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FROM THE LIBRARY OF
REV. LOUIS FITZGERALD BENSON, D. D.
BEQUEATHED BY HIM TO
THE LIBRARY OF
PRINCETON THEOLOGICAL SEMINARY
Anthologie
err Geſange
aus der
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Die vorzuͤglichſten
ſeit der Reformation erſchienenen
geiſtlichen Lieder der Dee
nebſt einigen
die Geſchichte derſelben betreffenden 8
enthaltend.
Von
Auguſt Jakob Rambach,
Prediger bey St. Jakob in Hamburg.
Erſter Theil.
4 Altona und Leipzig,
bey J. F. Hamme rich.
1817.
*
Anthologie
chriſtlicher Geſaͤnge
allen Jahrhunderten der Kirche.
Nach der Zeitfolge geordnet
und mit
geſchichtlichen Welterkungen
begleitet
von
Auguſt Jakob Rambach,
Prediger bey St. Jakob in Hamburg.
*
Zweyter Band.
Altona und Leipzig,
bey J. F. Hammerich.
1817.
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würdigen Schwiegervater,
dem Herrn a
riedrich Auguſt Boyſen,
Oberprediger zu Ermsleben,
mit
der innigſten Verehrung und Liebe
gewidmet.
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40. a
a den in der Vorrede zur Anthologie der älteren
ehriſtlichen Geſaͤnge gemachten Bemerkungen brauche ich
mich uͤber den Zweck und Plan der gegenwaͤrtigen Samm⸗
lung nicht weiter zu erklaͤren. Nur das Misverhaͤltniß,
in welchem dieſe erſte Abtheilung der neueren Anthologie
mit jener in Hinſicht des Zeitraumes, den ſie umfaßt,
zu ſtehen ſcheint, giebt mir Veranlaſſung, zu dem fruͤher
Geſagten noch einige Worte hinzuzufuͤgen. Der Grund
dieſer Ungleichheit liegt nemlich durchaus nicht, wie
Mancher auf den erſten Anblick glauben moͤgte, in einem
willkuͤhrlichen Verfahren oder in einer beraͤnderten Anz
ſicht des Sammlers, ſondern einzig und allein in dem
Unterſchiede der alten und der neuen Zeit ſelbſt, oder,
welches eben ſo viel ſagt, in dem Einfluſſe, den die
Reformation und der Geiſt ihres Stifters auf das
religioͤſe Gefühl, wie auf das kirchliche Leben der deut⸗
9225 | ſchen
a
BERN
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ſchen Voͤlkerſchaften gehabt hat. Wenn während er
erſten 130 Jahre, die nach dieſer großen Epoche ver⸗
ſtrichen (von 1520 bis 1650), und zwar in dem einzige
Deutſchland, eine zum wenigſten drey- bis vierme
groͤßere Anzahl geiſtlicher Lieder, als der ganze inner |
halb der vorhergegangenen 14 Jahrhunderte in allen
Laͤndern der abendlaͤndiſchen Kirche geſammlete Vorrat |
von Gefangen beträgt, zum Vorſchein kam: fo ift ei |
natürlich, daß eine Auswahl des Beſten aus 13 Decenz
nien derjenigen, welche eben ſo viele und noch mehre
Secula umfaßt, an umfang wenig oder nichts nach
gebe. Und wer da weiß, wie vieles von dem Ertre
dieſes langen Zeitraums nach Grundſaͤtzen eines gelaͤu⸗
terten Chriſtenthums als gehaltlos und ungenießbai
wegfaͤllt, der wird ſchon zum voraus mehr als
ſcheinlich finden, daß der kuͤrzere Zeitraum eine ver⸗
haͤltnißmaͤßig weit reichere Ausbeute fuͤr die Antholog
als jener darbieten werde. Zwar bekenne ich offenherzig,
daß die Muͤhe des Sammlers im Ganzen genomme
auch hier lange nicht nach Wunſch belohnt wird, und
daß, wenn der hiſtoriſche Zweck mir den Maaß
eines bloß kritiſchen oder aſcetiſchen Sammlers f
brauchen vergoͤnnt hätte, ſelbſt von dem hier Mitge⸗
theilten noch manches zurückgelegt feyn würde.
eben jenen Zweck durfte und wollte ich nicht aus den
Augen verlieren. Kein vollſtaͤndiges Repertorium aller
ſeit der Reformation erſchienenen religioͤſen Lieder, |
VII
aber eine moͤglichſt vollſtaͤndige Sammlung des Beſſeren,
was die deutſche Literatur im Fache der religioͤſen Poeſie
und beſonders an Kirchengeſaͤngen aufzuweiſen hat, ſollte
dieſes Buch ſeyn; und gerade bey den aͤltern Perioden,
die der gegenwaͤrtige Band umfaßt, ſchien mir Ausführ⸗
lichkeit um ſo zweckmaͤßiger und noͤthiger zu ſeyn, da die
aus denſelben ſtammenden Lieder dem größten Theile
nach in Vergeſſenheit gerathen, und ihre aͤchten Quellen
vollends den allerwenigſten zugaͤnglich ſind. Waͤre ich
dabey vielleicht nach dem Urtheil einiger Leſer etwas zu
weit gegangen: ſo muß ich ſie bitten, die reichlichere
Mittheilung nicht ſowohl meiner eigenen Liebhaberey
fuͤr die Geſchichte der vaterlaͤndiſchen Liederpoeſie, als
vielmehr der Ruͤckſi cht, die ich auf andere Freunde der⸗
ſelben nehmen zu muͤſſen glaubte, zu Gute zu halten.
Doch wird, wie ich mir ſchmeichle, bey den aus der
Reformations⸗ Periode herruͤhrenden Geſaͤngen
der Ueberfluß auch ſolchen, denen jenes hiſtoriſche In⸗
tereſſe übrigens fremd if, nicht unwillkommen ſeyn;
denn fuͤr welchen Freund der Religion und des Vater⸗
landes gewoͤnne nicht alles, was ſich auf den Anfang
der ewig denkwürdigen Glaubensreinigung im
löten Jahrhundert bezieht, bey der ſo nahe bevorſtehen—
den dritten Secularſeyer derſelben eine erhoͤhete Wich⸗
tigkeit? und welcher Gutdenkende fühlte ſich nicht ans
gezogen von dem Geiſte des frommen lebendigen Glau⸗
bens, der cus den kunſtloſen Gefängen ihrer Urheber
1 und
VIII
und Beförderer eines Luther, 1 Jonas,
Spengler u. a. ſo kraͤftig ſpricht? 1% a
Wie eifrig ich uͤbrigens bemuͤht eee al
der Mittheilung irgend wuͤrdige aufzufinden, und x
wenig ich Anſtand nehme, zu behaupten, daß d
Sammlung das Bedeutendſte aus der aͤlteren deut
ſchen Liederpoeſie von 1524 bis 1650 enthalte: fo
ich doch weit entfernt, zu glauben, daß mir übera
nichts, was in ſeiner Art von neuem bekannt 9
zu werden verdiente, entgangen fey. *) Nur woll
man aus der bloßen Nicht-Erwaͤhnung eines Liedes ode
eines Dichters nicht ſofort auf Unbekanntſchaft mit d
ſelben den Schluß machen. Ich haͤtte außer den hie
abgedruckten leicht noch eine ſehr bedeutende Anzahl vo
Geſaͤngen, und unter dieſen manche, die in der ein
oder andern Nückficht wohl der Aufnahme werth gen ſen
waͤren, mittheilen koͤnnen; ich that es aber nicht, we
ich befuͤrchten mußte, mich ſonſt von meinem Zweck
0 *
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Gern haͤtte ich noch von zweyen nicht unbedeutenden Dich
tern aus der erfien Hälfte des 12ten Jahrh., von Diede⸗
rich von dem werder und Kaſpar Ziegler, Proben m
getheilt. Aber weder des Erſteren Troſtreiche Fr
geſaͤnge auf die Stunde des Todes, noch des Anderen
Jeſus, oder XX Elegien uͤber die Geburt, Leiden un
Auferſtehung unſers Herrn J. Chr. (Leipz. 1648. 8.) kon fi
ich auftreiben. Zwey einzelne Lieder von 3., die 0
anderen Sammlungen vorfand, eigneten ſich für die x
waͤrtige nicht.
*
IX
ar zu weit zu entfernen, oder die Graͤnzen der Samm⸗
ung über die Gebühr auszudehnen. Und dieſer Fall
rat ſelbſt bey einigen Liedern der vorzuͤglichſten Dichter,
vie Joh. Heermann, Dach u. a., ein, deren Abdruck
us keinem andern Grunde unterblieb, als um die
proben von einzelnen Verfaſſern nicht unverhaͤltniß⸗
aͤßig zu haͤufen. Fuͤr das Publicum, welches dieſe
Dichter noch naͤher kennen zu lernen wuͤnſcht, kann nur
durch ganz beſondre Anthologien geſorgt werden, der⸗
leichen wir eine recht zweckmaͤßig eingerichtete von Paul
1 Gerhards Geſaͤngen (unter dem Titel: Auswahl aus
b. G. Liedern. Bremen ae. 8 vor e Kuren arhal⸗
2 a 202 5
Schwerer als die Weglaſſung ganzer Geſaͤnge duͤrfte
den Augen Maucher die Abkuͤrzung einzelner Lieder
| ö rechtfertigen ſeyn; und doch moͤgte ich ſie nach Be⸗
ſchaffenheit der Umſtaͤnde, unter welchen ich mich befand,
beynahe nothwendig nennen. Denn wie gerecht auch
im Allgemeinen die Forderung ſey, daß in einer Samm⸗
ung dieſer Art jedes Product in ſeiner urſpruͤnglichen
at mitgetheilt werde: ſo iſt es gewiß nicht minder
r Wunſch, nur das Gute und der Erneuerung Wuͤr⸗
d dige in ſie aufgenommen zu ſehen. Finden ſich nun
er unter den mitzutheilenden Stuͤcken, zumal aus der
Po en Zeit, manche, die nicht durchaus gut genannt
werden koͤnnen: was bleibt dem Herausgeber andres
übrig, als eine ſolche Auskunft 10 treffen, wodurch,
ohne
Kr x
ohne eigentliche Verletzung der mit Recht von ihm ge
forderten Treue, jenem Wunſche, in welchem die Mehr:
zahl der Leſer ſich vereinigt, moͤglichſt Genuͤge gethan
und zugleich für die Mittheilung deſto mehrerer Stuck
Raum gewonnen wird, — alſo Weglaſſungen mit
zelnen Strophen vorzunehmen? Nur verſteht ſichs, d
dabey mit Behutſamkeit und Schonung verfahren wei
Jedes allgemeine *) und fuͤr ſeine Zeit claſſiſche Kir
lied muß unverkuͤrzt bleiben, ſo auch von den Lieder
der bedeutendſten Dichter wenigſtens eines; und
Weglaſſungen vorgenommen werden, duͤrfen ſie ſich r
auf anſtoͤßige oder nicht zur Sache gehörige oder de
Zuſammenhanges unbeſchadet entbehrliche Strophen
ſtrecken. Ob ich dieſen Regeln uͤberall in der Anwendung
treu geblieben bin, moͤgen Andere entſcheiden. Auf jed
Fall glaube ich indeß den Leſern die Verſicherung gebe
= Der Begriff eines allgemeinen Kirchenliedes darf, to
von proteſtantiſchen Gefangen die Rede iſt, nicht zu ſtrer
genommen werden. Luthers Lieder, mehrere von
Heermann, Rift, P. Gerhard u. a. waren es zu ihrer 3
im eigentlichſten Verſtande, wie es jetzt die meiſten vor
Gellert, viele von J. A. Cramer u. a. ſind. Aber mit
Recht zaͤhlt man unter die allgemeinen Kirchenlieder auch
ſolche, die nicht gerade in jeder einzelnen Stadt oder P
vinz des proteſtantiſchen Deutſchlands eingeführt u I
wenn ihr Gebrauch nur an den mehreſten Orten ſtatt fand.
Ich mache dieſe Bemerkung vornehmlich in Hinſicht
das am Schluſſe des Buches beygefuͤgte Liederverzeichniß.
23 9
.
IX
koͤnnen, ihnen nicht allein nichts von Bedeutung ents
zogen, ſondern auch manches gute Lied der Alten, deſſen
bertriebene Länge und Gedehntheit leicht ihre Geduld
ermüdet haben moͤgte, durch die vorgenommenen wei
iu h ſungen genießbarer gemacht zu haben.
In Betreff des hiſtoriſchen und literariſchen Theis
0 Er Anthologie iſt das Noͤthige in der vorangeſchickten
t Einleitung erinnert worden. Die Hauptfache), die ich
i dabey zu thun hatte, beſtand in der genaueren Beſtim⸗
N mung der Zeitfolge, in welcher die aufgeführten Lieder
zum Vorſchein gekommen find, und in der danach ein⸗
Mzurichtenden Stellung derſelben. Aber nicht immer konnte
ich hierin ganz das leiſten, was ich wuͤnſchte. Wo die
N Original⸗ Drucke und Sammlungen fehlten, mußte ich
mit den Nachweiſungen Anderer, zuweilen auch
nit ohngefaͤhren Muthmaßungen begnügen. Moͤglich
Pe, daß das eine oder das andere Lied nicht an
einem rechten Platze ſteht, daß z. B. die von Weckher⸗
lin und Andrea, deren aͤl teſte Originale ich nicht
kenne, auch das Thilo’ ſche: Mit Ernſt, o Menſchen⸗
inder ꝛc. zu mät, die von Held dagegen zu früh aufs
fuͤhrt ſind. Joh. Saubert haͤtte auf jeden Fall
* J. Heermann ſtehen muͤſſen; aber ich bekam die
Ot riginalſammlung, aus welcher ſein Lied entlehnt iſt,
m ſpaͤt, um dieſe Aenderung noch vornehmen zu koͤnnen.
Was ich ſonſt in den hiſtoriſchen Bemerkungen * nach⸗
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| 35 Bey dieſer Gelegenheit mag auch noch Einiges zu den
No⸗
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zutragen habe, iſt nicht von Bedeutung. Das i
Einleitung S. 8 augeſuͤhrte Franckenauiſche Liederre iſte
ſoll, wie Schoͤber im Vorbericht zur dritten Ausg
feines geiſtlichen Liederſegens (Lobenſtein 1769. 8.) §.
verſichert, bey einer großen Feuersbrunſt in Co
verbrannt ſeyn. Den ebendaſelbſt S. 20 angeführt |
Schriften iſt noch der kuͤrzlich erſchienene zweyte Ba |
der Geſchichte der deutſchen Poeſie und Beredtſamkeit v |
Hrn. Prof. Friedr. Bouterweck (Goͤtting. 1817. 8.
beyzufuͤgen, in welchem mehrere Liederdichter des 2.
Jahrh., wenn gleich nicht zunaͤchſt und e
Verfaſſer geiſtlicher Geſaͤnge, nach ihrem poetiſe
aid dt 1 5 : „ 8a m ie
8 .
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2
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Nm Notizen der aͤlteren Authologie nachgetragen Werbe.
Bine der Vorrede S. X. angeführte Ueberſetzung des Dies it
u ist von Mart. Moller, und ſieht in deſſen Meditation. 8
Patrum. Th. I. Bl. 61. b. Es find mir nach der Fei |
mehrere ältere ueberſetzungen dieſes Geſan; bekannt e
worden, unter welchen ſich eine von Andr, Gryphius f
dieeſſen poetischen Wäldern auszeichnet. Auch von a
Fkatholiſchen Geſaͤngen, wie lam moeſta quieſce quere
Lauda Sion ſalvatorem, habe ich in proteſtantiſchen Se
lungen ueberſetzungen von Chr. von Stocken, Er. Frau,
eiſei u. a. angetroffen, die für ihre Zeiten recht brav ind,
ueber die S. 378 u. ff. ermähnten dlteften geiſtlichen Led
der Deutſchen ſind in dem Verſuch einer Geſchichte di
Kirchengeſanges, der in der geiſtlichen Monatsſchrift m it
Räckſcht auf das Bisthum Confianz aufs J. 1803 =
druckt hebt, Heft 9 ©. 24, . einige, Nachrichten
15 80 I
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N
4
a
XIII
Charakter und Verdienſt eben ſo wahr als geiſtvoll ge⸗
ſchildert ſind. Der S. 120 erwähnte, Alb. Salzburg
konnte vielleicht der in der Hamburgiſchen Reformations⸗
geſchichte als einer der Vorſteher der Bruͤderſchaft des
b. Leichnams zu St. Johannis vorkommende A. S. ſeyn.
nr (Staphorfis Hamb. Kirchengeſch. Th. II. B. I. Vorr. und
S. 125.) Da ſeiner aber ſchon bey dem J. 1524 und
var in der Reihe derer gedacht wird, die ſich als
einde der Lutheriſchen Lehre gegen die Evangeliſchen ver⸗
ſchworen hatten: fo bleibt die Sache allerdings ſehr
zweifelhaft.
0
Auf
TER
—
getheilt, unter welchen die beſonders Aufmerkſamkeit vers
dient, daß auf der Synode zu Schwerin 1492 (nach Harz-
heim. Concil. Germ. T. V. p. 655) den Clericis erlaubt
ward, während der Meſſe allenfalls auch einen deutſchen
Geſang (carmen vulgare) auf der Orgel oder im Chore
anzuſtimmen. Daß aber, wie S. 224 gemeldet wird, ſchon
im sten Jahrh. in den Kirchen Deutſchlands (alſo nicht
nur etwa in einer einzelnen) deutſche Hymnen geſungen
ſeyn ſollten, iſt nicht allein an ſich hoͤchſt unwahrſcheinlich,
ſondern gehet auch aus den dort angeführten Stellen des
N Walafried Strabo de rebus eccleſ., fo viel ich gefunden,
| keinesweges hervor. Auch gehort das, was ebendaſelbſt
* von dem Gebrauche deutſcher Lieder bey den Oſterproceſſio⸗
nen aus dem Bericht des Joh. de Buſco angeführt wird,
ſchwerlich ins rate, ſondern in die Mitte des ısten Jahr⸗
hunderts, in welcher dieſer Verfaſſer lebte.
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8
Auf den Druck und die Correctur des Bud
aller moͤgliche Fleiß gewandt; und die Lieder,
hier erſcheinen, ſind ganz eigentlich Copieen der Orig
nale, aus welchen der Abdruck genommen iſt. Stoͤren |
oder ſinnentſtellende Fehler (dergleichen doch einer in d
älteren Anthologie S. 110 ſtehen geblieben, wo es ſtat
ſchlaͤfrig, ſchluͤpfrig heißen muß) werden ſchwerlie
weder in dem Text noch in den Bemerkungen,
kommen. Nur in der Einleitung S. 12 8. 7 v. u. i
ſtatt herrſchen herrſchenden zu leſen. L
Hamburg, im Julius 1817.
A. J. Rambach.
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Be een n’g
—————
$. I,
Nec während der beyden erſten Decennien des ı6ten Jahr⸗
hunderts war der Vorrath geiſtlicher Lieder in deutſcher Sprache
hoͤchſt dürftig; und ſchwerlich mögte er fo bald zu der Größe,
in welcher er ſich ſchon am Ende des dritten Jahrzehends
zeigt, angewachſen ſeyn, wenn nicht ein Mann wie Luther
das deutſche Volk auch in dieſer Hinſicht zu einem friſcheren
Leben aufgeregt haͤtte. Er war es, der die ſo lange gekraͤnkten
Rechte der Mutterſprache in Beziehung auf den kirchlichen
Gebrauch zuerſt mit Nachdruck vertheidigte, ihre Einfuͤhrung
in den Gottesdienſt angelegentlich betrieb, und ſomit nicht
allein die naͤchſte Veranlaſſung zur Verfertigung religioͤſer
Lieder für das Volk gab, ſondern dieſelbe auch zum dringen—
den, allgemein gefuͤhlten Beduͤrfniß machte, und ſie an ſeinem
Theil durch kraͤftige Ermunterungen derer, die er fuͤr tuͤchtig
dazu hielt, befoͤrderte. Ja er gieng ſelbſt als Dichter und
1 Dänger den Deutſchen mit feinem Beyſpiele voran, und gab
ihnen eine bedeutende Anzahl von Liedern in die Haͤnde, die,
wenn gleich nur mit wenigen Ausnahmen durch das Bedürfniß
erzeugt, doch den kraͤftigen Geiſt und das tiefe And ihres
Datel alles, was je in diefer Gattung von Deutſchen
rn 5 1 A f ge⸗
geſchrieben und geſungen war, bey weitem übertrafen,
Wirkung dieſer Lieder, die ganz auf das Volk berechnet ware N
blieb nicht aus, und konnte nicht ausbleiben. Der lebendig
Glaube und die herzliche Froͤmmigkeit, welche fie athmeten
die ihnen eigenthuͤmliche, eben ſo einfache und verftändlic
als koͤrnigte und eindringende Sprache, verbunden mit d
lieblichen, ruͤhrenden Weiſen, in welchen ſie ertoͤnten, mußte 4
ihnen nicht allein ſehr bald Eingang in die Gemuͤther ve |
ſchaͤffen, ſondern es mußte auch durch fie bey denen, d |
ſelbſt Beruf und Talent zum Dichten hatten oder zu haben |
glaubten, ſehr natuͤrlich die Luft geweckt werden, eigene V »
ſuche in der Liederpoeſie zu machen. Ueberdieß trug die ganz |
Richtung, welche die Reformation dem Zeitalter gegeben |
das durch fie fo allgemein verbreitete religioͤſe Intereſſe nich
wenig dazu bey, dieſe Verſuche zu befördern. Aus den enge h
Grenzen der Kirche und bes oͤffentlichen Cultus war die 9 |
ligion in die ausgedehnten Kreiſe des häuslichen Lebens eir N
geführt; hier follte fie ſo gut als in den Tempeln und « 1
den Altaͤren gefeyert werden; bey den gewöhnlichen Gefchäfte ü
und Genuͤſſen, bey Freuden und Leiden ſollte das Gemuͤth
ſich zu frommen Empfindungen erheben; vornemlich ſollte die
Jugend, die bisher an der Unterhaltung mit der Religion
fo wenig Antheil genommen, in täglicher Uebung derſelbel
aufwachfen. Es kam alſo darauf an, Erweckungen der An;
dacht, in naͤherer Beziehung auf die beſonderen Verhaͤltniff
und Vorfälle des häuslichen Lebens, dem Volke in die Hände
zu geben; wozu offenbar Lieder und Geſaͤnge nicht allein am
ſich ſelbſt das zweckmaͤßigſte Mittel waren, ſondern auch ur *
den damaligen Umſtaͤnden um jo mehr gewählt werden mu
ten, da nur durch fie die zum großen Theile unfli
Lieder, die das Volk bis dahin zu feier Unterhaltung
ſungen hatte, und an denen der fromme Ernſt des 8
alters nicht unbillig einen Anſtoß nahm, mit ſicherm er
e
|
3
— on |—
drängt werden konnten.) Auch der polemiſche Geift,
5 der aus ſehr begreiflichen Urſachen in der proteſtantiſchen
Kirche gleich anfangs ſich verbreitete, und der durch die An—
griffe ihrer Gegner immer neue Nahrung erhielt, wurde die
Veranlaſſung zu manchen Liedern religioͤſen Inhalts, in wel
en der Unwille, oft auch der Spott über die alten Mis⸗
brauche ſich ergoß, und die, je mehr fie dem Tone der ge:
woͤhnlichen Volkslieder in einer gewiſſen Derbheit und Laune
ſich naͤherten, deſto begieriger aufgenommen, deſto lieber ge—
agen wurden. Und wie ſehr mußte nicht vollends der An:
a 2 wachs
” Luther fagt in der erſten Vorrede zu feinen geiftlichen Lie:
dern ausdrücklich, daß er fie der Jugend habe in die Haͤnde
geben wollen, damit ſie der Buhllieder und fleiſchlichen Se
ſaͤnge los wuͤrde, und an derſelben Statt etwas Heilſames
lernte. Aehnliche Aeußerungen kommen auch in den Vor⸗
reden anderer gleichzeitigen Liederſammlungen vor, z. B.
eiuer Nuͤrnbergiſchen von 1526, wo es heißt: „Es haben
ſich bis hieher die teutſchen Schulmeiſter, die Kinder auf
die Kreuzwochen, zum hoͤchſten befliſſen, loſe Lieder und un⸗
heiligen Geſang zu lehren, in welchen das Wohlgefallen der
Aeltern und zeitliches Lob und eigner Nutz mehr geſucht iſt
worden, denn Gottes Ehr und Beſſerung der Jugend. Da
man ihnen fuͤrhalten ſollt das Evangelion ꝛc. fo leſen fie
ſchnoͤde Lieder, ungeſchickte Bücher, und vergeht alſo die
Jiaugend mit der Zeit ꝛe.“ (Riederers Abh. von Einführung
des teutſchen Geſanges ꝛc. S. 232). Noch weitlaͤuftiger
verbreitet ſich darüber Ratharina Zellin in der Vorrede zu
ihrem, 1535 zu Straßburg herausgegebenen Geſangbuche.
„ Dieweil denn nun, heißt es hier, fo viel ſchaͤndlicher Lieder
von Mann und Frauen, auch den Kindern geſungen werden
in der ganzen Welt, in welchen alle Laſter, Buhlerey und
andrer ſchaͤndlicher Ding den Alten und Jungen fuͤrtragen
wird, und die Welt je geſungen will haben: duͤnkt es
mich ein ſehr gut und nutz Ding ſeyn, die ganz Handlung
as,
4
wachs der eigentlichen Kirchenlieder durch die den proteſ
tiſchen Gemeinen wiedergegebene liturgiſche 3
werden! Sie war, zumal was den Geſang betrifft, im
fange der Reformation beynahe völlig unbeſchraͤnkt. Wo
auch Kirchenordnungen gab, da war die Liturgie doch eig
lich nur in Hinſicht der ſogenannten Meſſe und der in groͤß
Städten und vorzuͤglich an den hohen Feſten dabey zu br
chenden lateiniſchen Geſaͤnge beſtimmt vorgeſchrieben. X
ſangbuͤcher, wie ſie zu unſern Zeiten gewoͤhnlich ſind,
obrigkeitlich beſtaͤtigte und in den Kirchen einzelner Laͤn
fi
Chriſti und unſers Heils im Geſang zu bringen, ob dos
die Leut alſo mit luſtiger Weis und hellen Stimmen ihre
Heils ermahnet moͤgten werden, und der Teufel mit ſeinen
Geſang nit alſo bey ihnen ſtatt hätte; damit auch fromm
Aeltern zu ihren Kinden moͤgten ſagen: Wir habend a
bisher boͤſe Lieder geſungen zur Aergerung unſer und d
rächften Seelen; damit ihr euch aber nit zu klagen
bend, dörfen wir auch nimmer fingen, ſollen wir gar Ho
und Stein werden, fo ſingen jetzt dieſe Lieder de. —
Darum lieber Chriſt, wer du ſeyeſt, dieweil du doch d
Kind und Geſind bisher wuͤſte ſchaͤndliche Lieder an d
Reyentaͤnzen und funft haft laſſen ſingen: ſo laß fie doe
nun göttliche Lieder ſingen. So der Handwerksgeſell ı
‚feiner Arbeit, die Dienſtmagd ob ihrem Schuͤſſelwaͤſche
der Acker- und Rebmann uf ſeinem Acker, und die Mut
dem weinenden Kind in der Wiegen ſollich Lobe, Gebe
und Lehr-Geſaug braucht; fo es alles geſchieht im Glaube
und Erfenntnuß Chriſti, und ihr ganz Leben gottſelig 1
richten in aller Treu und Geduld gegen jedermann: fold
werden auch Gott mit feinen Engeln ewiglich loben ve
ſeinem Stuhl; ſo die andern, welche nur ſchaͤndliche B¹
benlieder und feige muthwillige Spruͤch gebraucht,
dem Teufel ewig muͤſſen weinen de.“ (Riederers TE
5 zur Kirchen-Gelehrten- und Buͤchergeſchichte. *
S. 96 ff.)
—
—
—
EEE —
5 N
oder Städte ausſchließlich eingeführte Liederſammlungen, kannte
in man damals und noch bis in die Mitte des 17ten Jahrh.
iberall nicht. Die Pfarrer konnten alſo ohne Umſtaͤnde fo
und was Wunder, wenn mancher in dieſer Freyheit einen
Reiz fand, ſelbſt neue Geſaͤnge für den Gottesdienſt zu ver
fertigen? Wäre dieß nicht wirklich von Vielen und zum
| ode zu den von ihm uͤberſetzten Sequenzen (im alte a
feiner deutſchen Werke) jagt: „Es ey. im halben Germanien
mache, das er mit feinen Bauren zur Kirche zu fingen habe.“
In der andern Haͤlfte Deutſchlands, die dem alten Syſtem
und Cultus fortwaͤhrend zugethan blieb, war freylich an ſolche
Beſtrebungen nicht zu denken. Je mehr die Proteſtanten den
lateiniſchen Geſang aus den Kirchen zu ‚verdrängen ſuchten,
deſto eifriger hielten die Katholiken auf ihn. Die Aufmun⸗
3 zum Liederdichten in deutſcher Sprache, die ſich
jenen auf ſo manche Weiſe darboten, fielen bey dieſen gaͤnzlich
1 eg. Hoͤchſtens konnte in den Gegenden, wo ſie mit den
Anhängern der neuen Lehre in nähere Berührung kamen, die
Beſorgniß, daß die proteſtantiſchen Lieder manchen abtruͤnnig
machen moͤgten, auf den Gedanken leiten, dieſen andre recht.
glaͤubige entgegenzuſetzen; oder der den Katholiken gemachte
Vorwurf, daß man bey ihnen in einer dem Volke unbe⸗
kannten Sprache ſinge, konnte Veranlaſſung geben, die la⸗
e Geſaͤnge in das Deutſche zu uͤbertragen: wie denn
5 wirklich beydes von vehe, Witzel und Flurheim age 2
1 ber
* 1 ——
eg aun ſetzte duther guf ven di feines Ben
3
6 4
Aber es lag in dem Geiſte und den aͤußern Verhaͤltniſſen der
deutſch⸗katholiſchen Kirche, daß ſie in Betracht der Lieder |
poeſie auf lange Zeit hinter den Proteſtanten zuruͤc 0
mußte; und wie ſehr es an ſich auffallen mag, daß ſie gegen
Hunderte von Liederdichtern, die die unfrige zählt, kaum de
einen und andren, und ihren Spee ausgenommen, der d
eigentlich nicht fuͤr die Kirche ſchrieb, nicht einen f
hervorragenden bis in die neueren Zeiten aufzuweiſen hat:
wird doch keiner, der auf die Umſtaͤnde Ruͤckſicht nim
ſich daruͤber verwundern oder ihr deshalb einen Vorwu
machen koͤnnen. Eher moͤgte allerdings die Erſcheinung
fremden, daß unter den Proteſtanten von Zwingli's und Cal
vin's Parthey die religioͤſe Volkspoeſie im Ganzen fo wen
Freunde und Befoͤrderer, und vor Joach. Neander in d
zweyten Hälfte des 17ten Jahrh. nicht Einen bedeutend
Bearbeiter fand. Erinnert man ſich indeß, wie fruͤh in d
Kirche der ausſchließliche Gebrauch der altteſtamentlichen Pfe
men beym Gottesdkenſte eingefuͤhrt ward, wie ſehr
der Geſang in ihrem Cultus von Anfang an hinter die Pr
digt e vergleicht man weben die in
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De
Buches, das im J. 1543 bey 3. Klug in wiuaber be
auskam, die Warnung: N 5
| „Viel falſcher Meiſter itzt Lieder dichten; N iM 5 |
Siehe dich für, und Term’ fie recht richten.
Wo Gott hin bauet ſein Kirch und fein Work,
Da will der Teufel ſeyn mit Trug und Mord.“
Es fragt ſich, was für Dichter er dabey im Sinne hatte.
Der papiſtiſchen waren, wie geſagt, nicht viele; und ber
ihren Liedern bedurfte es auch eben keiner großen A
um nicht durch fie verführt zu werden. Ich net i
daher lieber von den oben ermähnten unberufenen Dich
unter den Proteſtanten verſtehen, gegen deren „unti htig “
Geſaͤnge er auch in der zu jenem Geſangbuche geſchricbenen
Vorrede eifert. 7
nächft. wirkten, mit der igenthümlichei der e
in welchen der Letztere den meiſten Anhang gewann: ſo iſt
auch dieſe Erſcheinung, wie mich duͤnkt, vollkommen erklaͤrt.
enen Vorliebe für religioͤſe Dichtkunſt angeben, durch welche
unſre Kirche ſich von Aufang an auszeichnete; aber, um
ſeinen Geiſt aufzufaffen und feinem Vorbilde zu folgen, dazu
gehoͤrte auch eine Nation wie die deutſche, ein Volk, nicht
bloß uͤberhaupt von religioͤſem Sinne, ſondern auch gerade
von dieſer Eigenthuͤmlichkeit in der Anſicht und Behandlung der
Religion, die aus den nicht nothwendig mit einander verbuns
denen Elementen des warmen Gefuͤhls und des ſinnigen
Ernſtes gebildet, und in der folglich die Anlage und Neigung
zur religioͤſen Poeſie und ganz beſonders zu derjenigen Gattung
derſelben, die das geiſtliche Lied ausmacht, urſpruͤnglich ſchon
enthalten iſt. Ohne die geringſte Uebertreibung darf man
ſagen, daß das proteſtantiſche und vorzuͤglich das lutheriſche
Deutſchland in dieſer Hinſicht unter allen Voͤlkern und Laͤn⸗
dern der Erde eine in ihrer Art einzige Erſcheinung darbiete.
Nirgends iſt die religioͤſe Liederpoeſie mit ſo allgemeiner Liebe
gepflegt worden; nirgends iſt in dieſem Fache der Literatur
von Geiſtlichen und Layen, von Gelehrten und Ungelehrten,
von Staatsmaͤnnern und Fuͤrſten , von Frauenzimmern
hohen und niedrigen Standes ſo viel geſchrieben und geſamm⸗
$ kt; nirgends hat der Anwachs geiſtlicher Geſaͤnge fo ſchnell,
ſo fortwaͤhrend innerhalb eines Zeitraums von beynahe 3 Jahr-
hunderten und bis zu einer ſo großen Anzahl zugenommen,
| wie
Wr. S. hierüber Synopfis Hyimnologiae illuſtris nobilisque Ger-
mnie, oder Durchlauchtiger, Graͤff- und Adlicher ꝛc. Der;
Chriſt. Ernſt Klein) Greifswald 1518. laͤngl. 12.
Nur ein Mann wie Luther konnte den Ton zu der entſchie⸗
ſonen Deutſcher Liederhiſtorie ſummariſcher Juhalt (von
a
wie in der deutſch: proteſtantiſchen Kirche. Auf die erſte k
Liederſammlung, vom J. 1524, die nach der — r⸗
ſchien, und nicht mehr als 8 Gefänge enthielt, folgte ſchr
4 Jahre ſpaͤter eine von 56 Liedern, (das von Se
einer beſondern Abhandlung, Arnſtadt 1720, beſchriebene ( Er
chiridion); 1540 eine Magdeburgiſche von 120 Adern; 156
eine Straßburgiſche von 300; 1597 eine Greifswaldi
600; 1625 eine Luͤneburgiſche von 850; 1634 eine wie N
bergiſche von meiſt 1000; 1686 eine Luͤneburgiſche von 2
1697 das große von dem Burgermeiſter Dr. Paul Wag
zu Leipzig in acht Bänden unter dem Titel: Andacheg
Seelen geiſtliches Brand: und Ganz Opfer herausgegebene
Geſangbuch von beynahe 5000 Liedern. Und wie ander N
damals vorhandene, in diefe Sammlung ſicher noch lange
zur Haͤlſte aufgenommene Vorrath geiſtlicher Lieder in d
folgenden Jahrhunderte vermehrt ſey, beweiſet das auf d
Univerſitaͤtsbibliothek zu Copenhagen befindliche, aus 33712
Seen Stücken beſtehende Liederarchiv, welches der
J. 1749 verſtorbene Daͤniſche Juſtizrath Gerh. Ernſt ve
Franckenau angelegt hatte, noch mehr aber die zwey große
Liederregiſter des zu Stuttgard im J. 1785 verſtorbenen DE
niſchen Etatsraths Joh. Jak. von Moſer und des Halber;
ſtaͤdtiſchen Domdechanten Georg Ludew. von „
letzteres ſeit dem Tode des Verf. (im J. 1786) auf der Stift
bibliothek zu Halberſtadt aufbewahrt, wovon jenes beyn
50,000, dieſes uͤber 60,000 Liederanfaͤnge enthält. (wegels
Analecta hymn. B. I. Stuͤck 3. S. 45. B. II. S. 347
Baͤtgens Nachr. von d. Luͤneb. Geſangbuche in d. Vorr.) 4
g 6. 2.
Freylich wuͤrde dieſe Summe um ein merkliches verrins
gert werden, wenn bey Berechnung derfelben keine andre als
die urſpeünglich deutſchen Geſaͤnge in Betracht kommen ſollten.
Denn
*
2
Denn nicht alle deutſchen Kirchenlieder, und am wenkgſten
ie aus der Älteren Periode, find Originallieder; ſehr viele
eſtehen in Ueberſetzungen, ſey es aus lateiniſchen Kirchen;
geſaͤngen, oder aus bibliſchen Abſchnitten. Die von der letz
heren Art find groͤßtentheils aus den im N. Teſt. vorkom⸗
menden Hymnen, aus den ſonn- und feſttaͤglichen Perikopen
10 un d aus den Pſalmen entlehnt. Davids heilige Lieder, das
t gemeine und aͤlteſte Geſangbuch ber Chriſtenheit, waren
„auch den Deutſchen durch lange Gewohnheit werth geworden;
ehr natürlich daher, daß die erſten Geſaͤnge, die fie in ihrer
eigenen Zunge zu fingen wagten, in Gedanken und Worten
0 ch vorzugsweiſe an jene Lieder anſchloſſen. Am meiſten get
ſchahe dieß in den ſuͤdlichen Provinzen Deutſchlands, deſſen
ältefte Liederdichter ſich beynahe ausſchließlich auf Pſalmen⸗
dbeiſcgungen beſchraͤnkten; fo wie die dort Während des 1 ten
und zum Theil noch während des 17ten Jahrh. gedruckten
Beſangbuͤcher in der Regel weit mehr Pſalmenlieder als die
ächfifchen enthalten, auch fie nicht zerſtreut unter den uͤbrigen,
ſondern in einer eigenen Abtheilung vorangeſtellt liefern.
n Shit welcher Auszeichnung die Pfalmen vollends von den
Schweizern und überhaupt von den Reformirten behandelt
w rden, iſt ſchon erwaͤhnt. Die von dem Koͤnigsbergiſchen
profeſſor Ambr. Lobwaſſer im J. 1573 herausgegebenen,
r franzoͤſiſchen Ueberſetzung des Clemens und Marot nach⸗
gebildeten Pſalmenlieder fanden bald nach ihrer Erſcheinung
in den deutſchen Kirchen jener Confeſſion den allgemeinften
Beyfall, und machten faſt zwey Jahrhunderte hindurch, höchs
ſtens mit einem kleinen Anhange von andern Kirchenliedern
verſehen, das einzige oͤffentliche Geſangbuch in denſelben aus.
Ohnerachtet in der lutheriſchen Kirche den Pfalmen dieſe Aus:
zeichnung nicht wiederfuhr, fehlte es doch auch hier fortwaͤh⸗
rend nicht an Dichtern und Reimern, die ſie in deutſchen
Liedern zu bearbeiten verſuchten; und allein die Literatur der
io \ im
m
—
dert von Sans Sachs, ſchon im J. 1525 gedruckt (O Ge
Vater, du haſt Gewalt); Ach hulf mich Leid und
lag, geiſtl. von Adam v. Fulda; Ich ſtund an einem
morgen; Die Frau vom Simmel ruf ich an, chriſtlig
19
im 16ten und ızten, Jahrh. erſchienenen poetiihen Uel
fegungen, unter denen nachſt der Lobwaſſerſchen die v
Corn. Becker, Mart. Opitz, Andr. Seinr. Bucholz, Co
Chriſt· Dedekind und Chriſt. Ad. Negelein die vorzüͤglichſte
ſeyn dürften, wurde zu einer eigenen Abhandlung Stoff gel
Gewiſſermaßen koͤnnen unter dieſe Claſſe der poetiſchen Mel
ſetzungen auch die Katechismuslieder, an denen die e
Geſangbuͤcher zum Theil ungemein reich ſind, gerechnet ı
den. Ja ſelbſt die mehreſten Feſt- und Paſſionslieder ai
der fruͤheren Periode gehoͤren in dieſe Abtheilung, indem
mit wenigen Ausnahmen nichts weiter als eine woͤrtliche, of
ſehr aͤngſtlich in Reime gezwungene Uebertragung der, be f
Erzählungen von der Geburt Chriſti u. ( w, enthalten. O
mich auf weitere Claſſiſieation der Kirchenlieder, die ber f
keinem Nutzen ſeyn wuͤrde, einzulaſſen, will ich im Vorb
gehen noch einiger den alten Liederſammlungen eigenthuͤml 9
Arten von Geſaͤngen erwaͤhnen. Dieß find 1) die Par
dien älterer deutſcher Lieder, ſowohl geiſtlicher als weltliche
Der Gedanke, dem Volke ſtatt der aberglaͤubiſchen oder gi
unzuͤchtigen Gefänge, deren es ſich bisher bedient hatte, ande
in denſelben Formen und Weiſen gedichtete in die Hane |
geben, und dieſe ihm durch gewiſſe Wendungen lieb g
denen Geſänge zum Vehlkel christlicher Belehrung und C
bang zu benutzen, war nicht übel; und die gute Aufnah
welche die Parodien fanden, beweiſet zur Gnuͤge, daß d
Mittel wohl berechnet war. Es giebt ihrer in den alt
Geſangbuͤchern bis ins erſte Drittel des 17ten Jahrh. h.
eine ‚beträchtliche Anzahl von beyden Gattungen, z. B. d
Jupiter, (Ach Jupiter, haͤtt ſt du Gewalt) geiſtlich ver
12
” -
. *
—
an un — — —— — — _ —
11
2
verandert (Chriſtum vom Himmel ruf ich an); Maria zart,
edler Art, chriſtl. verändert. (O Jeſu zart, göttlicher Art).
Nan hat auch ganze Sammlungen folder parodirten Lieder,
B. „Gaſſenhauer, Reuters und Bergliedlein *), chriſtlich
goraliter und ſittlich veraͤndert durch Herrn Seinrich
* auſten.“ Frankf. a. M. 1571. 8. „Nye chriſtlike Geſenge
vnde Lede, vp allerley ardt Melodien der beſten olden duͤde⸗
her Leder, doͤrch erm. Veſpaſium, Prediger tho Stade.“
beck 1571. 8. — 2) Die Rinderlieder, eine Nachah⸗
der alten lateiniſchen und deutſch⸗lateiniſchen Geſaͤnge,
e (don vor der Reformation in den Vigilien und Fruͤh⸗
metten der hohen Feyertage von Knaben geſungen zu werden
flegten. (Anthologie B. I. S. 353.) Sie beſtehen theils
us Feſt-, theils aus Tage⸗Liedern und ſogenannten Abends
reyen. In gewiſſem Verſtande koͤnnte man auch die Wie⸗
genlieder, die in den mehrſten der aͤlteren Geſangbuͤcher eine
eigene Rubrik ausmachen, in dieſe Claſſe ſetzen. — 3) Die
Lieder auf Kamen und Symbole einzelner Perſonen, vor,
züglich regierender. Sie ſind groͤßtentheils ſo eingerichtet,
daß der Name oder das Symbolum in den Anfangsbuchſta—
ben oder Worten der einzelnen Strophen, auch wohl der
Verszeilen enthalten iſt. Geſammlet findet man die bekann⸗
teſten bieſer Lieder in den von Caſp. Meliſſander herausge⸗
gebenen rw und Symbolis durchlauchtiger Perſonen,
| 2 (Er-
7 ſonſt auch Bergreyen genannt, wahrſcheinlich weil fie zuerſt
von Bergleuten oder in einer Bergſtadt geſungen wurden.
Die geiſtlichen Lieder, die unter dieſem Namen vorkommen,
heißen ſo entweder deswegen, weil ſie nach weltlichen von
aͤhnlichem Anfange gebildet, oder in dem Versmaaße und
der Melodie derſelben gedichtet ſind. In dieſer Bedeutung
wird z. B. Luthers bekanntes Lied: Vater unſer im Sim⸗
melreich im Waltherſchen Geſangbuch (Wittenb. 1544)
ein Vater Unſer auf Bergreyen Weiſe genannt.
*
„r
39
(Erfurt 1589) und in Baf. Sörrfch geiſtl. Waſſerquelle (He
er u. mehemals ve e eee
11 1 ee E 1 NEM
9 7110. 0 8. 3. > lad, A
Daß die Verfehiedenheit diefer Lieder, und namentli
der aus der älteren Periode, in Hinſicht des Geiſtes
der Darſtellung nicht minder groß ſey als in Anſehung
Inhalts und der Gegenſtaͤnde, bedarf keiner Erinnerung,
Zwar ließe ſich wohl auch ein gewiſſer allgemeiner Charaktt
angeben, in dem ſie mehr oder weniger mit einander über
kommen, und durch den ſie ſowohl von den alten lateiniſch
Hymnen als von den deutſchen Liedern der neueſten Zeit a
gezeichnet ſind. In Beziehung auf jene moͤgte ich ihn
Charakter des Subjectiven nennen, dem gemäß die Le
oder Thatſache, die den Inhalt des Liedes ausmacht, nie
ſowohl an ſich dargeſtellt, als vielmehr das durch fie err
Gefühl, der durch das Nachdenken über fie bewirkte Zuſtand
des Gemuͤths ausgedruckt wird, ſo daß ſie folglich uͤberall
ihrem Verhältniß zum Meuſchen, zu ſeinem Thun und Leiden,
zu feinen Pflichten und Hoffnungen, als Motiv der X
rung und Quelle der Erheiterung hervortritt. In Beziehung
auf dieſe, nemlich die Lieder der neueſten Zeit, moͤgte er a
treffendſten der Charakter frommer Glaubenseinfalt genannt
werden, die mit unbedingter Zuverſicht und ungetheilter X
ehrung an dem geoffenbarten Worte Gottes hängt: eine Ges
ſinnung, die, zunaͤchſt im Gegenſatze der blinden Unterwe *
unter menſchliche Auctorität, durch die Reformation zur h
ſchen unter einem großen Theile des vente Volkes gemach
wurde, und die, wenn gleich verſchieden modifteirt, doch
Ganzen unverändert bis zu dem Zeitpunete ſich erhielt, da d
Philoſophie fi ſich als Höhere Inſtanz in Sachen des Glaub
geltend zu machen verſuchte. Luthers und Speners, Kin
walds und Dachs Lieder ſind in dieſer Hinſicht Eines Geiſtes
9 _ K N
— 2
— — — ' ee En et
en ee —
*
*
13
Kinder; und wenn, wie man unbedenklich behaupten darf,
bey einem chriſtlichen Liede gerade dieſer chriſtliche Sinn
eins der vornehmſten Erforderniſſe ausmacht: ſo kommt in
ſoferne ohnſtreitig den Geſaͤngen der älteren Periode, zumal
als Kirchenliedern, im Ganzen ein ausgezeichneter Werth
Zu. Denn zum Kirchlichen gehört vor Allem der beſtimmte
Ausdruck eines durch die hoͤchſte Auctoritaͤt begruͤndeten und
folglich uͤber jedes einzelne menſchliche Urtheil erhabenen Glau⸗
ens; und wenn gleich die ſubjective Darſtellung religioͤſer
Ideen mit dieſem Kirchlichen wohl vereinbar iſt, ja der Aus
ruck derſelben durch ſie an ruͤhrender Kraft und Eindring⸗
lichkeit gewinnt (als worin eben der Vorzug der proteſtanti⸗ 8
chen Geſaͤnge vor den alten Hymnen beſteht): ſo muß doch,
je mehr die ſubjective Anſicht den Hauptton des Liedes an⸗
giebt, je mehr es fi) von dem einfachen Glaubensbekenntniſſe
zur Schilderung perſoͤnlicher Gefühle und Gemuͤthszuſtaͤnde
neigt, deſto mehr auch der eigentlich kirchliche Charakter
deſſelben verloren gehen; wie dieß bey vielen ſogenannten Kir⸗
chenliedern der neueſten Zeit, in denen bald ein fentimentaler,'
bald ein myſtiſcher, bald ein raiſonnirender Ton vorherrſcht,
nicht zu verkennen iſt. Fern ſey es indeß, jenen deshalb uns
bedingt den Vorzug vor dieſen geben, oder ihren Werth im
Banzen geltend machen zu wollen. Geiſt und Darſtellung,
auf die am Ende alles ankommt, find natürlich bey den Ein—
zelnen hoͤchſt verſchieden; und des Unbedeutenden, ja des durch;
aus Werthloſen iſt, wie uͤberall, ſo auch hier eine große Menge.
Wer auch billig genug daͤchte, um an Maͤnner, die zum Theil
Jahrhunderte vor unſrer Zeit lebten, nicht die Anſpruͤche zu
machen, die jetzt mit Recht an einen religioͤſen Liederdichter
gemacht werden koͤnnen, folglich auch manchen Verſtoß gegen
die reinere Religionslehre und den guten Geſchmack, und nicht
weniger, wie ſich verſteht, Unrichtigkeiten und Härten im Aus;
druck, Fehler im Versbau und Reim ihnen zu Gute zu
9 hal⸗
14
halten: der wuͤrde doch, wenn er die acht Baͤnde des W
nerſchen Geſangbuchs, eine Auswahl der beſſeren bis
Jahr 1697 erſchienenen Lieder, genau durchmuſtern w
ſchwerlich mehr als den vierten Theil von den beynahe 5099
Stuͤcken, die es enthält, eines Platzes in dieſer Sammlun
werth finden. Gar viele der ſogenannten Liederdichter,
die proteſtantiſche Kirche von Anfang an im Ueberfluß zaͤh
waren nichts als elende Reimer, wie jener Seinrich Mull
der ſeinen bekannten Paſſionsgeſang ſehr naiv mit der B
anfaͤngt, daß Gott ihm helfen moͤge, die Sylben in Rei
zu zwingen. Eine andre, nicht minder zahlreiche Claſſe beſt
aus Verskuͤnſtlern, die das Mechaniſche der Poeſie,
Sprache und den Rhythmus fo ziemlich in ihrer Gewalt h
ben, aber mit ihrem fließenden Style doch nur matte, w
rigte Proſa zu Tage fördern, Wieder andre „ die aber
im ızten Jahrh. zum Vorſchein kommen, treten im foͤrn
lichen Dichtergewand auf, und laſſen kein Mittel der Ruͤh
rung, das die Kunſt darbietet, unverſucht, ohne doch mit de
ſchoͤnen und prächtig klingenden Worten, die ihnen nicht aut
dem Herzen gefloſſen waren, den Weg zum Herzen zu finden.
Nur hie und da zeigt ſich unter der großen Menge ein wirk
lich gemuͤthvoller Sänger, der, ſelbſt ergriffen von dem Feue
einer heiligen Begeiſterung, in der edlen und doch einfache
von uͤppigem Schwulſt und platter Gemeinheit gleich weit
entfernten Sprache, die die Würde der Religion erforder
und noch ſeltner ein geiſtvoller, der mit aͤcht poetiſchem
Schwunge und genialer Kraft ſeine frommen Gefuͤhle ergießt
Wie gering indeß verhaͤltnißmaͤßig auch die Anzahl dieſ
Beſſeren ſey: fo iſt fie doch immer bedeutend genug, um die
|
—
2
+ — —
—— — — — — — — — — — — — — — u —— — — Ä
Muͤhe einer naͤhern Bekauntſchaft mit der aͤltern Liederliteratur
zu belohnen; und warum ſollte ich es nicht geſtehen? das
16te und rzte Jahrhundert haben Gefänge aufzuweiſen, die
nach meinem Gefuͤhle den treflichſten der neuern Zeit den
Vor⸗
*
1 15
.
— — m
—
18 or zug ſtreitig machen, die das, was ihnen an Feinheit ber
Sprache und des Geſchmacks, an Schoͤnheit des Versbaues
f. w. abgeht, durch die Kraft der Gedanken, durch die Tieſe
r Empfindung, durch die den Alten eigenthuͤmliche ruͤhrende
| Finfalt. hinlaͤnglich erſetzen; Geſaͤnge, von denen ein Gellert
hne Uebertreibung ſagen konnte, daß er fie lieber verfertigt
Haben moͤgte, als alle Oden des Pindar und Horaz. |
$. 4.
Aus dem eben angefuͤhrten erhellet ſchon zur Gnuͤge die
Mothwendigkeit einer forgfältigen und ſtrengen Auswahl der
In dieſe Sammlung aufzunehmenden Geſaͤnge. Nur die beſten
, h. die gefühlvolleften und kraͤftigſten, und zwar nur aus
er Claſſe der urſpruͤnglich deutſchen, durften für meinen
Zweck in Betracht kommen. Aber nicht immer war es leicht,
ſe Regel auf einzelne Lieder mit Sicherheit anzuwenden;
Fand nicht immer möglich, fie ohne Ausnahmen zu befolgen.
Wenn auch der Grundſatz als gültig und entſchieden feſtge—
| ſtellt blieb, daß nicht ſowohl die Sprache und die Einklei⸗
dung, als der Geiſt und das Gefühl den Werth eines reli—
zun Geſanges beſtimme: ſo konnte doch in einzelnen Faͤllen
ie Frage entſtehen, und ſie entſtand mir wirklich mehr als
inmal, ob der Geiſt gerade dieſes Liedes, von dem ich mich
angezogen fühlte, auch andern und den Meiften zufagen werde,
bekanntlich der Geſchmack in der Religion nicht weniger
2 in der Poeſie ſehr verſchieden ik. Die Schwierigkeit
wurde noch groͤßer, wenn uͤber ein Lied zu entſcheiden war,
das, wie ſo manche aus der aͤlteren Periode, zwar einzelne
ie Gedanken und ruͤhrende Stellen enthielt, aber uͤbri—
0 s im Ganzen nur unter die mittelmaͤßigen zu zahlen,
nd vielleicht noch dazu durch eine rauhe Sprache, einen hol:
beichen Versbau und manches unedle Bild entſtellet war,
| oder umgekehrt uͤber ein andres, das bey wenigem Geiſt und
ger in—
u
N
16 ke 1
geringem Gehalt doch durch eine, für, feine Zeit ungen
liche Vorzuͤglichkeit der Sprache und Verſiſication ſich e
zeichnete. Eben das Zeitalter der Lieder erforderte 1 |
bey der zum Theil hiſtoriſchen Tendenz diefer Sammlung
eine beſondre Nuͤckſicht, die ſich nicht immer mit der grob
Strenge vereinigen ließ. Ein an ſich mittelmäßiges L
mußte anders beurtheilt werden, wenn es aus dem 10
Jahrh., anders, wenn es funſzig oder hundert Jahre jü
war. Die Eigenthuͤmlichkeiten der verſchiedenen Liederperie
durften nicht allein, ſondern mußten auch hervortreten, ſel
da, wo det reinere Geſchmack und das richtig geleitete
giöfe, Gefühl manches an ihnen zu tadeln finden mög
Die allgemein eingefuͤhrten, und ſchon durch ihr hohes 2
und ausgebreitetes Anſehen wichtig gewordenen Bircheng 1%
machten überdies als ſolche einen fehr, ‚gegründeten Anfpe
auf die ſchonendſte Beurtheilung, der nur da ihnen r
werden durfte, wo ſie entweder bloße Ueberſetzungen e
Pfalmen und lateiniſchen Hymnen, oder trockne dun 0
Reimereyen waren. Im Gegentheil mußte aber auch ı
ches beſſere Lied, das an ſich wohl der Aufnahme werth w
ausgeſchloſſen bleiben, theils um den Platz fuͤr die vor; 2
lichſten nicht zu ſehr zu beengen, theils um nicht eine 15
große Einfoͤrmigkeit der Lieder in den Materien und der 2
handlung zu veranlaſſen, die hier um ſo leichter entſtehe
konnte, da gerade die Gattungen, die den Alten vorzůgli
gelangen, vom Vertrauen auf Gott, von der Geduld,
Tode, am zahlreichſten bearbeitet, und die einzelnen de
gehoͤrigen Lieder nicht allein in Gedanken, ſondern auch
Wendungen und Ausdruͤcken, oft einander außerordentlie
ähnlich find. Zweckmaͤßiger ſchien es mir, die, zumal be
einer ſolchen Sammlung, angenehme Mannigfaltigkeit dur ii
Aufnahme einiger von dem gewöhnlichen Tone abweichend
i
0
8
5
or;
zum Theil wirklich origineller, oder auch durch beſor
17
Individuelle und temporelle Veranlaſſungen merkwuͤrdiger Lieder
u beſoͤrdern. Doch blieb ich dabey des Hauptzweckes, das
Beſte aus dem Gebiete der religioͤſen Poeſie mitzutheilen,
ſtets eingedenk; und ſo leicht es mir geworden ſeyn würde,
ie Sammlung mit manchen, theils ſeltenen, theils noch un:
bekannten Stuͤcken von berühmten oder doch für die Lieder:
zeſchichte intereſſanten Perſonen zu bereichern: ſo koſtete es
ind Me doch wenig Ueberwindung, das in diefer Art geſammlete,
Ma es mir hieher nicht zu gehören ſchien, zuruͤckzulegen.
$. 5.
Naͤchſt der Auswahl der Lieder war meine Sorgfalt vor—
rehmlich auf einen genauen und unverfälfchten Abdruck ders
ı elben gerichtet, den ich, wo es nur irgend möglich war,
us den Originalen, oder, wo dieß nicht angieng, aus andern
Alter und Zuverlaͤßigkeit ihnen nahe kommenden Quellen
ntlehnte. Vor jedem Liede iſt die Sammlung, nach welcher
N er Abdruck gemacht worden, genau angegeben; bey einigen
ind zwey angeführt, wodurch ich andeuten wollte, daß in der
inen, wenn gleich älteren, der Text ſtellenweiſe nicht fo correct
ſey, als in der andern, ſpaͤter erſchienenen. Die abweichenden
eſearten allemal namhaft zu machen, ſchien mir eben fo übers
uͤſſig zu ſeyn, als mich an die alte, von der unſrigen fo ſehr
Abweichende und ſchwankende Orthographie zu binden, die die
Ameiften Leſer nur geſtoͤrt haben würde, Uebrigens iſt der
Text in allen Liedern durchaus unveraͤndert abgedruckt; und
ö bſichtlich iſt von keiner einzigen neueren Verbeſſerung oder Be⸗
' 0 beitung Gebrauch gemacht worden. Nicht, als ob ich uͤber⸗
1 n gegen die Veränderung der alten Lieder wäre *), oder
als
—
: 50 Sc habe ſie, unter gewiſſen Einſchraͤnkungen, ſelbſt an
einem andern Orte vertheidigt. (S. meinen Verſuch über
Luthers Verdienſt um den Kirchengefang. S. 169 ff.) Sie
Bu B ſind
18 3 |
als ob ich den in dieſer Hinſicht angeſtellten Verſuchen eines
Schlegel, Zollikofer, Neander u. ſ. w. ihren Werth ſt
machen wollte. Man muß, duͤnkt mich, in einem hohen E a |
von der Vorllebe für das Alte befangen ſeyn, um nicht «
zuſehen, daß mehrere unſerer älteren Kirchenlieder, namentll
find auch keine ſo gar neue Erſcheinung in der proteſt
tiſchen Kirche, wie mancher zu glauben ſcheint. Se
im J. 1624 gab Dan. Sitzler, ein evangel. Prediger
Linz in Defterreich, ein Geſangbuch heraus, in welchen
viele alte Lieder von ihm veraͤndert waren. Daſſelbe
ſchah im J. 1648 von Juſt. Geſenius und Dav. De
und im J. 1680 von Chriſt. von Stocken, deren noch x
reichere und weitergehende Correeturen man in den alt
Hanno veriſchen und Holſteiniſchen Geſangbuͤchern
Wahr iſt es freylich, manche dieſer ſeyn ſollenden $
befferungen find ſo ſchlecht, fo jaͤmmerlich gerathen,
man fie nicht ohne Unwillen, zuweilen auch nicht o
Lachen, leſen kann. So ſetzt 3. B. Sitzler ſtatt: ©
Gott will ich nicht laſſen, Ich will von Gott nicht laff
Geſenius oder Denicke ſchreibt ſtatt: Herzlich lieb
ich dich, o Herr, zu fingen vor: Dich lieb' ich herzl
meinen Serrn; von Stocken, verwegen genug, Lu
Heldengeſang zu meiſtern, macht aus der veſten Bur
veſtes Schloß!! Und wer wollte leugnen, daß unter
in neuern Zeiten vorgeſchlagenen und in die öffentlic
_
Geſangbücher aufgenommenen Veränderungen eine
Anzahl gleichen Schlages iſt? Eben dieſe durchaus
fehlten, und zum Theil bloß willküͤhrlichen, ich mögte fi
muthwilligen Cotreeturen brachten bey manchen Mann
von Geiſt und Gefühl, wie Zerder und Kaͤſtner, e
entſchiedenen Widerwillen gegen jede Art von Verändern
alter Kirchenlieder zu Wege. „Neuerungen hierin maı et
fügt der letztere, iſt mir eben fo viel, als von einem
Wappen die Helme und die Pfauenſchwänze wegnehmen
un
. — . * —
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2 — — — —
5
>
*
‚19
einige der vorzuͤglichſten von P. Gerhard, wie: Froͤlich ſoll
mein Herze ſpringen, O Haupt voll Blut und Wunden,
Wie ſoll ich dich empfangen u. a., durch die Bearbeitungen
jener Maͤnner bedeutend gewonnen haben. Aber in eine
mus dieser Art gehoͤren ſie offenbar nicht. Wenigſtens
8 B 2 haͤt⸗
ſetzen.“ (Chr. Fel. Weißens Lebensbeſchreibung. Lpz. 1806.)
Doch die Wahrheit liegt endlich auch hier in der Mitte.
Wenn nur bey jeder in die offentlichen Geſangbuͤcher auf
zunehmenden Veraͤnderung mit der dem Alterthum und
dem religidſen Sinne des Volks gebuͤhrenden Achtung ver⸗
fahren würde! und — ich kann dieſen Wunſch nicht un⸗
terdrücken — wenn die oberen geiſtlichen Behörden der
proteſtantiſchen Staaten Deutſchlands ſich nur dahin ver⸗
einigen wollten, für die Erhaltung oder vielmehr Zurück
führung der aus manchen Gründen ſehr zu wuͤnſchenden
Uebereinſtimmung der verſchiednen Kirchen unſrer Confeſſion
auch in dieſem Stucke Sorge zu tragen. Es iſt ein wahres
der eben fo geiſtvolle als fromme Chr. Fr. Dan, Schubart
hierüber geſagt hat: „Wehe uns, wenn Luthers Bibel⸗
überſetzung das Schickſal unſrer Geſangbuͤcher haͤtte, die
in jeder proteſtantiſchen Provinz oder Stadt oft von gar
mattherzigen, unpoetiſchen und aͤngſtlich dogmatiſirenden
oder kuͤhn neologiſirenden Sammlern herausgegeben werden,
worin oft unſre treflichſten vieder durchwaͤſſert, verſtuͤmmelt
oder ganz kruͤppelhaft umgeformt find! Sonſt fang ein
Handwerksbürſchlein aus Aalen mit feinen Zunftgenoſſen
aus Göttingen, Bremen, Hamburg oder Berlin ein geiſt⸗
liches Lied in bruͤderlicher Eintracht. Seitdem es aber fo
viel Varianten giebt, als wir Städte zählen, ſeitdem ver⸗
ſtummt dieſe geiſtliche Liedereintracht, und alle Einheit des
1812. Th. 2. S. 281.)
Glaubens und des Geiſtes würde unter uns aufhören, wenn
Luthers Bibel nicht wäre.“ (Vermiſchte Schriſten. Zuͤrich
und ſtatt deſſen brodirte Hüte mit weiſſen Federn darauf
und der ernſthafteſten Beherzigung wuͤrdiges Wort, das
N
828
Hätten fie doch nur als eine, allerdings wohl fuͤr manche Leſer
angenehme, Zugabe einen Platz finden können: und 5
erlaubte der ohnedieß genug beſchraͤnkte Raum nicht; er
ſtattete mir nicht einmal, bey einzelnen Stellen der alten Gr
ſaͤnge, wo der verfehlte Ausdruck oder die proſodiſche
tigkeit durch Vertauſchung oder Verſetzung eines einzig
Wortes verbeſſert werden konnte, irgend eine Anmerkung hi
zuzufügen. Ja eben die Ruͤckſicht auf die ſo noͤthige Ra
Erſparung war es nicht zum kleinſten Theile, was mich 6
wog, bey einigen allzu gedehnten oder durch Auswuͤchſe ve
unſtalteten Liedern eine oder mehrere Strophen wegzula
was jedoch nie ohne forgfältige Ueberlegung und nie oh
ausdruͤckliche Anzeige geſchehen iſt. ee! ar
3 . I
Zuletzt noch ein Wort uͤber den hitoriſchen — lit
riſchen Theil diefer Sammlung. Meine Abſicht war nid
und konnte es nicht ſeyn, eine eigentliche Geſchichte der gei
lichen Liederpdeſie und der Liederdichter zu geben. * 8
Noͤthigſte und Intereſſanteſte aus ihr ſollte und durft
getheilt werden; auch ließen ſich die ſie betreffenden fo
in den meiſten Faͤllen um ſo kuͤrzer faſſen, da gerade uͤ |
dieſen Zweig der deutſchen Literatur ſehr viele und zum Theil
ſche brauchbare Huͤlfsmittel vorhanden 1 ind. ) Eine Aus⸗
eee en nahe 1
a der deutſchen Dichter und Proſaiſten u. a. begnuͤge 5
mich, die vorzuͤglichſten der letztern Art anzufuͤhren:
J. Chr. Olearii evangeliſcher Lieder⸗Schatz. Jena 1707. f.
J. Caſp. Wetzels Hymnopoeographia oder hiſtoriſche Le⸗
bensbeſchreibung der berühmteften Liederdichter. Th. 1=
IV. Herrnſtadt 1719 - 28. 8. |
Det
f
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) Mit Vorbeygehung der allgemeinern Ducken, wie Jöcher
Gelehrtenlexikon, Bouginé's Handbuch, Joͤrdens Lexike
2
nahme mußte jedoch da gemacht werden, wo entweder un⸗
richtige Angaben zu verbeſſern, oder von Andern uͤberſehene
Nachrichten in Auſehung einzelner Lieder und Verfaſſer bey⸗
ubringen waren. Was die Folge, in welcher die letztern auf—
gefuͤhrt find, betrifft: ſo ſchien es mir am zweckmaͤßigſten zu
ſeyn, ſie nicht nach dem Geburts- oder Sterbejahr, ſondern
nach der Zeit der erſten öffentlichen Erſcheinung ihrer Lieder,
3 fen in beſondern oder allgemeinen Sammlungen, zu bes
Iſtimmen; hauptſaͤchlich aus dem Grunde, weil die Leſer da:
durch auf die leichteſte Weiſe in den Stand geſetzt werden,
zs Alter der einzelnen Geſaͤnge, und wie einer nach dem ans
dern bekannt und gebraͤuchlich worden, zu bemerken. Da aber,
nicht alle und jede Lieder eines Verfaſſers aufgenommen wer⸗
den konnten, und die, welche von Einem herruͤhren, in manz
chen Faͤllen nur nach und nach zum Vorſchein gekommen finds
Na ff ng ſo
110 —
N Deſſelben Analecta Hymnica, d. i. merkwuͤrdige Nachleſen
Aiur Liederhiſtorie. B. I u. II. Gotha 1752 — 56. 8.
1 J. Mart. Schamelii Evangeliſcher Lieder-Commentarius
dem iſt angefuͤget eine kurzgefaſſete, doch gruͤnd⸗
liche Hymnopoeographie. Zweyte Ausg. Leipz. 1737. 8.
Sabr. wimmers ausführliche Liedererklaͤrung. Vier
Theile. Altenburg 1749. 4. al
„ Sr. Serd. Traug. Heerwagens Literatur⸗Geſchichte der
1 evangeliſchen Kirchenlieder. Zwey Theile. Neuftadt an
der Aiſch und Schweinfurt 1792 u. 97. 8.
Wi Erd. Jul. Roch s Compendium der deutſchen Literatur;
SGeeſchichte. Zweyter Band. (Berlin 1798. 8.) S.
11 50.
Gottfr. Leber. Richters allgemeines bisgrappiſches Lexi⸗
kon geistlicher Liederdichter. Leipz. 1804. 8.
Erdm. Neumeifter Diſſert. hiftorico-critica de poetis germa-
nieis huius fecnli praecipuis, Lipf, 1695. 4. recufa
Witteb. 1708. 4.
21
7 m u ©
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Außer⸗
22
fo richtete ſich die Folge in der Regel nach der Zeit, in
welcher das hier abgedruckte oder, wenn ihrer mehrere au
genommen wurden, das erſte unter ihnen erſchienen iſt;
welchem letztern Falle die uͤbrigen, wenn gleich einige N
ſpaͤter bekannt gewordenen, von dem voranſtehenden nati
nicht getrennt werden durſten. Nur bey ſolchen Liedern,
erſt nach dem Tode ihrer Verfaſſer bekannt geworden fi
oder die mir wenigſtens in ſpaͤter gedruckten Samm
zu allererſt vorkamen, glaubte ich eine Ausnahme von
Regel machen, und fie vor das Sterbejahr des Dichters fi
zu muͤſſen. Daß uͤbrigens das Ganze der deutſchen Lied
poeſie nach gewiſſen Perioden abgetheilt iſt, wird ſicher ke
Rechtfertigung bedürfen. Unter mehreren Entwuͤrfen,
ich zu dieſem Zwecke fuͤr mich gemacht hatte, und von der
mir eigentlich keiner völlig Genuͤge that, wählte ich me
ſorgfaͤltiger Ueberlegung den hier zum Grunde liegenden, «
Außerdem giebt es mehrere Schriften über die Liederver⸗
faffer einzelner Gefangbücher, unter welchen ſich durch E
nauigkeit und Zuverlaͤßigkeit folgende auszeichnen:
J. Ge. Kirchners kurzgefaßte Nachricht von aͤltern un
neuern Liederverfaſſern (des Freylinghauſiſchen €
buchs). Halle 1771. 8.
J. Lud. Baetgens hiſt. Nachricht von dem Luͤuebu
Gefang Buche und deſſen L. V. Lüneb. 1794. 8.
J. Fr. Johannſens hiſtoriſch / biographiſche Nachrick
a: geiſtlichen Liederdichtern (des Schleswig Holſein
ſchen Geſangbuchs). Schlesw. u. Leipz. 1803. 8.
Alle dieſe und noch mehrere andere aͤhnliche Schriften ſind
indeß nur Vorarbeiten zu einer eigentlichen Geſchichte
geiſtlichen Liederpoeſie der Deutſchen, deren ausführlichere
Veſchreibung mich ſchon feit geraumer Zeit befchäftigt, und
vielleicht, wenn es nach meinen Wuͤnſchen geht, in einge
Jahren als Verſuch erſcheinen wird.
23
beſten. Es ſind ſo der Perioden nicht zu viel und zu
ig; ſie ſtehen in Anſehung der Laͤnge in einem ſchicklichen
Verhaͤltniße mit einander, und ihre Graͤnzpuncte ſind in der
t ſuͤr die Geſchichte der Liederpoeſie bezeichnend.
Erſter Zeitraum: Von Auther bis auf B. Ringwaldt.
(J. 1524 — 1588) Periode des Knabenalters. “)
Zweyter Zeitraum: Von B. Ringwaldt bis auf
pP. Gerhard. (J. 1588 — 1650) Periode des Juͤng⸗
lingsalters.
Dritter Zeitraum: Von P. Gerhard bis auf Joh.
Caſp. Schade und die übrigen Verfaſſer der ſogenann⸗
ten Halliſchen Lieder. (J. 1650 — 1692) Periode
dees maͤnnlichen Alters. |
Vierter Zeitraum: Von J. C. Schade bis auf
Chr. Fuͤrchteg. Gellert. (J. een Periode
des Greiſenalters.
Seele. Zeitraum: Von Chr. F. Gellert bis zum
Ende des achtzehnten Jahrh. (J. 1754 - 1800) Pe⸗
o u der Wiedergeburt.
7 Die Vergleichung, deren ich mich hier bediene, iſt in au⸗
derer Beziehung, namentlich zur Bezeichnung der verſchie⸗
denen Perioden der lateiniſchen Sprache, ſchon oft gebraucht
worden. Es verſteht ſich, daß durch ſie hier nicht ſowohl
das Charakteriſtiſche der einzelnen Liederperioden in Hinſicht
auf Geiſt und Gehalt der Geſaͤnge, als vielmehr in Alt
ſehung des Ausdrucks, der Verſiſication und der poetiſchen
Darſtellung angedeutet werden fol. Und dann muß frey⸗
lich auch in dieſem Falle die Regel gelten: A potiori fit
denominatio. Luther, der an der Spitze der erſten Periode
ſſiſteht, war unſtreitig ein vollkommuer Mann, dagegen es
in der ſogenannten männlichen Periode nicht an Knaben
und unmündigen fehlt.
Erſter
24
— —
— DIDI Er a m
Erfier Zeitraum.
—
70 |
Von Martin Luther bis auf Bartholom. Ringwald
(J. 1524 — 15880) 170
Water den guͤnſtigſten Vorbedeutungen für Deutſchlands Sprache
und Dichtkunſt nicht weniger wie fuͤr die Ausbildung ſeines reli
gioͤſen Glaubens und Gefuͤhls, war die Reformation, gleich de
Morgenröthe eines ſchoͤneren Tages, angebrochen. Jene, vor
dem weithin toͤnenden Klauge einer fremden aufgedrungen
Sprache uͤbertaͤubt, aus dem Heiligthum des Volkes fogar ve
bannt, und in die Kreiſe der niedern ungebildeten Stände zurüc
gedrängt, hatte kaum angefangen, ſich über die erſten ſchwacher
Verſuche der Unmuͤndigkeit zu erheben, als fie mit einem Male
in Luthers Munde, in ſeinen Reden und Liedern, mit eiuer wah
haft maͤnnlichen Staͤrke und dabey im herrlichſten Wohllaut e
toͤnte. Aber einem Manne, wie Luther, der fo hoch über feine
Zeitalter ſtand, nachzureden und nachzuſingen, konnte nur We
nigen vergönnt ſeyn; und wirklich verfloß mehr als ein Jahr
hundert, ehe unter den Deutſchen heilige Lieder, den ſeinigei
ähnlich an Geiſt, an Kraft und Wohllaut, gehört wurden. „Der ein
zige Erasmus Alberus, ſagt Herder, — und im Grunde ſagt er noch
zu viel — und ſpaͤterhin wenige andre giengen im Ton der Kirchen:
poeſie auf ſeiner Bahn, wiewohl auch mit ſehr unaleichen Sch
ten, fort. Der Meiſterton bemaͤchtigte ſich des Geſangbuchs der
Proteſtanten; und die klaͤglichen Zeiten, die bald nach Luther
folgten, brachten vor Allem einen klagenden Ton in die Geſaͤnge.“
Bald
25
Bald niſtete ſich auch der dogmatiſche Geiſt in 60 und zuletzt
ard der größte Theil derſelben Machwerk. Die Streitigkeiten,
f die durch die Reformation entſtanden, gaben dem Geiſt der Ger
lehrten eine unpoetiſche Wendung; die lateiniſchen Schulen zogen
den etwanigen Genius der Deutſchen zur lateiniſchen Poeſie hin⸗
äber.“ (Zerſtr. Blätter, ste Samml.) So war es wirklich; und
bey dieſer Lage der Dinge iſt es denn freylich nicht zu verwun⸗
dern, daß die geiſtliche Dichtkunſt noch lange Zeit nach Luther
lauf der Stufe des Knabenalters oder, wenn man will, der Kinds
heit ſtehen blieb. Abgerechnet einige, zwar vollig kunſtloſe und
n Sprache und Vers bau vernachlaͤſſigte, mitunter auch durch
derbe und unedle Ausdruͤcke entſtellte, aber mit innigem Gefühl
and naiver Treuherzigkeit geſungene Lieder, find die uͤbrigen, und
namentlich die meiſten der durch die größere Anzahl ihrer Geſaͤnge
Morzuͤglich bekannt gewordenen Dichter, des N. Zermann, C.
gelmbold und N. Selnecker, nichts weiter als trockne kuͤmmer⸗
ich gereimte Proſa. Aber dieſe guten Männer hatten auch eigent⸗
Hich keine andre Abſicht, als dem Volke und beſonders der Zus!
KR, fatt der weltlichen, zum Theil fchlüpfrigen Lieder, die fie
bisher geſungen hatte, nuͤtzlichere, auf moraliſche und religidſe
Belehrung hinwirkende in die Hände zu geben, und zugleich die
urch die Abſchaffung der lateiniſchen Kirchengeſaͤnge entſtandenen
cken in der Liturgie nothduͤrftig auszufüllen; wozu immerhin
ch Beſchaffenheit der damaligen Zeiten ihre Lieder gut genug
mogten, wenn ſchon es ihnen an Kraft und Schwung und
haupt an dem Geiſte ihres großen Vorgaͤngers durchaus fehlte.
hatten fie ihn denn nur wenigſtens in feiner Sprache und übers.
pt in der aͤußern Form ſeiner Geſaͤnge, worin ſie ihn noch
m erſten erreichen konnten, ſich zum Muſter genommen! Aber
t ſcheint es, daß fie für das Beſſere in dieſer Art überall keinen
inn hatten; denn eben die Fehler, die Luther am ſorgfaͤltigſten
u vermeiden ſuchte, und von denen er ſich wirklich ganz oder
och größtegtheils frey iu erhalten wußte, wie die Verbindung
19 . des
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— ©
i 26
. .
des Zeitwortes Thun als Hülfsverbum mit anderen Zeitwörtern
(Thu' dich erbarmen, anſtatt erbarme dich), die Verſe
der zu den Hauptworten gehorenden Fuͤrwörter (der Name de
anſtatt dein Name), der Gebrauch unnützer Flickwoͤrter (wohl,
zuhand, eben), die Vernachlaͤſſigung der Lange und Kurze der
Sylben, dieſe und andre ähnliche Fehler begingen ſie fo oft und
ungeſcheut, als wenn ſie durchaus unvermeidlich oder gar de
richtigen Sprachgebrauche angemeſſen geweſen waͤten. So bede f
tend übrigens die Anzahl der Lieder iſt, die in dieſer Periode ©
ſchienen: ſo ſteht ſie doch der Summe derer, die in der naͤchſt⸗
folgenden verfertigt wurden, merklich nach; und noch dazu ſind
die wenigſten unter die eigentlichen Originallieder zu rech
Im ſuͤdlichen Deutſchland beſchraͤnkte ſich die ſogenannte Lieder
poeſie faſt nur auf Ueberſetzungen der Davidiſchen Pfalmen,
nicht bloß einzeln, ſondern auch zu wiederholten Malen in vr
ſtaͤndigen Sammlungen, z. B. von Joh. Claus (1540), 4. E
mersfelder (1547), B. Waldis (1553), P. Schede, fonft Wie 13
liſſus genannt (1572), G. Sunderreyter (1574) zum Vorſch
kamen, aber alle mehr oder weniger hart, gezwungen und fc
pend find. Die Lieder, deren man ſich in Niederfachſen,
Mecklenburg, Pommern und mehrern andern Provinzen des nord Mi
lichen Deutſchlands bediente, und die noch bis in die Mitte der
folgenden Periode hinein in fächfifcher oder plattdeutſcher Sprache
abgefaßt waren, beſtanden beynahe ausſchließlich aus Ueberſetzunge
der meißuiſchen und oberlaͤndiſchen Kirchengeſaͤnge; der Beytr
den die beyden Dithmarſiſchen Prediger Boye, Bonn in Luͤbe
Freder in Hamburg und noch einige andre an urſprünglich ⸗n
derſaͤchſiſchen Liedern lieferten, war der Zahl und dem Gehal
nach nicht ſehr bedeutend. Weit mehr gewann der proteſtanti
Liedervorrath durch die von Mich. weiß u. a. aus dem Gefa
duch der boͤhmiſchen und maͤhriſchen Bruͤder uͤbertragenen
ſaͤnge, die aber freplich auch nicht zu den urſprünglich⸗deutſchen
gehoren. Da die Zahl der letztern in dieſer Periode verhaͤltniß⸗ '
\ mäßig
|
|
N
1
1
*
A
27
maͤßig fo gering iſt: fo wird man es nicht misbilligen, wenn ich
N von der oben aufgeſtellten Regel, keine Ueberſetzungen zu geben,
hier einige Ausnahmen mache. Und die am Schluſſe dieſer Abthei—
lung hinzugefügten religiös « moralifchen Volkslieder werden
wegen ihres eigenthuͤmlichen, den frommen Charakter der Deut⸗
hen und die religioͤſe Stimmung des ıöten Jahrhunderts insbes
ſondere ſtark bezeichnenden Gepraͤges als Zugabe hoffentlich nicht
nwillkommen ſeyn.
2
1
D. Martin Luther.
Geb. im J. 1483 b. 10 Nov. zu Eisleben. Geſt. im J. 1546 dr
18. Febr. ebendaſelbſt, als Profeſſor der Theologie auf der Uni⸗
erſitaͤt zu Wittenberg. Sein Verdienſt um den Kirchengefang
habe ich in einer beſondern Schrift (Hamb. 1813. 8.) darzuſtellen
Mverſucht, auf die ich, um mich nicht zu wiederholen, die Leſer
verweiſe. Ein derſelben beygefuͤgter Anhang ‚enthalt ſaͤmmtliche
ieder und Melodien Luthers, nebſt den Vorreden zu feinem Ge⸗
ſangbuche, genau nach den Originalen und mit Bemerkung der
Fältefien : Varianten abgedruckt; und auch auf dieſen moͤgte ich
wohl wuͤnſchen, mich hier beziehen zu duͤrfen. Denn um dem
oroßen Luther, dem Vater der deutſchen Kirchenpoeſie, fein volles
echt wiederfahren zu laſſen, muͤßte von einer Sammlung, wie
dieſe, billig keines ſeiner 37 Lieder, die mit Ausnahme zweyer
(Ein neues Lied wir heben an ꝛe. und: Sie iſt mir lieb, die
e Magd ze.) Jahrhunderte lang die allgemeinſten und be⸗
Paten Kirchengeſaͤnge waren, ausgeſchloſſen werden; wodurch
aber offenbar nicht allein der Raum fuͤr die uͤbrigen anſehnlich
ſchraͤnkt, ſondern auch denen Leſern, die das angefuͤhrte Buch
beſitzen, Urſache zu einer gerechten Beſchwerde gegeben werden
würde. Da es indeß ſicher nicht in den Händen aller Leſer iſt,
und die gegenwaͤrtige Sammlung auch in keiner nothwendigen
Verbindung mit ihm fieht: fo ſcheint es mir Pflicht zu ſeyn,
zum wenigſten doch einige Lieder L's. und zwar diejenigen in fie
guftunehmen, die entweder durch ihren eigenthuͤmlichen Werth
oder durch ihre Beziehung auf die Reformation ein hoͤheres In⸗
kreſſe erwecken. Das erſte, mit der Jahrszahl 1522 bezeichnet
* (Rieder
28 \
(Kiederers Abhandlung ꝛc. S. 121 f.), und die drey folge
kommen in der aͤlteſten, angeblich zu Wittenberg gedruckten €
derſammlung von 1524 zuerſt vor; das fuͤnfte bis zum neunt
in den Erfurtiſchen Euchiridiis von 15243 das zehnte und eilf
in dem Supplement zum Erfurter Euchiridion von 1525 8 4
zwölfte in der angeblich zu Wittenberg 1525 gedruckten Lied
ſammlung; das dreyzehnte, im J. 1530 verfertigt, in
Wittenb. Geſangbuche von 1533; das vierzehnte, mit der Jah
zahl 1539, in einem Magdeburger plattdeutſchen G. B. von 1840
das funfzehnte, im J. 1542 verfertigt, und das ſechszehnte in
dem Wittenb. G. B. von 1543. Dieſes letztere habe ich ſtatt dei
bekannteren, eigentlich fuͤr Kinder geſchriebenen Weihnachtsliedes
Vom Himmel hoch da komm ich her ꝛc. gewaͤhlt, nicht als ob ich
es für vorzuͤglicher hielte, ſondern weil es bedeutend kurzer
und eine nicht unmerkliche Beziehung auf die damalige Lage d
Proteſtanten enthält. Ueber die Geſchichte der einzelnen Geſaͤn
iſt das Nöthige in meinem Verſuche ꝛc. S. 105 ff. bemerkt,
über die, den erſten Strophen nach ſchon vor L. bekannt gem
ſenen Lieder: Gelobet ſeyſt du, Jeſu Chriſt e. Komm heili
Geiſt ze. Nun bitten wir den heiligen Geiſt ꝛc. und das angel
lich nach einem Original von Joh. Suß gedichtete: Jeſus E
ſtus unſer Heiland, der von uns ꝛe. der erſte Band
Anthologie S. 367. 413. 419 f. Auskunft giebt. Die Geſch
der beyden Maͤrtyrer, Heinrich Does und Johann Eſch, der
L. in dem geiſtvollen Geſange: Ein neues Lied ꝛc. ein fur f
und fuͤr ihn gleich ehrenvolles Denkmal geſetzt hat, er
ſelbſt in dem Sendſchreiben an die Chriſten in Holland und ®
bant. (Es Werke, Th. XXI. der Walchiſchen Ausg. S. 39 f.
— [Etlich Criſtlich lider Lobgeſang, vñ Pfalm ꝛc. —
berg 1524. 4. Bl. 1. b. Bl. 9. a. b. Enchiridion 9 5
geſenge vn pfalme ꝛc. Erfurt 1526. 8. Bl. 13. b. Bl. 8. b Bl.
15. b. Bl. 25. a. Bl. 26. a. Bl. 31. b. Bl. 13. a. B Bl. 26
Cverglichen mit dem Wittenb. G. B. v. 1533 und den folgen
Aus gaben). Geiſtliche Lieder, auffs new gebeſſert. Witten
1533. (nach dem Abdruck in Cyprians Hauskirche. Sn
8.) No. 22. Geiſtliche Lieder. Wittenb. gedruckt bey?
Klug 1543. 8. Bl. 37. b. Bl. 65. b. Bl. 11. b.
13 755 ö
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29 a
Das Werk der Erloͤſung.
Nu freut euch, lieben Chriſten, g'mein,
Und laßt uns froͤlich ſpringen,
Daß wir getroſt und all' in Ein
Mit Luſt und Liebe ſingen
Was Gott an uns gewendet hat
Und ſeine ſuͤße Wunderthat;
Gar theur hat ers erworben.
Dem Teufel ich gefangen lag,
Im Tod' war ich verloren.
Mein’ Sind’ mich quäler Nacht und Tag,
Darin ich war geboren;
Ich ſiel auch immer tiefer drein.
Es war kein Guts am Leben mein;
Die Suͤnd' hatt' mich beſeſſen.
Mein' gute Werk' die golten nicht;
Es war mit ihn'n verdorben.
Der frey' Will' haſſet' Gott's Gericht',
Er war zum Gut erſtorben.
Die Angſt mich zu Verzweifeln treib,
Daß nichts denn Sterben bey mir bleib;
Zur Hoͤllen mußt' ich ſinken.
Da jaminert' Gott in Ewigkeit
Mein Elend uͤbermaaßen.
Er dacht' an ſein' Barmherzigkeit,
Er wollt' mir helfen laſſen.
Er wandt' zu mir das Vaterherz;
Es war bey ihm fuͤrwahr kein Scherz,
Er ließ ſein Beſtes koſten.
Er ſprach zu feinem lieben Sohn:
„Die Zeit iſt hie zu 'rbarmen;
Fahr hin, meins Herzen werthe Kron',
Und ſey das Heil dem Armen, f
Und hilf ihm aus der Suͤndennoth,
Erwuͤrg' für ihn den bittern Tod,
Und laß ihn mit dir leben.“
Der
30
Der Sohn dem Vater gherſam ward:
Er kam zu mir auf Erden
Don einer Jungfrau, rein und zart;
Er ſollt' mein Bruder werden.
Gar heimlich fuͤhrt' er ſein Gewalt,
Er gieng in meiner armen G'ſtalt;
Den Teufel wollt' er fangen. ˖
Er ſprach zu mir: „Halt dich an mich,
Es ſoll dir itzt gelingen;
Ich geb' mich ſelber ganz fuͤr dich,
Da will ich fuͤr dich ringen:
Denn ich bin dein, und du biſt mein,
Und wo ich bleib', da ſollt du ſeyn;
Uns ſoll der Feind nicht ſcheiden “.
„Vergießen wird er mir mein Blut,
Dazu mein Leben rauben. 1
Das leid' ich alles dir zu gut; 1 1
Das halt mit veſtem Glauben. 5
Den Tod verſchlingt das Leben mein,
Mein' Unſchuld traͤgt die Suͤnde dein;
Da biſt du ſelig worden.“
„Gen Himmel zu dem Vater mein
Fahr' ich von dieſem Leben.
Da will ich ſeyn der Meiſter dein;
Den Geiſt will ich dir geben,
Der dich in Truͤbniß troͤſten fol,
Und lehren mich erkennen wohl,
Und in der Wahrheit leiten.“
„Was ich gethan hab' und gelehrt,
Das ſollt du thun und lehren,
Damit das Reich Gott's werd' gemehrt
Zu Lob und ſeinen Ehren;
Und hir’ dich fuͤr der Menſchen Gſatz,
Davon verdirbt der edle Schatz!
Das laß' ich dir zur Letze.“
31
Das Verderben der Kirche.
(Der tate Pan.)
Ach Gott, vom Himmel ſieh darein,
Und laß dich des erbarmen!
Wie wenig ſind der Heil'gen dein!
Verlaſſen ſind wir Armen.
Dein Wort laͤßt man nicht haben wahr;
Der Glaub' iſt auch verloſchen gar
Bey allen Menſchenkindern.
Sie lehren eitel falſche Liſt,
Was eigen Witz erfindet; |
Ihr Herz nicht Eines Sinnes iſt,
In Gottes Wort gegruͤndet.
Der waͤhlet dieß, der ander das;
Sie trennen uns ohn' alle Maaß',
Und gleißen ſchon von außen.
Gott wollt' ausrotten alle Lahr, ͤ
Die falſchen Schein uns lehren;
Darzu ihr” Zung' ſtolz offenbar i
Spricht: Trotz! wer wills uns wehren?
Wir haben Recht und Macht allein;
Was wir ſetzen, das gilt gemein:
Wer iſt, der uns ſollt' meiſtern?
Darum ſpricht Gott: Ich muß auf ſeyn!
Die Armen ſind verſtoͤret;
Ihr Seufzen dringt zu mir herein,
Ich hab' ihr' Klag' erhoͤret.
Mein heilſam Wort ſoll auf den Plan,
Getroſt und friſch ſie greifen an,
Und ſeyn die Kraft der Armen.
ı
Das
32
Das Silber, durchs Feur ſiebenmal
Bewaͤhrt, wird lauter funden;
Am Gotteswort man warten ſoll
Desgleichen alle Stunden. 1
Es will durchs Kreuz bewaͤhret konz,
Da wird fein’ Kraft erkannt und ſchein,
Und leucht't ſtark in die Lande.
Das wollſt du, Gott, bewahren rein
Für dieſem argen G'ſchlechte,
Und laß uns dir befohlen ſeyn,
Daß ſichs in uns nicht flechte?
Der gottlos Hanf? ſich umher find't,
Wo dieſe loſe Leute ſind
In deinem Volk erhaben.
—
Das unlautre Chriſtent hum.
(Der late Pſalm) en,
Es fpricht der Unweiſen Mund wol:
Den rechten Gott wir meynen.
Doch iſt ihr Herz Unglaubens voll;
Mit That ſie ihn verneinen. 1
Ihr Weſen iſt verderbet zwar,
Fuͤr Gott iſt es ein Graͤuel gar;
Es thut ihr'r Keiner kein Gut.
Gott ſelb vom Himmel ſah herab
Auf aller Menſchen Kinden;
Zu ſchauen ſie, er ſich begab, a
Ob er jemand wuͤrd' finden, | i
Der ſein n Verſtand gerichtet hatt’, 2
Mit Ernſt nach Gottes Worten thaͤ “
Und fragt' nach ſeinem Willen. „ n, ER
33
— — —
Da war Niemand auf rechter Bahn;
Sie waren all' ausgeſchritten.
Ein jeder gieng nach ſeinem Wahn
Und hielt verlorne Sitten.
Es thaͤt ihr'r Keiner doch kein Gut,
Wiewol gar; Viel' betrog der Muth, /
Ihr Thun ſollt cal. müßt) Gott’ gefallen.
Wie lang' wollen unwiſſend ſeyn,
Die ſolche Muͤh' aufladen, |
Und freſſen dafür das Volk mein
Und naͤhr'n ſich mit ſeim Schaden?
Es ſteht ihr Trauen nicht auf Gott;
Sie rufen ihm nicht in der Noth,
Sie wollen ſich ſelbs verſorgen.
Darum iſt ihr Herz nimmer ſtill
Und ſteht allzeit in Forchten.
Gott bey den Frommen bleiben will,
Dem fie mit Glauben horchen (al. S borchen ):
Ihr aber ſchmaͤcht des Armen Rath
Und hoͤhnet alles, was er ſagt,
Daß Gott ſein Troſt it worden.
Wer ſoll Iſtael „ dem Sa,
Zu Sion Heil erlangen?
Gott wird ſich ſein's Volks erbarmen, |
Und loͤſen die Gefangen. f
Das wird er thun durch feinen Sohn; a
Davon wird Jacob Wonne han,
Und Iſrael ſich W
34
Buße und Glaube.
(Der nzoſte Pfſalm )
Aus tiefer Noth ſchrey ich au dir, 1
Herr Gott! Erhoͤr' mein Rufen, 12 wic gute
Dein’ gnaͤdig' Ohren kehr' zu mie
Und meiner Bitt' ſie offen!
Denn ſo du willt das ſehen an,
Was Suͤnd' und Unrecht iſt gethan:
Wer kann, Herr, fuͤr dir bleiben?
Bey dir gilt nichts denn Gnad' und Nee,
Die Suͤnde zu vergeben.
Es iſt doch unſer Thun umſonſt, „ nien an
Auch in dem beſten Leben.
Fuͤr dir Niemand ſich ruͤhmen kann;
Des muß dich fürchten. Jedermann
Und deiner Gnaden leben.
Darum auf Gott will hoffen ich,
Auf mein Verdienſt nicht bauen;
Auf ihn mein Herz ſoll laſſen ſich
Und feiner Güte trauen,;
Die mir zuſagt ſein werthes Wort, na
Das iſt mein Troſt und treuer Hort; we
Des will ich allzeit harren. 2
Und ob es währt bis in die Nacht,
Und wieder an den Morgen:
Doch ſoll mein Herz an Gottes Woch
Verzweifeln nicht, noch ſorgen.
So th’ Iſrael rechter Art,
Der aus dem Geiſt erzeuget —
Und ſeines Gott 's Ba * An dr
Ob bey uns iſt der Suͤnden viel
Bey Gott iſt viel mehr N
Sein' Hand zu helfen hat kein Ziel,
Wie groß auch ſey der Schaden. dun
Er iſt allein der gute Hirt, ,,
Der Iſtael erloͤſen wird
Aus ſeinen Suͤnden allen.
* 73 * = |
V 1 os .. *
35
Lob des menſchgewordnen Heilandes
Gelobet ſeyſt du, Jeſu Chriſt,
Daß du Menſch geboren biſt
Von einer Jungfrau! Das iſt wahr;
Des freuet ſich der Engel Schaar. Kyrioleis.
Des ewigen Vaters einig Kind
Jetzt man in der Krippen find't;
In unſer armes Fleiſch und Blut
Verkleidet ſich das ewig' Gut. Kyrioleis.
Den aller Welt Kreis nie beſchloß,
Der liegt in Maria Schooß;
Er iſt ein Kindlein worden klein,
Der alle Ding' erhaͤlt allein. Kyrioleis.
Das ewig' Licht geht da herein,
Giebt der Welt ein'n neuen Schein;
Es leucht't wohl mitten in der Nacht,
Und uns des Lichtes Kinder macht. Kyrioleis.
Der Sohn des Vaters, Gott von Art,
Ein Gaſt in der Werlet (al. Wetter ward,
Und fuͤhrt uns aus dem Jammerthal; N
Er macht 725 Erben in ſei'm Sant "Ri
Er iſt auf Erden kommen arm,
Daß er unſer ſich erbarm',
Und in dem Himmel machet reich
Und ſeinen lieben Eugeln gleich. Kyriolets.
Das hat er alles uns gethan,
Sein' groß’ Lieb’ zu zeigen aa;
Des freu' ſich alle Chriſtenheit, f
und dank ihm des in Ewigkeit! Korlelets
2 € 2 Wir;
Würdiger Genuß des h. rr 7
Jeſus Chriſtus, unſer Heiland.
Der von uns den Gotteszorn a 1 DU
Durch das bitter Leiden ſein
7 8 *
L 99
Half er uns aus der Odͤllenpein. ans
Daß wir nimmer des vergeſſen,
Gab er uns ſein'n Leib zu eſſenn,
Verborgen im Brodt fo Elein, 192
Und zu trinken ſein Blut im Wein.
Wer ſich will zu dem Tiſch machen,
Der hab' wohl Acht auf ſein' Sachen
Wer unwuͤrdig hinzugeht, u
Fuͤr das Leben den Tod empfaͤht. .
Du ſollt Gott den Vater preiſen, Di
Daß er dich fo wohl wollt' ſpeiſen, f *..
Und für deine Miſſethat 2
In den Tod ſein'n Sohn geben hat.
Du ſollt glaͤuben und nicht wanken,
Sen ein’ Speiſe ſey der Kranken,
vn ihr Herz von Suͤnden ſchwer
Und für Angft iſt betruͤbet ſehr.
Solch groß Gnad' und Barmherzigkeit
Sucht ein Herz in großer Arbeit. 1
Iſt dir wohl: ſo bleib davon, 1
Daß du nicht kriegeſt boͤſen Lohn.
Er ſpricht ſelber: Kommt, ihr Armen!
Laßt mich uͤber euch erbarmen! mad m du
Kein Arzt iſt dem Starken noth; -
Sehr Kunſt wird an ihm gar ein eg
Hatt ſt du dir was kunnt' erwerben: 4 5
Was durft' denn ich für dich ſterben2
Dieſer Tiſch auch dir nicht gilt.
So du felber dir helfen will.
e
37
Glaͤubſt du das von Herzengrunde
Und bekenneſt mit dem Munde:
So biſt du recht wohl geſchickt,
Und die Speiſe dein' Seel' erquickt.
Die Frucht ſoll auch nicht ausbleiben;
Deinen Naͤchſten ſollt du lieben,
Daß er dein genießen kann,
Wie dein Gott hat an dir gethan.
Segen der Gorteserkenntniß,
(Der Srfte Pſalm.)
Es wollt' uns Gott genaͤdig ſeyn
Und ſeinen Segen geben;
Sein Antlitz uns mit hellem Schein
Erleucht' zum ewigen Leben,
Daß wir erkennen feine Werk
Und was ihm liebt auf Erden,
Und Jeſus Chriſtus Heil und Staͤrk'
Bekannt den Heyden werden
Und ſie zu Gott bekehren. |
So danken, Gott, und loben de
Die Heyden uͤberalle,
Und alle Welt die freue ſich
Und ſing' mit großem Schalle,
Daß du auf Erden Richter biſt
Und laͤß'ſt die Suͤnd' nicht walten;
Dein Wort die Hut und Weyde 2
Die alles Volk erhalten, i
In rechter Bahn zu wallen.
Es danke, Gott, und lobe dich
Das Volk in guten Thaten.
Das Land bringt Frucht und beſſert ſich;
Dein Wort iſt wohl gerathen.
Uns ſegen' Vater und der Sohn,
Uns ſegen' Gott der heilig' Geiſt,
Dem alle Welt die Ehre thu,
Fuͤr ihm ſich fürchte allermeiſt! 9
Nu ſprecht von Herzen Amen. h
10 N Feper
38
—
Feyer der Ta Je ſu. 1
Chriſt lag in Tadesbarden, * 5
Fuͤr unſer' Suͤnd' gegeben; m
Der iſt wieder erſtanden
Und hat uns bracht das Leben. 1 0
Des wir ſollen froͤlich ſeyn, 1 76 ER
Gott loben und dankbar ſey“n —
Und ſingen Halleluja, Halleluja
Den Tod Niemand zwingen kunnt“ |
Bey allen Meuſchenkinden. dn Di e
Das macht alles unſer' Sind’; ; |
Kein Unſchuld war zu finden. 0
Davon kam der Tod ſo bald |
Und nahm über uns Gewalt,
Hielt uns in RAM Reich ie. Halluja,
Jeſus Chriftus, Gottes Sohn,
An unſer Statt iſt kommen, 19%
Und hat die Sind’ abgethan, Hin
Damit dem Tod genommen
All fein Recht und fein’ Gewalt;
Da bleibt nichts denn Tods⸗ Geſtalt,
Den Stachel hat er verloren. ne
Es war ein wunderlich Krieg, *
Da Tod und Leben rungen
Das Leben behielt den Sieg,
Es hat den Tod verſchlungen.
Die Schrift hat verkuͤndet das,
Wie ein Tod den andern fraß;
Ein Spott aus dem Tod iſt worden. Halleluja.
39
Hie ift das recht' Oſterlamm, m
Davon Gott hat geboten; 12
Das iſt an des Kreuzes Stamm
In heißer Lieb’ gebroten.
Des Blut zeichnet unſer' Thuͤr;
Das haͤlt der Glaub' dem Tod fuͤr, 5
Der Wuͤrger kann uns nicht rühren, | Dali
So feyren wir das hoch Feſt
Mit Herzenfreud' und Wonne,
Das uns der Herr ſcheinen laͤßt.
Er iſt ſelber die Sonne, n
Der durch ſeiner Gnaden Glanz
Erleucht't unſer' Herzen gan;
Der Suͤnden Nacht iſt vergangen. Sen,
4
Wir eſſen und leben wohl
In rechten Oſterfladen;
Der alte Sau'rteig nicht fol
Seyn bey dem Wort der Gnaden.
