337  wird  angefangen  das  Reich  zu  theilen,  aber  395 
wird  es  definitiv  in  das  weströmische  Reich  mit  Rom  und 
in  das  oströmische  Reich  mit  Byzanz  getheilt.  Qothischo 
Völker  brechen  seit  etwa  800  von  allen  Seiten  ein, 
bald  gehet  eine  Provinz  nach  der  andern  vel-loren  und  476 
wird  auch  der  letzte  Schatten  des  west- römischen  Rei- 
ches unter  dem  Kaiser  Augustulus  durch  Odoacer  vernich- 
tet. An  die  Stelle  der  römischen  miUtairischen  Macht 
trat  allmählig  eine  überall  tief  eingreifende  geistliche  Herr-*. 
Schaft  des  Papstes  mit  christlichen  Formen^  die  im 
Laufe  der  Zeit  fast  so  weit  reichte^  so  mächtig  wurde, 
als  die  frühere  militairische,  seit  etwa  1073  unter  Gre^ 
gor  VII.    den  höchsten  Gipfel   erreichte. 

Rom  war  seiner  Zeit  das  Centrum  einer  miUtairi- 
schen Herrschaft^  es  verlangte  von  den  Provinzen  Geld, 
legte  schwere^  vorher  nicht  bekannte  Abgaben  auf^  es 
verlangte  Truppen  und  Gehorsam;  aber  Rom  war  keine 
Nationalitat,  die  sich  mit  einer  andern  hätte  amalgamircn 
können,  die  römische  Sprache  diente  nur  der  Regierung, 
den  Vornehmen,  der  Litteratur,  stand  dem  Volke  gegen- 
über, drang  nicht  in  das  Volk;  der  römische  Soldat 
sprach  natürlich  seine  Landessprache,  lateinisch  wurde 
in  der  römischen  Armee  im  Allgemeinen  gewiss  nicht  ge- 
sprochen, selbst  die  wenigen,  aus  Rom  selbst  gebürti- 
gen Truppen  sprachen  wohl  kaum  ein-  reines  Latein ,  und 
unter  den  Kaisern  entzogen  sich  die  Römer  dem  Kriegs» 
dienste  ganz.  Das  römische  Wesen  drang  daher  nir^ 
gends  in  das  Volk  ein,  nicht  einmal  in  Italien,  es  schwamm 
nur  oben,  in  der  Regierungssphäre  und  Litteratur;  nur 
wenige  Muuicipal- Städte  waren  ganz  römisch  organisirt, 
übrigens  behielten  die  Provinzen  ihre  Volksthümlichkeit, 
ihre  Einrichtungen,  ihre  Gebräuche  und  Sprache,  wur- 
den nichts  weniger  als  latiuisirt  oder  romanisirt  und  s:e- 
wiss  überschätzt  man  den  römischen  Einfluss  auf  die  Pro- 
vinzen viel  zu  sehr,  gewiss  mit  Unrecht  glaubt  man,  dasa 
die  Worte,   die   im  Italienischen,   Französischen,    Engl!-' 

KefenkiB  Kelt.  Altertb.    U.  Bd.   II.  Ablh.  88 


—    338    — 

sehen  und  Teutschen  lateinisch  klingen^  aus  dem  Latei- 
nischen entlehnt  wären ,  halt  wohl  die  romanischen  Spra- 
chen des  Mittelalters  für  ein  verdorbenes  Latein. 

Wie  durch  die  Kraft  fremder  gothischer  Kriegsvöl- 
ker, die  seit  etwa  «00  u.  Chr.  von  allen  Seiten  gegen 
Hom  losbrechen,  die  romische  Militairmacht  vernichtet 
war,  trat  das  überall  vorh&ndene  Volksthümliche  wieder 
kräftig  hervor,  meist  unter  Formen  des  Christenthumes, 
das  sich  geltend  machte  und  die  alten  Religionen  absor- 
birte ;  besonders  seit  es  337  unter  Constantin  zur  Staats- 
religion erklärt  wurde,  der  nun  die  Tempel  schliessen 
lässt,  die  Opfer  untersagt.  Der  Götterdienst  wurde  39S 
streng  verboten,  liess  sich  aber  sehr  schwer,  meist  nur 
durch  Compromiss  ausrotten ,  indem  die  heidnischen  Feste 
in  die  christlichen  übergingen. 

Die  gothischen  H eruier  eroberten  476  unter  ih- 
rem Anfuhrer  Odoacer  zuerst  Italien,  ihre  Herrschaft  dauerte 
von  476  —  493;  ihnen  folgten  489  die  Ostgothen  un- 
ter Theodorich,  die  fast  ohne  Widerstand  Herrn  von  Ita- 
lien wurden,  das  römische  Wesen  abolirten,  das  natio- 
nale herstellten ,  unter  welchem  das  Land  blühend  wurde, 
sie  herrschten  von  489  —  552.  Seit  550  ging  die  Herr- 
schaft von  Italien  an  das  griechische  Reich  über.;  aber 
schon  568  nahmen  die  gothischen  Longobarden  Ober- 
Italien  ,  welches  nun  den  Namen  der  Lombardei  er- 
hielt, während  neben  derselben  das  griechische  Exarchat 
bestand,  dessen  Exarch  oder  Statthalter  in  Ravenna  re- 
sidirte ,  in  Rom  aber  der  Bischof  (Papst).  Dieses  Reich 
der  Longobarden  dauerte  von  568  —  774. 

Die  gothischen  Völker,  die  nach  Italien  zogen,  bil- 
deten immer  nur  eine  verhällnissmässig  sehr  kleine  Zahl 
gegen  die  vorhandene  Einwohnerschaft,  sie  lebten  gröss- 
tentheils  als  Dynasten  auf  den  Landgütern,  welche  man 
ihnen  hatte  einräumen  müssen,  meist  aus  den  vorhande- 
nen Domainen  und  Gcmeindegutern,  sie  bildeten  dafür 
die  Kriegerkaste,  behielten  ihre  kriegerische  Verfassung, 
befreiten  aber  das  Land  von  der  römischen  Regierung, 
von    den    drückenden    Abgaben,    von    der    furchtbarsten 


Despotie  der  römischen  Beamten;  das  anterdrückte  Kel- 
tcnthnm^  das  tuskische  und  gallische  Wesen  mit  den 
alten  Einrichtungen  kam  Mrieder  zur  Bluthe,  die  alten 
einheimischen  Rechte  wurden  von  den  Gothen  sanctio- 
nirt,  mit  den  nöthigen  christlichen  Modificationen  und 
sind  unter  dem  Namen  des  longobardischen  Rech- 
tes bekannt;  dadurch  kam  die  Lombardei  in  einen  blü- 
henden Zustand,  Handel,  Künste  und  Gewerbe  erhoben 
ihr  Haupt,  wenn  auch  die  Gothen  selbst  nur  Krieger  und 
der  Industrie  fremd  blieben. 

Die  Longobarden  waren  nicht  katholische,  sondern 
arianische  Christen,  die  Unfehlbarkeit  der  Papste  ver- 
%verfend,  welche  ihnen  daher  feindlich  entgegenstanden/ 
und  es  mit  den  katholischen  Franken  in  Gallien  hielten, 
bey  diesen  Hiilfe  suchten  und  fanden.  Der  Franken  Kö- 
nig Pipin  zwang  die  Longobarden,  viele  ehemals  zum 
Exarchat  gehörige  Länder  den  Päpsten  einzuräumen^ 
welche  dadurch  in  die  Reihe  der  weltlichen  Fürsten  ein- 
traten 751 — 755.  Als  der  Longobarden  -  König  Desiderius 
den  Papst  wieder  ängstigte,  zog  Carl  der  XSrosse  über 
die  Alpen  und  endete  774  das  longobardische  Reich,  es 
mit  dem  fränkischen  vereinend,  fugte  auch  der  Schen- 
kung Pipin's  an  den  Papst  bedeutende  Ländereien  zu, 
behielt  sich  jedoch  die  Oberherrschaft  in  Korn  vor.  Carl's 
Herrschsucht  war  hiermit  noch  nicht  befriediget  ^  er  stellte 
—  freilich  nicht  viel  mehr  als  dem  Namen  nach  —  die 
römische  Kaiserkrone  wieder  her,  wurde  800  als  römi- 
scher Kaiser  in  Rom  gekrönt;  aber  seit  888  wurde  das 
heilige  römische  Reich  mit  dem  teutschen  verbunden  und 
in  diesem  bis  auf  die  jüngste  Zeit  fortgesetzt. 

Gothische  Einw^anderer  kamen  von  dieser  Seite 
nicht  mehr  nach  Italien,  und  die  scsshaft  gewordenen 
amalgamirten  sich  allmählig  mit  der  gallischen  Einwoh- 
nerschaft, gingen  in  dieser  ganz  unter.  Aber  zur  See 
kamen  Normannen  in  das  südliche  Italien,  setzten  sich 
hier  seit  1022  fest;  des  berühmten  Tancred's  Sohn,  Ro- 
bert Guiscard  ward  vom  Papst  als  Herzog  von  Apulien 
anerkannt,  sein  Sohn  Roger  eroberte  Sizilien    1061,   und 

22« 


—    340     — 

seit  1130  nannten  sich  dessen  Nachfolger  Könige  beider 
Sizilien  und  nahmen  Neapel  zur  Residenz.  Allmählig 
verlor  die  gothisch- normannische  Nationalität  sich  ganz 
in  der  italienischen. 

In  Hom  bildete  sich  die  päpstliche  Macht  durch 
eine  durchgreifend  geordnete  Hierarchie  schnell  aus,  stellte 
sich  keckerweise  über  alle  weltliche  Macht ,  und  erreichte 
im  11.  und  12.  [Jahrhundert  ihren  Ilöhenpunkt;  sie  war 
Herr  der  Schulen  und  der  Litteratur,  und  da  man  in  der 
Landessprache  fast  nichts  schrieb,  so  wurde  Alles  latei- 
nisch und  im  Geiste  des  Papstthumes  abgefasst. 

Ober -Italien  hatte  eine  Menge  so  gut  wie  unab- 
hängiger Dynasten  (Herzöge,  Bischöfe,  Aebte,  Städte), 
die  Einwohnerschaft  lebte  nach  aller  freier  Weise,  und 
überall  regte  sich  der  practische,  commerciello  Sinn  des 
Volkes. 

An  dem  Ausflüsse  des  Po  hatten  seit  ältester  Zeit 
die  Veneter  —  ein  ursprünglich  illyrisches  Volk  —  wich- 
tige 'Handelsstädte,  die  unter  tuskische  und  römische 
Herrschaft  kamen,  aber  von  dem  Flusse  allmähhg  ver- 
nichtet sind.  Hier  blühetc  auch  Aquileja  oder  Agiar, 
das  Attila  mit  seinen  Hunnen  452  ganz  zerstörte;  die 
gewerblichen  Einwohner  flüchteten  auf  die  benachbarten 
Inseln,  erbaueten  hier  Venedig,  wo  sich  696  die  ver- 
schiedenen Theilo  unter  Einem  Oberhaupte,  dem  Dogen, 
vereinigten,  das  bald  seinen  Handel  und  seine  Macht 
sehr  ausdehnte;  es  wurde  IISO  das  Haupt  des  longo- 
bardischen  Bundes,  eroberte  1202  Constantinopel,  erhielt 
Morea,  Candia  und  mehrere  Inseln;  Venedig  führte  allein 
den  so  wichtigen  ostindischen  Handel,  erwarb  1402  grosse 
Strecken  auf  dem  festen  Lande  von  Ober- Italien  (Verona, 
Padua,  Friaul),  auch  von  Unter  -  Italien  (Brindisi  u.  s.  w.), 
Cypern  und  andere  griechische  Inseln ;  aber  seit  1500, 
wo  der  Seeweg  nach  Ostindein  durch  die  Portugiesen 
entdeckt  wurde,  und  die  Türken  ihre  3Iacht  ausdehnen, 
sinkt  Venedigs  Macht. 

Die  Seestädte  am    mittelländischen    3Ieere   erhoben 
nicht  weniger   ihr  Haupt;   das  uralte  Pisa  am  Arno  hatte 


—    341     — 

im  11.  — 14.  Jahrhundert  eine  grosse  Seemacht  ^  bis  es 
den  Genuesern  erlag;  das  alte  tuskische  Genova  oder 
Genua  wurde  besonders  im  13.  Jahrhundert  sehr  mäch- 
tig, beherrschte  das  mittelländische  Meer,  hatte  Nieder- 
lassungen am  schwarzen  Meere,  besass  wichtige,  grie- 
chische Inseln,  und  die  Vorstadt  Pera  bey  Constantino- 
pel.  Florenz  erhob  sich  unter  einer  demokratischen  Ver- 
fassung, bis  seit  1400  die  reiche  Kaufmannsfamilie  der 
Medici,  erst  unter  bürgerlichen  Formen,  bald  mit  fürst- 
lichem Anselin,  die  Gewalt  an  sich  riss. 

In  der  Zeit  des  Mittelalters  waren  in  Ober -Italien 
die  Zustände  der  alten  keltischen  Zeit,  wenn  auch  unter 
andern  Formen,  wieder  aufgewacht,  das  Volk  beherrschte 
sich  selbst  in  kleinen  Republiken;  kühne,  angesehene 
Männer  erhoben  sich  als  Dictatoren  oder  Herzoge,  gegen 
sie  bildeten  sich  Parteien,  und  in  jedem  Stadigebiete, 
stritt  man  sich  unter  dem  Panier  der  Weifen  und  Gi- 
be  11  inen;  aber  kein  fremder  Druck  lastete  auf  dem 
Laiidc,  die  Industrie  cntmckelte  sich  auf  das  Kreieste, 
und  von  allen  Staaten  Europa's  blühete  Ober  -  Italien ,  be- 
sonders im  13.  Jahrhundert. 

Venedig  und  Genua  hielten  den  Welthandel  in  ih- 
ren Händen,  der  mehr  Segen  bringt  als  eine  despotische 
Weltherrschaft,  mit  dem  stets  Wohlstand,  Luxus,  Kunst 
und  Wissenschaft  sich  innig  verbinden. 

Die  wahre  innere  nationale  Bluthe  Italiens  fällt 
meiner  Ansicht  nach  gar  nicht  in  die  Zeit,  wo  Rom's 
Despotismus  durch  seine  Militairmacht  die  Welt  regierte; 
denn  Rom  mit  seiner  lateinischen  Sprache  war  keine 
eigentliche  Nationalität,  stand  jeder  nationalen  Ent Wicke- 
lung entgegen,  hatte  stets  eine  mehr  fremde  als  eigene 
Cultur.  Die  Glanzpunkte  ItaUens  fallen  theils  in  die  vor- 
römische ,  keltische  theils  in  die  nach  -  römische ,  italieni- 
sche Nationalität.  Ehe  Etrurien  Rom  untertliänig  ward, 
da  war  es,  und  mit  ihm  ganz  Italien  gross  durch  natio- 
nelle,  keltische  Kunst,  Wissenschaft  und  Industrie;  nach- 
dem   Roro's    Macht    gebrochen    war,    wurde    es    wieder 


—    342    — 

gross  durch  italienische  Kunst,  Industrie  und  Wis- 
senschaft. 

Nach  dem  Falle  der  m&chügen  Roma  stand  die 
alt -keltische  Nationalität  zwar  kräftig,  aber  nicht  rein 
da,  sie  war  modi&cirt  durch  das  Christenthum  und  ver- 
mischt mit  gothischen  Volkern,  doch  weniger  als  in  an- 
dern Ländern,  daher  sich  auch  leichter  als  anderwärts 
das  Gothisohe  mit  dem  Keltischen  und  Lateinischen  amal- 
gamirte.  So  entstand  aus  den  vorhandenen  Elementen 
.eine  neue  italienische  Nationalität,  basirt  vor- 
zugsweise auf  der  alt -keltischen,  mit  christlichem  Cul- 
tus  und  einer  neuen  Sprache.  Das  Alt -Keltische  und 
Lateinische  mag  sich  lange  schroff  gegenüber  gestanden 
haben,  erst  im  Laufe  des  7.  Jahrhunderts  vermischten 
sich  die  vorhandenen  Elemente  zu  Volksdialecten, 
bey  denen  das  Lateinische  den  geringsten  Einfluss  aus- 
übte, das  seine  Geltung  nur  als  Rcligions-  und  Gelchr- 
tensprache  behielt.  Die  italienischen  Volksdialecte,  ne- 
ben- welchen  in  Unter -Italien  die  griechische  Sprache 
selbst  bis  in  neuere  Zeiten  eine  bedeutende  Verbreitung 
behielt,  waren  in  sich  ziemlich  verschieden,  sind  es  zum 
Theil  noch  jetzo.  An  der  Grenze  Frankreichs,  im  Sa- 
vojschen  und  Piemontesischen,  wo  die  Ligurier  und  Kel- 
toligyer  wohnten,  stand  die  Volkssprache  dem  romanze 
und  Alt -Französischen  sehr  nahe,  stehet  es  zum  Theil 
noch;  im  Mailändischen  hatte  sie  mehr  Gothisches  auf- 
genommen, im  südlichen  Italien  mehr  Griechisches.  Der 
Dialect  in  Toscana,  dem  alten  Etrurieu,  erscheint  am 
meifiten  abgeschliffen,  er  wurde  im  18.  und  19(.  Jahrhun- 
dert durch  die  Dichter,  besonders  durch  Dante  Allighieri 
(geb.  1265)  ausgebildet,  erhielt  so  allgemeinen  Eingang 
bey  der  gebildeten  Welt,  wurde  allmählig  die  allgemeine 
Schrift-  und  Umgangssprache  der  höhern  Zirkel,  die 
wir  jetzo  im  Allgemeinen  als  italienische  Sprache 
bezeichnen.  Diese  verhält  sich  ähnlich  der  lateinischen 
Sprache,  sie  ist  für  Alle,  die  sich  mit  dem  Italienischen 
beschäftigen,  die  Schrift-  und  Umgangssprache,  wird  in 
ihrer  Reinheit    von   dem  eigentlichen  Volke  fast  nirgends 


—    S43    — 

gesprochen  y  wiewohl  sie  dem  toskaiüschen  Dialecte 
am  nächsten  stehet,  aus  ihm  hervorgegangen  ist;  sie 
wurzelt  wie  das  Lateinische  im  Ait-Tuskischen  und  Kel- 
tischen, nicht  im  Lateinischen. 

Wie  sich  die  neue  italienische  Nationalität  mit 
ihrer  nenen  Sprache  entwickelte,  bildete  sie  sich  am 
meisten  in  den  Freien  Staaten  von  Ober-Italien  aus,  be- 
sonders in  Etrurien,  und  die  Künste  traten  mit  dersel- 
ben und  dem  neuen  Cultus  in  die  innigste  Beziehung, 
erhielten  den  höchsten  Aufschwung.  Die  etrurische  Ma- 
lerey,  die  nie  untergegangen  war,  erhob  sich  seit  dem 
13.  Jahrhundert  in  nationaler  Weise,  allmählig  verwischte 
sich  das  Harte  der  alt »tuskischen  Kunst,  besonders  durch 
die,  auf  etrurischem  Boden  vor  allen  blühende  Floren- 
tiner Schule,  in  welcher  Leonardo  da  Vinci  (geb.  1444) 
und  Michel  Angelo  Buonarotti  (geb.  1474)  glänzen,  eben 
so  bewundert  als  Maler,  wie  als  Bildhauer  und  Archi- 
tecten.  Baukunst,  Bildnerey,  Erzguss,  Musik  u.  s.  w.. 
Alles  erhob  sich  in  nationaler  Weise,  setzte  aber  mehr 
das  Etrurische,  als  das  Römische  fort;  in  den  Verzie* 
rungen  und  sonst,  dürfte  mehr  der  alt -etrurische,  als 
der  griechisch-römische  Geschmack  hindurch  schimmern. 

Die  jetzige  italienische  Nationalität  setzt  die  alt- 
italisch-keltische,  besonders  die  tuskische  und  gallische 
unmittelbar  fort,  und  das  antinationale  römische  Wesen 
in  Sprache,  Kunst,  Regierungsform  u.  s.  w.  hat  wohl 
keinen  so  wesentlichen  Einfluss  ausgeübt,  als  man  ge- 
wöhnlich glaubt;  diese,  grosse  keltisch -italische  Natio- 
nalität ist  im  Laufe  der  Zeit  mehrmals  gefallen  und  ge- 
stiegen; aber  eine  allmählige  Entwickelung  derselben, 
ein  Aufsteigen  auf  eine  immer  höhere  Culturstufe  scheint 
mir  sehr  problematisch;  eher  möchte  ich  glauben,  Italien 
sey  schon  vor  Jahrtausenden  so  cultivirt  gewesen  als 
jetzo,  nur  unter  wesentlich  andern  Formen;  will  man 
aber  in  das  nationale  Wesen  eine  richtige  Einsicht  er- 
halten, so  wird  man  mehr  auf  das  Koltenthum  als  auf 
das  Römcrthum  achten  müssen. 


—    344    — 

e.     Germania^  Germania  magna  mit  Skandinavien. 

Ist  die  älteste  Geschichte  von  Italien ,  Gallien  u.  s.  \v. 
uns  sehr  dunkel ,  so  ist  diess  in  noch  höhcrm  Grade  bey 
Germanien  der  Fall^  wo  uns  leider  auch  die  mehr  neuere 
Geschichte  der  griechischen  und  romischen  Zeit  nur  we- 
nig hellet  wird,  denn  aus  der  Litteratur  über  Germa- 
nien sind  uns  nur  wenige  unbedeutende  Fetzen  übrig 
geblieben.  Wären  die  Werke  auf  uns  gekommen  von 
Sulla  und  Acchias  über  die  cimbrischen  Kriege,  von  Cato 
über  germanische  Geschichte ,  von  Asinus  Quadratus  über 
germanische  Geographie.^  von  Plinius  und  Bassus  Aufidus 
über  die  germanischen  Kriege ,  so  würden  wir  Manches 
klarer  sehen.  Ausser  abgerissenen  Notizen  in  verschie- 
denen Schriftstellern  ist  uns  nur  erhalten  eine  an  sich 
unbedeutende  Broschüre  des  Cornelius  Tacitus  (deren 
Aechtheit  noch  in  Zweifel  stehet),  etwa  im  Jahre  100 
n.  Chr.  verfasst,  über  die  Lage  und  Sitten  der  Völker 
Germaniens,  die  uns^  als  das  einzige  Ueberbleibsel  der 
Litteratur,  von  Wcrth  ist,  übrigens  ohne  tiefere  Kennt- 
niss  des  Landes  abgcfasst  erscheint,  nur  eine  oberfläch«* 
liehe  Compilation  ist,  in  deren  wohl  politischer  Tendenz 
CS  gelegen  haben  mag 9  Germanien  als  sehr  roh  und  rauh 
darzustellen,  da  nur  an  diesem  Lande  die  römische  l^lili-* 
tairmacht  scheiterte, 

Europa  bildet  offenbar  ein  grosses  Ganze,  in  wel«« 
chem  alle  Theile  im  Allgemeinen  *  demselben  Schicksale 
unterliegen,  sey  es  früher  oder  später.  In  allen  bisher 
betrachteten  Ländern  zeigte  sich  eine  uralte  Cultur,  ge- 
bunden an  die  keltische  Nationalität,  Sprache  und  Ar- 
chäologie, aus  welcher  im  Laufe  der  Zeit  die  neuern 
Sprachen  und  Nationalitäten  hervorgingen,  daher  wird 
wahrscheinlichcrweiso  die  Geschichte  in  unserem  Vater- 
lande denselben  Gang  genommen  haben,  aus  keltischen 
Germanen  werden  die  Teutschen  mit  ihrer  Sprache  her* 
vorgegangen  scyn,  auf  ähnliche  Art  als  die  Engländer 
aus  keltischen  Brittcn,  die  Franzosen  aus  keltischen  Gal- 
liern,  die    Italicner    aus   Tuskcn   und   Oskcn.      Wie    9tUQ 


~    S45    — 

neuern  Nationalitäten  von  den  alten  wesentlich  zu  tren- 
nen sindj  so  wird  man  auch  die  Germanen  nicht  für 
Tcutschc  zu  hallen  haben  ^  und  die  germanische  Spra- 
che wird  sich  zur  tcutschen  verhalten  ^  wie  die  gal- 
lische zur  französischen.  Ist  Indien  die  Wiege  der  euro- 
päischen BcA'öikcrungy  verbreitete  sich  von  hier  aus  die 
civilisirte  Menschheit  immer  weiter  nach  Osten  ^  dann 
wird  Britannien^  zum  Thcil  auch  Gallien  und  Italien 
seine  Bevölkerung  aus  Germanien  erhalten  haben;  die 
Cultur  kann  hier  friiher  als  in  jenen  Ländern  geherrscht 
haben^  und  manche  Sagen  deuten  darauf  hin;  die  Cimmerii 
am  schwarzen  Meere^  die  Cimbri  an  der  Ost-  und  Nord- 
see^ die  Cumbri  in  Britannien^  mögen  doch  nur  Zweige 
Eines  Stammes  seyn;  gleiche  Völkernameu  finden  wir 
in  Germanien,  Gallien  und  Ober -Italien.  Wohl  mag  Ger- 
manien vor  3000  Jahren  und  länger,  in  Europa  eine  ähn- 
liche Rolle  gespielt  haben,  als  jetzo  Teutschland  thut, 
und  wichtige  politische  Impulse  gegeben  haben j  stand 
auch  wohl  auf  derselben  Culturstufe  als  Pelasgien,  Oal-^ 
lien^  Iberien  und  Britannien. 

So  wenige  Nachrichten  wir  über  den  Zustand  Ger- 
maniens  in  ältester  Zeit  haben,  so  wissen  wir  doch,  dass 
der  Handel  mit  Bernstein  in  sd  alte  Zeiten  herauf- 
reicht, als  es  Spuren  von  Geschichte  giebt,  daher  Nord- 
Germanien  goAviss  mit  den  entferntesten  Ländern  in  Han- 
delsbeziehungen gestanden  haben  wird;  ja,  es  ist  wahr- 
scheinlich, dass  schon  die  Phönizier  desshalb  die  Ostsee 
beschiflTten,  Pytheas  auf  ihren  Schiffen  bis  zum  Bern- 
steinlande kam.  Dieser  stets  sehr  gesuchte  Artikel 
ging  theils  wohl  über  Britannien  zu  den  Phöniziern, 
theils  zu  Lande  auf  einer  uralten  Handelsstrasse,  von 
der  l)anziger  Gegend  südlich,  bis  an  die  Mündung  des 
Po  (Eridanus),  wo  die  grosse  etrurische,  früher  wohl 
illyrische  Handelsstadt  Spina  vorzugsweise  der  Stapel- 
platz war,  von  wo  der  Bernstein  zu  Schiffe  nach  Grie- 
chenland, Kleinasien  u.  s.  w.  kam.  Zur  Römerzeit  scheint 
dieser  Weg  wenig  besucht  zu  seyn,  doch  Hess  ihn  Kai- 
ser  Nero    um    55   n.   Chr.    durch  Handelsleute  betreten. 


—    346    — 

die  von  Carnutum  an  der  Donau  (nicht  fern  von  Pres- 
burg)  ausgingen,  die  auch  Bernstein  in  grossen  Massen 
mitbrachten.  Die  Handelsverbindungen  zwischen  Etru- 
rien  und  Cimbricn  an  der  Ostsee  können  auch  politische 
Beziehungen  erhalten  haben,  die  Handelsstrassen  werdeii 
leicht  Heerwege,  und  es  kann  nicht  überraschen,  wenn 
von  der  Ostsee  her  Armeen  in  Italien  eindringen^  wenn 
die  Germanen  in  die  Politik  von  Italien  verwickelt  wer-* 
den.  Zwischen  dem  Norden  Germaniens  und  Griechen- 
lands bestanden  in  sehr  alter  Zeit,  wohl  aus  der  pelas- 
gischen  her,  religiöse  Beziehungen^  vielleicht  weil  der 
Cultus  hier  wie  dort  ein  gleicher  war;  nach  Herodot 
(IV.  35.)  sandten  in  uralter  Zeit  die  Hyperboräer  von 
Zeit  zu  Zeit  Opfer  nach  dem  Orakel  von  Dclos  und 
zwey  Jungfrauen  (Priesterinnen)  nebst  Begleitung. 

Die  Archäologie  ist  es^  die  uns  freilich  ein  unvoll- 
kommnes^  aber  treues  Bild  giebt  von  dem  Zustande  Ger- 
maniens in  ältester  Zeit,  und^  wie  ausfuhrlich  im  er- 
sten Theile  dieser  Schrift  nachgewiesen  wurde  ^  sind  die 
germanischen  Bauwerke^  Alterthümer  und  Kunstsachen 
ganz  gleich  den  britannischen,  gallischen,  me  den  pe- 
lasgischen  in  Italien  und  Griechenland,  sie  weisen  auf 
eine  entwickelte  Industrie,  viel  Reichthum,  bedeutende 
Cultur,  auf  gleichen  Cultus  und  eine  gleiche  Nationali- 
tät in  allen  diesen  Ländern.  Die  Germanen  standen  hier- 
nach auf  derselben  Culturstufe  als  die  Britten,  die  Ita- 
licr  in  der  vor -römischen  Zeit  und  die  Pclasgier  in  der 
vor -griechischen.  Es  hat  sogar  einige  Wahrscheinlich- 
keit, dass  die  Gormanen  in  sehr  alter  Zeit  nicht  allein 
mit  Britannien,  sondern  auch  mit  Amerika  verkehrten, 
dessen  alte,  cultivirte  BcAÖIkerung  wohl  keltischen  Ur- 
sprunges scyn  dürfte.  Unsere  germanischen  Alterthü- 
mer gehören  ihrem  grössten  Theile  nach  offenbar  in 
den  Kreis  der  keltischen,  daher  aus  archäologischen 
Gründen  die  germanische  Nationalität  eine  keltische  ge- 
wesen seyu  wird,  dem  die  Geschichte  durchaus  nickt 
widerspricht. 


—    347    — 

Dem  Uaudel,  der  ladustrie^  dem  Reichthume  Ger- 
manjcns  muss  eine  dichte,  tapfere  Bevölkerung  ent- 
sprochen liaben,  wovon  sich  deutliche  Spuren  zeigen^ 
daher  auch  eine  politische  Wichtigkeit ,  und  besonders 
scheint  der  Einfluss  auf  das  keltische  Italien  in  ältester 
Zeit  sehr  wichtig  gewesen  zu  seyn. 

Etwa  1000  Jahre  V.  Chr.,  also  vor  fast  3000 
Jahren  zog^n  germanische  Haseni  aus  Rhaetia  (dem  heu- 
tigen Bayern,  Oestreich  und  den  alpinischen  Ländern) 
gegen  die  mächtigen  pelasgischen  Tuskier  in  Mittel-Ita- 
lien; diese  wurden  überwältigt,  nannten  sich  nun  selbst 
Haseni  und  sind  die  Etrurier  der  Römer,  das  cultivir- 
teste  Volk  Italiens,  das  doch  wohl  eine  bedeutende 
germanische  Färbung  hatte,  wobey  nicht  zu  übersehen 
seyn  dürfte,  dass  die  damaligen  Germanen  mit  den 
Italiem  und  Pelasgiern  nur  Einer  und  der  keltischen 
Nationalität  angehört  haben.  Zwischen  Etrurien  und 
Rhätien  mögen  nahe  Beziehungen  geblieben  seyn,  auch 
hat  neuerlich  Steub  (über  die  Urbewohner  Rhätiens  und 
iliren  Zusammenhang  mit  den  Etruskern  1844)  auf  die 
Uebereinstimmung  von  Ortsnamen  in  Rhätien  und  Etru- 
rien,   so  wie  auf  Aehnlichkeit  der  Sprache  hingewiesen. 

Etwa  600  V.  Chr.  gingen  keltische,  gallische  und 
germanische  Völker,  Boji,  Sennones  u.  s.  w.  nach  Ober- 
Italien;  machten  grosse  Eroberungen,  das  nun  eine  gallo ^. 
germanische,  sehr  cultivirte  Provinz  ward,  die  Rom  oft 
bedrohote,'bis  dieses  Gallia  cisalpina^ü  v.  Chr.  römische 
Provinz  wurde. 

Wohl  aus  politischen  Gründen  marschirte  um  390  v. 
Chr.  ein  mächtiges  gallo-germanisches  Heer  von  300,000 
Manu  nach  dem  Süden  von  Europa ;  es  bestand  nach  Hera- 
klid  aus  Hyperboräern,  die  aber  sonst  Gallier  genannt 
werden ;  ein  Theil  wendete  sich  an  das  adriatische  Meer, 
in  das  Land  der  Vencter,  der  andere  drang  in  Italien  ein, 
unter  Brennus ,  d.  i.  der  Brenin  oder  Obergeneral  (brenhin, 
brenin ,  breein  im  Wälschen ,  ist  Repräsentant  der  Trup- 
pen, auch  des  Volkes,  bran  im  Gälischen);  30,000  re- 
gulaire  Truppen  belagerten  Clusium ,    schlugen  die  Römer 


—    348    — 

am  Allia,  gi"g<>n  S^S^^  Rom,  das  bis  auf  das  Capitol  er- 
obert wurde,  und  zogen  erst  ab,  als  die  Pest  grosse  Ver- 
heerungen anrichtete,  und  sie  einen  Tribut  von  1000 
Pfund  Gold  erhalten  hatten,  werden  aber  in  Oberitalien 
geblieben  seyn. 

£in  Jahrhundert  später  griff  Nord  -  Europa  in  die  grie- 
chischen Verhältnisse  ein.  Um  ^281  marschirte,  aus  uns 
unbekannten,  Avohl  politischen  Gründen^  ein  disciplinir- 
tes  grosses  Heer  von  Galliern  und  Germanen,  besonders 
Cimbri,  Teudobodiaci,  Tohstoboji,  Tectosages  n.  s.  w. 
in  die  östlichen  Länder,  eroberte  unter  seinem  Brcnuus 
oder  Brenin  Thrazien,  das  sie  80  Jahre,  bis  201  v.  Chr. 
beherrschten,  ferner  Macedonien,  Griechenland  (278  v. 
Chr.)  und  endlich  Kleinasien,  wo  es  sich  am  Flusse  Halis 
festsetzte  und  seit  241  v.  Chr.  vermengt  mit  Griechen 
und  Einheimischen  den  sehr  cultivirten  Staat  Galatia,  Ga/- 
lia  orieniulis  bildete,  der  190  von  den  Römern  besiegt 
und  89  römische  Provinz  Avurde,  aber  noch  lange  seine 
Eigenthümlichkeit  und  Sprache  behielt.  Der  heilige  Hie- 
ronymus  (um  392  n.  Chr.)  sagt:  die  Galater  reden  neben 
der  griechischen  ihre  eigene  gallische  Sprache,  ganz  der 
ähnlich,  die  um  Tre^iros  (Trier)  gesprochen  wird,  (wel- 
ches im  gallischen  Germanien  lag).  Pausanias  (der  etwa 
um  170  n.  Chr.  schrieb,  und  aus  Klcinasien  geburtig  war) 
sagt,  indem  er  diesen  Zug  nach  Griechenland  erwähnt: 
die  erobernden  Galater  bewohnten  das  äusscrste  Land  von 
Europa,  an  einem  grossen  Meere,  das  weiterhin  nicht 
mehr  schiffbar  ist,  durch  welches  der  Eridanus  strömt; 
spät  erst  wurde  der  Name  Galater  gebräuchlich,  da  sie 
sich  selbst  in  alter  Zeit  Kelten  nannten ,  auch  von  Andern 
so  genannt  Avurden. 

Die  Römer  streckten  nach  Ueberwindung  von  Ober- 
Italien  (222  V.  Chr.)  ihre  Arme  nach  Gallien  aus,  erober- 
ten 165  V.  Chr.  den  südlichen  Theil,  122  v.  Chr.  den 
mittlem,  der  unter  Chentcl  der  Avcrni  stand,  da 'sandle 
der  Norden  Germaniens,  doch  wohl  auf  den  llülferuf  von 
Gallien,  ein  trefflich  ausgerüstetes  Heer  von  300,000 
Mann,   vorzugsweise  aus  Cimbri,  Teutones  und  Ambro- 


—    349    — 

nes  bestehend^  gegen  die  Römer ^  welche  diese  Völker 
theils  Germanen,  theils  Gallier  nannten.  Nachdem  es  die 
Donau  überschritten ,  schlug  es  die  römische  Armee,  zog 
aus  unbekannten  Gründen  nach  Illyrien,  Macedonien  und 
Thrazien,  kehrte  nach  3  Jahren  zurück  an  den  Rhein, 
besiegte  wieder  die  römische  Armee,  ging  nach  Gallien, 
wo  die  Römer  in  S  Schlachten  überwunden  wurden,  und 
wendete  sich  nun  mit  ganz  freiem  Rücken  gegen  Italien. 
Unglücklicherweise  trennte  sich  das  Heer,  um  auf  zwey 
verschiedenen  Wegen  in  Italien  einzurücken,  hierdurch 
gelang  es  dem  römischen  Feldherrn  Marius ,  beide  Abthei- 
lungen 102  V.  Chr.  zu  überwinden. 

Nun  erhielten  die  Römer  in  Gallien  freiere  Hand; 
aber  bald  wurde  ihre  Herrschaft  drückend ,  und  die  Gallier, 
unter  Clientcl  der  Sequani ,  verlangteu  von  den  Germanen 
wieder  lIüHc,  die  auch  unter  Ariovist,  dem  Oborhaupte 
mehrerer  sucvischen  Völker,  72  v.  Chr.  erschien.  Kr 
schlug  die  feindlichen  Aedui,  wollte  nun  aber  nicht  wie- 
der zurückgehen ,  sondern  setzte  sich  im  Lande  fest ;  die 
Sequani  und  Aedui ,  die  sich  gegen  ihn  verbanden ,  wur- 
den besiegt,  und  Ariovist  war  nun  Herr  eines  grossen  Thei- 
les  von  Gallien,  avo  er  einen  Militairstaat  bildete,  unter 
welchem  sehr  viele  Studte  standen ,  wo  der  römische  Ein- 
fluss  ganz  aufliörtc.  Die  Römer  traten  mit  dem  General 
der  Germanen  in  Unterhandlung  und  Bündniss,  nannten 
den  Ariovist  König  und  Frdund  -,  als  aber  dessen  Heer  zu 
der  Starke  von  120,000  Mann  Germanen  anwuchs,  seine 
Macht  sich  immer  weiter  verbreitete,  da  wurden  die  Rö- 
mer ängstlich,  sandten  den  thätigen  Caesar  als  General 
gegen  ihn,  der  5*8  —  50  grosse  Siege  errang,  auch  ge- 
gen die  Gallier  der  belgischen  Couföderation  am  Rheine. 
Kurze  Zeit  darauf  wiederholten  suevische  Völker  ihre 
Einfalle  in  Gallien,  doch  ohne  Erfolg. 

Caesar  mit  seineu  Römern,  welche  schon  fast  die 
ganze  civilisirte  Welt  erobert  hatten ,  wollte  sich  auch  in 
Germanien  Lorbeeren  erwerben;  er  ging  zwey  Mal  über 
den  Rhein  (52  —  47  v.  Chr.),  konnte  aber  gar  nichts 
effectuiren ;  eben  so  wurde  Agrippa  (39  v.  Chr.)  zurück- 


—    350    — 

gewiesen;  dagegen  gehen  unter  August  die  Germanen 
über  den  Rhein,  schlagen  die  Römer  und  machen  dann 
Friede.  Bald  dringen  die  Germanen  von  neuem  vor^  und 
Rom  machte  nun  die  grössten  Anstrengungen^  diesen 
kraftvollsten  der  Feinde  endlich  niederzuschlagen,  gegen 
den  es  stets  die  besten  Generale  sandte.  Drusus  ging 
in  den  Jahren  11  —  9  v.  Chr.  nach  Germanien ,  dringt 
siegreich  bis  zur  Elbe  vor;  aber  hier  stirbt  er,  und  die 
römischen  Legionen  müssen  sich  nach  Gallien  zurück- 
ziehen. Tiberius  überschritt  4  u.  5  n.  Chr.  den  Unter- 
rhein, dringt  durch  Westphalen  bis  zur  Weser,  muss 
aber  gleich  wieder  zurückgehen;  gleichzeitig  gehen  die 
Germanen  mit  70,000  Mann  Infanterie  und  4000  Reu- 
tern über  die  Donau ,  drohen  in  Italien  einzufallen,  und  Ti- 
berius schliesst  mit  ihnen  9  n.  Chr.  einen  wenig  brillanten 
Frieden.  Eine  mächtige  römische  Armee  aus  Kerntrup- 
pen rückt  nun  unter  Varus  vom  Unterrheine  nach  Germa- 
nien bis  gegen  die  Weser,  wird  hier  12  n.  Chr.  gänz- 
lich vernichtet  von  Arminius  *) ,  dem  Heerführer  der  Gat- 
ten, aus  vornehmer  Familie,  der  im  römischen  Heere  ge- 
dient hatte,  römischer  Ritter  war.  Nachdem  Tiberius 
Kaiser  geworden,  sollte  Germanicus  Germanien  erobern, 
es  zu  Lande  und  zu  Wasser  angreifen ;  er  fallt  iti  den  Jah- 
ren 14,  15  u.  16  n.  Chr.  mit  einem  grossen  Heere  ein, 
eine  Flotte  gehet  gleichzeitig  die  Weser  herauf,  aber,  so 
viel  er  auch  Schlachten  nach  den  römischen  Bulletins  ge- 
winnt, er  muss  zurückgehen,  und  die  germanischen  Frie- 
sen längs  der  Meeresküste,  die  unter  römische  Hoheit 
gekommen  waren,    befreien  sich  von  dieser  28  n.  Chr. 

Nun  gab  man  endlich  in  Rom  die  Idee  auf,  das  Land 
der  Germanen  besiegen  zu  können ,  an  deren  Kriegskunst 
und  Tapferkeit  man  so  oft  gescheitert  war,  und  beschränkte 
sich  auf  das  blosse  Defensions- System.  Was  Rom  von 
Germanien  durch  alle  seine  Kriege  errungen  hatte,  war 
das  Rheinthal  und  das  Land  am  rechten  Donauufer ;  diese 

*}  Im  Gäiischen  ist  Araiunn   Held,   Aufßhrer,  daher   wohl  Ar« 
minios. 


—    851    — 

Reiehsgrknze  zu  schuizeii  war  man  nun  bedacht ,  und  Ger- 
manicus  seibat  bemuhete  sich  die  grosse  Befeatigungs- 
linie,  den  limes  oder  das  t;a//tim  romanum  anzulegen ,  das 
▼om  Rheine  über  den  Taunus  zur  Donau  lief  und  später^ 
vorzüglich  unter  Probus  (275  n.  Chr.)  immer  mehr  be- 
festiget wurde. 

Wenn  man  bedenkt^  dass  die  erwähnten  germani- 
schen Kriege^  die  so  nachtheilig  für  die  Römer  ausfielen, 
in  die  Zeit  der  höchsten  Blüthe  Rom's  treffen,  wo  es  fast 
alleiniger  Herr  der  civilisirten  Welt  war,  seine  Legionen 
aus  Europa,  Asien  und  Africa  recrutiren  konnte,  so  muss 
man  über  die  ungeheure  Kraft  Germaniens  erstaunen,  ei-* 
ner  solch  colossalen  Macht  zu  widerstehen ;  aber  anderer- 
seits muss  auch  Germanien  ausserordentlich  bevölkert  ge- 
wesen seyn,  um  immer  neue  Heere  zu  stellen,  und  das 
war  es  gewiss,  denn  Cäsar  (bell.  gall.  IV.  11)  erwähnt: 
dass  die  suevischen  Völker  allein  jährlich  100,000  Mann 
Soldaten  mobit gemacht  hätten,  die  ins  Feld  rücken  konn- 
ten. Die  germanischen  Heere  waren  trefflich  disciplinirt, 
/  sonst  hätten  die  Römer  leichtes  Spiel  gehabt,  auch  seit 
den  ältesten  Zeiten  trefflich  bewaffnet,  wie  alle  Schrift- 
Steller  melden.  . 

Es  ist  höchst  auffallend,  wie  von  jetzo  an,  wo  die 
Schwäche  der  Römer  zu  Tage  lag,  die  nördlichen  Ger- 
manen, vom  Unter-Rheine  bis  zur  Ostsee,  nichts  mehr  ge- 
gen ChiUien  thun,  ihre  Kraft  gegen  Rom  nicht  mehr  be- 
nutzen, auch  nicht  in  der  so  günstigen  Zeit,  als  68  n. 
Chr.  eine  Militair  -  Revolution  in  Gallien  und  Spanien  aus- 
brach, die  römische  Armee  den  Gallier  Chilba  zum  Kaiser 
ausrief.  Seit  etwa  50  n.  Chr.  hört  man  von  den  so  tap- 
fern nördlichen  Germanen  nichts  mehr,  die  Völkernamen 
verschwinden  allmählig  aus  der  Geschichte,  was  gewiss 
seinen  triftigen  Grund  haben  muss,  und  wahrscheinlich  wer- 
den ihre  Kräfte  durch  einen  ganz  andern  Feind  in  Anspruch 
genommen  seyn,  der  von  Osten  herkam,  aus  der  Gegend 
des  schwarzen  und  kaspischen  Meeres,  dem  sie  unter- 
lagen. GoUiische  Völker,  unter  dem  (keltischen)  Na- 
men der   Franken    werden  im  Laufe   des  ersten  Jahr- 


—    352    — 

hunderts  eingedrungen  seyn,  wahrscheinlich  nicht  ohne 
blutige  Kriege^  die  allmählig  das  ganze  nördliche  Germa- 
nien besetzen  oder  siegreich  durchziehen ,  denn  seit  etwa 
800  dringen  sie  bis  zum  Rheine^  nehmen  zum  Theil 
die  Namen  der  Völker  an^  die  sie  überwanden^  daher  die 
Franken  sich  auch  Sigambri  nannten.  Auf  der  Peutinger- 
sehen  Tafel  (wahrscheinlich  im  Anfange  des  3.  Jahrhun- 
derts) stehen  am  Untcr-Rheine  (Batavia  gegenüber)  Chamavi 
fftii  et  Franciy  und  weiter  am  Flusse  herauf,  bis  Cöln 
gegenüber,  Francia.  Unter  Kaiser  Valerian ,  Ä54  erschei- 
nen die  Franken  zuerst  feindlich  an  der  Grenze  von  Gal- 
lien, erobern  später  das  ganze  Land,  das  nun  Francia 
heisst,  Germanien  nachdringenden  Völkern  überlassend. 
Diese  Franken  und  die  ihnen  verwandten  Völker  sind  aber 
keine  Germanen,  sondern  gehören  der  gothischen  Natio- 
nalität an,  sie  besetzen,  wie  es  scheint — meist  allmäblig, 
ein  kleines  Land  nach  dem  andern,  erscheinen  zuweilen 
als  Verbündete  der  Römer. 

Auf  das   südliche  und  östliche  Germanien,    wo   be- 
sonders  die  Suevi ,    3Iarcomanni  und  Quadi  auf  dem  linken 
Ufer  der  Donau  Avohnten ,  (während  das  rechte  mit  Rhae- 
tia,  Vindelicia,  Noricura  und  Panuonia  seit  9  n.  Chr.  rö- 
misch war)"  scheint  der  Einbruch  der  Franken  und  gothi- 
schen Völker  keinen  Einfluss  in  jener  Zeit  gehabt  zu  ha- 
ben.    Hier  setzten  die   Germanen   den  Krieg  (unter  dem 
Namen  des  markomannischen  bekannt)   gegen  die  Römer 
fort,    ver^venden  hierher  ihre  Kraft.      Unter  dem  Kaiser 
Domitian  wurden  die  Römer  oft  geschlagen  (90  n.  Chr.), 
so   auch   unter    den  folgenden  Kaisern;    170  dringen  die 
Markomannen,    wie  es  scheint,    unter  Beystand  der  go- 
thischen Vandalen   bis   Italien,    eroberten  Pannonien   und 
Illyricum,    belagerten   Aquilcja,     Rom  muss  den  Frieden 
durch   einen   jährlichen   Tribut  erkaufen;    Trajan  schüttelt 
diesen  ab,    schliesst  175  wieder  Frieden,    aber  178  be- 
gann der  Krieg  von  neuem,  den  Commodus  180  mit  einem 
schimpflichen  Frieden  endet.  - 

Nun   treten  auch  im  südlichen  Germanien  seit  etwa 
214  fremde  gothische  Völker   herrschend   auf,    von   der 


—  to8  — • 

untern  Donau  her  kommend  ^  besonders  Thuringi  oder 
Thervigni,  ferner  Alemanni  (wahrscheinlich  von  All-* 
mann  in  Wälschen  d.  i.  Fremder},  die  auch  Suevi  hiessen, 
weil  sie  das  germanische  Suevia  inne  hatten,  hier  feste 
Wohnsitze  nehmen ;  in  der  Peutingerschen  Tafel  (zu  An- 
fange des  3.  Jahrhunderts)  stehet  ein  Alemannia  von  der 
Donau  bis  zum  Schwarzwalde,  daneben,  bis  zur  Mün- 
dung des  Maynes  noch  -  ein  Suevia ,  welches  aber  bald 
alemannisch  wird.  Ganz  Germanien  stehet  nun  unter  go« 
thischer  Herrschaft,  doch  wird  der  Krieg  mit  Rom  fort- 
gesetzt. Die  Kaiser  Maximus  und  Diocletian,  die  den- 
selben mit  einigem  Glück  führten,  belegten  sich  mit  dem 
Namen  Germanicus  und  Alemannicus,  daher  man  zwi- 
schen beiden  Nationalitäten  wohl  einen  Unterschied  ge- 
macht zu  haben  scheint.. 

Unter  welchen  Verhältnissen  die  gothischen  Völ- 
ker, die  alle  vom  schwarzen  Meere  herkamen,  von  denen 
bald  ausführlich  die  Rede  seyn  wird  - —  allmählig  Germa- 
nien überschwemmten,  davon  haben  wir  gar  keine  Kun- 
de; ivir  wissen  durchaus  nicht,  ob  blutige  Schlachten 
geschlagen  sind,  oder  die  Kriegerhaufen  auf  mehr  fried- 
lichem Wege  einzogen ,  als  Bundesgenossen  gerufen  wur- 
den oder  angenommen  werden  mussteu,  wie  es  bey  den 
Römern  geschähe;  sie  nahmen  nun  den  Krieg  in  ihre 
Hände,  zugleich  aber  machten  sie  sich  sesshaft,  bilde- 
ten einen  kriegerischen  Adel  und  wurden  Herren  des 
Landes. 

Unter  der  ^  Aegide  der  Frauken ,  Alemannen  und 
anderer  gothischen  Völker  wurde  der  Krieg  gegen  das 
immer  mehr  sinkende  Rom  fortgesetzt,  dieser  einst  so 
mächtige  Staat  ganz  besiegt  und  vernichtet,  worauf  sich 
gothische  Völker  über  Gallien ,  Itiüien ,  Spanien  und  Bri- 
tannien ergossen,  wo  diese  Umwälzung  der  politischen 
Verhältnisse  neue  Sprachen  und  Nationalitäten  bedingten. 

Die  wenigen  uns  bekannten  Bruchstücke  der  äussern 
Geschichte  Germaniens  zeigen  uns  die  Germanen  als  ganz 
in  den  Kreis  der  andern  keltischen  Völker  gehörig,  mit 
diesen  innig  verbunden,    ihnen    ganz    iebenbürtig,  ja  der 

.Keferstoin  Kelt.  Altertb.  II.  Bd.    U.  AbUu  23      ' 


—    354    — 

eigentliche  Glanzpunkt  .unseres  Vaterlandes ,  wo  es  .die 
grösstc  politische  Rolle  spielte,  mag  wohl  in  die  Zeit 
vor  Christi  Geburt  fallen,  bis  1000  Jahre  früher  zu- 
rückgehen^ wo  es  in  Gallien,  Italien^  Tlirazien  und 
Kleinaäien  inter\'enirte ,  nach  allen  Seiten  seine  Armeen 
sandte',  allein  von  allen  Staaten  dem  übermächtigen  Rom 
widerstand;  aber  durch  den  Einfall  der  gothischen  Völ- 
ker wurde  Germanien  mehr,  als  alle  bisher  erwähnten 
Länder,  tangirt  und  verändert,  erhielt  eine  andere  Phy- 
siognomie und  Nationalität.  Die  Geschichte  in  der  go- 
thischen und  teutschen  Zeit  wollen  wir  hier  übergehen, 
erst  im  folgenden  Bande  dieses  Werkes  näher  erörtern; 
manche  Notizen  davon  werden  weiter  unten,  bey  Be- 
trachtung der  Gothen  gegeben  werden. 

Das  alte  Germanien  erscheint  in  ältester  Zeit  schon, 
wie  Britannien,  Gallien,  Italien  und  Hispanien,  als  ein 
eben  so  mächtiges  als  cultivirtes  Land;  seine  Heere 
fochten  nicht  mit  steinernen  Waffen  und  hölzernen  Keu- 
len; die  Geschichte  und  Archäologie  weiss  durchaus 
nichts  von  einem  rohen  Urzustände,  von  nomadisiren- 
den  Hirten  -' ,  Jäger  -  und  Fischervölkem ,  von  einer 
passiven  Bevölkerung,,  die  von  einer  activen  unterjocht 
sey.  Wären  die  Germanen  so  rohes  Gesindel  gewesen, 
ohne  blanke  Waffen,  wie  häufig  geglaubt  wird,  so  wür- 
de Italien  und  Griechenland  leicht  mit  denselben  fertig 
geworden  seyn. 

Ob  unser  Teutschland  in  ältester  Zeit  einen  be- 
sondern Namen  hatte,  dürfte  zweifelhaft  seyn,  ein  sol- 
cher fehlte  vielleicht  auch  für  Gallien  und  Italien.  Die 
alten  Griechen  in  der  Zeit,  bevor  Rom  mächtig  wurde, 
kennen  kein  Germanien^  die  nördlichen  Gegenden  um 
die  Ost-  und  Nordsee  scheint  man  unter  Uypcrborea 
begriffen  zu  haben,  die  südlichem^  von  der  Mündung 
(1er  Donau  bis  zu  ihrem  Ursprünge  und  zu  beiden  Sel- 
ten des  Rheines,  mit  Teutschland  und  Frankreich,  als 
Keltike,  Celtica,  wo  die  Kelten  wohnten,  diess 
begriff  also:  Dacia  fWallachey,  3Ioldau,  östliches  Un- 
garn),   Pannonia    (westliches    Ungarn),    Noricum    (Vor— 


—    155    — 

derSstreich,  Steiermark,  Karnthen),  Rhaetia^  Vindelicia 
(Tyrol,  die  Schweiz,  Alt -Bayern),  Germania  und  Gal- 
lia  zum  grossen  Theil.  Herodot  (der  etwa  500  v.  Chr. 
schrieb)  sagt  I.  34  und  IV.  49. :  der  Ister  (Donau)  ent- 
springt im  Lande  der  Kelten,  was  auch  Aristoteles 
(Meteorolog.  I.  13.)  wiederholt;  nach  Strabo  (IV.  6  §.  9), 
wohnten  hier  die  Soebern  (Suevi),  eins  der  wichtig- 
sten germanischen  Volker.  Als  später  der  Name  Ger- 
mania Eingang  fand,  dehnte  man  diesen  über  das  alte 
Celtica  aus,  Ptolemaeus  rechnet  zu  Germania  auch  Rhao- 
tia,  Vindelicia,  Noricum  und  Pannonia,  die  Einwohner 
dieser  Lander  werden  theils  Germanen,  theils  Kelten 
genannt ,  auch  bezeichnet  man  wohl  die  Einwohner  Ger- 
maniens  -als  Kimmerier  und  Galater.  Pausanias  I.  sagt: 
die  Galater  bewohnen  die  äussersten  Enden  von  Europa, 
durch  ihr  Land  fliesst  der  Eridanua;  sie  selbst  nennen 
sich  Kelten,  wie  sie  auch  von  mehreren  Schriftstellern 
genannt  werden.  Dionys.  von  Halikamassus  (der  etwa 
10  V.  Chr.  schrieb)  sagt:  Keltika  (^  KelTi»^)  wird  be- 
grenzt von  den  Alpen,  den  Pyrenäen,  dem  Meere,  von 
Scythien  und  Thrazien,  der  Ister,  der  in  Pontus  mün- 
det, durchströmt  das  ganze  Land.  Keltika  bildet  fast 
ein  Viertel  von  Europa,  es  ist  gut  bewässert,  hat  fet- 
ten Boden,  Reichthum  an.  Früchten  und  Uecrden.  Es 
wird  vom  Rhenus  durchschnitten,  dem  gprössten  Flusse 
nach  dem  Ister.  Das  Land  zwischen  dem  Rhenus,  den 
Skythen  und  Thrakern,  nennt  man  auch  Germania,  das 
bis  zu  dem  herkynischen  Walde  und  den  Rhipäen  gehet; 
das  Land  an  der  andern  Seite  des  Rhenus,  bis  zu  den 
Pyrenäen  heisst  Galatia.  Ganz  ähnliche  Ansichten  hat 
Diodorus,  der  wenig  später  schrieb,  nur  nennt  er  das 
liaiid  zwischen  den  Pyrenäen  und  den  Skythen  nicht 
Keltika,  sondern  Galatia,  und  sagt:  die  Einwohner  zwi- 
schen den  Pyrenäen  und  Alpen  (in  Gallien)  nennt  man 
Kelten,  die  übrigen  am  Gebirge  Herkynien,  am  Meere 
und  alle,  bis  nach  Skythien  hin,  nennen  die  Römer  mit 
dem  allgemeinen  Namen  Galater;  man  sagt:  sie  stamm- 
ten von  den  Cimmcriern  ab,    deren    Namen   in   Cimbem 

83* 


—    356    — 

umgeändert  sey^  welche  einst  Rom  eroberten  und  Del- 
phi plünderten.  Unter  den  Flüssen  in  Galatia  sind  der 
Dannbius  und  Rhenus  die  grössten,  doch  giebt  es  noch 
viele  andere  schiffbare  Flusse.  Ein  Unterschied  zwischen 
Germanen  und  Galliern  mag  in  ältester  Zeit  nicht  eben 
gemacht  seyn,  die  altern  römischen  Schriftsteller  spre- 
chen lange  nur  von  Galliern  y  wenn  sie  auch  Völkerschaf- 
ten jenseits  des  Rheines  erwähnen;  die  Germanen  wer- 
den^ wie  die  Gallier,  Kelten  oder  Galli  genannt  (Livius 
39,  S2;  40,  53).. 

Tacitus,  derum  100  n.Chr. schrieb,  sagtGcrman.  §.  %: 
das  Wort  Germania  ist  ein  neues,  erst  vor  wenig  Zeit  auf- 
genommenes (vocabulum  recens  et  nuper  additum) ;  Caesar, 
der  etwa  50  v.  Chr.,   also  150  Jahre  früher  schrieb,  der 
selbst  in  Germanien  commandirte ,  führt  an  (Bell.  gall.  II.  4) : 
dass  die  belgischen  Völker  in  Gajlien  (die  sehr  mächtig  wa- 
ren ,  300,000  Bewaffnete  stellen  konnten) ,  sich  für  Nach- 
kömmlinge  der   Germanen   jensoit    des    Rheines    hielten 
(plerosqtie  Beigas   esse   ortos   a  Germanis ,    Rhenumque 
aniiquiius  traductos),   die   Condrusen,  Eburonen,  Cäre- 
ser  und  Pämaner  nenne  man  mit  einem  gemeinschaft- 
lichen  Namen    Germanen    (nno     twmine    Gcrmani 
appellentur)  y  und  diese  könnten  40,000  Krieger  stellen. 
Also   die  eigentlichen   Germanen,    von   denen   der   Name 
ausging,  wohnten  in  Gallien,  in  Gallia  belgica,  am  linken 
Rheinufer,   waren  ächte,    keltische   Gallier «    es   war  ein 
gemeinschaftlicher  Name  für  mehrere  verbundene  Gebirgs- 
völker,  die  aber  nichts  weniger  als  eine  eigene^  von  der 
gallischen  verschiedene  Nationalität  bildeten ,  gewiss  nicht 
Teutsche  waren.     In  dem  Gebiete  der  germanischen  Ebu- 
ronen,  die   stets   Gallier   genannt   werden,    lag    Atuatica 
(später  die  Stadt  Tungri,  unser  Tongern),  und  die  Atua- 
tici  waren  nach  Caesar  ein  Rest  der  Cimbem   und  Teu- 
tonen, die    nach  der  Invasion  von  115  v.  Chr.  hier  zu- 
rückgeblieben, aber  keine  Teutsche,  sondern  gute  Gallier^ 
der  Name  Germani  wird,   wie    sich    hiernach    denken 
lässt,  auch  keltischen  Ursprunges  seyn,  was  zuerst  Prof. 
Leo  in  Haupt's  Zeitschrift    für   teutsches  AJterthum  V. 


—    851    — 

1845  Pag.  'SSI)  darzulegen  versucht^  obwohl  er  die 
Germanen  gar  nicht  für  Kelten  anspricht;  ger  im  Wäli- 
sehen  und  Bretoni^hen  ist  Krieg  (woher  unser  Heer, 
Wehr^  das  englische  wer^  war^  das  französische  guerre}, 
daher  gairman  der  Krieger  (guerrier  im  Französischen); 
daher  mag  allerdings  der  Name  Germani  stammen,  denn 
die  Gebirgsvölker  im  Elsass,  wo  die  Eburonen  u.  s.  w. 
Sassen,  waren  von  ältester  Zeit  als  die  tapfersten  Krie- 
ger bekannt. 

Als  die  Römer  später  in  nähere  Beziehungen  mit  den 
Völkern  am  rechten  Rheinufer  kamen,  hier  dieselbe  Na- 
tionalität als  am  linken  fanden,  übertrugen  sie  auch  den 
Namen  Germani  dahin,  nannten  das  ganze  Land  hier  Ger- 
mania. Man  unterschied  nun:  I.  das  eigentliche. Germa- 
nia in  Gallien,  am  linken  Rheinufer,  welches  seit  Augu- 
stus  in  Germania  prima,  von  Basel  bis  Worms,  und 
in  Germania  secunda  von  Worms  bis  zum  Unter- 
Rheine zerfiel,  zu  welchem  auch  die  Batavi  (in  Holland) 
gehörten  ^  welche  nie  unter  die  Herrschaft  der  Römer  ka- 
men, dieser  Theil  GalUens,  das  Germania  prima  und  se- 
cunda, mit  seinen  vielen  Städten,  die  jetzo  fast  alle  noch 
vorhanden  sind,  war  den  Römern  auf  das  genaueste  be- 
kannt; aber  nirgends  wird  erwähnt:  dass  hier  eine  andere 
Nationalität  als  in  Gallien  gewohnt  hätte,  hier  eine  andere 
als  die  gallische  Sprache  geherrscht  hätte,  die  Einwohner 
waren  ächte  Gallier.  H.  Germania  magna,  rechts 
des  Rheines  bis  zur  Elbe ,  der  Weichsel  und  den  Donau-Mün- 
dungen. HI.  Rhactia,  Vindelicia  und  Noricum, 
zwischen  der  Donau  und  den  Alpen ,  welche  Ländertheile 
zu  Germanien  gerechnet  wurden ,  deren  Einwohner  dabey 
stets  auch  Kelten  genannt  werden ;  ihre  Legionen  hiessen 
noch  zu  Zeiten  des  Kaisers  Aurelian ,  keltische  und  gal- 
lische (Livius  I.  Sl,  30;  Zosimus  I.  51,  8).  Die  Gal- 
lier und  Germanen  bildeten  in  jener  Zeit  ge- 
wiss nur  Eine  Nationalität,  die  keltische  mit 
gleicher  Sprache,  gleichen  Sitten  und  Institu- 
tion e  n.  Die  Bevölkerung  von  Gallien  und  Ober-Italien  war 
offenbar  theilweise  germanischen  Ursprunges  und  doch  rein 


—    358    — 

keltisch ;  nach  Germanien  waren  anderntheils  gallische  Völ- 
ker,  wie  die  Bojer  u.  s.  w.  gekommen^  die  gute  Germa- 
nen waren;  Caesai'  (bell.  gajl.  VI.  24)  erzählt:  die  Tec- 
tosagen ,  volkischen  Stammes  (aus  dem  siidlichen  Frank- 
reich) besetzten  die  fruchtbarsten  Gegenden  Gerraaniens 
am  hcrcynischen  Walde  ^  wohnen  noch  bis  zur  Stunde 
daselbst  y  grosses  Ansehen  genicssend  wegen  ihrer  Gerech- 
tigkeit und  Tapferkeit-,  noch  heute  leben  sie  gleich  den  Ger- 
manen; ihre  Stammgenossen  in  Gallien  leben  luxuriöser, 
aber  allmählig  gewöhnt  besiegt  zu  werden,  vergleichen 
sie  sich  nicht  mehr  mit  ihren  tapferu  Brüdern  in  Germa- 
nien. Wie  von  diesen  Tcctosagen ,  die  in  Gallien  Gallier 
sind,  eine  Colonie  in  Germanien  lebt,  die  Germanen  sind, 
so  war  es  mit  mehreren  Völkerschaften. 

Die  gleiche  Nationalität  der  Germanen  und  Gallier 
möchte  vorzüglich  aus  dem  Strabo  erhellen,  der  in  den 
ersten  zwey  Deccnnien  unserer  Zeitrechnung  -  sehr  um- 
sichtig schrieb;  seine  geographische  Beschreibung  von 
Germanien  (zu  dem  auch  alle  Länder  links  der  Donau 
gerechnet  werden)  beginnt  er  mit  den  Worten:  jenseit 
des  Rheines,  neben  den  Kelten,  wohnen  die  Germa- 
nen (zu  welchen  er  rechnet:  die  Marsen,  Sigambren, 
Soeben  (Sueven),  Sennonen,  Hermunduren,  Longobar- 
den,  Catten,  Chamaven,  Bructcrer,  Hhactier,  Hclvetier, 
Vindelicier,  Noriker,  Carncr  und  Insubrcn)  wenig  ab- 
i\*eichend  vom  keltischen  Stamme,  diesen  nur 
an  Grösse,  Wildheit  und  Gelbhatfrigkeit  über- 
treffend, übrigens  ihm  ähnlich  an  Bildung, 
Sitte  und  Lebensweise,  wie  wir  die  Kelten 
geschildert  haben.  Bey  der  Beschreibung  von  Gal- 
lien heisst  es :  jetzo  sind  die  Gallier  von  den  Römern  be- 
zwungen, wir  nehmen  aber  ihre  Schilderung  aus  der  altern 
Zeit  und  aus  den  noch  jetzo  bey  den  Germanen  beste- 
henden Gebräuchen,  denn  durch  Natur  und  Ver- 
fassung  sind  beide  einander  verwandt  und 
ganz  ähnlich,  sie  bewohnen  benachbarte  Län- 
der, bloss  durch  den  Rhein  geschieden,  nur 
liegt  Germanien  nördlicher. 


—    359    — 

Caesar  (bell.  gall.  VI.  11  u.  Cl)  spricht  zwar  von 
der  Verschiedenheit  der  gallischen  und  germanischen  Sit- 
ten^ hat  aber  die  romanisirten  Gallier  vor  Augen  und 
bringt  nichts  Genügendes  vor;  er  bemerkt:  die  Germanen 
hätten  keine  Druiden  (aber  offenbar  hatten  sie  entspre- 
chende Priester)^  sie  erkannten  als  Götter  bloss  Sonne, 
Vulkan  .und  Mond ,  die  andern  (römischen)  Götter  wären 
ihnen  unbekannt^  sie  verheiratheten  sich  spät,  hätten  kein 
vermessenes  Feld~  u.  s.  w.  Wir  werden  im  folgenden 
Theile  ausfuhrlich  auf  diese  Stelle  zurückkommen,  und 
wollen  nur  bemerken:  dass  Alles,  was  hier  als  Eigen- 
thümlichkeiten  der  Germanen  aufgeführt  wird,  acht  kel- 
tische Einrichtungen  Ovaren,  die  auch  in  Gallien  bestan- 
den, ehe  es  rbmanisirt  wurde. 

Solche  Zeugnisse  y  als  die  hier  beigebrachten ,  lassen 
uns  in  den  Germanen  auf  das  deutlichste  Kelten  erkennen ; 
gehören  aber  die  Germanen  der  keltischen  Nationalität, 
dann  müssen  auch  die  germanischen  Alterthümer  den  kel- 
tischen in  Britannien  und  Gallien  gleich  seyn.  Nun  ha- 
ben wir  im  ersten  Theile  dieses  VTerkes ,  eben  wegen  der 
Gleichheit  der  dort  beschriebenen  Alterthümer,  auf  die  kel- 
tische Nationalität  der  Germanen  geschlossen ,  daher  sich  hier 
Archäologie  und  Geschichte  unterstützen,  zu  gleichen  Re- 
sultaten kommen,  und  die  germanische  Nationalität  wird 
eben  so  wenig  eine  teutsche  gewesen  seyn ,  als  die  gal- 
lische eine  französische  war;  wer  die  Germanen  für  Teut- 
sche, für  eine  eigene,  von  der  keltischen  Nationalität  ver- 
schiedene ansprechen  will,  mag  seine  Hypothese  zu 
begründen  suchen;  mir  scheint  sie  ohne  alles  Fundament. 

Von  grösser  VTichtigkeit  ist  die  Sprache,  und  zu 
ermitteln :  ob  die  Germanen  keltisch  oder  toutsch  gespro- 
chen haben.  Eine  eigene  oder  eine  von  der  gallischen 
verschiedene  Sprache  der  Germanen  wird  von  den  Auto- 
ren nirgends  angedeutet  oder  er>vähnt ,  am-  wenigsten  eine 
teutsche.*  Das  Wort  teutsch,  thiudsch,  Teutscher 
u.  s.  w.  (was  mit  Teutones  schwerlich  in  spraclilichem 
Zusammenhange  stehet)  ist  den  Griechen  und  Römern, 
überhaupt  dem  Alterthume  fremd  ^   tritt  erst   in  der  go- 


—    860    — 

ihischcn  Zeit  auf  ^  ist  wahrscheiolich  gothischen  Ursprun- 
ges, ist  auch  gar  nicht  in  die  neuern  Sprachen,  die  sich 
aus  dem  Keltischen  entwic  elt  hahen,  ühergegangen ,  denn 
die  Engländer  sagen  dafür  —  german,  die  Franzosen  alle- 
mand,  ähnlich  die  Italiener  und  Spanier,  daher  hat  sich 
der  Name  -^  Teutscher  schwerlich  auf  das  alte  Germa- 
nien bezogen*). 

Die  Cimbri  und  Teutones  aus  dem  Norden  Germa- 
niens  konnten  sich  bey  ihrem  Einfalle  in  Gallien,  wie 
die  Autoren  erv^^ähnen ,  mit  den  Galliern  verständigen,  re- 
deten dalier  wohl  eine  der  gallischen  verwandte  Sprache; 
ein  in  Gallien  gebliebener  Rest  dieser  Volker,  dieAtua- 
tici,  erscheint  als  ein  gallisches  Volk. 

Tacitus  er\vähnt  zwar  nicht  die  germanische  Sprache 
im  Allgemeinen,  aber 'die  Sprache  einiger  germanischen 
Völkerschaften;  hiernach  sprachen  die  Gothini  (die  in 
der  Odergegend  gewohnt  haben  werden}  die  Hngua  gal^ 
licUy  daher  wohl  gallisch  oder  keltisch  und  wohl  den 
gälischen  Dialect,  wie  die  eigentlichen  Galli;  in  §.  45 
heisst  es:  die  ästyischen  Völker  an  der  Nordsee  (maro 
suevicum) ,  gleichen  in  Sitte  und  Tracht  den  Sueven,  aber 
ihre  Sprache  stehet  der  britannischen  (der  wälschen}  nä- 
her (habitus  Suevorumy  lingua  Briiannicae  propior), 
sie  werden  daher  kymerisch  oder  wälsch  gesprochen  ha- 
ben; die  Sueven,  die  im  Keltenlande,  in  der  Gegend  des 
Ursprunges  der  Donau  wohnten,  mögen  wohl  gallisch 
gesprochen  haben.  Plinius  IV.  27  sagt:  nach  Philemon 
wird  der  nördliche  Occan  (die  Ostsee}  von  den  Cimbera 
tnorimartisa ,  hoc  est  mare  mortuum  —  das  todte  Meer 
genannt  und  zwar  bis  zum  Vorgebirge  rubeas,  weiter- 
hin aber  cronium,  und  IV.  30  heisst  es:  von  Thule 
kommt  man  in  Einem  Tage  in  das  mare  concretum ,  das 
auch  cronium  heisst.    Wir  haben  hier  offenbar  zwey  Worto 


*)  Auch  hl  andern  fremden  Sprachen  ist  der  Name  Teutscher  un- 
bekannt, der  81a we  nennt  ihnNjemezis  oder  Nemez,  im  Plu- 
ralis  Namzi,  der  Mongole,  Türke,  Tartare,  Perser,  Nemesli, 
der  Kurde  Namsari;  Teutschland  ist  ihnen  Narasa,  heisst  im 
Litthauischen  Wukie,  im  Lettischen  Wukietis. 


