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1893
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CHE UND LATEINISCHE
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ANTHOLOGIE AUS DEN
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DIE HELLENISCHE KULTUR
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AUS DEN
ELEGIKERN DER RÖMER.
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VON
KARL JACOBY.
IN VIER HEFTEN.
CATULL, TIBULL, PROPERZ, OV1D.
ZWEITES HEFT:
TIBULL.
ZWEITE VERBESSERTE AUELÄGE
LEIPZIG,
DRÜCK UND VERLAG VON B, G, TEüBNJEE-
1894.
ALLE EECHTE,
EINSCHLIESSLICH DES ÜBEBSETZUNGSBEOHTS, VOBBEHALTEN.
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Inhalt.
Seite
Einleitung zum Tibull 1
Nr. I — I, 1 , 6
» n - i, 8 12
„ EI = I, 5, 1-46 19
„ IV = I, 7 23
V — I, 10 28
„ VI — II, 1 32
„ vn — n, 2 38
„ vm — II, 6 40
„ IX = IV, 2 60
X — IV, 4 .... K 52
„ XI « IV, 6 53
„ XII — IV, 13 54
Anhang 57
HM 022
Einleitung zum Tibull.
Wann Albius Tibullus, der trefflichste unter den römischen
Elegikern 1 ), geboren ist, steht nicht fest. Einen Anhaltspunkt
für die Berechnung der Jahre, in denen er lebte, bieten jedoch
die Worte Ovids trist. IV, 10, 51 ff.:
Vergilmm vidi tantum. nee amara Tibullo
Tempus amicitiae fata dedere meae.
Suceessor fuit hie tibi, Galle, Propertius Uli:
Quartus ab his serie temporis ipse fui.
Hiernach war Tibull Nachfolger des Cornelius Gallus 2 ), der
von 685/69— 728/26 lebte, und in seinen Liebeselegieen die
schöne Libertine Lycoris besang, andererseits Vorgänger des
Properz, der 706/48 oder 707/47 geboren sein dürfte 8 ) und
endlich des Ovid, dessen Geburtsjahr 711/43 ist. Somit wird
also wohl das Geburtsjahr des Tibull in die Jahre 690 — 705
d. St. = 64 — 49 v. Chr. fallen 4 ), vielleicht am richtigsten auf
700/54 festgesetzt werden, zumal da er nach einem Epigramm
des Domifcius Marsus 6 ), seines Zeitgenossen, im besten Mannes -
alter, nämlich als iuvenis, starb und zwar ganz kurz nach
Vergil. Dieser schied bekanntlich am 22. September 735/19
im Alter von 51 Jahren aus dem Leben, also kann Tibull
nicht lange vor 700/54 geboren sein. Zu dieser Annahme
pafst auch sein Verhalten Horaz 6 ) und Messalla gegenüber,
die beide als ältere Freunde erscheinen.
Unbekannt ist uns der Vorname Tibulls wie auch der
Geburtsort, Dafs er aus einer Ritterfamilie stammt, ist mög-
lich, aber nicht sicher beglaubigt 7 ), jedenfalls war sie, was
wir aus Tib. I, 1, 41 ff. entnehmen können, ursprünglich wohl-
habend. Aber wie für andere Dichter z. B. Vergil, so wurde
auch für Tibull das Jahr 713/41 durch die Verteilungen von
'Ländereien, die Augustus den Veteranen schenkte, verhängnis-
voll; er scheint damals einen bedeutenden Teil seines väterlichen
Besitzes eingebüfst zu haben; immerhin behielt er noch so viel,
J a c o b y , Anthologie. IL 2. Aufl. 1
2 Einleitung zum Tibull.
um ein bescheidenes, aber sorgenfreies Leben führen zu können.
Aus Horaz epist. I, 4, 2 ergiebt sich, dafs das von seinem
Vater ererbte Landgut in der Gegend von Pedum (in regione
Pedana) bei Tibur lag. — Da in den Gedichten nie von dem
Vater, sondern immer nur von Mutter und Schwester die Rede
ist, so liegt die Annahme nahe, dafs jener frühe gestorben
und der Knabe von Frauen auferzogen ist. War dies der Fall,
dann erklärt sich auch das weichliche Wesen, das tiefe Empfin-
den und innige Gefühl, das unserem Dichter in ganz beson-
derem Mafse eigen ist. In Rom, wohin er sich wahrscheinlich
frühzeitig begab, trat er bald dem M. Valerius Messalla Cor-
vinus 8 ) näher, der nicht nur selbst litterarisch thätig war und
als Redner auftrat, sondern auch junge aufstrebende Talente
unterstützte. Sein Haus bildete einen Sammelpunkt für jüngere
Dichter, die hier ihre Gedichte, ehe sie sie veröffentlichten,
vortrugen, die Urteile des Messalla und der Freunde hörten
und berücksichtigten. Doch auch als Feldherr hat sich Messalla
einen Namen gemacht. In der Schlacht von Philippi im Jahre
42 v. Chr. kämpfte er unter Brutus und Cassius, schlofs sich
dann dem Antonius an, den er aber aus Mifsmut über sein
Verhältnis zur Kleöpatra verliefs, und blieb von jetzt ab ein
treuer Anhänger des Octavian. In der cohors des Messalla
scheint auch Tibull an der Schlacht von Actium 723/31 als
Begleiter and Gesellschafter, nicht als Soldat teilgenommen zu
haben 9 ), jedenfalls erhielt er von ihm die Aufforderung, ihn
nach der genannten Schlacht in den Orient zu begleiten. Der
Dichter erkrankte jedoch, so dafs er auf Kerkyra zurückbleiben
mufste 10 ), während Messalla über das Agäische Meer nach
Ägypten fuhr, um hier sowie auch in Syrien und Cilicien die
zerrütteten Verhältnisse zu ordnen; 725/29 kehrte er nach
Rom zurück, wohin sich auch Tibull, der inzwischen von seiner
Krankheit genesen war, begeben hatte. Da Messalla von
Augustus bald darauf den Auftrag erhielt nach Aquitanien
abzugehen, um die aufständischen Völkerschaften zu unter-
werfen, so schlofs sich Tibull seinem Gönner in dessen cohors
an 11 ). Dieser trug über sie einen glänzenden Sieg am Flusse
Atax (Aude) im Jahre 28 v. Chr. davon, und feierte am
25. September 727/27 einen wohlverdienten Triumph 12 ).
Seine Freundschaft mit Messalla brachte ihn natürlich
auch mit anderen Mitgliedern des Kreises, die sich um jenen
scharten, in Verbindung. Dazu gehörte namentlich Aemilius
Macer aus Verona, der Lehrgedichte nach Art des Nikander
aus Kolophon u. a. verfafste, C. Valgius Rufus, der Verfasser
von Elegieen und Epigrammen, zum Teil auch Ovid. Von
seinem freundschaftlichen Verhältnis zu Horaz war schon oben
Einleitung zum Tibull. 3
die Bede. Auffallend mufs es erscheinen, dafs sich nie der
Name des Augustus in seinen Gedichten findet. 18 )
Das unter dem Namen des Tibull auf uns gekommene
Werk ist eine Sammlung von Gedichten, die in dem gelehrten
Kreise, der sich um Messalla geschart hatte, entstanden ist;
nicht mit Unrecht hat man es ein Familienbuch genannt. 14 )
In den Ausgaben ist es meistens in vier Bücher abgeteilt lb ) r
und zwar umfafst das erste Buch die von Delia und die von
Marathus, einem schönen Jünglinge, das zweite die von Ne-
mesis, das dritte die von Neära handelnden, das vierte den.
Panegyrikus auf Messalla und die Sulpicia-Lieder.
Tibull, der, wie wir sahen, seine Kindheit auf dem Lande-
zugebracht hat, behielt die schwärmerische Liebe für das Land-
leben auch in seinem spätem Alter bei. Darum kehrt das
Lob und der Preis des Lebens auf dem Lande, die Schilderung
der idyllischen Buhe und der mannigfaltigen Thätigkeit des
Landmannes in allen seinen Gedichten wieder. Immer neue
Seiten weifs der Dichter diesem Leben abzugewinnen, immer
von neuem, ohne den Leser zu ermüden oder langweilig zu
werden, das ruhige, friedliche, beglückende Leben auf dem
Lande zu preisen. Neben diesem unerschöpflichen Stoffe ist
es die Liebe, nach der sein weiches, warmes Herz verlangt.
GTewifs ist seine Erziehung durch Frauen in der Jugend auch
hierin nicht ohne Einflufs auf ihn gewesen. Die Geliebte,
die uns in den Gedichten des ersten Buches entgegentritt, führt
den Namen Delia. Mit ihrem wahren Namen hiefs sie, wie
wir aus Apuleius 16 ) wissen, Plania; nach der bekannten Art
der römischen Dichter, ihre Geliebte unter einem anderen
Namen zu besingen 17 ), übertrug er ihren Namen in das
Griechische und nannte sie Delia. Auf die vielerörterte Frage,
in welchen Gedichten Delia unverheiratet, in welchen sie ver-
heiratet 18 ) erscheint, welch' eine zeitliche Reihenfolge für die
einzelnen Delialieder 19 ) anzusetzen ist, brauchen wir hier nicht
einzugehen, da wir es ja nur mit einer Auswahl aus den Ge-
dichten zu thun haben; nur soviel sei bemerkt; dafs die Ge-
liebte eine freigeborene Römerin gewesen zu sein scheint, ein
schönes und gutgeartetes Mädchen, aber ohne jede tiefere Bil-
dung. Die Liebe des Dichters ist eine innige und aufrichtige,
und es fehlt nicht an reizenden Zügen, die uns in das tief-
empfindende Herz des Dichters einen Einblick gewähren. —
Herausgegeben 20 ) ist das erste Buch ohne Zweifel bald nach
dem Triumphe des Messalla, also im Jahre 727/27.
Nach der gewöhnlichen Annahme ist dagegen das zweite
Buch, dessen Gedichte mit mehr Leidenschaft als Innigkeit
eine zweite Geliebte mit Namen Nemesis feiern, nicht von
l*
4 Einleitung zum TibulL
Tibull selbst, sondern von seinen Freunden nach seinem Tode
aus seinem Nachlasse veröffentlicht worden. 21 ) In den be-
kannten Versen des Ovid amor. III, 9, 31 f.:
Sic Nemesis longum 9 sie Belia nomen habebunt,
Altera cura recens, altera jyrimus amor
welche ein schönes Denkmal treuer Liebe sind, wird ihm un-
vergänglicher Nachruhm verheifsen.
Auf die vielfach behandelte Frage, ob Tibull aufser Delia
und Nemesis 22 ) noch andere Geliebte gehabt hat, ob unter der
von Horaz c. I, 33 genannten Glycera dieselbe wie Nemesis zu
verstehen ist 28 ), einzugehen, scheint müfsig, zumal der Dichter
I, 5, 39 selbst von sich sagt: saepe aliam tenui, wenn auch
andererseits zuzugeben ist, dafs das Verhältnis, in dem Tibull
zuerst zu Delia, dann zu Nemesis stand, ein besonderes ge-
wesen ist. Bei Nemesis hat der Dichter übrigens vorzugs-
weise gegen ihre Habgier anzukämpfen; sie bevorzugt einen
reichen Freigelassenen, den sie auf seine Güter begleitet. So
erklärt es sich, dafs der Dichter an einzelnen Stellen auf das
Landleben schmäht, natürlich nicht im Ernste. — Die Heraus-
gabe wird im Jahre 24 erfolgt sein 24 ). Das dritte Buch,
welches das Verhältnis von Lygdamus zu Neära behandelt,
rührt, wie wir genau wissen, nicht von Tibull her, sondern
hat einen sonst unbekannten Lygdamus zum Verfasser, der
ein Zeitgenosse des Tibull gewesen sein und dem Kreise des
Messalla angehört haben mag. 26 ) Aus diesem Grunde haben
auch keine Gedichte jenes Dichters in dieser Sammlung Auf-
nahme gefunden. — Das vierte Buch endlich enthält aufser
dem Panegyrikus auf Messalla, der nicht den Tibull zum Ver-
fasser hat 26 ), die sogenannten Sulpicia-Lieder (IV, 2—12). Sie
behandeln die Liebe der Sulpicia und des Gerinthus. Das
Mädchen ist eine junge, vornehme und gebildete Römerin von
grofser Schönheit, welche mit einem Jünglinge Cerinthus —
ob dieser mit seinem wahren Namen Cornutus hiefs und ob
er ein Grieche war, bleibe hier unerörtert 27 ) — ein heimliches
Liebesverhältnis hatte; Messalla scheint von ihm gewuUst zu
haben. Die Gedichte 28 ) zerfallen in zwei Reihen, IV, 2—7
und IV, 8—12, von denen jede ein in sich abgeschlossenes
Ganzes bildet. Während die Gedichte der zweiten Reihe poe-
tische Briefchen der Sulpicia selbst sind, behandelt auf Grund-
lage dieser in 2 — 7 ein wahrer Dichter, der ohne Zweifel
Tibull selbst ist, das Liebesverhältnis der Genannten in durch-
aus ansprechender und künstlerischer Weise. — Das letzte
Gedicht endlich IV, 13 hat ebenfalls Tibull zum Verfasser. 29 )
Dem Urteil, welches im Altertume Velleius 80 ) und Quin-
Einleitung zum Tibull. 5
tilian 81 ) über Tibull fallen, die ihm den Preis unter den
römischen Elegikern zuerkennen, wird man auch heute inso-
weit beistimmen können, als anerkannt werden mufs, dafs er
seine Schwärmerei für das Landleben und seine aufrichtige
Liebe ohne Anwendung rhetorischer Mittel zum Ausdrucke
bringt. Er hält sich frei von Anspielungen auf abgelegene
Mythen, ist klar und durchsichtig, aber etwas eintönig. Sein
Stoff ist beschränkt, aber in dem engen Kreise, in dem er
sich bewegt, ist er Meister 82 ). Vollendet aber und eigenartig
ist die Form; besonders häufig kehrt der Parallelismus der Ge-
danken und Bilder wieder, der oft mit einer Wiederholung
desselben Wortes verbunden ist. Indem Tibull einem Ge-
danken nachhängt, scheint er nicht selten von seinem eigent-
lichen Thema abzukommen, aber es scheint nur so. — Lange
Zeit hindurch glaubte man irrtümlicher Weise Symmetrie
und durchgeführte Responsion in seinen Gedichten nachweisen
zu können und suchte sie oft auf Kosten der Überlieferung
herzustellen; noch schlimmer hat man unserem Dichter da-
durch mitgespielt, dafs man Versumstellungen, Ausscheidungen
und Lücken annahm. 83 ) Die heutige Kritik verwirft im All-
gemeinen diese Mittel — nur wenige Stellen lassen sich nicht
anders erklären — und sucht den Gedankengang des Dichters
aufzuspüren. 84 ) Tibull ist schlicht und einfach in seiner Sprache
und verschmäht die Künsteleien, wie wir sie in den Gedichten
der Alexandriner und ihrer Nachahmer finden. Ihm und auch
dem Ovid ist der iambische Pentameterschlufs eigen, d. h. que
und ve geht nicht selten einem den Pentameter schliefsenden
iambischen Worte voraus. 85 )
TIBULL.
Nr. I (I, 1).
Divitias alias falvo sibi congerat auro
Et teneat culti iugera multa soli,
Quem labor adsiduus vicino terreat hoste,
Martia cui somnos classica pulsa fugent:
Nr.I (1,1).
I. Tibull hatte als Begleiter des
Messalla das Lagerleben zur Genüge
kennen gelernt. Als er daher später
nach seiner Genesung und Rückkehr
von Kerkyra (vgl. I, 3) von ihm zur
Teilnahme an dem Feldzuge nach
dem Orient aufgefordert wurde,
lehnte er dieses Anerbieten dan-
kend ab. Als Grund giebt er seine
friedliche Natur und seine Anhäng-
lichkeit an sein Landgütchen, so-
wie die Liebe zu seiner Delia an.
Es vereinigt somit diese an die
Spitze sämtlicher Gedichte gestellte
Elegie die beiden Hauptmomente
der Tibullißchen Dichtung. — Das
Gedicht, das vermutlich im Jahre
30 v. Chr., als die Aufforderung an
ihn erging, entstanden sein wird,
zerfällt gewissermafsen in zwei
Teile; der zweite beginnt mit w. 45.
46, in denen zuerst die Herrin ge-
nannt wird, die von nun an den
Mittelpunkt der Gedanken des Dich-
ters bildet.
1—14. Wer Eriegsarbeit nicht
scheut, mag sich Reichtümer sam-
meln, ich ziehe ein ruhiges Leben,
wenn auch in bescheidenen Ver-
hältnissen vor; ich will fleifsig
selbst als Landmann arbeiten und
Reben und Bäume pflanzen; auch
bin ich der Huld der Götter ge-
wifs, da ich fromm bin, den ein-
samen Pfahl auf der Flur und den
Stein am Kreuzwege bekränze und
dem ländlichen Gott das Erstlings-
opfer darbringe.
1. fulvo auro: ablat. instr. zu
congerat; vgl. Ovid Her. XVI, 224:
congestoque auri pondere dives ero?
Cic. de imp. Cn. Pomp. IX, 22. Zu-
sammengescharrtes Geld und lie-
gendes Gut kümmern den Dichter
wenig.
3. labor: Kriegsarbeit, Kampf;
vgl. Caesar bell. g. III, 5, 2; VH,
41,2: cum — nostros adsiduo läbore
defatigarent. — terreat und v. 4
fugent sind konsek. Konjunktive.
4. classica pulsa: classicum ist
das durch das Hörn gegebene Signal,
dann auch das Instrument selbst;
so sagt man classicum canere, flare,
inflare. Bei denjenigen Instrumen-
ten dagegen, weiche mit dem Fin-
ger oder dem plectrum geschlagen
werden, ist pellere das übliche Ver-
bum; es findet sich daher mit lyra,
nervi und ähnlichen Substantiven
verbunden. Hier ist demnach eine
Vermischung von beiden Ausdrucks-
weisen eingetreten.
TIBÜLL. Nr. I (I, 1).
5 Me raea paupertas vita traducat inerti,
Dum meus adsiduo luceat igne focus.
Ipse seram teneras maturo tempore vifes
Rusticus et facili grandia poma manu:
Nee spes destituat, sed frugum semper acervos
10 Praebeat et pleno pinguia musta lacu.
Nam veneror, seu stipes habet desertus in agris
Seu yetus in trivio florida serta lapis:
Et quodeumque mihi pomum novus educat annus,
Libatum agricolae ponitur ante deo.
5. me mea: Pronomina derselben
Person stehen bei Dichtern und
Prosaikern gerne nebeneinander. —
paupertas: geringes Einkommen im
Vergleich zu seinem frühern Wohl-
stande, während egestas Bettelarmut
bedeutet; vgl. Porph. zu Hör. epist
II, 2, 199 : paupertas etiam honestae
par8imoniae nomen est et usurpatur
in fortuna medioeri. — traducat;
Konj. des Wunsches; traducere: hin-
durchgeleiten. Die Komposita mit
trans bezeichnen ursprünglich die
Bewegung, welche von einem zum
andern geht, so dafs dabei ein
Zwischenraum überschritten wird;
oft wird durch sie nur ausgedrückt,
dafs etwas von einem auf den an-
dern übergeht. Mich aber mag
gerne mein mäfsiger Besitz durch
ein thatenloses Leben hin durch -
•leiten, wenn nur — . — inerti —
otiosa thatenlos; vgl. v. 58.
6. Ein focus perennis, pervigil
gehört zu den Wünschen der Ge-
nügsamen, nur dem Bettelarmen
fehlt selbst das Herdfeuer: vgl.
Cat. 23, 1 f. : Furi, cui neque servus
est neque ignis; Mart. X, 47, l ff.:
vitam quae faciant beatiorem — haec
sunt: focus perennis. Vgl. Stat
silv. I, 2, 255: divesque foco lu-
cente Tibullus.— adsiduo igne steht
im Gegensatz zu adsiduus labor
v. 3.
7. ipse: mit eigener Hand; vgl.
Prop. IV, 17, 15: ipse seram vites
pangamque ex ordine colles. — tene-
ras: dünn, schwankend.
8. rusticus: wie ein Bauer; die
Vergleichungspartikel fehlt wie auch
sonst; vgl. v. 56. — facili: leicht be-
weglich, gewandt, geschickt. —
grandia poma (eig. pomos) bildet
einen Gegensatz zu teneras vites.
9. nee spes destituat: %ov% av
ancttrjoeisv % ilntg; spes destituit
steht absolut, sonst sagt man ge-
wöhnlich destitui spe.
10. pinguia: ölig, dickflüssig;
vgl. Hör. sat. II, 4, 65: pingui
miscere mero. — lacu: locus ist
eigentlich ein Wassertrog, dann
ein trogartiges Behältnis zu land-
wirtschaftlichen Zwecken, hier die
Weinkufe, in die der geprefste
Wein fliefst; vgl. Tib. II, 5, 86
(Nr. VHI).
11. nam: der Gedankengang ist:
und ich werde mich auch in meiner
Hoffnung nicht tauschen, denn — .
veneror x sc. stipitem seu lapidem. —
Auf den Äckern und an Scheide-
wegen befanden sich roh bearbeitete
Pfahle und Steine, welche Flur-
götter darstellten. Vgl. über die
Verehrung dieser Ovid fast. II, 641 ff. :
Termine, sive lapis, sive es defossus
in agro stipes, ab antiquis tu quo-
que numen habes. te duo divefsa
domini pro parte coronant, binaque
serta tibi binaque liba ferunt.
14. libatum: als Spende. — agri-
colae deo: Silvanus, der ein Be-
schützer der Gärten war. Vgl. Tib.
I, 5, 27 (Nr. HI). — ponitur ante —
apponitur; ante steht adverbiell;
vgl. Hör. sat. I, 3, 92 f.: aut posi-
tum ante mea quia pullum in parte
catini sustulit esuriens. Tib. II, 5,98
(Nr. VIII): coronatus stabit et ante
calix.
8
TIBÜLL. Nr. I (I, 1).
15 Flava Ceres, tibi sit nostro de rure Corona
Spicea, quae templi pendeat ante fores,
Pomosisque ruber custos ponatur in hortis,
Terreat ut saeva falce Priapus aves:
Vos quoque, felicis quondam, nunc pauperis agri
20 Custodes, fertis munera vestra, lares:
Tunc vitula innümeros lustrabat caesa iuvencos,
Nunc agna exigui est hostia parva soli:
Agna cadet vobis, quam circum rustica pubes
Ciamet c io messes et bona vina date':
25 Iam modo iam possim contentus vivere parvo
Nee semper longae deditus esse viae,
15—36. Auch den Gottheiten der
Flur bringe ich die schuldigen Ga-
ben dar: Geres soll den Erntekranz,
Priapus einen Platz im Garten, die
Laren ein Lamm erhalten. Die
schmerzliche Erinnerung an den
ehemaligen Reichtum (y. 19) kommt
bei dem Dichter nicht ganz zum
Durchbruch bei dem Gedanken an
die ländliche Festfeier. Bei be-
scheidenem Auskommen, wünscht
der Dichter weiter, möge er ruhig
auf dem Lande leben, Schatten
und Quelle aufsuchen können, und
schliefst mit der Bitte, Diebe und
Wölfe mögen seiner kleinen Herde
fern bleiben.
15. flava: blond heifst Ceres wie
Demeter lavä*?}, da sie als die
Göttin der Ernte reife (gelbe) Ähren
auf dem Kopfe trägt; vgl. Serv. zu
Verg. georg. I, 96: flava dicitur
propter aristarum maturitatem; Ovid
fast. IV, 424; 616; Hör. c. s. 29 f.:
fertilis frugum pecorisque tellus spi-
cea donet Cererem Corona.
18. Priapus ist der Gott der
Fruchtbarkeit, der Felder und der
Herden. §ein Bild war aus Feigen-
oder Pappelholz gezimmert und mit
Mennig rot angestrichen; in der
Hand hielt er eine Sichel und diente
als Vogelscheuche und zum Schutze
gegen Diebe; vgl. Ovid fast. 1, 415:
at ruber, hortorum decus et tutela,
Priapus; met. XIV, 640 : quique deus
fures vel falce — terret; Hör. sat.1,8,
3 f.: furum aviumque maxima for-
mido; Verg. georg. IV, 110 f.
19. Tibull spielt auf seinen Ver-
lust an, den er durch die Äcker-
verteilungen des Augustus an die
Veteranen erlitten hatte; vgl. Ein-
leitung S. 1.
20. fertis: das Präsens drückt die
Gewohnheit aus. — munera ferre:
Gaben davontragen, empfangen;
vgl. Hör. c. IV, 8, 4: neque tu pes-
sima munera ferres; Ovid am. III,
6, 66: munera promissis uberiora
feres. — vestra: die euch gebühren-
den. — lares: den Laren, die ur-
sprünglich Flurgötter (lares rura-
les), dann Hüter des Hauses waren,
wurde an den ländlichen Festen
(Ambarvalia) zugleich mit Bacchus
und Ceres geopfert, wobei man sie
um das Gedeihen der Saaten, des
Weines und der Herden anflehte.
21. tunc: bezieht sich auf felicis
quondam v. 19.
24. Aus bona (vina) ist zu messes
zu ergänzen bonos.
25. Der Sinn ist: wofern ich nur
zufrieden auch bei kleinem Besitz
leben kann und nicht in den Krieg
zu ziehen brauche, soll euch ein
Lamm als Opfer dargebracht wer-
den. — modo: =- dummodo; iam-
iam durch modo getrennt wie Verg.
Aen. XII, 179 : iam melior iam diva
precor.
26. Zu nee aus possim ist ein
Verbum wie debeam oder opus sit
zu ergänzen. — viae: Märsche wäh-
rend des Krieges; vgl. Hör. c. II,
6, 7: sit modus lasso — viarum mi-
litiaeque.
TIBÜLL. Nr. I (I, 1).
Sed canis aestivos ortus vitare sub umbra
Arboris ad rivos praetereuntis aquae.
Nee tarnen interdum pudeat tenuisse bidentes
30 Aut stimulo tardos increpuisse boves,
Non agnamve sinu pigeat fetumve capellae
Desertum oblita matre referre domum.
At vos exiguo pecori, furesque lupique,
Parcite: de magno est praeda petenda grege.
35 Hie ego pastoremque nieum lustrare quotannis
Et placidam soleo spargere lacte Palem.
Adsitis, divi, nee vos e paupere mensa
Dona nee e puris spernite fictilibus.
Fictilia antiquus primuni sibi fecit agrestis
40 Pocula, de facili conposuitqne luto.
Non ego divitias patrum fruetusque requiro,
Quos tulit antiquo condita messis avo:
Parva seges satis est, satis est, requiescere lecto
27. canis aestivos ortus: =» Hitze
der Hundstage; der Aufgang des
Gestirnes statt der Wirkung. Das
Sternbild des canis mit dem Sirius
geht am 20. Juli auf. Die Mehr-
zahl ortus, weil die Sonne täglich
aufgeht; vgl. Ovid met. I, 779; Hör.
c. IV, 15, 15.
28. Ähnlich Lucr. II, 29 f.: pro-
strati in gramine molli propter aquae
rivum sub ramis arboris altae; Hör.
c. I, 1, 22: stratus nunc ad aquae
lene caput sacrae.
29 ff. Doch soll mein otium nicht
ganz ohne Arbeit sein; gerne will
ich mich mit ländlicher Arbeit be-
fassen, und ich bitte nur, dafs
Wölfe und Diebe meine kleine
Herde verschonen.
29. tenuisse: aor. Inf. perf., von
den Dichtern gerne des Metrums
wegen angewendet.
35. hie: hier, auf meinem jetzigen
kleinen Besitztum.
36. Am Palilien — oder wie man
das Wort in Born gewöhnlich aus-
sprach — Parilienfeste, das am
21. April gefeiert wurde, flehte
man die Göttin Pales um Schutz
und Gedeihen der Hefden an; zu-
gleich bat man um Verzeihung für
Vergehen, wenn z. B. etwa die hei-
ligen Haine durch die Herden ver-
unreinigt waren. Durch angezün-
dete Strohfeuer, über die man die
Herden dreimal trieb und selber
sprang, reinigte man das Vieh und
sich selbst; vgl. Ovid fast. IV,
721 ff.; Tib. H, 5, 87 (Nr. VIII). —
placidam steht proleptisch.
37 — 50. Anrufung der Götter bei
den Festgelagen zu erscheinen; mit
einfachem Mahl und einfachem Ge-
rät ist der Dichter zufrieden; er
ist glücklich, wenn er auf seinem
gewohnten Lager ruhen und seine
Geliebte im Arme halten darf.
38. Thongeschirr gebrauchten nur
die Armen; vgl. Ovid met. VHI,
668 ff.: omnia fictilibus (ponuntur),
post haec caelatus eodem sistitur
argento crater. Am Ende der Re-
publik verdrängte Silber- und Gold-
geschirr das alte einfache Thon-
geschirr, das höchstens noch beim
Opfern Verwendung fand; vgl. Plin.
35,46 (158): in sacris quidem etiam
inter hos opes hodie — fictilibus
praelibatur simpuviis (Opferschalen).
40. facili: leicht zu bearbeiten,
weich. — conposuitque: vgl. über
diese dem Tib. eigentümliche Stel-
lung des que Einl. S. 5.
41. patrum: Vorfahren.
43. Vgl. Cat. 31, 8 ff.: ac perc-
grino labore fessi venimus larem ad
10
TIBÜLL. Nr. I (I, 1).
Si licet et solito membra levare toro.
45 Quam iuvat inmites ventos audire cubantem
Et dominam tenero continuisse sinu
Aut, gelidas hibernus aquas cum fuderit auster,
Securum somnos imbre iuvante sequi!
Hoc mihi contingat: sit dives iure, furorem
50 Qui maris et tristes ferre potest pluvias.
quantum est auri pereat potiusque smaragdi,
Quam fleat ob nostras ulla puella vias.
Te bellare decet terra, Messalla, marique,
Vt domus hostiles praeferat ezuvias:
55 Me retinent vinctum formosae vincla puellae,
Et sedeo duras ianitor ante fores.
Non ego laudari curo, mea Delia: tecum
Dum modo sim, quaeso seguis inersque vocer.
Te spectem, suprema mihi cum venerit hora,
60 Te teneam moriens deficiente manu.
nostrum desideratoque adquiescimus
lecto. — toro: torus ist ein Teil des
lectus.
45. Vgl. Goethe, röm. Eleg. XVIII,
15 f. : So erfreuen wir nns der lan-
gen Nächte; wir lauschen, Busen
an Busen gedrängt, Stürmen und
Regen und Gufs.
46. tenero sinu: an zarter Brust,
abl. loci; vgl. Tib. I, 2, 73: teneris
retinere lacertis.
47. Vgl. Ovid ep. ex P. II, 1,25 f.:
cum multis lucibus ante fuderit ad-
siduas nubilus auster aquas.
48. somnos sequi: den Schlaf auf-
suchen, d. h. die Nacht über schla-
fen; vgl. Senec. Oed. 682: otium
ac somnum sequi; Gic. de leg. II,
1, 3. — imbre iuvante: der Regen
befördert durch das eintönige gleich-
mäfeige Herabträufeln den Schlaf;
vgl. Soph. bei Cic. ad Att. 11,7,4:
uccv vnb aziyiß nvnvfjs änovsiv
tpSHctdog svdovor) tpQtvl, Liv. 24,
46, 6: imber—lentior deinde aequa-
liorque accidens auribus magnam
partem hominum sopivit.
51 — 75. An die bescheidenen
Wünsche knüpft der Dichter zum
Schlüsse noch die Bitte, dafs die
Götter ihm die Liebe seiner Delia
über den Tod hinaus erhalten
möchten.