Chriſtus will die Koſte ſeyn
Und ſpeiſen die Seel’ allein’;
Der Glaub' toi kein 's andern leben. Halleluja.
Flehen um Bepſtand des heil. Geiſtes.
Komm, heiliger Geiſt, Herre Gott! —
Erfül’ mit deiner Gnaden Gut |
Deiner Gläubigen Herz, Muth und Sinn,
Dein’ brünftig’ Lieb’ entzuͤnd' in ihn' n!
O Herr, durch deines Lichtes Glaſt un. Stan)
Zu dem Glauben verſammlet haſt
Das Volk aus aller Welt Zungen;
Das ſey dir, Herr, zu Lob geſungen!
Hallelufa, Halleluja!
Du
=
20
Du heiliges Licht, edler Hort,
Laß uns leuchten des Lebens Wort.
Und lehr' uns Gott recht erkennen,
Von Herzen Vater ihn nennen!
O Herr, behuͤt für fremder Lehr „
Daß wir nicht Meiſter ſuchen mehr
Denn Iheſum mit rechtem Glauben,
Und ihm aus ganzer Macht vertrauen!
Halleluja, Halleluja!
Du heilige Brunſt, ſuͤßer Troſt,
Nu hilf uns froͤlich und getroſt
In dei'm Dienſt beſtaͤndig bleiben,
Die Truͤbſal uns nicht abtreiben?
O Herr, durch dein' Kraft uns bereit,
Und ſtaͤrk' des Fleiſches Bloͤdigkeit,
Daß wir hie ritterlich ringen,
Durch Tod und Leben zu dir dringen!
Halleluja, Halleluja.
Kraft und Sieg der Gebe
Ein neues Lied wir heben an,
Das walt' Gott, unſer Herre!
Zu ſingen, was Gott hat gethan
Zu feinem Lob und Ehre.
Zu Bruͤſſel in dem Niederland
Wol durch zween junge Knaben
Hat er ſein' Wundermacht bekannt,
Die er mit ſeinen Gaben
So reichlich hat gezieret.
Der erſt' recht wohl Johannes ren.
So reich an Gottes Hulden,
Sein Bruder Heinrich nach dem Geiſt,
Ein rechter Chriſt ohn Schulden; |
4
41
Von dieſer Welt geſcheiden ſind.
Sie han die Kron' erworben;
Recht wie die frommen Gotteskind'
Fuͤr ſein Wort ſind geſtorben, | f
Sein' Martrer find fie worden. |
Der alte Feind fie fangen ließ,
Erſchreckt' fie lang' mit Draͤuen;
Das Wort Gott's man fie leucken (d. 1 leugnen) die,
Mit Lift auch wollt' fie taͤuben. \
Von Löwen der Sophiſten viel,
Mit ihrer Kunſt verloren,
Verſammlet' er zu dieſem Spiel.
Der Geiſt ſie macht' zu Thoren;
Sie kunnten nichts gewinnen.
Sie ſungen ſuͤß, fie ſungen ſau' r,
Verſuchten manche Liſten:
Die Knaben ſtunden wie ein' Mau'r,
Veracht'ten die Sophiſten.
Den alten Feind das ſehr verdroß,
Daß er war uͤberwunden,
Von ſolchen Jungen, er ſo groß;
Er ward voll Zorn von Stunden,
Gedacht', ſie zu verbrennen.
Sie raubten ihn'n das Kloſterkleid;
Die Weih' ſie ihn'n auch nahmen:
Die Knaben waren des bereit,
Sie ſprachen froͤlich Amen;
Sie dankten ihrem Vater Gott,
Daß ſie los ſollten werden
Des Teufels Larven, Spiel und Spott,
Darin durch falſche Berden
Die Welt er gar betreuget.
42
Da cal. das) ſchickt' Gott durch ſeim Guad' alſo,
Daß fie recht Prieſter worden⸗
Sich ſelbſt ihm mußten opfern daga
Und gehn im Chriſtenorde nn,
Der Welt ganz abgeſtorben enn,
Die Heucheley ablegen, ale
Zum Himmel kommen frey und ren, 7
m
*
Die Muͤncherey aus fegen, = rg
Und Menſchentand hie laffen. 8 N a
Man ſchreib ihnen für ein decken len er.
Das hieß man fie ſelbs Keen; |
Die Stü fie zeichten alle drein, . u
Was ihr Glaub” war geweſen. en 5 E
Der hoͤchſte Irrthum dieſer wa: *
Mau muß allein Gott glauben
Der Meuſch leugt und treugt immerdarr
Dem ſoll mau nichts vertrauen. 1 2
Des mußten ſie verbrennen. JE ue
Zwey große Feu'r ſie zuͤndten Ach
Die Knaben ſie herbrachten.
Es nahm groß Wunder jedermann,
Daß ſie ſolch' Pein veracht'ten.
Mit Freuden ſie ſich gaben drein,
Mit Gottes Lob und Singen. 4
Der Muth war den Sophiſten klein
Für dieſen neuen Dingen,
Da ſich Gott ließ ſo merken.
Der Schimpf ſie nu gereuet bat;
Sie wollteus gern ſchoͤn machen.
Sie thuͤr'n nicht ruͤhmen ſich der That,
Sie bergen faſt die Sachen. .
43
Die Schand' im Herzen beißet fle,
Und Elagens ihr'n Genoſſen:
Doch kann der Geiſt nicht ſchweigen hie;
Des Habels Blut, vergoſſen,
Es muß den Kain melden.
Die Aſchen will nicht laſſen ab;
Sie ſtaͤubt in allen Landen.
Hie hilft kein Bach, Loch, Grub' noch Grab;
Sie macht den Feind zu Schanden. |
Die er im Leben Durch den Mord
Zu ſchweigen hat gedrungen,
Die muß er todt an allem Ort,
Mit aller Stimm' und Zungen
Gar froͤlich laſſen ſingen.
Noch laſſen fie ihr Lügen nicht,
Den großen Mord zu ſchmuͤcken;
Sie geben fuͤr ein falſch Geticht,
Ihr G'wiſſen thut ſie drucken.
Die Heil gen Gott's auch nach dem Tod
Von ihn'n gelaͤſtert werden;
Sie ſagen, in der letzten Noth
Die Knaben noch auf Erden
Sich ſollen haben umkehret.
Die laß' man luͤgen immerhin;
Sie habens keinen Frommen.
Wir ſollen danken Gott darin;
Sein Wort iſt wiederkommen.
Oer Sommer iſt hart fuͤr der Thuͤr,
Der Winter iſt vergangen,
Die zarten Bluͤmlin gehn herfuͤr:
Der das hat angefangen,
Der wird es wohl vollenden.
Die
44
Die gerettete Kirche. „58
(Der 124fte Pſalm.)))))) I cHll
Wär Gott nicht mit uns dieſe Zet, 3
So ſoll Iſrael fagen, dite 5
Waͤr' Gott nicht mit uns dieſe z: ann
Wir haͤtten mußt verzagen, „one WR
Die ſo ein armes Haͤuflein ſind, n e
Veracht't von ſo viel eee yon,
Die an uns ſetzen alle. nd ee e
Auf uns iſt ſo zornig ihr Simt min 7
Wo Gott haͤtt' das zugeben
Verſchlungen haͤtten fie uns hnniun n
Mit ganzem Leib und Lebern
Wir waͤr'n, als die ein' Fluch erſaͤuf t,
Und über die groß Waſſer lauft
Und mit Gewalt verſchwemmet. f
Gott Lob und Dank, der nicht zuga
Daß ihr Schlund uns moͤgt' fangen! |
Wie ein Vogel des Stricks kommt ab, 8
Iſt unſer' Seel entgangen. *
Strick iſt entzwey, und wir ſind frey;
Des Herren Namen ſteht uns bey,
Des Gott's Himmels und Erden!
aa
Anrufung des göttlichen Geiſtes. F
Nu bitten wir den heiligen Geiſt ö
Um den rechten Glauben allermeiſt,
Daß er uns behuͤte an unſerm Ende,
Wenn wir heimfahr'n aus dieſem Elende. was
Du werthes Licht, gieb uns deinen REN
Lehr uns Jeſum Chriſt kennen allein, a
Daß wir an ihm bleiben, dem treuen Heiland,.
Der mus bracht hat zum rechten Vaterland! Kyrioleis.
%
25
Du ſuͤße Lieb', ſchenk uns deine Gunſt,
Laß uns empfinden der Liebe Brunſt,
Daß wir uns von Herzen einander lieben
Und im Friede auf Einem Sinn bleiben! Kyrioleis.
Du hoͤchſter Tröfter in aller Roth,
Hilf, daß wir nicht fuͤrchten Schand' noch Tod,
Daß in uns die Sinne nicht verzagen, |
Wenn der Feind wird das Leben verklagen! Kyrioleis.
Chriſtlicher Heldenmuth.
(Der J6ſte Pſalm.)
Ein veſte Burg iſt unſer Gott,
Ein' gute Wehr und Waffen;
Er hilft uns frey aus aller Noth,
Die uns itzt hat betroffen.
Der alt' boͤſe Feind,
Mit Ernſt ers itzt meynt.
Groß' Macht und viel Liſt
Sein' grauſam' Ruͤſtung iſt;
Auf Erd' iſt nicht ſein's Gleichen.
Mit unſer Macht iſt nichts gethan,
Wir ſind gar bald verloren.
Es ſtreit't fuͤr uns der rechte Mann,
Den Gott hat ſelbs erkoren.
Fragſt du, wer der iſt?
Er heißt Jeſus Chriſt,
Der Herr Zebaoth,
Und iſt kein ander Gott;
Das Feld muß er behalten.
Und wenn die Welt voll Teufel wär’
Und wollt' uns gar verſchlingen,
So fuͤrchten wir uns nicht ſo ſehr;
Es ſoll uns doch gelingen.
2
46
Der Fürft dieſer Welt, wor Nn a a
Wie ſaur er ſich ſtellt, „ e sr
Thut er uns doch nicht; no dn
Das macht: er iſt gericht.
Ein Wörtlein kann ihn faͤllnn.
Das Wort ſie ſollen laſſen —
Und kein'n Dank dazu haben. dan
Er —— bey uns wohl auf dem WN
Mit ſeinem Geiſt und Gaben.
Nehmen ſie den Leib, 14199
Gut, Ehr, Kind und Weib: ai
Laß fahren dahin! iR a
Sie haben's kein'n Gewinnn
Das Reich muß uns doch bleiben. nu ® 4
Das Gebet des Herr.
Vater unſer im Himmelreic n..
Der du uns alle heißeſt gleich
Bruder ſeyn und dich rufen an,
Und willt das Beten von uns han,
Gieb, daß nicht bet’ allein der Mund,
Hilf, daß es geh' von Herzengrund. 1
Geheil'get werd' der Name dein!
Dein Wort bey uns hilf halten rein,
Daß auch wir leben heilig lich
Nach deinem Namen wuͤrdigli ch!!!
Herr, behuͤt' uns für falſcher Lehr,
Das arm verfuͤhret' Volk bekeht Du
Es komm' dein Reich zu dieſer Zeit
Und dort hernach in Ewigkeit n
Der heilig’ Geiſt uns wohne bn
Mit ſeinen Gaben mancherle yz
47
Des Satans aa und groß Gewalt
Zerbrich, fuͤr ihm dein' Kirch' erhalt'!
Dein Will geſcheh', Herr Gott, zugleich
Auf Erden wie im Himmelreich!
Gieb uns Geduld in Leidenszeit,
Gehorſam ſeyn in Lieb' und Leid;
Wehr' und ſteur' allem Fleiſch und Blut,
Das wider deinen Willen thut!
Gieb uns heut' unſer taͤglich Brodt
Und was man darf zur Leibesnoth!
B'huͤt uns, Herr, für Unfried und Streit,
Fuͤr Seuchen und fuͤr theurer Zeit,
Daß wir in gutem Friede ſtehn,
Der Sorg' und Geizes muͤſſig gehn! ö
All unſer' Schuld vergieb uns, Herr,
Daß ſie uns nicht betruͤben mehr!
Wie wir auch unſern Schuldigern
Ihr' Schuld und Feil vergeben gern.
Zu dienen math uns all' bereit
In rechter Lieb' und Einigkeit!
FViuͤhr' uns, Herr, in Verſuchung nicht,
Wenn uns der boͤſe Geiſt anficht!
Zur rechten und zur linken Hand
Hilf uns thun ſtarken Widerſtand,
Im Glauben veſt und wohlgeruͤſt't
Und durch des heil'gen Geiſtes Troſt!
Von allem Uebel uns erlöͤs!
Es ſind die Zeit' und Tage boͤs. -
Erlös uns vom ewigen Tod,
Und troͤſt' uns in der letzten Noth!
Beſcher' uns auch ein ſeligs End',
Nim unſer' Seel' in deine Haͤnd'!
Amen!
45
Amen! das in, es werde wahr! na CR
Staͤrt' unſern Glauben inmmerdar,
Auf daß wir ja nicht zweifeln dran,
Das wir hiemit gebeten han J
Auf dein Wort, in dem Namen dein!n
So ſprechen wir das Amen fein.
Bitte um Erhaltung der Kirche.
Erhalt uns, Herr, bey deinem Wort, A
Und ſteur' des Papfis und Tuͤrken Mord,
Die Jeſum Chriſtum, deinen Sohn,
Wollten ftürzen von deinem Thron!
Beweiſ dein Macht, Herr Jeſu den,
Der du Herr aller Herren biſt!— ö
Beſchirm' dein’ arme Chriſteuheit,
Daß fie dich lob' in Ewigkeit:
Gott heilger Geiſt, du Troͤſter werth,
Gieb deim Volk ein'rley Sinn auf Erd,
Steh' bey uns in der letzten Roth,
G'leit uns ins Leben aus dem Tod!
Aufruf zur Freude äber Jeſu Geburt.
Vom Himmel kam der Engel Schaar,
Erſchein den Hirten offenbar;
Sie ſagten ihn'n: Ein Kindlein zart
Das liegt dort in der Krippen hart
Zau Bethlehem in Davids Stadt,
Wie Micha das verkuͤndet hat;
Es iſt der Herre Jeſus Chriſt,
Der euer aller Heiland iſt!
Des ſollt ihr billig froͤlich ſeyn,
Daß Gott mit euch iſt worden eln;
is Ye
) mr
ö C7
49
Er iſt gebor'n eu'r Fleiſch und Blut,
Cu Bruder iſt das ewig’ Gut.
Was kann euch thun die Sünd' und Tod?
Ihr habt mit euch den wahren Gott.
Laßt zürnen Teufel und die Holl:
5 „Gott's Sohn iſt worden eu'r Geſell.
Er will und kann euch laſſen nicht,
oel ihr auf ihn eur' Zuverficht.
s mögen euch Viel' fechten an: |
Dem ſey Trotz, der's nicht laſſen kann.
Zuletzt muͤßt ihr doch haben Recht:
Ihr ſeyd nu worden Gott's Geſchlecht.
Des danket Gott in Ewigkeit, |
Geduldig, froͤlich alle Zeit! a
oA de 4;
zZ ze #4
D. Paul Sperztnn 5 85
aus dem ſchwaͤbiſchen Geſchlechte der von Spretten, 4 Rutilis
genannt. Geb. 1484. Geſt. 1354 als PORT Preußiſcher Hofs
prediger und Biſchef zu Liebmuͤhl im Homefmmufihen Kreiſe. Iſt
er, wie die aͤlteſten und ſelbſt die unter Luthers Augen gedruckten
Geſang buͤcher übereiuſtimmend angeben, (nicht aber der Prediger
Adam Mirus zu Salfeld in Oſtpreußen) Verfaſſer des folgenden
Liedes, und war e wie in der einen A gabe der vorhin
angeführten erſten Wi tenbergiſc hen Liedet a ing bemerkt iſt,
ſchon im J. 1523 verfertigt: ſo kann die von Seckendorf in
feiner Reformationshiſt. angeführte Anekdote, daß Luther es zuerſt
von einem aus Preußen gekommenen Bettler habe fingen hören,
ſchwerlich wahr ſeyn; denn erſt im Jahr 1825 kam Speratus nach
Preußen. Es iſt eins von denen a ch welche die evan⸗
geliſche Lehre zur Zeit der Reform fon, ich vielen Eingang
7 Volke verſchaffte, und hätte daher bon Ne htswegen nie aus
unſern Geſangbuͤchern weggelaſſen werben follen. Die Paͤbſtlich⸗
3 haßten es, nanten es ein Buͤntelſangerlied / und paro⸗
en es auf ihre Weile. In ſpaͤtern Zeiten nahmen auch Pro;
ie D teſtan⸗
50
eRanten an eiuzeluen Stellen deſſelben reger iu
derungen und Zuſaͤtze vor; wie dieß unter andern
den Herausgebern des Hannöverifchen e us und
Denicke, geſchah, die zur e en
nach der ıoten Strophe fünf andre ei A und i
etſte ſolgendermaßen veränderten: „Es iſt das Heil uns
ber von Gil und lauter Gnaden; die Werk vermögen —
mehr zu heilen u aden ze.“ S. Geo. Serpilii Anmer
kungen uͤber bert Es if, das Ha . Regensb. |
(Etlich Criſtlich lider ze. Wittenb. 1524, "8 2,.b . Get .
dieder e. Ebend. 1523. Vo. 590% 0
0 10 7 sr * IM fi
Geſeg und Evangelium
Es it das Bel uns kommen he ne
Von Gnad' und lauter Güte; at — .
10
Die Werk' die helfen nimmekntehr, 2 2 Ne
Sie mögen nicht behuͤten.
Der Glaub’ ſieht Jeſum Chriſtum an
ö pe hat gung u uns al’ N Ne 2 med *
Er ist der Würtler worden.
NM Was Gott im Getz geboten 6 deen een
wa S. man es nicht kunnt halten: ve
Erhub ſich Zorn und große Noteth
en Gott fo. 1 10 1 3 — n Af. 1 * |
% Vom Fleiſch wollt, nicht herau ‚der Geiſ, E ae
„ Vom Getz. erfordert allermel eee 900
Es war mit uns verloren. 50000 „dera ese W
Es war ein falſcher Wahn dabe yr )
108 Gott hätt“ Fein Greg drun geben IE i
Als ob mute wb teh ſelber frey „ 5 ten
Nach feinem Wilen leben; ner 12 e m 4
Ane U
2 iſt es nur ein Spiegel zarte, nn’ nnn
„Der uns zeigt an die ſündig Art, * nenne
In unſerm Fleiſch verborgen. ANGE a un b abs
wi *
ir
— TEEN
51
Nicht muͤglich war, dieſelbig' Art
Aus eignen Kraͤften laſſen; |
Wiewol es oft verſuchet ward,
Doch mehrt ſich Suͤnd' ohn' Maaßen:
Denn Gleißnerswerk Gott hoch verdammt,
Und je dem Fleiſch der Suͤnde Schande
Allzeit war angeboren. *
Noch mußt' das G'ſetz erfüllet Bons
Sonſt waͤr'n wir all' verdorben. e
Darum ſchickt Gott ſein'n Sohn herein, N
Der felber Menſch ift worden;
Das ganz’ Geſetz hat er erfüllt,
Damit ſein's Vaters Zorn geſtillt,
Der uͤber uns gieng alle.
Und wenn es nu erfuͤllet iſt
Durch den, der es kunnt' halten:
So lerne itzt ein frommer Chriſt
Des Glaubens recht Geſtalte;
Nicht mehr, denn: „Lieber Herre mein!
Dein Tod wird mir das Leben ſeyn;
Du haft für mich bezahlen,“ |
Daran ich keinen Zweifel trag
Dein Wort kann nicht betruͤgenn.
Nu ſagſt du, daß kein Meuſch verzag';
Das wirſt du nimmer luͤgen: hr?
„Wer glaͤubt an (al, in) mich und wird getauft,
Demfelben ift der Himm'l erfauft, un.
Daß er nicht wird verloren.“ tin
Er (al. Es) iſt gerecht fuͤr Gott an,
Der dieſen Glauben faſſet ::; 9
Der Glaub' giebt aus von ihm den egen,
So er die Werk' nicht laſſet. 4
Mi Gott der Glaub iſt wohl daran;
D a2 Dem
82
— ——ͤ4 — u
Dem Naͤchſten wird die Lieb“ —
Biſt du aus Gott geboren. 15
Es wird die Suͤnd' durchs Gſetz em, 5
Und ſchlaͤgt das G'wiſſen nieder: *
Das Evangelt kommt zu Hand, | nee
Und ſtaͤrkt den Suͤnder wieder; u 4
Es ſpricht: „Nur kreuch zum Krenz dene, ink
Im Gfeg iſt weder Raſt noch Ruh'
Mit allen feinen Werken e 1 —
Die Werk' die kommen g'wißlich her
Aus einein rechten Glauben
Wenn ed. i. denn) das nicht rechter Slade wär y
Wollt'ſt ihn der Werk' beranbennmn.
Doch macht allein der Glaub' gerecht;
Die Werk' die find des Naͤchſten Knecht,
Dabey wir'n Glauben merken.
Die Hoffnung wart't der rechten Zeit,
Was Gottes Wort' zuſagen;j; U
Wenn das geſchehen ſoll zu Frend /,,
Setzt Gott kein' g'wiſſe Tagen.
Er weiß wohl, wenn's am beſten iſ,, ı&
Und braucht an uns Krün ard e nannt, ,
Das ſoll'n wir ihm vertrauen.
Ob ſich's anließ', als wollt' er ohe. re 15⁰
Laß dich es nicht erſchrecken; hun an
Denn wo er iſt am beſten m, © un J Por,
Da will er's nicht entdecken.
Sein Wort laß dir gewiſſer ſeyn m
Und ob dein Herz bel. Sieh ſpraͤch' lauter Nein,
So laß doch dir nicht grauen.
Sey Lob und Ehr' mit hohem Preis
Um dieſer Gutthat willens
Gott Vater, Sohn, heiligem Geiſt ß!
53
Der wol mit Gnad' erfuͤllen,
Was er in uns ang'fangen hat,
Zu Ehren feiner Majeftat,
Daß heilig werd' ſein Name.
Sein Reich zukomm, ſein Will auf Erd'
G'ſcheh wie im Himmelsthrone;
Das täglich Brodt noch (al. ja) heut' uns werd';
Woll' unſer Schuld verſchonen,
Als wir auch unſern Schuldnern thun;
Laß uns nicht in Verſuchung ſtahn;
Löſ' uns vom Uebel. Amen!
Juſtus Jonas.
Erb. 1493 zu Nordhauſen. Geſt. 1555 als General⸗Superintendent
zu Eisfeld in Franken. Luthers vertrauter Freund und eifriger
Mitarbeiter an dem Werke der Reformation waͤhrend ſeines fruͤher
beynahe zwanzig Jahre lang gefuͤhrten Lehramtes in Wittenberg.
Sein hier abgedrucktes Lied geſiel, wie Spangenberg in der Cith.
Luth. Th. II. S. 58. b. meldet, Luthern ſo wohl, daß er es ſelbſt
ebrrigirte und zunaͤchſt nach feinen eigenen Liedern in fein Ge;
ſangbuch ſetzte. Es ſteht ſchon in dem 1524 zu Erfurt gedruckten
Euchiridion. Riederers Nachr. zur Kirchengeſch. B. III. S. 212.
(Enchiridion geyſtl. geſenge. Erf. 1526. Bl. 12. b. Geiſt⸗
liche Lieder. Wittenb. 1333. No. 32.)
Gottvertrauen beym Kampfe fuͤr die wa
(Der Tzaſte Pſalm.)
Wo Gott der Herr nicht bey uns hält,
Wenn unſer' Feinde toben,
Und er unſer Sach' nicht zufaͤllt
Im Himmel hoch dort oben;
Wo er Iſrael Schutz nicht iſt
Und ſelber bricht der Feinde Liſt:
So iſt's mit uns verleren. 2
Was
54
Was Menfchenkraft und Witz nes,
Soll uns billig nicht ſchrecken.
Er ſitzet an der hoͤchſten Staͤtt';
Der wird ihr'n Rath aufdecken.
Wenn ſie es aufs kluͤgſt' greifen an,
So geht doch Gott ein' ander' Bahn;
Es ſteht in feinen Haͤnden.
Sie wuͤthen faſt und fahren her,
Als wollten ſie uns freſſen. a
Zu wuͤrgen, ſteht all ihr Begehr;
Gott's iſt bey ihn'n vergeſſen.
Wie Meereswellen einherſchlan, |
Nach Leib und Leben fie uns ſtahn;
Des wird ſich Gott erbarmen. |
Sie ſtellen uns wie Ketzern nach,
Nach unſerm Blut ſie trachten;
Noch ruͤhmen ſie ſich Chriſten auch,
Die Gott allein groß achten.
Ach Gott, der theure Name dein
Muß ihrer Schalkheit Deckel ſeyn;
Du wirſt einmal aufwachen.
Auf ſperren ſie den Rachen weit,
Und wollen uns verſchliugen;
Lob und Dank ſey Gott allezeit!
Es wird ihn'n nicht gelingen.
Es wird ihr Strick zureißen gar,
Und ſtuͤrzen ihre falſche Lahr’;
Sie werden Gott' nicht wehren.
Ach Herr Gott, wie reich troͤſteſt du, |
Die gänzlich find verlaſſen!
Der Gnaden Thür ſteht nimmer zu.
Vernunft kann das nicht faſſen;
55
75 Gi ſpricht: Es ir nu alls verlor'n,
So doch das Kreuz hat neu geboren, 2
= deiner Hülf' erwarten.
Die 5 Feind ſind all in deiner Hand,
Dazu all' ihr“ Gedanken
Ihr Anſchlag if dir wohl bekannt,
Hilf nur, daß wir nicht wanken!
Vernunft wider den Glauben ficht;
Aufs Kuͤnftig' will fie trauen nicht,
Da du wirſt ſelber troͤſten.
Den Himmel und auch die Erden
"Saft du, Herr Gott, gegründet;
Dein Licht laß uns helle werden,
Das Herz uns werd' entzuͤndet +
In rechter Lieb des Glaubens dein.
Bis an das End' beſtaͤndig ſeyn;
Die Welt laß immer murren.
2
Eliſabeth erehttget it, |
Ehegattin des älteren D. Caſpar Creutziger, eines bekannten Wit⸗
teubergiſchen Gottesgelehrten. Geſt. als Wittwe 1558. Wie auch
weibliche Gemüther ſich von Luthers Geſaͤngen ergriffen fühlten, -
beweiſet das Beyſpiel dieſer frommen Frau, die nebſt der Ge⸗
mahlin des Fuͤrſten Ernft von Anhalt, Margarethe, einer ge⸗
bornen Herzogin zu Muͤnſterberg (geſt. 15 30) wohl die erſte unter
den deutſchen Liederdichteriunen nach der Reformation ſeyn duͤrfte.
Daß ſie, und nicht (wie D. Chytraeus in ſeiner Saxonia p. 257
angiebt) der Rigiſche Prediger Andr. Anöpfen, auch Cnophius
genannt, Verfaſſer des folgenden, ſchon 1524 im obgedachten Er⸗
ſurter Enchiridion vorkommenden Liedes ſey, ſcheint mir nach dem
beſtimmten Zeugniß des C. Spangenberg (Cith. Luth. p. 47.)
und nach den noch alteren Angaben mancher Gefanabücher, z. B.
eines Hamburgiſchen vom J. 1558, ſo gut wie gewiß; um ſo mehr,
4 die rigen noch bekannten Lieder des Kuoͤpken, was kann uns
N kom⸗
*
56
kommen an für Noth, und Silf Gott, wie geht das immer
urſpruͤnglich niederſaͤchſiſch geſchrieben und hernach erſt
Hochdeutſche uͤberſetzt find, welches bey jenem Liede offenbar ö
der Fall if. (Enchiridion ze. Erfurt 1526. Bl. 9. a. 2
bergiſch Geſangbuͤchlein 1544. 4. No. 19.)
Ergebung an Chriſtum.
Herr Chriſt, der einig Gotrs⸗ Sohn,
Vaters in Ewigkeit,
Aus ſeinem Herz'n entſproſſen,
Gleichwie geſchrieben ſteht,
Er iſt der Morgenſterne,
Sein' Glaͤnze ſtreckt er (al. Sein 'n Stans rect * AD} va
Für andern Sternen klar. 9
Fuͤr uns ein Menſch geboren
Im letzten Theil der Zeit, | A
Der Mutter underoren 0200
Ihr jungfraͤulich' Keuſchheit; Aa.
Den Tod für uns zuwohen, 9°
Den Himmel aufgefchloffen,
Das Leben wiederbracht,
Laß uns in deiner Liebe
Und Kenntniß nehmen zu,
Daß wir im Glauben bleiben,
Und dienen im Geiſt ſo, *
Daß wir hie muͤgen ſchmecken 3
Dein' Suͤßigkeit im Herzen,
Und duͤrſten ſtets nach dir. WD 8
Du Schöpfer aller Dinge,
Du vaͤterliche Kraft, u
Regierſt von End' zu Ende
Kraͤftig aus eigner Macht. 17
Das Herz uns zu dir wende u
Und kehr ab unſer' Sinne, r nech
Daß fie nicht irr'n von dir. Nad 9
37
Ertoͤdt' uns durch Dein’ Güte, hun im d
Erweck' nns durch dein’ Gnad',
Den alten Menſchen kraͤnke,
Daß der neu' leben mag,
Wol hie auf dieſer Erden
Den Sinn und all Begerden
Und «89 danken han zu dir.
Lazarus Spengler.
eb. 1479 zu Nürnberg. Geſt. 1534 als vorderſter Rathsſchreiber
bendaſelbſt. Ein eben fü einſichtsvoller Staatsmann als eifriger
Beförderer der Reformation, Luthers ſehr gefchäßter Freund. Ueber
ein hier mitgetheiltes Lied, das ſchon unter den 1525 angeblich zu
ittenberg gedruckten Geyſtlichen geſengen vorkommt, find die
vichtigſten Notizen geſammlet in U. G. Saußdorffs Lebensbe⸗
chreibung L. Sp. Nürnbd. 1741. 8. S. 375 — 460. (Abdruck der
en angeführten Gefänge in J. C. Oleari Jubilirender Lieder⸗
eude, Arnſt. 1717. 8. Bog. E. 4. Geiſtliche Lieder, Witten:
erg 1543. Bl. 105 ff.). |
Der Sündenfall und die Erlöſung.
Durch Adams Fall iſt ganz verderbt 8
Menſchlich' Natur und Weſen;
Daſſelb' Gift iſt auf uns geerbt,
Daß wir nicht mochten al. kunntem geneſen
Ohn' Gottes Troſt, der uns erloͤſt
Hat von dem großen Schaden,
Darein die Schlang' Hevam bezwang,
Geott's Zorn auf ſich zu laden.
Weil denn die Schlang' Hevam dar bracht,
Daß ſie iſt abgefallen Wen
Von Gottes Wort, welch's cal. das) fie veracht,
Dadurch fie in uns alle
Bracht hat den Tod; fo war je Noth,
12 Daß
58 |
Daß uns auch Gott fol” geben
Seinen lieben Sohn, der Gnaden Thren.
In dem wir moͤgten leben. ane 2
Wie uns nu hat ein' fremde 1 ah
In Adam all' verhoͤhnet: 1 =
Alſo hat uns ein' fremde Hud nd
Ju Chriſio all' verſoͤhneee mn
Und wie wir all' durch Adams Fall
Sind ewig's Tod's geſtorben:
Alſo hat Gott durch Chriſtus Tod
0 *
Verneut, das war verdorben. ann 18 . I
> „Sp er ung. denn. fein'n Sohn hat. N |
Da wir fein’ Feind’ noch waren,, * 1
Der für uns iſt ans Kreuz gehenkt, en inen
Getoͤdt't, gen Himmel g' fahren, mM, eee
Dadurch wir ſeyn vom Tod und are TU
Erloͤſt, fo wir vertrauen ee
In dieſem Hort, des Vaters Wort: * aug
Wem wollt' für Sterben grauen? 51 “ |
Er ift der Weg, das Licht, die arte
Die Wahrheit und das Leben, D mmm n m
Des Vaters Rath und ewigs Wort,
Den er uns hat gegeben 100 40 *
Zu einem Schutz, daß wir mit Trutz nor.
An ihn veſt ſollen glauben; 4
Darum uns bald kein' Macht noch ena tu
Aus feiner Hand wird rauben. | 2
Der Menſch iſt gottlos und verflucht 15 verruch, d
Sein Heil iſt auch noch ferren, f
Der Troſt bey einem Menſchen ſucht 1 |
Und nicht bey Gott dem Herren 9
Denn wer ihm will ein ander Ziel |
Ohr dieſen Troͤſter fieden, ©. 137. Wen
59
Deu mag gar bald des Teufels G'walt
= Mit feiner eift erſchrecken.
? Wer hofft in Gott und dem vertraut,
Der wird nimmer al. wirdet nicht) zu Schanden;
Denn wer auf dieſen Felſen baut,
Ob ihm gleich geht zu Handen
Viel Unfalls hie, hab' ich doch nie
Den Menſchen ſehen fallen,
Der ſich verlaßt auf Gottes Troſt;
Er hilft ſein'n Glaͤub'gen allen.
Ich bitt', o Herr, aus Herzengrund,
Du wollſt nicht von mir nehmen
Dein heilges Wort aus meinem Mund:
So wird mich nicht beſchaͤmen
Mein Sind und Schuld; deun in dein' Huld
Setz' ich all mein Vertrauen. W
Wer ſich nu veſt darauf verlaͤßt,
Der wird den Tod nicht ſchauen.
Mein'n Fuͤßen iſt dein heiligs Wort
Ein' brinnende Lucerne,
Ein Licht, das mir den Weg BER port.
So dieſer Morgenſtene
In uns aufgeht, ſo bald verſteht
Der Menfch die hohen Gaben, 15 |
Die Gottes Geiſt den'n g'wiß verheißt, 2
Die Hoffnung darein haben.
A. H. 3. W.
Mit dieſen ſchwerlich zu erklaͤrenden Anfaugsbuchſtaben fand G.
erpilius den Ver aſſer des folgenden Liedes auf einem alten, von
ihm fuͤr das Original gehaltenen, Drucke bezeichnet. (Pruͤfung
s Hohenſteiniſchen Geſangbuchs. Regensb. 1710. 8. S. 497.)
r iſt auf keinen Fall Verſaſſer eher koͤnnte es noch P. Spe⸗
| ratus
* 1
60
ratus ſeyn. (J. C. Oleari Liederſchatz. Th. I. S. 126.) Ge
iſt, daß das Lied ſchon im J. 1827 bekannt war, da es in einen
Erfurter Enchiridion geiſil. Gefänge von d Ya pin (@ sch
vers zweyter Beytr. zur Liederhiſt. S. 390 2 bſtlichgeſinn
war es vonzuͤglich verhaßt. (Geiſtl. Lieder, 1633. N. 8
Gottes Wort und ne 3 kehre 1
O Here Gott, dein goͤttlich Wort allatuld I
Iſt lang' verdunkelt blieben
Vis durch dein“ Gnad' uns iſt gebe, vr m
Was Paulus hat geſchrieben
Und andere Apoſtel mehr
Aus deim göttlichen Munde. 2
Das danken dir mit Fleiß, daß wir —
Erlebet han die Stunde: au, ch =
Daß es mit Macht an Tag iſt bn
Wie klaͤrlich iſt für Augen: a w . du MD
Ach Gott, mein Herr, erbarm dich der' r,
Die dich noch jtzt verlau gen,
Und achten ſehr auf Meuſchenlehr ,,,
Darin ſie doch verderben. 1
Dein's Worts Verſtand mach oer ata, >
Daß fie nicht ewig fterben. >
Willt du nun fein gut Chriſte ſeyn |
So mußt du erfilich glauben. Wart *
Setz dein Vertrau, darauf veſt b uu
Hoffnung und Lieb im Glauben
Allein durch Chriſt zu aller Friſt,
Dem Naͤchſten Lieb' darneben,
Das Gewiſſen frey, rein Herz daben,
Das kein' Creatur kann geben.
* Allein, Herr „du mußt ſolches ch,
Doch gar aus lautern Gnaden. ‚soll
Wer ſich des tröß's, der iſt erlöſt,
61
Und kann ihm niemand ſchaden.
Ob wollten gleich Pabſt, Kaiſer, Reich n
Sie und dein Wort vertreiben: elle
Iſt doch iht' Macht gen dir nichts g'acht't,
Sie werd'n's wol laſſen bleiben.
Hilf, Herre Gott, in dieſer Noth,
Daß ſich die auch bekehren, i
Die nichts betracht 'n, dein Wort beracht In un
And wollens auch nicht lehren. hs igel
Sie ſprechen ſchlecht, es ſey vera sch, un na
Und habens nie geleſen, 1 155 N
Auch nicht gehoͤrt, das edle Wort; ee
Iſts nicht ein teufliſch Weſen? ö e
Ich glaub g wiß gar, daß es ſey wahr, zo
Was Paulus uns thut ſchreibenn
Eh muß geſchehn, daß all's vergeh z:
Dein göttlich Wort ſoll bleiben
In Ewigkeit, waͤr' es auch leid Hs i 1.
Viel hartverſtockten Herzen; e, ao a di
Kehr 'n ſich nicht min, werden fe drum e weben
* Leiden e gar großen Schmerzen. 2 BR
Gott iſt mein Herr; ſo, bin ich der,
Dem Sterben kommt zu Gute, Dun RR r
Dadurch uns haſt aus aller Laſſſt men
Lrlöſt mit deinem Blute mand A
Das dank' ich dir; drum wirſt du iir 0 ag.
Nu dein Verheißung „ e e w ue
Was ich dich bitt, ver mir nt
Im Tod und auch, am el. ind. Leben. eee
Herr, ich hoff ie, du werdeſt die SR |
In keiner Roth verlaſſen, 7 0
Die dein Wort recht als treue Küecht!
Im Herz und Glauben faſſenn z
* Giebſt
62 3
Giebſt ihn' n bereit die Seligkeit.
Und laͤß'ſt ſie nicht verderben.
O Herr, durch dich bitt' ich, laß mich
Froͤlich und willig ſterbern
—
K 1
Nikolaus Decius.
Anfangs Mönch im Braunſchweigiſchen Kloster Steterburg, de
Prior er in der Folge wurde; darauf Schulkollege in Braunſchwei
zuletzt Prediger in Stettin, wo er durch Vergiftung geſtorbe
ſeyn ſoll. Mehrere ſeiner Bekannten, unter andern ein gewi
Autor Steinmann, haben, wie in einem handſchriftlichen 2
zeichuiße der Braunſchweigiſchen Prediger gemeldet wird, beſtim
verſichert, daß er die Lieder: Allein Gott in der Zoh ge. G La
Gottes und eilig iſt Gott der Vater verfertigt und e
ponirt habe. (Rethmeyers Braunſchw. Kirchenhift. Th. 3. S. ı
Vergl. Joh. Voigts Unterfuchung von dem eigentlichen Auctore
Kirchenliedes: Allein Gott ze. Stade 1723. 4) Daß N. Selneck
nicht Verfaſſer dieſes Geſanges ſey, iſt ausgemacht, da er bere
in einer vor feiner Geburt gedruckten Sammlung vom J. 15
und in einer nicht viel jüngern von 1535 vorkommt. (J. C. Olear
* 2
— = -
7 un A un
ze e
"..
v. 1542 ſteht (Riederers Nachr. zur Kirchengeſch. B. I. S. 406
iſt Ueberſetzung eines lateiniſchen Kirchengeſanges, nemlich de
Agnus Dei. Es hat drey voͤllig gleichlautende Strophen, nur
in der letzten anfiatt: Erbarm' dich ꝛc. geſungen wird: Gieb 1
deinen Frieden, o Jeſu; welches aber in dem hier zum Grunde |
genden Abdrucke nicht bemerkt it. CRirchengefenge Deudtſch, dure
Johan Spangenberg. Magdeburg 1545. Fel. Bl. 4, u. 25,
$ 5 b G 0 t t es. * 170.
Alein Gott in der, Höh ſey Ehr:
Und Dank für feine Gnade,
vo.
63
Darum daß nu und nimmermehr
Uns ruͤhren kann ein cal. kein) Schade!
Ein Wohlgefallen Gott an uns hat; Pi
Nu iſt groß Fried ohn Unterlaß, 5
All Fehd' hat nu ein Ende. Be 105
Wir loben, preiſen, anbeten bich;
In 1 deine Ehr' wir danken,
Daß du, Gott Vater, ewiglich 3
1 Regierſt ohn alles Wanken. | N
en ungemeſſen iſt deine Macht;
1 geſchicht, was dein Will hat bauch:
Wohl uns des feinen Herren!
O Jeſu Chriſt, Sohn eingebor u | 4
"Deines himmliſchen Vaters, | e
Verſoͤhner der'r, die waren verlor' nt ak
Du Stiller unſers Haders, . 3
Lamm Gottes, heilger Herr und. Gott, mond 4a
Nimm au die Bit von unſer Noth:
25 "ae dich unſer! Amen. al, alle) bin
O heilger Geiſt, du größtes Bee 1
abet aller heilſamſch «teitiamm» Troͤſter,
5 Fuͤr's Teufels Gewalt fortan behuͤt',
Die Jeſus Chriſt erloͤſen „inne
Durch große Marter und bittern Tode
Abwend' all unſer Jammer und Noth)!“ as eln 0
Darauf wir uns verlaſſen. nd ende ee e
mu Nenn „ eden
de Woll: 8 1 e b- 2 n 3 u 3 e a: 500 ie
O Lamm Gottes, unſchuld in,,
Amn Stamm des Kreuzes gef," J e io ien
Algeit gefunden duldig, | * W ö % N Bun
Wiewol du wurdſt verachtet, ee ee *
All Sind’ haſt du getrage nm ni nano
Sonſt muͤßten wir verzagen.
1 2 Ber n 0 Nea d& b
64
z
Michael Wen ße
Geb. aus Neiße in Schleſien. Geſt. uus 3. 1305 oder doe
lange nachher a's Pfarrer zu Landskron und Fullneck in B
und Vorſteher der dortigen Gemeine der Böhmischen Bruͤder.
uͤberſetzte die urſpruͤnglich in Boͤhmiſcher Sprache geſchtiebenen
zum Theil von Huß und den Thaboriten herſtammenden Gefä
der Brüder zunachſt zum Behuf jener aus E beſtehen
Gemeine, und gab fie 1531 zu Jungen ⸗ Vim el F
welcher Zeit ſie oft und an verſchiedenen Orten at ch in Da
land, ſpaͤterhin von Joh, Zorn u. a. vermehrt, auch zum T
verandert, wieder aufgelegt wurden. Mehrere derſelben fanden
unfter Kirche auferordentlichen Veyfall, und wurden bald n
ihrem Erſcheinen in die Gefangbücher aufgenommen. Auch
nicht zu leugnen, daß manche ſich durch einen ganz eignen
muͤthlichen Charakter von ſehr vielen urſprüͤnglich deutſchen L
dern jener Zeit unterſcheiden. „In den Gefängen der Bohm. B 5
ſagt Zerder, iſt oft eine Einfalt und Andacht, eine Innigkeit ı
Bruͤdergemeinſchaft, die wir wohl laſſen müſſen/ weil wir
nicht haben.“ (Briefe üb. die Theol. Th. 4. S. 302 — 2
letzte unter den hier folgenden Liedern wird von Luther in
dritten Vorrede zu ſeinem Geſangbuche einem gewiſſen |
weiß zugeſchrieben, den man gewöhnlich für den don Cyr. Sy
genberg (Cith. Luth. Th. III. S. 63) erwähnten Baccalau
und Senior gleiches Namens zu Querfurt haͤlt. Aber nicht
gedenken, daß der letztre eigentlich Weiſe genannt wird: ſo f
auch andre Gründe da, die dieſe Annahme am hoͤchſten Grade
wahrſcheinlich machen. Das Lied findet ſich zu allererſt
Mich. Weißens Geſaͤngen; und auf dieſen paßt nicht allein d
Lob, welches L. dem Verfaſſer als einem, guten Poeteus erthe
ganz vollkommen, ſonderu er iſt auch der einige € rif tf
dieſes Namens aus jener Zeit, auf den es jü mit Grund be
läßt, fo wie nicht minder die von L. hiutüg ung,
„daß er ein wenig geſchwaͤrmt habe in Samen, fon
mebrere in feinem Geſangbuche enthaltene Abendmahlsgeſ
als auch durch den in Joh. Horns Vorrede zu den folger
Ausgaben des Brüder-Geſangbuchs in derſelben Hinſicht 5
ſprochenen Tadel, daß nemlich W. „einen ſonderlichen S
|
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5
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1
65
vom Saerament gehabt, als ob das Brodt und der Wein der
Leib und das Blut Chriſti Teſtamentsweiſe fey* u. dergl. m. aufs
genaueſte beſtaͤtigt wird. Es bleibt daher nichts andres übrig,
als anzunehmen, daß L. ſich in dem Vornamen des Verfaſſers
geirrt, und Johann ſtatt Michael geſetzt habe. (Ein huͤbſch
neu Chriſtenlich Geſang⸗Buch, darinnen = = die Geſaͤng, ſo⸗⸗
zur Landskron ꝛe. Ulm 1539. queer 8. Bl. 5. b. 16. b. 91. b.
109. 140. 139. 16m. verglichen mit mehrern von den Böhm, Br.
ſelbſt beſorgten Ausgaben, beſonders der von 1566 in 4. Aus
No. 4. find zwey, und aus No. 5. iſt eine Strophe weggelaſſen.
ketztres fängt eigentlich an: „Dem König vom oberſten Reich“).
Zweck der Menſchwerdung Chriſti.
Menſchenkind, merk eben, Was da ſey dein Leben,
Warum Gott ſeinen Sohn Geſandt vom hoͤchſten Thron,
at laſſen Menſch werden Hie auf dieſer Erden:
Nemlich, daß er lehret, Dich zu ſich bekehret,
Fuͤr deine Schuld ſterbe, Dir Gnad' erwerbe,
Dich vor Gott vertrete Und ſtets fuͤr dich bete;
Und daß er durch ſein 'n Geiſt, Den er ein' n Troͤſter heißt,
d durch ſein Wort, kommen Dir zu Troſt und Frommen,
Moͤgt' in deinem Herzen Wohnen ohne Schmerzen.
Ey gieb ſtatt dieſem Geiſt, Und thu was dich Gott heißt,
effne des Herzens Pfort', Daß Chriſtus durch ſein Wort
dich moͤge kommen, Und ſtets in dir wohnen.
Alsdann ſieh gar eben, Daß du dich ergeben
in gottſelig Leben, Ihm nicht widerſtreben,
Sonder ſeinen Willen Allezeit erfuͤllen;
Seine Lieb' beweiſen, Mit der That ihn preiſen,
ts in allen Sachen Munter ſeyn und wachen,
Daß du ihm in Allen Moͤgteſt wohlgefallen.
Wirſt du dich recht halten: So wird er dein walten,
Dich laſſen genießen Friedſamer Gewiſſen,
r auch Zeugniß geben Zum ewigen Leben. "
€ { Jagt
66 !
— 1 |
Jetzt mußt du viel leiden, Deinen Willen meiden,
Und auf allen Seiten Mit dem Satan ſtreiten; 1
Doch es wird dir wohlgehn, So du dieß wirſt aus
Denn der Herr wird dir Durch den Tod ag.
Deine Seel' abſcheiden Zur ewigen Freuden,
Bis die Poſaun' angeht Und alles Fleiſch aufſteht.
Dann wird er leibhaftig, Sehr herrlich und kraͤftig
Von dem Himmel ſteigen, Reden und nicht ſchweigen,
Dir und allen ſagen, Die jetzt ſein Joch tragen:
Kommt, ihr Benedeyten, zu der rechten Seiten!
Kommt, ihr Auserkornen, In mir neugeboren,
In meines Vatern Reich, Laͤngeſt fertig fuͤr euch.
Alsdann wirſt du froh ſeyn Und ledig aller Pein,
Im verklaͤrten Leben Mit dem Herren ſchweben,
Voller Freud' und Wonne, Leuchten wie die Sonne.
Wohl nu dem, den Gott zeucht Und durch ſein 'n Ge 1 (
erleucht't,
Daß er Chriſtum annimmt, Wenn er durch ſein Wort kuͤmm
Und bey ihm ſein'n Fleiß thut; Denn feine Sach’ iſt g *
Wer aber nichts achtet, Nach Chriſto nicht trachtet,
Sein hie zu genießen, Der ſoll dießmal wiſſen, pn
Daß er dort wird muͤſſen In der Hoͤllen buͤßen.
O komm, Herre Jeſu, Schick' dein armes Volk zu,
Daß es dein 'n Willen thu, Darnach in deiner Ruhh “FH
180 9
5
Lobe deinen Namen In Ewigkeit, Amen! |
Freude über Jeſu Geburt.
Lobet Gott, o lieben Chriſten!
Singet ihm mit dem Pſalmiſten
Ein neu frölich Lied! _
Denn aus großer Lieb’ 1
Macht Gott mit uns einen ewigen Fed 99 1
Der Sohn Gottes iſt nu kommen, ni ee
Nip. 1 „ r
Hat Ya Steifch angenommen, ang
67
Iſt hie erſchienen,
Uns zu verſuͤhnen,
Und ewige Klarheit zu verdienen..
Er iſt kommen, uns zu heilen
Und ſein Gut mit uns zu theilen,
Uns zu entbinden
Von allen Suͤnden,
Wie uns fein Engel froͤlich verkuͤnden.
Antw. Dankſagung ſey 285 5 5 mit uns durch ſeinen
Solche Barmherzigkeit hat gethan!
Frolockt ihr Jungen und Alten!
Denn Gott hat ſein Wort gehalten,
Beſucht ſein Erbtheil,
Aufgericht't ſein Heil,
Geſandt den verheißnen Emanuel.
Wer mag was beſſers erdenken,
Das uns Gott haͤtt' moͤgen ſchenken,
Denn dieſen Heiland,
Der Jeſus genannt
Und ein recht Seligmacher wird erkannt?
Wer haͤtt' uns ſonſt koͤnnen helfen
Und unſern Feind niederwerfen,
Uns benedeyen
Und Gnad' verleihen,
Dadurch uns von allem Uebel freyen?
Antw. Lob ſeh Gott! denn er hat ſein Volk nicht
verſtoßen,
Sonder ſein'n Sohn ihm helfen laſſen.
Freut euch heut, ihr Auserkornen!
Dankt Gott, o ihr Neugebornen!
Denn ihr habt erkannt
Den wahren Heiland;
und ſeine Gnad' iſt ganz zu euch gewandt.
E a Er
68
Er hat euch Freundſchaft beweiſeet ,
Seine Lieb' an euch gepreiſet. race n
Ihr waret verflucht; at eee ee
Er hat euch beſucht 1 N
Und benedeyt durch ſein' einige Frucht. **
Er hat nicht ewig gedraͤut,
Sonder euch hoͤchlich erfreut, m
Laͤßt nu verkünden , sich
Ablaß der Sünden, . R
Und ſich barmherzig und mild erſtndenl.
Antw. Dank und Preis ſey Gott dem Vater . alle
Der ſein Volk durch Chriſtum Gemdept!
Preiſet Gott, o lieben Kinder,. bas
Und Chriſtum, den Troſt der Suͤndeer ,
Der euch von Thorheit 154 10 1 80
Gefuͤhrt zur Wahrheit, En
Verheißt und giebet ewige Klarheit!
Lobſinget dem Herrn mit Freuden,
Und preiſet das Licht der Heiden,
Welch's am dunkeln Ort
with
Leuchtet durch fein Wort 23
Den Auserwaͤhlten zur neuen Geburt! 2
Ruͤhmet Gott, alle Gemeinen, it al
Habt Luft an Chriſto dem Reinen, ee
Laßt ihm den Vorgang, rin 0 Gr
Sagt ihm Lob und Dank, aa d nö
Und ſinget froͤlich der Engel Geſaug:
Antw. Preis ſey Gott, auf Erben ſey rien, und
uns allen
In Chriſto herzlich Wohlgefallen? m”
Gottes Ware
O glaͤubig Herz, gebenede :
Und gieb Lob deinem Herren
-
>
2
*
60
Gedenk', daß er dein Vater fen,
Welchen du ſtets ſollſt ehren,
Dieweil du keine Stund' ohn' ihn
Mit aller Sorg' in deinem Sinn
Dein Leben kannſt ernähren,
Er iſt's, der dich von Herzen liebt
Und ſein Gut mit dir theilet,
Dir deine Miſſethat vergiebt
Und deine Wunden heilet,
Dich waffnet zum geiſtlichen Krieg,
Daß dir der Feind nit obenlieg
Und deinen Schatz zertheile.
Er iſt ſehr barmherzig und gut
Den Armen und Elenden, i
Die ſich von allem Uebermuth
Zu ſeiner Wahrheit wenden;
Er nimmt ſie als ein Vater auf,
Und giebt, daß ſie den rechten Lauf
Zur Seligkeit vollenden. |
Wie fich ein treuer Vater neigt
Und Guts thut ſeinen Kindern,
Alſo hat ſich Gott auch erzeigt
Gegen uns armen Suͤndern;
Er hat uns lieb und iſt uns hold,
Vergiebt uns gnaͤdig alle Schuld,
Und macht uns Ueberwinder.
Er giebt uns ſeinen guten Geiſt,
Verneuert unſer' Herzen,
Daß wir verbringen was er heißt,
Wiewol mit Leibes Schmerzen;
Er hilft uns hie mit Gnadꝰ und Heil,
Verheißt uns auch ein herrlich Theil
Von den ewigen Schaͤtzen.
Nach
70
Nach unſer Ungerechtigkeit
Hat er uns nicht vergolten,
Sonder erzeigt Barmherzigkeit,
Da wir verderben ſollten. a2
Mit feiner Gnad' und Guͤtigkeit
Iſt er uns und allen bereit,
Die ihm von Herzen hulden.
Was er nu angefangen hat,
Das will er auch vollenden;
Nur geben wir uns ſeiner Gnad', ir Bi
Opfern uns feinen Haͤnden, % J
Und thun darneben unſren Fleiß,
Hoffend, er werd' zu ſeinem Preis
All unſern Wandel wenden.
O Vater, ſteh uns gnaͤdig bey,
Weil wir ſeynd im Elende,
Daß unſer Thun aufrichtig ſey
Und nehm ein loͤblich Ende!
O leucht' uns mit dei'm hellen Wort,
Daß uus an dieſem dunkeln Ort
Kein falſcher Schein verblende.
O Gott, nim an zu Lob und Dank,
Was wir einfaͤltig ſingen,
Und gieb dein Wort mit freyem Klang,
Laß durch die Herzen dringen!
O hilf, daß wir mit deiner Kraft
Durch recht geiſtliche Ritterſchaft
Des Lebens Kron' erringen.
—
Verlangen nad Nele
O Herre Jeſu Chriſt,
Der du ganz freundlich biſt, ö
Ein Arzt von Gott geſandt, nad Had
71
Der ſehr wohl hat erkannt, f
Was unſer Siechthum ſey 2
Und was noth für Arzney,
Sieh heut an unſer' Duͤrftigkeit,
Und thu mit uns Barmherzigkeit!
Adam bracht' uns den Tod,
Und Moſe dein Gebot;
Aber du, Jeſu Chriſt,
Bringeſt was beſſer iſt,
Gnad' und Gerechtigkeit,
Leben und Seligkeit!
O wohl dem, der deß' hie geneußt, |
Und dich mit feinem Wandel preiſt!
Wer mag ſeiner Seelen
Was beſſers erwaͤhlen
Denn dich, o Jeſu Chriſt,
Der du ſehr troͤſtlich biſt,
Den Seelen allermeiſt,
Die du durch deinen Geiſt
Verneueſt, und aus Gnad' und Gunſt
Entzuͤndeſt mit heiliger Brunſt?
Du biſt heilig und rein,
Wir aber ingemein
Seynd voller Eitelkeit
Und Ungerechtigkeit.
Unſer' Werk' gelten nicht
Vor deinem Angeſicht,
Es ſey denn, daß du ſie vorhin
Rechtfertigeſt nach deinem Sinn.
So bitten wir dich nu,
O guͤtiger Jeſu,
Wollteſt uns dir allein
Verfugen all' in Ein,
| Wa⸗
x *
72
Waſchen mit deinem Blut, mn ir
Unſer' Wer machen gut, * enn
Daß wir moͤgten vor deinem Thron
Finden ein'n unvergänglich Lohn. «al. Kren
O werther Gottes Sohn, su
Denk' was du haſt gethan,
Wie du all' unſer' Schuld und 1
Nicht mit Silber noch Gold, u
Sonder mit beſſrem Gut,
Mit deinem reinen Blut
Aus großer Lieb' bezahlet haſt,
Und ſey unſer Arzt, Heil und Troſt!
Thu mit uns deinen Fleiß,
Nach eines Arztes Weif’,.
Und hilf, daß wir geſund
Und ſtark in deinem Bund,
In Lieb' und Einigkeit
Zu unſrer Seligkeit
Deinem Namen gebenedeyt
Lob und Preis ſingen allezeit.
Nachfolge Chriſti.
Kommt her, kommt her, ihr Erwaͤhlten,
Ihr Elenden und Gequälten,
Die ihr dem Herren dienen wollt
Um viel beſſers denn Gold!
O kommt, weil er ſich laͤßt finden,
Sucht Ablaß der Sünden,
Ergebt euch ihm aus Herzengrund
In ſein'n gnadreichen Bund!
Sagt ab, ſagt ab dem Boͤſenwicht,
Der euch nur zu Suͤnden anſicht,
Geht aus und fliehet von ſei'm Heer;
Denn ſein Fall iſt ſehr ſchwer.
—
0
a.
Er verheißt ihm zwar, zu geben
Freud' und herrlich Leben,
Fuͤhret's aber durch Eitelkeit
Zur Hoͤllen Bitterkeit.
Macht euch her von der breiten Bahn,
Und hanget Chriſto treulich an; |
Denn er verheißet und giebet
Allen, ſo er liebet,
Aus feiner Fuͤll' Gnad' und Wahrheit,
Und nach treuer Arbeit
Fuͤhret er ſie zur Herrlichkeit,
Giebt ihn'n Fremd’ und Klarheit.
Er giebet nicht Silber noch Gold,
Sonder gar viel ein'n beſſern Sold;
Er begehrt auch nicht Schwerdt und Schild,
Wie es bey der Welt gilt,
Sonder ein' n herzlichen Glauben;
Und den muͤßt ihr haben,
Mit ſtarker Lieb' und Zuverſicht,
Wider den Boͤſenwicht. |
Denn ihr müßt auf allen Seiten
Mit geiſtlichen Waffen ſtreiten,
Den Irrthumen widerſtreben,
Dem Fleiſch nicht nachgeben,
Die Welt und ihr' Wolluſt meiden,
Derhalben viel leiden,
Alſo den Leib aller Suͤnden,
Die Welt, uͤberwinden. b
Der König läßt. Sold ausſchreyen,
Spricht zu Knechten und zu Freyen:
„Will ſich mir jemand ergeben,
Er ſoll ewig leben;
Und niemand iſt, der ſein achtet,
Nach ſeim Beſten trachtet.
Ach
74
Ach Gott, was ‚wirft du doch N
Wenn du kommſt zu rächen?
Weltlichen Herr'n iſt man bereit,
Lauft in Krieg, hat Muͤh' und Arbeit,
Bringet doch gar ſelten davon
Ein'n klein'n vergaͤnglich Lohn:
Warum lauft man denn nit auch zun
Dem Koͤnig Jeſu,
Daß man in ihm uͤberwinde,
Fried' und Ruh' erfinde?
O wohl dem, der zum Herren kümmt
Und ſein'n Dienſt von Herzen annimt,
Sein'n Eigen willen laͤßt fahren,
Daß er moͤgt' bewahren, f
Was ihm lieb iſt, zu Tag und Nacht
Von aller Kraft und Macht!
Denn die Freud' ewiger Klarheit
Iſt ihm laͤngeſt bereit.
Ey nu, Koͤnig vom hoͤchſten Thron,
Du wollteſt uns auch Beyſtand thun,
Daß wir zu allen Stunden,
In dein 'm Dienſt befunden,
Deiner Gnad' moͤgen genießen
Im Geiſt und Gewiſſen,
Zuletzt von hinnen verſcheiden *
Zur ewigen Freuden! 100
Sorge fuͤr das Heil der Seele 7
Weitlich Ehr' und zeitlich Gut,
Wolluſt und aller Uebermuth
Iſt eben wie ein Gras;
Aller Pracht und ſtolzer Ruhm
Verfaͤllt als ein' Wieſenblum'.
Es⸗s ſey denn das Herz zugleich
75
O Menſch, bedenk' eben das,
Und verſorge dich noch baß.
Dein End' bild' dir taͤglich fuͤr! |
Gedenk: Der Tod iſt für der Thür
Und will mit dir davon;
Er klopft an, und du mußt h'raus,
Da wird nu nit anders aus!
Haͤtteſt du nu recht gethan,
So fuͤndeſt du guten Lohn.
Wenn die Seel' zur Hoͤllen faͤhrt
Und ihr Leib, von Wuͤrmern verzehrt,
Wieder wird auferſtehn,
Alsdann fuͤr goͤttlicher Kraft
Geben ſollen Rechenſchaft:
O wie wird er da beſtehn,
Weil er jetzt will muͤſſig gehn?
Denn dort wird ein reines Herz
Viel mehr gelten denn alle Schaͤtz'
Und aller Menſchen Gut.
Wer ſich hie verfuͤgt mit Gott,
Der wird dort nicht leiden Noth;
Wer jetzt Gottes Willen thut,
Der wird dort ſeyn wohlgemuth.
Ein gut Gewiſſen allein
ft viel beſſer denn edle Stein’,
Und koͤſtlicher denn Gold;
Wer es in Chriſto erlangt
Und ihm ordentlich anhangt,
Dem vergiebt Gott ſeine Schuld,
Steht ihm bey und iſt ihm hold.
Kein Reichthum, auch keine G'walt,
Keine Zierheit noch ſchoͤn' Geſtalt
Hilft was zur Seligkeit,
In
Er.
In göttlichen Gaben reicht
Und geziert mit Geiſilichkeit e eee WIR
In Chriſti Theuhaſtigkeit. den erg i
Chriſtus redet offenbar en 5
Und ſpricht zu, aller, Menſchen Sl a .=
„Wer-mit mir herrſchen will, 5
Der nehm' auch ſein Kreuz auf fh, N d on
Unterwerf' fich willigich, W
Hale ich nach meinem Bepfpiel,
Thu' nicht, wie Fein Adam will- ur
„ en an
O Menſch, ſieh an Jeſum Ehrit, beet 05
So fern er dir zum Beyſpiel lee DR mn 210
Und untergieb dich gar, g 6050
Nim auf dich fein ſuͤßes Joch, st 1 Q
Und. folg’ ihm hie tyeulich nach; n r
So kommſt du zur Engelſchaar, win‘
Die des wartet immerdar. en
Glaub' dem Herrn aus nenen. 1 u
Und bekenn' ihn mit deinem Mund, gen HR
Und preis ihn wut der Tt haet
Thu' ihm fleißig deine Pflicht
Wie dich fein Wort unterricht:
So wird er mit ſeiner Guad' 1d |
Dir beyſtehn in alter Noth. Wed Yale 2
Regier dich nach feiner Lehr
Und gieb ihm allzeit Lob und mn 1
Mit Unterthaͤnigkeit; h
Sprich herzlich mit Innigkeit: N
O Gott in Dreyfaltigkeit, i ett 88
Dir ſey Dank und Herrlichkeie
Hie und dort in Ewigkeit! Ning vas
77
— — —
ge: am Grabe anale meter
Nu laßt uns den Leib begraben,
Bey dem wir kein'n Zweifel haben,
Er werd' am letzten Tag' aufſtehn
Und unverruͤcklich (al. unverweslich) herfuͤrgehn.
Erd' iſt er und von der Erden,
; Wird auch zu Erd' wieder werden,
Und von Erden wieder auſſtehn, a ne We.
Wenn Gottes Poſaun' wird angeht. f
Seine Seel lebt ewig in Gott,
Der ſie allhie aus ſeiner Gnad'
4 Von aller Sind und Miſſethat
Durch ſeinen Bund gefeget al. Sotn tige) 305 5 A
Sein' Arbeit, Truͤbſal und Elend | is
Iſt kommen zu ei'm guten End';
Er hat getragen Chriſti Joth,
Iſt geſtorben und lebet noch.
Die Seele lebt ohn' alle Klag',
Der Leib ſchlaͤft bis an letzten Tag,
An welchem ihn Gott verklaͤren
und der Freuden wird gewaͤhren.
Hie iſt er in Angſt geweſenz
Dort aber wird er geneſen,
In ewiger Freud' und Wonne
Leuchten, wie die ſchoͤne Sonne.
Nu laſſen wir ihn hie ſchlafen,
Und gehn allſamt unſer' Straßen,
Schicken uns auch mit allem Fleiß;
Denn der Tod kommt uns gleicherweil”,
—— — —
—
Er
Maria, Königin von ungarn.
Gemahlin des 1526 im Kriege gebliebenen Königs Ludewig, m
Schweſter Kaiſers Karl V. Geb. 1505. Geſt. 1358. Seit de
J. 1526 hielt fie ſich zur evaugel. Parthey, der ſie jedoch ſpaͤte
hin, nachdem ſie die Regierung der Niederlande ‚angetreten hat
wieder untreu ward. Einſt mußte fie, von Verfolgung bedre
die Stadt Ofen räumen; und in dieſer Lage konnte * wohl
dem nachſtehenden, ihr ziemlich allgemein beygelegten, Liede
anlaßt worden ſeyn. Daß ihr Name in den Anfangsbuchſtab
der Strophen enthalten iſt, beweiſet freylich nichts fuͤr dieſe M
nung; auch die in alten Geſangbuͤchern, z. B. den Kircheng
ſaͤngen der Böhm. Brüder von 1566, vorkommende Ueberſchrift
das Lied Maria R. v. U. u. B. giebt keinen ſtrengen Beweis
Vergl. Riederers Abhandl. von Einführung des teutſchen ©
ſanges S. 311. Es konnte daher immer, wie Andre vermut
ten, Luther dieſen Geſang für fie verfertigt und ihr zugeeigt
haben, ſo wie er im J. 1526 eine Erklaͤrung von 4 Troſtpſaln
an fie richtete. (Geiſtl. Lieder, Wittenb. 1533. No. 33. W
tember giſch Geſangbuͤchlein 1544. No. 59.)
Troſt in Verfolgung.
Mug ich Unglück nicht widerſtahu,
Muß Ungnad' han
Der Welt fuͤr mein recht Glauben:
So weiß ich doch, es iſt mein Kunſt
Gott's Huld und Gunſt;
Die muß man mir erlauben.
Gott iſt nicht weit! Ein' kleine Zeit
Er ſich verbirgt, bis er erwuͤrgt,
Die mich ſein's Worts berauben.
Richt, wie ich woll', „ gt Sach,
Weil ich bin ſchwach,
Und Gott mich Furcht laͤßt .
So weiß ich, daß Fein’ G walt bleib’ veſt;
Iſts Allerbeſt',
79
Das Zeitlich’ muß verſchwinden.
Das ewig' Gut macht rechten Muth;
Diabey ich bleib’, wag' Gut und Leib:
Gott helf mir uͤberwinden.
„All Ding ein Weil“, ein Sprichwort iſt.
Herr Jeſu Chriſt, |
Du wirft mir ſtehn zur Seiten,
Und ſehen auf das Unglück mein,
Als waͤr' es dein,
Wenn's wider mich wird ſtreiten.
Muß ich denn dran auf dieſer Bahn:
Welt, wie du willt! Gott iſt mein Schild,
Der wird mch wohl beleiten. 1
N. N.
er Verfaſſer des folgenden Liedes iſt unbekaunt. Manche haben
9. Speratus dafür gehalten; aber die aͤlteſten Geſangbuͤcher geben
eder ſeinen noch ſonſt einen Namen an. Auch ſchweigt C. Span⸗
enberg, der die Speratiſchen Lieder in ſ. Adelſpiegel, Th. II.
VII. C. 20 anführt, von dieſem Liede gänzlich. (Geiſtl. Lieder,
ittenb. 1533. No. 52. Geyſtliche Lieder ꝛc. Leipz. 1357. 8.
. 2. No. 44.)
Bitte um Beſtaͤndigkeit im Chriſtenthum.
Ich ruf zu dir, Herr Jeſu Chriſt!
Ich bitt', erhoͤr' mein Klagen,
Verleih' mir Gnad' zu dieſer Friſt,
Laß mich doch nicht verzagen!
Den rechten Weg, o Herr, ich mean‘; s
Den wollteſt du mir geben,
Dir zu leben,
Mei'm Naͤchſten nuͤtz' ſeyn,
Dein Wort zu halten eben.
Wenn Unglück geht her,
80
Ich bite” noch wehr. 0 Here Gott;
Du Fannft es mir wohl geben: *
Daß ich uicht wieder werd' zu Spott!
Die Hoffnung gieb daneben,
Voraus wenn ich muß hie davon,
Daß ich dir moͤg' vertrauen,
Und nicht bauen 2
Auf alles mein Thun;
Sonſt wuͤrd's mich ewig reuen.
Verleih', daß ich aus Herzengrund
Mein'n Feinden mög’ vergeben!
Verzeth mir auch zu dieſer Stund',
Schaf” mir ein „neues Leben?
Dein Wort mei Speiſ' laß allweg ſeyn,
Damit mein’ Seel' zu nähren,
Mich zu wehren,
Das mich bald moͤgt' verkehren.
Laß mich kein' Luſt noch Furcht don bir
In dieſer Welt abwenden; |
Beſtaͤndig feyn in s End', gieb mir;
Du haſt's allein in Händen!
Und wem du's giebſt, der hat's unſonſt;
Es mag niemand erwerben 7
Noch ererben
Durch Werke dein’ Gnad',
Die uns errett't vom Sterben. |
Ich lieg’ im Streit und uiderſtreb⸗;
Hilf, o Herr Chriſt, dem Schwachen?
An deiner Gnad' allein ich kleb
Du kannſt mich ſtaͤrker machen.
Kommt nu Anfechtung her, ſo wehr,
Daß fie mich nicht umſtoß e!
81
Du kannſt's maßen, . *
Daß mir's nicht bringt Gfihr! c ai
Ich weiß, du wirſt's nicht laſſen. |
D. Johann 3 w .
Seb. aus Koſtnitz. Geſtorben als Prediger daſelbſt ** Das
befte und am befannteften gewordehe unter ſeinen Liedern iſt ohne
Zweifel das folgende, das ſchon vor 1538 verfertigt ſeyn muß, da
es in einer Liederſammlung von d. J. vorkommt. (Niederer von
Einführung ꝛe. S. 300.) Seinen Namen finde ich zuerſt in einem
Straßburgiſchen G B. von 1568 bemerkt. (Das groß ere
geſangbuch. Straßb. 1560. Fol. S. 308.) 5115
Andenken an Chriſti Himmelfahrt, g x
Auf dieſen Tag bedenken wir,
Daß Chriſtus z' Himmel g' fahren,
Und danken Gott aus hoͤchſter B'gier,
Mit Bit, er woll bewahren
arme Suͤnder hie uff Erd',
Die wir von wegen mancher G' faͤrd' Dur
Ohn' Hoffnung hond (al. ban) kein'n Troſte. Hallel. Hallel.
Drum ſey Gott' Lob! Der Weg iſt gmacht,
id ſteht der Himmel offen.
chriſtus ſchleußt uff mit großem Wat
orhin war's all's verſchloſſen.
Wer's glaubt, des Herz iſt freudeboll,
er ſich doch ruͤſten ſoll,
Dem Herren nachzufolgen. Hallel. Hall. |
Wer nicht folgt und ſein'n Willen thun,
em iſt nit Ernſt zum Herren; |
un er wird auch vor Fleiſch und Bluk
in Himmelreich verſperren. a
Glauben liegt's; ſoll der ſeyn recht,
So wird auch g'wiß das Leben ſchlecht |
Zu Gott in Himmel gerichtet. Hallel. Hall.
15" 5
Solch
82
—— —
Solch Himmelfahrt acht in — er
Bis wir den Vater be > reind zn um nk
Und fliehen ſtets der Welte Bapı, "wm VE
Thun uns z inden.
Die ſehen Fu, s der Vater tab; da
Tren' und Lied’ geht ihnen nichts rn,
Bis daß ſie z ſamimen konunen. Hallel. *
Dann wird der Tag erſt fe *
Wann Gott uns zu ihm nehmen 5 cn 5
Und feinem Sohn wird machen gleich, 8 9 * Rig:
Als wir denn jetzt mans Det A
Da wird ſich finden Freud und Muth 15
Zu ewig Zeit beym höchiten. Gut; hoc WE
Gott ml, daß wis erleben . Hall, 17. A
© n un not nos
N. ıNumd Most 1 m
Viele halten B. Ringwaldt fuͤr den Verſaſſer des fe
des; es ſteht aber in dem unter ſeinem Namen here
Geſangbuche nicht als fein eignes, und findet ſich bereits in ein
viel aͤtern, zwiſchen 1528 und 38, 2 Bo 5
Geburt, gedruckten Liederſammlung.
S. 258.) Der Um daß das vier die
kleine Sammlung en ch Fre ute! 5
die, ſreylich hoͤchſt unfiche, Beim
ſes ihn zum Verfaſſer habe. Es ſteht e |
mehr, die mau in Tentzels curieuſen Bibl. er 1%
S. 45 leſen kann. Das aͤlteſte unter den groͤßern Befangbid
in denen es vorkommt, iſt ein e von W
als ein neues, vorhin noch in keinem Geſangbuche ge
angefuͤhrt wird. (Schsbers erſter Bente d. S. 270 -le
Lieder. Nuͤrnberg 1557. Th. 2. Fo. 3, dun n 4
Nachfolge Cih rei ſt fi.
Kommt her zu mir, ſagt Gottes Sohn,
Ale, die Wannen. Eh —ͤx
I
83
Mit Suͤnden fait beladen,
Ihr Jungen, Alten, Frau und Mann!
Ich will euch geben, was ich han,
Und heilen euren Schaden. |
Mein Joch iſt füß, mein’ Bird’ iſt ring;
Wer's nach mir traͤgt in dem Geding,
Daß er der Hoͤll' entweiche,
Ich will ihm treulich helfen tragen;
Mit meiner Huͤlf' wird er erjagen
Das ewig' Himmelreiche.
Wie ich hab' than und gelitten hie
Mein's Vaters Willen ſpat und fruͤh,
Alſo ſollt ihr's erfüllen. .
Was ihr gedenkt, ja red't und thut,
Das wird euch alles werden gut,
Wenn's g'ſchicht nach Gottes Willen.
Gern wollt' die Welt auch ſelig ſeyn,
Wenn nur nicht waͤr' die Schmach und Pein,
Die alle Chriſten leiden.
So muß es doch nicht anders ſeyn;
Darum ergebe ſich nur drein,
Der ewig' Pein will meiden.
All' Creatur'n bezeugen das;
Was lebt im Waſſer, Luft und Gras,
Durchs Leiden muß es enden.
Wer denn in Gottes Nam nicht will,
Der muß zuletzt in's Teufels Ziel
Mit ſchwerem Gewiſſen laͤnden.
Heut iſt der Menſch ſchoͤn, jung und lang,
Und morgen wird er toͤdtlich krank;
Bald ſoll er auch gar ſterben.
Gleichwie ein' Blumen auf dem ig
Alſo wird dieſe ſchoͤne Welt
. In einem Huy verderben. De
1 F 2 Dem
84
Dem Reichen hilft gar nicht ſeun Gut,
Dem Jungen nicht fein ſtolzer Muth
Er muß aus dieſem Mayen.
Wenn einer gaͤb' die ganze Welt
Das Silber, Gold und alles Geld?:
Noch muß er an den Reyenmn.
Was hilft den G'lehrten große 3 BR
Der weltlich' Pracht? Es iſt en 5
Sie muͤſſen alle ſterben; 2
Wer ſich in Chriſtum nicht ergeit 0. . ue, 2
Dieweil noch iſt der Gnaden Zeit.
Ewig muß er verderben. ie Br
Die Welt erzittert ob dem Ton
Wenn jetzund kommt ihr' große Noth, ñ
Denn will ſie erſt fromm werden.
Der ſchaffet dis, der ander das .
Sein ſelbſt er aber ganz vergaß, 1
Dieweil er lebt' auf Erden. m
Und wenn er nimmer leben N sin AR
So hebt er an ein' große Klan, „
Will ſich erſt Gott ergebeen.
Ich ſorg' fuͤrwahr, daß Gottes Gnad , ;
Die er allzeit verſpottet hat, md WR
Ob ihm werd' ſchwerlich ſchweben.
Darum hoͤrt, merkt, ihr lieben RT ur
Die jetzund Gott ergeben ſin dd:
Laßt euch die Muͤh' nicht reuen, ante VER
Halt't veſt am heil'gen Gottes; Wortt.
Das ſey eu'r Troſt und hoͤchſter Hort:
Gott wird euch ſchon betreuen. can erfreuen)
Nicht Uebel ihr um Uebel gebt.
Schaut, daß ihr hie unſchuldig lebth
Laßt euch die Welt nur affn.
Gebt Gott die Rach' und alle Ehr,
u
85
Dien engen Steig geht immer her; > van 2!
Vote wird die Welt fein ſtrafen. mog:
5 + Wenn es euch gieng' nach Sleifches: Muth
RR: Mit Gunſt und Geſund, mit großem Gut, er
75 Wuͤrd't ihr gar bald erkalten; eee
Darum ſchickt Gott die Truͤbſal her, be len
Damit eu'r Fleiſch gezuͤchtigt werd',
Zur ewigen Freud' erhalten. f
Iſt euch das Kreuz ſo bitter und ſchwer ? =
Gedenkt, wie's hölfifch Feuer wär, |
Darein die Welt muß rinnen; |
Mit Leib und Seel’ wird Leiden ſeyn,
Ohn' Unterlaß die ewig' Pein,
Und kann doch nicht verbrinnen.
Ihr aber werd't nach dieſer Zeit
Mit Chriſto haben ewig Freud’;
Dahin ſollt ihr gedenken!
Kein' Zunge das ausſprechen kann,
Die Glori und den ewigen Lohn,
Die euch der Herr wird ſchenken.
Und was der ewig' g'waltig' Gott
In ſeinem Geiſt verſprochen hat,
Geſchwor'n bey feinem Namen,
Das haͤlt und giebt er g'wiß und wahr;
Der helf' uns an der Heiligen Schaar
Durch Jeſum Eoriftum, Amen!
Han 8 Wi itz ſt at. |
Geb. aus Wertheim in Franken. Er fol um das J. 1528 unter
den Wiedertäufern zu Zwickau gelebt haben. Das folgende Lied
ſteht unter feinem Namen und mit der Ueberſchriſt: Der geiſt⸗
liche Buchsbgum (d. i. Parodie eines unter dieſer Benennung
damals bekannten u weltlichen Liedes) in der bey dem vorhergehenden
Befange angeführten kleinen Sammlung. Unter den groͤßern iſt
. das
86 |
N u
das Leipziger Geſangbuch von 1542 vielleicht das erſte, worin es
vorkommt. (Riederers Nachrichten ꝛc. B. J. 1 Man hat
es aber ſchon ſeit dem Anfange des ızten 2 1
fangbüchern entfernt; theils, weil der Verfa er u
ſten gehörte, theils weil in dem Liede ſelbſt 19 57
ift oder doch enthalten zu ſeyn ſcheint, als ob Ne Verderber
menſchlichen Natur ſich nur auf den Leib und te auch auf di
Seele erſtrecke. (Geyſtl. Lieder sc. Nürnb. 1557. Th. 2. e. 310
Streit des Fleiſches wider den Geiſt.
Nu höret zu, ihr Chriſtenleut ,.
Wie Leib und Seel’ gen'ander ſtreitt!ſh1!
Allhie auf Erd' in dieſer Zeit Fur
Han fie ein ſtetigs Kriegen; ;
Keins mag vom andern fliegen. a \
Der Leib der ſpricht: Ich an gn. .
Ich hab noch viel? der guten Stund; 402 |
Eh’ mir das traurig’ Alter kummt, 1 |
Will ich in Freuden leben, 1 nal | 1
Nach leiblichen Luͤſten ſtreben. 92
Die Seele ſpricht: Ich rath' dirs dt; st
ach förcheft uicht Gottes ſtrengs Gericht?
Du haſt dich in der Tauf verpflicht t,
Nach Gottes Willen zu leben
Sei'm Wort nicht widerſtreben.
Der Leib ſpricht: Ich bin ſtolz und ein; |
Mit guten Geſellen beym Fühlen Wein
Da will ich friſch und froͤlich ſeyn
Mit Singen, S ingen, Tanzen,
Wills wagen au 57 Schanzen.
Die Seel ſpricht: Denk an reichen Wan,
n Der ſich nahm zeitlich Wolluſt an; |
Der mußt mit Leib und Seel darvon, 4
Ward in die Hölle begraben.
Als Chriſtus ſelbs thut ſagen.
87
Der Leib Spricht: Was acht weder 1 a
Ich hab für mir noch manchen * *
Darinn ich mich wol beſſern mag 25 ;
Und mich von Suͤnden kehren
Wenn ſich mein Traur 'n thut mehren.
Die Seel’ ſpricht: Du haſt (dein) * Getonlt;
Du ſeyeſt gleich jung oder alt.
Gott hat dich in ei'm Augenblick gefält, I
Den Abend und den Morgen; am 3
Die Stund' iſt dir verborgen.
Der Leib ſpricht: Es ſey fruͤh oder a
Ich ſeh' für mir die weltlich Rott:
Ein jeder tracht't nach zeitlichem Rath;
Darnach will ich auch ſtreben,
58 Dieweib ach hab' das Leben.
Die Seel' die ſpricht: Es kommt die Zeit,
5 ö Daß Leib und Seel von ander ſcheid't:
Was hilft dich denn dein großer Geiz?
Du mußt zu Aſchen werden,
1 Denn du biſt gmacht aus Erden. | *
Der Leib der ſpricht: Du machſt mir bang
u Eeſt mich nach ewiger Geeud’ verlangt;
Chpriſtus helf mir zum Aue fang.
Daß ich mich zum Vater kehre; MID wg.
Mein Trauren will ſich mehren.
Die Seel die ſpricht: Ich treib kein n Scherz,
Gott fordert ein zerknirſchtes Herz.
Der Leib muß abſterben durch Schmerz;
Denn er iſt zeitlich geboren,
Den Wuͤrmen auserkoren. 1 |
Der Leib der ſpricht: O Gott, mein Herr,
Hilf, daß ich mich durch Chriſtum bekehr'!
O heiliger Geiſt, mein'n Glauben mehr’, f
N Hilf
2
©.
1 im
=
2
88
Hilf mir's Zeitlich“ erleiden, a? *
Mich tröft in ewigen Freuden! W e 55
Die Seel' die ſpricht: Nu 3 8 Du
Wiewol ich bin ein unnuͤtz Knecht. nt
O Gott, du biſt allein gerechz ttt
Loͤs mich von's Teufels Banden,
Drum du ans Kreuz biſt g'haugen!
Alſo hat dieſes Lied ein End.
Gott wöll, daß ein jeder ſein Herz erkennt, |
Und ſich von Sünden zu Chriſto wend't:
So wird er zu uns kehren, 5
Die ewig' apa beſcheren.
e) 5 S
1
Johann Lobt.
Wahrſcheinlich eben der, von dem eine zu Baſel im J. 1532
haltene Predigt im Drucke vorhanden iſt, und Eine Perſon
dem Job. Rhodantbracius, der als ein Lehrer der deutſchen Sprach
zu Baſel und geſchickter Dichter vorkommt. (Riederers Abhandl. ꝛc.
S. 312.) Er ſoll 1558 geſtorben ſeyn. Unter mehrern von i
verfertigten Kirchengefängen iſt der folgende, der ſchon in ei r
Leipziger G B. von 1542 ſteht (Riederers Nachrichten ꝛc. 2. „
S. 467), aber, fo viel ich gefunden, erſt 1568 in einem Straß
burger G B. een fe |
[Geyſtl. Lieder, Nuͤrnb. 1357. Th. 2. No. 46. 1 u
weber Strophen u
Morgenandadt |
Ich dank dir, lieber Herre, |
Daß du mich Haft bewahrt
In dieſer Nacht⸗Gefaͤhrde, *
Darin ich lag ſo hart (Dit nde
Mit Finſterniß umfangen, 9
Darzu in großer Noth, Ind
Daraus ich bin entgangen; 1 dir AT e
Halſſt du mir, Herre Gott.
89
Mit Dauk will ich dich loben
O du mein Gott und Herr
Im Himmel hoch dort oben!
Den Tag mich auch gewahr,
Warum ich dich thu' bitten
Und auch dein Will' mag ſeyn;
Leit' mich in deinen Sitten,
Und brich den Willen mein.
Den Glauben mir verleihe
An dein 'n Sohn Jeſum Chriſt;
Mein Sind mir auch aue
Allhie zu dieſer Friſt!
Du wirſt mirs nicht verſagen,
Wie du verheißen haſt, 5
Daß er mein' Suͤnd' thut tragen,
Und loͤs mich von dem Laſt. |
Die Hoffnung mir auch giebe,
Die nicht verderben laͤßt,
Darzu ein' chriftlich”, Liebe
Zu dem, der mich verletzt,
Daß ich ihm Gut's erzeige,
Such' nicht darin das Mein’,
und lieb' ihn als mich eigen
Nach all dem Willen dein.
Dein Wort laß mich bekennen
Fuͤr dieſer argen Welt,
Auch mich dein 'n Diener nennen,
Nicht fuͤrchten G’walt noch Geld,
Das mich bald moͤgt' abkehrenn
Von deiner Wahrheit klar;
Wollſt mich auch nicht ausſcheren
Von der chriſtlichen Schaar.
Laß mich den Tag vollenden
3 Zu Lob dem Namen dein,
90
— —
Daß ich nicht von dir wende
Aus End' beſtaͤndig ſehnChl n ud a
Behuͤt' mir Leib und Leben
Darzu die Fruͤcht' im Land’; mn Gm ann m
Was du mir haft gegeben...
Steht all's in deiner Hand
Dein iſt allein die hre
Dein iſt allein der Rahm Dnd a
Die Rach' dir niemand wehre, m
Dein Segen zu uns komn zj 0 n
2
Daß wir im Fried aul, sun ee een
Mit Gnaden zu uns eil,
Gieb uns des Glaubens wor en Am 1
Fuͤr's Teufels lle Pfeil !“ so es
Na, uns i Dee w Die
Johann Schneeſing (Obiomuſts).
Evangeliſcher Prediger zu Friemar im Herz. Gotha, wo er, vae
der beſtimmten Verſicherung eines feiner Schüler, M. wag
das folgende Lied ſchon im J. 1322 verfertigt und in die d e
Kirchenordnung eigenhändig eingeſchrieben haben ſoll. er |
Olearii Liederſchatz. Th. III. S. 36.) Gedruckt erſcheint es abet
erſt in einer 1542 oder nicht lauge nachher, wahrſcheinlich zu Leip⸗
zig, herausgegebenen Liederfammlung, (Riederers Abhandlung de.
S. 158. Deſſ. Nachrichten ꝛe. B. I. S. 468); und das äaͤlteſte
unter den groͤßern Gefangbüchern, worin es vorkommt, iſt e
Magdeburgiſches von 1546. (Schoͤbers zter Beptrag ze. S. 133.)
Das Straßburger von 1560, in welchem es. ohne die ate Strophe
und mit bedeutenden Abweichungen ſteht, und überhaupt faft all
obertaͤndiſchen G BB. geben den Straß durgiſchen Prediger Ronrat
Zumbert oder Subert als Verfaſſer an. det
Nuͤrnb. 1557. Th. 2. No. 48.) 20
Ergebung an e
Allein zu dir, Herr Jeſu Chriſt, eum 8
Mein Hoffnung ſieht auf Erden!
*
7
91
Ich weiß, daß du mein Aböſter biſt;
Kein Troſt mag mir ſonſt werden. 1
Von Anbeginn iſt nichts erkoren,
5 Auf Erden war kein Menſch gebor n, nb net.
Der mir aus Noͤthen helfen Pan? dans
Ich ruf dich an, bil
8 Zu dem ich mein Vertrauen han. = -
Mein Suͤnd' find ſchwer und bang, 1
Und reuen mich von Herzen. 5
Derſelbigen mach mich quit und los 1
1 deinen Tod und Schmerzen, 2
ud zeig” mich deinem Vater an,
Daß dur haft gung für mich gethan; 2
So werd' ich quit der Suͤnden Laſt au. loc). 2
Herr, halt mir veſt,
Was du dich mir verſprochen haſt!
Gieb mir nach deiner Barmherzigkeit
Den wahren Chriſtenglauben,
Auf daß ich deine Suͤßigkeit
Moͤgt' inniglichen ſchauen,
Fuͤr allen Dingen lieben dich
Und meinen Naͤchſten gleich als mich!
Am letzten End' dein’ Huͤlf' mir ſend',
Damit al. Tou mir) behend'
Des Teufels Liſt ſich von mir wend'!
Ehr' ſey Gott in dem hoͤchſten Thron,
Dem Vater aller Guͤte,
Und Jeſu Chriſt, ſei'm liebſten Sohn,
Der uns alzzeit behuͤte,
Und Gott dem heiligen Geiſte,
Der uns fein Huͤlf allzeit leiſte,
Damit wir ihm gefällig ſen
Hie in dieſer cal. der) Zeit
Und folgend zu der Ewigkeit!
Jo
Johann Xyloteetus.
„Drey geiſtliche Jacobslieder, weiſen dem Bilgram den rechten
Weg und Straßen zum ewigen Leben“ se. Nürnberg 1541.
(Riederers Nachr. B. III. S. 103.), wovon eins das folgende iſt
wahrſcheinlich Parodie eines katholiſchen Wallſahrts⸗ neee 0
Name N vielleicht Zimmermann). auerf im r
ſchen G B. 1601. een „Lieder, "hund, 1557. 55 5 Na
mit Wegl. von 4. S |
Der Weg z u m. Hen en . ln
Wer hie das Elend bauen will.
Der heb' ſich auf und zieh dahin
Und gehe des Herren Straße! Ron % zun
Glaub' und Geduld doͤrft' er gar wohl!,
Sollt' ter die Welt verlaſſen. —
Den Weg, deu man jetzt wandern gu,
Der iſt elend und truͤbſalvoll;
Das nehmt euch wohl zu Herzen!
Luſt und Freud' ſchwimmet gar dahin,
Bleibt nur Jammer und Schmerzen.
Das Fleiſch erſchrickt und ſieht ſich um,
}
N
Ob ihm dorther ein Feind ſchier kumm, 5
Der es möge) angelangen. 50 all
Es rauſcht ein Blatt vom Baum e
Es meynt, es ſey gefangen. 8 7 «
Da hebt fich denn ein Kämpfen an,
Wer font will ziehn auf die ſer .
Der Feind’ find alſo viele. ‚sin Ind. Mr
Fleiſch und Blut vermag es nicht
Es muß ſich laſſen ſtillen. 1
Wo nicht der Hauptmann waͤr' —
Und wuͤßt' zu helfen gut Beſcheid:
So waͤr' es ſchon verloren. 2
Er ruft und ſchreyt: Kommt benen mr, 14
Biſt du aus Gott geboren.
——
1 —
95
Ich bin der Weg und auch die Shirt !
Es kommt kein Menſch herauf zu mir,
Der Vater muß ihn ziehen;
So große Gewalt auf Erd' nicht iſt,
Es muß mein'n Zoren fliehen.
Mein Vater hat das Sein' gethan,
Sein heiliges Wort euch hoͤren lan;
Damit zeucht er die Seinen.
Er hat den Himmel aufgethan;
Bald er ſein Wort ließ ſcheinen.
Darum ſey keck auf meiner Bahn, a
Die ich dir lang' gebauet han
Und hab dir fuͤrgeboten.
Glaͤubſt du an mich von ** „r
Es ſoll dir wohl gerathen.
Die weltlich Furcht laß fahren zu,
Nicht ſtell nach Gut noch eitel G'winn;
Du mußt doch all's verlaſſen.
Leib und Leden ganz geben hin,
Das heißt ſich ſelber haſſen!
Hab' acht auf dich, ſchau eben auf,
Daß dich nichts irr' in dieſem Lauf;
Laß dir das Ziel nicht ruͤcken!
Eugeliſch Kleid Kur der Feind.
Verſucht in allen tüchen, 2 |
Wenn du ſchier kommſt zum lebten Biel,
Da hebt ſich an ein ernſtlich Spiel,
Eiug umd ſchlüpferig iſt der Weg, l
Mit Fer und Waſſer umfangen.
t Da geht denn Augſt und Zittern an;
Das Fleiſch muß in der Prob’ beſtahn;
Kein Trost iſt da in nden.
Bun
94
Gottes Hand iſt aber fo ſtar kk,
Kann alles ſehr wohl linden. 59
Hie iſt der Geiſt allda bereit;
Niemand, der ihn von Gott abſcheid 't,
Kein Schwerdt noch Laſt auf Erden.
Traͤgſt du das Kreuz bis an das End',
Das Kleinod muß dir werdn.
Daher da fleußt die ewig Ruh,
In dem iſt weder Spat noch Iruh. 3
Das ift das ewig' Lebenn y K
Was du uns, Herr, verſprochen bal.
Das wirſt du uns ja geben. 95 0
Ewiger Gott, wir Dee 3 de Au
Der du uns haſt ſo gnaͤdiglich e
Gezeigt dein'n heiligen Namen; Fon u ne M 8
Nim uns, o Herr, in deinen Friedd
Durch Jeſum alten, Amen.
Die Wahrheit it 5 Himmel, geflogen,
Die Trew iſt über Meer gezogen,
Die Gerechtigkeſt iſt vertrieben . *
Die Untreu' iſt in der Welt en,
D. Johann Ortmann Cotinde)
Geh. 1487 zu Neuſtadt in Bayern. Geſt. 1541 als prediger |
‚Königsberg in Preußen, wo er in Verbindung mit P. Spera
die Reformation eifrig befoͤrderte. Das folgende Lied kommt aue
unter des Letzteren Namen vor; daß aber Gr: Verfaſſer deſſel
ſey, erhellet aus den von J. C. Olegrius (Liederſchatz Th. III
S. 124 ff.) angeführten, Zeugniſſen des Dav. Chytraus
Martin Chemnitz welcher letztre ganz beſtimmt dance daß
auf Verlangen des Herz. Albrecht * 4. „ der 45 ten Pa
vorzüglich liebte, dieſen Geſang als 18 5 a
uit habe. Er findet ſich unter den — BB, m \ 5
. K
95
weiß, zuerſt in dem zu Leipzig bey V. Pabſt 1547 gedruckten,
vielleicht ſchon in der Ausg. von 1545. (Olearii Liederfreude in
d. Vorr.) Die ste Strophe aber, die ſpaͤter von einem Andern
hinzugefuͤgt iſt, habe ich, erſt in dem Nuͤrnb. GB. von 160m unter
den fogenannten Gloria's oder Schlußverſen der Pfalmlieder ange⸗
troffen. Vergl. P. Buſch Betrachtung des Te Deum laud, nebſt
der Hiſtorie des Liedes: Nun lob ze. Hannover 1733. g., wo
auch die, beſenders in den beyden letzten Strophen ſehr häufig
vorkommenden Varianten angefuͤhrt find, Das dunkle Wort
Rechte im zten Verſe, woraus manche Rechen und Rechnen ges
macht haben, wird wohl am beſten durch Daum's Bemerkung
(in der Vorr. zum Leipz. Geſangb. 1693) erlautert, daß nemlich
Raͤchte ein nierfäßtgägg, Voriger ſey, und ſo viel als
Senſe bedeute. [Beyitl. Lieder, Leid. 1557. eh. 2, No, 1.
2 o b. Got rt
(Der rozte Pfalm.) n I aD
Nun lob', mein’ Seel, den Herren, ang
Was in mir iſt, den Namen ſein n
Sein: Wohlthat thut er mehren
Vergiß es nicht, o Herze mein! 20 viylar
Hat dir dein Suͤnd' vergeben
Und heilt dein Schwachheit gro,
Errette: dein armes Leben,, an sr
Nimt dich in feinen Schoß
Mit reichem Troſt beſchuͤlte t..
Verjuͤngt dem Adler gleichs;ꝗ ũñ 5m
Der König ſchafft Recht, behuͤtete
Diͤe Leidenden im (al, leiden ann Reich.
1 Er hat uns wiſſen laſſen ne
Sein heilig Recht und fein Gerichet.
Darzu ſein' Guͤt' ohn' Maaßen;
Es mangelt an Erbarmung nicht.
n Sein n Zorn laͤßt er wohl fahren
Straft nicht nach unſer Schulz
Die Gnad' thut er nicht ſpare n
n. Den
96
—
Den Bloͤden iſt er hold. u ie ni em ii
Sein’ Guͤt' iſt hoch erhaben
Ob denen, die fürchten ihn .
Ufo (al. So ferw) der Oſt von Abend, To
Iſt unſer' Sind’ dahin. 1 * vn. 60s 1
Wie ſich ein Mann erbarmet a
Ueber feine junge Kindlein klein: |
Be time... Dean uhr lee ne ment
So wir ihn Fat nate vn. u
Er kennt das arım! Gemächte
Und weiß, wir ſind nur Staub, 2
Gleich wie das Gras von Rechte,
Ein' Blum und fallends Laub;
Der Wind nur drüber wehet,
So iſt es nimmer da: 1
ifo der Menſch vergehee f,
Sein End' das iſt ihm nag.
Die Gottes⸗Guad' alleine
Bleibt ſtet und veſt in Ewigkeit -
Bep feiner lieben Gemeine
Die ſteht in feiner Furcht bereit,,
Die den (al. feinem Bund behaltnrn n
Herrſchet im Himmelreich. ir 1
Ihr ſtarken Engel, waltends cal. wie, u. walteſ
Sein's Lob's, und dient zugleich
Dein großen Herrn zu Ehren,
Und treibt ſein heiliges Wort;
Meir Seel ſoll auch vermehren
Sein Lob an allem Ort.
2
BASS
De]
—
—
22
— 9
un.’
Adam Neuß per en
Geb. 1471. Geſt. 1563 zu Frankfurt am Mayn, wo er ſich
als Privatmann und Schriftſteller aufgehalten hatte. Unter me
rern von ihm verfertigten Pſalmliedern iſt das folgende am
97
kannteſten geworden. Es ſteht beſtimmt ſchon in dem zu Leipzig
1547 von V. Pabſt gedruckten Geſangbuche (Olesrüt Lieder freude,
in d. Vorr.); und im Siraßburgiſchen von 1560 iſt fein Name
dabey bemerkt. (Geyſtl. Lieder, Nuͤrnb. 1557. Th. 2. No. 5.4
Tr o ſt in Verfolgung:
(Der zrſte Pfalm.)
In dich hab' ich gehoffet, Herr!
Hilf, daß ich nicht zu Schanden werd',
Noch ewiglich zu Spotte.
Das bitt' ich dich, erhalte mich
In deiner Treu', Herr Gotte!
1 Dein gnaͤdig Ohr neig', Herr, zu mir,
Erhoͤr mein Bitt', thu dich herfuͤr,
Eil' bald mich zu erretten.
In Augſt und Weh ich lieg' und ſteh';
d; Hilf mir in meinen Noͤthen! N.
Mein Gott und Schirmer, ſteh mir bey,
Sey mir ein' Burg, darin ich frey
And ritterlich mög’ ſtreiten * 85
Wider mein' Feind, der'r gar viel ſeynd
Au mir auf beyden Seiten.
Du biſt mein' Staͤrk', mein Fels, „ mein Hort,
Mein Schild, mein' Kraft, ſagt mir dein Wort,
Mein Huͤlf', mein Heil, mein Leben,
Mein ſtarker Gott in aller Noth;
Wer mag mir al. dir) widerſtreben?
f Mir hat die Welt truͤglich gericht't
Mit Luͤgen und mit falſchem Gedicht,
Viel Netz und heimlich' Stricke;
Herr, nim mein wahr in dieſer G'fahr,
Behuͤt' mich für falſchen Tücken,
Herr, meinen Geiſt befehl ich dir!
Mein Gott, mein Gott, weich nicht von mir,
G . Nim
„
.
98
— — .
Num mich in deine Haͤn dee mtr
O wahrer (l, tener) Gott, — Bene nor
Heul mir am lezten Ende?
2 Glori, Lob, Ehr' und Herrlichkelt ER
Sey Gott Vater und Sohn bereit,
Dem heiligen Geiſt wit Namen! a
Die goͤttlich Kraft mach' uns ſieghaft
Durch Jeſum De Amen: n %
l ee e
die Mi m Und
M. Hermann Bonn.
Geb. um 1504 zu Quackenbrugge in Weſtphalen. Geſt. 1548 als
Superintendent zu Lubeck. Das folgende ied, zu deſſen Werfen
tigung ein aͤlteres, unter dem Namen des Judasliedes bekanntes
(Authol. B. I. S. 415) die naͤchſte Veranlassung ge ae |
mag, ſteht unter den von ihm corrigirten geiſlich Geſüngen
Parchim 1547. 12. (Wetzels Liederhiſt. Th. r. S. 125),
ohne allen Zweifel ſchon in der Originalausgabe, Lübeck 154
(Starkens Luͤb. Kirchenhiſt. B. I. S. 70.) Da es n i
niederſaͤchſiſch iſt: ſo glaube ich es auch, nebſt ein Paar andern
derſelben Gattung, in eben dieſem Dialekt hier mittheilen zu
muͤſſen. Die ueberſetzung: Ach wir armen Sünder ꝛe. fiebt |
D. Simon Pauli Außlegung, d. i. Erklerung der Deutſchen Gei
lichen Lieder ꝛe. Magdeb. 1588. 4. und in vielen nachher erſchie
nenen Geſangbüchern. [Enchiridio, Geiſtliker Leder te Hambor
1558. 12. Bl. 99. b. vergl. m. d. Abdruck bey wegel am a. Du
Chriſt i Ver ſöhnun 9 8. Ta
Ach wy armen Suͤnders! Unſe Miſſedadt,
Dar wy in entfangen Und gebaren ſynt.
Hefft gebracht uns alle In ſuͤlcke grothe — 1
Dath wy underworpen ſynt Dem ewigen Dodt.
Kyrieleiſon, Chriſteleiſon, Kyrieleiſn.
