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Full text of "Anthologie christlicher Gesänge aus allen Jahrhunderten der Kirche"

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FROM THE LIBRARY OF 


REV. LOUIS FITZGERALD BENSON, D. D. 


BEQUEATHED BY HIM TO 


THE LIBRARY OF 


PRINCETON THEOLOGICAL SEMINARY 


Anthologie 
err Geſange 


aus der 


neuet en 


Die vorzuͤglichſten 


ſeit der Reformation erſchienenen 


geiſtlichen Lieder der Dee 


nebſt einigen 


die Geſchichte derſelben betreffenden 8 


enthaltend. 


Von 


Auguſt Jakob Rambach, 
Prediger bey St. Jakob in Hamburg. 


Erſter Theil. 


4 Altona und Leipzig, 
bey J. F. Hamme rich. 
1817. 


* 


Anthologie 
chriſtlicher Geſaͤnge 


allen Jahrhunderten der Kirche. 


Nach der Zeitfolge geordnet 


und mit 


geſchichtlichen Welterkungen 


begleitet 


von 


Auguſt Jakob Rambach, 
Prediger bey St. Jakob in Hamburg. 
* 


Zweyter Band. 


Altona und Leipzig, 
bey J. F. Hammerich. 
1817. 


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würdigen Schwiegervater, 

dem Herrn a 
riedrich Auguſt Boyſen, 


Oberprediger zu Ermsleben, 


mit 
der innigſten Verehrung und Liebe 


gewidmet. 


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40. a 


a den in der Vorrede zur Anthologie der älteren 
ehriſtlichen Geſaͤnge gemachten Bemerkungen brauche ich 
mich uͤber den Zweck und Plan der gegenwaͤrtigen Samm⸗ 
lung nicht weiter zu erklaͤren. Nur das Misverhaͤltniß, 
in welchem dieſe erſte Abtheilung der neueren Anthologie 
mit jener in Hinſicht des Zeitraumes, den ſie umfaßt, 
zu ſtehen ſcheint, giebt mir Veranlaſſung, zu dem fruͤher 
Geſagten noch einige Worte hinzuzufuͤgen. Der Grund 
dieſer Ungleichheit liegt nemlich durchaus nicht, wie 
Mancher auf den erſten Anblick glauben moͤgte, in einem 
willkuͤhrlichen Verfahren oder in einer beraͤnderten Anz 
ſicht des Sammlers, ſondern einzig und allein in dem 
Unterſchiede der alten und der neuen Zeit ſelbſt, oder, 
welches eben ſo viel ſagt, in dem Einfluſſe, den die 
Reformation und der Geiſt ihres Stifters auf das 
religioͤſe Gefühl, wie auf das kirchliche Leben der deut⸗ 
9225 | ſchen 


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BERN 


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ſchen Voͤlkerſchaften gehabt hat. Wenn während er 
erſten 130 Jahre, die nach dieſer großen Epoche ver⸗ 
ſtrichen (von 1520 bis 1650), und zwar in dem einzige 
Deutſchland, eine zum wenigſten drey- bis vierme 
groͤßere Anzahl geiſtlicher Lieder, als der ganze inner | 
halb der vorhergegangenen 14 Jahrhunderte in allen 
Laͤndern der abendlaͤndiſchen Kirche geſammlete Vorrat | 
von Gefangen beträgt, zum Vorſchein kam: fo ift ei | 
natürlich, daß eine Auswahl des Beſten aus 13 Decenz 
nien derjenigen, welche eben ſo viele und noch mehre 
Secula umfaßt, an umfang wenig oder nichts nach 
gebe. Und wer da weiß, wie vieles von dem Ertre 
dieſes langen Zeitraums nach Grundſaͤtzen eines gelaͤu⸗ 
terten Chriſtenthums als gehaltlos und ungenießbai 
wegfaͤllt, der wird ſchon zum voraus mehr als 
ſcheinlich finden, daß der kuͤrzere Zeitraum eine ver⸗ 
haͤltnißmaͤßig weit reichere Ausbeute fuͤr die Antholog 
als jener darbieten werde. Zwar bekenne ich offenherzig, 
daß die Muͤhe des Sammlers im Ganzen genomme 
auch hier lange nicht nach Wunſch belohnt wird, und 
daß, wenn der hiſtoriſche Zweck mir den Maaß 
eines bloß kritiſchen oder aſcetiſchen Sammlers f 
brauchen vergoͤnnt hätte, ſelbſt von dem hier Mitge⸗ 
theilten noch manches zurückgelegt feyn würde. 
eben jenen Zweck durfte und wollte ich nicht aus den 
Augen verlieren. Kein vollſtaͤndiges Repertorium aller 
ſeit der Reformation erſchienenen religioͤſen Lieder, | 