61. potius pereat: gehört zu bei-
den Satzgliedern ; der Verbalbegriff
ist voraufgenommen.
62. quam =» quam ut nach einem
Komparativ besonders nach potius:
vgl. Cat. 64, 81 ff.: ipse Theseus —
corpus — proicere Optovit potius
quam talia Cretam funera — porta-
rentur.
64. Die dem Feinde abgenom-
menen Beutestücke (exuviae) wur-
den entweder an die Thüren von
Privathäusern oder Tempeln an-
gehängt; vgl. Verg. Aen. II, 504:
barbarico postes auro spoliisque su-
perbi.
55. Vgl. Hör. c. IV, 11, 21 ff.:
Telephum — occupavit — puella
dives et lasciva tenetque grata com-
pede vinctum.
66. ianitor =» tanquam ianitor.
67. non: gehört zu curo. — lau-
dari: sich Kriegsruhm erwerben;
vgl. Prop. I, 6, 29: non ego sum
laudi, non natus idoneus armis.
58. quaeso — vocer: gerne lasse
ich mich nennen.
69. Der Dichter malt sich seinen
Tod, sein Begräbnis und die Trauer
seiner Geliebten aus.
60. deficere: ermatten, erkalten.
Vgl. Ovid am. III, 9, 68: me tenuit
moriens deficiente manu.
TIBÜLL. Nr. I (I, 1).
11
Flebis et arsuro positum me, Delia, lecto,
Tristibus et lacrimis oscula mixta dabis.
Flebis: non tua sunt duro praecordia ferro
Vincta, neque in tenero stat tibi corde silex.
65 Illo non iuvenis poterit de fernere quisquam
Lumina, non virgo, sicca referre domum.
Tu manes ne laede meos, sed parce solutis
Crinibus, et teneris, Delia, parce genis.
Interea, dum fata sinunt, iungamus amores:
70 Iam veniet tenebris Mors adoperta caput,
Iam subrepet iners aetas, neque amare decebit,
Dicere nee cano blanditias capite.
Nunc levis est traetanda Venus, dum frangere postes
Non pudet et rixas inseruisse iuvat.
75 Hie ego dux milesque bonus: vos, signa tubaeque,
61. Konstr.: et flebis et dabis.
Während die Konjunktive spectem
et teneam den Wunsch ausdrücken,
liegt in dem Futurum die Gewifs-
heii — arsuro lecto: gemeint ißt
die Tragbahre (feretrum), die mit
dem Leichnam zugleich verbrannt
wurde; vgl. Ovid met. XIV, 746 f.:
funera ducebat mediam lacrimosa
per urbem luridaque arsuro porta-
bat membra feretro.
63. Das allen Gefühlen ver-
schlossene Herz wird hier, wie viel-
fach, mit Eisen und Kiesel ver-
glichen; vgl. Tib. I, 10, 59 (Nr.V);
Eurip. Med. 1279; Schiller, Gang
nach d. Eisenh. : denn fühllos, wie
das Eisen, war das Herz in ihrer
Brust.
67. tu: die Subjektspronomina
werden zum Imperativ häufig auch
ohne besonderen Nachdruck hinzu-
gefügt. Allzugrofse Trauer stört
die Manen; vgl. Sulpicius in dem
berühmten Trostbriefe an Cicero
(ep. ad fam. IV, 6, 6): quodsi qui
etiam inferis semus est, qui illius
(TuUiae) in te amor fuit pietasque
in omnes suos, hoc certe illa te
facere (vehementius lugere) non vult.
68. Vgl. Ovid trist. III, 3, 51:
parce tarnen lacerare genas nee scinde
capiUos.
69. amores iungamus: a. lungere
sich Liebesbeweise geben, einan-
der lieben, ist ähnlich gesagt wie
oscula iungere; vgl. Gat. 64, 372:
quare agite optatos animi coniun-
gite amores.
70. Der Tod ist hier personifi-
ziert gedacht (vgl. Cic. de nat.
deor. III, 17,44: Verg. Aen. XI,
197); Mors als Todesgöttin ent-
sprach dem Qdvatog der Griechen,
der mit schwarzen Flügeln (Hör.
sat. II, 1, 58 Mors atris circumvolat
älis) oder in einem schwarzen
Gewände (vgl. Eurip. Ale. 261 ed.
WiUam.), jedenfalls meistens als
älterer bärtiger Mann dargestellt
wurde; vgl. auch Schiller, Glocke:
der schwarze Fürst der Schatten.
71. Vgl. Goethe, Vier Jahres-
zeiten Nr. 37: Leben mufs man und
lieben; es endet Leben und Liebe.
Schnittest Du, Parze, doch nur bei-
den die Fäden zugleich!
72. Vgl. Plaut. Merc. II, 2, 34:
tune capite cano amas, senex ne-
quissume?
73. frangere postes: vgl. Hör. c.
HI, 26, 6 ff.: hie, hie ponite — arcus
oppositis foribus minaces.
74. rixas inseruisse Liebesgezänk
mischen in Liebesfreuden (amori-
bus); inserere hier absolut gesagt
wie Ovid am. HI, 7,9: osculaque
inseruiU
75. hie: auf dem Felde der Liebe
ist der Dichter Führer und Soldat,
12
TIBÜLL. Nr. I (I, 1), Nr. H (I, 3).
Ite procul, cupidis vulnera ferte viris.
Ferte et opes: ego conposito securus aceryo
Despiciam dites despiciamque famem.
Nr. II (I, 3).
Ibitis Aegaeas sine me, Messalla, per undas,
utinam memores ipse cohorsque mei:
Me tenet ignotis aegrum Phaeacia terris:
aber vom wirklichen Kriege, von
Feldzeichen und Drommeten will
er nichts wissen. Mit diesem Ge-
danken kehrt der Dichter zum An-
fange zurück.
76. cupidis: nach Reichtum; vgl.
v. 49.
77. conposito acervo: conponere
acervum wie sonst condere, reponere
acervum.
Nr. II (I, 3).
II. Im Jahre 723/31 nach der
Schlacht von Actium wurde M. Va-
lerius Messalla Corvinus von Au-
gustua nach dem Orient geschickt,
damit er die Verhältnisse in Cili-
cien, Syrien und den benachbarten
Ländern ordnete. Anfänglich wollte
Tibull ihn dahin begleiten, sali
sich aber durch eine Krankheit
genötigt, auf Kerkyra zurückzublei-
ben. Am Anfange dieser Elegie,
die er dichtet oder als gedichtet
hinstellt, als Messalla von ihm
scheidet, also wahrscheinlich im
Herbste 723/31, spricht der Dichter
von Sehnsucht nach der Geliebten
und der Heimat gequält Todes-
befürchtungen aus. An sie reihen
sich traurige und freudige Bilder,
den gröfsten Umfang jedoch nimmt
die Erinnerung an das goldene Zeit-
alter ein, in dem die Menschen
noch nicht, um sich zu bereichern,
in die Fremde zogen. Am Schlüsse
malt sich der Dichter die Wonne
der Heimkehr und das Wieder-
sehen mit der Geliebten aus.
1 — 9. Der Dichter wird von Todes-
ahnungen gequält.
1. Der Plural ibitis steht mit
Rücksicht auf die Begleiter des
Messalla; er als das Haupt wird
besonders angeredet; vgl. Cic. de
orat. I, 9, 38: omnium mihi videor,
exceptis, Crasse, vobis duobus, elo-
quentissimos audisse Ti. et C. Sem"
pronios; Verg. Aen. I, 139 f.: tenet
üle inmania saxa, vestras, Eure,
domos; IX, 625.
2. utinam leitet einen verkürzten
Satz ein; vgl. Tac. Ann. I, 58:
testis illa nox mihi utinam potius
novissima; Cic. ad fam. XII, 25,6. —
cöhors: sc. praetor ia oder praetor is
heilst das Reisegefolge, das den
Statthalter, der sich in seine Pro-
vinz begiebt, oder den Feldherrn,
der zum Heere geht, begleitet.
Dazu gehörten junge gebildete Leute
aus vornehmem Stande, die ihre
ersten Dienste thaten (comites, con-
tubernales), ferner Beamte und Diener
aller Art wie lictores, praecones,
scribae, interpretes, aruspices u. a. m.
3. tenet: tenere sonst häufig von
der Geliebten gesagt, die einen
fesselt (vgl. Tib. I, 6, 36; H, 6, 52;
Verg. ecl. I, 31), ist hier von dem
Lande gesagt, in dem der Dichter
krank liegt. — Phaeacia: Kerkyra
(Korfu) galt den Alten als das Land
der Phaeaken, als das Homerische
2%eQta. — ignotis terris: in einem
unbekannten, fremden Lande, in
dem seine nächsten Angehörigen,
Mutter und Schwester, nicht ein-
mal für seine Bestattung sorgen
konnten, zu sterben, war dem Dich-
ter besonders schmerzlich. Vgl. die
Anspielung beiOvid am. III, 9, 47 ff.:
sed tarnen hoc melius quam si Phaea-
cia tellus ignotum tili supposuisset
humo. Vgl. Verg. Aen. IX, 486;
Schiller, Jungfrau v. 0. H, 7:
TIBULL./ Nr. II (I, 3).
13
Abstineas avidas, Mors precor atra, manus.
5 Abstineas, Mors atra, precor: non hie mihi mater
Quae legat in maestos ossa perusta sinus,
Non soror, Assyrios cineri .quae dedat odores
Et fleat effusis ante sepulcra comis,
Delia non usquam; quae me cum mitteret urbe,
10 Dicitur ante omnes consuluisse deos.
lila sacras pueri sortes ter sustulit, illi
Bettulit e trinis omina certa puer.
Guncta dabant reditus: tarnen est deterrita numquam,
Quin fleret nostras respiceretque vias.
15 Ipse ego solator, cum iam mandata dedissem,
Quaerebam tardas anxius usque moras:
schwer ist's, in der Fremde sterben
unbeweint.
4. Das Bild von der raubenden
Hand des Todes ist bei griech.
und röm. Dichtern häufig; vgl.
Ovid am. III, 9, 20: omnibus obscu-
ras inicit illa manus.
5. Die Wiederholung (Epanalepsis)
derselben Worte, die schon bei
Homer z. B. H. XX, 371 f.; XXHI,
641 f. vorkommt, verleiht der Bitte
gröfseren Nachdruck; vgl. Hör. c.
IV, 1, 2: parce, precor, precor.
6. Es war Pflicht der Angehöri-
gen, die Asche des Verstorbenen
mit Milch und Wein zu besprengen,
zu trockenen und in einem Aschen-
kruge aufzuheben mit Wohlgerüchen
gewürzt; vgl. Prop. IV, 16, 23 f.: ad-
feret haec unguenta mihi sertisque
sepulcrum ornabit custos ad mea
busta sedens.
7. Assyrios odores: die aus dem
Orient kommenden Waren, nament-
lich Gewürze und Salben, heifsen
bald syrische, bald mit Unrecht
assyrische; meistens kamen sie auf
dem Handelswege über Antiochia
nach Born aus syrischen Häfen; vgl.
Hör. c. I, 31, 12: vina Syra repa-
rata merce; c. H, 11, 16: Assyria
nardo; Cat. 68, 144: Assyrio odore.
8. sepulcra: der Plural ist dich-
terisch.
9—22. Der Dichter klagt sich an,
die Heise trotz der Abmahnungen
der Delia unternommen zu haben.
9. mitteret « dimitteret
11. pueri: sc. sortilegi. Auf dem
Forum, am Circus Maximus und
auf den Hauptstrafsen Borns stan-
den Wahrsager, Gaukler und Stern-
deuter; vgl. Hör. sat. I, 6, 113 f.:
fallacem circum vespertinumque per-
erro saepe forum, adsisto divinis.
— sustulit: dreimal zieht (tollere)
Delia die Lose und aus den drei
gezogenen verkündigt (referre) der
Knabe, der sie ziehen läfat, un-
trügliche Zeichen; certa werden
sie erst durch die dreimalige Über-
einstimmung.
13. reditus: der Plural erklärt
sich aus euneta; jede Befragung
verheifst glückliche Bückkehr.
14. respiceret: respicere bedeutet:
sich kümmern, sich Sorge machen
um; vgl. Cic. in Verr. III, 26: mir
seros respicis aratores; Caes. b. g.
VIII, 27, 2: respicere ac timere.
15. solator: in Prosa müfste da-
für solaris oder solatus stehen, da
die Substantiva auf ~or eine blei-
bende Eigenschaft ausdrücken. —
mandata dedissem: die letzten Auf-
träge giebt der Sterbende oder der,
der im Begriffe steht zu verreisen;
vgl. Ovid trist. I, 3, 49—60, be-
sonders v. 59 : saepe eadem mandata
dedu
16. Vgl. Ovid met. XI, 461, wo
es von Ceyx, der von seiner Gattin
Alcyone Abschied nimmt, heifst:
quaerente moras Ceyce.
14
TIBÜLL. Nr. II (I, 3).
Aut ego sum causatus aves aut omina dira,
Saturnive sacram me tenuisse diem.
quotiens ingressus iter mihi tristia dixi
20 Offensum in porta signa dedisse pedem!
Audeat invito nequis discedere Amore,
Aut sciat egressum se prohibente deo.
Quid tua nunc Isis mihi, Delia, quid mihi prosunt
lila tua totiens aera repulsa manu,
25 Quidve, pie dum sacra colis, pureque lavari
Te (memini) et puro secubuisse toro?
Nunc, dea, nunc succurre mihi (nam posse mederi
Picta docet templis multa tabella tuis),
Vt mea votivas persolvens Delia voces
17. aut — aut: entweder oder über-
haupt; omina ist allgemeiner als
aves,
18. sacram diem: Subjekt. — te-
nuisse; vgl. Liv. 32, 9 : consulem T.
Quinctium — properantem in pro-
vinciam prodigia nuntiata — Bomae
tenuerunt. — Die Römer der da-
maligen Zeit waren abergläubisch
und auch geneigt, fremde Kulte
mitzufeiern; darum berücksichtig-
ten sie auch der Juden und Inder
Ansichten und Gebräuche. So galt
auch der Sabbat vielen Kömern
für heilig und eine Heise an die-
sem Tage für unerlaubt; vgl Hör.
sat. I, 9, 69.
20. Mit dem Fufse an der Schwelle
anzustofsen, besonders dreimal, galt
als ein schlimmes Vorzeichen; vgl.
Ovid met. X, 452 : ter pedis offensi
signo est revocata; trist. I, 3, 55 ff.
23 — 34. Was hilft es mir, dafs
du vor deiner Abreise auch deine
Isis für meine Erhaltung anflehtest?
Bette mich, Isis, damit Delia dir
die versprochenen Loblieder singt.
— In Rom hatte sich damals schon
lange der Kultus der ägyptischen
Göttin Isis eingebürgert; besonders
wurde sie von Frauen und Mädchen,
namentlich Libertinen, als Heil-
göttin verehrt.
23. tua: die von dir verehrte.
24. aera: damit sind die me-
tallenen Klappern (sistra) t die bei
dem Isisdienste gebraucht wurden,
gemeint. Männer und Frauen tru-
gen bei der Isisfeier solche Klappern
aus Erz, Silber oder Gold in den
Händen und jammerten, indem sie
sie zusammenschlugen um den ver-
lorenen oder jubelten über den
wiedergefundenen Osiris; vgl. Ovid
am. III, 9, 33: quid nunc Aegyptia
prosunt sistra; met. IX, 693; 776 ff.
25. Die Konstruktion ist: quidve
{prodest mihi) te, dum pie sacra
colis, et pure lavari et pure secu-
buisse toro? Durch que und et wer-
den lavari und secubuisse verbun-
den. — 'pure: — pwra aqua la-
vari.
26. memini: ebenso eingeschoben
z. B. Ovid trist. I, 5, 3 f. — puro
toro: vgl. Ovid am. III, 9, 34: quid
(prodest) in vacuo secubuisse toro?
Zehn Tage un£ ebenso viel Nächte
waren die Frauen an ihrem Feste
verpflichtet sich zu reinigen und
allem sinnlichen Genufs zu ent-
sagen.
27. posse mederi: sc. te; ebenso
ist me ausgelassen Hör. sat. 1, 8, 3.
28. Votivtäfelchen, welche be-
malt waren und gewöhnlich eine
Inschrift trugen, hängte man nach
Genesung von einer Krankheit oder
nach Errettung aus einem Schiff-
bruch in den Tempeln der Götter
auf. — multa tabella: die Einzahl
im Sinne der Mehrzahl ist dichte-
risch; vgl. Ovid fast. III, 268: et
posita est meritae multa tabella
deae.
29. ut: so dafs. Der Dichter ver-
TIBÜLL. Nr. II (I, 3).
15
30 Ante sacras lino tecta fores sedeat
Bisque die resoluta comas tibi dicere laiides
Insignis turba debeat in Pharia.
At mihi contingat patrios celebrare penates
Reddereque antiquo menstrua tura lari.
35 Quam bene Saturno vivebant rege, priusquam
Tellus in longas est patefacta vias!
spricht, dafs Delia zum Danke für
die Rettung unter der Priester-
schar sitzen und die Dankgebete
hersagen werde. Zu Ehren der Isis
fand täglich ein Morgen- und Abend-
gottesdienst statt. — votivas voces:
unter voces sind hier Gebete, sonst
auch Zauberformeln, zu verstehen;
vgl. Hör. epist. I, 1, 34 f. : sunt verba
et voces, quibus hunc lenire dolorem
possis et magnam morbi deponere
partem. Wie eine legatio — vgl. Cic.
ad Attic. IV, 2, 6; XIV, 11, 4. —
votiva heifst, wenn als Zweck der-
selben die Erfüllung eines Gelübdes
angegeben wird, so heifsen die vo-
ces hier votivae, da Delia im Falle
der Genesung Dankgebete zum Lobe
der Isis darzubringen gelobt hatte.
30. Die Verehrer der Isis durf-
ten ihr nur in leinene Gewänder
gekleidet nahen; vgl. Ovid ep. ex
P. I, 1, 51 f.: vidi ego linigerae nu-
men violasse fatentem Isidis Isiacos
ante sedere focos.
31. bisque die: zweimal am Tage,
nämlich früh und spät, auch sonst
oft von heiligen Handlungen ge-
sagt; vgl. Hör. c. IV, 1, 25: ülic
bis pueri die — quatient humum.
32. insignis: hervorragend durch
ihre Seh Önheit. — Pharia : =« Aegyp-
tia, von der Insel Pharos bei Alexan-
dria; vgl. Ovid a. a. III, 635: cum
sedeat Fhariae sistris operata iu~
vencae; ep. ex P. I, 1, 38.
33. at: aber mir dagegen; steht
im Übergange bei Bitten, Segens-
wünschen, Flüchen; vgl. Cat. 3, 13:
at vobis male sit. — patrios lares:
bezeichnet die Heimat überhaupt,
antiquo lari das Haus insbesondere.
Die Laren (besonders die lares
familiäres) vergötterte Seelen Ver-
storbener hatten im Lararium über
dem Herde ihren Standort. — men-
strua tura: an den wichtigen Tagen
des Monats, den Kaienden, Nonen
und Iden, sowie an jedem wich-
tigen Feste opferte man den Laren \
das Opfer bestand aus Weihrauch,
Früchten des Jahres, Ferkeln oder
Kälbern; vgl. Hör. c. III, 23, lff.:
caelo supinas si tuleris manus na-
scente luna, rustica Phidyle, si ture
placaris et horna fruge lares avida-
que porca.
35—60. Die in einen Wunsch
versteckte Hoffnung, die Heimat
wiederzusehen, bringt ihm auch die
Erinnerung an das genügsame Le-
ben auf der heimatlichen Flur. Sa
wird er dadurch von selbst an
jene Zeit der Einfachheit und Ge-
nügsamkeit, an die des goldenen
Zeitalters, erinnert. Damals leb-
ten die Menschen glücklich und
zufrieden, seitdem sie aber unter
Juppiters Herrschaft der Einfach-
heit entsagten und in die Fremde
strebten, kam Unheil über sie; so
bin auch ich in das Unglück ge-
raten.
35. Vgl. mit nachfolgender Schil-
derung des goldenen Zeitalters, dem
Lieblingsthema römischer Dichter,
Verg. ecl. IV, 9 ff.; georg. 1,125 ff.;
Ovid met. I, 89 ff.; am. 1H, 8, 35 ff.;
Hör. epod. XVI, 41 ff. Tibull und
Vergil (georg. 1, 125 ff.) kennen nur
zwei Zeitalter, das des Saturnus
und das des Juppiter, andere, wie
z. B. Ovid mei I, 89 ff. unterschei-
den vier, das goldene, silberne,
eherne und eiserne, andere, wie
Hesiod. %. xai rj. 109 ff. gar fünf.
36. tellus est patefacta: so lange
Länder nicht besucht und Meere
nicht befahren werden, werden sie
als verschlossen gedacht, im an-
16
TIBÜLL. Nr. II (I, 3).
Nondum caeruleas pinus contempserat undas,
Effusum ventis praebueratque sinum,
Nee vagus ignotis repetens conpendia terris
40 Presserat externa navita merce ratem.
Illo non validus subiit iuga tempore taurus,
Non domito frenos ore momordit equus,
Non domus ulla fores habuit, non fixus in agris,
Qui regeret certis finibus arva, lapis.
45 Ipsae inella dabant quercus, ultroque ferebant
Obvia securis ubera lactis oves.
Non acies, non ira fuit, non bella, nee ensem
Inmiti saevus duxerat arte faber.
Nunc Iove sub domino caedes et vulnera semper,
60 Nunc mare, nunc leti niille repente viae.
Parce, pater. timidum non me periuria terrent,
dem Falle heißen sie eröffnet, oder,
wie wir sagen, erschlossen; vgl.
Cic. de imp. Cn. Pomp. VIII, 21:
patefactum (dico) nostris legionibus
esse Pontum, qui antea populo
Romano ex omni aditu clausus
fuisset.
37. contempserat: wer verachtet,
fühlt sich stark; so kommt con-
temnere zur Bedeutung trotzen ; vgl.
Verg. georg. II, 360: et contemnere
ventos adsuescant.
38. sinum: sc. velorum.
39. vagus: unstät, rastlos; vgl.
Hör. a. p. 117: mercator vagus. —
conpendia: das Ersparte, dann
=» lucrum. \
40. presserat: premere beladen.
45. ipsae: «■ per se, sua sponte;
vgl. Verg. georg. I, 127 f.: ipsa tel-
lus — omnia ferebat; Ovid met. I,
102. Vgl. Ovid met. I, 112: flava-
que de viridi stillabant ilice mella.
Man hielt den Tau für Honig, den
die Blätter und Zweige der Eichen
ausschwitzten; vgl. Verg. ecl. IV, 30:
et durae quercus sudabunt roseida
mella. Phn. h. n. XI, 12 (30).
46. securis: sorglos lebten die
Menschen im goldenen Zeitalter
dahin ; vgl. Ovid met. I, 99 f. : sine
müitis usu mollia securae perage-
bant otia gentes. — ubera: vgl. Verg.
ecl. IV, 21 f.: ipsae lade domum
referent distenta capellae ubera.
47. acies: die Schlachtreihe, das
zum Kampfe aufgestellte Heer. —
ira: vgl. Hör. c. IV, 15, 19: ira*
quae proeudit enses et miseras ini-
micat urbes.
48. duxerat: ducere wird von
dem Bearbeiten der Metalle, die
geschmiedet werden, gebraucht;
vgl. Verg. Aen. VII, 634.
49. 60. Jetzt unter der Herr-
schaft des Juppiter dagegen herrscht
immer nur Blutvergiefsen, jetzt ent-
deckt man auch, dafs es ein Meer
giebt, d. h. jetzt wird die Schiff-
fahrt erfunden, und somit zeigen
sich tausend plötzliche Wege zum
Tode, von denen das goldene Zeit-
alter nichts wufste. — repente: im
allgemeinen selten gebraucht, doch«
wiederholt gerade von Vergil; vgl.
z. B. georg. III, 471 f.: nee singula
morbi corpora corripiunt, sed tota
aestiva repente. Die Worte leti miüe
repente viae bilden einen Begriff;
die tausendfachen plötzlichen Todes-
arten (vgl. Lucr. II, 917: leti vitare
vias) stehen im Gegensatz zum
natürlichen Tode, den das Alter
mit sich bringt; im goldenen Zeit-
alter starb man im Alter und zwar
eines natürlichen Todes, der nicht
repente eintritt; vgl. zum Gedanken
Tib. I, 10, 4; 33 (Nr. V).
51—56. Der Dichter bittet Jup-
piter (pater), ihn zu erretten;
TIBÜLL. Nr. II (I, 3).
17
Non dicta in sanctos inpia verba deos.
Quod si fatales iam nunc explevimus annos,
Fac lapis inscriptis stet super ossa notis:
55 *Hic iacet inmiti consumptus morte Tibullus,
Messallam terra dum sequiturque rnari/
Sed me, quod facilis tenero sum semper Amori,
Ipsa Venus campos ducet in Elysios.
Hie choreae cantusque vigent, passimque vagantes
60 Dulce sonant tenui gutture carmen aves,
Fert casiam non eulta seges, totosque per agros
Floret odoratis terra benigna rosis: .
At iuvenum series teneris inmixta puellis
Ludit, et adsidue proelia miscet Amor.
65 Illic est, cuicumque rapax mors venit amanti,
Et gerit insigni myrtea serta coma.
At scelerata iacet sedes in nocte profunda
Schonung zu erlangen berechtige
ihn seine Schuldlosigkeit; solle
er aber sterben, so möge ihm
eine ehrende Grabinschrift zu teil
werden.
51. timidum steht proleptisch.
53. fatales: von dem Geschicke
bestimmt. — expkre wie dvanifi-
nXuvmi vgl. Hom. IL IV, 170:
nOTfiov avccnlrjGrjg ßioxoio. Ovid.
trist. III, 3, 29: si tarnen inplevit
mea sors, quos debuit, annos.
64. k notis: notae sc. litterarum
Bachstaben, Schrift.
65. hie iacet: ist die gewöhn-
liche Formel der Grabinschriften;
vgl. Ovid trist. III, 3, 72 f. : grandibus
in tituli marmore caede notis: hie
ego, qui iaeeo.
57 — 80. Möge mir, wenn ich
sterbe, das Elysium, nicht der Tar-
tarus beschieden sein.
57. facilis: gefällig, gehorsam.
58. ipsa Venus: sonst geleitet
Merkur oder Hermes als if>v%oito(t~
n6g die Seelen der Verstorbenen in
die Unterwelt.
59. Vgl. die Schilderung des
Elysiums bei Hom. Od. IV, 563 ff.
und die Nachahmung bei Verg.
Aen. VI, 637 ff. — choreae wie bei
Verg. Aen. VI, 644, Prop. HI, 19, 15
für das sonst übliche choreae.
60. tenui: hell, schmetternd; vgl.
Jacoby, Anthologie, n. 2. Aufl.
Ovid am. I, 13, 8: et liquidum tenui
gutture cantat avis.
61. seges: nicht nur Saatfelder
im eigentlichen Sinne, sondern
fruchtbare Gefilde überhaupt.
62. Auch Prop. V, 7, 60: müleet
ubi Elysios aura beata rosas lSXst
Rosen im Elysium blühen.
63. at dient nicht selten, nament-
lich bei Dichtern, wie sed und
autem zur blofsen Fortsetzung der
Darstellung.
65. Vergl. Verg. Aen. VI, 442 f. :
hie quos durus amor crudeli tobe
peredit, secreti celant calles et myr-
tea circum Silva tegit
66. Die Myrte ist der Venus
heilig; vgl. Verg. ecl. VII, 62: for~
mosae myrtus Veneri; Hör. c. 1, 4, 9.
67. at: hier adversativ; durch'
den Gegensatz zur finstern Unter-
welt wird der Reiz des Elysiums
erhöht. — Die einzelnen Züge ent-
sprechen sich: das Singen (sonant)
der Vögel und das Tosen (sonant)
der Ströme; ludit (64) und saevit
(70), proelia miscet (64) und fugit
(70), gerit serta comä (66) und in-
pexa angues pro crinibus (69). Zu
der Schilderung des Tartarus vgl.
Hom. Od. XI, 676—601 und Verg.
Aen. VI, 548 ff. Auch bei Ovid met.
IV, 456 heifst der Tartarus sedes
scelerata.
18
TIBULL. Nr. II (I, 3).
Abdita, quam circum flurnina nigra sonant:.
Tisiphoneque inpexa feros pro crinibus angues
70 Saevit, et huc illuc inpia turba fugit:
Tunc niger in porta serpentum Cerberus ore
Stridet et aeratas excubat ante fores.
Illic Iunonem temptare Ixionis ausi
Versantur celeri noxia membra rota,
75 Porrectusque novem Tityos per iugera terrae
Adsiduas atro viscere pascit aves.
Tantalus est illic et circüm stagna: sed acrem
Iam .iam poturi deserit unda sitim:
Et Danai proles, Veneris quod numina laesit,
80 In cava Lethaeas dolia portat aquas.
68. Die Flüsse der Unterwelt
sind: Acheron, Kokytos, Pyriphle-
gethon oder Phlegethon, Lethe und
Styx.
69. Tisiphone , eine der Furien,
die Rächerin des Mordes; vgl. Verg.
Aen. VI, 570 ff. : continuo sontes ultrix
accincta flagello Tisiphone quatit in-
sultans torvosque sinistra intentans
anguis vocat agmina saeva sororum;
georg. IV, 482 : caeruleosque inplexae
crinibus angues Eumenides; Ovid
met. IV, 474; Hör. c. II, 13, 36;
Goethe, Iphig. III, 1: die Schlan-
fenhäupter schüttelnd ; Schiller,
Kraniche d. Ibykus: und wo die
Haare lieblich flattern — da sieht
man Schlangen hier und Nattern
die giftgeschwollnen Bäuche blähn.
71. Cerberus' Haupt trug Schlan-
gen; vgl. Hör. cIH, 11, 17 ff.: Cer-
berus, quamvis furiale centum mu-
niant angues caput eius atque
Spiritus taeter saniesque manet ore
trilingui.
72. stridet: die Schlangen zischen;
vgl. Sü. Ital. VI, 177: Stridor Cer-
oereus. — aeratas ante fores: nach
Hom. H. VIII, 15: Zv&a cidr\QBictl
tb nvXai %ccl %alv.£oq ovdog.
73. Ixion, der König der Lapi-
then, der Vater des Peirithoos,
wurde, weil er der Juno nach-
gestellt hatte (temptare), in der
Unterwelt auf ein unaufhörlich
kreisendes Bad geflochten; vgl.
Ovid met. IV, 461; Hör. c. HI, 11,
21 u. sonst sehr oft.
75. Tityos, der Sohn der Erde,
hatte sich an der Latona (Letd)
vergriffen; dafür frafsen ihm, der
in der Unterwelt über neun Hufen
hingestreckt lag, zwei Geier (aves)
beständig (adsiduas) die Leber ab;
Hom. Od. XI, 576 ff, Ovid met. IV,
457 ff.
76. viscus, vgl. Ovid met. VI,
290, gewöhnlich viscera =» eitXtky %vcc,
heifsen die innern Teile des Kör-
pers, Herz, Leber, Lunge.
77. Tantalus, der Sohn des Zeus,
steht in einem See, der zurück-
weicht, wenn er trinken will; vgl.
Hom. Od. XI, 582 f. Seine Verschul-
dung wird verschieden angegeben.
— circum: Adverbium, häufig selbst
ohne eingeschaltet zu sein geradezu
adjektivisch gebraucht; ygl.Liv.22,
23, 4: Omnibus circa solo aequatis;
stagna ist Nominativ, zu ergänzen
sunt.
