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er erste Band dieiee Weribee beeehrinkie ftich auf
^ Archäologie y beeenden ai|f die bisher sehr vernach-
lässigten handgreiflichen Alter^&uoier^ insofern sie we-
der ifmisch noch griechisch sind, und kam aas arch&o-
logisohea Gründen nu dem Resultate; dass es keltische
Alterthfimer sind^ die sich nicht allein über Britannien
und Gallien I sondern auch über Germanien und gann
Borofa verbreiten y daher man die Germanen ßn Kel-
ten und nicht für Teutsche su betrachten haben wird,
die keltische Nationalittt einst eine hBc}isl ausgebrei-
tete war.
— IV —
f
Ueber die Eigenthümlichkeit^ das Wesen und die
Geschichte dieses mächtigen^ alten keltischen Volkes
soll nun ausfuhrlicher gehandelt werden, und zwar im .
zweiten Theile mehr aus dem sprachlich* ethnographi-
schen, im dritten mehr aus dem geschichtlichen Ge-
Sichtspunkte.
Eine Nationalität ist eia grosses geschichtliches
Volks -Individuum, welches 'neben andern Nationalitaten
stehet, das im Laufe der Zeit altert, sich mit andern
Völkern wohl mischt, auch neuere, füngere Nationali-
täten aus sich hervortreibt; das alte keltische Volk
wird so die Mutter vieler neuen Nationalitäten seyn,
der griechischen, römischen, teutschen, französischen,
italienischen, spanischen und englischen, was ich näher
auszufuhren suchen werde.
Eine Characteristik der Nationalitäten überhaupt,
vorzugsweise der keltischen, auch der aus ihr hervor-
gegangenen und der tieben ihr stehenden soll die Auf-
gäbe dieses zweiten Bandes seyn.
Die erste Abtheilung desselben, die ich hiermit
dem geneigten Leser vorlege, enthält nur ein Paar vor-
läufige Arbeiten, die auf den Zusammenhang der kelti-
schen Sprache mit der teutschen und lateinischen hin-
deuten sollen, daher einen Gegenstand betreiTen, der
manchen Freund der Wissenschaft interessiren könn-
te, wenn ihm auch Archäologie und Geschichte fem
stehen.
Hftn findet Uer:
I. eiD Vens^iehniss von keltischen Wörtern^ weMe die
Qrandlage von teutschen gebildet haben nnd in un-
sere Sprache dbergegangen seyn mögen , & 1 --* 78.
II. einen teutscb- keltischen Iudex zu dem vorstehenden
Venseichnisse S. 74 — 101.
III. ein Verzeichniss von lateinischen Wortern, welche
aus der keltischen l^rache stammen mögen, S. 10t
— 17«.
IV. die Namen von Städten, Gebirgen und Flüssen in
Germalien, die Personen -Namen vien Germanen, die
in den alten Autoren erwUint sind , und die sonst vor-
konoMuden, die sich zum Theil in unsern Vornamen
erhalten Ilaben«
Sie npreite Abtheilung dies^ Bandes wird sehr
bald aadifolgen, da der Druck derselben sogleich begb-
neu seM; diese wird enthalten:
V. den Text^ in einer Abhandlung: aber die Natio-
nalitäten und Sprachen von Europa, Asien
und Nordafrika, aus dem Gesichtspunkte
des Kelteathumes. Ausfuhrlich wird über die
keltisehe Nationalit&t , ihre Verbreitung im Alterthume
und ihre Beziehung zu der Archäologie gehandelt
werden, auch, wie zu ihr, ausser den jetzt leben-
. den keltisdien Stammen in Wales, Schottland, Irland
und der Bretagne , die jetzigen Albaner und Wlaehen,
— .VI —
die alten lUyrier und Dacier, als jüngere Sprossen
aber, die Griechen^ Homer , Italiener, Franzosen,
Spanier, Portugisen, Engländer und Teutschen gehö-
ren, werden. Kurz ist nur von den andern Nationali-
täten die Rede, die neben den Kelten stehen.
Das Ganze wird folgendes Schema haben:
A. die mongolische Race mit der chinesischen, ma-
laiischen, japanischen^ tungusischen und mongoli-
schen Gruppe. -
B. di^ weisse mit der indoeuropäischen Race.
A. die Hindu - Nationalität,
B. die Gruppe der östlichen rohen Völker, mit dem
samojedischen , finnischen , kaukasisch - georgi-
schen und türkischen Stamme.
C. die Gruppe der 'westlichem, gebildetem Völker.
a) asiatische und afrikanische Abtheilung.
1) der semitische Stamm, mit der nubisch-
abessinischen , der koptisch - aegyptischen,
der arabischen, der numidisch-berberischen,
der hebräischen, der phönizisch - syrischen
und der chaldäischen oder babylonisch -as-
syrischen Nationalität.
S) der persisch -iranische Stamm.
3} der armenische Stamm.
b) Europäische Abtheilung.
— VII —
4) ^ bariusehe SuamiL
5) der keltische Stamm m BritaiinieB, thd-
lien^ Hispanien ^ Italien^ Germanien mit
Skandinavien^ Rhätien^ Pannonien^ Dacien,
M5sien, Thrazien, Macedonien, lllyrien,
Hellas, Kleinasien, mit den Cimmeriem,
Pelasgiem, Griechen und den neuem Na-
tionalitäten,
6) der gothisohe Stamm und sein
zum keltischen wie zu den neuem V5Ikem.
7) 'der slawische ^Stamm.
Hierauf folgt:
VI. Verzeichniss von griechischen Wörtern, die aus dem
Keltischen stammen mögen.
Vn. Verzeichniss von wlachischen Wörtern, die mit
keltischen und griechischen in Vert)indung stehen
werden.
Vin. Verzeichniss von albanischen Wörtern , die mit kel-
tischen und griechischen in Verbindung stehen werden.
Schließlich sey mir die Bemerkung hier erlaubt, die
ich auch später wiederholen werde: dass die hier sub L
und HL gelieferten Wörterverzeidmisse , mit ihren Be^
Ziehungen der keltischen Sprache zu der teutschen und
lateinischen, gar mcht aus dem rein sprachlichen Ge-
sichtspunkte zusammengestellt sind, da mir die tiefem
spiadiliidien Kenntnisse fehlen; sondern nur aufinerksam
— VIII
habe ich hierdurch machen wollen m^( die wirklich vor-
handenen keltischen Elemente im Teutschen und Latei-
nischen^ wegen des daraus hervorgehenden Zusammen-
hanges der keltischen ; teutschen und italischen Natio-
naütät; daher kann es auch wenig darauf ankommen^
wenn einzelne Wörter falsch angezogen seyn sollten,
iiberhaupt in Einzelnem sich manche Unrichtigkeiten ein-
geschlichen haben "mögen.
I.
TerzelclmlsB
von keltischen .Wörtern,
welche
die Grnndlagt ron teutscken gebildet haben and in
nnsere Sprache übergegangen sein mögen.
Benatzt sind:
O Ar dM GillMlie
a. Maclod^ dielfonary of the gaelic Langaai^e, Lond. 1841^
b. Dictionary of ike gaeiie Langma§€y of the^litgbland ee-
clety of Scotland. Bdlnbargh 18Sa
c IrUh-englUh Bicti^ary. Paris 17es.
S) Clr das Bretonisclie
a. BuUHj Dictionaire celtiqoe. Besannen 17(19, Tb.l. ^— O.
Die aaderen Tbeile fehlen anf hiesiger Bihliolhek.
b. DieiUmmIre frangaU^krHon. Leide 1744^
9) ffir das Wällscbe
Owen^Pitgke^ INclionary of the welleh - Langaace • Den-
bigh 188t.
Abkürzungen:
{0$J) 6&llsch, Yorsogsweise Hochschottisch.
(/r.) Irisch, das aiua gillschen Dialect gehflit
(IT.) Wälisch.
(Br.) nretoniscb.
(Alff.) Alt-Teatsch, Yoraogsweise Alt - Friesisch,
ichth,) Gothisch. ^
«tfrnUia EßVL Altorth. IL Bd.
jäbal, abhal (Gl), afal (Br.u. W.) der Apfel ; abimlg&ri (Gl)
der AepfelfNTten.
abh (G]J)j aw (W«) Waüer, wimiit tutsnoienhing^ imig:
akv« fin Gotli. Wasier, Fiats; em im Angeltäclui« > « im Alt-
Dordischen und Schwed., Wasser«
«M/a« (61.) 4ie OUate, Hestie^
abhra (GL), abrant (Dr.), amrani (W.) die Augenwiniperii ;
jieber im Sidleiitsckeii ) agbre im Aitt.
abrmhomy aibrean (GL), mbran (Ir.), €brtt (W.)^ imibril
(Bf.) der April (Monat); aprilis im Laf.
niyj (Br.), agw&dd (Vf.y die Hl^^loogy «)<ts Habit} habitiis
im Lat., abit, habit im Altt.
acar , achter (Gl.) herb, saner; acer im Lat.
aceort (Br.Jdtr Aceord (i» det Musik) | aceordas im Lat.
ach^ aw (Gl. uod W.) die Acbe, Lacke ^ der Back; aqoa im
Lat., s. abb.
achmp (Br.) edurppirenA
aehd^ achtj adh (GL), ackmw (W.) Gesetz, Verordnung,
die Acte; achdaich (GL), ackwyn (W.) Terfugen, Acte
eilasbeB, a«eh klagen; adhnaireachä (GL), aohUfynedi^
gaeih (W.) die Klage , der Prozest; daber wokl im Lat.
actor der Kläger; im Altt. atbtene, eehtene die Klage,
acktia klagen, gericbtlick Terfolgen; achte die AckC; adkt,
echt Urt&eiL
aemnalj aeomk^l^ acomol (GL) die Versammlung und sicB
Tersammeln; möglich, dass hiermit zusammenkäogen könnte
im Altt. mnlkre sich rersammeln, malliOn, mahal, mal-
statt etc.
acre (Br.), e$gyr (W.), acatr, achad (GL) der Acker;
ager im Lat.; akrs im Goth.; accar, ekker im Altf.
ada (Br.) ade, adien im Französ.
miamk ((GL) Bxx Atom.
adfail (W.) das Einfallen eines Hauses.
1 ♦
— 4 —
adgnaw (W») wiederkäuen der Thiere, s* chaocag.
aiAar^ aer (Gl.) der Aether, die Luft; aer im Lat.
adhhocaid (Gl.) der Adrocat, Vertlieidigef ; adrocatus im Lat.
adwerth (W.), ainßugh (Gl.) der Unwerth.
adwerih (W.) eotwerthen^ den Preis vermindern.
adwir, anwir (W.), ainfhirinn (Gl.) das Unwahre, die
Unwahrheit, unwahr; Ton gwir (W.), fire (Gl.) wahr; wir
im Altt.
ad^sgrifen (W.) die Rückschrift, das Rescript.
aedh (Ir.) das Auge.
aegre (Br.) mager; macer im Lat.
aeled (W.) elend, krank; aeger im Lat.
aelwyd (Br.) der Heerd. i
aflathr (W.) unfläthig.
ai (Gl.) das eigene Land; aig (Gl.), eiddaw (W.) das Eigene,
^ Meine; ain im Altt.; aigin im Goth., eiodom, aindom im
Altt. , Eigenthum.
aig (Gl.), eddiawy helwi (W.) eigen haben, besitzen; aigdn
im Goth.
aigcan (Gl.), aigion (W.) der Ozean; oceanus im Lat.
oiglj er(Br.), erj/r (W.), iolar (Gl.) der Aar, Adler; aquila
im Lat.; ara im Goth.
aiU j fiiiU (Gl.) adelig; nobilis im Lat.; edel, ethel im Altt.
aillean (Gl.), alanan (W.) die Alantwurzei; enula im Lat.;
inula in der Botanik.
ailmj elau (Gl.) die llme, Ulme; alnus im Lat.
aimsiughadh (Gl.) die Heimsuchung, Verführung.
aingcaliachd (Gl.) der Eigensinn.
am, uar (Gl.), iaw (W.) das Jahr; annus im Lat.; athn im
Goth.; iawd (W.) die Jahreszeit.
aindreas (Gl.) Andreas, Mannsname.
aingileach (GK) Engelswurz; Angelika, angelica im Lat.
ainm (Gl.), enw (W.) der Name, nomen im Lat. ^
ainnimh (Gl.) die Einsamkeit.
ainniM (Gl.) arm.
air, agTy oidhre{G\.), edi/i?rfrf(W.) der Erbe, heresimLat.,
crra im Altt.; auch das Erbe; arrutn im Lat.; arbi im Goth.;
erra im Altt.
air (Gl.), edifedda (W.) erben, ervia im Altt.
airbhe (Gl.) die Rippe.
airlc (Gl.) das Anlehn.
airleach (Gl.) anleihen, leihen.
ai$ (GL), aren (Br.) das Erz ; aes im Lat. ; ais im Gotb.
oin7(Gl.), echel{V(.), aW(Bf.) die Achse, Wagenachse j aiis
im Lal»
— 5 —
miiky athe (Gl.), reit^ achred (W.) der Eid; aitht im Qoth.)
eiieachaäh (Gl.) eiden, einen Eid leisten.
Ol (Gl. ond W.), alach (GL), ael (W.) die Familie, Kinder,
SUem, Vorfahren; daber wohl: Eltern, alder, older im AltL
alan (W.), amam (Gl.), aian (Br.) der Athem, anima im Lat. ;
adema, omna im Altr.
alanu (W.), alana (Bi^.), analaich (GL) athmen, ommia, etfatoia
im Altr.
alarm (W.) der Lirm, Alarm; alarmu (W.) lärmen.
alasiair {G\.) Alexander, Mannsname.
alaihrcdd (W.), aperi (ßr.) adref, alert, f^in.
albard (GL) die Hellebarde, Waffe.
alcof (Br.) der Aleofen , die Schlafstube.
aleao«, a/tao«i (GL), cluBtHy alw^ten (W.) di|s Almosen.
alcz (Br.), hcolan (W.) die Allea»
allmann y cUmjfn (W.) der Fremde, auch der Allemanne ^ der
Teatsche; l'AUemand im Französ.
alliudy aül (W.), almharagh (GL) ein Fremder, auch Zins-
baner, Pächter, daher im Altr. die Namen aldio, aldius, aU
dianus fnr Zinsbaoern, die in anderen Gegenden Uli, leti etc.
heissen.
aUwland (W.) das Ausland; elend, elilend im Altt.
alödy allody alud (GL) alt, der Alte, womit zasammeohinge»
wird im Altt« alod, alodium, altes oder freies Bigenfhnm.
alp (GL), aihan (W.) die Alpe, das Gebirge, Höhe; atpSs
im Lat.
ali (GL) der Altan, ein hoher Platz, Erhobnng.
aliair (GL), allawr (W.) der Altar, altare im Lat.
alyny alm (GL), allawg (W.) der Alaun, alomen im .Lat.
am (GL) die Mntter, woher Amme, Mama.
awuiil (GL) das Uebel, ipalnm im Lit.; etel im Altt.
ambacht (Br.), amha$ (GL) der Beamte, hochgestellte 'Mann,
daher im Altfiries. ambet, ambncht, ombecbt, das Amt, Ge-
schäft, der Amtssprengel, ombechtman der Amtmann; im
Altsächs. ambacht, ambith, ombeth, das Amt; im Nieder*
teutschea ambagt, Amt, Handwerk.
aw^dadl (W.) eii| Umdahlen, eine Besprechung, Contersatioo«
amdrail (W.) das Umdrehen.
amdreiliad (W.) die Umdrehung.
amgom (W.) umgarnen, umhällen.
antik (GL) der Hamen, das Fischnetz.
amhar (GL) der Eimer; hama, amphora im Lat.
amlineU (W.) die Umlinic, der Umriss.
anap (Br.), not (W.) der Napf, scapha im Lat.
anffmrf (W.) ungeformt , s. foirm.
_ 6 _
ang (Gh) der Rang, die Würde.
angar (Gl.) d^r Anker , Fats, Gebmd.
angcoire (GL) der Einsißdler, Eremit.
angel (yf.)y aingeal^ af7(GU), aet (Br.) der Engel, «mgelut
ioi Lau
aifis, ainis (Gl.) der Anis, anisum im Lat. .
anien (Br.), angen, amighar (G\.)^ angwyih (W.), ach (lt.)
die Angst ^ angor im Lat.; aggyitha im Goth.
ankenia (Br.) sicli ängstigen«
anJcer (GL), ancor (Br.), angar (W.) der Anker, aoeera
im Lat.
anhcr (GL), angori (W.) ankern.
anneo (Br.) , incus (GL) der Amboss ^ incas im Lat.
4inrath {G\.) Ungemach, Elend (fou an find ro/A das Gate),
. daher Unrath; im Altt. unrad Unratlisames , unredelik ua-«f
r^licb.
aohrunuy aobrann (QI.) der Knöchel; aakel, onclef im Altt.
apa (GL), aJ, epa (W.) der Affe.
ar (GL), Qrw (W.) arten, pflügen; arare im Lat«; era im
. A¥tt.; ^ria im bland«; aeria im Goth,
aradatr (GL), ar^r (Br.) der Arter, Räder, Pflüger; arator
im Lat.
areh (Hr.), airc (GL) die Arciie^ der Kasten) arca im Lat.
arch (Br.), crch (W«) arg, gross, schlimm, z. B. ein arger
Sünder.
ardy ar (Gl.) haart, hoch; ardas im Lat., daher unser Harz,
Haar dt (Gebirge); dieses ard ist das teutsche erz, daher
ardaigeal (GL) der Erzengel, ardeasbuig (GL) Erzbisehof;
ferner das teutsdie erb; daher wohl beim" Bergbau Erbstollen,
Erbkux etc.
ardd (W.) geartet, gepflügtes Land.,
ßrddiad (W.) das Arten, Pflügen«
ardmharaich (GL) der Admiral, (von ard gross und mahraich
der Seefahrer).
are8tj arreat (Br.) der Arrest.
arm (CL), armaili (Br.) die Armee, die Bewafiiieten; armach
(Gl.) armirt, bewaff'net, ron arm (Br.), airm (Gl.) die
Waffen} arma im Lat.
arm (Br.) der Arm, arms im Goth., daher ar^nilla im Lat. 4aa
Armband.
arraid (GL) das Irren, dor Fehler,. s. earraid.
arraideach (GL) irrend, |ierusnrrend) iirratd (GL) der Irrer,
Wanderer.
arsnaich (GL) der Arsenik, arsenicum im Lat.
a$ (GL) auch cluas^ das Ohr; auso im Goth«; ar, are im A^^t«
— 1 —
msal (Gl.), aael (Ar.)^ aayn (W.) der Biel| asiout im Laf.
ascaim (Gl.) DachforKhen , fragen, fordern , iit woU das Altt.
a«kia, «schia hei9cheo*
a««/^ a«c/^, iazel (ßr»), a#^W (W,), aBgal, achlau (GL) die
Achsel, axilla im Lat.
a$parach (Gl.), asperjua (Br.) der Spargel, atparagut im Laf.
aasiei (Br.) die Assiette , der Napf.
a«ffi/9a (ßr.) schuppen, jemanden anstossenj UMOup (ßr.) der
Schupp.
aii;^ awcy ai (Gl.), JIWiif (W.) die Hahe^ das Eiga«; hare
im Altt.; awin im Angelsachs.
awattu (W.) fallen.
awdl (W.) die Ode, oda imLat.; odlig (W.) die kleine Ode,
ein Gedicht.
awdurdawd (W.) die Autorität, Gewalt; auctoritas im Lat.
awr, orian (W.), uair (Gl.) die Stunde^ nnr am Niederteutsch. }
hora im Lat.
aw$i (W.) der August (Monat% angustds i« Lat.
Bacair (Br.), bacasiaire (Gl.), poii (Yf.) backen; haraer^
poher (Br.), boblad (W.) der Bäcker, pistor im Lat.; ha^
cale (Gl.), popty (W.) dns Backhaus, pistoria im Lat.;
piA (W.) das Backen; popedig (W.) gehacken; poban (W.)
der Backofen«
isrcMofd (Gl.), babord (Br.) da« Bacbord, die M^d- oder
Wetterseite des Schiffes.
haehaü (Br. und Gl.), ba^ (W.) der Bakel, Stock; bacnlin
im Lat.
bactar (Gl.) die Ecker, EieheT.
bachlOj biceir (Gl.) der Becher.
baconjfH (W.) die Beere.
bad (Br.), iadii (W.) das Bad, balneus im Lat.; baih (Gl.)
baden, nntertaachen.
bae (Br»), bagh (Gl.) die Bay^ der Metrbusea.
bagadj bagage(ßr.)y bagait (Gh) die Bagage, Bakage^ das
Gepäck.
baidhheachd^ iuiriuaehd (Gl.) die Freundschaft.
baigeiw (GL) der Begtlireade, der Bettler; begar im EngL
baile (GL) der Weiler, Ort) Tille im* Fsans.
bailleiny Mg (GL) die Beule, Anschwellung; beUj Lei im Altt.
bairead (GL) das Barret, Kopfbedeckung.
— 8 —
batik (Gl.) die Beize, Anlockung.
baileal, bataä (Gl.), haut (W.) die Bataille, Schlacht.
bat (Br.), pel (W.), ball (Gl.) der Ball, die Kugel; pila im
Litt. ; ball leithir (Gl.) der Lederball.
halach (Gl.) das Kiod, das in der gemeinen Sprache auch
Balg genannt irird.
balaeti (Br.) der Besen zum Kehren.
balaitte (ßr.), balaaarn (W.) der Ballast, die Belastung des
Schiffes.
hälCy baitc (Gl.) der Rücken, -womit zusammenhangea mag im
.Mtl.: bok, hak der Rucken, bakvrarts rückwärts, unser
Huckeb;.ck etc.
bala (Gl.) der Balken.
balg, billig (Gl.) der Balg, bulga im Lat.; balga im Altt.
balieg {S\\), bosan (Gl.), bvrutel (Br.) der Beutel; buruUUa
(Br.) das Mehl beuteln.
balm (Gl.) der Balsan, balsanMm im Lat.
balmaich (Gl.) bnisamiren.
banc (Br.), beinc (Gl,) die Bank zum Setzen.
banqtted, banvez (Br.), bancaird (Gl.), gwledd (W.) das
Banket, Ga<tmahl.
buHn, bagh (Gl.), banden (Br.) das Band, die Banden.
bann (Br.), bannod (W.) der Befehl, das Gesetz, der Distrikt)
bannus im mittlem llatein; bann, bon im Altt. , daher bannere,
bon der Banner, der Büttel, der den Bann Terknndet;
banna, bonna bannen, gebieten.
banna, banneitt (ßr.) bannen, verbaoneB.
bannal (Gl.), banden (ßr.) die Bande, Menge (z. B. Musik-
bande), die Versammlung von Männern. '
hannod (W.), itnn (W.) die Sentenz, der Befehl; bann, bonn
im Altt.
kanner (Gt.), hanair (W.), bannier (Br.) der Banner, das
Panier, die Fahne.
bar (Br.) die Barie, Lanze,
' bar (Gl.) der Sohn, barn im Goth., bern im Altt. das Kind.
bar (Br.) der Barbe (Fisch).
bara (W. und Br.), aran, pain (Gl.) das Brod; panis im
Lat.j brae im Altt.
boraer (Br.) der Brodbäcker.
bara (Gl.) die Bahre, Hnndtrage; bera im Altt. der Träger.
barb (qr.), barf (W.), feaaag (Gl.) der Bart, barba im Lat.;
barvek (Br^) bänig.
barhair, barhet (Br.), barfwr (W.), bearcadair (Gl) der
Barbier.
— 9 —
hmrbara (Br.), harbarra (GL) bariwrifch, grausam | barbatva
im Laf«
bariroch (Gl.) der Berbis-, Berberitzenstrauch.
bare (Gl. und Br.) die Barke, Schiifj barka im Lat
bareca (Br.), barachad (Gl.) die Baracke, Hatte»
*«^Är (Gl.) glühend, daher Tielleicht das Altt. barna brennen,
barnere Brandstifter.
bargan (Gl.) f bam (W.) der Vergleich , das Urtheil; barga-
naich (Gl.), barnu (W.) sich rergleichen^ urtheilen, verur.
theilen; harra (Gl.) der Gerichuhof (woher barre im Frans,
bar im Engl.); bam (Gl.) der Richter; daher barganiare im
mittelalt Latein sich rergleicben, und im Altt. bare die Kla-
ge, der Vergleich; baria klagen, offenbaren; warf das Ge-
richt etc.
baron (Br.), baran (GL), baron^ breyr (W,) der Baron; baro
im mittelalt. Latein.
baranachd (GL), barwdacih (W.) die Baronin, baronia.
barr (Br.) die Barre.
barz (Br.) der Barsch (Fisch).
baa (Gl.) der Bass in der Mosik.
baail (Br.) Basilien, Basilicum (Pflanze).
basta (Br.) basta, genug, %, B. sagt maa: und damit basta,
d. u genug.
baiiard (GL, W., Br.) der Bastard ^ Uneheliche.
bathar (GL) die Waare.
beab (GL) das Grab.
beaCf beaihmham (sprich bewan), beach (GM, gwenan^
guinen (Br.), gwenyn (W.) die Biene; bea, bini im Altt.;
apis im Lat. *
beachd (GL) das Beachten , Beobachten, der Beschluss, auch
das Ziel; beachdair (GL) der Beachter, Beobachter.
beackdaich (GL) beachten, beobachten; womit zusammenhän-
gen kann im Altt. achtia ächten, auch abschätzen«
beag, beagan (GK), bjfchain (W.) ein Bischen, ein wenig,
das Wenige.
bean (GL) hauen.
bear, beilkir (GL)^ arih (W.), baedd (Br.) der Bir, der
Beetz.
bemrt (GL) die Bürde.
beasg (GL) die, gemeine Hure, die man auch Besen nennt.
bebriy bewer^ beabhar (Gk) der Biber.
bedd (W.) das Todtenbett, auch das Grab.
bedlemond (W.) der Bettler , Vagabond.
beim (Ir.) der Balken | Holzstack, auch Baum.
— 10 ~
b^ir (Gl.) bringen , lierTorbringen , gebüren j beirU (GU), ge-
nid (W.) geboren; breüh (Gl.) das Hervorgebrachte , die
Geburt; datier im Altt. beir gebären, bertbe die Geburt;
berntam die Kindererzeugung, berning die Zeugung; breng
das Bringen^ brenger der Bringer.
betrm (W.) die Bärme, Hefe,
beist, biast (Gl.), bwysthil, gwesißl (W.) dai Beest, die
Bestie, da^ wilde Tliier; bestia im Lat«
bette (Gl.), bedw (W.),S<?aw (Br.) die Birke, betula . im Lat.
beoir (Gl.), byer^ biorch (Br.) das Bier.
betes (Br.) bitia (Gl.) die Beete, rothe Rübe; beta im Lat.
beum (Gl.) bitter.
beus^ buas (Gl.) der Bauch, im Altt. buch, buk«
^ bhean — sprich wan — (Gl.), benyw (W.) das Weib, femina
im Lat.
bi (Gl.) seyn," daher wohl: ich bin.
biail (Gl.), bwyeU (W.), pila (Br.) das BeiL
bid (Gl.) der Bissen.
bid (Gl.) beissen, kneipen; bita im Altt.
bigin y bigeum (Ir.) eine Frauenzimmer -Haube und Kopfbinde.
Die Burgcrfrauen in Plalle, besonders die Frauen der Hallo-
ren trugen bis zur jüngsten Zeit sehr allgemein (jetzt nur
selten) eine Mdtze oder Art Haube mit breiter Stirnbinde,
welche Bigiuen beissen.
bil (Gl.) billig, gut.
bioban (Gl.) der Pips, eine Krankheit der Hühner; pip im
Snglischen,
biifv (Gl.) der Born, Brunnen; boi*a (Gl.) ist Wasser.
biorraid (Gl.) die Pyramide.
bis$ (Br.) die Bisse, der Nordwind.
bith (Gl.) der Kitt.
bilse (Glt) die Betze, Hündin, auch dos Weibliche.
bladh (Gl.) das Blatt, die Blume, die auch im Altt. blam heisst.
blam (BrO die Blame, Schande; blamen (Br.) blamiren.
blar^ blaras (Gl.), bal (Br.) die Blässe, der weisse Strich aa
den Köpfen der Thiere.
bUJQf hlejaden (Br.) blöken der Schafe, placare im Lat.
blait (Br.) platt, eben; planus im Lat.
blessa (Br.) blessiren, Ycrwundcn.
bleu (Br.) blau. ■
bleuhuenuy bleuten (Br»), blöj/n^ blodan(W»)y bleath^ blaih
(Gl.) die Blüthe; blam im Altt.
blehuen, bleüi (Br.), blötfn, blöenu (W.), blodenoch, bla--
ihaich (Gl.) blühen; bloia im AltU
— II —
blimgein (Br.) UiBcen^ blinz^, mit halkgetehlofitseo AugfP
seben. ^
blodemaw (W.) blähend.
hioc (Br.), blocan (Gl.), ptoc (W.) der »lock.
6foa (Gl.) offen ^ bloss.
Hob (Gl.) entblössen, xeigeiu
hlosy blosgy bhscan (Gt.) blasen, ein Uorn etc.
blusar (Gl.) das Blasen , Getön.
boardy oord (Gl.)) hufrdd (W.); bord^ei» (Dr-) der Bord des
Scliiffes, aucb das Brett.
bobhstair <Gl) das Polster.
boc (Gl.), boutfh (Br.), iw^rÄ (W.) der Bock, Ziegenbock.
6o<7 (Gl.) der Betrag, Fehler; daher yielleicht die Redensart:
einen Bock machen.
boc (Gl.) springen wie ein Bock , wofür wir auch bocken sagen.
boch (W.) die Backe, Wange. "*
bochna (Gl) die Bucht des Meeres.
bocuiy bosca (Gl.), boestl (Br.) die Badise, plxis im Lat.
bocaaich (Gl.) mit der Faust schlagen, boxen.
boaz (Br.) der ßuckel.
bodach, botaidh (Gl.) der Bottich (Gefäss).
hodd (W.) das Gebot , bod im Altt.
bodhan (Gl.) der Popo, Steiss^ podex im' Lat.
boga,^ bogha (Gl.), bwa (W.) der Bogen zu Pfeilen, auch in
der Baukunst; bwa ct/fammod (W.) der Regenbogen $ bo*
ghadair (Gl.) der Bogenschütze; bogere im Altt.
bogh, bocan (Gl.) biegen,
bogueä (Br.) das BouQuet, der Blumenstraoss.
boilhg (Gl.) blitzen, boilhgeadh (Gl.) der Blitz; bliksen im
Altteutsch.
boigeum (Gl.) die Binse, das Rohr.
boisaeel (Br.) der Scheffel, boisseao im Französ.
boirealj iora (Gl.) der Bohr.
boiiein, beinneal (GL), boetel (Br.), bwrnel (ff.) das Bündel,
Bund Ton Hen etc.
bolg, bolgan (Gl.) der Balg von Tbieren und^Pflanzeni die
Hülsen.
bolgach (Gl.) die Beule.
b0iU (W.), boliiaeh (Gl.) der Bolzen, bollt im Gotb.
boli (Gl.), beili (Ir.) der Belt^ Meerbusei); balteus im I^t.
bordeeii (Ik.), bapisUaoJi {Gh) das Bordell, Hurenhaua«
born (Br.), burn (Gl.) der B«rn| Bninnen» die Quelle, Wasser.
b^s (Gl,) böse, schlecht.
botan (W.) , botuin (Gl.) der Stiefel , botan im Gotb.
bote^ buie (Gl.) die Busse, Strafe; bot, böte, beta im AUt.
— 12 —
houticle (Br.) die Butike, Bude.
bra, braoi (Gl.) die Braunen ^ Augenbraunen; bra, bre, brahn
im Altt.
bradwi (W.) der Brocken.
bradychwr (W^ , foilleir (Gl.) der Betruger.
brae (Br.) die Breche, Flaclisbrecke , Brake.
btuea (Br.) breuanu (W.) braken, brechen des Flachses.
brae, braen (yf.) entzwei, das Entzweie, Gebrochene,
brßfinar (W.), branar (Gl,), brelU (Br.) die Brache, unbe-
stelltes Feld.
hraenaru (W.) brachen, die Brache pflügen.
braenardaü (W.) gedüngtes Brachfeld.
bragal (W.) prahlen, baga im Altt.
braich (Gl.) die Maische, das Malz.
braialead (Gl.), breiched (W.) das Bracelet, Armband.
braist (Gl.) die Brosche, Brustnadel.
bramanUi (Gl.) roh, woher Tiel leicht das Wort Bramarbas.
brann^ brath (Gl.) der Brand, Feuerbrand, brennende Kohle.
brav (Br.) brar, flink, gut.
breaghhaehd (Gl.) die Prächtigkeit, Schönheit.
breatan CGI.) Britannien.
bregu, briwaw (W.), breva (Br.), ircrcaiti bris^ breg (Gl.)
brechen, breka im Altt.
Äre^., briw (W.), bread, braghy brac (Gl.) das Brechen, ,der
Bruch; daher unser Brack, d. i« Zerbrochenes, wie im Altt.
brek der Bruch, breker Verbrecher, brekma Bruch, Brachte.
bregedd (W.) die Gebrechlichkeit, Zerbrechlichkeit; broh (GL)
das Gebrochene, Zerbrochene; brau (W.), brisdeach (Gl.)
brechlich, gebrechlich.
breid (Gl.) breiten, ausbreiten.
breo (GL) das Brennen, Feuer, Flamme; brond im Altt. der Brand.
breaych (W.) der Wirsching, Wirschkohl oder Sayoyerkohl;
brassica im Lat.
bride, priodas (Gl.) die Braut, breit im Altt.; breidgoma im
Altt. ist Bräutigam, d. h. der Braut Mann^ Ton gome im
Altt. der Mann, welches Wort Tielleicht, zusammenhängt mi^
mo (Ir.) der Mann , homo im Lat.
brtogaisj brigin (Gl.) die Beinkleider, brek, brik im Altt.;
breeches im Engl.
brochan (Gl.) die Brühe, brochan feoJe (Gl.) Fleischbrühe.
br'ioihair (Gl.), breder (Br.), braud (W.) der Bruder; frater
m Lat.; brothar im Goth. und Altt.; breudeuriez (Br.) die
Brüderschaff.
brou98 (Br.), prysgl (W.) der Busch, das Gebüsch«
— 18 —
brm$SMy br6ms (Br.), y ihrig (W.), 9prim (Ir.) die Sprofte.
iroMM, br^n$ (Br.), om«af» (Gl.) 9 ythrigaw (W.) sproMen.
brug, brüh ^ brmger (Br.), ^ur^ ( W«) der Brocii , das Moor«
brun (Br.) braun.
bmmellem (Br.), irlTtf (W.), imV (Gl.) brnllen.
brunettig {f^r*) branett, Ton briaDUcheni Gtiiclin
inrig, bramn (Br.), iroMHi brocem (W.), &nrfiiiie(G1.) dift
Brost, der Busei^.
brut (Br.), irod (Gl.) die Brut der ThiiM etc.
bruzum (Br.), hreubjf» (W.) die Brösel, Brosamen, Krame
des Brodes«
brwg' (W,) der Bruch, auch der Wald; daher wohl das AltK
broil, brnhl, der Brühl, Thiergarten.
bmi (Br.), &«, hu weh (W.), bo (Gl.) die Knh^ bos im Lat.
Im Bretonuchen heisst: hyaenn eine weisse Koh, «UMm
eine rotlie, brethu eine scheckige, Haäl eine Bläisse, qme»
vlai eine trächtige, aleii die gekalbt hat, giomeh dier das
Kalb genommen, leah eine milchende, brekaign die nicht
trSchtig wird, ganmeh die seit einem Jahre Milch giebt. In
Gälischen giebt es noch mehrere Namen für eine Kuh; über-
haupt ist die keltische Sprache ganz unendlich rekh as Na-
men fnr die Hausthiere und Gegenstände, die mit diesen
zusammenhängen.
buaacher (GL), beudail (W.) der Knhbladder, Kuhmist.
bual (Br.) , bwla (W.), boUog (Gl.) der Bulle.
bttceiy bodaide (Gl.) der Buckel, die Beule.
hucheU^ bmguet (Br.) der Bengel, grosses
hucBa^ buis (Br.), bocsa (Gl.) der Buchsbaum, bQxns im Lat*
bugad (Br.) die Beucbe, Bauche, die Lauge zum Waschen*
bugadiy bugtt (Br.) beuchen, waschen aus der Lauge«
bmimpis (Gl.) die Pumpe, Plumpe«
bmla, bmideai, botmi (Gl.), bouiouiln (Br.), bcihel^ p9iel (W.)
die Bolle, Booteille; paiMu (W.) in Bonteillea fallen.
bürg, bwrg (Gl. und W.), bourch (Br.) die Burg, Stadt,
l>orf.
burgain (Gl.), bwrgai$f bmrdaiM (W.), baurchiz (Br.) der
Borger.
burgaid (Gl.) die Porganz, burgaidich (Gl.) porgiren, ab-
fuhren.
bu$ard (Br.) der Busard, eine Axt Falken.
bmng (CM.) potsea, fchmncken*
bmHuii (Gl.) daa Bosten, stark anhaochea; daher Terbusten^
das Fener anbasten«
buimr (Gt.) die Butter, butjrum m Lat«; bootjroo im GMech.
(im Keltischen f on bo lear, wie im Griedu ron bous und tyms.)
— 14 —
bulin (Br.), buU^ praidd (W.) die Beute; praeda im Lat.
hutta (Br.), bt&ta (Gl.) die Butte (Gefäss).
hw^ baig (GL) die Biege^ Biegung, von öogh biegen«
bwlgan (W.) der Beutel.
bwngler (W.), bmmiiear^ bumler (GL) der Bummler^ nichts-
Dutziger, schlodit angezogenet Mensch.
bwrdd (W.) das Brett, byrddu (W.) mit Brettern bedecken.
bivih (GL und W.) die Bude, kleines Haus.
bj^dd (W.) die Binde, Armbinde; vitta iiA Lat.
c.
Caba (GL und 6r,) die Kappe, Kleidungsstück; kappa im Altt.
cabal (€rL) die Kabel, das Kabeltau im Schiff.
eäbeakte^ kabesir (Br.), agkaistiuir (GL) der Halfter; ca-
pistrum im Lat«
Cabinet (Br.), caibiHeid (GL) das Cabinet, (das Diminutir Ton
cabetn die Wohnung).
eaboun (Br.), capan (GL) der Kapaun, capo im Lat.
eac (GL), cach (W.), iach (Br.) die Kacke, menschliche Ent-
leerung, cac shiubhal (GL) die Diarrhoe.
cacan (GL)y cachu (W.) , kacha (Br.) kacken , cacare im Lar.
cachfa (W.) das Kackhans, der Abtritt. •
cadamach (Gl.) caduck, ruinirt.
cadwen (W.), tiime (GL) die Kette, catena im Lat.
cv^, iah (Br.) die Hecke, der Hag; häea (Br.) einhegen.
caeth (GL und W.) der Käth, Kossäth, kleine Häusler, der
Arme*
cagailt (GL) der Heerd_, den man auch Kachel liennt.
taibideü (Br.), eabideöl (W.) das Capitel, capitulum im Lat«
caidh (GL), chawt (Br.) keaseh, castus im Lat.; caidheadh
(GL) die Keoschhdt, castitas im Lat.
cail (GL) der hintere Theil, -«roher -«rohl die Keule.
caU^indeir, caiadair (GL) der Calender, calendarius im Lat,
[kal (Br.) sind die' calendae der Römer, der erste Tag des
• Monates.]
cailU, calia (GL) der Kelch, calix im Lat.
caimileid (GL) der Camelot^ ehie An Tuch.
cain, canach (GL) die Rente, Abgabe, woher wohl canoSy
Abgabe;
cainealy canal (GL), canel (W.) derCaneel, Zimmt; cinna*
mofiff inci Lat«
iatmiisar (GL) des Krebs.
— la —
cairi, cairis (6K) die EMvem, K«t»clie| oarago iMiLiit.
cairiy cariach (Gl.) die Karte zum Spielen.
catri (Gl.) gerben.
caitical, feoiriin (Gl.) das Yieitel, Quart; fmdel iui Altt.
cmirUal (Gl.) der Kintel, die Uerautfordcroog.
cai9e (Gl.), caaw (Br.), caw% (W.) der Kai« > caseuttm Lal.;
cammw (W.) käseir, gerwnen.
coisteal {G\.\ das Castell; eastellum im Lat.
ro/M (Gl.) kalil; calmt im Lat.
calcK^ caiie (Gl.), calch (W.) der Kalcfa, Kalk; caIximLat.
cakhaidd (W.) kalkig, emkh0dig (W.) gekalkt, caickwr (W«>
•der Kalkbrenner.
caUfaii (;^.)^ emlcure (GL) kalfatern der ScUfie; calfaiiQur
. (Br.) der Kalfaterer.
calg (Gl.) Achelfl, Hachein, StacheJ«; acaleat Im Lal. -^
caila (GL) »ahm; tarn im Altr.
c^Uaich (Gl.) zähmen; tema im Altt«
camag, eam^g (Gl.) das Comma beim Schreiben.
camarad, comrada (Br.) der Cammerad, Genosse.
camer (Br#), 9e9fnar (Gl.) die Kammer; camera hn Lal.
eamkai (Gl.), kaftval (Br«) das Kameelt camelns im Lat«
camisolen (Br.), caimia (Gl.) das Camital, Hemd; camisia
im Lat.
eamp (Gl., W., Br.) das Heerlager, auch der Kampf; kamp
im Altt.
Mmpimw iyt.) kämpfen , kampa im Alti^
campdhuiney caimfear (Gl.) der Kämpfer, Kämpe; kampa
im AHt.
campriia (Br.) Captiofen, Laftsprünge.
camri (W.) die Canitle (Pftaiize).
tarn (GL) , ean$i (Br.), cafm (Vf.) der Kahn (Schiff).
canab (Br.), ca^b (Gl.) der Hanf, cannabis im Lat.
cmmbhin (61.) der Cannevat, Haafzeug.
canal (Gl.), kan, kamt (Br.) de» CanalJ caaali« im Lat.
ca0g (W.), branque (Br.), caimeo^ (Gl.) der Zanken, Ran-
ken, Zweig.
canna (Gl.), Mi» (Br.) die Kanma (Gefäse)^
cimrf (Br.) der Kneif, da« Messer.
rMat#, spric& kieeh, (GU) das Kasch, Knwbgen, Kuschschweüi ;
coiseachan (Gl.) der Knsch- Schweinehirt.
canon (W.) der CanM, Gösaifg, dSe Regel, auch Vers.
caniatr (GL), cuniwr (W.), Äraner (Br.) der Cantor, Sänger;
caaitor im Lat.
caonAtha (Ir.), cmduichd (Gl.) die Compagnie, Association.
cap (6?.), nttffwn (W.) ^er Seiaft; teapas im Lat. \ «kep im Altt.
— 16 —
capa (Gl.), cßp (W.), hahel (Br.) die Kappe, Mütze, Mantel
mit Kappe* »
capul, cabbjfl (Gl.) der Gaul, Pferd.
cor (Gl.), carr (W.), kar (Br.) die Karre, carrus im Lat*
carad (Gl.), cariaw (W.) karren; karrer (Br.) der Karren-
maclier*
carabhi (Gl.) die Karbe, Karbey oder der wilde Kümmel; careum
im Lat.
carawl (W.) der Choral, der Lobgesang.
carh (Ir.), canattair (Gl.) der Korb ; canistmm im Lat.
carbh (Gl.), crifiaw (W.) lerben, eintclineiden ; kerf im Alt t*
carbh (Gl.), crifen fW.) eine Kerbe, kere im Altt.
carcair, carcar (Gl.), carchar (Gl.) der Kerker , das Gar-
cer, kerkener im Altt.
carcharu (W.) einkerkern.
Card (Gl.), cHb (W.) die Karde, Kardetsche, zum Krampein
der Wolle.
Card (Gl.) karden, kardetschen, krämpeln; carminare, carere
im Lat.
cardota (W.) ganten im*Südteutscben, d.i. betteln.
caredigaw, carw (W.) karet (Br.) caressiren, lieben; car^s
(W.) die Geliebte.
cargo (Gl.), carg (W.), karg (Br.) das Cargo, die Ladung
der Sdiiffe.
carlwn (W.) der Hermelin.
carmhaogal (Ir.) , carbuncul (Gl.) der Karfunkel (Edelstein) ;
carbunculus im Lat.
carmoasg (Br.), cochriedd (W.) der Carmoisin (Farbe).
carn (Gl.) ist Fleiscli; möglich dass vielleicht der Name
Scharrn, Fleischscharrn damit zusammenhängen könnte.
carp (Br.), carbhanag (Gl.) der Karpfen (Fisch); carpio
im Lat.^
carry carruidhe (Gl.), crach (W.) die Krätze (Krankheit),
carrener (Br. und Gl.) der Kärner, Karrenführer«
car$ (Gl.) der Karsch, steriles Feld.
cart (Gl.) das Quart, Viertel; qnadrans im Lat. .
ca$ (Gl.) die Capsel , woher yielleicht auch Gasse.
coia (Br.), caBau (W.) hassen; <?«m«, kas (Br.) der Hass;
cataad (W.) der Hasser; adga$y casaedig (W.) gehässig.
coBglu (W.) sammeln.
cosstf (Br.) das Casseroll, die Bratpfanne«
cast (W.) der Kasten.
catian (Gl. und W.), kintin (Br.) die Castanie; castanea im
Lat.
caiiell (W.), kastei (Br.) das Castell; castellam im Lat.
— n —
emaUUwr (W.) der CattMIan.
ciuiiza (Dr.), ceasiat'ghtm (In), co$ii (W.) kasteieB; bettra-
feil 5 castigare im Lat«
cat (Gl.), iraA (W.), ca«(Br.) die Katze; catta im Lat.
.caie (Gl.) das Gefeaht; käse im Altt«
cath (Gl.) der Kaff/ die Sprea.
Cttikair (GL), cadair (W.) der Sita, daher Cadieder, aoch
Hauptstadt; woher Cathedrale, Hauptkirche«
rov, cai (Gl.) ein kleines Haus^ die Kaue, Koi^ KoTeo, wi«
SchweinskoTea«
cau$eal (Br.) kosen, mit einander sprechen.
ceaba, ceibe^ Meibt (Gl.) die Schippe zum Schippen.
ceabiar (Gl.) der Zephjr, leichter Wind; zepbjrus im Lat,
ceachi, $magd, cumhachd (GU)^ mamas (Ir.) die Macht, Ger
walt; acmhaingeach (Gl.) machtig; ardchumachd (GU) die
Erzmacht, höchste Macht. ^
eealij cell (Gl.), cell (W.) die Zelle, der Keller; cella im lit.
cemng{GU)f cainc^ gwial{yf.)^ branque (Br.) der Zanken;
edngawawg (W.) zankig.
cearcal (Gl.), cjflch (W.) der Zirkel, circulus im Laf.
ceard (Gl.) der Schmidt; smeth im Altt.
eeaik (Gl.), dafod (W.) das Schaf; skep im Altt.
eecr (W.), canran^ carraid(G\.) der Zank, cecraei (W.),
carraüleach (Gl.) der Zänker.
cecru (W.) zanken, zecken, zarren.
rei/ys (W.), cailise (Gl.) das Kegelspiel, der Kegel.
eeirioe$en (GL), ceirioM (W.), Ärcrtf;s (Br.) die Kirsche; cera-
tarn im Lat.
eeisiaw (W.) suchen; seza im Altt. ^
celcuy ceUiau (W.) hehlen, rerhehlen; celare imLat.; celcwr
(W.) der Hehler.
cenal, cenedl (W.), £r*«tfa/*(GL) die Geschlechtsverwandt-
Schaft, kennemeg im Altt.j ron ken, kin das Geschlecht;
genus im Lat. , genid ( W.) s. dieses.
Ctnedlu (W.), gin (GL) generiren, das Geschlecht fortpflan-
zen; generare im Lat.
eenadu (W.)' senden, Naehriidit bringen; cenad (W.) derGe«
. sandle.
eeniaw, aelu^ B^lla (W.)j »eall(G).) sehen; cernere imLat;;
seallad (GL), syll (W.) das Sehen; seone, siune im Akt«;
e^wr (W.) der Seher.
cengl (W.), ceangal (GL) der Senkel, Schnürsenkel, das Band.
cerdd (W.) der Gesang der wandernden Barden oder Sänger,
die cerddawr (W.) heissen; daher wohl vaser Concert.
cerif eerc (W.), ciomag (GL) der Kern der Früchte.
Keftrstoia Eelt. Altsrtli. II. Bd. %
— 18 —
cerlin (W.) der K^l^ geineine, scMecHte Mentch«
ceriain (W.) streiten; certnre im Lat«
cethiv (W.) , ceun^ (ß***) ^^^ Senf, sinapis im Lat.
cewyn (Gi.) die Wiege; cunae im Lat.
clialop, acnap (Br.) die Schaluppe (Schiff).
chanhellawr (W.) der Canzler; cancellarins im Lat.
chaocag, caqueliain (Br.), caguein ^ cagnan (Gl.), cegu^
cnoil (W.) kauen.
chaucheu (Br.) die Caraasclie.
cheingen (Br.) die Eiche (Baum).
cheminal (Br.), MimnCy simdd (W.) das Camin; caminns im
Lat.
ehtken (Br.), coilchean (Gl.) das Kiken, junges Huhn.
chomein (Br.), bunaich (Gl.) wohnen.
chopen (Br.) der Schoppen (Gemäss).
chouffre (Br.), vfeliar (W.) der Schwefel; sniphur im Lat.
cAr^, }cre (Br.), neartmhor (Gl.) kräftig.
chrefder^ irefder y irevder (Br.), neart (Gl.) die Kraft.
chuen (Br.), caka (Gl.) der Kuchen.
chwaeru (W.) schwärmen.
chwaethuy sawißriaw (W.) schmecken; sapere im Lat.; sme-»
kQ, smetsa im Altt.; chwaethy chwaig, sawir (W.), chwatth
(Br.) der Geschmack; sapor im Lat.; smek, smake im Altt^
Bafwyriad iyi •) der Sclimecker; safwynis (W.) schmeckend.
CÄwa« (W.) das Leben, lebend, lebendig; das kwik, quick le-
bend im Altt.; daher wohl auch kwiksia im Altt. das Vieh.
chwal (W.) eine Ausbreitung, ein Schwaal, Schwalg, z. B.
von Worten.
chwanegu , ^chivt/ddaw (W.) schwellen.
chwap^ chwept/n {W.)y «^/aMarcI (Gl.) die Schwappe, leich-
ter Schlag.
chwarddu (W.), choarzi (Br.) scherzen ; cTiwara (W.) derScherz.
chwaren (W.) der Schwären, das Geschwür; chwarenu (W.)
schwären, Geschwäre haben.
chwawiaw (W.) wehen.
chwed (Br,), chwediu , gwedjjd (W.) schwatzen, schwätzen;
suadere im Lat.; daher wohl kwetha, quetha, swepa, kwan
sprechen, sagen im Altt.
chwedl (yf.)y ceadal (G),) der Schwatz, Schwang; eh wedle fg,
chwediu (W.) geschwätzig; chuezer (Br.) der Schwätzer.
chweidd (W.) die Geschwindigkeit.
chweg (W.) swet, süss; swet im Altt. süss; swetma die Süs-
sigkeit.
chwegr (Gl. und W.) der Schwäer, Schwager, auch die Schwie-
germutter; chwcgrewn (Gl.), chwegrun (W.) der Schwie-
- 19 -
genrater; im^Altn ist swager Schwager; swe« Terwandt, swe-
stena Getcliwister.
ehweyßo (Br.), chwißaw (W. nnd Gl.) «cbweifen, henim-
8cliwetfen ; swira im Alf t. — chwifiwr (W.) der Schweifer,
Vagabund,
chwidraw (W.) fscliwindern, whwindlig werden; chwUrawl
(W.) schwindlig; chwtdredd (W.) der Schwindel; swina
im Altt.
chwiff (W.), der Pfiff, der Zisch; chwifßad (W.) das Pfeifen,
Zischen; chwiffiau (W.) pfeifen, tischen.
chwilla (Br.) wählen.
ckwimwih (W.), eagwid (Br.) geschwind.
chwiori, chwyrnu (W.) schwirren.
chwipiau (Gl. und W.) schwippen, wippen.
chwiihj auch asw (W.) links, womit das schwude unserer
Bauern für links fahren zusammenhängen könnte.
ckwiw, stdyll (W.) der Wirbel, Wirlel.
chwiwedfg (W.) wirblig.
chwiwmuy chwelid (W.) schwingen, s. guintead.
chwyl (W.), sealyfoü (Gl.), ^a/w, ra/yi» (W.) die Weile;
wHe im Altt.
r*i«y^s(W.), chweiz^ ckue% (Br.), siniiis (Gl.) derSchweiss;
sador im Lat.; swet im Altt. — chw\i%u (W. und Gl.),
chouczi (Br.) schwitzen; sudare im Lat. — chwysawg(y^.)
schweissig; chwj(ffa (W.) das Schwitzbad.
chyfr (Br.), cyfrif (W.) die Ziffer, Zahl , auch zahlen, rech-
nen; anghjffrif (W.) unzählbar.
ci (W.), eil, gione (Gl.) der Hund; sif im Goth.; zif , zippe,
tieve, debe im Altt. *
cibole$8en (Br.), cihelljfn, sibol, aibolen^ sHwl (W.), uim*
nean (Gl.) die Zwiebel; cepa im Lat.
eiche j seackira (Gl.) die Zitze, Brustwarze, x
cidh (Gl.) das Gesicht.
cigh (Gl.), cidws (W.) die Ziege, das weibliche Thier, auch
Tom Hirsch; seagha , aeaghach (Gl.) der Ziegenbock.
cülidh (Gl.), lein (Br.) der Kiel des Schiffes; carina im Lat.
eifnant ißr.) y cymmrwifn (Gl.) das Cement, der Mörtel; ce-
mentum im Lat.
eine y cinneadh (Gl.) die Kindschaft, Familie.
ctViii, ceann (Gl.), cing (Ir.) das Haupt, der Oberste, der
König; kinig im Altt., king im Engl.
ciogail (Gl.) kitzeln.
ciombal (Gl.) die C3rmbel; cymbalom im Lat.
cionl (Gl.) die Scliulü, skult im AUt.; cioniack (Gl.) schul-
- digy der Schuldige.
eis, ci08 (Gl.)^ cilchj tumg^ ced (W.) der Zins, Schoss; cen-
8U8 im. Lat«; tins, skot, schot im Altt. — cylUdaw (W.)
«Dseni cynnhreth (W.) die Zinsrente, der Tribut.
eist (Br. und W.), eiste ^Gl«) die Kiste ^ cista im Lat.
cistre (Br.) der Cider, Obstwein; cidrus im Lat.
ciab (Gl.) die Labbe, dickmäu liger Mund. ^
ciabar (GU), clagheres (Br.) die Klapper.
clabastar (Gl.) der Klabasterer, Klefiet, Kreischer; clabadour
im Franz.
ciabar ach (Br.), glydiawg (W.) klebrig, schmutzig.
clabstur (Gl.), clasordiß (W.) das Kloster.
ciaer (Gl. und W.), auch eglwr (Yf.) klar; clarus im Lat.;
glan (Gl.) klären, klarmachen, anghiaer (W.) unklar,
dunkel.
ciagan (Gl.), klemma (Br.), klagen, hlemmer (Br.) der Kläger«
clai (W.) Thon, klai im Altt. und Niedert., Klaiboden sagen
auch wir.
claid (Gl.), claddu (W.) graben, ist wohl das Altt« slat, slata
gniben, slata der Graben, Slot, slatere der Gräber.
claiä (Gl.) die Classe; classis im Lat.
clatnp (Gl. und W.) der Klumpen.
clapy clappach (Gl.), clep (W.) der Klapp, Klaps; clap (Gl.),
clepiau (W.) klappen, klappern.
clawdd{Yf.)j 8lochd(G\.) der Schacht, Schiott, Grube; mtc/n-
glawdd (W.), mcinn shlochd (Gl.) der Erzscbacht«
cJaws (W.) die Klause.
cleb (W.) der Geck.
cJeca (W.) klatschen, schwatzen.
clicied (W.), iliked (Br.) die Klinke der Thür, ilikeda (Vir.)
einklinken.
ch'deen, Jta//(Br.), clack (Gl.) die Klöte, Hoden, Testikeln.
chof (Gl.) die Kluft.
cliostar (Gl.) das Cljstir; cljster im Lat.
clip (W.), clipen (Gl.) die Klippe«
cJiwe, clafdheambf sprich cloejew (Gl.), cleddj/f (W.) das
Schwerdt, die Glewe; im Altt« glawin, auch kledhie; im
Lat. giadius«
clod (Gl.) der Kloss, Erdenkloss; clodach (Gl.) klossig.
cnac (Gl«), der Knack; cnag (Gl«) knacken.
cnaimb (Gl.) der Knochen«
cnamb (Gl«) knabbern, benagen.
cnap (Gl.) die Knobbe, Knoppe«
— «1 —
emap$ai0 (GL) der Knapp- oder Sehnappsaek« Mantelsack.
cnici (W.) der Knick.
emioc (GL) der Knicker, Geishals.
cuiochi (GL) der Knecht, kniochl im Altn
cmipu» (W.) der Knipa, Nasenitips, NaMuatnber.
cnid (GL) der Knollen.
cmoUtdk (GL), ilnv (Br.) der Knoten } nodut im Lat.
entUh^ cnu (GL), enam (W.) die Num-, nux im Lat.} goUcku
(GL) die WallnoM.
€9 (GL), iegim$ (Br.) kochen, coqnere im Lat«; — cog^ €•>
eaire (GL), ceginwr (W.), ieginer (Br.) der Koch, emi-
guin (Br.) die Knche.
coagaj loaga (Br.) krachten wie der Rabe«
ewfa (GL), cwch (W.), ioked (Br.) die Kogge, ein mndlich
gebautes Schiff} knggr im Island.
eocher (Br.), coi$tair (GL) der Kutscher.
eod (GL), cody eodel (Br.) die Katze, Geldkatae, Geldbeu-
tel; cozzo, chozzo im Altt.
codem (W.) die Schoten, die Schalen Ton Gemüse - Pflanzen.
coffr (Br.), cofar (GL), cojfawr (W.) der Koffer.
coinne (Gl.) die Kanne, Kunkel, Frau; cunnus im Lat. — chu0,
knnin, kunne im Altt. ist Geschlecht, Familie.
coireal (GL), corail (Br.), gwylar (W.) die Koralle; coral-
lium im Lat.
ro/, laol (Br.), coIi$ (GL), cawl (W.) der Kohl (Pflanze)»
caulis im Lat. ; brouakaol (Br.) Braunkohl , die Kohlsprossen)
die man isst.
eoly cudhj euilbh (GL), C9iap (W.), eap (Br.) der Kopf,
capot im Lat.; cof (W.) ist Gedäditniss, Geist, was auch
wir Kopf nennen.
colbk (GL) der Kolben.
colihtachf colpa (GL) das Kalb, die Koh; chalpa im Altt.
colmd (W.), caolain (Gl.) die Kaldaunen, Kutteln^ das Ein*
geweide.
eawMndair (GL) der Conunandant, der das Commando fahrt.
eammun (GL), ejfmnmm (W.) die Commune, Gemeinschaft;
communitas im Lat.
companach (GL) der Kumpan, Begleiter; comes im Lat.
complaii (Br.) das Complott, die Verschwörung«
coitfW(Br.), cuinin^ cuinean (Gh)j cwninger^ cuming (W.)
das Kaninchen, Karnickel; cuniculus im Lat.
coiMOrt (Br.) die Consatten, Mitgenossen; consortes im Lat.
eanirad (Br.) der G>ntrakt; contractns im Lat.'
C^mireU (Br.) contrair; contrarium im Lat.
eopar (GU), coeufr (Br.) das Kupfer; euprnm im Lat*
coppa (Br.), cop (W.) die Koppe, Spitze des Berges.
cor (Br.), corad (Gl.) das Chor; chorus im Lat«
corc (Gl.) der Kork^ Stöpsel»
corif cotri (Gl.)^ gfOftyn, grawu (W.) das Koro, Saame des
Getraides.
corieaman (Gl.) der Coriander (Baum); coriandrum im Lat.
coTHj cuach (Br.) das Hörn, cornu im Lat.
cornigel (Br.) der Kreisel, cornigella (Br.) kreiseln,
coro» (Gl. und W.) die Krone, auch der Kranz; Corona im Lat. ;
coroni (W.) krönen; coronare im Lat.
corp (Gl.), corph, corff (W.), horf (Br.) der Körper; cor-
pus im Lat.; corff awg (W.) körperlich, anghorfforawl
(W.) unkörperlich.
corr^ goirid (Gl.), cwta (W.) kurz; cnrtus im Lat.
cosbi (W.), ceasiaighim (Ir.) züchtigen, kasteien; castigare
im Lat.
costy cosdas (Gl. u. W.), koHst (Br.) die Kosten, der Preis.
coste (Br.) , cost (W.) die Küste des Meeres.
costßawr (Br.) kostbar.
ebty cwt (Gl.), cwi (W.), die Hütte, das Koth, kleine Haus.
coih (W.), cauhj cauch (Br.) der Koth, die Ausleerung,
Excremente; cothi (W.) kothen, aasleeren; coihyn (W.)
das Kothhaus, der Abtritt.
coto, cotum (Gl.) die Kutte, der Kittel.
conhion (Br.) der Cujon ,' Polterer,
coumin (Br.), cuimin (Gl.) der Kümmel; cuminum im Lat.
C9unt (Br.), cunntas (Gl.) das Cooto, die Rechnung; cunn^
tair (Gl.) der Conlircr, Rechner.
coustein, Jcousta (Br.), costiau (W.) kosten; constare im Lat.
covu (Br.) die Lohe der Gerber.
crab (Br.), cranc (W.) die Krabbe, der Krebs.
craban, krai, grab (Br.), crag, crabon (Gl.) die Kralle,
Klaue.
crabanna^ hrava (Br.) krabsen, greifen.
craCy cracan (Gl.), crec^ er ig (W.) der Krach, das Krachen.
cracaircy cracker (Gl.) der Krakeler, Zänker, Racken
craffu (W.) begreifen.
crafu^ Ä:flrza(Br.), rro/ii; (W.) krauen, kratzen^ eingraben;
kafzer (Br.) der Kratzer.
cragan (Gl*) 9 cregen, ctochaUj cwrwg (W.) der Krug,
Topf; cregenydd, crochenydd (W.) der Krügncr, Töpfer,
s. crog,
cramb (Gl.) die Krampe,
iwmmmMhmm |6I.) der Kraim, iita Latten in die Höhe zu he-
ben, Ton crann (Gl.) der ßaiiin, Masr.
Gt€mu€in (Br.) kraueA, kratzen.
oremdmr (W.) die Creatur, das Gejchafiene; creaMra im Lat.
creekium (Gl. und W.) das Kreischen , hell auflachen.
creciau, cr^u (W.), goirm (Gl.) krähen (s. gragaUekk))
canere im Lat«
§r€dU (Or*)» creideas (Gl.) der Credit.
cregen (Gl. u. W.) der Kregel , Krug.
creirau (W.), adbiur (Gl.) schwören.
cresi (W.) die Kruste der Geschwüre etc.
creuBseul^ kreuzeul (Br.K cruiBgean (Gl.) (Ton crettar das
Gefass und eul das Oel), eine kleine Oellampe, die beson-
ders bei den Bergleuten, auch oft bei den gemeinen Leuten
der Kreusel heisst.
creyr (W.), lercheyz (Br.) der Reiher (Raubvogel).
cresk (Br.) der Geiz,
crezon (Br.^ die Kresse (Pflanze).
cri (Br.) cri, crew, cref^ ytgri(W.)^ elgh (Gl.) der Schrei;
criur (Br.), ysgrew (W.) der Schreier.
criadh (GL). die Kreide, der Thon^ creta im Lat.
crieinj Iria ^Br.), criaw, crefw, y$gr9au (W.) schreien,
grölen.
cnostal (Gl.) der Krystall^ crjstallos im Lat.; crisiaJu (W.)
krjstallLsireo.
eripUaeh (GL), crjfhach (W«) der Krnppel; cripUng (Gl.)
Terkrüppelt.
crOy cuairt (GL), cwr (W.) helch (Br.) der Kreis; cron
(VT.) kreisrund.
croaZy creuB (Br.), crog, croeg (W.), croc, rrois (GL) das
Kre.uz; crux im Lat.; krouzel (Br.) ist das Kreuz der Pfer-
de, craidh (GL) kreuzigen, cruciare im Lat.
croe$ (W.) quer; heisst auch traws (W.), welches das nie-
derteutsche dwars — quer — ist; dwers, twercs im Altt.
crofsl (W.) qnernber legen.
crog {Gl) yXrwc (W.) die Kruke (Gefäss); rro^a« (GL) das
KrugeL '
croinic (GL) die Chronik ; chronica im Lat.
cropian (GL), creiniaw (W.) kriechen; cropiwr (W.) der
Kriecher.
cropa (W.), eroppa (Gl.) der Kropf; scrophula im Lat.
croia (GL) die Grotte.
cmie (GL) die Krnke (Qefass).
crmvie (GL), crj^mdcr (W.) die Krümme, Biegung.
crmpadt (Gl.) die Krumpc, Falte.
— u —
crwmm (Gl.), iroum (Br.), crwmy crom {W.) kramiii)
curvus im Lat.
crwt, crest (W.), hreun (Br.), crawen (GL) die Kruste,
Rinde des Brodes; crusta im Lat«; crytiau (W.), kreuen^
na (Br.) krnsten, eine Kruste erhalten; crustare im Lat.
crwynwr (W.) der Kürschner, Lederhändier*
crych (Br. u. W.) kraus , auch die Knigel , Locke.
cryd (W.) das Zittern; crynu^ cridiaw, ysgridu (W.) zit-
tern, erzittern.
crymuj crom (Gl.)^ crjfmu^ crwcau (W.), hroumma (J^t.)
krümmeD.
cuach (Gl.), cog (W.) der Kuckuck; cuculus im Lat.
cuaile, caoirJe (Gl.) die Keule, cla^a im Lat.; caoirl (Gl.)
keulen, schlagen. •
cuairsg (Gl.) krausein, kraus mach^i»
cuarag (Gl.) der Quersack.
cuarlalan (Gl.) quirlen.
cub (W.) der Cubus, Würfel; cubus im Lat.
cubair (Gl.) der Küfer, Fassbinder; cuparius im Lat.
cucamhar (GL) die Kukumee, Gurke; cucumer im Lat.
cudal (Ir.), cuail (W.) schlecht^ böse^ qualvoll; daher wohl
im Altfries, kwad, kwadelik, guad, schlecht, böse, kwadhe^
die Schlechtigkeit, das Uebel; mich wohl unser Wort Qual.
cuegm, hegin (Br.), cegin (W.), ciUiu (GL) die Küche;
culina im Lat.
cuigeal (GL), Jcegel, iegil (Br.) die Kunkel, Spindel am
Spinnrocken; guenouille im Franz.
€uing (GL) ist Yerpflichtung, obligatio; Tinculum im Lat.; da-
her yielleicht das Altt. gediuge, gedine, was eine ähnliche
Bedeutung hat.
cuinnse (GL) die Quitte (Frucht); cidonium im Lat.
cuisel (Br.) der Meissel.
cuip (GL) die Wippe, Peitsche.
cuit (Br.), cuü^ (GL) quitt, frei Yon Verbindlichkeiten; kwit
im Altt.
cuitaat (Br.) quittiren,
culaidy brcid (GL) , goUed (W.) das Kleid.
cullach (GL) der Keiler (wildes Schwein).
cumant (Gl.) gemein^ communis im Lat.
cup^ civppan (GL), cwpan (W.) die Küpe, Kufe; cupa
im Lat.
cupla (GL), coublein (Br.) die Kuppel, KoppeL
curoB (W.) der Kürass, Harnisch.
curtuir (Ir.) der Courir^ Sendbote.
€$$• (fil. a. Bi^), tm$og (GL) der Käst, BnMi cumn (Er.),
cuäaw (W.) kässeo.
ewmmur (W.) der Sebatter.
Mfl (W.), lihel (Br.) der Knbel, Gefifi, besonders zum Auf.
wkden der Erze, Kohlen etc«
cwran (W.) der Sdioh^ aflck Stiefel«
cwrian (W.) ianem, auf den Fersen bocken.
morug (W.), crtUka (Ir.) der Krug.
cwtin^ ewtiad (W.) der Kibitz (Vogel)«
cwtogi (W») stutzen y kurzer machen.
Ctf/Tys (W.) höflich; anghjiflyu (W.) nnhoflkh.
eyliw (W«); cuileag (Gl.) die Fliege.
cyMti (W.) einen; s. unaw.
cjfmunaw (W.) das Gemeine.
cymundeh (W.), ra«uii|gpi« (Gl.) die Gemeinschaft; eommn-
nitas im Lat.
eynneu (W.) zünden, anznnden.
Dadl (W.) die Rede, Disputation, auch die KKige; dadleu (W.)
reden, sich streiten; dadlewr (W.) der Tertheidiger, daher
irohl im Altt. tale die Rede, Erzählung, Klage; talemon
der Redner Tor Gericht, Vertreter der Gemeinde«
dmiarfoch (W.) der Dnehs.
dbll, täl (Gl.), dol (W.) das Thal; dal^ deil im Altt.
dail^ dal (Gl.), diaif (W.) derTheil, deel im Niederteutscb.;
dail im Altt.; daü, del (Gl.), deol, deul, toii (W.) thei-
len; dailie (Gl.), deoledig (W.) geth^ilt; daOeadh (Gl.)
aus-Tertheilen.
ifati, <fo;(Gl.), dell, twU(W.) die Teile, Tolle, tiefes Feld.
daß (Gl.) ist die Versammlung, die GerichtsTersammlong, auch
die Verordnung, die Entscheidung die hier gegeben wird.
Gleiche Bedeutung Biermit hat das Altt. thing, ding, aber
ein Zusammenhang mit doil durfte sehr zweifelhaft seyn.
Im Schottischen soll thing die Versammlung heissen, aber
ich finde es nicht im Ou^eis'schen Wörterbuche, dalaigh
(Gl.) heisst sich beklagen; dalach (GL), cwyn (W.) die
Klage.
daimk (Ir.) das HauSj daher Tielleicht unsere Worte: daheim,
heme, d. L im Hause.
dam (GL) der Damm.
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dämm, damh (GL), dem (Br.), danjf , danas (W.) der
Dammhirsch; dama im Lat.
damna, damncin (Gl.) verdammen^ damnare im Lat.; dam--
nadh (Gl.) das Verdammen.
danadien (W.) die Nessel^ Brennnessel (Pflanze).
dana (Gl.), danz (Br.) der Tanz.
dant (Gl.) der Zahn, im Niederteutsch. tand; im Lat. dens.
dao (Gl.) der gemeine Mann; daher im Altt. deo, diu der
Leibeigene, der Diener.
daoimean^ adamant (Gl.) der Diamant; im Lat. adamas.
daor (Gl.) theuer.
dawf (W.) der Stiefsohn.
dealt (Gl.) der Thau, daw im Altt. — deali (Gl.) thauen,
dawa im Altt.
dean (Gl.) thun, dua im Altt.; dean (GL), deanad (Ir.) die
That, das Thun; dail im Altt.
dean (Br.) der Eidam, Schwiegersohn.
dear^ deur^jeir (GL), dagr (W.) die Zähre, Thräne; tar,
tuar im Altt.
dear (Ir.) die Tochter,
dear (Gl.) die Dirne, das Mädchen.
deg (W.), deich (GL) zehn (Zahl), im AUL tene; im Lat.
dccem.
degum (W.) der Zehnte, im Altt. degma; degolwr (W.) der
Zehntner, im Altt. tegothere.
dei (Br.), dwjf (W.) zwey, im Altt. twa; im Lat duo; — deu-
fedy dwyfed (W.) der Zweite.
äeichceud (GL), d. L 10 mal 100, Tausend, im AUL dusend.
deile (GL) die Diele, das Brett; deilich (GL) dielen.
diag, dia, di (GL), de (Br.), dydd (W.) der Tag; im Altt.
di, dei, dach, im Lat dies. — dyddiawl (W.) tägUch.
diaiol (W.) der Teufel; diabolus im Lat.
diH (W.) der Zipfel.
dien (GL) dienen, im AltL thiania. dein a gamhre (Br.) der
Kammerdiener.
dig, stang (GL) der Teich, Graben, im AltL dik; im LaL
stagnum.
digonj gwala (W.) genag.
din (GL) die Dille (Pflanze).
dim (W.) das Ding.
dioig (GL), disgl (W.) der Tisch; im Lat. discus.
direach (Gl.) direct; im Lat. directus.
diaparr (Br.) tinpaar, ungleich.
dith (GL) die Vernichtung, womit das Wort Tod zusani-
menhäcgen mag ; dithich (GL) vernichten, tödten; imAUl. dein.
— « —
doeihmr (W.), dochta (Ir.) der Gelehrte, Weise; daber webl
Doctor; im Lat« doctus.
dol (W.) dumniy im Niedert. dorn.
dgm (Ir.) das Hans; daJier vielleicht unser Wort D<mq fir
Uauptkirche.
iIor'(W.), doras (Gl.), dorr (Br.) das Thor, die Dore, Thür.
dor (Gl.), tref (W.) Dorf, Wohnstätte.
double (Br.), dubl (W.), dubail^ detAiuch (Gl.) doppelt,
im Lat. duplex ; deubljfgu (W.), dublaich (W.) verdoppeln,
im Lat. dupUcare.
domzec (Br.), dusan (Gl.) das Dutzend, It Stuck.
drab (Gl.) die Trabe Ton Malz.
dragh (Gl.) trecken, ziehen; im Altt tregga, trekka, im Lat.
trahere.
draghair (GL), drang (W.) der Trecier, Zieher.
dragon (Gl.), draig (W.) der Drache; im Lat. draco.
drain (W.) der Dorn.
draos (Gl.) die Trester beim Keltern, im Engl, trash.
drasgl (Br.), iresglen (W.) die Drossel (Vogel).
dreamlain (Gl.) der Drämling, im Eogl. grumling.
drewiant (W.) der Gestank; drewi (W.) stinken.
dringaw (W.) dringen, vordringen, aufsteigen.
driog (Gl.) der Tropfen.
drobhair {G\,) treiben, auch der Treiber; drove , driobh(G\)
die Trift von Vieh.
drobhlasach (Ir.) trübselig.
dronain (Ir.) der Thron«
drum/i (Gl.) die Trommel.
drwg (W.) der Trug, das Trübsal.
dube (Br.) die Taube, Haustaube; coulom^ clom (Br.) ist die
wilde Taube, im Lat. columba.
dudag (Gl.) die Dute, kleines Hom; dudair (Gl.) der Dutcr,
Trompeter.
duel (Gl.) dudeln, duten, blasen.
dudag (Gl.) die Dachtel, Ohrfeige; im Altfries, dostleck.
duU (Gl.) Dunst, Staub.
dunen (Br.), twjfnen (Gl.) die Dunen, Sandhägd des Meeres,
duaen^ tueenn (Ar.) die Daube, Seitenbrett des Fasses.
dwen (GL), dufw (Vf.) tief; dwfnder (GL), dyfnder^ dwrfn
(W.) die Tiefe.
dwn^ twine (W.) dunkel.
durdiawj durdi^mu (W.) drohen, dräacn; ini Altt thrua
die Drohung.
dw$el (W.) der Schlag, die Dimel; im Altt. dusdek.
— 28 ^
dwyfed (W.) der Zweite.
dwyaillawg (W.) zwejsilbig.
djfhj^ (W.) trübe, betrübt; dtfbi/riaw (W.) betrüben.
djfganw (W.) singen.
Eadha (Gl.) die Feile.
eag (Gl.) die Eich, das Zeichen auf den Gefassen, dass der
Inhalt gemessen ist; eagaich (Gl.) eichen.
eagal (Gl.) die Furcht, womit zusammenhängen kann: egsa
im Angelsächs., agis im Goth. die Furcht.
ealania (Gl.) elegant; im Lat. elegans.
eoirneisj earraMi (Gl.) die, Fahrniss, fahrende Habe, der
Hausrath.
eauj eun (Gl.), evn (Br.) ein zahmer HausTogel, die Ente;
im Lat. anas.
eang (Gl.) die* Ecke; im Lat. angulus.
earraidj arraid (Gl.) der Irrthum, das Irren; im Lat. error.
ehe (Br.), aithhe (Gl.) die Ebbe des Meeres.
ehediw (W.) das Heergerüthe, mortuarium.
ebestawl (W.)j abstol (Gl.) der Apostel.
ebod (Gl.) die Ebbol, Pferdeäbbel^ der Mist der Pferde.
ehol (Gl.), ebawl^ ffilogod (W.), eubeul (Br.) das Füllen,
Folgen, junges Pferd. , '
eboli (W.) fohlen, Fohlen zur Welt bringen.
eck (Gl*) 9 ^chw (W.), jao (Br.) das Pferd; im Altt. ehu, im
Lat. eqnns.
echerp (Gl.) die Schärpe, Arm -Tragbinde.
echreatr (W,) das Register; echreatru (W.) registriren,
echwyrth (W.) rerwirrt, unklug.
eclos (Gl.) das Schloss an der Thur, im Altt. lok; im Lat.
claustrum.
ed (Br.), ith (Gl.), iaau (W.) essen; im Lat. edere. — isaw
(W.), iiheadh (Gl.) das Essen; im Lat. esus.
€dfudd{yf.) der Yortheil; edfuddiaul (W.) Tortheilhaft.
efel (W.) ähnlich; efellychu (W.) ähneln.
efengyl (W.) üas Evangelium; im Lat. cyangelium.
effaüh (W.), eiffacht (Ir.) der Effect; im Lat. effectus.
efflanu (W.) aufflammen.
egal, ingail (Br.) egal, gleich; aequus im Lat.
egr (W.) herb; egru (W.) herb werden.
ehan (Br.) die Eheleute; eraid (Br.) die Ehe.
ei (W.) er; eich (W.) Or.
eiddew (W.) die Eule.
eidhne (GU) der Epheo*
eifeachi (Gl.) , efaith (W.) der Erfolg, Effect.
eilean (Gl.) das Eiland) die losel.
eiii (Gl.) die Elle; im Lat. alna.
eiluniaul (W.) aholicii; eiinmaw (W.) ähnlidi macben, dar-
stellen.
•
ein, aon (Gl.), «»(W.) eins, im Lat. onus; d^n (W.) Ter-
eint, nnitns im Lat.
etMir (Br.), ouf> (Gl.) die Auster; im Lat. ottree.
eleif (Br.), elain (W.) der Elen, das ElenAier; im Lat. al-
ces, im Altt. elah, eldi.
elf (W.) die Elfen, Geister, das l>elebende Prindp; daher
elfen (W.) das Element; elfaeth (W.) das Elementarische;
elf ( W.) der Geist.
elfed (W.), foghar (Gl.) der Herbst; heinar (W.) ist die
Emdte.
elin (Br. and W.) der Ellenbogen, s. mtlean,
elyn (W.) die Aloe (Pflanze).
tfMryis (W.) die Hymne, Gesang.
enaelen (W.) das Lähmen, die Lähmung.
enniUj ynnill (W.) der Gewinn; ynillwur (W.) der Gewin-
ner; ynilluy buinnig (W.) gewinnen, im Altt. hwinnu.
enraÜh (W.), caraid (Gl.) der Freund.
eniof (Br.) der Stoff.
eniroper (Br.) attrappiren.
eimier (Br.), ewa (W.) der Onkel.
erhedi (Br.) er- Torbitten; erheder (Br.) der Erbitter.
.erd, ler (Gl.), ilarr, /iV (W.) die Erde, im Lat. terra; ii-^
rar (W.) geartet Land.
em (W.) ernstlich; ernee (W.) der Ernst.
etTj, earr^ fear (Gl.) der Herr, im Lat. herus ; — • t/g^Atfaris
(Gl.) der Dach -Hausherr.
erw,{Br.)iffifnegl(W.) die Furche, das Eingefurclite ; erw{yf.)
ein Tages -Pflugland, ein Acker; erf im Niederteutsch«
erwdd (W.) die Ruthe, Langcnmaass, auch dünner Zweig.
erwe (W.) der Held, Heros; hero im Lat.
eegwld (Br.), yewidf ychwinea,^ chwimwth (W.) geschwind.
eepernij üpergnein (Br.) ersparen.
eepinartt (Br.), pigod, yepigawlj/e (W.) Spinat (Kraut).
eet^nni (Br.), eryau (W.) erstaunen; im Lat. attonare.
eeiragon^ etragan (Br.) Estragon (Suppenkraut).
eeiyl (W.) die Schindel.
cHyn (W.) aasdehnen; esttnaul (W.) ausgedehnt,
esst/ddj/n (W.) die Besitzung, Wohnung; ess^d^nu (W.) «ich
besetzen,
eun (Gl. und Br.) das Huhn , der Vogel.
F-
Fahhal (Gl.), heal (Br.) die Fabel; im Lat. fabula. .
fabhra (Gl.), fevrer (Br.), chwefrawr (W.) der Februar;
im Lat, februarius.
a (Br.) fachen, anfachen.
faethadh (Ir.) tödten, ^omit Altt, füllen, fella, tödten zusam«
uienhängen könnte.
faidissadur (Br.) die Festigkeit.
faigh, faighenn (Gl.) fahren, fangen; faighin (Gl.) da&
Fähen. ' /
fqil (Gl.) faulen.
fain (Gl.) die Fee, von fadh der Inspirirte, vate« im Lat.
fain , ffel ( W.) , ßneth (Gl.) fein ; ßnealiachd (Gl.) die
Feinheit,
fairche (Gl.) der Hammer, woher wohl Fäustel^ wie der
Bergmann den Hammer überhaupt nennt. *
faisant (Br.), easach (Gl.) der Fasan; im Lat. phasianus.
faüh,feach,feich (Gl.) das Feld.
faitisse (Br.) fest.
falchan (Br,) , faolchon (GL), gwalch (W.) der Falke; im
Lat. falco,
falchuncr (Br.), gwalchwr (W.) der Falkonier.
falligh (Br.) fehlen.
fals (Br.)y falsa (Gl.),j^a/s (W.) falsch; im Lat. falsus.
falisßcht (G].)y ffahedd (W.) die Falschheit; im Lat. falsitas.
fahert (Br.) der Fälscher, im Lat. falsarius; j^a/«f/ (W.) fal-
schen, im Lat. falsare.
falt (Gl.) das Haar, im Altt. fax.
familgh (Br.) die Familie, im Lat. familia.
fanest (Br.) die Fahne.
fanuilh (Br.), fenigl (W.) der Fenchel; im Lat. foeniculnm.
faodaid (Gl.) der Fund.
faol (Gl.), uulp (Br.) der Fuchs; im Lat. vulpes.
faouen (Br.) die Buche (Baum).
faraih (Gl.) die Leiter, die in der Bergwerkssprache noch
die Fahrt heisst; sie besteht aus Fahrtschenkeln und Fahrt-
sprossen , auf diesen Fahrten wird ein • und ausgefahren etc«
— tl —
fardk (61.) die Fracht des Schiffes; faram (Gl.) befrachte».
fe (Gl.) das Feuer, s. /o»
feadh (GL) der Faden (Längenmaass).
feaUa$anachd (Gl.) die Philosophie; im Lat* philoiophia.
feaagar (Gl.), goaper (W.) die Vesper, der Abend.
featkäl (Gl.) das Fell, im Lat. pelUs.
fetU (Br.) feil halten, feilschen, Terkaufen.
fcird (Gl.) die Fehrde, Spar.
felir (Br,) der Filz (grobes Gewebe).
fem (Gl/) die Frau, im Altt. famme, forome«
fenestr (Br.) j ffeneatr (W.) das Fenster; im Lat. fenestra«
feoil (Gl.) das Fleisch^ im Altt. flaisc — ß^iideadh (Gl.)
schlachten.
fergaUe (Er.) die Fregatte (Schiff).
fermm (^T,)jfferf (W.) ferm, fest; im Lat. firmus«
feste (Br.), feist^ feasia (Gl.) das Fest, Gastmahl.
fcudeul^ fedoü (Gl.), biw (W.) das Vieh, RindTieh; im Altt.
fial, Tihu; im Goth. faibn.
feudhm, feadhm (Gl.) die Benutzung, der Dienst für eine
Benutzung, feum^ feim (Gl.) der Nutzes, feudhmadh fGI.)
lienutzen, womit wohl zusammenhängen mag: feudum das
Lehn; Jich (Ir.) ist Besetzung, ricus rusticus, auch eia Stnck
Land, oder lehnbarcs Land, feudum.
^feutur (Gl.) Sputen, Zinkmetall, versetztes Zinn.
jfael (W.), failnich (Gl.) der Fehler, im Lat. Titium;^ar/ii
(Yi.), failnich (Gl.), fallich (Br.) fehlen, Maii^el haben.
jfagl (W.) die Fackel, Flamme, im Lat. facula; jfaglu (W.)
fackeln.
ffn»g (W.) die Faser, der Faden.
jfa%gM (W.) das Böndel, im Niederteutsdi. fardel.
jfeiihiaw (W.) fertigen, anfertigen; im Lat. efFectuare.
fferu (W.) frieren, gefrieren, im Lat. frigcrc; fferedig (W.)
gefroren.
ffe$i(yf.),feusta (Gl.) fest.
ff^su (W.) fassen, auffassen, begreifen.
ffetan (W.) die Vettel, unyerschamtes Mädchen.
ffüogod (W.) das Füllen ,' junges Pferd.
fflaced fW.) die Flatsche^ die Fletsche, eine Masse.
ffladr (W.) flattrig.
fflag (W.) die Flagge des Schiffes.
fßain (W.) die Flinte, die Lanzette des Rossarztes; fleam im
Englisch.
fß^ (W.), fuagra (Gl.) die Flocht; im Lat. fuga. — fßoi
(W.) fliehen.
— 82 —
fß»eh, ffoedig^ fflöawl (W.), foludhad (In) flachtig, im
Lat. fugiens^^oadtir (W.) ein Fiielieiider.
ffluwch (W.) der FluscL^ Flausch, ein Bündel Ton Haareo,
jflwch (W.) überflüssig, roll, TÖUig.
ffod^ ped (Gl. u. W.) der Fuss, im Lat. pes; im Griech. pous.
ffranc (W. u. Br.) frei. In ^der Bedeutung als frei ist das
Wort frank in manchen Ausdrücken^ z» B. franco der Brie-
fe; man sagt auch: frank und frei.
ffranc (W.), frank (Br.) der freie , jange Mana, auch der
Franke, Franzose.
ffrenps ^ f reinig y friaUa (W.) frei.
ff res y gwifrya (y(')y fresq (Br.) frisch; im Lat. frigidus.
ffresiau) (W.) frischen, erfrischen; im Lat. refrigerare.
ffrejtviad (W.) der Friede; ^rew;» (W.) Friede machen.
ffris (W.) Fries, grobes wollenes Zeug.
ffrwyih (W. u. Gl.), fruez (Br.) die Frucht, im Lat. fructus;
— anffrwyth (W.) ohne Fruclit.
ffrwj/ihawl (W.), frou^zu» (Br.) fruchtbar; im Lat. fru-
ctuosus.
ffrwythiannu (W.) befruchten.
ffuant (W.) die Finte im Fechten, die Verstellung.
ffwrdd (W.) fort.
fiabras (Gl.) das Fieber, im Lat» febnim.
ßamhh (GL)^ faUckeoM (Ir.) die Furcht; im Altt. facht.
ßchim (ir.) fechten.
Jiczel (Br.) der Pinsel.
ßdTileir (Gl.), fßlor^ efilor (W.) der Fiedler, auch der
Sänger.
ßge (Gl.) die Feige; im Lat. ficus.
ßgh (Gl.) fügen, einfügen, auch weben.
ßgure {Br.)jffugr (W.)yßoghuir (Gl.) die Figur; im Lat.
figura.
ßlhert (Gl.) die Lambertsnuss.
ßlU, ßU (Gl.), plyg (W.) die Falte, im Lat. pViOi, ßUig (Gl.),
plygaul (W.) faltig, im Lat. plicatus.
ßlouter (Br.) der Filu, Gaudieb.
ßnealtachd (Gl.) die Feinheit.
ßodhul (Gl.) die Fiddel ; ßdilin^ (Gl.) die kleine Fiddel,
Violine.
ßole (Br.) die Fiole, kleine Flasche.
ßonn (Gl.) finden, prüfen.
ßormameM (Ir.) ffurfafen (W.) das Firmament.
ßosachdj buitBcacnd (Gl.) die Weissagung.
ßrean (Gl.), gesjfn (W.) die Fessel.
ßmihaid (Gl.) der Pfeil.
flam (Dr.), fflam (W.) die Flamme; im Lat flamma; — fftm^
maid (W.) flammig; fflamiaaw (W.) flammen, sieh enU
zünden; efßanu (W.) aufflammen.
fla^E {G\.),flasJs (Br.) die Flawhe.
flaut (Br.) die Flöte.
flea%s (Gl.), pUth (W.) die Fleehte, fleat (GL), pUAw
( W.) fleckten ; im Lat plectere«
fleis ^ filUhhaed (GL), ptcel (W.) der FIttsch, PfeiL
fleisdairacht y feoladair (GL) der Fleischer.
fleodradh (GL) das Fliesten, das Flosa.
fliuch (GL), fMFyaii (W.) flüssig; >7fV?Aea(l (GL) die Fliu-
sigkeit.
flochaa^flocas (GL) die Floeie der Wolle; im Lat. floccas.
flod (GL u. Br.) flott, schwimmend.
flodt (Br.) die Flotte ton SchiflTen.
flu$8 (Br.), ^ra« (W.) das Fliessen, der Fluss, auch der
Durchfall.
/• (Br.), fe, uir, ieine, aingeal (GL), ufel (W.) das
Feuer; daher im Lat. focas^ foTeo; nfelu (W.) feuern, *
nfelin (W.) feurig.
foairm (GL) der Schwärm.
focal (Gl.) das Wort, Tocabulum im Lat.; daher Yocal fo^
ghair (GL).
.fodar (GL), bwj/d (W.), boei (Br.).das Futter und fnttem;
fodradk (GL) die Fütterung. Im Altt. ist foda §ktetn , er-
nähren»
faen (Br.), feoiTy gwair (GL), ffwyn^ ^wait (W.) das
Heu, abgemahete Gras, im Lat. foenum; daher im Altt.
fenne, fene die Weide fiir's Vieh; fenlod Weideland, das
im Walischen ffwynog heisst.
föiieanam, fuadaig (GL) folgen.
fotrmy form (Br. und G].)jffurf (W.) die Form, das Bild,
im Lat. forma.; ffurfiaw (W.) formen , fbrmare im Lat.
folcachy fochta (GL) das Volk; im Lat. Tulgus.
foll (Br.) toll, wahnsinnig.
/oMis, funn (GL) die Wonne.
for (Br.) Tor.
/orc (GL), fwrh (Br.)jfforch (W.) die Forke, Furke, grosse
Gabel mit zwei Zinken; im Lat. furca.
fore$i {BT.)yffore9i (yf.)jforaci$ (GL) der Forst, Wald.
far^stur (Br.) , fforetiwr (W.) , fwtMavr (Gl.) der Förster.
f outrage (Br.) die Futterage, Fourage, Yiehfutter.
frag (GL) die Frau.
fringuer (Br.) der Springer.
fripein (Br.), gafaelu (W.) greifen, knipsen.
KefenUio Kell. Altcrtlu 11. B4. 3
— 84 —
frogail (Gl.) fröblicli.
froinin (Gl.) die Frame, Frange.
fuachaid (Gl.) die Fnchtei, liederliches Weib.
fuadh (GL), efni/s (W.) der Feind, im Altt. fiund, fiand.
fual (Gl.) der üriii, daher vielleicht unser: stallen der Pferde.
fuleenn (13r.) der Funken.
furette (Br.) ^ ffured (W.) , firead (Ir.) das Frett, Frett-
wiesei ; ^wr^i/i* (W.) freirireii.
o.
Gahh (Gl.), genniga (Br.) geben; athghah (Gl.) wiedergeben.
gabhy ceim (Gl.), eban^ eddu (W.) gehen, im Altt. gan;
gwo (W.), ceum (Gl.) das Gehen, der Gang; im Altt.
gong.
gabhail'Cine (Gl.) das altkeltische Erbrecht, nach welchem
die Kinder und Stämme gleich erben, im Angelsächs. Ga-
belkind«
gahhal (Gl.), gafl (W.), gail (Br.) die Gabel, im Lat. ga-
balus; gq/Iachu (W.) gabeln. Als gahhal (Ir.) werden
auch die Stämme der Familie, besonders die Seiten verwand-
ten bezeieJmet; daher vielleicht im Altt, ganerben, ganeven,
gabifT^ gavr (Br.), gafißr (W.), gabhar (Gl.) die Ziege,
Geis, im Niederteutsch. geit, im Altt. häfr, im Nordischeu
hafr; — htßfr (W.) die castrirte Ziege.
gadair (Gl.) zusammenbinden, besonders die Pferde; dies er-
innert an gada im Altt. zusammenbinden, gatten und gadur
zusammen.
gaddaw (W.) versichern , versprechen ; daher vielleicht im Altt.
gata, geta bestätigen.
galant (Br.) der Galan, Liebhaber.
galawni (W.), glanta (Gl.) galant, gut gekleidet,
gallt (W.) die Gewalt, im Altt. wald; gallnawg (W.) ge-
waltig.
galoche (Br.) die Gallosche, Holzschuhe mit Leder.
gallopein (Dr.) galoppiren.
ganra, ganrad (Gl.), garz (Br.) der Gahnert, die männ-
liche Gans.
gaoiB^ oaamka (Gl.) die Kunst, Wissenschaft.
gaorr (Gl.) die Gauche^ Eiter; im Altt. gere.
garan (Gl. und Br.) der Kranich, im Lat. grus.
gardd (W.), garrad^ gairdin (Gl,), garZy jardrin (Br.)
der Garten; gardair (Gl.), garddivr (W.) der Gärtner.
— 15 ~
garg (Dr.), sg^nmack (Gl.) die Gurgel.
garman (Gl.) der Galgen.
gars, goaz, gwaz (Br.), geandh (Gl.), gwi^dd (W.) die
Gans; im Lat. aiiser. ^ ^ ^ y ^ um
gmu (Gl.) die Luge,. Falicliheit; daher wohl Gaodieli,
gand (Gl.) der Wald.
geall (GL), gwjfs/il fW.), gwnii (Br.) die Geisse! , das ün.
terpfand das Pfand. gwiMlaw (W.), ^iifes//a (Br.) eine
Creissel oder Pfand geben, Terpfanden.
geallaieh (Gl.) bleichen; ^«a/ (Gl.) weiss, bleich.
geannaery ceannair (Gl.) der Hammer
gearb (In), agreab (Gl.) der Grind, die Krätze, gearback
{IT.) grindig.
l'^'/}A*^i (Gl.), ir^Vw (W.) der Gucb, Gesch, Schaom.
^«jr/ (Gl.) die Gat, Gasse.
geczemy jackemin (Br.) der Jasmin (Pflanze) ; Lat. jasmino»,
gemn (Gl.), gaing, cifu (W.) der Keil; im Lat. cuneus.
getnealag (lt.) die Genealogie, der Stammbaum, die FamiKe
geii, keit (Br.), oed (W.) die Zeit.
^r^/ (GL) gelb, gehl; im Lat. giWus.
gern (Gl.), em, gern, emid (W.) die Gemme, das Juwel; im
Lat. gemma.
gen (Gl. und W.) das Kinn,
gr^ni (W.), gana (Br.), gin, geni, gean, eenedlu, beir (Gl.)
gebaren, herrorbringen ; im Lat. gignere, generare, partu-
nre, im Altt. bern; — genid (W.), breüh (Gl.) die Ge-
burt, im Lat. generatio, partus; im Altt. barthe, berde;
geniil (W.), gimeal (Gl.) das Gebome, das Kind.
genid (W.), g-eiis (Ir.) das Geschlecht, im Lat. genos: im
Gotb. kuni, im Altt. chunni.
geola, yoile (Gl.) die Jolle, kleines Schiff.
ger (Gl.) die Wehre, der Krieg; daher wohl unser: Heert
were im Altt.
gettg (Gl.), geag (Ir.), gwiail (W.) der Zweig; geugach
(Gl.) tweigig.
gheaul (Gl.), gueant (Br.) das Kraut.
gial (Gl.), ckagel (Br.) der Kiefer, Kinnbacken.
gild (Gl.) die Zeche, das Geld, welches bei gemeinschaftlichen
Festen ron Jedem bezahlt wird; auch die Genossenschaft
die Gilden, Gildenbrüder. '
gingembre (Br.), dinnsear (Gl.) der Ingwer; im Lat. cingiber.
ginilerezy hinkierex (Br.) der Schmuck; woher wohl unser:
Kinkerlitzchen.
giolc , cuilc (Gl.) das Schilf.
giolaman (Gl.) der Schalk, muthwilliger Mensch.
3*
— SS —
giori, girlcach (Gl.), gwrag (W.) der Gurt, Sattelgurr.
glafair (Gl.) der Kläffer, Schwätzer.
glain (GL), gwj/ (^^O ^^^ Glas; im Lat. Titrum.
glang (Gl.) der Klang, im Lat. clangor; — gUong (Gl.),
ting (W.) das Klingen; gliong (Gl.), tingaw (W.) klin-
gen; im Laf. clangere.
glass .{^tJ) blass; glasein (Br.) erblaicen.
gleachd (Gh) die Schlacht, auch eiue Schlacht liefern; im Altt»
slachte.
gUn (W.), glun (Gl.) das Knie, auch die Verwandtschaft;
im Lat. genu; — gliniaw (W.) knieen.
gloCy gJocain (Gl.), clocian (W.) die Glucke, brutende
Henne; im Lat. glociens.
glug (Gl.), clwc (W.) der Gluck, Kluck beim Ausgiessen Ton
Wasser, glugach (Gl.), clwcian (W.) glucken, klucken.
glyfoer (W.), glaour (Br.) der Geifer; glyfoeriau (W.)
geifern.
glynuy glydau (W.) kleben.
gna^ (Gl.) das Knacken und knacken; gnagail (Gl.) knackend.
gnob (Gl.) die Knobbe, Knolle; gnobach (Gl.) knobbig.
goab (Br.) der Spott, in den nordischen Sprachen gabb.
gobar (Br.) die Gabarre (Schiff).
gobhal (Gl.) der Giebel.
gobeithiaUf goneidiaw (W.) hoffen.
goein (Br.) gabren.
gofyru (W.) kürzen.
goiau^ gwawl (W.) das Glühen, das Licht.
golud (W.) Geld, Gut, Reichthum; daher wohl das Altt. gull,
guld, und unser Gold, während das Goldmetall im Keltisch«
ory aifr, eur heisst.
gosaudy gosod (W.) das Gesetz.
gosta (fr.) der Geist.
gou^rn (Br.), gartJion^ iarth (W.) die Gerte, Ruthe.
grabhy grabhal, graf (Gl.), kava (Br.) graben, gra?iren,
schreiben; grabhalda, grean (Gl.) eingraben; grabhalai^
che (Gl.) der Eingraber.
gradale (Gl.) graupeln, fein hageln; im Lat. grandare.
gradd (Gl. u. W.) der Grad, die Stufe; im Lat. gradus.
graf (Gl.) der Griffel, im Lat. graphium.
grag (Gl.) die Krake, Krähe.
gragallaich (Br.) krähen des Hahnes.
graiauj gro (GL), gron (ßr.) Grand, grober Sand.
granabhal (Gl.) der Granatapfel, im Lat. granatum.
grapa (Gl.) die Grape, MistgabeL
grata (Gl.) das Gatter.
— w —
gre (W.)^ airghe (Gl.) die Heerde; im Lat. grex.
gream. (Gl.) der Gram; graman (Gl.) grümeo.
greidh (Gl.), greidtaw (Vi.) gruden, rösten, Speise bereiten»
gresaw{yf.) der Gnist; gresawu (W.) grufseo; im Altt. gret.
gfib (GL) die Krippe des Pferdes.
gHU (Dr.), gruUan (Gl.) die Grille (loscKt); im Lat. grilltis.
grill (Gl.) der GrHt, Schrill, scharfe Ton.
grim (Gl.) der Krieg, welches deutsche Wort audi zusammen-
hangen kana mit creach (Gl.) berauben, pländern und die
Beraubung.
grlm (Br.) die Grimasse, seltsame Gebebrde.
griwieagh (Gl.) grimmisch, mürrisch*
griM (Br.) der Gran.
gria (Gl.) der Graus, Schrecken.
groh (Gl.) pfropfen, mit einander Terbinden; prion (W.) das
Pfropfreis.
groell (Br.) die Grütze, der Gries.
groignonnal (Br.) grunzen wie das Schwein ; im iM. grunnire*
gr9n (W. u. Gl.) das Korn; im Lat. granum; granach {G\.),
grokynaid (W.) hornig; im Lat. granosus.
gmamach (Gl.) grämlich, verdriessUcb.
gruffi (W.) der Greif, erdichteter Vogel.
grund (Gl.) der Grund, das Feld, Grund und Boden.
grunsgul (Gl.) grunzen, weinen.
grtti (W*), grean (Ir.) Grus, grober Sand.
grjfngiaw (W.) greinen, grinsen.
guaichean (Gl.), chuen (Br.) der Kuchen.
gual (Gl.), glo (W.) die Kohle; guaillear (Br.) der Kohler.
guespa, guesped (Br.) die Wespe; im Lat. respa.
gue$t (Br.) die Weste, Kleidungsstück; im Lat. festis.-
guevel, gevel (Br.), Uvli, gevel (W.) der Zwillig, steife
Leinwand.
guidhe, cuinge (Gl.) der Wunsch.
guin (Gl.), gweli^ woli (Yf.^y gouli (Br.) die Wunde; gwe^
liaw (W.), guttj gan (Gl.) verwunden.
guinial (Br.), aoideogan (Gl.) winden.
gmimicadh (Gl.), chiwian^ chweljfd (Vf.) wingen, schwingen;
ehwelwTj chwelydr (W.) der Schwinger.
guü (Gl.) die Winge, Schwinge zum Korn.
gwachuly gwan (W.), gwan (Br.), fann (Gl.) schwach;
gwander (W. u. Br.) die Schwäche; gufanau (W.) schwach
sejn.
gwadn (W.) der Boden, Grund; daher rielleicht der Ausdruck
in der Landwirthschaf t : das Getraide auf die Schwad legen.
gwaedlU (W.) Schwielen, knotiges, schlechtes Gras.
— 38 —
gwaen (W.) die Weide, Wiese; gweunder (W.) Weideland«
gwag (W.) uraag, leer.
gwaith (W.) das Werk, die Arbeit; gwatihtaw (W,) werken^
arbeiten; gweithiwr (W.) der Werker, Arbeiter.
gwal (W.), balia (Gl.) der Wall; im Lat. Tallum; gwaliaw
(W.) umwallen.
gwaliaw (W.) überlaufen , n? allen.
gwammalu (W.) , tanguein (Br.) -vranken, schwanken.
gwara (W.) sich wahren, beschützen.
gwarant (W*), barant (Gl.) die Garantie, Gewähre; im Altt.
warande; gwarantu (W.), barann (Gl.) gewahren; gwa^
rantiad (W.), barantas (Gl.) das Garantiren, Gewähren;
gwarantwr (W.) der Gewährsmann, der Yertheidiger ; im
Angelsüchs. warrantus.
gwarchalSy gwared (W.) wahren, sichern, wahrnehmen; im
Altt. wara.
gwarchdwr (W.) der Wartthurm.
gwarij garth (W.), bard (Gl.) die Warte.
gwarthawr (W«) das Quadrat.
" gwas (W. u. Br.) der Diener; gwasu (W.) dienen; daher im
mittelalt. Latein gasendius die Dienerschaft und unser:
Gesinde.
gwb (W.) wehe.
gwden (W.), sail (Gl.) die Weide, Salweide (Baum).
gweddi (W.) die Gelobung, im Altt. wed ; — gweddiaw ( W.),
guid (Gl.) geloben, suppliciren; wohl das Altt. weddia ge-
loben , Gewette zahlen.
gwcddlt/$(W.) der Waid zum BlaufärBen; im Altt. wed der Waid,
weden waidfarbig, blau.
gweddw (W. u. Br.) verwitwet; gweddwi (W.) verwitwen;
gweddwdawd (W.) der Witwenstand ; dj^nis gweddw (W.),
feabh (Gl.) die Witwe; im Lat. yidua, im Altt. wedw, wid;
— g'M;r gweddw (W.) der Witwer.
gwedj/d (W.) sagen, sprechen; gwedfor (W.) der Sprecher;
gwed (W.) das Sagen, die Sprache; daher wird stammen im
Altfries, kwan, quaede sagen, im Island, quede, im Altsächs,
quethan, im Althoch teutsch. craedan, im Holland, kouten
sagen.
gwell (Gl.) wohl, gut; im Altt. wel.
gwela (Gl.) das Weinen; gwylaw (Gl.), cwynaw (W.), gui--
leadh (Gl.) weinen.
gwempl (W.) der Wimpel, die Flagge.
gwcniih (W.), gwintz (Br.) der Waitzen, Getraide; im Is-
land, hveite.
gwcnwyn (W.) Gift; im Niedert. venyo; im Lat. Tenum,
gwem ( Br. ), yipar/i (GL) die Erle»
gwers (W,) j f'eav'^a (GU) der Vers; im Lat. tersui.
gwerih (W.), guers (Gl.) der Wertb, die Schätzung; ad-
werth (W.) der Unwerth; g wer ihn (W. und Gl.), gwerxm
(Br.) verwertfcen, terkaufen; gwerihkid (W.) die Verwer-
thung, der Verkauf; gwerihfawr (>V.) werthvoll,
gweryrUy wihiau (W*) wieheru der Pferde.
gwfi, $W€9ia (W. u. GU), 0*1/ (W.) da» Garthau»; iin Lajr.
bosfBliuiD; gwtshMi (W.) der Gast; gweaia (W.) gatUreo.*
gwe (Gl.)y gwenauwl (Gl.) das Gewebe; im Altr. webb;
gweu (W.), gwau (GL) weben j gwewyr (GL), gwemwr
(W.) der Weber; gwen^ddiaeth (W.) der WebettnliL
gwew (W.) dat "Weh, der Schmerz; im I^t. vae.
gwgiVf.) der Kuck, Lug, Blick; gj/gu (W.) kucken, bikken.
* gwtb (W.) wippe, schwippe.
gwiber (W.), aervibcr (Br.) die Viper; im Lat. vipcra.
«ri«^»^, gw^ici (W., Gl. ü. Br.) die Stadt; im Akt. wig, wick;
daher unser: Weichbild, wie das LaL ticus.
gwig (W.), angel^ aingeal (GL) der Winkel; im Lat. an-
gelus.
gwüim (Br.) der Wolf.
gwin^ Win (Br.), gwin (W.),>?ofi (GL) der Wein; im Lat.
▼inum; gwinien (W. u. Br.) der Weinstock; gwinllamd (W.)
Weinlaad^
gwinaigre (Br.), binigear (GL), bineaigre (fr.) der Wein-
essig.
gwindash ,{B;r.) die Winde, der Flaschenzug.
gwing (W.) der Wink.
gwingauw (W.) sich winden.
gwir (Br. u. W.), fire^ fior (GL) wahr; im Altt. wir, im Lat.
TCrus; anwir (W.), ainfhior (GL) unwahr.
gwiredd (W.),>friiiii (GL) die Wahrheit; im Altt. wird, im
Lat. Tcritas; ainfhirinn (GL) die Unwahrheit.
gwiriaw ( W.) , fioradh (GL) bewahrheiten.
gwiw (W.), fiugkaü (GL) würdig; gwiudawd (W.) die
Würdigkeit.
gwlanenn (W.) Wlanel, Flanel (grobes Zeug).
gwlaidd (W.) sanft, milde; im Niedert. gull, gulle.
gwlf (W.) der Golf, Canal.
gwn (W.) das Begonnene, gr'Oita (W.) beginnen.
gwarea (W.) die Wüste.
gwr (W.), ffour (Br.), fear (Gl.) der Mann; im Lat. vir;
im Altt. wer, ^er, im Goth. vair, — daher wergeld, Tere-
gild, inaongiod,
gwraidd (W.) die Wurzel \ im Altt. wart.
— 40 —
gwradd (W.) der Vorratb.
gwregya^ ceingel (W.) der Gürtel; gwregj/$mj ceinglau
(W.) gürlen.
gwres (W.) die Wärme; gwresuy gar (W.), gwiri (Br.)
gwresuy twymmau (W.) wärinen; twym (W.) warm.
gwm (W.) der Urin ; im Lat. urina.
gwyd (W.) der Fehler; im Lat. yitium.
gwyddatj gwyddon (W.) der Weite; im Altt. wis; gwyddain
(W.), Jfinideach (Gl.) weise; gwyddiad (W.), jßotach (Ir.),
gaoU (Gl.) die Weisheit, Wissenschaft; im Altt. wished; —
gwyddaWy gwyddwg (W.) Weisheit lehren, imterweisen;
-woher wohl im Altt. wisa weisen, wisdom die Weisung,
Rechtsweisung.
S^S/e (^0 ^eich.
gwygg (Gl.) die Wicke , im Lat. Ticea.
gwyll (W.), am (GL), ioul (Br.) der Wille; gwyllyiw,
ewyllu (W.), ailin (Gl.), f allein (Br.) wollen; im Altt.
willa, im Lat. Teile.
gwylh {yf.),fiod (Gl.) wild, die Wildniss, das Wild; gwyll'
tiaw (W.) wild machen, wild werden.
gwyn ( W.) , gwinn (Br.) , Jinn (Ir.) weiss , das Weisse , anch
die Wonne, das Angenehme; im Altt. hevit; -^ gwynuy
gwynaw (W.) weissen.
gwyni (W.), gwent (Br.), futn (Gl.) der Wind; im Lat.
.yentut; — gwyntawg (W.) windig; gwyntiaw (W.) win-
den; im Altt. windii.
gwyrdd, gwerdd (W.), gwer (Br.), gorn (Gl.) grün; im
Lat. viridis; — gwyrddu (W.) grünen.
gwyrlen (W.), garlantes (Br.) die Guirlande, der Kranz.
gwys (W.), gwiet (Br.),/€/Ä (Gl.) das Wissen, die Kennt-
niss , auch die gerichtliche Vorladung ; gwyddau (W.), gou-
zount (Br.) wissen; womit zusammenhängen mag im Altt.:
wisa weisen, wisdom, wcisthum etc.
gwyth (W.) die Wuth, der Zorn; gwylhau (W.) wüthen;
gwythain (W.) wüthig.
gyp (Br.) der Gjps; im Lat. gypsum.
gyr (W.) die Gier; gyrawl (W.) gierig.
Hac (W.), hachc (Br.) die Hacke; haciaw (W.), hachein
(Br ) hacken.
- 41 -
hacy gwal (Br.) der Kai zum Anlegen der Schiffe.
ha/ar, kavar (W«), kavre (Br.), arbhar (Gl.) Sommcrge-
traide, Hafer, der eigentlich ceirch (W.) heissf.
hafnu (W.) der Hafer.
haffimvy hicciaw (W.) haschen.
hagr (W.) hager, häaslich.
Jkai (W.) die Eile und eilen.
hol (Gl. und W.) da» Sak; hahnu (W.) saixen; halin (Gl.)
Salz bereiten; hallwr (Gl.) der Hallore, Salzbereiier.
hall (Dr.), hellj all, ialia (GL), llan (W.) die Halle ; im
Lat. aula.
hanner (W.) halb, hanneru (W.) halbiren.
harange (Br.) der Hering; im Lat. halec
harliquin (Br.) der Harlekin.
hamais (W.) der Harnisch; hameUiad (W.) geharnischt*
harpon (Br.) die Harpune«
hast (Br.), iaim^ (W.) die Hast, Eilfertigkeit; haue (Br.),
hawn ^W.) hastig.
Aalr (Br.) die Hadern, Kleider; &a/r» (W.) behadern, be-
kleiden.
hehog^ hawg (W.), seabhach (GL) der Habicht; im Altt.
haTk,
heddif heddjfw (W.), uidhe (GL), asire (Br.) heute; im
Lat. hodie.
heislan (W.), m*CMr/ (GL) die Hechel; heülanu (W.), «irici/
(GL) hecheln.*
het (W.) der Holm, eine Hohe, die Torzöglich durch Wasser
gebildet ist.
helfa (W.) der Haufen.
help (W.) die Hälfe, im Altt. helpe; helpiad (W) der Hei*
fer, im Altt. helpere; helpu (W.) helfen, im Altt. helpa.
hefy (W.), sealg (Gl.) jagen, die Jagd; Tcnari im Lat.
hemiaw (W.) hemmen, beschranken»
heplcB (W.) die Hefen zur Gährung*
herw (C(L) rerheeren, im Altt. nrherera; herwr (GL) der
Yerheerer, Räuber.
fttff, hod^ hoian (W.) der Hut, Kopfbedeckung; Ar/iurr(W.)
der Hater, Hutmacher.
hicett (W.) die Hiepe, Hippe, Messer«
A</, hifyn, buch (W.) die Haut, das Fell; im Altt. hud.
hinsein (Br.) bissen, die Segel.
hobel (W.) der Vogel, Hupfer; im AlU. fugel. hobeln (W.)
hnpfen.
hol (W.) hohlen«
bong (W.) hängen, hongian (W.) hangen.
— 42 —
hopranu (W.) hopsen^ häpfcn.
ho8, hosan (yf.)j osan (Gl.) die Hosen ^ Beinkleider (die an-
fänglich für jeden *Fus9 einzeln angezogen wurden^ daher
wir nur den Pluralis gebrauchen), überhaupt auch jede Fass-
bekleidung; Jiosan lledr (W.) lederne Camaschen oder Ho>
sen. Die Hosen heissen auch bragez (ßr.), brigiSy brio-
gafSj breacan (Gl.), daher im Altt. brek, brik; im Lat.
braccae; im Altfränk. pragae; im Engl, breeches; im Italien,
brache.
houbieu (Br.) der Hopfen; humela im mittlem Lat.
huad (W.) der Hund, Jagdhund.
huch (Br.) der Hauch»
hudd (W.) die Hut, Obhut, Beschirmung; hudilaw (W.) hü-
ten, behüten; huddiad (W.) der Hüter.
hui (W.) die Hülle; huliaw (W.) hüllen^ umhüllen; huiiedig
(W.) umhüllt.
huraUf huryn (W.) die Hure; im Altt. urhuru huren, hör,
urhor Ehebruch«
huriaw (W.) miethen; im Niedert. huuren, heuren; huriad
(W.) ein Heurer; im Altt. here, der Heurer, Pächter.
hwb^ hwp (W.) der Hub, Zug; hwbiaUy hupiaw (W.) hu*
pen, heben.
hwch (W.) der Hacksch, das männliche Schwein.
hwg (W.) der Haken; hwca (W.) hakig.
hwdn^ hwa (W«) der Uhu^ Nachteule; hwhw (W.) uhuhen
wie die Eule.
humi (W.) auswärtig; im Altt. huthemed.
hwysg (W.) der Wisch; hwysgaw (W.) wischen, abwischen.
hydd (W.) der Hirsch; hyddes (W.) die Hirschkuli.
hydref (W.) der Herbst; hydreffaidh (W.) herbstlich.
hyrddiaw (W.) stossen; hwrdd (W.) der Stoss, womit lu-
sammenhängen könnte im Altt. hurten, im Franz. heurter;
im Altt. hurt der Stoss.
la (W.), eigh (Gl.) das Eis; im Altt. is; — iaain (W.)
eisig.
ia (W.), iifa (Br.) ja; im Lat, ita.
iarll (W.), iarla (Gl.) der Graf, Edle; im Altt. crl, jarl; im
Angelsächs. eaorl.
iau (W.), og (Gl.), younc (Br.) jung; ieuant (W.), oige
(Gl.) die Jugend, im Lat. juTentus; — ienencUd (W.) die
Jugendzeit.
— 48 —
iau (W.), yauj guean (Br.), cuing (Gl.) das Joch OclMeo;
' im Lat. jogiim.
iawd (W.) die Zeit, Jalireszcit; woher vielleicht unter Jahr«
ierihi (W,), gouern (Gl.) die Jerte, Gerte, lange Ruthe.
impiaw (Gl. u. W.) impfen, pfropfen; imp (W.) da« Impfreis.
ing (W.) enge, auch die Enge; yngu (W.) beengen.
iodkot (Gl.) das Idol; im Laf. idolum.
inis (Br.), innisy innte (Gl.), yniß9 (W.) die Intel; intula
im Lat.; — ynisaul (W.) insular.
ionawr (W.), geannair (Gl.), guenverr (Br.) der Monat
Januar; im Lat. Januariut| der bei den alten Britten mit dem
Winter- Solstiti um anfing.
fonchuid, innid (GL) die Eingeweide, dat Innere; im Altt.
ingwaut.
ffotop (Gl.) der Isop (Pflanze).
ir (Gl.) der Zorn, im Lat. ira; daher wohl im Altt. ire zor-
nig, irst erznrnt.
irne^ yrn^ airUy jarann (Gl.), hajarn^ köarn, fcrr (W.)
dat Eisen; im Altfries, yrsa; im Altsächs. yrsen, isera, iteu;
im Island, jarn; im Althocht. isarn; im Lat. ferruiu.
Usw (W.), üh (Gl.) das Esten; ^bw (W.), ilhan (Gl.) et-
sen, im Lat. edere; Jfsur (W.) der Esser.
ivinen (ßr.), j/», ywen (W.) der Eiben, Eibcubaum, taxus.
fiiddew (W.) der Jude.
1^
Lady lad (Gl.) die Ladung, auch laden«
lagh, leag (Gl.) das Gesetz; im Lat. lex; im Altt. lagli, im
Goth. lag, im Engl, law; — daher wohl im Altnord, lagmann,
lagmandr, der Gesetzmann, Gesetzanfseher.
laidh, laotd ((Gl.) das Lied; im Altt. lejch.
lampa (Gl. und Br.) die Lampe; im Lat. lampa.
lampreieam (Br.), Ueiprog (W.) die Lamprete (Fisch).
lance (Br.) , lannsa (Gl.) die Lanze ; im Lat. lancea.
laneetien (Br.) die Lanzette, kleine Lanze*
langach (Br.), ilaes (W.) lang, schlank; im Lat. longus.
Janteme (Br.), lantair (Gl.) die Laterne; im Lat. laterna.
lapach (Gl.) der Schwache, Einfältige; in Altt. Lappen.
Jgtpum (Br.) läppen, lecken der Thiere; im Lat. lambere.
— 44 —
leab (Gl.) das Lager, Bett.
leag (Gl.), lleau (W.) legen; leagda (Gl.) gelegt.
learach (Gl.) die Lerche, Lercheobaiiin; larix im Lat.
leish (Gl.) der Arzt; im Altt. leisclia, leken, im Daniscben
laege, im Gotli. leik, im Island, lacknir.
leis, leist (Gl.) die Leiste, der Sclienkel.
leob^ leoib (Gl.) das Laib, Brod; im Lat. libum, im Altt. laif;
daher wohl unser LebkucheiK
leomaidh (Gl.) lehmig, lahmig.
lezein (Br.) lassen.
Uli (Gl.) die Lilie (Pflanze); im Lat. lilium.
lippe (Br.), lip, Hob (Gl.) die Lippe; im Lat. labrum.
Jiab (W.), leab (Gl.) der Lappen; im Lat. lacinia.
llac, ilagf ylac (W.) lass, schlaff, lassus im Lat.; iiacau^
llaciau (W.) , iasaig (Gl.) lass werden , erschlaffen , im Lat.
laxare; Uaesiad (W.) ein Lässiger, Schlaffer.
liadratwr (W.) der Spitzbube; im Niedert. labbertor; im Lat.
latro.
llaethygen (W.), iadusen (Br.) der Lattig, Salatlattig, La-
tuca; im Lat. lactuca.
Uafnes (W.) der Grosssprecher, Laffe, Maulaffe.
üais (W.) die Stimme; im Romanischen bt lajs^ im Altt. leych
das Lied.
liamp (W.) das Lamm. ^
Hand (W.), lann (Gl.) das Land, das geschlossene Feld.
ttasar (W.) Lasur ^ blaue Farbe; im mittelalt. LnU lazurium.
llath (W.), laz (Br.) die Latte.
Uatwn (W.) das Latun, d. i. Messing; — daher unser Latun-
hammer, Latunschläger , Latunhütte.
lleäu (W.), leinein (Br.), leug (Gl.) lesen; im Lat. legere;
lleadury lib'j/d (W.), leughadair (Gl.) der Leser.
ileäduriaeih (W.) die Litteratur; litteratura im Lat.
lled (W.)^ lean (Gl.), lann (Br.) die Lähde, flaches oder
uncsiltivirtes Feld.
tteiaw (W.), leisu (Br.), leisw (Gl.) die Lauge; im Lat. Wxi
lleiswaw (W.) laugen. Lauge bereiten; zusammenhängend
mit Uwdw (W.) die Asche.
üepiaWi lleibiaWf Uifau^ llyw 0^.), leagaim (Ir.) lecken^
auflecken; liepiwr (W.) der Lecker; Uyfiyf-) das Lecken.
Ue$g (W.), leasg (Gl.) lässig, faul; Ueigen (W.), lagach
(Gl.) ein Lässiger.
lioiiring (W.) die Leiter, Letter.
lieiwad (W.) der Löfi^el.
US» (W.) lehren.
— 45 —
Ileuan (W.), leu (Br.) die Laus; lUuawg (W.) laasig; Oema
(W.) lausen.
llew (W.), ieomham (Gl.) der Lea, Lowe; im Lat. leo.
lIewjfch{W.)y leoiSj leuSy innlis (Gl.), ^i* (Br.) das Leach-
ten^ Licht; im Lat. lux; ilewi^chu (W.)^ /rotan (Ir.) leuch-
ten, erleuchten; Ueuferawg (W.) leuchtend.
^^^Se (W.) der Laie, Weitliche.
Hin (W.), lin (Gl. und Br.) der Lein, Flachs; im Lat. linnm;
— Uinin (W.), Hein (Br.) Linnen, Leinwand; lUnwr{yf,)
der Leineweber.
lUn^ Uinyn (W.)^ Im (Cl.) die Leine, der Strang; Uinynw
(W.) Leinen ziehen.
Uinaru (W.) lindern.
llinifn (W.), Uneen (Br.) die Linie, im Lat« linea; Wnellu
(W.) liniiren.
lltnj/B (W.) die Linie des Geschlechtes, der Stamm.
iioches (W.) ein Loch, ein bedechter Ort ; locus im Lat.; loch
im Altt. ist Ort. *
Uogawdj ttogel (W.) das Logis, die Miethe, ein specieller
Raum; im Niedert. logement; iiogi (W.) logiren, wohnen.
/7oiig^ (W.) ein ScbifF, im Niedert» loggat«
no8g[(yf.) die Hitze, Flamme; lloagi (W.), loisgh (Gl.)
brennen; daher wohl im Altt. loga, lohe die Lohe j Flamme,
unser lichterloh etc.
llucheduj Heuern, Uifgu (W.) leuchten; im Lat. lucere;
llvch (W.) leuchtend; tlucked (W.) die Leuchte.
llug (W.) lau.
Hwdn, lijfdneg (W.) das Kleine, Junge, im Pkittt. dasLndje»
llwylh (Gl.) die Leute, im Altt. liude, leode.
llyth^r (W.), litir (Gl.) die Letter, der Buchstabe; im Lat.
littera; ilythyrenu (W.) Buchstaben anwenden; im Niedert.
letteren-.
iljfihjfriani (W.) die Litteratur; im Lat. litteratura.
lijfwedu (W.) leiten, führen; lywiad (W.) der Leiter.
lo (Gl.), ilofyn (W.) die Locke; llofynawg (W.) lockig.
locmann (Br.) der Lootse des Schiffes.
iof (Br.) das Lof , die gegen den Wind gekehrte Seite des
Schiffes.
Ion (Gl.) der Lohn, Unterhalt.
loreen (Br.), Uawrwydd (W.), laibkrean {G\.) der Lorbeer-
baum; im Lat. laureus.
loti (Br.) dasLoos, im Altt. hlot; lotier (Br.) loosen, im Altt.
hiotia.
Joudouren (Br.), ludair (Gl.) Luder, Hure.
Incan (Br.) die Luke, das Dachfenster,
— 46 —
iucbd (Dr.) die Wucht, Last.
hichetn (Br.) lugen ^ schielen.
iudragon (Gl.) ludern, herumludern.
iuidh (Gl.) lie^ren.
Itisgan (Ir.), iiechu (W.) lauscljen, lauern.
JH.
Mab (W.), mac (Gl.) der Mann^ gewöhnlich der Sohn; im
Altt. ma, inng; daher auch Magschaft, die Seirenverwandte.
mad (\V.) die Made.
madh (Br.) die Matte, ebenes Feld.
madameziie (Br.) die Mainsel; im Altt. damoisel.
madredd (W.) die Materie der Geschwüre; madrawl (W.)
materiend; madru (W.) materien, schwören.
macss (Br.), mcas {G\,)f meidr (W.) das Maas, Gemäss; im
Lat. mensura.
mae»s (Br.) der Mais (Pflanze).
maelh (Br.), mart (Gl.) der 31ärz (Monat); im Lat. Martius.
maclh (W*), maise (Ir.) das Mahl, die Nahrung; im Altt.
roeit die Speise, meltid die Mahlzeit.
magu (W.) machen, herTorbringeo.
magazin (Br.) das Magazin.
mafghsiircachal (Gl.) der Magistrat; im Lat. magistratus. —
8. meist r.
mailh (Gl.) mächtig; maühear (Gl.) der Mächtige, der Held.
maloy malein (Br.), maltv, melinaw (W.) , meilj malw
(GL) mahlen, malmen, im Lat. molare; — maluria (W.)
das Gemahlene; maier (Br.), meiltear (Gl.), malwr (W.)
der Müller, im Lat. molitor; — milin (Br.) die Mühle, im
Lat. mola; meul (Br.) der Mühlstein.
tnalice (Br.) die Malice, Bosheit.
mallaich (Gl.) vermaledeien , yeriluchen; im Lat. maledicere;
mallachd (Gl.) die Yermaledeiung, im Lat. maledictio.
malt^ brach (Gl.) das Malz ron Getraide.
mam (Gl. und W.) die M.ima^ Mutter, Dame.
mantcl (Br. u. W.) der Mantel; im Lat. mantellum.
maolluin^ muileid (Gl.), mul (W.) das Maulthier; im Lat.
mulus.
maor (Gl.), maer (W.) eine hohe Würde, ein hoher Beam-
ter; daher magor domus bei den Franken, der höchste Be-
amte, auch wohl unser: Major; — im Franz. der Maire,
Burgermeister; — maeroni (W.) die Mairie, Bürgermeisterei.
— 41 —
mamcMi (Br.) der Morast.
marascal (Gl.) der Mar«cljall^ ein holier Beamter; *— Mffra-
scal-cogaid (Gl.) der Feldmandiall , GeneraliMima««
marc (W.), merche (Br.) die Marke^ das Zeichen; WMrciaw
(W.) innrLcn , merken ; marciwr (W.) der Merker, Be-
morker.
margy marle (Gl.), marl (W.) der Mergel, im Lat. marga;
mariafd (V^.) mergelig; marliad (W.) mergeln.
margadh (Gl.), margaie (Br.), marchnad (W.) der Markt;
iin Lat. mercatiid; maeleru (W.) markten, haadeln; mar^
san (Gl.) der, welcher marktet, der Kaufmann.
Mark, marc (Gl. a. Br.), march (Yf.) die Mähre, das Pferd;
marchdi/ (W.) der Marstall, Pferdestall«
marittn (W.) die Marsch, Marschland, von Wasser abgesetzt.
marmor (Gl.), marmawr (W,) der Marmor; marmoratd
(W.) mnrinoriren.
marsadh (Gl.), ma« (W.) der Manch, das Marschireo*
martelot (Br.) der Matrose.
masarn (W.) der Masholder, Ahornbaum.
masg^ magl (W.), moiVc (Br.) die Masche beim Stricken;
im Lat. macula; masgu (W.) maschen, stricken, weben;
masgawl (W.) gemascht.
mai (W.) die Matte, Decke von Stroh etc.
wuttcr (W.) die Materie im Allgemeinen, im Lat. materia.
maiher (Gl.) die Mutler; im Lat. mater.
matrasu (W.) die Matratze.
mau (W.), mo (Gl.) mein, das Meine.
maule (Br.) die Make (Pflanze.)
may (Br.), imiii(W.), maigh (Gl.) derMaj (Monat), im Lat.
Majus.
mealg (Gl.) die Milch der Fische.
meand (Gl.) die Mtinze, Krausemünze (Pflanze); im Lat.
mentha.
mea8 (Gl.) meinen.
meas (Gl.), mesi (W.) der Mast des Schifies.
measarraehi (Gl.) die Massigkeit.
meau (Gl.), merih (W.) matt; meaiachd (GL) die Mattigkeit.
medakt (Br.), medi (W.) mühen, erndten; im Lat. metere;
im Goih. maitan; im Altt. metOj mea; mrilt (W.) der Mäher.
medd (W.) der Meth, Obstwein.
meddißg (W.) der Medicus, Arzt, im Lat. medicus; — med-
digiaeth (W.) die Mediciu; meddygUy meddigiaeihu (Vf.)
mediciniren.
ffßedig (W.) unflätig, schmutzig.
— 48 —
nieid, maighden, meigdhear (Gl.), merch (W.) die Maid,
das Mädchen.
meiddion (W.) Matter, geronnene Milcfa.
meidil (Gl.), meryswydden (W.) der Mispelbaum; im Lat.
mispillum.
meilg (Gl. u. Ir.) die Milch.
meiriones (W.) die Matrone, alte Hausfrau.
m€i$tr (W. u. Br.), maighalir (Gl.) der Meister; im Lat.
Magister; maigh$ter sgo'ile {G\.) der Schulmeister ; mei$ires
(GL) die Meisterschaft.
meitour (Br.), meiwr , maerwr (W.) der Meier, Verwalter,
Pächter; meiterie (Br.), meiliawr (W.) die Meierey.
menestr (W.) der Minister, Diener.
meog (Gl.) die Molken der Milch.
mer^ madrudd (W.) das Mark der Knochen; im Niederteutsch.
merg, im Altt. merch; meraid (W.) markig.
merihyr (W.) ein Märtyrer.
merthyru (W.) martern.
merwtfdd (W.) die Maulbeeren.
mesigaw (W.) mästen.
mesulein (Br.), niesur (Vf.) messen; im Lat. mensurare; iwe-
surior (W.) der Messer.
mcttel (W.), meiieal (Gl.), mantale (Br.) das Metall; im
Lat. metalliim; metellaid (W.) metallisch; metellwr (W.)
der Metallurg; wetelluriaeth (W.) die Metallurgie.
mewian (W.) miauen wie eine Katze; miamhaü (Gl.) das
Miauen.
mial (Gl.), miltre (Br.) die Milbe.
mfann (Gl.) die Minne, Liebe; im Altt. minna, minne; mian-
naich (Gl.) minnen, im Altt. minnia.
milcheo (Gl.) der Mehlthau, der das Getraide befällt.
mile (Gl.), milUr (W.) die Meile Ton 1000 Schritt; im Lat,
milliarium.
miliSy malda (Gl.), mewyth (W.) milde, im Lat. mitis; mil^
leadh (Gl.) die Milde, im Altt. meldiched.
min (Gl.) , paill (W.) das Mehl ; minell (Gl.) , maledig (W.)
mehlig.
min (W.) die Miene, der Mund; minganu (W.) Mienen oder
Grimassen machen.
mine (Br.), mwn (W.) die Mine, das Bergwerk; daher Mi-
niren, Mineralien etc.
mfonnt (Gl.) die Melisse (Pflanze).
mir (Gl.) die Mite, Heuhaufen; im Lat. meta.
mirte (Br.), mirtall (Gl.) die Myrte (Pflanze); im Lat. mirtus.
~ 4» —
mkdy mi9de (Gl.) ganz schlecht, woher wohl da« teateche
mitt; iiD Altt. rais, als: miadede die Mistethat, rai«doa böte«
thnn, MiMheirath^ Miiabehagen etc.
«t^», kemmtüsa (Br.), •»ya^(W.), mcasg (Gl) mischeo;
im Lat. miacere; measgan (GL) y mj^sgi ("W.) dieMischang;
measgia (Gl.) gemischt.
miw (W.) die Mauater der Vögel.
MO (Gl.) mein.
moeiaw (W.) moquiren, TerapottCD.
mod (W.) die Motion^ Bewegung.
modd (Yf:)^ modh (GJ.) die Mode, Manier; moddaki (W.)
modisch.
«M>^ (G'Oj Mochj/n (Gl) das Mutterschweia, Mock in Schwa-
ben, Muck in Franken.
moine (Gl.), mwswg (W.) das Moos.
moing, mong (Gl.), mwng (W.), mwng, mouö (Br.) die
Mahne der Thiere; im Altt. mona.
monwent (W.) das Monument, Grab; im Lat. roonumentum.
mor, muir (Br., W., Gl.) das Meer; im Lat. mare,
mormonta, hurmald (Gl.) Wermnth (Pflanze).
«Ptorofi (W.) die Möhren, Rüben; moronnen (W.) eine Möhre.
«sorl (Gl.) der Mord; morian (Gl.), murniaw (W.) mor-
den; mardair (Gl.) der Mörder.
mortar (Gl.) der Mörtel; im Ltit. mortarium.
masaiche (Gl.) der 3Iist, Uorath, auch dum (Gl.), woher
DuBg, Dünger.*
^'"^^ (W.) morgen, der folgende Tag.
mouheim (Br.) maulen, schmollen.
mouidae (Gl.) die Mütze.
mmme (Gl.) die Muhme, Muhme, Kinderwärterin.
mmiseal (GL), gueaid (Br.), minws (W«) das Maul, im Altt.
mula«
mur (W. o. Br.), moger (Br.) die Mauer, der Wall, im Lat.
murus; muriaw (W.) mauren, einen Wall machen; murwr
(W.) der Maurer, Wallmacher.
mM9i (Br.) der Most, junger Wein.
mutan (Gl.) der Muff.
^^Si S^mwg (W.) der Schmauch, Schmoch; yimygu (W.)
schmochen.
mwnai (W.), monadh (Ir.) Münze, gemünztes Geld, tod
mwn Mine, Metall, im Lat. moneta; daher im Altt. mnnte,
menote Münze, munia, minotia münzen, munter der Mänz-
meister.
mwsg (W.) der Moschus.
mwj^n (W.) moll, weich; im Lat. mollis.
KefentelD KelL Altertb. U. Bd. 4
— 60 —
mydr (W.) das Metrum ^ Yersmaas; im Lat. metrum.
mynyed (W.) die Minute; im Lat. minuta.
myrded (W.) die Myriade; im Lat. mjrias«
mysgj mcdd (W.), meadhon (Gl.), meidhi$e (Ir.) das Mit-
telste > die Mitte; im Lat. medium.
TS.
Nahuid (Gl.) der Nachbär; nabuidheachd (Gl.) die Nachbar«
Schaft; im Altt. gebuur der Nachbar, im Schwed. naboe.
nac^ nagj nad (W.) nein; nacüj nagu (W.) Terneinen; im
Lat. negare.
uadur (GL), natur (Br.), nawtur (W.) die Natur, im Lat.
natura; naturiaul (W.) natürlich.
nai (W.) der Neffe, im Altt. nera; cyfnai (W.) der Neffe
im 2ten Grade.
naoi (Gl.), nau (Br.), naw (W.) neun (Zahl), im Lat. no-
Tem; naudeg (W.) der Neunte; nawedrau(yf.) das Neuntel.
nar (W.) der Narr, Affe.
nathair (Gl. und Br.), nadr (W.) die Natter; im Lat. natrix,
im Goth. nadr, im Altt. adder.
nead (Gl.), neh (Br.), nyth (W.) das Nest; im Lat. niduf.
neaet (Br.) nett, sauber; neaetien (Br.) nett- reinmachen.
neap (Gl.) die Rübe; im Norweg. naepe, im Island, oaepar,
im Franz. nayet, im Lat. napus; — • «eip (Gl.) der Turnips,
die rothe Rübe.
neasa (Gl.) nächst.
neerch (Br.), atnte, aren (Gl.), eJwl (W.) die Niere; im
Lat. ren, rien.
negyddawl (W.) negativ, yerneinend; negyf (W.) die Ne-
gation; im Lat. negatio.
ne$ (W.) nahe; nesach (W.) näher; nesu (W.) nahen.
new (W.), neoue (Br.), nodha (Gl.) neu^ im Lat. noTus;
newiddiaw (W.), nuadhaich (Gl.) neu machen, erneuern,
im Lat. norare; nuadhacht (Gl.) die Neuheit.
fitcl, na (W.) nicht; im Lat. non.
nüh(yf.), nigh (Ir.) die Nichte, im Altt. nift; cj/fniih (W,)
die Nichte im 2ten Grade.
niwl (W.), fuful (Gl.) der Nebel; im Lat. nebula, im Altt,
nevil; niuUiaiv (W.) nebeln; niwUach (W.) neblig.
niz (Br.), nedd (W.), tnid (Gl.) die Nisse, Läuseeier.
— 51 —
nockd (GL), nmak (Br.), noeih (W.) nackend , im Lat. nu-
dui; naeihedd (W.) die Nacktheit, im Lat. nuditat.
Mody nodgn (W.) die Note, das Merkzeichen, im Lat. nota;
nodi (W.) Dotiren, merken, im Lat. notare; nodiadur (W.)
der Notirer.
noeih (GL), no«« (Bn), no9 (W.) die Nacht, im Lat. nox;
nosawl (W.) nächtlidi.
north (Br.) der Norden.
nwtfdwyUi (W.) muthwillig.
nydeii (W.) die Nadel ; nydwyddai (W.) der Nadler.
nythn (W.), nehen (Br.) nisten der Tögel; im Lat. nidularL
Ohair (Gl.) die Arbeit; oibrich (Gi.) arbeiten.
ochan (W.) ächzen.
oc&en^ ^Vi»« (Br.), o^A (Gl.), ych (W.) der Ochse.
ochd (Gl.) acht (Zahl), im Lat. octo; — ochdawih (Gl.) der
Achte, im Lat. octaTOs.
oeiaWf oianu (W.) hören; im Lat. audire.
ocTj oear (W.) der Wacher, im Goth. Tokrs; — ocru (W.
nnd Gl.) wuchern.
oegj od (W.) offen, auf. ,
off wen (W.), ofrail (Gl.) opfern, im Lat. offerre, im Altt.
offaria; — ofrml (Gl.) das Opfer, im Altt. offer. — Der
Name der keltischen Opfer{Ariester, welche anf den Crom-
leach's und Cams die Opfer darbrachten, wird ofrjdion und
oifrionach gewesen sejn.
o^t (W.) eggen; im Lat. occare, ron og die Egge, s. amgued.
oighre (Gl.) der Erbe; oighreachd (Gl.) die ErbschaiV.
o/oJt (GL)) onlanj glouan (Br.), gwlan (W.) die Wolle;
gwlanaidd (W.) wollig.
olew (W.), ola^ «f7(Gl.), iole (Br.) dasOel; im Lat. oleum.
olewwydden (W*) der Oliyenbaum; im Lat. olira.
oUy hott (W.), aU (Ir.)^das All; ottaüiawg (W.), hoUattu-^
augh (GL), nileachd (GL) allmächtig; oOaiuedd (W.) die
Allmacht.
ongl (W.) der Winkel; im Lat. angnlas.
onin, oyne (im Schott.), odyn (W.) der Ofen; im Schwed.
onin, ugn.
on&fr (GL), nrdd (W.) die Ehre, im Lat. honor; onoraig
(Gl.) ehren.
onorach (Gl.) ehrlich.
4 ♦
— 5« —
oragan (Gl.) Majoran (Pflanze); im Lat oraganum.
ordugh (Gl.)) urdd (W.), urs (Br.) die Ordnung; im Lat.
ordo, auch die Ordre ,, der Defehl , das Urtheil, der Bescheid^
, im Altt« ordel.
ordutgh (GU) anordnen, befehlen, festsetzen; im Altt. ordi-
neria, ordel ia.
oriogi (W.) die Uhr; im Lat. horologium«
ort^ ordy orih (Br.) der Hammer. In der Berg wer kssprache
nennt man den Spitzhammer, überhaupt die Spitze der Werk-
zeuge — Ort; orten heisst mit dem Hammer arbeiten; vor
Ort der Punkt wo gearbeitet wird etc. Im Altt. ist Ort die
Spitze.
p.
Pac (Gl.) der Pack, auch packen; pacair (Gl.) der Packer;
pacaid (Gl.) das Päckchen.
paffiau (W.) paffen, puffen, stossen.
paillium (Gl.) der Pavillion, das Zelt.
painnse (Gl.), penygen (W.) der Bansch, Unterleib; im Nie-
derteutsch. pens.
palmant (W) das Pflaster des Fussbodens ; im Lat. parimentum.
pan (Br.), paen (W.) der Pfau, im Lat. pavo.
pan^ padell (W.) die Pfanne; im Altt. panne.
panaesen (Br.) die Pastinake (Küchengewächs).
pantouffen (Br.) der Pantoffel.
papyr (W.) das Papier; im Lat. papjrus.
pavy yspar^ her (W.), beara (Ir.) der Speer; im Lat. ipa-
rus; im Altt. ger.
par (W.), parr (Br.) das Paar, im Lat. par; — paru (W.)
paaren.
paradwjfB (W.), parra» (Gl.) das Paradies; im Lat* para-
disus.
parc (W. und Gl.), paire (Gl.) der Park, das umschlossene
Feld; parciaw (W.), parqnein (Br.) einen Park einhegen.
parr (Br.) paar, d. i. gleich; im Spiele besonders sagt man
paar oder unpaar; im Lat. par.
parlh (W.), pairt (Gl.) die Parte, der Theil; im Altt. partj
im Lat, pars; — par f hu (W.) partiren, theilen; im Lat.
partire.
fio« (W.), bealag (Gl.) der Pass, enge Weg, Pfad; im Altt.
päd.
pasiaw (W.) passiren^ Torbeigehen.
- 58 —
pawl (W.), flehen (Br.) der Pfahl j im Alu. pal; im Laf.
palas*
peabar (GL), pibre (Br.) der Pfeffer; im Lat. plper.
peall (Gl.) der Pelz ; im Lat. pellis.
peann (Gl.)> P^«> pluen (W.) der Flaara^ die Feder, Flaum-
feder; im Nieder!, plnme, pluim; im Lat. plama.
peari (Gl.) , perlen (Br.) die Perle.
peathar (Gl.), chewaer (Br.), chwaer^ chwlawi fW.) die
Schwester.
peee.peg (Br.), pic (Gl.), pyg (W.) das Pech, Pich, im
Lat. ptx; pjfgu (W.) pichen, rerpichen; pj/ffiad (W,) ge-
pich f.
pedeen (Br.), rm/iftfA (Gl.) die Bitte, im Lat. pctitio; pe-
dein (Br.), peru (W.), impldklm (Ir.) bitten; im Lat.
petere.
peilisteir (Gl.) die Wurfscheibe und das Werfen damit ; damit
mag im Zusammenhange stehen: im Lat. palaestra die Ring-
schule, und unser Baliester (Armbrust).
pefn(Gl.), poen (W.), beach (Br.) die Pein, auch die Peine,
Strafe; im Lat. poeua, im Altt. pine, im Niedert. boet.
peiihiaw (W.) baitzen, auf offenem Felde jagen.
peizant, iauer (Br.) der Bauer.
pelia.iyf.) breiten, ausbreiten; im Lat. plicare.
pel» (W.) ballen, Ball schlagen, s. bat.
perciil (Br.), pearaal (Gl.), perlfy$ (W.) die Petersilie; im
Lat. petroselinvm, auch Schierling«
person (W.), pearsa (Gl.) die Person; im Lat. persona;
pearsail (Gl.) personlich.
perj^gl (W.) die GefaJir; im Niedert. perjkel, im Lat. peri-
calum.
peure, penr(Gi{.), per^ peren (Br.), per an (W.) die Birne,
im Lat, pirum; perbren (W.) der Birnbaum.
pez (Br.), pio9 (Gl.) der Fetzen; im Franz. piece.
pian (Gl.), poeni (Vf.) peinigen, im Altt. pinigia; piänadair
(Gl.), poenwr (W.) der Peiniger; poenedig (W.) ge-
peinigt.
pib (W.), pioby pib (Gl.) die Pfeife; im Lat. tibia.
piCj pcac (Gl. II. Br.), pig (W.) die Pike; pica, piquein
(Br.), pigim (W.), pioc (Gl.) piken, kiken, stechen; p/o-
cadair (Gl.) der Piker, Stecher.
plg (W.), pioeaid (Gl.) die Picke, der Karsch ; pigaw (W.)
pidien mit der Picke; piocair (Gl.) der Picker.
p</(W.), plaotg[G\.) die Pelle, Schale; pUiaw (W.), pelj^a
(Br.) pellen, schälen.
pilan (Gl.) der Milar, die Weihe, Hühnerweihe (Vogel),
- S4 ~
piler (GK, Br., W.) der Pfeiler; im Lat. pila.
piloite (Br.), pwjfUiad (W.) der Pilot ^ Steuermann.
pinc, gwinc (W.) der Finke^ (Vogel).
pinen (Br.), piol (Gl.), pinwydden (W.) die Pinie, Fichte;
im Lat. pinus.
pint (GL) die Finte (Gemäss).
piocadh (Gl.) picken der Vögel mit dem Schnabel.
piorbhuic (Gl.) die Ferrucke.
pipevy piobair (Gl.), pilwr (W.) der Pfeifer, Piper.
pipiannu (W.), 610^ (^^0 pipen '^'^^ junge Vögel. .
pj« (W.) die Pisse, der Urin; pisaw (W.) pissen, im Altt.
pissia; pisawd (W.) pissend.
pla (W.), piaig (Gl.) die Plage, Krankheit j im Lat. plaga;
plaäu (W.) plagen.
plab (Gl.) der Platsch^ wenn etwas ins Wasser platscht, auch
platschen.
plabair (Gl.^ der Plapperer.
plabout (Br.; das Plattbord, obere Einfassung der Schiffe.
plad (W.) die Platte.
pladeen (Br.) der Fladen (Gebäck).
pladrUj pledru (W.) blähen, aufblähen, aufplattem.
piaid (W.) der Prozess, daher wohl im Altt. placht der Pro-
zess, plaitia prozessiren; auch unser plaidtren.
plan (W.), bian (W.) der Plan, die Pläne , die Ebene; im
Lat. planum.
plane (W.), planquen (Br.) die Planke, dicke Bohle; im
Lat. planca.
planed (W.) der Planet; im Lat. planeta.
plant j planta (Gl.), plan (W.), planhigyn (Br.) die Pflan-
ze, im Lat. planta; — planfa (W.) die Pflanzung; planu
rW»), plantain (Gl.) pflanzen, im Lat. plantare; planiair
(Gl. u. Br.) , planwr (W.) der Pflanzer.
pla9 C^')i place (Br.) der Platz, Marktplatz ; im Altt. pas.
plaM (W.) der Pallast^ das grosse Gebäude; im Altt. pahis.
plaOMgj bla, blagh (Gl.) blasen.
plastr (W.), plast (Gl.), plasar (Br.) das Pflaster, im Irat.
emplastrum ; plastriaw ( W.) pflastern , bepflastern.
platin (Br.) die Platte zum Bügeln der Wäsche ; pladein (Br.)
platten, bügeln,
jflaiie (Br.^ die Platte, flache Schüssel.
pleaghj pieaghag (Gl.) eiserne Instrumente zur Bearbeitung
des Ackers, als Scbaufel, Späten etc. Damit mag der Name
Pflug zusammenhängen , der übrigens cran , ar, aradr (Gl.),
arar (Br.) heisst, woher das Lat. aratrum.
ploc (Gl. u. Br.) der Block, Pflock, Knopf der N)idel.
— 66 —
pitcimw (W.) Uodürea, eintcbliewen.
pi^mwuu (Br.) die Plnmpe, Pumpe, aack tmgmdrec (W.) d. L
Savgwerk.
f>faM> (Br.), Pleura, i/oMi (W.), iM^d (Gl.) dw Blei (He
IbIU; im Lat. plnmbum, im Niedert. load.
plumb (Gl.) der Plump ini Wauerj plum (Gl.) iiu WuMr
plumpen.
p/nMi/ra/n (Gl.), pillereaeh (&r.) plünderBi im Lat. eipi-
lare, «uc& die PläDderuDg.
pnbhlar (Gl.) die Pappel (URom)i im \M. populas,
po»/«(Br.h p»imll(Gl.)y peU (W.) duVoli) imUt. populii«.
pobliad (Vf.) die Population.
pMugiaid (W.) popolair.
poibieack (Gl.) der Pobel, dai gemetne Volk} im I^t. pIcU.
poibiidk (Gl.) pablik, öOentlicht >■■ I^t. publicna, im Altt.
boicl.
poirsiitm (Br.) die Portiont im Lat. portio.
polt (G).) polireD) im Lat. poUn.
pompein (Kr.) ]>i>M\>i-a.
ponair {(.).), fuucn (W.) , faomen (Br.) die Bohne, Sau-
bofaiM, im JUii, l'nli.ij pixfaeit (Br.) die Fizbokne.
pomi, pvnciid (V,\.) dni Poni, kleine Pferd.
port (CiL), iiorlh (^V.) der Port, Hafen} im Lat. portui.
port (GL), ß'or (W.) die Pforte, Thür; im Lat. porta, im
Altt. pone.
portair (G).), portiator (W.) der Portier, Porlir, PfÖrtDer,
auch der Träger) im Altt. portenäre.
poiedh (Gl.) die Heiratb, poi (Gl.), pouidh, bomdA (Ir.)
heirathen , womit iDsammeBhingen mag im Altt. ; hotte die
Ehe, Heirath, bottigia verehlichen.
post (W. n. Gl.) der Pfoiten , im Altt. polt t peOiaw (W.)
Pfoit CD aetien.
pot (W. 0. Br.), poit (Gl.) der Topf} im Niedert. pot, im
Altt, pot,
potel (Vf.) die Boaleille, a. Aw/n; pateltm fW.) Bouleilleo
fällen.
pQurfit (Br.) der Profit.'
praidd (W.), butin (Br.) die Beute im Kriege, im Lat. prae-
da; preiddiaw (W.) Beute machen; prtiddiwr (W.) der
Erbeater.
praw (W.) die Probe.
praw, pratcf (W.) der Bewdt, im Lat. probMio; profi (W.)
heweiien, im Lat. probare; daker w«hl im Altt. provin^e der
Beweij, progia bereiten.
preat (Gl.) die Preitei pwyiaw (W.) preiicn.
— 56 —
pregeth (W.) die Predigt; pregethu (W.) predigen ? im Lat.
praedicare; pregthwr (W.) der Prediger.
prif^ pri (W.) das Princip, die Ursache; im Lat. principium.
printhimw (W.) prägen, drucken^ im Niedert. prenten; print
(W.) der Abdruck, die Prägung, die Marke; im Niedert. print.
priodas (W.), brideach (Gl.) die Braut, auch die Ehe.
prionnsa (Gl.), breas (Ir.), priadawr (W.) der Prinz.
pris, prid (W.)> P^^y brigh (Gl.) der Preis; im Lat. pre-
tium, im Altt. pris; pridadwy (W.) preiswütdig; jtridiaw
(W.) preisen, den Preis machen oder geben.
proestawdt (W.) die Prosodie; im Lat. prosodia.
profi (W.) prüfen; profwr (W.) der Prüfer.
professu (W.) Profess ablegen, in kirchlichen Stand treten;
im Lat. profiteri.
prophwyd (Vi •) der Prophet ^ im Lat. propheta; prophwydaw
• (W«) prophezeien.
pruneen (Br.) , plumbais (G\,) diePrume, Prunelle, Pflaume.
puar, pedwar (W.), ceithir (Gl.) Tier (Zahl); pedryd (Vf.)
das Viereck.
puar V et (Br.) d<is Quart, Viertel.
punc {G\,)^pwnc (W.) der Punkt; im Lat. punctum, im Altt.
pont, punt.
pund (Gl. u. W.), fund (Br.) das Pfund; im Lat. pondus, im
Altt. pond.
punßn (Gl.) das Bund yon Heu etc.
purj puredig (W.) pur, rein; im Lat. pnrus.
purpuvj corcur (Gl.) der Purpur; im Lat. purpura.
pu8j puisy pusag (Gl.) der Busert, die Buse, Katze.
pUBOg (Gl.), poca (W.) bussen, küssen; pog (GL), bogk
(Br.) der Buss, Kuss.
put (Gl.) das Putchen, junges Huhn.
pwfßau (W.) paffen, stark blasen.
pwü (W.), poul€ (Br.), poll (Gl.) der Pfuhl, stehendes
Wasser; im Lat. palus, im Altt. pol.
pwys (W.) das Gewicht; pwysaw (W.) wiegen.
pys (W.) der Puls.
pysg (W.), ptMsque (Br.), tasgh (Gl.) der Fisch; im Lat.
pisdH, im Altt. fisk.
pysgodowr (W.), pisiquetain (Br.), iasgair (Gl.) der Fi-
scher; im Lat. piscator, im Altt. fiskere.
py^goia (W.), iasgaich (Gl.) fischen; im Lat. piscari.
5T
Rahan (Br,) die Rahebänder auf dem Schiffe.
racan, rasdal (Gl), rasteJI (Br.), rhacan (W.) der Rechen,
die Harke y im Lat. rastellus; rac, racan^ rhacanu (W.)
rechen, eiiirechen; rkacanwr (W.) der Recher.
rack (Gl.) der Racker, «chtechter Mensch.
raektaire (Gl.) der Richter; rauh (Gl.) der Schiedsrichter^
daher wohl im Alt t. redia, rhedieya, ruchtar etc. der Richter,
racion (Br.) die Ration, Portion.
rade (Br.) die Rhede, iro Schiffe landen,
f a^* (Gl.) steif; wir sagen, etwas %ey ragenhart, wenn es sehr
hart und steif ist.
rah (Br.), radan (Gf.) die Ratte; im Lat. ratfns.
rahein (Br.) rasiren.
raibe (Ir.) die Ruhe.
raidis (Gl.) die Radise, der Rettig; radix, raphanas im Lat,
raipleaeh (Gl.) der Riepel, schmutziger Mensch.
raütj oraid (Gl) y rhu (W.) die Rede; im Altt. reth, im Lat.
oratio; — rhuaw (W.) reden.
raiih (Gl.) die Reitung, Rechnung, daher unsere Hatten- und
Muhlenhereiter. in Oberteutschland , besonders beim Berg-
wesen im Salzburgischen etc. sagt man allgemein : raithen für
rechnen, der Riiithbeamle ist der Rechoungsbeamte; der
Hnttenraither fährt die Rechnungen ete. Uebrigena heisst
im Galischen raiih ^ raidh das Vierteljahr und r^idh sind
die Zinsen, Interessen.
rahm (Gl.) der Rahm, die Ruderstaoge, überhaupt auch ein
langes Stick; daher wohl bei uns: Waldrahmen für langei
nicht starke Holzer.
raoichd (Gl.) rülpsen; im Lat. ructare.
raih (Gl.)^ rhod (W.) das Rad^ der Kreis; im Lat. rota.
reacht (Gl.), rhaiih (W.) das Recht, Gesetz, im AI lt. riucht,
im Lat. rectum; rea^dt^r^ reighdam (Gl.), rheähiaw
(W.) richten, rechten, im Altt. riuchta; — r€m:htghe (Gl.)
die Gerechtigkeit^ das Riditen; aimhreidh (Gl.) das Un*
recht, im Akt. unriucht; teühiwr^ rkiolawdr (W.) der
Aechtsprecker, Geachwwne, Richter » im Allt. riuditerei
riuchtar.
r^orfa^j rioägj ree$g (Gl.) das Ried, Riedgras^ Bt^hti im
Altt. rheid.
remmhmr (Gl) ölig, fett; haime rcamkar (Gl.) das Fette der
Milch, daher Tlelleicht unser Wort Rahm.
rabatt (Br.) der Rabatt, Machlass.
refrae$qtiein {fiT.) , fmaraick (GL) erfrUthen, fritclieo} hd
Lat. refrigere.
reidk (Gl.) bereit.
reim (Gl.) der Weg, dalier Ttelleicht unter: ReiD, Rebo, d. i.
der Weg zwliclien «wei Feldero.
reif, rjise (Gl.) der Reii; im Lat. «yza.
reith, ride (Gl.) das Ried, niedere« Feld, Thalgnind,
reith (Gl.) dns Begntten der Thiere, büoodert der Scliafe,
wofür wir meiit auck reiten tagen.
rcitich (Gl.) bereiten j TOrbereitea.
reap^tt (13r.) der Reapect.
reub (G).), rhygau (Vf.) reiben.
rtttbat (Gl.) der Rebell; im Lat. rebellui.
rhacu (W.), ruig, righeadh (Gl.) reichen, erreichen, im
Niedert. roakeo} rhaciant (W.) der Reicher, Erreidier.
rhaieitf rkwchw» (W.) der Rflie, Roche (See&ich).
rhatMt (W.) die Rinne.
rhamattt (W.) die Romanze; rhamantawl (W.) romantiich.
rhaUtl (W.) die Raspel, im Lat. raduta; rkaUUu (W.) ra-
•peln, im Lat, rädere.
rhalhu (W.) reinigen; rathwr (W.) der Reiniger.
rhautiaw (W.) «ich z ugammen rotten , roltireu; rkawter (W.)
die Rotte, Rottirung.
rhe (W.), rhed (Gl.) das Rennen; rhSu (Vf.), rkmüh (Gl,)
rennen, im Lat. ruere; rhedwr (Vf.) der Renner; rheawl
(W.) rennend; rhedie, rhedegfa (Vf.) der Rennpbti.
rhef (Vf.) dai Reff, Bündel; drcfu (W.) einreffen.
rJtegen (Vf.) der Regenpfeifer (Vogel).
rheibiur (Vf.), retihair (Gl.) der Räuber; im La(. raptor, im
Altt. raver; rapineen (Br.), rheibiaw (W.), rtub (Gl.)
rauben, im Lat. rapere, im Altt. rnvia; reubannac (Gl.),
rheibu$ (W.) räubierisch, im Lat. rapnx; renbaiiM (Gl.)
der Raub; reubann (Gl.) die Raubgier.
rheithiorec (W.) dio Rliuiorik; im Lat. rhetorica.
rhtttfvi (Vf.) dei Ucsl, die Reliquie; im Lat.. relictus.
rhene, rheng (}^-)> ''■'''"' (Br.), iread (Gl.) die Reihe, ün
l.at. aeriet; rfuciaw, rfic.iu (Vf.) reihen, in Reihen Klzea.
rh^nt, treth{Vi'.} die Itinii', daa Einkommen, im Altt. reote;
rhetu (W.) rentiren; rhentawl (W.) rentabel.
rheol (W.), real (Br.), riagkeil (Gl.) die Regel, im Lat.
regula; rieolaid (Vf.) rcgulair, regelrecht, im Lat. regu-
larii; rheoli (Vf.), reolia (Br.) regeln, im Lat. reguläre)
rheoiuir (Vf.) der Regler, Regutator, im Lnt. regulalor.
rheotiUya (W.) der Rhabarber; im Lat. rheum.
