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Full text of "Anthologie aus den Elegikern der Römer"

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1893 

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CHE UND LATEINISCHE 
KLASSIKER === 






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ANTHOLOGIE AUS DEN 

ELEGIKERN DER RÖMER 

2: TIBULL 

JACOBY 







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DIE HELLENISCHE KULTUR 



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ANTHOLOGIE 



AUS DEN 



ELEGIKERN DER RÖMER. 

FÜB DEN SOHULGEBEAUCH EKKLiRT 



VON 



KARL JACOBY. 



IN VIER HEFTEN. 
CATULL, TIBULL, PROPERZ, OV1D. 



ZWEITES HEFT: 

TIBULL. 

ZWEITE VERBESSERTE AUELÄGE 




LEIPZIG, 

DRÜCK UND VERLAG VON B, G, TEüBNJEE- 
1894. 



ALLE EECHTE, 
EINSCHLIESSLICH DES ÜBEBSETZUNGSBEOHTS, VOBBEHALTEN. 



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Inhalt. 

Seite 

Einleitung zum Tibull 1 

Nr. I — I, 1 , 6 

» n - i, 8 12 

„ EI = I, 5, 1-46 19 

„ IV = I, 7 23 

V — I, 10 28 

„ VI — II, 1 32 

„ vn — n, 2 38 

„ vm — II, 6 40 

„ IX = IV, 2 60 

X — IV, 4 .... K 52 

„ XI « IV, 6 53 

„ XII — IV, 13 54 

Anhang 57 



HM 022 




Einleitung zum Tibull. 



Wann Albius Tibullus, der trefflichste unter den römischen 
Elegikern 1 ), geboren ist, steht nicht fest. Einen Anhaltspunkt 
für die Berechnung der Jahre, in denen er lebte, bieten jedoch 
die Worte Ovids trist. IV, 10, 51 ff.: 

Vergilmm vidi tantum. nee amara Tibullo 

Tempus amicitiae fata dedere meae. 
Suceessor fuit hie tibi, Galle, Propertius Uli: 

Quartus ab his serie temporis ipse fui. 

Hiernach war Tibull Nachfolger des Cornelius Gallus 2 ), der 
von 685/69— 728/26 lebte, und in seinen Liebeselegieen die 
schöne Libertine Lycoris besang, andererseits Vorgänger des 
Properz, der 706/48 oder 707/47 geboren sein dürfte 8 ) und 
endlich des Ovid, dessen Geburtsjahr 711/43 ist. Somit wird 
also wohl das Geburtsjahr des Tibull in die Jahre 690 — 705 
d. St. = 64 — 49 v. Chr. fallen 4 ), vielleicht am richtigsten auf 
700/54 festgesetzt werden, zumal da er nach einem Epigramm 
des Domifcius Marsus 6 ), seines Zeitgenossen, im besten Mannes - 
alter, nämlich als iuvenis, starb und zwar ganz kurz nach 
Vergil. Dieser schied bekanntlich am 22. September 735/19 
im Alter von 51 Jahren aus dem Leben, also kann Tibull 
nicht lange vor 700/54 geboren sein. Zu dieser Annahme 
pafst auch sein Verhalten Horaz 6 ) und Messalla gegenüber, 
die beide als ältere Freunde erscheinen. 

Unbekannt ist uns der Vorname Tibulls wie auch der 
Geburtsort, Dafs er aus einer Ritterfamilie stammt, ist mög- 
lich, aber nicht sicher beglaubigt 7 ), jedenfalls war sie, was 
wir aus Tib. I, 1, 41 ff. entnehmen können, ursprünglich wohl- 
habend. Aber wie für andere Dichter z. B. Vergil, so wurde 
auch für Tibull das Jahr 713/41 durch die Verteilungen von 
'Ländereien, die Augustus den Veteranen schenkte, verhängnis- 
voll; er scheint damals einen bedeutenden Teil seines väterlichen 
Besitzes eingebüfst zu haben; immerhin behielt er noch so viel, 

J a c o b y , Anthologie. IL 2. Aufl. 1 



2 Einleitung zum Tibull. 

um ein bescheidenes, aber sorgenfreies Leben führen zu können. 
Aus Horaz epist. I, 4, 2 ergiebt sich, dafs das von seinem 
Vater ererbte Landgut in der Gegend von Pedum (in regione 
Pedana) bei Tibur lag. — Da in den Gedichten nie von dem 
Vater, sondern immer nur von Mutter und Schwester die Rede 
ist, so liegt die Annahme nahe, dafs jener frühe gestorben 
und der Knabe von Frauen auferzogen ist. War dies der Fall, 
dann erklärt sich auch das weichliche Wesen, das tiefe Empfin- 
den und innige Gefühl, das unserem Dichter in ganz beson- 
derem Mafse eigen ist. In Rom, wohin er sich wahrscheinlich 
frühzeitig begab, trat er bald dem M. Valerius Messalla Cor- 
vinus 8 ) näher, der nicht nur selbst litterarisch thätig war und 
als Redner auftrat, sondern auch junge aufstrebende Talente 
unterstützte. Sein Haus bildete einen Sammelpunkt für jüngere 
Dichter, die hier ihre Gedichte, ehe sie sie veröffentlichten, 
vortrugen, die Urteile des Messalla und der Freunde hörten 
und berücksichtigten. Doch auch als Feldherr hat sich Messalla 
einen Namen gemacht. In der Schlacht von Philippi im Jahre 
42 v. Chr. kämpfte er unter Brutus und Cassius, schlofs sich 
dann dem Antonius an, den er aber aus Mifsmut über sein 
Verhältnis zur Kleöpatra verliefs, und blieb von jetzt ab ein 
treuer Anhänger des Octavian. In der cohors des Messalla 
scheint auch Tibull an der Schlacht von Actium 723/31 als 
Begleiter and Gesellschafter, nicht als Soldat teilgenommen zu 
haben 9 ), jedenfalls erhielt er von ihm die Aufforderung, ihn 
nach der genannten Schlacht in den Orient zu begleiten. Der 
Dichter erkrankte jedoch, so dafs er auf Kerkyra zurückbleiben 
mufste 10 ), während Messalla über das Agäische Meer nach 
Ägypten fuhr, um hier sowie auch in Syrien und Cilicien die 
zerrütteten Verhältnisse zu ordnen; 725/29 kehrte er nach 
Rom zurück, wohin sich auch Tibull, der inzwischen von seiner 
Krankheit genesen war, begeben hatte. Da Messalla von 
Augustus bald darauf den Auftrag erhielt nach Aquitanien 
abzugehen, um die aufständischen Völkerschaften zu unter- 
werfen, so schlofs sich Tibull seinem Gönner in dessen cohors 
an 11 ). Dieser trug über sie einen glänzenden Sieg am Flusse 
Atax (Aude) im Jahre 28 v. Chr. davon, und feierte am 
25. September 727/27 einen wohlverdienten Triumph 12 ). 

Seine Freundschaft mit Messalla brachte ihn natürlich 
auch mit anderen Mitgliedern des Kreises, die sich um jenen 
scharten, in Verbindung. Dazu gehörte namentlich Aemilius 
Macer aus Verona, der Lehrgedichte nach Art des Nikander 
aus Kolophon u. a. verfafste, C. Valgius Rufus, der Verfasser 
von Elegieen und Epigrammen, zum Teil auch Ovid. Von 
seinem freundschaftlichen Verhältnis zu Horaz war schon oben 



Einleitung zum Tibull. 3 

die Bede. Auffallend mufs es erscheinen, dafs sich nie der 
Name des Augustus in seinen Gedichten findet. 18 ) 

Das unter dem Namen des Tibull auf uns gekommene 
Werk ist eine Sammlung von Gedichten, die in dem gelehrten 
Kreise, der sich um Messalla geschart hatte, entstanden ist; 
nicht mit Unrecht hat man es ein Familienbuch genannt. 14 ) 
In den Ausgaben ist es meistens in vier Bücher abgeteilt lb ) r 
und zwar umfafst das erste Buch die von Delia und die von 
Marathus, einem schönen Jünglinge, das zweite die von Ne- 
mesis, das dritte die von Neära handelnden, das vierte den. 
Panegyrikus auf Messalla und die Sulpicia-Lieder. 

Tibull, der, wie wir sahen, seine Kindheit auf dem Lande- 
zugebracht hat, behielt die schwärmerische Liebe für das Land- 
leben auch in seinem spätem Alter bei. Darum kehrt das 
Lob und der Preis des Lebens auf dem Lande, die Schilderung 
der idyllischen Buhe und der mannigfaltigen Thätigkeit des 
Landmannes in allen seinen Gedichten wieder. Immer neue 
Seiten weifs der Dichter diesem Leben abzugewinnen, immer 
von neuem, ohne den Leser zu ermüden oder langweilig zu 
werden, das ruhige, friedliche, beglückende Leben auf dem 
Lande zu preisen. Neben diesem unerschöpflichen Stoffe ist 
es die Liebe, nach der sein weiches, warmes Herz verlangt. 
GTewifs ist seine Erziehung durch Frauen in der Jugend auch 
hierin nicht ohne Einflufs auf ihn gewesen. Die Geliebte, 
die uns in den Gedichten des ersten Buches entgegentritt, führt 
den Namen Delia. Mit ihrem wahren Namen hiefs sie, wie 
wir aus Apuleius 16 ) wissen, Plania; nach der bekannten Art 
der römischen Dichter, ihre Geliebte unter einem anderen 
Namen zu besingen 17 ), übertrug er ihren Namen in das 
Griechische und nannte sie Delia. Auf die vielerörterte Frage, 
in welchen Gedichten Delia unverheiratet, in welchen sie ver- 
heiratet 18 ) erscheint, welch' eine zeitliche Reihenfolge für die 
einzelnen Delialieder 19 ) anzusetzen ist, brauchen wir hier nicht 
einzugehen, da wir es ja nur mit einer Auswahl aus den Ge- 
dichten zu thun haben; nur soviel sei bemerkt; dafs die Ge- 
liebte eine freigeborene Römerin gewesen zu sein scheint, ein 
schönes und gutgeartetes Mädchen, aber ohne jede tiefere Bil- 
dung. Die Liebe des Dichters ist eine innige und aufrichtige, 
und es fehlt nicht an reizenden Zügen, die uns in das tief- 
empfindende Herz des Dichters einen Einblick gewähren. — 
Herausgegeben 20 ) ist das erste Buch ohne Zweifel bald nach 
dem Triumphe des Messalla, also im Jahre 727/27. 

Nach der gewöhnlichen Annahme ist dagegen das zweite 
Buch, dessen Gedichte mit mehr Leidenschaft als Innigkeit 
eine zweite Geliebte mit Namen Nemesis feiern, nicht von 

l* 



4 Einleitung zum TibulL 

Tibull selbst, sondern von seinen Freunden nach seinem Tode 
aus seinem Nachlasse veröffentlicht worden. 21 ) In den be- 
kannten Versen des Ovid amor. III, 9, 31 f.: 

Sic Nemesis longum 9 sie Belia nomen habebunt, 
Altera cura recens, altera jyrimus amor 

welche ein schönes Denkmal treuer Liebe sind, wird ihm un- 
vergänglicher Nachruhm verheifsen. 

Auf die vielfach behandelte Frage, ob Tibull aufser Delia 
und Nemesis 22 ) noch andere Geliebte gehabt hat, ob unter der 
von Horaz c. I, 33 genannten Glycera dieselbe wie Nemesis zu 
verstehen ist 28 ), einzugehen, scheint müfsig, zumal der Dichter 
I, 5, 39 selbst von sich sagt: saepe aliam tenui, wenn auch 
andererseits zuzugeben ist, dafs das Verhältnis, in dem Tibull 
zuerst zu Delia, dann zu Nemesis stand, ein besonderes ge- 
wesen ist. Bei Nemesis hat der Dichter übrigens vorzugs- 
weise gegen ihre Habgier anzukämpfen; sie bevorzugt einen 
reichen Freigelassenen, den sie auf seine Güter begleitet. So 
erklärt es sich, dafs der Dichter an einzelnen Stellen auf das 
Landleben schmäht, natürlich nicht im Ernste. — Die Heraus- 
gabe wird im Jahre 24 erfolgt sein 24 ). Das dritte Buch, 
welches das Verhältnis von Lygdamus zu Neära behandelt, 
rührt, wie wir genau wissen, nicht von Tibull her, sondern 
hat einen sonst unbekannten Lygdamus zum Verfasser, der 
ein Zeitgenosse des Tibull gewesen sein und dem Kreise des 
Messalla angehört haben mag. 26 ) Aus diesem Grunde haben 
auch keine Gedichte jenes Dichters in dieser Sammlung Auf- 
nahme gefunden. — Das vierte Buch endlich enthält aufser 
dem Panegyrikus auf Messalla, der nicht den Tibull zum Ver- 
fasser hat 26 ), die sogenannten Sulpicia-Lieder (IV, 2—12). Sie 
behandeln die Liebe der Sulpicia und des Gerinthus. Das 
Mädchen ist eine junge, vornehme und gebildete Römerin von 
grofser Schönheit, welche mit einem Jünglinge Cerinthus — 
ob dieser mit seinem wahren Namen Cornutus hiefs und ob 
er ein Grieche war, bleibe hier unerörtert 27 ) — ein heimliches 
Liebesverhältnis hatte; Messalla scheint von ihm gewuUst zu 
haben. Die Gedichte 28 ) zerfallen in zwei Reihen, IV, 2—7 
und IV, 8—12, von denen jede ein in sich abgeschlossenes 
Ganzes bildet. Während die Gedichte der zweiten Reihe poe- 
tische Briefchen der Sulpicia selbst sind, behandelt auf Grund- 
lage dieser in 2 — 7 ein wahrer Dichter, der ohne Zweifel 
Tibull selbst ist, das Liebesverhältnis der Genannten in durch- 
aus ansprechender und künstlerischer Weise. — Das letzte 
Gedicht endlich IV, 13 hat ebenfalls Tibull zum Verfasser. 29 ) 

Dem Urteil, welches im Altertume Velleius 80 ) und Quin- 



Einleitung zum Tibull. 5 

tilian 81 ) über Tibull fallen, die ihm den Preis unter den 
römischen Elegikern zuerkennen, wird man auch heute inso- 
weit beistimmen können, als anerkannt werden mufs, dafs er 
seine Schwärmerei für das Landleben und seine aufrichtige 
Liebe ohne Anwendung rhetorischer Mittel zum Ausdrucke 
bringt. Er hält sich frei von Anspielungen auf abgelegene 
Mythen, ist klar und durchsichtig, aber etwas eintönig. Sein 
Stoff ist beschränkt, aber in dem engen Kreise, in dem er 
sich bewegt, ist er Meister 82 ). Vollendet aber und eigenartig 
ist die Form; besonders häufig kehrt der Parallelismus der Ge- 
danken und Bilder wieder, der oft mit einer Wiederholung 
desselben Wortes verbunden ist. Indem Tibull einem Ge- 
danken nachhängt, scheint er nicht selten von seinem eigent- 
lichen Thema abzukommen, aber es scheint nur so. — Lange 
Zeit hindurch glaubte man irrtümlicher Weise Symmetrie 
und durchgeführte Responsion in seinen Gedichten nachweisen 
zu können und suchte sie oft auf Kosten der Überlieferung 
herzustellen; noch schlimmer hat man unserem Dichter da- 
durch mitgespielt, dafs man Versumstellungen, Ausscheidungen 
und Lücken annahm. 83 ) Die heutige Kritik verwirft im All- 
gemeinen diese Mittel — nur wenige Stellen lassen sich nicht 
anders erklären — und sucht den Gedankengang des Dichters 
aufzuspüren. 84 ) Tibull ist schlicht und einfach in seiner Sprache 
und verschmäht die Künsteleien, wie wir sie in den Gedichten 
der Alexandriner und ihrer Nachahmer finden. Ihm und auch 
dem Ovid ist der iambische Pentameterschlufs eigen, d. h. que 
und ve geht nicht selten einem den Pentameter schliefsenden 
iambischen Worte voraus. 85 ) 



TIBULL. 



Nr. I (I, 1). 

Divitias alias falvo sibi congerat auro 
Et teneat culti iugera multa soli, 

Quem labor adsiduus vicino terreat hoste, 
Martia cui somnos classica pulsa fugent: 



Nr.I (1,1). 

I. Tibull hatte als Begleiter des 
Messalla das Lagerleben zur Genüge 
kennen gelernt. Als er daher später 
nach seiner Genesung und Rückkehr 
von Kerkyra (vgl. I, 3) von ihm zur 
Teilnahme an dem Feldzuge nach 
dem Orient aufgefordert wurde, 
lehnte er dieses Anerbieten dan- 
kend ab. Als Grund giebt er seine 
friedliche Natur und seine Anhäng- 
lichkeit an sein Landgütchen, so- 
wie die Liebe zu seiner Delia an. 
Es vereinigt somit diese an die 
Spitze sämtlicher Gedichte gestellte 
Elegie die beiden Hauptmomente 
der Tibullißchen Dichtung. — Das 
Gedicht, das vermutlich im Jahre 
30 v. Chr., als die Aufforderung an 
ihn erging, entstanden sein wird, 
zerfällt gewissermafsen in zwei 
Teile; der zweite beginnt mit w. 45. 
46, in denen zuerst die Herrin ge- 
nannt wird, die von nun an den 
Mittelpunkt der Gedanken des Dich- 
ters bildet. 

1—14. Wer Eriegsarbeit nicht 
scheut, mag sich Reichtümer sam- 
meln, ich ziehe ein ruhiges Leben, 
wenn auch in bescheidenen Ver- 
hältnissen vor; ich will fleifsig 
selbst als Landmann arbeiten und 



Reben und Bäume pflanzen; auch 
bin ich der Huld der Götter ge- 
wifs, da ich fromm bin, den ein- 
samen Pfahl auf der Flur und den 
Stein am Kreuzwege bekränze und 
dem ländlichen Gott das Erstlings- 
opfer darbringe. 

1. fulvo auro: ablat. instr. zu 
congerat; vgl. Ovid Her. XVI, 224: 
congestoque auri pondere dives ero? 
Cic. de imp. Cn. Pomp. IX, 22. Zu- 
sammengescharrtes Geld und lie- 
gendes Gut kümmern den Dichter 
wenig. 

3. labor: Kriegsarbeit, Kampf; 
vgl. Caesar bell. g. III, 5, 2; VH, 
41,2: cum — nostros adsiduo läbore 
defatigarent. — terreat und v. 4 
fugent sind konsek. Konjunktive. 

4. classica pulsa: classicum ist 
das durch das Hörn gegebene Signal, 
dann auch das Instrument selbst; 
so sagt man classicum canere, flare, 
inflare. Bei denjenigen Instrumen- 
ten dagegen, weiche mit dem Fin- 
ger oder dem plectrum geschlagen 
werden, ist pellere das übliche Ver- 
bum; es findet sich daher mit lyra, 
nervi und ähnlichen Substantiven 
verbunden. Hier ist demnach eine 
Vermischung von beiden Ausdrucks- 
weisen eingetreten. 



TIBÜLL. Nr. I (I, 1). 

5 Me raea paupertas vita traducat inerti, 

Dum meus adsiduo luceat igne focus. 
Ipse seram teneras maturo tempore vifes 

Rusticus et facili grandia poma manu: 
Nee spes destituat, sed frugum semper acervos 
10 Praebeat et pleno pinguia musta lacu. 

Nam veneror, seu stipes habet desertus in agris 

Seu yetus in trivio florida serta lapis: 
Et quodeumque mihi pomum novus educat annus, 

Libatum agricolae ponitur ante deo. 



5. me mea: Pronomina derselben 
Person stehen bei Dichtern und 
Prosaikern gerne nebeneinander. — 
paupertas: geringes Einkommen im 
Vergleich zu seinem frühern Wohl- 
stande, während egestas Bettelarmut 
bedeutet; vgl. Porph. zu Hör. epist 
II, 2, 199 : paupertas etiam honestae 
par8imoniae nomen est et usurpatur 
in fortuna medioeri. — traducat; 
Konj. des Wunsches; traducere: hin- 
durchgeleiten. Die Komposita mit 
trans bezeichnen ursprünglich die 
Bewegung, welche von einem zum 
andern geht, so dafs dabei ein 
Zwischenraum überschritten wird; 
oft wird durch sie nur ausgedrückt, 
dafs etwas von einem auf den an- 
dern übergeht. Mich aber mag 
gerne mein mäfsiger Besitz durch 
ein thatenloses Leben hin durch - 
•leiten, wenn nur — . — inerti — 
otiosa thatenlos; vgl. v. 58. 

6. Ein focus perennis, pervigil 
gehört zu den Wünschen der Ge- 
nügsamen, nur dem Bettelarmen 
fehlt selbst das Herdfeuer: vgl. 
Cat. 23, 1 f. : Furi, cui neque servus 
est neque ignis; Mart. X, 47, l ff.: 
vitam quae faciant beatiorem — haec 
sunt: focus perennis. Vgl. Stat 
silv. I, 2, 255: divesque foco lu- 
cente Tibullus.— adsiduo igne steht 
im Gegensatz zu adsiduus labor 
v. 3. 

7. ipse: mit eigener Hand; vgl. 
Prop. IV, 17, 15: ipse seram vites 
pangamque ex ordine colles. — tene- 
ras: dünn, schwankend. 

8. rusticus: wie ein Bauer; die 
Vergleichungspartikel fehlt wie auch 



sonst; vgl. v. 56. — facili: leicht be- 
weglich, gewandt, geschickt. — 
grandia poma (eig. pomos) bildet 
einen Gegensatz zu teneras vites. 

9. nee spes destituat: %ov% av 
ancttrjoeisv % ilntg; spes destituit 
steht absolut, sonst sagt man ge- 
wöhnlich destitui spe. 

10. pinguia: ölig, dickflüssig; 
vgl. Hör. sat. II, 4, 65: pingui 
miscere mero. — lacu: locus ist 
eigentlich ein Wassertrog, dann 
ein trogartiges Behältnis zu land- 
wirtschaftlichen Zwecken, hier die 
Weinkufe, in die der geprefste 
Wein fliefst; vgl. Tib. II, 5, 86 
(Nr. VHI). 

11. nam: der Gedankengang ist: 
und ich werde mich auch in meiner 
Hoffnung nicht tauschen, denn — . 
veneror x sc. stipitem seu lapidem. — 
Auf den Äckern und an Scheide- 
wegen befanden sich roh bearbeitete 
Pfahle und Steine, welche Flur- 
götter darstellten. Vgl. über die 
Verehrung dieser Ovid fast. II, 641 ff. : 
Termine, sive lapis, sive es defossus 
in agro stipes, ab antiquis tu quo- 
que numen habes. te duo divefsa 
domini pro parte coronant, binaque 
serta tibi binaque liba ferunt. 

14. libatum: als Spende. — agri- 
colae deo: Silvanus, der ein Be- 
schützer der Gärten war. Vgl. Tib. 
I, 5, 27 (Nr. HI). — ponitur ante — 
apponitur; ante steht adverbiell; 
vgl. Hör. sat. I, 3, 92 f.: aut posi- 
tum ante mea quia pullum in parte 
catini sustulit esuriens. Tib. II, 5,98 
(Nr. VIII): coronatus stabit et ante 
calix. 



8 



TIBÜLL. Nr. I (I, 1). 



15 Flava Ceres, tibi sit nostro de rure Corona 
Spicea, quae templi pendeat ante fores, 
Pomosisque ruber custos ponatur in hortis, 

Terreat ut saeva falce Priapus aves: 
Vos quoque, felicis quondam, nunc pauperis agri 
20 Custodes, fertis munera vestra, lares: 

Tunc vitula innümeros lustrabat caesa iuvencos, 

Nunc agna exigui est hostia parva soli: 
Agna cadet vobis, quam circum rustica pubes 
Ciamet c io messes et bona vina date': 
25 Iam modo iam possim contentus vivere parvo 
Nee semper longae deditus esse viae, 



15—36. Auch den Gottheiten der 
Flur bringe ich die schuldigen Ga- 
ben dar: Geres soll den Erntekranz, 
Priapus einen Platz im Garten, die 
Laren ein Lamm erhalten. Die 
schmerzliche Erinnerung an den 
ehemaligen Reichtum (y. 19) kommt 
bei dem Dichter nicht ganz zum 
Durchbruch bei dem Gedanken an 
die ländliche Festfeier. Bei be- 
scheidenem Auskommen, wünscht 
der Dichter weiter, möge er ruhig 
auf dem Lande leben, Schatten 
und Quelle aufsuchen können, und 
schliefst mit der Bitte, Diebe und 
Wölfe mögen seiner kleinen Herde 
fern bleiben. 

15. flava: blond heifst Ceres wie 
Demeter lavä*?}, da sie als die 
Göttin der Ernte reife (gelbe) Ähren 
auf dem Kopfe trägt; vgl. Serv. zu 
Verg. georg. I, 96: flava dicitur 
propter aristarum maturitatem; Ovid 
fast. IV, 424; 616; Hör. c. s. 29 f.: 
fertilis frugum pecorisque tellus spi- 
cea donet Cererem Corona. 

18. Priapus ist der Gott der 
Fruchtbarkeit, der Felder und der 
Herden. §ein Bild war aus Feigen- 
oder Pappelholz gezimmert und mit 
Mennig rot angestrichen; in der 
Hand hielt er eine Sichel und diente 
als Vogelscheuche und zum Schutze 
gegen Diebe; vgl. Ovid fast. 1, 415: 
at ruber, hortorum decus et tutela, 
Priapus; met. XIV, 640 : quique deus 
fures vel falce — terret; Hör. sat.1,8, 
3 f.: furum aviumque maxima for- 
mido; Verg. georg. IV, 110 f. 



19. Tibull spielt auf seinen Ver- 
lust an, den er durch die Äcker- 
verteilungen des Augustus an die 
Veteranen erlitten hatte; vgl. Ein- 
leitung S. 1. 

20. fertis: das Präsens drückt die 
Gewohnheit aus. — munera ferre: 
Gaben davontragen, empfangen; 
vgl. Hör. c. IV, 8, 4: neque tu pes- 
sima munera ferres; Ovid am. III, 
6, 66: munera promissis uberiora 
feres. — vestra: die euch gebühren- 
den. — lares: den Laren, die ur- 
sprünglich Flurgötter (lares rura- 
les), dann Hüter des Hauses waren, 
wurde an den ländlichen Festen 
(Ambarvalia) zugleich mit Bacchus 
und Ceres geopfert, wobei man sie 
um das Gedeihen der Saaten, des 
Weines und der Herden anflehte. 

21. tunc: bezieht sich auf felicis 
quondam v. 19. 

24. Aus bona (vina) ist zu messes 
zu ergänzen bonos. 

25. Der Sinn ist: wofern ich nur 
zufrieden auch bei kleinem Besitz 
leben kann und nicht in den Krieg 
zu ziehen brauche, soll euch ein 
Lamm als Opfer dargebracht wer- 
den. — modo: =- dummodo; iam- 
iam durch modo getrennt wie Verg. 
Aen. XII, 179 : iam melior iam diva 
precor. 

26. Zu nee aus possim ist ein 
Verbum wie debeam oder opus sit 
zu ergänzen. — viae: Märsche wäh- 
rend des Krieges; vgl. Hör. c. II, 
6, 7: sit modus lasso — viarum mi- 
litiaeque. 



TIBÜLL. Nr. I (I, 1). 

Sed canis aestivos ortus vitare sub umbra 

Arboris ad rivos praetereuntis aquae. 
Nee tarnen interdum pudeat tenuisse bidentes 
30 Aut stimulo tardos increpuisse boves, 
Non agnamve sinu pigeat fetumve capellae 

Desertum oblita matre referre domum. 
At vos exiguo pecori, furesque lupique, 

Parcite: de magno est praeda petenda grege. 
35 Hie ego pastoremque nieum lustrare quotannis 

Et placidam soleo spargere lacte Palem. 
Adsitis, divi, nee vos e paupere mensa 

Dona nee e puris spernite fictilibus. 
Fictilia antiquus primuni sibi fecit agrestis 
40 Pocula, de facili conposuitqne luto. 

Non ego divitias patrum fruetusque requiro, 

Quos tulit antiquo condita messis avo: 
Parva seges satis est, satis est, requiescere lecto 



27. canis aestivos ortus: =» Hitze 
der Hundstage; der Aufgang des 
Gestirnes statt der Wirkung. Das 
Sternbild des canis mit dem Sirius 
geht am 20. Juli auf. Die Mehr- 
zahl ortus, weil die Sonne täglich 
aufgeht; vgl. Ovid met. I, 779; Hör. 
c. IV, 15, 15. 

28. Ähnlich Lucr. II, 29 f.: pro- 
strati in gramine molli propter aquae 
rivum sub ramis arboris altae; Hör. 
c. I, 1, 22: stratus nunc ad aquae 
lene caput sacrae. 

29 ff. Doch soll mein otium nicht 
ganz ohne Arbeit sein; gerne will 
ich mich mit ländlicher Arbeit be- 
fassen, und ich bitte nur, dafs 
Wölfe und Diebe meine kleine 
Herde verschonen. 

29. tenuisse: aor. Inf. perf., von 
den Dichtern gerne des Metrums 
wegen angewendet. 

35. hie: hier, auf meinem jetzigen 
kleinen Besitztum. 

36. Am Palilien — oder wie man 
das Wort in Born gewöhnlich aus- 
sprach — Parilienfeste, das am 
21. April gefeiert wurde, flehte 
man die Göttin Pales um Schutz 
und Gedeihen der Hefden an; zu- 
gleich bat man um Verzeihung für 
Vergehen, wenn z. B. etwa die hei- 
ligen Haine durch die Herden ver- 



unreinigt waren. Durch angezün- 
dete Strohfeuer, über die man die 
Herden dreimal trieb und selber 
sprang, reinigte man das Vieh und 
sich selbst; vgl. Ovid fast. IV, 
721 ff.; Tib. H, 5, 87 (Nr. VIII). — 
placidam steht proleptisch. 

37 — 50. Anrufung der Götter bei 
den Festgelagen zu erscheinen; mit 
einfachem Mahl und einfachem Ge- 
rät ist der Dichter zufrieden; er 
ist glücklich, wenn er auf seinem 
gewohnten Lager ruhen und seine 
Geliebte im Arme halten darf. 

38. Thongeschirr gebrauchten nur 
die Armen; vgl. Ovid met. VHI, 
668 ff.: omnia fictilibus (ponuntur), 
post haec caelatus eodem sistitur 
argento crater. Am Ende der Re- 
publik verdrängte Silber- und Gold- 
geschirr das alte einfache Thon- 
geschirr, das höchstens noch beim 
Opfern Verwendung fand; vgl. Plin. 
35,46 (158): in sacris quidem etiam 
inter hos opes hodie — fictilibus 
praelibatur simpuviis (Opferschalen). 

40. facili: leicht zu bearbeiten, 
weich. — conposuitque: vgl. über 
diese dem Tib. eigentümliche Stel- 
lung des que Einl. S. 5. 

41. patrum: Vorfahren. 

43. Vgl. Cat. 31, 8 ff.: ac perc- 
grino labore fessi venimus larem ad 



10 



TIBÜLL. Nr. I (I, 1). 



Si licet et solito membra levare toro. 
45 Quam iuvat inmites ventos audire cubantem 
Et dominam tenero continuisse sinu 
Aut, gelidas hibernus aquas cum fuderit auster, 

Securum somnos imbre iuvante sequi! 
Hoc mihi contingat: sit dives iure, furorem 
50 Qui maris et tristes ferre potest pluvias. 
quantum est auri pereat potiusque smaragdi, 

Quam fleat ob nostras ulla puella vias. 

Te bellare decet terra, Messalla, marique, 

Vt domus hostiles praeferat ezuvias: 

55 Me retinent vinctum formosae vincla puellae, 

Et sedeo duras ianitor ante fores. 

Non ego laudari curo, mea Delia: tecum 

Dum modo sim, quaeso seguis inersque vocer. 
Te spectem, suprema mihi cum venerit hora, 
60 Te teneam moriens deficiente manu. 



nostrum desideratoque adquiescimus 
lecto. — toro: torus ist ein Teil des 
lectus. 

45. Vgl. Goethe, röm. Eleg. XVIII, 
15 f. : So erfreuen wir nns der lan- 
gen Nächte; wir lauschen, Busen 
an Busen gedrängt, Stürmen und 
Regen und Gufs. 

46. tenero sinu: an zarter Brust, 
abl. loci; vgl. Tib. I, 2, 73: teneris 
retinere lacertis. 

47. Vgl. Ovid ep. ex P. II, 1,25 f.: 
cum multis lucibus ante fuderit ad- 
siduas nubilus auster aquas. 

48. somnos sequi: den Schlaf auf- 
suchen, d. h. die Nacht über schla- 
fen; vgl. Senec. Oed. 682: otium 
ac somnum sequi; Gic. de leg. II, 
1, 3. — imbre iuvante: der Regen 
befördert durch das eintönige gleich- 
mäfeige Herabträufeln den Schlaf; 
vgl. Soph. bei Cic. ad Att. 11,7,4: 
uccv vnb aziyiß nvnvfjs änovsiv 
tpSHctdog svdovor) tpQtvl, Liv. 24, 
46, 6: imber—lentior deinde aequa- 
liorque accidens auribus magnam 
partem hominum sopivit. 