79. Die Danaiden, die fünfzig
Töchter des Danaus, ermordeten
auf Befehl ihres Vaters ihre Ver-
lobten, die Söhne seines Bruders
Aegyptus, in der Hochzeitsnacht;
darauf bezieht sich der Ausdruck
Veneris numina laedere. Nur Lyn-
keus wurde von seiner Gemahlin
Hypermnestra gerettet. Zur Strafe
schöpften die Danaiden endlos in
ein durchlöchertes Fafs; vgl. Ovid
met. IV, 462; Hör. c. III, 11, 26 ff.
TIBÜLL. Nr. II (I, 3). Nr. III (1/6, 1-46).
19
Illic sit, quicumque meos violavit am o res,
Optavit lentas et mihi militias.
At tu casta precor maneas, sanctique pudoris
Adsideat custos sedula semper anus.
85 Haec tibi fabellas referat positaque lucerna
Deducat pleua stamina longa colu,
At circa gravihus pensis adfixa puella
Paullatim somno fessa reiaittat opus.
Tunc veniam subito, nee quisquani nun tiet ante,
90 Sed videar caelo missus adesse tibi.
Tunc mihi, qualis eris, longos turbata capillos,
Ob via nudato, Delia, curre pede.
Hoc precor, hunc illum nobis Aurora nitentem £
Luciferum roseis Candida portet eqüis.
Nr. III (I, 5, 1-46).
Asper eram et bene diseidium me ferre loquebar:
At mihi nunc longe gloria fortis abest.
81—94. Der Dichter wünscht dem-
jenigen, der ihm etwa seine Delia
in seiner Abwesenheit abspenstig
gemacht habe, die Qualen der Unter-
welt.
84. anus: die alte Mntter der
Delia, von Tib. I, 6, b%\aurea anus
genannt.
86. stamina: die Längen- oder
Kettenfäden an dem senkrecht
stehenden Rahmen des Webestahls ;
vgl. Ovid met. VI, 53 ff. Vgl. die
ähnliche Schilderung von der Lu-
cretia bei Liv. I, 67 und die Nach-
ahmung bei Ovid met. IV, 34 ff.:
aut dueunt Janas aut stamina pol-
lice versant, aut haerent telae fa~
mulasque laboribus urgent.
87. circa: vgl. v. 77. — puella:
kollektivisch.
90. caelo missus: vgl.im Deutschen:
vom Himmel geschneit, sprichwört-
lich wie Liv. 22, 29, 3 und 8, 9, 10
lehrt
92. Delia eilt ohne Sandalen her-
bei; vgl. Bion id. 1,17 ff.: ä d'
Utpooditec Ivcapivcc nlonuptdas —
aoavdaXog.
93. hunc illum: die Ausdrucks-
weise ist zurückzufahren auf: hie
est üle quem. Tibull wünscht, dafs
der Tag der Rückkehr und des
Wiedersehens (üle) so ausfallen
möge wie der eben geschilderte
(hie); vgl. Verg. Aen. VH, 255:
hunc illum fatis externa ab sede
profectum.
93. 94. Vgl. Verg. Aen. VII, 25 f.:
aethere ab alto Aurora in roseis
fulgebat lutea bigis; Ovid trist. III,
5, 55 ff. Lucifer, der Morgenstern,
statt des Tages selbst.
Nr. III (I, 5, 1-46).
. III. TibuU, der geglaubt hatte,
die Trennung von Delia, die ihre
Liebe einem andern zugewendet
hat, leicht verschmerzen zu können,
sieht sich darin getäuscht. Die
grofse Liebe zu ihr, die er einst
in schwerer Krankheit durch sein
Flehen und seine Gebete vom Tode
errettet hat, lebt in ihm fort. Da-
mals, nach ihrer Genesung, hatte er
sich an ihrer Seite ein glückliches
Leben zu führen geträumt. Der
Traum ist aus, und weder der Wein
hat ihm den Kummer verscheuchen
können, noch der Umgang mit
20
TIBÜLL. Nr. III (I, 6, 1-46).
Nainque agor, ut per plana citus sola verbere turben,
Quem celer adsueta versat ab arte puer.
6 Ure ferum et torque, libeat ne dicere quicquam
Magnificum post haec: horrida verba doma.
Parce tarnen, per te furtivi foedera lecti,
Per Venerem quaeso conpositumque caput.
Ille ego, cum tristi morbo defessa iaceres,
10 Te dicor votis eripuisse meis,
Ipseque te circum lustravi sulfure puro,
anderen Frauen; immer liegt er
noch in den Banden der Liebe zn
Delia. £
1 — 8. Der Dichter, der geprahlt
hatte, er könne die Trennung von
der Delia leicht ertragen, erklärt
sich jetzt bereit, jede Strafe er-
dulden zu wollen, falls sich seine
Geliebte ihm wieder gnädig zu-
wendet.
1. Ähnlich heilst es von der
Dido bei Ovid met. XIV, 78 ff.: ex-
cipit Aenean illic animoque domoque
non bene discidium Phrygii latura
mariti Sidonis.
2. gloria: Ruhmredigkeit, Prah-
lerei; fortis: weil er stets geprahlt
hatte, dafa er sich aus der Tren-
nung nichts mache.
3. Wie sich der von der Peitsche
geschlagene Kreisel dreht, so treibt
es ruhelos den Dichter umher. Aus-
fefuhrt findet sich der Vergleich
erg. Aen. VII, 377 ff.: furit lym-
phata per urbem, ceu quondam torto
volitans sub verbere twrbo, quem
pueri magno in gyro vacua curia
circum intenti ludo exercent; ille
actus habena curvatis fertur spatiis,
stupet inscia supra inpübesque ma~
nus mir ata volübile buxum; dant
animos plagae. Non cursu segnior
illo per media» urbes agitur popu-
losque feroces.
4. ab: hat kausale Bedeutung:
infolge von, wir: mit Kunst; vgl.
Tib. I, 9, 66: non sölita corpus ab
arte movet.
5. Brennen und Foltern sind die
schlimmsten bei Sklaven angewen-
deten Strafen; hier, wie häufig, in
übertragenem Sinne. Ähnlich Prop.
I, 1, 27 f.: fortiter et ferrum saevos
patiemur et ignes, sit modo libertas
quae velit ira loaui. — ferus heifst
derjenige, der sich gegen die All-
gewalt der Liebe verhärtet; vgl.
Tib. II, 6, 5: ure, puer, quaeso, tua
qui ferus otia liquit.
6. horridus: nicht verschieden
von asper v. 1 und magnificus v. 6.
7. per: wird bei Schwurformeln
auch in Prosa sehr oft von dem
zugehörigen Worte geschieden; vgl.
Verg. Aen. X, 597: per qui te talern
genuere parentes; Ovid met. VII,
862: per nostri foedera lecti.
8. compositum Caput: conponere
aliquid alicui rei oder cum aliqua
re einen Gegenstand an den andern
fügen, vereinen, anschmiegen; vgl.
Verg. Aen. VIII, 486: conponens
manibusque manus atque oribus ora;
Prop. III, 14, 22 : mecum habuit po-
situm lenta puella caput; ähnlich
wie Tibull sagt Ovid Her. III, 107:
perque tuum nostrumque caput, quae
iunximus una.
9—20. Ich habe dich durch mein
Flehen vom Tode errettet, ich dich
gesühnt, ich die schädlichen Träume
vereitelt, ich zu Tri via gebetet,
aber von allen meinen Bemühungen
hat den Vorteil nur ein anderer;
mir ist es versagt, mit dir glück-
lich zu leben.
9. ille ego: ich war es, der — .
10. eripuisse: nämlich morti.
11. Reinigungen mit Schwefel
werden schon bei Homer erwähnt;
vgl. Od. XXII, 481 f. si olcs fthiov,
ygr}v, %a%ä>v a%o$ — otpqa &ssu6am
piyccQOV ; Plin. n. h. 35, 60, 177 : habet
sulfur et in religionibus locum ad
expiandas suffitu domos. — puro:
TIBÜLL. Nr. III (I, 5, 1—46).
21
Carmine cum niagico praecinuisset anus:
Ipse procuravi ne possent saeva nocere
Somnia, ter sancta deveneranda mola:
15 Ipse ego velatus filo tunicisque solutis
Vota novem Triviae nocte silente dedi.
Omnia persolvi: fruitur nunc alter ainore,
Et precibus felix utitur ille meis.
At mihi felicem vi tarn, si salva fuisses,
20 Fingebam demens, sed renuente deo.
Rura colam, frugumque aderit mea Delia custos,
Area dum messes sole calente teret,
Aut mihi servabit plenis in lintribus uvas
Pressaque veloci Candida musta pede,
25 Consuescet numerare pecus, consuescet amantis
Garrulus in dominae ludere verna sinu.
lila deo seiet agricolae pro vitibus uvam,
Pro segete spicas, pro grege ferre dapem.
lila regat eunetos, illi sint omnia curae:
vgl. Theokr. id. 24, 94: xcc&aom dl
nvQcooccze Smficc ftzeCcp nqaxov.
12. praecinuisset anus: praecinere
einen Zauberspruch hersagen; solche
Frauen hiefsen praecantrices ; vgl.
Plaut, mil. gl. III, 1, 98.
13. Schreckliche Träume (vgl.
Soph. £1. 500: iv deivotg ovelgoig)
pflegte man durch Gebete abzu-
wenden (devenerari), wobei man
Schrot (mola) opferte.
15. Hekate (Trivia) war die
Lieblingsgestalt des Aberglaubens.
— filo: eig. der Wollfaden um
die Priestermütze, die Wollbinde
(« vitta). — tunicisque solutis: bei
allen heiligen Handlungen durfte
man nur mit losem Gewände der
Gottheit sich nahen; vgl. Ovid met.
VII, 182 ff. Bei Bufs- und Bittfesten,
durch welche man ein drohendes
Unglück abwenden wollte, erschien
man verhüllt, die Frauen mit auf-
gelöstem Haar, Tibull hier in losem
Gewände.
20. renuente 'deo: wie Ovid met.
VIII, 325 — invito Amore.
21—34. In herrlichen, tiefempfun-
denen Worten schildert uns der
Dichter, wie er sich an der Seite
der Delia nach ihrer Genesung sein
Leben auf dem Lande ausgemalt
hatte.
22. Die Tenne (area), auf der
das geschnittene Getreide aue-
gedroschen wurde, war ein erhöh-
ter, besonders zubereiteter Platz
auf freiem Felde, so dafs die Ar-
beiter von den Sonnenstrahlen (sole
calente) arg zu leiden hatten; vgl.
Verg. georg. 1, 176 ff.; 298: et medio
tostas aestu terit area fruges.
23. In die Untres, Mulden oder
Tröge, legte man bei der Weinlese
die abgeschnittenen Beben hinein.
24. Vgl. Plin. n. h. 23, 1, 18 (29):
musta differentias habent naturales
hos, quod sunt Candida aut nigra
aut inter utrumque.
25. Man zählte das Vieh, wenn
man es morgens aus- und abends
eintrieb; vgl. Verg. ecl. III, 34: bis-
que die numerant ambo pecus, alter
et haedos.
26. garrulus: plappernd. Das
gute Verhältnis, das zwischen der
[errin und den im Hause geborenen
Sklaven (vernae) besteht, ersieht
man daraus, dafs Delia den kleinen
Jungen auf dem Schofse hält und
mit ihm spielt.
27. deo agricolae: gemeint ist
Silvanus; vgl. Tib. I, 1, 14 (Nr. I).
22
TIBULL. Nr. m (I, 5, 1—46).
30 At iuvet in tota me nihil esse domo.
Huc veniet Messala maus, cui dulcia poma
Delia selectis detrahat arboribus:
Et tantum venerata virum, hunc sedula curet,
Huic paret atque epulas ipsa ministra gerat.
35 Haec mihi fingebam, quae nunc eurusque notusque
Iactat odoratos vota per Armenios.
Saepe ego temptavi curas depellere vino:
At dolor in lacrimas verterat omne merum.
Saepe aliam tenui: sed iam cum gaudia adirem,
40 Admonuit dominae deseruitque Venus.
Tum me discedens devotum femina dixit,
Et pudet et narrat scire nefanda meam.
Non facit hoc verbis, facie tenerisque lacertis
Devovet et flavis nostra puella comis.
45 Talis ad Haemonium Nereis Pelea quondam
Vecta est frenato caerula pisce Thetis.
30. Vgl. Mart. epigr. XIV, 193:
U8sit amatorem Nemesis lasciva Ti-
bullum, in tota iuvit quem nihil esse
4omo.
. 32. deträhere: abpflücken.
33. Den Hiatus in der Arsis des
vierten Fufses zumal bei starker
Interpunktion gestatten sich auch
andere Dichter; vgl. Verg. Aen. 1, 16:
po4habita coluisse Santo: hie illius
arma.— curet: hüten, sorgen, pflegen.
35. Auch Tibull wie andere Dich-
ter bedienten sich des Bildes von
Wind und Welle, um das Unbe-
ständige, Vergebliche, Ungiltige
auszudrücken ;' vgl. Tib. IV, 4, 7
(Nr. X); Tib. I, 4, 21 f.: Veneria
periuria venti inrita per terras et
freta summa ferunt; Tib. (Lygd.) III,
4, 95 f. : haec deus in melius crudelia
somnia vertat et iübeat tepidos inrita
ferre notos; Cat. c. 30, 9 f.: tua dieta
omnia faetaque ventos inrita ferre
ac nebulas aerias sinis.
36. odoratos — Armenios: aufser
anderen Gewürzen fand sich das
oft genannte Amomum in Arme-
nien; vgl. Plin. n. h. XII, 13,28: na-
scitur et in Armeniae parte, quae
vocatur Otene; Ovid met. X, 306;
Verg. ecl. III, 89. Statt Armenien
findet sich sonst gewöhnlich Assy-
rien oder Syrien als die Heimat der
Gewürze und Salben genannt; vgl.
Tib. I, 3, 7 (Nr. II).
37. Vgl. Goethe, der Becher:
einen wohlgeschnitzten vollenBecher
Hielt ich drückend in den beiden
Händen, Sog begierig süfsen Wein
vom Bande, Gram und Sorg 1 auf
einmal zu vertrinken.
39. tenere: in den Armen halten.
41. femina: vgl. aliam v. 39. —
devotum: behext, bezaubert.
42. et pendet et narrat: und sie
schämt sich und erzählt doch; vgl.
Ovid rem. am. 407: et pudet, et
dicam. — nefanda: schändliche, ver-
ruchte Zauber mittel. — meam: mein
Mädchen, Delia.
43. teneris gehört dno noivov
natürlich auch zu facie.
45. talis: so schön; vgl. Cat. 64,
28: tene Thetis tenuit püleherrima
Nereine? —Nereis: Thetis, die Toch-
ter des Meergreises Nereus, war ver-
mählt mit Peleus, der Haemonius
heilst, da er die Landschaft Phthio-
tis, die zu Haemonien oder Thes-
salien gehörte, beherrschte.
46. frenato pisce*: auf dem Del-
phin; vgl. Ovid met. XI, 236 f.: quo
saepe venire frenato delphine sedens,
Theti, nuda solebas.— caerula: von
der bläulichen Farbe des Meeres,
in dem sie wohnt.
TIBÜLL. Nr. IV (I, 7).
23
Nr. IV (I, 7).
Hunc cecinere diem parcae fatalia nentes
Stamina non ulli dissoluenda deo,
Hunc fore, Aquitanas posset qui fundere gentes,
Quem tremeret forti milite victus Ätax.
5 Evenere: novos pubes Romana triumphos
Vidit et evinctos bracchia capta duces:
At te victrices lauros, Messalla, gereutem
Portabat nitidis currus eburnus equis.
Nr. IV (I, 7j.
Im Jahre 727/27 kehrte Messalla,
nachdem er den Aufstand in Aqui-
tanien niedergeworfen hatte, nach
Born zurück und feierte am 25.
September seinen Triumph über die
Aquitanier. Zu seinem Geburtstage,
der wenige Tage darauf fiel, über-
reichte Tibull ihm dieses Gedicht,
in dem er seine Thaten preist. Am
Schlüsse spricht der Dichter den
Wunsch aus, dafs ihm eine Nach-
kommenschaft erblühen möge, die
den Ruhm seiner Thaten mehre,
und dafs sein Geburtstag noch oft
wiederkehren möge. — Die Ab-
fassung des Gedichtes Mit natür-
lich in das Jahr 727/27.
1 — 12. Bei der Geburt des Mes-
salla verkündigten die Parzen, dafs
er einst an diesem Tage grofse
Thaten vollbringen werde; geschla-
gen hat er die Aquitanier, und ich
war Zeuge seiner Siege; Zeugen
sind auch die Flüsse und die um-
wohnenden Völker, sowie der Ocean.
1. hunc: der heutige Tag, d. h.
der Geburtstag des Messalla, ist
desNachdrucks wegen in v. 3 wieder-
holt; nach cecinere steht der Acc.
c. Inf. — Parcae: die drei Schick-
salsgöttinnen, die bei der Geburt
eines Kindes das Schicksal ver-
künden, Klotho, Lachesis und
Atropos; sie sind die oft genannten
tres oder triplices sorores. — Der
Vers des Tibull ist nachgeahmt von
Ovid trist. V, 3, 26 f. : scilicet hanc
legem nentes fatalia Parcae stamina
bis genito bis cecinere tibi. Catull
nennt c. 64, 306 die Lieder der
Parzen c wahrheitsverkündende' : ve-
ridicos Parcae coeperunt edere cantus
und bei Horaz c. 8. 25 heifst es:
vosgue veraces cecinisse , Parcae,
quod setnel dictum est. Der Sinn
der Worte ist also: die Parzen,
deren Bestimmungen unumstöfslich
sind, haben weissagend verkün-
digt, dafs an diesem Tage Messalla
einst die Aquitanier besiegen werde.
3. Aquitanas gentes: ursprüng-
lich gehörte zu Aquitanien das Land
zwischen dem Ocean, der Garonne,
der alten Provinz und den Pyre-
näen, nach der Unterwerfung dehnte
es sich von den Pyrenäen bis zur
Loire aus.
4. Atax: ein Flufs in Gallia Nar-
bonensis (=Languedoc), heute Aude
genannt; an ihm lag colonia Ata-
cinorum (Narbo). Die Dichter über-
tragen häufig auf den Flufs, was vom
Anwohner gilt; ähnlich Hör. c.II,9,
21; Verg. Aen. VIII, 726.
5. triumphos: dichterisch von
einem Triumph.
6. Dem Triumphwagen voran
wurden aufser der Beute auch die
bedeutendsten gefangenen Führer
der Feinde, denen die Hände auf
dem Rücken gefesselt waren, ge-
führt; vgl. Hör. epist. II, 1, 191:
mox trahitur manibus regum for-
tuna retortis; c. III, 6, 22; Ovid
trist. IV, 2, 21 f.
8. Der Triumphwagen war ver-
goldet, mit Elfenbein verziert und
mit vier weifsen Bossen bespannt;
vgl. Liv. 5, 23, 5, wo es von Ca-
millu8 heifst: maxime conspectus ipse
24
T1BÜLL. Nr. IV (I, 7).
Non sine nie est tibi partus honos: Tarbella Pyrene
10 Testis et Oceani litora Santonici,
Testis Arar Rhodanusque celer magnusque Garonna,
Carnutis et flavi caerula lympha Liger.
An te, Cydne, canam, tacitis qui leniter uudis
Caeruleus placidis per vada serpis aquis,
16 Quantus et aetherio contingens vertice nubes
Frigidus intonsos Taurus alat Cilicas?
Quid referam, ut volitet crebras intacta per urbes
Alba Palaestino sancta columba Syro,
Vtque maris vastum prospectet turribus aequor
est curru equis dlbis iuncto urbem
invectus; 10, 7, 10. — nitidis equis:
die weifsen Triamphalrosse heifsen
nach ihrem stattlichen Aussehen
strahlend, glänzend.
9. non sine me = me comitante.
Tibull will nichts anderes damit
sagen als: ich war dein Begleiter
auf deinem glorreichen Feldzuge,
ich war Zeuge deines Ruhmes; wie
es auch die Tarbeller sind; vgl. I,
3, 66 (Nr. II). — Tarbella: die Tar-
beller wohnten in Aquitanien zwi-
schen dem Aturus (Adour) und den
Pyrenäen; vgl. Caesar de b. g. III,
27. — Pyrene: sonst Pyrene =»
montes Pyrenaei.
10. Santonici: die Santönes oder
Santöni wohnten von der Mündung
der Garonne bis zum Ocean; vgl.
Caes. de b. g. I, 10; III, 11. — testis
est: vgl. Cic. de imp. Cn. P. 30:
testis est Sicilia — testis est Gallia
— testis est Hispania.
11. Arar: heute Saöne, der be-
deutendste Nebenflufs der Rhone,
im Gebiet der Äduer und Se-
quaner.
12. IAger: =» Loire, Apposition
zu lympha. — Carnutis: Gen. sing,
kollektivisch; die Garnutes oder
Garnuti wohnten zwischen der
Seine und Loire; ihre Hauptstadt
war Cenabum (Orleans); sie heifsen
flavi (die blonden) nach der Farbe
ihrer Haare; vgl. Liv. 38, 17: ruti-
latae comae.
13—26. Aber nicht nur Aquita-
nien ist Zeuge der Siege des Mes-
salla, auch der Orient — Cilicien,
Syrien und Ägypten — kann von
seinen Verdiensten erzählen.
13. Oydnus: Flufs in Cilicien;
er kommt vom Taurus herab und
fliefst durch die Stadt Tarsus.
14. per vada serpis: vom Flufs-
bett; vgl. Ovid met. I, 370; fast. I,
601; Tib. II, 6, 34 (Nr. VIII); vgl.
Goethe, Gesang d. Geister über d.
Wassern: im flachen Bette schleicht
er das Wiesenthal hin.
15. Die Konstruktion ist: an te
canam et quantus 1. alat = et
quantus T. sit, qui Cilicas älit.
Der Taurus erreicht in seinen
höchsten Gipfeln die Höhe von
3000 m , sonst eine Mittelhöhe von
800 m — 1700 m ; an den Berghängen
finden sich bewässerte Strecken
und fruchtbare Thalmulden.
16. intonsos: von ungebildeten,
rohen Völkern wird mtonsus öfter
gebraucht; vgl. Liv. 21, 32, 7 von
den Galliern, Ovid. ep. ex P. IV,
2, 2 von den Geten; bei Ovid am.
II, 16, 39 heifst es: Cilicas feros.
18. Zu Syrien rechnete man auch
Palästina; vgl. Plin. n. h. 6, 12, 66;
Ovid. a. a. I, 416: cülta Palaestino
septima festa Syro. — Die Tauben
galten den Syrern als heilig und
waren dem Dienste der Göttin As-
tarte geweiht. — alba bildet mit
columba einen Begriff, zu dem
sancta als Attribut hinzutritt.
19. turribus: gemeint sind die
hohen, palastähnlichen Handels-
häuser von Tyrus; vgl. Strabo XVI,
2, 23 (767): oUCag nolvczsyovs.
Auch sonst wird turris in ahn-
TIBÜLL. Nr. IV (I, 7).
25
20 Prima ratem ventis credere docta Tyros,
Qualis et, arentes cum findit Sirius agros,
Fertilis aestiv?, Nilus abundet aqua?
Nile pater, quanam possum te dicere causa
Aut quibus in terris occuluisse caput?
25 Te propter nullos tellus tua postulat imbres,
Arida nee pluvio supplicat herba Iovi.
Te canit atque suum pubes miratur Osirim
Barbara, Memphiten plangere docta bovem.
Primus aratra manu sollerti fecit Osiris
30 Et teneram ferro sollicitavit humum,
Primus inexpertae commisit semina terrae
Pomaque non notis legit ab arboribus.
lichem Sinne gebraucht; vgl. Hör.
C I, 4, 14; epod. 17, 70; Verg. Aen.
II, 460. Klopstock, Messias IV, 282 :
hochtürmende, nicht absehbare Kö-
nigsstädte; Schiller, Spaziergang
66 : ans dem feisichten Kern hebt
sich die türmende Stadt
21. Sirius: der Hundsstern Sirius
bringt mit seinem Aufgange die
heifseste Jahreszeit, die Hundstage;
in dieser Zeit beginnt der Nil zu
steigen; vgl. Plin. n. h. 6, 9, 10 (56):
id evenire a canis ortu per introi-
tum solis in leonem; Pomp. Mela
1,9,3.
23. Die Bezeichnung pater, die
von allen segenspendenden Göttern
wie Iuppiter, Bacchus u. a. ge-
braucht wird, wird hier auf den
Nil angewendet, da er dem Lande
Segen bringt. Vgl. Ovid fast.
IV, 829.
24. Dem Altertome, wie der
neueren Zeit haben die Nilquellen
viel zu schaffen gemacht; vgl. Ovid
met. II, 254 f.; Nilus in extremum
fugit perterritus orbem oeculuit-
que caput, quod adhuc lotet; Hör.
c. IV, 14, 45: te fontium qui celat
angines Nilusque et Ister. Plin. n.
hu 5, 9, 10 (51) Nilus incerti8 or-
tus fontibus ff. Heute ist das Rätsel
durch die Entdeckungen Stanleys
u. a. gelöst.
25. te propter: dir hat sie es zu
verdanken.
26. pluvio Iovi: der befruchtende
Regengott, dem Zsvg vitiog, op-
ßgiog entsprechend.
m 27 — 48. Die Anführung von
Ägypten ruft in ihm die Erinne-
rung an Osiris und seine Verdienste
um den Ackerbau, die Obst- und
Weinzucht wach.
27. Die Griechen verglichen das
Wesen des Gottes Osiris dem des
Dionysos^ Vgl. Herod. H s 144:
*Ö6iQig de iozi diovvaog %az' \EA-
Xdöa yXäooav. Die Seele des die
Sonne darstellenden Osiris sollte
in dem Apis, dem heiligen Stiere,
leben (vgl. Herod. III, 22 ff.). Er
wurde zu Memphis in einem Tem-
pel verehrt und nach seinem Tode
lange Zeit betrauert, bis ein neuer
gefunden war.
28. Vgl.Callim.frg.176: sidviav
cpaXiov tavQov fyXsptacci. — plan-
gere aliquem: wie Honzsofrai, xvn-
rso&at tiva. im Griechischen; vgl.
Herod. H, 42.
29. Dem Osiris wird, wie dem
Bacchus, die Ausbreitung des Acker-
und Weinbaus, überhaupt der Ge-
sittung beigelegt ; er soll auch den
Pflug erfunden haben; vgl. Diod.
I, 14, 1.
30. Das Beackern des vorher un-
berührten Bodens wird als eine
Störung, Beunruhigung (sollicitare)
angesehen; vgl. Verg. georg. H,
418: sollicitanda tarnen tellus. —
teneram: die Erde heilst jugend-
lich zart, da sie bisher vom Pfluge
unberührt gewesen war. Die Worte
teneram und ferro sind absichtlich
des Gegensatzes wegen neben
einander gestellt.
26
TIßüLL. # Nr. IV (I, 7).
Hic docuit teneram paus adiungere vitem,
Hie viridem dura caedere falce comam:
35 Uli iuoundos primum matura sapores
Expressa incultis uva dedit pedibus.
Ille liquor docuit voces inflectere cantu,
Movit et ad certos nescia membra modos,
Bacchus et agricolae magno confeeta labore
40 Pectora tristitiae dissoluenda dedit.
Bacchus et adflictis requiem mortalibus adfert,
Crura licet dura compede pulsa sonent.
Non tibi sunt tristes curae nee luctus, Osiri,
Sed chorus et cantus et levis aptus amor,
45 Sed varii flores et frons redimita corymbis,
Fusa sed ad teneros lutea palla pedes
Et Tyriae vestes et dulcis tibia cantu
Et levis oecultis conscia cista sacris.
33. 84. Der Weinbau wird durch
eeine zwei Hauptseiten palis ad-
iungere vitem (alligatio) und caedere
falce comam (amputaiio) charakte-
risiert.
36. incultis pedibus: = rudibus
p. mit ungeschickten, plumpen
Püfsen; vgl. Tib. II, 5, 85 (Nr. VIII);
Prop. IV, 17, 18: et nova pressan-
tes inquinet uva pedes,
37. voces inflectere von der Mo-
dulation der Stimme gesagt; vgl.
Lucr. V, 1406: ducere multimodis
voces et flectere cantus; Cic. de orat.
II, 46, 193.
38. ad certos modos : nach dem
Takte bestimmter Weisen. — ne-
scia: sc. motus.
40. tristitiae dissoluenda: nach
griech. Art ist dissolvere mit dem
Genetiv verbunden; vgl. Hör. c. III,
17, 16: cum famulis operum solu-
tis. — Als der Befreier von Sorgen
heilst Bacchus Über oder Avafog;
vgl. Hör. epod. 9, 37 f. : curam me-
tumque Caesaris rerum iuvat dülei
Lyaeo solvere.
42. Die Sklaven waren bei den
Arbeiten oft an den Füfsen ge-
fesselt; vgl. Tib. II, 6, 25 f.: spes
etiam valtda solatur compede vinc-
tum (crura sonant ferro, sed canit
inter opus)- Hör. epod. 4, 4: per-
uste — crura dura compede.
43. Wofern du, Osiris, derselbe
bist wie Bacchus, pafst für dich
nicht eine Verehrung unter Gram
und in Trauer, sondern eine fröh-
liche Feier mit Gesang und Tanz.
44. aptus: sc. est, aus sunt v. 43,
ist Prädikat
45. Von den Pflanzen war dem
Bacchus der Epheu heilig, mit dem
er bei allen Festen bekränzt ge-
dacht wurde; daher sein Beiname
corymbifer (%Laao%6fA7js); vgl. Ovid
fast. III, 767 ff.: heder a est gratis-
sima Baccho: I, 393: festa corym-
biferi celebrabas, Graecia, Bacchi.
46. Ein langes, faltenreiches Ge-
wand, die palla — eigentlich ein
Frauengewand — trägt aufser Apollo
und Merkur auch Bacchus; vgl. Ovid
met. III, 554 ff. — lutea: die üb-
liche Farbe der Gewänder war die
weifse, doch war bei Frauen schon
in alten Zeiten die gelbe Farbe
allgemein beliebt. — fusa ad pe-
des = nodrJQTig.
47. Tyriae vestes: in Tyrus waren
berühmte Purpurfärbereien ; vgl. von
der Palla des Arion Ovid fast. II,
107: induerat Tyrio bis tinetum
murice pallam; Hör. epod. 12, 21.
48. cista: der aus Buten ge-
flochtene (daher levis), mit Laub
bedeckte Korb, in dem sich die
heiligen Geräte befanden; vgl. Gat.
64, 269; Hör. c. I, 18, 11 f. — con-
scius gewöhnlich mit dem Gene-
TIBÜLL. Nr v IV (I, 7).
27
Huc ades et genium ludo geniumque choreis
50 Concelebra et multo tempora funde mero:
lllius et nitido stillent unguenta capillo,
Et capite et collo mollia serta gerat.
Sic venias hodierne: tibi dem turis honores,
Liba et Mopsopio dulcia melle feram.
55 At tibi succrescat proles, quae facta parentis
Augeat et circa stet veneranda senem.
Nee taceat monumenta viae, quem Tuscula tellus
Candidaque antiquo detinet Alba lare.
Namque opibus congesta tuis hie glarea dura
60 Sternitur, hie apta iuugitur arte silex.
Te canit agricola, magna cum venerit urbe
tiv, seltener mit dem Dativ ver-.
banden.
49—64. Der Dichter kehrt zu der
Geburtstagsfeier des Messalla zu-
rück und bittet Osiris zu erscheinen;
möge, ist der Schlufsgedanke, die-
ser Tag noch oft gefeiert werden.