—    861    — 

» 

der  Laudessprache ;  morimarusa,  das  im  Lateinischen  mare 
mortutmiy  und  cronium,  das  im  Lateinischen  concretum 
heisst ;  beide  Worte  lassen  sich  ganz  gut  aus  dem  Kel- 
tischen  erklären ,  im  Wälschen  ist  mor  das  Meer  und  marv 
sterben^  marvis  todt^  also  mor  marvis  das  todte  Meer; 
crown^  croin  ist  geronnen,  unbeweglich,  so  viel  als  con- 
cretum. Das  Promontorium  Cimbrorum  wird  nach  Plin. 
c.  1.  castris  genannt,  welches  Wort  wohl  mit  carth  im 
Wälschen,  das  Vorgebirge,  zusammenhängen  könnte.  Nach 
Tacitus  bist.  IV.  15  sind  die  germanischen  Caninefatti  an 
der  Nordsee  den  Beigen  [in  Gallien}  an  Sprache  und 
Sitte  ganz  gleich,  sprachen  dälier  gewiss  gallisch  d.  h. 
keltisch. 

Erst  im  folgenden  Theile,  bey  der  speciellen  Geschichte 
der  germanischen  Völker  werden  wir  näher  auf  ihr  KeU 
tenthum  und  ihre  keltischen  Institutionen  eingehen ;  aber 
schon  die  hier  gegebenen  Andeutungen  sprechen  wohl 
dafür,  dass  die  alten  Germanen  bis  in  die  ersten  Jahr- 
hunderte unserer  Zeitrechnung  nicht  teutsch,  sondern  kel- 
tisch sprachen,  und  wahrscheinlich  herrschte  in  dem  nörd- 
lichen cimberischen  Theile  der  wälsche  Dialect,  in  dem 
südlichem  der  gälische  oder  gallische,  hierauf  deu- 
ten auch  die  keltogermanischen  Alterthümer,  indem  im 
nördlichen,  flachen  Teutschland,  soweit  etvra  die  platt- 
teutsche  Sprache  reicht,  die  Cromlechs- Gruppe  vorherrscht, 
die  für  alle  kymberischen  Kelten  charakteristisch  ist,  in 
dem  südlichem  gebirgigen  Theile,  so  weit  die  hochteutsche 
Sprache  reicht^  die  Gruppe  der  Steinburgen  oder  Leos 
vonvaltet,  die  vorzugsweise  in  den  gälischen  oder  gallischen 
Ländern  verbreitet  ist,  wie  dies^usführlich  Thl.  I.  Pag.  357  — 
375  erörtert  wurde. 

Die  römischen  und  griechischen  Autoren  haben  uns 
eine  Menge  germanischer  Namen  erhalten,  von  Flüssen, 
Gebirgen,  Städten,  Fürsten,  Anitihrern  u.  s.  w.,  wie  der 
obige  Nachweis  Nr.  IV.  bekundet,  diese  klingen  nicht 
teutsch,  haben  keine  teutschen  Wurzeln,  lassen  sich  zum 
Theil  aus  dem  Keltischen  herleiten,  wie  z.  B.  Brcnnus 
vonBrenin,  Arminius  von  armum  u.  s.  w.     Fast  alle  un- 


—    362     — 

Bere  jetzigen  Vornamen^  die  früher  allciuige  Namen  des 
Volkes  oder  unsere  jetzigen  Zunamen  waren ,  sind  nicht 
teutsch^  sondern  rein  keltisch,  wie  oben  Pag.  191  nach- 
gewiesen wurde.  Die  meisten  Wörter  der  jetzigen  teul- 
schen  Sprache  sind  offenbar  keltischen  Ursprunges,  wie 
bereits  oben  dargdegt  ist,  ein  grosses  keltisches  Element 
in  unserer  Sprache  wird  hierdurch  klar  und  unabweisbar, 
was  sich  von  selbst  erklärt,  wenn  die  Germanen  bis  in 
den  Anfang  unserer  Zeitrechnung  ("eine  Kelten  waren ,  was 
aber  unbegreiflich  ist,  wenn  die  Germanen  einer  andern, 
der  teutschen  Nationalitat  angehört  hätten. 

Im  Laufe  des  ersten  Jahrhunderts  und  später  dran- 
gen Völker  des  gothischen  Stammes  iu  Germanien 
ein,  theils  wohl  feindlich,  theils  vielleicht  auch  friedlich, 
sie  besetzten  mit  der  Zeit  das  ganze  Land,  von  der  Ost- 
see bis  zum  Rheine,  von  der  untern  Donau  bis  zu 'de- 
ren Quellen,  wovon  das  Nähere  theils  bey  Betrachtung 
der  Gothen,  theils  im  folgenden  geschichtlichen  Theilebey- 
gebracht  werden  soll.  Die  alten  Völkernamen  verschwin- 
den ,  es  machen  sich  neue  geltend ,  die  sich  allmählig  um 
mächtige  Herzoge  gruppiren,  dann  in  dem  fränkischen 
Reiche  aufgehen ,  wie  die  Alemannen  an  beiden  Ufern 
des  Rheines,  die  bis  496  ein  souveraines  Reich  bildeten, 
die  Thüringer  hinter  ihnen,  die  531,  die  Bojo wa- 
ren oder  Bayern  in  Vindelicien ,  die  um  554,  die  Sach- 
sen, die  um  800  ihre  Unabhängigkeit  verloren.  Diese 
gothischen  Völker,  die  als  tapfere  Kneger  vom  schwar- 
zen Meere  allmählig  heranzogen,  kriegten  und  eroberten 
nicht  für  einen  Mutterstaat,  sondern,  wo  sie  hinkamen ,  nah- 
men sie  sich  Landgüter,  behielten  für  sich  ihre  militairi- 
sche  (^feudale)  Organisation,  Hessen  aber  die  volksthüm- 
lichen  Institutionen  bestehen,  in  die  sie  sich  mit  hinein- 
lebtcn,  sich  mit  dem  Volke  amalgamirten.  Der  Gothe 
wurde  Dynast  in  seinem  Gule^  Hess  aber  alle  Verhältnisse 
für  das  gemeine  Volk  bestehen,  das  nun  für  einen  go- 
tlüschen  statt  keltischen  Herrn  arbeitete ,  aber  nach  Jahr- 
hunderten in  einen  immer  schlechtem  Zustand  kam,  wie 
der  gothische  Adel  sich  erhob.     Diese  gothische  Occupa- 


—    863    — 

iion  trug  einen  ganz  andern  Character  als  die  römische, 
denn  der  römische  Soldat  und  Beamte  blieb  Römer,  war  vom 
Volke  des  eroberten  Landes  ganz  geschieden ,  kehrte  nach 
dem  Kriege  in  die  Ileimath  zurück.  Der  Gothe  nahm  mit- 
ten unter  den  Germanen  seinen  festen  Wohnsitz,  wurde 
Gutsherr ,  Repräsentant  seiner  Familie ,  verheirathete  sich 
mit  germanischen  Frauen,  begründete  eine  Familie,  und 
diese  gothischen  Dynasten ,  wohl  vermischt  mit  einheimi- 
schen, bildeten  nun  den  Adel,  die  Regierung,  und  den 
eigentlichen  Staat,  in  welchem  der  Eiugeborne  mehr  und 
mehr  zurückgedrängt  Avurde. 

Alle  national -keltischen  Institutionen  blieben  lange 
bestehen,  vermischten  sich  allmählig  mit  den  gothisch- 
feudalistischen,  und  wurden  mehr  und  mehr  verdrängt. 
Der  heidnische  Cultus,  das  eigentliche  Centrum  der  kel- 
tischen Nationalität,  wurde  durch  das  Christenthum  allmäh- 
lig ganz  absorbirt  und  heftig  verfolgt.  Irische  Missionarien 
waren  es  vorzüglich,  die  das  Christenthum  verbreiteten,  so: 
Columba  seit  618  in  Bayern,  Gallus  in  der  Schweiz,  der 
630  das  Kloster  St.  Gallen  stiftete,  Wilbrod  691  in  Fries- 
land, Bonifacius  780  in  Thüringen  u.  s.  w.  Die  göthi- 
sche  wie  die  keltische  Nationalität  vereiniget  im  Christen- 
thume,  vermischten  sich  mehr  und  mehr,  dadurch  ging 
eine  neue,  die  christlich  teutsche  Nationalität 
hervor. 

Germanen  und  Gothen  mussten  sich  gegenseitig  ver- 
ständigen, doch  wohl  durch  Vermischung  der  keltischen  und 
gothischen  Sprache ;  aus  solcher  Mischung  entstanden  und 
verbreiteten  sich  eigeuthümliche  Idiome ,  die  aus  dem  Volke 
selbst  hervorgingen,  in  denen  das  Keltische,  wie  in  der 
Einwohnerschaft,  das  überwiegende  Element  war. 

Gegen  Ende  des  6.  Jahrb.  erhob  der  Bischof  Ulfilas, 
indem  er  ein  Alphabet  für  das  Gothische  erfand  und  dem 
Griechischen  nachbildete,  dasselbe  zur  Schriftsprache, 
hierdurch  und  da  die  keltische  Schriftsprache  aus  den 
Händen  der  Priester  ins  Volk  überging,  bildete  sich  nun 
eine  volksthümliche  Schriftsprache,  allmählig  wurde  das 
rein  Keltische  und  Gothische  von  den  neuen  Idiomen^gans 


—    364    — 

assimilirt;  als  man  zu  schreibcu  begann^  sprach  und 
schrieb  man  nicht  mehr  keltisch,  sondern  teutsch.  Der 
Zeitraum  vom  S.  bis  9,  Jahrh. ,  wo  die  Sclirift  in  volks- 
thümlichcn  Idiomen  beginnt^  ist  lang  genug  zur  Ausbrei- 
tung der  neueren  Idiome^  die  an  den  Höfen  und  durch 
die  Sänger  am  meisten  ausgebildet  wurden.  Durch  diese 
vorzüglich  entwickelte  sich  eine  allgemeinere  Dich- 
ter- und  Schriftsprache^  die  sich  über  die  einzel- 
nen verschiedenen  Idiome  erhob.  Der  teutsche  Dialect^ 
von  welchem  wir  die  ältesten  Sprachproben  haben  (an 
500  Jahre  ältere  als  vom  Hochteutschen)  ist  der  An- 
gelsächsische^ der  in  Westphalen  und  England  herrsch- 
te, und  dieser  hat  die  grösste  keltische  Färbung.  Die 
angelsächsiche  Litteratur,  die  uns  erhalten  wurde,  ist 
nicht  unbedeutend ,  und  die  angelsächsischen  Gesetze  ste- 
hen ganz  auf  4ieltischem  Boden. 

Jede  Stadt,  jeder  District  bildete  sich  wohl  nach 
den  eben  vorhandenen  Elementen  seine  eigene  Misclisprache, 
und  noch  jetzo,  nach  Verlauf  von  mehr  als  800  Jahren,  sind 
diese  noch  nicht  ganz  vorwischt,  in  jedemDistricte  finden  wir 
noch  gewisse  Eigenthümlichkeiten  in  der  Volkssprache. 
Nach  den  vorhandenen  allgemeinen  Elementen  gruppirten 
sich  diese  Idiome  im  heutigen  Teutschland  in  S  grosse  Dia- 
lecte,  in  den  platt-  und  hochteutschen,  jener 
herrscht  in  den  nördlichen  Gegenden ,  wo  die  cimbrischon 
Völker  wohnten,  die  später  durch  die  sächsischen  fort- 
geführt wurden,  hängt  zusammen  mit  dem  ausgestorbe- 
nen AI  t-Angelsächsischen  in  Westphalen  und  Mün- 
sterland, der  auch  nach  Britannien ,  wie  in  die  französi- 
sche Normandic  überging,  und  der  alt  -  friesischen 
Sprache,  die  bis  ins  1 5.  Jahrh.  weithin  herrschte,  dann 
allmählig  ausstarb ,  mit  dem  Englischen  Aehnlichkeit  hat- 
te, und  in  dem  sogenannten  Baucrn-Friesisch  mancher  Ge- 
genden noch  nachklingt,  auch  die  Grundlage  des  Hol- 
ländischen ist;  der  hochteutschc  herrscht  in  dien  hö- 
heren, hercynischen ,  südlichem  Gegenden,  wo  die  Suevi 
wohnten ,  welche  durch  die  Alemannen  fortgesetzt  wur- 
den.    Die  Versclüedcnheit  dieser  Dialectc  dürfte  vielleicht 


—    805    — 

SU  suchen,  seyti  in  den  verschiedenen  Dialecten  der  kel- 
tischen Germanen^  denn  wahrscheinlich  herrschte  in  Cim« 
bria  der  wäische,  in  Suevia  der  gälische  Dialect,  auch 
scheint  im  Hochteutschen  das  gothische  Element  stärker 
als  im  Plattteutschen ;  doch  muss  ich  es  kundigem  Hän- 
den überlassen ;  diese  Ansicht  sprachlich  zu  erörtern.  Ver- 
muthlich  hatten  auch  die  gothischen  Völker  verschiedene  Dia- 
lecte  j  die  auf  die  sich  bildende  teutsche  Sprache  von  Ein- 
fluss  waren.  Ausserhalb  dem  eigentlichen  Teutschland  bil- 
deten sich  auf  ähnliche  Art  die  verwandten  Dialecte  des 
Vlämischen^  Holländischen^  Dänischen,  Schwedischen  u.  s.  w. 

Der  Dialect  im  südlichen  alemannischen  Germanien 
bildete  sich  bey  einer  lebenslustigen  Bevölkerung  früh  aus, 
durch  die  dortige  Hof-  und  Dichtersprache,  die  auch  bey 
den  Franken  Eingang  fand  und  grosse  Verbreitung  er- 
hielt, man  bezeichnete- sie  als  die  tiutsche  Zunge  oder 
lingua  iheudisca ,  im  Gegensatz  der  lingua  ehigehca  oder 
danica,  der  angelsächsischen  oder  englischen  (^später  platt- 
teutschen) Zunge.  In  den  longobardischen  Gesetzen  v. 
J.  643  soll  der  Name  lingua  iheudisca  zuerst  vorkom-^ 
men,  diese  wird  ferner  erwähnt  in  den  Capitularien  Lud- 
wigs des  Frommen,  als  lingua  iheodisca  (8t 9),  und  Carls 
des  Kahlen  als  lingua  iheudisca  CS^S)^  ^^^'^  ^^^r.  7%eii- 
discay  woher  wohl  unser  Wort  —  teutsch  —  mag  go- 
thischen Ursprünge»  seyn ,  von  t  h  i  u  d  a  herstammen ,  was 
Volk  im  Gothischen  heisst. 

Aus  dem  Alemannischen  bildete  sich  m,it  der  Zeit 
eine  allgemeine  Schriftsprache,  die  auch  Umgangssprache 
der  höhern  Zirkel  wurde,  diese  ist  es,  die  gewöhnlich 
als  eigentliche  —  hoch  teutsche  bezeichnet  wird.  Sie 
ist  in  ihrer  Reinheit  fast  nirgends  eigentliche  Volkssprache ; 
aber  sie  ist  die  Littcratursprache  für  alle  Teutsche,  denn 
in  den  eigentlichen  Volksdialecten  wird  fast  nichts  ge- 
druckt, kaum  etwas  geschrieben. 

Die  gothischen  Völker  traten  theils  wohl  als  eine 
erobernde  Armee  auf,  theils  in  einzelnen  Schaaren,  die 
sich  eindrängten  oder  zu  Hülfe  gerufen  wurden,  sie  bil- 
deten daher  anfangs  gar  keine  politische  Einheit,  sondern 


—  aee  — 

Im  Laufe  dßs  9.  Jahrb.  hatte  sich  die  teutsche 
Nationalität  durch  eigene  Sprache  und  vorzüglich  da-> 
durch  mit  begründet,  dass  sowohl  das  keltische  als  go- 
thischc  Heidenthum  durch  das  Christenthum  assimilirt  wa-> 
ren,  und  nun  bekam  sie  durch  eigene  Regenten  über  das 
ganze  Land  auch  ihre  politische  Wichtigkeit.  Alle 
alten  germanischen  Völkerschaften  waren  in  den  grossen 
Ilcrzogthümern  Sachsen,  Franken,  Bayern,  Schwaben, 
Lothrfngen,  Kärnthen  und  Ocstrcich  untergegangen,  nun 
verlosch  auch  der  Name  Germania  gänzlich.  Otto  I. 
(936)  nannte  sich  rex  Tetdonicarum,  wahrscheinlich  wohl, 
weil  die  Alemannen  gewöhnlich  Teutonici  hiessen.  Nun 
hat  sich  das  Germanenthum  und  das  Gothenthum  ganz  in 
das  teutsche  Wesen  umgestaltet,  das  sich  als  solches 
weiter. fortbildet.  Während  die  englische  und  französi- 
sche Nationalität  schon  früh  sich  consolidirten ,  blieb  die 
teutsche  Nationalität,  characterisirt  durch  Sprache 
und  Sitte,  politisch  zersplittert,  sucht  aber  jetzo  die  Einheit. 

Wie  der  Strom  gothischer  Völker  aufhörte ,  diese  sich 
immer  weiter  westlich  zogen,  folgte  diesem  ein  höchst 
zahlreicher  Nachtrab  von  slawischen  Völkern,  die 
aus  den  Gegenden  der  Weichsel,  des  Dniper  und  Don 
kamen ,  die  grosse  Theile  Germaniens  besetzten ,  die  Ge- 
genden bis  zur  Elbe,  Saale,  ganz  Schlesien,  Mähren, 
Böhmen  und. Franken,  besonders  die  Gegenden  um  die 
untere  Donau,  bis  zum  adria tischen  Meere,  die  mehr  in- 
dustrielle Ackerbauer -als  eigentliche  Krieger  gewesen  seyn 
dürften.  Ihrem  weitern  Vordringen  setzte  Carl  der  Grosse 
(804)  einen  Damm  entgegen;  aber  erst  durch  blutige 
300jährige  Kriege  kam  ein  grosser  Theil  des  frühern  Ger- 
maniens unter  teutsche  Herrschaft  zurück ,  wurde  teutseh. 
Bedeutende  Länderstrecken,  vorzüglich  Böhmen,  blieben 
im  Besitz  der  Slawen.  Während  Gothen  und  Germanen  sich 
zu  Teutschen  amalgamirten ,  hingen  die  Slawen  mit  unend- 
licher Zähigkeit  an  ihrer  Sprache,  es  bildete  sich  keine 
Mischsprache,  Slawen  und  Teutsche  standen  sich  stets 
scharf  gegenüber,  beide  Nationalitäten  sind  durch  das  Chri- 
stenthum nicht  verschmolzen.     Die  Slawen,  welche  Qer- 


manien  besetsten^  kamen  zwar  unter  totttaehc  Rogierun- 
gen  und  Fürsten,  hielten  aber  fest  an  ihrer  Sprache  und 
Nationalität,  die  jetzo  mit  Energie  aufzutreten  beginnt  und 
den  Teutschen  sehr  gef&hrlich  werden  kann. 

Skandinavien,  Scandinavia,  Scandia. 

Wie  ThL  I.  S.  86  —  93  und  St4  —  S36  gezeigt 
wurde,  ist  Dänemark,  wie  Schweden  und  Norwegen,  in 
den  südlichem  Theilen  ganz  überdeckt  mit  heidnischen 
Denkmalen,  Steinbauten,  mit  vorwaltenden  Hühnenbetten 
und  Kunstsachen,  die  alle  vollkommen  den  keltischen 
Alterthümern  in  Britannien,  Gallien  und  Germanien  glei-> 
chen,  besonders  mit  denen  übereinstimmen,  die  wir  da 
finden,  wo  Kelten  des  wälischen  Stammes  wohnten. 
Die  Skandinavier  hatten  daher  mit  den  Kelten  gleiche 
Sitten,  gleiche  Industrie,  wohl  gleichen  Cultus,  müssen 
wohl  zu  derselben  Nationalitat  gehört  haben.  Weil 
man  so  viele  grossartige  Steinbauten  findet,  so  viele 
schöne  Kunstsachen  von  Stein,  Bronce  und  Metall,  so 
viel  Gold,  so  muss  Skandinavien  eine  grosse,  industrielle 
und  reiche  Bevölkerung  gehabt  haben;  denn  rohe  Fischer- 
und Jägervölker  vermögen  weder  solche  Bauten  zu  er- 
richten, noch  solche  Kunstsachen  herzustellen.  Die  Be- 
wohner des  Nordens  werden  von  den  alten  Autoren 
stets  zu  den  Germanen  gerechnet;  sind  diese  keltischen 
Ursprunges,  so  werden  es    ene  auch  seyn. 

Das  heutige  Dänemark  bildete  ohne  Zweifel  den 
cimbrischen  Chersones,  das  Promontorium  Cimbrorum 
(Plin.  bist.  nat.  IV.  S7.),  hier  tag  wohl  das  eigentliche 
Cimbria,  aber  die  cimbrische  Conföderation  oder  Natio- 
nalität dürfte  viel  weiter  gereicht  haben ,  umfasste  wohl 
NioderteutscUand,  soweit  die  Hühnenbetten-Gruppe  reicht, 
wo  wälsche  Kelten  gewohnt  haben  mögen.  Plin.  IV. 
98.  sagt:  Zu  den  Ingaevones  gehören  die  Cimbri,  Teu- 
tones  und  Chauci,  zu  den  Istaevones  zunächst  dem 
Rheine  die  Cimbri  mediterranei,  die  also  im  Lande,  dem 
Rheine  zu  wohnten. 

Kefentein  Kelt.  Altcrtb.  IL  Bd.    II.  Ablli.  {4 


—    370    — 

Die  Cimbri  waren  es,  die,  wie  erwähnt,  wohl  zu 
Hülfe  gerufen  von  den  durch  die  Römer  bedrängten 
Kelten  in  Gallien  und  Italien,  im  Jahre  113  v.  Chr. 
ein  Heer  nach  dem  Süden  von  Europa  sendeten,  dessen 
Stärke  zu  300,000  Mann  angegeben  wird,  mit  15,000 
wohlgerüstcten  Reitern,  die  stählerne  Panzer,  Helme, 
Schilde  und  Schwerdtcr  hatten,  das  ohnmöglicli  allein 
aus  dem  jetzigen  Dänemark  gekommen  seynkann,  wenn 
es  auch  früher  bevölkerter  war,  als  -jctzo.  Es  ist  auch 
wahrscheinlich,  dass  bey  der  gallo -germanischen  Ex- 
pedition nach  Griechenland  281  v.  Chr.  und  nach  Italien 
390  v.  Chr.,  wo  Rom  eingenommen  wurde,  Cimbern 
wesentlich  betheiliget  waren. 

In  der  Zeit  um  Christi  Geburt  scheinen  die  Cim- 
bern keine  grosse  Bedeutung  gehabt  zu  haben,  denn  in 
den  Kriegen  der  Römer  gegen  die  Germanen  werden 
sie  nicht  genannt;  nach  Strabo  II.  §.  1.  schickten  sie 
eine  Gesandtschaft  an  Augustus  nach  Rom ,  um  Freund- 
schaft der  Römer  bittend;  Tacitus  §.  34.  erwähnt  sie 
als  einen  kleinen  Staat,  aber  gross  an  Ruhm,  dann  ver- 
schwindet der  Name  aus  der  Geschichte. 

Die  Suiones  oder  die  civitaics  Suionum  wohnten 
über  Dänemark,  im  heutigen  Norwegen  (dem  alten  Neri- 
gon)  und  Schweden;  von  ihnen  erzählt  Tacitus  §.  44: 
sie  hätten  eigends  geformte  Schiffe,  wären  sehr  mächtig 
zur  See,  wie  zu  Lande;  bey  ihnen  stehe  der  Reichthum 
in  grösster  Achtung,  es  regiere  nur  Einer,  aber  mit  un- 
umschränkter Macht;  Waffen  diirfe  das  Volk  nicht  fuh- 
ren, sondern  diese  würden  durch  Knechte  verwahrt,  weil 
der  Ozean  für  plötzliche  Ueberfalle  sichere,  und  Bewaflhete 
leicht  zügellos  werden;  des  Königs  Vortheil  ist,  die  Waf- 
fen keinem  Edlen  und  Freien  anzuvertrauen,  lieber  den 
Suiones  wohnen  die  Sitones,  die  von  einer  Königin 
regiert  werden.  Diesen  wenigen  Nachrichten  nach  schei- 
nen die  Suionen  ein  friedliches  und  reiches,  wohl  auch 
Handel  treibendes  Volk  gewesen  zu  seyn,  während  dio 
späterem  Bewohner  furchtbare   Seeräuber  waren.       Von 


—    371    — 

den  friedlichon  Suioncn  stammt  wahrscheinlieh  der  Name 
Sweden  her,    der  im  Galischen  Suain  heisst. 

Die  Cimbreu  und  Suionen  waren  aber  wahrschein- 
lich weder  die  einsigen  Urbewohner^  noch  die  ersten  Be- 
wohner von  Skandinavien.  Jetzo  noch  wohnen  hier  fin- 
nische Stämme^  in  Schweden  Lappen  genannt,  die 
in  den  nördlichen,  gebirgigen  Gegenden  (^von  64®  Breite 
an)  nomadisiren,  auch  von  Fischfang  leben,  nur  einzeln 
wohnen  sie  auch  mehr  südlich  unter  den  Schweden  und 
hoc^ist  verachtet.  Wahrscheinlich  haben  sie  hier  nicht 
allein  im  Alterthume  gewohnt,  sondern  sich  auch  viel  siid- 
lieber  bis  iiber  Dänemark  verbreitet.  •  Tacitus  $.46  erwähnt 
die  Fenni  als  eine  sehr  schmutzige  und  elende  Völker- 
schaft, ohne  von  ihrem  bestimmten  Wohnsitz  zu  reden, 
aber  wahrscheinlich  verstehet  er  hierunter  wirklich  fin- 
nische Stämme. 

Im  Laufe  der  ersten  Jahrhunderte  unserer  Zeitrech- 
nung drangen  nun  auch  in  diese  Länder  gothische 
Stämme,  vom  schwarzen  Meere  kommend,  die  sich 
vorzüglich  Äsen  genannt  zu  haben  scheinen,  wurden 
Herrn  derselben,  bemächtigten  sich  der  vorhandenen 
ScliüTe,  und  erscheinen  als  die  in  allen  Meeren  gefürchtet- 
sten  Seeräuber,  die  Nordmanni^  Dani,  Suethans^  Noro- 
ger  u.  s.  w.,  auf  die  wir  später,  bey  den  gothischen  Völ- 
kern zurückkommen  werden.  Die  unterjochte  keltische 
Bevölkerung  bildeten  die  Qutae,  Gutones,  auch  Jetten, 
Joten  genannt;  noch  jetzo  werden  die  alten  Grabhügel 
von  den  Dänen  als  Jettenstuben  bezeichnet.  In  Schwe- 
den occupirten  die  Gothen  vorzugsweise  den  südlichen 
Theil  des  Landes,  der  nun  Gautiod,  Gothenland,  Gothia 
biess  (jetzo  Gothland),  während  die  eingebornen  Suio- 
nen auf  den  nördlichem  Theil  beschränkt  wurden^  der 
Swealand  oder  Swithiod ,  —  Svedia  —  hiess;  erst  1161 
wurden  beide  Länder  unter  Einem  Könige  vereiniget. 

Diese  Länder  werden  spät  christlich ,  Schweden  und 
Norwegen  um  1000  ^  Dänemark  um  1030,  zum  Theil 
erst  später. 

«4» 


—    372    — 

In  Norwegen  tritt  875  Harald  Haar&gri  als  kräftiger 
Regent  auf,  der  die  einzelnen  Dynasten  unterwarf^  und 
viele  derselben,  hiermit  unzufrieden^  lassen  sich  in  Island 
nieder  y  bilden  hier  seit  900  einen  eigenen  Freistaat^  der 
1262  zum  Königreiche  Dänemark  kam. 

Wie  in  Germanien  wird  sicli  auch  in  Skandinavien 
das  gotlüsche  und  kellische  Klcmcnt  durchdrungen  haben, 
woraus  die  skandinavische  Nationalität  und 
Sprache  entstand.  Erstere  ist  zwar  der  teutschen  ver- 
wandt, aber  doch  eine  eigcnthuniHche,  die  der  teutsclien 
mehr  entgegen  als  mit  ihr  stand.  Die  skandinavische 
Sprache,  mit  ihren  unter  sich  sehr  verwandten  Zwei- 
gen, dem  Dänischen,  Schwedischen,  Norwegi- 
schen und  Isländischen,  gehört  zwar  in  den  Kreis 
der  teutschen  Sprache,  bildet  abpr  einen  eigenen  Dialect^ 
eine  eigene  Gruppe  derselben.  Worin  diese  Eigenthum- 
lichkeit  liegt,  welche  das  Skandinavische  so  wesentlich 
vom  Teutschicn  trennt,  ist  mir  unbekannt,  scheint  noch 
nicht  recht  ermittelt.  Sollte  vielleicht  ein  finnisches  Ele- 
ment auf  Sprache  und  Nationalität  von  Einfluss  gewesen 
seyn?  Hatten  vielleicht  die  Gothcn,  die  sich  in  Skan- 
dinavien niederliessen ,  einen  eigenen  Dialect,  waren  sie 
in  etwas  slawisirt,  da  sie  längere  Zeit  slawische  Länder 
durchzogen  haben  werden,  ehe  sie  Skandinavien  erreich- 
ten^ Ich  sollte  glauben,  dass  besonders  im  Isländischen 
das  Gothischc  mehr  vor\valten  möchte  ,  als  in  den  andern 
Zweigen  der  teutschen  Sprache,  weil  die  norwegischen 
Dynasten,  die  nach  Island  zogen,  gothischen  Stammes 
gewesen  zu  seyn  scheinen,  was  freilich  auch  nicht  con- 
statirt  ist.  Auch  das  Isländische  scheint  ein  bedeuten- 
des keltisches  Element  zu  haben,  wie  aus  einer  Aeusse- 
rung  des  Herrn  Professors  Leo  (Ferienschriften ,  Pg.  80.) 
hervorgehet,  die  ich  ihres  interessanten  Inhaltes  wegen 
hier  abzuschreiben  mir  erlaube.  Es  heissthier:  ^, Merk- 
würdig ist,  wie  eine  Menge  nordischer  dichterischer  Be- 
zeichnungen der  menschlichen  GUeder  keltisch  sind^  s.  B, 
im  Altnordischen  kollr  der  Kopf,  coli  (Gl.)  col  (W.);  — 
niund  die  Hand,  muned^  mun  (W.);  —  lamdieHand^ 


~    373    - 

lamh  (Gl.)>  law  (W.);  —  kalfi  die  Wade,  calpa  (Gl); 
—  kiannr  der  Kopf^  ceann  (Gl.);  —  hlust  das  Ohr, 
clust  (W.);  duas  (Gl.);  —  grön  der  Bart,  greann 
(Gl.)  u.  8.  w.  Auch  nach  andern  Seiten  lassen  sich  eine 
Menge  keltischer  Wörter  in  der  Dichtersprache  des  Nor- 
dens, nachweisen.  Diese,  und  die  eigenthümliche,  den 
alten  irischen  und  wälschen  Bardenregeln  ganz  analoge 
Ausbildung  von  Versen  y  die  nach  Accentsilben  gemessen, 
und  durch  das  IneinandcrgreiFen  der  Alliteration  und  des 
inneren  Reimes  gebunden  sind ,  machen  einen  Zusammen- 
hang der  nordischen  Dichter  mit  keltischen  Bardenschulen 
mehr  als  wahrscheinlich ,  wozu ,  wenn  nicht  frühere  Be- 
gegnungen, dann  sicherlich  das  jahrhundertlange  Eingebür- 
gertseyn  skandinavischer  Niederlassungen  in  Irland  und 
auf  der  Insel  Man  die  Brücke  leicht  bieten  konnte ,  da  die 
anerkannte  Meisterhafligkeit  der  Irländer  in  Harfenspiel 
und*  Gesang  nothwendig  impouiren  und  zur  Nacheiferung 
Eintreiben  musste.^^ 

Meiner  unvorgreiflichen  Ansicht  nach  ist  es  gar 
nicht  nöthig,  die  Anklänge,  die  wir  in  den  alten  nordischen 
Dichtern  an  das  Keltenthum  finden,  von  fremden,  irischen 
oder  brittischen  Barden  herzuleiten,  mir  scheint  es  viel- 
mehr, dass  die  Cimbri  und  überhaupt  die  Einwohner  Skan- 
dinaviens in  alter  Zeit,  Kelten  des  wälschen  Stammes 
waren  y  die  mit  den  brittischen  auf  gleicher  Culturstufe 
standen,  wie  schon  die  AUerthümer  lehren.  War  diess 
der  Fall,  so  hatten  die  Skandinavier  so  gut  ihre  Barden 
als  die  Britten,  und  diese  setzten  sich  in  den  nordischen 
Skalden  oder  Sängern  fort,  die  aber  nicht  mehr  in  der 
keltischen,  sondern  in  der  umgebildeten  alt -nordischen 
Sprache  ihre  Dichtungen  vortrugen,  in  denen  Keltisches 
und  Gothisches ,  Heidnisches  und  Christliches  sich  mischte. 

Auch  das  Isländische  wird  keine  reine  Ursprache, 
sondern  wohl  eine  Mischsprache  seyn ;  wie  sie  sich  theils 
zum  Keltischen,  theils  zum  Gothischen  verhält,  specieller 
und  sprachlich  zu  ermitteln,  dürfte  von  grossem  wis- 
senschaftlichem Interesse  seyn. 

\ 


—    374    — 

f.   Das  südöstliche  Germanien,  Helveiia,  Vin- 
dclicia,    Rhactia,    Noricum. 

Um  die  Quellen  des  Rheines  und  der  Donau  y  so  wie 
längs  der  ohem  Donau  bis  Pannonia  wohnten ,  in  den 
meist  gebirgigen  Gegenden ,  viele  Völkerschaften,  welche 
sich  in  grössere  Confoderationen  vereinigten,  aus  denen 
später  Provinzen  entstanden.  Diese  Gegend  an  der  ober» 
Donau  bildete  das  eigentliche  Kcltika  der  altem  griechi- 
schen Schriftsteller,  die  Einwohner  waren  daher  Kelten, 
später  rechnete  man  das  Land  zu  Germanien,  die  Ein- 
wohner waren  nun  Germanen,  in  folgender  Zeit  wurden 
sie.Teutsche. 

Um  den  Ursprung  des  Rheines,  auch  links  und 
rechts  des  obern  Rheines  bluhete  in  alter  Zeit  die  Cou- 
föderation  der  Helvetier  in  der  Schweiz,  zum  Theil 
auch  in  dem  angrenzenden  Theile  von  Frankreich  -  und 
Teutschland.  Bey  der  Invasion  der  Cimbern  schlössen 
sie  sich  im  Jahre  100  v.  Chr.  denselben  gegen  Rom  an, 
doch  ohne  Erfolg,  da  jene  geschlagen  wurden.  Im  Jahre 
56  V.  Chr.  wollte,  nach  römischen  Berichten,  die  ganze 
Conföderation  263,000  Menschen  nach  sudlichen  Gegen- 
den auswandern,  vielleicht  in  feindlicher  Absicht  gegen 
Rom  *,  der  römische  General  Caesar  liess  es  nicht  zu ,  be- 
siegte sie ,  sandte  sie  wieder  in  ihre  Ileimath ,  und  bald 
(^50  V.  Chr.}  kamen  sie  unter  römische  Ilerrschafl,  iiiir- 
den  theils  mit  Gallia  lugdunensis,  theils  mit  Rhaetia 
verbunden. 

Die  Schweiz  ist  sehr  reich  an  alten  Gräbern,  Stein- 
monumenten  und  Kunstsachen,  wie  besonders  neuerlichst 
dargelegt  ist  in  den  Mittheilungen  der  Zürcher  Alter- 
thumsgesellschaft  I  und  III,  die  theils  aus  sehr  alter  Zeit 
stammen,  theils  aus  der  Periode,  \to  das  Heidenthum  in 
das  Christenthum  überging.  Alle  diese  Alterthümer  glei- 
chen denen  in  Gallien  und  Britannien,  können  nur  für  kel- 
tische angesprochen  werden.  Die  Ilelvetii  werden  von 
den  Autoren  mehrmals  eine  getis  gallica  genannt,  waren 
zum  Theil  wirklich  Gallier,    indem  der  grösste  Theil  von 


—    315    -^ 

ihnen  zu  Gallien  geschlagen  wurde;  zum  Theil  wurden 
sie  auch  als  Germanen  belrachtei^  deren  Land  zu  Ger« 
manien  geh&rte.  Die  Sprache  der  Uelvetier  war  gewiss 
die  gallische,  d.i.  die  keltische,  wie  manjeizo  sehr  all- 
gemein annimmt.  Ilelveücn  hatte  viele  Städte,  wieOcto- 
dunis  (^Martinach),  Tarnaja  (St.  Uoritz  in  Wallis),  Penne- 
lucos  (Villeneuve) ,  Lausonia  (Lausanne),  Novidunum 
(Nion),  Minnoduuum  (Moudon),  Urba  (Orbe),  Eburoduaum 
(Yverdun),  Ariolica  (Poiitarlier)',  Aventicum  (Avanche)^ 
Salodurum  (Solothurn),  Vindoiüssa  (Windisch)  u.  6.  w., 
deren  Namen  nicht  teutsch ,  sondern  keltisch  klingen. 

Gothisclie  Schaaren,  Anfangs  von  den  Germanen 
vielleicht  als  Ilülfstruppcn  im  markomannischen  Kriege 
gegen  die  Römer  gerufeu,  treten  aNmählig  in  grossem 
Hassen  und  erobernd  auf.  Die  Alemanni  breiten  aich  seit 
etwa  tl4  am  rechten  Rheinufer  aus,  setzen  hier  den 
Kampf  der  Sucven  gegen  die  Römer  mit  abwechselndem 
Gluck  fort;  aber  um  380  gehen  die  Alemannen  dauernd 
über  den  Rhein ,  setzen  sich  in  Elsass  und  der  Schweiz 
fest,  wo  nun  die  gothischen  Krieger  Landgüter  werden 
erhalten  haben,  und  als  Dynasten  endlich  als  feudaler  Adel 
werden  aufgetreten  scyn,  während  das  eigentliche.  Volk^ 
der  Bauer  und  Bürger,  keltisch  bliebe  von  diesen  Verhält- 
nissen \vohl  Anfangs  Weniger  als  in  späterer  Zeit  berührt 
w^urde.  Später  drangen  andere  gothisclie  Volker  ein,  wie 
die  Burgundiones^  die  aber  mehr  durchzogen,  als  sess- 
haft  blieben. 

Die  Grundbcvölkefung  in  der  Schweiz,  im  Elsass 
links  des  Rheines  und  im  germanischen  Suevia  gehörte  ei- 
ner gleichen  keltischen  Nationalität,  die  ohngeachtet  aller 
Kriege  stets  dieselbe  blieb ,  in  diese  nistete  sich  eine  go-> 
thische  Nationalität  ein,  die  man  als  Alemannen  bezeich- 
net, welche  eine  Kriegerkaste,  später  einen  bevorzugten 
Adel  bildete ;  indem  in  jenen  Gegenden  gleiche  Elemente 
als  in  Germanien  durch  das  Christenthum  und  die  Noth- 
wendigkeit  sich  einander  verständlich  zu  machen,  amal- 
gamirt  wurden,  entstanden  darauil  ähnliche  Volks -Idiome, 
aus  denen  sich  durch  den  Mund  der  Sänger  eine  herr- 


—    576    — 

Behende  Dichtersprache  — -  die  alemannische  —  entwickelte^ 
die  von  der  Schweiz  bis  zum  untern  Rheine  herrschend 
wurde.  Die  Teutschen  werden  die  teutsche  Sprache  we- 
der in  die  Schweiz  noch  nach  dem  Eisass  gebracht  haben, 
sondern  diese  hat  sich,  wo  sie  herrschte,  überall  Vbn 
selbst  aus  den  vorhandenen  Elemcnien  entwickelt.  In 
manche  Gegenden  der  Schweiz,  wie  nach  Graubündten, 
mögen  gothische  Stamme  nicht  gedrungen  seyn,  hier  bil- 
dete sich  nicht  die  teutsche  Sprache,  sondern  die  keltische 
modificirte  sich  nach  Art  des  romanze,  und  hier  wird  noch 
churwä lisch  gesprochen. 

ü  h  a  e  t  i  a  begriff  unser  Tyrol ,  Voralberg  und  einen 
Theil  der  Schweiz ,  erstreckte  sich  wohl  bis  zur  Donau, 
es  zerfiel  in  eine  Menge  einzelne  Volkerschaften ,  wie  die 
Brixanti,  (bey  Brixen  und  Bregenz),  Suanlti,  Higusci, 
Caluconi,  Vinoni  (Venssgauer),  die  Tridentini  (umTrient), 
die  als  Gallier  oder  Kelten  bezeichnet  werden,  die  Fel« 
trini,  Bclunenses,  die  Euganei  u.  s.  w.  Diese  tapfem 
Gebirgsvölker  griffen  früh,'  wie  bereits  erwähnt,  in  die 
Verhältnisse  Italiens  einj  schon  etwa  1000  v.  Chr.  zo- 
gen sie  durch  Ober -Italien  gegen  die  Tyrrhener  oder  Tus- 
ker,  unterwarfen  sich  dieselben^  und  amalgamirten  sich  mi( 
ihnen  zu  d^n  berühmtQu  EJtruskcrn,  die  wohl  lange  Be- 
ziehungen behielten  mit  den  Haseni  in  Rhaetia,  die  sich 
noch  jctzo  in  Uebcreinstimmung  von  Ortsnamen  und  in 
der  Sprache  zeigen  sollen.  Nachdem  die  Römer  ISS  v, 
Chr.  Ober -Italien  oder  Gallia  cisalpina  bezwungen  hat- 
ten, wurden  sie  Nachbarn  von  Rhaetia,  aber  die  Be-r 
9iwingung  dieser  Volker  mag  nicht  leicht  gewesen  seyn, 
erst  etwa  9  n.  Chr.  wurden  sie  Herrn  des  L(^ndes ,  mach-r 
tcn  es  zur  römischen  Provinz. 

Die  Einwohnerschaft  von  Rhaetien  kann  wohl  nur 
keltischen  Ursprunges  gewesen  seyn,  theils  weil  rund 
herum  nur  keltische  Völker  wohnten ,  theils  wegen  ihrer 
Beziehungen  zu  Etrurion ,  und  die  keltische  Sprache  wird 
wie  in  allen  benachbarten  Ländern  geherrscht  haben.  Die 
Städte,  welche  Ptolemaous  in  Rhaetia  anfiihrt,  sindobea 


—    87t    — 

S.  184  erwähnt^   mehr  noch  kennen  die  spätem  römischen 
Itinerarien^  ihre  Namen  klingen  gar  nicht  teutsch. 

Gothische  Völker  brachen  zwar  im  Laufe  des  4.  Jahr- 
hunderts mehrmals  ein,  aber  die  römischen  Linien  wur- 
den hier  ziemlich  gewahrt;  als  aber  476  das  römische 
Kaiserreich  zusammenbrach,  kam  auch  Rhaetia  unter  die 
Herrschaft  der  Gothen,  zuerst  unter  Odoacer,  der  476 
die  Heruler  nach  Italien  führte^  dann  489  unter  Theo- 
dorich und  die  Ostgothen.  Nun  erhielten  hier  seit  496 
viele  Alemannen  Wohnsitze ,  die  allmählig  als  dynastischer 
Adel  auftraten;  536  kam  das  Land  bis  an  den  Lech,  spä- 
ter ganz  zu  dem  fränkischen  Reiche;  es  war  in  eine 
Menge  weltliche  und  geistliche  Dynastien  zerspalten  ^  die 
zu  Ende  des  13.  Jahrhunderts  in  die  Grafschaft  Tsrrol  ver- 
einigt wurden ,  welche  1 363  an  Oesterreich  kam. 

In  dem  nördlichem  Theile  Tyrols,  der  dieselben  Ele- 
mente als  die  Schweiz  hatte  ^  bildete  sich  die  teutsche 
Sprache,  der  sudlichere  Theil  unterlag  den  italienischen 
Elementen,  nahm  die  italienische  Sprache  an.  Der  Ein- 
fluss  der  Gothen  dürfte  in  den  hohen  Gebirgen  von  Tyrol 
schwächer  gewesen  seyn,  als  in  den  flachem  Gegenden 
von  Teutschland ,  und  die  Tyroler  dürften  in  ihrer  breiten 
Sprache  und  hübschen ,  bunten  Tracht  wohl  den  alten  Kel- 
ten näher  stehen,  als  die  meisten  teutschen  Völker,  was 
in  sprachlicher  Hinsicht  zu  begründen  von  grossem  In- 
teresse seyn  würde. 

V  i  n  d  e  1  i  c  i  a  begriff  Alt  -  Bayern  zwischen  Tyrol  und 
der  Donau,  von  Passau  (Baiava  casira)  bis  zur  Hier  und 
Kempten ,  wozu  noch  später  das  südliche  Würtemberg  und 
ein  Theil  von  Baden  bis  über  den  Bodensee  kam.  Unter 
der  Clientel  der  Vindelici  wohnten  hier  mehrere  Völker- 
schaften, wie  die  »Consuanetes ,  Rucinates,  Catenates, 
Licates  (am  Lech},  die  von  eigenen  Fürsten  regiert  wur- 
den, über  deren  innere  Geschichte  wir  nicht  unterrichtet 
sind.  Wie  im  Jahre  12  v.  Chr.  die  Bojer  in  Böhmen  von 
den  Markomannen  besiegt  wurden,  zogen  viele  Bojer 
nach  Vindelicia.      Mit  Rhaetia  kam  das  Land  unter  rö- 


—    818    — 

Dische  Herrschaft^    wurde  die  Pi;pvinz  Hliaetia  secunda, 
welche  die  nördlichem,  flacheren  Gegenden  umfasste. 

Diese  Vindelicier  wohnten  an  der  obern  Donau,  also 
in  dem  eigentlichen  Keltika  der  alten  Griechen^   wurden 
im  grauesten  Alterthume  als  eigentliche  Kelten  angespro- 
chen ,  auch  zur  Römerzeit  liiessen  die  Legionen  von  hier 
die  keltischen.      Gleichwohl  wurde  von  den  Römern  das 
Land    zu  Germanien,   die  Einwohnerschaft   zu  den  Ger- 
manen gerechnet,  nie  aber  als  eine  eigene,  von  der  kel- 
tischen   verschiedene   Nationalitat   betrachtet,   eben  weil 
die  Germanen  so  gut  Kelten  waren,   als  die  Gallier  und 
Italier.     Für  den  keltischen  Ursprung  der  Vindelicier  ha- 
ben sich  auch  neuerlich   mehrere  Schriftsteller   entschie- 
den, wie  Zeuss,  Diefenbach  (celtica  II.  1 37.),  Schafarik 
(slawische  Alterthümer  I.  Pag.  32.)  und  Andere.     Waren 
aber  die  Vindelicier  Kelten,    so  waren    es    gewiss   auch 
die  übrigen  Germanen.     Dieses  Vindelicia  wird  ein  sehr 
blühendes  Land   gewesen  scyn,    hatte   berühmte   Städte, 
die  keine  teutsche,  sondern  keltische  Namen  tragen ,  wie 
Bojodurum  oder  Beodurum  (Passau),  Dumasia  (Augusta 
Vindelicorum,  Augsburg),  Abudicum  (Epfuach),  Campo- 
dunum  (Kempten)  u.  s.  w.     Das  Land  ist  ausserordent- 
lich reich  an  heidnischen  Gräbern  und  Alterthümern ,  die 
aufReichthum  und  grosse  Industrie  hinweisen,  die  theils 
aus    sehr   alter  Zeit  stammen,    theils  aus   der  Zeit,   wo 
sich  das  Heidenthum  in  das  Christenthum  umbildete  \  ganz 
gleiche  Alterthümer  wie  rechts  der  Donau  in  Vindelicien 
finden  sich  auch  links   des  Flusses  und  im  übrigen  Ger- 
manien; daher  die  Vindelicier  gewiss  derselben  Nationa- 
lität angehörten,  als  diQ  Germaui  überhaupt. 

Die  Donau  bildete  hier  die  Grenze  des  römischen 
Reiches,  und  das  Land  vor  derselben  wurde  besonders 
unter  dem  Kaiser  Hadrian  117 — 138  n.  Chr.  und  von 
Probus  sehr  verwallt  und  vertheidigt;  erst  im  5.  Jahrh. 
gelang  es  den  gothischen  Völkern  die  Befestigungen  zu 
erstürmen,  besonders  siegen  die  Ostgothen  nach  Italien, 
die  hier  unter  Theodorich  ein  grosses  Reich  stifteten,  zu 
dem  auch  Vindelicia  gehörte,  die  Gegend   bis  zum  Lech 


—     an- 
scheint voD  AlematiDen  beset&t  zu  scjn^  und  kam  536 
in  dio  Gewalt  der  Franken^  bald  breitete  dich  das  Chri«- 
stenthum  aus,  und   schon  590  wurde  Augsburg  ein  Bisr 
thom^  714  Würzburg  und  Eicbstaedt. 

Nach  Böhmen,  wo  die  keltischen  Boji  wobnien^  wohl 
auch  zu  den  Boji,  die  in  Vindelicia  sassen,  warea  die 
gothischen  Warini  gedrungen ,  und  diese  Bojowarioi  oder 
Bojoarü  (woher  Bayern)  wurden  Herrn  des  Laados  bis 
zum  Lech ;  ihr  Land  grenzte  eines  Theils  an  JSueviii,  aor 
dem  Theils  an  Pannonia,  reichte  bis  nach  Italien,  Um  da^ 
Jahr  554  wird  der  bojoarischc  Fürst  Garivaldus  und  5S5 
der  Dux  Tassilo  als  fränkischer  Vasall  genannt^  mit  wels- 
chem die  Geschichte  von  Bayern  —  Bojoaria  —  beginnt 
mit  der  vollständigsten  Rcgentenfolge  bis  jetüo.  Zu  Bayecii 
gehörte  anfataglich  auch  Kärnthen  und  Oestreich.  Durdi 
die  Amalgamation  der  keltischen  Vindelicier  mit  den  gi^ 
tlüschcn  Alemannen  und  Warinern  wird  sidi  das  teutsche 
Wesen,  die  bayersche  Sprache  und  Nationalität  gebildet 
haben.  Der  Hauptort  Augusta  Vind^ieorain  seheint  aidi 
bey  den  Stürmen  der  Zeit  als  eigne  civitas  ziemlich  frei 
erhalten  zu  haben ^  erkannte  die  Hoheit  der  Sueven ,  dann 
der  Franken,  fuhrt  bald  nach  Carl  dem  Grossen  den  Ni^ 
men  Augsburg. 

Noricum  begriff  das  Land  rechts  der  Donau  vop 
Innflusso  und  Passau  bis  zum  Wienerwalde  ohnweit  Wien, 
südlich  bis  über  die  Drau  hinaus,  daher  das  heutige  Yof^- 
der- Oestreich,  Salzburg,  Steiermark,  Kärnthen  und  einen 
Theil  von  Krain.  Hier  wohnten  verschiedene,  offenbar 
keltische  Völkerschaften ,  wie  die  Tau ri sei  (deren  Na- 
men herkommen  wird  von  twr  d.  i.  hoher  Berg  im  Kel- 
tischen ,  woher  noch  jetzo  in  den  östreichschen  Alpen  die 
Gebirgshöhen  —  Tauren  genannt  werden),  die  ab<4  von 
den  Römern  Norici  genannt  wurden,  wohl  von  der  Haupt- 
stadt Norcji,  welche,  als  Bundesgenossen  der  Boji  in  (M»er- 
Italien,  in  den  Kriegen  gegen  die  Römer  genannt  W6|^- 
den;  die  Sewakes,  Alauni  oder  Halauni  (bey  Berch- 
tesgaden ,  •  wohl  die  dortigen  Halloren  oder  Salzsiodcpr, 
van  hal   im  Keltischen  4^8. Salz).,  die  Ambridapi  ü^^ 


—    S80    — 

Steiermark),  die  Carni  oder  Carnikes  (die  ihren  Na- 
men vom  keltischen  cam  d.  i.  Fels ,  Gebirge  haben)  and 
andere  auch  illyrische  Völker. 

Von  der  innern  Geschichte  des  Landes  ist  uns  iast 
nichts  bekannt;  die  dortigen  Völker  lebten  unter  ihrer 
eignen  keltischen  Regierung ,  traten  feindlich  gegen  die 
Römer  auf,  die  das  Land  eroberten,  es  aber  erst  im  Jahre 
16  n.  Chr.  zu  der  römischen  Provinz  Noricum  machten, 
welche  ihr  keltisches  Wesen  behielt,  später  in  ein  No- 
ricum ripense  (der  nördlichere  Theil  längs  der  Donau) 
und  meditenraneum  zerfiel.  Die  von  Ptolemaeos  erwähn- 
ten Städte  sind  oben  Fg.  184  angeführt,  doch  erwäliuen 
die  römischen  Autoren  auch  andere,  wie  Viamiomia 
oder  Vindobona,  das  heutige  Wien;  überhaupt  gab  es 
hier  viele  Städte,  deren  Namen  keltisch  klingen,  und  es 
wird  nicht  in  Abrede  zu  stellen  seyn,  dass  die  Einwoh- 
ner der  keltischen  Nationalität  angehörten ,  kekisch  spra- 
chen, wie  Jiuch  Strabo  und  Plinius  ausdrücklich  erwäh- 
nen, was  auch  die  AI terthümer  bekunden,  die  Gräber  und 
Kunstsachen,  die  den  keltischen  vollkommen  gleichen. 

Die  Norici  bildeten  ein  reiches  und  industrielles  Volk, 
führten  seit  den  ältesten  Zeiten  einen  sehr  wichtigen  Berg- 
bau, der  selbst  ausgedehnter  war,  als  in  jetziger  Zeit 
In  der  Salzach,  im  Inn,  selbst  in  der  Donau  gab  es 
grosse  Goldwäschen,  die  seit  der  teutschen  Zeit  nicht 
mehr  betrieben  werden;  Gold  und  andere  Metalle  wurden 
an  vielen  Punkten  in  den  Alpen  gewonnen,  die  nur  zum 
kleinen  Theil  noch  jetzo  bebauet  werden;  aber  viele  al- 
te Halden  bekunden  den  Bergbau  der  alten  Völker.  Von 
sehr  grosser  Goldgewinnung  der  Taurisker  bey  AquUeja 
spricht  Strabo  ausführhch,  von  der  jetzo  keine  Spur  mehr 
vorhanden  ist.  Wenn  auch  der  vwQoxp  %aXxQq^  aus  wel- 
chem nach  Homer  der  Panzer  des  Agamemnon  bestand, 
sich  nicht  auf  norischen  Stahl  beziehet,  so  war  dieser 
doch  seit  ältester  Zeit  berühmt,  wird  von  den  römischen 
Autoren  oft  erwähnt,  wurde  von  jeher  dut'ch  keltische 
Industrie  gewonnen ,  die  ihn  auch  an  die  römischen  Waf- 
fenfabriken lieferte.     Ohne  Zweifel  kam   dieser  norische 


-  aei  — 

Stahl  ans  dem  uralten  Bergbaqe  des  Innerberges  in  Steier- 
mark^ der  noch  jetso  die  reichste  Anabeute  giebt,  auch 
jetzoy  wie  ehemals  ^  Italien  mit  Stahl  und  Waffen  ver- 
sieht. Auf  den  uralten  Betrieb  der  Salinen  im  jetzigen 
östreichschen  Salzkammergute  ^  besonders  bey  Hallein  (ein 
offenbar  keltischer  Name}  deutet  die  Völkerschaft  der  Ha- 
launen ,  welche  ganz  an  die  Halloren  in  Halle  erinnert, 
die  keltischen  Ursprunges  sind,  auch  sprechen  dafür  die 
häufigen  keltischen  Alterthümer  jener  Gegend. 

Das  von  eignen  Fürsten  regierte  Land  kam  erst  un- 
ter Augustus,  9  n.  Chr.  unter  römische  Herrschaft,  als  die 
Provinz  Noricum,  die  ihr  keltisches  Wesen  behielt  und 
gegen  die  Einfalle  der  später  anrückenden  Gotlien  mög- 
lichst geschützt  wurde.  Erst  als  476  die  Macht  Roms 
gänzlich  zertrümmert  war,  zogen  dauernd  auch  hier  go- 
thische  Schaaren  ein,  wie  die  Rugii,  unter  deren  Herr- 
schaft das  Land  auch  Rugiland  genannt  wird,  dann  die 
Ostgothen,  und  Noricum  gehörte  nun  zu  dem  ostgothi- 
schen  Reiche  unter  Theodorich;  540  gehen  die  christ- 
lich gewordenen  Lougobarden,  gedrängt  von  den  Awaren, 
nach  Noricum,  stiften  das  Herzogthum  Friaul  (forum 
Julii),  mit  der  Hauptstadt  Udine,  zu  dem  Noricum  nun 
gehört,  und  seit  dieser  Zeit  vorzüglich  dürften  sich  Qo- 
thcn  angesiedelt  und  den  Adel  gebildet  haben.  Aus  der 
Vermischung  des  Gothischen  und  des  Keltischen  wird 
sich  auch  hier  allmählig  die  teutsche  Sprache  in  ihrem 
eigentliümlichem  Dialecte  gebildet  haben« 

Ausser  Hunnen,  Awaren  und  andern  Völkern,  die 
hier  temporäre  Eroberungen  machten,  erscheinen  im  6. 
Jalirh.  besonders  seit  55Ö  slawische  Völker  aus  dem  In- 
nern Sarmatiens,  die  sich  hier  strichweise  als  fleissige 
Ackerbauer  und  Bergleute  niederliessen,  bis  nach  Salz- 
burg und  Tyrol  drangen ,  hier  aber  entnationalisirt  wur- 
den, während  noch  jetzo  in  Krain  die  Hauptbevölkerung 
slawisch  ist,  die  mit  grosser  Zähigkeit  an  ihrer  Sprache 
hängt,  nicht  teutsch  geworden  ist,  sich  nationeil  den  be- 
nachbarten illyrischen  Slawen  anschliesst. 


—    ä82    — 

Nach  Besiegung  der  Awaren  791  wurde  hier  eine 
dstliehe  Mark  gebildet,  aus  welcher  Oestreich  hervorging, 
dessen  Macht  sich  allmählig  sehr  erweiterte. 

g.     Pannonia. 

Pannonia,  rechts  der  Donau,  zwischen  dem  Wie- 
nerwalde, der  Donau  und  Sau,  begriff  einen  Theil  von 
Oestreich ,  von  Ungarn  (von  der  östrcichschen  Grenze  bis 
Ofen),  von  Steiermark,  Croatien ,  Slavonien  und  Bosnien ; 
die  Einwohnerschaft  dieser  im  AUerthume  sehr  blühenden 
Donauländer  gehörte  der  keltischen  Nationalität  an,  wird 
von  Strabo  zu  den  Kelten  gezählt,  auch  wohnten  hier  kel- 
tische Boji.  Die  Pannonii  hatten  ihre  Wohnsitze  zwi- 
schen der  Drau  und  Sau,  waren  wie  die  benachbarten 
Paeones  ein  illyrisches  (keltisches)  Volk,  das  %00,000 
Mann  ins  Feld  stellen  konnte;  sehr  verbreitet  waren  aucl^ 
die  Scordisci,  eigentlich  ein  illyrisches  Volk,  das  von 
den  Autoren  häufig  auch  ein  gallisches  genannt  wird,  das 
sich  weit  verbreitete ,  bis  gegen  Thrazien,  und  durch  einen 
Theil  von  Illyrien. 

Von  der  inneren  alten  Geschichte  Pannoiiiens  wis- 
sen wir  wenig,  sie  hängt  wohl  sehr  innig  mit  der  von 
Illyrien  zusammen ;  Pannonien  und  Illyrien  theilten  ziem- 
lich gleiche  Schicksale. 

Das  keltische  Pannonien  wird  nach  langen  Kriegen 
um  33  n.  Chr.  römische  Provinz,  behielt  aber  sein  kel- 
tisches^ volksthümliches  Wesen,  mag  aber  zeitweise  in 
den  fast  fortwährenden  Kriegen  der  benachbarten  gorma- 
nischen Markomannen  und  Quaden  gegen  die  Römer  Wel 
gelitten  haben.  Seit  etwa  *70  dringen  gothische  Völ- 
ker ein,  wie  die  Vandalen,  die  in  römischen  Sold 
traten,  die  Gepiden  (400),  Longobarden,  Hern- 
ie r ,  O  s  t  g  o  t  h  e  n  u.  s.  w.,  die  theils  zeitweise,  theils  dauernd 
sich  festsetzten ,  später  meist  weiter  zogen ,  die  keltische 
Nationalität  schon  sehr  erschütterten.  Um  488  hörte  hier 
jede  Spur  der  römischen  Macht  auf,  aber  schon  447  trat 
Valentinii^n  III.  das  Land  an  den  oströmischön  Kaiser  Theo- 


dosius  II.  ab^  der  es  bald  den  Hnnnen  ehnr&Qttta,  die  ee 
wieder  den  Ostgothen  überliessen ,  489  von  hier  meist  nach 
lulien  ziehen.  Bald  folgen,  besonders  im  Lknfe  des  6« 
Jahrb.,  grosse  Zöge  von  Slawen  ans  Sarmaiien,  die  in 
den  meist  verwüsteten  Gegenden  als  fleissige  Ackerbauer 
Wohnsitze  nehmen  nnd  fest  an  ihrer  Nationalität  halten. 
Finnische  und  türkische  Stämme  erobern  und  verwüsten 
das  Land,  besonders  Bulgaren,  Chazare n und  A wa- 
ren, die  auch  weiter  griffen,  bis  sie  Carl  der  Qrossc  an  der 
Raab  791  zurückschlug,  und  Markgrafen  zum  Schutze 
dieser  östlichen  Mark,  der  Marchia  avaritiae  oder 
Osterichi  einsetzte,  woraus  in  Folge  der  Zeit,  der  Name 
Oestreich  und  die  östreichsche  Monarchie  entstand.  Seit 
etwa  894  erscheinen  Ungarn  oder  finnische  Magyaren^ 
erobern  Dacia  und  das  Stück  von  Pannonien  zwischen 
der  Donau,  Drau  und  dcrLeitha,  was  jetzo  noch  zu  Un- 
garn gehört.  Von  hier  machten  die  Magyaren  grosse  Heer- 
zuge nach  Deutschland ,  Frankreich,  Constantinopel  o.  s.  w., 
die  um  das  Jalir  1000  enden,  wo  sie  das  Christenthum 
annehmen.  *  ^ 

Durch  die  Eroberungen  und  Verheerungen  der  Qo- 
thcn,  Hunnen,  Bulgaren,  wie  anderer  finnischer  und  tür- 
kischer Völker,  ist  allmählig  die  ursprüngliche  keltische 
Einwohnerschaft  Pannoniens  fast  ganz  vernichtet;  als  Reste 
derselben  erscheinen  die  Wlachen,  die  theils  als  Hir- 
ten in  den  Gebirgen,  theils  als  industrielle  Handwerker 
leben,  in  ihren  Bergen  bildeten  sie  firüher  einen  eigenen 
freien  Staat ,  der  sich  seit  Stephan  dem  Heiligen  (um  1 000) 
mit  Ungarn  verband ;  in  der  jetzigen  Zeit  beginnt  sich  auch 
diese  wlachische  Nationalität  zu  regen ,  und  schliesst  sich 
an  die  der  Sachsen  in  Siebenbürgen  an.  Zu  den  Teut-» 
sehen ,  die  aus  der  Vermischung  von  Kelten  und  Gothen 
hervorgegangen  scyn  mögen ,  werden  dieSteiermärker 
gehören ;  die  Teutschen  in  Ungarn  und  Siebonbürgen  sind 
eingewandert.  Die  Magyaren  sind  das  herrschende,  wenn 
auch  nicht  das  zahlreichste  Volk  in  Ungarn,  den  privi- 
legirten  Adel  bildend ,  halten  fest  an  ihrer  Nationalitfct  und 
Sprache,  bilden  eiife  wichtige  Schranke  gegen  die  allge- 


—    884    — 

meine  Verbreitung  des  Slawenthums.  Die  Slawen  bil- 
den jetzo  die  zahlreichste  Einwohnerschaft  des  alten  Pan- 
noniens  und  vorzugsweise  den  achtbaren  Stand  der  fleissi- 
gen*  Ackerbauer y  leben  aber  meist  vom  Adel  bedrückt. 
Sie  bilden  in  Ungarn  fast  die  Hälfte  der  Bevölkerung ,  in 
Croatien  y  Slavonien  und  Bosnien  fast  die  einzige  ^  haben 
hier  die  Bulgaren  und  andere  Reste  der  Fremden^  wohl 
auch  grossontheils  die  Ureinwohner  slawisirt^  sind  in  je- 
tziger Zeit  bemühet  sich  eine  politische  Unabhängigkeit 
zu  erringen^  die  für  Teutschland  sehr  gefahrlich  werden  könn- 
te^ besonders  wenn  diese  südlichem  Slawen  den  Tschechen 
und  Polen ,  selbst  vielleicht  den  Russen  die  Hand  bieten. 

Das  Land  links  der  obcrn  und  untern  Donau  (ein 
Theil  von  Böhmen^  Mähren^  Vorder-Oestreich,  Nord-Ungarn 
—  das  nicht  zu  Pannonia  gehörte  —  und  Siebenbürgen), 
ward  im  Alterthume  auch  noch  zu  Germania  gerechnet, 
hier  wohnten  vorzugsweise  die  Marcomanni  und  Ba- 
st ar  na  e  (von  denen  der  folgende  Theil  ausführlicher  han- 
deln wird),  die  germanische  Völker  waren,  germanisch, 
d.  i.  keltisch  sprachen  und  nördlich  an  Sarmatia  grenzten. 
Nirgends  wird  erwähnt,  dass  diese  Germanen  links  der 
Donau  uationell  verschieden  gewesen  wären  von  den  Ger- 
manen rechts  der  Donau  in  Noricum,  Vindelicia,  Rhaetia 
und  Pannonia.  Diese  letztem  erkennt  schon  der  treff- 
liche Geograph  und  Historiker  Mannert  für  Kelten  (der 
übrigens  von  den  Kelten  in  Germanien  gar  nichts  wissen 
will,  sondern  die  Germanen  für  ächte  Teutsche  hält,  wie 
die  Gothen),  ihm  sind  viele  neuere  Schriftsteller,  auch 
Dunker  gefolgt.  Ich  nehme  keinen  Anstand ,  die  Germa- 
nen links  und  rechts  der  Donau  (wo  ganz  gleiche  Alter- 
thümer  vorkommen)  der  gleichen  und  der  keltischen  Na- 
tionalität zuzusprechen ,  da  gar  kein  Grund  einer  Trennung 
vorUegt.  So  weit  das  alte  Keltica,  das  spätere  Germa- 
nia reichte,  von  der  untern  Donau  bis  zum  Ausflusse  des 
Rheines^  längs  der  Nord-  und  Ostsee,  werden  ursprüng- 
lich Kelten  gewohnt  haben,  herrschte  bis  in  die  ersten  Jahr- 
hunderte unserer  Zeitrechnung  die  germanische,  d.  i.  die 
keltische  Sprache.     Durch  die  eindringenden  Fremden  be- 


sonders  geihiseher  Völker,  wurde  diese  in  die  teutsche 
Spradie  umgebildet^  und  die  sich  nun  bildende  teut- 
sche Nationalität  assimilirte^alles  Fremde.  Nur  die 
Magyaren  und  die  in  viel  grösserer  Anzahl  nach  Germa- 
nien gedrungenen  Slawen  haben  sich  nicht  assimiliren  las- 
sen,  stehen  der  teutschen  Nationalität  kräftig  und  feind- 
lich entgegen. 

h.     Dacia   und  die  Wlachen.  ' 

Das  Land  links  der  Donau,  von  Pesth  in  Ungarn 
bis  Bessarabien  am  schwarzen  Meere,  also  unser  Un- 
garn grösstentheils ,  Siebenbürgen ,  die  Moldau  ,^ Walachei 
und  Bessarabien,  bildete  das  alte  Dacia,  das  im  Alter- 
thume  bey  einer  homogenen  Nationalität  in  hoher  Blüthe 
stand ,  jetzo  y  bey  einer  sehr  verschiedenartigen  Einwoh- 
nerschaft, ein  in  politischer  Hinsicht  fast  todter  Körper 
ist,  dies  wenigstens  bis  jetzo  war. 

Die  Einwohnerschaft  Daciens  gehörte  ursprünglich 
der  thrazischen  l^ationalität,  die  im  hohen  Alter- 
thume,  besonders  in  der  vor  griechischen  Zeit  sehr  wich- 
tig und  cultivirt  auftrat,  ungeheuer  verbreitet  war  und 
gewiss  dem  keltischen  Stamme  angehörte.  Das  dor- 
tige Volk  hiess  theils  Daker,  theils  (bey  den  Grie- 
chen) Gcten,  die  beide  nicht  nationell  verschieden  wa^ 
ren,  sondern  gleiche  Sitten  wie  Sprache  hatten,  wlis 
auch  Dio  Cassius  (^7,  6)  hnd  Strabo  erwähnen:  nur 
wohnten  die  Daher  mehr  westlich,  im  heutigen  Ungarn, 
die  Geten  mehr  östlich  in  der  heutigen  Moldau  und  Wa- 
lachei, sie  hatten  blondes  Haar  und  tattovirten  sich,  wie 
alle  keltischen  Völker  in  ältester  Zeit.  Um  die  Mün- 
dung der  Donau  hatten  sich  schon  früh  scythische  Völ- 
ker von  unbekannter  Nationalität  eingedrängt  und  man 
bezeichnete  diese  Gegend  zu  Augustus  Zeiten  als  Scy- 
thia  minor. 

•  Die  Geten  für  Gothen  anzusprechen,  sie  der  gothi- 
schen  Nationalität  beyzuzählen,  durfte  —  meinem  Da- 
furhajlifeti^'^ch  —  gegen  das  Zeugniss  der  Autoren  und 

Kefertteln  Kelt.  Alterth.   U.  Bd.  H.  Abth.  t5 


—    386    — 

ein  wesentlicher  Irrlhum  seyn,  wenn  wohl  zur  Zeit  der 
Völken^'andening  das  Land  der  Geten  durch  Qothen  be- 
setzt Avurde ,  Reste  derselben  (wie  die  Mcsogotlii)  hier 
surückblieben ,  das  Land  lange  unter  gothischer  Herrschaft 
stand ,  und  in  dieser  Hinsicht,  mag  man  im  Mittelalter  die 
Gotheu  als  Geten  bezeichnet  haben.  Neuerlichst  hat  Ja- 
kob Grimm  in  einer  acadcmischen  Abhandlung  darzule- 
gen gesucht:  dass  die  Geten  an  der  untern  Donau  der 
gothischen  Nationalität  angehört^  sich  von  hier  nach  Nor- 
den und  Scandinavien  verbreitet  hätten ;  leider  ist  es  mir 
nicht  möglich  gewesen^  diese  Schrift  durch  den  Buch- 
handel noch  sonst  zu  erhalten^  um  sie  beriicksichtigen 
zu  können. 

Ucber  die  älteste  Geschichte  Daciens  ist  uns  we- 
nig bekannt^  es  war  ein  reiches^  bevölkertes^  blühendes 
Land  mit  vielen  Städten^  von  denen  Ptolemaeus  eine 
grosse  Anzahl  nennt;  aber  von  den  meisten  derselben 
lässt  sich  die  Lage  und  Beziehung  zu  heutigen  Orten 
kaum  ermitteln. 

Schon  seit  den  ältesten  mythischen  Zeiten  wird  der^ 
noch  jctzo  unendlich  wichtige  Bergbau  in  Siebenbürgen 
besonders  auf  Gold  betrieben  seyn^  wie  die  unverkenn- 
baren Spuren  und  alten  Halden  lehren ;  hier  wohl  wohn- 
ten die  Agathyrsen,  von  denen  Herodot  IV.  §.  100 
und  104  sagt:  sie  gleichen  in  ihren  Institutionen  den 
Thrakern  9  sind  aber  die  reichsten  Menschen ,  tragen  das 
meiste  Gold  an  sich ;  sie  wohnten  am  Maris  (jetzo  Ma- 
rosch}^  der  sich  in  die  Donau  ergicsst,  also  im  heutigen 
Temes  warer  -  Bannat  und  Siebenbürgen. 

Die  Daher  zerfielen  in  eine  Menge  Völkerschaflteny 
zu  denen  auch  die  Taurisci  gehörten ,  wohl  den  keltischen 
Tauriskern  in  Steiermark  verwandt. 

Zur  Zeit  Alexanders  des  Grossen  und  seiner  Nach- 
folger führten  die  Daher  Kriege  mit  den  Macedoniern, 
später  mit  den  Bojern^  denen  sie  ins  Land  fielen,  ka- 
men bald  mit  den  Römern  in  Conflikt.  In  den  Kriegen 
der  germanischen  Markomannen  gegen  die  Römer  nah- 
men   sie    regen  Antheil.     Mit    Glück    fochten .  die  Daker 


—    881    — 

gegen  Augustus  und  andere  Kaiser;  die  Römer  wurden 
besonders  unter  Domitian  geschlagen  ^  mussten  selbst  Tri- 
but bezahlen  (87  n.  Chr.);  der  Kaiser  Trajan  weigerte 
sich  dessen  (100  n.  Chr.),  iiberwaad  den  dakischen  Kö- 
nig Dicebalus  (105),  drang  in.  die  Walachei,  Siebenbür- 
gen und  das  Bannat,  eroberte  die  Hauptstadt  Samizege- 
thusa,  bauete  eine  colossale  Brücke  über  die  Donau,  das 
reiche  j  blühende  Dacien  wurde  nun  römische  Provinz 
(107),  wohin  ausser  einigen  Beamten  und  Verwiesenen 
eigentliche  Römer  wohl  in  sehr  geringer  Zahl  kamen. 
Das  heutige  Siebenbürgen  wurde  Dacia  meAterranea,  die 
Walachei  und  Moldau  Dacia  transalpina,  das  Bannat  Dacia 
ripensis  benannt. 