51 — 75. An die bescheidenen 
Wünsche knüpft der Dichter zum 
Schlüsse noch die Bitte, dafs die 
Götter ihm die Liebe seiner Delia 
über den Tod hinaus erhalten 
möchten. 



61. potius pereat: gehört zu bei- 
den Satzgliedern ; der Verbalbegriff 
ist voraufgenommen. 

62. quam =» quam ut nach einem 
Komparativ besonders nach potius: 
vgl. Cat. 64, 81 ff.: ipse Theseus — 
corpus — proicere Optovit potius 
quam talia Cretam funera — porta- 
rentur. 

64. Die dem Feinde abgenom- 
menen Beutestücke (exuviae) wur- 
den entweder an die Thüren von 
Privathäusern oder Tempeln an- 
gehängt; vgl. Verg. Aen. II, 504: 
barbarico postes auro spoliisque su- 
perbi. 

55. Vgl. Hör. c. IV, 11, 21 ff.: 
Telephum — occupavit — puella 
dives et lasciva tenetque grata com- 
pede vinctum. 

66. ianitor =» tanquam ianitor. 

67. non: gehört zu curo. — lau- 
dari: sich Kriegsruhm erwerben; 
vgl. Prop. I, 6, 29: non ego sum 
laudi, non natus idoneus armis. 

58. quaeso — vocer: gerne lasse 
ich mich nennen. 

69. Der Dichter malt sich seinen 
Tod, sein Begräbnis und die Trauer 
seiner Geliebten aus. 

60. deficere: ermatten, erkalten. 
Vgl. Ovid am. III, 9, 68: me tenuit 
moriens deficiente manu. 



TIBÜLL. Nr. I (I, 1). 



11 



Flebis et arsuro positum me, Delia, lecto, 

Tristibus et lacrimis oscula mixta dabis. 
Flebis: non tua sunt duro praecordia ferro 

Vincta, neque in tenero stat tibi corde silex. 
65 Illo non iuvenis poterit de fernere quisquam 

Lumina, non virgo, sicca referre domum. 
Tu manes ne laede meos, sed parce solutis 

Crinibus, et teneris, Delia, parce genis. 
Interea, dum fata sinunt, iungamus amores: 
70 Iam veniet tenebris Mors adoperta caput, 
Iam subrepet iners aetas, neque amare decebit, 

Dicere nee cano blanditias capite. 
Nunc levis est traetanda Venus, dum frangere postes 

Non pudet et rixas inseruisse iuvat. 
75 Hie ego dux milesque bonus: vos, signa tubaeque, 



61. Konstr.: et flebis et dabis. 
Während die Konjunktive spectem 
et teneam den Wunsch ausdrücken, 
liegt in dem Futurum die Gewifs- 
heii — arsuro lecto: gemeint ißt 
die Tragbahre (feretrum), die mit 
dem Leichnam zugleich verbrannt 
wurde; vgl. Ovid met. XIV, 746 f.: 
funera ducebat mediam lacrimosa 
per urbem luridaque arsuro porta- 
bat membra feretro. 

63. Das allen Gefühlen ver- 
schlossene Herz wird hier, wie viel- 
fach, mit Eisen und Kiesel ver- 
glichen; vgl. Tib. I, 10, 59 (Nr.V); 
Eurip. Med. 1279; Schiller, Gang 
nach d. Eisenh. : denn fühllos, wie 
das Eisen, war das Herz in ihrer 
Brust. 

67. tu: die Subjektspronomina 
werden zum Imperativ häufig auch 
ohne besonderen Nachdruck hinzu- 
gefügt. Allzugrofse Trauer stört 
die Manen; vgl. Sulpicius in dem 
berühmten Trostbriefe an Cicero 
(ep. ad fam. IV, 6, 6): quodsi qui 
etiam inferis semus est, qui illius 
(TuUiae) in te amor fuit pietasque 
in omnes suos, hoc certe illa te 
facere (vehementius lugere) non vult. 

68. Vgl. Ovid trist. III, 3, 51: 
parce tarnen lacerare genas nee scinde 
capiUos. 

69. amores iungamus: a. lungere 
sich Liebesbeweise geben, einan- 



der lieben, ist ähnlich gesagt wie 
oscula iungere; vgl. Gat. 64, 372: 
quare agite optatos animi coniun- 
gite amores. 

70. Der Tod ist hier personifi- 
ziert gedacht (vgl. Cic. de nat. 
deor. III, 17,44: Verg. Aen. XI, 
197); Mors als Todesgöttin ent- 
sprach dem Qdvatog der Griechen, 
der mit schwarzen Flügeln (Hör. 
sat. II, 1, 58 Mors atris circumvolat 
älis) oder in einem schwarzen 
Gewände (vgl. Eurip. Ale. 261 ed. 
WiUam.), jedenfalls meistens als 
älterer bärtiger Mann dargestellt 
wurde; vgl. auch Schiller, Glocke: 
der schwarze Fürst der Schatten. 

71. Vgl. Goethe, Vier Jahres- 
zeiten Nr. 37: Leben mufs man und 
lieben; es endet Leben und Liebe. 
Schnittest Du, Parze, doch nur bei- 
den die Fäden zugleich! 

72. Vgl. Plaut. Merc. II, 2, 34: 
tune capite cano amas, senex ne- 
quissume? 

73. frangere postes: vgl. Hör. c. 
HI, 26, 6 ff.: hie, hie ponite — arcus 
oppositis foribus minaces. 

74. rixas inseruisse Liebesgezänk 
mischen in Liebesfreuden (amori- 
bus); inserere hier absolut gesagt 
wie Ovid am. HI, 7,9: osculaque 
inseruiU 

75. hie: auf dem Felde der Liebe 
ist der Dichter Führer und Soldat, 



12 



TIBÜLL. Nr. I (I, 1), Nr. H (I, 3). 



Ite procul, cupidis vulnera ferte viris. 
Ferte et opes: ego conposito securus aceryo 
Despiciam dites despiciamque famem. 

Nr. II (I, 3). 

Ibitis Aegaeas sine me, Messalla, per undas, 

utinam memores ipse cohorsque mei: 
Me tenet ignotis aegrum Phaeacia terris: 



aber vom wirklichen Kriege, von 
Feldzeichen und Drommeten will 
er nichts wissen. Mit diesem Ge- 
danken kehrt der Dichter zum An- 
fange zurück. 

76. cupidis: nach Reichtum; vgl. 
v. 49. 

77. conposito acervo: conponere 
acervum wie sonst condere, reponere 
acervum. 

Nr. II (I, 3). 

II. Im Jahre 723/31 nach der 
Schlacht von Actium wurde M. Va- 
lerius Messalla Corvinus von Au- 
gustua nach dem Orient geschickt, 
damit er die Verhältnisse in Cili- 
cien, Syrien und den benachbarten 
Ländern ordnete. Anfänglich wollte 
Tibull ihn dahin begleiten, sali 
sich aber durch eine Krankheit 
genötigt, auf Kerkyra zurückzublei- 
ben. Am Anfange dieser Elegie, 
die er dichtet oder als gedichtet 
hinstellt, als Messalla von ihm 
scheidet, also wahrscheinlich im 
Herbste 723/31, spricht der Dichter 
von Sehnsucht nach der Geliebten 
und der Heimat gequält Todes- 
befürchtungen aus. An sie reihen 
sich traurige und freudige Bilder, 
den gröfsten Umfang jedoch nimmt 
die Erinnerung an das goldene Zeit- 
alter ein, in dem die Menschen 
noch nicht, um sich zu bereichern, 
in die Fremde zogen. Am Schlüsse 
malt sich der Dichter die Wonne 
der Heimkehr und das Wieder- 
sehen mit der Geliebten aus. 

1 — 9. Der Dichter wird von Todes- 
ahnungen gequält. 

1. Der Plural ibitis steht mit 
Rücksicht auf die Begleiter des 



Messalla; er als das Haupt wird 
besonders angeredet; vgl. Cic. de 
orat. I, 9, 38: omnium mihi videor, 
exceptis, Crasse, vobis duobus, elo- 
quentissimos audisse Ti. et C. Sem" 
pronios; Verg. Aen. I, 139 f.: tenet 
üle inmania saxa, vestras, Eure, 
domos; IX, 625. 

2. utinam leitet einen verkürzten 
Satz ein; vgl. Tac. Ann. I, 58: 
testis illa nox mihi utinam potius 
novissima; Cic. ad fam. XII, 25,6. — 
cöhors: sc. praetor ia oder praetor is 
heilst das Reisegefolge, das den 
Statthalter, der sich in seine Pro- 
vinz begiebt, oder den Feldherrn, 
der zum Heere geht, begleitet. 
Dazu gehörten junge gebildete Leute 
aus vornehmem Stande, die ihre 
ersten Dienste thaten (comites, con- 
tubernales), ferner Beamte und Diener 
aller Art wie lictores, praecones, 
scribae, interpretes, aruspices u. a. m. 

3. tenet: tenere sonst häufig von 
der Geliebten gesagt, die einen 
fesselt (vgl. Tib. I, 6, 36; H, 6, 52; 
Verg. ecl. I, 31), ist hier von dem 
Lande gesagt, in dem der Dichter 
krank liegt. — Phaeacia: Kerkyra 
(Korfu) galt den Alten als das Land 
der Phaeaken, als das Homerische 
2%eQta. — ignotis terris: in einem 
unbekannten, fremden Lande, in 
dem seine nächsten Angehörigen, 
Mutter und Schwester, nicht ein- 
mal für seine Bestattung sorgen 
konnten, zu sterben, war dem Dich- 
ter besonders schmerzlich. Vgl. die 
Anspielung beiOvid am. III, 9, 47 ff.: 
sed tarnen hoc melius quam si Phaea- 
cia tellus ignotum tili supposuisset 
humo. Vgl. Verg. Aen. IX, 486; 
Schiller, Jungfrau v. 0. H, 7: 



TIBULL./ Nr. II (I, 3). 



13 



Abstineas avidas, Mors precor atra, manus. 
5 Abstineas, Mors atra, precor: non hie mihi mater 
Quae legat in maestos ossa perusta sinus, 
Non soror, Assyrios cineri .quae dedat odores 

Et fleat effusis ante sepulcra comis, 
Delia non usquam; quae me cum mitteret urbe, 
10 Dicitur ante omnes consuluisse deos. 
lila sacras pueri sortes ter sustulit, illi 

Bettulit e trinis omina certa puer. 
Guncta dabant reditus: tarnen est deterrita numquam, 
Quin fleret nostras respiceretque vias. 
15 Ipse ego solator, cum iam mandata dedissem, 
Quaerebam tardas anxius usque moras: 




schwer ist's, in der Fremde sterben 
unbeweint. 

4. Das Bild von der raubenden 
Hand des Todes ist bei griech. 
und röm. Dichtern häufig; vgl. 
Ovid am. III, 9, 20: omnibus obscu- 
ras inicit illa manus. 

5. Die Wiederholung (Epanalepsis) 
derselben Worte, die schon bei 
Homer z. B. H. XX, 371 f.; XXHI, 
641 f. vorkommt, verleiht der Bitte 
gröfseren Nachdruck; vgl. Hör. c. 
IV, 1, 2: parce, precor, precor. 

6. Es war Pflicht der Angehöri- 
gen, die Asche des Verstorbenen 
mit Milch und Wein zu besprengen, 
zu trockenen und in einem Aschen- 
kruge aufzuheben mit Wohlgerüchen 
gewürzt; vgl. Prop. IV, 16, 23 f.: ad- 
feret haec unguenta mihi sertisque 
sepulcrum ornabit custos ad mea 
busta sedens. 

7. Assyrios odores: die aus dem 
Orient kommenden Waren, nament- 
lich Gewürze und Salben, heifsen 
bald syrische, bald mit Unrecht 
assyrische; meistens kamen sie auf 
dem Handelswege über Antiochia 
nach Born aus syrischen Häfen; vgl. 
Hör. c. I, 31, 12: vina Syra repa- 
rata merce; c. H, 11, 16: Assyria 
nardo; Cat. 68, 144: Assyrio odore. 

8. sepulcra: der Plural ist dich- 
terisch. 

9—22. Der Dichter klagt sich an, 
die Heise trotz der Abmahnungen 
der Delia unternommen zu haben. 



9. mitteret « dimitteret 
11. pueri: sc. sortilegi. Auf dem 
Forum, am Circus Maximus und 
auf den Hauptstrafsen Borns stan- 
den Wahrsager, Gaukler und Stern- 
deuter; vgl. Hör. sat. I, 6, 113 f.: 
fallacem circum vespertinumque per- 
erro saepe forum, adsisto divinis. 
— sustulit: dreimal zieht (tollere) 
Delia die Lose und aus den drei 
gezogenen verkündigt (referre) der 
Knabe, der sie ziehen läfat, un- 
trügliche Zeichen; certa werden 
sie erst durch die dreimalige Über- 
einstimmung. 

13. reditus: der Plural erklärt 
sich aus euneta; jede Befragung 
verheifst glückliche Bückkehr. 

14. respiceret: respicere bedeutet: 
sich kümmern, sich Sorge machen 
um; vgl. Cic. in Verr. III, 26: mir 
seros respicis aratores; Caes. b. g. 
VIII, 27, 2: respicere ac timere. 

15. solator: in Prosa müfste da- 
für solaris oder solatus stehen, da 
die Substantiva auf ~or eine blei- 
bende Eigenschaft ausdrücken. — 
mandata dedissem: die letzten Auf- 
träge giebt der Sterbende oder der, 
der im Begriffe steht zu verreisen; 
vgl. Ovid trist. I, 3, 49—60, be- 
sonders v. 59 : saepe eadem mandata 
dedu 

16. Vgl. Ovid met. XI, 461, wo 
es von Ceyx, der von seiner Gattin 
Alcyone Abschied nimmt, heifst: 
quaerente moras Ceyce. 



14 



TIBÜLL. Nr. II (I, 3). 



Aut ego sum causatus aves aut omina dira, 

Saturnive sacram me tenuisse diem. 
quotiens ingressus iter mihi tristia dixi 
20 Offensum in porta signa dedisse pedem! 
Audeat invito nequis discedere Amore, 

Aut sciat egressum se prohibente deo. 
Quid tua nunc Isis mihi, Delia, quid mihi prosunt 

lila tua totiens aera repulsa manu, 
25 Quidve, pie dum sacra colis, pureque lavari 

Te (memini) et puro secubuisse toro? 
Nunc, dea, nunc succurre mihi (nam posse mederi 

Picta docet templis multa tabella tuis), 
Vt mea votivas persolvens Delia voces 



17. aut — aut: entweder oder über- 
haupt; omina ist allgemeiner als 
aves, 

18. sacram diem: Subjekt. — te- 
nuisse; vgl. Liv. 32, 9 : consulem T. 
Quinctium — properantem in pro- 
vinciam prodigia nuntiata — Bomae 
tenuerunt. — Die Römer der da- 
maligen Zeit waren abergläubisch 
und auch geneigt, fremde Kulte 
mitzufeiern; darum berücksichtig- 
ten sie auch der Juden und Inder 
Ansichten und Gebräuche. So galt 
auch der Sabbat vielen Kömern 
für heilig und eine Heise an die- 
sem Tage für unerlaubt; vgl Hör. 
sat. I, 9, 69. 

20. Mit dem Fufse an der Schwelle 
anzustofsen, besonders dreimal, galt 
als ein schlimmes Vorzeichen; vgl. 
Ovid met. X, 452 : ter pedis offensi 
signo est revocata; trist. I, 3, 55 ff. 

23 — 34. Was hilft es mir, dafs 
du vor deiner Abreise auch deine 
Isis für meine Erhaltung anflehtest? 
Bette mich, Isis, damit Delia dir 
die versprochenen Loblieder singt. 
— In Rom hatte sich damals schon 
lange der Kultus der ägyptischen 
Göttin Isis eingebürgert; besonders 
wurde sie von Frauen und Mädchen, 
namentlich Libertinen, als Heil- 
göttin verehrt. 

23. tua: die von dir verehrte. 

24. aera: damit sind die me- 
tallenen Klappern (sistra) t die bei 
dem Isisdienste gebraucht wurden, 
gemeint. Männer und Frauen tru- 



gen bei der Isisfeier solche Klappern 
aus Erz, Silber oder Gold in den 
Händen und jammerten, indem sie 
sie zusammenschlugen um den ver- 
lorenen oder jubelten über den 
wiedergefundenen Osiris; vgl. Ovid 
am. III, 9, 33: quid nunc Aegyptia 
prosunt sistra; met. IX, 693; 776 ff. 

25. Die Konstruktion ist: quidve 
{prodest mihi) te, dum pie sacra 
colis, et pure lavari et pure secu- 
buisse toro? Durch que und et wer- 
den lavari und secubuisse verbun- 
den. — 'pure: — pwra aqua la- 
vari. 

26. memini: ebenso eingeschoben 
z. B. Ovid trist. I, 5, 3 f. — puro 
toro: vgl. Ovid am. III, 9, 34: quid 
(prodest) in vacuo secubuisse toro? 
Zehn Tage un£ ebenso viel Nächte 
waren die Frauen an ihrem Feste 
verpflichtet sich zu reinigen und 
allem sinnlichen Genufs zu ent- 
sagen. 

27. posse mederi: sc. te; ebenso 
ist me ausgelassen Hör. sat. 1, 8, 3. 

28. Votivtäfelchen, welche be- 
malt waren und gewöhnlich eine 
Inschrift trugen, hängte man nach 
Genesung von einer Krankheit oder 
nach Errettung aus einem Schiff- 
bruch in den Tempeln der Götter 
auf. — multa tabella: die Einzahl 
im Sinne der Mehrzahl ist dichte- 
risch; vgl. Ovid fast. III, 268: et 
posita est meritae multa tabella 
deae. 

29. ut: so dafs. Der Dichter ver- 



TIBÜLL. Nr. II (I, 3). 



15 



30 Ante sacras lino tecta fores sedeat 

Bisque die resoluta comas tibi dicere laiides 

Insignis turba debeat in Pharia. 
At mihi contingat patrios celebrare penates 
Reddereque antiquo menstrua tura lari. 
35 Quam bene Saturno vivebant rege, priusquam 
Tellus in longas est patefacta vias! 



spricht, dafs Delia zum Danke für 
die Rettung unter der Priester- 
schar sitzen und die Dankgebete 
hersagen werde. Zu Ehren der Isis 
fand täglich ein Morgen- und Abend- 
gottesdienst statt. — votivas voces: 
unter voces sind hier Gebete, sonst 
auch Zauberformeln, zu verstehen; 
vgl. Hör. epist. I, 1, 34 f. : sunt verba 
et voces, quibus hunc lenire dolorem 
possis et magnam morbi deponere 
partem. Wie eine legatio — vgl. Cic. 
ad Attic. IV, 2, 6; XIV, 11, 4. — 
votiva heifst, wenn als Zweck der- 
selben die Erfüllung eines Gelübdes 
angegeben wird, so heifsen die vo- 
ces hier votivae, da Delia im Falle 
der Genesung Dankgebete zum Lobe 
der Isis darzubringen gelobt hatte. 

30. Die Verehrer der Isis durf- 
ten ihr nur in leinene Gewänder 
gekleidet nahen; vgl. Ovid ep. ex 
P. I, 1, 51 f.: vidi ego linigerae nu- 
men violasse fatentem Isidis Isiacos 
ante sedere focos. 

31. bisque die: zweimal am Tage, 
nämlich früh und spät, auch sonst 
oft von heiligen Handlungen ge- 
sagt; vgl. Hör. c. IV, 1, 25: ülic 
bis pueri die — quatient humum. 

32. insignis: hervorragend durch 
ihre Seh Önheit. — Pharia : =« Aegyp- 
tia, von der Insel Pharos bei Alexan- 
dria; vgl. Ovid a. a. III, 635: cum 
sedeat Fhariae sistris operata iu~ 
vencae; ep. ex P. I, 1, 38. 

33. at: aber mir dagegen; steht 
im Übergange bei Bitten, Segens- 
wünschen, Flüchen; vgl. Cat. 3, 13: 
at vobis male sit. — patrios lares: 
bezeichnet die Heimat überhaupt, 
antiquo lari das Haus insbesondere. 
Die Laren (besonders die lares 
familiäres) vergötterte Seelen Ver- 
storbener hatten im Lararium über 



dem Herde ihren Standort. — men- 
strua tura: an den wichtigen Tagen 
des Monats, den Kaienden, Nonen 
und Iden, sowie an jedem wich- 
tigen Feste opferte man den Laren \ 
das Opfer bestand aus Weihrauch, 
Früchten des Jahres, Ferkeln oder 
Kälbern; vgl. Hör. c. III, 23, lff.: 
caelo supinas si tuleris manus na- 
scente luna, rustica Phidyle, si ture 
placaris et horna fruge lares avida- 
que porca. 

35—60. Die in einen Wunsch 
versteckte Hoffnung, die Heimat 
wiederzusehen, bringt ihm auch die 
Erinnerung an das genügsame Le- 
ben auf der heimatlichen Flur. Sa 
wird er dadurch von selbst an 
jene Zeit der Einfachheit und Ge- 
nügsamkeit, an die des goldenen 
Zeitalters, erinnert. Damals leb- 
ten die Menschen glücklich und 
zufrieden, seitdem sie aber unter 
Juppiters Herrschaft der Einfach- 
heit entsagten und in die Fremde 
strebten, kam Unheil über sie; so 
bin auch ich in das Unglück ge- 
raten. 

35. Vgl. mit nachfolgender Schil- 
derung des goldenen Zeitalters, dem 
Lieblingsthema römischer Dichter, 
Verg. ecl. IV, 9 ff.; georg. 1,125 ff.; 
Ovid met. I, 89 ff.; am. 1H, 8, 35 ff.; 
Hör. epod. XVI, 41 ff. Tibull und 
Vergil (georg. 1, 125 ff.) kennen nur 
zwei Zeitalter, das des Saturnus 
und das des Juppiter, andere, wie 
z. B. Ovid mei I, 89 ff. unterschei- 
den vier, das goldene, silberne, 
eherne und eiserne, andere, wie 
Hesiod. %. xai rj. 109 ff. gar fünf. 

36. tellus est patefacta: so lange 
Länder nicht besucht und Meere 
nicht befahren werden, werden sie 
als verschlossen gedacht, im an- 



16 



TIBÜLL. Nr. II (I, 3). 



Nondum caeruleas pinus contempserat undas, 

Effusum ventis praebueratque sinum, 
Nee vagus ignotis repetens conpendia terris 
40 Presserat externa navita merce ratem. 
Illo non validus subiit iuga tempore taurus, 

Non domito frenos ore momordit equus, 
Non domus ulla fores habuit, non fixus in agris, 

Qui regeret certis finibus arva, lapis. 
45 Ipsae inella dabant quercus, ultroque ferebant 

Obvia securis ubera lactis oves. 
Non acies, non ira fuit, non bella, nee ensem 

Inmiti saevus duxerat arte faber. 
Nunc Iove sub domino caedes et vulnera semper, 
60 Nunc mare, nunc leti niille repente viae. 
Parce, pater. timidum non me periuria terrent, 



dem Falle heißen sie eröffnet, oder, 
wie wir sagen, erschlossen; vgl. 
Cic. de imp. Cn. Pomp. VIII, 21: 
patefactum (dico) nostris legionibus 
esse Pontum, qui antea populo 
Romano ex omni aditu clausus 
fuisset. 

37. contempserat: wer verachtet, 
fühlt sich stark; so kommt con- 
temnere zur Bedeutung trotzen ; vgl. 
Verg. georg. II, 360: et contemnere 
ventos adsuescant. 

38. sinum: sc. velorum. 

39. vagus: unstät, rastlos; vgl. 
Hör. a. p. 117: mercator vagus. — 
conpendia: das Ersparte, dann 
=» lucrum. \ 

40. presserat: premere beladen. 

45. ipsae: «■ per se, sua sponte; 
vgl. Verg. georg. I, 127 f.: ipsa tel- 
lus — omnia ferebat; Ovid met. I, 
102. Vgl. Ovid met. I, 112: flava- 
que de viridi stillabant ilice mella. 
Man hielt den Tau für Honig, den 
die Blätter und Zweige der Eichen 
ausschwitzten; vgl. Verg. ecl. IV, 30: 
et durae quercus sudabunt roseida 
mella. Phn. h. n. XI, 12 (30). 

46. securis: sorglos lebten die 
Menschen im goldenen Zeitalter 
dahin ; vgl. Ovid met. I, 99 f. : sine 
müitis usu mollia securae perage- 
bant otia gentes. — ubera: vgl. Verg. 
ecl. IV, 21 f.: ipsae lade domum 
referent distenta capellae ubera. 



47. acies: die Schlachtreihe, das 
zum Kampfe aufgestellte Heer. — 
ira: vgl. Hör. c. IV, 15, 19: ira* 
quae proeudit enses et miseras ini- 
micat urbes. 

48. duxerat: ducere wird von 
dem Bearbeiten der Metalle, die 
geschmiedet werden, gebraucht; 
vgl. Verg. Aen. VII, 634. 

49. 60. Jetzt unter der Herr- 
schaft des Juppiter dagegen herrscht 
immer nur Blutvergiefsen, jetzt ent- 
deckt man auch, dafs es ein Meer 
giebt, d. h. jetzt wird die Schiff- 
fahrt erfunden, und somit zeigen 
sich tausend plötzliche Wege zum 
Tode, von denen das goldene Zeit- 
alter nichts wufste. — repente: im 
allgemeinen selten gebraucht, doch« 
wiederholt gerade von Vergil; vgl. 
z. B. georg. III, 471 f.: nee singula 
morbi corpora corripiunt, sed tota 
aestiva repente. Die Worte leti miüe 
repente viae bilden einen Begriff; 
die tausendfachen plötzlichen Todes- 
arten (vgl. Lucr. II, 917: leti vitare 
vias) stehen im Gegensatz zum 
natürlichen Tode, den das Alter 
mit sich bringt; im goldenen Zeit- 
alter starb man im Alter und zwar 
eines natürlichen Todes, der nicht 
repente eintritt; vgl. zum Gedanken 
Tib. I, 10, 4; 33 (Nr. V). 

51—56. Der Dichter bittet Jup- 
piter (pater), ihn zu erretten; 



TIBÜLL. Nr. II (I, 3). 



17 



Non dicta in sanctos inpia verba deos. 
Quod si fatales iam nunc explevimus annos, 

Fac lapis inscriptis stet super ossa notis: 
55 *Hic iacet inmiti consumptus morte Tibullus, 

Messallam terra dum sequiturque rnari/ 
Sed me, quod facilis tenero sum semper Amori, 

Ipsa Venus campos ducet in Elysios. 
Hie choreae cantusque vigent, passimque vagantes 
60 Dulce sonant tenui gutture carmen aves, 
Fert casiam non eulta seges, totosque per agros 

Floret odoratis terra benigna rosis: . 
At iuvenum series teneris inmixta puellis 

Ludit, et adsidue proelia miscet Amor. 
65 Illic est, cuicumque rapax mors venit amanti, 

Et gerit insigni myrtea serta coma. 
At scelerata iacet sedes in nocte profunda 



Schonung zu erlangen berechtige 
ihn seine Schuldlosigkeit; solle 
er aber sterben, so möge ihm 
eine ehrende Grabinschrift zu teil 
werden. 

51. timidum steht proleptisch. 

53. fatales: von dem Geschicke 
bestimmt. — expkre wie dvanifi- 
nXuvmi vgl. Hom. IL IV, 170: 
nOTfiov avccnlrjGrjg ßioxoio. Ovid. 
trist. III, 3, 29: si tarnen inplevit 
mea sors, quos debuit, annos. 

64. k notis: notae sc. litterarum 
Bachstaben, Schrift. 

65. hie iacet: ist die gewöhn- 
liche Formel der Grabinschriften; 
vgl. Ovid trist. III, 3, 72 f. : grandibus 
in tituli marmore caede notis: hie 
ego, qui iaeeo. 

57 — 80. Möge mir, wenn ich 
sterbe, das Elysium, nicht der Tar- 
tarus beschieden sein. 

57. facilis: gefällig, gehorsam. 

58. ipsa Venus: sonst geleitet 
Merkur oder Hermes als if>v%oito(t~ 
n6g die Seelen der Verstorbenen in 
die Unterwelt. 

59. Vgl. die Schilderung des 
Elysiums bei Hom. Od. IV, 563 ff. 
und die Nachahmung bei Verg. 
Aen. VI, 637 ff. — choreae wie bei 
Verg. Aen. VI, 644, Prop. HI, 19, 15 
für das sonst übliche choreae. 

60. tenui: hell, schmetternd; vgl. 

Jacoby, Anthologie, n. 2. Aufl. 



Ovid am. I, 13, 8: et liquidum tenui 
gutture cantat avis. 

61. seges: nicht nur Saatfelder 
im eigentlichen Sinne, sondern 
fruchtbare Gefilde überhaupt. 

62. Auch Prop. V, 7, 60: müleet 
ubi Elysios aura beata rosas lSXst 
Rosen im Elysium blühen. 

63. at dient nicht selten, nament- 
lich bei Dichtern, wie sed und 
autem zur blofsen Fortsetzung der 
Darstellung. 

65. Vergl. Verg. Aen. VI, 442 f. : 
hie quos durus amor crudeli tobe 
peredit, secreti celant calles et myr- 
tea circum Silva tegit 

66. Die Myrte ist der Venus 
heilig; vgl. Verg. ecl. VII, 62: for~ 
mosae myrtus Veneri; Hör. c. 1, 4, 9. 

67. at: hier adversativ; durch' 
den Gegensatz zur finstern Unter- 
welt wird der Reiz des Elysiums 
erhöht. — Die einzelnen Züge ent- 
sprechen sich: das Singen (sonant) 
der Vögel und das Tosen (sonant) 
der Ströme; ludit (64) und saevit 
(70), proelia miscet (64) und fugit 
(70), gerit serta comä (66) und in- 
pexa angues pro crinibus (69). Zu 
der Schilderung des Tartarus vgl. 
Hom. Od. XI, 676—601 und Verg. 
Aen. VI, 548 ff. Auch bei Ovid met. 
IV, 456 heifst der Tartarus sedes 
scelerata. 



18 



TIBULL. Nr. II (I, 3). 



Abdita, quam circum flurnina nigra sonant:. 
Tisiphoneque inpexa feros pro crinibus angues 
70 Saevit, et huc illuc inpia turba fugit: 
Tunc niger in porta serpentum Cerberus ore 

Stridet et aeratas excubat ante fores. 
Illic Iunonem temptare Ixionis ausi 
Versantur celeri noxia membra rota, 
75 Porrectusque novem Tityos per iugera terrae 
Adsiduas atro viscere pascit aves. 
Tantalus est illic et circüm stagna: sed acrem 

Iam .iam poturi deserit unda sitim: 
Et Danai proles, Veneris quod numina laesit, 
80 In cava Lethaeas dolia portat aquas. 



68. Die Flüsse der Unterwelt 
sind: Acheron, Kokytos, Pyriphle- 
gethon oder Phlegethon, Lethe und 
Styx. 

69. Tisiphone , eine der Furien, 
die Rächerin des Mordes; vgl. Verg. 
Aen. VI, 570 ff. : continuo sontes ultrix 
accincta flagello Tisiphone quatit in- 
sultans torvosque sinistra intentans 
anguis vocat agmina saeva sororum; 
georg. IV, 482 : caeruleosque inplexae 
crinibus angues Eumenides; Ovid 
met. IV, 474; Hör. c. II, 13, 36; 
Goethe, Iphig. III, 1: die Schlan- 

fenhäupter schüttelnd ; Schiller, 
Kraniche d. Ibykus: und wo die 
Haare lieblich flattern — da sieht 
man Schlangen hier und Nattern 
die giftgeschwollnen Bäuche blähn. 

71. Cerberus' Haupt trug Schlan- 
gen; vgl. Hör. cIH, 11, 17 ff.: Cer- 
berus, quamvis furiale centum mu- 
niant angues caput eius atque 
Spiritus taeter saniesque manet ore 
trilingui. 

72. stridet: die Schlangen zischen; 
vgl. Sü. Ital. VI, 177: Stridor Cer- 
oereus. — aeratas ante fores: nach 
Hom. H. VIII, 15: Zv&a cidr\QBictl 
tb nvXai %ccl %alv.£oq ovdog. 

73. Ixion, der König der Lapi- 
then, der Vater des Peirithoos, 
wurde, weil er der Juno nach- 
gestellt hatte (temptare), in der 
Unterwelt auf ein unaufhörlich 
kreisendes Bad geflochten; vgl. 



Ovid met. IV, 461; Hör. c. HI, 11, 
21 u. sonst sehr oft. 

75. Tityos, der Sohn der Erde, 
hatte sich an der Latona (Letd) 
vergriffen; dafür frafsen ihm, der 
in der Unterwelt über neun Hufen 
hingestreckt lag, zwei Geier (aves) 
beständig (adsiduas) die Leber ab; 
Hom. Od. XI, 576 ff, Ovid met. IV, 
457 ff. 

76. viscus, vgl. Ovid met. VI, 
290, gewöhnlich viscera =» eitXtky %vcc, 
heifsen die innern Teile des Kör- 
pers, Herz, Leber, Lunge. 