49. genium: der Genius ist das
des Einzelnen Seele zeugende gött-
liche Einzelwesen; also hat jeder
Mensch seinen Genius, der ihn
von der Geburt an bis zum Grabe
schützend begleitet; man verehrte
ihn besonders an Geburtstagen und
brachte ihm als Opfer Weihrauch,
Wein und Blumen dar; vgl. Hör.
epist. II, 1, 144: piabant floribus et
vino genium memorem brevis aevi\
II, 2, 187 ff.; Tib. II, 2, 1 (Nr. VII).
60. Vgl. Tib. I, 2, 3: neu quis-
quam multo perfusum tempora
Baccho excitet; Hör. c. I, 7, 22;
uda Lyaeo tempora.
51. Bei festlichen Gelegenheiten
wurden nicht nur die Bilder der
Götter, sondern auch das des Ge-
nius gesalbt und bekränzt; vgl.
Tib. II, 2, 5 (Nr. VII): ipse suos
Genius adsit visurus honores.
53. sie venias: der Dichter for-
dert den Genius selbst auf zu er-
scheinen. — r hodierne: ist Vokativ
des Prädikats nach griechischem
Gebrauche; im latein. stehen die
zum Prädikate des Satzes gehöri-
gen Attribute eigentlich im Nomi-
nativ. Vgl. Verg. Aen. II, 282 f.:
quibus Hector ab oris exspeetate
venis? Dichter* drücken die zum
Prädikate gehörigen Zeitbestim-
mungen adjektivisch aus. Vgl.
Verg. Aen. VIII, 465: Aeneas se
matutinus agebat.
54. liba: Opferkuchen von far
(Weizenmehl), Honig und öl; vgl.
Serv. zu Verg. Aen. VII, 109: liba
sunt placentae de farre, melle et
oleo sacris aptae. — Mopsopius=at-
ticus: Mopsopius war ein alter Kö-
nig von Attica. Gemeint ist hier
der attische Honig vom Berge Hy-
mettus, der als der beste galt.
55. at tibi: der Dichter geht vom
Genius auf Messalla über. — pro-
les: Messalla hatte zwei Söhne.
57. monumenta viae: Messalla
hatte die via Latina teils aus-
bessern, teils neu herstellen lassen.
Sie führte von dem Capenischen
Thore durch das Liristhai zwischen
Tusculum und den Albanerbergen
bis Teanum und mündete in die
via Appia; vgl. Mart. epigr. VIII,
3, 5: et cum rupta situ Messällae
saxa iacebunt. — monumentum ist
alles, was an etwas anderes er-
innert, also auch Bauwerke, Tem-
pel, Strafsen u. s. w. ; vgl. Cat. 11, 10.
58. antiquo Lare: soviel wie:
uralt.
60. sternitur: pflastern; vgl. Liv.
41, 27. — apta: zusammengefügt,
harmonisch.
61. magna urbe: der blofse Abla-
tiv wie rure, domo. — agricola:
a in der Arsis des dritten Fufses
28
TIBÜLL. Nr. IV (I, 7). Nr. V (I, 10).
Serus inoffensum rettuleritque pedem.
At tu, natalis multos celebrande per annos,
Candidior semper candidiorque veni.
Nr. V (I, 10).
Quis fuit, horrendos primus qui protulit enses?
Quam ferus et vere ferreus ille fuit!
Tum caedes hominum generi, tum proelia Data,
Tum brevior dirae mortis aperta via est.
5 An nihil ille miser meruit, nos ad mala nostra
Vertimus, in saevas quod dedit ille feras?
Divitis hoc vitium est auri nee bella fuerunt,
Faginus adstabat cum scyphus ante dapes.
Non arces,,non vallus erat, somnumque petebat
vor der Cäsur in auffallender Weise
verlängert.
63. natalis: nämlich dies.
64. candidior: freudiger, glück-
licher; vgl. Tib. I, 3, 94 (Nr. II);
Ovid. trist. V, 6, 13: optime Nata-
lis! quamvis proeul absumus, opto
candidus huc venias.
Nr. V (I, 10).
V. Da in dieser Elegie weder
Messalla, noch Delia erwähnt wird,
so mufs sie die älteste sein; sie
wird aller Wahrscheinlichkeit nach
in dem Jahre 32 oder 31 verfafst
sein. Der Dichter ist in Gefahr,
an einem Kriege teilnehmen zu
müssen. Im Begriffe, von seinem
Gütchen Abschied zu nehmen,
klagt er das Gold und die Hab-
sucht als die Ursachen der ver-
ruchten Kriege an; aus dieser
Stimmung heraus giebt er seiner
Sehnsucht nach dem Frieden Aus-
druck, lobt seine Vorzüge und An-
nehmlichkeiten.
1—14. Der Dichter verwünscht
das Schwert und denjenigen, der
es gefertigt bat, d. h. den Krieg,
und lobt die gute, alte Zeit.
2. ferus — ferreus: dieselbe Pa-
ronomasie findet sich z. B. auch
bei Cic. ad Quint. fratr. I, 3, 3.
ferreus in der Bedeutung „grau-
sam, hartherzig" kommt bei Tibull
und Ovid oft vor.
4. mortis via: der Weg zum
Tode; vgl. Hör. c. I, 28, 16: cal-
canda semel via leti; c. I, 3, 32 f.;
Verg. georg. III, 482: via mortis.
Goethe, Iphigenie II, 1: es ist der
Weg des Todes, den wir treten.
5. an: oder vielmehr; oder ist
es richtiger, dafs — . üle miser:
der von dem Dichter eben mit Un-
recht beschuldigte. — meruit: me-
rere verschulden; Ovidmet. H, 291;
Prop. I, 18, 9: quid tantum merui?
quae te mihi crimina mutant?
6. Vgl. Ovid met. XV, 106: pri-
moque e caede ferarum ineäluisse
putes tnaculatum sanguine ferrum.
7. divitis auri: Genetiv von di-
ves aurum; das Gold heilet reich,
weil es den Besitzer reich macht;
ebenso Tib. I, 9, 31; HI, 3, 11. Zum
Gedanken vgl. Prop. IV, 7, 1 : solli-
citae tu causa, peeunia, vitaefs! per
te itnmaturum mortis adimus iter.
8. In der alten Zeit benutzte
man Gefäfse aus Buchenholz und
Thon, in der spätem, als der Luxus
überhand nahm, aus Gold und
Silber; jene sind also ein Zeichen
der Einfachheit; vgl. Ovid met.
V1H, 669; fabricataque fagopocula;
Ovid fast. V, 622; Verg. ecl. III, 36;
Plin. n. h. XVI, 38, 73.
9. In der alten Zeit brauchte man
sein Eigentum nicht zu schützen.
TIBÜLL. Nr. V (I, 10).
29
10 Securus varias dux gregis inter oves.
Tunc mihi vita foret, vulgi nee tristia nossem
Arma nee audissem eorde mieante tubam:
Nunc ad bella trahor, et iam quis forsitan hostis
Haesura in nostro tela gerit latere.
15 Sed patrii servate lares: aluistis et idem,
Cursarem vestros cum tener ante pedes.
Neu pudeat prisco vos esse e stipite factos:
Sic veteris sedes incoluistis avi.
Tunc melius tenuere fidem, cum paupere eultu
20 Stabat in exigua ligneus aede deus. t
Hie placatus erat, seu quis libaverat uvam
Seu dederat sanetae spicea serta comae:
Atque aliquis voti compos liba ipse ferebat
Postque comes purum filia parva favum.
25 At nobis aerata, lares, depellite tela,
Hostiaque e plena rustica porcus hara.
10. dux gregis: hier der Hirte,
sonst z. B. Ovid am. III, 13, 17 der
Widder. — varias inter oves: in
der alten Zeit weidete man die
Schafe alle zusammen, die spätere,
verfeinerte, vermied eine Mischung
nnd trennte die Herden nach den
Farben.
11. foret: hypothetischer Kon-
junktiv; die Auslassung von si
findet sich bei Dichtern wieder-
holt; vgl. Verg. Aen. VI, 30; Hör.
sat. I, 3, 15. — Der Conj. imper-
fecti (foret für fuisset) ist selbst
bei Cicero häufig. Der Sinn ist
also: wäre mein Leben in jene
Zeit gefallen, hätte ich weder
kennen gelernt — noch gehört. —
vulgi: das dabeistehende arma zeigt,
dafs vulgus militum (vgl. Liv. 22,
30, 7; Cnrt. Ruf. VII, 2, 33), der
Soldatenhaufe, gemeint ist.
12. mieante corde: mit klopfen-
dem Herzen; vgl. Ovid a. a. III, 722:
pulsantur trepidi corde mieante Si-
nus; fast. VI, 338: fert suspensos
corde mieante gradus.
13. trahör: trahi geschleppt
werden; die Silbe hör wird lang,
da sie vor der Cäsur in der Arsis
des dritten Fufses steht; vgl. Tib.
I, 7, 61 (Nr. IV).
15—44. Der Dichter ruft die
Laren an und bittet sie, ihn aus
den Gefahren des Krieges zu er-
retten; er schildert im Gegensatz
dazu das Glück des Landlebens
und verwünscht einen frühzeitigen
Tod und die Schrecken der Unter-
welt.
15. Die Laren des Tibull, aus
Holz geschnitzt, haben wir uns am
gewöhnlichen Orte, im Lararium
über dem Herde, zu denken.
18. sie: so, d. h. aus Holz ge-
schnitzt.
19. tenuere: als Subjekt ist ho-
mines (man) zu denken.
21. placatus: gnädig, weil durch
Opfer versöhnt; vgl. Hör. c. HI,
23, 3: si ture placaris.
23. atque steigert, ipse (der Haus-
vater) im Gegensatz zu filia parva.
24. Vgl. Ovid fast. II, 652: por-
rigit incisos filia parva favos.
25. at: aber wohlan, wie dlld
im Griechischen.
26. hostiaque: und dann (sc. Ulis
depulsis); zu ergänzen ist: erit. Der
Pentameter ist als Nachsatz zu dem
einen hypothetischen Vordersatz
vertretenden Imperativ zu fassen;
vgl. Ovid met. XIII, 254: arma ne-
gate mihi, fueritque benignior Aiax!
— plena: der Dichter nimmt eine
grofse Menge von Vieh als selbst-
verständlich an.
30
TIBÜLL. Nr. V (I, 10).
Hanc pura cum veste sequar myrtoque canistra
Vincta geram, myrto vinctus et ipse caput.
Sic placeam vobis: alius sit fortis in armis,
30 Sternat et adversös Marte favente duces,
Yt mihi potanti possit sua dicere facta
Miles et in mensa pingere castra mero.
Quis furor est atram bellis arcessere mortem?
Inminet et tacito clam venit illa pede.
35 Non seges est infra, non vinea culta, sed audax
Cerberus et Stygiae navita turpis aquae:
Illif rescissisque genis ustoque capillo
Errat ad obscuros pallida turba lacus.
Quam potius laudandus hie est, quem prole parata
40 Occupat in parva pigra seneeta casa!
27. In den canistra befanden
sich Opfergeräte, Weihrauch, Opfer-
fladen und Mehl; vgl. luven, sat.
IX, 137 ff. : o parvi nostrique Lares,
quos ture minuto aut farre et tenui
soleo exorare Corona, Zu myrto
vgl. Hör. c. III, 23, 13 ff.: te nihil
attinet tentare mülta caede biden-
tium parvos coronantem marino rore
deos (Lares) fragilique myrto.
29. sie: nämlich: wenn ich meine
Frömmigkeit beweise.
31. «2. Vgl. zu dieser Sitte Ovid
Her. I, 31 f.: atque aliquis posita
monstrat fera proelia mensa, pingit
et exiguo Pergama tota mero. Her.
16, 87 f.: orbe quoque in mensae
legi sub nomine nostro, quod de-
dueta mero littera fecit, amo; am.
I, 4, 20. Goethe, röm. El. XV:
Wein flofs über den Tisch, und sie
mit zierlichem Finger zog auf dem
hölzernen Blatt Kreise der Feuch-
tigkeit hin.
33. 34. arcessere und imminet
bilden einen Gegensatz.
35. Die fruchttragenden Saat-
gefilde und die wohlgepflegten
Weinpflanzungen stehen gegenüber
den öden Gefilden der Unterwelt,
wo Cerberus und Charon hausen.
36. Charon heilst navita turpis
von seinem Aussehen; vgl. Verg.
Aen. VI , 298 ff. : portitor hos hor~
rendus aquas et flumina servat ter-
ribili equalore .Charon, cui plurima
mento canities ineülta iacet; stant
lumina flamma; sordidus ex ume-
ris nodo dependet amictus.
37. rescissis genis: warum Ti-
bull den Toten in der Unterwelt
im allgemeinen genae rescissae
beilegt, ist nicht klar. In hefti-
gem Schmerz und in Trauer zer-
kratzte man sich die Wangen und
raufte sich das Haar aus ; besonders
wird dieses von den Frauen berich-
tet; vgl. Hom. IL XI, 393: xov ös
yvvamoq fisv %' cLyupfägvfpot bIgi
7tccQ£iai, II. II, 700: xov $e neu afb-
(pidgvtprig ctXo%og— iXiXswcto. Herod.
VI, 77. Ovid trist. HI, 3, 61: parce
tarnen lacerare genas, nee scinde
capülos; Verg. Aen. XII, 605 ff.
Andererseits dachte man sich die
Verstorbenen in der Unterwelt in
dem Zustande, in dem sie sich
im Tode oder auf dem Scheiter-
haufen befunden hatten; vgl. die
Schilderung von Ceyx, bei Ovid
met. XI, 655 f., von Cynthia bei
Prop. V, 7, 7 ff, von Dido bei Verg.
Aen. VI, 460. — usto capülo: mit
Beziehung auf die Verbrennung
des Leichnams.
38. lacus: von den langsam da-
hinfliefsenden Strömen der Unter-
welt finden sich die Ausdrücke
vada, paludes und lacus häufig;
vgl. Verg. Aen. VI, 133 f.: si tanta
cupido bis Stygios innare lacus;
VI, 238.
40. occupat: überrascht; das Alter
naht eich, ohne dafs man es merkt.
TIBÜLL. Nr. V (I, 10).
31
Ipse suas sectatur oves, at filius agnos,
Et calidam fesso conparat uxor aquam.
Sic ego sim, liceatque caput candescere canis,
Temporis et prisci facta referre senem.
46 Interea Pax arva colat. Pax Candida primum
Duxit araturos sub iuga curva boves,
Pax aluit vites et sucos condidit uvae,
Funderet ut nato testa paterna merum:
Pace bidens vomerque nitent, at tristia duri
50 Militis in tenebris occupat arma situs
Rusticus e lucoque vehit, male sobrius ipse,
Vxorem plaustro progeniemque domum.
Sed Veneris tunc bella calent, scissosque capillos
Femina perfractas conqueritürque fores:
56 Flet teneras subtusa genas, sed victor et ipse
Flet sibi dementes tarn valuisse manus.
At lascivus Amor rixae mala verba ministrat,
42. calidam aquam: zum Bade.
43. caput: Akkusativ der Be-
ziehung. — canis: sc. capillis.
44. Der Greis lobt am liebsten
die vergangene Zeit; vgl. Hör.
epist. II, 8, 173: senex — laudator
temporis acti.
45 — 68. Der Dichter preist den
Frieden und ländliche Feste; vgl.
Ovid fast. I, 697 ff.
46. interea: jetzt jedoch, indes
bis zu meinem Greisenalter ; häufig
durch tarnen verstärkt, vgl. Cat.
101, 7.
46. Vgl. Ovid epist. ex P. I, 8,
54: ducam ruricolas sub iuga curva
boves.
47. condidit: der Wein, der altern
sollte, wurde aus den dölia in die
amphorae und codi gefüllt, was
gewöhnlich diffundere heifst; vgl.
Hör. c. I, 20, 1 f. : Sdbinum — quod
ego ipse testa conditum levi.
48. Die Landleute pflanzen Bäume
und Beben, die erst Kindern und
Eindeskindern Frucht geben; vgl.
Cic. Cat. m. VII, 24; Verg. ecl. IX,
50: insere, Daphni, piros: carpent
tua poma nepotes.
49. Der Karst oder die Hacke
(bidens) wird zur Bearbeitung de»
Gartens, die Pflugschar (vomer) zur
Beackerung des Feldes gebraucht.
— nitent: von beständigem Ge-
brauche sind Geräte blank, nicht ge-
brauchte Waffen rosten; vgl. Ovid
fast. IV, 927 ff.: sarcula nunc durus-
que bidens et vomer aduncus, ruris
öpes niteant, inquinet arma situs.
51. lucoque: schattige Haine um-
gaben den Tempel: in einem sol-
chen feierte der Landmann das
Erntefest. — male sobrius: male
vertritt bei den Dichtern sehr oft
fast die Stelle einer Negation; vgl.
Hör. c. I, 9, 24: aut digito male
pertinaci; Ovid. fast. VI, 785: ecce
suburbana rediens male sobrius aede.
53. Kämpfe giebt es freilich auch
da, aber sie sind anderer Art, näm-
lich Liebeskämpfe. — Die Leiden-
schaft der Liebe zeigt sich in:
capillos scindere, fores frangere,'
ungue genas appetere; vgl. Prop*
II, 5, 51 ff.
57. verba rixae ministrat: giebt
ihnen Streitworte ein, ist zur Hand
mit — , legt ihnen in den Mund;
vgl. Verg. Aen. I, 150: furor arma
ministrat.
32
TIBÜLL. Nr. V (I, 10). Nr. VI (II, 1).
Inter et iratum lentus utrumque sedet.
Ah lapis est ferrumque, suam quicumque puellam
60 Verberat: e caelo deripit ille deos.
Sit satis e membris tenuem rescindere vestem,
Sit satis oroatus dissoluisse comae,
Sit lacrimas movisse satis: quater ille beatus
Quo tenera irato flere puella potest.
65 Sed manibus qui saevus erit, scutumque sudemque
Is gerat et miti sit procul aVenere.
At no bis, Pax alma, veni spicamque teneto,
Perfluat et pomis candidus ante sinus.
Nr. VI (II, 1).
Quisquis ad est, faveat: fruges lustramus et agros,
68. tnter iratum utrumque: zwi-
schen dem erzürnten Paar. — len-
tus: gleichgiltig, gelassen.
59. Vgl. Ovid am. III, 6, 69 f.:
ille habet et silices et vivum in
pectore ferrum, qui tenero lacrimas
lentus in ore mdet.
60. Der Vergleich ist hergenom-
men von den Giganten, die den
Himmel stürmen; vgl. Cic. Cat. m.
II, 5.
62. ornatus — comae: die kunst-
voll geordneten Haarflechten.
63. Vgl. Ovid a. a. II, 447 f. : o qua-
ter et quotiens numero conprendere,
non est felicem, de quo laesa puella
dolet.
65. Liebeskämpfe und Hader
müssen nicht in rohe Gewalt aus-
arten; wer sich zu diesen hin-
reifsen läfst, der möge Schild und
ßchanzpfahl schleppen. — scutum su-
demque: allitterierender Ausdruck.
67. Die Attribute der Friedens-
göttin sind aufser dem Ölzweige
und dem Friedensstabe ein Füll-
horn mit Früchten; in den Händen
trägt sie häufig Ähren.
Nr. VI (II, 1).
VI. Dieses Gedicht wird mit
Recht als ein Meisterstück echt
Tibullischer Konzeption bezeichnet.
Am Feste der Ambarvalien, der
Feldumwandlung, das Ende April
gefeiert wurde, — die Feier wurde
jedesmal durch den Priester an-
gesagt und fiel nicht auf einen be-
stimmten Tag — fanden Umzüge
mit Opfertieren um die Äcker statt,
damit sie durch die Weihe des Ge-
betes vor schädlichen Einflüssen
bewahrt blieben. Das Opfer, das
der Geres und dem Bacchus dar-
gebracht wurde, bestand bei den
Wohlhabenden aus einem Eber,
einem Schafbock und einem Stier
(suovetaurilia) , Ärmere begnügten
sich mit einem von diesen drei
Tieren. Waren die Tiere dreimal
um die Saatfluren herumgeführt,
so schlachtete man sie. — Tibull,
der, wie jeder fromme Landmann,
dieses Fest auf seinem Gütchen
feiert, gedenkt zugleich in Liebe
seines Freundes und Gönners, des
Messalla. Da v. 33 der Triumph
desselben über Aquitanien erwähnt
wird, so muf8 das Gedicht nach
dem Jahre 27, also wohl 26, ver-
fafst sein.
1 — 14. Der Dichter als Besitzer
des Gütchens fordert, gleichsam
als Priester, beim Beginne der
heiligen Handlung die Anwesenden
zum Schweigen auf.
1. quisquis adest, faveat: allen
beim Opfer Anwesenden wurde
Schweigen geboten; die herkömm-
liche Formel dafür ist: favete Un-
guis =■ svcprjusize; vgl. Tib. II,
2, 1 (Nr. VII); Hör. o. IH, 1, 2:
TIBULL. Nr. 71 (II, 1).
33
Ritus ut a prisco traditus extat avo.
Bacche, veni, dulcisque tuis e cornibus uva
Pendeat, et spicis tempora cinge, Ceres.
5 Luce sacra requiescat humus, requiescat arator,
Et grave suspenso vomere cesset opus.
Solvite vincla iugis: nunc ad praesepia debent
Plena coronato stare boves capite.
Omnia sint operata deo: non audeat ulla
10 Lanificam pensis inposuisse manum.
Vos quoque abesse procul iubeo, discedat ab aris,
Cui tulit hesterna gaudia nocte Venus.
Gasta placent superis: pura cum veste venite
Et manibus puris sumite fontis aquam.
favete Unguis; Ovid. met. XV, 677:
animis linguisque favete, quisquis
ades. — lustramus: ist der all-
gemeine Ausdruck für die Gebräuche
bei dem sühnenden Umgang.
3. Bacchus und Ceres, als die
vornehmsten ländlichen Gottheiten,
werden eingeladen, an der Feier
teilzunehmen. Bacchus, der seine
Hörner, das Zeichen der Kraft und
Fruchtbarkeit, nach Belieben an-
und ablegen kann — vgl. Ovid met.
IV, 19: tibi, cum sine cornibus ad-
stas, virgineum caput est — führt
im Griechischen die Bezeichnung
nsqccatpoQog; vgl. Lessing Lao-
koon VIII.
4. Bacchus wird aufgefordert,
im Schmucke der Weinreben, Ce-
res mit dem Ährenkranze auf dem
Haupte zu erscheinen; vgl. Hör.
c. s. 29 ; sie heilst bei Seneca Herc.
Oet. 598 und Manil. Astron. IV, 442
geradezu spicifera.
5. An den Tagen der Festfeier
pflegte alles von der Arbeit zu
ruhen; vgl. die Nachahmung dieser
Verse bei Ovid fast. I, 663—665.
6. suspenso vomere: vgl. Hesiod
£Qy, x. 7]. 45 : alipcc zs nrjdccliov p\v
vithq nanvov %axa&sZo.
7. iugis: ist Ablativ. Die Knechte
werden aufgefordert, die Riemen
loszulösen, mit denen die Joche
an dem Halse der Stiere befestigt
wurden. Es scheint demnach, dafs
am Morgen des Festtages noch
geackert worden ist.
Jacob 7, Anthologie. II. 2. Aufl.
8. coronato capite: auch das Vieh
wurde bekränzt.
9. omnia: nom. plur. alles, d. h.
Menschen und Vieh, möge beschäf-
tigt sein mit — , im Dienste des
Gottes stehen, operari ist techni-
scher Ausdruck von den gottes-
dienstlichen Handlungen; vgl. Tib.
II, 5, 95 (Nr. VIII); Hör. c. III, 14,
5 f. : unico gaudens mulier marito
prodeat iustis operata divis. -r- non
ist enge mit ulla zu verbinden;
vgl. Cic. divin. in Caec. 18, 60: st
vero non ulla tibi facta est iniuria.
— Bei ulla ist mulier zu ergänzen.
— audeat: ist Coniunct. potent.:
nicht dürfte es wagen; vgl. Hör.
epist. I, 18, 72: non ancilla tuum
iecur ulceret ulla puerve; sat. II,
6, 90: ultra non etiam sileas.
10 ff. Alle Arbeiten, selbst Woll-
arbeiten der Frauen mufsten am
Feste ruhen. Wer der Festlichkeit
beiwohnen wollte, mufste Keusch-
heit bewahrt haben und sich mit
reinen Händen und reinem Gewände
nahen.
11. vos quoque: ein Verbot für
andere, fern zu bleiben, ist un-
mittelbar nicht ergangen, ergiebt
sich aber aus dem Zusammen-
hange.
14. sumite fontis aquam: vor dem
Gebet und Opfer wusch man sich
die Hände; vgl. Hesiod £py. x. r^.
724 f.: iiTidinox' l£ r\ovs dil Xstßsiv
al'frona olvov %tqalv avintoiciv
/Mjfl' aXXoig dfravcctoiotv.
34
TIBÜLL. Nr. VI (II, 1).
15 Cernite, fulgentes ut eat sacer agnus ad aras
Vinctaque post olea Candida turba comas.
Di patrii, purgamus agros, purgamus agrestes:
Vos mala de nostris pellite limitibus,
Neu seges eludat messem fallacibus herbis,
20 Neu timeat celeres tardior agna lupos.
Tarn nitidus plenis confisus rusticus agris
Ingeret ardenti grandia ligna foco,
Turbaque vernarum, saturi bona signa coloni,
Ludet et ex virgis extruet ante casas.
25 E Ventura precor: viden ut felicibus extis
Significet placidos nuntia fibra deos?
Nunc mihi fumosos veteris proferte Falernos
15 — 26. Die gottesdienstliche
Handlang selbst wird nur in den
Hauptzügen geschildert Der Dich-
ter ruft die ländlichen Gottheiten
(di patrii) an, während das Opfer-
tier zu dem Altar geführt wird;
dieses geschieht an einem lose
hängenden Strick, damit es frei-
willig zu gehen scheint; vorher
war es dreimal um die Fluren
herumgeführt worden; vgl. Verg.
georg. I, 345: terque novas circum
felix eat hostia fruges; Serv. zu
Verg. Aen. II, 133: solutae sunt
hostiae; nam piaculum est in sacri-
ficio aliquid esse religatum.
16. Candida: wie bei den Ceres-
festen (öerealia) erschien man auch
bei den Ambarvalien im Festge-
wand, also weifs gekleidet, mit
Ölzweigen in den Händen oder im
Haar. Sonst, z. B. Tib. I, 10, 27
(Nr. V) werden Myrtenzweige er-
wähnt. — turba: die Schar der
Landleute.
19. fallacibus herbis: Unkraut
und leere Halme. — eludere: ein
Kunstausdruck der Fechtersprache,
von dem Gladiator gesagt, der
einen Hieb pariert; in übertragener
Bedeutung bei Cic. de opt. gen.
orat. 6, 17: sed quasi rudibus eius
eludit oratio, dann allgemein: ver-
eiteln, täuschen t=»f allere; vgl. Verg.
georg. I, 226: illos exspectata seges
vanis elusit avenis; Ovid fast. IV,
645: satpe Ceres primis dominum
fallebat in herbis; met. V, 479 f.;
arvaque iussit fallere depositum.
21. tum: dann, wann ihr unsere
Bitten erhört, werden wir auch
Festfeuer anzünden und Hütten
aus Laub erbauen. — Mit confisus
plenis agris wird bereits hier auf
das Fest hingewiesen, das kurz vor
der Ernte gefeiert wurde. — niti-
dus: stattlich, behäbig; vgl. Hör.
epist. I, 4, 15: me pinguem et niti-
dum bene curata cute vises.
22. ligna: Holzscheite.
23. saturi: wohlhabend.
24. ante: Adv., davor — ante
focum.
25. Aus den Glück verheifsenden
Eingeweiden des geschlachteten
Opfertieres schliefst der Dichter
auf Gewährung seiner Bitte; vgl.
Tib. I, 5, 57: evenient, dat signa
deu8.
26. Beim Opfer wurden die Ein-
geweide des Tieres herausgetrennt
und von den Haruspices genau
untersucht; fibrae sind eigentlich
die Fasern der Eingeweide, dann
diese selbst, namentlich Leber und
Lunge; vgl. Tib. I, 8, 3: nee mihi
sunt sortes, nee conscia fibra deo-
rum; bei ungünstigen Zeichen
mufste das Opfer wiederholt
werden.
27—30. Beginn des Festmahles;
Aufforderung zum Trinken.
27. nunc: nach beendigtem Opfer.
— fumosos Falernos: sc. cados;
vgl. Ovid fast. V, 518: promit fu-
moso oondita vina cado. Der Wein
wurde in Kammern aufbewahrt,
die in der Nähe des Rauchfanges
TIBÜLL. Nr. VI (II, 1).
35
Gonsulis et Ohio solvite vincla cado.
Vina diem celebrent: non festa luce m ädere
30 Est rubor, errantes et male ferre pedes.
Sed *bene Messallam ' sua quisque ad pocula dicat,
Nomen et absentis singula verba sonent
Gentis Aquitanae celeber Messalla triumphis
Et magna intonsis gloria victor avis,
35 Huc ades adspiraque mihi, dam carmine nostro
Redditur agricolis gratia caelitibus.
Rura cano rurisque deos. his vita magistris
Desuevit querna pellere glande famem:
Uli conpositis primum docuere tigillis
lagen, in der apotheca oder in dem
fumarium. — Falernos: Den her-
ben Falerner (vgl. Hör. c. I, 27, 9:
vultis severi me quoque sumere par-
tem Falerni) mischte man gerne
mit süfsem Chier; vgl. Hör. sat. I,
10, 24 f.: at sermo lingua condnnus
utraque suavior ut Chio nota si
commixta Falerni est; sat. II, 3,
115 f. — veteris consulis: auf dem
cadu8 oder einem daranhängenden
Zettel {tessara, nota) schrieb man
den Namen des Konsuls auf, in
dessen Amtsjahr der Wein geerntet
war; vgl. Hör. c. III, 8, 9 ff. —
vincla: die Flaschen wurden ver-
korkt und mit Pech bestrichen.
29. vina: Weingelage. — modere:
trunken sein; Tib. II, 2, 8 (Nr. VII);
wie madidu8 trunken II, 5, 87
(Nr. VHI).
30. errantes: schwankend.
81—36. Der Dichter ladet die
Anwesenden ein, auf das Wohl des
Messalla zu trinken, und bittet ihn,
ihm helfend zur Seite zu stehen.
31. bene Messallam: zu ergänzen
ist väkre iubto, was stets ausge-
lassen wird; vgl. Ovid fast. II, 637:
et bene vos, bene te, patriae pater,
optime Caesar.
33. triumphis: der Plural dich-
terisch wie Tib. I, 7, 6 (Nr. IV);
gemeint ist der am 25. September
d. J. 27 über die Aquitanier ge-
feierte Triumph.
34. intonsis avis: Dat. zu magna
gloria; der Sieger gereicht seinen
Vorfohren zur Ehre. — Nach Varro
de r. r. II, 2 trugen die Römer bis
zum Jahre 300 langes Haupthaar
•und lange Barte; damals kamen
die ersten Barbiere (fonsores) aus
Sicilien nach Rom; vgl. Hör. c. II,
15, 11: intonsi Catanis; Ovid fast
II, 29 f. : denique quodcumque est —
hoc apud intonsos nomen habebat
avos.
35. adspira: wie ein Gott oder
wie die Muse soll Messalla dem
Dichter Beistand leisten; vgl. Verg.
Aen. IX, 525: vos, o CaUiope, pre-
cor adspirate canenti. Ovid met.
I, 3 : di coeptis — adspirate meis.
36. agricolis caelitibus: die länd-
lichen Gottheiten sind namentlich
Ceres und Bacchus; vgl. Ovid met.