Barbaren  begannen  bereits  anzurücken,  die  Römer 
mögen  den  Besitz  von  Dacien  für  sehr  precär  gehalten  haben, 
schon  Hadrian  liess  118  die  Donaubrücke  wieder  abbre- 
chen, und  wirklich  drangen  auch  bald  gothische  Völker 
(Westgothen)  vor ;  sie  setzten  sich  um  1 80  in  Bessara- 
bien  und  der  Walachei  fest,  gingen  schon  250  über  die 
Donau ,  und  der  Kaiser  Aurelian  überliess  S76  Dacien  offi- 
ciell  den  Gothen ,~  die  römischen  Beamten  und  etwanigen  Co- 
xlonisten  zogen  sich  nach  Moesia  zurück,  was  nun  zu  Dacia 
ripensis  gehörte.  Die  Gothen  scheinen  ohne  grossen  Wi- 
derstand ,  vielleicht  im  Einverständniss  mit  der  Einwoh- 
nerschaft, diese  grosse  Eroberung  gemacht  zu  haben ;  sie 
mögen  sich  hier,  als  Kriegercaste,  als  Adel  gerirt  haben, 
aber  die  Einwohnerschaft  in  ihrer  Volksthümlichkeit  mag 
wenig  tangirt  seyn  von  den  Gothen,  die  sie  von  der  rö-> 
mischen  Herrschaft  befreieten. 

Seit  etwa  433  erscheinen  Hunnen,  Attila  siegt  in 
Dacien  und  Thrazien,  ziehet  plündernd  und  verwüstend 
einher,  verlässt  aber  um  454  das  Land;  um  500  kom- 
men Bulgaren,  die  sich  bald  über  die  Donau  ziehen.  Nun 
treten  auch  Slawen  auf,  denen  man  seit  538  gern  Land 
giebt,  um  Ackerbau  zu  treiben,  gegen  die  Hunnen  und 
sonstigen  Völker  mit  zu  fechten. 

Die  eigentlichen  Qerrn  des  Landes  blieben  wohl  die 
Gothen,  den  Westgothen  folgten  Ostgothen,   ihrem  Kö- 

«5* 


—    388    — 

nig  Theodorich  wird  484  Dada  und  Moesia  förmlich  ab- 
getreten j  das  Land  gehörte  zu  dem  ostgothischen  Reiche, 
bis  es  sich  554  auflöste;  viele  gothischc  Völker  nah- 
men hier  einen  meist  zeitweisen  Aufenthalt,  wie  die  Tai- 
fali,  Viltofali,  Wandali,  Gepidae,  zogen  dann   weiter. 

Um  574  fallen  Awaren  oder  weisse  Hunnen  ein,  sind 
fast  ein  Jahrhundert  hindurch  Herrn  des  Landes ,  das  seit 
etwa  634  unter  die  Bulgaren  kommt,  da^  Slawenthum 
erhält  nun  grossen  Ejnfluss. 

Seit  etwa  891  machen  die  Magyaren ,  von  den  Sla- 
wen Unry,  Ungri  genannt,  grosse  Eroberungen,  setzen 
sich  besonders  in  Ungarn  fest;  um  1047  fallen  die  Ru- 
mänen eiQ,  deren  Nationalität  sehr  zweifelhaft  ist;  nach 
ihrem  Abzüge  hatte  die  Völkcrgährung  ziemlich  ausge- 
tobt, die  Länder  nahmen  wieder  einen  ruhigem  Charac- 
ter  an,  aber  die  politischen,  selbst  die  ethnographischen 
Verhältnisse  waren  wesentliph  umgestaltet. 

Die  mit  dem  Schwerdte  einhertretendcn  Gothen ,  Hun- 
nen, Aw^aren  u.  s.  w.  waren  fast  spurlos  verschwunden; 
aber  die  Slawen ,  die  Ackerbauer  und  Krieger  waren ,  hat- 
ten sich  überall  eingedrängt,  grosse  Macht  bekommen^ 
waren  aber  im  alten  Dacien  schwächer,  als  in  den  Nach- 
barländern. Die  Magyaren  bildeten  einen  mächtigen  Staat 
in  Ungarn ,  die  Bulgaren  aber  allmählig  ganz  slawisirt  in 
Bulgarien. 

Die  Hauptmasse  der  Einwohnerschojt  bildeten  die 
alten,  keltischen  Daker,  die  bcy  allen  Stürmen  der  Zeit 
sitzen  blieben,  theilweise  zwar  aus  den  verwüstetea Ebe- 
nen in  die  Gebirge  flohen ,  doch  bey  ruhigem  Zeiten  zu- 
rückkehrten; aber  der  alte  Volksname  der  Daker  ging 
verloren,  die  Slawen  nannten  sie,  wie  alle  Kelten  Wla- 
chen,  ihr  Land  die  Walachei;  diese  slawischen  Na- 
men wurden  nun  herrschend.  Obwohl  in  der  Moldau 
und  Walachei  die  Slawen  nicht  zahlreich  waren,  all- 
mählig fast  ganz  beseitiget  wurden,  so  blieb,  besonders 
durch  die  bulgarische  Herrschaft,  die  slawische  Sprache 
sehr  verbreitet ,  war  fast  allgemeine  Geschäfts  -  und  Ge- 
richtssprache,   das    letztere    blieb    sie    selbst  bis    1727; 


—    889    — 

m 

erst  18S2  ist  das  walachische  Gesetebuch  in  der  Lan- 
dessprache abgefasst;  daher  finden  sich  in  der  walachi- 
schen  Sprache  sehr  viele  slawische  Wörter. 

Der  westlichere  Theil  von  Dacia,  wo  die  eigentli- 
dien  Daken  wohnten  ^  kam  bleibend  unter  die  Herrschaft 
der  Magyaren ,  (einen  grossen  Theil  des  heutigen  Ungarn 
bildend)  9  die  auch  Pannonien  (den  übrigen  Theil  von 
Ungarn)  eroberten,  um  1000  christlich  wurden,  ein  an- 
erkanntes Königreich  constituirten,  das  bald  grosse  Er- 
oberungen machte ,  besonders  zwischen  '  1 308  —  1 382, 
auch  die  polnische  Krone  erhielt,  bald  sank,  bald  stieg, 
15%6  mitOestreich  verbunden  wurde,  von  dem  es  sich 
jetzo  zu  trennen  sucht ,  um  vielleicht  eine  wichtige  Rolle 
in  der  Politik  von  Europa  zu  spielen  ^  wenn  es  nicht  von 
den  Slawen  erdrückt  wird. 

Daneben  liegt  jetzo  das  Grossfürstenthum  Sieben- 
bürgen oder  Transsilvania,  im Wlachischen  Ardelu, 
meist  von  Wlachen  bewohnt,,  dessen  Berge  in  allen  Zei- 
ten den  Dakem  der  Ebene  zur  Zufluchtsstätte  diente.  In 
dieses  dakische  Land  kamen  um  894  Magyaren  und  frü- 
her schon  die  stammverwandten  Szekier  oder  Siculi ;  das 
Land  wurde  politisch  mit  Ungarn  verbunden,  stand  aber 
unter  eigenen,  aus  dem  Volke  gewählten  Woiwoden. 
Als  die  Kumanon  einfielen,  rief  König  Geysa  um  1150 
die  tctttschen  Kreuzritter  und  teutsche  Ansiedler  zu  Hülfe ; 
«Ue  ersteren  zogen  sich  um  122%  nach  Polen  zurück, 
überliessen  ihr  Land  den  teutschen  Bauern ;  diese  erhiel- 
ten l^SS  vollkommene  Freiheit,  auch  von  allen  Feudal- 
lasten geniessen  diese  noch  jetzo,  bildeten  eine  wich- 
tige Vormauer  gegen  die  Türken.  1437  wurde  das  Land 
selbststftndig,  1683  mit  Oestreich  verbunden,  es  enthält 
fast  IV«  Millionen  Wlachen,  600,000  Slawen,  Magya- 
ren und  Szekier  (welche  letztere  alle  Edelleute  sind) 
und  S  00,000  Teutsche  oder  Sachsen  ohne  Adel. 

Nordlich  an  Siebenbürgen  stösst  die  Bukowina, 
die  ihren  Namen  von  den  grossen  Buchpnwaldungen  hat, 
zuDacien,  dann  zur  Walachei  gehörte,  von  der  sie  erst 
17S5    abgerissen,   und   zum  östreichischen  Galizien   ge- 


—    390    — 

schlagen  .ist;  die  400,000  Einwohner  sind  grosstentheils 
Wlachen. 

Südlich  von  Siebenbürgen ,  bis  zur  Donau ,  liegt  die 
Walachei  mit  2V2  Millionen  Einwohnern  und  östlich ,  bis 
Gaüzien,  die  Moldau  mit   l^a  Millionen. 

Um  1240,  wo  die  Bufgaren-Herrschaft  endete,  con- 
stituirte  sich  die  Walachei,  um  1350  (wo  die  Rumä- 
nen -  Herrschaft  endete)  die  Moldau  unter  eigenen  Woi- 
woden  zu  selbstständigen  Staaten ,  die  ihre  Unabhängigkeit 
auch  gegen  Ungarn  waRrten.  Schon  1393  unterwarf 
sich  die  Walachei  gegen  einen  kleinen  Tribut  den  Tür- 
ken, was  noch  mehr  1460  verbrieft  und  durch  den  er- 
obernden Einbruch  der  Tartaren  1628  nicht  wesentlich  ver- 
ändert wird.  Seit  dem  Anfange  des  vorigen  Jahrhunderts 
werden  nicht  mehr  lebenslängliche ,  volksthümliche  Woi- 
woden  (oder  Hospodare ,  wie  die  Russen  sagen}  einge- 
setzt, sondern  diese  Stellen  auf  Zeit,  meist  ah  Griechen 
verkauft,  wodurch  das  Land  unsäglich  litt,  was  erst 
neuerlich  (1792)  aufliörte,  aber  viel  griechisches  Blut 
kam  hierdurch  in  den  Adel. 

In  der  ^Walachei,  wie  in  der  Moldau,  bestehet  die 
Einwohnerschaft  allergrösstentheils  aus  Wlachen;  aber 
kaum  kann  man  von  einem  wlachischen  Volke  reden ,  da 
es  keine  wlachischen  Bauern  und  wenige  Burger  giebt. 
Das  Land  gehört  dem  Adel ,  d.  i.  den  Bojaren ,  die  meist 
fremder ,  oft  griechischer  Abkunft  sind ;  wlachische  Hand- 
werker giebt  es  nicht  viel.  Der  sehr  zahlreiche  Stand  der 
Ackerbauer  hat  kein  Eigenthum,  ist  leibeigen,  zeigt 
wenig  Thätigkeit,  kann  mit  Leichtigkeit  den  Unterhalt 
gewinnen. 

Die  benachbarte  Moldau  zeigt  ganz  ähnliche  Ver- 
hältnisse; sie  bildete  seit  1359  einen  freien  eigenen 
Staat,  der  sich  1387  Polen  unter>varf,  seine  Freiheit 
bald  wieder  erhielt,  1481  am  mächtigsten  war,  sich  aber 
1512  den  Türken  unterwarf,  und  1774  die  Bukowina 
an  Oestreich  abtreten  mnsste. 

Die  uralte,  einheimische,  thrakischc,  dakische  und 
gotische  Bevölkerung,  die  stets  sesshaft  blieb,  stets  auch 


—    39i    — 

möglichst  ihre  Freiheit  zu  behaupten  strebte,  setzt  sich 
in  den  jetzigen  Wlachen  fort,  die  sich  selbst  Romuni, 
d.  i.  Römer,  nennen,  ihre  Sprache  die  limba  rumaneska, 
ihr  Vaterland  tsara  rumaueska.  Dieses  interessante  ur- 
alte autochthonische  Volk  hat  seine  Sprache  im  Allge- 
meinen bewahrt,  wie  seine  Nationalität,  die  aus  dem  le- 
thargischen Zustande  jetzo  erwachen  könnte;  wenn  auch 
das  Volk  im  Allgemeinen  kaum  wohl  Sinn  für  eine  po- 
litische Regung  hat,  so  taucht  doch  in  manchen  jugend- 
lichen Köpfen  schon  die  Idee  eines  neuen  dakischen  Staa- 
tes auf,  der  an  8  MiUionen  Rumänen  umfassen  könnte. 
Bey  dem  grossen  Uebergewichte ,  welches  die  Slawen 
seit  der  Völkerwanderung  im  östlichen  Europa^  sich  er- 
worben haben,  erhalten  die  zwischen  ihnen  sitzenden  Wla- 
chen und  Magyaren  eine  grosse  politische  Wichtigkeit, 
abgesehen  von  ihrer  Lage  am  Ufer  der  Donau. 

Das  Band  dieser  Nationalität  ist  die  wlachische 
Sprache,  das  Bla%ixa^  die  offenbar  das  alte. Goti- 
sche und  Dakische  fortsetzt  auf  ähnliche  Art,  als  das  Oä- 
lische  und  Wälische  das  Alt-Brittanuische  und  Gallische. 
,  «Die  Daher  und  Geten  waren  nur  Zweige  der  thra- 
kischen  Nationalität,  die  sich  über  Thrazien  und  Mace- 
douien  verbreitete,  und  auch  in  diesen  Ländern,  im  je- 
tzigen türkischen  Rumelien ,  herrscht  die  walachische  Na- 
tionalität und  Sprache. 

Die  wlachische  Sprache  zerfallt  in  zwey  sehr  ver- 
wandjle  Dialecte,  die  vielleicht  schon  in  alter  Zeit  vor- 
handen waren,  in 

a)  das  Nord-Wlachische  oder  Romunische, 
gesprochen  diesseits  der  Donau  von  mehr  als  6  Millionen 
Menschen,  von  2  Mill.  in  der  Walachei,  iVs  Mill. -in 
der  Moldau,  iVs  Mill.  in  Siebenbürgen,  i  Mill.  in  Bess- 
arabien  und  russisch  Polen,  100,000  im  Bannat  und  in 
Ungarn,  und  300,000  in  der  Bukowina,  zu  Galizien 
gehörig ; 

b)  das  Süd-Wlachische,  Rumelische  oder 
Macedonisch-Romanische,  jenseits  der  Donau,  ver- 
breitet über  einen  viel  grössern  Distrikt  als  das  Nord- Wh- 


—    392    — 

chische.  Durch  Bulgarien  (Moesia),  durch  Ramelien  im 
alten  Thracia  und  besonders  Macedonia,  gesprochen  von 
den  Kutzo  -  Wlachen  oder  Zinzaren  ^  den  Moisidakes  der 
Neu-Griechen ,  den  Zschubar^  d.  i.  Hirten,  der  Türken^ 
auch  südlicher  in  Thessalien  und  dem  angrenzenden 
Gebirge  Pindus^  welches  die  Wlachen  von  den  Albanern 
trennt^  selbst  durch  einen  grossen  Theil  von  Griechen- 
land. Wie  ansehnlich  die  Zahl  der  wlachischen  Einwoh- 
ner dieser  türkischen  Provinzen  seyn  mag,  ist  mir  nicht 
bekannt;  aber  wahrscheinlich  ist  sie  beträditlicher  als 
die  der  Nord -Wlachen. 

.  Das  Wlathiscbe  stehet  offenbar  dem  Lateinischen 
und  dadurch  schon  dem  Keltischen  sehr  nahe ;  bey  einem 
flüchtigen  Durchgehen  eines  wenig  vollständigen  Wör- 
terbuches habe  ich  über  1000  wlachische  Wörter  ge- 
funden,  die  mit  lateinischen  übereinkommen,  und  eine  Menge 
Wurzelworter  des  Lateinischen  finden  sich  im  Wlachi- 
schen. Neben  den  lateinisch  klingenden  Wörtern  finden 
sich  im  Wlachischen  auch  viele  fremde  Wörter,  einige 
türkische  und  magyarische,  vorzüglich  aber  slawische  Wör- 
ter ,  die  man  wohl  auf  Vs  etwa  anschlagen  kann.  Diese 
Einmischung  ist  ganz  natürlich ,  weil  die  Wlachen  in  den 
innigsten  Verkehr  mit  den  Slawen  kamen ,  die  ganze  Ge- 
schäfts- und  Gerichtssprache,  bis  in  die  neuere  Zeit  sla- 
wisch war.  Die  wlachische  Grammatik  scheint  viel  mehr 
der  lateinischen  als  der  slawischen  zu  gleichen.  Entkleidet 
man  das  Wlachische  von  den  offenbar  fremden  und  sla- 
wischen Wörtern,  so  wird  es  sich  dem,  uns  freilich  un- 
bekannten Alt-Dakischen  und  Thrazischen  sehr  nähern, 
dem  Latein  noch  verwandter  als  jetzo  seyn. 

Eine  Menge  wlachische  Wörter  finden  sich  im  Grie- 
chischen, auch  sonderbarerweise  im  Teutschen,  wie  ich 
jpäter  darlegen  werde,  weil  beide  neuere  Sprachen  ans 
einer  gemeinschaftlichen  Quelle  schöpften,  die  Griechen 
von  den  Thraziern  abstammten ,  diese  wieder  den  (Germa- 
nen sehr  verwandt  w^aren. 

Wlachisch  und  Albanisch  sind  sich  wieder  verwandt, 
scheinen  sich  gegen  einander  zu  verhalten,  wie  das  Gäliafllie 


—    303    — 

und  Wälische;  aber  auch  die  entsprechenden  alten  Völker^ 
die  Thraker  und  die  Illyrier  odter  Albaner  waren  nur 
Zweige  Eines  Stammes;  doch  scheint  mir  das  Wiachi* 
sehe  dem  Wälschen  näher  als  dem  Gälischen  zu  stehen. 
Dass  viele  wlachische  Wörter  sich  in  den  jetzigen  kel- 
tischen Dialecten  finden ,  werde  ich  ebenfalls  zeigen. 

Schon  der  Name  Wlachen  weist  deutlich  auf  kel- 
tischen Ursprung;  denn  es  ist  bekannt  und  besonders 
nachgewiesen  von  Schaffarik  (slawische  Alterthümer  I. 
82):  dass  von  den  Slawen  die  Kelten  in  Britannien ,  Gal- 
lien,  Germanien  u.  s.  w.,  seit  urältester  Zeit,  bis  noch 
gegenwärtig  Wlachen  genannt  sind  (während  sie  von 
den  Teutschen  als  Wälsche  bezeichnet  werden);  Wla- 
chen ist  daher  nur  der  slawische  Ausdruck  für  Kelten. 

Das  Wlachische  ist  gewiss  kein  Mischmasch  von 
Wörtern  aus  verschiedenen  Sprachen  y  auch  kein  verdor- 
benes Latein,  sondern,  so  viel  ich  beurtheilen  kann,  eine 
regelrechte  Sprache,  die  besonders  entkleidet  von  don 
frejhden  slawischen  Wörtern,  wie  das  Albanische,  ganz 
in  den  Kreis  der  keltischen  Sprachen  gehört.  Ich  möchte 
das  Wlachische,  wie  das  offenbar  ganz  verwandte  Alt- 
Tbrazische,  für  einen  wichtigen  Dialect  des  Alt-Keltischen 
halten,  der  vom  Gallischen  und  Britannischen  verschie- 
den war ,  aus  welchem  die  Römer  vorzugsweise  ihr  La- 
tein bildeten.  Durch  die  Nähe  der  Griechen  mag  dieser 
Dialect  mehr  abgeschliffen  seyn,  als  es  bey  den  Gal- 
liern und  Britanniem  der  Fall  war.  Wohl  ist  es  mög- 
lich, dass  die  Sprache  der  alten  Germanen  der  thrazi- 
Bchen  nahe  gestanden  haben  kann,  daher  sich  im  Teut- 
schen Anklänge  an  das  Wlachische  finden. 

Die  Verwandtschaft  des  Wlachischen  ikiit  dem  La- 
teinischen hat  man  längst  erkannt,  und  sie  zu  erklären, 
wurde  die  Hypothese  ersonnen,  dass  die  Römer  durch 
ihre  ^Eroberung  von  Dacia  im  Jahre  105  n.  Chr.  ihre 
Spradie  dorthin  verpflanzt  hätten,  wobey  natürlich  die 
Einwohnerschaft  ihre  Volksspradie  vergessen  musste  — 
was  freilich  schwer'  zu  begreifen  ist.  Aber  die  Römer 
hesassen  Dacien  kein  Jahrhundert^  kamen  fast  gar  nicht 


—    394    — 

in  ruhigen  Besitz;  ihre  Legionen  waren  keine  Römer 
(denn  Rom  liefertet  keine  Soldaten);  einige  Beamte  und 
Verwiesene  können  keinen  Einfluss  haben,  die  Coloni- 
sten^  die  etwa  in  das  ferne  Land  gingen^  waren  wohl 
schwerlich  Römer;  aber  abgesehen  davon ^  so  ist  die 
wlachische  Sprache  über  Thrazien  und  Macedonien  ver- 
breitet, w^ohin  die  Römer,  ausser  in  Kriegszeiten,  gar 
nicht  kamen.  Von  den  Römern  können  daher  die  Wla- 
chen  oder  Kelten  ohnmöglich  ihre  Sprache  erhalten  ha- 
ben, sondern  diese  lateinisch  klingende  Sprache  kann 
nur  die  autochthonische  Landessprache  gewesen  seyn^ 
die  ihren  lateinischen  Klang  wohl  viel  früher  hatte,  als 
in  Rom  lateinisch  gesprochen  wurde. 

Geschrieben  wird  das  Wlachische  meist^  mit  den 
alt  -  russischen ,  kyrillischen  Buchstaben ,  denen  man  häu- 
fig noch  einige  besondere  Zeichen  beyfügt.  Die  unirten 
Wlachen  in  Ungarn  und  Siebenbürgen  bedienen  sich  häu- 
fig der  lateinischen  Buchstaben,  die  auch  in  der  Moldau 
jetzo  in  Aufnahme  kommen;  in' Rumelien  wird  man  sich 
der  griechischen  Schrift  bedienen.  Seit  dem  17.  Jahrb. 
ist  das  Wlachische  Schriftsprache  geworden  und  mehr 
ausgebildet;  die  Litteratur  ist  zwar  nicht  bedeutend, 
hat  sich  aber  in  den  letzten  30  Jahren  sehr  gehoben, 
gehet  bis  1600  zurück,  liefert  jetzo  auch  eine  Menge 
Zeitschriften. 

Die  Wlachen  im  Allgemeinen  scheinen  nicht  derar- 
tig den  Ackerbau  zu  lieben,  als  die  Slawen;  sind  mehr 
industriell.  Die  Süd- Wlachen  im  türkischen  Rumelien ,  die 
keinen  fremden  Adel  haben,  sind  t|ieils  Viehhirten,  wie 
die  alten  Thraker,  theils  Ackerbauer,  theils  legen  sie 
sich  auf  Industrie  und  Handel ;  sie  treiben  auch  jetzo 
noch  Bergbau,  und  sind  geschickte  Metallarbeiter^ 
wie  alle  Völker  keltischen  Stammes;  sie  fertigen  die 
schönen  mit  Gold  und  Silber  ausgelegten  Waffen  der 
Amanten  und  Palikarnen,  femer  die  in  allen  Seestäd- 
ten des  Mittelmeeres  unter  dem  Namen  capa  sehr  be- 
kannten Caputmänlel.  Wlachische  Krämer  und  Hand- 
werker trifft  man  in  allen  Städten  der  europäischen  Tür- 


—    395    — 

kei^   oft  auch  in  Ungarn  und  Oestreich^    die  sich  häufig 
entnationalisiren. 

Die  Nord-'Wlachen  in  der  Moldau  und  Walachei^ 
die  meist  Leibeigene  der  Bojaren  sind^  welche  für  das 
Volk  nichts  thun^  verfielen  dadurch  in  eine  Lethargie^ 
zeigen  sehr  wenig  Industrie ;  mit  Leichtigkeit  können  sie 
durch  Ackerbau  und  sonst  das  Wenige  gewinnen^  was 
sie  zu  ihrem  spärlichen  Unterhalte^  bey  schlechter  Woh- 
nung und  Kleidung  gebrauchen;  der  Handel  ist  ganz  in 
den  Händen  der  Griechen  und  Fremden. 

In  Croatien,  Slavonien^  dem  Bannat  und  den  be- 
nachbarten slawischen  Ländern  gab  es  früher  sehr  viele 
Wlacheu^  als  Reste  der -alten  Einwohnerschaft ;  aber  wie 
überall  die  Slawen  ihrer  Sprache  das  Uebergewicht  zu  ge- 
ben wissen^  so  verlieren  sich  hier  die  Wlacheu  mehr  und 
mehr,  indem  sie  sich  slawisiren,  zu  Serbiern  werden. 

Die  Wlachen,  die  numerisch  auch  jetzo  noch  eine 
sehr  respectable  Nationalität  bilden ,  wird  man  nur  be- 
trachten können  als  die  directen  und  vielleicht  nicht  sehr 
veränderten  Nachkommen  der  Daker,  Geten,  Macedo- 
nier,  Thessalier  u.  s.  w. ,  überhaupt  des  alten  thrazi- 
schen  Volkes,  das  sich  von  den  Donaugegenden  durch 
ganz  Griechenland  und  Kleinasien  zog,  dem  Stamme 
der  Kelten  angehörte.  Die  Einwohnerschaft  der  südli- 
chem Küstengegend  orientalisirte  sich  schon  in  sehr 
alter  Zeit,  bildete  sich  in  Griechen  um,  deren  Wesen 
in  das  innere  und  nördlichere  Land  wenig  eindrang ;  ganz 
ohne  nationalen  Einfluss  blieb  die  römische  Occupation. 
Die  Gothen,  welche  diese  Länder  zuerst  eroberten^  sie 
einige  Jahrhunderte  inne  hatten,  scheinen  auf  die  Ein- 
wohnerschaft gar  nicht  den  Einfluss  ausgeübt  zu  haben, 
wie  auf  die  Germanen,  wohl  aber  ist  es  möglich,  dass 
die  Macht  des  Adels  aus  dieser  Zeit  stammt;  auch  die 
andern  fremden  Völker  blieben  ohne  bedeutende  Rück- 
wirkung auf  die  Nationalität,  nur  die  Slawen  übten  einen 
wesentlichen  Einfluss ;  sie  gaben  den  neuen  Namen  Wus- 
chen,  die  Sprache   nahm  eine  Menge   slawische  Wörter 


—    396    — 

auf,  wurde  dadurch  zur  wlachischeo ,  ganze  Landestheile^ 
wie  Serbien,  Croatien  u.  s.  w.  wurden  slawisirt,  fort- 
während slawisiren  sich  viele  Wiachen,  aber  kein  Slawe 
wird  wallachisch. 

Anhang.  Die  Bastarnae.  Nordöstlich  von  Dacia, 
ohne  scharfe  und  natürliche  Grenze  wohnten  die  Bastar- 
nae (^von  denen,  bey  der  ausltihrlichcrn  Beschreibung 
Germaniens,  im  folgenden  Theile  näher  die  Rede  seyn 
wird);  die  älteren  griechischen  Schriftsteller  bezeichnen 
sie  als  Galater,  Geten  und  Thrtfkcr,  neuere  —  wie 
Strabo  —  als  Germanen,  rechnen  ihr  Land  zu  Germa- 
nien ;  zu  ihnen  gehörten  auch  die  Peucini  an  der  Donau- 
miindung,  deren  Name  noch  im  4.  Jahrh.  genannt  wird. 
.Nach  Tacitus  (Germ.  46)  sind  die  Bastarnae  und  Peu- 
cini an  Sprache,  Sitte  und  Wohnung  den  Germanen  ähu- 
lich.  Diese  Bastarnae  wohnten  an  der  Donaumündung, 
und  nördlich  bis  zu  den  Karpathen,  also  im  heutigen 
Bessarabien  und  der  Bukowina,  in  welchen  Ländern  die 
jetzige  Bevölkening  fast  ganz  walachisch  ist,  früher  thra- 
zisch  war.  Nach  den  jetzo  herrschenden  Ansichten  ist 
schwer  zu  begreifen ,  wie  das  Alterthum  die  Thraker  und 
Germanen  —  wenn  man  diese  für  Teutsche  oder  Gothen 
anspricht  —  für  gleiche  oder  sehr  verw^andto  Völker  hal- 
ten konnte.  Gehörten  aber  die  Thraker  und  Bastarnen 
dem  keltischen  Stamme  an,  wie  die  Germanen,  so  wird 
diess  erklärlicher,  dann  konnten  die  alten  Griechen  mit 
Hecht  sagen:  dass  Keltika  vom  Ausflusse  der  Donau 
bis  zu  ihrem  Ursprünge  und  weiter  reichte.  Das  Alt- 
Thrazische  wird  ein  eigener  Dialect  des  Keltischen  ge- 
wesen seyn,  der  vermuthlich  durch  alle  Donauländer 
herrschte. 

i.     Moesia,  bey  den  Griechen  Mysia. 

Moesia  begriff  <las  Land  rechts  der  Donau  von  der 
Drinus  (Drina)  bis  zum  schwarzen  Meere ,  welches  jetzo 
zwey  grosse  türkische  Provinzen  bildet,  nämlich:  a) 
S  y  r  b  i  e  n  (Moesia  superior) ,  mit  SVa  Millionen  Einwoh- 
ner,   und    b)  Bulgarien    (Moesia  inferior)    mit   4V«  MUL 


—    39T    — 

Einwohner.  Dieser  grosse  Landstrich  gehörte  2U  dem 
alten  Thrazien  y  bis  die  Römer  denselben  als  die  Provinz 
Hoesia  davon  trennten. 

Hier  wohnten  viele  thrazische  Völkerschaften,  wie 
die  Moesi  oder  Mysi^  die  Triballi  und  Skordisci  Ckelti- 
sehe  Volksnamen),  besonders  Getae,  nach  Strabo  VIII. 
3.  §.  2,  ein  thrazisches  Volk,  auch  Bastamae  (ein  ger- 
manisches Volk).  Das  Land  war  blühend,  hatte  viele 
Städte,  die  meist  keltisch  klingende  Namen  haben,  wie 
Taurunum  (Semlin),  Viminacium,  Dorticum,  Dunum,  No- 
viodunum  u.  s.  w. ,  andere  endigen  sich  auf  Dava  und 
Para,  wie  im  eigentlichen  Thrazien.  Die  Sprache,  die 
hier  geredet  wurde,  war  offenbar  die  thrazische,  die  sich 
im  heutigen  Wlachischen  fortsetzt ,  in  den  Städten  wurde 
aber  viel  Griechisch,  später  auch  Lateinisch  gesprochen. 

Die  alte  Geschichte  dieser  Länder  fallt  mit  der  von 
Thrazien  zusammen ,  die  Verhältnisse  der  einzelnen  Völ-» 
kerschaften  sind  ohne  politisches  Interesse.  Im  Jahre 
11  n.  Chr.  wurde  das  Land  römische  Provinz,  aber  auf 
das  eigentliche  Volk  und  dessen  Nationalität  wird  die 
politische  Vereinigung  mit  dem  grossen  römischen  Reiche 
ohne  Einfluss  gewesen  seyn. 

Seit  etwa  200  n.  Chr.  dringen  hier  gothiache  Völ- 
ker ein,  die  sich  zum  Theil  festsetzen,  wobey  die  Ein- 
wohnerschaft in  ihren  alten  Verhältnissen  bleibt;  484 
wird  das  Land  der  ostgothischen  Herrscher  Theodorich 
förmlich  abgetreten,  aber  schon  seit  440  treten  Hunnen 
verwüstend  auf,  denen  Awaren  folgen.  Alle  diese  Völ- 
ker verlassen  allmählig  wieder  das  Land,  ohne  die  thra- 
zische Einwohnerschaft  wesentlich  zu  tangir^n.  Seit 
578  und  623  folgen  grosse  Züge  von  Slawen,  beson- 
ders Chrovaten,  wahrscheinlich  herbeygerufen,  um  zu 
schützen,  und  den  Ackerbau  des  ganz  verwüsteten  Lan- 
des zu  heben.  Schon  seit  etwa  500  wurde  das  Land 
von  Bulgaren  erobert,  die  wahrscheinlich,  .wie  die  Ma- 
gyaren, finnischen  Stammes  waren  ^  diese  setzen  sich  seit 
etwa  680  in  atierkannten  Besitz  von  ganz  Moesia  und 
Dacia,    stiften  ein   grosses   bulgarisches  Reich,  das  von 


—    398    — 

680 — 915  gläozie,  um  870  das  Christenthum  anuahm, 
dann  in  viele  Kriege  venvickelt  zerfiel,  1198  sich  den 
Königen  von  Ungarn  unterordnete;  der  Rest  desselben 
wurde  1392  den  Türken  tributbar,  bildet  die  Provinz  Bul- 
garien. Die  finnischen  Bulgaren  selbst  haben  sich  hier 
vollkommen  slawisirt,  ihre  Sprache  verloren,  reden  sla- 
wisch, bilden  aber  meist  den  Adel.  Um  den  Ausfluss 
der  Donau  wohnen  jetzo  viele  nomadische  nogaische 
Tartaren. 

Die  Bevölkerung  von  Bulgarien  bestehet  theils  aus 
Wlachcn,  von  denen  viele  Hirten  und  Industrielle  sind, 
theils  aus  Slawen,  die  Ackerbau  treiben,  zu  denen  auch 
die  Bojaren  gehören ,  die  Bulgaren ,  Serben  oder  Raitzen 
und  Croaten  genannt  werden.  Die  alten  Thraker  setzen 
sich  in  den  Wlachen  fort,  die  sich  Homuni  nennen, 
'südlicher  Kutzo -« Wlachen  heissen,  durch  die  Slawen 
mehr  und  mehr  eingeengt  werden. 

In  dem  benachbarten  Serbien,  Syrbien,  Srbska, 
(Moesia  superior),  zwischen  Bulgarien  und  Bosnien  ist 
die  thrako-walachische  Nationalität  noch  mehr  zurück- 
gedrängt, die  Einwohnerschaft  bestehet  vorwaltend  aus 
Serben  oder  Raitzen  und  Croaten,  die  zum  Theil  sla-> 
wisirte  Wlachcn  sind.  Wie  bey  allen  türkischen  Sla- 
wen giebt  es  hier  keinen  Adel,  auch  keinen  leibeige- 
nen Bauer,  es  herrscht  hier  das  demokratische  Element 
vor.  Die  Serben,  ein  kräftiger,  ehrlicher,  treuer  Men- 
schenschlag, haben  stets  .ihre  Freiheit  zu  behaupten  ge- 
sucht, werden  seit  dem  10.  Jahrhundert  von  eignen 
Fürsten  regiert,  bildeten  im  14.  Jahrhundert  eine  be- 
deutende Macht,  bis  sie  nach  langem  Widerstreben  1389 
unter  türkische  Hoheit  kamen,  die  sich  fast  nur  auf 
einen  Tribut  beschränkt,  da  sich  im  Lande  kern  Türke 
ansiedeln  darf. 

Die  alte  kelto  -  thrazische  Einwohnerschaft  zog  im 
Laufe  des  Mittelalters  bey  den  Einfallen  der  fremden 
Völker  meist  auf  die  Gebirge  zurück,  wo  jetzo  noch 
viele  Wlachen  mit  ihrer  walachisclien  Sprache  leben, 
meist    als  Viehhirten,   während    die    Wlachcn,    die  über 


—    899    — 

das  flache  Land  und  die  Städte  verbreitet  waren  ^  sicb^ 
und  besonders  in  der  neuern  .Zeit,  slawisirten.  Früher 
und  zu  der  Zeit,  wo  Serbien  mächtig  war,  durften  die 
Wlachen  das  vorherrschende  Volk  gewesen  seyn. 

k.     Thracia. 

Das    eigentliche    Thrazien,     zwischen    dem    Balkan 
(Haemus),  dem  schwarzen  Meere,    dem  mare  von  Mar* 
mara  (^Propontis}  und  dem  ägeischen  Meere  ^  bildet  jetzo 
das    türkische    südliclicro    Rumolien    (welcher    Name 
mit  Humanen  zusammenhängt),  aber  die  thrazischen  Völ- 
ker verbreiteten  sich  viel  weiter,    zu    ihnen  gehörte  die 
Einwohnerschaft   von    Dacien     und    Mösien,     ferner    von 
Maccdonien,    Thessalien,    von    Hellas,    dem    Peloponnes, 
selbst    Kleinasien    und    den    benachbarten    Inseln.      Das 
Land,  was  man  im  Allgemeinen  als  das   griechische 
bezeichnet ,  wird  von  Nord  nach  Süd  durch  ein  wichtiges 
Gebirge  gctheilt,  von  dem  ein  Theil  den  bekannten  Na- 
men   Pindus    trägt;    östlich    von    demselben  wohnten  die 
thrazisch-macedonischen  Völker,  westlich  die  ganz  ver- 
wandten illyrischen  Völker,    durch  Illyris,   Epirus,  auch 
durch  Hellas,    die   mit  den  thrazischen   nur  Eine  Natio- 
nalität  gebildet  haben   werden,    und  zwar  die  keltische, 
auch    nennt  Macrobius  die   Thraker    Kelten;    diese    Kel- 
ten verbreiteten    sich  durch  das  ganze  Keltika  der  alten 
Griechen,    zu   ihnen    gehörten    daher  auch  die  Germanen 
und  Gallier. 

Daher  sagt  Hcrodot  V.  3.:  „Nach  den  Indiern  ist 
das  thrazische  Volk  das  grösste  unter  den  Men- 
schen ;  wäre  es  einig ,  stünde  es  unter  Einem  Herrscher, 
so  wäre  es  unbezwingbar  und  das  wichtigste  aller  Völ- 
ker. Nacli  den  verschiedenen  Gegenden,  in  denen  sie 
wohnen,  trägt  es  viele  Namen.  Was  die  Begräbnisse 
betrifft,  so  wird  der  Leichnam  3  Tage  ausgestellt,  da- 
bey  geopfert,  der  verbrannte  oder  unverbrannte 
Körper  unter  einem  Grabhügel  beerdigt,  wobey 
Wettkämpfe  Statt  finden''.     Aus  dieser  wichtigen  Stelle 


—    400    — 

des  ältesten  und  zuverlässigsten  Schriftstellers  ergiebt 
sich,  dass  die  alten  Thraker  ihre  Todten  wirklich  auf 
die  Art  beerdigten,  wie  wir  es  in  den  von  uns  bezeich- 
neten keltischen  Gräbern  finden ,  zu  denen  auch  die  vor- 
griechischen pclasgischen  gehören,  die  über  das  grie- 
chische Land  verbreitet  sind;  alle  die  vor -griechischen 
oder  pclasgischen  Grabhügel  mit  ihren  verschiedenen 
Runstsachen,  die  sich  so  gleichartig  über  Griechenland 
und  ganz  Europa  verbreiten,  werden  der  thrazischen, 
überhaupt  der  keltischen  Nationalität  angehören. 

Die  Thraker  (gemeinschaftlich  mit  den  Illyriem) 
bewohnten  ursprünglich  nicht  allein  ganz  Griechenland, 
sondern  auch  den  grösstcn  Theil  von  Kleinasien,  wie 
Xenophon,  Strabo  u.  s.  w.  erwähnen;  der  östliche  Theil 
mit  Mysia,  Bithynia  u.  s.  w.  hiess  auch  Thracia  asiatica. 

Die  Thrazier  vorzüglich,  wie  die  verwandten  Uly- 
rier  und  Pelasgier  (die  alle  der  keltischen  Nationalität 
angehörten)  sind  die  eigentlichen  Stammväter  der  Grie- 
chen oder  Hellenen,  welche  kein  ursprüngliches  Volk 
bildeten ,  sondern  —  wie  später  gezeigt  werden  wird  — 
orientalisirte  Thraker  sind,  die  seit  etwa  1500  v.  Chr. 
allmählich  ihr  alt  -  thrako  -  keltisches  Wesen  ablegten ,  neue 
Institutionen ,  eine  neue  Sprache  und  Religion  annahmen. . 
Diese  Umbildung  in  Griechen  geschah  vorzugsweise  in  den 
Küstengegenden,  in  Kleinasien,  Peloponnes  und  Hellas, 
auch  in  den  Handelsstädten  anderer  Gegenden,  betraf  aber 
weniger  die  innern  gebirgigen  Länder,  wie  Thrazien,  Ha- 
cedonien,  Ulyrien,  wo  das  Volk  das  alt  -  thrako  -  keltische 
Wesen  fest  hielt,  sich  nicht  gräcisirte.  So  verloren  die 
thrazischen  Völker  viel  an  Land,  und  wurden  von  den  Grie- 
chen, die  sich  ihnen  gegenüber  stellten,  als' Barbaren 
bezeichnet. 

Die  Thrazier,  deren  edelster  Stamm  die  Geten  an 
der  Donau  gewesen  seyn  mögen,  waren  auch  in  der  aller- 
ältesten  vor -griechischen  Zeit  nichts  weniger  als  ein 
rohes  Volk;  sie  hatten  offenbar  die  eigenthümliche  kel- 
tische Cultur,  die  von  der  helleuischen  sehr  verschieden 
war,    werden  aber  von  den  Griedicn  selbst  als  die  gcbil— 


—    401    — 

detsten  Barbareif  gefidiildeit^  waren  in  vieler  Hinsicht  die 
Lehrmeister  der  Griechen,  die  aus  ihnen  hervor  gingen; 
von  jeher  hatten  sie  Städte  und  Industrie. 

Wie  in  allen  keltischen  Landen  bluhete  bey  den  Tbra-^ 
ziern  die  Dichtkunst  r^  und  ihre  Barden  aus  vor- 
griechischer Zeit^  wie  Orpheus,  blieben  stets  berühmt  — 
nicht  weniger  die  Tonkunst,  aus  welcher  die  griechi- 
sche Musik  hervorging;  die  Thraker  waren  bey  grosser 
Freiheitsliebe  sehr  tapfer,  tättowkrtcn  sich  nach  8trabo, 
trugen  bunte  Waffenröcke,  kauften  ihre  Frauen,  tran- 
ken gern  und  ungemischten  Wein,  braucten  Bier  aus 
Gerste,  begruben  ihre  Todten  unter  Grabhügeln,  hielten 
viel  auf  Orakel  und  hatten  eine  Aristokratie,  aber  fern 
blieb  ihnen  die  griechische  Götterwclt^  was  alles  auf  das 
Kcltenthum  hinweist. 

In  Thrazien  herrschte  neben  dem  Bacchusdienste  die 
uralte  orphische  Religion,  zu  der  sich  auch  nach 
Strabo  X.  3.  §.  26.  die  alten  (thrakischen)  Phrygier  in 
Kleinasien  bekannten^  sie  erthcilte  Orakel,  stimmte  übri- 
gens mit  den  Lehrsätzen  der  .uralten  pythagoreischen  Phi- 
losophie übercin,  die  im  Keltcnthume  herrschte,  basirt 
auf  der  Weltsecle,  die  Identität  von  Leben  und  Tod 
wonach  alles  Irdische  gebildet  ist  durch  die  Doppelhar- 
monie, die  durch  das  All  hindurch  gehet 

Als  das  Ilellcnenthum  mit  seiner  fremden  unverstand- 
lichen Götter\velt  um  sich  griff,  hielt  man  dennoch  fest 
an  den  alt  -  thrakischen  Orakeln  und  der  orphischen  Re- 
ligion, die  in  den  Mysterien  gehegt  wurde;  die  thrakisch- 
keltischen  Uciligthümer  zogen  sich  besonders  nach  der 
Insel  S  a  m  0 1  h  r ak e  hin ,  hichcr  wurden  ihre  Hermen 
gebracht,  (Kadmitos,  Kadmos),  hier  war  das  heilige 
Eiland  der  Kabiren  (die  wir  auch  bey  den  Germanen 
finden)  und  römische  Geleiirte  erklärten  ihre  häuslichen 
Penaten  und  Laren  für  Samothrake's  Kabiren,  (also  der 
alten  —  keltischen  —  Religion  angehörig) ;  hier  wurde 
die  alt  -  tlirakische  Religion  noch  in  den  Mysterien  forto^e- 
lehrt,  in  die  sich  auch  Ilerodot  hatte  einweihen  lassen 
wo   die   alte  Naturreligion  gelehrt,    %vo   die  Mutler  Erde 

Kefemtein  Kelt.  Altcrth.  II.  Bd.    ](.  Abth.  oa 


—    402    —     ' 

(Hertha  ^  später  Kybele)  verehrt  wurde  ^  deren  Dienst 
wir  auch  in  Germanien  finden.  In  dem  gleich  berühmten 
Dodona  weissagten  Frauen  —  wie  in  Germanien  — 
aus  dem  Fluge  der  Vögel.  Diese  alte  thrakisch-dnii- 
dische  Religion  wurzelte  so  tief  im  Volke  ^  dass  sie  nie 
durch  die  hellenische  verdrängt  werden  konnte,  erst  der 
christlichen  wich. 

Thrazien  wurde  nie  ganz  hellenisirt^  wenn  wohl 
griechische  Sprache  und  Sitte  in  den  Städten  herrschte, 
auch  überhaupt  an  den  Küsten,  und  die  ganze  Litteratnr 
eine  griechische  war.  Noch  mehr  wurden  die  alten  Thra- 
ker durch  die  fremden  Einwanderungen  (besonders  Sla- 
wen und  Bulgaren}  im  Mittelalter  beschränkt,  sie  zogen 
sich  tn  die  gebirgigen  Gegenden  zurück,  wo  sie  in  den 
Wlachen  noch  fortleben,  und  die  wlachische  Sprache  mag 
von  der  alt  -  thrakischen  nicht  wesentlich  verschieden  seyu. 

Von  der  ältesten  Geschichte  Thraziens  wissen  wir 
sehr  wenig;  es  enthielt  wie  alle  keltische  Länder  eine 
Menge  kleine  freie  Territorien ,  die  sich  zu  Völkern  ver- 
banden, von  denen  die  Odrysae  als  die  wichtigsten  er- 
scheinen. Um  500  V.  Chr.  wurde  das  Land  persisch, 
machte  sich  aber  bald  v%'icder  frei  (480  v.  Chr.),  con— 
stituirte  sich  als  das  odrysische  Reich ,  welches  364  un- 
ter macedonische  Hoheit  kam;  307  v.  Chr.  wirft  sich 
der  Statthalter  als  freier  König  der  Odrysen  auf,  und  sein 
Nachfolger  Seleucus  Nicator  besiegt  282  v.  Chr.  macedo- 
nische Völkerschaften ;  aber  um  dieselbe  Zeit  fallen  Gal- 
lier mit  Germanen  in  Thrazien  ein,  setzen  sich  in  der  Ge- 
gend von  Byzanz  fest,  wo  ihre  Hauptstadt  Thule  ange- 
legt wurde ,  hatten  vielleicht  die  Idee  hierdurch  den  Welt- 
handel in  die  Hand  zu  nehmen ,  sie  hielten  sich  hier  fast 
80  Jahre  und  zogen  dann  201  v.  Chr.  nach  Kleinasien; 
nun  erhob  der  neue  odrysische  Staat  sein  Haupt  wieder^ 
der  47  n.  Chr.  römische  Provinz  wurde. 

An  den  Küsten  lagen  eine  Menge  meist  freie  grie- 
chische und  ganz  hellenisirte  Städte;  zu  diesen  gehörte 
auch  Byzanz  am  Bosporus  thracicus,  da,  wo  er  am  schmal- 


—    4«8    — 

sten  ist  ^  wo  Europa  und  Kleinasien  am  n&chsten  zusam- 
menstossen ;  diese  Stadt  wurde  allmählig  von  höchster  Be- 
deutung^ bekam  den  wichtigsten  Handel ,  und  erhielt  den 
Glanzpunkt;  als  der  römische  Kaiser  Constantin  seine  Resi^ 
denz  hieher  in  diese  griechische  Stadt  verlegte  (330  n. 
Chr.);  sie  nun  Constantinopel  nannte ,  die  bey  der  Thei- 
lung  des  römischen  Reiches  (395  n.  Chr.)  die  Haupt- 
stadt des  oströmischen  Reiches  wurde ,  das  seit  1C04 
zerfiel;  aber  erst  154%  erfolgte  die  Eroberung ^durch  die 
Tiirken.  Constantinopel  mit  seinem  Welthandel ,  mit  sei- 
ner zusammengewürfelten  verschiedenartigen,  aber  grie- 
chisch sprechenden  Bevölkerung,  und  das  ganze  oströ- 
mische Reich;  mit  seinem  griechischen,  nicht  eigentlich 
alt  -  nationalen  Anstriche,  scheint  auf  das  thrazische  Volk 
selbst  keinen  sehr  wesentlichen  Einfluss  ausgeiibt  zu 
haben.  Bey  der  Theilung  des  römischen  Reiches  (395) 
fiel  Thrazien,  wie  Macedonien  und  Griechenland,  dem  by- 
zantinischen Reiche  zu,  welches  aber  wenig  Schutz 
gewährte. 

Seit  etwa  200  n.  Chr.  begannen  gothische  Völker 
von  der  Donau  her  einzudringen,  die  sich  seit  C6C  hier 
festsetzten,  879  von  den  Römern  geschlagen,  meist  nach 
Mösia  gingen;  ihnen  folgten  Slawen,  die  sich  meist  als 
Ackerbauer  sesshaft  machten;  um  454  kamen  Hunnen, 
denen  Ostgothen  folgten ;  seit  679,  zum  Theil  schon  früher, 
drangen  Bulgaren  ein,  die  hier  ein  mächtiges  Reich  stif- 
teten (680  —  91^)9  das  später  bald  unter  slawische  (ser- 
bische), bald  unter  byzantinische  Herrschaft  kam;  auch 
türkische  Petsclieneger,  später  Osmanen  1361;  das 
sehr  verheerte  Land  kam  unter  verschiedene  Herrschaft, 
bis  es  türkisch  wurde  (1363). 

Einen  Hauptstock  der  aus  Türken,  Griechen  und 
Slawen  (welche  letzteren  meist  den  Bauernstand  bil- 
den) u.  s.  w.  gemischten  Bevölkerung  bilden  die  Wla- 
chen ,  die  —  wie  erwähnt  —  die  alten  Thraker  in  Natio- 
nalität und  Sprache  fortsetzen  werden. 


«6* 


—    404    — 

I.     Slacedonia. 

Das  alte  Macedonia  zwischen  Thracia  und  Illyria 
gehört'  wie  Thracia  jetzo  zum  türkischen  Humelien^  wird 
von  vielen  Gebirgen  durchzogen^  hat  vorzügliQh  längs 
dem  Meere  schöne  Ebenen.  Ob  das  Land  ursprünglich 
von  den  Pclasgiern  oder  lilyriern  bevölkert  wurde,  dürfte 
ein  nutzloser  Streit  seyn,  da  beide  Völker  sehr  verwandt 
sind,  wohl  Einer  Nationalität,  der  keltischen,  angehören. 
Die  Macedonier  waren  den  lilyriern  an  Sprache  und  Tracht 
gleich^  ebenso  nach  Herodot  den  Doriern,  und  nach 
Strabo  waren  sie  Thraker,  wie  die  Pieres  in  Pieria  (wo 
Orpheus  blühete).  Es  w^crden  theils  illyrische ,  theils 
thrakische  Völkerschaften  gewiesen  seyn ,  aus  denen  Ma<- 
cedohia  sich«  entwickelte,  wo  verschiedene  Völkerschaf- 
ten Sassen,  besonders  die  Paeones  in  Ematia,  die  Crae- 
stonaei  und  andere. 

Für  das  Kelteutluim  der  alten  Macedonier  spricht 
die  grosse  Menge  keltischer  AUerthümer,  die  sich  hier  fin- 
den, besonders  die  mächtigen  cyclopischen  Mauerwerke, 
auch  die  alt-macedonischen  Institutionen;  das  Land  w^urde 
von  beschränkten  Königen  regiert,  hatte  eine  alte  kräf- 
tige Aristokratie  mit  Clicntel  und  Gel bigeschaft ,  w^elche 
die  gesetzgebende  Gewalt  war,  das  Gericht  bildete,  das 
stets  öffentlich  war. 

Das  Volk  stand  auf  der  Stufe  der  Cultur  der  Thra- 
ker,   führte  schon    in   der  vor-griechischen  Zeit  mächtige 
Bauwerke  im  keltischen  Style  auf,  von  denen  sich  man- 
che Reste   erhalten    haben,    wie   das  sogenannte  Schatz- 
haus der  Minyer  in  Orchomenos,    das  schon  der  Grieche 
Pausanias  für  ein  Wunder  der  Baukunst  erklärte.     Ueber- 
haupt  waren  die  Macedonier  sehr  industriell,  und^  wie  alle 
Kelten,  vortreffliche  Bergleute;  man  gewann  Silber,    be- 
sonders viel  Gold  bcy  Philippi  in  Paeonien,  überhaupt  in 
der  Gegend    des  Gebirges  Pangaeus.      Die  Haupt -Berg- 
werke,  aus  denen  die  Macedonier  und  später  die  Römer 
unermessliche    Schätze    zogen  y    werden    die  im   jetzigen 
Saudschak    Giustendic   seyn,     im    Gebirge   Egrisu    (Paiw 


—    405    — 

gaeus}^  .die  noch  im  16.  Jahrhundert  blühctcn^  wo  bey 
Sidero  Kapsile  über  500  Oefeu  im  Gange  waren  ^  die 
Gold  und  Silber  ausschmolzen. 

Wie  überall  in  den  thrazischen  und  illyrischen  Lau* 
deu^  griff  alhnählig  der  Hellenismus  um  sich^  an  der 
Küste,  besonders  in  den  Städten,  die  sich  zum  Thelf 
ganz  gräcisirten ;  aber  diess  hatte  auf  das  eigentliche  Volk 
keinen  Einfluss,  das  macedonisch  und  barbarisch  bheb, 
es  ist  daher  wohl  kaum  zu  billigen,  wenn  man  so  häufig 
die  grossen  Eroberungen  der  Macedpnier  den  Griechen 
beylegt. 

Die  alte  Geschichte  des  Landes  ist  sehr  dunkel ;  um 
etwa  800  v.  Chr.  soll  durch  Karamas  aus  Argos  Macc- 
donien ,  wo  iilyrische  und  thrazische  Völker  wohnten ,  als 
eignes  kleines  Reich  constituirt  seyn,  das  unter  Perdik- 
kas  I.  um  700  v.  Chr.  bedeutende  Enveiterungen  erhielt ; 
um  518  V.  Chr.  musste  sich  Amyntas  den  Persern  unter- 
werfen; die  macedonischen  Könige  werden  nun  persische 
Satrapen,  vergrössern  dabey  aber  das  Land.  Alexander 
warf  um  479  das  persische  Joch  ab ;  Philipp  war  Sol- 
dat, organisirte  sein  Militair,  führte  den  geschlossenen 
Phalanx  ein,  durch  den  die  Macedonier  so  Grosses  leiste* 
ten,  machte  Macedonien  gross,  indem  er  Illyrien,  wie 
viele  griechische  Städte  eroberte  (358),  die  Griechen  bey 
Chaeronea  schlug  (338  v.  Chr.) ,  und  nun  Oberfeldhenr  der 
Griechen  gegen  die  Perser  wurde.  Ihm  folgte  Alexander 
der  Grosse;  er  besiegte  die  Perser,  eroberte  Kleinasien, 
(33%  V.  Chr.),  Syrien,  Phönizien,  Palästina  und  Ae-* 
gypten  (332),  Persien  und  Medien  (330),  Parthien,  Hir- 
kanien  (329),  gehet  mit  seinen  Macedoniem  über  den 
Indus  bis  znm  Hyphasis  (387),  muss  hier  aber  umkehren, 
und  starb  (326)  zu  Babylon.  Seine  Generale  theilen  sich 
in  sein  ungeheures  Reich;  Kassander  erhält  Macedonien 
und  Griechenland  (319),  seine  Nachfolgerführen  unglück- 
liche Kriege  mit  den  Römern,  und  schon  140  v.  Chr.  wird 
Macedonien  römische  Provinz;  aber  einige  römische  Be* 
amte  übten  natürlich  auf  das  Volk  gar  keinen  Einfluss 
aus,    das    thrakiscb  blieb,   wenn  wohl  in   den   grossen 


—    406    — 

Städten   die   lateinische   Sprache   neben   der  griechischen 
Eingang  fand. 

Macedonien  hatte  ^  besonders  in  den  ebenen  Heeres- 
gegenden ^  sehr  viele  meist  ganz  gräcisirte  Städte,  unter 
welchen  besonders  Thessalonike  wichtig  wurde,-  diespä-» 
tere  Hauptstadt  von  Griechenland  und  lllyrien,  die  ziem-i 
lieh  ihre  Freiheit  behauptete,  bis  zur  türkischen  Erobe- 
rung im  Jahre  1429;  sie  ist  das  jetzige  Salonichi,  nach 
Coustautinopel  die  wichtigste  Stadt  in  der  europäischen 
Tiirkei.     Die  Hauptstadt  des  alten  Macedoniens  war  Pella, 

Wie  Thrazien  kam  auch  Macedonien  zu  dem  bvzan- 
tinischen  Kaiserthum ;  es  wurde  von  Gothen  (250),  Hun- 
nen (434  —  449),  Slawen  (530),  Bulgaren  u.  s.  w.  be- 
treten und  erobert,  die  aber  meist  nur  in  die  ebnern  Ge- 
genden kamen,  hier  weniger  sesshaft  wurden  als  ander- 
wärts. 1492  kam  das  Land  uuter  türkische  Hoheit,  und 
sphr  viele  Türken  siedelten  sich  besonders  in  den  Städteq 
an,  In  den  Städten  und  umher  wohnen  jetzo  Türken, 
Griechen ,  Armenier  u.  s.  w. ;  aber  die  höhern  gebirgigen 
Gegenden  haben  die  Zinzaren  inne,  oder  die  Kutzo  -  Wla-* 
eben,  die  wlachisch  sprechen,  die  unmittelbaren  kräfti- 
gen Nachkommen  der  alten  Macedonier  sind,  die  man 
schon  desshalb  mehr  der  thrakischen  als  der  illyrischea 
(albanischen)  Nationalität  wird  beyzählcn  müssen.  Die 
alt-macedonische  Sprache  wird  der  keltischen  sehr  ver- 
wandt gewesen  seyn ,  weil  diess  bey  der  jetzigen  wlachi-* 
sehen  der  Fall  ist. 

m.     Thessalia. 

Thessalia^  früher  Haemonia,  eine  kleine  Landschaft 
zwischen  Macedonia  und  Hellas,  mit  dem  bedeutenden 
Flussgebiete  des  Peneus  am  Olympos ,  jetzo  der  türkische 
District  Jan^ah,  zu  Humelien  gehörig,  war  in  ältester  Zeit 
ein  berühmtes  Land  der  Pelasgcr,  meist  von  Doriern  be- 
wohnt; mit  kelto-pe]asgischen  Institutionen,  die  allmäh- 
lig  beschränkt  wurden  durch  das  sich  ausbreitende  Hei- 
lencnthum^  weshalb  wahrscheinlich  die  Dorier,   etwa  1 100 


—    4OT    — 

V.  Chr.  9   meist  das   Land  verliesseo  ^  nach  Sf»arU  zogeo^ 
hier  ihre  Verfassung  bewahrteo. 

Die  Thessalier,  wenn  sie  auch  Pelasgier  waren,  wer- 
den der  thrakischen  Nationalität  angehört,  oder  ihr  nahe 
gestanden  haben,  und  blieben  in  den  Gebirgen  wahrschein- 
lich barbarisch,  wenn  sich  auch  die  Städte  und  das  flache 
Land  hellenisirte. 

Thessalien  war  ein  Ilauptsitz  der  alten  orphischen 
Religion,  hatte  viele  Städte,  unter  denen  Larissa  glänzte, 
einst  die  allgemeine  Hauptstadt  der  Pelasgier,  die  jetzo 
noch  bedeutenden  Handel  treibt,  theilte  sich  in  viele  kleine 
freie  Territorien,  die  unter  Philipp  mit  Macedonien  ver- 
einigt wurden,  auch  später,  unter  römischer  Herrschaft, 
zur  Provinz  Macedonia  gehörten,  mit  der  sie  alle  Schick- 
sale theilten. 

Jetzo  leben  in  den  Städten  und  umher  meist  Grie- 
chen, in  den  Gebirgen  Wlaclien,  welche  die  Thraker  fort- 
setzen, deren  unmittelbare  Nachkommen  sie  sind.  Im  18. 
Jahrhundert  hiess  Thessalien:-  Gross- Wlachien,  wusste 
stets  seine  Unabhängigkeit  ziemlich  zu  bewahren« 

n.     Illyris  oder  Dalmatia  und  Epirus,  mit  den 
Albanesen  oder  Schipetaren. 

Das  alte  Illyris  und  Epirus,  zwischen  Moesia  (Bos- 
nien) und  Hellas ,  bildet  das  jetzige  türkische  Albanien 
(in  der  Landessprache  Schiperi},  Italien  gegenüber, 
zwischen  dem  adriatischen  Meere  und  dem  Pindus- Ge- 
birge, welches  das  Land,  von  dem  alt -thrakischen  Ma- 
kedonien und  Thessalien  scheidet.  Der  südlichere  Theil 
dieses  Landes ,  von  Hellas  bis  über  das  ceraunische  Ge- 
birge, hiess  Epirus,  der  nördlichere  Theil  bis  Moesia 
hiess  Illyris,  aber  die  Einwohnerschaft  gehörte  wie  noch 
jetzo  nur  Einem  Volksstamme,  der  jetzo  von  den  Alba« 
niern  gebildet  wird,  die  früher  Illyricr  hiessen. 

Die  albanisch -illyrische  Nationalität  ist  früher  durch 
die  Griechen  und  Römer,  später  viel  mehr  noch  durch  die 
Slawen  eingeengt,   war  in  ältester  Zeit  ungemein  verbrei- 


—    408    — 

tet;  wie  die  neben  ihr  wohnende  stammverwandte  thra- 
kischc  Nationalität.  Illyrer  und  Thraker  sind  eigentlich 
nuv  Zweige  derselben  (keltischen)  Nationalität^  sie  ver- 
halten sich  wie  die  gälischen  und  wälischen  Kelten;  die 
heutigen  Albanier  stehen  zu  den  Wlachen^  wie  etw^a  die 
Walliser  und  Bretagner  zu  den  Iren  und  Ilochschotten. 

Illyrischc  Stämme  wohnten  längs  dem  ganzen  adria- 
tischen  Meere,  einestheils  durch  Hellas,  andererseits  bis 
nach  Italien  und  bis  zur  Sau.  Iliyrischen  Ursprunges  wa- 
ren die  Dalmatac  in  Dalmatia  (dem  heutigen  tür- 
kischen Montenegro  und  östrcichischeu  Dalmatien},  mit 
der  Hauptstadt  Delminium,  das  unter  Augustus  römische 
Provinz  wurde,  dann  von  Gothen  und  durch  Slawen  be- 
setzt wurde,  welche  jetzo  die  morlachische  Bevölkerung 
bilden,  lieber  ihnen  wohnten  die  ilJyrischen  Liburni, 
in  Liburnia,  das  sich  über  die  heutige  Grafschaft  Zara 
und  noch  viel  weiter  am  adriatischen  Meere  ausdehnte, 
schon  früh  unter  römische  Herrschaft  kam ;  hinter  diesem, 
in  Croatien ,  in  der  östrcichischeu  Militairgrenze  und  Uly- 
rieu  bis  nach  Krain  hatten  die  illyrischen  Japodes  ihre 
Wohnsitze,  von  deiten  Strabo  VI.  5.  §.  4.  sagt:  ihre  Be- 
waffnung ist  kpltisch,  ihr  Leib  ist  tättowirt,  wie  bey  al- 
len Illyriern  und  Thrakern.  Illyrische  Stämme  zogen  sich 
durch  Pannonia,  Noricum  und  Vindelicia,  zu  ihnen  ge- 
hörten die  verbreiteten  Scordisci,  oder  scordistischen 
Galater,  die  Strabo  VII.  3.  §.  2.  Kelten  nennt,  deren 
Land  zu  Germania  gerechnet  wurde ;  man  sieht  hier ,  wie 
stammverwandt  Illyrier,  Kelten  und  Germanen  gewesen 
seyn  werden.  Illvrier  wohnten  auch  durch  Istria,  das 
jetzige  östreichische ,  meist  slawisirte  Istrien,  welches 
bis  nach  Umbria  in  Italien  reichte ,  erst  unter  Augustus  rö- 
misch wurde,  zu  dem  die  uralten  Handelsstädte  Pola  und 
Tcrgeste  (Triest)  gehörten.  Daran  grenzte  Venetia  mit 
AenYencii/Ev€Toi  (im  heutigen  Venetianischen},  die  nach 
Herodot  I.  196.  Illyrier  sind,  nach  Strabo  zu  den  Vene- 
tern  an  der  Westküste  Galliens  (iu  Armorika}  gehörten. 
Mag  man  dieses  oder  jenes  annehmen ,  so  werden  sie  im- 
mer Kelten  seyn,   und  keine  Slawen,  wie  Mannert  meint^ 


—    409    — 

dem  mit  Vergnügen  neuerlich  slawische  Schriftsteller  fol- 
gen. Diese  Veneti  mit  ihren  SO  Städten  hatten  in  aller* 
ältester  Zeit  schon  einen  unendlich  blähenden  Handel,  ror» 
Eugsweise  ,mit  Bernstein ,  den  sie  direct  von  der  Ostsee 
bezogen ,  wo  auch  gewiss  stammverwandte  Veneti  wohn- 
ten^ der  dann  durch  die  Liburni  und  Phokäer  nach  Grie- 
chenland, durch  die  Etrurier  über  Italien  verfuhrt  wurde? 
Wahrscheinlich  gehörten  die  Veneti  in  Italien^  in  Nord- 
germanien und  in  Armorica  demselben  (wälschen)  Stamme 
der  Kelten  an ,  waren  in  so  fern  von  den  eigendichen  (g&- 
lischen)  Galliern  verschieden.  Diese  italienischen  Veneti 
wussten  sich  immer  ihre  Freiheit  zu  erhalten,  wurden 
nur  Bundesgenossen  der  Römer;  die  Hunnen  verheerten 
458  ihre  Handelsstadt  Aquilcja,  und  da  baueten  sie  sich 
das  jetzige  Venedig,  welches  bald  den  Welthandel  an 
sich  zog. 

So  verbreitet  war  in  ältester,  vor-roraischer  und  vor- 
gricchischcr  Zeit  das  Volk  der  Illyrier  und  Epiroten,  wel- 
ches offenbar  den  alten  Thrakern  sehr  verwandt  war,  oft 
auch  ein  thrakisches  genannt  wird,  das  nach  Strabo  V.  2. 
von  dem  pelasgisclien  nicht  wesentlich  verschieden  ist, 
andererseits  den  Germanen  und  Kelten  sehr  nahe  stehet. 

Die  alten  Illyrier  hatten  offenbar  die  alt  -  pelasgischen 
Institutionen^  in  Epirus  besonders  blühete  die  alt-pclas- 
gische  Religion^  zu  Dodona  war  das  urältesto  und  be- 
rühmteste Orakel ;  sie  waren  in  eine  Menge  einzelne  Völ- 
ker getheilt,  die  frei  neben  einander  standen,  in  alten 
^jtädten  mit  wichtigem  Handel  ihren  Mittelpunkt  hatten ; 
diese  hellenisirten  sich  allmählig ,  was  auf  das  Volk  selbst 
wenig  Einfluss  hatte. 

Viele  illyrische  Stämme  erhielten  unter  Bardylus  ei- 
nen König ,  der  um  650  v.  Chr.  Macedonien  mit  Glück 
bekriegte,  das  zwar  später  sich  wendete,  doch  blieb  im- 
mer Illyrien  ein  mächtiges  Reich.  Unter  den  Städten  an 
der  Küste  wurde  Apollonia  sehr  mächtig,  schloss  866  v. 
Chr.  mit  den  Römern  ein  Bündniss,  machte  bald  grössere 
Eroberungen. 


—    410    — 

> 

In  Epirus  waren  die  Molosser  eine  wichtige  Völker- 
schaft,  deren  uralte  Könige  allmählig  mächtiger  wurde», 
besonders  machte -Pyrrhus  (um  280  v.  Chr.)  grosse  Er- 
oberungen in  Griechenland  und  Italien^  besiegte  die  Ma- 
cedonier,  Homer  und  die  Carthager  in  Sizilien,  aber  bald 
gerieth  das  Land  in  macedonische  Abhängigkeit,  dann, 
wie  Illyris,  seit  etwa  167  unter  römische  Herrschaft, 
die  sich  se|ir  ausbreitete,  und  die  römische  Provinz  II- 
lyricum  begriff  alle  Länder  zwischen  dem  ionischen  und 
ägeischen  Meere,  kam  unter  Theodosius  zu  dem  byzan- 
tinischen Kaiserreiche  (379). 

Gothische  Völker  waren  schon  etwa  im  3.  Jahrh. 
erobernd  eingebogen ,  Theodosius  schlug  sie  zwar  zurück, 
aber  bald  zogen  Westgothen  unter  Alarich  siegend  ein  (390 
n.  Chr.},  der  als  Praeses  von  Illyricum  in  Constantino- 
pel  anerkannt  wurde  und  von  hier  aus  seine  Züge  nach 
Italien  (401  und  402}  unternahm;  die  meisten  Gothen 
gingen  nach  Gallien,  nach  Spanien  und  488  unter  Tbeo- 
dorich  nach  Italien. 

Nun  kamen  seit  etwa  517  finnische  Völker,  Bul- 
garen und  Ungarn ,  die  sich  vorzugsweise  in  M oesia  (Bul- 
garien} und  Pannonia  (Ungarn}  festsetzten,  dann  Hunnen, 
(572}  auch  Avvaren,  seit  etwa  580  Slawen,  die  sich 
vorzüglich  in  lUyrien,  Croatien,  Montenegro  u.  s.  w.  aus- 
breiteten, hier  die  ganze  Bevölkerung  assimiliften ,  wenig 
auf  Illyrien  und  Epirus  wirken.  Kaiser  Hcractius  rief 
um  630  die  Slawen  selbst  ins  Land,  um  die  Awaren 
auszutreiben  und  sich  anzusiedeln,  die  bald  christlich 
wurden,  das  Land  ganz  slawisch  in  Zupanien  organi- 
sirten.  Seit  1081  erscheinen  hier  Normannen  aus  dem 
untern  Italien,  machen  grosse  Eroberungen,  wie  seit  1281 
die  Venetianer.  Von  Zeit  zu  Zeit  wird  das  Land  by- 
zantinische Provinz ,  stehet  meist  unter  eigenen  Fürsten, 
den  Herzogen  von  Joannina  (die  Epirus  und  Akama- 
nien  beherrschten},  bis  es  seit  1458  unter  die  Herr- 
schaft der  Türken  kommt,  da  flohen  viele  Einwohner 
nach  Italien,  siedelten  sich  in  den  Gebirgen  von  Calabrien^ 
Apulien  und  Sicilien  an,    wo  noch  jotzo   an  00,000  U«» 


—    411    — 

lyrier  (Albanier)  leben  ^  die  noch  ziemlich  ihre  alte  Spra- 
che reden ^  sehr  kräftige,  tapfere  Leute  sind. 

Alle  diese  Einfalle  und  Eroberungen  beschränkten 
sich  fast  nur  auf  die  Küsten;  das  eigentliche  innere,  ge-  ^ 
birgige  Epirus  und  Illyris  (Albania}  behielt  in  allen 
Stürmen  der  Zeit  seine  sesshafte  Einwohnerschaft  mit 
der  alten  Nationalität  und  ziemlich  auch  seine  Freiheit; 
man  konnte  das  Land  besiegen,  aber  nie  unterjochen. 
Vorzüglich  das  Volk  der  Chimarioten  in  den  ceraunischen 
Gebirgen  hat  stets  zu  allen  Zeiten  seine  Freiheit  be-* 
hauptet  selbst  gegen  die  stärksten  türkischen  Heere, 
auch  machte  es,  von  diesen  Gebirgen  aus,  in  verschie- 
denen Perioden  grosse  Eroberungen;  es  bestehet,  wie 
schon  im  höchsten  Alterthume ,  meist  aus  Viehhirten,  die 
aber  treffliche  Krieger  sind;  als  solche  werden  die  Ar- 
na^^ten  oder  Albaner,  wie  die  jc^tzigon  Bewohner  heis- 
8en,.auch  von  den  Türken  anerkannt,  deren  beste  Trup- 
pen sie  sind.  So  weit  sich  das  Gebirge  südlich  erstreckt 
auch  über  Morea  (den  Peloponnes) ,  breiten  sich  diese  Al- 
baner noch  heute  aus,  wie  früher  die  Epiroten,  sind  auch 
in  Griechenland  der  Kern  der  Bevölkerung. 