— M —
ri«w(W.), rMA (Gl.) derBeif, fmneafi«; ritwiedtg (W.)
berdfl.
rJuwin (W.) der Ruin, Verfall, im Lat. niioa} rktviuniatB
(W.) ruioiren.
rkewin (W.) die Röhre.
rkibib (W.) die Rohrpfetfe.
rhic, rhign die Ritze, im Lnt. rima; rldciau), rhigau (W.)
riuen; im l^U rimare, im Aht, writa nteen, «direibeii.
rhidifU (W.), rideal, criatkar (GL) da« Bäder, Bitter, Bit>
ler, ein grobe« Sieb, veldie Namen beModen in der Berg-
werkMpniche gebräuchlich tind; al> Bätlerverh, d. i. Biab ■
werk; Kaatenrüdder, Schwengredder etc.; rküfyliiau (W.),
rideil (Gl.) rädern, retlern, sieben. Im Lat. iat crümm
dai Keb, welche« Wort vcB eriadinr herhommen wird. Da^
teatache Sieb itammt von tjffa (W.) , ■- dieae^
rkigoli (Vi.) rajolen, graben; rhigolowr (W.) der Rajoler,
Graber; rhigol, rhiogol (Gl.) der Graben, das Rajolte.
rhiag (W.) die Binde) rMttgtam (W.) rinden; rhügiedig (W.)
rhodot (Vf.), man (W.)\. ramka (Gl.) da« Beem, Boder,
im Lnt. renex; whoHi, rievia, rhgfaw (W.), rutJ^im
(Br.), rawtkad (Gl.) radern, reenen, im Lat. remigaret
vhwyftor (W.) der Buderer.
rhmaw (W.) rufen; rhuwr (W.) der Bnfer.
rhuddtn (W.), rmiUackam (Gl.) der Babin (Edelatrin); im
Lat. mbiniia.
rhtvch (W.) ranh} im Lat, mduf.
rJtwd (W.) der lüwt, im Lal. rabigo; rhwdawg (VT.) roatSg.
rhumcfaui (W.) ichnarchen; im Niedert. roncing, im Lat. rhon-
chisMre; rhtpnc (W.) der Schnarcher, im Niedert. roncer.
rhwy (W.), reub (Gl.) der BIm; im Lat. ruptia. Im Altt.
rend; rhto^gau (W.), reuh, rctiila ((-i.) reiMCn} im Atlt.
rheka, renda, im Lat. mmpere ; rkwjfgciÜg (W.) miig.
rhwywt (W.) der Biemen, da* Bnnd.
rkufelu (W.) raufen, raffeln, iiicilen, im I.^it. rixnre; rhg-
felu>r(Vf.) der Käufer} rJt^ei (W.) da« Raufen, der Streit.
ridte (Gl.) da* Beicb; righ (Gl.), rki (Vi.) ti(ir Begcnl, im
Lat. rex; riogiad, riagheit, ri-^huh (Gl.) regieren, im
Lat regnare.
ridir (Gl.), rkeydir (W.) dw Reuter, Ritter, Adelige, im
Alit. ridder; ridireag (Gl.) ritterlich.
rig\ (Gl.) recken, anarecken.
rigil (Gl.) der Reigen, Tanz.
— 60 —
rim (Br.), rhitnpyn (W.) der Reiin^ im Altt, riin; rimer
(Br,), rhimpj/nu (W.) reimen.
rimh {€rl.), rhifäu (W.) rechnen.
rin C^K), rionen (Dr.) die Rinne; rht'u ^ rhedain (W.),
ruUh (Gl.) rinnen, im Altt. renna; rhuilh (Gl.) das Rin-
nen, Rennen.
roc^ rocar (Gl.), rokeden (Br.), rhuch (W.) der Rock
(Kleidungsstück); im Lnt. ruclius.
rocaa (Gl.) der Rabe.
rochuen (Br.) das Röcheln; im Altt. hrutn.
rol, rola (Gl.), rolle (Br.), rhol (W.) die Rolle, Walze;
rol (Gl. nndUr.), rholiwr (W.) rollen; rolair (GL), rÄo-
/rwr (W.) der Roller.
ronsc^ roncelt (Br.), o$w (W.) das Ross, Pferd; im Altt.
ross, hors«
romii (Br.) rund.
ros (Gl.), rosecn (Br.), rhos (W.) die Rose, im LaU rosa;
rosach (Gl.) rosig, im Lat. rosaceus.
rosmarm (Br.) Rosmarin (Pflanze); im Lat. rosmarinus.
ro$ij rosteiu^ roaü (Br. u. Gl.) rösten, braten; rost (Br.),
rhosi (W.) der Rostbraten; roistin (Bn), rhesil (W.) der
Rost zum Braten.
roth (Gl.), rhod (W.), rTioad (Br.) das Rad, die Welle, im
^ Lat. rota; rhodawl (W,) radig, radförmig; ro/&ac(aiV (Gl.)
der Radmacher.
ruadh (Gl.) das Reh; ruadhboc (Gl.) der Rehbock.
Tuag (Gl.) verfolgen; ruagadh (Gl.) die Verfolgung; damit
Tielleicht hängt zusammen im Altt. ruogia, wrogia rügen,
gerichtlich anhängig machen, Terfolgen, ruogie, ^rogie die
Rüge, Klage.
ruaig (Gl.) die Rüde, ein Haufen von Hunden etc.
rub (Gl.), rhwubbiaw (W.) reiben, abreibcu, putzen; rhwb
(W.) das Reiben; rubair (Gl.) der Reiber.
ruchan (Gl.) der Rachen.
rudh (Gl.), rhud (W.) die Raute (Pflanze).
ruddela (Gl.) der Röthcl, Rothstein.
ruelle (Gl.) die Röteln (Kinderkrankheit).
rugh (Gl.), rhyg (W.) der Roggen (Getraide); rhygcn (W.)
ein Korn von Roggen.
ruice (It.) die Rüge, der Tadel.
ruig (GL), rhogi (W.) riechen, im Altt. rukia; — rhogi
(W.) der Geruch; im Altt. rhem.
rum (GL) der Raum; rumaig (GL) räumen, Raum machen«
rumpal (Gl.) der Rumpf.
— «1 —
run (Gl.), rhim (W.) das GebeinniM; daher uoser —* rannen,
eio GebeimniM zaraanen; im AltU runen die Gebeiiiitcbnfr,
alranen die Weiaiagerin; alraon die Zaulierwurzel etc.
8.
Sab (Gl.) die Salbe, audi salben; im Aht. talfa.
saby sotfr, seagha (Gl.) die Säge, Sage; sabh (Gl.) sagen.
sablenn (Br.), groineamh (GL) der Saod, im Lat. sabulam;
graell table (Br.) grober Sand, Grand.
$ac (Gl.), sack (W.) der SacJ^, im Lat. Saccus; sachtl (W.)
ein Säckeben; sachu (W.), sac^tgrA (Gl.) sacken; Mochlian
(W.) Sacklinnen.
sacum^ sasum (Br.), had (W.) die Saat, Aussaat; im Lat.
satus^ im Altt. sed; — ha da (W.) säen; head (W.) der
Saer.
Madhai (Gl.), sadett (W.) der Sattel ^ im Lat. sella; ~ sa-
dellu (W.) satteln.
sae (W.) Saj, Serge, Art wollenes Zeug; im Niedert. saai.
»affvj saffrwn (W.) der SafTran (Farbepflanze).
saffwn (W.) der Scbaft, s. cap.
Bail (Gl.) die Salweide (Baum); im Lat. salix.
sail (Gl.), aoul (Br.) die Säule, der Balkon; \m Altt. sele.
sain, can, cenig, soiis, dj^an (W.), cainiic (Gl.), seinn
(Br.) der Sang, Gesang, im Lat. rantus; djfganu (W.) sin-
gen, im Altt. singa; seinn (Gl.) singend.
Miade (Gl.) die Salbej (Pflanze).
saivy $ar (Gl.), taer (W.) sebr.
aal, aalan (Gl.) wie bal, das Salz, im Lat. sal; — «ai7/,
aalem (Gl.) salzen; aalerah (Br.) das Einsalzen; aofliea^
dat'r (Gl.) der Salzer, Einsalzer.
aai, seil (GL), aaOe (Ir.) die See.
aaly aalach (GL) scbmntzig, daber webl: sal im Altt. trübe,
scbmutzig, und unser salopp«
aalach (GL) scblecbt; alaight (GL) das Scblecbte, das Laster.
aaladenn (Br.) der Salat,
aalm (GL) der Psalm, heiliger Gesang.
aalpealrae (Br.) der Salpeter.
aamhan (GL) der Sadebaum.
aam (Br.), awmer (W.) die Last, Stütze; daber wobl unser:
Sam-, Saumtbier, Saumscittel, im Lat. sagma der Saumsattel ;
im Altt. sovmäre Saumross, sarmen laden»
aambre (Gl.) der Sommer.
— 62 —
aantance (Br.) die Sentenz; im Lat. sententia^ im Altt. sen^
tentie.
Mooul (Br.), »ulj haut (W.) die Sonne , im Lat. sol, im Altt.
sunne, lonna; difdd 8ul (W.) der Sonntag , im Altt. sun-
nandi.
Mirdrinen (Br.) die Sardelle.
$a9 (Gl.) ist Instrument überhaupt, daher wohl das Altt. sahs,
sax Messer, kurzes Schwerdt.
9ath (Gl.) sättigen, im Lat. satiare; iaihag (Gl.) satf, im Lat.
satis.
aathan (W.) der Satan.
$cafa (Ir.), 8galan (Gl.) das Schafibt.
scala (Gl.) die Sehaale, Gefass; scalutghe (Gl.) die Wage-
schaale.
schiauler, eeran (Br.) der Schirm.
9cib (Gl. u. Br.) , auch scab (Gl.) , kaf (Br.) , ysgaff (W.)
das Schiff, im Altt. skip, im Lat. scaphus; aciaear, agio^
hair (Gl.) der Schiffer.
Mcoai (Br.), gualan (Gl.) die Schulter; im Lat. scapula, im
Altt. skolder.
»cole (Br.), $gotl (GL) ^ y^gol(yf») die Schule, im Lat. scho-
la; ardsgoil (Gl.) die hohe Schule, Untrersität; scolaer
(Br.), sgoilear (Gl.), yngolaich (W.) der Schüler, im Lat.
scholasttcus.
scolpaij ascleud (Br.) der Span.
scoptreel, scoppe (Br.), sgleog (Gl.), pocr (W.) der Spei-
chel, die Spucke; im Lat. Sputum.
scrab (Br.), ysgro/» (W.) kratzen, einkratzen.
icriuein (Br.), sgriob (Gl.), ysgrifaw schreiben, im Lat.
scribere, im Altt. skriva; — athsgriob (Gl.) einschreiben,
gegenschreiben; sgriobhfa (Gl.), ysgrtfed (Vf,) die Schrift;
im Lat. scriptura, im Altt. skrift; — 8grioh (Gl.), ysgrißad
(W.) der Schreiber, im Lat. scriptor, im Altt. skrivere; aM-
sgriobhadair (Gl.) der Abschreiber.
Mcrobba^ igrobha (GL) die Schraube.
sb (Gh), achwechy ckwech (W.), chouecA (Br.) sechs (Zahl);
im Lat. sex.
sealbach (Gl.) selig, glücklich; im Altt. seilig«
ieaUf alody aiud (Gl.) alt; im Lat. senex.
seanadh (Gl.)^ senedh (Br.), aenedd (W.) der Senat, im Lat.
senatus; tennedwr (W.) der Senator, im Lat. Senator.
$earbh (GU), garv (Br.), cherUj y^graf (^f») herb, scharf;
im Lat. acerbus, im Altt. skerp; — searbad (Gl.), chweruh-
der m.) die Scharfe.
searg (Gl.), gwrachan (W.) der Zwerg.
$earmM$ (Gl.) der Bermoii, die Redei im Laf. tenno.
searradh (Gl.) yertehren, Terwandea; Bearr (Gl.) die Ver-
sehrung, Verwundoog; daher wohl im Allt.t «er die Wirade,
YertehruDg.
sedd (W.), Saide f 9ei$i, »uidhe (Gl.) der Sifs, das Setsen;
im Lat. sedes, im Altt. sedel Setsel; seddm (W.), auiäk
(Gl.) ntzen, setzen , im Laf. tedere; assedm (W.) bei«tzen;
seddedig (W.) sitzend.
$€tk , aeadh (Gl.) , saüh (W.) sieben (Zahl) , im Lar. Septem ;
Meihveit (Br.), Beühddeg (W.) der Siebente, im Laf, septimus.
aeUear (Gl.), seiler (W.), Ärar, lad (Br.) der Keller; im
Lat. cella, im Altt. szelner*
Beim (Br.) der Seim^ Saft.
eeinn (Gl.), Mwniaw (W.) singen.
eeipin (Gl.) der Seidel (Gemäss); im Lat; sidalom«
Seite (Br.) der Senesstraueh, die Senesblätter*
BenjßUt (W.) der Seneschal.
seogan (Gl.) die schwingende Bewegung; daher yielleicht der
N^me: seger, seiger fär Pendel und Uhr«
Beolj sigle (Br.)^ kwyi (W.) das Segel, im Lat. Telom> §eal
(Gl.), hwjßliaw (W.) segeln.
aeul (Gl.) das Zeichen, im Lat« signom; aemlaieh (Gl.) zeich-
nen, siegeln.
seudar (W.) die .Ceder (Baum) ; im Lat. cedms.
Mgahard (Gl.), gwaim (Br.) die Scheide; im Lat. ragina.
egady sgaih (Gl.) der Schaden, im Altt. skada; egaük (Gl.)
schaden, im Altt. skada.
sgaile (Gl.) die ScheHe, Manischelle, der Schlag.
Bgainneal (Gl.) der Skandal.
egal (Gl.) der Schall, im Altt scal; — egal (Gl.) schallen;
egatack (Gl.) schallend«
egaiae (Gl.) der Diener; im Altt. skalk.
'IP^^«(^^*)> ^^goru, Jf^g^^^y yegariaw (W.) s<rfieiden; im
Lat. separare, im Altt. sketha; ysgar (W.) die Scheidung,
EbescheidoBg, im Altt. skete; yegaredig (W.) geschieden«
egarlai'd (Gl.) der Scharlach (Farbe).
egaian (Gl.) der Spiegel.
egathj Bcaih (Gl.), ekeuth (Br.), ysawd (W.) der Schatten,
im Altt. scaten; eeetiadkj «gra// (GU) , ^sgrodi (W.) schatten,
beschatten; egaikack (Gl.) schattig.
egeack (Gl.) der Schlee, Schleedorn (Pflanze).
egealh (Gl.) schaben, splittern«
egeilmear (Gl.) der Schelm.
egeimk (Gl.) das Schone, die Schönheit; egeimkeack (Gl.),
gwen (W.) schön.
— «4 —
sgeilh (GL)y ysgoti (W.) ausleeren, vomiren; daher das teut-
sehe: scheiten, scheissen«
sgeopaivy $neogaert (Gl.) der Schnatteren
sgiathy guü (Gl.), siglen (W.) die Schwinge; sgiathj guii
(Gl.), siglen (W.) schwingen.
sgilj sgiol (Gl.) schälen, enthülsen.
Sgiolg, snaig (Gl.) schleichen.
sgiony shuileach (Gl.) schielen.
sglaimeach (Gl.) der Schlemmer.
sgliat (Gl.) der Schiefer (Stein), im Lat. schistus; sgliaiair
(Gl.) der Schieferdecker.
sglimscar (Gl.) der Glimmerer, Liebkoser.
sgliurachy slapag (Gl.), swgan^ yslabi (W.) die Schlumpe,
Schlampe, unreinliche Frau.
sgniah (Gl.) schnappen, im Engl, snatch.
sgobol^ scobol (Gl.), ysgubawr (W.) die Scheune, Scheuer;
ysguboriau (W.) einscheuern.
sgoth (Gl.), ysgaff (W.) die Schute, kleines Schiff.
sgreuch (Gl.) das Geräusch.
sgrin (Ir.) der Schrein, Schrank.
sgriob (Gl.) schrapen, schrinnen; sgriobach (Gl.) die Schrinne,
der Schramm; sgrioban (Gl.) die Schrape.
sgrog (Gl.) schroten, schneiden; im Altt. skreda«
sgrot y sgrait (Gl.) der Schrot, ein Stück, oder das Aeussere
von Zeug etc. Schrote im Teutschen ist auch das geschnit-
tene Brett, woran noch die Rinde j das Aeussere sitzt.
sgroth y sgraih (GJ.) schroten, abrinden , daher Schrotsäge etc. ;
das Wort ist besonders beim Bergbau üblich , hier sagt man :
einen Schacht ausschroten , ihn in Schrot setzen etc. , d. h.
ihn mit Schroten, Brettern bekleiden; — sgroleach (Gl.)
geschroten , zerschnitten.
sguab (Gl.) schieben.
sguab (Gl.) ein Schober, Haufen von Korn, Heu etc.
sgudal (Gl.) der Schund , das Werthlose ; im Altt. skurtinge.
sgi^m, gleiseich (Gl,), ewi/n^ isgalj 8wyf (\\.) der Schaum,
Gisch, im Lat. spuma; sgumenein (Br.), swyfaw (W.)
schäumen , gischen ; im) Lat. spumare.
s^r (Gl.) scheuern, rein waschen, im Engl, scour; sgurad
(Gl.) das Scheuern.
staWy si (W.) zischen, im Lat. sibilare; stawl (W.) zischend.
siabum (GL), sebon (W.), suan^ suaon (Br.) die Seife, im
Lat. sapo ; seboni (W.) seifen ; sebonour (W.) der Seifensieder.
siel (Br.), sealy seaoil (Gl.), insel (W.) das Siegel, Insiegel,
im Lat. sigilium; siellein (Br.), saoil^ seulaich (Gl.), in-
seiliaw (W.) siegeln; im Lat. sigillare, im Altt. siglla, sigelia.
»igm (Br.), »eul (Gl.) dM Signal; im Lat. ripium.
»'//«& (W.) die Silbe, imLat, «jUata; KUliadm (W.) (jnabi-
ren, bnchsraltireD.
«iminB (Gl.) die SioiM, Bia*e.
»fmple (Br.), simpHiU (Gl.), v-t/ (W.) linpel, einfach, ia
La(^»iinplu8; ij/mlel (W.) die Sirnplicitär.
»fda (GL), «IX (Br.), »idan (W.) die Seide, im Allt. lide;
aidamwigd (Vi.) der Seidenweber.
«*«/ (Gl.), had (Br. n. W.) der Saame; im Lar. MmeD.
»iaiatdk (Gl.) leihen, im AUt. «agun; tiolackan (Gl.), acih
(Br.) der Seiher, DiirchicIiluB.
Bio»ar.{G\.), cjfxaUk, *i»i/(Ur.), gweUaif (Vi.) die Scliee-
re; im Altt. ikere.
»i»iatu (W.) SBuieln.
$laekd (Gl.), Uachittw, ylapiaw (W.) aelilageD, im Altt.
ala; alackdan, aiaidte (Gl.), /Aid (W.), j/tlaif (Br.) der
Schlag, im Alll. ilag'.
*7a« (Gl.) die Schlehe, wilde Pflau««, Pracht dea Sehwarzdoraa.
•/aiÄ (Gl.) der Schl«l.ber, Kotb.
uiaod (Gl.) der Schlitten} im hui. achaedia, traha.
tteoid (Gl.), ,iHdu> (Vi.) die Schlacken.
ileochd, sülaht (Gl.), yglem, emyilid, yigtmed', tentdi
(W.) dai GeKlilecbti im Lat. gcnui, im Alll. ilachta; gi-
neai, eimeil^ «w^ (Gl.) GeMhIecht (sexnt), im Alt! chunne.
ionnej ytglenawg {Vf.) geichlechtlich.
aJ^amAufg (Gl.), »lleuigtn (Br.) schleifen, gleiten.
titelte ('(;i.) ,i[r. Sri,;-.:,, , FuMwege.
»/m ((it.) .Ii r .S.ljli,., Sjian; glitgeagaich (Gl.) achlinen,
spleiaMn, sjmlrcn , »riii.lure iin Lat.
alochd (Gl.), lloehoit (W.) der Sehlott, die Scfalucbl.
/■/upuH, slwgaid (Gl.) der Schlood, die Gurgel.
"ii/'g (Gl.) Khlingen.
'lute (Of.) die Sclilcuic.
.M»acAd (Gl.) die Schmacli, der Tadel; tmackdadk (Gl.)
irloiiulien, t-nl<'lii.
jimtiir, smiur ((ill.), gwer^ *u>yf (W.) der Schmeer, die
Schmiere, dni Fett, im Altt. imere; tm^ur (Gl.), teimtiaw
(W.) acbmieren; aeimiaml (G\.) ichmierig; »meui adair {G\.)
der Schmierer.
mmeiltian (Gl.) der Schmeeg, der «icb nn'a FleUcb aetzt.
«Mvrf, amnr, tmurack (Gl.), »wrwd (W.) der Schmnii.
»modal (Gl.) Sclimudcl, Geicbmudel, die Abgänge, der Kekrkbr.
'MNai'a (Gl.) Schmale, Fett.
»»uait (Gl.) ichmeiMen, zerKhmeiiaeo,
ittuid (Gl.) der Sehmog, Scbmaug; tmutd (Gl.) adimogeD.
K*rtnrtfla K<lt. Utirih. II. Bd. ft
maidy sgcidh (Gh), naddu (W.) schneiden, Holz schneiden,
zimmern; im Altt. snia, asciare im Lat.
gnaidhcadair (Gl.) der Schneider, Zerschneiden
snaoisin (Gl.), tis ,(W,) das Niesen; tisian (W.) niesen.
sneachd (Gl.), nj/f (W.) der Schnee; im Lat. nix.
9od (Gl.) der Sud, das Sieden.
8oh (ßr.), swch (W.) das Seg, PAugeisen, im Französ. soc;
swcharadr (W.) die Pflugschaar.
solenn (Br.), swl (W.) die Sohle am Schuh ^ auch der Grund,
das Feld.
soplach (Gl.) die Stoppeln (1) im Engl.: refuse of straw.
sor (W.) sauer, mürrisch; sori (W.) sauer, mürrisch sein.
Sorte (Br.) die Sorte, Art.
soubeen (Br.) die Suppe.
.souin (Br.) das Schwein; im Lat. sus.
spaidsirich (Gl.) spazieren, im Lat. spatiari; spaisdearachd
(Gl.) der Spaziergang.
spang (Gl.) die Spange.
spar (Br.), yspar (W.) der Speer, Spiess.
spar (Gl.) die Sparre des Daches.
spealg (Gl.) der Splitter, auch splittern.
speie (Gl.), spie (Bt*.) die Spieke^ Lavendel.
speireag (Gl.), sparovel, splaouetr (Br.) der Sperber,
spiale, spiour (Br.), i/speiad (W.) der Spion, Auflaurer.
spideal (Gl.) dns Spital, Hospital.
spisreadh (Gl.) die Specerey.
spoc (Gl.) die Speiche des Rades.
«yior (G1.)^ espero (Br.), y spardun (W.) der Sporn; im
Altt. spor.
spreod (Gl.) der Bugsprit auf den Schi6fen, ein schief gestelU
ter Mast.
sproth (Gl.) die Sprotte (Seefisch).
sput (Gl.), bunde (Br.) der Spunt, das Spnntloch; bondein
(Br.) zuspunden.
sputachan, sgiordan (Gl.), chwistrell (W.) die Spritze;
sputachan (GL), chwisirellu (W.) spritzen,
srann (Gl.) schrammen, auch schnarchen; srannan (Gl.) der
Schramm.
sreang (Gl.) der Strang.
srttab (GL) schöpfen.
sruih (GL), ystrym (W.) der Strom; sruth (GL) strömen;
sruiach (GL) strömend.
stabtil (GL), ystall (W.) der Stall; im Lat. stabulum.
stac (Gl.) die Stake, der Pfahl.
stadj stadan (GL), ystadu (W.) stehen; im Lat. stare.
— «1 —
siadh (Gl.) der Stag; im EngK.stny, eio Seil auf den SchiffeD
nio den Mast bäum festzuljalteii.
siaid (Gl.)y jfstad, 9a f (W.) der Stand, Zustand; im Laf.
Status.
Btaidhir (Gl.) die Sffege, Treppe.
ßiaipeal (GL), »icff, Mtepon (Br.), t^p (W.) der Stöpsel,
Stoppen.
•talin, 9ielm (Gl.) der Stahl.
Mtamp (Gl.) stampfen; siampia (Gl.) gestampft.
sieidh (Gl.) die Stütze, das Fundament; Bieidhich (Gl.) stut-
zen, Fundament legen; im Lat. stabilire«
ateoc (Gl.) das Stehende, was stehet.
Bteren (Br.), ser, seren (W.) der Stern.
steud (Gl.) das Pferd, Rennpferd; daher wohl unser Wort:
State.
stiorap (Gl.) die Steigbügel; im Engl, stirrap.
stiur (Gl.), Biur (Br.) das Steuer am Schiff , im Altt. sliurna;
Biiuirj sieorn (Gl.), siun'a (Br.), yniraffu (W.) steuern;
Hiurdair (Gl.), Miurier (Br.) der Steurer.
stleuigein (Br.) schleifen.
aloi (Gl.) stehen.
slob (Gl.) die Stubbe, Stobbe, der Stumpf«
sioc ((iL) der Stock, Stab, auch der Stock Tom AmI.oss, Ton
der Familie, Ton Reichthum etc.
sioirn (Gl.), ysiorn (W.) der Sturm; «/oiVifi^i/ (Gl.) , ysiar-
mu8 (W.) stürmisch.
9tol (Gl.), ißBtawl (W.) der Stuhl; im Altt. std.
«tomac& (GL), meudal (Ir.) der Magen; im Lat. stomachus.
stop (GL) stopfen, verstopfen.
9top (GL) der Stauf , Staff, hölzerner Krug, Gemäss für Flüs-
sigkeiten.
9traid (GL) die Strasse; im Lat. strata«
Btraouein (Br.), struid (GL) streuen, zerstreuen.
9treup, 9tri (GL), ysiwr (W.) der Streit, im Altt. strid;
stritheil (GL) streitsüchtig.
9trioch^ 9rian (GL) der Strich, Streif; 9trioch (GL) streifen,
Striche ziehen.
Btuidear (GL) der Stndirte, Gelehrte.
9tuirt (GL) stolz; im Altt. stult.
9tump€ (GL) der Stumpf.
9uaw (W.) summen wie die Bienen; suawl (W.) summend.
9ud (Br.) der Süden, südlich; im Altt. s»d.
»«ff (GL), 9ug^ sugawCS^.) saugen, im Lat. sugere; 9vgaul
(W.) saugend; 9Ugn (W.) das Saugen; avganwr (W.) der
5 ♦
— 68 —
Sauger; »wgndrcc (W.) das Sangwerk, die Plumpe , im Lar«
siictorinm.
sugh (Gl.), 9j/gan (Br.), st.dil (W.) der Saft; im Lat. siiccns.
9Ugr (W.), siucar (Gl.) der Zucker; sugraw (W.) zuckern,
süssen.
«tun (W.), somm (Hr.), sufm (Gl.) die Summe, im Lat« sum-»'
ma; sumnnaw (W.) summiren, im Lat. summare.
sur , fwr (W. u. Br.) sauer; suraw (W.) säuren; «ttry« (W.)
das Sauere; surdoes (Br.) der Sauerteig.
suranen (W.) , aabhadh (Gl.) der Sauerbampfer (P/lauze) ; im
Niedert. surkel.
sych (W.), seag (Gl.) sieg^ trocken, im Altt. siag; ntßchiad
(W.) das Siegeu, Verlrocknen, sychu (W.), seag (Gl.)
siegen, Tersiegen, im Lat. sicca re.
Bffddw (W.) sässig, ansässig sejn; Mtddiniad (W.) der Sasse,
Sässige, Pachter«
9yfa (W.) das Sieb, der Silber.
syn (W.), Bcadhj ciall (Gl.) der Sinn; im Lat. sensus, im Altt.
sin; Myniaw (W.) sinnen, nachdenken; ayniawg (W.) sinn-
lich, begreiflich; sj/nfg (W.) sinnig, Sinn liabend.
sj^nu (W.), »eallj cidh (Gl.) seben^ beobachten, im Altt. sea;
athsheail (Gl.) umseben; seaiiadh (Gl.) das Sehen.
Tabor (Gl.), taburdd (W.) das Taburet, die Trommel; ta-
byrddu (W.) tamburen.
face (Br.) die Taxe,
foc/, taklau (W.) die Takelage, das Werkzeug; iaclu (W.)
takeln.
tadhal (Gl.) das Tasten, der Tastsinn; im Lat. tactus.
tafeil (W.), taoly taul (Br.), taible (Gl.) die Tafel, das
Brett; im Lat. tabuin, im Altt. tafle; tafellu^ taßcnn (W.)
täfeln; tafellawg^ (W.) tafelig.
taibhse (Gl.) die Täuschung, die Vision, der Traum.
taing (Gl.) der Dank; im Altt. thanc; auch danken.
tairgir (Gl.), daiarogan (W.) wahrsagen, zaubern; daher
Tielleicht im Altt. taverie die Zauberei.
tat (W.) das Zahlen, der Werth; ialwr (W.) der Zahler;
talawr (W.) die 21ahlung, im Altt. talioga; talu (W.) zah-
len, im Altt. talia.
talaith (W.) das Diadem, Stirnband.
ialann (Gl.) das Talent.
iamp^ ianfa (W.) der Damp, Dampf; iamptr (W,) der
Dampfer, ein dampfendem Liclit, eine Fackel; iampru (W.)
dampfen y mit Dampf brennen»
Moi« (Gi;), toeB (W. if.Br.) der Teig tum Brodte etc.; iaoh^
gfur (GU) Sauerteig; toesaidd (W.) teigig; toeii (W.)
Teig irnrken, kneten.
tapluMa (W.) tappeln, tanxeo; taplatawl (Vf.) tappelnd,
tanzend.
tarbh (Gl.) der Stier; tattrui im L.it.
targaid (Gl.), fwged{yf.) die Tart^che, das Schild; tariama
(W.) tartsclien, das Schild gebrauchen.
tamawl (W.), Uoran (Gl.) darr, dürr, trocken; tarnm^ ttw
(W.), tfomaich (Gl.) darren, trocknen, im Lat, torrere;
far/, iiormachd (Gl.) die Dürre, Trockenheit*
<ar# (Gl.) der Dunt; taria.h (Gl.) durstig.
$0$gaidh (Gl.) die Tasche.
toM^ (1^^) <lic Tasse, Schaale.
iavarne (Br.), iafarn (W.), iahhairn (Gl.) , die Taberne,
Herberge; im Lat. tabema, im Altr. ta?erne.
tawdd (W^)j ^^v« (Br.) tfaauen, das Schmelzen des Schnees.
ieach (Gl.)^ /ai*, to (W.) das Dach^ Haus, die Besitzung, im
Lat.tectum; /o<rc//gp(W.) bedacht; lot(W.) dachen, l>edaclien.
teagaer (Gl.), iorsi (W.) dachen, decken, ein Dach mit
Stroh etc.
feanga, fing (Gl.) die Zunge; im Altt. tunge.
teanga» (Gl.) die Zange; im Altt. tange.
fear (Gl.), ter (Br.) der Theer, flüssiges Pech. Im Altt. ther;
tear (Gl.), tera (Br.) theeren.
teddyf (Vf.) die Tilte der Lampe , irorio der Docht steckt.
teenein (Gl.) dehnen, ziehen.
teile (Gl.) die Linde, im Lat. tilia.
teirongl (Vf.) , tricheamach (Gl.) der Triangel , das Dreieck ;
im Lat. trianpiilus.
feirongiaivg (W.) triangulair, dreieckig.
teismeid (Gl.) das Testament.
teisi (Gl.) das Zeiigniss; im Lat. testimoniun > im Altt. ttog,
tiug; ainlei$i (Gl.) das Unzeugniss, falsche Zeognisa.
telt (Br.), teni (Vf.) das Zelt.
tend (W.), ieampul (Gl.) der Tempel; im Lal. templum.
Unauj temeu, tyner (W.), tiom (Gl.) dünn, im Lat. teouis;
teneaul (Vf.) dünn marlien, verdünpen.
tepvn (Vf.) die Tappe, Fnsstnpfe.
iighe, tiugh (Gl.), tew {Vf.) dick.
tigkeam (Gl.) der Tjrann.
tüg (Gl.) tilgen, fertiJgen.
— 70 —
ttodal (Gl.) der Titel; im Lnt. titiiliis.
tiar (Gl.) dorren , darren , trodinen , torrcrc im Lar. ; iioran
(Gl.) dürre, torridus im-Lat.
^11»^ {GL)y ten^ dwys (W.) dicht, im Lat. densus; iiughafch
(GL), teiiawj tewa (W.) dichten, ▼erdichten; telid (W.)
das Dichte.
tivleen (Br.), prühell (W.) der Ziegel, im Lat. tegula; /«-
vlereach (Br.) die Ziegel ey.
töad (W.) die Decke; im Altt. tlieka.
iobha (Gl.) das Tau, Seil; im Altt. tow.
#o//, toig (Gl.), twll^ tolcj ystolc (W.), toulla (Br.) die
Tolle, Höhle; daher wohl in der Bergwerkssprache: der Stolln.
ioH (W.) der Zoll, im Altt. tolne, tolen; tollt (W.) zollen;
tolfa (W.) das Zollhaus.
tomi, teiliau (W.) düngen, misten.
ton (W.), ion (GL u. W.) der Ton, im Lat. sonus; toniaw
(W.), Boniau (Gl.) tönen; im Altt. tongar, im Lat. sonare.
top (W.) die Koppe, der Kopf der Berge, Bütime; im Engl. top.
tora (Gl.) der Bohr; im Lat. terebra, s. boireal,
toradh (GL), gwradd (W.) der Vorrath.
torbwi (W.), tubodeen (Br.) der Turbot (Seefisch).
torvy turr (GL), tour (Br.), twr (W.) der Thurm; im Lat.
tnrris, im Altt. tor; iorr (GL) thürmen, aufthürmen.
tos (W.) der Stoss; iosiau (W.) stossen; im Altt. ist tosla
zerstossen , zerschlagen.
t08g (GL), tolc (W.) der Zahn; im Lat. dens, im Altt. losch,
toth, tond.
tounn (Br.) der Thunfisch.
iourrvn (GL), toran (W.) der Donner, im Lat. tonitru; <a-
rann (W.) donnern ; faranwr (W.) der Donnerer.
tourte (Br.) die Torte, Gebäck.
traw (W.) der Tritt, Fuss.
traweny traw (W.) droben, was über ist.
treasg (GL) die Trester, Rückstand von Malz.
tresiaw (W,), buail (GL) dreschen, auch durchprügeln, ar-
beiten, im Lat. trilurare; — treaiwr (W.) der Drescher.
trelh (W.), stralh (GL) der Tribut.
tri (GL), trat (W.) drei; im Altt. thre, thrin, im Lat. Ire«;
trißlUean (GL), iriban (W.) dreiiitch; tribannfad (W.)
die Dreiheit, im Lat. trinitas; tribedd (W.) der Dreifuss;
im Lat. tripus.
trOj tro€n(yi.) das Drehen; troty troelli (W.), troein (Br.),
toinu (Gl.) drehen, im Lat. torquere; tröad (W.) drehend;
iroedig (W.) gedrehet; troell (W.) ein Dreher, ein Rad;
— 11 —
iroett nyddu (W.) da» Spinnrad; irowj/nt (W.) der Drehs
Wirbelwind.
troddis traedi'aw (W.) treten; iroidh (Gl.) der Tritt, Fum.
troidh (Gl.), troed (W.) der Tritt, Schritt, Fu»s.
troid (Gl.), ceifainy ysi^trtaw (W.) streiten ; im Lat. certare,
s. sireup,
tromhaid (Gl.) die Trompete; trombair (Gl.) der Trompeter.
irosäedu (W.) gehen, irandern, wofür wir im gemeinen Leben
auch troftsen sagen; im Altt. trowa« »
iroi (Br.), ^ro« (Gl.) der Trott des Pferdes; Irol/ (Gl.), iro-
tiaw (W.), troia (Br.) trottiren, traben.
trvaighe (Gl.) die Trauer.
/rif/> (Br.) die Trüffel (Gewächs).
trnp (Gl.) , torf (W.) die Truppe von Blenschen , daher auch :
Truppen.
tu (Gl.) du ; im Lat. tu.
tuf (Gl.) der TuflT, Kalktuff; im Laf. tophos.
iuUUeh (Gl.) wanken; daher wohl unser: duslich, duseln, auch
im Altt. dusia schwindeln, dusinge der Schwindel.
iunna (Gl.), tannei (Br.) die Tonne, im Altt. tonne; tumne-'
lour (Br.) der Tonnenmacher, Böttcher.
turtur (Gl.), truhunnel (Br.) die Turteltaabe $ im Lat. tortor.
iifml er ^W.) das Temperament.
tjfmheru (W.) temperiren, müssigen.
tyn (W.) das Ziehen; tynaUj tynu (W.), feenein (Gl.) zie-
hen, dehnen, im Altt. tia; tjfnwr (W.) der Zieher; tjffaen
(W.) der Zieh -Magnetstein.
tywell (W.), tubhailt (Gl.) die Quele^ das Handtuch; im
Niedert. zewcle, im Belg. dweil, im Engl, towel, im Ital.
totaglia.
tifwy (W.) weisen, leiten; im Altt. wisa.
u.
Uaghbha (Gl.) die Wahl.
«fl/r (Gl.), tifwydd (W.) das Wetter, im Altt. weer, weder;
anuair (Gl.) das Unwetter.
uan (Gl.), oafij alleen (Br.), llamp , oen (W.) das Lamm,
im Lat. agnus Mit nan, oan wird zusammenhängen aue,
im Altt. awi das weibliche Schaaf, im Lnt. otis; — aiu (Gl.),
wjina (W.) lammen ; ttan fheoil (Gl.) Lammfleisch.
ttaau/, basotUe (Gl.) der Vasall, der edle, adlige Dienstmann ;
gwas (W.) ein edler Diener > der Page.
— 72 —
ftbhail (Gl.) oral.
uchy uchel{W,)hoch, hoher; uchaw, uchedw , uchelw (yf.)
hoch werden^ erhöhen •
fit, wg, Uten (Br,), uhhy ugh (Gl,)^ wj^ (W.) das Eyy im
Lat. oYuni«
uidhe (G\,) die Weite, der Weg; im Lat. via, im AUt. wei, wi.
uidhean (Gl.) das Gewand, Kleid; im La|« vestis, im AUt«
wede, hama.
Mtdhear (Gl.) der Waller, Pilger.
uige (Gt) das Juwel, Edelstein.
uily ola (Gl.), iole (Br.) das Oel; im Lat. olcam«
uUe (Gl.) alle.
uileanj uilene (Gl.) die Elle, der Ellnbogen; im Lat. ulna.
uime (Gl.) um.
uisge (Gl.), W8g (W.), isge i^r,) das Wasser, im Altt. wase,
.weg; — nisgich (Gl.) wässern«
un (W.), aon (Gl.) eins; unaw einen, im Lat« unire; dfytf-
naew (yfJ) vereinen; aenachdj aonach (Gl.) die Einigung;
aontaich (Gl.) einstimmen; undon (W.J eintönig; uncon
(W.) das Einhorn; uned (W.), aenachdj aonach (Gl.) die
Einheit, im Lat« unitas.
undfg (W.) , aondeug (Gl.) eilf (Zahl).
unig (W.), aonarach (Gl.) allein, einsam; unigedd (W«),
aonarachd (Gl.) das Alleinsejn, die Einsamkeit.
wiiiwa, uns (Gl.) die Unze (Gewicht); im Lat. uncia.
ur (W.) ur, hoch, alt; firc/d (W.) der Hochgestellte, vom ho-
hen Stande, der Orden; urddaw (W.) eine Würde verlei-
hen; urddiant (W.) die Ordination«
uih (Gl«) das Euter der Kuh; im Lat« über.
uxein (Br.) nützen, gebrauchen«
waigle (im Schott.) wackeln.
wad^ wedd (im Schott.) das Pfand; im Altt. wedd.
weithiau (W.) zuweilen.
wihiau (W.) wiehern wie die Pferde«
Wi'nc (W.) der Finke (Vogel).
wylaw (W.) weinen«
wythoB (W.) die Woche, im Altt« wike; — tdjfthnosi (W.)
wöchentlich«
7S
JH.* «
(Im Walischen ist — nach Owen — dieser Buchsta1>e eigentlich
ein tf, ganz kurz, offen, kaum hÖrfmr, bildet meist den Plural
▼on einsilbigen Wörtern).
Ynfier (W.) der Einfall^ Zusammenfluss.
jfnfydd (W.), aonfhUUe (Gl.) einfältig; ynfifdedd (W.),
aonfhiilieach (Gl.) die Einfalt.
yng (W.) der Wink j yngamu^ 3f^»^ (^)^ g^og (W.) winke».
j^yd (W.) das Beginnen; im Altt. tenne.
y^dari (W.) die Historie, Erzählung, im Lat. historia; Jftfdp-
riawl (Gh) historisch.
ysinydd, teilwr (W.) der Schneider, Rleidermacher ; ysgimam
(W.) schneidern, Kleider machen.
ysgiw (W.) der Schutz; y$godiy ysgiwiaw (W.) schützen.
yigleniiaw (W.) glitschen, glandern.
yaglofenu^ Uiihraw (W») gleiten, ausgleiten.
ysgrafßniaw (W.) schröpfen ; ygraffiniwr (W.) der Schrö-
pfer.
ygwyd (W.) der Sdiild; im Altt. skild.
ygytiau (W.) schuttein.
ysnittny. nii, 9wch (W.), #oc (Gl.) die Schnautze; im Niedert.
snuit, im Altt. snavel.
y^P^S (^0 ^^^ Spitze, im Lat. cuspis; ysp^gaw {Yf») spitzen,
yspinaw (W.) spitzig.
yspot (W.) der Spaten, Spatel; im Altt spatha»
yspong (W.) der Sprung.
ynpwng (W.) der Schwamm; im Lat. spongia«
ystang (W.) die Stange, Alessruthe.
ystel (W.) steif, y^Uilm (W.) steifen.
ystem (W.) der Stamm.
ysttnoi (W.) der Asbest; im Lat. asbestus.
ygtorm (W.), tioirm (Gl.) der Sturm; ytiormiaw (W.) stär-
men; ystormui (W.) stürmisch.
ystrad (W.) der Strand.
ystryd (W.) die Strasse; im Altt. strede.
ystwffwl (W.) die Staffel; yiyfylw (W.) staffeln.
yMWÜiam (W.) zwitschern wie die Vögel.
u.
Tentscli ^keltischer Index
zu d e in
vorstehenden Verzeichnisse.
A.
Der ^aij avil.
der AaVy er«
die jihley^ abaid.
der jicker^ acre«
die Ache^ ach.
die Acheln^ catg.
die richte j aiüil«
die Achsel^ asel«
die Acht (Gesetz), achd.
achty ochd.
adc^ ade.
adelige aill.
der Adievj aigl«
der Admiraly ardinliaraicli«
adreiy aladhredd«
die jieber ( Augeobraunen \
abra.
ähnlich j eiluniawy efeU
der Affe^ apa.
der Aiantj aillean«
der Alaun f aljn.
der Alhofeuy alcof.
AIejcander, alastair.
das Atty all, oll, holL
attej iiile.
die AileCj alez.
die Allmache y ollaluedd.
allmächtige ollaliawg.
das Almosen y aleson.
die AloCy elyw,
die Alpe^ alp.
alty alod«
der Altan y alt.
der Altar, altair.
der AmbosSy anneo.
die Ameiäe, mju.
die Amme, am«
das Amt y ambaclit.
Andreas, aindreas.
die Angelika j aingoilleali.
die Angst, angen, anken.
ängstigen j ankenia.
der Anis, aois.
der Anker y acair, aoker,
der Anker (Fass), aagar.
ankern, angori«
der Apfel y abal.
der Apostel y ebestairl.
der April y aibrean.
die Arbeit, obair.
arbeiiemj oibricli.
die uircie^ arcL
der Arm, arm.
die Armee j arm.
arieHj pllügeo, aro, arddii.
das Arten ^ arddiad.
geartet j ardd.
der ArreMt^ arent.
arretiren^ areti.
der uirBenihj arsnaclu
der Asbest, jstinos.
die Asche, autsa.
die Assiette^ asiier.
der Athem^ alan, aoan.
athmen, alann. >
n
athmen^ alann.
der Aetkery adhar.
der Atom, adhama«
aitrapireuj eo troper.
die Aue (Schaaf)> uan.
aufflammen y efflaou.
das Auge, aedb.
die Avgenbraunenj bra.
der AvgUMt, awst.
ausdehnen, estjn.
das Ausland, allwland.
die Auster, eistr.
die Autorität^ awdurdawd.
B.
Die Backe, bog.
backen, bacair, pobi.
das Backen, pob.
der Bäcker, baraer.
das Backhaus y bacale.
das Bad, bad.
baden, batb.
die Bagage, bagage.
die Bahre, bara,
baitzen, peitbiaii.
der Bakel, bacbal , bat.
der Balg, balg.
der Balch (Hülse), bolg.
der Balken, balc.
der Batty balJ
ballen, pelu.
der Baliast, balaiste.
der Baisam, balm.
balsamiren, balroaicb.
das Bandy banden.
die Bank, banc.
das Bankett bauqued.
der Bann, bann.
das Banner, banner.
der Bausch, painnse»
der Bär, bear.
die Baracke, bareca.
barbarisch, barbara.
der Barbe, bar.
der Barbier, barbair.
der Barde, bard.
die Barke, bare.
die Bärme, beirm«
der Baron, larr.
die Barre, barr.
das Barret, bairead.
der Barsch, barz.
der Bart, barb.
die Barte, bar.
der Bass, bas.
der Basilicumy basiL
basta, basta.
der Bastard, liastard.
die Bataille, baiteaU
der Bauch, beus.
der Bauer, kouer, peizaot«
der Baum, beim.
die Ba^j bae.
beachten, beacbdaidi.
der Beachter y beachdair.
das Beachten, bfacbdachadb«
der Becher, bacbla, biceir.
die Beere, baconjn.
das Beest, beist.
die Beete, Rube^ betes.
der Begehrende, baigean.
beginnen, gwna, jnyd«
das Begonnene, gwn.
begreifen , grafia.
das BeÜi biail.
76
beissen, bid.
die BetT^, baith.
der Behj bolr.
der Bengel y buchel.
bereit^ reidli.
bereiten y reitich.
der Besen, balaen, bealaidh.
die Benitzung^ etsjddjki, sjd*«
djn.
betrüben^ dybyriaw.
der Betrüger, bradjchnr«
das Bette, bett, gorwedd.
der Bettler, bedlemod.
die Betze , Hundin, bitse.
die Beule, baillein.
die Beute ^ prnidd, butin«
* der Beutel^ balleg, bwigan.
beuten j erbeuten^ preiddiaw.
der Beuter ^ Erbeuter, preid-
diwr,
bewahren, gwared.
der Biber ^ bebri.
die Biege y bw.
biegen, bogh.
die Biene ^ beac.
das Bier, beoir.
die Bigine, bigin.
billig, bil.
die Binde, bydd.
die Binse, boigeum«
die Birke, beith, bedw.
die Birne, peure.
der Birnbaum, per1>ren.
ein bischen, beachan, bjchan.
die Bisse, Nordi^ind, bits.
der Bissen, bid.
die Bitte, pedein, guidbe.
bitten, guidh, pedein.
bitter, beuin.
blähen, pladru.
blälen, blaja.
das Bläken, beatcaU
die Blame, blam.
blamiren, blamen.
blasen, bla, bloscaii, plaosg.
das Blasen, blusar.
bloss, glass.
erblassen, gtasein.
das Blatt, bladh.
die Blatter, pledren.
blau, bleu.
das Blei, plouo.
bleichen, gealaich.
die Blesse, blaras.
blessiren, blessu.
blinzeln, blingein»
blitzen, boillsg.
der Block, bloc.
blockiren, plociaw.
bloss, blos.
blühen, bloenu, blehueln.
die Blume, bloen.
die Blüthe, bleubuenn.
der Bock, boc
der Bogen, boga.
die Bohne, ponair«
der Bohr, boireal.
der Bolzen, bollr.
das Boot, boatej, bata.
der Bord am Schiff, board.
der Bord, Rand, bordeeo.
da^ Bordell y bordeil.
der Born, bior.
böse, bos.
die Boste, Heirath, posadh.
der Botlich, bodag.
die Bouteille, Bulle, potel«
bojcen , bocsaicb.
das Bracelel, braisleach.
die Brache, braennar.
brachen, braennaru.
braken des Flachses, brae.
der Brand, braon«
braun y brun.
die Braut', bride.
brav, bray.
brechen, breva, brisead.
das Brechen, breg.
gebrochen , brolu
breiten, breid, pelian.
n
Am Brennen, breo.
das Breit y bwrdeK
bringen, beir«
Britannien^ breatan.
das Brod^ bara.
der Bruch, breg, bragb.
der Brnch, Moor, brug , briw.
der Bruder y brotbaer.
die BrvderBchaft, breudeariez.
die Brühe ^ brochao.
brüllen, breu, bruRclIeio.
brünett, brunettich.
der Brunnen, burn*
die Bru»t,hTus<{^ bron»
die Brut, bruf.
der Bube, bobog«
das Buch, bare«
der Buchsbaum ^ bacsa«
die Büchse, bocsa«
der Buckel, bocz«
der Buckel, Beule, bueel.
die Bucht, bocbna.
die Bude, bwtfa.
die Budike, boudcle.
der Bulle, Stier, biial.
die Bulle', Flatcbe, bula«
der Bummler , bwjigler.
das Bund, boiteio^ punan«
das Bündel^ bwroel.
die Bürde, beart.
die Burg, bwrg.
der Bürger, burgato/
der Busen, brocen»
der Busart, Falke, busard.
der Busert, Katze ^ pus.
der Busch, brooss.
der Buse, Kass, pog.
bussen, pog«
die Busse, böte.
das Büsten, bustuil.
die Bütte, butta.
die Butter^ botar.
Das Cabinet^ cabiaef,
cadue, cadamach.
die Caldaunen, colodb«
der Calender^ caileiodeir.
das Camisol, cainisolan«
der iamlot, caiinileid.
di& Cammaschen, chaucben«
der Canal, caiial«
der Caneel^ Zinunt, calneaL
der Cannevas, canabbaa.
der Canon, canoa.
der Cantor, eantair.
der Canzler^ canghellawr.
das Capifel, caibideiK
die Capriolen, campriola.
caressiren, caredigao,
das largo, cargo.
das Carmoisin^ carmoasg.
die Casse, Kapset, eas«
das Castell, castel.
der Castellany castellwr.
das Casseroll, easse.
das CaihedcTj catbair»
die Ceder, seodar.
das Cement, dmant.
die Chaluppcy cbalop*
das ChoTy cor«
der Choral, corawl«
die Chronik, croioil«
der Cider, cistre«
die Cimbel, ciombal«
die Classe, clais«
das Clystir, cliostar«
das Comma, camag.
der Commandant, eomaadair«
die Commune, commun.
die Companie, caomhtba.
das Complott, complot.
die Consorten, consorf«
das Conto, count«
der Contract, contrad.
contrnir, contrell.
78
der Coriander ^ corieaman.
die Corneliirsche y coirneU
der Courier y ciirsiiir.
crabseUy crabnnua.
die Creatur , creadur.
der Credit^ creideas.
der CwÄtt«,' Würfel, cul.
der Cujotty ciliioo«
Das Dachj teacli.
dachen y toi, teagaer.
bedacht y toedig.
der DachBj diarfoch.
die Dachtel, diidag.
daheim y daiinbb.
der Oamm, dam.
der Damhirsch j damh.
der Dampf y tainp«
dampfen y taiupen.
der Dampfer, tampr.
der Dank y taing.
darren, trocknen, tior.
die Daube am Fass^ dusen.
die DecliCy töad.
dehnen, teeoein.
deiicai, dilicat.
das Diadem, taleitli.
der Diamant j daoimean.
dick, tigbe.
dicht, tiug«
dichten, tiughaich.
das Dichte j telid.
die Diele, deill.
dielen, deilicL«
dienen, 'dien.
das Ding, dim.
direct , direacli.
die Dirne, dear.
der Doctor, doethur.
der Dom, dorn.
der Donner, tourru.
donnern, taranu.
der Donnerer, taranwr«
doppeln , deublysu.
doppelt, dubl.
das Dorf, dor,
der Dorn, draio.
dorren, trocknen, tior.
der Drache, dragon«
der Drämling, dreamlaino.
drehen, troein.
das Drehen, tro«
der Dreher, troell.
gedrehet, troedig.
drei, tri.
dreifach, trifilltean.
der Drei/uss , trybett.
die Dreiheit, tribaoiad.
dreschen, tresiau.
der Drescher, tresiw?.
droben, traw.
drohen, dwrdiaii.
die Drossel, drosgl.
du, tbu.
dumm, dol.
die Dünen, Sandbiigel, dunen.
der Dung, tom, dun.
düngen, tomi.
dunkel, dwn.
dünne, tion, tenau.
verdünnen, tenenau«
der Dunst, duis.
durch, trwy (W.), troimh.
dürre, tioran.
der Durst, tart.
durstig, tartacli.
der Dusel, dwsel.
die Dute, dudag.
duten, dudair.
das Dutzend, dusan, douzed.
Die Ebbe, ebe.
die Ebbet (Pferdemist), ebod.
echappiren, aclinp.
die Ecke, eang.
der Effect, effiiitb.
19
^goJt egal. ,
die Egge, oggao, augtiedd,
^gg^n» ogge.
die Ehe, aeoadh.
die Ehrej onoir, ardd.
ehren ^ ODoraich»
ehrlich, onorach.
der Eiben (Pflanze) > iTinean.
die Eich, eng.
eichen, eagaig.
die Eiche (Baum), cLeingen,
eitheacb.
der Eid, aitb.
der Eidam y dean.
das Eigen j Eigen thuin , aig,
eiddaw.
eigen haben, aig, eddiaw.
der Eigensinn y aingealtacbd.
das Eiland, eilan.
die Eile, \ki\u
eilfy undeg*
der Eimer, ambar.
ein9, ein, un.
einen, aonacb.
die Einheit, iined.
der Einfall, Einfluss, ynfer.
das Einfallen, adfoil.
die EinfaU, jnfydedd, aon-
fliillteacb.
einfältige jnfjdd, aonfliillte»
das Eingeweide , ioncbuid.
das Einhorn, iiucorn»
einsam, unig.
das Ejnsamsein, aniged.
die Einsamkeit j ainniinbb.
das Eisy ia, eaga, eigb.
eisig, iäein»
das Eisen, irne.
elegant, ealania.
das Elen, elen.
elend, aeled*
die Elfen (Geister), elfF.
der Ellbogen, elin, uilean.
die Elle, eil.
das Elmsfeuer, elljlldan.
die Eltern, al, ael.
enge, injf.
der Engel, angel.
die Entey ean.
entschuldigen, essongie, os-
swjn.
der Epheu, eidbne.
der Erbcj air, etifed, oigbre«
erben, air, edifeddu«
die Erbschaft, oigbreacbd.
erbitten, erbede.
die Erde, erd, daer.
der Erf (Grandstäck)^ erw.
der Erfoig, eifeacbt, effaitb.
erfrischen, refresquein.
die Erle, gwern«
der Ernst, erness.
ernstlich, ern.
ersparen, esperni.
erstaunen y estonoi.
das Erz, ais. *
der Esdragon (Pflanze), estra-
gon.
der Esely asal.
essen, ed.
das Essen, issw.
die EulCy eiddew.
das Euter, utb.
das Evangelium, efengjl.
die Ewigkeit, oed.
das Ejfj ui«
Die Fabel j fabbal.
die Fackel, ffagl. .
fackeln, ffagl u.
fachen, facba.
der Fächer, ffedonar.
der Faden, feadi
fahen, faigb.
die Fahne, fanesf.
die Fahrt (Leiter), farath.
die Fahrniss , earneis.
der Falke y falcban, gwalcb.
- 80 —
der Falionfer, fafcliuner.
fällen, awallu.
falsch, fals.
die Fahchheil, fallsaclit.
fähchen, ffalsu.
der Fälscher y falsert,
die Falte y fillt.
faltig, filtig.
die Familie y familgh.
das Fardel (BüDdcl), ffasgell.
der Fasan, faisant.
die Faser, fasg.
fassen, fTesu.
faulen, fail.
der Fäustel, fairche.
der Februar j fabhra«
fechten, fichini.
die Feder, peano.
die Fee, faian.
fehlen, ffaelii, fallig.
der Fehler, ffael.
die Fehrde, feird.
die Feige j fige.
feilhalten, feil!.
fein*, fain.
die Feinheit, finealtachd.
der Feind, fiiad, efnjs.
das Feld, faith.
das Fell, feathal.
der Fenchel, fanuilb«
das Fenster j fenestr.
ferm, ferm.
fertigen j ffeitliiaw.
die Fessel, iirean*
fest, ffest. \
das Fest, feste.
die Festigkeit j faidissadur.
die Fettel, ffctan.
der Fetzen, pez,
das Feudum (Lehn), feudhin.
das Feuer, fo, ufel.
f euren, ufelu.
feurig, ufelin.
die Fiddel, fiodliul.
der Fiddler, fiodhol^ ffilor.
das Fieber, fialirns.
die Figur, figure , f^ogluir.
der Filou j filouter.
der FiiZ, fetr.
finden, fiono.
der Finke, \jinc, pinc.
die Finte, fuant.
die Fio e, fiole.
das Firmament , fiorinaineint.
der Fisch, pysg.
fischen, pysgotn.
der Fischer f pjgodowr.
die Fizbohne , pizfaen.
der Fladen, pladeen.
die Flagge, fflag.
die Flamme y flam.
flammen, fflamiaw,
flammig, fflamid.
der Flanell, gwlanen,
die Flasche, flasg.
die Fiat sehe, fOaced.
flattrig, ffladr.
die Flechte^ fleasg, pleth.
flechten, plethu.
das Fleisch, feoil.
der Fleischer, fleisdeir.
die Fleischen i, Üetsdairaclif.
die Fliege, cylion.
fliehen, ffloi.
ein Fliehender , ffloadwr.
das Fliesten, Floss, fleodradh.
der Flitsch (Pfeil), fleis.
die Flocke, flochas.
die Flöte, flaut.
flott, flot.
die Flotte, flodt.
die Flucht, fflo.
flüchtig, ffloedig.
der Flausch, flu weh.
der Fluss, fluss.
flüssig, fliuch.
das Flüssige, flichead.
das Fohlen, Füllen, ebol.
fohlen, eboli.
folgen, foileanan, giogaiU
81
das Gefclge, gtoHr»
die #bnp», foirm.
der #or«/, forest, ffritb.
der Förster, forettur«
fort^ ffwrdd.
die Pracht j fardh.
befrachten^ faran.
die Prange^ froinis.
frank y frei^ ffrank.
die Prauy frag,
die Fregatte j fergate«
frei, ffreogig, friaJt«.
da« PreUgen, foretfe.
der Preund, enraitb.
die Freundschaft, baidbeachn
der Friede y ffrewiad.
frieren, ffero.
der Fries y ffri*.
frisch y ffrea.
erfrischen^ ffreaiaw.
fröhlich, frogeil.
die Frucht, ifrwjtb.
fruchtbar, frwythawl.
befruchten y frwjtbianaa.
der Fuchs, faol.
die Fuchtel {H!ar^)y foaebaid.
fügen y figb.
das Pullen, ffiloged, ebol.
der Fund, faodaid«
fünf, coing.
fünfzehn y pimtbeg.
der Junten, fuleen,
die Furche, erw.
die Furcht, fiambh.
die Furke, forc
die Furt, ffordd.
der PusSy ffod.
das Putter , Todar.
die Futterage, fu trage.
Die Oabarcy gobar.
die Gabel, gabbal.
der Gahnerty gnnra.
Ktfenteln KoU. Alttrtlu IK Dd.
gahren, goein.
der Galan, galant.
galant, galnwnt. '
die Galeere, gale.
die Galerie, galeri.
der Galgen, garman.
die Galosche, galoche.
galloppiren, galopcin.
die Gans, gara, gwaz, geadb.
die Garantie, gwarant.
garantiren, gwarantiad.
der GarantireTy gwnrantwr.
der Garten y gardd.
der Gärtner, garddwr.
die Gasse y geat.
der Gast, gwestar.
das Gasthaus, gwest.
galten, gadair.
das Gatter, grata.
die Gauche, gaorr.
der Gaudieb, gau«
der Gaul, capul.
gebären, geni, beir.
geben y galib.
das Gebame, geoill.
das Gebot y bodd.
die Geburt y genidd.
der Geck, cleb.
das Gedinge y cning.
gehen, gabb, eban.
das Gehen y gwo.
der Geifer, gljfoer.
geifern, gl3rfneriaa.
die GeisSy gaibhre.
die Geissei, gwjstle, geall.
der Geist, gosdn.
der GeiZy crez.
gelb, gel.
geloben, guidb, gweddiaw.
gemein, cttmont.
das Gemeine, cymnnaw.
die Gemeinschaft y cuinantas,
cjiniindcb.
die Gemme, pein.
die Genealogie , |»einea1aclu
6
82
genertreUj cenedlu.
das Geräusch j sgreuch»
gerben, cairt.
gerecht f iawn.
die GerechtigleU, reacLtglie,
die Gerte ^ ierthi, gouern«
der Geruch, rliog]*
der Gesandte y cenad«
der Gesang, sain.
da8 Geschlecht, ysglen, sle-
acbd, gineaU
geschlechtlich, jsgleanawg«
der GeschmacJc , chwaitli.
geschwind, esgiTid, chwiinuth.
die Geschwindigkei t,chweiedd,
das Gesetz, gosod^ gosawd*
das Gesicht, cidb.
das Gesinde, gwas.
die Gewähre, gwarant«
gewähren, gwarantu,
der Gewährsmann, gwarantwr.
die Gewalt, galin
gewaltig , gal Ina wg.
das Gewand, uidhean.
das Gewebe, gwe.
das Gewette, gweddi.
das Gewicht, pwys.
der Gewinn, ennilU
gewinnen, ynnill«
, der Giebel, gobhal.
die Gier, %yu
gierig, gyraiil.
das Gtft, gwenwyn.
die Gilde, gild.
der Gisch, swyf, geäst«
gischtn, swyfau,
das Glas, glaiiu
gleiten, glitschen, ysglofenu«
glimmern, sglimsear.
glitschen, glandern, ysglen-
tiniY.
die Glocte, Klocie , clog.
der Glöclner, cloger.
die Glucke, Alucle, gloc.
glucken, glor.
der Gluck, Kluck, glug.
glucken, ktucken, glugag.
das Glühen, golau,
das Gold, gohid.
der Golf, gwlf.
das Grab, becib.
graben, grabb, gra^
der Grad, gradd,
der Gram, gream«
grämen, graman.
grämlich, gruamach.
der Grafid, graiao«
die Grape, grapa.
der Gran, gris.
graupeln, gradale.
der Graus, Schrecken j gris.
der Greif, grufft.
greifen, friepein.
greinen, gryngiaw,
der Griffel, graf.
die Grille, grill.
die Grimasse, grim.
grimmig, griineagh,
der Grind, gearb, sgreah,
grindig, gearbaclu
die Grotte, croto*.
grün, gwyrdd.
grünen, gwyrddu«
der Grund, griind.
grunzen, groigiioDnal*
der Grunzer, grunsgul.
der Grus, grut.
der Gruss, gresaw.
grüssen, gresawiu
die Grütze, groeil.
die Guirlande, gwyrlen.
gulle (mild), gwlaid.
die Gurgel, garg,
der Gurt, giort.
der Gürtel, gwregis.
gürtin, gwregysin, ceinglaw,
der Gj/psy gyp.
Haart, ari.
Die Hab^^ aw.
haben, aw, awe, helyi, agad.
der Habicht, hebog.
das Habü, abjd.
die Hache, liac
hachen , . hadao.
der Hafen, liafno,
der Hafer, bafar.
der Hüfer {B^, gafyr.
^off^s hAgf.
der Aüb»^ hwg,
hahig, hwca»
der Hakeeh (Scbwein), hwch.
I11/&J hanner.
haibiren, bannerw.
die Hatte, hall, faaa«
der Hatnen, amb.
der Hanumer, gaeannair.
der Hanfy kanab.
hängen, hongian.
das Hängen, bong.
der Hariehin, harltqoin.
der Harnisch, harnaii.
die Harfnne, harpon.
haechen, hafifiaw. *
der Haas, cai.
haeeen, casa«
der Hasser, tasad.
die Haei, hast.
hastig, haste.
die Hatter, hatr.
huttem, batra.
der Hauch, hneh.
der Haufen, faella.
die ITaa»/, hif.
Aeim^ habiaw.
die Hechel, heislan.
hecheln, heislana^ seicil.
die Heche, ca^.
das Heergeräthe, ebediaw.
die Hefen, heples.
hehlen, cclcu.
der Held, erw.
helfen, helpii.
jder Helfer, helpiad.
die Hellebarde, alüard.
hemmen, beniiair.
herb, eagr, searb.
der Herbst, elfed, hjdref.
der Hering, harange.
der Hermelin, earlwyn«
der Herold, herodr.
der Herr, err.
das Heu, foen.
heulen, gwjlaw.
das Heulen, gwela.
heuren, MfWl^is, huriaw.
ein Heurer, Mieiher, htiriad.
heute, heddi.
die Hippe, hicelt.
der Hirsch, bidd.
die Historie, jsdori.
historisch, jstoriawK
Aoely udu
hoffen, gobeithiaw«
kbflich, cifil, cjfljf.
ioAÜMi, hol.
der Holm, hei.
der Hopfen, houblen.
hopsen, hüpfen, hopraou.
hären, oiaW) oianu.
das Hom, corn.
die Hosen, hos*
der Hub, hwb,
das Huhn, eua*
die Hälfe, belp.
die ^fi//ir, hui.
hätten, hiiUiAu.
der Hundj huad, eo»
hupfen, bobelu.
der Hut, hei.
der Hüter ^ hetwr.
die Hut, Obhut, hiidd.
hiUen, behüten, huddau«
die Hure, huren.
die Hü.te, cwt.
die Hjfmne, emjn.
6 ♦
84
Ja^ ia.
der Jarly iarll.
die Jagdy liely.
ja gen ^ lielj, sealg.
das Jahr^ uar, aio.
die Jahreszeit y iaevU
der Januar y geaoair.
der Jasmin y gezemj,
das Idoly iodhoK
impfen y impian.
der Ingwer y gingembre«
die Insel y iiiis.
insular y jnisawL
das Joch^ iau,
die Jolle y gcola.
irrend j arradeaclu
der Irrthum, earreid, arraid.
der Isopf iosop.
der Judcy iuddew.
die Jugend y ieuant.
die Jugendzeit y ietienctid.
jungy yoiic, iau.
Jünger^ ienaf.
das Juwel, uige.
K.
Das Kaieltauj cabaU
die Kachel^ cagaiK
die Kacley cac.
tacken, cacare.
das Kachhaus^ cachfa«
die Kaff (Spreu), cath.
lahl, calbl).
der Kahn, can.
der Kai, hae, gual.
die Kalamität, call,
das Kalb, colbljtacb.
lafatern, calefati.
der Kalk, calcb.
katlioht, calcbaid,
der Kalker ^ calchwr.
das Kameel, cainbal.
der Kamerad j cajsarad.
die Kamille, camri.
das Kamin, cbeminal»
die Kammer j cainer,
der Kämpfer, caimfear.
das Kaninchen^ cunuigeii,co*
Diel.
die Kanne, canna«
der Kapaun, cabono*
die Kapelle, caibeal.
der Kaplan, caibeal.
die Kappe y capa.
der Karbe (Käinmel) ^ carabhu
die Karde, Kartätsche, csitd.
die Karete, cairt.
der Karfunkel, carmliaogal ,
carbuDCul.
das Karnickel, conigU
der Karpfen, carp.
die Karre, car.
karren, carad.
der Karr er, carener.
der Karrenmacher, carreo«
der Karsch, cars.
die Karte, cairt ^ cartadu
der Kartet, cairt eal.
der Käse , caise.
käsen, caisaw.
die Kastanie, castan.
der Kasten, cast.
kasteien, castiza.
der Käthe, cactb.
die Katze ,'C9t*
die Kaue, der Koveu^ caT«
kauen, chaocag.
kauern, cwrian.
der Kegel, ceil js. •
der Keil, geinn.
der Keiler (Schwein), culladi»
der Kelch, cailis.
der Keller, seiler, kao«
die Kerbe, crifen«
Kerbel, ccrfilb.
kerben, curbb,
der Kerker, carcair.
kerkern, carckaru.
der Kerlf cerlyo«
der AtTMj e6ri| csewnll«
die Keiie, codwen«
die Keule f cuaile.
keusch y eaidli.
die Keuschkeiiy eaidheadfa«
der KibilXj cwtuid»
der- KM ^ kein, cilUdh«
dus Ktken^ eliiken.
hiken^ MieckeUy piqtiein.
da« Kind, ciney gtoeaU
dns KinHj gen.
a» Kinkerlitzchen y ginkleres.
die Kirsche^ ceirioheu.
die Kiste y tut»
der Kitt, bith.
der Kittel y cota*
Htzeiny oiogail.
der Kläffer y glafair.
Hagen y clagsin.
der Klamgy ftlang.
der Klajppy clap.
hlappeuy clap, clepia«
die Klapper y ciabar«
ilary einer«
hlatsckeny schwatzen , cleca.
die Klause, clawa.
Heben y glynit.
klebrig, clabbaracli«
der Kleffer, clabastatr.
das Kleid y culaid, breid«
das Klingen y gltong, lisg.
klingen y tingau, gliong.
die Klinke y clified, kliked.
die Klip De y clipen«
der Kleioeny clobjn.
der Klose y elod.
das Kloster y clabstvr«
die Klöte (Testikelii) , clideen.
der Kiueky clwc.
k/ucken, clwcian.
die Klvfiy cliof.
der Klumpetiy clamp.
knabbern y cnainb«
der Knack y caac*
knacken y gnag»
knackend y gnageiT.
der Knecht y cniocht.
der Kneift, caotf.
der Knicky cnick«
der Knicker y cnioe«
das KniCy glin.
knien y glioiaw«
der Knips y cnipwt.
die Knobbcy gnob«
der Knochen, cnaimb«
der Knollen y cnol.
knollig y goobach,
der Knopf y cnap.
der Knoten y cootadlu
der Koch, cog«
kochen y co«
der Koffer y coffr.
die Kogge (Schiff), codi.
der Kohly eol«
die Kohle y gnal«
der KöhlcTy goaillear«
die KoiCy Koveuy cai, ear.
der Kolben y coTbb.
der Konig, ctnii«
der Kopfy coK
die Koppe y top, cnap«
die Koralle y ceirea).
der Korby carb.
das Aont (Getreide) , cori^ coire«
das KorUy gron«
kömig y gronjnaidb.
der Körper y corp.
kostbar y costfawr«
die Kosten y cost«
kosten, coustein«
der Kothy coth, caub«
kothen (kacken), cothi«
das KothhauSy cotbin«
das Koth (Häuschen), cot.
die Krabbe, crab.
krächzen, coaga«
der Krack y crac.
die Kraft y krefder, chrefder
kräftig y kre, ehre.
die Krähe j gT^'^g*
krähen f crisu, crectan«
der Krahn^ crtiiinachan«
der Krakclerj cracaire*
die Kralle y craban*
die Krampe y crainb»
Irämpelnj card.
der Kranich y garan.
der Kranz y coroii.
der Krapp (Färberöthe), ga«
raocza.
die Krätze j earv.
kraizenj crafii, scrab.
krauen j craouein»
kraus y crych.
kräuseln y cuairsg.
Kraul j gbeaiit.
der Krebs j cainnsear.
der Kreis y cro,
der Kreisely (Spielzeug) comigl«
der Kreisel (Lampe) ^creusseil.
kreiseln y cornigellcv
die Kresse y crezon.
das Kreuz y croaz.
kreuzigen, craidh.
kriechen y cropian«
der Kriecher y cropiwr.
der Krieg y grim, creack«
die Krippe y grib.
krischen y crechwiu
der Krislally criostalU
krisfallisireny crisialu«
die Krone y coron.
der Kropf y croppa.
die Krücke, criike«
der Krugy cvrrwg.
der Krügnery crege&jdd.
die Kruke, crog«
krumm y crwmiii.
die KM'ümmey crjmu.
die Krumpe (F9]ie) y crupadh.
der Krüppely cripleach.
die Kruste y cnfrt^ crest.
kmsteny crjtiaw.
der Kübel, cwh
der Kuchen, efauen.
die Küche, kegin, cistio«
der Kucky Blick j gwg.
kuckeny gygu.
der Kuckuck, caag, eog«
der Küfer y cubair.
die Kuhy buh.
die KuhbladdeVy buachar.
die Kukumer (Gurke), ea«
cuiohar»
der Kümmel y eouinin,
der Kumpan y coinpanacb*
die Kunkel (Spiodel), cuigeal^
cogail.
die Kunney coioe«
die Kunst y gaois«
die Küpey cup.
das Kupfer , copar.
die Kuppe y coppa,
die Kuppel y cupla«
kuppeln, cuplao«
der KürasSy curas.
küren y cuir.
der Kürschner y erwyaur«
kurZy corr.
kürzen y gofym*
das Kusch (Schwein) ^ caoif,
die Küste y coste«
der Kussy cus.
küssen y cusan»
der Kutscher y cocher.
die Kutte y cota.
Laden y lad.
die Ladung y lad, lod»
der Laffe, llafnei.
das Lag (Gesetz) , lagh.
das Lager y leab.
die Lähme, eDaelao.
der LaiCy Hejg.
der Laib (Brodt), leob.
das Lammy llamp, uan«
lammen y alu.
die Lampe y lampa«
die Lampr^Uy iMipreiaii.
das Lgmd^ IUmnL
langj UMgadi.
die Laus^y lance.
die l$amiiieUey lAocetten«
der I^appfUj Hab.
I^PP^n^ 9chlapp€ny lapani«
der LärMy alarm«
lärmen^ alaroiu.
lassy lajc^ llac, j«lac»
lassen y lezeio.
läsMigi lletg.
der Lässige^ lletgeD,
die jLa««r, llasur.
die JLaierney laaierae.
die Latte y llatb.
LaUig (Salat), Uaethjgen,
Lia.'mm (Metsiog), Uatwji«
lauy lliig,
die Lauge y lleitw.
laugen y llainwaw.
die LauSy leu, lleoan.
lauMcheny Iwganu
der Lamickerj Ue^wr«
lausen y Ueaa.
lausig y leuawg»
lauwarm y Uugdvymyn.
lecken^ UeiUao.
der Leckevy llepiwr«
das Leder y lledr.
legen y leag.
die Lehd€y Hed.
Ukmigj luhmigy laomaid.
lehren y Heu«
das Leidy Uid.
leiden y ilidiair*
leidend j Uidiis.
der Lein (Flacbs)» lin^ Uiao*
die Leine f Uia.
das Leinen y lUoin,
der Leinweber y llioowr.
Leinen ziehen ^ llinyBa«
die Leieiey \e\u
leiten y Ujwed.
der Leiter^ UjwimI»
die Leiter y itettery llettriDg.
die Lerche f learacJi.
lesen y lleäu^ leineio.
der Leser y Ueadur.
die Ltf/Irr (Buchstabe), lljtitjr.
Lettern anieendeuy llytlijrtano*
die Litteratur, lljtbyriant«
der Leuy Löwey llew.
die Leuchte, lluched.
leuchten, llocbeda,
leuchtend y Uucb«
die Leute, llwjth.
das Licht j llewjvb, leoii»
das Liedy laidb.
liegen y luidb,
die Lilie, \\\u
lindem, llinaru«
die Linie (der Stamm) y llioja»
die Linie y Uinjm»
liniiieny lIiDyauw,
die Lippe, Hppe.
das Loch, der Ort, llodies.
die Loche y lo.
der Lof, lof.
der LSffely lletwad.
das£o^is(WobiiODg)y llogawd«
logireuy llogi.
die LohCy Flamme y llosg^
der Ltohn, loa«
das Lteosy lott«
looseuy Hotten.
der Lorbeer y loreen.
der Lotse y loekouinD.
das Luder y loadouren.
lugen y lucheio.
die Luhe, luean,
das iMjCy Kleine^ Heodw.
Das Maassy maess«
machen y magu*
mächtigy.makih.
der Mächtige y maitbean,
die Madcy load.
8S
das Magazin^ magazio»
der Magisirai, uaigkstireachal.
mähen, loedain«
das Mahl, inaetlu
die Mähne j moing.
die Mähre (Pferd) , marlu
die Maidf meid«
der Mais^ maest,
der Major ^ maior»
der Majoran, oragao«
die Maische^ braicb«
tnalcHj mala«
das Gema ene , inalaria«
die Maiice ^ inalice»
die Malvej maule*
das MalZy malt,
die Mama, mam.
die Mamsel, madameziele,
der Manuy mab^ gwr«
der Mantel, mantel«
das Mark, mer.
markig, meraidd.
die Marke j marc.
marken j merken^ marciao.
der Markt, Morgig margadt.
markten, maeleru,
der Marmor^ marmor.
marmoriren , marmoraid«
der Marsch, masadb.
das Marschland f marian«
der Marschalj marascal*
der Mar stalle marcbdy.
martern j merthyni.
der Märtyrer, merthyr»
der März, maeth.
die Masche, masg«
m€uchen, masgu»
gemascht, masgawU
der Masholder y masarn.
die Massigkeit , measaracht.
der Mast, meas.
mästen, mesgau.
die Malerte, mader,
die Materie (der Gescliwüre),
madredd.
die Matratze, matrasiu
die Matrone j meiriones«
der Matrose, martelor.
matt, meat.
die Matte (Wiese), madlu
die Malte (Decke), mal.
die Mattigkeit, meatachd.
die Mauer, mur«
mauern, muriaw,
der Mauerer, muriwr*
das Maul, muiseaU
die Maulbeere, merwydd»
maulen, mouheiD,
diis Maulthier, maolluin.
die Mauster der Vögel ^ miw*
der May, may.
der Medicus, meddyg.
die Medicin, meddighiaeth*
mediciniren , meddygu»
das Meer, mor.
das Mehl, min*
mehlig, minell«
der Mehlthau, milckio.
der Meier, meiwr, raeitour«
die Meierey , meiterie*
die Meile, mile*
der Meiieftstcin, maen melin»
mein, das Meine ^ maiu
meinen, raeas,
der Meissel, cuiseh
der Meister, meistr.
die Meisterschaft, meistres«
der Schulmeister , maigster
sgoile.
der Mergel, marg.
mergelig, marlaid*
mergeln f marliad.
pussen, mesulein«
der Mes'^er, mesurior»
das Metall, mettel.
metalliseh, mettelaid.
der Metallurg, mettelwr«
die Metallurgie, mettel wriath»
der Meth, medd.
das Metrum j mydr.
dflft Mtamem, meiriui.
miauen, niamludl«
die JlffViie des Gesiehtef , mim
Mienen machen^ Biagama«
die MMe (Haufen)^ mir»
der Mihmj pilftn.
die Miibe, mian«
die Milch ^ oieilg«
mid, mwytli, milii.
die Miidfgkeii^ miUeadli.
die Mine (Bergwerk), minet
der Mini$ier, menestr.
die Minne, niam
minnen, miaDnaicb.
die Minmie^ rojnydd«
mischen, misgu.
die Miwekmngf measgan«
die Mispel j meidih
der Miet, «MMaiclie«
mi$9j misd«
die Mitte ^ medd, mjsg.
der Moch (ScliweiD), inog«
die Mode^ modd.
modisch, raoddaid*
die Möhre (Rabe), meron»
die Molken j neog.
meH^ weich, ntwjH.
das Monument , monwent«
dai JRfoof , moine«
moqniren, moftao«
der Morast, maraett«
der Mordy mort.
morden y inortan«
morgen^ morj»
der Mörtel, mortar«
der Moschus, mwtg«
der Most, lOQar«
die Motion , nod.
der Muff, matan«
die Msidej miliii.
der Mühlstein y meall.
die Muhme, maime«
der M^UeTj maleor.
die Münze (Pflaoxe)^ meand.
die Mün%e (Geld), mwnai«
das Murtntin^ mmamkorw
muthwilUg^ nwgdwylll«
die Mutier y mathaer«
die Mütze ^ moöidfe*
die Myriade^ nByrdd*
die Myrte, mirte^
M.
aabuidlie*
Der Nachbar^ nabaid«
die Nachbarschaft^ aa
achad«
nahe, nea»
nahen, netianna«
näher , jie«aefa.
nächst^ neata.
die Nacht f ooetb*
nächtlich i nosawl.
nackend j nochd.
die Nacktheit j noeüiedd»
die Nadel, sjdell.
der Nadler^ ajdwjddai«
der Namcy aiiiin.
der Napf, anap.
der Narr f aar.
die Natur, nadur.
natürlich, naiuriawL
die Natter , nathair.
der Nebel, neu!«
nebleUf niuliao.
neblige nawliach«
der Neffe, Neveu, aai.
die Negation, Verneinung^
negyf.
nein, nac«
neinen, verneinen, nacwg.
die Nessel, danadien,
das NeH, nead.
nett, neaet«
nettmachen j neaetten«
neu, new.
die Neuheit, niiadbachd,
neumachen, newiddiaw,
erneuern, nuadhaiclu
neun, naoi«
der Neunte j nawdeg*
das Neuntel y nawedraw»
nicht i nid,
die Nichte, nith. .
die Niere y neerh.
niesen, tisiaii«
das Niesen , snaolsin , tis«
die Nisse (der Läuse), niz.
nisien, nithu*
der Norden f north-
die JVbftf, nod.
notiren, nodi.
der Notirer^ nodiadur.
die Nuss, ciMi.
iiM/«eit, uzein«
Die Oblate j abhlan.
der OcA*, ocben, ych.
die Odcj awdle, odle.
das Oehlj uilU
der Ofen^ onin.
der Onkel, eonter.
Operment , aurbibar.
das Opfer y ofrail.
opfern, öfteren.
die Ordination, iirddiant.
ordiniren, urddoli.
ordnen^ verordnen, orduigb,
urddan.
die Ordnung, ordagh.
ordnungsmässig , urdedig.
der Ortj ort.
ova/j ubhaiU
der Ozean, aigean.
90
Das Paoi', par«
paar (gleicL), parr,
paaren, paru.
das Paci, pac#
das Päckchen, pacaid.
der Packer^ pacair.
paffen ,• piiffiaii«
der PaUast , plas.
der Pantoffel, pantoffen.
das Papier, papyr,
die Pappel, pobhlar.
das Paradies, paradwjs,
der Park, parc«
die Parle (Tbeil), parth. '
parten, parthu.
die Pastinake, panaeseo»
der Passy pas.
passiren, pasiaw.
der Pavillion y pailUum.
das Pech , peec*
pechen, pichen, pygu.
gepicht, pygiad.
die Pein, pein, piaHt
peinigen, pian.
der Peiniger, pinnadeir,
gepeinigt, poenedig,
die Pelle y pü, pliig.
pellen, piliäa.
der Pelz, peall.
die Perle, pearl.
die Perrilcke, piorbbiiic
die Person^ pearsa.
persönlich, pearsail«
die Petersilie, pcarsal. ^
der Pfahl, pawU
die Pfanne, pan,
der Pfau, pan.
der Pfeffer, peabar.
die Pfeife, pib, piob.
pfeifen, pilow, pilwr.
der Pfeifer, piper, pilwr.
der ifyeil, fiutliaid.
der Pfeiler, piler.
der Pferch, pairc.
pferchen, parquein.
der Pfiff, chffiff.
die Pßanze, plant.
pflanzen, plantair.
der Pflanzer, plantair.'
die Pflanzung, planfa.
das PflaeteTf plartec.
N
MjyniiVTii ^ pwslfuiw»
das l^fhuier (tob Stetp), pal«
manlw
ff/iasiern^ palaenta.
die lyiaume, pIvalMif.
der Pß^, ploc
pßdckem, plufkey, pluciau.
der Pßugi pleagb.
die PforU, port»
der Pförtner^ Panier, portain
der PfowUn, pesT.
Pfosten setzen, peatia«.
pfropfen, grob,
der jyifA/j pwll.
P/»'* r/8* fi> fofiy,
da« Pfund j poad.
die PA^ife^ fiol.
die Picke, pig, piocaid«
pieken, pigia«.
picken (der Vögel), piacad.
die Pieke ^ pie,
pieken, pica.
der Pieker, piocadair.
der Pilot, pilotte.
die Pinie, pioe.
der Pineei, fieaeU.
die Pinte, pint.
piptfA (der Vegel)| pipiatiu«
der Pips, iNofaaa«
die Pisse, pia»
pissen, pisaw.
die Piege, pla.
der IV«Mi^ die PliM, plaa.
der Pianet, phioed.
die Piamke, plane
der Ratsch, plah.
piatsekend, plabag«
der Plapperer, phdiair.
plastem, platd«
|9l«<r, blatU
die Platte, plal
die Platte (xuro Platleo), pktio.
platten, pladein«
das PIsMAord, plabaat.
der PImlz, plaee.
der Piwmb, plomr«
plnmben, plani.
die Plumpe, plommeB»
plumpen, poavpeiB.
plündern, plundrain.
der Piket, poibleach.
daa Polster, bobhaiair.
der P^ni (Pferd), poau
der Port, port«
die Psrtion, poiniatt.
prädktig, brighid, breagh.
die Prächtigkeit, breagbacbd«
prägen, drücken, printiaw.
des Geprägte, print.
prahlen, bragaK
die Predigt, prcgeth.
predigen, pregetbu.
der Prediger, pregetbwr,
der Preis, pris.
preismwchen, pridiaw,
preiswürdig, pridadwg.
die Presse, preas«
pressen, pwjsaw«
das Prtncip, prij priC
der JFVrns^ prioniisa.
die Probe, praw,
Profess ablegen, pteCeaaa«
der Ptoßt, pourfit.
der Prophet, pröphwyd.
prophezeien, prophwjdaw.
die Prosodie, proestawdKi
die Prüfung , piawf.
prüfen, profi.
der Prüfer, profwr.
der Psalm, salm.
publik, paiblid,
puffen , pailfiao*
der Puls, pys.
die Pumpe, buimpis.
d«¥ Punkt, poDc»
pur, (rein), pur. ^
die Pur ganz, burgaid.
purgiren, bargatdicb.
der Purpur, porpar.
putzen j busg.
die Ptframidcj biorraid.
Das Quadrat^ gwardiawr»
das Quart y cart.
die Quete (Handtuch), tjmrelh
quer, croes,
quid , cliwai«
quirlen^ ctiartatan«
qui.t, ciiite.
quittiretty cuitaat«
die Quitte^ cainose«
Der Rabatt ^ rabaft
der Rabe, rocas.
der Rachen, ruchao«
der Racker, rack.
das Rad (Kreis), rath.
dns Rad, roth.
radformigi rbodawU
der Radmacher, rothodair.
der Räder y aradair*
die. Aadi««, raidis«
dieJRa^e^ Rahebänder, rabao«
der AaAffi (Ruderstange), rahm,
der/?aAiii (der Milch), reamhar.
der Rain^ Reen^ reim.
rajolcn , rkigoli.
der Rajo'ery rbigolowr«
der Ran^, ang.
rasiren, rahein.
die Raspel y rbatelU
raspein, rbatellu.
die Rat ton, racion«
die Ratte j rah«
der itä//er (Sieb), rideal, rfai-
djH.
rattern j rideil, rhidjlUau«
der Raubf reubainn.
rauben, rapineean.
der Räuber, r^ubair, rheihhni
räuberisch, reubannacb.
die Raubgier, reubann,
raufen, rhjfelu, •
das Raufen, rhjfel.
der Rauf er , rhjfelwr»
rauh, rauch, rhwch*
der ßauMy rum.
räumen, rumaig«
die Raute j rudh.
der Rebelt, reuball«
der Rechen, racan«
rechen, racan«
rechnen, rhifau, riinh«
die Rechnung, raith«
das Recht, reacht«
Recht sprechen^richten, rheU
thiaw.
der Rechtssprecher , rhet-«
thawr»
rechtlich, reitUawr«
recken, righ.
die Rede, raite.
das Reff, thef,
reffen, drefu.
die Regel, reol, riagheil»
regeln, rheoli*
der Regler, rheolwr*
regulair, rheolaid.
der Regenpfeifer ( Vogel )^
rhcgen.
der Regent , righ^ riacblair»
regieren, riaglieil, rioghad«
das Register, egbtr.
das Reh, ruadh.
der Rehbock, ruadboc.
reiben, reub, rub»
das Reiben, rhwb,
der Reiber, rubair*
das Reich, riebe*
reichen, erreichen, rhaciaw»
das Erreichet, rhaciant«
der Reif (Eis), rhew«
der Reigen (Tanz), rigil.
die Reihe, rheng, rheue«
T^M€H, Ten»
der Reiher (Vogel) ^ crejr«
der Reim, riin,
reimen, rimen»
der Rmaj reis«
die Reiee, rhjd«
reiseen, rhwgau, reob«
die Reiinng{Bechnmng)i raitk
rennen, rheu.
das Rennen, rhe.
der Renner, rhedwr.
der Rennplaiz, rliedegfiu
die Rente j rhenU
rentabel, rhentawl.
rentiren, rhentu.
das Reseripi, adysgriren.
der Reepeet, respett«
der Re8t, ROcksiand, rhel jir.
der Rettig, raidts.
der Rhabarber, rheonltjs.
die Rhede, rada,
die Rhetorik, rheithioreg.
richten, rechten^ rliwjfiada.
der Richter, rachtaire.
das Ridgrae, readan.
riechen, ruig, rboglt.
^s Riechen, dtxGemth, rliog]»
das Ried, reidb«
der Riemen, rliwyin,
der Riepel, raipleacii*
die Rinde, rliisg*
rinden, riiiigean.
rindig, rhisgledig.
die Rinne, rto.
rinnen, riiith.
das Rinnen, rhaitat.
rinnend, rhedaul*
die Rippe, airbhe»
der RiS8, rhwy.
rissig, rliwygao.
der Ritter, ridir,
ritterlich, ridireadi.
die Ritze, rhic.
ritzen, rhtciaw.
der Roche (Seefisch) , rliaien«
röcheln, rodraen.
der Rock, roc,
der Roggen, rogli.
das Rohr, readan.
die Rohrpfeife, rhibib«
die Röhre, rliewin*
die Rolle, rol,
rollen, rol.
hemmrollen j niinrotbtan»
romantisch , rliainan tawl.
die Romanze, rhamanr.
ronzen (schnardiefi) ^ rkwnciaw*
die Rose, ros.
rosig, rosag»
Rosmarin, rosmarin«
das Ross (Pferd) j ronse»
der Rost (Oxyd), rbwd.
der Rost (zum Braten)^ rhest.
rösten, (brateu), rosU
Rontbraten, rost«
rostig, rhwdawg.
roth, riu
die Röthe, riiaidbe.
der Röthel, riiddela.
die Röthein (Kranliheit), rnelle.
rotten^ sfcbzitsammeu-, rbaw*
tiaw.
die Rotte, rbawter.
die Rabe, raibe.
der Rubin, rbuddem.
die Rode, riian.
das Ruder, rhodol^ ruan.
rudern, rbodlt.
der Ruderer, rbodlydd«
rufen, rhuaw.
der Rufer, rbuwr«
rügen, ruag.
der Ruin, rhewin.
ruiniren, rbewiniaw.
der Rumpf, rumpal.
rund, crou.
die Rune, run.
rülpsen, raoicbd.
die Ruthe, errwdd.
04 —
8.
Der Saame, siol.
Die Saai, sacum. Lad.
der 5aci, sac«
Macken, sachu^ saceigb.
Sacklinnen y sachlian.
der Sadehaum^ samhan.
«äefij Ladu.
der Sa/fr an, saffr.
der Safi, sugh,
die Säge^ nph.
sägen, tabh.
der Salaij saladen.
die Salbe, »^.
Salbe jß (PflaDze)^ saisede/
der Salpeter, salpestrae*
die Salweide, saiU
das Salz, sal, hal.
Salz bereiten, Iiallu.
der Salzbereiter , Hallore.
hallwr,
salzen, salein«
das Salzen^ salereach.
der Salzer, sailledeir*
die Sam (Last), samm«
sammeln, casglu«
der Sand, sablen.
der Sang, Gesangs can, seinn^
die Sardelle, sardrinen.
sässigy ansässig, siddii.
der Sässige, Sasse y siddinad«
satt, sathag.
sättigen, sath«
gesättigt, seisich«
der Satan, sathan.
der Sattel, sadbal,
satteln, sadellu«
sauer, sar, sor.
sauer, mürrisch seyn^ sori.
das Sauere, surder.
säuern, siiraw«
der Sauerhampfer , surnn«
der Sauerteig , surdoes.
saugen, %\x%, sugaii.
das Saugen, sugb«
saugend, sugawl.
die Säule , saiU
säuseln, sisialu.
der Sau , Serge (Zeug)» sae,
das Schaf, ceatb.
die Schale (Gefass), scala.
die Wageschale, scalwigbe«
schaben, sgealb.
der Schacht, slocbd, clawdd.
der Erzsehacht ^ inwDglawdd.
der Schade, sgad.
schaden, sgatb.
der Schaft^ cap, saffnm.
das Schaf fot, seafa, sgatan.
schälen, sgiL
der Schalk, giolainan«
der Schalk (Diener) j sgalac«
der Schall, sgaU
schallen, sgal.
schallend, sgalacb.
die Schaluppe , acbap«
der Scharlach, sgarlaid.
scharf, searb, cbwerw.
die Schärfe, searbad, cbwe-
rudder.
die Scharre, cam.
der Schatten, scatb«
schatten, beschatten, sgail,
schattig, sgafliag.
der Schaum, sgum.
schäumen, sgatneneio.
der Scheffel, boisseah
die Scheide, sgabard«
scheiden, sgar, jsarii.
die Scheidung, ysgar.
geschieden , ysgaredig«
scheisscn, ausleeren^ Pgoti,
sgeith.
die Schelle, sgailc.
der Schelm ^ sgail inear.
die Schere, siosar.
die Scher pe, ecberp«
der Scherz, cbwara.
scherzen, cbwarddu«
n
die Scheune, jtgolMiwrj agoboL
einsclewertt, jaguboriaw,
Mchemerm (waMheD), «ginr«
das Scheuern, sgunid«
MckiebeHy tgniib*
der Schiefer t tgliad.
der Schief erdecker f igliataiv»
schielen f sliuileachi sgioa.
das Schiff"^ sciU
der Schiffer^ scibear«
das Schiid, jtgwyd«
das Schilf 9 giolc, cuilc«
die Schippe y ceaba.
der Schirm, schiauler.
der Schlabber, slaib.
die Schlacht j gleaclid,
die Schlacke j slaoit.
echlaff^ lau, yslae, llar.
der Schlag, slacbd.
schlagen^ slaclidao.
»chlechij salach.
das ScUechie, slaight«
die Schlehe, slae*
schleichen, igiolg.
schleifen, stleuigen.
der Schlemmer f sglaimeag«
die Schletider ^ slaodair«
die Schleuse, sluse.
die Schliche, suche.
schlingen, aluig«
der Schliss, slis.
schlissen^MpalUa, sltsgeagaiclu
das Schloss, eclos.
der Schlitten, slaod«
die Schlotte, Schlucht, slod.
die Schlumpe, sgUurag,
der Schlund, slugan,
die Schmach, smaclid.
schmähen, unacbdadb.
Am Schmalz, smubis»
der Schmauch, Rauch, mwg.
schmecken, cbwaetbu.
der Schmecker, aafvyriad.
der Schmeech, smeilea|iii.
der Schmeer, smear«
schmeisseUß ttpuais.
der Schmidt, cear«
schmieren, smeur.
schmierig, seimiaul«
der Schmierer, smeundair«
der Schmach, smuid«
der Schmudel, smodaU
der Sehmutz, smod.
der Schnappsack, capsaic*
schnappen, sgniab«
schnarchen, sraim.
schnattern, sgeopair«
die Schnauze, jsoiten*
der Schnee, saeachd«
schneiden, snaid«
der Schneider, tuaidbeadair^
Tsinidd.
schneidern, ysginaik
der Schober (Uaufen), aguak
schön, gwen, sgeimheadu
das Schöne, sgeimh«
schöpfen, sruab»'
der Schoppen, cbopaii«
die Schote, eoden.
die Schramme, sraDiian.'
schrammen, sraan«
die Schrape, sgrioban«
schrapeu, sgriob.
die Schraube, acrobba«
der Schrei y crl, sgairt«
schreiben, scriueioy sgriob.
schreien, criein^ sgairo,
der Schreier, sgairtear, ysgrew.
der Schrein, sgrio.
die Schrift, sgriobbta.
der Schrill y grill,
die Schrinne, sgriobacb.
sehr innen, sehramw^enySgrkih
schröpfen, jsgraffiDiaw.
der Schröpfer, jsgraffiDiwr.
der Schrot (Drett)^ tgror.
seh roten, sgroteacb.
der Schuh, cwrao, asacb.
die Schuld y ciont.
die Schule, scole.
der Schüler y scolar.
die Schulter, scoai.
der Schundy sgudaU
der Schupp, assup«
schuppen, assupa«
der Schuster, cwranwr.
die Schute (Schifr)^ sgotlu
schütteln, jsgjtiaw.
der Schutz, jsg&vr.
schützen, ysgodiy jsgiwiaw,
schwach, gwan^ gwachul.
schwach sein, gwanhau,
die Schwad, gwadn.
der Schwäher, Schwager^
chwegr.
der Schwaly cliwal«
der Schwamm, jspwng.
die Schwappe y chwap.
der Seh wären , Geschwür j
ch waren«
schwären, chwarenu.
schwärmen^ chwru.
der Schwatz, chwedl.
schwatzen y chwed.
der Schwätzer, chuezer*
geschwätzig , chwedleig.
der Schwefel j cIioufTre,
schweifen^ chwejfio, chwifiau«
der Schweifer y chwifiwr.
das Schwein y touin«
schwellen, chwanegu«
die Schwester, chwaer, peatliar.
der Schweiss, chwjs.
schweissigy chwjsawg.
Schwiegermutter y chwgr.
Schwiegervater , chwegrewn.
die Schwielen , gwaecllis.
schwindeln y chwidraw,
schwindlig , chwidraul.
der Schwindel, chwidredd,
die Schwinge, sgiath.
schwingen^ sgiataicich, jsgoewi.
die Schwinge zu Koni, giiit.
schwingen (Korn)| chelyd,
guinteadlu
schwippen y chwipian«
schwirren, cliewiori.
das Schwitzbad, chwjfTa.
schwitzen y chwjsn.
schwören , creirau.
schwude (lioks), chwitb.
sechs y se»
die See, sah
der Seg (PflugeiteD), soll«
das Segely seol, sigle«
segeln, seol.
der Seger y Seiger, seogan«
sehen, sjnu, ceniau, seall«
das Sehen, sjll^ sealiadb, seall«
der Seher y syllwr«
sehr, sair, sar«
die Seide, sioda«
der Seidenweber y sidanwejd«
der Seidel y seipin«
die Seife, siabiiin.
seifen y seboni.
der Seifensiedery sebonour*
seihen y siolaid«
der Seiher y siolacban.
der Seimy seiin.
selig, glücklich, sealblu
der Senat y seanadh.
der Senator, sennedwr.
smden, cenadu.
der GesandtCy cenad.
der Seneschaly cbenechal, se«
nyllt.
der Svnffy ceune^ cetliw, cezo,
der Seneabaum, sene.
der Senkel (Band), cengl«
die Sentenz y santanze«
der Sermon y searmon.
das Sieby syfa.
sieben (Zabl)^ sfib, saitb«
der Siebente y seiboett.
sieg (trocken), sycb , seach.
siegen y sycliu.
der Siege (Kranke) , sycbiad«
siegen y besiegen y ciosaig.
das Siegel y sieU
97
Hegeln^ sielleia.
das Signal j ngn.
die Simse^ Binte^ simhio.
simpel y limple.
das Simple^ symlet.
Bingen^ seino.
da% Singen y der Getang, satn,
der Sinn^ sin.
sinnig y synig.
sinnlich y sjoig,
der SiiZy sedd.
sitzen y seddo.
der SJtandaly sgainneal.
die Sohle, solenn.
die Sonne, saonly tul.
der Sonniagy djddsuf.
die Sorte j sorte.
der Spanj scolpat.
die Spange, spsmg.
sparen, esperni.
der Spargel, asparag.
die l^arre, spar.
der Spaten, yspol.
spazieren, spaidsirieh.
dier Spaziergang, spaisde-
arachd.
die Specerei, spisread.
der Speer, par.
die Speiche, spoc
der Speichel, scopireell.
der Sperber, speüreag.
der Spiegel, sgalan.
die Spiele (Pflanze), speie
der Spinat, espinaf.
der Spion, spiale.
das Spital, spideaL
die Spitze, jspig.
spitzen, yspigaw«
ijfitzig, jspinaw.
der Splitter, spealg.
eplUtem, spealg.
der Sporn, spor.
der Spott, goap.
der Springer, fringuer.
die Spritze j spntaehan.
XtfRgttte KcR. Altertb. U. B4.
spritzen, sgiord.
die Sprosse, sprfos , bröass.
sprossen, broossn.
die Sprotte, sprotf.
der Sprung, ysponc.
spunden, bondein.
der Spunt, sput.
der Sputer (Zink)^ featur.
der Stachel, calgp.
die Staffel, Stnfze, ystwffwL
staffeln, ystyflylw.
der Slag (Schiffsseil) ^ stadb.
deip Stahl, Stalin.
die Stake, stae.
der Stall, stabull.
stallen, fual.
der Stamm, ystem.
stampfen, stamp.
der Stand, staid.
der Stauf, stop.
stechen, stob.
stehen, stad, stadan.
der Stehende, sfeod.
sieif, ystel.
steifen y ystella.
der Steigbügel, stiorap.
der Stern, steren.
das Steuer, stiur.
steuern, stiar.
der Stiefsohn, daw£
die Stiege, staidbir.
der Stiir, ttahh, tarw.
der Stock, stoc
der Stoj/^, entoff.
der Stollen, toll,
der Stolz, stuirt.
stopfen, stop,
die Stoppeln, soplach.
der Stöpsel, staipeal.
der Strand, ystrad.
der Strang, sreang.
die Strasse, ystryd.
der Streit, streup^ sfrL
streiten, certain^ stnriaw.
streitsüchtig, steitheil.
7
Slo
MireueUj ystraffu.
der Strich y strioch.
der Strom, srutli, jstrim.
strömen, sruth.
die Stube, stobb.
der Studirte, stuidear«
Btudiren, studiein«
der Stuhl, stol.'
der Stumpf, stumpe.
der Sturm, stoirm, ystorm.
stürmen, ystormiau*
stürmisch, stormeil.
die Stute, steut.
die Stütze, steidh, ystyffwl.
stützen, steidliicli, ystyüylw.
der Sud, sod.
der Süden, sud.
die Summe, sum, sornm.
summen, schwirren j suaw.
summend, suawL
summiren, summiaw.
die Suppe, soubeen.
swit, sussj chweg«
die Sylhe, silleb.
stßUaoiren, silliadu.
T.
Die Taherne, tavarne.
die Tafel, tafelL
' tafelig, taf.
täfeln, tafello.
der Tag, diag, dydd.
täglich, dyddiaw).
die Takelage, tacl.
takeln, taclii.
das Talent, taLinn.
tamhuren, tabyrddu.
das Tamburin, tabor«
der Tanz, dnnns;
tanzen, dannseir.
die Tappe, tep.
tappeln, taplasu«
die Tartsche, targnid.
die Tasche, tnsgaid«,
die Tasse, tasse.
tasten, tadhal.
das Tau, Seil, tobba. '
die Taube, dube.
die Täuschung, taibhse«
tausend, deichceud.
die Tajce, tace.
der Teich (Wasser), dig.
der Teig (von Mebl), taois.
Teig machen, to^si.
teigig, toesaidd.
die Teile, dail.
det Tetnpel, teml.
das Temperament, tyinber.
temperiren , timberu, .
das Testament , teismeid.
der T^i//e/, diawl.
das Thal, dail.
die That, deanad.
der TÄa w, dealt, druchd.
thauen, dealt, tawdd.
der Theer, tear.
theeren, tear«
der Theil, dail.
theilen, dail, deol.
aust heilen, daileadh.
theuer, daor.
das Thor, dor.
die Thräne, dear, darou.
der Thron, dronain.
thun, dean.
der Thunfisch, tounn.
die Thüre, doras.
der Thurm, twrr.
thürmen, torr.
tief, dwen, dwfn, domhain.
^\e Tiefe, dwfnder.
tilgen^ tilg.
die Tille (Püanze), dill.
die Tilte, teddyf.
der Tisch, diosg.
der Titel, diodal.
die Tochter, dcar.
der Tod, dirb.
lödten, ditbicb.
toll, wahnsinnig, loll.
die TöUe, toi.
der Tom, ton^ ton.
fönen, tonlaa.!
tönend j tongar«
die Tonne ^ tumia.
der Tonnenmacker, tonnelour»
der To/pfy pof.
die TorUy toarte,
die Trahe, drab«
die Trauer y tmaighe.
treeien, dragb»
treiben, drohair.
der Treiber, drobhair«
die Tresiery treasg, draosg.
treten, troddi, troediaw»
der Triangel^ teirongU
triangulair, teirooglaw.
der Tribut, treib.
die Trifty drore.
der Trittiy Iroidb.
trocken y tamawl.
trocknen y tarna.
die Trommel y druma,
der Trompeter y trombaid.
der Tropfen y dreog.
trossen , ^Irossedu.
der Trott y trott.
trottiren, trotn.
trübselige drobblasacb«
die Trüffel, tröffe.
der Trugy drwg.
der Trupp^ trop,
der T'uff, tuf.
der Turboty torbwt.
der Tumips, netp.
die Turteltaube, tiirtiir.
der TjfranUy tigbeam«
IT. ^
Dan Uebel, amail.
überflüssige fflwcb.
die Uhrj Stunde , awr.
der Uhu, bwen.
ukueUy bwbw.
UMy uime.
das Umdrehen^ amdratU«
die Umdrehung, amdrailigad.
umgarnen, amgoru.
die UmlinlCy amlinell.
unflätige mefledigy aflatbr.
unpaarj disparr.
unterdrücken, gortbrecbo.
der Unterdrückery gortrecbwr.
unwahr, an wir, ainfbior.
das Unwahre y ad wir.
der Unwerthy adwerth.
die UnzCy annsa»
ur (bocb)) nr.
die Urne, gwm.
das Urtheily ordagb.
V.
Der Vasal, nasal.
der Vater y atbair^ tad«
väterlich y tataid«
verbannen y bannen
verdammen, damna.
verheeren y berw.
verwuiledeieny mallaicb.
verordnen y orduigb«
die Verordnung y ordagb.
der Verrathy bratb, brad,
verweriheuy gwerto«
verwirrt y ecbwyrtb»
verrotten y rotdig.
der Versy gwers.
versehren y searr«
die Vesper y feasgar.
das Viehy feadeil, fedoil.
die ViepeTy gwiben
viery puar, ceitbir.
das Vierlely cairteaL
die Violine, fiddel.
der Vocaly fogbair.
der Vogel y bobel»
das Volky folcach, pöble.
vor ,"for.
der Vorrathy toradb, gwradd.
der Voriheily edfiidd«
X
100
"W,
Waclcelfiy waigle,
die Wahly uaghbLa«
wahr^ gwir, fior»
unwahr f anwir^ ainfliior.
die Wahrheit^ gwiredd.
wahren y gwara»
sich wahren*^ gwara.
der Gewahrgamy gwarchae.
der Waidj gweddljs.
der Wailzen^ g^Yenith.
der JFaldj gaud.
walken , galc.
der Wall^ gwall.
wallen (überlaufen), gwallaw.
umwallen y gwalianv.
der Waller^ P>Jger> uidhear,
die Walnuss^ gallchnu»
wanken y gTrainmaln.
die Wärme y g-wres.
wärmen^ gwresu, gwiri»
die Warte y gwart.
der Wartthurmy gwarchdwr.
Witasery wsg, uisge, easc.
wässern j uisgicb.
die Wibe, gwe,
weben f gweu«
der Weber, gwewer.
der Webestuhl y gwenjddiaetb«
das Wehy gwew.
wehcy gwb.
weh en , ch wa wia w.
die Wehre y ger,
weich y gwyp.
die Weide y Wiese , gwaen«
die Weide (Baum), gwden.
die Weile y chwyl.
der Weiler y baile.
der Weiny gwin.
der Weinbergy g^inieD.
der Wiinessigy gwinaigre«
weinen^ gwyliu'^.
weise y gwyddain.
der Weise y gwydd<ii.
weisen y leiten, tywys.
die Weisheit y gwyddiad«
weisSy gwyn.
weissen y gwynaw«
die Weissagung y fiotachd.
die Weite y uidke,
welken y gvywau,
der Wery (Mann)j gwer.
der Wermuthy mormoBta.
das Werky gwaith.
werken y arbeiten, gweithiaw«
der Werth , gwerth.
die Wespe y guespa«
die Weste y guest.
das Wette , Pfand , iradd ,
gwystl.
das Wetter y uair.
die Wicky Stadt y gwig«
die Wicke y gwigg«
wiederkäuen, adgnau.
die Wiege y cewyn»
wiegen y wägen y pwysau.
das Gewicht y pwys.
wiehern y wihiaii, gweryru.
das Wildy gwyllt.
die WildnisSy gwyllt.
der Wille y gwyll.
der Wimpel y gwempl.
der Windy gwynt.
winden y gwyntiaw,
windig y gwyntawg.
winden y guintaU
sich winden y gwingaul.
der Winky gwing^ yng,
winken y yngan.
der Winkel y gwig, angel.
die Wippe y gwib.
wippen y chwipiaw.
der Wirbely Wirtely chwiw.
wirblig, chwiwedig«
der Wisch y hwygg.
wischen y hwyggaw.
wissen y gwyddau«
das Wissen y gwyt«
die Wisse nchafty gwyddianf.
die Wiltwey gweddu«
verwittweny gweddui.
101
die Woche ^ wjthoa.
wSehenilicky wjthnosi.
w^neHj chomein.
der Wolfy gwilov,
die Wolle ^ gwlau , olaji*
wollig j gwlanaid.
wollen^ gwjlljtü.
die Wonne f g^jn^ foDO.
der Wucher , per.
wuchern y ocru,
wühlen j cbwjHa.
die Wucht j luchd.
die Wunde y guin.
verwunden j gan.
der Wunsch f guidh^.
würdig j gwiw,
die Würdigheüj gwiwdavi.
die Wumäy gwraidd.
die WütU^ gwores.
die Wuih, gwjth.
wüihen^ gwjhan.
wüihigy gwjtliaiD,
Zahlen j tala.
das Zahlen, tal.
der Zahler j talvr.
xahmy calla«
xuhmenj callaich.
der Zahn^ totg.
die Zange i teaugat«
der Zank, cecr.
der Zänker j cecraeth.
zanken y cecru.
der Zanken y Zweige ceaiig.
seAfi, deg.
dat Zeichen y s^l.
die Zeiiy giait, Md.
die Zelle y ceal«
das Zelij telt, celdj.
das Zeugniu, feist,
der Zephyr^ ceabhar,
die Ziege y dgh«
der Ziegel y tivleeD.
die Ziegelei, tivlereach.
ziehen y tynau.
das
tjn.
der Zieh « , Magneieieiny^ t j-
faer.
der Zieher y tjowr.
die Ziffer, cbjfr»
die Zinne, cjn.
der Zins, eis«
£t«sra, cillidaw»
die Zinerente, cjnnliretb«
der Zipfel, dibl.
der Zirkel, cearcaK
xUehem, chwififiad, si«
das Zischen, siad, cbwfffiaw.
zitiern, cridia«, ysgridu.
das Ziilemy erjd.
die Zitze, eiche,
der Zoll, toll.
zollen, toll,
das Zollhaus, tolfa.
züchtigen y coslii.
der Zucker, sugr, siucar«
2iic2:eri»j sugrau.
zünden, ejDueu.
die Zunge, teanga.
zuweilen, weitbiaw.
zweiy dyrj, dau.
zweisilbig, dwjsHlavg.
der Zweite, dwjfed.
der Zweig, geug, gwiail.
zweigig, geugacb. gwialawg,
der Zwerg, carrao, searg.
die Zwiebel, cibolessen.
der Zwillig (Zeug), guefcl.
zwitschern {der Y6ge\), yiwi-
tiaw.
Anmerkung. Dieser Nachweiss beziehet sich nur auf die hoch-
deutschen Worte und ist daher kein ganz vollständiger. Er
enthält sub A. 76. B. 190. C. 60. D. 70. B. 76. F. 140.
O. 132. H. 88. h 24. K. 224. L. 93. M. 143. N. IM) 0. 17.
P. 143. Q. 9. B. 166. S. 374. T. 100. U. 21. V. 27.
W. 111. Z. 65 Worte, zusammen 2369.
in
'VerBelelmlss
von lateinischen Wörtern,
welche
ans der keltischen Sprache stammen mögen, unter
Beifügung ron einigen entsprechenden griechischen
Wörtern,
A.
AkbreviarCy abbrerer, betrat (Br.), brist (Gl.).
abdiearej diobfadh (GL).
ßbdicere, diak (GL).
ahoUre^ aboliMa (Br.), ditbich (GL).
abartio^ aouilltre (Br.).
a&r«foiiiM», afron (Br.).
ab$en$, abesaat (Br.).
abgätUiaj abezantt (Br.).
absolutio t abtoleid, taofadk (GL).
abslinensy stuama (GL).
abtiineniiay abstinance (Br.).
abundam y ahouuy founn (Br.), pailt (GL).
iAmmianHa^ paUtm» (GL), pilUiite (Br.).
abundare, founna (Br.), bi pailt (GL).
abu9usj aboM (Br.).
ahuH, abusonr (Bn).
abjß%9u%9 aibbeis (Ir.). — Sßvccog»
acc€ntu9j accan (W.).
acceptabilüj recehuable (Br.), cjneradwy (W.).
acceptiOy cjmeradwiad (W.), gabbail (GL)b
aceessMSj cead (GL).
accidensy aidde (Ir.).
acciperCy cjmerio (W.), gabh (GL).
acclamarey glaod (GL).
accwdus^ accord (Br.)»
accumulare, aeomol (GL), acomal (Ir.).
accunare, accoflein (Br.), «ataid, agair (GL).
accm$aiio, accaiation (Br.), casaid (GL).
accuuUor, casaidiche (GL)«
acer^ aicr (Br.), egr^ ecraid (W.), learfai geaer(GL), acar (In).
aemrhare , egn (W.) j dean searb (GL).
acerbüas^ geore, learbbad (GL), egred (W.).
acidu9, goirt (GL).
— 106 —
acoty g
acgi/i'^cire, geuracbd (Gl.).
. .rCy aquessein (Br.), coisin (Gl.).
acqut ^^Iq^ aquesse (Br.), coisneadh (Gl.).
acrimo^^^^ huerhoimic (Br.), goirteachd (Gl.).
actOy ach (Gl.) — axTiJ.
aclio , accion (Br.) , achd (Gl.) , acht (Ir.).
activus j hastiff (Br.).
aciualia, actuele (Br.).
actus, acte (Br.).
acuere, egru (W.), geuraich (Gl.) — äxd^uy.
acuieuSj cuilg, colg (Gl.), col (W,).
acumen, egredd (W.), geire (Gl.).
acutus, egr (W.), geur (Gl.).
adamas , adamant (Gl.)^ diamant (Br.) ^ — äddfiag.
adamas (der Magnetstein), emein, aiinain (Br.) — - fiayyi^Trfg,
adjirmare, assurein (Br.).
adßrmatio, assurett (Br.).
adhaerere, adharadh (Ir.).
admirabiliSj admirable (Br.), miorbhuileach (Gl.).
admirarSy admira (Br.).
admiratio, adiniration (Br.), adamhradh, moladh (Gl.).
adnotare, arnodi (W.).
adnotatio y arnod (W.).
adorahilis, adorable (Br.).
adorare^ adorein^ azeuli (Br.)^ eiddoli (W.), aoir (Gl.)>
adharaim (Ir.).
adoratio, aoradh (Gl.), adhra (Ir.).
adparare y aprestein (Br.).
adparatio, apreste (Br.).
adparatus, opprestemantt (Br.).
adprobare, aproquein (Br.).
adsedere, es^ein (Br.).
adspectus, jspaith (W.).
adipergerCy esspergein (Br.).
adspicere, yspeithiau (W.).
adtactio, attouchement (Br.).
adtestare, dean teisteas (GI.)^ ardysta (W.)^ testaniein, de-
stani (Br.).
adtestatiOy teisteas (Gl.)^ ardyst (W.), testani (Br.).
adtingerCy telmlaw (W.).
adtrahere, tarruing (Gl.).
adtributio, buaidh (Gl.).
adulter, adhaltranadi (Gl.), adhaltraidhe (Ir.y.
aduUerare, aroultri (Br.), dean adhaltrannas (GL).
adulterium, arultriez (Br.), adhaltranas (Gl.).
— lii —
advetuij adTan (Gl.)«
adversarius, eascar, esgar (Gl.).
adverlere, aTertissein (Br.).
aävocaiUMy adTocatt, alTocacad (Bn), adliocaid (GK)j Adh-
bhacoide (In).
aede$, aite, aroi (GL), adaü (W.) -— o7xoc*
aedificare, edifiza (Br.), dean (Gl.),- aidTladu (W.y — olxo-
aedificium^ adeilad (W«), aidaacb (Gl.) -— obo^ofiif.
aeii»/!co^or ^adeiladwr (W.) -^ ohoi6/nog.
aequilibriumy cochothromachadii (GL).
aequHoMy ceartas (Gl.)»
aequus^ egal (Br.).
air, aurOy aer (Gl. ii.Ir.)9 aer, aire (Br.), awjr (W.) «^ diff.
aesj tts, umlia (GL), ajr, aire, aren (Br«).
aesär, aosar (GL).
aegtas, aosteas (GL)«
aeHimabÜiSj meaaail (GL).
aegiimarey measj laach (GL).
aeta$, aevitOM, aes (Br.), oes, oed (W.), aois (Gl.)^ eata (Ir,).
aether, adhar (GL) — al9i^.
aeth^reuiy adharail (GL).
aevum, aoia (GL).
ttffahili9y fatlteach (GL).
mfabaUoB, farasdadkd (GL).
affigere t fastaidb (GL).
afßrmare, assurein, adzari (Br.), fianoiaidi (GL).
afßrmaiio, fianais (GL).
afflictare^ affiigeio (Br.).
affiicioHo^ affliction (Br^.
agevy acre (Br.), acatr (Gl.), eg, esgjr, erw (W.) — A/Qi^.
agglulinare, glaod (GLi
agiliSy clis (GL), sean (Br.).
agaOae, cliseachd (GL), gil, dl (W.), sgaBdaitt (Br.).
agniiiOy aitneadiadh (GL).
agnoscerey aithnich (GL).
agnu$, uan (GL), oen (W.), ooein (Br.) — afAv6^.
agninuSy oenyn (W.). ,
ahenum, aghan, amhuin (GL).
ala, aden (W.), asgal (GL), ass^oell (Br.)«
alabastrum, alabastro (Br.) -^ aXdßaaxQog,
alacriSy cryi, djchrjs (W.), clis (GL). .
alacriiaa, eridhealaa C^L^«
alauday alhrede (Br.), uueag (GL).
alhuBy alp (Br.), bau (GL).
(Ir.), all, aral (Br.) — aUoc.
— IVB —
alere, alaich, araich (Gl.), alatm (Ir.).
alienus^ all (Ir.).
aliquot i cuid (GL).
aliuB^ all, eile (Gl.), aillin (Ir.)^ all,
alligare, ceangail (Gl.).
aliocutiOj colabhairt (GL).
almu8, ailm (GL).
aloä, elyw (W.), alo» (GL).
alphabetum, aibhlitir (GL).
alpis, alp (GL), ailp (Ir.) — akni^.
alpinus^ ailpean (GL).
aUare, altair (GL), aater (Br.).
alter j areile (GL), Hall (W.)^ alltarach (Ir.), aral (Br.).
altercatiOf conspoid (GL).
alternarey atharraich (GL), llallu (W.).
alternatto, atharracliadh (GL).
altitudo, airdhe (GU), uchdra (W.).
altOTy adhaltrach (GL).
altrtjCy ban altruim (GL), altroma (Ir.).
altU8y ard, alt (GL), uchel (W.), allt (Ir.).
aiumeny alm (GL), alun (Br.).
alurnuay ban altruin (GL).
amabilitaa, madeleah (Br.).
amare^ amarcach (Ir.), ainaideach (GL).
ambactus, ambas (Ir.).
ambitiOj ambition (Br.).
amenSj amaid (GL), aimid (Ir.), amouaett (Br.).
amentia^ amouaediguiah (Br.), amaideachd (GL).
amicusy amj (Br.), amail (GL).
amniSf amha, amhuinn (GL), avon (W.).
amor, «marac (Ir.)*
amphibiumj amprehon (Br.) — äfimlßtgv*
amphoray amliar (GL) — afjiffoqiv^*
ampullay botui (GL), potel(W.), boutouiln (Br.) — nop,(f6Xvi*
amplißcarey eanga (W.), leudaich (GL).
ampluSy easg (W.), ang (GL).
amjfgdala^ alamandeen (Br*), graobb almoin (Gl.) — &iA,v^'SiXr^^
amyluMy min (GL), ampesquen (Br.) -* ufivXov.
analogiay havalediguiah (Br.) -^ avaXoyla*
anchora, ancorOy angor (W.), ancor (Br»), aoker, acraich
(GL) — uyxvQo»
ancillay gille (GL).
anethumy anis (Gl.) — liyfj9oy*
angelicOy aingileach (GL)«
angeluMy aogel (W.)» aele (Br.),
aiogeal (GL) — uyykko^.
oüfor/echor) aDgwjth (W.), amligliar (GL)) mIlmi (Br.).
anguUlOy aogaillen, aTicl (Br.)y •atgatin (GK) •-« lx;t*^C*
anguluM, 0Dgl(W.)) oilean^ eang, adiMb(GL)«
angularis , ooglaidd (W.), oilleAAJMch (GL)»
angmlare, ongU (W.)«
angusiarey yngu (W.), cnmbaogaich (GL)»
aitgr«f«<a»«j ukg (W.), cunihaiig (GL).
anheUiM, aaaü (GL), anal, hneh (Bn).
aiiisia, anam (GL), aae, ineaa (W.), eiiaid| aiuas (W.) -—
animal, anetal (Br.)) anUail (W.)» aiamUd (GL).
anismmj anis (GL) 9 aDisse (Er.) — • äktmtwm
annejTUMy aoaadb (GL).
annoiäre, araodi (W.), nunieh (GL).
at^noialio, arnodia (W*)j comharrachad (GL).
annuluMy ao, ainn (GL).
annuMj ain, bliadhna (GL), blai (Br.), blwjdd (W*) — JriavrJc«
anterior j ancieinoch (Hr.). ,
antiquita$y arsaidheacbd (GL), arazer ancteia (Br.),
aniiquuB, ancien (Br.), adbaaoi (Ir.).
anirumy antre (Br.K uamb (GL) — £yr^oir«
aperire'y agori (W.)«
apejTj becq. (Br.), spiris (GL)i^
a/it>, beac (GL), gwenyn (W.).
apographony ath sgrioabhdb (GL) *-^ aTgoyffOfo»
apparatu9y abairt, acfbuinn (GL).
apo$tolu8y abstol (GL), abestawl (W.^ aboitole (Br.) — ino--^
aroXog* ^
appetituMy ap^tite (Br.).
applicarcj cleachd (GL)»
apprehendere , attrapein (Br.).
aprih'iy ebril (W.), ebrel (Br.), aibrean, abroo (GL).
aqua^ aw (W.), ach (GL), agoen (Br.).
aqnilay aigl (Br.), eryr (W.).
arare, ar (GL), aru, aredig (W.) — dgeöv,
arätor, aradair (GL), araire (Br.) — - ä^^i^c*
arairum^ aradr (GL) — > S^rfior.
arbiierj^ raith, onpair, breithheauih (GL).
arbitriumy breith (GL).
arca, arcb (Br.), airc (GL).
archaeeiogia^ arsaidheacbd (GL).
archiepucopuM, are8gob(W.), arbesscop (Br.) •• dfxanlcxoM^g.
arehiieetura^ ard ohiachaireachd (GL).
archUeeiuBj ard chlachair (GL), ailtire (Ir.),
arcnarey crom (GL).
— HO —
arcmbaJitia,.athd\BMtre (Br.).
arctu, archelte (Br.), bocha (Gl.).
arduüa$y airdiontinn (Ir.).
arduuSy ard (Gl.), erdd (W.), airde (Ir.).
area\ raoo, aite reidh (Gl.), laire (Br.), Uan (W.). \
arefacere, arfeiliau (W.).
argentariuBf airgiodach (GL).
argentum, archand (Br.), airgiod TGl.), ariant (W.)— d(»yt;pfOv.
argenieuMy airgiotach (Gl.^ — a^yv^tog.
argillay criadh gheal (Gl.).
arguerCy arguin, cuir an ceill (Gl.).
argumentum , argumaid (Gl.).
argutiaey geire (Gl.).
artthmeiica^ eolas aireamh (Gl.) — - igtS-fifjux^,
arUhmetiouty aireamhach (Gl.) — « äfi&fi7]Tix6g.
ariduiy tioran (Gl.).
ariea, reithe (Gl«) — r itgiog.
arietariusy reitheach (Gl.) — xQKadtjg,
arma, arme (Br.), airm (Gl.), airf, arf (W.).
armare, armein (Br.), armaich (Gl.).
armariumy armenere (Br.).
armaturOy armachd (Gl.)^ arfedigaeth (W.).
armatusy armaiclite (Gl.), arfawg (W.).
armamentarium y armail, tigLarm (Gl.).
armeniumy airraheadh (Ir.). '
armifexy armach (Gl.).
jlrmorica (provincia), arvoircq (Br.).
arriperey ysgipiaw (W.).
arsy arz (Br.), adhm, eolas (Gl.)« -
arsenicumy arsDaich (Gl.), arcenisse (Br.) — uQatvixov.
articularey altaich (Gl.).
ariicuIuSy article (Br.)^ alt, airtegiol, aobrun (Gl.), uc])arn(W).
arti/ejCy artisantes (Br.).
arüßcium, ard (Br.).
ariuSy art (Gl.) — afd-gov,
arvumy ar (GL), erw (W.) — ügovga^
ascendercy esgjn (W.), ascnein (Ir.).
ascemiOy asnadh (Gl.), esginiad (W.), anzansion (Br.).
astHUMj asjn (W.), aeten (Br.), asal (Gl.) — ivog.
aspdrguiy asperjus (Br.), asparach (Gl.) — Aanagayog^
asphy aesspig (Br.) — uonig.
assererey saor (Gl.).
assessiOy suidh sios (Gl.).
asMiderCy assedu (W.), asein (Br.), suidh (GL).
asiidujiaSy dichioll (Gl.).
— 111 —
asBigtH^re, aczina (Br.).
a»9ignatio, aezinatioii (Br*).
assiniere, asusteiD. azjsta (Br.), teai (Gl.).
a$$imäare^ samhloidi (GL)»
ataij adad (Gl.)«
aiomu9, adumh (Gl.) — firo/uoc.
airium, aitreab (GL).
aiiendere, attempti (Br.). ^
aileniio^ attantion (Br.). ^
aitenuare, teneuaw (W.), tanaich (GL).
aitenuaiio, teneoaad (W.), taoachadh (Gl«).'
aiieMiare, s. tesiare.
aiioiiere, tog (GK).
aitonare, estoni (Br.),^erjBu (W.).
aiiraherej tarroing (Gl.).
auctor, author, awdur (Br.), ughdairj athair (Gl.).
auciorarty aotorisein (Br.),
auctoriia$j aatorite.(Br.), awdordawd (W.)^ oglidarras (Gl.).
audactOj danaclid (Gl.).
audire, oiaw, gwrandaw (W.)^ eisd (Gl.).
audiiio, eitdeachd (Gl.).
audUiory ofyddiaeth (W.).
augmentarty achwanegu (W.), meudaich (Gl.).
auguTy nricin (Br.), offjd (W.), fiotaiche (Gl.).
awgurarey oricinereah (Br.).
auguriuMy uriciness (Br.).
augmHu9 (mentis), awst (W.), eaust (Br.).
aula, all (Gl.) — uvX^.
aurifexy orcheard (Gl.), eurjch (W.).
auriga, ara (Gl).
auripigmeniUMy aorpimeDt (Br.), aurbibao (W.).
auri$, as (Gl.) — olg.
aurora, gwawr (W.), goleu (Br.).
aurum, aar (W.), or (Gl.), aur, eure (Br.).
a$freus, orail (Gl.), eoraid (W.).
aurichalcumy orchal (Br.) — ({^ii^oAxoy.
auMpidumj uricinereah (Br*).
authoriia» i. auciarka»,
amimmnusy aett (Br.)*
mvariiia, aTarice (Br.), acor (Ir.).
aväruB, aTaricioss (Br.).
avenay harre (Br.), arbhar (Gl.)*
avi9, eun, ian (Gl.), edii (W.) , eide (Br.).
avamcar/M, jordre (Br.).
— 112 —
axiUa, asgel (W.), asgail (W.), a»el, ascle, caMll (Br.).
axity aisil (Gl. u. Br.), echel (W.) — Ulm.
BaccOj bacon (W.).
baculuB , bagl (W.) , bach (Br.), badial, bata (Gl.) — ßum^ov.
bajulare^ giulain (GL).
baiaena, balan (Br.) — ^oAoiya..
balare, beaical (Br.).
balbus, balbh (Gl.).
batbucinarey balbutirCy balbnsa^ balibuaeiD (Br.).
balsamum, balm (Gl.), bäume (Br.) ^ ßdXaofAOV.
balteuB, bcilt (Gl.), bodryel» bandoliere (Br.).
baptisma, badizant (Br.), baistidh (Gl.) — ßoaniafiu.
bapiizare^ badeza (Br.), baUteadh (Gl.), bedjddiau (W.) —
barba^ barb (Gl.), barb, barhue (Br.), barf (W.).
barbarus, barbare (Br.), barbarra (GL) — ßdffßa^og.
barbatua, barfedig (W.).
barboj barfogja (W.).
barcOy bari (GL), barcq (Br.).
bardus, bard (Gl.) — ßXat
baro (der Baron), baron (W. u. Br.) — ßaQV^.
basiare, boqoein (Br.).
basium^ busag, pog (GL), po<<, pocyn (W.), boque, buche (Br.).
batiiium, bal (Br.).
batuere y bat (GL).
heatiimdOy beannachad (GL).
heatuBj beanDuichte^(GL)«
bearey beannaich (GL), benigueio (Br.).
bellarey bela (W.).
bellum y bei (W.), bell (Br.) — niXffxöq.
benedicerCy binizein (Br.).
benedictio, bennoeh (Br.).
beneficium, benevice (Br.).
henevolentia i Tolante (Br.).
berylluM, beril (GL).
bestia, beist (GL), bwysthil, gwestiil (W.).
fte/a, betet (Gl. u. Br,)«
betonica, betanj, betoin (Br.).
betula, beite (GL), bedw (W.), beau (Br.).
bibere, befa, Wein (Br.), yfed (W.).
— US —
hau, bettl, litte (Br.l
M#, dit (GK) — 4/c«
hitmwun^ bitome (Br.), pig (Gl.).
hiimw$inQ9u$^ bigheach (GL).
tiae»m$f bloeig (GL) — ßXaiCog.
ttoMphemia^ blassfeme (Br.) — ßXaCftifäa.
tonm$y boB, bad (Br.)j bonn^ maith (GL).
bwrago, borrach (GL)*
hereuMj bist (Br.) — ßootaq.
biM, bo (GL), biw Cff*), beodi, bah (Br.) — fl^(. (Im
alten Latein beiMt oo»^ boa, daher aaeh: bobUei babaleoi^ •
bubolaa.
hraecae^ breacan (GL), bragec (Br.) — ftfwata.
hrttehiumy brac (GL), breaeh (Br.) •» ßffuxUop.
brasHcaf breajeh (W.)*
ireviare, beetratt XBr«)«
hrevii, beerre (Br.) — - ßfa^vf.
BrUanniaj breatan (GL), breüi (Br.).
imtusy bmdeil (GL), brutale (Br.).
bmbuUM$, boacheile (GL) — ßovuoX^g.
bmccay boca, pog (GL), poce (W.), hoch (Br.).
bmfiy buaf (W.)» baafa (GL).
kmglosa, bagloia (Br.)»
bmigOy baiig (GL).
huUa^ bailgean (GL)*
huHir€y beraein (Br.).
hurguSj barg (61.), bwrg (W.), bonreh, borh (Br.) •— mfvof.
burgemUy bargaia (W.), boardiit (Br.)j boirdeiaeach (GL).
bmiymmy batar (GL) — ßwtvfw.
bujtmmj botca (GL).
imjtuSf bucta (Br.), bocia (GL) — arvCoC.
Cabailu$y capnU (GL), capall (Ir.) -— ira/faUi;^
emcarey cac (GL), eachein (Br.).
emehimmUTty gair (GL) «^ ««TTaCKy.
eadaver, eoffinarhue (Br.)*
eadbvj eada (W.).
eueem$y caech (Ir.).
eaedere, eadn (W.)w
eoerefolium, cherfitl (Br.).
caermoii/a, ceremoni (Br*)*
S«lhnltte Stil. ANnth. IL B4. B
— 114 —
calamiiaij call (Gl.), coli (W.).
calamusy cuilc (Gl.), calaf (W.), »caueeoD (Br.) — xo-
calarcy galw (W.), goir (GL).
calcaTy calg (Gl.).
calcare, saltair (GL).
calculusy clachag (Gl*)«
caldarium, caüawr (W.).
calendacj cael (Br.).
cal^ndttrius, caladar (Br*)i caileindeir (Gl.).
. califQy gal, gail (Ir.).
caliXy cailis (Gl.), calice (Br.) — xvXijf.
callu8y called (Br.)«
calumHiOj cabl (W.), enllib (Br.)w
calumniare y cablu (W.), enllibio (Br.)«
calumnioiuSy cableid (W.)^ enllibus (Br.).
calvusj calbh (Gl.).
calx , calch (W.), caile (Gl.).
cameilt Bj camell (W.), camhal (Gl.), canvale (Br.) — xa^
fifjXog,
Camera j camer, cambre (Br.) — • jm^o^ae.
caifiiiii««, cheminal (Br.), simme^ simdd (W.) — xtifiivog,
camisea , caimis (Gl.) , camisolen (Br.).
campus^ camp (Gl. u. Br.).
canalis, canal (Gl«), can, canole (Br.).
cancellarius , chanhellawr (W.), canceliere (Br.).
ca9u;gx^ craiMjj;, (W.) , cainnseap (W.), cangre (Br.) — xa^-
candelaj cantol, goleueeon (Br.), caDvyll (W.), coinneal (Gl.)*
candelabrum^ candolezr (Br.), coinleir (Gl.)«
canere^ can (Gl.), cana, canein (Br«), cann (W.).
caniculutj cuilean (Gl.), cwniog (W.), conicl (Br.).
caniSf can, cu (Gl.), ci (W.) — xvwv>
canisirumj canastair (Gl.) — xavaargov.
cannay cane (Br.)«
cannabtB, canaib(Ir.), caimb (Gl.), couarh (Br.) «— xavvaßig.
cantaiio, camuail (Gl.)»
catUory cantair (Gl«), canwr (W.), caanour, dianire (Br.)«
cantus, can (Gl. u. Br.),.caiiii, canon (W«), caDoeena (Br.)«
cauuSf can (W.).
capaciiasj cumbachd (Gl.), pabl (W.).
capaje , capabe (Br.).
caperey ceap, gabh (Gl.), cipiau , cimeridi^ grabiA (W«).
capisy capa (Gl.) — xottiq,
capistruMf cabasdair (Gl.), cabjsir (W.) — x^Triorpay«
cmpiiuJum^ cabUeol (W.)^ caibidoil (QL), ehabfatve (Br») -^
capoj caboon (Br.), eapen (GL).
capparisy capreen (Bt.) — nrnnäffic*
caproy gafr (Br.), gabhar (GU).
capliviias, captifitä (Br.)*
capiory cipiwr (W*)»
captuBj [captivu9\ caeth, caethwr, dp, jtgip (W.), catottfp
(Br.)- .
capuiy c<np, cota (Gl.), cap, peenn (Br.)> ciiap(W.) — jm*
caroy caret (GL u. VV.),
caragOj cairt.(G].}«
carbunculuMj carbuDcol (GU), carmbaogal (lr»)«
carcer, carcair (Gl.), carchar (W,)»
curctrarey carcbaru (W.).
carere, card (Gl.)»
careum, carabhi (Gl.).
Caritas (magnum pretium), carite, carante (Br.)^ cordawd (W.)|
gort (Gl.) — (i. q. amor) caraid (W.), cairdea« (Gl),
carminarej card (GK).
carminatioj cardadh (Gl).
caro, carn (Gl.), car^ cnig (Br.), dg (W.) — cdpj.
carota, carotte (Br.).
earpenlumy carbad (Gl.), carr (Br.).
carpio, carp (Br.), carbbanag (Gl.) — xafnüai^.
caruBy car (GI.)^ caraip (W»), calre (Br.).
carroy carrusy carrucoy car (GK), carr (Bi*. u.- W.), eAraii(W.).
carrugOy carocbe (Br.).
casay cas (Ir.).
caseusy caise (Gl.)j cawi (W.)^ casw (Br.)*
coHanea, castan (Gl.), quistineenn, kistin (Br.) — «d^ttti«.
castellumy tZB, castel (W.), caisteal (GL), caatell) luUPtel (Br.),
ca8teilant$Sy castellwr (W.), cattellan (Br.)..
catiigare, eeastaighim (Ir.)^ cosbi (W.), eaititii (Br.)i
caMiigatiOy casti^ castiment (Br.).
casiHoMy caidheadb (GL), gnaithtaid (Br.).
ca»ior, casterr (Br.) — srdonv^.
casim9y .caid (GL), diaat (Br.).
casus y cas (Br.), codwm (W.)*
caiefUij cadwjn (W.), ckaleen (Br.)«
eatenare , cadw/itew (W.).
esU€r¥m^ tji&i catl/rfa (W.)» eeatbam (GL).
cathedra y catbair (GL),* cadair (VT.), cadoair« (Br.> «^
xa^/d0O«
— 116
eattOj cath (W.), caz (Br.) — natra*
eauda, cont (W.).
caulis, caul (Gl. u. Br.), cawl (W.) —
causa ^ caus O^r.), cuis (Gl.), achos (W
cauierimm, cautaire (Br.) — xavrijfiov.
cauiio, cautioD, crett (Br.).
cavarey cafniaw (W.).
eavea^ caouideed (Br.).
eaverna , caf ( W.) , cafarn , caffaryn (Bi
cavusy cau (W.), caf (Br.), caoch (Gl.)^
cedruSy seudar (Gl.), cedre (Br.) — miSqoq.
celarey cell (GL), celcu (W.).
celebrare, praise^ ceileabhair (Gl.).
celebriBy cliuiteach (G1.)^ clodfawr (W.).
cella, cell (Gl. u. W.).
cementumy cimant (Br.), cjmmrwyn (Gl.).
censuiy eis (Gl.)^ ced^ dich (W.), cance (Br.).
cenium, cend (Gl.), cens, cantt (Br.), cant (W.) — i'x
cepa, cibelljOy sibol (W.), cibolessen (Br.).
ceray ceir (Gl.), cwyr (W.), caire (Br.) — ,>f^QOS'
cerasuMy ceirios (W.), ceirioesen (Gl.), quiriseenn, kerez
cerefolium, cerfilh (Br.).
cereuBy ceirein (W.) — xfjgtvog.
cernerty ceniaw (W.).
certameMy cath (Gl.), gjrth (W.).
ceriarey certhain , cyrthiaw (W.).
certey certein (Br.).
ceriuBy certh (W.), certcn (Br.), ceart {i
ineertuMy digerth (W.).
ees$aiiOy cess (Br.).
cervMSy cerwjd (W.), carw (Gl.), carhue
charitaMy s. Caritas.
ckordoy cord (Gl.) — X^9^^*
choruBy cor (Gl. u. W.) — yoQoq,
chronica, croinic (Br.).
cibuBy cig, dgfwjd (W.).
cicatrijTy craith (W.).
(Gl.).
(Br.).
cicatrijTy craith (W.).
cichoreumy cicorea (Bi
cicania. cicoien ^Br.1.
seinA-
- IIT -
ciknamum^ cainceal^ caiial (61.)^ caacelle (Br.), caMl (W.)
— xirrafiov,
eippuMy eeap (Gl.).
eircmluBj cearcal (Gl.), cwr, cylch (W.)^ querrle (Br.) «—
cir€tim$taniia f circonstance (Dr.).
c/ara, dst (Gl. a. W.) — xtarii.
ci$ielia\ OMleag (Gl.) — xioxtdiov.
cUm»j eicait, esgwid (Hr.), yawid (W.).
eMcuMf cyweithatawl (W.).
Civäis^ cjfljs (W.).
ciin$, ciwdodwr (W.).
eiviiasy ciwdawd, cjweitlias (W.).
elamare, gairn (Gl.), ysgreaa (W.) — u^JifyiP.
clamaTj glam (Ir.), glaod, cair (Gl.), ysgredi (W.).
clangere^ glioog (Gl.), tiagau (W.) — nXafyit.
eiangpr, glang (GL), clap (Br.) — »Aa/}^.
ciarare y glan (Gl.).
clariiaSy elaerder (Gl.), tclerdet (Br.).
etarvM, ciaer, glan (Gl.), glan, claer, eglwr (W.), sdera (Br.).
clai$i$f clais (Gl.)^ claca (Dr.).
claihrm, cliath (Gl.) — uUT^qw.
claudere, closeün, cammein (Dr.), eckwDg (W.) ^- »XiiüPx
clamduM, cloff (W.), camm (Dr.)u
eiauMirtamy edot (Gl.) — srXci^por.
ciaun$m, clwjf (W.).
clamsuif clof (Dr.).
clava, cvaille (Gl.).
clavUy glas (Gl.), alchouez (Dr.).
elavusy claw (Br.), do (Ir.).
eleperty cliob (Gl.) -— srX/iiTCir.
elericuBy deirioch (Gl.) < — «ili^^xap.
eleruMy deir (Gl.) — xXi^p^.
clinameHy daonadh (GL) — &srXf0ic.
elinarey daon (Gl.) — «X/ycm
elivurnt dipen (Dr.).
ctmniSf dan (Dr.^.
elyHery diottar (Gl.) — JcXvoTi^f.
coagular^y eoaillein (Dr.).
eocanewiy codirodd (W.) — xdjourac.
«HNTCtfOT, cocq (Dr.), coch (W.J — jcoimoc*
Cochlea y cotlleag (GL) — nox^t^^
eoelum, eeal (GL).
coemoy ciniaw (W.), coinne (GL), cocinn (Dr.).
coenarCy dniawa (W.), coeinDjein (Br.),
-^ U8 -
eoenum^ canJi (Gl.), cwth (W.),
coeihuSy cuideachd (Gl.),
cogüarcy chongein (Br.).
coitua^ coinneamli (GL).
col.arej coileir (Gl.).
coilegiumy coldisde (Gl,),
colli» y col (W.), coug (Br,),
colivm, coli (Gl.).
Colon y caolan (Gl.), boelen (Br.) — xaiAoy.
cölonusy coledd (W.).
columbtty colm, columan (Gl.), colamen (W.), dorn (Br.),
columna, clonn, colbh (Gl.), colofn (W.).
colusy cogail (W.), cuigeal (Gl,).
combinare, combbluinii, cjfunaw (W.),
comedOf comaid (Gl.).
comesiurUf combite (Gl.),
comi ariy combaid (GL).
comitatuSy coimbtbeacbd (GL).
comitium, coinneamb (GL).
commcaius, coimbeadacbd (GL),
commcndare, cjmynu (W,), tioinain (GL),
cornmemoratio j cuimbneacbad (GL).
commodarcy cuidich (GL),
comoedia, cymvawd (W.) — xwfiüidia,
commiscere, combeasgaicb (GL).
communicarcy cjmunaw (W.),
Community cumant (GL) — y.onog.
communitaSy commun (GL), cyinun (W,) — xoiyoii^c,
compacium, coimhcheangal (GL).
compar, coimpire (GL),
compararCy commeri, coinparagein (Br,).
componere^ compondu , composein (Br.).
compotatiOy compboit (Gl.),.
comprehendere y compreii, compreneiii (Br.)-
computus, compod (Br.).
eonceptio , conception (Br.),
conciliare y ceaogail (GL), cyweslu (W.).
toncludercs cloi (W,) — ovy^XtUiv,
conclusiOf cIo (Vf.).
concordare, cord (GL).
concordiay coirdeas (GL)
concubinoj coimbleabacb (GL), cjweljei (W.).
concubituSy combluidbe (GL), cjwelyogaeth (W,)«
condemnaiio, condannation (Br.),
conditio, coiDgiol (GL).
— 119 ^
conduetreg conduiein (Br*).
cou/Ueri, cotez (Br.).
congmerey cruinuidi (GL).
canjmngere, ceangail (Gl.)^ cjrmwedd (W.).
caujuratiOi cogndh (Gl.)«
connecitOy comhoasgadh (GL)^ cywMUck (W.).
cfmniverty c^og (Gl.).
c«fMciir«i/ta, coiAntias, coguU (Gl.)«
Q9n9cn»u9y coDtantemeiit (Dr.).
consent ire , cousiantAiA (Br.l«
CQMMervare, conaerTeio (Br.).
conaiderare, jstjriaw (W.).
cimsUiorej cjsjliau (W.).
conMiii'arim» , cjsjliwr (W.).
cantiiittm, ej$y\ (W.)^ couibairl« (Gl*)«
consolariy cooioleiD (Br.)j tolaaaicli (GL).
cansoriesj consort (Br.).
coHMiare, coctUw (W.)» eost (Gl.)«
coniuis consul (Br.)«
eammkatio^ consulUMlut (Br«).
couBumere, eonsomi (Bn).
camaminare , conUmi (Br.),
contemnere, tremjgu (W«)«
contemplari, contemplein (Br.).
cantendere y iarruiüg (GL), cynliena (W.).
coniinuarty continueia (Br.)«
contraciuty co^trad (Br.), conradh. {Ir«), cofiaat (W.).
conlraherey tionail (Gl.).
cantrarium, contrell (Br.)«
contrarius y croiieil (GL), cwthr, tji\MM (W.), coutrrtl
(BtX
coniriouere, cjsporti (W.).
contributiOj cysport (W.).
contumelia, gveli (W.).
Conus s ceylys (GL) — xmoi^
convenirc, coinnkh (GL).
conventuSy cofen (W.).
cooperarcy cjweitlüaw (^O*
copiOy coip (It.), copi (Br.)«
copulatio, coubladur (Br.).
coquerty cocq (Br.), co (GL)*
coquina, ccgjn (W.).
coquusy cog, kegincr (Br.), cög, ^ocair (GL), ccgioowr [Xi.).
cor, corail (Br.), cri (Ir.), cridhe (GL) — n^Q. KOf iia.
coralium, epireal (GL), caraUl (Br«) — uofolhov.
IM —
corajp, rocaia (Gl.) — Hopa^
eorbis, carb (Gl.), corbell (Br.)^ cawell (W.).
coriandrums coriander (Gl.) —.^oqlawov.
corium, cor (Br.) , craccion (GK).
cornu, corn (W. u. Br.), adhare (Gl.) — x^^ag.
corneusy coroaed (W.) — xiQartvog.
eornus, cwro» (W.).
Corona y coron (W.), crun, coron (Gl.), caroin (fr.), aontom
(Br.).
coronare, coroni (W.), crun (Gl.), giirunein (Br.).
corpus y corp (Gl.), corf (Br.), corff (W.).
correctory cronadair (Gl.).
corrigercy cronaich (GL), corrigein (Br,).
corrumpercy coirip (Gl.), corrompein (Br.),
crcatiOy cread (W.), cruithachd (Gl.), croueediguiah (Br.).
Creator, crewr (W.), crouer (Br.), cruithfear (Gl.).
creaturay creadur (W.), crouadur (Br.) , creutair (Gl.),
creber, cre, cref (Br.).
credensy creidsin (Gl.).
credere. credu (W. u. Br.), creid (Gl.).
credibiliSy credable (Br.).
creditum, crededd (W.).
crediius, creidte (Gl.),
creduluMy creduss (Br.).
frepusculum, crapuisguil (Ir.),
creiceniiay crisscadur (Br,).
crescercy crUsquein (Br,).
creta, criadh (Gl,), creye (Br.^
cribrare, criatliair (Gl,), croers
cribrum, criatUar, rideal (Gl.),
crimen, coire (Gl,), crime (Br,),
criminari, coirich (Gl.),
crines, greana (Gl.).
crinitusy greannach (Gl.).
crisparcy crjcha (W.) , caisrigich (Gl.).
CrißpuSy crych (W.).
crUpatus, crjchedig (W.).
crietOy cribel (Br.).
proceus. crochach (Gl.) f— xooKivoc.
cmtOy cnbel (or.).
proceuSy crochach (Gl.) f— xfoKivog.
erocMMy croch (GL) ^ «^^oc*.
crueiarej craid (Gh), croe« (W.)«
ermcffigmrej croesi, croeshoeliad (W.), eniceftetn (Br.)«
ermdeligy croel, criz, cruele (Dr.).
crmUlüas, creolonaetk (W.)^ criader, cridaitt (Dr.).
ermdu$ , cntadh (Gl.), crif (W.).
^ntor, cran (W.)^ gaor (GU)j goaett (Br.). ^- xpvo^»
crm9ia, cnrt, crett (W.), roigj crawen (Gl.), kreun (Br.).
^TiMlare, crestena (W.).
ervjc, croc X^*)* ^^"^^^ (^-)^ croex (Br.).
eryiiaUinu», crisialaiii (W.) •— x^vcraXXtvoQ»
€rj^§iaUu9y crioftail (GL), crisial (W.)^ criftale (Br.) — »fi^
üiaXXog*
embicmimm, cabbacail (Ir.).
emhiiej cuilce (Gl.).
eubicuB, eobaid (W.).
cmbiiMM^ goalenn (Br.) die Elle,
eutuMj cab (W.) — xißog.
en€umi$y cacamhar (Ir.)^ calaran (GU), coucombreenn (Br.).
eucMu9, cwcwl (W,), cocba (Gl.).
eueuluM, cnag (Gl.) — xotatvi»
tudere^ tod cad (Br.) der Schlag.
cuUttUj cuilt (Ir.).
emie«», col, cal (Br.).
cmiejc, caileag (GL), cylion (W.).
tmlinaf eegin (W.)^ qaeguin (Br.)«
cmlmen , cwn (W.).
cmUeVj coltar (GL), cwlltyr (W.).
culpa , cwl (W.).
cmIu9, tu\ (GL) — jcoiXov*
cumberey occumberty procmmber^y decumierty cwjmpaw (W.),
cumeroy cmnan (GL).
dumtiiaifli, caimin (GL), coamin (Br.) — zvfitvov.
cmmulare, comhal (In), meodaicli (GL).
cuMuluSj meail (GL).
cunacy cewjn (GL), careell (Br.). \
cuneatfiSy cjoaid (W.)»
enneuSy cneo (Br.)^ cjn (W.)j geiim (GL), ^
cmniculm», cwoing (W.), conicl (Br.)^ coinean (GL).— xov-
aiMii»w«j eoinne (GL).
cupuy capa (GL), cwpan (W.) ~- nirni.
empreBämsy cupbar (GL), — xvnaQiacog*
euprmm, 60|>ar (GL), coeafr, cuWre (Br*).
cnra^ cur (W. v« Br.)^ curan (GL)*
curare, curan (GL).
curator, goatt (Br.).
curia, c.uirt (W,).
curmi, cainn (Ir.) — •
currere^ rui(h (GL),
128
curmi, cainn (Ir.) — • xovQftu
currere^ rui(h (GL), rhedein^ gyru (W.).
Cursor, cursuir (Ir.).
cursuSf cura (Bn), cursa (GL).
curtusy corr (Bn), corr, goirid (GL), cwta (W.).
curvarCy crwramu (W.), crom (GL).
curraiiOy croinadh (GL), crjinder (GL).
curvus, crwm (W.), crom (GL), krouin (Br.) —
cuspidarcy yspigau (W.).
cuspisj yspig (W.), cuilg (GL).
cutis, cudd (W.).
cj/alhuSy cuach (GL), couch (Br.) — xvu^og.
cyclus, ciogal (GL) — xinkog.
c^gnus, cign (Br.) — xt/x^oc*
cj/mbalum, ciombal (GL) — nv^ißaXov.
XVpTOC*
Vaeman^ deainhan (GL) — datfiwy.
dama^ dämm (GL), dem (Br,), daiias (W.).
iamnare, damna (Br. u. GL).
ilamnaiiOj damnad (GL).
damnumj domail (GL).
dapinarCj dapar (Br.).
dapsy dapar (Br.) — dalc (dalier auch — dapiftr ^ dapi^
fieuSy dapaticusy dapsilis etc.).
dare^ thoir, thabhair (GL) — äido)fa,
datiOi tbabhairt, toirt (GL).
debere, dylen (W.).
debilOTy dyledwr (W.).
debitum, dyled (W,)-
decem, dec (Br.), deg (W.), deich (GL) — iUa.
dccember, deicbmbios (GL)'
deccns, deg, teg (W.), taitneach (GL).
decimaej deichea (GL), deaug, decimeu (Br.), degvm (W.)
^ Sinai ai.
decimarej degu (Br.), dcichmliich (GL) — dixa^ovi^.
declarare, diwclaeriein (Br.).
dccUnare, claon (GL) — xkhuv.
decUnatiOy claonadh (GL) — ukiai^, öcxAiai^.
— m —
dec^r, degan, tegan (W.)»
deewrare^ tegau (W.).
decnmbere , s. cumbere.
defendere, dlSjo (W.)> <^%n, deou (G].)i diboeeBacip
(Dr.).
de/ensiOj difijn (W.)^ dihueane (Dr.).
de/tcere, diffigaw (W.).
deformUi diforge (Br.).
dtlerey dileo (W.).
dellb^i'atiOj deliberation (Dr.).
delinearCy dealbh (Gl.)*
delphinuBy deilf (Gl.) — »iXtph.
delubrum, von delir (W.), das Idol, die S&atue.
denariusj dinaer (Br.).
de«*, dant, tolc (W.), deat, tosg (Gl.), dant (Br.) —
idovg%
demare, dwjiaw, tewau, tcliau (W.), tiugliaig (Gl-)«
condemare^ cyddwjsaw (W.).
den»Uaiy dwjsaidd, tewdra (W.), tiugliad (Gl.).
denms, dwj» (W.) , tiug (Gl.) — duaig.
deuctmdere, dissqueenneiA (Br.).
detcriberty disscrihuein (Br,).
deiiderarey syrchu (W.), »ir, bian deidh air (Gl.).
deiidere , »yrüiiaw (W.) , loddi (W.).
ds9iderium, sjrcli (W.) , togradli (Gl.).
despectiOy dUsprisador (Br.).
deiperaiiOi dibouilltroDereah (Br.).
desiinatio, tyoged (W.), dan (Gl.), detUnadur (Br.).
destruciiOj dystriw (W.), disstrugeinaiitt (Br.).
de9iructor, djstrywiwr (W.).
destruerej dystrjw (W.), distrngein (Br.).
deierminabiiüj terfjocdig (W.).
deierminarej terfyna (W.).
deierminatio y tcrfynedigaeth fW.).
deierminoior , tcrfynowr (W.).
deus, dew, dwyw (W.), dia (GL), doue (Br.) — dtog.
devoHOy devotion (Br.).
diarier, deaw, debeuig (W.), deas (Gl.) — iki^iq.
dejcteritasj deasachd (Gl.) — Je|iorf/f.
diaboluiy diaiol (W.), diaonl (Br.) — diißokoQ.
diadema, taleith (W.) — Siuirifiu.
dieere, ditian (W.).
diciarey deacbt (Gl.).
dieiaior, deachtair (Gl.), dictatoor (Br.).
dif$, di, di« (Gl.), dydd (W.), de (Br.).