VII 


aber eine moͤglichſt vollſtaͤndige Sammlung des Beſſeren, 
was die deutſche Literatur im Fache der religioͤſen Poeſie 
und beſonders an Kirchengeſaͤngen aufzuweiſen hat, ſollte 
dieſes Buch ſeyn; und gerade bey den aͤltern Perioden, 
die der gegenwaͤrtige Band umfaßt, ſchien mir Ausführ⸗ 
lichkeit um ſo zweckmaͤßiger und noͤthiger zu ſeyn, da die 
aus denſelben ſtammenden Lieder dem größten Theile 
nach in Vergeſſenheit gerathen, und ihre aͤchten Quellen 
vollends den allerwenigſten zugaͤnglich ſind. Waͤre ich 
dabey vielleicht nach dem Urtheil einiger Leſer etwas zu 
weit gegangen: ſo muß ich ſie bitten, die reichlichere 
Mittheilung nicht ſowohl meiner eigenen Liebhaberey 
fuͤr die Geſchichte der vaterlaͤndiſchen Liederpoeſie, als 
vielmehr der Ruͤckſi cht, die ich auf andere Freunde der⸗ 
ſelben nehmen zu muͤſſen glaubte, zu Gute zu halten. 
Doch wird, wie ich mir ſchmeichle, bey den aus der 
Reformations⸗ Periode herruͤhrenden Geſaͤngen 
der Ueberfluß auch ſolchen, denen jenes hiſtoriſche In⸗ 
tereſſe übrigens fremd if, nicht unwillkommen ſeyn; 
denn fuͤr welchen Freund der Religion und des Vater⸗ 
landes gewoͤnne nicht alles, was ſich auf den Anfang 
der ewig denkwürdigen Glaubensreinigung im 
löten Jahrhundert bezieht, bey der ſo nahe bevorſtehen— 
den dritten Secularſeyer derſelben eine erhoͤhete Wich⸗ 
tigkeit? und welcher Gutdenkende fühlte ſich nicht ans 
gezogen von dem Geiſte des frommen lebendigen Glau⸗ 
bens, der cus den kunſtloſen Gefängen ihrer Urheber 
1 und 


VIII 


und Beförderer eines Luther, 1 Jonas, 
Spengler u. a. ſo kraͤftig ſpricht? 1% a 
Wie eifrig ich uͤbrigens bemuͤht eee al 
der Mittheilung irgend wuͤrdige aufzufinden, und x 
wenig ich Anſtand nehme, zu behaupten, daß d 
Sammlung das Bedeutendſte aus der aͤlteren deut 
ſchen Liederpoeſie von 1524 bis 1650 enthalte: fo 
ich doch weit entfernt, zu glauben, daß mir übera 
nichts, was in ſeiner Art von neuem bekannt 9 
zu werden verdiente, entgangen fey. *) Nur woll 
man aus der bloßen Nicht-Erwaͤhnung eines Liedes ode 
eines Dichters nicht ſofort auf Unbekanntſchaft mit d 
ſelben den Schluß machen. Ich haͤtte außer den hie 
abgedruckten leicht noch eine ſehr bedeutende Anzahl vo 
Geſaͤngen, und unter dieſen manche, die in der ein 
oder andern Nückficht wohl der Aufnahme werth gen ſen 
waͤren, mittheilen koͤnnen; ich that es aber nicht, we 
ich befuͤrchten mußte, mich ſonſt von meinem Zweck 


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Gern haͤtte ich noch von zweyen nicht unbedeutenden Dich 
tern aus der erfien Hälfte des 12ten Jahrh., von Diede⸗ 
rich von dem werder und Kaſpar Ziegler, Proben m 
getheilt. Aber weder des Erſteren Troſtreiche Fr 
geſaͤnge auf die Stunde des Todes, noch des Anderen 
Jeſus, oder XX Elegien uͤber die Geburt, Leiden un 
Auferſtehung unſers Herrn J. Chr. (Leipz. 1648. 8.) kon fi 
ich auftreiben. Zwey einzelne Lieder von 3., die 0 
anderen Sammlungen vorfand, eigneten ſich für die x 
waͤrtige nicht. 