Uth dem Dodt wy konnden Dorch unſe egen W 0 0
Nämmer werden gereddet; De Suͤnde was tho ſtark,
-
14
ö
J
*
4
99
Dat wy woͤrden erlöfet. So kondr' nicht anders ſyn,
Denn Gades Soͤn moͤſte pden Des u bitter ra
Kyrieleiſon x. „% Er:
So nicht weer' gekamen Chriſtus in de rt
Und an fick genamen Unſe arme Geftalt,
Und vor unſe Suͤnde Geſtorven willichlick:
So hedde wy moͤthen weſen (d. i. gyn Vordoͤmet ewichlick.
Kyrieleiſon ꝛc.
Suͤlcke grothe Gnade Und vederlicke Gunſt
Hefft uns Gott ertoͤget @.i. erseigen Lutter ummeſunſt
In Chriſto ſynem Soͤne, De fick gegeven hefft
In den Dodt des Kruͤzes Tho unſer
Kyrieleiſon ꝛc.
Des ſchoͤle wy uns troͤſten Yegen Sind und Dit,
Und ock nicht vorzagen Vor der Hellen Glodt;
ent (d. i. Denn) wp ſynt gereddet Uth aller Faͤrlicheit
orch Chriſtum unſen Deren, Benedyet in Ewicheit.
rieleiſon ꝛc.
Daruͤmme wille wy laven Und danken alle Tydt
Dem Vader und dem Soͤne Und ock dem hüligen Geiſt,
Und bidden, dat ſe willen Behoͤden uns vor Quadt (d. 1 ueseh
f d dat wy ſtedes bliven By ſynem En 9
yrieleiſon ꝛc.
N N. N.
Anonymifch in dem 2ten Theile des zu Leipzig 1547 bey Val.
abſt gedruckten Geſangbuchs. [Geyſtliche Lieder, Leipz. 1557.
enter Theil. No. 32.]
Chriſtenſinn beym Genuß der Speiſe.
Dich bitten wir, deine Kinder,
O Vater, Herre Gott:
Mach' unſer Sorgen minder,
Gieb uns das täglich” Brodt, |
4% | G 2 Er:
-
*
Das du uns haft gegeben
Auonymiſch im ꝛten n des 1547 ju bab bey v. baut 0
druckten Geſangbuchs. [Geyſtl. Lieder, Lpz. 1557. Dh. * Ne. 5
mit Wegl. dreyer Strophen.) en. | il
Dir for nicht miffelingen; 25 * rn „
Denn Gott hilft dir inmerda r..
Ob du gleich hie mußt tragen 1
Viel Widerwaͤrtigkeit: . ver 4 |
Noch ſollt du nicht verzagen, EN N
Denn er hilft dir aus allem Leid. *.
Kann und mag auch verlaſſenn
100
Erhalt uns uunſen Leben, n t d
Bis wir jen's erben dort! r ben
Geſegen' mit dem Munde. 2 |
Was du uns haft befchert, «U 9.000 In un de
Daß es uns ſey gefunde; 3 un nm wer“
Die Kraft werd' uns gemehrt tt.
In deinem Dienſt zu bleiben, eg
Die Werk' der Lieb’ zu treibens
Allzeit geg'n jedermann. nd e et A
Wollſt deine Lieb beweiſen m eee
Und Allen ſchaffen Nato.
All' Hungerige ſpeiſen, „M WII
Mit Gütern machen fatt, h ü
Daß wir dich alle loben, 11 | 8
Dein’ Guͤt' herab von oben
Erkennen ſtets mit Dank. tz ui 8
5 f N. N. N au * 4
Troſt der ſtreitenden Kirche.
Lob Gott getroſt mit Singen,
Frolock', du chriſtliche Schaar 1
Ein' Mutter ihr eigen Kind.
101
Und alſo gar verſtoßen, hi a nnn
Daß es bey ihr fein Gnad' ſind 7. un
Und ob ſich's moͤgt' begeben
Daß ſie ſo gar abfiel': nf Taten
Gott ſchwoͤrt bey ſeinem Leben
Daß er dich nicht verlaſſen will.
Fuͤr dich will er ſelbs ſtreiten
Und deine Feind gr eifen an,
5 Wie er denn auch vor Zeiten
Seinen Verfolgern hat than.
„Er laßt nicht ungerochen
Ihr grauſam' Tyrauney; 2
Zu Schanden wird er machen
n e ihre Tuͤck' und Truͤgerey.
Darum laß dirh nicht schrecken, 5
0 O du chriſtglaubige Schaar! 7
Gott wird dir Half’ erwecken
Und deiner ſelbs nehmen wahr;
Er beginnt jetzt zu kaͤmpfen
Wider den Antichriſt,
Sein falſche Lehr' verdaͤmpfen,
Alle ſein' Auſchlaͤg' und arge Liſt.
Es thut ihn nicht gereuen,
Was er vorlaͤugſt hat gedeut't,
Sein' Kirchen zu verneen n
In dieſer faͤhrlichen Zeit. „ 6 40
Er wird herzlich auſchauen | |
Dein'n Jammer und Elend ae
Dich herrlich auferbauen
Durch ſein rein Wort und he ee 2
Gott foll’n wir billig loben,
Der ſich uns aus großer Gnad'
Durch ſeine milde Gaben
*
\ —
—
—
102
Zu erkennen geben hae.
Er wird uns auch erhalten
In Lieb' und Einigkeit...
Und unſer freundlich walten
Hie und auch dort in N men ee
A hin NS 9 UNE
N. an m Na 010 N
Anonymiſch in einem einzelnen Drucke * 1536 18. ten 22 6
OGlearius beſaß. (Fortgeſ. Sammlung von. A. u. N. 1721. S. 99
Daß Er. Alber Verf. des Liedes fen, iſt eine unerwieſene 2
thung. Es hat in den Gedanken und im Tone viel Aehnlich
mit ſeinem: Gott hat das Evangelium, iſt aber noch kraftige
und darf als Ausdruck einer im hoͤchſten Grade ernſten oder
mehr finftern Weltanſicht und zugleich als Beytrag zur Sitt
geſchichte jener Zeit wohl auf eine Stelle in der Authologie
ſpruch machen. (Rirchengefang der Boͤhmiſchen Brüder, 13e
4. Th. 2. Bl. 73.) 1 12)
Klage über das RR det geit
Ach Gott, th dich erbarmen
Durch Chriſtum, deinen Sohn.
Ueb'r Reich' und uber Arme: nnn
Hilf, daß fie Buße thun. Kr
Und ſich ein jeder erkennen thut. uf
Ich fürchte’, Gott hab' gebund'n ein wah,
Er will uns damit ſtrafe n, .
Den Hirten mit den Eee
Es wird ihm kein'r entlaufen.
Gott hat uns lang' gerufen un |
Durch feine treue Knecht“: enn
Unſr' Ohren find aber nicht ofen;
Darum geſchicht uns recht
Sein' Straf' han wir itzt in dem Landz
Ich fuͤrcht,, ihr'r find mehr fuͤr der Hand.
103
Gott woll fie von uns wenden lunın >
Und feine Gnad' uns ſendn n?
Es ſteht in feinen Haͤnden.
Es g'ſchehn groß eee en e
(Noch ſchlan wirs all's in iR) 3 5 5
Die uns ſollten erweichen.
So gar find wir verblind ttt.
Daß wir erkennen die Wahtheil nicht, un
Wie uns itzt Gottes Wort bericht,
Daß wir uns daran kehrten
Und ſeiner Gnad' eg sum N) nam 7
Nicht ſo dawider ſperrten. bun zan
Aerger iſts nie geweſen ma S rd
Von Anbeginn der Welt.
Ein jeder mags wohl lee,,
Was Chriſtus hat gemeldtt: 2
Kein’ Lieb’ noch Glaub' auf Erden iſt ,;
Ein jeder braucht fein’ Tuͤck und Liſt ::
Der Reich' den Armen zwinge,
Und ihm ſein'n Schweiß abdringe ,
Daß nur fein Groſchen klinge.
Wer kanns alles ermeſſe nn
Was treibt die Welt mit Macht,
Mit ihrem Saufen und Freſſen
Hochmuth und großem Pracht ?:]!
Gott wirds die Länge leiden nicht.
Schau, daß dich nicht erhaſch' ſein G richt: t
So biſt ewig verloren
Dem Teufel auserkoren; . net n mul z git!
Waͤr' beſſer, nie geboren et Bin. eee ie
Gott eilt gewiß zum Ende) u Ba) m 1°)
Das zeugt all' Creatut. (%
Er wird kommen be hende
Des han wir ſchoͤn Figuanrt .
124
je. re g —
Das glaͤubet der Gottloſe nicht.
Der wol in ſeinem Herzen — „ ant
Es kann noch lang' Zeit waͤhren ,,
Wir wollen ſchlemmen un ichen, dn 509
Der Teufel thut ſie's lehren.
Die Welt laͤßt nu nicht abe, nana eum N
Das wild' vielkoͤpfig! Thier.
Mau werf ſie denn ins Grabe. „% U
Es wird geſchehen ſchierr r:
Der Teufel hats dahin gebracht..
Daß man Gott und ſein Wort N is *
Fragt nicht nach ſerm Gebote, ich
Treiber daraus den Spott,
Sagt wol, es ſey kein Go tte.
Die Axt iſt ſchon gelegt
Dem Baum an feine Wurz
Als uns Johannes zeugee ;;
Ins Feuer muß er kurz. 5 Be)
Wohl dem, der es zu Herzen nimt, 125
Und wacht, wenn ſein Erloͤſer See dt dull
Liebt allezeit das Gute! 19 n um At
Der wird ſeyn wohl behu e, |
Ja für der HölemGluthe. 0. 7 1m y® ı
Chriſtus fein? Propheceye 1 u. 1.200 08
Iſt nun erfuͤllet zwa. % % Ammon.
Ein jeder merk dabeye aa ar eu 100 |
Und nehm ſein eben wahr, ꝑ
Daß er fein Leben anders ſchick ,,
Und Chriſtum in fein Herz verſtric k.
Niemand weiß, welche Stunde
Spricht Gott aus ſeinem e is eta 4
Die Welt wird gehn zu Grunde. or örR
Solch's alles iſt verborgeeeeeeeeern vr
In der Gottloſen Sinnʒz̃:z: md nDL E
r
—
Dre ee FR AT ET
—
105
Das ſieht man alle Morgen.
Wie lauft die Welt dahin,
Daß fie nur kriegt das zeitlich Gut!
Das ewig' ſie vergeſſen thut;
Daran will Niemand denken,
Thut Leib und Seel verſenken.
Manch Chriſten thut es kranken.
Gott hat in ſeiner Hute
All, die er hat erweckt, ae
Erkauft durch Chriſti Blute, Fenn 5
Am Kreuz hoch ausgeſtreckt, 1 0 1 1
Da er uns all' erloͤſet hae 2
Vom Teufel, Suͤnd' und ewig' n Ad, | |
Iſt ſelbs für uns geſtorben, 5 |
Des Vatern Huld erworben;
Sonſt waͤr 'n wir all verdorben.
Das Lied ſey itzt geſungen 5 9 —
Zu Troſt der Chriſtenheit, 5
Den Alten und den Jungen;
Und dem fein, Sind’. iſt leid,
Der bite’ Gott allzeit um Genad,
Daß er nimmer in Sünden bad.
Das helf er uns allſammen
Zu Lobe ſeinem Namen, e at
Durch Jeſum Chriſtum, Amen!! 9 n
—— —
D. Job ann Hefe
eb. 1490 zu Nürnberg. Geſt. 1347 als Prediger zu Breslau,
o er die evangeliſche Lehre zuerſt verkündigt hatte. Das folgende
id, das von manchen mit Unrecht dem S. Seyden zugeſchrieben
ird, ſteht unter ſeinem Namen in den Seyſtlichen Liedern nc.
einzig 1586. 8. Andrer Th. No. 63, woraus cs hier mit Weg.
ud der aten Strorde abgedruckt i. 1
An: !
186
Andenken an den To 4
O Menſch, bedenk zu dieſer Fr, sent SR
Was dein Ruhm iſt auf Erden
Denn nicht allhie deln Bieiben iſt, ft, or bu . vr
Du mußt zur Leiche werden. 40 r
Es iſt dein Leben wie ein Heu, ” 1 5 Pr
Und fleucht De ER ei Epreli, ey 400 *
Welche der Wind verjaget.
Gedenk, du biſt hier nur ge. 5
Und Fannft nicht langer bleiben; >
Die Zeit läßt dir Fein’ Ruh noch Ra, un
Bis ſie dich thut vertreiben. * a
So eile zu dem Vaterland, 19 n * *
Das dir hat Chriſtus zugewandt 1 * 5
Durch ſein heiliges Leiden.
Daſelbſt wird rechte Burgetſch
Den Gläubigen gegeben, et
Darzu der Engel Brüderſchaft, 19 1 1
Ein gar herrliches Leben, n, *
Mit ſolcher Wonne, end’ unde n at
357 ma m 98
Die auch kein Menſch hie hat geko
n mD e
J En
Noch nie kein Herz erfahren. Tori 13 2
Nun laßt uns wachen alle Stund, a Keine l
Und ſolch's gar wohl betrachten. |
Die Luft der Welt geht gar Mu Bu‘
Die ſollen wir verachten,
Und warten auf das höchſte N ‚a
De uns ewig erfreuen 1 eee
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Au hun nee 8.
D. Erasmus- Alber.
Geb. zu Srrendingen ohuweit Frankf a 1 2a 7 Pan
dern, in der Wetterau. Seh, 1553 al Su 2
A ns
*
107
Brandenburg im Herz. Metflenburg:Strelis. Er war für ſeine
Zeit ein guter Satyriker und Fabeldichter; als Liederdichter, wenn
auch keiner der ſchlechteſten, doch in jeder Hinſicht nur mittel⸗
mäßig und der von Serder ihm wiederfahrnen Auszeichnung un⸗
werth. Der einzige unter ſeinen Kirchengeſaͤngen, der, bey allen
anderweitigen Maͤngeln, wenigſtens durch eine gewiſſe Kraft der
Sprache ſich auszeichnet, iſt der folgende. Er iſt, wie aus dem
von J. C. Olearius aufgefundenen und in einer beſondern Schrift
(Arnſt. 1720. 8.) beſchriebenen Original erhellet, im J. 1548 ver⸗
fertigt. Das aͤlteſte unter meinen Geſangbuͤchern, in denen er
vorkommt, iſt ein Hamburgiſches von 1858. Rirchengeſang der
Böhm. Brüder, 1566. Abth. 2. Bl. 72. Vergl. mit dem Ab⸗
druck des Originals am a. O. Vier Strophen find weggelaſſen.)
Klage über das Verderben der r Zeit
Gott hat das Evangelium
Gegeben, daß wir werden frumm;
Die Welt acht't ſolchen Schatz nicht hoch,
Der mehrer' Theil fragt nichts darnach.
Das iſt ein Zeichen vor dem jüngfien Tag.
Man fragt nichts nach der guten Lehr, —
Der Geiz und Wucher un vielmehht
Hat überhand genommen gar; r
Noch ſprechen ſie: Es hat kein ahr.
Das iſt ein Zeichen vor dem jungſten T Tag.
Man ruͤhmt das Evangelium,
Und will doch niemand werden frumm; 8
Fuͤrwahr man ſpott't den lieben Gott.
Noch ſprechen Her Es hat kein' Noth.
Das iſt ein Zeichen vor dem jüngften Tag.
Es iſt doch eitel Buͤberey
Die Welt treibt große Schinderey, „n tnirte
Als ob kein Gott im Himmel waͤr'; |
Das Armuth muß ſich leiden ſehr.
Das iſt ein Zeichen vor dem juͤngſten Tag.
5 Die
rr
en 9255 Wan ‚fragt, nach Gott dem Herrn nicht wehr; je i
108
Die Schaͤtz der Kuchen uin mau hin,
Das wird ihn un al, uns) bringen dern ele,
Die Armen laͤßt man leiden Noth,
Und nimt ihnen aus dem Mund das Brodt.
* iſt ein Zeichen vor dem juͤngſten Tag. N FR
Die Schaͤtz der Kirchen. ſind ihr Gift.
Sie ſind von ihnen nicht geſtiſt zz 2 x
Noch nehmen ſie das Kirchengutt. . ert un
Steh, was der leidig Geiz nicht thut t
12 iſt ein Zeichen bor dem jüngſten .
Die Welt ſtinkt ganz nach eitel Ehr'; Er
Die Hoffart nümt gar überhand, U vn.
Betruͤgen, Lügen iſt kein Schand.. 1
Das iſt ein Zeichen vor dem juͤngſten Tag.
Wo bleibt die bruͤderliche Lie! m u
Die ganze Welt iſt voller Dieb;
Kein Treu' noch Glaub' iſt in der Welt; *
Ein jeder ſpricht: Hatt ich nur Geld!
Das iſt ein Zeichen vor dem jüngsten Tag.
Die Welt will ihr nicht laſſen wehr nz |
An Gorrs Wort will fich niemand kehr U
Sie haben nichts gelernet mehr url a
Denn immer freſſen, ſaufen ſel Ni e Ya
Das iſt ein Zeichen vor dem fingen 1
Darum komm', lieber Herre Chriſt! J
Das Erdreich uͤberdruͤßig iſ ,,
Zu tragen ſolche Hoͤllebraͤnd z
Drum mach's einmal mit ihr ein End', en ee
Und laß uns ſehn den lieben juͤngſten Tag! |
i 138
—— — nn An
u j 5 +
>
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109
u
Johan Friedrich I., Churfuͤrſt von Sachſen.
Geb. 1503 zu Torgau. Geſt. 1554 zu Weimar. Während feier
Gefangenſchaft, in die er nach dem ungluͤcklichen Treffen bey
Muͤhlberg 1547 gerietb, und die bis zum J. 1552 dauekfe, hat
er das folgende gefühlvolle Lied verfertigt, das ſchon in einer zu
Nuͤrnb. 1551 gedruckten Sammlung von Bergreyen ſteht. (Schoͤ⸗
bers zweyter Beytrag zur L. H. S. 142.) — (Ein new Chriſtlich
Pfalmbuch ꝛc. Gryphißwalt 1597. 8. Bl. 412. ER Lieder ꝛc.
Nürnb. 1601. 8. S. 563.)
Ergebung in ge Wii bin
Wie's Gott gefaͤllt, fo g'faͤllt's mir auch,
Und laß' mich gar nicht irren,
Ob mich zu Zeiten beißt der Rauch;
Und wenn ſich ſchon verwirren 2
All' Sachen gar, weiß ich fuͤrwahr,
Gott wird's zuletzt wohl richten.
Wie er's will han, ſo muß beſtahn aa. Nh,
Soll's ſeyn, fo ſey's ohn; Dichten.
Wie's Gott gefallt, zufried ich 15
Das übrig laß' ich fahren. |
Was nicht ſoll ſeyn, ſtell ich dahin (ak; Get beine Tr
Gott cal. Der) will mich recht erfahren,
Ob ich auch will ihm halten ſtill, |
Wird auch wohl ca. doch Gott) Guad bescheren.
Ich zweifel nicht; ſoll's ſeyn, man ſpricht,
So ſey's, wer kann's Gott wehren? ei
Wie s Gott gefaͤllt, ſo 9faͤllt mir's wohl 1
In allen meinen Sachen; ö |
Was Gott verſehen hat einmal,
Wer kann es anders machen? |
Drum ift umſunſt Welt ca. Geld, M Witz und su;
Es hilft nicht Haarausraufe it. u oma
©, 8 Man
|:
110
Man murr' oder beiß': ſoll's ſeyn, ſo ſey's,
Wird doch ſein'n Weg 'naus laufen. |
Wie's Gott gefaͤllt, laß ' ichs ergahn,
Will mich darein ergeben;
Wollt' ich ſerm Willen widerſtahn,
So muͤßt' ich bleiben kleben.
Denn g'wiß fuͤrwahr all' Tag' und Jahr'
Bey Gott ſind ausgezaͤhlet;
Ich ſchick' mich drein, es g'ſcheh; ws ſeyn,
So ſey's bey mir erwaͤhlet.
Wie's Gott gefaͤllt, ſo ſoll's ergahn
In Lieb' und auch in Leide.
Dahin ich mein' Sach' geſtellet bar 8
Daß ſie mir ſollen beyde
Gefallen wohl; drum mich auch oll
Ja oder Nein nicht ſchrecken.
Schwarz oder Weiß; ſoll's ſeyn, ſo ſep⸗s,
Gott wird wohl Gnad' erwecken.
Wie's Gott gefaͤllt, ſo lauf's hinaus;
Ich laß' die Voͤglein ſorgen.
Kommt mir das Gluͤck heut' nicht zu Haus,
So wird es doch ſeyn morgen.
Was mir iſt b'ſchert, bleibt unversehrt, |
Ob ſich's ſchon thut verziehen.
Dank Gott mit Fleiß; ſoll's ſeyn, ſo ſey s,
Er wird mein Glück wohl fügen.
Wie's Gott gefaͤllt, daſſelb' ich will
Und weiter nichts begehren; 2
Meiner Sach' hat Gott geſteckt ein 50
Dabey wird's bleiben werden. 2
Das Leben mein ſetz' ich auch drei, 4 5
Auf guten Grund zu bauen,
Und nicht auf Eis. Soll's ſeyn, fo we;
Will Gott allein vertrauen.
.
EEE Ve
jr air *
1 — ' ee
—
111
Wie's Gott gefaͤllt, ſo nehm' ichs an,
Will um Geduld nur cu um G. will ich ihn) bitten.
Er iſts allein, der helfen kann; I
Und wenn ich fehon waͤr' mitten \
In Angſt und Noth, laͤg' gar im Tod,
Kann er mich wohl erretten
G'waltiger Weiſ'; ſoll's ſeyn, ſo ſey's!
Ich Be wer nur will nen.! 1
Albrecht der juͤngere, Worth zu dor 8
a Kulmbach. f
eb. 1522 zu Auſpach. Geſt. 1557 zu Pforzheim. Bekannt als
einer der ſtreitluſtigſten Maͤnner ſeiner Zeit, der ſich nur zu oft
urch ſeine Hitze zu unuͤberlegten und ſelbſt grauſamen Handlungen
hinreißen ließ, aber auch als Geaͤchteter und Vertriebeuer dafür
büßen mußte. Das folgende Lied iſt von ihm in feinem Exil,
lſo nach dem J. 1554, in Lothringen oder Frankreich verfertigt,
und, wie es ſcheint, 1558 zuerſt in einem einzelnen Drucke be⸗
aut geworden. (Walthers muſtkal. Lerikon, Art. Fink.) —
Geiſtliche Lieder ꝛc. Luͤbeck 1577. 12. No. 36, wo auch ſein
ame dabey bemerkt iſt, die ate Strophe aber ganz anders, als
woͤhnlich, lautet. Geyſtl. Lieder ze. Leipig A 8. Th. 2.
. 143.3
Ergebung in Gottes Willen.
. Was mein Gott will, das geſcheh' allzeit;
Sein Wilf der iſt der beſte.
Z3u helfen denkn er iſt bereit,
Die an ihn glaͤuben veſte. f
Er hilft aus Noth, der fromme Gott,
und troͤſtt die Welt mit Maaßen;
Wer Gott vertraut, veſt auf ihn baut,
Dien will er nicht verlaſſen.
5 Gott iſt mein Troſt und Zuverſicht,
Mein' Hoffnung und mein Leben. — 2
3 | a
1}
—
—
112 \
Was mein Gott will, daß mir or,
Will ich nicht widerſtreben. 1
Sein Wort iſt wahr; denn all mein ah
Er ſelber hat gezaͤhlet.
Er huͤt't und wacht, ſtets fuͤr ien
*
— i h
Auf daß uns ja nichts fehlet. 2
Drum muß ich hie von 5 Wil n
Abſcheiden in Gottes Wille!
Zu meinem Gott: wenn's ihm eus,
„Will ich ihm halten ſtille. Tor! *
Mein’ arme Seel ich Gott befehl
In meinen letzten Stunden; ae
O frommer Gott! Sid’, Hoͤll und Tod
* Haſt du mir überwunden. n un „e c din
Pioch eins, Herr, will ich bitten an ar
Du wirſt mir's nicht verſagenn: Mun, uu
Wenn nich der boͤſe Geiſt anficht, | N
So laß mich nicht verzagen *
Hilf, ſteur' und wehr', ach Gott und ber,
Zu Ehren deinem Namen! a 4
Wer das begehrt, der wird's gewährt; Auen
Drauf ſprech ich frölich Amen! RB
NN
ee
Das folgende Lied, groͤßtentheils Ueberſetzung des Dies ie (Au⸗
thol. B. I. S. 323), war laͤugſt vor B. Ringwaldt bekannt, der
es nur ſtellenweiſe veraͤnderte. In einer 1355 gedruckten Schrift
werden ſchon Worte daraus angeführt (Schamelii Liederkomm.
S. 688 der ten A.); und in einem von Joach. Lieſten 1388 iu
Berlin unter dem Titel: Nim mich mit, komm, höre, fü e ꝛc.
herausgegebenen Buche ſteht es als ein altes Lied. Ich gebe es,
mit Auslaſſung der 4ten Strophe, fd wie es in dieſem Buche
lautet, nur mit einigen, aus einem andern merklich abweichenden
Abdrucke von 15902 (Dlegrii Liebe era Th. W. E. Se ent⸗
hen Varianten. zun eee 8 N
Wenn alles wird vergehn durchs Fair,
113
— — — 3
Das Welt ⸗ Gericht. |
Es it gewißlich an der Zeit,
Daß Chriſt, der Herr, wird kommen
In ſeiner großen Herrlichkeit,
Zu richten Boͤſ' und Frommen.
Da wird das Lachen werden theu'r,
Wie Petrus davon zeuget.
uns; Poſaunen wird man hoͤren gahn
„An aller Werlet Ende;
—
Klaas ſie doch nicht verzagen.
**
Denn Gott wird fordern für ſein'n dhe x
All Menſchen gar behende.
Da wird der Tod erſchrecken fehr,
Wenn er wird hoͤren neue Mahr,
N 4 alles leich ſoll leben. 2
Ein Buch wird da geleſen bald,
Darin jo ſteht geſchrieben,
7
Wie Gott will richten Jung und Alt; 5
Nichts wird verborgen bleiben.
Was er hie hat gerichtet aus
In ſeinem ganzen Leben. 0
Was werd' ich armer Suͤnder dann
Fuͤr deinem Richtſtuhl ſagen?
— 7 *
Was werd' ich fuͤr ein'n Fuͤrſprech han, *
Der meine Sach' austrage?
Das wirſt du thun, Herr Jeſu Chriſt,
Dieweil daß du gekommen bift,
All' Suͤnder zu erloͤſen.
Herr Jeſu Chriſt, du machſt es lang
In dieſen boͤſen Tagen.
Auf Erden iſt den Leuten bang;
N
©
Da wird ein'm jeden komm'n zu Haus,
Schick
114
Schick ihn 'n den Troͤſter, den heilig n Geiſt,
Der fie in alle Wahrheit leit, dg Ni 12
Daß Jeſum Chriſtum, Amen)!
. aden 12. m
N Sale Pe
Sebald Zeyden, Rector zu Nürnberg, m
beate aber
Lebensbeſchreibung S. 66. als Verfa
Name ſteht in den älteren Nürubergiſchen Gefangbil
bey dem Liede. Ich nidgte es faſt für ein Niederſuͤch g
ginal halten, auch deshalb, weil es in 9 ——
fer Gegenden, ſo viel ich weiß, bedeutend fruͤher als in den mei
niſchen und oberdeutſchen zum Vorſchein kommt. Ich ſinde
ſchon in einem Hamburgiſchen von 1858. (Geyſtl. Liedern Lei
1586. Th. 2, No. 48. P/ahmbuch ,. Gryrhisw. 1397. Bl. 50
mit Wegl. der letzten Strophe.) 9 an an
Chriſtus, Lehrer und Vorbild du Sanden,
% O Menſche, wollſt bedenken
Mein bitter Leiden groß Pr
Ich will dir wieder ebene = er 1 Cie BR,
Das Leben für den Tod. non u
Bey mir fo ſollt du bleiben *
—
—
Ich hab' dir durch mein Lei dein
Den Himmel aufgethae n.
Ich hab' dich nicht erlöͤſe te
Durch Suber noch durch Golz
Hat mich mein Blut gekoſtet? un 2
Wie biſt du denn ſo ſtolz!? * Such
Auf Erden Schaͤtz' zu rwerben 06, HN
In deiner Seel' Verderben.
Gab ich dir auch die Lehr'? Pe
Wer zeitlich Gut begehret ii
Für meine Guͤtig kei, * *
Das daun der Roſt verzehret, 4 93 I
115
Dem wird es ewig leid. Po) r
Wohl in des Himmels Throne J ile
Da find'ſt du alſo ſchone n D E BP
Den Schatz der Seligkeit. f )
Die Lilien auf dem Felde,
Wie zierlich fie da ftayut
Bezahlen nicht mit Gelde
Die Schoͤnheit, die ſie han.
Salomon in ſeinem Gewade f
War nicht gleich einem Blade
Dierſelben Lilien eins. ee ni 3 dc
ace Voͤglein in den Luͤſten
Le freuen ihrer Neſt'; *
Die ihr. in ihren Kluͤften
Haben von mir die Veſt'. *
Ich hab' gar, nichtes eigen, VER
Drauf ich mein Haupt moͤgt' ! neigen; N
Was Gebrechen habt ihr denn?
Iſt mein doch Himmel und Erde,
Und alls was drinnen iſt.
Mein Volk zu Fuß und Pferde .
Hab' ich geführt ohn' Liſt a
Wohl aus Aegypten Lane
In Starkheit meiner Hande 3 0
In das gelobte Land. 8
Es sollen nicht auf morgen
Die treuen Diener mein 700
Fuͤr Speiſ' und Kleider ſorgen;
Die Sorg' iſt mein allein.
Ich will euch all' ernaͤhren,
Vor'm Hunger euch erwehren;
Fuͤrwahr, ihr's glauben ſollt.
Nn
H 2 h Dat;
116
Darum laßt euch begnuͤgen
Am ſelben, was ihr hann *
Ich will euch wohl zufuͤgen m
Eur’ Nothdurft ſonder Wahn. 0 u 72 A
Ihr ſollt gar nicht verzagen,,
Wenn ihr am juͤngſten Tage he 1 5 We
Vor'm Sohn des Waker Man. Se N
| Mun mn
2 N. N. At 5 1 „ ’
Ohne Zweifel ein niederſaͤchſiſches Originalz überſetzt im Brei
walder GB. von 1597 u. a. Der ste Verd. pflegte noch
neueren Zeiten bey Hinrichtungen auf der 1
zu werden. Ein andres von gleichem Anfange geht in der ji te
Zeile fo fort: Seyd nüchtern eg x LEnebiridion
Hamb. 1558. Bl. 74. b.)
Ermunterung zur Bie
Waket up, 0 0. i. ir) Hg a * REP
Waket up mit ganzem Flyth 92
In deſſem Jammerdale! 2 N
Waket up! Ydt ys mehr denn doe de,
De Here werd bald kamen,
De Dach will einn Adendt han. 05
De Suͤnder werd he vordoͤmen; *
Wol c. l. Wer) mach vor em beſtan?
Geld, Gudt kann uns nicht baten a anz
Uns helpt noch hoge Modt. 2
Du moßt ydt korts vorlaten, 2 wan. N
Wente dar kummt de bitter' Dodt. 7 Bi
All biſt du ſchon van Farwen, d n Ae een
All biſt du junck und ey
Godt kann dy bald vorderben
In einem Ogenblick (Tydt )
117
Darum gy Chriſten alle,
De hyr thoſamen ſyth,
Liatet juwen Homodt fallen,
Uud wachtet (d.. wartet) up de Se.
Will gy by Gade leven,
So ſoͤket dat ewige Gut;
He werd jun (d. i. euch rycklick geben,
Uud helpen uth aller Nodt.
Gades Wort ys uns gegeven
Uth groter Barmherticheit,
Dat wy darna ſchoͤln leven
Und maken nus bereit.
So lat uns dat nu faten
Und kleven vaſt daran;
Will wy dat nu vorlaten,
So ys et mit uns gedan.
Och! weer he nicht gebaren,
De Gades Wort voracht't!
Yor hs mit em vorlaren,
He wandert all in der Nacht
Vull Laſter und vull Schande,
Und ſpottet mit Gades Wort. 1
O weh dem groten Elendte
Syn' Seel' werd ewig vormordet
De Armen, by juw wahnen,
Will dar juw Ogen up ſlan;
Se werden juw vorklagen,
Wenn gy vor dem ſtrengen Ordel ſtan.
Dat werde gy wol wethen, |
Dat Gott nicht tho vorgelden ſteit;
Und de den Armen heft Gudt gedan,
De rd LIU Lohn entfahn. r U
118
M. Johann Freder.
Geb. 1310 zu Edslin in Pommern. Geſt 1362 als Superinten-⸗
deut zu Wismar. Unter den niederſaͤchſiſchen Liederdichtern der
fruchtbarſte und gluͤcklichſte; auch ein guter lateiniſcher Poet, wi
fein Lobgedicht auf die Stadt Hamburg, in der er anfangs
Conrector und darauf als Paſtſor am Dom mehrere Jahre
brachte, zu erkennen giebt. (Fabricii Memor, Hamburg. T. I.
unter ſeinen Kirchenliedern, wovon eins ſchon im Magdeburge
Geſangb. v. 1546 ſteht, ſcheint mir folgendes, im Leipziger G
von 1586 unter feinem Namen befindliche, das beſte zu fen
[Schöne Geiſtlike Lede ꝛc. Stettin 1611. % * 113. mit We
laſſung dreyer Str.]
Preis der Hülfe — N
(Der 135fte Palm.)
Mon Seele ſchall d. i. om uth n
Dy laven, Godt myn Here! 10
Dyn Loff ſchall ſingen ſtets myn Mund
Und pryſen hoch dyn Ehre.
Ick will myn ganze Levenlaug
Dy, Godt myn Here, ſeggen Dank,
Dewyle ick bin up Erden. | |
Dy gehört, Godt Here, (Prys) ehr und Loft |
Du helpen kannſt alleine.
Alle Foͤrſten ſint ock Erd' und Stoff. (d. i. — u
Wo ander’ Minſchen gemeine, |
Darup fit Nemandt lathen .. verlaffen) ſchall;
Er Huͤlp' döcht doch nicht averall,
Wenn rechte Nodt uns druͤcket. 14?
or ip en Much wo groch he Fan, 1
Den Geiſt moth he upgeven; |
Tho ſyner Tydt moth he darvan, _ ef
He kann nicht ewich leben. 2
Tho Erd he wedder werden mot;
So ys denn alle Höpening (d. . LE, u,
All Anſchlaͤg' ſyut vorlaren.
119
Wol dem, de Godt den Heren De
Und fick em ganz vortruwet Br
In Node, Dodt, tho em allein loͤpt,
Von Herten up en buwet! ir
Wol em! He nicht vorderven kann, „ N
Wyl Godt ſick ſyn nimmt ſuͤlveſt au; f
De wert en wol bewaren.
De Herr gewißlick helpen kann; *
: Sr Macht de heft neen (d. 1. kein) Ende.
Den Hemmel, Meer und Erdenplan
Gemaket hebben ſyn' Haͤnde
und allent wat darinne is;
Ock is ſyn' Thoſage vaſt und gewiß,
Denn de holt ewich Loven. d. i. Glauben)
Vortruw du Godt und roep en an,
So du Gewalt moſt lyden.
He helpen will, dartho ock kann;
He is up diner Syden.
He ſchaffet Recht in ſolcker Nodt,
Und kann der Boͤſen Avermodt
Gar balde mit Schrecken ſtillen.
Godt kann thoſtoͤren mit Gewalt
Godtloſer Luͤde Anſchlaͤge,
Dat er Vornemen uphoͤre bald;
Thoruͤgge drift he er Wege.
Dat all er Doen den Krevetgang ah, |
Und ere Freud’ nicht lang beſtah,
Mackt ſchnell mit en ein Ende.
De Here ys Koͤninck ewichlick,
Heft alles in ſinen Haͤnden;
De Herr regert geweldichlick
Von Anfang beth thom Ende.
Von nu an beth in N
Zion
120 n
Zion, du rechte Chriſten heit,
Schallt —. fingen. ura zun Id. Au
Albert Salzburg
Der in den Anfangs: Buchitaben der einzelnen Strophen enit
tene Name läßt ſich wenigſtens ſehr wahrſcheinlich auf bes erf
deuten. Nach Ankelmanni Infeription, Hamb. No. 22 iſt der le
von dem einſt in Hamburg ſehr augeſehenen EINER
\ Schlechte 1552 geſtorben; fein Vorname iſt aber ein audrer. 3
Lied, das ins Hochdeutſche uͤberſetzt im Coburger B. v. 1%
u. a. ſteht, war im J. 1558, wie die ucherſchrit 5
[Eschiridion ꝛc. Hamb. 1558. Bl. 57. b.)
Vertrauen auf Gott. 9
Artein in Godt vortruben e
Will ick in myner Angſt und Nodt. *
Wol vaſt up en deit (d. k. thut) buwen,
Wert nuͤmmer ſeen den ewigen Dodt.
Wowol myn' Seel’ im Stave 05 i Site
Gelick der Erden ys, * a
Licht o. u eres ock im Doden⸗ Grabe; | 100 rw
Noch weeth (d. i. weiß ick dath gewiß, 1
Godt wert myn' Seel erquicken *
Wol na dem Worde ſyn; Wr e
De Dodt mach nicht vorruͤ cken
Myn' Seel thor ewigen Pan.
BeEgReide, Herr Godt, myn' Straten,
Woß my den Wech thor Salicheit!
Dar will ick my up Herlaten, 4
Dat de Suͤnder vor dy in Gnaden ſteit. |
Du biſt von groter Güde, 302 .
Wilt nicht des Suͤnders Dodt; a
Vor dem my gnaͤdich behoͤde, I
So heft ydt alles neen Nodt. N}
Dyn Soͤn heft my erworben 16
8s
121
Dat Levendt und Hemmelryck; |
Vor my ys he geſtorven }
Und alle Minſchen gelyck.
Tho dynem hilligen Worde
Steit all myn Synn und Hertenbeger. a
Idt ys an mennigem Orde,
Froͤuw' ick my uthermaten (d. 1. aus der Maaßen) ſehr.
Godt wert my armen Sünder
Von Herten gnaͤdich ſyn;
Syn' grothen Dath und Wunder
Stan in dem Herten myn. 8
He wert my nicht vorlaten, 3
De hoge und truwe Godt; |
Dar will ick my up ſaten ©. tüten ? 4
In myner Angſt und Node |
SAH will ick my holden F e
Up Erden hyr in dyner Frucht (d. i. Surah.
De Leve lath nicht erkolden 1
In my, mit aller Scham und Zucht,
Segen dy und mynem Negſten,
Dat ick mach recht beſtan.
Dy hoͤrt . i. gebührt) mehr Ehr' am hoͤgeſten;
Mit my wil't ho nicht gahn. |
In dyn firenge Gerichte
Na dyner Barmherticheit A f ar
Veorſchon! Ick bin van nichte; wur
Wol ys, de vor dy beſteit? Noni
Suͤ ed. i. Sieb) an, wo ganz elende
De Minſch in Far und Noͤden ſteit!
Des Jamers ys neen Ende, ö u
So juͤmmer dorch ſyn Leven geit. —
He ys men (d. . nun Stoff und Erden;
Mit ys ein kleine Tyd t.
K Dat
*
122
Dat he tho nichte moth werden
Syus Levendes balde wert e % E c 1
Jun einer korten Stunde, re e dn 4
Wenn he des nicht vormodt eee,
So geit he balde tho Grunde.. 4
Und ſtervet den bittern ode.
BOREHfred’ in donem Ryke
Vorleen uns, Herr, beide hyr und dar?
Wyff und Hußgeſindt thoglicke ruck A
Behoͤdt vor ewiges Dodes Far! ale 1
In unſem leſten Ende, or
Wenn's moth ein Scheident ſyn,
Den hilligen Geiſt uns fende, 3 0 sy 5 ö
De uns troͤſt' in ſuͤlker Pont 1 Miet
Godt Vader aller Gnaden, N u? end
O Soͤn und hillige Geiſt, e
Du ewige Godt kannſt raden, a Pr
Dar ydt nodt ys allermeiſt.
D. Paul Eber.
Geb. 1511 zu Kitzingen in Franken. Geſt. 1569 als Prof. t
Theol. und Generalſuperintendent zu Wittenberg. Unter mehrer
von ihm verfertigten Liedern zeichnet ſich das zunaͤchſt folgen
aus, deſſen Alter aus der im Hamburger GB. von 1565 da
befindlichen Unterſchrift deutlich erhellet: D. P. Eberus filiolis f
faciebat, 1557. Das zweyte, dae auch ſchon 2 Be
buͤchern, z. B. in Lauterbachs Cithara Cheiſtiana, ihm be
wird, ſoll er auf den Namen feiner Tochter Selena ve ei
haben. [Rirchengefang der Boͤhm. Bruder 1566. Abthei
Bl. 70. Geiſtliche Lieder: x, Lubeck 1577. No. * va
Job. Lauterbach Cith. Lipf, 1585. 8. p. 519. |
Gebet um ein feliges Ende. 2
Herr Jeſu Ehriſt, wahrr Menſch und Gott,
Der du litt'ſt Marter * und 9
123
Für mich am Kreuz auch endlich ſtarbn,
Und mir dein's Vaters Huld erwarbſt!
Ich bitt' durchs bitter' Leiden dein,
Du wollſt mir Suͤnder gnaͤdig ſeyn⸗
Wenn ich nun komm' in Sterbenstolh
Und ringen werde mit dem Tod;
Wenn mir vergeht all mein Geſicht,
Und meine Ohren hoͤren nicht
Und meine Zunge nicht mehr ſpricht
Und mir für Augſt mein Herz zerbricht;
Wenn mein Verſtand ſich nicht verſtnut,
Und mir all' menſchlich' Half“ zerrinnt:
So komm, o Herr Chriſt, mir behend
Zu Huͤlf an meinem letzten End,
Und fuͤhr' mich aus dem Jammerthal,
Verkuͤrz mir auch des Todes Quaalt
Die boͤſen Geiſter von mir treib,
Mit deinem Geiſt ſtets bey mir bleib,
Bis ſich die Seel vom Leib abwend't;
So nim fie, Herr, in deine Hand’!
Der Leib hab' in der Erd’ fein Ruh,
Bis ſich der juͤngſt' Tag naht herzu.
Ein froͤlich Urſtaͤnd mir verleih „
Am juͤngſten G'richt mein Fuͤrſprech' m |
Und meiner Sind nicht mehr gedenk,
Aus Gnaden mir das Leben 2
Wie du haft zugeſaget mir
In deinem Wort, das trau' ich bur
„Fuͤrwahr, fuͤrwahr, euch ſage ich,
Wer mein Wort haͤlt und glaubt an nn
Der wird nicht kommen in's Gericht
Und den Tod ewig ſchmecken *
Und ob er gleich hie zeitlich ſtirbt,
Lo Mit nichten er drum der betten j
C .
17 18
nd *
.
Sondern ich will mit ſtarker Hand
Ihn reißen aus des Todes Band?
Und zu mir nehmen in mein . 110 a b
Da ſoll er denn mit mir zugleich
In Freuden leben ewiglich.“ 1 wu nen 5
Dazu hilf uns ja gnaͤdiglich! ‚aa yıl
Ach Herr, vergieb all' unſer⸗ eb:
Hilf, daß wir warten mit 19 — b
Bis unſer Stuͤndlein kommt
Auch unser Glaub ſtets wacker fen,
Der m Wort zu trauen veſtigich, 1
Bis wir entſchlafen ſeliglich! 1 4 8
* 18
1
am N 1
Dank beym Jabreswechſel. en
Heft wur Gott s Güte preiſenʒ,,
Ihr lieben Kinderlein, un bir Al Ar
Mit Geſaug und andern Weiſen un Min
Ihm allzeit dankbar fun; ı 0) m.0 u
Fuͤrnehmlich zu der Zeit.
Da ſich das Jahr thut enden, ar
Die Sonn ſich zu uns wenden, & yo * 1
Das nen Jahr iſt nicht weit. a ne
Erſtlich (al. Ernſlich) laßt ung Fun HR
Des Herren reiche Guad s,, |
Und fo gering nicht achten N
Seir uählig”. Wohuhat t.
Stets führen zu Gemuͤt hh
Wie er dieß Jahr hat geben
All' Nothdurft dieſem Leben. 1
Und uns für, Leid behuͤ tt
Lehramt, Schul', Kirch’ erhalten wi
In gutem Fried und Ruh ,. joe 1
Nahrung für Jung ee ‚co? h au
Beſcheret auch dau ß.
Und gar mit milder Hand 2 nein ug
9. 2
125
Sein' Güter ausgeſpende r..
0 e Berwüfung abgewendet e e n n n,
Veon dieſer Senn en e
eL hat unſer berſchonet 3 E R
As vöterlchet Glatt.
Wenn er ſonſt hätt’ belohuet ee
All unſer' het das e > im,
Mit gleicher Straf und Pein: 1A 5189
Wir waͤren lang' geſtorben, 3 TER
In mancher Noth verdorben, EUER
Die wir voll Sünden ſehn. *
Tach Vaters Art und Treuen Al
Er uns aid ik. % ne 15 1
Wenn wir die Suͤnd“ bereuen, 3. een maden gl
Glauben aft Feſum Ehriſt b den deen e
Herzlich ohn Heucheley: ann Un on Pay
Thut er all' a ind“ vergeben, n . .
Lindert die Sl darneben, n 16 —
Steht uns in Noethen bey. * A
All ſolch dein Gr wir ele
Vater im Himmelsthron ,
Die du uns thut beweifen mas 8
Durch Chriſtum, deinen Sohn,
Und bitten ferner dich:
Gieb uns ein friedlich Jahre,
Fuͤr allem Leid bewahre,
und nähe uns müdiglich!
Te
Nikolaus Ferran.
1561 in hohem Alter als Cantor in der Bergſtadt Joachims
Ein eifriger Beförderer des deutſchen Kirchengeſanges, zu
eſſen Aufnahme er durch feine zahlreichen, zwar hoͤchſt einfach
d kunſtlos, aber zum Theil doch herzlich geſchriebenen und fuͤr
ine Zeit erträglich verſifieirten Lieder nicht wenig beytrug. Die
| re
126
— — f
erſte Aus gabe feiner Ssammellen, Oeſtnge, bie, ſo viel ich weiß
der erſte Verſuch in dieſer Art waren, erſchien zu Leipzig 1560,
Das zweyte von den ſolgenden Liedern kommt in manchen olte
Geſangbuͤchern mit einem Zuſatz von 3 Strophen vor, die a
in den Hermanniſchen Hiſtorien, aber als ein eigenes Lied, ſtehe
(Geyſtliche Lieder. Leip. 1586. Th. 2. No. Il. vergl. mit d
Sonntags⸗Evangeltis ꝛc. durch Er. 3. Leipt. 1588. 8. Bog.
am Ende. Die Siſtorien von der Suͤndfluth ic. vu N.
Wittenb. 1562. 8. Bog. M. 4. und P. 3.)
Weihnachtsfreude der ere |
Lobt Gott, ihr Ehriſten, alle gleich *
In ſeinem hoͤchſten Thron, 131 ji EA
Der heut fehleußt auf fein Himmelreich
Und ſchenkt uns ſeinen Sohn!“ 8
Er komiat aus ſeines Vaters St ha
Und wird ein Kindlein klem; aaa - |
Er leit dort elend, nackt und bloß
In einem Krippelei. e
Er aͤußert ſich all fer Gewalt, ge
Wird niedrig und gering,
Und nimt an ſi ch ein's Kuechts ah, 21
Der Schöpfer aller Ding.
Er leit an ſeiner Mutter Brust, re
Ihr' Milch die iſt ſein Speis
An dem die Engel ſehn ihr Luſt; 05
Denn er iſt Davids Reis,
Das aus ſeim Stamm entſprießen für
In dieſer letzten Zeit,
Durch welchen Gott aufrichten wollt!
Sein Reich, die Ehrhten det. „ 3 Su
Er wechſelt mit uns wunderlich;
Fleiſch und Blut mimt er an, |
Und giebt uns in ſein's Barg dach
Die klare Gottheit dran.
127
L
Er wird ein Knecht, und ich ein Herr;
Das mag ein Wechſel ſeyn! 6 0
Wie koͤnnt' er doch ſeyn freundlicher, e
Das Herze⸗-Jeſulein?
Heut' ſchleußt er wieder auf die Ther
Zum ſchoͤnen Paradeis; 8
Der Cherub ſteht nicht mehr dafur.
Gott ſey Lob Ehr' und Preis 15
Flehen um ein rer Ende. or
Wenn mein Ständlein fuͤrhanden iſt,
Und ſoll hinfahr'n mein' Straße,
So g'leit du mich, Herr Jeſu Chriſ, .
Mit Huͤlf' mich nicht verlaſſe! 1 7
Mein' Seel' an meinem letzten End 5¹²
Befehl ich dir in deine Haͤnd' ; 108
Du wollſt ſie mir bewahren: „ ,
Mein Suͤnd' mich werden kraͤnken für. ae
Mein G'wiſſen wird mich nagen .
Denn ihr'r ſind viel wie Sand am Mer. 1
Doch will ich nicht verzagen. 99 22
Gedenken will ich an dein'n Tod,
Herr Jeſu, und dein' Wunden roͤth;
Die werden mich erhalten.
Ich bin ein Glied an deinem leib;
Des troͤſt' ich mich von Herzen. 5
Von dir ich ungeſcheiden bleib’
In Todesnöthen und Schmerzen. N:
Wenn ich gleich ſterb', fo ſterb ich dir;
Ein ewigs Leben haſt du mir ˖
Mit deinem Tod erworben. 190 2
Weil du vom Tod erſtanden biſt,
Werd’ ich im Grab’ nicht bleibe: n
Mein hoͤchſter Troſt dein' Auffahrt iſt,
128 1 - 1 a
Todsfurcht kann fie vertreibeeeeeen.
Denn wo du biſt, da komm' ich hn.
Daß ich ſtets bey dir leb und bz: e:
Drum fahr ich hin mit Freuden. Bu 90
Flehen in Anfechtung. 910
*
Mei'm lieben Gott ergeb' ich u; 1 r p 5
Gaͤnzlich, weil er fo väterlih 0 u...
Allzeit gegen mir ſich erzeigt *
Und zu helfen iſt fo geneigt.
Sein’ Hilf” beut er mir ſelber ann,
Und ſpricht: Ich will dich nicht verlan z
Ruf in der Noth getroſt zu mir.
Mein Sohn Chriſtus ſoll helfen dir.
Ach Gott, wie iſt mein Glaub' ſo Ar 4
So will das Fleiſch auch nicht hernach)
Dem Geiſt wills nicht ſeyn untertha n,
Es will nur ſchlechts den Holzweg gahn. N
Zweifeln betruͤbt mir oft mein Herz
Das G'ſetz erregt in mir viel Schmerz,
Es treibt und mahnt ohn' Unterlaß.
Jetzt foderts dieß, bald foderts das.
Nu ſind mein' Kraft gar viel zu he
Dem guten Will'n zu fesen nach; 92
Ich bin leider zu ſehr verderbt, Dr,
Die boͤſen Luͤſt' hab' ich ererbt. fin En
Ach wie iſts doch ſo ſchwere Pein,
Nichts haben und viel ſchuldig ſeyn, 2
Und da auch gar kein Hoffnung iſ f,,
Daß man mög’ zahlen eine Friſt! N |
Herr Gott, mein' Schuld bekenn' ich dir:
Vater, ins G'richt geh nicht nit mir?! |
Ich will dir ſetzen einen Vorſtand, ra
Jeſum dein'n Sohn, meinen Heiland.
© .3
O Vater, uim den Bürgen e
Denn er allein bezahlen kann
Mit ſei'm G'horſam und großen Geduld,
Was Adam und wir han verſchuldt.
Uff ihn ſetz ich mein Heil und Troſt,
Der mich mit ſei'm Blut hat erloſt; a
Ich weiß Fein’ ander’ Gerechtigkeit, |
Vater, denn dein’ Barmherzigkeit,
Die mir dein Sohn Chriſt hat erworb'n,
Da er fuͤr mich am Kreuz geſtorb'n.
Sein Opfer woͤllſt du ſehen an,
Und mich ſein's Tods genießen lan:
Daß ich durch ihn der Sünden frey
In deim Reich fein Miterbe ſey, 3
Und dir mit dem himmlifchen Heer
Allzeit ſinge Lob Preis ı und er \
ie in
| M., Johann Nafigehnt
Geb. 1504 iu Rochlik. Geſt. 1868 als Pfarrer im Joachimsthale.
Es werden ihm mehrere wenig bedeutende Lieder zugeſchrieben, dis
aber faſt alle unter des ebenangefuͤhrten Hermanns Geſaͤngen ſtehen.
as folgende, fein gelungenſtes, kommt in einem Hamburg. GB.
von 1607 unter dem Namen des Georg Nigidius, und unter us
Namen, fo viel ich gefunden, erſt 1627 in Olunderi Pfalmodia P. 1.
vor. (Geſangbuch ze. Dresden 1594. 4. Bl. 351. b. New Cas
echismus Geſangbuch ꝛc. durch D. wolderum. Hanh. 1598. 7
S. 387. Mit Wegl. der sten St.)
Morgen an dacht.
Aus cal. Von meines Herzen Grunde
Sag' ich dir Lob und Dank
In dieſer Morgenſtunde,
Darzu mein Lebenlang,
O Gott, in deinem Thron,
| Dir zu Preis, Lob und Ehren,
Durch
1
Durch Chriſuun unten Herreu,
Dein'n eingeborne ohne: “= * nn
(und) daß du mich aus Geuad e 2
In dieſer vergangnen Nacht e Buß
Fuͤr Gefahr und allem Schden An nat ll
Behuͤtet und bewacht. . 1 un: A 1 17
Ich bitt e 5 are it ee 2
Wollſt mir mein Sind’ vergebeu, md
Wormit in dieſem eben nde rd ze 1 3.
Ich hab' erzuͤrnet dich. An au m m
Du wollſt auch gi OR nn 1, mn
Mich behuͤten 15 en Tag, daa Wer bit sul
Fiuͤr's Teufels d iſt und Wüthen, q n %
Für Sünden und für Sch chmach, *
Für Feur⸗ und e td, 3 um, dg Alt
Für Armuth und für Sch Schau vun
Fuͤr Ketten und fuͤr Er 3
Fuͤr ei böfen, fi nellen 8
W Seel, 1555 en L =
Mein Weib, Gut, Ehr und W. ** 1 5 ce
m „ Ju delle Sünde thu. geben, is 00 tm A |
Darzu mein Hausgeſind, et ee e e Auanlat 2 le
+. (IR, dein Geſchenk und Gab h o A,
Mein Aeltern und Verwandten, N Bi 1 o c h |
2 Mein’ Brüder und Bekanntenn. 0
Und alles was ich hab'. n 2 * 4 rah t Ma
>
Gott will ichs laſſen rachel, u
Denn er all' Ding' vermag; N
Er g’fegiie meinen Thaten, 40 su E
Mein Fuͤrnehmen und mein oa 50 bi 9
Denn ich ihm heimgeſtellt um Ina n“
Mein'n Leib, mein’ Seel', anem Leben
Und was er mir ſonſt geben; Died W ‚NORD Gr
Er mach's, wie's ihim gefällte. va a
Min
131
Darauf ſo ſprech ich Yun, tum Div 0
Und zweifel' nicht daran, zun Ionen
Gott wird es, 8, all, zusenden
Ihm wohlgefallen lan. en m d: 5
Drauf Rue’ ich aus mein, Hand,
Greif an das Werk mit Freuden,
Dazu mich Gott befcheiden.
In meinem EN und Stand.
Ha a n 4 S a u 8.
Seb. 1494 w! u Nüthberg n Geſt 1576 ebendaſelbſt. Sein Hand:
erk war die Schuhmacher-Profeſſion, feine Lieblingsbeſchaͤftigung
ie Dichtkunſt, die er theils im zunftmaͤßigen Meiſtergeſange, theils
in freyen Ergießungen ſeines Gefühls und ſeiner Laune übte,
eine geiſtlichen Lieder, die ſich aber nicht in der Sammlung
ſeiner Gedichte finden, und die im Ganzen auch nicht unter ſeine
elungeneren Arbeiten gehoren, ſchrieb er größtentheils ſchon in
en erſten Jahren der Reformation, 1525 u f Das ter mit⸗
etheilte aber iſt weit ſpaͤter, wahrſcheinlich a J. 1552 oder 61,
o in dem belagerten Nuͤrnberg die Theurung und der Mangel
ehr hoch ae ſeyn mogte, verfertigt worden. (S. Raniſch
ebensbeſchreibun 92 Sachſens. Altenb. 1765. 8. S. 190 — 250.
as aͤlteſte Geſangbuch, in welchem ich es bis jetzt gefunden, iſt
in in niederfächfif. Sprache 1565 zu Hamburg. gedrucktes unter
's Namen erſcheint es ſchwerlich irgendwo vor der Mitte des
aten Jahrh., was allerdings auffallend iſt. [Geistliche Lieder.
beck 1577. No. 16. wo es eine Strophe e u Bonniſch
eſangbuͤchlein 1582. 12. Th. 2. Bl. 137%
Vertrauen auf Gott beym Mangel.
Warum betrübſt du dich. mein Herz,
Bekümmerſt dich und trögeſt Schmerz |
Nur um das zeitlich” Gut? N
Vertrau du deinem Herten Get u e
* Der alle Ding’ erſchaffen hat.
22 Er
Ich aber will dir vertrann, mz Keck! a1 go Er.
Ob ich gleich werd' verachtit,, sn = om
132
— mu
Er kann und will dich laſſen e,
Er weiß auch wohl, was dir gebt m
Himmel und Erd iſt ſeiin. u
Mein Vater und mein * 9
Der mir beyſteht in aller Noth 5
Weil du mein Gott und Valet bic,
Dein Kind wirſt du verlaſſen ice e un 8
Du vaͤterliches Herz! ie * 1
Ich bin ein armer Erdenklos, bin sp
Auf Erden weiß ich keinen ee |
Der Reich’, verläßt ſich auf fein zeitlich Gut;
So weiß ich und glaub veſlglich/ „ eu
50 Wer dir vertraut, dem mangelt nuch. en
Hella, wer ernaͤhret 8 1
Da es ſo lange regnet e 1
In ſo ſchwer theurer Zeit? 1051 Ye ein’ ers
Ein Wittwe aus Sodomer da „ nie
Zau der (al. welcher) du warſt von Gon fem 1
Dia er lag unter dem Wacholder baum,
Der Engel Gottes vom Himmel kam vw 2
Und bracht ihm Speis und Nahen ae im Au
Er gieng gar einen weiten Gang 0 * 0
Bis zu dem Berg Horeb geuannt. Mr 5
Des Daniels Gott —
Da er unter den Löwen faß; - uchi Der
Sein 'n Engel, ſandt er hnn ..
Und ließ ihm Speiſe bringen gut or
ene
Durch feinen Diener Habacue. |
Joſeph in Aegypten berkaufet ward, „
Vom König Pharao gefangen hart 0 | |
um fein? Sottsfürchtigkeit cat. Ma .
4,77 &. ö
*
Gott wacht ihn we einem großen I‘ |
Daß er kunut' Vater und Brüder ernaͤhr u.
Es verließ auch nicht der getreue Gott
7 Die drey Maͤnner im Feurofen un 20
Steinen Engel ſandt' er hin, |
Bewahrt' fie fuͤr des Feners Gluth
Und half ihn'n auch aus aller Noth.
Ach Gott, du biſt noch heut ſo reich,
Als' du biſt geweſen ewiglich; 2
Mein Vertrauen ſteht ganz zu dir.
Mach' mich an meiner Seele reich,
So hab' ich gnug hie und ewiglich.
*
Der zeitlichen Ehr' will ich gern eutbehr⸗ n:.
Du wolleſt mich nur des Ewigen gewaͤhr u,
Das du erworben haſt b
Durch deinen herben bittern Tod:
Das bitt' ich dich, mein Herr und Gott.
Alles, was iſt auf dieſer Welt,
Es ſey Silber, Gold oder Geld,
Reichthum und zeitlich Gut,
Das waͤhret nur ein' kleine Zeit,
Und hilft doch nicht zur Seligkeit.
Ich dank' dir, Chriſt, o Gottes Sohn,
Daß du mich ſolch's haſt erkennen lan
Durch dein goͤttiches Wort; andre
Verleih mir auch Beſtaͤndigkeit
Zu meiner Seelen Seligkeit.
Lob, Ehr' und Preis fen dir geſagt
Fir all' dein’ erzeigte Wohlthat,
Und bit’ (dich) demuͤthiglich,
Laß mich nicht von deim Angeſicht
Verſtoßen werden ewiglich.
134
— —
M. Johann Walther. 1
Kurfl. Saͤchſ. Capellmeiſter, bis 1547 zu Torgen Hi der 3 Bit,
da Herz. Moriz die Kurwürde erhalten hatte, zu
folge ſeinem Berſcht über die Einführung der deutſchen Wie in
Wittenberg (Verſuch über Luthers Verd. um den KG. S zrı),
den er 40 J. nachher ſchrieb, muß er noch im J. 1864 gelebt
haben. Sein hier abgedrucktes Lied habe ich zuerſt im Leinz GB.
von 1586 und zwar mit Angabe feines Namens gefunden. Es hat
im Original 34 Str., und in dem Abdrucke in Clauders Plalmodia
Th. 2. S. 65 ſogar noch 21 Str. mehr, in welchen das Bild 1
von der Hochzeit ſehr ſinnlich ausgemahlt wird. Wahrſcheiulich
iſt der Anfang von einem weltlichen Liede entlehnt, das noch im
17. Jahrh. geſungen wurde. [Geyſtl. Lieder. Leipz. 1586. Th. 2.
No. 132. Geſangbuch ꝛc. Dresden 1594. Bl. 284.) 9 2
Vorgefühl der bimmlifchen Freude, Mi
Herzlich thut mich erfreuen an e 2
Die liebe Sommerzeit, a en
Wenn Gott wird ſchoͤn verneen
Alles zur Ewigkeit. |
Den Himmel und die Erden
— —— Mn ee Set Misch
Wird Gott neu ſchaffen gar; N „ eee
All' Creatur ſoll werden |
Ganz herrlich, huͤbſch und klar.
Kein' Zunge kann erreichen 12 3
Die ewig' Zierheit groß; „ 0 Glen 2 e
Man kann's mit nichts vergleichen, „ t ee
Die Wort' ſind viel zu bloß. 40 Ait S 2
Drum muͤſſen wir das ſparen 9 8
Bis an den juͤngſten Tag; 1 1
Dann werden wirs erfahren, 97 „
Was Gott iſt und vermag. er „ ie
Da werden wir mit Freuden
Den Heiland ſchauen an, „ eu ee
Der durch ſein Blut und Leiden |
De
Die Engel werden fingen,
135
Den Himmel aufgethan,
Die lieben Patriarchen,
Propheten allzumal,
Die Maͤrtrer und Apoſtel
Bey ihm, ein' große Zahl.
Die werden uns annehmen
Als ihre Bruͤderlein,
Sich al. und) unſer gar nicht kämen;
Uns mengen mitten ein;
Wir werden alle treten
Zur Rechten Jeſu Chriſt,
Als unſern Gott anbeten,
Der unſers Fleiſches iſt.
Er wird zur rechten Seiten
Uns freundlich ſprechen zu:
Kommt, ihr Gebenedeyten,
Zu meiner Ehr' und Ruh!
Nu ſollet ihr ererben
Mein's lieben Vaters Reich,
Welch's ich euch thaͤt erwerben; d
Drum ſteht eu'r Erbe (al. ſeyd ihr Erben) da.
Er wird uns froͤlich leiten
Ins ewig' Paradeis, Aut Bi Bund Hu
Die Hochzeit zubereiten und 8750
Zu ſeinem Lob und Preis |
Da wird ſeyn Freud’ und Wunne Wen on
In rechter Lieb’ und Tren: g
Aus Gottes Schatz und Brunne,
Und taͤglich werden neu. Nen
Da wird man hören Elingen — |
Die rechten Saitenſpiel'; n 7
Die Mufica wird bringen e
In Gott der Freuden viel;
F4
136
Au Heil'gen Gottes gleich, un de
Mit himmeliſchen Zungen
Ewig in Gottes Reich. ni
Kein Ohr hat je gehoͤret,
Kein menſchlich Aug’ geſen
Die Freud', ſo den'n beſcheret,
Die Gott ihm auserſehn;̃
Sie werden Gott anſchauen
Von hellem Augeſicht,
Leiblich mit ihren Augen
Das ewig wahre Licht. WC
Alſo wird Gott erfuͤllen 700
Alles durch ſeine Kraft,
Wird alles ſeyn in allen een ee
Durch feinen Geiſt und Saft,
Wird ſich ſelbs ganz zu „ * |
Uus geben voͤlliglich, i eee Tu
Und all ſein Gut uns .
In Chriſto ſeliglich. 13
Mit Gott wir werden halten
Das ewig’ Abendmahl;
Die Speis wird nicht veralten 5
Auf Gottes Tiſch und Saal; 2
Wir werden Früchte eſſen ur, |
Vom Baum des Lebens gur,
Vom Brunn des Lebens Flüffe el. Adken)
Trinken zugleich mit Gott. *
Wir werden ſtets mit Schalle
Für Gottes Stuhl und Thron
In (u. Mit) Freuden fingen alle
Ein neues Lied gar fchon:
Lob, Ehr', Preis, Kraft und e
Gott Vater und dem Sohn!?!ß/—
—
—— |
/ Des heilgen Geiſtes Werke
Sey Lob und Dank gethon!
Froͤlich ich pfleg' zu ſingen,
Wenn ich ſolch Freud’ betracht),
Und geh' in vollen Spruͤngen;
Mein Herz fuͤr Freuden lacht.
Mein G’müth thut ſich hoch ſchwingen
Von die ſer Welt mit Macht,
Sehn' mich zu ſolchen Dingen,
Der Welt ich gar nicht acht'.
Drum woͤllen nicht verzagen,
Die jetzt in Truͤbſal ſeynd,
Und die die Welt thut plagen
Und iſt ihn'n ſpinnenfeind;
Sie wollen ihr Kreuz tragen
Mit Freuden in Geduld,
Auf Gottes Wort ſich wagen,
Troͤſten ſich ſeiner Huld.
Wer Gottes Reich iR Gaben
Mit Chriſto erben will,
Der muß hie Truͤbſal haben,
Verfolgung leiden viel.
Das ſoll ihn aber laben,
Es währt eim kleine Zeit;
Der Held al, Herr) wird bald daher oben.
Sein' Hilf iſt g'wiß nicht weit.
Indeß die Welt mag heucheln,
Gott ſpotten tunmerhin,
2 Um Genießes willen ſchmeicheu n,
„Klug ſeyn in ihrem Siun, 0 80 390
“* Ihr' Sachen liſtig beugen
Nach dem der Wind her wehtt.
Aus Forcht der Wahrheit are, 1 9s
Wie jetzt im Schwange geht. er
13 Manu
*
4
—
* l
138 N
Man laß' die Welt nur toben 6
Und redlich laufen aa:?:n;in;iu; )
Es ſitzt im Himmel droben mie i n
Gottlob ein ſtarker Mnn n
Er wird gar bald aufwachen, |
Der ewig ſtrafen kann, a ud i ef
. Richter aller Sachen,.
Er iſt ſchon auf der Bahn. Winne nee
Der Braͤut' gam wird bald uten Be
Kommt, all ihr Hochzeitgaſ! f N
Hilf, Gott, daß wir nicht ſchlaſen,
In Sünden ſchlummern veſt, 1 N
Bald han in unſern Haͤnden * a0 . A|
Die Lampen, Oel und Licht, a „ 1 6
—
)
*
—
3
— A Mei we
Und dürfen uns nicht wenden >
Von feinem Angeficher 7 men
Hiemit will ich beſchließen
Das froͤlich' Sommerlied.
Es wird gar bald aufſprießen Lara
Die ewig’ Sommerbluͤth , 9 oe AR
Das ewig” Jahr herfließeñ |
Gott geb' in dieſem Jahrr,; 5
Daß wir der Fruͤcht' genießenß; :
Amen, das W „ ar ene eee
1 — rer LrZ 24 ıls) E a
„IM ma uns
Aus der unter dem Titel: e
artikel des Chriſtlichen Glaubens er
des Orts in 4. erſchienenen, mit A
ten, und von den Gemeinde- Aelteſten ich
letzky und Petr. Herbert beforgten Ausgabe de buch
Böhmiſchen Bruder. (Bl. 186.) Das Lied Tot unc n
Ronr. Pfenningers Sammlungen zu eithem christlichen 9
V. II. Heft 1. (Zurich 1781. 8.) Sa abgedruckt u
un
— a * u
* u 43 fi *
4 Fi die Seubt⸗ 0
. e Auge
1 0 8 0 1 mehr⸗
0 \ Ge: F ]
139
2 +
verdiente es wegen feiner uͤhrenden Nat eim erneuerte
Bekanntmachung. N
Kreuz ber, Kirche
Hort die Klag' der Chriſtenheit,
Wie klaͤglich ſie itzt ſchreyt:
Ach mein's Leids! mir iſt ſo ſchwer,
Meine Feinde quaͤlen mich ſehr,
Haben mich umgeben,
Zutreten mein Leben,
Wollen mich verheeren,
Ganz und gar verzehren.
Wo ſoll ich mich wenden hin?
Betruͤbt iſt mir mein Sinn.
Ach, wem ſoll ichs doch klagen?
Mein Herr will mir kein Wort boa,
Shut fi) von mir kehren, 5
Als moͤgt' ers nicht hoͤren, | |
Als wollt' er fich rächen;
Das moͤgt' mein Herz brechen.
Noch will ich mein Herz und Sim
Allein wenden zu ihm.
Ach, er wird mich nicht laſſen,
Noch in mein 'm Elend e
Er hat mich erkoren,
Mir ein' n Eid geſchworen:
Ich ſoll ihm ſo lieb ſeyn,
Als der Mutt'r ihr Kindlein.
ö Ey nu, o Herr, erſchein,
Schau ſelbs gnaͤdig darein!
Ach, daß fie müßten ſagen,
Wie in jenen alten Tagen:
Gott iſt zwar mit ihnen;
Er iſt da erſchienen,
9.2
—
Selbs
140
Selbs für fie zu ſtreiten,
Sein'n Ruhm auszubreiten!
Dein Volk zog zum rothen Wer,
Nach ihm Pharao Heer. sr
Ach, es ſieng an zu zagen, N übte:
Da ihm der Feind thaͤt een
Sieh! das Meer mußt' weichen 2
Durch dein Wunderzeiche n at
Dein Volk ward errettet, nen tnc
Der Feind ſchnell geſtüͤrzet. uin n
O mein allerliebſter Herr,
Mir iſt uͤberaus ſchwue e.
Ach, laß mich nicht verzagen, ı
Erhoͤr' auch mein weinend Klagen
Wollſt dich zu mir kehren
Und dich laſſen hoͤren! 1 de mn ue
Denn ohn' dich auf Erden um 8 Wit 0
Kann mir kein Troſt werden.
Indem als die Braut ſo klagt,
Antwort't ihr Herr und ſag t
Ey was furchtſt du dich fo ehr,
Als ob ich dein Heiland nicht waͤ “!?
Hab' ich doch verheißen, > MW
Dir Huͤlf' zu geleiſten, a dh
Und mich dir verſchworen, „ elle ar
Ich woͤll' dich bewahren. 5 dt Ba
Ich bin ja allein dein ca. un 1 al
Der Herre Zebaoth! BEN
Ich bin allein dein Troͤſter, ee, e
Dein Erbarmer und Exloͤſe r
Schöpfer und Heerfuͤhrer, W
Aller Welt Regierernr
Alles kann ich wenden,
Mas ich will vollenden.
141
Meine Lieb’ waͤchſt gegen dir; —
Nur wend' dich ſtracks zu mir,
Und lag dir gar nichts grauen, *
Sondern halt veſt am Vertrauen. f
Wer ſoll dir was ſchaden,
Odder dich beladen?
Muͤſſen fie doch ſterben,
Ju ei'm Huh verderben. 2
Wo ich denn etwas zulaß, We
Das thu ich doch mit Maaß, Gu
Und ſchaff' ein ſolch Auskommen, 5 8
Daß es dir gedey zu Frommen,
Werdeſt drin geuͤbet, Nat. end |
Wie das Gold geprüſet; * en „dunin CI
Zuletzt ich dein Leiden nt net 300) mark
Schnell verwendꝛ in Freuden. hh een ien 39
O Herr Koͤnig Jeſu Chriſ tt.
Der du mein Braͤutgam biſt,
Und tröfteft mich durch dein Wort,
Biſt auch mein Erloͤſer und Hort,
Dir will ich Dank ſage nn,
Nimmermehr verzagen.
Behuͤt' durch dein n Ramen
Fuͤr dem Uebel! Amen. ar uz 1 dt.
*
E. J. Rer a u. |
iefer ſonſt unbekannte Name iſt bey dem folgenden eiede in
inem Luͤbeckiſchen GB. von 1577, wo ich es zuerſt gefunden, an⸗
eben. Es iſt auf den Wahlſpruch des Königs Friederich 1.
u Daͤnnemark gemacht, wahrſcheinlich auf Veranlaſſung ſeiner
it 1533 verwittweten und 1568 geſtorbentn Gemahlin Sophia,
er gebornen Herzogin von Pommern, deren Reim, d. b. Lieb,
gs⸗Lied, (nicht gerade von ihr ſelbſt verfaßt) es in einem
eifswalder GB. von 1597 e Wend (Geiſtliche Lieder,
ck 1577. No. 415355 Ga sd or un
Y A nn en AOL Ver⸗
a >
Die Wer nes an wen dn
- wu
mis ma ehrlich Leben nach ſeim Gebot,
Und darnach ſelig ſterbee ß,
5 Daß ich hie leb' nach feinem 1 * pet *
Denn Gott verlaͤßt die Seinen nicht. 0 50
Vicht mehr, begehr ich hie von Gott „oo: aM
3 —
11850 570 0
Berträuen. au! if Gole cap ie
GOTT itt mein Heil, Glück, . ee
Mein' Hoffnung und Vertra nen.
Er hat mich durch ſein'n Sohn erlöst no) A
Auf ihn will ich vet bauen. 3
Er hilfet mir aus aller Noth. 1 N e
Und ſteht mir bey im Leben und Tod: 5
Drum hab' ich de ch, mus n I
Und bins bericht't, „ Wos dn %% ar
Daß Gott verläßt, die Seinen nicht.
verlaͤßt mich Welt, Freund, Haab' und Gut
Und was ſonſt iſt auf Erden: g und MIRUR|
So glaͤub' ich doch mit freyem Muth
Von Gott fol mir Hulf' werden.
Er will uns weder hie noch dort
Verlaſſen, wie er uns im Wort
Durch feinen lieben Sohn zuſpricht.
Es treugt uns nicht:: N
Die Seinen hat der liebe Herr
Allzeit aus Noth geriſſen n, mm
Wie Daniel und ander er, end er
Thun offenbar zu wilen..n doll ur 5-1
Der fromme Joſeph war ir- Neth,
Moſes desgleichs aber zu Gott - u. *
Hatten ſie all' ihr! Zuberſicht. nz an
Denn Gott verläßt die Seinen m . *
» TE Yu sn ide
Denn daß ich muͤg erwerben en e
143
Allo, daß ich auch lebe dort,. 119 50
Wenn er wird Lana zum Gericht, |
Damit man ſicht, nit
Daß Gott en die Seinen ache
N. N.
Anonymiſch in dem 1369 zu Frankfurt an d. Oder bey Eichhorn
yedruckten Geſangbuche. (wimmers Liedererkl. Th. III. S. 600.)
Geiſtl. Lieder, Luͤb. 1577. No. 26. mit Wegl. der sten: Str.
Dank fuͤr Speiſe und Trank. 17
7 Singen wir aus Herzengrund !.
Loben Gott mit unſerm Mund!
Wie er ſein' Guͤt' an uns beweiſt,
So hat er uns auch geſpeiſt;
Wie er Thier' und Voͤgel Ee 1
So hat er uns auch beſchert.
Welches wir itzund haben wee *
Loben wir ihn als ſeine Knecht'!
Das ſind wir ihm ſchuldig von Recht;
2 „ee wle er uns hat geliebt, eh
Er m Menſchen aus Genaden giebt, a al
1 ah er von Bein, Fleiſch und von Haut.
Artlich iſt zusammen gebaut, ew] ] en
Daß er des Tages Licht anſchaut. ! 100
. Alsbald der Menſch ſein Leben ER Ju sa
2 Geine-Küchen, für ihm ſtaht. 301010
In dem Leib der Mutter fein 1
St er zugerichtet fein ß A
Ob er cat. es) iſt ein kleines Kind.
Mangel doch an nirgends find',
N Bis es an die Welte cu. Werten kommt.
Gott hat die Erden zugericht' t, 100
Laͤßt an Nahrung maugeln nicht geist K
144
Berg' und Thal' die macht er naß,
Daß dem Vieh auch waͤchſt ſein Gras
Aus der Erden Wein und Brodet
Schaffet Gott und giebts ihm — bn,
Daß der Menſch ſein Leben hat.
Wir danken (ihm) ſehr und bitten ihn, |
Daß er uns geb' des Geiſtes Sen f ni dun
Daß wir ſolches recht verſtehn, 2 7
Stets nach ſeinen Geboten gehn, A dc An!
Seinen Namen machen groß N
a Chriſto ohm Unterla ß 2
So ſingen wir recht das Graus. *
102871 neee
N. N. 4 Sim 1 700
Auonomiſch in einem Nürnberger G B. von 1369. (Serpiln
terſuchung, wer des alten Sterbeliedes: O Welt c. eigentlic
Auctor ſey. Regensb. 1716. 8) D. Joh. Seſſe, Prediger
Breslau, konnte der Zeit nach wohl Verfaſſer ſeyn; nur if
auffallend, daß das Lied erſt 22 J. nach Tode ach
ſchein kommt, und daß fein Name ſich erſt 1622 jn einem Dr
GB. dabıy angegeben findet. (wetzels 2. H. Th. I. E
Einige Stellen laſſen vermuthen, daß ein zum Tode
Miſſethaͤter oder daß Jemand für einen folchen es .
Lieder dieſer Art kommen in den alten Geſaugbüchern
vor. CGeyſtl. Lieder, Leipz. 1886. Th. wee een Wegl.
sten Str. |
Abſchied von der FU
O Welt, ich muß dich laſſen! u P Ä
Ich fahr' dahin mein’ Straßen on
Ins ewig’ Vaterland; un um 1 1501. NN
Mein'n Geiſt will ich auſ geben,
Darzu mein'n Leib und Lebens
Setzen in Gottes guaͤdig Hand.
DE
145
Mein’ Zeit iſt nun vollendet; |
Der Tod das Lebeu ſchaͤndet (al. enden,
Sterben iſt mein Gewinn. |
Kein Bleiben ift auf Erden;
Das Ewig' muß mir werden,
Mit Fried' und Frend' ich jahr? dahin.
Ob mich gleich hat betrogen
Die Welt, von Gott gezogen
Durch Schand' und Buͤberey:
Will ich doch nicht verzagen,
Sondern mit Glauben ſagen,
Daß mir mein' Suͤnd' vergeben ſey.
Auf Gott ſteht mein Vertrauen;
Sein Angeſicht will ich ſchauen
Wahrlich durch Jeſum Chriſt,
Der fuͤr mich iſt geſtorben,
Des Vaters Huld erworben,
Mein Mittler er auch worden iſt.
Ich bin ein unnuͤz Knechte;
Mein Thun iſt viel zu ſchlechte,
Denn daß ich ihm bezahl
Damit das ewig' Leben;
Umſonſt will ers mir geben,
Und nicht nach mei m Verdienſt und Wahl.
Drauf will ich frölich ſterben,
Das Himmelreich ererben,
Wie er mirs hat bereit't;
Hie mag (d. i. kaum ich nicht mehr bleiben,
Der Tod thut mich vertreiben,
Mein Seel’ ſich von meim Leibe ſcheid't.
Damit fahr ich von hinnen;
O Welt, thu dich beſinnen!
Wann (. 1. denn du mußt auch hernach.
K Thu
148
Thu dich zu Gott bekehren *
Und von ihm Gnad' begehren.
Im Glauben ſey du auch nicht 3 1 41
Die Zeit iſt ſchon vorhanden; e
Hör auf von Suͤnd' und Schnnen, *
Und richt' dich auf die Bahn 7 ve
Mit Beten und mit Wachen;
Sonſt all' irdiſche Saches
Sollt du guͤtiglich fahren lan. hun
Das ſchenk' ich dir am Ende.
Ade! zu Gott dich wendt ;;
Zu ihm ſteht mein Beger.
Huͤt' dich vor Pein und Schmerzen, ĩ
Nim mein'n Abſchied zu Herze:n
Mein's Bleibens iſt jetzt hie nicht mehrt.
mn
2 EEE. 777 * . 110 12 *
M. Johann Henne (Gigas). ,
Geb. 1514 zu Nordhauſen. Geſt. 1581 als Prediger in & ec a
(G. Kluges Gefangbuch von Begraͤbnißliedern. 47.
in Additam. ad No. 89.) Schon im xeipziger GB. . ei
er als Verfaſſer des folgenden Liedes genannt. [Geſangbuch
Augsburg 1570. 8. Bl. 221.) „% e ang e 2
Troſt in Sterbensgefabr. em
Ach lieben Chriſten, ſeyd getroſt! 5 ers und
Wie thut ihr fo verzagen, e ue le —
Weil uns der Herr heimſuchen thut? Bas
Laßt uns von Herzen ſagen: 5 W
Die Straf' wir wohl verdienet han. nd.
Solches bekenne Jedermann; 77 7
Niemand darf ſich ausſchließenn. mas
In deine Hand uns geben wir, 000
O Gott, du lieber Vater! 7% „e *
Denn unſer Wandel iſt bey de, 4. ur | 1
.
8
7
147
Hie wird uns nicht gerathen.
Weil wir in dieſer Huͤtten ſeyn, |
Iſt nur Elend, Truͤbſal und Pein;
e dir der Freuden (wir) warten.
Kein' Frucht das Waizenkoͤrnlein bringt,
Es fall denn in die Erden;
So muß auch unſer irdiſch Leib
ug Staub und Afchen werden,
Eh' er kommt zu der Herrlichkeit,
Die du, Herr Chriſt, uns haſt bereit't
Durch deinen Gang zum Vater.
Wags wollen wir denn fürchten ſehr
Den Tod auf dieſer Erden?
Es muß einmal geſtorben ſeyn.
O wer (al. wohn iſt hie geweſen,
Welcher wie Simeon entſchlaͤft,
Sein Suͤnd' erkennt, Chriſtum ergreift!
So muß man ſelig ſterben.
Dein' Seel' bedenk, bewahr dein'n Leib,
Laß Gott den Vater ſorgen!
Sein Engel deine Wächter ſeyn,
B' huͤt't dich vor allem Argen;
Ja, wie ein' Henn' ihr' Kuͤchelein
Bedeckt mit ihren Fluͤgelein,
So thut der Herr uns Armen.
Wir wachen oder ſchlafen ein,
Sind wir doch ja des Herren.
Auf Chriſtum wir getaufet ſeyn;
Der kann dem Satan wehren.
Durch Adam auf uns kommt der Tod,
Chriſtus hilft uns aus aller Noth;
Drum loben wir den Herren.
K 2
22 .
BEN
M. . Enden; Helmbold. 5
eb. 1532 zu Mühlhauſen. Geſt. 1598 als ee cn R
daſelbſt. Unter feinen jahtreichen Liedern find verhaͤltuißmäßig u
ſehr wenige, die unter die beſſern ihrer Zeit gezählt werden Fi
ten; und gerade die vorzuͤglichſten haben Manche ihm Aa
machen wollen. Doch ifi er von den beyden folgenden gewiß Ver
faſſer. Das erſte ſteht unter feinen geiſtlichen Liedern i *. — etlic
Palmen ꝛc. die 1572 zum erſten Male, herauskamen, mmer
Liedererkl. Th. 4. S. 106) und iſt, wie aus dem von J.
zu Arnſtadt 1719 herausgegebenen Original-Abdruck eihellet, ei
gewiſſen Regina Selbich in Erfurt zu Ehren im J. 1563 von 9
verfertigt. Das andere wird zwar im Leipsiget GB. von 155
dem N. Selnecker zugeſchrieben, findet ſich aber als 3's eig
Arbeit unter feinen Feſtliederu. Die Ueberſchriſt, die es in S
neckers Geſangbuche v. 1587 fuͤhrt: Herzog Johan, Friedrich ;
Sachſen II. Lied und Gratias, bedeutet nichts weiter, als d
dieſer es gewöhnlich und vorzugsweiſe bey Tiſche gelungen
[Bepfil. Lieder. ꝛc. Leips. 1586. Th. 2. No. 49 und 151. Drey
Geiſtliche Lieder auf die Seſt⸗ = auf beſondere darzu v von
L. Z. verordente Tertus, Muͤlhauſen 1594. 8. No. 2—495*
Vertrauen auf Gott.
Von Gott will ich nicht laſſen;
Dem er läßt nicht von mir,.
Führt mich auf rechter Straßen, **
Da ich gieng in der er’ cal. fon irrer hu. > Pr
Er reicht mir feine Hand; > Pr
Den Abend und den Morgen
Thut er mich wohl verſorgen, |
Sey wo ich woͤll' im Land.
Wenn ſich der Menſchen Hulde *
Und Wohlthat all' verkehrt: We
So find't ſich Gott gar balde, 5
Sein’ Macht und Guad' bewährt, .
Hilft mir dal. büfet aus aller Not,
Errettt von Suͤnd' und Schanden,
5 Nr 149
Von Ketten und von Banden, a h er
Und wenn's auch waͤr' der Tod.
Auf ihn will ich vertrauen
In meiner ſchweren Zeit.
Es kann mich nicht geranen; 1
Er wendet alles Leid. f
Ihm ſey es heungeſtellt!
Mein Leib’, mein Seel', mein Leben
Sey Gott dem Herrn ergeben.
Er ſchaff s, wie's ihm gefaͤllt.
Es thut ihm nichts gefallen,
Denn was mir nuͤtzlich iſt;
Er meynt's gut unt uns allen
Schenkt uns den Herren Chriſ ,,
Ja ſeinen lieben Sohn. G5 f
Durch ihn er uns beſcheret,
Was Leib und Seel ernaͤhret;
Lobt ihn in's Himmels Thron!
Lobt ihn mit Herz und Munde
Für das er uns geſchenkt cal. welch's er une heute (nen!
Das iſt ein ſelig' Stunde,
Darin man ſein gedenkt;
Sonſt verdirbt alle Zeit,
Die wir zubringen auf Erden.
Wir ſollen ſelig werden
Und bleib'n in Ewigkeit;
Auch wenn die Welt vergehet
Mit ihrem ſtolzen Pracht,
Kein Ehr' noch Gut beſtehet,
Welchs vor war groß geacht 't.
Wir werden nach dem Tod
Tief in die Erd' begraben;
Wenn wir geſchlafen haben,
Well uns erwecken Gott. Ä
2 Die
150
Die Seel bleibt un verloren,.
Gefuͤhrt in Abrams Schooß z 1 4
Der Leib wird neu geboren, um nat dat
Von aller Suͤnden los, N rn
Ganz heilig, rein und zart.
Ein Kind und Erb’ des Herre; }
Daran muß uns (al. ihn) nicht irren
Des Teufels liſtig' Art. |
Darum ob ich ſchon dulde
Hie Widerwaͤrtigkeit, 1 0 &
Wie ich auch wol verſchulde:
Kommt doch die Ewigkeitt.
Iſt aller Freuden vol!l!jääůͤk
Dieſelb' ohn' einigs ende 207
Dieweil ich Chriſtum kenne
Mir widerfahren ſoll. N et . ws
Das iſt des Vaters Wille, G1 n
Der uns geſchaffen ha 307
Sein Sohn hat Guts die Fuͤllecf
Erworben feine Gnad' cal. und Genad)z
Auch Gott der heilig' Geiſt Min IN,
Im Glauben uns regieret, nant
Zum Reich der Himmel fuͤhret.
Ihm ſey Lob Ehr' und Preis
Dank fuͤr Gottes Woblebaten. N
Nun laßt uns Gott dem Herren n
Dank ſagen und ihn ehren 1
Für alle feine (al. Von wegen feinen) Gaben, |
Die wir empfangen haben. Ren I ae
Den Leib, die Seel, das Leben
Hat er allein uns geben; Do
Dieſelbig' zu bewahren, * m
Thut er nie cal. nicht, etwas waren. „
—
2 3 12
5 8 G Be Zu
nv
Hi) .
151
i ——
Nahrung giebt er dem Leibe; ne ale u
Die Seele muß auch bleiben. en
Wiewol toͤdtliche Wunden 4
Sind von der Suͤnden . 1% Am un“
Ein Arzt iſt uns gegeben, nr Am
Der ſelber ift das Leben;
Chriſtus, für uns geſtorben,
Der hat das Heil erworben.
Sein Wort, fein Tauf', ſein Rasa
Dient wider allen Unfall; f
Der heilig' Geiſt im Glauben 2
Lehrt uns darauf vertrauen.
Durch ihn iſt uns vergeben
Die Suͤnd', geſchenkt das Leben;
Im Himmel (l. Den Himmel) ſollen wir hüben, |
O Gott, wie große Gaben! |
Wir bitten deine Güte, Tor
Wollſt uns hinfort behuͤte n
Uns Große mit den Kleinen; 177
Du kannſt's nicht boͤſe meynen .
Erhalt uns in der Wahrheit, de aeg 82 In
Gieb ewigliche Frenheſt, ann Air Ms
Zu preiſen deinen Namen, r 18 „
Durch Jeſum Chriſtum, Amen. ar
vs
D. Kafpar. Bienemaun ı(Melifinder).
Geb. 1540 zu Nürnberg. Geſt. 1591 als Generalſuperintendeut
in Altenburg. Sein Name mit der Jahrszahl 1574 ſteht unter
| dem folgenden Liede i in B. Sortſchens geiſtl. Waſſerquelle (No. 20
der Symbol. fürſtlicher Personen) und ohne Zweifel ſchon in den
1 ihm ſelbſt 1589 herausgegebenen Reimgebeten ꝛc. Die Prinz
11. arig von S. Weimar, als Aebtiſſin von Quedlinburg
fe geforben, N deren Erzieher er geweſen war, machte es in der
zu ihrem en A ee algen Namen es auch
n
158 h
— —
in den neten alten G BB. vorkommt. ee ji
N walt 1597. Bl. 483. b. lad len Anm eee e
Ergebung an Gott. „
Herr, wie du willt, fo chicks mit! 1 . 5
Im Leben und im Sterben! e 3
Allein zu dir ſteht mein' Begier ; d.
Laß mich, Herr, nicht verderbenn?n?n
Erhalt mich nur in deiner Huld;
Sonſt wie du wint, gieb mir Geduld, abe
Denn dein' Will’ iſt der beſte. dende
Zucht, Ehr' und Treu' verleih , be
Und Lieb' zu deinem Worte! |
Behr mich, Herr, für falſther Lehr, u 3
Und gieb mir hier und dorte m *
Was niir dienet zur Seligkeit! ern |
Wend' ab all Ungerechtigkeit meg |
In meinem ganzen Leben!
Soll ich denn einmal nach derm dab
Von dieſer Welt abfcheiden,
Verleih mir, Herr, nur deine
Daß es geſcheh' mit Freuden! K
Mein'n Leib und Seel befehl ich dir; 855 ’
O Herr, ein ſeligs End' gieb mir Me
Durch Jeſum Chriftum , Amen!
I
D. Balthaſar Bidembach.
Geb. 1533 zu Grünberg in Heſſen. Geſt. 1578 als Höfpredige
und Probſt zu Stuttgard. Ob er wirklich Verſaſſer des Kay
durch nicht gemeine Kraft ausgezerchtietei, Liedes fen, mögt
dings bezweifelt werden koͤnnen. In menkens und Joe
lehrten -Lexiksn wird es ihm zugeſchriehen; dagegen it *
gardiſches GB. von 1656 ſeinen Bruder / den dorti € spre
diger Wilhelm B. angiebt. Mehrere Strop „ und b a el
einige, in welchen das Bild der Bemehung zwar ſehr I
153
tber grauſenvoll dargefellt iſt, habe ich weggelaſſen. Die letzte
heißt: Der dieſes Lieblein hat gemacht und zum oftern geſungen,
Der hat den Tod gar oft betracht't, Zuletzt mit ihm gerungen,
jjegt jetzt im Hol, Es thut ihm wohl, Tief in der Erd’ ver⸗
orgen. Sieh auf dein Sach! Du mußt hernach, Es ſey heut
der morgen. Jos Ciaudersi Plalmgd. novae pars 2. Altenb. 1630.
S. 546 ff.] N | BR
Todes⸗ Betrachtung.
Der grimmig' Tod mit ſeinem Pfeil
Thut nach dem Leben zielen.
Sein'n Bogen druͤckt er ab mit Eil',
Und laͤßt mit ſich nicht ſpielen;
Das Leben ſchwind't wie Rauch im Wind.
Kein Fleiſch mag ihm entrinnen; 205
Kein Gut noch Schatz beym Tod find't Platz,
Du mußt mit ihm von hinnen. a
Wenn dir das letzte Stuͤndlein kummt,
So heißts: Urlaub genommen!
All' Freund' verlaſſen dich zur Stund',
Kein G'ſell will mit dir kommen!
Du mußt allein dich geben drein, 7 10
Zu reiſen fremde Straßen.
Haft viel Guts g'than, fo trag's davon; 7
Sonſt wird man dir nichts laſſeu.
Dein Augeſicht wird fallen ein,
Dein Augen werden brechen,
Dein Herz in ſchweren Aengſten ſeyn,
Der Mund kein Wort mehr ſprechen.
Deimn' ſchoͤn' Geſtalt muß werden alt;
Der Puls wird nimmer laufen;
Des Todes Schweiß macht dir gar heiß,
Da kommt die Noth mit Haufen.
Dem du zuvor warſt lieb und werth,
Dem bringſt du jetzt ein Grauſen;
er dor MO a een „
Der bleibt jetzund wol draußen, 8
Schleicht heimlich für bey deiner Thür; 5
Kein' G'ſell will dich mehr kennen. Im n
Du liegſt im Bett, und ſeufzeſt fe, ,
Das G'wiſſen wird dich brennen. ua u
Bald nach dem Tod mit deinem Leib
Wird man dem Grab' zuellen. 2549 2
Der letzte Troſt von Kind und Weib
Iſt Weinen und groß Heulen.
Einen halben Tag währt denn die Klage ı
Bis morgen werdens lachen
Man wirft dich nein, es muß nur ſeyn;
Man thuts kei'm anders machen.
Wenn dann verfloſſen iſt ein Jahr,
So biſt du ſchon vergeſſenn.
Der dich ſucht, find't kein Haut noch Haar,
Fragt, wer du ſeyſt geweſen. ur end
Deine Hirnſchaal' iſt worden kahl, ih 1 r
Dein’ Augen ſeyn gefreſſen. IND u
Man ſieht allein die Todtenbein z:
Die Welt hat dein vergeſſen. ei
Kein Menſch auf Erd' uns 8
Wann wir von hinnen muͤſſe. 1
Bald der Tod kommt und klopfe un; „
So muß man ihm aufſchließe: n
Er nimt mit G'walt hin Jung und Alt,
Thut ſich vor Niemand ſcheuen.
Des Königs Stab bricht er bald ab
Und führe ihn an den Reyen.
Der Tod urploͤtzlich als ein Deb
Thut gaͤhling umher ann N eee e F
Es fen dir gleich leid oder lieb d
Du kannſt ihm nicht entweichen um %
\ 155
Sein Pfeil iſt Gift; wenn er dich trifft,
So mußt dich bald aufmachen. rind
Er nimt dich mit, ſo hilft kein Bitt ;:
Darum ſieh zu den Sachen.
Vielleicht iſt heut der letzte Tag,
Den du noch haſt zu leben. G
O Menſch, veracht' nicht, was ich ſag! |
Nach Tugend ſollt du ſtrebenn.
Wie mancher Mann wird müſſen peu,
So hofft noch viel der Jahren; a
Und muß doch heint, weil die Sonn ſcheint,
Zur Hoͤll' hinunter fahren! f
Darum, mein' Seel', bis ſtets bereite
Thu allzeit maͤnnlich wachen! 90
Wenn der Tod kommt zu dieſer Zeit.
Will dir den Garaus machen: N se
So kannſt du dich frey ritterlich
Mit ihm in Kampf begeben;
Ein' große Kron' traͤgſt du davon,
Wenn er dir nimt das Leben.
All' Creatur laß fahren hin
Den Schoͤpfer ſollt du lieben.
Was du hier verleurſt, iſt dort Gewinn;
Kein'n Schatz laß dich betrůben.
Mit Seel' und Leib dich ihm verſchreib
Alsdann ſo laß ihn walten:
So wird er dich, glaub' ſicherlich,
In ſeinem Schutz erhalten. l
Kaſpar Schmucker.
Geb. aus Redwitz im Bayreuthiſchen. Er verfertigte das folgende
Lied im J. 1378 einer Frau Anna von Sarlem, geb. von Miltitz,
in Ehren, wie aus einem alten, von J. C. Olegrius aufgefun⸗
En, denen
156
— —
_
denen und in Gottſchalds Liederremarquen S. 323 iss
Manuſeripte zu erſehen iſt. (Geſangbuch den —
Bl. 332. b. m. Wegl. der sten Str. weit ain
Gottvertrauen im ungtüs.
Tisch auf, mein’ Seel‘, 41 ut! 1 d 5
Gott will ſich dein erbarmen. **
Rath cal. Gnade), Huͤlf wird er N Beten: mi mi;
Er ift ein Schutz der Armen... ing
Ob's oft geht hart: im Roſengart on sand 60
Kann man nicht allzeit igen. b, 0
| Den will er emwig, fehÜBem., > Sans u
Dis hat Joſeph, der fromme Mam,
Sehr oft und viel erfahren.. una?
Vou David, Job man leſen rd a mee
Wie fie in Unfall waren re
Noch hat fie Gott in ihre Roch.
Genaͤdiglich behuͤtet. e
Wer Gott vertraut, hat wohl beben,, .
Wenn noch der Feind fo wuͤthe.
Trotz ſey dem Teufel und der Wen, n
Von Gott mich abzuführen! i na
Auf ihn mein Hoffnung iſt geſtell ff,
Sein' Gutthat thu' ich ſpuͤren! W 375
Denn er mir hat Gnad' Huͤlf! und Sa
In feinem Sohn verheißen. 6
Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut;
Wer wollt' mich anders weiſen?
Wenn boͤſe Leut' ſchon ſpotten mein,
Mich ganz und gar verachten,
Als ſollt' Gott nicht mein Helfer ſeyn:
Dennoch will ich's nicht achten.
Der Schutzherr mein iſt Gott allein;
5
i 157
Dem hab' ich mich ergeben,
Dem ich vertran, veſt auf ihn bau;
Der kann mich noch erheben.
Darum freu' dich, mein' liebe Seel!
Es ſoll kein Noth nicht habeu;
Welt, Suͤnd', Tod, Teufel und die Hoͤll
Soll'n dir ewig nicht ſchaden:
Denn Gottes Sohn, der Gnadenthron,
Hat ſie all' überwunden. | a
Auf Gott vertran‘, veſt auf ihn bau; uhr
Der hilfe zu allen Stunden.
Der'r Keinen er verlaſſen hat,
Die nach ſein m Willen leben,
um Gnad', Huͤlf' ſuchen früh und ſpat,
Sich ihm gaͤnzlich ergeben. er
Glaub, Lieb, Geduld bringt Gottes Huld,
Darzu ein gut Gewiſſen. * |
Wer's Gott zutraut, veſt darauf baut,
Der ſoll's ewig genießen.
Wer aber Huͤlf bey Menſchen ſucht
Und nicht bey Gott dem Herren,
Derſelb' iſt gottlos und verflucht,
Kommt nimmermehr zu Ehren;
Denn Gott allein wil Helfer ſeyn
In Chriſti Jeſu Namen. |
Wer ſolches glaubt und Gott vertraut,
Soll ſelig Rn „ Amen.
D. Nikolaus Seide n
Geb. 1532 zu Hersbruck bey Nürnberg. Geſt. 1592 zu Leipzig,
da er eben im Begriff war, das ihm nach feiner Dimiſſion zum
zweyten Mal uͤbertragene Amt eines Superintendenten anzutreten.
Das von ihm herausgegebene Geſangbuch enthalt mehrere, zum
* Theil
158
Theil ſchon früher bekannt gewordene, eigene Lieder, von denen
verſchiedene in der Folge auch unter die Kirchenlieder aufgenommen
ſind, die ſich aber in keiner Hinſicht über das Mittelmaͤßige er⸗
heben. Eine Ausnahme macht jedoch das zunächſt folgende, das
überdem als Erguß eines tiefbewegten Gemüthes ein beſondres
Intereſſe erweckt. [Chriſtliche Pſalmen, Lieder und Ri
ſenge ꝛc. durch D. N. S. Leipz. 1587. 4. S. 203. — Wen
von 13 Str.) und 223.J *
Klage und Troſt in großer Wee
Ach Gott, wem fol ich klagen
Mein’ Angſt und Elend ſchwer? 1
Ich moͤgt' wol gar verzagen.
Wenn, Herr, dein Troſt nicht waͤ n.
Mein Sund mein Herz macht e und ve
Bey Tag, bey Nacht es bebet,
Kein’. Fried' noch Freude hat. 9
Kreuz folget nach einander, r
Dieß heut, dieß morgen, her;
Durchs Jammerthal ich wander in eng er
Ich bin geplaget ſehr. |
Inwendig viel der Schrecken find, r
Auswendig Kampf und G'fahre; r
Manch Unfall ſich da find't. ae
Es ſchlaͤgt gleich wie ein e ee
Und wie ein Donnerkeil;
Es haͤuft ſich's Herzens Jammer,
Ich wein und klaͤglich heul', e
Ich weiß oft weder aus noch ein, |
Den Tod ich mir auch wuͤnſche; | {
O wär’ ich aus der Pein! 1338. X 5
Was ſoll mir doch dieß Leben? m
Iſts doch voll Suͤnd' und Straf’. +0
Kein' Freud' kein Menſch kann geben; er
Ich bin ein irrend Schaaf. abr br
\ j
Dr.