— 124 —
dies $oIüj dia sul (In), soll (Br.).
di€M lunaCj dia luain (Ir.)/dilun^ lune (Br.).
dies Mariis, dia mairc (Ir.), marh (Br.).
dies Mercurii, dia geden (Ir.), methairr, merher (Br.).
dies Jovis, dia thordaiu (Ir.), dariaoii, rieu (Br.).
dies VeneriSj gwinerr, dergwener (Br.).
dies Saturnij dia sathruin (Ir.), sadoron (Br.).
diffamare, dicriein (Br.).
difßcilis, duilich (Gl.).
digerere j digeri, dizercin (Br.).
digestiOj dizerereah (Br.).
dignare^ tejlingu (W.).
digniiasy tejljngdawl, urddas (W.), toilUeanDas (Gl.).
dignus, teilwng (W.), toilteanDach (Gl.).
diiaiare, leudaich (Gl.).
dilaiaius y leudachdh (Gl.).
diligens, dichiollach (Gl.).
diligentia y chichioll (Gl.).
diluere , diluhein (Br.).
diiutuSy diluh (Br.).
diluvium, diliw (W.), dile (Gl.), deluge (Br.).
diphthongus j dwydon (W.) — Sitf&oyyog.
directus j direach (Gl.), derch (Br.).
dirimerCj dirjiniaw (W.).
dis , dis (W. u. Br.), ein Präfix für die Negatioh, daher auch
im Lat. dispar, disjunctio, dissentire etc.
discere , djsgu (W.), teagaisg (Gl.), disquein (Br.) — dtödaxup.
discipuluSj deisciobul (Gl.), disgibl (Br.).
discordiUj mi-chordadh (Gl*), dissaDtion (Br.);
discors, dizaccord (Br.)«
discusj disgl (W.), diosg (Gl.) — - diaxog.
displiceniia y dissprisance (W.), dissplijadur (Br.).
displicerey disspligein (Br.)
dispositio, dissposition (Br.).
dispuiatio , disscuerr (Br.).
distribttere , dosparthu (W.).
distribuiio, dosparthiad (W.).
distrihutusj dosparthedig (W.).
diuy dia (Gl.).
dividere, ditisaff (Br.), dealaich (Gl.), deol (W.);
divinare, dewiniaw (W.), di?ina, diliuinein (Br.).
divinatiOy diwiniaetk (W.), faisneachd (Gl.), de?inour (Br.).
divinaiorj dewiniwr (W.), faisniche (Gl.).
diviniiaSf dawindeb (W.), dia, diadbachd (Gl.).
divinus, dewin (W.), difin (Br.)^ diadhuid (Gl.) -- »itog.
divulgare, foillfkh (Gl.).
docere^ teagabg (GL), djtgo (W.) -* ^Wkrtyii«
doeior^ djigawdwr (W.)«
d^eirima, dottrjn (Br.), tmwdjsgw (W,).
doctuB, dodita (Ir.), doethwr (GL).
.iio/ar«y dala'(Br«)*
dolere^ doluriaw (W.)«
doior, dolur (W. v* Br.)> galar (Gl.).
dolus, dol (Br.) — ^dXoc«
domare , dofi (W.) — SafsSr*
domaiar, dofwr (W.)«
dominus, dorn (Bn).
iloMUfj domh (In)) tamli (GU^j chon, elioaiadbtj (Br*).
douare, dooiaw (W.), donio (Br.).
donatio, donaezon (Br.).
donatOTf doniwr, rhoddwr (W.).
donum, doD (Br.), dawo (W.)^ donaezon (Br.).
dor$um, drom (Ir.).
dosj tocliur (Gl.) — dwg*
draco, draig (W.) — Sfaxwr.
druides, drjw, denrjdd (W.), droidhean (Gl.), hurkiii (Br.).
dubitabiUs, douetut (Br.).
duHum, douet (Br.), teagamh (Gl.).
duicarej donzatt (Br.).
duieiM, dwjnaw*(W.), doaco (Br.).
duoj do (Ir.), dw7 (W.), da (Gl.), du, Aon (Br.) — **o.
duodeeiMy daouzecq (Br.), deoardeg (W.) — Switxa.
duplex, doubl (Br.), deobijg (W.), dobailt (Gl.).
dupUeare, deobljga (W.) , dablaich (Gl.).
duplicaiio, dobladigd (Gl.)r
duplum^ dobladh (Gl.).
durarty doraw (W.).
duru9^ dar (W.), dtar (Gl.).
duje, dag (W.^. Br.), dar (Gl.), (daher auch dueete im Lat.).
Ebury eabor, ebair (GL).
eecty ece (Ir.).
eeelefiOj eglwjt (W.), list (Br^), eaglais (Gl.) — ixxA^a/a.
eeiipH$, sclimpse (Br.) — cxXfc^ic.
edlajF, jiiad (W.).
edsrty ed (Br.), imo (W.), ith (Gl.) — üuy.
effeciuare^ ffeithiaw (W.).
— IM —
effecluB^ effaith (W.), eifeach (GK), effed (Bn).
efffgiare, arfela (W.).
effigiesj arfel (W.).
effunderty jsdiffiaw (W.).
ejuiar€f iach C^U)*
eieemosyna^ aleson (Br.), elusen (W.), alinsana (Ir.) — ^Afi;-
elegans, galeeont , elgain (W.), ealanta (Gl.)«
elcmeniumj elfen (W.).
elephas, elephas, dant (Gl.), olifandd (Br.) — iXdffag,
elevare, uchaw, ardaich (W.), inhuelein (Br.).
elevaiiOy ucheliant (W.)^ inhueladurr (Br.).
elogium, labhairt (Gl.) — - iXXoyiov.
eloquentia, loquance (Br,).
eloquensy ela?ar, locantt (Br.).
emoiiOf jsmud (W.).
emovere , jsmudaw (W.).
emplastrumy plastr (W.) — ti-inXaojqov,
ensj en, endid, ji, jssj (W.) — or.
eOy ire^ eban (W.) — Uvai»
epMwnium^ bonde (Br.) ^^ Imatofiiovm
ephippiumy pilyn, (W.), pillen (Gl.) — If^inmov.
episcopuSj esgop (W.), e»dop (Br.) — * inlaxonog*
equus, ecbw, osw (W.), ech (Gl. u. Br.).
eremiia, haermite (Br.) — i^ti^diriq.
erigere, erigein, hirissein (Br.).
error, earraid (Gl.).
esca, csken (Br.)«
esse, yssydu (W.).
esus, issw (W.), idiieadk (Gl.).
etiam , et, gaed (Br.).
Europa, uroppe (Br.) — Evfwnfj.
evangelium, efengjl (W.) — tvufyyiXwv,
exeellere, iichekt (W^«
ejrcelsUaSy ucheledd (W.), excellance (Br.).
earcelsus, uchel^ uchelawg (W.), excellaot (Br.).
ejecusare, esscusein (Br.).
ejccusaiio , esscuw (Br.).
earemplum^ eUimplear (Gl.), example (Bn).
ejcheretare, disherttein (Br*).
ex^rtüimm^ exeelcice (Br.)*
exercitare, excelcein (Br.).
expellere^ yspeliaw (W.).
expilare^ pillereaoh (Br.K plunderaio (Gl.).
cxplanare, jsplana (Gl.), pleinatt (Br.).
w
— It» —
I
expUcaihy enp1icati#A (Br.).
explorare , jspeiori, jfpeiaw (W.)«
exphraiiOy jspttorad ^W*.).
earploraior, jspeiad (W.)»
exposiiio, jtpel (W.) , esqKMitioB (Br.).
expuhio, jspel (W.)^ peelladnrr (Er.).
txBiiium, exile (Br.)«
exiemdert, ettina (W.)«
extenMibilis, ettjnadwy (W.).
exienHo^ attennadar (Br.) — intiptta,
ejrien9u»j estjm (W.).
exiemusy djeithr (W.)« estraoge (Br.).
extra s ex, eithr (W,)*
exiraneuSf ettronaid (W.)^ acbdranach (Gl.)| ettran (Bf.)*
exiremiia$j traeth (W.).
F. .
Fahuj ffa, laoen (W.) , ffafen, faoudsn (Br.)*
faber y fearer (W.), fear, saor (61.), laer (W.).
fabrieare, farliqna (Br»), aaerionn« (W.).
fabula, fablen (Br.)^ fabhal (Gl.).
facie$j face, faaz (Br.), ffan (W.).
factum, ffaith (W.).
faex, files (W.).
faguB, feagha (Ir.), fao^ faoueott (Br.), ffawjdd (W.).
falco, falchnn, falhan (Br.), gwaich .(W«), faolcho» (GK).
fallaeiay fala (Ir.).
faUacHer^ fallacr (Br.).
faUare, ffaltn (W.), fallat, falsein (Br,).
faisariuBj faUert (Br.).
faise, ffals (W.), iait (Br.).
faUÜai, ffaUtedd (W.), lallal (Br.).
fal$u9j falsa (Gl.)^ fau, laass (Br.).
falXy falch (Br.), faladair (GU)*
famiiiaj familgh (Br.), fine (Gl.), teulu (W.).
fanuMy fan (Gl.).
farctna^ fardeii (Br.).
faretre^ farsa (Br.).
fariy ffregodi (W.), (afar (Br.) ist das Wort) — ^üiU.
fatciay ffasg (W.).
fatciare, ffasgellu (W.).
~ 128 —
fasciB^ ffagod (W.), fagod (W.) — fcbrcXo;«
faimm, ffawd (W.).
falHUiy fad (Br.), ffwl (W.).
fäujr, foch, hoch (Br.), sag, sefnig (W.)»
favor, faver (Br.)^ fabhar (Gl.).
fax / f acuta ^ ffagl (W.), flambehue (Br.). .
fehris^ fiabras (Gl.).
febrnariuSy feorer, huarrairre (Br.), fabhra (Gl.), chwe-
frawr (W.).
felicita$y gwjnaeth (W.).
femina, fem (Gl.), beann (Ir.), benyw (W.)., benjn, fe-
melleeDn (Br.).
femineuSf felmiDeach (Ir.), beDjwatil (W.), femelle (Br.).
fenestra, fenestr (Br.), ffenestr (W.).
fere, berr (Br.).
feretrum, feir (Ir.) — (piQUQOv.
ferircy foertein (Br.),
ferre^ far (Gl.) — q^Qfiv.
fertiliBy fer (Br,). .
feruMy ierw, chwerw (Br.).
ferverCy ber?i (Br.)j gwresu (W.),
festinare , ffestinaw (W.).
festinaiiog ffestrwid (W.).
festine y ffestin (W.).
festinus, ffesten (W.).
feaium, fest (Br.), feasta (Gl.).
ßber^ bewer (Gl.) , ffrancon (W.).
Jlcus, ffige (Gl*)> ^6^° (^i**)«
ßdelis, fidh (Gl.), fidele, feal (Br.), ffjddlawo (W.).
fidelita», fideltaett (Br.).
ßdes, ffydd (W.), fecz mr.), firio (Gl.).
fidOy ßderCj flfyddiawg (W.),
figerej ficha, iija (Br.).
figura, figur (Br.), flfugr (W.), fioghuio (Gl.).
fimbria, froinis (Gl.), frainch (Br.).
fingere , fencha (Br.)«
finirCy ÜDissa (Br.).
finita fin (Gl.), ffin (W.), fuin (GL).
firmamenium, ffurfafeu (W.)«
firmare, ffyrfau (W.).
firrnüas, flfyr (W.), fetissadurr (Br.).
firmue, ferm (Br.), fferf (W.), foirfo (Gl.).
fUeus, fisq (Br.).
fistula, ffyneil (W.), flauitte (Br.).
fiaeciduMy flac (Br.).
— 1«9 —
flaccuB^ fleoidhte (GL).
flagtllarey ffrewilliaw (W.), flagellein (Br.).
flagellaiio^ ftigellation (Br.). .
flammu^ flam (Br. u. W.).
flammartj flammeia (Br.), flanmiiaw ONX
inßammaiioy fflamiad (W.).
flammeua^ fflamaid (W.) r— q>Xay<iiSfig,
ßare, ffwgliaw (W.), bla, plaotg (Gl.).
floccusy flocas (Gl.), ffaced (W.).
floretcerej ffiaraw (W.).
flo9, ftoirr (Br.), fflar (W.), flaran (GL).
fluctuare^ flogpea (Br.).
ßuciuBy fioddas (Br.).
ßuerey ffryddaw (W.).
ßumeny fleum (Br.), ffraa (W.).
ßuxuiy fluss (Br.).
/od»«, ffoc (W.),
fodere, ffossi (W.), fogein (Br.).
foecunditasy foundaitt (Br.).
foecundarej ffaethn (W.).
foecundu9y ffaeth (W.), fonnuss (Br).
fbeniculum^ fenigl (W.), fannouill (Br.).
/oMimi, foen (Br.), ffwyh (W.), fear (GL).
foeterey ffleiriaw (W.).
foetor, fflair (W.).
foliumj foleenn (Br.) — q>6kXoy»
/on», fönt (Br.), ffjDiion (W.).
forare, foredif (Br.).
/ort«, ffor (W.), dorr (BrA
/briiia, form (Gl.), ffwrf (W.), forma (Br.) — f^Ofyi^.
formaliBy ffurfaid (W.).
fbrmarey ffurfiaw (W.).
informü, anffurf (W.).
/wmica^ mjTy mor (W.).
formidOy foorm (Br.).
famaoTy forn, fourneze (Br. u. W.), fuirneix, uirnew
(GL).
fortU, forz (Br.), foiirlil (GL).
foriiiudOy foirtile (Ir.).
forhina, fortun (Br.), fortan (GL), ffawd (W.).
fortunalusy tifawdos, fFynedig (W.).
foruMy ffair (W.), feur (Br.).
foaäa^ ffoss (W. u. Br.).
frangerty frehein, üringina (Br.).
/ral^r, freozer, brere (Br.), bratheir (GL).
KefentelA KelU Attcrttu IL B4. ^
— 130 —
fraudator, fraudourr (Br.).
frausy fraudh (Br.).
fricarcy fferu (W.), frighig (Gl.).
frigere ^ rcfrigerare^ flfresiaw (W.).
frigidusy flres (W.), fuar (Gl.), fres, fressque (Br.).
frigu9j ffer (W.), fuaclid (Gl.), fraessconni (Br.).
fruciifer^ froueza (Br.).
fructißcatio y ffrwythiad (W.).
fruciuss fruez (Br.), ffrwyth (W.).
fruCtuosuB^ fFrwjthawl (W.), frouezus (Br.).
infructuosus ^ diffrwytli (W.).
fuga^ fuagr (Gl.), fflo (W.) — ^vyij.
fugarey feaheio (Br.).
fugere y fFo (W,), fogeir (Gl.) — iftvyuv.
fugiens, fToedig, ffloch (W.), foludliad (Gl.) — qvyaq,
fugiitvuB, foawdyr (W.), fuagarthach (Gl.).
fulgur, foeltre (Br.).
fumarey ffroin, jsmwciaw (W.).
fumuSj mwg (W.).
fundatiOy fondation (Br.)«
fundus, foDd (Br).
funis, fun (Br.), ffunen (W.).
furcoy furc (Gl.), fforch (W.), forh (Br.).
furerCy iFyrnigaw, ynfydu (W.).
furiosuSy ffyrnigwr, ffyrnig, ynfydedd (W.),
fumusy fuirnei« (Gl.) * — q)ovQvog.
fusti$y ffust, £Fon (W.).
GabaJus, gabhal (Gl.), gavl (Br.), gafl (W.).
galeuy galia (Ir.).
gallusy gall (Gl.).
garrtrcy gair (Gl.), geiriaw (W.), gioracaim (Ir.).
garrulus ^ geiriolus (W.).
gaudiumy joye (Br.).
gemelluSy gefell (W.).
gemerey geimeadh (Ir.), uclieneidiaw (W.), osnaich (Gl.).
gemituSy uch (W.), osnaich (Gl.).
gemmay gern (Gl.), ein (W.).
generalisy general (Br.).
generare y geni, gin (GL), geni, cenedlu (W.), gannein (Br.)
— yfvväv.
— 181 —
gemeratio, ginealachd (GK), genid, genedlaeth (W.) — W-
vtatg.
generaiu§^ genill (W.).
genüw, gineadair (Gl.) — yovivq,
genUuB , genedig (W.) , gannet (Br.).
gr«M, genuM, genid (W.), gineal (Gl.) — ycyea.
genu, glun (GL), glin (W.) — ylw.
gtographia^ cegrabhadh (Gl.) — yiijiyyQaffhß
geometriat cembeas, eolai, meadachd (GU) — f^miA^tqla.
gerwutnus, gennin (Br.).
germemy germin (Br.). eginyn (W.).
germinare. egiiiaw (W.)*
getüculam, gestraoaein (Br.).
gettusy geste (Br.),
gibba^ boMe (Br.). *
gibbua, gibeao (Gl.), bona (Br.)»
gigoäj giant, gant (Br.), cawr (W.) — yfyag.
gignere s« generare. ,
gUvu9 , gel (Gl.).
gingiva, gailleacb (Gl.), uchanedd (W.).
glaciesj sclasse (Br.).
gladius, cleddyf(W.), cledd^ cleahon (Gl.), claidheambb (Ir.),
clean (Br.).
glaslmm, der Weid, von glas (W.), blau.
glaucusy glas (Gl.), glass (Br.) — ylavxog»
globu9j ysglitt (W.).
glocien$f gloc (Gl.).
gloria, gloir (Gl.), gloere (Br.) — uXlog.
glariari, glorefiein (Br.).
gloriQ$u$y gloirich (Gl.) , glorinss (Br.).
gluten^ glad (W. a. Br.), glaodh (Gl.).
glmlinare, glaodh (Gl.), jsglawriogaw (W.), gludein (Br.).
glutino9U9y gludennet (Br.).
glutirty gluth (Br.), gwth (W.).
gnatuM s. genittis.
graciluj gracq, gradnss (Q^r*)*
gradatim^ graddawl (GL).
graduM, gradd (GL).
granaimmj granabhal (GL).
groMditOBy gfaodear (Br.).
grando, gran (GL), grezil (Br.).
grano9U9y granach (GL), grobinaid (W.), grannec (Br.)
granmmy gran (GL), grae (W.), gran (Br.).
graphium, graf (GL) — y^attlov.
gratia^ grutei, gras (GL), rhad, cariad (W.), graesse (Br,).
»♦
-- 132 —
gravii^ garw (W.), garbh (Gl.) — ßaqvg.
gregare, gyru (W.).
grejTj gre, gyr (W.)» greigh (Ir.), grcagh, fread (GL).
grunnirCy groigoonnal (GL), rhocliein (W.)^ grognale^ grog-
nonnein (Br.) — ygi^ftv.
gruB, garann (GL, W., Br.) — yigoLVü^.
grjflluSj grullan (GL), criciad (W.), grill (Br.) — j^JpvXXoc-
grj/phus , griffwn (W.) , grippy (Br.) — ypit//.
gubematio, goarnation (Br.).
guhernarcy goarnein (Br.) — xvßtgvär,
gubernator^ garnoorr (Br.) — xvßfQn^Ttjg,
gula, gueaul (Bf.), giobhal (GL). ^
gummi, gum (W.), cauh gue (Br.).
gustus\ gbuste (Br.) — ytvfia.
gypsumy gyp (Br.), aol geal (GL) — yvxpog.
gyrare , gwyr (W.) — yvQovv.
gyrusy g^JTy gwyrach (W.) — yvgoq.
haHliSj abl (W.), abulta (GL)^ habile (Br.).
hahilitasy habiletaitt, abiltaedd (Br.)*
bahitaloVy abytant (Br.).
habiiuSy abyd (Br.)^ abhais (GL)j gnaw (W.).
haeresy aer, heritourr (Br.), air^ oichre (Gl.)
haieCy harange (Br.).
haliiare , aDalaich (GL), anala (W.),
halüuSj aile, aoal (GL), anal (W.), henale (Br.) — &ytfiog,
hatna, amphora, amhar (GL) — äftti.
harpyioy arpag (GL) — aqnvia.
hoBttty astas (GL).
heh^By erbwl (W.).
hebeeare, erbilw (W.)^ maolaich (GL).
heiieboruB, eileobair (GL) — iXiJßo^og.
herbtty guiaut (Br.).
hereB s. haeres.
TierOy erwas (W.) — i^pitfC*
heruB, err (GL), eutru (Br.).
hilarüaB, uallachat (GL), lehaine (Br.).
hiBtoria, ysdori (W.) , hütoere (Br.) — icrro^/a.
historialiB, ysdoraid (W.) — tcrofixog.
hodie, heddi ((W.), iudh (Ir.), oidhe (GL), hirihue, aure
(Br.).
— its —
homq, mo (Ir.).
hanesiaSf honestisse (Br.).
honesiuM, gooest (W^), honette (Br.).
himar, oaoir (Gl.), enor (Br.).
hamarahiltMj inoarable (Br.).
hoHorarty onoraich' (Gl.), inoorein (Br.)*
hoTüy orian, awr (W.), aere (Br.)> uair (GL) •— ä^.
horaliSs uaireil (Gl.)
hardeumy eorma (Gl*).
horologium, horloge (Br,), oriogt, oriadwr (W.) — fS^o«
horribilUy horrible {Bf.)»
haspes, osdair (Gl.), osb, gwestai (W.), boMtit (Bf.y
kospiiari, ytbjdu (W.).
hoBpitiumj osela, osdthigh (Gl.), ostlj gweat, jsbjttj (W.),
bostaleri (Br.).
hoBpiuäitaM^ jtbjd (W.).
humanus, bumain (Br*).
humerCj ula^ (W.).
humiÜBj nmhal (GU), Uedacb (W.)^ umhle, humble (Br.).
humUiiarej omklaich (GL), jfijddaw (W.).
humßiiasy umlacbdh^ umbailteai (GL), oijddaad (W.)^ umi-
, Utee (Br.).
humar, uliar (W.), imorr (Br,).
Jaculum^ g^cb, g^tb (GL).
jam^ cbeam (GL).
janutty gen, genna (W.), gcata (GL).
januarius, ionawr (W.), geannair (W.), gnenTerr (Br.).
jasminum, iacbemin, gecxemy (Br.).
idolum, iodbol (GL), debr, eiddawl (W.), idole ((Br.)
iVSwXovm
fgnaru$, aineolag (GL), anneannawl (W.).
igneuty ufellu (W.).
ignirey vfeln (W.).
ignis, ufel (W.).
ignoraniiay annjsg (W.), ainfhiot (GL), inorantaett (Br.)
dyyota»
imaginatiOj imbaigeadb (GL).
imagOj iombaig. (GL), limage (Dr.).
imnumi$, ainmheafach (GL).
— 134 —
immeOy imüm (Ir.).
immodestia^ dirodesstisse (Br.).
tmpar, disspar (Br.).
impattens, dibatiantt (Br.).
impendere^ iinpleein (Br,).
imperfeciio, disparfection (Br.).
imperitia^ uipearachd (Gl.).
imperiius, uipearach (Gl.).
imperiumy ainpire (Br.)«
impetuSy upag (Gl.).
imponere, impondein (Br.).
impressiOj prcssio.
tmprimere v. premere,
impulsus, upadli (Gl.).
ti», en (Br.) — h,
incendere, asstisein (Br.), ennjnu (W.).
incensio, ennjo (W.).
inchoarCy cychwyn (W.)
inclinare, auclina (Br.)«
inelinatiOy anclio (Br.).
tnclytus y cluiteach (Gl.) — xliVioq,
incrustare y ysgrawenu (W.).
incus, inneain (Gl.), eiogion (W.), aüvc, annean (Br.).
indignus , indign (W.).
indusiumy i?iss (Br.).
infamiay infamite (Br.) — Stg^rjf^ia,
infemalisy uffemaid (W.).
infernumy ifrinn (Gl.), uffern (W.), inhuernu (Br.),
infidelis, difidele (Br.).
inflammarey tanflammein (Br.).
influjcuBy ynfer (W.).
informiSy difibrge (Br.).
Ingenium y gnd (Gl.).
ingratia, ingraterie (Br.).
inimicusy efliys (W.), anemiss (Br.).
injuria y urchoid (Gl.), anjulien (Br.)«,
injurari', anjulie (Br.).
injuriosuSy anjuliuss (Br.),
innoceniiay innozantaed (Br.).
inobediensy diaboeissant (Br.),
inopiay eUiw (W.).
inscriptiOy scrihaer (Br,)«
insererey seidiaw (W.).
insertatiOj seidiad (W.), .
intidiae, eueh (Br,)«
— 185 —
intpirarey ysbridoli (W«), inttpireiB (Br*).
in$piratio, j»bridoliaeth (W.), iosspiration (Br.).
imsula^ iiinte, innis (GL), jbjb (WO» ^^^ (^0 *~ ^^^C«
iniegrUa9y anterianz (Br.).
inieUigentia^ antant (Br.)» eolas, fios (Gl»)«
inier j eidir (lr.)> etre (Br.)*
iniimarej intimein (Bn).
iuiimaiiOy intimafion (Br.).
intrarey antreein (Br.).
inulay aillean (Gl.) — iXivtov.
invenire, invantein (Br.).
inveniarimm, in?antoere (Br.).
inventOTy arfaethwr (Gl.).
invtrecundia , divergontiafte (Br.).
inverBUMy enandred (Br.).
invidtUy cenfigen (W.)^ erie (Br.).
. invidms^ eiddig (W.), efioat (Br.).
jocare , joyastein (C^*)«
Joeotms, jojuM (Br).
jo€u$, jojasstett (Bir.).
iray ir (Gl.).
irt, eddo (W.).
fWa, enfyt (W.) — 7pic.
irritarey terica (W.).
Üay ia (W.), iya (Br.).
Uevy aistear (Ir.)^
jucunditasj uighealach (Gl.).
jucundm9y oigbeil (Gl.).
judex, ynad, ignaid (W.), juge (Br.).
judicaifo, jugement (Br.).
junctioy joentaturr (Br.). ^
jüngere, joenteinn, jaagein (Br.).
juniuMy (menaif), eren (Br.), • ^
jugum, iau (W.), yau (Br.), cuing (Gl.) — fyyow.
ju8y juscnlum, chugon (Br.).
JmBy iawn (W.), ionraic (Gl.).
jueiiiiay iawnwydd (W.), jeaugeadorr (Br.).
ju$iu»y iawn, uniawn (W.).
juvencusy yuanc (Br.).
fuvenim$y ieuant, ewaint (W.), quanctiwe, yanctiff (Br.), oige (Gl.).
El. .
Labor, llafur (W.), obair (Gl.), laboarr (Br.).
laborare, Ilafuriay (W.), oibrich (GU)) labourein ^r.).
— 186 —
labortosut^ llafurgur (W.).
labrumy lip (Gl.), lippe (Br.).
lae, leah (Br.), lachd (Gl.), llaeth, gall (W.) -- ydXa.
lacegcere, llaethogi (W.).
lacinia, Hab (W.), leab (Gl.).
' lactarey leahein (Br.).
Jacieus, llaethaidd (W.) , leahec (Br*).
laciucoy ladusen (Br.), Ihiethygea (W.).
locus, lagen (Ir.), loch (GL), llwcli (W.) — Xoatxoc.
laedere, llad (W.).
laena, leann (Ir.) — ;^Xarva.
laevigare, liomli (GL).*
laeviBj lom (GL) — Xttog.
laevitas^ liomhachd (GL) — kitotfig.
lamhere, lleibiaw (W.), lapuo (Br.) — Xtixuv.
lamella^ leac (GL), lann, lanniere (Br.).
lamina, lann (GL), lainne (W.).
lampay lampa (Gl), lampre (Br.) — Xäfmmg.
lanuy olann (GL), gwlan (W.), oulan, g)ouan (Br.).
laneus, girlanaid (W.), glouanage (Br^),
lanceoy lanDsa (GL), laoce (Br.) — loy^tj.
languescercy fas lag, fannaich (GL), languis^le (Br.).
languidus, lag, fan (GL).
languovy laige, fannaclid (GL), languUje (Br.).
lapidare, labeein (Br.),
lapisj leac, lia (GL), llech (W.) — XlHq^
lavy dia laraich (GL).
lardum, lardd (Br.).
largitas, largante (Br,).
lariXy learach (GL) — Xagi^.
laternay lanterne (Br.), laintear (GL)*
latinus ,. laidinneach (GL) j latin (Br.),
latroy ladronn (Ir.), lladratwr (W-)» la^erro^ (ßr.).
latrocinalisy Uadraid (W,).
latrocinariy lladrata (W.).
lairocinatio , Uadrataeth (W.), laeronci (Br.)«
latüudoy lehett (Br,), Ie«d (GL).
latus y lled (W.), leathan (GL), ledan (Br.).
laudahilisy clodawl (W.).
laureay lawrwydd (W.), laibhreas (GL), loreOM (Br.).
lau$y lad, clod (W.), diu (GL).
lajcamentum , jslacrwydd (W.).
laarare, lasaicb, yslacau (GL), lleadur(W.), ledannein (Br.).
lojcaiio, lagsaine (Ir*).
lajTU^M lawcli, ylac (GL), Uag (W.), lau«*que (Br.J,
— 1» —
ieciar, Ileawl (W.), leinnoor (Br.).
leeium, leacht (Ir.).
legalia^ laghail (€rl«), leale (Br.).
hgaiuSf leacht (In).
legitimus^ lagliail (GL).
legere y lengh (G1.)^ Heu (W«), leinein (Br.) — X/;^€iv.
iegiOj lleng (W.)«
Ifo, leon (It. d, Br.), llew (W.), leomhan (Gl.) — Xfiov.
le^tra, luibre (GK), loyrerea (Br.) — Xinpa»
leiarej lahein (Br.)«
leium, laLadurr (Br.).
levarCj iaevigare^ yslfpan (W,), Homh (GL).
lejt, lagh (Gl.), lezenn (Br*).
liber (frei), Hbre (Br.).
Über (das Buch), leabhar (Gl.), lljfer (W.), lirre (Br.>
Uheria9y liberte (Br.).
libra, IWre (Br.).
hgare^ laeein, liammein (Br.).
UUumy im (Gl.) --- Ul^iw.
hrnUy liomhan (GK)j lim (Br.).
limarej liomhan (Gl.), limein (Br.)*
limuMj lasse, lache, looiss (Br.>.
?/iiiia>.liDeeii (Br,)} llinyn (W.;*
lineare, llinjgauw (W.), linig (Gl,), lincenBein (Br.)*
Umgma , langage (Br.).
Unteum, liein (Br*).
Iimieu9y lyein (Br*).
hnumy lin (Gl. u. Br.) -^ Xhop.
liqmare, leagh (Gl.).
tiiiera, litir (Gl.), llythyr (W.), laettrenn (Br.)^
Uiteraturay lleadoriaeth (W.).
h\r, Ueiaw (W.), leUu (Br.), leisw (Gl.).
7oca2/#, lleawl (W.).
locu9, loc (Ir.), lle (W.), leh, löge (Br,>
löcugia, locust (Gl.)*
langU9, langach (Br.).
loquacitae, Uafarwch (W.)*
loqui, labhair (Gl.)^ UoUau^ llafani (W.) ~ Xfynv.
loquäjCy lloljn (W.).
Jortca, loireagh (Gl.).
htbHeuSy labric (Br.), llib, yaUb (W.).
Imcere, Uearu, llacheda (W.), Ivheio (Br*),
translucerey trylewychu (W.)*
1mcen$, lensach (GL), lleoeMiwg (W.), ligqemwM (Bn)i'
lucernaj Uaehed (W.).
— 138 —
iucrari, ocru (W.).
lucrotusj ocrawl (W.).
lucrumy llwgr, elw, ocr (W.), ocar (Gl.), gouni (Br.).
lumtnare, lleueru (W.).
luna, luan (Gl.), llnn (W.), luDn, louairr (Br.).
luslruMj lusca (ir.).
lujr, leui (Gl.), Ueur, llewycL (W.), gui (Br.). ]
Machina y magin (Br.) — h^X.o-^'fi*
maciare, niactadh (Gl.).
macula (die Masche)^ magl,'ma$gl (W.), luaill (Br.).
macula (der Fleken), magle (Br.).
maderey madidare^ madrogi, inw}ddaw (W.).
madiduSy madrawg, mwydaidd (W.), inoeste (Br.).
madorj madredd, mwydedd (W.)^ mouestadarr (Br.).
magistery meistp (W.)^ maighstir (GL), maestre (Br.).
magistrare, meistrolaethu (W.).
maghlraiuSy loaighstireadh (Gl.), meistrolaeth (W.).
magnißcarey mawran, mwyedigaw (W.) , meudaich (^1.).
magnißcusj magnifig (Br.)
magnitudOj meud, meudaclid (Gl.), me^Dd (Br.)ylmagady
myged (W.) — ^tyt^oq.
magnu$j mawr, royg, myggaul (W.), mor (Gl.) — ^Uyag.
majestasy mygredd (W.), majeste (Br.) — ^lyakuoTti^*
major, mwyadi (W.).
majuMy inay, maigh (Gl.), inay (Br.), mai (W.).
maledicerey mallatch, mclldithiaw (W.).
mahdictio^ melldithiad , mallach (Gl.), malloh (Br.).
malediciory melldithiowr (W.).
maliiiay mailis (Ir.)> malice (Bn).
mallearey mwrthwyliaw (W.).
malleuBy mwrthwyl (W.), morholl (Br.).
malunty raall (G1.)-
malus, roallt (W.).
ma/i;a, maule (Br.).
mamma, mama (Gl.) — ftd/itfia,
mandragoras y mandrag (Gl.) — /AUvdgayoQug.
maney main (Ir*)> n^^stiDj mitiniatt (Br.).
manerey mygnu (W.) — f^^viiy.
manica, manche (Br,)^ muinicheau (Gl.), manig, maineag, me-
f*^%1}Q.
— ii9 —
manipulu8, muDaid (W.).
manaüi^ mana« (GL).
mantellum^ mantel (Gl., W. u. Dr.).
manuSy man (W.), main (Gl.).
mare y mara, muir (Gl.)^ mor (W. u. Dr.).
marinus, morang (W.).
marga, marg (Gl.), marl (W.), marne (Br.).
margarittty royricrid (W. •«. Gl.) — fiuQyuQittjgB
marmor^ inarmor (Gl.}> maen mynor, marmawr (W.)
fiUQfiaQog» ^
marmoreus^ mynorain (W.).
fnartes, maltre (Br.)«
Marsy mairrth (W.).
Martina (mensis), mart (GL).
martyvj merthyr (W.).
martyrium, merthyrolaetb (W.).
masy male (Br.)^ mal (W.).
massa, amaz (Br.), meall (GL).
mater, mathair (GL), mam (W. a. Br.) — - /uij
materiOf mather (GL)^ mater (W.).
matrona, meiriones (W.).
maivtinuB, maduinn (GL).
mauruB, mwyariad (W.).
majrimuSy mwyaf (W.).
medicare, meddygu (W.).
medicina, meddygyn (W.).
medicinaliSj meddygawl (W).
medicua, meddyg (W.), medecinonrr (Br.).
mediocrHas, meadhonachd (GL) — ^ergi6ti]g*
medium y med (W.), meahon (GL) — /i^aov.
medullaj madrudd, mwydion (W.), mele (Br.) — f^vikog^
medullaris, mwydionaidd (W.), itaelee (Br.).
melj mel (W.), mele (Br,), mil (Gl.) — fiiXu
melJare, mela (W.).
melieus, meallacli (GL), melaid (W.) — iLit7aTw£rjg.
melodia, molud (W.), melodi (Br.) — /ucXoid/a.
membranaj meambrana (GL).
membrum^ mambre (Br.).
memoria, meamhair (GL), mimoere (Br.) — h^Vt^V*
mensy mein (GL)^ mened (W.).
mensis, mia (W.), mios (GL), miss (Br.) — (ätjv.
mens. JanuariuSy guenovaer (Br.), ionawr (W.).
Fehruariua, huarraer (GL), febr (Br.), chwefra^
MartiuSy maerh (Br.), mart (GL)j mawrtb {Vi
— 140 —
mem. Majus^ may (Br.) , maigh (Gl.), inai (W.).
Junius^ majehuin, eren (Br.), mehefin, mjLefio
(W.).
Julius^ go\itLelin (Br.).
yiugus!usy aeste^ eaust (Br.), awst (W.),
September^ guennelooe, mis mendem (Br«), inis medi ( W.).
Ociober^ gouil, miquele (Br.).
November y gueverrdii, calangoian (Br.).
Becember, missda (Br.)^ mios meadlioDacha gheam-
braidh (Gl.).
mensor, uiesurior (^^.)j mesulour (Br.) — fmgtjTi^g,
mensura^ mesur (W.), maes, mesul (Br.) — fihQOv»
mensuraliSy inesurawl (W.).
mensurare, mesur (W.), mesulein, mesurein (Br.).
mensuratiOy inesuriaeth (W.).
mensurabilisy mesuradwi (W.).
mtniha^ ment (Br.), meand (GK) — fihf&a.
mercaior , marliadourr (Br.), maeleriwr (W,).
mercatura, marhadourea , mercereah (Br.), maeleri (W.).
fnercatusy margadh (Gl.), marchoad (W.), margale (Br.).
Mercurius, merchyr (W.).
merere, meritein (Br.).
mereirtjc , meirtreach (Gl.).
meritumj merite (Br.).
merula^ mwyalch (W.)^ mou'ialh (Br.).
me$$i$^ medein (Br.)^ medel (W.).
tnessor^ medelwr (W.).
meia, mir (Gl.).
metallicuSf mettellaid (W.), miotailteadi (Gl.)«
metallum^ meitall (Gl.)> mantale (Br.), mette), mwn^W.) —
IJkltak'kov,
meiallurgiay mettellwriaeth (Gl.).
metaliurgus y mettelydd (W.)^
meiere^ medi (W.), medain (Br.).
meditari, meddylHaw (W.).
meditator, meddyliwr (W.).
metricuB, mydraethawl (W.) — ^jüiqixqq.
metrum, mydr (W.) — (xIxqov.
mens, mehani (Br.), mo (GU), mau (W.) — i^og.
miles, mil (In), milidh (GL), milwr (W.).
miliuM^ nell (Br.).
militare, milwriaethn (W.).
miUtaris, milwraicM (W.)-
mille, mile (Gl.), »il (W.), mile (Br.).
milliarhm^ mile {&.), miher (W.) — ^lUor.
— 141 —
minus ^ mydom (W.).
minarij rnjoasu (W.), menacein (Br.V
minatiOi rnjoas (W.), menacein (Bn)«
mifuMr y mynaswr (W.). »
mingere, muin (Gl.).
m%niUrar€, menestru (W.).
minister^ menestre (W.), nuDisteir (Gl.), miDiitre (Hr.),
minuere^ manu (Gl.), meintiau (W.),
minus y mion (Ir.), mean (GL), meinas, manw, man (W.) —
minutOj mynyd (W.), minutt (Hr.).
tniraculum, miorbhail (Gl.), moliah, miraele (Br.).
miraiilia, meirain (W.).
mirCß mir (W.).
mir US j mjr (W.).
miscerej mysgu (W. u. Br.), miasgaich (Gl.), messgudur (Br.)
miseiia, misere, mijere (Br.)^ mishealbh (Gl.)»
mispHlumy meidil (Gl.), meryEwydden (W.) — fiiamXov.
misiura, mysgi (W.), measgan (Gl.), messguadarr^ kern-
meak (Br.).
mistus, mysgaid (W.), measgta (GL).
miiigare, mwyhaw (W.).
miiUy milis (Gl. u. Br.), mwyth, mcwyth (W.).
miitere, myned (W.).
mobilis, madawl^ mudadwy (W.)«
mohilitas, madiad (W.), luaths (GL).
modesliOj modhalachd (GL), modesti (Br.), moldra (W.).
moduluSj mettdackd (GL)*
modus y modh (GL).
mola, mailion (GL), melin (W.), mtlin (Br.) — fiiXfi.
molare, meil (GL), mala (W.), mola, maleiu (Br.).
moleSf moil, meall (GL).
molesiarey molochi (W.).
molesiia^ molochiad (W.).
molitor, mciUear (GL), malwr (W.), melinairo (Br.) — fit;-
molüura, meilead (GL), malwria (W.).
moUiss mal, melU, mwyll (W.), maoth (GL) — fidkax6g.
mottitiaj mwyg, mellni (W.).
momenium, momantt (Br.), meidyn (W.).
momachms, mynach (W.), manach (GL) — f*6mxog.
monasterium^ mynecbdid (W.).
m^mere, maiDun (Ir.).
maneia, monadh (Ir.),mwnai (W.), moneye (Br.).
monilej mynwar (W.).
manitumy monadh (Ir.),
monumentum, monwent (W.) — ftvtjfieTov»
mons, monadh (Gl.), mynyd, mwnt (W.),
manstrum, moDstre (Br.).
montanusy mjnyddawg (W.).
mora, mairneal (Gl.).
moriy marhuein (Br.), marwi (W.).
mors, murn (W.), marhue (Br.).
mortariumy mortar (GL).
mortifer^ murniur (W.).
manne (Br.).
monett (Br.).
muless (Br.).
mo:c^ inoch (GL).
muccinium^ mouchette (Br.).
muluSy muileid (Gl.)^ bastardmul (W.),
muniSy mwyn (W.).
muralis, muriawl (W.).
murarCy muriaw (W.).
mureoTj murac (Ir.), maorach (GL).
murmuTj monmhur (GL).
murmurarCf dean monmhor (GL), mongial (W.).
murus, mur (W.), mangoer (Br.).
mu8C08U8, mysyglawg (W.).
muscusy mwswg (W.) — ^oaxog*
musicuj musique (^r-) "^ fiovaixi]»
mutabilisy mudawl (W.).
miliare j muth (GL).
mutatio, muthad (GL)«
mutilarCf myanafu (W.), mahignein (Br.).
muiuBj mud (W.), mudd (Br.).
myriaSf myrdd (W.) — /nvoiag.
mj/rrhuj mir (GL). — fiv^ga.
myriuSj mirte (Br.), miortal (GL) — ftigtog*
mysterium^ mwyster (W.), mistere (Br.) — fivö\
myaticus, mwys (W.) — fivauxog.
— 14S —
M.
Nanu$^ nar (W.) — »ovoc*
naps9ts, neap (GL).
nare^ naiare^ nofiaw(W.X snamh (Gl.), neaDaia (Br.) — War.
«MC», geni (GL), gannein (Br.) — ylyma^iu.
uatalor^ noiiedjd (W.)^ suarohaich (Gl.), neanonr (Br.).
natriXy neidr (W.), »athair (Gl.).
naiura^ nadur (Gl.), natur (Br.), notur, nawtur (W.).
naluraiis, noturiawl (W.).
naiusj genedig (W.), gannett (Br.).
navigare, afaeguein (Br.)«
uebula, neul (Gl.), niwl, nifowl (W.) — wyAiy. .
nebularcy niuliaw (W.).
nebulo8U$j Diuliach (W.), nettlach (Gl.).
negare, naga, segian (W.), nahein (Br.).
negaiio, negyf (W.), aicheadh (Gl.), Bah (Br.).
negaiivuMj ncgyddawl (W.), nahuM (Br.).
negligentia y egenlusdra (W.).
negotiariy negeseua (W.).
negotium y negesiant (W.).
nemOy niconn (Br.).
nepoM, Bai (W.).
NeptunuSy n^on (W.).
nequamy quean (Br.).
nere, nyddu (W.), sniomh (Gl.) — tiuv.
nervoMitas, nerthaedigaeth (W.).
nervoiUMj Berthedig (W.), BerheBsec (Br.).
nervuMy BcrliCBn (Br.) — v^v^ov.
neiOTj Byddiad (W.).
nidulari , ujthvi (W.), Beadaich (Gl.) — viottivw.
nidusy Byth (W.), aead (Gl.), fleh (Br.) — »anria»
nthüy Bi, BeoBi (Gl.), aetra (Br.).
niinbu9y Beul (Gl.).
fUJütiM, ailear (Gl.).
nitidus, Beaett (Br.). ^ , /^, v
nivere, ningere, Bjfiau (W.), deaB SBcachd (Gl.) — vnfuv.
nijFj Bjf (W.) — >#V.
nobilisj Boble (Br.).
nocere, aiwedu (W.).
nocturnuMj Boiawl (W.).
nodare, ysoodiBO (W.). ,,„ x , , ni \
nodusj cBotadh (Gl.), yroodca (W.), klay (Br.).
nomen, eBW (W.), hambud (Br.), aimm (Gl.), aiBim (Ir.) —
Svofio»
— 144 —
iioii, nanoj nonnas (Br.)^ ni (Gl.), nac (W.).
nona^ noin (Gl.).
noia, nody arnod (W.), notenn (Br.).
noiabilis, nodawl (W.).
notare^ nodi, amodi (W.).
notariua, noter (Br.), nodiadwr (W.).
notatiOy nodiant, nodjddiad (W.).
novare, newiddiaw (W.), nuadhaich (Gl.) — veovv,
renovare, adnewjddu (W«)^ athnuadliaick (GL), renehue-*
hein (Br.).
novemy nau (Br.)> naw (W.), naoi (Gl.) — hvla,
novitasj naadhachd (Gl.), newydddeb (W.), nehaetaett (Br.)
— viortig.
novusj no (Ir.), noadh (Gl.)^ nehue (Br.)> new, newjdd (W.)
— viog.
nox ^ DOS (W.)^ nochd (Gl.), doss (Br») — vv^
nubes, neul (Gl.), nef (W.) — viipog.
nudare, Doethiadu (W.).
nudatio, noethiant (W.).
nuditas, nochdachd (Gl.), noethedd (W.), noahadurr (Br.).
nudus^ noeth (W.), nochd (Gl.)^ nuah (Br.).
nugaCy nwyd (W.), Deomachas (Gl.).
nugari^ nwydaw (W.).
nugatorj mwydiant (W.).
numerdlUy niferawr (W.).
numerarej niferu, rliifea, Duirohir (Gl.), nombrein (Br.).
numeratio , niferaitli (W.), uibliireachd (Gl.).
numerus, Duimbir, uibhir (GL), nifer, rbifet(W.), nombre (Br.).
nummus, mwnai (W.).
nundinuSj naufeddjd (W.), naotbambhdeug (Gl.).
nusj nwg (W.) — vovg*
nuiabilis, nugiawl (W.).
nutarey nugiaw (W.).
nuiatio, nug (W.).
nuxj cnu (Gl.), cnaw (W,), queneu (Br.).
o.
Obediena, afyddawl (W.), aboeissantt (Br.).
obedieniia, uddyfawd (W.), aboeUsance (Br,).
obedircy ufyddaa, uddyfaa (W.), aboeicein, oboicza (Br.).
objurgare, groodeio (Br.).
objurgaiio, grondereab (Br.).
- Ilft -
objurgaior^ grondourr (Br.).
oÜigare, aobligem (Br,),
Migatio, aoi^Iige ^r.).
fMivUci, ebargofi (W.).
obaervare •• »ervkt^e. . ' . »
ob$ervatio , goarnation (Br.). - '
ohervaiar^ goarnour (Br.).
obMere, assiegein (Br.).
occa^ og (Gl.), og, oggan (W^^
occare, ogi (W.), cliath (W.); •
occa$io, echlys (W.), aobh^r (Gl.)^ aacasion .(Br.). .
oceatar, ogiadwr (W.). ■ . i . . ) .
occuitarej cell (GL), ceitiaa (W.), Aib, cuheil^' ^.);
oc^uliatio, cuhereah (Br.). ' ^ "'■ *^
oceumbere s. cumbere» ' '
oecupare^ achubi (Br.), gabh fGI.)«
9€eaHU9s aigean (Gl.), eigion (W.)^ ocefai fti^.)' «^ eSkmi'dc.
ociatm9, ochdamb (Gl.) — 'Sydbo^. ' . . \
octo, ochd (Gl.), wyth (W.), eiTi (Br.) — ^xrtf.
oda, awd (W.) — ^^ij.
off^enaioj aafTancej o£raDce'(Br.). *
offerrt^ offcren (W.), ofrain (Gl.).
offitimm, oifig (Gl.).
oleum y ola (W.), oiew (W.),'eol, Wie (Br.^ -^ ileUör.
oliva, olea, olewwydden (W.), olirenn (Br.).
o/or^ eala, alarch (Gl.)^ ala (Ir.).
amnis^ holl (W.), QÜe (61.)^ oll (Br.) --^ SXog.
amnipoientiay iiileachd(Gl.)j oilbaitance(Br;), oUnertBedd (W.).
aperari, oibrich (Gl.), oberr, goberr (Br.).
operaiio, oberr (Br.).
Operator, operatoarr (Br.).*
opM, obeir (Gl.), ober (Br.).
oroj or (W.), oir (Gl.) — ogog.
o^arey orl (W.). . ». .
orofto, oraid (Gl.) ^ rhu (W.). . ». ^
Oratorj oraideach (Gl.), areit|iiwr, rbimclwr (W.).
0rator4u9y areithyddawl (W.).*
oratrijp, areitbyddes (W.).
ordinäre, ordaigh (Gl.), urddeaw (W.), orOreiottetti (Br;).
ordinaHo, nrddoliad (W.), ordreioance (Br.)^
ardoy ordagh (Gl.), urdd (W.), ur«, urh (Br.), 6irde, aird (Ir),
Organum j oragan (Gl.) — tgyavovi'
orieniy oir (Gl.), dwjraen (W.).
originalie, orgenale (Br.).
oririj eiridk (5l.), iryre, dwyre (W.).
KefcnttiB Seit. jUUrth. IL Bd. 10
— lÜ —
ornamentumß aradh (Gl.)^ orlemantt (Br.)*
OTjfxa, rjse (GK) — 6(}v^
osculari, casaw (W.), pog (Gl.),
osirea, eistr (Bn) — Sor^cov.
oi;i>^ ot8g (Gl.), oan, uan (W.)^ avatt (Er.) — oi'c«
ovumy ubh (Gl.), wy, wyan (W.) — tiov.
Pabulari^ yspori (W.), biad (GL).
pabulum^ jspawr, pasg (W.).
paenula, pais (W.).
pa/a, pal (W,), bal (Hr.).
palaestra^ peilUteir (Gl.) — nahziatga*
polare f paladro (W.)^
palaliuMj palaess (Br.), plas (W.)*
pattaj pallium, pall^ pallen (W.).
palma (arbor), palmid^ palwjdden (W.), palmesen (Bn).
palma (manas), paif (W.) — naXafifj»
palpitare, palfalu (W.).
palu€ (Pfahl), pawl^ paladr (W.), peincell (Br.)^ post (Gh).
palus (Pfuhl), pwll (W.), poll (Gl.), plehen (Biv)-
panis, pain (Gl.)^ bara (W. u. Br.).
panteXy paneg (W.).
papa (Papst), papa (Gl.), bab, pab (W.).
papaver, pabi (W.),
papavereusy pabiaid (W.).
papillaj pitan (W.)«
papyrus, papyr (W.), paipeir (Gl.) — nanvffo^.
papyriuMi papyraid (W.), paperr (Br.).
pavy par (W.), parr (Br.). ^
paradisusy paradwi« (W.), baraouc»s (Br.) — nuifuSnaog.
paraly$Uf parailis (Gl.) — «apoXüoi^.
parate, para, P»"j;V W- .
paratusy parawd (W.), reidh (bl.).
parcere , iispergnein (Br.).
parentela, breith (GL), rhieni (GL).
parere, parn (W.).
pars, parth (W.), pairtich (Gl.).
parifbäisj parthadwy (W.).
parliculariSy peubaladr (W.).
partilia, parthedig (W.). ^ ^ . ,« v
pariire, parthu (W.), pairtich (Gl.), parrageio (Br.).
— MT —
pariüh, pairt, pairteachad (Gl.), partbed (WA
puriüpr, parthwr (W.).
ptueere, pesgi (W.), paasquein (Br.), btadIi(6K) — flioitttp.
puMcka^ paic (W.)«
P^^^eumy patg (W.), paerage (Br.),
pa$&U9^ pata (Dr.).
paUio^ porfa (W.).
paitor, pesgwr (W.).
paUUa^ padell (W.).
paiella genualU^ padelleg (W.),
pa#tfr^ pab (W.), athair (GL), tadd (Br.) — nattfi.
paierniias, pabaeth (W.).
pai0mu$, pabaid (W.).
paiieniiaj paciantaelt (Bn).
paiina, poith (GL).
paironuSf patrom (Br.).
pauper, peuriD (Br.)«
pauperias, aimbeart (Gl.), peurante (Br.)«
pau9a, peuad (W.), peah (Br.) — naSat^.
pausare^ peuau, peuannu (W.).
pavimentumj palmant (W. u. Br.).
pavire, palmantu (W.), paooein (Br.).
pmvOf paen (W.), pao, apaff (Br.), pe^cag (Gl.) -^ »aaw«
pavwy pang (W.).
pojtj p^ (Cr-)*
paxittua , pillyn , pillgun (W.) , plucaa (Gl.)i
peeeare, peaeaick (Gl.), peeba (W.), pebein (Br.). "
peccaiitr, pecbur, pechadar (W.), peacair (Gl.), pebQurr (Br.).
peecatumy peaeadb (Gl.)^ pec, pecbaad (W.), pebete (Br.).
pectMarüf piawl, piannaul (W.).
peeulium, piaat (W.)»
pecuBj beo (GL), chatale (Br.).
pedaliSj pedawl (W.).
pedesier, pesj pedettr, pedettraidd (W.).
peilere, impeUere, pwyllaw (W.).
peüü, peall, piU (GL), pU, pilyt (W.). ,
peUitus, pileaaug (W.).
pdvis , pelic , belle (Br.) , paeol (W.) , poit. (Gl.)*
pemaiesy der Name dieser häoslicben Scbutzgötter iöiiiile wa^
aammenbäogen mit penaf (W.) erbaben, penaeth (W.) der
Erbabenste.
pendtrej payeio (Br.) zableo. '
I^nnim$9 (mens), a pen ghwin (W«) daa welsae Gebirge.
pernio, paiemantt (Br.) die Zablnng.
penriiar^y pwjsaw (W.).
10*
pwcu88iOy cud (Bf.)^ baaladh (Gl.).
perdrixy petrusen (W.).
pMregr^ari^y pettnmaw (W.).
peregrinatio, pereriDiad (W.).
peregrinus, pellenigwr (W.).
perfectio , perffeitbder (W.).
pevfectuSi parfaett (Br.), perffaith (W.).
perßcerCj perffaithiaw (W.).
pericutari, perjgla (W.).
periculosus^ peryglas (W.), cruaidh (Gl.).
periculum j pevjgl (W.) , peirigil (GL).
periodus, pryd (W.) — negiodog.
permüsus, permaettett (Br.).
perpetuus, berped (Br.).
perplejpiiaSy penbletbiad (W.).
persona, person (W.), personnage (Br.), pearsa (GJi).
personaliSf pearsail (Gl.).
persuaderey cbwedia (W.).
persuasiOj cbvedleuaeth (W.).
periinere, pertbynu (W.).
pe$j ped (Gl. u. W.) , troelt (Br*) — nov^.
peierCj pcdein, bedi (Br.)^ pern (Gl.), impidhim (In).
peiiÜOj pedeeb (Br.), impldh (Gl.)^ quidbe (W.).
petroselinum, pearsal (Gl.), perlljs (W.), perzill (Br.) — *
ntTQoaihvov,
phantastOj faDtazi<(Bo).
pha$tanu9y faisant (Bv.), iDaeacb: (Gl.); gwyddednen (W.) -^
philotophiUj feadlsainbmichd (GJ.); g^^» gwjddbwyll, gwy-
bod (W.), filosoii (Br.) -^ qfvXofro^ia.
phÜ080phicu$ , gwyddonäwl (W.) — - q^iXeoofftxo^.
philo8aphu8y feallsanach (Gl.); gwyddon (W.) < — tptXieofogm
phyy fi (Gl.).
picay pia, pica (W.), piq (Br.)> pioglmid (Gl.).
piearcy pygu (W.).
picea ^ piol (Gl.), pinen (Br;), pinwyddeti* (W.) — nltvg*
piceue, pygedlg, pigedd (W.).
pictar^ paentll«^ (W.)>, penntourt (Bn.)»
piciutaiue^ paentiedig (Gl.^
pOm (Rfeüer), piN^ piladr (W.), piler (Gl., W. u. Br.).
pila (Ball); ball (Gl.), pel, pellen, dybel (W.).
pt/a ludere, pela (W.).
piieus, boiaeid (€rl.), pilyn^(W^)<y ist aiMh: jede Bedeckung
pilumy pill, pilwm, picell (W.).
pinHa\ pin (W.).
• I '
pinsercy pwyaw (W.).
pinnin» ^ ptiMig (W*).
pinu0y pimbren (W.), pinett, pigaen (Or.). -
pipare, pibaw (W.). . .'. »
pi>er^ peabiiar (GL), pibre (Dr.) — niniQi.
pipire, pipianu (W.),.biog {Gl). . > •
pirum^ peur (Gl.), peran (W.), peren (Br.)k •
pirua, perbren (W.).
pUcator^ pjsgodour (W.), piis<iiM«rr (Dr.). pnqoetni (Dr.).
püeari, pysgota (W.)^ piwqueteit^(Dr.), iii^cb'<6l.').
püdna^ pjsgodljD (W.),
pisiiM, py»g (W.), lasg (Gl.), pifsqde (Bffc).
pistoTy bobwr, pobjdd, pwjawdr (W.)>^ poi^j lyolonger (Bh)..
ptfifM^ pjs (W.), piteDn (»;), pesM^r (Gl.) — uimv^
piM«, bigott (Bn).
P^9 pyg (W.), pic (GL), peg, peec (Br.) ^ ^/«raa.
plOiart^ bleja (Br«),
placere^ pligeia (Br.)«
plagr« (Gegend), plat, plwg (W.) — «•.siUtybc«
plagra (ScUag), pla (W.), plaigh (GL) -* fai/y^.
planare^ pladein (Br.).
planca, plane (W.), planqnen (Br.) «- «JLoS..
pianeta, planed (W.) — TtXtttwfirtjg.
plamiies, plad (W.), plene (Br.).
ptania, plant (GL)^ plan (W.), plandenB,,plBn]iigju(Br.).
plumore, plantain (GL), planu (W.), plantein (Br.).
plamiatiOf plan, planfa (W.), planndachad, plandereali (GL)..
piamiaiarj plantair (GL o. Br»), planwr (W*)*
planum, plan (W.), blau (GL), blatt (Br.).
pleb», poibleach . (GL) , poUatli (W.) ~ nXfi»og.
pheiere^ plethu (W»)^ pleath (GL) *^ nUxaiy«
pkniiag^ pitilteas (GL) — nX^fWfia.
planus, plwyn (W.), p«ilt (GL), pleinn (Br.) -^ ttkf]Qr,c.
plicay plyg (W.), plec (Br.), filleadh (Gl.).
pUenrej pl7gii> peliaa.(W*), fiü.(61.)» pleguein (Br.), ^,
plicaiuM^ pljgavl (^0*
piumoj pluen (W. n. Bi^)^ ite (GL).
plumare^ ploaw (W.).
plumariuM, plniaid (W.).
plumbare^ pljmn^ pljmiaa (W.), .plonuneili (Br.)*
plumbem$j plymiaidd (W.).
plmtnbmm, plwn^ blomb (W.), plo«n, ploaiti (Brw)« liuud (GL).
(MNfejr, bothan (GL)*'.^ li ..... rl-'* * • [ -
- 150 --
poena. poen (W.), pein, piaD, peannas (GL), poene, beaek
(Bn) — - notvrj.
poenalis^ poenedig (W.), peanasach (Gl.) — fKomcTof*
poenirej punire, poeni (W.), peanasaich (Gl.).
poeta, bard (GL), prydjdd (W.) — woiiyrijc.
polire, poii (GL).
poUen, paill (W.), plur (GL).
po/ii«, pol (W.).
paineridianus y prjdnawn, pymawn (W.),
pompa, pompe (Br.) — yro/unij.
pompatious^ pompnss (Bn).
ponderabäisj pwjsadwy (W.).
panderarey pwjsaw (W.), pouisein (Br.).
panderatory pwynrr (W.).
ponderon$9y pwjsfawr, pwyaig (W.).
pondus, pund (GL), punt, pwjs (W.), poun, fand (Br.).
ponsj pont (W.). .
populusy pobull (GL), pöble (Br.), pobl, bobke, lltaeo (W.).
porculttj porchelles (W.),
porculus, porchell (W.).
parcusy porch (W.).
pwrrigercy righ (GL).
portay port (GL), ffor (W.).
portare, porUii (W.).
portatiOj porthiad (W.).
poriicu8y porche (Br.).
portiOy poirsiam (Br.)*
portusy port (GL), porth (W.), porhic (Br.).
porus, por (GL), porth (W.) — ;io^oc«
poscerej posiaw, posiaonu (W.), forschen, fragen.
po8sessiOy sjddjn (W.), sealbh (GL), poMiasion (Br.).
po8$e8sor, sjddinvr (W«), sealbhadair (GL).
pos8idere y syddu^ sjddinu (W.), possedetn (Br.),* aeaU
bhaieh (GL).
p08ti8y post (GL).
potare, potiaw, portha (W.) •» nlvuv^
Potator, poitear (GL).
potu8y potes, potiad (W.) — noaig,
praeda, praidd, trais (W.), prince (Br.).
praedariy preiddiaw (W.).
praedaiOTy preiddiwr (W.).
praedicare, pregethu (W.).
praedicatiOy pregeth (W.).
praedioatOTy pregethwr (W.).
praeparare^ parotaw (W.), aprettein (Br.).
— 151 —
prm0parmii9, parodiaeth (W.)*
prae9em9, pretaatt (Br.).
prme$emimre^ preau» prjdtau (W.), pretaatetn (Br.).
prmesenialis^ preaenawl (W.).
prae^eniarcj preaa (W.)«
praeseniia^ pretem (W,), presance (Br.)«
praesepeSf preaeb (W.), praaadi (Gl.).
praeMiariuMj prjtawl (W.).
prae$idiumy prja (W.).
praetimrey piidaw (W.)^ preatein (Br.).
praeMnare, prjnii (W.).
praesio, preat (W.), prette (Br.).
prandiumj prain (W.), praim (Gl.).
prel^Mj preaa (GL), preaanere (Br.).
premercy imprimerej printhiair (W,)^ draigh (GL).
pre$$iOj impreui^y pr€$9U$^ print, pwiaig (W.)^ brioag (Gl.)^
breate (Br.).
pr€iiQ9Üa$y priaeachad (GI.)f priaiad (W.).
preiioMU, priaeil (Gl.), priaiawl (W.), prednaa (Br.).
preiiumy pria (W. u. Gl.), priaa (Br.).
prim^rdimmj priomhachd (GL), priad (W.).
prim$$9j pri (W.), priomh (GL), primh (br.).
pHncipalU^ piiffan (W.).
primeipimm^ pri, priff (W.).
prcMiUsj proCawl (W.).
probare j profi (W. u. Br.).
probaÜOj praw, phrawf, profedigaeth (W.), aprouff (Br.).
probaior^ profwr (W.).
procurator^ procularr (Bir.).
prodigUaSj prjddineb (W.).
pt^^g^^s bradjA, prydd (W.).
proditio^ bredych (W.), brath (GL).
prodmcere, prjdaw (W.).^
produeHOs prjdtad (W.)«
profeuio^ profeaa (W.), profeasion (Br.),
pro/Vaaor, profifeaawr (W.).
profiierij profeaaa (W.).
progrediy groddiannu (W.).
pr^ogU9j broUaeh (Ir.) — iifM^c*
propago, pourraign (Rr.).
properare, priodori, prwjatlaw (W.).
propketuy prophwjd (W.), faidh, fioaaicha (GL)« profaete
(Br.) — nfOffifTfi^»
prapk€tmr€y prophwjdaw (W,), faianlch (GL), profetiaein (Br.).
propketim, propbwjdoliaetk (W.) <— nfoffinla.
- m -
propriare, priodoti (W.).
proprieiariuBy priodawr (W.), perhenn (Br.).
proprietasy perhentiah (Br,), prigdoliaetli (W.)..
prosodiüj proestaudl (W.) — nQQg(fiöicu
prospectusj yspaith (W.).
providere , pr jderu . ( W.). .
provincia^ proyince (Br.).
prudensy prudd (W.).
prudentiay prudddeb (W.).
prunuSy pruneen (Br.)^ plpmbais (Gl.).
psalmusy Salm (Gl.), psalme (Br.) — tf/aXfiig.
psitiacusj pigheid (Gl.) — rpliraxoSp .
publicare, puibligh, follsich (Gl,),
publicua^ poiblid (Gl.).
puer, pautre (Br.).
putrpdfi, pjdredd (W.)*. *
pütrefacerCj pjdru (W.), grod (Gl.),
putridusy pjdredig, pwdr (W.).
P^gih VJ^J^d (W.), buf^iltear (G!,)...
pugillare, paffiaw (W.).
pugna, pwy (W.). ,
pugnare, pwyaw (W.), buail (Gl.).
pugiOy bidog (W.), biodach (GL),
pulluBj ebaul (W.), ebol (Gl.).
puhare, pellerCj pwyaw (W.).
puhaiiOj pwyaud (W.), buladh (Gl.)«
puhiQf impuUio, pwjUawd (W,).
puhus^ pys (W.), der Puls.
pumilus, pwtog, pegor (W.).
punctiOy pigawd, pwy (W.).
punctum y punc (Gl,), pwnc, pwynt (W.).
pungerCy pwtiaw, pigaw, yapoociau (W.)*
punire s. poenire.
pupuBy bobug (Gl.), bab, baban (Br.).
pure^ pur (W.), purr (Br,).
pur gare y purgein (Br.).
purgatory purgadoir (Gl-)> put'awr (W.).
purißcarey puraw, dyburaw (W.), piyiAtt (Br.).
purißcatioy purgadaireachcl (G|.)l^ puredigaeth (W.)^ pura<
dur (Br.).
purüas, purdeb (W.), puret^ (B^.).
pU9tulay.puptfl^y pisgurn.(\V.), plucau (GL).
puatularvy pUgyrnu (W.).
pu8tmio9U^.y pisgyri?awg (W.).
putamcny pil (W,), pbosg (Ql.)« ,
puteuSy pit (Gl.), pydaw (W.)^ pance (Br»).
pmtredOf pydriad (W.), breine (Gl.), breinnate (Bn).
p0tr0$^€re^ pydru (W.), breim (Gi), bteSenem (Br.).
puiriduM^ putidusj pwdr (W.), breine (GL), brdnn (Br.);.
pyramis^ Uorraid (Gl.)^ bera (W.) — nvqafilq*
pyramidali$y biorach (Gl.).
PythagwoB^ pythagovas (W.), Ton fiyftA»daa Weltali uad og'ori
öffnen, ist die Darleguag dea Wekgebändes , die Coimolo«-
%v^ptfthag9Ti (W») das Wehgebande . darlegen oder erklär
ren. Die pythagoräische Philosophie, die yorzugsweise Cos-
inologie ist , wird daher nicht Ton einem grieehMien Philo-
sophen mit Namen Pythagoras herruhcen, sondern mag irohl
die Torgriechische ^ pelasgischej die . ke{ltisc]i droidische %ejn*
pyjris^ bocsa, bogsa (Gl.), boestl, beulst^ (Bh) «^ nvl^ig.
• •
Quadrams, cart (Gl.), puarTet (Br.).
quadratus, cwa, gwarthawr (W.), car^ (Br.), '
quaerere^ coisinn (Gl.), classqüei!i'(Br.).: • ' '
quaesitOTf classquour (Br.).
qualitasj llaillse, coslach (Gl.), calit^ (Br.).
quartusj ceathramh (Gl.), puarrett, cartt (Br.). '
quasij quasi (Br.).
quatere, ysgwid, ysgydiaw (W,), crath (Gl.)-
quatuoTy cdthir (Gl.), pedair (W.)^ paar (Br.).
querela^ gearan (Gl.).
querij gearain (GL).
quid^ ciod (Gl.).
quidamy dad (Gl.), ced (W.).
quiesy cws, cysgaid (W.), cusque (Br.).
quie$cer€j consqnein (Br.). -
quieiuB^ eysgledig (W.).
quinque^ cuing (Gl.)^ puemp (Br.).
quady CO (Gl.).
quota, cod, coda (Ir«).|
quoüesy chotric (Gl«)*
•;
AB*
Rädere j rasdail (Gl.), rhatelln, ysratk»]» liacanu (W*)» i^-
QleJai) (Br*)« . ' •> i .1.:"'. .
r^lMor«, :rMd4iflhi (W^^, t • < !.M '
— 154 —
radiatiOf rhaiad (W.).
radius^ rhaid (W.), rayeon (Br.).
radula^ rhatell, rhacai (W.)» rac^ racan (Gl.), racloere (Dr.).
rata, raje (Br.).
rana^ ran (Br.).
rapa, rifortt (Br.).
rapacitoij reubann (Gl.), rlieibiaetb (W.).
rapojp^ rheibus (W.), renbannac (Gl.) — apnoS«
raperCy reub (Gl.), rheibiaw (W.)^ rapinein (Br.) — &q^
rapiua, reobainn (GK), rapinereah (Br.).
raphanusj raidia (Gl.) ^— ^uipavog.
raptorj reabair (GU), rheibiwr (W.).
rasUÜuSy rasdal (Gl.), rasteel (Br.).
rastrumj rbaca (W.), racan (Gl.). '
rasura, raliereah (Br.).
ratio j reuson (GL), raeson (Br.).
ratiocinarij reusanaich (Gl.).
rationalisj reusanacheid (Gl.).
ratigf radeel^ razeel (Br.)^ ratb (GL).
ratius,' radan (GL), rah (Bn).
raviSf rerett, rohquennec (Br.).
rebettiOy reTolte (Br.).
rebelluBj reubal (GL).
receptor, receuourr (Br.).
reciperey rhoddgjmerid (W.), reoeueio (Br.).
reciio, riaghladh (GL).
reciliudo, reihtaett (Br.).
rectovy reithawr (W.), riaghlair (GL).
rectum j reacbt (GL), rhaiih (W.).
redemptio, redamption (Br.).
redire, rhetu (W.), retornein (Br,).
redüiOy retornu (Br«).
redituM, rhent (W.), rante (Br.), reub (GL), die Rente.
reditus referre, rhentu (W.)«
reductiOy rante, dacore (Br.).
reformatio^ refurme (Br.).
refrigeratiOy refraescadur (Br.).
refrigetcere y refresquein (Br.), ffresiäu (W.), Cuaraich (GL).
refugium, fasgadb (GL).
refutare, refnsein (Br.).
regaliM, riogbail (GL), rhial (W.).
regimen^ riagbladh (Gl.).
regina, rioghann (GL), rhian, rhiein (W.), ronaoneti (Br.),
regnare, rhiagheil (GL), reigKeim (In), rhioli, rhwjfau (W,>
regmMr, rhwjfaaor (W.)^ riagliiir (G\.).
r€gnwm^ riche (GL), ranteleah (Br.),
r€gmla, rbeol (W.), riagkeil (Gl.)» mlenii (Br.).
reguläre^ rheoli (W.K riaghailte«cli (GL), reoKa (Br.).
TtgulariM^ rheolaid (W.).
regmiaiios riaghailt (GL)j rheoledigaeth (W,).
r€gnlalwr, rheolwr (W.).
relictuB, rhelgw (W.).
remeiiarey remaedein (Bn)«
r€w^iumy remaett (Br.).
reimejPy rhwjfwr, rhwjf (W.), ronanour (Br.), ramluddie fGL).
remigarej ramhachd (GL), roevia, rhjf8w(W.), roakeiii (Br.).
remu9 , ramh (GL) , nr jf, rhodol (W.), ruan (Br.) — Igitfiffg*
reny aren (GL o. W.), elwl (W.), neerch (Br.).
r^nidere, rheiaw (W.)«
r^novarej renehaeheiii (Br.), atbonadliaidi (GL).
r^parare, raparein (Br.).
reparaiio, raparation {BrJ).
reptfy erepian (W.), emb (GL) — • %i(nm%
T9f€t€r€y ramportein (Br.).
repuhar^, yspwjaw (W.)*
re$cripiumy adjtgrif (W.), reacMrigh (GL).
reiidttum^ rhelyw fW.).
r€9iua^ ronead (GL), roostin (Br.) — * ^ffthtj.
re$peeiu»y resspett (Br.), speis (GL).
respondere^ rescondeia (Br.).
rewpansiOj rescontt (Br.).
reHU, rudensy rheffjn, rhaff (W.), rop (GL).
r^gtUuiio, restitario (Br.), dioladh (GL).
re$M9ciiare, ressusatein (Br.).
resiringer^y rhwystnisaw (W.).
reiardarty tardein (Br.).
reticulare^ rhwydaw (W.).
retieularUy rhwydaag (W.).
retieulmm^ reie, ribe (GL), rhwyd (W.), rovette (Br.).
retr actio ^ retraitte (Br.).
reJPj ri^ (GL), rhecn, rhwjr (W.), rou* (Br.), airich (Ir.).
rhtda^ roth (GL), rhodawr (W.).
rheioricoy rheithioreg (W.), retoriqae (Br.) — ^afnnf.
rhemmy rhabarittrumy rbeonlljs (W.).
rhamehüsarey rhwBciaw (W.) — foyxdiiup.
rhonchuM, rhwiie (W.), dirdi (Br.) ^ i^rX^-
rictuMy rachaD (GL).
Tigere, ragateh (GL) — ftyd^*
Hgidui^ rag (GL), raatt (Br.) — (fyioc.
— riö6 —
rigor, raige (Gl.), raedadux (^r.), rUcij» (W.), di^ luHte. —
rigor arcy raettqln (Br.). .
riwfl, rhic, rhedd (w.). '. *
rimare, rLigaw (W,). ,
rimosiiSy rhwjgedlg (W.). .
riptty rible (Br,). .* . ' i
rivu8y rivere (Br.), rhin (W.).
rixUy rbyfel (W,).
rixare, rhyfelu (W,).
rijcaior, rbjfelwr (W.), , .
roder e, rhwitioni (W.).
Aofnuy rhuiiaiii (W.), roijnlf (Gl.), rom (Bn). ;
romanuSy rufeinig (W.), remain (Br.).
rosa^ ros (Gl.), rhos (W,), roseen (Br,) — Qodov,
roseuSy rosaoh (Ql.).
rosmarinumj rosmairi (Gl.), rosmari (Br.).
rota, rolh (Gl), rhod (W,), rott (Br.).
rotare, rhodellu (W,)^ uiidliU (pj.). . ,
rotatorj rhodwr (W.).
, rotundiiasj rondaett (Br.).
rotunduSy rhodaw, (W;.)i rqutt (Br.).
rubensj ruiteach (Gl.).
ruber y rubidus., ruadli (Grl.)'|. rjmdd (W.), ru (Br.) — ^^-
rubere y rhuddaw (W.), ruein (Br.) -r- l^iv&iTv*
rubigOy rhwd (W.), meirg (Gl.), maelgre (Br.).
rubigosuSy rhwdawg (W.). •
rubinusy rliudden (W.);, luiteachan (Gl.), l
rubrica, ruddela (Gl.), rhuddel (W«)-
ructarey raoichd (Gl.) — tgivyfa^fn^
ruclu9y raoichdeadh (GL).
rudiSy raste (Br.).
ruditasy rustonni (Br.).
ruduM ^ rußera , (GewWlie), rlnrtws, rhwtion (W.),
ruere, rheu, rheda (W.), rüith (Gl.)^ .
rugirA^ rp4ire^ rhua^, .rU«iadUj rlmdibw (W.), roiolid
(Gl.)-
rugii^^, xbu, rhifawd» (W.), jroicW (Ql-)-
rutna, rhumen, rhewii^. (W,), rOTm (Br.),
rumOy rhum, rhumeiD. (W«). . < . '. . ,
rumpere, rliwj^au (W»), rcfnb {GU) ,^rr. ^tiyvwm.
rupea^ roh (Br.j.
ruptiOf rhwyg (W.), reub (GU)*, . —
ru9ticita$j rustonni (Bcr).; ^ i, i> ■,
» \
ruia , nidh (Gl.) , rhod (W.) — pVtiy.
ruiiiusy roQM (Br.).
8.
Saftv/m», sableen (Br.).
Maceharmm, siogar (Gl.), chacre (Br.)^ nagr (W.) — - ocix-
9aceu9^ sac (Gl.), tach (W.), sah (Bir.) — ouirieoc.
sttcculu» j tachell ( W.) , lahie (Br.). ^
aocer^ tacrett (Br.).
sacerdos, lagart (Gl.). * •
Hicrare, sacreio (Bi^)«
sacrificium^ sacrefioe (Br.)^ iohairf (GY.).
aacrilegium, sacrilege (Br.)w
sagiiia , saeth ( W.) ^ taighead (Gl.).
nagiiiare, saetha, saetbjta (W»).
9agiiiariU9f aaethwr (W.), saigheadag (Gl*)*
sagma, sadell (W.).
angifii», segan (W.)«
aal, sal (Gl.), hal (W.), Iialeiü (Br.) -^ iHg.
salire, tail (GL), simera (W.), saillein, saloin (Br.) — akf^ir.
saliva, seile (Gl.), hallw (W.) — > erialo^.
»alijCf seileach (Gl.).
Maliart, saltair (GU), sathm (W.), sailleia (Br.).
Bolubtr, sal (W.)j saWass (Br.)«
aa/«f, salj salder (VF.), salutt (Bi*.).
Malmtaüo^ salutt (Br.).
Bolvare, saWein (Br.).
saivatOTy saWerr (Br.)*
waiverty salao (W.).
walvuM, sal, sagach (W.).
tameiijicare , santeiddiaw (W.). '
mneiificium, santahiad (W.).
aametitudo , santolaetli ( W.). *
MOMeHMrium^ seiotwar (W.)«
umetuB (der Heilige), saat (W.)^ saott (Dr.). '
9anctU9 (heilig), saotait, santel (Br.)«
9anii€U, slainte (Gl.).
umu9^ saine (Ir.), slan, slaioteit (Gl.).
saperCj sawjriaw (W.), santein (Br.). * *
sapo, sebon (W.)> sLibann (Gh), saan, suaon (Br.) — aimay.
9apanac0U9j sabonaid (Gl*)«
sopor, sawjrr, safwyr, arsawr (W.), faile (Gh).
— IM —
saporaius, 8aparu9, safwjreeul, safwyrut (W.)-
tarcina^ sawch (W.), carg (Br.).
saianus^ satlian (W. u. Br.) — aaravag.
satiare, sath (Gl.).
satias^ sath (Gl.).
saiiatus^ sathacb (GL).
BatiBy assez (Br.).
saium^ sacum (Gl.)«
SatumuBy Sadwrn (W.), Sadornu (Br.).
scala, jsgol (W.), squele (Br.).
scalpere^ jsgrafu (W.), sgriob (W.) — YlutfMf.
scamnum^ 8cabeau (Br.).
acanderey jsgryffiniau (W.).
scapulüj jsbaud, jsgwjdd (W.), 8coai (Br.).
scapus, cap (Gl.), taffwii (Gl^ — axänog.
seena, sgaile (G1.)j cemmaes (W.),
scheday slaod (Gl.) — ox^ifj*
ichola, sgoil (GL), ysgol (W.), scole (Br«) — o^oX^.
icholicusj jsgolaid (W.) — axoXucog,
scientitty siance (Br.).
sciudere^ sgoilt (Gl.)| ysglifu (W.) — a;^/^iv«
scindula, jsglem, estyllen (W.).
scire y saeriannu (W.),
9ciu3j saor (Gl.), saer (W.)«
scopae, ysgob (W.), sguab (Gl.), scubellen (Br.)«
scopulaj ysgabellig (W.)«
Bcreare, jsgreaw (W.).
9criha^ sgriobbair (Gl.), ysgrifiad (W.), scribe (Br.).
scribere, •griob(Gl.), crifelluj ysgifenu, ysgrifaw (W.)^ scriu-
ein (Br.) — ygäg^uv.
scripiurOj sgriobhta (GL), ysgrifed (W.), scriturr (Br.). —
iiucriptio^ argraf (W.)«
scruiarij sgrud (Gl.)«
scrutator, sgmdair (GL).
Mculpere, acalpere^ ysgytlini (W.), sculteio (Br.) — yXw-
q^Vj yXaq>itv.
iculpior^ ytgwtlir (W.), sculperr (Br.).
ncutator , ysgwydwr (W.).
scutatuSi y«gwydawg (W.).
scutellüy scuira, ysgndell (W.)«
scvtica^ scourgg (Br.)«
Bcutum^ J^gyrjd (W.), sgiath (GL). •— axvrog.
seium, aevum, snaa, suaff (Br.), saill (GL).
BtcaUy seagal (GL).
$eeare, igath (GL).
•eeenure, tegra (W«)«
•eerriWflii segr (W.).
9e€Miu$f wdfftedig (W.), tegretl (Br.).
«tfOiüB, searr (GL).
§€cmlmm, saoghal (GL).
•«curauj socair (GL), aicerj tal (W«), turr (Br.).
wed^re^ tedda (W.), soidh (GL) — I^Kr^of.
sedewy tedd^ govsedd (W.) -^ filoc*
Mgr««9 tegall (Ik.), teagal (GL)
wegt^M, tegnr (W.).
^segnäta, tegnrdaird (W*)«
9egr0gar0, tegra (W.).
S0gr€gi$^ tegredig (W.)«
m//Oj aeadhal (GL).
$emßM, fttol (GL)«
aernUar^ fenoadwr (W.)j seanoair (W.), lenaloiirr (Br.).
traatea, teoedd (W.), seaniiadli (GL), aenatt (Br.).
9€m€JCy teaan (GL)^ hen (W.)»
«eiuaia, seann (GL).
iemibilhy %jn, tjaedigaol (W.), Matihue (Br.), seadliach (GL).
00n$ibilita$j sjrndaad, sjnioldeb (W.) , iantidigviali (Br.), aea*
dhachai (GL).
»entua, sjüy syniad) synwr (W.), santadar (Br.), seadh (GL).
senieniia, santance (Br.).
seniirey sjna^ syniaw (W.), saotein (Br.).
Mtparare^ sgair, esgar (GL), Jigani« dybarth, jtparthn (W.),
ditpartiein (Br.).
Mepiem, aeadh (GL), taith (W.), aeih (Br.) - imd.
septemviratuB , seithwriaeth (W.).
aepiimama, teitkddegwaith (W.).
MepiimmB, teitfed (GL), teiliTett ^Br.) — Vftio§iog.
Mptuaginta, teithddeg (W.) — «/JVo^c^xaira.
$eremm$^ urin (Br.).
äerertj sawduriaw, leidiaw (W.).
MTui, seine, toire (GL).
•ericuMy neda (GL), ndan (W.).
serieM, tread (GL).
•«raio, •earmon (GL), riarad, chwed (W.),
»srtmoeimari , tiradasaw (W.).
9^p€n9j larff, larth (W.), saerpantt (Br.).
Merp€r€^ larddu (W.), tnaig (GL) -— tV^ciy«
arrro, labh (GL).
$ervire^ aeirbbiticli (GL), lerrigeui (Br.).
wervilor, territourr (Br.).
— I« —
$ervitu$f seirbheis (Gl.), KWjdus (W*). . < ^
servuSy seirbhiseacli (Gl.), swiddawg (W.), serviiarr (Br.).
severitaSy chwefredd, chweredwr, sarugrwydd (W.).
aeveruSf sarug, shweru, ch^Mdrw, thwerfrawl (W.), geiii*(G<:).
8ejr, se (Gl.), chwech (W.), chuech (Br.) — * ?g. r ••
sejrians, chweched (W.).
«^jTtM, ysglen (W.), gD* (Gl.),
sihilare^ siaw, siifrarvr, sisiala, c&wibana (W«), ehnitetift (Br.).
sibiluSj siff, sU, siad (W.).
sibylla, chwimpleian (W.), sibilleenn (Br.)«
sica, sgiao (Gl.).
siccare^ sjchn (W.), sugh (GL), sebeift (Br*)«
siccitas^ »ychder (W.), sehour (Br.).
siccuSj seh (Br.), sech (W.).
sidere, soddi, saruich (W.) — "^hv. . .
sideratio (constellatio) , seroliaeth (W.).
sidereu9>, seryddawl (W.).
8idu8j se (W.)«
sigillarej seulaich (Gl.), inseiliavr (W.)', sieUeifi (Br.).
sigillum^ seul (Gl.), sei, insel (W.), siel (Br.).
5(g^arr, seoleidi (Gl.), sigkhriglikii (fr*), siseiii (Br.).
Signum f sign (Br.), seum, (Gf.).
Silva j cyl, coill (Gl.) — vXrj.
simiib^ siakach (W.).
similarCy seblantein (Br.).
simiiisy samliuil (Gl.), seblantt (Br.).
simiUtudOy samiiUdh (Gl.).
simplicare, symliaw (W.).
simplicilasy Byta\et (Vf.), simpladurr (Br.).
simplicilery syinledig (W.).
simplusy simplid (Gl.), siml (W.), simple (Br.).
sinapis, cethw, nhrstardd (W») , cez<>, ceiine (Br.) -** aipant.
siren, sireign (Br.) — quq^v»
sitarchia, seirch (Gl.) — onagxla.
sitis, seliett (Br.).
sobrie, syber (W.)-
sobrietas, syben (W.), socair.(W.).
socery chwegr (W.) — IxvgSg*
societasy cuideachdas <Gl»), cyweitba» (W.).
socius , cy well (W.). . v . .
soly siil (W.), grian (Gl.), saoul^ hiaul (Br.)i
solamen, solas (Gl.), consokitifn (Br.).< . •
solari, solafaich (Gl.), siriaw (W.), consolein (Br.).
aolatiumy solas (Gl.), sir. (W.).
soleay sodl, sawdl (W.), sail (Gl.), sandal (Br.).
~ m —
9Blmßi9, Bo^enmde {Br.}»
Bolers, seolta (GL),
Moleriia^ seoltachad (GL).
9oKdßtap^ ^oadaett (Br.).
sotticiüßrp^ «illtfBio ^r.).
BoUicitatorj solitour (Br.).
»olumy syl (W.).
soluiio, saoileadli (GL), toddaM (W.).
Bolvertj Bgaoil (GL), toddi {Vi.).
sonare, soniaw^ seiniair, ifeinn (W.), sonne^n (Bj.).
sonanSy seiniaul (W.).
sanivius, sontedig (GL).
sanus, »on (W., iGrl* )U» Br.).
Morbus y sarff^ sarffwydden (W.), coi;iiiq) :(Br.).
sordesj soeg (ly,).
sorar, cliwaer, chwiawr (W,), pinttifiir .(GL)w
«or«,, AO$f:erea]i (Br.).
' spargere^ sarnu, ysgariaw (W.)^ sga^il (Gl.Jf. — ; an^/ouv»
spu^raio^ jsgard (W,),
' $paru$, par, yspar (W.), beara (Ir.).
spaihmj T^ppdol (W.,) — <mä^,
\ spaiiari, spaidsirich (GL).
specialüij speciale (Br.).
specificare, ysbysu (W.).
MpecifieatiOy ysbysoliad (W.).
9pecificaior, ysbyswr (W.).
$perare, espera, ewpeo'eiii (Br.).
9p€9, esspere (Br.).
sphaera, apeur (GL), ysybr ^W») — P9»^Q<**
apica, pig, yspig (W.), «pie (Br.).
spicare, yspigaw (W.).
wpieerey adspicere^ yspeitbiau (W.).
Spina, yepin (W.).
spinosusj yspinaug (W.).
spinusy yspinan (W.),
spiritualis, ysbridaul, ysbridus fW.), »pioradail (GL).
) Spiritus, ysbryd (W.), ^spiorafl ((^L), is$pritt (Br.).
splsndidarey yspleniddu, pjeUM^iu (W.).
splendide, ysplan (W.).
splendidus^ |4?iHg9 plßojr^W, y»pleiiydd (W.).
splendßr , yspfe^er ( Yf «) t j splandei?r (Br,).
spoliare, spuill (GL), isp^iliau (W.).
spoliatiOj spninnead (GL), yspeiliad (WO«.
spoliatory yspeilwr (W.).
.^^inm, ijrapail (W,) , »puiniDieadh; (GL).
Kefentein Kelt. AUerth. II. Bd. 1 1
— 162 —
ipongia^ yspwng (W.), spoue, stoubeennec (Br.) — anoyyla,
8pongioBUBy spoueuss (Br.).
spuere^ poeri (W,) — mvuv.
spumay 8gum (Gl.), swyf, ysgwyf (W.), scumeenn (Br.).
spumare, swyfaw (W.), cop (Gl.), scumeennein (Br.).
ipurcare , ysburialu (W.).
spurciiiay ysbwrial (W.).
siabilirey ysdyfnigau , sythau (W.).
itabulum, stabul (Gl.), ystal, ystafel (W.).
Btadium, ystaden (W.) — arddiov.
ätagnarey stad (Gl.).
stagnumj stang (GL), stanc (Br.).
stänneuSy staoineach (Gl.), ystaenaidd (W.).
stannum, staoin (Gl.), ystaen (W.).
Btare, stad (Gl.), istadu, safu (W.) — laxavitv.
statuminare y steidhich (Gl.).
8tatu8y staid (Gl.), ystad, saf (W,), stad (Br.) — ardaig.
steiloy ser (W.), steren (Br.).
»ternuerej trewi, entrewi, tisian (W.), strihuein (Br.) — ntiq-
wa&ai.
sternutamentum j sreothairtich (Gl.), entrewiad (W.), stri-
huadur (Br.).
atamachua, stomach (GL) — jnofiaxog.
Stratum , sread (Gl.) — arpol^a.
BtrenuarCy trenu (W.),
strenuitaSy treniad (W.).
strenuusy tren, trenaul (W.), trcum (GL).
Stria y streath (GL), sitr (W.).
HriarCy sitrachu (W-)> «""»c (^'O-
striderey sgreuch (GL) — rQ(t,uv,
atrigmentum y sgriobadh (GL).
BtriXy sreath (GL).
ntuäerCy studiein (Br.).
Studium y Btudi (Br.).
stuppay stoupp (Br.)»
stuprumy striopachas (GL).
suadere, chwaetli (W.), chwed (Br.).
auavisy cliweg (W.), saimh (Ir.).
$ua Vitas y chwegrwydd (W.).
suhitusy swrtb, syff, syfflawff (W.). soubite (Br.).
suhstantiay sylwedd (W.), stuth (GL), sustance (Br.).
substantialis y sylweddawl (GL).
subtiliSy sontile (Br.).
subtilitasy sontildaett (Br.).
aucculentusy chuguonnus» (Br.), sugaul (W.), stighDhor (GL).
— IfiS —
iuce$$mber0j cal (Gl.), conehein (Br.).
succuBy tagh (GL), sug (W.), cLng ^r.).
9M€im9j sQgh (Gl.), chugnereah (Br.).
sudare, cboaczi, hnlzeia (Br.)^ chwjrsa (W.), saoithrich (Gl.)«
MudoTy chwys (W.), huizeen^ chuez (Br.).
9uerey gwniaw (W.).
9uffoear€y sagiaw, sagmwmiaw (W.).
9^0^acaiiOy sagmwm (W.).
wugerey sogli (GI.)^ sugaw (W.), choguein (Br.).
suicuBj sj\ch (W.) — iXxig.
auiphmr, chouffre (Br.), afeiin (W.), prooDsg (Gl.).
9umwu», sum (W.), snim (Gl.), samm (Br.).
9upery »uprOy tra (W.) — imig*
9upermrey syberwi (W.).
9uperhu9, gjberu (W.).
9upereih'a , cjlmael (W.).
$uper^$, suipeir (Gl.).
»U9y touin (W.) — vg, ov;.
suBpicere, suspettein (Br.)*
Buspieio, nigpett (Bn).
9u$urrare, sygaDu (W.).
8U9urru9s sjganaul (W.).
BuiOTy gwniwr (W.).
Myttaba, filleb (W.), silabeen (Br.) — avXkaßfj.
»ympkmia, cyfandon (W.) — avfA(pwvia.
syndicu9y sindic (Br.) — avydixog.
TaieUay tafellan'(W.), taulic (Br.).
tahMariuMy tafellawg (W.).
iabemay tofarn (W.)^ tabhairt (Gl.) y tararne (Br.).
tabemaculumy pabel (W.).
tahernariu8y tafarnurr (Br.).
tmheny tamh (Gl.)*
tabmkiy table (W.), taible, deile (GU)^ taule (Br.).
tabmbtrey taflenu (W.).
iabmlarü, taflenawl (W.).
iae€r0j tawelu, tewi, termadaw (W.), taouein (Br.).
taeiUy tawely termnd (W.)^ tottach (Gl.).
iacUumUasy tawedogrwjdd (W.), tosd (Gl.)^ taouereab, hU'
rennereah (Br.).
ladf i»fit«M j tawedig (W.), taouerr (Br.).
11 ♦
— 164 —
tacluBj tadhal, deuchainn (Gl.), touchenn (Br.).
talea, talg (W.).
talentum, talant (Br.) — xaXavrov.
tätigere^ adtingete^ teimlaw (W.), touchein (Br.).
tapesj tapete^ teisbah (W.), tabissö (Br.).
tardarey tardein (Br.).
tardiiaSy tardaeson (Br.).
tatUy tad (W.), athair (GL), tatt (Br.).
tauruSy tarw (W.), tarb (Gl.) — ravQog.
taxa, iajratio, tace, taxe (Br.).
tector , töwr (W.).
tecium^ teach (GL), toüd (W.), fouen, ti (Br.) — rfyog.
tegere^ techu,toi, tellii, tuell (W.).
tegula^ ÜYleen (Br.).
tegulum, telyw (W.).
tegumeny tudded (W.).
tela, textura^ teisset (Br.).
tellusy tealla (GL).
temnere, contemnere y treraygu (W.).
temperameittum y tymher (W.).
temperantia, tymhereiddrwydd (W.).
iemperarey tymheru, tyinhyrau (W.), tamporiscin (Br.).
temperieSf tymhyroldeb (W.), teumpaeste (Br.).
tempestaB^ tytrihestl, tywydd (W.).
tempestivua y tymig fW.).
templumj teinl (W.), teampull (GL).
temporaliSj tymhyrawl, tyinmorawl (W.).
temporaliiOBy tymbyr (W.).
tempu9y tymp (W.), tein (GL).
tenajpy tent, tyn (W.).
tenebray tihoaelision (Br.), dorchad (GL).
iener, tenau, tyner (W«), tinöre (Br.).
ienerey tynu, tynaw (W.).
tenerescerej tenenau, tyneraw (W.).
tenory tynaw (W.).
tensusy ten (W.), teann (GL).
tenuare, taenu, tenellau (W.)^ tanaich (GL).
tenuisy tenäu (W.), tAna (GL) — rvvvog.
tenuitasy taenedigaeth , tenendeb (W.).
icpor y twir (W.).
terebray taradr (W.), fafaire (Br.), tora (GL).
terebrare, taradru (W.).
terere, tercu, tote (W.) — W^«v.
terguMy tor (W.).
terminare, terminau, terfynu (W.).
- m -
terminua, terin^ terfyo (W.), termeio (Br.) — j^Qfta.
terra f tir (Gl.), tir, daear (W,), douar, ter (Bn).
terrenus, daiarad (W.), terriein (Br.).
terribilisy terrible (Br,).
terroausy tiriaol (W.)^ doarett (Br.).
ttrriiorium, tirdra (W.).
tertiuM, trydjdd (W.) — rglioq.
tesiatio, tjstiad (W.).
teatamcniumj diatheca^ teismeid, tiomoad (Gl.), taestc-
mantt (Br.).
testarCy tjstiaw (W.)^ tettaniein (Br.).
attestare, ardjstu , ardjtiaw (W.).
te^ie^j ty«t, ardystwr (W,), teste (Br.).
tesiimouium, tjstiolaeth, ardjst (W«), teUteaa (Gl.)^ t;ie-
stani (Br.).
tearere , tesseio (Br.).
iheatrum, tliiatre (Br.) — ^iar^ov.
thema, testun (W.)^ theme (Br.) — &i^a.
tke$auren$i» ^ trjsorawr (W.), trezorert (Br.).
thesaurus, trjsawr (W.), trezorr (Br.), taisg, taisgeadan (Gl.).
ihuB^ tuB, tut« (Gl.) — &vog.
thymuB, tin (Br.) — ^i^iog,
tigrisy tigearn (Gl.), tigre (Br.).
tiiia, teile (Gl.)i thiUeu (Br.).
tinea, tüiad (W.).
tinnimenium, tinc (W.).
tinnire ^ tinciaw (W.), dinsein (Br.).
tintinnahulum y tincerddiaetb (W.).
titftluB, tiodal (Gl.), titre (Br.).
toga, twyg (W.).
togarCy twygaw (W.).
tolutimy tuth (W.), trot, trodalr (Gl.).
tomus, tomm (Br.) — TOfiog.
tonarty toDiau, turanu (W.) — tovov»'.
tondere, touzein (Br.).
tonitruaiiSy tarannus (W.).
ionsor^ toazourr (Br.).
tonusy ton (W. u. Br.) — tovo^.
tormen^ torment (W.).
tormeniumy tourmantt (Br.).
tornare^ tamiav^ ternu (TV.), troeiu (Pr.), tiondaid (Gl.) —
tornatory tarner (Br.).
torquaius, torchauch (W.).
— 166 —
torquere y torchi, troi (W.), troein (Br.).
torqueSj torch (W.).
torrerCj tior (Gl.).
torriduSy tioran (Gl.).
toriiOy tro, troad (W.).
toruSj tawr (W.).
tractare, traethu, treithiaw (W.).
tractatio, traethad (W.).
tracfatoTj traethwr (W.).
traciuBy traeth (W.).
tragoedia, tragidi (Br.) — rgaywdla,
traha, trancell (Br.).
frühere y dragh^ tarruing (GL), dragiaw (W.), teennein (Hr.).
tranquillare , tangneffedu (W.).
tranquille, tangnef (W.).
tranquillitas y tranefed (W.).
tranquillus y tangneüg (W.).
transferre^ terlattein (Br.).
transitare , . tram w j ( W. ).
transituSj tramwy, trofedigaeth (W.).
trasnmutabilis y inuthach (W.).
transmutare y turmhuth (W.).
transmutalio y turmhuthad ^ sjmndiad (W.).
tramplaniare j tresplantein (Br.).
tredecifiiy trideug (Gl,), triardegg (W.), trizec (Br.).
tresy tri (Gl. u. W.) — T()«rc.
triangularis y teironglawg (W.), triois, inneag (Gl.), tricor-
nec (Br.).
trianguhtm y teiroDgl (W.), trioisneag (GL).
tribuere y trefii (W.).
tribunua y tribunn (Br.).
tribusy treub (GL), tref, edry (W.).
tributum^ treth (W.), strath (GL), tributt (Br.).
tricorntSy trichorn (W.).
tridensy tridant X^O'
trimealrU, trimi» (W.).
trinttaa y trindaud (W.), drindett (Br.).
tripartitusy tribanawg (W.).
triplejr, tridyblygawl (W.).
triplicarCf tridybligu (W.).
triplicitas, tribandayrd (W.).
tripuSy trybeadd (W.), trepe (Br.) — rQlnovg.
triafia, trist (W.), triste (Br.).
iristitiay tristiad (W.), tristidiguiah (Br,).
triumphare y triomflein (Br.).
— 161 —
triumphus^ triomfle (Br.) ~ Sftafißo^.
trochlea, troellhoeliad (W.)^ tgrobba (GU) — iQoxaXta.
trapu$j trofaeg (W.) — jfonog.
trua, imUa , trwca (W.).
trucidare, troaheio (Br.).
trucidatio, trouhadour (Br.).
truculeniia^ traanedd (W.).
iruncare^ tociauj toli (W.).
immmlu»^ tom, toam^ tutacli (Gl.), twinpatli, toxD| tomen (W.),
tundercy totiaw (W.), dournein (Br.).
turha, tyrfa, torf (W.) — TVQßti^
turbare, terfjsgu, torddu (W.).
turbiduSf terfjsgawl (W.).
turbo, turbor^ terfjsg, torfa, turn (W.).
turdusy tresglen (W.), draid (Gl.).
turrüj tor (Gl.^, twr (W.), toorr (Br.) — %v^Qiq.
tmrturj tortur (Gl.).
tuiarej dion (Gl.)^ tnliaw (W.).
iutela, didean (GL), tad (W.).
tympanuMy tabar (Gl.), tampbourio (Br.) — jvfinavov,
typicuiy tebig (W.) — rvmxdg.
tifpuMy tep (W.) — Txmoq.
tjfrannuBy tigbearna (Gl.)^ tejrn (W.), drannt (Br.). — tv-
ifawog.
IT.
Vbery uth (Gl.) — oi^a^.
uduMy uvidu9^ ul, gwlib, gwst (W.), usgaid (GL).
ulcuM^ udbar (GL) — Yknog.
•/na, ulyn (Ir.), eU (GL), elin (W. u. Br.) — tiUvf].
ulula^ hyreuj caan (W.)«
ulular€^ ouileen (Br.), udaw, ubaui, gwilaw (W.) — JXo*
nnciay uniiBa (GL), uns (W.), unec (Br.) — ovyyla.
•«cito, ungadb (GL), eneiniad (W.), oignemantadurr (Br.).
MMCiU9y Qngta (GL).
»Mfa, boulenn (Br.), lunn (GL).
mndeeimy vodeg (W.)> ^°^ (^'O*
»ng^er«, ung, unct (GL), eneiniad (W.), ouignemantein (Bn).
unguis, longa (GL) j eirin (W,)^ ivin (Br.).
umice, nnig (W.)«
unif&rmiSj vnjfon, unffarf (W.).
untre f oiiaw, uniaw (W.), aontaich (GL).
— 106 —
unUa$y unioy tinad, unjd (W.k aonad(GI.), uauigaiah (Br.),
universalis, aile, uileach (Gl.).
unus, un (W,), aon (Gl.), unan, unon (Br.).
urere, gwresw (W.).
urina, gwrn, trwn (W.).
usualis, uiseil (Gl.).
usus, uis (Gl.), uss, guis, uzadur (Br.).
uii, usinnich (GL), uzein (Br.).
utitisy uiseil (Gl.).
uveo, uvescere, ulaw, gwlyehu (W.).
uvidus 8« udus,
uvoVj uliar (W.).
V.
Vae^ gwew (W.) — ovai.
vacuare, gwagaw (W.), goulihuein (Br.)^ fäkmliaith (Gl.).
vacuiiasj falaiinhead ^GI.).
vacuuSy g^rath (W.)^ gouliliue (Br.), fa», falambh (Gl*)*
vaderCj gwesu (W.).
vaduMj uidli (Gl.), gu^ (Br.).
Vagina, faigin (Ir.), ginraih (W.)*
valetudo, fallain (G1.^.
vallare j gwaliau (W.).
vallis, glyn (W.), glean (Gl.), devaleenn (Br.).
Valium, gwal (W.), faill, ailj (Ir.).
vanitasj uaill (Gl.), aliuele (Br.).
vanusj uaileacli (Gl.), Taenn (Br.).
vas, gwjstl (W.), der Bürge.
vasiare^ gaosta (Br.), fasaich (Gl.).
vaslatiöy fitksach (Gl.).
vasius, fas (Gl.).
vätes, faidli, fio^alchö (Gl.), ofjdd (W;) •** ipatffg,
vaticinari y offydu (W.), fiosraich (Gl.).
vaiiciniulh, f^idheadaireach, fiosatli (Gl.)) ofjddiaeth (W.).
vehtisy gtfis (W.).
Velare y folaicli (Gl.), goleia (Br.V
velhj fella, yeennein (Br.) , ewill«, gwyUy8tt(W.)^ aiiin (Gl.)
— ßovXtad^ai.
vefui^y goni! (Br.), sgwle (tSrl.).
venatiOy fiadhach (Gl.).
Venedotia, (das nördliche Wales in England), g/wyuedd (W»)«
vencnosusy gwytlienawl (W.)j niknIiGn (Gl.)w
vcncnum, gwenwyn (W.), benym, reliln (Br^), «itaihe- (OL)*
venerari, gwjchaw, gwynieatha (W.j^ntraaiakh (Gl.).
ventüare, gwjntylliau (W.), faaraich (Gl.).
veniiiaiio , gwyntiad (W.),
Ventilator^ gMryDtyll (W.).
vientosus, gwyntawg (W.).
ventuSf gwent (W.), fuin (Gl«), «Luele (Br.).
verbenaj ferfaen (Br.).
verhum, vaerbe (Br.)^ parwydd (W.).
verUimüi$, gwireddawl (W.),
vcrita$j fireaclid (Gl.), gwir, giviredd (W*), cuirionne (Br.).
vermis , gwreinyn (W.).
versijicatio s guer^ereaek (Br*),
versus (Adr.), adversus, gwrtliawl (W.)^ guerc (Br,).
versus (Subst.), gwers (W.), £eaMa (6U)»
veruj verutum, gwaew (W.), ber (Br.)«.
verusy fior (Gl.), gwir (W.), guirr (Br.).
vesica^ gwjsigeD, din^igen (W.), bueliquaekn (Br.). '
vespa , gnespa (Br.) , speach (Gl.). . . i
Vesper j feasgar (GL), nohtt (W.) •*«- itm^^g,
vestiffiuMj gwosol (W,)^
vestimentum, gwibgogaeth (W*), gntquemciiit (Br.).
vedkor , gwkgwr ^W.).. . '
vestire, gwisgaw (W.), gufqnein (Br.), uidheamaidi (Gl.) —
vestisy gwisg (W.), go^st (Br.), jiidheam (GL) ^ la9Jlq.
via, uidbe (Ql.)/bM« (Br.).
viatory uidhear (Gl.), gwibiwr, gwlbiad (W.).
vibrare^ wybraw, ewybrafw (W.).
Victoria, Tictoere (Br.), buaidh (Gl.).
victuSy yitaill (Br.). . .
vtc»«, gwiö (W.)-, ich (Ir.)* ^
videre, gweted, gWyled(W.), goelelii, ^zoiB(Br.) — ddstw.
viduaj feabh (Gl.), gweddw (W.).
viduare, gweddai (W.)» fahnhaich (€^1«).
vigere, gwychaw (W.).
vigilans, finnidlieaclid (Ir.), faiceallaeb (GL), gwylig (W.)«
vtgrtVafi/ia, faiceallachd (GL), gwyliadwraelli (W*).
vigilare, fairich (GL), gwiUaw (W*). > ... ^
vigilajCy gwylfairr (W.). \ \
vigiUum, gwyliad nWT*). n
viginti, ifclud (GL), ugaiiit (W.), Iwigueniit (B».) — ilicmf$.
vigor, gwryg, gwychder (W.). i - . ^ »
vigorarcj gwyreiniaw, gwrygiair (W*). , »
vilis, gwyll (W.), bil, vile (Br.). ) ' > . \. . .
Villa, gwlad, gwy (W.), baiü (Br.), foile, b^ik (Gl.). . .
— no —
vilUcare, gwladogi (W.).
villicOj gwiladowr (W.).
villicui^ villaHs, gwlalaid (W.).
viUuM, falt (GU).
viminalia, gwieiliawg (W.).
vinculum, gwjnwjdd (W.), caing (Gl.).
vindemia, bendem (Br.).
vindicarcy Tejein (Br.).
vinumy yrinj gwin (Br.), gwin (W.), fin (Ir.), fion (Gl.) —
olvog.
violatiOy riolereah (Br.).
violeniiay foiraeart (Gl.), gwryi, gwrjsedd (W.).
viperOy gwiber (W.).
vir, gwr, gwir (W.), fear (Gl.).
viraius, gwraad (W.).
vires, gwryg (W.).
virga, virgula, fiaran (Gl.), gtoalen (Br.), gwrygen (W.).
virgare y gwrjsgiaw (W.).
virg<Uu9 , virgOMuSj gwrjsgiawg (W.).
virginaliSj gwyrjfaidd^ gwreigiaidd (W.).
virginitOB, gwjiyfdawd (W.), gwerhtaett (Br.).
virgOj gwrei, gwyryf, morwjn (W.), gwercb, gurieis (Br.),
oigh (Gl.).
viridare, viriduare, gwjrddu, gwjrjddlaia (W.).
viridis^ gwjrdd (W.), gorm, uaine (GL).
viridiiasy gwjrddedd (W.), gairme> uainead (Gl.).
viHliSy fearail (GL), gwr (W.).
viriliia», firiooDachd (GL), gwrolaeih (W.).
virory gwyr (W.).
viriuo$ey yertuyuM (Br.).
virtusy feart (GL), gwjrt, gwyrtaetli (W.), Tcrtu (Br.).
vis, gwryg, rhwys, jnedd (W.), neart (GL) — tg,
viscidusy gwydu (W.).
viscumy gwyslys, uckelfan (W.) — • ?£<{(.
visibiliSj gweledig (W.).
visibilitas, gueltdiguiah (Br.).
viaiOy gweled (W.).
visiiare, gwest (W.), Tisiteio, bisitein (Br.).
visiiaiiOy gwest (W.), yiiite (Br.).
Visus, fiot (GL), gwelj gwjl, gwjneb (W.).
Vita, fit, uine (GL), chwaith, bjwjd (W.), bkhe (Br.).
vitiarey gwydiaw (W.).
vüisy gwydd (W.), gainiec (Br.).
Vitium^ gwyd (W.), fante (Br.).
vittay bjdd (W.).
— Itl —
viir€U8, gwydrakl (W.), goirennat (Br.).
vUrum, gj, gwydr (W.), goitr, gw« (Bn), gkiM (GU.
viv€re, TÜiae» bcueia, Ww (Br.), bjrw (W.), biboo (Gl.) —
ßtOVP,
vivu$, gwiw (W.)) bia (Br.), beottdl (GL).
vherra^ firead (GU.
t^a^aivfoiw , foeal (GU)» ^^»^ (Br.).
voluniariuM^ gwylly»gar (W.), Tolante (Br.).
vdmtitaM, Tolonta, boloDte (Br-X gwyll, gwttrfodd(W.), aiU (Gl.).
vojiMre^ vomiiare, cyfog (W.) — ifcaü^.
voimm^ hoantt (Br.).
tiojr, fonn (Gl.), boueh (W.) — t^.
tmlguM, folcacli (GL).
vulnerare^ gwcliaw (W.),
vulnusj gali, gweli (W.),
vulpesy niilp (Br.), faol (GL) — oXotfiqS.
ZephjfTUMs ceabhMT (GL) — ^Igpvfoc.
zingiber, gingembr (Br.), iwiMW (GL) — WH^ß^V^^
zodiacus^ lidjdd (W.) — ^our^f.
Die Zahlen.
1. u»u$t nn (W.), nnan (Br.), aon , on« (Gl.) — «ft.
2. duo, dau (W.), dal (Br.), da, dha (Gl.) — ivm.
3. trest tri (W., Br. a. Gl.) — tgOe.
4. «MOAMr, pedawr (W.), paar (Br.), «eiUiir (GU) — «W
d. quinqmey cuig (Gl,), pump (W. n. "0 -- »«»«•
6. «er, «i (Gl.), chwech (W.), chuech (Br.) — ^5. ^ ,
7. teptem, saith (W.), «eih (Br.), twM (Gl.) — «uro.
8. octo, ochd (Gl.), wyth (W.), eih (Br.) — «««*
9. «oim;m, naoi (Gl.), naw (W.), naa (Br.) -- tvpku
10. d«c««», deec (Br.), deg (W.), drtA (Gl.) — *6w.
11. undeeiMt itnec (Br.), nnarddeg (W*)» aondeBg(Gl.) —
— m —
12. duodecitn^ daouzüc^'fOr.), deiia(<ldeg) (W.), a dba deug
13. i(4f€4ei>im^ tHze<:)(Br«),.tri4tddeg (W.), tri deug (Gl.) -r
20. viginti, liuiguentt.(Br.)> ugam (W.)^ flüeh^ad (W.) —
UXOOi.
30. triginttty tregontt (JBjr»)y degarugein (W«)> deick ar fbi-
chead (Gl.) — .f^iiaxovns« • . .
4()J*i;ftJi»drAj;W»ä5 ideiiliüigueiidart. (Dr.)^ deugain (W.), da
tlüchead (Gl.) — xtoa^^&ttovia. . . , * ,
50. quinquaginta j deuhuigueuutt (Dr.), deg a deugain. (W*)»
deich is da fliidiead (Gl.) — tuwi^ovvu,
60. .' ^orag'mf a, •trilluiguendatt (ßr.), trigaiii (W,), tri jTU*-
chcad (Gl.) — i'^r^xavTa» ...
100. ccntum, cant (Br. u. W.), ceud (Gl.) •— ixarov. r
200. ducentiy deugant • ( W^) ,- da( .beud (GU) -^ < JiOcofoacoi«
300. trccenliy trigant (W.), tri ceud (Gl.) — Tqiuxomoi,
400. qtiadringcntt y ceitliir ceud (Gl,), pedwarcant (W.) —
rergaxoaioi.
500. quingcnUy cuig ceud (^^), pumcant (W.) — myra-
XOCiOl.
1000. mille, mil (W.),' mile (Br. n: Gl.) — ;fAioi.
2000. bis tnUle, da mife (Gl;), dw^fil (W.) — Sig^f^toi,
3000. rcr milley tri mile (Gl.), teirmil (W.) -^ TQigxi^tot.
10,000. decics milley deich mile (Gl.) , myrdd (W.) — /nipiot.
100,000. centtcs mille j ceud mile (Gl.), can mil (W.) —
6{xaxigiLivQtot.
1^000,000. decics cenlcna miUiay milfil, myrddiwo (W.).
••• IT 'r • .
*■ »k h V :
.<! 'J f .1 '. '•
. • • V
A 1) m e r k u ii g. Der vdrslcficntfe' Ktfclhvelss' enthält ' stib A. Wf.
B. 66. C. 370. }). 141. E. 66. F. 138. G. 71. H. 43.
I. lOÖ. L. "^00. li^.' JMW. N. 74. O. 66. P. SOO. Q. 20.
R. 1^3.' S. 282., T: 168. ' Ü. ig, V. 132. Z. 3 Wörter, zii-
saniiBeu 27^2. ,
L
IV.
Die Namen von Städten ^ Gebirgen und Flüssen in
Germanien, die Personen -Namen von Germanen, die
in den Autoren erwähnt sind und die sonst Torkommen.
die' sich zum Theil in nnscrn Yornamen
erhalten haben. «
A. Städte.
Bei dem hohen Cullarzottande GernuiiiieDi) schon in höchst
alter Zeit^ waren auch nothwendig Städte torhanden; nor in
diesen konnten ^die Künste blähen , die Kunstwerke geliefert
werden, welche die germanische Archäologie nachweist, die
Fabriken der trefflichen Waffen seyn, mit denen sich die Ger-
manen Tor länger als xwej Jahrtausenden aasrnsteten; auch
haben alle keltische Länder Städte und die grossem Völker-
schaften meist Hauptstädte^ wolche ein Centrum bilden« Längs
dem Rheine 9 links und rechts, lagen allgemein bekannte Städte,
die auch im Innern Germaniens nicht gefehlt haben können.
Caesar (bell. gall. VI. iO.) erwähnt bei den Ubiern Städte,
ferner (TL 19.) bei den STeren, auch berichten andere Au-
toren Ton Städten y wie Dio Cassius YL 18. Tacitus (Germ. 16.)
sagt xwar: dieGrermanen wohnen nicht in Städten (urbes) und
ihre Dorfer (vici) bilden keine compacten Häuser -Gruppen;
aber das erstere ist ein offenbarer Irrthum, wenn der Begriff
Ton urbs nicht in einem höchst beschränkten Sinne, «twa als
Festung genommen wird (die bei den alten Kelten allerdings
fehlten). Uebrigens beschränkte sich die Kenntniss der Römer
besonders ror Tacitus Torzugsweise auf Westphalen, auf das
FIvssgebiet der Ems und Lippe, welches sie bei ihren Krie-
gen mit den Marsen, Broetern, Sjgambem, Catten und Che-
ruskern durchsogen y nnd auf diese Gegend passt, was Tad-
tns Ton Gormanien sagt; diese hat auch gegenwärtig sehr we-
nige Städte nnd compacte Dörfer, sondern die Wohnangen
liegen einzeln, weit aus einander.
Der Grieche Ptolomäus in Alexandria, dem hier grosse
Hilfsmittel an Grebote standen, wie die — uns Terlornen —
geographischen Werke Ton Marinusj Eratosthenes etc., seihst
TielTeiÄt Nachrichten der Phönizier, besehreibt in seiner allge-
meinen Geographie j die etwa 150 n. Chr. erschien, nach Ger-
manien^ erwähnt die Völker, Gebirge» Flusse und Städte^
stets aber nur die wichtigsten Gegenstände j wie in den nbri-
— 176 —
geD Abtheilungen seine^ trefflichen Werkes. Hier fälirt er 94
Städte auf, im eigentlichen Germanien d, h. bis zur Donau
und yiele ausserdem^ jenseits dieses Flusses in Rhaetia, No-
ricum und Pannonia, welche Länder auch meist von Germanen
bewohnt wurden, bezeichnet auch ihre Lage nach Längen-
und Breitengraden, bei mehreren wird die Dauer des längsten
und kürzesten Tages yerzeichnet. Wenn nun auch die An-
gaben der Grade nicht auf astronomische Beobachtungen^ son-
dern auf gemessene Entfernungen basirt sind, so wird es doch
möglich, die Lcige der ang^fiüirten Qrte^ wenigstens ohngcfähr
zu finden oder zu vermuthen. Auf jeden Fall geht daraus
heryor^ dass Germanien den wissenschaftlichen Männern des Alter-
thums wohl bekannt war, besser als den römificheD Schrift-
stellern, die uns erhalten sind.
Die kriegerische, verwüstende Periode, zwischen der rö-
mischen und teutschen Zeit, characterisirt durch das Eindringen
gothischer Völker, war dem Entstehen von neuen Städten um
so ungünstiger, da die Gothen meist den Städten sehr feind-
lich standen, sie häufig verwüsteten, und 'das dynastische Le"-
ben auf dem Lande vorzogen, so, dass der Handel meist nur
von den gewerblichen Slaven getrieben wurde. Allmähllg be-
gann das gothischc Wesen sich zu verwischen , Carl der Grosse
begünstigte Städte und Handel. * Als ypn ihm im Anfange des
9- Jahrhunderts ganz Germanien erobert war, und sich die
teiftsche Sprache entwickelt hatte, die einheimische feutsche
Litteratur beginnt, so werden überall' eine sehr grosse Menge
von Städten erwähnt, die vermnthlich alle aus der alten ger-
manischen Zeit herstammen, und wahrscheinlich sind die allet-
meisten'^unserer jetzigen Städte alt germanischen Ursprünge«.
Städte sind schwer zu errichten, lassen sich nicht leicht' durch
einen blossen Befehl hinstellen.
Die oft gräcisirten Namen der^ v^n Ptolomaeus erwaluotep
-Städte, die wohl auch durch. die AbaeliTeUier manche Verände-
rung erlitten, mögen im Germanische« ^um Theil eio^ an-
dern Klang gehabt haben , als wir sie : jetso ksen ; aber in Er-
•Dongelung anderer Nachrichten müsaen wir miu an da« Vor-
handene halten. Eigentlich teutsdi 4ürf(en sie wnhl n^cht kViß"
gen; mehrere liaben die keltinihe EAdlii^ duunm- (.V4in du-
miin, tun, /twy«, Hügel, Stadt« woher dtiB »eipbglische üoiwi)),
di6 wir. bei vieled keltischen Städten in G^IUen , Britivmii^p etc.
finden, wie Tarodmnum, S^gadmmum.^ ^Rhü^QdMnlum7 iU^r
/lodMiiflnii, CarA#daMitri», LygduntHmi -andece *l9»s?M Mf^
ans dem Keltischen herleiten , wie Kaiaeffia ; iioch «ADdes^
liaben Beziehang zu acht germanischen Völkeriicliaftcn. •
— 111 —
Wenn man auch die Lage d#r Städte des Ptolemaeas im
Allgemeinen kennt , so ist es doch höchst schwierige meist an-
möglich, ihre specielle Lage anzugeben ^ man sucht hierbei
zuerst nach einem ähnlich klingenden Nnmen einet jetzigen
Ortes, Deshalb sind in dieser Hinsicht höchst Terschiedene
Meinungen aufgestellt , eine sichere Wahrheit stehet selten zu
ermitteln. Ein höchst werthes Hülfsmittel ist die Charte -*
Gerftiania ad* mentem Ptolemaet delineata — die Uckert in
seiner Germania giebt, wo die Grade, die Städte und Völker
Terzeich net sind.
a. Städte im ersten, nördlichem Clima.
1* Pflaum fallt an ilen Ausfluss der Ems^ wahrscheinlich
Delfzyl^ oder die Insel Flie, Flieland. — Tacitos annaK lY.
72. erwähnt ein Castellum flernm, und cit* loc. IL 8. einen
Ort Am%$ia in der Nähe ron Delfzyl, dessen Name wohl
mit dem der Ems, Amisia^ zusammenhängt.
2. Suaiutandaj ein zweifelhafter^ rielleicht irrthnmlicher Ort
in der untern Emsgegend; man hat gedacht an Utende im
Saterlande oder Sater - Utende.
3. Tejrelta, im Herzogthuroe Oldenburg, etwa bei Elsfleth
an der Weser, vielleicht die Insel Texel.
4. PhabiranoHy östlich nach Stade hin, bei Bremervörde,
vielleicht die Insel Bremerförde oder Breipen.
5. TrevOy in der 'Gegend von Hamburg, man hat an Trave*
münde oder Travendahl gedacht, aber wahrscheinlich ist es
Hamburg selbst, denn nach Owen (dictionary oflhe welsh-
language) im Artikel trefy heisst Hamburg in Wälschen noch
in neuerer Zeit Trefa.
6. Leuphana, in der Gegend von Lüneburg, wohl die Saline
SulU» oder Lüneburg, die früher Lünaebo hiess, die uralt
und älter ist als die Stadt Lüneburg (die erst nach 1189
entstand, wo die, in der Nähe belegene alte Stadt Barden-
wiek zerstört wurde).
7. LMmiris^ etwa zwischen Hamburg und Wismar.
8. Mariani$j nördlich von Lüneburgs etwa in der Gegend
von Lauenburg j vielleicht Marne bei Brunsbüttel.
9. Mari9ni§ altera j unfern der Ostsee, etwa V^smar oder
Lübeck.
10. KSn&ium^ etwas südlicher^ vielleicht die Stadt Gnoien in
Mecklenburg.
11. A§tma oder Kisouia, östlich von der Elbe in Mecklen-
burg, vielleicht Güstrow oder Grabow. Möglich, dass die
Kefenlcin Kelt. AUertb. U. Bd. IS
— 118 —
Aestyi gentcs^ die sich weit im Norden terbreiteteiij mit
diesem Astuia zusammenhängen ^ das vielleicht ihre Haupt*
Stadt war.
12. AleUtas oder Aleisoa nordöstlich davon. Man hat an
Loitz an der Peene gedacht; aber das AI kann yielleicht aus
dem keltischen hal gebildet sejn^ weshalb man auf eine
Saline schliessen möchte und die Saline Sülze in Mecklen-
burg, ohnweit Marlow, hart an der Grenze von Neu -Vor-
pommern scheint mit der Lage von AI eistos wohl übereinzu-
stimmen.
13. Lahiburgion, hart an der Ostsee, etwa in der Gegend
von Rostock.
14. Bunition, südlicher ^ etwa Bützow in Mecklenburg.
15. Virunon, südöstlicher etwa bei Waren am Müritz-See.
Möglich, dass dieser Ort in Beziehung stehet mit dem Volke
Varini des Plin., Viruni des Ptolem., das im nördlichen
Teutschland, in der Nähe der Teutonarii wohnte, and deren
Hauptstadt war.
16. Viriiion^ noch südlicher ^ etwa Writzen an der alten
Oder in der Mittelmark. '
17. Rugion^ wohl an der Oder, oder etwas östlich davon,
Tielleicht Regenwalde am Regen im Reg. Bez. Stettin. Wahr-
scheinlich war dieser Ort die Hauptstadt der Rugii, die Ta-
citus crwüluit und die an der Oder zu suchen seyn werden.
18. Sjkurgwn , südöstlicher. Man hat an Stargard oder Deutsch
Krone gedaclit.
19. AshatiliSy noch südöstlicher ^ wohl in der Weichselge-
gend; vielleicht Nackel bei Bromberg oder Schwetz an der
Weichsel.
b. Städte im zweiten, etwas südlichiern Clima.
20. AüJciburgion ist wohl das Asciburgium der römischen
Schriftsteller, welches aber nicht auf dem rechten, sondern
dem linken Rheinufer lag, das jetzige Asburg bei Mors,
westlich von Duisburg.
21. Navalia, wahrscheinlich Gimpen in Holland am Ausflüsse
der Issel.
22. Mediolanton, südöstlicher^ vielleicht Metein au der Vecht,
früher Matellia genannt, vielleicht auch Münster.
23. Teuderiony östlicher, etwa Detern an der Soeste oder
Borgen im Emslandc, an der Mündung der Haase.
24. ßogadioHj viel südlicher, am Fusse des Gebirges (der
Haard), etwa Bochold oder Beckum, vielleicht eher Büren«
— n» —
25. Sierementiony wenig öttlicli^ ob Stromberg oder Stein-
farth im Mnosterscben, oder ein sonstiger Ort in der Gre-
gend, bleibt zweifelhaft.
26. Ama$eiay südlicher, Tielleicht Soest oder Hamm, oder
ein noch südlicherer Ort.
27. Munition , viel nördlicher , TieUeiebt Monster, oder in der
Gegend ron Osnabriick oder Bielefeld.
28. TuliphurduMy sehr nördlicher, man hat aaf Dorf Dor-
worden oder aaf Döhlberg an der Weser gerathen, anch
auf Verden.
29. A$kalingion, etwas sädlicher; Krnse weist auf Dorf
Ahlken bei Bremen hin. Andere denken an die Gegend von
Minden.
30. Tulintrffian , wieder etwas südlicher. Es ist auf Schlüs-
selbiirg bei Stolzenau an der Weser, auch auf die Gegend
Yon Detmold hingewiesen. Zeuss (die Dentscben , 7.) meint:
Toulisourgion könnte aus Tentibonrgion entstellt sejn, und
wiese auf den Tentoburger Wald; möglich scheint mir auch
ein Zusammenhang ron Tulisurgion und Tuliphurdum mit
der Völkerschaft Dulgumni des Ptol. und Dulgibini des Cae-
sar ^ die in der Gegend des Teutoburger Waldes zu suchen
ut, wo auch die 3 Orte Tulisurgion, Askalingion und Tuli-
phurdum gelegen haben werden.
31. Pheugaran, Tiel südlicher^ ohnweit der Quellen der Ems,
wohl in der Gegend yon Paderborn.
38, Kanduum oder Kaeduon^ wieder sädlicher, vielleicht
Canstein bei Stadtberg an der Diemel.
33. Trophaea Drusiy südlich Ton Tulisurgion, in der Weser -
Gegend.
34« Luppia, östlich^ wohl yerschieden yon dem Castellum
Luppiae ilumini appositnm, yon Tacitus (Annal. 7.) erwähnt
und ein römisches Castell; unser Lnppia lag wohl östlich
der Weser, man räth auf Loppnitz, oder Lupta im Ca-
lenbergischen , oder auf die Gegend yon Einbeck,
35. Mesuion oder Mesovium, im Lande der Sueyen, yiel^
leicht in der Gegend yon Magdeburg oder Braunschweig.
36. Aregelia oder Argevia^ yielleicht Egeln oder Artern.
37. KaJaegia, wenig ösjtlich davon, wird Halle seyn, das
mit seinem keltischen Namen Halegia heissen mochte, der
Ton den Griechen in Kalaegia verwandelt wurde, da ihre
Sprache kein h hatte , hal im Keltischen ist Salz , aien oder
aigen ist Quelle, halaegia daher wohl Salzquelle.
38. Lupphurdofiy etwas südlicher; hier iiiesst die Luppe, die
ohnweit Merseburg in die Saale mündet, auch liegt ein Lup^
fürt in der Gegend.
— 180 —
30. Susutuia^ weit nach Norden berauf ^ man Termnthet auf
Stadt Sejda oder Suacho am Spreewalde.
40. Kalancorunty südlicher nach Kalaegia zu; Kruge yerlegt
' den Ort nach Görlitz , Reichard nach dem Dorfe Callochnn
in der Niederlansitz ohnweit Schliebcn. Mir scheint ein Zu-
sammenhang wahrscheinlich mit Kalucones^ einer Völker-
schaft, die Ptolemaens anfährt, die zwischen Cherusci und
SueTi an der Elbe wohnten, die wahrscheinlich Halucones
hiessen, in der salzreichen Gegend zwischen Magdeburg
und Halle wohnten.
41. Lugidunofty östlich yon Kalaegia, ist nach Kruse Lieg-
nitz in Schlesien; aber so weit ist die Entfernung Ton Kn-
legia lange nicht« Lugidunon lag offenbar diesseits des Asci-
burgius mens d. i. des Riesen gebirges und im Gebiete der
Lugii Burii des Ptolem., Burii nach Tacit., deren Haupt-
stadt es gewesen sejn mag. ^
48* Slragona, südlicher; Strigau nach Kruse; war aber Lu-
gidunon nicht Liegnitz^ so kann Stragona schwerlich in Strie-
gau gesucht werden.
43. Lfimiosalaeanj weit nördlich, jenseits des Riesengebirges«
nach Kruse Polnisch Lissa ohnweit Glogau.
44. BudorigOHy südlicher, diesseits des Riesengebirges ^ nach
Kruse und Reichard ist es Brieg in Schlesien. Wahrschein-
lich stand der Ort in Beziehung zu der Yölkerschaft Buto-
nae^ von Strabo erwähnt, die Nachbarn der Lugii waren,
und die sich Marbodaeus unterwarf.
4S|. LeuJearistos y südöstlich, diesseits des Asciburgion ; / nach
Kruse Leubus in Schlesien*
46. Arsonion^ noch südöstlicher, diesseits des Asciburgion,
ohnweit der Quellen der Yistula. Man hat gerathen auf
Marsen nördlich von Krakan oder Margenick bei Sieradaz.
47» Kalisiay nördlicher, jenseits des Asciburgion, wird für
Kaiisch gehalten.
48. Setfdavüy nördlicher, man bezieht den Ort auf Zidowo
südlich Ten Gnesen und Posen*
c* Städte im folgenden^ noch südlichem Clima.
49. Aleisün^ Aliso der römischen Schriftsteller, wohl bei
Haltern an der Lippe, zwischen Wesel und Münster, wo
auf dem Annenberge Reste von römischen Befestigtingen
liegen.
50. BudoriSj südöstlich, wohl schwerlich Büdericb am linken
Rheinufer, Wesel gegenüber, eher Düsseldorf^ vielleicht
mehr östlich zu suchen.
— 181 —
M. MaUimo^n, Taeif. (autmU I. 5&) erwähnt ein Mattiacon
bei den Catten. Die Aquae Mattiacae «ler Romer sind offen-
bar Wisbaden^ di^ Sradt Matiiacon, wohl der Hauptort der
Maltiaci im healigen Nasiauischen, lag öitlicher, wahnchein-
licb an der Adrana (Eder), meist nimmt man Marburg' oder
Giessen dafür.
5S» Ariaunouy Tiel südlicher, wohl das arx Tauni des Ta-
citus, am Taunus -Gebirge, Tielleicht die Ruinen bei Saalburg.
53. Nuaesion oder Novaesion^ rifel nordlicher ; wohl schwer-
Hell Neuss am Rheine , eher Schloss Nienhuss nn derMenne
bei Nehehdmj oder nördlich Ton Marburg.
54. Maehtabony südlicher, wird bei Fulda gesucht«
öök Gravtonarion^ südlicher; man hat auf Grerener Bezug
genommen, welcher Ort mir unbekannt ittt , auch auf BrndiLe-
jiAo; Kruse denkt wohl mit Unrecht an Arnstadt.
56. Lokarilou, noch isadlicher, Tielleicht Lohr am Main.
57. SegodunoHy etwas südlicher, wohl in der Gegend Ton
AYürxburg, wo ein Siegnitz liegt. Ein Segodunum lag auch
in Gallien, ein anderes in Britannien, ein Saguntum in
Spanien.
58. Devona , südlicher an der rauhen Alp in Wnrtemberg,
nach Reichard das Dorf Beringen oder Dewangen bei Ro*
thenburg an der Tauber.
59. Bergiou, viel nördlicher, meist spricht man Bamberg da-
für an, auch Berching bei Sulz.
60. Mcnasgada , nicht fern ron den Quellen des Mains; *
Beureuth oder Mainroth bei Culmbach.
61. Bicurgiouy weit nördlicher, in der Gegend, wo die Cat-
ten hinzusetzen sejn werden , wohl Erfurth oder in der Ge-
gend von Mühlhausen.
62. Marabudon y weit südlich^ südöstlich von Menosgada,
wohl die regia Marabudi bei Tacir. (annal. II. 68.) in Bojae-
mum von Strabo. 3Ian sucht den Ort gewöhnlich in Böh-
men, bei Prag, Budweiss, Eger; ich sollte aber meinen,
diess wäre zu weit Östlich; er mag in Bayern gelegen haben.
63. Rediniuinon, weit südwestlich, über den Sudeti mons,
ohnweit der Quellen der Albis; vielleicht in der Gegend
von Horzig oder Königsgrätz in Böhmen.
64. NomUleriony nordöstlich, wohl in Schlesien, vielleicht
Nimptsch oder Nimes an der Bolzer in Böhmen.
65. MeUodunoUy um t Grad südlicher. Wohl schwerlich-
Melenthin ohnweit Königsgrätz, wohl südlicher in der Ge-
gend .von Olmütz oder Brüun. In Gallien war Melodonum
ein berühmter Ort der Sennonen.
— 182 —
66* Ka8urgi$j nördlich, ohnweit der^ angeblidien Eibquelle,
schwerlich Kartzen in Schlesien zwischen Schweidnitz und
Brieg, wohl eher in der Gegend von Troppan.
67. Sirevinta, südlicher^ man sucht es in Trebitsch an der
Iglan im Iglauer Kreise « eher lag es wohl bei Sternberg
südlich yon Troppau.
68. Hegemantia^ weit nordöstlich, man hat es in der Ge-
gend von Schweidnitz oder Massel ohnweit Gels , auch bei
Ratibor gesucht.
69. Budorgis, etwas südöstlich zwischen Hegemaiftia und Ka-
surgisy fast 3 Grad südlicher als Budongon (No. 44.) ^ und
mit diesem wohl nicht identisch ^ wie Mannert annimmt.
Man hat Brieg oder Ratibor dafür angesprochen , auch Boran
zwischen Breslau und Schweidnitz; Kräse (in seinem Buche
Budorgis) sucht diese Stadt in einem zerstörten Orte beim
Dorfe Lakowitz ohnweit Olau in Schlesien, wo Tiele Altera
•thümer gefunden werden.
70« Eburon^ südöstlich; schwerlich der Flecken Berun in
Oberschlesien , wohl eher Brunn in Mähren , der Name kann
zusammenhängen mit der Völkerschaft Burii^ die an und
auf dem Riesengebirge gewohnt haben werden.
71. ArisJcua oder Arsihua^ südöstlich davon, wird in Mari-
koya ohnweit Trentschin, auch in Hradisch an der March
gesucht. Möglicherweise kann diese Stadt zusammenhangen
mit dem Volke Arii des Tacit., die in Schlesien wie in Böh-
men wohnten^ und mit den Arayisci des Plin., die in Böh-
men und Ungarn ihre Wohnsitze gehabt haben werden.
72. Pariennaj etwas nordöstlich, wohl Waren oder Varin an
der Waag in Ungarn.
73. Setuia, etwas nordöstlich, etwa bei Cyche oder Sydzina
am Fusse der Karpathen.
74. Karrhodonum , fast S Grad nördlicher, wahrscheinlich
Krakau oder in dessen Gegend. Möglich, dass der Name zu-
sammenhängt mit car, im Keltischen der Fels^ da bei Kra-
kau die Felsen beginnen.
75. uisanta^ südlicher ^ vielleicht alt Sandeck an den Kar-
parthen.
d. Städte im Clima, das noch übrig ist, und am
Flusse Danubius.
76. Tarrodununty ohnweit des oberen Rheines, in der Ge-
gend Ton Freiburg im Breisgau, wohl in der jetzigen Mark
Zarten, wo das Dorf Zarduna noch im 8, Jahrhundert vor-
— 188 —
•
konimt^ wo aoMerordentlich viele keltische Alierthümer ge-
funden werden.
77. Boffiol q^XaviOi , arae flaviat , weiter östlich , wohl bei
Rottweil iii Wnrtemberg.
78. Riusiava, südlicher^ nach der Donau zu, yielleicht Rie-
fingen und das Ries, ohnweit Nordlingen in Würtemberg.
70. HalkimoenU, südöstlich, wohl in der Gegend Ton Weis-
senburg an der Altmobl zwischen Donauwerth und Nürnberg.
80. Kantiöbia, nördlicher, vielleicht Canstadt oder Cambuch
in Würtemberg. '
81. BibakoHj etwas südlich, wohl in Würtemberg, ohnwett
der Donau. Man versetzt den Ort bald in die Oberpfalzj*
bald nach Böhmen, wie Kruse.
8t. Brodeniia, etwas östlich; man sucht es in Deiitschbrod
oder Cham in Böhmen.
83. Setuakaton^ nördlich; es wird gesucht in Suschitz oder
Schüttenhofen im Barchimer Kreise Böhmens, auch ohnweit
Manchen.
84. üsbion , südlich an der Donao, der Stadt Avelate im
Noricum gegenüber; man meint: Ispern oder Insterburg
bei Linz.
85. jibilunon, etwas nordöstlich.
86. Phurgisates y mehr nordöstlich; man räth auf BurgUtz im
Rackonitzer Kreise, oder Piseck in Böhmen^ oder Znaim
in Mähren.
87. Koridorgisy viel nördlicher; man vermuthet Kaurzim in
Böhmen oder Chrudin in Mähren.
88. Medoalanion, viel südlich, ohnwett der Donau; nach
Kruse die Stadt Lua im Untermannhardsberger Viertel, oder
Meissau an der Donau ^ auf jeden Fall wohl nordöstlidh von
Wien.
89. Philriia oder Pheliciüj weit nordöstlich, wohl PoUtzka
in Böhmen oder Olmütz.
90. Eburodunon oder Rhoboditnony südlich, näher der Do-
nau; es wird gedeutet auf Hradisch an der March^ auch
auf Brunn.
91. Anduaetiony südöstlich, ohnweit der Donau, in der Ge-
gend von Pressburg«
9S. KalanumÜa, etwas östlich, könnte Komorn in Ungarn
sejn.
93. Singoncy bedeutend nördlicher; man meint Trentschin an
der Waag oder Neutra.
94. Anabon y viel südlicher an der Donau, vielleicht der
Flecken Albany in der Pesther Gespannschaft,
— 184 ~
d, Städte^ die Ftolem. in Rhätia nennt, d. i. im
sudliche rn Theile von Wurtemberg undBayero.
1. Brogadurumf später Brigobanna^ Brauliogen an der
Breg ohnweit Donaueschingen.
S. Dracuana^ in der Gegend von Tuttlingen. i
3. f^ianUy Finningen bei Ulm. j
4. P/iaentanaj Fainingen bei Lauingen.
5. Taargaetutn , Dassendorf olioweit Morsburg am Bodensee,
oder Ueberl Ingen.
6. Brigantiumy Bregenz am Bodensee, wokl die Hauptstadt
des Volkes Briganti am Bodensee. |
7. Vikui^ wohl in Graubündten.
8. Ebodurum im Voralberg.
9. Drusomagus j Druisheim ohnweit Donauwertb.
10» Elctodurumy in der Gegend von Pludenz.
e. Städte des Ftolem. in Yindelicia, d. i. 8iidlich%
der DonaUj bis zum Inn und den Alpen. ^
1. uirtobriga^ noch sehr unbestimmt.
8. Bojoduruniy Passau am Einflüsse des lun Sn die Donau.
3. Augusta Vindeltcorumy das ]( eltische Dumasia, Augsburg,
4» Karhodunon, vielleicht beim Kloster Gars am Inn, mag
die Hauptstadt vom Volke Carni gevresen sejn.
5. Abudiakum, Epfuach am Lech.
6. Kampodunumj Kempten.
7. Medullum^ Müln bei luspruck.
8. Inutrium y Nauters im oberen Innthale^ oder vielleicht
Inspruck.
i, Städte, die Ftolem. im Noricum nennt, d. i. süd-
lich der Donau vom Inn bis zum Wienerwalde.
1. u4redaiej wohl Erlauf, an der Mündung des Erlauf in
die Donau.
8. udbilunon, ohnweit Dürstein an der Donau. ^
3. Klaudiovium y etwa St. Polten,
4. Gavanodurumj Gamming in Untcröstrcich.^
5. Gesodunumy am Schoeeberge in Uoteröst reich.
6. Badahuniy Biedenhart ohnweit Kloster Seon,
7. uigunium^ Inuingen im Pusterthale.
8. Vakoriuin^ Hultau^ 6 Meilen von Salzburg,
9. Pödikumy Peltau in Steuermark.
tO. Virunumy ohnweit Klagenfurth,
— 18» —
11. Tetfruia, wohl Lurfeld an der Drau.
IS. IduMum^ auch an der Drau.
13. Sianiicumj wohl Krainberg in Kraiii.
14. Celia, Cillj in Steiermark,
- Die Yon den römischen Schriftstellern öfter erwähnte Haupt-
» smdt Noreja wird hier nicht aogeführt.
g. Slldte, die Ptolenu in Pannonia erwalint, d. i.
im heutigen Oestreich, einem Theile ron Steier-
mark und in Ungarn.
1. JuliobOj oder Vindehona^ Wien.
S. Camus oder Coenus^ östlicher, etwa Deutsch -Altenburg
oder Petronell.
3. Phlexony noch östlicher^ südlich der Donau , etwa bei
Ungarisch - Altenburg.
4. Chertobalos^ ic der Gegend Ton Raab.
5. Bregaetion^ bei Szöny im G>moren - Comitat.
6. Sala, an der Sala bei LuTir.
7. Paetovion^ yielleicht Pettau in Steiermark.
8. Savaria i yielleicht Grätz.
9. Aemona, rielleicht Laihach.
10. Ri$pia^ 11. Vinundriuy 18. Bantmia (wohl Bonastarf,
3 Stunden Ton Peterwardein) , Vi. Anlautimium^ 14. SJta-
rahantia^ und fiele andere Orte^ die nicht wohl zu deu-
ten sind.
^ h. In der Schweiz^ bei den Helvetiern, den
Germanen ganz verwandt, gab es viele Städte, z. B. JVo-
viodunutfiy Nion im Waatlande, Ociodunumy Martinach,
Aventicum, Avench oder Wiflisburg , Vindonissa^ das aar-
gauische Dorf Windisch etc.
B. Gebirge.
Auch die Namen der Gebirge in Germanien, wie sie uns
die Autoren erhalten haben, klingen nicht eigentlich teutscli,
und manche Namen können wir^ aus dem Keltischen her-
leiten. • *-
uilpesy unsere heutigen »Alpen ^ deren Name keltischen
Ursprunges seyn wird, von alb im GäUschen, d. i. hoch, weiss,
auch Gebirge. Die Römer unterschieden: alpcs coUicac,
welche den Namen haben von einem kleinen keltischen Könige
— 186 —
4
am Monte CeniB, mit Namen Cottius, der die Strasse für die
Römer bauen lassen musste; — alpe$ grajaCy vom |kelti-
sehen Worte craighes^ d. i. Felsen; — alpea rhaeiicae in
Rhaetien^ — alpes penninaCy Tom keltischen pen^ der Gipfel ;
daher auch mous penmnusy der St. Bernhard^ und, vom kel-
tischen a, pen ghwin d. i. weisser Gipfel^ stammt der Name
Apenuinen.
Ftolemäus erwähnt ausser den eigentlichen Alpen noch
ein uilpiS' Gebirge y diesseits der Donau, offenbar die rauhe
Alp in Würtemberg. .
Hercynia silva mag zusammenhängen mit erchyn im Kel-
tischen, d. i. erhaben, und erchyniad, die Erhabenheit, Höhe.
Die griechischen Schriftsteller sprechen Ton mehreren Herky-
nien in Germanien. Caesar (bell* gall. VI. 56.) und andere rö-
mische Schriftsteller begreifen unter Hercynia siWa alle die
Gebirge in Allgemeinen, welche das südliche Teutschland durch-
ziehen Tom Taunus bis nach Oestreich hinein. Ptolem. be-
schränkt dem Orkjnischen Wald etwa auf unser Riesenge*
birge, oder das böhmisch - schlesische Gebirge.
TatfittfS, Ton Tacitus und Mela erwähnt^ ist unser
Taunus.
Der BÜva caeiia des Tacitus wird die Berge um Coes-
feld begreifen, die im Mittelalter mons coisium hiessen.
Der sÜva bacenis des Caesar durfte den Gebirgszug
umfassen, der von der Weser nach Norden läuft.
Das Gebirge Abnoba oder Albona dürfte etwa den
nördlichen Schwarzwald bezeichnen, nebst den Gebirgen, die
sich östlich, längs* dem Rheine bis zum Taunus fortziehen,
und dem Abhänge des hercjnischen Waldes entsprechen.
Das Gebirge Sudeta ^ mit den Gebirgen Gabrcia und
Luna, wird die böhmischen Gebirge, besonders nach Sachsen
und Bayern umfassen.
Der Askiburgion des Ptolem. ist wohl unser Riesen-
gebirge.
Der Melibocus des Ptolem., mit dem Walde Semana,
wird' unsere kleinen nördlichem Gebirge umfassen, den Harz,
Thüringer waldj die hessischen Berge etc.
Der Cetius wird der Sömmering in Oestreich seyn.
Das Sarmaiische Gebirge umfasst die Karpathen, auch
wohl die mährischen Gebirge.
— Idt —
C. Flüsse.
Rhenus, der Rhein, trennt im Allgemeiueu Gallia von
Germania, gleichwohl waren ^ beide Rlieinufer germanisch;
im Speciellen trennt er Germania prima (am linken Rheinufer
Ton Basel bis Worms) und Germania secunda (am linken Rhein-
nfer bis zur Nordsee) , von Germania magna , am rechten Ufer
des Rheines. .Die Flüsse am linken, gallischen Rheinufer,
tragen offenbar gallo - keltische Namen, die aber yon den Na-
men der teutschen Seite nicht so verschieden klingen, als es
der Fall sejn möchte ^ wenn 8 in der Sprache ganz verschie-
dene Tolker die beiden Ufer des Rheines bewohnt hätten.
Auf der gallischen Seite flössen z. B. die Skaldia^ (Scheide),
Sabis (Sambre)^ Saravus (Saar), Moseila (Mosel) etc.
In Grossgermanien fliessen : jidrana (die Eder oder Lahn)^
die Lupfa, Luppia (Lippe) j in welche sich der £(^«0» mün-
det, wohl die Alme.
u4masiay die Ems, J^isurgis^ die Weser; bei spätem Schrift-
stellern werden erwähnt: die Fuldaha (Fulda), Wiraha
(Werra), Allera (die Aller) etc.
jilbiSy die Elbe. Ülittelalterliche Schriftsteller erwähnen die
Fuhne (Fuhne), Elsler (Elster), Lag'ma (Leine), Habola ^
(Havel) und viele andere ähnlich klingende.
Salus , im mittlem Germanien nach Strabo, wohl die Saale.
Chalususy nach Ptolem. wohl die Trave.
SuevuSj nach Ptolem. wohl die Peene.
Uiados oder JaduaSy nach Ptolem. die Oder«
Vistula^ die Weichsel.
GullaluSj nach Plin. vielleicht der Pregel.
Ister ^ DanubiuSy die Donau. Nach den griechischen
Schriftstellern entsprang der Fluss im Lande der Kelten; Ti-
magetus (s. ückert S. 146.) sagt: vomj keltischen Gebirge
Pjrene kommt der Ister, strömt durch Keltika, zum keltischen
See, aus diesem gehet dann ein Arm ins keltische Meer, ein
anderer in Pontus. Der Name Danubius wurde nach Strabo
und Ptolem. besonders auf den obern Theil, der Name Ister
auf den untern bezogen. Es werden eine grosse Menge Flüsse
genannt, die in den Ister münden, die kaum zu bestimmen sind;
Plin. kennt über 60, fülirt aber nur wenige an , vrie den Pathis-
sus (wohl die Theis), Marus (wohl die March), Duria^
SavuSj MargiSj Pingus etc. Spätere Schriftsteller erwäh-
nen: den Aeneus (Inn), Ltürta (Lech) , Anisa (Ens), Truna
(Drau), Hllara (liier) etc.
— 188 —
D. Einige germanische Wörter , die in den Autoren
angeführt werden.
Framea nannten die Germanen die Wafle, welche nach
Tacit. 6. die Römer als hasta bezeichneten. In die teutsche
Sprache ist das Wort nicht übergegangen] ob es sich aus der
keltischen erklären lassen könnte, ist mir nicht bekannt»
Tacit. 41. sagt : Die Aestyi nennen den Bernstein glesum^
"welches Wort wohl zusammenhäogen könnte mit glain^ gloine,
im Gülischen das Glas.
Tacit. 40. sagt: Die Longobardi verehren die Hertha, id
est terra; es scheint daher hertha der germanische Name für
terra gewesen zu seyn , er lässt sich leicht auf das keltische
crd (Gl.), die Erde, zurückführen, woher auch das teutsclic
Wort stammen mag.
Tacit. 42. sagt: Bei den Naharvalen ist ein heiliger Hain,
hier werden die Götter verehrt, die nach römischer Auslegung
Castor und Pollux heissen; im Germanischen ist der Name die-
ser Gottheit Alcis» Dieser findet sich nicht in der teutschen
Mythologie, ich vermag auch keine keltische Abstammung an-
zugeben.
Tacit. 8. sagt: Die Germanen feiern durch alte Gesänge,
welche die Stelle der Annaleu vertreten , den Gott ThuUcOy
wie dessen Sohn Mannus, als die Stifter des Volkes; dem
letztern geben sie 3 Söhne, nach deren Namen die 3 Völker-
Abtheilungen benannt sind, die Ingaevoncs, (zunächst am
Meere, (also von Ingacvo), die Herminones in der Mitte,
(also ^on Hermin), die Istaevones die übrigen, (also von
einem Ingaevo)) von andern Söhnen sollen andere Nationen
benannt seyn, wie die Marsi y Gabrivi, Suevi und Van^
daliij (also von einem MarsiOj Gabrivio, Suevio und Kan-
dalio. Alle diese Götternamen sind der teutschen und gothi-
schen Mythologie gänzlich fremd, auch wohl dem Genius der
teutschen Sprache; aber wenigstens einige lassen sich aus dem
Keltischen erklären. Die Ingaevones wohnten am Meere, das
im Keltischen aigen heisst; bei ihnen Ing, uachPlin. , das nörd-
liche Meer (die Ostsee), das in ihrer Sprache morimarusa
hicss^ d. h. das todte, im Lateinischen mare mortuum; im Kel-
tischen ist mor das Meer, mnr?is todt; daher wohl morim<i-
rusa, d. i. mare mortuum; weiterhin lag das mare croni-
cumy dessen Nc'ime zusammenhängen mag mit crow (W.),
d. h. gefroren. Die Istaevones, die zwischen dem Meere
und den Gebirgen^ also in den flachen Gegenden wohnten,
erinnern an das keltische is^ ist d. h. niedrig, wie an die
Isombri^ Isumbri und ähnliche Völker in Ober - Italien , die
— 189 —
niedere, flache Gegenden bewohnen. Die Hermion€9\ in den
gebirgigen Gegenden, könnten znsammenhangen mit ar, er-
chjn im Keltischen, d. i. hoch, woher anch der Name Hercjnia.
Nach Tacit. 3. heisst bei den Germanen der Schlachtge-
sang: barriium oder barditum^ welches anch kein tentsches
Wort zn seyn scheint; ob es mit dem keltischen bard, Barde
zusammenhängt , muss ganz dahin gestellt bleiben.
£• Personen - Namen von Germanen, die In den Au-
toren erwähnt werden^ anch sonst nnd sjräter vor-
kommen^ die sich znm Thcil in nnscrn Vor-
namen erhalten haben.
Bojortjr^ Anführer oder König der Cimbern; Ceaorfjt
desgleichen, Luciun (Luck) desgl.) Teutobockhe desgl. der
Teutonen. — Nach Stralio VII. 1. führte Germaniciis im
Triumph auf: den SegimnntoB (unser Vorname Sigismund),
Sohn des Scgetcn^ d^r Cherusker Oberhaupt^ die Thusnelda
(auch als Vorname geblieben), seine Schwester, Gattin des Ar*
minius^ den Segilhaioa, Sohn des Simigerus^ Oberhaupt der
Cherusker, Ramis , seine Gattin ^ Tochter des Vkromiros^
Oberhaupt der Catten; Sigamber Deiiorüc^ Sohn der Baito^
rt'Jt* -— Sonst werden unter andern genannt: OrgetortJC^
Konig der Helvetier, NamejuBy VerudoctiuB^ DiVicOj HeU
Tetiet; — Chariomerusy Fürst der Cherusker (später ein Vor-
name) ^ InguioniertiSf ein Cherusker, Herrmann (noch jetzt
Vorname) desgleiclien; Masius, Fürst der Sennonen, MarU'^
hodu$y Fürst der Markomannen; ArioviHu»^ Fünf Ton ger-
manischen Völkern, d^r in Gallien auftritt; uirmtnim» (wohl
Ton armum im Galiichen, d. i. Anführer, Held) ein Catte;
GamnascttBj Fürst der Canninefaten ; Verritutj Fürst der Frie-
sen; Malort'jr desgl.; Vannius^ Fürst der Quaden ; Caiualdoj
Fürst der Gothonen , Vtbiliim$y Fürst der Hermunduren ; Van^
giuSf Fürst der Sueven; Sido detgh; Malouendnsy Fürst der
Marsen; ü^aculusj Fürst der Ampsivarier.
Valida, Gamma y Thuen^ita, Aurinia waren be-
rokmte, wahrtagende Frauen.
Auf den antiken Thongefässen Tom rechten und linken
Rheinufer findet man öfter die Namen der Töpfer, wie: Cm-
tugnaty Camuli je y Teurigo, Joasa etc.
Alle die hier erwähnten Namen dürften viel mehr einen
Anklang ana Keltische aU ans Teutpche haben»
— 192 —
«nfgefährt werden) Adalfredns und Landbergd; Ton einem an*
dern heisst der Vater Hildegaiidns , die Mutter Agentrndis, die
Kinder heissen Hildegans, Hildebrandus, Hiltrndis und Agenar-
das. Da dieselben Namen oft in der Familie oder in einem
Dorfe angetroffen wurden ^ s6 unterschied man die Personen
durch kleine sprachliche Unterschiede, wie Evrehardus^ Ebre-
hardus; Acleberga, Agelberga; Autlindis, Adelindis,
Sind die durch ganz Teutschland herrschenden Vornamen
ohne allen Zweifel keltischen Ursprunges, und dorcbans nicht
teutsch, so wird — meiner unyorgreiflichen Ansicht nach — -
auch in ganz Germanien, wie in Gallien, die keltische Sprache
geherrscht haben; denn ohnmoglich wohl wird das gnnze
teutsche Volk seine teutschen Namen , (von denen keine Spur
vorhanden zu sejn seheint) — und somit einer Haupt* Volks-
thümlichkeit — aufgegeben haben, um die Namen von einem
fremden Volke anzunehmen.
Als in der spätem teutschen Zeit S Namen angenommen
wurden, so blieben die altkeltischen Namen als Vornamen
im Volke, zu d^nen man noch einen Zunamen oder Eigenna-
men setzte. Diese letztern, die nicht der keltischen und ger-
manischen Zeit angehören, diese sind meist nicht keltisch , son-
dern gewöhnlich teutsch, wurzeln in der teutsdien Sprache.
Die rein keltischen Namen der germanbchen Vorzeit dürften
klar für das Keltenthum des germanischen Volkes zeugen. •
GrbauPTKclie Rorliilrurkerei in Halle.
4
Ansichten
()ber 4Ie
keltischen Alterthttner,
die
Kelten • überhaupt
«ad Be0OnderB in-lTeiitBchtaiids
«0 wie
den kelüMheii imvmiiii der Stad^ MaMr»
Von
Chr. Keffersteln»
Bwelier n»»4.
Zweite Abtheilnng: ethnographische n Inhalte«.
Halle»
in ConnlMion bei Kdiard Anton.
1949«
Den werthen Freunden
Herrn Jastiz-DireetM" Joseph Seidel
and
Herrn Dr. med. et cUrorg. Micbael HOring
an T0pUtx
als schwaches Zeichen der innigsten Verehrung
Arenndlicbst zugeeignet.
Inhalts-Uebersicht.