Die  heutigen  Albanesen  sind  offenbar  die  unmittel- 
baren Nachkommen  der  alten  Epiroten  und  Illyrier  (wie 
die  Wlachen  die  Thrazier  und  Macedonier  fortsetzen), 
die' mit  ihrer  Freiheit  ihre  Sprache  erhalten  haben  (wel- 
che in  den  Küstenstädten  sich  aber  umbildete},  und  es  wird 
sich  im  Allgemeinen  annehmen  lassen,  dass  das  heutige 
Albanische  nicht  wesentlich  verschieden  seyn  wird  voh 
dem  Alt -Illyrischen,  wenn  wohl  manche  fremde,  auch 
türkische  Wörter  hinzugekommen  sind,  das  jetzige  Al- 
banische und  Wlachische  wird  sich  zu  dem  Alt -Illyri- 
schen und  Macedonischeu  etwa  verhalten,  wie  das  je- 
tzige Keltische  (das  Gälische  und  Wälsche)  zu  dem  Alt- 
Gallischen  und  Britannischen. 

Diese  Albanesen,  Arnauten,  oder  —  wie  sie  sich 
selbst  nennen ,  Skipetaren  (d.  i.  Gebirgsbewohner,  von 
skipetar  im  Albanischen,  der  Fels,  das  Gebirge)  wohnen  nicht 
allein  in  Albanien ,  sondern  verbreiten  sich  über  die  nördli- 


—    412    — 

chcn  hclletiischcn  Lande  ^  über  Thessalia^  Boeotia,  Li- 
vadia,  selbst  über  Attica^  Elis^  Lacoiüca  und  fast  gan^ 
Morea^  auch  über  die  benachbarten  Insehi;  ihre  Sprache 
(daH  Schkypi)  wird  von  mehr  als  it  Millionen  Menschen 
geredet  y  selbst  im  heutigen  Athen  ist  ein  besonderes  Tri- 
bunal^ um  auf  Schipetarisch  Hecht  zusprechen.  Sie  bil- 
den 4  Stamme:  a}  die  Geghiden,  die  am  nördlichsten  um 
Montenegro  wohnen,  b)  die  Toskiden,  der  schönste  Schlag 
des  Volkes,  c)  die  Tsamiden,  die  am  friedlichsten  und 
ileissigsten  sind,  Handel  wie  Ackerbau  treiben,  sich  präch- 
tig kleiden,  d)  die  Llapiden  auf  dem  hohen  Gebirge  sind 
meist  6ehr  räuberisch. 

Der  Name  A I  b  a  n  i  a ,  schon  Von  Ptolemaeus  erwähnt, 
wird  keltischen  Ursprunges  seyn;  im  Wälschen  heisst 
Alban  das  Aeusserste,  das  Hohe,  Alp  im  Gälschen  ist 
die  Alpe,  alpis  im  Lat. ,  a^Tiig  im  Griech. ,  Schottland 
trägt  im  Keltischen  den  Namen  Albania,  England  heisst 
seiner  hohen  Küste  wegen  Albion. 

Von  jeher  ist  es  aufgefallen,  im  Albanischen  eine 
grosse  Menge  Wörter  zu  finden ,  die  vollkommen  mit  la- 
teinischen übereinstimmen,  wie  diess  auch  die  nachfol- 
gende  Nachweisung  sub  Nr.  VH.  lehrt.  Daher  glaubt  mau 
sehr  allgemein,  diese  Wörter  wären  aus  dem  Lateinischen 
entnommen,  stammten  von  denHömem,  welche  hier  Co- 
lonien  hatten*,  diess  ist  aber  gewiss  ein  grosser  Irrthum^ 
besonders  da  eigentliche  Römer,  ausser  einigen  Beamten, 
wohl  sehr  wenig  nach  Illyrien  gingen.  Jn  den  dortigen 
Seestädten  wurde  zwar  gewiss  viel  Latein,  wie  Griechisch 
gesprochen,  was  aber  auf  die  volksthümUche  Sprache  der  Ge- 
birgsbewohner ohne  Einfluss  gewesen  seyn  wird;  auch 
finden  wir  im  Wlachischeu  eben  so  viele  lateinische  Wörter 
und  gleichwohl  übten  die  Homer  auf  die  thrazischeu  Län- 
der fast  gar  keinen  Einfluss  aus. 

Eine  nicht  mindere  Zahl  von  albanischen  Wörtern 
kommt  mit  griechischen  überein ,  wie  sich  aus  den  nach- 
folgenden Nachweisungen  klar  ergiebt,  nur  klingen  er- 
stere  viel  rauher  als  letztere;  aber  die  Albaner  werden 
diese   Wörter   nicht   von    den    Griechen    entlehnt    haben, 


—    418    — 

sondern  das  Griechische  durfte  sich  aus  dem  AU -Illyri- 
schen entwickelt  haben. 

Merkwürdig  ist  die  grosse  Uebereinstimmung  vieler 
albanischen  Wörter  mit  teutschen  (wie  aus  der  später 
folgenden  Nachweisung  erhellet}^  die  wohl  schwerlich  von 
den  Gothen  oder  Normannen  entlehnt  wurden ;  wohl  aber 
mag  das  Alt -Germanische  dem  Illyrischen  sehr  verwandt 
gewesen  seyu. 

Unverkennbar  finden  sich  eine  Menge  albanischer 
Wörter  in  den  keltischen  Dialecten^  wie  aus  den  beyfol- 
genden  Nachweisungen  hervorgehet.  Wohl  möchte  ich 
glauben^  das  Albanische  oder  Schipetari  stehe  in  Hin- 
sicht des  Wortschatzes  dem  Keltischen  sehr  nahe;  ob 
es  auch  im  Grammatikalischen  der  Fall  ist^  kann  ich  gar 
nicht  b^urtheilen;  aber  die  Beziehungen  des  Albanischen 
und  Wlacbischen  zum  Keltischen  zu  ermitteln  würde  ge- 
wiss von  grossem  Interesse  seyn.  Das  Albanische  dürfte 
dem  Gälischen  näher  als  dem  Wälschen  stehen .  ist  aber 
gewiss  rauher  oder  härter  als  dieses;  aber  wohl  kann 
das  Alt  -  Gallische  und  Brittische  in  Hinsicht  der  Härte 
dem  Albanischen  und  Wlacbischen  näher  gestanden^  und 
das  Keltische  kann  sich  im  Laufe  von  zwey  Jahrtausen- 
den in  Frankreich  und  England  mehr  abgeschliffen  ha- 
ben, als  in  den  albanischen  Gebirgen. 

Bisher  war  das  Albanische  ohne  eigene  Schrift,  man 
schrieb  es  mit  lateinischen ,  griechischen  oder  türkischen 
Buchstaben,  die  aber  für  die  besoudern  Laute  im  Alba- 
nischen nicht  hinreichen.  Jetzo  braucht^  man  die  grie- 
chischen Buchstaben ,  aber  vermehrt  durch  9  neue  Schrift- 
zeichen, die  bey  den  folgenden  Nachweisungen  natürlich 
nicht  benutzt  werden  konnten,  besonders  da  diese  nicht 
aus  dem  rein  sprachlichen  Gesichtspunkte  abgefasst  sind. 

Noch  ist  im  Albanischen  höchst  wenig  gedruckt, 
die  Sprache  sehr  wenig  bekannt;  aber  jetzo  hat  man  viele 
Volkslieder  gesammelt,  und  v.  Xylander  hat  eine  Gram- 
matik und  ein  Wörterbuch  gegeben ,  welches  viel  bedeu- 
tender als  das  Thunmannsche  ist. 


—    414    — 

Nach  einer  uralten  griechischen  Mythe  (bey  Ap- 
pian  Illyr.  8)  sind  Keitos,  Illyrius  und  Galas  die 
Söhne  des  Cyclopen  Polyphem,  was  wohl  daraufhindeu- 
tet, dass  schon  das  Alterthum  die  Kelten,  Illyrier  und 
Galater  für  Zweige  desselben  Völkerstammes  ansprach, 
dem  wohl  beyzuflichtcn  seyn  durfte.  Meiner  unvorgreif- 
lichen  Ansicht  nach  waren  im  hohen  Alterthume,  beson- 
ders in  der  vor-griechischen  Zeit,  die  über  Europa  ver- 
breiteten Hauptvölker  die  Illyrier  (jetzigen  Albaner},  die 
die  Thraker  (jetzigen  Wlachen}  und  die  Kelten  oder  Ga-* 
later,  die  später  als  Germanen,  Gallier,  Britten  und 
Iberer  unterschieden  wurden.  Alle  diese  Völker  -gehör- 
ten der  keltischen  Nationalität,  redeten  Eine  Sprache  in 
verwandten  Dialecten,  hatten  gleiche  Institutionen,  einen 
gleichen  Cultus,  fertigten  gleiche  Bau-  und  Kunstwerke, 
daher  wir  überall  hier  gleiche  (keltische)  Alterthümer  fin- 
den. Diese  alt- keltische  Sprache  liegt  allen  neuern  Spra- 
chen zu  Grunde;  aus  ihr  bildeten  sich  zuerst  das  Grie- 
chische und  Lateinische,  daher  stammen  in  dieser  die  vie- 
len albanischen  und  wlachischcn  Wörter.  Das  Albani- 
sche ist  daher  gar  nicht  ein  verdorbenes  Latein ,  wie  man 
gewöhnlich  annimmt,  sondern  umgekehrt,  das  Latein  ist 
eine  verfeinerte ,  abgeschliffene  alt- keltische  Sprache,  wie 
bey  uns  die  rauhe  Volkssprache  nicht  ein  verdorbenes 
Ilochteutsch ,  sondern  die  hochteutsche  Schriftsprache  eine 
verfeinerte  Volkssprache  ist. 

In  den  rauhen,  der  Civilisatiou  sehr  entfremdeten 
Albanesen  und  Wlachen  schlummert  offenbar  eine  sehr 
grosse  innere  Kraft;  unter  Philipp  und  Alexander  haben 
sie  als  Macedonier  schon  ein  Mal  die  ganze  civilisirte 
Welt  erobert;  geleitet  von  tüchtigen  Führern,  können 
sie  —  wie  die  Slawen  —  einstens  auch  dem  civilisirten 
Europa  wohl  geHihrlich  werden. 

o.     Hellas,    Kleinasien. 

Unter  Hellas  begriff  man  das  Land  südlich  von  Thes- 
salia  und  Epirus,  welches  mehr  inselformige  Massen  als 


—    415    — 

ein  compactes  festes  Land  darstellt^  and  in  viele  Territo- 
rien zerfiel. 

Das  eigentliche  Hellas^  das  jetzige  Livadien  der 
Türken,  von  Epims  durch  keine  natürliche  Grenze  geschie- 
nen, umfasste  Akarnania,  Ae'tolia  und  einigelnsein, 
auch  Ithaka,  das  Vaterland  von  Ulysses,  Locris,  Do- 
ris (das  Mutterland  der  Spartaner};  Phokia  mit  dem 
berühmten  alten  Orakel  von  Delphi  (das  auch  bey  den 
spatern  Griechen  auf  die  Politik  grossen  Einfluss  hatte), 
Böotia,  an  Thcssalia  grenaend,  mit  ursprünglich  thra- 
zischcr,  nicht  illyrischer  Bevölkerung,  wo  das  uralte, 
reiche  Orchomenos  derMyniae  lag,  von  dem  noch  mäch- 
tiges cyclopisches  Mauerwerk  stehet,  wie  das  einfluss- 
reiche, mächtige  Kadmeios,  später  Theben  genannt,  mit 
der  grossen  Insel  Euboea;  Attika,  mit  ursprünglicher 
pelasgischer  Bevölkerung,  zu  der  um  1570  v.  Chr.  eine 
aegyptische  Colonie  gekommen  seyn  soll,. wo  Athen  seit 
den  Perserkriegen  von  grosser  Wichtigkeit  wurde,  und 
auf  der  Landenge  Megaris. 

Der  Peloponnes,  das  jetzige  Morea,  das  in  frü- 
her Zeit  Pelasgia  hiess ,  von  Pelasgiern  bewohnt  wurde, 
eine  Insel  ist ,  die  nur  durch  eine  schmale  Landenge  mit 
dem  festen  Lande  zusammenhängt,  umfassteKorinthia, 
mit  dem  gewerblichen  Korinth,  Sikyonia,  Achaja, 
Arkadia,  Messenia,  Argolis,  Lakonika,  wo  Le- 
leger  wohnten,  dann  Dorier  einzogen,  etwa  80  Jahre 
nach  dem  trojanischen  Kriege ,  mit  der  Hauptstadt  Sparta, 
der  steten  Rivalin  von  Athen,  und  die  .vielen  benachbar- 
ten Inseln,  besonders  Kreta,  bewohnt  von  Lelegern  und 
Pelasgiern. 

Alle  diese  Territorien  und  noch  andere  daneben  be- 
standen als  kleine  freie  Staaten,  unter  welchen  bald  die- 
ser, bald  jener,  meist  .Sparta  oder  Athen  eine  gewisse, 
nicht  bedeutende  Oberherrschaft  ausübte. 

Es  ist  schon  vorher  erwähnt,  wie  illyrische  und 
thrazische,  daher  keltische  Stämme,  auch  durch  Hellas, 
den  Peloponnes  und  Kieinasien  wohnten,  wie  aber  anderer- 
seits keltische   Stämme   sich    durch   Germanien,    Gallien 


r 


—    416    — 

und  Britannien  zogen;  nun  finden  wir  durch  Thrazien^ 
Hellas^  den  Peloponnes  und  Kleinasien  in  grosser  Zahl 
die  vor-griechischen(pe)asgischen}Alterthänier  undKunst-^ 
Sachen ,  Grabhügel ,  cyclopisches  Mauerwerk  u.  s.  w. ,  die 
den  keltischen  in  Germanien ,  Gallien  und  Britannien  auf 
das  vollkommenste  gleichen^  von  einer  hohen^  aber  eigen- 
thümlichen  Culturstufe  zeugen^  schon  den  Griechen  Ge- 
genstände einer  ganz  verschollenen  Zeit  waren  ^  und  da- 
für sprechen^  dass  alle  diese  Länder  einstens  nur  von 
Einer  Nationalität  mit  gleichem  Cultus  und  gleicher  In- 
dustrie bewohnt  seyn  werden,  welche  nur  die  kelti- 
sche gewesen  seyn  kann. 

Strabo  VIL  7.  §.  Ä.  sagt,  indem  er  von  den  ersten 
Einwohnern  Griechenlands  spricht ,  die  alle  Barbaren ,  d.  h. 
Nicht- Hellenen  waren:  „die  Le leger,  die  nicht  ver- 
schieden von  den  Kariern  gewesen  seyn  sollen^  wohnten 
auch  in  Karien  (Kleinasien},  wo  man  überalt  a  1 1  e  Grab- 
hügel findet  und  verödete  Bergfesten^fSteinbur- 
gen),  die  Lelegien  genannt  werden;  auch  durch  ganz 
lonien  wohnten  Karer  und  Lcleger. "  Hiernach  werdeA 
die  vor-griechischen  Leleger  mit  den  vor-griechischcn  Grab- 
hügeln und  Steinburgen  in  Verbindung  gesetzt,  die  man 
Lelegien  nannte;  diese  sind  in  allen  keltischen  Ländern, 
besonders  in  England  häufig,  wo  sie  (nach  Thl.  I.  Pag. 
206  dieses  Werkes)  Lis,  Lios,  auch  Llys  (W.)?  rath 
(Ir.)  heissen,  welche  Wörter  wohl  schwerlich  mit  den 
Lelegien  der  Griechen  in  sprachlichem  Zusammenhang  ste- 
hen. Die  Leleges ,  die  im  höchsten  Alterthume  als  Kauf- 
Icute  und  Seefahrer  berühmt  waren,  wohnten  auch  im 
südlichen  Epirus,  Akaruania,  Aetolia,  Lokris,  Boeotia^ 
ferner  in  Greta,  wo  sie  Curetes  hiessen.  In  allen  diesen 
Gegenden  werden  als  erste  Einwohner  übrigens  Illyrier 
und  besonders  •Thraker  genannt,  die,  wie  erwähnt,  ihre 
Todtcn  unter  Grabhügel  begruben,  daher  wohl  die  Lele- 
ger nur  als  ein  thrazischer  Stamm  zu  betrachten  seyn 
werden,  welcher  der  keltischen  Nationalität  angehört. 

Nächst  den  Illyriern ,  Thrakern ,  Lelegern ,  waren  es 
die  Pela sgier,  die  in  der  vor-griechischen  Zeit  das  grie- 


-^    41T    — 

chische  .Land  bpwohuten^  vorzugsweise  den  Peloponnes^ 
die  Inseln  und  die  Küstengegenden  auch  von  Kleinasien, 
wie  Strabo  XIII.  3.  §.  5.  ausfuhrlich  erwähnt ;  der  Name 
hängt  wohl  mit  niXayoqy  das  Meer,  zusammen ,  der  dar«- 
auf  hindeutet,  dass  die  Pelasgier  am  Meere  wohnten. 
Strabo  V.  S.  §.  4.  bezeichnet  die  Pelasgier  als  Thraker, 
VII*  3.  §.  S.  nennt  er  die  Mysier  in  Mösien  an  der  Do- 
nau Thraker,  von  denen  die  Mysier  in  Kleinasieu  her- 
stammen, die  andererseits,  wie  die  Phrygier,  Bitbynier 
u.  s.  w*  thrazische  Volker  genannt  werden.  PeUsgier 
und  Thraker  hinterliessen  gleiche  Alterthümer,  hatten  wohl 
gleiche  Institutionen,  einen  gleichen  Cult,  allen  Nach- 
richten und  Verhältnissen  nach  gehörten  die  Pelasgier 
zu  der  illyro-thrakischen  oder  keltischen  Nationalität ,  die 
Albanesen  und  Wlachen,  die  heute  noch  in  dem  Pelo- 
ponnes  neben  den  Griechen  wohnen,  dürfton  die  Nach- 
kommen der  alten  Pelasgier  seyn.  Pelasgisch  und  thra- 
zisch  dürften  wir  für  ziemlich  synonym  betrachten. 

Diese  Pelasgier  wcrjlen  auch  Tyrrhener  oder  tyr- 
rhenische  Pelasgier  genannt,  die  nicht  allein  in  Grie- 
chenland und  Kleinasicn,  sondern  auch  in  Italien  auftreten, 
vorzüglich  längs  den  Küsten;  nicht  allein  den  Etruriern, 
auch  den  Oenotres  giebt  man  einen  pelasgischen  oder 
tyrrhenischen  Ursprung,  und  die  pelasgischen  Alterthümer 
Italiens  sind  den  pelasgischen  in  Griechenland  gleich. 

Wie  Italien  in  ältester  Zeit  ganz  barbarisch  war, 
wo  es  keine  lateinische  Sprach^  gab  (die  sich  hier  erst 
etwa  430  v.  Chr.  bildete),  so  war  anfangs  auch  das  grie- 
chische Land,  aber  vielleicht  länger  als  ein  Jahrtausend 
hindurch,  ein  ganz  barbarisches  Land^  nicht  in  Hinsicht 
der  Cultur,  sondern  der  Sprache  und  Nationalität ;  es  gab 
iveder  Hellenen  (Griechen),  noch  eine  hellenische  oder 
griechische  Sprache;  die  Völker,  die  hier  wohnten,  Pe- 
lasgier, Leicger,  Thraker,  Illyrier,  gehörten  der  keltischen 
Nationalität,  sprachen  keltisch,  wie  die  stammverv^'audten 
Germanen ,   Gallier  und  Brittannier. 

Erst  seitdem  sich  Colonien  aus  dem  Orient  im  Pelo- 
ponnes  festsetzen,  etwa  1500  v.  Chr.,  in  Kleinasicn  viel- 

Keferxteln  fCelt.  Altcrlli.    II.  Bd.   II.  A1>lb.  27 


—    418    — 

leicht  früher,  beginnen^  durch  die  Einflüsse  der  Orientalen 
auf  die  Kelten,  die  ersten  Keime  des  HclIencnthumeSy 
das  durch  den  trojanischen  Krieg  (um  1180  v.  Chr.) 
einen  wichtigen  Sieg  gefeiert  zu  haben  scheint,  allmäh- 
lig  immer  weiter  um  sich  greift,  sich  aber  doch  erst 
nach  den  persischen  Kriegen  (450  v.  Chr.)  vollständig 
ausbildet,  in  der  Kunst,  im  Cultus,  in  der  Sprache  und 
den  Institutionen  u.  s.  w. ,  es  ist  aber  nicht  ein  beson- 
deres, hellenisches  Volk,  welches  die  keltischen  Pelas- 
gier  vertreibt,  sondern  es  sind  die  Pelasgier  selbst,  die 
sich  Orientalisiren ,  hellenisiren ,  so  als  hellenische  Natio- 
nalität auftreten,  die  sich  der  pelasgischen,  als  eine  bar- 
barische, gegenüberstellt,  aber  aus  ihr  auf  eine  ähnliche 
Art  hervorgegangen  ist,  als  die  römische  aus  der  alt -ita- 
lischen oder  oskischcn,  die  französische  aus  der  galli- 
schen u.  s.  w. 

Wird  das  Hellcnenthum  aus  diesem  Gesichtspunkte 
aufgefasst,  so  wurzelt  es  ursprünglich  im  Keltenthume; 
man  begreift  dann  die  Ucbereinstimmung  der  vor-griechi- 
schen  und  keltischen  Alterthümer,  auch  in  Hinsicht  der 
Institutionen,  der  Sitten,  des  Cultus  u.  s.  w.  Das  bis- 
her so  ganz  unbeachtete  Keltcnthum  könnte  auch  dem 
Philologen  von  Fache  manchen  Fingerzeig  geben  für  die 
vor- griechische  und  alt -griechische  Zeit. 

Will  man  das  hellenische  oder  griechische  Wesen 
gehörig  verstehen,  so  wird  man  von  dem  vor-griechischen, 
pelasgischen  ausgehen  müssen  ,  das  sich ,  schon  nach  Ho- 
mer's  Darstellung,  um  eine  patriarchalische  Aristokratie 
drehet,  die  das  eigentliche  Volk  bildet,  um  eine  einfluss- 
reiche  Priesterschaft  und  Weissagung.  Dieses  pelasgi- 
sche  Wesen  begann  schon  vor  dem  trojanischen  Kriege  sich 
zu  modificiren ,  hielt  sich  jedoch  im  Allgemeinen  noch  lange, 
aber  besonders  seit  dem  7.  Jahrh.  v.Chr.  begann  sehr  allge- 
mein die  Geschlechts -Aristokratie  und  der  alte  Cultus  zu 
wanken,  das  hellenische  Wesen  fasste  feste  und  allgemeine 
Wurzel,  in  den  meisten  Staaten  warfen  sich  demagogische 
Tyrannen  auf,  aber  zur  Zeit  der  Perserkriege  (490  v. 
Chr.),  in  Athen  seit  Aristides  (450  v.Chr.),  trat  überall 


—  4id   - 

die  vollkommenste;  der'  keltischen  Welt  ganz  unbekannte 
Demokratie  hervor ^  wo  die  Besitzlosen  das  Volk  bil- 
deten,  die  Herrschaft  erhielten;  diese  bliUicte,  so  lange 
grosse  Männer  durch  eine  imposante  Persönlichkeit  die 
Volksmasse  zu  lenken  und  die  Besseren  zu  handeln  wag- 
ten; sie  sank,  als  der  müssige,  gierige  Pdbel  sich  über- 
all vordrängte,  der  Staat  nun  der  schnödesten  Willkiihr 
Preis  gegeben  wurde  ^  dann  schnell  seine  Selbstständig- 
keit verlor. 

In  den  verschiedenen  Territorien  oder  Staaten  Grie- 
chenlands und  Kleinasiens  modificirte  sich  die  alt-pelas- 
gische  Verfassung  mehr  oder  weniger^  früher  oder  spä- 
ter, am  wenigsten  bey  dem  doirischen  Stamme  (i^^  Sparta), 
am  meisten  bey  dem  ionischen  Stamme  in  Kleinasien  und 
Attica. 

Die  Dorier,  ein  Gebirgsvolk  an  der  Grenze  von 
Thessalien,  im  Gebirge  Pindus  und  Parnassus  (wo  auch 
das  älteste  und  berühmteste  Orakel  der  alten  Reli^on,  Del- 
phi, in  Phocis  lag),  zogen  etwa  80  Jahre  nach  Troja's 
Zerstörung  in  das  gebirgige  Laconica  des  Peloponnes ,  wo 
Sparta  ihr  Centrum  wurde,  und  hielten  hier  fest  an  der  alten 
dorischen  Verfassung,  an  ihrer  Aristokratie  mit  al- 
tem Grundbesitz,  während  bey  den  loniern  in  Kleinasien 
und  Atüca  Geldbesitz  und  Demokratie  vorwaltete.  Je- 
nes Festhalten  am  Alten,  und  andererseits  die  Lust  zu 
neuer  Gestaltung  mag  vorzugsweise  der  Grund  gewesen 
seyn  des  ewigen  Haders  zwischen  Sparta  und  Athen. 

Die  Perserkriege  (490 — 450  v.  Chr.)  hatten  die 
alten  Rivalen  nur  auf  kurze  Zeit  vereinigt,  bald  begann 
der  Kampf  vom  neuem  im  peloponnesischen  Kriege  (431»- 
404) ,  fiel  zu  Gunsten  von  Sparta  aus ,  das  nun  im  All- 
gemeinen die  Oberherrschaft  ausübte ,  bis  die  Macedonier 
unter  Philipp  und  Alexander  Griechenland  eroberten,  es 
später  (146  v.  Chr.)  die  Beute  der  Römer  wurde,  wo 
die  Selbstständigkeit  Griechenlands  ganz  aufhörte. 

Die  alt -dorische  Verfassung,  die  auf  analoge 
Art  überhaupt  in  den  pelasgischen ,  thrazischen  und  illy- 
rischen,    überhaupt   in   den    alt -keltischen   Ländern   ge- 

«7« 


—    42©    — 

herrscht  haben  wird,  auf  die  wir  im  folgenden  Theile  die- 
ses Werkes  näher  eingehen  wollen  y  ist  von  grossem  In- 
teresse^ schon  dessbalb^  weil  sie  in  ihren  Grundzügen  in 
allen  keltischen  Ländern  geherrscht  haben  wird;  daher 
finden  wir  die  spartanischen  Einrichtungen  zum  grossen 
Theile  wenigstens  auf  ähnliche  Weise  in  Germanien  und 
Gallien.  Diese  Verfassung  (die  bis  etwa  882  v.  Chr. 
bestehen  blieb)  gewährte  dem  Staatsbürger  die  höchste 
persönliche  Freiheit^  die  ganze  Regierung  lag  in  den  Hän- 
den des  Volkes ;  der  Volksversammlung^  zu  der  je- 
der Bürger^  jeder  freie  Grundeigenthümer  Zutritt  hatte. 
Die  unter  einander  gleichgesetzten  Landgüter  der  Aristo- 
kratie (etwa  9000),  Avaren  —  wie  in  Germanien  —  kein 
Object  freier  Thätigkeit,  sondern  Pertinenz  der  Geschlech- 
ter, waren  nach  jetziger  Terminologie  Fideicommissgüter 
(^nicht  Lehngüter),  w^urden  von  Zeit  zu  Zeit  verlost;  die 
Erziehung  der  Jugend  war  eine  öffentliche,  für  den  Krieg 
berechnet,  t^etraf  vorzüglich  Waffentänze,  Musik  mit 
Chören  u.  s.  w.  Der  Staatsbürger  beschäftigte  sich  fast 
nur  mit  öffentlichen  Angelegenheiten ,  das  Privatleben  war 
dem  Staate  ganz  untergeordnet,  in  welchem  Alles  auf  das 
Strengste  geordnet  war. 

Kunst,  Industrie,  überhaupt  die  ganze  Cultur  trag 
in  dieser  pelasgischen  Zeit  ihren  ganz  eigentlichen  ste- 
reotypen Charakter,  der  sich  über  alle  keltische  Völker 
gleichmässig  verbreitete.  Daher  finden  wir  in  den  pelas- 
gischen Grabhügeln  dieselben  Kunstsachen ,  dieselben  Thon- 
gefasse,  bronzene  Schwerdter,  Donnerkeile,  Steinmesser, 
Pfeilspitzen,  als  in  den  germanischen ,  gallischen  und  brit- 
tannischen ,  man  möchte  glauben ,  in  allen  diesen  Ländern 
wären  die  Kunstsachen  aus  Einer  Fabrik  gekommen, 
die  Grabhügel  wären  überall  von  denselben  Arbeitern  ge- 
macht. 

So  einfach  und  vergänglich  die  Privatgebäude  wa- 
ren, so  colossal  waren  die  öffentlichen,  gemeinnützigen, 
aus  ungeheuren  Polygonen  oder  Steinquadern  ohne  Mör- 
tel mit  sogenanntem  cyclopischon  Mauerwerk;  wie  z.  B. 
das    noch  in  Ruinen    vorhandene  sogenannte  Schatzhaus 


421     ~ 


von  Mykeney  das  mit  d^r  Stadt  am  8500  v.  Chr.,  vor 
langer  als  4000  Jahren  gebaut  seyn  mag,  hieher  ge- 
hören die  Abeugsgewölbe  des  See'S'  Kopais ,  die  30  Sta- 
dien unter  Felsen  weggeführt  wurden ,  daher  einen  höchst 
grossartigen  Tunnel  bildeten,  deren  blosse  Aufräuraung 
die  Kräfte  von  ganz  Böotien  zur  Zeit  Alexander's  über- 
stieg. 

Wie  überhaupt  die  Kelten,  so  hatten  auch  die  Pe- 
lasgier  viel  Bergbau^  z.  B.  auf  Silber,  im  Berge  Laurion 
von  Attica,  der  grosse  Ausbeute  gab^  aber  schon  zu 
Strabo's  Zeiten  aufgehört  hatte ;  Eisen  wurde  viel  in  La- 
conien  gewonnen  (der  laconische  Stahl  war  sehr  berühmt), 
auch  auf  Creta,  durch  die  Idaei  Dactyli. 

Vortrefflich  verstand  man  die  Metalle  zu  bearbeiten, 
auch  die  schönste  Bronce  zu  fertigen  und  zu  h&rten ,  wie 
aus  den  Kunstsachen  der  Grabhügel  und  Ilomer's  Nach- 
richten hervorgehet. 

Dichtkunst  und  Musik  wird  bey  den  Pelasgiern  so 
hoch  wie  bey  den  Thrakern  gestanden    haben. 

Den  hellenischen  Polytheismus  kannten  die  Pelas- 
gter  nicht,  sie  huldigten  dem  Pantheismus,  und  die 
Cosmogonie  oder  Weltschöpfung  war  ein  Hauptgegenstand 
der  pelasgischen  Philosophie,  die  sich  in  der  pytha- 
goreischen darstellt.  Wie  oben  Pag.  153  gezeigt  wurde, 
ist  Pythagoras  ein  rein  keltisches  Wort,  welches  Dar- 
legung des  Weltgebüudes  oder  Cosmologie  bedeutet ,  die 
pythagoreische  Philosophie  wird  nicht  die  Speculation 
eines  gewissen  Pythagoras  gewesen  seyn,  sondern  wohl 
der  Ausdruck  der  alten,  herrschenden  cosmologisch- 
naturphilosophischen  Ansichten,  nicht  allein  bey  den  pe- 
lasgischen Priestern,  sondeni  bey  allen  keltischen  Völ- 
kern, die  in  Griechenland  noch  lange,  bis  etwa  300  v. 
Chr.  die  herrschende  Philosophie  blieb,  sich  auch  noch 
in  der  platonischen  Schule  fortsetzte. 

Nach  dieser  pantheistischen  Lehre  ist  die  Welt  ein 
lebendiges  Organen,  Alles  ist  beseelt,  Gott  ist  der  all- 
gemeine Weltgeist,  die  Quelle  aUes  Lebens;  Geist,  Kraft 
und  Materie  ist   nur  Eins.      Ausflüsse   des  Weltgeistes, 


—    422    — 

der  Monas  sind  alle  Intelligenzen,  wie  aucii  die  Elemente^ 
aus  deren  Sympathie  und  Antipathie  sich  das  Materielle 
bildete.  Mit  der  Zeit  erwachten  hierüber  andere,  poly- 
theistische und  monotheistische  Ansichten ,  die  sich  in  den 
verschiedenen  philosophischen  Schulen  aussprachen,  aber 
die  alte,  pantheistische  Lehre  fand  ihre  Zuflucht  in  den 
Mysterien.  Erst  die  alexandrinischen  Philosophen  Ploti- 
nos  (geb.  805  n.  Chr.),  Jamblichus  (geb.  833  n.  Chr.), 
Porphyrius,  ApoUonius  und  andere,  veröffentlichten  das  nä- 
here Wesen  dieser  Philosophie,  wenn  auch  iu  anderer  Form, 
und  sie  erwachte  wieder  im  15.  und  16.  Jahrh,  durch  Ni- 
colaus voji  Cuaa  (f  1464),  Paracelsus  (f  1545), 
Tilesius  (f  1588),  Cardanus  (f  1576),  Caesalpinus 
(f  1603)  u.  s.  w. 

Dieser  Pantheismus  kannte  keine  in  sich  verschie- 
dene Gotter,*  hier,  bey  den  Pelasgiern,  wie  bey  allen 
keltischen  Völkern  scheint  der  Stein  der  Repräsentant 
des  Festen,  Seyenden,  das  beste  Abbild  der  allgemeinen 
Gottheit  gewesen  zu  seyn,  und  eine  Steinverehrung 
Statt  gefunden  zu  haben,  von{derPlato(imCratylus)  spricht, 
von  der  schon  Tlü.  I,  Pag.  383  die  Rede  war.  Aufgerichtete 
Steinpfeiler,  aufgeschichtete  Felsblöcke,  ausgehauene  Fels- 
gestalten, auch  bestimmt  geformte  Steine  (wie  die  Don- 
nerkeile) mögen  geeignet  gewesen  seyn,  das  religiöse 
Gefühl  aufzuregen.  Im  Hause  hatte  man  Baetilien,  den 
römischen  Penaten  verwandt  (wohin  auch  wohl  die  Bron-» 
tia,  Ceraunia,  Ombria  gehörten),  als  steinerne  Idole  von 
der  Sternenkraft  influirt  und  magisch  wirksam ,  zu  denen 
wohl  die  sogenannten  Donnerkeile  der  alten  Grabhügel 
gehört  haben  können,  an  deren  magische  Wirkung  noeh 
heut  zu  Tage  der  Landmann  in  manchen  Gegenden  glaubt. 

Pausanias  I,  2  und  I,  9  sagt  ausdrücklich:  rohe 
aufgerichtete  Steinpfeiler  waren  in  der  alten  pelasgischen 
Zeit  das  Bild  der  Gottheit;  solche  Steinpfeiler,  als  Got- 
torbilder,  erhielten  sich  einzeln  noch  lange  in  der  helle- 
nischen Zeit.  Nach  Tacitus  histor.  II,  8  besuchte  Kai— 
ser  Vcspasianus  um  das  Jähe  70  u.  Chr.  den  Tempel 
der   Venus    in    Paphos^   um    das    Orakel   zu   vernebmen. 


—    4X3    — 

hier  —  heisst  es  —  ist  der  Göttin  Bildaiss  keine.  Men- 
schengestalt, sondern  ein  roher,  pyramidaler  Stein. 

Der  innige  Zusammenhai)g  des  Menschen  mit  der 
Natur  führte  darauf  hin ,  aus  gewissen  Erscheinungen  der 
Natur  auf  das  Geschick  der  Menschen  zu  schliessen,  die 
Natur  stets  auf  den  Menschen  zu  deuten,  was  nur  das 
Attribut  der  einflceweiheten  Priesterschaft  war.  Nicht, 
wie  bcy  den  Hellenen,  um  eine  erzürnte  Gottheit 
zu  versöhnen,  brachte,  man  Opfer  dar,  sondern  um 
aus  den  Opferthieren  oder  andern  Zeichen  die  Zu« 
kunft,  das  gute  oder  böse  Omen  zu  ersehen.  Die  Zei« 
chendeutung  war  ein  Grundzug  bey  den  Pelasgiern,  wie 
bey  allen  keltischen  Völkern ,  der  nur  sehr  allmählig  ge- 
schwächt, erst  durch  das  Christenthum  vertilgt  werden 
konnte. 

Die  Priester  (Kureten),  die  zugleich  Philosophen, 
Gelehrte  und  Künstler  waren,  neben  und  mit  der  Ari- 
stokratie standen,  hatten  einen  sehr  grossen,  besonders 
politischen  Einfluss,  und  diess  mag  mit  der  Grund  gewe- 
sen seyn,  warum  die  hellenischen  Staaten,  so  wie  sie 
demokratischer  wurden,  eine  neue  Staatsreligion  annah- 
men ,  in  welcher  die  Priesterschaft  gegen  das  Volk  ganz 
anders  gestellt,  fast  ohne  eignen  Einfluss  war;  aber  die 
alte ,  so  tief  im  Volk  wurzelnde  Volksrcligion  mit  den  be- 
rühmten uraften  Orakeln,  war  nicht  zu  vernichten,  wich 
erst  dem  Christenthume ;  sie  zog  sich  in  die  Mysterien 
zurück ,  sie  blieb  in  den  alten  Orakeln ,  die  sich  zwar 
etwas  modernisirten,  stets  eine  grosse  politische  Wich- 
tigkeit behielten,  seihst  über  die  Grenzen  Griechenlands 
hinaus.  Diese  pelasgischen  Priester,  wohl  den  gallisch- 
brittischen  Druiden  sehr  verwandt,  scheinen  verschiedene 
Namen  gehabt  zu  haben;  Strabo  X.  3.  §.  7.  sagt:  die 
Kjureten  sind  nicht  verschieden  von  den  Korybanten  in 
Kreta',  von  den  Kabiren  in  Phrygien,  den  idäischen  Dac- 
lylen  und  den  Teichinen  in  Samothrake,  alle  sind  auf 
gleiche  Art  inspirirte  Priester  iu  Phrygien  wie  Thrazien, 
da  die  Völker  ganz  verwandt  sind. 


—    424    — 

Das  pdasgische  Volk  verhielt  sich  nach  alle  die- 
sem^ wie  die  andern  keltischen  'Völker,  es  hatte  eine 
grosse  Menge  freie  Territorien,  mit  aristokratisch  priester- 
licher Verfassung,  aber,  wie  alle  keltische  Völker  unter- 
lag es,  und  zwar  zuerst,  fremden  Einflüssen,  bildete  sich 
in  Hellenen  um,  die  eine  andere  Nationali  tat  tragen,  mit 
i^cuer  Sprache  und  Verfassung,  neuem  Cult,  neuern  Sitten. 

Während  die  andern  keltischen  Länder,  wie  Brittan- 
uien,  Gallien,  Germanien,  Macedonien,  keine,  oder  nur 
Tohe  sCythische  Nachbarn  hatten,,  befand  sich  das  kelti- 
sche Volk  in  Griechenland  und  Kleinasien  unter  gans 
andern  Verhältnissen.  Die  Thraker,  die  dorch  Klein- 
asien wohnten,  grenzten  an  Syrien,  Mesopotamien,  Me- 
dien und  Armenien ,  kamen  in  Beziehung  zu  der  Politik, 
der  Kunst,  der  Religion  der  dortigen  asiatischen  Völker; 
die  Pelasgier ,  als  seefahrendes  Küstenvolk ,  kamen  in  Han- 
delsbeziehungen zu  den  Aegyptern  und  Phöniziern,  die 
nicht  verfehlten  Colonien  an  den  pelasgischen  Küsten  zu 
errichten ,  die  einen  nichtigen  Einfluss  ausübten.  Aegyp- 
ter,  Phönizier,  Perser  standen  damals  auf  der  höchsten 
Stufe  der  Bildung  und  des  Luxus;  ihre  Religion,  Kunst 
und  Wissenschaft  trug  einen  ganz  andern  Character  als 
bey  den  einfachen  Pelasgiern,  und  der  orientalische  Ein- 
fluss musste  sich  wesentlich  vermehren,  als  die  Perser 
den  wichtigen  lydischen  Staat  unter  Crösus  (538  v.  Chr.) 
eroberten,  Thrazien  und  Macedonien  persische  Satrapien 
wurden  (512  v.  Chr.),  und  seit  480  v.  Chr.  die  Grie- 
chen reich  an  persischer  Beute  wurden. 

Es  scheint  eine  Eigenthümlichkeit  der  keltischen  Na- 
tionalität, dass  sie  sich  leichter,  als  z.  B.  die  slawische^ 
mit  dem  Fremden  mischt,  daher  amalgamirte  sich  allmäh- 
lig  das  keltopelasgische  Wesen  mit  dem  orientalischen, 
und  aus  dieser  Durchdringung  ging  das  Hcllenenthum 
hen^or,  das  im  keltischen  Boden  wurzelt,  sich  durch 
orientalische  Einflüsse  gewiss  sehr  langsam  entwickelte, 
die  starreu  keltischen  Formen  abwerfend,  sich  leichtere, 
angenehmere  aneignete. 


—    425    — 

Das  Hcllenenthum  beginnt,  wo  wir  es  verfolgen 
können^  überall  mit  orientalischen  Einflüssen  auf  vor- 
handene pelasgisch-thrazische  Völker.  Nach  Attica  soll 
eine  ägyptische  Colonie  unter  Cecrops  gekommen  seyn, 
780  Jahre  vor  der  ersten  Olympiade,  also  etwa  1556 
V.  Chr.,  die  den  Anfang  der  attisch  -  hellenischen  Ge- 
schichte bildet,  wo  die  Barbaren  sich  in  Hellenen  umbil- 
deten. Nach  Arges  soll  1511  v.  Chr.  Danaus  aus  Aegyp* 
ten^  nach  Theben  1519  v.  Chr.  Kadmos  aus  Phönizien 
gekommen  seyn.  Von  diesen  und  andern  Colonien  und 
Einflüssen  wird  der  Ursprung  des  Hellcnenthumes  datirt, 
welches ,  in  dem  Verhältniss  um  sich  greift ,  als  das  pe- 
lasgische  Wesen  sinkt  und  sich  beschränkt. 

Was  der  Name  Hellenen  bedeutet,  woher  er 
stammt,  ist  unbekannt;  der  Sage  nach  stammt  er  von 
Hellen,  einem  Sohne  Deucalion's,  der  nach  (einer  grossen 
Fluth  Griechenland  bevölkerte.  In  Unter-Italien  hiess  ein 
hellenisches  Volk  Gracci;  diesen  Namen  übertrugen  die 
Römer  auf  alle  Hellenen^  daher  ^'EXXfjyeg  und  Graeci 
gleichbedeutend  sind ,  jenen  Namen  brauchen  die  Grie- 
chen, diesen  die  Röiper. 

Das  Umsichgreifen  des  hellenischen  Wesens  oder 
des  orientalischen  Einflusses  mag  den  Pelasgiern  und 
Thrakern,  die  am  starren Keltenthume  hingen,  nicht  gleich- 
gültig gewesen  seyn,  und  es  scheint,  als  wenn  der  be- 
rühmte trojanische  Krieg  (um  1180  v.  Chr.}  ein 
wichtiger  politischer  Kampf  zwischen  dem  pelasgischen 
und  sich  bildenden  hellenischen  Wesen  gewesen  sey. 
Die  Einwohner  von  Troas  (Troja)  waren  Thraker,  nach 
Strabö  VII.  8.  §.  S4.,  in  die  heiligen  Geheimnisse  von 
Samothrake  eingeweihet,  nach  XII.  3.  §.  3.  mit  den  Pe- 
lasgiern und  Lelegern  in  Kleinasien  verbunden;  sie  reprä- 
scnttrtcn  vielleicht  das  pelasgische  Wesen,  wurden  aber 
von  den  hellenisirten  Griechen  überwunden  und  zogem 
sich  in  rein  keltische  Länder  zurück;  die  Sage  weiss 
von  ihnen  in  Italien ,  Gallien ,  selbst  in  Germanien.  Nun 
entwickelte  sich  das  keltische  Wesen  freier,  verbreitete  sich 
mchmndmehr,  der  alte  Cultus  wurde  verdrängt,  diekeltischr 


—    426    — 

pelasgischeu  Bau-  und  Kunstwerke  werden  sich  allmäh- 
lig  verloren  haben. 

Die  Hellenen  waren  an  sich  kein  besonderes  Volk ,  son- 
dern Pelasgier^  die  sich  von  den  starren  keltischen  Formen 
emancipirt^  die  Aristokratie  und  Priesterschaft  beseitiget 
hatten^  einen  neuen  Cult^  eine  neue  Kunst  und  Sprache 
angenommen^  wo  das  Volk  sich  viel  freier  bewegte,  die 
Litteratur  aus  den  Händen  der  Priesterschaft  in  sich  auf- 
genommen hatte.  Wer  diese  Stufe  der  Ausbildung  nicht 
annahm,  an  den  alten  Formen  festhielt,  war  nicht  Hel- 
lene, sondern  blieb  Barbar. 

Dieser  Hellenismus  ergriff  vorzugsweise  die  Städte, 
die  mit  dem  Auslande  in  Verbindung  standen,  die  Indu- 
striellen, die  höhern  Stande,  aber  in  das  innere  Land, 
zu  dem  Bauer  von  Thrazien,  Macedonien^  Illyrien^  über- 
haupt zu  dem  Landvolke  drang  er  viel  weniger.  Wäh- 
rend man  fast  in  der  ganzen  gebildeten  Welt  griechisch 
schrieb  und  conversirtc,  redete  das  Landvolk,  selbst  im 
Peloponncs  meist  barbarisch ,  wie  es  noch  jetzo  nicht  grie- 
chisch, sondern  albanisch  spricht.  Der  Hellenismus  ver- 
breitete sich  über  eine  Menge  Städte  in  übrigens  barba- 
rischisn  Ländern ,  er  begriff  die  sogenannte  civihsirte  Welt, 
aber  nicht  einen  eigentlichen  Volksstamm*,  wir  haben  da- 
her wohl  eine  Geschichte  der  hellenischen  Kunst,  Litte- 
ratur, Philosophie,  aber  die  politische  Geschichte  drehet 
sich  um  die  Specialgeschichte  der  einzelnen  hellenischen 
Städte. 

Das  Hellenisiren  mag  mit  der  Sprache  angefangen 
haben,  dann,  begann  die  Beseitigung  der  Aristokratie 
und  Priesterschaft;  etwa  800  v.  Chr.,  zum  Theil  schon 
viel  früher,  war  in  den  hellenischen  Staaten  (mit  Aus- 
nahme von  Sparta}  die  königliche  Würde  abgeschaifi,  die 
ein  wichtiges  Centrum  bildete,  womit  auch  die  alten  ari- 
stokratischen Geschlechter  ihre  Bedeutung  verloren,  nun 
traten  überall ,  in  wechselnden  Gestalten,  demokratische  Re- 
gierungsformen an  die  Stelle  der  aristokratischen,  das 
Alt  -  Nationale  zersplitterte  sich  gänzlich ,  da  es  nicht  mekr 


—    4W    — 

durch  die  alte  Regiernng  und  Sprache  zusammengehalten 
wurde. 

Die  nationale  Einigung  isuehte  der  sich  neu  gestal- 
tende Hellenismus  in  den  olympischen  Spielen^  ge- 
feiert im  Lande  Elis.  Der  hierzu  geweihete  Platz  hiess 
Olympia  ^  war  aber  keine  Stadt.  Jedes  5.  Jahr  im  Juli  wurden 
hier  allgemeine  Spiele  gefeiert^  Wettrennen^  Ringen,  Faust- 
Springkämpfc,  musikalische,  auch  dichterische  Wettkämpfe 
u.  s;  w.,  wo  dem  Sieger  übermenschliche  Ehre  wider- 
fuhr. Diese  Feste  dienten  als  neue ,  hellenischeZeit- 
rechnung  (die  um  393  n.  Chr.  endet),  nach  welcher 
4  volle  Jahre  eine  Olyn^iiade  machten,  und  man  zählte  \om 
Jahre  776  v.  Chr.  an,  welchen  Zeitpunkt  man  etwa  als 
die  vollkommne  Entwicklung  des  Uellenenthumes  anneh- 
men kann.  Spiele  und  Dichtungen,  keine  religiösen  oder 
politischen  Gegenstände,  bildeten  das  Centrum  des  Helle- 
nismus, und  zeigen  dessen  leichten  Character.  Um  die  Zeit, 
wo  in  Griechenland  das  Hellenenthum  triumphirte,  wurde 
in  Italien  der  Grund  zu  anti- keltischen  Keimen  gelegt 
durch  die  Erbauung  Roms  im  Jahre  754,  wo  im  Laufe 
der  Zeit  auch  das  demokratische  Wesen  aufkeimte,  wel- 
ches hier  das  keltische  vernichtete. 

Sprache,  Schrift,  {jitteratur,  Cultus,  Kunst,  Wis- 
senschaft und  Staatsregiernng  nahmen  bey  den  Hellenen 
einen  ganz  eignen  anti-pclasgischen  Character  an ;  in  dem, 
was  sich  in  dieser  Hinsicht  gestaltete^  liegt  wohl  das 
Nationelle  der  Hellenen,  die  der  Volksnationalität  nach 
Pelasgier  blieben,  und  dieses  Vaterländische  bUckt  auch 
überall  hinduroh. 

Die  Entstehung  der  griechischen  Sprache  war 
schon  den  Grrechen  ein  dunkeles  Feld.  Herodot  (der 
um  500  V.  Chr.  schrieb)  sagt:  „was  für  eine  Sprache 
die  Pelasgier  geredet,  kann  ich  nicht  mit  Zuversicht  sa^ 
gen,  doch  bezeugen  die  jetzo  noch  vorhandenen  Pelas- 
gier, welche  über  den  Tyrsenen  die  Stadt  Kreston  be- 
wohnen ,  dass  es  eine  barbarische  war ;  ist  diess  der  Fall, 
so  muss  das  attische  Volk  bey  seinem  Uebergange  zu 
dem  Hellenismus  auch  seine  alte  Sprache  verlernt  haben.  '* 


—    428    — 

In  neuerer  Zeit  habeu  auch  schon  die  altern  Sprach» 
forscher  in  der  griechischen  Sprache  ein  einheimisches 
Hauptelcment  angenommen,  welches  als  das  thrasisch- 
illyrische  bezeichnet  wurde;  später  haben  Bopp,  Pictet, 
Prichard  u.  s.  w.  den  Zusammenhang  des  Griecfaischeo 
und  Keltischen  angedeutet,  ganz  neuerlichst  hat  Sparschuh 
(keltische  Studien  I.  1848}  zu  zeigen  gesucht,  me  sich 
das  Keltische  in  das  Griechische  umgebildet  hat. 

So  ungenügend  auch  meine  Kenntnisse  der  grieclü* 
sehen  wie  der  keltischen  Sprache  sind,  so  habe  ich  es 
doch  gewagt  in  der  Beilage  sub  Nr.  VI.  eine  grosse 
Reihe  von  griechischen  Wörtern  mit  den  entsprechenden 
keltischen  zu  geben,  wobey  freilich  viele  Missgriffe  ge- 
schehen seyn  mögen,  die  ich  freundlich  zu  äberseheD 
bitte;  aber  bey  mehr  Sprachkenntniss  werden  sich  ge- 
wiss viel  mehr  griecliische  Wörter  auf  keltische  bezie* 
hen  lassen. 

In  den  Beylagen  sub  VII.  und  VIII.  habe  ich  eine 
ganze  Reihe  von  albanischen  und  wlachischen  Wörtern 
unter  Bey  fugung  der  entsprechenden  neu-  und  alt- grie- 
chischen gegeben,  welche  den  Zusammenhang  dieser 
Sprachen  bekunden;  da  aber  das  Albanische  und  Wla— 
chische  dem  Keltischen  sehr  verwandt  ist,  so  folgt  hier— 
aus  wieder  die  Ver^vandtschaft  der  keltischen  und  grie- 
chischen Sprache. 

Der  Wortscliatz  der  griechischen  Sprache  entliält 
offenbar  sehr  viele  keltische  Elemente,  die  zunächst  dem 
Alt-Iliyrischcn  und  Thrazischen  entnommen  se^  möch- 
ten; wie  mir  scheint,  dürfte  die  thrazische  Sprache  einen 
grössern  Einfluss  als  die  iilyrische  gehabt  haben ;  diesem 
entspricht  auch,  wenn  Owen  (Dictionary  IL  Pag.  19  im 
Anhange)  bemerkt:  dass  das  Wälsche  mehr  dem  Grie- 
chischen, das  Gälsche  mehr  dem  Lateinischen  entspre- 
che. Neben  diesem  keltischen  Elemente  wird  noch  ein 
wichtiges  semitisches  vorhanden  seyn,  —  wie  schon  die 
31ineralnamen  lehren  —  in  welches  ich  nicht  näher  ein- 
zugehen  vermag.  Meiner  Ansicht  nach  könnte  es  mög- 
lich seyn,  wenn  nicht  von  allen,   doch  von  den  meisten 


—    4»    — 

griechischen  Wörtern  den  keltischen  oder  den  semiti- 
schen Ursprung  zn  zeigen  ^  wodurch  dargelegt  werden 
ivürde,  dass  die  griechische  Sprache  keiue  Ursprache  seyn 
könnte,  sondern  eine  Tochtersprache  seyn  möchte,  in  der 
sich  keltische  und  seoiitische  Elemente  durchdringen,  die 
unendlich  weicher  und  abgeschliffener  ist,  als  das  harte 
Thrazische  und  lUyriscbe. 

Der  griechischen  Schrift  wird  zunächst  das  alt- 
pelasgische  Alphabet  zu  Grunde  liegen,  das  dem  etru- 
rischeii  nahe  stehet,  dem  runischen  und  keltischen  (Bo- 
beloth)  verwandt  ist ;  hierzu  sind  aber  viele  neue  Buch- 
staben gekommen ,  die  den  semitischen  nachgebildet  oder 
aus  ihm  entlehnt  seyn  sollen. 

Diese  hellenische  Sprache  entwickelte  sich  in  verschie- 
denen Dialecten,  von  denen  der  ionische  oder  at- 
tische besonders  ausgebildet  und  abgeglättet  wurde,  der 
die  allgemeine  Schrift-  und  Conversationsspracho  der  ho- 
hem'Kreise  wurde,  als  solche  eine  ungemeine  Verbrei- 
tung erhielt,  und  diese  bezeichnen  wir  gewöhnlich  unter 
dem  Namen  der  griechischen  Sprache;  aber  das  Landvolk 
auch  im  Peloponnes  wird  eben  so  wenig  das  rein  Grie- 
chische gesprochen  haben,  wie  das  Landvolk  in  Italien 
lateinisch* 

Bey  allen  keltischen  Völkern,  wahrscheinlich  auch 
bey  den  Pelasgiem,  waren  Schrift ,  Wissenschaft  und  Lit- 
teratur  lediglich  in  den  Händen  der  Priester,  überhaupt 
wurde  sehr  wenig  geschrieben ,  fast  Alles  mündlich,  durch 
TraditionTortgepflanzt.  In  dem  Verhältniss,  als  sich  der 
Hellenismus  ausbildete,  Priesterschaft  und  Aristokratie  ihre 
Macht  verloren,  gingen  Schrift,  Philosophie  und  Wissen- 
schaft ins  Volk  über;  Jedermann  konnte  nun.  schreiben, 
was  er  wollte,  und  eine  unübersehbare  Litteratur  war 
die  Folge  davon.  Jeder  Schreibende,  er  mochte  Grieche 
oder  Barbar  seyn,  schrieb  griechisch  und  im  attischen 
Dialect,  der  in  der  Litteratur  viel  verbreiteter  war  als 
das  griechische  Volk.  In  lllyrien ,  Macedonien ,  Thra- 
kien, bis  zur  Donau,  um  das  schwarze  und  caspische 
Meer,  wie  in  einem  bedeutenden  Tlieile  von  Asien,  war 


—    432    — 

samothrazischen  Mysterien  soll  die  dualistische  Kabiren- 
lehro  (die  bcy  alleu  keltischen  Völkern  geherrscht  ha- 
ben mag}  zu  Grunde  liegen,  wonach  Axieros  als  Ein- 
heit und  Quelle  der  Welt  und  der/  Götter  obenan  ste- 
het,  aus  dem  durch  Dualismus  Alles  hervorging,  zu  dem 
Alles  zurückkehrt.  Die  analogen,  ältesten  bacchischen 
Mysterien  gehen  bis  1550  v:  Chr.,  die  eleusinischen  bis 
1400  V.  Chr.  zurück,  bis  in  die  Zeit,  wo  sich  das  hel- 
lenische Wesen  entwickelte,  das  pelasgische  zurückge- 
drängt wurde. 

Schon  die  Pelasgier  waren,  wie  alle  keltische  Völ- 
ker, sehr  industriell,  hatten  viel  SchiSfahrt,  einen  sehr 
ausgebreiteten  Handel  schon  in  der  allerältesten  Zeit, 
den  die  Hellenen  nur  fortsetzten.  Bergbau,  Hütten- 
kunde, Metallurgie  sind  Hauptzweige  der  keltischen 
Industrie,  blühen  überall,  wo  Kelten  wohnen,  bedingen 
den  Reichthum  derselben,  verblühen  allmählig,  wo  das 
Keltenthum  aufhört.  Die  Thrazier,  die  Kabiren,  die  idä- 
ischen  Dactylen ,  die  Telchincn  auf  Rhodos  u.  s.  w.  wer- 
den als  die  ersten  vör-hellenischen  Erzarbeiter  genannt, 
von  denen  die  Metallurgie  zu  den  Hellenen  überging. 
So  geschickt  auch  die  Hellenen  in  der  Erzgicsserei  wa-^ 
ren,  so  bewunderten  sie,  wie  wir  jetzo,  die  alte  edlo 
Broncc,  die  sich  mit  edlem  Rost  bedeckt,  sich  härten 
lässt,  und  verstanden  sie  in  ihrer  Vollkommenheit  nicht 
zu  fertigen ;  sie  war  schon  bey  den  Hellenen  sehr  kost- 
bar, und  scheint  als  korinthisches  Erz  bezeichnet  zu  seyn; 
aber  vergeblich  bcmüheten  sie  ^ich^  diese  ohne  Zusatz 
alter  Bronce  vollkommen  nachzubilden,  und  Plinius  be- 
merkt ausdrücklich :  die  Kunst  koriothiaches  Erz  zu  fer- 
tigen, das  sich  mit  glänzendem  Rost  bedeckt,  sey  lange 
vor  Eroberung  der  Stadt  Corinth  (146  v.  Chr.)  N-erlo- 
ren  gegangen.  Diese  Kunst  war  vermuthlich  ein  Ge- 
heimniss  der  keltischen  Priesterschait^  das  nirgends  ver- 
rathen  wurde. 

Die  Kunst  auch  im  Erzgusse  war  stets  Eigenthum 
der  Pelasgier,  wie  hinlänglich  die  keltischen  und  vor- 
griechischen  Alterthümer  lehren;   aber   sie    bewegte  sich 


in  ^neitt  eng  vorgeaefariebenen  Kreise  ^  war  fiigenthum. 
derPrieetersrhaft^  die  das  Fremde  nicht  berücksichtigten ; 
dessbalb  sind  die  keltischen  AltertbQmef  überall  ganst 
gleich  in  Qriechenland  ^  Qemianien,  Gallien  nnd  Britannien. 
In  der  hellenischen  Zeit  emancipirte  sieh  die  Kunst  ^  kam 
ins  Volk  >  in  freien  Verkehr^  folgte  fremden  orientalischen 
Vorbildern,  erst  strenge  dann  freier,  erhielt  so  den  gross* 
ten  Aufschwung. 

Die  ältesten  M&nzen  Griechenlands  tragen  ein 
ganz  keltischcfs  Ansehen,  waren  concav,  hatten  bloss  ein-« 
fache  Zeichen;  in  der  hellenischen  Zeit  werden  sie  den 
semitischen  Münzen  ähnlich,  erhalten  wie  diese  Götter-» 
köpfe,  ganze  Figuren  und  Schrift,  verlieren  allmählig 
ihren  steifen  Charakter,  werden  sehr  zierlich  und  kunstvoll. 

Aus  den  kelto-^pelasgischen  einfachen  Thongefäs- 
s  en ,  wie  siedle  alten  Grabhügel  enthalten ,  entwickeln  sich 
schön  geformte  und  bemalte  Vasen,  deren  Malerei  noch 
lange  den  orientalischen  Styl  trägt. 

Die  pclasgische  Baukunst  aus  rohen  Steinen  mit 
cyclopischem  Mauerwerk  lieferte  zum  Theil  so  kolossale 
Werke,  wie  sie  die  Helleneu  wohlnie  herstellten.  Als  der 
Geschmack  sich  niyi  orientalisirte,  so  waren  es  diescl"* 
ben  inländischen  Bauleute,  welche  nach  orientalischen 
Vorbildern  die  schönsten  Tempel  und  Bauwerke  mit  Sau-* 
len ,  Bareliefs  u.  s.  w.  aufführten ,  allmählig  die  herrlich- 
sten Bildsäulen  und  Bildwerke  herstellten,  die  zum 
Theil  ^  wie  die  semitischen ,  mit  Elfenbein  und  Gold  reich 
und  geschmackvoll  verziert  wurden. 

Die  Steinschneidekunst  mag  den  Pelasgiem 
unbekannt  gewesen  seyn;  sie  wurde  von  den  Hellenen 
aus  dem  Oriente  entlehnt ;  daher  stammt  die  Kunst,  wel- 
che die  herrlichen  Cameen  und  Onyxgefasse  lieferte  *  wie 
bey  den  Babyloniern  und  Phöniziern  wurden  Scarabeen 
häufig. 

Die  Malerei  scheint  bey  den  Pelasgiern  wenig  oder 
gar  nicht  angewendet  zu  seyn,  bey  den  Hellenen  aber 
begann  sie  bald  nach  orientalischer  Art  Alles  zu  bedek- 
ken,  leistete  ganz  Vorzügliches. 

Keferstein  Kelt  Alterth.  IL  B4.   II.  Abth.  28 


—    434    — 

Geschichtlich ji  sprachlich,  arch&ologisch,  überhaupt  in 
jeder  Hinsicht  erscheint  das  Hellenenthum  als  ein  orien- 
talisches, auf  pelasgischen  Stamm  gepfropftes  Reis,  die 
Griechen  sind  orientalisirte,  wenn  man  will,  weiter  aus- 
gebildete Pelasgier,  die  aber  volksthümlich,  ihrem  Ur- 
sprünge nach,  der  keltischen  Nationalität  angehö- 
ren, sie  waren  es,  die  zuerst  vom  Keltenthume  abfielen, 
eine  modernere  Civilisation  annahmen,  eine  eigene,  jün- 
gere Nationalität  constituirten,  die  ihr  Mutterland  barba- 
risch nannten,  sehr  beengten  und  mit  grossem  Ucbermnthe 
herabsahen  auf  die  Nationalität,  aus  der  sie  hervorgingen, 
die  auf  die  gebirgigen  Gegenden  beschränkt^  ihre  alte 
Freiheit  fort  behauptete,  während  die  griechische  Demo- 
cratie  bald  zur  Knechtschaft  führte. 

Das  Hellenenthum  hat  sich  nur  sehr  alhnählig,  im 
Laufe  von  etwa  tausend  Jahren  ausgebildet  (^seit  etwa 
1500  V.  Chr.);  seine  höchste  Blüthe  erhielt  es  nach  Be- 
endigung der  Perserkriege,  (450  v.  Chr.),  wo  Griechen- 
land mit  Kleinasien  das  Gefühl  der  vollen  Freiheit  genoss, 
wo  unermessliche  Beute  gemacht  war ;  nun  stand  ein  Jahr- 
hundert hindurch  (450  —  350  v.  Chr.)  Enthusiasmus,  Kunst 
und  Wissenschaft  auf  höchster  Stufe,  das  heUeniache 
Wesen  verbreitete  sich  durch  die  Eroberungen  von  Ale- 
xander den  Grossen  über  sehr  weite  Gegenden,  auch 
gehören  die  berühmtesten  Männer  dieser  Zeit  an,  wie 
Socrates  (f  400),  Plato  (f  348),  Xenophon  (f  369)  und 
sehr  viele  Andere,  die  wenigstens  griechisch  schrieben, 
wenn  sie  auch  keine  eigentlichen  Griechen  oder  Pelopon- 
nesier  waren. 

Das  Hellenenthum  bildete  wohl  keine  eigentliche  com- 
pacte Nationalität  (wie  das  Keltenthum),  es  wurde  repra- 
sentirt  durch  Sprache,  Sitte  und  Kunst,  verbreitete  sich 
durch  die  Städte  sehr  vieler  Länder,  während  das  Land, 
das  eigentliche  Volk,  selbst  meist  im  Peloponnes,  nicht 
griechisch  war,  sondern  seine  alte  Nationalität  behielt. 
Die  politische  Geschichte  des  Helleneuthumes  drehet  sich 
fast  nur  um  die  Specialgcschichte  von  Städten;  im  Pelo«- 
ponnes  um  die  Politik  von  Athen  und  Sparta. 


—    415    — 

Seit  513  V.  Chr.  hatte  dl»  mJ&ditige  Peraieo  seine 
Macht  aach  über  Macedonien«  verbreitet,  bedrohete  nim 
die  helleniachen  St&dte  im  Peloponnea  {  aber  durch  die  denk*- 
würdigen  Siege  der  -^  senst  ae  selten  vereinigten  —  HeK 
lenen  bey  Marathon  (490  v.  Chr.)  und  Salamis  (480  v. 
Chr.),  wurden  die  Perser  geschlagen.  Durch  den  Prie» 
den  von  449  v.  Chr.  hörte  der  persische  Binfluss  auf  den 
Peloponnes  und  Kleinasien  g&nzlich  auf,  der  hellenische 
wuchs  in  gleichem  Maase;  unter  den  hellenischen  Städ- 
ten erreichte  vor  allen  Athen  seinen  Glanzpunkt,  der  at- 
tische Dialect  wurde  allgemeine  Litteratursprache.  Die 
griechischen  Flotten  bedeckten  nun  alle  Innern  Meere. 

Die  Einigkeit  der  hellenischen  St&dte  dauerte  nicht 
lange;  zwischen  Athen  und  Sparta  entflammte  der  pelo- 
ponnesische  Krieg  (431  —  404) ,  durch  welchen  die  Macht 
des  democratischen  Athens  gebrochen,  die  spartanische 
zum  höchsten  Gipfel  gebracht  wurde ;  bald  aber  ist  Sparta 
von  Theben  besiegt,  welches  die  Oberherrschaft  ausübte, 
bis  363  V.  Chr.  Athen  wieder  mächtig  wurde. 

Die  in  den  democratischen  Städten  Griechenlands  zer- 
splitterte Macht  der  Hellenen  fand  bald  ihren  Untergang*^ 
Philipp,  König  von  Macedonien,  besiegte  die  Athener  bey 
Chaerooea  (338  v.  Chr»),  sein  Nachfolger  Alexander  un- 
terwarf sich  mit  Leichtigkeit  alle  hellenischen  Städte;  der 
Peloponnes  oder  Griechenland  gehorte  nun  zum  macedoni- 
schen  Reiche,  verlor  auf  inuner  seine  politische  Wich- 
tigkeit. 

Nachdem  198  v.  Chr.  die  Romer  Aber  Macedonien 
siegten,  trat  Griechenland  in  ein  abhängiges  Verhältniss 
zu  denselben,  wurde  168 v.Chr.  geschlagen,  erobert  und 
146  V.  Chr.  zur  romischen  Provinz  Achaja  gemacht  ^  weU 
che  bey  Rom's  innerlichem,  bürgerlichem  Kriege  um  die 
Oberherrschaft  viel  litt.  Bey  der  Theilung  des  römischen 
Reiches,  330  n.  Chr.,  kam  diese  Provins  mit  dem  Pelo« 
ponnes  und  allen  Ländern  bis  eur  Donau  zn  dem  byzanti-« 
nischen  oder  osf römischen  Reiche,  das  seinen  Mittelpunkt 
und  sein  eigentliches  Leben  in  Constantinopel  hatte,  wo 
das  Griechische  in  der  Schrift  -  und  Conversationssprache 

«8» 


~    436     — 

herrschte;  das  byzantinische  Kaiser thnni  behielt  aach  stets 
eine,  wenn  oft  auch  nur  eine  sehr  geringe  Oberherrschaft 
in  Griechenland,  bis  der  türkische  Scepter  Alles  be«- 
herrschte. 

Schon  850  —  870  brachen  gothische  Schaaren  beson- 
ders zur  See  ein,  ohne  Widerstand  verwüsteten  sie  das 
Land,  entfernten  sich  meist  wieder  ohne  von  Einfluss  zu 
seyn.  Später  als  in  manchen  andern  Ländern,  fand  das 
Christenthuni  Eingang  besonders  396  —  399,  wurde  Alles 
christlich  (bis  auf  eine  kleine  Gegend),  mit  unbändiger 
Wuth  w^urden  die  Tempel  und  was  an  das  Heidenthum 
erinnerte,  zerstört,  das  alte  Wesen ,  die  alte  Zeitrechnung 
nach  Olympiaden ,  ging  ganz  unter.  Mit  Fanatismus  hän- 
gen die  Griechen  an  dem  griechischen,  morgenländischen 
Ritus,  hassen  die  abendländischen  Christen. 

395  brachen  die  christlich  gewordenen  Westgotheu 
unter  Alarich  ein,  welche  die  christlichen  Griechen  als 
Bundesgenossen  gegen  die  Heiden  betrachteten;  sie  ver- 
wüsteten viele  Städte,  zogen  meistens  wieder  ab,  aber 
in  Constantiuopel  wurde  Alarich  zum  Statthalter  von  II- 
lyricum  ernannt,  w^ozu  Griechenland  gehörte.  Ihnen  folg- 
ten Alles  verheerend  Hunnen  (450)  und  Avaren  (590). 
Wie  in  den  Donau -Ländern,  erscheinen  besonders  seit 
580,  im  6.,  7.  und  8.  Jahrh.  Slawen  in  grossen  Colonien, 
als  fleissige  Ackerbauer  in  dem  von  Krieg  und  Pest  (746) 
entvölkerten  Lande,  bilden  nächst  den  Albaniern  den 
grössten  Theil  der  Bevölkerung,  mögen  viel  slawisirt  ha- 
ben; der  Peloponnes  hatte  im  8.  Jahrh.  den  Namen  Sla- 
vinicn,  eine  Menge  Dörfer,  Städte,  Flüsse,  Berge u.8.w* 
tragen  seit  der  Zeit  slawische  Namen,  erst  in  neuerer 
Zeit  ist  die  slawische  Sprache  mancher  Gegenden  gans 
beseitiget ;  aber  im  Neugriechischen  hat  sie  deutliche  Spa- 
ren hinterlassen.  Erst  um  853  wurden  die  Slawen  christ- 
lich, so  wie  die  Mainotten  (im  südlichen  Laconien,  auf 
dem  hohen  Taygetusgebirge) ,  die  noch  den  altgriechi- 
schen Göttern  huldigten,  ihre  Freiheit  aber  fort  bewahr* 
teil.    Seit  670  erobern  die  Sarazenen   griechische  Inseln 


-     43T    — 

(Rhoduc»,  Cypero),  niachen  später  öfter  BidfUle  in  6rie-r 
cheniand. 

Von  der  Hauptstadt  Constantinopel   war    durch    die 
Verhältnisse  Oriechenland  ganz  ahgerissen ;  seit  807  wurde 
es  allmählig  wieder  erobert  und  gleichsam  von  neuem  grä* 
cisirt;  aber  bald  musste  es  sich  unter  ein   anderes  Joch 
beugen.     Seit  1147  erschienen   Normannen    von   Sizilien 
aus^  die,  wenn  auch  keine  bleibende  Eroberungen  mach- 
ten^ doch   viel  plünderten,    vorzijglich   Theben ,   Korinth 
u.  s.  w.  (1146J;  ihnen  folgten  120S  fränkische  Ritter  vor- 
ssüglich  aus  Burgund ;  Wilhelm  von  Champlitte  wird  Herr 
von  fast  ganz  Morea,  das  ein  vollkommen  fränkisches  An- 
sehen erhält.    Achaja  und  Athen  bilden  ähnliche  Herzog- 
thämer;  das. Feudalsystem  wird  eingeführt,  das  Land  be- 
deckt sich  mit  Rittern,  mit  Ritterburgen,   Griechenland 
heisst  nun  Neu-Frankenland.    Wie  überall  zertheilt 
sich  allmählig  das  Land  in  einzelne  Dynastien ,  ohne  einen 
kräftigen  Mittelpunkt,  wird  später  grossentheils  die  Beute 
von  meist  catalonischen  Räubern,  die  das  communistische 
Princip  in  grossem  Massstabe  durchfuhren,  überall  plündern 
und  rauben;  die  zurückgedrängten  Albanier   breiten   sich 
nun  weit  über  Griechenland  aus.    Das  byzantinisclie  Kai- 
serreich, das  stets  einige  Punkte    besessen  hatte,  griff 
jetzo  immer  weiter  um  sich,  machte  um  1433  dbr  Fran- 
kenherrschaft ganz  ein  Endo,  fast  das  ganze  Land  wurde 
wieder  byzantinisch.    Die  Türken ,  die  seit  1350  schon  mehr- 
mals verheerende  Einfalle  gemacht  hatten ,  eroberten  1458 — 
1461,  unter  Muhammed  IL   (nachdem  1453  Constantino- 
pel gefallen  war)  ganz  Griechenland,  mit  Ausnahme-  eini- 
ger Besitzungen  der  Venetianer,  unter  grossen  Verwü- 
stungen des  Landes;  es  wanderten  viele  Türken  ein,  der 
Adel  wurde  zum  Theil  türkisch,  die  Regierung  wurde  nun 
eine  ganz  despotische,  nachdem   sie  früher  eine  dynasti- 
sche ,  democratische  und  aristocratische  gewesen  war.     In 
der  Zeit  von  1684  —  87  eroberten  die  Venetianer  von  ih- 
ren kleinen  Besitzungen  aus,  unter  furchtbaren  Grausam- 
keiten  fast  ganz  Morca,   verloren   aber  Alles   (bis  1714) 
an  die  Türken,  :scitdem  war  Griechenland  eine  türkische 


—    438    — 

ProvinE^  bis  es  in  jüngster  Zeit  1830  besonders  durch 
die  Tapferkeit  der  Albanesen,  und  den  Willen  von  Europa 
wieder  ein  selbstständiger  Staat ,  unter  einem  europäischen 
Regenten  wurde  ^  in  die  Reihe  der  europäischen  Staaten 
wieder  eintrat. 