Der Wolf, der Teufel, ſetzt mir zu;
Mein eigen Herz erſchricket,
Die Welt laͤßt mir kein Ruh.
Mein' Schmach und 3 Leiden, |
Auch Aergerniß und Schand',
Mein Feind, fo ſpringt in Freuden,
Spott, Hohn und arge Hand
Mich treiben oft zum Zweifel gar.
Iſt denn Gott gar geſtorben?
Sprach ich in meiner Gefahr.
Ich will mein Amt aufgeben,
Ich kann nu nicht mehr fort.
Ich wollt', ich haͤtt' kein ee N
All' Kraft und Saft verdorrt.
Seel, Leib und Muth erſchlahen if,
Kein' Freud' iſt mehr ee e
O Tod, willkomm du biſt!
Himmel und Erd' ſammt alem, f
Was ich anſehen thu', |
Iſt mir voll bitter Gallen,
Da ich hab' keine Ruh.
Wenn Ander' mit ſich froͤlich ſeyn,
So geht mein Seufz' mit Schmerzen;
Einſam ich bleib' allein. |
Ach Gott, was ſoll ich machen?
Ach Jeſu, Heiland mein,
Soll ich darum verſchmachtn?
Da ſprichſt du lauter Nein.
Was mach' ich denn, ich armer Mann? cn
Soll ich darum verzagen,
Weil ich ſolch Kreuz muß han?
Wer iſt, der mich kann retten?
Wer iſt mein Heil und Sieg? |
Wer hilft von Band’ und Ketten,
Dar;
10%
Darin ich g’fangen, lieg! 20 h =
Wer giebt mir Troſt ins Herze mein?
Wer thut ſich mein erbarmen? 2 ke:
Wer will mein Helfer ſeyn?
Das thuſt du, Herr, alleine, ap? nk
Gott's und Marien Sohn! na ice
Zu dir ich komm' und weine; 180. Bod
Du biſt mein's Herzen Kron, 998
Mein Troſt, mein Hort, mein Lebens. 17
Dein Nam’ thut mich erqui cken
Und giebt der Seelen Krafft.
Du heiß ſt mich dir vertrauen,;
Selig willt machen mich; d ya
Auf dich will ich nu bauen,
Du biſt mein’, Zuverſicht. 22
Es komme Teufel, Welt, Sind und 505. |
Es komm der Hoͤllen Pforten: 8
Ich will fürchten fein Noth. deen 4 >
Vergaͤnglich' zeitlich’ Schichten at 5950
Moͤgen nu fahren her. 0 * np
Ob fie gleich gehn zu e e dn n
Noch find fie bloß und leer.
Dieß Leben gegenwartig iſ: :
Darauf will ich nicht bauen,
Es iſt voll Trug und Liſt. > natd
Dein Wort Künftigs, verheißet, nee n
Da will ich ſehen hin; „ bed cn Nod
Das Ewig' mir es leiſtee, ae 1
Dahin ſteht all mein Sinn. %% dn m dd
Ach liebes Herz, ach arme Saen 0 u 0
Was frugft du nach der Erden2sn
Das Beſt' nu dir wählt
Das Beſt' iſt bummelsfteude, nen Ni 1%
Das einig” ewig Gut.
161
Da uinmer ift kein Leide,
Sondern ſeliger Muth.
Gott will in Allen Alles ſeyn!
Ach Gott, komm bald mit Gnaden,
Brich mit dei'm Tag herein.
Mein Leid mir jetzt vergehet,
Mein Trauren hat ein End'.
Mein Troſt in Chriſto ſtehet,
Mein Herz ſich zu ihm lehnt.
Hilf, Jeſu Chriſte, Gottes Sohn,
Hilf mir auch uͤberwinden
All's Kreuz, Angſt, Spott und Hohn!
Dein' Engel laß bewahren
Mein' arme Seel' und Leib;
Im Fried' laß mich hinfahren,
Den Teufel von mir treib. |
Trotz ſey dem Satan und der Welt!
Gott iſt mein Vater worden;
Trutz dem, dem's nicht gefällt!
Ich geh' daher in Spruͤngen,
Der Himmel ganz iſt mein!
Mit Freuden thu ich ſingen;
Gott will mir gnaͤdig ſeyn, Er
Seen Sohn iſt ja mein Fleiſch und Blut,
Und ſitzt zu's Vaters Rechten,
Mein Hort und ewig's Gut.
Wie ſollt' mir denn nu grauen?
Was wollt' ich fuͤrchten doch?
Chriſto will ich vertrauen,
Und ſo tragen mein Joch, |
Und dringen durch des Todes Noth
Zum Leben 'nauf gen Himmel.
Amen, das walte Gott!
40
>)
=
162
Hingabe an „Sort . f
Laß mich dein ſeyn und llaben, 1 10 Mi —
Du treuer Gott und Herr! —
Von dir laß mich nicht treiben, * * N J
Halt mich bey deiner Lehr'! vi a uncl 5
Herr, laß mich nur nicht wanke n,
Gieb mir Beſtaͤndigkeit! * 2 a * 1 2
Dafur will ich dir dankeen
In alle Cwigkeit. an ni . id
„d ; Fer INR
| N. N.
Anonymiſch im Leipziger SB. von 1386. Wirk, wie man je:
mein annimmt, Seineder der Verfaſſer: ſo würde e er das fi
aus feinem, das Jahr darauf erſchlenenen, Geſaugbuche, in we
chem auch mehrere Tiſchlieder vorkommen, ſicher nicht ausg
laſſen haben. [Geyſtl. Lieder, Leipz. 1586. Th. 2. No. 149. Ge⸗
ſangbuch ze. Dresden 1594. Bl. 310. b. mit Wegl. der ten Str.]
do b der Guͤte Gottes.
Lobet den Herren, denn er iſt ſehr freundlich!
Es iſt ſehr koͤſtlich, unſern Gott zu loben;
Sein Lob iſt ſchoͤne und lieblich zu hören!
Lobet den Herren!
Singt gegen einander dem Herrn mlt Doc
Lobt ihn mit Harfeu, unſern Gott, den ige
Denn er iſt mächtig und von großen Kraſten. |
Lobet den Herren!
Er kann den Himmel kult Wolfen bat 4
Und giebet Regen, wenn er will, au Erden; W
Er läßt Gras wachſen hoch auf duͤrren Bergen.
Lobet den Herren!
Der allem Fleiſche giebet feine Spelſe,
Dem Vieh ſein Futter vaͤterlicher Weiſe,
Den jungen Raben, wenn fi e ihn anrufen.
Lobet den Herren!
u — — c ⏑—— õqg— u
*
163
Er hat kein' Luſte an der Stärf des Roſſes,
Noch Wohlgefallen an jemandes Beinen;
Er hat Gefall'n an den'n, die auf nen trauen.
Lobet den Herren!
Danket dem Herren, Schoͤpfer aller Dinge!
Der Brunn des Lebens thut aus ihm entſpringen,
Gar hoch vom Himmel her aus n Herzen.
Lobet den Herren!
0 N. N.
Anonymiſch ebendaſelbſt. Offenbar iſt alſo das Lied zu alt, als
daß es dem Baſ. Sörtfch zugeſchrieben werden koͤnnte. Es ſteht
freylich in feiner geiſtl. Waſſerquelle, p. m. 34: aber die meiſten
der darin befindlichen Lieder ſind von aͤlteren Verfaſſern; und bey
den wenigen, die er ſelöſt am Ende hinzugefügt hat, iſt fein Name
ausdruͤcklich angegeben. Noch weniger kann Mich. Walther Verf.
ſeyn, der erſt 1593 geboren wurde. [Geyſtl. Lieder ꝛc. Leipz.
1586. Th. 2. No. 158. ee Gryphisw. 1597. Bl. 459. b.
mit Sur der aten Str.]
Sehnſucht nach Ebeiſto.
0 Chriſte, M orgenſterne, Leucht uns mit hellem Schein,
Schein' uns von's Himmels Throne An dieſem dunkeln Ort
Mit deinem reinen Wort!
O Jeſu, Troſt der Armen, Mein Herz hab 1 zu 1 dir.
Du wirſt dich mein erbarmen, Dein' Gnade ſchenken mir;
Das trau ich, gänzlich dir.
Ich kann und mag nicht ſchlafen, Ich kann nicht frölich
4 ſeyn;
Mir iſt verwund't mein’ Seele, Und fuͤrcht' der Hollen Pein.
O Chriſt, erbarm dich mein!
Du haſt für mich vergofien Dein vofenfarbıes Blut;
Das laß mich, Herr, genießen! Troͤſt mich danch deine Guͤt',
2 mir! das iſt mein? Bite. r n e
L 2 Iſt
164
„Iſt dir verwund't ſo fehre Die arme Seele dein:
Thu du dich zu mir kehren; Ich will dan Halſet ſehn,
Vergeben Schuld und Peine.
„Laß du von Suͤnden abe, Und bis ein e chriſt: |
Ich will dich ſelber laben Und ers Aer 2 b
Der dich zum Himmel weiſt.“
„Ich will dich ſelber ſpeiſen Mit meinem getz und ln,
Mein' Lieb' an dir beweiſen, Und will dir theilen mit
Meubn Schatz und hoͤchſtes Gut.“
O Jeſu, Lob und Ehre Sing' ich dir allezeit.
Den Glauben in mir mehre, Daß ich nach dieſer Zeit
Mit dir eingeh' zur Freud'.
Der uns dieß Liedlein ſange, So wohl geſungen b,
Gott helf, daß uns (al. ihm) gelinge An ee RE
Durch Ehriſi Wunden roth.
on
N. N.
Sinnen ebendafelbfl mich. Praͤtoriue, der in dem Jahre,
in welchem jeues GB. erſchien, ein 1 zjaͤhriger Knabe war, kann
alſo nicht der Verf. ſeyn. Er hat, wie in dem Gothaer GB. von
1655 bemerkt wird, die Melodie des Liedes fuͤr 4 Singſtimmen
geſetzt; und daraus iſt wahrſcheiulich durch einen Misverſtand die
gewohnliche Meinung, daß er die Worte verfertigt habe, ent
ſprungen. [Geyſtl. Lieder ꝛc. Leipl. 1586. Th. 2. No. 77.)
Andacht am Morgen.
Ich dank dir ſchon durch deinen Sohn,
O Gott, für deine Güte,
Daß du mich heint in dieſer Nacht
So guaͤdiglich haft behuͤtet: |
In welcher Nacht ich lag ſo hart
Mit Finſterniß umfangen,
Von aller Sind’ geplaget ward
Die ich mein' Tag begangen. N
165
Drum bite) ich dich aus Herzeugrund,
Du wolleſt mir vergeben 0
All mein Suͤnd', die ich hab begunt 2 Bun
Mit meinem böfen Leben, War
And wolleſt mich auch diefen n „
In deinem Schutz erhalten,
Daß mir der Feind nicht ſchaden mag
Mit Liſten mannigfalte.
Regier mich nach dem Willen dell, |
Laß mich in Suͤnd' nicht fallen, v Mi
Auf daß dir mög” das Leben mein ph
Und all mein Thun gefallen.
Denn ich befehl' dir Leib ich Seck 8 ji
und Ars in deine Hände, 7
In meiner Angſt und Ungefäll,
Herr, mir dein’ Huͤlfe ſende! 10 Gute en 8
Auf daß der Fuͤrſte dieſer Wůek k
Kein' Macht aur wür indg'“ genden e And
Denn wo mich nicht bein Gnab ' erhält, h:
Iſt er mir viel zu g'ſchwinde. A
Allein Gott' in der Hoͤh' ſeh Preis
Samt ſeinem einig'n Sohne, abb solo n
In Einigkeit des heilgen Geiſts ; deb
Der herrſcht uus Hunnelsthrone :
in 11911 x 8
D. Ambroſius Lob waffer.
Geb. 1315 zu Schneeberg. Geſt. 1585 zu Königsberg ale Pro-
feſſor der Rechte und herzoglich⸗preußiſcher Rath. Bekannt durch
ſeine, 1573 zuerſt erſchieuenen, eee die aber in der
Lutheriſchen Kirche nicht ihr Glück machten. Fol genbes Lied, das
in den Anfangsbuchſtaben oh Strophen 9 ausdruckt,
mögte wohl feine beſie Arb it in dieſtt £ *
Gryphisw. 1397. Bl. 428. an Ga eg Str.
17 km
> ö 91 19 sg per:
UN -
166
— —-
Vertrauen auf Bote
Allein zu Gott Hoſſnung
Wie es mir ge 8 |
Will ich auf ihn vertrauen .
ih Noth und Widerwättigkeit im 5 v
Will ich aller nz Br:
Dart und veſt auf ihn bauen. .
Er iſt mein Schutz! Drum Teufel 2 det, 2
Trutz aller Welt! Gott bey mir bal; *
Für Niemand fol mir grauen. 15 1
Menſchliche Huͤlf! iſt gar ‚umfo umount na aan
Der Herren Gunſſt 550 ane
Thut manchen Mann betrugen. an
Denn wenn ſchon einer lang' weben. de
Verdients auch o m lic de Ar ae
Von ihn'n was zu enfriegen : - 2 And 08
Bald einer kuüͤmmt, der das wegnimm
Durch Heucheley;, e *
Muß allzeit untenliegen. 120 Ir *
Stell deine Hoffnung all zu Ss; 1850
In aller Moth an tn“
Wirf auf ihn deine Sorgen. M 250 RR y
Er weiß wohl, was wir arme Leut“
Beduͤrfen heut.
Was wir bedimfen morgen.
Uns er ernaͤhrt, uns als: beſchert:
Was uns gebricht, ihm mangelt 1 , dirt 8
Eiger von demand borgen. Bd v0
Jung ich ettba geweſen bin?: Ay Pi
F
u bin ich wol bey Jahren; eien
94 WM
Ich hab durchtwandert Städt. und ande,
Viel Leut' erkannt:
*
2
167
Doch hab' ich Nu *
Daß der Gekecht' und fer‘ Geſchlecht
Nr Aus Hungersnoth herum nach Brodt
e gegangen wären. |
Lob und Dank mein Sort 10 mw.
Mein? Lebetag , summdy o
Der mich bisher ernähnet, form. „m
Und mir zu meiner Nothdurft fast
Gegeben n
Nicht mehr hab' ich begehret. |
„denn großes Gut verdammen ut:
Gar mancher Mann haͤngt ſich N 1 *
Und ſein Herz darauf kehre.
Was ſoll mir gs groß 5 und Gelb bi
Auf dieſer Welt,
f und durch den Tod, wie reich ich bu,
Fahren dahin er a le N
Die allgemeine Straßen? * 21 a
Reichthum, Armuth iſt beyd's nicht aut;
Reichthum ſtolz macht, Armuth 3
Gieb, Herr, all Ding! mit Maaßen!
* ae ich muß nich, af, eng ge beg e
‚a 1
7
Sehr mich N * deinem Son: ’
Das iſt die Pfort , W ui 10 R
In dein Reich oeimpugepen. n es l
Darum laß mich, 4 den den,
Durch reine Lehr? - nee Im
Dein goͤttlich eee In den act
Damit daß ich ſtark glaub' an Bar 4
Und endlich mag am juͤngſten Tag
Dein Antlitz froͤlich ſehen! e ene
„u Bir Bikinis J
ER 70 ih 92 eee
3
168
Martin Moller.)
Geb. 1547 zu Kropſtaͤdt, ehemals Leißnitz genannt, ebe Wit⸗
tenberg. Geſt. 1606 als Oberprediger zu Goͤrlitz. Die beyden
nächftfolgenden Lieder, wovon das eine dem Bernhardiſchen Ju⸗
bilus: Jeſu duleis memoria (Anthol. B. I. S. 270), das andre
dem latein. Hymnus des Geo. Thymus oder Klee: Aufer immen-
ſam Deus aufer iram, nachgebildet iſt, kommen in feinen, 1584
zum erſten Male herausgegebenen Meditat. 88. Patrum, und das
dritte in feinem Manuale de praeparat. ad mortem vom J. 1593
zuerſt zum Vorſchein. Ob er ſelbſt fie aber verfertigt, ift,. beſon⸗
ders in Hinſicht des erſten und dritten, ſehr zweifelhaft; denn in
dem Manuale, wo auch jeues abermals abgedruckt iſt, finden ſie
ſich unter den Liedern, die ſeiner eigenen Verſicherung zufolge
von andern geiſtreichen Leuten gemacht find. Auch ſteht das
erſtere in Ronrad Sojers, Subpriors zu Möllenbeck und ge⸗
kroͤnten Dichters, fuͤnf Hauptſtuͤcken chriſtlicher Lehre (Stadthagen
1612. 8.) unter den Geſaͤngen, die ſeiner Angabe nach ihn ſelbſt
zum Verfaſſer haben. [P/almbuchb, Gryphisw. 1597. Bl. 351. d.
Geſangbuch, Dresden 1594. Bl. 339. b. M. Molleri Meditatt.
SS. Patrum. ed. Goͤrlitz 1611. 8. Th. 1. Bl. 66 und 96. Deſſ.
Manuale, ed. Goͤrlitz 161% 8. ©. 179.
Freude an Jeſu.
Ach Gott, wie manches Herzeleid
Begegnet mir zu dieſer Zeit!
Der ſchmale Weg iſt truͤbſalvoll,
Den ich zum Himmel wandeln fol.
Wie ſchwerlich laͤßt ſich Fleiſch und Blut
Zwingen zu dem ewigen Gut!
Wo ſoll ich mich denn wenden hin?
Zu dir, Herr Jeſu, ſteht mein Sinn.
Bey dir mein Herz Troſt, Huͤlf und ha
Allzeit gewiß gefunden hat; |
Niemand jemals verlaſſen iſt, x
Der getraut hat auf Jeſum Chriſt.
169
Du biſt der große Wunder mann!
Das zeigt dein Amt und dein' Perſon.
Welch Wunderding hat man erfahr'n,
Daß du, mein Gott, biſt Menſch gebor'n,
Und fuͤhreſt uus durch deinen Tod
Ganz wunderlich aus aller Noth!
Jeſu, mein Herr und Gott allein,
Wie ſuͤß iſt mir der Name dein! J
Es kann kein Trauren ſeyn ſo ſchwer,
Dein ſuͤßer Nam erfreut viel mehr;
Kein Elend mag ſo bitter ſeyn,
Dein ſuͤßer Troſt der lindert's fein.
Ob mir gleich Leib und Seel' verſchmacht't,
So weißt du, Herr, daß ichs nicht acht.
Wenn ich dich hab', ſo hab 0 wohl,
Was mich ewig erfreuen ſoll.
Dein bin ich ja mit Leib' und Seer;
Was kann mir thun Suͤnd', Tod und Holl?
Kein beſſer' Treu auf Erden iſt,
Denn nur bey dir, Herr Jeſu Chriſt.
Ich weiß, daß du mich nicht verlaͤß ſt;
Dein’ Wahrheit bleibt mir au. ja) ewig veſt.
Du biſt mein rechter treuer n |
Der mich ewig behuͤten wird.
Jeſu, mein' Freud’, mein’ ehr und Ruhm,
Mein's Herzen Schatz und mein Reichthum,
Ich kanns doch ja nicht zeigen an,
Wie hoch dein’ Nam erfreuen kann:
Wer Glaub' und Lieb' im Herzen at
Der wirds erfahren mit der That.
Drum hab' ichs oft und viel We |
Wenn ich an dir nicht Freude haͤtt ,
So wollt' ich den Tod wuͤuſchen her,
170
Ja, daß ich nie geboren waͤrr.
Denn wer dich nicht im Herzen hat,
Der iſt gewiß ar. fünvaon) lebendig tod.
Jeſu, du edler Braͤut gam wert h
Mein hoͤchſte Zier auf dieſer Erd’,
An dir allein ich mich agb i
Weit über alle guͤldne Schaͤtzze.
So oft ich nur gedenk' an dict
All mein Gemuͤth' erfreuet ſi ch.
Wenn ich mein’: Hoffnung ſtell zu dir,
So fuͤhl' ich Fried eu. Staa“ und Troſt in mit,
Wenn ich in Noͤthen bet' und fing‘, g,
So wird mein Herz recht guter E
Dein Geiſt bezeugt, daß ſolches frey 9 2
Des ewig'n Lebens Vorſchmack ſey, a n
Drum will ich, weil ich lebe nochn
Das Kreuz dir froͤlich tragen nacg.
Mein Gott, mach' mich dazu bereit;
Es dient zum Beſten allezeit.
Hilf mir mein' Sach' recht greifen Alan
Daß ich mein'n Lauf vollenden kaun. er
Hilf mir auch zwingen Fleiſch und Sm, 2
Fuͤr Sind und Schanden mich behür, 1
Erhalt mein Herz im Glauben rein?
So leb' und ſterb' ich dir allein.
Jeſu, mein Troſt, hoͤr mein Begier ?
O mein Heiland, waͤr' ich bey die W
Demütbigung 325 de 50
Nim von uns, Herr, du treuer Gott.
Die ſchwere Straf und große Ruth, 111 4 vl
Die wir mit Suͤnden ohne Zahl u. mu mn
Vreerdienet haben allzumm !!
171
Behuͤt' für Krieg und theurer Zeit,
Fuͤr Seuchen, Feu'r und gr zem Leid!
Erbarm' dich deiner boͤſen Knecht'!
Wir bitten Gnad', und nicht das Recht.
Denn ſo du, Herr, den rechten Lohn
Uns geben wollt ſt nach unſerm Thun:
So muͤßt' die gauze Welt vergehn,
Und koͤnnt' kein Menſch vor dir beſtehn.
Ach Herr Gott, durch die Treue dein
Mit Troſt und Rettung uns erſchein! “
Beweiſ an uns dein große Gnad,
und ſtraf uns nicht auf frifcher That,
Wohu' uns mit deiner Guͤte bey, ar
Dein Zorn und Grimm fern von ung ſey.
Warum willt du doch zorug ſeyn
Ueber uns arme Wuͤrmelein? N
Weißt du doch wohl, du großer Gott,
Daß wir nichts find. deun Erd” und Koth;
Es iſt ja für der m Augeſicht
Unſer' Schwachheit verborgen nicht.
Die Sünd' hat us verderbet A.
Der Teufel plagt uns noch viel mehr; ad
Die Welt und unſer Fleiſch uud But N
Uns allezeit verfuͤhren thut.
Solch Elend kenuſt du, Herr, allein;
Ach laß es dir zu Herzen gehn (al. uns der Gefohten ſeyn)!
Gedenk an dein 's Sohns bittern Tod,
Sieh an ſein' Heilig” Wunden roth! a
Die find ja für die ganze Welt Pe a
Die Zahlung und das AA
Des troͤſten wir uns allezeit,
und hoffen auf Barmherzigkei . |
SER RE uns mit deiner rechten renn
und ſegue unser“ Stadt und Landd
172
Gieb uns allzeit dein heiligs Wort, a 1
Behür fuͤr's Teufels Liſt und Mord.
Verleih ein ſeligs Stuͤndelein n,
Auf daß wir ewig bey dir ſehh s
Flehen um ein ſeliges 9 1
O Jeſu, Gottes Laͤmmelein, — f K Re.
Ich leb' oder ſterb, ſo bin ich dein. ur a 3
Ich bitt, laß mich mit dir zugleich *
Ein Erbe ſeyn in deinem Reich.
Denn was wär“ ſonſt dei” Bag,
So viel Striemen und Wunden roth, an
Wenn ich auch mi t der e | W
Genießen blk. in Ewigkeit? E r 8
Warum haft. du dein'n Leib und .
Im Grab” verſchloſſen und aufgegeben,
Wenn nicht mein Tod durch deinen 0
Verjagt ſollt werden, du treuer tt?
Darum, o Jeſu, ſteh mir ben, . na
Gewiſſen Troft und Huf verleih!
Verlaß den nicht, Herr Jeſu Christ,
Der mit derm Blut gewaſchen iſt! \
Im Friede laß mich ſchlafen ein, 5
Und in dir haben Ruhe fein; Kr, 8
Dein Antlitz laß mich ſehen, Hert Be 2 a a
Ein ſeligs Ende mir beſcher' _ n
Dias bitt ich durch das Seiden de N.
Laß das mein letztes Wünschen em 2 2 4
So will ich loben allezeit r. =
Dich, o Herr Gott, in bang te
HT ie S* 1052
in.
an
120
tm * 1 2 =
N. N. ad
Anouymiſch in ea Greifswalde 1897 9
Bl. 463. b. Wahrſcheinlich gehört LE Tech
ur
„
173
und iſt auf jeden Fall alter, als das mit denſelben Worten an⸗
fangende Abendlied von Paul Oderborn. Die letzte Strophe iſt
weggelaſſen.
1 Abendandacht.
Der Tag hat ſich geneiget,
Die Nacht herfuͤr itzt gagt.
Gott fen gebenedeyee,
Der uns beſchuͤtzet hat
Durch ſeine milde Guͤte,
Erhaͤlt uns Leib und Seel’!
Woll' uns fortan behuͤten
Fuͤr allem Ungefaͤll. ;
Nichts iſt auf dieſer Erden,
Das da beſtaͤndig bleibt. *
Allein die Guͤt' des Herren,
Die waͤhrt in Ewigkeit,
Steht allen Menfchen offen;
Gott (ver) laͤßt die Seinen nicht.
Drauf ſetz' ich all mein Hoffen,
ꝛein'n Troſt, mein’ Zuverſicht.
* Dem hab' ich mich ergeben |
In dieſer argen Welt. m
So iſt des Menſchen Leben!
Wie Bluͤmlein auf dem Feld’;
Des Morgens in dem Thaue
Seyn ſie gefaͤrbet ſchon:
Bald werdens abgehauen,
Verderben von Stund' an.
Vergieb mir, lieber Herre,
Mein Suͤnd' und Miſſethat!
Ich hab' geſuͤndigt ſehre,
Und bite, Herr, um Genad'.
Weim du mir zu wollt'ſt ſchreiben
Mein Sim’ und auch mein' Schuld, ü
2 Wo
174 “2
Wo ſollt' ich fuͤr dir bleiben
Den Tod haͤtt ich verſchuld't. de ae enn at
Ich bite‘, daß du mir guädig gz. e
Durch Chriſtus willen ſeyſt. A *
Mach' mich von Suͤnden ledig
Gieb mir den heilgen Geiſt .
Der mich weiſe und lehre
Ja der mich leit' und fuͤhr 7 un
Auf daß ich nimmermehne e
Gott's Steg’ und Weg' verlier“.
Mein Leib’, mein’ Seel, mein Leben,
Mein Haus, mein Gut' und Chiti mne
Was du mir haſt gegeben.
Das b'fehl' ach dir, o Herr,,
In dein' goͤttliche Haͤnde. . ſ
Behuͤt' mich gnaͤdiglich, «Dr:
Gieb mir ein felig ende.
Und nim mich in dein Reich! wh 30)
N. N. ED ri
Anonymiſch in dem zu Greifswalde 1597 gedruckten Pfalmbuch
Bl. 371. b. Es kommen in den alten BB. mehrere Lied
dieſes Anfangs vor, unter andern das oben mitgetheilte von
Selnecker, eins von Franz Rhode zc., vermuthlich alle Nach
dungen eines urſpruͤnglich niederſaͤchſiſchen Liedes von se
Göttingen (Herr Gott, wem ſoll ichs klagen), das in eben d
Pfalmbuche Bl. 469 ſteht. Das hier folgende findet ſich,
verandert, noch in dem jetzt üblichen Lüneburg. san
Gewiſſensangſt.
Ach Gott, wem ſoll ichs klagen,
Daß ich ſo elend bin? 3 ed
Mein Herz will mir verzagen, u)
Mein’ Sind’ liegt mir im Siu.
Ich kann ihr'r nicht vergeſſe:nn
175
Sie iſt zu groß und u n N PT
Sie hat mich gar beſeſſen, F n Sn ns
Bracht in Noth und Gef. BUN BR,
In Suͤnd'n bin ich empfangen, Nee El:
In Suͤnd'n bin ich gebornʒ
Viel Suͤnd' hab' ich begangen 4
Darum bin ich verlor'n. 3 |
Srölich kann ich nicht werden,
Den Himmel anzuſehnn,
Und ſchaͤme mich, auf Erden
Mit meinen Fuͤßen zu gen.
Nun ſollt ich ja vertrauen
Deinem Sohn Jeſu Chriſt,
Veſt auf ſein Verdienſt bauen,
Weil er mein Fuͤrſprech iſt.
So ſchreckt mich mein Gewiſſen 890
Das zweifelt immerdas
Und ſoricht, dich werd' verdrießen, 1
Daß ich die Suͤnd' nicht ſpar!
Ich wollt auch herzlich gerne
Beſſern das Leben mein,
Mit Werk', Wort und Geberde
Fromm und dir g'horſam ſeyn:
Ich kanns ſo nicht vollbringen,
Wie ichs oft hab' bedacht; N
Boͤſ' Gedanken mich verdringen
und auch des Teufels Macht.
Was ſoll ich denn un machen lu £
Wo ſoll ich Zuflucht hnnn?n2?2n:n:
Ich fall der Holl in Rachen
Wenn ich dir will entgahnn.
Ich komm', o Gott, ja wieder
2 Ju dein r Barmherzigkeit.
Und
176: N
ns
Und für dir fall ich nieden
Mein' Suͤnd' die ſeynd mir lab. Va 1
Vater, dein n Sohn haſt geben 65
Für der ganzen Welt Suͤnd ; na ae
Und jedermann ſoll leben \
Der an ihn glauben kunnt. Ara 1 u
Will gleich mein Herz nicht trauen a‘
So glaub ich dennoch veſt. 75 *
Hilf du meinem Unglauben; Er 1.090005
Dein’ Huͤlf' die iſt die beit.
Ich bin nicht werth der Güte, 1 ur
Die du mir haft gethan, 3
Daß für mich mit fein, Blute a N. en
Bezahlt' dein lieber Sohn.
Ich bedarfs aber nothwendig K
Und glaͤub' den Worten dein, * **
Die mir zuſag'n beſtaͤndig: NW
Wer glaͤubt, wird felig ſeyhnn.
So wahr als ich ſelbſt lebe,
Sprichſt du, ewiger Gott, Fe
Mit nicht' ich uͤbergebe un. ent
Den Sünder in den T:
Ich will, daß er umkehte RR
Und leb' ewig bey mir. e i
Darum komnr ich, Herr cone, Enno ee
Ich komm' wieder zu dir. de e e
Mit dem heiligen Geiſte I TOR
Meinn ſchwachen Glauben mehr
Huͤlf und Beyſtand mir leiſte ,
Sey mein gnaͤdiger Herr! 1 0
G'leit mich auf deine Weed
B'huͤt mich für Sind’ und Schand 30 nd
Des Teufels Stich' und Schlaͤg e
*
Wend' ab mit deiner Hand
Mi
Segne mein Leib und Leben,
Meinen B'ruf und mein Arbeit,
Was du mir haſt gegeben
Aus lauter Guͤtigkeit. TE
Erhör’ mein Flehn und Schreyen
Und mein' furchtſame Wurf,
Daß ich mich dein kann freuen,
Veracht'n des Teufels Mord.
Zuletzt laß mich abſcheiden
Mit eim ſeligen End',
Und nim aus dieſem Leiden
Mein’ Seel in deine Haͤnd'!
Dafuͤr will ich dich preiſen
Mit ſchuldig'r Dankbarkeit;
Gott wird mir Gnad' beweiſen
Und helfen in Ewigkeit. N
Martin Bindemaun.“
Dieſen Namen geben die Anfangsbuchſtaben der Strophen. [P/abn-
buch, Gryphisw. 1597. Bl. 413. b. mit Wegl. von 4 Str. Vergl.
Geiſtliche Pſalmen ze. Nürnb. 1618. 8. S. 718]
Heitre Ausſicht im Ungluͤck.
Man ſpricht: „Wen Gott erfreut,
Hat g'meiniglich groß Leid“.
Doch wird fein Leid verkehret,
Ihm ewige c. In ewig'r) Freud' ‚gewährt;
Gott kann dein Leid wol ſtillen,
Und dich mit Freud erfuͤllen.
Angſt, Noth, Truͤbſal und Pein
Muß ſtets im Vortrab car. Herzen) ſeyn;
Darnach ſo thut herreiten
Das Gluͤck auf allen Seiten.
Gott kann dein Unglück ſtillen,
Und dich mit Freud' erfuͤllen. Rama“
8 M In
178
5 4 a
In Widerwaͤrtigkeit 7 I d
Ruf Gott; er iſt nicht weit: s N
So wird er fuͤr dich kämpfen |
Und deine Feinde dämpfen; zj iu *
Gott kann dein Feinde wohl ſtllen, 1
Und brechen ihren Willen.
Nun iſt es einmal want:
Es faͤllt von dir kein H aa;
So kann dir Niemand ſchaden, tr ie
Wenn Gott es nicht will g'ſtatten.
Gott kann dein'n Schaden wohl ſtillen, .
Und dich mit Freud er füllen.
Biſt du in Angſt und Noth
So trau allein auf Gott;
Denn findeſt du zum letzten,.
Daß es dir g'reicht zum Beſten. 4
Gott kann dein' Augſt wohl kehren; Pe
Das wird ihm Niemand wehren. £ De
Nach jedem Winter kalt 5 0 1
Erfolge der Sommer baldı t:
Alſo nach jedem Schmerzen
Erfolgt auch Freud’ un Herzen er
Gott kann die Schmerzen wenden,
Er hat's in ſeinen Handen. e
Die Blümlein, auf dem Feld, “ re
Auch alles Wild im Wald, n..
Wenn es der Winter verheeret, ** BR
Der Sommer fie wieder naͤhret. Ge
Gott kann dem Winter wehren, N en
Den Sommer wieder kehren. 12 4 n e
Es hat wohl eher geſchne t
Vorhin fuͤr dieſer Zei
Darnach fo ſchein die Sonn
2
u. 3
47 1 re
179
Bringt uns viel Freud' und Wonne.
Gott kann den Schnee wohl ſtillen,
Und dich mit Wonne fuͤllen.
Mit dem Elende dein
Sollt du zufrieden ſeyn;
Denn wenn die Noth am groͤßten,
Will Gott dich ſelber troͤſten.
GOSiott kann dein Elend ſtillen,
Und dich mit Freud' erfuͤllen.
Nach jedem Herzeleid m
Erfolgt auch wieder Freud’;
Ich hoff auf Gott mit Treuen,
Es ſoll mich nicht gereuen.
Gott kann mein Herzleid ſtillen
Nach ſei' m göttlichen Willen.
Anhang
iniger religioͤſen Lieder im Volkstone,
Michael Stiefel.
eb. um das J. 1487 zu Eßlingen in Schwaben. Geſt. 1567 als
ehrer der mathematiſchen Wiſſenſchaften zu Jena. Noch während
ines Aufenthaltes im Auguſtiner⸗Kloſter zu Eßlingen, im Jahr
1522 oder 1523, gab er das, im iſten Bande der Authologie
. 429 bereits erwaͤhnte, im Originaldrucke vor mir liegende
ied von der Chriſtfoͤrmigen, rechtgegruͤndeten Leer D. M. Lu:
ers, in Bruder Veiten thon, heraus, das bey Vielen großen
fall fand, bey Anderen aber, wie bey dem bekannten Saty⸗
iker Thomas Murner, der ihm ein „neues Lied von dem Unters
ang des chriſtlichen Glaubens“ entgegenſetzte, den lebhafteſten
Iinmwillen erregte. (S. den intereſſanten Aufſatz über das Leben
es wegen feiner Wahrheitsliebe und feiner tiefen Einſichten in
Die Mathematik achtungswerthen, wegen feiner apokalyptiſchen
kun - N M 2 Traͤu⸗
180
Traͤumerehen bedaurungswuͤrdigen St. von Hru Superint. Fulda,
im Biographen, B. VI. Halle 1807. S. 458 f.) Dreyzehn bloß
dogmatiſche Strophen ſind aus dem hier folgenden Abdrucke aus
gelaſſen. Die in der erſten vorfommehde Auſpielung mit dem
Worte luter (lauter) iſt leicht zu verſtehen. „Luthers Lehr, ſagt
der Verf. in einer Anmerkung, iſt alſo luter, daß ich ſchaͤtz, daß
er hab dieſen Namen, uns zu einem Zeichen, von Gottes Ord-
nung.“ Der bey dem Liede zum Grunde liegende Ausſpruch Je⸗
hannis ſteht Offenb. 14, 6. 7. 8
zuthers Lehre.
Joannes thut uns ſchreiben 9 7
Von einem Engel klar,
Der Gottes Wort ſoll treiben
Ganz luter offenbar.
Zu uns thut ſich auch ſcheiben;
Es fehle nit um ein Haar. .
Darauf will ich beleiben, N 0
Das ſag ich euch firwahr. f
Hoch' Kunſt die laßt er ſtieben
Weit über Berg und Thal.
Den Mund will ihm verſchieben
Zu Kom des Biſchofs Saal; | 175117
Es ſchelten ihn die Truben, N
Die Woͤlf in Gottes Stall.
Huͤt' dich vor dieſen Dieben,
Wo ſie ſind, uͤberall. 1 *
Du magſt nun wohl erkennen r
Den Engel, den ich meyn'. N N
Hernach will ich ihn nennen;
Die Sach' die iſt nit klein.
Laß dich nicht fuͤhr'n von dannen,
Daß er hat Fleiſch und Bein; f
Das find'ſt von heilgen Mannen,
Und nit von ihm allein.
Es b' deutet uns das Fliegen,
Verſchmaͤhen zeitlich Gut.
Kehr' dich nit an das Luͤgen,
Das man vom Frommen thut:
Er thut ſich warlich fuͤgen
75
**
2 u er ee = Ar
181
Zu Gott in rechtem Muth;
G' walt mag ihn auch nit biegen,
Er gaͤb' eh' drum ſein Blut.
Sein Herz zu Gott er neiget,
Recht als ein Chriſtenmann.
Die G'ſchrift er rein abſeiget;
Kein'n Wuſt laßt er daran.
Zu Wornıis er ſich erzeiget,
Er trat keck auf den Plan;
Sein' Feind' hat er geſchweiget,
Keiner dorft' ihn wenden an.
Er laßt ſich nit erſchrecken
Die ſchuͤhen d. i. ſcheuen) Fledermäuf’;
Sein Lehr’ thut er vollſtrecken
Zu Gottes Lob und Preis.
Die Wahrheit thut ihn ſtaͤrken;
Sie macht viel Menſchen weiſ'.
Der Baur die Sach will merken;
Das muͤht Coͤlln und Parle)is.
Nun gruͤß' ich dich von Herzen,
Du edels Wittenberg!
Viel Frommer litten Schmerzen,
Gieng es dir uͤberzwerg.
Erfurt thut guͤtlich ſcherzen
Mit dir in Gott bequem;
Es haͤlt euch als zwo Kerzen
Das neu' Hieruſalem.
Das Licht des Tags kummt wieder,
Es bricht daher mit Macht.
Der Engel ſchwingt fein G'fieder;
Das Irdiſch' er veracht't.
Er lehrt die Chriſtenglieder
Und fuͤhrt ſie von der Nacht;
Er ſey hoch oder nieder,
Daſſelbig' er nit acht't.
Sein Stimm' die thut er ſtaͤrken
Ohn' alles Truͤgen frey. a
Herr, gieb, daß ich moͤg' merken,
Was dieſer Engel fchren! |
Zum Erſten thut mich ſchrecken
Sein Lehr', was Adam ſey.
Das
ı' u
Das G'ſetz thut er entdecken;
Groß' Furcht erwaͤchſt darbey.
Das G'ſetz den Menſchen poltert,
Es iſt den Werken g’iähr.
Den Geiſt es tief erfordert,
Als ob er ſelig wär”,
Die Sach' viel Doctor wundert,
Die dieſer Kunſt ſeynd leer;
Ein'r wuͤßt's nit unter hundert,
Wenn Luther noch nit wär'.
Zum Andern lehrt er eben
Mit Giſchriften klar beſtimmt, _
Daß man Gott Ehr' foll geben;
Denn ſie kei'm andern ziemt.
So ganz das geiftlich’ Leben
In Chriſto it gegruͤnd't,
Als in eim Stock die Reben;
Ohn' ihn all's Gut verſchwind't.
Ohn' mich ihr nichts vermoͤgen,
Spricht Chriſtus, unſer Herr.
Den Willen muß bewegen |
Die Gnad' nach's Luthers Lehr”.
Er mag ſich ſelbs nit regen:
Doch iſt die Huͤlf' nit ferr;
Sie kommt uns bald entgegen,
Als ich vom Luther hoͤr!
Eh’ mich die Gnad' hat g' funden,
Todt was ich gar und ganz
Ich dient' wol Gott' zu Stunden
Fuͤr Hoͤll' und Himmelskranz;
Mein G'muͤth das was gebunden
Uf ſich, und luͤgt ſein'r Schanz'. 2
Wer heilt mir dieſe Wunden?
O Herr, dein'r Gnaden Glanz.
Wenn ich mich ſollt' bereiten
Mit Werken mannigfalt,
Ehr' thaͤt ich mir zuleiten;
Das hatt’ doch fein’ Geſtalt.
Gott muß all' Werk bekleiden
Mit Gnad' us ſei'm Gewalt;
Es ſeynd ſonſt Werk' der Heyden,
Von Liebe ſeynd ſie kalt.
183
Dem Glauben Gott 2
Die Gnad', und thut das ſtill.
Die Gnad' den Tempel weihet,
In dem er wohnen will.
All' Sind’ er ganz verzeihet,
Daß er fein Wort erfuͤll'.
An Gottes Guͤte ſcheuet Funde
Mein G' ſicht ohn' ſolch Berill'.
Mit Glauben mußt du weichen
Dei'm Gott in ſeinem Wort;
Dio thut der Geiſt inſchleichen;
Der Glaub’ iſt ihm ein' Pſort'.
Sag' nit von alten Braͤuchen;
Sprich nit: Ich anders hoͤrt'.
Durch das und desgeleichen
Wird manche Seel' ermord't.
Euch moͤgt' viellicht bedunken,
Der Glaub' waͤr viel zu ſchlecht.
Ach Gott! wie iſt verſunken
Dein Gnad' durch menſchlich Recht!
Gott hat uns jetzt gewunken;
Ihm folgt manch frommer Knecht.
Der Glaub' hat lang' gehunken;
Gott geb', daß ihr das ſecht (d. i. feht),
Herr, laß uns nit verderben,
Dein Gnad' von uns nit wend',
Dieweil wir ſeynd dein' Erben,
Darzu Werk' deiner Haͤnd';
Und ſo wir ſollen ſterben,
Behuͤt' uns unſer End',
Laß uns dein Reich erwerben,
Dein' Huͤlf' und Troſt uns ſend'!
Ich bitt' dich durch dein' Guͤte,
Mein Gott, Herr Jeſu Chriſt,
Daß mich dein' Gnad' behuͤte
Hie vor des Teufels Liſt,
Und wenn der Ant'chriſt wuͤthe,
Daß ich ſey ſelbs geruͤſt't,
Und nit folg' ſei'm Gebiete;
Denn du mein' Hoffnung biſt.
=
184
—— —
N. N. ung In
Auouymiſch in einem alten Drucke auf der Zwickauiſchen Biblio⸗
thek. Eine Abſchrift befindet ſich in den von der Gottſchedin
geſammleten Materialien zur Geſchichte der lyriſchen der
Deutſchen, die nicht, wie Gottſched in ihrer Leben ibung
ſagt, von ihr verbrannt, ſondern unverſehrt erhalten und ſchon
ſeit langer Zeit im Beſitze des hieſigen Herrn Prof. Ebeling ſind,
welcher die Guͤte gehabt, ſie mir mitzutheilen. Der Anfang des
Liedes, das wahrſcheinlich nicht lange nach dem Wormſer Reichs⸗
tage 1521 verfertigt worden, iſt von einem weltlichen entlehnt,
deſſen Melodie auch in manchen geiſtlichen Gefangbüchern des
söten Jahrh vorkommt. Einige gar zu derbe und beiſſende oder
gar zu matte Strophen habe ich mit Fleiß weggelaſſen, auch die
Folge derſelben an ein paar Stellen veraͤndert.
zuthers Lehr
Es geht ein friſcher Winter daher;
Da hoͤrt, ihr Herren, neue Maͤhr'!
Der Schimpf der will ſich machen;
Es wird uͤber Muͤnch' und Pfaffen gehn.
Sie weinen oder lachen.
Martinus iſt ein kuͤhner Mann,
Ein groß Spiel hat er gefangen an.
Er darf nicht Wuͤrfel noch Karten,
Denn wer mit ihm ſtudiren will;
Der heiligen Schrift thut er warten.
Der Luther hats nicht recht beſunnen;
Mar’ wol zu großen Ehren kummen,
Haͤtt' er den Pabſt thun ſchweigen:
Ein Cardinal der waͤr' er worden,
Thaͤt' ihn eher Biſchoff weihen.
Das hat Martinus nicht wollen thun;
Darum thut ihn der Pabſt in Bann,
Sein'n Leib und Seele verdammen.
Da fragt Martinus nicht viel nach) N
Ihn brennt die chriſtlich Flammen.
Die Kloſterbruͤder ſind auch im Spiel,
Die ich euch jetzund nennen will.
Sie laufen auf dem Lande;
185
Gaͤbe man ihn'n des Kaiſers Gut,
Sie naͤhmen's ohn' alle Schande.
Dabey ſo habens' ein'n guten Muth,
Ja mit der Armen Schweiß und Blut;
Es moͤgt' wol Gott erbarmen,
Daß ſie da leben in dem Saus,
Und wollen doch ſeyn die Armen.
Ihr' Kaſten und Keller ſtecken voll;
Sie ſaufen, daß ſie werden toll.
Sollten ſie ei'm Armen geben
Ja nur ein Gab' ein's Pfennigs gut,
Es muͤßt' ehe koſten ſein Leben.
All' Zinſ' und Geld han ſie an ſich bracht,
Daß ſie es ſchier all's beſitzen noch; b
Han doch die Armuth geſchworen.
Noch geben ihr'r etlich mehr dazu;
Wie ſind ſie ſo große Thoren!
Ach wie find unſer' Sinn’ verkehrt!
Hat uns ſolche Armuth Chriſtus gelehrt?
Oder hats gethan Sanet Peter?
Gaͤben wir den armen Handwerksleuten;
Den'n thaͤt' es gar viel noͤther.
Wenn Luther's Lehr’ fo unrecht wär’,
Sie war” nicht kommen je bisher;
Zu Wurms waͤr ſie verdammet.
Da ſaßen ſo viel der rothen Baret',
Dazu der Schauben von Sammet;
Der Kaiſer in ſeiner Majeſtat,
Darzu der deutſchen Fuͤrſten Rath,
Falſch' Geiſtlich' und auch Layen!
Da ſtund der Luther hochgelehrt;
Wollt Keiner an den Reyen.
Herzog Friedrich iſt ein frummer Fuͤrſt,
Der nach goͤttlicher Wahrheit duͤrſt't;
Iſt frey darbey geſtanden!
Des bedankt ſich Deutſcher Nation
Gegen dem Sachſiſchen Lande.
Verleih Genad', ewiger Gatt,
Erzeig' uns Huͤlf' in dieſer Moth
Des Leib und auch der Seelen!
Er:
186
Erleucht uns mit der Gnade dein,
Daß wir des Weg's nicht fehlen! IM
Behuͤt', daß wir nicht nehmen an
Der Menſchen erdicht'te falſche Wahn,
Ihr' Traͤum' und auch Betruͤgen,
So doch die Welt nichts anders kann 2
Denn falfch ſeyn und auch lügen. N
Verleih uns chriftlich” Prediger, |
Die uns vortragen rechte Lehr”, 2
Dein Wort uns treulich lehren; | 3
Erleucht' uns mit dem Worte dein,
Daß wir es thun begehren. in
Verleih uns gegen den rn eb;
Daß die ein jeder treulich ul,
Wie wir von Andern begehren,
Erzeig' das in den Werken klar;
Wird unſer Heil ſich mehren.
So der Baum wird aus der Frucht erkannt,
So ſeyn wir nicht wahrlich Chriſten genannt,
Die Werk' thun denn ausbrechen.
Das verleih uns dein’ goͤttlich' Genad'!
Thun wir mit Treuen ſprechen.
Der uns das Liedlein hat gemacht,
Der Seele Verderber herzlich betracht't,
Durch Menſchenlehr' verfuͤhret;
Man woll's ihm nicht vor uͤbel haben,
Daß er die un ruͤhret.
Ludewig Heilmann.
Dieſer Name iſt in den Anfangsbuchſtaben der Strophen
druckt. Das. Lich ſteht, nach Angabe des eben erwähnten G
ſchediſchen Mauuſcripts, in deu zu Zwickau 1331 gedruckten B
reyen, und kommt auch in einem um eben die Zeit zu
22 fliegenden Blatte vor. (Riederers Abhandlung
S. 261.) Aus der Tıtem Strorhe darf man ſchließen, daß 5
im J. 1529 nach dem Reichstage zu Speyer verfertigt ſey. * |
ſangbuch ꝛc. Dresden 159% Bl. 334, mit Weglaſſung der le
Strorhe.
—
„
Der Sieg der Reformation.
Lobt Gott, ihr frommen Chriſten,
Freut euch und jubilirt
Mit David dem Pfalmiften,
Der vor der Arch' hofiert!
Die Harfen hoͤrt man klingen
In deutſcher Nation;
Darum viel Chriſten dringen
Zum Evangelion. \
Von Mitternacht ift kommen
Ein evangeliſch Mann,
Hat die Schrift fuͤrgenommen,
Damit gezeiget an,
Daß viel der frommen Chriſten
Boͤslich betrogen find.
Durch falſche Lehr’ der Sophiſten
Und ihre Wechſelkind':
Die jetzund grimmig ſchreyen,
Wenns auf der Kanzel ſtahn:
„Mord uͤber die Ketzereye!
Der Glaub' will untergahn;
Des geweihten Waſſers Kraͤfte
Will Niemand achten mehr;
Darzu der Prieſterſchafte
Thut man kein’ Zucht noch Ehr';
Wer glaubt des Luthers Lehre,
Iſt ewiglich verdammt.“
Dergleich und anders mehre
Schreyen ſie unverſchamt;
Damit viel Chriſten treiben
Vom Evangelion,
Die bey dem Scoto bleiben
Und ſeiner Opinion. 5
Ihr G'ſalbten und Beſchornen,
Laßt ab von ſolchem Tand!
Das Recht habt ihr verloren,
Seyd gewarnet und ermahnt.
Gott will jetzt an euch ſtrafen
Den Mord und großen Neid,
Den ihr mit feinen Schaaſen
Habt getrieben lange Zeit.
188
Gar bald wird niederfallen
Mammon, der euer Gott,
Und euch Gottloſen allen
Zu Schanden und zu Spott.
Ihm iſt durch Luthers Lehre ty
Genommen all’ fein’ Macht; 2
Wollt ihr euch nicht bekehren, au
Ihr werd't mit ihm verjagt.
Her, her, ihr lieben Hrüber;
All', die recht Chriſten ſeyn! 4
Zum Faͤhnlein tracht' ein jeder;
Ehr' woll'n wir legen ein. ——
Die Feind' woll'n wir angreifen,
Ich meyn' das beſchoren Geſchlecht.
Ich hoͤr die Trummen und Pfeifen; 2
Her, her, ihr lieben Knecht'! | In, SA
Ein jeder fol auch hören, |
Wer unſer Hauptmann iſt: BE
Der König aller Ehren, a
Unſer Herr Jeſus Chriſt!
Der will uns helfen ſtreiten
In aller Angſt und Noth
Jetzt in den letzten Zeiten,
Als er verſprochen hat.
In Trummen und in Pfeifen
Will Gott kein'n Gefallen han:
Zu'n Waffen wollen wir greifen,
Den Harniſch legen an,
Den Paulus hat geſchlagen
In ſeiner Liberey,
Schild, Helm, Panzer und Kragen;
Ein Schwerdt iſt auch dabey. N
Laßt ſie nun einher hauen,
Das arm' beſchorn' Geſchlecht,
Die auf die Werk' faſt bauen
Und auf ihr geiſtlich Recht:
Ihr Geſchuͤtz hat nicht wohl troffen,
Iſt viel zu hoch gericht't; |
Noch eins ſind fie verhoffen, 1
Es wird ſie helfen nicht.
189
Mit dem thun fe. ruͤſten,
Hab ich vernommen wol, 5
Der Pabſt in Jahresfriſten
Ein Concilium halten ſoll;
Darinnen ſoll man ſehen,
Ob Luthers Lehr' ſey wahr.
Wie ſoll aber dem geſchehen,
Der nicht erlebt das Jahr?
Auf Chriſtum ſoll er ſchauen,
Der unſer Hauptmann iſt,
Auf ſeine Wort' vertrauen;
Kein' Luͤg' noch arge Liſt
An ihm nie ward erfunden,
Auch kein Bettuͤglichkeit.
Waͤr' Luther uͤberwunden,
Wird’ mancher Sophiſt erfreue
Nim jetzt alſo fuͤr gute,
Du geſalbte geſchmierte St
Gott halt in ſeiner Hute
All', die er hat erweckt
Durch evangeliſch' Lehre
Vom Schlaf der Gleisnerey,
Dem Glori, Preis und Ehre
Immer und ewia ſey.
N. N. |
Parodie eines vielgeſungenen weltlichen Liedes, das ſchon im An⸗
fange des 16ten Jahrh. bekaunt war, und in des Rnaben wun⸗
perhorn, B. III. S. 44. und mit 2 Strophen vermehrt in Do:
en's Mifeellaneen zur Geſch. der teutſchen Lit. B. I. S. 269 ab;
gedruckt ſteht. (Vergl. den Anhang zur zten Ausg. der Miſeell.
B. I. S. 9.) — [Geyſtl. Lieder, Leipz. 1536. a 2. No, 58. mit
Wegl. zweyer Strophen]
Der unerbittliche To b.
Ich ſtund an einem Morgen 1 60 500. ö
Heimlich an einem Ort;
Da haͤtt' ich mich verborgen.
Ich hoͤrt klaͤgliche Wort
Von einem jungen ſtolzen Mann; 5
190
Der Tod der kam gefhlihen,
Griff ihn gewaltig an. a
Wohlauf, wohlauf mit Eile!
Sprach der Tod grimmiglich.
Ich ſchieß ſo viel der Pfeile,
Bis ich dein Leben brich'.
Du mußt mit mir an einen Tanz;
Daran gehoͤrt manch Tauſend,
Bis der Reyen wird ganz.
Der jung' Mann erſchrack ſehre,
Sein Herz war Unmuths voll;
Er kunnt' kaum reden mehre,
Der Bot' g'fiel ihm nicht wohl.
Er ſprach: Ich bin ein junger Mann!
Du findſt noch viel der Alten
Mich ſollt du leben lan. 9
Der Tod ſprach zu ihm Balder:
Ich kehr mich nicht daran; ein
Ich nehm' Jung' und auch Alte,
Beyd' Frauen und die Mann.
Die boͤſen Kind'r zeuch' ich herfuͤr;
Mein'n Zorn den thut man ſpuͤren,
Jeder fuͤr ſeiner Thuͤr.
Ihr habt mir lang' gerufen
Mit mancher großen Suͤnd'.
Ihr muͤßt erſeufzen tiefe;
Ich bin gar ſchnell und g'ſchwind.
Es will nicht helfen Straf noch Plag'
Die euch Gott hat geſendet
Auf Erden manchen Tag.
Franzoſen thun euch pein'gen
Im Lande weit und breit.
Sie liegen bey den Zaͤunen;
Ein'r ſtirbt, der ander traͤgt Leid.
Die Plag' macht manchen armen Mann;
Der vor hat koͤnnen laufen, |
Muß jetzt an Kruͤcken gahn.
Die Theurung und der Streite
Hat zugenommen ſehr;
Es koſt't viel guter Leute:
Wer kann's erdenfen mehr,
191
—
Daß ſolche Plag' geweſen ſey? |
Schafft All's eu'r ſuͤndlichs Leben
Und Bosheit mancherley.
Drr Wucher iſt gemeine,
Unkeuſchheit wohl bekannt;
Treibt Jung, Alt, Groß und Kleine
Dazu viel’ ander! Schand,
Die ich nicht all' erzaͤhlen mag.
Ich will nicht laͤnger warten;
Denn kommen iſt der Tag:
Daß ich euch ſelbs will wuͤrgen,
Ihr ſeyd jung oder alt.
Ich nehm kein Geld noch Buͤrgen,
Seh' nicht an eur Geſtalt;
Reich' und Arm' ſind mir unterthan.
Euer Arzuey und Scheuen
Soll keinen Fortgang han.
Ob du „hinweg thuſt fliehen 1
Ein halb Jahr aus dem Land: 3
Ich kann dir wol nachziehen, RR
Bin allenthalb bekannt. .
Laß’ ich dich frey daſſelbig' Jahr':
So du kommſt wieder heime,
Biſt noch nicht ſicher zwar. N.
Darum, ihr Venſchenkinper,
Laßt ab von euer Suͤnd“! 2
So wird Gottes Zorn minder. *
Ruft an Marien Kind,
Daß er euch wolle gnaͤdig ſeyn, ö
Laß' euch in Suͤnd' nicht ſterben, *
Behuͤt' für hoͤll'ſcher Pein. 10 e
vr
D. Heinrich Knauſt.
Geb. aus Hamburg. Pfalzgraf und kaiſerl. gefrönter Poet, auch
Advocat, zuletzt zu Erfurt, wo er noch 1575 am Leben war. Das
folgende Lied, gleichfalls eine Parodie des weltlichen: Ich ſtund ꝛc.,
kommt in den von ihm herausgegebenen Gaſſenhauern, Reuter⸗
und Bergliedlein, Frankf. a. M. 1571. 8. vor, und hat ohne
Zweifel ihn ſelbſt zum Verfaſſer. [Des Knaben Wunderhorn ꝛc.
B. III. Heidelberg 1808. 8. S. 4.) 0°
** Got;
192
Gottes Zach tach 5
Ich ſtund an einem Morgen
Heimlich an einem Ort; 4
Da hielt ich mich verborgen. a
Ich hoͤrt' klaͤgliche Wort‘ enn
Von einem frommen Chriſten fing
Er ſprach zu Gott fein’ın Herren: 1 ir
„Muß denn gelitten fen? 5, ß *
Herr Gott, ich hab' vernommmeR,
Du willſt mich laſſen ſchier
In viel Anfechtung kommenn 5
Thut nicht gefallen mir.“ eee
Merk maͤnnlich auf, was ich dir 9! N a
Thu dich nicht hart beklagen, e
Ein Chriſt muß haben Plagg. Rh 9
Der fromm' Chriſt weinet ſehre ;:
Sein Herz war unmuthsvoll:
„So gieb mir Weiſ' und Lehre,
Wie ich mich halten ſoll.
Der Glaub' iſt ſchwach und ar 85 me;
Mein Fleiſch will mich verf
Daß ich ſoll weichen von dir.“ 2
Gott ſprach lachend zu Muthe: Rule 1 FA
Dein'n Willen ich wohl ſpuͤr '. .
Du wollt'ſt wohl han das Gute,
Wenn 's dir nicht wuͤrde ſau'r:
Wer aber will mit mir han Wel
Muß alles fahren laſſen; dus ya Doll
Viel Glück iſt ihm nicht feil. „ n 02
Der fromme Chriſt fon: Ward, 11 5
Mord über alles Leid! —
Mich ſchrecken deine Worte; 3.
Herr Gott, mach' mich bereit! rr
Ich wollt' doch alles tragen gern,,
Die Weltluſt gerne haſſen, Mr ug ig
Sie laſſen von mir fern. e 7
2 Gott ſprach: Ich thu' dich süßen;
| Hab nur einen guten Muth,
Und thu' mich allzeit fuͤrchten 07 1
Erkauſt biſt mit mein m Blut; * „ ene
Bu n
—
5 Daran gedenk mit ganzem Fleiß: a 1
All', die ich faſt thu' lieben, '
Straf’ ich, das iſt mein’ Weiſ'.
Da kehrt ihm Gott den Rüden,
Er red't zu ihm nicht mehr.
Der arm’ Chriſt thaͤt' ſich ſchmuͤcken
In einem Winkel leer;
Er weinet aus der Maaßen viel:
„Dem Herrn im Kreuz aushalten,
Das iſt kein Kinderſpiel.“
| R MW
uͤrger zu Leipzig. So nennt ſich der Verfaſſer am Ende des
erſten der „zwey ſchoͤnen Lieder“ auf den Tod des am gten Jul.
1553 in der Schlacht bey Sievershauſen gebliebenen Churfuͤrſten
orig von Sachſen. (Leipz. 1553. 8.) Das zweyte iſt das fol⸗
ende Klaglied, auch eine Parodie des vorgenannten weltlichen.
Aus dem Originaldruck in der Gottſchediſchen Sammlung, mit
egl. dreyer Str.]
Klage einer fuͤrſtlichen Wittwe.
Ich ſtund an einem Morgen
Heimlich an einem Ort;
Da hielt ich mich verborgen.
Ich hort klaͤgliche Wort'
Ven einer Fuͤrſtin hochgebor'n;
Sie klagt' ihr'n edlen Herren,
ie fie den hätt’ verlor 'n.
Ach Gott in deinem Throne,
Du edler Schöpfer mein,
Soll ich mein'n Herren lohne (.. RR
Sollt' mir viel lieber ſeyn,
Daß ich den Tod erlitten hätt’
Fuͤr meinen lieben Herren;
Wie gerne ich das thaͤt'!
Muß ich mein's Herrn entbehren?
Iſt mir ein' große Pein;
Ich ſaͤh' ihn herzlich geren.
Ach Gott, moͤgt' das geſeyn,
Daß ich ihn noch moͤgt' en an!
194
Mein Herz will mir zührerhen, n *
Wenn ich gedenk' daran. 20 .
O Gott im Himmelreiche,
Dir flag’ ich meine Noth.
Es iſt doch nicht dergleichen 988
Ein' Frau, die jetzund hat inn
Solch' groß' Betruͤbniß, in der Welt; je:
Mein Elend und meinen Jammer
Kann mir kein Menfch vergelt'.
Es kaun mich Niemand troͤſten
Denn du, Herr Gott, allein.
Auf dich ich mich verlaſſe
In allen Noͤthen mein.
Troͤ fi" mich, Herr Gott, mit deinem Wort si Th
Im Leben und im Sterben, N12 6
Behuͤt' mich hie und dort! f R
Das Fräulein hört das Klagen { 4
Der liebſten (Frau) Mutter ſein. 1
„Frau Mutter, ſollt mir ſagen: SR
Wo iſt der (Herr) Vater mein?
Er kann euch wohl helfen aus Noth.“
Die Mutter ſprach aus Leide:
Ach Gott, er iſt ſchon todt!
Das Fraͤulein weinet ſehre:
„So muß ich elend ſeyn!
Nu ſeh' ich nimmermehre g
Den lichften (Herrn) Vater mein.“ g
Sie rauſt ihr Haar und wand ihr Hand’: At.
„Ach Gott im Himmelreiche,
Hilf mir aus dem Elend.“
Der uns dieß Lied vom neuen
Zum erſten geſungen hat, 6 e
Den thut auch herzlich reuen | 2
Des edlen Fuͤrſten Tod. a
Wenn er noch jetzt gedenkt daran: ö
Das Herz in ſeinem Leibe 5 :
Das weinet ihm davon, ö |
-
7
195
Zweyter Zeitraum.
Von Bartholom. Ringwaldt bis auf Paul Gerhard.
(J. 1588 — 1650.)
Wu der ganzen vorhergehenden Periode hatte die geistliche
Liederpoeſſ ie der Deutſchen in Hinſicht auf Darſtellung und Sprache
eigentlich keine Fortſchritte gemacht. Sie war noch am Ende
derſelben, was ſie im Anfange geweſen, ein ſchlichter, durchaus
kunſtloſer „ ich moͤgte ſagen, ungebundener, wiewohl bey einzelnen
kraͤftigen und gemuͤthvollen Menſchen ſehr ruͤhrender Ausdruck
religioͤſer Gedanken und Empfindungen. Deſto großere und mars
nigfaltigere Veraͤnderungen ſtanden ihr in der gegenwaͤrtigen Pe⸗
riode bevor, die, wenn die Vergleichung mit den menſchlichen
Lebensaltern hier ihre Anwendung finden darf, füglich die des
Juͤnglingsalters genannt werden kann. Zwar waͤhrte es noch eine
geraume Zeit, ehe der Fortſchritt zu einer hoͤheren Ausbildung
der Poeſie bemerkbar wurde. Ringwaldt, der erſte in der Reihe
der folgenden Dichter, erſcheint, was den Ton und die Form
ſeiner geiſtlichen Lieder im Ganzen betrifft, wenig oder gar nicht
uͤber ſeine Vorgaͤnger erhaben, und wuͤrde recht wohl noch zu der
älteren Periode gezaͤhlt werden koͤnnen, wenn nicht die ziemlich
bedeutende Anzahl ſeiner Geſaͤnge und der ungemeine Beyfall,
den ſie, bey manchen nicht zu verkennenden Vorzuͤgen, eine
lange Zeit hindurch behaupteten, ihn mehr wie irgend einen von
denen, die noch 30 Jahre nach ihm ſchrieben, zum Anfangs⸗
punete einer neuen Periode eignete. Der einzige Philipp Nicolat
wurde ihm den Vorrang ſtreitig machen können, und mit voll⸗
kommnen Rechte ſtreitig machen, wenn feiner dichteriſchen Arbeiten
nur eine etwas größere Anzahl wäre. Nicht leicht hat ein Lieder
dichter mit einem einzelnen Geſange eine ſo große Senſation
gemacht, als er mit ſeinem: wie ſchoͤn leucht't uns der Mor⸗
f N 2 gen⸗
196 g | 3
genſtern. Geiſt und Darſtellung, Sylbenmaaß und Melodie, ales
kam bey dieſem Liede zuſammen, um Herz und Ohr für daſſelbe
zu gewinnen, und der deutſchen Poeſie vermittelſt ſeiner einen
höheren Schwung zu geben. Nur in Sprache und Rhy mut 1
trug es noch ganz den Charakter der alten Zeit, der auch i
ſpaͤtern Liedern bis auf den Schleſier Joh. Zeermann, einen in
vielem Betrachte ausgezeichneten und verdienten Dichter, nicht
zu verkennen iſt. Er war es, der die durch ſeinen großen Lands / |
mann Opitz feit 1624 vorbereitete und bewirkte Verbeſſerung der
poetiſchen Formen zuerſt in den Kirchengeſang einführte ; und das
Jahr 1630, in welchem ſeine Lieder zum erſten Male geſamm
erſchienen, verdient in dieſer Hinſicht billig ausgezeichnet zu men.
den. Wie viel Überhaupt Opitz, weniger durch eigene Arbeiten
in dieſem Fache * als durch fein Beyſpiel zur Vervollkommnung
der Kirchenpoeſt 2 beygetragen habe, iſt bekannt genug. Nicht
allein lehrte er die Deutſchen die ſo lange vernachlaͤſſi igten, zum
Theil nie augenommenen Geſetze der Proſodie in Hinſicht des
Reims und der Quantität der Sylben dem Geiſte ihrer Sprache
gemäß beobachten ): ſondern er ſchuf auch gewiſſermaßen erſt
—
eine Sprache fuͤr die Poeſie, in ſcharfer Abgraͤnzung von der
Proſa des gemeinen Lebens; er io, wie ein voetiſcher Gegen ⸗ 5
fache
9 Frevlich wirkte O's Benſpiel und Lehre nicht gleich auf alle Por
Zeitgenoſſen; wie das ſelbſt aus manchen der nachher mitzutheilen⸗
den Proben deutlich genug zu erſehen iſt. Es war eine zu alte
und tief eingewurzeſte Gewohnheit, die Mutter ſſprache nachläſſig
zu behandeln. Was gefeilt und zierlich ſeyn ſollte, ſchrieb man
lateiniſch; fürs Deutſche blieben, wie Serder in feinem Aufſatßz
fer Joh. Dal. Andrei (Zerſtr. Blätter ste Samml.) ſich aus
druckt, nur die Haus und Herzens ⸗Geſchäfte übrig, bey denen
Eleganz und Kunſt für unndchig gehalten wurden. Eben dieſer
Andrea, einer der beſten Köpfe feiner Zeit, verwahrt ſich deshalb
gleich zu Anfange feiner unter dem Titel „Geiſtliche Kurzweil“
herausgegebenen Gedichte gegen jede Forderung des feinem Gau
ſchmackes mit dem Verſe: „Ohn' Kunſt, ohn' Mü, ohn' Fleis
dich dicht; Drum nicht nach deinem Kopf mich richt'. Bis du
wir, ſchwizſt, ſpitzſt, ſchnitzſt im Sinn, Hab' ich angeht
a und
| |
7
F
1
6
197 0
fand mit Geift, mit Anmuth und in einem edlen Geſchmacke Mr
behandeln fen; er weckte bey Vielen unter feinen Zeitgenoſſen
einen entſchiedenen Sinn fuͤr die Dichtkunſt, und ward das Mu⸗
fer, nach welchem, mit Ausnahme des einzigen Fr. Spee, der
ſich ſelbſt feinen Weg gebahnt zu haben ſcheint, alle vorzuͤgliche⸗
0 ren Liederdichter dieſer Periode, und namentlich ihre Hauptzierden,
die Flemminge, die Dache und Tſcherninge ſich bildeten. Bes
denkt man, was die Liederpoeſie im Anfange, ja noch bis über
die Mitte derſelben hinaus war, und was ſie nach Opitz wurde:
ſo kann man es warlich nicht übertrieben finden, wenn ihm der
Name eines zweyten Luthers und des Vaters der deutſchen Dichts
kunſt beygelegt wird. Schnell und fröhlich entwickelte ſich unter
ſeinem Einfluſſe, was vorhin über ein Jahrhundert hindurch ge⸗
ſchlummert hatte; und in friſcher jugendlicher Kraft, wie ſie erſt
15 nach einem Jahrhundert wieder erſchien, ſehen wir am Ende des
gegenwaͤrtigen Zeitraums, von 1640 an, bis in das erſte Jahr⸗
a ꝛehend des folgenden, die religidfe Poeſie der Deutſchen blühen.
Als mitwirkende Urſachen ihrer Vervollkommnung dürfen die vers
ſchiedenen während dieſer Periode in Deutſchland zur Verbeſſerung
| der Sprache und Dichtkunſt errichteten Seſellſchaften hier nicht
ganz unerwähnt bleiben. Die aͤlteſte derſelben iſt die ſogenannte
und fahr dahin.“ (Neumeift. de poet. germ. p. 2.) Und nachdem
Opitz ſchon lange geſterben war, ſchrieb der bekannte treſtiche Sa⸗
tyriker Joh. Balth. Schupp, Paſtor an der hieſigen Jakobskirche,
in der Vorrede zu feinen im J. 1655 zum zweyten Mal herausge⸗
gebenen (nicht ſonderlich gelungenen) Morgen und Abendliedern
ſehr naiv: „Ob das Wörtlein und, die, das, der, ihr, und
dergl. kurz oder lang ſeyn, daran iſt mir und allen Musquetirern
in Stade und Bremen wenig gelegen. Welcher römiſche Kaiſer, ja
weicher Apoſtel bat ein Geſetz gegeben, daz man einer Gulden,
balben dem Opitio zu gefallen ſolle einen guten Gedanken fahren
laſſen? Ich hätte dieſe Lieder leichtlich ändern und nach Opitii
Gehirn richten können; allein ich wil cd mit Fleiß nicht thun!“
u. . w. J. B. Schuppii Schriften o. O. und J. Th. 1. S. 9350.
Daß auch Andre ſo dachten, wenn ſchon ſie es nicht geradezu ſag
ten, beweiſet die Liedergeſchichte dieſes Zeitraums.
198
Fruchtbringende oder der palmenerden. Sie wurde, auf Betrieb
des wackern Fürfien Ludwig zu Anhalt und des gelehrten Sach⸗
ſen / Weimariſthen Hofmeiſters Kaſpar von Teutleben, auf dem
Schloſſe Wilhelmsburg zu Weimar am zaſten Auguſt 1617, alſo
zu einer Zeit geſtiftet, wo beym Ausbruch eines verheerenden
langwierigen Krieges und bey den die deutſche Sprache und Litera-
tur mit ihm bedrohenden Gefahren die Bildung eines ſolchen
Vereins vorzüglich erwuͤnſcht war. Mehrere andre, nach ihrem
Muſter gebildet, folgten auf fie noch waͤhrend des Geraͤuſches der
Waffen, namentlich die Deutſchgeſinnte Samburgiſche, von
Phil. von zeſen, Dietr. Peterfohn und Sans Chriſtoph von
Liebenau 1643 errichtet, (die Roſengeſellſchaft genannt, weil ſie
in einem Roſengarten zu Hamburg zu allererſt geſtiſtet ward) und
ein Jahr darauf der Sirten⸗ und Blumen Orden oder die Peg⸗
nitz⸗Schaͤfergeſellſchaft zu Nuͤrnberg, gegründet von Geo. Phil.
rsdörfer und Joh. Klaj. Daß durch dieſe Verbindungen und
durch die von ihnen ausgegangene dichteriſche Strebſamkeit der
Deutſchen manches Gute auch für die geiſtliche Liederpoeſie ges
wirkt ſey, laßt ſich in der That ohne Ungerechtigkeit nicht ableug⸗
nen. Sie weckten und naͤhrten auch bey den beſſern Koͤpfen, \
namentlich auch bey ſolchen, die nicht Theologen und Geiſlliche
von Profeſſion waren, die Neigung, ihr dichteriſches Talent der
Religion zu widmen; was um ſo leichter zu einer Zeit geſchehen
konnte, da der Sinn für Frömmigkeit und Chriſtenthum noch
nicht aus der Mode gekommen war, und wodurch damals beſon⸗
ders der unter dem anhaltenden Krieg esdruck ſo ſehr herabgeſtimm⸗
ten, faſt nur noch in Seufzern und Wehklagen ſingenden Lieder⸗ 1
voeſie ein höchft wichtiger Dienſt geleiftet wurde. Sie halfen die
Sprache für die Dichtkunſt ausbilden und verfeinern, und befoͤ⸗
derten nicht allein die lebhaftere auf Ruͤhrung und Erhebung des
Gemuͤths berechnete Darſtellung religioͤſer Wahrheiten, deren 3
Mangel beſonders bey den älteren Feſt⸗Geſaͤngen fo unangenehm
auffällt, baden gaben derſelben auch eine vorherrſchende Richtung
auf
199
— — H—e—
auf diejenige Seite der Religion und des Chriſtenthums, die
einer poetiſchen, Gefuͤhl und Phantaſie anſprechenden Behandlung
am meiſten fähig iſt. Nicht zu verkennen find indeſſen freylich
auch die Nachtheile, die aus der in jener Zeit ſo allgemein ver⸗
breiteten Liebhaberey für die Dichtkunſt dem religidſen Liede und
—.
dem Kirchengeſange insbeſondre erwuchſen. Die Ehre, als Poet
und als Mitglied poetiſcher Geſellſchaften zu glaͤnzen, wurde fuͤr
manche kopf⸗ und herzloſe Menſchen ein Reit, ſich in geiſtlichen
> Gedichten und Geſaͤngen zu verſuchen, und foͤrderte eine Menge
von ſeynſollenden, ertraͤglich gereimten, aber ſchaalen und waͤſſe⸗
rigten Liedern zu Tage, die beſſer nie zum Vorſchein gekommen
waͤren, weil ſie nicht allein der Erbauung zu nichts frommten,
ſondern auch die höchfifchädliche Meinung verbreiten halfen, daß,
wer eine Reihe religioͤſer Gedanken in Reime bringen und fie
mit einigen poetiſchen Phraſen ausſchmücken koͤnne, ſchon unter
die Dichter gezählt zu werden verdiene. Das Beſtreben, ſchoͤn,
angenehm und gefaͤllig zu ſchreiben, das in jenen Verbindungen
und in dem Geiſte des Zeitalters ſo viel Nahrung fand, fuͤhrte
von dem ächten Geiſte der religidfen Liederpoeſie ab, und ward
gerade für manche der talentvollern Dichter eine Klippe, an der
ihr Geſchmack und ihre Kunſt ſcheiterte. Eine ſchwüͤlſtige, mit
Bildern und Anſpielungen überladene Sprache fing immer mehr
an, auch in den geiſtlichen Liedern herrſchend zu werden, und
verdraͤngte den einfachen ſchlichten Ton der aͤlteren Dichter, die,
ohne es aufs Ruͤhren anzulegen, zum Theil die kraͤftigſten Lieder
ſangen, weil Wahrheit und Tiefe der Empfindung aus ihnen
ſprach. Der auffirebende Jüngling, feines Talentes ſich bewußt
und durch den Reiz der neuen allgemein geprieſenen Kunſt ge⸗
| blendet, hatte noch nicht Beſonnenheit und Geſchmacksbildung
genug, um den Verirrungen der Phantaſie und des Witzes zu
begegnen, und glaubte oft am ſchoͤnſten und ruͤhrendſten zu fingen,
wenn er in üppiger Wortfülle Vergleichungen auf Vergleichungen
Ve, „ oder in einem, den älteren Kinderliedern abgeborgten
Tone
200 rs
—
Tone mit ſuͤßlichen Taͤndeleyen ſpielte. In der That iſt dieß das
Bild, in welchem man einen nicht geringen Theil der Liederdich
ter aus dem letztern Decennium der zweyten und dem erſten der
folgenden Periode erkennt; und auch diejenigen, die zu den
beſſern gezaͤhlt werden koͤnnen, gleichen ihm in manchen ibrer
Arbeiten. Dennoch tand, wie gefagt, im Ganzen genommen
die geiſtl. Liederpoeſie zu dieſem Zeitpuncte auf einer bedeutend
hohen Stuffe; die für Deutſchlands Buͤrgergluͤck und Literatur ſo
verhaͤngnißvollen Jahre von 1618-48 waren iht wohlthaͤtige Us
bungsjahre geworden, in welchen ſie an Leben und Kraft, an
Gewandtheit und Geſchmeidigkeit „und beſonders an Zartheit des
Gefühls und der Darftellung mehr wie jemals zugenommen hatte.
Eine überaus erfreuliche Bemerkung iſt es, wie ſaſt alle Laͤnder !
der deut ſchen Zunge, wenn gleich das eine mehr als das audre,
zu dieſem Fortſchritte das Ihrige beytrugen. Oberſachſen,
namentlich Meißen und Thüringen, das Geburtsland der prote⸗ 4
ſtantiſchen Liederpoeſie und waͤhrend der erſten Periode ihr vor-
nehmſter Sitz, blieb auch waͤhrend der gegenwaͤrtigen für die 4
Erweiterung und Vervollkommnung derfelben nicht unthaͤtig; doch
war ſein Beytrag bis auf P. Gerhards Zeit weder an Umfang,
noch an innerem Gehalte fo bedeutend als in jener. Corn. Becker,
der Verfaſſer der bekannten Pſalmenlieder, war im Grunde doch
nur Reimer. Flemming, auch ein geborner Meißner, haͤtte alle
geiſtlichen Dichter feiner Zeit verdunkeln koͤnnen: aber er ſchrieb
in dieſer Gattung nur ſehr wenig, und gehörte überdieß ſeit 0
feinem 24ften Jahre nicht mehr feinem Vaterlande au. Mit N
entſchiedenem Sinn und Talent für die Poeſie, und für die religidſe
insbeſondre, that Schleſien fich ſeit dem Anfange des 17ten Jahrh. 4
hervor. Martin Boͤhme (Behemb), der fruchtbarſte Liederdichter 1
ſeiner Zeit, war an den Graͤnzen dieſes Landes geboren; und einige 5
20 J ſpaͤter gab es den Deutſchen in Joh. Heermann einen Sänger,
wie ſie ſeit Luther Keinen geſehen hatten. Von ihm und feinem
Zeitgenoſſen Opitz iſt vorhin ſchon die Rede geweſen. Die Ver⸗ }
ſetzung
‚201 .
ent des letztern nach Danzig im Jahr 1635 gab Veranlaſſung
gend und namentlich in Preußen ſchon ſehr fruͤh zu einer hohen
Bluͤthe gelangte. Vor ihm hatten ſeit dem Anfange des ten
Jahrh. bereits Peter Hagen, Valentin Thilo der aͤltre, Georg
Weißel, Bernhard Derſchau und andre Königsberger die geiſtl.
Dichtkunſt mit Eifer getrieben; und ſeine Nachahmer und Freunde,
Nobertihn, Dach, Albert, fuhren in der Uebung derſelben mit
noch gluͤcklicherem Erfolge fort und machten den Sinn für fie, auf
lange Zeit, noch bis zum Anfauge des ıgten Jahrh. hin, in
Königsberg fo einheimiſch, wie er wohl ſchwerlich in irgend
einer deutſchen Stadt vor⸗ und nachher geweſen iſt. Nur Nuͤrn⸗
berg. läßt ſich als zweytes Beyſpiel in dieſer Hinſicht aufſtellen;
denn ſchon gegen das J. 1630 bildete ſich hier durch Joh. Sau⸗
bert den aͤlteren und Joh. Vogel die Liebhaberey für die hoͤhere
Dichtkunſt, die ſpaͤter zur Stiftung einer eignen poetiſchen
Geſellſchaft führte und unter dem Einfluſſe der letzteren ſich noch
viel weiter verbreitete. Auch in den Provinzen des noͤrdlichen
Ende des isten Jahrh. feinen eigenthuͤmlichen Dialekt immer
noch waͤhrend des 30 jährigen Krieges, zum Theil ſchon fruͤher,
als herrſchende eingefuͤhrt hatte, fehlte es nicht an Befoͤrderern
der geiſtlichen Poeſte. David Denicke und Philipp von Zeſen uns
gerechnet, die beyde aus Oberſachſen gebürtig waren, und wovon
der letztere eigentlich nicht einmal eines Platzes in dieſer Reihe
barſte aller geistlichen Liederdichter bis auf feine Zeit, deſſen Ge⸗
ſaͤnge nebſt den Heermanniſchen unter allen in dieſer Periode
erſchienenen den allgemeinſten Beyfall und auch als öffentliche
Kirchenlieder eine aus gezeichnet guͤnſtige . in ganz Deutſch⸗
land fanden.
1
28 4 Bar:
oder trug wenigſtens dazu bey, daß die Poeſie in dortiger Ge,
Deutſchlands und namentlich in Niederſachſen, welches ſeit dem
mehr mit der hochdeutſchen Schriftſprache vertauſcht, und dieſe
*
wuͤrdig iſt, lebten hier Geſenius, Bucholz und Niſt, der frucht
202
m
B artho lomaͤus Ringwaldt. =
Geb. 1531. Wurde etwa um 1556 Pfarrer zu Langfeld in
Mark Brandenburg, unter dem zum Johanniter⸗Orden 101
Amte Sonnenburg, und lebte als ſolcher noch 1597. (S. feine
Komoedie: - Diebliche Entführung zweyer jungen Herrn und Fürs
ſten ꝛc. ate A. Koͤnigsb. 1646. 8. in der Dedic.) Seine geiſtlichen
Lieder, deren, mit Einſchluß des von ihm verbeſſerten Es iſt
gewißlich an der Zeit, 26 in den zu Nürnberg 1598 unter
feinem Namen herausgekommenen Geſaͤngen, einige hinter feiner
Beſchreibung des Himmels und der Hoͤlle, und mehrere in an⸗
dern Geſangbüchern zerſtreut ſtehen, kommen zwar an Originali⸗
taͤt und Kraft keineswegs feinen übrigen moraliſchen und ſatyriſchen
Gedichten gleich; aber ſie ſind doch ohne Widerrede in Gewandt⸗
heit und Stärke des Ausdruckes die vorzüglichften ihrer Zeit, und
manche gelungene Stellen laſſen deutlich ſehen, was R. bey
mehrerer Bildung und groͤßerem Fleiße als Liederdichter haͤtte
leiſten koͤnnen. Ueber dem erfien der hier folgenden Lieder ſteht
zwar R's Name nicht ausdrücklich; indeß iſt um fo weniger zu
zweifeln, daß es von ihm ſey, da es in ſeinem gleich anzufuͤhren⸗
den Buche zuerſt zum Vorſchein kommt. L Beſchreibung des
Zuftsndes im 3 vnd der Zellen x, Durch B. R. Ham⸗
burg 1591. (Die Dedie. iſt von 1588.) Bog. P. 3. Ca-
techismus⸗ efsnghächlein, Hamb. 1598. S. 483 mit Wegl.
von 6 St. Geiſtliche Lieder ꝛe. Nuͤrnb. 1601. 8. S. 578. m.
Wegl. einer Str.]
„Flehen um Begnadigung.
Herr Jeſu Chriſt, du hoͤchſtes Gut,
Du Branquell der Genaden,
Sieh doch, wie ich in meinem fe
Mit Schmerzen bin beladen,
Und in mir hab' der Pfeile viel,
Die im Gewiſſen ohne Ziel
Mich armen Suͤnder druͤcken.
Erbarm' dich mein in ſolcher Laſt;
8 ſie aus meinem Herzen,
—
203
Dieweil du ſie gebuͤßet haſt.
Am Holz mit Todesſchmerzen,
Auf daß ich nicht fuͤr großem Weh
In meinen Suͤnden untergeh?
Und ewiglich verzage.
Fuͤrwahr, wenn mir das kommet ein,
Was ich mein’ Tag’ begangen:
So faͤllt mir auf das Herz ein Stein,
Und bin mit Furcht umfangen;
Ja, ich weiß weder aus noch ein,
Und muͤßte ſtracks verloren ſeyn,
Wenn ich dein Wort nicht haͤtte.
Aber dein heilſam Wort das macht
Mit ſeinem ſuͤßen Singen,
Daß mir das Herze wieder lacht
Und was (. i. etwas) beginnt zu ſpringen,
Dieweil es alle Gnad' verheißt
Denen, die mit zuknirſchtem Geiſt
Zu dir, o Jeſu, kommen.
Und weil ich denn in meinem Sun.
Wie ich zuvor geklaget,
Allch ein betruͤbter Suͤnder binn
Den ſein Gewiſſen naget, |
Und gerne möge im Blute dein
Von Sünden abſolviret ſeyn,
Wie David und Manaſſes:
Als komm' ich auch zu dir allhie
In meiner Angſt geſchritten,
Und thu' dich mit gebeugtem Knie
Von ganzem Herzen bitten:
Verzeih mir doch genaͤdiglich,
Was ich mein' Lebtag' wider dich
Auf Erden hab' begangen.
4
O Herr, vergieb, vergieb mir's doch
Um deines Namens willen,
Und thu in mir das ſchwere Joch
Der Uebertretung ſtillen, .
Daß ſich mein Herz zufrieden u vn
Und dir hinfort zu Ehren leb“ 1 d
Mit kindlichem Gehorſam. ne
Staͤrk' mich mit deinem Bremen, KEN
Heil mich mit deinen Wunden; **
Waſch' mich mit deinem Todes ſchweiß ?
In meiner letzten Stunden, an #
Und nim mich einſt, wenn dir's dau, ER
Im rechten Glauben aus der Welt >
Zu deinen Auserwaͤhlten! | 2 m
Troſt bey drohender Side 47
Ach lieben Chriſten, trauret nicht,
Thut euch nicht ſo entſetzen |
Darum, daß uns der Vater richtt ara”
Und etwas thut verletzen
Mit ſeiner vaͤterlichen Ruth',
Die hin und wieder ſchleichen thut, r
Genannt die Peſtilenze. 5 SFR
Sie iſt was ſchrecklich, das it kh, |
Und thut uns furchtſam machen, |
Daß unſer Fleiſch erzittert gar |
Als für des Todes Nahen:
Aber gedenkt, mein’ lieben Kind,,
Daß noch viel ſchaͤrfer' Ruthen find, ,
Die unſer Gott kann brauchen.
Theurung iſt aͤrger denn die Sn u
Wie ſolches han erfahren, wu er
Die an den Oertern ſind geweſt K f
Neulich fir kurzen Jahren,
—
_ =
205
. FREE
Da gar viel Menſchen, jung und al,
Mit großem Mangel mannigfalt 23
Fuͤr Hunger find verſchmachtertr,t,.r
Der Krieg verwuͤſtet Leut“ und Land,
Thut alle Ding' umkehren |
Ohn' alle Gnad' mit Schwerdt und Brand;
Erbarm' es Gott den Herren! 8 W
Da muß herhalten Mann und Weib
Und auch das Kind im Mutterleib Walle
Samt andern, Groß: und Kleinen.
Kirch', Rathhaus, Schul', all' Ehrbarkeit
Wird gar in Grund verfiöret; *
Da gilt kein Recht; wer leit, der let;
Kein Flehen wird erhoͤret.
Schaͤnden und Morden hat kein End';
Trübſal iſt, wo man ſich hinwend't.
O beſſer, bald geſtorben! |
Gott weiß, was jedem nuͤtzlich fd,
Das Sterben oder Leben;
Das glaͤubet allzeit veſt und frey,
Und thut euch ihm ergeben.
Ohn' ſeinen Willen nicht ein Haar
Die Peſtilenz euch ſchwaͤchen thar, 6d. i. dard
Und wär fie noch fo boͤſe.
Kein Sperling auf die Erden faͤllt,
Daß es Gott nicht ſollt' wiſſen:
Wie gar viel mehr der Herr erhaͤlt,
Die auf ihn ſind gefliſſen, 42
Und fuͤr ſie ſorget Tag und Nacht, |
Daß ihnen nichts wird beygebracht
Ohn' ſeinen guten Willen!
Derhalben nicht ſo forchtſam ſeyd;
Gott wird es nicht verderben,
Wir find des Herren allezeit 5
Im Leben und im Sterben. * 2 .
Weer ſterben ſoll, fahr' immerhin
Iſt doch der Tod unſer Gewinn, .
Chriſtus iſt unſer Leben.
Hat doch ein Menſch kein'n Sie noch Ru,
Dieweil er lebt auf Erden,
Bis daß er thu fein’ Augen zu; e
Alsdenn moͤgt's beſſer werden.
Denn er iſt von der harten Schlacht
Des boͤſen Feindes losgemacht
Und allem Leid' entſprungen. |
Darum ſo gebt euch willig drein,
Dertrauet Gott dem Herren!
Es muß einmal geſtorben ſeyn;
Was thut ihr euch viel wehren?
Wer heu'r einſchlaͤft, hat frey zu Jahr,
Iſt los von aller Suͤnd' und Fahr.
Und ruhet in dem Herren.
Gottes Treue in der Noth.
Freut euch, all', die ihr Leide tragt a
Allhie auf dieſer Erden! |
Harret des Herrn, ſeyd unberzagt;
Ihr ſollt getroͤſtet werden. . 4
Denn unſer Gott laͤßt nicht in Spott, |
Die feinem Wort getrauen;
Und ob's ſchon ſcheint, als wär’ er Feind,
Laß' man ſich doch nicht grauen. f
Der Herr hat an ſich einen Brauch, ir
Thut ihn oft wiederholen: K
Wen er lieb hat, den ſtraft er auch,
Und zeucht ihn durch die Kohlen,
Haͤlt mit ihm Strauß hart uͤberaus,
f
Zu feiner Zeit ſoll fchügen,
207:
Als wollt' er ihn nicht >
Und mit Gefahr ihm nehmen gar
All Gnad', Zuſag' und Gaben. 1
Aber, ihr Chriſten, merket frey, 100
Es geht ihm nicht von Herzen; A
Sein ganzer Ernſt ift nicht darbey,
Er thut nur mit euch ſcherzen,
Sich nur ſo ſtellt, ſein Herz verhaͤlt,
Will euch ein wenig uͤben,
Und mit der Zucht als Unverſucht'
In euch den Glauben prüfen.
Gedenkt, wie er dem Abraham
Und Jakob, Iſaaks Sohne,
Mit einer ſchweren Buͤrden kam,
Thaͤt ihrer nicht verſchonen; |
Sie mußten auch im ſcharfen Strauch.
Die Weg' des Herren ſpuͤren,
Von welchem Joch ſie Chriſtus doch
Mit Wunder thaͤt ausfuͤhren.
Was Gott im Wort verheißen hat
Und den Chriſten verſprochen,
Das hat Nachdruck und geht von ſtatt,
Wird nimmermehr gebrochen.
Ob ſchon dein Schmerz und eigen Herz
Dich anders wollten wiegen,
Kehr' dich nicht dran! Gott iſt ein Mann,
Der nimmermehr kann luͤgen.
An ſeinem Wort beſtaͤndig bleib’,
Deſſen bis hoch gefliffen.
Dem Herrn kein Ziel noch Weg fred;
Er wirds wohl ſelber wiſſen,
Wodurch er dich gewaltiglich
Da⸗
Damit es dir und feier Zier m wm N
Allhie und dort mög” nutzen. ohe? un at e
Wart aus, ſteh veſt gleich wie ein“ mur, 3
Gieb dich in Gottes Haͤnde;
Und wo dir wird der Streit zu er N
Dich zum Gebete wende.
Und Chriſtum bitt, daß er woll' mit
Dem heilgen Geiſt dich ſtaͤtcken:
So wird er ſich genaͤdiglich
Mit Troſt laſſen vermerken.
Gott iſt getreu und kennt gar wege f
Aller Menſchen Gebrechen, nnn
Und weiß, wie lang' er warten ſoll, deo
Uns wieder zuzuſprechen. a wie NR
Wenn er empfind't, daß feinem Kind
Das Herz will unterſinken: 7 >
So ſpringt er zu, ſchafft Fried’ aitd 4
Und giebt ihm Wein zu trinken.
O Herr, in uns den Glauben We z
Dieweil wir find auf Erden;
Durchs Krenz uns deinen Willen lehr,
Daß wir klug und fromm werden;
Hilf und bewahr', bis du uns gar 10
Vollkommen wirſt erfreuen, q nd N
Wenn deine Hand, als ein Gewand,
Den Himmel wird verneuen! 5
M. Kaſpar Fügen |
Geb, zn Dresden. Geſt. ebendafelbft 1617 als Diakonus. Wenn
nicht etwa ein aͤlterer Geiſtlicher dieſes Namens, der als Hofpre
diger in Dresden ſtand, Verfaſſer ſeyn ſollte. (Rirchners Nachr.
von Liederverfaffern S. 15.) Im Dresdner Geſangb. v. 1608 ſteht
fein Name bep dem Weihnachtsliede: Ein Kindlein zart ze. ans
Gh 209
gegeben, aber nicht bey dieſem, dort unmittelbar darouf ſͤser⸗
den, welches überhaupt in den meiſten alten G BB. anonpmiſch
vorkommt. [Geſangbuch, Dresd. 1594. Bl. 38. b.
Weihnachtsfreude⸗
Wir Chriſtenleut' Hab'n jetund Freud, ,
Weil uns zu Troſt iſt Chriſtus Menſch geboren, |
Hat uns erlöftz Wer ſich des troͤſtt 2
Und glaͤubets veſt, ſoll nicht werden verſören. 0 1
Ein' Wunderfreud'? Gott ſelbſt wird heut
Ein wahrer Meuſch von Marla geboren;
Ein’ Jungfrau zart Sein’ Mutter ward,
Von Gott dem Herren ſelbſt darzu erkoren. i
Die Suͤnd' macht Leid; Chriſtus bringt Freud,
Weil er zu uns in dieſe Welt iſt kommen.
Mit uns iſt Gott Nun in der Noth |
Wer iſts, der jetzt uns Chriſten kann verdammen?
Drum ſag' ich Dank Mit dem Geſang
Chriſto dem Herrn, der uns zu gut Menſch worden,
Daß wir durch ihn Nun all' los ſeyn 45
Der Suͤnden Laſt und untraͤglicher Barden
Alleluja! Gelobt ſey Gott! |
Singen wir all aus unſers Herzen Grunde:
Denn Gott hat heut' Gemacht ſolch' Frend',
Der wir vergeſſen for u zu keiner Stunde.
—— —
Martin Shalling |
Geb. 1532 zu Straßburg. Geſt. 1608 als Prediger zu U. L. Fr.
in Nürnberg. Er iſt nach der ausdrücklichen Angabe in /. Clau-
deri Plalmodia, Cent. I. (Altenb. 1627) Verfaſſer des folgenden
herzlichen Liedes, von welchem Gellert ürtheilte, daß es mehr
werth ſey, als ganze Baͤnde neuer Lieder, die kein andres Ver⸗
dienſt als das der reinen Sprache haben. Eine in manchen GBB.
vorkommende vierte Strophe: Vor Gericht, Herr Jeſu, ſteh ich
die ze, iſt neuerer Zuſag / wahrscheinlich von Geſenjus oder Des
O nicke.
| 216
nicke. [Geſangbnch de. Dresden 1554, Bl. * Ffaimbuch,
Erpphisw. 1597. Bl. 516.) . W
Hingabe an Je
Her zich lieb hab' ich dich, o Herr?
Ich bit‘, wollſt ſeyn von mir nicht fer . det *
Mit deiner Hülf’ und Gnaden. ER
Die ganze Welt erfreut mich nicht,
Nach Himmel und Erd' frag' ich nicht,
Wenn ich dich nur kann haben;, aa
Und wenn mix gleich mein Herz zubricht,
So biſt du doch mein” Zuverfi icht,
. Heil und meines Herzen Troſt,
Der mich durch dein Blut haſt fk
2 Jeſu Chriſt,
Mein Gott und Herr, mein Gott und Herr,
In Schanden laß mich mimmermehr.
Es iſt ja, Herr, dein G'ſchenk und Gab
Mein Leib und Seel' und was ich b
In dieſem armen Leben un D 1
Damit ichs brauch' zu Lobe dein, En 9 ten
Zu Nutz und Dienſt des Nachſten mein,
Wollſt mir dein' Gnade geben.
Behuͤte mich fuͤr falſcher Lehr', .
Des Satans Mord und Luͤgen e
In allem Kreuz erhalte mich, N
Auf daß ich's trag' geduldiglich.
Herr Jeſu Chriſt,
Mein Herr und Gott, mein Herr * Gott,
Troͤſt' mir mein’ Seel’ in Todesnoth.
Ach Herr, laß deine Engelein
An meinem End' mein Seelelein
In Abrahams Schooß tragen, |
Den Leib in ſei'm Schlafkaͤmmerlein
1 211
Gar ſanft ohn einig” Quagal und Pein ne
Ruhn bis an juͤugſten Tage.
Alsdenn vonn Tod erwecke mich,
Daß meine Augen ſehen dich
In aller Freud', Gottes Sohn,
Mein Heiland und mein Guadenthron.
Herr Fein Ehriſt, |
Erhoͤre mich, erhoͤre mich |
Ich will 9 en rene
—
N. N.
Ale bisher bekannt gewordenen Vermuthungen in Hinſicht des
| Verfaſſers ſind ungenügend. Vor 1598 habe ich keine Spur von
den Liede gefunden. In dem Eislebiſchen GB. dieſes Jahres
ſtehen anſtatt der ꝛten u. zten Strophe zwey andre, die aber in
Beh, g mit dem gewohnlichen Texte hoͤchſt matt find.
TH arıkonia Cantion, 1 2 Feth. Calv nn ‚Sein. 1598. 2.
V0. 103. —
f ebeiſtlicher Milt h.
er Gott vertraut, hat wohlgebaut zu
Im Himinel und auf Erden; g
Wer ſich verläßt auf Jeſum Chriſt.
Dem muß der Himmel werden.
Darum auf dich all' Hoffnung ich
Ganz veſt und ſteif thu' ſetzen.
Herr Jeſu Chriſt, mein Troſt du biſt 5
In Todesnoth und Schmerzen. N
Und wenn's gleich waͤr' dem Teufel ſehr
Und aller Welt zuwider: b
Dennoch ſo biſt du, Jeſu Chriſt,
Der fie al? ſchlaͤgt darnieder;
Und wenn ich dich nur hab' um mich
. Mit deinem Geiſt und Gnaden,
** Sa | S0
we
. es
So kann fuͤrwahr n ganz und gar n
Wed'r Tod noch Teufel ſchaden. 0 w 0
Dein troͤſr ich mich ganz ſicherlich
Denn du kannſt mir's wohl gebeuw⸗ 5
Was mir it noth, du getreuer Geu, „ 7
In dieſem und jenem Leben. akt e f
Gieb wahre Neu, mein Herz enen, 8
Errette Leib und Seele! „ a |
Ach hoͤre, Herr, dieß inein B. d ld
Und laß mein! Bitte nicht 1 K oc i
W
Johann Pappus.
Geb. 1549 zu 5 am Bodenſee. Geft, 1610 als
Theol. und Prediger am Muͤnſter zu Straßburg. unter
Namen erſcheint das Lied erſt viel ſpaͤter in e
Der Aufang iſt von einem alteren Liede: Ich hab 8
zu Gott geſtellt, entlehnt. [Neu Catechismus Geſangbuͤchlein
durch D. wolderum. Hamburg 1598. S. 286. Geil, dee
Nürnb. 1001. S. 631.)
% Freudigkeit auf den Tod. — 5 |
2
Ich hab mein’ Sach' Gott heimgeſtellt; |
er mach's mit mir, wie's ihm gefällt! . *
Soll ich allhier noch langer dr 0. | 5 nö
Nicht widerſtreb' n: | te
Seim Willen thu' ich mich dal eigebi. und
Mein' Zeit und Stund' iſt, wenn Gott vil. |
Ich ſchreib' ihm nicht für Maaß noch Ziel. 10
Es find gezählt all' Haͤrlein mein, m
Beyd' groß und klein; ri * 1 u
1155 keines ohn den Willen fein, * A
Es iſt allhie ein Jammerthaal.
Angſt, Noth und Truͤbſal uͤberalllz
Des Bleibens iſt ein' kleine Zeit
Ne ar
rt) „*
;
5
6
\
ini 8
Voll Muͤhſeligkeit, 1
1 wer's bedenkt, r et im Streit.
Was iſt der Menſch? Ein Erdenklos;
Von Mutterleib kommt er nackt und bloß,
Bringt nichts mit ihm auf dieſe Welt,
Kein Gut noch Geld,
Nimt nichts mit ihm, wenn er hinfaͤllt.
Es hilft kein Reichthum, Geld noch Gut,
Kein' Kunſt noch Gunſt noch ſtolzer Muth.
Firm Tod kein Kraut gewachſeir *
Mein frommer Chriſt! 5
Alles, was lebet, ſterblich if,
Heut find wir friſch, geſund und ſtark,
Morgen todt und liegen im Sarg;
Heut bluͤhn wir wie ein' Roſe roth,
Bald krank und tod:
all allenthalben Müh’ und Noth.