Kialeitong. Seite 195
A. Mongolische Race. • - 209
I. Cfiinesisclie Gruppe mit den Chinesen, Tibetanern ,
Birmanen. ^ - 210
II. Malaiische Gruppe. . - 210
III. J^ttische Gruppe. - 210
IV. Tungusisebe Gruppe mit den Tongusen oder Man-
dschn, den Taurien oder Taguren, den Koreanern. - 211
* V. Mongolische oder tartarische Gruppe mit den Mon-
golen , Kalmücken , Kirgj«eB. - 212
B. Die weisse Race.
I. Die Hindu •Nationalität. - 214
II. Gruppe der Östlichen rohen Völker, der Cultur im
Allgemeinen wenig geneigt , die In deren Entwlokelnng
gar nicht, oder wenig eingriffen. - 220
1) Der samojedische Stamm. - 220
2) Der finnische Stamm mit den Lappen, Finnen,
Esthen , Lieven , Magyaren. - 220
Z) Der kaukasisch -georgische Stamm, mit
a) den Gruslern oder Georgiern, Kartulen, Mln-
grellern , Lasen, - 222
b) den Lesgiern , Tscherkessen , Abäsen. - 223
4) Der tärkische Stamm, mit den Turkestanen, Tur-
komanen, Seldschucken , Tataren, Tschuwaschen, .
Usbeken, Karamanen, Baschkiren, Jakuten , Teleu-
ten, Osmanen. - 224
Ul. Gruppe der westlichem , (Otttdetern Völker, die als
Träger der Cultur erscheinen.
tt) Asiatisch - afrikanische 4^theUung.
I) Der semitische Stamm.
a) Die nubisch-abessinische oder aethlopiscbe BTa-
tionalität. . 227
— VI —
b) Die koptiflcli - acgyptische Nationalität. Seite 228
c) Die arabische Nationalität. - 233
d) Die namidische oder panisch - berberiache Natio-
nalität. - 237
e) Die hebräische Nationalität. - 240
O Die phöuizische und syrische Nationalität. - 241
g) Die chaldäische oder babylonisch - assyrische
Nationalität. - 247
h) Rackblick. - 253
2) Der persische oder iranische Stamm. - 255
3) Der armenische Stamm. ^ 261
ß") Europäische Abtlieilung der westlichem gebildeten
Völker.
4) Der baskische oder iberische Stamm. - 265
5) Der keltische Stamm der noch lebenden keltischen
Sprache im gälischen und wälschen Dialecte , und
die frühere Verbreitung der Kelten mit ihrer Spra-
che Aber ganz Europa und einen Theil von Asien. - 266
A. Britannien mit den keltischen Brüten und spätem Eng-
ländern. - 269
a) England. - 269
b) Schottland. - 282
c) Irland. - 296
b. Gallien mit den keltischen Galliern und spätem Fran-
zosen. - 290
c. Iberien mit den Kelten und spätem Spantern. - 311
d. Italien mit den keltischen Italiern, den spätem Hö-
rnern und den jetzigen Italienern. - 318
c. Germanien mit den keltischen Germanen und spätem
Teutschen, - 344
nebst Skandinavien mit seiner ursprünglich keltischen^
dann skandinavisch -teutschen Nationalität. - 369
f. Das südöstliche Germanien Helvetia, Vindelicia, Rhae-
tia, Noricum mit seiner keltischen, dann teutschen Be-
völkerung. - 374
g. Pannonia, das heutige Ungarn, mit seiner ursprünglich
keltischen , dann magyarischen und slawischen Bevölke-
rung. - 382
h. Dacia, jetzo Bessarabien, Moldau, Walachei, Sieben-
bürgen und die jetzigen AVlachcn, welche die dacisch-
keltische Einwohnerschaft fortsetzen. - 385
i. Moesia, jetzo türkisch Serbien und Bulgarien mit sei-
ner ursprunglich keltischen, jetzo meist slawischen Ein-
wohnerschaft. - 396
k. Thracia, das türkische Rumelien, mit seiner kelto -
thrazischen, jetzo walachischcn, slawischen und griechi-
schen Einwohnerschaft.
1. Marcdonia, zu Rumelien gehörig, mit seiner kelto -
maccdonJschen, jetzo walachischeu, griechischeniuid tiir-
kischen Einwohnerschaft. - 404
. 414
- 442
- 466
— VII —
m. ThessÄlia. S««*« ^^
n. Illyiti und Epims, jeteo das tflrkische Albanien und die
Albanesen, welche die keltiadien Illyrier fortsetjsen. - 407
0. Hella« und Kleinaaien , jetzo Morea und Natolien, mit
den Griechen, welche die uraprOnglich kelto-pelas-
giache Einwohnerschaft fortsetsen.
p. Cinmeria , dann die Reiche Bosporus , Colcbis , Iheria
und Alania, jetjso zu Russland gehörig, mit der kelto-
cimbrischen, spater griechischen Einwohnerschaft.
q. Massageten und Tschnden.
Rfickblick, allgemeine Betrachtung der erwähnten Na-
tionalitaten. - 4M
€) Der gothische Stamm,
a) Die Franken 4<KI; — b) andere westgothische
Stftmme, wie Wisingothi, Thervingi n. s. w. 464; —
c) ostgothische Völker 466; — d) Vandali 466; —
e) Alani 467; — f) Fali, Gepidae, Bnrgundio-
nOtf 469; — g) Lombardi, Longobardi 470; ^
h) Heruli 471; — i) Alamanni 472; — k) Tfen-
rittgi 476; ^ 1> Bcjoarii, Bojowarini 478; »—
m) Ostflili, Westmii, Hess! 479; •— o) Saxones 471;
— p) Angli 482; — q) JutI 48S; — r). Frisii
498* ... g) Dart 484; — t) Nordmanni 484; —
u) Ross, Russi 48B; — t) AUgemeine Betrach-
tung Ober die Gothen 490.
7) Der slawische Stamm in den 3 Hauptcweigen der
Russen, Serben und Polen,
a) im Stammlande 510; — b) in Polen 512; — in
Böhmen 518; -— in Mibren 514; — in Schlesien
und andern Theilen Germaniens 515; — in GaU-
zien 522; ^^ in Ungarn 523; — in der Moldau,
Walachey, Kroatien, Istrien, Krain 524; — In
Serbien 526; — in Bulgarien 527; — in Rumellen
528; -^ ROckblick, Schluss 528.
- 502
\
V.
^ Text.
Die Nationalitäten und Sprachen ron Europa , Asien
nnd Nordafrika ) ans dem Gesichtspunkte des
Keltenthnmes«
Eefentein Kfit. Attfrtb. U. Ba. II. AUb« lg
f;i
i
ier erste Theil dieser Schrift dürfte gelehrt haben ^ wie
eines Theils^ von dem rein archäologischen Standpunkte
aus 9 unsere Voreltern in Germanien Kelten waren ^ und
andererseits, wie die keltischen Alterthumer sich in einer
ausserordentlichen Verbreitung finden, sehr grosse Lftn-«
derstrecken bedecken, in denen daher einstens keltische
Volker geblühet haben mögen, deren Nationalität eine
sehr wichtige gewesen seyn muss.
Es wird nun darauf ankommen, diesen archäologi-
schen Forschungen, oder, wenn man will — Hypolhe-
sen — eilten historischen Grund zu geben, £u unter-
suchen: ob die Einwohnerschaft in Germanien, wie in
allen den Ländern, wo wir ähnliche, als keltische bezeich-
nete Alterthumer finden, auch der keltischen Nationali-
tät wirklich angehört haben konnte, und es war meine
• Absicht, den archäologischen Untersuchungen rein ge-
schichtliche folgen zu lassen«
Die wichtigsten Fragen aber: ob die Germanen Kel-
ten waren, und welche Völker überhaupt der keltischen
Nationalität angehört haben, lassen sich direct aus der
Oeschichte schwierig, nicht roUständig beantworten; da
aber Nationalität und Spradie in einem offenbar sehr
innigen Zusammenhange stehen, so werden sprachliche
Forschungen den geschichtlichen wohl einen Weg bah-
nen ^ wie es bey den archäologischen der Fall ist.
Aus dem Vorhandenseyn von christlichen, römischen,
keltischen Alterthümern schliesst man wohl mit Hecht
auf ihren Ursprung von Christen, Römern oder Kelten;
trifft man nun in einer Sprache vonwgsweise keltische
13*
j
f
— 196 —
Wörter, 80 durfte nmn doch auch berechtigt seyn, auf
den keltischen Ursprung derselben zu schliesscn, beson-
ders wenn solcher Annalime die geschichtlichen That-
sachen nicht entgegentreten.
Sehr ailgcmein hält man die Teutschen für ein Ur-
volk, wie auch die Römer uiid^ricchen, und die teutschc
Sprache für eine ursprüngliche, wie auch die römische
so wie die griechische, und auf diese Voraussetzung ist
vorzugsweise unsere Geschichte basirt; in Folge dieses
Axiomes spriclil-man die Germanen Tür Teutsche an, die
seit uraltester Zeit teutsch gesprochen hätten, obwohl
diess geschichtlich auch mit gar nichts unterstützt wird*
Germanien ist ein wesentlicher Thcil von Europa, es hat
mit den übrigen europäischen Ländern alle Schicksale
gethcilt, in diesen haben sich im Laufe des 4ten bis Sten
Jahrhunderts, aus keltischen Elementen neue Nationali-*
täten und Sprachen entwickelt, die englische, französi-
sche, spanische, italienische, daher es auffallend erschei-
nen musa, wenn Germanien stabil geblieben, und die
toutscbe Nationalität von der germanischen nicht wesent-*
lieb verschieden wäre, wenn das Teutsche nicht auf ähn-
liehe Art im Keltischen wurzelte, wie das Französische^
Italienische und Englische, Wie teutsche Schriftproben
beginnen im 9(en nnd lOten Jahrhundert, da spricht
man in Germanien allerdings teutsch, da herrscht aber
auch in Gallien , Britannien , Italien und Spanien nicht
mehr die keltische ^ sondern die französische, englische^
italienische und spanische Sprache, wenn auch in an-
dern Idiomen als jetzo; aber nicht von dieser, sondern
von der frühem germanischen Zeit ist die Rede.
Nach der Schilderung der alten Schriftsteller er-
scheinen die Germanen gar nicht als eine eigene, von
der keltogallischcn verschiedene Nationalität , nirgends
Wird eine cigcnthümliche germanische, am wenigsten eine
teutsche Sprache erwähnt, das Wort — teutsch — tritt
erst im Mittelalter auf und bezieht sich anfangs weniger
auf das ganze, als auf das südliche Teutschland, und der
— «w —
Name Gterniaiiia wird keltiscliea Ursprunges seyn. Naeh
Tacitus (Germ. 45.) sprachen die Oolhint im östlichen
öermanten die liiigiia gallica^ daher keltisch und wohl
g&lisch^ die ästyiscbeii Völker ao der Ostsee, am roare
suevicam^ sind den weit verbreiteten Sueven gleich an
Sitte und Tracht , aber ihre Sprache stehet der britan««
nischen (dem Waischen) näher — quibos ritus , habitus*-
qoe Suevorum, lingua Britaunicae proprior — sie mögen
daher kimrisch oder wäläch, nicht wie die Sueven und
Gethiner gallisch (g&lisch) gesprochen haben. Nach Ta-
dltis (histor« IV. 15) waren die germanischen CaninePatti
an der Nordsee, den in Gallien sehr weit verbreiteten
Beigen an Sprache und Sitte ganz * gleich , sprachen da-
her keltisch; die Cimbri und Teutones, die aus dem wei-
ten nördlichen Germanien kamen , kennten sich bey ihrem
Einfalle in Gallien, mit den Galliern verständigen, rede-
ten daher wohl eine gleiche oder ähnliche Spradie. Die
germanischen Namen von Gebirgen, Flüssen, Meeren',
Städten j Völkern und Personen, welche die Autoren er-
wähnen, klingen gar nicht teutsch, meist keltisch, un-
sere Vornamen, die noch heut in allen teutschen Län*-
dern gefunden werden, sind rein keltischen Ursprunges.
Diese und ähnliche Thatsachen, in Verbindung ge-
setzt mit der Gleichheit der germaniselien und keltischen
Alterthäfmer, sprachen fQr den keltischen Ursprung der
Germanen und selbst der teutschen Zunge, es schien
in der Möglichkeit zu liegen: dass die teutsche Sprache
so gut eine Tochtersprache der keltischen sern könne,
als die übrigen neuem Sprachen , im Widerspruche mit
der herrschenden entgegenstehenden Ansicht ; daher hielt
ich es der Miihe werlh, meine — freilich sehr geringen —
Kräfte aufzuwenden, um über diesen höchst wichtigen
Gegenstand, über den Ursprung unserer teutschen Mut-
tersprache eine möglichst klare Ansicht zu gewinnen*
Ich nahm einige keltisehe Wörterbücher zur Hand, wä-
Hsche, gälische und bretonische, hatte aber nur sehr
spärliche Hülfsmiltel, vorzüglich über das Bretonische,
und Herr Bachhäudler Anton gab sich vergebens Mühe,
— 198 —
mir aus franzosischen Buchhandlungen ein gutes, neues
bretonisches Wörterbuch zu verschaffen.
Als Frucht dieser Arbeit ergab sich das vorstehende
Verzeichniss von keltischen Wörtern, welche die Grund-
lage von teutschen gebildet, und in unsere Sprache über-
gegangen seyn mögen (No. I.) nebst dem dazi^ gehöri-
gen tentsch- keltischen Index (No. IL), welches wohl
ausser Zweifel setzt: dass der Wortschatz der
teutschen Sprache vorzugsweise im Kelti-
schen wurzeln wird, diese daher in viel nä-
here Beziehung zur keltischen tritt, als man
gewöhnlich glaubt, doch wohl nur eine Toch-
tersprache seyn wird.
Das Unvollkommene dieser Arbeit erkenne ich selbst
an, sage ganz offen, wie mir die Kenntniss der kelti-
schen Sprache und überhaupt die eigentliche Spracbkunde
und Sprachforschung fremd liegt, gewiss viele keltische
Wörter irrthümlich und falsch auf teutscbe bezogen sind.
Nur bey einer ganz cursorischen Durchsicht der kelti-
schen Wörterbücher, habe ich bedeutend mehr als tMMN)
keltische Wörter mit teutschäh in Verbindung gebracht.
Mag man Hunderte wegstreichen, so wird dadurch das
obige Resultat nicht geändert, aber bey einer genauem
Durchsicht der Wörterbücher mit Kenntniss der kelti-
schen Sprache und Aussprache wird man dagegen Hun-
derte von Wörtern zusetzen können, besonders bei Heran-
ziehung des Nieder-, Platt-, Alt -Teutschen und Skan-
dinavischen.
Zu Ende vorigen Jahres, kurze Zeit, nachdem der
erste Band meines Buches ausgegeben war, erschien
vom Hrn. Prof. Leo das erste Heft seiner Ferienschrif-
ten, dessen erste Abhandlung S« 1 — 87. über das Ver-
hältniss der teutschen Sprache zu der keltischen handelt.
Hier wird gezeigt: wie etwa 200 Wörter der teutschen
Sprache, betreffend die Landwirthschaft, Schifffahrt und
äiinliche Gegenstände,^ ohnleugbar aus dem Keltischen
herstammen, jedoch bemerkt: dass die starken Zeit-
wörter der teutschen Sprache, welche die eigentliche
}
Lebenflauicbi derselben biUelcn, eitt uaendlieh geringen
Aasnahineii, der keltaeehen Sfirache frenul wftren ^), und
der Herr Verfasser fasst das Resnllal seiner Unierso-
ohongen S. 87. in folgende Satze:
yyEs ist klar: dass die teutsohe Spraeiie in ihrem
Haoptbestande, von den keltischen iSpracheo^ wenn sie
ihnen auch vielleicht urverwandt ist^ 'doch in der nun
vorhandenen beiderseitigen Bildung, so weit abstehet,
dass wenigstens an eine spätere Wiederdarehdringueg
nicht so denken ist, dass dagegen in den Zeiten vor 4or
VUkerwanderung und in dieser, eine ganse Menge termipi
teehnici aus keltischen Mundarten in teutsohe iiberge-
gangen sind, einige, die sieh auf Ausstattung des ritterr
liehen Lebens beliehen« auch noch sp&(<^. Es ist diess
eine gans beschränkte Mischung, die aicb bauptsachUch
auf die Gegenstände tierjenigen Gewerbe beziehet, die
damals vorherrschten, auf Landwirihschaft und Landan-
' "^y Dleieni SaUe kann Ich nicht wohl bejrpflichteit, denn flbIgMde
starke fiSeitwffrter acheiiieo mfr wohl keltlsohon UfSj^rnngti an
sejn, nod leicht wird ntn aebr Sadea: hacken ^ bacair (Br.) -^
beginnen, gwa (W.) -« heisson, hid (Gl.) — biegen, bogh
(€H.) — bitten, pedein (Br.), lApidhin (Ir.) --* blasen, bloecan
(Ol.) -. brechen, breg (Ol.), brega (W.) — dreschen, treelaa
(WO — eeeen, leew (W.), Ith (Gl.) — finden, Sonn (Ol.) —
flechten, fleasg (Gl.), plethu (W.) — frieren« ffrem (W.) —
gebaren, genl (Gl.), gannein (Br.) — geben, gabh (Gl) —
graben, grabh (Gl.) *— greifen, ergreifen, fripein (Br.),
yegipiaw (W.) — helfen, helpn (W.) ^klingen, gUong (Gl),
tiagan (W.) -* kriechen, creiniaw (W.) , cropian (61.) -- la-
den, lad (Gl.) ^ lassen, lesein (Br.) — lesen, lleaw (W.),
leinein (Br.), lengh (Gl.) — messen, mesur (W.), mesnlein (Br.>
— reiben, renb (Gl.) — relssen, rfawygaa (W.) -* riechen»
roig (W.) — rufen, rhnaw (W.)^ — saugen, sugaw (W.),
sag (Gl.) — scheiden, ysgaru (W.), «gar (Gl.) — schlagen,
fliachd (Gl.) — « schleichen, sgiolg (Gl.) ~ scheissen, sgeith
(61.) — schreiben, ysgriftw (W.), scrinein (Br.) — söbrelen,
3'8greaw (W.) *-<> singen, seinn (Gl.) — stehen, stadadh (Gl.),
istadtt (W.) — streichen, sltrschn (W.) «— Ihnn, deann (Gl)
— treiben, drobhair (Gl.) ^ treten, tr«ldl (W.) -- webea,
gwSu (W.),
sieddung , * auf die eigen thumttchc Thier-* und Pflanzen**
welty der ehemids von Kelten^ nachher von teutachen
Si&mmen bewohnten Landschaften j auf Jagd und Schiff-
fahrt ^ auf Hauabau, Gerathe, Waffen und einige poli-
tische Auflassungen 9 gerade so, wie wir in manchen Le-
bensrichtungen englische 9 französische und latetaische
termini neuerdings aufgenommen haben."
Hier ist — was man dankbar erkennen wird, eine
klare Ansicht ausgesprochen, der man beypflichten oder
widersprechen kann, und der Hr. Verfasser, dessen tie-
fes Wissen, dessen tüchtige Kenntniss der keltischen,
wie der teutschen Sprache, ich .mit der allergrössten
Hochachtung anerkenne, wird es mir nicht verargen,
wenn ich mit Freiheit und Bescheidenheit seinen hier
dargelegten Ansichten zu widersprechen mir erlaube.
Darüber sind wir einig: dass eine Menge keltische
Wörter sich in der teutschen Sprache finden; aber auf
welche Art diese Uebereinstimmung herbeygefuhrt %vurde,
sind wir sehr verschiedener Meinung.
Herr Prof. Leo erkennt im alten Germanien eine ur-
sprüngliche teutsche NationaUtit und Sprache, in welche
nur zuf&Uig, von den benachbarten keltischen Stämmen
einige termini technici aufgenommen wurden.
Ganz hiermit im Gegensatze, gehet meine Behaup-
tung dahin: dass es vor dem Mittelalter in Germanien
gar keine teutsche Nationalitat und Sprache gegeben bat ^
die Germanen waren Kelten, mit keltischer Sprache; zu
ihnen traten die Gothen mit ihrer nationalen Sprache, und
aus der Amal^amallon dieser beiden Grundelcmente hat
sich die teutsche Nationalität und Sprache entwickelt,
welche letztere daher als eine Tochtersprache anzusehen
ist, die man im Systeme entweder der keltischen oder
gothischen Sprache anzureihen hat, ond ersteres scheint
mir das natürlichste.
Jedermann weiss, wie im Altcrthume die englische^
französische., spanische und italienische Sprache nicht
vorhanden Maaren, sondern sich erst im Mittelalter aus
vorzugsweise keltischen Elementen als Tochtersprachen
— 201 —
4
des Keltischen gebildet haben, und in dieselbe Katego-
rie gehört auch — mehier unvergreifliehes Ansicht nach —
die teutsche Spraohe, die aber mehr gotbischc Biemence
anfgettomnien haben wird, als die übrigen neuern Spra-
chen, und dadurch vorsügtich ihren eigenthämlichen Ty-
pns erhielt.
Ein Mick auf die ebige Nachweisung sub No. I, des-
sen Mangelhaftigkeit ich immer wiederholt bevorwerte,
seigt, wie gross die Anzahl der teutschen Wörter .ist, die
mit keltischen in Beziehung stehen , und ohnmdglicb kann
man hier bloss einige gewerbliche teraini technid sehen.
Sie nteisten unserer Wörter der gemeinen teutschen Volks-
sprache dürften wohl keltischen Ursprunges seyn; denn
das Volk, der Bauer und Burger, nimmt seine Worte
gewiss nicht leicht von einer fremden Nationalität an,
sondern hängt im Gegeniheil mit der ungeheuersten Zä-
higkeit an den hergebra<Aten Ausdrücken, die sich von
Generation zu Generation fortpflaneen.
Nach den eigenen, sprachlich anf das Schlagendste
durcbgefulirten Untersucinmgen von Um. Prof. Leo wird
Niemand mehr zweifeln, dass die Wörter: liafer, Rog-
gea, Weizen , Möhre, Bohne, Kohl, Apfel, Birne, Korn,
Karre, Pflug, Hacke, Hechel, Stute, Hengst, Gaul, Hoss,
Füllen, Ochs, Kalb, Lamm, Bock, Ziege, Schwein,
Hahn, Huhn, Ente, Ganert, Taube, Habicht, Sperber,
Reilier, Kranich,' Hirsch, Fuchs> Biber, Bär, Biene,
Schiff, Barke, Kahn, Steuer, Segel, Tau, Bord, Sturm,
Wind, Kbbe, Holz, Forst, Bett, Stuhl, Harnisch, Man-
tel, Rock, Zelt, Bier, Metb, Bottich, Oiseh, Sieb, Reif,
Tonne, Kanne ^ brüten, Schmer, Theer, Beil, Beutel,
Sägei, Gabel, Rost, Magd, Kuss, Hunger, Schatten,
Garten, Bad; dass diese und hundert andere, rein kel-
tischen Ursprunges sind; gleichwohl finden wir sie über-
all, 80 weit die teutsche Sprache reicht, verbreitet, vom
Rheine bis Skandinavien, und teutsche Wörter für diese
keltischen sind nicht bekannt. Sollten die Germanen für
diese Gegenstände des gemeinen Lebens gar keine teut-
schen Wörter gehabt haben? oder, wie sollten sie darauf
— 2©2 —
gekommen se3ni, diese von den Galliern anzunehmen und
ihre eigenen tentscfaen gans zu vergessen? Sprachen
aber die Germanen nicht teutach^ sondern keltisch, dann
begreift sich von selbst , warum so viele Wörter des ge-^
meinen Lebens, und unsere Vornamen keltisch sind.
Wer behaupten will, die Germanen hätten teutsch
gesprochen, der mag diess wenigstens zu beweisen ver-
suchen; aber bis jetzt ist, so viel mir bekannt, auch
noch nicht der Anfang dazu gemacht, immer setzt man
diesen Satz apodiktisch voraus. Man begreift aucli nicht
recht, wo in Germanien teutsch gesprochen sejm sollte.
Das südliche Germanien, dessen Grenzen man bis in un-
sere Gegenden, bis über den Thüringer Wald wird zie-
hen müssen, wie ich später nachweisen werde, war ge-
wiss keltisch, wie man jetzt ziemlich allgemein annimmt;
das nördliche Germanien, wo die cimbrischen, astyischen,
sennonischen , gothinischen Stämme wohnten, war doch
gewiss auch keltisch, wie aus allen Nachrichten hervor-
geht. Wenn nun auch wirklich dazwischen — %vie man
wohl annimmt — einzelne Völkerschaften mit einer teut-
schen Sprache gewohnt haben sollten, von denen nichts
Näheres bekannt ist, so würden diese von keinem we-
sentlichen Einflüsse gewesen seyn.
Die gothischen Völker, mit ihrer gothischeu Sprache,
sind nicht germanischen Ursprunges, nicht teutscher
^tiiige, wieivohl sie mit den Germanen und Teutschen
in inniger Beziehung stehen.
Meiner geringen Ansicht nach kannte das eigentlich
keltische Alterthum gar nicht Staaten und Herrscher in
unserem jetzigen Sinne. Die Kelten vom schwarzen
und caspischen Meere bis zuc Ost- und Nordsee bilde-
ten nur Einen Staat, oder vielmehr Eine Nationalität
mit im Allgemeinen gleicher Sprache, gleichem Cultus,
gleichen Institutionen ; bey ihnen waren Germanien , Gal-
lien, Hispanien, Britannien u. s. w. mehr geographische
Bezeichnufigen , als politisch - staatliche. Diese grosse
Nationalität, bey welcher Wissenschaft, Kunst und Schrift
nur der Priesterkaste eigen gewesen seyn werden, zer-
theilte sich in unendlich viele pftiriarcbalisclie Sonderhei-
ten, die sich imch VerwandtHchaFt uad Gefallen unier
einamlor zu Völkern verbanden, aber keine, oder nur
temporär organiairte Staaten bildeten. In allo dieae kel-
tischen Lander, die von den Römern allmikUg unterjocht
wurden, dr&ogten sich, seit dem Anfange'unserer Zeitrech-
nung allmählig gothisclie Kriegerscbaaren ein, %velche als
Dynasten auftraten.
Wie der nationale Coltus theila durch die Römer
vernichtet, iheils in das Christenthum umgebildet war,
verlor das Keltenthum seine UauptstutEo, die aUgemeüie
keltische Nationalitat zerfiel in eine Reibe von eigen-
tbümlichen Nationalitäten, überall bildeten sich Staaten,
an deren Spitze meist Machthaber standen. Indem die
alte Priesterschaft nicht mehr Sprache und Cultus fest-
hielt, sie mit Kraft überwacjite, da entwickelten sieli
aus den keltischen Elementen, und durch den Einfluss
besonders der eingedrungenen Gothen , aus welchen vor-
zugsweise der Adel hervorging, neue Sprachen, und,
weil die Schrift ins Volk überging, aucli neue Sclureib-
weise und eine Volks- Litt eratur. Indem diese begann,
war die Revolution vorüber, das alt-keltisebe Wesen
sclion zu Grabe getragen, die neuen Verhältnisse hatten
sich gestallet, daher finden wir keine alt -keltische, son-
dern nur eine teutsche, französische u. s. w. Littoratur.
Das keltische Volk, welches seine Welinsitze in
Germanien liatte, blieb stets sessbaft, wankte nicht von
der Stelle von der ältesten bis zur jetzigen Zeit, so viel
es auch Armeen und Auswanderer entsendete. Zu die-
sen einheimischen keUiscIien Germanen kamen fremde
Einwanderer, besonders Qothen, die das Volk unterjoch-
ten, sich Landgüter zueigneten, vorzugsweise den Adel
bildeten und Dynastien begründeten« So kamen die Kel-
ten mit den Gothen in die innigsten sprachlichen, staat-
lichen und familiären Beziehungen, und durch die Mi-
schung beider Spraclien entstand das Teutsche.
Ich möciite glauben, es lasse sich die grdsste Zahl
der teu tscheu Wörter eines Theils auf das Keltische > an-
\
- 204 —
dererseits auf das Gothische zurückrühren. ^^ Viele starke
Zeitwörter 9 die nicht keltischen Ursprunges sind, habe
ich in der gothischen Sprache gefunden. Lange nicht alle
keltische und gothische Wörter sind in die teutsche Spra-
che übergegangen. Eigentlich teutsche Wörter, die sich
weder auf das Keltische noch auf das Gothische zurück*-
führen lassen y mag es wohl nicht viele geben ; doch be-
kenne ich gern, viel zu geringe sprachliche Kcnntniss
zu besitzen, um hierüber mit aller Schärfe urtheilen zu
können; aber gewiss würde es ein verdienstliches Unter-
nehmen seyn, wenn Jemand solche acht teutsche Wörter
zusammenstellen wollte, die den bekannten andern Spra-
chen fremd sind.
Eine Reihe von teutschen Wörtern, auch für ge-
meine Gegenstände, scheinen nicht in den jetzt bekann-
ten keltischen Idiomen, in der gälischen und 'wälschen
Sprache vorzukommen, können aber doch vielleicht kel-
tischen Ursprunges seyn, da wir sie in andern keltischen
Tochtersprachen finden. Die jetzo vorhandenen^ keiti-
irchen Idiome, das Wälsche und Gälsche, geben wohl
nur einen unvollkommenen Ueberblick der alt -keltischen
Sprache, in welcher es wahrscheinlich mehrere und an-
dere Dialecte gab^ >vte das Germanische, Norische, 0a-
eische, Macedonische, Thrazische, Pelasgische u. s. w.
Alle diesem nach scheinen mir die keltischen Wör-
ter, die wir im Teutschen finden, gar nicht einige fremde,
zufällig hinein gerathene termini technici zu seyn ^ son-
dern ein Hauptelement derselben.
Nach Erörterung der teutschen Sprache, wandte ich
mich zu der lateinischen und fand hier — wie der
Xschweiss sub Nr. II. lehrt, noch weit mehr keltische RIe«*
meute als in der teutschen Sprache, die sich gewiss nocii
sehr vormehren lassen. Auch hier bevorworte ich die
Mangelhaftigkeit meiner Arbeit, die aber doch darlegen
möchte: wie das Lateinische doch nur eine Tochterspra-
che des Keltischen seyn wird; daher dürfte es auch kein
lateiuisches Volk, mit einer lateinischen Ursprache ge-
geben haben, welches seine Herrschaft allmählig aus-
breitete« Die leleittieciie Spraehe dürfte aue H^Hiscbeii
und griechischen Elementen sieh gebildet haben, die be-4
kauntlich in Italien vorhanden waren ^ sie schlifl* die Härte
des Keltischen sehr ab, und Tand hicrdurcli, besonders
als Schrirt spräche in allen kellischen Landen leicht
Eingang. •
So viel ich auch von dem Gricciiischcii aus der
Schul- und Universitätszeit verschwitzt halte, versuchte
ich doch, noch Spuren des Keltischen auch in dieser
Sprache zu suchen^ und so entstand der Xach weiss sub
Xo. VI., der freilich höchst rhapsodisch isl, doch aber
wohl hinlänglich, um vorläufig nachzuweisen, M'ie auch
die griechische Sprache im Keltischen tiefe Wur-
zeln hat, nicht aber von einem hellenisdien Volke her-
stammen wird, welches eine ursprünglich hellenische
Sprache redete, und sich allmählig ungemein verbreitete.
Indem das Griechische nächst keltischen auch semitische
Elemente hat, und eine äussersl abgeschlifTcne, weiche
Sprache w^ard, fand sie in vielen keltischen und asiati-
schen Ländern , vorzuglich als Schriftsprache sehr leicht
Eingang, dürfte aber doch nur als die älteste Tochter-
sprache der keltischen Mutter zu bctrach(en sevn.
In den Kreis der Untersuchnng wurden noeh i Spra-
chen hineingezogen, die sehr wichtig schienen, so wenig
sie zur Zeit auch beachlet und bekannt sind. In den
alt -griechischen und alt -keltischen Ländern jenseits der
Donau, erscheint als Landessprache das Wlacbische
und das verwandte Albanische, gewiss interessante
Reste alter, wichtiger Nationalitäten. So spärlieh auch
meine Hülfsmittcl Avaren, so wird man, bey Prüfung der
Nachweisungen sub Xo. VIL ond VIII. WdH nicht in
Abrede stellen können, wie einerseits das Wlaehisehe
und Albanische, andererseits das Orieohisdie und Kel-*
tische in sehr grosser VerAvandtschaft stehen, derartig:
dass Wlaehisch und Albanisch ganz in^ den Kreis der
keltisdien Spraehe gehören, wohl den ältesten Tvpns
des Keltischen tragen mögen, sie werden am meisten
dem Griechischen zur Unterlage gedient haben, da sie
doo alt-pelftsgischen^ maoedonischea und thrakisehen
Idiomen wohl 8eiir nabe stehen.
Alle neuern Sprachen , die griechische^ lateinische,
italienische, französische, spanische, portugiesische, eng-
lische und teutsche, mit ihren unendlich Vielen Dtalecteu,
haben bey alle ihren Verschiedenheiten, doch etwas Ge-
meinsames und Aehnliches, das, nach meiner unvorgreif-
lic(ien Ansicht, eben in der gemeinsamen Quelle liegt,
aus der sie entstanden sind, diese scheint mir zunächst
die alt-^keltische Sprache zu seyn, die sich im Wäl-
sehen, Gälschen, im Wlachischen und Albanischen am
reinsten erhalten hat, die aber ihrerseits wieder mit dem
Persischen, Slawischen und Sanscrit in uralten Beziehun-
gen stehen wird. Ich weiss wohl, wie viele Wörter der
neuern Sprachen, auch des Teutschen, sich auf sanscri-
tische beziehen lassen; aber diese werden wir nicht' di-
rect aus Indien, sondern durch die Reiten erhalten ha-
ben. Nicht die Germanen kamen aus Indien, wohl aber
mag der keltische Stamm , zu dem sie gehören , in einer
Urzeit dort entsprossen seyn.
Einst, in einer sehr alten Zeit dürfte die keltische
Nationalität und Sprache über ganz Europa wie über
einen bedeutenden Theil von Asien geherrscht haben,
diese mag geredet seyn von den Kimeriern am schwar-
zen Meere, von den Thrakern, Macedoniern, lUyriern,
den Geten, Pannoniern, Norikern, den Tuskern, den alten
Italern oder Oenotrern, und andern Völkern Italiens,
den Germanen, Galliern, Iberiern und Britten; mit die-
ser alt -keltischen Sprache, so verschieden auch wohl die
Dialecte waren, wird ein gleicher Cultus —, wenigstens
in den Qrundprineipien — verbunden gOwesen seyn, so auch
eine allgemeine gleiche Cultur, die vor 3 — 4000 Jahren
der jetzigen vielleicht nicht sehr nachstand, wenn sie
auch anders geiltet war, keine Litterator hatte, und
alle diese weiten Lande mögen damals in einem innigen
Verkehr gestanden haben; desshalb finden wir in den-
selben überall gleiche Alterthümer, als klare Zeichen
— ati —
einer aberall verbreUeteii Nationaliläl , mit gbiclMr Kunst
und gleicbem Cult.
Dieser alte, ehrwürdige Stamm der kehiachen Na-
lionalität und Sprache ist allm&hlig der umbildeDden Zeit
erlegen j er ist in dem Maasso verdorrt, als Zweige ab-
gi^hauen, als neue Sprossen hervorkeimten, eigene Wur-
zeln schlagend. Der alte Cultus ist gänzlich verschwun-
den, klingt aber noch in alten Sagen und im Aberglau-
ben nach; die alte Sprache lebt nur noch in einigen
Winkeln von Europa, in wenig zugänglichen Berggegeii-
den , wo sie von Jahr zu Jahr mehr eingeengt wird, ob-
^ — -
wohl ihre Erhaltung für spätere Zeit wunschenswerth
wäre. Die altkeltischen volksthümlichen Institutionen, zwar
Überali verdrängt, erwachen allroählig wieder^ treten in
jüngster Zeit überall hervor. Immer wird man mit Ehr-
foreht das Keltenthum zu betrachten haben als die
Mutter vieler Kinder, die seit Jahrtausenden die Welt
beherrschen, als Träger der Cultur erscheinen-, dieses
KeiteBthum ist der blaue Faden, der sich durch die Gte-
schiehte, besoudera Europa's hindurchziehet.
Wurzeln unsere neuern Sprachen wirklich im Kel-
tiaeheu, so verdient dieses wohl mehr von den Qelehrten
berücksichtigt zu werden, als bisher geschebeiiy luid wm-
schenswerth dürfte vorzüglich ein teutscb -keltisches
Wörterbuch seyn^ dessen Mangel als eine Schande un-
serer Litteratur erscheint, die in anderer Hinsicht so
übermässig reich ist.
Zu der keltischen Sprach familie scheinen mir
folgende Glieder zu gehören:
1) das eigentlich Keltische, von mehr als 6 Millionen
jetze noch gesprochen, mit der wäli sehen und gä-
li sehen Sprache, welches das Alt - Brittische , Galli-
sche und Germanische fortsetzt.
S) das Wlachisehe, ßla%Ma^ mit dem
a. nerd-wlachischeii Dialecte, oder dem Daci-
adMi, dott noch über eine Million Measeiien spre-
chen, besonden in der MoMau, Walachoy and Sie-
benburgen ;
— 2Ö8 —
b. dorn süd-wlaeliiBchen^ jenseits derDonau^ wel-
ches das Alt-Aiftcedouische^ Thrazische und Pelas-
' gisebe fortsetzen wird ;
3) das Albanische, älßaymxd, oder Schipetari^ mit
dem Epirotischen^ welches das Alt - Illyrische fort*
setzen wird, dem das Alt - Pelasgische sehr verwandt
gewesen scyn mag;
4) das Griechisch e^ aus abgeschliffenen pelasgischen
und semitischen Elementen ;
5) das Lateinische, aus keltischen , wohl pelasgisch*
gallischen und griechischen Elementen ;
6} das Churwälsche oder Rhätoromanische be-
sonders im schweitzerischen Graubundten^ dem Ro->
mance verwandt ^
7) das Roman ce oder Romanische^ welches den Ue-
bergang bildet aus dem Alt- Keltischen in das Fran-
zösische, Italienische und Spanische, mit dem Alt-Fran-
zösischeo, der langue d'oeil, langue d'oc und limousin,
wohl mit vorwaltend keltischen und baskischen Ele-
menten ;
8) das Französische, ein abgeschliffenes ausgebilde-
tes Romante;
9) u. 10) das Spanische und Portugiesische, mit ro-
manischer Grundlage und arabischen Einfl&ssen;
11) das Italienische, auch auf romanischer Basis;
12) das Englische, mjt dem Normannischen und
Angelsächsischen, aus keltischen, romanischen und
gothischen Elementen ;
13) das Teutsche nebst allen seinen vielen Modificatio^
nen, mit keltischer und gothischer Basis.
Huldigt man den hier angedeuteten Ansichten, so
fallt in das keltische Sprachgelnet die Verbreitung der-
jenigen Alterthümer, die als keltische bezeichnet wur-
den, wodurch Archäologie und Spraehkunde zusammen-
treffen, Hand in Hand mit einander gehen und den ge-
schichtlichen Weg ebenen.
I
r
Die Geschichte von Germaiiien und dea keltischen
Völkern verflechtet sich auf das Innigste mit der Ge*
schichte vieler anderen Nationalitäten ^ die mehr oder we-
niger auf das Keltenthum infiuirten. Soll die Geschichte
der Kelten und überhaupt von Europa richtig und aus
dem allgemeinsten Gesichtspunkte aufgefiasst werden, so
wird man weniger die einzelnen politischen Staaten, als
die grossen Nationalitäten ins Auge zu nehmen haben,
deren eigentliches Centram die Sprache, wie der Cultus
sind, daher auch mit der politischen Geschichte, Archäo*
logie und Sprachforschung in naher Beziehung stehen.
Viel ist fiir letztere in jüngster Zeit geleistet, aber die
dessfalsigen Resultate sind mehr Eigenthum der Gelehr-
ten vom Fache, wie des Volkes.
Als Einleitung zu der spcciellen Geschichte von Ger<r
manien und den keltischen Völkern überhaupt, mag hier
ein Abriss folgen, von den Nationalitaten, wie sie in Eu-
ropa ^ Asien und Nordafrika auftreten , mit besonderer Be-
rücksichtigung ihrer Sprachen und vorzugsweise in Be-
ziehung zu dem Keltenthume. Möge dieser unvollkomme-
nen Arbeit gütige Nachsicht geschenkt w*erden !
Indien erscheint in jeder Hinsicht als ein ursprüng-
liches Centrum, von dem nach allen Seiten Völker -Radien
mit eigenthümlicher Cultur auslaufen, die sich über Afri-
ka, Asien und Europa verbreiten. Eine Linie, etwa
parallel dem Ganges, trennt Hindostan von ilinterindien,
die weisse oder helle indoeuropäische, von der gefärbten
mongolisch -chinesischen Menschheit, das westliche Asien
von dem östlichen.
A. Die mongolische Race mit gelber Haut
und straffen Haaren.
Hinterindien, das mit seinen Inseln vom Aequatoi
durchschnitten wird — während Hindostan immer nörd-
lich desselben bleibt *— hat gefärbte , zum Theil schwarze
Keferttein K«It. AUertli. U. B4. II. Abth. 1 4
— 210 -
Einwohner, die in der Farbe ^ aber nicht in den übrigen
Sigenthümlichkeiten den Negern gleichen, sondern der
mongolischen mehr oder weniger getftrbten Hace angehö-
ren , welche sich über das ganze östliche Asien verbreW-
tet^ durch einsilbige Sprachen^ wie eigenthünilichen Kör*
perbau sich auszeichnet, die in sprachlicher, überhaupt
In ethnographischer Hinsicht in mehrere Gruppen und Na*
lionalitaten zerfallt.
I. Die mächtige^ unendlich volkreiche chinesi-
sche Gruppe in Hinterindien ^ Tibet und China, um-
fasst :
a} die Chinesen — oder die chinesische Nationali-
t&t — im weiten China, ausgezeichnet durch eine eigen-
thümliche, rein einsilbige Sprache, eine eigenthumliche
Zeichenschrift, eine hohe Cultur, bedeutende Litteratur,
eine Geschichte, die bis zu sehr alten Zeiten herauf-
reicht, viele Kunstfertigkeiten und Bauwerke in eigen-
thümlichem Styl;
b) die Tibetaner in Tibet ^ im weiten obern Thale
des Buremputer, wie in den hohen Gebirgen, die es um-
geben , sind den Chinesen verwandt , haben auch eine ein-
silbige, eigenthumliche Sprache, aber eine, dem Sans-
crit ähnliche Buchstabenschrift ;
c} die Birmanen in Birma, dem grossen nördli-
chen Theile von Hinterindien. Die Volkssprache ist das
einsilbige, dem Tibetanischen sehr verwandte Kawi, das
durch ganz Hinterindien herrscht, dem die Sprachen in
Pegu, Siam und Anam sehr ähnlich sind. Die heilige
Sprache der Priester und Gelehrten ist hier seit urältester
Zeit das P a 1 i , dessen sich alle Anhänger der buddhisti-
schen Religion bedienen (wie die Brahminen mit Sanscrit
schreiben); nur in Magadba (Nordindien), dem Vater-
lande Buddha's , ist sie auch Volkssprache.
IL Die malaiische Nationalität mit der ma-
laiischen Sprache, auso;ezeichnet durch gelbe Farbe, lange,
schwarze^ glatte Haare, ein Mittelglied bildend zwischen
den negerartigen EHnwohnera der südindis^hen wie poly—
— Sit —
BOfrischen Inseln inid den Mongolen. Ihr eigentliches Va-
terland ist Halacca und Sumatra^ von wo sie sich beson-
ders südlich aber die Imeln ausdehnen, iiber Java, Bof^
neo, die Philippinen, Molueken u. s.w., meist als han-
delndes Volk , wo sie die negerartigen Ureinwehner immer
mehr verdrängen. Die malaiische Sprache ist zwar mehr-
silbig, dem Sanscrit verwandt, aber sehr roh und dieih
sich in viele Dialecte. Als heilige Sprache benotet man
das Kawi.
III. Die japanische Nationalität, cbenflUls
der mongolischen Race angehörig, bevölkert eine Reihe
mehr nördlich liegender Inseln, westlich von China, Tun«>
gusien gegenüber, wo sie ein grosses civilisirtes Reich
bildet. Sie ist der chinesischen verwandt, hat eine ei*
genthiimliche , einsilbige Sprache, die in eine Volks- und
Hofsprache zerfällt Man schreibt theils mit chinesiscben
Charakteren, theils mit einem eigenen Alphabete.
IV. Die tungusische Gruppe mit dem tungo-
sischen Volksstamme, auch der mongolischen Race an-
gehörig, nimmt ein ungeheures Gelnet in Asien ein, zieht
sich durch China wie Sibirien, hat eine eigenthCuBÜche
Sprache, benutzt aber meist die mongolische Schrift. Sie
zerfallt in d Stämme oder Nationalitäten :
a) die eigentlichen Tungusen oder Mandschu in
Tungusien oder Mandschu, auf dem festen Lande, Japan
gegenüber, mit der Mandschu -Sprache, dem gebildetsten
Dialecte der Gruppe. Diese Mandschurei ist zwar dedi
chinesischen Reiche unterworfen, aber seit 1644 besitzen
Umgusische Fürsten den chinesischen Thron. Die von
China unterworfenen Stämme dieser Nationalität heissen
Mandschu, die unter russischer Hoheit stehenden aber
Tungusen.
b} die Daurier oder Tagaren im östlichen Si-
birien, vom mongolischen Gebirge bis zum Baikal -See,
sprechen das verwandte Tagurische;
c) die Koreaner auf der Halbinsel Korea, west-
lieb von China, unter chinesischer Herrschaft, sprechen
das nicht minder verwandte Koreanische.
14 ♦
— 21« —
I V. Die mongolische Gruppe hat man auch
^ wohl die tartarische genannt; aber der Name Tariar
(der: von einem mongolischen Generale Tschingis Chans
herstammen wird,) bezeichnet nur einen Theil derselben.
Die Mongolen haben eine gelbliche Hautfarbe , kleine lan«;
geschlitzte, nach innen tief gesenkte Augen, überhaupt
cdnen nichts weniger als schönen Körperbau , und fuhren
meist eine höchst schmutzige Lebensart. Ihre eigent-
liche Ueimath ist die Mongolei, die rauhe Wüste Kobi
und die Gegend um den Baikal -See in Sibirien. Diese
weiten Länder sind meist steril und kalt , doch mit frucht-
baren Thälern durchschnitten, eignen sich aber meist nur
für nomadische Völker, zu denen die Mongolen im Allge-
meinen auch gehören, daher nicht in Dörfern und Städten
wohnen, sondern in Zelten und Jurten. Sie sind höchst
zahlreich , als Nomaden höchst beweglich , dabey sehr
kriegerisch, haben oft grosse Ileerzüge unternommen,
mächtige Eroberungen gemacht. Sie haben Indien be-
zwungen^ wo sie das Reich des grossen Moguls gründe-
ten , das erst neuerlich zerstört wurde. Unter den Namen
der Hiognu oder Hunnen gehen sie 374 über die Wolga,
besiegen die Alanen am Don, überfallen mit diesen 376
die Gothen, die Greutingi unter König firmanrich, wie
die Theruingi am Niester, und gehen später in Verbindung
mit türkischen und finnischen Völkern nach Ruropa, wo
Attila auf kurze Zeit, 433 — 454, ein mächtiges Reich
stiftete; aber nach der Niederlage bey Chalons (451) ver-
schwindet schnell das Volk. Im 13ten Jahrhundert dran-
gen sie, Alles verheerend unter Dschingis Chan bis Schle-
sien vor; im 14ten Jahrh. eroberten sie unter Tiniurlan
ganz Vordefasien.
Seit dem 12tcn Jahrhundert dehnen sich die Monge»
len in dem russischen Reiche weit aus, vermischen sich
liier vielfach mit türkischen Stämmen, welche einen
llaupttheil ihrer Krieger bilden. Die etwas mongolistrtcn
Türken nennt man lüer seitdem Tartaren, die sehr
mongolisirten werden zu den Kalmücken gerechnet. Die
.Mongolen bekennen sich thetls zu der uralten schamatti—
— 213 —
aftchen, theiU zur lauiaili^rhen Keligioii^ sind, wie dio
Türken, der Cultur feindselig, haben eine eigene Schrift
und Sprache, welche der einsilbigen sehr nahestehet; sie
zerfällt 9 wie der Volksstamin selbst^ in 3 Zweige. Man
unterscheidet :
a} die eigentlichen Mongolen mit der Kai-
kasspracho, in der Mongolei, an der chinesischen
Urenze y zum chinesischen Keiche gehörig ;
b) die Kalmücken oder Eleuten, mit der Oelöth-
sprac^he^ theils im Südwest hchen Theile der 3Iongolei
unter chinesischer Herrschaft, theils in Sibirien und an
der untern Wolga, unter russischer Herrschaft stehend;
c) die Kirgisen mit der Buriatsprache, um
den Baikal -See und in Sibirien, meist * unter russischer
Herrschaft.
Die hier erwähnte mongolische Kace, mit ihren ver-
schiedenen unendlich zahlreichen Völkergruppen, die auf
Europa nur gering influirte, und hier nur angedeutet werden
konnte, hat sich, so weit die Geschichte reicht, wohl
gar nicht verändert. Die Völker, die vor Jahrtausenden
Nomaden waren, sind es noch jetzo, haben sich nicht
cuUivirt , werden sich auch schwerlich civilisiren in einer
folgenden Zeit ; die ansässigen Völker , wie die Chinesen,
sind stabil geblieben, standen schon vor Jahrtausenden
auf der jetzigen Stufe der Cultur. Ging diese Bevölke-
rung von Indien aus, so muss diess in eine Zeit fallen,
die der jetzigen unendlich fernliegt.
B. Die weisse Race, mit im Allgemeinen
weisser Haut und glatten, feinen Haaren.
Diese ist heimisch in Westasien , Europa und Nord-
afrika; sie hat nur an wenigen Punkten nomadisirende
Völker, ist überall sonst sesshaft, war es auch stets;
nirgends haben sich hier — so viel wir wissen — noma-
dische Völker dauernd in sesshafte umgebildet, sondern
im Gegentheilo werden jetzo manche Gegenden von No-
maden durchzogen, wo früher sesshafte, cuUivirte Völ-
— 214 —
ker wohnten , wie in Kleinasicn und Xordafrika. Wie
die Geschichte zu dämmern anfangt, erscheinen diese wei*
ten Gegenden nicht allein unendlich bevölkert, sondern
auch hoch cultivirt. Im Laufe von Jahrtausenden hat die
Cultur anderartige Formen angenommen, wogte hier und
dahin - dass aber das Menschengeschlecht eine höhere
Stufe derselben erreicht haben sollte, scheint zweifelhaft,
und zeigt sich wenigstens gewiss nicht in den Werken
der Kunst, die jetzo gegen das Alterthura wohl zurück-
stehen möchte. Ist diese weisse Kace , wie nicht unwahr-
scheinlich, Indien entsprossen, oder hat. sie von hier ihre
Cultur erhalten , so kann diess nur vor sehr vielen Jahr-
tausenden geschehen seyn. Sie dürfte in 3 mächtige Völ-
kergruppen zerfallen, in die indische, östliche und
westliche.
I. Die Hindu-Nationalität, die den interessan-
testen Mittelpunkt bildet, wo Geschichte und Cultur kei-
nen Anfang für uns haben, in Jahrtausenden fast unverän-
dert gefltieben scheint , bewohnt von jeher Hindostan,
als ein sehr zahlreiches Volk von mehr als 114 Millionen
Menschen, das früher vielleicht noch ansehnlicher war,
daher wohl im Stande ist, höchst zahlreiche Colonien aus-
zusenden, wenn es wanderlustig wird. Die Hindu er-
scheinen als ein etwas braungelber, geistig sehr begabter,
schön gebildeter Menschenschlag, mit schwarzem Haare,
mit auffallend kleinen Füssen und Händen , daher auch die
Griffe ihrer Säbel unsern Soldaten zu klein sind und an
die in den keltischen Gräbern erinnern. Diese Hindu
sind sesshaft, nomadisiren nicht, hassen Eroberung und
Krieg, obwohl ihnen Tapferkeit nicht fehlt; leicht wurde
ihr Land stets erobert, meist herrschten hier fremde Er-
oberer. Sie haben kaum eine eigentliche, politische Ge-
schichte, und haben sich fast immer unter fremde Herrscher
beugen müssen ; so viele Millionen Fremde auch in ihr Land
kamen, hier sich heimisch machten, unter ^velcher Herr-
schaft sie auch standen, unter persischer, arabischer,
mongolischer oder europäischer, ist ihre Nationalität und
Sprache fast unverändert geblieben^ aber scharf sind
— »16 —
auch die Kasten geschieden y nur Brahminen sind Priester
und Gelehrte ^ dürfen sieh allein der heiligen , fest begrün*-
deten^ scharf begrenzten uralten Sanseritsprache bedie^
nen, wUirend das Volk sein Pracrit in einer Menge von
Dialecten spricht.
Die Geschichte Indiens spricht nur von Eroberungen
ihres Landes theils durch die Oebirgsvölker (ß\e zwar
auch Hindu sind , aber viel kriegerischer als die Einwoh-
ner der Ebenen) ^ tiieils durch fremde. Aber so sehr hier-
durch das innere Wesen der Hindu gedrückt wurde, hat
es doch nichts weniger als gebeugt werden können«
Alexander der 'Grosse und seine Nachfolger drangen unai
300 V. Chr. bis zum Indus und Ganges vor, doch ohne Br-
.folg ; seit dem 7ten Jahrhundert machten die Araber grosse
bleibende Eroberungen, die endlich fast ganz Hindoslan
umfassten; im 14ten Jahrh. folgen die Mongolen, breiten
sieh besonders unter Timurlan aus (1397), und gründen
seit 15&4 ein Reich, das erst in neuester Zeit seine ElncU
Schaft erreicht hat; vielfache Eroberungen maq{iten auch
die Perser; seit 1639 fassen die Engländer festen Fase,
die jetzo fast ganz Hindostan beherrschen, während Ge-
birgsvdlker, wie die Seiks, noch grosse Landstriche inne
haben.
Mit wunderbarer Zähigkeit hängt das Volk an sei-
ner Religion und Sprache , wie an seinen Institutionen , die
von jeher unverändert geblieben seyn möchten. Es kennt
keinen eigentlichen Adel, ist aber scharf in Kasten ge-
theilt, in die Brahminen, welche Priester, zugleich
Gelehrte und Beamte sind; in die Kschatrijas oder
Krieger, die Vaisjas, oder Landbauer und Kauf-
leute, die Sud ras oder Handwerker und andere; da-
bey blüheten von jeher Gewerbe, Kunst und Wissen-
schaft, seit Zeiten^ für die wir keine Aera haben ; es sind
Kunstwerke geliefert, die alles Bekannte übertreffen,
selbst über unsem Gesichtskreis hinausgehen. Wir be-
wundem alte herrliche Poesien , colessale Bauwerke , und
erstaunen über die vorhanden gewesenen vielfachen Kennt-
nisse. Doch erscheint die Hindu - Nationalität jetzo ge-
— 216 —
altert^ sie producirt nicht mehr jene erstaunenswerthen
Kunstwerke^ siezehrt von alter Weisheit; die Brahmineu
haben uralte^ in] Versen abgefasste astronomische Formeln,
wonach sie mit scliarfer Genauigkeit, ohne Papier und
Feder^ mit Hülfe -kleiner Muscheln und Hechenprennige, die
schwierigsten astronomischen Aufgaben zu lösen wissen
und die Bewegung der Himmelskörper berechnen, ohne
diese Formeln selbst zu {verstehen. Wahrscheinlich hat-
ten die Priester mancher alten Völker, besonders der kel*
tischen , ähnliche Hulfsmittel , die uns spurlos verschwun-
den sind.
Ihre Religion ist uns ein ziemlich dunkler Gegen-
stand. Seit uralter Zeit herrschte die Brahmalehre;
sie reformirte sich durch die Lehre des Buddha (geb.
um 1000 v.Chr.}, die mehr monotheistisch, dem Christen-
thume verwandter ist, sich allmählig (jber ganz Indien ver-
breitete; hier wurde sie aber durch die jetzige Lehre der
Brahminen verdrängt, wogegen der Buddhaismus zu
den Mongolen überging, allgemeine Verbreitung in China
und Japan erhielt. Nach der indischen Lehre, wie sie
sich auch modificirt, ist Alles, selbst Pflanze und Stein
von Geistern beseelt. Alles unterliegt dem Einflüsse der
Gestirne, welche auf die glücklichen oder unglücklichen
Tage des Menschen influircn, welche Grundansichten bey
den alten keltischen Völkern w^iederhallen.
Die Götter-Tempel sind meist mit Mauern um-
schlossene hohe Pagoden^ bedeckt mit Sculpturen, wel-
che des Gottes Abbild enthalten, aus Stein ^ Gold oder
Kupfer, oft mit den kostbarsten Gewändern bekleidet.
Bey diesen zum Theil höchst colossalen Bauwerken sind
'/iUweilen Quadern verwendet von polirtem Granit oder
Marmor, von denen manche 10 — 12,000 D' enthalten
sollen, die 15 — 17,000 Ctnr. schwer scyn mögen; ja,
vormals sah man an einer Pagode zu Chalenborn eine
Kette von polirtein Granit (also aus Einem Stücke ge-
hauen)^ in 4 Guirlanden abgetheilt, jede 137^ l^UDg, wo
jedes Glied 2 — 3' dick, 3Mang war, was ein uns gans
unbegreifliches Werk gewesen wäre.
\
— «IT —
Eben so wunderbar sind die Felsaushauungon
und Höhlentempel, die sich auf der nördlichen Hoch-
ebene von Dekan und in den Ghats - Gebirgen , südlicher
nur auf den Inseln Elephantine und Salsettc linden, sunt
Theil dem CuUus des Buddha angehören. Bey Ellora in
der Provinz Auran-Gabad in Dekan ist ein hufeisenför-
miges Gebirge in einer Ausdehnung von zwey Stuuden zu
Pagoden ; Grotten und Thicrgestalten ausgcmeisselt. Die
Grotten, theils Wohnungen der Priester, llieils bestimmt,
Hunderttausende von Pilgern zu beherbergen, theils Göt-
ter-Statuen enthaltend, haben Decken in Hundbögen aus-
«rehauen. und Wände bedeckt mit den schönsten und
grossartigsten Sculpturen. Aehnliche Werke finden sich
bey Carli, Mavalipuram, an der Küste von Koromandel,
und andern Punkten. Auf der Insel Elephantine > ohnweit
Bombay, breiten sich die Grotten fast 2 Meilen weit aus;
Pagoden y Elephanten , Löwen u. s. w. sind in colossalem
Massstabe aus dem Felsen gehauen ^ die Wände der Fel-
sen bedecken herrliche Sculpturen. Sehr lange Zeiträume
waren ohne Zweifel erforderlich solche Werke herzustel-
len , die der heutigen Kunst sehr fremd stehen.
In den Gebirgen am obern Indus längst dem Hindu
Khu, wie in einer weiten Gegend umher ^ auch in Afgha-
nistan, linden sich eigenthümliche alte Bauwerke^ die
Stupa's oder Topos, äusserhch den keltischen Grab-
hügeln ähnlich^ doch wesentlich von ihnen verschieden.
Bey einer Höhe von oft 80' bestehen sie aus Mauerwerk
mit Cement, enthalten kein Grab^ sondern kleine heilige
Kunstsachen, die Buddha -Reliquien seyn werden^ um-
schlossen von ineinander stehenden Cylindern, und die Er-
richtung dieser Bauwerke setzt man in die ersten sieben
Jahrhunderte unserer Zeitrechnung.
Aber auch mrkliche Grabhügel, den keltischen ganz
ähnlieh, sind häufig in Indien-, sie gehören theils der
neuem Zeit, theils sollen sie aus uralter Zeit herrühren,
werden dann von den Hindu verehrt, und man schreib! die-
selben einem Pygmäen -Volke zu, auf ähnliche Art, als
— 218 —
iD Skandinavien und Frankreich. Die jetisigen Hindu be-
statten ihre Leichen auf verschiedene Art ; zum Theil über-
geben sie dieselben den Wellen des heiligen Ganges^ zum
Theil werden sie verbrannt, zum Theil mit oder ohne
Grabhügel begraben.
Die indische oder hindostanische Sprache
herrscht im Volke durch das ganze Hindostan y sowohl in
den weiten Thälern des Indus (Sin), wie des Ganges (in
Bengalen), die vom Himalaja und den tibetanischen Ge-
birgen auslaufen^ als im Dekan, der grossen gebirgigen
Halbinsel , die den sudlichsten Abhang des hochasiatischen
Plateau's bildet. Dieses Hindostanische zerfällt in das
Sanscrit^ die alte, nicht mehr im Volke lebende hei-
lige Sprache, in der die alte heilige Litteratur abgefasst
ist, von der nur die Brahminen Kenntniss haben, in das
Pracrit oder die alte Volkssprache, und in das Hindu,
die jetzige Volkssprache , ein Pracrit sehr vermischt mit
fremden Wörtern, aber bey allen bleibt das Sanscrit die
Grundlage.
Das Hindu heisst H i n d u w i , wenn die Mischung
des Pracrit mit persischen und arabischen Wörtern mit
Sanscrit - Buchstaben geschrieben wird, und Hindustani,
Magari oder das Maurische, wenn sie ganz Misch*
spräche ist und mit persischen (arabischen) Buchstaben
geschrieben wird; diese neue Mischsprache herrscht an
den Höfen, ist die Umgangssprache mit Fremden, auch
verbreitet in Dehli, Aude, Allahabad u. s. w.
Das Pracrit, die alte sanscritische Vulgärsprache,
ist in seinem reinen Zustande auch nicht mehr lebend.
Die lebenden Volkssprachen haben Fremdes aufgenom-
men und modificiren sich mit sanscritischen Unterlagen in
viele Dialecte, von denen die wichtigsten sind: a) das
Bengali oder Gauri, das reinste Hindu, in Bengalen
herrschend, wozu auch das Assam gehört im Reiche
Assam; b) das Xepali in Nepal; c) das Pendscha-
bi oder Lahorische, die Sprache der jetzo so bekann*
ten Sikhs in Labore oder Pentschab ; d) das Wuchoder
- 21» —
Multanische, in der Provius Multan, vom Indus durch-
flössen , aus welcher auch andere Gebirgsvölker stammen,
die Radsputen, Ghauti u. s. w. ; e) das Sindhu oder
Tatta in der Gegend um die Indus -Mündungen; f) das
G u 2 u r a t i 9 in den Provinzen j die an das persische Meer
grenzen; g) das Mahrattische, Malabarische,
Tamulische u.a. w. Das Kawi auf der Insel Ceylon
ist ein Sanscrit mit vielem Malaiischen«
Indiens Einwirkung auf andere Völker zeigt sich am
Wesentlichsten in der Sprache, da sich mehr oder weni-
ger Sanscrit -Elemente in den mehrsilbigen asiatischen und
europäischen Sprachen finden. Sie Fehlen nicht bey den
Sprachen des semitischen Stammes^ treten aber viel kla-
rer hervor bey dem persischen , slavischen, gothischen
und keltischen Stamme (in der oben erwähnten Ausdeh-
nung)^ deren Idiome man unter dem Namen der indo-
europäischen Sprachfamilie zusammenfcsst. In
diese FamiUe gehört auch die teutsche Sprache, in wel-
cher wir viele Wörter finden, die mit sanscritischen und
persischen gleich lauten und gleiche Bedeutung haben;
gleichwohl werden wir diese nicht direct von den Persern
und Indiern erhalten haben , sondern indirect von den Go-
then und Kelten. Die Verwandtschaft des Sanscrit mit
dem Keltischen, sowie mit den übrigen Gliedern der indo-
europäischen Sprachfamilie, die offenbar auch auf eine
Verwandtschall der Nationalitäten hinweist, ist sprach-
lich schon von vielen Seiten dargelegt, so von Co wies
Prichard: ihe eaHernorigin oftAe eeHic jVafion$, pro-
f^d by a comparison ofiheis dialects wiih ihe Sanscrit p
Greek, Latin and Teutonic lang uagea , London 1831; —
Ad. Pictet: de TaffiniU des langues celtif/ues avec le
Sanscrit, Paris 1837; Bopp: die keltischen Spra-
chen in ihrem Verbältnisse zum Sanscrit, Griechischen,
Lateinischen, Germanischaiiy Slawischen u. s. w. Ber-
Un 1839.
- 220 —
11. Gruppe der östlichem,,, rohen Völ-
ker, der Cultur im Allgemeinen wenig ge*
neigt, die in deren Entwickelung gar nicht
oder wenig eingegriffen haben.
1) Der samojedische Stamm verbreitet sich durch
die kalten Polargegenden , über den nördlichen Abhang
von Hochasien und die Ebenen bis zum Eismeere , bestehet
aus verschiedenen nomadischen^ elenden Völkern, die
cigenthumlichc , aber verwandte Sprachen reden, durch-
ziehet das chinesische und russische Gebiet, als Sa-
ni ojeden oder Objontir, Korjaken, Ostiäken^
Kamtsc hadalen oder Itelmen, Kurilen, Juka-
giren u. s. w., die keine innere Geschichte haben, auf
die Weltbegebenhciten keinen wesentlichen Einihiss aus-
übten.
2} Der finnische Stamm, durch verwandte Spra-
chen verbunden, ist ein zahlreicher, weit verbreiteter,
theils durch Asien, theils durch Europa. Die asiatischen
Glieder, unter russischer Hoheit, nomadisiren meist , die
europäischen haben meist feste Wohnsitze. Zu jenen ge-
hören die Wogulen an beyden Seiten des Ural, die
zahlreichen Tscheremi ssen südlicher wohnend, zum
Theil Ackerbau treibend, die Wotjakcn, die Tschu-
waschen an beyden Seiten der Wolga, und die Mord-
winen an der Oka und Wolga. Die Lappen oder
Same, ein schwaches meist nomadivschcs Volk, wohnen
theils am weissen Meere unter russischer Hoheit, theils
im rauhen Lappland unter schwedischer, und mögen hier
früher weiter verbreitet gewesen seyn.
Zu dem europäischen Stamme gehören ausser den
Lappen die zahlreichen Finnen in Finnland, wie die
Esthen und Li e wen in Esth-, Liev- und Kurland,
jetzo alle unter russischer Hoheit vollkommen europäisirt,
mit eigner finnischer und esthnischer Sprache und Littera-
tur. Dieser finnische Stamm scheint nur der liest eines
früher um die Ostsee mehr verbreiteten Volkes zu seyn,
das allmählig mehr und mehr zurückgedrängt wurde, früher
auch über DftuenMrk verbreitet gewesen neya kann. Ob in
itm skandinavischen Sprachen sich finnische Elemente fladen
mögen, ist noch nicht ermittelt, aber nicht unwahrschetn««
lioh. Während der Völker^vanderung spielten finoischo
Völker eine wichtige Rolle; wahrscheinlich waren die
Bulgaren ein finnischer Stamm aus dem heutigen Kasan,
fwo sich jetEo Reste einer bulgarischen Hauptstadt gefun«*
den haben), der dann an die Wolga zog, seit 4H7 mit
den Gothen in Krieg gorieth, sich um 660 in Besita von
Mösien und Dacien (jetzo Bulgarien und Wailachey) setzte«
liier das bulgarische Reich stiftete, das von 680 — 970
dauerte , wo das Volk christlich wurde , sich aber allmah-
lig ganz slawisirt hat ; die A varen (die 557 an der Donau
erscheinen, sich in Dacien und Pannonien festsetzen, 561
nach Thüringen vordringen, Dalmatien erobern » 610 in
Italien erscheinen , dann bis Wien und Bayern vorgehen,
wo sie 791 Carl der Grosso schlägt, nachdem sie auch
873 in Ungarn besiegt worden , aus der Geschichte ver-
schwinden), und die Chazaren^ (die hinter dem cas-
pischcn Meere zwischen domTanais und Boryslhencs wohn-
ten , sich im 6ten Jahrhundert über die Krimni , Dacien und
Pannonien verbreiteten, dann wieder verlieren) werden
finnische und türkische Stämme gewesen seyn, die auch
einen grossen Theil der sogenannten Hunnen bildeten.
In jenen Zeiten , seit etwa 894 , hat sich in Ungarn
und Siebenbürgen (dem alten Pannonia und Dacia) die Xa-
tionalität der Magyaren oder Madscharen als herr-
schendes Volk und Adel Festgesetzt, die als Uguren
oder Onuguren, aus den uralischen Gegenden einge-
wandert zu sevn seheinen, viel Eigenthümliches behieltoB
und durch eine eigene Sprache zusammengehalten werden,
die, allen Untersuchungen nach, der finnischen Sprach&H«
milie angehört, zunächst der wogulischen Sprache ver-
wandt ist. Daher rechnet man die Magyaren zu dem finni-
schen Stamme, dem sie in den übrigen Verhältnissen fremd
seyn ml>diten. Dieser magyarische Zweig des finnischen
Stammes war sehr kriegerisch, drang bis Thüringen,
Frankreich und Italien vor; seit der Schlacht auf dem
bechfelde 955 wurde er auf Ungarn beschr&nkt^ nahm bald
dasChristenthum an und behielt eigene Könige. Seit 1586
unter österreichischer Hoheit^ hatten die Magyaren sich doch
in vieler Hinsicht noch wenig europäisirt, lebten meist als
Dynasten auf dem Lande ; aber die Nationalität hat sich
stets kräftig gezeigt , hat neuerlich seine Sprache ausgebil-
det^ sehr zur Geltung gebracht, besitzt eine Litteratur,
tritt in jetziger Zeit mit grösster Energie auf ^ und scheint
bestimmt, iu der neuesten Geschichte eine wichtige Rolle
zu spielen.
3) Der kaukasisch-georgische Stamm herrscht
durch das weite kaukasische Gcbirgsgebiet längs dem
schwarzen Meere ^ wie zwischen diesem und dem cas-
pischen, trennt die Hochebene Persiens von den rus-
sisch-sarmatischen Steppen. Schöne, tapfere, aber rauhe
Völker, die eine unbeschränkte Freiheit über Alles lieben,
wohnen vorzugsweise in den Gebirgen, sind und waren
stets für die umliegenden Ebenen furchtbar. Ihre Natio-
nalität mag sich im Laufe von Jahrtausenden so wenig
als ihre Cultur geändert haben ; sie bildeten schon im
höchsten Alterthume die sehr gefi'irchteten Scythischen
Gebirgsvölker, mit denen sich auch persische und finni-
sche Stämme verbanden, die gern die friedlichen Ansie-
delungen an den Meeresküsten und der Ebene belästig-
ten, sie endlich ganz vernichteten. Jetzt sind sie den
Russen die grimmigsten Feinde, die aller angewandten
Kraft unüberwindlich scheinen.
Jctzo bildet der westliche Theil des Gebirges mit
seinen angrenzenden Ebenen das Land Georgien unter
der Hoheit der Russen , die es G r u s i e n nennen, oder das
jetzo höchst verödete russische Gouvernement Tiflis; der
östlichere Theil ist der freie Kaukasus mit den freien
Gebirgs Völkern, besonders den Tscherkesseu , die jetzo
den blutigsten Krieg gegen die Russen fuhren.
Die Nationalität dieser Völker ist ausgeprägt durch
ein gemeinsames Wesen , eigenthümliehe Institutionen und
durch zwar verschiedene, aber in sich sehr verwandte Spra-
chen, die eine eigenthümliehe Gruppe bilden^ die dem Sans-
oni ücbt gaoji Snmd su «eyn sehetat. Unterscheiden lunli
man im AUgemeinen:
a) das gruaiache Volk^ die Qruaier und Geolo-
gie r oder Kartuli am audliehen Abhänge des Gebirgeoi
im alten Iberien^ Colehis^ Albanien, dessen Sprache vor««
suglich in folgende Dialecte serf ällt : 1 ) das Kartulische
oderGrusische, das auch eine alte beilige eigcnthümliche
Sprache hat; S) das Mingreli sehe inMingrclien, dem
alten Colchis; 3) das Suanetische im höchsten Ge*
birge, und 4) das Lasische der wilden räuberischen
Lasen , die schon Ptolem. als ^a^ai kennt. Diese jetso
meist russischen Volker bildeten früher den unabhängi«-
gen Staat Georgien oder Kurdistan, der wieder in
Karthii, Kacheti, Imireli, Mingrelien und Ghuriel zerfiel.
Dieses herrliche fruchtbare Land wurde durch innere Kriege^
durch die Perser undTCirken auf das Furchtbarste verheert.
b} Die östlichen freien Völker, als 1} die Les-
gier in Lesgistan, ein sehr zahlreicher Stamm mit der
lesgischen Sprache, der sich bis zum caspischen Meere
verbreitet, dem sich die Awaren, Kumücken, Tu-
schen (in Akutscha) und Chefsuren (Kura) unter-
ordnen; 2)die Juguschen oderKisti; 3)dieTscher-
kessen oder Cirkassier, die sich Adige nennen, in
der grossen und kteincn Kubarda , am nordwestlichen Ab-
hänge des Gebirges, nur von Viehzucht lebend, das mäch-
tigste Volk des nördlichen Kaukasus, sehr tapfer, gastfrei
und räuberisch; 3) die Abäsen oder Awchasen
(l^fiaffjroO ^^ südwestliehen Kaukasus und der Küste des
schwarzen Meeres, um Anaoonir (Nicopsis), Anaclea
CHeraclea) u. s. w., die alle ihre eigenen Sprachen haben,
meist aber keine eigene Schrift.
JDie taplCern, räuberischen, gastfreien Gebirge Völker
haben sich wohl im Laufe der Zeit kaum geändert, waren
vermuthlich stets in ihrem jetzigen Zustande. Die Län-
der, die sie eroberten, wurden verheert, ihrer Cultur
beraubte Die Ebenen, besonders am Meeresufer, jetm
gnae verödet, waren vor 3 — 4000 Jahren der Sit» einer
hohen Cultur^ emea regen Lebens und grosser Reich-*
\
— «4 -
thumer. Hier wohnten einst die keltischen Kimmerier,
deren später hellenisirtcs Land das Reich Bosporus biU
dote, das sich bis gegen das MittelaHer erhielt; an der
georgischen Küste lag Colchis, dessen Retchthum im
mythischen Alterthume hoch berühmt war^ wo noch spat
griechische Städte blüheten.
4) Der türkische höchst zahlreiche Stamm griff'
wesentlich in die Welt-, wenn auch nicht in die Ciiltur-
geschichtc ein. Ursprünglich nomadisirend am westlichen
Abfalle Hochasiens zwischen China und der Wüste Kobi,
hat er allmählig eine sehr weile Verbreitung gewonnen,
ungeheure Eroberungen gemacht, überall Cultur vernich-
tet, wo er sie fand, auch in den civilisirtesten Ländern
seine Rohheit behalten.
Als nächstes Mutterland erscheint vorzugsweise
Turkestan au der Grenze der 3IongoIey; aus diesen
Türke Stauern ging der Stamm der Seldsc hucken
oder Turkonmnen hervor, jctzo nur Vomaden, die aber
im llten und 12ien Jahrb. ein mächtiges Reich bilde-
ten, das über Persicn und A'ordcrasien herrschte, aus
dessen Trümmern zu Ei:de des täten Jahrh. die Os-
m a n e n oder europäischen Türken hervortratenj, zu deren
Macht Osman (^uni 1281} den Keim legte, die auf den
Trümmern des arabischen Reiches bald sies:reich über
3 Welttheile sich verbreiteten, überall mit unerschütter-
licher Despotie das Geistige zertretend.
Der türkische Stamm, jetzo mohammedanisch, der nir-
gends eigene Werke der Kunst geschaffen, hat sich gross-
tentheils in Race und Sprache mit mongolischen^ finni-
schen und persisclien Kiementen vermischt.
Den reinsten Typus in Sprache und Race werden die
Turkestan er bilden, nicht sehr zahlreich an der Grenze
der Mongolei lebend, so wie die zahlreichen Sel-
dsehucken oder Turkomanen, die als Karatschai ,
Balkaren u. s. w. nomadisirend in Georgien, Armenien,
Syrien, Persien u. s. w. heruniirren, aber früher, im llten
und ISten Jahrb., weite Reiche beherrschten.
2u der «oeb j^miilieh reinen türkischen Race gehören
die sogenannten Tartaren, die in Asien^ meist unter rus-
sischem Schutzie verbreitet^ in inniger Verbindung mit den
Mongolen stehen, mächtig in die Völkerwanderung eingrif-
fen und lange Zeit den grössten Theil von Russland be-
herrschten. Als solche tartarische Völker oder Nationali-
täten erscheinen die kasanischen Türken oder Tar-
taren , die meist in den Städten von Kasan und Astrachan
wohnen, die astrachanischen wie die taurischen
Tartaren in Astrachan und Taurien, die Tschuwa-
schenuod Usbeken in Chiva und der Bucharey, welche
finnische Elemente aufgenommen haben ; die nomadisirenden
Karamancn iipL Klciiiasien, die Baschkiren ^ die
ihre Sprache Türk nennen — , die im iunern Asien, be^
sonders im Orenburgschen und Permischen meist nomadist-
reti, und die Kirgisen oder Kirgis-K osacken, sehr
verbreitet in den weiten Steppen um den Aralsee, die we-
niger in der Sprache als in der Körperform viel Mongolisches
haben.
Mehr in der Sprache mongolisirt sind die Jacuten
längs der Lena bis zum Eismeere, die krasnaj arischen
wie die tschulinischen Türken im mongolischen
Gren2;gebirge am Jcnisey und Ob, die Teleuten in der
Mongolei, die Nogai oder krimmschcn Türken und
Andere mehr.
Die Osmanli oder Osmanen, dio wir vorzugs-
weise Türken nennen, werden früher in Turkestan und
am 'Altai gewohnt haben, hausten seit etwa dem 6ten Jahrh.
als Seldschucken im südlichen Asien, setzten um- 1355
nach Europa über, eroberten Macedonien, Thrazien, Thes-
salien, 145!l Constantinopel , verbreiteten sich dann über
Kleinasien, Nordarfrika und Aegypten. Vielfach ist ihre
Race und Sprache vermischt. Ihre alte arme seldschucki-
sche turkomanische Sprache nahm viele persische und
arabische Wörter auf; so bildete sich das jetzt sehr verbrei-
tete Osmanische, Osmanli oder Neu-Türkische
als Volkssprache, während die Vornehmen meist Persisch
oder Arabisch verstehen.
Kefentein Kelt. Alterth. IL 64. 11. AbtL. 1 5
— M6 —
Hiernach zerf&llt die türkische Sprache mit ihren sehr
vielen Dialecten in 3 Hauptgruppen :
1) Die östliche, älteste , oder der Dialect von Dscha-
gatai, mitdenkomanischen, uigurischen, dschagataischen,
usbekischen, turkomanischen, kasanischen und andern
Dialecten ;
2} die tartarische oder nördliche Gruppe mit den kirgisi-
schen, baskirischen, karatschaischen , sibirischen und
andern Dialecten;
3) das Osmanli oder der Dialect von Stabul , Rumeli,
Kleinasien , der Krimm , von Derbent und Adserbidschan.
Die türkische Nationalitat mit ihrer ungeheuren Popu-
lation ist in den Jahrtausenden, seit wir sie kennen, unver-
ändert geblieben, hat sich geistig nicht im mindesten ent-
wickelt, und der Cultur viel engere Grenzen gesteckt, als
früher vorhanden waren ; die blühendsten Länder sind unter
ihrem Scepter verödet. In ihr scheint das Princip ausge-
drückt, die Cultur zu vernichten oder ihr innere Schranken
zu setzen , um im Kreise der Endlichkeit zu bleiben. Die
Cultur des Menschengeschlechtes, wenn wir sie aus dem
allgemeinsten Gesichtspunkte betrachten, dürfte sich in den
letzten drey Jahrtausenden nicht verallgemeinert, sondern
beschränkt, nicht erhöhet, eher vermindert haben, wobey
die stabilen türkischen und verwandte Völker wesentlich
influirten.
Die hier ganz kurz erwähnte Gruppe der türkischen,
finnischen , kaukasischen und samojedischen Völker haben
manches Gemeinsame. Ihre eigentliche Heimath bilden die
weiten asiatischen Steppen-, daher sind sie Nomaden und
Krieger, wenn sie die Hauhheit des Nordens nicht abge-
stumpft hat. Dem Kriege und Raube, oder einer stumpfen
Apathie ergeben, sind sie der Wissenschaft und Kunst all«'
geneigt, nehmen nur selten die Cultur der eroberten Ländev
an. Ganz fremd scheint ihnen das Kastenwesen; meist
haben sie Dynasten und eine Art von Adel. Sollten sie In-
dien entsprossen seyn, so gehören sie wohl den dortigen
Gebirgsvölkern an.
w
— an —
IIL Qruppe der wefitlicheren^ gebildelereD-'
Völker^ die als Tr&ger der Cultar erscheinen.
a) Asiatisch-afrikaniBclie Abtlieilung.
1) Der semitische Stamm. Dieser mag aus In-
dien entsprossen seyn, daher wenigstens seine wichtigsten
Elemente entnommen haben^ ist aber mehr noch als der hin-
duische Stamm gealtert, hat seine Blüthe weit überlebt,
keine jungen Sprossen getrieben.
Was diesen Stamm vereinet, ist vorzugsweise die
Verwandtschaft der Sprachen, welche folgende semiti*
sehe Sprachgruppe bildet: 1) das Alt-Aegyptische,
Nubiscbe und Koptische j t) das Arabische ; 3) das Ber-
berische in Nordafrika, mit dem Alt-Numidischen und Kar-
thagischen ; 4) das Phönisische und Alt - Syrische ; 5) das
Hebräische} 6) das Chaldaische^ 7) das Syrische.
a), Die nubisch-abessinische oder &thiopi-
SGhe Nationalitat, nüt bräunlicher Hautfarbe, die sich
der weissen, indoeuropäischen, nicht der Negerrace an-
seUiesst, mit der sie vermischt ist. Wo der Nil oberhalb
Theben in die Gebirge eintritt, beginnt Nubien, daran
grenzt von Axum an Abessinien, das alte Aethiopia,
der sndlichen Spitze von Arabien gegenüber, daher von
Indien nicht sehr entfernt. Diese weiten Länder , zwar im
Bereiche der afrikanischen Neger , aber Indien zunächst
belegen, erhielten offenbar von daher zuerst, früher als
Aegypten, Colonien, von denen die vielen herrlichen Kunst-
deskmale hwrühren, welche diese Gegend bedecken, von
hoJier Cultar zeugend, die der ägyptischen vorausging, vor-
zuglieh in den uralten Staaten Meroe unä Axum blühete,
die ganz ausserhalb der bekannten Geschichte liegen. Bey
Azum in Abessinien, bey Meroe in Ober -Nubien und in
ganz Unter-Nubien finden sich die herrlichsten Kunstwerke,
grossartige Tempel und Palläste, Obelisken, Colosse,
Sphinxe, Statuen, Felsengräber und Felsentempel, theils
den indischen, thjeils den ägyptischen ähnlich. Wie allein
die Archäologie lehrt , hatte hier schon in einer vorägypti-
schea Periode, auch noch während derselben, Kunst und
15*
— 228 —
Wissenschaft einen hohen Siits, aufgeschlagen ; damals mag
diese Nationalitat kräftig emgegriffcn haben in weltgeschicht-
liche Begebenheiten, aber selbst mythische Spuren hierüber
sind verlöscht.
Eine sehr rohe Einwohnerschaft bevölkert jetzt diese
LiCnder, bcy der morkwurdigerweise das Christcnthum
schon seit 330 n. Chr. Eingang fand und sich bis jetzo er-*
halten hat, was erst in jimgster Zeit bekannt wurde, da
seit Einfuhrung des Islam in Aegypten diese Länder von
der christlichen Welt ganz abgeschnitten waren. Diese
Einwohnerschaft hat eine alte, todtc Cultus- und Bücher^
Sprache, das Geez, dem Koptischen verwandt; nicht
sehr abweichend davon sind die Volkssprachen in der Pro-
vinz Tigre (dem sonstigen Reiche Axum) und Amhara;
daneben herrscht das Berberische , sehr ver>vandt dem Ka-
bylischen in Nordafrika und dem alten Numidischen.
Die jetzige christliche stumpfe Bevölkerung hat alles
innere Leben verloren nnd steht ganz anders da, als die alt-
heidnische , welche die herrlichsten Monumente errichtete ;
aber wir sind von den Revolutionen gar nicht unterrichtet,
welche diese Nationalität so ganz herabgebracht hat. Auf-
fallend ist es, wie in diesem so früh christlich gewordenen,
so sehr isolirtcn Lande das geistige Leben so ganz erlosch,
während es bcv den heidnischen Hindu mit ihrer Priester-
kasto noch fortbliihet.
b) Die koptisch-ägyptische Nationalität mit
bräunlicher Hautfarbe und schwarzen glatten Haaren, hat ihre
Heimath im Nilthale von Nubien bis zum Meere , ist aber
hierin neuerer Zeit verdrängt, gehört fast nurdemAlter-
thume an, wird ihren Ursprung aus Indien genommen haben.
Wenn wohl Aeg)^pten später als Abcssinien bevölkert seyn
mag, so Tällt die Bliithe dieser Nationalitat und 'ihr Beginn
den neueren Untersuchungen nach in eine höchst alte Zeit.
Menes soll das ägyptische Reich gegründet haben, etwa
2300 Jahre vor RamsesIL, der zur 18ten Dynastie gehörte,
was etwa um die Zeit von 4000 v. Chr. fallen könnte.
Von der unendlichen Biüthe, Kunst und Wissenschaft
Aegyptens zeogen vor AHen die auf uns gekommenen Aker—
— 229 —
thümer^ Huinea und Baudenkmale^ deren Grossartigkeit
und Schönheit uns ins höchste Erstaunen setzt ^ die zu er-
reichen wir nicht vermögeu. Diese Kunstdenkmale bedecken
ganz Aegypten, am meisten sind sie angehäuft in Ober-
Aegypten auf der Insel Philä und Elephantine, und im alten
Theben ^ in den Gruppen bey Karnak ^ Luxor und Medinet
Habu; — in Mittel -Aegypten bey dem alten Memphis und
in der Gruppe der Pyramiden, von denen manche 728^ an
jeder Seite lang ist; Unter - Aegypten hat auch nicht unbe-
deutende Ruinen, aber mehr noch in den Oasen, besonders
den ammonischen.
Auf das Grossartigste zeigt sich die Baukunst in den
machtigen Pall&sten und Tempeln, in den Colossen, Obelis-
ken und Sphinxen , die bis 6000 ' lange Alleen bilden. In
den Pallästen liegen Säulen, deren Schaft 12 ' Durchmesser
hat, bey 66' Höhe, deren Capitäler 60' Umfang enthalten,
und der grosse Saal zu Karnak zeigt allein 134 solche un-
geheure Säulen. Der Granit -Coloss von Ramses in Ra-
messeum hat die ungeheure Höhe von 53' und istdabey von
der vorzüglichsten Arbeit, wie die meisten Sculpturen,
Unter dem Pharao Menoptes, dem Nachfolger von Ramses,
zogen die Juden unter Moses (1400 v.Chr.} aus Aegypten,
aber schon 2000 Jahre vor Ramses scheinen die grössten
Bauwerke errichtet, das Labyrinth mit seinen 3000 Kam-
mern , die klingende Memnonssäule imd die Pyramiden, die
bis 460' Höhe haben. Der Berechnung nach könnte man
aus dem Baumateriale Einer Pyramide 40 Cöllner Dome
bauen. Ganze Gebirge müssen zertriimmert seyn , um das
Material zu diesen Bauwerken zu eriialten, und die z&hesten
Gesteine, die der Bearbeitung am meisten widerstehen,
wurden auf das Kunstvollste bearbeitet. Die Könige baueten
sich so grosse Katakomben (unterirdische Grabdenkmale)
alsPalläste, die eine Menge Säle und Zimmer enthielten,
durch breite Korridore, grosse Treppen und (Hinge verbun-
den, wo die Mumie in prächtigetn Sarge von schwarzem
Granit lag. Alles ward äberdeckt mit Hieroglyphen, Sculp-
turen und Malereien. Jede Dynastie hatte ein eigenes Todten-
thal , jede Familie ihr Felsengrab. Jede Kunst stand auf
— 230 —
hoher Stufe ^ die Wissenschaft der ägyptischen Priester
war durch das ganze Alterthum berühmt.
Ganz dunkel ist uns die alte Geschichte von Aegyp-
ten (Mizraim) y wo das Land am meisten blühcte^ am stärk-
sten eingriff in die Welt -Politik. Es war unter der 16.
Dynastie der einheimischen Könige^ als rohe syrisch -aia-
bische Hyksos das Land eroberten^ fast Alles zerstörend
ausser den Pyramiden (die von den Herrschern der 4. Dy-
nastie stammen). Sic geboten an 200 Jahre ^ bis etwa
1771 V. Chr. und aegyptisirten sich allmählig. Die 18.
Dynastie unterwarf sich nun von Süden aus wieder ganz
Aegypten^ das sich zu neuem Glänze erhob; der unter
Hamsos (auch Sethos oder Sesos^ris genannt) , dem ersten
Fürsten der 19. Dynastie, um 1473 v. Chr. seinen Gipfel
erreichte, wo Theben zur höchsten Blüthe kam, wo mit
einem Heere von 600,000 Mann, Feldzüge gegen Arabien,
Indien, Thrazien und Scythien unternommen seyn sollen.
Wohl ein Jahrtausend dürfte dieser glückliche Zustand ge-
dauert haben , da fielen die Babylonior ein unter Nebukad-
uezar; aber bald erholte sich das Land, wurde wieder
blühend besonders unter Psammetich (671 ^ — 617 v. Chr.),
trat nun auch mit den Griechen in Handelsverträge. Um
526 unterwarf der Perser König Darius das Land , behan-
delte es höchst übermüthig , und AegyiUen blieb unter per-
sischer Hoheit, bis es 358 v« Chr. Alexander mit sei-
nen Macedoniern eroberte und Alexandrieu als Hauptstadt
bauete, wohin der Handel' — besonders der indische ^-
zog von dem durch ihn zerstörten phönizischen Tynis,
welches der Mittelpunkt der Gelehrsamkeit wurde, wohin
die griechische Philosophie wanderte, hier sich mit der
aegyptischon verband. Lange war hier ein Haoptcentrunt
für Wissenschaft, wo alle Zweige blüheten, mit unge*
heuron Bücher «-Sch&tzen, einer thätigen Akademie, be-*
rühmten Universität und Sternwarte. Die Macedonier
aegyptisirten sich, und mit Alexanders Nachfolger, Pto~
lemaous Lagi beginnt die Dynastie der griechischen Herr-
scher oder Ptolemäer, deren Reich auch Arabien, Judäa,
Pbönizien und Cölesyrien begriff, die regierten, bw
— Ml —
Aegyptea 31. v. Chr. römische Provtnai wurde , und aegyp-
tische Soldaten nun römische Legionen bildeten^ selbst
bis zum Rheine kamen., Das Land y das allm&hlig christ-
lich wurde ^ fiel 395 n. Chr. dem byzantinischen Reiche
zu, kam 640 unter die Herrschaft der Araber, von denen
grosse Massen einwanderten und sich hier festsetzten,
seit 1250 beherrschten es die rohen Mammelucken (die
Militz der letzten arabischen Sultane), bis es 1517 tür-
kische Provinz wurde, seit welcher Zeit das schöne Land
vollends ganz verödete.
Unter persischer, griechischer und römischer Herr-
schaft erscheint das Leben im Innern des Landes im
Ganzen wenig verändert; die Kasteneinrichtung und Hie-
rarchie bestehet fort. Alles gehet in Geschäft und Kunst
in alter Weise. Erst das Christenthum beginnt die Zer-
störung von Allem , die der Islam vollendet.
Wenn auch des alten Aegyptens Institutionen, Cul-
tus und Kunst in den Urelementen indischen Ursprunges
seyn könnten, so nimmt hier doch Alles einen eigenthüm-
lidien Charakter an. Nach indischer Weise war die Be-
völkerung ip Kasten (deren es 7 gab) geschieden, deren
erste und wichtigste die Priester umfasste, die nicht allein
den Cultus besorgten, sondern auch die Gelehrten und
Aerzte, Richter, Baumeister, Astronomen u. s. w. wa-
ren, den Künsten vorstanden, und ohne Zweifel Grosses,
Ausserordentliches leisteten; daneben stand eine Kaste
der Krieger und der Ackerbauer. Die Regierungsform des
Landes war eine eingeschränkt monarchische.
Die alt -ägyptische Glaubeuslehre ist ein sehr dunk-
ler Gegenstand, an ihrer Spitze mag eine viereinige Gott-
heit gestanden haben (Kneph , Neith , Seveh und Pascht),
aus und durch welche sich die Welt entwickelt hat; nach
ihrer Lehre waltet in jedem Menschen ein Weltgeist, der
hier seine Prüfungszeit überstehet, dann zu den Urgeistern
zurückkehrt , wo er geprüft wird, um in die hohem Regio«
nen überzugehen, oder die Seelenwanderung anzutretep.
Eine Naturphilosophie mag herrschend gewesen seyn, wie
sie etwa von den ältesten griechischen Philosophen ent-
— 2S2 —
wickelt wurde; leider ist die ganze ägyptische Litteratur
untergegangen ^ nur bey fremden Schriftstellern finden wir
einige^ veränderte Reste.
. Der Cultus muss höchst imposant gewesen seyn^
durch die zahlreiche sehr geschmiickte Priesterschaft , wie
durch die Tempel^ die an Grösse und Schönheit nirgends
übertrofiPen sind.
Für die Abgestorbenen hegte man die höchste Pietät,
sie wurden mumisirt und Familienweise in Felsengräbern
(Hypogcen} beygesetzt, die sich in einer Unzahl längs
der ganzen libyschen Bergkette finden , thcils einfach sind^
theils höchst grossartig und kostbar.
Die ägyptische Sprache wird der koptischen
sehr ähnlich gewesen seyn, die sie auch fortsetzt. Die
Schrift war mehrfach. Man hatte eine heilige Bilder-
schrift^ vorzugsweise für öiTentliche Monumente ^ die auch
damit bedeckt sind ^ die uns sehr fremdartig erscheint ^ uns
ganz unverständlich war^ da der Schlüssel dazu gänzlich
verloren ging^ bis in der jüngsten Zeit ein Anfang zu ihrer
Entzifferung gemacht ist. Neben dieser öffentlichen hie-
roglyphischen Schrift bestanden noch eine hiera-
tische oder phonetische, mit einer Art von Buch-
staben, die Zeichen oder Laute ausdrückten, und die de-
mo tische oder die Volksschrifl , mit Buchstaben den
koptischen ähnlich.
Die alt - ägyptische Nationalität^ die 20,000 Städte
oder Ortschaften bewohnte, so Grosses geleistet hat,
Jahrtausende ein wichtiges Centrum war, die auf höchster
Stufe der Bildung stand, da Jedermann lesen konnte, auch
von den Griechen als Träger der höchsten Weisheit und
Gesittung betrachtet wurde, diese ist im Verlaufe des
letzten Jahrtausends so gut wie ganz vernichtet, und
mehr als die meisten andern Nationalitäten des Alterthu-
mes. Als die letzten schwachen Beste des ägyptischen
Volkes erscheinen die Kopten, etwa 150,000 Köpfe
zählend, die christlich sind, und die ägyptische mit der
arabischen Sprache vertauscht haben. Ihre eigenthüm-
liche Nationalsprache ist die koptische, der alt-ägyp-
ttflchen sehr verwandt, dem semitiachen Sprachstamme
angehorig, durch welche wir uns einen Begriff machen
können von dem Sinne mancher hieroglyphischen Wörter ;
sie wird jetao nicht mehr gesprochen , war aber noch bis
zum 15. Jahrhundert in Ober- Aegypten lebend; jetzo ist
sie nur noch Kirchensprache, hat allein eine kirchliche
Litteratur.
Türken, vorzüglich Araber, bewohnen jetzo allein
das Land, aber in den arabischen Fellah's oder Bauern
mag wohl noch viel koptisches Blut fliessen.
c) Die arabische Nationalität, die eine Reihe
von Jahrhunderten tief in die Weltgeschichte eingriff, ist
eine sehr edle und tapfere, heimisch in Arabien (mit 12
Millionen Einwohnern), wo kein belhichtender Fluss, wie
der Nil und Ganges zu festen Wohnsitzen einladet, das
mehr sich im Allgemeinen für das nomadische als ansäs^i-
sige Leben eignet. Das patriarchalische unstete Beduinen-
Leben der antiken Welt, aus den grauen Zeiten Abra-
hams, hat hier sich bis zur modernen Zeit in seiner Ur-
sprünglichkeit erhalten. Aber an geeigneten Orten gab
es auch sesshafte Stämme, mit hoher Cultur, wie im
Reiche Saba (der Provinz Yemen) , von dessen Hauptstadt
Saba neuerlichst (1848) Amaud wichtige Ruinen und
Inschriften aufgefunden hat. In den Händen solcher
Stämme , wie der Sabaet , der Homentae u. s. w. lag seit
urältester Zeit der indische Handel, der dann dureh Kara-
wanen nach PhÖnizien ging, und einen ausserordentlichen
Reichthum mehrerer arabischer Städte zur Folge hatte.
Von jeher war Arabien in viele kleine, freie Stämme
unter Emirs und Scheikhs getheilt; solche nomadische,
räuberische Stämme wurden Sarazenen (jfaQ%BVo£) ge-
nannt, welchen Namen man häufig auf die ganze Nation
überträgt, von welcher der grösste Tfaeil im Vaterlande
blieb, während vorzugswmse diese Sarazenen grosse Er-
oberungen machten.
Die Tapferkeit des arabischen Volkes duldete keine
Eroberung durch Fremde', auch unter die Römer beugte
es sich nicht. Die jetzige türkische Herrsebafl ist nur
— 284 —
nominell; aber gern trat e» erobernd auf^ wie mehrmals
gegen Aegypten.
Die Araber kannten nicht das Kastenwesen ^ schei-
nen eine Art von Adel gehabt zu haben ^ huldigten der
sabäischen Religion ^ verehrten bey einem Naturcuitus
die Planeten y auch Götter , kannten die Schretbkunst,
hatten eine Litteratur^ vorzuglich eine poetische und poe-
tische Wettkämpfe.
Einen ganz neuen Aufschwung erhielt das Volk
durch Muhammed (geb. 571 n. Chn zu Mekka) ^ der
sich als ein von Gott gesandter Prophet gleichsam Chri-
stus entgegen stellte ^ und wie dieser eine neue, dem
Christenthume nicht ganz unähnliche Religioo stiftete —
den Islam — diese bald durch Waffengewalt und
mächtige Eroberungen weit verbreitete, so, dass dieser
Islam eine wohl grossere Verbreitung als das Christen-
thum erhielt; er fundirt sich auf den poetischen Korau
mit Glaubens- und Lebenslehren, auf die Einheit Gottes,
Muhammed's göttliche Sendung, eine unbedingte Vorher-
bestimmung, eine Auferstehung, künftige Strafen und
Belohnungen.
Muhammed war Anfangs nicht glücklich, er musste
nach Medina fliehen, und das Jahr dieser Flucht (He-
dschira), 6SS. n. Chr. ist der Anfangspunkt der mu-
hammedanischen Zeitrechnung geworden. Bald machte
er grosse Eroberungen (Arabien 629}, die von seinen
Nachfolgern (den Chalifen) schnell vermehrt wurden.
So kamen unter arabische Herrschaft: Syrien (637),
Paläsüna (637), Babylonien, Aegypten (640), die Bu-
charey, Turkestan, Khorasan, Indien (600), Persien
(651), Nordafrika (707), dann ein grosser Theil von
Spanien (seit 715); über alle diese Länder verbreiteten
sich die Araber in grossen Massen, nahmep ihre Wohn*
sitze neben der alten Einwohnerschaft, ohne diese zu
verdrängen.
Die Hauptstädte dieses mächtigen arabischen Rei-
ches waren Ispahan in Persien mit seinen 700,000 Ein-
wohnern , und das von ihnen gegriudete Bagdad ; ausser-
— 2»5 —
dem entfaltete die arabische Nationalität ihren hiehsten
Glanz auf den Thronen der Chalifen von Cairo ^ Daroaa*
cu8y Cordova, Sevilla ^ Fez^ Schiras, Samarkand und
Delhi.
Seit dem 9. Jahrhundert begann die Zersplitiening
des grossen arabischen Reiches in mehr unabhängige
Staaten, indem die Emiren oder Statthalter der Provin-
zen sich von der Herrschaft der Chalifen losmachten;
1220 zerstörten die Mongolen unter Dschingiskhan die
Stadt Bagdad und das dortige Chalifat ; bald ging Indien
an dieselben verloren, so wie Persien; 1492 mussten
die Araber Spanien räumen, und 1517 Aegypten den
Türken ijberlassen; die arabische Nationalit&t, ausser-
halb ihres Vaterlandes , verlor ihre hohe Bedeutung, nahih
in den Ländern^ wo sie wohnen blieb, meist wieder die no-
madische Lebensweise an, von der sie ausgegangen war.
Bey den Arabern streckte nicht ein Mutteriand seine
Arme durch Eroberungen nach allen Seiten aus, denn
Arabien bFieb ganz in seinen alten Verhaltnissen, son-
dern einzelne Stamme, auswandernde Armeen, erober-
ten auf eigene Faust die ungeheuren L&nderstrecken , wo
sie sich festsetzten und fortpflanzten , wurdet zusammen-
gehalten durch Religion und Sprache.
Indem diese kriegerischen Nomaden, die nicht so
stumpfsinnig als die Bteppenvdlker Asiens sind, in die
civilisirtesten -Lander drangen, erwachte mit dem Ge-
fühle der Macht ein inneres geistiges Leben auf wun-
derbare Art, sie blieben nicht, wie die Mongolen und
Türken, in roher Apathie versunken, sondern nahmen
mit reissender Schnelligkeit die Cultur in sich auf, die
hier nicht an eine besondere Priesterkaste gebunden ist,
sondern das ganze Volk als solches durchdringt. Han-
del, Gewerbe und Ackerbau begünstigten sie mügUchst,
und betrieben fast allein den indischen Handel.
In der ganzen Zeit, wo Araber herrschten, vor-
zugsweise seit der Regierung der Chalifen aus der Fa-
milie der Abbassiden (seit 750) , vom 8. bis 10. Jahr-
hundert, wo über Buropa dunkle Nacht und starrer Ca-
— 236 —
tholicismus sich ausbreitete, erscheint die arabische Na-
tionalität, mit ihrem duldsamen Islam, als der Träger
der Cultur, indem bey ihr im höchsten Grade Wissen-
schaft, Kunst und feine Sitte herrschte, was wesentlich
auf Teutschland und andere europäische Länder influirte,
besonders indem man begann, die arabischen Universi-
täten zu besuchen, diese Institute nachzubilden.
Herrliche Werke der Kunst führten die Araber
auf, einen eigenen Typus tragend, der wesentlich auf
den spätem christlichen , sogenannten gothischen Baustiel
influirte. Ihre Litteratur in allen Zweigen des mensch-
lichen Wissens ist unabsehbar, Bedeutendes ist davon
uns erhalten, immer noch nicht gehörig benutzt; in An-
dalusien allein standen mehr als 70 grosse Büchersamm-
lungen dem allgemeinen Gebrauche offen, die Bibliothek
des Chalifen zählte allein 600,000 Bücher, und so war
es in allen Ländern, wo Araber herrschten. Zur allge-
meinen Pflege der Wissenschaft wurden Akademieen (in
Spanien 15), als höhere Lehranstalten , Universitäten er-
richtet, die unsern jetzigen derartigen Instituten zora Vor-
bilde dienten , zu denen seit 900 Männer aus Frankreich
und andern Ländern zogen, um Medicin, Mathematik und
überhaupt die Wissenschaften zu treiben. Von daher er-
hielten wir auch unsere arabischen Ziffern.
Wo die arabische Herrschaft fiel, erstarb auch die
Wissenschaft, und Spanien, das geistig so herrlich auf-
geblühet war, verfiel in wissenschaftlicher Hinsicht gänz-
lich , • als das catholische Christenthum seine Herrschaft
wieder ganz ausbreitete, als die Scheiterhaufen der In-
quisition aufgerichtet wurden. Mit dem Bewusstseyn der
Macht erstarb auch die geistige Energie, das geistige
Meteor ging unter, und in den Ländern, wo die Araber
sonst herrschten, irren sie jetzo gedrückt umher.
Die arabische Sprache, der hebräischen sehr ver-
wandt, ist jetzo von allen Sprachen mit am weitesten
verbreitet, wenn wohl mehr oder weniger vermischt, ge-
hört zu den wichtigsten und ausgebildetsten ; sie hat eine
eigene Schrift, die erst im 10. Jahrhundert entstand«
i _ asT —
wo sie der alten cufiseheii folgte. Neben der reine«
Büchersprache stehen eine Menge Volksdialecte , wie der
syrische^ mesopotamische , ägyptische, nubiscfae, mau-
rische, beduinische, maltesische, mapulische (auf der
Küste von Malabar und Koromandel) und andere.
d) Die numidische oder punisch-berberisohe
Nationalität mit bräunlicher Hautfarbe. Semitische
Volker, verwandt den Aegyptern und Syrern, werden
sich schon in urältester Zeit, von Aegypten aus, längs
dem mittelländischen Meere hin gezogen haben , durch die
Gegenden, welche wohl stets ausser dem Gebiete der
Neger lagen, da, wo jetzo die türkischen Staaten Tri-
polis, Tunis, Algier (neuerlichst von den Franzosen er-
obert) und Marocco liegen ; gegenwärtig barbarische Staa-
ten, die aber in der alten Geschichte eine sehr wich-
tige Holle spielten, mächtig waren, ein Centrum der Col-
tur und vorzüglich des Handels bildeten ; hier stand Car-
thago, das vor zwey Jahrtausenden ziemlich die Stelle
des jetzigen London behauptete.
Die Geschichte der numidischen Nationalität aus äl-
tester Zeit ist uns ganz unbekannt, mag mit der von
Aegypten in naher Beziehung stehen. Wie sie bekanUf-
ter wird, treten hier mehrere Staaten hervor.
Zunächst an Aegypten lag Libya, später Penta-
polis oder Marmorica, mit grossen wichtigen Städten,
meist zu Aegypten gehörig, das 76 v. Chr. römische
Provinz wurde, ailmählig, besonders unter türkischer
Herrschaft, ganz verödete, jetzo Tripolis bildet.
Nächst den Libyern wohnten die ganz stammver-
wandten Numidier, im eigentlichen Numidia, mit sei-
ner schönen Hauptstadt Cirta, jetzo Constantine im fran-
zösischen Algerien, das meist unter dem benachbarten
Carthago stand, aber unter den Fürsten Masinissa und
Jugurtha, im 3. Jahrhundert v. Chr. kräftig wurde, selbst
Carthago besiegte, bis Caesar das Land zur römischen
Provinz machte.
Daran grenzte Mauritania, das jetzige Maroc-
co- mit vielen Städten, das keine grosse politische
— 288 —
HoUe spielte ; die ganz endete^ als es römische Provioz
wurde.
Der numidische Stamm erhielt vor Alien Bedeutung
durch den Staat Carthago — das heutige Tunis —
dessen gleichnamige Hauptstadt, älter wohl als Troja's
Zerstörung 9 ihren Impuls von Phönizien erhielt, lange
die Meere beherrschte, wie früher das phönizische Ty-
rus und Sidon, von wo die Flotten alle Küsten des
Mittelmeeres befuhren, den ausgebreitetst^n Handel trie-
ben, unterstützt durch viele Colonien, wodurch Carthago
weithin Einfluss ausübte, auf Spanien, Italien, Griechen-
land und Kleinasien.
Die Numidier waren den Phöniziern an der syri-
schen Küste stammverwandt, Carthago aus einer phöni-
zischen Colonie entsprossen, stand mit Sidon und Tyrus
stets in inniger Beziehung, erhielt seine grosse Bedeu-
tung erst nach der Zerstörung von Tyrus (333 v. Chr.),
deshalb wurden die Carthager von den Römern meist
Punier, eigentlich Phoenicei genannt, und man vermengte
häufig das Punische mit dem Phönizischen.
Unter Carthago's Scepter standen einst in Afrika
allein 300 blühende Städte, die ihr Centrum in einer
freien Republik hatten, regiert von Suffetes.
In hohem Qrade herrschte durch Numidien Reich-
thum , Kunst und Wissenschaft . mächtige Ruinen zeigen
von dem alten Glänze, aber die Litteratur ist leider spur-
los untergegangen, bis auf wenige Auszüge in fremden
Schriftstellern, doch ist uns bekannt, wie die Häupter
des carthagischen Volkes Mago, Hamilcar, Hanno, Hi-
milco, Hannibal, Hiempsal und Andere, ausgezeichnete
Schriftsteller waren.
Von ihrem Cultus wissen wir sehr wenig, eine
mächtige. Priesterkaste, wie in Aegypten, dürfte nicht
vorhanden , die äusseren Formen den hebräischen ähnlich
gewesen seyn; Gestirne und Götter waren wohl Gegen-
stände der Verehrung.
Hit vielen Nationen schlössen die Carthager Han-
delsverträge^ auch mit den Römern seit 569 v. Chr.;
aber deren waeheende Macht mögen sie mit scheelen Alla-
gen angesehen haben, und schickten (S14 v. Chr.) eine
Armee von Spanien ans gegen Rom, das nun seiner-
seits Alles daran setste, die Macht der Republik zu
vernichten; nach den drey schweren punischen Kriegen
(«•t_«41, «18— «Ol, 158 — 144) wurde endlich
der m&ehtige Gegner besiegt, Carthago mit seinen 700,000
Binwohnern erobert, und Rom's Macht verbreitete sich
nun über gans Numidien. Spater schreiten gothische,
arabisdie und türkische Völker vernichtend einher, und
mtehen das reiche Land Bur Wiiste.
Die Sprache, die von jeher hi«r herrschte, war
die punische oder carchedonische, vom Phöni«'
zischen nur dialectisch verschieden, dem Hebr&ischea
höchst verwandt, und, wie wir durch den heiligen Au^
gnstin wissen,^ der selbst ein Punier war, so herrschte
diese Sprache noch im 6. Jahrhundert durch ganz Nerd-
Afrika. INe punische Schrift hat sich auf den alten
Münzen erhalten, man ist jetzo beschäftiget si6 zu ent-
ziffern, und ganz neuerlichst hat der Herzog von Luy-
nes in Frankreich eine wichtige Arbeit darüber geliefert.
Die Nachkonunen jener alten mächtigen Numidier,
Karthager und Cyrenaiker haben selbst die Erinnerung
an ihre ehemalige Grösse verloren; gleich den Arabern
und zwischen denselben, irren sie in ihren wetten Mut-
terl&ndem, ids Kabylen und Berbern, als Tuarik's,
Tibbo's, Amazings u. s. w. herum, haben aber nodh
viel von der alten Sprache bewahrt In jüngster Zeit
ist man bekannter geworden mit der Sprache und Schrift
der Berbern und Tuariks, nun hofft man auch die liby-
schen Inschriften zu lesen, die sich an vielen Felsen
l&ngs den Karawanenstrassen des alten Libyens hin*
ziehen.
Dem berberisch -punischen Stamme scheinen auch
die Guachen angehört zu haben, die ganz ausgeetor-
benen, uns unbekannten Ureinwohner der canarischen In-
seln, die wir allein durch ihre mumisirten Leichen ken-
nen, die sich erhalten haben.
— 240 —
e) Die hebr&ische Nationalität.' Üeber Aeg;yp-
ten mag auch die westliche, syrische Kaste des Mittel-
meeres und wahrscheinlich früher, als die südliche be-
völkert seyn. Zunächst an Aegypten stiess das Land
der Cananiter, — Canaan — und der Philister
— Palästina — » von deren Sprache wir kaum etwas
wissen ^ die aber der hebräischen sehr verwandt gewesen
seyn mag. Ein besonderer Stamm unter Abraham oder
Heber (woher Abrahamiten oder Hebräer,) wohnte
am Jordan unter den Philistern (welche vielleicht zur
ägyptischen Nationalität geh&rt haben können), machte
hier unter Jacob oder Israel (woher Israeliten) bedeu-
tende Eroberungen, zog dann, wenigstens zum Theil
nach Aegypten und blieb hier etwa tS 1 5 Jahre , während
welcher Zeit die Philister von dem cananitischen Stamme
verdrängt wurden, das ganze Land nun Canaan hiees.
Moses fahrte um 1400 v. Chr. die Abrahamiten oder
Israeliten aus Aegypten , aber 40 Jahre durch die Wüste,
und begründete eioen neuen Cultus, eine neue prieater-
liche Regierungsform , nach welcher der Hohepriester der
eigentliche Regent war, in Namen Jehova's, auch der
oberste Richter ; die Priester und Leviten bildeten den ge-
lehrten Stand und waren in Besitz aller wichtigen Aem-
ter. Sic eroberten unter Josua das Land Canaan, er-
baueten unter Salomon den grossen, prächtigen Tempel
des Jehova zu Jerusalem (Hierosolyma) , und unter Da-
vid um (1000 V. Chr.) erhielt das Reich mit seinen vie-
len Städten eine hohe Blüthe, theilte sich dann aber in
den Stamm Israel und Juda.
Früh schon, unter Phul, dem ersten Könige der Assy-
rer, kam das Land unter deren Herrschaft, dann unter
babylonische, wo viel Volk in die babylonische Gefan-
genschaft gerietli, hierauf unter persische (um 538 v.
Chr.), wo unter Cynis das zerstörte Jerusalem wieder
aufgebauet wurde. Es folgte die macedonische Herrschaft
seit Alexander (38%) , dann die ägyptische (320) und sy*
rische (197 v. Chr.). Nun erhielten die Israeliten ihre
Selbstständigkeit wieder , die sie auch in gewisser Hinsicht
- «41 —
beliieUM, ab sie 64 v. Chr. uater rSmische Holieii Int^
toB. Ihr StMt UuheCe vorzügUch unter K6nig HerodM sii
den ZMtoB Augost's , wo der iserstdrle Tewpel von Jem-
salem von neuem prächtig aufgebanet wurde. Jetso er«
folgte die Geburt von Jesus *-> wie man gewöhnlich
annimmt , im Jahre 398S seit Erschafhing der Welt. —
Seit 44 n. Chr. wurde das Land römische Provinz. Im
Jahre 66 n. Chr. empörte iNch das jadische Volk, wurde
nach der Einnahme von Jerusalem und der Zerstörung
des Tempels 70 n. Chr. verjagt, in alle Welt zerstreuet,
vorloc sein Vaterland, das sp&ter (636 n. Chr.) an die
Araber fiel, die es sehr bevölkerten, dann (1078) an
die Türken.
Wie durch Jesus Christus die christliche Religiotf
begründet, wie sie schnell eine grosse Verbreitung, vor«
nuglich unter keltischen, gothischen und slawischen Völ-
kern erhielt, kann hier nicht n&her berührt werden.
In Palästina selbst ist die alte Landessprache — das
HeMUsche — ganz ausgestorben, hier wird nur arabisch
gesprochen, das alte Hebräisch ist, als Volkssprache der
Hebr&er, seit fast 9000 Jahren ausgestorben, hat sich nur
in der Cultns - und Gelehrtensprache erhalten. Die He-
bräer nahmen meist die chald&ische Sprache an, woraus
der ohiddäisch- hebräische Dialekt entstand. Im 11. Jahr-
hundert suchte man das alte Hebräische herzustellen , wo-
durch sich das Rabbinische bildete, die jetzige Sprache der
gelehrten und gebildeten Juden.
Die Hebräer, obwohl sie kein Vaterland mehr haben,
über ganz Europa und andere Welttheile verbreitet^ zwischen
Christen und NichtChristen leben, häufig verfolgt wurden,
hielten dennoch fest an ihrer alten heiligen Religion, wurden
weder Christen nochMuhammedaner; so bilden sie eine alte,
ehrwürdige Nationalität, zusammengehalten durch Cultus
und Sprache, so viel sie auch erdulden mussten.
Q Die phönizische und syrische Nationali-
tät. Gleich über Palästina, an der unwirthbaren syri-*
sch^i lUiste, längs dem Fusse des Gebirges Libanon liegen
Keftntoio Ktlt ARertfa. IL B4. U. Abfh. 16
— 242 —
gfotsd sichere H&fen^ bey welchen die St&dte Sidon (jetso
Saida)^ später Tyrus (das nach Heredot 2300 Jahre vor
seiner Zeit, also vor länger als 4600 Jahren erbauet seyn
soH), noch später Arados und Tripolis sich erhoben,
BU denen ein kleiner Landstrich gehörte; hier war das^
eigentliche Phönizien, als Land ganz ohneBedeatong;
hier hatten die Phönizier ihren Ursitz, die in mancher
Hinsicht das interessanteste der alten Völker sind, von
mächtiger geschichtlicher Bedeutung , die sie vorzugsweise
durch den Handel mit indischen und arabischen Prodocten,
wie durch ihre überall verbreitetei) Colonien erhielten-, die
Handel, Wissenschaft und Kunst beforderten. Wie iih
Mittelalter Venedig, von einer unbedeutenden Insel aus,
auf welcher die Mutterstadt kaum Platz hat, den Welthan-
del in Händen hatte' und überall mächtig eingriff, so, and
noch im grossem Maassstabe, standen einst, über 3000
Jahre früher , die phönizischen Städte Sidon und Tyrus da,
mit nicht geringerer Cultur , die durch 6 Jahrhunderte we-
nigstens den Welthandel in Händen hatten , durch diesen
überall hin einwirkten, ungeheure Reichthümer erwarben^
die höchste Industrie entwickelten, Kunst und Wissen-
schaft forderten. Wie man jetzo schöne Sachen gern eng-
lische nennt, weil die englische Industrie auch das Treff-
lichste fertiget, so hiess im Alterthume alles Schöne und
Grosse sidonisch oder phönizisch, auch mögen jene
phönizischen Städte damals auf den Beschauer einen nicht
kleinern Eindruck gemacht haben, als jetzo das stolze
London. So klein das Mutterland war, desto weiter reich-
ten die Colonien , die Handelsbeziehungen und der Einfluss
auf fremde Völker , der leichter und dauernder durch Han-
delsvortheile, als rohe Macht gewonnen wird.
In welchem Zeiträume Phönizien "Seine Grösse griin-
dctc, ist uns ganz unbekannt, es wurde vielleicht in jener
uralten Zeit durch den Handel gross^ wo es Aegypten durch
den Ackerbau wurde. Ueberhaupt ist uns die innere Ge-
schichte dieses Staates sehr dunkel , da leider die phönizi-
sche LHteratur gänzlich unterging. Um 1*50 v. Chr. vcr-
fasste Sanchuniathon ein Werk über phönizische Geschichte
— S«3 —
«nd Religiös, von dem eich nur wenige Brucbelveke im
griechischen Gewände erhalten haben.
Lange vor Troja's Zeratorung, in der vor-griechieehen
Zeit, ehe die Pelasgier sich helleniairten , ehe griechische
Staaten entstanden, da mag Phönizien schon auf dem Gipfel
seiner Macht gestanden haben ; denn phonizischer Einfluss
war es wohl vorzugsweise, durch welchen aus dem kel-
tisch-pclasgischen Wesen sich das Hellenen- oder Grie-
chen thum entwickelte. '
Einen sehr langen Zeitraum hindurch bUeb Phönizien
wohl ziemlich unangefochten; um 590 v. Chr. führte es
einen unglücklichen Krieg gegen Aegypten, um 570 v. Chr.
wurde das Land von den Babyloniern unter Nebukadnezar
erobert, was nur eine voriibergchende Calamitat war, bald
kam es unter persische Hoheit (553 v. Chr.), was auch
nicht von wesentlichem Einflüsse ward, aber 333 eroberte
Alexander mit seinen Macedoniern Tyrus ; nun zog sich der
Handel meist nach dem von ihm gegründeten Alexandria
in Aegypten, das Land verblühete, die Macht starb ab;
64 V. Chr. kam es unter romische Herrschaft; 636 n. Chr.
unter arabische, und endlich 1078 unter türkische Despotie
wo es ganz zu Grunde ging.
Die phonizische Nationalitat ist völlig vernichtet, war
als solche nicht wesentlich verschieden von der S3rri8chen,
ihre Sprache wird der cananitischen und hebräischen sehr
ähnlich gewesen seyn, und viel davon dürfte sich im Syri-
schen erhalten haben.
Phoniziena Landhandel ging durch Syrien nach Me-
sopotamien , Babylon, Persien, Arabien^ Indien ; der See-
handel hatte seit ältester Zeit das reiche Spanien in Händen
wie den ganzen Zinnhandel mit dem keltischen Britannien;
man fuhr einerseits wahrscheinlich in die Ostsee um Bern-
stein zu holen, und umschiffte andererseits Afrika (600 v.
Chr.). An grossen geographischen Kenntnissen kann es
daher nicht gefehlt haben.
Das Centrum der Thitig^eit war das Mittelmeer, wo
Phönisien an allen Küsten Factoreien und Colonien hatte,
die sich. bis zum schwarzen Meere ausdehnten; sie ver-
16*
— 244 —
breiteten sich aber Nordafrika , wo Carthago blübete^ sich
später selbstständig machte, über Kleinasien, Griechenland,
Sidlien, Italien, Corsika u. s. w.
In Kleinasien und Griechenland kamen so die kelti«-
sehen Pelasgier mit den Phöniziern in sehr innige Besie*
hang, sahen hier Wissenschaft und Kunst unter gans
andern Verhältnissen blühen, begannen die starren Formen
des Keltenthumes abzustreifen ] die Macht der Priesterkaste
und die Adelsaristokratie wurde gebrochen, man nahm, die
phönizische Schrift wenn auch mit grossen Modificationen
an, und die Schrift kam ins Volk, man übernahm theil-
weise die phönizische Gotterlehre, die gräcisirt wurde,
man bauete Tempel nach phöoizischer Art, und es traten
die Pelasgier in so veränderter Gestalt nun als Helle«-
neu auf.
Bey den Phöniziern waren alle Zweige der Wissen-
schaft sehr ausgebildet, Geographie, Geschichte, Astrono-
mie, Philosophie u. s. w., ihre Industrie stand auf hoher
Stufe; ihr Glas, Purpur, feine Leinwand, ihre Aibeiten
in Metall, Stein, Elfenbein und Holz waren sehr berühmt,
ihre Architectur war schön und prachtvoll. Dortige Künst-
ler genossen einen grossen Ruf, und hej dem Baue des
prächtigen Jchova- Tempels in Jerusalem (um 1000 v.
Chr.) erbat sich König Salomo vom Könige Hieram phöni-
zische Bauleute, wie Schiffszimmerleute.
Die phönizischen Pracbtgebäude waren nicht so co-
lossal als die ägyptischen, aber meist kostbarer, das Ge-
täfel der Seitenwände wurde gern mit Goldblech überzogen,
viel Elfenbein zur Verzierung angewendet. Steinbilder
waren seltner als Holzbilder , überzogen mit Gold. Die
phönizischen Städte hatten alle prächtige Tempel , wddie
die Götterbilder umschlossen , die den Griechen als Vorbil-
der gedient haben werden. König Hieram soll die Haupt-
tempel in Tyrus erbauet haben, geweihet dem Melkarth
oder Herakles und dem Bei Samen oder Zeus Olympios.
Ein reger Bergbau wurde vorzüglich auf der be-
nachbarten Insel Cypern betrieben, der phönizischen Küste
— 245 —
i;egenfiber bolegen , doch lieferte Spanien wohl dM meisle
Metall.
Uober phonisiache Philosophie, Religion und Mytholo-
gie wissen wir sehr wenig, die Cosmologie war der mosai-
schen sehr ähnlieh und man huldigte einem sehr lasctven
Naturdienste, verehrte die Gestirne, hatte viele Oi^tter, die
als Uranos, Kronos, Onka (Athena), Zeus, Belos, ApoUe^
Malkarth (IIerenles)'be2eichnet werden und in modiflcirter
Gestalt 9bu den Griechen übergegangen sejrn durften.
Eine Priesterkaste , der die Gelehrsamkeit angehörte,
mit wiohtigem politischem Einflüsse und einer eigenen heili»
gen Schrift, wie in Aegypten, wird nicht vorhanden gewe*
sen se3m, die Schreibkonst und Wissenschaft hatte weU
das ganze Volk in Besitz.
Der Todtencultus ist sehr unbekannt, eigenthümüch
scheinen den Phöniziern hohe Todtenthörme gewesen zu
seyn, die iiber wo möglich in Felsen gehauenen Gr&bern
standen«
Die VeHassung war erst eine beschrankt monarchi-
sehe, später bildeten die einzelnen Städte föderirte Repu»
büken, an deren Spitze Oligarcben, oder gewählte Richter
— Suffetes — standen, und die griechischen Republiken
mögen diesen nachgebildet seyn.
Eine reiche Litteratur ist gänzlich untergegangen.
Von dem kleinen phönizischen Küstenstriche nördlich
bis Kleinasien und östlich bis zur Wüste, wohnten die
Syrer oder Aramäer, von denen diese ganze Küste
des Mittelmeeres, von Aegypten bis Kleinasien den Namen
Syrien trägt. Diese Syrer werden mit dea Phöniziern
und Cananitem nur Eine Nationalität mit ziemlich gleicher
Sprache gebildet haben. ,
In der uns wenig bekannten ältesten Geschichte be»
standen mehrere kleine Staaten neben einander, unter wel-
chen das uralte Damascus oder Hamath (lange Hauptstadt
von Cöle- Syrien) hervorragte, schon um SOOO v. Chr.,
welches nach Salomon*s Zeiten, um 1000 v. Chr., ein be-
— 246 —
deutendes Reich bildete ^ zu dem Judaea und die N'ach-
barstaaten gehörten, das ganz phönizische Cultur gehabt
haben wird. Dieses kam um 770 v. Chr. unter assyrische
Herrschaft, theilte dann die Schicksale des persischen
Reiches, wurde von Alexander erobert, und bildete nach
dessen Tode, mit Inbegriff der persischen Provinzen, das
Königreich Syrien unter den Seleuciden oder den syro-mace-
donischen Königen , (wo in den blühenden Städten die grie-
chische Sprache Verbreitung erhielt) ; fiel dann in die Hände
der Römer, (wo Antiochia als Hauptstadt sehr aufbluhete},
der Araber, und endlich der Türken, wo es ganz verödete.
Die llamascener-Klingen erinnern an die grossen Waffen-
fabriken, die hier lange bestanden.
Früher war das Land mit Städten und Prachtgebäuden
bedeckt, berühmt war ein Haupttempel der grossen syri-
schen Götter zu Hierapolis, jetzo Baalbek (wo man neuer-
lichst grossartige Ruinen aufgefunden hat, die eine wichtige
Ausbeute geben können), zu Emesa, jetzo Hims u. s. w.
In den syrischen Städten herrschte eine Pracht, Industrie
und ein Luxus, der kaum zu beschreiben ist. Zu diesen
gehörte auch Palmyra in der Wüste, eine sehr alte Stadt^
die im 3. Jahrhundert n. Chr. unter der Königin Zcnobia
grosse Eroberungen gemacht hatte, tS75 von den Römern
zerstört wurde, von deren Grösse mächtige Ruinen zeigen.
Die alt -syrische Sprache, die längs der ganzen syri-
schen Küste geredet unirde, ist jetzo hier so gut als ganz
verschwunden, durch die arabische ganz verdrängt, findet
sich aber noch in den alten Kirchenbüchern angewendet.
Gesprochen wird das Neu- Syrische von den syrischen
Christen oder Nestorianern, die aber meist in Kurdistan
(Persien, früher Assyrien) leben. Die jetzige Einwohner-
schaft bestehet aus Griechen, Arabern (theils ansäs-
sigen Fellah's, theils nomadischen Beduinen), Turkoma-
nen, Kurden, im Libanon aus Drusen oder Dursen
(die wahrscheinlich als Ituraei seit ältester Zeit jene Ge-
genden bewohnten), den verwandten Maroniten und
Nosairen.
— 24T —
g) Die obald&ische oder babyloniech-assy—
rieche Nationalität. Durch den, Indien benachbarten
pereiacfaen Meerbusen und durch die in denselben mün-
denden m&ehtigen StrAme Buphrat und Tigris mag indische
Cultur früher vielleicht in die weiten Gebiete dieser Flüsse
gekommen seyn^ als nach Aegypten und an die Küsten
des Mittelmeeres, durch welche der babylonische unA
nördlicher der assyrische Staat von der chaldäi-
sehen Nationalit&t begründet wurden, su der Meso--
potamien gehörte, vom Tigris bis zur Wüste, welcher
auch die Syrer, von der Wüste bis aum Mittelmecr sehr
nahe standen. Dieser grosse chaldäische Stamm wird
begrenat westlich von der modisch - persischen , nördlich
von der armenischen Nationalit&t; er hat für die älteste
Weltgeschichte eine sehr grosse Bedeutung, war lange
Zeit der Träger einer hohen CuUurstnfe.
Der untere Theil dieses Landes , von Bagdad bis
8ur Vereinigung der beiden Ströme beyKomeh und von
hier bis an den Meerbusen, ist das durch unglaubUehe
Fruchtbarkeit ausgezeichnete Babylon ia, welches einst
durch unzählige Bowässerungs - Canäle durdiseknitten
wurde. Diese unendliche Ebene ist von Steinen gans
entblösst, alle Bauwerke hier, so grossartig sie auch sejm
mochten, wurden von Lehmsteinen und Asphalt aufge-
führt, nur selten mit Gjrps und Marmor bekleidet, alle
wurden daher leicht ein Raub der Zeit, bilden nun unge-
heure Schutt- Hügel, erhielten sich nicht wie die Stein-
bauten in Aegypten.
Wo beide Flüsse sich nähern, lag das uralte Babel
oder Babylon an beiden Ufern des Euphrat in einer un-
geheuren Ausdehnung, gewiss weit älter als S500 Jahre
v. Chr. Nach langer Blüthe wurde es von den Persem
zerstört; nicht weit davon entstand unter griechischer
Herrschaft das prächtige Seleucia; nach dessen Zerstö-
rung baueten die Parther ohnweit davon Ktesiphon, dies
vernichteten die Araber und baueten etwas nördlicher
Bagdad, welches — wie die frühern Orte — mehrere
Jahrhunderte die glänzendste Stadt der Welt war, wo
— 248 -
bey einer swhllosen Bevölkerung WissenschiJEi und Kunst
blüheten.
In jenen weiten Gegenden, deren Geschichte so weit
sIs die ägyptische heraufgehen mag, spielte, so viel wir
wissen, ssuerst der Staat As sur oder Assyria die wich-
tigste Rolle, dessen Cetrum Niniveh war, am östlichea
tJfer des Tigris, dem jetzigen M osul gegenüber, das schon
vor l&nger als vier Jahrtausenden von Wichtigkeit gewe-
sen seyn mag. Zwölf bis fünfzehn Hundert Jahre scdl
eine Reihe von einheimischen Königen regiert haben, unter
denen schon Armenien und Cappadocien mit dem Reiche
verbunden wurden. Man hebt besonders den Ninus und
seine Gemahlin Semiramis hervor, die etwa um SOOO v.
Chr. Babylonieo mit Assyrien vereinigten; später kamen
noch Medien, Persien, Mesopotamien, Syrien, Judäa und
Kleinasien zu dem Reiche. Unter Sardanapal oder Sarak,
dem letzten der D}n]astie, zerfiel (um 800 v. Chr.) diese
Macht, aus ihren Trümmern erhoben sich Medien «nd
Babylonien, nachdem Niniveh etwa 600 v. Chr. zerstört
war, kam der Sitz der Regierung nach Babylon.
Babylonia oder Sennaar mag das älteste Reidi
jener Gegend seyn, hatte seit jeher eigene RegentMi,
kam dann unter assyrische Herrschaft, von dieser be-
freiete es Nebukadnezar, der nach der Zerstörung von
Niniveh (600 v. Chr.) die babylonische Macht gründete,
Syrien, Phönizien, Judäa, selbst Aegypten und Aethio-
pien (um 752 v. Chr.) eroberte. Jetzo erhielt Babylon
die höchste Wichtigkeit, es wurden die ungeheuersten
Bauwerke aufgeführt; die Stadtmauer soll 87' dick, SSO'
hoch gewesen seyn, 60 Meilen im Umfiinge gehabt haben.
Nach blutigen Kriegen eroberten die Perser unter Cyms
das Land und die Stadt Babylon (um 538 v. Chr.);
später wurde es die Beute der Macedonier unter Alexan-
der (855 V. Chr.), dann der Parther (im heutigen Kho-
.jrasan) von S50 v». Chr. bis 115 n. Chr., dann der Rö-
jaer, die unter Tnyan (115 n. Chr.) siegreich in Babylon
einzogen, Assyrien und alle Länder bis Indien zur remi-
<sohen Provinz machten. Später zogen die Araber Mn
(651 n. Chr.) 9 eodlich fl^ es den Tvrken m (18t7
B. Chr.). Das alte Babylonien und Chaldäa bildet jelao
die türkische Provinz Irak Arabi, su Mesopetamien ge-
hirigy ist gans verMet and wird meist von diebischen
Ambem durehsogen, die alte Bevölkerung ist bmi spnrlos
verwischt.
Die chaldäische Nationalität^ die lange Zeit einen
grossen Theil der civilisirten Welt beherrschte, anf dem
hdchsten Qipfel der Cultur, des Reichthames and Lans
stand, allmahlig fast ganz zu Grande ging, ist in man-
niehfiMsber Hinsicht von vielem Interesse. Obwohl in der
Nahe von Indien und Aegypten, stehet sie doch sehr
eigenthümlich da, oharacterisirt durch Sprache, Religion,
Regierung und Kunst.
Die chald&ische Sprache, das ake Babytoni«-
sehe und Assyrische — nur durch den Tigris geschie-
den — war dem Phönizischen, Syrischen, Cananitischen
uimI Hebriusdieii sehr verwandt, und ist in der Ueimalh
ganz ausgestorben, wo man hat nur arabisch sprechen h6it.
Vennengt nüt Arabischem und Kurdischem, wird das Chal-
daiscbe, oder eigentlich Neu-*Syri8che nur von den christ-
liehen Nestorianem gesprodien, besonders von denen, die
abgeschlossen im Innern von Kurdistan, in Dschnmalirik
wohnen und ganz ohne politische Bedeutung sind.
Man halte eine gewöhnliche Cursivschrift; der
hebräischen ähnlich, aber daneben vorzuglich für mont^-
mentalen Gebrauch, statt der ägyptischen Hieroglyphen,
die ganz eigenthümliche Keilschrift, in welcher
ketlartige Zeichen die Stelle von Buchstaben vertreten,
•die in Babylon erfunden seyn mag, in dessen Humen
man noch vide Backsteine und Cylinder mit Keilschrift
findet. Sie ging dann, wahrscheinlich etwas verändert,
za den Assyrem über, nnd von dieser Art Schrift hat
sieh Bedeutendes erhalten iil der langen Inschrift, mit
welcher Semiramis die Felsen ven Wan und andere assy-
rische Könige die Hauern ihrer Paläste, wie von Ninii^
beded&t haben; sie durfte dann auf Medien äbertragen,
und einer neuen Sprache angepasst seyn ; endlicji wurde
— 250 -
sie von den Persern noch einmal vereinfacht und auf
ihre Sprache angewendet. Die Könige der verschiedenen
L&nder benutzten diese Keilschrift, um damit — gleich
den ägyptischen Hieroglyphen — ihre Thaten der Nachwelt
au verkünden. Man kennt mehrere grosse Felsen -In-
schriften in Persien, wie die berühmte des Darius Hys-
uspes ( Daragawusch ) an dem Felsen von Bissutnm
ohnweit Kermanschah in Kurdistan von 450 Zeilen in
persischer Sprache, und zwey andere, welche die modi-
sche und babylonische seyn werden. Am häufigsten
sind sie im alten Assyrien ; man hat. schon über 50 bey
Wan, über 200 in Khorsabad und mehr noch bey Nlm-
rod gefunden. In den jetzo aufgedeckten Pallästen von
Niniveh ist Alles damit überdeckt, wie in Aegypten mit
Hieroglyphen. Diese Keilschrift verscholl seit Alexan-
ders Zeiten, war gänzlich vergessen; erst gegenwärtig
hat man sie, wenigstens die zur persischen Sprache ge-
hörigen Theile, zu entzifiem angefangen besonders durch
die Bemühungen von Rawlinson, Benfey, Lassen u. s. w.
Man konnte nicht an grossen Prachtgebäuden zwei-
feln, die in jenen Gegenden gestanden haben mussten,
aber vergeblich suchte man nach Ruinen; erst in jüngster
Zeit sind Reste von colossalen Bauwerken unter den
mächtigen Schnttbergen entdeckt, welche einen BegriflF
von der grossartigen chaldäischen Baukunst geben. Der
Franzose Botta hat Reste aufgedeckt von Niniveh oder
einer gleich alten Stadt bey dem jetzigen Khorsabad,
und bald fand der Engländer Lagard älmliche ftuinen
südlich von Niniveh, am Einfluss der grossen Jab in den
Tigris, in dem Hügel Nimrod genannt. Es sind Reste
von ungeheuren Pallästen, aus Backsteinen erbauet, unten
mit <3yps und Marmor bekleidet, mit steinernen Thoren,
Obelisken und Figuren; Basrelifs, wie Malereien verzie-
ren die Wände, und Alles ist mit Keilschrift bedeckt
Im Innern hat man eine Menge der schönsten Kunst-
nadien, aus Erz, Stein, Thon u. s. w. gefunden; Alles
rerräth den grossten Lnxus, die vollendetste Kunst, die
vor 4 bis 6 Jahrtausenden, lange vor der griechischen
— »H —
Zeit herrscht«. Ganze Reihen gichtiger Sehottberge,
die weit herum liegen, werden ähnliche PalMete und
Sdiatze enthalten, und die jetzo gegründeten assyrischen
Museen in Paris vne liondon werden von immer grös-
serem Interesse. Auch von Ktesiphon, der Winterresidens
der parthischen Könige und dem gegenüber liegenden
Seleuda sind grosse Reste aufgefunden; weiterbin liegen
die bekannten Ruinen des jungem Pahnyra oder Tadmor
in der Wüste, und ahnliche Alterthumer finden sich in
Kleinasien, in der Nähe der alten Stadt Spondus in Cap-
padocia, wo die Felsen mit Figuren und Reliefs bedeckt
sind, ganz ähnlich denen von llisutum. Diese Reste wer^
fen auch ein Licht auf die eolossalen Bauwerke, die wir
nur aus der Litteratur kennen, auf die steinerne Brücke,
die Semiramis über den so breiten Eüphrat bauete, auf
den bekannten Tliurm zu Babel oder Tempel des Baal
so Babylon von 600' Höhe, auf die hängenden Gärten
der Semiramis u. s. w. Statuen von Gold, SUber, Brz,
Stein waren sehr häufig , nidit wen^fer kimstTell ge-
schnittene Steine, Mie auch die schönsten, kostbarsten
Gewänder.
Die uns sehr wenig bekannte Religion der Chal-
däer dürfte von einem Naturdienste ausgegangen sejm,
in welchem die Gestirne, besonders die Planeten verehrt
wurden, denen man den mächtigsten Einfluss auf die
Erde und die Geschicke des "Menschen zuschrieb; mit
tiefer Kenntniss der Astronomie verband man die Astro-
logie. Die Planeten dürfiton in den grossen gräoisirten
Göttern Saturn, Jupiter, Mars, Merkur, Venus und Diana
personificirt seyn, dann wurden auch wohl Menschen,
besonders grosse Herrscher verehrt. Aus der Consteli-
lation der Gestirne dem Menschen die Zukunft zu ver-
kundigen, war ein wichtiges Attribut der Priesterschaft,
die in hoher Achtung stand, aber nicht eine so poUtiseh
mächtige, herrschende Kaste bildete als in Aegypten.
Diese gelehrten Magier oder chaldäischen Priester wa-
ren durch das ganze Alterthum sehr berühmt, auch bis
in späte Zeit, bis das Christenthum herrsdiend wurde,
£Mt in aMen Ländern unter dem Namen der Chald&er
zu finden^ und ihre Mag ia, von grosser Bedeutung bey
den Griedien und Hörnern, hat sich erst in neuerer Zeit
verwischt^ wo aus ihr die experimentelle Physik her-
vorging. - '
Was den Todtencultus betrifft, so mumisirten
die Chaldaer ihre T^dten nicht, wie die Aegyptier; aber
sie setzten sie gern, wo es möglich war, in Felsen-
gräbern bey, die bald einfach, bald äusserlich schön
geschmückt sind. Häufig finden diese sich in Assyrien,
auch im kleinasiatischen Phrygien und Lydien, wo die
Felsen wie in Äegypten zu Orabkammern, Wohnungen
und Tempeln ausgehöhlt sind. Neuerlich hat Texier
(Description de TAsie mineur) bey dem alton Synnada
(berühmt wegen seiner Marmorbrüche) die Gräber der
phrygischen Könige entdeckt, die alle in Felsen gehauen
und gut erhalten sind; das Grab des Midas hat eine
lange Inschrift, die äussere Oberfläche des Felsens^ 400
D Meter gross, ist mit verschlungenen Relief- Linien be-
deckt, hat Pilaster, Friese und einen Fronton mit % In-
schriften, deren Buchstaben den ältesten griechischen
gleichen, die Worte, wohl der alt -griechischen Sprache
angehörig, haben nur theilweise Analogie mit griechi-
schen; daneben sieht man sehr zahlreiche Grabkammern
und unzählige Zellen, die Spitzen der umliegenden Fel-
sen sind in Thürme nusgehauen; hier scheint Keltisches
mit Assyrischem verbunden zu seyn. Andere Grabmale
tragen einen mehr griecliischen Styl; viele enthalten in
Felsen ausgehauene Sarcophage und Nischen (ur Lampen.
In Assyrien, Babylonien, wie in Persien, gab es
keine Kasten -Eintheilung , und absolute Monarchien.
Durch Kleinasien influirte die chaldäische Cultur auf
Griechenland und andere europäische Länder. Kleinasien
mit seiner keltisch - pelasgischen Bevölkerung (welche die
Grabhügel mit keltischen Alterthümem errichtete) kam
früh und lange vor der griechischen Zeit, in innige
Berührung - mit der cfaaldäischen und verwandten pböni-
sischen NationaUtät, Stand lange unter deren Herrschaft.
jphrygisclim und IjrdiMhen FursUft schauen gwui
chaldäische Sitte und Cultur AOgenonunen su habea, die
allmählig io das Volk überging , wUuread' zu gieidMv
Zeit nnd auf ähnliche Art, ven den Küsten des Mitlet*
meeres aus die stammverwandten Phönisier wirkten. Sc
dnrchdrang sich hier das Semitische mit dem JPetasgi-
schen nu der neuen hellenischen oder griechischen Na^
üonalitaty es entwickelte sich die weichere , semitisirte^
griechische Sprache und Schrift, eine semitisirte Götter-
lehre, die aber die alte druidische Volkareligion nicht
verdrängen konnte, und eine semitisirte Kunst mit eigen-
thümlichen freien Formen. Auf den neuerlichst entdeck-
ten Basreliefs vom uralten Nimrod sieht man Kriegs-
maschinen, den Steinbock, den Thurm auf Radern, die
CatapuUe u. s. w., deren Erfindung mau den Griechen
zuschrieb, die aber schon viel früher von den Chaldiern
angewendet wurden, denen die Griechen sehr Vieles nach-
geahmt haben.
R il c k b 1 i c k.
Ueberschauen wir die älteste Menschengeschichte,
so ergiebt sich, dass — abgesehen von den Chinesen^
nach der indischen, vorzugsweise und zuerst der semi-
tische Stamm als der Träger einer hohen Cultur and
Industrie auftritt, über welche wir keine genügende Chro-
nologie haben, die aber bis mehr als 5 Jahrtausende
hinaufgehen wird. Nirgends zeigt sich in den weiten
Wohnsitzen dieses Volkstammes eine Entwickelung der
Cultur aus rohen Anfängen, am wenigsten aus Hirten -
und Jäger^'ölkem, sondern sie ist gleich vollkommen aus-
gebildet da^ schwankt nur bald hier-, bald dorthin, gehet
nach langen Kämpfen gänzlich unter^ während andere Na-
tionalitäten ihr Haupt erheben. Ging die Cultur auf V51-
ker- Schultern von Indien aus, kam durch den persischen
Meerbusen nach Chaldäa, durch den arabisdien naeh
Aegypten, nach Syrien und Numidien, so hat sie sieh
doch in allen diesen Ländern eigenthümlich modificirt,
— «M —
Stand lange in Bluthe, die endlieh abfiel, and diese herrli-
chen Länder sind nnn in die grasslichste Barbarey verAtU
len^ grosse Nationalitaten fast spurlos verschwunden. Als
bereits lange die abessinische, ägyptische, chaldäische,
syrische, phönizische, nnmidische Cultur und Qrosse ver-
losclien war^ -da trieb der arabische Zweig die herrlich-
sten Bluthen^ als kurzes Meteor, vermittelnd die alte und
neue Zeit.
Der semitische Stamm bluhete unter sehr verschie-
denen Regierungsformen ; Aegypten mit alle seinen Herr-
lichkeiten, erscheint als ein reiner Priesterstaat, Babylon
und Assyrien stehen unter absoluten Herrschern, Phönizien
und Carthago sind freie Republiken, die mit geringen Mit-
teln an Land und Leuten, aber ausgedehntem Handel Gros-
ses efFcctuiren.
Die hier erwähnte älteste Geschichte ferner Gegenden
ist von der neuem kaum wesentlich verschieden. Die
damaligen Staaten waren auf ähnliche Art organisirt als die
unsrigen, es gab verschiedene Stände mit Reichthum und
Armuth, verschiedene Religionen, die Schrift war sehr ver-
breitet, man hatte eine reiche Littcratur, man führte Kriege
mit grossen und kleinen Armeen, Avie jctzo. Die Cultur,
Wissenscliafl Kunst und Industrie, standen damals wohl
so hoch als jetzo, zum Theil niederer, zum Theil höher,
wenigstens wurden grössere Kunstwerke aufgerichtet als
jetzo. Nicht Cultur und Wissenschaft^ im Allgemeinen be-
trachtet, dürften seit jener Zeit gestiegen seyn^ nur die
Träger davon, die Individuen, die Völker haben sich ge-
ändert, sich im Speciellen entwickelt; das Menschenge-
schlecht als Ganzes dürfte unverändert geblieben, schwer-
lich fortgeschritten seyu, Avenn Avohl Avir in einzelnen
Theilcn höher stehen als das Alterthum. Die Cultur hat
sehr viel Terrain gcAVonnen, sehr viel verloren.
Neben den cultivirten Völkern lebten von jeher rohe,
nomadische und wilde Stämme, die jetzo noch auf der-
selben Stufe stehen werden als vor 5000 Jahren, zu deren
Umbildung noch keine Aussicht ist. .
t) Der persische eder iranische Stftttmi. Der
sehr eigenihfiiiiliche persische Staann hat von jeher in
den^ neisl gebirgigen weiten Gegenden gelebt ^ die sich
von Indien bis gegen den Euphrat und das caspische
Meer hinstehen. Hier liegen jetzo die Staaten Iran, Ariana
oder Per sien, awischen dem caspischen und persischen
Meere (das alte Media), Afghanistan (das alte Bactriana)
und südlicher, längs dem arabischen Meerbusen, Belu->
d seh ist an (das alte Gedrosia}^ welche beide das alte
Persia im Allgemeinen bildeten, zu welchem mehrere,
zeitweise herrschende Reiche gehörten, als Hyrcania
(jelzo Masanderan, Dahestan und Turkistan), lings dem
caspischen Meere, und Parthift (jetzo Taberistan und
Khorasan) mit Persis (früher Pars, jetzo Pars), Cara-
mania (jetzo Kerman), beide am persischen Meerbusen,
und S u 8 i a n a (jetzo Khuhistan) am Tigris und persischen
Mccrc, 6 e d r 0 s i a (jetzo Beludschistan), Bactriana (jetzo
Afghanistan). Nach der iranischen Provinz Pars, Persis
oder Fars nannte man friiher die östlich nach Indien hin
gelegenen Länder Persia, während man jetzo die mehr
westlich gelegenen Länder damit bezeichnet.
Die erwähnten alten Reiche mögen lange Zeiträume
neben einander bestanden haben , ohne dass wir etwas
Näheres von ihnen wissen, sie treten in die Geschichte,
als sie von den Assyrern, die unter Ninus eine grosse
Monarchie entwickelten, allmählig erobert wurden, und sie
mögen gegen 1 400 Jahre, bis zum Sardanapal unter assy-
rischer Herrschaft gestanden haben. Nun , (etwa 800 v.
Chr.) wurde Media durch Arbaces selbstständig und bald
herrschend, besonders unter König Dejoces (699 v. Chr.),
der Persis, Armenien und Kleinasien unterjochte. Die
sich entwickelnde babylonische Macht wollte sich unter
Nebukadnezar , nach der Zerstörung von NiniVeh (600
V. Chr.) auch über Persis ausbreiten; da trat Cyrus auf
(geb. 600 f 5t9 v. Chr.), eroberte mit seinen Parthern
Medien, Babylon (&S8) un^ Kleinasien, wo das wichtige
Reich der Ly^er unter Crösus blühete. Sein Sohn Cum-
byses unterwarf sich Aegypten (5t6 v. Chr.) und dessen
— 250 —
Nachfolger Darius Hystaspes regierte über SO weite Pro-
vioa&en. Bald machtea die Perser auch in Thraaieo uad
Macedoaien ihre Macht geltend^ weiche L&nder persische
Satrapien wurden, aber die grossartige Expedition gegen
Griechenland unter Xerxes (479 v. Chr.) scheiterte, Per*
siens Glucksstern ging unter ; Alexander mit seinen Mace-
doniem vernichtete (333 v. Chr.) auch die persische Macht^
und drang bis zum Indus Vor. Sein übergrosses Reich
zersplitterte nach seinem Tode, und viele eigene Staaten
bildeten sich unter griechischen Fürsten. Um 856 v. Chr.
schüttelten die Parther das griechische Joch ab, durch
Arsaces oder Arschak wurde die parthische Dynastie der
Arsaciden begründet, die ihr Reich weit ausdehnte über
alle L&nder zwischen Indien und dem Euphrat, und noch
diesseits desselben grosse Eroberungen machte (um 184
v. Chr.). Dieses mächtige Partbien bekriegten die Römer
lange Zeit mit wenig Glück, erst Kaiser Trajan (115 n.
Chr.) überwältigte es. Später fallt es an die Perser unter
Artaxerxes, der die Dynastie der Sassaniden gründete, unter
denen Persieu, besonders um 380 n. Chr., sehr mächtig
war. Um 480 n. Chr. wurde es den Hunnen tributbar, erhol«
ten sich jedoch schnell, und von 530 — 580 n.Chr. erstreckte
sich das persische Reich vom Indus bis zum mittelländischen
Meere. Seit 685 machen die muhammedanischen^ Araber
grosse Eroberungen , 650 wird Persien arabische Provinz,
wo sich sehr viel arabisches Volk festsetzt, und der alt-
persische Feuer -Cultus ganz vernichtet, der Islam herr-
schend wird. Später dringen Mongolen ein, seit 1580 die
Türken ; jetzo ist Persien, von dem sich Afghanisten los«*
gerissen hat, ohne Kraft.
Der alt -persische Cultus, jetzo fast ganz ver-
nichtet, war ein sehr eigenthümlicher , ganz abweichend
von dem semitischen ; er kannte keine Götter, deren Tem-
pel und Statuenl Die Gottheit, das höchste Urweseo,
wurde unter dem Symbole des Feuers verehrt; das hei-
ttge Feuer brannte auf gewissen Altären fortwährend.
Dieser Feuerdienst w^urde durch den Islam heftig ver-
folgt, und die Feueranbeter leben jetzo nnr noch in ge-»
— «w —
•
ringvr Zahl^ theils einzeln zerstreut in Persien ^ theils
in Indien^ wo sie sechs Feuertempel haben/ theils um
Bsktt in. Russisnd, (auf der Halbinsel Abscheron nüt
starken^ selbst brennenden Naphthaquellen)^ als Ghebem.
Jelzo herrscht in Persien der Islam.
Wohl neben diesem Feuerdienste stand eine wahr-
scheinlich semitische Naturreligion , in welcher die Gott-
heit unter dem Symbole der Sonne und des Mondes,
als Mithra verehrt, die höchste Allmacht, Onnuzd nur
angedeutet ward, nur symbolische Thiere dargestellt wur«
den. Die Gotihmt erscheint dualistisch und die weibliehe
Naturgottheit war die eigentliche Mithra der Perser, Ana-
chid in Medien, Clinais in Armenien. Dieser Mithras«-
dienst, der mit dem alr«- keltischen Naturdienste vielleicdit
in einiger Verwandtschaft stand, ging seit den Zeiten
des Pompejus zu den Römern über, erhielt in Gallien,
auch im römischen Germanien eine grosse Verbreitung,
bestand hier bis zur Herrschaft des Christenthumes. Diese,
bey den Römern nur geduldeten Mithras - Mysterien theil-
ten sich in 7 Grade, deren jeder seine Lehren und Ge-
bräuche hatte, die wohl von den alt -persischen abwei-
chend waren. Br verlangte zuweilen Menschenopfer, und
noch Kaiser Commodus soll eigenhändig ein solches Opfer
vollzogen haben.
Die persischen und chaldäischen Magier waren Prie-
ster, Astrologen, Wahrsager und Gelehrte , sehr einfluss-
reich, und scheinen eine Art von Kaste gebildet zu haben.
Die Todten wurden weder verbrannt noch begraben,
um sie nicht zu verunreinigen,' sondern meist in Fels-
höhlen oder in einer Art von Thurm beygesetzt, wie in
Chaldäa. Die Grabhöhlen standen häufig in senkrecht
abgehauenen Felswänden, mit ausgehauenen Fa^aden,
ThiergesCalten und andern Darstellungen, oft mit Keil-
schrift versehen. Solche persische Denkmale haben sich
viele, wie schon erwähnt, in Persien und den Ländern
erhalten , dil» unter persischer Hoheit standen. Die jetzo
in Indien lebenden Parsen tragen ihre mit Blumen ge-
schmückten Leichen auf den Todtenacker, stellen sie im
Kefersttln Kelt. Altertb. II, Bd. II. Abth. |7
— 258 ~
Freien ans^ und warten, bis die Vögel oder Hunde sie
verzehren; jenachdem ein oder das andere Glied benagt
wird, und besonders wenn es zuerst die Augen sind,
halten sie die Seele des Verstorbenen für glücklich und
sein Leben für ein Gott wohlgefälliges» Vielleicht war
• len im alten Persien ähnliche Gebr&uche.
Die persische Kunst und Industrie war der
chaldUscheh ganz verwandt, eine sehr ausgebildete, sie
entsprach dem Luxus , der besonders an den Höfen über
alle Beschreibung gross war. Es gab grosse, prächtige
Städte, wie Ekbatana in Medien, (blühend um 716 v.
Chr.) , Susa , Pasargadae oder Persepolis (von Cyrus ge-
gründet) und viele andere, die ungeheure Palläsie ent-
hielten, von denen noch manche Ruinen übrig sind. Die
Bauwerke ruheten meist auf langen schlanken Säulen,
die nur Holzwerk zu tragen hatten, nicht Stein, wie
in Aegypten, welches häufig mit Gold überzogen war.
Sculpturen aller Art waren verbreitet, die Zeichnung der
Gegenstände erscheint sehr vollkommen, die Arbeit, auch
im härtesten Stein , sehr sauber ; Malerey war häufig , die
Metalle und edlen Steine verstand mMi vortrefliich zu
bearbeiten. An den Denkmälern schrieb man das Per-
sische mit babylonischer Keilschrift.
Vor allen bemühete sich die Dynastie des Cyrus, die
Erinnerung an ihre Thaten auf eine ganz unvergängliche
Art zu bewahren, was auch gut gelungen ist, indem sie
hohe Felswände , Palläste und Gräber mit Keilschrifk be-
deckte, die man jetzo wieder entziffern kann. Vor allen
ist es ein Felsen bey Bissutum, zwischen Kirmanschah
und Hamadan, von 1000' Höhe, den Darius Hystaspes
behauen, glätten, mit Basrelifs und einer Inschrifk von
mehr als 400 Zeilen in 3 Sprachen bedecken liess, die
von seinen Thaten und Vorfahren spricht, jetze id>ge-
schrieben und entziffert ist.
Sprache. In Afghanistan mit Kabul und Kabiw
listen (dem alten Bactriana), wie in Beludsehistan (^m
alten Gedrosia), welche Länder meist das alte Persia
bildeten , ZAvischen Indien und dem jetzigen Persien lie-
gen, bald bo eineai oder dem andeni dieaer Rmdie go-
hdrien^ oder einea eignea Slaat bildeten ^ herrscht jelso^
und wird von jeher geherrscht haben, die Puschtn-
oder Puntschu-Sprache, das Afghanische oder Pi^
taaische (da die Einwohner in Indien Patanen genannt
werden), und daneben das ganz verwandte Beludschisch^
eine b war wenig bekannte, doch dem Alt-Persischen
wohl sehr nahe stehende Sprache. Mehrere Provinsen,
wie Kaschmir und Multan, werden jetso meist von Hii^
du, andere, wie Herat, von Mongolen bewohnt, auch
leben viele Usbeken hier.
In Pars und Iran, dem jetsigen Persien, wie in
Khorasan, dem alten Parthien, war die alte heUige Re-
ligionssprache das dem Sanscrit sehr verwandte Zend,
dessen sich die modischen Magier bedienten , in welchem
auch das (Bactrische) Gesetzbuch Zendavesta durch Zer-
duscht oder Zoroaster — wahrscheinlich unter Darius
Uystaspes — abgefasst wurde, welche Sprache langst
ausgestorben ist.