Die  classische  griechische  Sprache  ist  nicht  mehr  le- 
bend, an  ihrer  Stelle  stehet  das  verwandte  Neugrie- 
chische oder  Romaiiki  mit  viel  slawischen,  türkischen, 
italienischen  Elementen,  was  aber  sehr  wenig,  fast  gar 
nicht  die  Sprache  des  Volkes  in  Griechenland  ist,  wel- 
ches meist  aus  Albaniern  bestehet  und  Albanisch  spricht. 
Griechisch  wird  nur  in  den  wenigen  Städten  gesprochen, 
)(aum  in  ihrer  Umgegend,  oft  aber  von  den  Albanern,  die 
es  gelernt  haben;  es  ist  die  Sprache  der  Gebildeten  und 
der  Litteratur,  wie  es  stets  der  Fall  war,  wenn  wohl 
das  Alt -Griechische  weiter  verbreitet  war,  eine  viel  grös- 
sere Litteratur  hatte.  Mehr  Griechen,  als  im  eigentlichen 
Griechenland  leben  jeteo,  wie  auch  wohl  friiher,  im  Aus- 
lande, besonders  in  Constantinopel  und  den  andern  tur« 
kischen  Städten,  sind  groasentheils  Handelsleute  und  zei- 
gen keinen  zuverlässigen,  ehren werthen  Character,  viel 
Eitelkeit,  Hochmuth,  wie  Unterwürfigkeit,  haben  meist 
türkische. Tracht  angenommen,  und  als  griechische  Chri* 
Sten  (deren  Centrum  der  Patriarch  von  Constantinopel 
ist)  sind  sie  den  Katholiken  wie  Lutheranern  höchst  feind- 
selig, Pas  Neu^iechische  wird  jetzo  von  9 — 3  Millionen 
Menschen  gesprochen. 

Während  die  Albaner  und  Wlachen,  wie  die  Bre«* 
tagner  und  Walliser,  fast  reine  Nachkommen  ihrer  uralten 
Vorältero  sind,  so  ist  das  bey  den  Griechen  gar  nicht 
oder  viel  weniger  der  Fall,  da  auch  die  alten  Griechen 
nicht  in  einem  eigentlichen  Urvolke  wurzelten,  vorzüglich 
auf  die  Schrift  und  auf  die  Städte  beschränkt  waren,  de-« 
rcn  Bevölkerung  den  verschiedensten  Einflüssen  unterlag^ 
vielfach  verändert  und  vernichtet  wurde.  Wie  besonders 
durch  Fallmerayer  ausgesprochen  wurde  in  seiner  höchst 
gründlichen  Geschichte  von  Morea  während  des  Mittelal- 
ters, dürfte  in  den  Adern  der  jetzigen  Griechen  kaum 


—    4S0    — 

Etwas  von  dem  Blule  der  alten  Griechen  fliessen.  Weil 
im  jetzigen  Griechenland  die  Griechen  nicht  das  eigent- 
liche, vorwaltende  Volk,  den  Bauer  und  Biirger  bilden 
werden  y  sondern  nur  die  Regierung  wie  die  vornehmere 
Welt,  mit  dem,  was  sich  ihr  anschliesst,  so  bleibt  es 
wohl  zweifelhaft,  ob  das  griechische  Königthum  sich  kräf- 
tigen und  nachhaltig  seyn  wird.  Eine  Regierung,  die  sich 
auf  die  kräftigen  Albaner  stützte,  diese  mehr  civilisirte 
—  was  freiUch  sehr  schwierig  seyn  mag  —  konnte  viel- 
leicht mehr  effectuiren,  auf  die  Politik  einen  grossen  Ein- 
flttss  ausüben.  Eher  als  Griechenland  vielleicht  kann  das 
alte  Illyricum  mit  seinen  tapfern  Albanesen  die  Arme  aus- 
strecken von  Kleinasien  bis  Italien. 

Kleinasien,  jetzo  das  türkische  Natolien,  nur 
durch  eine  schmale  Meerenge  von  Thrazien  getrennt, 
dem  Peloponnes  ganz  benachbart,  war  nationeil  oder  eth- 
nographisch mit  Griechenland  innigst  verbunden,  theilte 
auch  dessen  Schicksale.  Die  Menge  keltischer  Alter- 
thümer,  die  grosse  Anzahl  mächtiger  Grabhügel,  beson- 
ders in  der  )£beiie  von  Troja  spricht  für  die  Anwesen- 
heit keltischer  Volker,  aber  andererseits  lehren  die  orien- 
talischen Alterthümer  und  Grabstätten  den  Einfluss  asia- 
tischer Völker,  daneben  finden  überall  sich  auch  grie- 
chische Alterthümer. 

Allen  Nachrichten  nach  waren  es  Thrazier  und  Pe- 
lasgier,  überhaupt  keltische  Völker,  die  durch  ganz  Klein- 
asien, vorzugsweise  in  dem  westlicheu,  Griechenland 
benachbarten  Theile  wohnten,  auch  längs  den  Küsten  und 
um  das  ganze  schwarze  Meer,  wo  einst  der  Sitz  hoher 
Cultur  war.  Andererseits  aber  ziehen  sich  auch  asia- 
tische Volker,  Armenier,  Perser,  Syrer  in  das  Land,  und 
phönizische  Colonien  umstricken  vorzüglich  die   Küsten. 

Hier  mehr  und  wohl  früher  als  in  Griechenland 
trafen  die  keltischen  und  orientalischen  Elemente  zusam- 
men und  amalgamirten  sich  zu  dem  Hellenenthum,  das 
vorzüglich  bey  den  lonLern  blühete,  den  Bewohnern 
der  westlichen  Küste,   welche  die   ionische  hiess,  vor- 


1 


—    440    — 

BQgsweise  in  den  St&dton,  wie  Milet,  Ki^plKm,  Phe* 
eaea  C^as  schon  Arah  Colonien  nach  Galfien  sendete])  9 
aber  diese  lonier  waren  eben  se  wenig  wie  die  Helle* 
nen  ein  eigner  ursprünglicher  Yolksstamm ,  sondern  be* 
standen  ans  der  sesshaften  thrazischen  Einwohnerschaft, 
die  sich  in  den  Städten  orientalisirt  oder  hell^iisirt 
hatte. 

Kleinasien  war  in  eine  Menge  kleiner  Territoriea 
getheilt,  von  denen  bald  dieser  bald  jener  Staat  mäch- 
tiger wurde,  eine  Oberhoheit  ausübte;  im  6.  Jahrhun- 
dert V,  Chr.  eroberten  die  Perser  das  ganse  Land,  im 
4.  die  Macedonier,  dann  wurde  es  nach  langen  KSuaa^ 
pfen  allmahlig  römisch. 

An  der  westlichen  Seite  lag,  zunädist  dem  Helles^ 
pont  das  Territorium  von  Troja,  um  welches  der  so 
berühmte  trojanische  Krieg  gekämpft  wurde;  dahinter 
lilysia,  dessen  Einwohner  mit  den  Mösiern  an  der 
Donau  von  gleicher  Nationalität  gewesen  seyn  sollen, 
daneben  Lydia^  ein  uralter  gewerbliehor  Staat,  der 
durch  die  Q^dwäschen  im  Flusse  Pactolus  im  Gebirge 
Timolus  ungeheure  üeiohthümor  erbeutete,  den  glänzend-» 
sten  Hofstaat  führte.  Die  Geschenke  an  OoJd,  die  der 
König  Crösus  vor  dem  persischen  Kriege  an  das  Ora-« 
kel  nach  Delphi  sandte,  waren  ungeheuer;  später  stellte 
(^nach  Herodot  7.  88)  Pytbius  dem  Xerxes  nach  un-^ 
serm  Gelde  etwa  80  Millionen  Thaler  s^ur  Disposition, 
die  er  im  Schatze  hatte.  Lydien  war  mächtig  gewor- 
den, fast  ganz  Klcinasien  hatte  es  erobert  ^  da  trat  der 
Ferser  König  Cyrus  auf,  besiegte  Armenien,  Chaldäa, 
nun  auch  Lydien  (548  v.  Chr.)  und  ganz  Kleiuasien, 
das  nun  persisch  wurde.  Durch  Alexander  den  Grossen 
wurde  das  persische  Joch  gebrochen  (3äS  v.  Chr.),  das 
Jjaud  kam  unter  macedonische  Hoheit,  die  sich  aber 
bald  in  mehrere  einzelne  Heiche  auflöste;  in  Bithy- 
nien,  welches  75  v,  Chr.  römische  Provinz  wurde, 
Kappadocien,  welches  17  v.  Chr.  zum  römischen 
Reiche  kam;  Pontus,  das  unter  Satrapen  aus  dem  Ge« 
schlechte  der  persischen  Könige  stand,   sich  längs   dem 


—    441    — 

schwarzen  Meere  ausbreitete,  unter  Mithridates  VII.  fast 
ganz  Kleinasien  eroberte^  selbst  in  Griechenland  vor- 
drang; vielfach  von  den  Hörnern  geschlagen^  wusste 
sich  der  Staat  lange  zu  erhalten  ^  bis  er  93  n.  Chr. 
endlich  romische  Provinz  wurde.  Bin  Heer  von  GaU 
liern  und  Germauen  kam  über  MacedMuen  t78  v.  Chr. 
nach  Kleinasien  y  verbreitete  sich  fast  über  das  ganze 
Land  ^  wurde  t38  auf  den  Besitz  von  Galatia  beschränkt^ 
welches  85  v.  Chr.  unter  römische  Herrschaft  kam. 
SHese  Galater,  weiche  die  Griechen  (wie  Pausanias  X. 
18.)  auch  Kelten  nennen^  behielten  viel  Nationelles  in 
der  Sprache,  und  wurden  sehr  firüh  diristHch. 

In  den  Städten  Kleinasicns  und  umher  wurde  wohl 
sehr  allgemein  griecliisch  gesprochen;  aber  im  Innern 
des  Landes,  in  den  Gebirgen,  wo  die  Einwohnerschaft 
zum  Theii  ihre  Freiheit  unter  allen  Regierungen  be- 
hauptet hatte,  mag  wohl  die  thrazische  Sprache  ge- 
herrscht haben,  doch  sind  mir  hierüber  keine  bestimm- 
ten Nachrichten  bekannt. 

Im  Laufe  der  Zeit  kam  KJeinasien  unter  die  Herr- 
schaft der  Araber,  dann  der  türkischen  SeUschucken 
(seit  1070}  und  Osmanen  (seit  1880},  die  hier  ihren 
Hauptsitz  hatten,  und  seit  1330  die  Janitscharen  (Jeni 
Tscheri  d.  i.  neue  Truppe}  errichteten;  seit  1408  zie- 
hen die  Mongolen  (Tartaren}  unter  Timur  plündernd  ein- 
her; das  fruchtbare  und  sonst  so  blühende  Land  ist  seit 
der  Zeit  allmählig  fast  zur  Einöde  geworden  ,  aus  welcher 
Kunst  ^  Wissenschaft  und  Cultur  ganz  verschwand.  Die 
alte  heimische  Nationalität  scheint  mit  der  türkischen 
fast  ganz  amalgamirt.  In  den  Städten  wohnen  Türken, 
Griechen  und  Armenier;  iibrigens  sind  es  ausser  Ara- 
ber und  Kurden  vorzüglich  türkische.  Turkomannen,  die 
das  Land  bewohnen  in  verschiedenen  Stämmen,  unter 
eignen  Beys  oder  Oberhäuptern,  in  der  ganzen  Halb- 
insel umher  ziehen,  ein  wanderndes  Hirtenleben  {ob- 
ren, stets  bewaffnet,  zwar  gastfrei,  aber  sehr  räube- 
risch sind. 


—    442    — 

p.     Cimeria. 

Diesseits  der  Donau,  um  das  schwarze  Meer ,  durch 
das  russische  Taurien ,  über  die  Krimm ,  bis  zu  dem  Cau- 
casuSy  finden  sich  so  viele  keltische  Alterthümer  als 
fast  nirgends^  und  hier  wohnten  als  Nachbarn  der  Thra* 
ker  in  ganz  alter  Zeit  die  Cimerier  oder  Kimmerier, 
die  schon  durch  ihren  Namen  an  die  Cimbri  in  Germa- 
nien, an  die  Cumbri  in  Britannien  erinnern,  die  ganz 
gleiche  Alterthümer  hinterliessen ;  hier  lag  der  cimme- 
rische  Chersones  f  die  jetzige  Krimm}  und  der  cimmerische 
Bosporus  (die  jetzige  Meerenge  von  Jenikale}.  L&ngs 
der  Meeresküste  war  hier,  vorzüglich  in  vor-griechi- 
scher  Zeit,  eine  uralte,  hohe  Cultur  verbreitet;  hinter 
diesem  Küstenstriche  aber  lag  Scythia,  bewohnt  von 
den  wilden  Scythen,  caucasisch  -  georgischen  Völkern 
(Lesgiem ,  Tscherkessen  u.  s.  w.},  auch  finnischen ,  per* 
sischen  und  türkischen.  Nicht  von  diesen,  sondern  von 
den  cultivirten  Cimeriern  werden  jene  Alterthümer  her- 
rühren. 

Da  ich  im  ersten  Theile  die  Alterthümer  dieser 
Gegend  nicht  specieti  erwähnt-  habe,  so  will  ich  diess 
hier  nachholen. 

C.  Ritter-  (Vorhalle  der  europäischen  Völkerge- 
schichte V.  J.  1880)  gab  eine  werthvoUe  Zusammen- 
stellung von  den  Monumenten  und  Alterthümern  in  der 
Umgegend  des  asowschen  Meeres  (palus  Maeotis)  und 
des  schwarzen  Meeres  (pontus  Euxinus),  besonders  am 
nördlichem  und  westlichen  Ufer,  auf  die  ich  mich  be- 
ziehe. Hier  sind  grosse  Grabhügel  ausserordentlich  ver- 
breitet, die  in  Form,  Construction  und  Inhalt  an  Kunst- 
sächen  ganz  übereinkommen  theils  mit  den  Kurganen 
am  Altai,  theils  mit  .den  Grabhügeln  und  Alterthümern 
in  Kleinasien,  Griechenland,  Thrazien,  Germanien,  Bri- 
tannien, Gallien  und  Italien.  Eine  sehr  grosse  Gruppe 
solcher  Grabhügel  liegt  z.  B.  an  der  Bay  von  Taman, 
um  die  Stadt  Siena;  sie  sind  sehr  gross,  hoch,  und 
haben  im  Innern  Grabkammern  aus  mächtigen  Steinplat- 


—    448    — 

ten  ohne  Mörtel^  mit  Graburnen  und  allerhand  Kunst» 
Sachen^  schön  gearbeitet^  von  Gold^  Bronce^  Stein ^  be- 
sonders Pfeilspitzen^  denen  unserer  keltischen  nnd  ger* 
manischen  Gr&ber  ganz  ähnlich.  An  der  Ostseite  des 
schwarzen  Meeres  auch  bey  Tanganrok,  Azow  u»  s.  w. 
gicbt  es  zahllose  Grabhijgel  dieser  Art^  die  sich  ven 
hier  den  Don  hinaufziehen  ^  eben  so  finden  sie  sich  an 
der'  Westseite  bis  zum  Caucasus  und  sind  am  Kuban, 
.besonders  häufig  (Pg.  S57.  cit.  loc.}* 

Eine  Nachricht  aus  jüngster  Zeit  über  diese  AUer- 
thümer  von  B.  Aschick  (Director  der  Alterthümer  des 
Museums  zu  Kertsch)  enthält  das  russische  Journal  des 
Ministers  des  Innern^  April  1846^  woraus  die  Zeit- 
schrift —  das  Ausland  vom  10.  Aug.  1846  einen  kur- 
zen Auszug  gebracht  hat.  Es  wird  hier  bestätigt^  wie 
die  weite  Gegend  um  das  schwarze  Meer^  besonders 
um  das  asowsche  (hier  vorzüglich  bey  Mariapol,  Ber- 
dians  und  Nogaisk),  eine  ganz  ausserordentliche  Menge 
Y^o  Kurgitneu  —  d.  i*  hohen  alten  Grabhügeln  trägt,   in 

4  

deren  Innern  man  Grabkammern  aus  grossen  Steinplat- 
ten findet  mit  vielen,  oft  goldenen  Kunstsachen,  wes- 
halb eine  Menge  derselben  durchwühlt  sind.  An  der 
Ostseite,  am  tscherkessischen  Ufer  fand  Aschick  viele 
alte  Bauwerke  von  besonderer  Art,  die  auch  an  andern 
Punkten  häufig  angetrofien  werden;  sie  bestehen  aus 
mächtigen  V«  Arschine  dicken  Steinplatten,  von  denen 
4  ein  Parallelogramm  bilden,  der  öte  als  Deckstein  dar- 
über liegt;  aber  die  Vorderseite  wird  von  ihrem  Steine 
nicht  ganz  bedeckt,  sie  ist  fast  oiTen,  oft  findet  man 
hier  an  dem  Vordersteine  unten  eine  runde  Oeffnung 
von  einer  Arschine  Durchmesser,  durch  welche  ein 
Kind,  hineinkriechen  kann;  diese  seltsamen  Bauten  ha- 
ben S  Klafter  Länge,  iVs  Breite,  aber  ihre  Höhe  lässt 
sich  nicht  wohl  bestimmen,  ohne  die  Erde  der  Umge- 
bung wegzuräumen.  Die  Tscherkessen  erzählen:  ihr 
Land  sey  im  AUerthume  von  Zwergen  bewohnt  gewe- 
sen, die  nicht  die  Kraft  gehabt,  sich  Häuser  zu  bauen, 
dann  wären  Riesen  gekommen,    die  ihnen  diese   Wob« 


—    444    — 

tiungen  aufgerichtet  hätteu.  Es  ist  anzunebmen  —  sagt 
Aschick  —  dass  diese  Bauten  den  ältesten  Bewohneni 
der  caucasischeo  Lander  als  Grabmale  dienten^  und  sie 
haben  viel  Aehnlichkeit  mit  den  bekannten  Druiden- 
bauten in  Frankreich.  Die  grossen  Kurgane  können 
Gräber  der  scythischen  Könige  seyn. 

Die  hier  erwähnten  länglicheii^    vorn   meist  offenen 
Bauwerke  aus  grossen  Steinplatten    durften    vollkommen 
den  keltischen  Monumenten  entsprechen,  die  ich  im  er-- 
sten  Theile   als  Altäre    oder  Altargrotten    bezeich- 
net habe,  die,    in  Verbindung   mit  Grabhügeln  vorzugs- 
weise   in   den    Gegenden    vorkommen,    wo    Kelten    des 
wälschen    oder   cimmerischen    Stammes   gewohnt    haben, 
wie    in   England,   der   Bretagne,    Dänemaiic   und    Nord- 
Teutschland.      Die    grosse    Aehnlichkeit  der  Alterthümer 
dieser   Länder,    mit    den    so    entfernten    am   schwarzen 
Meere  ist  gewiss  recht  merkwürdig,  und  nicht  weniger, 
w^enu  sich  beym  Landvolke  in  Tscherkessien  Sagen  er- 
balten haben,    welche    diese  Steinmonumente  mit  Zwer- 
gen und  Riesen   in    Verbindung    setzen,    auf  ganz  ähn- 
liche Weise,  als  es  in  Scandinavicn ,  England  und  Frank- 
reich der   Fall  ist,   wie    Theil   L  dargelegt   wurde.      So 
entfernt  auch  die  Länder  sind;  so  lassen  doch  die  glei- 
chen   Alterthümer,    die    auch    in    den   Zwischenländern 
nicht  fehlen,  auf  einen  gleichen  Cultus,    auf  gleiche  In- 
dustrie, Sitte  und  Nationalität  schliesseo.     Sind  die  Al- 
terthümer in  England  und  Frankreich    keltisch,    so  wer*- 
den    es    eben    so    die    gleichen     am   schwarzen    Meere 
seyn,  auch  hat  man  von  jeher,    schon    zur  griechischen 
Zeit^  die    Cimmerier  am  schwarzen  Meere  mit  den  Cim- 
bern  in  Teutschland  für   Eine  Nationalität   angespt'ochen, 
für  Einen  Volksstamm ;    beide  Länder  scheinen    in  .  einer 
uralten    Zeit    selbst   in    regem   und    commcrziellern   Be- 
ziehungen gestanden  zu  haben  ^  als  jetzo.     In  archäologi« 
scher    Hinsicht   wird    man    die    Cimcricr   am    schwarzen 
Meere  wie  die  Cimbern  in  Nord-Germanien  der  keltischen 
Nationalität  zuzählen  müssen. 


—    444    — 

Von  der  Oettchichte  der  Cimerier  wiasen  wir  fAAt 
gar  nichts  9  doch  hat  glucklieherweiso  Herodot  (geb.  um 
etwa  484  v.  Chr.  zu  Halicanmsaas  in  KJeinasien)  in 
seinen  über  SSOO  Jahre  alten  Geschichtsbüchern,  über 
die  2U  .  seiner  Zeit  sehr  -^alte  Gesehtclite  dieses  Vot« 
kes  uns  wenigstens  einige  Netizem.  erhalten.  Er  er- 
wähnt alte  Sagen  und  erzählt  IV.  11.:  ^Es  ist  am 
wahrscheinlichsten,  datls  die  Cimerier  die  ursprünglichen 
Bewohner  des  Landes  sind;  nachdem  aber  die  nomadi- 
sirenden  Scythen  in  Asien  von  den  Bfasagethen  geschla- 
gen waren,  eroberten  sie  das  Land  der  Cimerier.  Die 
Einwohner  wollten  sich  vertheidigen ,  die  Fürsten  es 
gütlich  übergeben,  lieber  in  ihrem  Lande  umkommen, 
als  es  verlassen;  sie  gaben  sich  daher  gegenseitig  den 
Tod,  und  wurden  von  dem  Volke  an  dem  Tyrasstrome 
(dem  Dnister)  begraben,  wo  man  nodi  heutiges  Tages 
ihre  Gräber  sehen  kann  (man  hielt  also  wohl  zu  Hero- 
dots  Zeiten  die  dortigen  Grabhügel  -für  Gräber  der  eime- 
rischen Fürsten,  was  sie  auch  wohl  seyn  mögen).  Die 
Cimmerier  verliessen  hierauf  grosscntheiU  das  Land,  wel- 
ches die  Scythen  in  Besitz  nahmen,  doch  findet  man 
in  diesem  Scythien  noch  cimroerische  Städte,  wie  Ki- 
raeria  und  Portmeia  (zu  denen  Pomponius  Mola  II.  1. 
noch  Myrmekion,  Pantikapaeum ,  Theodosia,  Hermisium 
beyfugt) ,  ein  Landstrich  wird  noch  Kimeria  genannt,  * 
die  Meerenge  heisst  jetzo  noch  der  cimerische  Bospo- 
rus, das  Volk  selbst  aber  scheint  sich  bey  seiner  Flucht 
vor  den  Scythen  an  dem  taurischen  Chersones  (der  Krimm) 
niedergelassen  zu  haben,  da,  wo  gegenwärtig  die  helle- 
msche  Stadt  Sinope  stehet." 

Nach  Strabo  XIII.  4.  §.  8.  war  Sardcs  in  Kleinasien 
von  den  früher  sehr  mächtigen  Cime'riern  gegründet ,  Ho- 
mer spricht  von  einer  Stadt  eimerischer  Männer  in  Italien. 

Der  Zusammenhang  der  Cimerier  und  Cimbern  wird 
von  den  Autoren  mehrfach  erf\*ähnt ;  Strabo  sagt  VII.  2. 
§.  t.:  Poaidonius  vermuthet  mk  Recht,  dass  die  Cimbrer 
(in  Germanien) ,  bis  zum  Maeotis  (asowschen  Meere}  Er- 
oberungen  machten,    nach  ihnen  auch   der  cimmeriscbe 


—    446    — 

Botporos  genamil  ist,  als  luesse  er  der  cimbriadie,  in« 
dem  die  Hellenen  die  Cinberer  Cimerier  oannieo. 

Waa  nun  die  Nationalität  der  Cimerier  betrillt,  so 
werden  sie  von  den  griediischen  SchrifltateUern  tlmls 
ein  acythiaches  Volk  (was  sie  in  so  fem  waren ,  als  ihr 
Land  später  zn  Scythien  geredinet  wurde),  theils  ein 
thrasiscbes  genannt,  worüber  Uckert,  (S^nobien  1846w 
Pf^.  373)  die  Beweisstellen  bey gebracht  bat;  war- dies« 
der  Fall,  so  werden  sie  thraasch  (keltisch)  gesprochen 
haben,  dahin  deuten  auch  ihre  Allerthumer,  ihre  Nach» 
barachaft  von  Thrazien,  ihre  Beziehungen  zu  den  Ger- 
manen« 

Alle  diesem  nach  wohnten  in  uraltester  Zeit  die  Ci- 
merier an  den  weiten  nordöstlichen  Küsten  des  schwar- 
zen Meeres,  die  ungemein  bevölkert  gewesen  seyn  wer- 
den, wo  viel  Reichthum  geherrscht  haben  muss,  wie  aus 
den  noch  vorhandenen  Alterthümem  deutlich  erhellt.  Schon 
in  der  vorgeschichtlichen  Zeit  wurde  das  Land  von  den 
Scythen  erobert,  die  Einwohnerschaft  zog  sich  theils 
nach  der  Krimm,  theils  nach  Kleinasien,  doch  behielten 
mehrere  Städte  ihre  Unabhängigkeit. 

In  der  geschichtlichen  Zeit  spielt  die  Krimm  oder 
der  taurische  Chersones  eine  nicht  unbedeutende  politi-> 
sehe  Rolle,  hier  wohnten  die  Taurisci  oder  Taurer, 
deren  Name  keltisch  klingt,  an  die  keltischen  Taurisci 
in  Noricum  erinnert,  wohl  die  Bergbewohner  waren,  da- 
neben aber  die  Bosporani,  die  sich  auch  jenseits  des 
Bosporus  ausbreiteten  und  doch  wohl  als  Nachkömmlinge 
der  Cimerier  anzusehen  sind;  hier  lag  das  Königreich 
Bosporus,  dessen  Geschichte  Trojus  Pompejus  in  einem 
eignen  Werke  beschrieb,  das  uns  leider  verloren  ging, 
daher  wir  von  demselben  sehr  wenig  wissen.  Es  hatte 
seit  alten  Zeiten  eigne  Fürsten,  seit  480  v.  Chr.  ans  dem 
Stamme  der  Archänakliden,  viele  und  wichtige  helle- 
nische Handelsstädte;  es  war  mit  in  die  Kriege  der 
Assyrer  und  Meder  verwickelt,  kam  dann  94  v.  Chr. 
unter  Hithridates,  König  von  Pontus,  später  unter  rö- 
nüschen  Schutz,  bestand  während  der  ganzen 


—    44»    — 

Zeit;  die  Sudi  Cimerium  erwähnt  noch  Plin*  VI.  7. 
Mehrere  griechische  Städte,  mit  einem  sehr  ausgebrei* 
t^ten  Handel,  wie  Theodosia,  (daa  jetzige  Caffa)  erhiel- 
ten sich  auch  sor  Zeit  der  Gothen,  die  sich  hier  fest- 
setzten, ihnen  folgten  verwüstend  die  Hunnen,  Mongo- 
len oder  Tartaren,  unter  deren  Herrschaft  die  Venetia- 
ner  noch  starken  Handel  besonders  nach  Caffa  trieben; 
das  ganz  verheerte,  seiner  alten  Einwohnerschaft  ganz 
beraubte  Land  gehörte  zum  Reiche  Astrachan,  von  dem 
es  1788  Rassland  eroberte. 

An  das  Reich .  Bosporus  gränzte  daa  Reich  Col- 
chis,  das  sich  längs  dem  östlichen  Ufer  dea  schwarzen 
Meeres,  zwischen  dem  Caucasus  und  Kleinasien  er- 
streckte. Welcher  Nationalität  die  alten  Colchier  an- 
gehörten, wissen  wir  nicht,  man  hat  sie  theils  von  den 
Aegyptern,  theils  von  den  Lyciern  abstammen  lassen; 
aber  wahrscheinlich  werden  sie  dem  Stamme  der  Kelten 
beyzuzählen  seyn,  da  diese  den  ganzen  Pontas  Euxinus 
umwohnten.  Schon  in  der  allerältesten  Zeit  waren  diese 
Colchier  sehr  industriell  und  gute  Bergleute,  wie  alle 
Kelten,  es  herrschte  grosser  Reichthum,  Handel  und 
Cultur  blüheten.  Mehrere  Flusse  (der  jetzige  Abascha 
und  Zenischaii)  lieferten  reichlich  Goldsand,  den  eine  thä- 
tige  Einwohnerschaft  ausbeutete,  auf  andern  (den  jetzi- 
gen Kur  und  Rion)  wurden  die  indischen  und  persischen 
Waaren  hergeführt.  Der  in  mythischer  Zeit  sehr  be- 
rühmte Argonautenzug  der  Hellenen,  etwa  1!263  v.  Chr. 
ging  nach  diesem  reichen  Coichis,  wo  Aetes  als  König 
herrschte,  was  einst  von  grosser  politischer  Wichtigkeit 
gewesen  seyn  mag,  da  es  mit  Sesostris,  König  von  Ae- 
gypten,  Krieg  gefuhrt  haben  soll.  Es  gab  hier  viele  ei- 
merische Städte,  die  sich  allmählig  hellenisirten ,  hier 
glänzten  Pityus,  Heradea,  Phasis,  besonders  Dioscurias, 
deren  Name  entlehnt  seyn  soll  von  den  Dioscuren  Ca- 
stor  und  PoUux,  pelasgische  Gottheiten,  die  nach  Taci- 
tus  43  auch  in  Germanien  verehrt  wurden;  später  helle- 
nisirt,  hiess  sie  Sepastopolis,  war  noch  in  römischer  Zeit 
sehr  wichtig,  dennPlin.  VI.  5.  sagt:  die  colchische  Stadt 


—    448    — 

Dioscurias   war  soost  so  gross ,  dsss  nach   TiiiM>stbenes 
hier  300  Nationen   und   Sprachen  zusaminenkanien,  jetso 
haben  unsere  130  Dolmetscher    hier    ihre   Geschäfte  zu 
verrichten,    Strabo  XL  «.   §.   16.   spricht   von  70  meist 
scythischen  Völkern,  die  hier  zusammen  kämen.     Coichis 
crehorie   später    zum   Königreiche   Pontus,   wurde    unter 
Trajan  (li5  n.  Chr.)  remische  Provinz.    Die  rohen  Volks* 
massen  des  Mittelalters  warfen  sich,  Alles  verheerend^ 
zuerst  auf  diese  östlichen   Länder,    die    alte  cimerlsche 
und  hellenische  Nationalität    und    Cultur    ist  ganz  ver-* 
nichtet,    das   öde    Land    stehet   jetzo   unter  russisdiem 
Scepter. 

An  Colchis  grenzte  östlich  das  Reich  Iberia, 
welches  jetzo  das  verödete,  russische  Georgen  oder 
Immeretien  mit  der  Hauptstadt  Tiflis  bildet,  das  in  sei-» 
ncn  Flussthälern  und  Ebenen  noch  heut  zu  Tage,  wie 
iu  ältester  Zeit  höchst  fruchtbar  ist,  aber  von  den  eau- 
casischen  Gebirgsvölkern  viel  zu  leiden  hat.  Es  war 
in  ältester  Zeit,  ein  sehr  blühendes,  industrielles,  civili- 
sirtcs  Land,  mit  vielen  zum  Theil  hellenisirt«n  Städten 
und  indischem  Handel;  die  Iberer  trieben  viel  Ackerbau, 
hatten  gute  Wohngebäude  und  waren  nach  Strabo  iu  4 
Classen  getheilt;  aus  der  ersten  wurden  die  Könige, 
Richter  und  Heerführer  genommen,  die  zweite  umfasste 
liie  Priester,  welche  auch  die  Rcchtshändel  sehlichteten; 
die  dritte  ist  die  der  Krieger  und  Landbauer;  die  vierte 
bestehet  aus  königlichen  Sklaven. 

Welcher  Nationalität  diese  östlichen  Iberer  ange- 
hörten, wird  nirgends  gesagt;  dass  manche  Autoren  sie 
mit  den  spanischen  Iberern  in  Verbindung  setzen,  be- 
ruhet wohl  bloss  auf  Namensähnlichkeit;  aber  wahr- 
scheinlich waren  es  wohl  die  Cimerier,  die  hier,  wie 
in  den  benachbarten  Ländern  wohnten;  auf  die  Kelten 
weisen  die  Kurganc  und  keltischen  Alterthümer  dieser 
Gegend  und  die  erwähnte  Eintheilung  des  Volkes  hin. 

Das  Land  kam  unter  römische,  persische,  dann 
unter  mongolische  Herrschaft,  wo  es  ganz  verwüstet 
wurde,    unter   Tamerlan   allein   300,000  Menschen  ver- 


—    4M    — 

lor.  Von  der  alten  EinwölmerscliAft  tat  keine  Spur 
mehr  vorhanden. 

Daran  grenzte  östlich  bis  sum  caspischen  Meere 
und  Armenien^  das  Land  Albania,  das  jetzige  russi- 
sdie  Schirwaa  und  Dagestan^  voller  fruchtbarer  Thaler 
und  bober  caucasischer  Gebirge.  Wohl  ist  es  möglich, 
dass  der  Name  keltischen  Ursprunges  ist,  wie  der  der 
Alpen  und  Albanier  in  Alt-IUyrien.  Auch  dieses  Al- 
banien war  in  frühester  Zeit  ein  blühendes  Land  mit 
vielen  Städten  und  bedeutendem  Handel,  die  Priester- 
schaft war  m&chtig  und  weissagend,  wie  bey  den  Kel- 
ten; Strabo  XI.  sagt:  als  Götter  verehren  die  Albanier 
den  Helios,  Zeus  und  die  Seleue  (den.llond},  beson- 
ders letztere,  bey  ihnen  ist  der  Priester  der  geehrteste 
Mann  nach  dem  Könige,  er  stehet  dem  heiligen  Bezirke 
vor,  der  gross  und  .volkreich  ist,  und  den  Hierodulen, 
von  denen  viele  in  Entzückung  gerathen  und  weis- 
sagen. 

Nach  Tacitus  Annal.  VI.  34.  leiten  die  Albaner  ih- 
ren Ursprung  von  den  Thessaliem  ab,  und  gewiss  ist 
.es  am  wahrscheinlichsten,  dass  sie  zur  Nationalitat  der 
Cimerier  gehörten. 

Das  Land  unterwarf  sich  unter  Trtyan  den  Rö- 
mern, wurde  von  den  später  einbrechenden  rohen  Völ- 
kern, besonders  dea Mongolen  ganz  verwüstet,  kam  end- 
lich pnter  türkische,  dann  unter  russische  Hoheit. 


Die  älteste  Geschichte  zeigt  uns  in  den  Umgebun- 
gen des  schwarzen  Meeres  und  bis  zum  caspischen 
Meere,  die  Cimerier  als  ein  grosses  und  reiches  Volk, 
welches,  so  viel  wir  wissen,  diese  Gegenden  zuerst  be- 
wphnte,  auch  die  Alterthümer  hinterliess,  die  jene  Ge- 
genden bedecken  und  den  keltischen  ganz  gleich  sind. 
Für  uns  bilden  die  Cimerier  ein  Urvolk,  wie  die  be- 
nachbarten Thraker  und  Ulyrier,  mit  denen  es  auch  in 
steter  Relation  stehet;  andererseits  zeigen  sich  überall 
Anklänge  an   die   Kelten  und   Cimbem  in    Nordteutsch- 

Keferstein  Kell.  Alterllu  IL  Bd.   U.  Abtb.  29 


—    450    - 

land^  denn  das  Land  Keltikc  der  alten  Griechen  begann 
am  schwarzen  Meere  ^    reichte  von  hier  durch  Germanien 
nnd  Gallien.     Welche  Sprache  die  Cimerier  redeten ,  wis- 
sen wir  zwar  nicht  y   aher  allen  Verhs^ltnissen  nach  durfte 
diese  nicht  wesentlich  verschieden  gewesen  seyn  von  der 
thrazisch  -  pelasgischen ;    die  Cimerier  möchten  daher  der 
keltischen     Nationalität    angehört  haben,    wenig- 
stens dürfte  es  schwer  seyn  ^  sie  einer  andern  Nationalität 
zuzuweisen.     Hat  dieses  seine  Hichtigkeit^    so  sehen  wir 
in    Qiner    Urzeit  vor   3,  4    Jahrtausenden    und   vielleicht 
länger,  von  der  Nordsee  bis  zum  schwarzen  und  caspi- 
schen  Meere,    die    keltische    Nationalität   verbrei- 
tet,   mit   gleicher    oder   ähnlicher   Sprache,     Cultur  nnd 
Cultus,    die    daher    gleiche  Monumente  und  Kunstsachen 
hinterliess.      Längs   der    Donau  kam    man    nach   Gallien, 
längs^  dem  Dniper   in    den  Norden   und    bis    zur  Ostsee; 
schon  seit  der    allerältesten  Zeit    dürften    diese  Wasser- 
strassen betreten  seyn ,  durch  welche  Germanien  von  Jahr- 
tausenden in  regerem  Verkehr  mit  den  Völkern  am  schwar- 
zen Meere  stand,    als    es  jetzo    der  FaH  ist,    wo    diese 
Länder  durch   ganz  verschiedene  Nationalitäten   bewoiinl 
werden. 

Wie  schon  Herodot  erwähnt ,  hatten  die  induslrieWcn 
Cimerier  viel  zu  leiden  von  den  scythischen  Gebirgs-  und 
Nomadenvölkern,  den  Wanderhirten  und  Wagenlenkern,  wie 
Strabo  VII.  3.  §.  6.  sagt,  die  er  aber  im  Ganzen  als  giit- 
roüthig  beschreibt,  sie  sind  —  wie  er  bemerkt  —  mehr 
Krieger  als  Räuber ;  sie  kriegen  nur  für  ihre  Tribute  ,  da  sie 
das  Land  denen  überlassen,  die  es  anbauen  wollen;  sie  sind 
zufrieden,  wenn  sie  dafiir  eine  geringe  Abgabe  erhalten. 

Schon  lange  vor  Herodot  machten  die  Scythen  gross« 
Eroberungen ,  eroberten  allmählig  das  ganze  Land ,  it 
welchem  sich  die  keltische  Nationalität  verlor,  die  St&dt^! 
die  sich  hellcnisirt  hatten,  behielten  ihre  Freiheit ,  sclilos» 
seu  sich  neuen  Reichen  an.  Wie  die  römische  IHacl 
ihrem  Ende  nabete,  etwa  um  die  Zeit  vor  Christi  Gcbui 
hörte  bald  der  Widerstand  gegen  die  eindringenden  A'ö 
ker  gänzlich  auf,  Alanen  und  Gothen  drängten  utiauClia] 


—    451    — 

säni  hervor^  zertraten  hier  zuerst  die  keltische  und  hel- 
lenische Cultur.  Hier  wurde  zuerst  ein  Gothia  begrün- 
det, aus  dem  allmählig  ganz  Europa  mit  gothischen  Völ- 
kern überfluthct  wu^de,  in  welchen  jedoch  noch  nicht 
Alles  Ciber  den  Haufen  stürzte;  dann  folgten  aber  finni- 
sche Völker,  Chasaren,  Kutriguren  u.  s.w.,  diesen  aber 
die  blutdürstigen  Mongolen  (besonders  um  1238),  end- 
lich die  Türken  im  17.  Jahrb.,  wodurch  das  Land  ganz 
verödete,    keine  Spur   der  alten  Nationalität  zurückblieb. 

q.  Massageten  und  Tschuden. 

Wie  im  ersten  Theile  ausFührlich  (Pag.  837}  dar- 
gcthan  wurde,  ziehen  sich  die  eimerisch -keltischen  Al- 
terthümer  aus  Tauricn  noch  sehr  weit  gegen  Norden  und 
Osten  fort,    sie    finden    sich   in    den  Steppen   an    beiden 
Seiten  des  Ural,  längs  der  Wolga  und  demTabol,  längs 
den    indischen    und    aitaischen    Gebirgen   in   den   weiten 
Flächen  Sibcriens,  besonders  längs  dem  Jenisey  und  bis 
zum  Baikal-See.    Diese  Steinbauwerke  und  Grabhügel  (Kur-* 
gane  der  Russen)  sind  in  ihrer  Form  und  Construction,  so 
wie  in  Hinsicht  der  vielen  Kunstsachen ,  die  sich  in  den- 
selben finden ,  auf  das  aller  vollkommenste  den  AUerthü- 
mern   ähnlich,   die   wir   als    keltische  bezeichnet   haben, 
die    sich   vom   schwarzen  Meere   durch   die  griechischen 
Länder,    durch   Germanien,    Gallien  und    Britannien   zie- 
hen.    Ganz    gleiche  Bauwerke   und  Kunstsachen    weisen 
deutlich  auf  gleiche  Industrie,    Sitten  und  gleichen  Cul- 
tus,   überhaupt   auf  eine  gleiche  Nationalität  hin,   waren 

^  es  Kelten,  welche  die  Alterthümor  an  der  Nordsee  und 
Ostsee  hinterliessen ,  so  werden  es  auch  Kelten  gewe- 
sen seyn,    die  in  einer   wohl   viel    frühem  Zeit    die  AI- 

\p        tcrthümer  in  Siberien  am  Fusse  des  Ural,  Altai  und  den 
li>       indischen  Gebirgen  hinterliessen. 

Die'  Kunstsachen  bestehen,  wie  in  unsem  Gräbern, 
bey  ganz  gleicher  Form,  theils  aus  Stein,  theils  aus 
>ti^  Metall,  vorzüglich  aus  Gold  und  der  trefflichsten  Bronce, 
>s^  seltener  aus  Silber  und  Eisen.  Gold  ist  sehr  häufig,  der 
^  29  * 


—    452    — 

ganse  Leichnam  zuweilen  in  Goldblättchen  eingehüllt^ 
daher  man  seit  Jahrhunderten  schon  diese  Kurgane  gleich- 
sam als  Goldberg^verke  benutzt,  die  zuweilen  grosse  Aas- 
beute geben.  Das  Volk  ^  welches  diese  Alterthumer  hin- 
terliess^  muss  daher  ein  sehr  reiches  gewesen  seyn^  wei- 
ches viel  Bergbau  hatte. 

Bekanntlich  treiben  jetzo  die  Russen  sehr  viel  Berg- 
bau in  Siberien,  besonders  am  Altai  ^  wo  auch  Gold  in 
grosser  Menge  gewonnen  wird;  dieser  ganze  Bergbau  ist 
eigentlich  nur  die  Fortsetzung  eines  sehr  alten  Bergbaues, 
der  nur  Jahrtausende  geruhet  hat,  für  dessen  Grossar- 
tigkeit die  ungeheuersten  Halden  sprechen;  wo  die  Rus- 
sen solche  Zeichen  einer  alten  Industrie  trafen,  da  ver- 
folgten sie  den  alten  Bergbau  auf  Metall  und  Edelsteine, 
die  in  ältester  Zeit  hier  vielleicht  mehr,  als  jetzo  ge- 
wonnen wurden.  Man  hat  nicht  selten  in  den  aufsc- 
nommenen  Gruben  das  Handwerkszeug  j^ner  alten  Berg- 
leute gefunden,  welches  aus  gcliär(cter  Bronce  bestand, 
wie  bcy  den  alten  Kelten^  die  überall  sich  als  treffliche 
Bergleute  zeigen,  das  eigentlich  bergbauende  Volk  waren. 

In  Russland  selbst  weiss  man  über  diess  Gräber- 
volk gar  nichts,  man  schreibt  die  Gräber  und  Alterthu- 
mer den  T  s  c  h  u  d  e  n  zu ,  doch  hat  der  Name  weder  eine 
historische  noch  geographische  Bedeutung,  entspricht  etwa 
unsern  Hünen,  obwohl  es  möglich  seyn  kann,  dass  — 
wie  Schaffarik  meint  —  Tschud  und  Skvlha  zusammen- 
hängen.  Nestor  (um  1080)  erwähnt  die  Kriege  der  Rus- 
sen und  Tschuden,  die  er  in  die  Ostsee- Gegenden  setzt, 
die  sonst  nirgends  genannt  werden.  Mit  Sicherheit  ist 
aber  anzunehmen:  dass  kein  Volk,  welches  geschichtlich 
diese  Gegenden  bewohnte,  wie  Mandschuren,  Mongolen, 
finnische  Taurier  und  Slawen,  jene  Alterthumer  hinterlas- 
sen hat. 

Die  griechischen  Schriftsteller  erwähnen  die  Mas- 
sageten,  die  vielmehr  der  mythischen  vor-grlechischen 
Zeit,  als  der  geschichtlichen  angehören.  Herodot  I.  %01 
erzählt:  Cyrus,  König  der  Perser,  hätte  nach  Unterjo- 
chung der  Babylonier   die  Mässageten  angegriffen,    wel- 


—  45a  — 

ches  grosse  und  tapfere  Volk  jenseits  des  Araxes  (jetzo 
Aras,  der  sich  in  den  Kur^  sonst  Cyrug^  mündet^  wel- 
cher sich  in  das  cft8]>ische  Meer  ergiesst},  gegen  Osten 
wohnt  (also  in  den  weiten  kirgisischen  Steppen ,  die  sich 
längs  dem  Ural  fortziehen);  §.  804  wird  wiederholt  be- 
merkt^ wie  die  Massageten  in  der  unermesslicheu  Ebene 
wohnten  östlich  des  caspi^chen  Meeres.  Cyrus  wurde  hier 
gänzlich  geschlagen,  und  selbst  getödtet.  Nach  §.  S15 
streiten  die  Massageten  zu  Pferde  und  zu  Fuss  mit  Bo- 
gen^ Lanzen  und  zweyschneidigen  Schwerdtern ;  zu  Allen 
brauchen  sie  nur  Gold  oder  Erz ;  die  Spitzen  ihrer  Lan* 
zen  und  Wurfspiesse,  die  Schärfe  ihrer  Schwerdter  sind 
alle  von  Erz,  der  Kopfschmuck,  die  Gürtel  und  Achsel- 
bänder von  Gold ,  ja  selbst  ihre  Pferde  haben  eherne  Brust- 
scbilder ,  Zügel ,  Gebisse  und  Stirnbänder  von  Gold ;  Eisen 
und  Silber  brauchen  sie  nicht,  weil  es  ihnen  mangelt, 
Gold  aber  und  Erz  haben  sie  in  unermesslichem  lieber- 
fluss^  von  allen  Gottern  beten  sie  nur  die  Sonne  an. 
Spätere  Autoren  erwähnen  zwar  auch  die  Massageten, 
doch  ohne  etwas  Specielleres  von  ihnen  anzuführen. 

Uier  haben  wir  ein  Volk,  welches  in  den  Gegen- 
den wohnte,  wo  Kurgane  und  keltische  Alterthümer  in 
vorzüglicber  Menge  vorkommen,  welches  an  Gold  und 
Erz  ungeheuren  Ueberfluss  hatte,  daher  gewiss  auch  vjel 
Bergbau  führte ,  welches  solche  Waffen  und  solchen  Schmuck 
führte,  wie  wir  in  den  Kurganen  antreffen.  Dieses  Volk 
blühete  noch  um  die  Zeit  des  Todes  von  Cyrus  (530 
V.  Chr.)*,  verschwindet  dann  allmählig  aus  der  Geschichte, 
wahrscheinlich  weil  es  von  rohen,  besonders  türlcischeo 
und  mongolischen  Völkern  verdrängt  und  vernichtet  wur- 
de. Es  i)interliess  keine  Spur  ihres  Andenkens,  ausser 
den  stummen  Alterthümern,  die  auch  noch  lange  für  den 
Archäologen  Kunde  ihrer  Kunst  geben. 

Diese  Massageten  oder  Massa-Getae,  deren  Na- 
men an  die  keltischen  Getae  an  der  untern  Donau  zu 
erinnern  scheint,  führen  uns  vom  schwarzen  und  caspischea 
Meere  bis  tief  nach  Asien,  bis  an  die  Grenzen  von  In- 
dien ,  dürften  das  verbindende  Glied  zwischen  Europa  und 


—    454     - 

ludien  scyn^  das  Massagetcnland  bildet  gleichsam  die 
Brücke ,  über  welche  indische  Völker  oder  indische  Cui- 
tur  nach  Europa  hinzog.  An  der  Iland^  unter  der  Lei- 
tung der  Archäologie^  lässt  sich  das  Kcltcnthum  bis  an 
die  Grenze  Indiens  verfolgen. 

Wie  schon  im  ersten  Theile^  Pag.  343^  bemerkt 
wurde ^  finden  sich  ganz  ähnliche  Grabhügel  und*>Alter- 
thümer^  als  die  keltischen  auch  in  Indien  selbst,  die  von 
den  Hindu -Priestern  Jaundoor  Colies  genannt  wer- 
den; sie  haben  bis  100  Mm  Durchmesser,  stets  einen  Krans 
von  rohen,  bis  16'  hohen  Steinpfeilern,  im  Innern  eine 
Grabkammer  aus  rohen  Steinen;  sie  umschliesst  Leichen^ 
viele  Thongofässe,  theils  leer,  theils  mit  Knochen  ge- 
füllt, Lanzonspitzen ,  Schwerdter  u.  s.  w.  Für  diese  he- 
gen die  Hindu  eine  groiäse  Verehrung,  schreiben  sie  einer 
frühereu ,  fremden  Nationalität  zu ,  glauben ,  dass  die  Grab- 
hügel von  einem  Pygmeen  -  Volke  erbauet  wären.  Aber 
selbst  noch  gegenwärtig  soll  man  in  einigen  Gegenden 
Indiens  dieTodten  verbrennen,  ihre  Asche  in  Urnen  sam- 
meln und  diese  in  Grabkammern  unter  solchen  Grabhü- 
geln beysetzen. 

Suchen  wir   uns  aus    der  Archäologie  und  den  ge- 
schichtlichen Bruchstücken  eine  Urgeschichte  von  Europa 
zu  oonstruiren,  so  werden  vrir  auf  Indien,    als  den  An- 
fangspunkt gefülirt.     Von  hier  zog  —  wie  es  scheint  •^- 
.eine   gleich   ursprünglich    cultivirto  Nationalität   aus,    die 
sich  gewiss  sehr  allmählig,  im  Laufe  von  Jahrtausenden 
immer  westlich,    durch  Siberien    und   ganz  Europa   ver- 
breitete,   die  einen  sehr  indischen  Anstrich  gehabt,   und 
lange  behalten  haben  mag,    die    ich   nur    als  die  kelti- 
sche Nationalität  bezeichnen  kann,  die  aber  Jedwe- 
der nach  seinem  Belieben    nennen  kann,    da   es   auf  den 
Namen  wenig  ankommt,    wenn   man  nur  über  die  Sache 
selbst  einig  ist. 

Die  Gegenden  am  Fusso  der  indischen  Gebirge  und 
des  Altai  mag  sie  zuerst  cultivirt  haben,  wo  ihre  Erin- 
nerung in  dem  Namen  der  Tschuden  nachklingt^  wo 
sie   zuerst  vernichtet  seyn  mag.     Längs  den  asiatischen 


—    4S5    — 

Gebirgen  kam  sie  ans  caspische  Meer^  wo  sie  einst  als 
Massa-Geiae  gläiisste;  deren  Andenken  früh  schon  un- 
ierging, sie  um  wohnte  das  schwarze  Meer,  wo  die  ei- 
merischen Volker  in  der  mythischen  Zeit  in  höchster 
Blüthc  standen,  aber  früh  schon  vernichtet  wurdbn. 

Von  hier  theiUe  sie  sich  in  mehrere  Strahlen.  Sud- 
lich verbreitete  sie  sich  über  Kleinasien,  als  Phrygier, 
Mysier,  Lydier  u.  s.  w.,  wo  sie  gleich  mit  semitischen 
Völkern  zusammentrifft,  sich  hellenisirt,  im  Laufe  der 
Zeit  vollkommen  vernichtet  wird;  westlich  tritt  sie  auf, 
als  Thraker,  Macedonier,  Geten  und  Illyrier,  die 
sieh  über  das  feste  Land  von  Griechenland,  bis  zur  Do- 
nau verbreiten,  ferner  als  Pe las  gier,  die  sich  über  die 
Inseln  und  Kustengegenden  des  mittelländischen  Meeres 
verbreiten ,  wo  sie  sich  grossentheils  in  Hellenen  oder  Grie- 
chen, später  in  Römer  umbildeten;  die  meisten  dieser 
Länder  sind  der  Barbarey  verfallen;  die  Reste  der  alten 
Nationalität  finden  sieb  in  den  Wlachen  und  Albanern. 
Westlich  zog  sich  die  alte  Nationalität  längs  der  Donau 
fort,  bevölkerte  Dacien,  Rhätien,  Germanien,  Gallien, 
Ober -Italien,  Skandinavien,  Britannien,  schiffte  vielleicht 
nach  Amerika  über,  erscheint  hier  als  Germanen,  Gal- 
lier, Britten^  aus  denen  sich  dicw Teutschen ,  Franzo- 
sen, Italiener,  Spanier  und  Engländer  entwickelten,  wel- 
che die  alte  Nationalität  auf  einige  gebirgige  Theile  von 
England  und  Frankreich  zurückdrängten ,  wo  sie  noch  als 
wälsche  und  gälschc  Kelten  leben. 

Von  einer  solchen,  aus  Indien  entsprossenen  Natio- 
nalität, mit  ursprünglich  indischer  Cultur  und  Industrie, 
die  gleich  aus  Edlen,  Priestern,  Industriellen  und  Acker- 
bauern bestand,  wo  es  von  Hause  aus  einen  Unterschied 
der  Stände  gab ,  scheint  mir  die  europäische  Bevölkerung 
vorzugsweise  entsprossen  zu  seyn,  unrichtig  scheint  mir 
die  häufig  entwickelte  Idee  von  einer  stufenweisen  Ent- 
wickelung,  von  ursprünglich  rohen  Hirten-  und  Jäger  Völ- 
kern, die  keine  Metalle  gekannt,  dann  in  Ackerbauer  um- 
gebildet, nun  erst  Gold  und  Bronce,  endlich  in  geschicht- 
lich neuer  Zeit  auch    das  Eisen   hätten    kennen  lernen; 


—    4Ö6    — 

diess  sdieint  mir  ^  vorzüglich  für  Europa,  eine  luftige  Hy- 
pothese oboe  Innern  Grund. 

Neben  dem  aus  Indien  entsprossenen ,  nrsprün^csh 
gebildeten  Volke,  den  Autochthonen  von  Europa  und  einem 
Theile  Asiens,  stand  von  Hause  aus  eine  r<Ae Nationali- 
tät, in  verschiedenen  Völkerschaften,  die  nie  cultivirt  war, 
es  wohl  nie  werden  wird,  sondern  im  Gegentheile  bestimnut 
zu  seyn  scheint,  die  Cultur  zu  zertreten ,  sie  in  besdiränk- 
ten  Grenzen  zu  erhalten,  die  vorzüglich  in  den  türkischen 
und  mongolischen  Völkern  ausgeprägt  ist,  welche  allmäk- 
lig  von  Ost  nach  West  vorgehen  ^  ein  cultivirtes  Land 
nach  dem  andern  erobern,  erst  Siberien,  dann  die  cime-> 
rischen  Länder  am  caspischen  und  schwarzen  Meere,  end- 
lich Kleinasien  und  Griechenland.  Aehnliche  asiatische 
Völker  durchzogen  ganz  Europa,  wirkten  destruirend  auf 
die  alte  Cultur,  konnten  iMt  durch  eine  Amalgamation 
überwunden  werden,  aus  welcher  sehr  allmählig  der  je«» 
tzige  Zustand  hervorging. 

Rückblick. 

Es  werden  zwey  unendlich  verbreitete  und  mäch- 
tige Volksstämme  seyn,  um  welche  sich  die  älteste  Ge- 
schichte drehet,  die  hn  Laufe  derselben,  die  Träger  einer 
ursprünglichen.  Cultur  sind,  der  semitische  und  der 
keltische. 

Der  semitische  Stamm  mit  der  aegyplisclien ,  ara- 
bischen, numidischen,  hebräischen,  syrischen  und  chal- 
däischen  Nationalität,  wohl,  dem  südlichen  Indien  entspros- 
sen, nahm  die  südlichem  Gegenden  ein,  trieb  hier  gleich 
die  höchsten  Blüthen  der  Cultur,  die  sich  in  unzähligen 
Bau-  und  Kunstwerken  darstellen,  die  mit  grösstem  Lu- 
xus verschwistert  waren;  das  regste  Leben  in  geistiger 
wie  in  politischer  Hinsicht,  das  vor  3,  3,  4  Jahrtausen- 
den, vielleicht  noch  früher  herrschte,  erschöpfte  sich  all- 
mählig, ohne  junge  Sprösslinge  zu  treiben. 

Alle  jene  Nationalitäten  sind  jetzo  theils  ganz  ver- 
nichtet und  verschwunden,  wie  die  ägyptische,  syrische, 


—    45T    — 

chaldaische^  numidische,  theils  in  gans  rohem  Zustande, 
wie  die  arabisciie^  die  Länder ,  die  in  ältester  Zeit  in 
höchster,  nicht  übertroffener  Blüthe  standen,  wo  die 
höchste  Cuilur,  der  aosschweifendste  Luxus  herrschte,  sind 
jetzo  ganz  verödet,  gewähren  den  traurigsten  Anblick. 

Wahrscheinlich  gleichzeitig  verbreitete  sich  aus  dem 
Norden  von  Indien,  durch  die  nördlichen  und  westlichen 
Gegenden,  bis  zur  Ost-  und  Nordsee  und  dem  Mittel- 
meere der  keltische  Völkerstamm  mit  denNationa- 
litäten  der  Thrazier,  Pelasgier,  Cimerier,  lUyrier,  Germa- 
nen, Gallier,  Britten,  auch  mit  grosser,  aber  ganz  anders- 
artiger Cultur,  ohne  Herrscher,  Göttertempel,  Palläste 
und  Statuen,  dennoch  mit  sehr  grossartigen  Bauwerken, 
ohne  Schrift,  die  nur  die  Priester  kannten,  nicht  das 
Volk,  dennoch  mit  vielseitigen  Kenntnissen,  vieler  In- 
dustrie, reiche,  tapfere  Völker,  welche  lange  die  Geschicke 
von  Europa  in  den  Händen  hielten. 

Auch  diese  in  l^uropa  autochthonische  Nationalität 
ist  im  Laufe  der  Zeit  allmählig  ganz  gealtert,  die  Trüm- 
mer derselben  leben  jetzo  ohne  politische  Bedeutung  in 
den  Gebirgen  von  Albanien  und  Thrazien,  in  einigen  Win- 
keln von  Frankreich  und  England,  in  Ilochscliottland  und 
Irland,  ihr  grösster  Theil  aber  streifte  die  alt  -  keltischen 
starren  Formen  ab,  mischte,  amalgamirte  sich  mit  andern 
Nationalitäten,  trieb  so  neue  Sprossen,  neue  Nationalitä- 
ten, wie  die  Griechen  und  Römer,  die  Italiener, 
Franzosen,  Spanier,  Engländer  und  Teutschen, 
die  jetzo  die  Träger  der  Cultur  und  Weltherrschaft  sind. 

Zwischen  jenen  semitischen  und  diesen  keltischen 
Völkern  wohnten  in  der  Mitte  die  armenische  und 
persische  Nationalität,  ebenfalls  ebenbiirtig,  einst 
cultivirt,  reich  und  mächtig,  die  ihrer  Zeit  auch  kräftig 
eingriffen  in  die  Weltgeschichte,  jetzo  aber  ganz  ergrauet, 
schwach  und  veraltet  sind. 

^  So  sehen  wir  im  Laufe  von  Jahrtausenden  ungeheure 
Nationalitäten,  gleich  den  Individuen,  blühen,  vergeben, 
auch  sich  verjüngen,    wandelbar   ist  das  Einzelne',    das 


—    458    — 

Menschengeschlecht  im  Ganzen    mag  kaum   sich  verän- 
dert haben. 

6.    Der    gothische    Stamm. 

Die  älteste  Geschichte  der  Völker  ist  immer  sejir 
dunkel,  nirgends  aber  derartig,  als  bey  dem  gothischen 
Stamme,  der  in  der  Geschichte  als  ein  kurzes  Meteor  auf- 
tritt, das  plötzlich  erscheint,  ohne  dass  wir  wissen  wo- 
her, und  sehr  bald  wieder  verschwindet,  aber  grosse  Fol- 
gen hinterlässt.  Die  Gothen  treten  etwa  im  Laufe  des 
ersten  Jahrhunderts  unserer  Zeitrechnung  in  die  Geschiclile, 
besiegen  alle  keltische  Völker,  erobern  ganz  Europa,  be- 
dingen ganz  neue  politische  und  sociale  Institutionen,  aber 
nach  kaum  6  Jahrhunderten  sind  sie  überall  assimilirt, 
die  gothische  Nationalität  ist  so  gut  ala  ganz  verschwun- 
den. Die  Geschichte  der  Gothen  wird  dadurch  um  desto 
dunkler,  dass  die  Historiker  sich  —  wie  mir  scheint  — 
gar  keine  klare  Idee  von  der  Nationalität  und  dem  We- 
sen der  Gothen  gemacht  haben,  denn  wunderbarerweise 
vermengt  man  immer  Germanen,  Gothen  und  Teulsche, 
fabelt  auch  wohl,  dass  teutsche  Germanen  aus  Teutsch- 
land erst  ans  schwarze  Meer  gezogen  und  von  da  als 
Gothen  zurückgekehrt  wären.  Meiner  unvorgreiflicheu 
Ansicht  nach  hat  man  Germanen,  Gothen  und  Teutsche 
als  ganz  verschiedene  Nationalitäten  zu  trennen,  in  so 
naher' Beziehung  äie  auch  unter  einander  stehen,  sie  ver- 
halten sich  wie  Gallier,  Franken  und  Franzosen,  wie 
Britten,  Sachsen  und  Engländer. 

Waren  die  Germanen  wirklich  Kelten,  sprachen  nicht 
teutsch,  sondern  keltisch,  wofiir  schon  Manches  beygc- 
bracbt  ist,  was  im  folgenden  Theile  noch  mehr  begrün- 
det werden  soll,  so  können  iäie  weder  Teutsche  noch  Go- 
then gewesen  seyn ,  d.  h.  nicht  teutsch  und  nicht  gothisch 
gesprochen  haben,  denn  Teutsch,  Gothisch  und  Keltisch 
sind  sehr  verschiedene  Sprachen,  die  man  ohnmöglicb 
für  gleich  halten  kann.  Aeltere  Historiker,  auch  teutsche, 
haben  in  den  Germanen  ganz  richtig  Kelten  erkannt ;  da 
sie   diese  aber   wieder  mit  den  Gothen  idcotificirten^   80 


-     459    — 

wurde  die  Geschichle  nicht  klarer,  es  blieb  die  alle  Dun- 
kelheit, die  Ansicht  von  dem  keltischen  Ursprünge  der 
Germanen  blich  unberücksichtiget«  Meiner  Ueberzeugung 
nach  wird  man  die  Golhen  neben  die  keltischen  Germa- 
nen und  die  Teutschcn ,  als  eigne  Nationalität  hinzu- 
stellenhaben, characterisirt  durch  eigene  Sprache  und  ein 
eigenthijmliches  Wesen,  wesentlich  abweichend  vom  kel- 
tischen. 

Die  Gothen  haben  uns  einen  nur  sehr  geringen  Nach- 
lass  hinterlassen,  wirklich  gotliische  Bau-  und  Kunst- 
werke mögen  kaum  vorhanden  seyn,  denn  der  gotliische 
Baustyl  hat  mit  den  eigentlichen  Gothen  wohl  wenig  Re- 
lation, deren  Nationalität  wohl  lange  vor  denselben  ver- 
wischt war.  *Ihre  Sprache  wurde  erst  im  4.  Jahrhundert 
Schriftsprache,  ist  seitdem  ganz  ausgestorben,  wir  haben 
von  derselben  nur  einige  wenige  Schriftproben,  auf  wel- 
che unsere  Kenntniss  derselben  beschränkt  ist;  aber  ge- 
wiss hat  sie  auf  viele  neuere  Sprachen,  besonders  die 
teutsche  einen  wesentlichen  Binfluss  ausgeübt.  Sie  ge- 
hört offenbar  in  den  Kreis  der  indo- europäischen  Spra- 
chen; sie  scheint  der  persischen  nicht  sehr  fern  zu  ste-* 
hen,  wodurch  vielleicht  das  Teutsche  mit  dem  Persi- 
schen in  nähere  Verwandtschaft  getreten  seyn  mag,  doch 
wage  ich  hierüber  gar  nicht  ein  Urtheil  zu  fällen. 

Bey  den  Autoren,  überhaupt  in  der  alten  vor-christ- 
lichen  Litteratur  kommt  der  Name  —  Gothen  —  nicht 
vor ,  ihre  Nationalität  war  gewiss  vorhanden ,  wurde  viel- 
leicht in  dem  allgemeinen  Ausdrucke  von  scythischen  oder 
persischen  Völkern  mit  begriffen.  Mehrfach ,  auch  neuer- 
lichst hat  man  Gothen  und  Geten  für  ein  und  dasselbe 
Volk  gehalten;  aber  so  viel  ich  zu  urtheilen  vermag, 
waren  die  Geten  ein  dacisches  Volk  an  der  untern  Donau, 
gehörten  der  keltischen  Nationalität  an^  können  ohnmög- 
lich  Gothen  gewesen  seyn,  die  gothisch,  nicht  keltisch 
sprachen,  wohl  aber  haben  später  die  Gothen  im  Lande 
der  Geten  ihren  Wohnsitz  aufgeschlagen  und  in  den 
Schriften  des  Mittelalters  können  sie  daher  wohl  Geten 
genannt  seyn. 


—    460    — 

Die  Alanen  waren  ein  gothisches  Volk^  welches  im 
4.uncl5.  Jahrh.  in  Europa  grosse  Eroberungen  machte;  Alaoi^ 
Alauni^  Akavvoi  2xv&ai  werden  auch  von  den  Autoren,  be* 
sonders  von  Ptolemäus  angeflührt,  als  ein  scythisches  Volk, 
in  den  Steppen  über  dem  caspischen  Meere  bis  gegen  den 
Caucasus,  von  denen  aber  weiter  gar  nichts  gesagt  wird ; 
erst  Ammianus  Marcellinus,  der  um  379  n.  Chr.  schrieb, 
redet  ausführlicher  über  sie,  und  damals  wurde  das  Ala- 
nia  offenbar  vom  gothischen  Volke  bewohnt.  Als  Nach- 
kommen dieser  Alanen  betrachtet  man  die  Osseten, 
die  jetzo  in  jenen  Gegenden  wohnen,  deren  Sprache  der 
persischen  sehr  verwandt  seyn  soll. 

Von  den  Schriftstellern  des  Mittelalters  werden  die 
Gothen  häufig  ein  scylhisches  Volk  genannt,  ^und  das  mö- 
gen sie  auch  gewesen  seyn;  sie  zogen  wahrscheinlich 
als  nomadisch  kriegerische  Stämme  in  den  weiten  Step- 
pen von  Scythicn,  unter  uns  unbekannten  Namen  umher ^ 
Scythien  war  aber  im  Altcrthume  der  Collectivname  für 
die  unbekannten  Gegenden  hinter  dem  caspischen  und 
schwarzen  Meere.  In  Sprache  und  Wesen  scheinen 
^io  gothischen  Stämme  am  meisten  der  persischen 
Nationalität  verwandt  gewesen  zu  seyn,  was  ich  frei- 
lich nur  als  individuelle  Ansicht,  ohne  nähere  Begründung 
hinstellen  kann. 

Während  die  semitischen,  persischen,  armenischen, 
keltischen  Völker  überall  als  autochthonische  auftreten, 
ein  Vaterland  haben,  das  sie  gleichsam  ursprünglich  be- 
wohnen und  immer  festhalten ,  erscheinen  die  Gothen  nir- 
gends als  Autochthonen,  haben  nirgends  ein  Vaterland, 
sie  ziehen  immer  und  immer  westlich,  wo  ihr  nomadischer 
Zustand  anfliört,  wo  sie  scssliaft  werden,  verschwinden 
sie  gar  bald  durch  Amalgamation  mit  der  vorhandenen 
Einwohnerschaft. 

Die  gothische  Nationalität  scheint  keine  besonders 
zahlreiche  gewesen  zu  seyn,  wenn  wir  sie  mit  andern 
sesshafteii  Nationalitäten  vergleichen;  denn  wie  sie  wei- 
ter westUch  vorrückt,  verschwindet  sie  in  den  oatliehern 
Gegenden. 


—    461    — 

Erst  in  der  Zeit  nach  Christi  Geburt  treten  gothi- 
sehe  Stämroe  in  die  Geschichte^  erscheinen  als  Eroberer 
der  eimerischen  Länder  am  schwarzen  Meere  ^  sie  ziehen 
sich  dann  von  hier  auf  den  grossen  alten  Handelswegen^ 
theils  nach  den  griechischen  Ländern^  ferner  der  Donau 
entlang  nach  Italien ,  Gallien,  Germanien,  theils  dem  Dni- 
ster  entlang  zur  Ostsee  und  nach  England. 

Die  Gothen  scheinen  in  zwey,  wahrscheinlich  auch 
in  der  Sprache  etwas  verschiedene  Stämme  sich  getheilt 
zu  haben,  in  die  Ost  gothen  zwischen  Don  und  Dniper, 
und  die  Westgothen  zwischen  Dniper  und  Donau.  Ein 
Theil  von  ihnen,  besonders  Westgothen  traten  bald,  seit 
etwa  800  n.  Chr.,  in  die  keltischen  Länder  an  der  untern 
Donau,  blieben  hier  an  zwey  Jahrhunderte,  ehe  sie  nach 
Germanien  und  Gallien  vordringen,  mögen  sich  hier  in 
Sitte  und  Sprache  etwas  kcltisirt  haben;  bey  diesen  war 
Ulfilas  christlicher  Bischof,  und  diese  wurden  von  den 
Hunnen  über  die  Donau  gedrängt  (378) ;  den  andern  Theil 
von  ihnen,  besonders  Ostgothen,  traten  gleich  in  die  nörd- 
lichem, slawischen  Länder  des  jetzigen  Russfands,  er- 
oberten sie,  setzten  sieh  fest,  zogen  an  die  Ostsee,  nach 
dem  Norden  von  Germanien ,  nach  Skandinavien  und  Eng- 
land. Diese  mögen,  auch  durch  Einwirkung  der  Slawen, 
in  Sitte  und  Sprache  manche  Verschiedenheit  von  den 
Donaugothen  gehabt  haben,  5vas  auch  auf  die  durch  go- 
thischcn  Einfluss  sich  bildenden  teutschcn  Idiome  von 
Einfluss  gewesen  seyn  kann. 

Ueberall  erseheinen  die  Gothen  als  wandernde  no- 
madische Krieger ,  die ,  wo  sie  sich  heimisch  niederlassen, 
LandgCiter  nehmen ,  Dynasten  werden ,  stets  ihre  Kriegs- 
verfassung behalten,  dann  aber  in  längerer  oder  kürze- 
rer Zeit  sich  mit  den  Einwohnern  amalgamiren,  in  ihnen 
untergehen,  daher  die  gothischo  Nationalität  bald  aus  der 
Geschichfe  verschwindet. 

Welches  Breigniss  die  Gothen  aus  ihren  einstigen 
Ursitzen  in  Scythia  vertrieb  oder  sie  zur  Auswanderung 
veranlasste,  wissen  wir  nicht;  aber  Lust  zur  Heimkehr 
scheint  sich  nirgends  zu  äussern. 