77. Tantalus, der Sohn des Zeus, 
steht in einem See, der zurück- 
weicht, wenn er trinken will; vgl. 
Hom. Od. XI, 582 f. Seine Verschul- 
dung wird verschieden angegeben. 
— circum: Adverbium, häufig selbst 
ohne eingeschaltet zu sein geradezu 
adjektivisch gebraucht; ygl.Liv.22, 
23, 4: Omnibus circa solo aequatis; 
stagna ist Nominativ, zu ergänzen 
sunt. 

79. Die Danaiden, die fünfzig 
Töchter des Danaus, ermordeten 
auf Befehl ihres Vaters ihre Ver- 
lobten, die Söhne seines Bruders 
Aegyptus, in der Hochzeitsnacht; 
darauf bezieht sich der Ausdruck 
Veneris numina laedere. Nur Lyn- 
keus wurde von seiner Gemahlin 
Hypermnestra gerettet. Zur Strafe 
schöpften die Danaiden endlos in 
ein durchlöchertes Fafs; vgl. Ovid 
met. IV, 462; Hör. c. III, 11, 26 ff. 



TIBÜLL. Nr. II (I, 3). Nr. III (1/6, 1-46). 



19 



Illic sit, quicumque meos violavit am o res, 

Optavit lentas et mihi militias. 
At tu casta precor maneas, sanctique pudoris 

Adsideat custos sedula semper anus. 
85 Haec tibi fabellas referat positaque lucerna 

Deducat pleua stamina longa colu, 
At circa gravihus pensis adfixa puella 

Paullatim somno fessa reiaittat opus. 
Tunc veniam subito, nee quisquani nun tiet ante, 
90 Sed videar caelo missus adesse tibi. 

Tunc mihi, qualis eris, longos turbata capillos, 

Ob via nudato, Delia, curre pede. 
Hoc precor, hunc illum nobis Aurora nitentem £ 

Luciferum roseis Candida portet eqüis. 



Nr. III (I, 5, 1-46). 

Asper eram et bene diseidium me ferre loquebar: 
At mihi nunc longe gloria fortis abest. 



81—94. Der Dichter wünscht dem- 
jenigen, der ihm etwa seine Delia 
in seiner Abwesenheit abspenstig 
gemacht habe, die Qualen der Unter- 
welt. 

84. anus: die alte Mntter der 
Delia, von Tib. I, 6, b%\aurea anus 
genannt. 

86. stamina: die Längen- oder 
Kettenfäden an dem senkrecht 
stehenden Rahmen des Webestahls ; 
vgl. Ovid met. VI, 53 ff. Vgl. die 
ähnliche Schilderung von der Lu- 
cretia bei Liv. I, 67 und die Nach- 
ahmung bei Ovid met. IV, 34 ff.: 
aut dueunt Janas aut stamina pol- 
lice versant, aut haerent telae fa~ 
mulasque laboribus urgent. 

87. circa: vgl. v. 77. — puella: 
kollektivisch. 

90. caelo missus: vgl.im Deutschen: 
vom Himmel geschneit, sprichwört- 
lich wie Liv. 22, 29, 3 und 8, 9, 10 
lehrt 

92. Delia eilt ohne Sandalen her- 
bei; vgl. Bion id. 1,17 ff.: ä d' 
Utpooditec Ivcapivcc nlonuptdas — 
aoavdaXog. 

93. hunc illum: die Ausdrucks- 
weise ist zurückzufahren auf: hie 



est üle quem. Tibull wünscht, dafs 
der Tag der Rückkehr und des 
Wiedersehens (üle) so ausfallen 
möge wie der eben geschilderte 
(hie); vgl. Verg. Aen. VH, 255: 
hunc illum fatis externa ab sede 
profectum. 

93. 94. Vgl. Verg. Aen. VII, 25 f.: 
aethere ab alto Aurora in roseis 
fulgebat lutea bigis; Ovid trist. III, 
5, 55 ff. Lucifer, der Morgenstern, 
statt des Tages selbst. 

Nr. III (I, 5, 1-46). 

. III. TibuU, der geglaubt hatte, 
die Trennung von Delia, die ihre 
Liebe einem andern zugewendet 
hat, leicht verschmerzen zu können, 
sieht sich darin getäuscht. Die 
grofse Liebe zu ihr, die er einst 
in schwerer Krankheit durch sein 
Flehen und seine Gebete vom Tode 
errettet hat, lebt in ihm fort. Da- 
mals, nach ihrer Genesung, hatte er 
sich an ihrer Seite ein glückliches 
Leben zu führen geträumt. Der 
Traum ist aus, und weder der Wein 
hat ihm den Kummer verscheuchen 
können, noch der Umgang mit 



20 



TIBÜLL. Nr. III (I, 6, 1-46). 



Nainque agor, ut per plana citus sola verbere turben, 
Quem celer adsueta versat ab arte puer. 
6 Ure ferum et torque, libeat ne dicere quicquam 
Magnificum post haec: horrida verba doma. 
Parce tarnen, per te furtivi foedera lecti, 

Per Venerem quaeso conpositumque caput. 
Ille ego, cum tristi morbo defessa iaceres, 
10 Te dicor votis eripuisse meis, 

Ipseque te circum lustravi sulfure puro, 



anderen Frauen; immer liegt er 
noch in den Banden der Liebe zn 
Delia. £ 

1 — 8. Der Dichter, der geprahlt 
hatte, er könne die Trennung von 
der Delia leicht ertragen, erklärt 
sich jetzt bereit, jede Strafe er- 
dulden zu wollen, falls sich seine 
Geliebte ihm wieder gnädig zu- 
wendet. 

1. Ähnlich heilst es von der 
Dido bei Ovid met. XIV, 78 ff.: ex- 
cipit Aenean illic animoque domoque 
non bene discidium Phrygii latura 
mariti Sidonis. 

2. gloria: Ruhmredigkeit, Prah- 
lerei; fortis: weil er stets geprahlt 
hatte, dafa er sich aus der Tren- 
nung nichts mache. 

3. Wie sich der von der Peitsche 
geschlagene Kreisel dreht, so treibt 
es ruhelos den Dichter umher. Aus- 

fefuhrt findet sich der Vergleich 
erg. Aen. VII, 377 ff.: furit lym- 
phata per urbem, ceu quondam torto 
volitans sub verbere twrbo, quem 
pueri magno in gyro vacua curia 
circum intenti ludo exercent; ille 
actus habena curvatis fertur spatiis, 
stupet inscia supra inpübesque ma~ 
nus mir ata volübile buxum; dant 
animos plagae. Non cursu segnior 
illo per media» urbes agitur popu- 
losque feroces. 

4. ab: hat kausale Bedeutung: 
infolge von, wir: mit Kunst; vgl. 
Tib. I, 9, 66: non sölita corpus ab 
arte movet. 

5. Brennen und Foltern sind die 
schlimmsten bei Sklaven angewen- 
deten Strafen; hier, wie häufig, in 
übertragenem Sinne. Ähnlich Prop. 
I, 1, 27 f.: fortiter et ferrum saevos 



patiemur et ignes, sit modo libertas 
quae velit ira loaui. — ferus heifst 
derjenige, der sich gegen die All- 
gewalt der Liebe verhärtet; vgl. 
Tib. II, 6, 5: ure, puer, quaeso, tua 
qui ferus otia liquit. 

6. horridus: nicht verschieden 
von asper v. 1 und magnificus v. 6. 

7. per: wird bei Schwurformeln 
auch in Prosa sehr oft von dem 
zugehörigen Worte geschieden; vgl. 
Verg. Aen. X, 597: per qui te talern 
genuere parentes; Ovid met. VII, 
862: per nostri foedera lecti. 

8. compositum Caput: conponere 
aliquid alicui rei oder cum aliqua 
re einen Gegenstand an den andern 
fügen, vereinen, anschmiegen; vgl. 
Verg. Aen. VIII, 486: conponens 
manibusque manus atque oribus ora; 
Prop. III, 14, 22 : mecum habuit po- 
situm lenta puella caput; ähnlich 
wie Tibull sagt Ovid Her. III, 107: 
perque tuum nostrumque caput, quae 
iunximus una. 

9—20. Ich habe dich durch mein 
Flehen vom Tode errettet, ich dich 
gesühnt, ich die schädlichen Träume 
vereitelt, ich zu Tri via gebetet, 
aber von allen meinen Bemühungen 
hat den Vorteil nur ein anderer; 
mir ist es versagt, mit dir glück- 
lich zu leben. 

9. ille ego: ich war es, der — . 

10. eripuisse: nämlich morti. 

11. Reinigungen mit Schwefel 
werden schon bei Homer erwähnt; 
vgl. Od. XXII, 481 f. si olcs fthiov, 
ygr}v, %a%ä>v a%o$ — otpqa &ssu6am 
piyccQOV ; Plin. n. h. 35, 60, 177 : habet 
sulfur et in religionibus locum ad 
expiandas suffitu domos. — puro: 



TIBÜLL. Nr. III (I, 5, 1—46). 



21 



Carmine cum niagico praecinuisset anus: 
Ipse procuravi ne possent saeva nocere 

Somnia, ter sancta deveneranda mola: 
15 Ipse ego velatus filo tunicisque solutis 

Vota novem Triviae nocte silente dedi. 
Omnia persolvi: fruitur nunc alter ainore, 

Et precibus felix utitur ille meis. 
At mihi felicem vi tarn, si salva fuisses, 
20 Fingebam demens, sed renuente deo. 

Rura colam, frugumque aderit mea Delia custos, 

Area dum messes sole calente teret, 
Aut mihi servabit plenis in lintribus uvas 

Pressaque veloci Candida musta pede, 
25 Consuescet numerare pecus, consuescet amantis 

Garrulus in dominae ludere verna sinu. 
lila deo seiet agricolae pro vitibus uvam, 

Pro segete spicas, pro grege ferre dapem. 
lila regat eunetos, illi sint omnia curae: 



vgl. Theokr. id. 24, 94: xcc&aom dl 
nvQcooccze Smficc ftzeCcp nqaxov. 

12. praecinuisset anus: praecinere 
einen Zauberspruch hersagen; solche 
Frauen hiefsen praecantrices ; vgl. 
Plaut, mil. gl. III, 1, 98. 

13. Schreckliche Träume (vgl. 
Soph. £1. 500: iv deivotg ovelgoig) 
pflegte man durch Gebete abzu- 
wenden (devenerari), wobei man 
Schrot (mola) opferte. 

15. Hekate (Trivia) war die 
Lieblingsgestalt des Aberglaubens. 
— filo: eig. der Wollfaden um 
die Priestermütze, die Wollbinde 
(« vitta). — tunicisque solutis: bei 
allen heiligen Handlungen durfte 
man nur mit losem Gewände der 
Gottheit sich nahen; vgl. Ovid met. 

VII, 182 ff. Bei Bufs- und Bittfesten, 
durch welche man ein drohendes 
Unglück abwenden wollte, erschien 
man verhüllt, die Frauen mit auf- 
gelöstem Haar, Tibull hier in losem 
Gewände. 

20. renuente 'deo: wie Ovid met. 

VIII, 325 — invito Amore. 
21—34. In herrlichen, tiefempfun- 
denen Worten schildert uns der 
Dichter, wie er sich an der Seite 
der Delia nach ihrer Genesung sein 



Leben auf dem Lande ausgemalt 
hatte. 

22. Die Tenne (area), auf der 
das geschnittene Getreide aue- 
gedroschen wurde, war ein erhöh- 
ter, besonders zubereiteter Platz 
auf freiem Felde, so dafs die Ar- 
beiter von den Sonnenstrahlen (sole 
calente) arg zu leiden hatten; vgl. 
Verg. georg. 1, 176 ff.; 298: et medio 
tostas aestu terit area fruges. 

23. In die Untres, Mulden oder 
Tröge, legte man bei der Weinlese 
die abgeschnittenen Beben hinein. 

24. Vgl. Plin. n. h. 23, 1, 18 (29): 
musta differentias habent naturales 
hos, quod sunt Candida aut nigra 
aut inter utrumque. 

25. Man zählte das Vieh, wenn 
man es morgens aus- und abends 
eintrieb; vgl. Verg. ecl. III, 34: bis- 
que die numerant ambo pecus, alter 
et haedos. 

26. garrulus: plappernd. Das 

gute Verhältnis, das zwischen der 
[errin und den im Hause geborenen 
Sklaven (vernae) besteht, ersieht 
man daraus, dafs Delia den kleinen 
Jungen auf dem Schofse hält und 
mit ihm spielt. 

27. deo agricolae: gemeint ist 
Silvanus; vgl. Tib. I, 1, 14 (Nr. I). 



22 



TIBULL. Nr. m (I, 5, 1—46). 



30 At iuvet in tota me nihil esse domo. 
Huc veniet Messala maus, cui dulcia poma 

Delia selectis detrahat arboribus: 
Et tantum venerata virum, hunc sedula curet, 
Huic paret atque epulas ipsa ministra gerat. 
35 Haec mihi fingebam, quae nunc eurusque notusque 
Iactat odoratos vota per Armenios. 
Saepe ego temptavi curas depellere vino: 

At dolor in lacrimas verterat omne merum. 
Saepe aliam tenui: sed iam cum gaudia adirem, 
40 Admonuit dominae deseruitque Venus. 
Tum me discedens devotum femina dixit, 

Et pudet et narrat scire nefanda meam. 
Non facit hoc verbis, facie tenerisque lacertis 
Devovet et flavis nostra puella comis. 
45 Talis ad Haemonium Nereis Pelea quondam 
Vecta est frenato caerula pisce Thetis. 



30. Vgl. Mart. epigr. XIV, 193: 
U8sit amatorem Nemesis lasciva Ti- 
bullum, in tota iuvit quem nihil esse 
4omo. 
. 32. deträhere: abpflücken. 

33. Den Hiatus in der Arsis des 
vierten Fufses zumal bei starker 
Interpunktion gestatten sich auch 
andere Dichter; vgl. Verg. Aen. 1, 16: 
po4habita coluisse Santo: hie illius 
arma.— curet: hüten, sorgen, pflegen. 

35. Auch Tibull wie andere Dich- 
ter bedienten sich des Bildes von 
Wind und Welle, um das Unbe- 
ständige, Vergebliche, Ungiltige 
auszudrücken ;' vgl. Tib. IV, 4, 7 
(Nr. X); Tib. I, 4, 21 f.: Veneria 
periuria venti inrita per terras et 
freta summa ferunt; Tib. (Lygd.) III, 
4, 95 f. : haec deus in melius crudelia 
somnia vertat et iübeat tepidos inrita 
ferre notos; Cat. c. 30, 9 f.: tua dieta 
omnia faetaque ventos inrita ferre 
ac nebulas aerias sinis. 

36. odoratos — Armenios: aufser 
anderen Gewürzen fand sich das 
oft genannte Amomum in Arme- 
nien; vgl. Plin. n. h. XII, 13,28: na- 
scitur et in Armeniae parte, quae 
vocatur Otene; Ovid met. X, 306; 
Verg. ecl. III, 89. Statt Armenien 
findet sich sonst gewöhnlich Assy- 
rien oder Syrien als die Heimat der 



Gewürze und Salben genannt; vgl. 
Tib. I, 3, 7 (Nr. II). 

37. Vgl. Goethe, der Becher: 
einen wohlgeschnitzten vollenBecher 
Hielt ich drückend in den beiden 
Händen, Sog begierig süfsen Wein 
vom Bande, Gram und Sorg 1 auf 
einmal zu vertrinken. 

39. tenere: in den Armen halten. 

41. femina: vgl. aliam v. 39. — 
devotum: behext, bezaubert. 

42. et pendet et narrat: und sie 
schämt sich und erzählt doch; vgl. 
Ovid rem. am. 407: et pudet, et 
dicam. — nefanda: schändliche, ver- 
ruchte Zauber mittel. — meam: mein 
Mädchen, Delia. 

43. teneris gehört dno noivov 
natürlich auch zu facie. 

45. talis: so schön; vgl. Cat. 64, 
28: tene Thetis tenuit püleherrima 
Nereine? —Nereis: Thetis, die Toch- 
ter des Meergreises Nereus, war ver- 
mählt mit Peleus, der Haemonius 
heilst, da er die Landschaft Phthio- 
tis, die zu Haemonien oder Thes- 
salien gehörte, beherrschte. 

46. frenato pisce*: auf dem Del- 
phin; vgl. Ovid met. XI, 236 f.: quo 
saepe venire frenato delphine sedens, 
Theti, nuda solebas.— caerula: von 
der bläulichen Farbe des Meeres, 
in dem sie wohnt. 



TIBÜLL. Nr. IV (I, 7). 



23 



Nr. IV (I, 7). 

Hunc cecinere diem parcae fatalia nentes 

Stamina non ulli dissoluenda deo, 
Hunc fore, Aquitanas posset qui fundere gentes, 

Quem tremeret forti milite victus Ätax. 
5 Evenere: novos pubes Romana triumphos 

Vidit et evinctos bracchia capta duces: 
At te victrices lauros, Messalla, gereutem 

Portabat nitidis currus eburnus equis. 



Nr. IV (I, 7j. 

Im Jahre 727/27 kehrte Messalla, 
nachdem er den Aufstand in Aqui- 
tanien niedergeworfen hatte, nach 
Born zurück und feierte am 25. 
September seinen Triumph über die 
Aquitanier. Zu seinem Geburtstage, 
der wenige Tage darauf fiel, über- 
reichte Tibull ihm dieses Gedicht, 
in dem er seine Thaten preist. Am 
Schlüsse spricht der Dichter den 
Wunsch aus, dafs ihm eine Nach- 
kommenschaft erblühen möge, die 
den Ruhm seiner Thaten mehre, 
und dafs sein Geburtstag noch oft 
wiederkehren möge. — Die Ab- 
fassung des Gedichtes Mit natür- 
lich in das Jahr 727/27. 

1 — 12. Bei der Geburt des Mes- 
salla verkündigten die Parzen, dafs 
er einst an diesem Tage grofse 
Thaten vollbringen werde; geschla- 
gen hat er die Aquitanier, und ich 
war Zeuge seiner Siege; Zeugen 
sind auch die Flüsse und die um- 
wohnenden Völker, sowie der Ocean. 

1. hunc: der heutige Tag, d. h. 
der Geburtstag des Messalla, ist 
desNachdrucks wegen in v. 3 wieder- 
holt; nach cecinere steht der Acc. 
c. Inf. — Parcae: die drei Schick- 
salsgöttinnen, die bei der Geburt 
eines Kindes das Schicksal ver- 
künden, Klotho, Lachesis und 
Atropos; sie sind die oft genannten 
tres oder triplices sorores. — Der 
Vers des Tibull ist nachgeahmt von 
Ovid trist. V, 3, 26 f. : scilicet hanc 
legem nentes fatalia Parcae stamina 
bis genito bis cecinere tibi. Catull 



nennt c. 64, 306 die Lieder der 
Parzen c wahrheitsverkündende' : ve- 
ridicos Parcae coeperunt edere cantus 
und bei Horaz c. 8. 25 heifst es: 
vosgue veraces cecinisse , Parcae, 
quod setnel dictum est. Der Sinn 
der Worte ist also: die Parzen, 
deren Bestimmungen unumstöfslich 
sind, haben weissagend verkün- 
digt, dafs an diesem Tage Messalla 
einst die Aquitanier besiegen werde. 

3. Aquitanas gentes: ursprüng- 
lich gehörte zu Aquitanien das Land 
zwischen dem Ocean, der Garonne, 
der alten Provinz und den Pyre- 
näen, nach der Unterwerfung dehnte 
es sich von den Pyrenäen bis zur 
Loire aus. 

4. Atax: ein Flufs in Gallia Nar- 
bonensis (=Languedoc), heute Aude 
genannt; an ihm lag colonia Ata- 
cinorum (Narbo). Die Dichter über- 
tragen häufig auf den Flufs, was vom 
Anwohner gilt; ähnlich Hör. c.II,9, 
21; Verg. Aen. VIII, 726. 

5. triumphos: dichterisch von 
einem Triumph. 

6. Dem Triumphwagen voran 
wurden aufser der Beute auch die 
bedeutendsten gefangenen Führer 
der Feinde, denen die Hände auf 
dem Rücken gefesselt waren, ge- 
führt; vgl. Hör. epist. II, 1, 191: 
mox trahitur manibus regum for- 
tuna retortis; c. III, 6, 22; Ovid 
trist. IV, 2, 21 f. 

8. Der Triumphwagen war ver- 
goldet, mit Elfenbein verziert und 
mit vier weifsen Bossen bespannt; 
vgl. Liv. 5, 23, 5, wo es von Ca- 
millu8 heifst: maxime conspectus ipse 



24 



T1BÜLL. Nr. IV (I, 7). 



Non sine nie est tibi partus honos: Tarbella Pyrene 
10 Testis et Oceani litora Santonici, 

Testis Arar Rhodanusque celer magnusque Garonna, 

Carnutis et flavi caerula lympha Liger. 
An te, Cydne, canam, tacitis qui leniter uudis 

Caeruleus placidis per vada serpis aquis, 
16 Quantus et aetherio contingens vertice nubes 

Frigidus intonsos Taurus alat Cilicas? 
Quid referam, ut volitet crebras intacta per urbes 

Alba Palaestino sancta columba Syro, 
Vtque maris vastum prospectet turribus aequor 



est curru equis dlbis iuncto urbem 
invectus; 10, 7, 10. — nitidis equis: 
die weifsen Triamphalrosse heifsen 
nach ihrem stattlichen Aussehen 
strahlend, glänzend. 

9. non sine me = me comitante. 
Tibull will nichts anderes damit 
sagen als: ich war dein Begleiter 
auf deinem glorreichen Feldzuge, 
ich war Zeuge deines Ruhmes; wie 
es auch die Tarbeller sind; vgl. I, 
3, 66 (Nr. II). — Tarbella: die Tar- 
beller wohnten in Aquitanien zwi- 
schen dem Aturus (Adour) und den 
Pyrenäen; vgl. Caesar de b. g. III, 
27. — Pyrene: sonst Pyrene =» 
montes Pyrenaei. 

10. Santonici: die Santönes oder 
Santöni wohnten von der Mündung 
der Garonne bis zum Ocean; vgl. 
Caes. de b. g. I, 10; III, 11. — testis 
est: vgl. Cic. de imp. Cn. P. 30: 
testis est Sicilia — testis est Gallia 
— testis est Hispania. 

11. Arar: heute Saöne, der be- 
deutendste Nebenflufs der Rhone, 
im Gebiet der Äduer und Se- 
quaner. 

12. IAger: =» Loire, Apposition 
zu lympha. — Carnutis: Gen. sing, 
kollektivisch; die Garnutes oder 
Garnuti wohnten zwischen der 
Seine und Loire; ihre Hauptstadt 
war Cenabum (Orleans); sie heifsen 
flavi (die blonden) nach der Farbe 
ihrer Haare; vgl. Liv. 38, 17: ruti- 
latae comae. 

13—26. Aber nicht nur Aquita- 
nien ist Zeuge der Siege des Mes- 
salla, auch der Orient — Cilicien, 



Syrien und Ägypten — kann von 
seinen Verdiensten erzählen. 

13. Oydnus: Flufs in Cilicien; 
er kommt vom Taurus herab und 
fliefst durch die Stadt Tarsus. 

14. per vada serpis: vom Flufs- 
bett; vgl. Ovid met. I, 370; fast. I, 
601; Tib. II, 6, 34 (Nr. VIII); vgl. 
Goethe, Gesang d. Geister über d. 
Wassern: im flachen Bette schleicht 
er das Wiesenthal hin. 

15. Die Konstruktion ist: an te 
canam et quantus 1. alat = et 
quantus T. sit, qui Cilicas älit. 
Der Taurus erreicht in seinen 
höchsten Gipfeln die Höhe von 
3000 m , sonst eine Mittelhöhe von 
800 m — 1700 m ; an den Berghängen 
finden sich bewässerte Strecken 
und fruchtbare Thalmulden. 

16. intonsos: von ungebildeten, 
rohen Völkern wird mtonsus öfter 
gebraucht; vgl. Liv. 21, 32, 7 von 
den Galliern, Ovid. ep. ex P. IV, 
2, 2 von den Geten; bei Ovid am. 
II, 16, 39 heifst es: Cilicas feros. 

18. Zu Syrien rechnete man auch 
Palästina; vgl. Plin. n. h. 6, 12, 66; 
Ovid. a. a. I, 416: cülta Palaestino 
septima festa Syro. — Die Tauben 
galten den Syrern als heilig und 
waren dem Dienste der Göttin As- 
tarte geweiht. — alba bildet mit 
columba einen Begriff, zu dem 
sancta als Attribut hinzutritt. 

19. turribus: gemeint sind die 
hohen, palastähnlichen Handels- 
häuser von Tyrus; vgl. Strabo XVI, 
2, 23 (767): oUCag nolvczsyovs. 
Auch sonst wird turris in ahn- 



TIBÜLL. Nr. IV (I, 7). 



25 



20 Prima ratem ventis credere docta Tyros, 
Qualis et, arentes cum findit Sirius agros, 

Fertilis aestiv?, Nilus abundet aqua? 

Nile pater, quanam possum te dicere causa 

Aut quibus in terris occuluisse caput? 

25 Te propter nullos tellus tua postulat imbres, 

Arida nee pluvio supplicat herba Iovi. 

Te canit atque suum pubes miratur Osirim 

Barbara, Memphiten plangere docta bovem. 
Primus aratra manu sollerti fecit Osiris 
30 Et teneram ferro sollicitavit humum, 
Primus inexpertae commisit semina terrae 
Pomaque non notis legit ab arboribus. 



lichem Sinne gebraucht; vgl. Hör. 
C I, 4, 14; epod. 17, 70; Verg. Aen. 
II, 460. Klopstock, Messias IV, 282 : 
hochtürmende, nicht absehbare Kö- 
nigsstädte; Schiller, Spaziergang 
66 : ans dem feisichten Kern hebt 
sich die türmende Stadt 

21. Sirius: der Hundsstern Sirius 
bringt mit seinem Aufgange die 
heifseste Jahreszeit, die Hundstage; 
in dieser Zeit beginnt der Nil zu 
steigen; vgl. Plin. n. h. 6, 9, 10 (56): 
id evenire a canis ortu per introi- 
tum solis in leonem; Pomp. Mela 
1,9,3. 

23. Die Bezeichnung pater, die 
von allen segenspendenden Göttern 
wie Iuppiter, Bacchus u. a. ge- 
braucht wird, wird hier auf den 
Nil angewendet, da er dem Lande 
Segen bringt. Vgl. Ovid fast. 
IV, 829. 

24. Dem Altertome, wie der 
neueren Zeit haben die Nilquellen 
viel zu schaffen gemacht; vgl. Ovid 
met. II, 254 f.; Nilus in extremum 
fugit perterritus orbem oeculuit- 
que caput, quod adhuc lotet; Hör. 
c. IV, 14, 45: te fontium qui celat 
angines Nilusque et Ister. Plin. n. 
hu 5, 9, 10 (51) Nilus incerti8 or- 
tus fontibus ff. Heute ist das Rätsel 
durch die Entdeckungen Stanleys 
u. a. gelöst. 

25. te propter: dir hat sie es zu 
verdanken. 

26. pluvio Iovi: der befruchtende 
Regengott, dem Zsvg vitiog, op- 
ßgiog entsprechend. 



m 27 — 48. Die Anführung von 
Ägypten ruft in ihm die Erinne- 
rung an Osiris und seine Verdienste 
um den Ackerbau, die Obst- und 
Weinzucht wach. 

27. Die Griechen verglichen das 
Wesen des Gottes Osiris dem des 
Dionysos^ Vgl. Herod. H s 144: 
*Ö6iQig de iozi diovvaog %az' \EA- 
Xdöa yXäooav. Die Seele des die 
Sonne darstellenden Osiris sollte 
in dem Apis, dem heiligen Stiere, 
leben (vgl. Herod. III, 22 ff.). Er 
wurde zu Memphis in einem Tem- 
pel verehrt und nach seinem Tode 
lange Zeit betrauert, bis ein neuer 
gefunden war. 

28. Vgl.Callim.frg.176: sidviav 
cpaXiov tavQov fyXsptacci. — plan- 
gere aliquem: wie Honzsofrai, xvn- 
rso&at tiva. im Griechischen; vgl. 
Herod. H, 42. 

29. Dem Osiris wird, wie dem 
Bacchus, die Ausbreitung des Acker- 
und Weinbaus, überhaupt der Ge- 
sittung beigelegt ; er soll auch den 
Pflug erfunden haben; vgl. Diod. 
I, 14, 1. 

30. Das Beackern des vorher un- 
berührten Bodens wird als eine 
Störung, Beunruhigung (sollicitare) 
angesehen; vgl. Verg. georg. H, 
418: sollicitanda tarnen tellus. — 
teneram: die Erde heilst jugend- 
lich zart, da sie bisher vom Pfluge 
unberührt gewesen war. Die Worte 
teneram und ferro sind absichtlich 
des Gegensatzes wegen neben 
einander gestellt. 



26 



TIßüLL. # Nr. IV (I, 7). 



Hic docuit teneram paus adiungere vitem, 

Hie viridem dura caedere falce comam: 
35 Uli iuoundos primum matura sapores 

Expressa incultis uva dedit pedibus. 
Ille liquor docuit voces inflectere cantu, 

Movit et ad certos nescia membra modos, 
Bacchus et agricolae magno confeeta labore 
40 Pectora tristitiae dissoluenda dedit. 

Bacchus et adflictis requiem mortalibus adfert, 

Crura licet dura compede pulsa sonent. 
Non tibi sunt tristes curae nee luctus, Osiri, 

Sed chorus et cantus et levis aptus amor, 
45 Sed varii flores et frons redimita corymbis, 

Fusa sed ad teneros lutea palla pedes 
Et Tyriae vestes et dulcis tibia cantu 

Et levis oecultis conscia cista sacris. 



33. 84. Der Weinbau wird durch 
eeine zwei Hauptseiten palis ad- 
iungere vitem (alligatio) und caedere 
falce comam (amputaiio) charakte- 
risiert. 

36. incultis pedibus: = rudibus 
p. mit ungeschickten, plumpen 
Püfsen; vgl. Tib. II, 5, 85 (Nr. VIII); 
Prop. IV, 17, 18: et nova pressan- 
tes inquinet uva pedes, 

37. voces inflectere von der Mo- 
dulation der Stimme gesagt; vgl. 
Lucr. V, 1406: ducere multimodis 
voces et flectere cantus; Cic. de orat. 
II, 46, 193. 

38. ad certos modos : nach dem 
Takte bestimmter Weisen. — ne- 
scia: sc. motus. 

40. tristitiae dissoluenda: nach 
griech. Art ist dissolvere mit dem 
Genetiv verbunden; vgl. Hör. c. III, 
17, 16: cum famulis operum solu- 
tis. — Als der Befreier von Sorgen 
heilst Bacchus Über oder Avafog; 
vgl. Hör. epod. 9, 37 f. : curam me- 
tumque Caesaris rerum iuvat dülei 
Lyaeo solvere. 

42. Die Sklaven waren bei den 
Arbeiten oft an den Füfsen ge- 
fesselt; vgl. Tib. II, 6, 25 f.: spes 
etiam valtda solatur compede vinc- 
tum (crura sonant ferro, sed canit 
inter opus)- Hör. epod. 4, 4: per- 
uste — crura dura compede. 

43. Wofern du, Osiris, derselbe 



bist wie Bacchus, pafst für dich 
nicht eine Verehrung unter Gram 
und in Trauer, sondern eine fröh- 
liche Feier mit Gesang und Tanz. 

44. aptus: sc. est, aus sunt v. 43, 
ist Prädikat 

45. Von den Pflanzen war dem 
Bacchus der Epheu heilig, mit dem 
er bei allen Festen bekränzt ge- 
dacht wurde; daher sein Beiname 
corymbifer (%Laao%6fA7js); vgl. Ovid 
fast. III, 767 ff.: heder a est gratis- 
sima Baccho: I, 393: festa corym- 
biferi celebrabas, Graecia, Bacchi. 

46. Ein langes, faltenreiches Ge- 
wand, die palla — eigentlich ein 
Frauengewand — trägt aufser Apollo 
und Merkur auch Bacchus; vgl. Ovid 
met. III, 554 ff. — lutea: die üb- 
liche Farbe der Gewänder war die 
weifse, doch war bei Frauen schon 
in alten Zeiten die gelbe Farbe 
allgemein beliebt. — fusa ad pe- 
des = nodrJQTig. 

47. Tyriae vestes: in Tyrus waren 
berühmte Purpurfärbereien ; vgl. von 
der Palla des Arion Ovid fast. II, 
107: induerat Tyrio bis tinetum 
murice pallam; Hör. epod. 12, 21. 

48. cista: der aus Buten ge- 
flochtene (daher levis), mit Laub 
bedeckte Korb, in dem sich die 
heiligen Geräte befanden; vgl. Gat. 
64, 269; Hör. c. I, 18, 11 f. — con- 
scius gewöhnlich mit dem Gene- 



TIBÜLL. Nr v IV (I, 7). 