Das dem Zend sehr verwandte Pohl vi, mit chal-
d&ischoa Worten vermengt, jetzo fast ganz ausgestorben,
wird die Volkssprache der Meder und Parther , überhaupt
im jetzigen Iran gewesen seyn, später auch Schrift-
uttd Hofsprache.
Das Parsi oder die ursprungliche Volkssprache im
sudlichen Persien, der Provinz Fars oder Pars, hat mit
dem Sanscrit sehr viel gemein und zeigt den indischen
Binfluss auf Persien; sie wurde die herrschende Sprache
ia ganz Alt -Persien, aber durch die Kroberuag der Am-
ber im 7. Jahrhundert fast ganz verdrängt, wird jeteo
fiuü nur im nöi^dlichco Khorasan noch gesprochen. Vim
besonderer Dialect dieses Parsi ist das Ghebri, welches
die directen Nachkommen der alten, das Feuer anbetenden
Parsen sprechen, die verfolgt und meist vertrieben von
den Arabern, als Parsen, Ohebern, Ghauren vereinzelt in
Persien, Russland und Indien leben.
Das Neu-Persische oderFarsi ist ein Parsi mit
vielem Arabischen und Türkischen vermengt , eine htehst
17*
— 260 —
«
ausgebildete und wohlklingende Sprache, die fast im gan-
zen Orient, auch in Indien, besonders als Hofsprache
herrscht und mit arabischen, nicht mit persischen Buch-
staben geschrieben wird.
Das Tadschik, dem Pehlvi und Alt -Persischen
sehr Verwandt, ist die Volkssprache der ansässigen Acker-
bauer und Gewerbtreibenden, die in Persien und den Nach-
barländern Tadschik heissen, im Gegensatze der noma-
dischen Völker, aus denen jedoch die jetzo in Persien
herrschende Dynastie hervorgegangen ist. Das Bucha-
rische, vom Tadschik nicht wesentlich verschieden^
nur ein Dialect des Parsi, sprechen die Bewohner der
Städte von Indien bis zum caspischen Meere, besonders
in Turkistan (Hyrcania, Bactriana und Sogdiana}, auch in
der heutigen Bucharey, wiein Bochara, Samarkand, Kfai-
va u. 9. w. Das Kurdische, von dem Persischen nicht
wesentlich verschieden , aber mit vielem Semitischen ver-
mengt, wird von den Kurden gesprochen (den Karduchi
und Goduenen der Griechen), die, dem Islam angehörig,
fast nur nomadisiren, zu denen auch die Bergbewohner in
Persien , Armenien , Syrien und Mesopotamien zu rechnen
sind, unter theils persischer, theils türkischer Hoheit;
diese gehören der persischen Nationalität, und sind zu un-
terscheiden von andern nomadischen Horden türkischen
Stammes , die auch in jenen Gegenden , besonders in Tur-
kistan herumziehen.
Die persischen Stämme verbreiteten sich noch aber
das caspische Meer, bis an den mittlem Caucasus, wo
das Ossetische, die Sprache der Osseten oder Ossen,
dem Persischen nahe stehet. . Diese Ossen betrachtet man
als die Nachkommen der Alanen, die ein Hauptvolk des
gothischen Stammes bildeten. Noch vom 6. bis 9. Jahr-
hundert gab es hier ein Alania und ein zahlreiches Volk
der Alanen, das sich Ass genannt zu haben scheint.
Reste desselben sollen bis in die neuere Zeit unter den
Osseten, an den Quellen des Terek sich erhalten haben,
A\6 von den Türken und Georgiern Osi, von den Küssen
Jassi, von den Arabern Ass genannt wurden. C^onf.
- «•! —
Zeuss S. 700. Hiiioire de9 Mongolei, Paris 18S4.S. 693.
und Geiger^ Geschichte übersetst von Laffler I. S. 27. J«
Die Edda and die aUon nordischen Saga's sprechen alle
von den Äsen, die nach Skandinavien eingewandert wäh-
ren, von Asgard herkommend. Ammian 31. 3. fasst un«
ter Alaui die nomadischen St&mme Eusammen , die um das
caspische Meer wohnen und früher scythische genannt wur-
den. Aus dem alten Scythta, aus den Gegenden des
schwarzen und caspischen Meeres, kommen die gothi-
sehen Völker nach Europa, so weit sich ihre Ge*
schichte verfolgen lässt, und auf die Verwandtschaft der
persischen, gothischen und teutschen Sprache ist viel-
fach hingewiesen. Ob die gothischen Stämme, bevor sie
nach Europa kamen, der persischen Nationalität ange-
hört haben mögen, oder mit ihr in Verwandtschaft stan*
den , ist eine eben so interessante als dunkle Frage. Bin
Theil der als Sarmaten bezeichneten Stämme, die im Mit-
telalter eine' wichtige Rolle spielten, wie die Roxaler
und Jasygen, scheint wirklich der modisch -persischen
Nationalität angehört zu haben.
Auf jeden Fall ist die persische Nationalität eine'
sehr mächtige und wichtige, griff in die Weltgeschichte
tief ein , stand seiner Zeit sehr hoch , aber jetzo ist sie
sehr gealtert und ohne politische Wichtigkeit.
3) Der armenische Stamm. Die armenische, f&r
sich da stehende Sprache und ein eigenthümliches Natu-
rell halten die armenische Nationalität zusammen, auch
fem vom Vaterlande.
Armenien oder Hechia, der Stammsitz des
Volkes , ist ein Hochland , an das Plateau von Iran stos-
send, zwischen dem schwarzen und caspischen Meere,
bis Media, an beiden Ufern des obern Tigris, so wie
längs dem obern Buphrat (Araxea), über Mesopelamiea,
neben Kleinasien; hier erhebt sieh das mächtige, über
16,000^ hohe Gebirge Ararat, an welchem 4ie Arche
Noah's nach der Sundfluth gelandet seyn soll, aus wel-
cher auch die Armenier ihren Ursprung herlriten. Obwohl
das Land meist rauh iqt , so haben die mächtigen StrömCi
— 262 —
die hier entspringen , wie die beiden benachbarten Meere^
bey der industriellen Richtung der Nation und dem grossen
Freiheitssinn ^ einen alten bliihenden Handel und grosse
Reichthümer bedingt; aber das Volk scheint nie ruhm-
und kriegssüchtig gewesen zu seyn, denn nie hat Arme-
nien eine grosse politische Bedeutung gehabt.
Schon früh wird Armenia ^ Avie Cappadocia- zu dem
assyrischen Reiche gehört haben ^ später fiel es dem mo-
dischen zu^ dann dem persischen^ kam seit Alexander
unter macedonische Hoheit. Von dieser befreiete es sich
unter Antiochus^ bildete seit etwa 165. v. Chr. zwey
unabhängige eigene Köuigreiche.
Armenia magna, mit der Hauptstadt Artaxata, wur-
de bald sehr reich und wichtig, das Araxasthal war ein
Mittelpunkt für Cultur und Handel, mit ungeheuer be*
yolkerten Städten ; es eroberte Syrien, Mesopotamien und
Phonizien ; fahrte um 35 v. Chr. unglückliche Kriege ge-
gen die Römer, wurde unter Trajan, 115 n. Chr., römische
Provinz. Später erhielt es seine Selbstständigkeit wie«
der, war im 4. Jahrhundert sehr blühend, hatte eine ei-
gene, reiche Litteratur, um 488 erfolgte eine Theiluog
zwischen dem byzantinischen und persischen Reiche ^ 650
eroberten es die Araber, wo das Land wieder aufbluhete,
dann fiel es den Mongolen zu, wobey das Land an
600,000 Familien verlor, dann den Türken, die es zur
Provinz Turkomanien machten^ 1473 wurde es persisch,
seit 1528 ist es wieder türkisch, (die Paschaliks Erze-
rum , Kars und Wan) bis auf einige Theile , die zu Rass-
land gehören, und seit langer Zeit ganz verwüstet,
Armenia minor, Klein -Armenien, auf der syri-
schen Seite des Euphrat, mit der Hauptstadt Melitene^
jetzo Suas, das früher meist zu Cappadocia gehörte^ auch
unter assyrischer Herrschaft stand, wurde früh ein Bun-
desstaat der Römer, bald römische Provinz, kam dann
unter persische , später unter arabische (950 n. Chr.) und
1514 unter türkische Hoheit, heisst seitdem Genech oder
Aladuli.
— a§s —
Ueber den armenischen heidnischen CuUos haben wir
aehr wenige Nachrichten^ er soll sich dem persisch -me-
dischen angeschlossen haben ; es wag ein lasciver Natur-*
dienst gewesen seyn^ mit Tempeln und Götterbildern.
Eine Hauptg&ttin war Analtis, der die meisten Jungfrauen,
auch die vornehmsten, geweihet wurden, und sich in de-*
ren Tempel Preis gaben, ehe sie sich verheirathcten.
Kunst und Industrie stand auf hoher Stufe; aehr
ausgebildet war die Baukunst, wie noch die Ruinen sei*
^en, z. B. von der Stadt Armavir, die 1800 Jahre die
jlesidena der Könige war, von der alten Hauptstadt
Abi u. s. w. Von jeher hatte man Schrift und eine Lit*-
teratur.
Schon um 38d wurden die Armenier christlich und
bilden eine eigene Secte, die in Lehre wie Gebräuchen
am meisten mit der griechischen Kirche ubereinkomml.
Der M itlelpunkt ihrer Religion ist Etschimiaxim , ein Klo«*
ster bey Eriwan am Ararat, unter russischer Hoheit, wo
ihr Oberhaupt, der Katholikos, wohnt, der ein Seminar,
auch eine Druckerey unterhält, das heilige Salböl fer-
tiget, auch die Patriarchen, Ersbischöfe und Bischöfe
einsetzt.
Die Ackerbauer sind meist im Lande wohnen ge-
Uieben, hab^ dieses aber, besonders im sädlichen Theile^
mit den nomadischen Kurden CP^rsern) theilen müssen,
daher man diese Gegend auch wohl Kurdistan nennt, ob-
wohl dieser Name eigentlich nur dem Landestheile ge-
geben ist, weldier unter persischer Hoheit stehet. Die
Hauptmasse der Bevölkerung ist ausgewandert, und treibt
— gleich den Juden — Handel. Die Armenier, als Han-
delsleute verbreiten sich über ganz Asien (mit Ausnahme
von China) wie einen grossen Theil von Europa ; in ihren
Händen ist vorzugsweise der Handel in der Türkey,
und in sehr grossen Länderstrecken. Zu Ispahan , Schi-
räs und Nerinkale in Persien, zu Petersburg, Moskau,
Astrachan und vielen andern Orten, auch zu London , Am-
sterdam u. s. w. haben sie Gemeinden. Sprache und Re-
ligion vereinigen die überall verbreiteten Armenier,
— 264 —
Die alte heilige armenische Sprache ist eine Ur-
sprache y nicht mehr lebend im Volke , sie findet sich in
den alten Handschriften und wird noch beym christlichen
Gottesdienst gebraucht. Wer sie jetzo verstehet, ge-
hört zu dem eigenthümiichen Orden der Vertabiten
oder Gelehrten, kann predigen und lehren, hat aber
schwere Formalitäten zu bestehen, muss z. B. '/« Jahre
fasten und ehelos leben. Die jetzige Volkssprache, das
Neu-Armenische, ist ein Gemisch aus Armenischem,
Persischem und Arabischem; es wird sowohl in Armenien,
als von den überall verbreiteten armenischen Handclslea-
ten gesprochen.
Die^ armenische Litteratur ist eine reiche, stand
vom 5. bis 10. Jahrhundert in höchster Blüthe, ist nicht
allein kirchlich, sondern auch geschichtlich, geogra-
phisch tt. s. w. Schriften aus der vorchristlichen Zmt sind
noch vorhanden. Selbst eine armenische Zeitung wird
noch jetzo in Venedig redigirt.
ß) Europäische Abtheilang der westlichem ge-
bildeten Völker.
Alle bisher er\i'ähnten Völkerstänune sind in Asien
heimisch, haben auf Europa einen, im Allgemeinen nicht
wesentlichen Einfluss ausgeübt, aber die Völker, die uns
nun beschäftigen, werden zwar auch in Asien entsprun-
gen seyn, machten sich jedoch in Europa sehr früh und
zuerst ansässig, bilden die Grundlage der jetzigen euro«
päischen. Bevölkerung, die alle spätem Einwanderungen
in sich verarbeitet haben , von denen daher die Geschichte
auszugehen hat.
In sprachlicher Hinsicht unterscheidet man gewohn-
lich den iberischen, keltischen, thrazisch-illyrischen, tent-
sehen , slawischen , griechischen und lateinischen Volks-
stamm, an welchen letztern man die neuern Sprachen und
Nationalitäten, die französische , italienische, spanische
und portugiesische anreihet; aber meiner geringen Ein-
sicht nach dürften als Ursprachen — wenn auch mit Sans—
crit und Persischem verwandt — r nur zu betrachten seyn:
— «85 —
das BMkisehe, Keltische^ Gothische und Slawische, von
denen die neuem Sprachen als Tochtersprachen ausgin-
gen; nur die Träger jener Sprach'en , die Basken^ Kelten^
Gothen und Slawen dürften Urvölker seyn.
4) Der .baskische oder iberische Stamm.
Sin wissenschaftlich höchst interessantes Völkchen^ wenn
anch jetzo ohne politische Bedeutung^ bilden die Bas-
ken^ Basquen^ Vascones, die Iberer des Alter-»
thumes^ die ihrer Sprache^ ihren Sitten und Institutionen
nach als eine ganz eigenthümliche Nationalitat anzusehen
sind. Sie bewohnen jetzo etwa 250^000 (richtiger wohl
668^000) Köpfe stark ^ die spanisch « pyrenäischen Pro-
vinzen Viscaya^ Guipuzoa und Alava^ wie Theile der
französischen Departements Ober- und Nieder -Pyre-
näen^ Ariege und Ober-Garonne. Ihre Sprache , dasei
basguesey im Lande selbst Escuare oder Escualdanor ge-
nannt^ ist eine eigenthümliche^ eine Ursprache^ sehr
isolirt stehend in Hinsicht ihrer Wortstellung und ihres
S^tzbaues^ die sich keiner andern anschliessen will^ in
Hinsicht der Wörterverbindungen den meisten Zusam-
menhang mit dem semitischen und indischen Sprach-
stamme zu haben scheint. Man hat sie zu den semiti-
sdien Sprachen zählen wollen^ auch zu den finnischen
(wie Arndt und Rask), nach W. v. Humboldt (über die
Urbewohner Spaniens) kann sie ein eigenthümlicher Zweig
des Keltischen seyn^ der sich in einer Urzeit abgetrennt
hat^ doch soll zwischen der baskischen und gälischen
Sprache gar keine Aehnlichkeit vorhanden seyn.
Die französischen Basken gehörten zu Aquitanien,
mit welchem sie 1453 an Frankreich kamen ^ aber noch
jetzo ihre Sprache reden; die spanischen Basken haben
Sprache, Institutionen und Freiheit bewahrt, auch ihre
Unabhängigkeit unter allen Eroberern, die Spanion betra-
ten , sind jetzo fast nur nominell mit der Regierung ver-
banden. Sie bilden den letzten Rest der alten Iberer,
die sich früher weiter verbreiteten, über Spanien, Süd-
frankreich (Aquitanien}, wahrscheinlich über Corsica, Sar-
, Sicilicn und einen Theil von Italien. In Spanien
— 866 —
uad dem südlicheo Frankreich, wahrscheinlich auch in
dem Theile von Norditalien, der jelzo das Piemontesische
bildet, wohnten neben den Iberern die Kelten, hier
herrschte im Mittelalter das Romanische, Romance, die
proven9alische Sprache, die im 10. — 14. Jahrhundert in
höchster Blüthe stand. Ob und welchen Einfluss die Bas-
ken auf dieses Romance ausgeübt haben mögen , muss ich
ganz dahingestellt seyn lassen. Die semitischen Phö-
nisier standen in uralter Zeit mit Spanien und den dorti-
gen Kelten in genauem Verkehr, es läge daher wohl in
der Möglichkeit, dass — wie man auch wohl gemeint
hat — hierdurch ein Theil der keltischen Einwohner in
Iberer umgebildet wären, was freilich nur ganz hypothe-
tisch hingestellt werden kann. Ob die baskischea Iberer
Kunstdenkmale aus heidnischer Zeit hinterlassen haben,
bleibt sehr zweifelhaft, was sich derartig in Spanien fin-
det, ist wohl keltisch. Eine eigentliche Geschichte der
baskischen NationaUtät ist kaum möglich , so dunkel als
schwierig, verflechtet sich auf das Innigste mit der Ge-
schichte von Spanien und Frankreich.
5) Der keltische Stamm. Was diesen vorzugs-
weise characterisirt, ist die Sprache, die in ihrer Ur-
form, oder in einer dieser am nächsten stehenden Form,
jetzo auf einige Theile von England und Frankreich be-
schränkt ist, früher aber über ganz Europa, wenn auch
in eigenen Dialecten geherrscht haben wird. Nächst der
Sprache wird das alte Keltenthum characterisirt durch •
eigenthümliche Institutionen, die man die europäisdieii
nennen kann, die durch Umstände verdunkelt, sich doch
immer wieder in analogen Formen Bahn brechen, femer
eine eigenthümliche Religion, jetzo von der christlichen
verdrängt, endUch durch einen eigenthümlichen Kuost-
styl , der sich in den keltischen Alterthümem darstellt und
der auf den mittelalterlichen, christlichen Kunststyl von
wesentlichem Einflüsse gewesen seyn mag.
Die jetzigen Kelten , die bey einem eigenthümlichen
Naturell noch ihre alte Sprache reden, zählen — so sehr
sie auch eingeengt sind — gegenwärtig doch noch gegea
~ 2W —
sechs Millionen Menschen , wotob 1 Million auf das schot-
tische Hochland, 4 Millionen auf Irland^ Vs Milliou auf
Wales in England ^ und fast eben so viel auf die Bretagne
in Frankreich kommen.
Die keltische Sprache serfallt jetzo in 9
Haupt -Dialecte, den gUischen und wUischen^ deren
Analoga wohl stets vorhanden waren , und die mit natio-
nalen Verschiedenheiten in Verhältniss stehen mögen.
Der gälische oder gadhelische Zweig, ge-
sprochen von der Abtheilung Kelten, die sich Gaels oder
Gals nannten, hat wieder zwey Abstufungen:
a) das eigentlich Qälische, Qaelicalbaneig, oder
das Caledonisohe , wie es in Hoch -Schottland ge-
sprochen wird, und
b) das Irische oder Brsisohe, welches weniger
rein ist, auch wohl das Schoitisohe heisst, obwohl
es in Irland gesprochen wird, weil die iren bis som
10. Jahrhundert auch Seoti oder Escoti hiessen; ein
Unter -Dialect hiervon ist das Manische^ ge*
sprechen auf der Insei Man, in der irischen See
ohnweit Irland.
Der w&Usche oder cymrische Zweig, ge*
sprechen von der Abtheilung der Kelten, die sich Kymrs
i}«nnten, hat mehrere Unter -Dialecte:
a) das eigentlich Wälische oder Cymrische,
welsh im Englischen, gallois im FransSsischen, cün-
rech im Keltischen, wird von den Einwohnern des
Fürstenthums Wales (Uäls) , von den Wallisen oder
Welschen gesprochen;
b) das Cornische in Cornwall und Devonshire, dem
alten Dumonia, das aber neuerlichst ausgestorben
ist, und
c) das Bre tonische^ das breyzad, breiaunek oder
bas breton der Franaosen , in der franaösischen Bre»
tagne Volksspiache, welches auch in einige Unter«*
Ptalecte serfUlt.
— 268 —
In den Ländern^ wo jetzo noch keltisch gesprochen
wird, können wir die Landesgeschichte Schritt für Schritt
verfolgen. Es ist hier klar, wie sich die heidnisch -kel-
tische Zeit in die christliche umgebildet hat, wie die
keltische Sprache und Nationalitat allroählig beengt wurde,
wie sich aus den alten Institutionen die neuen herausbil-
deten, wie die neuen^ Landessprachen und die neuen Na-
tionalitäten entstanden-, wir wissen hier auch mit aller
Gewissheit, wie mit der alt -keltischen Nationalitat die
Grabhügel, Steinsetzungen und Kunstalterthümer auf das
Innigste verknüpft sind, dass die Alterthümer (mit Aus-
schluss der römischen) dem keltischen Volke angehören.
So' verknüpft sich Archäologie, Sprache, Nationdität und
Geschichte, wodurch die keltischen Alterthümer eine
wichtige Bedeutung erhalten. Sind liier die Alterthümer
in ihrem eigenthümlichen Kreise unzweifelhaft keltischen
Ursprunges , dann werden wir auch berechtiget seyn , aus
gleichen Alterthümem in andern Ländern , auf die gleiche
keltische Nationalität zu schliessen, wenn wir auch von
der Sprache der Erbauer nichts wissen, wo nicht wich-
tige Gründe dagegen sprechen.
Die keltische Sprache war, wie schon die Alter-
thümer lehren, in früherer Zeit offenbar viel weiter ver-
breitet als jetzo, sie wird, wie die keltische Nationalität,
in folgenden Landstrichen geherrscht haben : in Britannien,
Hispanien, Gallien, Italien, Germanien, Hhätien, No-
ricum^ Pannonien, Dacien, Mösicn, Thrazien, lUyrien,
Hellas, Kleinasien und Cimmerien. Jahrtausende vielleicht
hatten die Kelten in diesep weiten Ländern fast unange-
fochten gesessen, als im Laufe der ersten Jahrhunderte
unserer Zeitrechnung sie alle von gothischen Völkern
erobert, überschwenunt und dadurch wesentlich verän-
dert wurden.
Indem die Nationalität der Kelten unser eigentlicher
Wendepunkt ist, können wir diese nicht, wie die andern
Nationalitäten , bloss so im Allgemeinen und Ganzen be-
trachten, sondern wollen mehr geographisch die einzel-
nen Länder darstellen^ die von einer keltischen Bevölke-
rung ausgegangen seyn werden.
A. Britannien', Orossbritannien, England,
Schottland und Irland.
Der Name Britannien, Britannia der Römer, Bre»
taoike der Griechen, ist keltisch, stammt her von Pry-
dain, Breattain, wie das Land im Keltischen heisst,
und dieses von brit (yV.')y breac (Gl.}, bunt, bemalt,,
und tain, Gegend, Land. Bas Volk hiess besonders
in Wales Cymmro, die Sprache Cymmraig. Die
alten Britten bemalten oder tättovirten sich, wie die
stammverwandten Bretagner, wie nach Herodot (V. 6.)
und Strabo (VII. 5. §. 4.) die Thrazier und Illyricr, wie
wahrscheinlich die ganze keltische Nationalitat, und ein
Rest dieser Sitte dürfte sich bis in die neueste Zeit erhal-
ten haben, da noch jetzo die meisten englischen Matro-
sen , wie die bretagnischen auf den Armen tättovirt sind.
Die Namen Cymmro, Cimbri und Cymmru (für Cambria
oder Wales) erinnern auf jeden Fall an die Cimbri in
Nord -Teutschland und die Cimmerii am caspischen Meere,
als wohl stammverwandte Völker. Alten Sagen nach soll
Britannien von Germanien aus bevölkert seyn; ging die
keltische Nationalität wirklich von Indien aus , dann mag
sie wohl ihren Weg über das caspische Meer und Ger-
manien nach Britannien genommen haben.
England, Schottland und Irland sind rein keltische
Lander, auf die weder griechisehe, noch semitische Co-
lonien irgend einen Einfluss ausgeübt haben; die Qe-
Bchichte kennt hier kein Volk ausser den Kelten, die erst
spat von gothisch-teutschen Völkern heimgesucht wur^
den, die Invasion der Römer war eine rein militairische,
nur auf einige Gegenden beschränkte. Hier stellt steh
fnr die alte selbst bis in die neuere Zeit, das kel-
tische Wesen am reinsten dar, hat sich am meisten er-
halten.
— tto —
a. £ng!and.
Bey den alten Griechen^ vielleicht von den Pelas-
gern her^ scheint Britannien als das eigentliche Vaterland
der nordischen Hyperhoräer betrachtet zu seyn^ denn
darauf dürfte sich eine merkwürdige Stelle beym Diodor,
Cap. 47. besiehen^ wo es helsst: ^^Hekataus (ein grie-
chischer Geograph^ der voir Herodot lebte) und andere
Schriftsteller berichten Folgendes.: jenseits der keltischen
Gebiete 9 im Ocean, sey eine Insel ^ nicht kleiner als Sl-
eilten^ in der nördlichen Gegend^ bewohnt von den Hy-
perbor&em^ welche diesen Namen fuhren, weil sie jen-
seit des Boreas - Hauches wohnen. Das Eiland sey frucht-
bar, ergiebig, von mildem Himmel, trägt zwey Mal im
Jahre Früchte. Dort sey, der Mythe gemäss, Lethe
geboren, daher auch Apollo vor allen andern Göttern dort
verehrt werde. Die Hjrperboräer sind gewissermassen
alle Priester des Apollo, da sie diesen Gott täglich mit
Lobgesang ehren. Auf der Insel sey auch ein gross-
artiges Heiligthum (rifieyog fieyaXoTtQBn^g) des Apollo
(was sich ^vielleicht auf die Steinsetzung des Stonehenge'
beKiehet) und ein bedeutender Tempel (yaov) geschmückt
mit vielen Weihegaben, an Form rund, auch gebe es
hier eine dem Gotte geheiligte Stadt, deren Bewohner
Citharisten wären , welche in dem Tempel beständig znm
Klange der Cithern Hymnen singen , zur Bhre des Gottes,
und seine Thaten preisen. Diese Hyperhoräer sprächen
eine eigene Mundart und seyen den Hellenen, besonders
den Athenern und Deliern verwandt, welche Freundsdiaft
aus alten Zeiten (vielleicht '^en pelasgischen) herrührte.
Die Sage nennt auch Hellenen, die zu den Hyperboräem
hinübergeschifft sind und kostbare Weihgeschenke mit
jpriechischen Inschriften dort zurückgelassen haben. Eben<-
so, heisst es, sey Abaris von dorther ehemals nach Hei«-
las gezogen, die alte Freundschaft und Verwandtschaft
mit den Deliern erneuernd. Von diesem Eilande aus soU
der Mond der Erde ganz nahe erscheinen und einige berg-
artige Erhöhungen erkennen lassen (ob durch Telescope
— 2T1 —
der PrieBler?). Der Gott aber^ sagt maa, besucht alle
19 Jahre die Insel ^ in welcher Frist die Gestirne (Sonne
und Mond) in dieselbe Stellung zurückkehren^ daher wird
eine Frist von 19 Jahren von den Hellenen das grosse
Jahr genannt. -Während dieser Erscheinung (j/ri^ay^eia)^
welche von der Frühlingsnachtgleiche bis zum Aufgange
der Plejaden bey Sonnenaufgange dauert^ bringt er, der
Gott, die ganzen Nächte zu mit Citherspiel und Festtan-
zen, seiner eigenen Siege sich freuend. Die Herrscher
jener Stadt und des Heiligthumes nennt man Boreaden,
als Nachkommen des Boreas, deren Geschlechte immer
die Herrschaft zukommt.
Aehnlich ist eine dichterische Stelle beym Pindar;
hieran scfaliesst sich die Nachricht des Herodot von den
Weihegeschenken, welche die Hyperboräer nach Dolos
sandten, und nach Pausanias I. 31. t. besass man in
Attica auch hyperboraische Heiligthümer, die auf einem
andern Wege zu Lande zu den Arimaspen, Issedonen
und Scythen gingen. Nach Plinius IV. 85. hatten die
Hyperboräer ein halbes Jahr lang gar keinen Sonnenschein,
einmal im Jahre gehe ihnen die Sonne auf, ein Mal , am
kürzesten Tage, wieder unter, übrigens sey das Land ge^
sund und habe viele Wälder. Diese Stelle dürfte mehr'
auf Schweden als auf England passen, und man wird un-
ter Hyperboräem wohl alle die Volker des Nordens um
die Ost- und Nordsee verstanden haben.
Diesen Nachrichten nach bestand in sehr alt- grie-
chischen und vielleicht pelägischen Zeiten ein, wie
es scheint, religiöser Verkehr zwischen Griechenland und
dem europäischen Norden, der sich dann verlor; diese
Hyperboräer , die ihren Namen von einem berühmten Herr-
schergeschlecht haben mögen, werden auch in dieser älte-
sten Zeit gar nicht als ein rohes, sondern in Gegentheil
als ein civilisirtes Volk dargestellt, bey welchem der Cul-
tus in hohem Ansehn stand. Aber auch noch in viel Spal-
tern Zeiten stand das Druidenthum in Britannien im höch-
sten Ansehn, dürfte ein Centrum für mehrere Länder
gewesen seyn, die vielen, .zum Theil sehr grossarti-
— 2T2 —
gen Bauwerke sprechen am besten für dessen hohe Be-
deutung.
Eben so uralt waren Bergbau und Handel. Wie nur
die Geschichte zu dämmern anfangt^ wird auch der Han-
del mit brittischem Zinn erwähnt, der in den Händen der
Phönizier war, und da diese wenigstens eilf Jahrhun-
dertc V. Chr. nach Spanien Colonien führten, so mögen
auch damals schon ihre Schiffe nach Britannien gegangen
seyn, wovon jedoch in den Autoren nicht speciell Er-
wähnung geschiehet. Schon das allergraueste Alter-
thum brauchte zu seiner Bronce sehr viel Zinn , welches
Europa wahrscheinlich allein aus Britannien zog; denn
Zinn ist ein seltenes Metall und die teutschen Zinngru-
ben scheinen neuern Ursprunges. Die Britannier — sagt
Diodor V. 8. — bringen das ausgcschmolzene Zinn auf die
Insel Ictis^ welche bey der Fluth eine Insel, bey der
Ebbe eine Halbinsel bildet, von wo es nach Gallien, Ita-
lien u. s. w. versendet wird, und dieses Ictis war, nach
den Untersuchungen von Barham ( Transact. of ihe geo^
logical Soc. of Cornwall III. v. J. 1828) das jetzige St.
Michaels Mouth,. in der Nähe von Lands -End, an der
südlichen Spitze von Cornwallis, welches noch jetzo zur
Fluthzeit eine Insel, während der Ebbe eine Halbinsel
ist^ hier wird daher die uralte Faktorey gewesen seyn
für die fremden Schiffe, die Zinn, Bernstein u. s. w. hol-
ten. Die Einwohner dieser Gegend waren auch — wie
Diodor fortfahrt — wegen des steten Verkehrs mit Frem-
den, die am meisten gebildeten. Die griechischen und
römischen Dichter nennen die jetzigen Scilly- oder Sor-
lingue- Inseln, auch ganz England, die kassiteridi-
schen Inseln, von Cassiteron, d. i. Zinn im Phönizi-
schen, was auch auf den Handel mit Phöniziern deutet.
Nächst Zinn wurde in Britapnien auch viel Bley er-
zeugt, wie Plin. 34, 49. berichtet, ferner Eisen, wie
Strabo und Cäsar erwähnen , auch Silber nach Strabo und
Tacitus, gewiss auch Kupfer, von dem England grossen
Reichthum hat; die Kelten waren hier wie überall toeh-
tig:e Bergleute.
— ns —
Von der Indnstrie können wir uns einen Begriff
machen durch die vielen keltischen Kunstalterthümer , die
überall durch das Land gefunden werden und mit Ge-
schmack gearbeitet sind^ mit denen auch ein widitiger
Handel getrieben wurde. Strabo IV. 4 $. S sagt: Die
M&nner in Bretanike sind schlanker als die Kelten in
Gallien^ aber weniger gelbhaarig; ihre Sitten weichen
meist von denen in Gallien nicht ab^ sind zum Theil ein-
facher und roher;* es giebt bey ihnen Fürstengebiete; im
Kriege bedienen sie sich meist; wie die Kelten^ der Streit-
wagen; nach Gallien fiihren sie besonders aus: Armge-
schmeide^ Halsb&nder von Elfenbein, Lingursteine^ gl&serne
Gef&sse und Uinliche Kunstsachen , welche Nachricht auf
eine sehr ausgebildete Industrie hinweist. — Wie die
übrigen Kelten, schmückten sich die Britten auch in der
Schlacht mit vielen Ketten und Geschmeide.
Die Baukunst trug wie in allen keltischen Lander n,
den ganz eigenthümlich keltischen Character, der sehr
isolirt dastehet, mit der orientalischen Baukunst ganz im
Gegensatze stehet. Die Privatbauwerke waren rund, ganz
leicht von Holz und Lehm ohne Stein, dieser wurde nur
bey Cultusbauwcrken verwendet, aber roh, nicht eigent-
lich bearbeitet und ohne Mörtel, und alle diese Cultus-
bauwerke, in so fern sie über der Erde standen, waren
offen, ohne Dach, es gab weder bedeckte Tempel noch
Pal&ste, gleichwohl wusste man den Stein ganz gut zu
bearbeiten, führte grosse, coiossale Bauwerke auf, die
vorzüglich in sogenannten Steinaltären, Steinsetzungen,
in verschiedener Form, Felsenaushauungen und Grabhü-
geln bestanden.
Eine besondere, hierarchisch gegliederte Kaste wer-
den nur die Priester gebildet haben, die aber nicht
allein dem Cultus vorstanden und die Prodigien deuteten
(wahrsagten), sondern auch die Gelehrten, Dichter, Bau-
meister, Lehrer und Rechtskundigen waren, ohne Zweifel
einen sehr grossen politischen Einfluss ausübten, um so
mehr, da das Druidenthum seinen Hauptsitz und seine
Hauptscbule in Britannien hatte, auch für Gallien und
KefentoiB Kelt. AlterUu 11. Bd. U. Abtb. 18
— OT4 —
wahraeheinlich für Oermanien. Sie hatten gewiss grosse
Kenntnisse in der Astronomie, Medizin, den Naturwis-
senschaften u. s. w., und in ihrer Hand lag die Sohreib-
kunst. Wohl von jeher gab es grosse, berühmte druidi«
sehe Schulen, und als im Laufe des 4. Jahrhunderts und
scheu früher sich das Druidenthum in das Christenthom
umbildete, wurden die alten Druidensitze und Druidenscfau«
len christliche Klöster, in welche die druidische Kennt-
niss und Gelehrsamkeit überging, wie Avalion (im Engli-
schen Glastonburg), Mailross und andere in England,
Clogher, Lismore, Tamär und andere in Irland, die lange
Zeit Träger der Wissenschaft blieben; in Wales erhielt
sich ein Rest oder Analogen der druidischen Priesterschaft,
als Bardenordeu bis in die jüngste Zeit.
Musik und Dichtkunst blüheten seit ur^ltester
Zeit, und wie sonst durchziehen jetzo noch wandernde
Barden die keltischen Landstriche; der Sänger ist die
Krone jedes Festes. Alte Dichtungen und romanhafle
Erzählungen pflanzten sich durch die Tradition fort, gin-
gen zum Theil über zu den französischen Troubadours,
auch wohl zu den nordischen Skalden und viele uns noch
bekannte Dichtungen der christlichen Zeit entsprangen
aus wälschen Vorbildern, wie Arthur, Merlin, Tristan,
Iwain, Parcival, Lancelot vom See u. s. w.
Die religiösen Begriffe mögen sehr erhaben gewesen
seyn, sie basirten wohl auf einer Weltseele, Seelenwande-
rung, einem Naturdienste und dem Einflüsse der Natur auf
den Menschen; daher die Deutung der Prodigien und Enthül-
lung der Zukunft ein Hauptgegenstand der Priester gewesen
seyn wird ; denn Götter, ihre Bildnisse und Tempel kannte
man nichts erst die Römer brachten solche Vorstellon-
gen mit.
Nächst der Priesterschaft hatten alte fürstliche oder
aristokratische Geschlechter grossen Einfluss, die eine
Aristokratie bildeten, aber nicht als besonderer Stand
vom Volke getrennt waren, und dieses mehr patriarchali-
sche Verhältniss zwischen den Geschlechtern und Insassen
hat sich in den schottischen Clans bis in die jetsige
ZirtI forlgeietet. Kb gßh nichi Dynasleo, oder Ragenten;
denen das Volk untergeordnel war, daher aneh keine
Staalen im jetsigea Sinne des Wortes; das Volk bestand
aus dea freien GnuHleigenthüaMrn^ wenn me aoeh nnr
ein sehr kleines Besiisthum hallen, die keine Abgaben
bauen ; sich voUkommen selbstsiftndig mit Oeffenilichkeit
und Mändlichkeit regierten.
Die Territorien vereinigten sich in immer grössere
Gruppen ; in tydwin, rhadir, gasael^ tref, maenor, cantref,
und in staatenartige Vereine^ sogenannte Völker^ bey wel-
cher Verfassung die höchste persönliche Freiheit gewahrt
seyn wird; aber es fehlte ein kräftiger politischer Mit-
telpunkt ^ daher das Land leicht in Feindes Hand kom-
men konnte.
Gewiss hatte Britannien eine uralte^ hohe Cultur, (ur
welche schon die Alterthümer sprechen; sie basirte sich
auf eigenthumliche Institutionen und war eine durchaus
andere^ als bey den bisher betrachteten Völkern. Die brit-
tischen Bergbewohner werden sehr rauhe Sitten gehabt
haben^ sehr ärmlich gewesen seyn , aber auch noch jeUso
finden wir in Irland und Schottland die allerbitterste
Armuth, die allerschlech testen Wohnungen^ die jämmer-
lichste Bekleidung und Nahrung.
Die Sprache der alten Britten hat sich bis auf den
heutigen Tag in den gebirgigeni^Gegenden erhalten; nur
in den flachern ist sie vom Englischen verdrängt worden.
Die beyden keltischen Dialekte, das W&lsche und Gälsche
werden von jeher neben einander gestanden haben, und
scheinen im Laufe von Jahrtausenden nicht wesentlich
verändert au seyn« Alich Schrift und eine Liiteratur
wird man vpu ältester Zeit her gehabt haben, die aber
nur in den Händen der Druiden war. Alte druidische oder
ersische Scbriftzeiohen, den nordischen Runen ähn-
lich, findet man auf manchen druidischen Monomenten. Man
hatte, und hat wohl noch, ganze Manuscripte in der alt-
irischen Sprache, die in solchen Schriftseichen geschrie-
ben sind, in dem Alphabete, das man Bobelot oder
18 ♦
— 276 —
Beluianon nennt ^ und die mysteriÖBe Schreibweise da-
mit ist unter dem Namen Oghan bekannt.
Die sich unter einander ähnliche Einwohnerschaft
einer Anzahl Territorien bildete sogenannte Volker, de-
ren sehr viele genannt werden, wie die Attrebati (in
Berkshire), die Cantii (in Kent), die Cattieuchlani
(in Buckinghamshire), Trinobantes(in Bssex), die Ce-
nomagi (in Norfolk), die Cornari (in Cheshire) u. s. w.,
Territorien, die sich verbunden hatten, hierbey oft wech-
selten, bildeten sogenannte Staaten. Berühmt war lange
Zeit Damnonia (Westwales), das Reich des Arthur
(um 515) ; es wurde später auf Duvnaint (Devonshire)
beschränkt, da Cernau (Corn Wallis) sich ^ davon trennte,
wie die Länder der belgischen Sommersäter. (Sommer-
setshire), Thorsäter (Dorset) und Wiltsäter (Wilts).
Von besonderem Interesse ist das alte Cambria (jetzo
Wales), zu dem viele kleine Gebiete gehörten, wie Gwj-
neda (Nordwales), Demetia, Deheubarth, Dynefawr (Sud-
wales), Mathrafai oderPowis, Gleguising, Dyfed (Pem-
brockshire) und andere, die bald isolirt, bald verbunden
dastehen.
Von der alten Geschichte Britanniens haben wir we-
nige Nachrichten, die auch von keinem wesentlichen
geschichtlichen Interesse sind, da es sich nur um Terri-
toriaN Geschichten handelt.
Der blähende Handel Britanniens mag die unersättli-
chen Römer gereizt haben, und die getrennten Interessen
der Britten klug benutzend, fielen sie — unter Caesar —
ohne Ursache (54 v. Chr.) in das Land, und es gelang
ihnen später (44 n. Chr.) den flachen Theil desselben zu
erobern, ohngeachtet der Tapferkeit der Einwohner, die,
wie alle Kelten, mit Lanze und Schwert, zuTuss, zu
Pferde und Wagen fochten; der gebirgige Theil, beson-
ders Cambria, wie auch Schottland und Irland, blieben
ganz frei von ihrer Herrschaft. Ihr Binfluss auf das Land
mag nicht bedeutend gewesen seyn, besonders da ihre
Militairmacht nur gering war, überafi werden die kelti-
schen Einrichtungen geblieben seyn, nur das Druidenthnni
— tn —
werdeo sie wie in Gallien ersdintterl haben (besonders
durch Eroberung der Insel Mona Ot n. Chr.) und dieses
mag selbst allmUiHg die Ueberxeugung gef&hlt haben^
dass es nicht mehr in die Xmi passe ^ daher bildete es
sicb^ seit etwa MO n. Ghr. in das Christenthum tun, das
nicht von Rom , sondern ans Kleinasien und Gallien zq
den Britten kam^ und die brittisch-katholische Kirche hat
auch lange nach Möglichkeit ihre Unabhängigkeit von
Rom behauptet^ was fikr die Cultur des Volkes von wich-
tigem Einfluss wurde. Die Schulen und Sitse der Druiden
gestalteten sich in Klöster um, die den Ruf ihrer alten
Gelehrsamkeit lange bewahrten ; es entstand ein Neodrui-
dismuS) der in heidnischen Bildern und in druidischer
Priestersprache christliche Glaubenslehren su verbreiten
suchte. Wo die Hauptsitze des Druidenthumes waren, Iftsst
die Legende es von Heiligen und Wundern wimmeln.
So fand das Christenthum auch in dem nicht römischen
Britannien, selbst In Cambria (Wales) Eingang und das
Druidenthnm verwischte sich, aber sehr allm&hlig. Die
im 4. Jahrhundert sehr verbreiteten ketzerischen Lehren
des Pelagius (Morgant) waren eine Mischung von Drui-
dismus und Christenthum; denen viele Barden anhingen,
die sich über England und Irland verbreiteten; die nur
schwer vom Katholieismus bew<igt werden konnten.
Nun stifteten Taliesin und Merddin den Bardenorden vom
W'aschbecken oder Kessel der Ceridwen, welcher die
Trümmer des Druidismus bewahrte, an die Stelle des
Druidenordens trat, diesem sehr ähnlich war, die alten
druidischen Lehren festhielt.
Rom*s Militairherrschaft schrumpfte von allen Seiten
zusammen , sie zog sich 417 n. Chr. freiwillig aus Bri-
tannien zurück, wodurch römisches Wesen hier aufhörte,
das keltische allein herrschte.
Aber wenig später, um 480 oder 4S0, erscheinen
goihisch-teutsche Völker aus Germanien, wo sie
längst schon festen Fuss gefasst hatten, anfänglich als
verböndete Kämpfer gegen die S^oten und Picten, bald
als Seeräuber und Eroberer, die Alles erst verwiistend,
— «8 —
dann feste Wohiieitse in dem blühenden , bev&Ikerten
Lande nahmen, es bald beherrschten. Den Sachsen
waren in Wessex, den Juten in Kent, den Angeln
mehr nordw&rts Wohnsitse angewiesen; spater kamen
auch Dänen und (seit 787) Normannen; viele Einwohner
zogen sich in die gebirgigen Gegenden zurück« Diese
rohen Massen, unter welchen die Angelsachsen vor-
walteten, waren doch, im Verh&Itnisse zum keltischen
Volke, nicht sehr zahlreich, sie eroberten eins der Ideinen
Reiche nach dem andern, verdrängten' die Fürsten und
viele grosse Grundbesitzer, an deren Stelle sie traten^
behielten ihre Kriegs Verfassung, liessen aber sonst die
alte keltische Verfassung und das Wesen des Volkes^
mit dem sie dur<sh den Grundbesitz in innigste Beziehung
kamen.
Die Sachsen, wie man im Allgemeinen diese gothi-*
sehen Völker nannte, setzten anflinglich die grosse Menge
kleiner Territorien fort, aus denen allm&hlig 7 grossere
dynastische Reiche wurden, als: Cantium oder Kent
(gegründet 455), Suthsexia (491), Wessex (519,
mit Devonia, Cornwallis), Bernicia, Deira (650, später
Northumbria), Offa (575 in Norfolk und Suffolk),
Mercia (588, mit Qlocestria, Oxenfordia u« s. w.)) welche
Staaten unter dem Namen der Sächsischen Heptar-
chie bekannt sind; alle diese vereinigte Egbert (827) zn
einem grossen Reiche Anglia oder England, und ver-
fuhr mit Härte gegen die keltischen Einwohner — die
Walen, Vealas, Waelisemanns von den Teutschen genannt
wurden — von denen viele nach der Bretagne auswan*
derten. Die heidnischen Sachsen bekehrten sich seit etwa
600 zum römischen Katholicismus , der seit dem Bischof
Wilfried grosse Ausdehnung erhielt; aber die aus demDrui-
denthume entstandenen Klöster verlieren nun allmäblig
den Ruhm ihrer Gelehrsamkeit«
Die nahen Beziehungen zwischen den Sachsen und
den wälsch -keltischen Einwohnern (in Germanien und
Britannien) entwickelten eine Mischsprache, das Angel-
sächsische, das von allen gothisch- teutschen Mitoh-
— «9 —
sprachen den^'grosslen kaliischen Anstrich hst^ und bis
etwa 1100 one bedeutende Verbreitung genoss« Dieses
Angelsächsische ist wesentlich von dem Slcandinavischen
abweichend^ schliesst sich dem Alt-Sichsischen^ Alt-Friesi«
sehen, Niederteutschen und Englischen an.
Die Sachsen waren nur freie Krieger , abhold den
Künsten und Wissenschaften, die gans in den Händen der
Kelten blieben. Diess sieht man auch an den angelsäoh-«
sischen Münzen, die noch im 7. und 8. Jahrhundert
in Schrift und Zeichnung ein ganz keltisches Ansehn,
etwas sehr Hartes und Steifes haben, den keUo-griechi<-
sehen Münzen gleichen. Die angelsächsische Ge-
setzsammlung, die aus sehr alten Zeiten stammt,
stehet ganz auf keltischem Boden.
Die verwüstenden Einfalle der Dänen und Nor-
mannen wiederholten sich, besonders um 832; ihr An-
führer Knut eroberte lOia mit nur 16,000. Dänen fasl
ganz England, wurde 1017 in London als König gekrönt,
und umgab aich mit einer grossen besoldeten Leibwache.
Nun aber kamen 1066 aus der Normandie die Nor-
mannen, gothische Völker, die dort lange gewohnt und
sich französirt hatten und eroberten durch die Schlacht
von Haatings das. Land unter Wilhelm dem Eroberer, der
nun König von England wurde« Er verfuhr auch gegen
die stammverwandten Dänen und Sachsen auf ziemlich
ähnliche Art, als diese mit den Kelten verfahren hatten«
Es gab in Enghuid etwa 60,000 grosse Güter, welche
meistens von den dänischen Edlen oder Thanen occupirt
waren ; von diesen gab er einen grossen Theil seinen nor-
mannischen Baronen als' Lehn, die nun Dynasten wurden,
an die Stelle der alt -* keltischen Aristokratie traten.
Der jetze ganz normannische Hof übte seinen Ein-
flnss weithin aus« Aus der keltischen, angelsächsischen
«nd normäanisehea Sprache entwickelte sich allmählig,
während des IL und IC Jahrhunderts, die heutige eng-
lische Sprache, als Hof-Qerichts-Litteralur und Con-
versationssprache , die auch in einen grossen Theil des
eigentlichen Volkes überginge und vorzugsweise keltische
— «80 —
Elemente liat. Wie die Sprache hRUen sich anch die
Völker gemischl, es hat sich die neue englische Na-
tionalität entwickelt aus vorzugsweise keltiacheo Ele-
mciueu, aus denen auch der Sinn für Handel und Indu-
strie stammt, der das englische Volk beseelt.
Die £rol)cruiig der Sachsen hatte nur den flauem,
gr5Bsten Thetl der Insel betroffen , in den gebirgigen Ge-
genden, besonders in Wales, mit Comwales, Devonsbire,
der Insel Man und Anglesey , hatten sich bey allen Stür-
men der Zeit die lüten Cymmro unabhängig erhalten, blie-
ben bey ihrer Sitte, Verfassung und Sprache, W^s war
früher in viele Territorien, dann in 3 Königreiche getheilt,
die Roderioh (S43) vereinigte, die nach seinem Tode
wieder getrennt wurden. König Hywet der Gate ver-
einigte sie wieder und verbsste ein geschriebenes Gesetz-
buch, auf Grund der alt -keltischen Gewohnheilagesetse,
mit den nötfaigeu Modificationen, die besonders das Chri-
stenthum bedingt hatte ; nach seinem Tode wurde, das
Reich wieder getheilt; 990 unter Heredyh abermals ver-
einiget, später wieder zersplittert Dieses keltische Wales
war fast stets, mit mehr oder weniger Glück, in Krieg
mit den Sachsen, Dänen und Normannen gewesen j 11{^7
wurde es von den Engländern, unter Heinrich II., nnd
1988 unter Eduard I. gänzüdi besiegt, der wälsche
Staat aufgelöst, doch aber erst 1536, unter Henrich VIII.
ganz mit England vereiniget, als das Fürstentbum Wales,
in welchem die englische Verfassung eingeführt wurde,
es erhielt sich aber die keltische Sitte und Sprache; noch
jetzo durchziehen Sänger nach Art der Barden das Land,
welche alt-wälscbe Lieder zur Harfe singen, und ein
Bardenorden, den alten Dniidismus in gewisser Hinsicht
fortsetzend, und mit der alten Litteratur bekannt, hat sich
erst neuerlichst aufgelöst. Hier kann man den Uebep-
gang des alton Kcltentbumes in die jetzigen VerhUtniBM
Schritt vor Schritt verfolgen und hier haben wir eine
keltische Litteratur, die in andern keltischen Ländern
fehlt. Die wichtigste Sammlung keltischer Documente
wurde herausgegeben unter dem keltisch-englischen Titel :
— 281 —
Myvyrisn Archaiology of Wales. Der erste Theil invott
eirthilt die Bardenlieder von Aneurin, Tallesin, Myrden
(Merlin) und andere, aus dem 6. Jahrh. ; der S. ThcU die
Triaden odw die alten Hechtsinstitutionen. Kin anderes
wichtiges Werk ist Habinogion, mit Erzählungen zum
Unterricht der Jugend in der Mythologie ilcr Bnrden.
Uebrigens hat man eine Menge in w&lschcr Sprache ge-
druckter B&cher. Die auf uralte Gewohnheiten basirtett
Ctosetze von Wales, wie sie im 10. Jahrhundert aufge-
flehrieben wurden, kennen wir durch das keltisch ver-
fasste Werk: Cyfreitjen HywetI Dda ac eraill,
d. h, die Oeaetse Hjrwell des Guten and Anderer, die le-
ges WalHae Hoeli boni, herausgegeben von Wotton 1730,
auch durch die Gesetze von Dvynwall Moelmud, der
400 Jahre v. Chr. gelebt haben soll. Diese Gesetze und
Gewohnheiten sind theils darum von grtsster Wichtig-
keit , weil ähnliche wahrscheinlich in allen keltischen
Staaten geherrscht haben mögen, thoils und vorz&glich
weil ganz ähnliche Gewohnheitsrechte als die Basis der
angelsächsischen Gesetze (die nns schon näher bekannt
sind, schon um 600 und 696 gesammelt wurden) erschei-
nen , und weil wir in der sogenannt alt - teutschen
öder neu -germanischen Gesetzgebung der Westgothen,
Bargnnder, Franken, Alemannen, Salier, ^puarier,
Thüringer u. s. w. überall deutliche Anklänge finden,
so, dass auch diese teutschen Gesetze des Continenles
so gut, als die angelsächsischen in England, vorzugs-
weise auf keltischem Boden wurzeln.
' Obwohl ganz England allmählig unter die Herr-
sehaft der Sachsen kam, so ist hier dennoch das kel-
tische Element im Volke,- besonders in den Städten, von.
allen Ländern am kräftigsten geblieben, die sächsischen
Dynasten haben hier weniger durchgreifend wirken k&n-
nen, als anderwärts. Das keltische Prinap der Volks-
Souveränität hat sich hier am frühesten wieder darcbge-
arfoeitet, und mit dem gothischen dynastischen Princip der
Macht und Alleinherrschaft sich auf eine sehr glückliche
Art durchdrungen. Immer, schon nach dem Tode Wil-
— 282 —
helm'8 1 087 , widersetzte sich ^ das Volk , selbst in Ver-
bindung der Edlen und der Geistlichkeit, der dynasti-
schen Despotie ; 1215 wurde der König Johann gezwun-
gen, die magna charia libertatum zu unterschreiben, noch
jetzo die Grundlage der englischen Freiheit; sie ist der
erste Vertrag zwischen Fürst und Volk, in welchem die
Zustimmung der Stande (Geistlichkeit und Adel) zu den
Steuern als Gesetz aufgestellt wurde, auch bekamen schon
die Burger bedeutende Vorrechte. Rasch bildete sich die
Verfassung weiter aus; die Standeversammlung erhielt
den Namen Parlament (um 1216), seit 1865 wurden die
Deputirten der Städte zugezogen, und seit 1343 tritt es
als gesetzgebender Körper unter der Form der beiden
Häuser auf, in welchem allein die Regierung des Landes
liegt, wie in den Volksversammlungen der alt -keltischen
Zeit. Die Oeffentlichkeit und Mündlichkeit der Gerichts-
verhandlungen, die Geschwomengerichte in CriminaUal-
len und viele andere keltische Institutionen sind aus der
ältesten in die jetzige Zeit gekommen, haben sich wenig
verändert. So ist das Alte mit dem Neuen, das Kel-
tische mit dem Gothischen und EngUschen verknüpft.
In England rühren die unzähligen Steindenkmale und
die mit denselben vorkommenden Kunstsachen mit ihren
eigenthumlichen Formen und Verzierungen , überhaupt die
Alterthümer, die wir im ersten Theile dieses Werkes be-
schrieben und als keltische bezeichnet haben, ohne Zwei-
fel von der keltischen vorchristlichen Bevölkerung her;
sie geben eine Einsicht in den druidischen Cultus , in die
keltische Kunst, die sehr isolirt dastehet. Wenn wir
die ganz gleichen Denkmäler und Kunstsachen auch in
andern Ländern finden , wird man berechtiget seyn, sie
auch hier einer keltischen Bevölkerung zuzusprechen.
b. Schottland.
Der nördliche, meist gebirgige Theil der engUsohen
Insel , nördlich der Mündung des Tweed, bildet Schotllaod.
Der Früh c/* Clyde scheidet von Nieder Schottland
(galldachd) HochschottUnd, mit seinen 400,000 Ein^
wobneniy wo jeteo — wie auf den Hebriden — noch allge-
mein gälisch gesprochen wird, wo das keltische Natio-
nalkl^d, der plaid (jetso Prachkann), und das alte Clans-
wesen noch nicht untergegangen ist;, doch ist Clan ein
englisches Wort und lautet im Schottischen Fnineacban
oder Ciennich, Kinnig, d. i. HauptUngsschiA.
Die Hochschotten nennen sich Galach, Gaidheal,
Gaidhil (gesprochen Gaele), ihr Land Caldach oder
Gaeldachd, woher Caledonia, ihre dem Irischen
sehr verwandte Sprache G a e 1 i c. Niederschottland heisst
im Schottischen Alban oder Albainn, seine Einwoh-
ner wurden in alten Zeiten Kaledonier und Picti,
eigentlich Peghten genannt, deren keltischer Ursprung
noch nicht völlig aufgehellt ist, die sich aber ganz engli-
sirt haben, w&hrend die Hochschotten keltisch geblie-
ben sind.
Schottland, einschliesslich der benachbarten Inseln^
ist besonders an der Küste noch sehr reich an kelti-^
sehen Denkmalen aller Art, an Altaren, Steinsetzungen,
Meuhirs, Grabhiageln, einfachen Gräbern u. s. w.^ und
man wagt es auch jetzo nicht einen Stein derselben zu
weltlichem Gebrauche zu verwenden; die Hochscbotten
nennen jetzo noch ihre Kirchen Lloach. Häufig sind die
bekannten Kunstsachen, Steinkeile, Ringe u. s. w. und
die Glaskugeln (die Adderstones, oder Glenian, gleinina
dhruidhe), die Abzeichen der verschiedenen Lehrstufeq
bey den Druiden waren«
Von Schottlands ältester Geschichte wissen wir
nichts, es mag im Alterthume keine grosse politische
oder wissenschaftliche Wichtigkeit gehabt haben; von
den Römern wurde es nie dauernd betreten, sie konnten
daher hier gar keinen £influ8s ausüben. Nach deren Ab«
zage aus England drangen diePicten verwüstend ein,
die Britten riefen gegen diesen Feind die gothisch-teut-
sehen Sachsen zu Hülfe, die ihn zwar bewältigten , aber
auch England für sich eroberten. Blutige Kriege begin-
nen seit der Zeit zwischen Schottland und England.
— 284 —
Früh schon bildete sich auch hier das Druidenthttm
in das Christenthum um; die südlichen Picten wurden
durch Ninas seit 394^ die nördlichen durch Columban
(Coluimcille) Ö63 — 593 christlich ^ die Hochschotten
noch früher.
Seit dem 9. Jahrhundert dringen die Sachsen er-
obernd in Schottland ein y tangiren aber mehr den niedern
als den hohen Theil von Schottland y welches seine Selbst*
ständigkeit behält. Das alte einheimische Königshaus
Kenneth herrschte y unter häufigen Kriegen mit England^
vom 9. bis zum 13. Jahrhundert^ diesem folgten die Kö-
nige aus den Häusern Bruce (seit 1889) und Stuart (seit
1371) y welche letztern selbst auf kurze Zeit den eng-
lischen Thron bestiegen.
Die Reiche Schottland und England wurden seit 1 603
äusserlich^ seit 1706 durch ein gemeinschaftliches Par-
lament und den Namen von Grossbritannien vereiniget^
auch nahm das niedere y südliche Schottland die englische
Sprache an.
Das schottische Hochland mit seinen Bergschot-
ten blieb in Sprache^ Sitten und innerer Verfassung kel-
tisch; noch jetzo herrscht die alt -keltische Sprache im
gälischen Dialect^ w^ird freilich immer mehr zurückge-
drängt; das keltische Wesen ist zwar modificirt^ aber
noch gar nicht erloschen. Bis 1746^ wo die letzten Un-
ruhen zu Gunsten der Stuarts unterdrückt wurden^ wo
man das uraltb Clanswesen aufhob ^ aber gar nicht ganz
unterdrücken konnte^ und man das' Volk entwaffnete^ ging
jeder freie Bergschotte stets bewaffnet^ wie in alt -kel-
tischer Zeit. Bis in die jüngste Zeit^ zum Theil noch
jetzo tragen die Bergschotten ihre uralt-keltische National-
kleidung. Sie gehörten von jeher zu den keltischen Stäm-
men, die ohne Hosen gehen, während andere Stämme
Hosen (breacan, woher bracae und breeches) haben.
Diese Nationaltracht bestehet aus einer buntfarbigen Jacke,
an der eine Art von kurzem, faltigem Weiberrock hängt,
Kilt, Fehl, Phillibeg genannt, der meist nur bis ans
Knie reicht, einem grossen Schawl oder Stück Zeug — *^
dem Plaid oder Prichkkan^ ^ von gleichem buntem
Zeuge, an der linken Schulter befestiget, einem Gür-
tel mit Pistolen — dem Durk — einer blauen Mütse
mit langer Feder, ganz kursen Strumpfen und Sandalen
oder rothen Schuhen (brogues). Das bunte Zeug (tar-
tan oder catha) ist würflig, meist dreyfarbig, und je-
der Clan hat seit urältester Zeit seine Eigenthümlich-
keit an den Farbenstreifen, seinen eignen Tartan.
Von jeher war das Land in viele kleine freie Ge-
meinheiten, in Kinnich's oder Fine, Clans im Englischen,
getheilt, denen der Cean oder Laird (woher Lord im
Englischen) vorstehet, ein Name, den wir schon bey
den alten Tuskem in Italien finden. Dieser Laird stehet
zu seinen zahlreichen Clanleuten oder Trabanten, den
Finneachans oder Ciennichs, in einem vielmehr patriar-
chalischen clientelen, als feudalistischen Verhältnisse, er
fuhrt sie an, schützt sie, unterhält sie zum Theil, und
sie sind ihm dagegen mit unerschütterlicher Treue ergeben.
Erst in neuester Zeit haben Despotismus und Habsucht
der Lairds zum grossen Theile dieses uralte clientele
Verhältniss gelöst.
Noch haben viele Lairds ihre Barden oder Saok-
pfeifer, die auf ihrem Dudelsack, der sich in Jahrtau-
senden nicht verändert haben wird , uralte Melodien bla^
sen, die den Fremden höchst wunderlich klingen, und
Gesänge anstimmen, die sich von Generation zu Gene-
ration fortpflanzten. Solche uralte Bardengesänge sam-
melte 1760 der Schotte Macpherson, diess sind die be*-
rühmten Gesänge Ossians, den homerischen ähnlich,
denen auf jeden Fall alte Lieder als Grundlage dienen,
wenn sie auch in jetziger Gestalt nicht acht seyn soll-
ten* Gälische Handschriften giebt es wenige und sie
reichen nicht über das 15. Jahrhundert hinaus.
Hodisdiottland bildet noch jetzo ein ziemlich rmi
keltisches L^nd, nur mit christlichen Formen, da»
zur Erkenntnis» des Alterthumes von hoher Wichtig-
keit ist
c. Irland.
Die ElDgland ganz benachbarte^ meist flache und
moorige Insel Irland^ von den keltischen Einwohnern
Eirin (von eir^ Occident und in, die Insel), auch Erin
genannt, woher Jerne und Hibernia, mit ihren 7 Hil-
lionen Einwohnern, ist ein rein keltisches Land, wel-
ches weder die Römer, noch in früherer Zeit fremde
Colonien betraten; hier herrscht noch heute das Erse,
der gälische Dialect der keltischen Sprache , vom Schot-
tischen wenig abweichend, der sich im Laufe von Jahr-
tausenden nicht wesentlich verändert haben wird. Man
hatte eine uralte Schrift, und findet auf einigen Stein-
denkmalen Inschriften mit solchen Oghan-Characteren.
Das irische Alphabet der alten Handschriften , noch jetzo
nicht ganz abolirt, hat 17 Buchstaben, die von den
lateinischen nicht sehr verschieden sind.
Ganz Irland ist bedeckt mit heidnischen Steindenk-
malen aller Art, Gräbern und in diesen Kreis gehörigen
Kunstsachen, denen in England und Schottland ganz
gleich, die hier ohne Zweifel keltischen Ursprunges sind,
dem Druidenthume angehören. Diese Alterthümer setzen
eine grosse industrielle Bevölkerung voraus, deuten dar-
auf hin, wie das Land in der druidischen Zeit in ei-'
ner bessern Lage gewesen seyn wird , als in der christ-
lichen und besonders in der jetzigen, wo die allerbit-
terste Armuth und das grösste Elend herrscht. Nächst
Gegenständen von Bronce, Kupfer und Eisen finden
sich viele Kunstsachen und Münzen aus Gold/ das viel
häufiger als Silber gewesen seyn muss. Ueberall in Ir«
land findet man Spuren eines uralten Bergbaues ; auch
hier erscheinen die Kelten als das eigentlich bergbauende
Volk mit einer ausgebildeten Metallurgie.
Wie verbreitet die Industrie war, lehren die kel-
tischen Alterthümer , Cultur und Wissensohafk mnss des»-
halb schon hoch gestanden haben, weil hier ein Haupt-
sitB des Druidenthoms mit wichtigen Schulen war, die
auch in der christlichen Zeit noch lange nachklangeii«
— «r —
V^on den astronomischen Kenntnissen zeugt unter andern
ein merkwürdiges broncenes Kunstwerk^ beschrieben in
den Transacf. of the Irish Academy^ Vol. 17. Es ist
ein Zirkel^ dessen scharfe Anssenseite durch 8 Ringe
den Mondlauf in seinen Phasen darstellt; in der innem
Seite des Zirkels stehet ein sweiter^ an rtner Axe be-
festigter Zirkel^ und zwar in der Richtung der Nei-^
gung der Pole, und innerhalb dieses zweiten Zirkels
ein Erdball, dessen Aequator den Kreis bildet^ dessen
Pole oben und unten stehen.
Die alte Geschichte von Irland ist uns sehr unbe-
kannt; die Römer, die nie ins Land kamen, erwähnen
nichts davon, und die eigene, irische Litteratur giebt
darin zwar viele, aber sehr dunkle Notizen. Man er-
wähnt 148 irische Könige, die bis in die Mitte des 6.
Jahrhunderts zu Tarah residirt haben sollen.
Gleich allen keltischen Ländern wird Irland in sehr
viele kleine Territorien zerfallen seyn, von denen frfiher
19, dann vornehmlich 4, als sogenannte Königreiche
hervortreten, Munster, Ulster, Leinstr und Con-
naugt, die noch jetzo die Provinzen bilden, in welche
das Land getheilt ist.
Wie es gekommen seyn mag, dass hier wohl auf
ganz friedlichem Wege, und ohne uns bekannte äussere
Ursachen, das Druidenthum sich in das Christenthum
umbildete, ist uns unbekannt; aber gewiss fand hier
schon vor dem 5. Jahrhundert das Christenthum Ein-
gang, wohl von Gallien aus, und Patrikj der eigentlich
Succuth hiess und 493 starb, wird als erster, vom
Papste bestätigter irischer Bischof genannt. Seit der
Zeit hängen die Iren so eifiig dem Christenthume , als
früher dem Druidenthume . an ; die alten druidischen Denk-
male^ die auf das Höchste geachtet werden, haben meist
eine christliche Folie erhalten, sind mit Heiligen und
Wundem in Verbindung gesetzt.
Druiden können es wohl nur gewesen seyn, wel-
che hier als die ersten ehristlichen Priester und Mönche
aufkraten, und die ersten irischen Priester waren es,
— 288 --
die sich vor allen Andern durch Gelehrsamkeit und Ei->
fer auszeichneten. Die alten heruhmten^ gelehrten Drui-
densitze wurden christliche Kloster, die wegen ihrer
gelehrten Mönche sehr berühmt wurden, wie Armagh
(gestiftet 457), De rry (gestiftet 535)^ Bangor(552),
Clonfert (553), Lismore, Tamar, Londondery
und andere. Von hier gingen die berühmtesten kel-
tisch-christlichen Missionäre nach allen Seiten aus, be-
sonders nach Germanien , wo gleiche Sprache geherrscht
haben wird, wie Columban und viele Andere. Die
zum Theil jetzo noch vorhandenen sogenannten Schot-
tenkloster auch in Teutschland sind von Irland, gar
nicht von Schottland aus gestiftet und besetzt; unter
andern gründete der Schotte Kilian um 700 das Klo-
ster Würzburg in Germanien. Bis zum 10. Jahrhundert
und länger heissen die Iren in der christlichen Kirchen-
sprache Scoti oder Escoti; ich habe aber nicht auf-
finden können, woher dieser Name stammt.
Wenn Irland zu der druidischen Zeit schon sehr
und lange blühete , so wird die Periode vom 5. bis zum
9. Jahrhundert, bis zu dem Einbrüche der gothisch-
teutschen Völker, eine nicht minder glückliche gewesen
seyn; es wurde nicht von auswärtigen Feinden belästi-
get, erscheint als ein rein keltisch - christliches Land,
als ein Centrum für Wissenschaft und Gelehrsamkeit,
während in den andern Ländern fremde Völker einbra-
chen, verheerende Kriege wütheten und die Cultur er-
starb. Zur Zeit des heiligen Patricius (f 457.) war
eine reiche irische Litteratur vorhanden; in seinem hei-
ligen katholischen Eifer liess er möglichst die poetischen,
juridischen und philosophischen Werke der Druiden ver-
brennen, und änderte die geschichtlichen nach dem christ-
lichen Standpunkte um.
Dieser glückliche Zustand ward unterbrochen durch
die Einfalle der gothisch-teutschen Normannen, seit dem
Anfange des 9. Jahrhunderts, die bald festen Fuss fass-
ten, besonders nach Erbauung von Balacleigh oder Dub-
lin im Jahre 849, der jetzigen Hauptstadt des Landes,
die nicht irisch^ sondern englisch ist. Bald folgten die
Angelsachsen aus England^ die unter Heinrich II. 117S
ganz Irland eroberten und unterjochten ^ das sirenge
Papstthum y wie das Lehnswesen einführten und das kel-
tische Wesen mdglichst zu vernichten suchten.
Hier amalgamirten sich nicht ^ wie in andern Län-
dern^ die keltische und gothische Nationalität^ die Iren
und Sachsen stehen sich bis zur jetzigen Stunde feind-
lichst gegenüber^ nur die grossen Seestädte englisirten
sich ^. das ganze Land blieb keltisch^ umfasst die grösste
compacte Masse der jetzigen Kelten; nur mit Ehrfurcht
und Liebe kann man das Festhalten an der Nationalität
betrachten.
Im Laufe der folgenden Jahrhunderte wurden die
blutigsten Kriege geführt^ die eine immer grausamere
Gesetzgebung der Sachsen (Engländer} gegen die Iren
zur Folge hatten; ihr gegenseitiger Kampf erhielt seit
der Reformation eine vorwaltend religiöse Grundlage.
Man raubte den Iren fast alles Grundeigenthum, das
englischen Grossen gegeben wurde, zwang sie den. geist-
lichen Zehnd, den ihre katholischen Priester wahr-
scheinlich aus der Erbschaft der Druiden bezogen, der
protestantischen Geistlichkeit zu geben, die ihnen fremd
war, unterdrückte sie überhaupt auf jede Art.
Die Iren, das jetzo vielleicht am meisten bedrückte
und unglücklichste Volk, bewahren fortwährend ihre kel-
» tische Nationalität; so laut und geduldig sie ihre wohl-
begründeten Beschwerden geltend machen, so schwierig
mag es freilich wohl seyn, diese zu b|seitigen. Den
Gipfel des Elends .scheinen sie jetzo (1847) erreicht zu
haben; jedes fühlende Herz wird wünschen, dass ein bes-
serer Zustand eintrete. Es mag nichi in der Ohnmög-
lichkeit liegen,, dass auch diese Nationalität ihr Haupt
wieder kräftiger erhebt, da überall die Nationalitäten sich
regen, und England könnte in eine schwierige Stellung
kommen, wenn seine keltische Einwohnerschafl einmü-
thig auftreten sollte, wozu freilich jetzo keine Aussicht
vorhanden ist.
Kefrrstein Kelt. Altertb. II. Bd. II. Abtb. 19
— 290 —
b. Gallien, das heutige Frankreich.
Die jetzigen Nationalitäten der Franzosen, Italiener
und Teutschen existirten im Alterthume nicht '^ das Land
vom schwarzen Meere bis zur Ostsee und den Pyrenäen,
längs der Donau und dem Rheine, hiess bey den alten
Griechen Keltike, ^ Kaktixi^, später bezeichnete man das
Land von den Pyrenäen bis zum Rheine als Galatia,
dann als Gallia. Das heutige Frankreich, mit Inbe-
griff von Oberitalien . hiess und heisst in der keltischen
Sprache: Gael, Gaidheal, Gaeltacht, (Keltenland), da-
her Gallia der Römer, Gaule der Franzosen ;. die Gallier
heisseu Gwalwys im Wälischen. Die Bewohner Galliens
nennt Polybius Kelten, auch Galater {^K^Xxuiy rakdtai).
Gallien war aber nicht ein so rein keltisches Land,
als Britannien*, neben einer vorwaltend keltischen Bevöl-
kerung wohnten hier auch Basken und in Marseille Grie-
chen^ die Germani längs dem Rheine waren aber nicht
Teutscho, sondern Kelten.
Schon vor etwa 2500 Jahren, 600 v. Chr., 150 vor
Roms Erbauung, begründeten die griechischen Phokäer
eine Handels -Colonie in Gallien, im Lande der Ligycr
und Segobriges, in Massiüa, dem jetzigen Marseille, die
hier sesshaft blieb , auf das nationelle Wesen der Gallier
wohl ohne Einfluss war, aber zur Römerzeit und spä-
ter von politischer und — wissenschaftlicher Bedeutung
wurde.
Basken und Gallier werden stets in nationeller Hin-
sicht sehr verschieden gewesen seyn, Strabo IV. 1. §. !•
sagt : In alten Zeiten theilte man die Einwohner von Kel-
tike (Gallien) in Akyitaner, Kelten und Beigen. Die
erstem (Aquitani der Lateiner),' nicht nur durch Sprache,
sondern auch durch Körperbildung ganz abweichend, glei-
chen mehr den Iberern (Spaniern), als den Gaialem
(Kelten), alle andern sind zwar von galatischer (kelti-
scher) Bildung, aber nicht gleichsprachig, sondern einige
weichen in der Sprache etwas ab (durch den gälischen
uud.wälischcn Dialcct). Nach IV^ II. §. 1. wohnten die
— 291 —
Aquiiaoi zwischen den Pyrenäen und der Garonne ; also
im sudlichsten Frankreich^ im Qascogne und Langne-
doe. Diese Aquitani sind ihrer Hauptmasse nach
die heutigen Basken^ die in alter Zeit viel zahlreicher
waren ^ als gegenwartig, sich weit über Spanien, und
einen Theil von Oberitalien (Piemont) verbreiteten. Diese
haben wohl von jeher die jetzige baskische Sprache ge-
redet, und ihre alten Institutionen mögen den jetzigen
wohl ähnlich gewesen seyn , die wir noch bey den spa-
•nischen Baskca finden.
Im hohen Alterthume treten hier, im südlichsten
Frankreich als wichtige Völker auf: die Sicani oder
Siculi, die in sehr alter Zeit, etwa 1600 v. Chr. nach
Italien ziehen, wahrscheinlich dem keltischen Stamme
angehörig und die Ligors, Ligii, Ligyes, Liguri, auch
Salii oder Keltoligyes genannt , die sich über einen Theil
von Oberitalien — Liguria oder Ligystike verbrei-
teten, die ein Mischvolk von Kelten und Basken ^e^
wesen seyn können , verwandt den heutigen Proven^alen.
Die Kelten, welche den Hauptstock der Bevölke-
rung bildeten, zerfielen offenbar in 8 Gruppen, welche
die beiden Dialecte der keltischen Sprache geredet ha-
ben werden, und es scheint, als wenn Strabo diese als
Beigen und Kelten bezeichnete.
Gewiss ist es, dass die Einwohner von Armo-
rica (von ar, an, und mor, das Meer), d. i. in der
jetzigen Bretagne (dem Depart. Morbiham, Finistdre,
Cötes du Nord und Loire inferieure) und der Nachbar-
schaft, dem wälschen Stamme angehörten, da sie noch
heut zu Tage einen Dialect des Wälschen sprechen und
sich nicht französirt haben; sprachlich waren sie daher
den Einwohnern der gegenüber liegenden brittischen Küste
verwandt, mit denen sie überhaupt in innigster Bezie-
hung standenr. Ihr Land nannten die Armoriker breiiz
auch ftr/tonma, sich selbst brithaiued, britones. Der
Name kommt her von briz im Bretonischen, das wie
brit im Wälschen bemalt — pictus — heisst , weil man
sich tätto Wirte, und noch bis jetzo sind Fast alle ge-
19»
— 292 —
meine Bretagner auf den Armen tättowirt. Von jenem
breiz nannten die Armoiiker ihre Sprache bryzad^
breizuneck^ woher das französische breton^ bas bre-»
ton stammt.
Als ein sehr wichtiges armorisches Volk^ das vor-
zugsweise den Handel in Händen hatte, das den Rö-
mern 220 grosse Schiffe entgegensetzte (Cäsar HI. 1 4.)^
erscheinen die Veneti, die Umwohner der jetzigen
Stadt Vannes. Ein anderer Zweig der Vei^eti bildete
ein illyrisches Volk , wohnte im jetzigen Venetianischen,
von wo sie einen sehr wichtigen Handel nach Nordgenna-
nien trieben; auch an der Ostsee wohnten Veneti. Alle
diese werden Stammverwandte^ aber gewiss nicht sla-
wische Völker seyn ^ zu denen man sie wohl hat machen
wollen. Den Armorikem stammverwandt werden die Völ-
ker sudlich der .Seine und Marne gewesen seyn^ die
Camutes ^ Senones, Lingones und Cenomanes.
Kein Land ist so reich an gigantischen Steindonk-
maleOy überhaupt an Bauwerken und Kunstsachen, die
als keltische bezeichnet werden, als die Bretagne, wo
vor allen die sogenannte Burg Carnac hervorragt, die
einst aus 1 0,000 Ungeheuern Pfeilern bestand , und wohl
das grossartigstc Bauwerk ist, welches existirt, wie
diess alles im ersten Theile S. 180 erörtert wurde. Ob-
wohl die alte Litteratur diese Denkmale nicht erwähnt,
so sind sie doch offenbar druidische und gehören dem wäl-
schen Stamme der keltischen Nationalität an ; wo wir
nun' einen ganz gleichen Kreis von Alterthümern finden,
da haben auch wahrscheinlich die Einwohner demselben
Stamme der Kelten angehört.
Dieselben Alterthümer, vorzijglich die, welche wir
als die Gruppe der Hühncnbetten bezeichnet haben , ziehen
sich aus der Bretagne nach' allen Seiten tief nach Frank-
reich hinein, vorzüglich aber längs dem Meere hin, bis
gegen die Mündungen des Rheines, wie sie sich auch
diesseits des Rheines , in Germania immer in den niedern
Meergegenden finden. An Armorica grenzten die Bei —
ga«y die längs dem Meere und längs dem linken Rhein —
— 293 —
ufer wolinten; ein Hauptvolk derselben waren die Mo-
T i n i , zwischen der Scheide und dem portus itius (Calais J^
deren Name (vom mor (W.) das Heer)^ schon auf wäl-
schen Ursprung deutet. Wahrscheinlich gehörten die Bel-
gae, wenigstens die^ welche längs dem Meere wohnten^ und
dieBritones inArmorica zu demselben wälschen Stamme der
Kelten, auch rechnet Strabo IV. 4. §. 1. die erwähnten
Veneti in Armorica y daher wohl alle Britones zu den Bel-
gae ; der ganze westliche Theil von Gallia wird daher von
der wälschen Nationalität bevölkert gewesen seynj dess-
halb können doch gälische Stämme zur belgischen ConfÖ-
deration gehört haben.
Schon der Name Belgae weist auf den wälschen
Stamm, bei (W.) ist Krieg, belg (W.), das Ueber-
wältigen, belgiad (W.) ein Ueberwältiger , ein Bel-
gier, gwyr belg, woher Firbolgs wurden die Belgier
von den Iren genannt, die grosse Colonien im südlichen
England bildeten, sich auch in Irland angesiedelt hatten,
belgwys, ein Ueberwinder, ein Belgier, belga im La-
teinischen. Die bellovaci, ßeXXoaitot bildeten die
Hauptvölkerschaft der Belgae, die 100,000 Bewaffnete
stellen konnte, ihr Land und das der Nachbarvölker bil-
dete das eigentliche Belgium.
Ein Theil dieser gallischen Belgae, oder dec belgi-
schen Confbderation, aus den gebirgigen Gegenden am
linken Rbeiuufer, daher wohl besonders kriegerisch, führ-
ten den keltischen Namen germani, von ger (W.),* der
Krieg (woher das teutsche Wort Heer, Wehr, das fran-
zösische guerre, das englische War — } daher gair-
mann, der Krieger, und das lateinische Germani; sie
mögen eine kleine Conföderatien für sich gebildet haben,
woher diese Gegend den Namen Germania erhielt, der
später auf das jetzige Teutschland übertragen wurde ; aber
diese Germani waren nichts weniger als Teutsche, son-
dern Stamm- und Namensverwandte der Belgae,
Die Belgae, die, wie es scheint, im Allgemeinen
wenigstens die wälschen Kelten Galliens in sich begrif-
fen, und in dem westnördlicben Theile Galliens wohnten.
— 294 —
waren stets als sehr tapfer und kriegerisch bekannt^ sie
bildeten eine Confödcration , die zu Cäsars Zeiten eine
Macht von 280^000 Mann ins Feld stellen konnte, die
also äusserst grossartig war-, hey ihnen war der Haupt-
sitz des Druidenthumes, in ihren Händen wird der wich-
tigste Handel zur See gelegen haben, der sehr blühend
gewesen seyn muss, und weithin sendeten sie Colonien
oder Armeen aus , da sie einen Ueberfluss an Menschen
hatten, so nach England, wo nach Cäsar (bell. gall.V. 13.),
Ptolcm. und Andern sehr viele Belgier von deo verschie-
densten Völkerschaften wohnten, nach Teutschland und
Ober -Italien.
Wie ohngefahr die Belgae und daher auch die
Germani aussahen, erfahren wir durch Strabo IV. 4.
§. 3., wo es heisst: die Belgae tragen kurze Mäntel, um-
schliessende Beinkleider und eine Aermel- Jacke bis auf
die Lenden. Aus ihrer Wolle weben sie Flauschmäntel,
welche die Hellenen Lainas nennen. Als Waffen tragen
sie ein langes, auf der rechten Seite herabhängendes
Schwert, einen grossen Schild, Lanzen und die Mataris,
eine Art Wurfspiess. Einige haben Bogen und Schleuder,
auch einC; dem Wurfstocke ähnliche Waffe, welche aus
der Hand, nicht aus dem Kiemen geworfen wird, weiter
fliegt als ein Pfeil -, sie bedienen sich dessen besonders zur
Vogeljagd. Die Meisten liegen bey' der Mahlzeit auf
Strohkissen. Sie nähren sich meist von Milch und Fleisch,
besonders Schweinefleisch, frisch und gepökelt,- welches,
wie Flauschmäntel , viel nach Rom ausgeführt wird. Zu
der Offenheit und Zornmüthigkeit der Kelten gesellt sich
viel Pracht liebe. Sic tragen viel Gold, Halsketten,
Geschmeide um die Arme und Knöchel, auch buntge-
färbte und goldgestickte Kleider.
Nächst den Belgae oder Kymrs , bildeten die G a e 1 8 ,
Gals, die Strabo als Kelten bezeichnen wird, eine an-
dere Völkergruppe, die der eigentlichen Gallier, die
mehr im innern und östlichen Gallien wohnten, in wel-
chen Gegenden wir vorzüglich die Gruppe von alten Bau-
werken finden, die als Steinburgen und cyclopische Mauern
— 2Ö5 ~
bezeichnet wurdeu. Hier lag das eigentliche alte Gal«
lia^ das Gallia bracata, das seinen Namen haben
wird von breac (Ol.); bunt, breacan (Gl.) das bunte
Kleid ^ auch erwähnt Dioder. VI., dass bey den Galliern
die bunten Kleider braccae genannt wurden.
Diese Gallier, die keinen Seehandel hatten, meist
gebirgige Gegenden bewohnten, zum Theil wohl roher
als die Belgae waren, und dem gälischen Stamme
der Kelten angehörten, scheinen nicht eine so compacte,
politisch verbundene Masse, als die Belgae gebildet zu
haben. In römischer Zeit bildeten sie 3 Haupt-Coniöde-
rationen: 1) die der Avernes in Avernia, der hohen
Gegenden der Auvergne (von ar, ard (Gl.) hoch und
fearan oder voran (Gl.) Gegend) , wo Gergovia die Haupt-
stadt war; 8) die der Edues oder Hedui, am obern
Liger, mit dem Centralorte Bibracte, und 3) die Se-
quanes an der Sequana (Saone), mit dem Central-
orte Veson. Diese gallischen Kelten waren von den be-
nachbarten Germanen wohl gar nicht nationell verscUedeu ;
denn Strabo IV. sagt: sie wären den Germanen verwandt,
und wolle man wissen, wie sie früher (in der vorrömischen
Zeit) gelebt hätten, so dürfe man nur germanische Art
und Sitten beobachten.
Die Grenzen zwischen Gallia und Belgia werden stets
wohl sehr wechselnd gewesen seyn, da sich die einzel-
nen Völkerschaften, nach eignem Gefallen, bald in die-
ser, bald in jener Art conföderirten. Später ging der
Name Gallia auf das ganze Land über, wie der Name
Germania auf Teutschland.
Ausser in Massilia (Marseille), wo man meist grie-
chisch gesprochen haben wird, .und ausser Aquitanien,
wo die baskische Sprache verbreitet seyn mochte, und
ausser Liguria an der südlichen Meeresküste , wo vielleicht
eine Mischsprache aus Baskischem und Keltischem ge-
redet wurde, herrschte durch ganz Gallien die keltische
Sprache und Nationalität, die sich in ^rmorica wahr-
scheinlich ohne wesentliche Abweichungen bis auf den
heutigen Tag erhalten hat.
— 296 —
Die heidnischen, nicht römischen Alterthumer sind
daher in Gallien, wie in Britannien keltischen Ursprun-
ges, da man kein anderes Volk kennt, dem sie zuge-
schrieben werden konnten , und da die heidnischen Qra-
ber sich allmählig in christliche umbilden.
Von der alten Geschichte Galliens, in der vorrömi-
schen Zeit, wissen wir fast gar nichts, nur wird er-
wähnt, dass 600 V. Chr., zum Theil noch früher, Belgia
wegen Uebervölkerung grosse Colonien oder ArmeeB
nach Germanien und Italien ausgesendet habe. Bald zo-
gen andere Völker nach Italien, die Laeves und Ananes^
die Boji und Lingones, später die Sennones, die ä8& v.
Chr. Rom -eroberten ; dann die Gaesatae , die H&lfevölker
der Carthager unter Hannibal. Um 980 v. Chr. erober-
ten Gallier, in Verbindung mit Germanen, durch ein Heer
von 150,000 Mann Infanterie und 15,000 Mann Cavallerie
Thrazien, Byzanz, Griechenland und Kleinasien, wo es
sich festsetzte und einen gallischen Staat bildete, Gala^
lia oder Gallograecia, der bald wichtig wurde, wo Ancyra
lag, seiner Zeit eine der schönsten Städte. Ganz Ober-
Italien, die heutige Lombardei und Piemont, gehörte
' nationell zu Gallien, hiess auch bey den Römern Gallia
cisalpina. Weil es in Gallien keine Staaten im heuti-.
gen Sinne des Wortes gab, keine Hegenten, um die sich
das Schicksal der Völker drehete, sondern bloss kleine
freie Territorien oder Republiken, die sich nach Gefal-
len mit einander verbanden, so ist auch eine allgemeine
Geschichte kaum möglich. Gleichwohl mag in jener Zeit
Gallien seine höchste Blüthe gehabt haben ; der gallischen
Nationalität gehörte ganz Ober -Italien, bedeutende Striche
vom sudlichen Britannien, ganz Hclvetien, und auch im
südlichen Germanien, wohin 600 v. Chr. eine. grosse
Colonie gegangen war, wohnten gallische Stämme.
Die gallische, wie überhaupt die keltische Verfas-
sung gewährte die höchste persönliche Freiheit; auswar«-
tige Feinde gab es nicht zu bekämpfen , der Handel dürfte
sehr bedeutend gewesen seyn. Wie reich das Land
war, ergiebt sich aus den alten Gräbern, aus den Waf-
— 2OT —
fen und Schmuck der gallischen Krieger , die sich mit
goldenen Ketten behingen und aus^der ungeheuren Beute,
welche die Römer in Gallien machten. Vpn der Indu-
strie sengen die Kunstsachen, welche besonders die
Gräber umschliessen , die von vortretnicher Arbeit, aber
in dem eigenthümlichen keltischen Geschmack gearbeitet
sind. Die Baukunst trägt den rein keltischen Styl;
die Privatgebäude waren ganz einfach, von ihnen konnte
sich nichts erhalten; die öffentlichen druidischen Bau-
werke bestehen aus Gräbern^ Altären^ Steinsetzungen,
cyclopischen Blauem und dergleichen, die meist unser
hohes Erstaunen erregen, zum Thoil unendlich grossar-
tig sind, nur kann man hier nicht den Maassstab der
Bauwerke anderer Völker anlegen , da sie mit diesen gar
keine Relation haben.
An einer uralten Cultur hat es den keltischen Gal-
liern daher gar nicht gemangelt; eben so wenig an wis-
senschaftlichen Kenntnissen , welche nach allen Zeugnis«
sen die Druiden in hohem Grade besassen; diese übten
auch die Schreibkunst, die Dichtkunst, und hatten eine
Menge beröhmte Druidenschulen, die zur Zeit der Rö-
mer dem Volke geöffnet wurden, was nun auch eine Litte-
ratur erhielt.
Von dieser blühenden druidischen Zeit kennen wir
zwar das l£nde, dagegen wissen wir gar nichts über den
Anfang; aber ohne Zweifel fallt dieser in eine sehr alte
Zeit, in die pelasgische, vorgriechische, und der Sage
nach sollen Flüchtlinge vom zerstörten Troja nach Gallien
gekommen seyn. Mehrere Jahrtausende vor Christo mag
Gallien schon sehr blühend gewesen seyn, wie Britan-
nien und Italien^ hatte gewiss eine hohe Cultur., aber
die eigenthümlich druidische, die von unserer, von der
griechisch-römischen sehr verschieden ist, in die es
schwer ist sich hineinzudenken. Vom höchsten Interesse
sind die Reste, die aus jener merkwürdigen Zeit übrig
geblieben sind, die noch viel zu wenig beachteten Bau-
denkmale und Kunstsachen des Druidenthumes, die in
der Kunst- und Cuhurgeschichte sehr isolirt dastehen,
— 298 —
zum Thcil gigantischer Art sind; alle tragen den glei-
chen Character, ohne eine Veränderung oder Ausbildung
zu zeigen , und die gleiche Cultur wird bis zur allerälte-
sten Zeit heraufsteigen; das aber ist gewiss ein grosser
Irrthum, wenn man die Gallier auch der ältesten Zeit
für rohe Barbaren ^ für -nomadische Hirten - und Jäger\'öl-
ker ansehn wollte. Der Angabe der Schriftsteller (wie
Appianus u. s. w.} nach gab es in Gallien etwa 800 Städte
und 300 einzelne Völkerschaften.
Nachdem das ländersüchtige Rom das gallische Ober-
Italicn trotz der Hülfe seines Mutterlandes besiegt und
unter seine Botmässigkeit gebracht hatte (222 v.Chr.),
trachtete es dahin auch Gallien zu unterwerfen ; gern ge-
währte es den griechischen Massiliern Hülfe und eroberte
schon 165 V. Chr. Ligurien^ das südliche Frankreich^
das nun römische provincia wurde (woher der jetzige Name
Provence stammt}, auch Gallia comata, das langhaarige,
oder narbonensis hiess, das ganz römisch orgamsirt wurde.
Hierdurch waren die eigentlichen Gallier sehr bedrohet,
und deren Völker conföderirten sich unter der Aegide der
Avernes in der Auvergne, wurden aber 122 v. Chr. über-
wunden, ihr Land — das mittlere und östliche Frank-
reich — zur römischen Provinz gemacht. Die so besieg-
ten Gallier suchten wahrscheinlich Hülfe bey den kelti-
schen Völkern in Germanien; da kam unter Anführung
der Kimbern und Teutonen , aus dem Norden von Europa,
ein mächtiges, trefflich bewaffnetes Heer nach Gallien
J^115 v. Chr.), verdrängte die Römer aus dem Lande und
wollte nun über die Alpen gehen , um auch das gallische
Ober -Italien vom römischen Joche zu befreien. Korn war
in höchster Sorge, machte die möglichsten Anstrengun-
gen und schlug 102 v. Chr. die germanischen Heere , die
sich unglücklicherweise getrennt hatten , machte nun seine
Herrschaft in Gallien wieder geltend , legte auch zu deren
Befestigung römische MiUtair-Colonien — municipia
an, die ganz römisch waren , wo das römische Recht galt^
wie z. B. Narbonnc , da übrigens das eroberte Land ganz
keltisch blieb, sein eigenes Recht behielt.
— 299 —
Um den Rucken Frei zu haben, wendete Rom seine
Macht jetzo gegen die keltischen freien Völker in den Al-
pen , besonders gegen die Conröderation der Allobroges^
deren Mittdpunkt Genf war, die 62 v. Chr. besiegt
wurden.
Sehr schmerzlich mag den Galliern ihr Vcrhältniss
zu Rom gewesen seyn, sie wendeten sich Avieder um
Hülfe an die stammverwandten Germanen, besonders die
Sequancs (im spätem Burgund und Franche Contc), auch
erschien 72 v. Chr. eine germanische Armee unter dem
Commando von Ariovist und setzte sich im Lande der
Sequanen wie der benachbarten Aeducr fest, wo die Herr-
schaft der Römer ganz aufliörte. Da übernahm der thä-
tige General Caesar das römische Commando, schlug 58
bis 50 V. Chr. die Germanen, wurde wieder Herr des Lan-
des, wendete nun seine siegreichen Waffen gegen die
mächtige belgische Confoderatiön , überwand sie, selbst
Armorica, und kam bis zum Rhein, bis an die Grenze von
Germania magna oder Teutschland^ wo jedoch der Flug
der römischen Adler gehemmt ward.
Gallien organisirte man seit etwa 50 v. Chr. in flnan-
ziellcr und militairischer Hinsicht auf römische Art^ es
musstcn Hülfstruppen gestellt und vielerlei Abgaben be-
zahlt werden, wie der Census, die sehr drückend wurden ;
doch blieb das L-and im Allgemeinen ganz keltisch^ mit
Ausnahme weniger Municipien und Städte, die das jus
ifalicum hatten; Rom schickte Gouverneure und einige
hohe Beamte (Proconsules, Praetores, Procuratores}, tem-
porär auch einige römische Legionen hin, die lateinische
Sprache diente der Regierung, der Litteratur, war auch
wohl Umgangssprache der höhern Cirkel, kam aber nicht
ins Volk. Vorzugsweise war man bemühet, das Druiden-
thum wegen seines grossen politischen Einflusses zu un-
terdrücken, dem römischen Cultus Eingang zu verschaffen^
was nur sehr unvollkommen gelang.
Rom war darauf bedacht^ das alt -keltische Wesen
möglichst zu vernichten , man theilte (unter August) Gal- ^
lien in 4. Provinzen , bey denen die Volksthüralichkeit
— 300 —
wenig berücksichtiget wurde; ein breites Stück, quer
durch das Land hindurch^ zwischen der Seine und Loire,
mit Armorica einerseits, und die Schweitz oder Helvetia
andererseits, bildete Gallia lugdunensis mit kimri-
schen und gallischen Völkern , sudlich lag A q u i t a n i a ,
daneben Narbonensis, mit baskischen und gallischen
Einwohnern, nördlich der Seine bis zum Rheine, der
Saone und Rhone verbreitete sich Belgica, welches
sowohl belgische (wälsche) Völker, als keltische (gälsche)
umfasste. Ein grosser Strich dieser Provinz hiess Ger-
mania prima und secunda. Später, wahrscheinlich unter
Diocletian, wurde das Land in 17 Provinzen getheilt
Andererseits bemöhete sich Rom, die Gallier dem Römer-
thume möglichst geneigt zu machen; unter Kaiser Clau-
dius, 41 n. Chr., bekam auch Belgica das römische But"
gerrecht, und die Gallier spielten zu Rom eine grosse
Rolle, aber ins Volk wollte das römische, auf Despotie
basirte Wesen nicht dringen.
Im Jahre 64 n. Chr. entspann sich unter Kaiser Vi-
tellius eine mächtige Verschwörung gegen die Römer,
unter Civilis; es wurde das gallische Reich unter den
alten Formen, mit den alten Farben ausgerufen^ die Drui-
den verkiindeten wieder ihre alte Lehre, ihre Mysterien
und Divinationen ; aber auch diese Aufregung wurde unter
Vespasian unterdrückt, die römische Herrschaft war nun
begründet, aber auch begrenzt; vorwärts nach Germanien
konnte das Römerthum nicht weiter dringen ; statt anzu-
greifen, wehrte es nur ab, immer mehr verlor es an Kraft,
schleppte sich aber noch ein Paar Jahrhunderte müh-
sam fort.
Das Keltenthum bekam nun eine etwas andere Gestalt,
nachdem die starren Formen des Druidenthumes gebrochen
waren; die druidischen Bauzünfte bauen nun steinerne,
schön verzierte Privatgebäude im griechischen Geschmack,
auch statt der colossalen Steinsetzungen, Tempel, den
römischen ähnlich , doch mit druidischen Verzierungen,
auch Triumphbogen und sonstige Bauwerke; man fertigte
Mosaike, Säulen und Statuen, alle Gegenstände wurden
— aoi —
sehr vollkommen hergestellt^ aber man wvsste ihnen wie
den Münzen einen nationalen Typus su geben. Die Ge«
lehrsamkeit ging nun ^on den Druiden auf das Volk über,
die Druidenschulen wurden dlTentliche gelehrte Volks-
schulen, die Druiden ProFessoren,. später christliche Prie*
ster. lieber ganz Gallien verbreiten sich sehr besuchte
Schulen, berühmt waren von alter Zeit die von Marseille,
Toiosa, Arelate, Vienna und viele andere, in denen auch
meist das Griechische gelehrt wurde. Augustus bildete
in Augustonum (Autun) eine Schule für das Latein, die
Jurisprudenz und die Wissenschaft überhaupt, die unge-
heuer besucht ward. Grosse Buchhandlungen gab es im
ersten Jahrhundert schon viele, zu Lugdunum, Toiosa,
Narbonne u. s. w.; seit Hadrian besonders bekamen die
öffentlichen Professoren Besoldung. Die Litteratur
ging von den Druiden auf das Volk über, aber alle Schrift
ward lateinisch verfasst, man entheiligte nicht die alte
druidische Schrift. Viele Gallier traten als Schriftsteller
auf, wie P. T. Varro aus Narbonne, Cornelius Gallus,
Trojus Pompejus (dessen allgemeine Weltanschauung
Justinus excerpirte) , J. Petronius und Andere, sie schrie-
ben lateinisch, waren aber desshalb keine Romer. Im 4.
Jahrhundert blüheten vorziiglich die höheren Unterrichts-
ansUlten zu Tours, Toulouse, Bordeaux u. s. w., und
Kaiser Constantin befreiete die Professoren mit ihren Fa-
milien von allen Abgaben, weil sie solche Freiheit als
Druiden gehabt hatten. Erst durch die Einfalle der gothi-
sehen Völker, durch die Verbreitung des Christenthumes
und das Verlöschen der keltischen Sprache verstummten
die gallischen Unterrichtsanstalten, es blüheten nun die
irischen auf, die vom 5. bis 9. Jahrhundert im höchsten
Glänze waren. Die katholischen Klosterschulen, die be-
sonders seit Carl dem Grossen (780 n. Chr.) fundirt wur-
den, stehen auf ganz beschränkter Basis, sind mit den
keltischen wohl kaum zu vergleichen.
Das in vieler Hinsicht so cinflussreiche keltische
Druidenthum wurde von Rom vorzugsweise verfolgt, dann»
aufgehoben und ganz verboten, aber die dagegen anfge-
— 302 —
drungene römische Staatsreligion fand gar keinen Anklang;
da warf man sich der neuen christlichen Heligion
in die Arme^ die in ihrer Reinheit^ in der Hauptlehre von
Einem Gotte^ dem Druidenthume verwandter Avar; die
Druiden bildeten sich zum Theil in christliche Priester
um, wodurch ein wesentlicher Theii des alten keltischen
Nationalwesens unterging. Schon im S. Jahrhundert fasste
das Christenthum in Gallien Boden, schon um 150 hatte
das Land viele christliche Gemeinden, um 300 viele Bi-
schöfe und unter Constantin wurde es (337 n. Chr.)
Staatsreligion. Daneben fanden die Mysterien des Mi-
thrasdienstes grossen Eingang besonders in den Rbein-
gegenden, die mit dem Druidismus manche Ver^^andtschaA
haben mochten.
Seit dem 3. Jahrhundert drangen, gothische Völ-
ker von der untern Donau aus, auf das schon in sich
erschütterte römische Reich ; da sie kaum mit Gewalt
abzuhalten waren, so nahm man ganze Massen dieser
trefflichen Krieger in Sold, mit denen sich später römi-
sche Ti\ippen und ganze Provinzen vereinigten. Andere
gothische Schaaren, die vom schwarzen Meere nach der
Ostsee gezogen waren, gingen unter dem Namen der
Franken siegend durch Germanien , nahmen hier Wohn-
sitze, und kamen zu Ende des 3. Jahrhunderts an den
untern Rhein; noch andere Haufen zogen die Donau her-
auf und kamen unter dem Namen der Alamannen zu
dem Mittelrheine. Die Römer suchten die Grenze von
Gallien, besonders das Valium romanum in Germanien za
vertheidigeu ; Probus trieb (um 280) die Franken, die den
Unlcrrhein überschritten hatten, zurück, musste ihnen aber
bald Wohnsitze in Belgica (Holland) geben ; das weitere
Vordringen verwehrte ihnen Kaiser Constantin (306),
aber 341 wurden sie als Bundesgenossen der Römer an-
genommen, sie mussten aber in ihren Grenzen bleiben,
und wenn sie diese überschritten, schlug sie Julian (360
bis 374) zurück.
Mit dem Anfange des 5. Jahrhunderts ändern sich die
Verhältnisse in Gallien. Die Allamanni, die um 270 das
— 303 -
Valium nnnanum erobert hatten, gehen 400 über den Rhein
in den Elsass; die Vandalen und Sueven gehen 400
über den Hhein, durchziehen Gallien^ und setzen sich in
Spanien fest^ in Andalusien , das nun Vandalitia heisst^
die Westgothen dringen 41/S in das südliche Gallien,
wo sie in Aquitania das westgothische Reich stiften^
mit der Hauptstadt Toulouse, das von 419 — 507 dauerte,
die Burgunder gehen 413 mit einer schwachen Macht
von etwa 3000 Kriegern über den Rhein und bilden das
Reich Burgundia in Lion, Dauphinö^ Provence, das von
414 — 534 dauerte; ein Haufen von Sachsen setzt sich
in der Normandie fest, bildet hier, besonders seit 911,
einen eignen Staat.
So wurden die römischen Generale von allen Seiten
eingeengt, konnten den ' drohenden Franken nicht mehr
Aviderstehcn. Die salischen Franken gehen unter Clodio
437 über den Rhein, erobern Doornick, Cambry, Amiens
(448), und breiten ihre Herrschaft bald über ganz Nie-
der-Belgien aus, unter Merovaeus (f 458), woher diese
fränkische Dynastie die merovingische genannt wird.
Alle Franken haben nun Germanien verlassen, sich ganz
nach Gallien gezogen. Sie nehmen hier vorzugsweise
die Reichsdomainen , erheben wenig Abgaben , bilden die
alleinigen Krieger, lassen den gallischen Städten ihre
Verfassung und Freiheit.
Als vorübergehendes Meteor erscheinen die furchte
baren Hunnen, die unterstützt auch von gothischen
Völkern, unter Attila 450 in Gallien einbrechen, aber
durch die Anstrengungen der Römer, Westgothen und
anderer Völker 451 bey t^halons geschlagen wurden.
Der Frankenfurst Clodwig I. (seit 481) überwältigte
leicht die letzte schwache Macht der Römer unter Sya^
grius (486), besetzte das Land bis zur Loire, machte
Soissons, dann (507) Paris zur Hauptstadt, nahm die
keltischen Zeichen der königlichen Würde an, Krone
und Scepter; weithin will er herrschen, auch über an-
dere, freie ^Stammverwandte ; er schlägt 491 die Thü-
ringer in Germanien, und rückt nun gegen die mächtigen
- 804 —
Alamannen ins Feld; hoffend^ dass ihm der christliche
Gott günstiger seyn könnte als der nationale^ tritt er mit
seinem Heere zur christlich -katholischen Kirche über^
besiegt 496 die Alamannen bey Zulpick, unterwirft sich
die ripuarischen Franken und alle fränkischen Fürsten^
die sich in verschiedenen Städten und Landestheilen als
freie Dynasten aufgeworfen hatten^ machte sich 500 die
Burgunder zinsbar^ besiegt 507 die Westgothen^ ward
endlich 508 zum romischen Patricius und Consul erklärt,
was das höchste Ziel der Bestrebungen gewesen zu seyu
scheint. Nun verschwindet ganz das alte Gallien; statt
der Gallier stehen Franken da^ die sich in Franzosen
umbilden«
Das grosse fränkische Reich, (dem sich auch Ar-
morica angeschlossen hatte), das sich bald über ganz
Gallien ausdehnte, wurde nach Clodwig's Tode (511)
unter seine 4 Kinder getheilt, in 4 Reiche (von denen
in Austria, Metz ; in Noustria, Paris die Hauptstadt war),
die unter den Nachfolgern sich bald trennten, bald ver--
einigten; diese waren schwache Fürsten, die Regierung
führten die ersten Staatsbeamten, die major domus,
ein Name keltischen Ursprunges, von maor (Gl.) maer
(W.) der Beamte, der Höchste (woher maire de viUe,
maire de palais im Französischen). Pipin wurde 687
der maor aller fränkischen Reiche, entthronte die Für-
sten, setzte sich 752 auf den Thron derselben, begrün-
det die Dynastie der Carolinger, nimmt den Titel
Patricius von Rom an, unterwirft sich 760 Aquitanien.
Ihm folgt 768 sein herrschsüchtiger Sohn Carl der Grosse«
der seine Herrschaft ausdehnte bis zum Ebro in Spanien
(778), bis zur Rab in Ungarn, der Italien, wie Germa-
nien unterwarf, das katholisch werden musste, auch end-
lich seinen höchsten Wunsch erreichte, das gebrochene
römische Kaiscrthum mit seiner Krone zu verbinden,
indem er (800) vom Papste zum römischen Kaiser er*
hoben wurde. Nach seinem Tode (814) thcilte und
bekriegte man sich, bis endlich durch den Vertrag von
Verdun 843 das Reich definitiv getheilt wurde, Lothar
erhielt Italien , Ludwig Germanien, Carl der Kahle Chd-»
lien mit Frankonien.
Die fränkische Macht, der gallischen 'Nalionalit&t
fremd, basirte auf einer rein militairischen, den Kelten
fremden Einrichtung, dem Lehnswesen, oder der
Feudal -Einrichtung. Provinzen, Guter, Stellen,
alles nur Mögliche wurde lebenslinglich als Bene fi-
elen gegen Kriegs- und Hofdienste verliehen; aber bald
wurden diese Beneficieu zu erblichen Lehnen. Diese
Lehnsherrn, nicht wie bey den Kelten die freien Guts-
besitzer, reprasentirten das Volk, bildeten die Militair-
macht, und den Adel. Nat&rlich suchten die hohem
Lehnstrager besonders, ihr Verhältniss gegen den Höhern
zu lockern, möglichst frey als Dynasten da zu stehen,
dagegen das Verhältniss gegen die Niedem möglichst
anzuspannen und auszubeuten. Als Alles verlehnt war,
blieb den fränkischen Fürsten fast nichts als der Titel;
neben der Geistlichkeit stand der Adel ganz frei da, das
Volk ganz geknechtet, ohne freien Grundbesitz.
Aus dem dynastischen Adel erhoben sich allmählig
die Grafen von Paris, als sehr mächtige Herrn. Einer
derselben, Hugo Capet, liess, nach dem Tode des letzten
Carolingers, Ludwig des Faulen, sich 987 zum Könige
krönen, und gründete die Dynastie der Capetinger,
die bis zur jüngsten Zeit den Thron besass. Allmählig
suchten diese Könige die Uebermacht der grossen Va-
sallen zu brechen, einen freien, dem Könige ergebenen
Mittelstand zu schaffen, die königliche Macht auf den
Trümmern der furchtbaren feudalistischen Adels -Aristo-
kraUo zu erheben. <
Die dessfalsigcn Kämpfe dauerten eine Reihe von
Jahrhunderten, in welchen die Kreuzzüge (in denen sich
das eigentliche Ritterwesen ausbildete) und die Kriege
mit England, (welches grosse Theilc von Frankreich be-
sass, die 'Krone von Frankreich selbst beanspruchte)
wichtige Episoden sind. Nachdem im 15. Jahrhundert
ein stehendes besoldetes Heer errichtet worden, seculari-
sirte man allmählig die einzelnen Dynasten , der König
Kefcrsteiii Kelt. Altcrtti, IL Bi. U* AbUi. SO
— 386 —
ururde vollständig souverain^ er rcpräsentirte cigentlidb
das Volk, \vie früher der Adel, und wie in keltischer
Zeit der freie Qrundhesilzer.
Durch alle diese Verhältnisse war das keltische
VTesea ganz erschüttert; das nationale Druidenthum war
in das katholische Christenthum umgebildet; mit den
Kelten vermischten sich die Basken und Gothen, mit den
alt - keltischen Einrichtungen vereinigten sich die gothi-
schen upd christlichen. So entwickelte sich allmählig eine
neue Nationalität, die fränkische oder französische,
und eine neue Sprache, in der die verschiedenen Ele-
mente sich durchdrangen.
Armorica (die Bretagne) bewahrte mehr als alle
andern Provinzen, das alt -keltische Wesen und die Un-
abhängigkeit, es wurde weder von den Römern noch
Gothen unterjocht, blieb von einheimischen Fürsten regiert,
es gewährte im 5. und 13. Jahrhundert den keltischen
Britten sichere Zuflucht, die von den Sachsen besiegt
und verfolgt wurden. Mit der Hand der letzten EIrbin
der Bretagne, der Herzogin Anna, kam das Land 1532
an Frankreich, behielt aber dennoch seine alte Verbs-
sung, die erst der Conrvent während der Revolution gans
aufhob, aber doch schimmert auch jetzo noch manches
Alte von Verfassung und Sitte durch, die Bünwohner
sind ihrer Masse nach noch nicht Franzosen, es sind
noch Kelten, die ihre alte keltische Sprache reden, wel-
che jetzt freilich mehr und mehr zurückgedrängt wird,
hier kennt mau noch alte keltische Bardenlieder, denen
die nordischen Skaldengesänge verwandt sind (siebe
Barzas ' Breiz y chanis populaires de la Bretagne, par
T/i. de Villemarqud , Paris 1839), hier haben sich noch
viele alte Gebräuche erhalten, und iipch jetzo ziehet das
Landvolk bcy gewissen Festen zu den heidnisch-druidi^
sehen Altären, spendet kleine Opfer, zündet Freudenfeuer
an, streuet Sand in den Wind und giebt den Todten
Gaben mit.
Aber auch bey den Franzosen ist der eigentliche
Stamm keltisch ,. das Fremde nur aufgepfropft. Die Rö-
- 307 —
Hier waren für das keltische Volk wohl ohne allen Bin-
flussy sie besetzten das Land militairisch^ organisirten es
in finanzieller und militairischer Hinsicht römisch^ ihr
Gouvernement wurde wegen der hohen^ vorher nicht ge-
kannten Abgaben höchst unpopulär^ ihre Sprache und
Litteratur tangirte nur die höhern Zirkel ; wohl aber mag
das Volk die Härte seiner keltischen Sprache gegen das
Weiche der lateinischen gefühlt ^ und das Bed&rfniss
empfunden haben ^ diese abzustreifen. Indem die Römer
aber die Macht des Druidenthums und der alten aristo-
kratischen Geschlechter brachen, nahmen sie dem Kel-
tcnthurae seine Stütze, machten es umbildbar, dem Frem-
den zugänglich.
Im südlichen Frankreich, wo Kelten und Basken
neben einander wohnten, wohl ziemlich gleiche oder ähn-
liche Institutionen hatten, mag die Vermischung beyder
Völker schon früh geschehen scyn, die Keltoligyes oder
Liguri, die sich auch durch Piemont verbreiteten, mögen
ein sehr altes Mischvolk seyn, die Vermischung der
Nationalitat und Sprache mochte sich sehr erweitem,
bald nachdem die Schranken des Keltenthums gefallen
waren, und das rein Baskische beschränkte sich auf die
gebirgigen Gegenden.
Die Gothen kamen unter ganz anderen Verhält-
nissen nach Gallien, als die Römer; zum Theil zwar
feindlich, besonders die Städte verheerend, zum Theil
mehr friedlich, meist wohl gar nicht in so grossen Mas-
sen, als man gewöhnlich glaubt; die salischen Franken
hatten nur etwa 5000 streitbare Männer, nach Bullet
iMemoires sur la lan^ue celtif/ue I. 16) mag die ganze
Macht der Gothen unter Clovis etwa in 30,000 Streitern
bestanden haben, die Burgundi hatten nur etwa 3000.
Diese Gothen eroberten nicht für einen fremden Mutter-
Staat, sondern bildeten Einwanderer; sie verlangten nichts
als ihren Unterhalt durch Landgüter mit den nöthigen
Unfreien, die man ihnen, zum Theil wenigstens durch
die kaiserlichen Domainen , und das L^nd anweisen konnte,
welches zum Unterhalte der römischen Truppen gedient
«0»
— 308 —
hatte^ zum Theil mochtco auch Privaten Land und Na-
turalleistungen hergeben müssen ^ dagegen aber wurden
die Gallier befreiet von dem römischen Militair und Gou-
vernement, wie von den sehr drückenden Abgaben und
vom Kriegsdienste, denn diesen versahen die Gothen,
die ihre eigene durchgreifende Militair - Vorfassung mit^
brachten, die sich auf einen Punkt, auf einen Anfuhrer
oder König centralisirte ; dieser überwies seinen Herzö-
gen das nöthige Land gegen Feld- und Hofdienste,
welche ihrerseits, auf ähnliche Art, wohl mit Abstufun-
gen alle ihre freien Gothen versorgten; so stand jedes
Frühjahr ein ausgerüstetes Heer da, bereit Eroberungen
zu machen, während man den Winter in behaglicher
Ruhe verlebte. So bildeten die Gothen eine Art von
Kriegerkaste, der sich vermuthUch viele junge Gallier
aus Neigung anschlössen, ihnen blieb jede Industrie fremd,
die den Kelten verblieb, und sie Hessen übrigens die
alt - keltische Verfassung wie das keltische Recht beste-
hen, dem sie sich in vieler Hinsicht unterwarfen. Indem
die Gothen ohne Zweifel sich mit keltischen Frauen ver-
heiratheten, kamen sie in die innigsten Beziehungen zn
dem keltischen Volke, sie keltisirten sich, während auch
das gallische Volk einen andern Charakter annahm, und
um sich gegenseitig zu verständigen, bildeten sich ge-
mischte Dialekte, von denen allmählig einige herrschend
wurden, und diese sind es wohl, welche man als die
romanischen Sprachen bezeichnet, die aus der
Mischung des Keltischen und Baskischen, wie des Kel-
tischen, Gothischeu und Teutschen entstanden, in denen
das keltische Element stets das vorwaltende ist Zu
deren Ausbildung oder Entwickelung mögen viel dip wan-
dernden Sänger bcygetragen haben, die Troubadours, in
denen sich die keltischen Barden fortsetzten, welShe die
alten, allgemein bekannten bardischen Gesänge, in neuem
Gewände, in der neuen Mischsprache vortrugen, die an
den Höfen der Fürsten und Dynasten, der gothischen
und keltischen, nicht fehlen durften, und auf das ganze
Volk wirkten, bey dem allmählig die Sprache dieser
— 309 —
Volkssäoger Eingang fand^ die nun Schriftsprache wurde.
Neben dieser Sprache der Dichter^ der Höfe^ des Adels^
der Litteratur, die sich immer mehr abschliff^ wird im
Volke noch lange das Keltische^ die lingua rusitca ge-
sprochen seyn, wie aus den Verhandlungen des Conci-
iiums zu Tours C^^S) und zu Mainz (^47) hervorgehet«
Weil diese romanischen Sprachen nicht von einem
Gouvernement eingeführt wurden, sondern sich allmfthlig
aus dem Bedürfniss entwickelten, so kann man den Zeit-
punkt nicht bestimmen, wo sie entstanden, auch ver-
drängten sie die keltische Sprache nur sehr allmählig;
wohl aber wird der Adel zuerst seine rauhe keltische,
gothische und baskische Sprache mit der weichern, dem
Lateinischen näher stehenden romanischen Sprache ver-
tauscht haben.
Die romanische Dichter- und Litteratursp räche zer-
fallt in Gallien in zwey verwandte Haupt - Dialekte :
a} in die Langue d'oc, die im sudlichen Gallien bis
zur Loire herrschte, aber zugleich sich in einem Theilo
von Spanien und Savoyen verbreitete, auf welche das,
früher mehr als jetzo verbreitete Baskische, und wohl
vorzüglich die alte Sprache der Keltoligyer von Einfluss
gewesen seyn mag; dieses romanze, die Sprache der
alten Troubadours, blühete lange als Hof- und Dichter-
sprache, besonders vom 10. bis 14. Jahrhundert, bis es
von dem Französischen verdrängt wurde, es setzt sich
jetzo noch in dem Provenzalischen und Gascog-
ni sehen fort, den Volkssprachen des südlichen Frank-
reichs, die aber nicht Büchersprachen sind ; b) die Lan-
gue d'oeil oder d'oui, auch Francisca genannt, die im
nordlichen Frankreich , überhaupt diesseits der Loire
herrschte, wohl weniger baskische, mehr gothische und
teutsche Elemente hat, ursprünglich härter, als jene war.
Itfan kann sie bis zum 9. Jahrhundert herauf verfolgen,
aber sie bildete sich, besonders seit dem 1 1 . Jahrhundert
aus, wo sich das jetzige Französische aus ihr ent-
wickelte. Sie herrschte auch an dem Hofe der Grafen
von Paris, und da deren Nachkommen allmählig ihre Macht
— 310 —
Über ganz Frankreich verbreiteten, so wurde das Franzö-
sische die Regierungs- und allgemeine Schriftsprache;
später verdrängte sie in der Diplomatie das Latein^ wurde
fast an allen Höfen heimisch.
Die Alamannen am linken Rheinufer französirten
sich nicht, wie die Franken^ hier wurde und blieb das
Volk, besonders im Elsass tcutsch; so war es auch
mit den Völkern am Unterrhein , wo sich das Holländi-
sche als ein Dialekt der teutschen Sprache entwickelte;
dazwischen, im Belgischen, entstand das VI ä mische
mit mehr teutschen, das Wallonische mit mehr roma-
nischen Elementen.
Das eigentliche feine Französisch ist die Bücher-
sprache und die Umgangssprache der Gebildeten ; weniger
rein wird das Französische auch vom Volke gesprochen,
in den meisten Gegenden des nördlichen Frankreichs und
der französischen Schweiz, übrigens spricht das Volk
theils Gascognisch und Proven9aUsch , theils Baskisch in
den Pyrenäen, theils Keltisch in der Bretagne. Die fran-
zösische Sprache wurzelt vorzugsweise im Keltischen^
mehr als ^j^^ ihrer Worte sind keltischen Ursprunges.
Der Grund und Boden, auf dem in Frankreich Alles
basirt^ ist das Keltenthum, welches das ursprunglich
Nationale (ausser dem Baskischen} vielleicht Jahrtausende
war^ ehe etwas Fremdes hinzutrat. Die militairische
römische Besetzung tangirte das Volk nur oberflächlich;
aber tief einschneidend war das Eindringen gothischer
Völker, mit ihren fremden feudalistischen Institutionen,
aus denen die Lohns Verfassung mit ihren schweren langen
Folgen hervorging. Es *war ein fast tausendjähriger Kampf
zwischen den feindlichen keltischen und gothischen Ele-
menten, der endlich in neuester Zeit durch die französi-
sche Revolution entschieden wurde, hier fand das gothi—
sehe Feudalwesen seine Endschaft, die uralt keltischen
nationalen Institutionen erwachten aus ihrem Schlummer^
erschienen wieder, wenn auch in veränderten Formen.
P«s 80U veraine Volk regiert sich selbst in freier Republik,
— SU —
oder im constitutionellen Königthum, es verschwinden
alle Reste des gothiscben Feudalwesens.
Die alt -keltischen Institutionen, so weit es möglich
ist, darzustellen, zu zeigen, wie sie durch fremde Insti-
tute verändert, zurückgedrängt wurden, endlich wieder
sich geltend machten, wird der Gegenstand des folgenden
Theiles sevn.
Der Grundcharacter der jetzigen französischen
Nationalität wird bis auf den heutigen Tag noch ziem-
lich ganz der alt-keltische seyn, wie neuerlichst ausgeruhrt
wurde durch Ed. Arnd, in seiner Geschichte des französi-
schen Volkes v. J. 1844.
c. Iberia, Ilispania der Homer, jetzo Spanien
und Portugal.
Die pyrenäische Halbinsel, das alte Iberia, Hespo-
rift, Hispania (wo sich erst 1 1 39 das Königreich Portugal
von Spanien trennte), wurde urspriinglich, oder so weit
Geschichte reicht, von zwey einheimischen Nationalitäten
bewohnt, von den Basken, Vasconen oder Iberern, und
von den Kelten, welche wohl stets die vorherrschende
Bevölkerung bildeten. Strabo IV. 4. §. 6. sagt: Epho-
ros dehnt Keltike (Gallien) sehr weit aus, indem er von
Iberia das Meiste den Kelten zutheilt, bis Gadeira hin;
nach Plin. III. 3. wohnen Kelten und Iberer, daneben Phö-
nizier, Carthager und Perser in Iberia. Diese keltische
Bevölkerung documontiren viele keltische Monumente und
Alterthümer, die keltischen Namen vieler Berge, Flüsse
und Städte und die vielen keltischen, sogenannten celti-
berischen Münzen, die zuweilen auch eine eigenthümlicbe
Schrift haben, die leteras descanocidas, die der alt-kelti-
schen Schrift nahe stehet. Wie jetzo die Basken, so
mögen auch die baskischen Iberer besonders im nordlichen
Spanien und längs der Pyrenäen gewohnt haben, die Kel-
ten mehr im östlichen Theile ; das heutige Portugal bevöl-
kerten die Celtae, daher es auch Celtica hiess; das
darüber liegende GaUizien hiess Gallaecia, das heutige
— 312 -^
Castilien war Celtiberia, hier im Innern des Laiidds
mögen Kelten und Basken sich begrenzt, vermengt ge-*
wohnt, hier mögen die Sprachen schon in alten Zeiten sich
gemischt haben. 'Wahrscheinlich war die baskische Na*»
tionalität früher zahlreicher als jetzo, ist bedeutend zu-
rückgedrängt worden, überhaupt mochte Iberien stacker
bevölkert seyn als das jetzige Spanien, auch erwähnt die
Geschichte in sehr alter Zeit die Auswanderung iberischer
Völkor aus Jberien nach Gallien und Italien, zu denen
die Siculi gerechnet werden, die Kelten gewesen seyn
mögen.
Von der Innern Geschichte Spaniens in alter Zeit
wissen wir fast gar nichts, aber wohl mag es vor länger
i^ls 3000 Jahren, wo das reine druidische Keltenthum
das überwiegende Element war, wo Industrie und Handel
ausserordentlich blüheten, seine glücklichste Periode ge-
habt haben; wie in allen keltischen Ländern war der
Bergbau sehr in Flor, der das Land reich maehte, überall
herrschte druidische Bildung und Gelehrsamkeit ; „die Tur-
titaner" (im südlichsten Spanien), sagt Straho III. 1. §.4.
„sind die gebildetsten aller Iberer, sie bedienen sich der
Schreibkunst und haben Schrifibücher ihrer alten Denk-«
zeit, auch Gedichte und Gesetze in Versen seit 6000
Jahren, wie sie behaupten, aber auch die übrigen Iberer
bedienen sich der Schreibkunst, wenn auch nur Einer
Schrift,"
Wie überall waren die keltischen Einwohner in kleine
Territorien gctheilt, die sich conföderirten, viele Völker
bildeten, die in einer Stadt ihr Centrum hatten, und Plin.
III. 4. nennt diese Confödcrationen conventus.
Der Rcichtbum und die günstige Lage des Landes,
das von 3 Seiten mit Meer umgeben ist, war dem Handel
sehr günstig, den früh schon die Phönizier oder Tyrier
ergriffen, die seit etwa liOO v. Chr. hier Niederlassungen
errichteten (besonders in Gadeir oder Tartessus}, bey den
Einwohnern ungeheure Reichthümer an edlen Metallen
fanden und von hier aus den Handel mit Britannien be-
trieben ; sie begründeten hier das berühmte Tarschisch oder
— 813 —
Tartessus^ spater Oades und Cadix. Wie Tynis verlosch,
trat an deren Stelle die Tochterstadt Carthago in Nu-
midien und ergriff den spanischen Handel , legte feste
Platze an und strebte bald nach grossem Eroberungen,
während auch Griechen sich an der Küste ansiedelten.
Der carthagische General Hamilcar, dann Hasdrubal^ der
Erbauer von Carthago nova (Cartliagena) und dann dessen
Sohn Hannibal unterwarfen sich den südöstlichen Theil
des Landes ; letzterer^ unterstützt von Miethstruppen vie-
ler Völkerschaften^ wollte Rom demüthigen^ ging durch
Gallien nach Italien, wo er 17 Jahre lang, ohne Unter-
stützung von seinem Vaterlande, das Schrecken der Rö-
mer blieb. Ihrerseits gingen die >Römer nach Spanien,
entrissen den Cärthagem ihre dortigen Besitzungen, und
der Friede von 801 v, Chr. eröffnete ihnen dies reiche
Land, mit dem sie nicht Handel' treiben, sondern das sie
erobern wollten; aber es bedurfte eines zweyhundertjähri-
gen blutigen Krieges, besonders mit der baskischen Be-
völkerung, um die tapfem Einwohner zu besiegen, und
Iberien zu der Provinz Hispanien zu machen (19 v. Chr.),
doch behielten die pyrenäischen* Basken ziemlich ihre
Freiheit. Spanien stand nun unter der Herrschaft der
Römer, wurde römisch ausgeplündert und vem^altet, viele
Spanier gingen nach Rom, schrieben lateinische Werke,
wie Seneca, Quintiiian, Mela u. a. ; aber auf das Volk
mag das römische Wesen ohne Einfluss gewesen seyn,
das blieb keltisch und baskisch, doch werden hier wie
überall die Römer auf Zerstörung des Druidenthumes und
der Aristokratie hingearbeitet haben, wodurch dem Kelten-
thume seine Hauptstützen genommen wurden.
Nach einem Zeiträume von vier Jahrhunderten erstarb
auch hier die römische Macht; seit 418 n. Chr. dringen
gothische Stämme ein, die bis etwa 585 ganz Hispa-
nien sich unterworfen hatten, ihre eigenthumlichen Insti-
tutionen auch hier einführten. Sueven setzten sich in
Gallizi^n und Lusitanien fest, Vandalen in der Provinz
Baetica, die nun Vandalicia hiess, woraus der Name An-
dalusien entstand. Alanen und Vandalen wurden nach
— 816 —
denen die Aufschlage wasser bis zu 200 romischen oder
CO teutschen Meilen weit hergeleitet wurden.
Der Gangbergbau auf Silber war besonders schwung-
haft ; leider sind die Werke des Posidonius verloren ge-
gangen^ der diesen ausfuhrlich beschrieben hatte ^ wes-
halb Strabo und Diodor diesen Gegenstand nur kurz be-
handeln. Die wichtigsten Gruben lagen im jetzigen Gua-
dalcanal^ in der Sierra morena; hier zog Hannibal aus
Einer Grube täglich 300 pondus Ausbeute. Diese Gru-
ben wurden um 1551 von den Grafen von Fugger wie-
der aufgenommen, und das jährliche Ausbringen dersel-
ben belief sich auf 6 Millionen Piaster.
Die jetzo noch vorhandenen, für die spanischen
Finanzen sehr wichtigen Quecksilbergruben von AI-
maden sind seit der ältesten Zeit betrieben ^ der dor-
tige Zinnober wird stets einen sehr wichtigen Han-
delsartikel abgegeben haben ;• er wurde ^ nach Plin. 33.
40. von den Römern zu einem römischen regale erklärt
und nach Rom geschickt^ da sonst nirgends eine Zin-
noberfabrik bestehen durfte. Sehr wichtig war seit
ältester Zeit der Eisenbergbau^ den Strabo VIII, Pli^
nius 34^ 41^ auch Livius 34, 31, em^ähnen^ der in
mehreren Gegenden, besonders in Kantabrien^ gefuhrt wur-
de , wo . auch jetzo noch Eisen producirt \Wrd ; nach
Diodor II. 1. verstanden die Ccltibcrer den allervor-
treffiichsten und allgemein berühmten Stahl zu bereiten.
Kupfer wird jetzo nur in geringer Quantität aus dem
Kiesgange von Riotinto an der Grenze von Sevilla und
Estremadura gewonnen^ wo aber ungeheure Schlacken-
berge, von dem hohen Alter dieses Bergbaues zeugen.
Nach Diodor gewann man sehr viel Kupfer in Spanien,
und nach Plin. 34. S. war das Kupfer von Cordubo in
Baetica (jetzo Cordova de Veja) das berühmteste.
Bley wurde nach Strabo seit ältester Zeit in uu-
geheurer Menge gewonnen; nach Plin. 34, 47. waren
die Sataresischen Gruben in Baetica (Andalusien} für
255,000 Denare, die Antomanischen für 400,000 ver-
pachtet; aber Cantabria war besonders reich an Bley
— an -^
In der christlichen Zeit war der Bleybergbau ganz ein-
geschlafen, erst seit wenigen Jahren hat er sich wieder
erhoben. Das Zinn gewann man nach Strabo V. 5.
durch Gangbergbau, nicht aus Waschwerken; Plin. 34,
47. erwähnt das Zinn aus Gallizien, und noch jetzo
sind hier die alten Zinnbergwerke von Mont de Rey
im Gange.
Die Haupt -Nationalitat wird in Spanien die keltische
gewesen seyn, neben welcher, wie im südlichen Frank-
reich, die scharf abgesonderte baskische stand, und in
welche sich die phönizische, gothische und' arabische
verlor. Wie überall werden die Römer auch in Spanien
bemühet gewesen seyn, den Druidismus und die Aristo-
kratie zu vernichten, die Hauptstützen des Keltenthu-
mes, und als nun das Christenthum einen allgemeinen
Mittelpunkt darbot, verschwand allmäblig das Alt -Na-
tionale, es bildete sich eine neue Nationalität, es ver-
mischten sich die Idiome zu neuen Dialecteu und Spra-
chen, nur in den pyrenäischen Gebirgen hielten die Bas-
ken ihre Nationalität und Sprache fest; das Keltische
verlosch gänzlich.
Wie im südlichen Frankreich verschmolzen sich vor-
zugsweise keltische und baskische Elemente zu dem ro-
manischen romanze oder Langue d*oc, die Hof- und Dich-
tersprache wurde, sich über den grössten Theil von Spa-
nien, besonders über Catalonien, Arragonicn und Va-
lencia verbreitete, und von dem französischen romanze
nicht wesentlich abwich, auch in jenen Gegenden meist
jetzo noch Volkssprache ist. "In Castilien verfeinerte sich
diese Sprache, das romance catalana, zu einem besondem
Dialect, und da hier Madrid das politische Centrum bildete,
so wurde dieses Castilianische die Hof- Schrift- und Um-
gangssprache, und diese bezeichnen wir jetzo als die
spanische Sprache, von welcher die portugiesi-
sche nur dialectisch abweicht.
Wie in der Nationalität, so wird auch in dei; spa-
nischen Sprache das Haupt- Element das keltische seyn
und nicht, wie man gewöhnlich meint, das Lateinische,
^ 818 — ^
diesem geseUeft sich, ausser dem Baskischen, gothische,
arabische, auch wohl einige phönizische El^nente bey.
In Portugal ist das gallcgo , der ' Dialect der Pro-
vinz Gallicia, dem Keltischen und romance ani meisten
verwandt; das eigentlich Portugiesische, die Schrift- und
Conversationssprache , die ohne arabische Elemente ist,
hat sich seit dem 17. Jahrhundert ausgebildet.
Auf jeden Fall ist die spanisch -portugiesische Na-
tionalität und Sprache, wie die französische und eng-
lische, keine alte, ursprüngliche, sondern eine neue, aus
keltischem Boden vorzugsweise entsprungene.
d. Italia, im Keltischen Eadailt.
In Italien gicbt es 4 Kreise von Kunstsachen, welche
4 Nationalitaten oder so viele wichtige Epochen der Ge-
schichte repräsentiren werden, die freilich nichts weni-
ger als scharf begrenzt sind, sondern sich allmählig in
einander verlaufen.
Die christlich-italienische Kunstperiode der
jetzigen Zeit, deren Mittelpunkt die christlichen Kirchen
bilden, reicht etwa 16 Jahrhunderte herauf. Ihr voran
ging die römische Kunstperiode, deren Mittel«-
punkt die heidnisch - römischen Tempel sind , die kaum %5
Jahrhunderte heraufreichen; ihr voran ging die etruri-
sche Kunstperiode, die sich nicht allein aufEtru-
rien beschränkt, deren Beginn schon jfiicht anzugeben ist,
die aber wohl über den trojanischen Krieg bis 30 Jahr-
hunderte hinaufgehet, und diesen voran stehet die pe-
lasgische Kunstperiode mit keltischen Altertlm-
mern, die wohl bis zu 40 Jahrhunderten ansteigen konnte.
Gewiss ist es sehr bemerkenswerth , dass sich in
Italien derselbe' Kreis von eigenthümlichen Bauwerken,
ohne Mörtel, Säulen und Bedachung wie von eigenthüm-
lichen Kunstsachen, besonders aus Stein finden, die ältw
als die römischen und etrurischen sind, ganz denen in
Gallien und Britannien gleichend, die hier nur von Kel-
ten herrühren können, die aber auch in Griechenland und
— 319 —
Kleinasien g^nden werden , wo sie vorgiieelusch md,
den PelasgiMii aageschrieben werden, daher pelas«
gische Alterthümer hoissen. Sind aber die pelas»
gischen und die druidisch - keltischen Kunstd^ikmale voll-»
kommen gleich, dann werden auch die Völker, die jene
wie diese gefertigt haben , nicht nationeil verschieden ge-
wesen seyn , und aus rein archäologischen Gründen wird
die erste Bevölkerung von Italien so gut eine keltische
gewesen seyn, als in Gallien und Britannien.
Wir haben im ersten Theile S. 211 — 221 die pe-
lasgischen und etrurischen Alterthümer näher betrachtet,
und würden im Stande seyn , jetso diesen Gegenstand viel
ausfuhrlicher zu erörtern , wenn dazu hier der Ort wäre.
Nach den Kunstsachen und Bauwerken zu urthei-
len , war Italien schon lange vor Anfang der römischen
Zeit ein sehr cultivirtes , reiches und , industrielles Land,
hatte vielleicht damals seine höchste geistige Blüthe, die
gar nicht mit der Macht Roms zusammenfallen dürfte , lei«-
der fehlt uns für jene Periode die Zeitrechnung^ wenn
man aber er^vägt: dass die etrurischen Gräber in Cam-
panien (Unteritalien) mit einer Sandschicht voll Meer-
Conchylien bedeckt sind, die Säulen der Tempel von Puz-
zuola bey Bajae wie von Paestum bis zu einer gewissen
Höhe von Pholaden (Seemuscheln) durchbohrt sind, das
feste Land mit seinen Kunstsachen daher eine Zeit lang
Meergrund war, dann wieder festes Land wurde, und die
Geschichte von solch einer bedeutenden Naturrevolution
gar nichts weiss, so müssen diese etrurischen und noch
vielmehr die pelasgischen Alterthümer in eine sehr alte
Zeit hinaufreichen.
In Hinsicht der peiasgisch- keltischen Bauwerke ist
Unteritalien oder Grossgricchenland besonders reich an
den mächtigen (druidischen) Steingräbern, construirt aus
grossen Steinblöcken, überdeckt mit einem Hügel kleiner
Steine, den nordischen Caims ganz gleich (wie zu er-
sehen ist aus: Jorio, mefodo per invenire i scpolcri
1824), während Mittelitalien besonders reich ist an
den Steinburgen oder Heidenmauemj den cyclopischen
— «20 —
ll^uero aus ungeheuren Polygonen ohne Cement^ aber
überall kommen jene Kuustsachen^ vorzäglich aus Bronce
und Stein vor, die sich in Gallien und Britannien so deut-
lich als keltische bewähren.
Die Geschichte alier Zeiten lehrt , was die natürli-
chen Bodenverhältnisse Italiens, als schmaler, langer Halb-
insel mit sich bringen, dass das schöne Land von zwey
Seiten Menschen - Zuflüsse erhielt, theils von Norden,
aus Germanien und Gallien, theils von Süden her, aus
Illyrien, Griechenland und Kleinasien; auch die erste
Einwohnerschaft dürfte von zwey Seiten eingewandert
seyn, wenn sie auch nur £iner Nationalität, der kelti-
schen, angehorte, zu welcher man sowohl die Gallier und
Germanen, als die lllyrier und Pelasgier zu zählen ha-
ben wird.
Während Unteritalieu gleichsam als ein Pertinenz
von Griechenland erscheint, auch graecia magna oder
Gross -Griechenland hiess, erscheint Ober -Italien als ein
gallisches Land, heisst Kelux^ ^ eyxog ^AXnätap, ^ %atm
FaXatla, Gattia cisalpina oder iogatay wo die keltisch -
gallische Sprache so lange gesprochen seyn wird, bis sie
sich in das Italienische umbildete. Wie mir scheint,« war
die ursprüngliche Bevölkerung Italiens im Allgemeinen eine
rein keltische, alle Bauwerke und Kunstsachen dieser
Zeit tragen den rein keltischen Styl; aber w*ährend in
späterer Zeit 'die nördlichen gallischen Völker an dem
starren Keltenthume festhalten, orientalisiren sich die süd-
lichem, pelasgischen Völker, gräcisiren sich mehr oder
weniger, treten in den etrurischen und griechischen
Kunstkreis.
Rom mag ein sehr unbedeutendes Oertchen gewe-
sen seyn, bis es tuscische Könige erhielt (754 — 510
V, Chr.) mit ganz tuscischen Einrichtungen. Von die-
sem keltisch - tuscischen Wesen befreiete es sich durch
mehrere Revolutionen, bildete ein stehendes Heer (406
V. Chr.), machte grosse Eroberungen, constituirte sich
als eigne Nationalität, mit eigner Regierungssprache (dem
Latein, einem abgeschliffenen gräcisirten Keltisch) was
— S21 —
naturlich nur allmählig geschähe; doch kann man al^ ohn-
gefahren Zeitpunkt für die Sprachumbildung die Gesetz -
Emanation der 1*2 Tafeln betrachten (452 v. Chr. 302 a.
u. c), wo nun das römische Wesen erst beginnt. Viel
weiter steigt die etrurische Aera herauf^ denn ,nach O.
Müller (die Etrusker II. S. 333.) fällt nach den tuskischen
Annalen der Komet von 46 v. Chr. (708 a. u. c.} an das
Ende des 9. und den Anfang des 10. tuskischen Secu-
iums, von denen jedes über 100 bis 123 Jahre hat^ also
1000 — 1200 V. Chr.; die tuskische Zeitrechnung gehet
ohngefahr bis zu den Zeiten des trojanischen Krieges zu- I
rück ; weiter hinauf wird die pelasgische Zeit gehen , von I
deren Anfange wir keine Ahndung haben. '
Wie alle keltische Lande wird auch das älteste Ita- i
iien in eine Menge einzelne Territorien zerfallen seyn y die
sich zu Völkern und Conföderätionen gruppirten^ von de- i
nen bald diese ^ bald jene die Oberhand hatten.
Zu den pelasgischen oder von Osten hergekomme-
nen Völkerschaften gehörten wohl folgende: die in Ja-
pygia, d. i. Apulien^ verbreiteten Japyges^ die seit
1186 y. Chr. und später aus dem gegenüber liegenden
lllyria (Albanien und Epirus) einwanderten in die Provin-
zen Daunia^ Peukatia und Messapia^ welche wohl ilty-
riscli (albanisch) sprachen und als iilyrischer Volksstamm
der keltischen Nationalität angehörten, wie später ge-
zeigt werden wird. Hier war Brundusium (jetzo Brindisi)
der Uauptort, und die gewöhnliche Ueberfahrt nach Grie-
chenland , hier lag Taras oder Tarentum , die wichtigste^
707 V. Chr. von den Spartanern gegründete Handelsstadt.
In dem benachbarten Oenotria ^ oder dem eigentlichen
Italia (welcher Name erst später auf die ganze Halbinsel
übertragen wurde), im alten Bruttium und Lucania (dem
jetzigen Calabrien) wohnten die mächtigen Oenotres
(aber auch Siculi aus Gallien), mit der oskischen oder
alt-italis|chen Sprache, die der japygischen oder illyrischen
wohl nicht sehr fern gestanden haben mag.
Weiter herauf, von Calabrien bis zur Tiber wohn-
ten die nationell und sprachlich nicht verschiedenen Opi-
Kcfcrstein Kelt. Alterth. U. Bd. II. Abth. 2|
— 322 —
ker Osker oder Ausoiies^ und diesseits der Tiber
die Tusker oder Etrurier, die sich selbst Hasener
nannten, die Tyrrhener oder peiasgischen Tyr-
rhener der Griechen, über welchen die Um bri undLi-
gnres sassen, an welche die gallischen Völker von
Ober -Italien grenzten.
Die O pik er waren in ältester Zeit ein sehr mäch-
tiges Volk; auch Latium, worin, Rom lag, bildete einen
Theil von Opica, daher werden die Römer von den Grie-
chen oft Opiker genannt ; hier sprach man die lingua osca
oder opica j die durch Campania, Samniuni (die Abniz-
zen}, Apulia, Bruttium (Calabrieu), auch durch Sicilien
herrschte, die im Allgemeinen Volkssprache blieb , weder
durch das Lateinische noch Griechische ganz verdrängt
seyn mag; nach Strabo V. 3. §. 6. wurde noch zu seiner
Zeit (etwa 60 n. Chr.) bey altväterlichen Festspielen in
Rom die oskische Sprache auf die Büline gebracht; die
Inschriften in dem (79 n. Chr.) verschütteten Pompeji
lehren wie in spät römischer Zeit das Oskische noch Volks-
sprache im Neapolitanischen war. Die 6 s k i s c h q. S c h r i f t
war nur eine Abart der etrurischeu und keltischen , wurde
theils mit oskischen Buchstaben geschrieben (wie auf den
meisten campanischen Münzen), thcils mit lateinischen
/wie auf deu Erztafeln von Bontia), theils mit griechi-
schen (wie auf Münzen von Calabrien , Apulien , Lucanien
und Samnium). Das Land der Osken bildete eine Menge
kleine Territorien ; ihre V^erfassung , der ctrurischen sehr
ähnlich, war aristokratisch -priesterlich.
In Mittelitalien herrschten zu ältester Zeit die Um-
bri Ombri, Omriki, ein offenbar keltisches Volk
(was besonders Thierry nachweist, 8ur les Gaule»
p. 32), welches besonders längs der Küste des adriati«»
sehen Meeres im heutigen Kirchenstaate wohnte, wo
daneben die illyrischen Liburni sassen, sich auch über
Ober -Italien verbreitete. Die Ol ombri (von ol im Kel-
tischen hoch) bewohnten die Gebirge, die Isombri oder
Isubres (von is im Keltischen niedrig) die Ebenen und
hatten Mailand zum Mittelpunkt, die Vilombri (von bei
— S23 —
das Ufer} die Ufergegeaden , das Umbria am adriaii-
sehen Meere ^ im heutigen Kirchenstaate, war ein sehr
blühendes Land , mit 358 Städten , das etwa 4 Jahrhun-
derte vor Roms Erbauung sehr mächtig war ; die Umbrer
verbreiteten sich sehr weit, auf der Ostseite Italiens durch
einen Theil von Etrurien und bis über die Tiber; zu ihnen
gehörten die Sabini (nach Dionys. von Halicaniass),
auch die Aborigines in Latium, die auch (nach Am-
mian. Marcel! . I. 15. 9.) als Kelten oder Galater bezeich-
net werden. Die umbrische Sprache ist der oskischen
wie der etrurischen sehr verwandt, und das Alt-Sabinische
wohl nur ein Dialect davon. In das ursprunglich umbrische
Land westlich der Tiber kamen Tyrsener oder Tyrrhener,
wahrscheinlich aus Kleinasien, aber wohl nicht verschie-
den von den Peiasgern, und hier bildete sich der etru-
rische Staat.
Neben Umbria wohnten in Istria (um Triest) i 1 1 y -
rische Stämme, die auch thrazische genannt werden,
wohl der keltisch -pelasgischen Nationalität angehörig,
mit sehr wichtigen, uralten Handelsstädten.
Seit urältester Zeit hat Gallien wie Germanien sein
Augenmerk auf Ober -Italien gerichtet, viele Auswanderer
und Armeen dahin gesandt, die sich hier gleich nationali-
siren, Italier werden, was wohl auf Stammverwandt-
schaft hindeutet.
Die Siculi oder Sicani zogen schon, — wie
man annimmt, etwa t600 v. Chr. aus Gallien oder Ibe-
rien nach Italien, werden als die ersten Einwohner von
Latium genannt, die von d^n Aborigines oder Casci über-
wunden , zum Theil nach Sizilien ziehen , zum Theil sich
mit den Oskem verschmelzen und oskisch sprechen ; sehr
allgemein werden sie für Kelten angesprochen (auch von
Otfr. MüUer, die Etrurier I. S. 15, und Klotz, Hand-
buch der lateinischen Litteraturgeschichte 1845 S. 169).
Die Iberer kamen ebenfalls, wenigstens zunächst, aus
dem südlichen Gallien, was auch Iberien genannt wurde;
die Ligures, Ligii, Ligors wanderten etwa 554
V. Chr. aus Gallien ein, gründeten ein Liguria mit der
«1 *
— 324 —
Hauptstadt Genua (^rerova)^ werden Kelten^ oder ein
Mischvolk von Kelten und Basken scyn, die sich auch
über Corsica verbreiteten ; sie theilten sich nach Strabo IV.
6. §. 3. in die Ingauner, längs der Küste ^ und In-
temelier (um jetziges Vintimiglia) , lebten^ wie die
Kelten , meist von Mi1c/h und Gerstentrank ; zu ihnen ge-
hörten auch die Taurisci oder Taurini, mit der Hauptstadt
Taurasia (im heutigen Piemontesischen) , offenbar kel-
tische Namen; weiter^ bis Massilia im keltischen Gallien
wohnten die S a 1 y e r , welche die Hellenen L y g i e r
oder Keltolygicr nannten; bey den alten Griechen
scheint der ganze grosse Landstrich^ der das heutige Sa-
voyen und das südliche Frankreich bis an die Pyrenäen
begreift^ Ligystike genannt zu seyn^ so dass die jetzige
Grenze zwischen Frankreich und Italien hier nicht exi-
stirtc; auch jetzo ist hier noch keine Sprachgrenze im
Volke, das Proven^alische herrscht hier, wie dort.
Das weite germanische Rhaetia, welches die schwei-
zer- und östreichischen Alpen, so wie das südliche
Teutschland begriff, war das Stammland der germanischen
Haseni oder Rhaeti, die von hieraus, etwa 1000 v.
Chr. grosse Eroberungen in Italien machten, das mäch-
tige Umbria besiegten, so wie in Tyrrhenia die Tusker
oder Tyrrhcner, die nach Strabo bey den Romern
Etrusker hicssen, ursprünglich aus Lydien gekommen
seyn sollen, und In Umbria Wohnsitze nahmen. Sie amal-
gamirten sich mit diesen Tuskern , ,die Etrurier werden
nun mächtig, der etrurische Städtebund, an deren Spitze
Tarquinium stand, bekam bald grosse Machte herrschte
w^eithin über Italien, bis über Campania, (wo etwa 800
V. Chr. Capua angelegt oder einer alten Stadt dieser Name
gegeben wurde), umfasste auch das alte Liguria. Etru-
rien blieb sehr lange der Träger des alten kelto - etrurischen
Wesens, blühete an 6 Jahrhunderte von etwa 1000
V. Chr. (290 vor Rora's Erbauung) bis 450 v. Chr.
300 a. u. c, wo es politisch zusammenbrach, währemi
sein inneres Wesen sich bis zur christlichen Zeit erhielt.
Hier herrschten die tuskischen Institutionen und die tus —
— 325 —
kisclie Sprache^ die sich auch über Rum verbreitele,
von der oskischen nicht wesentlich verschieden war^ auch
die tuskische Schrift, welche nur sehr alliuähhg von der
lateinischen verdrängt wurde, welche sich etwa 450 v.
Chr. zu entwickeln begann. Die tuskische Sprache ge-
hört nach den Untersuchungen von William Belham zum
Keltischen, scheint dem gälischen Diaicct am nächsten
verwandt, blieb als lingua rustica Volkssprache, bis sie
sich ins Italienische umbildete, wenn auch die Schrift-
und höhere Conversationssprache lateinisch war. Die
germanischen Hascni, die als Etrusker auftreten, waren
gewiss keine Tcutsche, sondern gehörten der keltischen
Nationalität an, wie die italischen Völker.
Etwa 587 oder 600 v. Chr. entsendete das über-
völkerte gallische Bclgia, vom untern Rheine her, unter
Belloves eine grosse Menschenmasse nach dem obem Ita-
lien, die sich im damaligen Umbria unter den*Isombrern
oder Isubrcrn verlor. Später folgten andere Invasionen,
wie durch die Coenomani (die um Verona Wohnsitze
nahmen), die Laeves, Bojer (die das mächtigste
Volk wurden, umParma^ Modena, Bologna wohnten , als
Bundesgenossen der Carthager unter Ilannibal auftraten),
die verwandten Lingonen (404 v. Chr. 350 a. u. c), die
Scnnones (die sich in den spätem päpstlichen Legationen
und im Ilerzogthume Urbino festsetzten). Diese galli-
schen , zum Theil germanischen Völker sind nun die herr-
schenden in Ober-Italien, verbreiten sich nach Mittel-Italien,
treten feindlich gegen Rom auf, erobern unter Brennus
(brennhin, breniH im Gälischen ist Ober -Anführer) die
Stadt Rom (389 v.Chr. 365 a. u. c). Diese gallisch -
germanische Bevölkerung kommt hier zu grosser Macht,
wälircnii' auch in* Germanien das bojische Reich sehr
wichtig wird. Strabo V. 1. §. 6 sagt: vor Alters
wurde der Padus (Po) grösstentheils von Kelten um-
wohnt, deren wichtigste Völker waren: die Bojer, In-
subrcr, Sennonen und Gaisaten. Noch bis zur jetzigen
Zeit wird Ober-Italien Welschland genannt, d, i. Kel-
— 326 —
tenland, denn die Teutschen, wie die Slawen^ nannten
die Kelten Walsch, Welsche.
Allen Nachrichten nach bildeten theils Illyrier und
Pelasger, theils Gallier und Germanen die alte Bevöl-
kerung Italiens^ gleichwohl haben sich hier, so viel wir
wissen^ diese nie als verschiedene NationaHtäten ent-
gegen gestanden, sie hatten,^ wie es scheint, ziemlich
gleiche Sitten^ Institutionen und Sprachen; alle spra-
chen barbarisch, d. i. nicht lateinisch^ aber wohl nicht
wesentlich verschieden, das Umbrische, Tuskische und
Oskische wich nur dialectisch von einander ab^ mochte
dem Gallischen und Germanisclien nicht unähnlich seyn,
was dafür sprechen möchte, dass jene Völker damals
nicht so nationell verschieden \varen, als sie es später
wurden und es jetzo sind, sondern nur Zweige Eines
Stammes und zwar des keltischen waren.
Auf das alt -keltische Wesen machten sich orien-
talische, phönizische, carthagische, selbst wohl
persische Einflüsse geltend; zwar hatten weder die
Phönizier noch Carthager Colonien in Itahen, aber es
gab derselben genug auf den benachbarten Inseln Sar-
dinien, Sizilien (die lange in den Händen der Carthager
war} und Corsica ; Italien stand in den lebendigsten Han-
delsbeziehungen mit Phönizien und Carthago; etrurische
Schiffe beherrschten das adriatische und mittelländische
Meer; die pelasgischen Tyrrhener, die Etrurieu bevöl-
kerten, sollen aus Lydien in Kleinasien gekommen seyn^
das sich schon sehr früh zu ' orientalisiren begann. Es
kann daher nicht auffallen, wenn der Orient auf dio
Handelswelt Italiens influirte. In Griechenland durch-
drang sich das pelasgische und orientalische Wesen voll-
kommen zu dem Griechenthume, wie später gezeigt wer-
den soll ; in Italien beschränkte sich der orientalische
Einfluss auf die Kunst und den Luxus ^ während Sprache
und Verfassung keltisch blieben.
Die steife keltische Kunst nimmt in italischen See-»
Städten, besonders in Etrurien und Campanien, wahr-
scheinlich früher als in Griechenland , die gefälligen orien—
— 327 —
talischen Formen und Embleme au^ es entwickelt sich
ein Luxus ^ wie wir ihn nur in Oriente finden^ mit der
ausgebildetsten Industrie. Neben den pelasgisch- kelti-
schen Kunstsachen in den herkömmlichen Formen^ tre-
ten nun sehr gracieuse auf^ den griechischen in höch-
ster Kunstblüthe ähnlich^ doch zum Theil aus viel äl-
terer Zeit.
Griechische Ansiedelungen finden nur io
Unter -Italien, dem alten Oenotria, Statt, wie zu Kymc
oder Cumae, später Neapolis (1050 v. Chr.}^ und meist
erst nach Rom's Erbauung; da erstanden Sibaris (7M
V. Chf.), Tarent (707 v. Chr.), Kroton, Rhegium,
Locri, Siris später Heraklea, Kaulonia und Metapontum,
welche 8 Republiken das eigentliche Grossgriechen-
land bildeten, das den tarentinischen Meerbusen um-
gab, bald zu Lucania kam, und ganz griechisch war,
hier sprach man Griechisch selbst bis gegen das 14.
Jahrhundert; hier gab es allerdings acht griechische Al-
terthümer, die aber meist junger sind als die etrurischen
und campanischen, welche letzteren bey griechischen For-
men oft tüskische oder oskische Schrift haben.
Wie erwähnt, sind in Mittel - und Unter-Italicn, ne-
ben den cyclopischen Mauern, die Gräber häufig, die
den keltischen in Gallien der Form und dem Inhalte nach
>t>IIkommen gleichen ; der hohe tumulus bestehet aus Stei-
nen oder Erde, umschliesst eine Grabkammer aus mäch-
tigen rohen Steinplatten und wird durch einen Steinkreis
umgeben. Diese rohen Stejngräber, welche dieselben
Kunstsachen enthalten als die keltischen, spricht man
allgemein als die ältesten an^ was sie auch gewiss sind.
Diese , mit ihren Kunstsachen , nehmen , wie sie jünger
werden , einen mehr zierlichen Character an ; man nennt
sie nun etrurische Gräber, wenn wohl auch jene
häufig in Etrurien vorkommen. Hier umschliesst der Erd-
hügel gemauerte^ schön gemalte Grabkammem, ist auch
wohl mit Säulen und Gesimsen verziert. Statt der ro-
hen Thongefasse erscheinen höchst zierliche Vasen mit
Gemälden aus der Göttorwelt, auch höchst elegant gear-
— 328 —
beitete alabasterne Ascbcnkisten, auch vielfache Kunst*-
Sachen, welche die schönsten Formen haben, den höch-
sten Luxus verrathen. Ausserordentlich ist in diesen
etrurischen, auch in den analogen campanisch -oskischen
der Heichthum an Geräthen und Schmucksachen von
Gold, Silber, Bronce, Kupfer u. s.w., alle höchst ge-
schmackvoll und zierlich gearbeitet, woraus mit Gewiss-
heit zu entnehmen stehet, wie hier lange vor Rom's
Erbauung eine grosse Industrie verbreitet war. Berg-
bau auf Eisen wurde auf der Insel Aethalia oder Ilva
(jetzo Elba} seit ältester Zeit gefuhrt; andere Metalle
an mehreren Orten gewonnen; auf das Trefflichste ver-
stand man die Metalle zu bearbeiten, wie auch die Erz-
.bilder, Oefasse und vor allen die auf der Rückseite gra-
virten Spiegel zeigen; sehr ausgebildet war die Stein-
schneidekunst, wie die Plastik und die Malerey, die wir
auf den Grabkammem und den Vasen oft mit etruri-
scher Schrift finden.
«
Neben diesen etrurischen und keltischen, Gräbern
finden sich auch einige ganz orientalische, denen in
Aegypten, Phöniaien und Nubien ähnlich; es sind oft
sehr durch Sculptur verzierte Grotten, die in senkrechte
Felsenwände ausgehauen sind, wie bey Toscanella, Ro-
marzo u. s. w.
Die ctrurische Kunst ist der griechischen allerdings
sehr ähnlich, wenn sie zum Theil wenigstens wirklich
älter als letztere ist (wie aus Thatsachen hervorzu-
gehen scheint, die Thl. 1. S. 818 angeführt sind), so
kann sie nicht von den Griechen entlehnt seyn, son-
dern liat sich aus denselben keltischen und orientalischen
Elementen, als in Griechenland entwickelt.
Die orientalischen Einflüsse beschränkten sich in
Etrurien nur auf die Kunst, nicht auf die übrigen Ver-
hältnisse, wie in Griechenland, nur die Kunstsachen ha-
ben ein griechisches Ansehn, übrigens gräcisirte sich
Etrurien gar nicht, behielt seine alte Religion, bis zur
christlichen Zeit, behielt seine alten, keltischen Fami-
— 329 —
lien — und staatlichen Institutionen, jdie nur durch das
Römerthum modificirt wurden.