Man traͤgt ein's nach dem andern hin,
Wol aus deu Augen und dem Sinn!
Die Welt vergiſſet unſer bald,
Sey jung oder alt,
Auch unſer Ehren mannigfalt.
Ach Herr, lehr uns bedenken wohl,
Daß wir ſind ſterblich allzumal,
Auch wir allhie kein Bleibens han,
Muͤſſen all davon,
Gelehrt, Reich, Jung, Alt oder Schön.
Das macht die Sind’, du treuer Gott;
Dardurch iſt kommen der bitter' Tod,
Der nimt und frißt al? Menſchenkind,
Wie er fie find't,
Fragt nicht, wes Stands oder Ehr'n fie fh.
Ich hab' hie wenig guter Tag',
Mein täglich Brodt iſt MH” und Mae‘,
Weng
214 N
Wenn mein Gott will „ fo will h
Hinfahr'n im Fried'; a ”
Sterb'n ift mein G'winn, und: ſchapt mir nicht. 9
Und ob mich ſchon mein“ en 2
Dennoch will ich verzagen nicht;: Ben
Ich weiß, daß mein getreuer Gar lid d.
Für mich in Tod 2 mist
Sein'n liebſten Sohn gegeben hat.
Derfeldig’ mein Herr Jeſus eh **
Fuͤr all' mein Suͤnd' geſtorben * ur ur
Und auferfianden mir zu gut, nn BER
Der Hoͤllen Gluth | 414 *
Gelöſcht mit ſeinem theuren Blut. a Ant
Dem Ieb’ und ſterb' ich allezeit;
Von ihm der bitter' Tod mich nicht ſcheidt.
Ich leb' oder ſterb', ſo bin ich ſeiul, Ho?
Er iſt allein 7
Der eulig' Troſt und Helfer meln.
Das iſt mein Troſt zu aller Zeit
In allem Kreuz und Traurigkeit;
Ich weiß, daß ich am juͤngſten Tag
Ohn' alle lag
Werd' auferſtehn aus meinem Gr
Mein lieber frommer getreuer Gott
All mein Gebein bewahren thut;
Da wird nicht eins vom Leibe mein,
Sey groß oder klein,
Umkommen noch verloren ſeyn.
Mein'n lieben Gott von Angeſicht
Werd’ ich auſchaun, dran zweiſl' ich nicht, Er
In ewig'r Freud' und Seligkeit,
Die mir bereit; 1
Ihm ſey Lob, Preis in Ewigkeit!
215
0 O Jeſu Chriſte, Gottes Sohn,
Der du für uns haft gung gethan,
Ach ſchleuß mich in die Wunden dein!
Du biſt allein a
Der einig' Troſt und Helfer mein.
Amen, mein lieber frommer Gott,
Beſcher' uns all'n ein'n ſeligen Tod!
Hilf, daß wir moͤgen allzugleich n
Bald in dein Reich
Kommen und bleiben ewiglich.
D. Philipp Nicolai.
Geb. 1556 zu Mengeringhauſen in der Grafſchaft Waldeck. Geſt.
1608 als Paſtor zu S. Katharinen in Hamburg. Ein durch viele,
groͤßtentheils polemiſche, Schriften bekannter Theologe. Seine
beyden hier folgenden Lieder, nebſt einem dritten: So wuͤnſch ich
nun ein' gute Nacht, erſchienen zuerſt in ſeinem 1598 zu Hamburg
herausgegebenen und nachher ſehr oft neu aufgelegten Freuden⸗
ſpiegel des ewigen Lebens. Von dem erſteren, das in den Anz
ſangsbuchſtaben der Strophen die Namen: Wilhelm Ernſt, Graf
und Serr zu waldeck, ausdruckt, erzählt Arcularius in der Vor⸗
rede zu N's Theoria vitae aeternae (Frankf. am M. 1707. 4.)
daß der Verf. bey Verfertigung deſſelben ſo von heiliger Freude
und Sehnſucht ergriffen worden, daß er der ordentlichen Mahlzeit
daruͤber vergeſſen, und als er von den Seinigen dazu gerufen,
ſich geweigert habe, zu ihnen zu kommen. Wie dieſes Lied auf
das Zeitalter wirkte, ſieht man nicht allein aus den häufigen
Nachbildungen deſſelben in Dank: und Lobgeſaͤngen, ſondern auch
aus dem ſeit ſeinem Erſcheinen in der proteſt. Liederpoeſie immer
bemerkbarer werdenden Hinſtreben zur Myſtik, wodurch ſie, wie
ſich weiterhin zeigen wird, allerdings zu einer hoͤheren Vollendung
geführt, aber auch auf manchen Abweg geleitet wurde. Unter den
erwaͤhnten Parodien findet ſich in einem Luͤneburger GB. v. 1625
eine von dem Tuͤbinger Prof. Zach. Scheffer, die den Verf. ſelbſt
zum Gegenſtande hat, und fo anfängt: Wie ſchoͤn leuchtet
im * dem Glanz der hellen Sonnen gleich, Philippus
Nies⸗
.
Nicolai ꝛe. Twmelodeyen · Geſangbuch 1. Hanburg 1604 .
S. 346 u. 374.) je
Seligkett in Jeu
Wie ſchoͤn leuchtet der Morgenſtern
Voll Gnad' und Wahrheit von dem Damm
Du ſuͤße Wurzel Jeſſe, f
Du Sohn Davids aus Jacobs Stamm,
Mein Koͤnig und mein Bräutigam]
Haſt mir mein Herz beſeſſen! >
Lieblich, freundlich, |
Schoͤn und herrlich, groß und ehrlich, reich von Gaben,
Hoch und ſehr praͤchtig erhaben!
Ey mein Perle, du werthe Kron,
Wahrer Gottes? und Marien; Sohn. i
Ein hochgeborner König, | 7 2 9
Mein Herz heißt dich ein Lilium; 1
Dein ſuͤßes Evangelium
Iſt lauter Milch und Honig. a r
Ey mein Bluͤmlein, en N
Hoſtauna! Himmliſch Manna, das wir ee
Deiner kaun ich nicht vergeſſen. | e
Geuß ſehr tief in wein Herz binein, >
Du heller Jaſpis und Rubin, „ne
Die Flamme deiner Lieb”.
Und er freu mich, daß ich doch bier | Me ra
An deinem auserwaͤhlten Leib
Ein' lebendige Ribbe! | Ba
Nach dir iſt mir, n e
Gratioſa cocli rofa, krank, und glimmet ee
Mein Herz, durch Liebe verwundet. LOZET
Don Gott kommt mir ein Zreudenfchein,
Wenn du mit deinen Aeugelein
Mich freundlich chuff andiicen ar
217
9
O Herr Seh, n mein trautes Gut,
Dein Wort, dein Geiſt, dein Leib und Blut
Mich innerlich erquicken! 2
Nim mich freundlich N r
In dein Arme, daß ich warme werd: von Gnaden,
Auf dein Wort komm ich geladen. *
err Gott Bater; mein ſtarker Held,
Du haft mich ewig für der Welt ;
In deinem Sohn geſiebet. 3
Dein Sohn hat mich ihm ſelbſt Verkaief b
Er iſt mein Schatz, ich bin fein 1
Sehr hoch in ihm erfrenet. ln
Eya, Eya, | |
Himmliſch Leben wird er geben mir dort oben;
Ewig ſoll mein Herz ihn loben.
Zwingt die Saiten i in Cithara,
Und laßt die füße Muſica n
Ganz freudenreich erſchallen,
Daß ich moͤge mit Jeſulein,
Dem wunderſchoͤnen Braͤut gam mein,
In ſteter Liebe wallen.
Singet, ſpringet,
Jubiliret, unh „dankt dem Herren;
Groß iſt der Koͤnig der Ehren.
| Wie bin ich doch fo herzlich froh,
Daß mein Schatz iſt das A und O,
Der Anfang und das Ende!
Er wird mich doch zu ſeinem Preis
Aufnehmen in das Paradeis;
Des klopf ich in die Haͤnde.
Amen, Amen, .
Komm du ſchone Freudenkrone, bleib nicht lange!
Deiner wart' ich mit Verlangen.
1 N Die
218
Die Erſcheinung des Weltrichters.
Wachet auf! ruft uns die Stimme 15 6
Der Wächter ſehr hoch auf der Zune,
Wach auf, du Stadt Jerusalem! |
Mitternacht heißt dieſe Stunde;
Sie rufen uns mit hellem Munde: 2
Wo ſeyd ihr klugen Jungfrauen? b
Wohlauf! der Braͤut'gam koͤmmt; 102
Steht auf, die Lampen nehm!!!
Halleluja! Macht euch, bereit ** un
Zu der Hochzeit; * 1 DD m
Ihr müffer ihm entgegengehtt 4 29
Zion hoͤrt die Waͤchter ſingen;
Das Herz thut ihr von Freuden N 1
Sie wachet und ſteht eilend auf.
Ihr Freund kommt vom Himmel praͤchtig,
Von Gnaden ſtark, von Wahrheit maͤchtig;
Ihr Licht wird hell, ihr Stern geht auf.
Nun komm, du werthe Kron',
Herr Jeſu, Gottes Sohn!
Hofianna! Wir folgen all
Zum Freudenſaal, 1
Und halten mit das Abendmahl. 12093
Gloria ſey dir geſungen, |
Mit Menfchen ; und engliſchen Zungen, N
Mit Harfen und mit Eymbeln fchön!
Von zwölf Perlen find die Pforten
An deiner Stadt; wir ſind Conſorten
Der Engel hoch um deinen Thron. h
Kein Aug’ hat je geſpuͤrt, i ö *
Kein Ohr hat mehr gehoͤrt 5
Solche Freude; des ſind wir froh,
Jo! Jo!!!
Ewig in dulci jubilo! 4
-
219
„ N. N. '
Nach neueren Angaben ſoll N. Hermann Verfaſſer ſeyn; das Lied
ſteht aber nicht unter den von ihm herausgegebenen Geſaͤngen,
und würde, wenn es von ihm wäre, ſchwerlich erſt fo viele Jahre
nach feinem: Tode bekannt geworden ſeyn. [(Geſangbuch ꝛe.
Dresden 1608. 4. S. 445. Jof, Clauderi Pſalmodia nova. Cent. I.
Altenb. 1627. 12. pag. 82. mit Wegl. von 6 Str.)
Unverzagtheit beym Mangel.
Verzage nicht, o frommer Chriſt,
Der du von Gott erſchaffen biſt,
Obgleich die Zeit iſt ſchwere!
Vertrau' du deinem lieben Gott;
Er wird dich wohl ernaͤhren.
Hat er dir doch zu ſeiner Zeit
Im Augenblick dein' Seel' und Leib,
Auch das natürlich” Leben
Don’ all dein’ Muͤh', Sorg und Arbeit
Im Mutterleib gegeben.
Auch naͤhret Gott die Wöͤgelein, 24
Die doch gar nichts thun fammlen ein
und in den Lüften ſchweben.
Sie ſaͤen nicht, ſie aͤrndten nicht;
Noch friſt't ihnen Gott ihr Leben.
Das find die klein n Waldvoͤgelein,
Die uns zu gut erſchaffen ſeyn;
Sind wir doch gar viel beſſer!
Wie ſollt' denn Gott vergeſſen dein,
Weil du dich auf ihn verlaͤſſeſt?
Sieh an die ſchoͤnen Bluͤmlein zart
Im weiten Feld an allem Ort;
Wachſen aus Staub und Erden,
Die doch ſo bald in ſchneller e
Muͤſſen zunichte werden.
220,
Weil Gott kleidet das grüne eras,
Und ziert es ſchoͤn über die Maaß, u
Das doch gar bald verdorree :?:
Wie viel mehr wird Gott uns das ben, Faces
Dieweil er für, uns forgee!
Wer iſt, der feiner Laͤng' ein’ El.
Ob er gleich drum hat große N 2001
Mit Sorgen kann zuſetzen?
Ob er gleich leid't groß Ungemach, ir
Und kümmert ſich im Herzen. . *
Laß fahren, was nicht bleiben will
Denn Gott der Herr nach ſeinem Ziel
Hat allbereit gemeſſen
Dein Theil, und wird dirs geben wohl;
Er wird dein nicht bergeſſen.
Sprich nicht in M zangel und in .
Wo werden wir denn nehmen Brodt, |
Daß wir nicht N leiden?
Wir haben gar einen klein Verrath; *
Womit ſollen wir uns kleiden?
Denn der himmliſche Vater dein,
Der fir uns trägt die Sorg' allein,
Weiß wohl, was wir beduͤrfen.
Sieh nur, daß du die Sorge dein
Im Glaub'n auf ihn thuſt werfen.
Such erſt ſein Reich und ang ar
Und ſey in dem allzeit bereit, N-
Fleißig für allen Dingen:
So werden dir zu rechter Zeit
AP Sachen wohl gelingen.
Wenn ſichs anließ', als wollten un us
Noth, Angſt, Mangel und auch dan
euUnglück mit Haufen komuen
221
EN
*
© 6 dich's nicht erschrecken de ee
Glaͤub', es wird ſexu, dein Sl .
Zn 2
Wirt du nu ale deiſe Nöth Ku
Run Leben dein bis in den e 11 . 0 4
Nach Gottes Wilen ne, 25 .
19
In Noth, Aut und we Hei min en
Den Menſchen kann erfreuen al. been Ag
Viel mehr am guten Gehiſen leit, ii W
Solchs thut's Gemüth erneueſ r.
(Ein) Gut Gewiſſen nimt mau it sich, 15
Das glaͤub' ein Chriſt ganz ſi icherlich, f
Wenn man ſcheidet von hinnen;
Sonſt bleibet alles hinter fü ich, 1 1 4
Wenn wir das recht beſinnen. * |
Darum halt inimer deſt an Gott,
Es ſey ſo groß, als woll, die Noth e
Laß dir nichts liebers werden 5
Wer Gott vertraut, ihm gnuͤgen laßt, 8
Der iſt der 1 2 auß id e
14
| Siegmund Weingärtuer⸗
Er ſoll im Anfang des 17ten Jahrh. Prediger in oder bey Heil⸗
bronn geweſen ſeyn. (Olearii Liederſchatz Th. 4. S. 65.) Sein
Name erſcheint aber erſt in den nach 1650 gedruckten Geſang⸗
buͤchern bey dem Liede. Urſpruͤnglich beſteht es nur aus 5 Verſen.
ein ſchoͤn Geiſtlich Geſangbuch 1. durch Meich, Julpinm.
Weimar 1609. 4. S. 5252
= Vertrauen auf Gott.
15 Auf meinen lieben Gott
g 1. Trau ich in Augſt und Noth.
222
Der kann mich alt teu.
Aus Trübsal, Ang und n Br there
Mein Unglück kann er wenden; = . | er *
Steht alls in ſeinen Haͤnden. KR cb a
Ob mich mein’ Sind’ ah, . ÄAn-
Will ich verzagen nicht. I **
Auf Chriſtum will ich bauen, Er Bier:
Und ihm allein vertrauen; Fe re
Ihm thu' ich mich ergeben e
Im Tod' und auch im Leben.
Ob mich der Tod nimt hn
Iſt Sterben mein Gewinn, n *
Und Chriſtus it mein Leben. 8 8 e
Dem thu' ich mich ergepen,
Ich ſterb' heut oder morgen, ru
Mein Seel' wird er verſorgen. N. n
O mem Herr Jeſu Chriſt, A
Der du fo g duldig biſte
Am Kreuz für mich geſtor ben
Haſt mir das Heil erworben,,
Auch uns allen zugleichne
Das ewig Himmelreiche.
Amen zu aller Stund' 1
Sprech’ ich aus Hergengrumds u mn)
Du wolleſt uns thun leiten
*
Herr Chriſt, zu allen Zeiten, u
Auf daß wir deinen Namen
Ewiglich preiſen, Amen! d eee ce v
1 u . 5
N. N een n
0 . £
Simon Graf kann nicht Verfaſſer ſeyn, da er erſt 1603 geboren
war, und das Lied ſchon 1603 angeführt wird. Cebamclii Lied
Comment. Th. I. S. 609.) Im Coburger GB. von 1621
andern kommt es mit 3 Str. und ſonſt mit maucherley .
223
weichungen vor. Cin ſchoͤn Bett Geſangb. ie. ur A. Vl.
.
U.
—
2
. Weim. 1609. S. 566.) 9
Der Hingang des Frommen zu etsinn, „>
» Eprifus der iſt mein geben, 1 at) 49
. iſt mein Gewinn; er p d 51
Dem thu' ich mich ergeben, d
Mit Fried' (al. Freud) fahr' ich dahin. |
Mit Freud fahr' ich von dannen
Zu Chriſt, dem Bruder mein,
Auf daß ich zu ihm komme
Und ewig bey ihm ſeh.
Ich hab' nun (al. Nun hab' ich wber wunden
Kreuz, Leiden, Angſt und Noth; 5 jr
Durch fein’ heilig’ fünf Wunden |
Bin ich verföhnt mit Gott.
Wenn meine Kräfte at. Auge brechen, 0
Mein Athem geht ſchwer aus, 1
Und kann kein Wort mehr ſprechenn
*
Herr, nim mein Seufzen auf!
Wenn mein Herz und Gedanken
Zergehn als wie ein Licht,
Das hin und her thut wanken,
Wenn ihm die Flamm gebricht:
Alsdann fein ſanft und ſtile,
Herr, laß mich ſchlafen ein
Nach deinem Rath und Willen,
Wenn kommt mein Stuͤndelein;
And laß mich an dir kleben,
Wie ein' Klette am Kleid,
Und ewig bey dir leben
In himmliſch'r Wonn' und Freud'!
Chri—
224 i
——
cr „Chriftopb Knoll. 22
er 1863 zu Bunzlau in Schleſien. Geſt. 162 ats Dia |
iu Sprottau. Daß er der Verf. des folgenden Liedes fer, veif
man aus ſeilem eigenen Geſtaͤndniſſe und aus ſeſner
digt. (Vorr. zu dem Leipz. GB. 1693 von Vopelius.)
es zur Zeit der Per im J. 1599 gemacht haben. Im Coburg
Geſaugbuche v. 1621 heißt es das Lied der Landgröfinnen, x uch
güneh. von 1625 das L. d. L. au 2 ſel. Gedaͤchtniß. |
liche Pſalmen ze. Nürnb. 1618. S. 798. J. ciuuen Plalmodi Ä
Cent. I. Altenb. 1627. pag⸗ 520) vr
Verlangen nach dem, Tobe.
Herzlich thut mich verlangen ung ede il
Nach einem ſelig'n End', n eg Fee
Weil ich hie bin umfaugen 85 e
Mit Trüͤbſal und Elend. ene
Ich had' Luſt, abzuſcheid gs . Er
Von dieſer argen Welt, SR
Sehn' mich nach eiviger Fran, ie mien
O Jeſu, komm nur bald! j
Da haft mich ja erloͤſet 1 IA |
Von Sind, (Tod) Teufel und il: 1
Es hat dein Blut gekoſtet; „* a ae * g
Drauf ich mein Hoffnung ſtels. on 1
Warum ſollt' mir denn grauen ii 40 3
Fuͤr m Tod und hoͤlliſch m Gſind ?
Weil ich auf dich hu bauen, im rer
Bin ich ein ſeligs Kind. ae
Wenn al. d) gleich ſuͤß iſt wan gde, N
Der Tod ſehr bitter mir 1
Will ich mich doch ergeben,
Zu ſterben willig, dir.
Ich weiß ein beſſer Leben,
Da meine Seel' faͤhrt hin:
*
>
»
NG»
5199
225
Des freu' ich mich gar eben;
Sterben iſt mein Gewinn.
Der Leib zwar in der Erden
Von Wuͤrmen wird verzehrt, |
Aber erwecket (al. Doch auferwecket) werden
Durch Chriſtum, ſchoͤn verklaͤrt,
Wird leuchten als die Sonne,
Und leb'n ohn' alle Noth
In himmliſcher Freud’ und Wonne;
Was ſchadet mir der Tod?
Ob mich die Welt auch reizet,
Laͤnger zu leben hier,
Und mir auch immer zeiget
Ehr', Geld, Gut, all' ihr' Zier:
Doch ich das gar nicht achte;
Es waͤhrt ein' kleine Zeit.
Das Himmliſch' ich betrachte;
Das bleibt in Ewigkeit.
Wenn ich auch gleich nun ſcheide
Von meinen Freunden gut,
Das mir und ihn'n bringt Leide:
Doch troͤſt't mir meinen Muth,
Daß wir in groͤßern cal. großen) Freuden
Zuſammen werden komm'n,
Und bleiben ungeſcheiden
Im himmeliſchen Thron.
Ob ich auch hinterlaſſe
Betruͤbte Waiſelein cal. Kinderlein),
Derr Noth mich über die Maaße
Jammert im Herzen mein:
Will ich doch gerne ſterben,
Und trauen meinem Gott; ani
Er wird fie wohl ernähren cal. verforgem,
Retten aus aller Noth.
Was
226
Was thut ihr fo ſehr zagen * * 9
Ihr armen Waiſelein? 150 21
Sollt' euch Gott Huͤlf' gaben,
Der ſpeiſt die Raben klein?
Frommer Wittwen und Sara
Iſt er der Vater treu, | |
Trotz dem, der fie thut näfen (di, debe re
Das glaͤubt ohn' alle Schen. |
Geſegn' euch Gott der dene 59
Ihr Vielgeliebten mein! N A
Trauret nicht allzu ſehre
Ueber den Abſchied mein; r
Beſtaͤndig bleibt im Glaubennn
Wir werd'n in kurzer Zeit
Einander wieder ſchauen 12
Dort in der Ewigkeit.
Nun will ich mich ganz wenden
Zu dir, Herr Chriſt, allein:
Gieb mir ein ſeligs Ende,
Send' mir dein' Engelein,
Fuͤhr' mich ins ewig' Leben,
Das du erworben haſt
Durch dein Leiden und Sterben . De
Und blutiges Verdienſt! inch rc
Hilf, daß ich gar nicht wanfe
Von dir, Herr Jeſu Chriſt;
Den ſchwachen Glauben ſtaͤrke
In mir zu aller Friſt!
Hilf mir ritterlich ringen,
Dein' Hand mich halte veſt, mu
Daß ich mög’ froͤlich ingen
Das Conſummatum eſt! nom lt
—
5 227
Martin Behemb (Bohemus).
Geb. 1357 in Lauban in der Lauſitz. Geſt. 1622 als Paſtor eben⸗
daſelbſt. Unter feinen im J. 1606 zuerſt herausgegebenen Liedern,
über 300 an der Zahl, iſt keines, das an Kraft den beſſeren feiner
Zeit gleich kommt. Den meiſten und dauerndſten Beyfall hat das
folgende erhalten. [M. Bobemi Centuriae tres precat. rhythmicar,
ed. Bresl. und Jena 1658 und 59. 13. Anhang zur 2ten Cent.
No. 3. Jo. Clauderi Plalmod. Cent. I. Altenb. 1627. p. 418.
4
Sterbenstroſt aus Chriſti Leiden.
O Jeſu Chriſt, mein's Lebens Licht,
Mein Hort, mein Troſt, mein' Zuverſicht,
Auf Erden bin ich nur ein Gaſt,
Und druͤckt mich ſehr der Suͤnden Laſt.
Ich hab' für mir ein' ſchwere Reiſ
Zu dir ins Himmels: Paradeis;
Das iſt mein rechtes Vaterland,
Darauf du haſt dein Blut gewandt.
Zur Reif iſt mir mein Herz ſehr matt,
Der Leib gar wenig Kraͤfte hat;
Allein mein Seele ſchreyt in mir:
Herr, hol' mich heim, nim mich zu dir!
Drum ſtaͤrk mich durch das Leiden dein
In meiner letzten Todespein; f
Dein Blutſchweiß mich troͤſt' und erquick',
Mach mich frey durch dein Band’ und Strick.
Dein Backenſtreich und Ruthen friſch
Die Suͤndenſtriemen mir abwiſch';
Dein Hohn und Spott, dein’ Dornenfron’
Laß ſeyn mein Ehr', mein Freud' und Wonn'.
Dein Durſt und Gallentrank mich lab’,
Wenn ich ſonſt keine Staͤrkung hab'; 8
Dein Angſtgeſchrey komm' mir zu gut,
Bewahr' mich fuͤr- der Hoͤllengluth.
P 2 Wenn
W *
228
Wenn mein Mund nicht kann reden frey,
Dein Geiſt in meinem Herzeu fhrey; pu.
Hilf, daß mein' Seel' den Himmel fu,
Wenn meine Augen werden blind.
Dein letztes Wort laß ſeyn mein Licht,
Wenn mir der Tod das Herz absicht;
Behuͤte mich für Ungeberd',
Wenn ich mein Haupt nun neigen werd'.
Dein Kreuz laß ſeyn mein'n Wanderſtab⸗
Mein Ruh' und Raſt dein heilgs Sn
Die reinen Grabetuͤcher dein
Laß meinen Sterbekittel ſeyhn. *
Laß mich durch deine Naͤgelmaala ld
Erblicken die Genadenwahl; *
Durch deine aufgeſpaltne Seit'
Mein' arme Seele heimgeleit'. a
Auf deinen Abſchied, Herr, ich trau,
Darauf mein’ letzte Heimfahrt ban;̃
Thu mir die Himmelsthuͤr weit auf
Wenn ich beſchließ mein's Lebens Lauf.
Am juͤngſten Tag' erweck' mein'n Leib,
Hilf, daß ich dir zur Rechten Bleib,
Daß mich nicht treffe dein Gericht.
Welch's das erſchrecklich' Urtheil ſpricht.
Alsdenn mein'n Leib verneure ganz.
Daß er leucht' wie der Sonnenglanz
Und aͤhnlich ſey dei'm klaren Leib,
Auch gleich den lieben Engeln bleib’. E.
Wie werd' ich daun ſo froͤlich ſeyn,
Werd' fingen mit den Engelein, *
Und mit der auserwaͤhlten Schaar N 4
Ewig ſchauen dein Antlitz klar
Pe Pe \ > #4 27 e
iu een uU“, u
er 3
448
10
229
i
M. Martin Rutilius.
Geb. 1550 zu Duͤben in Meißen. Geſt. 1618 als Archidiakonus
zu Weimar. Daß er und nicht Joh. Goeldel der Verf. des fol—
genden Liedes fen, erhellet aus dem wieder aufgefundenen Origi⸗
haleoneept deſſelben vom 29. May 1604, auf welchem R. bemerkt
bat, daß er es ſelbſt verfertigt und mit eigner Hand geſchrieben
habe. (C. Binders Erweis, daß des Liedes: Ach Gott ꝛe. wahrer
Auctor ſey M. R. Jena 1726. 8.) Es kommt ſchon 1616 in einer
unter dem Titel: Geiſtlicher muſicaliſcher Luſtgarten, von Melch.
Franck herausgegebenen Liederſammlung vor. [Jof. Clauderi Pfal-
modia nova Cent. I. Altenb. 1627. p. 358. vergl. mit dem Abdruck
des Originals in Binders Schrift, wo die 7te Str. fehlt.)
Fleben um Begnadigung.
Ach Gott und Herr, Wie groß und ſchwer
Sind mein' begangne Suͤnden!
Da iſt Niemand, Der helfen kann,
Auf (al. Sm dieſer Welt zu finden. 5
Lief ich gleich weit Zu ſolcher (an vieren Zeit
Bis an der Werlet (al. Welt ihr) Ende,
Und wollt' los ſeyn Des Elends al. Kreuzes) mein:
Wind ich's doch fo nicht wenden (al. ich doch ſolch's nicht enden).
Zu dir flieh ich; Verſtoß mich nicht,
Wie ichs wohl hab' verdienet!
Ach Gott, zuͤrn' nicht, Geh' nicht ins G'richt;
Dein Sohn hat mich verſuͤhnet!
Solls ja ſo ſeyn, Daß Straf' und Pein N
Auf Suͤnde folgen muͤſſen:
So fahr' hie fort Und ſchone dort,
Und laß mich ja jetzt cal. bie wobl) buͤßen!
Gieb auch (al. Herr, sie) Geduld, Vergiß der Schuld, K
Verleih ein g'horſam Herze;
Laß mich ja (al. nur) nicht, Wie's wol geſchicht,
Mein Heil murrend verſcherzen.
U | | Han
230
Handel' mit mir, Wie's wohlg faͤllt «al. düntet) dir!
Durch dein Guad' will ichs cal. Ich wius gar gerne) leiden;
Laß mich nur nicht Dort ewiglich 15
Von dir ſeyn abgeſcheiden! 0
D. Johann Groß (Mao),
Geb. 1564 zu Reinſtaͤdt im Orlamuͤndiſchen. Geſt. 1654 als Su
perintendent und Profeſſor der Theol, zu Jena. Er wird ſchon i in
alten Geſangbuͤchern, z. B. einem Coburger von 1667 (Olearüi
Liederſchatz. Th. 3. S. 27), als Verf., des folgenden Liedes ges
nannt, das eigentlich einen Zuſatz zu dem vorhergehenden aus⸗
macht, und wahrſcheinlich um eben die Zeit, da m. noch College
des R. zu Weimar war, verfertigt iſt. [/ Clauderi Plalmod.
nova Cent. I. Alt. 1627. p. 374. mit Wegl. der zten u. aten, vers
muthlich von einem Andern hinzugefuͤgten Str. wou
Geſangbuch ic. Luͤneb. 1637. 12. S. 157.1 1 |
Zuflucht zu Chriſto. a
Gleichwie ſich fein Ein Voͤgelein
In holen Baum a. hole Bäume) verſtecket,
Wenn's trüb’ hergeht, die Luft unſtaͤt
Menſchen und Vieh erſchrecket:
Alſo, Herr Chriſt, Mein' Zuflucht iſt
Die Hoͤle deiner Wunden. |
Wenn Sind und Tod Mich bringt (al. bracht) in Noth,
Hab' ich mich drein gefunden.
Darinn ich bleib; Ob hie der Leib
Und Seel’ von' ander ſcheiden,
So werd' ich dort Bey dir, o Gott, (al. mein Hort)
Seyn in ewigen Freuden.
Ehre ſey nun Gott Vat'r und Sohn,
Dem heiligen Geiſt zuſammen!
Zweifle auch nicht, Weil Chriſtus ſpricht:
Wer glaubt, wird ſelig. Amen.
231
L. Johann Muͤhlman n.
heb. 1573 zu Pegau. Geſt. 1613 als Archidiakonus und Prof.
der Theol. zu Leipzig. Weniger bekannt als einige andre Lieder
von ihm iſt folgendes im Nürnberger Gefängbuche von 1618, und
(uach Wetzel L. H. Th. 2. S. 189) noch fruͤher in einem Schleu⸗
ſinger von 1616, unter ſeinem Namen befindliche gefuͤhlvolle Lied
geworden. [Geiſtliche Pſalmen ꝛe. Nuͤruberg 1618. S. 691.
Geiſtl. Pſalmen ꝛc. Ebendaf. 1621. S. 713. m. Wegl. dreyer Str.)
Sehnſucht nach Chriſto.
O Lebensbrünnlein tief und groß,
Entſprungen aus des Vaters Schooß,
Ein wahrer Gott ohn' Ende,
Der du dich uns haſt offenbart
In unſer Menſchheit rein und zart,
Dein lieb Herz zu uns wende!
Denn wie ein Hirſch nach friſcher Quell',
So ſchreyt zu dir mein' arme Seel'
Aus dieſer Welt Elende.
O Lebensbruͤnnlein, durch dein Wort
Haſt du dich uns an allem Ort
Ergoſſen mit reichen Gaben,
Voll Wahrheit und goͤttlicher Gnad',
Die uns erſchienen fruͤh und ſpat,
Das matte Herz zu laben.
O friſcher Quell, o Bruͤnnelein,
Erquick' und laß mein Seelelein
In dir das Leben haben. ö
Wie ein Bluͤmlein in duͤrrem Laud,
Durch Sommerhitz' ſehr ausgebrannt,
Vom Thau ſich thut erquicken:
Alſo, wenn mein Herz in der Noth
Verſchmacht't, haͤlt ſichs an ſeinen Gott,
Und laͤßt ſich nicht erſticken,
Ja
g
232 Na
a wie em gruͤner Palmenbaum
er der Laſt ihm machet Aamteee Mn
ji Lie ſich nicht erdruͤcken.
Unſer Leiden auf dieſer Erd’
1 Iſt nicht im allergeringſten wash
Wenn wir das recht bedenken, n
Der uͤbergroßen Herrlichkeit
Und wunderſchoͤuen Himmelsfreude,
Die uns Chriſius wird ſchenken;
Da, da wird er uns allzugleich
In ſeines lieben Vaters Reich
Mit ewiger Wolluſt traͤnken.
Gott ſelbſt wird ſeyn mein’ Speiſ' und Trank,
Mein Ruhm, mein Lied, mein Lobgeſang,
Mein' Luſt und Wohlgefallen,
Mein Reichthum, Zierd' und werthe Kron
Mein' Klarheit, Licht und helle Som,
In ewiger Freud’ zu wallen; — 5
Ja, daß ichs ſag' mit Einem Wort,
Was mir Gott wird beſcheren dort,
Er wird ſeyn all's in allen.
Huͤpf auf, mein Herz, ſpring', tanz' und Yang,
In deinem Gott ſey guter Ding’!
Der Himmel ſteht dir offen. i
Laß dich nicht Schwermuth nehmen ein;
Denn auch die liebſten Kinderlein 0
Allzeit das Kreuz hat troffen.
Drum ſey getroſt und glaͤube veſt,
Daß du noch haſt das Allerbeſt'
In jener Welt zu hoffen.
S
233
Valerius Herberger.
Geb. 1562 zu Frauſtadt in Großpolen. Geſt. 1627 als Prediger
an der Kirche zum Kripplein Chriſti ebendaſelbſt. Ein durch ſeine
kraftvollen und vielgeleſenen Erbauungsſchriften, als die Magnalia
Dei, die Evangeliſche Herzpoſtille u. a., ſehr verdienter Theologe.
Das folgende Lied, das hier aus dem Originaldruck mitgetheilt
wird, wurde zur Peſtzeit von ihm verfertigt, und hat dort die
Ueberſchrift: Valet V. H., das er der Welt gegeben a. 1613 im
Herbſt, da er alle Stunden den Tod fuͤr Augen geſehen, aber
dennoch gnaͤdiglich und ja ſo wunderlich als die drey Maͤnner im
Babylouiſchen Feuerofen erhalten worden. [V. 4. Geiſtlicher
Trauerbinden Dritter Theil. Leipz. 1615. 4. im Anhange.]
Abſchied von der Welt.
Valet will ich dir geben,
Du arge falſche Welt;
Dein ſuͤndlich boͤſes Leben
Durchaus mir nicht gefällt.
Im Himmel iſt gut wohnen;
Hinauf ſteht mein' Begier.
Da wird Gott ehrlich lohnen
Dem, wer ihm dient allhier.—
Fath' mir nach deinem Herzen, | WER
O Jeſu, Gottes Sohn!
„Soll ich ja dulden Schmerzen, f
Hilf mir, Herr Chriſt, davon?: :
Vekrkuͤrz mir alles Leiden, 1 7
Staͤrk meinen bloͤden Muth,
Laß mich ſelig abſcheiden,
Setz mich in dein Erbgut.
In meines Herzen Grunde
Dein Nam' und Kreuz allein
Funkelt all' Zeit und Stunde
Drauf kann ich froͤlich ſeyn.
Erſchein mir in dem Bilde | i
192 1 U
234
Zu Troſt in meiner Noth,
Wie du, Herr Chriſt, ſo milde
Dich Haft geblut't zu Tod'. un
Verbirg mein Seel aus Gnaden
In deiner offen' Seit',
Ruͤck' fie aus allem Schaden
Zu deiner Herrlichkeit.
Der iſt wohl hie geweſen,
Wer kommt ins himmlisch Schloß; 1
Der iſt ewig geneſen, | *
Wer bleibt in deinem Schooß.
Schreib meinen Nam'n aufs beſte
Ins Buch des Lebens ein,
Und bind mein' Seel' gar veſte
Ins ſchoͤne Bündelein.
Der'r, die im Himmel gruͤnen
Und fuͤr dir leben frey:
So will ich ewig ruͤhmen,
Daß dein Herz treue ſey.
Tobias Kiel.
Geb. aus Ballſtaͤdt bey Gotha. War ums J. 1618 Prediger zu
Eſchenberge im Gothaiſchen. Ihn nennt das Goth, Geſangbuch
von 1651 ausdruͤcklich als Verfaſſer des folgenden Liedes Caucto
textus), Mich. Altenburg aber als Componiſten der Melodie
Der letztere hat es ohne Zweifel in den 1620 und zı von ihm
herausgegebenen, aber nicht durchgaͤngig von ihm ſelbſt verfertig⸗
ten Kirchen- und Hausgeſaͤngen zuerſt bekannt gemacht. co. ie
tionale facrum ete. Gotha. 1651. 8. S. 380.)
Freudigkeit im Tode.
Herr Gott, nun ſchleuß den Himmel auf!
Mein' Zeit zum End' ſich neiget.
Ich hab' vollendet meinen Lauf, 5 b
Des ſich mein Seel ſehr freue; =
1 235
Dab' gnug gelitten, Mich muͤd' geſtritten,
Schick' mich fein zu Zur ew'gen Ruh',
Laß' fahren, was auf Erden,
Will lieber ſelig werden.
Wie du mir, Herr, befohlen haſt,
Hab' ich mit wahrem Glauben
Mein'n lieben Heiland aufgefaßt
In mein' Arm', dich zu ſchauen;
Hoff zu beſtehen, Will friſch eingehen
Aus'm Thraͤnenthal In Freudenſaal,
Laß' fahren, was auf Erden, ü
Will lieber ſelig werden.
Laß mich nur, Herr, wie Simeon,
Im Frieden zu dir fahren.
Beſfiehl mich Chriſto, deinem Sohn;
Dier wird mich wohl bewahren,
Wird mich recht fuͤhren, Im Himmel zieren
Mit Ehr' und Kron'; Fahr' drauf davon,
Laß fahren, was auf Erden,
Will lieber ſelig werden.
N. N. f
Gewöhnlich wird Andr. Keßler, Gen. Superint. zu Coburg, geſt.
11643, als Verf. angegeben, der das Lied auf den von ſeiner
erſten und zweyten Ehefrau geführten. Vornamen Katharina ger
macht haben ſoll. Da es aber ſchon in dem Coburger GB. von
1621 vorkommt, in welchem Jahre K. erſt Adjunet der philoſ.
Facultaͤt zu Wittenberg wurde und hoͤchſtwahrſcheinlich noch gar
nicht geheyrathet hatte: ſo iſt jene Angabe ſehr verdaͤchtig, um
ſo mehr, da das Lied der dort befindlichen Ueberſchrift zufolge auf
den Namen der Markgraͤfin und Churfuͤrſtin Katharina zu Bran⸗
denburg verfertigt worden. [Chriſtliches Geſangbuͤchlein ꝛe. Co⸗
burg 1521. 8. S. 212. Jeſ. Olauderi Pfalmodia nova, Cent. I.
Alt. 1627. p. 316.)
kr Ge⸗
236
Getroſter Muth im Unglück.
Keinen hat Gott verlaſſen ,
Der ihm vertraut allzeit; aum ne:
Und ob ihn gleich Viel haſſe sr .
Bringt es cal: Geschieht) ihm doch kein Leid.
Gott will die Seinen ſchuͤten,
Zuletzt erheben hoch, u En
Und geben, was ihnen nutze
Hie zeitlich und auch dort. een 05
Allein ichs Gott hemſele | 1 |
Er mach's, wie's ihm gefällt
Zu Nutze meiner (al. add. armen) Sele.
In dieſer böſen cal. argen) Welt
Iſt nichts denn (al. doch nur) Noth fon deiden,
Und muß auth alſo ſeyn; an
Denn die zeitliche Freude 5
Bringt uns ewige Pein. an
Treulich will ich Gott bitten 0
Und nehmen zum Beyſtand
In allen meinen Noͤthen,
(Die) Ihm beſſer als mir bekannt.
Um Geduld will ich ihn cal ſets) bitten
Ju allen Auliegen mein; * e e
Er wird mich wohl behuͤte n..
Und mein Nothhelfer ſenn.
Ars Gluͤck und Ungeluͤcke
Das kommt alles (al. kommet auch) von Gott;
Ich weiche nicht zuruͤcke En 5 .
und fleh (al. fich) in meiner Noth.
Wie kdͤunt' er mich denn laſſen,
Der treue Nothhelfer mein? 1
„Ja (al. Denn wenn die Noth am rügte,
Mei er gwiß bey mir ſeyn.
1
Hint
N
237
Keichthum und alle Schäge,
Was ſonſt der Welt ge faͤllt,„ ne νnννε
Dahn ich mein'n Sinn nicht ſetze; Aan 259 t
Es bleibt doch in der Welt.
Ein Schatz hab' ich im Himmel, or
Der Jeſus Chriſtus heißt; .
* über. alle Schaͤtze, einen
Schenkt uns ſein'n heilgen, Geiſt. | |
Ihn hab' ich eingeſchloſſen
Be meines Herzen Schrein. 1e
Sein Blut hat er vergoſſen 4 8
Fuͤr mich armes Wuͤrmelein, 4
Mich damit zu erlöſen a
Von meiner (al ew'ger) Angſt und Pein:
Wie koͤnnt' auf ganzer (al. dieſer) Erden
Doch groͤßre Liebe ſeyn?
Nun ſoll (al. ſollr') ich mich erzeigen
Dankbar fuͤr dieſe Gnad';
Ich geb' mich Gott cal. ihm ganz) zu eigen
Mit allem, was ich hab'.
Wie ers weiter will machen,
Sey ihm all's heimgeſtellt!
Ich befehl ihm all mein' Sachen;
Er mach's, wie's ihm gefällt, ’
Amen, nun will ich fchliegen N
Das ſchlechte Liedelein. ar
Herr, durch dein Blutvergießen
Laß mich dein Erbin can Erbe) ſeyn: 08
So hab' ich alles auf Erden, N Ad od
Was mich erfreuet ſchon; or i BR
Im Himmel wird al. om mir werden
Die W Gnadenkron.
4 2 n
eu, 1465 * * 4
ann , 8
238
N. N. |
Unonymifh in den von Chriſtopy Demantius im J. 1620
gegebenen Begraͤbnißliedern, wo in der Vorrede bemerkt wird, daß
das Lied ſchon einige Jahre vorher in der Gemeine üblich gewe
ſey. (Serpilii hiſtoriſche Unterſuchung ꝛc. Regensb. 1715.
Folglich iſt es zu alt, als daß Simon Graf, oder Kaſp. v
Warnberg, oder gar der zu Hamburg 1647 wegen Unzucht w
richtete Exjeſuit D. Leonhard de Gratia Verfaſſer ſeyn Ei
Der letztere verfertigte allerdings vor ſeinem Ende ein geifii
Lied, aber im lateiniſcher Sprache. (Seladons d. i. Grefli
gers weltliche Lieder. Frankf. am M. 1651. 8. im Anhange,
es in deutſche Verſe uͤberſetzt iſt.) — [Je Clauderi Pfalmodia nc
Cent. I. Altenb. 1627. p. 596. Geiſtliches ae! Berne
durch Sim. Grafium, Leipz. 1632. 8. S. 485.]
Sehnſucht nach dem Himmel.
Freu dich ſehr, o meine Seele, |
Und vergiß all' Noth und Quaal,
Weil dich nun Chriſtus, dein Herre,
Ruft aus dieſem Jammerthal. Ar
Aus Trübfal und großem Leid | 7
Sollt du fahren in die Freud’, ze 1.
Die kein Ohre hat gehoͤret, ** |
Die in Ewigkeit auch waͤhret. Z ud zd rd
Tag und Nacht hab' ich gerufen
Zu dem Herren, meinem Gott, .
Weil mich ſtets viel Kreuz betroffen,
Daß er mir huͤlf' aus der Noth. ien A"
Wie ſich ſehnt ein Wandersmann,
Daß ſein Weg moͤg' Ende han:
So hab' ich gewuͤnſchet eben, n n |
Daß fich enden mög’ mein Leben.
Denn gleichwie die Roſen een el. © E
Unter Dornen ſpitzig gar: BD
Alſo auch die Chriſten gehen
239
In lauter Angſt und Gefahr.
Wie die Meereswellen ſind
Und der ungeſtuͤme Wind:
Alſo iſt allhier auf Erden
Unſer Lauf voller Beſchwerden⸗
Die Welt, Teufel, Suͤnd' und Hoͤlle,
Unſer eigen Fleiſch und Blut
Plagen ſtets hie unſre Seele,
Laßen uns bey keinem Muth.
Wir ſind voller Angſt und Plag',
Lauter Kreuz ſind unſre Tag';
Wenn wir nur geboren werden,
Jammer guug finde ſich auf Erden.
Wenn die Morgenroͤth' herleuchtet,
Und der Schlaf von uns ſich wend't:
Sorg' und Kummer daher ſtreichet,
Muͤh' find't ſich an allem End'.
Unſer Thraͤnen ſind das Brodt,
So wir eſſen früh und ſpat.
Wenn die Sonn' nicht mehr thut ſcheinen,
Iſt nichts denn Klagen und Weinen.
Drum, Herr Chriſt, du Morgenſterne,
Der du ewiglich aufgehſt,
Sey von mir jetzund nicht ferne,
Weil mich dein Blut hat erloͤſt!
Hilf, daß ich mit Fried' und Freud'
Moͤg' von hinnen fahren heut!
Ach, ſey du mein Licht und Struße,
Mich mit Beyſtand nicht verlaſſe!
In dein' Seite will ich fliehen
An mein'm bittern Todesgaug;
Durch dein' Wunden will ich ziehen
240
Ins hünuliſche Vaterland. n e ee u?
In das ſchoͤne Paradei s, nn nd
Drei der Schaͤcher thaͤt fein Reiſ ß
Wirſt du mich, Herr Chriſt, einfuͤhren, N
Mit ewiger Klarheit zieren.
Ob mir ſchon die Augen wegen * 4
Das Gehoͤre gar verſchwind tt.
Und mein’ Zung' nichts mehr kann blen,
Mein Verſtand ſich nichts verſiunnt:
Biſt du doch mein Licht, mein Wort c. be,
Das Leben, der Weg, die Bor; DOCH, „IUU
Du wirſt mich ſelig regiere,
Die recht' Bahn zum Himmel fuͤhren.
Laß dein' Engel mit mir fahren
Auf Elias Wagen roth,
Und mein’ Seele wohl bewahren
Mit Lazaro nach ſein 'm Tod!
Laß ſie ruhn in deinem Schooß,
Erfuͤll fie mit Freud’ und Troſt,
Bis der Leib kommt aus der Erden, 2
Mit Ehr' (al. ihr) wird bekleidet ca. deln werden.
2
18
2B
Freu dich ſehr, o meine Seele, 1
Und vergiß all Noth und Qual.
Weil dich nun Chriſtus, dein Herre, 1
Ruft aus dieſem Jammerthal. ˖
Seine Freud' und Herrlichkeit
Sollt du ſehn in Ewigkeit,
Mit den Engeln jubiliren, a
In Ewigkeit triumphiren. een
AL
—
241
| | ‚n KR . M. f | \
von Nurnberg. unter dieſem Namen fiehet folgendes Lied in
dem andern Theil des neuen chriſtlichen Geſangbuchs, Luͤneburg
1625, 4. S. 422. Die drey letzten Strophen aber, deren Text
in mehreren Stellen außerordentlich abweicht, find, wie es ſcheint,
erſt fpäter hinzugefügt. Sie ſtehen in dem vollſtaͤndigen Geſang⸗
buch, Luͤneb. 1637. S. 302. Der ſechste V. iſt weggelaſſen.
Der ſterbende Juͤngling.“
Mein junges Leben hat ein End' N N
Mein Frend' und auch mein dez
Mein’ arme Seele ſoll behend
Scheiden von meinem Leib.
Mein Leben kann nicht Länger ftehn,;
Es iſt ſehr ſchwach, es will vergehn
Im Todeskampf und Streit. 8
Es faͤhrt dahin ein'n weiten Weg
Mein Seel zu Gottes Freud. 98
Mein n Leib man traurig ins Grab be
Wie Aſche er zerſtaͤubt, .
Als wenn er nie geweſen Wär’,
Auch nimmermeht wär! kommen bee .
Aus meiner Mutter Leib. 1 ss
Ade, ade, o Welt, ade! 75 au ET
Verlaſſen muß ich dich; e
In dir hab' ich kein“! rend uh mehr, 2
Von dir muß scheiden ich. ö
In dir hab' ich fen Freud noch Ruhe,
Man druͤckt mir denn die Augen, zu: 5 80
Das muß ich klagen ſeht l. dien. 7 AR
Ich klag' nicht, daß ich ſcheiden fh
Von dir, o ſchnoͤde Welt;
Allein mein Herz iſt Traurens voll,
1 2 52 mich mein ‚Sc, üͤberfalt,
4 Di ich meu Tag“ begangen .
_ 0 43
Jul
Art
2 1704
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J.
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Die hilft mir von mein m Yun ab,
Und bringt mein Leib ius *
O Jeſulein, mein De E a
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hab' ich doch gethan! G ra 81
4 L meine 6 und und Miſſchat in WI r |
Klagen mich heftig ag. N ah e
Dennoch will ich verzagen uicht 1 nn \®
Vor deinem kelichen Augeſicht;
um Gnaͤd' ru ich dich. . „ „ * l
Ach ieh doch au, di 4 er ii mie
Jeſu, du König mild! 9 7 005
Angſt ſchlaͤgt uͤber * 5 Hut wn ger
Und mich verz hren ihm sad 1 99 8
Mein Herz akt t Da gh 5 1 uu
Und iſt bekleid't mit lngſt und 7002 Ken
Hilf mir en davon! au Band =
Kein’ 5 ich 1 05 gg Kr bab;
Verlaſſen n mal; n nom dez n Ze
AP mehr“ 19 75 ide oeledin, SI, nun; * ai
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Es muß geſchieden ſeyi sn 15 Amel EUR
Drum will ich j jet a, eur Alt: + ch u
Zurichten thun ein traurigs Sie hem aalg
Darin mein Leib Ruh hat. 1
on 200
Geſegn' dich Gott, Stern, Senne was,
Desgleichen le Me 5 e i % ud ne.
Und alles auf der 1 u An d no
Und was ‚der. Sag Kr hi ‘nd nd ne
u ein (p
Ich beſehf in 0. un. dem
Und allen lieben be h. Zen an
Ade zu guter, Nacht . Ans
Yin ont .
3 ac 9661 L. 0 e WR
Daniel Wuͤlffer, prebiger zu zu Ahe, Ah 115
des folgenden Liedes Mehl, Wale 3
Mi
5
15 ©.
f
mit einigen Strophen vermehrt. (D. w. Zwoͤlff Andachten ꝛc.
Nuͤrnb. 1648. 12. S. 536.) Es ſteht, zufolge der Angabe in des
Knaben Wunderhorn, B. I. S. 263, ſchon in den Ratholiſchen
Rirchengeſaͤngen, Coͤlln 1623. S. 620, woraus es in jener Samm⸗
lung und zwar, dem Anſcheine nach, unverandert abgedruckt iſt.
Faſt eben ſo, nur mit zwey Verſen mehr, finde ich es in dem
katholiſchen Bamberger Geſangbuche, N 8885 12. S. 531.
Hier iſt eine Str. weggeblieben. |
. Ewigtelg 5
O Ewigkeit, 0 Ewigkeit! N Gun 0
Wie lang bift du, o Ewigkeit!
Doch eilt zu dir ſchnell unſer' Zeit, 1275
Gleichwie das Heerpferd zu dem Streit,
Nach Haus der Bor, das Schiff zum Geſtad,
Der ſchnelle Pfeil vom Bogen ab. ieh
= Ewigkeit, o Ewigkeit!
Wie lang biſt du, o Ewigkeit!
Gleichwie au einer Kugel rund 10 1
Kein Anfang und kein End' iſt kund:
35 Alſo, o Ewigkeit, an dir 151
aut Noch Ein- noch Ausgang finden wir. 55
O Ewigkeit, o Ewigkeit!
6 lang biſt du, o Ewigkeiten?
Du biſt ein Ring, unendlich weit;
Dein Mittelpunct heißt Alle zeit,
LWiemal der weite Umkreis dein,
Weil deiner nie kein End' wird ſeyn.
O Ewigkeit, o Ewigkeit! er
Wie lang biſt du, o Ewigkeit“
Humehinen koͤnnt' ein Voͤgleit klein
All' ganzer Welt Sandkoͤrnkein rein,
Wenn's nur eins naͤhm' all' tauſend Jahr':
Dennoch waͤr' nichts von dir fuͤrwahr.
9 | Q 2 BR;
244
O Ewigkeit, o Ewigkeitrne min
Wie lang biſt du, o Ewigkei e?
Der Sand im Meer und Tropfen 1 Ne
Sind nur ein Bruch der einen 3 ö
Allein ſchwitzt uͤber dir umſouſt un ya e
Die tiefſte Meß und re 2 685 „
O Ewigkeit, o Ewigkeit! 1 an m nie
Wie lang biſt du, o Ewigkeit!
Hör, Meuſch: So lange Gott wird ſeyn,
So lang' wird ſeyn der Hoͤllen Pein,
So lang' wird ſeyn des Himmels Freud.
O lange Freud“! 0 langes Led?“ |
— u
‚HS
= ve) = 9
Wilhelm Et
Geb. 1572 zu Wilſter in Holſtein. Geſt. 1645 als brchiter
Crempe und Aſſeſſor des Müͤnſterdorfiſchen Conſiſtorii. ‚Ein ;
feiner Zeit nicht unbeliebter lateiniſcher Dichter. Unter meh
rern von ihm verſertigten Kirchenliedern kommt auch folgendes
in J Clauderi Plalmodia nova, Cent. I. Altenb. 1627. S. 57
mit der Angabe feines Namens vor. Die Anfangsbuchſtahen der
Strophen drucken den Namen Wolber Alardus aus. be ſind
6 Str. weggelaſſen.
Troſt der beſſe rn „
Wacht auf, betruͤbte Herzen, 9g? 5 e
Die ihr beladen ſeyd me e
Mit Truͤbſal, Angſt und Schmerzen 8
Vergeßt all ener Leid
Die Zeit die thut herdringe n,,
Anbrechen thut der gg.
Der uns zu Freuden bringen
Und recht erquicken mag. 120 N
Ob wir hie muͤſſen leiden 5
Viel Kreuz und ſchwere Pein * ee
5
2245
(Und dieß kann niemand meiden,
Ein jeder find't das Sein'):
So hat doch Gott den Seinen
Ein Leben dort beſchert,
Da all' ihr Sorg' und Weinen
In Freud' ſoll ſeyn verkehrt.
Leuchten wird wie die Sonne
Am hellen Firmament
In hoͤchſter Freud’ und Wonne
Allda ein Gottes: Kind,
Wird glaͤnzen wie die Strahlen
Der hellen Seraphim, -
Und fo man mögte mahlen
Die ſchoͤnen Cherubim.
Allda wir auch mit Freuden
Die werden ſchauen an, 1 58
So wir mit großem Leidn un de
Vorhin geſchicket han. Binge 58 4
Was uns hie iſt genommen
In großer Traurigkeit.
Wird lachend wiederkommen
In ewig'r Herrlichkeit.
Recht wird man da auch keuuen
Die auserwaͤhlte Schaar, dun 5
Bey Namen koͤnnen nennen, EUR
So vor viel tauſend Jahr | |
Chriſtlich gelebt auf Erden,
Und wir doch nie geſehn;
Die uns empfangen werden,
Freundlich mit uns umgehn.
Solch' große Freud' auf Erden
Kein Menſch vergleichen kann.
All's, was geruͤhmt mag werden,
522 | Viel
ie
Viel weiter iſt davon n u
Als vou des Winters Sorgen
Die froͤlich' Sommerzeit.
Als Abend iſt vom Morgen,
Als Freud' vom Herzeleid. IE“
Selig drum iſt zu preifen,
Dem dort im Himmelsthron
Solch' Freude thut beweiſen
Der ewig' Gottes⸗Sohn.
O Freud'! o ſeligs Leben! end n bl
O Wonn'! o Herrlichkeit! | 1
Dank Chriſto ſey gegeben,
Der dich uns hat bereit't!
12
Johann Siegfried.
Geb. 1564. Geſt. 1637 als Superintendent zu Schleiz. Daß er
und nicht Joh. Leo Verf. dieſes Liedes ſey, beweiſet die aus,
druͤckliche Angabe feines Namens in J. Clauderi Pfalmodia, Cent. I.
Alt. 1627. S. 494. Eine Str. iſt weggelaſſen.
Abſchied von der Welt.
Ich hab' mich Gott ergeben,
Dem liebſten Vater mein. Tee
Hier iſt kein Immer Lehen;
Es muß geſchieden ſeyn. +
Der Tod kann mir nicht ſchaden,
Er iſt nur mein Gewinn.
In Gottes Fried' und Gnaden
Fahr' ich mit Freud' dahin. N
Mein Weg geht jetzt fuͤruͤber;
O Welt, was acht' ich dein?
Der Himmel iſt mir lieber;
Da muß ich trachten ein,
Mich nicht zu ſehr beladen,
247
Weil ich wegfertig bin. By
In Gottes Fried und Gnaden *
Fahr' ich mit Freud dahin. 1
Geſegn' euch Gott, ihr Meinen, 175
Ihr Liebſten allzumal! N: SEE
Um mich ſollt ihr nicht weinen ka
Ich weiß von Feiner Quaal.
Den rechten Port noch heute
Nehmt ja fleißig in Acht;
In Gottes Fried und Freude
Fahrt mir bald all' hernach!
M. Zachaͤus Faber.
Geb. 1583 zu Roͤcknitz ohnweit Torgau. Geſt. 1632 als Super⸗
intendent zu Chemnitz. Unter ſeinem Namen ſteht das folgende
Lied in J. Clauderi Pfalmodia, Cent. I. Alt. 1627. S. 452. Drey
Strophen ſind weggelaſſen.
Flehen um ein feliges Ende,
Herr, ich bin ein Gaſt auf Erden,
Hab' allhie kein' bleibend Stadt.
Mein Leib muß zur Erden werden,
Daraus er ſein 'n Anfang hat;
Mein Geiſt faͤhrt zu dir, mein Gott.
Jeſu, durch dein' Wunden roth, — —
Todeskampf und bitter Leiden
Laß mich ſeliglich abſcheiden!
Fiuͤr mich biſt du ja geſtorben,
Allertreuſter Heiland mein,
Deines Vaters Huld erworben;
Drum vertrau ich dir allein,
Setz' auf dich mein' Zuverſicht,
Glaub’, du werd'ſt verwerfen nicht
Mich, dein'n then. erkauften Erben,
Der ſich dir ergiebt, im Sterben.
Hilf
248 in u
br *
Hilf mir Fräftig überwinden .
Alle Furcht und Traurigkeit;
Alle Weltlieb' laß verſpyw inden.
Hilf durch dein Barmherzigkeit, us mas
Daß ich ja nicht fürcht' den Todt.
Ir
Der durch deine Gnad', mein Gott, | er 8 f 7 f
— - 17
Neem un ne
Allen meinen Jammer endet, n e
Und mir nur dein Reich zuwendet.
Mein' Seel' thu' gar wohl bewahren
In dei'm Lebensbuͤndelein, 85
Daß ſie mit den Engelſchaaren
Lob' und preiſ' den Namen dein.
Mein Leib ſelig in ſe im Grab’ W
Seine fanfte Ruhe e nden ert
Laß mich auferſtehn zum Leben, D * Arad
Und in ewig'n Freuden ſchweben! I i 4
D. Paul Röber,
Geb. 1887 zu Wurzen. Geſt. 1651 als Generalſuperint. und Pros
feffor der Theol. zu Wittenberg. Den Ruf, in welchem er bey
feinen Zeitgenoſſen als Dichter geftanden haben foll, befiätigt das
folgende, trotz aller Mängel doch durch eine gewiſſe poetiſche An⸗
lage und Kunſt vor vielen dieſer Periode ausgezeichnete Lied, das
unter feinem Namen in Jof- Clauderi Pſal modia e Cent. IL.
Altenb. 1627. p. 502, ſteht.
Sterblichkeit und Unferblichfein
Ach wie ein' n kleinen Augenblick
Waͤhrt doch des Menſchen Leben!
Stets ſind wir mit des Todes Strick
Wie Voͤgelein umgeben.
Ein'r Hand breit unſre Tage ſind,
Ja wie gar nichts zu achten;
Verfließen wie ein Strom geſchwind,
Und wie des Nachts die Wachten.
249
—
I
Wie ſchoͤn haben die Sternelein
Viel tauſend Jahr' geſchienen,
Die doch nicht Gottes Bildniß ſeyn,
Sondern dem Menfchen dienen!
Warum muß deun der Menſch vergehn
Und wie ein Woͤlklein hangen?
Was hilfts, daß ſeine Augen ſchoͤn
Gleich zweyen Sternlein prangen?
Ein Ed'lgeſtein im Golde roth
Wird lange Zeit getragen,
So doch nur mit ei'm Wort von Gott
Erſchaffen ohn' Rathſchlagen.
Warum faͤllt deun der Menſch dahin,
Und muß wie Aſch' zerſtieben,
Obſchon ſein Mund gleicht dem Rubin,
Daran wir uns verlieben?
Ein purpurfarben ſeiden Kleid
Bleibt lange Zeit ohn' Schaden,
Das doch durch Menſchenhand bereit't,
Von Wuͤrmern und von Maden.
Warum iſt denn der Menſch ſo bald
Wie ein Reg'nbog'n vergangen?
Was hilft fein’ zarte ſchoͤn' Geſtalt,
Sein' purpurlichte Wangen?
Ein Schiff kann auf dem Meer ſo wild
Viel Zeit und Jahre reiſen,
Das doch auch nicht iſt Gottes Bild, Je:
Sondern von Holz und Eiſen. |
Wie kommts deun, daß ein Menſchenknd
Wie Waſſer ſich verlieret?
Was hilfts, daß Fleiſch und Beine ſind
Wie Naa«aͤ Schiff formiret?
Auf Libanon die Palmen gut
Viel' Zeit ihr' Kraft erweiſen,
2
250
Die doch nicht haben Sinn und Muth, |
Noch Stimmen, Gott zu preiſenn.
Wie iſt der Menſch denn nicht fo) veſt gn
wi wie ein’ Blum’ verblaſſen? mnduo>
Was hilfts, daß ſich wie Pahrtinäfe mn mn we
Sein' Gliedmaaß' ſchoͤn anlaſſen? *
O Suͤnd', o Suͤnd', du Schlangengiſt,
Du, du tilgſt unſre Schöne, > mm Cum“ 150
Von dir uns ſolcher Fluch betrifft; N m
Du giebſt den Tod zu Lohn:
9
Du machſt, daß wir vergehen bald, an G 0
Wenn Stern' und Steinlein blechen yd 1a nö b. x
Wenn Kleider und Schiff’ werden ad m
Und Bäume wohl bekleiben. I
Doch, liebes Herz, verzage acht, 100500
Wie die troſtloſen Heyde nn
Auf Jeſum ſetz dei? Zuverſicht,
Und denk' der ewig'n Freuden
Denn obs wol muß getrauret ſeyn n,.
Weil Fleiſch und Blut es kraͤnke et:
So laß doch auch den Troſt hinein,
Den Chriſt der Herr dir ſcheuktte.
Obgleich des Leibes ſchoͤn Geb u
Muß zeitlich hier verderben, an, e I
Iſt doch die edle Seele fre n
Von aller Angſt und Sterben. ug ne b
Der Leib iſt nicht zu ſehen mehn:t:
Die Seel’ bleibt unverlore: n
Sie iſt zu großer Freud’ und Ehr?
Im Himmel auserkoren. Re Su
Kein Sonnenglanz, kein Edelg' eren ig 805
Kein Purpur, Schiff noch Palmen 95
Mag ihr an Schoͤnheit aͤhnlich ſeynz |
Sie lebet Gott mit Palmen, +. wm. u.
—
Der Leib alich in ſein m Kaͤmmerlein
Iſt und bleibt unverdorben;
Denn wer in Chriſto ſchlaͤfet ein,
Ruht aus, iſt nicht geſtorben.
Bald wird er, wie der Pa Au.
So nur bey Seit' geleget, T 2
Voll Glanz, Tugend und, Kräfte ſeyn, >
Wenn das Grab wird gereget. 1 ene
Bald wird der Koͤn'gin Purpurkleid,
Welch's ſchoͤn geſaͤubert worden,
Ihr angelegt mit großer Freud'
In der klug'n Jungfrau'n Orden.
Bald ſoll dieſ'r ſchoͤne Palmen baum
Durch ſeine Laſt erhoben,
In Gottes Gaͤrtlein finden Raum,
In ewig'r Zier ihn loben.
Drum, liebe Seel', verzage nicht,
Behalt Jeſum im Herzen:
So wird allzeit ein Freudenlicht
Dir aufgehen in Schenken. r d
| N. N.
Anonymiſch in J. Clauderi pfalmadia, Cent. I. 1627. S. 392. und
J. 3. Scheins Cantional, Leipzig 1627. 8. No. 228. Joh.
Schindler, der erſt 1613. geboren ward, kann nicht der Verfaſſer
ſeyn. Wohl hat er ein Lied gleiches Anfanges im Braunſchw.
Geſangb. von 1661 verfertigt, das aber ganz von dieſem verſchie⸗
den iſt und ſchon in der zweyten Zeile ſo fortgeht: „Aus meines
Herzens Grunde“. Sechs Str. ſind weggelaſſen.
Wehklage in großer Anfechtung.
Herr Jeſu Chriſt, ich ſchrey' zu dir
Aus hochbetruͤbter Seele.
Dein' Allmacht laß erſcheinen mir,
Und mich nicht alſo quale! |
Viel
252
Viel größer iſt die Angſt und Sen n 18
So anficht und turbirt mein Herz, N
Als daß ichs kann erzaͤhlen.
Herr Jeſu Chriſt, groß iſt die Nr
Darin ich jetzt thu' ſtecken.
Ach hilf, mein allerliebſter Gott, | 18
Schlaf' nicht, laß dich erwecken
Niemand iſt, der mir helfen kann,
Kein? Creatur ſich mein'r nimt an;
Ich darfs auch niemand klagen.
Herr Jeſu Chriſt, du biſt allein
Mein' Hoffnung und mein Leben;
Drum will ich in die Hände cal: dulde dein
Mich ganz und gar ergeben. gr.)
O Herr, laß meine Zuverſicht > |
Auf dich zu Schanden werden nicht;
Sonſt bin ich ganz verlaſſen.
Herr Jeſu Chriſt, verleih Geduld,
Hilf mir mein Kreuz ertragen,
Wend' nicht von mir ab deine Huld!
Und ſo du mich willt plagen,
Es zeitlich hier am Leibe thu;
Gieb nur der armen Seelen Ruh, a rer,
1 ſie dort mit dir lebe.
Herr Jeſu Chriſt, das glaub ich doch
10 Aus meines Herzen Grunde: 1
Du wirſt mich wohl erhoͤren noc ß
Zur rechten Zeit und Stunde; |
Denn du haſt mich noch nie verlan,
Wenn ich dich hab' gerufen an:
Des ich mich herzlich troͤſte.
Herr Jeſu Chriſt, einiger Troſt,
Zu dir will ich mich wenden.
253
Mein Herzleid iſt dir wohl bewußt;
Du kannſt und wirſt es enden.
In deinen Will'n ſey es geſtellt;
Machs, lieber Gott, wie dirs gefaͤllt!
Dein bin und will ich bleiben.
Siegmund Scher ⸗ Erz.
Geb. 1584 zu Annaberg. Geſt. 1639 als Paſtor zu S. Lamberti
und Superintendent zu Lüneburg. Das folgende Lied ſteht zwar
nicht, wie wetzel angiebt, in ſeiner Fuga melancholige, wenig⸗
ſtens nicht in der Luͤneburger Ausgabe von 1682; aber es wird
ihm doch ſchon in alten Geſangbuͤchern, z. B. einem Stettiner
v. 1671, zugeſchrieben. In den neueren kommt es mit manchen
Zuſaͤtzen vor. [acri convivii Muſica Jacra en durch elch.
Fraͤncken. Coburg 1628. 4 No. 100
Cbriſtenfreude beym da Maple.
Mein Seel', dich freu und luſtig ſey, 4.9
Mit Glauben wohl gezieret! m
Zur Mahlzeit ſchoͤn wirſt du heut gehn,. un
Zu der dich Chriſtus fuͤhret. an
Merk' auch nit Fleiß die werthe Speise,
Sein'n Leib, fuͤr dich gegeben;
Der Trank iſt gut! Sein theures Blut
Staͤrkt dich zum ewig'n Leben.
Mit Himmelbrodt verſieht dich Gott
Bey dieſem Tiſch von oben;
Der Fels dich traͤnkt, das Leben ſchenkt:
Drum thu ihn herzlich loben.
Von Herzen ich will freuen mich, 5
in mich der Herr geladen. |
Er iſt ja mein, und ich bin ſein; |
Mein'r Seel ift wohl gerathen.
. Auf dieſer Welt kann bringen; na Per ai 4
254 ö 2
Ich komme hent mit höͤchſter daa,
Herr Ehriſt, zu deinem Tiſch ©.
Und ſtell' mich ein zur Mahlzeit dein: 5 |
Mein'n Leib eund Seel' erfrifched 0!
Ein geängftet Herz, zerſchlagn init Schmerz
Von wegen feiner Sünden,
Sehnlich ich bite, veracht' ja uit, 4
Laß mich Verzeihung finden???
Kein Opfer ſonſt ich deiner Gunſk *
„O Herr, laß mein erſchrock n Gebein
Vor Freuden wieder ſpringen. ln ni ei
Die Mahlzeit dich, Herr Chriſt, und wich
Verbend't himmliſcher Weiſe; i d |
Bleib doch in mir, und ich in dir,
Daß ich dich ewig preife. mee.
Gewiß ich weiß, daß da mit uit | ale
Viel tauſend Engel ſtehenn, su 1.
Wenn wir ſo fein im Glauben rein
Zum Tiſch des Herren gehen mad dun nl 5
Wenn in der Naͤh' ich recht aucb
Den Kelch in diefer Stunden, 1 1780
Denk' ich, dein Blut, als ee g, MR
Fließ aus dein'n heilgen Wunden. e
Mich duͤnkt, als ſey ee 2
Wie Stephano, mir offen- mann nit
Dein’ Liebe hat in hoͤchſter Guad’ 8 nm
Mein’ Seel fo ſuͤß getroffen.
Ey daß nur bald die Engel mit Schall
Mein' Seel' fuͤhrt'n aus dem Leben
In's Himmels Thron, da mir ein Kronn 70
Chriſtus der Herr wird geben. u e eee
255
Herr, laß die Freud’ zu keiner Zeit
Aus meinem Herzen weichen; 70
Dein's Geiſt's gewiß, wahrlich iſt dieß,
Der in mir wohnt, ein Zeichen.
Unterdeß ich ergeb' dir mich,
Und laß dich's im Kreuz walten;
Ich werd' einmal in's Himmels Saal
Die 1 — bald Ar
D. . Iofua Stemann |
Geb. 1588 zu Sulzfeld in Franken. Geſt. 1632 als Prof. der
Theol. und Superintendent in Rinteln. In ſeinen, ſchon vor
1630 herausgegebenen) aber (zufolge der Vorrede von 1629) in
dieſem Jahre erneuerten Herzensſeuffern, einem auf die ungluͤck⸗
liche Kriegszeit vorzuͤglich berechneten und waͤhrend derſelben viel
geleſenen Erbauungs buche, kommen außer mehrern entlebnten auch
einige von ihm ſelhſt theils verbefferte, theils neu verfertigte, doch
von jenen nicht genau unterfchiedene, Lieder und Neimgebete vor,
deren manche ungemein viel Herzliches und Ansprechendes haben.
Das erſte der hier mitgetheilten iſt dem Anfange nach von Phil.
Micolai's bekanntem Geſange: So wuͤnſch' ich nun de. enlehnt,
und das zweyte iſt eine Verbeſſerung des alteren Liedes: Geduld
die ſoll'n wir haben, das ſchon im Greifswalder Praimbuche von
1597 ſteht⸗ Cernewerte Hergen Seuffger ꝛc. augiest durch J St.
Straßburg 1636. 12. S. 210, mit Wegl. von 7 Str. S. 460.
m. Wegl. zweyer Str. S. 319. und 367. vergl, mit iR Clauderi
Pfalmodia Cent. 2. Altenb. 1630. I 1
Klage und Troſt in böſen. Zeiten.
So wuͤnſch ich nun ein' gute Nacht
Der Welt mit ihrem Weſe n nis
Die mir ſo viel Unruh! ee ann Hd G
Mit ihren Zorngefaͤben. . N
Ich meynt', die Leut' war from; zur . D
Be find mich mm betrogen ie „
*
Nur
Geeſichert kann behalten N
Bald jaget man ihn hie und dort.
Den ſtellt man an die Spitzen
Odhn' Gut viel Ehr' gilt nümmertießt, mi den en
Die Tugend iſt gefallen.
Und Niemand darauf paſſet.
Jammert dic ache ſo mancher Maus, “am 6
256 8 \
Nur Unrecht in der argen Welt
Geht hin und her im Schwang ;;;
Ein jeder ſpricht: Haͤtt' ich nur Geld!?
Darnach ſteht all's Verlangen. Ye
Wer nicht hat Hab', iſt jetzt ſchabab 8
Bey Menſchenkindern allen. e Nel gust
Wer groß und breit 'rein treten am * GT
Von ihm ſagt mau: Das iſt der Mann;
Herfuͤr muß er bald ſitzen. og!
Wer aber ſchlecht, ftomm und gerecht, 0
Der muß dahinten ſtehen. Pa . ge
Weisheit, Kunſt und Seit. 0 6
Wird heut nicht mehr geachtet, nn © il
Die alte Treu' und Redlichkeit n
Iſt uͤberall verachtet. eee ee aa
A N Na
a ee TR
Der Arm' nicht mehr ein'n rene. 1 bc
Beyſtand er findet ſelten. ben N 10 1
Sein Seufzen und Klag' waͤhrt Nacht und Ta 0% wet
Ach Gott, wie kaunſt du länger ſehn 5 1
Dein Haͤuflein ſo verſtoͤret, 7 |
So viel Chriſten ins Elend gehn,
Die Wahrheit ſo verkehret? do)
Dein heilig Wort mit Trug und Mord
Wird hie und da vertilget. % n 7
Wie kannſt du laͤnger ſchauen an aM *
Die Armen ſo bedraͤuge te
EN
257
Der an der Haut kaum haͤnget,
Vor großer Noth nur wuͤnſcht den Tod,
Dieſ's letzten Troſts doch mangelt?
Doch Patienz, mein' arme Seel!
Der lieb' Gott wirds wohl machen;
Wer dieſe Roſen brechen will,
Muß die Dorn' laſſen ſtechen.
Drum meinen Sinn ich ſtell' dahin:
Es muß doch ſeyn gewaget.
Trotz Teufel, Suͤnd' und arge Welt,
Trotz allen Hoͤllenpforten?
Ihr mir kein Haͤrlein kruͤmmen ſollt,
Trau' Chriſti theuren Worten.
Weht, Winde, weht! Ihr Wellen, geht! |
Sollt mich doch nicht erſaͤufen.
Jauchzu, den rechten Port ich ſchnn
Von fernen th’ anſchauen. RT:
Dort ſteht mein Helfer, Gottes Sohn;
Wie ſollt mir ferner grauen? Aa
O komm und halt! ich finfe bald;
Fuͤhr' mich zu deinen Freuden
Und o wie froͤlich will ich ſeyn,
Manch ſchoͤn's Dankliedlein ſingen,
Wenn ich zu deinem Himmel ein
Werd' gehn mit Freudenſpruͤngen! |
Dein Lob und Preis auf manche Wei _
Soll meine Zung' erklingen. ö
Mit ſo viel tauſend Engelein
Will ich fuͤr deinem Throne r
Dir und zum Preis dem Namen dein
Dienen mit Freud und Wonne. an
O lang’, o lang‘! Das macht mir bang;
Komm, Herr, wein, Wunſch erfüllt
N Ade,
258
Ade, du ſchnoͤde Welt, ade
Ade, mein Lieb'n und Freund?
Ob ich euch gleich nicht mehr hie ſeh /
Dort ich euch wieder find
Durchs Jammerthal zum Freudenſaal
Geh' hin: wer will, der folge! 0 Nn e
Geduld in Not b. 3
Geduld die ſoll wir dagen wi 50 * 10. 1
Allhier auf dieſer Erd, E sn?
Und nichts nach inglück f ban, 10 ash 90
Darzu ſeyn unbeſchwert. N Wine de um 10
Geduld gehoͤrt zu allem Mi 10 un?
Was uns der Unfall bringt; 2 ab
Drum laß dirs nur gefallen, ** * 78 * 11005
Wenn Unglück mit. dir 115 6 u nk
Geduld die ſoll u Kir age, 9 a
Da wird nichts ande dad. nn ig, woc
In keinem Weg berzagen, unn en e ee
Was auch mag. werden 8 12250 dar ah Fa
Groß Elend thut regieren aud uf Gm 900
N e
Gewalt den Wagen fiken — ze er m —
Ein jeder tracht't Nach ch Geld. re ei 3
Geduld die min wir tic ir a he 1 ni
die ſer ſch ven Zeit, 3913 itrt. wlan .
Sn si 1 sul nt nag TI 17
Und nicht das Herz ee e
Wenn uns zuſtoͤßt gro 6 m
Es fall'n ohn Gottes Ai 6% ia or |
Kein' Haar von unserm bee at ge:
Er wird den Jammer fi, a unn ann HR
Ob ſich die Huͤlf au fulbl. e am am
Gedüld die müßen wir tragen, 1 3 n
Wenn mus Git re Frenz. zu ſthickr ; amen
29
In Truͤbſal nicht verzagen.
Im Zorn er uus anblickt; .
Bald er ſein Antlitz wendet 3 Ren * g
Und Freude wiedergiebt. Keen
Sein' Hand das Elend endet; BR Ye 0 *
Er zuͤchtigt, den er liebt. 1 g . Ar 455 85
Flehen ber Kirche in Sue e e
Ach bleib mit deiner Gnade Feen e
Bey uns, Herr Jeſu Ei, za Un ant
Daß uns hinfort nicht ſchade 55 > =
Des boͤſen Feindes gift. Wag e Ware
Ach bleib mit deinem Worte ufer er
Bey uns, Erlöſer wert,
Daß uns beyd' hie und dorte m 13
Sey Guͤt' und Heil beſchert. f 1 N 10
1 Ki ws ey
Ach bleib mit deinem Glanz. N, mand 1. d
Bey uns, du wertes n
Dein’ RA ll Zu Be une
Damit wir irren nicht. 1 100 eee
Ach bleib mit deinem Segen 8 20 1 dN
Bey uns, du reicher Herr;
Dein' Gnad' und alls Vermögen ER
In uns keichlich Bermehe', u NT
Pe ee mi deinem Schuſßze u u
5 en * 8 A; ku, 1
Er 0 Ach d e e ne 1 "sun iche
Bey uns, mein Herr und Gott! nud KR ziim . 8
Beſtaͤndigkeit verleihe,
Huf uns aus aller hl, 2 Fr
ao ER den,
/
Fr
x
Hoffnung im m keien, 55
Sey wohlgemuth, laß Tra 1 me *
Auf Regen folget Sodienſcel, rd 4
Es giebt doch endlich nach das Glück 3 m
Nach Toben einen guten Blick.
Wenn hat der rauhe Winter %% PETER
An uns erzeiget zondalich, 7 0 m"
Bald wieder die Sonn höher Men dd
Und alles froͤlich ſich erzeigt. A en ar
Favonius, der zarte Wind, dun e 18
Auf harten Froſt ſich wieder 50 25 13953 * 3
Das Eis muß alsdann ganz zergehn, 15
Und kann der Schnee nicht mehr be 3
Die Voͤglein, fo ſich in die Bil Bei ern
Verkrochen hatten in gehen,,
Sich ſchwingen in die Luft hinein, 2 2
Sing'n ihrem Schöpf’r ein Liedeleingn.
So ſtell' du auch dein Trauren en, n R 00 =
Mein Herz, und laß dein Jagen sehn; ch
Vertraue Gott, und traue veſt, ve
Daß er die Seinen nicht verlüßt! 1 a8
ı ud. ‚ar 958
ene ao oo ua
Burchard Groß maun. 1 ;4
Geb. aus Römhild. Gef. 1637 als 3 zu Jeua.
Er gab 51 gottſelige Andachten Reim f
aus. Unter den in den ilteren e
denen Geſaͤngen zeichnet ch der folgend 0
Anfaugsbuchſtaben den Namen des eh ine
Herzlichkeit aus. [J. Claude nannt — Altenb, 16
S. 2. mit Wegl. von 6 Str! L mein In USA
Ng ans cht. 2 Me
Brich an, du lieber Morgen, ra en enn ING
Treib ab die finſtre Nacht!
261
Bott Lob, daß ich ohn' Sorgen
Die Nacht hab' hingebracht!
Gott Lob, daß ich nunmehr
Des Tags Licht wiedrum ſehe,
Friſch und geſund aufſtehe!
Gott ſey Lob, Preis und Ehr'!
um mich haͤtt's uͤb'l geſtanden
Und um das Leben mein, 7
Waͤr'n nicht geweſt fuͤrhanden
Die lieben Engelein,
So um mich rings herum
Ein' Wagenburg geſchlagen,
Auf Haͤnden mich getragen,
Daß mir kein Feind zukomm'
Richt dich auf, Leib und Seele,
Zu deinem lieben Gott,
Lob und Dank ihm erzaͤhle,
Daß er all' G'fahr und Noth
In abgewichner Nacht
Von dir hat abgetrieben,
Daß du im Fried' geblieben
Fuͤr's boͤſen Feindes Macht.
Chriſte, in deinem Namen
Bitt' ich den Vater dein,
Daß er ferner halt' beyhſammen
Den Leib und Seele mein'.
Gott geb' ein'n guten Tag!
Gott geb' einn guten Morgen!
Gott wol’ mich heut verſorgen
Fuͤr aller Noth und Plag’. 7
Dein'n Segen mir verleihe
Bis an mein ſelig End,
Und gnaͤdig benedeye 55
Die
262
-—
Die Arbeit mein 'Händ, tn m
Auf daß ich auch was hang »
Für mich in schweren Zeiten
Und damit armen Leuten
Kann ehren eine Gab).
Gaͤnzlich mich auch regiere 1“ 1 ,
Durch deinen heilgen Geiff, em t
Daß ich ſuch' mit Begiere | does 5 45 1
Das Himmliſch' allermeiſt ;, .
Und ja nicht ganz und gar r e
Sey mit dem Geiz befeffen, . u 65
Dadurch ich möge vergeſſens
Des lieben Himmels klar. wodureh
Reiß mich, Herr, nicht von nen 1
Durch einen ſchnellen Todz |
Gieb mir Vernunft und Sinne,
Daß ich in aller Noth eon
Dich, Herr, anrufen moͤg', * 25
Auf deine Gnad' mich ſtuͤtzen, en neee m,
Merm Nächten dien’n und nügen, 1070
Weil ich ein 'n Finger re“. an ud in
Dh deinen heilgen Namen
Laß mich nichts fangen an; * 5, en!
In deinem heilgen Namen | g e
Laß feinen Fortgang hen
Alls, was ich nehme für, sn.
Daß ich bey mein'n A —1 „us ane, Rech
An Hab', Gut und Labskräfen d wein
Dein'n reichen Segen Mü NN Ze bon ot,
Nun bin ich, Herr, Ne en
Für deinem Gnadenthron ng:
Mein' Bitt' haſt du gewährter mam nt BT
Durch Chriſtum, deinen Sohn?: an
—
—
263
\
Darauf geh' ich dahin.
Dein Wort bleibt imm'r und ewig;
Auf dein Wort ſterb' und leb' ich:
G'wiß gnug ich deſſen bin.
Johann Hermann Schein.
Geb. um 1387 in Grünhayn bey Zwickau. Geſt. 1630 als Cantor
und Muſikdirector zu Leipzig. Einer der berühmteſten unter den
damals lebenden Tonkünſtlern. Das folgende Lied verfertigte er
1628 auf die Beerdigung und zugleich auf den Namen einer Frau
Margarethe Wagener in Leipzig (wetzels L. H. Th. 3. S. 47);
daher es unter ſeinen in der erſten Ausgabe feines Beſangbuchs
v. 1627 befindlichen Liedern noch nicht vorkommt. [Cantional ete.
von J. E. S. Zwepte Ausg. Leſpt. 1645. 8. Bl. 369.3
| Gottergebenpeit im Tode.
Machs mit mir, Gott, nach deiner Sir ,
Hilf mir in meinem Leiden! 1
dr RUF. ich dich an, verſag 5 nit; f
Wenn meine See! will ſcheiden,
| So nim fie, Herr, in deine Haͤnd'!
* Iſt alles gut, wenn gut das End'.
Gern will ich folgen, liebſter Herr;
Du wirſt mirs nicht verderben.
* Ach du biſt doch von mir nicht ferr,
Wenn ich gleich hier muß ſterben,
augen me liebſte Freund,
| er es mit mir herzlich gut gemeint.
Ruht doch der Leib fanft in der Erd';
na Seel zu dir fi ich ſchwinget,
In deine Hand ſie unverſehrt |
Durch'n Tod ins Leben dringet.
Hier iſt doch nur ein Thraͤnenthal,
Angſt, Noth, Muͤh', Arbeit uͤberall. 0
erm Tod,
264
Tod, Teufel, Hör, die Welt, die ing
Mir koͤnnen nichts mehr ſchaden.
An dir, o Herr, ich Rettung find';
Ich troͤſt' mich deiner Gnaden. Mer 15
Dein ein'ger Sohn aus Lieb' und Huld 11
Fuͤr mich bezahlt hat alle Schuld. k
Was wollt' ich denn lang’ traurig ide
Weil ich fo wohl beſtehe,
Bekleid't mit Chriſti Unſchuld rein
Wie eine Braut hergehe?
Gehab dich wohl, du ſchnoͤde Welt!
Bey Gott zu leben, mir gefällt,
— - 2
— 1 ee
2 1 m
’
| Johann Heermann.
Geb. 1585 zu Rauden im ſchleſiſchen Fuͤrſtenth. Wohlau. Geſt.
1647 iu Liſſa in Polen, wo er nach Niederlegung des Paſtorats
zu Köben im Fuͤrſtenth. Glogau mehrere Jahre laug privatifirt
hatte. Schon ehe er die Akademie bezog, erhielt er den poetiſch
Lorbeerkranz; und gewiß war er von der Natur ſelbſt zum Dichter
berufen, und würde bey einer günftigeren Conſtitution und inn
gluͤcklicheren Verhaͤltniſſen (er konnte ſich nicht Eines geſunden
Tages in ſeinem Leben ruͤhmen, und hatte bey den Kriegsunruhen
viel und ſchwer zu leiden) vielleicht neben feinen geiſtvollen Lands ⸗
leuten, Opitz und Tſcherning, welcher letztere ſein Freund 2
einen Platz errungen haben. Doch ſind es wohl zum Theil e
jene widrigen Umſtaͤnde, denen die proteſtantiſche Kirche die fr
men, herzlichen, und ohngeachtet ihres Mangels an hohem Did
ſchwunge dennoch groͤßtentheils geiftreichen, ja zum Theil daaſſiche
Lieder zu dauken hat, die ſeinen Namen nie untergehen laſſen
werden. 5. hatte ſich unſtreitig nach Opitz gebildet und von il
die Grundsätze einer guten Verfification und eines richtigen e
Ausdruckes gelernt; obgleich er als geiſtlicher Ciederdichter un
Schriftſteller in dieſem Fache fie noch vor O. in Anwendr
brachte. Denn feine Devoti Muſica Cordis oder Haus⸗ und Hen⸗
muſica, die die beſten Lieder von ihm enthaͤlt, erſchien a
in 12.
265
in 12. Dazu kamen in eben dem Jahre noch die Geſaͤnge über
die Sonntags- und Feſt⸗Evangelia, und 1639 zwoͤlf geiſtliche Lie⸗
der, auf die Kriegszeit eingerichtet; außer welchen noch verſchie⸗
dene von ihm einzeln in den alten G BB. vorkommen, unter
andern in Joh. Cruͤgers GB. (Berlin 1664) ein Abſchiedslied an
ſeine Wittwe und Kinder: Der Tod klopft jetzund bey mir an,
in welchem er manches von ſeinen traurigen Schickſalen anführt.
Das erſte, dritte und neunte der hier abgedruckten Lieder iſt dem
Inhalte nach aus Worten des Auguſtinus entlehnt, das zweyte
aus Tauler, das fiebente aus dem 49ſten Cap. Jeſaidͤ. Dieſes
und die beyden folgenden kommen in der A. der H. und H. M.
von 1636, das letzte aber in der von 1644 zuerſt vor. Das vierte:
Fruͤh morgens ꝛc. ſchien mir vornehmlich deshalb hier einen Platz
zu verdienen, weil es das erſte beſſere Oſterlied iſt, das nach Lu⸗
thers Zeit verfertigt worden; denn auch das bekannte: Seut
triumphiret Gottes Sohn, auf deſſen Melodie dieſes eigentlich
angepaßt iſt, hat nach meinem Gefuͤhle nicht die geringſte Kraft.
Dieſelbe Bemerkung gilt im Grunde auch von den beyden hier
mitgetheilten 3 ſchen Paſſionsliedern; fie find die erſten, in
welchen der große Gegenſtand wuͤrdig und kraͤftig beſungen iſt.
[Devoti Mufica Cordis ete. durch J. H. Leipz. 1636. 12. S. 1. 20.
60. 63. (m. Wegl. von 11 Str.) 80. 134. 112. (m. Wegl. von 5 Str.)
172. 164. (m. Wegl. von 4 Str.) 167. (m. Wegl. von 3 Strophen.)
New Preußiſches Geſangbuch ꝛc. Köͤnigsb. 1650. 8. S. 159.)
Ermahnung zur Buße.
So wahr ich lebe, ſpricht dein Gott,
Mir iſt nicht lieb des Suͤnders Tod;
Vielmehr iſt dieß mein Wunſch und Kir,
Daß er von Sünden halte ſtill,
Bon feiner Bosheit kehre fich,
Und lebe mit mir ewigſich.
Dieß Wort bedenk, o Menſchenklad,
Verzweifle nicht in deiner Suͤnd'!
Hier findeſt du Troſt, Heil und Gnad',
Die Gott dir augefaget hat,
Und wenn ich lebensmuͤde werd.
Alsdann will ich bekehren mich: 4. aun zen Iten 8
Gott wird eg wol erbarmen ſuh. ene den Send
Dem Sünder mit Barmherzigkeit; oo var
IL
Nicht denk: Es iſt noch gute Zet: * ji 8
Faͤhrt fort in ſeinem boͤſen Snngnann
Und ſeiner Seelen ſelbſt' nicht ſchon t.
Dem wird mit ungnad' abgelohnt. d uu
on wegen Christ. Blut und T —
Doch ſagen hat er nicht gewollt, 26 .
Ob du bis morgen leben ſolll.
ar Weiborgen it des Todes Enz.
266
und war durch einen theuren Emo. e
O feng, dem die Süͤnd' iſt leid! ann e
Doch huͤte dich für Sicherheit! —
Ich will erſt Feölich ſeyn auf Wan 5 2 14
Wahr ists: Gott iſt zwar ſtets ! bert
a
%
Doch wer auf Gnade ſündigt hin, * W 60 51
N Js 4 II
17410
vr. N
Gnade hat dir zugeſaget . ram
—
1723
Daß du mußt ſterben, iſt dir kund; idr 8
Heut lebſt du; heut bekehre cht enn vr.
Eh morgen kommt, kanns aͤndern ſich.
Wer heut iſt friſch, geſund und roth, bd 8 2
Iſt morgen frauk, ja wohl gar todt. m 1805
So du nun ſtirbeſt ohne Buß, RR
Dein Leib und Seel dort breinen * — In
Hilf, 0 Herr Jeſu, hilf du mir, rg a
Daß ich jetzt komme bold zu dir n 2421 Anl
Und Buße thu den Augenblick,
Eh' mich der che Se D hinrück
Auf daß ich heut und jederzeit _
Zu meiner „Deinfahrt, je Bereit!
1105 Yu 79 *
„en
* an Neg.
2 177° DE 7;
267
Zuflucht zu Chriſto.
Wo ſoll ich fliehen hin,
Weil ich beſchweret bin
Mit vielen großen Sünden?
Wo kann ich Rettung finden? x
Wenn alle Welt herkaͤme,
Mein Angft fie nicht weguähme,
O Jeſu voller Gnad', |
Auf dein Gebot und Rath
Kommt mein betrübt Gemuͤthe
Zu deiner großen Guͤte;
Laß du auf mein Gewiſſen
Ein Gnadentroͤpflein fließen!
Ich, dein betruͤbtes Kind,
Werf' alle meine Suͤnd „
So viel ihr'r in mir ſtecken
Und mich ſo heftig ſchrecken,
In deine tiefe Wunden,
Da ich ſtets Heil gefunden. 3 1
Durch dein unſchuldig Blut,
Die ſchoͤue rothe Flut,,
Waſch ab all' meine Suͤnde,
Mit Troſt mein Herz verbinde,
Und ihrer nicht mehr gedenke,
Jus Meer fie tief verſenk!
Du biſt der, der mich troͤſt't,
Weil du mich ſelbſt erloͤ tt.
Was ich geſündigt habe, L num cue
Haft du verſcharrt im Grabe;
Da haft du es verſchloſſen,
Da wirds auch bleiben muͤſſen. 5
Iſt meine Bosheit groß.
So werd' ich ihr'r doch los
268
Wenn ich bein Blut auffaſſ ec,
Und mich darauf verlaſſe.
Wer ſich zu dir nur finde,,
Alr Angſt ihm bald Ei.
Mir mangelt zwar fehr viel: 2 m j
Doch was ich haben will,
Iſt alles mir zu gute
Erlangt mit deinem Blute;
Damit ich uͤberwinde
Tod, Teufel, Holl und Suͤnde.
Und wenn des Satans 8
Mir ganz entgegen waͤ ,
Darf ich doch nicht verzagen; 1
Mit dir kann ich ſie ſchlagen.
Dein Blut darf ich nur zeigen,
So muß ihr Trutz bald ſchweigen. ö
Dein Blut, der edle 4 N
Hat ſolche Staͤrk' und Kraft,
Daß auch ein Tröpflein kleine .
Die ganze Welt kann reine,
Ja gar aus Teufels Rachen
Frey, los und ſelig machen. 4
Darum allein auf dich.
Herr Chriſt, verlaß ich mich. WI
Jetzt kann ich nicht verderden,
Dein Reich muß ich ererben n
Denn du haft urs erworben,
Da dn fuͤr mich geſtorben.
Fuͤhr auch mein Herz und em"
Durch deinen Geiſt dahin,
Daß ich moͤg' alles meiden,
Was mich und dich — r 5
Und ich an deinem Leibe
Ein Gliedmaaß ewig bleibe.
0 oe
269
Preis des leidenden Erlöfers,
Herzliebſter Jeſu, was haſt du verbrochen, 15 ee
Daß man ein ſolch ſcharf Urtheil hat geſprochen?
Was iſt die Schuld? In was für. Miſſethaten
= Biſt du geralhen?
Du wirft, gegeißelt und mit Dorn gekroͤnet,
Ins Angeſicht geſchlagen und verhoͤhnet;
Du wirſt mit Eſſig und mit Gall getraͤnket,
10 Ans Kreuz 1
Was iſt doch wol die Urſach ſolcher Magen?
Ach! meine Sünden haben dich geſchlagen.
Ach Herr Jeſu, ich hab dieß wohl verſchuldet,
f Was du erduldet. x
Wie wunderbarlich. iR doch dieſe Strafe?
Der gute Hirte leidet für die Schaafe; Nr a
Die Schuld bezahlt der. Herre, der Gerechte,
Fuͤr ſeine Kuechte. *
Der Somme first, der. recht und ‚richtig wandelt:
Der Boͤſe lebt, der wider Gott mishandelt.
Der Meunſch verwirkt den Tod, und iſt entgangen:
Gott wird gefangen.
Ich war von Suß auf voller Schand und Sünden:
Bis zu der Scheitel war nichts Guts zu finden:
Dafür haͤtt ich pee ber Höle müſſen
Epwiglich büßen. |
D große. Lebe! 2 eh ohn' alle Maaße,
Die dich gebracht auf dieſe Marterſtraße!
Ich lebte mit der Welt in Luſt und Freuden:
und du mußt en!
Ach großer Koͤnig, groß zu allen Zeiten,
Wie kann ich gnugſam ſolche Treu⸗ ausbreiten?
Kein's er Herz . es auszudenken,
= Was dir zu ſchenken. 2
”
AR |
Ich kauus mit meinen Sie nicht eri
Womit doch dein' Erbarmung zu ve gleichen Be}
Wie kann ich, di deun deine Lebesthe de a si
| Im We * 2 mim Hr
Doch iſt u etwas, das d dir bee a in En
Wenn ich des Fleisches Lüfte dampf und zähme,
Daß fie aufs near mein ban el entzuͤnden
Mit alten Sünden.
Weils aber nicht beſteht in e e, 6
Veſt die Beglerden an das Kreuz N
So gieb mir deinen ‚Gef, 115 be back
* Zum 6 führe. em en N
Alsdann ſo 1455 ich deine Huld d c. Al
Aus Lieb’ an dich dle Welt für ! ichtes achten;
Bemuͤhen werd' ich nuch, Herr, eile n Willen
Stets zu en. sup
i Kft.
Ich werde dir 99 8 Ehren ales wagen,
Kein Kreuz nicht achten, keine Plagen
* g In
Nichts u Derföigung, 1 au 2 —
ehmen zu Herze.
Dieß alles, Ds zwar für fleht f u e 16 en,
Wirſt du es dec as dicht gar bey Seite ſetzen; |
Zu Gnaden wit dll die e i
Wenn, dane dort 7 2
Wird ſtehn 5 u mem Haupt die Ehreufro,
58 0 e e e dia
ans Inu Hur ni 3 N; 1 Am dal 0
f ia I: fine u d
Früh Morgens, da die Soun’ 1 9
Mein Heiland Chriſtus auferſteht 3 ung en e ent
Vertrieben iſt der Sünden, Nacht, ein dun,
Licht, Heil und Leben wiederbracht. Hallel. N
ea 08
—
Er
©
271
Der Herr den Tod zu Boden) fchlägt, 0 97)
Da er ſelbſt todt und ſich nichts regt;
Geht aus dem Grab' in eigner Kraft, I
FR Teufel, Hoͤll' nichts an ihm ſchafft. —
O Wunder groß! o ſtarker Held!
Wo Alen Feind, den er nicht faͤllt?
Kein Angſtſtein liegt fo ſchwer auf mir,
Er waͤlzt ihn von des Herzens Thuͤr. Hallel.
Lebt Chriſtus, was bin ich betruͤbt? 3
Ich weiß, daß er mich herzlich liebt!
Wenn mir gleich alle Welt ſtuͤrb' ab
Gnug, daß ich Chriſtum bey mir hab'. bud.
Er naͤhrt, er ſthuͤtzt, er troͤſtet mich;
Sterb' ich, ſo nimt er mich zu ſich.
Wo er jetzt lebt, da muß ich hin;,
Weil ich ein Glied ſein's Leibes bin. Halle.
Durch feiner Auferſtehung Kraft
Komm ich zur Eugel⸗Bruͤder ſchaf ;
Durch ihn bin ich mit Gott verſoͤhnt ..
Die Feindſchaft iſt ganz abgelehnt. Hallel.
Mein Herz darf nicht entſetzen ſich nn“
Gott und die Engel lieben mich.
Die Freude, die mir iſt bereit,,
Vertreibet Furcht und Traurigkeit. deute
Fuͤr dieſen Troſt, o großer ne
Pr
re
ze
ve) Ya
Herr Jeſu, dankt dir alle Welt. Mus si
Dort wollen wir durch groͤßern es GR 2 8
Erheben deinen Ruhm und Preis. Hale mer
Liebe z u IE: 72 —
O Jeſu, Jeſu, Gottes Sohn, 5
Mein Bruder und —— 1 zul
9
Mein Schatz, mein' Feeud' und Wonne,
Du weißeſt, daß ich rade wahr;
2
PR }
272 f 19
Fuͤr dir iſt alles ſonnenklar n 7
Und klaͤrer als die Sonne. e o
Herzlich lieb' ich | 12
Mit Gefallen dich fuͤr allen; nichts auf Enden.
Kann und mag mir lieber werden.
Dieß iſt mein Schmerz, dieß kraͤnket ach,
Daß ich nicht gung kann lieben dich, u
Wie ich dich lieben wollte. 10% 92
Ich werd' von Tag’ zu Tag’ en 39 ö
Je mehr ich lieb', je mehr ich inne un AR
Daß ich dich lieben * in nenn must
Von dir laß mir
Deine Guͤte ins Gemuͤthe lieblich kicken
So wird ſich die Lieb' ergießeen.
Durch deine Kraft treff ich das * 1
Daß ich, fo viel ich fol und will,.
Dich allzeit lieben koͤnne am“.
Nichts auf der ganzen weiten Welt.
Pracht, Wolluſt, Ehre, Freud und er
Wenn ich es recht beſinnq/̃.
Kann mich ohn' dich La, 1OARR, 5
Gnugſam laben; ich muß haben reine Liebe,
Die troͤſt', wenn ich mich betruͤbe. 1565
Denn wer dich liebt, den liebeſt dun,
Schaff'ſt feinem Herzen Fried und RUF NG
Erfreueſt fein Gewiſſen. . e 7
Es geh' ihm, wie es woll', auf Erbe! n 10
Wenn ihn gleich ganz das Kreuz verzehrt,
Soll er doch dein eßen.
In Gluͤck ewig
Nach dem Leide große Freude wird el ſuden; 2
Alles Trauren muß verſchwindꝶen.
g Kein Ohr hat dieß jemals gehört, D !
Kein Menſch geſehen noch gelehrt;
2
*
5 273
Es laͤßt ſich nicht beſchreiben,
Was denen dort fuͤr Herrlichkeit
Bey dir und von dir iſt bereit't,
Die in der Liebe bleiben.
Gruͤndlich laͤßt ſich | f
Nicht erreichen, noch b im wachte 23
Dieß, was uns dort wird ergögen.