27 



Huc ades et genium ludo geniumque choreis 
50 Concelebra et multo tempora funde mero: 
lllius et nitido stillent unguenta capillo, 
Et capite et collo mollia serta gerat. 
Sic venias hodierne: tibi dem turis honores, 
Liba et Mopsopio dulcia melle feram. 
55 At tibi succrescat proles, quae facta parentis 
Augeat et circa stet veneranda senem. 
Nee taceat monumenta viae, quem Tuscula tellus 

Candidaque antiquo detinet Alba lare. 
Namque opibus congesta tuis hie glarea dura 
60 Sternitur, hie apta iuugitur arte silex. 
Te canit agricola, magna cum venerit urbe 



tiv, seltener mit dem Dativ ver-. 
banden. 

49—64. Der Dichter kehrt zu der 
Geburtstagsfeier des Messalla zu- 
rück und bittet Osiris zu erscheinen; 
möge, ist der Schlufsgedanke, die- 
ser Tag noch oft gefeiert werden. 

49. genium: der Genius ist das 
des Einzelnen Seele zeugende gött- 
liche Einzelwesen; also hat jeder 
Mensch seinen Genius, der ihn 
von der Geburt an bis zum Grabe 
schützend begleitet; man verehrte 
ihn besonders an Geburtstagen und 
brachte ihm als Opfer Weihrauch, 
Wein und Blumen dar; vgl. Hör. 
epist. II, 1, 144: piabant floribus et 
vino genium memorem brevis aevi\ 
II, 2, 187 ff.; Tib. II, 2, 1 (Nr. VII). 

60. Vgl. Tib. I, 2, 3: neu quis- 
quam multo perfusum tempora 
Baccho excitet; Hör. c. I, 7, 22; 
uda Lyaeo tempora. 

51. Bei festlichen Gelegenheiten 
wurden nicht nur die Bilder der 
Götter, sondern auch das des Ge- 
nius gesalbt und bekränzt; vgl. 
Tib. II, 2, 5 (Nr. VII): ipse suos 
Genius adsit visurus honores. 

53. sie venias: der Dichter for- 
dert den Genius selbst auf zu er- 
scheinen. — r hodierne: ist Vokativ 
des Prädikats nach griechischem 
Gebrauche; im latein. stehen die 
zum Prädikate des Satzes gehöri- 
gen Attribute eigentlich im Nomi- 
nativ. Vgl. Verg. Aen. II, 282 f.: 
quibus Hector ab oris exspeetate 



venis? Dichter* drücken die zum 
Prädikate gehörigen Zeitbestim- 
mungen adjektivisch aus. Vgl. 
Verg. Aen. VIII, 465: Aeneas se 
matutinus agebat. 

54. liba: Opferkuchen von far 
(Weizenmehl), Honig und öl; vgl. 
Serv. zu Verg. Aen. VII, 109: liba 
sunt placentae de farre, melle et 
oleo sacris aptae. — Mopsopius=at- 
ticus: Mopsopius war ein alter Kö- 
nig von Attica. Gemeint ist hier 
der attische Honig vom Berge Hy- 
mettus, der als der beste galt. 

55. at tibi: der Dichter geht vom 
Genius auf Messalla über. — pro- 
les: Messalla hatte zwei Söhne. 

57. monumenta viae: Messalla 
hatte die via Latina teils aus- 
bessern, teils neu herstellen lassen. 
Sie führte von dem Capenischen 
Thore durch das Liristhai zwischen 
Tusculum und den Albanerbergen 
bis Teanum und mündete in die 
via Appia; vgl. Mart. epigr. VIII, 
3, 5: et cum rupta situ Messällae 
saxa iacebunt. — monumentum ist 
alles, was an etwas anderes er- 
innert, also auch Bauwerke, Tem- 
pel, Strafsen u. s. w. ; vgl. Cat. 11, 10. 

58. antiquo Lare: soviel wie: 
uralt. 

60. sternitur: pflastern; vgl. Liv. 
41, 27. — apta: zusammengefügt, 
harmonisch. 

61. magna urbe: der blofse Abla- 
tiv wie rure, domo. — agricola: 
a in der Arsis des dritten Fufses 



28 



TIBÜLL. Nr. IV (I, 7). Nr. V (I, 10). 



Serus inoffensum rettuleritque pedem. 
At tu, natalis multos celebrande per annos, 
Candidior semper candidiorque veni. 

Nr. V (I, 10). 

Quis fuit, horrendos primus qui protulit enses? 

Quam ferus et vere ferreus ille fuit! 
Tum caedes hominum generi, tum proelia Data, 

Tum brevior dirae mortis aperta via est. 
5 An nihil ille miser meruit, nos ad mala nostra 

Vertimus, in saevas quod dedit ille feras? 
Divitis hoc vitium est auri nee bella fuerunt, 

Faginus adstabat cum scyphus ante dapes. 
Non arces,,non vallus erat, somnumque petebat 



vor der Cäsur in auffallender Weise 
verlängert. 

63. natalis: nämlich dies. 

64. candidior: freudiger, glück- 
licher; vgl. Tib. I, 3, 94 (Nr. II); 
Ovid. trist. V, 6, 13: optime Nata- 
lis! quamvis proeul absumus, opto 
candidus huc venias. 

Nr. V (I, 10). 

V. Da in dieser Elegie weder 
Messalla, noch Delia erwähnt wird, 
so mufs sie die älteste sein; sie 
wird aller Wahrscheinlichkeit nach 
in dem Jahre 32 oder 31 verfafst 
sein. Der Dichter ist in Gefahr, 
an einem Kriege teilnehmen zu 
müssen. Im Begriffe, von seinem 
Gütchen Abschied zu nehmen, 
klagt er das Gold und die Hab- 
sucht als die Ursachen der ver- 
ruchten Kriege an; aus dieser 
Stimmung heraus giebt er seiner 
Sehnsucht nach dem Frieden Aus- 
druck, lobt seine Vorzüge und An- 
nehmlichkeiten. 

1—14. Der Dichter verwünscht 
das Schwert und denjenigen, der 
es gefertigt bat, d. h. den Krieg, 
und lobt die gute, alte Zeit. 

2. ferus — ferreus: dieselbe Pa- 
ronomasie findet sich z. B. auch 
bei Cic. ad Quint. fratr. I, 3, 3. 
ferreus in der Bedeutung „grau- 



sam, hartherzig" kommt bei Tibull 
und Ovid oft vor. 

4. mortis via: der Weg zum 
Tode; vgl. Hör. c. I, 28, 16: cal- 
canda semel via leti; c. I, 3, 32 f.; 
Verg. georg. III, 482: via mortis. 
Goethe, Iphigenie II, 1: es ist der 
Weg des Todes, den wir treten. 

5. an: oder vielmehr; oder ist 
es richtiger, dafs — . üle miser: 
der von dem Dichter eben mit Un- 
recht beschuldigte. — meruit: me- 
rere verschulden; Ovidmet. H, 291; 
Prop. I, 18, 9: quid tantum merui? 
quae te mihi crimina mutant? 

6. Vgl. Ovid met. XV, 106: pri- 
moque e caede ferarum ineäluisse 
putes tnaculatum sanguine ferrum. 

7. divitis auri: Genetiv von di- 
ves aurum; das Gold heilet reich, 
weil es den Besitzer reich macht; 
ebenso Tib. I, 9, 31; HI, 3, 11. Zum 
Gedanken vgl. Prop. IV, 7, 1 : solli- 
citae tu causa, peeunia, vitaefs! per 
te itnmaturum mortis adimus iter. 

8. In der alten Zeit benutzte 
man Gefäfse aus Buchenholz und 
Thon, in der spätem, als der Luxus 
überhand nahm, aus Gold und 
Silber; jene sind also ein Zeichen 
der Einfachheit; vgl. Ovid met. 
V1H, 669; fabricataque fagopocula; 
Ovid fast. V, 622; Verg. ecl. III, 36; 
Plin. n. h. XVI, 38, 73. 

9. In der alten Zeit brauchte man 
sein Eigentum nicht zu schützen. 



TIBÜLL. Nr. V (I, 10). 



29 



10 Securus varias dux gregis inter oves. 

Tunc mihi vita foret, vulgi nee tristia nossem 

Arma nee audissem eorde mieante tubam: 
Nunc ad bella trahor, et iam quis forsitan hostis 
Haesura in nostro tela gerit latere. 
15 Sed patrii servate lares: aluistis et idem, 
Cursarem vestros cum tener ante pedes. 
Neu pudeat prisco vos esse e stipite factos: 

Sic veteris sedes incoluistis avi. 
Tunc melius tenuere fidem, cum paupere eultu 
20 Stabat in exigua ligneus aede deus. t 

Hie placatus erat, seu quis libaverat uvam 
Seu dederat sanetae spicea serta comae: 
Atque aliquis voti compos liba ipse ferebat 
Postque comes purum filia parva favum. 
25 At nobis aerata, lares, depellite tela, 

Hostiaque e plena rustica porcus hara. 



10. dux gregis: hier der Hirte, 
sonst z. B. Ovid am. III, 13, 17 der 
Widder. — varias inter oves: in 
der alten Zeit weidete man die 
Schafe alle zusammen, die spätere, 
verfeinerte, vermied eine Mischung 
nnd trennte die Herden nach den 
Farben. 

11. foret: hypothetischer Kon- 
junktiv; die Auslassung von si 
findet sich bei Dichtern wieder- 
holt; vgl. Verg. Aen. VI, 30; Hör. 
sat. I, 3, 15. — Der Conj. imper- 
fecti (foret für fuisset) ist selbst 
bei Cicero häufig. Der Sinn ist 
also: wäre mein Leben in jene 
Zeit gefallen, hätte ich weder 
kennen gelernt — noch gehört. — 
vulgi: das dabeistehende arma zeigt, 
dafs vulgus militum (vgl. Liv. 22, 
30, 7; Cnrt. Ruf. VII, 2, 33), der 
Soldatenhaufe, gemeint ist. 

12. mieante corde: mit klopfen- 
dem Herzen; vgl. Ovid a. a. III, 722: 
pulsantur trepidi corde mieante Si- 
nus; fast. VI, 338: fert suspensos 
corde mieante gradus. 

13. trahör: trahi geschleppt 
werden; die Silbe hör wird lang, 
da sie vor der Cäsur in der Arsis 
des dritten Fufses steht; vgl. Tib. 
I, 7, 61 (Nr. IV). 

15—44. Der Dichter ruft die 
Laren an und bittet sie, ihn aus 



den Gefahren des Krieges zu er- 
retten; er schildert im Gegensatz 
dazu das Glück des Landlebens 
und verwünscht einen frühzeitigen 
Tod und die Schrecken der Unter- 
welt. 

15. Die Laren des Tibull, aus 
Holz geschnitzt, haben wir uns am 
gewöhnlichen Orte, im Lararium 
über dem Herde, zu denken. 

18. sie: so, d. h. aus Holz ge- 
schnitzt. 

19. tenuere: als Subjekt ist ho- 
mines (man) zu denken. 

21. placatus: gnädig, weil durch 
Opfer versöhnt; vgl. Hör. c. HI, 
23, 3: si ture placaris. 

23. atque steigert, ipse (der Haus- 
vater) im Gegensatz zu filia parva. 

24. Vgl. Ovid fast. II, 652: por- 
rigit incisos filia parva favos. 

25. at: aber wohlan, wie dlld 
im Griechischen. 

26. hostiaque: und dann (sc. Ulis 
depulsis); zu ergänzen ist: erit. Der 
Pentameter ist als Nachsatz zu dem 
einen hypothetischen Vordersatz 
vertretenden Imperativ zu fassen; 
vgl. Ovid met. XIII, 254: arma ne- 
gate mihi, fueritque benignior Aiax! 
— plena: der Dichter nimmt eine 
grofse Menge von Vieh als selbst- 
verständlich an. 



30 



TIBÜLL. Nr. V (I, 10). 



Hanc pura cum veste sequar myrtoque canistra 

Vincta geram, myrto vinctus et ipse caput. 
Sic placeam vobis: alius sit fortis in armis, 
30 Sternat et adversös Marte favente duces, 
Yt mihi potanti possit sua dicere facta 

Miles et in mensa pingere castra mero. 
Quis furor est atram bellis arcessere mortem? 
Inminet et tacito clam venit illa pede. 
35 Non seges est infra, non vinea culta, sed audax 
Cerberus et Stygiae navita turpis aquae: 
Illif rescissisque genis ustoque capillo 

Errat ad obscuros pallida turba lacus. 
Quam potius laudandus hie est, quem prole parata 
40 Occupat in parva pigra seneeta casa! 



27. In den canistra befanden 
sich Opfergeräte, Weihrauch, Opfer- 
fladen und Mehl; vgl. luven, sat. 
IX, 137 ff. : o parvi nostrique Lares, 
quos ture minuto aut farre et tenui 
soleo exorare Corona, Zu myrto 
vgl. Hör. c. III, 23, 13 ff.: te nihil 
attinet tentare mülta caede biden- 
tium parvos coronantem marino rore 
deos (Lares) fragilique myrto. 

29. sie: nämlich: wenn ich meine 
Frömmigkeit beweise. 

31. «2. Vgl. zu dieser Sitte Ovid 
Her. I, 31 f.: atque aliquis posita 
monstrat fera proelia mensa, pingit 
et exiguo Pergama tota mero. Her. 
16, 87 f.: orbe quoque in mensae 
legi sub nomine nostro, quod de- 
dueta mero littera fecit, amo; am. 
I, 4, 20. Goethe, röm. El. XV: 
Wein flofs über den Tisch, und sie 
mit zierlichem Finger zog auf dem 
hölzernen Blatt Kreise der Feuch- 
tigkeit hin. 

33. 34. arcessere und imminet 
bilden einen Gegensatz. 

35. Die fruchttragenden Saat- 
gefilde und die wohlgepflegten 
Weinpflanzungen stehen gegenüber 
den öden Gefilden der Unterwelt, 
wo Cerberus und Charon hausen. 

36. Charon heilst navita turpis 
von seinem Aussehen; vgl. Verg. 
Aen. VI , 298 ff. : portitor hos hor~ 
rendus aquas et flumina servat ter- 
ribili equalore .Charon, cui plurima 
mento canities ineülta iacet; stant 



lumina flamma; sordidus ex ume- 
ris nodo dependet amictus. 

37. rescissis genis: warum Ti- 
bull den Toten in der Unterwelt 
im allgemeinen genae rescissae 
beilegt, ist nicht klar. In hefti- 
gem Schmerz und in Trauer zer- 
kratzte man sich die Wangen und 
raufte sich das Haar aus ; besonders 
wird dieses von den Frauen berich- 
tet; vgl. Hom. IL XI, 393: xov ös 
yvvamoq fisv %' cLyupfägvfpot bIgi 
7tccQ£iai, II. II, 700: xov $e neu afb- 
(pidgvtprig ctXo%og— iXiXswcto. Herod. 
VI, 77. Ovid trist. HI, 3, 61: parce 
tarnen lacerare genas, nee scinde 
capülos; Verg. Aen. XII, 605 ff. 
Andererseits dachte man sich die 
Verstorbenen in der Unterwelt in 
dem Zustande, in dem sie sich 
im Tode oder auf dem Scheiter- 
haufen befunden hatten; vgl. die 
Schilderung von Ceyx, bei Ovid 
met. XI, 655 f., von Cynthia bei 
Prop. V, 7, 7 ff, von Dido bei Verg. 
Aen. VI, 460. — usto capülo: mit 
Beziehung auf die Verbrennung 
des Leichnams. 

38. lacus: von den langsam da- 
hinfliefsenden Strömen der Unter- 
welt finden sich die Ausdrücke 
vada, paludes und lacus häufig; 
vgl. Verg. Aen. VI, 133 f.: si tanta 
cupido bis Stygios innare lacus; 
VI, 238. 

40. occupat: überrascht; das Alter 
naht eich, ohne dafs man es merkt. 



TIBÜLL. Nr. V (I, 10). 



31 



Ipse suas sectatur oves, at filius agnos, 

Et calidam fesso conparat uxor aquam. 
Sic ego sim, liceatque caput candescere canis, 

Temporis et prisci facta referre senem. 
46 Interea Pax arva colat. Pax Candida primum 

Duxit araturos sub iuga curva boves, 
Pax aluit vites et sucos condidit uvae, 

Funderet ut nato testa paterna merum: 
Pace bidens vomerque nitent, at tristia duri 
50 Militis in tenebris occupat arma situs 



Rusticus e lucoque vehit, male sobrius ipse, 
Vxorem plaustro progeniemque domum. 

Sed Veneris tunc bella calent, scissosque capillos 
Femina perfractas conqueritürque fores: 
56 Flet teneras subtusa genas, sed victor et ipse 
Flet sibi dementes tarn valuisse manus. 

At lascivus Amor rixae mala verba ministrat, 



42. calidam aquam: zum Bade. 

43. caput: Akkusativ der Be- 
ziehung. — canis: sc. capillis. 

44. Der Greis lobt am liebsten 
die vergangene Zeit; vgl. Hör. 
epist. II, 8, 173: senex — laudator 
temporis acti. 

45 — 68. Der Dichter preist den 
Frieden und ländliche Feste; vgl. 
Ovid fast. I, 697 ff. 

46. interea: jetzt jedoch, indes 
bis zu meinem Greisenalter ; häufig 
durch tarnen verstärkt, vgl. Cat. 
101, 7. 

46. Vgl. Ovid epist. ex P. I, 8, 
54: ducam ruricolas sub iuga curva 
boves. 

47. condidit: der Wein, der altern 
sollte, wurde aus den dölia in die 
amphorae und codi gefüllt, was 
gewöhnlich diffundere heifst; vgl. 
Hör. c. I, 20, 1 f. : Sdbinum — quod 
ego ipse testa conditum levi. 

48. Die Landleute pflanzen Bäume 
und Beben, die erst Kindern und 
Eindeskindern Frucht geben; vgl. 
Cic. Cat. m. VII, 24; Verg. ecl. IX, 
50: insere, Daphni, piros: carpent 
tua poma nepotes. 

49. Der Karst oder die Hacke 



(bidens) wird zur Bearbeitung de» 
Gartens, die Pflugschar (vomer) zur 
Beackerung des Feldes gebraucht. 
— nitent: von beständigem Ge- 
brauche sind Geräte blank, nicht ge- 
brauchte Waffen rosten; vgl. Ovid 
fast. IV, 927 ff.: sarcula nunc durus- 
que bidens et vomer aduncus, ruris 
öpes niteant, inquinet arma situs. 

51. lucoque: schattige Haine um- 
gaben den Tempel: in einem sol- 
chen feierte der Landmann das 
Erntefest. — male sobrius: male 
vertritt bei den Dichtern sehr oft 
fast die Stelle einer Negation; vgl. 
Hör. c. I, 9, 24: aut digito male 
pertinaci; Ovid. fast. VI, 785: ecce 
suburbana rediens male sobrius aede. 

53. Kämpfe giebt es freilich auch 
da, aber sie sind anderer Art, näm- 
lich Liebeskämpfe. — Die Leiden- 
schaft der Liebe zeigt sich in: 
capillos scindere, fores frangere,' 
ungue genas appetere; vgl. Prop* 
II, 5, 51 ff. 

57. verba rixae ministrat: giebt 
ihnen Streitworte ein, ist zur Hand 
mit — , legt ihnen in den Mund; 
vgl. Verg. Aen. I, 150: furor arma 
ministrat. 



32 



TIBÜLL. Nr. V (I, 10). Nr. VI (II, 1). 



Inter et iratum lentus utrumque sedet. 
Ah lapis est ferrumque, suam quicumque puellam 
60 Verberat: e caelo deripit ille deos. 

Sit satis e membris tenuem rescindere vestem, 

Sit satis oroatus dissoluisse comae, 
Sit lacrimas movisse satis: quater ille beatus 

Quo tenera irato flere puella potest. 
65 Sed manibus qui saevus erit, scutumque sudemque 

Is gerat et miti sit procul aVenere. 
At no bis, Pax alma, veni spicamque teneto, 

Perfluat et pomis candidus ante sinus. 



Nr. VI (II, 1). 
Quisquis ad est, faveat: fruges lustramus et agros, 



68. tnter iratum utrumque: zwi- 
schen dem erzürnten Paar. — len- 
tus: gleichgiltig, gelassen. 

59. Vgl. Ovid am. III, 6, 69 f.: 
ille habet et silices et vivum in 
pectore ferrum, qui tenero lacrimas 
lentus in ore mdet. 

60. Der Vergleich ist hergenom- 
men von den Giganten, die den 
Himmel stürmen; vgl. Cic. Cat. m. 
II, 5. 

62. ornatus — comae: die kunst- 
voll geordneten Haarflechten. 

63. Vgl. Ovid a. a. II, 447 f. : o qua- 
ter et quotiens numero conprendere, 
non est felicem, de quo laesa puella 
dolet. 

65. Liebeskämpfe und Hader 
müssen nicht in rohe Gewalt aus- 
arten; wer sich zu diesen hin- 
reifsen läfst, der möge Schild und 
ßchanzpfahl schleppen. — scutum su- 
demque: allitterierender Ausdruck. 

67. Die Attribute der Friedens- 
göttin sind aufser dem Ölzweige 
und dem Friedensstabe ein Füll- 
horn mit Früchten; in den Händen 
trägt sie häufig Ähren. 

Nr. VI (II, 1). 
VI. Dieses Gedicht wird mit 
Recht als ein Meisterstück echt 
Tibullischer Konzeption bezeichnet. 
Am Feste der Ambarvalien, der 
Feldumwandlung, das Ende April 
gefeiert wurde, — die Feier wurde 



jedesmal durch den Priester an- 
gesagt und fiel nicht auf einen be- 
stimmten Tag — fanden Umzüge 
mit Opfertieren um die Äcker statt, 
damit sie durch die Weihe des Ge- 
betes vor schädlichen Einflüssen 
bewahrt blieben. Das Opfer, das 
der Geres und dem Bacchus dar- 
gebracht wurde, bestand bei den 
Wohlhabenden aus einem Eber, 
einem Schafbock und einem Stier 
(suovetaurilia) , Ärmere begnügten 
sich mit einem von diesen drei 
Tieren. Waren die Tiere dreimal 
um die Saatfluren herumgeführt, 
so schlachtete man sie. — Tibull, 
der, wie jeder fromme Landmann, 
dieses Fest auf seinem Gütchen 
feiert, gedenkt zugleich in Liebe 
seines Freundes und Gönners, des 
Messalla. Da v. 33 der Triumph 
desselben über Aquitanien erwähnt 
wird, so muf8 das Gedicht nach 
dem Jahre 27, also wohl 26, ver- 
fafst sein. 

1 — 14. Der Dichter als Besitzer 
des Gütchens fordert, gleichsam 
als Priester, beim Beginne der 
heiligen Handlung die Anwesenden 
zum Schweigen auf. 

1. quisquis adest, faveat: allen 
beim Opfer Anwesenden wurde 
Schweigen geboten; die herkömm- 
liche Formel dafür ist: favete Un- 
guis =■ svcprjusize; vgl. Tib. II, 
2, 1 (Nr. VII); Hör. o. IH, 1, 2: 



TIBULL. Nr. 71 (II, 1). 



33 



Ritus ut a prisco traditus extat avo. 
Bacche, veni, dulcisque tuis e cornibus uva 

Pendeat, et spicis tempora cinge, Ceres. 
5 Luce sacra requiescat humus, requiescat arator, 

Et grave suspenso vomere cesset opus. 
Solvite vincla iugis: nunc ad praesepia debent 

Plena coronato stare boves capite. 
Omnia sint operata deo: non audeat ulla 
10 Lanificam pensis inposuisse manum. 

Vos quoque abesse procul iubeo, discedat ab aris, 

Cui tulit hesterna gaudia nocte Venus. 
Gasta placent superis: pura cum veste venite 

Et manibus puris sumite fontis aquam. 



favete Unguis; Ovid. met. XV, 677: 
animis linguisque favete, quisquis 
ades. — lustramus: ist der all- 
gemeine Ausdruck für die Gebräuche 
bei dem sühnenden Umgang. 

3. Bacchus und Ceres, als die 
vornehmsten ländlichen Gottheiten, 
werden eingeladen, an der Feier 
teilzunehmen. Bacchus, der seine 
Hörner, das Zeichen der Kraft und 
Fruchtbarkeit, nach Belieben an- 
und ablegen kann — vgl. Ovid met. 
IV, 19: tibi, cum sine cornibus ad- 
stas, virgineum caput est — führt 
im Griechischen die Bezeichnung 
nsqccatpoQog; vgl. Lessing Lao- 
koon VIII. 

4. Bacchus wird aufgefordert, 
im Schmucke der Weinreben, Ce- 
res mit dem Ährenkranze auf dem 
Haupte zu erscheinen; vgl. Hör. 
c. s. 29 ; sie heilst bei Seneca Herc. 
Oet. 598 und Manil. Astron. IV, 442 
geradezu spicifera. 

5. An den Tagen der Festfeier 
pflegte alles von der Arbeit zu 
ruhen; vgl. die Nachahmung dieser 
Verse bei Ovid fast. I, 663—665. 

6. suspenso vomere: vgl. Hesiod 
£Qy, x. 7]. 45 : alipcc zs nrjdccliov p\v 
vithq nanvov %axa&sZo. 

7. iugis: ist Ablativ. Die Knechte 
werden aufgefordert, die Riemen 
loszulösen, mit denen die Joche 
an dem Halse der Stiere befestigt 
wurden. Es scheint demnach, dafs 
am Morgen des Festtages noch 
geackert worden ist. 

Jacob 7, Anthologie. II. 2. Aufl. 



8. coronato capite: auch das Vieh 
wurde bekränzt. 

9. omnia: nom. plur. alles, d. h. 
Menschen und Vieh, möge beschäf- 
tigt sein mit — , im Dienste des 
Gottes stehen, operari ist techni- 
scher Ausdruck von den gottes- 
dienstlichen Handlungen; vgl. Tib. 
II, 5, 95 (Nr. VIII); Hör. c. III, 14, 
5 f. : unico gaudens mulier marito 
prodeat iustis operata divis. -r- non 
ist enge mit ulla zu verbinden; 
vgl. Cic. divin. in Caec. 18, 60: st 
vero non ulla tibi facta est iniuria. 

— Bei ulla ist mulier zu ergänzen. 

— audeat: ist Coniunct. potent.: 
nicht dürfte es wagen; vgl. Hör. 
epist. I, 18, 72: non ancilla tuum 
iecur ulceret ulla puerve; sat. II, 
6, 90: ultra non etiam sileas. 

10 ff. Alle Arbeiten, selbst Woll- 
arbeiten der Frauen mufsten am 
Feste ruhen. Wer der Festlichkeit 
beiwohnen wollte, mufste Keusch- 
heit bewahrt haben und sich mit 
reinen Händen und reinem Gewände 
nahen. 

11. vos quoque: ein Verbot für 
andere, fern zu bleiben, ist un- 
mittelbar nicht ergangen, ergiebt 
sich aber aus dem Zusammen- 
hange. 

14. sumite fontis aquam: vor dem 
Gebet und Opfer wusch man sich 
die Hände; vgl. Hesiod £py. x. r^. 
724 f.: iiTidinox' l£ r\ovs dil Xstßsiv 
al'frona olvov %tqalv avintoiciv 
/Mjfl' aXXoig dfravcctoiotv. 



34 



TIBÜLL. Nr. VI (II, 1). 



15 Cernite, fulgentes ut eat sacer agnus ad aras 
Vinctaque post olea Candida turba comas. 
Di patrii, purgamus agros, purgamus agrestes: 

Vos mala de nostris pellite limitibus, 
Neu seges eludat messem fallacibus herbis, 
20 Neu timeat celeres tardior agna lupos. 
Tarn nitidus plenis confisus rusticus agris 

Ingeret ardenti grandia ligna foco, 
Turbaque vernarum, saturi bona signa coloni, 
Ludet et ex virgis extruet ante casas. 
25 E Ventura precor: viden ut felicibus extis 
Significet placidos nuntia fibra deos? 
Nunc mihi fumosos veteris proferte Falernos 



15 — 26. Die gottesdienstliche 
Handlang selbst wird nur in den 
Hauptzügen geschildert Der Dich- 
ter ruft die ländlichen Gottheiten 
(di patrii) an, während das Opfer- 
tier zu dem Altar geführt wird; 
dieses geschieht an einem lose 
hängenden Strick, damit es frei- 
willig zu gehen scheint; vorher 
war es dreimal um die Fluren 
herumgeführt worden; vgl. Verg. 
georg. I, 345: terque novas circum 
felix eat hostia fruges; Serv. zu 
Verg. Aen. II, 133: solutae sunt 
hostiae; nam piaculum est in sacri- 
ficio aliquid esse religatum. 

16. Candida: wie bei den Ceres- 
festen (öerealia) erschien man auch 
bei den Ambarvalien im Festge- 
wand, also weifs gekleidet, mit 
Ölzweigen in den Händen oder im 
Haar. Sonst, z. B. Tib. I, 10, 27 
(Nr. V) werden Myrtenzweige er- 
wähnt. — turba: die Schar der 
Landleute. 

19. fallacibus herbis: Unkraut 
und leere Halme. — eludere: ein 
Kunstausdruck der Fechtersprache, 
von dem Gladiator gesagt, der 
einen Hieb pariert; in übertragener 
Bedeutung bei Cic. de opt. gen. 
orat. 6, 17: sed quasi rudibus eius 
eludit oratio, dann allgemein: ver- 
eiteln, täuschen t=»f allere; vgl. Verg. 
georg. I, 226: illos exspectata seges 
vanis elusit avenis; Ovid fast. IV, 
645: satpe Ceres primis dominum 
fallebat in herbis; met. V, 479 f.; 
arvaque iussit fallere depositum. 



21. tum: dann, wann ihr unsere 
Bitten erhört, werden wir auch 
Festfeuer anzünden und Hütten 
aus Laub erbauen. — Mit confisus 
plenis agris wird bereits hier auf 
das Fest hingewiesen, das kurz vor 
der Ernte gefeiert wurde. — niti- 
dus: stattlich, behäbig; vgl. Hör. 
epist. I, 4, 15: me pinguem et niti- 
dum bene curata cute vises. 

22. ligna: Holzscheite. 

23. saturi: wohlhabend. 

24. ante: Adv., davor — ante 
focum. 

25. Aus den Glück verheifsenden 
Eingeweiden des geschlachteten 
Opfertieres schliefst der Dichter 
auf Gewährung seiner Bitte; vgl. 
Tib. I, 5, 57: evenient, dat signa 
deu8. 

26. Beim Opfer wurden die Ein- 
geweide des Tieres herausgetrennt 
und von den Haruspices genau 
untersucht; fibrae sind eigentlich 
die Fasern der Eingeweide, dann 
diese selbst, namentlich Leber und 
Lunge; vgl. Tib. I, 8, 3: nee mihi 
sunt sortes, nee conscia fibra deo- 
rum; bei ungünstigen Zeichen 
mufste das Opfer wiederholt 
werden. 

27—30. Beginn des Festmahles; 
Aufforderung zum Trinken. 

27. nunc: nach beendigtem Opfer. 
— fumosos Falernos: sc. cados; 
vgl. Ovid fast. V, 518: promit fu- 
moso oondita vina cado. Der Wein 
wurde in Kammern aufbewahrt, 
die in der Nähe des Rauchfanges 



TIBÜLL. Nr. VI (II, 1). 



35 



Gonsulis et Ohio solvite vincla cado. 
Vina diem celebrent: non festa luce m ädere 
30 Est rubor, errantes et male ferre pedes. 

Sed *bene Messallam ' sua quisque ad pocula dicat, 

Nomen et absentis singula verba sonent 
Gentis Aquitanae celeber Messalla triumphis 

Et magna intonsis gloria victor avis, 
35 Huc ades adspiraque mihi, dam carmine nostro 

Redditur agricolis gratia caelitibus. 
Rura cano rurisque deos. his vita magistris 

Desuevit querna pellere glande famem: 
Uli conpositis primum docuere tigillis 



lagen, in der apotheca oder in dem 
fumarium. — Falernos: Den her- 
ben Falerner (vgl. Hör. c. I, 27, 9: 
vultis severi me quoque sumere par- 
tem Falerni) mischte man gerne 
mit süfsem Chier; vgl. Hör. sat. I, 
10, 24 f.: at sermo lingua condnnus 
utraque suavior ut Chio nota si 
commixta Falerni est; sat. II, 3, 
115 f. — veteris consulis: auf dem 
cadu8 oder einem daranhängenden 
Zettel {tessara, nota) schrieb man 
den Namen des Konsuls auf, in 
dessen Amtsjahr der Wein geerntet 
war; vgl. Hör. c. III, 8, 9 ff. — 
vincla: die Flaschen wurden ver- 
korkt und mit Pech bestrichen. 

29. vina: Weingelage. — modere: 
trunken sein; Tib. II, 2, 8 (Nr. VII); 
wie madidu8 trunken II, 5, 87 
(Nr. VHI). 

30. errantes: schwankend. 
81—36. Der Dichter ladet die 

Anwesenden ein, auf das Wohl des 
Messalla zu trinken, und bittet ihn, 
ihm helfend zur Seite zu stehen. 

31. bene Messallam: zu ergänzen 
ist väkre iubto, was stets ausge- 
lassen wird; vgl. Ovid fast. II, 637: 
et bene vos, bene te, patriae pater, 
optime Caesar. 

33. triumphis: der Plural dich- 
terisch wie Tib. I, 7, 6 (Nr. IV); 
gemeint ist der am 25. September 
d. J. 27 über die Aquitanier ge- 
feierte Triumph. 