—    462    — 

Ihre  ersten  Eroberungen  betrafen  die  Lander  am 
schwarzen  Meere  ^  am  Fusse  des  Caucasus^  hier  bildete 
sich  ein  gothischcs  Alania,  wo  Gothen  bis  zum  9.  Jahrh. 
geherrscht  asu  haben  scheinen,  dann  ganz  verschwinden, 
und  ein  Gothia,  das  schon  früh  sich  gegen  Norden  und 
Westen  ausdehnt,  bis  zum  5.  Jahrh.  blühcte;  als  aber 
die  Hunnen  nach  Attila's  Tode  sich  aus  Europa  zurück- 
zogen (458),  setzten  sie  sich  hier  in  Gothia  fest,  und 
die  gothischen  Stämme,  die  noch  nicht  fortgezogen  waren, 
verliessen  das  Land,  dessen  Name  nun  verschwindet, 
doch  werden  noch  Gothae  tetraxidae,  bis  etwa  um  das 
Jahr  1000,  ja  selbst  noch  später  in  der  Krimm  und  Um- 
gegend genannt. 

Von  den  gothischen  Stämmen,  die  aus  der  Umge- 
gend des  schwarzen  Meeres  alimählig  längs  der  Donau 
nach  Europa  zogen,  können  mr  mit  ziemlicher  Genauig- 
keit ihre  Zuge  und  Eroberungen  verfolgen,  weil  sie  hier 
gleich  mit  dem  west-  oder  oströmischen  Reiche  in  Con- 
flikt  kommen,  und  hier  von  der  Litteratur,  so  ungeniigend  sie 
auch  ist ,  erwähnt  werden ;  von  den  Zögen  der  Gothen  längs 
dem  Dniper,  durch  die  slawischen  Länder  nach  Norden, 
wissen  wir  durch  die  Litteratur  sehr  wenig,  hier  ist  der 
Conjectur  grosser  Raum  gegeben. 

Der  Dnister,  der  die  uralte  Handelsstrasse  bildete, 
schied  die  Ost-  und  Westgothen.  Ein  König  der  letz- 
tern, ErmanrichoderJörmunrexs  (f  375),  besiegte  33S  — 
350  die  nördlichem  slawischen  Völker ,  eroberte  fast  das 
ganze  nördliche  Russland,  auch  die  Ostseeländer,  unter- 
warf sich  hier,  nach  Jornandcs,  die  Veneti,  Natio  Aestrarumy 
qui  longissimi  ripa  Oceani  GermafUci  incidimi  und  viele 
andere  Völker. 

Diess  ist  Ein  Zug  der  gothischen  Völker  nach  dem 
Norden  von  Germanien,  von  dem  die  Litteratur  spricht; 
aber  wahrscheinlich  hat  es  deren  mehrere  auch  in  früherer 
Zeit  gegeben,  wenn  auch  die  Litteratur  von  ihnen  schweigt. 

Die  Franken,  die  im  3.  Jahrh.  am  Unterrheine 
erscheinen,  sind  ihrem  ganzen  Wesen  nach  ohne  Zwei- 
fel ein  gothisches  Volk,    das  nicht  von  der  Donau  her- 


—    4«    — 

anf,  sondern  von  Norden  her  kam,  sBunicIist  ans  den 
Elbgegended ;  man  kann  kaum  anders  als  annehmen :  dass 
sie  im  Laufe  des  zweiten  Jahrhunderts  oder  früher  vom 
schwarzen  Meere  her  (dem  Sammelplatze  aller  gothischen 
Völker)  y  dem  Dniper  entlang^  denselben  Weg  nach  Nor- 
den machten /den  später  Ermanrich  einschlug.  Wie  oben 
(bey  Germania)  bemerkt  wurde ,  hatten  die  östlichen  und 
nördlichen  Germanen  zu  Anfange  des  ersten  Jahrh.  die 
Römer  aus  Germanien  vertrieben,  sie  überall  geschlagen, 
benutzten  aber  in  der  folgenden  Zeit  ihre  Macht  und  Kraft 
gar  nicht  durch  weiteres  Vordringen,  wie  man  erwarten 
sollte,  sondern  ihre  Geschichte  verstummt  nun;  es  wird 
daher  wahrscheinlich,  dass  sie  ihre  Kräfte  gegen  ein- 
brechende, scythisch-gothische  Völker  wenden  mussten, 
wo  sie  aber  nicht  glücklich  gewesen  seyn  können.  Wie 
nach  einem  Zeiträume  die  Geschichte  der  niederrheini- 
sehen  Völker  wieder  beginnt,  scheinen  sich  die  Verhält- 
nisse ganz  geändert  zu  haben,  die  Kraft  der  Germanen 
ist  hier  gebrochen ,  die  alten  Völkerschaften  werden  meist 
gar  nicht  mehr  genannt,  ein  früher  unbekanntes  Volk, 
die  Franken,  mit  fremden  Sitten,  herrscht  hier,  das 
keinen  nationalen  Namen  trägt,  sich  wohl  selbst  von  dem 
überwundenen  germanischen  Volke  Sigambri  nennt,  von 
den  Germanen  Franci,  d.  i.  Freie  genannt,  übrigens  als 
Francarum  genies  bezeichnet  w^ird.  Die  Litteratur  nennt 
diese  Franci  zuerst  im  Anfange  des  3.  Jahrh»,  wo  sie 
in  dem  Lande  der  germanischen  Sigambri  und  Catti 
herrschten,  rauhe  Krieger  und  Seeräuber  sind.  Manche 
Autoren,  wie  Sidonius  Apollinaris  (de  anno  458)  nen- 
nen sie  ein  scythisches  Volk,  und  Maskou  in  seiner  sehr 
gründlichen  Geschichte  der  Teutschen  führt  viele  Stel- 
len der  alten  Schriftsteller  an,  wo  die  Gothen  Scythae 
genannt  werden  (z.  B.  Pag.  174,  192,  266,  344  u.  s.  w.). 
Von  nachfolgenden  Stämmen  unterstützt  und  fortge- 
schoben, gehen  die  gothischen  Franken,  die  gar  nicht 
eine  sehr  imposante  Macht  gewesen  zu  seyn  scheinen, 
um  240  über  die  Scheide,  dann  über  den  Rhein,  wo 
ihnen  um  280  Wohnsitze  in  Bcigica  (Holland)  angewie- 


—    4fi4    — 

Ben  werden;  aber  die  römische  Macht ^  so  wenig  bedeu- 
tend sie   war^   hielt    sie    in    ihren  Scliranken.     Erst  seit 
437^   als   die  Römer   von   allen  Seiten   durch   gothische 
Sehaaren  gedrangt  wurden  y  greifen  auch  die  Franken  un- 
ter Chlodio  um  sich ,  erobern  allmählig  bedeutende  Theiie 
von  Gallien ,  indem  sie  sich  ganz  aus  Germanien  zurück- 
ziehen.    Chlodwig  I.  überwältigt  leicht  die  letzte  schwa- 
che Macht  der  Römer  (486)^  nimmt  die  Zeichen  der  kö- 
niglichen Würde  an^  gehet  ^  mit  seinen  Gothen  zum  Chri- 
stenthume   über,    besiegt    andere    gothische   benachbarte 
Völker,  wie  die  Alamannen  (496),  die  Burgunder  (508}, 
und  legt  so  die  Grundlage  des  grossen  fränkischen  Rei- 
ches,   das  unter  Carl  dem  Grossen  (800)  seinen  Höhe- 
punkt erreichte,  von  welchem  oben  (hey  Gallien)  die  Rede 
war.     Die  Franken,  wie  alle  gothische  Völker,  die  nach 
Gallien  kamen,  verlieren  bald  ihr  nationales  Wesen,  amal- 
gamiren  sich  mit  der  gallischen  Einwohnerschaft  zu  den 
Franzosen. 

Auf  dem  Wege ,  auf  welchem  die  Gothen  vom  schwar- 
zen Meere  nach  Germanien  gekommen  waren ,  folgten  offen- 
bar noch  viele  Schaaren,  wie  z.  B.  die  Ueruler,  in  sehr 
verschiedenen  Zeiten;  wenn  iftir  auch  von  den  Zügen 
selbst  nichts  Näheres  wissen,  so  sehen  wir  das  Resul- 
tat derselben  in  den  gothischen  Völkerschaften,  die  in 
Nordgermanien  und  Skandinavien  auftreten,  die  alten 
germanischen  Völker  ganz  zurückdrängen,  ganz  andere 
Sitten  und  Institutionen  haben  als  diese. 

Andere  westgothische  Stämme,  die  Wisi- 
gothi,  Thervingi  u.  s.  w.  zogen  an  das  linke  Ufer 
der  untern  Donau,  wo  sie  sich  ausbreiteten  und  Chri- 
sten werden;  sie  setzen  bald  über  den  Strom,  erobern 
Thrazien  (S6S),  dann  fast  ohne  Widerstand  Griechen- 
land (395)  und  Illyrien,  wenden  sich  von  hier  unter 
Alarich ,  der  nun  als  Statthalter  von  Illyrien  und  Griechen- 
land anerkannt  war,  nach  Italien  (400),  nehmen  Rom 
(408),  gehen  (4 IS)  nach  Gallien,  wo  sie  in  Aquitaniea 
(in  Languedoc),  ein  westgothisches  Reich  bilden^ 
welches  lange  Gotbica  oder  Gutica  heisst,  von  dem 


—    ^5    - 

Toulouse  dio  Hauptstadt  war^  zu  dem  auch  seit  470 
grosse  Theile  von  Spanien  gehörten^  welche  die  Gotheii 
seit  470  besetzten.  Die  Gotben  in  Gallien  werden  um 
507  von  dem  fränkischen  Reiche  abhängig^  seit  590^ 
unter  Bekkared  katholisch;  allmählig  nun  machtlos ^  711 
von  den  Arabern  besiegt  und  verlieren  sich  nun  in  der 
franzdsischen  Nationalität.  Die  Gothen^  die  nach  Spa- 
nien gezogen  waren ;  denen  andere  Stämme  folgten  ^  Van- 
dalen,  Sueven  u.  s.  w.^  sich  hier  ganz  unabhängig  mach- 
ten, bringen  um  585  fast  das  ganze  Land  unter  ihre 
Herrschaft,  werden  nun  katholisch  (590),  bald  ohnmäch- 
tig und  verlieren  sich  allmählig  unter  der  Einwohnerschaft, 
die  nun  als  Spanier  auftritt,  besonders  seit  711  die  Ara- 
ber fast  ganz  Spanien  erobern.  Nur  in  den  Gebirgen  von 
Oviedo  hatte  sich  das  meiste  Gothische,  auch  der  krie- 
gerische Geist  erhalten ,  von  hier  aus  eroberten  die  Spa- 
nier sich  wieder  ihr  Land,  das  sich  in  einzelne  König- 
reiche bildete,  bis  endlich  1570  die  Araber  gänzlich  das 
Land  räumen  mussten ;  aber  die  Gothen  haben  hier  noch 
weniger  Spuren,  als  die  Araber  hinterlassen. 

Bey  diesen  Westgothen  und  ihrem  Aufenthalte  in 
Italien  f&hrte  der  Bischof  Ulfilas  die  Buchstabenschrift 
ein  und  lieferte  die  Uebersetzung  der  Bibel,  von  der  sich 
einige  Reste  erhalten  haben,  aus  denen  wir  uns  einen 
Begriff  von  der  gothischen  Sprache  bilden  können. 

Ostgothische Völker,  Ostrogothae,  Greu- 
tingi  u.  s.  w.  kommen  um  S76  nach  Pannonien  und 
an  die  Donau ,  beginnen  um  380  über  den  Fluss  zu  se- 
tzen, erhalten  von  den  Römern  Jahrgeld,  um  nicht  feind- 
lich aufzutreten,  werden  390  arianische  Christen,  setz- 
ten sich  um  484  in  Dacia  und  Mösia  fest,  das  ihnen 
von  Byzanz  förmlich  abgetreten  wurde,  wo  sie  als  Moeso- 
gothi  auftreten,  deren  Reste  sich  lange  erhalten.  Unter 
Theodorich,  der  am»  kaiserlichen  Hofe  zu  Constantinope! 
hohe  Aemter  bekleidete  (was  bey  nicht  wenigen  Gothen 
der  Fall  war)  und  475  König  der  Ostgothen  wurde,  ^ogen 
diese  489  nach  Italien,  überwanden  den  Odoacer,  Fürsten 
der  gothischen  Heruler   (der  476  König  von  Italien  ge«« 

Kerentein  JLtVU  Altertü.    IL  Bd.  IL  Abth.  30 


Ä 


—    466    — 

worden  war)  und  seit  493  begründet  er  das  grosse  ost- 
gothische  Reich  über  ganz  Italien,  zu  dem  auch  Rhaetia^ 
Noricum^  Dalmatia^  Pannonicum  und  Dacia  gehorte ,  wel- 
ches von  493 — 554  dauerte  ^  das  von  verhältnissmassig 
wenigen  Gothen  besetzt  wurde. 

Wie  überall  nahmen  die  Gothen  auch  hier  Orood- 
eigenthum,  wurden  auf  ihren  Laudgiitern  Dynasten,  be- 
hielten unter  sich  ihre  alte  Kriegs  Verfassung;  übrigens 
befreieten  sie  das  Volk  von  der  Despotie  und  den  un- 
geheuren Abgaben  der  Römer  ^  achteten  das  Eigenthum 
und  vor  Allem  das  Alt-N^ationale  des  Volkes^  das  sich 
frei  bewegen  konnte,  auch  in  seinen  alten  keltischen  In- 
stitutionen. Italien  befand  sich  unter  dieser  gothischen 
Herrschaft  sehr  wohl,  hatte  keine  blutigen  Kriege  zu 
kämpfen^  überall  herrschte  Sicherheit,  die  Gewerbe  und 
der  Handel  blüheten.  Die  Gothen,  als  arianische  Chri- 
sten, welche  die  Allmacht  des  Papstes  nicht  anerkann- 
ten, fanden  in  dem  katholischen  Italien  wenig  Anklang, 
der  oströmische  Kaiser  Justinian  benutzte  die  Zwietracht, 
welche  nach  Theodorich's  Tode  unter  den  Gothen  ent- 
stand, und  sein  Feldherr  Belisarius,  welcher  schon  den 
gothischen  Vandalen  Afrika  entrissen  hatte,  griff  5d5 
Italien  mit  grossem  Erfolge  an;  558  unterlag  der  letzte 
gothische  König  Totila,  Italien  wurde  dem  byzantinischen 
Reiche  einverleibt;  die  Regenten  hiessen  nun  Exarchen 
(bis  751},  die  in  Ravenna  residirten,  unter  denen  Her- 
zöge ^mit  grosser  Gewalt  standen.  Die  Gothen  verlies- 
sen  theils  Italien,  meist  verloren  sie  sich  unter  der  Ein- 
wohnerschaft, oder  schlössen  sich  den  gothischen  Lon» 
gebärden  an,  welche  schon  568  das  obere  Italien  wie- 
der eroberten. 

Die  Vandali,  Vanduli,  die  mit  den  gothischen 
Gepiden  gleiche  Sprache  hatten ,  treten  schon  früh  an  der 
untern  Donau  auf,  zum  Theil  auch  links  der  mitUem 
Donau,  im  Lande  der  germanischen  Markomannen,  mit 
denen  sie  den  markomannischen  Krieg  gegen  die  Römer 
fortsetzen  (174).  Wie  die  Gothen  hier  zu  den  Marko- 
inannen  und  überhaupt  zu  den  Germanen  kommen,  wis- 


—    4OT    — 

Ben  wir  nicht,  aber  bekanntlich  nahmen  die  Römer  go- 
tbische  Armeen  in  ihren  Dienst^  führten  mit  diesen  vor- 
zugsweise ihre  Kriege;  wahrscheinlich  handelten  die  Ger- 
manen auf  ähnliche  Art,  zogen  gothische  Schaaren  an 
sich,  die  freilich  dann  im  Lande  blieben,  sich  mit  dem 
Volke  mischten,  so,  dass  Germanen  und  Gothen  oft  schwer 
zu  iBcheiden  sind. 

Die  Vandalen  gehen  über  die  Donau  nach  Dacien 
und  Pannonien,  dann  theils  nach  Thrazien,  theils  an  den 
Rhein;  in  Verbindung  mit  den  Gothen  im  germanischen 
Suevia,  oder  den  Sueven  und  den  Alanen,  ziehen  sie 
406  plündernd  über  den  Rhein  durch  GaUien,  und  erobern 
409  Spanien,  wo  die  Vandalen  nun  ein  Vandalitia  bil- 
den (das  spätere  Andalusien),  die  Alanen  Lusitanien 
die  Sueven  Gallizien  besetzen ,  auch  die  balearischen  In- 
seln erobert  werden.  429  führt  der  König  Genserich  an 
80,000  Vandalen  nach  Numidien  und  Mauritanien  in 
Afrika;  sie  erobern  439  Carthago  und  das  ganze  Land 
als  Seeräuber  in  grossem  Maassstabe  von  hier  ans  Sid- 
lien  (440),  Rom  (455),  plündern  Griechenland  (467)- 
aber  seit  534  wird  von  Constantinopel  aus  durch  Beli- 
sar  die  vandalische  Macht  besiegt,  und  verliert  sich  bald 
spurlos.  Die  in  Spanien  zurückgebliebenen  Massen  werden 
von  den  Westgothen  besiegt,  und  verlieren  sich  mit  die- 
sen in  der  Einwohnerschaft,  die  zu  Spaniern  wird. 

Alani.  Der  Name  Alanen  oder  scy tbische  Alaunen 
ist  schon  dem  Alterthume  bekannt,  scheint  ein  Collectiv- 
name  für  scythische  Stämme  gewesen  zu  seyn  die  hin- 
ter dem  caspischen  Meere  wohnten.  Es  ist  mdglich 
aber  nicht  gewiss,  dass  sie  der  gothischen  Nationalitat 
angehörten,  was  mit  den  Alani  der  Fall  gewesen  seyn 
wird,  welche  Ammianus  Marcellinus  (um  379)  näher  be- 
schreibt. Aus  Alaoia  fallen  die  Alanen  um  73  n.  Chr. 
in  Armenien  und  Medien  ein,  sie  scheinen  später  bis  an 
den  Don  gewohnt  zu  haben,  hier,  von  den  Hunnen  ge- 
drängt, ziehen  sie  sich  an  die  Donau,  erhalten  um  860 
Wohnsitze  in  Moesien,  durchplundem  bald  Thrazien,  zie- 
hen 407   mit  den  Vandalen   nach  Spanien,  setzen 

80  ♦ 


—    468    — 

in  Lusitanien  fest^  gehen  zum  Tlieil  mit  den  Vandalen 
nach  Afrika^  kommen  übrigens  unter  die  Wesigothcn  und 
die  arabische  Herrschaft  ^  verlieren  sich  dann  unter  der 
spanischen  Einwohnerschaft. 

Das  Alania  in  der  Gegend  des  Don  und  schwar- 
zen Meeres  (wo  jetzo  meist  donische  Cosacken  wohnen} 
wird  noch  im  6.  und  9.  Jahrh.  genannt  (Zeuss  Pag.  700}. 
Arabische  Geographen  aus  dem  zehnten  Jahrh.  sprechen 
von  Alanen  oder  Äsen  wohnhaft  nördHch  vom  Gauca- 
sus  (histoire  desMongoles,  Paris  1884  Pag.  693}^  sie 
erstreckten  sich  bis  zum  Tanais,  wo  ihre  mit  Gothen 
vormischten  Reste  noch  im  15.  Jahrh.  von  Reisenden 
erwähnt  werden,  mit  dem  Zusätze,  dass  sie  selbst  sich 
Äsen  nannten  (Geiger,  Geschichte  von  Schweden^  über- 
setzt von  LüfHer  I.  S7}.  Diese  alanischen  Völker  könn- 
ten wohl,  als  Gothen,  auch  nach  Skandinavien  vorge- 
drungen seyn,  wiewohl  wir  durch  die  Litteratur  von 
diesem  Zuge  gar  nichts  wissen ,  denn  die  Edda  und  die 
isländischen  Saga's  sprechen  immer  von  Asen^  die  nach 
Skandinavien  eingewandert  wären  und  von  Asgard  kom- 
men; nun  erwähnt  Strabo  ein  Volk  Aspurgianen  am 
Maeotis  (dem  asowschen  Meere,  welches  die  Krimm  be- 
grenzt}, welche  wohl  die  Einwohner  von  Asburg  oder 
Asgard  gewesen  seyn  könnten.  Wie  dem  auch  seyn 
möge,  80  werden  wir  immer  annehmen  müssen ,  dass  die 
gothischen  Völker,  die  aus  der  Feme  nach  Skandinavien 
einwanderten,  meist  als  Äsen  bezeichnet  werden,  aus  der 
Umgegend  des  schwarzen  Meeres  kamen. 

Am  Caucasus  lebt  noch  der  kleine  Völkerstamm  der 
Osseten  oder  Ossen  von  etwa  34,000  Seelen,  die 
man  allgemein  als  Nachkommen  der  Alanen  betrachtet, 
deren  Sprache  der  persischen  nicht  fern  stehen  soll ;  Sjörn 
hat  neuerlioh  eine  Sprachlehre  derselben  gegeben,  die 
mir  nicht  bekannt  ist,  und  näheren  Aufschluss  geben  mag. 
Gotbiscke  Stämme  als  Gothae  tetraxitae  erhielten 
sich  länger  als  bis  zum  Jahre  f  000  in  der  Krimm  in  den 
dortigen  Gebirgen;  hier  widerstanden  sie  den  Alanen, 
Hnnnen,   Awaren^   Bulgaren  wie  den  Mongolen  im  IX« 


I 

f 


—    4«9    — 

Jahrb.  ^  erat  viel  spater  verlieren  sich  die  letsten  Reste 
nit  ihren  Anklingen  an  die  gothische  Sprache  (Haupt^ 
Zeitschrift  tat  teutsches  Alterthum  I.  1841  Pag.  345). 

fiiB  gethischer  Stamm^  die  Rugi  genannt ,  setzten 
sirti  am  linken  Ufer  der  Donau  fest,  erobern  um  480  No- 
ricum  (das  nun  eine  Zeit  lang  Hugiland  heisst)^  auch 
grosse  Theile  des  jetzigen  Oestreidis,  ziehen  489  mit 
den  Ostgothen  nach  Italien ,  wo  ihr  Name  verschwindet, 
der  wohl  in  keiner  nationalen  Verbindung  stehet  mit  den 
Rngii,  die  Tacitus  48  in  Germanien  längs  dem  Ocean 
(der  Ostsee)  erwähnt 

Die  Fall,  Taifali,  Victofaliy  gothiache Stamme, 
wohnten  im  ft*  Jahrh.  am  schwarzen  Meere  und  der  mi- 
tem  Denan,  fahrten  von  hier  Krieg  mit  den  Römern,  wurden 
(d3t)  geschlagen,  zogen  zum  Theil  mit  den  Westgothen 
nach  Gallien  (412);  znm  Theil  werden  sie  wahrschein- 
lich anf  uns  unbekannten  Wegen  in  das  Herz  von  Ger- 
manien gezogen  seyn,  denn  hier  erscheinen  später  Ost- 
fali  und  Westfali  an  der  Weser,  da,  wo  germanisehe 
Angrivarii  und  Cherusci  wohnten,  deren  Nam^i  ver^ 
schwindet,  während  unsw  heut^es  Westphalen  an  jene 
gothisehen  Fali  erinnert. 

IKe  Qebidae  oder  Gepidae  werden  als  ein  go^ 
thischer  Stamm  um  t60  erwähnt,  mit  Wohnsitzen  links 
der  untern  Donau  in  der  heutigen  Walachey,  gehen  400 
über  die  Donau  nach  Dacia  und  Pannonta,  wo  sie  einen 
Staat  nnter  eigenen  Königen  bilden,  kommen  dann  zu 
dem  Hnnnenreiche,  das  sie  nach  Attila's  Tode  (^54)  zu 
zertränmiern  wesentlich  beytrugen,  werden  570  von  den 
Longebarden  besiegt,  und  ihr  Name  verliert  sich  nun. 

Die  Burgundiones,  ein  gothisch-vandalischer 
Stamm,  ziehen  vom  schwarzen  Meere  aus  die  Donau 
herauf,  setzen  sich  ,friih  im  südlidien  Germanien  fest. 
Hier  im  keltischen  Vindelida  erwähnt  Plinios  ein  gewiss 
keltisches  Volk  der  Burgundiones,  von  welchem  der  g»- 
tbische  Stamm  wahrscheinlich  den  Namen  entlehnte  (aef 
Mmliche  Art  als  Z;  B,  die  gothi8«Aea  Franken  sich  S>- 
gambu  nannIflB,  als  sie  im  Laade  der  besiegten  Sjgam- 


—    4T0    — 

bren  wohnten).  Etwa  um  S90  verbreiten  eich  die  Bor- 
gandionen  über  Vindelicien  und  die  Nachbarlander,  auch 
durch  das  Gebiet  des  obern  Mains  im  Rücken^  der  Ala- 
mannen,  ferner  am  obern  Rheine  (370);  in  Verbindung 
mit  den  suevischen  Germanen,  wohl  als  deren  Bundes- 
genossen y  setzen  sie  den  Krieg  derselben  gegen  die  Rö- 
mer fort;  um  413  überschreiten  sie  unter  ihrem  Könige 
Gundikar  den  Rhein  dauernd,  ziehen  in  den  SSsass  und 
werden  Christen;  436  überlassen  ihnen  die  Römer  Hel- 
vetien ;  443  wenden  sie  sich  nach  Savoyen ;  490  haben 
sie  sich  in  Gallien  festgesetzt,  bilden  hier  das  burgun- 
dische  Reich  (das  Herzogthum  Burgund,  in  der  Bour- 
gogne),  Lion,  Dauphind,  Provence  und  einen  Theil  der 
Schweiz  begreifend,  welches  534  mit  dem  firinkisdien 
Reiche  verbunden  wurde,  aber  seine  Verfassung  behielt. 
Die  gothiscbe  Nationalität  verliert  sich  nun  bald  im  firan- 
ssösischen  Volke. 

Die  Lombardi  oder  Longobardi,  die  ihrer  Sage 
nach  Vinili  hiessen,  häufig  auch  Gepides  genannt  wer- 
den, werden  zuerst  um  170  an  der  untern  Donau  bekannt. 
Der  Kaiser  Justinian  ruft  sie  gegen  die  Gothen  zu  Hülfe 
(um  530)  und  nimmt  sie  in  Pannonia  auf;  indem  sio 
dieses  Land  den  Awaren  überlassen  mussten ,  zogen  sie, 
christlich  geworden,  568  nach  Noricum,  welches  nun 
die  Rugier  verliessen,  stifteten  das  Herzogthum  Friaul 
(um  Udine  im  spätem  Venetianischen)  und  ziehen  wenig 
zahlreich  nach  Italien,  wo  sie  feste  Wohnplätze  in  der 
nach  ihnen  genannten  Lombardei  nehmen,  und  Alboin,  ihr 
erster  König  von  Italien,  seine  Residenz  in  Pavia  auf-« 
schlägt.  Nach  dessen  Tode  574  bleiben  die  36  Her- 
zogthümer  des  Landes  nur  schwach  unter  einander  zu 
einem  gemeinschaftlichen  Staate  verbunden ,  der  aber  75tt 
das  Exarchat  vernichtete ,  und  es  wurde  Carl  dem  Gros- 
sen leicht,  diesen  773  zu  überwinden,  mit  seinem  frän- 
kischen Reiche  zu  verbindeil,  auch  bestätigte  er  dem 
Papste  die  altern  Schenkungen  des  Frankenkdnigs  Pipin 
V.  J.  754  über  das  Patrimonium  Petri  von  Ländern,  die 
er  vermehrte ,  welche  jetzo  den  Kirchenstaat  bilden, 


—    411    — 

Wie  ihre  Vergftoger  in  Italien^  die  Oslgoihen  (490) 
und  die  Heruler  (476)^  nahmen  die  Longobarden  Land- 
guier,  liesaen  sich  Zina  geben ,  behielten  ihre  Kriegs- 
▼erCuanng,  ohne  ein  besoldetes  stehendea  Heer  8U  er- 
halten y  beschützten  in  ihrem  Lande  die  Industrie  und  das 
Ak-Volksthämliche^  anch  liess  Rothar  oder  Hederich 
(f  646)  die  alten  vaterlandischen  (ursprünglich  kelti- 
siAen)  Gesetse  aubchreiben^  die  unter  dem  Namen  der 
longobardtschea  bekannt  sind.  Da  die  Lombarden  keine 
oder  sehr  wenige  öffentliche  Abgaben  erhoben^  möglichst 
wenig  regierten^  das  Volk  bey  seinem  alten  ursprünglich 
keltischen  Wesen  Hessen,  so  befand  es  sich  unter  dieser 
Herrschaft  unendlich  besser,  als  unter  der  römischen,  das 
Lanj  war  ruhig  und  blühend.  Indem  die  christlichen 
Oothen  in  den  Friedenszustand  traten,  sich  mit  dem 
Volke  amalgamirten^  verschwand  allmählig  ihre  Nationa- 
lität und  Sprache,  die  in  den  sich  neu  bildenden  Volks- 
dialecten  unterging ,  und  sie  verschwinden  allm&hlig  in  der 
neuen  italienischen  Nationalitat 

VITie  die  Vinili  oder  Gepidae  zu  dem  Namen  Lom- 
bardi  kamen,  der  wahrscheinlich  durch  Corruption  in 
Longobardi  umgemodelt  wurde,  ist  uns  ganz  unbekannt; 
aber  in  einer  nationalen  Beziehung  stehen  sie  wohl  schwer- 
lich zu  den  Lakkbbardi  oder  Laggobardi,  die  im  nörd- 
lichen Germanien  wohnten  und  der  germano  -  keltischeii 
Nationalitat  angehört  haben  werden. 

Die  Heruli,  Eruli,  Airuli  haben,  wie  sie  be- 
kannt werden,  ihre  Wohnsitze  am  schwarzen  Meere, 
wo  sie  um  S67  als  Seeräuber  auftreten ,  die  griechischen 
und  kleinasiatischen  Küsten  mehim^s  verwüsten.  Um 
850  werden  sie  von  den  Ostgothen  unter  Hermanrich  be- 
siegt, treten  dann  zu  Attila  über,  bilden  an  der  Donau 
ein  bedeutendes  Reich,  erscheinen  als  ein  Hauptvolk  in 
PiKnnonien  (Ungarn),  sind  häufig  Miethstruppen  der  Rö- 
mer. 495  werden  die  Heruler  in  Pannonien  von  den 
Longobarden  geschlagen,  worauf  die  edelsten  Familien 
nach  dem  nordischen  Thule,  wahrscheinlich  nach  Däne- 
mark und  Norwegen,  ziehen;  dahin  schickten  später  di^ 


—    4tt2    — 

Heroler  int  roaÜBchen  Qebiete  eine  GeModCsdiaft^  im 
sich  einen  König  ras  edlem  GescUeolile  x«  iiolen.  (Pro- 
cep.  de  belL  geth«  II.  14). 

Heruler^  Taroelingery  Beirren,  Rngierond 
andere  gelbiselie  BlieÜietnippeB  der  r&miacheii  Kamr 
Biohen  unter  ilirem  Qenerel  Odeaeer  aus  Pannoniea  nach 
Italien ,  dieser  findet  hier  sehr  geringen  Widerstand^  «etat 
den  westrdmisoben  letnten  Kaiser  Angustvlua  ab  und  nimnii 
476  den  Titel  eines  Königs  von  Italien  an;  aber  schon 
493  wird  er  von  den  Ostgothen  unter  Theodorich  besiegt; 
nach  der  longobardischen  Eroberung  von  Italien  (568) 
wandern  die  meisten  Ileruler  nach  Servien,  werden  christ- 
lich ^  dienten  den  byzantinischen  Kaisern  als  Miethstruppen, 
und  das  ganze  Volk  verliert  sich  allmählig  sparlos. 

Alamanni  und  Suavi.  Wie  die  Burgundienes, 
so  werden  auch  andere  gcthische  Stamme,  vom  schwar- 
zem Meere  bis  zum  Ursprünge  der  Donau  und  weiter 
nach  dem  sädlioben  Teutschland,  zu  dem  Suevea  ge- 
drungen seyn,  deren  gothisohen  SUunmnamea  man  uidit 
kennt,  die  aber  wohl  zu  den  Thuringi  oder  Thervigni  ge- 
hörten, von  dem  gleich  die  Rede  seyn  wird;  man  nannto 
sie  theils  Suavi,  vormuthlich  weil  sie  das  germanisclie 
Suevia  inne  hatten,  theils  Alamanni  oder  Allamanniy 
wahrscheinlich  von  Allmann  im  Waischen,  d.  i«  Frem-» 
der,  weil  sie  als  Fremde  im  kelto-germanisehen  Ijande 
sassen« 

Sie  eigentlichen  herrschenden  Alamannen  kann  ich 
nicht  für  einen  germanischen,  sondern  muss  ihn  für  einen 
gotbischon  Stamm  halten  Cder  spater  teutaeh  wurde) ,  der 
sich  aber  im  germapisehen  Suevenlande  festsetzte^  Wie 
er  hierher  gekommen  ist,  davon  weiss  die  Lttteralur  nichts; 
aber  wahrscheinlich  riefen  die  germanischen  Sueven,  in 
ihren  steten  Kriegen  mit  den  Römern,  golhische  Schaa-» 
ren  zu  Hülfe,  die  schon  in  der  Nachbarschaft  sassmn, 
oder  diese  drängten  sich  als  HiUfsvölker  auf,  blieben  daiia 
im  liande  sitzen,  bekamen  bald  Nachzug  und  werden  aU« 
malilig  Herrn,  wie  wir  es  in  viehsn  Gegenden,  auch  in 
England    finden.     Der  Uebergaag  von  der  germaoiaeheii 


-     «3    — 

iD  die  gothiflche  IlerrMhaft  erfUgie  gewiss  sehr  allmib- 
lig^  daher  man  einen  scharfen  Zeitabschnitt  nicht  answ- 
geben  vermag.  Ueborall,  in  den  Donaugegenden,  inlta^ 
lien,  Oallien,  Hi^wnien,  England ,  sdien  wir  die  r5mi- 
sehea  und  keltischen  Länder  durch  Oothen  ubersdiwem- 
men  y  effenbar  musste  Germanien  diesem  allgemeinen  Schick- 
sale auf  gleiche  Art  erliegen ,  aueh  das  germanische  Sue- 
vien  musste  gothiseh  werden. 

Der  Name  der  Alamannen,  den  das  Alterthum  nicht 
kennt,  wird  zuerst  um  S14  genannt,  wo  sie  der  Kaiser 
Caracaüa  schlägt  und  in  der  tabula  peutingeria  (einer 
römischen  Reisekarto  aus  derselben  Zeit}  stehet  hinter 
Suevia  ein  Alamannia  am  Main  und  Neckar,  im  jetzi- 
gen Würtemberg,  daher  um  diese  Zeit  gothische  Völker 
In  dieser  Gegend  bereits  die  herrschenden  gewesen  seyn 
mögen. 

Unter  der  Aegide  der  Alamannen,  die  mehrere  kleine 
Hciche  auf  germanischem  Boden  bilden,  wurden  die  Kriege 
der  Sueven  gegen  die  Römer  fortgesetzt,  und  seit  Cara« 
calla  fechten  fast  alle  Kaiser  gegen  sie  mit  abwechseln«- 
dem  Glücke,  so  Alex.  Severus  (236),  Max.  Claudius  IL 
(«68) ,  Aurelian  («71),  Probus  («77),  Maximinian  (887), 
Julian  (356),  Gratian  (378),  doch  scheint  die  Masse 
der  alamannischen  Krieger  nicht  gross  gewesen  zu  seyn, 
denn  bey  dem  Haupttreffen  gegen  Julian,  wo  alle  Kö- 
nige ihre  Truppen  unter  Chnodomarius  vereinigten^  wird 
deren  Stärke  zu  35,000  Mann  angegeben. 

Die  Alamannen  fallen  ft65  in  Helvetien  ein,  auch 
häufig  in  GaUien,  wie  «80,  303,  3&«,  357  werden  von 
den  Römern  immer  zurückgeschlagen,  die  das  vallum  rf>- 
fnanum  zu  behaupten  suchten;  durch  den  Frieden  von 
354  ging  das  rechte  Rheinufer  für  die  Römer  verloren, 
wurde  zwar  378  meist  wieder  gewonnen,  bald  aber  gin- 
gen die  Alamannen  dauernd  über  den  Rhein ,  setzten  sidi 
im  Klsass  (Alisaz)  fest,  wie  in  der  Schweiz,  welche 
Gegenden  nun  definitiv  unter  gothisdie  Hoheit  kommen, 
wodurch   Alamannia  eine  grosse  Auadehnupg  erfaftit,  in 


—    «4    — 

welchem  die  Gothen  herrschten^  das  Velk  aber  gans  kel- 
tisch-  bKefo. 

Das  Land  der  Alamannen  war,  wie  das  friakische, 
in  kleine  Reiche  sersplittert,  welche  nach  dem  Tode  des 
Vaters  unter  die  Söhne  vertheilt  wurden^  so  gmb  es  cor 
Zeit  des  Julian  11  alamannische  Könige  im  Grenslande, 
Suomariy  liorU^ri,  Chnodomari,  Serapio,  Uri,  Ursicin^ 
Wcsteralp^  Gundoroad^  Vadomari,  Macrian,  deren  Na* 
men  nicht  germanisch  oder  keltisch  klingen,  die  nicht  in 
den  Städten,  sondern  auf  dem  Lande  wohnten. 

Der  Frankenkönig  Chlodwig  besiegte  496  die  Ala- 
mannen, schlug  Alamannia  zum  grossen  Frankenreiche, 
wodurch  sie  ihre  politische  Wichtigkeit  verloren,  nicht 
ihre  Volksthnmlichkeit  \  sie  behielten  ihre  besondem  Re- 
genten, die  nun  fränkische  Duces  oder  Forsten  wurden, 
und  ihre  Institutionen. 

Bald  ging  nun  ihre  alte  Volksreligion  unter,  indem 
das  Christenthum  sich  seit  dem  5.  Jahrh.  ausbreitete, 
vorzuglich  durch  irische  Hissionaire,  so  durch  Fridolin 
(f  514),  der  das  Kloster  Seckingen  stiftete,  auch  durch 
Columban  undGallus,  die  um  620  mehrere  Klöster  grün- 
deten, die  Vereinigung  der  Gothen  und  Germanen  im  Chri- 
stenthume  mag  auch  zur  Vereinigung  der  beiden  Sprachen 
in  die  teutsche  mit  beigetragen  haben. 

Die  gothischen  Krieger,  die  das  Heer  bildeten,  aus 
dem  sich  die  germanischen  Edlen  mehr  und  mehr  zu- 
rückgezogen haben  mögen,  werden  hier,  wie  überall, 
Landbesitz  erhalten  haben,  wurden  Dynasten,  traten  da- 
durch meist  in  die  Stelle  der  freien  Germanen,  mischten 
sich  mit  dem  germanischen  Volke,  um  so  mehr,  da  die 
Gothen  keine  oder  wenige  Weiber  mitgebracht  zu  haben 
scheinen,  werden  aber  mit  der  Zeit  der  vorherrschende 
Adel  in  der  germanischen  und  gallischen  Volksmasse,  und 
dieser  muss  offenbar  auch  auf  die  Sprache  influirt  haben. 
An  beiden  Ufern  des  Rheines  wird  man  —  wie  nicht  in  Abrede 
zu  stellen  ist  —  gallisch ,  d.  h.  keltisch  gesprochen  haben,  die 
Gothen,  die  sich  hier  einnisteten,  sprachen  gothisch,  ond 
die  teutsche  Sprache ,  die  wir  hier  finden,  als  die  Litterator 


—    *T5     — 

des  Volkes  beginnt  ^also  im  9.  und  10.  Jshrh.)^  kaim 
nur  aus  jenen  keltischen  und  diesen  gotbisehen  Eleaeu'- 
ten  gebildet  seyn.  üVle  die  Nntionnlititen^  so  werden 
sidi  auch  die  Sprachen  versohmolBen  haben,  indem  eine 
Mischsprache  in  verschiedenen  Volksdialecten  entstand, 
und  zwar  ziemlich  gleicfam&ssig  durch  Oestreidi ,  Baiem, 
die  Schweiz,  den  Elsass,  Alamannien,  Thüringen  u.  s.  w«, 
da  überall  ähnliche  Blemente  vorhanden  waren.  Der 
gothische  Adel  in  Sudteutschland,  der  mit  den  Rö« 
mem  vielseitig  in  Verbindung  stand,  zum  Theil  im  rö«- 
mischen  Heere  gedient,  sich  römische  Cultur  angeeignet 
hatte,  wird  auf  die  Ausbildung  dieser  neuen  Sprache, 
besonders  an  den  Höfen  von  Einfluss  gewesen  seyn. 
Diese  alamannische  Hofsprache,  die  auch  an  den 
fr&nkiscben  Hof  überging,  später  sich  sehr  verbreitete, 
hiess  auch  die  thiudsche,  später  die  teutsche,  die 
neben  den  Volksdialecten  stand,  und  aus  derselben  hat 
sich  das  jetzige  Hochteutsche,  als  die  allgemein^ 
Schrift -'und  Conversationssprache  entwickelt.  Diese  Ala«- 
mannen  hiessen  aus  eben  so  unbekannten  GrCtnden  auch 
Teutonici,  und  seit  dem  Anfange  des  9.  Jahrb.  ikbertrug 
man  diesen  Namen  allmählig  auf  alle  Einwohner  Oerma^ 
niens,  die  man  endlich  Teutsche  nannte.  Die  Alaman^ 
nen  zu  der  Zeit,  als  die  teutsche  Volks -Litteratur  be- 
ginnt, sind  ohne  Zweifel  Teutsche,  sie  sind  aber  ent^ 
standen  durch  Vermischung  des  einheimischen  kelto -ger- 
manischen mit  dem  eingewanderten  gothischen  Volke,  das 
man  früher  vorzugsweise  als  Alamanni  bezeichnete.  So 
combinire  ich  mir  aus  den  allgemeinen  Verhältnissen  und 
den  wenigen  geschichtlichen  Thatsachen  das  Erscheinen 
der  teutschen  Alamannen,  ohne  im  geringsten  einer  an^ 
dem  Ansicht  vorgreifen  zu  wollen. 

Die  germanischen  suevischen  Völker  verbreiteten 
sich  bekanntlich  vom  MitteURheine  bis  gegen  die  Mittel- 
Donau  und  weit  nach  Norden;  die  gothischen  Völker, 
weldie  allmählig  das  ganze  germanische  Suevia  ocoupir- 
ten,  nannte  man  theils  Alamanni  (Fremde),  theils  auch, 
(besonders  tiefer  im  Lande,   Suavi  oder  Suevi,  indem 


rie  die  Krieger  und  den  Adel  des  gerwumsehen  Sueven- 
Volkes  bildeleD ,    und  dieses  nur  in  etwas  goihisirier  Ge- 
stalt fortsetzten;   das  Louid  hiess  theils  Alamannia,  tiiMls^ 
»aller  der  Donau  ^   Suavia  oder  Schwaben«     Je  nach  den 
verschiedenen  Zäten  wird  man  auch  hier  teutsidiie,    go- 
thische  und  kelto*  germanische  Suavi  oder  Suevi  an  un- 
terscheiden haben.      Viele  gothische  Suavi,    die  an  der 
Donau  sassen^   gingen  ^06  mit  den  Alanen  durch  GalUiMi 
nach  Spanien ,  wo  sie  in  Galligen  Wohnsitse  nehmen  (kos 
sectäi  sunt  Sttevi,   id  est  Alamamni,   gut  GaUicimm  ap^ 
prehendunt,    sagt  Gregor.  Turon.  II.} ,    hier  ein  Sueven- 
land  unter  eigenen   Königen    bildeten,     450    katholische 
Christen ,  aber  586  mit  dem  Reiche  der  Westgothen  ver- 
bunden wurden,  dann  sich  bald  verlieren. 

Thuringi,  Toringi  oder  Tervigni,  ein  dem 
Alterthume  ganz  unbekanntes  Volk,  treten  gleichzeitig 
mit  den  Alamannen,  Franken  u.  s.  w.  mehr  im  mittlem 
Germanien,  im  Lande  der  snevischen  Völker  ajif,  von 
denen  hier  nun  gar  nicht  mehr  die  Rede  ist,  Sie  werden 
zuerst  290  unter  Kaiser  Maximilian  genannt,  als  Ver- 
bundene der  Taifali  gegen  die  Vandali ,  und  werden  zu  dem 
Stamme  der  Westgothen  gehört  haben ,  die  sowohl  Gothi 
als  Thervigni  hiessen.  Der  Geograph  Ravenna  erwähnt 
im  4.  Jahrhundert,  wie  durch  das  Gebiet  der  Thüringer  der 
Rheganus  (Fluss  Regen)  und  der  Bac  (wohl  Nab)  flies- 
sen,  welche  in  die  Donau  münden,  daher  wird  Franken 
unter  den  Thüringern  gestanden  haben ,  und  in  alten  kirch- 
lichen Urkunden,  die  bis  ins  8.  Jahrhundert  reidien,  heisst 
auch  Baiem,  Franken  u.  s.  w.  Thuringia.  Es  erscheint 
pun  hinter  Alamannia  und  Suevia  ein  Thuringia,  das  sich 
von  der  Donau  bis  zur  Unstrut  (Onestrudis)  und  Saale 
erstreckt,  welches  unter  eigenen  thüringischen  Königen 
oder  Fürsten  stehet,  von  denen  Moerwig  (426)  genannt 
wird,  auch  Rasenus,  zu  dem  457  der  Frankenkönig  ChH- 
derich  flüchtete.  Gegen  diese  Thüringer  zeigten  sich  die 
Franken  oft  feindselig;  schon  Chlodwig  bekriegte  sie 
(489) ,  besonders  aber  Theodoridi  (5S7) ,  von  dem  sie 
an  der  Unstrut  mit  Hülfe  der  Sachsen  besiegl  witfdeo,  dd» 


—  4n  — 

nen  hierbey  das  Land  nördlich  des  TlifiringerlMidM  findel^ 
wahrend  der  übrige  Theil  frankische  Provina  wurde  unter 
abh&ngigen  Grafen  nnd  Hersogen. 

Das  grosse  Land  der  germanischen  Sueven,  das 
vom  Rheine  bis  zur  Elbe  reichte,  wo  viele  germa« 
nische  Völkerschaften  wohnten,  wie  die  Longobardi, 
Semnones ,  Sigambri ,  Tencteri  u.  s.  w. ,  scheint  im  Laufe 
des  3.  Jahrhunderts  allmahlig  von  westgothischen  Schaa^ 
ren  besetzt  zu  seyn,  auf  ähnliche  Art  als  später  Gal- 
lien von  den  Franken,  Britannien  von  den  Sachsen, 
die  theils  bu  Hülfe  gerufen  waren,  theils  sich  mit  Ge- 
walt eindrängten,  Herrn  des  Landes  wurden,  und  die 
germanische  Bevölkerung  politisch  verwischten,  indem 
sie  allein  das  Heer,  die  politische  Macht  und  den  Adel 
bildeten,  durch  den  Landbesitz,  den  man  ihm  hier  wie 
anderwärts  wohl  geben  musste.  Diese  gothischen  Herr- 
scher bildeten  Dynastien  und  Reiche,  unter  grossem 
Fürsten,  wie  in  Alamannia,  Sqevia,  Thuriugia,  die  von 
wechselndem  Umfange  waren ,  bald  im  fränkischen  Reiche 
untergingen.  Die  Gqthen,  die  das  Heer  und  den  Adel 
bildeten,  Hessen  übrigens  die  germanische  Bevölkerung 
bey  ihren  rechtlichen  Verhältnissen ,  und  Carl  der  Grosse 
Hess  die  germanischen  Gewohnheitsrechte  sammeln,  auf- 
schreiben und  publiciren  unter  dem  Namen  lex  Angli» 
orum  et  Werinarum  hoc  est  Tkuringarum.  Zu  An- 
fange des  8.  Jahrhuuderts  scheint  die  germanische  und 
gothische  Binwohnerschaft  von  Thuringia  christlich  ge- 
worden zu  seyn,  was  dazu  beygetragen  haben  mag,  dass 
beide  Nationalitäten  sich  in  Sprache  und  Sitte  zu  einer 
neuen  Nationalität,  der  teutschen,  verschmolz.  Die  Ver- 
hältnisse in  Germanien  mögen  bey  der  Occupation  und 
Herrschaft  der  Gothen  ganz  ähnlich  gewesen  seyn  als  in 
Italien  unter  Herrschaft  der  VITestgothen  und  Longobarden. 
Das  Heer,  der  Adel,  der  grosso  Grundbesitz,  die  Herr- 
schaft ging  in  andere  Hände  über,  in  der  niedem  Sphäre, 
beym  üürger  und  Bauer  blieben  die  alten  Rechte  und 
Gewohnheiten ,  Sicherheit ,  Handel  und  Industrie  herrsch- 
ten^ blieben  besdtftzt^  eine  mehr  monarchische  Ver£M« 


f 


—  «»  — 

Stämme  gewordeu  zu  seyn^  die  sonst  auch  Dani,  Nor« 
manni  y  Hessi  u.  s.  w.  hiessen  y  daher  Saxonia  einen  weih- 
ten und  wandelbaren  Begriff  hat,  auch  mit  den  gothischea 
Völkern  auf  Britannien  übertragen  wurde,  als  diese  das 
Land  eroberten.  Man  leitet  den  Namen  oft  her  von  den 
Saces,  einem  scytliischen  Volke;  aber  Ptolemaeos  er- 
wähnt die  Saxones,  die  im  heutigen  Holstein  gewohnt 
zu  haben  scheinen,  die  daher  ein  germanisches  Volk  ga- 
wesen  seyn  werden,  und  von  Bedeutung  gewesen  seyn 
können,  wenn,  auch  die  übrigen  Autoreu  dasselbe  nicht 
anfuhren ;  von  diesem  können  die  gothischen  Eroberer  den 
Namen  entlehnt  haben  ^  da  ein  solches  Verhältniss  öfter 
vorkommt. 

Zunächst  werden  die  Saxones  wieder  erwähnt  von 
Eutropius  C^er  um  370  oder  380  geschrieben  haben  wird) 
als  Seeräuber,  und  als  solche  machen  sie  sich,  wie  die 
stammverwandten  Franken,  bald  sehr  gefurchtet;  diese 
aber  werden  gothische  Völker  seyn,  die  um  diese  Zeit 
das  germanische  Land  erobert  hatten. 

Ein  Theil  dieser  gothischen  Saxen  gehet  den  Fran- 
ken, wie  sie  sich  westlidi  nach  Gallien  ziehen,  auf  den 
Fersen  nach ,  kommt  schon  früh,  etwa  im  3.  Jahrhundert^ 
nach  Qallien,  in  die  später  sogenannte  Normandie,  die 
tittus  Saxonicum  heisst.  Als  Seeräuber  kommen  die 
Saxen  bald  an  die  britannische  Küste,  setzen  sich  hier 
einzeln  fest ,  werden  von  den  Britten  selbst  zu  Hülfe  ge- 
gen die  eindringenden  Picten  gerufen;  da  gehet  um  449 
eine  gprosse  Schaar  derselben  unter  Hengist  und  Horsa 
nach  Britannien,  wie  es  scheint,  mehr  aus  der  Norman- 
die als  aus  dem  germanischen  Norden.  Diese,  unter- 
stützt durch  viele  Nac^hfolger,  unterwerfen  sich  eine  Menge 
kleine  keltische  Staaten  in  Britannien  (ßSV),  sie  neh- 
men sich  hier  Landgüter,  werden  Dynasten,  bilden  end- 
lich im  keltischen  Britannien  7  kleine  sächsische  Staaten, 
in  denen  sich  seit  725  das  Christenthum  ausbreitet,  das 
bey  den  Britten  selbst  schon  früher  Eingang  gefanden 
hatte;  um  S27  werden  diese  in  das  angelsächsische  (eng- 
lische) Königreich    vereinigt,     welches   1066   von  den 


—    481    — 

Normannen  der  firanäsösischenKust«  unter  WUhelm  dem  Er- 
oberer besiegt  wurde.  Die  Hauptmasse  der  Bevölkerung 
blieb  stets  eine  keltisdie,  mischte  sich  allmählig  mit  der 
fremden   zur  englischen  Nationalität  mit  eigner  Sprache. 

Die  Sachsen  ioGbrmamen^  d.  h.  die  verschiedenen  go- 
thischen  Stämme,  die  in  Germanien  von  der  Eider  bis 
zur  Weser  und  gegen  den  Rhein  über  die  Eiogebornen 
herrschten  y  sind,  wie  die  ganz  verwandten  Franken,  wohl 
nicht  als  ursprüngliche  Germanen  anzusehen ;  sie  werden, 
wie  die  andern  ihnen  verwandten  gothisched  Völker,  vom 
schwarzen  Meere  hergekommen  soyn^  aber  fiber  ihre  dess- 
falsigen  Zuge  bis  in  den  Norden  Germaniens  wissen  wir 
nichts  durch  die  Litteratur.  Nur  von  ^inem  Zuge  der 
westgothischen  Völker  unter  Hermanrich  bis  zur  Ostsee 
«pricht  die  Geschichte,  einen  andern  der  Honiler  deutet 
sie  an;  aber  den  allgemeinen  Verhältnissen  nach  wer- 
den solche  Züge  zu  wiederholten  Malen  Statt  gefunden 
haben ,  durch  welche  die  gothischen  Völker  auf  ähnliche 
Art  Herrn  von  Germanien  als  von  Griechenland,  Italien, 
Gallien  und  Britannien  wurden.  Der  Name  Sachsen  wird 
in  den  verschiedenen  Zeiten  eine  verschiedene  ethnogra- 
phische Bedeutung  gehabt  haben ;  die  Saxones  des  Ptole- 
maeus  waren  ein  kelto  -  germanisches  Volk ,  die  Saxones 
seit  etwa  dem  ft.  Jahrhundert  werden  vorzugsweise  die 
gothischen  Dynasten  gewesen  seyn ,  welche  über  die  alte 
Einwohnerschaft  herrschten ,  die  Sachsen  der  spätem  Zeit 
sind  das  teutsche  Mischvolk  aus  beiden  Elementen. 

Die  Sachsen,  das  herrschende  Volk  in  Nordgerma- 
>uien ,  standen  immer  ihren  Stammgenossen ,  den  herrsch- 
süchtigen Franken  feindlich  gegenüber,  sie  griffen  554 
Jas  fränkische  Gebiet  an,  wurden  besiegt,  mussten  Tri- 
but bezahlen;  Feindseligkeiten  hörten  selten  auf;  Carl 
Martel  bekriegte  die  Sachsen  718,  7S0,  738;  Carlmann 
748;  Carl  der  Grosse  führte  einen  blutigen  30jährigen 
Krieg  gegc^n  sie  (779  —  804),  fiberwand  sie  gänzlich; 
nun  wurden  fränkische,  staatHche  Einrichtungen  durch- 
gefthrt,  das  Christenthum  wurde  ssur  Unterstützung  der 
Qegtocuqg  mit  absoluter  Gewalt  und  der  geistliche  Zehnt 

KeAnteln  Kell.  AlterUi.  U.  Bd.   U.  Abih.  31 


—    482    — 

eingeführt,  die  neuen  Bisthumer  Minden^  Verden,  Osiit- 
brücky  Bremen,  Paderborn,  Elze  (später  Hildeshrim )^ 
Münster,  auch  viele  Klöster  dienten  der  neuen  Religion 
als  Stütze,  das  besiegte  Sachsenland  bildete  bis  sur  Eibe 
ein  mächtiges  Herzogthum  (neben  den  Herzogthteem 
Franken,  Baiern,  Schwaben),  das  im  IS.  Jahrhundert 
zersplittert  wurde ;  da  erhielt  Bernhard  von  Ascanien  £war 
die  Würde  eines  Herzoges  von  Sachsen,  vermochte  aber 
nicht  zum  Besitze  des  Landes  zu  kommen ,  übertrug  aber 
den  Namen  Sachsen  auf  die  Länder,  die  er  wirklich  besass, 
die  jetzo  wichtige  Theilo  des  Königreiches  Sachsen  und  der 
preussischen  Provinz  Sachsen  sind ,  wo  aber  nie  eigent- 
liche Sachsen  gewohnt  haben.  Jenseits  der  Elbe  blieb  Alt^ 
Sachsen  oder  Eoldsachsen,  woraus  der  Name  Holsatia 
oder  Holstein  hervorging.  Aus  der  Mischung  der  gothi«- 
sehen  Eroberer  mit  der  germanischen  Einwohnerschaft, 
gingen  die  teutschen  Sachsen  hervor,  bey  denen  das  alte 
kelto- germanische  Gewohnheitsrecht  erst  sehr  allmählig 
verwischt  wurde. 

Angli,  Ingljanen.  Die  Angli  sind  eine  germa- 
nische Völkerschaft,  die  von  den  Autoren  nurTacitus  an- 
führt, und  zwar  ohngefahr  in  derselben  Gegend,  wo  nach 
Ptolcmaeus  die  Saxoncs  wohnen.  In  dieses  germanische 
Anglia  werden,  vielleicht  schon  im  Laufe  des  3.  Jahrhun- 
derts ,  gothische  Völker  als  Eroberer  gekommen  seyn ,  die 
nun  auch  Angli  hiessen ,  indem  sie  den  Staat  der  germa^ 
nischen  Angeln  fortsetzten,  zu  denen  vorzugsweise  die 
Saxones  gehörten,  die  von  den  alt -englischen  Autoren 
eine  gen»  Anglcrum  genannt  werden,  daher  auch  Angel- 
sachsen und  England.  Besonders  das  Land  an  der 
untern  Elbe  hiess  Anglia,  Angul,  Oghul,  wird  Schles- 
wig zur  Hauptstadt  gehabt  haben.  Mit  den  Schiffen, 
welche  die  gothischen  Eroberer  bey  der  germanischen  Ein- 
wohnerschaft fanden,  und  die  sie  sich  aneigneten,  trie- 
ben sie  Seeraub,  schiflFlen  nach  Gallien  und  Britannien, 
wo  die  Angelsachsen  wichtige  Eroberungen  maditen,  seit 
827  das  mächtige  angelsächsische  Königreich  gHuideteii. 
Aus  der  Vermischung  der  gothischen  Eroberer  mit  der 


keltisdiea  BlnwohuenolMfl  io  Germaiiien  und  Britannien^ 
entwickelte  sich  die  angeleachsiedie  Sprache,  die  von  allen 
leutachen  Idiomen  der  keltiechen  Sprache  am  nächsten 
stehet,  die  lange  in  England  wie  in  Nordgermanien 
iMmchte,  wo  sie  die  lingua  oder  iunga  eingelska  hiess, 
die  von  der  innga  damka  oder  norrana  und  islenza  wohl 
nicht  wesenttich  versebleden  wir,  ans  der  sieh  das  Platt* 
tentsche  nnd  HolUUidische  entwickelte,  während  sie  in 
England  die  Unierlage  des  Englischen  bildete. 

Die  Juti,  Outi,  Oauti,  Joti,  Jotar,  Jüter 
sind  Namen  für  ein  Volk,  von  dem  wir  nichts  Näheres 
wissen,  als  dass  es  durch  Saxonia  und  Anglia  wohatc,  mit 
dem  Namen  Jotland  und  Jötland  zusammenhängt.  Man 
hat  diese  auf  das  Volk  der  Gothen  beziehen  wollen;  ich 
hege  aber  eine  andere  Ansicht.  Tacitus  erwähnt  als  ger* 
manisches  Volk  die  Gothini  mit  keltischer,  gallischer 
Sprache;  Ptolemaeus  setzt  in  die  Gegend  der  untern 
Weichsel,  wo  auch  die  Gothini  gewohnt  haben  können, 
die  Gythones,  und  die  Gutae  auf  die  Insel  Skandia  der 
Weichsel  gegenüber  (vielleicht  das  frische  Haf,  oder  eine 
grosse  Inspl  der  Ostsee) ;  offenbar  gab  es  daher  an  dem  Ufer 
der  Ostsee  ein  germanisches  Volk,  das  Guta,  Gythones,  Go- 
thones  hiess.  In  der  skandinavischen  Litteratur  scheinen 
mit  dem  Namen  Joten,  Jetten,  Jätter  die  germanischen 
Ureinwohner  bezeichnet  zn  seyn ,  zu  denen  die  fremden 
Äsen  aus  fernen  Gegenden  kamen,  man  nennt  noch  ge* 
genwärtig  in  Skandinavien  die  grossen  Steingräber  des 
Urvolkes  Jettenstuben.  Meinem  Dafürhalten  nach  sind  die 
Juti ,  Gauti  u.  s.  w.  kein  eingewandertes  gothisches  Volk, 
sondern  die  kelto- germanischen  Autocbthonen ,  deren 
Länder  von  den  gothischen  Völkern  erobert  und  unter- 
jocht wurden,  doch  werden  sich  auch  gothische  Stämme 
nach  dem  Lande,  das  sie  erobert  hatten,  Juten  ge- 
nannt haben. 

Eben  so  sind  dto-Frisii,  Friesen  ein  rein  ger- 
manisehes  Volk,  das  zwar  chirch  den  Einfluss  der  Go- 
then tentsch  wurde,   aber   nicht  zu   den  eingewanderten 

81  ♦ 


—    484    — 

gothischen  Völkern  geh&rt.  Von  ihm  wird  im  fein- 
den Theile  ausfuhrlich  die  Hede  seyn* 

Die  Dani,  Deniscan,  Degene  werden  erst 
seit  etwa  517  als  Seeräuber  genannt,  die  in  Danmork, 
Dännemark  sitzen,  diesem  den  Namen  geben,  spiler 
(1013)  fast  ganz  England  erobern.  Diese  Dani  sollen 
nach  Jomandes  zu  dem  Stamme  der  Heruler  ocler  Emli 
gehört  haben,  und  werden  ein  goihisches  Volk  seyn, 
das  vom  schwarzen  Meere  her  kam,  eich  in  D&nne- 
mark,  dem  Lande  der  Juten,  festsetzte,  diese  unter« 
jochte,  und  aus  der  Mischung  mit  denselben  werden  die 
jetzigen  Dänen  hervorgegangen  seyn.  Im  Irischen  heisst 
Danair  der  Däne,  auch  der  Fremde,  es  könnte  viel* 
leicht  der  Name  der  Dänen,  (wie  der  Franken}  kel- 
tischen Ursprunges  seyn,  und  Fremder  bedeuten;  der 
gothische  Stamm,  der  nach  Dännemark  kam,  kann  ei- 
nen andern  gothischen  Namen  gehabt  haben,  gehörte 
vielleicht  den  Äsen  an,  die  den  nordischen  Sagen  nach 
von  Osten  kamen,  das  eigentlich  erobernde*  Volk  wa- 
ren, das  sich  in  Skandinavien  niederliess  und  sich  weit 
verbreitete,  wohl  die  Haupt  -  Invasion  bildete,  abge- 
sehen der  Züge,  die  früher  und  später  erfolgten.  Diese 
Äsen  oder  Gothen,  die  mai.  auch  Daeni  nannte,  wer- 
den wie  überall  Landgüter  genommen  haben,  als  Herr- 
scher aufgetreten  seyn,  trieben  mit  den  eroberten  Schif- 
fen Seeraub ,  bildeten  Dynastien.  Erst  unter  Kanuth  dem 
Grossen  (1014  —  36)  wurde  Dännemark  christlich,  er- 
hielt seine  politische  Bedeutung. 

Die  Nordmanni,  Nordmen,  Nortliudi  bilden 
kein  eigenes  staatliches  Volk,  sind  von  den  Dani,  Nore- 
gi,  Saxones  u.  s.  w.  nicht  nationeil  verschieden ,  sondern 
Gothen,  welche  die  germanischen  Einwohner  der  Nord« 
und  Ostseegegenden  besiegt,  ihr  Land  occupirt  hatten. 
Die  erwähnten  Namen  werden  wahrscheinlich  keltischen 
Ursprunges  seyn  —  von  north  (Br.)  der  Norden,  und 
llwyth  (W.)  Leute  — .  Man  boMtohnet  damit  vorzugs- 
weise die  nordischen  Piraten,  die  in  Nor^|;ermanien , 
Dännemark,    Schweden    und    Norwegen    wohnten,    ail« 


~    /I85    ~ 

Maare  bel&stigend,  die  in  der  eignen  Sprache  Vikin* 
gur  hiessen,  Inder  alawiacbeu  War aeger,  Warenge^ 
Warjagi.  Besendera  seit  etwa  780  hfoften  sich  die 
verheerenden  Wickinger-ZIge,  meist  unter  sogenannten 
Seekonigeu  (Saekonungar) ;  sie  schifften  in  die  Scheide 
nnd  den  Rkein^  wo  sie  fast  alle  Städte  bis  Trier  verbrann* 
ten,  in  die  Seine ^  w^  sie  Paris  verheerten;  in  Gallien 
mussten  ihnen  Ae  Franken  einen  Theil  des  Königreiches 
Neustrien  abtreten  -«  nun  die  Normandie  genannt  (wo 
sie  schon  früher  eingewanderte  Landsleute  vorfanden)^  wo 
sich  Rolf  oder  Robert  festsetzte^  einen  eigenen  Staat  bil- 
dend ,  von  denii  aus  der  Konig  Wilhebn  mit  seinen  Nor- 
mannen 10Cf6  gans  England  eroberte;  die  Nordmannen 
oder  Vikiager  überflelca  auch  Spanien  und  Portugal,  er- 
obern seit  102S  das  sudliche  Italien  und  Sicilien,  wo  Ro- 
bert Quiscard  Hereog  von  Apulien  wird ,  aus  dessen  Nach- 
kommen seit  1130  die  Könige  beider  Sicilien  hervor- 
gehen; nicht  minder  werden  in  Griechenland  und  Klein«« 
asien  bedeutende  Eroberungen  gemacht.  Auch  nach  Osten 
verbreiteten  sie  sich  durdi  die  meist  von  Slawen  be- 
wohnten L&nder,  machen  an  den  Ufern  der  Ostsee  be- 
deutende Eroberungen;  schon  seit  86S  finden  sich  Wa- 
ragiy  auch  Ross  genannt,  um  Nowgorod  und  Kiew,  wo 
sie  den  Grund  su  dem  russischen  Staate  legen.  Auf 
dem  gewiss  schon  früher  von  den  Germanen  betretenen 
Wege  schifften  sie  auch  nördlich;  874  unter  Naddob 
nach  Island,  983 — 1400  nach  Grönland  und  anderen 
Theilen  von  Amerika,  nach  Neu -Schottland,  Rhode -Is- 
land und  Massachusets ,  wo  sie  überall  schon  Kelten  ge- 
funden haben  werden. 

Nach  Island,  was  wahrscheinlich  eine  schwache 
keltische  Bevölkerung  hatte,  wanderten  um  875  viele 
unzufiriedene  normannische  Familien,  besonders  ausNor-^ 
wegen,  hier  einen  Freistaat  bildend,  der  an  800  Jahre 
blühte,  erst  im  Jahre  1000  das  Christenthum  annahm, 
(das  von  hier  aus  naah  Skandinavien  vordrang)  und  1268 
zum  Königreidie  Dännemark  kam.  Hier  in  dieser  ein- 
samen Gegend  wurden  die  Gesinge  und  Sagen  der  nor- 


-.    486    — 

dischen  Skalden  —  die  Naclifolger  der  kekischen  Bar- 
den —  gesammelt,  die  bis  ins  8.  und  9.  Jahrhundert 
zurückgehen  können,  Wahrheit  mit  Dichtung  vereinigen^ 
aber  die  einzigen  uns  erhaltenen  Schriften  jener  alten 
Zeit  darstellen.  Viele  dergleichen  sind  zusammengefiisst 
unter  dem  Namen  der  Edda  gesammelt  um  11  —  ItOO, 
die  ältere  Saemunds  Edda  von  Saemuud  Sigfusson  (f 
1113),  die  jüngere  Snorro's  Edda  von  Snorro  SUirlesan. 

Die  Noreger  in  Norwegen  (Noreg^r),  wie  die 
Suethans,  Swiä,  Suehans,  Suetidi,  Saithiod 
in  Schweden  (S^ithiott),  waren  gothische  Eroberer  auf 
keltischem  Boden  (wie  die  Alterthümer  andeuten),  von 
demselben  Stamme  als  dieDani,  Normanni  u.  s.  w.,  gleich 
an  Sprache  und  Sitten.  Ob  jene  Volksnamen  in  Ver* 
bindung  stehen  mit  den  schiffTahrenden  Völkern  Suionea 
und  Sitones,  die  nach  Tacitus  im  nördlichen  Skandina- 
vien Sassen,  ist  möglich,  muss  aber  dahin  gestellt  blei- 
ben. Auch  diese  Völker  lieferten  sehr  zahlreiche  Pira- 
ten wie  Seekönige;  ihr  Land  war  in  kleine  Dynastien 
oder  Filken  getheilt,  die  im  Laufe  des  13.  Jahrhunderts 
In  die  jetzigen  grossen  Länder  vereiniget  wurden. 

Ueber  die  Herkunft  dieser  verschiedenen  wohl  nicht 
autochthonischen  Völker,  die  unter  verschiedenen  Na- 
men in  dem  Norden  Germaniens  erscheinen ,  in  den  Län- 
dern der  Kelten,  die  sich  unter  ihr  Joch  beugen  muss- 
ten,  bis  sie  sich  mit  ihnen  amalgamirten ,  geben  uns 
die  griechischen  und  römischen  Autoren  gar  keine  Nach- 
richten; da  sie  aber  der  gothischen  Nationalität  ange- 
hören werden,  ihre  Sitten  und  Einrichtungen  von  den 
germanischen  wesentlich  verschieden  sind  (wie  im  fol- 
genden Theile  nachgewiesen  werden  soll) ,  so  stehet  aus 
allgemeinen  Gründen  anzunehmen:  dass  sie,  wie  die 
andern  gothischen  Stämme,  auch  aus  der  Gegend  des 
schwarzen  Meeres  kamen,  aber  einen  nördlichen  Weg 
durch  Russland  einschlugen.  Wir  kennen  durch  die  Lit- 
teratur  nur  Einen  solchen  Zug  der  gothischen  Völker 
vom  schwarzen  Meere  bis  zur  Ostsee,  unter  Erman- 
rich  (33^  —  350);    aber   früher   und  später  mag  dieser 


—    48»    — 

Weg  oft  betreten  eeyn^  wie  es  bey  dem  Donauwege 
der  Fall  ist.  So  kamen  gothische  Völker  durch  Sieg 
oder  Compromiss  in  das  skandinavische  Land^  wurden 
Herrn  desselben^  und  die  autochthonischen  Völker  ver- 
schwinden unter  der  neuen  Herrschaft,  oder  werden  in 
dieser  linier  andern  Formen  fortgesetzt.  Mit  dieser  Auf- 
sicht stimmen  auch  die  isländischen  alten  Sagen  über- 
ein«  Nach  der  Ynglinga  Saga  ist  das  Land  von  Nor- 
den bis  zum  schwarzen  Meere  Suithiod  ( Schweden ), 
das  grosse  oder  das  kalte,  so  gross  als  Serkland  oder 
das  Mohrenland;  mitten  hindurch  fliesst  der  Fluss  Tana- 
quist  (Tanaisj,  und  der  nördliche  Theil  ist  wegen  der 
Kälte  unangebauet.  Oestlich  vom  Tanais  liegt  im  Asen- 
lande  die  l^tadt  Asgard,  die  Hauptburg  des  Odin,  wel- 
cher von  dort  mit  einem  Theile  der  Äsen  auswanderte, 
Dännemark  und  Suithiod  gründend.  Es  geschähe  die- 
ses in  der  Zeit,  als  die  römischen  Häuptlinge  weit  durch 
die  Welt  zogen,  alle  Völker  unter  sich  brachten;  da 
flohen  viele  Häuptlinge  fzu  denen  Odin  gehörte)  vor 
diesem  Unfrieden  von  ihrem  Eigenthume.  Indem  Odin 
vorschauend  und  zauberkundig  war,  wusste  er,  dass 
seine  Nachkommenschaft  in  der  Nordhälfte  der  Welt 
wohnen  werde,  zog  westwärts,  zuerst  nach  Gardariki 
(das  nördliche  Russland,  Curland,  Livland,  Esthland), 
dann  südwärts  durch  Saxland,  von  da  nach  dem  Eilande 
Fioni  (Fühnen),  und  nahm  Wohnsitze  in  Odinsey  (Oden- 
see},  sein.  Sohn  Skiold  ging  nun  nach  Seelund  (See- 
land) und  wohnte  in  Hleidra  (Lethra),  welches  Land 
nun  Suienreich  genannt  ist,  weil  Odin  aus  dem  Ge- 
sehlechte  der  Suithiod  war. 

Nach  der  Edda  (in  der  Thorsdrapa)  fanden  die 
Äsen  in  den  nördlichen  Landen  grossen  Widerstand  an 
den  Joter,  Joten,  Jätter  (Riesen  und  Unholden);  Asa- 
thor  stürzte  erst  nach  langen  Kämpfen  die  Jotter  und 
deren  Cultus,  das  Geschlecht  der  Äsen  gelangte  nach 
der  Vermählung  mit  den  mächtigsten  einheimischen  Fa- 
milien im  Norden  zur  Herrschaft,  so  auch  die  neue 
Religion.      Odins   Söhne  Skiold,   Heimdal,   Saming  und 


—    488    — 

Balder^  regierten  in  Dännemark,  Holstein  und  Nor- 
wegen y  Freyer  in  Schweden ;  die  odinsclie  Religion  wurde 
die  herrschende^  und  wer  sie  nicht  annahm,  muBSte  daa 
Land  verlassen. 