Eine lange Reihe von Jahrhunderten glänzten Etru«-
riens Sterne, unter welchen Italien vielleicht seine blQ-
hendste Epoche hatte, sehr ausgebreitet war der Seehan-
del, und das Meer an der Westküste Italiens trägt heute
noch den alten Namen — tyrrhenisches Meer. Etrurien
mit seinen 12 Republiken besass eine priesterlich -aristo-
kratische Verfassung, mit beschränkten Königen oder
Staats -Repräsentanten, hatte eine starke Aristokratie
mit Clienten. Die freien Grundbesitzer, priucipes, pairtcii
entschieden in ihren Versammlungen über alle wichtige
Angelegenheiten; die Priesterschaft bildete eine Art von
Kaste, war in Besitz der heiligen Wissenschaft, .verkün-
dete auch die Zukunft', das Land war nach keltischer Art
in Centurien, Tribus und Gurion getheilt, die durch die
Sacra zusammengehalten wurden; die Aristokratie bilde-
ten die alten Geschlechter, die gentes, um die sich Alles
drehete, deren Einfiuss gebauet war auf die Unterthänig-
keit oder Abhängigkeit eines niedern Standes ; der Reprä-
sentant der Familie war der Lar, Lars, Lart (woher viel-
leicht das neuere Laird, Lord).
Der Cultus wird eine Naturreligion zur Basis gehabt
haben, ohne Gotterwelt ; in der etrurischen Tina erkannte
man die Weltseele als letzten Grund von Allen, als fa-
tum und Vorsehung. Zwischen der Gottheit und den
Menschen standen die Genien , die Penates und Lares
und der lar familiaris, als der wichtige Mittelpunkt der
Familie.
Der Gottheit Wille spricht sich aus durch prodigia,
durch Zeichen der Natur, durch Blitz, Donner, Wolken,
den Zug der Vögel, die Beschaffenheit der Eingeweide
von Opferthieren, diesen erkennen kann der heilige Prie-
ster oder Haruspex,' durch die Divination, welche
durch die heilige Disciplin erkannt und gelernt wurde,
niedergelegt in den alten heiligen Büchern (Jibri efrnsci,
lagelici, fatales). Die Etrurier halten eine alte Litleratur
— 330 —
und gute Unicrrichtsauslalten; in dencti viele junge Ho-
mer iiire Bildung eriiielten.
Eigentliche Tempel kannte man im allen Etrurien
wohl so wenige als in den keltischen Ländern überhaupt.
Tomplum — teml O^O? tearapuU C^l.) — ist ein für
Augurien bestimmter Bezirk. Wo möglich zog man^ ver-
mittelst des gruraa (Gnomen}^ den Cardo (die Mittags-
linie) und die Decumanus (die Linie ^ die jene recht-
winklig schnitt) 9 und richtete hier den Tempel — das
fanum auf^ das keine Mauern zu haben brauchte; umher
.lief ein heiliger Kaum — pomoerium — bezeichnet
durch Steine — cippi, termini — der heilig, jeder
Fehde fremd war, was an unsere Ilünenbetten erinnert.
In diesem meist offenen Haume w^urden nicht allein die
Auspicien betrachtet, sondern auch die öffentlichen Volks-
versammlungen gehalten. Innigst verbunden mit dem
Cultus waren Spiele — der pompa — , man hatte Musi-
ker, Sänger, Tänzer, Gladiatoren, Pferderennen u. s. w.
Verbreitet w4rd, wie Malereien zeigen, der Bacchus •
oder Dionysus- Dienst gewesen seyn, an dem eigentlich
wohl nur Frauen Theil genommen haben.
Die etrurischen politischen und religiösen Institutio-
nen, die wir im folgenden Theile ausführlich behandeln
wollen, dürften desshalb von vorzüglichem Interesse seyn,
weil sie einerseits den« pelasgischen, vorgriechischen, an-
dererseits aber den keltischen in Gallien, Britannien und
Germanien gleichen werden; ist diess aber der Fall, so
würde diess für die keltische Nationalität der Etrurier und
der alten Einwohnerschaft Italiens sprechen.
Dieser merkwürdige etrurische Staat wurde zwar
durch die Schlacht am vadimouischen Walde 310 v. Chr.
von den Römern besiegt, verlor seine Macht, behielt aber
noch eine gewisse Selbstständigkeit, führte auch Kriege
gegen Rom, wie 283 v. Chr.; erst 91 v. Chr. erhielt er
die römische civilas und verschwindet politisch ganz.
Nachdem Italien wohl ein Jahrtausend und länger ein
cultivirtes und industrielles Land gewesen war, das im
Ganzen einen ziemlich rein -keltischen Charakter getra-
— 331 —
gen haben mag, wo erst die Umbrer, dann die Tusker
herrschten^ änderten sich die Verhältnisse.
Im tyrrhenischen Latin m lag Hom, das im Wälischen
caer Ruffin heissen soll^ (von caer^ der Wall, castrum},
dessen Erbauung man gewöhnlich auf 754 — 751 v. Chr.,
in die 6. Olympiade , 432 Jahre nach der Zerstörung von
Troja setzt ^ als ein unbedeutender Ort. Nachdem die
etrurische Stadt Tarquinii die Oberherrschaft über die IS
tuskischen Städte erlangt hatte ^ musste jsich auch Rom
unterwerfen, unter dem Könige Tarquinius priscus^ etwa
616 V. Chr., 138 a. u. c. Nun hebt sich die Stadt, colos-
sale Bauwerke im pclasgischen Styl werden ausgeführt,
wie die zur Entwässerung dienenden Cloaken, aus gros-
sen Quadern ohne Mörtel, mit 3 Gewölben über einander,
die für die Ewigkeit gebauet und so weit sind, dass ein
mit Heu beladener Wagen sie durchfahren kann. Rom
war eine ganz tuskische Stadt, mit den tuskisch- kelti-
schen Institutionen, es wurde in Tribus (Trefs), Centn-
rien, Decurien und in pagi eingetheilt, die besondere Feste
oder paganalia hatten. Die Macht war in den Händen
des Priesterthumes und der Aristokratie oder der Patri-
cier, wo sich Alles um die Familie, die gens drehete. Das
connubium war die patricische Ehe, die unter Auspicien
Statt fand (die den plebejischen fehltee); die Ehe eines
Patriciers mit einer Plebejerin w^ar eine gültige, aber die
Kinder standen nicht in der väterlichen Gewalt, hatten
kein Erbrecht; die Erbschaft fiel an die ebenbürtigen Ge-
schwister oder Verwandte, an das Geschlecht, wenn die-
ses ausstarb, an die^Curie, Wer nicht in die Geschlech-
ter, in den Adel gehörte, war der plebs (poblach (W.)
poibleach (Gl.)), der, in der Clientel stand, nur durch seinen
Patron vertreten wurde. In den Händen der Patrieier
allein lag die Regierung und Gesetzgebung.
Nach etwa S44 Jahren, um 366 v. Chr. brach eine
lange vorbereitete Revolntion aus, welche die Tarquinische
Dynastie stürzte, eine mehr demokratische Verfassung ein-
führte; dicss sahen natürlich die Tusker nicht, mit gleich-
gültigen Augen an; Lars Porsenna von Clusium eroberte
— 332 —
die Stadt, Hess sich einen Theii ihres Gebietes abtreten,
konnte aber die demokratische Eutwickelung nicht hindern^
es wurde die Republik {U'oclamirt, die Plebejer erhielten
grosse Rechte (Volkstribuneu^^ Aedilen u. s. \v.), wurden
allmähüg mit den alten Geschlechtern gleich gesetzt, seit
welcher Zeit auch plebejische Consuln auftreten (378 a. u. c.
376 V. Chr.). Alles wird nun verändert, das Alt -Keltische
ganz abgestreift. Schon früher, um 450 v. Chr. 302 a. u. c,
wurden geschriebene Gesetze — die 12 Tafeln — promul-
girt, deren griechische Muster die atheniensischen waren
(während in den keltischen Ländern nur das alte, im
Volke wurzelnde Gewohnheitsrecht galt}, und diese ge-
schriebenen Gesetze galten für Patricier und Plebejer,
und ging die Gesetzgebung von 'den Aristokraten an die
Magistrate, an die Prätoren und Aedilen über.
Die mit der Aristokratie innig verw^achsene Priester-
schaft musste mit dieser fallen und mit ihr die alt - natio-
nale ReUgion; von den Griechen holte man deren Götter-
glauben, so unverständlich er dem Volke war, und instal-
lirte eine Priesterschi^ft , die vom Staate abhängig war;
die Auguren, oder die Magistrate selbst leiteten nun die
Anspielen, verkündeten die Zukunft. Die römischen Prie-
ster hatten nichts Kastenartiges, bildeten keinen besondern
Stand, keine Hierarchie, sie leiteten theils die gottesdienst-
lichen Handlungen, wie die Pontiiices, Augures, Aruspices,
theils waren sie einzelnen Göttern und Tempeln beygege-
ben^ wie die Flamines, Salii u. s. w. Aber der alte Cullus
einer Naturreligion war schwer zu verwischen , er erhielt ,
sich in den Pe'naten oder Laren, den Genien des Hauses
und in den religiösen Mysterien, die allmählig einen chal-
däischen Charakter annahmen ; bey wichtigen Gelegenhei-
ten wendete man sich gern der alten Religion zu, zur
Erklärung und Sühnung wunderbarer Zeichen (prodigium,
portentum) Hess man häufig Haruspices aus Etrurien
kommen, die hier ihre eigene Kaste oder Innung fort bil-
deten, um auszulegen, welches Unglück das prodigium
bedeute, durch welche Ceremonien, Opfer und Umgänge
CS procurirt werden könne.
— 333 —
ludem der römische Staat sich in so vieler Hinsicht
gräcisirte^ übte auch der Zauber der griechischen
Sprache seine gewaltige Macht aus. Neben der kehl-
sehen Volkssprache^ den oskischen und tuskij»chen Dia-
lecten bildete sich aus diesen und dem Griechischen eine
feine, wohlklingende Umgangs-, Bücher- und Regie-
rungssprache — das Lateinische — die zwar nie ei-
gentlich Volkssprache wurde, aber allmählig eine unge-^
heure Ausdehnung erhielt, weil sie die allgemeine Schrift -
und Conversationssprache der hohem Zirkel wurde, als
diplomatische und Gelehrten -Sprache sich bis in die neuere
Zeit erhielt und jetzo noch die Religionssprache der Ka-
tholiken in allen Welttheilen ist; aber in das eigentliche
Volk ging das Lateinische nicht über , das redete in Ita-
lien, Gallien, Britannien, selbst wohl zum Theil in Rom
seine alte Landessprache, aus der, und nicht aus dem
Lateinischen auch die neuem Sprachen herv'orgingen.
Nur allmähhg entwickelte sich diese gräcisirte kel-
tische Sprache, etwa um 458 v. Chr. (302 a. u. c), in
welcher Anfangs mehr das oskische, später das griechische
Element vorwaltete , im AUgcnieinen das Grammaticalische
sich mehr zum Griechischen neigt, das Lexicalischc mehr
zum Oskischen oder Keltischen. Wie gross und mäch-
tig die keltischen Elemente im Lateinischen sind, davon
giebt der sub III. S. 103 gelieferte Nachweis (Verzeich-
niss von lateinischen Wörtern, welche aus der keltischen
Sprache stammen mögen} einen klaren Beweis. Gern er-
kenne ich die Mangelhaftigkeit dieser Arbeit an, da mir
eine vollständige Kenntniss der keltischen, wie der latei-
nischen Sprache fehlt, viele Wörter mögen falsch ange-
zogen seyn , man kann aber Hundertc streichen und wird
dafür mit Leichtigkeit eben so viel andere finden; aber
wenn diess selbst nicht der Fall wäre, so verbleiben doch
noch genug unbestreitbare, die das grosse keltische Ele-
ment im Lateinischen documentiren , welches auch von
römischen und griechischen Schriftstellern nicht in Ab-
rede gestellt ist. Dionys von Ilalicarnass I. 5 bemerkt:
die lateinische Sprache sey gebildet aus barbarischen (kel-
— 334 —
tischen) und griecliischen Elementen; Quintiiian XV. sagt:
die romische Sprache war bis gegen die Mitte der Con-
sular- Regierung sehr roh ^ hatte eine Menge barbarischer
Wörter, die gallische (keltische) sind. Auf keinen Fall
kann man — wie oft geschieht — die Volkssprache in
Italien für ein verdorbenes Latein ansprechen, da viel-
mehr das Lateinische eine verfeinerte Volkssprache ist^
Das Oskische oder die barbarische Ursprache der
Romer mag nicht aus den jetzigen keltischen Dialecten
allein hervorgegangen seyn, sondern auch aus andern,
die in den Kreis der keltischen Sprache gehören; das
Alt -Illyrische, jetzo im Albanischen fortgesetzt, und das
Alt-Dacisch-Macedonische, jetzo im Wlachischen fort-
gesetzt, welches vorzugsweise dem Griechischen zu
Grunde liegen wird, mag auch auf das Oskische und
dadurch auf das Lateinische sehr influirt haben. Die
Itali im eigentlichen Italia, d. i. im jetzigen Calabrien,
sprachen gewiss nicht lateinisch, sondern italisch, d. i.
önotrisch oder oskisch; sie wohnten neben und unter
den illyrischen Japygen, und die italische SpracAe mag
von der illyrischen nicht sehr wesentlich verschieden
gewesen seyn. Manche lateinische Wörter, die sich
aus den jetzigen zwey keltischen Dialecten nicht her-
leiten lassen, scheinen dort, im Illyrischen und Mace-
donischen zu wurzeln, wie sich leicht aus den folgen-
den Nachweisungen sub VII und VIII ersehen lässt, und
fast möchte ich glauben, das Wlachische sey mehr als
das Albanische mit dem Lateinischen verwandt. Nicht
allein das Albanische (Alt -Illyrische), sondern, und noch
mehr das Wlachische (Alt-Dacische) hat eine sehr
grosse Menge lateinischer Wörter, und man glaubt ge-
wöhnlich, diese wären aus dem Lateinischen entlehnt,
durch römische Colonien hieher gekommen ; aber schwer-
lich entlehnten die illyrischen Hirten ihre Wörter für
die gemeinsten Gegenstände von den Römern, sondern
umgekehrt haben diese ihre Wörter aus den keltischen
Sprachen entnommen, zu denen auch die illyrische und
dacische gehörten.
— 885 —
Neben der neuen Sprache bildete sich zugleich eine
neue lateinische Schrift, ebenfalls aus oskischcn
und vorwaltend griechischen Elementen , weniger unbe«
hulflich als die keltische, die sich im Volke verbreitete,
nicht Eigenihum der Priesterkaste war, und bald eine
sehr reiche Litteratur hervorrief. Seit etwa 450 v. Chr.
oder 300 a. u. c. fand diese Schrift und Sprache allge-
meinern Eingang, und wie beide sich mehr ausbildeten,
blieb die Volkssprache, die lingua rHsticUy als barba-
risch ganz unbeachtet, wurde in der Schriftsprache ganz
vermieden, aber meist vom Volke gesprochen. Auf ähn-
liche Art wird jetzo bey uns nur hochteutsch geschrie-
ben , wenn wohl Millionen nur plattteutsch sprechen , das
Hochdeutsche gar nicht verstehen. So reich die romi-
sche Litteratur ist, so wurde doch in Rom selbst für
die Wissenschaft sehr wenig gethan. Die erste Privat -
Bibliothek legte Aemelius Paulus an um 590 a. u. c.
164 V. Chr.; lauge fehlte es an gehörigen Unterrichts -
Anstalten, erst Kaiser Vespasian gab den Schullehreru
Besoldung.
Auch der Todtencultus wurde von den Römern ganz
umgeformt; statt die Todten zu begraben wurden sie
verbrannt, und man errichtete ihnen Leichensteine mit
Inschriften, was bey den Kelten nirgends geschiehet.
Nachdem man die Religion, die Sprache und die
Schrift abolirt hatte, wurde die letzte Stütze des Kel-
tenthumes , die Aristokratie gestürzt ; die Demokratie er-
hob sich, die Plebejer erhielten gleiche Rechte mit den
Patriciern, und die römische Republik bildete sich
aus, die schnell einen kriegerischen, erobernden Cha-
rakter annahm. Schon 406 v. Chr. begründete Rom ein
besoldetes Militair, eine den keltischen Staaten fremde
Institution, erhielt aber dadurch ein Uebergewicht über
die benachbarten kleinen gewerblichen Staaten, welche
bald bezwungen wurden. Vielleicht unter deren Zuthun
erschien ein gallisches Heer und eroberte Rom 390 v.
Chr. '^ aber schnell erholte sich der Staat und trat gegen
alle Nachbarn, gegen die Etrurier, Volsker, Samniter
— 336 —
( in den Abruzzeii ) und Campancr ( in der Gegend um
Neapel) (338 — 283 v. Chr.) siegreich auf, bald (266
V. Chr.) musste ganz Unter -Italien die Herrschaft Rom's
anerkennen, und seit 222 wird auch das gallische Ober-
Italien römische Provinz. Doch wird die Nationalität hier
erst von Sulla und Caesar, um 48 v. Chr. durch Militair-
Colonien gebrochen. Gegen fremde Länder wenden sich
nun die so verstärkten römischen Legionen; 167 v.Chr.
werden Macedonien und Epirus, 146 v. Chr. werden Car-
thago und Griechenland römische Provinzen, und ein un-
geheurer Luxus ziehet nun in die Hauptstadt ein. Wäh-
rend Rom in noch fernere Länder die Waffen trug, rich-
tete es sein Haupt- Augenmerk auf das benachbarte kel-
tische Gallien, machte 124 — 121 einen Theil davon,
GaUia narbotiensls y zur Provinz; da mag man bey den
stammverwandten Germanen Hülfe gesucht haben, die ein
grosses Heer von Cimbern und Teutonen sandten, vor
dem Rom erzitterte, aber 102 — 101 siegreich aus dem
Kampfe hervorginge und bald ganz Gallien eroberte 58
— 51 v.Chr., während Spanien, Kleinasien, Syrien,
Palästina fallen.
Die äusserlich so mächtige Republik zerfallt im In-
nern allmählig durch blutige Börgerkriege ; Jul. Caesar,
nachdem er Gallien erobert hatte, ergreift die Dictatur 46
V. Chr., Octavius Caesar wird Monarch mit republikani-
schen Formen 29 v. Chr., und bald erscheinen die Kaiser
als die unumschränktesten Despoten.
Die siegreichen Waffen des römischen Kaiserthums
scheiterten an der Tapferkeit der Germanen 9 n. Chr., und
überhaupt beginnt mit Anfang unserer Zeitrechnung die
Aenderung in Rom's Geschicken, das nun nicht mehr er-
obern, nur erhalten, sich vertheidigen will, nur unter
Trajan flackerte noch einmal der Glücksstern durch Be-
zwingung von Armenien, Babylon und Assyrien (115),
die keine bleibende Folgen hatte. Die Geschichte der Kai-
ser nimmt nun den widrigsten Charakter an; aber das
Reich schleppt sich noch lange ohne Kraft fort, Con—
stantin nahm 312 das Christenthum an, machte es zur
— 83T —
Stoatsreligion ^ verlegt 330 die Residenz von Rom nach
Byzanz^ jetzo Constantinopel genannt^ nach seinem Tode
337 wird angefangen das Reich zu theilen, aber 395
wird es definitiv in das weströmische Reich mit Rom und
in das oströmische Reich mit Byzanz getheilt. Qothischo
Völker brechen seit etwa 800 von allen Seiten ein,
bald gehet eine Provinz nach der andern vel-loren und 476
wird auch der letzte Schatten des west- römischen Rei-
ches unter dem Kaiser Augustulus durch Odoacer vernich-
tet. An die Stelle der römischen miUtairischen Macht
trat allmählig eine überall tief eingreifende geistliche Herr-*.
Schaft des Papstes mit christlichen Formen^ die im
Laufe der Zeit fast so weit reichte^ so mächtig wurde,
als die frühere militairische, seit etwa 1073 unter Gre^
gor VII. den höchsten Gipfel erreichte.
Rom war seiner Zeit das Centrum einer miUtairi-
schen Herrschaft^ es verlangte von den Provinzen Geld,
legte schwere^ vorher nicht bekannte Abgaben auf^ es
verlangte Truppen und Gehorsam; aber Rom war keine
Nationalitat, die sich mit einer andern hätte amalgamircn
können, die römische Sprache diente nur der Regierung,
den Vornehmen, der Litteratur, stand dem Volke gegen-
über, drang nicht in das Volk; der römische Soldat
sprach natürlich seine Landessprache, lateinisch wurde
in der römischen Armee im Allgemeinen gewiss nicht ge-
sprochen, selbst die wenigen, aus Rom selbst gebürti-
gen Truppen sprachen wohl kaum ein- reines Latein , und
unter den Kaisern entzogen sich die Römer dem Kriegs»
dienste ganz. Das römische Wesen drang daher nir^
gends in das Volk ein, nicht einmal in Italien, es schwamm
nur oben, in der Regierungssphäre und Litteratur; nur
wenige Muuicipal- Städte waren ganz römisch organisirt,
übrigens behielten die Provinzen ihre Volksthümlichkeit,
ihre Einrichtungen, ihre Gebräuche und Sprache, wur-
den nichts weniger als latiuisirt oder romanisirt und s:e-
wiss überschätzt man den römischen Einfluss auf die Pro-
vinzen viel zu sehr, gewiss mit Unrecht glaubt man, dasa
die Worte, die im Italienischen, Französischen, Engl!-'
KefenkiB Kelt. Altertb. U. Bd. II. Ablh. 88
— 338 —
sehen und Teutschen lateinisch klingen^ aus dem Latei-
nischen entlehnt wären , halt wohl die romanischen Spra-
chen des Mittelalters für ein verdorbenes Latein.
Wie durch die Kraft fremder gothischer Kriegsvöl-
ker, die seit etwa «00 u. Chr. von allen Seiten gegen
Hom losbrechen, die romische Militairmacht vernichtet
war, trat das überall vorh&ndene Volksthümliche wieder
kräftig hervor, meist unter Formen des Christenthumes,
das sich geltend machte und die alten Religionen absor-
birte ; besonders seit es 337 unter Constantin zur Staats-
religion erklärt wurde, der nun die Tempel schliessen
lässt, die Opfer untersagt. Der Götterdienst wurde 39S
streng verboten, liess sich aber sehr schwer, meist nur
durch Compromiss ausrotten , indem die heidnischen Feste
in die christlichen übergingen.
Die gothischen H eruier eroberten 476 unter ih-
rem Anfuhrer Odoacer zuerst Italien, ihre Herrschaft dauerte
von 476 — 493; ihnen folgten 489 die Ostgothen un-
ter Theodorich, die fast ohne Widerstand Herrn von Ita-
lien wurden, das römische Wesen abolirten, das natio-
nale herstellten , unter welchem das Land blühend wurde,
sie herrschten von 489 — 552. Seit 550 ging die Herr-
schaft von Italien an das griechische Reich über.; aber
schon 568 nahmen die gothischen Longobarden Ober-
Italien , welches nun den Namen der Lombardei er-
hielt, während neben derselben das griechische Exarchat
bestand, dessen Exarch oder Statthalter in Ravenna re-
sidirte , in Rom aber der Bischof (Papst). Dieses Reich
der Longobarden dauerte von 568 — 774.
Die gothischen Völker, die nach Italien zogen, bil-
deten immer nur eine verhällnissmässig sehr kleine Zahl
gegen die vorhandene Einwohnerschaft, sie lebten gröss-
tentheils als Dynasten auf den Landgütern, welche man
ihnen hatte einräumen müssen, meist aus den vorhande-
nen Domainen und Gcmeindegutern, sie bildeten dafür
die Kriegerkaste, behielten ihre kriegerische Verfassung,
befreiten aber das Land von der römischen Regierung,
von den drückenden Abgaben, von der furchtbarsten
Despotie der römischen Beamten; das anterdrückte Kel-
tcnthnm^ das tuskische und gallische Wesen mit den
alten Einrichtungen kam Mrieder zur Bluthe, die alten
einheimischen Rechte wurden von den Gothen sanctio-
nirt, mit den nöthigen christlichen Modificationen und
sind unter dem Namen des longobardischen Rech-
tes bekannt; dadurch kam die Lombardei in einen blü-
henden Zustand, Handel, Künste und Gewerbe erhoben
ihr Haupt, wenn auch die Gothen selbst nur Krieger und
der Industrie fremd blieben.
Die Longobarden waren nicht katholische, sondern
arianische Christen, die Unfehlbarkeit der Papste ver-
%verfend, welche ihnen daher feindlich entgegenstanden/
und es mit den katholischen Franken in Gallien hielten,
bey diesen Hiilfe suchten und fanden. Der Franken Kö-
nig Pipin zwang die Longobarden, viele ehemals zum
Exarchat gehörige Länder den Päpsten einzuräumen^
welche dadurch in die Reihe der weltlichen Fürsten ein-
traten 751 — 755. Als der Longobarden - König Desiderius
den Papst wieder ängstigte, zog Carl der XSrosse über
die Alpen und endete 774 das longobardische Reich, es
mit dem fränkischen vereinend, fugte auch der Schen-
kung Pipin's an den Papst bedeutende Ländereien zu,
behielt sich jedoch die Oberherrschaft in Korn vor. Carl's
Herrschsucht war hiermit noch nicht befriediget ^ er stellte
— freilich nicht viel mehr als dem Namen nach — die
römische Kaiserkrone wieder her, wurde 800 als römi-
scher Kaiser in Rom gekrönt; aber seit 888 wurde das
heilige römische Reich mit dem teutschen verbunden und
in diesem bis auf die jüngste Zeit fortgesetzt.
Gothische Einw^anderer kamen von dieser Seite
nicht mehr nach Italien, und die scsshaft gewordenen
amalgamirten sich allmählig mit der gallischen Einwoh-
nerschaft, gingen in dieser ganz unter. Aber zur See
kamen Normannen in das südliche Italien, setzten sich
hier seit 1022 fest; des berühmten Tancred's Sohn, Ro-
bert Guiscard ward vom Papst als Herzog von Apulien
anerkannt, sein Sohn Roger eroberte Sizilien 1061, und
22«
— 340 —
seit 1130 nannten sich dessen Nachfolger Könige beider
Sizilien und nahmen Neapel zur Residenz. Allmählig
verlor die gothisch- normannische Nationalität sich ganz
in der italienischen.
In Hom bildete sich die päpstliche Macht durch
eine durchgreifend geordnete Hierarchie schnell aus, stellte
sich keckerweise über alle weltliche Macht , und erreichte
im 11. und 12. [Jahrhundert ihren Ilöhenpunkt; sie war
Herr der Schulen und der Litteratur, und da man in der
Landessprache fast nichts schrieb, so wurde Alles latei-
nisch und im Geiste des Papstthumes abgefasst.
Ober -Italien hatte eine Menge so gut wie unab-
hängiger Dynasten (Herzöge, Bischöfe, Aebte, Städte),
die Einwohnerschaft lebte nach aller freier Weise, und
überall regte sich der practische, commerciello Sinn des
Volkes.
An dem Ausflüsse des Po hatten seit ältester Zeit
die Veneter — ein ursprünglich illyrisches Volk — wich-
tige 'Handelsstädte, die unter tuskische und römische
Herrschaft kamen, aber von dem Flusse allmähhg ver-
nichtet sind. Hier blühetc auch Aquileja oder Agiar,
das Attila mit seinen Hunnen 452 ganz zerstörte; die
gewerblichen Einwohner flüchteten auf die benachbarten
Inseln, erbaueten hier Venedig, wo sich 696 die ver-
schiedenen Theilo unter Einem Oberhaupte, dem Dogen,
vereinigten, das bald seinen Handel und seine Macht
sehr ausdehnte; es wurde IISO das Haupt des longo-
bardischen Bundes, eroberte 1202 Constantinopel, erhielt
Morea, Candia und mehrere Inseln; Venedig führte allein
den so wichtigen ostindischen Handel, erwarb 1402 grosse
Strecken auf dem festen Lande von Ober- Italien (Verona,
Padua, Friaul), auch von Unter - Italien (Brindisi u. s. w.),
Cypern und andere griechische Inseln ; aber seit 1500,
wo der Seeweg nach Ostindein durch die Portugiesen
entdeckt wurde, und die Türken ihre 3Iacht ausdehnen,
sinkt Venedigs Macht.
Die Seestädte am mittelländischen 3Ieere erhoben
nicht weniger ihr Haupt; das uralte Pisa am Arno hatte
— 341 —
im 11. — 14. Jahrhundert eine grosse Seemacht ^ bis es
den Genuesern erlag; das alte tuskische Genova oder
Genua wurde besonders im 13. Jahrhundert sehr mäch-
tig, beherrschte das mittelländische Meer, hatte Nieder-
lassungen am schwarzen Meere, besass wichtige, grie-
chische Inseln, und die Vorstadt Pera bey Constantino-
pel. Florenz erhob sich unter einer demokratischen Ver-
fassung, bis seit 1400 die reiche Kaufmannsfamilie der
Medici, erst unter bürgerlichen Formen, bald mit fürst-
lichem Anselin, die Gewalt an sich riss.
In der Zeit des Mittelalters waren in Ober -Italien
die Zustände der alten keltischen Zeit, wenn auch unter
andern Formen, wieder aufgewacht, das Volk beherrschte
sich selbst in kleinen Republiken; kühne, angesehene
Männer erhoben sich als Dictatoren oder Herzoge, gegen
sie bildeten sich Parteien, und in jedem Stadigebiete,
stritt man sich unter dem Panier der Weifen und Gi-
be 11 inen; aber kein fremder Druck lastete auf dem
Laiidc, die Industrie cntmckelte sich auf das Kreieste,
und von allen Staaten Europa's blühete Ober - Italien , be-
sonders im 13. Jahrhundert.
Venedig und Genua hielten den Welthandel in ih-
ren Händen, der mehr Segen bringt als eine despotische
Weltherrschaft, mit dem stets Wohlstand, Luxus, Kunst
und Wissenschaft sich innig verbinden.
Die wahre innere nationale Bluthe Italiens fällt
meiner Ansicht nach gar nicht in die Zeit, wo Rom's
Despotismus durch seine Militairmacht die Welt regierte;
denn Rom mit seiner lateinischen Sprache war keine
eigentliche Nationalität, stand jeder nationalen Ent Wicke-
lung entgegen, hatte stets eine mehr fremde als eigene
Cultur. Die Glanzpunkte ItaUens fallen theils in die vor-
römische , keltische theils in die nach - römische , italieni-
sche Nationalität. Ehe Etrurien Rom untertliänig ward,
da war es, und mit ihm ganz Italien gross durch natio-
nelle, keltische Kunst, Wissenschaft und Industrie; nach-
dem Roro's Macht gebrochen war, wurde es wieder
— 342 —
gross durch italienische Kunst, Industrie und Wis-
senschaft.
Nach dem Falle der m&chügen Roma stand die
alt -keltische Nationalität zwar kräftig, aber nicht rein
da, sie war modi&cirt durch das Christenthum und ver-
mischt mit gothischen Volkern, doch weniger als in an-
dern Ländern, daher sich auch leichter als anderwärts
das Gothisohe mit dem Keltischen und Lateinischen amal-
gamirte. So entstand aus den vorhandenen Elementen
.eine neue italienische Nationalität, basirt vor-
zugsweise auf der alt -keltischen, mit christlichem Cul-
tus und einer neuen Sprache. Das Alt -Keltische und
Lateinische mag sich lange schroff gegenüber gestanden
haben, erst im Laufe des 7. Jahrhunderts vermischten
sich die vorhandenen Elemente zu Volksdialecten,
bey denen das Lateinische den geringsten Einfluss aus-
übte, das seine Geltung nur als Rcligions- und Gelchr-
tensprache behielt. Die italienischen Volksdialecte, ne-
ben- welchen in Unter -Italien die griechische Sprache
selbst bis in neuere Zeiten eine bedeutende Verbreitung
behielt, waren in sich ziemlich verschieden, sind es zum
Theil noch jetzo. An der Grenze Frankreichs, im Sa-
vojschen und Piemontesischen, wo die Ligurier und Kel-
toligyer wohnten, stand die Volkssprache dem romanze
und Alt -Französischen sehr nahe, stehet es zum Theil
noch; im Mailändischen hatte sie mehr Gothisches auf-
genommen, im südlichen Italien mehr Griechisches. Der
Dialect in Toscana, dem alten Etrurieu, erscheint am
meifiten abgeschliffen, er wurde im 18. und 19(. Jahrhun-
dert durch die Dichter, besonders durch Dante Allighieri
(geb. 1265) ausgebildet, erhielt so allgemeinen Eingang
bey der gebildeten Welt, wurde allmählig die allgemeine
Schrift- und Umgangssprache der höhern Zirkel, die
wir jetzo im Allgemeinen als italienische Sprache
bezeichnen. Diese verhält sich ähnlich der lateinischen
Sprache, sie ist für Alle, die sich mit dem Italienischen
beschäftigen, die Schrift- und Umgangssprache, wird in
ihrer Reinheit von dem eigentlichen Volke fast nirgends
— S43 —
gesprochen y wiewohl sie dem toskaiüschen Dialecte
am nächsten stehet, aus ihm hervorgegangen ist; sie
wurzelt wie das Lateinische im Ait-Tuskischen und Kel-
tischen, nicht im Lateinischen.
Wie sich die neue italienische Nationalität mit
ihrer nenen Sprache entwickelte, bildete sie sich am
meisten in den Freien Staaten von Ober-Italien aus, be-
sonders in Etrurien, und die Künste traten mit dersel-
ben und dem neuen Cultus in die innigste Beziehung,
erhielten den höchsten Aufschwung. Die etrurische Ma-
lerey, die nie untergegangen war, erhob sich seit dem
13. Jahrhundert in nationaler Weise, allmählig verwischte
sich das Harte der alt »tuskischen Kunst, besonders durch
die, auf etrurischem Boden vor allen blühende Floren-
tiner Schule, in welcher Leonardo da Vinci (geb. 1444)
und Michel Angelo Buonarotti (geb. 1474) glänzen, eben
so bewundert als Maler, wie als Bildhauer und Archi-
tecten. Baukunst, Bildnerey, Erzguss, Musik u. s. w..
Alles erhob sich in nationaler Weise, setzte aber mehr
das Etrurische, als das Römische fort; in den Verzie*
rungen und sonst, dürfte mehr der alt -etrurische, als
der griechisch-römische Geschmack hindurch schimmern.
Die jetzige italienische Nationalität setzt die alt-
italisch-keltische, besonders die tuskische und gallische
unmittelbar fort, und das antinationale römische Wesen
in Sprache, Kunst, Regierungsform u. s. w. hat wohl
keinen so wesentlichen Einfluss ausgeübt, als man ge-
wöhnlich glaubt; diese, grosse keltisch -italische Natio-
nalität ist im Laufe der Zeit mehrmals gefallen und ge-
stiegen; aber eine allmählige Entwickelung derselben,
ein Aufsteigen auf eine immer höhere Culturstufe scheint
mir sehr problematisch; eher möchte ich glauben, Italien
sey schon vor Jahrtausenden so cultivirt gewesen als
jetzo, nur unter wesentlich andern Formen; will man
aber in das nationale Wesen eine richtige Einsicht er-
halten, so wird man mehr auf das Koltenthum als auf
das Römcrthum achten müssen.
— 344 —
e. Germania^ Germania magna mit Skandinavien.
Ist die älteste Geschichte von Italien , Gallien u. s. \v.
uns sehr dunkel , so ist diess in noch höhcrm Grade bey
Germanien der Fall^ wo uns leider auch die mehr neuere
Geschichte der griechischen und romischen Zeit nur we-
nig hellet wird, denn aus der Litteratur über Germa-
nien sind uns nur wenige unbedeutende Fetzen übrig
geblieben. Wären die Werke auf uns gekommen von
Sulla und Acchias über die cimbrischen Kriege, von Cato
über germanische Geschichte , von Asinus Quadratus über
germanische Geographie.^ von Plinius und Bassus Aufidus
über die germanischen Kriege , so würden wir Manches
klarer sehen. Ausser abgerissenen Notizen in verschie-
denen Schriftstellern ist uns nur erhalten eine an sich
unbedeutende Broschüre des Cornelius Tacitus (deren
Aechtheit noch in Zweifel stehet), etwa im Jahre 100
n. Chr. verfasst, über die Lage und Sitten der Völker
Germaniens, die uns^ als das einzige Ueberbleibsel der
Litteratur, von Wcrth ist, übrigens ohne tiefere Kennt-
niss des Landes abgcfasst erscheint, nur eine oberfläch«*
liehe Compilation ist, in deren wohl politischer Tendenz
CS gelegen haben mag 9 Germanien als sehr roh und rauh
darzustellen, da nur an diesem Lande die römische l^lili-*
tairmacht scheiterte,
Europa bildet offenbar ein grosses Ganze, in wel««
chem alle Theile im Allgemeinen * demselben Schicksale
unterliegen, sey es früher oder später. In allen bisher
betrachteten Ländern zeigte sich eine uralte Cultur, ge-
bunden an die keltische Nationalität, Sprache und Ar-
chäologie, aus welcher im Laufe der Zeit die neuern
Sprachen und Nationalitäten hervorgingen, daher wird
wahrscheinlichcrweiso die Geschichte in unserem Vater-
lande denselben Gang genommen haben, aus keltischen
Germanen werden die Teutschen mit ihrer Sprache her*
vorgegangen scyn, auf ähnliche Art als die Engländer
aus keltischen Brittcn, die Franzosen aus keltischen Gal-
liern, die Italicner aus Tuskcn und Oskcn. Wie 9tUQ
~ S45 —
neuern Nationalitäten von den alten wesentlich zu tren-
nen sindj so wird man auch die Germanen nicht für
Tcutschc zu hallen haben ^ und die germanische Spra-
che wird sich zur tcutschen verhalten ^ wie die gal-
lische zur französischen. Ist Indien die Wiege der euro-
päischen BcA'öikcrungy verbreitete sich von hier aus die
civilisirte Menschheit immer weiter nach Osten ^ dann
wird Britannien^ zum Thcil auch Gallien und Italien
seine Bevölkerung aus Germanien erhalten haben; die
Cultur kann hier friiher als in jenen Ländern geherrscht
haben^ und manche Sagen deuten darauf hin; die Cimmerii
am schwarzen Meere^ die Cimbri an der Ost- und Nord-
see^ die Cumbri in Britannien^ mögen doch nur Zweige
Eines Stammes seyn; gleiche Völkernameu finden wir
in Germanien, Gallien und Ober -Italien. Wohl mag Ger-
manien vor 3000 Jahren und länger, in Europa eine ähn-
liche Rolle gespielt haben, als jetzo Teutschland thut,
und wichtige politische Impulse gegeben haben j stand
auch wohl auf derselben Culturstufe als Pelasgien, Oal-^
lien^ Iberien und Britannien.
So wenige Nachrichten wir über den Zustand Ger-
maniens in ältester Zeit haben, so wissen wir doch, dass
der Handel mit Bernstein in sd alte Zeiten herauf-
reicht, als es Spuren von Geschichte giebt, daher Nord-
Germanien goAviss mit den entferntesten Ländern in Han-
delsbeziehungen gestanden haben wird; ja, es ist wahr-
scheinlich, dass schon die Phönizier desshalb die Ostsee
beschiflTten, Pytheas auf ihren Schiffen bis zum Bern-
steinlande kam. Dieser stets sehr gesuchte Artikel
ging theils wohl über Britannien zu den Phöniziern,
theils zu Lande auf einer uralten Handelsstrasse, von
der l)anziger Gegend südlich, bis an die Mündung des
Po (Eridanus), wo die grosse etrurische, früher wohl
illyrische Handelsstadt Spina vorzugsweise der Stapel-
platz war, von wo der Bernstein zu Schiffe nach Grie-
chenland, Kleinasien u. s. w. kam. Zur Römerzeit scheint
dieser Weg wenig besucht zu seyn, doch Hess ihn Kai-
ser Nero um 55 n. Chr. durch Handelsleute betreten.
— 346 —
die von Carnutum an der Donau (nicht fern von Pres-
burg) ausgingen, die auch Bernstein in grossen Massen
mitbrachten. Die Handelsverbindungen zwischen Etru-
rien und Cimbricn an der Ostsee können auch politische
Beziehungen erhalten haben, die Handelsstrassen werdeii
leicht Heerwege, und es kann nicht überraschen, wenn
von der Ostsee her Armeen in Italien eindringen^ wenn
die Germanen in die Politik von Italien verwickelt wer-*
den. Zwischen dem Norden Germaniens und Griechen-
lands bestanden in sehr alter Zeit, wohl aus der pelas-
gischen her, religiöse Beziehungen^ vielleicht weil der
Cultus hier wie dort ein gleicher war; nach Herodot
(IV. 35.) sandten in uralter Zeit die Hyperboräer von
Zeit zu Zeit Opfer nach dem Orakel von Dclos und
zwey Jungfrauen (Priesterinnen) nebst Begleitung.
Die Archäologie ist es^ die uns freilich ein unvoll-
kommnes^ aber treues Bild giebt von dem Zustande Ger-
maniens in ältester Zeit, und^ wie ausfuhrlich im er-
sten Theile dieser Schrift nachgewiesen wurde ^ sind die
germanischen Bauwerke^ Alterthümer und Kunstsachen
ganz gleich den britannischen, gallischen, me den pe-
lasgischen in Italien und Griechenland, sie weisen auf
eine entwickelte Industrie, viel Reichthum, bedeutende
Cultur, auf gleichen Cultus und eine gleiche Nationali-
tät in allen diesen Ländern. Die Germanen standen hier-
nach auf derselben Culturstufe als die Britten, die Ita-
licr in der vor -römischen Zeit und die Pclasgier in der
vor -griechischen. Es hat sogar einige Wahrscheinlich-
keit, dass die Gormanen in sehr alter Zeit nicht allein
mit Britannien, sondern auch mit Amerika verkehrten,
dessen alte, cultivirte BcAÖIkerung wohl keltischen Ur-
sprunges scyn dürfte. Unsere germanischen Alterthü-
mer gehören ihrem grössten Theile nach offenbar in
den Kreis der keltischen, daher aus archäologischen
Gründen die germanische Nationalität eine keltische ge-
wesen seyu wird, dem die Geschichte durchaus nickt
widerspricht.
— 347 —
Dem Uaudel, der ladustrie^ dem Reichthume Ger-
manjcns muss eine dichte, tapfere Bevölkerung ent-
sprochen liaben, wovon sich deutliche Spuren zeigen^
daher auch eine politische Wichtigkeit , und besonders
scheint der Einfluss auf das keltische Italien in ältester
Zeit sehr wichtig gewesen zu seyn.
Etwa 1000 Jahre V. Chr., also vor fast 3000
Jahren zog^n germanische Haseni aus Rhaetia (dem heu-
tigen Bayern, Oestreich und den alpinischen Ländern)
gegen die mächtigen pelasgischen Tuskier in Mittel-Ita-
lien; diese wurden überwältigt, nannten sich nun selbst
Haseni und sind die Etrurier der Römer, das cultivir-
teste Volk Italiens, das doch wohl eine bedeutende
germanische Färbung hatte, wobey nicht zu übersehen
seyn dürfte, dass die damaligen Germanen mit den
Italiem und Pelasgiern nur Einer und der keltischen
Nationalität angehört haben. Zwischen Etrurien und
Rhätien mögen nahe Beziehungen geblieben seyn, auch
hat neuerlich Steub (über die Urbewohner Rhätiens und
iliren Zusammenhang mit den Etruskern 1844) auf die
Uebereinstimmung von Ortsnamen in Rhätien und Etru-
rien, so wie auf Aehnlichkeit der Sprache hingewiesen.
Etwa 600 V. Chr. gingen keltische, gallische und
germanische Völker, Boji, Sennones u. s. w. nach Ober-
Italien; machten grosse Eroberungen, das nun eine gallo ^.
germanische, sehr cultivirte Provinz ward, die Rom oft
bedrohote,'bis dieses Gallia cisalpina^ü v. Chr. römische
Provinz wurde.
Wohl aus politischen Gründen marschirte um 390 v.
Chr. ein mächtiges gallo-germanisches Heer von 300,000
Manu nach dem Süden von Europa ; es bestand nach Hera-
klid aus Hyperboräern, die aber sonst Gallier genannt
werden ; ein Theil wendete sich an das adriatische Meer,
in das Land der Vencter, der andere drang in Italien ein,
unter Brennus , d. i. der Brenin oder Obergeneral (brenhin,
brenin , breein im Wälschen , ist Repräsentant der Trup-
pen, auch des Volkes, bran im Gälischen); 30,000 re-
gulaire Truppen belagerten Clusium , schlugen die Römer
— 348 —
am Allia, gi"g<>n S^S^^ Rom, das bis auf das Capitol er-
obert wurde, und zogen erst ab, als die Pest grosse Ver-
heerungen anrichtete, und sie einen Tribut von 1000
Pfund Gold erhalten hatten, werden aber in Oberitalien
geblieben seyn.
£in Jahrhundert später griff Nord - Europa in die grie-
chischen Verhältnisse ein. Um ^281 marschirte, aus uns
unbekannten, Avohl politischen Gründen^ ein disciplinir-
tes grosses Heer von Galliern und Germanen, besonders
Cimbri, Teudobodiaci, Tohstoboji, Tectosages n. s. w.
in die östlichen Länder, eroberte unter seinem Brcnuus
oder Brenin Thrazien, das sie 80 Jahre, bis 201 v. Chr.
beherrschten, ferner Macedonien, Griechenland (278 v.
Chr.) und endlich Kleinasien, wo es sich am Flusse Halis
festsetzte und seit 241 v. Chr. vermengt mit Griechen
und Einheimischen den sehr cultivirten Staat Galatia, Ga/-
lia orieniulis bildete, der 190 von den Römern besiegt
und 89 römische Provinz Avurde, aber noch lange seine
Eigenthümlichkeit und Sprache behielt. Der heilige Hie-
ronymus (um 392 n. Chr.) sagt: die Galater reden neben
der griechischen ihre eigene gallische Sprache, ganz der
ähnlich, die um Tre^iros (Trier) gesprochen wird, (wel-
ches im gallischen Germanien lag). Pausanias (der etwa
um 170 n. Chr. schrieb, und aus Klcinasien geburtig war)
sagt, indem er diesen Zug nach Griechenland erwähnt:
die erobernden Galater bewohnten das äusscrste Land von
Europa, an einem grossen Meere, das weiterhin nicht
mehr schiffbar ist, durch welches der Eridanus strömt;
spät erst wurde der Name Galater gebräuchlich, da sie
sich selbst in alter Zeit Kelten nannten , auch von Andern
so genannt Avurden.
Die Römer streckten nach Ueberwindung von Ober-
Italien (222 V. Chr.) ihre Arme nach Gallien aus, erober-
ten 165 V. Chr. den südlichen Theil, 122 v. Chr. den
mittlem, der unter Chentcl der Avcrni stand, da 'sandle
der Norden Germaniens, doch wohl auf den llülferuf von
Gallien, ein trefflich ausgerüstetes Heer von 300,000
Mann, vorzugsweise aus Cimbri, Teutones und Ambro-
— 349 —
nes bestehend^ gegen die Römer ^ welche diese Völker
theils Germanen, theils Gallier nannten. Nachdem es die
Donau überschritten , schlug es die römische Armee, zog
aus unbekannten Gründen nach Illyrien, Macedonien und
Thrazien, kehrte nach 3 Jahren zurück an den Rhein,
besiegte wieder die römische Armee, ging nach Gallien,
wo die Römer in S Schlachten überwunden wurden, und
wendete sich nun mit ganz freiem Rücken gegen Italien.
Unglücklicherweise trennte sich das Heer, um auf zwey
verschiedenen Wegen in Italien einzurücken, hierdurch
gelang es dem römischen Feldherrn Marius , beide Abthei-
lungen 102 V. Chr. zu überwinden.
Nun erhielten die Römer in Gallien freiere Hand;
aber bald wurde ihre Herrschaft drückend , und die Gallier,
unter Clientcl der Sequani , verlangteu von den Germanen
wieder lIüHc, die auch unter Ariovist, dem Oborhaupte
mehrerer sucvischen Völker, 72 v. Chr. erschien. Kr
schlug die feindlichen Aedui, wollte nun aber nicht wie-
der zurückgehen , sondern setzte sich im Lande fest ; die
Sequani und Aedui , die sich gegen ihn verbanden , wur-
den besiegt, und Ariovist war nun Herr eines grossen Thei-
les von Gallien, avo er einen Militairstaat bildete, unter
welchem sehr viele Studte standen , wo der römische Ein-
fluss ganz aufliörtc. Die Römer traten mit dem General
der Germanen in Unterhandlung und Bündniss, nannten
den Ariovist König und Frdund -, als aber dessen Heer zu
der Starke von 120,000 Mann Germanen anwuchs, seine
Macht sich immer weiter verbreitete, da wurden die Rö-
mer ängstlich, sandten den thätigen Caesar als General
gegen ihn, der 5*8 — 50 grosse Siege errang, auch ge-
gen die Gallier der belgischen Couföderation am Rheine.
Kurze Zeit darauf wiederholten suevische Völker ihre
Einfalle in Gallien, doch ohne Erfolg.
Caesar mit seineu Römern, welche schon fast die
ganze civilisirte Welt erobert hatten , wollte sich auch in
Germanien Lorbeeren erwerben; er ging zwey Mal über
den Rhein (52 — 47 v. Chr.), konnte aber gar nichts
effectuiren ; eben so wurde Agrippa (39 v. Chr.) zurück-
— 350 —
gewiesen; dagegen gehen unter August die Germanen
über den Rhein, schlagen die Römer und machen dann
Friede. Bald dringen die Germanen von neuem vor^ und
Rom machte nun die grössten Anstrengungen^ diesen
kraftvollsten der Feinde endlich niederzuschlagen, gegen
den es stets die besten Generale sandte. Drusus ging
in den Jahren 11 — 9 v. Chr. nach Germanien , dringt
siegreich bis zur Elbe vor; aber hier stirbt er, und die
römischen Legionen müssen sich nach Gallien zurück-
ziehen. Tiberius überschritt 4 u. 5 n. Chr. den Unter-
rhein, dringt durch Westphalen bis zur Weser, muss
aber gleich wieder zurückgehen; gleichzeitig gehen die
Germanen mit 70,000 Mann Infanterie und 4000 Reu-
tern über die Donau , drohen in Italien einzufallen, und Ti-
berius schliesst mit ihnen 9 n. Chr. einen wenig brillanten
Frieden. Eine mächtige römische Armee aus Kerntrup-
pen rückt nun unter Varus vom Unterrheine nach Germa-
nien bis gegen die Weser, wird hier 12 n. Chr. gänz-
lich vernichtet von Arminius *) , dem Heerführer der Gat-
ten, aus vornehmer Familie, der im römischen Heere ge-
dient hatte, römischer Ritter war. Nachdem Tiberius
Kaiser geworden, sollte Germanicus Germanien erobern,
es zu Lande und zu Wasser angreifen ; er fallt iti den Jah-
ren 14, 15 u. 16 n. Chr. mit einem grossen Heere ein,
eine Flotte gehet gleichzeitig die Weser herauf, aber, so
viel er auch Schlachten nach den römischen Bulletins ge-
winnt, er muss zurückgehen, und die germanischen Frie-
sen längs der Meeresküste, die unter römische Hoheit
gekommen waren, befreien sich von dieser 28 n. Chr.
Nun gab man endlich in Rom die Idee auf, das Land
der Germanen besiegen zu können , an deren Kriegskunst
und Tapferkeit man so oft gescheitert war, und beschränkte
sich auf das blosse Defensions- System. Was Rom von
Germanien durch alle seine Kriege errungen hatte, war
das Rheinthal und das Land am rechten Donauufer ; diese
*} Im Gäiischen ist Araiunn Held, Aufßhrer, daher wohl Ar«
minios.
— 851 —
Reiehsgrknze zu schuizeii war man nun bedacht , und Ger-
manicus seibat bemuhete sich die grosse Befeatigungs-
linie, den limes oder das t;a//tim romanum anzulegen , das
▼om Rheine über den Taunus zur Donau lief und später^
vorzüglich unter Probus (275 n. Chr.) immer mehr be-
festiget wurde.
Wenn man bedenkt^ dass die erwähnten germani-
schen Kriege^ die so nachtheilig für die Römer ausfielen,
in die Zeit der höchsten Blüthe Rom's treffen, wo es fast
alleiniger Herr der civilisirten Welt war, seine Legionen
aus Europa, Asien und Africa recrutiren konnte, so muss
man über die ungeheure Kraft Germaniens erstaunen, ei-*
ner solch colossalen Macht zu widerstehen ; aber anderer-
seits muss auch Germanien ausserordentlich bevölkert ge-
wesen seyn, um immer neue Heere zu stellen, und das
war es gewiss, denn Cäsar (bell. gall. IV. 11) erwähnt:
dass die suevischen Völker allein jährlich 100,000 Mann
Soldaten mobit gemacht hätten, die ins Feld rücken konn-
ten. Die germanischen Heere waren trefflich disciplinirt,
/ sonst hätten die Römer leichtes Spiel gehabt, auch seit
den ältesten Zeiten trefflich bewaffnet, wie alle Schrift-
Steller melden. .
Es ist höchst auffallend, wie von jetzo an, wo die
Schwäche der Römer zu Tage lag, die nördlichen Ger-
manen, vom Unter-Rheine bis zur Ostsee, nichts mehr ge-
gen ChiUien thun, ihre Kraft gegen Rom nicht mehr be-
nutzen, auch nicht in der so günstigen Zeit, als 68 n.
Chr. eine Militair - Revolution in Gallien und Spanien aus-
brach, die römische Armee den Gallier Chilba zum Kaiser
ausrief. Seit etwa 50 n. Chr. hört man von den so tap-
fern nördlichen Germanen nichts mehr, die Völkernamen
verschwinden allmählig aus der Geschichte, was gewiss
seinen triftigen Grund haben muss, und wahrscheinlich wer-
den ihre Kräfte durch einen ganz andern Feind in Anspruch
genommen seyn, der von Osten herkam, aus der Gegend
des schwarzen und kaspischen Meeres, dem sie unter-
lagen. GoUiische Völker, unter dem (keltischen) Na-
men der Franken werden im Laufe des ersten Jahr-
— 352 —
hunderts eingedrungen seyn, wahrscheinlich nicht ohne
blutige Kriege^ die allmählig das ganze nördliche Germa-
nien besetzen oder siegreich durchziehen , denn seit etwa
800 dringen sie bis zum Rheine^ nehmen zum Theil
die Namen der Völker an^ die sie überwanden^ daher die
Franken sich auch Sigambri nannten. Auf der Peutinger-
sehen Tafel (wahrscheinlich im Anfange des 3. Jahrhun-
derts) stehen am Untcr-Rheine (Batavia gegenüber) Chamavi
fftii et Franciy und weiter am Flusse herauf, bis Cöln
gegenüber, Francia. Unter Kaiser Valerian , Ä54 erschei-
nen die Franken zuerst feindlich an der Grenze von Gal-
lien, erobern später das ganze Land, das nun Francia
heisst, Germanien nachdringenden Völkern überlassend.
Diese Franken und die ihnen verwandten Völker sind aber
keine Germanen, sondern gehören der gothischen Natio-
nalität an, sie besetzen, wie es scheint — meist allmäblig,
ein kleines Land nach dem andern, erscheinen zuweilen
als Verbündete der Römer.
Auf das südliche und östliche Germanien, wo be-
sonders die Suevi , 3Iarcomanni und Quadi auf dem linken
Ufer der Donau Avohnten , (während das rechte mit Rhae-
tia, Vindelicia, Noricura und Panuonia seit 9 n. Chr. rö-
misch war)" scheint der Einbruch der Franken und gothi-
schen Völker keinen Einfluss in jener Zeit gehabt zu ha-
ben. Hier setzten die Germanen den Krieg (unter dem
Namen des markomannischen bekannt) gegen die Römer
fort, ver^venden hierher ihre Kraft. Unter dem Kaiser
Domitian wurden die Römer oft geschlagen (90 n. Chr.),
so auch unter den folgenden Kaisern; 170 dringen die
Markomannen, wie es scheint, unter Beystand der go-
thischen Vandalen bis Italien, eroberten Pannonien und
Illyricum, belagerten Aquilcja, Rom muss den Frieden
durch einen jährlichen Tribut erkaufen; Trajan schüttelt
diesen ab, schliesst 175 wieder Frieden, aber 178 be-
gann der Krieg von neuem, den Commodus 180 mit einem
schimpflichen Frieden endet. -
Nun treten auch im südlichen Germanien seit etwa
214 fremde gothische Völker herrschend auf, von der
— to8 — •
untern Donau her kommend ^ besonders Thuringi oder
Thervigni, ferner Alemanni (wahrscheinlich von All-*
mann in Wälschen d. i. Fremder}, die auch Suevi hiessen,
weil sie das germanische Suevia inne hatten, hier feste
Wohnsitze nehmen ; in der Peutingerschen Tafel (zu An-
fange des 3. Jahrhunderts) stehet ein Alemannia von der
Donau bis zum Schwarzwalde, daneben, bis zur Mün-
dung des Maynes noch - ein Suevia , welches aber bald
alemannisch wird. Ganz Germanien stehet nun unter go«
thischer Herrschaft, doch wird der Krieg mit Rom fort-
gesetzt. Die Kaiser Maximus und Diocletian, die den-
selben mit einigem Glück führten, belegten sich mit dem
Namen Germanicus und Alemannicus, daher man zwi-
schen beiden Nationalitäten wohl einen Unterschied ge-
macht zu haben scheint..
Unter welchen Verhältnissen die gothischen Völ-
ker, die alle vom schwarzen Meere herkamen, von denen
bald ausführlich die Rede seyn wird - — allmählig Germa-
nien überschwemmten, davon haben wir gar keine Kun-
de; ivir wissen durchaus nicht, ob blutige Schlachten
geschlagen sind, oder die Kriegerhaufen auf mehr fried-
lichem Wege einzogen , als Bundesgenossen gerufen wur-
den oder angenommen werden mussteu, wie es bey den
Römern geschähe; sie nahmen nun den Krieg in ihre
Hände, zugleich aber machten sie sich sesshaft, bilde-
ten einen kriegerischen Adel und wurden Herren des
Landes.
Unter der ^ Aegide der Frauken , Alemannen und
anderer gothischen Völker wurde der Krieg gegen das
immer mehr sinkende Rom fortgesetzt, dieser einst so
mächtige Staat ganz besiegt und vernichtet, worauf sich
gothische Völker über Gallien , Itiüien , Spanien und Bri-
tannien ergossen, wo diese Umwälzung der politischen
Verhältnisse neue Sprachen und Nationalitäten bedingten.
Die wenigen uns bekannten Bruchstücke der äussern
Geschichte Germaniens zeigen uns die Germanen als ganz
in den Kreis der andern keltischen Völker gehörig, mit
diesen innig verbunden, ihnen ganz iebenbürtig, ja der
.Keferstoin Kelt. Altertb. II. Bd. U. AbUu 23 '
— 354 —
eigentliche Glanzpunkt .unseres Vaterlandes , wo es .die
grösstc politische Rolle spielte, mag wohl in die Zeit
vor Christi Geburt fallen, bis 1000 Jahre früher zu-
rückgehen^ wo es in Gallien, Italien^ Tlirazien und
Kleinaäien inter\'enirte , nach allen Seiten seine Armeen
sandte', allein von allen Staaten dem übermächtigen Rom
widerstand; aber durch den Einfall der gothischen Völ-
ker wurde Germanien mehr, als alle bisher erwähnten
Länder, tangirt und verändert, erhielt eine andere Phy-
siognomie und Nationalität. Die Geschichte in der go-
thischen und teutschen Zeit wollen wir hier übergehen,
erst im folgenden Bande dieses Werkes näher erörtern;
manche Notizen davon werden weiter unten, bey Be-
trachtung der Gothen gegeben werden.
Das alte Germanien erscheint in ältester Zeit schon,
wie Britannien, Gallien, Italien und Hispanien, als ein
eben so mächtiges als cultivirtes Land; seine Heere
fochten nicht mit steinernen Waffen und hölzernen Keu-
len; die Geschichte und Archäologie weiss durchaus
nichts von einem rohen Urzustände, von nomadisiren-
den Hirten -' , Jäger - und Fischervölkem , von einer
passiven Bevölkerung,, die von einer activen unterjocht
sey. Wären die Germanen so rohes Gesindel gewesen,
ohne blanke Waffen, wie häufig geglaubt wird, so wür-
de Italien und Griechenland leicht mit denselben fertig
geworden seyn.
Ob unser Teutschland in ältester Zeit einen be-
sondern Namen hatte, dürfte zweifelhaft seyn, ein sol-
cher fehlte vielleicht auch für Gallien und Italien. Die
alten Griechen in der Zeit, bevor Rom mächtig wurde,
kennen kein Germanien^ die nördlichen Gegenden um
die Ost- und Nordsee scheint man unter Uypcrborea
begriffen zu haben, die südlichem^ von der Mündung
(1er Donau bis zu ihrem Ursprünge und zu beiden Sel-
ten des Rheines, mit Teutschland und Frankreich, als
Keltike, Celtica, wo die Kelten wohnten, diess
begriff also: Dacia fWallachey, 3Ioldau, östliches Un-
garn), Pannonia (westliches Ungarn), Noricum (Vor—
— 155 —
derSstreich, Steiermark, Karnthen), Rhaetia^ Vindelicia
(Tyrol, die Schweiz, Alt -Bayern), Germania und Gal-
lia zum grossen Theil. Herodot (der etwa 500 v. Chr.
schrieb) sagt I. 34 und IV. 49. : der Ister (Donau) ent-
springt im Lande der Kelten, was auch Aristoteles
(Meteorolog. I. 13.) wiederholt; nach Strabo (IV. 6 §. 9),
wohnten hier die Soebern (Suevi), eins der wichtig-
sten germanischen Volker. Als später der Name Ger-
mania Eingang fand, dehnte man diesen über das alte
Celtica aus, Ptolemaeus rechnet zu Germania auch Rhao-
tia, Vindelicia, Noricum und Pannonia, die Einwohner
dieser Lander werden theils Germanen, theils Kelten
genannt , auch bezeichnet man wohl die Einwohner Ger-
maniens -als Kimmerier und Galater. Pausanias I. sagt:
die Galater bewohnen die äussersten Enden von Europa,
durch ihr Land fliesst der Eridanua; sie selbst nennen
sich Kelten, wie sie auch von mehreren Schriftstellern
genannt werden. Dionys. von Halikamassus (der etwa
10 V. Chr. schrieb) sagt: Keltika (^ KelTi»^) wird be-
grenzt von den Alpen, den Pyrenäen, dem Meere, von
Scythien und Thrazien, der Ister, der in Pontus mün-
det, durchströmt das ganze Land. Keltika bildet fast
ein Viertel von Europa, es ist gut bewässert, hat fet-
ten Boden, Reichthum an. Früchten und Uecrden. Es
wird vom Rhenus durchschnitten, dem gprössten Flusse
nach dem Ister. Das Land zwischen dem Rhenus, den
Skythen und Thrakern, nennt man auch Germania, das
bis zu dem herkynischen Walde und den Rhipäen gehet;
das Land an der andern Seite des Rhenus, bis zu den
Pyrenäen heisst Galatia. Ganz ähnliche Ansichten hat
Diodorus, der wenig später schrieb, nur nennt er das
liaiid zwischen den Pyrenäen und den Skythen nicht
Keltika, sondern Galatia, und sagt: die Einwohner zwi-
schen den Pyrenäen und Alpen (in Gallien) nennt man
Kelten, die übrigen am Gebirge Herkynien, am Meere
und alle, bis nach Skythien hin, nennen die Römer mit
dem allgemeinen Namen Galater; man sagt: sie stamm-
ten von den Cimmcriern ab, deren Namen in Cimbem
83*
— 356 —
umgeändert sey^ welche einst Rom eroberten und Del-
phi plünderten. Unter den Flüssen in Galatia sind der
Dannbius und Rhenus die grössten, doch giebt es noch
viele andere schiffbare Flusse. Ein Unterschied zwischen
Germanen und Galliern mag in ältester Zeit nicht eben
gemacht seyn, die altern römischen Schriftsteller spre-
chen lange nur von Galliern y wenn sie auch Völkerschaf-
ten jenseits des Rheines erwähnen; die Germanen wer-
den^ wie die Gallier, Kelten oder Galli genannt (Livius
39, S2; 40, 53)..
Tacitus, derum 100 n.Chr. schrieb, sagtGcrman. §. %:
das Wort Germania ist ein neues, erst vor wenig Zeit auf-
genommenes (vocabulum recens et nuper additum) ; Caesar,
der etwa 50 v. Chr., also 150 Jahre früher schrieb, der
selbst in Germanien commandirte , führt an (Bell. gall. II. 4) :
dass die belgischen Völker in Gajlien (die sehr mächtig wa-
ren , 300,000 Bewaffnete stellen konnten) , sich für Nach-
kömmlinge der Germanen jensoit des Rheines hielten
(plerosqtie Beigas esse ortos a Germanis , Rhenumque
aniiquiius traductos), die Condrusen, Eburonen, Cäre-
ser und Pämaner nenne man mit einem gemeinschaft-
lichen Namen Germanen (nno twmine Gcrmani
appellentur) y und diese könnten 40,000 Krieger stellen.
Also die eigentlichen Germanen, von denen der Name
ausging, wohnten in Gallien, in Gallia belgica, am linken
Rheinufer, waren ächte, keltische Gallier « es war ein
gemeinschaftlicher Name für mehrere verbundene Gebirgs-
völker, die aber nichts weniger als eine eigene^ von der
gallischen verschiedene Nationalität bildeten , gewiss nicht
Teutsche waren. In dem Gebiete der germanischen Ebu-
ronen, die stets Gallier genannt werden, lag Atuatica
(später die Stadt Tungri, unser Tongern), und die Atua-
tici waren nach Caesar ein Rest der Cimbem und Teu-
tonen, die nach der Invasion von 115 v. Chr. hier zu-
rückgeblieben, aber keine Teutsche, sondern gute Gallier^
der Name Germani wird, wie sich hiernach denken
lässt, auch keltischen Ursprunges seyn, was zuerst Prof.
Leo in Haupt's Zeitschrift für teutsches AJterthum V.
— 851 —
1845 Pag. 'SSI) darzulegen versucht^ obwohl er die
Germanen gar nicht für Kelten anspricht; ger im Wäli-
sehen und Bretoni^hen ist Krieg (woher unser Heer,
Wehr^ das englische wer^ war^ das französische guerre},
daher gairman der Krieger (guerrier im Französischen);
daher mag allerdings der Name Germani stammen, denn
die Gebirgsvölker im Elsass, wo die Eburonen u. s. w.
Sassen, waren von ältester Zeit als die tapfersten Krie-
ger bekannt.
Als die Römer später in nähere Beziehungen mit den
Völkern am rechten Rheinufer kamen, hier dieselbe Na-
tionalität als am linken fanden, übertrugen sie auch den
Namen Germani dahin, nannten das ganze Land hier Ger-
mania. Man unterschied nun: I. das eigentliche. Germa-
nia in Gallien, am linken Rheinufer, welches seit Augu-
stus in Germania prima, von Basel bis Worms, und
in Germania secunda von Worms bis zum Unter-
Rheine zerfiel, zu welchem auch die Batavi (in Holland)
gehörten ^ welche nie unter die Herrschaft der Römer ka-
men, dieser Theil GalUens, das Germania prima und se-
cunda, mit seinen vielen Städten, die jetzo fast alle noch
vorhanden sind, war den Römern auf das genaueste be-
kannt; aber nirgends wird erwähnt: dass hier eine andere
Nationalität als in Gallien gewohnt hätte, hier eine andere
als die gallische Sprache geherrscht hätte, die Einwohner
waren ächte Gallier. H. Germania magna, rechts
des Rheines bis zur Elbe , der Weichsel und den Donau-Mün-
dungen. HI. Rhactia, Vindelicia und Noricum,
zwischen der Donau und den Alpen , welche Ländertheile
zu Germanien gerechnet wurden , deren Einwohner dabey
stets auch Kelten genannt werden ; ihre Legionen hiessen
noch zu Zeiten des Kaisers Aurelian , keltische und gal-
lische (Livius I. Sl, 30; Zosimus I. 51, 8). Die Gal-
lier und Germanen bildeten in jener Zeit ge-
wiss nur Eine Nationalität, die keltische mit
gleicher Sprache, gleichen Sitten und Institu-
tion e n. Die Bevölkerung von Gallien und Ober-Italien war
offenbar theilweise germanischen Ursprunges und doch rein
— 358 —
keltisch ; nach Germanien waren anderntheils gallische Völ-
ker, wie die Bojer u. s. w. gekommen^ die gute Germa-
nen waren; Caesai' (bell. gajl. VI. 24) erzählt: die Tec-
tosagen , volkischen Stammes (aus dem siidlichen Frank-
reich) besetzten die fruchtbarsten Gegenden Gerraaniens
am hcrcynischen Walde ^ wohnen noch bis zur Stunde
daselbst y grosses Ansehen genicssend wegen ihrer Gerech-
tigkeit und Tapferkeit-, noch heute leben sie gleich den Ger-
manen; ihre Stammgenossen in Gallien leben luxuriöser,
aber allmählig gewöhnt besiegt zu werden, vergleichen
sie sich nicht mehr mit ihren tapferu Brüdern in Germa-
nien. Wie von diesen Tcctosagen , die in Gallien Gallier
sind, eine Colonie in Germanien lebt, die Germanen sind,
so war es mit mehreren Völkerschaften.
Die gleiche Nationalität der Germanen und Gallier
möchte vorzüglich aus dem Strabo erhellen, der in den
ersten zwey Deccnnien unserer Zeitrechnung - sehr um-
sichtig schrieb; seine geographische Beschreibung von
Germanien (zu dem auch alle Länder links der Donau
gerechnet werden) beginnt er mit den Worten: jenseit
des Rheines, neben den Kelten, wohnen die Germa-
nen (zu welchen er rechnet: die Marsen, Sigambren,
Soeben (Sueven), Sennonen, Hermunduren, Longobar-
den, Catten, Chamaven, Bructcrer, Hhactier, Hclvetier,
Vindelicier, Noriker, Carncr und Insubrcn) wenig ab-
i\*eichend vom keltischen Stamme, diesen nur
an Grösse, Wildheit und Gelbhatfrigkeit über-
treffend, übrigens ihm ähnlich an Bildung,
Sitte und Lebensweise, wie wir die Kelten
geschildert haben. Bey der Beschreibung von Gal-
lien heisst es : jetzo sind die Gallier von den Römern be-
zwungen, wir nehmen aber ihre Schilderung aus der altern
Zeit und aus den noch jetzo bey den Germanen beste-
henden Gebräuchen, denn durch Natur und Ver-
fassung sind beide einander verwandt und
ganz ähnlich, sie bewohnen benachbarte Län-
der, bloss durch den Rhein geschieden, nur
liegt Germanien nördlicher.
— 359 —
Caesar (bell. gall. VI. 11 u. Cl) spricht zwar von
der Verschiedenheit der gallischen und germanischen Sit-
ten^ hat aber die romanisirten Gallier vor Augen und
bringt nichts Genügendes vor; er bemerkt: die Germanen
hätten keine Druiden (aber offenbar hatten sie entspre-
chende Priester)^ sie erkannten als Götter bloss Sonne,
Vulkan .und Mond , die andern (römischen) Götter wären
ihnen unbekannt^ sie verheiratheten sich spät, hätten kein
vermessenes Feld~ u. s. w. Wir werden im folgenden
Theile ausfuhrlich auf diese Stelle zurückkommen, und
wollen nur bemerken: dass Alles, was hier als Eigen-
thümlichkeiten der Germanen aufgeführt wird, acht kel-
tische Einrichtungen Ovaren, die auch in Gallien bestan-
den, ehe es rbmanisirt wurde.
Solche Zeugnisse y als die hier beigebrachten , lassen
uns in den Germanen auf das deutlichste Kelten erkennen ;
gehören aber die Germanen der keltischen Nationalität,
dann müssen auch die germanischen Alterthümer den kel-
tischen in Britannien und Gallien gleich seyn. Nun ha-
ben wir im ersten Theile dieses VTerkes , eben wegen der
Gleichheit der dort beschriebenen Alterthümer, auf die kel-
tische Nationalität der Germanen geschlossen , daher sich hier
Archäologie und Geschichte unterstützen, zu gleichen Re-
sultaten kommen, und die germanische Nationalität wird
eben so wenig eine teutsche gewesen seyn , als die gal-
lische eine französische war; wer die Germanen für Teut-
sche, für eine eigene, von der keltischen Nationalität ver-
schiedene ansprechen will, mag seine Hypothese zu
begründen suchen; mir scheint sie ohne alles Fundament.
Von grösser VTichtigkeit ist die Sprache, und zu
ermitteln : ob die Germanen keltisch oder toutsch gespro-
chen haben. Eine eigene oder eine von der gallischen
verschiedene Sprache der Germanen wird von den Auto-
ren nirgends angedeutet oder er>vähnt , am- wenigsten eine
teutsche.* Das Wort teutsch, thiudsch, Teutscher
u. s. w. (was mit Teutones schwerlich in spraclilichem
Zusammenhange stehet) ist den Griechen und Römern,
überhaupt dem Alterthume fremd ^ tritt erst in der go-
— 860 —
ihischcn Zeit auf ^ ist wahrscheiolich gothischen Ursprun-
ges, ist auch gar nicht in die neuern Sprachen, die sich
aus dem Keltischen entwic elt hahen, ühergegangen , denn
die Engländer sagen dafür — german, die Franzosen alle-
mand, ähnlich die Italiener und Spanier, daher hat sich
der Name -^ Teutscher schwerlich auf das alte Germa-
nien bezogen*).
Die Cimbri und Teutones aus dem Norden Germa-
niens konnten sich bey ihrem Einfalle in Gallien, wie
die Autoren erv^^ähnen , mit den Galliern verständigen, re-
deten dalier wohl eine der gallischen verwandte Sprache;
ein in Gallien gebliebener Rest dieser Volker, dieAtua-
tici, erscheint als ein gallisches Volk.
Tacitus er\vähnt zwar nicht die germanische Sprache
im Allgemeinen, aber 'die Sprache einiger germanischen
Völkerschaften; hiernach sprachen die Gothini (die in
der Odergegend gewohnt haben werden} die Hngua gal^
licUy daher wohl gallisch oder keltisch und wohl den
gälischen Dialect, wie die eigentlichen Galli; in §. 45
heisst es: die ästyischen Völker an der Nordsee (maro
suevicum) , gleichen in Sitte und Tracht den Sueven, aber
ihre Sprache stehet der britannischen (der wälschen} nä-
her (habitus Suevorumy lingua Briiannicae propior),
sie werden daher kymerisch oder wälsch gesprochen ha-
ben; die Sueven, die im Keltenlande, in der Gegend des
Ursprunges der Donau wohnten, mögen wohl gallisch
gesprochen haben. Plinius IV. 27 sagt: nach Philemon
wird der nördliche Occan (die Ostsee} von den Cimbera
tnorimartisa , hoc est mare mortuum — das todte Meer
genannt und zwar bis zum Vorgebirge rubeas, weiter-
hin aber cronium, und IV. 30 heisst es: von Thule
kommt man in Einem Tage in das mare concretum , das
auch cronium heisst. Wir haben hier offenbar zwey Worto
*) Auch hl andern fremden Sprachen ist der Name Teutscher un-
bekannt, der 81a we nennt ihnNjemezis oder Nemez, im Plu-
ralis Namzi, der Mongole, Türke, Tartare, Perser, Nemesli,
der Kurde Namsari; Teutschland ist ihnen Narasa, heisst im
Litthauischen Wukie, im Lettischen Wukietis.
— 861 —
»
der Laudessprache ; morimarusa, das im Lateinischen mare
mortutmiy und cronium, das im Lateinischen concretum
heisst ; beide Worte lassen sich ganz gut aus dem Kel-
tischen erklären , im Wälschen ist mor das Meer und marv
sterben^ marvis todt^ also mor marvis das todte Meer;
crown^ croin ist geronnen, unbeweglich, so viel als con-
cretum. Das Promontorium Cimbrorum wird nach Plin.
c. 1. castris genannt, welches Wort wohl mit carth im
Wälschen, das Vorgebirge, zusammenhängen könnte. Nach
Tacitus bist. IV. 15 sind die germanischen Caninefatti an
der Nordsee den Beigen [in Gallien} an Sprache und
Sitte ganz gleich, sprachen dälier gewiss gallisch d. h.
keltisch.
Erst im folgenden Theile, bey der speciellen Geschichte
der germanischen Völker werden wir näher auf ihr KeU
tenthum und ihre keltischen Institutionen eingehen ; aber
schon die hier gegebenen Andeutungen sprechen wohl
dafür, dass die alten Germanen bis in die ersten Jahr-
hunderte unserer Zeitrechnung nicht teutsch, sondern kel-
tisch sprachen, und wahrscheinlich herrschte in dem nörd-
lichen cimberischen Theile der wälsche Dialect, in dem
südlichem der gälische oder gallische, hierauf deu-
ten auch die keltogermanischen Alterthümer, indem im
nördlichen, flachen Teutschland, soweit etvra die platt-
teutsche Sprache reicht, die Cromlechs- Gruppe vorherrscht,
die für alle kymberischen Kelten charakteristisch ist, in
dem südlichem gebirgigen Theile, so weit die hochteutsche
Sprache reicht^ die Gruppe der Steinburgen oder Leos
vonvaltet, die vorzugsweise in den gälischen oder gallischen
Ländern verbreitet ist, wie dies^usführlich Thl. I. Pag. 357 —
375 erörtert wurde.
Die römischen und griechischen Autoren haben uns
eine Menge germanischer Namen erhalten, von Flüssen,
Gebirgen, Städten, Fürsten, Anitihrern u. s. w., wie der
obige Nachweis Nr. IV. bekundet, diese klingen nicht
teutsch, haben keine teutschen Wurzeln, lassen sich zum
Theil aus dem Keltischen herleiten, wie z. B. Brcnnus
vonBrenin, Arminius von armum u. s. w. Fast alle un-
— 362 —
Bere jetzigen Vornamen^ die früher allciuige Namen des
Volkes oder unsere jetzigen Zunamen waren , sind nicht
teutsch^ sondern rein keltisch, wie oben Pag. 191 nach-
gewiesen wurde. Die meisten Wörter der jetzigen teul-
schen Sprache sind offenbar keltischen Ursprunges, wie
bereits oben dargdegt ist, ein grosses keltisches Element
in unserer Sprache wird hierdurch klar und unabweisbar,
was sich von selbst erklärt, wenn die Germanen bis in
den Anfang unserer Zeitrechnung ("eine Kelten waren , was
aber unbegreiflich ist, wenn die Germanen einer andern,
der teutschen Nationalitat angehört hätten.
Im Laufe des ersten Jahrhunderts und später dran-
gen Völker des gothischen Stammes iu Germanien
ein, theils wohl feindlich, theils vielleicht auch friedlich,
sie besetzten mit der Zeit das ganze Land, von der Ost-
see bis zum Rheine, von der untern Donau bis zu 'de-
ren Quellen, wovon das Nähere theils bey Betrachtung
der Gothen, theils im folgenden geschichtlichen Theilebey-
gebracht werden soll. Die alten Völkernamen verschwin-
den , es machen sich neue geltend , die sich allmählig um
mächtige Herzoge gruppiren, dann in dem fränkischen
Reiche aufgehen , wie die Alemannen an beiden Ufern
des Rheines, die bis 496 ein souveraines Reich bildeten,
die Thüringer hinter ihnen, die 531, die Bojo wa-
ren oder Bayern in Vindelicien , die um 554, die Sach-
sen, die um 800 ihre Unabhängigkeit verloren. Diese
gothischen Völker, die als tapfere Kneger vom schwar-
zen Meere allmählig heranzogen, kriegten und eroberten
nicht für einen Mutterstaat, sondern, wo sie hinkamen , nah-
men sie sich Landgüter, behielten für sich ihre militairi-
sche (^feudale) Organisation, Hessen aber die volksthüm-
lichen Institutionen bestehen, in die sie sich mit hinein-
lebtcn, sich mit dem Volke amalgamirten. Der Gothe
wurde Dynast in seinem Gule^ Hess aber alle Verhältnisse
für das gemeine Volk bestehen, das nun für einen go-
tlüschen statt keltischen Herrn arbeitete , aber nach Jahr-
hunderten in einen immer schlechtem Zustand kam, wie
der gothische Adel sich erhob. Diese gothische Occupa-
— 863 —
iion trug einen ganz andern Character als die römische,
denn der römische Soldat und Beamte blieb Römer, war vom
Volke des eroberten Landes ganz geschieden , kehrte nach
dem Kriege in die Ileimath zurück. Der Gothe nahm mit-
ten unter den Germanen seinen festen Wohnsitz, wurde
Gutsherr , Repräsentant seiner Familie , verheirathete sich
mit germanischen Frauen, begründete eine Familie, und
diese gothischen Dynasten , wohl vermischt mit einheimi-
schen, bildeten nun den Adel, die Regierung, und den
eigentlichen Staat, in welchem der Eiugeborne mehr und
mehr zurückgedrängt Avurde.
Alle national -keltischen Institutionen blieben lange
bestehen, vermischten sich allmählig mit den gothisch-
feudalistischen, und wurden mehr und mehr verdrängt.
Der heidnische Cultus, das eigentliche Centrum der kel-
tischen Nationalität, wurde durch das Christenthum allmäh-
lig ganz absorbirt und heftig verfolgt. Irische Missionarien
waren es vorzüglich, die das Christenthum verbreiteten, so:
Columba seit 618 in Bayern, Gallus in der Schweiz, der
630 das Kloster St. Gallen stiftete, Wilbrod 691 in Fries-
land, Bonifacius 780 in Thüringen u. s. w. Die göthi-
sche wie die keltische Nationalität vereiniget im Christen-
thume, vermischten sich mehr und mehr, dadurch ging
eine neue, die christlich teutsche Nationalität
hervor.
Germanen und Gothen mussten sich gegenseitig ver-
ständigen, doch wohl durch Vermischung der keltischen und
gothischen Sprache ; aus solcher Mischung entstanden und
verbreiteten sich eigeuthümliche Idiome , die aus dem Volke
selbst hervorgingen, in denen das Keltische, wie in der
Einwohnerschaft, das überwiegende Element war.
Gegen Ende des 6. Jahrb. erhob der Bischof Ulfilas,
indem er ein Alphabet für das Gothische erfand und dem
Griechischen nachbildete, dasselbe zur Schriftsprache,
hierdurch und da die keltische Schriftsprache aus den
Händen der Priester ins Volk überging, bildete sich nun
eine volksthümliche Schriftsprache, allmählig wurde das
rein Keltische und Gothische von den neuen Idiomen^gans
— 364 —
assimilirt; als man zu schreibcu begann^ sprach und
schrieb man nicht mehr keltisch, sondern teutsch. Der
Zeitraum vom S. bis 9, Jahrh. , wo die Sclirift in volks-
thümlichcn Idiomen beginnt^ ist lang genug zur Ausbrei-
tung der neueren Idiome^ die an den Höfen und durch
die Sänger am meisten ausgebildet wurden. Durch diese
vorzüglich entwickelte sich eine allgemeinere Dich-
ter- und Schriftsprache^ die sich über die einzel-
nen verschiedenen Idiome erhob. Der teutsche Dialect^
von welchem wir die ältesten Sprachproben haben (an
500 Jahre ältere als vom Hochteutschen) ist der An-
gelsächsische^ der in Westphalen und England herrsch-
te, und dieser hat die grösste keltische Färbung. Die
angelsächsiche Litteratur, die uns erhalten wurde, ist
nicht unbedeutend , und die angelsächsischen Gesetze ste-
hen ganz auf 4ieltischem Boden.
Jede Stadt, jeder District bildete sich wohl nach
den eben vorhandenen Elementen seine eigene Misclisprache,
und noch jetzo, nach Verlauf von mehr als 800 Jahren, sind
diese noch nicht ganz vorwischt, in jedemDistricte finden wir
noch gewisse Eigenthümlichkeiten in der Volkssprache.
Nach den vorhandenen allgemeinen Elementen gruppirten
sich diese Idiome im heutigen Teutschland in S grosse Dia-
lecte, in den platt- und hochteutschen, jener
herrscht in den nördlichen Gegenden , wo die cimbrischon
Völker wohnten, die später durch die sächsischen fort-
geführt wurden, hängt zusammen mit dem ausgestorbe-
nen AI t-Angelsächsischen in Westphalen und Mün-
sterland, der auch nach Britannien , wie in die französi-
sche Normandic überging, und der alt - friesischen
Sprache, die bis ins 1 5. Jahrh. weithin herrschte, dann
allmählig ausstarb , mit dem Englischen Aehnlichkeit hat-
te, und in dem sogenannten Baucrn-Friesisch mancher Ge-
genden noch nachklingt, auch die Grundlage des Hol-
ländischen ist; der hochteutschc herrscht in dien hö-
heren, hercynischen , südlichem Gegenden, wo die Suevi
wohnten , welche durch die Alemannen fortgesetzt wur-
den. Die Versclüedcnheit dieser Dialectc dürfte vielleicht
— 805 —
SU suchen, seyti in den verschiedenen Dialecten der kel-
tischen Germanen^ denn wahrscheinlich herrschte in Cim«
bria der wäische, in Suevia der gälische Dialect, auch
scheint im Hochteutschen das gothische Element stärker
als im Plattteutschen ; doch muss ich es kundigem Hän-
den überlassen ; diese Ansicht sprachlich zu erörtern. Ver-
muthlich hatten auch die gothischen Völker verschiedene Dia-
lecte j die auf die sich bildende teutsche Sprache von Ein-
fluss waren. Ausserhalb dem eigentlichen Teutschland bil-
deten sich auf ähnliche Art die verwandten Dialecte des
Vlämischen^ Holländischen^ Dänischen, Schwedischen u. s. w.
Der Dialect im südlichen alemannischen Germanien
bildete sich bey einer lebenslustigen Bevölkerung früh aus,
durch die dortige Hof- und Dichtersprache, die auch bey
den Franken Eingang fand und grosse Verbreitung er-
hielt, man bezeichnete- sie als die tiutsche Zunge oder
lingua iheudisca , im Gegensatz der lingua ehigehca oder
danica, der angelsächsischen oder englischen (^später platt-
teutschen) Zunge. In den longobardischen Gesetzen v.
J. 643 soll der Name lingua iheudisca zuerst vorkom-^
men, diese wird ferner erwähnt in den Capitularien Lud-
wigs des Frommen, als lingua iheodisca (8t 9), und Carls
des Kahlen als lingua iheudisca CS^S)^ ^^^'^ ^^^r. 7%eii-
discay woher wohl unser Wort — teutsch — mag go-
thischen Ursprünge» seyn , von t h i u d a herstammen , was
Volk im Gothischen heisst.
Aus dem Alemannischen bildete sich m,it der Zeit
eine allgemeine Schriftsprache, die auch Umgangssprache
der höhern Zirkel wurde, diese ist es, die gewöhnlich
als eigentliche — hoch teutsche bezeichnet wird. Sie
ist in ihrer Reinheit fast nirgends eigentliche Volkssprache ;
aber sie ist die Littcratursprache für alle Teutsche, denn
in den eigentlichen Volksdialecten wird fast nichts ge-
druckt, kaum etwas geschrieben.
Die gothischen Völker traten theils wohl als eine
erobernde Armee auf, theils in einzelnen Schaaren, die
sich eindrängten oder zu Hülfe gerufen wurden, sie bil-
deten daher anfangs gar keine politische Einheit, sondern
— aee —
Im Laufe dßs 9. Jahrb. hatte sich die teutsche
Nationalität durch eigene Sprache und vorzüglich da->
durch mit begründet, dass sowohl das keltische als go-
thischc Heidenthum durch das Christenthum assimilirt wa->
ren, und nun bekam sie durch eigene Regenten über das
ganze Land auch ihre politische Wichtigkeit. Alle
alten germanischen Völkerschaften waren in den grossen
Ilcrzogthümern Sachsen, Franken, Bayern, Schwaben,
Lothrfngen, Kärnthen und Ocstrcich untergegangen, nun
verlosch auch der Name Germania gänzlich. Otto I.
(936) nannte sich rex Tetdonicarum, wahrscheinlich wohl,
weil die Alemannen gewöhnlich Teutonici hiessen. Nun
hat sich das Germanenthum und das Gothenthum ganz in
das teutsche Wesen umgestaltet, das sich als solches
weiter. fortbildet. Während die englische und französi-
sche Nationalität schon früh sich consolidirten , blieb die
teutsche Nationalität, characterisirt durch Sprache
und Sitte, politisch zersplittert, sucht aber jetzo die Einheit.
Wie der Strom gothischer Völker aufhörte , diese sich
immer weiter westlich zogen, folgte diesem ein höchst
zahlreicher Nachtrab von slawischen Völkern, die
aus den Gegenden der Weichsel, des Dniper und Don
kamen , die grosse Theile Germaniens besetzten , die Ge-
genden bis zur Elbe, Saale, ganz Schlesien, Mähren,
Böhmen und. Franken, besonders die Gegenden um die
untere Donau, bis zum adria tischen Meere, die mehr in-
dustrielle Ackerbauer -als eigentliche Krieger gewesen seyn
dürften. Ihrem weitern Vordringen setzte Carl der Grosse
(804) einen Damm entgegen; aber erst durch blutige
300jährige Kriege kam ein grosser Theil des frühern Ger-
maniens unter teutsche Herrschaft zurück , wurde teutseh.
Bedeutende Länderstrecken, vorzüglich Böhmen, blieben
im Besitz der Slawen. Während Gothen und Germanen sich
zu Teutschen amalgamirten , hingen die Slawen mit unend-
licher Zähigkeit an ihrer Sprache, es bildete sich keine
Mischsprache, Slawen und Teutsche standen sich stets
scharf gegenüber, beide Nationalitäten sind durch das Chri-
stenthum nicht verschmolzen. Die Slawen, welche Qer-
manien besetsten^ kamen zwar unter totttaehc Rogierun-
gen und Fürsten, hielten aber fest an ihrer Sprache und
Nationalität, die jetzo mit Energie aufzutreten beginnt und
den Teutschen sehr gef&hrlich werden kann.
Skandinavien, Scandinavia, Scandia.
Wie ThL I. S. 86 — 93 und St4 — S36 gezeigt
wurde, ist Dänemark, wie Schweden und Norwegen, in
den südlichem Theilen ganz überdeckt mit heidnischen
Denkmalen, Steinbauten, mit vorwaltenden Hühnenbetten
und Kunstsachen, die alle vollkommen den keltischen
Alterthümern in Britannien, Gallien und Germanien glei->
chen, besonders mit denen übereinstimmen, die wir da
finden, wo Kelten des wälischen Stammes wohnten.
Die Skandinavier hatten daher mit den Kelten gleiche
Sitten, gleiche Industrie, wohl gleichen Cultus, müssen
wohl zu derselben Nationalitat gehört haben. Weil
man so viele grossartige Steinbauten findet, so viele
schöne Kunstsachen von Stein, Bronce und Metall, so
viel Gold, so muss Skandinavien eine grosse, industrielle
und reiche Bevölkerung gehabt haben; denn rohe Fischer-
und Jägervölker vermögen weder solche Bauten zu er-
richten, noch solche Kunstsachen herzustellen. Die Be-
wohner des Nordens werden von den alten Autoren
stets zu den Germanen gerechnet; sind diese keltischen
Ursprunges, so werden es ene auch seyn.
Das heutige Dänemark bildete ohne Zweifel den
cimbrischen Chersones, das Promontorium Cimbrorum
(Plin. bist. nat. IV. S7.), hier tag wohl das eigentliche
Cimbria, aber die cimbrische Conföderation oder Natio-
nalität dürfte viel weiter gereicht haben , umfasste wohl
NioderteutscUand, soweit die Hühnenbetten-Gruppe reicht,
wo wälsche Kelten gewohnt haben mögen. Plin. IV.
98. sagt: Zu den Ingaevones gehören die Cimbri, Teu-
tones und Chauci, zu den Istaevones zunächst dem
Rheine die Cimbri mediterranei, die also im Lande, dem
Rheine zu wohnten.
Kefentein Kelt. Altcrtb. IL Bd. II. Ablli. {4
— 370 —
Die Cimbri waren es, die, wie erwähnt, wohl zu
Hülfe gerufen von den durch die Römer bedrängten
Kelten in Gallien und Italien, im Jahre 113 v. Chr.
ein Heer nach dem Süden von Europa sendeten, dessen
Stärke zu 300,000 Mann angegeben wird, mit 15,000
wohlgerüstcten Reitern, die stählerne Panzer, Helme,
Schilde und Schwerdtcr hatten, das ohnmöglicli allein
aus dem jetzigen Dänemark gekommen seynkann, wenn
es auch früher bevölkerter war, als -jctzo. Es ist auch
wahrscheinlich, dass bey der gallo -germanischen Ex-
pedition nach Griechenland 281 v. Chr. und nach Italien
390 v. Chr., wo Rom eingenommen wurde, Cimbern
wesentlich betheiliget waren.
In der Zeit um Christi Geburt scheinen die Cim-
bern keine grosse Bedeutung gehabt zu haben, denn in
den Kriegen der Römer gegen die Germanen werden
sie nicht genannt; nach Strabo II. §. 1. schickten sie
eine Gesandtschaft an Augustus nach Rom , um Freund-
schaft der Römer bittend; Tacitus §. 34. erwähnt sie
als einen kleinen Staat, aber gross an Ruhm, dann ver-
schwindet der Name aus der Geschichte.
Die Suiones oder die civitaics Suionum wohnten
über Dänemark, im heutigen Norwegen (dem alten Neri-
gon) und Schweden; von ihnen erzählt Tacitus §. 44:
sie hätten eigends geformte Schiffe, wären sehr mächtig
zur See, wie zu Lande; bey ihnen stehe der Reichthum
in grösster Achtung, es regiere nur Einer, aber mit un-
umschränkter Macht; Waffen diirfe das Volk nicht fuh-
ren, sondern diese würden durch Knechte verwahrt, weil
der Ozean für plötzliche Ueberfalle sichere, und Bewaflhete
leicht zügellos werden; des Königs Vortheil ist, die Waf-
fen keinem Edlen und Freien anzuvertrauen, lieber den
Suiones wohnen die Sitones, die von einer Königin
regiert werden. Diesen wenigen Nachrichten nach schei-
nen die Suionen ein friedliches und reiches, wohl auch
Handel treibendes Volk gewesen zu seyn, während dio
späterem Bewohner furchtbare Seeräuber waren. Von
— 371 —
den friedlichon Suioncn stammt wahrscheinlieh der Name
Sweden her, der im Galischen Suain heisst.
Die Cimbreu und Suionen waren aber wahrschein-
lich weder die einsigen Urbewohner^ noch die ersten Be-
wohner von Skandinavien. Jetzo noch wohnen hier fin-
nische Stämme^ in Schweden Lappen genannt, die
in den nördlichen, gebirgigen Gegenden (^von 64® Breite
an) nomadisiren, auch von Fischfang leben, nur einzeln
wohnen sie auch mehr südlich unter den Schweden und
hoc^ist verachtet. Wahrscheinlich haben sie hier nicht
allein im Alterthume gewohnt, sondern sich auch viel siid-
lieber bis iiber Dänemark verbreitet. • Tacitus $.46 erwähnt
die Fenni als eine sehr schmutzige und elende Völker-
schaft, ohne von ihrem bestimmten Wohnsitz zu reden,
aber wahrscheinlich verstehet er hierunter wirklich fin-
nische Stämme.
Im Laufe der ersten Jahrhunderte unserer Zeitrech-
nung drangen nun auch in diese Länder gothische
Stämme, vom schwarzen Meere kommend, die sich
vorzüglich Äsen genannt zu haben scheinen, wurden
Herrn derselben, bemächtigten sich der vorhandenen
ScliüTe, und erscheinen als die in allen Meeren gefürchtet-
sten Seeräuber, die Nordmanni^ Dani, Suethans^ Noro-
ger u. s. w., auf die wir später, bey den gothischen Völ-
kern zurückkommen werden. Die unterjochte keltische
Bevölkerung bildeten die Qutae, Gutones, auch Jetten,
Joten genannt; noch jetzo werden die alten Grabhügel
von den Dänen als Jettenstuben bezeichnet. In Schwe-
den occupirten die Gothen vorzugsweise den südlichen
Theil des Landes, der nun Gautiod, Gothenland, Gothia
biess (jetzo Gothland), während die eingebornen Suio-
nen auf den nördlichem Theil beschränkt wurden^ der
Swealand oder Swithiod , — Svedia — hiess; erst 1161
wurden beide Länder unter Einem Könige vereiniget.
Diese Länder werden spät christlich , Schweden und
Norwegen um 1000 ^ Dänemark um 1030, zum Theil
erst später.
«4»
— 372 —
In Norwegen tritt 875 Harald Haar&gri als kräftiger
Regent auf, der die einzelnen Dynasten unterwarf^ und
viele derselben, hiermit unzufrieden^ lassen sich in Island
nieder y bilden hier seit 900 einen eigenen Freistaat^ der
1262 zum Königreiche Dänemark kam.
Wie in Germanien wird sicli auch in Skandinavien
das gotlüsche und kellische Klcmcnt durchdrungen haben,
woraus die skandinavische Nationalität und
Sprache entstand. Erstere ist zwar der teutschen ver-
wandt, aber doch eine eigcnthuniHche, die der teutsclien
mehr entgegen als mit ihr stand. Die skandinavische
Sprache, mit ihren unter sich sehr verwandten Zwei-
gen, dem Dänischen, Schwedischen, Norwegi-
schen und Isländischen, gehört zwar in den Kreis
der teutschen Sprache, bildet abpr einen eigenen Dialect^
eine eigene Gruppe derselben. Worin diese Eigenthum-
lichkeit liegt, welche das Skandinavische so wesentlich
vom Teutschicn trennt, ist mir unbekannt, scheint noch
nicht recht ermittelt. Sollte vielleicht ein finnisches Ele-
ment auf Sprache und Nationalität von Einfluss gewesen
seyn? Hatten vielleicht die Gothcn, die sich in Skan-
dinavien niederliessen , einen eigenen Dialect, waren sie
in etwas slawisirt, da sie längere Zeit slawische Länder
durchzogen haben werden, ehe sie Skandinavien erreich-
ten^ Ich sollte glauben, dass besonders im Isländischen
das Gothischc mehr vor\valten möchte , als in den andern
Zweigen der teutschen Sprache, weil die norwegischen
Dynasten, die nach Island zogen, gothischen Stammes
gewesen zu seyn scheinen, was freilich auch nicht con-
statirt ist. Auch das Isländische scheint ein bedeuten-
des keltisches Element zu haben, wie aus einer Aeusse-
rung des Herrn Professors Leo (Ferienschriften , Pg. 80.)
hervorgehet, die ich ihres interessanten Inhaltes wegen
hier abzuschreiben mir erlaube. Es heissthier: ^, Merk-
würdig ist, wie eine Menge nordischer dichterischer Be-
zeichnungen der menschlichen GUeder keltisch sind^ s. B,
im Altnordischen kollr der Kopf, coli (Gl.) col (W.); —
niund die Hand, muned^ mun (W.); — lamdieHand^
~ 373 -
lamh (Gl.)> law (W.); — kalfi die Wade, calpa (Gl);
— kiannr der Kopf^ ceann (Gl.); — hlust das Ohr,
clust (W.); duas (Gl.); — grön der Bart, greann
(Gl.) u. 8. w. Auch nach andern Seiten lassen sich eine
Menge keltischer Wörter in der Dichtersprache des Nor-
dens, nachweisen. Diese, und die eigenthümliche, den
alten irischen und wälschen Bardenregeln ganz analoge
Ausbildung von Versen y die nach Accentsilben gemessen,
und durch das IneinandcrgreiFen der Alliteration und des
inneren Reimes gebunden sind , machen einen Zusammen-
hang der nordischen Dichter mit keltischen Bardenschulen
mehr als wahrscheinlich , wozu , wenn nicht frühere Be-
gegnungen, dann sicherlich das jahrhundertlange Eingebür-
gertseyn skandinavischer Niederlassungen in Irland und
auf der Insel Man die Brücke leicht bieten konnte , da die
anerkannte Meisterhafligkeit der Irländer in Harfenspiel
und* Gesang nothwendig impouiren und zur Nacheiferung
Eintreiben musste.^^
Meiner unvorgreiflichen Ansicht nach ist es gar
nicht nöthig, die Anklänge, die wir in den alten nordischen
Dichtern an das Keltenthum finden, von fremden, irischen
oder brittischen Barden herzuleiten, mir scheint es viel-
mehr, dass die Cimbri und überhaupt die Einwohner Skan-
dinaviens in alter Zeit, Kelten des wälschen Stammes
waren y die mit den brittischen auf gleicher Culturstufe
standen, wie schon die AUerthümer lehren. War diess
der Fall, so hatten die Skandinavier so gut ihre Barden
als die Britten, und diese setzten sich in den nordischen
Skalden oder Sängern fort, die aber nicht mehr in der
keltischen, sondern in der umgebildeten alt -nordischen
Sprache ihre Dichtungen vortrugen, in denen Keltisches
und Gothisches , Heidnisches und Christliches sich mischte.
Auch das Isländische wird keine reine Ursprache,
sondern wohl eine Mischsprache seyn ; wie sie sich theils
zum Keltischen, theils zum Gothischen verhält, specieller
und sprachlich zu ermitteln, dürfte von grossem wis-
senschaftlichem Interesse seyn.
\
— 374 —
f. Das südöstliche Germanien, Helveiia, Vin-
dclicia, Rhactia, Noricum.
Um die Quellen des Rheines und der Donau y so wie
längs der ohem Donau bis Pannonia wohnten , in den
meist gebirgigen Gegenden , viele Völkerschaften, welche
sich in grössere Confoderationen vereinigten, aus denen
später Provinzen entstanden. Diese Gegend an der ober»
Donau bildete das eigentliche Kcltika der altem griechi-
schen Schriftsteller, die Einwohner waren daher Kelten,
später rechnete man das Land zu Germanien, die Ein-
wohner waren nun Germanen, in folgender Zeit wurden
sie.Teutsche.
Um den Ursprung des Rheines, auch links und
rechts des obern Rheines bluhete in alter Zeit die Cou-
föderation der Helvetier in der Schweiz, zum Theil
auch in dem angrenzenden Theile von Frankreich - und
Teutschland. Bey der Invasion der Cimbern schlössen
sie sich im Jahre 100 v. Chr. denselben gegen Rom an,
doch ohne Erfolg, da jene geschlagen wurden. Im Jahre
56 V. Chr. wollte, nach römischen Berichten, die ganze
Conföderation 263,000 Menschen nach sudlichen Gegen-
den auswandern, vielleicht in feindlicher Absicht gegen
Rom *, der römische General Caesar liess es nicht zu , be-
siegte sie , sandte sie wieder in ihre Ileimath , und bald
(^50 V. Chr.} kamen sie unter römische Ilerrschafl, iiiir-
den theils mit Gallia lugdunensis, theils mit Rhaetia
verbunden.
Die Schweiz ist sehr reich an alten Gräbern, Stein-
monumenten und Kunstsachen, wie besonders neuerlichst
dargelegt ist in den Mittheilungen der Zürcher Alter-
thumsgesellschaft I und III, die theils aus sehr alter Zeit
stammen, theils aus der Periode, \to das Heidenthum in
das Christenthum überging. Alle diese Alterthümer glei-
chen denen in Gallien und Britannien, können nur für kel-
tische angesprochen werden. Die Ilelvetii werden von
den Autoren mehrmals eine getis gallica genannt, waren
zum Theil wirklich Gallier, indem der grösste Theil von
— 315 -^
ihnen zu Gallien geschlagen wurde; zum Theil wurden
sie auch als Germanen belrachtei^ deren Land zu Ger«
manien geh&rte. Die Sprache der Uelvetier war gewiss
die gallische, d.i. die keltische, wie manjeizo sehr all-
gemein annimmt. Ilelveücn hatte viele Städte, wieOcto-
dunis (^Martinach), Tarnaja (St. Uoritz in Wallis), Penne-
lucos (Villeneuve) , Lausonia (Lausanne), Novidunum
(Nion), Minnoduuum (Moudon), Urba (Orbe), Eburoduaum
(Yverdun), Ariolica (Poiitarlier)', Aventicum (Avanche)^
Salodurum (Solothurn), Vindoiüssa (Windisch) u. 6. w.,
deren Namen nicht teutsch , sondern keltisch klingen.
Gothisclie Schaaren, Anfangs von den Germanen
vielleicht als Ilülfstruppcn im markomannischen Kriege
gegen die Römer gerufeu, treten aNmählig in grossem
Hassen und erobernd auf. Die Alemanni breiten aich seit
etwa tl4 am rechten Rheinufer aus, setzen hier den
Kampf der Sucven gegen die Römer mit abwechselndem
Gluck fort; aber um 380 gehen die Alemannen dauernd
über den Rhein , setzen sich in Elsass und der Schweiz
fest, wo nun die gothischen Krieger Landgüter werden
erhalten haben, und als Dynasten endlich als feudaler Adel
werden aufgetreten scyn, während das eigentliche. Volk^
der Bauer und Bürger, keltisch bliebe von diesen Verhält-
nissen \vohl Anfangs Weniger als in späterer Zeit berührt
w^urde. Später drangen andere gothisclie Volker ein, wie
die Burgundiones^ die aber mehr durchzogen, als sess-
haft blieben.
Die Grundbcvölkefung in der Schweiz, im Elsass
links des Rheines und im germanischen Suevia gehörte ei-
ner gleichen keltischen Nationalität, die ohngeachtet aller
Kriege stets dieselbe blieb , in diese nistete sich eine go->
thische Nationalität ein, die man als Alemannen bezeich-
net, welche eine Kriegerkaste, später einen bevorzugten
Adel bildete ; indem in jenen Gegenden gleiche Elemente
als in Germanien durch das Christenthum und die Noth-
wendigkeit sich einander verständlich zu machen, amal-
gamirt wurden, entstanden darauil ähnliche Volks -Idiome,
aus denen sich durch den Mund der Sänger eine herr-
— 576 —
Behende Dichtersprache — - die alemannische — entwickelte^
die von der Schweiz bis zum untern Rheine herrschend
wurde. Die Teutschen werden die teutsche Sprache we-
der in die Schweiz noch nach dem Eisass gebracht haben,
sondern diese hat sich, wo sie herrschte, überall Vbn
selbst aus den vorhandenen Elemcnien entwickelt. In
manche Gegenden der Schweiz, wie nach Graubündten,
mögen gothische Stamme nicht gedrungen seyn, hier bil-
dete sich nicht die teutsche Sprache, sondern die keltische
modificirte sich nach Art des romanze, und hier wird noch
churwä lisch gesprochen.
ü h a e t i a begriff unser Tyrol , Voralberg und einen
Theil der Schweiz , erstreckte sich wohl bis zur Donau,
es zerfiel in eine Menge einzelne Volkerschaften , wie die
Brixanti, (bey Brixen und Bregenz), Suanlti, Higusci,
Caluconi, Vinoni (Venssgauer), die Tridentini (umTrient),
die als Gallier oder Kelten bezeichnet werden, die Fel«
trini, Bclunenses, die Euganei u. s. w. Diese tapfem
Gebirgsvölker griffen früh,' wie bereits erwähnt, in die
Verhältnisse Italiens einj schon etwa 1000 v. Chr. zo-
gen sie durch Ober -Italien gegen die Tyrrhener oder Tus-
ker, unterwarfen sich dieselben^ und amalgamirten sich mi(
ihnen zu d^n berühmtQu EJtruskcrn, die wohl lange Be-
ziehungen behielten mit den Haseni in Rhaetia, die sich
noch jctzo in Uebcreinstimmung von Ortsnamen und in
der Sprache zeigen sollen. Nachdem die Römer ISS v,
Chr. Ober -Italien oder Gallia cisalpina bezwungen hat-
ten, wurden sie Nachbarn von Rhaetia, aber die Be-r
9iwingung dieser Volker mag nicht leicht gewesen seyn,
erst etwa 9 n. Chr. wurden sie Herrn des L(^ndes , mach-r
tcn es zur römischen Provinz.
Die Einwohnerschaft von Rhaetien kann wohl nur
keltischen Ursprunges gewesen seyn, theils weil rund
herum nur keltische Völker wohnten , theils wegen ihrer
Beziehungen zu Etrurion , und die keltische Sprache wird
wie in allen benachbarten Ländern geherrscht haben. Die
Städte, welche Ptolemaous in Rhaetia anfiihrt, sindobea
— 87t —
S. 184 erwähnt^ mehr noch kennen die spätem römischen
Itinerarien^ ihre Namen klingen gar nicht teutsch.
Gothische Völker brachen zwar im Laufe des 4. Jahr-
hunderts mehrmals ein, aber die römischen Linien wur-
den hier ziemlich gewahrt; als aber 476 das römische
Kaiserreich zusammenbrach, kam auch Rhaetia unter die
Herrschaft der Gothen, zuerst unter Odoacer, der 476
die Heruler nach Italien führte^ dann 489 unter Theo-
dorich und die Ostgothen. Nun erhielten hier seit 496
viele Alemannen Wohnsitze , die allmählig als dynastischer
Adel auftraten; 536 kam das Land bis an den Lech, spä-
ter ganz zu dem fränkischen Reiche; es war in eine
Menge weltliche und geistliche Dynastien zerspalten ^ die
zu Ende des 13. Jahrhunderts in die Grafschaft Tsrrol ver-
einigt wurden , welche 1 363 an Oesterreich kam.
In dem nördlichem Theile Tyrols, der dieselben Ele-
mente als die Schweiz hatte ^ bildete sich die teutsche
Sprache, der sudlichere Theil unterlag den italienischen
Elementen, nahm die italienische Sprache an. Der Ein-
fluss der Gothen dürfte in den hohen Gebirgen von Tyrol
schwächer gewesen seyn, als in den flachem Gegenden
von Teutschland , und die Tyroler dürften in ihrer breiten
Sprache und hübschen , bunten Tracht wohl den alten Kel-
ten näher stehen, als die meisten teutschen Völker, was
in sprachlicher Hinsicht zu begründen von grossem In-
teresse seyn würde.
V i n d e 1 i c i a begriff Alt - Bayern zwischen Tyrol und
der Donau, von Passau (Baiava casira) bis zur Hier und
Kempten , wozu noch später das südliche Würtemberg und
ein Theil von Baden bis über den Bodensee kam. Unter
der Clientel der Vindelici wohnten hier mehrere Völker-
schaften, wie die »Consuanetes , Rucinates, Catenates,
Licates (am Lech}, die von eigenen Fürsten regiert wur-
den, über deren innere Geschichte wir nicht unterrichtet
sind. Wie im Jahre 12 v. Chr. die Bojer in Böhmen von
den Markomannen besiegt wurden, zogen viele Bojer
nach Vindelicia. Mit Rhaetia kam das Land unter rö-
— 818 —
Dische Herrschaft^ wurde die Pi;pvinz Hliaetia secunda,
welche die nördlichem, flacheren Gegenden umfasste.
Diese Vindelicier wohnten an der obern Donau, also
in dem eigentlichen Keltika der alten Griechen^ wurden
im grauesten Alterthume als eigentliche Kelten angespro-
chen , auch zur Römerzeit liiessen die Legionen von hier
die keltischen. Gleichwohl wurde von den Römern das
Land zu Germanien, die Einwohnerschaft zu den Ger-
manen gerechnet, nie aber als eine eigene, von der kel-
tischen verschiedene Nationalitat betrachtet, eben weil
die Germanen so gut Kelten waren, als die Gallier und
Italier. Für den keltischen Ursprung der Vindelicier ha-
ben sich auch neuerlich mehrere Schriftsteller entschie-
den, wie Zeuss, Diefenbach (celtica II. 1 37.), Schafarik
(slawische Alterthümer I. Pag. 32.) und Andere. Waren
aber die Vindelicier Kelten, so waren es gewiss auch
die übrigen Germanen. Dieses Vindelicia wird ein sehr
blühendes Land gewesen scyn, hatte berühmte Städte,
die keine teutsche, sondern keltische Namen tragen , wie
Bojodurum oder Beodurum (Passau), Dumasia (Augusta
Vindelicorum, Augsburg), Abudicum (Epfuach), Campo-
dunum (Kempten) u. s. w. Das Land ist ausserordent-
lich reich an heidnischen Gräbern und Alterthümern , die
aufReichthum und grosse Industrie hinweisen, die theils
aus sehr alter Zeit stammen, theils aus der Zeit, wo
sich das Heidenthum in das Christenthum umbildete \ ganz
gleiche Alterthümer wie rechts der Donau in Vindelicien
finden sich auch links des Flusses und im übrigen Ger-
manien; daher die Vindelicier gewiss derselben Nationa-
lität angehörten, als diQ Germaui überhaupt.
Die Donau bildete hier die Grenze des römischen
Reiches, und das Land vor derselben wurde besonders
unter dem Kaiser Hadrian 117 — 138 n. Chr. und von
Probus sehr verwallt und vertheidigt; erst im 5. Jahrh.
gelang es den gothischen Völkern die Befestigungen zu
erstürmen, besonders siegen die Ostgothen nach Italien,
die hier unter Theodorich ein grosses Reich stifteten, zu
dem auch Vindelicia gehörte, die Gegend bis zum Lech
— an-
scheint voD AlematiDen beset&t zu scjn^ und kam 536
in dio Gewalt der Franken^ bald breitete dich das Chri«-
stenthum aus, und schon 590 wurde Augsburg ein Bisr
thom^ 714 Würzburg und Eicbstaedt.
Nach Böhmen, wo die keltischen Boji wobnien^ wohl
auch zu den Boji, die in Vindelicia sassen, warea die
gothischen Warini gedrungen , und diese Bojowarioi oder
Bojoarü (woher Bayern) wurden Herrn des Laados bis
zum Lech ; ihr Land grenzte eines Theils an JSueviii, aor
dem Theils an Pannonia, reichte bis nach Italien, Um da^
Jahr 554 wird der bojoarischc Fürst Garivaldus und 5S5
der Dux Tassilo als fränkischer Vasall genannt^ mit wels-
chem die Geschichte von Bayern — Bojoaria — beginnt
mit der vollständigsten Rcgentenfolge bis jetüo. Zu Bayecii
gehörte anfataglich auch Kärnthen und Oestreich. Durdi
die Amalgamation der keltischen Vindelicier mit den gi^
tlüschcn Alemannen und Warinern wird sidi das teutsche
Wesen, die bayersche Sprache und Nationalität gebildet
haben. Der Hauptort Augusta Vind^ieorain seheint aidi
bey den Stürmen der Zeit als eigne civitas ziemlich frei
erhalten zu haben ^ erkannte die Hoheit der Sueven , dann
der Franken, fuhrt bald nach Carl dem Grossen den Ni^
men Augsburg.
Noricum begriff das Land rechts der Donau vop
Innflusso und Passau bis zum Wienerwalde ohnweit Wien,
südlich bis über die Drau hinaus, daher das heutige Yof^-
der- Oestreich, Salzburg, Steiermark, Kärnthen und einen
Theil von Krain. Hier wohnten verschiedene, offenbar
keltische Völkerschaften , wie die Tau ri sei (deren Na-
men herkommen wird von twr d. i. hoher Berg im Kel-
tischen , woher noch jetzo in den östreichschen Alpen die
Gebirgshöhen — Tauren genannt werden), die ab<4 von
den Römern Norici genannt wurden, wohl von der Haupt-
stadt Norcji, welche, als Bundesgenossen der Boji in (M»er-
Italien, in den Kriegen gegen die Römer genannt W6|^-
den; die Sewakes, Alauni oder Halauni (bey Berch-
tesgaden , • wohl die dortigen Halloren oder Salzsiodcpr,
van hal im Keltischen 4^8. Salz)., die Ambridapi ü^^
— S80 —
Steiermark), die Carni oder Carnikes (die ihren Na-
men vom keltischen cam d. i. Fels , Gebirge haben) and
andere auch illyrische Völker.
Von der innern Geschichte des Landes ist uns iast
nichts bekannt; die dortigen Völker lebten unter ihrer
eignen keltischen Regierung , traten feindlich gegen die
Römer auf, die das Land eroberten, es aber erst im Jahre
16 n. Chr. zu der römischen Provinz Noricum machten,
welche ihr keltisches Wesen behielt, später in ein No-
ricum ripense (der nördlichere Theil längs der Donau)
und meditenraneum zerfiel. Die von Ptolemaeos erwähn-
ten Städte sind oben Fg. 184 angeführt, doch erwäliuen
die römischen Autoren auch andere, wie Viamiomia
oder Vindobona, das heutige Wien; überhaupt gab es
hier viele Städte, deren Namen keltisch klingen, und es
wird nicht in Abrede zu stellen seyn, dass die Einwoh-
ner der keltischen Nationalität angehörten , kekisch spra-
chen, wie Jiuch Strabo und Plinius ausdrücklich erwäh-
nen, was auch die AI terthümer bekunden, die Gräber und
Kunstsachen, die den keltischen vollkommen gleichen.
Die Norici bildeten ein reiches und industrielles Volk,
führten seit den ältesten Zeiten einen sehr wichtigen Berg-
bau, der selbst ausgedehnter war, als in jetziger Zeit
In der Salzach, im Inn, selbst in der Donau gab es
grosse Goldwäschen, die seit der teutschen Zeit nicht
mehr betrieben werden; Gold und andere Metalle wurden
an vielen Punkten in den Alpen gewonnen, die nur zum
kleinen Theil noch jetzo bebauet werden; aber viele al-
te Halden bekunden den Bergbau der alten Völker. Von
sehr grosser Goldgewinnung der Taurisker bey AquUeja
spricht Strabo ausführhch, von der jetzo keine Spur mehr
vorhanden ist. Wenn auch der vwQoxp %aXxQq^ aus wel-
chem nach Homer der Panzer des Agamemnon bestand,
sich nicht auf norischen Stahl beziehet, so war dieser
doch seit ältester Zeit berühmt, wird von den römischen
Autoren oft erwähnt, wurde von jeher dut'ch keltische
Industrie gewonnen , die ihn auch an die römischen Waf-
fenfabriken lieferte. Ohne Zweifel kam dieser norische
- aei —
Stahl ans dem uralten Bergbaqe des Innerberges in Steier-
mark^ der noch jetso die reichste Anabeute giebt, auch
jetzoy wie ehemals ^ Italien mit Stahl und Waffen ver-
sieht. Auf den uralten Betrieb der Salinen im jetzigen
östreichschen Salzkammergute ^ besonders bey Hallein (ein
offenbar keltischer Name} deutet die Völkerschaft der Ha-
launen , welche ganz an die Halloren in Halle erinnert,
die keltischen Ursprunges sind, auch sprechen dafür die
häufigen keltischen Alterthümer jener Gegend.
Das von eignen Fürsten regierte Land kam erst un-
ter Augustus, 9 n. Chr. unter römische Herrschaft, als die
Provinz Noricum, die ihr keltisches Wesen behielt und
gegen die Einfalle der später anrückenden Gotlien mög-
lichst geschützt wurde. Erst als 476 die Macht Roms
gänzlich zertrümmert war, zogen dauernd auch hier go-
thische Schaaren ein, wie die Rugii, unter deren Herr-
schaft das Land auch Rugiland genannt wird, dann die
Ostgothen, und Noricum gehörte nun zu dem ostgothi-
schen Reiche unter Theodorich; 540 gehen die christ-
lich gewordenen Lougobarden, gedrängt von den Awaren,
nach Noricum, stiften das Herzogthum Friaul (forum
Julii), mit der Hauptstadt Udine, zu dem Noricum nun
gehört, und seit dieser Zeit vorzüglich dürften sich Qo-
thcn angesiedelt und den Adel gebildet haben. Aus der
Vermischung des Gothischen und des Keltischen wird
sich auch hier allmählig die teutsche Sprache in ihrem
eigentliümlichem Dialecte gebildet haben«
Ausser Hunnen, Awaren und andern Völkern, die
hier temporäre Eroberungen machten, erscheinen im 6.
Jalirh. besonders seit 55Ö slawische Völker aus dem In-
nern Sarmatiens, die sich hier strichweise als fleissige
Ackerbauer und Bergleute niederliessen, bis nach Salz-
burg und Tyrol drangen , hier aber entnationalisirt wur-
den, während noch jetzo in Krain die Hauptbevölkerung
slawisch ist, die mit grosser Zähigkeit an ihrer Sprache
hängt, nicht teutsch geworden ist, sich nationeil den be-
nachbarten illyrischen Slawen anschliesst.
— ä82 —
Nach Besiegung der Awaren 791 wurde hier eine
dstliehe Mark gebildet, aus welcher Oestreich hervorging,
dessen Macht sich allmählig sehr erweiterte.
g. Pannonia.
Pannonia, rechts der Donau, zwischen dem Wie-
nerwalde, der Donau und Sau, begriff einen Theil von
Oestreich , von Ungarn (von der östrcichschen Grenze bis
Ofen), von Steiermark, Croatien , Slavonien und Bosnien ;
die Einwohnerschaft dieser im AUerthume sehr blühenden
Donauländer gehörte der keltischen Nationalität an, wird
von Strabo zu den Kelten gezählt, auch wohnten hier kel-
tische Boji. Die Pannonii hatten ihre Wohnsitze zwi-
schen der Drau und Sau, waren wie die benachbarten
Paeones ein illyrisches (keltisches) Volk, das %00,000
Mann ins Feld stellen konnte; sehr verbreitet waren aucl^
die Scordisci, eigentlich ein illyrisches Volk, das von
den Autoren häufig auch ein gallisches genannt wird, das
sich weit verbreitete , bis gegen Thrazien, und durch einen
Theil von Illyrien.
Von der inneren alten Geschichte Pannoiiiens wis-
sen wir wenig, sie hängt wohl sehr innig mit der von
Illyrien zusammen ; Pannonien und Illyrien theilten ziem-
lich gleiche Schicksale.
Das keltische Pannonien wird nach langen Kriegen
um 33 n. Chr. römische Provinz, behielt aber sein kel-
tisches^ volksthümliches Wesen, mag aber zeitweise in
den fast fortwährenden Kriegen der benachbarten gorma-
nischen Markomannen und Quaden gegen die Römer Wel
gelitten haben. Seit etwa *70 dringen gothische Völ-
ker ein, wie die Vandalen, die in römischen Sold
traten, die Gepiden (400), Longobarden, Hern-
ie r , O s t g o t h e n u. s. w., die theils zeitweise, theils dauernd
sich festsetzten , später meist weiter zogen , die keltische
Nationalität schon sehr erschütterten. Um 488 hörte hier
jede Spur der römischen Macht auf, aber schon 447 trat
Valentinii^n III. das Land an den oströmischön Kaiser Theo-
dosius II. ab^ der es bald den Hnnnen ehnr&Qttta, die ee
wieder den Ostgothen überliessen , 489 von hier meist nach
lulien ziehen. Bald folgen, besonders im Lknfe des 6«
Jahrb., grosse Zöge von Slawen ans Sarmaiien, die in
den meist verwüsteten Gegenden als fleissige Ackerbauer
Wohnsitze nehmen nnd fest an ihrer Nationalität halten.
Finnische und türkische Stämme erobern und verwüsten
das Land, besonders Bulgaren, Chazare n und A wa-
ren, die auch weiter griffen, bis sie Carl der Qrossc an der
Raab 791 zurückschlug, und Markgrafen zum Schutze
dieser östlichen Mark, der Marchia avaritiae oder
Osterichi einsetzte, woraus in Folge der Zeit, der Name
Oestreich und die östreichsche Monarchie entstand. Seit
etwa 894 erscheinen Ungarn oder finnische Magyaren^
erobern Dacia und das Stück von Pannonien zwischen
der Donau, Drau und dcrLeitha, was jetzo noch zu Un-
garn gehört. Von hier machten die Magyaren grosse Heer-
zuge nach Deutschland , Frankreich, Constantinopel o. s. w.,
die um das Jalir 1000 enden, wo sie das Christenthum
annehmen. * ^
Durch die Eroberungen und Verheerungen der Qo-
thcn, Hunnen, Bulgaren, wie anderer finnischer und tür-
kischer Völker, ist allmählig die ursprüngliche keltische
Einwohnerschaft Pannoniens fast ganz vernichtet; als Reste
derselben erscheinen die Wlachen, die theils als Hir-
ten in den Gebirgen, theils als industrielle Handwerker
leben, in ihren Bergen bildeten sie firüher einen eigenen
freien Staat , der sich seit Stephan dem Heiligen (um 1 000)
mit Ungarn verband ; in der jetzigen Zeit beginnt sich auch
diese wlachische Nationalität zu regen , und schliesst sich
an die der Sachsen in Siebenbürgen an. Zu den Teut-»
sehen , die aus der Vermischung von Kelten und Gothen
hervorgegangen scyn mögen , werden dieSteiermärker
gehören ; die Teutschen in Ungarn und Siebonbürgen sind
eingewandert. Die Magyaren sind das herrschende, wenn
auch nicht das zahlreichste Volk in Ungarn, den privi-
legirten Adel bildend , halten fest an ihrer Nationalitfct und
Sprache, bilden eiife wichtige Schranke gegen die allge-
— 884 —
meine Verbreitung des Slawenthums. Die Slawen bil-
den jetzo die zahlreichste Einwohnerschaft des alten Pan-
noniens und vorzugsweise den achtbaren Stand der fleissi-
gen* Ackerbauer y leben aber meist vom Adel bedrückt.
Sie bilden in Ungarn fast die Hälfte der Bevölkerung , in
Croatien y Slavonien und Bosnien fast die einzige ^ haben
hier die Bulgaren und andere Reste der Fremden^ wohl
auch grossontheils die Ureinwohner slawisirt^ sind in je-
tziger Zeit bemühet sich eine politische Unabhängigkeit
zu erringen^ die für Teutschland sehr gefahrlich werden könn-
te^ besonders wenn diese südlichem Slawen den Tschechen
und Polen , selbst vielleicht den Russen die Hand bieten.
Das Land links der obcrn und untern Donau (ein
Theil von Böhmen^ Mähren^ Vorder-Oestreich, Nord-Ungarn
— das nicht zu Pannonia gehörte — und Siebenbürgen),
ward im Alterthume auch noch zu Germania gerechnet,
hier wohnten vorzugsweise die Marcomanni und Ba-
st ar na e (von denen der folgende Theil ausführlicher han-
deln wird), die germanische Völker waren, germanisch,
d. i. keltisch sprachen und nördlich an Sarmatia grenzten.
Nirgends wird erwähnt, dass diese Germanen links der
Donau uationell verschieden gewesen wären von den Ger-
manen rechts der Donau in Noricum, Vindelicia, Rhaetia
und Pannonia. Diese letztem erkennt schon der treff-
liche Geograph und Historiker Mannert für Kelten (der
übrigens von den Kelten in Germanien gar nichts wissen
will, sondern die Germanen für ächte Teutsche hält, wie
die Gothen), ihm sind viele neuere Schriftsteller, auch
Dunker gefolgt. Ich nehme keinen Anstand , die Germa-
nen links und rechts der Donau (wo ganz gleiche Alter-
thümer vorkommen) der gleichen und der keltischen Na-
tionalität zuzusprechen , da gar kein Grund einer Trennung
vorUegt. So weit das alte Keltica, das spätere Germa-
nia reichte, von der untern Donau bis zum Ausflusse des
Rheines^ längs der Nord- und Ostsee, werden ursprüng-
lich Kelten gewohnt haben, herrschte bis in die ersten Jahr-
hunderte unserer Zeitrechnung die germanische, d. i. die
keltische Sprache. Durch die eindringenden Fremden be-
sonders geihiseher Völker, wurde diese in die teutsche
Spradie umgebildet^ und die sich nun bildende teut-
sche Nationalität assimilirte^alles Fremde. Nur die
Magyaren und die in viel grösserer Anzahl nach Germa-
nien gedrungenen Slawen haben sich nicht assimiliren las-
sen, stehen der teutschen Nationalität kräftig und feind-
lich entgegen.
h. Dacia und die Wlachen. '
Das Land links der Donau, von Pesth in Ungarn
bis Bessarabien am schwarzen Meere, also unser Un-
garn grösstentheils , Siebenbürgen , die Moldau ,^ Walachei
und Bessarabien, bildete das alte Dacia, das im Alter-
thume bey einer homogenen Nationalität in hoher Blüthe
stand , jetzo y bey einer sehr verschiedenartigen Einwoh-
nerschaft, ein in politischer Hinsicht fast todter Körper
ist, dies wenigstens bis jetzo war.
Die Einwohnerschaft Daciens gehörte ursprünglich
der thrazischen l^ationalität, die im hohen Alter-
thume, besonders in der vor griechischen Zeit sehr wich-
tig und cultivirt auftrat, ungeheuer verbreitet war und
gewiss dem keltischen Stamme angehörte. Das dor-
tige Volk hiess theils Daker, theils (bey den Grie-
chen) Gcten, die beide nicht nationell verschieden wa^
ren, sondern gleiche Sitten wie Sprache hatten, wlis
auch Dio Cassius (^7, 6) hnd Strabo erwähnen: nur
wohnten die Daher mehr westlich, im heutigen Ungarn,
die Geten mehr östlich in der heutigen Moldau und Wa-
lachei, sie hatten blondes Haar und tattovirten sich, wie
alle keltischen Völker in ältester Zeit. Um die Mün-
dung der Donau hatten sich schon früh scythische Völ-
ker von unbekannter Nationalität eingedrängt und man
bezeichnete diese Gegend zu Augustus Zeiten als Scy-
thia minor.
• Die Geten für Gothen anzusprechen, sie der gothi-
schen Nationalität beyzuzählen, durfte — meinem Da-
furhajlifeti^'^ch — gegen das Zeugniss der Autoren und
Kefertteln Kelt. Alterth. U. Bd. H. Abth. t5
— 386 —
ein wesentlicher Irrlhum seyn, wenn wohl zur Zeit der
Völken^'andening das Land der Geten durch Qothen be-
setzt Avurde , Reste derselben (wie die Mcsogotlii) hier
surückblieben , das Land lange unter gothischer Herrschaft
stand , und in dieser Hinsicht, mag man im Mittelalter die
Gotheu als Geten bezeichnet haben. Neuerlichst hat Ja-
kob Grimm in einer acadcmischen Abhandlung darzule-
gen gesucht: dass die Geten an der untern Donau der
gothischen Nationalität angehört^ sich von hier nach Nor-
den und Scandinavien verbreitet hätten ; leider ist es mir
nicht möglich gewesen^ diese Schrift durch den Buch-
handel noch sonst zu erhalten^ um sie beriicksichtigen
zu können.
Ucber die älteste Geschichte Daciens ist uns we-
nig bekannt^ es war ein reiches^ bevölkertes^ blühendes
Land mit vielen Städten^ von denen Ptolemaeus eine
grosse Anzahl nennt; aber von den meisten derselben
lässt sich die Lage und Beziehung zu heutigen Orten
kaum ermitteln.
Schon seit den ältesten mythischen Zeiten wird der^
noch jctzo unendlich wichtige Bergbau in Siebenbürgen
besonders auf Gold betrieben seyn^ wie die unverkenn-
baren Spuren und alten Halden lehren ; hier wohl wohn-
ten die Agathyrsen, von denen Herodot IV. §. 100
und 104 sagt: sie gleichen in ihren Institutionen den
Thrakern 9 sind aber die reichsten Menschen , tragen das
meiste Gold an sich ; sie wohnten am Maris (jetzo Ma-
rosch}^ der sich in die Donau ergicsst, also im heutigen
Temes warer - Bannat und Siebenbürgen.
Die Daher zerfielen in eine Menge Völkerschaflteny
zu denen auch die Taurisci gehörten , wohl den keltischen
Tauriskern in Steiermark verwandt.
Zur Zeit Alexanders des Grossen und seiner Nach-
folger führten die Daher Kriege mit den Macedoniern,
später mit den Bojern^ denen sie ins Land fielen, ka-
men bald mit den Römern in Conflikt. In den Kriegen
der germanischen Markomannen gegen die Römer nah-
men sie regen Antheil. Mit Glück fochten . die Daker
— 881 —
gegen Augustus und andere Kaiser; die Römer wurden
besonders unter Domitian geschlagen ^ mussten selbst Tri-
but bezahlen (87 n. Chr.); der Kaiser Trajan weigerte
sich dessen (100 n. Chr.), iiberwaad den dakischen Kö-
nig Dicebalus (105), drang in. die Walachei, Siebenbür-
gen und das Bannat, eroberte die Hauptstadt Samizege-
thusa, bauete eine colossale Brücke über die Donau, das
reiche j blühende Dacien wurde nun römische Provinz
(107), wohin ausser einigen Beamten und Verwiesenen
eigentliche Römer wohl in sehr geringer Zahl kamen.
Das heutige Siebenbürgen wurde Dacia meAterranea, die
Walachei und Moldau Dacia transalpina, das Bannat Dacia
ripensis benannt.
Barbaren begannen bereits anzurücken, die Römer
mögen den Besitz von Dacien für sehr precär gehalten haben,
schon Hadrian liess 118 die Donaubrücke wieder abbre-
chen, und wirklich drangen auch bald gothische Völker
(Westgothen) vor ; sie setzten sich um 1 80 in Bessara-
bien und der Walachei fest, gingen schon 250 über die
Donau , und der Kaiser Aurelian überliess S76 Dacien offi-
ciell den Gothen ,~ die römischen Beamten und etwanigen Co-
xlonisten zogen sich nach Moesia zurück, was nun zu Dacia
ripensis gehörte. Die Gothen scheinen ohne grossen Wi-
derstand , vielleicht im Einverständniss mit der Einwoh-
nerschaft, diese grosse Eroberung gemacht zu haben ; sie
mögen sich hier, als Kriegercaste, als Adel gerirt haben,
aber die Einwohnerschaft in ihrer Volksthümlichkeit mag
wenig tangirt seyn von den Gothen, die sie von der rö->
mischen Herrschaft befreieten.
Seit etwa 433 erscheinen Hunnen, Attila siegt in
Dacien und Thrazien, ziehet plündernd und verwüstend
einher, verlässt aber um 454 das Land; um 500 kom-
men Bulgaren, die sich bald über die Donau ziehen. Nun
treten auch Slawen auf, denen man seit 538 gern Land
giebt, um Ackerbau zu treiben, gegen die Hunnen und
sonstigen Völker mit zu fechten.
Die eigentlichen Qerrn des Landes blieben wohl die
Gothen, den Westgothen folgten Ostgothen, ihrem Kö-
«5*
— 388 —
nig Theodorich wird 484 Dada und Moesia förmlich ab-
getreten j das Land gehörte zu dem ostgothischen Reiche,
bis es sich 554 auflöste; viele gothischc Völker nah-
men hier einen meist zeitweisen Aufenthalt, wie die Tai-
fali, Viltofali, Wandali, Gepidae, zogen dann weiter.
Um 574 fallen Awaren oder weisse Hunnen ein, sind
fast ein Jahrhundert hindurch Herrn des Landes , das seit
etwa 634 unter die Bulgaren kommt, da^ Slawenthum
erhält nun grossen Ejnfluss.
Seit etwa 891 machen die Magyaren , von den Sla-
wen Unry, Ungri genannt, grosse Eroberungen, setzen
sich besonders in Ungarn fest; um 1047 fallen die Ru-
mänen eiQ, deren Nationalität sehr zweifelhaft ist; nach
ihrem Abzüge hatte die Völkcrgährung ziemlich ausge-
tobt, die Länder nahmen wieder einen ruhigem Charac-
ter an, aber die politischen, selbst die ethnographischen
Verhältnisse waren wesentliph umgestaltet.
Die mit dem Schwerdte einhertretendcn Gothen , Hun-
nen, Aw^aren u. s. w. waren fast spurlos verschwunden;
aber die Slawen , die Ackerbauer und Krieger waren , hat-
ten sich überall eingedrängt, grosse Macht bekommen^
waren aber im alten Dacien schwächer, als in den Nach-
barländern. Die Magyaren bildeten einen mächtigen Staat
in Ungarn , die Bulgaren aber allmählig ganz slawisirt in
Bulgarien.
Die Hauptmasse der Einwohnerschojt bildeten die
alten, keltischen Daker, die bcy allen Stürmen der Zeit
sitzen blieben, theilweise zwar aus den verwüstetea Ebe-
nen in die Gebirge flohen , doch bey ruhigem Zeiten zu-
rückkehrten; aber der alte Volksname der Daker ging
verloren, die Slawen nannten sie, wie alle Kelten Wla-
chen, ihr Land die Walachei; diese slawischen Na-
men wurden nun herrschend. Obwohl in der Moldau
und Walachei die Slawen nicht zahlreich waren, all-
mählig fast ganz beseitiget wurden, so blieb, besonders
durch die bulgarische Herrschaft, die slawische Sprache
sehr verbreitet , war fast allgemeine Geschäfts - und Ge-
richtssprache, das letztere blieb sie selbst bis 1727;
— 889 —
m
erst 18S2 ist das walachische Gesetebuch in der Lan-
dessprache abgefasst; daher finden sich in der walachi-
schen Sprache sehr viele slawische Wörter.
Der westlichere Theil von Dacia, wo die eigentli-
dien Daken wohnten ^ kam bleibend unter die Herrschaft
der Magyaren , (einen grossen Theil des heutigen Ungarn
bildend) 9 die auch Pannonien (den übrigen Theil von
Ungarn) eroberten, um 1000 christlich wurden, ein an-
erkanntes Königreich constituirten, das bald grosse Er-
oberungen machte , besonders zwischen ' 1 308 — 1 382,
auch die polnische Krone erhielt, bald sank, bald stieg,
15%6 mitOestreich verbunden wurde, von dem es sich
jetzo zu trennen sucht , um vielleicht eine wichtige Rolle
in der Politik von Europa zu spielen ^ wenn es nicht von
den Slawen erdrückt wird.
Daneben liegt jetzo das Grossfürstenthum Sieben-
bürgen oder Transsilvania, im Wlachischen Ardelu,
meist von Wlachen bewohnt,, dessen Berge in allen Zei-
ten den Dakem der Ebene zur Zufluchtsstätte diente. In
dieses dakische Land kamen um 894 Magyaren und frü-
her schon die stammverwandten Szekier oder Siculi ; das
Land wurde politisch mit Ungarn verbunden, stand aber
unter eigenen, aus dem Volke gewählten Woiwoden.
Als die Kumanon einfielen, rief König Geysa um 1150
die tctttschen Kreuzritter und teutsche Ansiedler zu Hülfe ;
«Ue ersteren zogen sich um 122% nach Polen zurück,
überliessen ihr Land den teutschen Bauern ; diese erhiel-
ten l^SS vollkommene Freiheit, auch von allen Feudal-
lasten geniessen diese noch jetzo, bildeten eine wich-
tige Vormauer gegen die Türken. 1437 wurde das Land
selbststftndig, 1683 mit Oestreich verbunden, es enthält
fast IV« Millionen Wlachen, 600,000 Slawen, Magya-
ren und Szekier (welche letztere alle Edelleute sind)
und S 00,000 Teutsche oder Sachsen ohne Adel.
Nordlich an Siebenbürgen stösst die Bukowina,
die ihren Namen von den grossen Buchpnwaldungen hat,
zuDacien, dann zur Walachei gehörte, von der sie erst
17S5 abgerissen, und zum östreichischen Galizien ge-
— 390 —
schlagen .ist; die 400,000 Einwohner sind grosstentheils
Wlachen.
Südlich von Siebenbürgen , bis zur Donau , liegt die
Walachei mit 2V2 Millionen Einwohnern und östlich , bis
Gaüzien, die Moldau mit l^a Millionen.
Um 1240, wo die Bufgaren-Herrschaft endete, con-
stituirte sich die Walachei, um 1350 (wo die Rumä-
nen - Herrschaft endete) die Moldau unter eigenen Woi-
woden zu selbstständigen Staaten , die ihre Unabhängigkeit
auch gegen Ungarn waRrten. Schon 1393 unterwarf
sich die Walachei gegen einen kleinen Tribut den Tür-
ken, was noch mehr 1460 verbrieft und durch den er-
obernden Einbruch der Tartaren 1628 nicht wesentlich ver-
ändert wird. Seit dem Anfange des vorigen Jahrhunderts
werden nicht mehr lebenslängliche , volksthümliche Woi-
woden (oder Hospodare , wie die Russen sagen} einge-
setzt, sondern diese Stellen auf Zeit, meist ah Griechen
verkauft, wodurch das Land unsäglich litt, was erst
neuerlich (1792) aufliörte, aber viel griechisches Blut
kam hierdurch in den Adel.
In der ^Walachei, wie in der Moldau, bestehet die
Einwohnerschaft allergrösstentheils aus Wlachen; aber
kaum kann man von einem wlachischen Volke reden , da
es keine wlachischen Bauern und wenige Burger giebt.
Das Land gehört dem Adel , d. i. den Bojaren , die meist
fremder , oft griechischer Abkunft sind ; wlachische Hand-
werker giebt es nicht viel. Der sehr zahlreiche Stand der
Ackerbauer hat kein Eigenthum, ist leibeigen, zeigt
wenig Thätigkeit, kann mit Leichtigkeit den Unterhalt
gewinnen.
Die benachbarte Moldau zeigt ganz ähnliche Ver-
hältnisse; sie bildete seit 1359 einen freien eigenen
Staat, der sich 1387 Polen unter>varf, seine Freiheit
bald wieder erhielt, 1481 am mächtigsten war, sich aber
1512 den Türken unterwarf, und 1774 die Bukowina
an Oestreich abtreten mnsste.
Die uralte, einheimische, thrakischc, dakische und
gotische Bevölkerung, die stets sesshaft blieb, stets auch
— 39i —
möglichst ihre Freiheit zu behaupten strebte, setzt sich
in den jetzigen Wlachen fort, die sich selbst Romuni,
d. i. Römer, nennen, ihre Sprache die limba rumaneska,
ihr Vaterland tsara rumaueska. Dieses interessante ur-
alte autochthonische Volk hat seine Sprache im Allge-
meinen bewahrt, wie seine Nationalität, die aus dem le-
thargischen Zustande jetzo erwachen könnte; wenn auch
das Volk im Allgemeinen kaum wohl Sinn für eine po-
litische Regung hat, so taucht doch in manchen jugend-
lichen Köpfen schon die Idee eines neuen dakischen Staa-
tes auf, der an 8 MiUionen Rumänen umfassen könnte.
Bey dem grossen Uebergewichte , welches die Slawen
seit der Völkerwanderung im östlichen Europa^ sich er-
worben haben, erhalten die zwischen ihnen sitzenden Wla-
chen und Magyaren eine grosse politische Wichtigkeit,
abgesehen von ihrer Lage am Ufer der Donau.
Das Band dieser Nationalität ist die wlachische
Sprache, das Bla%ixa^ die offenbar das alte. Goti-
sche und Dakische fortsetzt auf ähnliche Art, als das Oä-
lische und Wälische das Alt-Brittanuische und Gallische.
, «Die Daher und Geten waren nur Zweige der thra-
kischen Nationalität, die sich über Thrazien und Mace-
douien verbreitete, und auch in diesen Ländern, im je-
tzigen türkischen Rumelien , herrscht die walachische Na-
tionalität und Sprache.
Die wlachische Sprache zerfallt in zwey sehr ver-
wandjle Dialecte, die vielleicht schon in alter Zeit vor-
handen waren, in
a) das Nord-Wlachische oder Romunische,
gesprochen diesseits der Donau von mehr als 6 Millionen
Menschen, von 2 Mill. in der Walachei, iVs Mill. -in
der Moldau, iVs Mill. in Siebenbürgen, i Mill. in Bess-
arabien und russisch Polen, 100,000 im Bannat und in
Ungarn, und 300,000 in der Bukowina, zu Galizien
gehörig ;
b) das Süd-Wlachische, Rumelische oder
Macedonisch-Romanische, jenseits der Donau, ver-
breitet über einen viel grössern Distrikt als das Nord- Wh-
— 392 —
chische. Durch Bulgarien (Moesia), durch Ramelien im
alten Thracia und besonders Macedonia, gesprochen von
den Kutzo - Wlachen oder Zinzaren ^ den Moisidakes der
Neu-Griechen , den Zschubar^ d. i. Hirten, der Türken^
auch südlicher in Thessalien und dem angrenzenden
Gebirge Pindus^ welches die Wlachen von den Albanern
trennt^ selbst durch einen grossen Theil von Griechen-
land. Wie ansehnlich die Zahl der wlachischen Einwoh-
ner dieser türkischen Provinzen seyn mag, ist mir nicht
bekannt; aber wahrscheinlich ist sie beträditlicher als
die der Nord -Wlachen.
. Das Wlathiscbe stehet offenbar dem Lateinischen
und dadurch schon dem Keltischen sehr nahe ; bey einem
flüchtigen Durchgehen eines wenig vollständigen Wör-
terbuches habe ich über 1000 wlachische Wörter ge-
funden, die mit lateinischen übereinkommen, und eine Menge
Wurzelworter des Lateinischen finden sich im Wlachi-
schen. Neben den lateinisch klingenden Wörtern finden
sich im Wlachischen auch viele fremde Wörter, einige
türkische und magyarische, vorzüglich aber slawische Wör-
ter , die man wohl auf Vs etwa anschlagen kann. Diese
Einmischung ist ganz natürlich , weil die Wlachen in den
innigsten Verkehr mit den Slawen kamen , die ganze Ge-
schäfts- und Gerichtssprache, bis in die neuere Zeit sla-
wisch war. Die wlachische Grammatik scheint viel mehr
der lateinischen als der slawischen zu gleichen. Entkleidet
man das Wlachische von den offenbar fremden und sla-
wischen Wörtern, so wird es sich dem, uns freilich un-
bekannten Alt-Dakischen und Thrazischen sehr nähern,
dem Latein noch verwandter als jetzo seyn.
Eine Menge wlachische Wörter finden sich im Grie-
chischen, auch sonderbarerweise im Teutschen, wie ich
jpäter darlegen werde, weil beide neuere Sprachen ans
einer gemeinschaftlichen Quelle schöpften, die Griechen
von den Thraziern abstammten , diese wieder den (Germa-
nen sehr verwandt w^aren.
Wlachisch und Albanisch sind sich wieder verwandt,
scheinen sich gegen einander zu verhalten, wie das Gäliafllie
— 303 —
und Wälische; aber auch die entsprechenden alten Völker^
die Thraker und die Illyrier odter Albaner waren nur
Zweige Eines Stammes; doch scheint mir das Wiachi*
sehe dem Wälschen näher als dem Gälischen zu stehen.
Dass viele wlachische Wörter sich in den jetzigen kel-
tischen Dialecten finden , werde ich ebenfalls zeigen.
Schon der Name Wlachen weist deutlich auf kel-
tischen Ursprung; denn es ist bekannt und besonders
nachgewiesen von Schaffarik (slawische Alterthümer I.
82): dass von den Slawen die Kelten in Britannien , Gal-
lien, Germanien u. s. w., seit urältester Zeit, bis noch
gegenwärtig Wlachen genannt sind (während sie von
den Teutschen als Wälsche bezeichnet werden); Wla-
chen ist daher nur der slawische Ausdruck für Kelten.
Das Wlachische ist gewiss kein Mischmasch von
Wörtern aus verschiedenen Sprachen y auch kein verdor-
benes Latein, sondern, so viel ich beurtheilen kann, eine
regelrechte Sprache, die besonders entkleidet von don
frejhden slawischen Wörtern, wie das Albanische, ganz
in den Kreis der keltischen Sprachen gehört. Ich möchte
das Wlachische, wie das offenbar ganz verwandte Alt-
Tbrazische, für einen wichtigen Dialect des Alt-Keltischen
halten, der vom Gallischen und Britannischen verschie-
den war , aus welchem die Römer vorzugsweise ihr La-
tein bildeten. Durch die Nähe der Griechen mag dieser
Dialect mehr abgeschliffen seyn, als es bey den Gal-
liern und Britanniem der Fall war. Wohl ist es mög-
lich, dass die Sprache der alten Germanen der thrazi-
Bchen nahe gestanden haben kann, daher sich im Teut-
schen Anklänge an das Wlachische finden.
Die Verwandtschaft des Wlachischen ikiit dem La-
teinischen hat man längst erkannt, und sie zu erklären,
wurde die Hypothese ersonnen, dass die Römer durch
ihre ^Eroberung von Dacia im Jahre 105 n. Chr. ihre
Spradie dorthin verpflanzt hätten, wobey natürlich die
Einwohnerschaft ihre Volksspradie vergessen musste —
was freilich schwer' zu begreifen ist. Aber die Römer
hesassen Dacien kein Jahrhundert^ kamen fast gar nicht
— 394 —
in ruhigen Besitz; ihre Legionen waren keine Römer
(denn Rom liefertet keine Soldaten); einige Beamte und
Verwiesene können keinen Einfluss haben, die Coloni-
sten^ die etwa in das ferne Land gingen^ waren wohl
schwerlich Römer; aber abgesehen davon ^ so ist die
wlachische Sprache über Thrazien und Macedonien ver-
breitet, w^ohin die Römer, ausser in Kriegszeiten, gar
nicht kamen. Von den Römern können daher die Wla-
chen oder Kelten ohnmöglich ihre Sprache erhalten ha-
ben, sondern diese lateinisch klingende Sprache kann
nur die autochthonische Landessprache gewesen seyn^
die ihren lateinischen Klang wohl viel früher hatte, als
in Rom lateinisch gesprochen wurde.
Geschrieben wird das Wlachische meist^ mit den
alt - russischen , kyrillischen Buchstaben , denen man häu-
fig noch einige besondere Zeichen beyfügt. Die unirten
Wlachen in Ungarn und Siebenbürgen bedienen sich häu-
fig der lateinischen Buchstaben, die auch in der Moldau
jetzo in Aufnahme kommen; in' Rumelien wird man sich
der griechischen Schrift bedienen. Seit dem 17. Jahrb.
ist das Wlachische Schriftsprache geworden und mehr
ausgebildet; die Litteratur ist zwar nicht bedeutend,
hat sich aber in den letzten 30 Jahren sehr gehoben,
gehet bis 1600 zurück, liefert jetzo auch eine Menge
Zeitschriften.
Die Wlachen im Allgemeinen scheinen nicht derar-
tig den Ackerbau zu lieben, als die Slawen; sind mehr
industriell. Die Süd- Wlachen im türkischen Rumelien , die
keinen fremden Adel haben, sind t|ieils Viehhirten, wie
die alten Thraker, theils Ackerbauer, theils legen sie
sich auf Industrie und Handel ; sie treiben auch jetzo
noch Bergbau, und sind geschickte Metallarbeiter^
wie alle Völker keltischen Stammes; sie fertigen die
schönen mit Gold und Silber ausgelegten Waffen der
Amanten und Palikarnen, femer die in allen Seestäd-
ten des Mittelmeeres unter dem Namen capa sehr be-
kannten Caputmänlel. Wlachische Krämer und Hand-
werker trifft man in allen Städten der europäischen Tür-
— 395 —
kei^ oft auch in Ungarn und Oestreich^ die sich häufig
entnationalisiren.
Die Nord-'Wlachen in der Moldau und Walachei^
die meist Leibeigene der Bojaren sind^ welche für das
Volk nichts thun^ verfielen dadurch in eine Lethargie^
zeigen sehr wenig Industrie ; mit Leichtigkeit können sie
durch Ackerbau und sonst das Wenige gewinnen^ was
sie zu ihrem spärlichen Unterhalte^ bey schlechter Woh-
nung und Kleidung gebrauchen; der Handel ist ganz in
den Händen der Griechen und Fremden.
In Croatien, Slavonien^ dem Bannat und den be-
nachbarten slawischen Ländern gab es früher sehr viele
Wlacheu^ als Reste der -alten Einwohnerschaft ; aber wie
überall die Slawen ihrer Sprache das Uebergewicht zu ge-
ben wissen^ so verlieren sich hier die Wlacheu mehr und
mehr, indem sie sich slawisiren, zu Serbiern werden.
Die Wlachen, die numerisch auch jetzo noch eine
sehr respectable Nationalität bilden , wird man nur be-
trachten können als die directen und vielleicht nicht sehr
veränderten Nachkommen der Daker, Geten, Macedo-
nier, Thessalier u. s. w. , überhaupt des alten thrazi-
schen Volkes, das sich von den Donaugegenden durch
ganz Griechenland und Kleinasien zog, dem Stamme
der Kelten angehörte. Die Einwohnerschaft der südli-
chem Küstengegend orientalisirte sich schon in sehr
alter Zeit, bildete sich in Griechen um, deren Wesen
in das innere und nördlichere Land wenig eindrang ; ganz
ohne nationalen Einfluss blieb die römische Occupation.
Die Gothen, welche diese Länder zuerst eroberten^ sie
einige Jahrhunderte inne hatten, scheinen auf die Ein-
wohnerschaft gar nicht den Einfluss ausgeübt zu haben,
wie auf die Germanen, wohl aber ist es möglich, dass
die Macht des Adels aus dieser Zeit stammt; auch die
andern fremden Völker blieben ohne bedeutende Rück-
wirkung auf die Nationalität, nur die Slawen übten einen
wesentlichen Einfluss ; sie gaben den neuen Namen Wus-
chen, die Sprache nahm eine Menge slawische Wörter
— 396 —
auf, wurde dadurch zur wlachischeo , ganze Landestheile^
wie Serbien, Croatien u. s. w. wurden slawisirt, fort-
während slawisiren sich viele Wiachen, aber kein Slawe
wird wallachisch.
Anhang. Die Bastarnae. Nordöstlich von Dacia,
ohne scharfe und natürliche Grenze wohnten die Bastar-
nae (^von denen, bey der ausltihrlichcrn Beschreibung
Germaniens, im folgenden Theile näher die Rede seyn
wird); die älteren griechischen Schriftsteller bezeichnen
sie als Galater, Geten und Thrtfkcr, neuere — wie
Strabo — als Germanen, rechnen ihr Land zu Germa-
nien ; zu ihnen gehörten auch die Peucini an der Donau-
miindung, deren Name noch im 4. Jahrh. genannt wird.
.Nach Tacitus (Germ. 46) sind die Bastarnae und Peu-
cini an Sprache, Sitte und Wohnung den Germanen ähu-
lich. Diese Bastarnae wohnten an der Donaumündung,
und nördlich bis zu den Karpathen, also im heutigen
Bessarabien und der Bukowina, in welchen Ländern die
jetzige Bevölkening fast ganz walachisch ist, früher thra-
zisch war. Nach den jetzo herrschenden Ansichten ist
schwer zu begreifen , wie das Alterthum die Thraker und
Germanen — wenn man diese für Teutsche oder Gothen
anspricht — für gleiche oder sehr verw^andto Völker hal-
ten konnte. Gehörten aber die Thraker und Bastarnen
dem keltischen Stamme an, wie die Germanen, so wird
diess erklärlicher, dann konnten die alten Griechen mit
Hecht sagen: dass Keltika vom Ausflusse der Donau
bis zu ihrem Ursprünge und weiter reichte. Das Alt-
Thrazische wird ein eigener Dialect des Keltischen ge-
wesen seyn, der vermuthlich durch alle Donauländer
herrschte.
i. Moesia, bey den Griechen Mysia.
Moesia begriff <las Land rechts der Donau von der
Drinus (Drina) bis zum schwarzen Meere , welches jetzo
zwey grosse türkische Provinzen bildet, nämlich: a)
S y r b i e n (Moesia superior) , mit SVa Millionen Einwoh-
ner, und b) Bulgarien (Moesia inferior) mit 4V« MUL
— 39T —
Einwohner. Dieser grosse Landstrich gehörte 2U dem
alten Thrazien y bis die Römer denselben als die Provinz
Hoesia davon trennten.
Hier wohnten viele thrazische Völkerschaften, wie
die Moesi oder Mysi^ die Triballi und Skordisci Ckelti-
sehe Volksnamen), besonders Getae, nach Strabo VIII.
3. §. 2, ein thrazisches Volk, auch Bastamae (ein ger-
manisches Volk). Das Land war blühend, hatte viele
Städte, die meist keltisch klingende Namen haben, wie
Taurunum (Semlin), Viminacium, Dorticum, Dunum, No-
viodunum u. s. w. , andere endigen sich auf Dava und
Para, wie im eigentlichen Thrazien. Die Sprache, die
hier geredet wurde, war offenbar die thrazische, die sich
im heutigen Wlachischen fortsetzt , in den Städten wurde
aber viel Griechisch, später auch Lateinisch gesprochen.
Die alte Geschichte dieser Länder fallt mit der von
Thrazien zusammen , die Verhältnisse der einzelnen Völ-»
kerschaften sind ohne politisches Interesse. Im Jahre
11 n. Chr. wurde das Land römische Provinz, aber auf
das eigentliche Volk und dessen Nationalität wird die
politische Vereinigung mit dem grossen römischen Reiche
ohne Einfluss gewesen seyn.