VIII, 273 ff.
37 — 66. Das Thema der nach-
folgenden Verse giebt der Dichter
selbst in den ersten Worten: rura
cano rurisque deos an; er schil-
dert die Kultur, welche die Mensch-
heit den ländlichen Gottheiten zu
verdanken hat.
38. querna glande: die Eichel-
kost vor Einfahrung des Acker-
baus wird oft erwähnt; vgl. Ovid
fast. I, 676: quemaque glans victa
est utüiore cibo; Tib. II, 3, 69:
glans aluit veter es; Goethe, röm.
Eleg. XII, 5 f.: keine Feste sind
mehr der großen Göttin gewidmet,
die statt Eicheln zur Kost goldenen
Weizen verlieh.
39 ff. Die fortschreitende Kultur
zeigte sich darin, dafs die Menschen
die Eichelnahrung aufgaben, Hütten
3*
36
TIBÜLL. Nr. VI (II, 1).
40 Exiguam viridi fronde operire domum,
Uli etiam tauros primi docuisse feruntur
Servitium et plaustro supposuisse rotam.
Tum victus abiere feri, tum cönsita pomus,
Tum bibit inriguas fertilis hortus aquas,
45 Aurea tum pressos pedibus dedit uva liquores
Mixtaque securo est sobria lympba mero.
Rura ferunt messes, calidi cum sideris aestu
Deponit flavas annua terra comas.
Rure levis vemo flores apis ingerit alveo,
60 Conpleat ut dulci sedula melle favos.
Agricola adsiduo primum satiatus aratro
Cantavit certo rustica verba pede
Et satur arenti primum est modulatus avena
Carmen, ut ornatos diceret ante deos,
56 Agricola et minio suffusus, Bacche, rubenti
bauten, Stiere vor den Pflug spann-
ten, also anfingen, Ackerbau zu
treiben, Wagen verfertigten, Obst-
bäume veredelten u. s. w.
43. tum: damals, als die Götter
die Menseben lehrten Häuser bauen
und die Acker bestellen.
44. inriguas: inriguus hier, wie
bei Verg. georg. IV, 32: inriguum-
que bibant violaria fontem, akti-
visch.
46. securo; von Sorgen befreiend;
vgl. Hör. epist. I, 16, 18: genero-
sum et bene (merum) requiro, quod
curas abigat.
47. sideris: sidus bezeichnet hier,
wie auch sonst, die Sonne; vgl.
Ovid am. II, 16, 3: sol licet ad-
moto tellurem sidere findat
48. comas: hier sind, wie der
Zusammenhang lehrt, die Ähren
gemeint ; vgl. Ovid am. III, 10, 11 f. :
prima Ceres doeuit turgescere semen
in agris, falce coloratas subseeuit-
que comas. — annua: adjekt. für
eine adverbiale Bestimmung, also
— quotannis.
49. rure für das in Prosa üb-
liche ruri; vgl. Hör. epist. I, 7, 1;
1, 14, 10. nemo: gehört zu alveo, steht
für das Adverbium. — levis gehört
zu apis. — flores: Blütensaft; vgl.
Ovid met. XIII, 928: non apis inde
tulit conlectos sedula flores.
61—66. Auch die Künste sind
auf dem Lande erfunden.
61. satiatus: etwas satt haben,
hier von der Arbeit des Pflügens
gesagt; vgl. IL XI, 87 f.: Inst t'
i%oQ8aaato %stgag rccpbvmv SsvdQea
ficcnQä adog zi (uv tuszo d'Vfiov.
62. certo pede: geht auf das
Metrum.
63. satur: in demselben Sinne
wie vorher satiatus. — arenti avena:
die Hirtenflöte (avQiyg), auch Pan-
oder Querflöte genannt, wurde aus
trockenen Rohrstengeln verfertigt;
Verg. ecl. 10, 61: carmina pastoris
Siculi moduldbor avena. Unter mo-
dulari ist offenbar das Singen nach
dem Takte zu verstehen; der Land-
mann übt zu einem Feste der Götter.
64. ornatos: die Götterbilder
wurden bei den Festen bekränzt
66. Die folgende Schilderung
enthält ohne scharfe Scheidung
Züge aus der Festfeier bei den
Römern, wie auch bei den Griechen.
Bei den ländlichen Festen in Ita-
lien wie bei den Bacchusfesten in
Attika fanden mimische Darstel-
lungen statt, bei denen die Dar-
steller sich das Gesicht mit Mennig
rot färbten. Volksmäfsige Auf-
führangen dieser Art waren bei
den Römern die Fescenninen, Sa-
turae, Mimi und Atellanen. — - Die
TIBÜLL. Nr. VI (LI, 1).
37
Primus inexperta duxit ab arte choros.
Huic datus a pleno, memorabile munus, ovili
Dux pecoris: curtas auxerat hircus opes.
Rure puer verno primum de flore coronam
60 Fecit et antiquis inposuit laribus.
Rure etiam teneris curam exhibitura puellis
Molle gerit tergo lucida vellus ovis.
Hinc et femineus labor est, hinc pensa colusque,
Fusus et adposito pollice versat opus:
65 Atque aliqua adsiduae textrix operata Minervae
Cantat, et adplauso tela sonat latere.
Ipse quoque inter agros interque armenta Cupido
Natus et indomitas dicitur inter equas.
Illic indocto primum se exercuit arcu:
70 Hei mihi, quam doctas nunc habet ille manus!
Nee peeudes, velut ante, petit: fixisse puellas
Gestit et audaces perdomuisse viros.
Hie iuveni detraxit opes, hie dicere iussit
Limen ad iratae verba pudenda senem:
Tragödie ist aus den dithyram-
bischen Satyrchören hervorgegan-
gen. Nach der herkömmlichen
Etymologie hat die Tragödie ihren
Namen davon, dafs bei den tragi-
schen Agonen der Sieger als Preis
einen Bock erhielt; vgl. Hör. a.
p. 220: carmine qui tragico vilem
certavit ob hircum.
56. ab: dient zur Bezeichnung
der Richtung anstatt des blofsen
Ablative, entsprechend dem griech.
«»o; Tib. I, 5, 4 (Nr. III): adsueta
ab arte; I, 9, 66: solita ab arte.
67. memorabile: würdig, ansehn-
lich. — ovili: Ziegenstall.
63. hinc: nämlich ex vettere ovis.
— pensum: das Zugewogene, die
Tagesarbeit der Sklavinnen beim
Wollespinnen. — colus: Pluralis.
64. et fu&us versat opus: unge-
fähr soviel als: et fuso versato
(Ovid met. IV, 221) opus fit; vgl.
auch Ovid met. XII, 476: colum-
que — cape cum calathis et sta-
mina pollice torque und VI, 22:
sive levi teretem versabat pollice
fusum.
66. Minervae: Minerva steht
häufig metonymisch für das Ge-
webe; vgl. Hör. c. III, 12, 5: ope-
rosae Minervae Studium; Prop. II,
9, 6 f.; Verg. Aen. VIII, 409. —
operata: operari sich in Thätigkeit
setzen für operatus, in Thätigkeit
befindlich, wie oecupatus beschäf-
tigt mit etwas.
66. latere: von later, Ziegelstein.
Die Fäden (stamina, Zettel, Kette)
wurden beim alten vertikal stehen-
den Webstuhl durch senkrecht
herabhängende Gewichte stramm
gehalten, um den Einschlag durch-
zulassen. Diese Gewichte (lateres)
schlugen natürlich aneinander, so
dafs der Dichter sagen kann: tela
sonat
67 — 80. Auch Cupido ist auf
dem Lande geboren; hier übte er
zuerst seine Waffen; jetzt ist er
oft ein grausamer Gott, der seine
Macht Mädchen und Männern, ja
selbst Greisen gegenüber beweist.
68. indomitas equas: unbändig,
a^ros, ädpriQ; vgl. Tib. II, 4, 57:
indomitis gregibus Venus adflat
amores, Verg. georg. III, 266: scili-
cet ante omnes furor est insignis
equarum.
38
TIBÜLL. Nr. VI (II, 1). Nr. VII (II, 2).
75 Hoc duce custodes furtim transgressa iacentes
Ad iuvenem tenebris sola puella venit
Et pedibus praetemptat iter suspensa timore,
Explorat caecas cui manus ante vias.
Ah miseri, quos hie graviter deus urget! at ille
80 Felix, cui placidus leniter adflat Amor.
Sancte, veni dapibus festis, sed pone sagittas
Et procul ardentes hinc precor abde faces.
Vos celebrem cantate deum pecorique vocate
Voce: palam pecori, clam sibi quisque vocet.
85 Aut etiam sibi quisque palam: nam turba iocosa
Obstrepit et Phrygio tibia curva sono.
Ludite: iam Nox iungit equos, currumque sequuntur
Matris laseivo sidera fulva choro,
Postque venit tacitus furvis circumdatus alis
90 Somnus et incerto Somnia nigra pede.
Nr. VII (II, 2).
Dicamus bona verba: venit natalis ad aras:
76. iacentes: nämlich im Schlafe.
78. Vgl. Ovid met. X, 465 f.: al-
tera (manus) motu caecum iter ex-
plorat
79. uraet: von Feinden oder
Krankheiten, die nicht aufhören,
findet sich urgere öfter gebraucht;
vgl. Hör. a. p. 458 f. : ut mala quem
Scabies aut morbus regius urget. —
at: steht in abgeschwächter, ad-
versativer Bedeutung häufig vor
einem Personalpronomen oder ille.
81—90. Cupido wird aufgefor-
dert zu erscheinen; die Anwesen-
den sollen ihn zum Schlüsse des
Festes anrufen; schon naht sich
die Nacht.
83. celebrem «=» celebratum; vgl.
Hör. c. H, 12, 20: sacro Bianae ce-
lebris die.
84. clam: heimlich, denn der
Liebende will seine Wünsche, Hoff-
nungen und Gefühle andern nicht
verraten.
86. Phrygio sono: die phrygische
Schalmei hatte einen krummen
Ansatz mit weiter Mündung, durch
die der Schall verstärkt wurde;
vgl. Ovid met. III, 638: adunco
ttbia cornu.
87. Die Nacht fährt bald auf
einem Zweigespann (bigae), bald
auf einem Viergespann (guadrigae);
vgl. Verg. Aen. V, 721 : et Nox atra
polum bigis subveeta tenebat. Tib.
(Lygd.) III, 4, 17. Die Sterne wer-
den als ihre Kinder angesehen.
Eurip. Electr. 64: co vv£ piXctiva,
XQvaicov ccgtqcov rgoeps, Orph. Hymn.
Vi, 6: datSQSg ovqclvioi, vvxtbg
cpiXcc vi%va (isXatvrig. Vgl. Theokr.
id. II, 165: %ctiQS ZsXavuCct XinccQO-
%Q08, %<x{qstb a aXXoi datsQBg, ev-
%r\Xoio %ax' avtvyot Nv%t6g onaSoC.
89. Vgl. Ovid fast. IV, 662:
nox venit et secum somnia nigra
trähit; bei Eurip. Hec. 71 heilst
die Nacht (isXavontsgvymv iirjtriQ
ovbCqcov.
Nr. VII (H, 2).
VII. Verfafst ist dieses Gedicht
zu der ersten Geburtstagsfeier, die
Cornutus nach seiner Vermählung
begeht; der Dichter wünscht ihm
treue Liebe seiner Gattin, Glück
in der Ehe und reiche Nachkom-
menschaft.
1—10. Von dem Dichter ergeht
an die Teilnehmer der Geburts-
TIBÜLL. Nr. VII (II, 2).
39
Quisquis ades, lingua, vir m ulier que, fave.
Urantur pia tura focis, urantur odores,
Quos tener e terra divite mittit Arabs.
5 Ipse suos genius adsit visurus honores,
Cui decorent sanctas mollia serta comas.
Illius puro destillent tempora nardo,
Atque satur libo sit madeatque mero,
Adnuat et, Cornute, tibi, quodcumque rogabis.
10 En age, quid cessas? adnuit ille: roga.
Auguror, uxoris fidos optabis amores:
Iam reor hoc ipsos edidicisse deos.
Nee tibi malueris, totum quaecumque per orbem
Fortis arat valido rusticus arva bove,
15 Nee tibi, gemmarum quiequid felicibus Indis
Nascitur, eoi qua maris unda rubet.
tagsfeier die Aufforderung, die
Vorbereitungen zu treffen; der
Genius wird eingeladen zn er-
scheinen, die Spenden in Empfang
zu nehmen und die Bitten des Cor-
nutus zu erhören.
1. dicamus bona verba: vgl. Tib.
II, 1, 1 (Nr. VI): — venu: es naht
sich. — natalis: =■ genius natalis,
der Schatzgeist, den jeder an dem
Tage seiner Gebart empfangt. —
aras: vgl. Ovid trist. V, 6, 9 f.:
araque gramineo viridis de caespite
fiat, et velet tepidos nexa corona
focos; v. 13 f.: optitne natdlis —
opto candidus huc venias.
3. odores, quos — mittit Arabs:
aus Aräbia felix, namentlich Saba,
kam das Harz des Weihrauch-
baumes; vgl. Prop. II, 29, 17: Ära-
bum odores, Verg. georg. I, 67:
moUes sua tura Sabaei; II, 117:
sölis est turea virga Sabaeis, Ovid
fast. IV, 669: turilegos Arabes.
4. tener: vgl. Cat. 11, 6: Ara-
besve mölles; Verg. georg. I, 67.
6. Die Vorbereitungen sind ge-
troffen, nun möge der Genius per-
sönlich erscheinen, am die Ehren-
gaben in Empfang zn nehmen,
iese bestanden in unblutigen Ga-
ben wie Weihrauch, Wein, Kuchen,
Kränzen u. s. w. vgl. Tib. I, 7, 49 ff.
(Nr. IV). Über die Verlangerang
der Silbe -us in genius vgl. I, 10,
13 (Nr. V).
7. puro nardo: zu den kost-
barsten orientalischen ölen ge-
hörte das aus den Blüten des in-
dischen and arabischen Narden-
gra868 geprefste nardinum oleum,
das hier anvermischt verwendet
wird.
8. libo: vgl. Tib. 1, 7, 54 (Nr. IV).
— madeat: modere ist hier vom
reichlichen, nicht überreichlichen
Weingenafs gebraucht.
10. adnuit: ist Perfekt.
11—16. Die Bitten des Cornutus
beschränken sich auf sein Haus;
er wünscht sich — nach der
Ahnung des Dichters (auguror) —
treue Liebe seiner Gattin und die
Erhaltung seines Hauses durch
Nachkommenschaft.
12. edidicisse: Cornutus hat den
Göttern seine Bitte schon sehr oft
vorgetragen.
13 ff. Vgl. zum Gedanken Hör.
c. II, 12, 21 ff.
14. fortis: rüstig.
16. nee tibi: sc. malueris. —
gemmarum: darunter sind hier wie
Tib. IV, 2, 19 (Nr. IX), Prop. I,
14, 12: et legitur rubris gemma
sub aequoribus und sonst Perlen
zu verstehen.
16. eoi maris: gemeint ist der
ganze östliche Ocean bis Indien.
>afs dieser Edelsteine und Muscheln
mit Perlen an das Ufer werfe, war
im Altertum eine allgemein ver-
40
TIBÜLL. Nr. VII (II, 2). Nr. VIII (II, 5).
20
Vota caduut: utinam strepitantibus advolet alis
Flavaque coniugio vincula portet Amor,
Vincula, quae maneant semper, dum tarda senectus
Iuducat rugas inficiatque comas.
Hac veniat natalis avi prolemque minie tr et,
Ludat et ante tuos turba novella pedes.
Nr. Vin (II, 5).
Phoebe, fave: novus ingreditur tua templa sacerdos:
breitete Ansicht; vgl. Curt. Ruf.
VIII, 9, 19: gemmas margaritasque
mare littoribus infundit; Tib. II,
4, 30: e rubro luctda concha mari;
Prop. I, 8, 39; IV, 13, 6. — ruhet:
natürlich von den Strahlen der —
nach der Ansicht der Alten — in
der Nähe aufgehenden Sonne.
17—22. Das Gelübde ist erhört;
möge der eheliche Bund Bestand
haben und durch Kinder gesegnet
sein.
17. 18. cadunt: ausfallen, hier,
wie die nachfolgenden Worte zei-
gen, in gutem Sinne, wird häufig
noch durch ein Adverb oder auch
ein Adjektiv näher bestimmt; vgl.
Cic. in C. Verrem I, 2, 6: percom-
mode cadit; Caesar b. c. III, 73: si
non omnia caderent secunda. —
Amor wie "EQcog dachte man sich
als wunderschönen Knaben, ge-
flügelt, mit Pfeilen oder brennen-
der Fackel ausgerüstet. Er soll
mit sich führen das Band treuer
Liebe, damit die Ehe bis in das
hohe Alter des Paares Bestand
habe. Gelb (flavus) aber ist dieses
Band als das Sinnbild brennender
Liebe ; darum ist auch der Schleier,
den die Braut bei der Hochzeit
trägt, safranfarbig oder feuerfarbig
(flammeus); Ovid met. X, 1: croceo
velatus amictu — Hymenaeus; Cat.
61, 8: flammeum cape.
19. tarda senecttts: vgl. Tib. I,
10, 40 (Nr. V); Ovid met. X, 396.
20. inficiat: hier natürlich „weifs
färben."
21. hac — avi: unter diesem
Zeichen; der Sinn der Worte er-
giebt sich aus vv. 17, 18; zu avi
vgl. Hör. c. I, 15, 5 : mala duck avi
domum Helenen; Ovid met. VI, 433 f.
hac ave coniuncti Progne Tereusque,
parentes hac ave 8%mt facti. — pro-
lern ministrare: Nachkommenschaft
gewähren, kann nur auf die Kinder
gehen.
22. tuos: geht natürlich auf Cor-
nute v. 9.
Nr. VHI (II, 6).
VIII. Mit dem vorliegenden Ge-
dicht begrüfst der Dichter den
M. Valerius Messalinus, den älte-
sten Sohn des M. Valerius Messalla
Corvinus, bei seiner Aufnahme in
die Genossenschaft der Quindecim-
viri, denen die Bewahrung und Be-
fragung der sibyllinischen Bücher
oblag (quindecimviri sacris faciundis
et sibyllinis libris inspiciundis). An
die Einleitung, in der Phoebus vom
Dichter angerufen und gebeten
wird, in dem Glänze und dem
Schmucke seiner Würde zu er-
scheinen, schliefst sich die Bitte,
Phoebus möge dem neuen Priester
ein richtiges Verständnis der Sprüche
verleihen, so dafs er sie richtig zu
deuten imstande ist, wie ja auch
von ihm begeistert einst die Sibylle
Wahres prophezeit hat, als sie dem
Aeneas die künftige Gröfse seiner
Schöpfung voraus verkündigte.
Möge er aber, fährt der Dichter
in dem zweiten Teile fort, nur
Günstiges herauslesen und aus den
Opfern verkünden — das Schlimme
ist nun vorbei — ; daran knüpft
der Dichter eine Schildern Dg der
glücklichen Zeiten. Zum Schlüsse
endlich bittet er in scherzender
TIBÜLL. Nr. VIII (II, 5).
41
Huc age cum cithara carminibusque veni.
Nunc te vocales inpellere pollice chordas,
Nunc precor ad laudes flectere verba niea.
Weise um Entschuldigung für seine
schlechten Verse; seine Liebe zu
Nemesis ist daran Schuld, die ihn
quält; einst, wenn er den Triumph
des Messalinus besingen wird —
mit feiner Schmeichelei prophezeit
er ihm einen solchen in der Zu-
kunft — wird er ein besseres Ge-
dicht machen; Phoebus wird ihm
unzweifelhaft einen Triumph ge-
wahren.
Bei der Schilderung des Phoe-
bus schwebt dem Dichter ohne
Zweifel die Statue des Apollo Ki-
tharoedos des Skopas vor, die sich
in dem von Augustus zum Danke
für den Sieg von Actium erbauten
Tempel auf dem Palatin befand;
die im Vatikan aufbewahrte Statue
des Apollo Musagetes ist vielleicht
eine Nachbildung. Dieselbe Bild-
säule hat übrigens auch Ovid met.
XI, 162 ff. vor Augen. — In jenem
Tempel wurden vielleicht schon
damals, sicher später (vgl. Suet.
Aug. c. 31) die sibyllinischen Bücher
aufbewahrt. — Die Abfassungszeit
des Gedichts läfst sich nicht mit
Bestimmtheit angeben, doch wird
es nicht allzu lange nach dem
Triumphe des Vaters fallen.
1—10. Der Dichter bittet Phoe-
bus bei der Aufnahme des jungen
Messalinus als Gott der Sanges-
kunst mit der Gither, als Gott der
Weissagekunst mit den Orakel-
sprüchen zu erscheinen ; erscheinen
aber möge er in dem Schmuck, in
dem er dem Juppiter zu Ehren
nach der Besiegung des Saturnus
ein Loblied sang.
1. novu8 ßacerdos: M. Valerius
Messalla oder Messalinus, der äl-
teste Sohn des berühmten Redners
M. Valerius Messalla Corvinus (vgl.
Einleitung S. 2), der Freund des
Ovid (vgl. ep. ex P. I, 7; II, 2) und
des Germanicu8 (vgl. Tac. ann. III,
18, 34), war Konsul im Jahre 3
vor Chr. und erhielt 6 n. Chr. als
Legat im Kriege gegen die Del-
mater und Pannonier die orna-
menta triumphalia. (Vell. II, 112);
vgl. Tac. ann. I, 8. — tua templa:
gemeint ist der von Augustus am
24. Oktober d. J. 28 dem Apollo
zum Andenken an den Sieg von
Actium auf dem Palatinus geweihte
Tempel; vgl. Hör. c. I, 31; die
Pracht desselben schildert Propert.
IQ, 31.
2. 3. Diese Verse eingeleitet mit
nunc — nunc sind eine Ausführung
der Worte cum cithara carminibus-
que, wie nachher v. 7 nitidus pul-
cherque durch nunc jindue vestem
und longas nunc bene pecte comas
erläutert wird. — carminibus: car-
mina sind nicht Lieder, sondern
c. vaücinia (vgl. Verg. Aen. VI, 74:
foliis tantum ne carmina manda)
Weissagesprüche.
4. precor: precari mit dem Acc.
c. Inf. findet sich zuerst Ovid Her.
19, 82. — laudes: wie Apollo nach
dem Siege des Juppiter über Sa-
turn die ruhmreichen Thaten (lau-
des v. 10) derselben gefeiert hat,
so wünscht der Dichter auch von
Messalinus Rühmliches (laudes)
singen zu können. Da aber der
junge Mann noch nichts vollbracht
hat, was auf den Namen laudes
Anspruch machen kann, so braucht
der Dichter die Gegenwart von
Apollo, der nicht nur als der Gott
der Sangeskunst mit der cithara,
sondern auch als Gott der Weis-
sagekunst mit den carmina zu er-
scheinen aufgefordert wird. — flec-
tere: beugen, leiten, formen, ge-
stalten, wird häufig mit ad
verbunden; vgl. Liv. 28, 44: id est
viri et duck, non deesse fortunae
praebenti se et oblata casu flectere
ad consilium. Der Dichter bittet
also Phoebus, er möge ihn inspi-
rieren und ihn seine Worte so
setzen lassen, dafs die laudes, die
er im nachfolgenden von Messali-
nus verkündigen wird, auch zur
Wahrheit werden.
42
TIBÜLL. Nr. VIII (II, 5).
5 Ipse triumphali devinctus tempora lauro,
Dum cumulant aras, ad tua sacra veni.
Sed nitidus pulcherque veni: nunc indue vestem
Sepositam, longas nunc bene pecte coinas,
Quälern te memorant Saturno rege fugato
10 Victori laudes concinuisse Iovi.
Tu procul eventura vides, tibi deditus augur
Seit bene quid fati provida cantet avis,
Tuque regia sortes, per te praesentit aruspex,
Lubrica signavit cum deus exta notis:
16 Te duce Romanos numquam frustrata Sibylla,
6. veni: die Aufforderung zu er-
scheinen (v. 2) wird durch ipse —
veni noch einmal verstärkt aufge-
nommen, und in diese stehende
Formel (vgL Tib. IV, 2, 2 Nr. IX)
ist hier eingeschoben, wie, wann
und wo er erscheinen soll. In den
Worten triumphali lauro liegt be-
reits eine Hindeutung auf den
Triumph, den auch Messalinus
einst feiern wird; vgl. v. 117 f.
6. cumulant aras: vgl. Verg. Aen.
VIII, 284: cumulantgue oneratis
laneibus aras; XI, 60.
7. sed: führt ein neues ergän-
zendes Moment ein: und zwar ge-
schmückt. — vestem: das Festkleid
ist das lang herabwallende Schlepp-
kleid {palla); vgl. Ovid met. Xl,
166 ff.: ille caput flavum lauro Par-
naside vinetus verrit humum Tyrio
saturata murice palla; am. I, 8, 69.
8. sepositam: beiseite gelegt für
die Festtage, d. h. kostbar; vgl.
Ovid trist V, 6, 7: quaegue semel
toto vestis mihi sumitur anno. —
longas comas: vgl. Hör. epod. 16, 9:
intonsos agitaret ApoUinis auro ca-
pillos.
10. Auf den Sieg Juppiters über
Saturn spielt auch Seneca Agam.
331 f. an: licet et chorda graviore
Sanas quales canebas cum Titanas
fülmine victos videre dei.
11—16 begründen die Bitte des
Dichters an Phoebus; da er nicht
in die Zukunft zu schauen vermag,
so bittet er den Gott selbst zu
kommen und ihm helfend zur Seite
zu stehen: du weifst, was die Zu-
kunft bringt, dir verdankt der
Augur seine Kenntnis, du lenkst
die Lose, durch dich versteht der
Seher die Zeichen, unter deiner
Leitung gab die Sibylle die Deu-
tungen der Orakelsprüche.
11. Die Hauptarten der Weis-
sagung sind: auguria, sortes, aru-
spicina und die Weissagungen in
den libri Sibyllini. — Vgl. Tib.
(Lygd.) IH, 4, 47 ff.: at mihi fato-
rum leges aevique futuri eventura
pater posse videre dedit. — Bei
Horaz c. 1, 2, 32 heifst Apollo selbst
augur; c. s. 61.
13. Zu den Obliegenheiten der
aruspices gehörte die Eingeweide-
schau. Herz, Leber und Lunge der
Tiere wurden von ihnen auf das
Sorgfältigste untersucht und aus
ihrer Beschaffenheit auf einen glück-
lichen oder unglücklichen Erfolg ge-
schlossen.
14. Vgl. Ovid met. XV, 136 f.:
protinus ereptas viventi pectore fibrös
inspiciunt mentesque deum scrutan-
tur.
16. frustrata: sc. est. — Sibylla:
sc. Cumana. Nach der Sage soll
diese Sibylle aus Erythrae, einer
ionischen Stadt Kleinasiens, nach
Gumae übergesiedelt sein, wo sie
z. B. dem Aeneas, ehe er in die
Unterwelt hinabstieg, weissagte;
vgl. Verg. Aen. VI, 77 ff. Von ihr
soll die Sammlung der Weissagungen
herrühren, die Tarquinius Superbus
kaufte. Selbstverständlich konnte
Tibull mit Sibylla ohne weitern
Zusatz nur die Nationalsibylle der
Römer, d. h. die Sibylle von Gu-
mae bezeichnen.
TIBULL. Nr. VIII (II, 6).
43
Abdita quae seuis fata canit pedibus.
Phoebe, sacras Messalinum sine tangere Chartas
Vatis, et ipse precor quid canat illa doce.
Haec dedit Aeneae. sortes, postquam ille parentem
20 Dicitur et raptos sustinuisse lares,
Nee fore credebat Romam, cum maestus ab alto
Ilion ardentes respiceretque deos.
Romulus aeternae nondum formaverat urbis
Moenia, consorti non babitanda Remo,
25 Sed tum pascebant herbosa Palatia vaccae
Et stabant bumiles in Iovis arce casae.
Lacte madens illic suberat Pan ilicis umbrae
16. sents pedibus: in Hexametern.
17. 18. Gewähre also auch dem
Messalinus ein richtiges Verständ-
nis und lafs ihn die Sprüche der
Sibylle, die jetzt seiner Obhnt an-
vertraut werden, richtig deuten.
17. sacras Chartas: damit sind
die sibyllinischen Bacher gemeint.
19—64. Sie (SibyUa Camana)
hat einet dem Aeneas, der an die
Entstehung Roms nicht glaubte,
die Zukunft Roms verkündigt, als
auf der Stätte der spätem Stadt
noch Herden weideten, und über
das Wasser im Kahn der Hirt zu
seinem Mädchen fuhr. Auf die
Schilderung der örtlichen Verhält-
nisse v. 23—38 folgt v. 39—64 die
Prophezeiung der Sibylle. — Aufser
Tibull hat auch Ovid fast. I, 519 ff,
Prop. V, lff.; Vergil Aen. VIII,
367 ff. die Vorzeit und den Ur-
sprung Roms dichterisch behandelt.
19. postquam — sustinuisse dici-
tur: sustinuit ist hist. Per f.; als er
der Sage nach {dicitur) nach Cu-
mae gekommen war und glücklich
dorthin mit sich gebracht hatte .
raptos: auf seiner Flucht von Troja
nahm er die Laren mit sich; vgl.
Verg. Aen. I, 378 f.: sum pius
Aeneas, raptos qui ex hoste Pena-
tes classe veho mecum. Hier bei
Tibull und sonst werden die Laren
und Penaten mit einander ver-
wechselt.
21. nee — credebat: statt eines
Relativsatzes qui cum — respiceret
— non credebat hat der Dichter
einen selbständigen Hauptsatz —
daher auch das Imperfectnm cre-
debat — gewählt; dieser schliefst
sich natürlich an v. 19: Aeneae
dedit an: die Sibylle gab ihm, der,
als er traurig zurückschaute — ,
nicht glaubte — , die Orakelspr flehe.
— alto: das hohe Meer.
22. ardentes: steht aaro xotvov,
d. h. es ist bei Ilion zu ergänzen
ardentem.
23—38 schildern die Gegend, in
der sich das kommende Rom er-
heben sollte, zu der Zeit, als die
Cumanische Sibylle dem Aeneas
die Orakelsprüche gab.
23. aeternae: vgl. Verg. Aen. I,
276 ff.: Romulus excipiet gentem et
Mavortia condet moenia Romanos-
que suo de nomine dicet; his ego
nee metas rerum nee tempora pono,
Imperium sine fme dedi.
24. non habitanda Remo: vgl.
Liv. I, 7.
25. Vgl. Ovid fast. I, 248 ff.: hie
übt nunc Roma est, incaedua silva
virebat, tantaque res paucis pascua
bubus erat; Prop. V, 1, lff.
26. casae: zu diesen gehörte auch
die casa Romuli, welche aus Rohr
und Schilf verfertigt war (vgL Ovid
fast. I, 199 ff.; III, 183 ff.); wieder-
holt brannte sie ab, wurde aber
immer wieder von neuem auf dem
Capitol aufgebaut.
27. Milchopfer werden den länd-
lichen Gottheiten dargebracht; vgl.
Tib. I, 1, 36 (Nr. I), wo die Göttin
Pales ein solches Opfer erhält;
44
TlßüLL. Nr. VIII (II, 5).
Et facta agresti lignea falce Pales,
Pendebatque vagi pastoris in arbore votum,
30 Garrula silvestri fistula sacra deo,
Fistula, cui semper decrescit arundinis ordo:
Nam calamus cera iungitur usque minor.
At qua Velabri regio patet, ire solebat
Exiguus pulsa per vada Unter aqua.