Drum laß ich billig dieß allein,
O Jeſu, meine Sorge ſepn,
Daß ich dich herzlich liebe;
Daß ich in dem, was dir gefaͤllt
Und mir dein klares Wort vermeld't,
Aus Liebe mich ſtets übe;
Bis ich endlich
Werd' abſcheiden, und mit Freuden zu dir kommen,
Aller Truͤbſal ganz entnommen.
Da werd' ich deine Suͤßigkeit,
Die jetzt beruͤhmt iſt weit und breit,
In reiner Liebe ſchmecken,
Und ſehn dein liebreich Angeſicht
Mit unverwandtem Augenlicht
Ohn' alle Furcht und Schrecken.
Reichlich werd' ich
Seyn erquicket und geſchmuͤcket für deim Throne
Mit der ſchoͤnen Himmelskrone.
Chriſtliche Bitten.
O Gott, du frommer Gott, du Brunnquell guter Gaben,
Ohn' den nichts iſt was iſt, von dem wir alles haben!
Geſunden Leib gieb mir, und daß in ſolchem Leib'
Ein' unverletzte Seel' und rein Gewiſſen bleib'. |
Gieb, daß ich thu mit Fleiß, was mir zu thun gebuͤhret,
Pu mich dein Beſehl in meinem Stande fuͤhret;
S Gieb,
274
Sieb, daß ichs thue bald zu der Zeit, da ich ol;
Und wann ichs thu', ſo gieb, daß es gerathe wohl.
Hilf, daß ich rede ſiets, womit ich kann beſtehen;
Laß kein unnuͤtzlich Wort aus meinem Munde gehen;
Und wenn in meinem Amt ich reden ſoll und muß, 4
So gieb den Worten Kraft und Nachdruck ohn' Verdruß.
Find't ſich Gefaͤhrlichkeit: fo laß mich nicht verzagen,
Gieb einen Heldenmuth, das Kreuz hilf ſelber tragen.
Gieb, daß ich meinen Feind mit Sanftmuth uͤberwind',
Und, wenn ich Rath bedarf, auch guten Rath erfind'. |
Laß mich mit jedermann in Fried und Freundſchaft leben,
So weit es chriſtlich iſt. Willt du mir etwas geben
An Reichthum, Gut und Geld: fo gieb auch dieß dabey,
Daß von unrechtem Gut nichts untermenget ſey.
Soll ich auf dieſer Welt mein Leben hoͤher bringen,
Durch manchen ſauren Tritt hindurch ins Alter dringen:
So gieb Geduld; für Sind’ und Schanden mich bewahr',
Auf daß ich tragen mag mit Ehren graues Haar. g
Laß mich an meinem End auf Chriſti Tod abſcheiden;
Die Seele nim zu dir hinauf zu deinen Freuden;
Dem Leib’ ein Raͤumlein goͤnn' bey feiner Aeltern Grab”, ,
Auf daß er feine Ruh' an ihrer Seiten hab'. e
Wenn du die Todten wirft an jenem Tag’ erwecken,
So thu auch deine Hand zu meinem Grab' ausſtrecken.
Laß hören deine Stimm’, und meinen Leib weck' auf,
Und führ ihn ſchoön verklaͤrt zum auserwaͤhlten Hauf'.
Seufzer eines bedraͤngten Volkes. 4
Treuer Waͤchter Iſrael,
Deß' ſich freuet meine Seel',
Der du weißeſt alles Leid
Deiner armen Chriſtenheit,
O du Waͤchter, der du nicht
2
275
Schlaͤfſt noch ſchlummerſt, zu uns richt'
Dein huͤlfreiches Angeſicht!
Schau, wie große Noth und Quaal
Trifft dein Volk jetzt uͤberall!
Taͤglich wird der Truͤbſal'n mehr;
Hilf, ach hilf! Schuͤtz' deine Lehr!
Wir verderben, wir vergehn;
Nichts wir ſonſt fuͤr Augen ſehn,
Wo du nicht bey uns wirſt ſtehn.
Hoherprieſter Jeſu Chriſt,
Der du eingegangen biſt
In den heil'gen Ort zu Gott
Durch dein Kreuz und bittern Tod,
Uns verſoͤhnt mit deinem Blut,
Ausgeloͤſcht der Hoͤllen Gluth,
Wiederbracht das hoͤchſte Gut!
Jeſu, der du Jeſus heiß ſt,
Als ein Jeſus Huͤlfe leiſt'!
Hilf mit deiner ſtarken Hand;
Menſchenhuͤlf hat ſich gewandt.
Eine Mauer um uns bau,
Daß dem Feinde dafuͤr grau'
Und mit Zittern ſie anſchau.
Liebſter Schatz, Immanuel,
Du Beſchuͤtzer meiner Seel!
Gott mit uns in aller Noth,
Neben uns und in uns Gott,
Gott fuͤr uns zu aller Zeit:
Trutz dem, der uns thu' ein Leid!
Gottes Straf’ iſt ihm bereit.
Andre trauen ihrer Kraft,
Ihrem Gluͤck und Ritterſchaft:
Deine Chriſten ſehn auf dich,
2
Tram
276
Trauen dir ſich veſtiglich. 20 Ser 58
Laß fie werden nicht zu Schand, 2
Bleib ihr Helfer und Beyſ tand
Sind ſie dir doch ganz bekannt. W Jr
Du biſt ja der Held und Mann,
Der den Kriegen ſteuren kann, 5
Der da Spieß und Schwerdt zerbricht, N
Der die Bogen macht zunicht, 10458
Der die Wagen gar verbrennt, *
Und der Menfchen Herzen wendt,
Daß der Krieg gewinnt ein End'.
Jeſu, wahrer Friede fuͤrſt,
Der der Schlangen hat zerkuirſcht
Ihren Kopf durch ſeinen Tod,
Wiederbracht den Fried’ bey Gott, RN.
Gieb uns Frieden gnaͤdiglich! * 17 4
So wird dein Volk freuen ſich, ter
Dafür ewig preifen dich.
Gottes Troͤſtung in Drangfalen.
Zion klagt mit Angſt und Schmerzen,
Zion, Gottes werthe Stadt,
Die er traͤgt in ſeinem Herzen,
Die er ihm erwaͤhlet hat. a
Ach, ſpricht ſie, wie hat mein Gott
Mich verlaſſen in der Noth, un
Und laͤßt mich ſo harte preſſen! |
Meiner hat er ganz vergeſſen.
Der Gott, der mir hat verſprochen
Seinen Beyſtand jederzeit, *
Der laͤßt ſich vergebens ſuchen
Jetzt in meiner Traurigkeit.
Ach, will er denn fuͤr und fuͤr
Grauſam zuͤrnen uͤber nur? reg
.
Kann und will er ſich der Armen
Jetzt nicht, wie vorhin, erbarmen?
Zion, o du Vielgeliebte,
Sprach zu ihr des Herren Mund,
Zwar du biſt jetzt die Betruͤbte,
Seel und Geiſt iſt dir verwund't:
Doch ſtell' alles Trauren ein!
Wo mag eine Mutter ſeyn,
Die ihr eigen Kind kann haſſen
Und aus ihrer Sorge laſſen? |
Ja wenn du gleich moͤgteſt finden
Einen ſolchen Mutterſt um, |
Da die Liebe kann verſchwinden:
So bleib' ich doch, der ich bin.
Meine Tren' blekbt gegen dir,
Zion, o du meine Jier; ien
Mein Herz haſt du mir beſeſſen. 14 im
Deiner kann ich nicht vergeſſen.
Laß dich nieht den Satan |
Der ſonſt nichts als ſchrecken kann. LITER.
Siehe! hier in meinen Handen n eie 0 * —
Hab' ich dich geſchrieben aun
Wie mag es denn anders ſeyn? ent
Ich muß ja gedenken dein;
Deine Mauren muß ich bauen |
Und dich fort und fort anſchanen. ne
Du biſt mir ſtets fuͤr den Augen, ö
Du liegſt mir auf meinem Schooß, 0
Wie die Kindlein, die noch ſaugen.
Meine Treu' zu dir iſt groß
Dich und mich kaum keine Zeit.
Keine Noth, Gefahr und Streit.
Ja der Satan ſelbſt nicht ſcheideu.
Bleib' getren in allem Leiden! bed um dn
uf | Teo ſt
.
|
*
r) 5 my.
*
e 1 7 79
>» m 4
278
Troſt beym Tode eines Stub ten
Laſſet ab, ihr meine Lieben, 1
Laſſet ab von Traurigkeit!
.
| 9 *
Was wollt ihr euch mehr betruͤben? *
Weil ihr des verſichert ſeyd, 8
Daß ich alle Quaal und Noth
Ueberwunden, und bey Gott
Mit den Auserwählten ſchwebe
Voller Freud', und ewig lebe. |
Richtig hab' ich ſtets gewandelt, _
Dieß Lob jedermann mir giebt;
Redlich fuͤr der Welt gehandelt,
Niemals Heucheley geliebt. ar
Ja war Ja bey mir, Nein. Nein;
Mund und Herze ſtimmten ein.
Das Recht hab' ich nicht gebeuget,
Wie es mein Gewiſſen zeuget.
Gottes Wort und reine Sohriften *
Liebt' ich uͤber alles Gold; | ha 0d
Durch nichts ließ ich mich bergiſten, 7 It
Was damit nicht ſtimmen wollt.
Eigner Witz und Meuſchentwad
Hält in Noth und Tod nicht Stan:
Chriſti Wort für allen Dingen
Kann in Angſt Erquickung bringen.
Der Leib ſchlaͤft in ſeiner Kammer
Ohne Sorgen ſanft und wohl, We
Und verſchlaͤft den großen Jammer, 9 57
Deſſen jetzt die Welt iſt voll. | 15805
Meine Seele ſchauet an
Den, der nichts als lieben kaun,
Der auf ſeinen Schooß mich ſetzet
Und mit hoͤchſter Freud’ ergoͤtzet. 1
-i]
In der Welt iſt nichts zu finden, - >
Nichts als Theurung, Peſt und Streit,
Und was mehr die großen Suͤnden
Bringen fuͤr Beſchwerlichkeit;
Sonderlich kommt noch ein Schwerdt,
Das der Chriſten Herz durchfaͤhrt.
O viel beſſer, ſelig ſterben,
Denn durch dieſen Zwang verderben!
Euch wird, meine liebſten Freunde,
Die ihr weinet in der Welt,.
Schuͤtzen wider alle Feinde
Gottes Sohn, der ſtarke Held.
Seyd und bleibt ihm nur getreu;
Seine Gnad' iſt taͤglich neu!
Wer Vetruͤbte will betruͤben,
Der muß wie die Spreu zerſtieben.
Nun ich will euch dem befehlen,
Der ſich euren Vater nennt.
Der die Thraͤnen pflegt zu zaͤhlen,
Dem ſein Herz fuͤr Liebe brennt.
Der wird euch in eurem Leid
Troͤſten, und zu feiner Zee
In den Ort, da ich bin, führe‘
Und mit hoͤchſter Klarheit zieren.
Da wird uns der Tod nicht ſcheiden,
Der uns jetzt geſchieden hat.
Gott ſelbſt wird uns alsdann weiden
Und erfreun in ſeiner Stadt.
Ewig, ewig werden wir |
In dem Paradies allhiern
Mit einander jubiliren ee
Und ein engliſch Leben fuhren.
Nr
280
Troſt am Grabe eines A indes.
Gottlob! die Stund iſt kommen,
Da ich werd' aufgenommen
Jus ſchoͤne Paradeis. 5 e
Ihr, Aeltern, duͤrft nicht klagen;
Mit Freuden ſollt ihr ſagen:
Dem Hoͤchſten ſey Lob, Ehr' und preis! |
Gott eilet mit den Seinen, et
Laßt fie nicht lange weinen
In dieſem Thranenthal.
Ein ſchnell und ſelig Sterben
Iſt ſchnell und gluͤcklich erben
Des ſchoͤnen Himmels Ehrenſaal.
Wie oͤfters wird verfuͤhret
Mauch Kind, an dem man ſpuͤret
Rechtſchaffne Froͤmmigkeit!
Die Welt voll Lift und Tuͤcke |
Legt heimlich ihre Stricke * |
Bey Tag und Nacht zu jeder Zeit. N
Ihr Netze mag fie ftellen: |
Mich wird fie nun nicht fällen;
Sie wird mir thun kein Leid.
Denn wer kann den 5 2 5 15
Den Chriſtus jetzt wird
Ins Schloß vollkommuer Sicherheit?
Zuvor bracht’ ich euch Freude; a 4
| Jetzt, nun ich von euch ſcheide,
Betruͤbt ſich euer Herz: -
Doch wenn ihr's recht betrachtet
Und, was Gott thut, hochachtet,
Wird ſich bald lindern aller Schmerz.
Gott zaͤhlet alle Stunden;
Er ſchlaͤgt und heilet Wunden; Pi
Er
Er kennet jedermann.
Nichts iſt jemals geſchehen, 2
Das er nicht vor geſehen; i
Und was er thut, iſt wohlgethau. N
Wenn ihr mich werdet finden
Fuͤr Gott, frey aller Suͤnden,
In weißer Seiden ſtehn,
Und tragen Siegespalmen
In Haͤnden und mit Pfalmen
Des Herren Ruhm und Lob erhoͤhn:
Da werdet ihr euch freuen;
Es wird euch herzlich renen,
Daß ihr euch ſo betruͤbt. De |
Wohl dem, der Gottes Willen
Gedenket zu erfüllen, >... f
Und ihm ſich in Geduld ergiebt!
Ade, nun ſeyd geſegnet!
Was jetzund euch begegnet, 8
Iſt Andern auch geſchehn;
Biel? muͤſſens noch er fahren.
Nun Gott woll euch bewahren?!
Dort wollen wir uns wiederſehn.
Troſt aus Jeſu beiden.
Jeſu, deine tieſe Wunden,
Deine Quaal und bitter” Tod
Geben mir zu allen Stunden
Troſt in Leibs- und Seelen Noth.
Faͤllt mir etwas Arges ein,
Denk' ich bald an deine Pein;
Die erleidet meinem Herzen 5 |
Mit der Suͤnde nicht zu ſcherzen.
Will ſich denn in Wolluſt weiden
Mein verderbtes leich und Blut:
>
So gedenk' ich an dein geben BREITE e
Bald wird alles wieder gurt.
Kommt der Satan und ſetzt Nit, be m N
Heftig zu, halt' ich ihm fuͤůÿͤn nn
Deine Gnad' und Gnadenzeichen; ant
Bald muß er von dannen weichen.
Will die Welt mein Herze füpren Adr u np
Auf die breite Wolluſtbahn, dat
Da nichts iſt als Jubilirenn
Alsdann ſchau ich emſig an . RT
Deiner Marter Centnerlaſ t,, | |
Die du ausgeftanden haflz „ n
So kann ich in Audacht bleiben.
Alle boͤſe Luſt abtreiben. 195 "m
Ja fir alles, das mich kraͤnket, 3
Geben deine Wunden Kraft; iu
Wenn mein Herz hinein ſich ſenket, 3
Krieg ich neuen Lebensſaft. . un e
Deines Troſtes Suͤßigkeit uam un
Wend't in mir das bittre e, en eee
Der du mir das Heil erworben,
Da du biſt fuͤr mich geſtorben.
Auf dich ſetz' ich mein Vertraue;
Du biſt meine Zuverſicht. |
Dein Tod hat den Tod zerhauen, wel
Daß er mich kann tödten nicht.
Daß ich an dir habe Theil, 9
Bringet mir Troſt, Schutz und Heil; 5
Deine Gnade wird mir geben
Auferſtehung, Licht und Leben.
Hab' ich dich in meinem Herzen,
Du Brunn aller Güͤtigkeit:
So empfind' ich keine Schmerzen,
— 9 2 (
„ap 283
An
Auch im letzten Kampf und Streit.
Ich verberge mich in dich;
Welch Feind kann verletzen mich ?
Wer ſich legt in deine Wunden,
Der hat gluͤcklich uͤberwunden.
Johann Saubert.
Geb. 1592 zu Altdorf. Geſt. 1646 als Paſtor zu S. Sebald und
Senior in Nuͤrnberg. Mehrere Lieder von ihm ſtehen in ſeinem
Currus Fimeonis, in J. Stadens Haus: Mufit (Nuͤrnb. 1623 u. ff.
in 4 Theilen), auch in S. Th. Stadens Seelenmuſik ꝛe. [LCurrus
Simeonis. Der Wagen Simeonis ſampt dem Geiftlichen Vor⸗
rath. Erſter Theil. Gefertigt durch J. S. Nuͤrnb. hm 1627)
zum drittenm. 1643. 8. S. 344.
Der Fruͤhling, ein Bild der Auferſtehung.
O Sonn', du ſchoͤne Creatur,
Dich ſeh' ich an mit Freud'. 3
Du kommſt herbey als ein' Figur
Der letzten Stund' und Zeit;
Denn da wird auch die himmliſch' Som,
Chriſtus, aufgehn, und Freud“ und Won
Bringen in Ewigkeit.
Ihr Baͤum', bekleid't mit gruͤnem Laub,
Wer euch nicht will anſehn
Als Gottes Werk, iſt blind und taub.
Wir muͤſſen ja geſtehn, |
Daß ihr im Winter gleich ſam todt
Geweſen ſeyd; doch hat euch Gott
Gezieret alſo ſchoͤn. f
Du gruͤner Gart', du grüne Wieſ',
Wo ware die Bluͤmlein dein,
„Da Gott uͤber dich ſchneyen ließ?
Man ſah nicht einen Schein. DL),
4 Sie
28%
Sie waren todt und ganz erſtecke uam ı ri & 45 112
Schnee und Eis habens. rechen rar?
Nu leb'n fie wieder ſein. ame in?
Ihr Aecker, ihr habt nicht — an
Auch mitten in der Kalte
Den Samen, Gerſten, Weiz und Korn,
Vermodert in dem Feld'. 2 4
Wir ſehens hie mit Wunder an, 3
Wee es ſich all's herfuͤrget hen
Haͤuſig und ungezaͤhlt. e eee e 9
O fiegel dich, du frommer RL 25 * |
Chriſtus dein Heiland lebt. Be
MWiß’,, daß du nicht verloren biſt,
Wenn man dich ſchon begraͤbt.
Steht auf, ihr Todten, wird er ſag n;
Ihr Frommen, gruͤut ohm alles Zagı ,
In ewig n Freuden ſchwebt?! 1 n
ı N *
Bal thaſar Schnur r. 4
Geb. 1572 zu Lendſiedel in Franken. Geſt. 1644 als Pfarrer;
Hengſifeld. Die über dem folgenden Lielie, einer weiteren A
führung des Gebetes Abrahams, 1 Moſ. 18, 23 ff., in M. Jerem.
Webers Geſangbuche (Leipz. 1638) befindlichen DBuchſtaben: B. S.
P. L. c. (poeta laur. cue far) paſſeu auf keinen fo gut als auf ihn,
der zu ſeiner Zeit als Dichter und Herausgeber geiſtlicher Reim,
gebete nicht unbekannt, auch wirklich kaiſerl. gekroͤnter .
Zum wenigſten iſt die Vermuthung, daß Bas. Sattler oder J. m.
Mayfart es verfertigt habe, bey weitem r
(wimmers Liedererkl. Th. 4. S. 335. G. J. Mark Geſch. des
Gottesdicnſtes zu Schwerin. Schwer. 1765. 8. S. 72.) Das
Lied war übrigens ſchon 1631 bekannt, indem es einem Ausſchrei⸗
ben des Churf. van Sachſen an die evangeliſchen Stände in dieſe
Jahre auf beſondre Verordnung beygefügt wurde. (Serpilu
Prüf. des Hohenſt. Geſangb. S. 494.) Den gten Vers aber fuͤgte
der gedachte weber 1633 hinzu. Vollſtaͤndiges Geſongbuch ze.
Rum 1640. 12. S. 312.)
Fle⸗
285
Flehen um Abwendung allgemeiner Noth.
O großer Gott vou Macht und reich von Guͤtigkeit,
Willt du das ganze Land ſtrafen mit Grimmigkeit?
Vielleicht moͤgten noch Fromme ſeyn,
Die thaͤten nach dem Willen dein.
Der'r wolleſt du verfchonen,
Nicht nach den Werken lohnen.
O großer Gott von Ehr', dieß ferne ſey von dir,
Daß Boͤſ' und Fromm zugleich die ſtrenge Straf’ berühr”.
Der'r moͤgten etwa funfzig ſeyn,
Die thaͤten nach dem Willen dein.
Drum wolleſt du u. f. w.
O großer Gott von Rath, laß die Barmherzigkeit
Ergehen, und halt' inn' mit der Gerechtigkeit!
Der'r moͤgten fuͤnf und vierzig ſeyn, |
Die thaͤten u. ſ. w.
O großer Gott von Staͤrk', ſchau an das arme Land,
Und wende von der Straf' dein' ausgeſtreckte Hand.
Der'r moͤgten etwa vierzig ſeyn, \
Die thaͤten u. ſ. w. |
O großer Gott von Kraft, laß doch erweichen dich,
Weil das elend' Gebet ſo oft erholet ſich.
Der'r moͤgten etwa dreyßig ſeyn,
Die thaͤten u. ſ. w.
O großer Gott von Guad', erhoͤr' auch dieſe Stimm',
Und in dein 'm hohen Thron das Seufzen tief vernümm!
Der'r moͤgten etwa zwanzig ſeyn,
Die thaͤten u. ſ. w.
O großer Gott von That, ſchau, wie die arme Erd“
Von deiner Mildigkeit noch einen Wunſch begehrt.
Der'r moͤgten etwa zehen ſeyn,
Die thaͤten u. ſ. w, WR 0
286
O großer Gott von Lob, wenn ja das Maaß 1
Der Suͤnden, und aus Zorn uns gar verderben willt:
So moͤgten doch die Kinderlein
Thun nach dem rechten Willen dein;
Der'r wolleſt du verſchonen, 8 Bi
Uns nicht nach Sünden lohnen. N ni
M. Jeremias Weber. |
Geb. 1609 zu Leipzig. Geſt. 1643 als Archidiak. zu S. Women
und Profeſſor der Theologie daſelbſt.
O großer Gott von Treu, weil für dir Niemand g
Als dein Sohn Jeſus Chriſt, der deinen Zorn geſtillt:
So ſieh doch an die Wunden ſein, Be
Sein' Marter, Angft und ſchwere Pein!
Um ſeinetwillen ſchone,
Uns nicht nach Suͤnden lohne!
M. Michael Altenburg.
Geb. 1583 zu Tröchtelborn in Thüringen. Geſt. 1540 als Paſ
zu S. Andreaͤ in Erfurt. Ihm ſchreibt J. weber in 9 58.
Xeipj. 1638 das zumächft folgende Lied zu, wo es mit der Uebe
fiebt: „ Herzfreudiges Troſtliedlein auf das von der Evangel 2
in der Schlacht vor Leipzig am 7. Sept. 1631 geführte Kriege
loſungswort: Gott mit uns, geſtellet von M. Jo. (M.) 4,
(damals) Pfarr zu großen Soͤmmern in Duͤringen.“ Später abe
find von S. Zehner u. a. mehrere Verſe hinzugefuͤgt. Guſtav
Adolph ſoll es mit ſeinen Soldaten oft und noch in der letzte
Betſtunde vor der Schlacht bey Luͤtzen 1632 geſungen habe
(Olearii L. S. Th. 2. S. 141 f.); daher es auch in manchen
alten Geſangb. fein Feldliedlein genannt wird. Das zweyte L
kommt hie und da, z. B. in einem Meinungſchen GB. von
auch unter As Namen vor. CJ. Clauderi Pfalmod. C
Lipf, 1636. 12. p. 82. Vollſtaͤnd. Geſangb. Luͤneb. 1640. G. 34
Ermuthigung in Kriegsgefahr.
Verzage nicht, du Haͤuflein klein!
Obſchon die Feinde Willens ſeyn,
287
Dich gänzlich zu verſtoͤren,
Und ſuchen deinen Untergang, |
Davon dir wird recht angſt und bang:
Es wird nicht lange waͤhren.
Troͤſte dich nur, daß deine Sach“
Iſt Gottes! Dem befiehl die Rach',
Und laß es ihn ſchlecht walten:
Er wird durch ſeinen Gideon,
Den er wohl weiß, dir helfen ſchon,
Dich und ſein Wort erhalten.
So wahr Gott Gott iſt und ſein Wort,
Muß Welt, Teufel und Hoͤllenpfort'
Und was dem thut anhangen,
Endlich werden zu Schand' und Spott.
Gott iſt mit uns, und wir mit Gott;
Den Sieg woll'n wir erlangen.
Gott, ein Retter in der Noth.
Was Gott thut, das iſt wohlgethan!
Kein einig' Menſch ihn tadeln kann;
Ihn ſoll man allzeit ehren.
Wir mach'n mit unſer' Ungeduld
Nur immer groͤßer unſer' Schuld,
Daß ſich die Strafen mehren.
Was Gott thut, das iſt ene
Er iſt der rechte Helfersmann;
Er weiß wohl Zeit und Stunde.
Ins Trucken führt er erſt die Send
Alsdenn, wenn ſie ganz ſicher ſeynd,
Stuͤrzt ſie das Meer zu Grunde.
Was Gott thut, das iſt wohlgethan!
Mit ihm iſt er am beſten dran,
Dem ſeine Sach' wohl ſtehet.
Wenn
288
Wenn das Gewiſſ'n iſt gut und rein.
Kanns denn und ſolls nicht anders ſeyn:
So mag es gehn, wie's g eher.
Was Gott thut, das iſt wohlgethan?!
Er ſchlaͤft im Schiff, der liebe Mann,
Laͤßt Wind und Wellen tobeꝛ:n 0
Ploͤtzlich aber, wenn er nur wink,
Roß und Mann bald zu Boden ſinkt;
Er herrſcht im Himmel droben.
Was Gott thut, das iſt wohlgethan!
Den ſollen wir ſtets rufen aun,
In keiner Noth verzagen. b ‚cn
Der Goliath muß doch noch dran; ;
Unſer David ihn daͤmpfen kann; ade
)
Dafür woll u wir ihm danken.
N. N.
Auenpmiſch im Neuen preuß. Sefansbuche, Snigebeng ı
S. 641. f Kae
Gun aden br 1 5
Ein Vöͤglein klein ohn' Sorgen, 7 5 un NE |
Froͤlich Abend und Morgen, nr
Flencht hin und her mit Singen In den zeiten, 5
Und laͤßt Gott walten, Der es kann erhalten.
Es kann nicht pfluͤgen noch ſäen, vor *
Weder aͤrndten noch maͤ hen 2
Und lebet doch in Freuden Ohn' Selben, 9
Und laßt Gott walten, Der es kann ernäre, 2
All Fleiß ohn' Gottes Gaben.
Arbeit, Schinden und Schaben *
Nach kleinem Gwinm thut geben Langen Schmerzen; |
Baß wird erhaben, Der Gott traut von Dich |
t A N
289
en e. N. N.
Anonymiſch im Preußiſchen Geſangbuͤchlein (Koͤnigsb. 1655. 12.)
S. 280, wo aber der Anfang etwas anders lautet: wie ein Sirſch
nach friſchem Waſſer ze. Dem alterthuͤmlichen Stil und Versbau
nach zu urtheilen, muß das Lied aus dem erſten Drittheil des
ızten Jahrh. ſeyn. Ich gebe es hier mit einigen wohlgelungenen
Veraͤnderungen, mit welchen es in dem von Auguſtin wagner
beſorgten Seiſtreichen Geſangbuche (Danzig 1668. laͤngl. 12.)
S. 861. vorkommt, doch mit Wegl. von 4 Str.
Sehn ſucht nach dem Himmel.
Wie ein Hirſch mit großem Sehnen
Nach dem friſchen Waſſer ſchreyt:
Alſo ruf ich auch mit Ihränen,
Gott, zu dir zu aller Zeit;
Nach dir lebendigem Gott
Mein Herz groß Verlangen hat.
Ach wann wird es doch geſchehen,
Daß ich dich, mein Gott, moͤg' ſehen?
Ich hab' lang' genug gelebet
Hier auf dieſer boͤſen Welt,
Hab' manch Uugluͤck uͤberſtrebet;
Drum mir hier nichts mehr gefällt.
Nur nach dir, o Herr, allein |
Wuͤnſcht und ſeufzt das Herze meint.
Ach Gott, machs mit mir ein Ende,
Fuͤhre mich aus dem Elende!
Wie ein Schiff von großen Wellen
Bald wird her, bald hin gefuͤhrt,
Wenn die rauhen Winde bellen,
Auch wohl gar zerſchmettert wird:
Alſo ſchweb' ich immerdar
Zwiſchen Truͤbſal und Gefahr,
Ach wie manche Kummer Welle
Schlaͤgt auf meine arme Seele!
N Sn Komm,
B / .
* U
290 |
Komm, o Herr, en ſey cod. Kinn) wicht bn
Reiß mich aus dem Jammertal er un lee
Mit den Armen mich umfang.
Zeuch mich in des Himmels Saat ne, ae |
Aus dem Thal der Traurigkeit bann ur e
Führ' mich ein in deise Freud'! 4 Zain
Ach wie oft hat ſich mein Herze ung
Nach dir hin geſehnt mut Eich |
O du edles Freudenlebe n:
O du edle Herrlichkeit, 95
Wann wirſt du mir Ruhe geben e
Fuͤr der Erden Muͤhſamkeit? n 3
O Herr, wann wirds doch geſchehn, . . 2
Daß ich zu dir werd' eingehn? N
Ach, ach, daß die Stund bald kame,
und mein Gott mich zu ſich nahme! wan
O mein Gott, wie muß es klingen, 15
Wenn die Engel vor dir ſtehn, |
Dir Lob Ehr' und Preis zu ſingen! in 10.
Ach ſollt' ich doch auch hingen,,
Und mit ihnen ruͤhmen ſehr 9 n
Deines Namens Macht und Ehr!!!
Wie wollt' ich fuͤr andern allen * un
Laſſen meine Stimm’ erſchallein?n > ae
Ja auch ſonſt viel? frommer Herzen,
Auch viel von den Liebſten mein, | |
Sind erloͤſt von ihren Schmerzen, 0 i
Stehn im Chor der Engelein. WE
O wie wuͤnſchet mein Gemüth,
O wie wallet mein Gebluͤt,
Daß es doch bald moͤgt' angehen, 8
Daß ich auch dabey ſollt' ſtehenn
| n ai
291
Satan wuͤrfe mich zwar gerne
IJIgn der tiefen Hoͤllen Gluth, |
Daß den Himmel ich von ferne *
Sollt' anſehn mit ſchwerem Muth,
Lauret auf mich Tag und Nacht,
Wie ein Loͤw' er nach mir tracht't:
Hilf du mir, Herr ſelbſt, zu ſchauen,
Reiß mich aus des Moͤrders Klauen!
In der Tauf hab ich geſchworen⸗
Herr, zu deinem Faͤhnelein: | —
Drum muß ich nicht ſeyn verloren;
Du wirſt mein Beſchuͤtzer ſeyn.
Du, o mein Herr Jeſu, wirſt
Seyu mein ſtarker Siegesfuͤrſt;
Warum ſollt' ich denn verzagen?
Du wirſt meinen Feind verjagen.
Wenn auch gleich der Hoͤllen Rachen
Gaͤnzlich mich verſchlingen wollt',
Werd' ich mir nicht Kummer machen,
Wie ich ledig werden ſollt';
Denn die Hoͤlle, Schmerz und Pein
Muͤßte mir ein Himmel ſeyn.
Wer nur dich, o Gott, kann haben,
Dem darf gar kein Unfall ſchaden.
Nun, Herr Jeſu, ich will ſchließen,
Und vertrauen deiner Guͤt';
Ich will auf dein Blutvergießen
Wiederholen meine Bitt': l
Wie ein Hirſch nach Waſſer ſchreyt,
So ruf' ich zu dir allzeit.
Ach, ach, laß es bald geſchehen,
Daß ich zu dir moͤg' eingehen!
22 Georg
292
Georg Weißel.
©. aus Domnan in Preußen. Geſt. 1635 als Prediger bey
Noßgaͤrtiſchen Kirche in Königsberg. Der vorzuͤglichſte unter
alten preußiſchen Dichtern vor S. Dach. Unter ſeinem Nam
ſtehen die folgenden Lieder im Neuen preuß. Geſangb. Koni
1650. S. 23 (mit Wegl. zweper Stk.) und 79. 0K
Glaube an Chriſtum. 3
Such', wer da will, En ander Ziel, 1 Ga
Die Seligkeit zu finden: 0
Mein Herz allein Bedacht ſoll ſeyn, 15 mu
Auf Chriſtum ſich zu gruͤnden.
Sein’ Wort' find wahr, Sein Werk' find kurz
Sein heilger Mund Hat Kraft und 3 2
All' Feind' zu uͤberwinden. 2
Such', wer da will, Nothhelfer vil, | X
Die uns doch nichts erworben: ud
Hie ift der Mann, Der helfen kann,
Bey dem nie was verdorben. Wönl e
Uns wird das Heil Durch ihn zu Theil;
Uns macht gerecht Der treue Kant, |
Der für uns iſt geſtorben.
Ach, ſucht doch den! Laßt ales ſtehn,
Die ihr das Heil begehret! 8
Er iſt der Herr, Und keiner mehr, 22
Der euch das Heil gewaͤhret.
Sucht ihn all' Stund' Von Herzengrunb,
Sucht ihn allein! Denn wohl wird ſeyn
Dem, der ihn herzlich ehret.
Sterbens luſt,
Ich bin dein fatt, o ſchnoͤde Welt; u
Dein Thun mir nimmermehr gefallt n
Fahr” hin mit deinem Wen!
Ohu' dich will ich geneſen. |
293
| Ich bin ganz' muͤd', zu ſchauen an,
Was uͤbels immer wird gethan.
Fahr' hin mit deinen Sitten!
Ich ſuch' die ewig' Huͤtten.
“ Mein Herr und Heiland Jeſus Chriſt
Mir veſt ins Herz gepflanzet iſt;
Der iſt mein Theil, den ich erwaͤhlt';
Der iſt mein Troſt, der mich erhaͤlt:
Was koͤnnt' ich mehr erbitten?
Wer an der Welt ſich hat vergafft,
Sehr kurze Luft und Freud‘ ſich ſchaſſ,
And Chriſtus iſt mein Leben.
Und wird dort ewig muͤſſen
Die Luft mit Augſt verbüßen:
Wer aber ſucht mit Innigkeit
Allein in Chriſto Luft und Freud’,
Der hat Gewinn am Sterben,
Muß ewigs Heil ererben.
O lieber Menſch, waͤhl' doch das Beſt',
Ergreif im Glauben Chriſtum veſt:
Das iſt der rechte Lebensbaum;
Ohn' ihn iſt alles nur ein Traum,
Ohn' ihn iſt nur Verderben.
Dieß ſey mein Fels und Glaubensgrund,
So lang' ſich reget Zung' und Mund,
So lang' mir warm zum Herzen!
Dieß lindert alle Schmerzen;
Ja meinen Tod mir eben dieß
Macht unempfindlich, ſauft und ſuͤß.
Ich will den Geiſt aufgeben
Ohn' alles Widerſtreben.
Komm, Jeſu, komm, wenn dirs gefaͤllt!
Erloͤs' mich von der ſchnoͤden Welt!
Ich fahr” mit Fried und Freud’ dahin;
Denn Sterben iſt doch mein Gewinn,
294
M. Joſua Wegelin.
Anfangs Pfarrer zum h. Geiſt in Augsburg, und darauf Ma
und Senior der evangelifchen Gemeine zu Presburg in Ungarn.
Er ſchrieb viele, groͤßtentheils auf beſondre Zeitverhaͤltniſſe und
Lebensvorfaͤlle eingerichtete Lieder, die aber in jeder Hinſicht noch
unter dem Mittelmäͤßigen und bis auf das eine hier folgend
laͤngſt vergeſſen find. Da dieſes in feinem Augsburgiſchen Be
buͤchlein (Nuͤrnb. 1648) nicht vorkommt (Wetzel L. H. Th. III.
S. 369): ſo iſt es hoͤchſt wahrscheinlich aus feinem Hand- Lands
und Standbuͤchlein (Nuͤrnb. 1637) entlehnt. In den Kirchen⸗
gefangbüchern, die nach dem J. 1660 gedruckt find, ſteht es aber
mit bedeutenden Veraͤnderungen, die, da ſie im Hanndveriſchen
GB. zuerſt zum Vorſchein kommen, vermuthlich von J. Geſenius
oder D. Denicke herrühren. [Bey 1000 Alte und Neue Chriſt⸗
liche Pſalmen ꝛe. Nuͤrnb. 1654. 8. S. 394. Venere Ge⸗
ſangbuch ze. Lüneb. 1661. 4. S. 93.]
Andenken an Chriſti Himmelfahrt
Allein auf Chriſti Himmelfahrt
Mein' Nachfahrt ich thu gruͤnden; 22
Allein auf feine Hülf’ ich wart’, m BA
Und bite, er woll mir ſenden Tr
Sein' himmliſche Gnad' oben'rab,
Daß ich der Welt mög ſagen ab N
Und, was droben iſt, ſuchen; | 98
Weil er gen Himmel ſich gewendtt, 2
Das Irdiſche verlaſſen.
Mein Herz auch nirgend Ruhe find't;
Es will nun dieſe Straßen *
Zur himmliſchen Ruh, Freud und Ehr,
Wo Chriſtus iſt ſein Haupt und Herr; 8 12
Dabey will es auch ruhen. *
Ach laß, Herr Chriſte, mich die end
Von dein'r Auffahrt empfangen,
Daß mein Herz hie die Rachſaht hab,
’ 295
Bis daß ich werd' erlangen
Das Himmelfahr'n mit Seel' und Leib
Dir zu Ehren und mir zur Freud'!
So will ich dir lobſingen.
(verändert.)
Auf Chriſti Himmelfahrt allein
Ich meine Nachfahrt gründe,
Und allen Zweifel, Augſt und Pein
Hiemit ſtets uͤberwinde;
Denn weil das Haupt im Himmel if,
Wird ſeine Glieder Jeſus Chriſt
Zur rechten Zeit nachholen.
Weil er gezogen himmelan
Und große Gab' empfangen,
Mein Herz auch nur im Himmel kaun, *
Sonſt nirgends Ruh' erlangen:
Denn wo mein Schatz gekommen hin,
Da iſt auch ſtets mein Herz und Sinn;
Nach ihm mich ſehr verlanget.
ö Ach Herr, laß dieſe Gnade mich
Von deiner Auffahrt ſpuͤren,
Daß mit dem wahren Glauben ich
Mag meine Nachfahrt zieren,
und denn einmal, wenns dir gefaͤllt,
Mit Freuden ſcheiden aus der Welt.
Herr, . zur mein Flehen!
Georg Rodolf Weckherlin.
Geb. 1584 zu Stuttgard. Geſt. um 1651 zu London als Seere⸗
taͤr bey der deutſchen Kanzley. Schon im J. 1609 oder 10 waren,
wie er ſelbſt in der Vorrede zu der neueren Sammlung ſeiner Ge⸗
dichte (unterſchrieben: Am koͤnigl. Hofe in Engeland 1639) be⸗
merkt, feine erſten poetifchen Verſuche erſchienen; und im J. 1618
kamen zu Stuttgard zwey Bücher ſeiner Oden und Lieder heraus.
(Neumeifter de poet. germ. p. 109.) Ohne dem von Serder
Gerſtr. Blätter, zte Samml.) ihm ertheilten Lobe im Allgemeinen
iu widerſprechen, muß ich doch bekennen, daß feine geiſtlichen
Ve:
396
A
Poeſien, in 30 Pſalmenliedern und 4 andern beſtehend, es nac
meinem Gefuͤhle nicht verdienen Sie ſind zwar gedankenvoller 5
in einer beſſeren Ordnung geſchrieben, als die meiſten 1 Ze
aber erſtaunlich gedehnt und ohne Waͤrme der auc
wie alle ſeine Gedichte, im Ausdruck und Versbau hoͤchſt vr Ser \
haft. [G. R. w. Gaiſtliche und weltliche n en
1641. 3. S. 139. mit Wegl. von 24 Str. ö
Ruͤckkehr zu Gott.
Ach, daß der ſchwere Schmerz, damit ich nu geſchlagen,
Und der mein Herz, Aug', Mund mit Trauren, W
Klagen
Erfuͤllet, vielmehr meine Schuld |
Bezeuget, denn was ich erduld )
Von meinen Suͤnden, Herr, die du mir wirſt ane
Und nicht von deiner Ruth' gezwungen, muß ich ſchreyen:
Dem Uebel, Herr, gieb Maaß und Ziel,
Das ich begeh', nicht das ich fuhr!
Ich kann, o Gott (fo groß ſeynd meine Miſethaten)
Nu weder deiner Huͤlf', noch deiner entrathen.
Zwar, wie die groͤßte Straf’ zu schlecht,
So deine Huͤlf' iſt kaum gerecht. F
Mein Geiſt, den du, o Gott, ſelbs deines Geiſts gewaͤhret,
Hat ſeinen ſchoͤnen Schmuck entehret und verkehret, ü
Und ſchwaͤrmend aus des Himmels Pfad’ |
Verachtet deine Stimm’ und Guad .
N Mein Herz, dein Tempel, Herr, ward bon mir (overfänumitz
Daß auch dem Läftergeift ich ſolches eingeraͤumet; 1
Der fuͤllet es durch ſeinen Brand ım 1 l
Mit Luſt, Zorn, Gift und aller Sch and. 5
Die Augen, die du mir, der Welt Buch zu beſchau⸗
Verliehen, erhub ich hin und her, wie die Pfauen, x
Zu Boͤſem ſtets klar und geſchwind, > u a
Fuͤr deine Wer und Wort ganz blind.
0
297
Die Ohren, die ich hatt’, Herr, dein Gebot zu baren,
Williglich ließen fich mit Afterred' bethoͤren, Am
Taub für dein’ wahre Lehr und Wort,
ee ein ſtets offner Port.
Mein Mund, anſtatt dein Lob zu lehren und zu ſingen,
| gif unwuͤrdiger Leut' Thun und Ruhm fuͤrzubringen,
Stumm zu des Schoͤpfers Ehr' und Preis,
Zu des Geſchoͤpfs Lob' faͤlſchlich weiſ'.
Und gleichwohl leb' ich noch! Gleichwohl kaun ich 1.
ſchlafen,
Ich, den für meinen Lohn Tod und Holl ſollten ſtrafen!
Und gleichwohl ſeh' ich noch den Tag,
Den Tag, dem ich ein' Laſt und Plag'!
Ja billig ſollt du, Herr, mein Leben zu verkuͤrzen,
Mich in der Hoͤllen Grund, ſtets zu verbrennen, ſtuͤrzen,
Wenn dein Herz nicht ſo gnadenreich,
And dein Will' deiner Macht waͤr' gleich. ö
Erbarm dich, Herr, und hilf, daß ich doch mög’ geueſen!
Und weil mir herzlich leid, daß ich fo bös geweſen,
Und weil ich leider! auch fuͤrhin
| Recht zu thun ganz unnuͤtzlich bin: | |
So laß du deine Staͤrk' in meiner Schwachheit ſehen,
Und komm, o ſtarker Gott, mir Schwachen beyzuſtehen;
Belebend meinen Leib und Seel', ev
Behůt ſie frey von weiterm Fehl!
Hilf mir, in deinem Wort und Dienſt mich gern zu
| üben,
Und meinen Naͤchſten auch, gleichwie mich ſelbs, zu lieben
Hilf, daß ich dir mich ganz ergeb',
Und ſtets fuͤr dich und mit dir leb'!
298
D. Johann Valentin 2888 |
Geb. 1586 zu Herrenberg im Mirtemberaifchen. Geſt. 16 1
Herjsal. Wirtemb. Generalſuperintendent und Abt zu Adelsb a
Ein eben fo frommer und von Eifer für das praktiſche C
thum beſeelter Theologe als feiner dichteriſcher Kopf, der 5
wie Herder in feinem treſlichen Aufſatz über ihn (Zerſtr. Blätte
ste Samml.) richtig bemerkt, unter dem Geſchmack .
und unter andern Gefchäften erlag. Seine lateiniſchen Dicht
zeigen zum Theil, was er wirklich war; feine deutſchen
laſſen nur von ferne ſehen, was er haͤtte werden koͤnnen. E
erſchienen in zwey Sammlungen unter dem Titel: a
Gemaͤl (Tuͤbingen 1612. 4.) und Geiſtliche Kurzweil (Straßb. ö
1619. 12.) die mir aber nicht zu Geſicht gekommen find. Ich
kenne nur vier Lieder von ihm, die in verſchiedenen Geſangbüch
zerſtreut ſtehn; ein fünftes, äußerſt zartes inniges Lied, das it
J. K. Pfenningers Sammlungen zu einem chriſtl. Magazin, 8. I.
Heſt 2 (Zuͤrich 1781) S. 176 unter ſeinem Namen mit der Ueber
ſchrift: Jeſus, abgedruckt iſt, kann, in dieſer Form wenigſte 1%
nicht von ihm ſeyn. Das erſte der hier mitgetheilten Lieder hat
die Ueberſchrift: Die geiſtliche Gluckhenne; As Name iſt
druͤcklich dabey angegeben, jo wie er auch dem letztern im —
verbeſſerten chriſtl. Geſangbuche für die Kirchen et ob
ſchaft Hanau (Straßb. 1695. langl. 12.) S. 622 e 4
auß = Mufie Geiſtlicher Gefäng ꝛc. comp. durch
Vierter Theil. Zweyte A. Nuͤrnb. 1646. 4. (die erſte han
1635 erſchienen) No. 14. mit Wegl. zweyer Str, Chriſtliche An⸗
dachts⸗Flamme ꝛc. Nuͤrnb. 1680. laͤngl. 142. S. 507. (m. Wegl.
einer Str.) vergl. mit dem angefuͤhrten Straßburgiſchen G B.
wo der Text genauer nach dem Originale abgedruckt iſt.] al
Jeſus, der Erbarmer der Verirrten.
Ach Menſch, was wollſt du heben an,
Daß du mich wollſt aufgeben?
Hab' ich dir doch kein Leid gethan,
Fuͤr dich verſetzt mein Leben!
Wiewol nun dieß dein Vorhab iſt,
Und dich von mir zu ſcheiden luͤſtt:
299
So komm doch her, und dich nicht wehr
Von dir ſeyn ferr, iſt mein Beſchwer;
Dein Wiederkehr mein groͤßeſt' Ehr',
Und dein vergeß ich nimmermehr.
Nicht Urſach haſt, aufz'geben mich;
Das ſolit' dich billig kraͤnken.
Im Tauf haft hoch verſchworen dich;
O Menſch, thu dran gedenken
Geh' in dich ſelbs und wieder kehr',
Und thu' bey Leib dir kein Gefaͤhr'!
Komm wieder her nach meiner Lehr';
Von dir ſeyn ferr, iſt u. ſ. w.
Ich waͤr' fo ringlich ausgeſchuͤtt't,
That ich dich ſaͤurlich freyen.
Huͤt' dich vor ſo wankendem Tritt;
Dich Thorheit wird gereuen,
Die dein kalt Herz an mir erzeigt.
Jedoch mein' Lieb' ſich zu dir neigt;
Komm wieder her! ich lieb' dich ſehr;
Von dir ſeyn ferr, iſt u. ſ. w.
Einmal ſeyn wir zu Lich’ Laber
Hie und in jenem Leben. | |
Du weißt's wohl; dich mein Wort bericht,
Hab' dir mein Pfand drauf geben.
Ob du ſchon laſſen mußt davon,
Iſt doch bey mir der alte Ton:
Komm wieder her, ſieh an mein' Zaͤhr'!
Von dir ſeyn ferr, iſt u. ſ. w.
Ach, noch eins muß ich ſagen dir,
Du wollſt daran gedenken: |
Wenn's Sterbens Stund' wird kommen ſchier,
Wohin willt du dich lenken?
Des G'wiſſens Zaͤhn' ausbleiben nicht! N 5
5 1 0
*
Noch wil ich von dir scheiden ncht.
Komm wieder her, dich nicht verzehr ı =
Von dir ſeyn fer, iſt u. ſ. w.
Ergebung an Chriſtum.
Chriſt mein Gott, erhoͤr' mein Flehen
Und ſieh' an mein große Noth
Vielmal will ich zu dir gehe;
So hindert die boͤſe Rott',
Dazu auch mein arges Fleiſch
Wehret alles was du heiſch'ſt.
Ach mein Herr Gott, thu mir geben,
Daß ich nach dein in Wort mög’ leben!
Heut denk' ich, mich zu bekehren;
Morgen bin ich ſchon verruckt. 1000 eo
Alles Gut's thuſt du mich lehren;
Die boͤſ' Art mich niederdruckt.
Drum ich gif” c. i. ruf) bey ſolcher Laſt?
Wo mich, Herr, dein' Hand nicht nen ED
Muß ich leider! drin verſinke: n 0
Mein Herz kann nichts Gut's gedenken.
Rauͤhr', o Herr, mein hartes Herze,
Teich’ auch auf den harten Stein,
Daß ich ja nicht halt' fuͤr Scherze, 3
Was mich lehrt der Wille den! n
Nimm mich mir, und gieb mich dir! je
Was von dir wend't, wend' von mi; a
Denn ich mich begehr' zu laſſe nm.
Daß ich dich allein mög’ faſſen. ER‘. |
Iſt dein Will, daß ich dich ehre
Und im Kreuz dir folge nach: 2 nee
Ach mein Gott, Geduld mich lehre,
Meine Schwachheit du verwach0!l! 2 {
D
*
301
Leg' mir auf nach meiner Staͤrk,
Daß ich doch dein Gnad' vermerl';
Denn kein Menſch ja mag beſtehen,
Wenn dein’ Half? thut von ihm gehen.
Sollen auch mein Werk' dich preiſen
Und mein Glaube ſeyn bezeugt,
Meinem Naͤchſten Lieb' beweiſen:
Ach, mein Fleiſch ſich aber beugt. er
Waͤrm', o Herr, die kalte Lieb, 10
AQautre meine Werke truͤb', 2 Bird
Brauch' mich, Gott, nach dein’ m Gefallen,
Daß ich nuͤtzlich ſeyn moͤg Allen.
Druͤck in mich dein's Wortes ee
Uebe mich in dein 'm G'ſetz, ma
Daß ich's leſ' und folches hafte,
Mit dem Leben hernach ſetz!“
Dien hier iſt Fein’ ander Kunſt;
Uuſer Thun iſt Rauch und Dunſt.
Ach, wie gern will ich nichts wiſſen,
Daß ich nur in Dein'm ſey g'ſliſſen!
Froͤlich will ich dir nachtreten,
Treulich kaͤmpfen in dem Feld';
Denn du kannſt allein erretten,
Und zuletzt ſchaͤnden die Welt.
Herr, ich komm zu dir ganz bloß;
Nimm mich auf in deinen Schooß! len
Alles will ich nach mir laſſen 5
Und gehn auf des Himmels Straßen.
Friedrich Spee. |
Geh. 1591 oder 1595 zu Kaiſerswerth am Rhein, aus dem adelichen,
jetzt gräflichen Geſchlecht der Spee von Langenfeld. SGeſt. 1635
als atholiſcher Prieſter von der Geſelſchaft Jeſu zu Trier an einer
Her Krank
302
*
Krankheit, die er ſich im Lazareth bey der Pflege verwundeter Sol
daten zugezogen hatte. (S. ſeine Lebensbeſchreibung vor der
ſten, wörtlich treuen Ausgabe der Trutz Nachtigall mit den L
aus dem Tugendbuche, Berlin 1817. 12.) Eine merkwürdige E Er
ſcheinung, wie überhaupt in dem Gebiete der Liederpoeſie, der er
mit ſelbſtſtaͤndiger aͤcht ⸗genialiſcher Kraft eine neue Bahn ges e,
ſo beſonders in der Geſchichte der deutſch-katholiſchen Dich
die weder vor noch nach ihm (den einzigen Joh. Scheffler, ei
tibergetretenen Proteſtanten, ausgenommen) einen Mann feines
Geiſtes aufzuweiſen hat. Seine Lieder, die erſt nach ſeinem 2
1649 in der ſogenaunten Trutz⸗Nachtigall, zum Theil ae |
dem guͤldnen Tugendbuch erſchienen, dürfen nicht als Kirchenliede
betrachtet werden, wozu der Verfaſſer ſie nicht beſtimmt hatte. Es
find freye Ergießungen eines religiöfen Gemüths, das von der
Schönheit und den Wundern der Natur, von der Größe der
göttlichen Erbarmungen, von der Liebe des Heilandes mächtig 4 |
griffen iſt; ausgezeichnet durch Kraft und Zartheit der Empfindung,
durch eine lebhafte blühende Phantaſie und durch eine bey noc
ſo manchen einzelnen Härten und Provincialismen ungemein
fließende und wohltoͤnende Sprache. Waren ſie, woran kaum zu
zweifeln iſt, das Muſter, nach welchem der erwaͤhnte Scheffler
ſich bildete: ſo haben ſie mittelbar auf den Geiſt der proteſta
tiſchen Liederpoeſie einen ſehr bedeutenden Einfluß gewonnen, ins
dem ſie theils einen mehr ſentimentalen Ton und eine bildliche,
oft nur allzu ſinnliche und üppige, Darſtellung in dieſelbe ein
fuͤhrten, theils die in einem vorzuͤglichen Grade ruͤhrenden Be⸗
trachtungen der Religion, die Leiden und den Tod des Erloͤſers
ſeine Menſchenliebe, ſein Mitleid gegen die Suͤnder ꝛc. zu einem
Hauptgegenſtande der geiſtl. Dichtungen machten. [Trug Nach⸗
tigal oder Geiſtlichs-Poetiſch Luſt-Waͤldlein durch F. §.
Coͤlln 1683. 12. S. 32. (m. Wegl. von 5 Str.) 114. 6. (m. Wegl
von 2 Str.) F. S. Guͤldenes Tugent⸗Buch. Daſ. 1666.
S. 253. m. Wegl. zweyer Str.]
Die Schoͤnheit der Natur.
Das Meiſterſtuͤck mit Sorgen
Wer nur will ſchauen an,
Ihm freylich nicht verborgen
303
Der Meifter bleiben kann.
Drum wer nun heut und morgen
Erd', Himmel ſchauet frey,
Denkt Nachts mit gleicher Sorgen,
Wie je der Meiſter ſey.
Von oben wird uns geben
Das Licht und guͤlden Schein;
In ſtetem Lauf und Leben
Sonn', Mond und Himmel ſeyn.
Des Tags bis auf den Abend
Die Som’ gar freundlich lacht;
Zu Nacht der Mond Gott lobend
Fuͤhrt auf die Sternenwacht.
In etlich tauſend Jahren
Viel tauſend Sternen klar
Kein Haͤrlein ſich verfahren,
Gehn richtig immerdar.
Wer deutet ihn'n die Straßen?
Wer zeiget ihn'n die Weg',
Daß nie nit unterlaſſen,
Zu finden ihre Steg'?
In lauter gruͤne Seiden,
Gar zierlich ausgebreit't,
Das Erdreich ſich thut kleiden
Zur werthen Sommerzeit.
Die Pflaͤnzlein in den Felden
Sich lieblich mutzen auf;
Die gruͤne Zweig' in Waͤlden
Auch ſchlagen aus mit Hauf'.
In Gaͤrten merk' ich eben
Die ſchoͤne Bluͤmelein,
Wie freudig ſie da ſchweben,
Wenn Wind nur ſpielt hinein.
304
O fröfih” Garten- Jugend...
O friſch und zartes Blur, n
Ohn' Zahl haſt Farb' und Tugend,
Wers denkt in ſtillem Muth.
Und wie werd't deun gemohlet Ih HER
Ihr Bluͤmlein tauſendfalt, 608
Weil alles ihr doch holet | |
Aus ſchwarzer Erden kalt??
All' Saft und Kraft und Weſen
Ihr nehmt von ſchlechter Er; *
Und doch wer euch geht Iefen, ,
Nichts zierlichers begehrt. ya
Die Bruͤnnlein fich ergießen, 10
Und ihre Waͤſſer klar 9125
Wie Silberſtrahlen ſchießen
Von Felſen offenbar. 5
Die Sonn' es bald erblicket, 22
Drinn kuͤhlet ihren Schein;
Die Thier' es auch erquicket,
Wann s' heiß und durſtig feyit.
Friſch hin und her gehn wanken
Die klare Baͤchlein krumm,
Und mit den Steinlein zanken,
Wann s' muͤſſen fließen um.
Allweg' ſie ſuͤßlich ſauſen,
Zum Sang und Gang gewohn';
Das ganze Jahr ohn' Pauſen
Man hoͤret ihren Ton.
Wer will die Baͤum' nun zahlen
In jen- und jenem Wald?
Seynd deren doch ohn' Fehlen
So taufend;, tauſendfalt.
Gar hoch die Gipfel klimmen re
Fe
In klaren Luft hinauf,
Und gleich den Wolken ſchwimmen,
Wann ſtoßt ein Windlein drauf.
Der Zweig' und Neſt' ſeynd tauſend,
Und tauſend, tauſend viel;
Mehr tauſend, tauſend, tauſend
Der Blaͤttlein und der Stiel,
Doch Aederlein bey neben
Noch mehr man zaͤhlen thut;
Da naͤhret ſich das Leben
Und Seel in grüttem Blut.
Wann dann ſchallt auf den Zweigen
Geſang der Voͤgelein:
Noch Laut“, noch Darf’, noch Geigen
Klingt alſo ſuͤß und rein.
Ihr lieblichs Muſtciren
Mich duͤnkt ſo ſauber gut;
Ihr kuͤnſtlichs Coloriren
Bringt lauter Freudenmuth.
Die Nachtigall ob allen
Steigt immer auf und auf;
Gar freudig thuts erſchallen,
Wanns geht in vollem Lauf.
Man ſagt, daß etlich' ſtarben,
Zu hoch wanns' wollten gahn
Und mit zu ſtarken Farben
Ihr Stimmlein ſtreichen an.
O Schoͤnheit der Naturen!
O Wunderlieblichkeit!
O Zahl der Creaturen!
Wie ſtreckeſt dich ſo weit?
Wer wollt' denn je nicht merken
. Des Schoͤpfers Heiligkeit
mn u
306
——
In allen feinen Werken,
Ganz voller Zierlichkeit? RN“
vob des Schöpfers.
Auf, auf! Gott will gelobet ſehn, 7
Der Schoͤpfer hoch von Ehren.
Uns laßt die Laut' und Harfen rein
Mit Saiten ſuͤß vermehren. u
Die Sonn' mit edlem Strahlen
Den Schöpfer täglich weiſet;
Der Mond mit runden Sternentang
Den Schöpfer nächtlich preift.
Auf, auf! Gott will gelobet ſeynr,
Der Schoͤpfer groß von Machten.
Ich bey dem Som; und Sternenſchein a
Thu feinen Glanz erachten.
Wie klar muß er denn leuchten ſelb,
Wie wunder, wunder glitzen,
Weil jene Fackeln guͤlden⸗ gelb
So reines Licht beſitzen!
Auf, auf! Gott will gelobet ſeyn,
Du blaues Feld und Waſen;
Euch, Himmel, ich dort oben meyn',
Ihr, Zelt' von Glas geblaſen'!
Auch ihr, unſichtbar' Waͤſſer klar,
So droben allerwegen
Von außen bleibet immerdar
Den Himmeln uͤberlegen.
Auf, auf! Gott will gelobet ſeyn,
Ihr Erd- und Himmel-Globen!
Ihn loben alle Geiſter ſein
Im Tempel ſein dort oben.
Faſt alles voller ſeiner Macht DEE
Laut uͤberall erſchallet; 1 BE 92
*
307
Das Meer in ſteter Wellenjagd
Mit Bruͤllen weit erknallet.
Auf, auf! Gott will gelobet ſeyn;
Ihn loben Wind und Regen,
Ihn loben Blitz und Wetterſchein
Zuſammt den Donnerſchlaͤgen;
Ihn lobet auch der Regenkreis,
Der Bogen bunt gefaͤrbet,
Reif, Wetter, Wind und rpg
In Kieſel klein zerkerbet. Ä
Auf, auf! Gott will gelobet ſeyn.
Der Luft auch muſiciret;
Die Morgenroͤth' ſich ſtellet ein,
Mit Roſen roth gezieret;
Die wohlgemahlte Voͤglein ſchwank
Ihr Zuͤnglein ſuͤßlich ſtimmen,
Dem Schoͤpfer ſagens Lob und Dank,
Auf, ab in Luͤften klimmen.
Auf, auf! Gott will gelobet ſeyn;
Laßt ihn mit Freuden preiſen.
Schau da, die krauſe Voͤgelein
Den Luft mit Sang durchreiſen;
Uns laden ſie bey ſchoͤner Zeit
Zum gleichen Jubiliren,
Uns winken ſie mit Fluͤglein beyd'
Mit beſtem Coloriren.
Auf, auf! Gott will gelobet ſeyn;
Laßt ihn mit Luͤſten preiſen.
Geſchoͤpf uns laden groß und klein,
Zum Lob' uns unterweiſen.
Laut uͤberall in aller Welt
Das Gottes Lob ſich hoͤret;
Wer nunmehr ſich nicht een,
Iſt freylich ja bethoͤret.
Ua | Auf,
308
Auf, auf! Gott will gelobet ſeynʒ;
Ihm Liljen ſchoͤn und Roſen
In gelb und purpur Maͤntelein 7
Gar lieb; und freundlich koſen.
Sie lächeln ihm gar ſchoͤn gefaͤrbte
In Kraut- und Blumen: Garten, 0
Von ihm die Schoͤnheit han ererbt
Sammt ihren Mitgefaͤhrteen. 0% 1
Auf, auf! Gott will gelobet ſehn, Ju
Ihr Kraͤuter, Staud' und Hecken; V u
Ihn loben alle Bluͤmelein, nnd il
So nur nach ihm thun ſchmecken.
Ihn lobet alle Kräuter: Kraft, 1080 N
Mags niemand nicht verneinen, c 1802
Auch Oel, Getraid' und Rebenſaff,.
Den uns die Trauben weinen. Nad a
Auf, auf! Gott will gelobet en,
Will ſeyn von uns geprieſen. 1% Jade
Ihn loben alle Berg' und Stein', |
Ihn Felder all' und Wiefen, + dt 1899
Ihn alles Holz in Waͤlden gruͤn, „
Gar muthig ausgerecket, ac
So freylich aller keck und kuͤhn Er
Das Haupt in Wolken ſtrecket. ig mug
Auf, auf! Gott will gelobet ſeyn; an
Ihn loben Fluͤß' und Brunnen, a
Ihn Waͤſſer all und Waͤſſerlein, W „
So Gang und Lauf gewunnen. „nie
Schau da, was reines Waſſerglas er
Mit Freuden kommt gezogen! S
Was manche fließend' Silbergaß',
Was Baͤchlein, krumm gebogen!
Auf, auf! Gott will gelobet ſepn,
Ihr warm und heiße Baͤder, An e
Ir el
309
Ihr wohlgeſotten' Strahlen fein,
Du ſchwefelreichs Geaͤder.
Ihn lobet auch das Erz und Stahl;
Ihn Silber, Gold und Eiſen,
Ihn alle Bergwerk' und Metall'
Aus hohler Erden preiſen.
Auf, auf! Gott will gelobet ſeyn
Bey ſchoͤnen Sommertagen;
Laßt unſerm Gott, laßt ihm allein
Die Laut' und Harfen ſchlagen.
Feu'r, Waſſer, Luft, Erd' aller End‘
Die Wunder ſein verkuͤnden;
Uns alle Welt und Element'
Zu ſeiner Lieb' entzuͤnden.
Sehnſucht nach Jeſu. 159
Geeich fruͤh, wann ſich entzuͤndet
Der ſilberweiße Tag,
Und uns die Sonn' verkuͤndet,
Was Nachts verborgen lag:
Die Lieb' in meinem Herzen
Ein Flaͤmmlein ſtecket an;
Das brinnt gleich einer Kerzen,
So Niemand loͤſchen kann.
Wann wieder dann entflogen
Der Tag zur Nacht hinein,
Und ſich gar tief gebogen
Die Sonn' und Sonnenſchein,
Das Flaͤmmlein, ſo mich quaͤlet,
Noch bleibt in voller Gluth;
All' Stund', ſo viel man zaͤhlet,
Michs je noch brennen thut.
Das Flaͤmmlein, das ich Rp:
Iſt Jeſu ſuͤßer Nam';
es
310
Es zehret Mark und Beim,
Frißt ein gar wunderſan.
O Suͤßigkeit in Schmerzen!
O Schmerz in Suͤßigkeit!
Ach bleibe doch im Herzen,
Bleib' doch in Ewigkeit. |
O Flaͤmmlein, ſuͤß ohn Weta,
O bitter auch ohn' Ziel! ma
Du macheſt mich verlaſſen
All' ander' Freud' und Spiel;
Du zuͤndeſt mein Gemuͤthe,
Bringſt mir groß Herzeleid,
Du kuͤhleſt mein Gebluͤte,
Bringſt auch Ergoͤtzlichkeit.
Ade zu tauſend Jahren,
O Welt, zu guter Nacht!
Ade, laß mich nun fahren;
Ich laͤngſt hab' dich veracht't.
In Jeſu Lieb' ich lebe,
Sag' dir von Herzengrund;
In lauter Freud' ich ſchwebe,
Wie ſehr ich bin verwund't.
Himmliſcher Sinn.
Ade, fahr' deine Straßen,
Du ſchnoͤd' und boͤſe Welt.
Ade, will dich verlaſſen;
Weg, weg mit Gut und Geld!
Dein’ zeitlich! Luft und Freuden,
Pracht, Ehr' und Herrlichkeit
Will fuͤrhin gänzlich meiden,
Acht's nur fuͤr Eitelkeit.
Ach wann, wann ſoll es werden,
Daß ich mich ſcheiden thu'?
311
Iſt ja doch nichts auf Erden,
Da drin man friedlich ruh.
O wann, wann wird erſcheinen
Der vielgewuͤnſchte Tag,
Wann ich von ſtetem Weinen
Einmal aufhören mag?
Troſt wollt' ich mir bald bringen,
Wann ich ein Taͤublein war’.
Hinauf wollt' ich mich ſchwingen
Wol in das himmliſch' Heer;
Da wollt' ich mich verſenken
Wol in das hoͤchſte Gut.
O Gott, wer wird mirs ſchenken,
Was mich verlangen thut?
Nun will doch ich noch beiten d. i. warten)
Beſtaͤndig allezeit,
In Luſt und auch in Leiden,
In Freud' und Traurigkeit.
Nie ſoll die Lieb' erkalten,
Nie ſoll ſie nehmen ab;
Zu Gott will ich mich halten
So gar bis in das Grab.
Und wann dann ſchon thut ſauſen
Der Wind auf dieſem Meer;
Wann ſchon die Wellen brauſen **
Rund um mein Schifflein her:
Will ich doch nie verzagen;
Gott wird mein Helfer ſeyn.
Den Anker will ich ſchlagen
Zu ſeinem Herzen ein.
Mar⸗
b | 312
— —
Martin Opitz von Boberfeld.
Geh. 1597 zu Bunzlau. Geſt. 1639 als königl. volniſcher Bath,
Hiſtoriograph und Seeretaͤr zu Danzig. In der 7
Geſellſchaft hieß er der Gekrönte; auch hatte er 1627 aus 10
Hand K. Ferdinand III. zu Wien ſelbſt den poetiſchen Lorbeerkranz
und mit dem Adelsdiplom den Namen von Boberfeld erhalten.
Sein Leben und feine Verdienſte um die deutſche Dichtkunſt hat
Segewiſch in einer eignen Abhandlung im aten Bande des Schle⸗
gelſchen deutſchen Muſeums geſchildert. Wie viel namentlich die
Proſodie ihm zu verdanken habe, erhellet aus dem, was er ſelbſt
in ſ. Buch von der deutſchen Poeterey (Brieg 1624. 4. Bog. 62)
ſagt: „Wiewol meines Wiſſens noch Niemand, ich auch vor der
Zeit ſelber nicht, dieſes (neml. die Quantität der Sylben) genau
in Acht genommen, ſcheinet es doch ſo hoch von noͤthen zu ſeyn,
als hoch von noͤthen iſt „ daß die Lateiner nach den quantitatibus
oder Groͤßen der Sylben ihre Verſe richten.“ Für die geiſtliche
Liederpoeſie lieferte er außer den Pſalmen- und Epiſtel⸗ Geſaͤngen,
die allerdings mit Geiſt und Geſchmack geſchrieben ſind, aber doch |
in vielen Stellen von dem ſchleppenden Gange der franzöfifchen
Sylbenmaaße etwas Breites und Mattes angenommen haben, nur
einige wenige Lieder, von denen die zwey vorzuͤglichſten hier folgen.
Das erſte derſelben wird ihm zwar von G. B. Scharff (in den
Miscell. Lipſienſ. T. XI. 1722. p. 65) abgeſprochen, und dem
Dan. von Czepko zugeſchrieben, mit der Verſicherung, daß des
Letzteren eigne Handſchrift dafuͤr zeuge. Aber wenn auch dieſer
Verf. glaubwuͤrdiger wäre, als er ſich ſonſt in der am a. O. abge-
druckten Abhandlung gezeigt hat: ſo wuͤrden doch ſeiner Bu
hauptung wichtige Gründe entgegen ſtehen. Opitz hat nemlich das
Lied ſelbſt in die von ihm beſorgte Sammlung feiner geiſtlichen
Poeſien aufgenommen; in Tſchernings Gedichten vom J. 1642
wird es bey Gelegenheit einer Parodie als deſſen Lied angefuͤhrt;
und in 's Buch von der Poeterey kommt bereits die erſte Strophe
als Beyſpiel einer gewiſſen Versart vor, die man im Framdf.
vers communs nennt. Das Lied war alſo ſchon vor 162 * mithin N
zu einer Zeit fertig, wo D. v. C. kaum das rote Jah
hatte. Nach einer Sage, die Wagenfeil (de civ. Norib. p. 561)
anführt, ſoll O. für daſſelbe hundert Reichsthaler von *
| en
“
313
ſiſchen Edelmann zum Geſchenk erhalten haben; dieß könnte etwa
jener v. C. geweſen, und ſo durch eine leicht zu begreifende Ver⸗
wechſelung die Meinung, als ob er es ſelbſt verfertiget, entſtanden
ſeyn. [M. 0. Geiſtliche Poemata, von ihm ſelbſt anjetzo zu⸗
ſammengeleſen te. 1638. 8. unter den geiſtlichen Oden, deren
Dedication von 1634 iſt. S. 241. 231. f
Himmliſcher Sinn.
Auf, auf, mein Herz, und du, mein ganzer Sinn!
Wirf alles das, was Welt iſt, von dir hin;
Wo daß du willt, was goͤttlich iſt, erlangen,
So laß den Leib, in dem du biſt gefangen.
Die Seele muß von dem geſaͤubert ſeyn,
Was nichts nicht iſt als nur ein falſcher Schein,
Muß durch den Zaum der Tugend daͤmpfen koͤnnen
Die ſchnoͤde Luſt der aͤußerlichen Sinnen.
Ein jeder Menſch hat etwas, das er liebt,
Das einen Glanz der Schoͤnheit von ſich giebt.
Der ſuchet Geld und trauet ſich den Wellen;
Der graͤbet faſt bis an den Schlund der Hoͤllen.
Viel' machen ſich durch Kriegesthat bekannt,
Und ſtehn getroſt für Gott und für ihr Land;
Der denket hoch und ſtrebet ganz nach Ehren,
Und jener laͤßt die Liebe ſich bethoͤren.
Indeſſen bricht das Alter bey uns ein,
Indem man pflegt um nichts bemuͤht zu ſen;
Eh' als wir es recht moͤgen innen werden,
Es kommt der Tod und rafft uns von der Erden.
Wer aber ganz dem Leib' iſt abgethan
Und nimmt ſich nur der Himmelsſorgen an,
Setzt allen Troſt auf ſeines Gottes Gnaden,
Dem kann noch Welt noch Tod noch Teufel ſchaden.
Den Anker hat der Noah eingeſenkt
Da, als er war mit Luft und See verſchraͤnkt;
4 i Der
314
Der große Troſt hat Abraham erquickee ,,
Als er ſein Schwerdt nach Iſaak gezuͤcket. |
Der Glaube muß von Gott erbeten ſeyn,
Der einig macht, daß keine Noth noch Pein 7
Und Todesangſt auch den geringſten Schmerzen
Erwecken kann in frommer Leute Herzen.
Drum ſchau, o Menſch, hinauf und uͤber dich
Nach dem, was nicht den Augen zeiget ſich, N
Was Niemand kann beſchließen in den Schranken
Der Sterblichkeit und fluͤchtigen Gedanken.
Vollbringſt du das, mein Herz, und du, mein em
Und legſt die Laſt der Erden von dir hin,,
Sagſt ab dem Leib, in dem du biſt gefangen: .
So wird Gott dich, und du wirſt Gott erlangen.
Morgenandacht.
O dicht, geboren aus dem Lichte,
O Sonne der Gerechtigkeit,
Du ſchickſt uns wieder zu Geſichte 1
Die angenehme Morgenszeit:
Drum will uns gehören, *
Dankbarlich zu ehren
Solche deine Gunſt;
Gieb auch unſern Sinnen,
Daß ſie ſehen koͤnnen |
Deiner Liebe Brunſt. | |
Laß deines Geiſtes Morgenroͤthe
In unſern dunkeln Herzen ſeyn,
Daß fie mit ihren Strahlen toͤdte
Der eiteln Werke kalten Schein. 3
Siehe, Herr! wir wanfen; 0
Thun und auch Gedanken
Gehn auf falſcher Bahn.
315
Du wollſt unſerm Leben d
Deine Sonne geben, |
Daß es wandeln kann.
Verknuͤpfe mit des Friedens Bande
Der armen Kirchen ſchwache Schaar;
Nimm weg von unſerm Vaterlande
Verfolgung, Truͤbſal und Gefah tf;
Laß uns ruhig bleiben, 0 | Mil
Unſern Lauf zu treiben
Dieſe kleine Zeit, 5 |
Bis du uns wirſt bringen, *
Wo man dir ſoll ſingen
Lob in Ewigkeit.
Sibylla Schwarzin.
Geb. 1621 zu Greifswalde, wo ihr Vater fuͤrſtl. Pommeriſcher
geh. Landrath und Buͤrgermeiſter war. Geſt. 1638 ebendaſ. in
ihrem ızten Jahre. Schon als ızjahriges Madchen beſchaͤftigte
ſie ſich mit der Poeſie, und ihre jugendlichen Verſuche in der
Dichtkunſt zeugen von einer Anlage und Bildung, wegen welcher
Morhof (in ſ. Unterricht von der teutſchen Sprache und Poeſie
S. 438) fie wohl ein Wunder ihrer Zeit nennen konnte. Hier
ſtehe, als das Beſte ihrer vier geiſtlichen Gedichte, das Lied,
welches ſie im Vorgefuͤhl ihres nahen Todes verfertigte, doch nur
sum Theile. Im Originale fangt es mit den Worten an: Pfui,
pfui dich, du ſchnoͤde Welt ze. und in der Strophe, die hier
die erſte iſt, heißt es 1 ſtatt So, Drum. [S. S. Deutſche
Poetiſche Gedichte ⸗⸗ auß ihren eignen Sandſchriften herauß⸗
gegeben durch M. Samuel Gerlach. Danzig 1650. 4. Th. 2
Bog. Z.]
Hingang zur beffern Welt.
So ſchwinge, dringe dich empor,
Du mein geplagtes Herze!
Auf, auf! gieb keinem Nichts das Ohr,
Das
andere habe ich in einem Schweinfurter von 1704 zuerſt unter
316
u
Das Zagen macht und Schmer ze!
Wirf alles frey aus deinem Sinn,,
Was Welt und eitel iſt, dahm! niaınna 2 H
Sieh da! des Jacobs Leiter ſteht . 1 . \
Schon himmelwaͤrts erhoben; tg SR
Das engliſche Geleite geht.
Und bringt die Poſt von droben un VE
Auf, auf! mit uns in ſchneller Sei 39
Der Zeiger ausgelaufen iſt. aha
Kein’ Noth noch Tod erſchrecke Ban |
Kei Boͤſes laß dir träumen! ni
Da Lothes Weib fah hinter ſich,
Mußt' fie die Stätte raͤum en.
Drum gehe friſch und freudig fort
Den engen Weg zur Himmelspfort .
Dien harten Todeskampf tritt an.
Du meine liebe Seele! 0 *
Geh an die werthe Himmelsbahn, PR? Pu
Laß deines Körpers Höle! 0 *
Der wird gar bald zu ſeiner Zeit
Dir nachzufolgen N bereit,
ER PATE
D. Johann Matthäus Mey fort.
Geb. 1590 zu Wallwinkel im Gothaiſchen. Geſt. 1642 als Prof.
der Theol., Paſtor an der Predigerkirche und Senior in Erfurt.
Das erſte der beyden folgenden Lieder wird ihm in dem gleich an⸗
zufuͤhrenden Gothaiſchen Geſangbuche beſtimmt zugeſchrieben; das
feinem Namen angetroffen. Es mag vielleicht aus feinem Zi
liſchen Jeruſalem entlehnt ſeyn, das fihon vor 1634 im Druck
erſchienen iſt. CLCantionale facrum d. i. geiſtl. Lieder, welche bey
chriſtlichen Leichbeſtattungen ꝛe. Gotha 1657. 8. S. 13. Vers
mehrtes Geſangbuͤchlein ıc. hergusg. von Heur. Ammersbach.
Halberſt. 1673. 12. S. 1051.)
| Eitel
317
Eitelkeit des Irdiſchen
Sag', was hilft alle Welt Mit allem Gut und Geld?
Alles verſchwind't geſchwind, Gleichwie der Rauch im Wind,
Was hilft der hohe Thron, Das Scepter und die Kron'?
Scepter und Regiment Hat alles bald ein End'.
Was hilft, ſeyn huͤbſch und fein, Schoͤn wie die Engelein?
Schoͤnheit vergeht im Grab', Die Roſen fallen ab.
Was hilft ein goldgelb's Haar, Kryſtall die Augen klar,
Lefzen Korallenroth? Alles vergeht im Top, 5
Was iſt das giilden Stück Von Gold, Zierd' und Geſchmuck?
Gold iſt nur rothe Erd'; Die Erd' iſt nicht viel werth.
Was iſt das roth' Gewand, Das Purpur wird genannt?
Von Schnecken aus dem Meer Kommt aller Purpur her.
Was iſt der Seiden⸗Pracht? Wer hat den Pracht gemacht?
Es haben Wuͤrm' gemacht Den emen Seiden⸗ Pracht.
Was ſeyn denn ſolche Ding', Die wir nicht ſchaͤtzen g'ring?
Erd', Wuͤrm', Koth, Schneckenblut Iſt, das uns zieren thut.
Fahr hin, o Welt, fahr' hin! Bey dir iſt kein Gewinn.
Das Ewig' acht'ſt du nit; Hie haſt dein’ Erndt' und Schnitt.
Fahr' hin, leb', wie du willt; Haſt guug mit mir geſpielt.
Die Ewigkeit iſt nah; Zu leben ich aufah'.
Vorſchmack des Himmels.
Ieruſalem, du hochgebaute Stadt,
Wollt' Gott, ich waͤr' in dir!
Mein ſehnlich Herz ſo groß Verlangen bat
Und iſt nicht mehr bey mir;
Weit uͤber Berg' und Thale,
Weit uͤber blache Feld'
Schwingt es ſich über alle,
Und eilt aus dieſer Welt.
O ſchoͤner Tag und noch viel ſchoͤnſte Stund',
Wann wirſt du kommen ſchier, R
— Da
„318
Da ich mit Luft und freyem Muth \
Die Seele geb’ von mir er
Sin Gottes treue Hände
Zum auserwählten Brand’,
Daß fie mit Heil anlaͤnde
In jenem Vaterland'?
Im Augenblick wird ſie erheben ſch
Bis an das Firmament,
Wenn ſie verlaͤßt ſo ſauft, ſo wunderlich
Die Staͤtt' der Element’;
Faͤhrt auf Eliaͤ Wagen,
Mit engeliſcher Schaar,
Die ſie in Haͤnden tragen,
Umgeben ganz und gar.
O Ehrenburg, ſey nun gegruͤßet mir!
Thu auf der Gnaden Pfort'!
Wie große Zeit hat mich verlangt nach ar,
Eh' ich bin kommen fort
Aus jenem boͤſen Leben,
Aus jener Nichtigkeit,
Und mir Gott hat gegeben
Das Erb' der Ewigkeit!
Was für ein Volk, was für ein’ edle Schaar
Kommt dort gezogen ſchon!
Was in der Welt von Auserwaͤhlten war,
Seh' ich, die beſte Kron', *
Die Jeſus mir, der Herre, 1
Entgegen hat geſandt,
Da ich noch war von ferre
In meinem Thraͤnenland'.
Propheten groß und Patriarchen hoch,
Auch Chriſten insgemein,
Die weiland dort trugen des Kreuzes Joch
1 219
Und der Tyrannen Pein,
Schau' ich in Ehren ſchweben,
In Freyheit uͤberall,
Mit Klarheit hell umgeben,
Mit ſonnenlichtem Strahl.
Wenn dann zuletzt ich angelanget bin
Ins ſchoͤne Paradies:
Von hoͤchſter Freud' erfuͤllet wird der Sinn,
Der Mund von Lob und Preis;
Das Alleluja reine
Man ſpielt in Heiligkeit,
Das Hoſianna feine
Ohn' End' in Ewigkeit:
Mit Jubelklang, mit Jaſtrumenten ſchon
Anf Choren ohne Zahl,
Daß von dem Schall und von dem ſuͤßen Ton
Sich regt der Freudenſaal,
Mit hunderttauſend Zungen,
Mit Stimmen noch viel mehr,
Wie von Anfang geſungen
Das himmeliſche Heer!
Matthaͤus Apelles von Loͤwenſtern.
Geb. 1594 zu Neuſtadt im ſchleſiſchen Fuͤrſtenthum Oppeln. Geſt.
1648 als Staatsrat) des Herzogs von Muͤnſterberg und Oels,
und zugleich als Rath des Kaiſers Ferdinand III., der ihn auch
in den Adelſtand erhoben hatte. Er liebte die Poeſie und ſtand
mit den beſſern Dichtern feiner Zeit, wie Tſcherning, in freund⸗
ſchaftlicher Verbindung. Seine geiſtlichen Lieder, die mit der
Ueberſchrift: „Symbola oder Gedenkſprüche H. Carl Friedrich zu
Muͤnſterberg ze, auch andrer erlauchter Perſonen, zuſammt noch
etlichen geiſtlichen Oden“, vor dem alten Breslauiſchen Geſang—
buche ſtehen und unter dem Titel: Fruͤhlings⸗Meyen von J. D.
Major in Kiel 1678 aufs neue herausgegeben ſind, gehoͤren in
An⸗
—
320
Anſehung der reinen und fließenden Schreibart zu den beſſeren
des damaligen Zeitalters. Wollſtaͤndige Rirchen⸗ und Saus⸗
muſik ꝛc. Bresl. o. J. 3. hinter der Vorrede. No. 8. mit Degl.
einer Str.) ds
Gottvertrauen. 5
(Der ı2ıfte Pfalm.)
Wenn ich in Augſt und Noth mein’ Augen heb' empor
Zu deinen Bergen, Herr, mit Seufzen und mit Flehen:
So reichſt du mir dein Ohr,
Daß ich nicht darf betruͤbt von deinem Antlitz gehen.
Mein Schutz und Huͤlfe kommt, o treuer Gott, von dir,
Der du das Firmament und Erdreich haft ‚gegründet,
Kein Menſch kann helfen mir;
Fuͤr deinem Gnadenthron allein man Rettung findet. .
Du ſchaffeſt, daß mein Fuß mir nicht entgleiten kann;
Du leiteſt ſelber mich auf allen meinen Wegen, Pr
Und zeigeft mir die Yet
Wenn mir die Welt, der Tod und Teufel Stricke legen.
Du Hüter Iſrael, du ſchlaͤfſt noch ſchlummerſt nicht;
Dein' Augen Tag und Nacht ob denen offen bleiben,
Die ſich in deine Pflicht
Zur Kreuzfahn' durch dein Blut, o Jef, laſſen ſchreiben.
Herr, ſegne meinen Tritt, wo ich geh aus und -
Auch was ich red' und thu', laß alles wohl gelingen
Und dir befohlen ſeyn: 1
So kann ich meinen Lauf hier ſeliglich vollbringen.
\ Und wenn ich aus der Welt nach deinem Willen * |
So hilf, daß ich in dir fein ſanft von hinnen ſcheide 1
Und froͤlich auferſteh'; en
Dann führe mich hinauf in deine Wonn' und Fedde *
27
David von Schweinitz
auf Seyfers⸗ und Petersdorf. Geb. 1600 in Schleſien. Geſt. 1667
als fürſtl. Liegnitziſcher Rath. Seine geiſtlichen Lieder, deren Au⸗
| fangs
321
fangsworte größtentheils von älteren Geſaͤngen, wie die des fol
genden von einem Heermanniſchen, entlehnt ſind, verdienen als
Denkmal ſeines chriſtlich frommen Sinnes geſchaͤtzt zu werden, ob⸗
gleich keine ſonderliche Kraft, und noch weniger Kunſt und Zier⸗
lichkeit in ihnen zu finden iſt. „Ob dir etwa vorſtoßen wuͤrde,
ſchreibt er ſelbſt in der Vorrede, daß ich die Rhythmos, Caͤſur
und Regeln nicht ſo genau, wie es unſer deutſche Pindarus, der
Opitius, haben wollen, in Acht genommen haͤtte: ſo wiſſe, daß
meine Intention nicht ſey, einige Profeſſion eines beruͤhmten
Poeten zu machen, ſondern allein zu Gottes Ehren mich in dieſen
Gedanken zu deleetiren ꝛe.“ [Penta - decas fdium cordialiimu, d. i.
geiſtliche Zertzensharffe von fuͤnfmahl zehen Seiten x. Dantzigk,
1649. 12. S. 277. mit Wegl. mehrerer Strophen.)
Unverzagtheit im Ungluͤck.
Groß iſt, o großer Gott, die Noth, ſo uns betroffen
Doch iſt das groͤßer' Noth, daß wir nicht auf dich hoffen,
Moch trauen koͤnnen recht, daß du fo nahe biſt,
Wenn Menſchenhuͤlſe ſchlecht, die Noth am größten iſt.
Du haſt von Anbeginn ja alles wohl verſehen,
Wenn, wie, woher, wohin dieß und das ſoll geſchehen.
Ohn' deinen Willen gar vom Dach kein Sperling fällt;
Dein Wort ein jedes Haar auf ſeiner Stell' erhaͤlt.
Kein Kraͤutlein auf der Heid’, auch keine Blum’ im Garten
Darf auf ihr Fruͤhlingskleid, wenn deine Zeit kommt, warten.
Du ſchmuͤckeſt fie recht ſchoͤn, giebſt ihnen Saft und Kraft,
Die eher nicht vergehn, du haſt es denn geſchafft.
Weil dieſes nun geſchicht ſo ſchlechten Creaturen:
Wie ſollteſt du denn nicht der edelſten Naturen,
Die deiner Art, dein Bild, das du nach dir gemacht
Und mehr als alles gilt, des Menſchen, haben Acht?
Drum ob ich, frommer Gott, je Kummer ſollte leiden,
Darf ich in meiner Noth nicht forget, wie die Heyden,
Weil du mein Maaß und Ziel der Nothdurft weißeſt wohl,
Ob n oder viel mir nuͤtz' und gut ſeyn ſoll.
2 Ach
322
Ach allein weiſer Gott, laß mich das wohl 't
Laß mich in meiner Noth nicht aber Moaße kranken,
Daß an der Creatur ich ja nicht hangen bleib’ ; een
Zu dir, dem Schöpfer, nur recht zu mein Herze 1 * |
Nicht, bitt' ich, daß du mir fo und ſo viel fit ge
Nur bite, ich, daß ich dir ergebe mein ganz Leben,
Daß ich dir trauen mag und auf dich werfen hin >
Den Kummer, den ich trag' in meinem kranken Sinn; 2
Daß ich in Allem wohl in deinen Rath mich ſchicke,
Und trage, wie ich ſoll, mein Gluck und Ungeluͤcke:;
Und daß die Traurigkeit nicht gar zu lange waͤhr', *
Mein Leid in rer durch deinen Geiſt verkehrt
o.
Ber
9
D. Paul Bremwing 1
Geb. 1609 zu Harteuſtcin im Voigtlande. Geſt. 1640 in Hamburg,
wo er eben im Begriff war, ſich als alice Arzt ni
laſſen. Er war kaiſerlich gefrönter Dichter; und nachſt £ itz,
den er in mancher Hinſicht noch uͤbertraf, gebuhrte ohuſtreitig
keinem feiner Zeitgenoſſen dieſe Auszeichnung fo ſehr als ihm, ob⸗
wohl, wie Morhoͤff in ſ. Buch von der teutſchen Sprache S. 42
verwundernd bemerkt, bey ſeinem Leben und noch e eis
nem Tode fein Verdienſt bey weitem nicht nach Würden geſe
und nur „wenig Werks von ihm gemacht wurde.“ State d 1
der herrliche Dichter der Welt ſchen fo früh entriffen a ard.
Seine deutſchen Poeſien kamen erſt nach ſeinem Tode geſammlet
heraus, zuerſt 1641 zu Hamburg in einem Prodromus, den f
Freund und Reiſegefaͤhrte, der wackere Adam Wen
Druck beförderte, dann vollſtaͤndiger 1642 zu Lubeck durch Be
gung ſeines Schwiegervaters, des Kaufmanns Seinrich Wiel
fen in Reval. Der religioͤſen Gedichte find, zumal wenn n
die ueberſetzungen der 7 Bußpſalmen, die ſich ohnedieß nicht ar
zeichnen, abrechnet, nur ſehr wenige, und noch e Ne
Anzahl der geiſtlichen Lieder. Das erſte der hier 7
mit Auslaſſung einiger Strophen, ſchon fruͤh unter die Ki 2
ſaͤnge aufgenommen wurde, und gewiß immer feinen plag u. r
323
ihnen behaupten wird, iſt, wie aus dem sten Verſe erhellet, auf
Veranlaſſung der Neife geſchrieben, welche der Verf. im J. 1633
als Gefaͤhrte der Holſtein-Gottorfiſchen Geſandſchaft nach Rußland
und Perſien antrat, und von welcher er im J. 1639 zuruͤckkehrte.
Das letzte macht einen Theil eines Trauergedichtes aus, das auf
den Tod der Frau Eliſ. Paulſen in Reval geſchrieben iſt, und
mit den Worten anfängt: Soll ich tröften oder klagen? [D. p.
F. Teutſche Poemata, Luͤbeck (1642) 8. S. 287. 283. 299. (mit
Wegl. der zten Str.) 336.)
Ergebung an Gott bey einer Reiſe.
In allen meinen Thaten
Laß ich den Hoͤchſten rathen,
Der alles kann und hat.
Er muß zu allen Dingen,
Soll's anders wohl gelingen,
Selbſt geben Rath und That.
f Nichts iſt es ſpat und fruͤhe
Um alle meine Muͤhe;
Mein Sorgen iſt umſonſt.
Er mags mit meinen Sachen
Nach ſeinem Willen machen;
Ich ſtell's in ſeine Gunſt. a
Es kann mir nichts geſchehen,
Als was er hat verſehen
Und was mir ſelig iſt. K
Ich nehm' es, wie ers giebet;
Was ihm von mir geliebet,
Das hab' auch ich erkieſt. 6
Ich traue ſeiner Gnaden,
Die mich fuͤr allem Schaden,
Fuͤr allem Uebel ſchuͤtzt.
Leb' ich nach ſeinen Saͤtzen:
So wird mich nichts verletzen,
Nichts fehlen, was mir nuͤtzt. E
1 * 2 a Er
324
Er wolle meiner Suͤndnñ]M
In Gnaden mich entbinden
Durchſireichen meine Schuld: maar vi
Er wird auf mein Der ae a
Nicht ſtracks das Urtheil ſprechen, nun i “
Und haben noch Geduld. un 05 N
Ich zieh in ferne Laude, W. „ de eee
Zu nuͤtzen einem Stande, 5: Lu a ni ImiE
An deu er mich beſtellt; 2 Tr
Sein Segen wird mir mich) laſſen, 41
Was gut und recht iſt, faſſen nn,
Zu dienen ſeiner Wet. Er
Bin ich in wilder Wuͤſen
So bin ich doch bey Chriſte n,
Und Chriſtus iſt bey mii
Der Helfer in Gefahren
Der kann mich doch bewahren.
Wie dorte, fo auch hier. 1
Er wird zu dieſen Reiſen
Gewuͤnſchten Fortgang weiſeen
Wohl helfen hin und her u
Geſundheit, Heil und Leben, 1 a
Zeit, Wind und Wetter geben, ur
Und alles nach Bege rt.
Sein Engel, der Getreue, ee
Macht meine Feinde ſcheue,
Tritt zwiſchen mich und ſie.
Durch ſeinen Zug, den frommen,
Sind wir fo weit mn kommen,
Und wiſſen faſt nicht wie. } 5 2
Leg’ ich mich ſpaͤte nieder
Erwach' ich fruͤhe wieder, 4 u He
Lieg' oder zieh' ich fort, RR NT
In Schwachheit und in Banden.
Br.
Und was mir ſtoßt zu Handen,
So troͤſtet mich ſein Wort.
Hat er es denn beſchloſſen:
So will ich unverdroßen
An mein Verhaͤngniß gehn.
Kein Unfall unter allen
Wird mir zu harte fallen;
Ich will ihn uͤberſtehn.
Ihm hab' ich mich ergeben,
Zu ſterben und zu leben,
Sobald er mir gebeut.
Es ſey heut oder morgen:
Dafuͤr laß ich ihn ſorgen;
Er weiß die rechte Zeit.
Gefaͤllt es ſeiner Guͤte,
Und ſagt mir mein Gemuͤthe
Nicht was vergeblichs zu:
So werd' ich Gott noch preiſen
Mit manchen ſchoͤnen Weiſen
Daheim in meiner Ruh.
Indeß wird er den Meinen
Mit Segen auch erſcheinen,
Ihr Schutz, wie meiner, ſeyn;
Wird beyderſeits gewaͤhren,
Was unſer Wunſch und. Sihren
Ihn bitten uͤberein.
So ſey nun, Seele, deine, 5
Und traue dem alleine,
Der dich geſchaffen hat!
Es gehe, wie es gehe:
Dein Vater in der Hoͤhe
Weiß allen Sachen Rath.
326 N 1
Zufriedenheit mit Gott.
Laß dich nur nichts nicht dauren Mit Trauren! 8 2
Sey ſtille! 75
Wie Gott es fügt, So ſey vergnuͤgt, >
Mein Wille?
Was willſt du heute ſorgen Auf morgen?
Der Eine Sur
Steht alem fuͤr; Der giebt auch dir ML
Das Deine.
Sey nur in allem Handel Ohn' Water As.
Steh' veſte! ca
Was Gott beſchleußt, Das ift und heißt
Das Beſte.
Preis der Fenn
Tugend. iſt mein Leben;
Der hab' ich mich ergeben,
7 Dien ganzen Mich. „
/. Tugend will ich ehren; 0
Tugend wird mich lehren, u
Was fie ſelbſt kann mehren: 2.
Sie waͤchſt durch ſicñ́hk.
Nicht des Weges Laͤnge, mung
Noch des Pfades Enge e
Schreckt mich davon.
Laß die Dornen ftehen, n enn
Fuß und Kleider breceen
Sie wird alles raͤchen N
Durch ihren Lohn. n
Alles ander, Alles
Hat die Art des Balles, 2
Der ſteigt und faͤllt. e ee
Schaͤtze haben Fluͤgel; |
327
Ehre läßt den Zügel;
- Luft kommt aus dem Bügel:
Die Tugend hält.
Hab' ich Gott und Tugend:
So hat meine Jugend,
Was ſie macht werth.
Dieſe ſchoͤnen Veyde
Wehren allem Leide,
Lieben alle Freude, 8
So man begehrt.
Troſt beym Tode eines Geliebten.
Sterben und geboren werden
Sf das alte Thun der Welt.
Dieſes iſt der Brauch der Erden,
Daß ſie Ewigs nichts nicht haͤlt;
Was die Zeit vor hat geboren,
Wird mit ihr durch ſie verloren.
Laßt dem Himmel ſeinen Willen;
Gebt ihm guͤtlich, was er gab.
Dieß muß doch die Erde fuͤllen,
Was nicht gerne will ins Grab.
Das iſts, das wir einig wiſſen,
Daß wir einmal ſterben muͤſſen.
Wie viel ſind ihr'r hingefahren,
Wo auch dieſe zogen hin,
In den ſechst' halb tauſend Jahren!
Alle waren, was ich bin.
Alle wurden ſo zu Erden,
* Wie wir alle werden werden. ’
Zwar es iſt ein großer Schmerze:
Dioch gedenkt des Schoͤpfers auch!
Er, das liebe Vaterherze,
” Haͤlt ſtets dieſen feinen Brauch,
Daß
328
— — 2
Daß er die auch herzlich liebet, 9
Die er herzlich hat betruͤbet. 15
Feind der Welt, du kannſt den ea
Ganz mit keiner Sichel zu. ed) c .
Für die Leiber find die Hölen 1 %
Aber, ſchoͤner Himmel, du 1
Biſt, als wie du heißeſt Meiſter, 5 2
Herr und Wirth auch unſrer Geiſter.
Weil die frommen Leichen raſten
Und in ihren Kammern ruhn,
Abgethan von allen Laſten, |
Die uns ſtets den Tod anthun: 5 1
Unterdeß ſind ihre Seelen, N
Wo man weiß von keinem Qualen.
Die erfreuten Seraphinen Er
Streichen ihre Zaͤhren ab, 1
Und ein Theil der Cherubinen 2
Gehn als Wächter um das Grab,
Daß das fchlummernde Gebeine
Ganz behalte, was iſt ſeine. vi ug 1
Was uns zeitlich wird genommen. 2
Soll einſt ewig unſer ſeyn, 5 ein wen
Wenn der große Tag wird kommen,
Der ſchon itzund bricht herein. 100 | m
Dann fo wollen wir ſtets kuͤſen n..
Des wir itzt ſeat mangeln müͤſſen. 1 9 7 ö ‚we
ER
Johann Rift 4
Geb. 1607 zu Ottenſen, einem hart an die Stadt Alton graͤu⸗
zenden Dorfe. Geſt. 1667 als Prediger in dem an der Elbe lie⸗
genden Holſteiniſchen Flecken Wedel, Herfogl. Mecklenbur gischer
Kirchenrath, Kaiſerl. Pfaligraf und gekrönter Dichter, 9
des von ihm ſelbſt um 1660 geſtifteten Elbſchwanenordeus, und
Mitglied der Fruchtbringenden Geſellſchaft unter dem m. Z
7
329
Nuͤſtigen. Die erſten geiſtlichen Lieder von ihm kamen zu Ham
burg 1637 in einem Auhange zu feinem poetifchen Lustgarten
heraus, und 1641 erſchien zu Lüneburg das erſte Zehend feiner
ſogenannten himmliſchen Leder, dem ein Jahr ſpaͤter die uͤbrigen
vier, und bis zum J. 1664 noch eilf andre Sammlungen folgten,
die in allen 658 geiſtliche Geſaͤnge enthalten: eine Anzahl, die
von den früher Liederdichtern Keiner erreicht, und von den fra
teren, ſo viel ich weiß, nur der einzige Joh. Fr. Starck uͤber⸗
troffen hat. Seine Poeſien fanden zu ihrer Zeit den ausgebrei—
tetſten Beyfall; und ſelbſt von angeſehenen Kunſtrichtern wurden
ſie gelobt. Ganz anders aber ward nach dem Tode des Verf.
über ſie geurtheilt. Schon Morhof tadelte ſie wegen der vielen
Tautologien und gemeinen Redensarten; noch weiter ging Erdm.
Neumeiſter in der diff. de poetis Germanicis p. 86 und in der
von Menantes (d. i. Zunold) zu Hamb. 1707 herausgegebenen
Art, zur reinen Poeſie zu gelangen, wo es S. 476 heißt: „Man
macht einen großen Staat von J. Riſten; allein mein Judicium,
—
ohne jemandem zum Praejudiz, von ihm zu geben, fo finde ich |
in dem gehenden Geſange kaum ein Bißgen Saft und Kraft,
welches ein andaͤchtiges Herze recht vergnügen koͤnne. Wie konnte
es aber auch anders kommen, indem er den Buchfuͤhrern alle
Lieder, und derer ganze Laſten voll, ums Geld ausfertigte? Gleich⸗
wohl waren fie in großer Aeſtime; das machte, er hatte einen
Mantel um, welcher Opinio heißet.“ Meiner Meinung nach muß
zwiſchen feinen erſten (himmliſchen) Liedern und den ſpwaͤter ers
fchienenen ein großer unter ſchied gemacht werden. Jene ſind,
wenn auch kein einziges von ihnen eigentlich gelungen genannt,
und den beſten von Heermann, Dach, Gerhard ze. an die Seite
geſetzt werden kann, doch zu den vorzuͤglicheren ihrer Zeit zu
rechnen. Sie verrathen ftellenweiſe den Mann von Dichteranlage,
und ſind in einem, zwar oft ſchwülſtigen und taͤndelnden, aber
doch bluͤhenden und lebhaften Stile geſchrieben, wie er damals in
Kirchengeſaͤngen nicht leicht angetroffen wurde. Die ſpaͤter ver⸗
fertigten Lieder aber haben alle Maͤngel der fruͤheren, ohne eine
einzige ihrer Tugenden zu beſitzen; fie find im hoͤchſten Grade
trocken und froſtig, arm an Gedanken und mit Worten überladen,
und nur in einer ſteifen, breiten, geſchmackloſen Manier eigen
tbümuch, die an den vormals üblichen Canzleyſtil erinnert, und
die
—
330
die leider! doch unter den folgenden Lied erdichtern manchen Nach,
ahmer fand. Kein Wunder daher, daß die neuern Geſangbucher,
und ſelbſt diejenigen, in welchen vergleichungsweiſe viele von den
alten Liedern beybehalten find, aus der großen Menge der Riſtt⸗
ſchen nur das eine und das andre, und (den Geſang: Ach höchiter
Gott, verleihe mir etwa ausgenommen) noch dazu bis zur un
kenntlichkeit verändert, aufzuweifen haben. — Das zweyte der hier
abgedruckten Lieder iſt der erſten Strophe nach nicht von . „
wie er ſelbſt in ſeinen himmliſchen Liedern S. 16 bemerkt. Den
man es ſich ohne die herrliche Melodie: fo kann es nicht font
lich gefallen. Aber es war, wie die meiſten hier mitgetbeilte
über ein Jahrhundert lang Kirchenlied; und darum baupefächli
habe ich fie abdrucken laſſen, doch mit Weglaſſungen, die b
den R ſchen Liedern wirklich nothwendig ſind. Bey No. 1
3 Strophen, bey No. 3 fehlt eine, bey No. 4 fehlen 3, bey No. g
fehlen 7, bey No. 6 fehlen 3, bey No. 7 f. 6, bey No. 8 f. 2
LJ. R. himmliſcher Lieder Das erſte Zehn. Luͤneb. 1644. 8. S. 1
13. 15. 35. Das dritte zehn. ib. 1642. 8. S. 19. 48. Das vi
Zehn. ib. 1644. 8. S. 51. Vergl. mit der neueren Ausgabe, L
neburg 1658. 8. Frommer . geh en . e
1654. 8. S. 52. | ;
| Weibnactsftzübe
Ermuntre dich, mein ſchwacher een I
Und trage groß Verlangen, 12 ri 2 8
Ein kleines Kind, das Vater heißt, 0 © *
Mit Freuden zu empfangen 4. *
Dieß iſt die Nacht, darinn es kam ame A
Und menſchlich Weſen an ſich nahm, DEN
Dadurch die Welt mit Treuen ni gut dun
Als ſeine Braut zu freyen. i Any eee me
Willkommen, ſüͤßer Bräutigam, 1 ade
Dir König aller Ehren 1 au
Willkommen, Jeſu, Gottes Lamm! jr 1 u
Ich will dein Lob vermehren; a a ut
Ich will dir all mein Lebenlang vet 15
331
Von Herzen fagen Preis und Dat; en
Daß du, da wir verloren 4
Fuͤr uns biſt Menſch geboren. f
O großer Gott, wie konnt' es ſeyn,
Dein Himmelreich zu laſſen, ö
Zu ſpringen in die Welt hinein,
Da nichts denn Neid und Haſſen?