Hiernach  stehen  also  die  nordischen  Traditionen  mit 
den  hier  entwickelten  Grundansichten  vollkommen  im  Ein^ 
klang,  die  allgemeinen  politischen  Verhältnisse  des  Nor- 
dens haben  sich  auf  gleiche  Art,  als  im  übrigen  Europa 
gestaltet.  Die  Äsen,  ein  offenbar  gothisches  Volk,  in 
der  Gegend  des  schwarzen  Meeres,  ziehen  unter  ihrem 
Anführer  durch  das  Innere  von  Russland  bis  zur  Ost- 
und  Nordsee,  unterwerfen  sich  hier  nach  langen  Käm- 
pfen die  Völker  der  kelto- germanischen  Einwobnerscbafr, 
die  Joten  genannt  werden  (die  Gutae,  Gythones,  Goiliini 
der  Autoren),  verdrängen  deren  Religion  (die  mit  den  kel- 
tischen Alterthümern  zusammenhängt)  3  werden  Herrn  des 
Landes  und  der  See.  Aus  der  Vermischung  der  Frem- 
den mit  den  Einheimischen  entstehet  allmablig  die  neoe 
skandinavische,  der  teutschen  ganz  verwandte  Nationa- 
litat. Im  Norden  wie  im  Süden  wird  man  das  kel- 
tische und  gothiscbe  Element  möglichst  scharf  zu  schei- 
den suchen  müssen,  wenn  man  den  wahren  Kern  der 
Geschichte  fassen,  die  Ethnographie  der  Völker  klar 
übersehen  will. 

Die  Ross,  Ruzzi,  Russi,  Rutheni.  Von  den 
gothischen  Völkern,  die  von  der  untern  Donau  her  nach 
Germanien,  Italien,  Gallien  u,  s.  w.  wanderten ^  blieben 
stets  Reste  in  den  verlassenen  Ländern,  in  Dacien, 
Pannonien  und  den  Donaugegendeu  zurück,  die  teutsch 
wurden  und  den  dasigen  Adel  bildeten,  so  wird  es  auch 
auf  dem  nördlichem  Wege  gewesen  sejrn;  von  den 
gothischen  Völkern,  die  vom  Don  und  Dniper  her  nach 
Germanien  und  Skandinavien  zogen,  werden  bedeutende 
Reste  unter  der  slawischen  Bevölkerung  im  hontigen 
Russland  geblieben  seyn,  die  den  Adel  bildeten,  aich 
aber  slawisirten.  Diese  in  Russland  gebliebenen  Oothen 
wurden  von  den  Finnen  Ruotzi  genannt,  woher  der 
Name  Russi,  Ross,  die  nationell  nicht  von  don  Nor» 


matinen,  D&nen  u.  0.  w.  verschieden  sindy  daher  sagt 
Luitprand  (histor.  5.  6.):  f^w  a  GnmeU  Ruaäi  voeata 
n69  voeamuf  IVarmannog;  die  bysantioischen  Schriftstel« 
ler  naitnen  die  Russi  oder  Rossi  ein  s^ihiadies  Volk, 
das  ursprünglich  nördlich  am  Gebirge  Tannis  gewohnt, 
sich  dann  cm  schwarzen  Meere  aosbreilete,  wo  sie  sich 
als  Seeräuber  fiirchtbar  machten,  besowlers  seit  BS9, 
seftst  865  bis  Constantinopel  vordrangen;  'sie  kamen 
anch  in  die  Lander  der  slawischen  RoxelahoS,  sprachen 
aber  eine  andere  Sprache,  nnd  ihre  Opfer  geschahen  an 
grossen  Bichen  (Moskou,  Geschichte  der  Teutschen 
II.  «18.> 

Wie  die  römischen  Kaiser  zu  ihrer  Leibwache  gern 
Donangothen  hatten,  so  umgaben  sich  dici  byzantini- 
schen Kaiser  mit  einer  Leibwache  aus  den  stammver- 
wandten Hess ,  die  sich  Baraggi  nannten ,  welcher  Name 
mit  Waijagi,  Waraeger  zusammenhängen  whrd,  der  sla- 
wische Name  der  gothischen  Normannen« 

Nach  den  nordischen  Sagen  hat  —  wie  es  aucli 
sehr  wahrscheinlich  ist  —  schon  in  frühen  Zeiten  (lange 
vor  Rurick)  ein  gotliisohes  Königsgeschlecht  geherrscht 
tu  Holmgard  (Nowgorod)  und  Tyrkland  (Finnland),  er^ 
oberte  auch  die  Küsten  von  Austriki  bis  Qardariki  (Cur- 
land,  «Livland,  Esthland);  die  Könige  von  Oatragard 
(Russland)  und  Kunigard  (Kiew)  waren  um  695  Bun- 
desgenossen der  Teutschen  in  Germanien,  was  Alles  da-i 
für  spricht,  dass  schon  in  sehr  alten  Zeiten  es  gothi- 
sehe  Dynasten  unter  den  Slawen  Russlands  gab. 

Als  mehrere  slawische  Stämme  im  Innern  von  Russ- 
land uneins  wurden,  erbaten  sie  sich  von  den  Warin- 
gern  (Normannen)  einen  Fürsten,  i^d  darauf  ging  861| 
Rurick,  der  einen  Sitz  in  Dännemark  und  Ansprüche 
auf  Finnland  hatte,  mit  einer  grossen  Begleitung  dahin} 
er  setzte  sich  in  Ladoga  fest,  seine  Bruder  in  Bjelo- 
sero  und  Isborks ,  diese  aber  starben  bald ,  daher  Rurick 
allein  Herrscher  blieb,  er  begründete  Nowgorod,  somit 
das  russische  Reich  und  regierte  als  Kiqas ;  er  gab  sei- 
nen Begleitern   Landgüter,   und   liess  Burgen  und  feste 


Städte  anlegen.-  Von  Rurick  entsprang  ein  wl 
Herrschergeachlecht;  das  Russland  gross  machte^  bis  1598 
regierte,  wo  die  Familie  Romanow  den  Thron  einnahnL 
Die  urspriinglich  gothischen  Russi ,  wie  die  spätem  viel** 
leicht  schon  teutschen  Normannen,  slawisirten  sich  gass- 
lich, doch  wird  ein  grosser  Theil  des  russischen  Adels 
gothischen  Ursprunges  seyn,  wie  der  polnische  nnd  cse- 
chische  Adel  meist  teutscben  Ursprunges  ist  Wo  Go* 
then  und  Kelten  zusammen  kommen,  entstehen  Misch- 
vdlker,  neue  Nationalitaten;  wo  aber  Gothen  oderTeotsche 
in  die  slawischen  Länder  treten,  slawisiren  sie  sich, 
da  die  Slawen  von  ihrer  Sprache  nicht  lassen. 

Prof.  Zeuss  (in  seinem  grundlichen  Werke:  die 
Teutschen  und  Nachbarstämme)  hat  über  die  Ross  eine 
werthvolle  Zusammenstellung  geliefert  und  kommt  va 
dem  Resultate:  dieselben  wären  geborne  Schweden  (^Suio- 
ncs) ,  die  steh"  von  der  Ostsee  bis  zum  schwarzen  Meere 
und  bis  Constantinopel  wandernd  hingezogen  hätten^  ich 
möchte  die  Sache  umkehren  und  betrachte  die  Ross  ^  wie 
die  Suethans,  Normanni  u.  s.  w.  als  zum  gothischen 
Stamme  gehörig,  die  vom  schwarzen  Meere  her  nach 
Russland,  Dännemark  und  Schweden  vordrangen,  sich 
durch  slawische  und  keltische  Länder  verbreitend,  wo- 
durch aber  gar  nicht  ausgeschlossen  wird,  dass  später 
einzelne  Haufen,  wie  unter  Rurick,  auch  denselben  Weg 
zuriilckgingen ,  von  Dännemark  wieder  ins  Innere  von 
Russland  kamen. 


Uebersehen  wir  die  Verhältnisse  im  Allgemeinen, 
so  scheinen  die  gothischen  Völker  etwa  zu  Anfange  un- 
serer Zeitrechnung  sich  aus  den  unbekannten  Wohn- 
sitzen im  weiten  Scythien,  um  das  schwarze  Meer  herum 
concentrirt  zu  haben,  wo  sie  theils  keltische  und  grie- 
chische, theils  slawische  Länder  besetzten,  gewiss  über 
einen  sehr  grossen  Landstrich  geboten.  Hier  werden 
sie  mit  der  gewiss  sehr  zahlreichen  slawischen  Bevöl- 
kerung  in    sehr   cigenthümliche   innere  Beziehungen  ge- 


—    4»!    — 

kommen  seyn,  denn  wir  findet  faet  überall  Slawen  als 
einen  wichtigen  Nachtrab,  den  erobernden  Qoihen  feigen; 
wo  diese  als  sesshafter  Adel  anftreten,  erscheinen  jene 
bald  als  fleissige  Ackerbauer.  Die  gothische  Macht  wird 
sich  zuerst  nach  Norden  gewendet  haben ,  sie  mag  schon 
im  Laufe  des  ersten  Jahrhunderts  bis  tief  nach  Norden 
vorgeruckt  seyn,  da  nur  von  einer  solchen  Invasion 
das  Erscheinen  der  Franken  am  JNiederrheine  erklftriieh 
ist.  So  zerrüttet  auch  das  römische  Reich  war,  so 
mag  es  den  Gothen  doch  Respect  eingefldsst  haben, 
konnte  seine  Grenzen  an  der  ]>onau  und  dem  Rheine 
bewahren. 

Nun  treten  aber  von  Osten  her  die  Hunnen  als 
Feinde  auf,  theils  mongolische  StAmme  vidleicht  von  der 
chinesischen  Grenze  her,  verbunden  mit  türkischen  und 
finnischen  Stämmen,  und  dringen  auf  die  Gothen  ein, 
gehen  um  374  über  die  Wolga  und  den  Don,  in  das 
Land  der  gothischen  Alanen,  verbinden  sich  dann  mit 
diesen  und  greifen  die  gothischen  Greutingi  an,  die  un- 
ter ihrem  König  Brmanrich  (83S)  nach  dem  Norden  bkl 
zur  Ostsee  ziehen,  hier  sidi  sesshaft  gemacht  haben 
werden.  Die  Hunnen  gingen  nun  gegen  die  Thervigni 
und  verwandte  gothische  St&mme,  die  sich  bis  zum  rö- 
mischen Gebiete  an  der  untern  Donau  zurückzogen, 
theils  den  Fluss  herauf  nach  Germanien  gegangen  seyn  ~ 
mögen,  theils  um  Aufnahme  im  römischen  Staate  ba- 
ten; Kaiser  Valens  wiess  ihnen  Thrazien  an,  sie  ka- 
men um  390  friedlich  über  die  Donau,  wurden  aber 
bald  durch  Umstände  gezwungen  feindlich  zu  handeln, 
schlugen  die  Römer,  besetzten  nun  Thrazien,  MöMen 
und  Dacien,  treten  zum  Theil  in  Ae  Dienste  der  Kai- 
ser, bey  denen  Einzelne  -bald  hohe  Ehrenstellen  beklei- 
den. Ihnen  folgen  auf  den  Fersen  die  Hunnen,  die 
sehr  bald  die  Donau  überschreiten,  die  Gothen  in  Thra- 
zien^ IHyrien  u.  8.  w.  vorwärts  drückend.  Die  Gothen, 
die  schon  früher  den  Hunnen  die  Gegenden  am  schwar- 
zen Meere ,  ihr  Gothia  und  Alania  hatten  überlassen  müs- 
sen,  räumen   nun    auch   die    Gegenden    an    der    untern 


*■» 


-    492    — 

Donau  9   Thrasien^  Ulyrien*^  Mösieii;   Dajcien,    Pannonien, 
stehen  mit  ihrer  Macht  nun  weiter  westlich  nach  Gallien 
(400  ala  Vandalen,  412  als  Westgothen  nach  Italien  476 
und  489)  u.  s.  w.     In  ihrem  Rücken   bilden  die  Hunnen 
unter  Attila  (433  —  454}  ein  ungeheures  Reich ,   das  sei-> 
neu  Mittelpunkt  in  Pannonien  hat,  aber  durch  die  Schlacht 
von  Chalons  (4&i')  endet;  an  ihre  Stelle  treten üie  wahr- 
scheinlich finnischen  A waren,    die  sich  seit  460  an  der 
untern  Donau  ausbreiten  (563  bis  Thüringen  vordringend), 
hier  ein  mächtiges  Reich    bilden,  die  erst   791  und  873 
geschlagen  und  vernichtet  werden;   neben  ihnen  erschei- 
nen die  wahrscheinlich   türkischen   Chazaren,  die  sich 
im    Laufe   des  6,  Jahrhunderts    über  dfe  Gegenden    am 
caspischen  und  schwarzen   Meere  auch  über  Dacicn  und 
Pannonien  verbreiten,  eine  grosse  MaclU  bildend,  die  seit 
etwa  858,  wo  sie  christlich  werden,  allmählig  verfallt, 
indem  sich  in  den    slawischen   Gegenden   das  russische, 
an   der  Donau    das  magyarische    Reich    ausbreitet,   und 
1016  das    chazarische    ganz^  aufhört;    ihnen    folgen  die 
wahrscheinlich   finnischen  Bulgaren  aus  dem  heutigen 
Kasan,  die  seit  487  nach  Europa  dringen,  seit  680  sich 
in  ruhigen  Besitz  vonDacien  und  Mösien^das  heutige  Bulga- 
rien) setzen,   wohin  schon  vor   ihnen  fleissige  Slawen 
gedrungen  waren,  hier  blühete  von  680 — 915  das  mäch- 
tige bulgarische  Reich,  das  um  870  das  Christenthum  an- 
nahm, aber  um   1000  besiegt,  1392  den  Türken    tribut- 
bar wurde,  wo  alhnählig  Alles  dem  Slawenthume  unter- 
lag, die  herrschenden    Bulgaren   ganz  slawisirt  wurden. 
Hinter    ihnen  erschienen   die  finnischen   Megeri,    Ma- 
gyaren   oder  Madscharen,    von    den  Slawen   Ugri, 
Hungari  oder  Hunnivari  genannt,  die  mit  den  Ku- 
triguren    und    Utriguren    zusammenhängen    werden, 
aus  dem  Innern  Asiens,  in   der  Gegend  .des  Dniper;   sie 
eroberten  um  894  Pannonien,  überhaupt  das  heutige  Un- 
garn, wo  sie  vorzugsweise  ackerbauende  Slawen  vor- 
fanden, die   hinter  den   Gothen  1>esonders  im  Laufe  des 
6.  Jahrhunderts  eingewandert  waren;  hier  bildet  sioh  ein 
weitgreifendes   Magyarenreich,   das   um    das  Jahr    1000 


~   4i«   - 

chrisiHdi  und  aof  seiiM  jetzige»  Grenzen  beedirinki  wm«- 
de,  lfit6  unter  oSlerreiiAieche  Hölmt  kam^  wn  die  Na* 
tionalitftten  der  Magyaren,  Slawen ,  Wlaohen  und  Teul« 
sehen  noeh  schroff  gegen  einander  überstehen. 

Wie  Hunnen»  Awaren^  Chasaren,  BulgarBA,  Ma^ 
gyaren  und  abnlifllie  Schaaren  vordringen,  so  verlaik- 
sen  die  Gothen  die  östliohen  Gegenden^  wandern  ii 
westiich. 


Alle  diesem  nach  dürfte  es  tine  sehr  irrige  An« 
sieht  seyn,  wenn  man  Goihen  und  Germanen  .ideaüficirl. 
Letztere  sind  die  keltisdien  sesshaflen  Bewohner  von 
Germamen;  die  gothiscke  Natioadilii  aker  kestand  Wr 
sprünglich  wohl  aus  kriegerisch  nondadisGhen  Sttmmmi 
der  Steppen  im  Innern  von  Asien,  die  der  persischen 
Nalionaütat  nahe  gestanden  haben  ktenen,  die  etwa  mit 
dem  Anfange  unserer  Zeitrechnung  in  Buropa  aulnulfMen 
beginnen,  mt  denen  ein  neuer  Act  in  dem  Draam  der  enrot» 
p&ischeo  Geschichte  anhekt,  die  zugleich  in  da»  ehrist*- 
4iche  Stadium  eintritt. 

Die  Gothen,  die  i^chsam  bestimmt  gewesen  zu 
sejrn  scheinen ,  die  keltische  Nationalit&t  zu  vemizhten, 
«nd  hierbey  mehr  als  diese  ganz  vollständig  untergeg«n« 
gen,  80  dass  man  jetzo  nirgends  mehr  die  gothische 
Sprache  findet  Sie  seheinen  vom  IIiiu«e  aus,  als  me  i^ 
compacter  Masse  in  Qothia  und  Alania  nassen,  nickt  be- 
nonders  zahlreich  gewesen  zu  seyn,  wenn  man  sio  mi^ 
4Slawen,  Germanen  und  Uinliohen  Völkern  vergleicht^ 
-nun  tkeilten  sie  siidi  in  eine  Menge  grösserer  und  klein»^ 
rer  Haufen,  die  auf  eigne  Hand  theils  nördlich ,  tkcils 
westlich  vorgingen,  di^,  wo  sie  endlieh  sesshaft  lyuirdmi, 
sich  unter  das  Volk  mischten  und  in  demselben  unter- 
gingen.  Sie  treten  auch  im  Herzen  von  Buropa  als  eine 
nomadische  Kriegerkaste  auf,  die  theils  mit  Gewalt  sich 
neue  Wohnsitze  aneignete,  die  ihr  convenirten,  theils 
auch,  gegen  Feinde  zu  Hülfe  gerufen,  in  dem  eroberte^ 
oder  kefireundeten  Lande  sit^ep  bUeben}  W9  sie  aber  hin;- 
kmnen ,  W4ur  ihre  Heimath ,  sie  bildeten  die  KriefpcIupM^ 


JOM        

^~"        VW.        ■■■■ 

setzten  sieh  im  Volke  durch  Grandbeeits  fest,  repriSMi- 
tirten  das  Volk  allmihlig  in  politischer  Hinsicht,  oft  im 
altherkömmlichen  Namen ,  daher  es  häufig  sehr  schwer  ist^ 
die  gothische  von  der  nicht  gothischen  frühem  Zeit  zu 
scheiden.  In  socialer  Hinsicht  behielten  die  beheiYsohten 
Volker  zwar  ihr  volksthtimliches  Wesen  ^  es  mischte  sich 
diess  aber  mit  den  gothischen  kriegerischen  und  feuda- 
len Einrichtungen,  in  denen  esallmählig  fast  ganz  unter- 
ging. Indem  die  gothischen  Krieger  sich  mit  der  indu- 
striellen keltischen  Einwohnerschaft  in  Germanien  allmäh- 
lig  ganz  verschmolz,  entstand  eine  neue  Sprache,  da- 
mit eine  neue  Nationalität  —  die  teutsche  —  welche 
beide  Grundelemente  ganz  assimilirte,  wahrend  anderer- 
seits das  Gothische  im  Slawischen  und  Franzosischen  gukz 
unterging. 

Noch  jetzo  soll  bey  den  meisten  asiatischen  No- 
maden der  Grundsatz  herrschen ,  Jedweden  als  Feind  zu 
betrachten,  mit  dem  sie  nicht  Frieden  geschlossen  haben; 
Fremde  zu  berauben  ist  erlaubt,  selbst  ehrenvoll,  wah- 
rend der  Befriedigte  und  das  eigne  Land  die  grösste  Si- 
cherheit geniesst  Aehnliche,  aus  dem  Nomadenleben  her- 
rührende Priucipien,  die  den  keltischen  und  sJawiseben 
ganz  entgegengesetzt  sind ,  scheinen  die  Ootben  stets  be- 
seelt zu  haben,  klingen  auch  noch  spat  in  dem  Fehde- 
rechte nach;  daher  treten  die  Gothen  anfangs  meist  ds 
Räuber  auf,  besonders  als  Seeräuber,  rauben  und  ver- 
heeren, wo  sie  können,  die  Küsten  aller  Meere,  der  asia- 
tischen wie  europäischen,  sind  ihre  Beute,  nur  als  Räu- 
ber —  was  ein  ehrenvoller  Name  ist  —  nicht  als  ge- 
werbliche Handelsleute ,  wie  die  Kelten,  beschiffen  sie  die 
Meere,  sind  dadurch  von  diesen  wesentlich  verschieden. 
Jedes  Land,  was  ihnen  anstehet,  nehmen  sie  ohne  wei- 
teres, [wenn  sie  können,  behalten  es  und  verlassen  es, 
wie  es  ihnen  beliebt. 

Andererseits  herrscht  in  dem  eignen  Lande  der  Go- 
then Ruhe  und  Ordnung,  Recht  und  Gerechtigkeit;  das 
Treiben  und  Intriguiren  der  Parteien  hört  auf,  man  nusste 
sidi  der  herrschenden  Gewalt  unterordnen;  man  zaUte 


—    4B5    — 

nicht,  wie  bey  den  R5niern,  UDersehwingUdM  StMtMb- 
gaben,  der  Barger  in  den  Stftdten  bewegte  sich  eehrfirei, 
Handel,  Gewerbe,  Künste  blnhen  auf. 

BerGotheist  Krieger  von  Profession;  der  Staats- 
oder Privatkrieg  ist  sein  Handwerk,  er  kriegt  für  sich, 
fikr  seinen  Vortheil,  auch  für  Jeden,  der  ihn  in  Sold 
nimmt,  gegen  Fremde  oder  eigne  Landslente;  der  Krieg 
als  solcher,  nicht  des  Vaterlandes  wegen,  ist  sein  Ble-- 
ment;  gegen  den  Krieg  ist  die  Vertheidigung  n&thig,  fiber- 
all entstehen  daher  feste  Burgen  und  Festungen ,  die  den 
alten  Kelten  und  Slawen  ziemlich  unbekannt  waren.  Als 
Krieger  ist  dem  Gothen  jede  Industrie  fremd,  diese,  wie 
Wissenschaft  und  Handel  uberlässt  er  )dem  besiegten  Volke ; 
die  Kunst  blieb  stets  in  den  H&nden  der  Kelten ,  behielt 
auch  bey  christlichen  Formen  lange  einen  keltischen  An- 
strich. 

Ein  wichtiger  Orundzug  durfte  die  Herrschsucht 
seyn,  der  Qothe  will  herrschen  über  seine  Unteigebenen 
in  grossen  und  kleinen  Kreisen,  wie  er  im  Kriege  be- 
fiehlt. Die  Idee  eines  freien  Volkes ,  der  Volksregierung, 
die  keinen  Herrscher  über  sich  duldet,  die  bey  den  Kel- 
ten Grundprincip  gewesen  seyn  dürfte,  scheint  den  Go- 
then gefehlt  zu  haben.  Im  Kriege  muss  ein  Oberhaupt 
seyn,  das  mit  kr&ftiger  Hand  Alles  leitet,  ein  steter 
Kriegszustand  macht  ein  dauerndes  Oberhaupt  nothwen- 
dig,  daher  treten  bey  der  gothischen  Invasion  überall 
herrschende  Könige,  Herzöge  und  Dynasten  auf,  die  einen 
kleinem  oder  grossem  Staat  bilden,  der  sich  um  ein 
Oberhaupt  grappirt,  nicht  um  eine  Gemeinde  oder  Volks^ 
Versammlung,  wie  bey  den  Kelten.  Diese  gothischen 
Staaten  bekriegen  sich  unter  einander,  wie  es  keine 
äussern  Feinde  mehr  giebt,  verlieren  sich  allmählig  in 
dem  allmichtigen  frftnkischen  Staate,  bey  dessen  Verfall 
sich  neue  grosse  Staaten  mit  vielen  Dynastien  bilden, 
in  denen  Alles  feudalistisch  geordnet  ist ,  wo  nur  der  Pri- 
vilegirte  Vertretung  hat.  Bey  den  Kelten  feUen  solche 
Staaten  mit  schroffer  Regiemng;  hier  liegt  der  Kern  in 
der  Vereinigung  der  freien  Grandeigenthümer  und  Bürger 


—    496    — 

SD  Territorial -Regierungen,  die  sich  Miwillig,  zeitweise 
0a  Völkern  vereinigen,  die  aber  gar  nicht  unter  einem 
souverainen  Oberhaupte  stehen.  Das  gothisch»  dynasti- 
sche und  das  keltische  Princip  der  Volkssouverainitat 
durchdringen  sich  erst  in  der  spätem  Zeit,  in  den  con«- 
Btitutionellen  Staaten,  die  wir  auch  nur  da  finden, 
wo  sich  keltische  und  gothische  Elemente  vereiniget  haben. 

Der  Gothe  verlangte,  wohin  er  kam,  Gutsbesits, 
tritt  überall  als  Dynast  auf,  begehrt  in  seinem  Kreise 
möglichst  unumschränkte  Herrschaft;  was  er  an  entge«- 
genstehenden,  freisinnigen,  keltischen  Instituten  findet, 
Volksversammlungen ,  Oeffentlichkeit  und  Mündlichkeit  des 
Rechts  Verfahrens,  die  Gcschwornengerichte  u.  s.  w.,  sucht 
er  allmählig  zu  beseitigen. 

Das  keltische  Grundpriacip  war  wohl  das  repu- 
blicanischo,  wenn  wohl  nicht  das  democratische.  Je- 
der, der  ein,  wenn  auch  nur  kleines,  freies  Eigenflium 
besass,  war  Staatsbürger  und  gleich  berechtiget,  der 
lieichthum  gab  Einfluss,  aber  keine  Vorrechte,  die  Macht 
lag  stets  in  der  Gesammtmasse  derer,  welche  ein  freies 
Besitzthum  hatten  (aber  gar  nicht  bey  den  Proletariern, 
wie  es  zum  Theil  in  Rom  und  Griechenland  der  Faü 
war),  die  eine  Republik  in  kleinern  oder  grossem  Krei- 
sen bildeten,  die  ihre  Beamten  ein-  und  absetzten,  sich 
selbst  regierten,  wo  es  aber,  wie  in  allen  Republiken, 
stets  Parteiungen  und  Intriguen  gab,  welche  die  politi- 
sche Macht  schwächten ,  fremden  Einfluss  leicht  machten, 
daher,  auch  alle  keltische  Länder  leicht  die, Beute  von 
fremden  Eroberern  wurden,  so  tapfer  auch  das  Volk  war. 

Die  Gothen  hingegen  gingen  yon  dem  dynastisch- 
monarchischen  Princip  aus,  welches  sich  durch  die,  den 
Kelten  wohl  unbekannte  Feudalverfassung  consoli- 
dirte ,  ihnen  war  das  republicanische  Wesen  ganz,  fremd« 
Sie  bildeten  überall  die  privilegirte  Kriegerkaste,  die  sich 
bald  in  einen  privilegirten  Adel  umbildete;  sie  unter- 
gaben sich  selbst  einem  Höheren,  der  über  ibxe  militai- 
rischen  Dienste  verfugen  konnte ;  aber  sie  verlangten  eine 
solche,  Unterordnung  auch   von  ihren  Untergebenen.     Ih- 


—  4m  - 

dem  man  bey  dem  Dynasten  Sehuis  anehte^  S^m  eine 
kleine  Abgabe  kam  fast  alles  freie  Eigenthum  in  den 
feudalen  Verband  ^  wurde  Lebngut  Der  keltische  Adel^ 
auf  alte  Geschlechter  basirt,  war  ein  patriarchalischer 
mit  dienten,  die  er  überall  vertrat,  meist  erhielt,  aber 
kein  privilegirter  und  feudalistischer. 

Zwischen  das  keltische  Volk  und  den  gothischen 
Adel  stellte  sich  die  scharf  geordnete  römische  Hie- 
rarchie mit  ihrem  Centrum  in  Rom,  grossem.  Landbe- 
sitz und  mächtigen  Ansprüchen. 

So  entwickelten  sich  in  den  keltischen,  von  den  Go- 
then  besetzten  Ländern  mehrere,  neben  einander  beste- 
hende Rechtsstaaten,  mit  sehr  verschiedenen  Rechtsin- 
stitutionen, die  erst  sehr  spät  in  einander  verschmolzen, 
noch  in  der  jetzigen  Zeit  nachklingen. 

Die  Hauptmasse  der  Bevölkerung  war  keltischen 
Urspwnges,  auch  bey  modiflcirter  Sprache,  den  alt- kel- 
tischen Institutionen  sehr  ergeben,  die  schwer  und  nur 
sehr  allmählig  zu  beseitigen  waren,  die  sich  am  läng- 
sten in  den  Städten  und  ihren  Weisthümern  hielten,  auf 
welche  die  gothischen  Dynasten  nur  einen  geringen  Ein- 
fluss  ausübten,  und  die  Stadtrechte  haben  bis  in  die 
neuere  Zeit  viel  von  alt-keltischen  Institutionen  bewahrt. 

Das  keltische  Gewohnheitsrecht  oder  Landrecht, 
musste  auch  unter  gothischer  Herrschaft,  für  die  untern 
Schichten  der  Einwohnerschaft,  vorzüglich  für  den  Bauer, 
das  herrschende  bleiben,  konnte  nicht  auf  einen  Schlag 
vernichtet,  nur  allmählig  modificirt  werden.  Die  Gothen, 
als  Grundeigenthümer,  als  Nachfolger  keltischer  Heere, 
traten  in  dieses  mit  ein;  aber  es  war  nirgends  ein  ge- 
schriebenes Recht,  sondern  wohnte  in  der  Brust  eines 
jeden  freien  Kelten,  lag  vorzüglich  in  der  Hand  der  Drui- 
den, die  durch  das  Christenthum  ganz  verdrängt  wur- 
den. Die  Gothen,  denen  dies^  Rechte  fremd  waren,  nach 
denen  sie  selbst  richten  sollten,  Hessen  sie  zusammen- 
stellen,  aufschreiben  und  publiciren,  meist  in  lateinischer 
Sprache.  Diese  sogenannte  alt-teutsche  Gesetz- 
gebung, die  in  den  keltischen  Ländern  altes  Gewohn- 

Keftntoin  Kelt  Altertli.   II.  Bd.  II.  Abth.  3t 


—    498    — 

heitsrecht  ist,  kann  doch  nur  keltischen  Ursprunges  seyny 
kommt  auch  ihrem  Wesen  nach ,  besonders  im  Strafrechle 
und  bey  den  Wundbussenregistern ,  bis  ins  kleinste  De- 
tail mit  der  keltischen  Gesetzgebung  überein ,  wie  sieh 
besonders  in  England  nachweisen  lässt,  wo  die  rein  kel- 
tische Gesetzgebung  (wie  im  Cyfreitjen  Hywel  v.  J.  940) 
neben  der  alt-teutschen  stehet. 

In  England  erscheint  zuerst  die  angelsachsi- 
sche Gesetzgebung,  mit  den  Sammlungen  von  Ge- 
wohnheitsrechten y  die  Adelbert  um  600 ,  Lothar  um  696 
u.  s.  w.  publicirten ,  die  den  uralt  keltischen  Gesetzen 
in  Wales  höchst  verwandt  sind;  schon  mehr  abweichend 
sind  die  Gesetze  unter  der  Herrschaft  der  Normannen, 
leges  Henrici  primi  1150,  Eduardi  confessoris  1170 
u.  s.  w. 

In  Frankreich  und  zwar  im  südlichen  Gallien^  wo 
sich  die  Westgothen  um  419  festsetzten,  wurden  schon 
480,  unter  König  Eurich  die  Gewohnheitsrechte  aufge- 
schrieben, aber  mit  den  Nachträgen  erst  im  7.  Jahrb. 
als  lex  Wisigothorum  publicirt,  welches  Gesetzbuch  auf 
keltischen  Institutionen  vbasirt,  das  römische  Recht  bey 
Strafe  verbietet  und  seine  Geltung  zum  Theil  bis  ins 
14.  Jahrh.  behielt.  Im  Burgundischen  Reiche  (seit  414) 
wurden  die  Gewohnheitsrechte  unter^König  Gundobald  um 
500  zusammengestellt  als  lex  Burgutuliorum.  Im  frän- 
kischen Reiche  publicirte  man  die  Gewohnheitsrechte  als 
lex  Ripuariorum  um  530*,  und  in  der  lex  salia  um  500; 
letztere  hatte  in  einem  grossen  Theile  von  Gallien  Gel- 
tung, und  in  den  alten  Handschriften  derselben  finden  sich 
Noten  beygcschrieben ,  die  sogenannten  malbergischen 
Glossen,  die,  wie  neuerlich  (1843)  Prof.  Leo  gezeigt 
hat,  aus  keltischen  Worten  bestehen,  welche  die  latei- 
nischen erläutern,  was  auch  auf  keltischen  Ursprung  der 
Gesetze  hindeuten  dürfte. 

In  den  Rhein-  und  Donaugegenden  wurden  um  ähn- 
liche Zeit  die  lex  Allemannorufn  und  lex  Bojavariorum, 
im  nördlichem  Germanien,  später,  um  800,  die  lex  Fri- 


4iorum,  Sas&rum  und  T%uringwrum  pttblieirt^  mit  ahn- 
lieben  Beatimmnngen. 

Alle  diese  ältesten  Gesetze,  die  unter  gothischen 
Regenten  publicirt  wurden,  baben  etwas  sehr  Gemeinsa- 
mes, welches  in  den  alt-keltischen  Institutionen  wurzelt, 
das  mit  'den  keltischen  Rechten  in  Wales  und  mit  dem 
übereinstimmt,  was  wir  von  den  alt -gallischen  und  ger- 
manischen Rechten  wissen,  dieses  fanden  die  Gothen 
vor,  brachten  es  nicht  mit  aus  entfernten  Ijändern ,  ach- 
teten es  als  Gesetz  für  die  keltische  Einwohnerschaft. 

Was  die  Gothen   vom    schwarzen  Heere   her   mit- 
brachten, war  ihre  Militairverfassung  mit  scharfer  Unter- 
ordnung, aus  welcher  sich  das  Feudalwesen  entwik- 
kelte ,  nach  dessen  ganz  anti-keltischem  Grundprincip ,  alle 
Gewalt  nicht  vom  Volke  ausgehet  (wie  es  bey  den  Kel- 
ten der  Fall  war),  sondern  von  einem  Hohem,   der    sie 
verleihet,  von  einem  Ritter,  H'erzoge,  Könige,  von  dem 
man  sie  lehnsweise  besitzt,  dagegen  Kriegs -Ehrendienste 
und  dergleichen  zu  leisten  hat;  daher  selbst  der  Kaiser 
seine  Gewalt  nicht  vom  Volke,  sondern  von  Gott  durch 
den  Papst  erhält ,  der  sie  theilweise  an  Andere  verleihet, 
diese   an  Dritte  u.  8.  w.,    stets   unter  Bedingungen   und 
Leistungen.     Diese  personlichen  Beziehungen  wurden  bald 
erbliche  und  dingliche,   fast   alles  Grundeigenthum   nahm 
diesen  feudalen  Character  an,   die   kleinen  freien  Eigen- 
thümer  wurden  Lohns-  und  Dienstleute  der  Ritter^  die 
ihrerseits  den  Grafen  und  Herzogen  untergeordnet  waren, 
den  Adel  bildeten,  grossentheils  ganz  djrnastisch   auftre- 
ten,  das  Volk   allein  repräsentirten,   einen   eignen  Staat 
im  Staate  bildeten,  der  vorzugsweise  sich  auf  das  Lehn- 
recht basirte^  was  sich  seit  dem  10.  Jahrb.  ausbildete^ 
doch  erschien  erst  um  ISOO   das   erste  dessfalsige  Ge- 
setzbuch, dag  longobardische  Lehnrecht,  das  sehr 
allgemeine  Verbreitung  bekam,  mit  den  keltischen  Insti- 
tutionen wohl  nichts  gemein  hat. 

Auf  ähnliche,    gleichsam   militairische  Art,   organi- 
sirte  sich  allmäUig  die  katholische  Geistlichkeit,   trennte 

3*  ♦ 


—    ÖOO    — 

sich  ganz  von  dorn  Volke  ^   griff  tief  in  das  Privatreeht 
ein  und  bastrte  sich  auf  das  canonische  Recht. 

Das  römische  Recht  hatte  in  den  romano-kel- 
tischen  Ländern  wenig  Eingang  gefunden ,  es  galt  nur 
in  den  römischen  Municipieq ;  die  gothischen  Herrscher  lies- 
sen  es  hier  bestehen^  aber  auch  für  Alle^  die^sich  ihm 
unterwerfen  wollten;  die  westgothischen  Könige  veran- 
stalteten selbst  die  Zusammenstellung  der  lex  ramana^ 
wie  in  dem  breviarium  oder  codex  auricus  von  50$. 
Die  justinianische  Gesetzgebung  (Institutionen ,  Pandecten 
u.  s.  w.)^  die  in  Constantinopel  um  530  publicirt  wurde, 
von  ganz  despotischen  Principicn  ausgehend ,  die  gar  nichts 
Volksthümliches  hat,  das  Recht  ganz  in  die  Hand  des 
Herrschers  und  seiner  Beamten  legt^  blieb  selbst  in  Ita- 
lien lange  ganz  fremd,  wurde  hier  erst  im  1%.  Jahth. 
bekannt,  ^iel  später  in  Frankreich ,  Teutschland  u.  s.  w, 
eingeführt. 

So  kamen  in  die  keltischen  Länder  sehr  verschie- 
dene Staats-  und  Rechtselemente,  die  sich  schroff  ge- 
genüber standen ,  sich  schwer  amalgamiren  konnten,  aber 
im  Laufe  der  Zeit  ist  das  feudale,  das  römische  und  ca- 
nonische Recht  mehr  und  mehr  verdrängt,  es  sind  mehr 
Anklänge  an  keltische  Institutionen  wieder  aufgetaucht. 

Der  stolze  Gothe  will  auch  andererseits  seine  Kriegs- 
beute gemessen ;  er  erbauet  grosse  Kirchen ,  feste  Schlös- 
ser, umgiebt  sich  gern  mit  Glanz,  achtet  nach  dem  Vor- 
bilde der  keltischen  Aristocratie  den  Sänger  und  Dichter 
hoch;  so  setzten  sich  die  keltischen  Barden  in  dea  * 
Troubadours,  Skalden  und  Sängern  fort,  welche 
meist  die  alt -keltischen  Gesänge  in  neuem  christlicheia 
Geiyaude  vortragen,  dadurch  grossen  Einfluss  gewinnen 
auf  die  sich  entwickelnden  neuen  Sprachen. 

Will  man  gründlich  in  die  Entwickelnng,  das  We~ 
sen  und  die  Institutionen  der  neuem  Nationalitäten,  der 
teutschen,  englischen,  spanischen,  französischen  und  ita-> 
lienischen  eingehen,  so  wird  man  die  Elemente,  aus 
denen  sie  hervorgingen ,  das  keltische  und  gothiscbe  schärf 


—  aei   — 

in»  Auge  fiuMen  müssen  ^  von  denen  hier  nur  einige  An« 
deutungen  gegeben  werden  konnten. 

Je  volkreicher  die  Gegenden  waren ,  weiche  die  Oo- 
then  occupirten,  oder  in  je  minderer  Zahl  sie  einrückten, 
desto  leichter  verloren  sie  sich  in  der  Binwohnerschaft, 
mit  der  ^ie  sich  daher  in  Italien,  Spanien,  selbst  in  Gal- 
lien leicht  amalgamiren ;  in  den  slawischen  L&ndern  wur- 
den sie  vollkommen  slawisirt,  aber  in  Germanien,  Bri- 
tannien^ besoAders  in  Skandinavien  und  Island,  hinter- 
lassen sie  viel  tiefere  Spuren;  hier  war  ihr  Hauptschau- 
platz, der  Stammsitz  der  Piraten,  wo  sie  zum  Theil  zu- 
erst wohl  und  in  vielen  sich  wiederholenden  Zügen  auf- 
treten; hier  scheint  die.  Einwohnerschaft  in  Sprache  und 
Wesen  mehr  gothisirt  als  in  andern  L&ndern;  desshalb 
aber  darf  man  die  Germanen  nicht  für  Oothen  ansehn, 
vielmehr  werden  sich  die  Teutschen  zu  den  Germanen 
verhalten,  wie  die  Franzosen  zu  den  Galliern. 

Die  gothtsche  Nationalität,  die  einst  die  Welt  er- 
schütterte^ ganz  Europa  unterjochte,  die  überall  verbrei- 
tete keltische  Nationalität  faat  verwischt  hat,  sie  ist  bey 
diesem  mächtigen  Haube  ganz  untergegangen,  ihre  poli- 
tische Nachlassenschaft,  zu  der  auch  das  unumschränkte 
Herrscherthum  gehören  möchte ,  vermindert  sich  von  Zeit 
zu  Zeit,  wir  nähern  uns  in  den  europäischen  staatlichen 
Institutionen  in  mancher  Hinsicht  mehr  und  mehr  den  alt- 
keltischen. 

Ueber  die- Eigenthümlichkeiten  der  got  bischen  Insti- 
tutionen, aus  denen  das  Feudalsystem  vorzugsweise  her« 
vorgegangen  seyn  mag,  wie  über  ihr  Vechältniss  zu  der 
keltischen  und  denen  der  neuem  Zeit,  wird  der  folgende 
Theil  dieses  Werkes  ausfuhrlicher  handeln. 

Von  der  Ursprache  der  Gothen,  die  wahr- 
scheinlich mehrere  Dialecte  hatte,  wissen  wir  nichts,  sie 
mag  schon  am  schwarzen  Meere  in  GotUa  und  in  den 
Donauländem  etwas  jnodiflcirtseyn,  doch  dauerte  es  nooh 
einige  Jahrhunderte,  bis  ein  christlich  gewordener  Stamm 
in  Italien  das  Bedürfhiss  fühlte,  eine  Schriftsprache  zu 
erhalten,   und   der  Bischof  Ulftlas,   im   Anfiinge   des  4. 


Jahrk.    die  Bibel    ins  Gothische  übersetzte ,   von  wddier 
Arbeit  einige  Bruchstücke    auf   uns  gekesMiem  sind,    die 
iast   einzigen  Denkfluile    dieser  Sprache    bildend,   weldie 
aber  hier  in  einem  andern  Dialecte  als  in  den  nördlicfaea 
Ge^^enden  geredet    scvn   kann.     Das  Gothisehe  ist  theÜs 
in     dem    Slawischen,    Italienischen ,    FranKösischen    und 
Spanischen    ganz    untergegangen«    theils  hat  es  sicfa  mit 
dem  Keltischen  .  zur   teutschen  Sprache  gemischt,   theils 
mit  Rehischem,  Angelsächsischem  und  Normannischem  die 
englische  Sprache  bedingt.     Das  meiste  Gothisehe,  we- 
nigstens in  den  nördlichen  Dialecteu,  mag  wohl  das  Is- 
ländische   enthalten,    weil    eine  Colonie  Normannen    (die 
noch  ziemlich    reinen  Blutes  seyn   konnte)    im  9.  Jahrh« 
nach  Island  ging,    hier   doch  sehr  isolirt  blieb.     Diesem 
Isländischen  am  meisten  verwandt  wird  das  Schwedische 
und  Norwegische  se3m;   etwas    isolirter    stehet  das  Dä- 
nische,   entfernter  noch  das  Angelsächsische.     Aber  tie^ 
fer  in  das  Sprachliche  einzugehen,    dazu   fdden  mir  die 
nöthigen  Kenntnisse. 

7.     Der    slawische  Stamm. 

Die  slawische  Nationalität  dürfte  als  eine  Ursprungs 
liehe  eigenthümliche  und  sehr  zahlreiche  zu  betrachten 
seyn,  die  jetzo  mehr  als  70  Millionen  Menschen  zählt^ 
daher  etwas  sehr  ^Imposantes  hat,  vielleicht  schon  in 
sehr  alter  Zeit  nicht  weniger  mächtig  war;  sie  ist  ge- 
schichtlich und  politisch  höchst  wichtig,  kann  in  der  Zu- 
kunft eine  sehr  grosse  Rolle  in  der  Weltgeschichte  spie- 
len, wenn  sie  sich  ihrer  Kraft  bewusst  wird,  ans  den 
jetzigen  mehr  negativen  Verhältnissen  in  positivere  über«- 
gehet,  wenn  das  Nationalgefühl,  das  sich  jetzo  zu  re- 
gen anfangt,  tiefere  Wurzel  fasst.  Das  allgemeine  Cen- 
trum ist  vorzugsweise  die  Sprache,  an  welcher  die  Na^ 
tion  mit  ungeheuerster  Zähigkeit  hängt;  diese  zerfidlt 
zwar  in  mehrere  Dialecte,  die  sich  aber  sehr  nahe  ste- 
hen, näher  als  es  bey  den  teutschen  Dialecten  der  Fall 
ist,    so,   dass   sich    der   Russe,    Pole,   Czedie,   Serve, 


—    508    — 

ziemlich  verständigen  können ,  auch  werden  alle  Diaieete 
zusammengehalten  durch  die  ausgestorbene  alte  allge- 
meine Kirchensprache.  Das  Slawische  stehet  noch  rein 
und  kräftig  da,  assimilirt  das  Fremde,  hat  sich  nicht  mit 
andern  Sprachen  amalgamirt,  in  solche  Toclitersprachen 
aufgelöst,  als  das  Keltische  und  Gothische.  Die  sono-> 
ren ,  weichen  Volkssprachen  sind  gleich  berechtiget,  kein 
Dialect  hat  sich  (wie  es  im  Teutschen  der  Fall  ist}  zur 
allgemeinen  Bücher-  und  Conversationssprache  ausgebil- 
det und  vorgedrängt. 

Was  die  Slawen  —  slawjanin  im  Russischen,  slo- 
wijanin  im  Polnischen  —  die  sich  auch  sserb,  serbje 
nennen  (woher  Serben,  Sorben),  als  nationaler  Grund- 
typus, von  jeher  auszeichnete,  wodurch  sie  sich  we- 
sentlich von  den  Gothen,  auch  wohl  von  den  Kelten 
auszeichneten,  ist  ihre  grosse  Neigung  zum  Ackerbau, 
ihre  Religiosität  bey  grosser  Toleranz,  ihre  Friedlichkeit 
bey  grosser  Tapferkeit,  verbunden  mit  einer  gewissen, 
natürlichen  Unterwürfigkeit,  daher  sich  ihrer  in  den  mei- 
sten Ländern  eine,  meist  fremde,  Aristocratie  bemäch- 
tiget hat,  die  das  fieissige,  fröhliche  Volk  arg  knechtet, 
die  in  ganz  anderm,  anti-nationalem  Sinne,  den  eigentli- 
chen slawischen  Character  verdunkelt,  der  in  seiner  Rein- 
heit mehr  in  Croatien,  Servien  und  Illyrien,  als  in  Po- 
len und  einigen  Theilen  von  Russland  auftreten  möchte. 

Die  slawische  Nationalität,  die  sich  vielleicht  bey 
den  Kosaken  mit  am  reinsten  erhalten  haben  kann  und 
sich  aussprechen  mag,,  wenn  auch  mehr  in  asiatischem 
als  europäischem  Typus,  ist  gewiss  der  keltischen  ver- 
wandt, mag  mit  dieser  wohl  Einer  ursprünglichen  Quelle 
angehören ,  ebenfalls  aus  Indien  stammen ,  gleichwohl  sind 
Slawen,  Gothen  und  Kelten  verschiedene  neben  einander 
stehende  Urvölker.  Die  slawische  Sprache  gehört,  wie 
die  keltische  und  gothische,  dem  indo -germanischen 
Sprachstamme  an;  aber  gewiss  nicht  ist  sie  der  kelti- 
schen so  sehr  nahe  verwandt,  wie  Owen  Pughe  (Outli- 
nes of  the  Characteristics  of  the  Welsh  1838  und  Die- 


—    504    — 

tiODfur  IL)  meint,   iodem   er   das  Wendische  und  Slawi- 
sche nur  als  einen  Diaiect  des  Keltischen  ansieht. 

In  archäologischer  Hinsicht  scheinen  Slaw^i 
und  Kelten^  bey  wesentlicher  Verschiedenheit  dodi  in 
einer  gewissen  Verwandtschaft  zu  stehen;  die  Kunstsa— 
chen  ausThon,  Erz,  Stein,  aus  Qrabstätten ,  die  wirior 
slawische  ansprechen,  weichen  wenig  ab  von  den  kel-» 
tischen,  dagegen  werden  bey  den  Slawen  die  grossarü— 
gen  Steinbauten  der  Kelten  fehlen,  da  jene  nicht  wiQ 
diese  einer  Stein  Verehrung  huldigten ,  dagegen  die  eigent- 
lichen slawischen  Hradiscbjes  oder  Burgwälle,  den  Sla- 
wen eigenthümlich  sind,  wenn  wohl  die  Kelten  auch 
ähnliche  Erdbauten  aufführten.  Slawen  und  Kelten  wer^ 
den  *ihre  Todten  theils  .begraben,  theils  verbrannt  habeo^ 
doch  scheint  das  Verbrennen  bey  erstem  häufiger  als  bey 
letztern  der  Fall  gewesen  zu  seyn. 

Der  heidnische  Cultus  der  Slawen  mit  vielen  Göt- 
tern, auch  Tempeln  und  wohl  Götterbildern  scheint  eigen- 
thümlich, von  dem  der  Kelten  wesentlich  verschieden 
gewesen  zu  seyn,  nur  ist  zu  bedauern,  dass  wir  von 
demselben  höchst  wenig  Zuverlässiges  wissen;  die  Opfer 
brachte  man  wohl  mehr  aus  Pietät,  als  um  die  Zukunft 
zu  erforschen,  die  Priesterschaft  wird  nicht  den  politi- 
schen Einfluss ,  noch  weniger  die  Gelehrsamkeit  und  Wis- 
senschaft gehabt  haben,  als  die  Druiden,  man  hatte  Tem- 
pel, wenn  auch  hölzerne,  .die  den  Kelten  fehlten. 

Die  staatlichen  Institutionen  der  alten  Sla- 
wen dürften  viel  Analogie  mit  den  keltischen  gehabt  ha- 
ben ,  von  den  gothischen  wesentlich  verschieden  gewesen 
seyn;  die  aristocratischen  Verhältnisse,  wie  sie  sich  in 
vielen  jetzigen  slawischen  Staaten  finden,  erscheinen  gar 
nicht  als  die  ursprünglichen.  In  den  alten  slawischen 
Staaten  gab  es  wohl  keinen  herrschenden  Adel,  sondern 
nur  freie,  zum  Theil  kleine  Grundeigenthümer^  in  deren 
Händen  das  Staatsbürgerrecht  und  die  Regierung  lag  wie 
bey  den  Kelten,  wo  jeder  Freie  gleich  berechtiget  und  Sol- 
dat war;  wie  wir  ein  Analogen  noch  in  Croatien  und  in 
der  Östreichischen  Ittilitairgrenze  finden.    Die  in  sich  freien 


—    585    — 

Gemeinden  und  Territorien ,  mit  ihrer  dmnocrfttiscben  Ver- 
faMungi  wurden  nur  durch  ein  sehr  lockeres  Band  su 
grossem  Staaten  vereiniget  ^  konnten  daher  leicht  bezwun* 
gen  werden. 

Was  die  Sprachverh&ltnisse  anbetrifft  ^  so  zerfkUt 
das  Slawische  in  mehrere  Haupt -Dialecte,  die  aber  doch 
einander  sehr  verwandt  sind,  so,  dass  alle  Slawen  sich 
einander  leicht  verständlich  machen  können.  Neben  den 
lebenden  Dialecten  stehet  das  Alt«-Slawi^che  oder 
Kirchen-Slawische,  welches  jetzo  nirgends  mehr  im 
Volke  gesprochen  wird,  in  welchem  aber  Kyrillos  und 
Methodius  (im  9.  Jahrb.)  die  Bibel -Uebersetzung  liefer- 
ten, das  noch  *  in  den  Kirchenbüchern  und  beym  Cultus 
der  Slawen  vom  griechischen  Ritus  angewendet  wird. 
Dieses  mag  damals  sehr  verbreitet  gewesen  seyn,  aber 
die  Sprache  der  Lechen  (Tolen  und  Czechen)  dürfte  schon 
damals  verschieden  gewesen  seyn. 

Man  kann  3  Hauptgruppen  oder  St&mme  unterschei- 
den, I.  die  Russen,  U.  die  Serben  oder  lUyrier  und  lU. 
die  Polen;  erstere  beyde  stehen  sich  viel  näher  als  ge- 
gen die  Polen. 

I.  Der  russische  Stamm,  mit  etwa  36  IMDUionen, 
zerfalU  in  a)  die  Grossrussen  oder  Moscowiter, 
b}  Ae  Kleinrussen  oder  Ruthener,  von  denen  auch 
über  9  Millionen  in  Gallizien  wohnen,  c)  die  Weiss- 
russen  mit  den  Kosaken,  auch  d)  die  Letten  und 
E s t h e n.  Das  ungemein  tief  nach  Asien  verbreitete  Rus- 
sische, die  Sprache  der  Ackerbau  treibenden  Russen  und 
der  mehr  nomadisirenden  Kosaken,  die  sich  seit  1654 
dem  russischen  Scepter  unterworfen  haben,  sehr  zahlreich 
sind,  an  600>000  streitbare  Männer  stellen;  zu  diesen 
gehören  theils  die  ehrenwerthen  donischen  Kosaken,  in 
dem  Stammlande  am  Don,  in  den  dortigen  über  3600  Q 
Meilen  grossen  fruchtbaren  Steppen,  wie  auch  die  dem 
Trünke  und  der  Faulheit  ergebenen  Tschernomorzen,  am 
schwarzen  Meere,  die  viel  tartarisches  Blut  haben,  auch 
die  uralischen  und  orenburgischen  Kosaken,  die  über  den 
Ural  gingen,  |iuf  eigne  Hand  das  ungeheure  Siberien  er- 


—    506    — 

oberten,  sich  dort  verbreiteten^  aber  1581  dem  Czaren- 
reiche  unterwarfen.  Die  Russen  bekennen  sich  alle  zur 
griechischen  Kirche^  bedienen  sich  (wie  die  Serben}  der 
alten ^  kyrillischen^  aus  dem  griechischen  Alphabete  meist 
entlehnten  Schrift^  während  die  Polen  und  Czechen  von 
katholischem  Ritus  die  lateinische  Schrift  anwenden.  Die 
russische  Litteratur  ist  in  der  neuern  Zeit  bedeutend  ge- 
worden^  doch  spricht  und  schreibt  man  in  den  hohero 
Zirkeln  viel  Französisch. 

Sehr  verwandt  ist  das  Litthauische^  die  Sprache 
der  alten  Litthauer  ^  die  früher  einen  mächtigen  slawischen 
Staat  bildeten,  jetzo  beschränkt  sind  auf  Kurland  und  die 
benachbarten  Gegenden.  Besondere  Dialecte  davon  sind 
das  Schamatische  und  Lettische  (lattwiska}  oder 
Kurländische  auf  der  kurischen  Nährung  (im  Preussi* 
sehen)  in  Kurland  und  Lettland  (dem  westlichen  Theile 
vonLivland},  unter  russischer  Herrschaft ,  auch  das  Pru- 
zisch-Litthauische,  das  noch  hier  und  da  vom  Inster 
bis  zur  Memel  gesprochen  wird,  sehr  verwandt  ist  dem 
Alt-Pruzischen,  das  sonst  in  Ost- und  Westpfeussen 
geredet  wurde ,  seit  dem  Ende  des  17.  Jahrb.  ganz  ausge- 
storben ist f  woher  der  Name  Preussen,  auch  für  das  Kö-- 
nigreich  in  jetziger  Ausdehnuftg  stammt.  Das  Litihaui« 
sehe  wird  von  Einigen  für  eine  eigene  Sprache  gehalten, 
die  zwischen  Slawisch  und  Teutsch  stehend,  dem  Saus- 
crit  sehr  verwandt  seyn  soll. 

IL  Der  serbische  Stamm,  (die  Südslawen  oder 
Illyrier)  stehet  in  Hinsicht  der  Sprache  dem  Alt -Slawi- 
schen am  nächsten.  Zu  diesem  gehören:  a}  die  Ser- 
hier  oder  Raitzen  (genannt  vom  Flusse  Reska}  fast 
IVa  Millionen,  die  sich  zur  griechischen  Kirche  bekennen^ 
theils  in  Türkisch-Servicn  (dem  alten  Moesia  superior) 
wohnen,  theils  im  östreichschcn  Slavonien,  auch  am 
Dniper  in  Russland,  b)  die  Bosnier,  in  Türkisch-Bos- 
nien ,  die  theils  Christen ,  theils  Muhammedaner ,  dadurch 
wesentlich  getrennt,  nur  durch  die  bosnische  Sprache 
verbunden  sind,  c)  die  Montenegriner  oder  Tscher-^ 
nogori   in   Montenegro,    ein    freies   Gebirgsvolk,    etwa 


—    5OT    — 

60,000  Menschen,  zwischen  Oestreich  und  der  Türkey, 
morgenländische  Christen j  d)  dieDalmatierundlstri- 
er  im  östreichschen  Dalmatien  (mit  300,000  Menschen) 
n&d  Turkisch<*Croatien,  mit  dem  Uskokischen  der  Vlahi, 
Wlachen  in  Istrien  und  Iliyrien  und  dem  Morlachischen, 
der  See  Wlachen  in  Dalmatien ,  das  dem  Montenegrini- 
schen ganz  nahe  stehet,  e)  die  Slavonier  in  Slavo- 
nien  mit  Vti  Million,  die  theils  der  lateinischen,  theils 
der  griechischen  Kirche  angehören,  f)  die  Bulgaren, 
im  türkischen  Bulgarien,  wo  die  einst  hier  herrschenden 
finnischen  Bulgaren  slawisirt  sind,  woher  das  Bulgarische 
in  der  Grammatik  manche  Eigenthümlichkeiten  hat ,  g}  die 
Croaten  in  Türkisch -»Croatien,  im  östreichschen  Mi-* 
litair*  und  Civil-Croatien  und  in  den  ungarischen  Croa- 
tendörfern,  die  das  Croatische  oder  Ohorwatische  spre- 
chea^  h}  die  Winden  oder  Slowenzen,  mit  800,000 
Menschen,  in  Steiermark,  Kärnthen,  Iliyrien  und  west- 
lichem Ungarn. 

III.     Der  polnische  Stamm  mit  etwa  6  Millio- 
nen. -  Er  begreift:    a)  die  Pplen.     Das    Polnische   oder 
Lechisohe^   die  Sprache   der  alten   Lochen  (Ijach),   de- 
ren Macht    früher    sehr   weit   reichte,  im  jetzigen  russi- 
schen  und  preussischen  Polen,    Oberschlesien,   Gallizien 
u.  s.  w.   IVa  Millionen,  mit  den  besondern  Mundarten  der 
Kasuben,    Masuren,    der   Slawen   in    Oberschlesien    und 
Pommern.     Die  polnische  Litteratur  hat  neuerlich  an  Be- 
deutung gewonnen;  das  frans^ösische  Wesen  der  Aristo- 
cratie  hat  auf  das  gedrückte  Volk   keinen  Eiiifluss   aus- 
geübt,   b)  Die  C zechen.    Das  Czechische  mit  dem  ganz 
nahe  stehenden  Hammackischen  oder  Mährischen 
ist  dem  Polnischen  sehr  verwandt.     Nur  etwa  die  Hälfte 
der  Einwohnerschaft  in  Böhmen   und  Mähren   ist   slawi- 
schen Stammes,  die  Aristocratie  ist,  wie  in  Polen,  meist 
fremden  Ursprunges.     Erst  in  jüngster  Zeit  hat  sich  die 
czechische  Sprache  mehr  geltend  gemacht,  ihre  Littera- 
tur hat  einen  bedeutenden  Aufschwung  genommen,  wo- 
mit der  Hass  gegen  das  teutsche  Wesen  hervortrat,   so 
Wie  die  Lust  dem  Slawenthume  die  Herrschaft  und  grösste 


—    508    — 

Ausdehnung  zu  geben,     c)  Die  Sorben-Wenden  oder 
Po  laben  (von  labe  die  EUbe)    sprechen  das   Polmbische 
in  der  Eibgegend,   so   wie  das  Wendische   in   der  Lau» 
sitz  und    im  Hannoverschen,    wozu    das  ausgestorbene 
Obotritische  in  Mecklenburg  gehört.     Dieser  Dtaleet  war 
früher   viel   weiter,   auch   durch  Franken  bis   Würzbnrg 
verbreitet,   ist  meist  mit  Gewalt  verdrängt.     In  den  be- 
schränkten Kreisen,   wo   jetzo   zwischen  den  deutschen 
noch  Slawen  sitzen,    halten   diese  fest  an  ihrer  Sprache 
und  Nationalität,     d)  Die  Slowaken  in  Ungarn,   an  2 
IMQllionen,  schliessen  sich  dieser  Qruppe  an;    viele   der- 
selben  durchwandern    fortwährend  Teutschland  mit  Mau- 
sefallen  und  dergleichen,    sie   sind    sehr  gedrückt,   aber 
ihnen  gehören  ausgezeichnete  Männer   der  Zeit  an,   wie 
Kossuth  in  Ungarn,  Palatzki  in  Prag  u.  s.  w. 

Die  slawische  Sprache,  deren  härtester  Dialect  das 
Polnische  seyn  wird,  wurde  leider  erst  spät  (im  9.  Jahrtu) 
Schriftsprache ;  die  alte  heidnische  Priesterschaft  hat  nicht 
wie    die    keltische    die  Schreibkunst  geübt,   weshalb   die 
ältere  Geschichte    der  Slawen  sehr  dunkel   ist  und  blei- 
ben wird.    Constantin,  aber  bekannter  unter  seinem Mönclis— 
namen  Cyrill  oder  Kyrillos    (aus  Thessalonich  gebürtig), 
verstand  die  damals  in  Griechenland  verbreitete  slawische 
Sprache,    kam  855  über  Constantinopel   zu  den  Donau- 
slawen und  bildete  zuerst  ein  slawische^  Alphabet  (Cy- 
rilliza),  meist  nach  griechischen  Buchstaben,  mit  Hinzu- 
fugung   einiger   koptischer   und   armenischer   Schriftzüge, 
womit  er  (860)  grosse  Theile  der  Bibel  übersetzte,  wor- 
auf in  vielen  slawischen  Ländern  die  Liturgie  nicht  mehr 
in  lateinischer,   sondern   in   slawischer  Sprache  abgehal- 
ten  wurde.     Dieser   Schrift  bedienen   sich  noch   gegen- 
wärtig  die  Slawen   von  griechischem   Ritus  (zum  Theil 
auch  die  Wlachen   für   ihre  wlachische  Sprache),  wili- 
rend  die  katholischen  Slawen  die  lateinische  Schrift  an- 
genonunen  haben.      Neuerlichst   ist  zwar  in  .Vorschlag 
gebracht,  diese  letztere  sollte  allgemein  angenommen  wer- 
den, was  aber  schwerlich  durchgeführt  werden  kann. 


Die  slawische  Nationalität  wird  von  den  Autoren 
vorzugsweise  unter  dem  Namen  der  /Sarmaton  oder 
Saurömaten  begriffen  seyn,  die  in  Sarmatia  sass^ 
hinter  den  Kelten ,  in  den  Ebenen  und  Steppen  hinter 
dem  schwarzen  und  caspischen  Meere  um  den  Dniper, 
Don,  Wolga,  Ural  u.  s.  w.  sich  weit  nach  Norden  bis 
nach  Polen  hineinzog,  also  im  eigendichen  Russland,  in 
Volhynien,  Podolien,  der  Ukraine,  Taurien,  Astrachan 
u.  s.  w.  Als  Nachbarn  hatten  sie  wohl  stets  südlich 
und  westlich  die  Kelten,  mit  denen  immer  Handelsbe- 
ziehungen bestanden  haben  mögen,  nördlich  die  finni- 
schen, südlich  die  caucasischen  Völker,  welche  vorzugs- 
weise die  Scydien  des  Alterthumes  bildeten. 

Etwa  bey  Beginn  unserer  Zeitrechnung  änderten  sich 
die  alt -nationalen  und  politischen  Verhältnisse,  östliche 
Völker  überschwenunten  den  Westen,  wobey  Gothen, 
Slawen  t|nd  Finnen  sich  dauernd  weit  ausbreiteten,  die 
keitiscbe  alte  Nationalität  fast  ganz  unterging.  Zuerst  waren 
es  die  gothischen  Völker,  die  wahrscheinlich  aufgeregt 
durch  einen  hintern  Impuls ,  aus  uns  unbekannten  Wohn- 
sitzen in  die  keltischen  und  sarmatischen  oder  slawischen 
Lande  vordrangen,  hier  ein  Gothia,  ein  grosses  ostgo- 
thisches  Reich  bildend ,  die  nicht  allein  Sarmatien  erober- 
ten, sondern  auch  auf  die  Slawen  einen  eignen  Einfluss 
ausübten,  die  zu  wandern  beginnen,  meist  im  Gefolge 
der  Gothen  und  Hunnen,  nach  allen  Seiten  ihr  Slawen- 
thum  in  fremde  Länder  tragön,  fest  daran  haltend,  sich 
nicht,  wie  die  Gothen,  in  der  vorhandenen  Einwohner- 
schaft verlieren.  ^ 

Oothische  Schaaren  mögen  schon  zur  Zeit  um  Christi 
Geburt  oder  früher  Sarmatien  siegend  durchzogen  haben 
und  bis  Nordgermanien  vorgedrungen  seyn,  von  denen 
die  Franken  abstammen  werden ,  die  im  t.  Jahrh.  am  Un^ 
terrheine  ersdieinen),  im  4.  Jahrh.  erstreckte  sich  Oo^ 
thia,  oder  die  Herrschaft  der  Ostgothen  über  die  slawi- 
schen Länder  vom  schwarzen  Meere  bis  zur  Ostsee,  in 
wdche  allmählig  viele  goihische  Schaaren  eingedrungen 
seyn  weiden ,  auf  ähnliche  Art ,  als  später  in  die  aadern 


—    510    — 

europäischen  Staaten;  wie  überall  werden  auch  hier  die 
Gotheu  sich  Landguter  genommen  ^  einen  militairiseben 
Adel  gebildet  haben  ^  der  an  der  Spitze  des  slawischen 
sehr  zahlreichen  Volkes  stand  ^  über  dieses  herrschte^ 
sich  hier  slawisirte^  seine  nationale  Sprache  aufgab^  wie 
in  Gallien^  Italien^  Spanien  u.  s.  w. 

Wie  die  gothischen  Krieger  aus  Sarmatien  westlich 
ziehen,  sich  ein  keltisches  Land  nach  dem  andern  uu* 
terwarfen^  folgen  ihnen  bald  oder  später  immer  Slawen 
in  grosser  Zahl^  die  sich  so  bis  zur  Elbe,  Saale  und 
dem  Mayn^  bis  ans  adriatische  Meer^  durch  Thrazien, 
Griechenland,  Mösien,  Pannouien  und  Illyricn  verbreiten, 
überall  als  fleissige  Ackerbauer  (während  der  Gothe  Dy- 
nast ist},  die  aber  Alles  um'sich  her  slawisiren.  Wäh- 
rend Gothen  das  grosse  Drama  der  Völker^yandrung  be- 
ginnen ,  erobernd  einherziehen ,  gefolgt  von  Alles  verwü- 
stenden Hunnen,  bildet  die  Invasion  der  Slawen  den 
zweiten  Act  dieses  grossen  Trauerspieles,  die  unter  Kai- 
ser Ilcraclius  um  630  ziemlich  vollendet,  und  von  den 
nachhaltigsten  Folgen  ist. 

Im  Stammlande  der  Slawen  blieb  stets  die  Haupt- 
masse derselben  sitzen^  die  in  viele  einzelne  Völker- 
schaften zerfiel;  so  wohnten  die  Slavini  in  den  nördli- 
chen Gegenden  um  Nowgorod ,  um  die  Weichsel  und  die 
Karpathen ,  die  Antes  zwischen  dem  Duister  und  Tanais  ^ 
die  Ulitscher  und  Tiwerzer  zwischen  dem  Dnister  und 
Pruth ,  die  Polotschanen ,  Dregowitschen  und  Krewitschen 
um  Smolcnsk,  Witesbk  u.  s.  w.,  östlicher  die  Wjuti- 
schen,  Duljeber,  die  Drewljaner  in  Volhynien,  westlicher 
die  Poljanen  um  Kiew  und  längs  dem  Dnister. 

Ueber  alle  diese  slawischen  Völker  herrschten  die 
Gothen,  welche  den  Adel  bildeten,  die  von  den  Finnen 
Ruotzi,  daher  auch  Hess  oder  Russi  genannt  wurden, 
diese  sind  von  den  Normannen  nationel  nicht  verschie- 
den, nicht  slawischer,  sondern  gothischer,  oder  nach  her- 
kömmlicher Art  zu  sprechen,  teutscher  Abkunft,  wie  zu- 
erst  der   trefflliche  Thunmann  (Geschichte  der   östlichen 


-    511    — 

Volker  1744)  nachgewiesen  hat,  daher  stammt  der  Name 
der  Russen  und  Russlands. 

Nach  den  nordischen  Sagen  regierten  gothisehe  Kö- 
ntgsgeschlechter  schon  lange  vor  dem  9.  Jahrh.  über  die 
slawischen  Völker^  die  sich  wahrscheinlich  allmählig  sla- 
wisirten.  Als  slawische  Stamme  im  nördlichem  Russ- 
land uneins  wurden^  erbaten  sie  sich  um  86S  von  den 
gothischen  Warägern  oder  Normannen  im  nördlichen  Ger- 
manien einen  Fürsten;  diesem  Rufe  folgte  Rurik  (geb. 
817  f  879),  ging  mit  grossem  Geroige  dahin  ^  gründete 
Nowgorod  oder  machte  wenigstens  von  hier  aus  bedeu- 
tende Eroberungen,  er  begründete  als  Knjas  ein  wichti- 
ges Fürstengeschlecht  und  seine ,  ganz  slawisirten  Nach- 
kommen beherrschten  den  sich  immer  vergrössemden  Staat 
(der  nun  als  Russia  bezeichnet  wurde)  bis  1598^  wo  die 
Familie  Romanow  zur  Regierung  kam.  In  der  Zeit  von 
981  — 1015  wurde  das  Christenthum  von  Constantino- 
pel  aus  eingeführt  und  zwar  das  griechische  oder  mor- 
genländische ,  das  sich  seit  dem  9.  Jahrh.  ganz  von  dem 
römischen  oder  papistischen  getrennt  hatte  y  nicht  den  Papst 
als  Oberhaupt  anerkennt,  die  Priesterehe  gebietet  u.  s.  w. 
und  sehr  duldsam  gegen  andere  Religionen  ist. 

Die  Mongolen  der  goldnen  Horde  eroberten  um  1837 
fast  alle  slawischen  Länder  im  heutigen  Russland  ^  die 
sie  mit  ihrmn  weiten  Reiche  vereinigten;  als  ein  unbe- 
deutender Freistaat  behauptete  sich  Nowgorod,  dessen 
Grossfürsten  tributpflichtig  wurden.  Grosso  Stücke  des 
Landes  gingen  im  14.  Jahrh.  an  Litthauen  und  Polen 
verloren.  Ein  ausgezeichneter  Fürst  Iwan  Wasilewitsch  I. 
schlug  die  Mongolen  mehrfach  (146t — 1508)^  unterwarf 
sich  Nowgorod  (1478),  viele  andere  Fürstenthümer,  wurde 
der  erste  Zaar  von  Russland.  Iwan  Wasilewitsch  IL 
(1534  —  1584)  erx>berte  die  tartarisch- mongolischen  Rei- 
che Kasan  und  Astrachan^  erhielt  1581  das  von  den 
Kosaken  eroberte  weite  Siberien ;  so  wurde  die  gewaltige 
Macht  des  heutigen  russischen  Reiches  begründet,  das 
unter  Peter  dem  Grossen  (seit  1688)  immer  mehr  auf- 
blühete. 


—    512    — 

Der  Einfluss  der  Qothen  und  besonders  der  Mongo- 
len scheint  die  alt -slawischen  Institutionen  sehr  getrübt 
zu  haben  ^  die  bey  den  Steppenvolkem  sich  am  reinsten 
erhielten ;  es  hatte  sich  ein  sehr  herrschsüchtiger  Adel  der 
Bojaren  gebildet^  welche  den  Bauern  in  die  schmähligste 
Leibeigenschaft  brachte,  in  der  er  meist  jetzo  noch  lebt. 

Die  Einwohner  von  Polen  CPoljaoe),  die  Ljachen 
oder  Lochen,  die  Mazowszare  oder  Masuren  (um  War- 
schau und  Plozk),  die  Cujavier  u.  s.  w.  werden  ein  ur- 
sprünglich sarmatisohes  oder  slawisches  Volk  seyn,  das 
hier  autochthonisch  war,  stets  hier  seine  Wohnsitze  hatle, 
wir  finden  daher  im  eigentlichen  Polen  keine  keltischen 
Alterthümer  oder  überhaupt  solche  ^  die  einem  fremden 
Volke  angehören  werden.  Es  ist  zwar  nicht  wahrschein- 
lich, dass  das  Land  von  den  Gothen  unberührt  geblieben 
wäre;  aber  wir  haben  darüber  keine  bestimmte  Nach- 
richten. 