35 lila saepe gregis diti placitura magistro
Ad iuvenem festa est vecta puella die,
Cum qua fecundi redierunt munera ruris,
Caseus et niveae candidus agnus ovis.
*Inpiger Aenea, volitantis frater Amoris,
40 Troica qui profugis sacra vehis ratibus,
Tgl. Theokr. id. V, 68: azaaco d*
6%tm filv yavXcog tg> Ilctvl ya-
Xa%rog. #
28. Ähnlich heilst es bei Pro-
perz V, 2, 59 vom Vertumnus: sti-
pes acernus er am, proper anti falce
dolatus.
29. votum: hier die dem Silva-
nus (süvestri deo) geweihte Hirten-
flöte; vgl. Prop. V, 3, 17: omnibus
heu portis pendent mea noxia vota.
30. garrula: von Menschen
schwatzhaft (Tib. I, 6, 26, Nr. III)
besonders oft von der Krähe (vgl.
Ovid met. II, 547), auch von leb-
losen Dingen ; vgl. Tib. (Lygd.) III,
4, 38: garrula lyra; hier etwa zu
übersetzen mit: trillernd.
31. Vgl. die Schilderung der
fistula bei Ovid met. VIII, 189 ff.:
nam ponit (Daedalue) in ordine
pennas, a minima coeptas, longam
breviore sequenti, ut clivo crevisse
putes. sie rustica quondam fistula
disparibus paulatim surgit avenis;
tum Uno medias et ceris adligat
imas. met. I, 711 ff.; Verg. ecl.
II, 36.
33. Velabri: das Velabrum (Varro
leitet den Namen de 1. 1. V, 7 von
vehere ab, weil man dort früher
auf dem Wasser fuhr) ist eine
Niederung zwischen dem kapito-
linischen, palatinischen und aven-
tinischen Hügel, genauer zwischen
dem vicus Tuscus und dem forum
boarium. Bei ihrer tiefen Lage
wurde sie oft vom Tiber über-
schwemmt; vgl. Ovid fast. VI, 405 f.,
Prop. V, 9, 5 f.
34. pulsa aqua: vgl. Gat. 64, 58:
at iuvenis fugiens pellit vada re-
mis.
35. gregis gehört zu diti magistro;
gemeint ist der herdenreiche Be-
sitzer, der gleich darauf iuvenis
genannt wird. — placitura: vgl.
v. 51, wo es von der Bea Silvia
gesagt ist.
36. Am Palilienfeste , das am
21. April stattfand.
37. Reich beschenkt von ihrem
Geliebten kehrt sie heim.
39. Nachdem der Dichter das
Aussehen der Stätte, auf der sich
das weltbeherrschende Born er-
heben sollte, zur Zeit als die Weis-
sagung erfolgte, geschildert hat,
folgt die Weissagung der Cuma-
nischen Sibylle selbst. — Aeneas
und Amor waren Söhne der Venus;
vgl. Verg. Aen. I, 667 f., wo Venus
zu Amor sagt: frater ut Aeneas
pelago tuus omnia circum littora
iactetur odiis Iunonis acerbae. in-
piger: unermüdlich, rastlos von Ort
zu Ort wandernd; vgl. Hör. c. IV,
8, 30 inpiger Hercules. — volitan-
tis Amoris: vgl. Lucr. V, 1075:
Amor pinniger.; Tib. II, 2, 17
(Nr. VII).
40. Troica sacra: die Penaten,
oder nach v. 20 vielmehr die La-
ren; vgl. Hör. c. IV, 4, 64; Verg.
Aen. I, 68.
TIBULL. Nr. VIII (II, 6).
45
Iam tibi Laurentes adsignat Iuppiter agros,
Iam vocat errantes hospita terra lares.
Illic sanctus eris, cum te, vener an da Numici
Vnda deum caelo miserit indigetem.
45 Ecce super fessas volitat Victoria puppes;
Tandem ad Troianos diva superba venit.
Ecce mihi lucent Rutulis incendia castris:
Iam tibi praedico, barbare Turne, necem.
Ante oculos Laurens castrum murusque Lavini est
50 Albaque ab Ascanio condita longa duce.
Te quoque iam video, Marti placitura sacerdos
Ilia, Vestales deseruisse focos,
Concubitusque tuos furtim vittasque iacentes
Et cupidi ad ripas arma relicta dei.
55 Garpite nunc, tauri, de septem montibus herbas,
Dum licet: hie magnae iam locus urbis erit.
Roma, tuum nomen terris fatale regendis,
41. Laurentes agros : Aeneas lan-
dete in Laurentum, einer Küsten-
stadt Latiums, die zwischen Ostia
und Lavininm lag; hier wurde er
von Latinus, dem Könige der Lau-
renter, freundlich aufgenommen;
vgl. Ovid met. XIV, 342; Liv. 1, 1, 7.
42. vocat: ladet ein. — hospita
terra: das, nicht ein gastfreund-
liches Land; er befindet sich be-
reits in Italien.
43. Der Numicius oder Numicus
(jetzt Bio torto) ist ein Flüfschen,
das südlich von Lavinium in das
Meer fällt. Nach der Sage soll
Aeneas nach der Schlacht an die-
sem Flüfechen, in der er die Ru-
tuler und Etrusker besiegte, in
ihm verschwunden sein; vgl. Liv.
I, 2, 6: seeundum inde proelium La-
Unis, Aeneae etiam ultimum operum
mortalium fuit. situs est, quemeun-
que eum dici ius fasque est, super
Numicum fluvium; Iovem indige-
tem appellant; vgl. Ovid met. XIV,
699 ff. — veneranda: weil der
Flufsgott Numicius selbst vene-
randus ist.
44. Indigetem: der am Numi-
cius verehrte Pater Indiges oder
Dens Indiges wurde später mit
dem troischen Aeneas für identisch
gehalten und als Aeneas Indiges
verehrt; vgl. Dionys. Hai. I, 64. —
caelo: zum Himmel.
45. Victoria verleiht den von
der langen Fahrt ermüdeten Schiffen
der Trojaner den Sieg.
47. Ihre Schiffe werden durch
Turnus, den König der Rutuler, in
Brand gesteckt; vgl. Verg. Aen.
IX, 70; XII, 918 ff.; er selbst
kommt später durch die Hand des
Aeneas um.
49. Laurens castrum: vgl. Verg.
Aen. X, 635: Laurentia castra.
Aeneas gründet Lavinium, während
Alba Longa erst nach seinem Tode
von seinem Sohne Ascanius erbaut
wird.
52. Ilia oder Mea Silvia: die
Tochter des Numitor, die Mutter
des Romulus und Bemus, wurde
durch Amulius gezwungen Vesta-
lin zu werden; als solche gebar
sie dem Mars die Zwillinge Romu-
lus und Bemus.
53. furtim: fast adjektivisch =»
furtivos; häufig wird so procül ge-
braucht; vgl. Hör. sat. I, 6, 51 f.:
dignos assumere, prava ambitione
procuh
56. Vgl. Ovid fast. II, 280: hie
übt nunc Urbs est, tum locus urbis
erat.
57. fatale: das Geschick hat den
/
46
TIBÜLL. Nr. VIII (II, 5).
Qua sua de caelo prospicit arva Ceres,
Quaque patent ortus et qua fluitantibus undis
60 Solis anhelantes abluit amnis equos.
Troia quidem tum se mirabitur et sibi dicet
Vos bene tarn longa consuluisse via.
Vera cano: sie usque sacras innoxia laurus
Vescar, et aeternum sit mihi virgimtas/
66 Haec cecinit vates et te sibi, Phoebe, voeavit,
Iactavit fusas et caput ante comas.
Quidquid Amalthea, quid quid Marpessia dixit
Herophile, Phyto Graia quod admonuit,
Quasque Aniena sacras Tiburs per flumina sortes
70 Portarit sicco pertuleritque sinn
Namen bestimmt für; vgl. Gic. Cat.
IV, 2: P. Lentulus suum nomen in-
duetus a vatibus fatale ad perniciem
rei publicae fore putavit
60. amnis: Oceanus, der auch
von Homer icorafiog genannt wird;
vgl. Verg. georg. IV, 233: et Oceani
8pret08 amnis ; Tib. (Lygd.) III, 4, 1 7 f.
61. Troja wird neu erstehen in
Born.
62. vos: Aeneas und seine Ge-
fährten.
63. sie: von Beteuerungen: so
wahr, so gewifs; vgl. Hör. c. 1, 3, 1 :
sie te diva potens Cypri, sie fratres
Helenae — regat. — innoxia: pass.,
ohne Schaden zu leiden.
64. vescar laurus sacras: vor- und
nachklassisch, sowie bei Dichtern
wird vesci auch mit dem Akkusa-
tiv verbunden.
65. 66. Dies sang die Sibylle
vonCumae vonPhoebus begeistert;
vgl. Verg. Aen. VI, 77 ff. — vocare
und iaetare gehen dem canere voran,
letzteres enthält aber die Haupt-
sache.
66. ante gehört zu caput.
Die Einleitung (67 — 80) zum
zweiten Hauptteil, in dem der
Dichter den Phoebus bittet, den
Messalinus nur Günstiges aus den
ßibyllini8chen Büchern herauslesen
zu lassen, enthält folgenden Ge-
danken: Was die anderen Sibyllen
weissagten — sie verkündigten
schreckliche Wunderzeichen , Er-
scheinung e\nes Kometen am Him-
mel , Steinregen , Waffengetöse,
Sonnenverfinsterung u. s. w.; —
diese Weissagungen, die Unglück
verkündigten, gehören einer ver-
gangenen Zeit an; versenke, milde
gesinnt, Apollo derartige Prodi-
gien in das tobende Meer.
67. Amalthea: Name einer Si-
bylle, die manchmal auch der Cu-
manischen gleichgestellt wurde»
Die Länge der letzten Silbe findet
sich auch bei Ovid fast. V, 115. —
Marpessia: Marpessus ist eine Stadt
bei Troja am Ida-Gebirge.
68. Phyto, die im Gegensatze
zur troischen Herophile als Graia
bezeichnet wird, gehört nach Sa-
mos.
69. Die Konstruktion ist: quid-
quid Amalthea — dixit — admo-
nuit, quidquid sacrae sortes admo-
nuerunt, quas Aniena Tiburs por-
tarit — haec fuerant olim (v. 79). —
Aniena: gemeint ist Albunea, die
zu Tibur als weissagende Göttin
verehrt wurde ; sie wohnte in einer
Grotte, durch die der Anio strömte;
vgl. Verg. Aen. VII, 79 ff.: at rex —
lucos sub alta consulit Albunea y
nemorum quae maxima sacro fönte
sonat saevamque exhalat opaca me-
phitim; Hör. c. I, 7, 12.
70. portarit pertuleritque: getra-
gen und gebracht haben mag; die
Konjunktive drücken die überlie-
ferte Ansicht aus.
T1BÜLL. Nr. VIII (II, 5).
47
(Hae fore dixerunt belli mala signa cometen,
Multus ut in terrae deplueretque lapis:
Atqüe tubas atque arma ferunt strepitantia caelo
Audita et lucos praecinuisse fugam,
75 Ipsum etiam Solem defectum lumine vidit
lungere pallentes nubilus annus equos
Et simulacra deum lacrimas fudisse tepentes
Fataque vocales praemonuisse boves;,
Haec fuerant olim: sed tu iain mitis, Apollo, ^V^-
80 Prodigia indomitis merge sub aequoribus,
Et succensa sacris crepitet bene laurea flammis,
Omine quo felix et sacer annus erit.
Laurus ubi bona signa dedit, gaudete coloni:
Distendet spicis horrea plena Ceres,
86 Oblitus et musto feriet pede rusticus uvas,
Dolia dum magni deficiantque lacus.
\\ (jf'N'
w*-.* ?
71. Das Erscheinen eines Kometen
deutete, wie man glaubte, Krieg
an. Tibull spielt hier offenbar auf
die Vorzeichen an, die der Er-
mordung Caesars vorausgingen (vgl.
Ovid met. XV, 783 ff.) und auf die
Unglückszeichen, die ihr folgten
(vgl. Verg. georg. I, 466 ff.).
72. deplueretque: über die Stel-
lung des que, das hier sogar dem
fünften Worte angehängt ist, vgl.
Tib. I, 8, 88 (Nr. III).
74. lucos: » Stimmen, die sich
aus den Hainen vernehmen liefsen,
verkündigten Niederlage und Flucht
röm. Heere; vgl. Verg. georg. I,
476 f. : vox quoque per lucos vulgo
exaudita silentis ingens. Bekannt
ist der Entscheid des Kampfes der
Römer und Etrusker bei Liv. II,
7, 2: silentio proximae noctis ex
Silvia Arsia ingentem editam vocem;
Silvani vocem tarn er editam.
76. Vgl. die Angabe des Pli-
nius n. h. II, 30 (98): fiunt pro-
digiosi et longiores solis defectus,
qualis occiso diciatore Caesare et
Antoniano hello, totius paene anno
potior e continuo. — Die vv. 75. 76
stehen gewissermaßen parenthe-
tisch, die Infinitive fudisse und prae-
monuisse hangen wieder von ferunt
v. 73 ab.
78. vocales: mit menschlicher
Stimme; solches Prodigium wird
z. B. erwähnt von Livius 35, 21, 4:
et quod maxime terreoat, consulis
Cn. Domitii bovem locutum * Borna,
cave tibi. 9
80. Alles Unangenehme, von dem
man sich befreien will, wünscht
man in das Meer zu versenken
oder in die Winde zu streuen; vgl.
Tib. IV, 4, 8 (Nr. X).
81—104. Zweiter Hauptteil: Mö-
gen solche Prodigien nie wieder
eintreten; möge dem neuernannten
Priester Messalinus nur Günstiges
aus den sibyllinischen Büchern
herauszulesen vergönnt sein und
nur glückliche Zeichen die Opfer
begleiten. Im folgenden schildert
der Dichter die friedliche und glück-
liche Zeit, die dann herrschen wird.
81. Lautes Knistern der Lorbeer-
blätter deutete bei den Opfern und
Beschwörungen auf guten Erfolg;
darum bestrich man sie noch mit
Erdpech; vgl. Verg. ecl. 8, 81:
sparge molam et fragiles incende
bitumine laurus.
84. distendet — plena: vollfüllen,
vollpfropfen; vgl. Verg. georg. IV,
168 f. : aliae (apes) — liquvdo disten-
dunt neetare cellas.
86. lacus: Kufen zum Keltern
der Trauben, die mit den Füfsen
ausgeprefst wurden; vgl. Tib. I, 1,
10 (Nr. I).
48
TIBULL. Nr. VIII (II, 5).
At madidus Baccho sua festa Palilia pastor
Concinet (a stabulis tunc procul este lupi):
Ille levis stipulae solemnis potus acervos
90 Accendet, flammas transilietque sacras.
Et fetus matrona dabit, natusque parenti
Oscula conprensis auribus eripiet,
Nee taedebit avum parvo advigilare nepoti
Balbaque cum puero dicere verba senem.
95 Tunc operata deo pubes discumbet in herba,
Arboris antiquae qua levis umbra cadit,
Aut e vesfce sua tendent umbracula sertis
Vincta, coronatus stabit et ante calix.
At sibi quisque dapes et festas extruet alte
too Caespitibus mensas caespitibusque torum.
Ingeret hie potus iuvenis maledicta puellae,
Post modo quae votis inrita facta velit:
Nam ferus ille suae plorabit sobrius idem
Et se iurabit mente fuisse mala.
105 Pace tua pereant arcus pereantque sagittae,
87. Baccho: metonymisch, wie
oft, für vino. — Palilia: Tgl. Tib.
1, 1, 36 (Nr. I).
88. concinet: =■ celebrabit conci-
nendo mit leichter Verschiebung
der Bedeutung; vgl. Hör. c. IV,
2, 41: concinet laetosque dies,
89. Vgl. zu diesem Gebrauche
Ovid fast. IV, 781 f.: tnoxgue per
ardentes stipulae crepitantis acervos
traicias celeri strenua membra pede.
Man sieht, dafs es bei diesen Festen
recht vergnügt zuging. Vergleichen
damit läfst sich die Sitte der Oster-
feuer in Deutschland.
91. Es ist dieses der sogenannte
Henkelkufs, bei dem der Küssende
den andern an den Ohren wie an
Henkeln fafste; vgl. Theokr. jd. V,
132 f.: ovx Hqciii' AlHtitnag, ort fts
nQccv ovh icpiXrjae zmv dltmv xa-
d'sloia'j o%a ot xäv tpdaaav üdcoxa.
93. Der alte Grofsvater bleibt
inzwischen im Hause und sorgt
für die kleinen Enkelkinder.
94. Vgl. Hör. ep. I, 20, 18: balba
senectus.
95. tunc: knüpft an v. 90 an. —
operata: vgl. Tib. II, 1, 9 (Nr. VI).
96. levis umbra: sehr bezeich-
nend von dem leichten Schatten
des Laubes im Gegensatz zu umbra
densa oder spissa; vgl. z. B. Verg.
Aen. II, 621: spissis noctis se con-
didit umbris, Hör. c. I, 7, 20 f.:
densa tenebit Tiburis umbra; da-
gegen Ovid met. V, 336: nemoris-
que levi consedit in umbra,
98. Die Mischkrüge und Becher
werden nach römischer Sitte mit
Laub und Blumen umkränzt; vgl.
Verg. Aen. I, 724; III, 525; georg.
II, 528.
99. festas: ist anb noivov auch
zu dapes zu denken.
100. Die Rasenstücke selbst bil-
deten das Polster; vgl. Ovid met.
X, 556: datque torum caespes.
101. ingeret: ingerere schleudern,
ausstofsen; wir sagen ähnlich: einen
mit einer Flut von Schmähworten
überschütten; vgl. Hör. sat 1, 5, 11.
104. mente fuisse mala: formel-
hafter Ausdruck, mit dem der Be-
leidiger um Entschuldigung bittet;
vgl. Cat. 40, 1 f. : quaenam te mala
mens, miselle Ravide, agit praeci-
pitem in meos iambos?
105 — 122. Die geschilderten Lie-
besscherze des Jünglings und des
Mädchens erinnern den Dichter an
seine eigne Liebe; Liebe bringt
TIBÜLL. Nr. VIH (II, 5).
49
Phoebe, modo in terris erret inermis Amor.
Ars bona: sed postquam sumpsit sibi tela Cupido,
Heu heu quam multis ars dedit illa malum!
Et mihi praecipue. iaceo cum saucius annum
110 Et faveo morbo, cum iuvat ipse dolor,
Ysque cano Nemesim, sine qua versus mihi nullus
Verba potest iustos aut reperire pedes.
At tu (nam divum servat tutela poetas),
Praemoneo, vati parce, puella, sacro,
115 Yt Messalinum celebrem, cum praemia belli
Ante suos currus oppida victa feret,
Ipse gerens lauros, lauro devinctus agresti
Miles 'io* magna voce Triumphe' canet
Tum Messalla meus pia det spectacula turbae
120 Et plaudat curru praetereunte pater.
Adnue: sie tibi sint intonsi, Phoebe, capilli,
Sic tua perpetuo sit tibi casta soror.
viel Unheil; bo geht es auch ihm;
seine Liebe zur Nemesis läfst ihn
nicht die rechten Worte finden,
nicht richtige Verse bauen; doch
soll sie es nicht znm äufsersten
treiben, sondern eingedenk sein,
dafs die Dichter im Schutze der
Götter stehen, damit er einst den
kommenden Triumph des Messa-
linus feiern könne. Das Gedicht
schliefst mit der Bitte an Phoebus,
dafs er den vorausverkündigten
Triumph so sicher eintreten lassen
möge, wie er die Prophezeiung
der Cumani sehen Sibylle hat in
Erfüllung gehen lassen.
105. pace tua: mit gütiger Er-
laubnis, ein auch in Prosa häufiger
Ausdruck; vgl. Cic. Tusc. disp. V, 12 ;
de orat. I, 76; hier ist die Bitte
um Entschuldigung um so notwen-
diger, als Apollo selbst Köcher und
Bogen trägt.
108. malum dare: ist ebenfalls
ein formelhafter Ausdruck.
111. Vgl. Einleitung S. 3 f.
112. iustos: steht dno noivov.
115. Um den Messalinus feiern
zu können, wenn er einen Triumph
davonträgt, mufs der Dichter leben,
aber die Grausamkeit der Nemesis
-erkürzt ihm sein Leben. Der Dich-
Jacoby Anthologie. II. 2. Aufl.
ter verkündigt gewissermafsen Mes-
salinus seinen einstigen Triumph;
er erhielt die ornamenta triumpha-
lia im Jahre 6 n. Chr., nach dem
Feldzuge gegen Illyrien; sein Va-
ter Messalla, sowie der Dichter
selbst, war damals bereits tot.
116. oppida victa: die Bilder der
eroberten Städte wurden beim
Triumphe vorangetragen.
118. Vgl. Hör. c. IV, 2, 49 ff.:
teque dum procedis, *io triumphe
non semel dicemus, Ho triumphe 9
civita8 omnis.
120. Vgl. die Nachahmung von
Ovid ep. ex P. II, 1, 57 ff.: te quo-
que victorem Tarpeias scandere in
arces laeta coronatis Borna videbit
equiß. Maturo8que pater natispeeta-
bit honores, gaudia pereipiens, quae
dedit ipse suis.
121. Vgl. Hör. c. I, 21, 2: tn-
tonsum, pueri, dicite Cynthium. —
In ähnlicher Weise, wie die Ver-
kündigung der Sibylle v. 63 f. mit
sie schliefst, schliefst auch das
ganze Gedicht: wie sich jene dem
Aeneas gegebene Verkündigung der
Sibylle bewahrheitet hat, so wahr
lafs auch meine Verkündigung
von dem Triumphe des Messali-
nus sein.
50
TIBULL. Nr. IX (IV, 2).
Nr. IX (IV, 2).
Sulpicia est tibi culta tuis, Mars magne, kalendis:
Spectatum e caelo, si sapis, ipse veni.
Hoc Venus ignoscet; at tu, violente, caveto
Ne tibi miranti turpiter arma cadant.
5 Illius ex oculis, cum vult exurere divos,
Accendit geminas lampadas acer Amor.
Illam, quidquid agit, quoquo vestigia movit,
Conponit furtim subsequiturque Decor.
Seu solvit crines, fusis decet esse capillis;
10 Seu compsit, comptis est veneranda comis.
Vrit, seu Tyria voluit procedere palla;
Nr. IX (IV, 2).
IX. Das vorliegende Gedicht ist
ein- Begleitschreiben des Cerinthus
oder Cornutus, wie er vielleicht
mit seinem wahren Namen hiefs,
zu einem Neujahrsgeschenk , das er
seiner Geliebten, der Sulpicia,
macht. Über ihre Person vgl.
Einleitung S. 4. Nach dem neuen,
durch C. Julius Caesar in seiner
Eigenschaft als pontifex maximus
eingeführten Kalender begann seit
dem Jahre 46 das Jahr am 1. Ja-
nuar; mit diesem Tage pflegten
seit 153 die Konsuln ihr neues
Amt anzutreten ; bis dahin war der
1. März der Neujahrstag der Römer.
An diesem Tage war es üblich,
sich Geschenke zu schicken.
1—4. Tibull schildert die An-
mut der Sulpicia, die so grofs ist,
dafs Mars aus dem Himmel herab-
kommen soll, um sie zu schauen.
1. tibi: für dich; vgl. Tib. IV,
6, 3 (Nr._XI): tibi se laetissima
I, 5, 4: cui flavam
compsit; Hör. c,
religas comam.
2. ipse veni
(Nr. VIII).
3. ignoscet:
vgl. Tib. II, 6,5
wegen der grofsen
Schönheit der Sulpicia wird selbst
Venus, die Geliebte des Mars, dieses
entschuldigen; ähnlich Prop. III,
28 a , 33: hoc tibi vel poterit coniux
ignoscere Iuno. — Die letzte Silbe
in ignoscet ist vor der Cäsur ver-
längert; vgl. Tib. I, 10, 13 (Nr. V).
— violente: ähnlich Ovid epist. ex
P. IV, 6, 35 : hostibus eveniat quam
sis violentus in armis.
6—20. Lob der Schönheit der
Sulpicia.
6. geminas lampadas: an jedem
Auge eine Fackel; vgl. Prop. n,
3, 14, der die Augen seiner Gyn-
thia geminae faces nennt; vgl. Prop.
IV, 16, 16: ipse Amor accensas per-
cutit ante faces. — acer Amor: der
feurige Amor; vgl. Tib. II, 6, 16:
acer Amor, fractas utinam tua tela
sagittas, si licet extinctas aspiciam-
que faces.
7. Der Wechsel der Tempora
agit — movit erregt keinen Anatofs,
da agit noch fortdauert, movit —
die Schritte lenken — bereits voll-
endet ist.
8. conponit: ordnen, ordnend
schmücken « ornare.
9. Während die Frau innerhalb
des Hauses mit losem Haar (vgl.
Tib. I, 3, 91 Nr. II) und in weifser
Tunica ging, erschien sie aufser-
halb mit sorgfältig gestecktem Haar
oder in langen Locken und dem
faltenreichen Purpurmantel (palla).
Warum dieser Tyria heilst, lehrt
v. 16. — fusis decet esse capillis?
schön ist sie auch mit aufgelöstem
Haar.
10. veneranda: anbetungswürdig,
notvia; sie wird mit den Göttern
zusammengestellt.
11. urit: sie entflammt die
Herzen.
TIBULL. Nr. IX (IV, 2).
51
Vrit, seu nivea Candida veste venit.
Talis in aeterno felix Vertumnus Olympo
Mille habet ornatus, mille decenter habet.
15 Sola puellarum digna est, cui mollia caris
Vellera det sucis bis madefacta Tyros,
Possideatque, metit quidquid bene olentibus arvis
Cultor odoratae dives Arabs segetis
Et quascumque niger rubro de litore gemmas
20 Proximus eois colligit Indus aquis.
Hanc vos ; Pierides, festis cantate kalendis,
Et testudinea Phoebe süperbe lyra:
Hoc solemne sacrura multos haec sumet in annos:
Dignior est vestro nulla puella choro.
13. Vertumnus (von vertere) ißt
der Gott der Wandelangen, beson-
ders der Veränderungen, denen die
Früchte bis zu ihrer Reife unter-
worfen sind; man feierte ihm zu
Ehren im Herbste die Vertumna-
lien; vgl. Prop. V, 2, 1 ff.: quid mir
rare meas tot in uno corpore for-
mas? accipe Vertumni signa patema
dei; v. 21 f. : opportuna mea est
cunctis natura figurü: in quam-
cunque völes, verte, decorus ero.
Ovid met. XIV, 642 ff.; Hör. sat. U,
7, 14. — felix, weil er der Gott
des Früchte bringenden Herbstes
ist; vgl. fecundus, femina.
14. Ähnlich Ovid am. II, 5, 44:
maesta erat in vultu, maesta decen-
ter erat.
16. Um eine kräftige Purpur-
farbe zu erlangen, färbte man den
Stoff zweimal, zuerst in dem noch
nicht völlig ausgekochten Purpur-
safte, sodann in Buccinsaft. Die
besten Purpurgewänder dieser Art
(bis tinctae, dtßcccpa) lieferten die
tyrischen und lakonischen Färbe-
reien; vgl. Hör. c. II, 16, 85 ff. : te bis
Afro murice tinctae vestiunt lanae;
epod. 12, 21: muricibus Tyriis itera-
tae vellera lanae cui proper abantur?
17. possideatque; das Subjekt
quae ist leicht aus cui zu ergänzen.
— Aus Arabien, das bei Plin. n.
h. V, 11, 66 odorifera heifst, von
Curt. Eufus V, 1, 11 odorum ferti-
litate nobilis regio genannt wird,
kam das Harz des Weihrauch-
baums; vgl. Tib. II, 2, 3 (Nr. VII).
18. Die Schätze Arabiens waren
sprichwörtlich; vgl. Hör. c. I, 29,
lf.; III, 24, lf.
19. niger: dunkelfarbig, weil ihn
die Sonne stark gebräunt hat; vgl.
Prop. V, 3, 10: ustus et eoa disco-
lor Indus aqua.
20. Indiens Reichtum an Gold,
Edelsteinen und Perlen, die hier
mit gemmae bezeichnet werden,
wird häufig erwähnt, vgl. Tib. II,
2, 16 f. (Nr. VIT).
21— 24. Noch viele Jahre möge
das Neujahrsfest gefeiert werden,
und möge Apollo und die Musen
das schönste aller Mädchen durch
Gesang feiern.
21. Pierides = Musae, benannt
nach ihrem Wohnsitze, dem Berge
Pierus auf der Grenze Macedoniens
und Thessaliens; vgl. Hör. IV, 3, 18:
Pieri.
22. testudinea lyra: nach der
Sage soll Hermes die Schale einer
Schildkröte mit Saiten überspannt
und dem Apollo geschenkt haben;
so wurde er der Erfinder der Leier ;
vgl. Hör. c. 1, 10, 6 f. : te (Mercurium)
canam — curvaeque lyrae parentem
c. III, 11, 8 ff.: tuque testudo reso-
nare Septem callida nervis; Prop. V,
6, 31 f.: non ille attulerat crines
in colla solutos aut testudineae Car-
men inerme lyrae. — Phoebe süperbe
lyra: ähnlich Tib. IV, 4, 2 (Nr. X):
Phoebe süperbe coma.
23. haec: Sulpicia. — sacrum:
Subsi das Opferfest, häufig mit so-
lemne verbunden; vgl. Flor. I, 7
4*
52
TIBÜLL. Nr. X (IV, 4);
Nr. X (IV, 4).
Huc ades et tenerae morbos expelle puellae,
Huc ades, intonsa Phoebe süperbe coma.
Crede mihi, propera, nee te iam, Phoebe, pigebit
Formosae raedicas adplieuisse manus.
6 Effice ne inacies pallentes oecupet artus,
Neu notet informis pallida membra color,
Et quodeumque mali est et quidquid triste timemus,
In pelagus rapidis evehat amnis aquis.
Sancte, yeni, tecumque feras, quicumque sapores
10 Quicumque et cantus corpora fessa levant:
Neu iuvenem torque, metuit qui fata puellae
Votaque pro domina vix numeranda facit.
Interdura vovet, interdum, quod langueat illa,
(13), 16: Fabium pontificem ab arce
dimisit, qui solemne sacrum —
conficeret; Cic. leg. II, 8, 19: sacra
sölemnia öbeunto. Gemeint ist das
Opfer, das Sulpicia im Tempel der
Inno Lucina am Matronalienf este, an
den kalendae femineae, dem 1. März,
darbringen wird. — sumet: auf-
nehmen, vornehmen, beginnen; vgl.
bellum sumere. — multos in annos:
in bezeichnet die Ausdehnung in
«inen Zeitraum hinein; vgl. Hör.
c. I, 32, 2 f. : quod et hunc in annum
vivat et plures. — Der Dichter
spricht die bestimmte Hoffnung
aus, dafs Sulpicia viele Jahre leben
wird.
Nr. X (IV, 4).
X. Der Dichter ruft, als Sulpi-
cia erkrankt ist, Phoebus an und
bittet ihn, sie genesen zu lassen;
zugleich spricht er dem Cerinthus
Mut ein; bald werde er mit seiner
geretteten Freundin dem Gotte ein
Dankfest feiern.
1. Phoebus Apollo wird ange-
rufen als der sühnende und hei-
lende Gott; er sendet die Krank-
heiten, aber er heilt auch die von
ihnen Befallenen; somit entspricht
er dem 'AtcoXXcov äXe^Uanog, luv-
novQiog, ccnoTQoncuos. Tib. II, 3, 13:
nee potuit (Apollo) curas sanare sa-
lubribus herbis. — huc ades: vgl.