Wie konnteſt du die große Macht,
Dein Königreich, den Freudenpracht,
Ja ſolch ein herrlichs Leben 1890
Fuͤr deine Feind' hingeben? |
Du Fürft und Herrſcher dieſer Wel,
Du Friedens ⸗Wiederbringer, g
Du kluger Rath und tapfrer Held,
Du ſtarker Hoͤllenzwinger,
Wie war es möglich, daß du e
Erniedrigteſt fo jämmerlich,
Als waͤreſt du im Orden
Der Bettler Menſch geworden? 4
O Freudenzeit, o Wundernacht, er
Dergleichen nie gefunden! vg |
Du Haft den Heiland hergebracht, 1
Der alles uͤberwunden; N
Du haſt gebracht den ſtarken Mann, ee
Der Feu'r und Wolken zwingen kann, Si Fe
Fuͤr dem die Himmel zittern
Und alle Berg erſchuͤttern. 159812
Brich au, du ſchoͤnes ergelit, 92
Und laß den Himmel tagen
Du Hirtenvolk, erſtaune nit, 9 Be n
Weil dir die Engel ſage n,,
Daß dieſes ſchwache Kuäbelen 11 4
Soll unſer Troſt und Freude ſehy rn
—
332
Dazu den Satan zwingen
Und alles wiederbringen. t en ee
O liebes Kind, o ſuͤßer Knab, A e
Holdſelig von Geb erden,
Mein Bruder, den ich lieber eie .
Als alle Schäß’ auf Erden, =
Komm, Schoͤnſter, in mein 9 ben, er
Komm eiligſt, laß die Krippe ſeyn!
Komm, komm, ich will bey Zeiten 2
Dein Lager dir bereiten. cu —
Sag' an, mein Herzensbraͤutigam, 3
Mein Hoffnung, Freud' und Leben, |
Mein edler Zweig aus Jacobs Stamm, 0
Was ſoll ich dir doch geben? 1
Ach nimm von mir Leib, Seel und Geiſt, rn
Nimm alles, was Menſch iſt und heißt!:
Ich will mich ganz verſchreiben, i 3
Dir ewig treu zu bleiben.
Lob, Preis und Dank, Herr 3 it
Sey dir von mir geſungen, 5
Daß du mein Brüder worden biſt
— —
5 ur
1
_
„
Und haſt die Welt bezwungen! a u
Hilf, daß ich deine Guͤtigketit. “ Ku
Stets preiſ' in dieſer e 1
und mög” hernach dort oben war Kr
In Ewigkelk dich loben!“ IR N
dad nd AB
Trauer über- ven Tod Tel, au
O Traurigkeit! O Herzeleld! 16 Jo e
Iſt das nicht zu beklagen 2 We „ m a
Gott’ des Vaters einigs Kind
‚#
Wird ins Grab getragen. 15 b . |
O große Noth! Gott ſelbſt 1. tobt; *
Am Krenz iſt er geſtorben, zu e
\
333
Hat dadurch das Himmelreich
Uns aus Lieb' erworben. ind
O Menſchenkind, Nur deine Suͤnd
Hat dieſes angerichtet,
Da du durch die Miſſethat
Wareſt ganz vernichtet.
Dein Braͤutigam, Das Gotteslamm,
Liegt hie mit Blut befloſſen,
Welches es ganz mildiglich
Hat fuͤr dich vergoſſen.
O ſuͤßer Mund, O Glaubensgrund,
Wie biſt du doch zuſchlagen!
Alles, was auf Erden lebt,
Muß dich ja beklagen.
O lieblichs Bild, Schoͤn zart und A
Du Soͤhnlein der Jungfrauen,
Niemand kann dein heißes Blut
Sonder Raw anſchauen. |
Hochfelig iſt Zu aller Friſt,
Der dieſes recht bedenket,
Wie der Herr der Herrlichkeit
Wird ins Grab verſenket.
O Jeſu, du Mein' Huͤlf' und dub,
Ich bitte dich mit Thraͤnen:
Hilf, daß ich mich bis ins Grab
Nach dir moͤge ſehnen!
Preis des Auferfiandenen,
le uns den Herren preiſen,
O ihr Chriſten uͤberall!
Kommet, daß wir Dank erweiſen
Unſerm Gott mit ſuͤßem Schall!
Es iſt frey von Todesbanden N
Simſon, der vom Himmel kam,
Und
334 72
Und der Loͤw' aus Juda Stamm:;
Chriſtus Jeſus iſt erſtanden! > ee WR
Nun iſt hin der lange Streit;
Freue dich, o Chriſtenheit!
Wareſt du, o Held, geſtorben?
Wareſt du ins Grab gelegt? 106
Ey du bliebeſt un verdorben 9
Da ſich nur der Fels erregt, 2 nal 30 2%
Biſt du aus der Hoͤlen kommemm
Haſt das Leben und die Macht
Aus der ſchwarzen Gruſt gebracht
Und des Todes Raub genommen, en
Schenkſt uns nun die Seligkeit.
Freue dich, o Chriſtenhei ů i
Tod, wo find nun deine Waffen?
Hoͤlle, wo iſt dein Triumph???
Satan konnte gar nichts fchaffen,
Seine Pfeile wurden ſtumpf;
Chriſtus iſt ſein Gift geweſen,
Ja der Hoͤllen Seuch' und Peſt;
Welt und Suͤnde liegen veſt,
Und wir Menſchen ſind geneſen | 2
Nur durch ſeinen tapfern Streit:
Freue dich, o Chriſtenheit!
Gott der heilet unſre Plagen,
Wenn wir nirgend Huͤlfe ſehn,
Laͤſſet uns nach dreyen Tagen
Lebend wiedrum auferſtehn;
Darum muß ich dankbar werden,
— *
Und mein' Ehr' iſt freudenvoll, 99 01.
Weil der Herr nicht ſehen ſoll nmmaß
Die Verweſung in der Erden e re
Noch der Hoͤlen Einſamkeit;
Freue dich, o Chriſtenheit!
.-
Ty ſo theil' itzt aus die Beute,
| 335
Er iſt aus der Augſt geriſſen
Und mit Ehren angethan;
Wer iſt, der fein Leben wiſſen
Und die Laͤng' ausreden kann?
Chriſtus iſt der Eckſtein worden;
Gott, das iſt von dir geſchehn,
Wie wir jetzt fuͤr Augen ſehn.
Wir ſind aus der Suͤnder Orden
Hingeriſſen durch den Streit;
Freue dich, o Chriſtenheit!
Haſt du ſchon vom Bach am Wege
Angenommen einen Trank,
Und erlitten tauſend Schlaͤge,
Wareſt kraͤnker noch als krank:
Ey ſo haſt du doch erhoben
Dein verflärtes Angeſicht,
Stirbeſt nun und nimmer nicht;
Ja, wir werden ewig loben
Dich, Herr Jeſu, nach dem Streit.
Freue dich, o Chriſtenheit!
Herr, dieß ſind die edlen Fruͤchte,
Die dein' Auferſtehung giebt,
Daß wir treten fuͤr Gerichte, f
Ganz in deine Gunſt verliebt. *
Herr, dieß ſind die ſchoͤnen Gaben,
Gnad' und Leben, Freud' und Sieg,
Troſt und Friede nach dem Krieg;
O! die ſollen kraͤftig laben
Leib und Seel in allem Leid.
Freue dich, o Chriſtenheit!
Weil nach dieſem Fried' ich duͤrſte,
Wie nach Waſſer, Tag und Nacht,
Den du, großer Kriegesfuͤrſte,
Durch den Kampf haſt wiederbracht:
Wie
336
Wie der ſtarke Simſon that,’ or am I ©"
Als er überwunden hatt ' z sn Du
Laß dich ruͤhmen alle Leute,, f
Daß geendigt ſey der Streit. 1 6
Freue dich, o Chriſtenheit! n ur:
Gieb, Herr Jeſu, deine Gute, |
Daß wir ſtets mit Reuen ſehn,
Wie fo groß ſey unſer Schade,
Daß wir dir gleich aufferſtehn;
Brich herfuͤr in unſern Herzen, 0
Ueberwinde Suͤnde, Tod, J =
Teufel, Welt und Hoͤlleunot hh,
Dampf’ in uns Angſt, Pein — Soma
Sammt der Seelen Traurigkeit! N
Freue dich, o Chriſtenheit!
Meinen Leib wird man vergraben,
Aber gleichwohl ewig nicht;
Bald werd' ich das Leben haben,
Wenn das letzte Weltgericht
Alle Graͤber wird entdecken,
Und der Engel Feldgeſchrey
Zeiget, was vorhanden ſey.
Dann wird mich mein Gott aufwecken re
Und⸗ beſchließen all' mein Leid;
Freue dich, o Chriſtenheit!
Dann ſo werden meine Glieder,
Die itzt Staub und Aſche ſeyn,
Unverweslich leben wieder,
Und erlangen ſolchen Schein,
Deſſengleichen auf der Erden
Nimmermehr zu finden iſt; Pi
Ja, mein Leib, Herr Jeſu Chriſt,
Soll dem deinen aͤhnlich werden,
Voller Pracht und Herrlichkeit.
Freue dich, 9 Chriſtenheit!
0
0
Zuflucht zu Chriſto.
Jeſu, der du meine Seele
Haſt durch deinen bittern Tod
Aus des Teufels finſtern Hoͤle
Und der ſchweren Suͤndennoth
Kraͤftiglich herausgeriſſen,
Und mich ſolches laſſen wiſſen
Durch dein angenehmes Wort,
Sey doch itzt, o Gott, mein Hort!
Ach, ich bin ein Kind der Suͤnden;
Ach, ich irre weit und breit.
Es iſt nichts bey mir zu finden
Als nur Ungerechtigkeit;
All mein Tichten, all mein Trachten
Heißet, unſern Gott verachten;
Boͤslich leb' ich ganz und gar
Und ſehr gottlos immerdar.
Aber, Herr, ich kann nicht wiſſen,
Wie viel meiner Fehler ſeyn;
Mein Gemuͤth iſt gauz zuriſſen
Durch der Suͤnden Schmerz und Pein,
Und mein Herz iſt matt von Sorgen.
Ach vergieb mir das Verborgen',
Rechne nicht die Miſſethat,
Die dich, Herr, erzuͤrnet hat!
Jeſu, du haſt weggenommen
Meine Schulden durch dein Blut;
Laß es, o Erloͤſer, kommen
Meiner Seligkeit zu gut!
Und dieweil du, ſo zuſchlagen,
Haſt die Suͤnd' am Kreuz getragen,
Ey ſo ſprich mich endlich frey,
Daß ich ganz dein eigen ſey!
N Wenn
338
Wenn ich für Gericht ſoll treten,
Da man nicht entfliehen kannn, >
Ach fo wolleſt du mich retten i
Und dich meiner nehmen an.
Du allein, Herr, kannſt es ſtoͤren,
Daß ich nicht den Fluch darf hoͤren:
Ihr, zu meiner linken Hand,
Seyd von mir noch nie erkannt.
Du ergruͤndeſt meine Schmerzen,
Du erkenneſt meine Pein;
Es iſt nichts in meinem Herzen, 18
Als dein herber Tod allein. 7
Dieß mein Herz, mit Leid vermengee,
Das dein theures Blut beſprenget,
So am Krenz vergoſſen iſt,
Geb' ich dir, Herr Jeſu Chriſt.
Herr, ich glaube; hilf mir Schwachen,
Laß uns ja verderben nicht! 8
Du, du kannſt mich ſtaͤrker machen,
Wenn mich Sind’ und Tod anficht;
Deiner Guͤte will ich trauen,
Bis 18 frölich werde ſchauen
Dich, Herr Jeſu, nach dem Streit
In der ſüßen Ewigkeit.
Klage und Troſt in fi
Jammer hat mich ganz umgeben,
Elend hat mich angethan;
Trauren heißt mein kurzes Leben, —
Truͤbſal fuͤhrt mich auf den Plan.
Gott der hat mich gar verlaffen;
Keinen Troſt weiß ich zu faſſen
Hie auf dieſer Ungluͤctsbahn.
339
Grauſamlich bin ich getrieben
Von des Herren Angeſicht,
Als ich, ihn allein zu lieben,
Nicht gedacht” an meine Pflicht;
Drum muß ich ſo klaͤglich ſtehen.
Doch es iſt mir recht geſchehen;
Mein Gott rief, ich hoͤrt' ihn nicht.
Ach, mein Schifflein will verſinken
Recht auf dieſem Suͤndenmeer;
Gottes Grimm laͤßt mich ertrinken,
Denn ſein' Hand iſt viel zu ſchwer.
Ja mein Schiff lein laͤßt ſich jagen
Durch Verzweiflungsangſt und Plagen
Ganz entankert hin und her.
Hoͤllenangſt hat mich getroffen,
Mein Gewiſſen quaͤlet mich;
Kein' Erloͤſung iſt zu hoffen,
Ich empfinde Todesſtich
Und ein unaufhoͤrlichs Sterben.
Herr, ich eile zum Verderben,
Ich vergehe jaͤmmerlich.
Will mir denn kein Troſt erſcheinen?
Spuͤr' ich gar kein Gnadenlicht?
Nein! vergeblich iſt mein Weinen,
Mein Gebet das hilft mir nicht.
Ueber mich verlaßnen Armen
Will kein Helfer ſich erbarmen;
Ich bin todt, mein Herz zerbricht!
** fr
Liebſte Seel, hör’ auf, zu ſchreyen!
Deines Klagens iſt zu viel.
Nach dem Trauren kommt das Freuen,
Herzens aumſt hat auch ihr Ziel.
2 "9a
Wech⸗
340 |
Wechſel iſt in allen Sachen;
Nach dem Heulen kann man lachen,
Gott der treibt mit dir ſein Spiel.
Ob dich dein Gewiſſen naget,
Ob dein Geiſt bekuͤmmert iſ ,
Ob der Hoͤllen Furcht dich plaget,
Ob dich ſchreckt des Teufels Liſt:
Traure nicht! Gott wird es wenden
Und dir große Lindrung ſenden,
Wenn du nur geduldig biſt.
Moſes hat dieß auch erfahren
Und fein Bruder Aaronnn2n22ns
Noah und die mit ihm waren, 6
Sahen nicht die Gnadenſoun ;:
David, Joſeph und Elias, enen
Petrus, Paulus und Tobias |
Trugen auch ihr Theil davon.
Brauſen jetzt die Waſſerwogen, *
Morgen ſtillet ſie das Meer.
Iſt dir heut einſt Freud’ entzogen,.
Morgen kommt ſie wieder her. h
Iſt dir aller Troſt entgauge:nn
Sey zufrieden! dein Verlangen
Wird erfuͤllet nach Begehrt.
Was betruͤbſt du dich mit Schmerzen?
Stille doch, und harr' auf Gott! |
Danken will ich ihm von Herzen, f
Daß ich werde nicht zu Spott. un ee
Ob er mich gleich wuͤrde toͤdten, |
Hilft er mir dennoch aus Noͤtheu,
Er, der ſtarke Zebaoth.
Herr, errette mich mit Freuden
Aus der Hoͤllen Grauſamkeit;
Hilf mir, daß ich auch im Leiden
341
— —
Dir zu dienen ſey bereit!
Giebſt du nur des Geiſtes Gaben,
Daß ſie mir die Seele laben,
Tret' ich froͤlich an den Streit.
And acht am Abend.
Werde munter, mein Gemuͤthe,
Und ihr Sinne, geht herfuͤr,
Daß ihr preiſet Gottes Guͤte,
Die er hat gethan an mir,
Da er mich den ganzen Tag
Fuͤr ſo mancher ſchweren Plag'
Hat erhalten und beſchuͤtzet,
Daß mich Satan nicht beſchmitzet.
Lob und Dank ſey dir geſunget,
Vater der Barmherzigkeit.
Daß mir iſt mein Werk gelungen,
Daß du mich fuͤr allem Leid
Und fuͤr Suͤnden mancher Art
So getreulich haſt bewahrt, |
Auch den Feind hinweggetrieben,
Daß ich unbefchädigt blieben!
Keine Klugheit kaun ausrechen'
Deine Guͤt' und Wunderthat;
Ja, kein Redner kann ausſprechen,
Was dein Hand erwieſen hat.
Deiner Wohlthat iſt zu viel;
Sie hat weder Maaß noch Ziel. 7
Herr, du haſt mich fo gefuͤhret,
Daß kein Unfall mich beruͤhret.
Dieſer Tag iſt nun vergangen,
Die betrübte Nacht bricht an;
Es iſt hin der Sonnen Prangen,
So uns all' erfreuen kaum.
*
N Stehe
342
Stehe mir, o Vater, bey, ai ; CR
Daß dein Glanz ſtets vor mir ſey,
Und mein kaltes Herz erhitze,
Wenn ich gleich im Fünſtern ſitze!
Bin ich gleich von dir gewichen,
Stell' ich mich doch wieder ein;
Hat uns doch dein Sohn verglichen
Durch ſein' Angſt und Todespein. *
Ich verlaͤugne nicht die Schuld;
Aber deine Gnad' und Huld BD *
Iſt viel groͤßer als die Suͤnde,
Die ich ſtets in mir befinde. Ä
O du Licht der frommen Seelen,
O du Glanz der Ewigkeit,
Dir will ich mich ganz befehlen
Dieſe Nacht und allezeit.
Bleibe doch, mein Gott, bey mir,
Weil es nunmehr dunkel ſchier!
Da ich mich ſo ſehr betruͤbe,
Troͤſte mich mit deiner Liebe!
Laß mich dieſe Nacht empfinden
Eine ſanft' und ſuͤße Ruh!
Alles Uebel laß verſchwinden,
Decke mich mit Segen zu!
Leib und Seele, Muth und Blut,
Weib und Kinder, Haab' und Gut,
Freunde, Feind' und Hausgenoſſen
Seyn in deinen Schutz geſchloſſen.
Ach bewahre mich fuͤr Schrecken,
Schuͤtze mich für Ueberfall,
Laß mich Krankheit nicht aufwecken,
Treibe weg des Krieges Schall,
Wende Feur- und Waſſers-Noth,
Peſtilenz und ſchnellen Tod! Laß
343
Laß mich nicht in Suͤnden ſterben,
Noch an Leib und Seel' verderben!
O du großer Gott, erhoͤre,
Was dein Kind gebeten hat!
Jeſu, den ich ſtets verehre,
Bleibe ja mein Schutz und Rath! !
Und mein Hort, du werther Geiſt,
Der du Freund und Troͤſter heiß'ſt,
Hoͤre doch mein ſehnlichs Flehen!
Amen, ja, das ſoll geſchehen.
Schrecken der Ewigkeit.
O Ewigkeit, du Donnerwort!
O Schwerdt, das durch die Seele Ambri hu
O Anfang ſonder Ende!
O Ewigkeit, Zeit ohne Zeit,
Ich weiß fuͤr großer Traurigkeit
Nicht, wo ich mich hinwende;
Mein ganz erſchrocknes Herz erbebt,
Daß mir die Zung' am Gaumen klebt.
O Ewigkeit, du machſt mir bang.
O Ewig, Ewig iſt zu lang’, )
Hie gilt fuͤrwahr kein Scherzen.
Drum, wenn ich dieſe lange Nacht
Zuſamt der großen Pein betracht',
Erſchreck' ich recht von Herzen;
Nichts iſt zu finden weit und breit
So ſchrecklich als die Ewigkeit.
Was acht' ich Waſſer, Feu'r und Shwerre?
Dieß alles iſt kaum nennenswerth,
Es kann nicht lange dauren. f
Was wär’ es, wenn gleich ein Tyraum,
Der funfzig Jahr' kaum leben kann,
Mich endlich ließ vermauren ?!
3
—
344
Gefaͤngniß, Marter, Angſt und Pein,
Die koͤnnen ja nicht ewig ſeyn. It uojß
Wenn der Verdammten große Quaal
So manches Jahr, als an der Zahl
Hie Menſcheu ſich ernaͤh ren
Als manchen Stern der Himmel 5
Als manches Laub die Erde traͤgt,
Noch endlich ſollte waͤhren
So waͤre doch der Pein zuletzt et
Ihr recht beſtimmtes Ziel geſetzktte.
Nun aber, wenn du die Gefahr
Viel hundert tauſend, tauſend Jahr!
Haſt klaͤglich ausgeſtanden, ud
Und von den Teufeln ſolcher dit DD
Ganz grauſamlich gemartert biſt, L
Iſt doch kein Schluß vorhanden
Die Zeit, die niemand zählen kannn,
Die faͤnget ſtets von neuem an. n G
Ach Gott, wie biſt du fo gerecht!!!
Wie ſtrafſt du einen boͤſen Knecht
So hart im Pfuhl der Schmerzen!
Auf kurze Suͤnden dieſer Welt D Q
Haſt du fo lange Pein beſtellt! ip .
Ach, nimm dieß wohl zu Herzen, .
Betracht es oft, o Menſchenkin dd
Kurz iſt die Zeit, der Tod geſchwin? 1
Ach, fliehe doch des Teufels Strick!
Die Wolluſt kann ein' n. Augenblick 1 a 02
Und laͤnger nicht ergoͤtzen. |
Dafuͤr willt du dein’ arme Seel! d
Hernachmahls in des Teufels Hoͤllll,
O Menſch, zu Pfande ſet zen
Ja ſchoͤner Tauſch! Ja wol gewagt,
Das bey den Teufeln wird beklagt!
, *
345
So lang ein Gott im Himmel lebt
Und uͤber alle Wolken ſchwebt,
Wird ſolche Marter waͤhren.
Es wird fie plagen Kaͤlt' und Hitz',
Angſt, Hunger, Schrecken, Feu'r und Blitz,
Und fie doch nie verzehren?n
Dann wird ſich enden dieſe Pein,
Wenn Gott nicht mehr wird ewig ſeyn.
Wach' auf, o Menſch, vom Be r
Ermuntre dich, verlornes Schaaf,
Und beſſre bald dein Leben!
Mach’ auf! es iſt doch hohe Zeit;
Es kommt heran die Ewigkeit,
Dir deinen Lohn zu geben. ni
Vielleicht iſt heut der letzte Tag;
Wer weiß noch, wie man ſterben mag?
O Ewigkeit, du Donnerwort! |
O Schwerdt, das durch die Seele when
O Anfang ſonder Ende! g
O Ewigkeit, Zeit ohne Zeit!
Ich weiß fuͤr großer Traurigkeit
Nicht, wo ich mich hinwende.
Nimm du mich, wenn es dir gefaͤllt,
Herr Jeſu, in dein Freudenzelt;
2
‘ m.
2
Dank nach der Abensmaplsfenen, 2
O Jeſu, meine Wonne,
Du meiner Seelen Soune,
Du Freundlichſter auf Erden,
Laß mich dir dankbar werden! |
Wie kann ich gnugſam ſchaͤtzen Ber
Dieß himmelſuͤß' Ergoͤtzen
Und dieſe theure Gaben,
Welch’ uns geſtaͤrket haben?
1 7
1
Wie |
346
Wie ſoll ich dir's verdanken,
O Herr, daß du mich Kranken At:
Geſpeiſet und getraͤnket,
Ja ſelbſt dich mir geſchenket?
Ich lobe dich von Herzen
Fuͤr alle deine Schmerzen,
Fuͤr deine Schlaͤg' und Wunden, uc:
Der'r du ſo viel empfunden. Br
Dir dank' ich für dein Leiden.
Den Urſprung meiner Freuden; 79
Dir dank' ich für dein Sehuen
Und heiß vergoßne Thraͤnen. N |
Dir dank' ich für dein Lieben,
Das ſtandhaft iſt geblieben; j
Dir dank’ ich für dein Sterben,
Das mich dein Reich läßt erben.
Itzt ſchmecket mein Gemuͤthe
Dein' uͤbergroße Guͤte; 1 Sr
Dieß theure Pfand der Gnaden
Tilgt alle meine Schaden. a
Nun bin ich losgezaͤhlet
Von Suͤnden, und vermaͤhlet er
Mit dir, mein liebſtes Leben
Was kannſt du werthers gebn?
Laß, Schoͤnſter, meine Seele
Doch ſtets in dieſer Hoͤhle
Des Leibes mit Verlangen
An deiner Liebe hangen! |
Laß mich die Suͤnde meiden,
Laß mich geduldig leiden,
Laß mich mit Andacht beten
Und von der Welt abtreten!
Im Handeln, Wandlen, Eſſen
Laß nimmer mich vergeſſen,
347
Wie treflich ich begluͤcket, ral
Ja himmliſch bin erquicket!
Nun kann ich nicht verderben;
Drauf will ich ſelig ſterben
And freudig auferſtehen,
O Jeſu, dich zu ſehen.
Heinrich Caeſar.
Pfarrer zu Leuenhagen in Preußen. (Koͤnigsb. GB. von 1690.
S. 998.) Unter ſeinem Namen ſteht das folgende Lied, das mit
einem andern Abendliede gleichen Anfangs im Stralſunder GB.
von 1654 nicht zu verwechſeln iſt, in dem Neuen preußiſchen
Geſangbuche, Koͤnigsb. 1650. S. 650. Manche neuere Hymno⸗
logen ſchreiben es dem Straßburgiſchen Prediger Conr. Subert
zu, der in der Mitte des löten Jahrh. lebte; aber fuͤrl ihn iſt
die Sprache zu modern, und in den alten Straßburgiſchen GBB.,
wo alle von ihm verfertigte Lieder mit Angabe ſeines Namens zu
finden ſind, ſteht dieſes nicht. Vielleicht iſt es ein bloßer Druck⸗
fehler, der die Meinung veranlaßt hat; die Buchſtaben Z. C.
waren in einigen Liederſammlungen, wie dieß wirklich in der Koͤ⸗
nigsberger von 1655 der Fall iſt, verſetzt, und fuͤr das Zeichen
C. H. wußte man nun keinen paſſenderen Namen als Conr. Hub.
zu finden. Drey Strophen des Liedes find hier weggelaſſen.
Andacht am Abend.
In dieſer Abendſtunde Erheb' ich meine Stimm',
Und lob' aus Herzengrunde Gott mit den Seraphim;
O Herr, mein Lied annimm!
Du haſt ganz abgewendet Noth und Gefaͤhrlichkeit,
Und dich zu mir gelaͤndet In dieſer boͤſen Zeit,
Die voller Angſt und Leid;
Die Sünde mir vergeben, Die Strafen abgelenkt,
Und deinen reichen Segen Mir völlig eingeſchenkt,
ee und getraͤnkt!
Mich
348
Mich und mein’ Hausgenoſſen Sammt meinem Haag
RR
Haft du ganz unverdroſſen Genen " die Su;
O reiche Liebesfluth! 1 0 le Tun
Die Arbeit meiner Haͤnde Haſt du besten ba,
Daß ſie gebracht zum Ende Mit großer Wee ;
Drum ich dein Lob ausbreit'. x 1
Ich gebe dir die Ehre, O wahrer 2 und Gott;
Hilf, daß ich fie vermehre In Srend’ u 0 * Roth,
Auch endlich in dem Tod. l
Dein ſtarker Arm mich decke, Wenn ich entſchlafen bi
Daß mich kein Unfall ſchrecke, Noch etwas meinen Sin
Zum Boͤſen neige hiu. 2 8 nend che 0
Hilf, daß ich wohl erwaͤge, Was doch der Schlaf ar:
Wenn ich mich niederlege, Iſt mir went ig a 4
Des Grabes Aehnlichkeit. e e
Da ſterb' ich gleichſam abe, Da bor u d ſeh. ich wo
Da ruhe ich wie im Grabe, Weiß nicht, a üer
Bis daß der Tag au bricht. . 1.
Bald ſteh' ich auf mit Freuden, Sans none Are
Und ſchmeck' in meinem Leiden er Er Gottes Saft,
Welch's Troſt und Friede ſchafft. en en ng
Alſo werd' ich in Wonne Dort lebuch ſchauen an
Dich, Jeſu, meine Sonne; Denn du für Jedermann. 15
Fuͤr mich auch, gnug gethan. W N A r ar Aa
Eh’ ich von hinnen fahre, Bitt' ich, o fro Pe Ci —
Mich vaͤterlich bewahre Fuͤr boͤſem echte
Hilf mir in aller Noth! 8
So ber’ ich alle Stunden In meinem Lobgedicht,
Und ſchlaf' in Chriſti Wunden; Alsdann mir nichts geh cht.
8 Herzens: ern cht! N
9 nn wir 1 * * N
4 x _ A *
4 Georg |
1
10 ori
ni
—
“u 349
Georg Werner.
Diakonus an der Oöbenichtiſchen Kirche zu Königsberg in Preußen.
Geſt. 1643. (Königsb. GB. von 1690. S. 167.) In dem von
ihm ſelbſt redigirten Königsb. Gef. B., deſſen Vorrede vom Jahr
1643 iſt, ſtehen mehrere, zum Theil nicht übel gerathene, Lieder
unter ſeinem Namen. Das hier folgende iſt im J. 1635 auf Ver⸗
anlaſſung des zwiſchen Pohlen und Schweden geſchloſſenen Waffen⸗
ſtillſtandes verfertiget, nach welchem das preußiſche Land von den
ſchwediſchen Truppen geräumt wurde. [New preußiſches Geſang⸗
buch, Koͤnigsb. 1650. S. 461. mit Wegl. einer Str.] |
Dank für die Wiederkehr des Friedens.
Ihr Alten mit den Jungen,
Erhebet eure Zungen,
Lobt Gott mit ſuͤßem Klang!
Den Himmelskoͤnig preiſet,
Der uns den Fried’ jetzt weiſet;
Gebt ſeinem Namen Ehr' und Dank!
Du Vaterland, beſchweret,
Von Feinden ausgezehret,
Verwuͤſtet hie und da,
Lob' Gott! den Krieg er endet,
Und alles Ungluͤck wendet;
Von Herzen ſing' Alleluja!
Ihr, die vordem geplaget,
Von Haus und Hof verjaget,
Seyd dankbar immerdar!
Der Feind mit Schwerdt und Bogen
Iſt nunmehr abgezogen;
Nehmt wieder ein, was euer war!
Der Krieg iſt weggenommen,
Der Fried' iſt wiederkommen;
Gott ſey Lob, Ehr' und Preis!
Jetzt ſcheinet uns die Sonne f
3 6 Und
350
-
Und bringt nach Trauren Wonne;
Drum, Preußen, lobe Gott mit Fleiß!
Groß ſind, Herr, deine Gaben,
Die wir empfangen haben
Von deiner milden Hand;
Zu vielen tauſend Malen
Kann man ſie nicht bezahlen,
Die du uns allen zugewandt.
Wir bitten deine Treue:
Den Frieden uns verleihe,
Herr Gott, zu unſer Zeit!
Wir wollen dafür oben
Mit allen Engeln loben
Dein' Ehr' und große Herrlichkeit.
M. Valentin Thilo.
Geb. 1607 zu Königsberg. Geſt. 1562 ebendaſelbſt als Profeſſt
der Beredtſamkeit und koͤnigl. polniſcher Geheimer Seeretaͤr. D
von den Mehrſten ihm zugeſchriebenen Lieder find zum Theil zwi
ſchen ihm und einem alteren gleichnamigen Thilo, der im J. 1620
als Diakonus in der Altſtadt Königsberg ſtarb und vermuthlich
fein Vater war, ſtreitig. Das letztere von den beyden folgenden
hat nach der Angabe des Koͤnigsb. Gef. Buchs von 1690, S. 953%
beſtimmt den jüngeren zum Verfaſſer; und auch das erſtere iſt
wie in M. Lilienthals vernuͤnft. Gottesdienſt des Singens (Kö
nigsberg 1752) bemerkt wird, von ihm, obgleich die ältere Aust
von 1723, S. 14. den Vater nennt. Die vierte Strophe iſt
manchen ſpaͤter erſchienenen Geſangbuͤchern verändert. [Ne
preußiſches Geſangbuch, Königsberg 1650. S. 27. Chriſtliche
außerleſenes Gebeth-Buͤchlein. ib. 1655. 12. S. 77.
Wuͤrdiger Empfang des Heilandes.
Mit Ernſt, o Menſchenkinder,
Das Herz in euch beſtellt!
Bald wird das Heil der Suͤnder,
351
Der wunderſtarke Held,
Den Gott aus Gnad' allein
Der Welt zum Licht und Leben
Verſprochen hat zu geben,
Bey Allen kehren ein.
Bereitet doch fein tuͤchtig
Den Weg dem großen Gaſt,
Macht ſeine Steige richtig, W f
Laßt alles, was er haßt; J
Macht alle Bahnen recht,
Die Thal' laßt ſeyn erhoͤhet,
Macht niedrig, was hoch ſtehet,
Was krumm iſt, gleich und ſchlecht!
Ein Herz; das Demuth liebet,
Bey Gott am hoͤchſten ſteht;
Ein Herz, das Hochmuth uͤbet,
Mit Angſt zu Grunde geht.
Ein Herz, das richtig iſt
Und folget Gottes Leiten,
Das kann ſich recht bereiten,
Zu dem kommt Jeſus Chriſt.
Das war Johannis Stimme,
Das war Johannis Lehr';
Gott ſtrafet den mit Grimme,
Der ihm nicht giebt Gehoͤr.
O Herr Gott, mach auch mich
Zu deines Kindes Krippen;
So ſolhen meine Lippen
Mit Ruhm erheben dich.
Morgenandacht.
Auf, auf, mein Herz! zu Gott dich ſchwwing',
Mit Freuden deinem Schoͤpfer ſing',
Weil ſchon die Nacht vergangen.
.
Gleich⸗
Gleichwie vom Schlaf ſich jetzt aufrichttt
Der Leib: ſo laß der Seelen nicht
Ein'n Suͤndenſchlaf an hangen.
Sieh, wie mit friſcher Wackerheit
Der ganze Erdkreis iſt bereit, 1
Des Schoͤpfers Macht zu ehren
Ja, was ſein ganzer Raum beſchleußt, 5
Mit hoͤchſter Mühe ſich beſleißt,
Des Schoͤpfers Ehr' zu mehren.
Was ſoll denn dieſe Traͤgheit ſeyn,
Die nur, mein Herz, bey dir allein
Noch gleichwohl wird geſpuͤret?
O ſey nicht dummer wie das Wild:
Du biſt ja mit des Schoͤpfers Bild
Von ihme ſelbſt gezieret. 0 9.
Nun, Herr, du ſchaffeſt dieſes Lacht, u»
Das jetzt ſchwach durch die Wolken bucht,
Bald voͤllig wird aufgehen;
O laß auch in dem Herzen mein
Aufgehen deiner Weisheit Schein,
Daß ich dich moͤg' verſtehen. .
Auch Gras und Blumen du jetzt chm,
Da du mit deinem Thau erquickſt
Das duͤrre Land der Erden;
Wenn auch dein Geiſt mein Herz beſeuchrt
Mit ſeiner Gnad', ſo wird es leicht
Von Tugend fruchtbar werden. a
Ja hilf, Herr, daß ich dieſen Tag a
Nach deinem Wort fo enden mag, |
Damit ich dir gefalle,
Wenn dort der ewig' Tag anbvicht,
Da du, o ſchoͤnes 1
Wirſt ſcheinen uͤber Alle.
51 -
—— | | | 0‘
y
en 3
.
_ *
353
| M. Georg Mylius.“
Geb. zu Königsberg, wo fein Vater gleiches Namens Prof. der
Theol. war. Geſt. 1640 als Pfarrer zu Brandenburg in Preußen.
(Koͤnigsb. Gef. B. v. 1690, S. 1030.) ‚Er. gehörte unter die guten
Koͤpfe jener Provinz, welche die Liebe zur Dichtkunſt damals zu
einem engern Freundſchaftsbunde vereinigt hatte, und unter denen
Robertihn, Dach und Albert am meiſten hervorragten. Bey bey⸗
den folgenden Liedern ift fein Name ausdrücklich angegeben. New
preuß. Geſangb. Koͤnigsb. 1650. S. 720. Ander Theil der Arien
etlicher theils geiſtlicher, theils weltlicher = Lieder, zum Singen
und Spielen gefeget pon Seinrich Alberten. Zum 4ten Mal
gedruckt. Daſ. 1652, Fol. No. 6. Die erſte Ausgabe war ſchon
1640 erſchienen f |
12°
Andenken an den Tod.
Herr, ich denk' an jene Zeit, 5
Wenn ich dieſem kurzen Leben
Wegen meiner Sterblichkeit
Gute Nacht ſoll geben,
Wenn ich werd' auf dein Gebot
Durch den Tod
Alles uͤberſtreben.
Was fuͤr Hoͤllenangſt und bir,
Was fuͤr Furcht und großes e |
Leid und Trauren ohne Zahl |
Wird fih da erwecken! N
Satan, du wirſt immerzu
Ohne Ruh |
Meine Sind’ aufdecken. |
Mein gebrochnes Augenlicht
Und die faſt erſtarrte Sinnen,
Mein verfallen Angeſicht
Eilen dann von hinnen.
Alles wird mir abgerafft;
I 5 Gelſt
—
354 ‚-
— TK
Geiſt und Kra r
Will mir gar. zerrinnen. Ine u
Meine Fuͤße werden Eis om Jo
Bap den harten Herzensſchagesn wa
Laß ich kalten Todesſchwei nn.
Baum enn
Alles will ſich legen; rennen ee e
N 9 di r ande
Meiner welken Zungen Bud 5 17 ER
Iſt geſpannt, | Sören re ee
Und kann ſich nicht regen. Di; a ng *
Dirſer Leib und dieß Gebein, 1
Ob ich noch ſo aͤngſtlich zage, * ihr *
Muß der Wuͤrme Fraß doch fan 9
Ueber wenig Tage; 7 us
Alles iſt der Schlangen Raus, id n
Ach’ und Staub, 1112 * 1 ai 1
Was ich an mir trage. | Eu 9
Jeſu, ſteh' alsdann mir behn )
Laß mich Armen nicht verderben,
Mach' mich aller Aengſten frenr Wa
Durch dein Blut und Sterbe nn
Troͤſte mich durch deinen n . f UN
Der mich heißt e dus Irre e
Gottes Kind und Erben! ; nr or G
Hilf, daß ich dieß Pilgerland," " 1
Dieſes eitle Thun moͤg' haſſenn n
Und mir recht den Himmelsſtand une fe 2 0
Im Gemuͤthe faſſen! 10 ee
Dann will ich in Fried" und . *
Hie davon, f 1e en Cu
Und die Welt verlaſſen.
ine Mu DD N
tan, im ua Due 7
355
, Unvollfommenbeit des Erdenlebens.
Wieinen in den erſten Stunden,
"Aller Schwachhett, aller Pein
Immer unterworfen ſeyn,
Immer tiefe Herzenswunden,
Reizungen zu boͤſen Suͤnden
Und verderbte Luſt empfinden;
In ſo ſchweren Sorgen ſtecken,
So viel Falſchheit, fo viel Neid
Dieſer ganz verboſten Zeit,
Schmach, Verfolgung, Noth und Schrecken,
Unſrer Freunde herbes Klagen
Und ihr ſtetes Leid ertragen;
Wuͤuſchen, und doch nicht genießen,
Glauben, und doch mit Betrug,
Reiſen, und doch mit Verzug,
Lachen, und doch mit Verdrießen,
Streiten, und doch ſelten ſiegen,
Hoch ſeyn, und doch unten liegen;
Mehr und mehr die Kraͤft' ablegen,
Wenn uns Krankheit uͤberfaͤllt,
Die hie ihre Zeiten hält,
Und des ſchnellen Todes wegen
Stets in Furcht und Hoffnung ſchweben:
Dieß iſt unſer ganzes Leben.
Sag' nun, der du dich ſo ſehneſt,
Der du fo viel Wuͤnſche thuſt
Nach der eiteln Lebens⸗Luſt,
Und dich gar zu ſehr gewoͤhneſt,
Deine Jahre lang zu zaͤhlen:
Iſt es nicht ein lauter Quaͤlen?
nne
32 Ro-
386
Nobert Robertihn.
Geb. 1609 zu Königsberg ein Preußen. Geſt. 648 cbendaſelbſt als
Rath und Oberfeeretär bey der Preuß Regie * itens —
Dachs vertrauter Freund, und dem labtern durch T.
Liebe zur Dichtkunſt mehr wie irgend einer feiner Mi 9 2
wandt. Im Fache der religibfen Poeſie hat er nicht viel geliefert
zu den eigentlichen Kirchengeſüngen gehbren nur ein Paar ſeiner
Lieder, und mehrere ſind Ueberſetzungen aus e
welches auch bey dem zwenten der hier Names iſt. *
was er, wenn er gewollt, auch. in dieſem Fach
nen, zeigen die wenigen Versuche 4 1 Ha
iſt bey beyden Liedern angegeben; bey dem erſten ſteht di 1
zahl 1634. kater cel der Arien erlicher theils gei ze.
Lieder, geſetzet von 3 Aubberten m. 1652. No. 3. erter
Theil ꝛc. No. 12] Y nn 1 u |
Troſt am Grabe Früßbollendeter⸗ l
Daß alle Menſchen ſterben muͤſſen, * 9
Befremdet fer Keinen mehr, He 4 *
Weil wir es nebel Gottes Lehr“ 7
Aus aller Tag' Erfahrung schließen. * >
Was einmal ſeinen Anfang nimmt, Be;
Dem ift ſein Ende gleich beſtimmt.
Nur dieſes ſcheinet zu beklagen, ur n een
Wenn man ganz wider Hoffen ſſeht, nn.
Daß einer aus der beſten Blüth' il and
Jus finſtre Grab wird hingetragen, >
Eh' er des lieben Lebens Sag 0
Bis an die Hälfte bringen mag.
Der Unmuth aber muß ſich ſtillen a 40
und einzig ſeyn an dem begnuͤg ,
Was ſich mit muſerm Leben fügt enn
Nach dem ohn' Zweifel weiſen den 1
Des, der uns feinen Athem giebt“ 7
Und wegnummt, wenn es ihm geliebt. .
0. „ Als, 5
25
357
Als, wenn int unſern Sommertage zg
Die Jungfrau eine Roſe bricht
Und achtet andrer Blumen nicht.
Die Roſe ſich nicht kann beklagen,
Als ſey ihr Leid daran geſchehn, er hun Bo
Daß fie für andern ward erſehn un g
Sie hat mehr Urſach, hoch au sangen,
Daß ſie in ihrer ſchoͤnſten Art bi 10.
Von lieber Haud geraubet ward, mn
Da andre, die noch blieben Bun 9471 50.
Der Sonnen oder Regens en f
Verzehrt ohn' alle Nutzbarkeit: er 1 Pr 2
So, wenn Gott einen, den e er e lebet,
Aus feinem beſten Staude nimmt
Und ſeinen Tod ihm fruͤh ‚beklagen He
Seyn wir mit Unrecht drum betruͤbet. 2
Er weiß die rechte Zeit gar wohl, Sit . 8
Wann unſer Tod uns nutzen fol; chi, 9 16152
Fkützlings⸗ - Freude, J
Der Meiſter iſt ja lobenswerth, 8 ee
Der alles hat gebauet 9
Und vaͤterlich erhaͤlt und naͤhrt, aM
Was unſer Hug anſchauet; } |
Der dieſe Welt, ſo raum und lan,
In treuer Huth bewachet, 11 Nr
Und mit Abwechſelung der Zeit bee, *
Das Liebe lieber machet. Pr.
Von Winterſroſt war alles kahl, |
In Schnee und Eis begraben:
Noch hat dit. Erd; auch dieſes Mal
Sich aus dem Leid erhaben. 5 106
Die Zeit kommt wieder zu uns a,
Die Berg und ur bebluͤmet, Dalai
358 |
Und hienat, wie ſie immer kamm
Des Schöpfers Mildheit ruͤhmet.
Der May, der allen Simmern pflegt
So manche Luſt zu ſchen kn.
Daß auch ſein Name Freud' a 101 w
So oft wir ſein gedenken
Der May, das ſchoͤnſte Stück N .
Hat ſich ſchon laſſen ſehen; di
Die Luft iſt rein, die Sonne un, 2 nei |
Die linde Windchen wehen. 8 n
Der Thau erfriſcht den Fa Ste, *
Der unlängft war erfroren 51 er
Die Fiſche gehn im Bach und See, |
Als wieder neugeboren. Ha) enn
Die Wieſen ſeyn von Farben teich / Nn ul
Der Wald von jungen Sproßennñ 98
Des Himmels Segen wird zugleich 15
Dem Erdreich zugegoſſen. PR
Die Bienen ſtreifen rottweiſ' aus,
Das Honig heim zu bringen; BE
Die Schwalbe ſucht ihr firnes Haus; =
Die Lerch’ hebt an zu fingen. 1
Die Nachtigall laͤßt ihren Klang je
Durch alle Buͤſche hören,
Des allgemeinen Herren Dank
So gut ſie weiß, zu mehren.
Der warme Saſt ſteigt auf und et has
Den Bäumen neue Blätter; 9
Die Heerd' iſt fröfich, tanzt und a
In dieſem fi ſchoͤnen Wetter. ei .
Ein jedes Thier kann Fatefannlich 1
Sein Herzbegehren füllen: I N e
Der Menſch allein verwirret ſich 1
In wankelbaren Grillen. ne
9 70
359
— m Der Menſch, der keinen Augenblick (de
An einem Wunſch kann kleben,
Wirbt nur um einen Moͤrderſtrick,
« 1 toͤdt't ſein eigen Leben. *
5 Sein Leben, das doch ſchon vorhin
Nicht lange Friſt kann dauren,
Will er mit einem truͤben Sinn
en über das ver ſauren.
Ein Vieh ſtirbt hin, und feine Noth N
Shen hierin wohl bequemet: 9
Der Menſch ſtirbt mehr als Einen Tod, |
| fich zur Unzeit graͤmet.
5 Er prahlet immer auf Verſtand;
Ach, ließ er den doch merken, 1058
Und machte ſeinen Ruhm bekaunt 5
In tugendgleichen Werken! ent. nu cen d
Ach, daß er ſich doch weiſen leß, N
Auf Gott ſein Thun zu ſtellen 0 en
Die Erde waͤr' ein Paradies; *
Mach wird fe ie, ihm 1 Halen. ah
1 U
M. Simon Dach. hal
Geb. 1605 zu Memel. Geſt. 165% als Profeſſor der Poeſie zu
Koͤnigsberg. Ein Meiſter in feiner Kunſt, wie wenige. Das
vollſtaͤndigſte Verzeichniß der ſowohl in lateiniſcher als deutſcher
Sprache von ihm geſchriebenen Oden und Lieder, aus den Wa:
pieren des Prof. Arlet in Breslau mitgetheilt, findet ſich im oten
und loten Bande des Neuen Bücherſaals der ſchoͤnen Wiſſenſch.
und freyen Kuͤnſte. Leipz. 1750. 31. Die geiſtlichen, deren Amahl
ſich nach dieſem Verzeichniſſe auf mehr als 150 belaͤuft, kamen
faſt alle bey beſondern Veranlaſſungen, vorzüglich bey Sterbefaͤllen
angeſehener und dem Verfaſſer befreundeter Perfonen, zum Vor⸗
ſchein. Eine Auswahl der vorzuͤglichſten, bis zum J. 1649 erſchle⸗
nenen machte H. Albert in den acht Theilen feiner. Arjen (1640
* - 1650)
*
360
1530) zuerſt öffentlich bekannt; die fpdter verfertigten Find in den
Königsbergiſchen Geſangbuͤchern vom J. 1650, 16557 1657, und
am vollſtaͤndigſten, fo viel ich. weiß, in der Ausgabe von 1690
anzutreffen. Die Preußiſchen Kirchen nahmen ihrer wohl vierzig
bis funfzig unter die gottesdienſtlichen Geſaͤnge auf; in andern
Gegenden, namentlich in unſern niederſaͤchſiſchen Landen, wurde
nur von ſehr wenigen oͤffentlich Gebrauch gemacht. Und doch ver⸗
dienten ſie mit weit groͤßerem Rechte für die kirchliche Erbauung
benutzt zu werden, als manche andre in dieſer Zeit verfertigte,
denen ein glaͤnzeuder Beyfall zu Theil ward. Dach iſt in feinen
beiten Liedern, die verhaͤltnißmaͤßig eine ſehr bedeutende Zahl aus⸗
machen, dem P. Gerhard nach meinem Gefuͤhle vollkommen gleich⸗
zuſtellen; er ſchreibt eben ſo gedankenvoll, eben ſo einfach und
herzlich, mit eben dem ſanften und doch durchdringenden Feuer,
wie dieſer. Ja, er übertrifft ihn noch an Correctheit und Ele⸗
ganz der Schreibart, und beſonders an feinem gebildeten Ge⸗
ſchmacke in der Darſtellung, gegen den der ſonſt trefliche G. doch
hie und da verſtoͤßt. Bey dem entſchiedenſten Dichtergeifte und
bey einer für feine Zeit außerordentlichen Gewandheit in der poe⸗
tiſchen Sprache weiß er ſich dennoch immer aufs gluͤcklichſte in
der mittleren Sphaͤre, die dem geiſtlichen Liede zukommt, zu er⸗
halten, und jedes zu ſtarke Bild, jeden zu uͤppigen oder geſuchten
Schmuck der Rede zu vermeiden. Die beſten, d. h. mir am beſten
fiheineuden feiner Geſaͤnge, die ſaͤmmtlich mit ausdrücklicher An⸗
gabe feines Namens in den angeführten Sammlungen vorkommen,
laſſe ich hier folgen; manche, auch recht gute, beſonders aus dem
von ihm ſehr fleißig bearbeiteten Fache der Sterbelieder, mußten
wegbleiben, weil ſie den aufgenommenen von gleichem Inhalte zu
ahnlich, oder nur Ueberſetzungen und Paraphraſen bibliſcher Abs
ſchnitte ſind. Das achte in der Ordnung iſt vom J. 16455 das
neunte vom J. 1648; das zehnte vom J. 16475 das eilſte bey
R. Robertihns Tode 1648 zuerſt Öffentlich erſchienen, aber ſchon
einige Jahre vorher auf Verlangen dieſes feines Freundes aufge⸗
ſetzt. [Erſter Theil der Arien ꝛe. von Seinr. Alberten. Koͤnigsb.
1652. zuerſt 1642. No 1. (Parodie eines weltlichen Liedes von Ro⸗
derthin.) Ander Theil ze. ib. eod. zuerſt 1640. No. 1. Dritter
Theil ꝛc. No. 2. 4. 10 (m. Wegl. zweyer Str.) Vierter Theil ze.
No. 5. Sechster Theil ze. No. 4. Siebenter Theil ze. zuerſt
| | 1648.
- 361
1648. No. 5. 8. 12. New Preußiſches Geſangbuch ꝛe. Königsb.
1650. S. 700. 741. Preußiſches Neu ebe walſtändigen 10.
Geſangbuch. ib. 1690. 8. S. 754. 1116.
Lebensweisheit.
Ach, laßt uns Gott doch einig @.i. nge) leben, |
So lange wir im Leben ſeyn!
Vielleicht bricht jetzt der Tod ash
Dann ſteht uns Rechenſchaft zu geben
Von allen, was fo wohl uns hat
Und außer Gott gefallen hat. a N
Der argen Welt verkehrtes Scherzen
And was durch Tuͤcke maucherhand
Uns bringt um Urtheil und Verſtand
Und oft zum Henker wird im Herzen,
Wird wie ein Rauch und Dampf zunicht,
Eh’ als der Athem uns gebricht.
Drum, weil ſich unſre Bruſt kann heben,
Eh' uns der warme Geiſt entweicht
Und dieß, was irdiſch iſt, verbleicht,
So laßt uns Gott' doch einig leben!
Der uns das Leben hat beſchert,
Iſt, daß mau ihm leb', auch wohl werth.
Notbwendigkeit der Erdenleiden,
Kein Chriſt ſoll ihm die Rechnung machen,
Daß lauter Sonnenſchein Hie um ihn werde ſeyn,
Und er nur ſcherzen muͤß und lachen;
Wir haben keinen Roſengarten
Hie zu gewarten. EN
Wer dort mit Chriſto hofft zu erben,
Gedenk' auch fuͤr und fuͤr, In dieſer Welt allhter
Mit ihm zu leiden und zu ſterben. ke
Hie wird, was Gott uns dort 47
Durch Kreuz geboren. |
Was
362
Was mußte Chriſtus felbft ausftehen! <: > > mm
Er mußte ja durch Noth Und rr Tod dr
Zu feiner Herrlichkeit eingehen; ‚see zZ
Und du vermeinſt, mit Recht u ans >
In boͤſen Tagen? | 59 4 5 |
Der Wein muß erſt geraten werden, ie Da
Eh' als fein füßer Saft Das Trauren von uns b
Der Weizen, ſo nus ſtaͤrkt auf War 4 070
He
Uns erſt zu nuͤtze. 4 9 15
Gold, Silber, und viel ander Weſen 3 5 N
Muß auch durchs Feuer gehn, Eh' als es bam belehnt
Ein Kranker, will er recht geneſen, un Wet
Wird uͤber den Arzneygetraͤnken um Pe aur
Sich nicht viel kraͤnken. ph D .> 14.L
Wer hat den Siegeskranz getragene 3
Der nicht vom Uebermuth Der Feind’, in ech un Blu
Und Kummer, hat gewußt zu ſagen? en 02
Wer wird das Ziel im Wetterennen 85 Gut
Ohn' Staub erkennen? % em ar
Iſt noch fo viel uns widerfahren,
So iſt doch dieſes Leid Nicht werth der Herrlichkeit,
Die Gott an uns will offenbaren
Weil fie nach dieſen kurzen Bären. uch Rai: n re
Soll ewig wahren. dee
u 5
Aufblick zum Himmel im Seal
Es iſt ja wahr, wir haben nun 5 9 ir:
Die befte Seel; und Augen Weide.
Wenn auf dem bunten Blumenkleide
Dieß immer dem zuvor will thun |
Und praͤchtiger ſich meyut zu machen; er
Daher man jetzt ſieht alles lachen. e
363
Geht, Kinder, auf das Feld zeiftreiit,,
Und pfluͤckt euch von der Frucht des Lenzen,
Hie gelb und blau, dort gruͤn, zu San!
Beraubt das ſchoͤne Mayenkleidz
Geht, von Narciſſen und Violen, 0
So viel euch gut duͤnkt, einzuholen! 2
Doch eh' ihr dieß und das’ berührt, 2
So ſchwingt zuvor aus dieſen Schranken
Hinauf gen Himmel die Gedanken,
Wo zu Gemuͤth euch wird gefuͤhrt,
Was dort in jenen Kranz der Ehren
Fuͤr ſchoͤne Blumen doch gehoͤren.
Der Lilien farbenreicher Pracht,
Die Zier der Tulipan und Nelken
Muß oft vor Abends noch verwelken,
Wie ſchoͤn ſie uns auch angelacht:
Der ewig gruͤne Kranz der Frommen
Wird nie um ſeinen Zierrath kommen.
Es gruͤnen Blumen ihm zu gut sit
Dort an den ſilberklaren Quellen; 1 l
Kein Nord iſt, der ſie weiß zu faͤllen,
Kein Brand, der ihnen Schaden thut;
Der Thau des Lebens muß ſie netzen
Und hoͤchſte Klarheit auf ſie ſetzen.
Wie ſelig werden die doch ſeyn,
Die dort in eitel Vorjahrs⸗Tagen
So ſchoͤne Kraͤnze werden tragen!
Fragt ihr, ob dieſer Blumenſchein
Auch euer Haar einmal wird kleiden?
Ja, wo ihr fromm koͤnnt ſeyn und leiden.
Abſchied von der Welt.
Was willſt du, armes Leben,
Dich trotzig noch erheben?
OR
Du mußt ohn Saͤnmniß fort,
Recht wie fern von der Erden Fein u
Die ſchnellen Wolken werden R.
Zerflattert durch den Rorrd. er
Das, was mau um dich fpürel/ wor 1)
Was dich betruͤglich zieren,
Dein Anſehn, deine Gunſt ,
Iſt nur ein Haus der Plagen
Und, recht davon zu ſage n
Ein Schatten, Rauch und Bu. 1 2
Du zeigſt an allen Euden ud f MR.”
Uns mit untreuen Haͤnden
Der Wolluſt falſchen Schein.
Die ſich verleiten laſſe, a
Was muͤſſen ſie erfaſſennmnn Ha Bu®
Die ſtrenge Seelenpein. 75. N
Drum, weil ich ja muß ſterben.
So will ich mich bewerben
Um ein recht gutes Gu, ©),
Um ein ſtandhaftes Leben,
Das Chriſtus mir kann geben
Durch feiner Unſchuld Blut.
Herr Jeſu, Zwang der Höllen, n,,
Der du uns tauſend Stellnn
Im Himmel aufgeraͤum mn.
Nimm mich in deine Haͤnde, » i 7100 N
Weil meines Lebens Ende
Sich nahet ungeſaͤumt! 4 1% da „ui ER
Eil' aus der finftern Hoͤſen 221 OO
Mit meiner armen Seelen, M o
Und bring mich an das Licht, 1
Da du ſelbſt, Glanz und Some,
Mit Strahlen deiner Wonne
Verklaͤrſt mein Angeſich t::
2.
*
—
Er
j
365
So werd' ich fllt enn
Worauf wir hie nur bauen
Durch Glauben an dein Wort,
Und mit der Schaar der Frommen
Aus Sturm und Wellen kommen
Zu dem gewuͤnſchten Port.
Weisheit im tigt.
Sol mein Geiſt gebücket gehen
Und ohn' alle Hoffnung ſtehen, |
Wenn ein Unglück an mich ſetzt?
Soll ich zagen in den Noͤthen,
Wenn ein Unfall, mich zu toͤdten,
Grimmig ſeine Zähne wetzt?
N Nein, ich will zu keiner Seiten
Sondern fleißig mein Gehör n.
Ihrer guͤldnen Nede leihen; ee
Sie wird meinen Geiſt befreyen >) a ine
Durch die edle Zucht und Lehr.
Ob ich noch ſo ſehr mich freſſe 0
Und mein Leiden ſtets ermeſſe:
Hoͤrt es durch dies Mittel. auf?
Ja! ſo wenig ich der Winde
Brauſen durch mein Schelten binde Aba
Und der Strome ſchnellen Lauf.
Wie wir ſehn die Wolken fliehen
Und fie über uns hin ziehen,
Wehren aber ihnen nicht:
Alſo kann des Menſchen Graͤmen
Nichts von ſeinem Leiden Aung. 1
Wenn es giftig auf ihn ſticht.
Welcher nur in. boͤſen Fallen
Sich fo kluͤglich weiß zu ſtellen,
#
—
Aus der Weisheit Wege schreiten,
}
Als gieng' ihm ſein Leid nicht an: * >
Schauet wie mit fremdem Herzen
Auf das Wuͤthen feiner Schmerzen: aur
Iſt am allerbeſten dran. "
Endlich wird das Unglück —
Und ihm ſelbſt die Kräfte ä — a ec
Durch die nimmer ſtille Zeit,
Welche, wie fie allen Dingen
Soll und muß die Endſchaft bringen,
Alſo auch der Traurigkeit
Da denn oft das tiefſte Leiden
Wird erſetzt mit tauſend Freuden, n
Welches uns denn ſaufter thut,
Als wenn wir nur ſtets in Lüften
Nichts von Noth zu ſagen wüßten,
Friſch am Leibe, reich am Gut.
Nach des Winters kalten Winden
Muß die Vorjahrsluft ſich finden
und die grüne Sommerjir;
Nach den harten Donnerſchlaͤgen,
Nach den Wolken und dem Regen g
Kommt die guͤldne Sonn' herfuͤr.
Letztlich pflegen wir zu lachen
Der vorhin betruͤbten Sachen,
Und erzwingen dieſen Schlußß .
Wer der Weisheit nachzukommen |
Sich bemüht, hat diefen Frommen,
Daß ihm Alles dienen muß.
Andenken an den Tag des Gaube.
Ich ſteh' in Angſt und Pein, U
Und weiß nicht aus noch einn
Der Sinnen Kraft fälle nieder,
Das Herz will mir zergehn, n.
J
1
1998
f
367
Die Zunge bleibt mir ſtehn,
Mir ſtarren alle Glieder,
So oft als die Gewalt
Der Stimm' in mir erſchallt:
Ihr Todten in der Erden,
Steht auf, und ſaͤumt euch nicht,
Kommt vor das Halsgericht,
So jetzt gehegt ſoll werden!
Ach Gott, kein harter Schlag
Des rauhen Wetters mag |
Die Felſen fo erſchuͤttern, zZ
Als dieſer Ton mein Herz;
Und waͤr' ich Stahl und Erz,
Ich muͤßt' hiefuͤr erzittern.
Ich eß', ich wach, ich ruh, |
Ich thu' auch, was ich thu , . E
Sey, wo ich will, zu ſpuͤren:
So muͤſſen fort und fort
Mir dieſe Donnerwort'
Herz, Geiſt und Seele ruͤhren.
Denn werd' ich nicht gewahr,
Wie in ſo großer Schaar
Die Menſchen ſtets verbleichen?
Den raft die Peſt, den Gluth,
Den ſchickt die wilde Fluth
Wer iſt, der helfen kann?
Hinunter zu den Leichen.
Die Reih' kommt auch an michz
Das Ende ſoͤrdert ſich, 5
Das Keinen kann begnaden. f
Der Tod iſt vor der Thuͤ e *
Und klopfet an bey mir, a
Mich ſchon dorthin zu laden.
Wen fleh' ich doch nun an?
Wer
wr
Ich will auch jederzeit Nd ar
\ a
Wer wird das Wort mir ſprechen d sanft GER
Hier hilft nicht Gut, nicht Geld::
Der den Gerichtstag hal, ::; P
Laͤßt ganz ſich nicht beſtec hen
Hat nicht auf Purpur Acht
Nicht auf der Kronen Pracht.
Noch auf Gewalt und Titeel um
Begehrt nicht, zu verſtehgg dn.
Daß die in Seide geen
Und die im groben Kitten.
Ach komm, Herr Jeſu Chriſt,
Komm! dieſes einig iſt, 2 * 21
Warum du Menſch geboren. A e
Komm, mache durch dein Blut
Die boͤſe Sache gut! en
Sonſt bin ich ganz verloren.
Komm, fuͤhre du mein Wort, °
Und laß mich, o mein Hort, siehe
Den Spruch der Guaden hören!
Jetzt und in Ewigkeit ond int
Dich, meinen Fuͤrſprach', ehren.
Nichtigkeit des Irbiſchen.
Sep, meine Seel, in dich geſtellt,
Beruf' zuſammen die Gedanken, Win
Thu' einig dieß, nimm vor die Welt,
Durchſuch' ihr Weſen, Thun und Wanken; 85
Schau, ob ſie auch was anders ſey
Als Eitelkeit und Truͤgerey. 3 .
Vergnuͤget Ehre meinen Sinn 2 ‚va
Je größer? Ehr', je geößre Plagen. |
Groß Gut? Wie reich ich immer bin,
So will ich doch noch mehr er jagen.
369
Der Wolluſt Thun? Von ihrer Macht
Wird Leib und Seele durchgebracht.
Geſund und friſch von Leibe ſeyn?
Was hilft es mir, wenn ich muß alten?
In Summa: Arbeit, Muͤh' und Pein
Sieht man in allen Dingen walten;
Und wäre ja was außer Noth,
So frißt uns ſaͤmmtlich doch der Tod.
Wie groß wir ſind, wie ſchoͤn, wie zart,
So eilt er mit uns nach der Erden;
Was wir durch allen Fleiß erſpart,
Muß Andern hinterlaſſen werden.
Hie hilft kein Diamanten Thor,
Kein Schloß, kein Fels, kein Hochmuth vor.
Zeuch, Juͤngling, du nach Weisheit aus,
Und haͤrt' durch Arbeit deine Jugend,
Komm wieder heim, erfuͤll' dein Haus
Mit Ruhm und adelicher Tugend;
Und du, wend' alle deine Macht |
Auf Waffen und auf kuͤhne Schlacht.
Nimm du den Handel vor die Hand,
Zeuch über Meer, reiſ allenthalben;
Und du, ergreif den Liebesſtand,
Schmuͤck deinen Leib mit Seid’ und Salben,
Und wißt daneben allerſeit:
Dieß alles waͤhret kurze Zeit.
Wenn ihr dahin geſtrecket liegt,
Erblaßt und haͤßlich auzuſchauen,
Daß die Verweſung euch beſiegt
Und Jedermann muß vor euch grauen:
Mein! ſagt, was Nutz es euch doch giebt,
Die Eitelkeit, ſo ihr veruͤbt;
Voraus, wenu wir nun alle dort
Von unſerm ganzen Thun und Leben,
ba 2
*
—— —
Ja auch volt jeden ſchlimmen Wort
Gott ſchwere Rechnung ſollen geben.
O Herzeleid! was geben an,
Die nichts als ſchuoͤdes Ding hahn? A Kid
Kehrt um! es iſt ſehr hohe Zeit:
Führt augenblicklich euch zu Sinnen
Wie flüchtig ihr ſamt Allem ſeyd ::
Sucht Gott durch Buße zu gelte 140 1 2
Und liebt den Naͤchſten, wie mam fol" Sich
So iſt euch jet und ewig wohl A* h >
Trachten nach dem Ewigen
Nimm dich, o meine Seel,, in Acht!
Du mußt ſchon hier in dieſem Leben nn.
Nach dem, was ewig ſelig machtt,
Licht allererſt im Tode, ſtreben.
Sind es die Schaͤtze dieſer Welt, u
Die dich im Himmel auch verſorgenn
So renn' und lauf’, und ſammle Geb it
Um Mittag, Abend, Nachtzeit, Morgen.
Was aber iſt der Schrift Bericht?
Der Weltkreis, ſagt ſie, wird vergehen.
So koͤunen ja die Guͤter nicht ‚no ant
Den Fall des Himmels uͤberſtehen.
Und wirft dur täglich nicht gewahr,
Wie Die man hintraͤgt nach der Erden?
Die hebt man nackend auf die Bahr,
Ihr Geld und Gut muß Andern werden. 2
Was hat die Erde ſonſt vor dich!
Was kannſt du mit von hinnen bringenn?n
Nicht Pracht noch Hoheit Hält den Stich,
Vergaͤngniß herrſcht in allen Dingen. 5 Al
Der Himmel hat dein wahres Gut,
Nach dem du jederzeit ſollſt machten;
\
371
Daſelbſt hin ſchick! du deinen Muth,
Und lern' die Erde bald verachten.
O wer beſchreibt den Reichthum mir,
Der dort iſt beygelegt den Frommen? a: 2
Wer alle Luſt, zu welcher wir, 1
Wenn wir die Welt verachten, kommen? ö
Kein Ohr und Aug' hat je erkaunt
Und Keines Herz hat noch empfunden
Der Seelen Ruh' und Freudenſtand,
Die alles ſelig uͤberwunden.
Was hemmt die Erde meinen Lauf?
Was haͤlt ſie mich mit Zaum und Zuͤgel?
Ich ſehne herzlich mich hinauf; f
Wer giebt mir hiezu Adlers Flügel?
Komm, Jeſu, nimm mich zu dir ein!
Komm, ſaͤum' mich nicht in meinen Freuden
Ich habe Luſt, bey dir zu ſeyn, |
Und darum ſelig abzuſcheiden. che 8 {
Troſt am Grabe der Unfeigen.
Was ſtehn und weinen wir zuhauf
Bey dieſem todten Leichnam? Auf!
Gen Himmel ſchickt die Herzen;
Der weiſe Rath des Hetren hat
Selbs Theil au unſern Schmerzen.
Der Menſch, ſein ſchoͤnes Meiſterrecht,
Sein Wunſch, ſein Nachbild, ſein Geſchlecht,
Der nicht ohn ihn kann werben
Dieß Tagelicht, ſollt' er auch nicht 2
Nach feinem Willen ſterben?
Wir ſind ja Voͤgeln ien: Er
Nun faͤllt kein Sperling hin ohn' ihn,
Wofern die Schrift nicht fehlet,
Aa 2
„
i Nach
\
222
Nach der er gar anch ſelbs das Haar
Auf unſern Haͤuptern zaͤhlet.
Soll uns ſo lieb was ſeyn allbie,) mn ©
Das er ohn Widerred' und Muͤ h
Nicht ſollte von uns heben u sun maR
Der ſeinen Sohn zum Gnadenthron n se
Uns Suͤndern hat gegeben? WG md
So iſt auch ſein die gauze Welt aut
Fuͤr uns iſt eignes nichts beſtellt vR
Wir ſelbs find bloß des Herren.
Greift er uns ein: er nimmt, was ſein ;
Was ſollen wir uns ſperrenn;ñ̃):̃ 11
Und iſt uns wohl dabey zu Muth
Wenn er uns ſo viel Gutes thut
Sind wir ſo zart, zu leiden
Wie koͤnnen wir das Boͤſ' auch hier,
So er uns zuſchickt, meidn?n? 87
Gieb gern hin, was Gott haben will,
Halt feinem weiſem Rathſchluß kun! ar
Ihm haben ſtets gefallen, mj,
Die Uuſchuld ziert; und dieſe fuͤhtt
Er auch bald heim für allen. 710 a
Wer weiß es wol, vor welcher Noth
Er ſie zur Ruh' bringt Dun: den Tod:
Wir fuͤrchten mauchen Jammer. a 28
Wie wohl iſt der, den kein Beſchwer
Mehr ſchreckt in feiner Kammer! —
Gott thut wie ein getreuer Hirt, x
Der eines Wetters innen wird
Und treibt ſein Vieh zuſammen 2
Den Staͤllen zu in fahre Ruh
Fuͤr Hagel, Sturm und Flammen.
Er wird auch uns zu ſeiner Zeit
Heünholen aus der Sterblich kette
3
373
Zu feinen Himmelsſchaaren n
Er laß uns nur die Spmbendfene E
In jenes Leben fahren. | min TOR
8 auf die Stunde des Todes.
Ich bin ja, Herr, in deiner, Macht! 5
Du haſt mich an dieß Licht gebracht; |
Du unterhaͤltſt mir auch das Leben.
Du kenneſt meiner Monden Zahl,
Weiß 'ſt, wenn ich dieſem 8 fi
Auch wieder gute Nacht muß geben.
Wo, wie und wann ich ſterben oll,
Das weiß'ſt du, Vater, mehr als ee e
Wen hab' ich nun, als dich allein,
Der mir in meiner letzten Pein
Mit Troſt und Rath weiß z forüngen? 52
Wer nimmt ſich meiner Seelen, au,
Wenn nun mein Leben nichts mehr kann
Und ich muß mit dem Tode lungen n ci?
Wenn allen Sinnen Kraft gebricht,
Thuſt du es, Gott mein Heiland, nich?
eich duͤnkt, da lieg' ich ſchon vor mw
In großer His’, ohn Kraft, ohn Zier,
Mit hoͤchſter Herzensaugſt befallen.
Gehör und Rede nehmen az,,
Die Augen werden mir ein Grab:
Doch kraͤnkt die Suͤnde mich fur allen,
Des Sataus Anklag' hat nicht Ruh. SL
Setzt mir auch mit Verſuchung u u aka
Ich höre der Poſaunen Ton 2
Und ſeh auch den Gerichtstag hy .
Der mir auch wird ein Urtheil fete
Hier weiſet mein Griſenclüch, |
Da aber des Heſches Gu ade En
„
er 390
ö 9 11 € Mi
8100 1 05¹ N * Mich
*
—
u
v —
974
Mich Suͤndenkind hinab zur Hoͤſfnnnn
Da, wo man ewig, ewig: Leid!“ n In «D
Mord! Jammer! Angſt und Zeter! ſchreyt.
Kein Gold und Gut errettet i 5
umſonſt erbeut ein Bruder ſich, 1 8
Den andern hie erſt los zu machen,
Er muß es ewig laſſen ſtehn Nad
Wir werden ewig nicht entgehnn ,,,,
Kriegt einmal uns der Hoͤllenrachen.
Wer hilft mir ſonſt in dieſer Roth
Wo du nicht) Gott) du Todes Tod „ot Hulk
Der Teufel hat nicht Macht au N od ER
Ich habe bloß geſuͤndigt dir,
Dir, der du Miſſethat vergiebeſt. 2
Was maßt ſich Satan deſſen an,
Der kein Geſetz mir geben kann
Nichts hat au dem, was du, Herr, liebeſt? =
Er nehme das, was fein iſt, hinz
Ich weiß, daß ich des Herren bin.
Herr Jeſu, ich, dein theures Gut, 10
Bezeug' des mit ſelbs deinem Blut,,
Daß ich der Suͤnden nicht gehöre e..
Was ſchont deun Satan meiner den DN 1?
Und ſchreckt mich durch das Zorngericht?
Komm, rette deine Leidens Ehre! Pi 5
Was giebeſt du mich fremder Hand,
Und haſt ſo viel an mich gewandt? ind 855 m
Nein, nein! ich weiß gewiß, mein Heil,
Du läffeft mich, dein wahres Ro un 1855
Zu tief in deinen Wunden ſiß en.
Hie lach’ ich aller Macht al. Unst) und Noth, 0
Es mag eh, Holl oder Tod. dm n
Auf mich her donnern oder blitzen. ar
Dieweil ich lebte, war ich dein — 3 2
Jetzt kann ich keines Fremden ſehn. Get N
Iſt er uns uͤberlegen;
375
Gottes Vaterſinn bey ſeinen Zuchuthungens
Was? ſoll ein Chriſt ſich freſeenn —
Und nur fein Leid ermeſſen, n
Nicht auf den Herren ſehn?
Den aus dem Kreitze ſchließen,
Ohn' welchen, wie wir wiſſen,
Kein Ungluͤck kann geſchehn?
Ohn' Gott vermag uns allen
Kein Härchen zu entfallen, 0 N
Kein Finger weh zu eh ya
Er kann nicht mehr als wachen
Für feiner Heerde Sachen, n
Wie vormals, fo auch nun.
Sollt er es anders meynen 0 At
Als gut mit uns, den Seinen? Zr
Das glaͤub' ich ewig nicht. 8
In Truͤbniß uns verlaſſen An
Und unbarmherzig Hasse, ii 0 PN
Iſt wider feine Pflicht. „
Er weiß ſich anzuſtellen,
Als ſtuͤrz' er uns zur Hollen,
Und wär’ uns ſpinnenfeind;
Bleibt doch in allen Noͤthen,
Ja moͤgt' er uus auch toͤdten, *
Der allerbeſte Freund., ni
Er kann mit tauſend bade u x s
Sich fo uud ſo verkleiden e
In wilder Loͤwenhaut, ade
Iſt aber treu an Sinnen, di
Und wird bey ihm von iunen mi
Ein Vaterherz geſchaut.
Mit unbekannten Wegen
Seit
u: g
des bin ange- parse, o dne
Doch bleibt ſein weiſer Handel Be,
Und unerforſchter Wandel!
Von allem Tadel fremn.
Er pflegt nur ſeinen Frommen un 15 R
So grauſam vor zukommen
Wer weiß es, was er ſuch e! N
Er leitet uns zum Guten 1 u 15
Und hält durch ſcharſe Ruhen
Uns in der Kinderzucht.
Drum, o betruͤbte Seelen,
Schaut aus den Trauerhöfen
Auf feines Troſtes Licht!
Dem, der euch hat gequälet E la
und wund geſchlagen, fehle. Au RER ve
Es auch an Huͤlfe nicht. 1 Be
Gedenft, was dort 1 0 a,
„Uns, die wir Gott recht lieben,
Nutzt alles Kreuz und Peinn a.
Das Leid muß unſre Wonne, NN
Der Regen unſre Sonne, 9
Der Tod das Leben ſeyn. ?- 1 am
Seligkeit der Vollendeten. |
O wie felig ſeyd ihr doch, ihr Frommen, nl
Die ihr durch den Tod zu Gott bekommen! |
Ihr ſeyd entgangen
Aller Noth, die uns noch haͤlt gefangen.
Muß man doch hie wie im Kerker leben, L
Da nur Sorge, Furcht und Schrecken ſchweben;
Was wir hie kennen, gi
Iſt nur Muͤh' und Herzenleid zu nennen.
Ihr hergegen ruht in eurer Kammer,
Sicher und befreyt von allem Jammer;
Kein
——
Kein Kreuz und Leiden zn e de Nos
Iſt euch hinderlich in euren ae dh u
Chriſtus wiſchet ab euch alle — 2 % uff
Habt das ſchon, wornach wir ans ae heran 2
Euch wird geſungen ier sit
Was durch Keines Ohr allhie 3 3 ur
Ach, wer wollte denn nicht gerne ſterben
und den Himmel fuͤr die Welt erleben? Wm vn
Wer wollt' hie bleiben, „%, n M
Sich den Jammer laͤuger laſſen. Fare, J
Komm, o Chriſie, komm, uns auszuſpannen,
RE uns auf, und fuͤhr' uns bald von i bauen Bor:
Bey dir, o Sonne, 2
Iſt der frommen Seelen Freud und Wonne. b ze
4 mr
Troft der Ewigkeit I:
Schoner Himmelsſaal, Vaterland der e
Die aus großer Quaal Dieſes Lebens kommen.
Und von keiner Luft In der Welt gewuß !
Sey mir hochgegruͤßt! Dich ſuch' ich fuͤr allen,
Weil ich oͤd' und wuͤſt' In der Welt muß walleun,
Und von Kreuz und Pein Nie befreyt kann ſen.
Deinetwegen bloß Trag ich dieß mein Leiden,
Dieſen Herzensſtoß Willig und mit e ban
Du verfüßeft mir Alle Gall allhier. 8
Truͤg' ich durch den Tod Nicht nach dir Derlanget,
O in meiner Noth Waͤr' ich laͤngſt vergangen;
Du biſt, einig du, Nichts ſonſt, meine Ruhe.
Gott, du keunſt vorhin Alles, was mich kraͤnket,
Und woran mein Sinn Tag und Nacht gedenket; bi
Niemand weiß um mich, Als nur du und ich.
Hab' ich noch nicht ſehr Urſach, mich zu klagen,
Ey fo thu' noch mehr Plage zu den Plagen; |
Denn du traͤgft, mein Heil, Doch das meiſte Theil. i
2 8
7
378
— nnd
Laß dieß Leben mir Wohl verſalzet / werden
Daß ich mich nach dir Sehne von der Erden,
Und den Tod bequem In die Arme nehm.
O wie werd' ich mich Dort an der erquicken!
Du wirſt mich, und ich Werde dich au blicken,
Ewig herrlich, reich Und den Engeln gleicht. *
Schoͤner Himmels ſaal, Vaterland der Frommen,
Ende meiner Quagl, Heiß mich zu dir kommen! vn
Denn ich wuͤnſch' allein, Bald bey dir zu ſehn.
Borbete tung. auf bie, Ewig af 105
Du Wenſchenkind, erſchrick' und wach alk 12
Laß ſichre Leute ſcherzen; Horch du in deinem Herzen,
Was deine Glocke ſchlaͤgt, Dein Puls, der ſich bewegt,
Ob auch ſein letzter Schah Dir deinen Re sin Tag,
Den Lebensabend, trink”
Betreug' dich ſelber nicht! Dein ngſtes Halsgericht;
Wird dann nicht erſt ergehen, a erſtehen,
Wenn ſelbſt der Sonnen Tracht, Der koͤnigliche Pracht,
Luft, Himmel, Erd' und Fluth Durch die gemeine Gluth
Zu Rauch wird ſeyn gemacht.
Wir find uns ſelbſt die Welt: Wenn unſre Huͤtte fuͤllt
Und will nun in der Erden Zu Staub und Aſche werden,
Stracks wird uns unſer Lohn; Den tragen wir davon
Von jenem Richterſtuhl, Dort der der Hoͤllen Pfui,
Der hie die Himmelskron .
Ergoͤtzt dich nun voraus Der ewig'n Freuden Haus,
Der Seelen wahres Leben: Hier mußt du darnach ſtreben
Durch ſtete Reu' und Buß' Und durch der Thraͤnen Fluß,
Mußt durch des Glaubens Macht Die Weit ſammt ihre
I Penn! n Ne Oro
Thun unter deinen, Fuß. e ran en A
Zeuchſt du der Hoͤllen Quaal Weit Pe ,
So laß dich immer finden Im Greuel deiner Sünden; us ®
89 5 ö 5
m.
Wiß' aber, daß dein Leid Nicht währe nur kurze Zeit.
O nein, der Flammen Sturm Und dein amen Wurm
Stirbt nicht in Ewigkeit.
Zehntauſend Jahr' iſt viel, Doch haben ſie ein Ziel;
Ob hunderttauſend waͤren, Die Zeit kann ſie verzehren:
Die Ewigkeit allein Und ihrer Flammen Pein,
Der hier ich um und an Kein Ding e ann,
Wird gar ohn' Ende ſey n. f
Schlag hie mich fort und fort, Nur üer meiner dort,
O Jeſu, Troſt der Schwachen! Hilf meiner boͤſen Sachen,
Schick' Truͤbſal mancherley Und nur Geduld dabey!
Mach' aber, meine Zier, Daß ich en bien.
In ewig'n Freuden en:
—
Heinrich Arber |
Geb. 1604 zu Lobenſtein im Voigtlande. Ke der als V Siganif
am Dom zu Königsberg. Einer der vorzüͤglichſten Componiſten
und Dichter ſeiner Zeit. Die von ihm ſeit 1840 herausgegebenen
Arien, in welchen auch ſeine eigenen geiſtlichen und weltlichen
Lieder ſtehen, fanden ſo außerordentlichen Beyfall, daß ſie inner⸗
halb weniger Jahre mehrmals, z. B. der öte Theil in 7 Jahren
viermal aufgelegt werden mußten. Das dritte der hier folgenden
Lieder iſt vom J. 1641, das vierte vom J. 1648. Dritter Theil
der Arien de. Königsb. zum viertenmal gedr. 1652 Csuerfk 1643).
No. 6. Fuͤnfter Theil ꝛc. ib. zum drittenmal 1651 (zuerſt 16440.
No. 4. 6. mit Wegl. der letzten Str. Achter 2 ic. ib. 1656,
No. 9. m. Wegl. drryer Str./ in Druun
Verleugnung der Welt
O wie moͤgen wir doch unſer Leben
So der Welt und ihrer Luſt ergeben,
und uns ſelbſt ſcheiden
Von der frommen Ruh und tauſend Freuden?
Muͤſſen wir nicht auch nach kurzen Jahren
Zu deu Todten in die Grube fahren? | *
29 8
Fi
9
380 N
Es wird geſchehen, . ui doe Ade a
er Daß en eder feinen Lohn fol ehen * ien
Wenn die Welt ihr Ende nun genommen,
Und der Richter wird vom N fkommenn
Der wird entdeckeen˖ eee A
Alles, was wir meynten zu verſtecken.
D was wird er für ein Urtheil fallen,
Wenn er unſer Thun wird 3 ınp en
Weimer rwird finden d g
Wie wir hie gelebt in lauter Suͤndenn
O Herr Chriſte, wolleſt meiner ſthonen,
Und mir Sünder nach Verdienſt nicht lohnen! oil
Ich will verlaſſen ö ot ec el
Alle Welt, und ihre Luͤſte haſſen. Ni
Forthim folk, mein Leben dir zu Ehren
Nimmer ſich von deinem Wort abkehren. ed
Rue will ich bleiben; d een n een
Keine Welt ſolt mehr von dir mich neben. ien au
N70 Deine Gnadenthuͤr ſteht allen offen
Die auf dich in dieſem Leben been G 50
un Die ohn' er mitem SORT * 9 0
we Muſſen dort itt, Lei und Stel verderben.
„Darum rohe, ſch thich in deiue Winden, a
45 85 ich meinen. Sünden Rath geiunden; ea
Dein Kreuz und Leiden „ 0 Ae n d
Fiuhret mich zu wahren Himmelsfreuden. Dm N
Andacht am Morgen,
Gott des Himmels und der Erden, Q
Vater, Sohn und heil'ger Geiſt, NR 150 0 e
Der es Tag und Nacht läßt weldck, N On an,
Som 6 und Mond uns ſchetnen. Het, ns nu
Dielen ſtatke Hand die Weft. *
und was drinmar iſt, erbat! 1 a: | |
52 r
| Gott,
| 1
381
Gott, ich dauke dir von Herzen,
Daß du mich in dieſer Nacht 9
Fuͤr Gefahr, Augſt, Noth und Säeen
Haft behütet und bewacht, f
Daß des boͤſen Feindes Liſt
Mein nicht maͤchtig worden iſt. |
Laß die Nacht auch meiner Sünden
Jetzt mit dieſer Nacht vergehn!
O Herr Jeſu, laß mich finden 16
Deine Wunden offen ſtehn n
Da alleine Huͤlf? und Rathhyh
Iſt fuͤr meine Miſſethat! | un
Hilf, daß ich mit og Morgen
Geiſtlich auferſtehen mag 1 nen rd
Und für meine Seele forget, 217 co m.
Daß, wenn unn dein großer Tag,
Uns erſcheint und dein Gericht,
Ich davor erſchrecke nicht!
Fuͤhre mich, o Herr, und leite
Meinen Gang nach deinem Wort;
Sey und bleibe du auch heute
Mein Beſchuͤtzer und mein Hort!
Nirgends als von dir allein
Kann ich recht bewahret ſeyn.
Meinen Leib und meine Seele 1
Sammt den Sinnen und Verſt and..
Großer Gott, ich dir befehle It:
Unter deine ſtarke Hand!
Herr, mein Schild, mein Ehr' and Ruhm,
Nunm mich auf, dein Eigenthum! I
Deinen Engel zu mir ſende,
Der des boͤſen Feindes Macht, 22
Liſt und Anſchlag von mir wende, |
Und mich halt' in guter Acht.
. N Der
*
382
Der auch endlich mich zur Ruh uu n
u nach dem — zu? a un u .
Hinfälligeit. des mache.
Daß alle Menſchen ſterblich ſeyn,
Das macht die Sünde nur allein
Die Adam hat begangen.
*
4 5
0 2
>
= 65
— 4
*
9
Der Eifer Gottes ſtieß uns aus
Vom Himmel in dieß Jammer haus
Da uns der Tod muß fangen.
O weh! wie uͤbel ſund wir dran..
Weil Niemand ſicher leben kann
Fuͤr dieſes Feindes Wuͤthe n
Er wuͤrget, wie er an- uns ⸗ trifft,
Jung oder Alt; ſein Grimm und Gif wit
Iſt gar nicht zu beguͤten. N
Du armer Menſch, bedenke bah, al
In was fuͤr einem ſchwereu Joch 1
Du fort und fort mußt ziehen! i
Du ſollteſt ja um Ehr' und Geld ii 2
Und was gut ſcheint auf dieſer Wa, 2
Dich nicht ſo ſehr bemuͤhen. 0 2
Der Tod ſich deinem Schatten gleicht, = *
Der niemals Haarbreit von dir eie 8
Und folgt dir aller Enden; DA
Sein Bildniß ſtellt Gott ſtuͤndlich dir unten
An allen Ereaturen für, | 4909
Wo du dich hin magſt wendn.
Die Roſe bluͤht; bald faͤllt ſie ab. .
Jetzt lebſt du, Menſch, und mußt ins 9 1
Wenn deine Zeit wird kommen.
Der Vogel flog vorüber nus
Und niemand iſt, der ſeine Spur
Hatt irgends wahrgenommen. Er
928 N 5 0
N.
Dee
ET
——
Der Rauch vergeht; das Glas zerbricht:
Das Kleid verſchleußt und danret licht; 5 85
0 1771509
Ein Haus muß endlich Falten’;
Der Baum wird feines Schinucks beraubt
Und, eh' man's innen wird, eitſaubt:
So geht es mit uns allern n
Drum lebe ſo, daß du alteit 14 Bm 5
Zum Tod’ ſeyſt fertig und bereit,
Und huͤte dich für Suͤnde n
Laß dich berichten Gottes Wort;
Das wird dich einen ſichern Ort
Im Himmel lehren finden.
1
—
Ergebung beym Tode der ug. |
Der rauhe Herbſt kommt wieder!
Jetzt ſtimm' ich meine Lieder
In ihren Trauerton.
Die Sommerluiſt vergehet,
nt in der Welt befiehet,
Der Meuſch muß ſelbſt davon.
Du, Gott und Herr der Zeiten,
Wu, daß wir uns bereiten
Zu unſrer ene en een
Stets zeigſt du dein Gemuͤthe.
Schickſt uns aus milder Güte
Auch ſtumme Lehrer zu.
Die Roſe läßt. ſich brechen,
Wird niemals widerſprechen
Des Gartenherren Hand;
Der Apfel, zu genießen, 1
Faͤllt ſelbs zu deinen Fügen,
Laßt willig ſeinen Stand. |
Und du, Menſch, 3 nicht eben
dc deinem Gott ergeben?
e 1 >
Was iſt dein Get Ruhms „% h it
Daß er dich hat. erſchaffen, e d Ef
Geziert mit Glaubens waffen,
Zu ſeinem Eigenthum. * ya
Schickt er deun Kreuz und Soner, Am
Nimmt, was uns kommt vom Herzen
Er meynt's doch allzeit gut:
Und ſind wir Gottes eigen
So laßt uns ſtille ſchweige nns
Zu allem, was er thut.
Wer mag der Welt Getümmel 1 One An
Erwaͤhlen fuͤr den Himmel?
Hilf, Chriſte, Gottes Sohn, N
Daß wir uns ſtets gewoͤhnen
Nach dir allein zu ſehnen A 7 % 2
Und deinem Gnadenthron!?!; min e
ene. ut
M. Auguſt Buch werde = *.
Geb. 1591 zu Dresden. Geſt. 1661 als Profeſſor der Beredtſ
keit und Dichtkunſt zu Wittenberg. In der ſruchtbeingenden € a
ſellſchaft führte er den Namen des Genoſſenen. Ein Mann, it
welchem ſich ausgebreitete Gelehrſamkeit und feiner Geſchn
gruͤndliche Kenntniß der Latinitaͤt und vorzuͤgliche Gewandtheit
der Mutterſprache vielleicht mehr als bey irgend einem und
genoſſen vereinigte. Fuͤr feine hie und da zerſtreuten, aber
in Vergeſſenheit gerathenen deutſchen Gedichte erweckt ſchon de
Umſtand, daß Opitz ihn unter feine vertrauteſten Freunde 10 e
ein ſehr guͤnſtiges Vorurtheil. Als geiſtlicher Dichter hat er n
Neumeiſt. de poet. germ. p. 20. nur eines unter dem Ti U
Weihnachtgedanken und Nachtmahl des Herrn, zu Wittenberg
1638 in 4. herausgegeben; und nach Angabe des Meinungiſch |
GB. von 1711 (Wetzels L. H. Th. I. S. 13505 n Die
faſſer des folgenden Morgeuliedes. CAndachtiger Seelen g
liches Brand ⸗ und 76 5 Opfer, d. i. voll una G
vn 19 zu. Lei 91697. 8. 8 12%
— „ „ u
385
— —
Morgenandacht.
| Der ſchoͤne Tag bricht an;
Die Nacht iſt abgethan,
Die Finſterniß vergangen.
Laß uns dein Licht umfangen,
Du unſre Sonn und Leben,
Der Welt zum Heil gegeben!
Befiehl der Engel⸗Schaar,
Daß ſie uns heut bewahr'!
Wenn du die Hand ausſtreckeſt
Und uns damit bedeckeſt:
So muß ſammt unſern Suͤnden
Das Uebel von uns ſchwinden.
Laß uns in deiner Hut
Das thun, was recht und gut,
Und gleich als Kinder leben,
Die dir ſich ganz ergeben,
In deinen Wegen gehen
Und veſt im Glauben ſtehen!
Befaͤllt uns Kreuz und Noth,
So hilf du, treuer Gott,
Daß wir in allen Stuͤcken
Uns drein geduldig ſchicken;
Denn dir nicht widerſtreben,
Iſt ja das beſte Leben.
Gieb Speis und Trank dem Leib',
Daß er bey Kräften bleib'!;
Und ſoll die Seele ſcheiden,
So ſep's zu deinen Freuden,
Daß wir auf deinen Namen
Getroſt hinfahren, Amen!
Wb
.
/
386
— |
| M. Martin Rinckart. x
Geb. 1585 zu Eilenburg in Meißen. Geſt. 1649 ba
ebendaſelbſt. Er hat mehrere poetiſche Schriften heran
(Neumeifter de poet. germ. p. 85.05 ‚feine Kirchenlieder
welchen der gluͤckliche Lachahmer des Joh. Heermann
verkennen laͤßt, ſind meines Wiſſens nur einzeln zum
gekommen. Das bekannteſte unter ihnen, dem ſeine ruh Eins
fachheit und die erhebende Melodie ein unvergaͤngliches Anſehen
in der proteſtantiſchen Kirche ſichern, iſt das zunaͤchſt folgende
aus Sir. c. 50. Im Hanndverifchen Geſangbuche von 5d m
es mit einer vierten Strophe, und in manchen. neueren 1
mehreren von C. S. Schurzfletſch vor. Das zweyte b
ſprünglich aus 18 Werfen, die ein Selbſtgeſptuch des Sei
des Geiſtes enthalten, ſo daß jede Bitte des V. U. u m
ſelndem Tone und daun im Gefühle der glaͤubi gen Zuverſicht Bu
getragen wird. (Ein anderes, auch recht gutes Lied über das
V. U. von Ninckart in 20 Strophen: Ach Vater, unſer Gott,
ſteht in Olearii Singekunſt, Leipz. 1671. und, mit einigen Veraͤn⸗
derungen, ſchon im Hannöverifhen GB. v. 1648.) Bey dieſem
iſt der Name des Verf. angegeben; bey dem erſteren abe **
ich ihn nicht vor dem J. 1676, in J. Saubert's Gefangbne
getroffen. [D. m. Luthers Und anderer vornehmen ⸗ an
Geiſtliche Lieder ꝛe. Berlin 1653. 8. S. 204. Sand: Büchlein ꝛc
formiret von Job. Viedlingio. Vierte A. Altenb. 1655. 12. S. 50
Erhebung des Herzens zu Gott.
Nu danket alle Gott mit Herzen, Mund und Duden,
Der große Dinge thut an uns und allen Enden,
Der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an
Unzaͤhlich viel zu gut und noch itzund gethan!
Der ewigreiche Gott woll' uns bey unſerm Leben
Ein immer froͤlich Herz und edlen Frieden geben,
Und uns in ſeiner Gnad' erhalten fort und fort,
Ja uus aus aller Noth erloͤſen hie und dort.
Lob, Ehr' und Preis ſey Gott dem Vater und dem Sohne,
Und dem, der beyden gleich im hoͤchſten Himmelsthrone,
Dem dreymal einen Gott, als er urſpruͤnglich war
Und iſt und bleiben wird itzund und unmerdar! *
Klage
93
„
Klage zu Gott unter den Grereln des zun
Vater unſer der Elenden,
Willt du nicht mehr Vater ſeyn?
Willt du gar dein Herz abwenden
Von uns, deinen Kinderlein?
Jeſu, Jeſu, Gottes Sohn, |
Der du biſt in's Himmelsthron,
Soll denn nun dein Stuhl auf Erden
Ganz und gar geſtuͤrzet werden?
Hoͤreſt du nicht, wie dein Name
Und dein theuerwerthes Wort
Und dein rechter Kirchenſaame
Wird gelaͤſtert fort und fort?
Wie Viel' unter Chriſtenſchein
Heyden und Unchriſten ſeyn?
Soll denn nun dein Nam' auf Erden
Ganz und gar vertilget werden?
Soll denn nun zu Gut und Frommen
Dein heilwaͤrtig Gnadenreich
Uns und keinem Menſchen kommen?
Willt du denn der Erden gleich
Kirchen, Schulen und Altar
All' umkehren ganz und gar? |
Soll denn nun dein Reich auf Erden
Von uns ſelbſt zerſtoͤret werden? 77
Alles geht nach Satans Willen;
Welt und Fleiſch ihm ſtimmet zu.
Kannſt du ſie denn nicht mehr ſtillen,
Und uus ſchaffen Fried’ und Ruh'?
Aller Himmel Himmels; Heer!
Dienen willig deiner Ehr';
2
Und
—
-
_
388
Und dein Wille ſoll auf Erden
Nimmermehr erfuͤllet werdennan?n?n?n?n?ñ
Willt du uns kein Brodt mehr obe. is
Oder iſt zu kurz dein Hand
Wovon ſollen wir denn leben? eln dogs
Feind und Freund verheert das Land; n
Alles lieget brach und oͤd d, .
Alles iſt voll Krieg und Fehd :
Ach ſoll denn kein Fried auf Erden nn nee
Nimmermehr geheget werden?
Wille du uns denn ewig haſſen
Und ohn' Ende zuͤrnen nun?
Keine Miſſethat erlaſſen 72 nig au
Denen auch, die Buße thun? e ang
Jeſu, unſer Heil und Hort, e e A,
Wo iſt dein Verſoͤhnungs-Wort? t ee
Ach ſoll denn dein Blut auf Erden 4 e
So umfonft vergoſſen werden
Laͤſſeſt du uns ſo verſuchen
Und hinfallen ganz und gar, RZ
Daß dir auch die Frommen fluchen 1
In Anfechtung und Gefahr? n Fan
Hilf, o Helfer, hilf bey Zeit n
Deiner armen Chriſtenheit! ce
Ach ſoll nun die Hoͤll' auf Erden 1 2
Auch von uns erbauet werden? u
Alles Uebel hat betroffen
Leib und Seele, Gut und Ehr';
Haben wir denn nichts zu hoffen 1 u
Und gar Fein’ Erloͤſung mehr? 0 =
Komm, du Himmels: Friedefürft! =
Komm! nach dir uns allen duͤrſt't t,.
Ehe wir mit dir auf Erden W
Gar zu Koth und Nichte werdenn
2 —
*
E
22
9
Amen! Herr, m deinem Namen,
Du getreuer Amens⸗Gott,
Iſt ja alles Ja und Amen.
Du haſt über Hol und Tod
Reich und Kraft und Herrlichkeit
Vor und in und nach der Zeit.
Amen! Herr, in deinem Namen
Sey es alles Ja und Amen!
David Bernhard Meder.
Pfarrer zu Zſcheplin im Leipziger Kreiſe um die Mitte des ırten
Jahrh. Daß er, und nicht, wie Einige vermuthet haben, D
Balth. Meisner, Verf. des folgenden Liedes ſey, erhellet aus der
beſtimmten Angabe ſeines Namens in dem Niedlingiſchen Hand⸗
buͤchlein, dem er ſelbſt, als ein Freund des Herausgebers, eine
beſondre Ehrenſchrift voraugeſetzt hat. Augenſcheinlich iſt auch
dieſes Lied, wie die beyden vorhergehenden, vor dem Friedens⸗
jahre 1648 verfertigt worden. [Hand⸗Buͤͤchlein sc. von Job. Wied.
lingio, Altenb. 1655. S. 755. m. Wegl. von 3 Str.]
Sehnſucht nach dem Frieden,
Wann, ach wann wird doch erſcheinen
Der gewuͤnſchte Friedenstag,
Und ſich ſtillen unſer Weinen
Auf ſo lange Klag' und Plag',
Auf unbillig⸗grimmen Streit
In der theuren Chriſtenheit?
Ach daß ich doch hoͤren ſollte,
Daß Gott Fried' ausſprechen wollte!
Guͤldner Friede, wieder blicke!
Du haſt uns verlaſſen ganz.
Kehre wieder und erquicke
Land und Stand mit deinem Glanz!
Brich herfuͤr, du ae
39
Daß man dich auf Erden find'! * er‘? ar
Ach daß ich doch u. ſ. v..
Wie ſo lieblich ſchoͤne gruͤne
Alles bey der fügen Ruh’, en
Da man ſeinem Hoͤchſten dienet
Ungehindert immerzu,
Da die Friedensboten ſchoͤn
Auf den Gottes: Höhen gehn!
Ach daß ich doch u. ſ. w.
Guter Ordnung wird gepfteget 185
In gemeinem Regiment, i
Recht und Billigkeit erwaͤget;
Wahrheit bleibet ungeſchaͤnd't.
Fried' und Recht ſich kuͤſſen ſatt,
Und umfahen Dorf und Stadt.
Ach daß ich doch u. ſ. w. |
Alle Hoͤf; und Hütten lachen,
Sehen neu bekleidet aus;
Feld' und Waͤlder luſtig wachen,
Und es ſtehet wohl ums Hanus. >
Kinder man zur Schule fuͤhrt,
Und Geſinde recht regiert. te .
Ach daß ich doch u. ſ. w. r c.