34. intonsis avis: Dat. zu magna 
gloria; der Sieger gereicht seinen 
Vorfohren zur Ehre. — Nach Varro 



de r. r. II, 2 trugen die Römer bis 
zum Jahre 300 langes Haupthaar 
•und lange Barte; damals kamen 
die ersten Barbiere (fonsores) aus 
Sicilien nach Rom; vgl. Hör. c. II, 
15, 11: intonsi Catanis; Ovid fast 
II, 29 f. : denique quodcumque est — 
hoc apud intonsos nomen habebat 
avos. 

35. adspira: wie ein Gott oder 
wie die Muse soll Messalla dem 
Dichter Beistand leisten; vgl. Verg. 
Aen. IX, 525: vos, o CaUiope, pre- 
cor adspirate canenti. Ovid met. 
I, 3 : di coeptis — adspirate meis. 

36. agricolis caelitibus: die länd- 
lichen Gottheiten sind namentlich 
Ceres und Bacchus; vgl. Ovid met. 
VIII, 273 ff. 

37 — 66. Das Thema der nach- 
folgenden Verse giebt der Dichter 
selbst in den ersten Worten: rura 
cano rurisque deos an; er schil- 
dert die Kultur, welche die Mensch- 
heit den ländlichen Gottheiten zu 
verdanken hat. 

38. querna glande: die Eichel- 
kost vor Einfahrung des Acker- 
baus wird oft erwähnt; vgl. Ovid 
fast. I, 676: quemaque glans victa 
est utüiore cibo; Tib. II, 3, 69: 
glans aluit veter es; Goethe, röm. 
Eleg. XII, 5 f.: keine Feste sind 
mehr der großen Göttin gewidmet, 
die statt Eicheln zur Kost goldenen 
Weizen verlieh. 

39 ff. Die fortschreitende Kultur 
zeigte sich darin, dafs die Menschen 
die Eichelnahrung aufgaben, Hütten 
3* 



36 



TIBÜLL. Nr. VI (II, 1). 



40 Exiguam viridi fronde operire domum, 
Uli etiam tauros primi docuisse feruntur 

Servitium et plaustro supposuisse rotam. 

Tum victus abiere feri, tum cönsita pomus, 

Tum bibit inriguas fertilis hortus aquas, 

45 Aurea tum pressos pedibus dedit uva liquores 

Mixtaque securo est sobria lympba mero. 

Rura ferunt messes, calidi cum sideris aestu 

Deponit flavas annua terra comas. 
Rure levis vemo flores apis ingerit alveo, 
60 Conpleat ut dulci sedula melle favos. 
Agricola adsiduo primum satiatus aratro 

Cantavit certo rustica verba pede 
Et satur arenti primum est modulatus avena 
Carmen, ut ornatos diceret ante deos, 
56 Agricola et minio suffusus, Bacche, rubenti 



bauten, Stiere vor den Pflug spann- 
ten, also anfingen, Ackerbau zu 
treiben, Wagen verfertigten, Obst- 
bäume veredelten u. s. w. 

43. tum: damals, als die Götter 
die Menseben lehrten Häuser bauen 
und die Acker bestellen. 

44. inriguas: inriguus hier, wie 
bei Verg. georg. IV, 32: inriguum- 
que bibant violaria fontem, akti- 
visch. 

46. securo; von Sorgen befreiend; 
vgl. Hör. epist. I, 16, 18: genero- 
sum et bene (merum) requiro, quod 
curas abigat. 

47. sideris: sidus bezeichnet hier, 
wie auch sonst, die Sonne; vgl. 
Ovid am. II, 16, 3: sol licet ad- 
moto tellurem sidere findat 

48. comas: hier sind, wie der 
Zusammenhang lehrt, die Ähren 
gemeint ; vgl. Ovid am. III, 10, 11 f. : 
prima Ceres doeuit turgescere semen 
in agris, falce coloratas subseeuit- 
que comas. — annua: adjekt. für 
eine adverbiale Bestimmung, also 
— quotannis. 

49. rure für das in Prosa üb- 
liche ruri; vgl. Hör. epist. I, 7, 1; 
1, 14, 10. nemo: gehört zu alveo, steht 
für das Adverbium. — levis gehört 
zu apis. — flores: Blütensaft; vgl. 
Ovid met. XIII, 928: non apis inde 
tulit conlectos sedula flores. 



61—66. Auch die Künste sind 
auf dem Lande erfunden. 

61. satiatus: etwas satt haben, 
hier von der Arbeit des Pflügens 
gesagt; vgl. IL XI, 87 f.: Inst t' 
i%oQ8aaato %stgag rccpbvmv SsvdQea 
ficcnQä adog zi (uv tuszo d'Vfiov. 

62. certo pede: geht auf das 
Metrum. 

63. satur: in demselben Sinne 
wie vorher satiatus. — arenti avena: 
die Hirtenflöte (avQiyg), auch Pan- 
oder Querflöte genannt, wurde aus 
trockenen Rohrstengeln verfertigt; 
Verg. ecl. 10, 61: carmina pastoris 
Siculi moduldbor avena. Unter mo- 
dulari ist offenbar das Singen nach 
dem Takte zu verstehen; der Land- 
mann übt zu einem Feste der Götter. 

64. ornatos: die Götterbilder 
wurden bei den Festen bekränzt 

66. Die folgende Schilderung 
enthält ohne scharfe Scheidung 
Züge aus der Festfeier bei den 
Römern, wie auch bei den Griechen. 
Bei den ländlichen Festen in Ita- 
lien wie bei den Bacchusfesten in 
Attika fanden mimische Darstel- 
lungen statt, bei denen die Dar- 
steller sich das Gesicht mit Mennig 
rot färbten. Volksmäfsige Auf- 
führangen dieser Art waren bei 
den Römern die Fescenninen, Sa- 
turae, Mimi und Atellanen. — - Die 



TIBÜLL. Nr. VI (LI, 1). 



37 



Primus inexperta duxit ab arte choros. 
Huic datus a pleno, memorabile munus, ovili 

Dux pecoris: curtas auxerat hircus opes. 
Rure puer verno primum de flore coronam 
60 Fecit et antiquis inposuit laribus. 

Rure etiam teneris curam exhibitura puellis 

Molle gerit tergo lucida vellus ovis. 
Hinc et femineus labor est, hinc pensa colusque, 

Fusus et adposito pollice versat opus: 
65 Atque aliqua adsiduae textrix operata Minervae 

Cantat, et adplauso tela sonat latere. 
Ipse quoque inter agros interque armenta Cupido 

Natus et indomitas dicitur inter equas. 
Illic indocto primum se exercuit arcu: 
70 Hei mihi, quam doctas nunc habet ille manus! 
Nee peeudes, velut ante, petit: fixisse puellas 

Gestit et audaces perdomuisse viros. 
Hie iuveni detraxit opes, hie dicere iussit 

Limen ad iratae verba pudenda senem: 



Tragödie ist aus den dithyram- 
bischen Satyrchören hervorgegan- 
gen. Nach der herkömmlichen 
Etymologie hat die Tragödie ihren 
Namen davon, dafs bei den tragi- 
schen Agonen der Sieger als Preis 
einen Bock erhielt; vgl. Hör. a. 
p. 220: carmine qui tragico vilem 
certavit ob hircum. 

56. ab: dient zur Bezeichnung 
der Richtung anstatt des blofsen 
Ablative, entsprechend dem griech. 
«»o; Tib. I, 5, 4 (Nr. III): adsueta 
ab arte; I, 9, 66: solita ab arte. 

67. memorabile: würdig, ansehn- 
lich. — ovili: Ziegenstall. 

63. hinc: nämlich ex vettere ovis. 
— pensum: das Zugewogene, die 
Tagesarbeit der Sklavinnen beim 
Wollespinnen. — colus: Pluralis. 

64. et fu&us versat opus: unge- 
fähr soviel als: et fuso versato 
(Ovid met. IV, 221) opus fit; vgl. 
auch Ovid met. XII, 476: colum- 
que — cape cum calathis et sta- 
mina pollice torque und VI, 22: 
sive levi teretem versabat pollice 
fusum. 

66. Minervae: Minerva steht 



häufig metonymisch für das Ge- 
webe; vgl. Hör. c. III, 12, 5: ope- 
rosae Minervae Studium; Prop. II, 
9, 6 f.; Verg. Aen. VIII, 409. — 
operata: operari sich in Thätigkeit 
setzen für operatus, in Thätigkeit 
befindlich, wie oecupatus beschäf- 
tigt mit etwas. 

66. latere: von later, Ziegelstein. 
Die Fäden (stamina, Zettel, Kette) 
wurden beim alten vertikal stehen- 
den Webstuhl durch senkrecht 
herabhängende Gewichte stramm 
gehalten, um den Einschlag durch- 
zulassen. Diese Gewichte (lateres) 
schlugen natürlich aneinander, so 
dafs der Dichter sagen kann: tela 
sonat 

67 — 80. Auch Cupido ist auf 
dem Lande geboren; hier übte er 
zuerst seine Waffen; jetzt ist er 
oft ein grausamer Gott, der seine 
Macht Mädchen und Männern, ja 
selbst Greisen gegenüber beweist. 

68. indomitas equas: unbändig, 
a^ros, ädpriQ; vgl. Tib. II, 4, 57: 
indomitis gregibus Venus adflat 
amores, Verg. georg. III, 266: scili- 
cet ante omnes furor est insignis 
equarum. 



38 



TIBÜLL. Nr. VI (II, 1). Nr. VII (II, 2). 



75 Hoc duce custodes furtim transgressa iacentes 
Ad iuvenem tenebris sola puella venit 
Et pedibus praetemptat iter suspensa timore, 

Explorat caecas cui manus ante vias. 
Ah miseri, quos hie graviter deus urget! at ille 
80 Felix, cui placidus leniter adflat Amor. 
Sancte, veni dapibus festis, sed pone sagittas 
Et procul ardentes hinc precor abde faces. 
Vos celebrem cantate deum pecorique vocate 
Voce: palam pecori, clam sibi quisque vocet. 
85 Aut etiam sibi quisque palam: nam turba iocosa 
Obstrepit et Phrygio tibia curva sono. 
Ludite: iam Nox iungit equos, currumque sequuntur 

Matris laseivo sidera fulva choro, 
Postque venit tacitus furvis circumdatus alis 
90 Somnus et incerto Somnia nigra pede. 

Nr. VII (II, 2). 
Dicamus bona verba: venit natalis ad aras: 



76. iacentes: nämlich im Schlafe. 

78. Vgl. Ovid met. X, 465 f.: al- 
tera (manus) motu caecum iter ex- 
plorat 

79. uraet: von Feinden oder 
Krankheiten, die nicht aufhören, 
findet sich urgere öfter gebraucht; 
vgl. Hör. a. p. 458 f. : ut mala quem 
Scabies aut morbus regius urget. — 
at: steht in abgeschwächter, ad- 
versativer Bedeutung häufig vor 
einem Personalpronomen oder ille. 

81—90. Cupido wird aufgefor- 
dert zu erscheinen; die Anwesen- 
den sollen ihn zum Schlüsse des 
Festes anrufen; schon naht sich 
die Nacht. 

83. celebrem «=» celebratum; vgl. 
Hör. c. H, 12, 20: sacro Bianae ce- 
lebris die. 

84. clam: heimlich, denn der 
Liebende will seine Wünsche, Hoff- 
nungen und Gefühle andern nicht 
verraten. 

86. Phrygio sono: die phrygische 
Schalmei hatte einen krummen 
Ansatz mit weiter Mündung, durch 
die der Schall verstärkt wurde; 
vgl. Ovid met. III, 638: adunco 
ttbia cornu. 



87. Die Nacht fährt bald auf 
einem Zweigespann (bigae), bald 
auf einem Viergespann (guadrigae); 
vgl. Verg. Aen. V, 721 : et Nox atra 
polum bigis subveeta tenebat. Tib. 
(Lygd.) III, 4, 17. Die Sterne wer- 
den als ihre Kinder angesehen. 
Eurip. Electr. 64: co vv£ piXctiva, 
XQvaicov ccgtqcov rgoeps, Orph. Hymn. 
Vi, 6: datSQSg ovqclvioi, vvxtbg 
cpiXcc vi%va (isXatvrig. Vgl. Theokr. 
id. II, 165: %ctiQS ZsXavuCct XinccQO- 
%Q08, %<x{qstb a aXXoi datsQBg, ev- 
%r\Xoio %ax' avtvyot Nv%t6g onaSoC. 

89. Vgl. Ovid fast. IV, 662: 
nox venit et secum somnia nigra 
trähit; bei Eurip. Hec. 71 heilst 
die Nacht (isXavontsgvymv iirjtriQ 
ovbCqcov. 

Nr. VII (H, 2). 

VII. Verfafst ist dieses Gedicht 
zu der ersten Geburtstagsfeier, die 
Cornutus nach seiner Vermählung 
begeht; der Dichter wünscht ihm 
treue Liebe seiner Gattin, Glück 
in der Ehe und reiche Nachkom- 
menschaft. 

1—10. Von dem Dichter ergeht 
an die Teilnehmer der Geburts- 



TIBÜLL. Nr. VII (II, 2). 



39 



Quisquis ades, lingua, vir m ulier que, fave. 
Urantur pia tura focis, urantur odores, 

Quos tener e terra divite mittit Arabs. 
5 Ipse suos genius adsit visurus honores, 

Cui decorent sanctas mollia serta comas. 
Illius puro destillent tempora nardo, 

Atque satur libo sit madeatque mero, 
Adnuat et, Cornute, tibi, quodcumque rogabis. 
10 En age, quid cessas? adnuit ille: roga. 
Auguror, uxoris fidos optabis amores: 

Iam reor hoc ipsos edidicisse deos. 
Nee tibi malueris, totum quaecumque per orbem 

Fortis arat valido rusticus arva bove, 
15 Nee tibi, gemmarum quiequid felicibus Indis 

Nascitur, eoi qua maris unda rubet. 



tagsfeier die Aufforderung, die 
Vorbereitungen zu treffen; der 
Genius wird eingeladen zn er- 
scheinen, die Spenden in Empfang 
zu nehmen und die Bitten des Cor- 
nutus zu erhören. 

1. dicamus bona verba: vgl. Tib. 
II, 1, 1 (Nr. VI): — venu: es naht 
sich. — natalis: =■ genius natalis, 
der Schatzgeist, den jeder an dem 
Tage seiner Gebart empfangt. — 
aras: vgl. Ovid trist. V, 6, 9 f.: 
araque gramineo viridis de caespite 
fiat, et velet tepidos nexa corona 
focos; v. 13 f.: optitne natdlis — 
opto candidus huc venias. 

3. odores, quos — mittit Arabs: 
aus Aräbia felix, namentlich Saba, 
kam das Harz des Weihrauch- 
baumes; vgl. Prop. II, 29, 17: Ära- 
bum odores, Verg. georg. I, 67: 
moUes sua tura Sabaei; II, 117: 
sölis est turea virga Sabaeis, Ovid 
fast. IV, 669: turilegos Arabes. 

4. tener: vgl. Cat. 11, 6: Ara- 
besve mölles; Verg. georg. I, 67. 

6. Die Vorbereitungen sind ge- 
troffen, nun möge der Genius per- 
sönlich erscheinen, am die Ehren- 
gaben in Empfang zn nehmen, 
iese bestanden in unblutigen Ga- 
ben wie Weihrauch, Wein, Kuchen, 
Kränzen u. s. w. vgl. Tib. I, 7, 49 ff. 
(Nr. IV). Über die Verlangerang 
der Silbe -us in genius vgl. I, 10, 
13 (Nr. V). 



7. puro nardo: zu den kost- 
barsten orientalischen ölen ge- 
hörte das aus den Blüten des in- 
dischen and arabischen Narden- 
gra868 geprefste nardinum oleum, 
das hier anvermischt verwendet 
wird. 

8. libo: vgl. Tib. 1, 7, 54 (Nr. IV). 
— madeat: modere ist hier vom 
reichlichen, nicht überreichlichen 
Weingenafs gebraucht. 

10. adnuit: ist Perfekt. 

11—16. Die Bitten des Cornutus 
beschränken sich auf sein Haus; 
er wünscht sich — nach der 
Ahnung des Dichters (auguror) — 
treue Liebe seiner Gattin und die 
Erhaltung seines Hauses durch 
Nachkommenschaft. 

12. edidicisse: Cornutus hat den 
Göttern seine Bitte schon sehr oft 
vorgetragen. 

13 ff. Vgl. zum Gedanken Hör. 
c. II, 12, 21 ff. 

14. fortis: rüstig. 

16. nee tibi: sc. malueris. — 
gemmarum: darunter sind hier wie 
Tib. IV, 2, 19 (Nr. IX), Prop. I, 
14, 12: et legitur rubris gemma 
sub aequoribus und sonst Perlen 
zu verstehen. 

16. eoi maris: gemeint ist der 

ganze östliche Ocean bis Indien. 
>afs dieser Edelsteine und Muscheln 
mit Perlen an das Ufer werfe, war 
im Altertum eine allgemein ver- 



40 



TIBÜLL. Nr. VII (II, 2). Nr. VIII (II, 5). 



20 



Vota caduut: utinam strepitantibus advolet alis 
Flavaque coniugio vincula portet Amor, 

Vincula, quae maneant semper, dum tarda senectus 
Iuducat rugas inficiatque comas. 

Hac veniat natalis avi prolemque minie tr et, 
Ludat et ante tuos turba novella pedes. 



Nr. Vin (II, 5). 
Phoebe, fave: novus ingreditur tua templa sacerdos: 



breitete Ansicht; vgl. Curt. Ruf. 
VIII, 9, 19: gemmas margaritasque 
mare littoribus infundit; Tib. II, 
4, 30: e rubro luctda concha mari; 
Prop. I, 8, 39; IV, 13, 6. — ruhet: 
natürlich von den Strahlen der — 
nach der Ansicht der Alten — in 
der Nähe aufgehenden Sonne. 

17—22. Das Gelübde ist erhört; 
möge der eheliche Bund Bestand 
haben und durch Kinder gesegnet 
sein. 

17. 18. cadunt: ausfallen, hier, 
wie die nachfolgenden Worte zei- 
gen, in gutem Sinne, wird häufig 
noch durch ein Adverb oder auch 
ein Adjektiv näher bestimmt; vgl. 
Cic. in C. Verrem I, 2, 6: percom- 
mode cadit; Caesar b. c. III, 73: si 
non omnia caderent secunda. — 
Amor wie "EQcog dachte man sich 
als wunderschönen Knaben, ge- 
flügelt, mit Pfeilen oder brennen- 
der Fackel ausgerüstet. Er soll 
mit sich führen das Band treuer 
Liebe, damit die Ehe bis in das 
hohe Alter des Paares Bestand 
habe. Gelb (flavus) aber ist dieses 
Band als das Sinnbild brennender 
Liebe ; darum ist auch der Schleier, 
den die Braut bei der Hochzeit 
trägt, safranfarbig oder feuerfarbig 
(flammeus); Ovid met. X, 1: croceo 
velatus amictu — Hymenaeus; Cat. 
61, 8: flammeum cape. 

19. tarda senecttts: vgl. Tib. I, 
10, 40 (Nr. V); Ovid met. X, 396. 

20. inficiat: hier natürlich „weifs 
färben." 

21. hac — avi: unter diesem 
Zeichen; der Sinn der Worte er- 
giebt sich aus vv. 17, 18; zu avi 



vgl. Hör. c. I, 15, 5 : mala duck avi 
domum Helenen; Ovid met. VI, 433 f. 
hac ave coniuncti Progne Tereusque, 
parentes hac ave 8%mt facti. — pro- 
lern ministrare: Nachkommenschaft 
gewähren, kann nur auf die Kinder 
gehen. 

22. tuos: geht natürlich auf Cor- 
nute v. 9. 

Nr. VHI (II, 6). 

VIII. Mit dem vorliegenden Ge- 
dicht begrüfst der Dichter den 
M. Valerius Messalinus, den älte- 
sten Sohn des M. Valerius Messalla 
Corvinus, bei seiner Aufnahme in 
die Genossenschaft der Quindecim- 
viri, denen die Bewahrung und Be- 
fragung der sibyllinischen Bücher 
oblag (quindecimviri sacris faciundis 
et sibyllinis libris inspiciundis). An 
die Einleitung, in der Phoebus vom 
Dichter angerufen und gebeten 
wird, in dem Glänze und dem 
Schmucke seiner Würde zu er- 
scheinen, schliefst sich die Bitte, 
Phoebus möge dem neuen Priester 
ein richtiges Verständnis der Sprüche 
verleihen, so dafs er sie richtig zu 
deuten imstande ist, wie ja auch 
von ihm begeistert einst die Sibylle 
Wahres prophezeit hat, als sie dem 
Aeneas die künftige Gröfse seiner 
Schöpfung voraus verkündigte. 
Möge er aber, fährt der Dichter 
in dem zweiten Teile fort, nur 
Günstiges herauslesen und aus den 
Opfern verkünden — das Schlimme 
ist nun vorbei — ; daran knüpft 
der Dichter eine Schildern Dg der 
glücklichen Zeiten. Zum Schlüsse 
endlich bittet er in scherzender 



TIBÜLL. Nr. VIII (II, 5). 



41 



Huc age cum cithara carminibusque veni. 
Nunc te vocales inpellere pollice chordas, 
Nunc precor ad laudes flectere verba niea. 



Weise um Entschuldigung für seine 
schlechten Verse; seine Liebe zu 
Nemesis ist daran Schuld, die ihn 
quält; einst, wenn er den Triumph 
des Messalinus besingen wird — 
mit feiner Schmeichelei prophezeit 
er ihm einen solchen in der Zu- 
kunft — wird er ein besseres Ge- 
dicht machen; Phoebus wird ihm 
unzweifelhaft einen Triumph ge- 
wahren. 

Bei der Schilderung des Phoe- 
bus schwebt dem Dichter ohne 
Zweifel die Statue des Apollo Ki- 
tharoedos des Skopas vor, die sich 
in dem von Augustus zum Danke 
für den Sieg von Actium erbauten 
Tempel auf dem Palatin befand; 
die im Vatikan aufbewahrte Statue 
des Apollo Musagetes ist vielleicht 
eine Nachbildung. Dieselbe Bild- 
säule hat übrigens auch Ovid met. 
XI, 162 ff. vor Augen. — In jenem 
Tempel wurden vielleicht schon 
damals, sicher später (vgl. Suet. 
Aug. c. 31) die sibyllinischen Bücher 
aufbewahrt. — Die Abfassungszeit 
des Gedichts läfst sich nicht mit 
Bestimmtheit angeben, doch wird 
es nicht allzu lange nach dem 
Triumphe des Vaters fallen. 

1—10. Der Dichter bittet Phoe- 
bus bei der Aufnahme des jungen 
Messalinus als Gott der Sanges- 
kunst mit der Gither, als Gott der 
Weissagekunst mit den Orakel- 
sprüchen zu erscheinen ; erscheinen 
aber möge er in dem Schmuck, in 
dem er dem Juppiter zu Ehren 
nach der Besiegung des Saturnus 
ein Loblied sang. 

1. novu8 ßacerdos: M. Valerius 
Messalla oder Messalinus, der äl- 
teste Sohn des berühmten Redners 
M. Valerius Messalla Corvinus (vgl. 
Einleitung S. 2), der Freund des 
Ovid (vgl. ep. ex P. I, 7; II, 2) und 
des Germanicu8 (vgl. Tac. ann. III, 
18, 34), war Konsul im Jahre 3 
vor Chr. und erhielt 6 n. Chr. als 
Legat im Kriege gegen die Del- 



mater und Pannonier die orna- 
menta triumphalia. (Vell. II, 112); 
vgl. Tac. ann. I, 8. — tua templa: 
gemeint ist der von Augustus am 
24. Oktober d. J. 28 dem Apollo 
zum Andenken an den Sieg von 
Actium auf dem Palatinus geweihte 
Tempel; vgl. Hör. c. I, 31; die 
Pracht desselben schildert Propert. 
IQ, 31. 

2. 3. Diese Verse eingeleitet mit 
nunc — nunc sind eine Ausführung 
der Worte cum cithara carminibus- 
que, wie nachher v. 7 nitidus pul- 
cherque durch nunc jindue vestem 
und longas nunc bene pecte comas 
erläutert wird. — carminibus: car- 
mina sind nicht Lieder, sondern 
c. vaücinia (vgl. Verg. Aen. VI, 74: 
foliis tantum ne carmina manda) 
Weissagesprüche. 

4. precor: precari mit dem Acc. 
c. Inf. findet sich zuerst Ovid Her. 
19, 82. — laudes: wie Apollo nach 
dem Siege des Juppiter über Sa- 
turn die ruhmreichen Thaten (lau- 
des v. 10) derselben gefeiert hat, 
so wünscht der Dichter auch von 
Messalinus Rühmliches (laudes) 
singen zu können. Da aber der 
junge Mann noch nichts vollbracht 
hat, was auf den Namen laudes 
Anspruch machen kann, so braucht 
der Dichter die Gegenwart von 
Apollo, der nicht nur als der Gott 
der Sangeskunst mit der cithara, 
sondern auch als Gott der Weis- 
sagekunst mit den carmina zu er- 
scheinen aufgefordert wird. — flec- 
tere: beugen, leiten, formen, ge- 
stalten, wird häufig mit ad 
verbunden; vgl. Liv. 28, 44: id est 
viri et duck, non deesse fortunae 
praebenti se et oblata casu flectere 
ad consilium. Der Dichter bittet 
also Phoebus, er möge ihn inspi- 
rieren und ihn seine Worte so 
setzen lassen, dafs die laudes, die 
er im nachfolgenden von Messali- 
nus verkündigen wird, auch zur 
Wahrheit werden. 



42 



TIBÜLL. Nr. VIII (II, 5). 



5 Ipse triumphali devinctus tempora lauro, 
Dum cumulant aras, ad tua sacra veni. 
Sed nitidus pulcherque veni: nunc indue vestem 

Sepositam, longas nunc bene pecte coinas, 
Quälern te memorant Saturno rege fugato 
10 Victori laudes concinuisse Iovi. 

Tu procul eventura vides, tibi deditus augur 

Seit bene quid fati provida cantet avis, 
Tuque regia sortes, per te praesentit aruspex, 
Lubrica signavit cum deus exta notis: 
16 Te duce Romanos numquam frustrata Sibylla, 



6. veni: die Aufforderung zu er- 
scheinen (v. 2) wird durch ipse — 
veni noch einmal verstärkt aufge- 
nommen, und in diese stehende 
Formel (vgL Tib. IV, 2, 2 Nr. IX) 
ist hier eingeschoben, wie, wann 
und wo er erscheinen soll. In den 
Worten triumphali lauro liegt be- 
reits eine Hindeutung auf den 
Triumph, den auch Messalinus 
einst feiern wird; vgl. v. 117 f. 

6. cumulant aras: vgl. Verg. Aen. 
VIII, 284: cumulantgue oneratis 
laneibus aras; XI, 60. 

7. sed: führt ein neues ergän- 
zendes Moment ein: und zwar ge- 
schmückt. — vestem: das Festkleid 
ist das lang herabwallende Schlepp- 
kleid {palla); vgl. Ovid met. Xl, 
166 ff.: ille caput flavum lauro Par- 
naside vinetus verrit humum Tyrio 
saturata murice palla; am. I, 8, 69. 

8. sepositam: beiseite gelegt für 
die Festtage, d. h. kostbar; vgl. 
Ovid trist V, 6, 7: quaegue semel 
toto vestis mihi sumitur anno. — 
longas comas: vgl. Hör. epod. 16, 9: 
intonsos agitaret ApoUinis auro ca- 
pillos. 

10. Auf den Sieg Juppiters über 
Saturn spielt auch Seneca Agam. 
331 f. an: licet et chorda graviore 
Sanas quales canebas cum Titanas 
fülmine victos videre dei. 

11—16 begründen die Bitte des 
Dichters an Phoebus; da er nicht 
in die Zukunft zu schauen vermag, 
so bittet er den Gott selbst zu 
kommen und ihm helfend zur Seite 
zu stehen: du weifst, was die Zu- 
kunft bringt, dir verdankt der 



Augur seine Kenntnis, du lenkst 
die Lose, durch dich versteht der 
Seher die Zeichen, unter deiner 
Leitung gab die Sibylle die Deu- 
tungen der Orakelsprüche. 

11. Die Hauptarten der Weis- 
sagung sind: auguria, sortes, aru- 
spicina und die Weissagungen in 
den libri Sibyllini. — Vgl. Tib. 
(Lygd.) IH, 4, 47 ff.: at mihi fato- 
rum leges aevique futuri eventura 
pater posse videre dedit. — Bei 
Horaz c. 1, 2, 32 heifst Apollo selbst 
augur; c. s. 61. 

13. Zu den Obliegenheiten der 
aruspices gehörte die Eingeweide- 
schau. Herz, Leber und Lunge der 
Tiere wurden von ihnen auf das 
Sorgfältigste untersucht und aus 
ihrer Beschaffenheit auf einen glück- 
lichen oder unglücklichen Erfolg ge- 
schlossen. 

14. Vgl. Ovid met. XV, 136 f.: 
protinus ereptas viventi pectore fibrös 
inspiciunt mentesque deum scrutan- 
tur. 

16. frustrata: sc. est. — Sibylla: 
sc. Cumana. Nach der Sage soll 
diese Sibylle aus Erythrae, einer 
ionischen Stadt Kleinasiens, nach 
Gumae übergesiedelt sein, wo sie 
z. B. dem Aeneas, ehe er in die 
Unterwelt hinabstieg, weissagte; 
vgl. Verg. Aen. VI, 77 ff. Von ihr 
soll die Sammlung der Weissagungen 
herrühren, die Tarquinius Superbus 
kaufte. Selbstverständlich konnte 
Tibull mit Sibylla ohne weitern 
Zusatz nur die Nationalsibylle der 
Römer, d. h. die Sibylle von Gu- 
mae bezeichnen. 



TIBULL. Nr. VIII (II, 6). 



43 



Abdita quae seuis fata canit pedibus. 
Phoebe, sacras Messalinum sine tangere Chartas 

Vatis, et ipse precor quid canat illa doce. 
Haec dedit Aeneae. sortes, postquam ille parentem 
20 Dicitur et raptos sustinuisse lares, 

Nee fore credebat Romam, cum maestus ab alto 

Ilion ardentes respiceretque deos. 
Romulus aeternae nondum formaverat urbis 

Moenia, consorti non babitanda Remo, 
25 Sed tum pascebant herbosa Palatia vaccae 

Et stabant bumiles in Iovis arce casae. 
Lacte madens illic suberat Pan ilicis umbrae 



16. sents pedibus: in Hexametern. 

17. 18. Gewähre also auch dem 
Messalinus ein richtiges Verständ- 
nis und lafs ihn die Sprüche der 
Sibylle, die jetzt seiner Obhnt an- 
vertraut werden, richtig deuten. 

17. sacras Chartas: damit sind 
die sibyllinischen Bacher gemeint. 

19—64. Sie (SibyUa Camana) 
hat einet dem Aeneas, der an die 
Entstehung Roms nicht glaubte, 
die Zukunft Roms verkündigt, als 
auf der Stätte der spätem Stadt 
noch Herden weideten, und über 
das Wasser im Kahn der Hirt zu 
seinem Mädchen fuhr. Auf die 
Schilderung der örtlichen Verhält- 
nisse v. 23—38 folgt v. 39—64 die 
Prophezeiung der Sibylle. — Aufser 
Tibull hat auch Ovid fast. I, 519 ff, 
Prop. V, lff.; Vergil Aen. VIII, 
367 ff. die Vorzeit und den Ur- 
sprung Roms dichterisch behandelt. 

19. postquam — sustinuisse dici- 
tur: sustinuit ist hist. Per f.; als er 
der Sage nach {dicitur) nach Cu- 
mae gekommen war und glücklich 

dorthin mit sich gebracht hatte . 

raptos: auf seiner Flucht von Troja 
nahm er die Laren mit sich; vgl. 
Verg. Aen. I, 378 f.: sum pius 
Aeneas, raptos qui ex hoste Pena- 
tes classe veho mecum. Hier bei 
Tibull und sonst werden die Laren 
und Penaten mit einander ver- 
wechselt. 

21. nee — credebat: statt eines 
Relativsatzes qui cum — respiceret 
— non credebat hat der Dichter 



einen selbständigen Hauptsatz — 
daher auch das Imperfectnm cre- 
debat — gewählt; dieser schliefst 
sich natürlich an v. 19: Aeneae 
dedit an: die Sibylle gab ihm, der, 
als er traurig zurückschaute — , 
nicht glaubte — , die Orakelspr flehe. 
— alto: das hohe Meer. 

22. ardentes: steht aaro xotvov, 
d. h. es ist bei Ilion zu ergänzen 
ardentem. 

23—38 schildern die Gegend, in 
der sich das kommende Rom er- 
heben sollte, zu der Zeit, als die 
Cumanische Sibylle dem Aeneas 
die Orakelsprüche gab. 

23. aeternae: vgl. Verg. Aen. I, 
276 ff.: Romulus excipiet gentem et 
Mavortia condet moenia Romanos- 
que suo de nomine dicet; his ego 
nee metas rerum nee tempora pono, 
Imperium sine fme dedi. 

24. non habitanda Remo: vgl. 
Liv. I, 7. 