Tib. I, 7, 49 (Nr. IV).
2. Vgl. Tib. I, 4, 37 f. : solis aeterna
est Phoebo Bacchoque iuventa: nam
decet intonsus crinis utrumque deum;
Hör. c. I, 21, 2. — intonsus = ccksq-
ae-KOfiTjg.
3. crede mihi: während Cicero
und die anderen Prosaisten die
rhythmische Stellung crede mihi
meistens meiden, findet sie sich
bei Dichtern häufig. Der Sinn der
Worte crede mihi, propera ist: eile,
auf meine Versicherung hin, dafs
Eile hier not thut.
6. oecupet: abzehrt; vgl. Hör.
c. III, 27, 53: antequam turpis ma-
des decentes oecupet malas.
8. Dem Flufs- und Meerwasser
schrieb man eine reinigende Kraft
zu; Krankheit und Schuld werden
mit dem Badewasser selbst in das
Meer geschüttet. So soll hier der
Flufs die Krankheitsstoffe in das
Meer tragen; vgl. Hom. U. I, 314 f.:
ot d' ccitsXvpatvovto xal stg aXcc
Xvfjbott' t'ßaXXov.
9. sapores: heilsame Säfte; vgl.
Verg. georg. IV, 62: huc tu iussos
adsperge sapores.
10. cantus: Bann- und Zauber-
sprüche; vgl. Tib. I, 2, 69 f.: nempe
haec eadem se dixit amores canti-
bus aut herbis solvere posse meos;
I, 8, 19 ff.
TIBÜLL. Nr. X (IV, 4). Nr. XI (IV, 6).
53
Dicit in aeternos aspera verba deos.
15 Pone metum, Cerinthe: deus non laedit amantes.
Tu modo semper ama: salva puella tibi est.
21 Nil opus est fletu: lacrimis erit aptius uti,
22 Si quando fuerit tristior illa tibi.
17 At nunc tota tua est, te solum Candida secum
Cogitat, et frustra credula turba sedet.
Phoebe, fave: laus magna tibi tribuetur in uno
20 Corpore servato restituisse duos.
23 Iam celeber, iam laetus eris, cum debita reddet
Gertatim sanctis laetus uterque focis.
26 Tunc te felicem dicet pia turba deorum,
Optabunt artes et sibi quisque tuas.
Nr. XI (IV, 6).
Natalis Iuno, sanctos cape turis acervos,
Quos tibi dat tenera docta puella manu.
Tota tibi est hodie, tibi se laetissima compsit,
Staret ut ante tuos conspicienda focos.
5 Illa quidem ornandi causas tibi, diva, relegat:
14. aspera verba: vgl. Tib. I, 3,
61 f. (Nr. II).
22. tristior: übelgelaunt, schmol-
lend ; vgl. Prop. I, 6, 10 f. : illa mina-
tur quae solet ingrato tristis amica
viro.
17. Candida: ohne Falsch, auf-
richtig; vgl. Hör. epiBt. I, 4, 1:
AJbi nostrorum sermonum candide
iudex.
18. turba: die Schar der Freier.
19. Zum Gedanken vgl. Ovid
am. II, 13, 16 f.: huc adhibe vultus
et in una parce duöbus; met. XI,
388: animasque duas ut servet in
una. Prop. III, 28 b , 41 f.
23. ceteber: oft betreten, viel
besucht, eigentlich von dem Tem-
pel gesagt, dann auch von dem
Gotte selbst, also c gef eiert'; vgl.
Tib. n, 1, 83 (Nr. VI). — laetus:
der Gott wird sich freuen, wenn
ihm die Geretteten fröhlich die
gelobten Opfer darbringen werden.
Nr. XI (IV, 6).
XI. Der Dichter bittet Iuno, sie
möge die Weihrauchspende der
Sulpicia (docta puella), die sie an
ihrem Geburtstage ihr darbringt,
gnädig annehmen; für sie, doch
auch zugleich für den sie liebenden
Jöngling, Cerinthus, hat sie sich
geputzt; sie möge auch, so bittet
der Dichter weiter, dafür sorgen,
dafs die Verliebten vereinigt wer-
den. Das Gedicht schliefst mit
dem Wunsche, dafs der Geliebte
ihr treu bleiben möge.
1—6. Juno möge gnädig die Ge-
schenke des Mädchens annehmen.
1. Wie jeder Mann seinen Ge-
nius hat (vgl. Tib. I, 7, 49 (Nr. IV),
so jedes Mädchen und jede Frau
ihre Iuno; ihr opferte sie an
ihrem Geburtstage, bei ihr schwur
sie u. s. w. ; vgl. Tib. (Lygd.) III,
6, 47 f. : etsi perque suos fallax iu~
ravit ocellos Iunonemque suatn.
2. docta puella: Sulpicia führt
das Beiwort docta, da sie ein Mäd-
chen ist, das die Poesie liebt und
übt; so heifst auch Perilla bei Ovid
trist. III, 7, 31 : doctissima, so Cyn-
thia bei Prop. I, 7, 11 und HI, 13%
11 docta.
54
TIBÜLL. Nr. XI (IV, 6). Nr. XII (IV, 13).
Est tarnen, occulte cui placuisse velit.
At tu, sancta, fave, neu quis divellat amantes,
Sed iuveni quaeso mutua vincla para.
Sic bene conpones: ullae non ille puellae
10 Servire aut cuiquam dignior illa viro.
Nee possit cupidos vigilans deprendere custos,
Fallendique vias mille ministret Amor.
Adnue purpureaque veni perlucida palla:
Ter tibi fit libo, ter, dea casta, mero.
15 Praecipit et natae mater studiosa quod optet:
lila aliud tacita, iam sua, mente rogat.
Vritur, ut celeres urunt altaria flammae,
Nee, liceat quam vis, sana fuisse velit.
Sit iuveni grata, et veniet cum proximus annus,
20 Hie idem votis iam vetus adsit amor.
Nr. XII (IV, 13).
Nulla tuum nobis subducet femina lectum:
7—12. Iuno möge bewirken, dafs
ein festes Band der Liebe beide
umschlinge, und die Liebenden zu-
sammenführen.
8. mutua vincla: die Liebe soll
eine gegenseitige sein.
9. sie: wenn dieses der Fall sein
wird, dann — ; Umgekehrt spricht
Hör. c. I, 33, 10 ff. davon, dafs
Venus ungleiche Paare zusammen-
führt: sie visum Veneri, cui pla~
cet inpares formas atque animos
süb iuga aenea saevo mittere cum
ioco. — ullae: statt ulli; vgl. Prop.
I, 20, 35: nullae debita curae.
13 — 20. Unter nochmaliger An-
rufung der Iuno bittet der Dichter,
sie möge die Bitte gewähren.
13. perlucida: bezieht sich auf
die Kleidung; gemeint sind die
florartig gewebten Seidengewänder,
wie sie auf der Insel Eos verfer-
tigt wurden; sie schmiegten sich
dem Körper an und liefeen selbst
die Haut durchschimmern (stfiaxcc
diaqxxvrj).
14. fit — sacrificatur: facere
(opfern) aliqua re, bvsiv zivt %
16. optet: die Mutter lehrt die
Tochter, was sie sich wünschen
soll, natürlich einen Freier, da sie
ja nicht weife, dafs Sulpicia bereits
in den Banden der Liebe liegt.
16. iam sua: wer seinem Herzen
oder seinem Kopfe folgt, also selb-
ständig handelt, heilst suus; so
heifst hier Sulpicia, die ihre Wahl
schon getroffen hat, sua.
18. Und das Mädchen möchte
auch gar nicht, selbst wenn es
ihr noch möglich wäre, nicht ver-
liebt (« sana) sein.
19. In ihrer glühenden Liebe
möge sie dem Jüngling angenehm
sein.
20. votis: natürlich dat. zu ad-
sit; möge dieselbe dann schon alte,
d. h. erstarkte Liebe ihre Wünsche
leiten.
Nr. XII (IV, 13).
XH. Nur wenige Gedichte der
römischen Dichter preisen in so
schönen, tief empfundenen Worten
die Macht der Liebe, wie dieses. —
Der Dichter schwört seiner Ge-
liebten die Treue, die er auch von
ihr erwartet; kein anderes Mädchen
gefällt ihm in Born, selbst ein von
dem Himmel gesendetes würde
keine Gegenliebe finden; sie ist
ihm eine Leuchte in der Nacht,
TIBÜLL. Nr. XII (IV, 13).
55
Hoc primum iuncta est foedere nostra Yenus.
Tu mihi sola places, nee iam te praeter in urbe
Formosa est oculis ulla puella meis.
5 Atque utinam posses nni mihi bella videri!
Displiceas aliis: sie ego tutus ero.
Nil opus invidia est, proeul absit gloria vulgi:
Qui sapit, in taeito gaudeat ille sinu.
Sic ego secretis possum bene vivere silvis,
10 Qua nulla humano sit via trita pede.
Tu mihi curarum requies, tu nocte vel atra
Lumen, et in solis tu mihi turba locis.
Nunc licet e caelo mittatur amica Tibullo,
Mittetur frustra, deficietque Venus.
15 Haec tibi saneta tuae Iunonis numina iuro,
Quae sola ante alios est tibi magna deos.
sie ihm die ganze Welt. Sowie er
aber den Schwor geleistet hat, er-
wacht in ihm die Furcht, es könnte
seine grofse Hingebung ihm von
seiner Geliebten übel gelohnt wer-
den, und er nennt sich thöricht,
dafa er sich ihr ganz in die Hände
gegeben hat.
1—16. Der Dichter schwört sei-
ner Geliebten ewige Treue.
1. subducet: in der Präposition
sub liegt hier, wie oft, der Begriff
des Heimlichen, also da lectus so
viel ist wie amor: einen der Liebe
abtrünnig machen; Prop. I, 8, 45:
nee mihi rivalis certos subducit
emores; vgl. vno%Xsn%sa^av rag
evvdg Soph. Elektr. 114.
2. iuncta Venus: iungere Vene-
rem =» iungere amorem; vgl. Tib. I,
1, 69 (Nr. I) ; 1, 9, 76 f. : hunc ego cre-
dam cum trueibus Venerem iungere
posse felis.
8. Ebenso Prop. II, 7, 19: tu
mihi sola places; placeam tibi. Gyn-
ihia, sölus; Ovid a. a. I, 42: elige
■cui dicas: tu mihi sola places.
7. Der Sinn ist: nicht bedarf es
des Neides der Nebenbuhler, nicht
braucht das Volk dich zu rühmen.
8. in taeito gaudeat sinu; im
Stillen; eigentlich bedeutetes: sich
freuen, indem man sein Antlitz im
Bausche der Toga versteckt; vgl.
Prop. IH, 26, 29 f.: tu tarnen interea
— in taeito cohibe gaudia clausa
sinu; Cic. Tusc. disp. III, 61; Senec.
epist. 105: sie vero invidiam effu-
?ies, 8i te non ingesseris oculis, si
ona tua non iaetaveris, si scieris
in sinu gaudere; Hom. Od. VIII, 88 ff.
9. sie; so, nämlich wenn mich
niemand beneidet, kann ich in der
Wildnis glücklich sein.
11. requies: Erholung, Trost;
vgl. Verg. Aen. IX, 481 f.: tune ille,
seneetae sera meae requies, potuisti
linquere solam; XII, 67. Diese herr-
lichen Worte, die der Dichter hier
von der Geliebten gebraucht, sind
wohl in freier Weise nachgeahmt
jenen bekannten Worten der An-
dromache an Hektor Hom. H. VT,
429 f., die Prop. I, 11, 23 f. also
wiedergiebt: tu mihi sola domus,
tu, Cynthia, sola parentes, omnia
tu nostrae tempora laetitiae.
13. Vgl. Tib. I, 3, 90 (Nr. II).
16. numina iuro; iurare mit dem
Acc. statt iurare per findet sich
auch in Prosa; vgl. Cic. ad fam.
VII, 12, 2. — quo modo autem tibi
placebit Iovem Lapidem iurare?
Verg. Aen. VI, 324; XII, 197. —
Iunonis: vgl. Tib. IV, 6, 1 (Nr. XI).
17—24. Der Dichter giebt der
Furcht Ausdruck, dafs das Mädchen
im Vertrauen auf den Eid nunmehr
den Geliebten quälen wird; trotz-
dem wird dieser ihrem Dienste treu
bleiben.
56
TIBÜLL. Nr. XII (IV, 13).
Quid facio demens? heu heu mea pignora cedo.
Iuravi stulte: proderat iste timor.
Nunc, tu fortis eris ; nunc tu me audacius ures:
20 Hoc peperit misero garrula lingua malum.
Iam faciam quodcumque voles, tuus usque manebo,
Nee fugiam notae servitium dominae,
Sed Yeneris sanetae considam yinetus ad aras.
Haec notat iniustos supplieibusque favet.
17. pignora cedo: das Unter-
pfand, das er der Geliebten ab-
tritt, ist die Furcht (iste timor),
die sie bisher hatte, sie könnte
den Geliebten verlieren.
20. Seine geschwätzige Znnge,
die unbesonnen den Eid geleistet
hat, hat ihn ganz in ihre Hand
gegeben, darum bleibt ihm, wenn
sie ihn gar zu hart behandelt,
nichts anders übrig, als an den
Altar der Venus zu fliehen.
23. Vgl. Eurip. Suppl. 267: $%n
yccQ KccTCCcpvyrjv &r)Q fihv nizquv r
SovXog dl ßmtiovg dedov; Liv. 27 r
17: ad deos quoque con fuger e sup-
plices, qui nequeant hominum vim
atgue iniurias pati.
24. notat: strafen, züchtigen;
vgl. Hör. c. III, 26, 11 f. : regina (Ve-
nus) sublimi flagello tange Ghloen
semel arrogantem; vgl. Tib. I, 4>
71 f.: blanditiis vult esse locum Ve-
nus ipsa: querellis supplicibus, mi-
seris fletibus illa favet.
Anhang.
Einleitung znm Tibnll: a) 0. F. Gruppe, die röm. Elegie. L Bd.
Leipzig. 1838, II. Bd. Leipzig 1889 (rec. von W. A. B. Hertzberg, Hallische
Jahrb. 1839. II, 1009—1040). b) K. Lachmann , Kleinere Schriften, heraus-
gegeb. v. J. Vahlen. Berlin. 1876. II, 102—160. c) E. Bährens, Tibullische
Blätter. Jena. 1876. d) M. Haupt, Opnsc. UI, 206 ff. Leipzig. 1876.
e) Chr. Beiger, M. Haupt. Berlin. 1879, 260 f. f) Th. Birt, das antike Buch-
wesen. Berlin. 1882, 426 ff. g) Alfr. Biese, die Entwicklung des Naturgefühls
bei den Römern. Bd. II. Kiel. 1884, 88 ff. h) F. Leo, über einige
Elegieen Tibulls. Philol. Untersuchungen, herausgeg. v. A. Kiessling und
U. v. Wilamowitz-Moellendorf. 1881. II, 1 — 44. i) R. Schultz, Quaestiones
in Tib. libr. I chronologicae. Fürstenwalde. 1887. k) W. S. Teuffei,
Studien und Charakteristiken. Leipzig. 2. A. 1889, 465—509. 1) P.Schwarz,
Tibull als Schulschriftsteller. Progr. Salzwedel. 1888. m) R. Ullrich,
Studia Tibulliana. Berlin. 1889. n) Derselbe, de libri IL Tibulliani
statu integro et compositione , Fleck. Jahrb. Supplem. 17 (1890) 383 —
472. o) 0. Ribbeck, Geschichte der röm. Dichtung. H. 1889, 185 ff.
1) Lachmann, Kl. Sehr, n, 102. — 2) Ribbeck, Gesch. d. r. Dichtg.
II, 183 ff. — 3) Lachmann ed. Propert. praef. 26; Kl. Sehr. 164. —
4} Ullrich, Stud. Tib. 27 ff. — 6) Ribbeck, Gesch. d. r. D. II, 364. Das
Epigramm lautet:
Te quoque Vergilio comitem non aequa, Tibulle,
Mors iuvenem campos misit ad Elysios,
Ne foret, aut elegis molles qui fleret amores
Aut caneret forti regia bella pede.
6) Bährens Tib. Bl. 7—11 bestreitet, dafs der von Horaz c. I, 33 und
epist. I, 4 genannte Albius der Dichter Tibull ist. Vgl. dagegen R. Richter,
Burs. Jahr. X (1879) 285 ff; Grasberger, Fl. J. 1882, 838 ff. — 7) Vgl.
die Vita Tibulli; Bährens, Tib. Bl. 4 ff. — 8) Ribbeck, Gesch. d. r. D.
II, 11; Bährens, Tib. Bl. 49 ff; H. Schulz, de M. V. Messallae aetate.
Stettin. 1886. — 9) R. Schultz, Quaest. chronol. 7 ff. — 10) Tib. I 3;
Ullrich, Stud. Tib. 14 ff — 11) Tib. I, 7, 9; R. Schultz, Quaest. chron.
11 ff. — 12) Bährens, Tib. Bl. 11 ff; Hankel, Ritschis Act. soc. phil. Lips.
V, 82 ff. ; R. Schultz, Quaest. chron. 7 ff. ; Mommsen, res gest. div. Aug.
1866, 71; Ullrich, Stud. Tib. 27 f. — 13) J. H. Voss in Tib.-Übersetzg.
H, 6, 9 f. S. 202; dagegen Dissen und Lachmann Kl. Sehr. II, 157;
Wisser, über Tibull II, 5. Eutin. 1874, 6A. Vahlen, Monatsb. d. Berl.
Akad. 1878, 345. — 14) Hertzberg, Hall. Jahrb. 1839, 1009 ff. —
16) Bährens, Tib. Bl. 36 ff. Hüler, Hermes 18 (1883) 362 ff. — 16) Apul.
apol. 10 p. 279: eadem opera aecusent — Tibull um, quod ei sit Plania
in animo, Delia in versu. — 17) Ovid trist. II, 427; Bentley zu Hör. c.
II, 12, 13. — 18) Bährens, Tib. Bl. 16 ff.; Ribbeck, Rh. Mus. 32 (1877)
58 ANHANG.
445 ff.; Götz, Rh. Mos. 33 (1878) 145 ff. — 19) Lachmann, Kl. Sehr.
II 161; Haupt, Opusc. III, 37; Leo 19 ff.; Bährens, Tib. Bl. 66 ff.;
0. Richter, Rh. Mus. 25 (1870) 618 ff. ; Ullrich, Stud. Tib. 13 ff. —
20) Ullrich, Stnd. Tib. 27 f. — 21) Gruppe, röm. Elegie 65 ff.; Bährens,
Tib. Bl. 7 ff.; Schanz, röm. Literaturgeschichte II, 107; Belling, Prole-
gomena zu Tib. 1893, 93 f.; dagegen: Ullrich, Stud. Tib. 29 ff.; Fleck.
Jahrb. Suppl. 17, 469 ff.; vgl. Magnus, Berl. phil. Woch. X, 698 ff. —
22) H. Alb. Dietrich, de Tib. amoribus sive de Delia et Nemesi. Marb.
1844. — 23) Ullrich, Stud. Tib. 46 ff. — 24) Derselbe, Stud. Tib. 27 f.
Hiller, Hermes 18 (1883) 353. — 26) Bährens, Tib. Bl. 37 ff.; L. Bolle, de
Lygdami carminibus. Detmold. 1873; Lieree, über die Unechtheit des
III. Tib.-Buches. Bromberg. 1875; Kleemann, de libri in carminibus.
Strafsburg. 1876. — 26) Teuffei, Studien 474 ff.; Hankel, Act. soc. phil.
Lips. V, 79 ff.; R. Richter, Burs. Jahrb. X, 281 f.; Härtung, de panegyrico.
Halle. 1880; Ullrich, Stnd. Tib. 22 ff. — 27) Gruppe r. E. 27 ff.; Lachmann,
Kl. Sehr. II, 160; Ullrich, Fl. J. Suppl. 17, 469. — 28) Gruppe 47 ff.;
Teuffei, Stud. 487 ff.; C. Prien, Fl. J. 1861, 149 ff.; Zingerle, Kl. ph. Abh.
I 22ff.; II, 45ff.; Bährens, Tib. Bl. 42ff.; Ullrich, Fl. J. Suppl. 17, 451ff. ;
Ehwald, phil. Anz. 15 (1886) 593; Knappe, de Tib. libr. IV. eleg. Duder-
stadt. 1880; R. Richter, de IV. libri elegiis Dresd.- Neustadt. 1875. —
29) Bährens, Tib. Bl. 46 ff.; J. P. Postgate, of the genuineness of Tib.
IV, 13; Magnus, Burs. Jahr. 61, 359 ff. — 30) Velleius II, 36, 3: Tibul-
lusque et Naso, perfectissimi in forma operis sui. — 31) Quintilian X,
1, 93: elegia quoque Graecos provocamus, cuius mihi tersus atque elegans
maxime videtur auetor Tibullus. — 32) Haupt, Op. III, 205 ff. —
33) Fr. Haase, disputatio de tribus Tib. locis transpositione emendandis.
Bresl. ind. lect. aest. 1866; Jahrb. f. w. Kritik. 1837, 40 f.; Gruppe, röm.
Elegie I; Ribbeck, de Tib. elegia I. Kiel 1867; H. Bubendey, Quaest.
Tib. Bonn. 1864; Derselbe, die Symmetrie d. r. Elegie. Hamburg. 1876;
W. Wisser, Quaest. Tib. Leipz. 1869; Eberz, Fl. J. 99 (1869) 331 ff.;
C. Prien, die Symmetrie und Responsion d. r. Elegie. Lübeck. 1867 und
Fl. J. 101 (1870) 689 ff.; H. Groth, Quaest. Tib. Halle. 1872; H. Fritzsche,
Quaest. Tib. Halle. 1876; Fr. Riemann, de compositione strophica carm.
Tib. Koburg. 1878. — 34) Haupt, Op. 1U, 80 ff.; Vahlen, Monatsb. d.
Berl. Akad. d. W. Berl. 1878, 343 ff.; Leo, phü. Untersuchung. II (1881)
lff.; Ullrich. Fl. Jahrb. Suppl. 17, 386 ff.; Karsten, Mnemosyne 16 (1887)
211 ff.; 305 ff.; 16 (1888) 39 ff. — 35) Leo 2 6 ff.; Magnus, Burs. Jahrb.
51, 307 ff. 5 A. Kiessling zu Hör. c. I 30.
Ausgaben: 1) Broukhusius, Albii Tibulli — quae exstant. Amster-
dam. 1708. — 2) Jo. Ant. Vulpius, Alb. Tibullus. Padua. 1749. —
3) Chr. G. Heyne, Alb. Tib. carmina. 3. A. Leipzig. 1798. — 4) J. H. Voss,
Alb. Tib. und Lygdamus. Heidelberg. 1811. — 6) Imm. G. Huschke,
Alb. Tib. carm. tom. I. II. Leipz. 1819. — 6) C. Lachmann, Tib. libr. IV.
Berlin. 1829. — 7) L. Dissen, Alb. Tib. carm. Göttingen. 1836. —
8) A. Rossbach, Alb. Tib. carm. libr. IV. Leipz. 1864. — 9) M. Haupt,
Cat. Tib. Prop. carm. ed. III. Leipz. 1868. — 10) Aem. Bährens, Alb.
Tib. elegiarum libri II. Leipz. 1878. — 11) L. Müller, Cat Tib. Prop.
carm. Leipz. 1880. — 12) Haupt -Vahlen. Cat. Tib. Prop. carm. ed. V.
Leipz. 1885. — 13) E. Hiller, Alb. Tib. Elegiae. Leipz. 1885.
Anthologien: 1) F. C. Chr. Bach, Geist d. röm. Elegie. Gotha. 1823.
— 2) Fr. Jacobs, Blumenlese d. röm. Dichter. Jena. 1826. — 3) B. Volz, die
röm. Elegie. Leipz. 1870; 2. A. 1876. — 4) M. Seyffert, Lesestücke aus
griech. und lat. Schriftstellern. 6. A. Leipz. 1876. — 5) Sam. Brandt,
eclogae poet. lat. Leipz. 1881. — 6) K. P. Schulze, Röm. Elegiker. Berl.
ANHANG. 59
1876; 3. A. 1890. — 7) K. Jacoby, Anthologie aus d. Elegikern d. Römer. II.
Leipz. 1882. — 8) H. Bender, Anthologie aus röm. Dichtern. Tübingen.
1884. — 9) P. Jonas Meier, Ausgewählte Elegieen des Alb. Tib. Braun-
flchweig. 1889. — 10) Alfr. Biese, Rom. Elegiker in Auswahl. Leipz. 1890.
— 11) E. Peters, Anthologie aus den röm. Elegikern. II. Gotha. 1891.
Übersetzungen: 1) J. H. Voss, Alb. Tibullus und Lygdamus, über-
setzt und erklärt. Tübingen. 1810. — 2) E. F. Leopold, c. I 1—3. Jahns
Archiv 8 (1842) 153—160. — 3) W. S. Teuffei, Gedichte im Versmafs der
Urschrift. Stuttgart. 1854. (rec. von Hertzberg. Z. f. A.-W. 12 (1854)
860 ff.). — 4) Derselbe, ausgewählte Gedichte d. röm. Elegiker. IL Stutt-
gart. 1855. — 6) Eberz, Tib. im Versmafs der Urschrift übersetzt. Frankf. a/M.
1865. — 6) Binder, Tib. im Versmafse der Urschrift. Stuttgart. 1869.
2. A. 1886. — 7) Fr. Habicht, die Delia-Elegieen. Jena. 1875. — 8) A. Wil-
brandt. Cerinthus und Sulpicia. Deutsche Rundschau. 4 (1875) 1—6. —
9) E. Geibel, classisches Liederbuch. 3. A. 1879, 77 ff. I, 3; IV, 2; IV, 8.
— 10) G. Fischer, die Elegieen des Alb. Tib. in modernen Rhythmen.
Ulm. 1882. — 11) Bruch. Roma. Minden 1884. — 12) J. Mähly, röm.
Lyriker S. 86 ff. — 13) G. Legerlotz, Tib. H, 1. Progr. Salzwedel. 1884.
— 14) A. Bernstädt, Tib. Elegieen. Reclam. Nr. 1634.
Jahresberichte: 1) R. Richter, Burs. Jahr. II, 2 (1876) 1446—1464;
X, 2 (1879) 274—295. — 2) H. Magnus, Burs. Jahr. 51, 2 (1887) 145—300.
— 3) Derselbe, Jahresb. d. phil. Vereins III (Z. f. G. W. 31, 1877) 229—
245; IV (Z. f. G. W. 32, 1878) 97—117; V (Z. f. G. W. 33, 1879) 296—
319; VII (Z. f. G. W. 35, 1881) 335—372; IX (Z. f. G. W. 37, 1883) 241
—297; XII (Z. f. G. W. 40, 1886) 207 ff.
In Bezug auf die Handschriften sei folgendes bemerkt: A = Am-
brosianus und V » Vaticanus bieten für uns die älteste und beste Über-
lieferung. Dazu kommt das von Scaliger benutzte, jetzt verschollene
fragmentum Cuiacianum F und die sogenannten Freisinger Excerpte
(Fris.), von Hiller mit M bezeichnet, da sich die Hs. in München befindet;
G — Guelferbytanus , von Bährens in seiner Ausgabe des Tibull bevor-
zugt, bietet die denkbar unsicherste Grundlage; vgl. Rossberg Fl. J. 119
(1879) 71 ff.; Götz Rh. M. 37, 141 ff.; Magnus Burs. J. 51, 338. Endlich
kommen noch die Excerpta Parisina (P) in Betracht. Vgl. über die
Handschriftenfrage: 1) Lachmann, Kl. Sehr. II, 145 ff. 2) E. Protzen, de
excerptis Tibullianis. Greifswald. 1869. 3) L.Müller, Fl. J. 99 (1869) 63 ff.;
Sraefatio ed. Tib. p. III ff. 4) M. Rothstein, de Tibulli codieibus.
•erlin. 1880. 5) R. Leonhard, de codieibus Tibullianis. München. 1882.
6) E. Hiller, Rh. M. 37 (1882) 667 ff. 7) Derselbe, Fl. J. 127 (1883) 273 ff.
8) Derselbe, Hermes 18 (1883) 343 ff. 9) Ph. Illmann, de Tibulli codicis
Ambrosiani auetoritate. Halle. 1886. 10) H. Magnus, Burs. Jahrb.
61, 311ff. 11) H. Belling, Kritische Prolegomena zu Tibull. Berlin. 1893.
•Dem Texte zu Grunde gelegt habe ich die Ausgabe von Haupt-
Vahlen ed. V Lips. 1885; die Abweichungen sind folgende: I (I, 1)
21 tum. 25 iam modo iners possim. II (I, 3) 14 despueretque. 71, 89,
91 tum. 86 colo. IV (I, 7) 2 deo; hunc. 8 niveis. 11 Garumna. 12 Car-
nuti. 61 agricola, e magna. V (I, 10) 11 tum. — vulgo. 19 tum.
49 vigent. 63 tum. VI (II, 1) 47 rure terunt VII (II, 2) 1 dicamus
bona verba (venit natalis) ad aras. 21 hie veniat natalis avis. VIII
(II, 5) 4 verba novas. 20 lares. nee. 23 firmaverat. 79 fuerunt. 88 tum.
X (IV, 4) 26 tum. XI (IV, 6) 3 Iota.
I (I, 1). E. Dietrich, Quaest. Tib. et Propert. Marburg. 1873, 2 ff.;
Leonhard 64 ff. J. Vahlen, Monatsberichte 1878, 362 ff.; Leo, phil. Unters.
28 ff.; R. Schultz, Quaest. 30 f. — 2 magna A, Graef, Annot. ad Tib.
Memel 1866, 4 tritt für magna ein; L. Müller Fl. J. 99 (1869) 66; Magnus
Burs. J. 51, 317; Belling, krit. Prolegomena zu Tibull. 1893, 84. —
60 ANHANG.
5 me mea: Dräger h. S. I', 104; Biese Rh. Mus. 88 (1883) 634. — paupertas:
vgl. Hör. c. I, 1, 18; Senec. epist. 87, 40: non video quid aliud sit pau-
pertas quam parvi possessio. — traducat: Fr. Haase, Vorlesungen über lat.
Spr. II, 132 f.; Illmann 23 f. — vite (=» vitae) A, vitam traducat inertem
Haase; Graef 4. — 7 Zingerle, Ovid u. s. Verh. I, 72 A. 2: wie denn
überhaupt diese ganze Elegie des Properz (IV, 17, 16) freie Nachahmung
Tibullsist. — 8 Becker, Gallus II 8 , 289. — 9 Haupt, Op. II 260 f.; Leo 29.
— 10 Ovid fast. III, 668; Colum. de re rust. 10, 432: ferveat ut lacus et
multa completa Falerno exsudent pingui spumantia dolia musto; vgl.