Seit etwa 200 n. Chr. dringen hier gothiache Völ-
ker ein, die sich zum Theil festsetzen, wobey die Ein-
wohnerschaft in ihren alten Verhältnissen bleibt; 484
wird das Land der ostgothischen Herrscher Theodorich
förmlich abgetreten, aber schon seit 440 treten Hunnen
verwüstend auf, denen Awaren folgen. Alle diese Völ-
ker verlassen allmählig wieder das Land, ohne die thra-
zische Einwohnerschaft wesentlich zu tangir^n. Seit
578 und 623 folgen grosse Züge von Slawen, beson-
ders Chrovaten, wahrscheinlich herbeygerufen, um zu
schützen, und den Ackerbau des ganz verwüsteten Lan-
des zu heben. Schon seit etwa 500 wurde das Land
von Bulgaren erobert, die wahrscheinlich, .wie die Ma-
gyaren, finnischen Stammes waren ^ diese setzen sich seit
etwa 680 in atierkannten Besitz von ganz Moesia und
Dacia, stiften ein grosses bulgarisches Reich, das von
— 398 —
680 — 915 gläozie, um 870 das Christenthum anuahm,
dann in viele Kriege venvickelt zerfiel, 1198 sich den
Königen von Ungarn unterordnete; der Rest desselben
wurde 1392 den Türken tributbar, bildet die Provinz Bul-
garien. Die finnischen Bulgaren selbst haben sich hier
vollkommen slawisirt, ihre Sprache verloren, reden sla-
wisch, bilden aber meist den Adel. Um den Ausfluss
der Donau wohnen jetzo viele nomadische nogaische
Tartaren.
Die Bevölkerung von Bulgarien bestehet theils aus
Wlachcn, von denen viele Hirten und Industrielle sind,
theils aus Slawen, die Ackerbau treiben, zu denen auch
die Bojaren gehören , die Bulgaren , Serben oder Raitzen
und Croaten genannt werden. Die alten Thraker setzen
sich in den Wlachen fort, die sich Homuni nennen,
'südlicher Kutzo -« Wlachen heissen, durch die Slawen
mehr und mehr eingeengt werden.
In dem benachbarten Serbien, Syrbien, Srbska,
(Moesia superior), zwischen Bulgarien und Bosnien ist
die thrako-walachische Nationalität noch mehr zurück-
gedrängt, die Einwohnerschaft bestehet vorwaltend aus
Serben oder Raitzen und Croaten, die zum Theil sla->
wisirte Wlachcn sind. Wie bey allen türkischen Sla-
wen giebt es hier keinen Adel, auch keinen leibeige-
nen Bauer, es herrscht hier das demokratische Element
vor. Die Serben, ein kräftiger, ehrlicher, treuer Men-
schenschlag, haben stets .ihre Freiheit zu behaupten ge-
sucht, werden seit dem 10. Jahrhundert von eignen
Fürsten regiert, bildeten im 14. Jahrhundert eine be-
deutende Macht, bis sie nach langem Widerstreben 1389
unter türkische Hoheit kamen, die sich fast nur auf
einen Tribut beschränkt, da sich im Lande kern Türke
ansiedeln darf.
Die alte kelto - thrazische Einwohnerschaft zog im
Laufe des Mittelalters bey den Einfallen der fremden
Völker meist auf die Gebirge zurück, wo jetzo noch
viele Wlachen mit ihrer walachisclien Sprache leben,
meist als Viehhirten, während die Wlachcn, die über
— 899 —
das flache Land und die Städte verbreitet waren ^ sicb^
und besonders in der neuern .Zeit, slawisirten. Früher
und zu der Zeit, wo Serbien mächtig war, durften die
Wlachen das vorherrschende Volk gewesen seyn.
k. Thracia.
Das eigentliche Thrazien, zwischen dem Balkan
(Haemus), dem schwarzen Meere, dem mare von Mar*
mara (^Propontis} und dem ägeischen Meere ^ bildet jetzo
das türkische südliclicro Rumolien (welcher Name
mit Humanen zusammenhängt), aber die thrazischen Völ-
ker verbreiteten sich viel weiter, zu ihnen gehörte die
Einwohnerschaft von Dacien und Mösien, ferner von
Maccdonien, Thessalien, von Hellas, dem Peloponnes,
selbst Kleinasien und den benachbarten Inseln. Das
Land, was man im Allgemeinen als das griechische
bezeichnet , wird von Nord nach Süd durch ein wichtiges
Gebirge gctheilt, von dem ein Theil den bekannten Na-
men Pindus trägt; östlich von demselben wohnten die
thrazisch-macedonischen Völker, westlich die ganz ver-
wandten illyrischen Völker, durch Illyris, Epirus, auch
durch Hellas, die mit den thrazischen nur Eine Natio-
nalität gebildet haben werden, und zwar die keltische,
auch nennt Macrobius die Thraker Kelten; diese Kel-
ten verbreiteten sich durch das ganze Keltika der alten
Griechen, zu ihnen gehörten daher auch die Germanen
und Gallier.
Daher sagt Hcrodot V. 3.: „Nach den Indiern ist
das thrazische Volk das grösste unter den Men-
schen ; wäre es einig , stünde es unter Einem Herrscher,
so wäre es unbezwingbar und das wichtigste aller Völ-
ker. Nacli den verschiedenen Gegenden, in denen sie
wohnen, trägt es viele Namen. Was die Begräbnisse
betrifft, so wird der Leichnam 3 Tage ausgestellt, da-
bey geopfert, der verbrannte oder unverbrannte
Körper unter einem Grabhügel beerdigt, wobey
Wettkämpfe Statt finden''. Aus dieser wichtigen Stelle
— 400 —
des ältesten und zuverlässigsten Schriftstellers ergiebt
sich, dass die alten Thraker ihre Todten wirklich auf
die Art beerdigten, wie wir es in den von uns bezeich-
neten keltischen Gräbern finden , zu denen auch die vor-
griechischen pclasgischen gehören, die über das grie-
chische Land verbreitet sind; alle die vor -griechischen
oder pclasgischen Grabhügel mit ihren verschiedenen
Runstsachen, die sich so gleichartig über Griechenland
und ganz Europa verbreiten, werden der thrazischen,
überhaupt der keltischen Nationalität angehören.
Die Thraker (gemeinschaftlich mit den Illyriem)
bewohnten ursprünglich nicht allein ganz Griechenland,
sondern auch den grösstcn Theil von Kleinasien, wie
Xenophon, Strabo u. s. w. erwähnen; der östliche Theil
mit Mysia, Bithynia u. s. w. hiess auch Thracia asiatica.
Die Thrazier vorzüglich, wie die verwandten Uly-
rier und Pelasgier (die alle der keltischen Nationalität
angehörten) sind die eigentlichen Stammväter der Grie-
chen oder Hellenen, welche kein ursprüngliches Volk
bildeten , sondern — wie später gezeigt werden wird —
orientalisirte Thraker sind, die seit etwa 1500 v. Chr.
allmählich ihr alt - thrako - keltisches Wesen ablegten , neue
Institutionen , eine neue Sprache und Religion annahmen. .
Diese Umbildung in Griechen geschah vorzugsweise in den
Küstengegenden, in Kleinasien, Peloponnes und Hellas,
auch in den Handelsstädten anderer Gegenden, betraf aber
weniger die innern gebirgigen Länder, wie Thrazien, Ha-
cedonien, Ulyrien, wo das Volk das alt - thrako - keltische
Wesen fest hielt, sich nicht gräcisirte. So verloren die
thrazischen Völker viel an Land, und wurden von den Grie-
chen, die sich ihnen gegenüber stellten, als' Barbaren
bezeichnet.
Die Thrazier, deren edelster Stamm die Geten an
der Donau gewesen seyn mögen, waren auch in der aller-
ältesten vor -griechischen Zeit nichts weniger als ein
rohes Volk; sie hatten offenbar die eigenthümliche kel-
tische Cultur, die von der helleuischen sehr verschieden
war, werden aber von den Griedicn selbst als die gcbil—
— 401 —
detsten Barbareif gefidiildeit^ waren in vieler Hinsicht die
Lehrmeister der Griechen, die aus ihnen hervor gingen;
von jeher hatten sie Städte und Industrie.
Wie in allen keltischen Landen bluhete bey den Tbra-^
ziern die Dichtkunst r^ und ihre Barden aus vor-
griechischer Zeit^ wie Orpheus, blieben stets berühmt —
nicht weniger die Tonkunst, aus welcher die griechi-
sche Musik hervorging; die Thraker waren bey grosser
Freiheitsliebe sehr tapfer, tättowkrtcn sich nach 8trabo,
trugen bunte Waffenröcke, kauften ihre Frauen, tran-
ken gern und ungemischten Wein, braucten Bier aus
Gerste, begruben ihre Todten unter Grabhügeln, hielten
viel auf Orakel und hatten eine Aristokratie, aber fern
blieb ihnen die griechische Götterwclt^ was alles auf das
Kcltenthum hinweist.
In Thrazien herrschte neben dem Bacchusdienste die
uralte orphische Religion, zu der sich auch nach
Strabo X. 3. §. 26. die alten (thrakischen) Phrygier in
Kleinasien bekannten^ sie erthcilte Orakel, stimmte übri-
gens mit den Lehrsätzen der .uralten pythagoreischen Phi-
losophie übercin, die im Keltcnthume herrschte, basirt
auf der Weltsecle, die Identität von Leben und Tod
wonach alles Irdische gebildet ist durch die Doppelhar-
monie, die durch das All hindurch gehet
Als das Ilellcnenthum mit seiner fremden unverstand-
lichen Götter\velt um sich griff, hielt man dennoch fest
an den alt - thrakischen Orakeln und der orphischen Re-
ligion, die in den Mysterien gehegt wurde; die thrakisch-
keltischen Uciligthümer zogen sich besonders nach der
Insel S a m 0 1 h r ak e hin , hichcr wurden ihre Hermen
gebracht, (Kadmitos, Kadmos), hier war das heilige
Eiland der Kabiren (die wir auch bey den Germanen
finden) und römische Geleiirte erklärten ihre häuslichen
Penaten und Laren für Samothrake's Kabiren, (also der
alten — keltischen — Religion angehörig) ; hier wurde
die alt - tlirakische Religion noch in den Mysterien forto^e-
lehrt, in die sich auch Ilerodot hatte einweihen lassen
wo die alte Naturreligion gelehrt, %vo die Mutler Erde
Kefemtein Kelt. Altcrth. II. Bd. ](. Abth. oa
— 402 — '
(Hertha ^ später Kybele) verehrt wurde ^ deren Dienst
wir auch in Germanien finden. In dem gleich berühmten
Dodona weissagten Frauen — wie in Germanien —
aus dem Fluge der Vögel. Diese alte thrakisch-dnii-
dische Religion wurzelte so tief im Volke ^ dass sie nie
durch die hellenische verdrängt werden konnte, erst der
christlichen wich.
Thrazien wurde nie ganz hellenisirt^ wenn wohl
griechische Sprache und Sitte in den Städten herrschte,
auch überhaupt an den Küsten, und die ganze Litteratnr
eine griechische war. Noch mehr wurden die alten Thra-
ker durch die fremden Einwanderungen (besonders Sla-
wen und Bulgaren} im Mittelalter beschränkt, sie zogen
sich tn die gebirgigen Gegenden zurück, wo sie in den
Wlachen noch fortleben, und die wlachische Sprache mag
von der alt - thrakischen nicht wesentlich verschieden seyu.
Von der ältesten Geschichte Thraziens wissen wir
sehr wenig; es enthielt wie alle keltische Länder eine
Menge kleine freie Territorien , die sich zu Völkern ver-
banden, von denen die Odrysae als die wichtigsten er-
scheinen. Um 500 V. Chr. wurde das Land persisch,
machte sich aber bald v%'icder frei (480 v. Chr.), con—
stituirte sich als das odrysische Reich , welches 364 un-
ter macedonische Hoheit kam; 307 v. Chr. wirft sich
der Statthalter als freier König der Odrysen auf, und sein
Nachfolger Seleucus Nicator besiegt 282 v. Chr. macedo-
nische Völkerschaften ; aber um dieselbe Zeit fallen Gal-
lier mit Germanen in Thrazien ein, setzen sich in der Ge-
gend von Byzanz fest, wo ihre Hauptstadt Thule ange-
legt wurde , hatten vielleicht die Idee hierdurch den Welt-
handel in die Hand zu nehmen , sie hielten sich hier fast
80 Jahre und zogen dann 201 v. Chr. nach Kleinasien;
nun erhob der neue odrysische Staat sein Haupt wieder^
der 47 n. Chr. römische Provinz wurde.
An den Küsten lagen eine Menge meist freie grie-
chische und ganz hellenisirte Städte; zu diesen gehörte
auch Byzanz am Bosporus thracicus, da, wo er am schmal-
— 4«8 —
sten ist ^ wo Europa und Kleinasien am n&chsten zusam-
menstossen ; diese Stadt wurde allmählig von höchster Be-
deutung^ bekam den wichtigsten Handel , und erhielt den
Glanzpunkt; als der römische Kaiser Constantin seine Resi^
denz hieher in diese griechische Stadt verlegte (330 n.
Chr.); sie nun Constantinopel nannte , die bey der Thei-
lung des römischen Reiches (395 n. Chr.) die Haupt-
stadt des oströmischen Reiches wurde , das seit 1C04
zerfiel; aber erst 154% erfolgte die Eroberung ^durch die
Tiirken. Constantinopel mit seinem Welthandel , mit sei-
ner zusammengewürfelten verschiedenartigen, aber grie-
chisch sprechenden Bevölkerung, und das ganze oströ-
mische Reich; mit seinem griechischen, nicht eigentlich
alt - nationalen Anstriche, scheint auf das thrazische Volk
selbst keinen sehr wesentlichen Einfluss ausgeiibt zu
haben. Bey der Theilung des römischen Reiches (395)
fiel Thrazien, wie Macedonien und Griechenland, dem by-
zantinischen Reiche zu, welches aber wenig Schutz
gewährte.
Seit etwa 200 n. Chr. begannen gothische Völker
von der Donau her einzudringen, die sich seit C6C hier
festsetzten, 879 von den Römern geschlagen, meist nach
Mösia gingen; ihnen folgten Slawen, die sich meist als
Ackerbauer sesshaft machten; um 454 kamen Hunnen,
denen Ostgothen folgten ; seit 679, zum Theil schon früher,
drangen Bulgaren ein, die hier ein mächtiges Reich stif-
teten (680 — 91^)9 das später bald unter slawische (ser-
bische), bald unter byzantinische Herrschaft kam; auch
türkische Petsclieneger, später Osmanen 1361; das
sehr verheerte Land kam unter verschiedene Herrschaft,
bis es türkisch wurde (1363).
Einen Hauptstock der aus Türken, Griechen und
Slawen (welche letzteren meist den Bauernstand bil-
den) u. s. w. gemischten Bevölkerung bilden die Wla-
chen , die — wie erwähnt — die alten Thraker in Natio-
nalität und Sprache fortsetzen werden.
«6*
— 404 —
I. Slacedonia.
Das alte Macedonia zwischen Thracia und Illyria
gehört' wie Thracia jetzo zum türkischen Humelien^ wird
von vielen Gebirgen durchzogen^ hat vorzügliQh längs
dem Meere schöne Ebenen. Ob das Land ursprünglich
von den Pclasgiern oder lilyriern bevölkert wurde, dürfte
ein nutzloser Streit seyn, da beide Völker sehr verwandt
sind, wohl Einer Nationalität, der keltischen, angehören.
Die Macedonier waren den lilyriern an Sprache und Tracht
gleich^ ebenso nach Herodot den Doriern, und nach
Strabo waren sie Thraker, wie die Pieres in Pieria (wo
Orpheus blühete). Es w^crden theils illyrische , theils
thrakische Völkerschaften gewiesen seyn , aus denen Ma<-
cedohia sich« entwickelte, wo verschiedene Völkerschaf-
ten Sassen, besonders die Paeones in Ematia, die Crae-
stonaei und andere.
Für das Kelteutluim der alten Macedonier spricht
die grosse Menge keltischer AUerthümer, die sich hier fin-
den, besonders die mächtigen cyclopischen Mauerwerke,
auch die alt-macedonischen Institutionen; das Land w^urde
von beschränkten Königen regiert, hatte eine alte kräf-
tige Aristokratie mit Clicntel und Gel bigeschaft , w^elche
die gesetzgebende Gewalt war, das Gericht bildete, das
stets öffentlich war.
Das Volk stand auf der Stufe der Cultur der Thra-
ker, führte schon in der vor-griechischen Zeit mächtige
Bauwerke im keltischen Style auf, von denen sich man-
che Reste erhalten haben, wie das sogenannte Schatz-
haus der Minyer in Orchomenos, das schon der Grieche
Pausanias für ein Wunder der Baukunst erklärte. Ueber-
haupt waren die Macedonier sehr industriell, und^ wie alle
Kelten, vortreffliche Bergleute; man gewann Silber, be-
sonders viel Gold bcy Philippi in Paeonien, überhaupt in
der Gegend des Gebirges Pangaeus. Die Haupt -Berg-
werke, aus denen die Macedonier und später die Römer
unermessliche Schätze zogen y werden die im jetzigen
Saudschak Giustendic seyn, im Gebirge Egrisu (Paiw
— 405 —
gaeus}^ .die noch im 16. Jahrhundert blühctcn^ wo bey
Sidero Kapsile über 500 Oefeu im Gange waren ^ die
Gold und Silber ausschmolzen.
Wie überall in den thrazischen und illyrischen Lau*
deu^ griff alhnählig der Hellenismus um sich^ an der
Küste, besonders in den Städten, die sich zum Thelf
ganz gräcisirten ; aber diess hatte auf das eigentliche Volk
keinen Einfluss, das macedonisch und barbarisch bheb,
es ist daher wohl kaum zu billigen, wenn man so häufig
die grossen Eroberungen der Macedpnier den Griechen
beylegt.
Die alte Geschichte des Landes ist sehr dunkel ; um
etwa 800 v. Chr. soll durch Karamas aus Argos Macc-
donien , wo iilyrische und thrazische Völker wohnten , als
eignes kleines Reich constituirt seyn, das unter Perdik-
kas I. um 700 v. Chr. bedeutende Enveiterungen erhielt ;
um 518 V. Chr. musste sich Amyntas den Persern unter-
werfen; die macedonischen Könige werden nun persische
Satrapen, vergrössern dabey aber das Land. Alexander
warf um 479 das persische Joch ab ; Philipp war Sol-
dat, organisirte sein Militair, führte den geschlossenen
Phalanx ein, durch den die Macedonier so Grosses leiste*
ten, machte Macedonien gross, indem er Illyrien, wie
viele griechische Städte eroberte (358), die Griechen bey
Chaeronea schlug (338 v. Chr.) , und nun Oberfeldhenr der
Griechen gegen die Perser wurde. Ihm folgte Alexander
der Grosse; er besiegte die Perser, eroberte Kleinasien,
(33% V. Chr.), Syrien, Phönizien, Palästina und Ae-*
gypten (332), Persien und Medien (330), Parthien, Hir-
kanien (329), gehet mit seinen Macedoniem über den
Indus bis znm Hyphasis (387), muss hier aber umkehren,
und starb (326) zu Babylon. Seine Generale theilen sich
in sein ungeheures Reich; Kassander erhält Macedonien
und Griechenland (319), seine Nachfolgerführen unglück-
liche Kriege mit den Römern, und schon 140 v. Chr. wird
Macedonien römische Provinz; aber einige römische Be*
amte übten natürlich auf das Volk gar keinen Einfluss
aus, das thrakiscb blieb, wenn wohl in den grossen
— 406 —
Städten die lateinische Sprache neben der griechischen
Eingang fand.
Macedonien hatte ^ besonders in den ebenen Heeres-
gegenden ^ sehr viele meist ganz gräcisirte Städte, unter
welchen besonders Thessalonike wichtig wurde,- diespä-»
tere Hauptstadt von Griechenland und lllyrien, die ziem-i
lieh ihre Freiheit behauptete, bis zur türkischen Erobe-
rung im Jahre 1429; sie ist das jetzige Salonichi, nach
Coustautinopel die wichtigste Stadt in der europäischen
Tiirkei. Die Hauptstadt des alten Macedoniens war Pella,
Wie Thrazien kam auch Macedonien zu dem bvzan-
tinischen Kaiserthum ; es wurde von Gothen (250), Hun-
nen (434 — 449), Slawen (530), Bulgaren u. s. w. be-
treten und erobert, die aber meist nur in die ebnern Ge-
genden kamen, hier weniger sesshaft wurden als ander-
wärts. 1492 kam das Land uuter türkische Hoheit, und
sphr viele Türken siedelten sich besonders in den Städteq
an, In den Städten und umher wohnen jetzo Türken,
Griechen , Armenier u. s. w. ; aber die höhern gebirgigen
Gegenden haben die Zinzaren inne, oder die Kutzo - Wla-*
eben, die wlachisch sprechen, die unmittelbaren kräfti-
gen Nachkommen der alten Macedonier sind, die man
schon desshalb mehr der thrakischen als der illyrischea
(albanischen) Nationalität wird beyzählcn müssen. Die
alt-macedonische Sprache wird der keltischen sehr ver-
wandt gewesen seyn , weil diess bey der jetzigen wlachi-*
sehen der Fall ist.
m. Thessalia.
Thessalia^ früher Haemonia, eine kleine Landschaft
zwischen Macedonia und Hellas, mit dem bedeutenden
Flussgebiete des Peneus am Olympos , jetzo der türkische
District Jan^ah, zu Humelien gehörig, war in ältester Zeit
ein berühmtes Land der Pelasgcr, meist von Doriern be-
wohnt; mit kelto-pe]asgischen Institutionen, die allmäh-
lig beschränkt wurden durch das sich ausbreitende Hei-
lencnthum^ weshalb wahrscheinlich die Dorier, etwa 1 100
— 4OT —
V. Chr. 9 meist das Land verliesseo ^ nach Sf»arU zogeo^
hier ihre Verfassung bewahrteo.
Die Thessalier, wenn sie auch Pelasgier waren, wer-
den der thrakischen Nationalität angehört, oder ihr nahe
gestanden haben, und blieben in den Gebirgen wahrschein-
lich barbarisch, wenn sich auch die Städte und das flache
Land hellenisirte.
Thessalien war ein Ilauptsitz der alten orphischen
Religion, hatte viele Städte, unter denen Larissa glänzte,
einst die allgemeine Hauptstadt der Pelasgier, die jetzo
noch bedeutenden Handel treibt, theilte sich in viele kleine
freie Territorien, die unter Philipp mit Macedonien ver-
einigt wurden, auch später, unter römischer Herrschaft,
zur Provinz Macedonia gehörten, mit der sie alle Schick-
sale theilten.
Jetzo leben in den Städten und umher meist Grie-
chen, in den Gebirgen Wlaclien, welche die Thraker fort-
setzen, deren unmittelbare Nachkommen sie sind. Im 18.
Jahrhundert hiess Thessalien:- Gross- Wlachien, wusste
stets seine Unabhängigkeit ziemlich zu bewahren«
n. Illyris oder Dalmatia und Epirus, mit den
Albanesen oder Schipetaren.
Das alte Illyris und Epirus, zwischen Moesia (Bos-
nien) und Hellas , bildet das jetzige türkische Albanien
(in der Landessprache Schiperi}, Italien gegenüber,
zwischen dem adriatischen Meere und dem Pindus- Ge-
birge, welches das Land, von dem alt -thrakischen Ma-
kedonien und Thessalien scheidet. Der südlichere Theil
dieses Landes , von Hellas bis über das ceraunische Ge-
birge, hiess Epirus, der nördlichere Theil bis Moesia
hiess Illyris, aber die Einwohnerschaft gehörte wie noch
jetzo nur Einem Volksstamme, der jetzo von den Alba«
niern gebildet wird, die früher Illyricr hiessen.
Die albanisch -illyrische Nationalität ist früher durch
die Griechen und Römer, später viel mehr noch durch die
Slawen eingeengt, war in ältester Zeit ungemein verbrei-
— 408 —
tet; wie die neben ihr wohnende stammverwandte thra-
kischc Nationalität. Illyrer und Thraker sind eigentlich
nuv Zweige derselben (keltischen) Nationalität^ sie ver-
halten sich wie die gälischen und wälischen Kelten; die
heutigen Albanier stehen zu den Wlachen^ wie etw^a die
Walliser und Bretagner zu den Iren und Ilochschotten.
Illyrischc Stämme wohnten längs dem ganzen adria-
tischen Meere, einestheils durch Hellas, andererseits bis
nach Italien und bis zur Sau. Iliyrischen Ursprunges wa-
ren die Dalmatac in Dalmatia (dem heutigen tür-
kischen Montenegro und östrcichischeu Dalmatien}, mit
der Hauptstadt Delminium, das unter Augustus römische
Provinz wurde, dann von Gothen und durch Slawen be-
setzt wurde, welche jetzo die morlachische Bevölkerung
bilden, lieber ihnen wohnten die ilJyrischen Liburni,
in Liburnia, das sich über die heutige Grafschaft Zara
und noch viel weiter am adriatischen Meere ausdehnte,
schon früh unter römische Herrschaft kam ; hinter diesem,
in Croatien , in der östrcichischeu Militairgrenze und Uly-
rieu bis nach Krain hatten die illyrischen Japodes ihre
Wohnsitze, von deiten Strabo VI. 5. §. 4. sagt: ihre Be-
waffnung ist kpltisch, ihr Leib ist tättowirt, wie bey al-
len Illyriern und Thrakern. Illyrische Stämme zogen sich
durch Pannonia, Noricum und Vindelicia, zu ihnen ge-
hörten die verbreiteten Scordisci, oder scordistischen
Galater, die Strabo VII. 3. §. 2. Kelten nennt, deren
Land zu Germania gerechnet wurde ; man sieht hier , wie
stammverwandt Illyrier, Kelten und Germanen gewesen
seyn werden. Illvrier wohnten auch durch Istria, das
jetzige östreichische , meist slawisirte Istrien, welches
bis nach Umbria in Italien reichte , erst unter Augustus rö-
misch wurde, zu dem die uralten Handelsstädte Pola und
Tcrgeste (Triest) gehörten. Daran grenzte Venetia mit
AenYencii/Ev€Toi (im heutigen Venetianischen}, die nach
Herodot I. 196. Illyrier sind, nach Strabo zu den Vene-
tern an der Westküste Galliens (iu Armorika} gehörten.
Mag man dieses oder jenes annehmen , so werden sie im-
mer Kelten seyn, und keine Slawen, wie Mannert meint^
— 409 —
dem mit Vergnügen neuerlich slawische Schriftsteller fol-
gen. Diese Veneti mit ihren SO Städten hatten in aller*
ältester Zeit schon einen unendlich blähenden Handel, ror»
Eugsweise ,mit Bernstein , den sie direct von der Ostsee
bezogen , wo auch gewiss stammverwandte Veneti wohn-
ten^ der dann durch die Liburni und Phokäer nach Grie-
chenland, durch die Etrurier über Italien verfuhrt wurde?
Wahrscheinlich gehörten die Veneti in Italien^ in Nord-
germanien und in Armorica demselben (wälschen) Stamme
der Kelten an , waren in so fern von den eigendichen (g&-
lischen) Galliern verschieden. Diese italienischen Veneti
wussten sich immer ihre Freiheit zu erhalten, wurden
nur Bundesgenossen der Römer; die Hunnen verheerten
458 ihre Handelsstadt Aquilcja, und da baueten sie sich
das jetzige Venedig, welches bald den Welthandel an
sich zog.
So verbreitet war in ältester, vor-roraischer und vor-
gricchischcr Zeit das Volk der Illyrier und Epiroten, wel-
ches offenbar den alten Thrakern sehr verwandt war, oft
auch ein thrakisches genannt wird, das nach Strabo V. 2.
von dem pelasgisclien nicht wesentlich verschieden ist,
andererseits den Germanen und Kelten sehr nahe stehet.
Die alten Illyrier hatten offenbar die alt - pelasgischen
Institutionen^ in Epirus besonders blühete die alt-pclas-
gische Religion^ zu Dodona war das urältesto und be-
rühmteste Orakel ; sie waren in eine Menge einzelne Völ-
ker getheilt, die frei neben einander standen, in alten
^jtädten mit wichtigem Handel ihren Mittelpunkt hatten ;
diese hellenisirten sich allmählig , was auf das Volk selbst
wenig Einfluss hatte.
Viele illyrische Stämme erhielten unter Bardylus ei-
nen König , der um 650 v. Chr. Macedonien mit Glück
bekriegte, das zwar später sich wendete, doch blieb im-
mer Illyrien ein mächtiges Reich. Unter den Städten an
der Küste wurde Apollonia sehr mächtig, schloss 866 v.
Chr. mit den Römern ein Bündniss, machte bald grössere
Eroberungen.
— 410 —
>
In Epirus waren die Molosser eine wichtige Völker-
schaft, deren uralte Könige allmählig mächtiger wurde»,
besonders machte -Pyrrhus (um 280 v. Chr.) grosse Er-
oberungen in Griechenland und Italien^ besiegte die Ma-
cedonier, Homer und die Carthager in Sizilien, aber bald
gerieth das Land in macedonische Abhängigkeit, dann,
wie Illyris, seit etwa 167 unter römische Herrschaft,
die sich se|ir ausbreitete, und die römische Provinz II-
lyricum begriff alle Länder zwischen dem ionischen und
ägeischen Meere, kam unter Theodosius zu dem byzan-
tinischen Kaiserreiche (379).
Gothische Völker waren schon etwa im 3. Jahrh.
erobernd eingebogen , Theodosius schlug sie zwar zurück,
aber bald zogen Westgothen unter Alarich siegend ein (390
n. Chr.}, der als Praeses von Illyricum in Constantino-
pel anerkannt wurde und von hier aus seine Züge nach
Italien (401 und 402} unternahm; die meisten Gothen
gingen nach Gallien, nach Spanien und 488 unter Tbeo-
dorich nach Italien.
Nun kamen seit etwa 517 finnische Völker, Bul-
garen und Ungarn , die sich vorzugsweise in M oesia (Bul-
garien} und Pannonia (Ungarn} festsetzten, dann Hunnen,
(572} auch Avvaren, seit etwa 580 Slawen, die sich
vorzüglich in lUyrien, Croatien, Montenegro u. s. w. aus-
breiteten, hier die ganze Bevölkerung assimiliften , wenig
auf Illyrien und Epirus wirken. Kaiser Hcractius rief
um 630 die Slawen selbst ins Land, um die Awaren
auszutreiben und sich anzusiedeln, die bald christlich
wurden, das Land ganz slawisch in Zupanien organi-
sirten. Seit 1081 erscheinen hier Normannen aus dem
untern Italien, machen grosse Eroberungen, wie seit 1281
die Venetianer. Von Zeit zu Zeit wird das Land by-
zantinische Provinz , stehet meist unter eigenen Fürsten,
den Herzogen von Joannina (die Epirus und Akama-
nien beherrschten}, bis es seit 1458 unter die Herr-
schaft der Türken kommt, da flohen viele Einwohner
nach Italien, siedelten sich in den Gebirgen von Calabrien^
Apulien und Sicilien an, wo noch jotzo an 00,000 U«»
— 411 —
lyrier (Albanier) leben ^ die noch ziemlich ihre alte Spra-
che reden ^ sehr kräftige, tapfere Leute sind.
Alle diese Einfalle und Eroberungen beschränkten
sich fast nur auf die Küsten; das eigentliche innere, ge- ^
birgige Epirus und Illyris (Albania} behielt in allen
Stürmen der Zeit seine sesshafte Einwohnerschaft mit
der alten Nationalität und ziemlich auch seine Freiheit;
man konnte das Land besiegen, aber nie unterjochen.
Vorzüglich das Volk der Chimarioten in den ceraunischen
Gebirgen hat stets zu allen Zeiten seine Freiheit be-*
hauptet selbst gegen die stärksten türkischen Heere,
auch machte es, von diesen Gebirgen aus, in verschie-
denen Perioden grosse Eroberungen; es bestehet, wie
schon im höchsten Alterthume , meist aus Viehhirten, die
aber treffliche Krieger sind; als solche werden die Ar-
na^^ten oder Albaner, wie die jc^tzigon Bewohner heis-
8en,.auch von den Türken anerkannt, deren beste Trup-
pen sie sind. So weit sich das Gebirge südlich erstreckt
auch über Morea (den Peloponnes) , breiten sich diese Al-
baner noch heute aus, wie früher die Epiroten, sind auch
in Griechenland der Kern der Bevölkerung.
Die heutigen Albanesen sind offenbar die unmittel-
baren Nachkommen der alten Epiroten und Illyrier (wie
die Wlachen die Thrazier und Macedonier fortsetzen),
die' mit ihrer Freiheit ihre Sprache erhalten haben (wel-
che in den Küstenstädten sich aber umbildete}, und es wird
sich im Allgemeinen annehmen lassen, dass das heutige
Albanische nicht wesentlich verschieden seyn wird voh
dem Alt -Illyrischen, wenn wohl manche fremde, auch
türkische Wörter hinzugekommen sind, das jetzige Al-
banische und Wlachische wird sich zu dem Alt -Illyri-
schen und Macedonischeu etwa verhalten, wie das je-
tzige Keltische (das Gälische und Wälsche) zu dem Alt-
Gallischen und Britannischen.
Diese Albanesen, Arnauten, oder — wie sie sich
selbst nennen , Skipetaren (d. i. Gebirgsbewohner, von
skipetar im Albanischen, der Fels, das Gebirge) wohnen nicht
allein in Albanien , sondern verbreiten sich über die nördli-
— 412 —
chcn hclletiischcn Lande ^ über Thessalia^ Boeotia, Li-
vadia, selbst über Attica^ Elis^ Lacoiüca und fast gan^
Morea^ auch über die benachbarten Insehi; ihre Sprache
(daH Schkypi) wird von mehr als it Millionen Menschen
geredet y selbst im heutigen Athen ist ein besonderes Tri-
bunal^ um auf Schipetarisch Hecht zusprechen. Sie bil-
den 4 Stamme: a} die Geghiden, die am nördlichsten um
Montenegro wohnen, b) die Toskiden, der schönste Schlag
des Volkes, c) die Tsamiden, die am friedlichsten und
ileissigsten sind, Handel wie Ackerbau treiben, sich präch-
tig kleiden, d) die Llapiden auf dem hohen Gebirge sind
meist 6ehr räuberisch.
Der Name A I b a n i a , schon Von Ptolemaeus erwähnt,
wird keltischen Ursprunges seyn; im Wälschen heisst
Alban das Aeusserste, das Hohe, Alp im Gälschen ist
die Alpe, alpis im Lat. , a^Tiig im Griech. , Schottland
trägt im Keltischen den Namen Albania, England heisst
seiner hohen Küste wegen Albion.
Von jeher ist es aufgefallen, im Albanischen eine
grosse Menge Wörter zu finden , die vollkommen mit la-
teinischen übereinstimmen, wie diess auch die nachfol-
gende Nachweisung sub Nr. VH. lehrt. Daher glaubt mau
sehr allgemein, diese Wörter wären aus dem Lateinischen
entnommen, stammten von denHömem, welche hier Co-
lonien hatten*, diess ist aber gewiss ein grosser Irrthum^
besonders da eigentliche Römer, ausser einigen Beamten,
wohl sehr wenig nach Illyrien gingen. Jn den dortigen
Seestädten wurde zwar gewiss viel Latein, wie Griechisch
gesprochen, was aber auf die volksthümUche Sprache der Ge-
birgsbewohner ohne Einfluss gewesen seyn wird; auch
finden wir im Wlachischeu eben so viele lateinische Wörter
und gleichwohl übten die Homer auf die thrazischeu Län-
der fast gar keinen Einfluss aus.
Eine nicht mindere Zahl von albanischen Wörtern
kommt mit griechischen überein , wie sich aus den nach-
folgenden Nachweisungen klar ergiebt, nur klingen er-
stere viel rauher als letztere; aber die Albaner werden
diese Wörter nicht von den Griechen entlehnt haben,
— 418 —
sondern das Griechische durfte sich aus dem AU -Illyri-
schen entwickelt haben.
Merkwürdig ist die grosse Uebereinstimmung vieler
albanischen Wörter mit teutschen (wie aus der später
folgenden Nachweisung erhellet}^ die wohl schwerlich von
den Gothen oder Normannen entlehnt wurden ; wohl aber
mag das Alt -Germanische dem Illyrischen sehr verwandt
gewesen seyu.
Unverkennbar finden sich eine Menge albanischer
Wörter in den keltischen Dialecten^ wie aus den beyfol-
genden Nachweisungen hervorgehet. Wohl möchte ich
glauben^ das Albanische oder Schipetari stehe in Hin-
sicht des Wortschatzes dem Keltischen sehr nahe; ob
es auch im Grammatikalischen der Fall ist^ kann ich gar
nicht b^urtheilen; aber die Beziehungen des Albanischen
und Wlacbischen zum Keltischen zu ermitteln würde ge-
wiss von grossem Interesse seyn. Das Albanische dürfte
dem Gälischen näher als dem Wälschen stehen . ist aber
gewiss rauher oder härter als dieses; aber wohl kann
das Alt - Gallische und Brittische in Hinsicht der Härte
dem Albanischen und Wlacbischen näher gestanden^ und
das Keltische kann sich im Laufe von zwey Jahrtausen-
den in Frankreich und England mehr abgeschliffen ha-
ben, als in den albanischen Gebirgen.
Bisher war das Albanische ohne eigene Schrift, man
schrieb es mit lateinischen , griechischen oder türkischen
Buchstaben, die aber für die besoudern Laute im Alba-
nischen nicht hinreichen. Jetzo braucht^ man die grie-
chischen Buchstaben , aber vermehrt durch 9 neue Schrift-
zeichen, die bey den folgenden Nachweisungen natürlich
nicht benutzt werden konnten, besonders da diese nicht
aus dem rein sprachlichen Gesichtspunkte abgefasst sind.
Noch ist im Albanischen höchst wenig gedruckt,
die Sprache sehr wenig bekannt; aber jetzo hat man viele
Volkslieder gesammelt, und v. Xylander hat eine Gram-
matik und ein Wörterbuch gegeben , welches viel bedeu-
tender als das Thunmannsche ist.
— 414 —
Nach einer uralten griechischen Mythe (bey Ap-
pian Illyr. 8) sind Keitos, Illyrius und Galas die
Söhne des Cyclopen Polyphem, was wohl daraufhindeu-
tet, dass schon das Alterthum die Kelten, Illyrier und
Galater für Zweige desselben Völkerstammes ansprach,
dem wohl beyzuflichtcn seyn durfte. Meiner unvorgreif-
lichen Ansicht nach waren im hohen Alterthume, beson-
ders in der vor-griechischen Zeit, die über Europa ver-
breiteten Hauptvölker die Illyrier (jetzigen Albaner}, die
die Thraker (jetzigen Wlachen} und die Kelten oder Ga-*
later, die später als Germanen, Gallier, Britten und
Iberer unterschieden wurden. Alle diese Völker -gehör-
ten der keltischen Nationalität, redeten Eine Sprache in
verwandten Dialecten, hatten gleiche Institutionen, einen
gleichen Cultus, fertigten gleiche Bau- und Kunstwerke,
daher wir überall hier gleiche (keltische) Alterthümer fin-
den. Diese alt- keltische Sprache liegt allen neuern Spra-
chen zu Grunde; aus ihr bildeten sich zuerst das Grie-
chische und Lateinische, daher stammen in dieser die vie-
len albanischen und wlachischcn Wörter. Das Albani-
sche ist daher gar nicht ein verdorbenes Latein , wie man
gewöhnlich annimmt, sondern umgekehrt, das Latein ist
eine verfeinerte , abgeschliffene alt- keltische Sprache, wie
bey uns die rauhe Volkssprache nicht ein verdorbenes
Ilochteutsch , sondern die hochteutsche Schriftsprache eine
verfeinerte Volkssprache ist.
In den rauhen, der Civilisatiou sehr entfremdeten
Albanesen und Wlachen schlummert offenbar eine sehr
grosse innere Kraft; unter Philipp und Alexander haben
sie als Macedonier schon ein Mal die ganze civilisirte
Welt erobert; geleitet von tüchtigen Führern, können
sie — wie die Slawen — einstens auch dem civilisirten
Europa wohl geHihrlich werden.
o. Hellas, Kleinasien.
Unter Hellas begriff man das Land südlich von Thes-
salia und Epirus, welches mehr inselformige Massen als
— 415 —
ein compactes festes Land darstellt^ and in viele Territo-
rien zerfiel.
Das eigentliche Hellas^ das jetzige Livadien der
Türken, von Epims durch keine natürliche Grenze geschie-
nen, umfasste Akarnania, Ae'tolia und einigelnsein,
auch Ithaka, das Vaterland von Ulysses, Locris, Do-
ris (das Mutterland der Spartaner}; Phokia mit dem
berühmten alten Orakel von Delphi (das auch bey den
spatern Griechen auf die Politik grossen Einfluss hatte),
Böotia, an Thcssalia grenaend, mit ursprünglich thra-
zischcr, nicht illyrischer Bevölkerung, wo das uralte,
reiche Orchomenos derMyniae lag, von dem noch mäch-
tiges cyclopisches Mauerwerk stehet, wie das einfluss-
reiche, mächtige Kadmeios, später Theben genannt, mit
der grossen Insel Euboea; Attika, mit ursprünglicher
pelasgischer Bevölkerung, zu der um 1570 v. Chr. eine
aegyptische Colonie gekommen seyn soll,. wo Athen seit
den Perserkriegen von grosser Wichtigkeit wurde, und
auf der Landenge Megaris.
Der Peloponnes, das jetzige Morea, das in frü-
her Zeit Pelasgia hiess , von Pelasgiern bewohnt wurde,
eine Insel ist , die nur durch eine schmale Landenge mit
dem festen Lande zusammenhängt, umfassteKorinthia,
mit dem gewerblichen Korinth, Sikyonia, Achaja,
Arkadia, Messenia, Argolis, Lakonika, wo Le-
leger wohnten, dann Dorier einzogen, etwa 80 Jahre
nach dem trojanischen Kriege , mit der Hauptstadt Sparta,
der steten Rivalin von Athen, und die .vielen benachbar-
ten Inseln, besonders Kreta, bewohnt von Lelegern und
Pelasgiern.
Alle diese Territorien und noch andere daneben be-
standen als kleine freie Staaten, unter welchen bald die-
ser, bald jener, meist .Sparta oder Athen eine gewisse,
nicht bedeutende Oberherrschaft ausübte.
Es ist schon vorher erwähnt, wie illyrische und
thrazische, daher keltische Stämme, auch durch Hellas,
den Peloponnes und Kieinasien wohnten, wie aber anderer-
seits keltische Stämme sich durch Germanien, Gallien
r
— 416 —
und Britannien zogen; nun finden wir durch Thrazien^
Hellas^ den Peloponnes und Kleinasien in grosser Zahl
die vor-griechischen(pe)asgischen}Alterthänier undKunst-^
Sachen , Grabhügel , cyclopisches Mauerwerk u. s. w. , die
den keltischen in Germanien , Gallien und Britannien auf
das vollkommenste gleichen^ von einer hohen^ aber eigen-
thümlichen Culturstufe zeugen^ schon den Griechen Ge-
genstände einer ganz verschollenen Zeit waren ^ und da-
für sprechen^ dass alle diese Länder einstens nur von
Einer Nationalität mit gleichem Cultus und gleicher In-
dustrie bewohnt seyn werden, welche nur die kelti-
sche gewesen seyn kann.
Strabo VIL 7. §. Ä. sagt, indem er von den ersten
Einwohnern Griechenlands spricht , die alle Barbaren , d. h.
Nicht- Hellenen waren: „die Le leger, die nicht ver-
schieden von den Kariern gewesen seyn sollen^ wohnten
auch in Karien (Kleinasien}, wo man überalt a 1 1 e Grab-
hügel findet und verödete Bergfesten^fSteinbur-
gen), die Lelegien genannt werden; auch durch ganz
lonien wohnten Karer und Lcleger. " Hiernach werdeA
die vor-griechischen Leleger mit den vor-griechischcn Grab-
hügeln und Steinburgen in Verbindung gesetzt, die man
Lelegien nannte; diese sind in allen keltischen Ländern,
besonders in England häufig, wo sie (nach Thl. I. Pag.
206 dieses Werkes) Lis, Lios, auch Llys (W.)? rath
(Ir.) heissen, welche Wörter wohl schwerlich mit den
Lelegien der Griechen in sprachlichem Zusammenhang ste-
hen. Die Leleges , die im höchsten Alterthume als Kauf-
Icute und Seefahrer berühmt waren, wohnten auch im
südlichen Epirus, Akaruania, Aetolia, Lokris, Boeotia^
ferner in Greta, wo sie Curetes hiessen. In allen diesen
Gegenden werden als erste Einwohner übrigens Illyrier
und besonders •Thraker genannt, die, wie erwähnt, ihre
Todtcn unter Grabhügel begruben, daher wohl die Lele-
ger nur als ein thrazischer Stamm zu betrachten seyn
werden, welcher der keltischen Nationalität angehört.
Nächst den Illyriern , Thrakern , Lelegern , waren es
die Pela sgier, die in der vor-griechischen Zeit das grie-
-^ 41T —
chische .Land bpwohuten^ vorzugsweise den Peloponnes^
die Inseln und die Küstengegenden auch von Kleinasien,
wie Strabo XIII. 3. §. 5. ausfuhrlich erwähnt ; der Name
hängt wohl mit niXayoqy das Meer, zusammen , der dar«-
auf hindeutet, dass die Pelasgier am Meere wohnten.
Strabo V. S. §. 4. bezeichnet die Pelasgier als Thraker,
VII* 3. §. S. nennt er die Mysier in Mösien an der Do-
nau Thraker, von denen die Mysier in Kleinasieu her-
stammen, die andererseits, wie die Phrygier, Bitbynier
u. s. w* thrazische Volker genannt werden. PeUsgier
und Thraker hinterliessen gleiche Alterthümer, hatten wohl
gleiche Institutionen, einen gleichen Cult, allen Nach-
richten und Verhältnissen nach gehörten die Pelasgier
zu der illyro-thrakischen oder keltischen Nationalität , die
Albanesen und Wlachen, die heute noch in dem Pelo-
ponnes neben den Griechen wohnen, dürfton die Nach-
kommen der alten Pelasgier seyn. Pelasgisch und thra-
zisch dürften wir für ziemlich synonym betrachten.
Diese Pelasgier wcrjlen auch Tyrrhener oder tyr-
rhenische Pelasgier genannt, die nicht allein in Grie-
chenland und Kleinasicn, sondern auch in Italien auftreten,
vorzüglich längs den Küsten; nicht allein den Etruriern,
auch den Oenotres giebt man einen pelasgischen oder
tyrrhenischen Ursprung, und die pelasgischen Alterthümer
Italiens sind den pelasgischen in Griechenland gleich.
Wie Italien in ältester Zeit ganz barbarisch war,
wo es keine lateinische Sprach^ gab (die sich hier erst
etwa 430 v. Chr. bildete), so war anfangs auch das grie-
chische Land, aber vielleicht länger als ein Jahrtausend
hindurch, ein ganz barbarisches Land^ nicht in Hinsicht
der Cultur, sondern der Sprache und Nationalität ; es gab
iveder Hellenen (Griechen), noch eine hellenische oder
griechische Sprache; die Völker, die hier wohnten, Pe-
lasgier, Leicger, Thraker, Illyrier, gehörten der keltischen
Nationalität, sprachen keltisch, wie die stammverv^'audten
Germanen , Gallier und Brittannier.
Erst seitdem sich Colonien aus dem Orient im Pelo-
ponnes festsetzen, etwa 1500 v. Chr., in Kleinasicn viel-
Keferxteln fCelt. Altcrlli. II. Bd. II. A1>lb. 27
— 418 —
leicht früher, beginnen^ durch die Einflüsse der Orientalen
auf die Kelten, die ersten Keime des HclIencnthumeSy
das durch den trojanischen Krieg (um 1180 v. Chr.)
einen wichtigen Sieg gefeiert zu haben scheint, allmäh-
lig immer weiter um sich greift, sich aber doch erst
nach den persischen Kriegen (450 v. Chr.) vollständig
ausbildet, in der Kunst, im Cultus, in der Sprache und
den Institutionen u. s. w. , es ist aber nicht ein beson-
deres, hellenisches Volk, welches die keltischen Pelas-
gier vertreibt, sondern es sind die Pelasgier selbst, die
sich Orientalisiren , hellenisiren , so als hellenische Natio-
nalität auftreten, die sich der pelasgischen, als eine bar-
barische, gegenüberstellt, aber aus ihr auf eine ähnliche
Art hervorgegangen ist, als die römische aus der alt -ita-
lischen oder oskischcn, die französische aus der galli-
schen u. s. w.
Wird das Hellcnenthum aus diesem Gesichtspunkte
aufgefasst, so wurzelt es ursprünglich im Keltenthume;
man begreift dann die Ucbereinstimmung der vor-griechi-
schen und keltischen Alterthümer, auch in Hinsicht der
Institutionen, der Sitten, des Cultus u. s. w. Das bis-
her so ganz unbeachtete Keltcnthum könnte auch dem
Philologen von Fache manchen Fingerzeig geben für die
vor- griechische und alt -griechische Zeit.
Will man das hellenische oder griechische Wesen
gehörig verstehen, so wird man von dem vor-griechischen,
pelasgischen ausgehen müssen , das sich , schon nach Ho-
mer's Darstellung, um eine patriarchalische Aristokratie
drehet, die das eigentliche Volk bildet, um eine einfluss-
reiche Priesterschaft und Weissagung. Dieses pelasgi-
sche Wesen begann schon vor dem trojanischen Kriege sich
zu modificiren , hielt sich jedoch im Allgemeinen noch lange,
aber besonders seit dem 7. Jahrh. v.Chr. begann sehr allge-
mein die Geschlechts -Aristokratie und der alte Cultus zu
wanken, das hellenische Wesen fasste feste und allgemeine
Wurzel, in den meisten Staaten warfen sich demagogische
Tyrannen auf, aber zur Zeit der Perserkriege (490 v.
Chr.), in Athen seit Aristides (450 v.Chr.), trat überall
— 4id -
die vollkommenste; der' keltischen Welt ganz unbekannte
Demokratie hervor ^ wo die Besitzlosen das Volk bil-
deten, die Herrschaft erhielten; diese bliUicte, so lange
grosse Männer durch eine imposante Persönlichkeit die
Volksmasse zu lenken und die Besseren zu handeln wag-
ten; sie sank, als der müssige, gierige Pdbel sich über-
all vordrängte, der Staat nun der schnödesten Willkiihr
Preis gegeben wurde ^ dann schnell seine Selbstständig-
keit verlor.
In den verschiedenen Territorien oder Staaten Grie-
chenlands und Kleinasiens modificirte sich die alt-pelas-
gische Verfassung mehr oder weniger^ früher oder spä-
ter, am wenigsten bey dem doirischen Stamme (i^^ Sparta),
am meisten bey dem ionischen Stamme in Kleinasien und
Attica.
Die Dorier, ein Gebirgsvolk an der Grenze von
Thessalien, im Gebirge Pindus und Parnassus (wo auch
das älteste und berühmteste Orakel der alten Reli^on, Del-
phi, in Phocis lag), zogen etwa 80 Jahre nach Troja's
Zerstörung in das gebirgige Laconica des Peloponnes , wo
Sparta ihr Centrum wurde, und hielten hier fest an der alten
dorischen Verfassung, an ihrer Aristokratie mit al-
tem Grundbesitz, während bey den loniern in Kleinasien
und Atüca Geldbesitz und Demokratie vorwaltete. Je-
nes Festhalten am Alten, und andererseits die Lust zu
neuer Gestaltung mag vorzugsweise der Grund gewesen
seyn des ewigen Haders zwischen Sparta und Athen.
Die Perserkriege (490 — 450 v. Chr.) hatten die
alten Rivalen nur auf kurze Zeit vereinigt, bald begann
der Kampf vom neuem im peloponnesischen Kriege (431»-
404) , fiel zu Gunsten von Sparta aus , das nun im All-
gemeinen die Oberherrschaft ausübte , bis die Macedonier
unter Philipp und Alexander Griechenland eroberten, es
später (146 v. Chr.) die Beute der Römer wurde, wo
die Selbstständigkeit Griechenlands ganz aufhörte.
Die alt -dorische Verfassung, die auf analoge
Art überhaupt in den pelasgischen , thrazischen und illy-
rischen, überhaupt in den alt -keltischen Ländern ge-
«7«
— 42© —
herrscht haben wird, auf die wir im folgenden Theile die-
ses Werkes näher eingehen wollen y ist von grossem In-
teresse^ schon dessbalb^ weil sie in ihren Grundzügen in
allen keltischen Ländern geherrscht haben wird; daher
finden wir die spartanischen Einrichtungen zum grossen
Theile wenigstens auf ähnliche Weise in Germanien und
Gallien. Diese Verfassung (die bis etwa 882 v. Chr.
bestehen blieb) gewährte dem Staatsbürger die höchste
persönliche Freiheit^ die ganze Regierung lag in den Hän-
den des Volkes ; der Volksversammlung^ zu der je-
der Bürger^ jeder freie Grundeigenthümer Zutritt hatte.
Die unter einander gleichgesetzten Landgüter der Aristo-
kratie (etwa 9000), Avaren — wie in Germanien — kein
Object freier Thätigkeit, sondern Pertinenz der Geschlech-
ter, waren nach jetziger Terminologie Fideicommissgüter
(^nicht Lehngüter), w^urden von Zeit zu Zeit verlost; die
Erziehung der Jugend war eine öffentliche, für den Krieg
berechnet, t^etraf vorzüglich Waffentänze, Musik mit
Chören u. s. w. Der Staatsbürger beschäftigte sich fast
nur mit öffentlichen Angelegenheiten , das Privatleben war
dem Staate ganz untergeordnet, in welchem Alles auf das
Strengste geordnet war.
Kunst, Industrie, überhaupt die ganze Cultur trag
in dieser pelasgischen Zeit ihren ganz eigentlichen ste-
reotypen Charakter, der sich über alle keltische Völker
gleichmässig verbreitete. Daher finden wir in den pelas-
gischen Grabhügeln dieselben Kunstsachen , dieselben Thon-
gefasse, bronzene Schwerdter, Donnerkeile, Steinmesser,
Pfeilspitzen, als in den germanischen , gallischen und brit-
tannischen , man möchte glauben , in allen diesen Ländern
wären die Kunstsachen aus Einer Fabrik gekommen,
die Grabhügel wären überall von denselben Arbeitern ge-
macht.
So einfach und vergänglich die Privatgebäude wa-
ren, so colossal waren die öffentlichen, gemeinnützigen,
aus ungeheuren Polygonen oder Steinquadern ohne Mör-
tel mit sogenanntem cyclopischon Mauerwerk; wie z. B.
das noch in Ruinen vorhandene sogenannte Schatzhaus
421 ~
von Mykeney das mit d^r Stadt am 8500 v. Chr., vor
langer als 4000 Jahren gebaut seyn mag, hieher ge-
hören die Abeugsgewölbe des See'S' Kopais , die 30 Sta-
dien unter Felsen weggeführt wurden , daher einen höchst
grossartigen Tunnel bildeten, deren blosse Aufräuraung
die Kräfte von ganz Böotien zur Zeit Alexander's über-
stieg.
Wie überhaupt die Kelten, so hatten auch die Pe-
lasgier viel Bergbau^ z. B. auf Silber, im Berge Laurion
von Attica, der grosse Ausbeute gab^ aber schon zu
Strabo's Zeiten aufgehört hatte ; Eisen wurde viel in La-
conien gewonnen (der laconische Stahl war sehr berühmt),
auch auf Creta, durch die Idaei Dactyli.
Vortrefflich verstand man die Metalle zu bearbeiten,
auch die schönste Bronce zu fertigen und zu h&rten , wie
aus den Kunstsachen der Grabhügel und Ilomer's Nach-
richten hervorgehet.
Dichtkunst und Musik wird bey den Pelasgiern so
hoch wie bey den Thrakern gestanden haben.
Den hellenischen Polytheismus kannten die Pelas-
gter nicht, sie huldigten dem Pantheismus, und die
Cosmogonie oder Weltschöpfung war ein Hauptgegenstand
der pelasgischen Philosophie, die sich in der pytha-
goreischen darstellt. Wie oben Pag. 153 gezeigt wurde,
ist Pythagoras ein rein keltisches Wort, welches Dar-
legung des Weltgebüudes oder Cosmologie bedeutet , die
pythagoreische Philosophie wird nicht die Speculation
eines gewissen Pythagoras gewesen seyn, sondern wohl
der Ausdruck der alten, herrschenden cosmologisch-
naturphilosophischen Ansichten, nicht allein bey den pe-
lasgischen Priestern, sondeni bey allen keltischen Völ-
kern, die in Griechenland noch lange, bis etwa 300 v.
Chr. die herrschende Philosophie blieb, sich auch noch
in der platonischen Schule fortsetzte.
Nach dieser pantheistischen Lehre ist die Welt ein
lebendiges Organen, Alles ist beseelt, Gott ist der all-
gemeine Weltgeist, die Quelle aUes Lebens; Geist, Kraft
und Materie ist nur Eins. Ausflüsse des Weltgeistes,
— 422 —
der Monas sind alle Intelligenzen, wie aucii die Elemente^
aus deren Sympathie und Antipathie sich das Materielle
bildete. Mit der Zeit erwachten hierüber andere, poly-
theistische und monotheistische Ansichten , die sich in den
verschiedenen philosophischen Schulen aussprachen, aber
die alte, pantheistische Lehre fand ihre Zuflucht in den
Mysterien. Erst die alexandrinischen Philosophen Ploti-
nos (geb. 805 n. Chr.), Jamblichus (geb. 833 n. Chr.),
Porphyrius, ApoUonius und andere, veröffentlichten das nä-
here Wesen dieser Philosophie, wenn auch iu anderer Form,
und sie erwachte wieder im 15. und 16. Jahrh, durch Ni-
colaus voji Cuaa (f 1464), Paracelsus (f 1545),
Tilesius (f 1588), Cardanus (f 1576), Caesalpinus
(f 1603) u. s. w.
Dieser Pantheismus kannte keine in sich verschie-
dene Gotter,* hier, bey den Pelasgiern, wie bey allen
keltischen Völkern scheint der Stein der Repräsentant
des Festen, Seyenden, das beste Abbild der allgemeinen
Gottheit gewesen zu seyn, und eine Steinverehrung
Statt gefunden zu haben, von{derPlato(imCratylus) spricht,
von der schon Tlü. I, Pag. 383 die Rede war. Aufgerichtete
Steinpfeiler, aufgeschichtete Felsblöcke, ausgehauene Fels-
gestalten, auch bestimmt geformte Steine (wie die Don-
nerkeile) mögen geeignet gewesen seyn, das religiöse
Gefühl aufzuregen. Im Hause hatte man Baetilien, den
römischen Penaten verwandt (wohin auch wohl die Bron-»
tia, Ceraunia, Ombria gehörten), als steinerne Idole von
der Sternenkraft influirt und magisch wirksam , zu denen
wohl die sogenannten Donnerkeile der alten Grabhügel
gehört haben können, an deren magische Wirkung noeh
heut zu Tage der Landmann in manchen Gegenden glaubt.
Pausanias I, 2 und I, 9 sagt ausdrücklich: rohe
aufgerichtete Steinpfeiler waren in der alten pelasgischen
Zeit das Bild der Gottheit; solche Steinpfeiler, als Got-
torbilder, erhielten sich einzeln noch lange in der helle-
nischen Zeit. Nach Tacitus histor. II, 8 besuchte Kai—
ser Vcspasianus um das Jähe 70 u. Chr. den Tempel
der Venus in Paphos^ um das Orakel zu vernebmen.
— 4X3 —
hier — heisst es — ist der Göttin Bildaiss keine. Men-
schengestalt, sondern ein roher, pyramidaler Stein.
Der innige Zusammenhai)g des Menschen mit der
Natur führte darauf hin , aus gewissen Erscheinungen der
Natur auf das Geschick der Menschen zu schliessen, die
Natur stets auf den Menschen zu deuten, was nur das
Attribut der einflceweiheten Priesterschaft war. Nicht,
wie bcy den Hellenen, um eine erzürnte Gottheit
zu versöhnen, brachte, man Opfer dar, sondern um
aus den Opferthieren oder andern Zeichen die Zu«
kunft, das gute oder böse Omen zu ersehen. Die Zei«
chendeutung war ein Grundzug bey den Pelasgiern, wie
bey allen keltischen Völkern , der nur sehr allmählig ge-
schwächt, erst durch das Christenthum vertilgt werden
konnte.
Die Priester (Kureten), die zugleich Philosophen,
Gelehrte und Künstler waren, neben und mit der Ari-
stokratie standen, hatten einen sehr grossen, besonders
politischen Einfluss, und diess mag mit der Grund gewe-
sen seyn, warum die hellenischen Staaten, so wie sie
demokratischer wurden, eine neue Staatsreligion annah-
men , in welcher die Priesterschaft gegen das Volk ganz
anders gestellt, fast ohne eignen Einfluss war; aber die
alte , so tief im Volk wurzelnde Volksrcligion mit den be-
rühmten uraften Orakeln, war nicht zu vernichten, wich
erst dem Christenthume ; sie zog sich in die Mysterien
zurück , sie blieb in den alten Orakeln , die sich zwar
etwas modernisirten, stets eine grosse politische Wich-
tigkeit behielten, seihst über die Grenzen Griechenlands
hinaus. Diese pelasgischen Priester, wohl den gallisch-
brittischen Druiden sehr verwandt, scheinen verschiedene
Namen gehabt zu haben; Strabo X. 3. §. 7. sagt: die
Kjureten sind nicht verschieden von den Korybanten in
Kreta', von den Kabiren in Phrygien, den idäischen Dac-
lylen und den Teichinen in Samothrake, alle sind auf
gleiche Art inspirirte Priester iu Phrygien wie Thrazien,
da die Völker ganz verwandt sind.
— 424 —
Das pdasgische Volk verhielt sich nach alle die-
sem^ wie die andern keltischen 'Völker, es hatte eine
grosse Menge freie Territorien, mit aristokratisch priester-
licher Verfassung, aber, wie alle keltische Völker unter-
lag es, und zwar zuerst, fremden Einflüssen, bildete sich
in Hellenen um, die eine andere Nationali tat tragen, mit
i^cuer Sprache und Verfassung, neuem Cult, neuern Sitten.
Während die andern keltischen Länder, wie Brittan-
uien, Gallien, Germanien, Macedonien, keine, oder nur
Tohe sCythische Nachbarn hatten,, befand sich das kelti-
sche Volk in Griechenland und Kleinasien unter gans
andern Verhältnissen. Die Thraker, die dorch Klein-
asien wohnten, grenzten an Syrien, Mesopotamien, Me-
dien und Armenien , kamen in Beziehung zu der Politik,
der Kunst, der Religion der dortigen asiatischen Völker;
die Pelasgier , als seefahrendes Küstenvolk , kamen in Han-
delsbeziehungen zu den Aegyptern und Phöniziern, die
nicht verfehlten Colonien an den pelasgischen Küsten zu
errichten , die einen nichtigen Einfluss ausübten. Aegyp-
ter, Phönizier, Perser standen damals auf der höchsten
Stufe der Bildung und des Luxus; ihre Religion, Kunst
und Wissenschaft trug einen ganz andern Character als
bey den einfachen Pelasgiern, und der orientalische Ein-
fluss musste sich wesentlich vermehren, als die Perser
den wichtigen lydischen Staat unter Crösus (538 v. Chr.)
eroberten, Thrazien und Macedonien persische Satrapien
wurden (512 v. Chr.), und seit 480 v. Chr. die Grie-
chen reich an persischer Beute wurden.
Es scheint eine Eigenthümlichkeit der keltischen Na-
tionalität, dass sie sich leichter, als z. B. die slawische^
mit dem Fremden mischt, daher amalgamirte sich allmäh-
lig das keltopelasgische Wesen mit dem orientalischen,
und aus dieser Durchdringung ging das Hcllenenthum
hen^or, das im keltischen Boden wurzelt, sich durch
orientalische Einflüsse gewiss sehr langsam entwickelte,
die starreu keltischen Formen abwerfend, sich leichtere,
angenehmere aneignete.
— 425 —
Das Hcllenenthum beginnt, wo wir es verfolgen
können^ überall mit orientalischen Einflüssen auf vor-
handene pelasgisch-thrazische Völker. Nach Attica soll
eine ägyptische Colonie unter Cecrops gekommen seyn,
780 Jahre vor der ersten Olympiade, also etwa 1556
V. Chr., die den Anfang der attisch - hellenischen Ge-
schichte bildet, wo die Barbaren sich in Hellenen umbil-
deten. Nach Arges soll 1511 v. Chr. Danaus aus Aegyp*
ten^ nach Theben 1519 v. Chr. Kadmos aus Phönizien
gekommen seyn. Von diesen und andern Colonien und
Einflüssen wird der Ursprung des Hellcnenthumes datirt,
welches , in dem Verhältniss um sich greift , als das pe-
lasgische Wesen sinkt und sich beschränkt.
Was der Name Hellenen bedeutet, woher er
stammt, ist unbekannt; der Sage nach stammt er von
Hellen, einem Sohne Deucalion's, der nach (einer grossen
Fluth Griechenland bevölkerte. In Unter-Italien hiess ein
hellenisches Volk Gracci; diesen Namen übertrugen die
Römer auf alle Hellenen^ daher ^'EXXfjyeg und Graeci
gleichbedeutend sind , jenen Namen brauchen die Grie-
chen, diesen die Röiper.
Das Umsichgreifen des hellenischen Wesens oder
des orientalischen Einflusses mag den Pelasgiern und
Thrakern, die am starren Keltenthume hingen, nicht gleich-
gültig gewesen seyn, und es scheint, als wenn der be-
rühmte trojanische Krieg (um 1180 v. Chr.} ein
wichtiger politischer Kampf zwischen dem pelasgischen
und sich bildenden hellenischen Wesen gewesen sey.
Die Einwohner von Troas (Troja) waren Thraker, nach
Strabö VII. 8. §. S4., in die heiligen Geheimnisse von
Samothrake eingeweihet, nach XII. 3. §. 3. mit den Pe-
lasgiern und Lelegern in Kleinasien verbunden; sie reprä-
scnttrtcn vielleicht das pelasgische Wesen, wurden aber
von den hellenisirten Griechen überwunden und zogem
sich in rein keltische Länder zurück; die Sage weiss
von ihnen in Italien , Gallien , selbst in Germanien. Nun
entwickelte sich das keltische Wesen freier, verbreitete sich
mchmndmehr, der alte Cultus wurde verdrängt, diekeltischr
— 426 —
pelasgischeu Bau- und Kunstwerke werden sich allmäh-
lig verloren haben.
Die Hellenen waren an sich kein besonderes Volk , son-
dern Pelasgier^ die sich von den starren keltischen Formen
emancipirt^ die Aristokratie und Priesterschaft beseitiget
hatten^ einen neuen Cult^ eine neue Kunst und Sprache
angenommen^ wo das Volk sich viel freier bewegte, die
Litteratur aus den Händen der Priesterschaft in sich auf-
genommen hatte. Wer diese Stufe der Ausbildung nicht
annahm, an den alten Formen festhielt, war nicht Hel-
lene, sondern blieb Barbar.
Dieser Hellenismus ergriff vorzugsweise die Städte,
die mit dem Auslande in Verbindung standen, die Indu-
striellen, die höhern Stande, aber in das innere Land,
zu dem Bauer von Thrazien, Macedonien^ Illyrien^ über-
haupt zu dem Landvolke drang er viel weniger. Wäh-
rend man fast in der ganzen gebildeten Welt griechisch
schrieb und conversirtc, redete das Landvolk, selbst im
Peloponncs meist barbarisch , wie es noch jetzo nicht grie-
chisch, sondern albanisch spricht. Der Hellenismus ver-
breitete sich über eine Menge Städte in übrigens barba-
rischisn Ländern , er begriff die sogenannte civihsirte Welt,
aber nicht einen eigentlichen Volksstamm*, wir haben da-
her wohl eine Geschichte der hellenischen Kunst, Litte-
ratur, Philosophie, aber die politische Geschichte drehet
sich um die Specialgeschichte der einzelnen hellenischen
Städte.
Das Hellenisiren mag mit der Sprache angefangen
haben, dann, begann die Beseitigung der Aristokratie
und Priesterschaft; etwa 800 v. Chr., zum Theil schon
viel früher, war in den hellenischen Staaten (mit Aus-
nahme von Sparta} die königliche Würde abgeschaifi, die
ein wichtiges Centrum bildete, womit auch die alten ari-
stokratischen Geschlechter ihre Bedeutung verloren, nun
traten überall , in wechselnden Gestalten, demokratische Re-
gierungsformen an die Stelle der aristokratischen, das
Alt - Nationale zersplitterte sich gänzlich , da es nicht mekr
— 4W —
durch die alte Regiernng und Sprache zusammengehalten
wurde.
Die nationale Einigung isuehte der sich neu gestal-
tende Hellenismus in den olympischen Spielen^ ge-
feiert im Lande Elis. Der hierzu geweihete Platz hiess
Olympia ^ war aber keine Stadt. Jedes 5. Jahr im Juli wurden
hier allgemeine Spiele gefeiert^ Wettrennen^ Ringen, Faust-
Springkämpfc, musikalische, auch dichterische Wettkämpfe
u. s; w., wo dem Sieger übermenschliche Ehre wider-
fuhr. Diese Feste dienten als neue , hellenischeZeit-
rechnung (die um 393 n. Chr. endet), nach welcher
4 volle Jahre eine Olyn^iiade machten, und man zählte \om
Jahre 776 v. Chr. an, welchen Zeitpunkt man etwa als
die vollkommne Entwicklung des Uellenenthumes anneh-
men kann. Spiele und Dichtungen, keine religiösen oder
politischen Gegenstände, bildeten das Centrum des Helle-
nismus, und zeigen dessen leichten Character. Um die Zeit,
wo in Griechenland das Hellenenthum triumphirte, wurde
in Italien der Grund zu anti- keltischen Keimen gelegt
durch die Erbauung Roms im Jahre 754, wo im Laufe
der Zeit auch das demokratische Wesen aufkeimte, wel-
ches hier das keltische vernichtete.
Sprache, Schrift, {jitteratur, Cultus, Kunst, Wis-
senschaft und Staatsregiernng nahmen bey den Hellenen
einen ganz eignen anti-pclasgischen Character an ; in dem,
was sich in dieser Hinsicht gestaltete^ liegt wohl das
Nationelle der Hellenen, die der Volksnationalität nach
Pelasgier blieben, und dieses Vaterländische bUckt auch
überall hinduroh.
Die Entstehung der griechischen Sprache war
schon den Grrechen ein dunkeles Feld. Herodot (der
um 500 V. Chr. schrieb) sagt: „was für eine Sprache
die Pelasgier geredet, kann ich nicht mit Zuversicht sa^
gen, doch bezeugen die jetzo noch vorhandenen Pelas-
gier, welche über den Tyrsenen die Stadt Kreston be-
wohnen , dass es eine barbarische war ; ist diess der Fall,
so muss das attische Volk bey seinem Uebergange zu
dem Hellenismus auch seine alte Sprache verlernt haben. '*
— 428 —
In neuerer Zeit habeu auch schon die altern Sprach»
forscher in der griechischen Sprache ein einheimisches
Hauptelcment angenommen, welches als das thrasisch-
illyrische bezeichnet wurde; später haben Bopp, Pictet,
Prichard u. s. w. den Zusammenhang des Griecfaischeo
und Keltischen angedeutet, ganz neuerlichst hat Sparschuh
(keltische Studien I. 1848} zu zeigen gesucht, me sich
das Keltische in das Griechische umgebildet hat.
So ungenügend auch meine Kenntnisse der grieclü*
sehen wie der keltischen Sprache sind, so habe ich es
doch gewagt in der Beilage sub Nr. VI. eine grosse
Reihe von griechischen Wörtern mit den entsprechenden
keltischen zu geben, wobey freilich viele Missgriffe ge-
schehen seyn mögen, die ich freundlich zu äberseheD
bitte; aber bey mehr Sprachkenntniss werden sich ge-
wiss viel mehr griecliische Wörter auf keltische bezie*
hen lassen.
In den Beylagen sub VII. und VIII. habe ich eine
ganze Reihe von albanischen und wlachischen Wörtern
unter Bey fugung der entsprechenden neu- und alt- grie-
chischen gegeben, welche den Zusammenhang dieser
Sprachen bekunden; da aber das Albanische und Wla—
chische dem Keltischen sehr verwandt ist, so folgt hier—
aus wieder die Ver^vandtschaft der keltischen und grie-
chischen Sprache.
Der Wortscliatz der griechischen Sprache entliält
offenbar sehr viele keltische Elemente, die zunächst dem
Alt-Iliyrischcn und Thrazischen entnommen se^ möch-
ten; wie mir scheint, dürfte die thrazische Sprache einen
grössern Einfluss als die iilyrische gehabt haben ; diesem
entspricht auch, wenn Owen (Dictionary IL Pag. 19 im
Anhange) bemerkt: dass das Wälsche mehr dem Grie-
chischen, das Gälsche mehr dem Lateinischen entspre-
che. Neben diesem keltischen Elemente wird noch ein
wichtiges semitisches vorhanden seyn, — wie schon die
31ineralnamen lehren — in welches ich nicht näher ein-
zugehen vermag. Meiner Ansicht nach könnte es mög-
lich seyn, wenn nicht von allen, doch von den meisten
— 4» —
griechischen Wörtern den keltischen oder den semiti-
schen Ursprung zn zeigen ^ wodurch dargelegt werden
ivürde, dass die griechische Sprache keiue Ursprache seyn
könnte, sondern eine Tochtersprache seyn möchte, in der
sich keltische und seoiitische Elemente durchdringen, die
unendlich weicher und abgeschliffener ist, als das harte
Thrazische und lUyriscbe.
Der griechischen Schrift wird zunächst das alt-
pelasgische Alphabet zu Grunde liegen, das dem etru-
rischeii nahe stehet, dem runischen und keltischen (Bo-
beloth) verwandt ist ; hierzu sind aber viele neue Buch-
staben gekommen , die den semitischen nachgebildet oder
aus ihm entlehnt seyn sollen.
Diese hellenische Sprache entwickelte sich in verschie-
denen Dialecten, von denen der ionische oder at-
tische besonders ausgebildet und abgeglättet wurde, der
die allgemeine Schrift- und Conversationsspracho der ho-
hem'Kreise wurde, als solche eine ungemeine Verbrei-
tung erhielt, und diese bezeichnen wir gewöhnlich unter
dem Namen der griechischen Sprache; aber das Landvolk
auch im Peloponnes wird eben so wenig das rein Grie-
chische gesprochen haben, wie das Landvolk in Italien
lateinisch*
Bey allen keltischen Völkern, wahrscheinlich auch
bey den Pelasgiem, waren Schrift , Wissenschaft und Lit-
teratur lediglich in den Händen der Priester, überhaupt
wurde sehr wenig geschrieben , fast Alles mündlich, durch
TraditionTortgepflanzt. In dem Verhältniss, als sich der
Hellenismus ausbildete, Priesterschaft und Aristokratie ihre
Macht verloren, gingen Schrift, Philosophie und Wissen-
schaft ins Volk über; Jedermann konnte nun. schreiben,
was er wollte, und eine unübersehbare Litteratur war
die Folge davon. Jeder Schreibende, er mochte Grieche
oder Barbar seyn, schrieb griechisch und im attischen
Dialect, der in der Litteratur viel verbreiteter war als
das griechische Volk. In lllyrien , Macedonien , Thra-
kien, bis zur Donau, um das schwarze und caspische
Meer, wie in einem bedeutenden Tlieile von Asien, war
— 432 —
samothrazischen Mysterien soll die dualistische Kabiren-
lehro (die bcy alleu keltischen Völkern geherrscht ha-
ben mag} zu Grunde liegen, wonach Axieros als Ein-
heit und Quelle der Welt und der/ Götter obenan ste-
het, aus dem durch Dualismus Alles hervorging, zu dem
Alles zurückkehrt. Die analogen, ältesten bacchischen
Mysterien gehen bis 1550 v: Chr., die eleusinischen bis
1400 V. Chr. zurück, bis in die Zeit, wo sich das hel-
lenische Wesen entwickelte, das pelasgische zurückge-
drängt wurde.
Schon die Pelasgier waren, wie alle keltische Völ-
ker, sehr industriell, hatten viel SchiSfahrt, einen sehr
ausgebreiteten Handel schon in der allerältesten Zeit,
den die Hellenen nur fortsetzten. Bergbau, Hütten-
kunde, Metallurgie sind Hauptzweige der keltischen
Industrie, blühen überall, wo Kelten wohnen, bedingen
den Reichthum derselben, verblühen allmählig, wo das
Keltenthum aufhört. Die Thrazier, die Kabiren, die idä-
ischen Dactylen , die Telchincn auf Rhodos u. s. w. wer-
den als die ersten vör-hellenischen Erzarbeiter genannt,
von denen die Metallurgie zu den Hellenen überging.
So geschickt auch die Hellenen in der Erzgicsserei wa-^
ren, so bewunderten sie, wie wir jetzo, die alte edlo
Broncc, die sich mit edlem Rost bedeckt, sich härten
lässt, und verstanden sie in ihrer Vollkommenheit nicht
zu fertigen ; sie war schon bey den Hellenen sehr kost-
bar, und scheint als korinthisches Erz bezeichnet zu seyn;
aber vergeblich bcmüheten sie ^ich^ diese ohne Zusatz
alter Bronce vollkommen nachzubilden, und Plinius be-
merkt ausdrücklich : die Kunst koriothiaches Erz zu fer-
tigen, das sich mit glänzendem Rost bedeckt, sey lange
vor Eroberung der Stadt Corinth (146 v. Chr.) N-erlo-
ren gegangen. Diese Kunst war vermuthlich ein Ge-
heimniss der keltischen Priesterschait^ das nirgends ver-
rathen wurde.
Die Kunst auch im Erzgusse war stets Eigenthum
der Pelasgier, wie hinlänglich die keltischen und vor-
griechischen Alterthümer lehren; aber sie bewegte sich
in ^neitt eng vorgeaefariebenen Kreise ^ war fiigenthum.
derPrieetersrhaft^ die das Fremde nicht berücksichtigten ;
dessbalb sind die keltischen AltertbQmef überall ganst
gleich in Qriechenland ^ Qemianien, Gallien nnd Britannien.
In der hellenischen Zeit emancipirte sieh die Kunst ^ kam
ins Volk > in freien Verkehr^ folgte fremden orientalischen
Vorbildern, erst strenge dann freier, erhielt so den gross*
ten Aufschwung.
Die ältesten M&nzen Griechenlands tragen ein
ganz keltischcfs Ansehen, waren concav, hatten bloss ein-«
fache Zeichen; in der hellenischen Zeit werden sie den
semitischen Münzen ähnlich, erhalten wie diese Götter-»
köpfe, ganze Figuren und Schrift, verlieren allmählig
ihren steifen Charakter, werden sehr zierlich und kunstvoll.
Aus den kelto-^pelasgischen einfachen Thongefäs-
s en , wie siedle alten Grabhügel enthalten , entwickeln sich
schön geformte und bemalte Vasen, deren Malerei noch
lange den orientalischen Styl trägt.
Die pclasgische Baukunst aus rohen Steinen mit
cyclopischem Mauerwerk lieferte zum Theil so kolossale
Werke, wie sie die Helleneu wohlnie herstellten. Als der
Geschmack sich niyi orientalisirte, so waren es diescl"*
ben inländischen Bauleute, welche nach orientalischen
Vorbildern die schönsten Tempel und Bauwerke mit Sau-*
len , Bareliefs u. s. w. aufführten , allmählig die herrlich-
sten Bildsäulen und Bildwerke herstellten, die zum
Theil ^ wie die semitischen , mit Elfenbein und Gold reich
und geschmackvoll verziert wurden.
Die Steinschneidekunst mag den Pelasgiem
unbekannt gewesen seyn; sie wurde von den Hellenen
aus dem Oriente entlehnt ; daher stammt die Kunst, wel-
che die herrlichen Cameen und Onyxgefasse lieferte * wie
bey den Babyloniern und Phöniziern wurden Scarabeen
häufig.
Die Malerei scheint bey den Pelasgiern wenig oder
gar nicht angewendet zu seyn, bey den Hellenen aber
begann sie bald nach orientalischer Art Alles zu bedek-
ken, leistete ganz Vorzügliches.
Keferstein Kelt Alterth. IL B4. II. Abth. 28
— 434 —
Geschichtlich ji sprachlich, arch&ologisch, überhaupt in
jeder Hinsicht erscheint das Hellenenthum als ein orien-
talisches, auf pelasgischen Stamm gepfropftes Reis, die
Griechen sind orientalisirte, wenn man will, weiter aus-
gebildete Pelasgier, die aber volksthümlich, ihrem Ur-
sprünge nach, der keltischen Nationalität angehö-
ren, sie waren es, die zuerst vom Keltenthume abfielen,
eine modernere Civilisation annahmen, eine eigene, jün-
gere Nationalität constituirten, die ihr Mutterland barba-
risch nannten, sehr beengten und mit grossem Ucbermnthe
herabsahen auf die Nationalität, aus der sie hervorgingen,
die auf die gebirgigen Gegenden beschränkt^ ihre alte
Freiheit fort behauptete, während die griechische Demo-
cratie bald zur Knechtschaft führte.
Das Hellenenthum hat sich nur sehr alhnählig, im
Laufe von etwa tausend Jahren ausgebildet (^seit etwa
1500 V. Chr.); seine höchste Blüthe erhielt es nach Be-
endigung der Perserkriege, (450 v. Chr.), wo Griechen-
land mit Kleinasien das Gefühl der vollen Freiheit genoss,
wo unermessliche Beute gemacht war ; nun stand ein Jahr-
hundert hindurch (450 — 350 v. Chr.) Enthusiasmus, Kunst
und Wissenschaft auf höchster Stufe, das heUeniache
Wesen verbreitete sich durch die Eroberungen von Ale-
xander den Grossen über sehr weite Gegenden, auch
gehören die berühmtesten Männer dieser Zeit an, wie
Socrates (f 400), Plato (f 348), Xenophon (f 369) und
sehr viele Andere, die wenigstens griechisch schrieben,
wenn sie auch keine eigentlichen Griechen oder Pelopon-
nesier waren.
Das Hellenenthum bildete wohl keine eigentliche com-
pacte Nationalität (wie das Keltenthum), es wurde repra-
sentirt durch Sprache, Sitte und Kunst, verbreitete sich
durch die Städte sehr vieler Länder, während das Land,
das eigentliche Volk, selbst meist im Peloponnes, nicht
griechisch war, sondern seine alte Nationalität behielt.
Die politische Geschichte des Helleneuthumes drehet sich
fast nur um die Specialgcschichte von Städten; im Pelo«-
ponnes um die Politik von Athen und Sparta.
— 415 —
Seit 513 V. Chr. hatte dl» mJ&ditige Peraieo seine
Macht aach über Macedonien« verbreitet, bedrohete nim
die helleniachen St&dte im Peloponnea { aber durch die denk*-
würdigen Siege der -^ senst ae selten vereinigten — HeK
lenen bey Marathon (490 v. Chr.) und Salamis (480 v.
Chr.), wurden die Perser geschlagen. Durch den Prie»
den von 449 v. Chr. hörte der persische Binfluss auf den
Peloponnes und Kleinasien g&nzlich auf, der hellenische
wuchs in gleichem Maase; unter den hellenischen Städ-
ten erreichte vor allen Athen seinen Glanzpunkt, der at-
tische Dialect wurde allgemeine Litteratursprache. Die
griechischen Flotten bedeckten nun alle Innern Meere.
Die Einigkeit der hellenischen St&dte dauerte nicht
lange; zwischen Athen und Sparta entflammte der pelo-
ponnesische Krieg (431 — 404) , durch welchen die Macht
des democratischen Athens gebrochen, die spartanische
zum höchsten Gipfel gebracht wurde ; bald aber ist Sparta
von Theben besiegt, welches die Oberherrschaft ausübte,
bis 363 V. Chr. Athen wieder mächtig wurde.
Die in den democratischen Städten Griechenlands zer-
splitterte Macht der Hellenen fand bald ihren Untergang*^
Philipp, König von Macedonien, besiegte die Athener bey
Chaerooea (338 v. Chr»), sein Nachfolger Alexander un-
terwarf sich mit Leichtigkeit alle hellenischen Städte; der
Peloponnes oder Griechenland gehorte nun zum macedoni-
schen Reiche, verlor auf inuner seine politische Wich-
tigkeit.
Nachdem 198 v. Chr. die Romer Aber Macedonien
siegten, trat Griechenland in ein abhängiges Verhältniss
zu denselben, wurde 168 v.Chr. geschlagen, erobert und
146 V. Chr. zur romischen Provinz Achaja gemacht ^ weU
che bey Rom's innerlichem, bürgerlichem Kriege um die
Oberherrschaft viel litt. Bey der Theilung des römischen
Reiches, 330 n. Chr., kam diese Provins mit dem Pelo«
ponnes und allen Ländern bis eur Donau zn dem byzanti-«
nischen oder osf römischen Reiche, das seinen Mittelpunkt
und sein eigentliches Leben in Constantinopel hatte, wo
das Griechische in der Schrift - und Conversationssprache
«8»
~ 436 —
herrschte; das byzantinische Kaiser thnni behielt aach stets
eine, wenn oft auch nur eine sehr geringe Oberherrschaft
in Griechenland, bis der türkische Scepter Alles be«-
herrschte.
Schon 850 — 870 brachen gothische Schaaren beson-
ders zur See ein, ohne Widerstand verwüsteten sie das
Land, entfernten sich meist wieder ohne von Einfluss zu
seyn. Später als in manchen andern Ländern, fand das
Christenthuni Eingang besonders 396 — 399, wurde Alles
christlich (bis auf eine kleine Gegend), mit unbändiger
Wuth w^urden die Tempel und was an das Heidenthum
erinnerte, zerstört, das alte Wesen , die alte Zeitrechnung
nach Olympiaden , ging ganz unter. Mit Fanatismus hän-
gen die Griechen an dem griechischen, morgenländischen
Ritus, hassen die abendländischen Christen.
395 brachen die christlich gewordenen Westgotheu
unter Alarich ein, welche die christlichen Griechen als
Bundesgenossen gegen die Heiden betrachteten; sie ver-
wüsteten viele Städte, zogen meistens wieder ab, aber
in Constantiuopel wurde Alarich zum Statthalter von II-
lyricum ernannt, w^ozu Griechenland gehörte. Ihnen folg-
ten Alles verheerend Hunnen (450) und Avaren (590).
Wie in den Donau -Ländern, erscheinen besonders seit
580, im 6., 7. und 8. Jahrh. Slawen in grossen Colonien,
als fleissige Ackerbauer in dem von Krieg und Pest (746)
entvölkerten Lande, bilden nächst den Albaniern den
grössten Theil der Bevölkerung, mögen viel slawisirt ha-
ben; der Peloponnes hatte im 8. Jahrh. den Namen Sla-
vinicn, eine Menge Dörfer, Städte, Flüsse, Berge u.8.w*
tragen seit der Zeit slawische Namen, erst in neuerer
Zeit ist die slawische Sprache mancher Gegenden gans
beseitiget ; aber im Neugriechischen hat sie deutliche Spa-
ren hinterlassen. Erst um 853 wurden die Slawen christ-
lich, so wie die Mainotten (im südlichen Laconien, auf
dem hohen Taygetusgebirge) , die noch den altgriechi-
schen Göttern huldigten, ihre Freiheit aber fort bewahr*
teil. Seit 670 erobern die Sarazenen griechische Inseln
- 43T —
(Rhoduc», Cypero), niachen später öfter BidfUle in 6rie-r
cheniand.
Von der Hauptstadt Constantinopel war durch die
Verhältnisse Oriechenland ganz ahgerissen ; seit 807 wurde
es allmählig wieder erobert und gleichsam von neuem grä*
cisirt; aber bald musste es sich unter ein anderes Joch
beugen. Seit 1147 erschienen Normannen von Sizilien
aus^ die, wenn auch keine bleibende Eroberungen mach-
ten^ doch viel plünderten, vorzijglich Theben , Korinth
u. s. w. (1146J; ihnen folgten 120S fränkische Ritter vor-
ssüglich aus Burgund ; Wilhelm von Champlitte wird Herr
von fast ganz Morea, das ein vollkommen fränkisches An-
sehen erhält. Achaja und Athen bilden ähnliche Herzog-
thämer; das. Feudalsystem wird eingeführt, das Land be-
deckt sich mit Rittern, mit Ritterburgen, Griechenland
heisst nun Neu-Frankenland. Wie überall zertheilt
sich allmählig das Land in einzelne Dynastien , ohne einen
kräftigen Mittelpunkt, wird später grossentheils die Beute
von meist catalonischen Räubern, die das communistische
Princip in grossem Massstabe durchfuhren, überall plündern
und rauben; die zurückgedrängten Albanier breiten sich
nun weit über Griechenland aus. Das byzantinisclie Kai-
serreich, das stets einige Punkte besessen hatte, griff
jetzo immer weiter um sich, machte um 1433 dbr Fran-
kenherrschaft ganz ein Endo, fast das ganze Land wurde
wieder byzantinisch. Die Türken , die seit 1350 schon mehr-
mals verheerende Einfalle gemacht hatten , eroberten 1458 —
1461, unter Muhammed IL (nachdem 1453 Constantino-
pel gefallen war) ganz Griechenland, mit Ausnahme- eini-
ger Besitzungen der Venetianer, unter grossen Verwü-
stungen des Landes; es wanderten viele Türken ein, der
Adel wurde zum Theil türkisch, die Regierung wurde nun
eine ganz despotische, nachdem sie früher eine dynasti-
sche , democratische und aristocratische gewesen war. In
der Zeit von 1684 — 87 eroberten die Venetianer von ih-
ren kleinen Besitzungen aus, unter furchtbaren Grausam-
keiten fast ganz Morca, verloren aber Alles (bis 1714)
an die Türken, :scitdem war Griechenland eine türkische
— 438 —
ProvinE^ bis es in jüngster Zeit 1830 besonders durch
die Tapferkeit der Albanesen, und den Willen von Europa
wieder ein selbstständiger Staat , unter einem europäischen
Regenten wurde ^ in die Reihe der europäischen Staaten
wieder eintrat.
Die classische griechische Sprache ist nicht mehr le-
bend, an ihrer Stelle stehet das verwandte Neugrie-
chische oder Romaiiki mit viel slawischen, türkischen,
italienischen Elementen, was aber sehr wenig, fast gar
nicht die Sprache des Volkes in Griechenland ist, wel-
ches meist aus Albaniern bestehet und Albanisch spricht.
Griechisch wird nur in den wenigen Städten gesprochen,
)(aum in ihrer Umgegend, oft aber von den Albanern, die
es gelernt haben; es ist die Sprache der Gebildeten und
der Litteratur, wie es stets der Fall war, wenn wohl
das Alt -Griechische weiter verbreitet war, eine viel grös-
sere Litteratur hatte. Mehr Griechen, als im eigentlichen
Griechenland leben jeteo, wie auch wohl friiher, im Aus-
lande, besonders in Constantinopel und den andern tur«
kischen Städten, sind groasentheils Handelsleute und zei-
gen keinen zuverlässigen, ehren werthen Character, viel
Eitelkeit, Hochmuth, wie Unterwürfigkeit, haben meist
türkische. Tracht angenommen, und als griechische Chri*
Sten (deren Centrum der Patriarch von Constantinopel
ist) sind sie den Katholiken wie Lutheranern höchst feind-
selig, Pas Neu^iechische wird jetzo von 9 — 3 Millionen
Menschen gesprochen.
Während die Albaner und Wlachen, wie die Bre«*
tagner und Walliser, fast reine Nachkommen ihrer uralten
Vorältero sind, so ist das bey den Griechen gar nicht
oder viel weniger der Fall, da auch die alten Griechen
nicht in einem eigentlichen Urvolke wurzelten, vorzüglich
auf die Schrift und auf die Städte beschränkt waren, de-«
rcn Bevölkerung den verschiedensten Einflüssen unterlag^
vielfach verändert und vernichtet wurde. Wie besonders
durch Fallmerayer ausgesprochen wurde in seiner höchst
gründlichen Geschichte von Morea während des Mittelal-
ters, dürfte in den Adern der jetzigen Griechen kaum
— 4S0 —
Etwas von dem Blule der alten Griechen fliessen. Weil
im jetzigen Griechenland die Griechen nicht das eigent-
liche, vorwaltende Volk, den Bauer und Biirger bilden
werden y sondern nur die Regierung wie die vornehmere
Welt, mit dem, was sich ihr anschliesst, so bleibt es
wohl zweifelhaft, ob das griechische Königthum sich kräf-
tigen und nachhaltig seyn wird. Eine Regierung, die sich
auf die kräftigen Albaner stützte, diese mehr civilisirte
— was freiUch sehr schwierig seyn mag — konnte viel-
leicht mehr effectuiren, auf die Politik einen grossen Ein-
flttss ausüben. Eher als Griechenland vielleicht kann das
alte Illyricum mit seinen tapfern Albanesen die Arme aus-
strecken von Kleinasien bis Italien.
Kleinasien, jetzo das türkische Natolien, nur
durch eine schmale Meerenge von Thrazien getrennt,
dem Peloponnes ganz benachbart, war nationeil oder eth-
nographisch mit Griechenland innigst verbunden, theilte
auch dessen Schicksale. Die Menge keltischer Alter-
thümer, die grosse Anzahl mächtiger Grabhügel, beson-
ders in der )£beiie von Troja spricht für die Anwesen-
heit keltischer Volker, aber andererseits lehren die orien-
talischen Alterthümer und Grabstätten den Einfluss asia-
tischer Völker, daneben finden überall sich auch grie-
chische Alterthümer.
Allen Nachrichten nach waren es Thrazier und Pe-
lasgier, überhaupt keltische Völker, die durch ganz Klein-
asien, vorzugsweise in dem westlicheu, Griechenland
benachbarten Theile wohnten, auch längs den Küsten und
um das ganze schwarze Meer, wo einst der Sitz hoher
Cultur war. Andererseits aber ziehen sich auch asia-
tische Volker, Armenier, Perser, Syrer in das Land, und
phönizische Colonien umstricken vorzüglich die Küsten.
Hier mehr und wohl früher als in Griechenland
trafen die keltischen und orientalischen Elemente zusam-
men und amalgamirten sich zu dem Hellenenthum, das
vorzüglich bey den lonLern blühete, den Bewohnern
der westlichen Küste, welche die ionische hiess, vor-
1
— 440 —
BQgsweise in den St&dton, wie Milet, Ki^plKm, Phe*
eaea C^as schon Arah Colonien nach Galfien sendete]) 9
aber diese lonier waren eben se wenig wie die Helle*
nen ein eigner ursprünglicher Yolksstamm , sondern be*
standen ans der sesshaften thrazischen Einwohnerschaft,
die sich in den Städten orientalisirt oder hell^iisirt
hatte.
Kleinasien war in eine Menge kleiner Territoriea
getheilt, von denen bald dieser bald jener Staat mäch-
tiger wurde, eine Oberhoheit ausübte; im 6. Jahrhun-
dert V, Chr. eroberten die Perser das ganse Land, im
4. die Macedonier, dann wurde es nach langen KSuaa^
pfen allmahlig römisch.
An der westlichen Seite lag, zunädist dem Helles^
pont das Territorium von Troja, um welches der so
berühmte trojanische Krieg gekämpft wurde; dahinter
lilysia, dessen Einwohner mit den Mösiern an der
Donau von gleicher Nationalität gewesen seyn sollen,
daneben Lydia^ ein uralter gewerbliehor Staat, der
durch die Q^dwäschen im Flusse Pactolus im Gebirge
Timolus ungeheure üeiohthümor erbeutete, den glänzend-»
sten Hofstaat führte. Die Geschenke an OoJd, die der
König Crösus vor dem persischen Kriege an das Ora-«
kel nach Delphi sandte, waren ungeheuer; später stellte
(^nach Herodot 7. 88) Pytbius dem Xerxes nach un-^
serm Gelde etwa 80 Millionen Thaler s^ur Disposition,
die er im Schatze hatte. Lydien war mächtig gewor-
den, fast ganz Klcinasien hatte es erobert ^ da trat der
Ferser König Cyrus auf, besiegte Armenien, Chaldäa,
nun auch Lydien (548 v. Chr.) und ganz Kleiuasien,
das nun persisch wurde. Durch Alexander den Grossen
wurde das persische Joch gebrochen (3äS v. Chr.), das
Jjaud kam unter macedonische Hoheit, die sich aber
bald in mehrere einzelne Heiche auflöste; in Bithy-
nien, welches 75 v, Chr. römische Provinz wurde,
Kappadocien, welches 17 v. Chr. zum römischen
Reiche kam; Pontus, das unter Satrapen aus dem Ge«
schlechte der persischen Könige stand, sich längs dem
— 441 —
schwarzen Meere ausbreitete, unter Mithridates VII. fast
ganz Kleinasien eroberte^ selbst in Griechenland vor-
drang; vielfach von den Hörnern geschlagen^ wusste
sich der Staat lange zu erhalten ^ bis er 93 n. Chr.
endlich romische Provinz wurde. Bin Heer von GaU
liern und Germauen kam über MacedMuen t78 v. Chr.
nach Kleinasien y verbreitete sich fast über das ganze
Land ^ wurde t38 auf den Besitz von Galatia beschränkt^
welches 85 v. Chr. unter römische Herrschaft kam.
SHese Galater, weiche die Griechen (wie Pausanias X.
18.) auch Kelten nennen^ behielten viel Nationelles in
der Sprache, und wurden sehr firüh diristHch.
In den Städten Kleinasicns und umher wurde wohl
sehr allgemein griecliisch gesprochen; aber im Innern
des Landes, in den Gebirgen, wo die Einwohnerschaft
zum Theii ihre Freiheit unter allen Regierungen be-
hauptet hatte, mag wohl die thrazische Sprache ge-
herrscht haben, doch sind mir hierüber keine bestimm-
ten Nachrichten bekannt.
Im Laufe der Zeit kam KJeinasien unter die Herr-
schaft der Araber, dann der türkischen SeUschucken
(seit 1070} und Osmanen (seit 1880}, die hier ihren
Hauptsitz hatten, und seit 1330 die Janitscharen (Jeni
Tscheri d. i. neue Truppe} errichteten; seit 1408 zie-
hen die Mongolen (Tartaren} unter Timur plündernd ein-
her; das fruchtbare und sonst so blühende Land ist seit
der Zeit allmählig fast zur Einöde geworden , aus welcher
Kunst ^ Wissenschaft und Cultur ganz verschwand. Die
alte heimische Nationalität scheint mit der türkischen
fast ganz amalgamirt. In den Städten wohnen Türken,
Griechen und Armenier; iibrigens sind es ausser Ara-
ber und Kurden vorzüglich türkische. Turkomannen, die
das Land bewohnen in verschiedenen Stämmen, unter
eignen Beys oder Oberhäuptern, in der ganzen Halb-
insel umher ziehen, ein wanderndes Hirtenleben {ob-
ren, stets bewaffnet, zwar gastfrei, aber sehr räube-
risch sind.
— 442 —
p. Cimeria.
Diesseits der Donau, um das schwarze Meer , durch
das russische Taurien , über die Krimm , bis zu dem Cau-
casuSy finden sich so viele keltische Alterthümer als
fast nirgends^ und hier wohnten als Nachbarn der Thra*
ker in ganz alter Zeit die Cimerier oder Kimmerier,
die schon durch ihren Namen an die Cimbri in Germa-
nien, an die Cumbri in Britannien erinnern, die ganz
gleiche Alterthümer hinterliessen ; hier lag der cimme-
rische Chersones f die jetzige Krimm} und der cimmerische
Bosporus (die jetzige Meerenge von Jenikale}. L&ngs
der Meeresküste war hier, vorzüglich in vor-griechi-
scher Zeit, eine uralte, hohe Cultur verbreitet; hinter
diesem Küstenstriche aber lag Scythia, bewohnt von
den wilden Scythen, caucasisch - georgischen Völkern
(Lesgiem , Tscherkessen u. s. w.}, auch finnischen , per*
sischen und türkischen. Nicht von diesen, sondern von
den cultivirten Cimeriern werden jene Alterthümer her-
rühren.
Da ich im ersten Theile die Alterthümer dieser
Gegend nicht specieti erwähnt- habe, so will ich diess
hier nachholen.
C. Ritter- (Vorhalle der europäischen Völkerge-
schichte V. J. 1880) gab eine werthvoUe Zusammen-
stellung von den Monumenten und Alterthümern in der
Umgegend des asowschen Meeres (palus Maeotis) und
des schwarzen Meeres (pontus Euxinus), besonders am
nördlichem und westlichen Ufer, auf die ich mich be-
ziehe. Hier sind grosse Grabhügel ausserordentlich ver-
breitet, die in Form, Construction und Inhalt an Kunst-
sächen ganz übereinkommen theils mit den Kurganen
am Altai, theils mit .den Grabhügeln und Alterthümern
in Kleinasien, Griechenland, Thrazien, Germanien, Bri-
tannien, Gallien und Italien. Eine sehr grosse Gruppe
solcher Grabhügel liegt z. B. an der Bay von Taman,
um die Stadt Siena; sie sind sehr gross, hoch, und
haben im Innern Grabkammern aus mächtigen Steinplat-
— 448 —
ten ohne Mörtel^ mit Graburnen und allerhand Kunst»
Sachen^ schön gearbeitet^ von Gold^ Bronce^ Stein ^ be-
sonders Pfeilspitzen^ denen unserer keltischen nnd ger*
manischen Gr&ber ganz ähnlich. An der Ostseite des
schwarzen Meeres auch bey Tanganrok, Azow u» s. w.
gicbt es zahllose Grabhijgel dieser Art^ die sich ven
hier den Don hinaufziehen ^ eben so finden sie sich an
der' Westseite bis zum Caucasus und sind am Kuban,
.besonders häufig (Pg. S57. cit. loc.}*
Eine Nachricht aus jüngster Zeit über diese AUer-
thümer von B. Aschick (Director der Alterthümer des
Museums zu Kertsch) enthält das russische Journal des
Ministers des Innern^ April 1846^ woraus die Zeit-
schrift — das Ausland vom 10. Aug. 1846 einen kur-
zen Auszug gebracht hat. Es wird hier bestätigt^ wie
die weite Gegend um das schwarze Meer^ besonders
um das asowsche (hier vorzüglich bey Mariapol, Ber-
dians und Nogaisk), eine ganz ausserordentliche Menge
Y^o Kurgitneu — d. i* hohen alten Grabhügeln trägt, in
4
deren Innern man Grabkammern aus grossen Steinplat-
ten findet mit vielen, oft goldenen Kunstsachen, wes-
halb eine Menge derselben durchwühlt sind. An der
Ostseite, am tscherkessischen Ufer fand Aschick viele
alte Bauwerke von besonderer Art, die auch an andern
Punkten häufig angetrofien werden; sie bestehen aus
mächtigen V« Arschine dicken Steinplatten, von denen
4 ein Parallelogramm bilden, der öte als Deckstein dar-
über liegt; aber die Vorderseite wird von ihrem Steine
nicht ganz bedeckt, sie ist fast oiTen, oft findet man
hier an dem Vordersteine unten eine runde Oeffnung
von einer Arschine Durchmesser, durch welche ein
Kind, hineinkriechen kann; diese seltsamen Bauten ha-
ben S Klafter Länge, iVs Breite, aber ihre Höhe lässt
sich nicht wohl bestimmen, ohne die Erde der Umge-
bung wegzuräumen. Die Tscherkessen erzählen: ihr
Land sey im AUerthume von Zwergen bewohnt gewe-
sen, die nicht die Kraft gehabt, sich Häuser zu bauen,
dann wären Riesen gekommen, die ihnen diese Wob«
— 444 —
tiungen aufgerichtet hätteu. Es ist anzunebmen — sagt
Aschick — dass diese Bauten den ältesten Bewohneni
der caucasischeo Lander als Grabmale dienten^ und sie
haben viel Aehnlichkeit mit den bekannten Druiden-
bauten in Frankreich. Die grossen Kurgane können
Gräber der scythischen Könige seyn.
Die hier erwähnten länglicheii^ vorn meist offenen
Bauwerke aus grossen Steinplatten durften vollkommen
den keltischen Monumenten entsprechen, die ich im er--
sten Theile als Altäre oder Altargrotten bezeich-
net habe, die, in Verbindung mit Grabhügeln vorzugs-
weise in den Gegenden vorkommen, wo Kelten des
wälschen oder cimmerischen Stammes gewohnt haben,
wie in England, der Bretagne, Dänemaiic und Nord-
Teutschland. Die grosse Aehnlichkeit der Alterthümer
dieser Länder, mit den so entfernten am schwarzen
Meere ist gewiss recht merkwürdig, und nicht weniger,
w^enu sich beym Landvolke in Tscherkessien Sagen er-
balten haben, welche diese Steinmonumente mit Zwer-
gen und Riesen in Verbindung setzen, auf ganz ähn-
liche Weise, als es in Scandinavicn , England und Frank-
reich der Fall ist, wie Theil L dargelegt wurde. So
entfernt auch die Länder sind; so lassen doch die glei-
chen Alterthümer, die auch in den Zwischenländern
nicht fehlen, auf einen gleichen Cultus, auf gleiche In-
dustrie, Sitte und Nationalität schliesseo. Sind die Al-
terthümer in England und Frankreich keltisch, so wer*-
den es eben so die gleichen am schwarzen Meere
seyn, auch hat man von jeher, schon zur griechischen
Zeit^ die Cimmerier am schwarzen Meere mit den Cim-
bern in Teutschland für Eine Nationalität angespt'ochen,
für Einen Volksstamm ; beide Länder scheinen in . einer
uralten Zeit selbst in regem und commcrziellern Be-
ziehungen gestanden zu haben ^ als jetzo. In archäologi«
scher Hinsicht wird man die Cimcricr am schwarzen
Meere wie die Cimbern in Nord-Germanien der keltischen
Nationalität zuzählen müssen.
— 444 —
Von der Oettchichte der Cimerier wiasen wir fAAt
gar nichts 9 doch hat glucklieherweiso Herodot (geb. um
etwa 484 v. Chr. zu Halicanmsaas in KJeinasien) in
seinen über SSOO Jahre alten Geschichtsbüchern, über
die 2U . seiner Zeit sehr -^alte Gesehtclite dieses Vot«
kes uns wenigstens einige Netizem. erhalten. Er er-
wähnt alte Sagen und erzählt IV. 11.: ^Es ist am
wahrscheinlichsten, datls die Cimerier die ursprünglichen
Bewohner des Landes sind; nachdem aber die nomadi-
sirenden Scythen in Asien von den Bfasagethen geschla-
gen waren, eroberten sie das Land der Cimerier. Die
Einwohner wollten sich vertheidigen , die Fürsten es
gütlich übergeben, lieber in ihrem Lande umkommen,
als es verlassen; sie gaben sich daher gegenseitig den
Tod, und wurden von dem Volke an dem Tyrasstrome
(dem Dnister) begraben, wo man nodi heutiges Tages
ihre Gräber sehen kann (man hielt also wohl zu Hero-
dots Zeiten die dortigen Grabhügel -für Gräber der eime-
rischen Fürsten, was sie auch wohl seyn mögen). Die
Cimmerier verliessen hierauf grosscntheiU das Land, wel-
ches die Scythen in Besitz nahmen, doch findet man
in diesem Scythien noch cimroerische Städte, wie Ki-
raeria und Portmeia (zu denen Pomponius Mola II. 1.
noch Myrmekion, Pantikapaeum , Theodosia, Hermisium
beyfugt) , ein Landstrich wird noch Kimeria genannt, *
die Meerenge heisst jetzo noch der cimerische Bospo-
rus, das Volk selbst aber scheint sich bey seiner Flucht
vor den Scythen an dem taurischen Chersones (der Krimm)
niedergelassen zu haben, da, wo gegenwärtig die helle-
msche Stadt Sinope stehet."
Nach Strabo XIII. 4. §. 8. war Sardcs in Kleinasien
von den früher sehr mächtigen Cime'riern gegründet , Ho-
mer spricht von einer Stadt eimerischer Männer in Italien.
Der Zusammenhang der Cimerier und Cimbern wird
von den Autoren mehrfach erf\*ähnt ; Strabo sagt VII. 2.
§. t.: Poaidonius vermuthet mk Recht, dass die Cimbrer
(in Germanien) , bis zum Maeotis (asowschen Meere} Er-
oberungen machten, nach ihnen auch der cimmeriscbe
— 446 —
Botporos genamil ist, als luesse er der cimbriadie, in«
dem die Hellenen die Cinberer Cimerier oannieo.
Waa nun die Nationalität der Cimerier betrillt, so
werden sie von den griediischen SchrifltateUern tlmls
ein acythiaches Volk (was sie in so fem waren , als ihr
Land später zn Scythien geredinet wurde), theils ein
thrasiscbes genannt, worüber Uckert, (S^nobien 1846w
Pf^. 373) die Beweisstellen bey gebracht bat; war- dies«
der Fall, so werden sie thraasch (keltisch) gesprochen
haben, dahin deuten auch ihre Allerthumer, ihre Nach»
barachaft von Thrazien, ihre Beziehungen zu den Ger-
manen«
Alle diesem nach wohnten in uraltester Zeit die Ci-
merier an den weiten nordöstlichen Küsten des schwar-
zen Meeres, die ungemein bevölkert gewesen seyn wer-
den, wo viel Reichthum geherrscht haben muss, wie aus
den noch vorhandenen Alterthümem deutlich erhellt. Schon
in der vorgeschichtlichen Zeit wurde das Land von den
Scythen erobert, die Einwohnerschaft zog sich theils
nach der Krimm, theils nach Kleinasien, doch behielten
mehrere Städte ihre Unabhängigkeit.
In der geschichtlichen Zeit spielt die Krimm oder
der taurische Chersones eine nicht unbedeutende politi->
sehe Rolle, hier wohnten die Taurisci oder Taurer,
deren Name keltisch klingt, an die keltischen Taurisci
in Noricum erinnert, wohl die Bergbewohner waren, da-
neben aber die Bosporani, die sich auch jenseits des
Bosporus ausbreiteten und doch wohl als Nachkömmlinge
der Cimerier anzusehen sind; hier lag das Königreich
Bosporus, dessen Geschichte Trojus Pompejus in einem
eignen Werke beschrieb, das uns leider verloren ging,
daher wir von demselben sehr wenig wissen. Es hatte
seit alten Zeiten eigne Fürsten, seit 480 v. Chr. ans dem
Stamme der Archänakliden, viele und wichtige helle-
nische Handelsstädte; es war mit in die Kriege der
Assyrer und Meder verwickelt, kam dann 94 v. Chr.
unter Hithridates, König von Pontus, später unter rö-
nüschen Schutz, bestand während der ganzen
— 44» —
Zeit; die Sudi Cimerium erwähnt noch Plin* VI. 7.
Mehrere griechische Städte, mit einem sehr ausgebrei*
t^ten Handel, wie Theodosia, (daa jetzige Caffa) erhiel-
ten sich auch sor Zeit der Gothen, die sich hier fest-
setzten, ihnen folgten verwüstend die Hunnen, Mongo-
len oder Tartaren, unter deren Herrschaft die Venetia-
ner noch starken Handel besonders nach Caffa trieben;
das ganz verheerte, seiner alten Einwohnerschaft ganz
beraubte Land gehörte zum Reiche Astrachan, von dem
es 1788 Rassland eroberte.
An das Reich . Bosporus gränzte daa Reich Col-
chis, das sich längs dem östlichen Ufer dea schwarzen
Meeres, zwischen dem Caucasus und Kleinasien er-
streckte. Welcher Nationalität die alten Colchier an-
gehörten, wissen wir nicht, man hat sie theils von den
Aegyptern, theils von den Lyciern abstammen lassen;
aber wahrscheinlich werden sie dem Stamme der Kelten
beyzuzählen seyn, da diese den ganzen Pontas Euxinus
umwohnten. Schon in der allerältesten Zeit waren diese
Colchier sehr industriell und gute Bergleute, wie alle
Kelten, es herrschte grosser Reichthum, Handel und
Cultur blüheten. Mehrere Flusse (der jetzige Abascha
und Zenischaii) lieferten reichlich Goldsand, den eine thä-
tige Einwohnerschaft ausbeutete, auf andern (den jetzi-
gen Kur und Rion) wurden die indischen und persischen
Waaren hergeführt. Der in mythischer Zeit sehr be-
rühmte Argonautenzug der Hellenen, etwa 1!263 v. Chr.
ging nach diesem reichen Coichis, wo Aetes als König
herrschte, was einst von grosser politischer Wichtigkeit
gewesen seyn mag, da es mit Sesostris, König von Ae-
gypten, Krieg gefuhrt haben soll. Es gab hier viele ei-
merische Städte, die sich allmählig hellenisirten , hier
glänzten Pityus, Heradea, Phasis, besonders Dioscurias,
deren Name entlehnt seyn soll von den Dioscuren Ca-
stor und PoUux, pelasgische Gottheiten, die nach Taci-
tus 43 auch in Germanien verehrt wurden; später helle-
nisirt, hiess sie Sepastopolis, war noch in römischer Zeit
sehr wichtig, dennPlin. VI. 5. sagt: die colchische Stadt
— 448 —
Dioscurias war soost so gross , dsss nach TiiiM>stbenes
hier 300 Nationen und Sprachen zusaminenkanien, jetso
haben unsere 130 Dolmetscher hier ihre Geschäfte zu
verrichten, Strabo XL «. §. 16. spricht von 70 meist
scythischen Völkern, die hier zusammen kämen. Coichis
crehorie später zum Königreiche Pontus, wurde unter
Trajan (li5 n. Chr.) remische Provinz. Die rohen Volks*
massen des Mittelalters warfen sich, Alles verheerend^
zuerst auf diese östlichen Länder, die alte cimerlsche
und hellenische Nationalität und Cultur ist ganz ver-*
nichtet, das öde Land stehet jetzo unter russisdiem
Scepter.
An Colchis grenzte östlich das Reich Iberia,
welches jetzo das verödete, russische Georgen oder
Immeretien mit der Hauptstadt Tiflis bildet, das in sei-»
ncn Flussthälern und Ebenen noch heut zu Tage, wie
iu ältester Zeit höchst fruchtbar ist, aber von den eau-
casischen Gebirgsvölkern viel zu leiden hat. Es war
in ältester Zeit, ein sehr blühendes, industrielles, civili-
sirtcs Land, mit vielen zum Theil hellenisirt«n Städten
und indischem Handel; die Iberer trieben viel Ackerbau,
hatten gute Wohngebäude und waren nach Strabo iu 4
Classen getheilt; aus der ersten wurden die Könige,
Richter und Heerführer genommen, die zweite umfasste
liie Priester, welche auch die Rcchtshändel sehlichteten;
die dritte ist die der Krieger und Landbauer; die vierte
bestehet aus königlichen Sklaven.
Welcher Nationalität diese östlichen Iberer ange-
hörten, wird nirgends gesagt; dass manche Autoren sie
mit den spanischen Iberern in Verbindung setzen, be-
ruhet wohl bloss auf Namensähnlichkeit; aber wahr-
scheinlich waren es wohl die Cimerier, die hier, wie
in den benachbarten Ländern wohnten; auf die Kelten
weisen die Kurganc und keltischen Alterthümer dieser
Gegend und die erwähnte Eintheilung des Volkes hin.
Das Land kam unter römische, persische, dann
unter mongolische Herrschaft, wo es ganz verwüstet
wurde, unter Tamerlan allein 300,000 Menschen ver-
— 4M —
lor. Von der alten EinwölmerscliAft tat keine Spur
mehr vorhanden.
Daran grenzte östlich bis sum caspischen Meere
und Armenien^ das Land Albania, das jetzige russi-
sdie Schirwaa und Dagestan^ voller fruchtbarer Thaler
und bober caucasischer Gebirge. Wohl ist es möglich,
dass der Name keltischen Ursprunges ist, wie der der
Alpen und Albanier in Alt-IUyrien. Auch dieses Al-
banien war in frühester Zeit ein blühendes Land mit
vielen Städten und bedeutendem Handel, die Priester-
schaft war m&chtig und weissagend, wie bey den Kel-
ten; Strabo XI. sagt: als Götter verehren die Albanier
den Helios, Zeus und die Seleue (den.llond}, beson-
ders letztere, bey ihnen ist der Priester der geehrteste
Mann nach dem Könige, er stehet dem heiligen Bezirke
vor, der gross und .volkreich ist, und den Hierodulen,
von denen viele in Entzückung gerathen und weis-
sagen.
Nach Tacitus Annal. VI. 34. leiten die Albaner ih-
ren Ursprung von den Thessaliem ab, und gewiss ist
.es am wahrscheinlichsten, dass sie zur Nationalitat der
Cimerier gehörten.
Das Land unterwarf sich unter Trtyan den Rö-
mern, wurde von den später einbrechenden rohen Völ-
kern, besonders dea Mongolen ganz verwüstet, kam end-
lich pnter türkische, dann unter russische Hoheit.
Die älteste Geschichte zeigt uns in den Umgebun-
gen des schwarzen Meeres und bis zum caspischen
Meere, die Cimerier als ein grosses und reiches Volk,
welches, so viel wir wissen, diese Gegenden zuerst be-
wphnte, auch die Alterthümer hinterliess, die jene Ge-
genden bedecken und den keltischen ganz gleich sind.
Für uns bilden die Cimerier ein Urvolk, wie die be-
nachbarten Thraker und Ulyrier, mit denen es auch in
steter Relation stehet; andererseits zeigen sich überall
Anklänge an die Kelten und Cimbem in Nordteutsch-
Keferstein Kell. Alterllu IL Bd. U. Abtb. 29
— 450 -
land^ denn das Land Keltikc der alten Griechen begann
am schwarzen Meere ^ reichte von hier durch Germanien
nnd Gallien. Welche Sprache die Cimerier redeten , wis-
sen wir zwar nicht y aher allen Verhs^ltnissen nach durfte
diese nicht wesentlich verschieden gewesen seyn von der
thrazisch - pelasgischen ; die Cimerier möchten daher der
keltischen Nationalität angehört haben, wenig-
stens dürfte es schwer seyn ^ sie einer andern Nationalität
zuzuweisen. Hat dieses seine Hichtigkeit^ so sehen wir
in Qiner Urzeit vor 3, 4 Jahrtausenden und vielleicht
länger, von der Nordsee bis zum schwarzen und caspi-
schen Meere, die keltische Nationalität verbrei-
tet, mit gleicher oder ähnlicher Sprache, Cultur nnd
Cultus, die daher gleiche Monumente und Kunstsachen
hinterliess. Längs der Donau kam man nach Gallien,
längs^ dem Dniper in den Norden und bis zur Ostsee;
schon seit der allerältesten Zeit dürften diese Wasser-
strassen betreten seyn , durch welche Germanien von Jahr-
tausenden in regerem Verkehr mit den Völkern am schwar-
zen Meere stand, als es jetzo der FaH ist, wo diese
Länder durch ganz verschiedene Nationalitäten bewoiinl
werden.
Wie schon Herodot erwähnt , hatten die induslrieWcn
Cimerier viel zu leiden von den scythischen Gebirgs- und
Nomadenvölkern, den Wanderhirten und Wagenlenkern, wie
Strabo VII. 3. §. 6. sagt, die er aber im Ganzen als giit-
roüthig beschreibt, sie sind — wie er bemerkt — mehr
Krieger als Räuber ; sie kriegen nur für ihre Tribute , da sie
das Land denen überlassen, die es anbauen wollen; sie sind
zufrieden, wenn sie dafiir eine geringe Abgabe erhalten.
Schon lange vor Herodot machten die Scythen gross«
Eroberungen , eroberten allmählig das ganze Land , it
welchem sich die keltische Nationalität verlor, die St&dt^!
die sich hellcnisirt hatten, behielten ihre Freiheit , sclilos»
seu sich neuen Reichen an. Wie die römische IHacl
ihrem Ende nabete, etwa um die Zeit vor Christi Gcbui
hörte bald der Widerstand gegen die eindringenden A'ö
ker gänzlich auf, Alanen und Gothen drängten utiauClia]
— 451 —
säni hervor^ zertraten hier zuerst die keltische und hel-
lenische Cultur. Hier wurde zuerst ein Gothia begrün-
det, aus dem allmählig ganz Europa mit gothischen Völ-
kern überfluthct wu^de, in welchen jedoch noch nicht
Alles Ciber den Haufen stürzte; dann folgten aber finni-
sche Völker, Chasaren, Kutriguren u. s.w., diesen aber
die blutdürstigen Mongolen (besonders um 1238), end-
lich die Türken im 17. Jahrb., wodurch das Land ganz
verödete, keine Spur der alten Nationalität zurückblieb.
q. Massageten und Tschuden.
Wie im ersten Theile ausFührlich (Pag. 837} dar-
gcthan wurde, ziehen sich die eimerisch -keltischen Al-
terthümer aus Tauricn noch sehr weit gegen Norden und
Osten fort, sie finden sich in den Steppen an beiden
Seiten des Ural, längs der Wolga und demTabol, längs
den indischen und aitaischen Gebirgen in den weiten
Flächen Sibcriens, besonders längs dem Jenisey und bis
zum Baikal-See. Diese Steinbauwerke und Grabhügel (Kur-*
gane der Russen) sind in ihrer Form und Construction, so
wie in Hinsicht der vielen Kunstsachen , die sich in den-
selben finden , auf das aller vollkommenste den AUerthü-
mern ähnlich, die wir als keltische bezeichnet haben,
die sich vom schwarzen Meere durch die griechischen
Länder, durch Germanien, Gallien und Britannien zie-
hen. Ganz gleiche Bauwerke und Kunstsachen weisen
deutlich auf gleiche Industrie, Sitten und gleichen Cul-
tus, überhaupt auf eine gleiche Nationalität hin, waren
^ es Kelten, welche die Alterthümor an der Nordsee und
Ostsee hinterliessen , so werden es auch Kelten gewe-
sen seyn, die in einer wohl viel frühem Zeit die AI-
\p tcrthümer in Siberien am Fusse des Ural, Altai und den
li> indischen Gebirgen hinterliessen.
Die' Kunstsachen bestehen, wie in unsem Gräbern,
bey ganz gleicher Form, theils aus Stein, theils aus
>ti^ Metall, vorzüglich aus Gold und der trefflichsten Bronce,
>s^ seltener aus Silber und Eisen. Gold ist sehr häufig, der
^ 29 *
— 452 —
ganse Leichnam zuweilen in Goldblättchen eingehüllt^
daher man seit Jahrhunderten schon diese Kurgane gleich-
sam als Goldberg^verke benutzt, die zuweilen grosse Aas-
beute geben. Das Volk ^ welches diese Alterthumer hin-
terliess^ muss daher ein sehr reiches gewesen seyn^ wei-
ches viel Bergbau hatte.
Bekanntlich treiben jetzo die Russen sehr viel Berg-
bau in Siberien, besonders am Altai ^ wo auch Gold in
grosser Menge gewonnen wird; dieser ganze Bergbau ist
eigentlich nur die Fortsetzung eines sehr alten Bergbaues,
der nur Jahrtausende geruhet hat, für dessen Grossar-
tigkeit die ungeheuersten Halden sprechen; wo die Rus-
sen solche Zeichen einer alten Industrie trafen, da ver-
folgten sie den alten Bergbau auf Metall und Edelsteine,
die in ältester Zeit hier vielleicht mehr, als jetzo ge-
wonnen wurden. Man hat nicht selten in den aufsc-
nommenen Gruben das Handwerkszeug j^ner alten Berg-
leute gefunden, welches aus gcliär(cter Bronce bestand,
wie bcy den alten Kelten^ die überall sich als treffliche
Bergleute zeigen, das eigentlich bergbauende Volk waren.
In Russland selbst weiss man über diess Gräber-
volk gar nichts, man schreibt die Gräber und Alterthu-
mer den T s c h u d e n zu , doch hat der Name weder eine
historische noch geographische Bedeutung, entspricht etwa
unsern Hünen, obwohl es möglich seyn kann, dass —
wie Schaffarik meint — Tschud und Skvlha zusammen-
hängen. Nestor (um 1080) erwähnt die Kriege der Rus-
sen und Tschuden, die er in die Ostsee- Gegenden setzt,
die sonst nirgends genannt werden. Mit Sicherheit ist
aber anzunehmen: dass kein Volk, welches geschichtlich
diese Gegenden bewohnte, wie Mandschuren, Mongolen,
finnische Taurier und Slawen, jene Alterthumer hinterlas-
sen hat.
Die griechischen Schriftsteller erwähnen die Mas-
sageten, die vielmehr der mythischen vor-grlechischen
Zeit, als der geschichtlichen angehören. Herodot I. %01
erzählt: Cyrus, König der Perser, hätte nach Unterjo-
chung der Babylonier die Mässageten angegriffen, wel-
— 45a —
ches grosse und tapfere Volk jenseits des Araxes (jetzo
Aras, der sich in den Kur^ sonst Cyrug^ mündet^ wel-
cher sich in das cft8]>ische Meer ergiesst}, gegen Osten
wohnt (also in den weiten kirgisischen Steppen , die sich
längs dem Ural fortziehen); §. 804 wird wiederholt be-
merkt^ wie die Massageten in der unermesslicheu Ebene
wohnten östlich des caspi^chen Meeres. Cyrus wurde hier
gänzlich geschlagen, und selbst getödtet. Nach §. S15
streiten die Massageten zu Pferde und zu Fuss mit Bo-
gen^ Lanzen und zweyschneidigen Schwerdtern ; zu Allen
brauchen sie nur Gold oder Erz ; die Spitzen ihrer Lan*
zen und Wurfspiesse, die Schärfe ihrer Schwerdter sind
alle von Erz, der Kopfschmuck, die Gürtel und Achsel-
bänder von Gold , ja selbst ihre Pferde haben eherne Brust-
scbilder , Zügel , Gebisse und Stirnbänder von Gold ; Eisen
und Silber brauchen sie nicht, weil es ihnen mangelt,
Gold aber und Erz haben sie in unermesslichem lieber-
fluss^ von allen Gottern beten sie nur die Sonne an.
Spätere Autoren erwähnen zwar auch die Massageten,
doch ohne etwas Specielleres von ihnen anzuführen.
Uier haben wir ein Volk, welches in den Gegen-
den wohnte, wo Kurgane und keltische Alterthümer in
vorzüglicber Menge vorkommen, welches an Gold und
Erz ungeheuren Ueberfluss hatte, daher gewiss auch vjel
Bergbau führte , welches solche Waffen und solchen Schmuck
führte, wie wir in den Kurganen antreffen. Dieses Volk
blühete noch um die Zeit des Todes von Cyrus (530
V. Chr.)*, verschwindet dann allmählig aus der Geschichte,
wahrscheinlich weil es von rohen, besonders türlcischeo
und mongolischen Völkern verdrängt und vernichtet wur-
de. Es i)interliess keine Spur ihres Andenkens, ausser
den stummen Alterthümern, die auch noch lange für den
Archäologen Kunde ihrer Kunst geben.
Diese Massageten oder Massa-Getae, deren Na-
men an die keltischen Getae an der untern Donau zu
erinnern scheint, führen uns vom schwarzen und caspischea
Meere bis tief nach Asien, bis an die Grenzen von In-
dien , dürften das verbindende Glied zwischen Europa und
— 454 -
ludien scyn^ das Massagetcnland bildet gleichsam die
Brücke , über welche indische Völker oder indische Cui-
tur nach Europa hinzog. An der Iland^ unter der Lei-
tung der Archäologie^ lässt sich das Kcltcnthum bis an
die Grenze Indiens verfolgen.
Wie schon im ersten Theile^ Pag. 343^ bemerkt
wurde ^ finden sich ganz ähnliche Grabhügel und*>Alter-
thümer^ als die keltischen auch in Indien selbst, die von
den Hindu -Priestern Jaundoor Colies genannt wer-
den; sie haben bis 100 Mm Durchmesser, stets einen Krans
von rohen, bis 16' hohen Steinpfeilern, im Innern eine
Grabkammer aus rohen Steinen; sie umschliesst Leichen^
viele Thongofässe, theils leer, theils mit Knochen ge-
füllt, Lanzonspitzen , Schwerdter u. s. w. Für diese he-
gen die Hindu eine groiäse Verehrung, schreiben sie einer
frühereu , fremden Nationalität zu , glauben , dass die Grab-
hügel von einem Pygmeen - Volke erbauet wären. Aber
selbst noch gegenwärtig soll man in einigen Gegenden
Indiens dieTodten verbrennen, ihre Asche in Urnen sam-
meln und diese in Grabkammern unter solchen Grabhü-
geln beysetzen.
Suchen wir uns aus der Archäologie und den ge-
schichtlichen Bruchstücken eine Urgeschichte von Europa
zu oonstruiren, so werden vrir auf Indien, als den An-
fangspunkt gefülirt. Von hier zog — wie es scheint •^-
.eine gleich ursprünglich cultivirto Nationalität aus, die
sich gewiss sehr allmählig, im Laufe von Jahrtausenden
immer westlich, durch Siberien und ganz Europa ver-
breitete, die einen sehr indischen Anstrich gehabt, und
lange behalten haben mag, die ich nur als die kelti-
sche Nationalität bezeichnen kann, die aber Jedwe-
der nach seinem Belieben nennen kann, da es auf den
Namen wenig ankommt, wenn man nur über die Sache
selbst einig ist.
Die Gegenden am Fusso der indischen Gebirge und
des Altai mag sie zuerst cultivirt haben, wo ihre Erin-
nerung in dem Namen der Tschuden nachklingt^ wo
sie zuerst vernichtet seyn mag. Längs den asiatischen
— 4S5 —
Gebirgen kam sie ans caspische Meer^ wo sie einst als
Massa-Geiae gläiisste; deren Andenken früh schon un-
ierging, sie um wohnte das schwarze Meer, wo die ei-
merischen Volker in der mythischen Zeit in höchster
Blüthc standen, aber früh schon vernichtet wurdbn.
Von hier theiUe sie sich in mehrere Strahlen. Sud-
lich verbreitete sie sich über Kleinasien, als Phrygier,
Mysier, Lydier u. s. w., wo sie gleich mit semitischen
Völkern zusammentrifft, sich hellenisirt, im Laufe der
Zeit vollkommen vernichtet wird; westlich tritt sie auf,
als Thraker, Macedonier, Geten und Illyrier, die
sieh über das feste Land von Griechenland, bis zur Do-
nau verbreiten, ferner als Pe las gier, die sich über die
Inseln und Kustengegenden des mittelländischen Meeres
verbreiten , wo sie sich grossentheils in Hellenen oder Grie-
chen, später in Römer umbildeten; die meisten dieser
Länder sind der Barbarey verfallen; die Reste der alten
Nationalität finden sieb in den Wlachen und Albanern.
Westlich zog sich die alte Nationalität längs der Donau
fort, bevölkerte Dacien, Rhätien, Germanien, Gallien,
Ober -Italien, Skandinavien, Britannien, schiffte vielleicht
nach Amerika über, erscheint hier als Germanen, Gal-
lier, Britten^ aus denen sich dicw Teutschen , Franzo-
sen, Italiener, Spanier und Engländer entwickelten, wel-
che die alte Nationalität auf einige gebirgige Theile von
England und Frankreich zurückdrängten , wo sie noch als
wälsche und gälschc Kelten leben.
Von einer solchen, aus Indien entsprossenen Natio-
nalität, mit ursprünglich indischer Cultur und Industrie,
die gleich aus Edlen, Priestern, Industriellen und Acker-
bauern bestand, wo es von Hause aus einen Unterschied
der Stände gab , scheint mir die europäische Bevölkerung
vorzugsweise entsprossen zu seyn, unrichtig scheint mir
die häufig entwickelte Idee von einer stufenweisen Ent-
wickelung, von ursprünglich rohen Hirten- und Jäger Völ-
kern, die keine Metalle gekannt, dann in Ackerbauer um-
gebildet, nun erst Gold und Bronce, endlich in geschicht-
lich neuer Zeit auch das Eisen hätten kennen lernen;
— 4Ö6 —
diess sdieint mir ^ vorzüglich für Europa, eine luftige Hy-
pothese oboe Innern Grund.
Neben dem aus Indien entsprossenen , nrsprün^csh
gebildeten Volke, den Autochthonen von Europa und einem
Theile Asiens, stand von Hause aus eine r<Ae Nationali-
tät, in verschiedenen Völkerschaften, die nie cultivirt war,
es wohl nie werden wird, sondern im Gegentheile bestimnut
zu seyn scheint, die Cultur zu zertreten , sie in besdiränk-
ten Grenzen zu erhalten, die vorzüglich in den türkischen
und mongolischen Völkern ausgeprägt ist, welche allmäk-
lig von Ost nach West vorgehen ^ ein cultivirtes Land
nach dem andern erobern, erst Siberien, dann die cime->
rischen Länder am caspischen und schwarzen Meere, end-
lich Kleinasien und Griechenland. Aehnliche asiatische
Völker durchzogen ganz Europa, wirkten destruirend auf
die alte Cultur, konnten iMt durch eine Amalgamation
überwunden werden, aus welcher sehr allmählig der je«»
tzige Zustand hervorging.
Rückblick.
Es werden zwey unendlich verbreitete und mäch-
tige Volksstämme seyn, um welche sich die älteste Ge-
schichte drehet, die hn Laufe derselben, die Träger einer
ursprünglichen. Cultur sind, der semitische und der
keltische.
Der semitische Stamm mit der aegyplisclien , ara-
bischen, numidischen, hebräischen, syrischen und chal-
däischen Nationalität, wohl, dem südlichen Indien entspros-
sen, nahm die südlichem Gegenden ein, trieb hier gleich
die höchsten Blüthen der Cultur, die sich in unzähligen
Bau- und Kunstwerken darstellen, die mit grösstem Lu-
xus verschwistert waren; das regste Leben in geistiger
wie in politischer Hinsicht, das vor 3, 3, 4 Jahrtausen-
den, vielleicht noch früher herrschte, erschöpfte sich all-
mählig, ohne junge Sprösslinge zu treiben.
Alle jene Nationalitäten sind jetzo theils ganz ver-
nichtet und verschwunden, wie die ägyptische, syrische,
— 45T —
chaldaische^ numidische, theils in gans rohem Zustande,
wie die arabisciie^ die Länder , die in ältester Zeit in
höchster, nicht übertroffener Blüthe standen, wo die
höchste Cuilur, der aosschweifendste Luxus herrschte, sind
jetzo ganz verödet, gewähren den traurigsten Anblick.
Wahrscheinlich gleichzeitig verbreitete sich aus dem
Norden von Indien, durch die nördlichen und westlichen
Gegenden, bis zur Ost- und Nordsee und dem Mittel-
meere der keltische Völkerstamm mit denNationa-
litäten der Thrazier, Pelasgier, Cimerier, lUyrier, Germa-
nen, Gallier, Britten, auch mit grosser, aber ganz anders-
artiger Cultur, ohne Herrscher, Göttertempel, Palläste
und Statuen, dennoch mit sehr grossartigen Bauwerken,
ohne Schrift, die nur die Priester kannten, nicht das
Volk, dennoch mit vielseitigen Kenntnissen, vieler In-
dustrie, reiche, tapfere Völker, welche lange die Geschicke
von Europa in den Händen hielten.
Auch diese in l^uropa autochthonische Nationalität
ist im Laufe der Zeit allmählig ganz gealtert, die Trüm-
mer derselben leben jetzo ohne politische Bedeutung in
den Gebirgen von Albanien und Thrazien, in einigen Win-
keln von Frankreich und England, in Ilochscliottland und
Irland, ihr grösster Theil aber streifte die alt - keltischen
starren Formen ab, mischte, amalgamirte sich mit andern
Nationalitäten, trieb so neue Sprossen, neue Nationalitä-
ten, wie die Griechen und Römer, die Italiener,
Franzosen, Spanier, Engländer und Teutschen,
die jetzo die Träger der Cultur und Weltherrschaft sind.
Zwischen jenen semitischen und diesen keltischen
Völkern wohnten in der Mitte die armenische und
persische Nationalität, ebenfalls ebenbiirtig, einst
cultivirt, reich und mächtig, die ihrer Zeit auch kräftig
eingriffen in die Weltgeschichte, jetzo aber ganz ergrauet,
schwach und veraltet sind.
^ So sehen wir im Laufe von Jahrtausenden ungeheure
Nationalitäten, gleich den Individuen, blühen, vergeben,
auch sich verjüngen, wandelbar ist das Einzelne', das
— 458 —
Menschengeschlecht im Ganzen mag kaum sich verän-
dert haben.
6. Der gothische Stamm.
Die älteste Geschichte der Völker ist immer sejir
dunkel, nirgends aber derartig, als bey dem gothischen
Stamme, der in der Geschichte als ein kurzes Meteor auf-
tritt, das plötzlich erscheint, ohne dass wir wissen wo-
her, und sehr bald wieder verschwindet, aber grosse Fol-
gen hinterlässt. Die Gothen treten etwa im Laufe des
ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung in die Geschiclile,
besiegen alle keltische Völker, erobern ganz Europa, be-
dingen ganz neue politische und sociale Institutionen, aber
nach kaum 6 Jahrhunderten sind sie überall assimilirt,
die gothische Nationalität ist so gut ala ganz verschwun-
den. Die Geschichte der Gothen wird dadurch um desto
dunkler, dass die Historiker sich — wie mir scheint —
gar keine klare Idee von der Nationalität und dem We-
sen der Gothen gemacht haben, denn wunderbarerweise
vermengt man immer Germanen, Gothen und Teulsche,
fabelt auch wohl, dass teutsche Germanen aus Teutsch-
land erst ans schwarze Meer gezogen und von da als
Gothen zurückgekehrt wären. Meiner unvorgreiflicheu
Ansicht nach hat man Germanen, Gothen und Teutsche
als ganz verschiedene Nationalitäten zu trennen, in so
naher' Beziehung äie auch unter einander stehen, sie ver-
halten sich wie Gallier, Franken und Franzosen, wie
Britten, Sachsen und Engländer.
Waren die Germanen wirklich Kelten, sprachen nicht
teutsch, sondern keltisch, wofiir schon Manches beygc-
bracbt ist, was im folgenden Theile noch mehr begrün-
det werden soll, so können iäie weder Teutsche noch Go-
then gewesen seyn , d. h. nicht teutsch und nicht gothisch
gesprochen haben, denn Teutsch, Gothisch und Keltisch
sind sehr verschiedene Sprachen, die man ohnmöglicb
für gleich halten kann. Aeltere Historiker, auch teutsche,
haben in den Germanen ganz richtig Kelten erkannt ; da
sie diese aber wieder mit den Gothen idcotificirten^ 80
- 459 —
wurde die Geschichle nicht klarer, es blieb die alle Dun-
kelheit, die Ansicht von dem keltischen Ursprünge der
Germanen blich unberücksichtiget« Meiner Ueberzeugung
nach wird man die Golhen neben die keltischen Germa-
nen und die Teutschcn , als eigne Nationalität hinzu-
stellenhaben, characterisirt durch eigene Sprache und ein
eigenthijmliches Wesen, wesentlich abweichend vom kel-
tischen.
Die Gothen haben uns einen nur sehr geringen Nach-
lass hinterlassen, wirklich gotliische Bau- und Kunst-
werke mögen kaum vorhanden seyn, denn der gotliische
Baustyl hat mit den eigentlichen Gothen wohl wenig Re-
lation, deren Nationalität wohl lange vor denselben ver-
wischt war. *Ihre Sprache wurde erst im 4. Jahrhundert
Schriftsprache, ist seitdem ganz ausgestorben, wir haben
von derselben nur einige wenige Schriftproben, auf wel-
che unsere Kenntniss derselben beschränkt ist; aber ge-
wiss hat sie auf viele neuere Sprachen, besonders die
teutsche einen wesentlichen Binfluss ausgeübt. Sie ge-
hört offenbar in den Kreis der indo- europäischen Spra-
chen; sie scheint der persischen nicht sehr fern zu ste-*
hen, wodurch vielleicht das Teutsche mit dem Persi-
schen in nähere Verwandtschaft getreten seyn mag, doch
wage ich hierüber gar nicht ein Urtheil zu fällen.
Bey den Autoren, überhaupt in der alten vor-christ-
lichen Litteratur kommt der Name — Gothen — nicht
vor , ihre Nationalität war gewiss vorhanden , wurde viel-
leicht in dem allgemeinen Ausdrucke von scythischen oder
persischen Völkern mit begriffen. Mehrfach , auch neuer-
lichst hat man Gothen und Geten für ein und dasselbe
Volk gehalten; aber so viel ich zu urtheilen vermag,
waren die Geten ein dacisches Volk an der untern Donau,
gehörten der keltischen Nationalität an^ können ohnmög-
lich Gothen gewesen seyn, die gothisch, nicht keltisch
sprachen, wohl aber haben später die Gothen im Lande
der Geten ihren Wohnsitz aufgeschlagen und in den
Schriften des Mittelalters können sie daher wohl Geten
genannt seyn.
— 460 —
Die Alanen waren ein gothisches Volk^ welches im
4.uncl5. Jahrh. in Europa grosse Eroberungen machte; Alaoi^
Alauni^ Akavvoi 2xv&ai werden auch von den Autoren, be*
sonders von Ptolemäus angeflührt, als ein scythisches Volk,
in den Steppen über dem caspischen Meere bis gegen den
Caucasus, von denen aber weiter gar nichts gesagt wird ;
erst Ammianus Marcellinus, der um 379 n. Chr. schrieb,
redet ausführlicher über sie, und damals wurde das Ala-
nia offenbar vom gothischen Volke bewohnt. Als Nach-
kommen dieser Alanen betrachtet man die Osseten,
die jetzo in jenen Gegenden wohnen, deren Sprache der
persischen sehr verwandt seyn soll.
Von den Schriftstellern des Mittelalters werden die
Gothen häufig ein scylhisches Volk genannt, ^und das mö-
gen sie auch gewesen seyn; sie zogen wahrscheinlich
als nomadisch kriegerische Stämme in den weiten Step-
pen von Scythicn, unter uns unbekannten Namen umher ^
Scythien war aber im Altcrthume der Collectivname für
die unbekannten Gegenden hinter dem caspischen und
schwarzen Meere. In Sprache und Wesen scheinen
^io gothischen Stämme am meisten der persischen
Nationalität verwandt gewesen zu seyn, was ich frei-
lich nur als individuelle Ansicht, ohne nähere Begründung
hinstellen kann.
Während die semitischen, persischen, armenischen,
keltischen Völker überall als autochthonische auftreten,
ein Vaterland haben, das sie gleichsam ursprünglich be-
wohnen und immer festhalten , erscheinen die Gothen nir-
gends als Autochthonen, haben nirgends ein Vaterland,
sie ziehen immer und immer westlich, wo ihr nomadischer
Zustand anfliört, wo sie scssliaft werden, verschwinden
sie gar bald durch Amalgamation mit der vorhandenen
Einwohnerschaft.
Die gothische Nationalität scheint keine besonders
zahlreiche gewesen zu seyn, wenn wir sie mit andern
sesshafteii Nationalitäten vergleichen; denn wie sie wei-
ter westUch vorrückt, verschwindet sie in den oatliehern
Gegenden.
— 461 —
Erst in der Zeit nach Christi Geburt treten gothi-
sehe Stämroe in die Geschichte^ erscheinen als Eroberer
der eimerischen Länder am schwarzen Meere ^ sie ziehen
sich dann von hier auf den grossen alten Handelswegen^
theils nach den griechischen Ländern^ ferner der Donau
entlang nach Italien , Gallien, Germanien, theils dem Dni-
ster entlang zur Ostsee und nach England.
Die Gothen scheinen in zwey, wahrscheinlich auch
in der Sprache etwas verschiedene Stämme sich getheilt
zu haben, in die Ost gothen zwischen Don und Dniper,
und die Westgothen zwischen Dniper und Donau. Ein
Theil von ihnen, besonders Westgothen traten bald, seit
etwa 800 n. Chr., in die keltischen Länder an der untern
Donau, blieben hier an zwey Jahrhunderte, ehe sie nach
Germanien und Gallien vordringen, mögen sich hier in
Sitte und Sprache etwas kcltisirt haben; bey diesen war
Ulfilas christlicher Bischof, und diese wurden von den
Hunnen über die Donau gedrängt (378) ; den andern Theil
von ihnen, besonders Ostgothen, traten gleich in die nörd-
lichem, slawischen Länder des jetzigen Russfands, er-
oberten sie, setzten sieh fest, zogen an die Ostsee, nach
dem Norden von Germanien , nach Skandinavien und Eng-
land. Diese mögen, auch durch Einwirkung der Slawen,
in Sitte und Sprache manche Verschiedenheit von den
Donaugothen gehabt haben, 5vas auch auf die durch go-
thischcn Einfluss sich bildenden teutschcn Idiome von
Einfluss gewesen seyn kann.
Ueberall erseheinen die Gothen als wandernde no-
madische Krieger , die , wo sie sich heimisch niederlassen,
LandgCiter nehmen , Dynasten werden , stets ihre Kriegs-
verfassung behalten, dann aber in längerer oder kürze-
rer Zeit sich mit den Einwohnern amalgamiren, in ihnen
untergehen, daher die gothischo Nationalität bald aus der
Geschichfe verschwindet.
Welches Breigniss die Gothen aus ihren einstigen
Ursitzen in Scythia vertrieb oder sie zur Auswanderung
veranlasste, wissen wir nicht; aber Lust zur Heimkehr
scheint sich nirgends zu äussern.
— 462 —
Ihre ersten Eroberungen betrafen die Lander am
schwarzen Meere ^ am Fusse des Caucasus^ hier bildete
sich ein gothischcs Alania, wo Gothen bis zum 9. Jahrh.
geherrscht asu haben scheinen, dann ganz verschwinden,
und ein Gothia, das schon früh sich gegen Norden und
Westen ausdehnt, bis zum 5. Jahrh. blühcte; als aber
die Hunnen nach Attila's Tode sich aus Europa zurück-
zogen (458), setzten sie sich hier in Gothia fest, und
die gothischen Stämme, die noch nicht fortgezogen waren,
verliessen das Land, dessen Name nun verschwindet,
doch werden noch Gothae tetraxidae, bis etwa um das
Jahr 1000, ja selbst noch später in der Krimm und Um-
gegend genannt.
Von den gothischen Stämmen, die aus der Umge-
gend des schwarzen Meeres alimählig längs der Donau
nach Europa zogen, können mr mit ziemlicher Genauig-
keit ihre Zuge und Eroberungen verfolgen, weil sie hier
gleich mit dem west- oder oströmischen Reiche in Con-
flikt kommen, und hier von der Litteratur, so ungeniigend sie
auch ist , erwähnt werden ; von den Zögen der Gothen längs
dem Dniper, durch die slawischen Länder nach Norden,
wissen wir durch die Litteratur sehr wenig, hier ist der
Conjectur grosser Raum gegeben.
Der Dnister, der die uralte Handelsstrasse bildete,
schied die Ost- und Westgothen. Ein König der letz-
tern, ErmanrichoderJörmunrexs (f 375), besiegte 33S —
350 die nördlichem slawischen Völker , eroberte fast das
ganze nördliche Russland, auch die Ostseeländer, unter-
warf sich hier, nach Jornandcs, die Veneti, Natio Aestrarumy
qui longissimi ripa Oceani GermafUci incidimi und viele
andere Völker.
Diess ist Ein Zug der gothischen Völker nach dem
Norden von Germanien, von dem die Litteratur spricht;
aber wahrscheinlich hat es deren mehrere auch in früherer
Zeit gegeben, wenn auch die Litteratur von ihnen schweigt.
Die Franken, die im 3. Jahrh. am Unterrheine
erscheinen, sind ihrem ganzen Wesen nach ohne Zwei-
fel ein gothisches Volk, das nicht von der Donau her-
— 4« —
anf, sondern von Norden her kam, sBunicIist ans den
Elbgegended ; man kann kaum anders als annehmen : dass
sie im Laufe des zweiten Jahrhunderts oder früher vom
schwarzen Meere her (dem Sammelplatze aller gothischen
Völker) y dem Dniper entlang^ denselben Weg nach Nor-
den machten /den später Ermanrich einschlug. Wie oben
(bey Germania) bemerkt wurde , hatten die östlichen und
nördlichen Germanen zu Anfange des ersten Jahrh. die
Römer aus Germanien vertrieben, sie überall geschlagen,
benutzten aber in der folgenden Zeit ihre Macht und Kraft
gar nicht durch weiteres Vordringen, wie man erwarten
sollte, sondern ihre Geschichte verstummt nun; es wird
daher wahrscheinlich, dass sie ihre Kräfte gegen ein-
brechende, scythisch-gothische Völker wenden mussten,
wo sie aber nicht glücklich gewesen seyn können. Wie
nach einem Zeiträume die Geschichte der niederrheini-
sehen Völker wieder beginnt, scheinen sich die Verhält-
nisse ganz geändert zu haben, die Kraft der Germanen
ist hier gebrochen , die alten Völkerschaften werden meist
gar nicht mehr genannt, ein früher unbekanntes Volk,
die Franken, mit fremden Sitten, herrscht hier, das
keinen nationalen Namen trägt, sich wohl selbst von dem
überwundenen germanischen Volke Sigambri nennt, von
den Germanen Franci, d. i. Freie genannt, übrigens als
Francarum genies bezeichnet w^ird. Die Litteratur nennt
diese Franci zuerst im Anfange des 3. Jahrh», wo sie
in dem Lande der germanischen Sigambri und Catti
herrschten, rauhe Krieger und Seeräuber sind. Manche
Autoren, wie Sidonius Apollinaris (de anno 458) nen-
nen sie ein scythisches Volk, und Maskou in seiner sehr
gründlichen Geschichte der Teutschen führt viele Stel-
len der alten Schriftsteller an, wo die Gothen Scythae
genannt werden (z. B. Pag. 174, 192, 266, 344 u. s. w.).
Von nachfolgenden Stämmen unterstützt und fortge-
schoben, gehen die gothischen Franken, die gar nicht
eine sehr imposante Macht gewesen zu seyn scheinen,
um 240 über die Scheide, dann über den Rhein, wo
ihnen um 280 Wohnsitze in Bcigica (Holland) angewie-
— 4fi4 —
Ben werden; aber die römische Macht ^ so wenig bedeu-
tend sie war^ hielt sie in ihren Scliranken. Erst seit
437^ als die Römer von allen Seiten durch gothische
Sehaaren gedrangt wurden y greifen auch die Franken un-
ter Chlodio um sich , erobern allmählig bedeutende Theiie
von Gallien , indem sie sich ganz aus Germanien zurück-
ziehen. Chlodwig I. überwältigt leicht die letzte schwa-
che Macht der Römer (486)^ nimmt die Zeichen der kö-
niglichen Würde an^ gehet ^ mit seinen Gothen zum Chri-
stenthume über, besiegt andere gothische benachbarte
Völker, wie die Alamannen (496), die Burgunder (508},
und legt so die Grundlage des grossen fränkischen Rei-
ches, das unter Carl dem Grossen (800) seinen Höhe-
punkt erreichte, von welchem oben (hey Gallien) die Rede
war. Die Franken, wie alle gothische Völker, die nach
Gallien kamen, verlieren bald ihr nationales Wesen, amal-
gamiren sich mit der gallischen Einwohnerschaft zu den
Franzosen.
Auf dem Wege , auf welchem die Gothen vom schwar-
zen Meere nach Germanien gekommen waren , folgten offen-
bar noch viele Schaaren, wie z. B. die Ueruler, in sehr
verschiedenen Zeiten; wenn iftir auch von den Zügen
selbst nichts Näheres wissen, so sehen wir das Resul-
tat derselben in den gothischen Völkerschaften, die in
Nordgermanien und Skandinavien auftreten, die alten
germanischen Völker ganz zurückdrängen, ganz andere
Sitten und Institutionen haben als diese.
Andere westgothische Stämme, die Wisi-
gothi, Thervingi u. s. w. zogen an das linke Ufer
der untern Donau, wo sie sich ausbreiteten und Chri-
sten werden; sie setzen bald über den Strom, erobern
Thrazien (S6S), dann fast ohne Widerstand Griechen-
land (395) und Illyrien, wenden sich von hier unter
Alarich , der nun als Statthalter von Illyrien und Griechen-
land anerkannt war, nach Italien (400), nehmen Rom
(408), gehen (4 IS) nach Gallien, wo sie in Aquitaniea
(in Languedoc), ein westgothisches Reich bilden^
welches lange Gotbica oder Gutica heisst, von dem
— ^5 -
Toulouse dio Hauptstadt war^ zu dem auch seit 470
grosse Theile von Spanien gehörten^ welche die Gotheii
seit 470 besetzten. Die Gotben in Gallien werden um
507 von dem fränkischen Reiche abhängig^ seit 590^
unter Bekkared katholisch; allmählig nun machtlos ^ 711
von den Arabern besiegt und verlieren sich nun in der
franzdsischen Nationalität. Die Gothen^ die nach Spa-
nien gezogen waren ; denen andere Stämme folgten ^ Van-
dalen, Sueven u. s. w.^ sich hier ganz unabhängig mach-
ten, bringen um 585 fast das ganze Land unter ihre
Herrschaft, werden nun katholisch (590), bald ohnmäch-
tig und verlieren sich allmählig unter der Einwohnerschaft,
die nun als Spanier auftritt, besonders seit 711 die Ara-
ber fast ganz Spanien erobern. Nur in den Gebirgen von
Oviedo hatte sich das meiste Gothische, auch der krie-
gerische Geist erhalten , von hier aus eroberten die Spa-
nier sich wieder ihr Land, das sich in einzelne König-
reiche bildete, bis endlich 1570 die Araber gänzlich das
Land räumen mussten ; aber die Gothen haben hier noch
weniger Spuren, als die Araber hinterlassen.
Bey diesen Westgothen und ihrem Aufenthalte in
Italien f&hrte der Bischof Ulfilas die Buchstabenschrift
ein und lieferte die Uebersetzung der Bibel, von der sich
einige Reste erhalten haben, aus denen wir uns einen
Begriff von der gothischen Sprache bilden können.
Ostgothische Völker, Ostrogothae, Greu-
tingi u. s. w. kommen um S76 nach Pannonien und
an die Donau , beginnen um 380 über den Fluss zu se-
tzen, erhalten von den Römern Jahrgeld, um nicht feind-
lich aufzutreten, werden 390 arianische Christen, setz-
ten sich um 484 in Dacia und Mösia fest, das ihnen
von Byzanz förmlich abgetreten wurde, wo sie als Moeso-
gothi auftreten, deren Reste sich lange erhalten. Unter
Theodorich, der am» kaiserlichen Hofe zu Constantinope!
hohe Aemter bekleidete (was bey nicht wenigen Gothen
der Fall war) und 475 König der Ostgothen wurde, ^ogen
diese 489 nach Italien, überwanden den Odoacer, Fürsten
der gothischen Heruler (der 476 König von Italien ge««
Kerentein JLtVU Altertü. IL Bd. IL Abth. 30
Ä
— 466 —
worden war) und seit 493 begründet er das grosse ost-
gothische Reich über ganz Italien, zu dem auch Rhaetia^
Noricum^ Dalmatia^ Pannonicum und Dacia gehorte , wel-
ches von 493 — 554 dauerte ^ das von verhältnissmassig
wenigen Gothen besetzt wurde.
Wie überall nahmen die Gothen auch hier Orood-
eigenthum, wurden auf ihren Laudgiitern Dynasten, be-
hielten unter sich ihre alte Kriegs Verfassung; übrigens
befreieten sie das Volk von der Despotie und den un-
geheuren Abgaben der Römer ^ achteten das Eigenthum
und vor Allem das Alt-N^ationale des Volkes^ das sich
frei bewegen konnte, auch in seinen alten keltischen In-
stitutionen. Italien befand sich unter dieser gothischen
Herrschaft sehr wohl, hatte keine blutigen Kriege zu
kämpfen^ überall herrschte Sicherheit, die Gewerbe und
der Handel blüheten. Die Gothen, als arianische Chri-
sten, welche die Allmacht des Papstes nicht anerkann-
ten, fanden in dem katholischen Italien wenig Anklang,
der oströmische Kaiser Justinian benutzte die Zwietracht,
welche nach Theodorich's Tode unter den Gothen ent-
stand, und sein Feldherr Belisarius, welcher schon den
gothischen Vandalen Afrika entrissen hatte, griff 5d5
Italien mit grossem Erfolge an; 558 unterlag der letzte
gothische König Totila, Italien wurde dem byzantinischen
Reiche einverleibt; die Regenten hiessen nun Exarchen
(bis 751}, die in Ravenna residirten, unter denen Her-
zöge ^mit grosser Gewalt standen. Die Gothen verlies-
sen theils Italien, meist verloren sie sich unter der Ein-
wohnerschaft, oder schlössen sich den gothischen Lon»
gebärden an, welche schon 568 das obere Italien wie-
der eroberten.
Die Vandali, Vanduli, die mit den gothischen
Gepiden gleiche Sprache hatten , treten schon früh an der
untern Donau auf, zum Theil auch links der mitUem
Donau, im Lande der germanischen Markomannen, mit
denen sie den markomannischen Krieg gegen die Römer
fortsetzen (174). Wie die Gothen hier zu den Marko-
inannen und überhaupt zu den Germanen kommen, wis-
— 4OT —
Ben wir nicht, aber bekanntlich nahmen die Römer go-
tbische Armeen in ihren Dienst^ führten mit diesen vor-
zugsweise ihre Kriege; wahrscheinlich handelten die Ger-
manen auf ähnliche Art, zogen gothische Schaaren an
sich, die freilich dann im Lande blieben, sich mit dem
Volke mischten, so, dass Germanen und Gothen oft schwer
zu iBcheiden sind.
Die Vandalen gehen über die Donau nach Dacien
und Pannonien, dann theils nach Thrazien, theils an den
Rhein; in Verbindung mit den Gothen im germanischen
Suevia, oder den Sueven und den Alanen, ziehen sie
406 plündernd über den Rhein durch GaUien, und erobern
409 Spanien, wo die Vandalen nun ein Vandalitia bil-
den (das spätere Andalusien), die Alanen Lusitanien
die Sueven Gallizien besetzen , auch die balearischen In-
seln erobert werden. 429 führt der König Genserich an
80,000 Vandalen nach Numidien und Mauritanien in
Afrika; sie erobern 439 Carthago und das ganze Land
als Seeräuber in grossem Maassstabe von hier ans Sid-
lien (440), Rom (455), plündern Griechenland (467)-
aber seit 534 wird von Constantinopel aus durch Beli-
sar die vandalische Macht besiegt, und verliert sich bald
spurlos. Die in Spanien zurückgebliebenen Massen werden
von den Westgothen besiegt, und verlieren sich mit die-
sen in der Einwohnerschaft, die zu Spaniern wird.