25. Vgl. Ovid fast. I, 248 ff.: hie 
übt nunc Roma est, incaedua silva 
virebat, tantaque res paucis pascua 
bubus erat; Prop. V, 1, lff. 

26. casae: zu diesen gehörte auch 
die casa Romuli, welche aus Rohr 
und Schilf verfertigt war (vgL Ovid 
fast. I, 199 ff.; III, 183 ff.); wieder- 
holt brannte sie ab, wurde aber 
immer wieder von neuem auf dem 
Capitol aufgebaut. 

27. Milchopfer werden den länd- 
lichen Gottheiten dargebracht; vgl. 
Tib. I, 1, 36 (Nr. I), wo die Göttin 
Pales ein solches Opfer erhält; 



44 



TlßüLL. Nr. VIII (II, 5). 



Et facta agresti lignea falce Pales, 
Pendebatque vagi pastoris in arbore votum, 
30 Garrula silvestri fistula sacra deo, 

Fistula, cui semper decrescit arundinis ordo: 

Nam calamus cera iungitur usque minor. 
At qua Velabri regio patet, ire solebat 
Exiguus pulsa per vada Unter aqua. 
35 lila saepe gregis diti placitura magistro 
Ad iuvenem festa est vecta puella die, 
Cum qua fecundi redierunt munera ruris, 

Caseus et niveae candidus agnus ovis. 
*Inpiger Aenea, volitantis frater Amoris, 
40 Troica qui profugis sacra vehis ratibus, 



Tgl. Theokr. id. V, 68: azaaco d* 
6%tm filv yavXcog tg> Ilctvl ya- 
Xa%rog. # 

28. Ähnlich heilst es bei Pro- 
perz V, 2, 59 vom Vertumnus: sti- 
pes acernus er am, proper anti falce 
dolatus. 

29. votum: hier die dem Silva- 
nus (süvestri deo) geweihte Hirten- 
flöte; vgl. Prop. V, 3, 17: omnibus 
heu portis pendent mea noxia vota. 

30. garrula: von Menschen 
schwatzhaft (Tib. I, 6, 26, Nr. III) 
besonders oft von der Krähe (vgl. 
Ovid met. II, 547), auch von leb- 
losen Dingen ; vgl. Tib. (Lygd.) III, 
4, 38: garrula lyra; hier etwa zu 
übersetzen mit: trillernd. 

31. Vgl. die Schilderung der 
fistula bei Ovid met. VIII, 189 ff.: 
nam ponit (Daedalue) in ordine 
pennas, a minima coeptas, longam 
breviore sequenti, ut clivo crevisse 
putes. sie rustica quondam fistula 
disparibus paulatim surgit avenis; 
tum Uno medias et ceris adligat 
imas. met. I, 711 ff.; Verg. ecl. 
II, 36. 

33. Velabri: das Velabrum (Varro 
leitet den Namen de 1. 1. V, 7 von 
vehere ab, weil man dort früher 
auf dem Wasser fuhr) ist eine 
Niederung zwischen dem kapito- 
linischen, palatinischen und aven- 
tinischen Hügel, genauer zwischen 
dem vicus Tuscus und dem forum 
boarium. Bei ihrer tiefen Lage 
wurde sie oft vom Tiber über- 



schwemmt; vgl. Ovid fast. VI, 405 f., 
Prop. V, 9, 5 f. 

34. pulsa aqua: vgl. Gat. 64, 58: 
at iuvenis fugiens pellit vada re- 
mis. 

35. gregis gehört zu diti magistro; 
gemeint ist der herdenreiche Be- 
sitzer, der gleich darauf iuvenis 
genannt wird. — placitura: vgl. 
v. 51, wo es von der Bea Silvia 
gesagt ist. 

36. Am Palilienfeste , das am 
21. April stattfand. 

37. Reich beschenkt von ihrem 
Geliebten kehrt sie heim. 

39. Nachdem der Dichter das 
Aussehen der Stätte, auf der sich 
das weltbeherrschende Born er- 
heben sollte, zur Zeit als die Weis- 
sagung erfolgte, geschildert hat, 
folgt die Weissagung der Cuma- 
nischen Sibylle selbst. — Aeneas 
und Amor waren Söhne der Venus; 
vgl. Verg. Aen. I, 667 f., wo Venus 
zu Amor sagt: frater ut Aeneas 
pelago tuus omnia circum littora 
iactetur odiis Iunonis acerbae. in- 
piger: unermüdlich, rastlos von Ort 
zu Ort wandernd; vgl. Hör. c. IV, 
8, 30 inpiger Hercules. — volitan- 
tis Amoris: vgl. Lucr. V, 1075: 
Amor pinniger.; Tib. II, 2, 17 
(Nr. VII). 

40. Troica sacra: die Penaten, 
oder nach v. 20 vielmehr die La- 
ren; vgl. Hör. c. IV, 4, 64; Verg. 
Aen. I, 68. 



TIBULL. Nr. VIII (II, 6). 



45 



Iam tibi Laurentes adsignat Iuppiter agros, 

Iam vocat errantes hospita terra lares. 
Illic sanctus eris, cum te, vener an da Numici 

Vnda deum caelo miserit indigetem. 
45 Ecce super fessas volitat Victoria puppes; 

Tandem ad Troianos diva superba venit. 
Ecce mihi lucent Rutulis incendia castris: 

Iam tibi praedico, barbare Turne, necem. 
Ante oculos Laurens castrum murusque Lavini est 
50 Albaque ab Ascanio condita longa duce. 
Te quoque iam video, Marti placitura sacerdos 

Ilia, Vestales deseruisse focos, 
Concubitusque tuos furtim vittasque iacentes 

Et cupidi ad ripas arma relicta dei. 
55 Garpite nunc, tauri, de septem montibus herbas, 

Dum licet: hie magnae iam locus urbis erit. 
Roma, tuum nomen terris fatale regendis, 



41. Laurentes agros : Aeneas lan- 
dete in Laurentum, einer Küsten- 
stadt Latiums, die zwischen Ostia 
und Lavininm lag; hier wurde er 
von Latinus, dem Könige der Lau- 
renter, freundlich aufgenommen; 
vgl. Ovid met. XIV, 342; Liv. 1, 1, 7. 

42. vocat: ladet ein. — hospita 
terra: das, nicht ein gastfreund- 
liches Land; er befindet sich be- 
reits in Italien. 

43. Der Numicius oder Numicus 
(jetzt Bio torto) ist ein Flüfschen, 
das südlich von Lavinium in das 
Meer fällt. Nach der Sage soll 
Aeneas nach der Schlacht an die- 
sem Flüfechen, in der er die Ru- 
tuler und Etrusker besiegte, in 
ihm verschwunden sein; vgl. Liv. 
I, 2, 6: seeundum inde proelium La- 
Unis, Aeneae etiam ultimum operum 
mortalium fuit. situs est, quemeun- 
que eum dici ius fasque est, super 
Numicum fluvium; Iovem indige- 
tem appellant; vgl. Ovid met. XIV, 
699 ff. — veneranda: weil der 
Flufsgott Numicius selbst vene- 
randus ist. 

44. Indigetem: der am Numi- 
cius verehrte Pater Indiges oder 
Dens Indiges wurde später mit 
dem troischen Aeneas für identisch 
gehalten und als Aeneas Indiges 



verehrt; vgl. Dionys. Hai. I, 64. — 
caelo: zum Himmel. 

45. Victoria verleiht den von 
der langen Fahrt ermüdeten Schiffen 
der Trojaner den Sieg. 

47. Ihre Schiffe werden durch 
Turnus, den König der Rutuler, in 
Brand gesteckt; vgl. Verg. Aen. 
IX, 70; XII, 918 ff.; er selbst 
kommt später durch die Hand des 
Aeneas um. 

49. Laurens castrum: vgl. Verg. 
Aen. X, 635: Laurentia castra. 
Aeneas gründet Lavinium, während 
Alba Longa erst nach seinem Tode 
von seinem Sohne Ascanius erbaut 
wird. 

52. Ilia oder Mea Silvia: die 
Tochter des Numitor, die Mutter 
des Romulus und Bemus, wurde 
durch Amulius gezwungen Vesta- 
lin zu werden; als solche gebar 
sie dem Mars die Zwillinge Romu- 
lus und Bemus. 

53. furtim: fast adjektivisch =» 
furtivos; häufig wird so procül ge- 
braucht; vgl. Hör. sat. I, 6, 51 f.: 
dignos assumere, prava ambitione 
procuh 

56. Vgl. Ovid fast. II, 280: hie 
übt nunc Urbs est, tum locus urbis 
erat. 

57. fatale: das Geschick hat den 



/ 



46 



TIBÜLL. Nr. VIII (II, 5). 



Qua sua de caelo prospicit arva Ceres, 
Quaque patent ortus et qua fluitantibus undis 
60 Solis anhelantes abluit amnis equos. 

Troia quidem tum se mirabitur et sibi dicet 

Vos bene tarn longa consuluisse via. 
Vera cano: sie usque sacras innoxia laurus 
Vescar, et aeternum sit mihi virgimtas/ 
66 Haec cecinit vates et te sibi, Phoebe, voeavit, 
Iactavit fusas et caput ante comas. 
Quidquid Amalthea, quid quid Marpessia dixit 

Herophile, Phyto Graia quod admonuit, 
Quasque Aniena sacras Tiburs per flumina sortes 
70 Portarit sicco pertuleritque sinn 



Namen bestimmt für; vgl. Gic. Cat. 
IV, 2: P. Lentulus suum nomen in- 
duetus a vatibus fatale ad perniciem 
rei publicae fore putavit 

60. amnis: Oceanus, der auch 
von Homer icorafiog genannt wird; 
vgl. Verg. georg. IV, 233: et Oceani 
8pret08 amnis ; Tib. (Lygd.) III, 4, 1 7 f. 

61. Troja wird neu erstehen in 
Born. 

62. vos: Aeneas und seine Ge- 
fährten. 

63. sie: von Beteuerungen: so 
wahr, so gewifs; vgl. Hör. c. 1, 3, 1 : 
sie te diva potens Cypri, sie fratres 
Helenae — regat. — innoxia: pass., 
ohne Schaden zu leiden. 

64. vescar laurus sacras: vor- und 
nachklassisch, sowie bei Dichtern 
wird vesci auch mit dem Akkusa- 
tiv verbunden. 

65. 66. Dies sang die Sibylle 
vonCumae vonPhoebus begeistert; 
vgl. Verg. Aen. VI, 77 ff. — vocare 
und iaetare gehen dem canere voran, 
letzteres enthält aber die Haupt- 
sache. 

66. ante gehört zu caput. 

Die Einleitung (67 — 80) zum 
zweiten Hauptteil, in dem der 
Dichter den Phoebus bittet, den 
Messalinus nur Günstiges aus den 
ßibyllini8chen Büchern herauslesen 
zu lassen, enthält folgenden Ge- 
danken: Was die anderen Sibyllen 
weissagten — sie verkündigten 
schreckliche Wunderzeichen , Er- 



scheinung e\nes Kometen am Him- 
mel , Steinregen , Waffengetöse, 
Sonnenverfinsterung u. s. w.; — 
diese Weissagungen, die Unglück 
verkündigten, gehören einer ver- 
gangenen Zeit an; versenke, milde 
gesinnt, Apollo derartige Prodi- 
gien in das tobende Meer. 

67. Amalthea: Name einer Si- 
bylle, die manchmal auch der Cu- 
manischen gleichgestellt wurde» 
Die Länge der letzten Silbe findet 
sich auch bei Ovid fast. V, 115. — 
Marpessia: Marpessus ist eine Stadt 
bei Troja am Ida-Gebirge. 

68. Phyto, die im Gegensatze 
zur troischen Herophile als Graia 
bezeichnet wird, gehört nach Sa- 
mos. 

69. Die Konstruktion ist: quid- 
quid Amalthea — dixit — admo- 
nuit, quidquid sacrae sortes admo- 
nuerunt, quas Aniena Tiburs por- 
tarit — haec fuerant olim (v. 79). — 
Aniena: gemeint ist Albunea, die 
zu Tibur als weissagende Göttin 
verehrt wurde ; sie wohnte in einer 
Grotte, durch die der Anio strömte; 
vgl. Verg. Aen. VII, 79 ff.: at rex — 
lucos sub alta consulit Albunea y 
nemorum quae maxima sacro fönte 
sonat saevamque exhalat opaca me- 
phitim; Hör. c. I, 7, 12. 

70. portarit pertuleritque: getra- 
gen und gebracht haben mag; die 
Konjunktive drücken die überlie- 
ferte Ansicht aus. 



T1BÜLL. Nr. VIII (II, 5). 



47 



(Hae fore dixerunt belli mala signa cometen, 

Multus ut in terrae deplueretque lapis: 
Atqüe tubas atque arma ferunt strepitantia caelo 

Audita et lucos praecinuisse fugam, 
75 Ipsum etiam Solem defectum lumine vidit 

lungere pallentes nubilus annus equos 
Et simulacra deum lacrimas fudisse tepentes 

Fataque vocales praemonuisse boves;, 
Haec fuerant olim: sed tu iain mitis, Apollo, ^V^- 
80 Prodigia indomitis merge sub aequoribus, 
Et succensa sacris crepitet bene laurea flammis, 

Omine quo felix et sacer annus erit. 
Laurus ubi bona signa dedit, gaudete coloni: 

Distendet spicis horrea plena Ceres, 
86 Oblitus et musto feriet pede rusticus uvas, 

Dolia dum magni deficiantque lacus. 






\\ (jf'N' 



w*-.* ? 



71. Das Erscheinen eines Kometen 
deutete, wie man glaubte, Krieg 
an. Tibull spielt hier offenbar auf 
die Vorzeichen an, die der Er- 
mordung Caesars vorausgingen (vgl. 
Ovid met. XV, 783 ff.) und auf die 
Unglückszeichen, die ihr folgten 
(vgl. Verg. georg. I, 466 ff.). 

72. deplueretque: über die Stel- 
lung des que, das hier sogar dem 
fünften Worte angehängt ist, vgl. 
Tib. I, 8, 88 (Nr. III). 

74. lucos: » Stimmen, die sich 
aus den Hainen vernehmen liefsen, 
verkündigten Niederlage und Flucht 
röm. Heere; vgl. Verg. georg. I, 
476 f. : vox quoque per lucos vulgo 
exaudita silentis ingens. Bekannt 
ist der Entscheid des Kampfes der 
Römer und Etrusker bei Liv. II, 
7, 2: silentio proximae noctis ex 
Silvia Arsia ingentem editam vocem; 
Silvani vocem tarn er editam. 

76. Vgl. die Angabe des Pli- 
nius n. h. II, 30 (98): fiunt pro- 
digiosi et longiores solis defectus, 
qualis occiso diciatore Caesare et 
Antoniano hello, totius paene anno 
potior e continuo. — Die vv. 75. 76 
stehen gewissermaßen parenthe- 
tisch, die Infinitive fudisse und prae- 
monuisse hangen wieder von ferunt 
v. 73 ab. 

78. vocales: mit menschlicher 
Stimme; solches Prodigium wird 



z. B. erwähnt von Livius 35, 21, 4: 
et quod maxime terreoat, consulis 
Cn. Domitii bovem locutum * Borna, 
cave tibi. 9 

80. Alles Unangenehme, von dem 
man sich befreien will, wünscht 
man in das Meer zu versenken 
oder in die Winde zu streuen; vgl. 
Tib. IV, 4, 8 (Nr. X). 

81—104. Zweiter Hauptteil: Mö- 
gen solche Prodigien nie wieder 
eintreten; möge dem neuernannten 
Priester Messalinus nur Günstiges 
aus den sibyllinischen Büchern 
herauszulesen vergönnt sein und 
nur glückliche Zeichen die Opfer 
begleiten. Im folgenden schildert 
der Dichter die friedliche und glück- 
liche Zeit, die dann herrschen wird. 

81. Lautes Knistern der Lorbeer- 
blätter deutete bei den Opfern und 
Beschwörungen auf guten Erfolg; 
darum bestrich man sie noch mit 
Erdpech; vgl. Verg. ecl. 8, 81: 
sparge molam et fragiles incende 
bitumine laurus. 

84. distendet — plena: vollfüllen, 
vollpfropfen; vgl. Verg. georg. IV, 
168 f. : aliae (apes) — liquvdo disten- 
dunt neetare cellas. 

86. lacus: Kufen zum Keltern 
der Trauben, die mit den Füfsen 
ausgeprefst wurden; vgl. Tib. I, 1, 
10 (Nr. I). 



48 



TIBULL. Nr. VIII (II, 5). 



At madidus Baccho sua festa Palilia pastor 

Concinet (a stabulis tunc procul este lupi): 
Ille levis stipulae solemnis potus acervos 
90 Accendet, flammas transilietque sacras. 
Et fetus matrona dabit, natusque parenti 

Oscula conprensis auribus eripiet, 
Nee taedebit avum parvo advigilare nepoti 
Balbaque cum puero dicere verba senem. 
95 Tunc operata deo pubes discumbet in herba, 
Arboris antiquae qua levis umbra cadit, 
Aut e vesfce sua tendent umbracula sertis 
Vincta, coronatus stabit et ante calix. 
At sibi quisque dapes et festas extruet alte 
too Caespitibus mensas caespitibusque torum. 
Ingeret hie potus iuvenis maledicta puellae, 

Post modo quae votis inrita facta velit: 
Nam ferus ille suae plorabit sobrius idem 
Et se iurabit mente fuisse mala. 
105 Pace tua pereant arcus pereantque sagittae, 



87. Baccho: metonymisch, wie 
oft, für vino. — Palilia: Tgl. Tib. 

1, 1, 36 (Nr. I). 

88. concinet: =■ celebrabit conci- 
nendo mit leichter Verschiebung 
der Bedeutung; vgl. Hör. c. IV, 

2, 41: concinet laetosque dies, 

89. Vgl. zu diesem Gebrauche 
Ovid fast. IV, 781 f.: tnoxgue per 
ardentes stipulae crepitantis acervos 
traicias celeri strenua membra pede. 
Man sieht, dafs es bei diesen Festen 
recht vergnügt zuging. Vergleichen 
damit läfst sich die Sitte der Oster- 
feuer in Deutschland. 

91. Es ist dieses der sogenannte 
Henkelkufs, bei dem der Küssende 
den andern an den Ohren wie an 
Henkeln fafste; vgl. Theokr. jd. V, 
132 f.: ovx Hqciii' AlHtitnag, ort fts 
nQccv ovh icpiXrjae zmv dltmv xa- 
d'sloia'j o%a ot xäv tpdaaav üdcoxa. 

93. Der alte Grofsvater bleibt 
inzwischen im Hause und sorgt 
für die kleinen Enkelkinder. 

94. Vgl. Hör. ep. I, 20, 18: balba 
senectus. 

95. tunc: knüpft an v. 90 an. — 
operata: vgl. Tib. II, 1, 9 (Nr. VI). 

96. levis umbra: sehr bezeich- 
nend von dem leichten Schatten 



des Laubes im Gegensatz zu umbra 
densa oder spissa; vgl. z. B. Verg. 
Aen. II, 621: spissis noctis se con- 
didit umbris, Hör. c. I, 7, 20 f.: 
densa tenebit Tiburis umbra; da- 
gegen Ovid met. V, 336: nemoris- 
que levi consedit in umbra, 

98. Die Mischkrüge und Becher 
werden nach römischer Sitte mit 
Laub und Blumen umkränzt; vgl. 
Verg. Aen. I, 724; III, 525; georg. 
II, 528. 

99. festas: ist anb noivov auch 
zu dapes zu denken. 

100. Die Rasenstücke selbst bil- 
deten das Polster; vgl. Ovid met. 
X, 556: datque torum caespes. 

101. ingeret: ingerere schleudern, 
ausstofsen; wir sagen ähnlich: einen 
mit einer Flut von Schmähworten 
überschütten; vgl. Hör. sat 1, 5, 11. 

104. mente fuisse mala: formel- 
hafter Ausdruck, mit dem der Be- 
leidiger um Entschuldigung bittet; 
vgl. Cat. 40, 1 f. : quaenam te mala 
mens, miselle Ravide, agit praeci- 
pitem in meos iambos? 

105 — 122. Die geschilderten Lie- 
besscherze des Jünglings und des 
Mädchens erinnern den Dichter an 
seine eigne Liebe; Liebe bringt 



TIBÜLL. Nr. VIH (II, 5). 



49 



Phoebe, modo in terris erret inermis Amor. 
Ars bona: sed postquam sumpsit sibi tela Cupido, 

Heu heu quam multis ars dedit illa malum! 
Et mihi praecipue. iaceo cum saucius annum 
110 Et faveo morbo, cum iuvat ipse dolor, 

Ysque cano Nemesim, sine qua versus mihi nullus 

Verba potest iustos aut reperire pedes. 
At tu (nam divum servat tutela poetas), 

Praemoneo, vati parce, puella, sacro, 
115 Yt Messalinum celebrem, cum praemia belli 

Ante suos currus oppida victa feret, 
Ipse gerens lauros, lauro devinctus agresti 

Miles 'io* magna voce Triumphe' canet 
Tum Messalla meus pia det spectacula turbae 
120 Et plaudat curru praetereunte pater. 

Adnue: sie tibi sint intonsi, Phoebe, capilli, 

Sic tua perpetuo sit tibi casta soror. 



viel Unheil; bo geht es auch ihm; 
seine Liebe zur Nemesis läfst ihn 
nicht die rechten Worte finden, 
nicht richtige Verse bauen; doch 
soll sie es nicht znm äufsersten 
treiben, sondern eingedenk sein, 
dafs die Dichter im Schutze der 
Götter stehen, damit er einst den 
kommenden Triumph des Messa- 
linus feiern könne. Das Gedicht 
schliefst mit der Bitte an Phoebus, 
dafs er den vorausverkündigten 
Triumph so sicher eintreten lassen 
möge, wie er die Prophezeiung 
der Cumani sehen Sibylle hat in 
Erfüllung gehen lassen. 

105. pace tua: mit gütiger Er- 
laubnis, ein auch in Prosa häufiger 
Ausdruck; vgl. Cic. Tusc. disp. V, 12 ; 
de orat. I, 76; hier ist die Bitte 
um Entschuldigung um so notwen- 
diger, als Apollo selbst Köcher und 
Bogen trägt. 

108. malum dare: ist ebenfalls 
ein formelhafter Ausdruck. 

111. Vgl. Einleitung S. 3 f. 

112. iustos: steht dno noivov. 
115. Um den Messalinus feiern 

zu können, wenn er einen Triumph 
davonträgt, mufs der Dichter leben, 
aber die Grausamkeit der Nemesis 
-erkürzt ihm sein Leben. Der Dich- 
Jacoby Anthologie. II. 2. Aufl. 



ter verkündigt gewissermafsen Mes- 
salinus seinen einstigen Triumph; 
er erhielt die ornamenta triumpha- 
lia im Jahre 6 n. Chr., nach dem 
Feldzuge gegen Illyrien; sein Va- 
ter Messalla, sowie der Dichter 
selbst, war damals bereits tot. 

116. oppida victa: die Bilder der 
eroberten Städte wurden beim 
Triumphe vorangetragen. 

118. Vgl. Hör. c. IV, 2, 49 ff.: 
teque dum procedis, *io triumphe 
non semel dicemus, Ho triumphe 9 
civita8 omnis. 

120. Vgl. die Nachahmung von 
Ovid ep. ex P. II, 1, 57 ff.: te quo- 
que victorem Tarpeias scandere in 
arces laeta coronatis Borna videbit 
equiß. Maturo8que pater natispeeta- 
bit honores, gaudia pereipiens, quae 
dedit ipse suis. 

121. Vgl. Hör. c. I, 21, 2: tn- 
tonsum, pueri, dicite Cynthium. — 
In ähnlicher Weise, wie die Ver- 
kündigung der Sibylle v. 63 f. mit 
sie schliefst, schliefst auch das 
ganze Gedicht: wie sich jene dem 
Aeneas gegebene Verkündigung der 
Sibylle bewahrheitet hat, so wahr 
lafs auch meine Verkündigung 
von dem Triumphe des Messali- 
nus sein. 



50 



TIBULL. Nr. IX (IV, 2). 



Nr. IX (IV, 2). 

Sulpicia est tibi culta tuis, Mars magne, kalendis: 

Spectatum e caelo, si sapis, ipse veni. 
Hoc Venus ignoscet; at tu, violente, caveto 

Ne tibi miranti turpiter arma cadant. 
5 Illius ex oculis, cum vult exurere divos, 

Accendit geminas lampadas acer Amor. 
Illam, quidquid agit, quoquo vestigia movit, 

Conponit furtim subsequiturque Decor. 
Seu solvit crines, fusis decet esse capillis; 
10 Seu compsit, comptis est veneranda comis. 
Vrit, seu Tyria voluit procedere palla; 



Nr. IX (IV, 2). 

IX. Das vorliegende Gedicht ist 
ein- Begleitschreiben des Cerinthus 
oder Cornutus, wie er vielleicht 
mit seinem wahren Namen hiefs, 
zu einem Neujahrsgeschenk , das er 
seiner Geliebten, der Sulpicia, 
macht. Über ihre Person vgl. 
Einleitung S. 4. Nach dem neuen, 
durch C. Julius Caesar in seiner 
Eigenschaft als pontifex maximus 
eingeführten Kalender begann seit 
dem Jahre 46 das Jahr am 1. Ja- 
nuar; mit diesem Tage pflegten 
seit 153 die Konsuln ihr neues 
Amt anzutreten ; bis dahin war der 
1. März der Neujahrstag der Römer. 
An diesem Tage war es üblich, 
sich Geschenke zu schicken. 

1—4. Tibull schildert die An- 
mut der Sulpicia, die so grofs ist, 
dafs Mars aus dem Himmel herab- 
kommen soll, um sie zu schauen. 

1. tibi: für dich; vgl. Tib. IV, 
6, 3 (Nr._XI): tibi se laetissima 
I, 5, 4: cui flavam 



compsit; Hör. c, 
religas comam. 

2. ipse veni 
(Nr. VIII). 

3. ignoscet: 



vgl. Tib. II, 6,5 



wegen der grofsen 
Schönheit der Sulpicia wird selbst 
Venus, die Geliebte des Mars, dieses 
entschuldigen; ähnlich Prop. III, 
28 a , 33: hoc tibi vel poterit coniux 
ignoscere Iuno. — Die letzte Silbe 
in ignoscet ist vor der Cäsur ver- 
längert; vgl. Tib. I, 10, 13 (Nr. V). 



— violente: ähnlich Ovid epist. ex 
P. IV, 6, 35 : hostibus eveniat quam 
sis violentus in armis. 

6—20. Lob der Schönheit der 
Sulpicia. 

6. geminas lampadas: an jedem 
Auge eine Fackel; vgl. Prop. n, 
3, 14, der die Augen seiner Gyn- 
thia geminae faces nennt; vgl. Prop. 
IV, 16, 16: ipse Amor accensas per- 
cutit ante faces. — acer Amor: der 
feurige Amor; vgl. Tib. II, 6, 16: 
acer Amor, fractas utinam tua tela 
sagittas, si licet extinctas aspiciam- 
que faces. 

7. Der Wechsel der Tempora 
agit — movit erregt keinen Anatofs, 
da agit noch fortdauert, movit — 
die Schritte lenken — bereits voll- 
endet ist. 

8. conponit: ordnen, ordnend 
schmücken « ornare. 

9. Während die Frau innerhalb 
des Hauses mit losem Haar (vgl. 
Tib. I, 3, 91 Nr. II) und in weifser 
Tunica ging, erschien sie aufser- 
halb mit sorgfältig gestecktem Haar 
oder in langen Locken und dem 
faltenreichen Purpurmantel (palla). 
Warum dieser Tyria heilst, lehrt 
v. 16. — fusis decet esse capillis? 
schön ist sie auch mit aufgelöstem 
Haar. 

10. veneranda: anbetungswürdig, 
notvia; sie wird mit den Göttern 
zusammengestellt. 

11. urit: sie entflammt die 
Herzen. 



TIBULL. Nr. IX (IV, 2). 



51 



Vrit, seu nivea Candida veste venit. 
Talis in aeterno felix Vertumnus Olympo 

Mille habet ornatus, mille decenter habet. 
15 Sola puellarum digna est, cui mollia caris 

Vellera det sucis bis madefacta Tyros, 
Possideatque, metit quidquid bene olentibus arvis 

Cultor odoratae dives Arabs segetis 
Et quascumque niger rubro de litore gemmas 
20 Proximus eois colligit Indus aquis. 

Hanc vos ; Pierides, festis cantate kalendis, 

Et testudinea Phoebe süperbe lyra: 
Hoc solemne sacrura multos haec sumet in annos: 

Dignior est vestro nulla puella choro. 



13. Vertumnus (von vertere) ißt 
der Gott der Wandelangen, beson- 
ders der Veränderungen, denen die 
Früchte bis zu ihrer Reife unter- 
worfen sind; man feierte ihm zu 
Ehren im Herbste die Vertumna- 
lien; vgl. Prop. V, 2, 1 ff.: quid mir 
rare meas tot in uno corpore for- 
mas? accipe Vertumni signa patema 
dei; v. 21 f. : opportuna mea est 
cunctis natura figurü: in quam- 
cunque völes, verte, decorus ero. 
Ovid met. XIV, 642 ff.; Hör. sat. U, 
7, 14. — felix, weil er der Gott 
des Früchte bringenden Herbstes 
ist; vgl. fecundus, femina. 

14. Ähnlich Ovid am. II, 5, 44: 
maesta erat in vultu, maesta decen- 
ter erat. 

16. Um eine kräftige Purpur- 
farbe zu erlangen, färbte man den 
Stoff zweimal, zuerst in dem noch 
nicht völlig ausgekochten Purpur- 
safte, sodann in Buccinsaft. Die 
besten Purpurgewänder dieser Art 
(bis tinctae, dtßcccpa) lieferten die 
tyrischen und lakonischen Färbe- 
reien; vgl. Hör. c. II, 16, 85 ff. : te bis 
Afro murice tinctae vestiunt lanae; 
epod. 12, 21: muricibus Tyriis itera- 
tae vellera lanae cui proper abantur? 

17. possideatque; das Subjekt 
quae ist leicht aus cui zu ergänzen. 
— Aus Arabien, das bei Plin. n. 
h. V, 11, 66 odorifera heifst, von 
Curt. Eufus V, 1, 11 odorum ferti- 
litate nobilis regio genannt wird, 
kam das Harz des Weihrauch- 
baums; vgl. Tib. II, 2, 3 (Nr. VII). 



18. Die Schätze Arabiens waren 
sprichwörtlich; vgl. Hör. c. I, 29, 
lf.; III, 24, lf. 

19. niger: dunkelfarbig, weil ihn 
die Sonne stark gebräunt hat; vgl. 
Prop. V, 3, 10: ustus et eoa disco- 
lor Indus aqua. 

20. Indiens Reichtum an Gold, 
Edelsteinen und Perlen, die hier 
mit gemmae bezeichnet werden, 
wird häufig erwähnt, vgl. Tib. II, 
2, 16 f. (Nr. VIT). 

21— 24. Noch viele Jahre möge 
das Neujahrsfest gefeiert werden, 
und möge Apollo und die Musen 
das schönste aller Mädchen durch 
Gesang feiern. 

21. Pierides = Musae, benannt 
nach ihrem Wohnsitze, dem Berge 
Pierus auf der Grenze Macedoniens 
und Thessaliens; vgl. Hör. IV, 3, 18: 
Pieri. 

22. testudinea lyra: nach der 
Sage soll Hermes die Schale einer 
Schildkröte mit Saiten überspannt 
und dem Apollo geschenkt haben; 
so wurde er der Erfinder der Leier ; 
vgl. Hör. c. 1, 10, 6 f. : te (Mercurium) 
canam — curvaeque lyrae parentem 
c. III, 11, 8 ff.: tuque testudo reso- 
nare Septem callida nervis; Prop. V, 
6, 31 f.: non ille attulerat crines 
in colla solutos aut testudineae Car- 
men inerme lyrae. — Phoebe süperbe 
lyra: ähnlich Tib. IV, 4, 2 (Nr. X): 
Phoebe süperbe coma. 

23. haec: Sulpicia. — sacrum: 
Subsi das Opferfest, häufig mit so- 
lemne verbunden; vgl. Flor. I, 7 

4* 



52 



TIBÜLL. Nr. X (IV, 4); 



Nr. X (IV, 4). 

Huc ades et tenerae morbos expelle puellae, 

Huc ades, intonsa Phoebe süperbe coma. 
Crede mihi, propera, nee te iam, Phoebe, pigebit 

Formosae raedicas adplieuisse manus. 
6 Effice ne inacies pallentes oecupet artus, 

Neu notet informis pallida membra color, 
Et quodeumque mali est et quidquid triste timemus, 

In pelagus rapidis evehat amnis aquis. 
Sancte, yeni, tecumque feras, quicumque sapores 
10 Quicumque et cantus corpora fessa levant: 
Neu iuvenem torque, metuit qui fata puellae 

Votaque pro domina vix numeranda facit. 
Interdura vovet, interdum, quod langueat illa, 



(13), 16: Fabium pontificem ab arce 
dimisit, qui solemne sacrum — 
conficeret; Cic. leg. II, 8, 19: sacra 
sölemnia öbeunto. Gemeint ist das 
Opfer, das Sulpicia im Tempel der 
Inno Lucina am Matronalienf este, an 
den kalendae femineae, dem 1. März, 
darbringen wird. — sumet: auf- 
nehmen, vornehmen, beginnen; vgl. 
bellum sumere. — multos in annos: 
in bezeichnet die Ausdehnung in 
«inen Zeitraum hinein; vgl. Hör. 
c. I, 32, 2 f. : quod et hunc in annum 
vivat et plures. — Der Dichter 
spricht die bestimmte Hoffnung 
aus, dafs Sulpicia viele Jahre leben 
wird. 