Die  älteste  Verfassung  scheint  eine  rein  slawische, 
der  keltischen  nicht  unähnliche  gewesen  zu  seyn,  ohne 
bevorzugten  Adel,  mit  eignen  Fürsten  aus  alten  Familien, 
die  an  der  Spitze  kleiner  Völker  standen,  und  einer  De- 
mocratie,  welche  die  freien,  meist  kleinen  Icchischeo  Grand- 
besitzer oder  die  Schlackteicz  bildete,  unter  denen  die 
noch  freien,  aber  belasteten  Knetonen  standen.  Um  965 
wurde  das  Christenthum  eingeführt,  um  1025  nahm  Bo- 
leslaw  den  königlichen  Titel  an,  der  Adel  beginnt  nun 
privilegirt  und  mächtig  zu  werden,  greift  mit  der  Geist- 
lichkeit weit  um  sich,  macht  den  kleinen  freien  Land- 
besitzer leibeigen,  so  gut  wie  rechtslos.  Die  Mongolen 
machten  1838 — 1289  verheerende  Einfälle  ohne  nachhal- 
tige Folgen. 

Mit  Casimir  dem  Grossen  starb  (1370)  das  Ge- 
schlecht der  Piasten  aus,  das  der  Jagellonen  bestieg  den 
Thron,  unter  den  Polen  sich  sehr  vergrösserte.  Durch 
Heirath  ward  das  mächtige  Litthauen,  welches  sich  bis 
über  Smolensk  erstreckte,  mit  dem  Reiche  verbunden; 
Pommerellen  (Westpreussen,  ein  Theil  von  Pommern  und 
der  Neumark),  Ostpreussen,  selbst  die  Moldau  und  Wa- 


—    613    — 

lachei  standen  unter  polnischem  Schutze.  Mit  dem  Ende 
des  15.  Jahrh.  beginnt  der  Verfall  des  Reiches.  Die  im- 
mer mächtiger  werdende  Aristocratie  sondert  sich  ganz 
vom  Volke,  nimmt  feste  Familiennamen  an^  meist  mit  der 
Endsilbe  ski,  d.  i.  von,  beschränkt  das  Königthum  mehr 
und  mehr,  das  seine  wichtigsten  Hechte  verliert,  1466 
nimmt  man  den  Knetonen  ihr  Erbrecht,  fesselt  sie  an 
die  Scholle,  1568  wird  jeder  des  Adels 'für  verlustig  er- 
klärt, der  nach  Art.  der  Bürger  lebt.  Nach  dem  Tode 
des  letzten  Jagello  (Sigesmund  III.)  1570,  ist  das  Kö" 
niglhum  ein  leerer  Name,  das  Land  stehet  unter  dem 
äussersten  Drucke  der  Adels -Aristocratie,  verliert  alle 
Kraft,  ein  Theil  gehet  nach  dem  andern  verloren,  bis  es 
endlich  ganz  unter  die  Nachbarstaaten  Hussland,  Oest- 
reich  und  Preussen  getheilt  wurde.  Die  gänzliche  Zer- 
splitterung eines  Reiches,  das  in  der  Weltgeschichte  eine 
nicht  unwichtige  Rolle  spielte,  erregt  allerdings  Interesse, 
ist  aber  ein  häufiges  Ereigniss;  iibrigens  sind  die  Polen 
keine  Nationalität,  sondern  nur  ein  Zweig  derselben,  ihr 
eigentliches  Stammland  ist  keiner  fremden  Nationalität 
zugefallen,  was  von  Polen  abgerissen  wurde,  ist  fast 
nur  frühef  erobertes  und  slawisirtes  Land.  Wenn  aber 
der  jetzo  exilirte  Adel  sich  für  die  polnische  Nationalität 
ausgiebt,  so  möchte  diess  ein  grober  Irrthum  seyn,  da  er, 
seinem  Ursprünge  nach,  grossenthcils  fremden  Nationalitäten 
angehören  dürfte ;  diesen  slawisirten  Adel  wird  man  immer 
von  dem  slawischen  Volke  zu  unterscheiden  haben. 

Böhmen,  das  alle  Bojohemum,  war  ein  ursprüng- 
lich keltisches  Land,  bewohnt  von  den  Bojern,  die  12 
v.  Chr.  von  den  kelto-germanischen  Markomannen  besiegt 
wurden,  und  es  bleibt  sehr  zweifelhaft,  ob  in  demselben 
auch  nur  sporadisch  Slawen  ge^vohnt  haben.  Es  ist 
wahrscheinlich,  wenn  auch  nicht  zu  erweisen,  dass  hier 
gothische  Völker  eingedrungen  seyn,  die  sich  mit  den 
Kelten  allmählig  zu  Teutschen  amalgamirten.  Vielleicht 
in  deren  Gefolge  und  nach  dem  Einfalle  der  Hunnen  (441) 
treten  hier,  besonders  im' Laufe  des  6.  Jahrb.,  Slawen 
auf,  die  vermuthlich  aus  Polen  sich   über  Schlesien  und 

Kefertteln  Kelt.  Alterth.    11.  Bd.  n.   Ablb.  33 


—    514    — 

Mähren  herüberzogen^  als  Czecbowi  oder  Czechen  all- 
mählig  die  Haupteinwohnerschaft  der  ackerbauenden  Ciasse 
bildeten^  indem  sie  Alles  zu  slawisiren  suchten.  Im  Laufe 
des  9.  Jahrh.  wurde  das  Land  christlich.  Auch  hier 
dürfte  anfangs  9  wie  in  Polen  ^  ,dic  alt  -  slawische  Verfas- 
sung geherrscht  haben,  mit  kleinen,  freien  Grundeigen- 
thümern,  in  deren  Händen  die  Regicrnng  lag;  allmähh'g 
aber  entwickelte  sich  eine  sehr  mächtige  Aristocratie,  die 
fast  durchaus  fremden  Ursprunges^  auch  nur  theilweise 
slawisirt  ist.  Die  Slawen  schlugen  unter  Samo  die  Awa- 
ren  zurück  (687) ;  seit  695  ward  ein  Fürst  Przemisl  der 
Stammvater  einer  langen  Reihe  von  I^hmischen  Herzögen 
(die  unter  Kaiser  Otto  in  ein  Abhängigkeits-Verhältniss 
zu  Teutschland  kamen)  bis  ins  14.  Jahrh.  (1306),  wo  sie 
den  Königstitel  erwarben,  Mähren,  Schlesien,  Steiermark 
und  Krain  unter  ihre  Herrschaft  gebracht  hatten.  Seit 
1526  ging  die  Krone  an  das  Haus  Oestreich  über. 

Wenn  auch  etwa  die  Hälfte  der  jetzigen  Einwoh- 
nerschaft von  Böhmen  der  slawischen  Nationalität  ange- 
hört, so  ist  das  Land  selbst  kein  ursprünglich  slaAvisches, 
und  es  jctzo  mit  Gewalt  slawisiren  zu  wollen,  würde  eine 
grosse  Anmassung  seyn.  Die  czechische  Litteratur  war 
bisher  sehr  unbedeutend,  hat  in  jüngster  Zeit  einen  ho— 
hen  Aufschwung  genommen,  wo  auch  die  Idee  eines  grossen 
czechischen  oder  nordischen  Slawenreiches  auftauchte. 

Mähren   (mit   1,750,000   Ein  wohn.),   das  stets   za 
Germanien  gehörte,  war  das  Stammland  der  kclto-germa- 
nischen  tapfern  Markomannen  und  Quaden,  die  sich  w^eit 
verbreiteten,  die  grimmigsten  und  steten  Feinde  der  Ro- 
mer waren.     Wahrscheinlich  kam  auch  dieses  Land  unter 
die  Herrschaft  derGothen,  die  sich  allmählig  inTeutsche  um- 
bildeten; vermuthlich  in  deren  Gefolge  und  nach  dem  Ein- 
brüche der  Hunnen  um  441  erscheinen  Slawen  unter  demXa- 
men  Moravi  (wohl  entlehnt  vom  Hauptflusse  des  Landes^ 
der  March  oder   Morawa),    woher  Mähren,    als    fleissige 
Ackerbauer,  die  viele  Einwohner  slawisirt   haben  mögen. 
Es  entwickelte  sich  hier  besonders  unter  Rastislau  (seit  863) 
undSwatopluk  (874)  ein  wichtiges  mährisches  Reich,  das  sich 


!—    515    — 

selbst  über  Ungarn  ausdehnte^  aber  schon  im  10.  Jahrb. 
(907)  zersplittert  wurde,  und  seit  dem  11.  Jahrh.  mit 
Böhmen  verbunden  ist.  Etwa  ^4  der  jetzigen  Einwoh- 
nerschaft gehört  der  slawischen  Nationalität  als  Han- 
naken  Cau  dem  Fl&sschen  Hanna  zwischen  Kremsier 
und  Wischau),  Wasserpolaken  (an  der  schlosischen 
Grenze),  Slowaken  (in  dep  ostlichen  Karpathen),  Ero« 
aten  (in  den  westlichem  Karpathen)  und  Morawzi 
oder  M&hren,  welche  den  Czecben  nahe  verwandt  die 
Hauptmasse  der  Slawen  bilden.  Der  östliche  Theil  des 
Radischer  Kreises  beisst  die  Walachei,  hier  wohnen 
W lachen  (wohl  als  Nachkommen  der  alt- keltischen 
Einwohnerschaft),  meist  arme  Hirten,  deren  Tracht  durch 
Schnürstiefeln  und  einen  platten  Hut  sich  auszeichnet. 

Oberschlesion,  oder  der  südliche  Theil  von  Schle- 
sien, überhaupt  das  Grenzland  mit  Polen,  noch  jetzo  meist 
rein  slawisch,  wird  ein  ursprünglich  slawisches  oder  le- 
chisches Land  seyn.  Uebrigcns  war  Schlesien  —  wie 
schon  die  Alterthümer  lehren  —  ein  rein  keltisches  Land, 
wo  Markomannen  und  Quaden  wohnten,  dann  unter  die 
Herrschaft  der  Gothen  gekommen  seyn  durfte  (die  sich 
allmählig  in  Teutsche  umbildeten),  in  deren  Gefolge  viele 
Slawen  einzogen ,  die  vielfach  sich  ansiedelten.  Das  Land 
kam  bald  unter  polnische  Hoheit,  gehörte  zum  Königreiche 
Polen,  bis  es  im  14.  Jahrb.  der  böhmischen  Lehnsherrschaft, 
174S  der  Krone  Preussen  zufiel ,  und  das  Slawenthum  auf 
sein  ursprüngliches  Territorium  wieder  beschränkt  ist. 

Die  Slawen  diesseits  der  Weichsel,  nörd- 
lich voi|  Böhmen,  die  Polaben  (Eibslawen), 
Wenden  ond  Sorben.  Die  Länder  diesseits  der 
Weichsel,  die  nicht  zu  Sarmatien,  sondern  zu  Germa- 
nien gehörten,  wurden  offenbar  von  Kelten  bewohnt,  wie 
auch  die  Alterthümer  und  die  vielen  aufgerichteten  Steine 
lehren,  die  den  Slawen  fremd,  den  Kelten  eigqnthumUch 
sind.  Die  Gegendan  um  die  Ostsee,  wo  seit  urältester 
Zeit  der  Bernsteinhandel  blühete,  werden  eine  höchst 
zahlreiche  keltische  Einwohnerschaft  gehabt  haben,  da 
diese  an  Alterthümern  ausserordentlich  reich  sind;  hier 

33« 


—    516    — 

wohnten  die  offenbar  keltischen  Cimbri;  die  ästyischen 
Völker^  die  nach  Tacitus  keltisch  sprachen ^  auch  dieVe- 
neti  des  Tacitus  (Venedi  des  Plin.,  Wenedai  des  Ptol.), 
die  nur  ein  keltisches  Volk  gewesen  seyn  können,  da 
ein  anderer  Zweig  derselben ,  das  Hauptvolk  im  kelti- 
schen Armorica,  und  ein  dritter  Zweig  am  adriatischen 
Meere,  im  heutigen  Venetianischen  wohnte,  die  der  if- 
lyrischen  oder  keltischen  Nationalität  angehörten.  Später 
treten  im  nördlichen  Germanien  slawische  Wenden  auf, 
und  die  neuern  slawischen  Historiker  rechnen  nicht  allein 
die  germanischen  Veneti,  sondern  auch  die  italienischen 
und  gallischen  zur  slawischen  Nationalität,  was  mir  ein 
grober  Irrthum  zu  seyn  scheint;  stehen  die  Namen  We- 
nedai und  Wenden  (Winidi)  in  sprachlicher  Beziehung, 
so  können  wohl  nur  die  Slawen  den  Namen  von  den  Kel- 
ten entlehnt  haben. 

Wie  schon  mehrfach  erwähnt,  werden  bereit«  im 
Laufe  des  ersten  Jahrh.  n.  Chr.  gothische  Schaaren  bis 
hierher  vorgedrungen  seyn,  die  später  unter  dem  Namen 
der  Franken  am  Rheine  erscheinen;  geschichtlich  wissen 
wir,  dass  im  4.  Jahrh.  aus  Gothia,  das  bis  ins  nordJicJie 
Russland  reichte,  eine  gothische  Armee  unter. Ermanricli, 
dieAestyer,  wie  die  andern  Völker  an  derOstsee  überwand. 
Gothen  wurden  nun  wohl  Herrn  des  Landes,  durchzogen  es 
vielfach  und  drängten  sich  nach  dem  Gestade  der  Nordsee. 

Ihnen  folgten  Slawen  in  grosser  Zahl,  die  überall 
sich  als  fleissige  Ackerbauer  festsetzten,  dabey  die  kel- 
tische Bevölkerung,  selbst  wohl  die  gothischen  Dynasten 
slawisirten;  vorzüglich  im  Laufe  des  5.  Jahrh.  rückten 
die  Slawen  von  der  Weichsel  bis  über  die  Oder,  später 
bis  über  die  Elbe  und  Saale  bis  nach  Thüringen  vor. 
Hier  fand  der  Apostel  Bonifacius  im  Jahre  724  die  Wen- 
den in  einer  so  glücklichen  Lage,  so  empfanglich  für  das 
Christenthum ,  dass  er  sie  als  Colonisten  nach  Franken 
zog,  bald  verbreiteten  sich  grosse  Colonien  von  Sla- 
wen, als  Moinowindi,  Radanzwindi  u.s.w.  durch  das  Frän- 
kische, Fttldaische,  Bambergische  und  Bayreutische,  die 
aber  später  ganz  in  der  teutschenNationahtät  verschwanden. 


—    SIT    — 

Slawische  Colonicn  drangen  noch  weiter  vor,  ka- 
men selbst  nach  Batavien  und  Britannien,  wo  sie  sich, 
dort  in  der  Gegend  %'on  Utrecht,  hier  in  der  Grafschaft 
Wiltshire  niedcrliessen ,  aber  bald  assimilirt  wurden. 

Um  das  Jahr  800,  wo  Carl  der  Grosse  dem  weitern 
Vordringen  der  Slawen  ein  Ziel  setzte,   hatten   diese   die 
grössere  Hälfte  von  Germanien  inne,  sie  waren  nicht  mi-* 
litairische  Herrscher,   wie   die  Römer,  oder  eine   occupi- 
rende  Armee,   wie  die   Gothen,   sondern   sie  hatten   sich 
als  fleissige  Ackerbauer   Ober  das  Land  verbreitet,  \nele 
Dörfer  angelegt,  deren  slawische  Namen  meist  noch  vor- 
handen sind,  waren  in  jeder  Hinsicht  tolerant,   wussten 
aber  ihre  Sprache  zur  Geltung  zu  bringen,   die  keltische 
Sprache  gehet  ganz   bey   dem  besiegten  Volke  verloren, 
die  slawische   scheint  überall  die    herrschende  geworden 
zu  seyn.    Von  der  Weichsel  bis  zur  Elbe,  Saale  und  dem 
Haine,  war  Alles  slawisches  Land,  Alles  slawisirt,  über- 
all herrschten  slawische  Institutionen.     Erst  im  9.  Jahrh. 
stellte  sich   die  teutsche  Nationalität,    die  sich  aus  der 
keltischen  und  gothischen  gebildet  hatte,  diesem  Slawen- 
thume  entgegen,  das  Alles  zu  verschlingen  drohete,  aber 
ein   vierhundertjähriger  nationaler,    eben   so  blutiger  als 
grausamer  Krieg,  den  Albrecht  der  Bär  vollendete,  musste 
gef&hrt  werden,    um   die  Slawen  in   ihre  alten   Grenzen 
zurückzuweisen,     damit    Germanien,    jetzo    Teutschland 
auf  eignem  Boden  sich  entwickeln  konnte;  gleichwohl  wird 
man  gern  die  Ehrenhaftigkeit  des  slawischen  Volkes  an- 
erkennen ,  bey  dem  es  damals  noch  keine  herrschsüchtige 
Aristocratie  gab. 
'  Im  slawischen  Theile  von  Germanien   wohnten  eine 

^  Menge  kleine  Völkerschaften  mit  eignen  Regierungen, 
ohne  einen  grössern,  selbstständigen  Staat  zu  bilden,  die 
nach  Gefallen  sich  in  der  Zeit  der  Noth  vereinigten.  Da& 
Land  längs  dem  Meere,  das  heutige  Pommern  bevölker- 
ten die  Pomerani  (von  po  an  und  morje  das  Meer);  zu 
denen  gehörten  auch  die  Luticzi  oder  Wilzen,  Weleten, 
an  der  Grenze  von  Mecklenburg,  die  Ranen  oder  Ruja- 
nen  auf  Rügen,  die  Retnarer,  Dolenser,  Uckerer,  Hevel- 


—    518    — 

ler,  Speraner  u.  s.  w.    sudlicher  in  der  Mark.     Im  henti- 
gen  Mecklenburgs  bis  zur  Elbe,  wohnten  die  Abtrizi  oder 
Obotriten;  an  der  untern  Elbe  die  Polaben,  mit  den  Mo- 
ritzancrn  bey  Magdeburg;   an  diese  grenzten  die  Sorben^ 
die  sich  selbst  Sserb,  Serbi  nannten,  mit  50  Städten,  die 
sich  bis  über   die  Saale  verbreiteten;   zu   ihnen   gehörten 
die  Dalemiiizi  bey  Meissen,  die  Siusli,  Glomazi,  Zlomizi, 
Colodizi,   die  Chutizi  bey  Merseburg   und    andere;  daran 
schlössen  sich  die  Milzen  oder  Milzienen  in  der  Oberlau- 
sitz   mit  30  Städten,   die  Lusici   mit   30  Städten   in  der 
Lausitz  und  andere. 

Die  Einwohnerschaft,  welche  die  Slawen  bey  ihrer 
Invasion  vorfanden,  scheint  nicht  ausgewandert,  sondern 
vollkommen  slawisirt  zu  scyn;  die  keltische  Sprache 
ging  hier,  wie  in  fast  ganz  Europa  unter,'  hier  in  der 
slawischen )  wählend  sich  in  andern  Ländern  Mischspra-» 
eben  bildeten.  Die  einheimische  urspriinglich  keltische 
Einwohnerschaft  behielt  wahrscheinlich  die  Industrie  und 
den  Handel  in  den  Händen,  während  die  Slawen  vorzuffs- 
weise  den  Ackerbau  betrieben.  Offenbar  standen  diese 
slawischen  Länder  in  höchster  Blüthe,  Ackerbau,  In- 
dustrie und  Handel  wurden  sehr  lebendig  betrieben,  über- 
all scheint  Wohlhabenheit,,  Frieden  und  Sicherheit  ge- 
herrscht zu  haben,  während  im  übrigen  Germanien  diess 
Alles  viel  weniger  der  Fall  war,  heftige  Kriege  geführt 
wurden  und  die  gothischen  Seeräuber  allen  Handel  zer- 
stört hatten.  Dadurch  vielleicht  wurde  die  slawische 
Stadt  Julia  auf  der  Insel  Wollin  zum  wichtigsten  Handels- 
platze des  Nordens,  hatte  Verbindungen  bis  tief  nach  Asien, 
sandle  ihre  Schiffe  nach  Hussland,  Spanion  und  Griechenland, 
lieber  das  Slawenthum  dieser  Gegend  hat  neuerlich 
Macieiowsky  (in  seiner  polnisch  geschriebenen  Geschichte 
der  slawischen  Gesetzgebung,  aus  welcher  die  baltischen 
Studien  III.  Heft  1.  1835  Pag.  172  einen  Auszug  geben) 
interessante  Notizen  gegeben.  Die  Hegierungsform  war, 
wie  die  keltische,  eine  patriarchalisch -democratische;  die 
Familien  waren  ihrem  Oberhaupte  unterworfen ,  und  diese 
Repräsentanten  bildeten  eine  .democratische  Republik  von 


—    519    - 

Grundbesitzern  y  in  deren  Händen  die  Regierung  lag^  wel- 
che zur  Leitung  der   öffentlichen    Angelegenheiten   einen 
Senat  —  Starszyzna  —  ernannte.     In  Pommern   gab  es 
noch  in  später  Zeit  viele  kleine  Republiken.     In  Kriegs- 
Zeiten  ward  die  Gewalt  Einem  übergeben  ^  und  aus  solchen 
Dictatoreu   bildete  sich  meist  eine  monarchische  Verfas- 
sung mit  einem  erblichen« König ,  einem  $tarszy   (Alter)^ 
Woiwod  (Heerführer)  oder  Ksiadz  (Fürst).    Das  Staats- 
bürgerrecht war  in  den  Händen   der   unter  sich  gjjeichen 
Freien,  die  alle  Beamte  wählten;  erst  unter  der  monar- 
chischen Verfassung   und   in  der  christlichen  Zeit  bilde- 
ten sich  verschiedene  Stände;  und  die  hohen  Aemter  wur- 
den erblich,  wie  die  Woiwodcn,  die  Kasztelani  oderZu- 
paui  (Statthalter).    Mau  unterschied  die  grossen  Land- 
besitzer als  panewie  (barones)   von  der  Szlachta  (Adel) 
und  der  Ziemianie  (Landsassen) ^  über  welchen  die  Hof- 
uod  Landesbeamten  standen.    Der  Bauer ^  Kmies,  Kme- 
tho  w^ar  frei,  wenn  er  auch  Zins  bezahlte;  daneben  stan- 
den Unfreie,  poddani,   die  aber  nicht  Sklaven,  nicwolnik, 
waren.    Die  Freien,  die  keine   öffentlichen  Abgaben   be- 
zahlten, waren  gleich  militairpflichtig   durch   das  Ritter- 
recht (^jus  miUiare^\  erst    als  diess  Recht  seine  Geltung 
verlor,  erhob   sich  der  Adel  über  den  Bauer.    Das  Laiul 
war  in  Bezirke,  Zupy  und  Powiaty,  getheilt,  deren  jeder 
seine  VVieca,   die   öffentliche  Versammlung  aller  waffen- 
fähigen Freien  hatte.     Eine  Anzahl  solcher  Distrikte  bil- 
dete eine  Provinz  oder  Zicmie,  die  ihren  grossen  Reichs- 
tag oder  Seymy  hatte.. 

Der  glückliche  Zustand  des  Slawenlaudes  mag  Carl 
den  Grossen  mit  bewogen  haben,  gleich  nach  Beendigung 
des  30jährigen  Krieges  mit  den  Sachsen  (773  —  804)  ^  un- 
ter dem  Verwände  der  Religion  die  ganz  unvorbereiteten 
Slawen  au  der  Saale  anzugreifen,  und  leicht  war  es  ihm, 
siegreich  bis  zur  £lbe  zu  dringen  (806).  Nun  aber  fan- 
den die  Tcutschcn  den  kräftigsten  Widerstand  bey  den 
gerüsteten  Slawen,  die  für  ihre  Freiheit  und  Religion 
fochten,  und  drey  Jahrhunderte  lang  wüthete  der  fürch- 
terlichste Krieg  in  den  slawischen  Ländern,  die  von  den 


—    520    — 

Teutschcn  und  andererseits  von  den  Dänen  angegriffen 
wurden,  aber  nur  sehr  langsam  erobert  werden  konnten^ 
wobey  das  Land  durchaus  verheert  und  menschenleer 
wurde,  worauf  viele  Teutsche  einwanderten,  das  Sla- 
wenthum  sehr  zurijck-,  meist  ganz  verdrängt  wurde. 

Otto  I.  eroberte  den  wichtigen  slawischen  Ort  Bran- 
nibor;  nun  wurden  die  Bisthüraer  Brandenburg  und  Ha- 
velberg wie  das  Erzbisthum  Magdeburg  (968}  begrün- 
det. Erst  Albrecht  der  Bär  (aus  dem  Hause  Askanien, 
Stammvater  des  jetzigen  Anhahschen  Hauses},  eroberte 
das  Land  bis  zur  Oder  (1147},  nahm  den  Namen  eines 
Markgrafen  von  Brandenburg  an,  und  seine  Nachfolger 
erweiterten  ihre  Besitzungen  ansehnlich  durch  die  Neu- 
raark,  einen  Theil  von  Pommern,  Pommerellen  (West- 
prcussen} ,  der  Lausitz  u.  s«  w.  Der  Burggraf  von  Nürn- 
berg, Friedrich  IV.,  aus  dem  Hause  HohenzoUern  (wel- 
ches, wie  die  Könige  von  Baiern,  vom  Grafen  Thassilo 
abstammt},  erkaufte  1415  diese  Markgrafenschaft  mit 
der  Kurwürde,  die  allmählig  sehr  vergrösscrt  wurde,  und 
1701  setzte  sich  Markgraf  Friedrich  L  in  Königsberg  die 
Köiügskrone  auf,  wurde  der  erste  König  von  Preussen. 

Pie  slawischen ,  heidnischen  Pruci  oder  Preussen  (in 
Ost«  und  Westpreusscn}  fochten  sehr  siegreich  gegen 
die  Polen,  hatten  ihre  Herrschaft  80  ausgedehnt,  dass 
der  Herzog  von  Masovien  Konrad  L ,  zu  Anfange  des  13. 
Jahrh.  den  teutschcn  Ritterorden  (der  1190  in  Palästina 
gestiftet  war)  zu  Hülfe  rief  um  die  heidnischen  Preussen 
zu  bekämpfen ,  ihr  Land  ^u  erobern ;  aber  erst  nach  einem 
53jährigen  blutigen  Kriege  (1838—1291}  war  die  Erobe- 
rung vollbracht,  das  Land  aber  fast  ohne  Einwohner,  die 
slawischen  Preussen  wurden  ganz  vernichtet,  ihre  Spra- 
che starb  bald  ganzlich  ab;  die  Grossmeister  in  Marien- 
burg musstcn  das  Land  durch  Teutsche  und  Polen  all- 
mählig bevölkern ,  dehnten  nun  ihre  Macht  weit  aus^  über 
die  Neumark,  Esthland  und  Liefland;  die  unmenschliche 
Härte  gegen  die  Unterthanen  vorzüglich  vereinigte  1440 
die  Städte  in  einen  Bund,  an  dem  Polen  Theil  nahm,  und 
nach  hartem  Kriege  musste  der  Orden  1468  seine  misten 


—    521    — 

Besitzungen  an  Polen  abtreten  ^  ihm  blieb  nur  Ostpreus- 
seD^  das  1525  und  definitiv  1618  an  Prcussen  fiel. 

Die  slawischen  Obotriten  mussten  sich  nach  langcn- 
Kriegen  1156  Teutschland  unterwerfen;  der  letzte  obo- 
tritiscbe  Fürst  Pribislaw  IL  bekannte  sich  1167  zum  Cbri- 
stenthume ,  wurde  der  erste  Herzog  von  Mecklenburg  und 
ist  der  Stammvater  der  jetzigen  Fürstert  dieses  Landes, 
das  seitdem  ganz  teutsch  geworden  ist. 

Die  slawischen  Pomerani,  die  längs  dem  Meere  bis 
tief  ins  Land  wohnten,  wurden  von  den  Dänen  und  den 
Teutschen  mit  gleicher  Grausamkeit  bekriegt,  und  1165 
zum  Theil  Ichnspflichtig;  die  Herzöge  des  verwüsteten 
Landes  erkannten  1185  den  teutschen  Kaiser  als  ihren 
Lehnsherrn  an;  als  sie  1637  ausstarben,  fiel  Uinterpom- 
mern  an  Preussen,  Vorpommern  an  Schweden,  das  1815 
ebenfalls  an  Prcussen  kam. 

Durch  die  laugjährigen  Kriege  wurde  das  Slawen- 
thum  in  diesen  Gegenden  fast  ganz  vernichtet,  hat  sich 
mir  isolirt  hier  und  da  erhalten;  die  Avüsten  Ländercien 
wurden  an  Bischöfe,  Edelleute  und  hereingezogene  Fremde 
vertheilt,  die  zurückgebliebenen  Slawen  wurden  auf  dem 
Lande  zu  Leibeigenen  gemacht,  in  ^en  Städten  aus  den 
Innungen  gestossen.  Allmählig  erlosch  die  slawische  Spra- 
che; 1293  verbot  man  in  Anhalt,*  1337  in  Sachsen  sie 
vor  Gericht  anzuwenden.  0 

Die  grossen  Eroberungen,  welche  die  Slawen  im 
Gefolge  der  Gothen ,  wie  es  scheint,  leicht  und  mehr  fried- 
lich gemacht  hatten ,  wobey  sie  Alles  slawisirten ,  konn- 
ten ihnen  nur  durch  die  grössten  Anstrengungen  entris- 
sen werden^  und  an  der  Lust,  das  Verlorene  wieder  zu 
gewinnen,  hat  es  in  jüngster  Zeit  nicht  gefehlt,  wo  die 
slawische  Nationalität  in  mächtigen  Völkerbündnissen 
sich  sehr  drohend  erhebt,  und  allerdings  liegt  in  ihr  eine 
unberechenbare  Kraft,  vor  der  Europa  einst  erzittern  kann. 

Die  Slawen  in  den  Donauländern,  in  Da- 
eien  und  Pannonien,  in  Gallizien,  Ungarn,  Sie- 
benbürgen, der  Moldau  und  Walachei.  Diese 
weiten  Länder  werden  einst  rein  keltische  gewesen  seyn, 


—    522    — 

vielleicht  mit  Ausnahme  des  westlichen  Theiles  von  Gal- 
lizicn.      Sie   kamen    meist    seit    etwa   106   n.  Chr.    unter 
die    Herrschaft    der    Römer,    hchielten    aber   ihre  Selbst- 
ständigkeit.    Seit  etwa  200  n.  Chr.  ri'icken  allmählig  go- 
tiiische  Völker  ein,    brechen  das  keltische  Wesen,    zie- 
hen in  Folge  der  Zeit  meist  westlich.      Ihnen  folgen  bald 
aus  dem  benachbarten  Sarmaticn  Slawen  in  grosser  Zahl, 
die  als  flcissige  Ackerbauer  überall  sich    ansiedein,    sich 
besonders  der  fruchtbaren  Ebenen  bemächtigen,  während 
die  keltische  Einwohnerschaft,  repräsentirt  durch  die  je- 
tzigen Wlachen,    sich  mehr  auf  die  Gebirge  beschränkt, 
da  Viehzucht    immer   ihr  Element    war.     Finnische  Völ- 
ker treten  bald  erobernd  auf,  so  die  A waren  seit  357, 
(^die-  796  von  Carl  dem  Grossen  überwunden  wurden)  und 
besonders  seit  etwa  900  Magyaren,    die  sich  in  Ungarir 
festsetzen,  bald  weit  um  sich  greifen,  gleich  den  Gothen 
eine    herrschende  Aristocratie   bilden,    der   sich    die  Sla- 
wen unterordnen,  die  sich  aber  nicht  slawisiren  lässt,  so 
kräftig  und  zäh  an  ihrer  Sprache  hängt ,  als  die  Slawen  selbst. 
Gallizicn  oderHalicz  mit  Lodomirien  und 
der  Bukowina   hat    mehr   als    5  Millionen  Einwohner, 
wird  in  seinem  östlichen  Thcile,  vorzüglich  der  Bukowina,  ur- 
sprünglich von  der  keltischen  Nationalität  (^ie  sich  in  den 
Wlachen  fortsetzt)    bevölkert    seyn,   während^ im  west- 
lichem Theile  ursprünglich,  oder  seit  sehr  alter  Zeit  sar- 
mato-sla:wische    Stamme   gewohnt    haben   mögen.      Von 
der   alten  Geschichte   des  Landes    wissen  wur  nichts;  es 
gehörte    früher    zu    Ungarn,    kam    1374    zu    Polen,    seit 
1772  zu  Oestreich,    dem  1777    die  Bukowina   von  den 
Türken  abgetreten  wurde.     Der  bis  zur  Zeit  höchst  ge- 
drückt  gewesene    Bauer,    der   aber   jetzo    (1848)    seine 
Freiheit    erhält,  l)ewahrt   das    cigeutlich    Nationale   mehr 
als  die  Aristocratie,  die  grösstentheils  fremden  Ursprun- 
ges ist,  deren  Uebergriffen  jetzo  ein  starker  Damm   ent- 
gegengesetzt ist.     Neben  den  Wlachen ,  Armenieru ,   Ju- 
den und  Teutschen  bilden  die  Slawen  den  Haupts^tock  der 
Bevölkerung;  nur  ein  kleinerer  Theil  sind  Polen  oder  Ma- 
suren,    der    grössere  Theil,    im  östUchen  Gallizieu,   über 


—    523    — 

tVa  Millionen  nennen  sich  Rusyny,  bilden  die  Ruihenen^ 
gehören  zu  der  Nationalität  der  Kleinrussen  ^  sprechen 
russisch ,  das  weiche  Idiom  des  Russischen ,  das  in  ganz 
Kleinrussland  bis  zu  den  Kosaken  hin  verstanden  wird, 
nicht  polnisch^  bedienen  sich  des  kyrillischen,  nicht  des 
lateinischen  Alphabetes.  Viele  Ruthenen  wohnen  auch 
durch  Ungarn.  In  der  Bukowina  wohnen  grosstentheils 
Wlachen. 

Ungarn,  das  alte  Pannonia  und  Dacia  zum  gros- 
sen Theil,  war  ein  ursprünglich  ganz  keltisches  Land, 
aber  der  Haupt -Tummelplatz  der  fremden  Völker  im  Mit- 
telalter, von  denen  Magyaren  und  Slawen  in  grosser  Zahl 
sesshaft  blieben.  Zu  dem  eigentlichen  Ungarn  (Ober- 
und  Nieder -Ungarn)  gehören  in  politischer  Hinsicht  als 
Nebenreiche:  Kroatien,  Slawonien,  Bannat  und  Sieben- 
bürgen ,  welche  letztere  der  Kaiser  von  Oestreich  in  sei- 
ner Eigenschaft  «Is  König  von  Ungarn  beherrscht.  In 
dieser  Ausdehnung  hat  das  Land  über  13  Millionen  Ein- 
wohner, nämlich^  4,630,000 Magyaren  (inclusive  60,000 
Szeckler) ,  5  Millionen  Slawen  (inclnsive  2,200,000  Slo- 
waken, 1,350,000  Kroaten,.  1  Million  Serben,  350,000 
Ruthenen,  50,000  Wenden  und  der  Rest  Bulgaren) 
2,350,000  Wiachen,  als  Ueberrest  der  alt -keltischen 
Einwohnerschaft,  1,500,000  Tentsche,  und  etae  grosse 
Anzahl  Juden,  Armenier  und  Zigeuner. 

Die  erobernden  Magyaren  haben  sich  zu  Herrn  hIos 
Landes  aufgeworfen,  bilden  meist  den,  bisher  unendlich 
bevorrechteten  Adel,  während  die  zahlreichern  Slawen 
meist  den,  bisher  unendlich  gedrückten  Bauernstand  aus- 
machen, Wlachen  und  Teutsche  leben  meist  in  Sieben- 
bürgen. Die  Slawen  'mögen  sich  im  Gefolge  der  Gothen 
nnd  Hunnen  seit  etwa  dem  5.  und  6.  Jahrh.  verbreitet 
haben,  erst  seit  etwa  894  wird  das  Land  von  den  Ma- 
gyaren oder  Uguren  beherrscht,  die,  früher  eingewandert, 
schnell  grosse  Eroberungen  machen,  hier  ein  mächtiges 
Reich  bilden,  dessen  Kraft  von  den  Teutschen ,  durch  die 
Schlacht  bey  Merseburg  933,  und  auf  dem  Lechfelde  ge- 
SNChwächt  wird.     Man  hatte  in  Ungarn  als  allgemeine  Re- 


-     524    — 

gicrungssprache  das  Lateinische  aDgenommeu  y  uud  die  ver- 
schiedeucn  Nationalitäten,  zwar  scharf  von  einander  geson- 
dert^ Sassen  ziemlich  friedlich  neben  einander^  bis  in  jetziger 
Zeit  die  Mag^'^arcn  ihre  Sprache  zur  Rcgicrungssprache  erho- 
ben,   die    slawische    Sprache    und    Nationalität    ganz  zu 
beseitigen  ^  sich  zugleich  von  Oestreichs  Scepter  ganz  un- 
abhängig zu  machen  strebten;    da  ergrimmten  und  erho- 
ben sich  die  Slawen,  vorzugsweise  die  Serbier  und  Kroa- 
ten (1848)  ob  dieser  Unbill,    und  greifen  kräftig  ein  in 
die  Zeit  des  jetzigen  Augenblickes. 

Die  Moldau  und  Walachei,  das  alteDacia,  ein  rein 
keltisches  Land ,  >vurde  1 70  römische  Provinz ,  behielt  dabey 
seine  Sprache  (die  sich  in  derwalachischen  fortsetzt),  nennt 
sich  jetzo  noch  zara  rumaneska ,  d.  i.  römische  Provinz.  Bald 
wurde  es  vielfach  von  fremden  Völkern  occupirt,  die  theils 
weiterzogen,  zumTheil  sich  assimilirten.    Slawen  scheinen 

I 

nicht  in  Masse  eingedrungen  zu  seyn,  wohnen  hier  nur  spora- 
disch. Die  Wlachen,  die  Nachkommen  der  keltischen  Da- 
ker,  haben  unter  allen  Stürmen  der  Zeit  ziemlieh  ihre 
Freiheit  behauptet,  ihre  Fürsten  oder  Woiwoden  waren 
meist  den  Ungarn  zinsbar,  wurden  es  später  den  Türken. 
Die  südlichen  Slawen  unter  östreichis eher 
Hoheit,  in  Kroatien,  Istrien  und  Kr a in.  Diese 
Länder  umfassen  das  alte  Illyria,  Dalmatia  und  Istria, 
von  keltischen  Illyriern  bewohnt,  unter  denen  besonders 
die  Völkerschaften  der  Dalmatae  (im  heutigen  Dal- 
matien  und  türkischen  Montenegro),  der  Libumi  um 
Zara  und  längs  dem  Meere,  der  Japodes  in  Kroatien,  der 
Skordisci  in  Kärnthen  sich  auszeichneten.  Diese  Länder 
kamen  unter  römische  Hoheit,  ^wurden  dann  von  Gotben 
besetzt,  denen  Slawen,  besonders  Chrovaten  (daher  Chroatia) 
im  6.  Jahrh.  549  ^  550  und  623  folgten  (siph  bis  Tyrol 
und  Salzburg  ausbreitend),  die  sich  in  dem  meist  gebir- 
gigen und  verwüsteten  Lande  ansiedelten ,  das  ihnen  6S3 
förmlich  von  den  byzantinischen  Kaisern  überlassen  wurde; 
hier  offenbar  die  noch  vorhandene  keltische  Einwohner- 
schaft slawisirten,  indem  die  Wlachen  sich  allmählig, 
vorzüglich  in  der  neuem  Zeit  verminderten,  und  da  die 


—    525    — 

Mngyaren  nicht  bis  hierher  vordrangen,  so  ist  nnn  fast 
die  ganze  Bevölkerung  eine  rein  slawische  geworden ,  die 
durch  Kroaten,  Uskoken,  Haiducken,  Moriachen  und  Mon- 
tenegriner gebildet  wird,  die  in  politischer  Beziehung  im 
Allgemeinen  unter  der  Regierung  von  Ungarn,  oder  viel- 
mehr des  Königs  von  Ungarn  (dem  östreichschen  Kaiser), 
stehet  mit  Ausnahme  von  Krain  und  dem  unabhängigen 
Montenegro.  Längs  der  türkischen  Grenze  ist  ein  brei- 
ter Landstrich  vom  adriatischen  Meere  bis  Siebenburgen 
und  der  Moldau  —  die  Militairgrenze  —  wo  zum 
Schutze  gegen  die  Türken,  seit  der  Mitte  des  16.  Jahrb., 
Alles  gleichsam  nach  alt-slawischer  Weise  organisirt  ist, 
wo  Jeder  Bauer  und  Soldat  zugleich  ist,  fast  keine  Abgaben 
zu  zahlen  hat ,  wo  keine  Aristocratie  sich  bildete ;  hier  tritt 
die  Ehrenhaftigkeit  und  Ta))ferkeit  des  slawischen  Vol- 
kes in  seiner  alten  Weise  auf,  und  diese  Grenzer  haben 
manche  Analogie  mit  den  donischen  Kosaken.  Diese  süd- 
lichen Slawen,  die  Grenzer,  Illyrier,  Kroaten,  Serbier, 
haben  zwar  fast  gar  keine  Litteratur,  wohl  aber  eine 
Volks -Poesie,  die  jetzo  bekannter  wird,  ihre  Nationali- 
tät regt  sich  in  der  jetzigen  Zeit  gewaltig,  wie  bey  den 
Czechen  und  nördlichen  Slawen,  man  sucht  sich  frei  zu 
machen  von  der  ungarischen  Herrschaft;  auch  taucht  hier 
und  da  die  Idee  auf,  ein  freies  mächtiges  Süd -Slawen- 
reich  hinzustellen,  das,  wenn  es  feindlich  gegen  Teutsch- 
land auftreten  sollte,  sehr  verderblich  worden  könnte. 
Nach  langer  Ruhe  regen  sich  jetzo  die  Slawen  und  Ma- 
gyaren, und  scheinen  wohlgeneigt  sich  weiter  auszubrei- 
ten im  alten  Germanien.  Den  frühem  Einbrüchen  fremder 
Völker  setzte  Carl  der  Grosse  einen  mächtigen  Damm  ent- 
gegen ;  er  schlug  791  die  Awaren  und  Slawen  bis  an  die 
Raab  zurück,  hier  setzte  er  Markgrafen  in  die  schützende 
Ostmark,  aus  der  Oestreich  entstand,  welches  verstand 
die  Ungarn  und  Slawen  zu  zugein,  die  teutsche  Natio- 
nalität zu  behaupten.  Ohne  ein  kräftiges  Oestreich  ste- 
het Teutschland  den  Slawen  offen,  die  nicht  allein  ero- 
bern ,  sondern  Alles  slawisiren  wollen ,  wie  die  Geschichte 
deutlich  lehrt. 


—    526    — 

Die  Slawen  inBoanien^  das  jetso  tutkisehe  Bos- 
nien, mit  der  Her2ek  oder  Herzegowina^  türkisch  Kroa^- 
tien ;  der  Kreina  und  Montenegro  (mit  1  Vs  Millionea  MeB-* 
sehen  y   die   etwa   zur  Hälfte  christlich  y   zur  Hälfte  mu« 
hammedanisch  sind)^  zwischen  der  Sau^  Dalmatien^  AJImi- 
nien  und  Serbien^  war  ein  rein  keltisches  Land ,  von  den 
Illyriern  bewohnt,  einst  mächtig  und  industriell.     Es  kam 
unter  römische  Herrschaft,   wurde   dann  von  den  Gothen 
besetzt,    denen   aus  Sarmatiens  Ebenen   Slawen  ftylgten, 
die  sich  allmählig  vorzüglich  seit  dem  6.  Jahrh«  vermehr- 
ten und  Alles  slawisirt  haben  müssen,  da  jetzo  fast  die 
ganze  Einwohnerschaft  aus  Slawen ,  Bosniaken  und  Croa- 
ten  bestehet;   was   sich   von  der  illyrischeu  Einwohner- 
schaft nicht  slawisirte,    scheint   sich   in  das  benaciiliarfe 
Albanien  zurückgezogen  zu  haben,    wo  uqter  den  Alba- 
nern oder  Schipetaren  kaum  Slawen  wohnen.     Die  Bos- 
niaken bekennen  sich  theils  zum  Islam ,  theils  zum  grie- 
chischen Christenthum ,  treiben  Ackerbau  und  Viehzucht, 
sind  tapfer  und  kriegerisch. 

Serbien  oder  Srbska,    rechts  der  Donau,    zwi- 
schen Bosnien  und  der  Walachei,    das  alte  Moesia  su- 
perior,  war  ein  rein  keltisches ,  meist  von  Moesi,  GeUe, 
Triballi  u.  s.  w.  bewohntes  Land,  das  um  das  Jahr  11 
römische  Provinz  wurde;  seit  etwa  200  eroberten  es  die 
Gothen ,  die  theils  weiter  wanderten ,  theils  sesshaft  wur- 
den; ihnen  folgten  Alles  verwüstend  Hunnen,  Awaren,  Bul- 
garen ,  und  im  6.  und  7.  Jahrh.  Slawen  (Serbier),  denen  6S5 
das  Land  vom  Kaiser  Heraclius  förmlich  abgetreten  wurde, 
die  sich  überall  als  Ackerbauer  verbreiteten,  und  die  Ein- 
wohnerschaft, die   sich  in   den  Wiachen  fortsetzte,   fast 
ganz  slawisirte,  in  so  fern  sie  sich  nicht  in  die  benach«* 
barte  Walachei   zurückzog.     Das  Land  erhielt   allmählig^ 
eine   politische   Wichtigkeit;    Stephan   der    Grosse  batto 
um   1S60  fast  ganz  Griechenland    an  sich  gerissen,   den 
Titel:    Kaiser  von   Homanien   angenommen.      Seit  lä7& 
machten  die  Türken  bedeutende  Eroberungen.     Jetzo  ist 
die  ganze  Bevölkerung  eine  rein  slawische,  zählt  nur  we* 
nig  Wiachen,  aus  Serben  oderHaizen  bestehend >  die 


—    52T    — 

das  alt- slawische  Wesen  ziemlich  bewahrt  haben,  die 
kriegerisch  und  tapfer  sind,  keine  bevorzugte  Aristocratie 
keanen,  viele  schone  Volkslieder  bewahren,  aber  noch 
keine  eigne  Litteratur  haben ,  oder  kaum  einen  Anfang  da- 
von. Sie  sind  von  grosser  Freiheitsliebe  beseelt,  gelang- 
ten unter  den  byzantinischen  Kaisern  zur  völligen  Unabhän- 
gigkeit, erhoben  sich  unter  eignen  Fürsten  zu  einer  Macht, 
die  im  14.  Jahrb.  die  herrschende  in  jenem  Theile  von 
Europa  zu  werden  schien,  indem  sie  Bosnien  wie  bedeu- 
tende Theile  von  Illyricn  und  Macedonien  mit  Serbien 
verbunden  hatte,  aber  1389  verfiel,  wo  das  Land  tür- 
kische Provinz  wurde;  seit  der  Erhebung  unter  Czemy 
Georg  1801  ist  die  Freiheit  zurückgekehrt,  es  wird  von 
eignen  Fürsten  regiert,  zahlt  nur  einen  kleinen  Tribut. 
Jetzo  zeigen  die  Serbier  grosse  Sympathien  zu  den  be- 
nachbarten illyrischen  Slawen  unter  Oestreichs  Scepter, 
den  östreichischen  Serben  und  Kroaten. 

Bulgarien,  rechts  der  Donau,  zwischen  der  Wa- 
lachei, Serbien  nnd  ](f acedonien ,  das  alte  Moesia  inferior 
mit  seinen  herrlichen,  fruchtbaren  Th&lem,  war  ein  rein 
keltisches  Land,  in  welches  seit  etwa  200  Qothen  ein- 
drangen,  denen    es    um  480    förmlich  überlassen  wurde. 
Ihnen  folgten  Hunnen ,  Awaren  und  wie  überall  wohl  vom 
Dniper  her,  Slawen,  die  sesshaft  wurden,  der  Landwirth- 
schaft   sich  annahmen,    die   vorhandene   Einwohnerschaft 
allmähtig  verdängtcn,   wie  die  Gothen  slawisirten.     Bald 
drangen  finnische  Bulgaren  ein,    wurden,  wie  früher  die 
Gothen ,  Herrn  des  Landes ,  stifteten ,  wie  die  Magyaren, 
in  Ungarn  ein  bulgarisches  Reich ,  mit  der  Hauptstadt  Achri- 
da  (dem  alten  Lychnis)    zwischen  Macedonien  und  Epi- 
rus,  das  von  680  —  915  m&chtig  da  stand ,  oft  und  weit- 
hin verheerende  Züge  machte,  um  870  das  Christonthum 
annahm;   diese  Macht  wurde  um  1000  von  den  Byzan- 
tinern gebrochen,  Bulgarien  wurde  1019  dem  byzantini- 
schen Reiche  wieder  einverleibt,    und  seit  139S  ist  das 
Land  den  Türken  tributbar.     Auch  die  Bulgaren  konnten 
dem   Einflüsse   der  Slawen    nicht  widerstehen,    wurden 
ganz  slawisirt,  so  dass  die  jetzige  Einwohnerschaft  fast 


—    528    — 

eine  ganz  slawische'  ist^  das  Bulgarische  nur  einen  Dim^ 
lect  des  Serbischen  bildet.  In  Institutionen  und  Gebrau- 
chen mag  das  finnische  und  tärkische  Element  weniger 
überwunden  seyn^*  in  den  Bojaren  hat  sich  eine  priviie^ 
girte,  harte  Aristocratie  erhalten. 

Slawen  haben  sich^  im  Gefolge  der  Gothen,  Han- 
nen und  Awaren,  während  des  6.  —  9.  Jahrh.  auch  über 
Rumelien  (Rumili  im  Türkischen^  Romerland^  das  alte 
Macedonien^  Thessalien  und  Hellas)  und  Horea  verbrei- 
tet^ theils  wohl  als  friedliche  Colonisten^  theils  erobernd^ 
wurden  neben  den  Wlachen  und  Albanern  ileissige  Acker- 
bauer in  Hellas  und  Peloponnes.  Das  Landvolk  inGriedien- 
land  bestand  nächst  Albanern  allergrössten  Theils  aus  Sla^ 
wen;  eine  Menge  Ortschaften,  Flüsse,  Berge^  trugen 
jelzo  noch  slawische  Namen ;  Griechenland  hiesa  seit  dem 
8.  Jahrh.  häufig  Slawinien,  die  slawische  Sprache  war 
bis  ins  15.  Jahrh.  verbreitet^  ist  jetz.o  aber  nicht  mehr 
vorhanden.  Im  Laufe  der  verheerenden  Kriege  kamen 
die  Slawen  theils  um ,  theils  wurden  sie  in  andere  Län- 
der, besonders  nach  Kleinasien  versetzt^  der  Rest  mag 
sich  mehr  albanisirt  als  gräcisirt  haben. 


Unverkennbar  haben  die  Slawen,  besonders  im  Ver- 
lauf des  4.  —  7.  Jahrh.  einen  ungeheuren  Landstrich  dem 
keltischen  Lande  abgenommen,  der  vom  schwarzen  Meere 
bis  über  die  Elbe,  von  der  Ostsee  bis  zum  adriatischen 
uod  caspischcn  Meere  reicht ^  aber,  wie  es  scheint,  von 
ihnen  nicht  mit  Gewalt  der  Waffen  erobert  wurde,  son<- 
dern  indem  sie  gothischen  erobernden  Heerhaufen,  wie 
den  verheerenden  Hunnen,  als  thätige  Colonisten  nach- 
zogen, sich  da  als  Ackerbauer  festsetzten,  wo  sie  Platz 
fanden,  das  so  erworbene  Land  meist  als  das  ihrige  be- 
trachteten, es  vertheidigen ,  auch  erweitem,  indem  sie  die 
Einwohner  slawisiren ;  überall  war  ihre  geräuschlose  fleissige 
Gegenwart  den  Ländern  erspriesslicb,  den  Völkern  ver- 
derblich. Zwischen  dem  Vordringen  der  Gothen  und  dem 
Einwandern   der    Slawen   scheint    eine   gewisse   Relation 


—    S2»    — 

unt erkennbar  ^  die  vielleicht  gerade  in  der  Verscliiedeu- 
heit  dos  gegenseitigen  Nationalcharacters  zu  suchen  ist; 
die  Unterwürfigkeit  und  rriedliche  Thatigkeit  des  Slawen 
konnte  sich  wohl  an  den  gebieterischen,  herrschsüchti- 
gen ,  erobernden ,  aber  9onst  unthätigen  Gothen  auschlies- 
sen,  der  seine  leicht  erbeuteten  Ländereien  gern  an  den 
fleissigen  Slawen  übergeben  mochte. 

Kelten,  Gothen  «nd  Slawen  sind  die  3  gros- 
sen, in  die  Geschichte  von  Kuropa,  vorzüglich  von  Ger- 
manien ,  tief  eingreifenden  Nationalit&ten ,  deren  jede  einen 
sehr  eignen  Typus  trägt. 

Die  Kelten,  autochthoniache  Herrn  von  Europa,  er- 
scheinen beseelt  durch  die  Idee  der  individuellen  Freiheit, 
die  kein  gebietendes  Oberhaupt  duldet  ^  überall  in  kleine 
republicanische  Territorien  getheilt,  bilden  sie  keine  kräf- 
tigen Staaten,  sind  überall  in  Parteien  getheilt,  unterlie- 
gen leicht  einer  kräftigen  Macht.  Nicht  der  Krieg,  soh- 
dem  die  eigentliche  Industrie  ist  ihr£lement,  sie  ha- 
ben Sinn  für  Handel,  Kunst  und  Wissenschaft.  Sie  sind 
das  eigentlich  bergbauende,  und  dadurch  das  reich- 
ste Volk,  in  allen  ihren  Ländern  blühete  Bergbau,  wurde 
zum  Theil,  wie  bey  manchen  Völkerschaften  die  Gold- 
wäschen ,  in  einer  unendlichen  Grossartigkeit  betrieben ;  die 
gewonnenen  Erze  wurden  verschmolzen ,  die  Metalle  viel- 
fach bearbeitet,  ihre  Metallurgie  stand  auf  hober •  Stufe, 
sie  waren  zum  Theil  weiter  als  wir,  denen  die  edle  Bronce 
immer  noch  unbekannt  ist.  Die  Kelten  hatten  viel  Gold, 
trugen  mehr  Schmuck  an  sich,  als  wir  es  thun,  rauss- 
ten  viele  Fabriken  haben. 

Die  Kelten  waren  nächst  den  Phöniziern  das  eigent- 
liche Handelsvolk  der  alten  Welt,  alle  Meere  wiiren 
schon  in  der  vor -griechischen  Zeit  mit  ihren  Handels- 
schiffen bedeckt,  der  Bernstein  von  der  preussischen  Küste, 
das  Zinn  aus  England,  waren  wichtige  Handelsartikel, 
se  weit  die  Geschichte  hinaufreicht,  und  aller  Wahrschein- 
lichkeit nach  schifften  sie  gleichzeitig  auch  nach  Ame- 
rika. Der  Handelsgeist  der  alten  und  neuen  Griechen, 
der  Wlachen,  der  Venetianer,   Genuesen  und  Engländer, 

Kefenida  Kell.  AlterHi.  II«  B4.   IL  AbUu  34 


—    530    — 

mag  in  dem  keltischen  Blute  Hegen  ^  was  in  den  Adern  dieser 
Volker  rinnt.    Mit  Industrie  und  Handel  ging  Kunst  und  Wis^ 
seuschaft  Hand  in  Hand.    Die  keltische  Kunst  trägt  einen  gans 
eigenthümlichen  Typus  y  die  religiösen  Bauwerke  sind  zwar 
roh^  aber  zum  Theil  sehr  grossariig  ^  die  Kunstsachen  ha- 
ben schöne  Formen,    geschmackvolle  Verzierungen;   wie 
aber  die  starren  Schranken  der  alten  Religion  fielen,  wa- 
ren es  doch  keltische  Kiinstler,    welche  die  griechischen 
und  später  die  christlichen  Kunstwerke  schufen ,  die  sich 
uur  sehr  allmählig  aus  den  keltischen  Formen  losmachen 
konnten.     Diehtkunst  und  Musik   waren    stets   und    sind 
noch  jetzo  ein  wichtiges  Attribut  der  keltischen  Nationa- 
lität^ die  alten  Bardenlieder   sind    auch  jetzo    noch  nicht 
ganz  verklungen.     Die  Druiden ,  die  von  jeher  die  Schreiib- 
kunst  übten,  waren  die  Bewahrer  einer  für  uns  Cast  ganz 
verborgenen    Wissenschaft,    welche   aber   eine   wichtige 
Grundlage  der  Litteratur  bilden  wird;    viele  Autoren,  die 
griechisch  und  lateinisch  schrieben,  waren  Kelten. 

Die  keltischen  Institutionen  waren  mehr  auf  den  Frie- 
den als  den  Krieg,  mehr  auf  das  Individuelle  als  auf  das 
Allgemeine   berechnet;    die   Familie   mit   patriarchalischer 
Verfassung  war  das  wichtigste  Fundament ;  die  Oberhäup- 
ter der  Familien^  überhaupt  die  Freien,    die  zusammen- 
wohnten, bildeten  die  sich  selbst  regierende  Commune ,  die 
Communen  vereinigten  sich   frei   mit   einander  zu  immer 
grösseren  Territorien ,  die  aber  keine  Staaten  bildeten ,  da 
ein    herrschendes    Oberhaupt    fehlte,    daher   mangelt   den 
keltischen  Ländern   die  politische  Kraft,    sie    bieten  den 
Eroberern  meist  keinen  grossen  Widerstand.      Wie  aber 
das  keltische,   mit  den  Familien  innigst  vereinigte  Prie- 
sterthum  fiel,    sank  die  Aristocratie ,    die  Regierung    fiel 
der  schlechten  Democratie,  der  Pöbelherrschaft  oder  un- 
umschränkten Despotie  zu. 

Die  Qothen,  welche,  für  unsere  Kenntniss  wenig* 
stens,  kein  Vaterland  haben  ^  verhalten  sich  ganz  ent<-> 
gegengesetzt;  ihr  Grundcharactcr  ist  der  kriegerische,  ge- 
bietende ,  dem  republicanischen  ganz  entgegengesetzte.  Sic 
geben    sich    nicht   dem    Ackerbaue ^     der    Industrie,    der 


—    531    — 

Kunst  und  Wissenschaft  bin^  sondern  sind  Krieger  von 
Profession,  die  sich  fiir  ihren  Herzog ,  für  Sold  oder  Beute 
schlagen^  die  sie  dann  behaglich  verzehren  wollen.  Wo 
derGothe  hinkonunt,  ist  und  bleibt  er  Krieger  ^  Befehlshaber, 
Herrscher^  begründet  in  kleinerem  oder  grösserem  Kreise 
einen  geschlossenen  dynastischen  Staat,  in  den  Rittergü- 
tern^ Grafschaften,  Herzogthümeru  und  dem  Kaiserreiche 
die  ihren  staatlichen  Character  behalten,  wenn  auch  die 
Familien  vergehen.  Statt  der  patriarchalischen  Familien 
entstehet  ein  privilegirter  Adel,  der  sich  scharf  vom 
übrigen  Volke  sondert,  es  lepräsentirt,  zu  unterjochen 
strebt;  fast  alles  freie  Eigenthum  gehet  in  dem  Feudal- 
systeme unter,  wird  Lehn  eines  höher  Gestellten.  Wie 
die  Gothen  allmählig  alles  Land  in  Europa  occuptren, 
ganz  neu  organisiren,  so  bemächtigen  sie  sich  auch  der 
Meere,  nicht  als  Handelsleute,  sondern  als  die  furchtba- 
ren Piraten^  die  Jahrhunderte  lang  das  Schrecken  der 
Küsteuvölker  sind. 

Zwischen  die  herrschsüchtigen  Gothen  und  die  in- 
dustriellen republicanischen  Kelten  schoben  sich  die  acker- 
bauenden, unterwürfigen y  fleissigen  und  fröhlichen  Sla- 
wen ein,  welche,  den  Gothen  folgend ,  die  grössien  blei- 
benden Eroberungen  gemacht  haben ,  wie  es  scheint ,  mehr 
al«  friedliche  Colonisten ,  wie  mit  bewaffneter  Hand.  Ihr 
Stammland  im  Innern  des  heutigen  Russlands  mag  sehr 
bevölkert  gewesen  seyn,  konnte  im  Laufe  einiger  Jahr- 
hunderte vielleicht  Millionen  Menschen  ins  Ausland  sen- 
den^ und  wir  sehen  in  der  neuern  Zeit  an  Amerika,  wie 
schnell  sich  hier  teutsche  Colonien  vermehren.  Ueber 
die  so  höchst  merkwürdige  Einwanderung  der  Slawen 
und  ihr  Verhältniss  zur  Einwohnerschaft  ruhet  leider  ein 
undurchdringliches  Dunkel,  aber  von  Auswanderung  der 
keltischen  Einwohnerschaft  lesen  wir  nirgends;  in  vielen 
Ländern ,  besonders  um  die  Donau  und  sudlicher  war  sie 
grossentheils  durch  die  Gothen,  Hunnen,  Bulgaren  und 
Awaren  aufgerieben;  der  byzantinische  Kaiser  Heraclius 
rief  selbst  (683)  Chrovatenstämme  aus  dem  Slawenlande, 
in  die  verödeten  Provinzen  an  der  Donau  und  in  Illyrien, 

34* 


—    532    — 

um  sie  anzubauen^  um  sie  gegen  die  A waren  zu  ver- 
theidigeu ;  dieses  C  h  r  o  a  ( i  a  wurde  ihnen  formUch  äber- 
lasson.  Sie  amalganririen  die  vorbände uen  Awaren ,  Bul« 
garen  u.  s.  w. ,  und  dienten  als  Schutzwebr  gegen  wüde 
Horden. 

Die  Slawen  scheinen  für  Industrie  und  Handel  we^ 
nig  organisirt  zu  seyn;  wir  kennen  keine  eigentlich  sla- 
wische Kunst  ^  grosse  nationale  Monumente  der  alten^ 
wie  der  neuen  Zeit  fehlen  bey  ihnen ;  zu  allen  geschickt^ 
sind  sie  nicht  eigentlich  industriell  und  erfindungsreich^ 
werden  es  auch  nicht  durch  Handelssperren  werden;  für 
den  gewöhnlichen^  selbst  kleinen  Verkehr  braucht  auch 
jetzo  der  Slawe  gern  einen  Vermittler,  meist  Juden^  auch 
Wlachen,  Griechen  oder  Armenier;  ein  handelndes  Volk 
waren  die  Slawen  wohl  nie,  aber  sie  beschützt^u  den 
Handel;  durch  ihre  Länder  wurde  stets  sehr  lebhafter 
Handel  geführt;  sie  waren  nie  Piraten,  wie  die  Gothen. 

Schrift  und  Wissenschaft  werden  den  heidnischen 
Slawen  auch  gefehlt  haben ;  ihre  Priesterschaft  war  zwar 
auch  hierarchisch  organisirt^  stand  unter  einem  allgemc»- 
neu  Oberhaupte  —  dem  Griwe  —  si^  war  aber  nicht 
kenntnis6reich,  wie  die  druidische,  auch  nicht  so  mäch- 
tig als  diese,  dagegen  sehr  tolerant;  erst  un  9.  Jahrh. 
begann  die  slawische  Schriftsprache  C^urch  Cyrillus  -|- 
869)^  doch  blieb  die  Littcratur  bis  zur  j&ngsten  Zeit 
höchst  unbedeutend.  Ohugcachtet  dieser  Eigenthümlich— 
keiten  darf  man  doch  wohl  nicht  die  Slawen  zu  den 
passiven  Völkern  zählen ,  welche  der  Cultur  unfähig  sind^ 
wie  CS  neuerlich   geschehen  ist. 

Des  Slawen  Element  ist  der  Ackerbau,  den  er  mit 
grösster  Emsigkeit,  selbst  unter  sehr  ungunstigen  Ver- 
hältnissen, mit  aller  Liebe  betreibt,  auch  für  alle  Gewerbe 
Geschick  zeigt.  Wo  Slawen  .in  der  Geschichte  auftreten, 
erscheinen  sie  als  fleissige  Ackerbauer,  als  ruhige  Vn— 
terthanen ,  welche  die  Waffen  meist  nur  im  Nothfalle  so 
ihrer  Vertheidigung  gebrauchen. 

Eine  natürliche  Unterwürfigkeit  gegen  Höhere  und 
grosso  Langmuth  hat  das  Volk   od^  die  arbeitende  Classe 


—    5»    —        ■ 

meist  in  sehr  üble,  gedriickte  Lage  gebracht ^  indem  sieh 
ein^  meist  nicht  nationaler  Adel  bildete,  der  2war  sla- 
wisirt  wurde,  aber  das  alt -nationale  Wesen  serstörte, 
das  Volk  als  seine  Unterthanen  auf  das  härteste  bedruckte, 
wo  er  herrschte,  der  Nationalität  eine  andere  Färbung  gab. 

Die  alt -slawischen  Institutionen  stehen  den  kel- 
tischen sehr  nahe,  sind  sehr  freisinnig,  kennen  keinen 
bevorzugten  Adel.  Wie  bey  den  Kelten  stand  die  Fa- 
milie unter  ihrem  Oberhaupte,  alle  freien,  wafeniahigen 
Leute  bildeten  das  Volk,  in  dessen  H&nden  die  Macht 
lag,  alle  gemeinecbaflliGben  Angelsgenheiten  wurden  münd- 
lich, in  öffentlicher  Versammlung  der  Wieca  beratheu, 
wenn  sie  nur  einen  Bezirk,  den  Zupy,  betrafen,  oder 
auf  einem  Landtage,  dem  Seymy,  wenn  es  die  Provinz, 
die  Ziemie,  anging;  die  Yerfas8U|ig  trug,  wie  bey  den 
I£ellen,  einen  sehr  demecratischen  Characler;  und  irar  in 
Kriegszeiten  wurde  die  höchste  Qewalt  Einem  übertragen, 
der,  wie  alle  Beamte,  vom  Volke  gewählt  wurde.  Erst 
später,  in  der  christlichen  Zeit  bildeten  sich  Monarchien, 
Adel  und  verschiedene  Stände  mit  Feudalherrschaft,  in 
welcher  der  kleine,  freie  Gutsbesitzer  ganz  unterging,  au 
Leibeigenen  herabsank,  den  man  zum  Theil  wie  Waare 
verkaufen  konnte ;  aber  man  hegt  auch  grossen  Haas  ge- 
gen die  Unterdrücker  der  Freiheit. 

Aeltere  und  neuere  ScdirifU^eller  erwähnen  die  Bhren- 
liafiigkeit  des  slawischen  Volkes,  abgesehen  von  der 
Aristocratie,  die  meist  fremden  Ursprunges  ist.  Otto, 
Bischof  von  Bamberg,  Saxo  germanicus  und  Andere  je- 
ner Zeit  schildern  die  Slawen  als  höchst  gastfrei,  treu 
und  redlich ,  aber  sehr  leichten  Sinnes ,  die  sich  gern  des 
sorglosen  Genusses  der  Freude  hingeben,  unbekümmert 
um  die  Zukunft ,  sich  gern  zügelloe  ihren  Begierden  über- 
lassen ;  sie  habeti  (wie  die  Ke1ten>  eine  grosse  Neigung 
für  Musik,  Gesang  und  Tanz.  Der  trefflidie  Herder  (Ideen 
zu  einer  Philosophie  der  Geschichte  1797)  entwirft  mit 
kräftigen  Worten  ein  treues,  schönes  Bild  des  National- 
cliaractcrs  der  Slawen  und  ihrer  Schicksale ,  und  in  jüng- 
ster Zeit  hat  Preusker  (BUeke  in  die  vaterländische  Vor- 


—    SS4    -- 

zeit  1843  Pag.  179)  über  die  heutigen  Wendeu  in  der 
Lausitz  ein  ähnliches  günstiges  Urtheil  gefallt,  iodem  er 
von  ihnen  «agt:  es  ist  ein  lebenskjrÄftiges,  arbeitsames, 
religiöses  Völkchen,  dessen  Ehrlichkeit,  Oastfreundschafi 
und  Geselligkeit  allgemein  anzuerkennen  ist,  wie  ihre 
Genügsamkeit,  Reinlichkeit  und  eheliche  Treue.  Auch  im« 
ter  dem  harten  Drucke  der  Leibeigessohaft  blieb  ihre  harm- 
lose Heiterkeit  und  Fröhlichkeit,  ihr  geniigsamer,  zufrie- 
dener Sinn.  —  Was  hier  von  den  Wenden  gesagt  wird, 
dürfte  auf  das  ganze  slawische  Volk  (abgesehn  von  der 
Artst()cratie)  Anwendung  finden. 

Was  den  heidnischen  Slawen  überall  nachgerühmt 
wird,  ist  ihre  grosse  religiöse  Toleranz,  bey  grosser  Re- 
ligiosität; sie  gestatteten  und  beschützten  jeden  Gottes- 
dienst. Ihr  heidnischer  Naturdienst,  mit  dualistischen 
Göttern  ,  den  wir  leider  sehr  wenig  kennen ,  s^heiat  höl- 
zerne Tempel  und  hölzerne  Gottheiten  gehabt,  zu  baben^ 
ueben  denen  man  auch  jede  andere  Gottesverchrung  und 
fremde  Tempel  duldete ;  aber  bey  der  christlichen  Bevftl- 
kerang,  wenigstens  den  Priestern,  tritt  diese  Toleran» 
meist  zurück. 

Als  ein  Grundpfeiler  der  slawischen  Nationalität  er- 
scheint die  Sprache,  an  welcher  alle  Slawen  mit  un- 
endlicher Zähigkeit  hängen.  Die  slawische  Sprache  ia 
allen  ihren  Dialecten  wird  als  «ine  weiche,  für  Conver- 
sation  und  Musik  sehr  gcräilige  anerkannt,  die  aich  im 
Laufe  der  Zeit  wenig  verändert  haben  mag,tdie  constant 
blieb,  während  fast  ganz  Europa  seine  Sprache  änderte. 
Die  Weichheit  und  der  Wohlklang  derselben  mag  sehr  im 
Gegensatz  gestanden  haben  gegen  die  Härte  der  kelti- 
schen Sprache,  besondere  im  südlichen  Europa,  bey  den 
Völkern,  die  sich  in  den  Albanesen  und  Wlacbeo  fort- 
setzen, und  die  slawische  Sprache  scheint  einen  Zauber 
ausgeübt  zu  haben,  wie  die  Griechische^  die  in  die  vor- 
nehme und  handelnde  Welt  aller  Nationalitäten  überging, 
nach  Aegypten,  selbst  bis  Indien  vordrang. 

In  der  Geschichte  lesen  wir,  wie  in  Teutschland, 
Griechenland  und  andern  Gegenden  die  slawische  Sprache 


•  t 


—    535 


•     ■  • 


mit  Härte  und  Grausamkeit  verblgl  ist^  wie  man  bemühet 
gewesen ,  sie  auasuintten ,  äbea  Ürgends  findet  sich  eine   , 
Nachricht,  dass  sie -Irgendwo  mit  Gewalt  cingefiärt  sey, 
gleichwohl  v^rbfeilat^  sie  sich  im  lij^ufin  vott  eiiiTgeii  Jahr- 
hundflicten  ijrber  lialb  Europa,   asfimtKrt   hier  die  vorhan- ^^ 
denen  Sprachen,    die   keltische  und  gotblsc^^    obgleich 
sie  Biehr  von  Ackerbadern  ab  von  Herrschern  ausgehe^. 
Wenn  schon  die  Einwanderung   der  Slawen  in  so  weite 
Gegenden  von  Europa   eine  sehr  alerkwürdige  nmtsache 
ist^  so  ist  gewiss  die   vonkemmene  Slafwi^ung  dersel-    - 
ben,   das   Aufgehen    der   verschiedenen  Nationalitäten    in 
den  Slawismus  noch  wundei^rer.     Im  Verlaufe   de^  er- 
sten acht  Jahrhunderte  war    hallb  Ger«i»nien  vollkommen 
slawisirt,  und  hätte  nieht  Cad  der  Grösse  durcb  blutige 
kriege  die  Sachsen  bezwingen ,  und  mit  der  nun  vereinten 
Kmft  von  ganz  Teutscbhmd,  den  Slawen  6inen  kräftigen 
Danim  entgegengesetzt,  so  würde  vielleicbt  in  nicht  sehr 
langer   Zeit  das    Slaweuland   sictf   bis    zum  Rheine   er- 
streckt  haben,  wie  es  andererseits    bis  Griechenland  und 
dem  adriatisehen  Meere  vordrang.     Wohl  mögen  es  Co- 
lonien  von  Bauern  gewesen  seyn^  die  weiter  und  immer 
Mfeitor  *si(^  vorscboben ;  aber  aus  den  Bauern  wurden  für 
ihre  Nationalität  begeisterte  SoHaten,  die   fbieht   fremde 
Führer  fonden,    die  sich  "ihrer  Sprache    unterwarfen,    sie 
nach  ihren  Zwecken  leiteCta,  si#  dann  Hnterdrü<^teh ,  "aber 
mit   ihnen   herrschten.     Die   versuchte    oder  %ngedt'ohete 
Schilderhebung    der   nordlichen    czechischen   Slawen   tind 
das  kräftige  Auftreten  der  südlichen  illyrischen  Skwen  in 
jetziger   Zeit  (1848),   war  für  Teutschland    gewiss   ein 
drohendes  Ereigniss,  dessen  Folgen  nicht   zu    berechnen 
stehen. 


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