Becker, Gallus III 8 ? 292 ff. — 13 florea Itali; vgl. Ovid fast. VI, 312: et
velant scabras flonda serta molas; Tib. I, 2, 14. — 14 deum A vgl. Otto,
Z. f. G. W. 39, 226. — 16 Magnus, Jahresb. d. ph. V. IV (1878) 112;
Ceres flava: Preller, röm. M. II 8 , 41. — 18 Priapus: Preller, r. M. I 8 ,
640 f. 0. Jahn, Berichte d. s. G. d. W. 1856, 72. — 20 Lares: Preller,
r. M. II 8 , 102. 2. — 24 Koldewey, Z. f. G. W. 31 (1877) 351. — 24 iam
modo iam possim M iam modo non possum A quippe ego iam possum
Par. iam modo iam possum Guyetus (ed. Broukhus. S. 443), iam modo
si possum Lachmann; iam modo sie possim Gruppe 190; iam mihi iam
possum Schneidewin conieetanea crit. 1839, 146; dummodo nunc possim
Graef 5 ; iam mihi, iam possim L. Müller Fl. J. 99 (1869) 67 ; dummodo
iam possim R. Richter, Burs. Jahr. VI (1873) 1452; Bährens, Tib. BL 68;
iam mora, iam possum Ehwald, phil. Anz. 6 (1874) 352 ; iam modo iners
possim Vahlen, Monatsber. 353 f.; Illmann 19 f.; Rothstein 20 f.; Protzen,
de excerpt. Tib. 1869, 9 f.; Leo 30; Magnus, Burs. J. 61, 317. — 29 te-
nuisse A. Biese, Rh. Mus. 88 (1883) 636. — bidentem P bidentes V
Protzen 48ff.; Rothstein 33. — 34 est fehlt in M; Hiller, phil. Anz. 14
(1884)27; Protzen 11 ff. — 35 hie: hunc Dietrich, Quaest. 12; hoc
R. Richter, disput. de trib. prim. carm. Zwickau 1873, 6; Burs. Jahr. II
(1876) 1462; ipse Leonhard 63. — 36 Palem: Preller, r. M. II 8 , 413 ff. —
88 Becker, Gallus III 8 , 289; Guhl und Koner 4 666; Ovid fast. V, 618
ed. Peter. — 43 Illmann 25; Rothstein 31; Hiller, ph. Anz. 14 (1884)28;
Protzen 49 ff; Belling 71. — 46 detinuisse Itali clam tenuisse F. Seitz,
de adj. poet. Lat. Bonn. 1878 (These); Magnus, Burs. J. 51, 298; Leo 32
A 16; vgl. Kühner, lat. Gr. II, 101, 10. Dräger h. S. I 1 254ff. — 46 Vgl.
F. Bronner, Fl. J. 148 (1893) 146. — 46 Magnus, Jahr. d. ph. V. XII, 214.
— 48 imbre P igne A; Rossberg, Fl. J. 118 (1879) 75; Zingerle, Z. f.
öst. G. 42 (1891) 739; Hiller, Berl. ph. W. 1886, 393; Götz, Rh. Mus. 37,
141 f.; Ehwald, ph. Anz. 16 (1885) 585; Magnus, Burs. J. 61, 320; Bel-
ling 83; Rothstein 37; imbre sonante Bährens. — 48 Koldewey, Z. f.
G. W. 31 (1877) 354; Boltzenthal de re metr. 1874, 15; Bährens, Tib.
Bl. 86. — 54 hostiles G exsiles AV Magnus, Burs. J. 51, 331. — 63 Ovid
trist. I, 8, 41 f.; ep. ex P. IV, 12, 31; am. I, 11, 9; met. VII, 32 f. Prop.
I, 16, 29f.; Hör. c. I, 8, 9; Zingerle, Ovid u. s. V. I, 43f. — 67 tu:
Vahlen, Monatsb. 1878, 349; Bubendey, Symmetrie 16; tum Haupt. —
70 Preller, gr. M. I 8 , 691. — 71 nee MP neque A. — decebit APM lice-
bit Itali; capite AP capiti Itali. — 74 conseruisse Itali; Harnecker, Z. f.
G. W. 35 (1888) 612.
II (I, 3.). Über die Zeit der Abfassung vgl. Lachmann, Kl. Sehr.
II 161 f.; Leo 20; 23 ff.; Ullrich, Stud. Tib. 16 A; Schultz, Quaest. 25 ff.;
Bährens, Tib. Bl. 20. — 1 Vgl. Hom. Od. 12, 82; Cic. de orat. I, 35, 160;
Verg. Aen. I, 140 ed. Gossrau; Aken, de figurae äno %ovvov usu.
Schwerin. 1884, 3.-3 Phaeacia: Preller, gr. M. I 8 , 619. — Vgl. Ovid
trist. III, 3, 3i 37; Prop. IV, 7, 9; Zingerle, Ovid u. s. V. I, 68; 59. —
4 mors modo nigra AV mors precor atra Itali; Rothstein 62; Illmann 65;
Magnus, Burs. J. 61, 826; Belling 15 f.; 73; Zingerle, kl. Abh. II, 99. —
6 Guhl und Koner 4 786; Marquardt, Privatalt. I 1 , 870. — 7 Hör. c. H,
ANHANG. 61
11, 16 n. Exkurs v. Orelli. — Nöldeke, Hermes V (1873) 443 f. — Becker,
Gallus II 3 , 376. — 11 Marquardt, röm. Staatsv. HI*, 103. — 12 triviis hss.,
trinis Muret. — 14 respiceretque A respueretque Itali, prospiceretqae
Bossbach, despueretque Haupt -Vahlen, respueretque Bährens, Hiller;
F. Wilhelm, Fl. J. 145 (1892) 618 f. ; Magnus, Burs. J. 61, 305. —
16 Nägelsbach, lat. Stil. 6 149 ff. — 17 Magnus, Burs. J. 51, 292. —
18 Vgl. Ovid a. a. I, 416; rem. am. 219; Tac. bist. V, 4; luven, sat.
14, 96. — 24 Preller, r. M. H 8 , 373 ff.; Friedländer, Sittengesch. Roms
I 6 , 449 ff.; Marquardt, röm. Staatsv. IH a (1885) 77 ff. — 28 multa tabella:
Dräger h. S. I 8 , 4; Krebs, Antibarb. II 6 , 100; vgl. Hör. c. I, 6, 13 f.;
Ovid met. X, 791; fast. III, 268; luven, sat. 12, 28. — 29 voces: noctes
Scaliger; Hör. epist. I, 1, 34 f. ed. Kiessling. — 33 at: Dräger, h. S.
II 8 , 114. — 34 Marquardt, röm. Staatsv. III 2 , 127 f. — 36 Vgl. Ovid met.
I, 89 ff. ed. Haupt-Müller. — 37 macies E. Wölfflin, Rh. Mus. 41 (1886)
472. — reperte V multa reperta via Itali, mille patentque viae Leo 26;
vgl. Magnus, ph. Woch. 1881, 171; Burs. J. 61, 346; L. Müller ed. Tib.
Sraef. XVII; Belling 16 ff. — 63 at V ac A; Leonhard 28; Vahlen,
[onatsb. d. Berl. Akad. 1878, 346; Dräger, h. S. II 8 , 111. — 69 implexa
Itali, inpexa gerens (oder ferens) Götz, ind. lect. aest. Jen. 1883, 5;
Magnus, Burs. J. 51, 291. — 71 A. Palmer, Journ. of phil. XV (29) 142 f.:
per centum Cerberus ora. — 77 circa: Nägelsbach, lat. Stil. 6 210; Haase,
Vorlesungen I, 132. — 86 colu M colo AP L. Müller, Fl. J. 99 (1869)
69; Hlmann 19; Rothstein 22; Leonhard 13. — 87 at P ac A, Haupt,
Op. I, 109.
m (I, 5, 1—46). Vgl. Leo 89 ff.; Schultz, Quaest. chron. 32ff. —
1 turbo A Charisius p. 145, 8. — 4 ab: vgl. Dräger, h. S. I 8 624. —
7 parce A per te G; per: vgl. Kühner, lat. Gr. II, 425. — 11 te: ter
Itali, ipseque ter lectum lustravi Hiller praef.; Leo 41, A. 23; Magnus,
Burs. Jahr. 61, 348; Zingerle, Ovid u. s. V. I, 68. — 16 Trivia: Preller,
gr. M. P, 260f.; r. M. II 8 , 422 ff. — 24 Becker, Gallus III 8 , 294 ff. —
27 Rothstein 90 f. — 30 adiuvet A at iuvet Itali. — 33 Boltzenthal, de
re metr. 6; L. Müller, praef. XXXI; Hiller vermutet nach vinum den
Ausfall des Endes des Hexameters, des Pentameters und des Hexameter-
anfanges; vgl. Ehwald, ph. Anz. 15 (1885) 592; tantum venerata se se-
dula A; Palmer, Journ. of philol. XV (29) 142; Magnus, Burs. J. 61, 294;
Belling 19 ff. Die Überlieferung dieses Verses erscheint sehr zweifelhaft.
— 42 et pudet A a pudet L. Müller; ei pudet 0. Richter, Fl. J. 119 (1879)
459; et pudet, enarrat Gruppe 192; Leo 24 A. 24, Magnus, Burs. J. 51,
348. — 42 mea A meam Nodell, Obs. crit. p. 74. •— 43 Koldewey, Z. f.
G. W. 31 (1877) 350.
IV (I, 7). Vgl. Teuffei, Studien 2 , 476 ff., der über I, 7 ungerecht und
falsch urteilt; Bährens, Tib. Bl. 12 ff; Schultz, Quaest chron. 10 ff; 21 ff.;
Mommsen, röm. Gesch. V, 72 f. 1 Zingerle, Ovid u. s. V. II, 79 f. —
3 hunc: Gruppe, röm. Elegie 161; Hertzberg, Hall. Jahrb. 1839, 1027:
oder hätte Gruppe die wahrhaft poetische Metonymie so arg verkannt,
dafs er hunc nicht auf diem, sondern auf Messalla bezog? — fore: dare
Lachmann, kl. Sehr. II, 46. — 6 Guhl u. Koner 4 774 ff — 7 lauros:
Helm 8 525. — 8 nitidis AV niveis Itali, Wilhelm, Fl. J. 145 (1892) 619 f.;
vgl. Hör. epist. I, 4, 15; Nep. Eum. 5, 6; Verg. Aen. VI, 654; VII, 275;
Val. Flacc. V, 413. — 9 Bährens, Tib. Bl. 13, dagegen mit Recht Lach-
mann, kl. Sehr. II, 151. — tua bella A Tarbella Scaliger. -— garunna A
garonna M Protzen, de exe. Tib. 12 ff.; Hiller, phil. Anz. 14 (1884) 26;
L. Müller, Fl. J. 99 (1869) 68; Leonhard 13. — 12 carnutis M carnoti A
Leonhard 13 f.; Hiller, phil. Anz. 14 (1884) 26; Hlmann 19. — 13 at A
an Itali. -— Strabo XIV, 5, 10 (672): 6 KvSvog 6 öictQQecov pi<sr\v zt\v
Tccqoov rag dgxccs $%a>v dito tov vnsQusifiivov tr\q noXecog Tccvqov %al
62 ANHANG.
ictiv inivsiov r\ Ufivrj trjg Tciqöov; Curt. Ruf. III, 4; vgl. Vahlen, ind*
lect. hib. Berl. 1886/87 p. 16 f. — 16 arat A alat Itali. Daniel, Geographie
l 8 , 233 f. — 18 colnmba; Diod. II, 4, 6; Hehn 8 301. — 21 Verg. Aen.
IE, 141; georg. II, 353; Hör. sat. I, 7, 25. — 23 Preller, r. M. I 8 , 66. —
26 Cic. pro Rose. Am. VI, 16; 63; Lys. or. 25, 29. — 26 Preller, r. M.
I 8 , 190ff. — 27 Plin. n. h. VIII, 46, 71 (184). — 28 Ullrich, Stud. Tib.26.
— 33 Hehn 1 71. — 40 Drager, h. S. I 2 , 493; Kühner, lat. Gr. II, 322 d;.
347. — 42 cuspide A compede ltali, Belling 62. — 46 Guhl u. Koner 4
618. — 49 centum ludos A centum ludis Itali; Birt, ad histor. hexam.
lat. symbola. Bonn. 1876, 62 f. verteidigt die Lesart in A; Magnus,
Burs. J. 51, 289; 306; genium ludo geniumque choreis Heyne, Lach-
mann, kl. Sehr. H, 147; Belling 44. — genium: Röscher, Lex. myth. I
(1884) 1613ff.; Preller, r. M. II 8 , 196 ff. — 63 Vgl. Soph. Phil. 761; 828.
Aias 695; Theokr. id. 17, 66; Verg. Aen. II, 283; III, 382; VIII, 38;
Ovid a. a. I, 145; met. X, 196; Her. X, 6. Klotz, lat. Stil. 276; Krüger,
lat. Gr. 299, 2; 298 N. — Vahlen, Sitzungsb. d. Berl. Akad. 1883, 269. —
55 Vahlen, Abh. d. Berl. Akad. 1883, 76. — • 56 venerande L. Müller;
0. Richter, Fl. J. 103 (1871) 459. — K. P. Schulze, Beiträge 1893, 19 f.;
Belling 33 ff. — 68 candidave L. Müller. — 61 Boltzenthal, de re metr.
p. 6; L. Müller, de re metr. 323; Magnus, Burs. J. 51, 305; Ehwald,.
ph. Anz. 15 (1885) 586; Lachmann, Lucr. II p. 76.
V (I, 10). Lachmann, kl. Sehr. II, 161ff.; Hanpt, Op. IH, 37 ff.;
Teuffei, Studien 2 480 f.; Leo 19; R. Schultz, Quaest. chron. 25ff; Ullrich,
Stud. Tib. 23 f. — 2 Vgl. Cic. de am. § 48; 87 ed. Seyffert — 6 an A
at G Protzen 61 f. — - 8 dapes A merum P; Becker, Gallus II 8 , 289. —
11 foret: vgl. Cic. Brutus ed. Piderit § 238; Dräger, h. S. II 8 , 219; 723.
— vulgi: vulgo Haupt dulcis Itali. — 24 purum favum: Robert-Tornow
de apium mellisque significatione 1893, 161. — 25 Nach diesem Verse
nahmen die Itali eine Lücke an, denen neuere Herausgeber mit Unrecht
folgten; vgl. Ehwald, ph. Anz. 15 (1886) 690; Korn, Rh. Mus. 20 (1866)
168 ff.; Marquardt, röm. Staatsv. IIP, 176. — 37 perscissisque P percus-
sisque A perculsisque Itali rescissisque Lachmann, kl. Sehr. II, 147;
Protzen 62 ; Magnus, Jahr. d. ph. V. IX, 281. — 89 quam potius P quin
potiu8 A, Magnus, Burs. J. 61, 326. — 40 Vahlen, Monatsb. d. Berl.
Akad. 1881, 340. — 43 Vahlen ebenda S. 335 zu Prop. II, 18, 6. —
46 curva AV panda P; E. Wölfflin, Arch. f. lat. Lex. I, 330; Rossberg,
Fl. J. 99 (1879) 76; Rothstein 96; Ehwald, Burs. J. 43, 203; Leonhard
34; Magnus, Burs. J. 51, 336. — 47 Guhl und Koner 4 677. — 49 bidens
vomerque nitet (nitent Guyetus) nitens vomer viderit A, Rossberg, Fl. J.
99 (1879) 77. — 50 Haupt, Op. III, 41: ein Distichon ist ausgefallen,
ein Distichon, das nach, dem friedlichen Feldbau, dessen das vorher-
gehende Distichon gedenkt, die Lust eines ländlichen Festes, wie sie
gleich dem Feldbau allein der Frieden verstattet, schilderte und das
nach Tibullischem Parallelismus mit pace begann. — 61 perscindere A
rescindere Itali Lachmann, kl. Sehr. II, 147. — 67 Preller, r. M. II 8 , 250 f.
VI (II, 1). Ullrich, Stud. Tib. 26 ff.; Fl. J. Suppl. 17, 887 ff.;
•Gruppe, röm. El. 68; Teuffei, Studien* 492 ff.; Biese, Entwickelung d.
Naturg. II, 91. — Paul. Diac. p. 6, 1 Müll.: Ambarvales hostiae diceban-
tur, quae pro arvis atque frugibus sacrificantur; Festus: ambarvalis
hostia est, quae rei divinae causa circum arva ducitur ab eis, qui pro
frugibus faciunt (facere sc. sacra = Zgdeiv, §i£eiv)\ Preller, r. M. II 8 ,
419 ff. — 1 faceat Itali, valeat A; vgl. Verg. georg. I, 338 ff., woselbst
das Ambarvalienfest genauer geschildert wird. Ovid fast. I, 71: unguis
animisque favete; met. XV, 677. Hör. c. III, 1, 1. — 3 Preller, gr. M.
I 8 , 671; 589. — 7 Vgl. Voss S. 160; Rieh, Wörterbuch d. röm. Altert. 832.
— 9 operata Tac. ann. II, 14 ed. Nipperdey. Hör. epist. I, 18, 72;
ANHANG. 63
Kühner, lat. Gr. II, 144 ff. — sint G sunt AP. — 13 veste A mente P;
Protzen 63. — 16 Preller, r. M. II 8 , 42. — 21 Verg. georg. I, 348 ff. —
26 Gahl u. Koner 4 216; Marqaardt, röm. Staatsv. III 9 , 181. — 27 Colu-
mella I, 6, 20: apothecae recte superponentur eis locis, nnde plerumque
fumus exoritur, qnoniam vina celerius vetustescunt, quae fumi quodam
tenore praecocem maturitatem trahunt; Becker, Gallus II 8 , 309; Guhl n.
Koner 4 576 ff. — 34 Varro de r. r. II, 11: oHm tonsores non fuisse ad-
significant antiquoram statuae, qnod pleraque habent capillnm et barbam
magnam; Gnhl u. Koner 4 623. — 47 rure terunt Vahlen; Ullrich, Fl. J.
Suppl. 17, 398 A. — 49 rure: Kühner, lat. Gr. II, 354; Bücheier, Grund-
rifs d. lat. Decl. 62. — 65 minio 8uffu9us: Plin. n. h. 33, 7 (36); Sittl,
Gesch. d. gr. Litt. III, 138 ff. — 67 Bentley zu Hör. c. I, 17, 9. — 58 dux
pecoris hircus auxerat (hauserat V duxerat Itali) hircus oves A; d. p.
curtas auxerat hircus opes Waardenburg, Opusc. p. 180; Magnus, Bars. J.
61, 351; dux pecoris: vites roserat ille novas Robert undKnaack, Hermes
18 (1883) 480 und Maass ebenda S. 339 f., aber schon ganz ähnlich
Orelli: dux pecoris hircus: roserat hircus opes, sc. ruris, vites nach
Mart. in, 24, lff.; dux pecoris scaenae causa erat hircus avis Bährens,
Fl. J. 127 (1883) 862; K.P. Schulze, Beiträge 20; Ullrich, Fl. J. Suppl.
17, 393 A; Bubendey, Quaest. 1864, 22 ff. — 59 Preller, r. M. II 8 , 159. —
63 L. Müller, Fl. J. 99 (1869) 69. — 66 Ritschi, Opusc. IV, 677 ff.;
Bücheier, Rh. Mus. 43 (1888) 291; Magnus, Jahr. d. ph. V. XV, 174. —
67 quoque inter agros A quoque inter greges V interque greges G quo-
que inter apros Klotz, Fl. J. 99 (1869) 93 f.; Rossberg, Fl. J. 119 (1879)
78; Illmann 34; ipse interque agnos Otto, Z. f. G. W. 1885, 225; ipse
quoque inter oves Hiller. Leonhard 29f.; Ullrich, Fl. J. Suppl. 17, 398ff.;
Ehwald, ph. Anz. 15 (1885) 585; Berl. ph. W. 1886, 391; Belling 74;
Magnus, Burs. J. 51, 324. — Cupido: Preller, gr.M. I 8 , 414. — 74 Kühner,
lat. Gr. H, 427f. — 79 at: Dräger, h. S. II 1 , 112. — 83.84 Zur Inter-
punktion vgl. Polle, Fl. J. 133 (1886) 80; Magnus, Burs. J. 61, 296;
Haupt, Op. III, 39. — 89 furvis G fulvis AP.
VII (II, 2). Gruppe, röm. Elegie 64 ff.; Teuffei, Studien 8 487 ff.;
Zingerle, kl. Abh. I 22 ff.; H, 45 ff.; Ullrich, Fl. J. Suppl. 17, 448 ff. —
1 Muret, Gronov, Vahlen u. a. verbinden ad aras mit dicamus, so dafs
venit natalis sc. dies in Parenthese steht; Hiller praef. XIV vermutet:
dicamus bona verba tuas, natalis, ad aras. — 6 genius: Birt in Roschers
Lex. myth. I, 1613 ff.; r man feierte in ihm (genius) nicht den Urheber
der Geburt, sondern den am dies natalis empfangenen Schutzgeist';
vgl. Hör. epist. U, 1, 187; Preller, r. M. I 8 , 78 ff. 566; II 8 , 195 ff. —
17 Amor: Preller, gr. M. I 8 , 413 ff. — utinam: viden ut Itali. — 21 hio
veniat natalis avis prolemque ministret A hfc* venias natalis avi pr. m.
Heinsius, Bährens, Tib. Bl. 88; Rothstein 96; ist avis nicht vielleicht
nur durch Dittographie von — alis entstanden und hat ein anderes
Wort verdrängt? — Vgl. Belling 36 ff.; Magnus, Burs. Jahr. 61, 336 f.
VIII (n, 5). Lachmann, kl. Sehr. II, 166ff.; Gruppe, röm. Eleg. 76 ff.;
Bubendey, Quaest. Tib. 1864, 28ff.; Bährens, Tib. Bl. 24ff.; Wisser, über
Tib. II, 5. Eutin 1874; O. Korn, Rh. Mus. 19, 501 ff.; Leo, phil. Unters.
II, 3 ff.; R. Richter, Burs. Jahr. X (1879) 279 ff.; Maass, Hermes 18 (1883)
321 ff.; Vahlen, Monatsb. d. Berl. Ak. 1879, 844 ff.; Ullrich, Fl. J. Suppl.
17 (1890) 387; E. Holzer, Korrespondenzbl. f. w. Seh. 34 (1887) 32 f. —
1 Preller, r. M. I 8 , 308 ff.; Marquardt, röm. Staatsverwa tg. III 2 , 350 ff. —
Tac. I, 8 ed. Nipperdey. — 4 meas A tuas Itali, F. Tank, de trist. Ovidii
recensendis. Greifsw. 1879, 62; Bährens, Tib. Bl. 25; mea Lachmann;
tua Wisser; novas Vahlen; sacras Leo 7, Magnus, Jahr. d. ph. V. IX,
2631; Burs. Jahr. 51, 169; Belling 57 ff. — precor: Dräger, h. S. II 9 , 321.
— 5 triumphali lauro Lachmann, kl. Sehr. II, 157. — - sed: Vahlen,
64 ANHANG.
Monatsb. 1878, 346; K. P. Schulze, Beiträge. 1893,21. — 9 Prell er, gr. M.
I 8 , 49. — 13 Guhl und Koner 4 711. — 18 quid Itali quos A. — 19ff. Dafs
unter haec eine andere als die Sibylle von Cumae zu verstehen ist, ist
von Maass, Hermes 18, 321 ff. nicht bewiesen und kann auch gar nicht
erwiesen werden. Seine Schlufsfolgerungen sind meiner Ansicht nach
völlig unhaltbar. — 20 raptos Itali capto s A; lares: Preller, r. M. II 2 ,
105 ff.; Verg. Aen. I, 527 ed. Gossrau. — 21 Romam: Troiam Leo 11;
Maass, Hermes 18, 326; Magnus, Burs. J. 61, 343; 349. — 22 Koldewey,
jZ. f. G.W. 31 (1871) 351. — 23 firmaverat Itali; Illmann 47. — 28 Pales:
Preller, r. M. I 8 , 417 ff. — 32 nam Rothstein 100. — 83 at: Ullrich,
Fl. J. Suppl. 17, 416. — 39 Preller, gr. M. I 8 , 414. — 43 Numicius:
Preller, r. M. II 8 , 142. — veneranda: venerande L. Müller; Belling 22 A4.
— 44 Indigetem: Preller, r. M. I 3 , 94. — 53 furtim: Hör. sat. I, 6, 57
ed. Fritzsche. — 57 ff. Magnus, Burs. J. 51, 312. — 64 vescar: Kühner,
lat. Gram. H, 282 A 4. — 67 quidquid Leo 14 ff. — Amalthea: soll nach
Lactantius, de falsa relig. I, 6, 12 mit der Cumanischen Sibylle iden-
tisch sein; in dem Sibyllenverzeichnis daselbst heifst es: septimam Cu-
manam Amaltheam — eamque novem libros attulisse ad regem Tarqui-
nium; — octavam Hellesponticam in agro Troiano natam, vico Marpesso
circa oppidum Gergithium eqs.; vgl. Pausan. X, 12, woselbst mehrere
Sibyllen mit Namen Herophile erwähnt werden; Klausen, Aeneas und
die Penaten 203 ff. — Lachmann, kl. Sehr. II, 156 ff. — 68 phebo A
Phoeto Lachmann, Phyto Huschke; vgl. Schol. Plato, Phaedr. 86, 4 und
Suidas s. v. <&vtco: %-azt\ ZuybCa, r\ y.vqCco bvo\iazi %ocXovfkivrj <&vzcb. —
grata A Graia Lachmann, grataque quod monuit Itali; Leo 27; Bel-
ling 79. — 69 albana A, Aniena Itali, Preller, r. M. II 8 , 139; Lact, de
fals. rel. I, 6, 12: deeimam Tiburtem, nomine Albuneam, quae Tiburi
colitur, ut dea iuxta ripas amnis Anienis; cuius in gurgite simulacrum
eins inventum esse dicitur tenens in manu librum, cuius sortes senatus
in Capitolinm transtulerit — Tiburs Itali Tiberis A. — 71 hec A hae
Itali. Nach Hiller ist vor 71 ein Distichon ausgefallen; Magnus, Burs.
J. 51, 312. — 79 fuerant AV fuerunt Itali. — 81 Preller, r. M. H 8 , 417.
— 83 gaudete coloni sehen andere als Parenthese an. — 86 Guhl und
Koner 4 577 ff. — 87 ac A at Itali; Lachmann, kl. Sohr. II, 159; vgl.
Haupt, Opusc. 1, 107 ff. — 89 Grimm, dtsche. Myth. 681 ff. — 91 ff. Magnus,
Burs. J. 51, 292. — 92 compressis A comprensis Itali. — 95 operta A
operata G Illmann 37; Magnus, Burs. J. 61, 326. — 96 levis umbra:
Otto, Z. f. G. W. 39 (1886) 225. — 98 ipse AV ante Itali, Magnus, Burs.
J. 61, 332. — 104 Senec. de benef. III, 27; Terent. Andr. I, 1, 137. —
108 ista A illa Itali; Rothstein 64; Terent. Andr. I, 1, 115; Ps.-Asc. zu
Cic. Verr. act. I, 10, 29 p. 140 Or.: dictum facete et contumeliose in
Metellos antiquum Naevii est: fatö Metälli Römai fiunt c6nsule*s, cui
tunc Metellus consul iratus versu responderat: dabünt malüm Metelli
Naäviö poe'tae. — 111 usque: Ph. Thielmann, Arch. f. Lex. V, 445. —
112 Koldewey, Z. f. G. W. 31 (1877) 351. — reperire Rothstein 61 ff;
Leonhard 41; Illmann 36. — 116 Ovid trist. IV, 2, 19; Prop. IV, 4, 16.
IX (IV, 2) Haupt, Hermes V, 34 ; sie war wahrscheinlich die Tochter
des Servius Snlpicius Rufus, des Konsuls d. J. 51. — 9 Guhl und Koner 4
616ff. — 10 Belling 22 A 4. — 13 Preller, r. M. I 8 , 452; 13. 14 hält
Eberz, Fl. J. 91 (1865) 853 für interpoliert. — 16 Guhl und Koner 4 619.
— 22 Guhl und Koner 4 241; Zingerle, kl. ph. Abh. II, 86. — 23 sumet A;
Hiller, Rh. M. 29 (1874) 99 ff.; sumat Itali; Magnus, Jahrb. d. phil. V.
IX, 281; Otto, Z. f. G. W. 39 (1885) 225; K. P. Schulze, Beiträge 1893, 21 f. ;
Belling 68 f. hoc sumite Lachmann; — Preller, r. M. I 8 , 274; 156 f.; 361 f.
X (IV, 4) Ullrich, Fl. J. Suppl. 17, 466; Mähly, Bl. f. d. bayr. G. 24
(1888) 480. 1 Preller, gr. M. I 8 , 219 ff. — 3 crede mihi Schmalz, Z. f.
ANHANG. 65
G. W. 1881, 115 und Antibarbarus I 6 , 338. — 6 pallida A Candida Itali,
Vahlen Ind. lect. bib. Berl. 1886/87 p. 14. — 8 Eur. Ipb. Taur. 1193ff.;
Sopb. Ai. 654ff.; Etym. Magn. p. 127, 13; Ovid fast. VI, 227ff.; Verg.
ecl. 8, 100; Hör. c. I, 26, lff.; Zingerle, Ovid und s. V. I, 41; kl. ph.
Abb. II, 84. — 21 Die Umstellung der Verse rübrt von den Itali her. —
23 Vablen, ind. lect. bib. Berl. 1886/87 p. 23; Haupt: lautus; Ullrich,
Fl. J. Suppl. 17, 466 A 2; Magnus, Jahresb. d. pbil. Ver. IX, 281.
XI (IV, 6). Graef, Annotationes 3 ff. F. Haase, Berl. Jahrb. f. w.
Kritik (1837) I, 40. 1 Preller, r. M. I 3 , 271 ff.; Röscher, lex. Myth. II,
588 ff.; Marquardt, röm. Staatsv. III*, 178. — 2 docta puella: vgl. Cat.
32, 16; Ovid am. II, 4, 17; a. a. II, 281 und die anderen Stellen bei
Broukhusius. — tota Itali Iota A 0. Richter, Fl. J. 103 (1871) 458. —
9 Bücheier, lat. Decl. 59. — 13. 14 stellt Prien nach v. 20 Fl. J. 85 (1861)
154; Bährens, Fl. J. 105 (1872) 626 f. — 14 sie A fit Itali. — 16 prae-
cipit et A praeeipiat Itali praeeipit en Heinsius; Magnus, Jahrb. d. ph.
V. IX, 281. — optat A optet Itali; K. P. Schulze, W. f. cl. Pb. 1885,
598. — 16 iam sua A clam sibi Itali iam tua Bährens, Fl. J. 105 (1872)
626. — 19 si iuveni grata A sis iuveni grata F sit oder sie iuveni grata
Itali veniet A et oder ac veniet oder adveniet Itali; si, iuveni (Cerintho)
gratae (puellae) veniet cum Lachmann, kl. Sehr. II, 148; sis iuveni cara
Dissen; sie iuveni placeat Huschke; sis, Iuno, grata et veniet Gruppe 68 f.,
Hiller; sit iuveni gjratum: veniet L. Müller; diva, veni grata, ut, vertet
cum Bährens; sit iuveni grata ac veniet Hertzberg, Hall. Jahrb. 1839,
1012; sit iuveni grata veniet K. P. Schulze, Beitrage 1893, 22; sit iuveni
grata et Vahlen ed. V; sit iuveni grata, ut, veniet A. Otto, Z. f. G. W.
39 (1885) 225; sie iuveni gratae, veniet Belling 70 f.; vgl. Karsten, Mne-
mosyne 13 (1885) 185.
XII (IV, 13). Biese, Entwicklung d. Naturgef. II, 96. J. P. Post-
gate, Of the genuineness of Tibullus IV, 13. Journ. of philol. IX. Nr. 18
S. 280—286; Magnus, Burs. Jahrb. 61, 369 ff. — 3 modo A mihi Itali;
vgl. Zingerle, Ovid u. s. V. I, 103; Heydenreich, Burs. J. 1887 II, 138.
— 8 ipse A ille Itali. — 11. 12 Dissen ed. Tib.p. LH seq. — 16 Kühner,
lat. Gr. II, 198. hoc A. haec V Rothstein 48; Hiller, phil. Anz. 14 (1884)
29. — 16 mihi F tibi A. — 17 cedo F credo A. — 21 faciam: faciaa
L. Müller.
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