Nr. X (IV, 4). 

X. Der Dichter ruft, als Sulpi- 
cia erkrankt ist, Phoebus an und 
bittet ihn, sie genesen zu lassen; 
zugleich spricht er dem Cerinthus 
Mut ein; bald werde er mit seiner 
geretteten Freundin dem Gotte ein 
Dankfest feiern. 

1. Phoebus Apollo wird ange- 
rufen als der sühnende und hei- 
lende Gott; er sendet die Krank- 
heiten, aber er heilt auch die von 
ihnen Befallenen; somit entspricht 
er dem 'AtcoXXcov äXe^Uanog, luv- 
novQiog, ccnoTQoncuos. Tib. II, 3, 13: 
nee potuit (Apollo) curas sanare sa- 



lubribus herbis. — huc ades: vgl. 
Tib. I, 7, 49 (Nr. IV). 

2. Vgl. Tib. I, 4, 37 f. : solis aeterna 
est Phoebo Bacchoque iuventa: nam 
decet intonsus crinis utrumque deum; 
Hör. c. I, 21, 2. — intonsus = ccksq- 
ae-KOfiTjg. 

3. crede mihi: während Cicero 
und die anderen Prosaisten die 
rhythmische Stellung crede mihi 
meistens meiden, findet sie sich 
bei Dichtern häufig. Der Sinn der 
Worte crede mihi, propera ist: eile, 
auf meine Versicherung hin, dafs 
Eile hier not thut. 

6. oecupet: abzehrt; vgl. Hör. 
c. III, 27, 53: antequam turpis ma- 
des decentes oecupet malas. 

8. Dem Flufs- und Meerwasser 
schrieb man eine reinigende Kraft 
zu; Krankheit und Schuld werden 
mit dem Badewasser selbst in das 
Meer geschüttet. So soll hier der 
Flufs die Krankheitsstoffe in das 
Meer tragen; vgl. Hom. U. I, 314 f.: 
ot d' ccitsXvpatvovto xal stg aXcc 
Xvfjbott' t'ßaXXov. 

9. sapores: heilsame Säfte; vgl. 
Verg. georg. IV, 62: huc tu iussos 
adsperge sapores. 

10. cantus: Bann- und Zauber- 
sprüche; vgl. Tib. I, 2, 69 f.: nempe 
haec eadem se dixit amores canti- 
bus aut herbis solvere posse meos; 
I, 8, 19 ff. 



TIBÜLL. Nr. X (IV, 4). Nr. XI (IV, 6). 



53 



Dicit in aeternos aspera verba deos. 
15 Pone metum, Cerinthe: deus non laedit amantes. 
Tu modo semper ama: salva puella tibi est. 

21 Nil opus est fletu: lacrimis erit aptius uti, 

22 Si quando fuerit tristior illa tibi. 

17 At nunc tota tua est, te solum Candida secum 
Cogitat, et frustra credula turba sedet. 
Phoebe, fave: laus magna tibi tribuetur in uno 
20 Corpore servato restituisse duos. 

23 Iam celeber, iam laetus eris, cum debita reddet 

Gertatim sanctis laetus uterque focis. 
26 Tunc te felicem dicet pia turba deorum, 
Optabunt artes et sibi quisque tuas. 

Nr. XI (IV, 6). 

Natalis Iuno, sanctos cape turis acervos, 

Quos tibi dat tenera docta puella manu. 
Tota tibi est hodie, tibi se laetissima compsit, 
Staret ut ante tuos conspicienda focos. 
5 Illa quidem ornandi causas tibi, diva, relegat: 



14. aspera verba: vgl. Tib. I, 3, 
61 f. (Nr. II). 

22. tristior: übelgelaunt, schmol- 
lend ; vgl. Prop. I, 6, 10 f. : illa mina- 
tur quae solet ingrato tristis amica 
viro. 

17. Candida: ohne Falsch, auf- 
richtig; vgl. Hör. epiBt. I, 4, 1: 
AJbi nostrorum sermonum candide 
iudex. 

18. turba: die Schar der Freier. 

19. Zum Gedanken vgl. Ovid 
am. II, 13, 16 f.: huc adhibe vultus 
et in una parce duöbus; met. XI, 
388: animasque duas ut servet in 
una. Prop. III, 28 b , 41 f. 

23. ceteber: oft betreten, viel 
besucht, eigentlich von dem Tem- 
pel gesagt, dann auch von dem 
Gotte selbst, also c gef eiert'; vgl. 
Tib. n, 1, 83 (Nr. VI). — laetus: 
der Gott wird sich freuen, wenn 
ihm die Geretteten fröhlich die 
gelobten Opfer darbringen werden. 

Nr. XI (IV, 6). 

XI. Der Dichter bittet Iuno, sie 
möge die Weihrauchspende der 



Sulpicia (docta puella), die sie an 
ihrem Geburtstage ihr darbringt, 
gnädig annehmen; für sie, doch 
auch zugleich für den sie liebenden 
Jöngling, Cerinthus, hat sie sich 
geputzt; sie möge auch, so bittet 
der Dichter weiter, dafür sorgen, 
dafs die Verliebten vereinigt wer- 
den. Das Gedicht schliefst mit 
dem Wunsche, dafs der Geliebte 
ihr treu bleiben möge. 

1—6. Juno möge gnädig die Ge- 
schenke des Mädchens annehmen. 

1. Wie jeder Mann seinen Ge- 
nius hat (vgl. Tib. I, 7, 49 (Nr. IV), 
so jedes Mädchen und jede Frau 
ihre Iuno; ihr opferte sie an 
ihrem Geburtstage, bei ihr schwur 
sie u. s. w. ; vgl. Tib. (Lygd.) III, 
6, 47 f. : etsi perque suos fallax iu~ 
ravit ocellos Iunonemque suatn. 

2. docta puella: Sulpicia führt 
das Beiwort docta, da sie ein Mäd- 
chen ist, das die Poesie liebt und 
übt; so heifst auch Perilla bei Ovid 
trist. III, 7, 31 : doctissima, so Cyn- 
thia bei Prop. I, 7, 11 und HI, 13% 
11 docta. 



54 



TIBÜLL. Nr. XI (IV, 6). Nr. XII (IV, 13). 



Est tarnen, occulte cui placuisse velit. 
At tu, sancta, fave, neu quis divellat amantes, 

Sed iuveni quaeso mutua vincla para. 
Sic bene conpones: ullae non ille puellae 
10 Servire aut cuiquam dignior illa viro. 

Nee possit cupidos vigilans deprendere custos, 

Fallendique vias mille ministret Amor. 
Adnue purpureaque veni perlucida palla: 

Ter tibi fit libo, ter, dea casta, mero. 
15 Praecipit et natae mater studiosa quod optet: 

lila aliud tacita, iam sua, mente rogat. 
Vritur, ut celeres urunt altaria flammae, 

Nee, liceat quam vis, sana fuisse velit. 
Sit iuveni grata, et veniet cum proximus annus, 
20 Hie idem votis iam vetus adsit amor. 

Nr. XII (IV, 13). 
Nulla tuum nobis subducet femina lectum: 



7—12. Iuno möge bewirken, dafs 
ein festes Band der Liebe beide 
umschlinge, und die Liebenden zu- 
sammenführen. 

8. mutua vincla: die Liebe soll 
eine gegenseitige sein. 

9. sie: wenn dieses der Fall sein 
wird, dann — ; Umgekehrt spricht 
Hör. c. I, 33, 10 ff. davon, dafs 
Venus ungleiche Paare zusammen- 
führt: sie visum Veneri, cui pla~ 
cet inpares formas atque animos 
süb iuga aenea saevo mittere cum 
ioco. — ullae: statt ulli; vgl. Prop. 
I, 20, 35: nullae debita curae. 

13 — 20. Unter nochmaliger An- 
rufung der Iuno bittet der Dichter, 
sie möge die Bitte gewähren. 

13. perlucida: bezieht sich auf 
die Kleidung; gemeint sind die 
florartig gewebten Seidengewänder, 
wie sie auf der Insel Eos verfer- 
tigt wurden; sie schmiegten sich 
dem Körper an und liefeen selbst 
die Haut durchschimmern (stfiaxcc 
diaqxxvrj). 

14. fit — sacrificatur: facere 
(opfern) aliqua re, bvsiv zivt % 

16. optet: die Mutter lehrt die 
Tochter, was sie sich wünschen 
soll, natürlich einen Freier, da sie 



ja nicht weife, dafs Sulpicia bereits 
in den Banden der Liebe liegt. 

16. iam sua: wer seinem Herzen 
oder seinem Kopfe folgt, also selb- 
ständig handelt, heilst suus; so 
heifst hier Sulpicia, die ihre Wahl 
schon getroffen hat, sua. 

18. Und das Mädchen möchte 
auch gar nicht, selbst wenn es 
ihr noch möglich wäre, nicht ver- 
liebt (« sana) sein. 

19. In ihrer glühenden Liebe 
möge sie dem Jüngling angenehm 
sein. 

20. votis: natürlich dat. zu ad- 
sit; möge dieselbe dann schon alte, 
d. h. erstarkte Liebe ihre Wünsche 
leiten. 

Nr. XII (IV, 13). 

XH. Nur wenige Gedichte der 
römischen Dichter preisen in so 
schönen, tief empfundenen Worten 
die Macht der Liebe, wie dieses. — 
Der Dichter schwört seiner Ge- 
liebten die Treue, die er auch von 
ihr erwartet; kein anderes Mädchen 
gefällt ihm in Born, selbst ein von 
dem Himmel gesendetes würde 
keine Gegenliebe finden; sie ist 
ihm eine Leuchte in der Nacht, 



TIBÜLL. Nr. XII (IV, 13). 



55 



Hoc primum iuncta est foedere nostra Yenus. 
Tu mihi sola places, nee iam te praeter in urbe 

Formosa est oculis ulla puella meis. 
5 Atque utinam posses nni mihi bella videri! 

Displiceas aliis: sie ego tutus ero. 
Nil opus invidia est, proeul absit gloria vulgi: 

Qui sapit, in taeito gaudeat ille sinu. 
Sic ego secretis possum bene vivere silvis, 
10 Qua nulla humano sit via trita pede. 
Tu mihi curarum requies, tu nocte vel atra 

Lumen, et in solis tu mihi turba locis. 
Nunc licet e caelo mittatur amica Tibullo, 

Mittetur frustra, deficietque Venus. 
15 Haec tibi saneta tuae Iunonis numina iuro, 

Quae sola ante alios est tibi magna deos. 



sie ihm die ganze Welt. Sowie er 
aber den Schwor geleistet hat, er- 
wacht in ihm die Furcht, es könnte 
seine grofse Hingebung ihm von 
seiner Geliebten übel gelohnt wer- 
den, und er nennt sich thöricht, 
dafa er sich ihr ganz in die Hände 
gegeben hat. 

1—16. Der Dichter schwört sei- 
ner Geliebten ewige Treue. 

1. subducet: in der Präposition 
sub liegt hier, wie oft, der Begriff 
des Heimlichen, also da lectus so 
viel ist wie amor: einen der Liebe 
abtrünnig machen; Prop. I, 8, 45: 
nee mihi rivalis certos subducit 
emores; vgl. vno%Xsn%sa^av rag 
evvdg Soph. Elektr. 114. 

2. iuncta Venus: iungere Vene- 
rem =» iungere amorem; vgl. Tib. I, 
1, 69 (Nr. I) ; 1, 9, 76 f. : hunc ego cre- 
dam cum trueibus Venerem iungere 
posse felis. 

8. Ebenso Prop. II, 7, 19: tu 
mihi sola places; placeam tibi. Gyn- 
ihia, sölus; Ovid a. a. I, 42: elige 
■cui dicas: tu mihi sola places. 

7. Der Sinn ist: nicht bedarf es 
des Neides der Nebenbuhler, nicht 
braucht das Volk dich zu rühmen. 

8. in taeito gaudeat sinu; im 
Stillen; eigentlich bedeutetes: sich 
freuen, indem man sein Antlitz im 
Bausche der Toga versteckt; vgl. 
Prop. IH, 26, 29 f.: tu tarnen interea 



— in taeito cohibe gaudia clausa 
sinu; Cic. Tusc. disp. III, 61; Senec. 
epist. 105: sie vero invidiam effu- 

?ies, 8i te non ingesseris oculis, si 
ona tua non iaetaveris, si scieris 
in sinu gaudere; Hom. Od. VIII, 88 ff. 

9. sie; so, nämlich wenn mich 
niemand beneidet, kann ich in der 
Wildnis glücklich sein. 

11. requies: Erholung, Trost; 
vgl. Verg. Aen. IX, 481 f.: tune ille, 
seneetae sera meae requies, potuisti 
linquere solam; XII, 67. Diese herr- 
lichen Worte, die der Dichter hier 
von der Geliebten gebraucht, sind 
wohl in freier Weise nachgeahmt 
jenen bekannten Worten der An- 
dromache an Hektor Hom. H. VT, 
429 f., die Prop. I, 11, 23 f. also 
wiedergiebt: tu mihi sola domus, 
tu, Cynthia, sola parentes, omnia 
tu nostrae tempora laetitiae. 

13. Vgl. Tib. I, 3, 90 (Nr. II). 

16. numina iuro; iurare mit dem 
Acc. statt iurare per findet sich 
auch in Prosa; vgl. Cic. ad fam. 
VII, 12, 2. — quo modo autem tibi 
placebit Iovem Lapidem iurare? 
Verg. Aen. VI, 324; XII, 197. — 
Iunonis: vgl. Tib. IV, 6, 1 (Nr. XI). 

17—24. Der Dichter giebt der 
Furcht Ausdruck, dafs das Mädchen 
im Vertrauen auf den Eid nunmehr 
den Geliebten quälen wird; trotz- 
dem wird dieser ihrem Dienste treu 
bleiben. 



56 



TIBÜLL. Nr. XII (IV, 13). 



Quid facio demens? heu heu mea pignora cedo. 

Iuravi stulte: proderat iste timor. 
Nunc, tu fortis eris ; nunc tu me audacius ures: 
20 Hoc peperit misero garrula lingua malum. 

Iam faciam quodcumque voles, tuus usque manebo, 

Nee fugiam notae servitium dominae, 
Sed Yeneris sanetae considam yinetus ad aras. 

Haec notat iniustos supplieibusque favet. 



17. pignora cedo: das Unter- 
pfand, das er der Geliebten ab- 
tritt, ist die Furcht (iste timor), 
die sie bisher hatte, sie könnte 
den Geliebten verlieren. 

20. Seine geschwätzige Znnge, 
die unbesonnen den Eid geleistet 
hat, hat ihn ganz in ihre Hand 
gegeben, darum bleibt ihm, wenn 
sie ihn gar zu hart behandelt, 
nichts anders übrig, als an den 
Altar der Venus zu fliehen. 

23. Vgl. Eurip. Suppl. 267: $%n 



yccQ KccTCCcpvyrjv &r)Q fihv nizquv r 
SovXog dl ßmtiovg dedov; Liv. 27 r 
17: ad deos quoque con fuger e sup- 
plices, qui nequeant hominum vim 
atgue iniurias pati. 

24. notat: strafen, züchtigen; 
vgl. Hör. c. III, 26, 11 f. : regina (Ve- 
nus) sublimi flagello tange Ghloen 
semel arrogantem; vgl. Tib. I, 4> 
71 f.: blanditiis vult esse locum Ve- 
nus ipsa: querellis supplicibus, mi- 
seris fletibus illa favet. 



Anhang. 



Einleitung znm Tibnll: a) 0. F. Gruppe, die röm. Elegie. L Bd. 
Leipzig. 1838, II. Bd. Leipzig 1889 (rec. von W. A. B. Hertzberg, Hallische 
Jahrb. 1839. II, 1009—1040). b) K. Lachmann , Kleinere Schriften, heraus- 
gegeb. v. J. Vahlen. Berlin. 1876. II, 102—160. c) E. Bährens, Tibullische 
Blätter. Jena. 1876. d) M. Haupt, Opnsc. UI, 206 ff. Leipzig. 1876. 
e) Chr. Beiger, M. Haupt. Berlin. 1879, 260 f. f) Th. Birt, das antike Buch- 
wesen. Berlin. 1882, 426 ff. g) Alfr. Biese, die Entwicklung des Naturgefühls 
bei den Römern. Bd. II. Kiel. 1884, 88 ff. h) F. Leo, über einige 
Elegieen Tibulls. Philol. Untersuchungen, herausgeg. v. A. Kiessling und 
U. v. Wilamowitz-Moellendorf. 1881. II, 1 — 44. i) R. Schultz, Quaestiones 
in Tib. libr. I chronologicae. Fürstenwalde. 1887. k) W. S. Teuffei, 
Studien und Charakteristiken. Leipzig. 2. A. 1889, 465—509. 1) P.Schwarz, 
Tibull als Schulschriftsteller. Progr. Salzwedel. 1888. m) R. Ullrich, 
Studia Tibulliana. Berlin. 1889. n) Derselbe, de libri IL Tibulliani 
statu integro et compositione , Fleck. Jahrb. Supplem. 17 (1890) 383 — 
472. o) 0. Ribbeck, Geschichte der röm. Dichtung. H. 1889, 185 ff. 

1) Lachmann, Kl. Sehr, n, 102. — 2) Ribbeck, Gesch. d. r. Dichtg. 
II, 183 ff. — 3) Lachmann ed. Propert. praef. 26; Kl. Sehr. 164. — 
4} Ullrich, Stud. Tib. 27 ff. — 6) Ribbeck, Gesch. d. r. D. II, 364. Das 
Epigramm lautet: 

Te quoque Vergilio comitem non aequa, Tibulle, 

Mors iuvenem campos misit ad Elysios, 
Ne foret, aut elegis molles qui fleret amores 

Aut caneret forti regia bella pede. 

6) Bährens Tib. Bl. 7—11 bestreitet, dafs der von Horaz c. I, 33 und 
epist. I, 4 genannte Albius der Dichter Tibull ist. Vgl. dagegen R. Richter, 
Burs. Jahr. X (1879) 285 ff; Grasberger, Fl. J. 1882, 838 ff. — 7) Vgl. 
die Vita Tibulli; Bährens, Tib. Bl. 4 ff. — 8) Ribbeck, Gesch. d. r. D. 
II, 11; Bährens, Tib. Bl. 49 ff; H. Schulz, de M. V. Messallae aetate. 
Stettin. 1886. — 9) R. Schultz, Quaest. chronol. 7 ff. — 10) Tib. I 3; 
Ullrich, Stud. Tib. 14 ff — 11) Tib. I, 7, 9; R. Schultz, Quaest. chron. 
11 ff. — 12) Bährens, Tib. Bl. 11 ff; Hankel, Ritschis Act. soc. phil. Lips. 
V, 82 ff. ; R. Schultz, Quaest. chron. 7 ff. ; Mommsen, res gest. div. Aug. 
1866, 71; Ullrich, Stud. Tib. 27 f. — 13) J. H. Voss in Tib.-Übersetzg. 
H, 6, 9 f. S. 202; dagegen Dissen und Lachmann Kl. Sehr. II, 157; 
Wisser, über Tibull II, 5. Eutin. 1874, 6A. Vahlen, Monatsb. d. Berl. 
Akad. 1878, 345. — 14) Hertzberg, Hall. Jahrb. 1839, 1009 ff. — 
16) Bährens, Tib. Bl. 36 ff. Hüler, Hermes 18 (1883) 362 ff. — 16) Apul. 
apol. 10 p. 279: eadem opera aecusent — Tibull um, quod ei sit Plania 
in animo, Delia in versu. — 17) Ovid trist. II, 427; Bentley zu Hör. c. 
II, 12, 13. — 18) Bährens, Tib. Bl. 16 ff.; Ribbeck, Rh. Mus. 32 (1877) 



58 ANHANG. 

445 ff.; Götz, Rh. Mos. 33 (1878) 145 ff. — 19) Lachmann, Kl. Sehr. 
II 161; Haupt, Opusc. III, 37; Leo 19 ff.; Bährens, Tib. Bl. 66 ff.; 

0. Richter, Rh. Mus. 25 (1870) 618 ff. ; Ullrich, Stud. Tib. 13 ff. — 
20) Ullrich, Stnd. Tib. 27 f. — 21) Gruppe, röm. Elegie 65 ff.; Bährens, 
Tib. Bl. 7 ff.; Schanz, röm. Literaturgeschichte II, 107; Belling, Prole- 
gomena zu Tib. 1893, 93 f.; dagegen: Ullrich, Stud. Tib. 29 ff.; Fleck. 
Jahrb. Suppl. 17, 469 ff.; vgl. Magnus, Berl. phil. Woch. X, 698 ff. — 
22) H. Alb. Dietrich, de Tib. amoribus sive de Delia et Nemesi. Marb. 
1844. — 23) Ullrich, Stud. Tib. 46 ff. — 24) Derselbe, Stud. Tib. 27 f. 
Hiller, Hermes 18 (1883) 353. — 26) Bährens, Tib. Bl. 37 ff.; L. Bolle, de 
Lygdami carminibus. Detmold. 1873; Lieree, über die Unechtheit des 

III. Tib.-Buches. Bromberg. 1875; Kleemann, de libri in carminibus. 
Strafsburg. 1876. — 26) Teuffei, Studien 474 ff.; Hankel, Act. soc. phil. 
Lips. V, 79 ff.; R. Richter, Burs. Jahrb. X, 281 f.; Härtung, de panegyrico. 
Halle. 1880; Ullrich, Stnd. Tib. 22 ff. — 27) Gruppe r. E. 27 ff.; Lachmann, 
Kl. Sehr. II, 160; Ullrich, Fl. J. Suppl. 17, 469. — 28) Gruppe 47 ff.; 
Teuffei, Stud. 487 ff.; C. Prien, Fl. J. 1861, 149 ff.; Zingerle, Kl. ph. Abh. 
I 22ff.; II, 45ff.; Bährens, Tib. Bl. 42ff.; Ullrich, Fl. J. Suppl. 17, 451ff. ; 
Ehwald, phil. Anz. 15 (1886) 593; Knappe, de Tib. libr. IV. eleg. Duder- 
stadt. 1880; R. Richter, de IV. libri elegiis Dresd.- Neustadt. 1875. — 
29) Bährens, Tib. Bl. 46 ff.; J. P. Postgate, of the genuineness of Tib. 

IV, 13; Magnus, Burs. Jahr. 61, 359 ff. — 30) Velleius II, 36, 3: Tibul- 
lusque et Naso, perfectissimi in forma operis sui. — 31) Quintilian X, 

1, 93: elegia quoque Graecos provocamus, cuius mihi tersus atque elegans 
maxime videtur auetor Tibullus. — 32) Haupt, Op. III, 205 ff. — 
33) Fr. Haase, disputatio de tribus Tib. locis transpositione emendandis. 
Bresl. ind. lect. aest. 1866; Jahrb. f. w. Kritik. 1837, 40 f.; Gruppe, röm. 
Elegie I; Ribbeck, de Tib. elegia I. Kiel 1867; H. Bubendey, Quaest. 
Tib. Bonn. 1864; Derselbe, die Symmetrie d. r. Elegie. Hamburg. 1876; 
W. Wisser, Quaest. Tib. Leipz. 1869; Eberz, Fl. J. 99 (1869) 331 ff.; 
C. Prien, die Symmetrie und Responsion d. r. Elegie. Lübeck. 1867 und 
Fl. J. 101 (1870) 689 ff.; H. Groth, Quaest. Tib. Halle. 1872; H. Fritzsche, 
Quaest. Tib. Halle. 1876; Fr. Riemann, de compositione strophica carm. 
Tib. Koburg. 1878. — 34) Haupt, Op. 1U, 80 ff.; Vahlen, Monatsb. d. 
Berl. Akad. d. W. Berl. 1878, 343 ff.; Leo, phü. Untersuchung. II (1881) 
lff.; Ullrich. Fl. Jahrb. Suppl. 17, 386 ff.; Karsten, Mnemosyne 16 (1887) 
211 ff.; 305 ff.; 16 (1888) 39 ff. — 35) Leo 2 6 ff.; Magnus, Burs. Jahrb. 
51, 307 ff. 5 A. Kiessling zu Hör. c. I 30. 



Ausgaben: 1) Broukhusius, Albii Tibulli — quae exstant. Amster- 
dam. 1708. — 2) Jo. Ant. Vulpius, Alb. Tibullus. Padua. 1749. — 
3) Chr. G. Heyne, Alb. Tib. carmina. 3. A. Leipzig. 1798. — 4) J. H. Voss, 
Alb. Tib. und Lygdamus. Heidelberg. 1811. — 6) Imm. G. Huschke, 
Alb. Tib. carm. tom. I. II. Leipz. 1819. — 6) C. Lachmann, Tib. libr. IV. 
Berlin. 1829. — 7) L. Dissen, Alb. Tib. carm. Göttingen. 1836. — 
8) A. Rossbach, Alb. Tib. carm. libr. IV. Leipz. 1864. — 9) M. Haupt, 
Cat. Tib. Prop. carm. ed. III. Leipz. 1868. — 10) Aem. Bährens, Alb. 
Tib. elegiarum libri II. Leipz. 1878. — 11) L. Müller, Cat Tib. Prop. 
carm. Leipz. 1880. — 12) Haupt -Vahlen. Cat. Tib. Prop. carm. ed. V. 
Leipz. 1885. — 13) E. Hiller, Alb. Tib. Elegiae. Leipz. 1885. 

Anthologien: 1) F. C. Chr. Bach, Geist d. röm. Elegie. Gotha. 1823. 
— 2) Fr. Jacobs, Blumenlese d. röm. Dichter. Jena. 1826. — 3) B. Volz, die 
röm. Elegie. Leipz. 1870; 2. A. 1876. — 4) M. Seyffert, Lesestücke aus 
griech. und lat. Schriftstellern. 6. A. Leipz. 1876. — 5) Sam. Brandt, 
eclogae poet. lat. Leipz. 1881. — 6) K. P. Schulze, Röm. Elegiker. Berl. 



ANHANG. 59 

1876; 3. A. 1890. — 7) K. Jacoby, Anthologie aus d. Elegikern d. Römer. II. 
Leipz. 1882. — 8) H. Bender, Anthologie aus röm. Dichtern. Tübingen. 
1884. — 9) P. Jonas Meier, Ausgewählte Elegieen des Alb. Tib. Braun- 
flchweig. 1889. — 10) Alfr. Biese, Rom. Elegiker in Auswahl. Leipz. 1890. 

— 11) E. Peters, Anthologie aus den röm. Elegikern. II. Gotha. 1891. 

Übersetzungen: 1) J. H. Voss, Alb. Tibullus und Lygdamus, über- 
setzt und erklärt. Tübingen. 1810. — 2) E. F. Leopold, c. I 1—3. Jahns 
Archiv 8 (1842) 153—160. — 3) W. S. Teuffei, Gedichte im Versmafs der 
Urschrift. Stuttgart. 1854. (rec. von Hertzberg. Z. f. A.-W. 12 (1854) 
860 ff.). — 4) Derselbe, ausgewählte Gedichte d. röm. Elegiker. IL Stutt- 
gart. 1855. — 6) Eberz, Tib. im Versmafs der Urschrift übersetzt. Frankf. a/M. 
1865. — 6) Binder, Tib. im Versmafse der Urschrift. Stuttgart. 1869. 
2. A. 1886. — 7) Fr. Habicht, die Delia-Elegieen. Jena. 1875. — 8) A. Wil- 
brandt. Cerinthus und Sulpicia. Deutsche Rundschau. 4 (1875) 1—6. — 
9) E. Geibel, classisches Liederbuch. 3. A. 1879, 77 ff. I, 3; IV, 2; IV, 8. 

— 10) G. Fischer, die Elegieen des Alb. Tib. in modernen Rhythmen. 
Ulm. 1882. — 11) Bruch. Roma. Minden 1884. — 12) J. Mähly, röm. 
Lyriker S. 86 ff. — 13) G. Legerlotz, Tib. H, 1. Progr. Salzwedel. 1884. 

— 14) A. Bernstädt, Tib. Elegieen. Reclam. Nr. 1634. 

Jahresberichte: 1) R. Richter, Burs. Jahr. II, 2 (1876) 1446—1464; 
X, 2 (1879) 274—295. — 2) H. Magnus, Burs. Jahr. 51, 2 (1887) 145—300. 

— 3) Derselbe, Jahresb. d. phil. Vereins III (Z. f. G. W. 31, 1877) 229— 
245; IV (Z. f. G. W. 32, 1878) 97—117; V (Z. f. G. W. 33, 1879) 296— 
319; VII (Z. f. G. W. 35, 1881) 335—372; IX (Z. f. G. W. 37, 1883) 241 
—297; XII (Z. f. G. W. 40, 1886) 207 ff. 

In Bezug auf die Handschriften sei folgendes bemerkt: A = Am- 
brosianus und V » Vaticanus bieten für uns die älteste und beste Über- 
lieferung. Dazu kommt das von Scaliger benutzte, jetzt verschollene 
fragmentum Cuiacianum F und die sogenannten Freisinger Excerpte 
(Fris.), von Hiller mit M bezeichnet, da sich die Hs. in München befindet; 
G — Guelferbytanus , von Bährens in seiner Ausgabe des Tibull bevor- 
zugt, bietet die denkbar unsicherste Grundlage; vgl. Rossberg Fl. J. 119 
(1879) 71 ff.; Götz Rh. M. 37, 141 ff.; Magnus Burs. J. 51, 338. Endlich 
kommen noch die Excerpta Parisina (P) in Betracht. Vgl. über die 
Handschriftenfrage: 1) Lachmann, Kl. Sehr. II, 145 ff. 2) E. Protzen, de 
excerptis Tibullianis. Greifswald. 1869. 3) L.Müller, Fl. J. 99 (1869) 63 ff.; 

Sraefatio ed. Tib. p. III ff. 4) M. Rothstein, de Tibulli codieibus. 
•erlin. 1880. 5) R. Leonhard, de codieibus Tibullianis. München. 1882. 
6) E. Hiller, Rh. M. 37 (1882) 667 ff. 7) Derselbe, Fl. J. 127 (1883) 273 ff. 
8) Derselbe, Hermes 18 (1883) 343 ff. 9) Ph. Illmann, de Tibulli codicis 
Ambrosiani auetoritate. Halle. 1886. 10) H. Magnus, Burs. Jahrb. 
61, 311ff. 11) H. Belling, Kritische Prolegomena zu Tibull. Berlin. 1893. 
•Dem Texte zu Grunde gelegt habe ich die Ausgabe von Haupt- 
Vahlen ed. V Lips. 1885; die Abweichungen sind folgende: I (I, 1) 
21 tum. 25 iam modo iners possim. II (I, 3) 14 despueretque. 71, 89, 
91 tum. 86 colo. IV (I, 7) 2 deo; hunc. 8 niveis. 11 Garumna. 12 Car- 
nuti. 61 agricola, e magna. V (I, 10) 11 tum. — vulgo. 19 tum. 
49 vigent. 63 tum. VI (II, 1) 47 rure terunt VII (II, 2) 1 dicamus 
bona verba (venit natalis) ad aras. 21 hie veniat natalis avis. VIII 
(II, 5) 4 verba novas. 20 lares. nee. 23 firmaverat. 79 fuerunt. 88 tum. 
X (IV, 4) 26 tum. XI (IV, 6) 3 Iota. 

I (I, 1). E. Dietrich, Quaest. Tib. et Propert. Marburg. 1873, 2 ff.; 
Leonhard 64 ff. J. Vahlen, Monatsberichte 1878, 362 ff.; Leo, phil. Unters. 
28 ff.; R. Schultz, Quaest. 30 f. — 2 magna A, Graef, Annot. ad Tib. 
Memel 1866, 4 tritt für magna ein; L. Müller Fl. J. 99 (1869) 66; Magnus 
Burs. J. 51, 317; Belling, krit. Prolegomena zu Tibull. 1893, 84. — 



60 ANHANG. 

5 me mea: Dräger h. S. I', 104; Biese Rh. Mus. 88 (1883) 634. — paupertas: 
vgl. Hör. c. I, 1, 18; Senec. epist. 87, 40: non video quid aliud sit pau- 
pertas quam parvi possessio. — traducat: Fr. Haase, Vorlesungen über lat. 
Spr. II, 132 f.; Illmann 23 f. — vite (=» vitae) A, vitam traducat inertem 
Haase; Graef 4. — 7 Zingerle, Ovid u. s. Verh. I, 72 A. 2: wie denn 
überhaupt diese ganze Elegie des Properz (IV, 17, 16) freie Nachahmung 
Tibullsist. — 8 Becker, Gallus II 8 , 289. — 9 Haupt, Op. II 260 f.; Leo 29. 