Alle Laͤnder ſich ergoͤtzen N
An der edlen Sicherheit, 0
Sind gemehrt mit Gold und Schaͤtzen,
Schweigen von Verluſt und Leid;
Man mag ſchiffen auf der See,
Pfluͤgen in der Au' und Hoͤh'.
Ach daß ich doch u. ſ. w.
Du Beherrſcher aller Herren,
Laß einmal erbitten dich
Laß die Länder nah und ſerren
Wieder ruhen gnaͤdiglich!
391
Hilf, daß nicht der Heil gen Sinn
Fall' auf eine Thorheit hin!
Ach daß ich doch u. ſ. w.
Gott, du biſt von hoͤchſter Staͤrke,
Du kannſt immer helfen noch;
Ach erweis es jetzt im Werke,
Und nimm weg das Haderjoch!
Laß uns frey von Kriegespein 9
Doch im Friede ſchlafen ein, ir
Oder noch im Tode hoͤren,
Daß du Friede willt beſcheren!
Wann, ach wann wird doch erfcheinen
Der gewuͤnſchte Friedenstag,
Uud ſich ſtillen unſer Weinen
Auf ſo lange Klag' und Plag'!
Ach Gott, wills allhier nicht ſeyn:
So nimm uns in Himmel ein,
Daß wir in der Friedensveſte
Dir lobſi ingen auf das Beſte!
1
M. Adam Speer
Geb. 1596 zu Seifersdorf im Fürftenthum Liegnitz. Geſt. 1652
als Paſtor und Conſiſtorialaſſeſſor zu Liegnitz, auch kaiſerl. gekroͤn⸗
ter Poet. Das folgende Lied, meines Wiſſens das einzige, welches
von ihm bekannt geworden iſt, ſteht in dem Schweidnitzer GB.
von 1727 u. mehrern andern unter feinem Namen. [Neu Leips
ziger Geſangbuch ze. verfaſſet von 6 7. Vopelio. Leipi. 1681. 8.
S. 177)
Betrachtung der Leiden Jeſu.
Du großer Schmerzen Nam, vom Vater ſo geſchlagen,
Herr Jeſu, dir ſey Dank fuͤr alle deine Plagen,
‚Fir deine Seelenangſt, für deine Band’ und Noth,
Fuͤr deine Geißelung, fuͤr deinen bittern Tod!
*
Ach!
392 _
Ach! das hat unſer' Suͤnd' und Miſſethat mu,
Was du an unſer ſtatt, was du fuͤr uns erduldet; u
Ach! unſer' Suͤnde bringt dich an das Kreuz hinan,
O unbeflecktes Lamm: was haſt du ſonſt gethan?
Doch deine Herzenslieb' erweiſet unſern Herzen,
Wie lieb wir dir geweſt; dein Leiden, Tod und Schmerzen
Hat nun verſoͤhnet Gott den Vater mit der Ba
Uns feine Gnade bracht, zufrieden ihn geſtellt. |
Dein Kampf iſt unfer Sieg, dein Tod iſt unſer eau
In deinen Banden iſt die Freyheit uns gegeben;
Dein Kreuz iſt unſer Troſt, die Wunden unſer Heil,
Dein Blut das Loͤſegeld, der armen Suͤnder Theil. b
O hilf, daß wir uns auch zum Kampf und Leiden wagen,
Und unter unſer' Laſt des Kreuzes nicht verzagen! 3
Hilf tragen mit Geduld durch deine Dornenkron',
Weun's kommen ſoll mit uns zum Blute, Schmach und
Hohn!
Dein Schweiß komm' uns zu gut, wenn wir im
Schweiße liegen; /
Durch deinen Todeskampf laß uns im Tode fiegen;
Durch deine Banden, Herr, bind' uns, wie dir's gefällt;
Hilf, daß wir kreuzigen durch dein Kreuz Fleiſch und Welt!
Laß deine Wunden ſeyn ein' Arzuey unſrer Suͤnden;
Laß uns auf deinen Tod den Troſt im Tode gruͤnden!
O Jeſu, laß an uns, durch dein Kreuz, Angſt und Pein,
Dein Leiden, Angſt und Pein ja nicht verloren ſeyn!
Andreas Tſcherning. |
Geb. 1617 zu Bunzlau in Schleſien, der Vaterſtadt des berühms K
ten Opitz, deſſen Freund und gluͤcklicher Nachahmer er war.
Geſt. 1659 zu Roſtock als Profeſſor der Dichtkuuſt. Seine unter
dem Titel: Deutſcher Gedichte Fruͤhling (Breslau 1642) und:
Vortrab des Sommers deutſcher Gedichte (Noſtock 1655) g
393
m ↄ—
gegebenen Poeſien, nebſt denen von Flemming und Dach ohn⸗
fireitig die vorzuͤglichſten ihrer Zeit, enthalten auch einige Lieder
religioͤſen Inhalts, von welchen ich die gelungenſten hier mit⸗
theile. Zwey in dem alten Bresl. GB. und im Königsberger
von 1690 unter feinem Namen befindliche Kirchenlieder find ohne
Werth. [A. T. Deutſcher Getichte Fruͤhling, nachgedruckt in
Roſtock. 8. S. 1. 280. mit Wegl. zweyer Str.)
Frommer Sinn bey der Arbeit.
Du fort in allen Sachen
Von Gott den Anfang machen
Aus treuer Schuld und Pflicht.
Wem haſt du Dank zu geben,
Als ihm, fuͤr Heil und Leben?
Von dir entſpringt es nicht.
Was will dein kaltes Sinnen,
Du Staub der Zeit, beginnen,
Legt er nicht Huͤlfe bey?
Der Menſch mit ſeinem Tichten
Weiß wenig auszurichten,
Das gut zu heißen ſey.
Drum bis nicht zu verwegen
Auf deines Amtes Stegen,
Und bilde dir nicht ein,
Als koͤnnteſt du Vertrauen
Auf deine Kraͤfte bauen,
Die doch kaum deine ſeyn.
Schlag’ an die Himmelspforten
Mit ſtarken Glaubensworten;
Da bitte Beyſtand aus.
Daher wird Segen fließen
Und reichlich ſich ergießen
Auf deinen Hof und Haus.
Wo ſeine Hand gereget
Den Grund zur Arbeit leget,
ö N Da
394
Da zeucht der Segen einn enn
Verkehrt er ſein Geſichte, W, b en
So wird ein Werk zu nicht,... *
Wie gut die Meiſter ſeyn. 1 rar, “u
Andenken an Gott. „
Denk an Gott zu aller Zeit, N
Ueberlege ſeine Guͤte i
Tag und Nacht dir im Gemüthe, 5 . „
Die ſchon waͤhrt von Ewigkeit. *
Er iſt unſer Fels in Noth;
Denk an Gott!
Haſt du guten Stand und Ruh /
Geht dir alles nach Behagen:
Schreib es ihm mit Danke zu.
Kommt dann Trübfal eingeſchlagenn, W. 5
Treiben Menſcheu aus die Spott:
Denk an Gott! | 1 „ -
Fallen Krieg und Seuchen „ 2
Wer an ſeinen Gott gedenket,
Kann im Glauben ficher ſeyn.
Wird der Brodtkorb hoch gehenket:
Regnet doch der Himmel Brodt. |
Denk an Gott! | . rn 05
Jüngling, weil dir deine Kniee
Noch bey gruͤnen Kraͤften bluͤhen:
Sey nicht ſtolz, gebrauche fie,
Schone dich nicht zu bemühen; |
Aber halt' auch dieß Gebott:
Denk an Gott! 1
Weil du ſchwach wirſt, alter eus, bib
Weil dein kaltes Haupt beſchneyet,
Weil der matten Glieder Eis ra u
— *
395
Schon das Ende propheceyet,
Weil du waͤgſt das letzte Loth:
Denk au Gott! |
M. Andreas Gryphius.
Geb. 1615 zu Groß⸗Glogau. Geſt. 1664 ebendaſelbſt als Land
ſchafts⸗Syndikus. Er war Mitglied der fruchtbringenden Gefells
ſchaft unter dem Namen des Unſterblichen, auch kaiſerl. gekroͤnter
Dichter, und erwarb ſich beſonders durch ſeine Verſuche in der
dramatiſchen Poeſie verdienten Ruhm. Sein Beytrag zur geifts
lichen Poeſie beſteht in rier Buͤchern Oden, wovon das letztere
„Thraͤnen uͤber das Leiden Jeſu“ uͤberſchrieben iſt, in einer Samm⸗
lung aus dem Lateiniſchen überfester Kirchengeſaͤnge, und in einer
andern vorzugsweiſe ſogenannter geiſtlicher Lieder. Das bekannteſte
und gelungenſte iſt das hier folgende, welches in dem erſten Buche
der Oden im J. 1643 zuerſt erſchien. Die wegen einzelner ſchoͤnen
Stellen mit Recht geprieſene, 50 Strophen lange Ode: Gedanken
über den Kirchhoff (in den Kirchhofsgedanken vom J. 1656)
eignet ſich nicht zur Aufnahme in dieſe Sammlung. [Z. G. um
ein merkliches vermehrte Teutſche Gedichte. Breßl. u. Leipz.
1698. 8. Poetiſche Waͤlder And. Band. S. 123.)
Eitelkeit des Irdiſchen.
Die Herrlichkeit der Erden
Muß Rauch und Aſchen werden;
Kein Fels, kein Erz kann ſtehn.
Dieß, was uns kann ergoͤtzen,
Was wir fuͤr ewig ſchaͤtzen,
Wird als ein leichter Traum vergehn.
Was ſind doch alle Sachen,
Die uns ein Herze machen,
Als ſchlechte Nichtigkeit?
Was iſt des Menſchen Leben,
Der immer um : muß: ſchweben,
Als eine Phantaſie der Zeit?
f | Der
396
KL Der Ruhm, nach dem wir nad, na
Den wir unſterblich achten, 1 Ar
Iſt nur ein falſcher Wahn. ah n
ee.
Sobald der Geift gewichen
Und dieſer Mund erblichen,
Fragt keiner, was man hier vethan, E.
3 hilft kein weiſes Wiſſen; öh 1 eie
Wir werden hingeriſſen n e
e e
> Oh ' einen Unterſchied.
»0173 Sau
Was nützt der Schloͤſſer Wenge? Bu er i s ' 4
Dem hie die Welt zu eng, „00 Wen
Dem wird ein enges Grab zu weit. 51 3 re
Dieß alles wird zerrinnen, Damme wm
Was Muͤh' und Fleiß gewinnen VER
Und ſaurer Schweiß erwirbt. 4 30.
Was Menſchen hier beſitzen, n en
Kann für den Tod nicht nuͤtzen;
Dieß alles ſtirbt uns, wenn man ſtirbt. | TE N
Iſt eine Luſt, ein Scherzen,
Das nicht ein heimlich Schmerzen
Mit Herzensangſt vergaͤllt?
Was iſts, womit wir prangen? 8
Wo wirſt du Ehr' erlangen,
Die nicht in Hohn und Schmach verfällt? 5
Was pocht man auf die Throne?
Da keine Macht noch Krone b .
Kann unvergaͤnglich ſeyn. In er
Es mag vom Todtenreyen I
Kein Scepter dich befreyen,
Kein Purpur, Gold, noch edler Sit.
Wie eine Roſe bluͤhet,
Wenn man die Sonne ſiehet 180
Begruͤßen dieſe Welt, -
Die, eh' der Tag ſich neiget,
1
397
Eh? ſich der Abend zeige, ,
Verwelkt und unverſehus abfaͤllt: am
So wachſen wir auf Erden,
Und hoffen, groß zu werden
Und ſchmerz⸗ und ſorgenfrey.
Doch eh' wir zugenommen
Und recht zur Bluͤthe kommen,.
Bricht uns des Todes Sturm entzwey⸗
Wir rechnen Jahr auf 2 ne Gn
Indeſſen wird die Bahre
Uns für die Thuͤr gebracht. N
Drauf müſſen wir von binnen!
——
Und, eh' wir uns befi innen,
„Der Erden fagen gute Nacht.
Weil uus die Luſt erzözet
5 | Und Stärke freye ſchaͤtzet
und Jugend ſicher macht.
Hat uns der Tod beſtricket,
Die Wolluſt fortgeſchicket,
und Jugend, Staͤrk und Muth berlacht⸗
Wie Viel' ſind jetzt vergangen!
Wie viel liebreicher Wangen
Sind dieſen Tag erblaßt,
Die lange Raitung di. Rechnen!) machten,
Und nicht einmal bedachten,
Daß ihn'n ihr Recht ſo kurz verfaßt!
Auf, Herz! wach' und bedenke,
Daß dieſer Zeit Geſchenke
Den Augenblick nur dein. |
Was du zuvor genofien, .; a
Iſt als ein Strom verſchoſſen: |
Was Fünftig, werfen wird es ſen?
Verlache Welt und Ehre,
Furcht, Hoffen, Gunſt und Lehre,
= &
Aid
.
Und fleuch den Herren an, ce N 22 d
Der immer Koͤnig bleibet, in da eee
Den keine Zeit vertreibet,n , 4
Der einig ewig machen kaun.
Wohl dem, der auf ihn traue!!!
Er hat recht veſt gebauet; bi n ee a =
Und ob er hier gleich faͤlltTt; 0 wi
Wird er doch dort beſtehen,Ü„ Emm 0
Und nimmermehr vergehen, 1 ih
2 PR
Weil ihn die Staͤrke ſelbſt erhaͤlt. on
rin
Johann Peter Tre
Geb. 1619 zu Liegnitz. Geſt. 1689 als Profeſſor der Berch nkeit
und Dichtkunſt zu Danzig. Sein Name iſt bey dem folgende
Liede ausdruͤcklich angegeben, außer welchem in Us Arien 1 9
eins von ihm, und mehrere in der Breslauer Kirchen⸗ und Hause
Muſik, gte Ausg., ſtehen. [Sechſter Theil der Arien ze.
Seinr. Alberten. Zum viertenmal gebr. Mun 1652. Ko. 1
Die erſte Ausg. erfchien 1645. |
Stille Anbetung Gottes.
Wilſſt du in der Stille ſingen Re
Und ein Lied dem Hoͤchſten bringen:
Lerne, wie du kannſt allein |
Sänger, Buch und Tempel ſeyn.
Iſt der Geiſt in dir beyſammen
Voller Eifer, voller Flammen:
Dieſer Saͤnger ohne Mund
Thut Gott dein Begehren kund. 1 10
Iſt dein Herz, als ſichs gebuͤhret,
Recht mit Andacht ausgezieret:
Dieſes Buch dann bringet dir
Wort’ und Weiſen gnug herfuͤr. ar
Wo dein Leib vom Wuſt der ei
Rein und ſauber iſt zu finden:
1 *
*
399
Dieſen Wohnplatz, dieſes Haus
Sieht ihm Gott zum Tempel aus.
Kannſt du ſo in Stille ſingen, 10 chile
Kannſt du dieß dem Hoͤchſten briugen:
Dann wirſt du dir ſelbſt allein
Saͤnger, Buch und Tempel ſeyn.
L. Heinrich Held.
Soll zu Burau in Schleſien als Sachwalter gelebt haben. Neu⸗
meiſter de poet. germ. p. 48. erwaͤhnt ſeinen Vortrab teutſcher
Gedichte (Frankfurt an d. O. 1633. 8.) und feine Poetiſche Luſt
und Unluſt, die er einer ſatyriſchen Schrift, „Hans: Wurf *
betitelt, ſtatt der Vorrede beygefügt. Ob aus einer dieſer Samm⸗
lungen und aus welcher die unter ſeinem Namen vorkommenden
Kirchenlieder entlehnt ſeyn mögen, kann ich nicht ſagen. Vor
dem J. 1661 hat ſich meines Wiſſens noch keines in den Geſang⸗
buͤchern gefunden. (Wetzels L. H. Th. I. S. 406.) — [Praxis
pietatis melica d. i. Vbung der Gottſeligkeit in Chpiſtl. u, troſtr.
Geſaͤngen ꝛe. Von Joh. Sagen. Berlin 1684. 12. S. 208,
und 381.J
Feyer der Wenſchwerdang Speifi.
Gott ſey Dank durch alle Welt,
Der fein Wort beſtaͤudig hält,
Und der Suͤnder Troſt und Rath
Zu uns her gewendet (al. geſender) hat!
Was der alten Väter Schaar
Hoͤchſter Wunſch und Sehnung war,
Und was ſie gepropheceyt,
Iſt erfuͤllt nach Herrlichkeit.
Zions Dülf’ und Abrams Lohn,
Jacobs Heil, der Jungfraun Sohn,
Der wohlzweygeſtaͤmmte Held
Hat ſich treulich eingeſtellt. 4
2 Sey
—
Sey willkommen, —— 2 2
Dir Hoſanna, d mein Theil! „ni
Richte du auch eine Bahn 16 Rum
Dir in meinem Herzen on.
Zeuch, du Ehrenkoͤnig, ein;
Es gehoͤret dir allein! ld
Mach es, wie du gerne thuſt,
Rein von aller Suͤnden Wuſt.
Und gleichwie dein Zukunft war 1 A
Voller Sanftmuth, ohn' Gefahr: > mi mud 2.
A sey auch derer L eg e e
Deine Sanftinuth mir bereit. en
u Troͤſte, trößte meinen Sinn.
Weil ich schwach und blöde bin, i A Er
105 Und des Satans ſchlaue Liſt na nee
Sich zu hoch fuͤr mir vermißt. haar e
Tritt den Schlangenkopf entzwey, ute i
Daß ich, aller Aengſten frey yr,
Dir im Glauben um und aon
Selig bleibe zugethan: iss do
Daß, wenn du, du Lebensfuͤrſt, BY
Praͤchtig wiederkommen wirſt, uf 9
Ich dir moͤg' entgegen gehn 5
Und fuͤr dir gerecht beſtehn.
Preis der Leiden Jeſu, n *
Jeſu, meiner Seelen Licht, 1
Freude meiner Freuden, e
Meines Lebens Zuverfüht, an
Nimm doch für dein Leiden *
Dieſen ſchlechten Dank hier a,
So viel meine Seele IE
Immerhin dir bringen kann
In der Schwachheit Hole!
—
401
Ich erwaͤg' es bn und her,
Was dich doch bewogen,
Daß du ſo viel Herzbeſchwer
Haſt auf dich gezogen,
Daß du Augſt, Gewalt und Noth, i
Schlaͤg' und Hohn in Banden | 1012
Laͤſterung und Kreuz und Tod
Willig ausgeſtanden.
Gottes Wohlgewogenheit,
Vaterlieb' und Güte, f
Deine Herzensfreundlichkeit
Und dein treu Gemuͤthe, J
Jeſu, hat es ausgebracht, re de
Daß kein Menſch verzagte, 1
Wenn der Suͤnden Meng' und Macht ank
Die Gewiſſen nagte.
O du wunderbarer Rath, 0
Den man nie ergruͤndet! Want) t 1
O der unerhoͤrten That, N U 5 ’
Die man nirgends findet!
Was der Menſch, der Eroenfuscht, Gl. eue
Trotzig hat verbrochen, n na nl’
Wird an Gott, der doch gerecht, ö
Durch und durch gerochen.
Meine wilde Schandbegier
Hat dich fo zuſchlage nn
Dieſe Krankheit hab' ich dir, 1 107
Jeſu, aufgetragen; ien ee
Meine Schuld und Miſſethat 1
Hat dich ſo verbuͤrget, n
Bis fie dich auch endlich. bat
Unrecht hingewuͤrget. |
Alle Strafe, der ich war
Tag und Nacht verbunden,
. Liegt
e
1
Liegt auf dir un ganz und ga;
Und durch deine Wunden %% dor
Wird uns Fried' und Heil n 0 60 49
Drum will mir geziemen, un enz
Deine ſtarke Liebesmachehtt
Ewiglich zu ruͤhmen. at am oö
Laß doch dieſer Sicherheilt W
Gleichfalls mein Gewiſſen en
Zwiſchen Augſt und Tod und Ser
Kraͤftiglich genieße:n n *
Ach, ach, meines Herzen Herz, 2
Wirf durch deine Schmerzen
Meine Schmerzen hinterwaͤrtTs?
Fern aus meinem Herzen. 7100
Und wie ſchnell mein Herz erſthrickt N
Ueber Straf' und Suͤnden, 1 * N
So ſchnell werd' es gleich guckt
Mit den Gnaden winden.
Jeſu, ſieh! ich falle dir nod Au 20
Mit zerknirſchter Buße 7 5
Und mit Beſſerungsbegiee Er
Glaubenskuͤhn zu Fuße. nm 22
| Nun ich weiß, worauf ich bor 2
Und bey wem ich bleibe, C IK
Welchem Vorſprach ich mich tar
Und an wen ich glaͤubboobo. 8
Jeſu, du biſt es allein n
Der mich Hält und ſchuͤt zee. 2
Wenn gleich alle Hoͤllendein 7 | 510
Auf mich ſcheußt und blitzen.
Ich will, weil ich mit dir b. . „ AR
Werd' im Himmel erben, nud 0. 77
Herr, in deinen Armen tren
Leben und auch ba d an am a2
.
Bis man froͤlich ſagen wird
Nach den Todes banden: 5
Sieh, dein Braͤutgam und dein Hirt,
Jeſus, iſt fuͤrhanden! 1
D. Chriſtian Othfar.
Geb. 1609 zu Terbitz in Meißen. Geſt. 1660 zu Roſtock als aus;
übender Arzt nach vielen ausgeſtandenen Kümmerniſſen. Das fol⸗
gende Lied, mit feinem Namen bezeichnet und mit der Ueberſchrift:
Geiſtliche Harfe, ſteht vor feinem Herzfaſſer, einem Erbauungs⸗
buche für Leidende, das zuerſt 1645 zu Elbing erſchien und nach⸗
her oft aufgelegt iſt. (Geiſtreiches Geſangbuch ꝛe. durch Aus
guſtin wagnern. are S. 644. Geiſtlicher Herz Faſſer
und Seelen ⸗Stiller ıc. urch M. C. O. mit e. Vorr. Chr. Scri⸗
vers. Leipzig 1678. 12. hinter der Vorr.
Faſſung im Schmerz.
Auf, die du alſo liegſt nieder,
Meine Seel', und traure nicht!
Faß in Gott ein Herze wieder,
Wenn dir aller Muth entbrictt!
Gott wird ſich noch ſo erweiſen,
Daß ich ihn werd' allzeit preiſen.
Ob du dich gleich noch ſo kraͤnkeſt
Und dir nimmer laͤſſeſt Ruh’,
Hin und her ein Ding bedenkeſt:
Dienets dir doch nirgend zu.
Lebe Gott nur zu Gefallen;
N Der weiß Troſt, Rath, SUP in Allen,
N Laß nur allen Unſall kommen,
0 Welchen Öeit dir hat verhängt:
Es muß alles dir doch frommen, |
Was dich hie und da bedraͤngt. *
Wag auf Gott dein Thun und Laſſen; 0
Der wird's ſchicken beſterma ßen.
Ce a Lad
Laß nur flammen, laß nur breunen
Bey dir die Gewiſſensangſ t
Nichtes kam von Gott dieh trennen,
So du treulich an ihm hangſt.
Traue Gott im Glaubenskaͤmpfen;
Der wird Flamm' und Feuer en |
Laß dir auch nur hin entſtehen
} Kreuzeslaſt und Ungemach: iR woa. a
Dieſen Weg den mußt du n. un AR ng
Deinem lieben Heiland nac. 2 eee
Traue Gott ohn' alles Bingen; ‚on an Re
Der wird dir ſtets helfen 0. 1
Llaß dir immerhin begegnen a
Todesbild und Trauerpein,
Mußt du dieſe Welt geſegnen: N
So ergieb dich willig dreunn. 5
Traue Gott in Steibensnöchmz 29 n Jule
Der wird allen Tad noch toͤdten.
Drum wohlauf, die du dont er, 9
Meine Seel,, und traure nicht! 5 ng
Faß in Gott ein Herze wieder,
Wenn dir aller Muth — m * Au
Gott wird ſich noch fo erweiſen, h. a a ©
Daß ich ihn werd sig‘ preiſen. ung dan
wer mi
Ati *
Gregor Nich er
Diefer Name it bey dem erſten der folgenden Lieder su
angegeben; D. Wuͤlſſer iſt alſo nicht der de
Damit der in Joechers Gel. Lex. angeführte Diakon
litz, der vor dem J. 1645 geſtorben ſeyn ſoll, gemeynt baren , a
ich nicht zu ſagen; fuͤr den älteren’ Gr. R., den en. de
Oberprediger in G. war, iſt das Lied augenſcheinlich zu n. 0
Das zweyte wird Jenem beſtimmt von Joche igeſchrichenz u UL
unter ur alechlantenden Namen kommt es in dem Mun. .
5 X 5 4
—
von 1678 u. a. vor, wiewohl in einigen anſtatt Gr. Georg ſteht.
Daniel Wülffers Zwoͤlff Andachten ꝛc. zum anderumal aufgelegt.
Nürnb. 1648. 12. S. 542. m. Wegl. von 10 Str. Praxis pietatis
melica, d. i. Ubung der Gottſeligkeit ze. von Joh. Cruͤgern.
Frankf, am M. 1666. laͤngl. 12. S. 878. m. Wegl. von 5 Str.)
Warnung vor irdiſchem Sinn.
Steh doch, Seele, ſteh doch ſtile, |
Und beſinn' dich, wo du biſt!
Denke doch, wohin dein Wille,
Der ſo gar im Eitlen if,
Der ſo gar klebt an der Erde,
Endlich dich verleiten werde. | j
Ehr' iſt Rauch; was willt du fangen?
Gold iſt nichts, denn Koth und Erd, 12
Traͤgeſt du darnach Verlangen
Luſt iſt ganz und gar nichts werth,
Die die Erde uns erzeiget, |
Wenn ſie nicht vom Himmel ſteiget.
Was dir ewiglich kann dauren,
Das iſt dein, und ſonſt niehts mehr.
Warum wollt'ſt du denn viel trauren
Um vergaͤnglichs Gut und Ehr',
Das dich heute kann erfreuen,
Und ſich morgen muß zerſtreuen?
Achte dich nicht ſo geringe!
Du biſt viel zu gut darzu,
Daß dir ſollten ſolche Dinge
Nehmen des Gemuͤthes Ruh '. .
Willſt du auf der Erden liegen? 5
Kaunnſt du doch in Himmel fliegen. 2
Chriſtus reicht dir ſelbſt die Haͤnde;
Lauf, o Seel, im Glauben lauf,
Sende Muth, Gedanken ſeude,
1
Schwung
oh:
* | .
406,
— 2 - 1
Sing dich ſrülich zn ihm anf e e t Re
Wirſt du den Erloͤſer ehen, ehe 1hë
Dann wird dir erſt wohl geſchehen. ar de „ ee
Wir doch hin, was dich bechwerek z
Chriſtus will dein eigen ſennn.
Gnaͤdig er ſich zu dir kehre,ji,
Er dich zu ſich ladet eien.
Freundlich will er den umfangen, 180
Der nach ihm nur tragt Verlangen.
Troſt beym Abſterben frommer Freunde. > = *
Laſſet ab von euren Thraͤnen ber "A
Und vergeſſet euer Leid! m l 0
Die ſich nach dem Himmel ſehuen, n 7 67085
Nach der Kron' der Herrlichkeit, 1 0 Bande
Denen iſt auf Erden bang’ N.
Und das Leben viel zu lang; un so nnd
Eins iſt, das ſie hoch betraure n,
Wenn fie lang’ im Elend dauren.
Wem vergleicht ſich dieſes geben?
Einem uͤberguͤld ten Gas..
Einer zarten Spinnenweben, ann m
Einer dünnen Waſſerblaſ', 4 7
Einem nichteswerthen Schaum,
Einem anmuthigen Traum, 14 *
Einem Graͤslein auf der Heide, un
Einem langgebrauchten Kleve. 1... ©
Heute prangt der Menfch und vrallet, .
Gleich als waͤr' er gar ein Got;
Morgen er die Schuld bezahlet, rat |
Die von Allen mahnt der Tod. 1182
Wie ſich ein Aprillentagg | mar
Leichtlich oft verwandeln mag
407
—
So iſts auch mit ihm geſchehen,
Eh' man ſich recht umgeſehen.
Wohl dem, der in ſeiner Jugend,
In des zarten Alters Bluͤth',
Jung von Jahren, alt von Tugend,
Seines Jammers Ende ſieht
Und gen Himmel ſteigt empor
Zu der Engel Freudenchor,
Da Leid, Schmerzen, Augſt und Zähren
Sich in Froͤlichkeit verkehren!
Wen Gott dahin hat erhoben,
Der verlacht Noth und Gefahr;
Ein Tag iſt viel beſſer droben,
Denn hier unten tauſend Jahr'.
Stehn die zarten Blumen wohl?
Sind die Sternen Glanzes voll?
Deu wir jetzund hier beweinen,
Der wird doch noch heller ſcheinen.
Drum laßt uns die Thraͤnen ſparen,
Und uns ſchicken auch mit Fleiß,
Daß wir ſelig moͤgen fahren
Die gewuͤnſchte Dinmelreif”, :
Und des Lebens kurze Zeit
Geben um die Ewigkeit.
Chriſtlich in dem Herren ſterben,
Heißt das Himmelreich ererben.
Bodo von Hodenberg.
*
Marſchall beym Herzog Chriſtian Ludewig zu Braunſchweig⸗Luͤne⸗
burg, und zuletzt Landdroſt zu Oſterode.
Angaben (Wetzels L. H. Th. IV. S. 248) Verf. des folgenden Lie⸗
des, das zwar im Neuen Luͤneb. Geſangbuche v. 1659 unter dem
Namen des Gefenius (D. J. G., von Manchen irrig auf den
Jenaiſchen Thologen Joh. Gerhard gedeutet) aber vielleicht nur
Er iſt nach mehreren
in
’ u ” = 1
in der Bezfehung ſteht, daß Letztrer es hie und da veränderte
und zuerſt bekaunt machte. Durch den in der aten Str. erwaͤhn⸗
ten Freund ſoll, wie in Zeibichs Baruthiſchem GB. angeführt
wird, Friedrich Scheuck von Winterfeld, ein ſchwaͤbiſcher Frey⸗
herr, des Herz. Chriſt. Ludewig zu B. L. Statthalter, gemeynt
ſeyu. Mew Ordentlich Geſangbuch ꝛe. nach Anweiſunge der
andern Zannoveriſchen Edition veoipivet ꝛc. baer
8. No. 245.)
Anbetung vor Got...
Fur deinen Thron tret' ich hiemit , ö 7
O Gott, und dich demuͤthig bitt: N N
Wend dein genaͤdig Angeſich e
Von mir blutarmen Suͤnder nicht! 0 2
Du haſt mich, o Gott Vater mild, be
Gemacht nach deinem Ebenbild; 12
In dir web’, ſchweb' und lebe ich,
Vergehen muͤßt' ich ohne dich.
Errettet haft du mich gar oft
Ganz wunderlich und unverhofft,
Da nur ein Schritt, ja nur ein Haar
Mir zwiſchen Tod und Leben war.
Verſtand und Ehr' hab' ich von dir; 9
Des Lebens Nothdurft giebſt du mir,
Darzu auch einen treuen Freund,
Der mich in Glück und Unglück meynt.
Gott Sohn, du haſt mich durch dein Blut
Erloͤſet von der Hoͤllengluth, a 2
Das ſchwer Geſetz für mich erfüllt, 1
Damit des Vaters Zorn geſtillt. 9
Wenn Sind und Satan mich anklagt,
Und mir das Herz im Leib’ verzagt: f
Alsdann brauchſt du dein Mittleramt, 32
Daß mich der Vater nicht verdammt, e
49 |
Du biſt mein Vorſprach allezeit,
Mein Heil, mein Troſt und meine Freud :
Ich kann durch dein Verdienſt allemmng
Hier ruhig und dort ſelig ſeyhn. N meme
Gott heilger Geiſt, du hoͤchſte Kraft,
Des Gnade in mir Alles ſchafft „
Iſt etwas Guts am Leben mei
So iſt es wahrlich lauter dein. er use
Dieu ists, daß ich Gott recht erkenn, .
Ihn meinen Herrn und Vater nenn ensıt.
Sein wahres Wort und Sacrament | We
Behalt' und lieb' bis au mein Endzʒz don
Daß ich veſt in Anfechtung ſteh' e
Und nicht in Truͤbſal untergeh . 12
Daß ich im Herzen Troſt empfind .
Zuletzt mit Freuden uͤberwind'. | dk)
Drum danke ich mit Herz und Mund
Dir Gott in dieſer Morgen cod. Abend ob. wine eu 5
FPuͤr alle Güte, Treu; und Gnad, Nd
Die meine Seel empfangen ha; 5
Und bit’, daß deine Guadenhand 11e
1 Bleib über mir heut (od. heint) ausgeſpaunt.
Mein Amt, Gut, Ehr', Freund', Leib und Seel
In deinen Schutz ich dir befeh . 5
Hilf, daß ich werd' cat, gerd vou Herzen fromm;
Damit mein ganzes Chriſtenthiumn 10
Aufrichtig und rechtſchaffen fen, dn
Nicht Augenſchein und Heuchele nnn.
Erlaß mich meiner Eiineirhuß, In
und hab' mit deinem Knecht 1 n
Zuͤud in mir Glauben au und Lie io.
a jenem Leben Hoffnung giebi 113 ad .
-
die Zahl derſelben auf 250 belief; in einer ſpaͤteren 9 95 1659
wurde fie bis auf 300 vermehrt, und in dieſer Geſtalt ist fie d
Sammlung gebracht und unter gewiſſe Rubriken geordnet j
Lieder bey, z. B. dem Paſſionsgeſauge von Heinr. .
nüͤchſt zur Beförderung der Privatandacht, zu Stande mim
und ihre Sammlung iſt, ſo viel ich weiß, die aͤlteſte, die es in
und Ordnen bewenden. Manche, älterer Lieder
EN zu mu glaubten, ar . über besten IE
410
Ein felig Ende mit beſchee r:
Am juͤngſten Tag’ erweck mich, Herr,
Daß ich dich ſchaue ewiglic .
Amen, 2 erhoͤre mich! 11
p. D ee ee
D. Juſtus Geſenius. 2
od. 1601 zu Eßbeck im Hannoveriſchen Aut 0a ein seit,
1673 als Hofprediger, Conſiſtorialrath und Generalſuper
Hannover- Er und der gleich nachher zu erwähnende Denic
vereinigten ihre Bemuͤhungen (wie es ſcheint/ einem höheren 2
trage zufolge), um ein zweckmäßig eingerichtetes Geſungbuch, 4
dieſer Art giebt. Sie erſchien zuerſt im J. 1 oder. 47 in de
zweyten Ausgabe kamen noch einige Geſaͤnge hinzu, 80 daß ii
Grundlage der neueren Hanndveriſchen und eüneburgiſchen girchen⸗
gefangbücher geworden. Die Veranlaſſung zu ihrem Erfcheinen
gab der von Einigen laut geaͤußerte Wunſch, die 3
Lieder, die man wegen der Kriegszeiten nicht i
ſachſen zu Kaufe haben konnte, mit den gend lichen
deren außerhalb Landes gebräuchlichen Kirchenge en 1 Eine
| fehen. Die Herausgeber ließen es aber nicht bloß beym Samm a |
(um Theil mit Fug und Recht und auf eine zw,
wie z. B. den urſprünglich niederſuͤchſiſchen aim
ſolln wir dir, o Vater, fingen ꝛe., zum Theil ae en ne ohne
alle Noth, wie z. B. den vortreſlichen P. Gerhardiſchen 9 \
Ich weiß, mein Gott, daß all mein Thun de., der in der 2
v. 1659 den Aufaug hat: Gott, deſſen Guͤt' ſich weit e x.)
andere, ſchon für die er ane
ließen ſie weg, od fuͤgten ih Hille fie fie.
und in dem nemlichen Sylbenmaaßen von ihnen aus! ite
411
Gott, daß mirs gelinge ꝛc. das Lied: Wenn meine Süund'n mich
kraͤnken ie. Bey dieſen Geſaͤngen ſahen fie, wie fie in der Vor⸗
rede ſelbſt erklaͤren, nicht ſowohl auf „ſonderliche Poeterey und
Zierlichkeit der Worte, als vielmehr dahin, daß zwar die Reime
deutlich und nicht hartklingend wären; zufoͤrderſt aber die Mate
rien, ſo viel moͤglich, mit Worten der h. Schrift oder ſonſt be⸗
weglich und doch alſo, daß es auch der gemeine Mann faſſen
koͤnnte, eingerichtet werden moͤgten;“ und kein Unpartheyiſcher
wird leugnen, daß ſie ihren Zweck im Ganzen genommen gluͤcklich
erreicht, und wahrhaft erbauliche, zum Theil gedankenreiche und
rührende Geſaͤnge geliefert haben. Beyde arbeiteten ſo ſehr in
Einem Geiſte und Geſchmacke, daß es, wo beſtimmtere Nachrich⸗
ten fehlen, nicht wohl moͤglich iſt, ihre Lieder von einander zu
unterſcheiden. Das erſte der hier folgenden iſt ſicher von G.,
deſſen Originalconcept noch lange nachher exiſtirte. (Wetzels Anal.
B. II. S. 19.) Das zweyte (urſpruͤnglich: Willt du dir, meine
Seel’ ꝛe., in der A. von 1661: Willt du, o Seele, dir ꝛc.)
wird ihm gleichfalls von den Mehrſten zugeſchrieben; nicht ſo das
dritte, deſſen Verfaſſer nach der gewöhnlichen Meynung Lucas
Bacmeiſter, und zwar der mittlere der drey Mecklenburgiſchen
Theologen, die dieſen Namen fuͤhrten (geſt. 1538 als Superintend.
zu Guͤſtrow) ſeyn ſoll. Allein nicht zu gedenken, daß für ihn der
Stil zu neu iſt, ſo fehlt es der Angabe uͤberhaupt an jedem, auch
nur ſcheinbaren Grunde; und irre ich nicht, ſo bernhet ſie einzig
und allein auf einer willkührlichen und noch dazu erſt in neueren
Zeiten gemachten Deutung der Buchſtaben Z. B., mit welchen
in Peter Sohrens, eines Elbingiſchen Schulmeiſters, Geſang⸗
buche (und ſo auch in dem Nachdrucke deſſelben, Frankf. am M.
1670, laͤngl. 12.) nicht bloß die jetzt dem L. Baemeiſter gewöhnlich
zugeſchriebenen, ſondern, wohl zu merken, alle aus dem Haund:
veriſchen GB. entlehnte Geſaͤnge, namentlich auch das Paſſions⸗
lied: Wenn meine Suͤnd'n ꝛe., ja ſogar viele Lieder von J. Rift
und E. C. Homburg bezeichnet find. Selb dieſer Umſtand macht
es wahrſcheinlich, daß das in Rede ſtehende Lied aus dem Han⸗
noͤveriſchen GB. ſtamme, und folglich den Geſ. — oder Dav.
Denicke — zum Verſaſſer habe. New ordentlich Geſangbuch ꝛe.
Braunſchw. 1648. No. 36. 2 15 neter 5 „ ordeftliche,
voll.
vollſtaͤndige Geſangbuch ꝛc. Lüneb. 1659, 8. S. 308. un
dreper Str., und S. lar nit Weg!. stehen Str.)
S s uch wen be ,,, u Oi
Wie du geſtorben hiſt ö 119 N Hr 45
Und alle meine ( Schuldenlaſt ee Ai 5
412
— —
4
1 * 1 7 l 5 .
Betrachtung des Todes Jeſu N. n 1
enn meine Suͤnd' mich kraͤnke n,,
O mein Herr Jeſu Chriſt: eam hie a
9 955 gan 478
Am Stamm des heilgen Kraul. Tut. „ ee
9 YER Herr fuͤr ſeinen Amr e 19715 0 50 el 8 Pr —
Es hat fi (OR der wahre Get
Fuͤr mich verlornen enen |
Vor dein unſchuldig N: 0707 5 BR 1
Vor deiue Lieb” und Trew.
Wer es betrachtet recht! KR Ber
Der Sünden große Zahl? si Mar an Carne
Die Schuld iſt allzumal DE nisch) 1
Bezahle durch Chriftt themes Blut. nr
Der Hoͤllen Quaal und Gluth. % b
| Jetzt und mein Lebeulang Te)
O Jeſu, Lob und Dank, nu Hafer U :
Auf dich genommen haſt. Wes a SR t ia
D Wunder ohne Maaßen, Adi hin a0 15 NN
Es hat ſich martern laſſ en
107 ie ei dx
m
18 Nr Su) — N
er)! 113 1 3
Gegeben in den Tod. 1 70 ent en tig N
> j
Was kann mir, denn nun ſchadeennmnm
Ich bin bey Gott in Gnaden
Daß ich nicht mehr darf e 6 en ne er *
am ac ra, N
Drum fag’ ich dir von Herzen in Mar par AO
Vor deine Pein und Schmerzen, un N 5 Su
Vor deine Roth und Augoheſchtty , mach 9 I A
Rs) ag aN
1 mi: N Sr 003
Herr, laß dein bitter Leiden * 18 A e
Mich dan für wid für, Bi
413
—
Mit allem Eruſt zu meiden va 80
Die ſuͤndliche Begierrrrœ u Hi d
Daß mir nie komme aus em Sm, un Cute
Wie viel es dich gekoſtet, 0661 20
Daß ich erloͤſet bin. a
2Meun Kreuz und meine . 1 80 3
Sollis auch ſeyn Schmach und Spot, a
Hilf mit geduldig tragen;
Gieb, o mein Herr und Gott,
Daß ich verleugue dieſe PR 923 f
Und folge dem Eempel, A dun 0! ö
Das du mir fürgeſtellt. n G ren b
Laß mich an Andern uͤben,
*
Was du an mir gethan, ö sd 65
Und meinen Naͤchſten liebe,
Gern dienen Jedermann
Ohn' Eigennutz und Heuchlerſihen Wund eb
Und, wie du mir, erwieſen, 105 85
Aus reiner Lieb' allein.
Laß endlich deine Wunden Ain ac n Ar
Mich troͤſten Fräftiglich 1 5
In meiner letzten Stunden, N
Und des verſichern mich:
Weil ich auf dein Verdienſt nur trau,
Du werdeſt mich annehmen,
Daß ich dich ewig ſchau. |
Vertrauen auf Gott bey dunklen Fürungen |
Was willt du, Menſch, dir viel Gedanken davon machen,
Das nicht zu Ändern ſteht? Beſiehl Gott alle Sachen!
Was dn nicht faſſen kannſt, da weiß der Hoͤchſte wohl,
Wie er zu feiner Ehr' noch alles richten fol.
Der elend' Erdenwurm, will der gen Himmel fegen
Die arme Creatur, will die dem Schoͤpfer zeigen,
02 Was
. f 4
Was er anordnen ſoll? Bedarf der ſetzund Rath,
Der ſo viel' tauſend Jahr' die Welt regieret hat?
Ach nein! Den’ — |
Er mache es fortan bloß wie es ihm gefallet.
Obs gleich oft ſeltſam ſcheint, fo iſt doch endlich gur,
Was ſeine Wundermacht und bochſte Weisheit thut. u
In 428
Der Sieg des Auferſtandenen.
*
O Tod, wo iſt dein Stachel nun?
Wo iſt dein Sieg, o Holl?
Was kann uns jetzt der Teufel thun,
Wie grauſam er ſich ſtelleIi s 3
Gott ſey gedankt, der uns den Sieg u
So herrlich hat nach dieſem Krieg
Durch Jeſum Chriſt gegeben! dont
Wie ſtraͤubte ſich die alte Schlang, En
Da Chriſtus mit ihr kämpfte! e
Mit Liſt und Macht ſie auf ihn ba j
Jedennoch er fie dampfte.
Ob fie ihn in die Ferſen ſticht, 0 ar
So ſieget ſi ſie doch darum nicht; 1 * n 6 85
Der Kopf iſt ihr zutreten. ien *
Lebendig Chriſtus font e r & 6
Die Feind’ nimmt er gefangen,
Zerbricht der Hollen Schloß und
Traͤgt weg den Raub mit Prangen.
Nichts iſt, das in dem Siegeslauf |
Dien ſtarken Held kann halten auf; een Ar
e liegt da überwunden. 0 ahm doe
Des Herren Rechte die behält. hin 10 Gmail
3 Sieg, und iſt erhoͤheii mn
Des Herren Rechte mächtig aa 2 RE
1 ihr entgegen ſtehet. Ra ein er
| u
415
Tod, Teufel, Höͤll' und alle Feind’
Durch Chriſti Sieg gedaͤmpfet ſeyndz
N . Zorn iſt kraftlos worden.
Es war getoͤdtet Jeſus Chriſt;
Und ſieh! er lebet wieder.
Wel wan das Haupt erſtanden iſt,
5 Stehn wir auch auf, die Glieder.
1 85 Jemand Chriſti Worten gläubt,
Im Tod' und Grabe der nicht bleibt;
Er lebt, ob er gleich ſtirbet.
Wer täglich hier durch wahre Reu'
Mit Chriſto auferſtehet,
Iſt dort vom andern Tode frey;
Fa ihn nicht angehet. 1
Genommen iſt dem Tod' die Macht,
Unſchuld und Leben wiederbracht
. mda wivergänglich Weſen. N
Dias iſt die reiche Oſterbeur, ‚mi hi 1
wor „Der wir theülhaftig werden, 0 den
von Dried, Freude, Heil, Gerechtigkeit
Im Himmel und auf Erden. a gr
Hier ſeyn wir ſtill und warten a
ann Bis unſer Leib wird Ähnlich dort
0 „Wo, iſt deln 40. 0 Hölle? | |
Was kann uns jetzt der Teufel thun,
Wie grauſam er ſich ſtelle?
Gott ſey gedankt, der uns den Sieg
Ss hei hat in diefem Krieg
Diurch Jeſum Chriſt gegeben!
99012
ie o eie dem ne
1
£ 416
David 1 42
Geb. 1603 zu Zittau. Ber. 1680 als
Kloſterrath zu Hanuover. Ueber ſtinen! — den neuen 1
dern des Hanndo. GBuchs laßt ſich mit Bande duct ehr
ſagen, als was in der ihm gehaltenen 0 tt
wird: „Er hat unſce Andacht darin helfen au, daß e .
geistreiche Palmen geſchrieben, welche unter — Fr? ſun⸗
gen werden; welches vielleicht wenige wiſſen : zum
Herveife, wie ill unbgerdufchles er in Diefet da 3
Außer den 20 in Wetzels Anal. hymn. (B. 1. Et. 2. ©. am i
zugeſchriebenen Liedern hat er aber, wenn mat nach den Kenn
zeichen der Schreibatt und Darſtellung urtheilen darf, erm u )
manche andre verfertigt. Sie bestehen, wie die des Geſeui
theils aus Umarbeitungen und Nachbildungen ag Geſaͤ
unter welchen ſich die noch jetzt faſt überall bekannte des Heer,
manniſchen Geſauges: Kommt ih t be helfen, kommt und bret ze a
(Kommt, laßt euch den Herren BE x) auszeichnet, bee N
ganz ueu verfertigten Kedern. Ihr Charakter iſt it,
Herzlichkeit und lebendiger Eifer fuͤr das thaͤtige aden n
welches der fromme Verfaſſer ſelbſt auf die ruhmwürdigſte N
übte; ein ganz eigenthümliches Verdienst haben 2
ihnen, die über einzelne, fruher noch nicht in Liedern l
Gegenſtände der chriftlichen Glaubens“ und Lugzendlehre fe
ben, und bey aller Schlichtheit des Tones doch nicht ohne K
und Wärme find. Das erſte unter den hier mitgetheilten ib
Anfange nach aus J. Heermanus Geſange: Ich armer Suͤnd
komm zu dir ꝛc. v. 10. entlehnt. Das zweyte macht den 2
eines groͤßern Liedes wider die drey geistlichen Seinde ui, da
anfaͤugt: Schau, lieber Gott, wie meine Seindꝰ, und gewoͤhnli
aber offenbar irrig, einem gewiſſen Georg Allie, Fön
Halle, der es un’ feier Liederſaͤmmlung (Frankf. u. geipy- 1895
mit abdrucken ließ, zugeſchrieben wird. Das dritte fol,
Manche angeben, der berühmte Johann Arndt verfertigt I
es iſt aber ſicher nicht, und am allerwenigſten in dieſer <
von ihm: nicht allein, weil Sprache und Y e
zu gut find, fowdern auch, weil zwiſchen dem
deſſ eben und A's Tode Tin Zeſtraum von mehr als 30 Jahr
— 2
—
liegt. Wahrſcheinlich ift die Meynung durch eine irrige Deutung
der unter dieſem und manchen andern Liedern in den GB. vor⸗
kommenden Buchſtaben Z. Au, die ſoviel als Incertus Auctor „Un⸗
bekannter Verfaſſer“ (zuweilen auch Jobann Angelus) heißen ſollen,
veranlaßt worden. Arndt hat meines Wiſſens uͤberall keine geiſt⸗
liche Lieder geſchrieben; es muͤßte denn die Ueberſetzung des Bern⸗
hardiſchen Jubilus: O Jeſu ſüß, wer dein gedenkt, ſeyn, die we⸗
nigſtens in ſeinem Paradiesgaͤrtlein ſteht. Möglich bleibt es je⸗
doch ſowohl bey dieſem, als bey dem vorhergehenden und den
beyden folgenden Geſaͤngen, daß D's Freund Geſenius (f. den letz⸗
tern Abſchnitt) ſie verfertigt; zu dem fuͤnften hat zunaͤchſt das
alte Lied von Jerem. Nicolai (einem Bruder des Phil. N.) „Herr
Chriſt, thu mir verleihen“, Veranlaſſung gegeben. New Ordents
lich Geſangbuch ꝛc. Braunſchw. 1648. No. 139 und 159. Das
Sannoveriſche newe ordentliche Geſaͤngbuch de. Braunſchw. 1652.
12. No. 74. m. Wegl. zweyer Str. 135. m. Wegl. von 6 Str. 233.
m. Wegl. von 4 Str. Das Sannoveriſche, ordentliche Geſzng⸗
buch. Luͤneb. 1659. ©. 363. mit Wegl. einer ,
Rückkehr zu Gott. 8
O; Vater der Barmherzigkeit, yo
Ich falle dir zu Fuße; mem :
Verſtoß' den nicht, der zu dir, ſchreht
Und thut noch endlich Buße!
Was ich begangen wider, dich,
Verzeih mir alles gnaͤdiglich
Durch deine große Guͤte. Ari
Durch deiner Allmacht Meiſter⸗ Gl. Wunder Ae 110
Nimm von mir, was mich quälet ;
Durch deine Weish it ſchaffe Rath
Worinnen mirs ſon fehlet;
Gieb Willen, Mittel, Kraͤft' und Sar, f
Daß ich mit dir all' meine Pen
Anfange und vollende. b 0 Rn U d
O Jeſu Chriſte, der 68. haßt W e en
Am Kreuze für mich Armen e. eg e ne
ar
418 j
Getragen aller Sünden Laſt n.
Wollſt meiner dich erbarmemeernn nnn
O wahrer Gott, o Davids Sohtt, „ne
Erbarm' dich mein, und mein verſchos, e ne
Sieh an mein kläglich Rufen — 3 m |
Laß deiner Wunden theures Blut, * — 5 7
Dein Todespein und Sterbens 49
Mir kommen kraͤftiglich zu gut, er zu dd . 1
Daß ich nicht muͤß verderben; 5 — n. C HH W
Bitt' du den Vater, daß er mii
Im Zorn nicht lohne nach Gebühr, ent- na dn MU
Wie ich es hab verſchuude t RT.
O heilger Geiſt, du wahres. $ „ 1 9
Segler der Gedauken, En e are 1
Wenn mich die Süͤndenluſt. a „ e n
Laß mich von dir nicht wauk en ĩ 5
Verleih, daß nu noch nimmermehr nee W
Begierd' nach Reichthum Wer cl. olg, Geld und) Ehr —
In meinem Herzen herrſche. ate d BEE e
Und wenn mein Stuͤndlein bam i, dl +: & —
So hilf mir treulich kaͤnmwfen z
Daß ich des Sataus Trutz und gſte
Durch Chriſti Sieg moͤg' d DN 58% En eee
Auf daß mir Krankheit, Augſt“ 0% dn Ae de Has
Und dann der letzte Feind, der Tod. Eu m
Nur ſey die Thuͤr zum Abenk . Ar Mitte — a0 n 1 *
* Se in nas 1 1
2 | 4 ne
Sieben um Deoftant‘ za r ugei u 8 d
Laß, Vater, ben ef) deinen e N es
Mich innerlich vegierenaun uam 1 au mia J 5
Daß ich allzeit ihu', was du heißt, * 01 u Abe nis
und mich nichts laß verfuͤhren, 1 00 ne
Daß ich dem N widefſteh, un i M 8
1
„
—
419
Und nicht von deinem Weg abge
Zur Rechten oder Linken.
Ob boͤſe Luſt noch mannigfalt
Mich anficht, weil ich lebe:
So hilf, daß ich ihr alſobald
Im Anfang widerſtrebe.
Und daß ich da vergeſſe nicht
Die Todesſtunde, das Gericht,
Den Himmel und die Hoͤlle.
Gieb, daß ich denke jederzeit
An dieſe letzte Dinge, u 3
Und dadurch alle Suͤndenfreud' . ene .
Aus meinem Herzen bringe, 190 Gin“
Damit ich moͤg' mein Lebenlang
Dir dienen ohne Furcht und Zwang
In willigem Gehorſam. |
Gott Vater, deine Kraft und Stein
Laß reichlich mich empfinden!
O Jeſu Chriſte, ſteh mir bey,
Daß ich koͤnn' uͤberwinden!
Hilf, heilger Geiſt, in dieſem Krieg,
Daß ich da immer einen Sieg f
Erhalte nach dem andern!
Betrachtung der Vollommenbeiten Gottes.
O meine Seel', erhebe dich,
Mit Andacht zu betrachten, f
Wie Gott hat offenbaret ſich rat
Und wie man ihn fol achten, 1 7
Daß er der Allerhoͤchſte iſt
Im Himmel und auf Erden,
Und ſoll geruͤhmt zu jeder Friſt,
Auch angerufen werden
Als lirſprung aller Dinge.
Do 2 Gott,
5
)
420. Ä 9
Soft, du biſt einig für und fu
Nichts find der Heyden Götter. aa nn. mE
Kein Heil noch Troſt iſt ao sen 1 8 N
Kein Helfer noch Erretter. ‚br Mi n
Laß mich, o Herr, auf dich an 0. 09 "Gi
he
Von ganzem Herzen trauen, N W Zu
Dir lediglich ergeben ehr, nl
Auf Niemand anders bauen, ar via? N
Dir, Gott, allein anha ngen.
O Herr mein Gott, du — ein Geiſt,
Und theileſt bey uns Allen 152 Sr
An Gaben aus, was geiſtlich RE 696 ent
Nach deinem Wohlgefallen.
Laß mich ſtets geiſtlich ſeyn nem ur d f,
Daß, wenn ich fuͤr dich tret r,.
Ich deine Kraft in mir empfind d,
Und dadurch dich anbete € 1
Im Geiſt und in der Wahrheit. n ha
Du biſt, o Gott, von Ewigkeit, .
Ohn' Anfang und ohn' Ende! nt bc
Gieb, daß mein Herz von aller bar e Ine
Des Zeitlichen ſich wende AN: gf
Auf daß ich möge immerda ae
Drum bitten und drauf denken, 33
Weil alles hier iſt wandelbar, N
Daß du mir dort wollſt ſchenten „d men I
Das unvergaͤnglich' Erbe
O Gott, du biſt an alan Ort 0, OR
Und gar nicht zu ermeſſeꝛt n
Ob einer hier iſt oder dort, 1 | U 7
Iſt er dir nicht entſeſſen. amt dme ,
Laß mich nicht zweifeln, wo 105 60 on as am 5
Du koͤnnſt dich mein annehmen; d Hul
Auch, was ich thu, laß mch de, e
421
Des Boͤſen fir dir ſchaͤmen
Und uͤberall dich fuͤrchten.
Unendlich iſt, Herr, deine Macht,
Zu retten, die dich lieben, oh
Und, wenn der Gottlos' dich verachlt,
Die Rache auch zu uͤben. 5
Gieb, daß ſich deiner Allmacht Schu
Fort uͤber mich erſtrecke,
Mich auch nicht Menfchengrimm und cru,
Nur deine Straf' erſchrecke; f
Du toͤdteſt Leib und Seele. |
| Voll Höchfter Weisheit biſt du, Gm; 0
Niemand kann ſie ergruͤnden.
Wie wunderſchwer auch iſt die Noth,
Weißt du doch Rath zu finden.
Gieb, daß ichs dir ſtets traue zu,
Auf dich werf' meine Sorgen,
Auch Uebels weder denk noch thu,
Weil du ſiehſt ins Verborgen
Und pruͤfeſt Herz und Nieren.
Gott, du biſt heilig und gerecht,
Du kannſt die Suͤnd' nicht leiden:
Wer ſagen will, er ſey dein Knecht,
Der muß das Boͤſe meiden.
Gieb, daß ich mich zu jeder Zeit
Der Heiligkeit befleiße,
Nachjage der Gerechtigkeit,
Auch dein Gericht gut heiße,
Ob ichs ſchon nicht begreife.
Du biſt ſehr gnaͤdig, fromm und gut,
Wo ſich bekehrt der Suͤnder;
Erbarmſt dich, wie ein Vater thut,
Von Herzen deiner Kinder.
Herr, laß von deiner Lieb” und Gnad
Mich
422
Mich allweg' Troſt bekommen,
Von mir auch meine Miſſethae e *
So fern ſeyn hingenommen, % ru -
Als Morgen ift vom Abend. 214 Ira
Gott, deine Wahrheit ſtets beſteht; T
Und wohl dem, der dir glaͤubet! 28 9
Der Himmel und die Erd' vergeht; )
Dein Wort, Herr, ewig bleibet. d 28
Gieb, daß ich fuͤrchte dein Gericht *
Und alles, was du draͤueſt, . i
Auch hoffe, was dein Wort verſpricht,
Daß du mirs gern verleiheſt; ER
Hoffnung wird nicht zu Schanden.
Gott, wenn ich dich ſo kenn' und “> 3
Dein Wort zum Grunde ſetze, | D
Kann ich mich drob erfreuen mehr fi
Als über alle Schaͤtze,
Bis ich dort, o du wahres (al. mein Hell an a
Ohn' Lallen dich werd' nennen, )
Von Angeficht zu Angeſicht di
Anſchauen und erkennen „ an
Und ohn' Aufhoͤren loben! 7
Entfernung vom Weltſinn. iO
Ach treuer Gott, ich ruf zu dir: 2
Hilf, daß mich nicht bethoͤre 1
Die boͤſe Luft, die ſteckt in mir, Mbp
Nach Reichthum, Wolluſt, Ehre; |
Gieb, daß ich an dein Wort mich halt',
Und dadurch, was mich mannigfalt
Aufichtet, uͤberwinde. 9 0
Sollt', der dem Vieh ſein Futter fon 2
Und ſpeiſet auch die Raben, | |
Nicht laſſen uus durch ſeine Kraft 92924
Auch Trank und Speiſe haben?
Sollt', der das Gras und Blumen ziert,
An Kleidung nicht, was uns gebuͤhrt
Und noͤthig iſt, mittheilen? un
Bon vielen Gütern lebt man nicht.
Der hat, daß er Gott preise,
Wer bey dem Werk, das er verricht't,
Hat Kleidung, Trank und Speiſe.
Ob uns ein Mehrers werden ſoll,
Das weiß er als der Vater wohl,
Obs ſeinen Kindern nuͤtze.
Wer wenig hat, und das mit Recht,
Kann Gottes Huld behalten;
Er bleibet redlich, fromm und ſchlecht,
Laͤßt fort den Hoͤchſten walten.
Sein Weniges auch baß gedeyt
Als großes Gut viel boͤſer Leut',
Das fie erſchunden haben.
Denn Reichthum durch Gewalt und L
Am meiſten wird erworben.
Ein Mann, der groß von Mitteln if,
Viel' andre hat verdorben; |
Und daß ſich mehr des Geldes Hauf,
So denkt er Tag und Nacht darauf,
Und geht her wie ein Schemen.
Und wenn es an das Scheiden geht,
Da iſt erſt Noth vorhanden;
Der Troſt, die Hoffnung, fo da ſteht
Im Goldklump, wird zu Schanden.
Denn Geld noch Gut nicht retten kann
Am Tag', da Gottes Zorn bricht au,
Der brennt bis in die Hölle
Es iſt fuͤrwahr ein groß Gewinn,
Der Keinen je betrüger,
Wenn
4 ir
Wenn man Gott traut und ſrchen n Au 5 >
Und ſich dabey begnuͤget. , 80 * Mo. 2 4
Bloß ſind wir kommen in die Welt; n w
Bloß muͤſſen wir, wenns Gott gefallt,
Hinaus, und alles laſſeeen.
Ach, meine Seel kann ihre Ruhh
Im Zeitlichen uicht finden. e ee ee ER
Was ich da vornehm oder th, um na Ind
Wie Rauch pflegt iu trſchwündeee m . 90
Unſterblich iſt die Seel; und muß
Unſterblich ſeyn, was ohn Be 7
Dieſelbe ſoll vergnuͤgen.
Nun iſt nichts auf der Welt baute,
Das ſolche Ruh' könn geben.
5 Augenluſt, nicht ate 6 . 112
Nicht hoffaͤrtiges Leben; hun ie ie
Drum will ich auch nicht denken rod, 10 SR
Und mein Gemuͤth zu Gott dune An
Und feiner Fuͤlle richten. m
O hoͤchſtes Gut, ſey hier und — in
Mein Reichthum, Luft und Ehre!
Gieb, daß in mir ſich fort und fort
Das Sehnen nach dir mehre,
—
—
Daß ich dich ſtets für Augen ha,, od
Mir ſelbſt und Allem ſterbe bbw, out
Das mich von dir will ziehen.
Hilf, daß ich meinen Wandel he „
Bey dir im Himmel oben, | 2
Da ich werd' ewig ſeyn mit dir, 1
Dich ſchauen und dich loben; 2
So kann mein Herz zufrieden ſeyn, 3.9
Und finden, Gott, in dir allein
Die wahre Ruh und Freude
D l rue
425
Dieſes und jene, nee
Wie lieblich find darbben ais vent er
All' deine Wohnung, Gott,.
Da wir ſtets werden loben de mark
Dich, o Herr Zebao th!!! N
Mein Herz und Seel begehrt, a na un
Daß ich da bald anlange, alla) Ask
Und Ruh’ von dem empfange,
0 855
Was mich allhuͤr beſchwert. n AN
Hier muß ich immer ſtreiten,
Weil bey mir boͤſe Luſt
Einſchleicht von allen Seiten, 2
Dft ohne mein Bewußt; er EN
Daß ich mich untere
Bon Aue Ing. überellen, =; vu. wirt 21:9, e
Und manche Suͤnde th. 1
Dort wird nicht mehr empfunden
Des Fleiſch's und Geiſtes Krieg,
Dann hab' ich überwunden
Durch Chriſti Tod und Sieg.
Ich kann da meinen Gott
Von ganzem Herzen lieben,
Erfuͤllen und ſtets üben
Dieß allergroͤßt' Gebot.
Hier hab' ich manche Plage,
Muͤh', Arbeit, Sorg' und Laſt,
Daß ich bey Nacht und Tage 5 una
DE babe weng, Rag iin en am me sn
n e
3.7
Muß ich aufs ander” denken, |
Und damit oftmals kraͤnfkens
Leib, Seele, Muth und Sinn.
Diort
a6
Dort werd' ich von Nichts RER
Das mir zuwider ſe z:: ũ
Ich werd' ſtets Ruh ven, %% sind 1 5
2
Von Muͤh' und Plagen fre.
Sorg', Schbachheit, Hitz' and, Kaͤlt ! *
Man da ncht mehr erfähret; - Wr 1250 wirst
Was uns allhier beſchweret,
Iſt nicht in jener Welt.
Hier muß ich manchmal leben
In Poth und Duͤrftigkeit; 5
Was mir das Gluͤck gegeben,
Iſt in Gefahr allzeit.
A
Bon allem, das ich hab, m
Kann ich im Tod nichts faffen;
Ich muß es alles laſſen
Bis auf ein Tuch ins Grab.
Dort hab' ich zu empfangen
Reichthum und Ueberfluß; n
Ich werd' es All's erlangen
Al fi 59 I
Ohn' Misgunſt und Verdruß.
Auch iſts ohn' all' Gefahr | 1
Vom Roſte und von Schaben:
Kein Dieb kaun darnach graben,
Es bleibt mir immerdar.
Hier bin ich oft von Leuten
Ganz einſam und allein;
Ich muß auch wol zu Zeiten
Bey boͤſen Menſchen ſeyn.
Iſt noch ein frommes Herz,
Das ich nicht gern wollt' miſſen:
Wirds doch von mir geriſſn
1
Nicht ohne Leid und Schmerz.
33177
h nn 2Un
Dort finde ich fie wieder,
Die Frommen allzumal;
6e
1 10.
ni
*
1
n
send
437
Da lieben mich wie Bruͤdee nr
Die Heilgen ohne Sahl. ac Sein n d
Die Engel ſelber ſich Mom isdn 32
Mein da nicht werden . ache: ra
Mich willigſt zu ſich nehmen, e
Um mich ſeyn ewiglich. ”
Hier muß ich oft erdulden a
Verachtung, Schmach und een u "u;
Oft krieg' ich ohn' Verſchuldnñ
Für Wohlthun ſchlechten Lonn.
Der Menſchen Gunſt und Ehr:
Sich insgemein bald enden;
Eh' man die Hand umwendet,
Hat man davon nichts mehr. chf
Dort in des Himmels Throne 1
Aus un verdienter Gnad
Die ewig Ehrenkrone
Mir Gott verwahret hat
Kein Auge hat geſehhh ng.
Kein Ohr hat je vernommen, Dr
Es iſt in kein Herz kommen, e 50 e
Was uns da wird geſchehn. og
Die hier mit Thraͤnen ſaen, un und
Mit Freuden aͤrndten dort; 0 V 0
Die ſeufzen hier und ſtehen,
Dort jauchzen fort und forte“ ls
SE hier der Truͤbſal vie,,
Die ich ein' Zeitlang leide
Weit mehr iſt dort der Freude.
Und ohne End' und Ziel. 10 17
Gieb, Herr, daß ich auf Erden mt das
Mich ſehne ſtets darnach,
Und nimmer muͤd' e ane ud ND J
Dep allem Ungemach. „ l A
428
Hab' ich mehr Arbeit hier, Mas‘
Wird auch in's Himmels eg d 8
Fuͤr Andern mehr Belohnung Bin
Dort widerfahren mir.
Hilf, daß mit reinem Herzen
Ich all' mein Thun verricht 7
Daß ich auf Muͤh' und Schmerzen |
Dich ſchau' von Angeficht, end
Da du, Gott, Alles bit
Und lohneſt deinen Knechten,
Dort, wo zu deiner Rechten
Stets lieblich 3 gr Cad en
Rechter Gebrauch des Pelikan Bart.
Wir Menſchen ſind zu dem, o Gott,
Was geiſtlich iſt, untüchtig.
Dein Weſen, Wille und Gebot
Iſt viel zu hoch und wichtig;
Wir wiſſens und verſtehens nicht,
Wo uns dein göttlich, Wort und Licht
Den Weg zu dir nicht weiſet.
Drum find vorzeiten ausgeſaudt
Propheten, deine Ku echt
Daß durch dieſelben würd’, bekannt
Dein heilger Will' und Rechte; bug 2290
Zum letzten iſt dein einger Sohn, 10
O Vater, von des Himmels Thron
Selbſt kommen, uns zu lehren. abe
Fuͤr ſolches Heil ſey, Herr, genre
Laß uns dabey verbleiben, 0
Und gieb uns deinen heilgen BB ant TR
Daß wir dem Worte Malen, nenn en
Daſſelb' annehmen jederzeit 1 % dr
vr
Mit Sanftmuth, Ehre, Lieb' und Freud’
Als Gottes, nicht der Menſchen.
Hilf, daß der loſen Spoͤtter Hauff
Uns nicht vom Wort abwende;
Denn ihr Geſpoͤtt ſammt ihnen drauf
Mit Schrecken nimmt ein Ende.
Gieb du ſelbſt deinem Donner Kraft,
Daß deine Lehre in uns haft',
Auch reichlich bey uns wohne.
Oeffn' uns die Ohren und das Herz,
Daß wir das Wort recht faſſen,
In Lieb’ und Leid, in Freud' und Schmerz
Es aus der Acht nicht laſſen; 150
Daß wir nicht Hörer nur allein
Des Wortes, ſondern Thaͤter ſeyn, Be:
Frucht hundertfaͤltig i u un.
Am Weg' der Same wird ſo ſort
Vom Teufel hingenommen;
In Fels und Steinen kann das Wort
Die Wurzel nicht bekommen; 10
Der Sam’, ſo in die Dornen faͤllt,
Von Sorg' und Wolluſt dieſer Welt
Verdirbet und erſticket.
Ach hülf, Herr, daß wir 1 ac 1180
Dem guten fruchtbarn Lande,
Und ſeyn an guten Werken bein
In unſerm Amt und Stande
„Viel Fruͤchte bringen in Gedulhe,
Bewahren deine Lehr und Huld
Im feinen guten Herzen.
Laß uns, ſo lang' wir leben hier,
Den Weg der Suͤnder meiden;
Gieb, daß wir halten veſt an dir
Rn: Anfechtung und Leiden;
430
Rott' ans die Dornen n Arad NER
Hilf uns die Weltſorg' überall rn 92
Und boͤſe Luͤſte daͤmpfen. 1 nic
Dein Wort, o Herr, laß aeg . un!
Die Leuchte unſern Fuͤßen! | Ir
Erhalt es bey uns klar und n! tig
Hilf, daß wir draus genießen ot u Ast
Kraft, Rath und Troſt in aller Noth, .
Daß wir im Leben und im Tod
Beſtaͤndig deer trauen! 2:
M. Jakob Peter Si‘ 2
Geb. 1607 zu Poppenreuth bey Nürnberg. ; Geſt. 1639 als Pfarrer
in der Nürnbergiſchen Vorſtadt Woͤhrd. Das folgende Lied hat
nach der unbezweifelten Angabe des Nürnb. GB. von 1676 u. a.
ihn zum Verſaſſer. (Seelen Muſic Ander Theil ze, geſetzt von
Sig. Theoph. Staden. Nuͤrnb. 1648. 4. No. 8.
Seufzer in großen Scustten:
Ach Gott, erhoͤr' mein Seufzen und Wehklagen,
Laß mich in meiner Noth nicht gar verzagen!
Du weiß'ſt mein'n Schmerz, erkennſt mein Herz;
Haſt du du mirs aufgelegt, ſo hilf mirs tragen.
Ohm deinen Willen kann mir nichts begegnen;
Du kannſt verfluchen und auch wieder ſegnen.
Bin ich dein Kind, und habs verdient
Gieb wieder Sonnenſchein nach truͤbem Regen.
Pflanz nur Gedult“ durch deinen Geiſt in mein „ b,
und hilf, daß ich es acht für keinen Scherze. 1585 |
Zu deiner Zeit wend' ab mein Leid: ‚m
Durch Mark und Bein dringt mir der große Schmerz.
Ich weiß, du haft meiner noch nicht 1 5
* ich vor Leid mir ſolt mein Hetz abe
1708
431
Mitt' in der Noth denk' ich an Gott,
Ob er mich ſchon mit Kreuz und Angft thut preſſen.
Es hat kein Unglück nie fo lang’ genpduet, en
Es hat doch letztlich wieder aufgehöret: A0
Beut' mir dein Haͤnd' und machs ein End'; e
Auf dieſer Erd' mein Herz nicht mehr begehret.
Soll ich noch mehr um deinetwillen leiden:
So ſteh mir, Herr, mit deiner Huͤlf' zur Seiten; in
Fein ritterlich, beſtaͤndiglich 18
Hilf mir mein' Widerſacher all' bestreiten:
Daß ich durch deinen Geiſt mög’ uͤberwinden,
Und mich in deinem Haus allzeit laß finden
Zum Preis und Dank, mit Lobgeſang;
Mit dir thu ich in Liebe mich verbinden.
Daß wir in Ewigkeit bleiben beyſammen,
Und ich allzeit dein'n auserwaͤhlten Namen
Preiſ herziglich, das bitt' ich dicht
Durch Jeſum Chriſtum, unſern Herren. Amen.
Johann Michael Dilherr.
Seb. 1604 zu Themar im Hennebergiſchen. Geſt. 1669 als Paſtor
zu S. Sebald und Bibliothekar in Nuͤrnberg. Mehr noch als
ſeine gelehrten Abhandlungen haben ihm ſeine zahlreichen, fuͤr
jene Zeit gutgeſchriebenen und von einem ͤchtchriſtlichen Sinne
zeugenden Erbauungsbuͤcher Anſehen und Beyfall erworben. Seine
geiſtlichen Lieder, die theils in dieſen Schriften theils in Ge⸗
ſangbuͤchern in nicht geringer Anzahl vorkommen, ſind freylich in
poetiſcher Hinſicht unbedeutend; aber in manchen ſpr icht ſich das
warme Religionsgefuͤhl nicht ohne Kraft aus. [weg zur Seſig⸗
keit ze. von J. M. D. Nuͤrnb. 1650. 12. S. 446, (Die Vor⸗
rede iſt vom J. 1645.) Muͤrnbergiſches e s ze. Nuͤrn⸗
berg 1676, laͤngl. 12, G. 11554. a unc nals A
ans Got:
432
Gottes Get ae vim we
Nun laſſet Gottes Güte 000 n 1
Uns führen zu Gemuͤthe; en nit . 6
Kommt, laſſet uns erwaͤge n
Des frommen Vaters Segen n.
Eh' wir ans Licht geſetzee m 72 iae u 5
Hat er uns hoch geſchätzet ),,
Und hat uns eingeſchri eben
Zum Leben und zum Lieben. „ u g
Ihnen ene
Da wir noch ſind gelegen
Ohn' Regen und Bewegen 1
Ohn' Menſchenhuͤff und Sorgen. an!
Der Mutter auch verborgen, ng
Hat er allein uns geben I: dr 1 1
Die Glieder und das Leben;
Ohn' einig unſern Hellen 3 nn
War Kuͤchen da und Keller-. „ eee K
hat zu rechtek Stunde 1 7 nen u, hai:
Botleihruufich und gefunden MS se Anz
Auf feiner Engel Wagen
Uns in die Melt getragen.
Er h wmommen 4
| In die Gem R voten," ad " L
Gemacht zu iu en! Welle a ni
Die auch nicht Sterben. ven * mi ee 2
Er giebt uus rennen e ——
Sein Wort, dal ihn neuen x ad? ie
ö Vater und Em hrer biz n ui nnn
Und alles Guts * ade, bitch c
Er giebt fuͤr u Sünde eee ru
Sein eingebornes s e en
Und laͤßt es fuͤr u r d ee e e
| 1 0 dun ron *
Al einen rechten n.
—
re] “ua > -
u. 4%“ ww 2”
433
Dieß laſſet uns bedenken,
Wenn uns die Sorgen kraͤnken:
Wer ſeinen Sohn hergiebet,
Derſelb' aufs hoͤchſte liebet.
Sollt' er uns was verſagen,
So wir ihm glaͤubig klagen,
Was wir vonnoͤthen haben
Zur HA, zur Speiſ', zum Laben?
Die Voͤgel in den Luͤften,
Die Thierlein in den Kluͤften,
Die Bluͤmlein auf den Wegen
Uns muͤſſen widerlegen.
Der ſie ſo treulich heget
Und ihrer fleißig pfleget,
Sollt' eines Himmels Erben
Er denken zu verderben?
O Vater, Vater, giebe,
Daß deine große Liebe
Wir inniglich betrachten
Und ſo gering nicht achten.
O Vater, uns beſchere
Zu deinem Lob und Ehre,
Daß wir dir recht vertrauen
Und gänzlich auf dich bauen.
Wenn wir nur dieſes haben:
So werden uns die Gaben,
Die wir zu dieſem Leben
Beduͤrfen, wohl gegeben.
Eh Himmel und die Erden
Zaunichte müßten werden, u
Als ſollten ſeyn verlaſſen n.
„Die Fleiſchesſorge haſſe nn.
wu Ee Sieg
9
—
.
—
55
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434 2
Sieg des Glaubens uͤber die Toofuän
Warum ſollt' ich bekuͤmmert n f NER \
um Leben oder Sterben? % | .
Der Glaube weiß von keiner Pein, w
Und laͤßt mich nicht verderben.
Leb' ich: fo leb' ich, Jeſu, dir; 0
2
2
Dir ſterb' ich auch desgleichen.
Ja, ganz kein Leben iſt in mir,
Als was dein Blut kann reichen.
Leb' ich in dem: ſo mag die Welt Kerr
dit ihrem Leben ſchwindenjj
Ich werde gnug, o Lebensheldt.
In deinem Tode finden. OT.
Was ſcheidet meinen Gott und N dul
Laß Tod und Leben kommen: 4
Ich halte, Heiland, mich an dich, 2
Du Leben aller Frommen. N
Und weiß gewißlich, Herr, du art HR
In Beyden mich erhalten. 1 CR
Getroſt will ich, o Lebensfuͤrſt, zul
Auf deinen Tod erkalten.
m:
Georg Philipp. Horsdörſfer. .
Geb. 1607 zu Nürnberg. Geſt. 1658 ebendaſelbſt als gatheere
Einer der eifrigften Befoͤrdeter des gegen die Mitte des ten
Jahrh. neu auflebenden Studiums der deutſchen Sprache und
Dichtkunſt; Mitglied der fruchtbringenden Geſellſchaft unter dem
Namen des Spielenden, und ſelbſt in Verbindung mit Joh. Kat
Stifter einer ähnlichen Geſellſchaft, des noch jetzt in Nürnberg be⸗
ſtehenden pegneſiſchen Blumenordens. An ſeinen gei ſtlich
deren er viele ſowohl in eigenen Schriften Here 1
tagsandaͤchten über die Evangel. Nu uͤrnberg 1649. 8. die
Epiſteln, ebendaf, 1651. 8. Nathan wn
435
und weltl. Lehrgedichte, im zweyten Th. ebend. 1651. 8.) als
auch in den Dilherriſchen Erbauungsbuͤchern bekannt gemacht hat,
iſt auf der einen Seite die Vermeidung des Geſuchten und Schwüls
ſtigen, worin fein Freund K., ſelbſt als Liederdichter, bis zum
Ungeheuren ausſchweifte, zu loben; aber auf der andern iſt ihnen
auch eine Trockenheit, ein Mangel alles Erhebenden in Gedanken
und Darſtellung, und, was Sprache und Versbau betrifft, eine,
ſogar für jenes Zeitalter ungewöhnliche, Fehlerhaftigkeit eigen,
die bey einem Verfaſſer, der Dichter und Kritiker ſeyn wollte und
bey ſeinen Zeitgenoſſen wirklich dafuͤr galt, eben ſo ſehr befremden
als Misfallen erregen muß. Nicht ein einziges unter ihnen wuͤßte
ich anzugeben, das in ſeiner Art ausgezeichnet genannt zu werden
verdiente; auch hat ſich in den neuern Geſangbuͤchern keines, nicht
einmal in veraͤnderter Geſtalt, erhalten. Das ertraͤglichſte und,
wie es ſcheint, am bekannteſten gewordene mag dieſen Band be—
ſchließen. [Weg zur Seligkeit ꝛc. von J. M. Dilherrn. Nuͤrnb.
1650. S. 622.
=
Morgenandacht.
Das walte Gott, der uns aus lauter Gnaden
Erhalten hat fuͤr Leibs- und Seelen⸗Schaden!
Wir loben dich, weil deine Guͤt' und Treu'
Iſt mit der Morgenſonne wieder neu.
Wir ſind, o Herr, zu ſolchen Gnadengaben
Viel zu gering, die wir empfangen haben.
Was ſoll mein Herz dargegen legen dar,
Als Lob und Dank, auf deinen Brandaltar?
Nimm gnaͤdig an das Opfer meiner Lippen,
Das ich dir geb' auf dieſer Erdenklippen!
Entzund in mir das Herz mit deiner Brunſt,
Auf daß ich ſtets empfinde deine Gunſt. .
Weil ich noch hier auf Erden hab' zu wallen,
So laß mich doch in keine Suͤnde fallen;
Gieb', daß ich ſtets denk' an des Lebens End',
Und meinen Sinn nach deinem Willen wend'.
4 RR Era Der
Beſiehl, daß deiner Engel Seren nher dans
Und wider meine Feinde ſiegend free 120 n dat
Denn wenn du dich nicht ie leiter ah, w. ins *
So weiß ich wohl, wie leicht ich kuren kai. * “= 3
Ach! find für dir die Sperling’hoch geachtet;
Saft du die Zahl der kleinſten Haar' techn, a
So wird bey dir auch nicht vergeſſen ſeyn, at e
Den du in deine Hand geſchrieben ein. e
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Laß deine Gül ob allen Frommen Wollen a. At ei
Du kannſt ſie wohl in Noth und Tod erhalten.
Regier uns, Herr! wir harren deiner Gnad, „
Und 9 num auf unſres Dienfres Pfad. duns
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Dreyfaches Regiſter.
10.
1 Der eievernerfaffe 25
Alarbus, Kilhem S. 244.
Alber, Erasmus — 106.
Albert, Heinrich — 379.
Albrecht, Markgraf
zu Brandenburg — 111.
Altenburg, Mich. — 286.
Andreaͤ, Joh. Valent. — 298.
Apelles. ſ. Lowenſtern
Behemb, Martin — 227.
Bidembach, Balthaſ. — 152.
Bienemann, Kaſpar — 151.
Bindemann, Martin — 177.
Vohemus. ſ. Behemb
Bonn, Hermann — 98.
Buchner, Auguſt — 384.
Caͤſar, Heinrich — 347.
W f. Schneeſing
Decius, Nikolaus
Groß, Johann
Creuzigerin, Eliſabeth— 55.
Dach, Simon S. 359.
— 63.
Denicke, David — 416.
Dilherr, Joh. Mich. — 431.
Eber, Paul nue der
— 122.
Faber, Zachaͤus — 247.
Flemming, Paul — 322.
Freder, Johann — 118.
Fuͤger, Kaſpar — 208.
Geſenius, Juſtus — 410.
Gigas. Henne.
Gramann. Johann — 11
W 23%
Großmann, Burchard _ 260.
Grpphiue, Andreas — 395.
Harsdoͤrffer, G. Phil. — 434.
yır
438
Heermann, Johann S. 264.
Heilmann, Ludewig — 186.
Held, Heinrich. — 399.
Helmbold, Ludewig — 148.
Henne, Joh. 146.
Herberger, Valerius — 23 3.
Hermann, Nikolaus — 125.
Heſſe, Johann . — 105.
(Heyden, Sebald — 114.)
Hodenberg, Bodo von 407.
Johann Friedrich J.
Churf. v. Sachſen — 109.
Jonas, Juſtus . 53.
Kiel, Tobias. — 234.
Knauſt, Heinrich — 191.
Knoll, Chriſtoph » — 224.
Kohlros, Johann — 88.
Lobwaſſer, Ambroſius — 165.
Loͤwenſtern, Matth.
Apell. von — 319.
Luther, Martin. — 27.
Major. ſ. Groß.
Maria, Koͤnigin von
Ungarn — 78.
Mattheſius, Joh. — 129.
Meder, Dav. Bernh. — 389.
Meyfart, J. Matth. — 316.
Moller, Marte. — 168.
*
*
* *
Riſt, Johann
Muͤhlmann, Joh.
Mylius, Georg.
Nicolai, Philipp
Othfar, Christian
Opitz, Martin
Pappus, Johann — 212.
Poliander. ſ. Gramann.
Rerau, E. J.
Reußner, Adam
Rinckart, Martin
Ringwaldt, Barthol. — 202.
Robertihn, Robert — 356.
Köder, Paul.. — 248.
Rutilius, Martin — 229.
Sachs, Haus . — 131. 1
Salzburg, Albert — 120.
Saubert, Johann — 283.
Schalling, Martin — 209.
Schechs, Jakob Peter — 430.
Schein, Joh. Hermann 263.
Scher Erz, Siegmund 253.
Schmucker, Kaſpar 4 155.
Schneeſing, Johann — 90.
Schnurr, Valthaſar — 284.
Schwarzin, Sibylla — 315.
Schweinitz, David von 320. 1
Sel⸗
S. 231.
— 353.
— 215.
— 403.
— 312.
— 98
Richter, Gregor 5 — 404.
— 3868.
39
Selnecker, Nikolaus S. 157. Weber, Jeremias S. 286.
Siegfried, Johann — 246. Weckherlin, Georg
Spee, Friedrich. — 301. Rodolff . . — 295.
Spengler, Lazarus — 57. Wegelin, Joſua . — 294.
Speratus, Paul. — 49. Weingaͤrtuer, Sieg⸗
Stegmann, Joſua — 255. mund . — 221.
Stiefel, Michael. — 179. Weiß, Michael . — 64.
Thebeſius, Adam — 391. Weißel, Georg . — 292.
Thilo, Valentin — 350. Werner, Georg . — 349.
Titz, Joh. Peter. — 398. Witzſtat, Haus. — 85.
Tſcherning, Andreas — 392. Tylotectus, Johann — 92.
Walther, Johann — 134. Zwick, Johann. — 81.
Anm. Von dieſen 100 Liederverfaſſern waren Gottesgelehrte 60,
Rechtsgelehrte und öffentliche Staatsbeamten 13, Aerzte 2,
Humaniſten 7, Tonkuͤnſtler 45 einer war Handwerker.
a Von füuͤrſtlichem Range waren 3, von adelichem Stande 4.
Drey waren weiblichen Geſchlechts. — Der Geburt nach
waren Meißner und Thüringer 32, Franken 17, Heſſen ı,
Kis Rheinlaͤnder 6, Schwaben 8, Bayern 1, Schwener 1,
Schleſier und Lauſizer 12, Brandenburger und Pom⸗
mern 3, Weſtphalen 2, Niederſachſen 7, Preußen und
Polen 8, Niederlaͤnder 1.
— —
—
Der Geringe nn
nach den Anfangsworten. * 7
12
1
(Die allgemeineren Kircheugeſänge find mit Schwabacher Schriſt gedruckt.)
Ach bleib mit deiner
Gnade. . S. 259.
Ach daß der ſchwere
Schmerz . 2906.
Ach Gott, erhoͤr mein 0
Seufzen — 430.
Ach Gott, thu dich
erbarmen „los.
Ach Gott und Serr — 229.
Ach Gott, vom Sim⸗
mel ſi ey — 31.
Ach Gott, wem ſoll ich
klagen — 158.
Ach Gott, wem ſoll ichs
klagen — 174.
Ach Gott, wie manches
Zerzeleid .. 168.
Ach laßt uns Gott doch
n — 361.
Ach lieben Chriſten,
ſeyd getroſt . — 146.
Ach lieben Chriſten,
trauret nicht. — 204:
Ach Menſch, was wollſt du 298.
Ach treuer Gott, ich ruf
zu dir
* “ „ *
— 422.
Ach wie ein'n leinen 0 h
Augeublick . S. 246.
Ach wy armen Suͤnders 58.
Ade, fahr' deine Straßen 310.
Allein auf Chriſti Him⸗
melfahrt .
Allein Gott in der Sh 62.
Allein in Godt vortrumen 120.
Allein zu dir, Herr
Jeſu Chriſt — Mm
Allein zu Gott mein“
Hoſfnuung
Auf, auf! Gott will
gelobe t 306.
Auf, auf! mein Herz
und dun. . . 313.
Auf, auf! mein Herz,
zu Gott
Auf Thrifti Zimmel⸗
fahrt allein — 195.
Auf, die du alſo liegſt — 40%
Auf dieſen Tag bedenken 81.
Auf meinen lieben Gott 221.
Aus meines Serzen
Grunde . 129.
Aus tiefer Noth ſchrey ich 34.
Brich
I 166.
— 331.
* *
ER.
. 2 20.
441
Brich an, du lieber
Morgen S. 260,
Chriſt lag in Todes⸗
banden — 38.
Chriſt mein Gott, erhoͤr — 300.
Chriſtus der iſt mein
Leben
Das Meiſterſtuͤck mit
Sorgen — 302.
Das walte Gott, der uns 435.
Daß alle Menſchen ſterben 356.
* * *
Daß alle Menſchen ſterblich 382.
Denk an Gott zu aller — 394.
Der grimmig' Tod mit
ſeinemm 153.
Der Meiſter iſt ja lo⸗
benswerth — 357.
Der rauhe Herbſt kommt 383.
Der ſchoͤne Tag bricht an 383.
Der Tag hat ſich geneiget 173.
RW bitten wir, deine |
Wider
Pr Herrlichkeit der
Erden 305.
ala großer Wan
mann — 391.
Du Menſchenkind, erſchrick 378.
Durch Adams Fall iſt
„
99.
1 *
. 9 “
k ganz 1 „„ 90 57.
Du ſollſt in allen Sachen 393.
Ein neues Lied wir heben an.
Ein Voͤglein klein
Ein' veſte Burg iſt unſer S. 45.
288.
Erhalt uns, Zerr, bey — RR
Ermuntre dich, „ mein
ſchwacher . — 330.
Es geht ein friſcher
Winter . — 184,
Es iſt das Seil uns
kommen — 80.
Es iſt gewißlich an der
See „„ „„ „ 901.
Es iſt ja wahr, wir. — 362.
Es ſpricht der Unwei⸗
ſen Mund — 32.
Es wollt uns Gott
genaͤdigg . — 37.
Freu dich ſehr, o meine
Seele „ 238.
Freut euch all' die ihr
Leide 206.
Friſch auf, mein’ Seel — 156.
Fruͤh 2 da die
Sonn 270.
Fuͤr deinen Thron tret
ich „ * — 0 * * 408.
Geduld die ſolln wir — 258.
Gelobet ſeyſt du Jeſu
Chriſt — 36.
Gleich fruͤh, wenn ſich — 309.
Gleichwie ſich fein ein — 230.
Gott des Sunmelg und der 380
Gott
—
443
Gott hat das kvange⸗ umme hat mich galt S. 339.
im 1 . S. 107. Ich bin dein fat, 0m
Gott iſt mein Heil, Sick 142.
Gottlob, die Stund iſt 280.
Gott ſey Dank durch
alle 399.
Groß iſt, s großer Gott — 321.
Helft mir Gott's Güte — 124.
Serr Chriſt, der einig — 36.
Serr Gott, nun ſchleuß
den
Serr/ ich bin ein Bro
auf — 247.
Herr, ich denk an jene — 353.
err Jeſu Chriſt, du
hoͤchſtes 202.
Zerr Jeſu Chriſt, ich
ſchrey zu . 251.
Zerr Jeſu Chriſt, wahrr
menſch . 122.
err, wie du willt, ſo
ſchikcks
Herzlich lieb hab ich dich 210.
Serzlich thut mich er⸗
deſreuen
Serzlich thut mich ver⸗
langen 224.
Serzliebſter Jeſu, was
2 * * * ..
— 234.
®, DZ no
2 ** — * +
* *
— *
1 34.
* haſt du —— — — 269.
Ihr en it Den eee
pr die Klag' der Chri⸗
N ** ie g — 139.
63
—
*
Ich bin ja, Serr, in
Ich fund an einem
1352.
ſchnuͤdd e — 292.
deiner % — 323.
Ich dank dir, lieber
Serre.
Ich dank dir ſchen 5
durch . — 164.
Ich hab' mein Sach.
Gott. — 23.
Ich hab mich Gott er·
geben — 246.
Ich ruf zu dir, Serr
eu „ ee
Ich ſteh in Angſt und — 366.
„ .
Morgen . 189.
Ich ſtund an einm
Morgen 2 192.
Ich ſtund au einem
Morgen a. |
Jeruſalem, du hochge⸗ „ 1
baute Bi
Jeſu, deine tiefe wunden 28.
Jeſu, der du meine Seele 337. J
Jeſu, meiner Seelen Licht 400.
Jeſus Chriſtus unſer
Seiland + » — 36.
In allen meinen Thaten 3g.
In *
N
—
443
— ne
In dich hab ich gehoffet S. 97.
Ju dieſer Abendſtunde — 347.
Joannes thut uns ſchreiben 180.
Rein Chriſt ſoll ihm die
Rechnung . 361.
Reinen hat Gott vers
laſſen. .. . 236.
Komm heiliger Geiſt — 39.
Kommt her, kommt her — 72.
Kommt her zu mir,
ſagt Gottes — 82.
Laß dich nur nichts nicht 326.
Laſſet ab, ihr meine
Lieben — 278.
Laſſet ab von euren
Thraͤnen
| Laſſet uns den Herren
preiſen — 333.
gaß mich dein ſeyn. — 162.
Laß, Vater, deinen guten 418.
Lobet den Serren, denn
Bee. | . — 162.
Lobet Gott, o lieben — 68.
Lob Gott getroſt mit — 100,
Lobt Gott, ihr Chriſten
alle . 126.
Lobt Gott, ihr frommen
Chriſten. . . — 187.
Machs mit mir, Gott,
nach 83.
mag ich Unglück nicht — 78.
— 406.
* * * *
* * .
heiligen
Man ſpricht: Wen Gott
erfreut . S. 177.
Mein junges Leben hat ein 241.
Mein'm lieben Gott er;
geb ich . — 128.
Mein' Seel', dich freu
und 2253.
Menſchenkind, merk
eben — 65.
Mit Ernſt, o Men⸗
ſchen kinder — 350,
Myn Seele ſchall uth — 118.
Nimm dich, o meine
W „
Nimm von uns, Serr,
du treuer . — 170.
Nun bitten wir den
. — 4.
Nun danket alle Gott — 386.
Nun freut euch lieben
Chriſten
Nun hoͤret zu, ihr Chri⸗
ſtenleu .. . — 86.
Nun laſſet Gottes Guͤte — 432.
Nun laßt uns den Leib — 77.
Nun laßt uns Gott
dem Serren .. 150.
Nun lob, mein Seel,
den 85.
O Chriſte, Morgen⸗
ſterne . . 163.
G
3 =
— 370.
— 29.
u
& ewigkeit, du Don: ⸗
ner wort. S. 343.
O Ewigkeit, o Ewigkeit — 243.
O glaͤubig Serz, gebe⸗
nedey
© Gott, du ſrommer
Gott.. am
O großer Gott von
* . * +
Macht 2353.
O Serre Gott, dein
göttlich * e TR He 60.
O Herre Jeſu Chriſt — 20.
G Jeſu Chriſt, meins
Lebens „„ . .
© Jeſu, Gottes Cam⸗
melein — 172.
© Jeſu, Jeſu, Gottes
Sohn — 271.
O Jeſu, meine Wonne — 345.
O Lamm Gottes un⸗
ſchuldieg 63.
O Lebens bruͤnnlein tief — 231.
O Licht, geboren aus — 314.
O meine Seel', erhebe dich 419.
O Menſch, bedenk zu
dieſer 106.
O Menſche r wellii be⸗
denken — 114.
0 Sonn, du ſchoͤne. — 283.
© Tod, wo iſt dein
Stachel 5 414.
* * * 934
— * 6 7
Sey, meine Seel,
© Traurigkeit E. zn. 1
o vater der Barn.
herzigkeit . . — 47.
© welt, ich muß dich |
laden. 1
O wie mögen wir doch 9
O wie ſelig ſeyd ihr a
doch Former Äh
Sag', was hilft alle — 317.
Schöner Himmelsſaal — 377.
Sey getroſt, o meine
W 9
dich — 366.
Sey wohlgemuth, laß — 260.
Singen wir aus Ser-
zengrund — 143.
Soll mein Geiſt gebuͤcket — 365
So ſchwinge, dringe dich — 318.
So wahr ich lebe, ſpricht 26s.
— 14.
— 0
“ * vr
So wuͤnſch' ich uun ein
gute We 255. 1
Steh doch, Seele, ſteh — 405.
Sterben und geboren
werden — 37%
Such, wer da will . — 292.
Treuer Wächter Iſrael — 274.
Tugend iſt mein Leben — 326.
Valet will ich dir geben 233.
Vater unſer der Clenden — 387.
Vater unſer im Sim⸗
melreich ug 4
Ver⸗
445
Wetsage nicht, du Haͤu⸗
S. 286.
an
Verzage nicht, o frommer 219.
Vom Simmel kam der
Engel — 487
von Gott will ich nicht 148.
Macher auf, ruft uns — 218,
Wacht auf, betruͤbte
war Gott nicht mit
uns — 44.
Waket up, gy Chriſten — 116.
Wann, ach wann wird — 389.
Warum betruͤbſt du
„ VORIREEEREN
Warum ſollt' ich bekuͤm⸗
Giertz 3.2, 434.
Was Gott thut, das iſt — 287.
Was mein Gott will,
bas ie ar II.
was? ſoll ein Chriſt
„F437.
Was ſtehn und weinen
D wir 71.
Was willſt du, armes — 363.
Was willſt du, Menſch,
u, dier r „Bi und.
* > * u a
22 131.
weltlich
Ehr' und
zeitlich. . . S. 74.
Wenn ich in Augſt und
Noth — 320,
wenn meine Suͤnd' mich 412.
wenn mein Stuͤndlein — 127.
werde munter, mein
Gemuͤthe Nr
wer Gott vertraut
Wer bie das Elend.
bauen . — 9m
Wie ein Hirſch mit N
großem 239.
wie lieblich fi ind dar⸗
oben — 425,
wie ſchoͤn leuchtet der |
miorgenftern . . — 216.
Wie's Gott gefällt, ſo — 109,
Willſt du in der Stille — 398.
Wir Chriſtenleut 8 59 209.
wir menſchen find zu
. dem 2428,
wo Gott der Serr
nicht bey — 83,
wo ſol ich fliehen hin — 267.
Zion klagt mit Angſt
— 341.
— 211.
„ . *
sagen in den Am; — 355. und 2276,
ee denen TV SG e <
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D 2 RE une 7 0 80 Hr
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l Der Ge FR
nach ibrem Inhalte.
I. Chriſtenglaube. |
i. Gottes Vollkommenheiten.
S. 68. 276. 419. 432.
2. Gottes Vorſehung und Regie⸗
rung. S. 118. 192. 206. 375.
3. Des Menſchen Natur und Be
ſtimmung. S. 248. 368.
4. Des Menſchen ſittliches Ver⸗
derben. S. 1
5. Erlöfung der Menſchen durch
Chriſtum. S. 29. 57.
6. Chriſti Menſchwerdung und
Geburt. S. 35. 48. 65.
656. 126. 209. 330 350.
r
7. Chriſti Leiden und Tod. S.
98. 269. 281. 332. 391.
400. 412.
8. Chriſti Auferſtehung. * 38
270. 333. 414.
9. Chriſti Himmelfahrt. © 81.
e . 28.
10. Chriſti Fuͤrſorge für das heit
ſieiner Erlöfeten.. S. 298.
11. Sendung des H. Geiſtes.
S. 39. 44.
12. Rechtfertigung des Sünders 5
vor Gott. S. 30.
13. Auferſtehung. a
14. Sagen S. 113. 213.
366. e
15. Ewigkeit. S. 243. 343.
16. Seligkeit in jenem Leben.
S. 244. 425.
II. Chrifiengefinnung: 1
A. überhaubt.
1. Demuͤthigung vor Gott. ©.
170. 229. 296. 417. *
2. Glaͤubige Annahme der
Gnade Sottes in Chriſto.
S. 34. 63. 70. 90. 202,
230. 267. 292. 337.
3. Ergebung an Gott und
Chriſtum. S. 56. 152.
162. 300. 3
4. Liebe zu Gott und Cheite⸗ 5
S. 163. 168. 210. 216.
231. Mi. 30 ½% % %
5. Andenken an Gott. S. 304.
6. Erhebung des Herzens u
Gott. S. 386. 398. 408.
7. Lobpreiſung Gottes. S. 62.
95. 150, 162. 306. 4
8. Anrufung Gottes. S. * 9
273.
447
9. Vertrauen auf Gott. S.
120. 142. 148. 166. 211.
219. 221. 288. 320. 403.
413. *
10. Zufriedenheit mit Gottes
Fuͤhrungen. S. 109. 111.
2 326. 36.
11. Genuͤgſamkeit. S. 114. 422.
12. Sorge fuͤr das Heil der
Seele. S. 74. 116. 265.
418.
13. Liebe zum Worte Gottes.
S. 37. In Beziehung
auf die Reformation: S.
60. 180. 184. 187.
14. Thaͤtige Uebung des Chriſten⸗
thums. S. 72. 82. 428.
15. Standhaftigkeit im Chriſten⸗
thum. S. 79. 92.
16. Weiſe Anſicht und Benutzung
des Lebeus. S. 313. 317.
326. 355. 361. 368. 379.
395. 405.
17. Andenken an den Tod. S.
106. 153. 189. 353. 378.
382
vu...
18. Freudigkeit auf den Tod.
S. 212. 224. 292. 434.
19. Sehuſucht nach der. beffern
Welt. S. 172. 238. 289.
310. 370, 377.
20. Vorgefuͤhl des Himmels.
S. 134. 317.
8 5
E. insbeſondere.
1. Bey der Feyer des h. Abend⸗
mahls. S. 36. 253. 345.
Beym Jahreswechſel. S.
124. 22
3. Im Fruͤhling und Sommer.
S. 302. 357. 362.
4. Am Morgen. S. 88. 129.
164. 260. 314. 351. 380.
385. 7 435.
5. Am Mittage. S. 99.
6. Am Abend. S. 173.
347.
7. Bey der Arbeit. S. 393.
8. Auf Reiſen. S. 323.
9. Zu Kriegeszeiten. S. 274.
285. 286. 287. 387. 389.
10. Bey wiederhergeſtelltem Frie⸗
den. S. 349.
11. In theurer Zeit. S. 181.
12. Bey herrſchenden Seuchen.
S. 146. 204. R
13. Bey ausgebreiteten Verderb⸗
niſſen und Gefahren der
Kirche. S. 31. 32. 44.
45. 48. 53. 100. 102, 107
139. 255, 259
5
143.
341.
14.
54. Unter Verfolgung wegen des 17. G en
0 Glaubens. S. 40. 78. 193. 273. 280, 327. 7
18. Bey andern aͤußern Bedraͤng⸗ 406. 371. 376. 3838.
f N niſſen. S, 97. 156. 177.
236. 258. 260, 32l. 363.8 In der Nähe des 2
430. . S. 122. 127. 144. 223.
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