Alani. Der Name Alanen oder scy tbische Alaunen
ist schon dem Alterthume bekannt, scheint ein Collectiv-
name für scythische Stämme gewesen zu seyn die hin-
ter dem caspischen Meere wohnten. Es ist mdglich
aber nicht gewiss, dass sie der gothischen Nationalitat
angehörten, was mit den Alani der Fall gewesen seyn
wird, welche Ammianus Marcellinus (um 379) näher be-
schreibt. Aus Alaoia fallen die Alanen um 73 n. Chr.
in Armenien und Medien ein, sie scheinen später bis an
den Don gewohnt zu haben, hier, von den Hunnen ge-
drängt, ziehen sie sich an die Donau, erhalten um 860
Wohnsitze in Moesien, durchplundem bald Thrazien, zie-
hen 407 mit den Vandalen nach Spanien, setzen
80 ♦
— 468 —
in Lusitanien fest^ gehen zum Tlieil mit den Vandalen
nach Afrika^ kommen übrigens unter die Wesigothcn und
die arabische Herrschaft ^ verlieren sich dann unter der
spanischen Einwohnerschaft.
Das Alania in der Gegend des Don und schwar-
zen Meeres (wo jetzo meist donische Cosacken wohnen}
wird noch im 6. und 9. Jahrh. genannt (Zeuss Pag. 700}.
Arabische Geographen aus dem zehnten Jahrh. sprechen
von Alanen oder Äsen wohnhaft nördHch vom Gauca-
sus (histoire desMongoles, Paris 1884 Pag. 693}^ sie
erstreckten sich bis zum Tanais, wo ihre mit Gothen
vormischten Reste noch im 15. Jahrh. von Reisenden
erwähnt werden, mit dem Zusätze, dass sie selbst sich
Äsen nannten (Geiger, Geschichte von Schweden^ über-
setzt von LüfHer I. S7}. Diese alanischen Völker könn-
ten wohl, als Gothen, auch nach Skandinavien vorge-
drungen seyn, wiewohl wir durch die Litteratur von
diesem Zuge gar nichts wissen , denn die Edda und die
isländischen Saga's sprechen immer von Asen^ die nach
Skandinavien eingewandert wären und von Asgard kom-
men; nun erwähnt Strabo ein Volk Aspurgianen am
Maeotis (dem asowschen Meere, welches die Krimm be-
grenzt}, welche wohl die Einwohner von Asburg oder
Asgard gewesen seyn könnten. Wie dem auch seyn
möge, 80 werden wir immer annehmen müssen , dass die
gothischen Völker, die aus der Feme nach Skandinavien
einwanderten, meist als Äsen bezeichnet werden, aus der
Umgegend des schwarzen Meeres kamen.
Am Caucasus lebt noch der kleine Völkerstamm der
Osseten oder Ossen von etwa 34,000 Seelen, die
man allgemein als Nachkommen der Alanen betrachtet,
deren Sprache der persischen nicht fern stehen soll ; Sjörn
hat neuerlioh eine Sprachlehre derselben gegeben, die
mir nicht bekannt ist, und näheren Aufschluss geben mag.
Gotbiscke Stämme als Gothae tetraxitae erhielten
sich länger als bis zum Jahre f 000 in der Krimm in den
dortigen Gebirgen; hier widerstanden sie den Alanen,
Hnnnen, Awaren^ Bulgaren wie den Mongolen im IX«
I
f
— 4«9 —
Jahrb. ^ erat viel spater verlieren sich die letsten Reste
nit ihren Anklingen an die gothische Sprache (Haupt^
Zeitschrift tat teutsches Alterthum I. 1841 Pag. 345).
fiiB gethischer Stamm^ die Rugi genannt , setzten
sirti am linken Ufer der Donau fest, erobern um 480 No-
ricum (das nun eine Zeit lang Hugiland heisst)^ auch
grosse Theile des jetzigen Oestreidis, ziehen 489 mit
den Ostgothen nach Italien , wo ihr Name verschwindet,
der wohl in keiner nationalen Verbindung stehet mit den
Rngii, die Tacitus 48 in Germanien längs dem Ocean
(der Ostsee) erwähnt
Die Fall, Taifali, Victofaliy gothiache Stamme,
wohnten im ft* Jahrh. am schwarzen Meere und der mi-
tem Denan, fahrten von hier Krieg mit den Römern, wurden
(d3t) geschlagen, zogen zum Theil mit den Westgothen
nach Gallien (412); znm Theil werden sie wahrschein-
lich anf uns unbekannten Wegen in das Herz von Ger-
manien gezogen seyn, denn hier erscheinen später Ost-
fali und Westfali an der Weser, da, wo germanisehe
Angrivarii und Cherusci wohnten, deren Nam^i ver^
schwindet, während unsw heut^es Westphalen an jene
gothisehen Fali erinnert.
IKe Qebidae oder Gepidae werden als ein go^
thischer Stamm um t60 erwähnt, mit Wohnsitzen links
der untern Donau in der heutigen Walachey, gehen 400
über die Donau nach Dacia und Pannonta, wo sie einen
Staat nnter eigenen Königen bilden, kommen dann zu
dem Hnnnenreiche, das sie nach Attila's Tode (^54) zu
zertränmiern wesentlich beytrugen, werden 570 von den
Longebarden besiegt, und ihr Name verliert sich nun.
Die Burgundiones, ein gothisch-vandalischer
Stamm, ziehen vom schwarzen Meere aus die Donau
herauf, setzen sich ,friih im südlidien Germanien fest.
Hier im keltischen Vindelida erwähnt Plinios ein gewiss
keltisches Volk der Burgundiones, von welchem der g»-
tbische Stamm wahrscheinlich den Namen entlehnte (aef
Mmliche Art als Z; B, die gothi8«Aea Franken sich S>-
gambu nannIflB, als sie im Laade der besiegten Sjgam-
— 4T0 —
bren wohnten). Etwa um S90 verbreiten eich die Bor-
gandionen über Vindelicien und die Nachbarlander, auch
durch das Gebiet des obern Mains im Rücken^ der Ala-
mannen, ferner am obern Rheine (370); in Verbindung
mit den suevischen Germanen, wohl als deren Bundes-
genossen y setzen sie den Krieg derselben gegen die Rö-
mer fort; um 413 überschreiten sie unter ihrem Könige
Gundikar den Rhein dauernd, ziehen in den SSsass und
werden Christen; 436 überlassen ihnen die Römer Hel-
vetien ; 443 wenden sie sich nach Savoyen ; 490 haben
sie sich in Gallien festgesetzt, bilden hier das burgun-
dische Reich (das Herzogthum Burgund, in der Bour-
gogne), Lion, Dauphind, Provence und einen Theil der
Schweiz begreifend, welches 534 mit dem firinkisdien
Reiche verbunden wurde, aber seine Verfassung behielt.
Die gothiscbe Nationalität verliert sich nun bald im firan-
ssösischen Volke.
Die Lombardi oder Longobardi, die ihrer Sage
nach Vinili hiessen, häufig auch Gepides genannt wer-
den, werden zuerst um 170 an der untern Donau bekannt.
Der Kaiser Justinian ruft sie gegen die Gothen zu Hülfe
(um 530) und nimmt sie in Pannonia auf; indem sio
dieses Land den Awaren überlassen mussten , zogen sie,
christlich geworden, 568 nach Noricum, welches nun
die Rugier verliessen, stifteten das Herzogthum Friaul
(um Udine im spätem Venetianischen) und ziehen wenig
zahlreich nach Italien, wo sie feste Wohnplätze in der
nach ihnen genannten Lombardei nehmen, und Alboin, ihr
erster König von Italien, seine Residenz in Pavia auf-«
schlägt. Nach dessen Tode 574 bleiben die 36 Her-
zogthümer des Landes nur schwach unter einander zu
einem gemeinschaftlichen Staate verbunden , der aber 75tt
das Exarchat vernichtete , und es wurde Carl dem Gros-
sen leicht, diesen 773 zu überwinden, mit seinem frän-
kischen Reiche zu verbindeil, auch bestätigte er dem
Papste die altern Schenkungen des Frankenkdnigs Pipin
V. J. 754 über das Patrimonium Petri von Ländern, die
er vermehrte , welche jetzo den Kirchenstaat bilden,
— 411 —
Wie ihre Vergftoger in Italien^ die Oslgoihen (490)
und die Heruler (476)^ nahmen die Longobarden Land-
guier, liesaen sich Zina geben , behielten ihre Kriegs-
▼erCuanng, ohne ein besoldetes stehendea Heer 8U er-
halten y beschützten in ihrem Lande die Industrie und das
Ak-Volksthämliche^ anch liess Rothar oder Hederich
(f 646) die alten vaterlandischen (ursprünglich kelti-
siAen) Gesetse aubchreiben^ die unter dem Namen der
longobardtschea bekannt sind. Da die Lombarden keine
oder sehr wenige öffentliche Abgaben erhoben^ möglichst
wenig regierten^ das Volk bey seinem alten ursprünglich
keltischen Wesen Hessen, so befand es sich unter dieser
Herrschaft unendlich besser, als unter der römischen, das
Lanj war ruhig und blühend. Indem die christlichen
Oothen in den Friedenszustand traten, sich mit dem
Volke amalgamirten^ verschwand allmählig ihre Nationa-
lität und Sprache, die in den sich neu bildenden Volks-
dialecten unterging , und sie verschwinden allm&hlig in der
neuen italienischen Nationalitat
VITie die Vinili oder Gepidae zu dem Namen Lom-
bardi kamen, der wahrscheinlich durch Corruption in
Longobardi umgemodelt wurde, ist uns ganz unbekannt;
aber in einer nationalen Beziehung stehen sie wohl schwer-
lich zu den Lakkbbardi oder Laggobardi, die im nörd-
lichen Germanien wohnten und der germano - keltischeii
Nationalitat angehört haben werden.
Die Heruli, Eruli, Airuli haben, wie sie be-
kannt werden, ihre Wohnsitze am schwarzen Meere,
wo sie um S67 als Seeräuber auftreten , die griechischen
und kleinasiatischen Küsten mehim^s verwüsten. Um
850 werden sie von den Ostgothen unter Hermanrich be-
siegt, treten dann zu Attila über, bilden an der Donau
ein bedeutendes Reich, erscheinen als ein Hauptvolk in
PiKnnonien (Ungarn), sind häufig Miethstruppen der Rö-
mer. 495 werden die Heruler in Pannonien von den
Longobarden geschlagen, worauf die edelsten Familien
nach dem nordischen Thule, wahrscheinlich nach Däne-
mark und Norwegen, ziehen; dahin schickten später di^
— 4tt2 —
Heroler int roaÜBchen Qebiete eine GeModCsdiaft^ im
sich einen König ras edlem GescUeolile x« iiolen. (Pro-
cep. de belL geth« II. 14).
Heruler^ Taroelingery Beirren, Rngierond
andere gelbiselie BlieÜietnippeB der r&miacheii Kamr
Biohen unter ilirem Qenerel Odeaeer aus Pannoniea nach
Italien , dieser findet hier sehr geringen Widerstand^ «etat
den westrdmisoben letnten Kaiser Angustvlua ab und nimnii
476 den Titel eines Königs von Italien an; aber schon
493 wird er von den Ostgothen unter Theodorich besiegt;
nach der longobardischen Eroberung von Italien (568)
wandern die meisten Ileruler nach Servien, werden christ-
lich ^ dienten den byzantinischen Kaisern als Miethstruppen,
und das ganze Volk verliert sich allmählig sparlos.
Alamanni und Suavi. Wie die Burgundienes,
so werden auch andere gcthische Stamme, vom schwar-
zem Meere bis zum Ursprünge der Donau und weiter
nach dem sädlioben Teutschland, zu dem Suevea ge-
drungen seyn, deren gothisohen SUunmnamea man uidit
kennt, die aber wohl zu den Thuringi oder Thervigni ge-
hörten, von dem gleich die Rede seyn wird; man nannto
sie theils Suavi, vormuthlich weil sie das germanisclie
Suevia inne hatten, theils Alamanni oder Allamanniy
wahrscheinlich von Allmann im Waischen, d. i« Frem-»
der, weil sie als Fremde im kelto-germanisehen Ijande
sassen«
Sie eigentlichen herrschenden Alamannen kann ich
nicht für einen germanischen, sondern muss ihn für einen
gotbischon Stamm halten Cder spater teutaeh wurde) , der
sich aber im germapisehen Suevenlande festsetzte^ Wie
er hierher gekommen ist, davon weiss die Lttteralur nichts;
aber wahrscheinlich riefen die germanischen Sueven, in
ihren steten Kriegen mit den Römern, golhische Schaa-»
ren zu Hülfe, die schon in der Nachbarschaft sassmn,
oder diese drängten sich als HiUfsvölker auf, blieben daiia
im liande sitzen, bekamen bald Nachzug und werden aU«
malilig Herrn, wie wir es in viehsn Gegenden, auch in
England finden. Der Uebergaag von der germaoiaeheii
- «3 —
iD die gothiflche IlerrMhaft erfUgie gewiss sehr allmib-
lig^ daher man einen scharfen Zeitabschnitt nicht answ-
geben vermag. Ueborall, in den Donaugegenden, inlta^
lien, Oallien, Hi^wnien, England , sdien wir die r5mi-
sehea und keltischen Länder durch Oothen ubersdiwem-
men y effenbar musste Germanien diesem allgemeinen Schick-
sale auf gleiche Art erliegen , aueh das germanische Sue-
vien musste gothiseh werden.
Der Name der Alamannen, den das Alterthum nicht
kennt, wird zuerst um S14 genannt, wo sie der Kaiser
Caracaüa schlägt und in der tabula peutingeria (einer
römischen Reisekarto aus derselben Zeit} stehet hinter
Suevia ein Alamannia am Main und Neckar, im jetzi-
gen Würtemberg, daher um diese Zeit gothische Völker
In dieser Gegend bereits die herrschenden gewesen seyn
mögen.
Unter der Aegide der Alamannen, die mehrere kleine
Hciche auf germanischem Boden bilden, wurden die Kriege
der Sueven gegen die Römer fortgesetzt, und seit Cara«
calla fechten fast alle Kaiser gegen sie mit abwechseln«-
dem Glücke, so Alex. Severus (236), Max. Claudius IL
(«68) , Aurelian («71), Probus («77), Maximinian (887),
Julian (356), Gratian (378), doch scheint die Masse
der alamannischen Krieger nicht gross gewesen zu seyn,
denn bey dem Haupttreffen gegen Julian, wo alle Kö-
nige ihre Truppen unter Chnodomarius vereinigten^ wird
deren Stärke zu 35,000 Mann angegeben.
Die Alamannen fallen ft65 in Helvetien ein, auch
häufig in GaUien, wie «80, 303, 3&«, 357 werden von
den Römern immer zurückgeschlagen, die das vallum rf>-
fnanum zu behaupten suchten; durch den Frieden von
354 ging das rechte Rheinufer für die Römer verloren,
wurde zwar 378 meist wieder gewonnen, bald aber gin-
gen die Alamannen dauernd über den Rhein , setzten sidi
im Klsass (Alisaz) fest, wie in der Schweiz, welche
Gegenden nun definitiv unter gothisdie Hoheit kommen,
wodurch Alamannia eine grosse Auadehnupg erfaftit, in
— «4 —
welchem die Gothen herrschten^ das Velk aber gans kel-
tisch- bKefo.
Das Land der Alamannen war, wie das friakische,
in kleine Reiche sersplittert, welche nach dem Tode des
Vaters unter die Söhne vertheilt wurden^ so gmb es cor
Zeit des Julian 11 alamannische Könige im Grenslande,
Suomariy liorU^ri, Chnodomari, Serapio, Uri, Ursicin^
Wcsteralp^ Gundoroad^ Vadomari, Macrian, deren Na*
men nicht germanisch oder keltisch klingen, die nicht in
den Städten, sondern auf dem Lande wohnten.
Der Frankenkönig Chlodwig besiegte 496 die Ala-
mannen, schlug Alamannia zum grossen Frankenreiche,
wodurch sie ihre politische Wichtigkeit verloren, nicht
ihre Volksthnmlichkeit \ sie behielten ihre besondem Re-
genten, die nun fränkische Duces oder Forsten wurden,
und ihre Institutionen.
Bald ging nun ihre alte Volksreligion unter, indem
das Christenthum sich seit dem 5. Jahrh. ausbreitete,
vorzuglich durch irische Hissionaire, so durch Fridolin
(f 514), der das Kloster Seckingen stiftete, auch durch
Columban undGallus, die um 620 mehrere Klöster grün-
deten, die Vereinigung der Gothen und Germanen im Chri-
stenthume mag auch zur Vereinigung der beiden Sprachen
in die teutsche mit beigetragen haben.
Die gothischen Krieger, die das Heer bildeten, aus
dem sich die germanischen Edlen mehr und mehr zu-
rückgezogen haben mögen, werden hier, wie überall,
Landbesitz erhalten haben, wurden Dynasten, traten da-
durch meist in die Stelle der freien Germanen, mischten
sich mit dem germanischen Volke, um so mehr, da die
Gothen keine oder wenige Weiber mitgebracht zu haben
scheinen, werden aber mit der Zeit der vorherrschende
Adel in der germanischen und gallischen Volksmasse, und
dieser muss offenbar auch auf die Sprache influirt haben.
An beiden Ufern des Rheines wird man — wie nicht in Abrede
zu stellen ist — gallisch , d. h. keltisch gesprochen haben, die
Gothen, die sich hier einnisteten, sprachen gothisch, ond
die teutsche Sprache , die wir hier finden, als die Litterator
— *T5 —
des Volkes beginnt ^also im 9. und 10. Jshrh.)^ kaim
nur aus jenen keltischen und diesen gotbisehen Eleaeu'-
ten gebildet seyn. üVle die Nntionnlititen^ so werden
sidi auch die Sprachen versohmolBen haben, indem eine
Mischsprache in verschiedenen Volksdialecten entstand,
und zwar ziemlich gleicfam&ssig durch Oestreidi , Baiem,
die Schweiz, den Elsass, Alamannien, Thüringen u. s. w«,
da überall ähnliche Blemente vorhanden waren. Der
gothische Adel in Sudteutschland, der mit den Rö«
mem vielseitig in Verbindung stand, zum Theil im rö«-
mischen Heere gedient, sich römische Cultur angeeignet
hatte, wird auf die Ausbildung dieser neuen Sprache,
besonders an den Höfen von Einfluss gewesen seyn.
Diese alamannische Hofsprache, die auch an den
fr&nkiscben Hof überging, später sich sehr verbreitete,
hiess auch die thiudsche, später die teutsche, die
neben den Volksdialecten stand, und aus derselben hat
sich das jetzige Hochteutsche, als die allgemein^
Schrift -'und Conversationssprache entwickelt. Diese Ala«-
mannen hiessen aus eben so unbekannten GrCtnden auch
Teutonici, und seit dem Anfange des 9. Jahrb. ikbertrug
man diesen Namen allmählig auf alle Einwohner Oerma^
niens, die man endlich Teutsche nannte. Die Alaman^
nen zu der Zeit, als die teutsche Volks -Litteratur be-
ginnt, sind ohne Zweifel Teutsche, sie sind aber ent^
standen durch Vermischung des einheimischen kelto -ger-
manischen mit dem eingewanderten gothischen Volke, das
man früher vorzugsweise als Alamanni bezeichnete. So
combinire ich mir aus den allgemeinen Verhältnissen und
den wenigen geschichtlichen Thatsachen das Erscheinen
der teutschen Alamannen, ohne im geringsten einer an^
dem Ansicht vorgreifen zu wollen.
Die germanischen suevischen Völker verbreiteten
sich bekanntlich vom MitteURheine bis gegen die Mittel-
Donau und weit nach Norden; die gothischen Völker,
weldie allmählig das ganze germanische Suevia ocoupir-
ten, nannte man theils Alamanni (Fremde), theils auch,
(besonders tiefer im Lande, Suavi oder Suevi, indem
rie die Krieger und den Adel des gerwumsehen Sueven-
Volkes bildeleD , und dieses nur in etwas goihisirier Ge-
stalt fortsetzten; das Louid hiess theils Alamannia, tiiMls^
»aller der Donau ^ Suavia oder Schwaben« Je nach den
verschiedenen Zäten wird man auch hier teutsidiie, go-
thische und kelto* germanische Suavi oder Suevi an un-
terscheiden haben. Viele gothische Suavi, die an der
Donau sassen^ gingen ^06 mit den Alanen durch GalUiMi
nach Spanien , wo sie in Galligen Wohnsitse nehmen (kos
sectäi sunt Sttevi, id est Alamamni, gut GaUicimm ap^
prehendunt, sagt Gregor. Turon. II.} , hier ein Sueven-
land unter eigenen Königen bildeten, 450 katholische
Christen , aber 586 mit dem Reiche der Westgothen ver-
bunden wurden, dann sich bald verlieren.
Thuringi, Toringi oder Tervigni, ein dem
Alterthume ganz unbekanntes Volk, treten gleichzeitig
mit den Alamannen, Franken u. s. w. mehr im mittlem
Germanien, im Lande der snevischen Völker ajif, von
denen hier nun gar nicht mehr die Rede ist, Sie werden
zuerst 290 unter Kaiser Maximilian genannt, als Ver-
bundene der Taifali gegen die Vandali , und werden zu dem
Stamme der Westgothen gehört haben , die sowohl Gothi
als Thervigni hiessen. Der Geograph Ravenna erwähnt
im 4. Jahrhundert, wie durch das Gebiet der Thüringer der
Rheganus (Fluss Regen) und der Bac (wohl Nab) flies-
sen, welche in die Donau münden, daher wird Franken
unter den Thüringern gestanden haben , und in alten kirch-
lichen Urkunden, die bis ins 8. Jahrhundert reidien, heisst
auch Baiem, Franken u. s. w. Thuringia. Es erscheint
pun hinter Alamannia und Suevia ein Thuringia, das sich
von der Donau bis zur Unstrut (Onestrudis) und Saale
erstreckt, welches unter eigenen thüringischen Königen
oder Fürsten stehet, von denen Moerwig (426) genannt
wird, auch Rasenus, zu dem 457 der Frankenkönig ChH-
derich flüchtete. Gegen diese Thüringer zeigten sich die
Franken oft feindselig; schon Chlodwig bekriegte sie
(489) , besonders aber Theodoridi (5S7) , von dem sie
an der Unstrut mit Hülfe der Sachsen besiegl witfdeo, dd»
— 4n —
nen hierbey das Land nördlich des TlifiringerlMidM findel^
wahrend der übrige Theil frankische Provina wurde unter
abh&ngigen Grafen nnd Hersogen.
Das grosse Land der germanischen Sueven, das
vom Rheine bis zur Elbe reichte, wo viele germa«
nische Völkerschaften wohnten, wie die Longobardi,
Semnones , Sigambri , Tencteri u. s. w. , scheint im Laufe
des 3. Jahrhunderts allmahlig von westgothischen Schaa^
ren besetzt zu seyn, auf ähnliche Art als später Gal-
lien von den Franken, Britannien von den Sachsen,
die theils bu Hülfe gerufen waren, theils sich mit Ge-
walt eindrängten, Herrn des Landes wurden, und die
germanische Bevölkerung politisch verwischten, indem
sie allein das Heer, die politische Macht und den Adel
bildeten, durch den Landbesitz, den man ihm hier wie
anderwärts wohl geben musste. Diese gothischen Herr-
scher bildeten Dynastien und Reiche, unter grossem
Fürsten, wie in Alamannia, Sqevia, Thuriugia, die von
wechselndem Umfange waren , bald im fränkischen Reiche
untergingen. Die Gqthen, die das Heer und den Adel
bildeten, Hessen übrigens die germanische Bevölkerung
bey ihren rechtlichen Verhältnissen , und Carl der Grosse
Hess die germanischen Gewohnheitsrechte sammeln, auf-
schreiben und publiciren unter dem Namen lex Angli»
orum et Werinarum hoc est Tkuringarum. Zu An-
fange des 8. Jahrhuuderts scheint die germanische und
gothische Binwohnerschaft von Thuringia christlich ge-
worden zu seyn, was dazu beygetragen haben mag, dass
beide Nationalitäten sich in Sprache und Sitte zu einer
neuen Nationalität, der teutschen, verschmolz. Die Ver-
hältnisse in Germanien mögen bey der Occupation und
Herrschaft der Gothen ganz ähnlich gewesen seyn als in
Italien unter Herrschaft der VITestgothen und Longobarden.
Das Heer, der Adel, der grosso Grundbesitz, die Herr-
schaft ging in andere Hände über, in der niedem Sphäre,
beym üürger und Bauer blieben die alten Rechte und
Gewohnheiten , Sicherheit , Handel und Industrie herrsch-
ten^ blieben besdtftzt^ eine mehr monarchische Ver£M«
f
— «» —
Stämme gewordeu zu seyn^ die sonst auch Dani, Nor«
manni y Hessi u. s. w. hiessen y daher Saxonia einen weih-
ten und wandelbaren Begriff hat, auch mit den gothischea
Völkern auf Britannien übertragen wurde, als diese das
Land eroberten. Man leitet den Namen oft her von den
Saces, einem scytliischen Volke; aber Ptolemaeos er-
wähnt die Saxones, die im heutigen Holstein gewohnt
zu haben scheinen, die daher ein germanisches Volk ga-
wesen seyn werden, und von Bedeutung gewesen seyn
können, wenn, auch die übrigen Autoreu dasselbe nicht
anfuhren ; von diesem können die gothischen Eroberer den
Namen entlehnt haben ^ da ein solches Verhältniss öfter
vorkommt.
Zunächst werden die Saxones wieder erwähnt von
Eutropius C^er um 370 oder 380 geschrieben haben wird)
als Seeräuber, und als solche machen sie sich, wie die
stammverwandten Franken, bald sehr gefurchtet; diese
aber werden gothische Völker seyn, die um diese Zeit
das germanische Land erobert hatten.
Ein Theil dieser gothischen Saxen gehet den Fran-
ken, wie sie sich westlidi nach Gallien ziehen, auf den
Fersen nach , kommt schon früh, etwa im 3. Jahrhundert^
nach Qallien, in die später sogenannte Normandie, die
tittus Saxonicum heisst. Als Seeräuber kommen die
Saxen bald an die britannische Küste, setzen sich hier
einzeln fest , werden von den Britten selbst zu Hülfe ge-
gen die eindringenden Picten gerufen; da gehet um 449
eine gprosse Schaar derselben unter Hengist und Horsa
nach Britannien, wie es scheint, mehr aus der Norman-
die als aus dem germanischen Norden. Diese, unter-
stützt durch viele Nac^hfolger, unterwerfen sich eine Menge
kleine keltische Staaten in Britannien (ßSV), sie neh-
men sich hier Landgüter, werden Dynasten, bilden end-
lich im keltischen Britannien 7 kleine sächsische Staaten,
in denen sich seit 725 das Christenthum ausbreitet, das
bey den Britten selbst schon früher Eingang gefanden
hatte; um S27 werden diese in das angelsächsische (eng-
lische) Königreich vereinigt, welches 1066 von den
— 481 —
Normannen der firanäsösischenKust« unter WUhelm dem Er-
oberer besiegt wurde. Die Hauptmasse der Bevölkerung
blieb stets eine keltisdie, mischte sich allmählig mit der
fremden zur englischen Nationalität mit eigner Sprache.
Die Sachsen ioGbrmamen^ d. h. die verschiedenen go-
thischen Stämme, die in Germanien von der Eider bis
zur Weser und gegen den Rhein über die Eiogebornen
herrschten y sind, wie die ganz verwandten Franken, wohl
nicht als ursprüngliche Germanen anzusehen ; sie werden,
wie die andern ihnen verwandten gothisched Völker, vom
schwarzen Meere hergekommen soyn^ aber fiber ihre dess-
falsigen Zuge bis in den Norden Germaniens wissen wir
nichts durch die Litteratur. Nur von ^inem Zuge der
westgothischen Völker unter Hermanrich bis zur Ostsee
«pricht die Geschichte, einen andern der Honiler deutet
sie an; aber den allgemeinen Verhältnissen nach wer-
den solche Züge zu wiederholten Malen Statt gefunden
haben , durch welche die gothischen Völker auf ähnliche
Art Herrn von Germanien als von Griechenland, Italien,
Gallien und Britannien wurden. Der Name Sachsen wird
in den verschiedenen Zeiten eine verschiedene ethnogra-
phische Bedeutung gehabt haben ; die Saxones des Ptole-
maeus waren ein kelto - germanisches Volk , die Saxones
seit etwa dem ft. Jahrhundert werden vorzugsweise die
gothischen Dynasten gewesen seyn , welche über die alte
Einwohnerschaft herrschten , die Sachsen der spätem Zeit
sind das teutsche Mischvolk aus beiden Elementen.
Die Sachsen, das herrschende Volk in Nordgerma-
>uien , standen immer ihren Stammgenossen , den herrsch-
süchtigen Franken feindlich gegenüber, sie griffen 554
Jas fränkische Gebiet an, wurden besiegt, mussten Tri-
but bezahlen; Feindseligkeiten hörten selten auf; Carl
Martel bekriegte die Sachsen 718, 7S0, 738; Carlmann
748; Carl der Grosse führte einen blutigen 30jährigen
Krieg gegc^n sie (779 — 804), fiberwand sie gänzlich;
nun wurden fränkische, staatHche Einrichtungen durch-
gefthrt, das Christenthum wurde ssur Unterstützung der
Qegtocuqg mit absoluter Gewalt und der geistliche Zehnt
KeAnteln Kell. AlterUi. U. Bd. U. Abih. 31
— 482 —
eingeführt, die neuen Bisthumer Minden^ Verden, Osiit-
brücky Bremen, Paderborn, Elze (später Hildeshrim )^
Münster, auch viele Klöster dienten der neuen Religion
als Stütze, das besiegte Sachsenland bildete bis sur Eibe
ein mächtiges Herzogthum (neben den Herzogthteem
Franken, Baiern, Schwaben), das im IS. Jahrhundert
zersplittert wurde ; da erhielt Bernhard von Ascanien £war
die Würde eines Herzoges von Sachsen, vermochte aber
nicht zum Besitze des Landes zu kommen , übertrug aber
den Namen Sachsen auf die Länder, die er wirklich besass,
die jetzo wichtige Theilo des Königreiches Sachsen und der
preussischen Provinz Sachsen sind , wo aber nie eigent-
liche Sachsen gewohnt haben. Jenseits der Elbe blieb Alt^
Sachsen oder Eoldsachsen, woraus der Name Holsatia
oder Holstein hervorging. Aus der Mischung der gothi«-
sehen Eroberer mit der germanischen Einwohnerschaft,
gingen die teutschen Sachsen hervor, bey denen das alte
kelto- germanische Gewohnheitsrecht erst sehr allmählig
verwischt wurde.
Angli, Ingljanen. Die Angli sind eine germa-
nische Völkerschaft, die von den Autoren nurTacitus an-
führt, und zwar ohngefahr in derselben Gegend, wo nach
Ptolcmaeus die Saxoncs wohnen. In dieses germanische
Anglia werden, vielleicht schon im Laufe des 3. Jahrhun-
derts , gothische Völker als Eroberer gekommen seyn , die
nun auch Angli hiessen , indem sie den Staat der germa^
nischen Angeln fortsetzten, zu denen vorzugsweise die
Saxones gehörten, die von den alt -englischen Autoren
eine gen» Anglcrum genannt werden, daher auch Angel-
sachsen und England. Besonders das Land an der
untern Elbe hiess Anglia, Angul, Oghul, wird Schles-
wig zur Hauptstadt gehabt haben. Mit den Schiffen,
welche die gothischen Eroberer bey der germanischen Ein-
wohnerschaft fanden, und die sie sich aneigneten, trie-
ben sie Seeraub, schiflFlen nach Gallien und Britannien,
wo die Angelsachsen wichtige Eroberungen maditen, seit
827 das mächtige angelsächsische Königreich gHuideteii.
Aus der Vermischung der gothischen Eroberer mit der
keltisdiea BlnwohuenolMfl io Germaiiien und Britannien^
entwickelte sich die angeleachsiedie Sprache, die von allen
leutachen Idiomen der keltiechen Sprache am nächsten
stehet, die lange in England wie in Nordgermanien
iMmchte, wo sie die lingua oder iunga eingelska hiess,
die von der innga damka oder norrana und islenza wohl
nicht wesenttich versebleden wir, ans der sieh das Platt*
tentsche nnd HolUUidische entwickelte, während sie in
England die Unierlage des Englischen bildete.
Die Juti, Outi, Oauti, Joti, Jotar, Jüter
sind Namen für ein Volk, von dem wir nichts Näheres
wissen, als dass es durch Saxonia und Anglia wohatc, mit
dem Namen Jotland und Jötland zusammenhängt. Man
hat diese auf das Volk der Gothen beziehen wollen; ich
hege aber eine andere Ansicht. Tacitus erwähnt als ger*
manisches Volk die Gothini mit keltischer, gallischer
Sprache; Ptolemaeus setzt in die Gegend der untern
Weichsel, wo auch die Gothini gewohnt haben können,
die Gythones, und die Gutae auf die Insel Skandia der
Weichsel gegenüber (vielleicht das frische Haf, oder eine
grosse Inspl der Ostsee) ; offenbar gab es daher an dem Ufer
der Ostsee ein germanisches Volk, das Guta, Gythones, Go-
thones hiess. In der skandinavischen Litteratur scheinen
mit dem Namen Joten, Jetten, Jätter die germanischen
Ureinwohner bezeichnet zn seyn , zu denen die fremden
Äsen aus fernen Gegenden kamen, man nennt noch ge*
genwärtig in Skandinavien die grossen Steingräber des
Urvolkes Jettenstuben. Meinem Dafürhalten nach sind die
Juti , Gauti u. s. w. kein eingewandertes gothisches Volk,
sondern die kelto- germanischen Autocbthonen , deren
Länder von den gothischen Völkern erobert und unter-
jocht wurden, doch werden sich auch gothische Stämme
nach dem Lande, das sie erobert hatten, Juten ge-
nannt haben.
Eben so sind dto-Frisii, Friesen ein rein ger-
manisehes Volk, das zwar chirch den Einfluss der Go-
then tentsch wurde, aber nicht zu den eingewanderten
81 ♦
— 484 —
gothischen Völkern geh&rt. Von ihm wird im fein-
den Theile ausfuhrlich die Hede seyn*
Die Dani, Deniscan, Degene werden erst
seit etwa 517 als Seeräuber genannt, die in Danmork,
Dännemark sitzen, diesem den Namen geben, spiler
(1013) fast ganz England erobern. Diese Dani sollen
nach Jomandes zu dem Stamme der Heruler ocler Emli
gehört haben, und werden ein goihisches Volk seyn,
das vom schwarzen Meere her kam, eich in D&nne-
mark, dem Lande der Juten, festsetzte, diese unter«
jochte, und aus der Mischung mit denselben werden die
jetzigen Dänen hervorgegangen seyn. Im Irischen heisst
Danair der Däne, auch der Fremde, es könnte viel*
leicht der Name der Dänen, (wie der Franken} kel-
tischen Ursprunges seyn, und Fremder bedeuten; der
gothische Stamm, der nach Dännemark kam, kann ei-
nen andern gothischen Namen gehabt haben, gehörte
vielleicht den Äsen an, die den nordischen Sagen nach
von Osten kamen, das eigentlich erobernde* Volk wa-
ren, das sich in Skandinavien niederliess und sich weit
verbreitete, wohl die Haupt - Invasion bildete, abge-
sehen der Züge, die früher und später erfolgten. Diese
Äsen oder Gothen, die mai. auch Daeni nannte, wer-
den wie überall Landgüter genommen haben, als Herr-
scher aufgetreten seyn, trieben mit den eroberten Schif-
fen Seeraub , bildeten Dynastien. Erst unter Kanuth dem
Grossen (1014 — 36) wurde Dännemark christlich, er-
hielt seine politische Bedeutung.
Die Nordmanni, Nordmen, Nortliudi bilden
kein eigenes staatliches Volk, sind von den Dani, Nore-
gi, Saxones u. s. w. nicht nationeil verschieden , sondern
Gothen, welche die germanischen Einwohner der Nord«
und Ostseegegenden besiegt, ihr Land occupirt hatten.
Die erwähnten Namen werden wahrscheinlich keltischen
Ursprunges seyn — von north (Br.) der Norden, und
llwyth (W.) Leute — . Man boMtohnet damit vorzugs-
weise die nordischen Piraten, die in Nor^|;ermanien ,
Dännemark, Schweden und Norwegen wohnten, ail«
~ /I85 ~
Maare bel&stigend, die in der eignen Sprache Vikin*
gur hiessen, Inder alawiacbeu War aeger, Warenge^
Warjagi. Besendera seit etwa 780 hfoften sich die
verheerenden Wickinger-ZIge, meist unter sogenannten
Seekonigeu (Saekonungar) ; sie schifften in die Scheide
nnd den Rkein^ wo sie fast alle Städte bis Trier verbrann*
ten, in die Seine ^ w^ sie Paris verheerten; in Gallien
mussten ihnen Ae Franken einen Theil des Königreiches
Neustrien abtreten -« nun die Normandie genannt (wo
sie schon früher eingewanderte Landsleute vorfanden)^ wo
sich Rolf oder Robert festsetzte^ einen eigenen Staat bil-
dend , von denii aus der Konig Wilhebn mit seinen Nor-
mannen 10Cf6 gans England eroberte; die Nordmannen
oder Vikiager überflelca auch Spanien und Portugal, er-
obern seit 102S das sudliche Italien und Sicilien, wo Ro-
bert Quiscard Hereog von Apulien wird , aus dessen Nach-
kommen seit 1130 die Könige beider Sicilien hervor-
gehen; nicht minder werden in Griechenland und Klein««
asien bedeutende Eroberungen gemacht. Auch nach Osten
verbreiteten sie sich durdi die meist von Slawen be-
wohnten L&nder, machen an den Ufern der Ostsee be-
deutende Eroberungen; schon seit 86S finden sich Wa-
ragiy auch Ross genannt, um Nowgorod und Kiew, wo
sie den Grund su dem russischen Staate legen. Auf
dem gewiss schon früher von den Germanen betretenen
Wege schifften sie auch nördlich; 874 unter Naddob
nach Island, 983 — 1400 nach Grönland und anderen
Theilen von Amerika, nach Neu -Schottland, Rhode -Is-
land und Massachusets , wo sie überall schon Kelten ge-
funden haben werden.
Nach Island, was wahrscheinlich eine schwache
keltische Bevölkerung hatte, wanderten um 875 viele
unzufiriedene normannische Familien, besonders ausNor-^
wegen, hier einen Freistaat bildend, der an 800 Jahre
blühte, erst im Jahre 1000 das Christenthum annahm,
(das von hier aus naah Skandinavien vordrang) und 1268
zum Königreidie Dännemark kam. Hier in dieser ein-
samen Gegend wurden die Gesinge und Sagen der nor-
-. 486 —
dischen Skalden — die Naclifolger der kekischen Bar-
den — gesammelt, die bis ins 8. und 9. Jahrhundert
zurückgehen können, Wahrheit mit Dichtung vereinigen^
aber die einzigen uns erhaltenen Schriften jener alten
Zeit darstellen. Viele dergleichen sind zusammengefiisst
unter dem Namen der Edda gesammelt um 11 — ItOO,
die ältere Saemunds Edda von Saemuud Sigfusson (f
1113), die jüngere Snorro's Edda von Snorro SUirlesan.
Die Noreger in Norwegen (Noreg^r), wie die
Suethans, Swiä, Suehans, Suetidi, Saithiod
in Schweden (S^ithiott), waren gothische Eroberer auf
keltischem Boden (wie die Alterthümer andeuten), von
demselben Stamme als dieDani, Normanni u. s. w., gleich
an Sprache und Sitten. Ob jene Volksnamen in Ver*
bindung stehen mit den schiffTahrenden Völkern Suionea
und Sitones, die nach Tacitus im nördlichen Skandina-
vien Sassen, ist möglich, muss aber dahin gestellt blei-
ben. Auch diese Völker lieferten sehr zahlreiche Pira-
ten wie Seekönige; ihr Land war in kleine Dynastien
oder Filken getheilt, die im Laufe des 13. Jahrhunderts
In die jetzigen grossen Länder vereiniget wurden.
Ueber die Herkunft dieser verschiedenen wohl nicht
autochthonischen Völker, die unter verschiedenen Na-
men in dem Norden Germaniens erscheinen , in den Län-
dern der Kelten, die sich unter ihr Joch beugen muss-
ten, bis sie sich mit ihnen amalgamirten , geben uns
die griechischen und römischen Autoren gar keine Nach-
richten; da sie aber der gothischen Nationalität ange-
hören werden, ihre Sitten und Einrichtungen von den
germanischen wesentlich verschieden sind (wie im fol-
genden Theile nachgewiesen werden soll) , so stehet aus
allgemeinen Gründen anzunehmen: dass sie, wie die
andern gothischen Stämme, auch aus der Gegend des
schwarzen Meeres kamen, aber einen nördlichen Weg
durch Russland einschlugen. Wir kennen durch die Lit-
teratur nur Einen solchen Zug der gothischen Völker
vom schwarzen Meere bis zur Ostsee, unter Erman-
rich (33^ — 350); aber früher und später mag dieser
— 48» —
Weg oft betreten eeyn^ wie es bey dem Donauwege
der Fall ist. So kamen gothische Völker durch Sieg
oder Compromiss in das skandinavische Land^ wurden
Herrn desselben^ und die autochthonischen Völker ver-
schwinden unter der neuen Herrschaft, oder werden in
dieser linier andern Formen fortgesetzt. Mit dieser Auf-
sicht stimmen auch die isländischen alten Sagen über-
ein« Nach der Ynglinga Saga ist das Land von Nor-
den bis zum schwarzen Meere Suithiod ( Schweden ),
das grosse oder das kalte, so gross als Serkland oder
das Mohrenland; mitten hindurch fliesst der Fluss Tana-
quist (Tanaisj, und der nördliche Theil ist wegen der
Kälte unangebauet. Oestlich vom Tanais liegt im Asen-
lande die l^tadt Asgard, die Hauptburg des Odin, wel-
cher von dort mit einem Theile der Äsen auswanderte,
Dännemark und Suithiod gründend. Es geschähe die-
ses in der Zeit, als die römischen Häuptlinge weit durch
die Welt zogen, alle Völker unter sich brachten; da
flohen viele Häuptlinge fzu denen Odin gehörte) vor
diesem Unfrieden von ihrem Eigenthume. Indem Odin
vorschauend und zauberkundig war, wusste er, dass
seine Nachkommenschaft in der Nordhälfte der Welt
wohnen werde, zog westwärts, zuerst nach Gardariki
(das nördliche Russland, Curland, Livland, Esthland),
dann südwärts durch Saxland, von da nach dem Eilande
Fioni (Fühnen), und nahm Wohnsitze in Odinsey (Oden-
see}, sein. Sohn Skiold ging nun nach Seelund (See-
land) und wohnte in Hleidra (Lethra), welches Land
nun Suienreich genannt ist, weil Odin aus dem Ge-
sehlechte der Suithiod war.
Nach der Edda (in der Thorsdrapa) fanden die
Äsen in den nördlichen Landen grossen Widerstand an
den Joter, Joten, Jätter (Riesen und Unholden); Asa-
thor stürzte erst nach langen Kämpfen die Jotter und
deren Cultus, das Geschlecht der Äsen gelangte nach
der Vermählung mit den mächtigsten einheimischen Fa-
milien im Norden zur Herrschaft, so auch die neue
Religion. Odins Söhne Skiold, Heimdal, Saming und
— 488 —
Balder^ regierten in Dännemark, Holstein und Nor-
wegen y Freyer in Schweden ; die odinsclie Religion wurde
die herrschende^ und wer sie nicht annahm, muBSte daa
Land verlassen.
Hiernach stehen also die nordischen Traditionen mit
den hier entwickelten Grundansichten vollkommen im Ein^
klang, die allgemeinen politischen Verhältnisse des Nor-
dens haben sich auf gleiche Art, als im übrigen Europa
gestaltet. Die Äsen, ein offenbar gothisches Volk, in
der Gegend des schwarzen Meeres, ziehen unter ihrem
Anführer durch das Innere von Russland bis zur Ost-
und Nordsee, unterwerfen sich hier nach langen Käm-
pfen die Völker der kelto- germanischen Einwobnerscbafr,
die Joten genannt werden (die Gutae, Gythones, Goiliini
der Autoren), verdrängen deren Religion (die mit den kel-
tischen Alterthümern zusammenhängt) 3 werden Herrn des
Landes und der See. Aus der Vermischung der Frem-
den mit den Einheimischen entstehet allmablig die neoe
skandinavische, der teutschen ganz verwandte Nationa-
litat. Im Norden wie im Süden wird man das kel-
tische und gothiscbe Element möglichst scharf zu schei-
den suchen müssen, wenn man den wahren Kern der
Geschichte fassen, die Ethnographie der Völker klar
übersehen will.
Die Ross, Ruzzi, Russi, Rutheni. Von den
gothischen Völkern, die von der untern Donau her nach
Germanien, Italien, Gallien u, s. w. wanderten ^ blieben
stets Reste in den verlassenen Ländern, in Dacien,
Pannonien und den Donaugegendeu zurück, die teutsch
wurden und den dasigen Adel bildeten, so wird es auch
auf dem nördlichem Wege gewesen sejrn; von den
gothischen Völkern, die vom Don und Dniper her nach
Germanien und Skandinavien zogen, werden bedeutende
Reste unter der slawischen Bevölkerung im hontigen
Russland geblieben seyn, die den Adel bildeten, aich
aber slawisirten. Diese in Russland gebliebenen Oothen
wurden von den Finnen Ruotzi genannt, woher der
Name Russi, Ross, die nationell nicht von don Nor»
matinen, D&nen u. 0. w. verschieden sindy daher sagt
Luitprand (histor. 5. 6.): f^w a GnmeU Ruaäi voeata
n69 voeamuf IVarmannog; die bysantioischen Schriftstel«
ler naitnen die Russi oder Rossi ein s^ihiadies Volk,
das ursprünglich nördlich am Gebirge Tannis gewohnt,
sich dann cm schwarzen Meere aosbreilete, wo sie sich
als Seeräuber fiirchtbar machten, besowlers seit BS9,
seftst 865 bis Constantinopel vordrangen; 'sie kamen
anch in die Lander der slawischen RoxelahoS, sprachen
aber eine andere Sprache, nnd ihre Opfer geschahen an
grossen Bichen (Moskou, Geschichte der Teutschen
II. «18.>
Wie die römischen Kaiser zu ihrer Leibwache gern
Donangothen hatten, so umgaben sich dici byzantini-
schen Kaiser mit einer Leibwache aus den stammver-
wandten Hess , die sich Baraggi nannten , welcher Name
mit Waijagi, Waraeger zusammenhängen whrd, der sla-
wische Name der gothischen Normannen«
Nach den nordischen Sagen hat — wie es aucli
sehr wahrscheinlich ist — schon in frühen Zeiten (lange
vor Rurick) ein gotliisohes Königsgeschlecht geherrscht
tu Holmgard (Nowgorod) und Tyrkland (Finnland), er^
oberte auch die Küsten von Austriki bis Qardariki (Cur-
land, «Livland, Esthland); die Könige von Oatragard
(Russland) und Kunigard (Kiew) waren um 695 Bun-
desgenossen der Teutschen in Germanien, was Alles da-i
für spricht, dass schon in sehr alten Zeiten es gothi-
sehe Dynasten unter den Slawen Russlands gab.
Als mehrere slawische Stämme im Innern von Russ-
land uneins wurden, erbaten sie sich von den Warin-
gern (Normannen) einen Fürsten, i^d darauf ging 861|
Rurick, der einen Sitz in Dännemark und Ansprüche
auf Finnland hatte, mit einer grossen Begleitung dahin}
er setzte sich in Ladoga fest, seine Bruder in Bjelo-
sero und Isborks , diese aber starben bald , daher Rurick
allein Herrscher blieb, er begründete Nowgorod, somit
das russische Reich und regierte als Kiqas ; er gab sei-
nen Begleitern Landgüter, und liess Burgen und feste
Städte anlegen.- Von Rurick entsprang ein wl
Herrschergeachlecht; das Russland gross machte^ bis 1598
regierte, wo die Familie Romanow den Thron einnahnL
Die urspriinglich gothischen Russi , wie die spätem viel**
leicht schon teutschen Normannen, slawisirten sich gass-
lich, doch wird ein grosser Theil des russischen Adels
gothischen Ursprunges seyn, wie der polnische nnd cse-
chische Adel meist teutscben Ursprunges ist Wo Go*
then und Kelten zusammen kommen, entstehen Misch-
vdlker, neue Nationalitaten; wo aber Gothen oderTeotsche
in die slawischen Länder treten, slawisiren sie sich,
da die Slawen von ihrer Sprache nicht lassen.
Prof. Zeuss (in seinem grundlichen Werke: die
Teutschen und Nachbarstämme) hat über die Ross eine
werthvolle Zusammenstellung geliefert und kommt va
dem Resultate: dieselben wären geborne Schweden (^Suio-
ncs) , die steh" von der Ostsee bis zum schwarzen Meere
und bis Constantinopel wandernd hingezogen hätten^ ich
möchte die Sache umkehren und betrachte die Ross ^ wie
die Suethans, Normanni u. s. w. als zum gothischen
Stamme gehörig, die vom schwarzen Meere her nach
Russland, Dännemark und Schweden vordrangen, sich
durch slawische und keltische Länder verbreitend, wo-
durch aber gar nicht ausgeschlossen wird, dass später
einzelne Haufen, wie unter Rurick, auch denselben Weg
zuriilckgingen , von Dännemark wieder ins Innere von
Russland kamen.
Uebersehen wir die Verhältnisse im Allgemeinen,
so scheinen die gothischen Völker etwa zu Anfange un-
serer Zeitrechnung sich aus den unbekannten Wohn-
sitzen im weiten Scythien, um das schwarze Meer herum
concentrirt zu haben, wo sie theils keltische und grie-
chische, theils slawische Länder besetzten, gewiss über
einen sehr grossen Landstrich geboten. Hier werden
sie mit der gewiss sehr zahlreichen slawischen Bevöl-
kerung in sehr cigenthümliche innere Beziehungen ge-
— 4»! —
kommen seyn, denn wir findet faet überall Slawen als
einen wichtigen Nachtrab, den erobernden Qoihen feigen;
wo diese als sesshafter Adel anftreten, erscheinen jene
bald als fleissige Ackerbauer. Die gothische Macht wird
sich zuerst nach Norden gewendet haben , sie mag schon
im Laufe des ersten Jahrhunderts bis tief nach Norden
vorgeruckt seyn, da nur von einer solchen Invasion
das Erscheinen der Franken am JNiederrheine erklftriieh
ist. So zerrüttet auch das römische Reich war, so
mag es den Gothen doch Respect eingefldsst haben,
konnte seine Grenzen an der ]>onau und dem Rheine
bewahren.
Nun treten aber von Osten her die Hunnen als
Feinde auf, theils mongolische StAmme vidleicht von der
chinesischen Grenze her, verbunden mit türkischen und
finnischen Stämmen, und dringen auf die Gothen ein,
gehen um 374 über die Wolga und den Don, in das
Land der gothischen Alanen, verbinden sich dann mit
diesen und greifen die gothischen Greutingi an, die un-
ter ihrem König Brmanrich (83S) nach dem Norden bkl
zur Ostsee ziehen, hier sidi sesshaft gemacht haben
werden. Die Hunnen gingen nun gegen die Thervigni
und verwandte gothische St&mme, die sich bis zum rö-
mischen Gebiete an der untern Donau zurückzogen,
theils den Fluss herauf nach Germanien gegangen seyn ~
mögen, theils um Aufnahme im römischen Staate ba-
ten; Kaiser Valens wiess ihnen Thrazien an, sie ka-
men um 390 friedlich über die Donau, wurden aber
bald durch Umstände gezwungen feindlich zu handeln,
schlugen die Römer, besetzten nun Thrazien, MöMen
und Dacien, treten zum Theil in Ae Dienste der Kai-
ser, bey denen Einzelne -bald hohe Ehrenstellen beklei-
den. Ihnen folgen auf den Fersen die Hunnen, die
sehr bald die Donau überschreiten, die Gothen in Thra-
zien^ IHyrien u. 8. w. vorwärts drückend. Die Gothen,
die schon früher den Hunnen die Gegenden am schwar-
zen Meere , ihr Gothia und Alania hatten überlassen müs-
sen, räumen nun auch die Gegenden an der untern
*■»
- 492 —
Donau 9 Thrasien^ Ulyrien*^ Mösieii; Dajcien, Pannonien,
stehen mit ihrer Macht nun weiter westlich nach Gallien
(400 ala Vandalen, 412 als Westgothen nach Italien 476
und 489) u. s. w. In ihrem Rücken bilden die Hunnen
unter Attila (433 — 454} ein ungeheures Reich , das sei->
neu Mittelpunkt in Pannonien hat, aber durch die Schlacht
von Chalons (4&i') endet; an ihre Stelle treten üie wahr-
scheinlich finnischen A waren, die sich seit 460 an der
untern Donau ausbreiten (563 bis Thüringen vordringend),
hier ein mächtiges Reich bilden, die erst 791 und 873
geschlagen und vernichtet werden; neben ihnen erschei-
nen die wahrscheinlich türkischen Chazaren, die sich
im Laufe des 6, Jahrhunderts über dfe Gegenden am
caspischen und schwarzen Meere auch über Dacicn und
Pannonien verbreiten, eine grosse MaclU bildend, die seit
etwa 858, wo sie christlich werden, allmählig verfallt,
indem sich in den slawischen Gegenden das russische,
an der Donau das magyarische Reich ausbreitet, und
1016 das chazarische ganz^ aufhört; ihnen folgen die
wahrscheinlich finnischen Bulgaren aus dem heutigen
Kasan, die seit 487 nach Europa dringen, seit 680 sich
in ruhigen Besitz vonDacien und Mösien^das heutige Bulga-
rien) setzen, wohin schon vor ihnen fleissige Slawen
gedrungen waren, hier blühete von 680 — 915 das mäch-
tige bulgarische Reich, das um 870 das Christenthum an-
nahm, aber um 1000 besiegt, 1392 den Türken tribut-
bar wurde, wo alhnählig Alles dem Slawenthume unter-
lag, die herrschenden Bulgaren ganz slawisirt wurden.
Hinter ihnen erschienen die finnischen Megeri, Ma-
gyaren oder Madscharen, von den Slawen Ugri,
Hungari oder Hunnivari genannt, die mit den Ku-
triguren und Utriguren zusammenhängen werden,
aus dem Innern Asiens, in der Gegend .des Dniper; sie
eroberten um 894 Pannonien, überhaupt das heutige Un-
garn, wo sie vorzugsweise ackerbauende Slawen vor-
fanden, die hinter den Gothen 1>esonders im Laufe des
6. Jahrhunderts eingewandert waren; hier bildet sioh ein
weitgreifendes Magyarenreich, das um das Jahr 1000
~ 4i« -
chrisiHdi und aof seiiM jetzige» Grenzen beedirinki wm«-
de, lfit6 unter oSlerreiiAieche Hölmt kam^ wn die Na*
tionalitftten der Magyaren, Slawen , Wlaohen und Teul«
sehen noeh schroff gegen einander überstehen.
Wie Hunnen» Awaren^ Chasaren, BulgarBA, Ma^
gyaren und abnlifllie Schaaren vordringen, so verlaik-
sen die Gothen die östliohen Gegenden^ wandern ii
westiich.
Alle diesem nach dürfte es tine sehr irrige An«
sieht seyn, wenn man Goihen und Germanen .ideaüficirl.
Letztere sind die keltisdien sesshaflen Bewohner von
Germamen; die gothiscke Natioadilii aker kestand Wr
sprünglich wohl aus kriegerisch nondadisGhen Sttmmmi
der Steppen im Innern von Asien, die der persischen
Nalionaütat nahe gestanden haben ktenen, die etwa mit
dem Anfange unserer Zeitrechnung in Buropa aulnulfMen
beginnen, mt denen ein neuer Act in dem Draam der enrot»
p&ischeo Geschichte anhekt, die zugleich in da» ehrist*-
4iche Stadium eintritt.
Die Gothen, die i^chsam bestimmt gewesen zu
sejrn scheinen , die keltische Nationalit&t zu vemizhten,
«nd hierbey mehr als diese ganz vollständig untergeg«n«
gen, 80 dass man jetzo nirgends mehr die gothische
Sprache findet Sie seheinen vom IIiiu«e aus, als me i^
compacter Masse in Qothia und Alania nassen, nickt be-
nonders zahlreich gewesen zu seyn, wenn man sio mi^
4Slawen, Germanen und Uinliohen Völkern vergleicht^
-nun tkeilten sie siidi in eine Menge grösserer und klein»^
rer Haufen, die auf eigne Hand theils nördlich , tkcils
westlich vorgingen, di^, wo sie endlieh sesshaft lyuirdmi,
sich unter das Volk mischten und in demselben unter-
gingen. Sie treten auch im Herzen von Buropa als eine
nomadische Kriegerkaste auf, die theils mit Gewalt sich
neue Wohnsitze aneignete, die ihr convenirten, theils
auch, gegen Feinde zu Hülfe gerufen, in dem eroberte^
oder kefireundeten Lande sit^ep bUeben} W9 sie aber hin;-
kmnen , W4ur ihre Heimath , sie bildeten die KriefpcIupM^
JOM
^~" VW. ■■■■
setzten sieh im Volke durch Grandbeeits fest, repriSMi-
tirten das Volk allmihlig in politischer Hinsicht, oft im
altherkömmlichen Namen , daher es häufig sehr schwer ist^
die gothische von der nicht gothischen frühem Zeit zu
scheiden. In socialer Hinsicht behielten die beheiYsohten
Volker zwar ihr volksthtimliches Wesen ^ es mischte sich
diess aber mit den gothischen kriegerischen und feuda-
len Einrichtungen, in denen esallmählig fast ganz unter-
ging. Indem die gothischen Krieger sich mit der indu-
striellen keltischen Einwohnerschaft in Germanien allmäh-
lig ganz verschmolz, entstand eine neue Sprache, da-
mit eine neue Nationalität — die teutsche — welche
beide Grundelemente ganz assimilirte, wahrend anderer-
seits das Gothische im Slawischen und Franzosischen gukz
unterging.
Noch jetzo soll bey den meisten asiatischen No-
maden der Grundsatz herrschen , Jedweden als Feind zu
betrachten, mit dem sie nicht Frieden geschlossen haben;
Fremde zu berauben ist erlaubt, selbst ehrenvoll, wah-
rend der Befriedigte und das eigne Land die grösste Si-
cherheit geniesst Aehnliche, aus dem Nomadenleben her-
rührende Priucipien, die den keltischen und sJawiseben
ganz entgegengesetzt sind , scheinen die Ootben stets be-
seelt zu haben, klingen auch noch spat in dem Fehde-
rechte nach; daher treten die Gothen anfangs meist ds
Räuber auf, besonders als Seeräuber, rauben und ver-
heeren, wo sie können, die Küsten aller Meere, der asia-
tischen wie europäischen, sind ihre Beute, nur als Räu-
ber — was ein ehrenvoller Name ist — nicht als ge-
werbliche Handelsleute , wie die Kelten, beschiffen sie die
Meere, sind dadurch von diesen wesentlich verschieden.
Jedes Land, was ihnen anstehet, nehmen sie ohne wei-
teres, [wenn sie können, behalten es und verlassen es,
wie es ihnen beliebt.
Andererseits herrscht in dem eignen Lande der Go-
then Ruhe und Ordnung, Recht und Gerechtigkeit; das
Treiben und Intriguiren der Parteien hört auf, man nusste
sidi der herrschenden Gewalt unterordnen; man zaUte
— 4B5 —
nicht, wie bey den R5niern, UDersehwingUdM StMtMb-
gaben, der Barger in den Stftdten bewegte sich eehrfirei,
Handel, Gewerbe, Künste blnhen auf.
BerGotheist Krieger von Profession; der Staats-
oder Privatkrieg ist sein Handwerk, er kriegt für sich,
fikr seinen Vortheil, auch für Jeden, der ihn in Sold
nimmt, gegen Fremde oder eigne Landslente; der Krieg
als solcher, nicht des Vaterlandes wegen, ist sein Ble--
ment; gegen den Krieg ist die Vertheidigung n&thig, fiber-
all entstehen daher feste Burgen und Festungen , die den
alten Kelten und Slawen ziemlich unbekannt waren. Als
Krieger ist dem Gothen jede Industrie fremd, diese, wie
Wissenschaft und Handel uberlässt er )dem besiegten Volke ;
die Kunst blieb stets in den H&nden der Kelten , behielt
auch bey christlichen Formen lange einen keltischen An-
strich.
Ein wichtiger Orundzug durfte die Herrschsucht
seyn, der Qothe will herrschen über seine Unteigebenen
in grossen und kleinen Kreisen, wie er im Kriege be-
fiehlt. Die Idee eines freien Volkes , der Volksregierung,
die keinen Herrscher über sich duldet, die bey den Kel-
ten Grundprincip gewesen seyn dürfte, scheint den Go-
then gefehlt zu haben. Im Kriege muss ein Oberhaupt
seyn, das mit kr&ftiger Hand Alles leitet, ein steter
Kriegszustand macht ein dauerndes Oberhaupt nothwen-
dig, daher treten bey der gothischen Invasion überall
herrschende Könige, Herzöge und Dynasten auf, die einen
kleinem oder grossem Staat bilden, der sich um ein
Oberhaupt grappirt, nicht um eine Gemeinde oder Volks^
Versammlung, wie bey den Kelten. Diese gothischen
Staaten bekriegen sich unter einander, wie es keine
äussern Feinde mehr giebt, verlieren sich allmählig in
dem allmichtigen frftnkischen Staate, bey dessen Verfall
sich neue grosse Staaten mit vielen Dynastien bilden,
in denen Alles feudalistisch geordnet ist , wo nur der Pri-
vilegirte Vertretung hat. Bey den Kelten feUen solche
Staaten mit schroffer Regiemng; hier liegt der Kern in
der Vereinigung der freien Grandeigenthümer und Bürger
— 496 —
SD Territorial -Regierungen, die sich Miwillig, zeitweise
0a Völkern vereinigen, die aber gar nicht unter einem
souverainen Oberhaupte stehen. Das gothisch» dynasti-
sche und das keltische Princip der Volkssouverainitat
durchdringen sich erst in der spätem Zeit, in den con«-
Btitutionellen Staaten, die wir auch nur da finden,
wo sich keltische und gothische Elemente vereiniget haben.
Der Gothe verlangte, wohin er kam, Gutsbesits,
tritt überall als Dynast auf, begehrt in seinem Kreise
möglichst unumschränkte Herrschaft; was er an entge«-
genstehenden, freisinnigen, keltischen Instituten findet,
Volksversammlungen , Oeffentlichkeit und Mündlichkeit des
Rechts Verfahrens, die Gcschwornengerichte u. s. w., sucht
er allmählig zu beseitigen.
Das keltische Grundpriacip war wohl das repu-
blicanischo, wenn wohl nicht das democratische. Je-
der, der ein, wenn auch nur kleines, freies Eigenflium
besass, war Staatsbürger und gleich berechtiget, der
lieichthum gab Einfluss, aber keine Vorrechte, die Macht
lag stets in der Gesammtmasse derer, welche ein freies
Besitzthum hatten (aber gar nicht bey den Proletariern,
wie es zum Theil in Rom und Griechenland der Faü
war), die eine Republik in kleinern oder grossem Krei-
sen bildeten, die ihre Beamten ein- und absetzten, sich
selbst regierten, wo es aber, wie in allen Republiken,
stets Parteiungen und Intriguen gab, welche die politi-
sche Macht schwächten , fremden Einfluss leicht machten,
daher, auch alle keltische Länder leicht die, Beute von
fremden Eroberern wurden, so tapfer auch das Volk war.
Die Gothen hingegen gingen yon dem dynastisch-
monarchischen Princip aus, welches sich durch die, den
Kelten wohl unbekannte Feudalverfassung consoli-
dirte , ihnen war das republicanische Wesen ganz, fremd«
Sie bildeten überall die privilegirte Kriegerkaste, die sich
bald in einen privilegirten Adel umbildete; sie unter-
gaben sich selbst einem Höheren, der über ibxe militai-
rischen Dienste verfugen konnte ; aber sie verlangten eine
solche, Unterordnung auch von ihren Untergebenen. Ih-
— 4m -
dem man bey dem Dynasten Sehuis anehte^ S^m eine
kleine Abgabe kam fast alles freie Eigenthum in den
feudalen Verband ^ wurde Lebngut Der keltische Adel^
auf alte Geschlechter basirt, war ein patriarchalischer
mit dienten, die er überall vertrat, meist erhielt, aber
kein privilegirter und feudalistischer.
Zwischen das keltische Volk und den gothischen
Adel stellte sich die scharf geordnete römische Hie-
rarchie mit ihrem Centrum in Rom, grossem. Landbe-
sitz und mächtigen Ansprüchen.
So entwickelten sich in den keltischen, von den Go-
then besetzten Ländern mehrere, neben einander beste-
hende Rechtsstaaten, mit sehr verschiedenen Rechtsin-
stitutionen, die erst sehr spät in einander verschmolzen,
noch in der jetzigen Zeit nachklingen.
Die Hauptmasse der Bevölkerung war keltischen
Urspwnges, auch bey modiflcirter Sprache, den alt- kel-
tischen Institutionen sehr ergeben, die schwer und nur
sehr allmählig zu beseitigen waren, die sich am läng-
sten in den Städten und ihren Weisthümern hielten, auf
welche die gothischen Dynasten nur einen geringen Ein-
fluss ausübten, und die Stadtrechte haben bis in die
neuere Zeit viel von alt-keltischen Institutionen bewahrt.
Das keltische Gewohnheitsrecht oder Landrecht,
musste auch unter gothischer Herrschaft, für die untern
Schichten der Einwohnerschaft, vorzüglich für den Bauer,
das herrschende bleiben, konnte nicht auf einen Schlag
vernichtet, nur allmählig modificirt werden. Die Gothen,
als Grundeigenthümer, als Nachfolger keltischer Heere,
traten in dieses mit ein; aber es war nirgends ein ge-
schriebenes Recht, sondern wohnte in der Brust eines
jeden freien Kelten, lag vorzüglich in der Hand der Drui-
den, die durch das Christenthum ganz verdrängt wur-
den. Die Gothen, denen dies^ Rechte fremd waren, nach
denen sie selbst richten sollten, Hessen sie zusammen-
stellen, aufschreiben und publiciren, meist in lateinischer
Sprache. Diese sogenannte alt-teutsche Gesetz-
gebung, die in den keltischen Ländern altes Gewohn-
Keftntoin Kelt Altertli. II. Bd. II. Abth. 3t
— 498 —
heitsrecht ist, kann doch nur keltischen Ursprunges seyny
kommt auch ihrem Wesen nach , besonders im Strafrechle
und bey den Wundbussenregistern , bis ins kleinste De-
tail mit der keltischen Gesetzgebung überein , wie sieh
besonders in England nachweisen lässt, wo die rein kel-
tische Gesetzgebung (wie im Cyfreitjen Hywel v. J. 940)
neben der alt-teutschen stehet.
In England erscheint zuerst die angelsachsi-
sche Gesetzgebung, mit den Sammlungen von Ge-
wohnheitsrechten y die Adelbert um 600 , Lothar um 696
u. s. w. publicirten , die den uralt keltischen Gesetzen
in Wales höchst verwandt sind; schon mehr abweichend
sind die Gesetze unter der Herrschaft der Normannen,
leges Henrici primi 1150, Eduardi confessoris 1170
u. s. w.
In Frankreich und zwar im südlichen Gallien^ wo
sich die Westgothen um 419 festsetzten, wurden schon
480, unter König Eurich die Gewohnheitsrechte aufge-
schrieben, aber mit den Nachträgen erst im 7. Jahrb.
als lex Wisigothorum publicirt, welches Gesetzbuch auf
keltischen Institutionen vbasirt, das römische Recht bey
Strafe verbietet und seine Geltung zum Theil bis ins
14. Jahrh. behielt. Im Burgundischen Reiche (seit 414)
wurden die Gewohnheitsrechte unter^König Gundobald um
500 zusammengestellt als lex Burgutuliorum. Im frän-
kischen Reiche publicirte man die Gewohnheitsrechte als
lex Ripuariorum um 530*, und in der lex salia um 500;
letztere hatte in einem grossen Theile von Gallien Gel-
tung, und in den alten Handschriften derselben finden sich
Noten beygcschrieben , die sogenannten malbergischen
Glossen, die, wie neuerlich (1843) Prof. Leo gezeigt
hat, aus keltischen Worten bestehen, welche die latei-
nischen erläutern, was auch auf keltischen Ursprung der
Gesetze hindeuten dürfte.
In den Rhein- und Donaugegenden wurden um ähn-
liche Zeit die lex Allemannorufn und lex Bojavariorum,
im nördlichem Germanien, später, um 800, die lex Fri-
4iorum, Sas&rum und T%uringwrum pttblieirt^ mit ahn-
lieben Beatimmnngen.
Alle diese ältesten Gesetze, die unter gothischen
Regenten publicirt wurden, baben etwas sehr Gemeinsa-
mes, welches in den alt-keltischen Institutionen wurzelt,
das mit 'den keltischen Rechten in Wales und mit dem
übereinstimmt, was wir von den alt -gallischen und ger-
manischen Rechten wissen, dieses fanden die Gothen
vor, brachten es nicht mit aus entfernten Ijändern , ach-
teten es als Gesetz für die keltische Einwohnerschaft.
Was die Gothen vom schwarzen Heere her mit-
brachten, war ihre Militairverfassung mit scharfer Unter-
ordnung, aus welcher sich das Feudalwesen entwik-
kelte , nach dessen ganz anti-keltischem Grundprincip , alle
Gewalt nicht vom Volke ausgehet (wie es bey den Kel-
ten der Fall war), sondern von einem Hohem, der sie
verleihet, von einem Ritter, H'erzoge, Könige, von dem
man sie lehnsweise besitzt, dagegen Kriegs -Ehrendienste
und dergleichen zu leisten hat; daher selbst der Kaiser
seine Gewalt nicht vom Volke, sondern von Gott durch
den Papst erhält , der sie theilweise an Andere verleihet,
diese an Dritte u. 8. w., stets unter Bedingungen und
Leistungen. Diese personlichen Beziehungen wurden bald
erbliche und dingliche, fast alles Grundeigenthum nahm
diesen feudalen Character an, die kleinen freien Eigen-
thümer wurden Lohns- und Dienstleute der Ritter^ die
ihrerseits den Grafen und Herzogen untergeordnet waren,
den Adel bildeten, grossentheils ganz djrnastisch auftre-
ten, das Volk allein repräsentirten, einen eignen Staat
im Staate bildeten, der vorzugsweise sich auf das Lehn-
recht basirte^ was sich seit dem 10. Jahrb. ausbildete^
doch erschien erst um ISOO das erste dessfalsige Ge-
setzbuch, dag longobardische Lehnrecht, das sehr
allgemeine Verbreitung bekam, mit den keltischen Insti-
tutionen wohl nichts gemein hat.
Auf ähnliche, gleichsam militairische Art, organi-
sirte sich allmäUig die katholische Geistlichkeit, trennte
3* ♦
— ÖOO —
sich ganz von dorn Volke ^ griff tief in das Privatreeht
ein und bastrte sich auf das canonische Recht.
Das römische Recht hatte in den romano-kel-
tischen Ländern wenig Eingang gefunden , es galt nur
in den römischen Municipieq ; die gothischen Herrscher lies-
sen es hier bestehen^ aber auch für Alle^ die^sich ihm
unterwerfen wollten; die westgothischen Könige veran-
stalteten selbst die Zusammenstellung der lex ramana^
wie in dem breviarium oder codex auricus von 50$.
Die justinianische Gesetzgebung (Institutionen , Pandecten
u. s. w.)^ die in Constantinopel um 530 publicirt wurde,
von ganz despotischen Principicn ausgehend , die gar nichts
Volksthümliches hat, das Recht ganz in die Hand des
Herrschers und seiner Beamten legt^ blieb selbst in Ita-
lien lange ganz fremd, wurde hier erst im 1%. Jahth.
bekannt, ^iel später in Frankreich , Teutschland u. s. w,
eingeführt.
So kamen in die keltischen Länder sehr verschie-
dene Staats- und Rechtselemente, die sich schroff ge-
genüber standen , sich schwer amalgamiren konnten, aber
im Laufe der Zeit ist das feudale, das römische und ca-
nonische Recht mehr und mehr verdrängt, es sind mehr
Anklänge an keltische Institutionen wieder aufgetaucht.
Der stolze Gothe will auch andererseits seine Kriegs-
beute gemessen ; er erbauet grosse Kirchen , feste Schlös-
ser, umgiebt sich gern mit Glanz, achtet nach dem Vor-
bilde der keltischen Aristocratie den Sänger und Dichter
hoch; so setzten sich die keltischen Barden in dea *
Troubadours, Skalden und Sängern fort, welche
meist die alt -keltischen Gesänge in neuem christlicheia
Geiyaude vortragen, dadurch grossen Einfluss gewinnen
auf die sich entwickelnden neuen Sprachen.
Will man gründlich in die Entwickelnng, das We~
sen und die Institutionen der neuem Nationalitäten, der
teutschen, englischen, spanischen, französischen und ita->
lienischen eingehen, so wird man die Elemente, aus
denen sie hervorgingen , das keltische und gothiscbe schärf
— aei —
in» Auge fiuMen müssen ^ von denen hier nur einige An«
deutungen gegeben werden konnten.
Je volkreicher die Gegenden waren , weiche die Oo-
then occupirten, oder in je minderer Zahl sie einrückten,
desto leichter verloren sie sich in der Binwohnerschaft,
mit der ^ie sich daher in Italien, Spanien, selbst in Gal-
lien leicht amalgamiren ; in den slawischen L&ndern wur-
den sie vollkommen slawisirt, aber in Germanien, Bri-
tannien^ besoAders in Skandinavien und Island, hinter-
lassen sie viel tiefere Spuren; hier war ihr Hauptschau-
platz, der Stammsitz der Piraten, wo sie zum Theil zu-
erst wohl und in vielen sich wiederholenden Zügen auf-
treten; hier scheint die. Einwohnerschaft in Sprache und
Wesen mehr gothisirt als in andern L&ndern; desshalb
aber darf man die Germanen nicht für Oothen ansehn,
vielmehr werden sich die Teutschen zu den Germanen
verhalten, wie die Franzosen zu den Galliern.
Die gothtsche Nationalität, die einst die Welt er-
schütterte^ ganz Europa unterjochte, die überall verbrei-
tete keltische Nationalität faat verwischt hat, sie ist bey
diesem mächtigen Haube ganz untergegangen, ihre poli-
tische Nachlassenschaft, zu der auch das unumschränkte
Herrscherthum gehören möchte , vermindert sich von Zeit
zu Zeit, wir nähern uns in den europäischen staatlichen
Institutionen in mancher Hinsicht mehr und mehr den alt-
keltischen.
Ueber die- Eigenthümlichkeiten der got bischen Insti-
tutionen, aus denen das Feudalsystem vorzugsweise her«
vorgegangen seyn mag, wie über ihr Vechältniss zu der
keltischen und denen der neuem Zeit, wird der folgende
Theil dieses Werkes ausfuhrlicher handeln.
Von der Ursprache der Gothen, die wahr-
scheinlich mehrere Dialecte hatte, wissen wir nichts, sie
mag schon am schwarzen Meere in GotUa und in den
Donauländem etwas jnodiflcirtseyn, doch dauerte es nooh
einige Jahrhunderte, bis ein christlich gewordener Stamm
in Italien das Bedürfhiss fühlte, eine Schriftsprache zu
erhalten, und der Bischof Ulftlas, im Anfiinge des 4.
Jahrk. die Bibel ins Gothische übersetzte , von wddier
Arbeit einige Bruchstücke auf uns gekesMiem sind, die
iast einzigen Denkfluile dieser Sprache bildend, weldie
aber hier in einem andern Dialecte als in den nördlicfaea
Ge^^enden geredet scvn kann. Das Gothisehe ist theÜs
in dem Slawischen, Italienischen , FranKösischen und
Spanischen ganz untergegangen« theils hat es sicfa mit
dem Keltischen . zur teutschen Sprache gemischt, theils
mit Rehischem, Angelsächsischem und Normannischem die
englische Sprache bedingt. Das meiste Gothisehe, we-
nigstens in den nördlichen Dialecteu, mag wohl das Is-
ländische enthalten, weil eine Colonie Normannen (die
noch ziemlich reinen Blutes seyn konnte) im 9. Jahrh«
nach Island ging, hier doch sehr isolirt blieb. Diesem
Isländischen am meisten verwandt wird das Schwedische
und Norwegische se3m; etwas isolirter stehet das Dä-
nische, entfernter noch das Angelsächsische. Aber tie^
fer in das Sprachliche einzugehen, dazu fdden mir die
nöthigen Kenntnisse.
7. Der slawische Stamm.
Die slawische Nationalität dürfte als eine Ursprungs
liehe eigenthümliche und sehr zahlreiche zu betrachten
seyn, die jetzo mehr als 70 Millionen Menschen zählt^
daher etwas sehr ^Imposantes hat, vielleicht schon in
sehr alter Zeit nicht weniger mächtig war; sie ist ge-
schichtlich und politisch höchst wichtig, kann in der Zu-
kunft eine sehr grosse Rolle in der Weltgeschichte spie-
len, wenn sie sich ihrer Kraft bewusst wird, ans den
jetzigen mehr negativen Verhältnissen in positivere über«-
gehet, wenn das Nationalgefühl, das sich jetzo zu re-
gen anfangt, tiefere Wurzel fasst. Das allgemeine Cen-
trum ist vorzugsweise die Sprache, an welcher die Na^
tion mit ungeheuerster Zähigkeit hängt; diese zerfidlt
zwar in mehrere Dialecte, die sich aber sehr nahe ste-
hen, näher als es bey den teutschen Dialecten der Fall
ist, so, dass sich der Russe, Pole, Czedie, Serve,
— 508 —
ziemlich verständigen können , auch werden alle Diaieete
zusammengehalten durch die ausgestorbene alte allge-
meine Kirchensprache. Das Slawische stehet noch rein
und kräftig da, assimilirt das Fremde, hat sich nicht mit
andern Sprachen amalgamirt, in solche Toclitersprachen
aufgelöst, als das Keltische und Gothische. Die sono->
ren , weichen Volkssprachen sind gleich berechtiget, kein
Dialect hat sich (wie es im Teutschen der Fall ist} zur
allgemeinen Bücher- und Conversationssprache ausgebil-
det und vorgedrängt.
Was die Slawen — slawjanin im Russischen, slo-
wijanin im Polnischen — die sich auch sserb, serbje
nennen (woher Serben, Sorben), als nationaler Grund-
typus, von jeher auszeichnete, wodurch sie sich we-
sentlich von den Gothen, auch wohl von den Kelten
auszeichneten, ist ihre grosse Neigung zum Ackerbau,
ihre Religiosität bey grosser Toleranz, ihre Friedlichkeit
bey grosser Tapferkeit, verbunden mit einer gewissen,
natürlichen Unterwürfigkeit, daher sich ihrer in den mei-
sten Ländern eine, meist fremde, Aristocratie bemäch-
tiget hat, die das fieissige, fröhliche Volk arg knechtet,
die in ganz anderm, anti-nationalem Sinne, den eigentli-
chen slawischen Character verdunkelt, der in seiner Rein-
heit mehr in Croatien, Servien und Illyrien, als in Po-
len und einigen Theilen von Russland auftreten möchte.
Die slawische Nationalität, die sich vielleicht bey
den Kosaken mit am reinsten erhalten haben kann und
sich aussprechen mag,, wenn auch mehr in asiatischem
als europäischem Typus, ist gewiss der keltischen ver-
wandt, mag mit dieser wohl Einer ursprünglichen Quelle
angehören , ebenfalls aus Indien stammen , gleichwohl sind
Slawen, Gothen und Kelten verschiedene neben einander
stehende Urvölker. Die slawische Sprache gehört, wie
die keltische und gothische, dem indo -germanischen
Sprachstamme an; aber gewiss nicht ist sie der kelti-
schen so sehr nahe verwandt, wie Owen Pughe (Outli-
nes of the Characteristics of the Welsh 1838 und Die-
— 504 —
tiODfur IL) meint, iodem er das Wendische und Slawi-
sche nur als einen Diaiect des Keltischen ansieht.
In archäologischer Hinsicht scheinen Slaw^i
und Kelten^ bey wesentlicher Verschiedenheit dodi in
einer gewissen Verwandtschaft zu stehen; die Kunstsa—
chen ausThon, Erz, Stein, aus Qrabstätten , die wirior
slawische ansprechen, weichen wenig ab von den kel-»
tischen, dagegen werden bey den Slawen die grossarü—
gen Steinbauten der Kelten fehlen, da jene nicht wiQ
diese einer Stein Verehrung huldigten , dagegen die eigent-
lichen slawischen Hradiscbjes oder Burgwälle, den Sla-
wen eigenthümlich sind, wenn wohl die Kelten auch
ähnliche Erdbauten aufführten. Slawen und Kelten wer^
den *ihre Todten theils .begraben, theils verbrannt habeo^
doch scheint das Verbrennen bey erstem häufiger als bey
letztern der Fall gewesen zu seyn.
Der heidnische Cultus der Slawen mit vielen Göt-
tern, auch Tempeln und wohl Götterbildern scheint eigen-
thümlich, von dem der Kelten wesentlich verschieden
gewesen zu seyn, nur ist zu bedauern, dass wir von
demselben höchst wenig Zuverlässiges wissen; die Opfer
brachte man wohl mehr aus Pietät, als um die Zukunft
zu erforschen, die Priesterschaft wird nicht den politi-
schen Einfluss , noch weniger die Gelehrsamkeit und Wis-
senschaft gehabt haben, als die Druiden, man hatte Tem-
pel, wenn auch hölzerne, .die den Kelten fehlten.
Die staatlichen Institutionen der alten Sla-
wen dürften viel Analogie mit den keltischen gehabt ha-
ben , von den gothischen wesentlich verschieden gewesen
seyn; die aristocratischen Verhältnisse, wie sie sich in
vielen jetzigen slawischen Staaten finden, erscheinen gar
nicht als die ursprünglichen. In den alten slawischen
Staaten gab es wohl keinen herrschenden Adel, sondern
nur freie, zum Theil kleine Grundeigenthümer^ in deren
Händen das Staatsbürgerrecht und die Regierung lag wie
bey den Kelten, wo jeder Freie gleich berechtiget und Sol-
dat war; wie wir ein Analogen noch in Croatien und in
der Östreichischen Ittilitairgrenze finden. Die in sich freien
— 585 —
Gemeinden und Territorien , mit ihrer dmnocrfttiscben Ver-
faMungi wurden nur durch ein sehr lockeres Band su
grossem Staaten vereiniget ^ konnten daher leicht bezwun*
gen werden.
Was die Sprachverh<nisse anbetrifft ^ so zerfkUt
das Slawische in mehrere Haupt -Dialecte, die aber doch
einander sehr verwandt sind, so, dass alle Slawen sich
einander leicht verständlich machen können. Neben den
lebenden Dialecten stehet das Alt«-Slawi^che oder
Kirchen-Slawische, welches jetzo nirgends mehr im
Volke gesprochen wird, in welchem aber Kyrillos und
Methodius (im 9. Jahrb.) die Bibel -Uebersetzung liefer-
ten, das noch * in den Kirchenbüchern und beym Cultus
der Slawen vom griechischen Ritus angewendet wird.
Dieses mag damals sehr verbreitet gewesen seyn, aber
die Sprache der Lechen (Tolen und Czechen) dürfte schon
damals verschieden gewesen seyn.
Man kann 3 Hauptgruppen oder St&mme unterschei-
den, I. die Russen, U. die Serben oder lUyrier und lU.
die Polen; erstere beyde stehen sich viel näher als ge-
gen die Polen.
I. Der russische Stamm, mit etwa 36 IMDUionen,
zerfalU in a) die Grossrussen oder Moscowiter,
b} Ae Kleinrussen oder Ruthener, von denen auch
über 9 Millionen in Gallizien wohnen, c) die Weiss-
russen mit den Kosaken, auch d) die Letten und
E s t h e n. Das ungemein tief nach Asien verbreitete Rus-
sische, die Sprache der Ackerbau treibenden Russen und
der mehr nomadisirenden Kosaken, die sich seit 1654
dem russischen Scepter unterworfen haben, sehr zahlreich
sind, an 600>000 streitbare Männer stellen; zu diesen
gehören theils die ehrenwerthen donischen Kosaken, in
dem Stammlande am Don, in den dortigen über 3600 Q
Meilen grossen fruchtbaren Steppen, wie auch die dem
Trünke und der Faulheit ergebenen Tschernomorzen, am
schwarzen Meere, die viel tartarisches Blut haben, auch
die uralischen und orenburgischen Kosaken, die über den
Ural gingen, |iuf eigne Hand das ungeheure Siberien er-
— 506 —
oberten, sich dort verbreiteten^ aber 1581 dem Czaren-
reiche unterwarfen. Die Russen bekennen sich alle zur
griechischen Kirche^ bedienen sich (wie die Serben} der
alten ^ kyrillischen^ aus dem griechischen Alphabete meist
entlehnten Schrift^ während die Polen und Czechen von
katholischem Ritus die lateinische Schrift anwenden. Die
russische Litteratur ist in der neuern Zeit bedeutend ge-
worden^ doch spricht und schreibt man in den hohero
Zirkeln viel Französisch.
Sehr verwandt ist das Litthauische^ die Sprache
der alten Litthauer ^ die früher einen mächtigen slawischen
Staat bildeten, jetzo beschränkt sind auf Kurland und die
benachbarten Gegenden. Besondere Dialecte davon sind
das Schamatische und Lettische (lattwiska} oder
Kurländische auf der kurischen Nährung (im Preussi*
sehen) in Kurland und Lettland (dem westlichen Theile
vonLivland}, unter russischer Herrschaft , auch das Pru-
zisch-Litthauische, das noch hier und da vom Inster
bis zur Memel gesprochen wird, sehr verwandt ist dem
Alt-Pruzischen, das sonst in Ost- und Westpfeussen
geredet wurde , seit dem Ende des 17. Jahrb. ganz ausge-
storben ist f woher der Name Preussen, auch für das Kö--
nigreich in jetziger Ausdehnuftg stammt. Das Litihaui«
sehe wird von Einigen für eine eigene Sprache gehalten,
die zwischen Slawisch und Teutsch stehend, dem Saus-
crit sehr verwandt seyn soll.
IL Der serbische Stamm, (die Südslawen oder
Illyrier) stehet in Hinsicht der Sprache dem Alt -Slawi-
schen am nächsten. Zu diesem gehören: a} die Ser-
hier oder Raitzen (genannt vom Flusse Reska} fast
IVa Millionen, die sich zur griechischen Kirche bekennen^
theils in Türkisch-Servicn (dem alten Moesia superior)
wohnen, theils im östreichschcn Slavonien, auch am
Dniper in Russland, b) die Bosnier, in Türkisch-Bos-
nien , die theils Christen , theils Muhammedaner , dadurch
wesentlich getrennt, nur durch die bosnische Sprache
verbunden sind, c) die Montenegriner oder Tscher-^
nogori in Montenegro, ein freies Gebirgsvolk, etwa
— 5OT —
60,000 Menschen, zwischen Oestreich und der Türkey,
morgenländische Christen j d) dieDalmatierundlstri-
er im östreichschen Dalmatien (mit 300,000 Menschen)
n&d Turkisch<*Croatien, mit dem Uskokischen der Vlahi,
Wlachen in Istrien und Iliyrien und dem Morlachischen,
der See Wlachen in Dalmatien , das dem Montenegrini-
schen ganz nahe stehet, e) die Slavonier in Slavo-
nien mit Vti Million, die theils der lateinischen, theils
der griechischen Kirche angehören, f) die Bulgaren,
im türkischen Bulgarien, wo die einst hier herrschenden
finnischen Bulgaren slawisirt sind, woher das Bulgarische
in der Grammatik manche Eigenthümlichkeiten hat , g} die
Croaten in Türkisch -»Croatien, im östreichschen Mi-*
litair* und Civil-Croatien und in den ungarischen Croa-
tendörfern, die das Croatische oder Ohorwatische spre-
chea^ h} die Winden oder Slowenzen, mit 800,000
Menschen, in Steiermark, Kärnthen, Iliyrien und west-
lichem Ungarn.
III. Der polnische Stamm mit etwa 6 Millio-
nen. - Er begreift: a) die Pplen. Das Polnische oder
Lechisohe^ die Sprache der alten Lochen (Ijach), de-
ren Macht früher sehr weit reichte, im jetzigen russi-
schen und preussischen Polen, Oberschlesien, Gallizien
u. s. w. IVa Millionen, mit den besondern Mundarten der
Kasuben, Masuren, der Slawen in Oberschlesien und
Pommern. Die polnische Litteratur hat neuerlich an Be-
deutung gewonnen; das frans^ösische Wesen der Aristo-
cratie hat auf das gedrückte Volk keinen Eiiifluss aus-
geübt, b) Die C zechen. Das Czechische mit dem ganz
nahe stehenden Hammackischen oder Mährischen
ist dem Polnischen sehr verwandt. Nur etwa die Hälfte
der Einwohnerschaft in Böhmen und Mähren ist slawi-
schen Stammes, die Aristocratie ist, wie in Polen, meist
fremden Ursprunges. Erst in jüngster Zeit hat sich die
czechische Sprache mehr geltend gemacht, ihre Littera-
tur hat einen bedeutenden Aufschwung genommen, wo-
mit der Hass gegen das teutsche Wesen hervortrat, so
Wie die Lust dem Slawenthume die Herrschaft und grösste
— 508 —
Ausdehnung zu geben, c) Die Sorben-Wenden oder
Po laben (von labe die EUbe) sprechen das Polmbische
in der Eibgegend, so wie das Wendische in der Lau»
sitz und im Hannoverschen, wozu das ausgestorbene
Obotritische in Mecklenburg gehört. Dieser Dtaleet war
früher viel weiter, auch durch Franken bis Würzbnrg
verbreitet, ist meist mit Gewalt verdrängt. In den be-
schränkten Kreisen, wo jetzo zwischen den deutschen
noch Slawen sitzen, halten diese fest an ihrer Sprache
und Nationalität, d) Die Slowaken in Ungarn, an 2
IMQllionen, schliessen sich dieser Qruppe an; viele der-
selben durchwandern fortwährend Teutschland mit Mau-
sefallen und dergleichen, sie sind sehr gedrückt, aber
ihnen gehören ausgezeichnete Männer der Zeit an, wie
Kossuth in Ungarn, Palatzki in Prag u. s. w.
Die slawische Sprache, deren härtester Dialect das
Polnische seyn wird, wurde leider erst spät (im 9. Jahrtu)
Schriftsprache ; die alte heidnische Priesterschaft hat nicht
wie die keltische die Schreibkunst geübt, weshalb die
ältere Geschichte der Slawen sehr dunkel ist und blei-
ben wird. Constantin, aber bekannter unter seinem Mönclis—
namen Cyrill oder Kyrillos (aus Thessalonich gebürtig),
verstand die damals in Griechenland verbreitete slawische
Sprache, kam 855 über Constantinopel zu den Donau-
slawen und bildete zuerst ein slawische^ Alphabet (Cy-
rilliza), meist nach griechischen Buchstaben, mit Hinzu-
fugung einiger koptischer und armenischer Schriftzüge,
womit er (860) grosse Theile der Bibel übersetzte, wor-
auf in vielen slawischen Ländern die Liturgie nicht mehr
in lateinischer, sondern in slawischer Sprache abgehal-
ten wurde. Dieser Schrift bedienen sich noch gegen-
wärtig die Slawen von griechischem Ritus (zum Theil
auch die Wlachen für ihre wlachische Sprache), wili-
rend die katholischen Slawen die lateinische Schrift an-
genonunen haben. Neuerlichst ist zwar in .Vorschlag
gebracht, diese letztere sollte allgemein angenommen wer-
den, was aber schwerlich durchgeführt werden kann.
Die slawische Nationalität wird von den Autoren
vorzugsweise unter dem Namen der /Sarmaton oder
Saurömaten begriffen seyn, die in Sarmatia sass^
hinter den Kelten , in den Ebenen und Steppen hinter
dem schwarzen und caspischen Meere um den Dniper,
Don, Wolga, Ural u. s. w. sich weit nach Norden bis
nach Polen hineinzog, also im eigendichen Russland, in
Volhynien, Podolien, der Ukraine, Taurien, Astrachan
u. s. w. Als Nachbarn hatten sie wohl stets südlich
und westlich die Kelten, mit denen immer Handelsbe-
ziehungen bestanden haben mögen, nördlich die finni-
schen, südlich die caucasischen Völker, welche vorzugs-
weise die Scydien des Alterthumes bildeten.
Etwa bey Beginn unserer Zeitrechnung änderten sich
die alt -nationalen und politischen Verhältnisse, östliche
Völker überschwenunten den Westen, wobey Gothen,
Slawen t|nd Finnen sich dauernd weit ausbreiteten, die
keitiscbe alte Nationalität fast ganz unterging. Zuerst waren
es die gothischen Völker, die wahrscheinlich aufgeregt
durch einen hintern Impuls , aus uns unbekannten Wohn-
sitzen in die keltischen und sarmatischen oder slawischen
Lande vordrangen, hier ein Gothia, ein grosses ostgo-
thisches Reich bildend , die nicht allein Sarmatien erober-
ten, sondern auch auf die Slawen einen eignen Einfluss
ausübten, die zu wandern beginnen, meist im Gefolge
der Gothen und Hunnen, nach allen Seiten ihr Slawen-
thum in fremde Länder tragön, fest daran haltend, sich
nicht, wie die Gothen, in der vorhandenen Einwohner-
schaft verlieren. ^
Oothische Schaaren mögen schon zur Zeit um Christi
Geburt oder früher Sarmatien siegend durchzogen haben
und bis Nordgermanien vorgedrungen seyn, von denen
die Franken abstammen werden , die im t. Jahrh. am Un^
terrheine ersdieinen), im 4. Jahrh. erstreckte sich Oo^
thia, oder die Herrschaft der Ostgothen über die slawi-
schen Länder vom schwarzen Meere bis zur Ostsee, in
wdche allmählig viele goihische Schaaren eingedrungen
seyn weiden , auf ähnliche Art , als später in die aadern
— 510 —
europäischen Staaten; wie überall werden auch hier die
Gotheu sich Landguter genommen ^ einen militairiseben
Adel gebildet haben ^ der an der Spitze des slawischen
sehr zahlreichen Volkes stand ^ über dieses herrschte^
sich hier slawisirte^ seine nationale Sprache aufgab^ wie
in Gallien^ Italien^ Spanien u. s. w.
Wie die gothischen Krieger aus Sarmatien westlich
ziehen, sich ein keltisches Land nach dem andern uu*
terwarfen^ folgen ihnen bald oder später immer Slawen
in grosser Zahl^ die sich so bis zur Elbe, Saale und
dem Mayn^ bis ans adriatische Meer^ durch Thrazien,
Griechenland, Mösien, Pannouien und Illyricn verbreiten,
überall als fleissige Ackerbauer (während der Gothe Dy-
nast ist}, die aber Alles um'sich her slawisiren. Wäh-
rend Gothen das grosse Drama der Völker^yandrung be-
ginnen , erobernd einherziehen , gefolgt von Alles verwü-
stenden Hunnen, bildet die Invasion der Slawen den
zweiten Act dieses grossen Trauerspieles, die unter Kai-
ser Ilcraclius um 630 ziemlich vollendet, und von den
nachhaltigsten Folgen ist.
Im Stammlande der Slawen blieb stets die Haupt-
masse derselben sitzen^ die in viele einzelne Völker-
schaften zerfiel; so wohnten die Slavini in den nördli-
chen Gegenden um Nowgorod , um die Weichsel und die
Karpathen , die Antes zwischen dem Duister und Tanais ^
die Ulitscher und Tiwerzer zwischen dem Dnister und
Pruth , die Polotschanen , Dregowitschen und Krewitschen
um Smolcnsk, Witesbk u. s. w., östlicher die Wjuti-
schen, Duljeber, die Drewljaner in Volhynien, westlicher
die Poljanen um Kiew und längs dem Dnister.
Ueber alle diese slawischen Völker herrschten die
Gothen, welche den Adel bildeten, die von den Finnen
Ruotzi, daher auch Hess oder Russi genannt wurden,
diese sind von den Normannen nationel nicht verschie-
den, nicht slawischer, sondern gothischer, oder nach her-
kömmlicher Art zu sprechen, teutscher Abkunft, wie zu-
erst der trefflliche Thunmann (Geschichte der östlichen
- 511 —
Volker 1744) nachgewiesen hat, daher stammt der Name
der Russen und Russlands.
Nach den nordischen Sagen regierten gothisehe Kö-
ntgsgeschlechter schon lange vor dem 9. Jahrh. über die
slawischen Völker^ die sich wahrscheinlich allmählig sla-
wisirten. Als slawische Stamme im nördlichem Russ-
land uneins wurden^ erbaten sie sich um 86S von den
gothischen Warägern oder Normannen im nördlichen Ger-
manien einen Fürsten; diesem Rufe folgte Rurik (geb.
817 f 879), ging mit grossem Geroige dahin ^ gründete
Nowgorod oder machte wenigstens von hier aus bedeu-
tende Eroberungen, er begründete als Knjas ein wichti-
ges Fürstengeschlecht und seine , ganz slawisirten Nach-
kommen beherrschten den sich immer vergrössemden Staat
(der nun als Russia bezeichnet wurde) bis 1598^ wo die
Familie Romanow zur Regierung kam. In der Zeit von
981 — 1015 wurde das Christenthum von Constantino-
pel aus eingeführt und zwar das griechische oder mor-
genländische , das sich seit dem 9. Jahrh. ganz von dem
römischen oder papistischen getrennt hatte y nicht den Papst
als Oberhaupt anerkennt, die Priesterehe gebietet u. s. w.
und sehr duldsam gegen andere Religionen ist.
Die Mongolen der goldnen Horde eroberten um 1837
fast alle slawischen Länder im heutigen Russland ^ die
sie mit ihrmn weiten Reiche vereinigten; als ein unbe-
deutender Freistaat behauptete sich Nowgorod, dessen
Grossfürsten tributpflichtig wurden. Grosso Stücke des
Landes gingen im 14. Jahrh. an Litthauen und Polen
verloren. Ein ausgezeichneter Fürst Iwan Wasilewitsch I.
schlug die Mongolen mehrfach (146t — 1508)^ unterwarf
sich Nowgorod (1478), viele andere Fürstenthümer, wurde
der erste Zaar von Russland. Iwan Wasilewitsch IL
(1534 — 1584) erx>berte die tartarisch- mongolischen Rei-
che Kasan und Astrachan^ erhielt 1581 das von den
Kosaken eroberte weite Siberien ; so wurde die gewaltige
Macht des heutigen russischen Reiches begründet, das
unter Peter dem Grossen (seit 1688) immer mehr auf-
blühete.
— 512 —
Der Einfluss der Qothen und besonders der Mongo-
len scheint die alt -slawischen Institutionen sehr getrübt
zu haben ^ die bey den Steppenvolkem sich am reinsten
erhielten ; es hatte sich ein sehr herrschsüchtiger Adel der
Bojaren gebildet^ welche den Bauern in die schmähligste
Leibeigenschaft brachte, in der er meist jetzo noch lebt.
Die Einwohner von Polen CPoljaoe), die Ljachen
oder Lochen, die Mazowszare oder Masuren (um War-
schau und Plozk), die Cujavier u. s. w. werden ein ur-
sprünglich sarmatisohes oder slawisches Volk seyn, das
hier autochthonisch war, stets hier seine Wohnsitze hatle,
wir finden daher im eigentlichen Polen keine keltischen
Alterthümer oder überhaupt solche ^ die einem fremden
Volke angehören werden. Es ist zwar nicht wahrschein-
lich, dass das Land von den Gothen unberührt geblieben
wäre; aber wir haben darüber keine bestimmte Nach-
richten.
Die älteste Verfassung scheint eine rein slawische,
der keltischen nicht unähnliche gewesen zu seyn, ohne
bevorzugten Adel, mit eignen Fürsten aus alten Familien,
die an der Spitze kleiner Völker standen, und einer De-
mocratie, welche die freien, meist kleinen Icchischeo Grand-
besitzer oder die Schlackteicz bildete, unter denen die
noch freien, aber belasteten Knetonen standen. Um 965
wurde das Christenthum eingeführt, um 1025 nahm Bo-
leslaw den königlichen Titel an, der Adel beginnt nun
privilegirt und mächtig zu werden, greift mit der Geist-
lichkeit weit um sich, macht den kleinen freien Land-
besitzer leibeigen, so gut wie rechtslos. Die Mongolen
machten 1838 — 1289 verheerende Einfälle ohne nachhal-
tige Folgen.
Mit Casimir dem Grossen starb (1370) das Ge-
schlecht der Piasten aus, das der Jagellonen bestieg den
Thron, unter den Polen sich sehr vergrösserte. Durch
Heirath ward das mächtige Litthauen, welches sich bis
über Smolensk erstreckte, mit dem Reiche verbunden;
Pommerellen (Westpreussen, ein Theil von Pommern und
der Neumark), Ostpreussen, selbst die Moldau und Wa-
— 613 —
lachei standen unter polnischem Schutze. Mit dem Ende
des 15. Jahrh. beginnt der Verfall des Reiches. Die im-
mer mächtiger werdende Aristocratie sondert sich ganz
vom Volke, nimmt feste Familiennamen an^ meist mit der
Endsilbe ski, d. i. von, beschränkt das Königthum mehr
und mehr, das seine wichtigsten Hechte verliert, 1466
nimmt man den Knetonen ihr Erbrecht, fesselt sie an
die Scholle, 1568 wird jeder des Adels 'für verlustig er-
klärt, der nach Art. der Bürger lebt. Nach dem Tode
des letzten Jagello (Sigesmund III.) 1570, ist das Kö"
niglhum ein leerer Name, das Land stehet unter dem
äussersten Drucke der Adels -Aristocratie, verliert alle
Kraft, ein Theil gehet nach dem andern verloren, bis es
endlich ganz unter die Nachbarstaaten Hussland, Oest-
reich und Preussen getheilt wurde. Die gänzliche Zer-
splitterung eines Reiches, das in der Weltgeschichte eine
nicht unwichtige Rolle spielte, erregt allerdings Interesse,
ist aber ein häufiges Ereigniss; iibrigens sind die Polen
keine Nationalität, sondern nur ein Zweig derselben, ihr
eigentliches Stammland ist keiner fremden Nationalität
zugefallen, was von Polen abgerissen wurde, ist fast
nur frühef erobertes und slawisirtes Land. Wenn aber
der jetzo exilirte Adel sich für die polnische Nationalität
ausgiebt, so möchte diess ein grober Irrthum seyn, da er,
seinem Ursprünge nach, grossenthcils fremden Nationalitäten
angehören dürfte ; diesen slawisirten Adel wird man immer
von dem slawischen Volke zu unterscheiden haben.
Böhmen, das alle Bojohemum, war ein ursprüng-
lich keltisches Land, bewohnt von den Bojern, die 12
v. Chr. von den kelto-germanischen Markomannen besiegt
wurden, und es bleibt sehr zweifelhaft, ob in demselben
auch nur sporadisch Slawen ge^vohnt haben. Es ist
wahrscheinlich, wenn auch nicht zu erweisen, dass hier
gothische Völker eingedrungen seyn, die sich mit den
Kelten allmählig zu Teutschen amalgamirten. Vielleicht
in deren Gefolge und nach dem Einfalle der Hunnen (441)
treten hier, besonders im' Laufe des 6. Jahrb., Slawen
auf, die vermuthlich aus Polen sich über Schlesien und
Kefertteln Kelt. Alterth. 11. Bd. n. Ablb. 33
— 514 —
Mähren herüberzogen^ als Czecbowi oder Czechen all-
mählig die Haupteinwohnerschaft der ackerbauenden Ciasse
bildeten^ indem sie Alles zu slawisiren suchten. Im Laufe
des 9. Jahrh. wurde das Land christlich. Auch hier
dürfte anfangs 9 wie in Polen ^ ,dic alt - slawische Verfas-
sung geherrscht haben, mit kleinen, freien Grundeigen-
thümern, in deren Händen die Regicrnng lag; allmähh'g
aber entwickelte sich eine sehr mächtige Aristocratie, die
fast durchaus fremden Ursprunges^ auch nur theilweise
slawisirt ist. Die Slawen schlugen unter Samo die Awa-
ren zurück (687) ; seit 695 ward ein Fürst Przemisl der
Stammvater einer langen Reihe von I^hmischen Herzögen
(die unter Kaiser Otto in ein Abhängigkeits-Verhältniss
zu Teutschland kamen) bis ins 14. Jahrh. (1306), wo sie
den Königstitel erwarben, Mähren, Schlesien, Steiermark
und Krain unter ihre Herrschaft gebracht hatten. Seit
1526 ging die Krone an das Haus Oestreich über.
Wenn auch etwa die Hälfte der jetzigen Einwoh-
nerschaft von Böhmen der slawischen Nationalität ange-
hört, so ist das Land selbst kein ursprünglich slaAvisches,
und es jctzo mit Gewalt slawisiren zu wollen, würde eine
grosse Anmassung seyn. Die czechische Litteratur war
bisher sehr unbedeutend, hat in jüngster Zeit einen ho—
hen Aufschwung genommen, wo auch die Idee eines grossen
czechischen oder nordischen Slawenreiches auftauchte.
Mähren (mit 1,750,000 Ein wohn.), das stets za
Germanien gehörte, war das Stammland der kclto-germa-
nischen tapfern Markomannen und Quaden, die sich w^eit
verbreiteten, die grimmigsten und steten Feinde der Ro-
mer waren. Wahrscheinlich kam auch dieses Land unter
die Herrschaft derGothen, die sich allmählig inTeutsche um-
bildeten; vermuthlich in deren Gefolge und nach dem Ein-
brüche der Hunnen um 441 erscheinen Slawen unter demXa-
men Moravi (wohl entlehnt vom Hauptflusse des Landes^
der March oder Morawa), woher Mähren, als fleissige
Ackerbauer, die viele Einwohner slawisirt haben mögen.
Es entwickelte sich hier besonders unter Rastislau (seit 863)
undSwatopluk (874) ein wichtiges mährisches Reich, das sich
!— 515 —
selbst über Ungarn ausdehnte^ aber schon im 10. Jahrb.
(907) zersplittert wurde, und seit dem 11. Jahrh. mit
Böhmen verbunden ist. Etwa ^4 der jetzigen Einwoh-
nerschaft gehört der slawischen Nationalität als Han-
naken Cau dem Fl&sschen Hanna zwischen Kremsier
und Wischau), Wasserpolaken (an der schlosischen
Grenze), Slowaken (in dep ostlichen Karpathen), Ero«
aten (in den westlichem Karpathen) und Morawzi
oder M&hren, welche den Czecben nahe verwandt die
Hauptmasse der Slawen bilden. Der östliche Theil des
Radischer Kreises beisst die Walachei, hier wohnen
W lachen (wohl als Nachkommen der alt- keltischen
Einwohnerschaft), meist arme Hirten, deren Tracht durch
Schnürstiefeln und einen platten Hut sich auszeichnet.
Oberschlesion, oder der südliche Theil von Schle-
sien, überhaupt das Grenzland mit Polen, noch jetzo meist
rein slawisch, wird ein ursprünglich slawisches oder le-
chisches Land seyn. Uebrigcns war Schlesien — wie
schon die Alterthümer lehren — ein rein keltisches Land,
wo Markomannen und Quaden wohnten, dann unter die
Herrschaft der Gothen gekommen seyn durfte (die sich
allmählig in Teutsche umbildeten), in deren Gefolge viele
Slawen einzogen , die vielfach sich ansiedelten. Das Land
kam bald unter polnische Hoheit, gehörte zum Königreiche
Polen, bis es im 14. Jahrb. der böhmischen Lehnsherrschaft,
174S der Krone Preussen zufiel , und das Slawenthum auf
sein ursprüngliches Territorium wieder beschränkt ist.
Die Slawen diesseits der Weichsel, nörd-
lich voi| Böhmen, die Polaben (Eibslawen),
Wenden ond Sorben. Die Länder diesseits der
Weichsel, die nicht zu Sarmatien, sondern zu Germa-
nien gehörten, wurden offenbar von Kelten bewohnt, wie
auch die Alterthümer und die vielen aufgerichteten Steine
lehren, die den Slawen fremd, den Kelten eigqnthumUch
sind. Die Gegendan um die Ostsee, wo seit urältester
Zeit der Bernsteinhandel blühete, werden eine höchst
zahlreiche keltische Einwohnerschaft gehabt haben, da
diese an Alterthümern ausserordentlich reich sind; hier
33«
— 516 —
wohnten die offenbar keltischen Cimbri; die ästyischen
Völker^ die nach Tacitus keltisch sprachen ^ auch dieVe-
neti des Tacitus (Venedi des Plin., Wenedai des Ptol.),
die nur ein keltisches Volk gewesen seyn können, da
ein anderer Zweig derselben , das Hauptvolk im kelti-
schen Armorica, und ein dritter Zweig am adriatischen
Meere, im heutigen Venetianischen wohnte, die der if-
lyrischen oder keltischen Nationalität angehörten. Später
treten im nördlichen Germanien slawische Wenden auf,
und die neuern slawischen Historiker rechnen nicht allein
die germanischen Veneti, sondern auch die italienischen
und gallischen zur slawischen Nationalität, was mir ein
grober Irrthum zu seyn scheint; stehen die Namen We-
nedai und Wenden (Winidi) in sprachlicher Beziehung,
so können wohl nur die Slawen den Namen von den Kel-
ten entlehnt haben.
Wie schon mehrfach erwähnt, werden bereit« im
Laufe des ersten Jahrh. n. Chr. gothische Schaaren bis
hierher vorgedrungen seyn, die später unter dem Namen
der Franken am Rheine erscheinen; geschichtlich wissen
wir, dass im 4. Jahrh. aus Gothia, das bis ins nordJicJie
Russland reichte, eine gothische Armee unter. Ermanricli,
dieAestyer, wie die andern Völker an derOstsee überwand.
Gothen wurden nun wohl Herrn des Landes, durchzogen es
vielfach und drängten sich nach dem Gestade der Nordsee.
Ihnen folgten Slawen in grosser Zahl, die überall
sich als fleissige Ackerbauer festsetzten, dabey die kel-
tische Bevölkerung, selbst wohl die gothischen Dynasten
slawisirten; vorzüglich im Laufe des 5. Jahrh. rückten
die Slawen von der Weichsel bis über die Oder, später
bis über die Elbe und Saale bis nach Thüringen vor.
Hier fand der Apostel Bonifacius im Jahre 724 die Wen-
den in einer so glücklichen Lage, so empfanglich für das
Christenthum , dass er sie als Colonisten nach Franken
zog, bald verbreiteten sich grosse Colonien von Sla-
wen, als Moinowindi, Radanzwindi u.s.w. durch das Frän-
kische, Fttldaische, Bambergische und Bayreutische, die
aber später ganz in der teutschenNationahtät verschwanden.
— SIT —
Slawische Colonicn drangen noch weiter vor, ka-
men selbst nach Batavien und Britannien, wo sie sich,
dort in der Gegend %'on Utrecht, hier in der Grafschaft
Wiltshire niedcrliessen , aber bald assimilirt wurden.
Um das Jahr 800, wo Carl der Grosse dem weitern
Vordringen der Slawen ein Ziel setzte, hatten diese die
grössere Hälfte von Germanien inne, sie waren nicht mi-*
litairische Herrscher, wie die Römer, oder eine occupi-
rende Armee, wie die Gothen, sondern sie hatten sich
als fleissige Ackerbauer Ober das Land verbreitet, \nele
Dörfer angelegt, deren slawische Namen meist noch vor-
handen sind, waren in jeder Hinsicht tolerant, wussten
aber ihre Sprache zur Geltung zu bringen, die keltische
Sprache gehet ganz bey dem besiegten Volke verloren,
die slawische scheint überall die herrschende geworden
zu seyn. Von der Weichsel bis zur Elbe, Saale und dem
Haine, war Alles slawisches Land, Alles slawisirt, über-
all herrschten slawische Institutionen. Erst im 9. Jahrh.
stellte sich die teutsche Nationalität, die sich aus der
keltischen und gothischen gebildet hatte, diesem Slawen-
thume entgegen, das Alles zu verschlingen drohete, aber
ein vierhundertjähriger nationaler, eben so blutiger als
grausamer Krieg, den Albrecht der Bär vollendete, musste
gef&hrt werden, um die Slawen in ihre alten Grenzen
zurückzuweisen, damit Germanien, jetzo Teutschland
auf eignem Boden sich entwickeln konnte; gleichwohl wird
man gern die Ehrenhaftigkeit des slawischen Volkes an-
erkennen , bey dem es damals noch keine herrschsüchtige
Aristocratie gab.
' Im slawischen Theile von Germanien wohnten eine
^ Menge kleine Völkerschaften mit eignen Regierungen,
ohne einen grössern, selbstständigen Staat zu bilden, die
nach Gefallen sich in der Zeit der Noth vereinigten. Da&
Land längs dem Meere, das heutige Pommern bevölker-
ten die Pomerani (von po an und morje das Meer); zu
denen gehörten auch die Luticzi oder Wilzen, Weleten,
an der Grenze von Mecklenburg, die Ranen oder Ruja-
nen auf Rügen, die Retnarer, Dolenser, Uckerer, Hevel-
— 518 —
ler, Speraner u. s. w. sudlicher in der Mark. Im henti-
gen Mecklenburgs bis zur Elbe, wohnten die Abtrizi oder
Obotriten; an der untern Elbe die Polaben, mit den Mo-
ritzancrn bey Magdeburg; an diese grenzten die Sorben^
die sich selbst Sserb, Serbi nannten, mit 50 Städten, die
sich bis über die Saale verbreiteten; zu ihnen gehörten
die Dalemiiizi bey Meissen, die Siusli, Glomazi, Zlomizi,
Colodizi, die Chutizi bey Merseburg und andere; daran
schlössen sich die Milzen oder Milzienen in der Oberlau-
sitz mit 30 Städten, die Lusici mit 30 Städten in der
Lausitz und andere.
Die Einwohnerschaft, welche die Slawen bey ihrer
Invasion vorfanden, scheint nicht ausgewandert, sondern
vollkommen slawisirt zu scyn; die keltische Sprache
ging hier, wie in fast ganz Europa unter,' hier in der
slawischen ) wählend sich in andern Ländern Mischspra-»
eben bildeten. Die einheimische urspriinglich keltische
Einwohnerschaft behielt wahrscheinlich die Industrie und
den Handel in den Händen, während die Slawen vorzuffs-
weise den Ackerbau betrieben. Offenbar standen diese
slawischen Länder in höchster Blüthe, Ackerbau, In-
dustrie und Handel wurden sehr lebendig betrieben, über-
all scheint Wohlhabenheit,, Frieden und Sicherheit ge-
herrscht zu haben, während im übrigen Germanien diess
Alles viel weniger der Fall war, heftige Kriege geführt
wurden und die gothischen Seeräuber allen Handel zer-
stört hatten. Dadurch vielleicht wurde die slawische
Stadt Julia auf der Insel Wollin zum wichtigsten Handels-
platze des Nordens, hatte Verbindungen bis tief nach Asien,
sandle ihre Schiffe nach Hussland, Spanion und Griechenland,
lieber das Slawenthum dieser Gegend hat neuerlich
Macieiowsky (in seiner polnisch geschriebenen Geschichte
der slawischen Gesetzgebung, aus welcher die baltischen
Studien III. Heft 1. 1835 Pag. 172 einen Auszug geben)
interessante Notizen gegeben. Die Hegierungsform war,
wie die keltische, eine patriarchalisch -democratische; die
Familien waren ihrem Oberhaupte unterworfen , und diese
Repräsentanten bildeten eine .democratische Republik von
— 519 -
Grundbesitzern y in deren Händen die Regierung lag^ wel-
che zur Leitung der öffentlichen Angelegenheiten einen
Senat — Starszyzna — ernannte. In Pommern gab es
noch in später Zeit viele kleine Republiken. In Kriegs-
Zeiten ward die Gewalt Einem übergeben ^ und aus solchen
Dictatoreu bildete sich meist eine monarchische Verfas-
sung mit einem erblichen« König , einem $tarszy (Alter)^
Woiwod (Heerführer) oder Ksiadz (Fürst). Das Staats-
bürgerrecht war in den Händen der unter sich gjjeichen
Freien, die alle Beamte wählten; erst unter der monar-
chischen Verfassung und in der christlichen Zeit bilde-
ten sich verschiedene Stände; und die hohen Aemter wur-
den erblich, wie die Woiwodcn, die Kasztelani oderZu-
paui (Statthalter). Mau unterschied die grossen Land-
besitzer als panewie (barones) von der Szlachta (Adel)
und der Ziemianie (Landsassen) ^ über welchen die Hof-
uod Landesbeamten standen. Der Bauer ^ Kmies, Kme-
tho w^ar frei, wenn er auch Zins bezahlte; daneben stan-
den Unfreie, poddani, die aber nicht Sklaven, nicwolnik,
waren. Die Freien, die keine öffentlichen Abgaben be-
zahlten, waren gleich militairpflichtig durch das Ritter-
recht (^jus miUiare^\ erst als diess Recht seine Geltung
verlor, erhob sich der Adel über den Bauer. Das Laiul
war in Bezirke, Zupy und Powiaty, getheilt, deren jeder
seine VVieca, die öffentliche Versammlung aller waffen-
fähigen Freien hatte. Eine Anzahl solcher Distrikte bil-
dete eine Provinz oder Zicmie, die ihren grossen Reichs-
tag oder Seymy hatte..
Der glückliche Zustand des Slawenlaudes mag Carl
den Grossen mit bewogen haben, gleich nach Beendigung
des 30jährigen Krieges mit den Sachsen (773 — 804) ^ un-
ter dem Verwände der Religion die ganz unvorbereiteten
Slawen au der Saale anzugreifen, und leicht war es ihm,
siegreich bis zur £lbe zu dringen (806). Nun aber fan-
den die Tcutschcn den kräftigsten Widerstand bey den
gerüsteten Slawen, die für ihre Freiheit und Religion
fochten, und drey Jahrhunderte lang wüthete der fürch-
terlichste Krieg in den slawischen Ländern, die von den
— 520 —
Teutschcn und andererseits von den Dänen angegriffen
wurden, aber nur sehr langsam erobert werden konnten^
wobey das Land durchaus verheert und menschenleer
wurde, worauf viele Teutsche einwanderten, das Sla-
wenthum sehr zurijck-, meist ganz verdrängt wurde.
Otto I. eroberte den wichtigen slawischen Ort Bran-
nibor; nun wurden die Bisthüraer Brandenburg und Ha-
velberg wie das Erzbisthum Magdeburg (968} begrün-
det. Erst Albrecht der Bär (aus dem Hause Askanien,
Stammvater des jetzigen Anhahschen Hauses}, eroberte
das Land bis zur Oder (1147}, nahm den Namen eines
Markgrafen von Brandenburg an, und seine Nachfolger
erweiterten ihre Besitzungen ansehnlich durch die Neu-
raark, einen Theil von Pommern, Pommerellen (West-
prcussen} , der Lausitz u. s« w. Der Burggraf von Nürn-
berg, Friedrich IV., aus dem Hause HohenzoUern (wel-
ches, wie die Könige von Baiern, vom Grafen Thassilo
abstammt}, erkaufte 1415 diese Markgrafenschaft mit
der Kurwürde, die allmählig sehr vergrösscrt wurde, und
1701 setzte sich Markgraf Friedrich L in Königsberg die
Köiügskrone auf, wurde der erste König von Preussen.
Pie slawischen , heidnischen Pruci oder Preussen (in
Ost« und Westpreusscn} fochten sehr siegreich gegen
die Polen, hatten ihre Herrschaft 80 ausgedehnt, dass
der Herzog von Masovien Konrad L , zu Anfange des 13.
Jahrh. den teutschcn Ritterorden (der 1190 in Palästina
gestiftet war) zu Hülfe rief um die heidnischen Preussen
zu bekämpfen , ihr Land ^u erobern ; aber erst nach einem
53jährigen blutigen Kriege (1838—1291} war die Erobe-
rung vollbracht, das Land aber fast ohne Einwohner, die
slawischen Preussen wurden ganz vernichtet, ihre Spra-
che starb bald ganzlich ab; die Grossmeister in Marien-
burg musstcn das Land durch Teutsche und Polen all-
mählig bevölkern , dehnten nun ihre Macht weit aus^ über
die Neumark, Esthland und Liefland; die unmenschliche
Härte gegen die Unterthanen vorzüglich vereinigte 1440
die Städte in einen Bund, an dem Polen Theil nahm, und
nach hartem Kriege musste der Orden 1468 seine misten
— 521 —
Besitzungen an Polen abtreten ^ ihm blieb nur Ostpreus-
seD^ das 1525 und definitiv 1618 an Prcussen fiel.
Die slawischen Obotriten mussten sich nach langcn-
Kriegen 1156 Teutschland unterwerfen; der letzte obo-
tritiscbe Fürst Pribislaw IL bekannte sich 1167 zum Cbri-
stenthume , wurde der erste Herzog von Mecklenburg und
ist der Stammvater der jetzigen Fürstert dieses Landes,
das seitdem ganz teutsch geworden ist.
Die slawischen Pomerani, die längs dem Meere bis
tief ins Land wohnten, wurden von den Dänen und den
Teutschen mit gleicher Grausamkeit bekriegt, und 1165
zum Theil Ichnspflichtig; die Herzöge des verwüsteten
Landes erkannten 1185 den teutschen Kaiser als ihren
Lehnsherrn an; als sie 1637 ausstarben, fiel Uinterpom-
mern an Preussen, Vorpommern an Schweden, das 1815
ebenfalls an Prcussen kam.
Durch die laugjährigen Kriege wurde das Slawen-
thum in diesen Gegenden fast ganz vernichtet, hat sich
mir isolirt hier und da erhalten; die Avüsten Ländercien
wurden an Bischöfe, Edelleute und hereingezogene Fremde
vertheilt, die zurückgebliebenen Slawen wurden auf dem
Lande zu Leibeigenen gemacht, in ^en Städten aus den
Innungen gestossen. Allmählig erlosch die slawische Spra-
che; 1293 verbot man in Anhalt,* 1337 in Sachsen sie
vor Gericht anzuwenden. 0
Die grossen Eroberungen, welche die Slawen im
Gefolge der Gothen , wie es scheint, leicht und mehr fried-
lich gemacht hatten , wobey sie Alles slawisirten , konn-
ten ihnen nur durch die grössten Anstrengungen entris-
sen werden^ und an der Lust, das Verlorene wieder zu
gewinnen, hat es in jüngster Zeit nicht gefehlt, wo die
slawische Nationalität in mächtigen Völkerbündnissen
sich sehr drohend erhebt, und allerdings liegt in ihr eine
unberechenbare Kraft, vor der Europa einst erzittern kann.
Die Slawen in den Donauländern, in Da-
eien und Pannonien, in Gallizien, Ungarn, Sie-
benbürgen, der Moldau und Walachei. Diese
weiten Länder werden einst rein keltische gewesen seyn,
— 522 —
vielleicht mit Ausnahme des westlichen Theiles von Gal-
lizicn. Sie kamen meist seit etwa 106 n. Chr. unter
die Herrschaft der Römer, hchielten aber ihre Selbst-
ständigkeit. Seit etwa 200 n. Chr. ri'icken allmählig go-
tiiische Völker ein, brechen das keltische Wesen, zie-
hen in Folge der Zeit meist westlich. Ihnen folgen bald
aus dem benachbarten Sarmaticn Slawen in grosser Zahl,
die als flcissige Ackerbauer überall sich ansiedein, sich
besonders der fruchtbaren Ebenen bemächtigen, während
die keltische Einwohnerschaft, repräsentirt durch die je-
tzigen Wlachen, sich mehr auf die Gebirge beschränkt,
da Viehzucht immer ihr Element war. Finnische Völ-
ker treten bald erobernd auf, so die A waren seit 357,
(^die- 796 von Carl dem Grossen überwunden wurden) und
besonders seit etwa 900 Magyaren, die sich in Ungarir
festsetzen, bald weit um sich greifen, gleich den Gothen
eine herrschende Aristocratie bilden, der sich die Sla-
wen unterordnen, die sich aber nicht slawisiren lässt, so
kräftig und zäh an ihrer Sprache hängt , als die Slawen selbst.
Gallizicn oderHalicz mit Lodomirien und
der Bukowina hat mehr als 5 Millionen Einwohner,
wird in seinem östlichen Thcile, vorzüglich der Bukowina, ur-
sprünglich von der keltischen Nationalität (^ie sich in den
Wlachen fortsetzt) bevölkert seyn, während^ im west-
lichem Theile ursprünglich, oder seit sehr alter Zeit sar-
mato-sla:wische Stamme gewohnt haben mögen. Von
der alten Geschichte des Landes wissen wur nichts; es
gehörte früher zu Ungarn, kam 1374 zu Polen, seit
1772 zu Oestreich, dem 1777 die Bukowina von den
Türken abgetreten wurde. Der bis zur Zeit höchst ge-
drückt gewesene Bauer, der aber jetzo (1848) seine
Freiheit erhält, l)ewahrt das cigeutlich Nationale mehr
als die Aristocratie, die grösstentheils fremden Ursprun-
ges ist, deren Uebergriffen jetzo ein starker Damm ent-
gegengesetzt ist. Neben den Wlachen , Armenieru , Ju-
den und Teutschen bilden die Slawen den Haupts^tock der
Bevölkerung; nur ein kleinerer Theil sind Polen oder Ma-
suren, der grössere Theil, im östUchen Gallizieu, über
— 523 —
tVa Millionen nennen sich Rusyny, bilden die Ruihenen^
gehören zu der Nationalität der Kleinrussen ^ sprechen
russisch , das weiche Idiom des Russischen , das in ganz
Kleinrussland bis zu den Kosaken hin verstanden wird,
nicht polnisch^ bedienen sich des kyrillischen, nicht des
lateinischen Alphabetes. Viele Ruthenen wohnen auch
durch Ungarn. In der Bukowina wohnen grosstentheils
Wlachen.
Ungarn, das alte Pannonia und Dacia zum gros-
sen Theil, war ein ursprünglich ganz keltisches Land,
aber der Haupt -Tummelplatz der fremden Völker im Mit-
telalter, von denen Magyaren und Slawen in grosser Zahl
sesshaft blieben. Zu dem eigentlichen Ungarn (Ober-
und Nieder -Ungarn) gehören in politischer Hinsicht als
Nebenreiche: Kroatien, Slawonien, Bannat und Sieben-
bürgen , welche letztere der Kaiser von Oestreich in sei-
ner Eigenschaft «Is König von Ungarn beherrscht. In
dieser Ausdehnung hat das Land über 13 Millionen Ein-
wohner, nämlich^ 4,630,000 Magyaren (inclusive 60,000
Szeckler) , 5 Millionen Slawen (inclnsive 2,200,000 Slo-
waken, 1,350,000 Kroaten,. 1 Million Serben, 350,000
Ruthenen, 50,000 Wenden und der Rest Bulgaren)
2,350,000 Wiachen, als Ueberrest der alt -keltischen
Einwohnerschaft, 1,500,000 Tentsche, und etae grosse
Anzahl Juden, Armenier und Zigeuner.
Die erobernden Magyaren haben sich zu Herrn hIos
Landes aufgeworfen, bilden meist den, bisher unendlich
bevorrechteten Adel, während die zahlreichern Slawen
meist den, bisher unendlich gedrückten Bauernstand aus-
machen, Wlachen und Teutsche leben meist in Sieben-
bürgen. Die Slawen 'mögen sich im Gefolge der Gothen
nnd Hunnen seit etwa dem 5. und 6. Jahrh. verbreitet
haben, erst seit etwa 894 wird das Land von den Ma-
gyaren oder Uguren beherrscht, die, früher eingewandert,
schnell grosse Eroberungen machen, hier ein mächtiges
Reich bilden, dessen Kraft von den Teutschen , durch die
Schlacht bey Merseburg 933, und auf dem Lechfelde ge-
SNChwächt wird. Man hatte in Ungarn als allgemeine Re-
- 524 —
gicrungssprache das Lateinische aDgenommeu y uud die ver-
schiedeucn Nationalitäten, zwar scharf von einander geson-
dert^ Sassen ziemlich friedlich neben einander^ bis in jetziger
Zeit die Mag^'^arcn ihre Sprache zur Rcgicrungssprache erho-
ben, die slawische Sprache und Nationalität ganz zu
beseitigen ^ sich zugleich von Oestreichs Scepter ganz un-
abhängig zu machen strebten; da ergrimmten und erho-
ben sich die Slawen, vorzugsweise die Serbier und Kroa-
ten (1848) ob dieser Unbill, und greifen kräftig ein in
die Zeit des jetzigen Augenblickes.
Die Moldau und Walachei, das alteDacia, ein rein
keltisches Land , >vurde 1 70 römische Provinz , behielt dabey
seine Sprache (die sich in derwalachischen fortsetzt), nennt
sich jetzo noch zara rumaneska , d. i. römische Provinz. Bald
wurde es vielfach von fremden Völkern occupirt, die theils
weiterzogen, zumTheil sich assimilirten. Slawen scheinen
I
nicht in Masse eingedrungen zu seyn, wohnen hier nur spora-
disch. Die Wlachen, die Nachkommen der keltischen Da-
ker, haben unter allen Stürmen der Zeit ziemlieh ihre
Freiheit behauptet, ihre Fürsten oder Woiwoden waren
meist den Ungarn zinsbar, wurden es später den Türken.
Die südlichen Slawen unter östreichis eher
Hoheit, in Kroatien, Istrien und Kr a in. Diese
Länder umfassen das alte Illyria, Dalmatia und Istria,
von keltischen Illyriern bewohnt, unter denen besonders
die Völkerschaften der Dalmatae (im heutigen Dal-
matien und türkischen Montenegro), der Libumi um
Zara und längs dem Meere, der Japodes in Kroatien, der
Skordisci in Kärnthen sich auszeichneten. Diese Länder
kamen unter römische Hoheit, ^wurden dann von Gotben
besetzt, denen Slawen, besonders Chrovaten (daher Chroatia)
im 6. Jahrh. 549 ^ 550 und 623 folgten (siph bis Tyrol
und Salzburg ausbreitend), die sich in dem meist gebir-
gigen und verwüsteten Lande ansiedelten , das ihnen 6S3
förmlich von den byzantinischen Kaisern überlassen wurde;
hier offenbar die noch vorhandene keltische Einwohner-
schaft slawisirten, indem die Wlachen sich allmählig,
vorzüglich in der neuem Zeit verminderten, und da die
— 525 —
Mngyaren nicht bis hierher vordrangen, so ist nnn fast
die ganze Bevölkerung eine rein slawische geworden , die
durch Kroaten, Uskoken, Haiducken, Moriachen und Mon-
tenegriner gebildet wird, die in politischer Beziehung im
Allgemeinen unter der Regierung von Ungarn, oder viel-
mehr des Königs von Ungarn (dem östreichschen Kaiser),
stehet mit Ausnahme von Krain und dem unabhängigen
Montenegro. Längs der türkischen Grenze ist ein brei-
ter Landstrich vom adriatischen Meere bis Siebenburgen
und der Moldau — die Militairgrenze — wo zum
Schutze gegen die Türken, seit der Mitte des 16. Jahrb.,
Alles gleichsam nach alt-slawischer Weise organisirt ist,
wo Jeder Bauer und Soldat zugleich ist, fast keine Abgaben
zu zahlen hat , wo keine Aristocratie sich bildete ; hier tritt
die Ehrenhaftigkeit und Ta))ferkeit des slawischen Vol-
kes in seiner alten Weise auf, und diese Grenzer haben
manche Analogie mit den donischen Kosaken. Diese süd-
lichen Slawen, die Grenzer, Illyrier, Kroaten, Serbier,
haben zwar fast gar keine Litteratur, wohl aber eine
Volks -Poesie, die jetzo bekannter wird, ihre Nationali-
tät regt sich in der jetzigen Zeit gewaltig, wie bey den
Czechen und nördlichen Slawen, man sucht sich frei zu
machen von der ungarischen Herrschaft; auch taucht hier
und da die Idee auf, ein freies mächtiges Süd -Slawen-
reich hinzustellen, das, wenn es feindlich gegen Teutsch-
land auftreten sollte, sehr verderblich worden könnte.
Nach langer Ruhe regen sich jetzo die Slawen und Ma-
gyaren, und scheinen wohlgeneigt sich weiter auszubrei-
ten im alten Germanien. Den frühem Einbrüchen fremder
Völker setzte Carl der Grosse einen mächtigen Damm ent-
gegen ; er schlug 791 die Awaren und Slawen bis an die
Raab zurück, hier setzte er Markgrafen in die schützende
Ostmark, aus der Oestreich entstand, welches verstand
die Ungarn und Slawen zu zugein, die teutsche Natio-
nalität zu behaupten. Ohne ein kräftiges Oestreich ste-
het Teutschland den Slawen offen, die nicht allein ero-
bern , sondern Alles slawisiren wollen , wie die Geschichte
deutlich lehrt.
— 526 —
Die Slawen inBoanien^ das jetso tutkisehe Bos-
nien, mit der Her2ek oder Herzegowina^ türkisch Kroa^-
tien ; der Kreina und Montenegro (mit 1 Vs Millionea MeB-*
sehen y die etwa zur Hälfte christlich y zur Hälfte mu«
hammedanisch sind)^ zwischen der Sau^ Dalmatien^ AJImi-
nien und Serbien^ war ein rein keltisches Land , von den
Illyriern bewohnt, einst mächtig und industriell. Es kam
unter römische Herrschaft, wurde dann von den Gothen
besetzt, denen aus Sarmatiens Ebenen Slawen ftylgten,
die sich allmählig vorzüglich seit dem 6. Jahrh« vermehr-
ten und Alles slawisirt haben müssen, da jetzo fast die
ganze Einwohnerschaft aus Slawen , Bosniaken und Croa-
ten bestehet; was sich von der illyrischeu Einwohner-
schaft nicht slawisirte, scheint sich in das benaciiliarfe
Albanien zurückgezogen zu haben, wo uqter den Alba-
nern oder Schipetaren kaum Slawen wohnen. Die Bos-
niaken bekennen sich theils zum Islam , theils zum grie-
chischen Christenthum , treiben Ackerbau und Viehzucht,
sind tapfer und kriegerisch.
Serbien oder Srbska, rechts der Donau, zwi-
schen Bosnien und der Walachei, das alte Moesia su-
perior, war ein rein keltisches , meist von Moesi, GeUe,
Triballi u. s. w. bewohntes Land, das um das Jahr 11
römische Provinz wurde; seit etwa 200 eroberten es die
Gothen , die theils weiter wanderten , theils sesshaft wur-
den; ihnen folgten Alles verwüstend Hunnen, Awaren, Bul-
garen , und im 6. und 7. Jahrh. Slawen (Serbier), denen 6S5
das Land vom Kaiser Heraclius förmlich abgetreten wurde,
die sich überall als Ackerbauer verbreiteten, und die Ein-
wohnerschaft, die sich in den Wiachen fortsetzte, fast
ganz slawisirte, in so fern sie sich nicht in die benach«*
barte Walachei zurückzog. Das Land erhielt allmählig^
eine politische Wichtigkeit; Stephan der Grosse batto
um 1S60 fast ganz Griechenland an sich gerissen, den
Titel: Kaiser von Homanien angenommen. Seit lä7&
machten die Türken bedeutende Eroberungen. Jetzo ist
die ganze Bevölkerung eine rein slawische, zählt nur we*
nig Wiachen, aus Serben oderHaizen bestehend > die
— 52T —
das alt- slawische Wesen ziemlich bewahrt haben, die
kriegerisch und tapfer sind, keine bevorzugte Aristocratie
keanen, viele schone Volkslieder bewahren, aber noch
keine eigne Litteratur haben , oder kaum einen Anfang da-
von. Sie sind von grosser Freiheitsliebe beseelt, gelang-
ten unter den byzantinischen Kaisern zur völligen Unabhän-
gigkeit, erhoben sich unter eignen Fürsten zu einer Macht,
die im 14. Jahrb. die herrschende in jenem Theile von
Europa zu werden schien, indem sie Bosnien wie bedeu-
tende Theile von Illyricn und Macedonien mit Serbien
verbunden hatte, aber 1389 verfiel, wo das Land tür-
kische Provinz wurde; seit der Erhebung unter Czemy
Georg 1801 ist die Freiheit zurückgekehrt, es wird von
eignen Fürsten regiert, zahlt nur einen kleinen Tribut.
Jetzo zeigen die Serbier grosse Sympathien zu den be-
nachbarten illyrischen Slawen unter Oestreichs Scepter,
den östreichischen Serben und Kroaten.
Bulgarien, rechts der Donau, zwischen der Wa-
lachei, Serbien nnd ](f acedonien , das alte Moesia inferior
mit seinen herrlichen, fruchtbaren Th&lem, war ein rein
keltisches Land, in welches seit etwa 200 Qothen ein-
drangen, denen es um 480 förmlich überlassen wurde.
Ihnen folgten Hunnen , Awaren und wie überall wohl vom
Dniper her, Slawen, die sesshaft wurden, der Landwirth-
schaft sich annahmen, die vorhandene Einwohnerschaft
allmähtig verdängtcn, wie die Gothen slawisirten. Bald
drangen finnische Bulgaren ein, wurden, wie früher die
Gothen , Herrn des Landes , stifteten , wie die Magyaren,
in Ungarn ein bulgarisches Reich , mit der Hauptstadt Achri-
da (dem alten Lychnis) zwischen Macedonien und Epi-
rus, das von 680 — 915 m&chtig da stand , oft und weit-
hin verheerende Züge machte, um 870 das Christonthum
annahm; diese Macht wurde um 1000 von den Byzan-
tinern gebrochen, Bulgarien wurde 1019 dem byzantini-
schen Reiche wieder einverleibt, und seit 139S ist das
Land den Türken tributbar. Auch die Bulgaren konnten
dem Einflüsse der Slawen nicht widerstehen, wurden
ganz slawisirt, so dass die jetzige Einwohnerschaft fast
— 528 —
eine ganz slawische' ist^ das Bulgarische nur einen Dim^
lect des Serbischen bildet. In Institutionen und Gebrau-
chen mag das finnische und tärkische Element weniger
überwunden seyn^* in den Bojaren hat sich eine priviie^
girte, harte Aristocratie erhalten.
Slawen haben sich^ im Gefolge der Gothen, Han-
nen und Awaren, während des 6. — 9. Jahrh. auch über
Rumelien (Rumili im Türkischen^ Romerland^ das alte
Macedonien^ Thessalien und Hellas) und Horea verbrei-
tet^ theils wohl als friedliche Colonisten^ theils erobernd^
wurden neben den Wlachen und Albanern ileissige Acker-
bauer in Hellas und Peloponnes. Das Landvolk inGriedien-
land bestand nächst Albanern allergrössten Theils aus Sla^
wen; eine Menge Ortschaften, Flüsse, Berge^ trugen
jelzo noch slawische Namen ; Griechenland hiesa seit dem
8. Jahrh. häufig Slawinien, die slawische Sprache war
bis ins 15. Jahrh. verbreitet^ ist jetz.o aber nicht mehr
vorhanden. Im Laufe der verheerenden Kriege kamen
die Slawen theils um , theils wurden sie in andere Län-
der, besonders nach Kleinasien versetzt^ der Rest mag
sich mehr albanisirt als gräcisirt haben.
Unverkennbar haben die Slawen, besonders im Ver-
lauf des 4. — 7. Jahrh. einen ungeheuren Landstrich dem
keltischen Lande abgenommen, der vom schwarzen Meere
bis über die Elbe, von der Ostsee bis zum adriatischen
uod caspischcn Meere reicht ^ aber, wie es scheint, von
ihnen nicht mit Gewalt der Waffen erobert wurde, son<-
dern indem sie gothischen erobernden Heerhaufen, wie
den verheerenden Hunnen, als thätige Colonisten nach-
zogen, sich da als Ackerbauer festsetzten, wo sie Platz
fanden, das so erworbene Land meist als das ihrige be-
trachteten, es vertheidigen , auch erweitem, indem sie die
Einwohner slawisiren ; überall war ihre geräuschlose fleissige
Gegenwart den Ländern erspriesslicb, den Völkern ver-
derblich. Zwischen dem Vordringen der Gothen und dem
Einwandern der Slawen scheint eine gewisse Relation
— S2» —
unt erkennbar ^ die vielleicht gerade in der Verscliiedeu-
heit dos gegenseitigen Nationalcharacters zu suchen ist;
die Unterwürfigkeit und rriedliche Thatigkeit des Slawen
konnte sich wohl an den gebieterischen, herrschsüchti-
gen , erobernden , aber 9onst unthätigen Gothen auschlies-
sen, der seine leicht erbeuteten Ländereien gern an den
fleissigen Slawen übergeben mochte.
Kelten, Gothen «nd Slawen sind die 3 gros-
sen, in die Geschichte von Kuropa, vorzüglich von Ger-
manien , tief eingreifenden Nationalit&ten , deren jede einen
sehr eignen Typus trägt.
Die Kelten, autochthoniache Herrn von Europa, er-
scheinen beseelt durch die Idee der individuellen Freiheit,
die kein gebietendes Oberhaupt duldet ^ überall in kleine
republicanische Territorien getheilt, bilden sie keine kräf-
tigen Staaten, sind überall in Parteien getheilt, unterlie-
gen leicht einer kräftigen Macht. Nicht der Krieg, soh-
dem die eigentliche Industrie ist ihr£lement, sie ha-
ben Sinn für Handel, Kunst und Wissenschaft. Sie sind
das eigentlich bergbauende, und dadurch das reich-
ste Volk, in allen ihren Ländern blühete Bergbau, wurde
zum Theil, wie bey manchen Völkerschaften die Gold-
wäschen , in einer unendlichen Grossartigkeit betrieben ; die
gewonnenen Erze wurden verschmolzen , die Metalle viel-
fach bearbeitet, ihre Metallurgie stand auf hober • Stufe,
sie waren zum Theil weiter als wir, denen die edle Bronce
immer noch unbekannt ist. Die Kelten hatten viel Gold,
trugen mehr Schmuck an sich, als wir es thun, rauss-
ten viele Fabriken haben.
Die Kelten waren nächst den Phöniziern das eigent-
liche Handelsvolk der alten Welt, alle Meere wiiren
schon in der vor -griechischen Zeit mit ihren Handels-
schiffen bedeckt, der Bernstein von der preussischen Küste,
das Zinn aus England, waren wichtige Handelsartikel,
se weit die Geschichte hinaufreicht, und aller Wahrschein-
lichkeit nach schifften sie gleichzeitig auch nach Ame-
rika. Der Handelsgeist der alten und neuen Griechen,
der Wlachen, der Venetianer, Genuesen und Engländer,
Kefenida Kell. AlterHi. II« B4. IL AbUu 34
— 530 —
mag in dem keltischen Blute Hegen ^ was in den Adern dieser
Volker rinnt. Mit Industrie und Handel ging Kunst und Wis^
seuschaft Hand in Hand. Die keltische Kunst trägt einen gans
eigenthümlichen Typus y die religiösen Bauwerke sind zwar
roh^ aber zum Theil sehr grossariig ^ die Kunstsachen ha-
ben schöne Formen, geschmackvolle Verzierungen; wie
aber die starren Schranken der alten Religion fielen, wa-
ren es doch keltische Kiinstler, welche die griechischen
und später die christlichen Kunstwerke schufen , die sich
uur sehr allmählig aus den keltischen Formen losmachen
konnten. Diehtkunst und Musik waren stets und sind
noch jetzo ein wichtiges Attribut der keltischen Nationa-
lität^ die alten Bardenlieder sind auch jetzo noch nicht
ganz verklungen. Die Druiden , die von jeher die Schreiib-
kunst übten, waren die Bewahrer einer für uns Cast ganz
verborgenen Wissenschaft, welche aber eine wichtige
Grundlage der Litteratur bilden wird; viele Autoren, die
griechisch und lateinisch schrieben, waren Kelten.
Die keltischen Institutionen waren mehr auf den Frie-
den als den Krieg, mehr auf das Individuelle als auf das
Allgemeine berechnet; die Familie mit patriarchalischer
Verfassung war das wichtigste Fundament ; die Oberhäup-
ter der Familien^ überhaupt die Freien, die zusammen-
wohnten, bildeten die sich selbst regierende Commune , die
Communen vereinigten sich frei mit einander zu immer
grösseren Territorien , die aber keine Staaten bildeten , da
ein herrschendes Oberhaupt fehlte, daher mangelt den
keltischen Ländern die politische Kraft, sie bieten den
Eroberern meist keinen grossen Widerstand. Wie aber
das keltische, mit den Familien innigst vereinigte Prie-
sterthum fiel, sank die Aristocratie , die Regierung fiel
der schlechten Democratie, der Pöbelherrschaft oder un-
umschränkten Despotie zu.
Die Qothen, welche, für unsere Kenntniss wenig*
stens, kein Vaterland haben ^ verhalten sich ganz ent<->
gegengesetzt; ihr Grundcharactcr ist der kriegerische, ge-
bietende , dem republicanischen ganz entgegengesetzte. Sic
geben sich nicht dem Ackerbaue ^ der Industrie, der
— 531 —
Kunst und Wissenschaft bin^ sondern sind Krieger von
Profession, die sich fiir ihren Herzog , für Sold oder Beute
schlagen^ die sie dann behaglich verzehren wollen. Wo
derGothe hinkonunt, ist und bleibt er Krieger ^ Befehlshaber,
Herrscher^ begründet in kleinerem oder grösserem Kreise
einen geschlossenen dynastischen Staat, in den Rittergü-
tern^ Grafschaften, Herzogthümeru und dem Kaiserreiche
die ihren staatlichen Character behalten, wenn auch die
Familien vergehen. Statt der patriarchalischen Familien
entstehet ein privilegirter Adel, der sich scharf vom
übrigen Volke sondert, es lepräsentirt, zu unterjochen
strebt; fast alles freie Eigenthum gehet in dem Feudal-
systeme unter, wird Lehn eines höher Gestellten. Wie
die Gothen allmählig alles Land in Europa occuptren,
ganz neu organisiren, so bemächtigen sie sich auch der
Meere, nicht als Handelsleute, sondern als die furchtba-
ren Piraten^ die Jahrhunderte lang das Schrecken der
Küsteuvölker sind.
Zwischen die herrschsüchtigen Gothen und die in-
dustriellen republicanischen Kelten schoben sich die acker-
bauenden, unterwürfigen y fleissigen und fröhlichen Sla-
wen ein, welche, den Gothen folgend , die grössien blei-
benden Eroberungen gemacht haben , wie es scheint , mehr
al« friedliche Colonisten , wie mit bewaffneter Hand. Ihr
Stammland im Innern des heutigen Russlands mag sehr
bevölkert gewesen seyn, konnte im Laufe einiger Jahr-
hunderte vielleicht Millionen Menschen ins Ausland sen-
den^ und wir sehen in der neuern Zeit an Amerika, wie
schnell sich hier teutsche Colonien vermehren. Ueber
die so höchst merkwürdige Einwanderung der Slawen
und ihr Verhältniss zur Einwohnerschaft ruhet leider ein
undurchdringliches Dunkel, aber von Auswanderung der
keltischen Einwohnerschaft lesen wir nirgends; in vielen
Ländern , besonders um die Donau und sudlicher war sie
grossentheils durch die Gothen, Hunnen, Bulgaren und
Awaren aufgerieben; der byzantinische Kaiser Heraclius
rief selbst (683) Chrovatenstämme aus dem Slawenlande,
in die verödeten Provinzen an der Donau und in Illyrien,
34*
— 532 —
um sie anzubauen^ um sie gegen die A waren zu ver-
theidigeu ; dieses C h r o a ( i a wurde ihnen formUch äber-
lasson. Sie amalganririen die vorbände uen Awaren , Bul«
garen u. s. w. , und dienten als Schutzwebr gegen wüde
Horden.
Die Slawen scheinen für Industrie und Handel we^
nig organisirt zu seyn; wir kennen keine eigentlich sla-
wische Kunst ^ grosse nationale Monumente der alten^
wie der neuen Zeit fehlen bey ihnen ; zu allen geschickt^
sind sie nicht eigentlich industriell und erfindungsreich^
werden es auch nicht durch Handelssperren werden; für
den gewöhnlichen^ selbst kleinen Verkehr braucht auch
jetzo der Slawe gern einen Vermittler, meist Juden^ auch
Wlachen, Griechen oder Armenier; ein handelndes Volk
waren die Slawen wohl nie, aber sie beschützt^u den
Handel; durch ihre Länder wurde stets sehr lebhafter
Handel geführt; sie waren nie Piraten, wie die Gothen.
Schrift und Wissenschaft werden den heidnischen
Slawen auch gefehlt haben ; ihre Priesterschaft war zwar
auch hierarchisch organisirt^ stand unter einem allgemc»-
neu Oberhaupte — dem Griwe — si^ war aber nicht
kenntnis6reich, wie die druidische, auch nicht so mäch-
tig als diese, dagegen sehr tolerant; erst un 9. Jahrh.
begann die slawische Schriftsprache C^urch Cyrillus -|-
869)^ doch blieb die Littcratur bis zur j&ngsten Zeit
höchst unbedeutend. Ohugcachtet dieser Eigenthümlich—
keiten darf man doch wohl nicht die Slawen zu den
passiven Völkern zählen , welche der Cultur unfähig sind^
wie CS neuerlich geschehen ist.
Des Slawen Element ist der Ackerbau, den er mit
grösster Emsigkeit, selbst unter sehr ungunstigen Ver-
hältnissen, mit aller Liebe betreibt, auch für alle Gewerbe
Geschick zeigt. Wo Slawen .in der Geschichte auftreten,
erscheinen sie als fleissige Ackerbauer, als ruhige Vn—
terthanen , welche die Waffen meist nur im Nothfalle so
ihrer Vertheidigung gebrauchen.
Eine natürliche Unterwürfigkeit gegen Höhere und
grosso Langmuth hat das Volk od^ die arbeitende Classe
— 5» — ■
meist in sehr üble, gedriickte Lage gebracht ^ indem sieh
ein^ meist nicht nationaler Adel bildete, der 2war sla-
wisirt wurde, aber das alt -nationale Wesen serstörte,
das Volk als seine Unterthanen auf das härteste bedruckte,
wo er herrschte, der Nationalität eine andere Färbung gab.
Die alt -slawischen Institutionen stehen den kel-
tischen sehr nahe, sind sehr freisinnig, kennen keinen
bevorzugten Adel. Wie bey den Kelten stand die Fa-
milie unter ihrem Oberhaupte, alle freien, wafeniahigen
Leute bildeten das Volk, in dessen H&nden die Macht
lag, alle gemeinecbaflliGben Angelsgenheiten wurden münd-
lich, in öffentlicher Versammlung der Wieca beratheu,
wenn sie nur einen Bezirk, den Zupy, betrafen, oder
auf einem Landtage, dem Seymy, wenn es die Provinz,
die Ziemie, anging; die Yerfas8U|ig trug, wie bey den
I£ellen, einen sehr demecratischen Characler; und irar in
Kriegszeiten wurde die höchste Qewalt Einem übertragen,
der, wie alle Beamte, vom Volke gewählt wurde. Erst
später, in der christlichen Zeit bildeten sich Monarchien,
Adel und verschiedene Stände mit Feudalherrschaft, in
welcher der kleine, freie Gutsbesitzer ganz unterging, au
Leibeigenen herabsank, den man zum Theil wie Waare
verkaufen konnte ; aber man hegt auch grossen Haas ge-
gen die Unterdrücker der Freiheit.
Aeltere und neuere ScdirifU^eller erwähnen die Bhren-
liafiigkeit des slawischen Volkes, abgesehen von der
Aristocratie, die meist fremden Ursprunges ist. Otto,
Bischof von Bamberg, Saxo germanicus und Andere je-
ner Zeit schildern die Slawen als höchst gastfrei, treu
und redlich , aber sehr leichten Sinnes , die sich gern des
sorglosen Genusses der Freude hingeben, unbekümmert
um die Zukunft , sich gern zügelloe ihren Begierden über-
lassen ; sie habeti (wie die Ke1ten> eine grosse Neigung
für Musik, Gesang und Tanz. Der trefflidie Herder (Ideen
zu einer Philosophie der Geschichte 1797) entwirft mit
kräftigen Worten ein treues, schönes Bild des National-
cliaractcrs der Slawen und ihrer Schicksale , und in jüng-
ster Zeit hat Preusker (BUeke in die vaterländische Vor-
— SS4 --
zeit 1843 Pag. 179) über die heutigen Wendeu in der
Lausitz ein ähnliches günstiges Urtheil gefallt, iodem er
von ihnen «agt: es ist ein lebenskjrÄftiges, arbeitsames,
religiöses Völkchen, dessen Ehrlichkeit, Oastfreundschafi
und Geselligkeit allgemein anzuerkennen ist, wie ihre
Genügsamkeit, Reinlichkeit und eheliche Treue. Auch im«
ter dem harten Drucke der Leibeigessohaft blieb ihre harm-
lose Heiterkeit und Fröhlichkeit, ihr geniigsamer, zufrie-
dener Sinn. — Was hier von den Wenden gesagt wird,
dürfte auf das ganze slawische Volk (abgesehn von der
Artst()cratie) Anwendung finden.
Was den heidnischen Slawen überall nachgerühmt
wird, ist ihre grosse religiöse Toleranz, bey grosser Re-
ligiosität; sie gestatteten und beschützten jeden Gottes-
dienst. Ihr heidnischer Naturdienst, mit dualistischen
Göttern , den wir leider sehr wenig kennen , s^heiat höl-
zerne Tempel und hölzerne Gottheiten gehabt, zu baben^
ueben denen man auch jede andere Gottesverchrung und
fremde Tempel duldete ; aber bey der christlichen Bevftl-
kerang, wenigstens den Priestern, tritt diese Toleran»
meist zurück.
Als ein Grundpfeiler der slawischen Nationalität er-
scheint die Sprache, an welcher alle Slawen mit un-
endlicher Zähigkeit hängen. Die slawische Sprache ia
allen ihren Dialecten wird als «ine weiche, für Conver-
sation und Musik sehr gcräilige anerkannt, die aich im
Laufe der Zeit wenig verändert haben mag,tdie constant
blieb, während fast ganz Europa seine Sprache änderte.
Die Weichheit und der Wohlklang derselben mag sehr im
Gegensatz gestanden haben gegen die Härte der kelti-
schen Sprache, besondere im südlichen Europa, bey den
Völkern, die sich in den Albanesen und Wlacbeo fort-
setzen, und die slawische Sprache scheint einen Zauber
ausgeübt zu haben, wie die Griechische^ die in die vor-
nehme und handelnde Welt aller Nationalitäten überging,
nach Aegypten, selbst bis Indien vordrang.
In der Geschichte lesen wir, wie in Teutschland,
Griechenland und andern Gegenden die slawische Sprache
• t
— 535
• ■ •
mit Härte und Grausamkeit verblgl ist^ wie man bemühet
gewesen , sie auasuintten , äbea Ürgends findet sich eine ,
Nachricht, dass sie -Irgendwo mit Gewalt cingefiärt sey,
gleichwohl v^rbfeilat^ sie sich im lij^ufin vott eiiiTgeii Jahr-
hundflicten ijrber lialb Europa, asfimtKrt hier die vorhan- ^^
denen Sprachen, die keltische und gotblsc^^ obgleich
sie Biehr von Ackerbadern ab von Herrschern ausgehe^.
Wenn schon die Einwanderung der Slawen in so weite
Gegenden von Europa eine sehr alerkwürdige nmtsache
ist^ so ist gewiss die vonkemmene Slafwi^ung dersel- -
ben, das Aufgehen der verschiedenen Nationalitäten in
den Slawismus noch wundei^rer. Im Verlaufe de^ er-
sten acht Jahrhunderte war hallb Ger«i»nien vollkommen
slawisirt, und hätte nieht Cad der Grösse durcb blutige
kriege die Sachsen bezwingen , und mit der nun vereinten
Kmft von ganz Teutscbhmd, den Slawen 6inen kräftigen
Danim entgegengesetzt, so würde vielleicbt in nicht sehr
langer Zeit das Slaweuland sictf bis zum Rheine er-
streckt haben, wie es andererseits bis Griechenland und
dem adriatisehen Meere vordrang. Wohl mögen es Co-
lonien von Bauern gewesen seyn^ die weiter und immer
Mfeitor *si(^ vorscboben ; aber aus den Bauern wurden für
ihre Nationalität begeisterte SoHaten, die fbieht fremde
Führer fonden, die sich "ihrer Sprache unterwarfen, sie
nach ihren Zwecken leiteCta, si# dann Hnterdrü<^teh , "aber
mit ihnen herrschten. Die versuchte oder %ngedt'ohete
Schilderhebung der nordlichen czechischen Slawen tind
das kräftige Auftreten der südlichen illyrischen Skwen in
jetziger Zeit (1848), war für Teutschland gewiss ein
drohendes Ereigniss, dessen Folgen nicht zu berechnen
stehen.
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Halle»
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Gebaucrsehe Biiclulriick«rel
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