— 10 Ovid fast. III, 668; Colum. de re rust. 10, 432: ferveat ut lacus et 
multa completa Falerno exsudent pingui spumantia dolia musto; vgl. 
Becker, Gallus III 8 ? 292 ff. — 13 florea Itali; vgl. Ovid fast. VI, 312: et 
velant scabras flonda serta molas; Tib. I, 2, 14. — 14 deum A vgl. Otto, 
Z. f. G. W. 39, 226. — 16 Magnus, Jahresb. d. ph. V. IV (1878) 112; 
Ceres flava: Preller, röm. M. II 8 , 41. — 18 Priapus: Preller, r. M. I 8 , 
640 f. 0. Jahn, Berichte d. s. G. d. W. 1856, 72. — 20 Lares: Preller, 
r. M. II 8 , 102. 2. — 24 Koldewey, Z. f. G. W. 31 (1877) 351. — 24 iam 
modo iam possim M iam modo non possum A quippe ego iam possum 
Par. iam modo iam possum Guyetus (ed. Broukhus. S. 443), iam modo 
si possum Lachmann; iam modo sie possim Gruppe 190; iam mihi iam 
possum Schneidewin conieetanea crit. 1839, 146; dummodo nunc possim 
Graef 5 ; iam mihi, iam possim L. Müller Fl. J. 99 (1869) 67 ; dummodo 
iam possim R. Richter, Burs. Jahr. VI (1873) 1452; Bährens, Tib. BL 68; 
iam mora, iam possum Ehwald, phil. Anz. 6 (1874) 352 ; iam modo iners 
possim Vahlen, Monatsber. 353 f.; Illmann 19 f.; Rothstein 20 f.; Protzen, 
de excerpt. Tib. 1869, 9 f.; Leo 30; Magnus, Burs. J. 61, 317. — 29 te- 
nuisse A. Biese, Rh. Mus. 88 (1883) 636. — bidentem P bidentes V 
Protzen 48ff.; Rothstein 33. — 34 est fehlt in M; Hiller, phil. Anz. 14 
(1884)27; Protzen 11 ff. — 35 hie: hunc Dietrich, Quaest. 12; hoc 
R. Richter, disput. de trib. prim. carm. Zwickau 1873, 6; Burs. Jahr. II 
(1876) 1462; ipse Leonhard 63. — 36 Palem: Preller, r. M. II 8 , 413 ff. — 
88 Becker, Gallus III 8 , 289; Guhl und Koner 4 666; Ovid fast. V, 618 
ed. Peter. — 43 Illmann 25; Rothstein 31; Hiller, ph. Anz. 14 (1884)28; 
Protzen 49 ff; Belling 71. — 46 detinuisse Itali clam tenuisse F. Seitz, 
de adj. poet. Lat. Bonn. 1878 (These); Magnus, Burs. J. 51, 298; Leo 32 
A 16; vgl. Kühner, lat. Gr. II, 101, 10. Dräger h. S. I 1 254ff. — 46 Vgl. 

F. Bronner, Fl. J. 148 (1893) 146. — 46 Magnus, Jahr. d. ph. V. XII, 214. 

— 48 imbre P igne A; Rossberg, Fl. J. 118 (1879) 75; Zingerle, Z. f. 
öst. G. 42 (1891) 739; Hiller, Berl. ph. W. 1886, 393; Götz, Rh. Mus. 37, 
141 f.; Ehwald, ph. Anz. 16 (1885) 585; Magnus, Burs. J. 61, 320; Bel- 
ling 83; Rothstein 37; imbre sonante Bährens. — 48 Koldewey, Z. f. 

G. W. 31 (1877) 354; Boltzenthal de re metr. 1874, 15; Bährens, Tib. 
Bl. 86. — 54 hostiles G exsiles AV Magnus, Burs. J. 51, 331. — 63 Ovid 
trist. I, 8, 41 f.; ep. ex P. IV, 12, 31; am. I, 11, 9; met. VII, 32 f. Prop. 
I, 16, 29f.; Hör. c. I, 8, 9; Zingerle, Ovid u. s. V. I, 43f. — 67 tu: 
Vahlen, Monatsb. 1878, 349; Bubendey, Symmetrie 16; tum Haupt. — 
70 Preller, gr. M. I 8 , 691. — 71 nee MP neque A. — decebit APM lice- 
bit Itali; capite AP capiti Itali. — 74 conseruisse Itali; Harnecker, Z. f. 
G. W. 35 (1888) 612. 

II (I, 3.). Über die Zeit der Abfassung vgl. Lachmann, Kl. Sehr. 
II 161 f.; Leo 20; 23 ff.; Ullrich, Stud. Tib. 16 A; Schultz, Quaest. 25 ff.; 
Bährens, Tib. Bl. 20. — 1 Vgl. Hom. Od. 12, 82; Cic. de orat. I, 35, 160; 
Verg. Aen. I, 140 ed. Gossrau; Aken, de figurae äno %ovvov usu. 
Schwerin. 1884, 3.-3 Phaeacia: Preller, gr. M. I 8 , 619. — Vgl. Ovid 
trist. III, 3, 3i 37; Prop. IV, 7, 9; Zingerle, Ovid u. s. V. I, 68; 59. — 
4 mors modo nigra AV mors precor atra Itali; Rothstein 62; Illmann 65; 
Magnus, Burs. J. 61, 826; Belling 15 f.; 73; Zingerle, kl. Abh. II, 99. — 

6 Guhl und Koner 4 786; Marquardt, Privatalt. I 1 , 870. — 7 Hör. c. H, 



ANHANG. 61 

11, 16 n. Exkurs v. Orelli. — Nöldeke, Hermes V (1873) 443 f. — Becker, 
Gallus II 3 , 376. — 11 Marquardt, röm. Staatsv. HI*, 103. — 12 triviis hss., 
trinis Muret. — 14 respiceretque A respueretque Itali, prospiceretqae 
Bossbach, despueretque Haupt -Vahlen, respueretque Bährens, Hiller; 

F. Wilhelm, Fl. J. 145 (1892) 618 f. ; Magnus, Burs. J. 61, 305. — 
16 Nägelsbach, lat. Stil. 6 149 ff. — 17 Magnus, Burs. J. 51, 292. — 
18 Vgl. Ovid a. a. I, 416; rem. am. 219; Tac. bist. V, 4; luven, sat. 
14, 96. — 24 Preller, r. M. H 8 , 373 ff.; Friedländer, Sittengesch. Roms 
I 6 , 449 ff.; Marquardt, röm. Staatsv. IH a (1885) 77 ff. — 28 multa tabella: 
Dräger h. S. I 8 , 4; Krebs, Antibarb. II 6 , 100; vgl. Hör. c. I, 6, 13 f.; 
Ovid met. X, 791; fast. III, 268; luven, sat. 12, 28. — 29 voces: noctes 
Scaliger; Hör. epist. I, 1, 34 f. ed. Kiessling. — 33 at: Dräger, h. S. 
II 8 , 114. — 34 Marquardt, röm. Staatsv. III 2 , 127 f. — 36 Vgl. Ovid met. 
I, 89 ff. ed. Haupt-Müller. — 37 macies E. Wölfflin, Rh. Mus. 41 (1886) 
472. — reperte V multa reperta via Itali, mille patentque viae Leo 26; 
vgl. Magnus, ph. Woch. 1881, 171; Burs. J. 61, 346; L. Müller ed. Tib. 

Sraef. XVII; Belling 16 ff. — 63 at V ac A; Leonhard 28; Vahlen, 
[onatsb. d. Berl. Akad. 1878, 346; Dräger, h. S. II 8 , 111. — 69 implexa 
Itali, inpexa gerens (oder ferens) Götz, ind. lect. aest. Jen. 1883, 5; 
Magnus, Burs. J. 51, 291. — 71 A. Palmer, Journ. of phil. XV (29) 142 f.: 
per centum Cerberus ora. — 77 circa: Nägelsbach, lat. Stil. 6 210; Haase, 
Vorlesungen I, 132. — 86 colu M colo AP L. Müller, Fl. J. 99 (1869) 
69; Hlmann 19; Rothstein 22; Leonhard 13. — 87 at P ac A, Haupt, 
Op. I, 109. 

m (I, 5, 1—46). Vgl. Leo 89 ff.; Schultz, Quaest. chron. 32ff. — 
1 turbo A Charisius p. 145, 8. — 4 ab: vgl. Dräger, h. S. I 8 624. — 
7 parce A per te G; per: vgl. Kühner, lat. Gr. II, 425. — 11 te: ter 
Itali, ipseque ter lectum lustravi Hiller praef.; Leo 41, A. 23; Magnus, 
Burs. Jahr. 61, 348; Zingerle, Ovid u. s. V. I, 68. — 16 Trivia: Preller, 
gr. M. P, 260f.; r. M. II 8 , 422 ff. — 24 Becker, Gallus III 8 , 294 ff. — 
27 Rothstein 90 f. — 30 adiuvet A at iuvet Itali. — 33 Boltzenthal, de 
re metr. 6; L. Müller, praef. XXXI; Hiller vermutet nach vinum den 
Ausfall des Endes des Hexameters, des Pentameters und des Hexameter- 
anfanges; vgl. Ehwald, ph. Anz. 15 (1885) 592; tantum venerata se se- 
dula A; Palmer, Journ. of philol. XV (29) 142; Magnus, Burs. J. 61, 294; 
Belling 19 ff. Die Überlieferung dieses Verses erscheint sehr zweifelhaft. 
— 42 et pudet A a pudet L. Müller; ei pudet 0. Richter, Fl. J. 119 (1879) 
459; et pudet, enarrat Gruppe 192; Leo 24 A. 24, Magnus, Burs. J. 51, 
348. — 42 mea A meam Nodell, Obs. crit. p. 74. •— 43 Koldewey, Z. f. 

G. W. 31 (1877) 350. 

IV (I, 7). Vgl. Teuffei, Studien 2 , 476 ff., der über I, 7 ungerecht und 
falsch urteilt; Bährens, Tib. Bl. 12 ff; Schultz, Quaest chron. 10 ff; 21 ff.; 
Mommsen, röm. Gesch. V, 72 f. 1 Zingerle, Ovid u. s. V. II, 79 f. — 
3 hunc: Gruppe, röm. Elegie 161; Hertzberg, Hall. Jahrb. 1839, 1027: 
oder hätte Gruppe die wahrhaft poetische Metonymie so arg verkannt, 
dafs er hunc nicht auf diem, sondern auf Messalla bezog? — fore: dare 
Lachmann, kl. Sehr. II, 46. — 6 Guhl u. Koner 4 774 ff — 7 lauros: 
Helm 8 525. — 8 nitidis AV niveis Itali, Wilhelm, Fl. J. 145 (1892) 619 f.; 
vgl. Hör. epist. I, 4, 15; Nep. Eum. 5, 6; Verg. Aen. VI, 654; VII, 275; 
Val. Flacc. V, 413. — 9 Bährens, Tib. Bl. 13, dagegen mit Recht Lach- 
mann, kl. Sehr. II, 151. — tua bella A Tarbella Scaliger. -— garunna A 
garonna M Protzen, de exe. Tib. 12 ff.; Hiller, phil. Anz. 14 (1884) 26; 
L. Müller, Fl. J. 99 (1869) 68; Leonhard 13. — 12 carnutis M carnoti A 
Leonhard 13 f.; Hiller, phil. Anz. 14 (1884) 26; Hlmann 19. — 13 at A 
an Itali. -— Strabo XIV, 5, 10 (672): 6 KvSvog 6 öictQQecov pi<sr\v zt\v 
Tccqoov rag dgxccs $%a>v dito tov vnsQusifiivov tr\q noXecog Tccvqov %al 



62 ANHANG. 

ictiv inivsiov r\ Ufivrj trjg Tciqöov; Curt. Ruf. III, 4; vgl. Vahlen, ind* 
lect. hib. Berl. 1886/87 p. 16 f. — 16 arat A alat Itali. Daniel, Geographie 
l 8 , 233 f. — 18 colnmba; Diod. II, 4, 6; Hehn 8 301. — 21 Verg. Aen. 
IE, 141; georg. II, 353; Hör. sat. I, 7, 25. — 23 Preller, r. M. I 8 , 66. — 
26 Cic. pro Rose. Am. VI, 16; 63; Lys. or. 25, 29. — 26 Preller, r. M. 
I 8 , 190ff. — 27 Plin. n. h. VIII, 46, 71 (184). — 28 Ullrich, Stud. Tib.26. 

— 33 Hehn 1 71. — 40 Drager, h. S. I 2 , 493; Kühner, lat. Gr. II, 322 d;. 
347. — 42 cuspide A compede ltali, Belling 62. — 46 Guhl u. Koner 4 
618. — 49 centum ludos A centum ludis Itali; Birt, ad histor. hexam. 
lat. symbola. Bonn. 1876, 62 f. verteidigt die Lesart in A; Magnus, 
Burs. J. 51, 289; 306; genium ludo geniumque choreis Heyne, Lach- 
mann, kl. Sehr. H, 147; Belling 44. — genium: Röscher, Lex. myth. I 
(1884) 1613ff.; Preller, r. M. II 8 , 196 ff. — 63 Vgl. Soph. Phil. 761; 828. 
Aias 695; Theokr. id. 17, 66; Verg. Aen. II, 283; III, 382; VIII, 38; 
Ovid a. a. I, 145; met. X, 196; Her. X, 6. Klotz, lat. Stil. 276; Krüger, 
lat. Gr. 299, 2; 298 N. — Vahlen, Sitzungsb. d. Berl. Akad. 1883, 269. — 
55 Vahlen, Abh. d. Berl. Akad. 1883, 76. — • 56 venerande L. Müller; 
0. Richter, Fl. J. 103 (1871) 459. — K. P. Schulze, Beiträge 1893, 19 f.; 
Belling 33 ff. — 68 candidave L. Müller. — 61 Boltzenthal, de re metr. 
p. 6; L. Müller, de re metr. 323; Magnus, Burs. J. 51, 305; Ehwald,. 
ph. Anz. 15 (1885) 586; Lachmann, Lucr. II p. 76. 

V (I, 10). Lachmann, kl. Sehr. II, 161ff.; Hanpt, Op. IH, 37 ff.; 
Teuffei, Studien 2 480 f.; Leo 19; R. Schultz, Quaest. chron. 25ff; Ullrich, 
Stud. Tib. 23 f. — 2 Vgl. Cic. de am. § 48; 87 ed. Seyffert — 6 an A 
at G Protzen 61 f. — - 8 dapes A merum P; Becker, Gallus II 8 , 289. — 
11 foret: vgl. Cic. Brutus ed. Piderit § 238; Dräger, h. S. II 8 , 219; 723. 

— vulgi: vulgo Haupt dulcis Itali. — 24 purum favum: Robert-Tornow 
de apium mellisque significatione 1893, 161. — 25 Nach diesem Verse 
nahmen die Itali eine Lücke an, denen neuere Herausgeber mit Unrecht 
folgten; vgl. Ehwald, ph. Anz. 15 (1886) 690; Korn, Rh. Mus. 20 (1866) 
168 ff.; Marquardt, röm. Staatsv. IIP, 176. — 37 perscissisque P percus- 
sisque A perculsisque Itali rescissisque Lachmann, kl. Sehr. II, 147; 
Protzen 62 ; Magnus, Jahr. d. ph. V. IX, 281. — 89 quam potius P quin 
potiu8 A, Magnus, Burs. J. 61, 326. — 40 Vahlen, Monatsb. d. Berl. 
Akad. 1881, 340. — 43 Vahlen ebenda S. 335 zu Prop. II, 18, 6. — 
46 curva AV panda P; E. Wölfflin, Arch. f. lat. Lex. I, 330; Rossberg, 
Fl. J. 99 (1879) 76; Rothstein 96; Ehwald, Burs. J. 43, 203; Leonhard 
34; Magnus, Burs. J. 51, 336. — 47 Guhl und Koner 4 677. — 49 bidens 
vomerque nitet (nitent Guyetus) nitens vomer viderit A, Rossberg, Fl. J. 
99 (1879) 77. — 50 Haupt, Op. III, 41: ein Distichon ist ausgefallen, 
ein Distichon, das nach, dem friedlichen Feldbau, dessen das vorher- 
gehende Distichon gedenkt, die Lust eines ländlichen Festes, wie sie 
gleich dem Feldbau allein der Frieden verstattet, schilderte und das 
nach Tibullischem Parallelismus mit pace begann. — 61 perscindere A 
rescindere Itali Lachmann, kl. Sehr. II, 147. — 67 Preller, r. M. II 8 , 250 f. 

VI (II, 1). Ullrich, Stud. Tib. 26 ff.; Fl. J. Suppl. 17, 887 ff.; 
•Gruppe, röm. El. 68; Teuffei, Studien* 492 ff.; Biese, Entwickelung d. 

Naturg. II, 91. — Paul. Diac. p. 6, 1 Müll.: Ambarvales hostiae diceban- 
tur, quae pro arvis atque frugibus sacrificantur; Festus: ambarvalis 
hostia est, quae rei divinae causa circum arva ducitur ab eis, qui pro 
frugibus faciunt (facere sc. sacra = Zgdeiv, §i£eiv)\ Preller, r. M. II 8 , 
419 ff. — 1 faceat Itali, valeat A; vgl. Verg. georg. I, 338 ff., woselbst 
das Ambarvalienfest genauer geschildert wird. Ovid fast. I, 71: unguis 
animisque favete; met. XV, 677. Hör. c. III, 1, 1. — 3 Preller, gr. M. 
I 8 , 671; 589. — 7 Vgl. Voss S. 160; Rieh, Wörterbuch d. röm. Altert. 832. 

— 9 operata Tac. ann. II, 14 ed. Nipperdey. Hör. epist. I, 18, 72; 



ANHANG. 63 

Kühner, lat. Gr. II, 144 ff. — sint G sunt AP. — 13 veste A mente P; 
Protzen 63. — 16 Preller, r. M. II 8 , 42. — 21 Verg. georg. I, 348 ff. — 
26 Gahl u. Koner 4 216; Marqaardt, röm. Staatsv. III 9 , 181. — 27 Colu- 
mella I, 6, 20: apothecae recte superponentur eis locis, nnde plerumque 
fumus exoritur, qnoniam vina celerius vetustescunt, quae fumi quodam 
tenore praecocem maturitatem trahunt; Becker, Gallus II 8 , 309; Guhl n. 
Koner 4 576 ff. — 34 Varro de r. r. II, 11: oHm tonsores non fuisse ad- 
significant antiquoram statuae, qnod pleraque habent capillnm et barbam 
magnam; Gnhl u. Koner 4 623. — 47 rure terunt Vahlen; Ullrich, Fl. J. 
Suppl. 17, 398 A. — 49 rure: Kühner, lat. Gr. II, 354; Bücheier, Grund- 
rifs d. lat. Decl. 62. — 65 minio 8uffu9us: Plin. n. h. 33, 7 (36); Sittl, 
Gesch. d. gr. Litt. III, 138 ff. — 67 Bentley zu Hör. c. I, 17, 9. — 58 dux 
pecoris hircus auxerat (hauserat V duxerat Itali) hircus oves A; d. p. 
curtas auxerat hircus opes Waardenburg, Opusc. p. 180; Magnus, Bars. J. 
61, 351; dux pecoris: vites roserat ille novas Robert undKnaack, Hermes 
18 (1883) 480 und Maass ebenda S. 339 f., aber schon ganz ähnlich 
Orelli: dux pecoris hircus: roserat hircus opes, sc. ruris, vites nach 
Mart. in, 24, lff.; dux pecoris scaenae causa erat hircus avis Bährens, 
Fl. J. 127 (1883) 862; K.P. Schulze, Beiträge 20; Ullrich, Fl. J. Suppl. 
17, 393 A; Bubendey, Quaest. 1864, 22 ff. — 59 Preller, r. M. II 8 , 159. — 
63 L. Müller, Fl. J. 99 (1869) 69. — 66 Ritschi, Opusc. IV, 677 ff.; 
Bücheier, Rh. Mus. 43 (1888) 291; Magnus, Jahr. d. ph. V. XV, 174. — 
67 quoque inter agros A quoque inter greges V interque greges G quo- 
que inter apros Klotz, Fl. J. 99 (1869) 93 f.; Rossberg, Fl. J. 119 (1879) 
78; Illmann 34; ipse interque agnos Otto, Z. f. G. W. 1885, 225; ipse 
quoque inter oves Hiller. Leonhard 29f.; Ullrich, Fl. J. Suppl. 17, 398ff.; 
Ehwald, ph. Anz. 15 (1885) 585; Berl. ph. W. 1886, 391; Belling 74; 
Magnus, Burs. J. 51, 324. — Cupido: Preller, gr.M. I 8 , 414. — 74 Kühner, 
lat. Gr. H, 427f. — 79 at: Dräger, h. S. II 1 , 112. — 83.84 Zur Inter- 
punktion vgl. Polle, Fl. J. 133 (1886) 80; Magnus, Burs. J. 61, 296; 
Haupt, Op. III, 39. — 89 furvis G fulvis AP. 

VII (II, 2). Gruppe, röm. Elegie 64 ff.; Teuffei, Studien 8 487 ff.; 
Zingerle, kl. Abh. I 22 ff.; H, 45 ff.; Ullrich, Fl. J. Suppl. 17, 448 ff. — 
1 Muret, Gronov, Vahlen u. a. verbinden ad aras mit dicamus, so dafs 
venit natalis sc. dies in Parenthese steht; Hiller praef. XIV vermutet: 
dicamus bona verba tuas, natalis, ad aras. — 6 genius: Birt in Roschers 
Lex. myth. I, 1613 ff.; r man feierte in ihm (genius) nicht den Urheber 
der Geburt, sondern den am dies natalis empfangenen Schutzgeist'; 
vgl. Hör. epist. U, 1, 187; Preller, r. M. I 8 , 78 ff. 566; II 8 , 195 ff. — 
17 Amor: Preller, gr. M. I 8 , 413 ff. — utinam: viden ut Itali. — 21 hio 
veniat natalis avis prolemque ministret A hfc* venias natalis avi pr. m. 
Heinsius, Bährens, Tib. Bl. 88; Rothstein 96; ist avis nicht vielleicht 
nur durch Dittographie von — alis entstanden und hat ein anderes 
Wort verdrängt? — Vgl. Belling 36 ff.; Magnus, Burs. Jahr. 61, 336 f. 

VIII (n, 5). Lachmann, kl. Sehr. II, 166ff.; Gruppe, röm. Eleg. 76 ff.; 
Bubendey, Quaest. Tib. 1864, 28ff.; Bährens, Tib. Bl. 24ff.; Wisser, über 
Tib. II, 5. Eutin 1874; O. Korn, Rh. Mus. 19, 501 ff.; Leo, phil. Unters. 
II, 3 ff.; R. Richter, Burs. Jahr. X (1879) 279 ff.; Maass, Hermes 18 (1883) 
321 ff.; Vahlen, Monatsb. d. Berl. Ak. 1879, 844 ff.; Ullrich, Fl. J. Suppl. 
17 (1890) 387; E. Holzer, Korrespondenzbl. f. w. Seh. 34 (1887) 32 f. — 
1 Preller, r. M. I 8 , 308 ff.; Marquardt, röm. Staatsverwa tg. III 2 , 350 ff. — 
Tac. I, 8 ed. Nipperdey. — 4 meas A tuas Itali, F. Tank, de trist. Ovidii 
recensendis. Greifsw. 1879, 62; Bährens, Tib. Bl. 25; mea Lachmann; 
tua Wisser; novas Vahlen; sacras Leo 7, Magnus, Jahr. d. ph. V. IX, 
2631; Burs. Jahr. 51, 169; Belling 57 ff. — precor: Dräger, h. S. II 9 , 321. 
— 5 triumphali lauro Lachmann, kl. Sehr. II, 157. — - sed: Vahlen, 



64 ANHANG. 

Monatsb. 1878, 346; K. P. Schulze, Beiträge. 1893,21. — 9 Prell er, gr. M. 
I 8 , 49. — 13 Guhl und Koner 4 711. — 18 quid Itali quos A. — 19ff. Dafs 
unter haec eine andere als die Sibylle von Cumae zu verstehen ist, ist 
von Maass, Hermes 18, 321 ff. nicht bewiesen und kann auch gar nicht 
erwiesen werden. Seine Schlufsfolgerungen sind meiner Ansicht nach 
völlig unhaltbar. — 20 raptos Itali capto s A; lares: Preller, r. M. II 2 , 
105 ff.; Verg. Aen. I, 527 ed. Gossrau. — 21 Romam: Troiam Leo 11; 
Maass, Hermes 18, 326; Magnus, Burs. J. 61, 343; 349. — 22 Koldewey, 
jZ. f. G.W. 31 (1871) 351. — 23 firmaverat Itali; Illmann 47. — 28 Pales: 
Preller, r. M. I 8 , 417 ff. — 32 nam Rothstein 100. — 83 at: Ullrich, 
Fl. J. Suppl. 17, 416. — 39 Preller, gr. M. I 8 , 414. — 43 Numicius: 
Preller, r. M. II 8 , 142. — veneranda: venerande L. Müller; Belling 22 A4. 

— 44 Indigetem: Preller, r. M. I 3 , 94. — 53 furtim: Hör. sat. I, 6, 57 
ed. Fritzsche. — 57 ff. Magnus, Burs. J. 51, 312. — 64 vescar: Kühner, 
lat. Gram. H, 282 A 4. — 67 quidquid Leo 14 ff. — Amalthea: soll nach 
Lactantius, de falsa relig. I, 6, 12 mit der Cumanischen Sibylle iden- 
tisch sein; in dem Sibyllenverzeichnis daselbst heifst es: septimam Cu- 
manam Amaltheam — eamque novem libros attulisse ad regem Tarqui- 
nium; — octavam Hellesponticam in agro Troiano natam, vico Marpesso 
circa oppidum Gergithium eqs.; vgl. Pausan. X, 12, woselbst mehrere 
Sibyllen mit Namen Herophile erwähnt werden; Klausen, Aeneas und 
die Penaten 203 ff. — Lachmann, kl. Sehr. II, 156 ff. — 68 phebo A 
Phoeto Lachmann, Phyto Huschke; vgl. Schol. Plato, Phaedr. 86, 4 und 
Suidas s. v. <&vtco: %-azt\ ZuybCa, r\ y.vqCco bvo\iazi %ocXovfkivrj <&vzcb. — 
grata A Graia Lachmann, grataque quod monuit Itali; Leo 27; Bel- 
ling 79. — 69 albana A, Aniena Itali, Preller, r. M. II 8 , 139; Lact, de 
fals. rel. I, 6, 12: deeimam Tiburtem, nomine Albuneam, quae Tiburi 
colitur, ut dea iuxta ripas amnis Anienis; cuius in gurgite simulacrum 
eins inventum esse dicitur tenens in manu librum, cuius sortes senatus 
in Capitolinm transtulerit — Tiburs Itali Tiberis A. — 71 hec A hae 
Itali. Nach Hiller ist vor 71 ein Distichon ausgefallen; Magnus, Burs. 
J. 51, 312. — 79 fuerant AV fuerunt Itali. — 81 Preller, r. M. H 8 , 417. 

— 83 gaudete coloni sehen andere als Parenthese an. — 86 Guhl und 
Koner 4 577 ff. — 87 ac A at Itali; Lachmann, kl. Sohr. II, 159; vgl. 
Haupt, Opusc. 1, 107 ff. — 89 Grimm, dtsche. Myth. 681 ff. — 91 ff. Magnus, 
Burs. J. 51, 292. — 92 compressis A comprensis Itali. — 95 operta A 
operata G Illmann 37; Magnus, Burs. J. 61, 326. — 96 levis umbra: 
Otto, Z. f. G. W. 39 (1886) 225. — 98 ipse AV ante Itali, Magnus, Burs. 
J. 61, 332. — 104 Senec. de benef. III, 27; Terent. Andr. I, 1, 137. — 
108 ista A illa Itali; Rothstein 64; Terent. Andr. I, 1, 115; Ps.-Asc. zu 
Cic. Verr. act. I, 10, 29 p. 140 Or.: dictum facete et contumeliose in 
Metellos antiquum Naevii est: fatö Metälli Römai fiunt c6nsule*s, cui 
tunc Metellus consul iratus versu responderat: dabünt malüm Metelli 
Naäviö poe'tae. — 111 usque: Ph. Thielmann, Arch. f. Lex. V, 445. — 
112 Koldewey, Z. f. G. W. 31 (1877) 351. — reperire Rothstein 61 ff; 
Leonhard 41; Illmann 36. — 116 Ovid trist. IV, 2, 19; Prop. IV, 4, 16. 

IX (IV, 2) Haupt, Hermes V, 34 ; sie war wahrscheinlich die Tochter 
des Servius Snlpicius Rufus, des Konsuls d. J. 51. — 9 Guhl und Koner 4 
616ff. — 10 Belling 22 A 4. — 13 Preller, r. M. I 8 , 452; 13. 14 hält 
Eberz, Fl. J. 91 (1865) 853 für interpoliert. — 16 Guhl und Koner 4 619. 

— 22 Guhl und Koner 4 241; Zingerle, kl. ph. Abh. II, 86. — 23 sumet A; 
Hiller, Rh. M. 29 (1874) 99 ff.; sumat Itali; Magnus, Jahrb. d. phil. V. 
IX, 281; Otto, Z. f. G. W. 39 (1885) 225; K. P. Schulze, Beiträge 1893, 21 f. ; 
Belling 68 f. hoc sumite Lachmann; — Preller, r. M. I 8 , 274; 156 f.; 361 f. 

X (IV, 4) Ullrich, Fl. J. Suppl. 17, 466; Mähly, Bl. f. d. bayr. G. 24 
(1888) 480. 1 Preller, gr. M. I 8 , 219 ff. — 3 crede mihi Schmalz, Z. f. 



ANHANG. 65 

G. W. 1881, 115 und Antibarbarus I 6 , 338. — 6 pallida A Candida Itali, 
Vahlen Ind. lect. bib. Berl. 1886/87 p. 14. — 8 Eur. Ipb. Taur. 1193ff.; 
Sopb. Ai. 654ff.; Etym. Magn. p. 127, 13; Ovid fast. VI, 227ff.; Verg. 
ecl. 8, 100; Hör. c. I, 26, lff.; Zingerle, Ovid und s. V. I, 41; kl. ph. 
Abb. II, 84. — 21 Die Umstellung der Verse rübrt von den Itali her. — 
23 Vablen, ind. lect. bib. Berl. 1886/87 p. 23; Haupt: lautus; Ullrich, 
Fl. J. Suppl. 17, 466 A 2; Magnus, Jahresb. d. pbil. Ver. IX, 281. 

XI (IV, 6). Graef, Annotationes 3 ff. F. Haase, Berl. Jahrb. f. w. 
Kritik (1837) I, 40. 1 Preller, r. M. I 3 , 271 ff.; Röscher, lex. Myth. II, 
588 ff.; Marquardt, röm. Staatsv. III*, 178. — 2 docta puella: vgl. Cat. 
32, 16; Ovid am. II, 4, 17; a. a. II, 281 und die anderen Stellen bei 
Broukhusius. — tota Itali Iota A 0. Richter, Fl. J. 103 (1871) 458. — 
9 Bücheier, lat. Decl. 59. — 13. 14 stellt Prien nach v. 20 Fl. J. 85 (1861) 
154; Bährens, Fl. J. 105 (1872) 626 f. — 14 sie A fit Itali. — 16 prae- 
cipit et A praeeipiat Itali praeeipit en Heinsius; Magnus, Jahrb. d. ph. 
V. IX, 281. — optat A optet Itali; K. P. Schulze, W. f. cl. Pb. 1885, 
598. — 16 iam sua A clam sibi Itali iam tua Bährens, Fl. J. 105 (1872) 
626. — 19 si iuveni grata A sis iuveni grata F sit oder sie iuveni grata 
Itali veniet A et oder ac veniet oder adveniet Itali; si, iuveni (Cerintho) 
gratae (puellae) veniet cum Lachmann, kl. Sehr. II, 148; sis iuveni cara 
Dissen; sie iuveni placeat Huschke; sis, Iuno, grata et veniet Gruppe 68 f., 
Hiller; sit iuveni gjratum: veniet L. Müller; diva, veni grata, ut, vertet 
cum Bährens; sit iuveni grata ac veniet Hertzberg, Hall. Jahrb. 1839, 
1012; sit iuveni grata veniet K. P. Schulze, Beitrage 1893, 22; sit iuveni 
grata et Vahlen ed. V; sit iuveni grata, ut, veniet A. Otto, Z. f. G. W. 
39 (1885) 225; sie iuveni gratae, veniet Belling 70 f.; vgl. Karsten, Mne- 
mosyne 13 (1885) 185. 

XII (IV, 13). Biese, Entwicklung d. Naturgef. II, 96. J. P. Post- 
gate, Of the genuineness of Tibullus IV, 13. Journ. of philol. IX. Nr. 18 
S. 280—286; Magnus, Burs. Jahrb. 61, 369 ff. — 3 modo A mihi Itali; 
vgl. Zingerle, Ovid u. s. V. I, 103; Heydenreich, Burs. J. 1887 II, 138. 
— 8 ipse A ille Itali. — 11. 12 Dissen ed. Tib.p. LH seq. — 16 Kühner, 
lat. Gr. II, 198. hoc A. haec V Rothstein 48; Hiller, phil. Anz. 14 (1884) 
29. — 16 mihi F tibi A. — 17 cedo F credo A. — 21 faciam: faciaa 
L. Müller. 




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