* 


IX 


ar zu weit zu entfernen, oder die Graͤnzen der Samm⸗ 
ung über die Gebühr auszudehnen. Und dieſer Fall 
rat ſelbſt bey einigen Liedern der vorzuͤglichſten Dichter, 
vie Joh. Heermann, Dach u. a., ein, deren Abdruck 
us keinem andern Grunde unterblieb, als um die 
proben von einzelnen Verfaſſern nicht unverhaͤltniß⸗ 
aͤßig zu haͤufen. Fuͤr das Publicum, welches dieſe 
Dichter noch naͤher kennen zu lernen wuͤnſcht, kann nur 
durch ganz beſondre Anthologien geſorgt werden, der⸗ 
leichen wir eine recht zweckmaͤßig eingerichtete von Paul 
1 Gerhards Geſaͤngen (unter dem Titel: Auswahl aus 
b. G. Liedern. Bremen ae. 8 vor e Kuren arhal⸗ 
2 a 202 5 

Schwerer als die Weglaſſung ganzer Geſaͤnge duͤrfte 
den Augen Maucher die Abkuͤrzung einzelner Lieder 
| ö rechtfertigen ſeyn; und doch moͤgte ich ſie nach Be⸗ 
ſchaffenheit der Umſtaͤnde, unter welchen ich mich befand, 
beynahe nothwendig nennen. Denn wie gerecht auch 
im Allgemeinen die Forderung ſey, daß in einer Samm⸗ 
ung dieſer Art jedes Product in ſeiner urſpruͤnglichen 
at mitgetheilt werde: ſo iſt es gewiß nicht minder 
r Wunſch, nur das Gute und der Erneuerung Wuͤr⸗ 
d dige in ſie aufgenommen zu ſehen. Finden ſich nun 
er unter den mitzutheilenden Stuͤcken, zumal aus der 
Po en Zeit, manche, die nicht durchaus gut genannt 
werden koͤnnen: was bleibt dem Herausgeber andres 
übrig, als eine ſolche Auskunft 10 treffen, wodurch, 
ohne 


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ohne eigentliche Verletzung der mit Recht von ihm ge 
forderten Treue, jenem Wunſche, in welchem die Mehr: 
zahl der Leſer ſich vereinigt, moͤglichſt Genuͤge gethan 
und zugleich für die Mittheilung deſto mehrerer Stuck 
Raum gewonnen wird, — alſo Weglaſſungen mit 
zelnen Strophen vorzunehmen? Nur verſteht ſichs, d 
dabey mit Behutſamkeit und Schonung verfahren wei 
Jedes allgemeine *) und fuͤr ſeine Zeit claſſiſche Kir 
lied muß unverkuͤrzt bleiben, ſo auch von den Lieder 
der bedeutendſten Dichter wenigſtens eines; und 
Weglaſſungen vorgenommen werden, duͤrfen ſie ſich r 
auf anſtoͤßige oder nicht zur Sache gehörige oder de 
Zuſammenhanges unbeſchadet entbehrliche Strophen 
ſtrecken. Ob ich dieſen Regeln uͤberall in der Anwendung 
treu geblieben bin, moͤgen Andere entſcheiden. Auf jed 
Fall glaube ich indeß den Leſern die Verſicherung gebe 


= Der Begriff eines allgemeinen Kirchenliedes darf, to 

von proteſtantiſchen Gefangen die Rede iſt, nicht zu ſtrer 
genommen werden. Luthers Lieder, mehrere von 
Heermann, Rift, P. Gerhard u. a. waren es zu ihrer 3 
im eigentlichſten Verſtande, wie es jetzt die meiſten vor 
Gellert, viele von J. A. Cramer u. a. ſind. Aber mit 
Recht zaͤhlt man unter die allgemeinen Kirchenlieder auch 
ſolche, die nicht gerade in jeder einzelnen Stadt oder P 
vinz des proteſtantiſchen Deutſchlands eingeführt u I 
wenn ihr Gebrauch nur an den mehreſten Orten ſtatt fand. 
Ich mache dieſe Bemerkung vornehmlich in Hinſicht 

das am Schluſſe des Buches beygefuͤgte Liederverzeichniß. 


23 9 


. 


IX 


koͤnnen, ihnen nicht allein nichts von Bedeutung ents 
zogen, ſondern auch manches gute Lied der Alten, deſſen 
bertriebene Länge und Gedehntheit leicht ihre Geduld 
ermüdet haben moͤgte, durch die vorgenommenen wei 
iu h ſungen genießbarer gemacht zu haben. 

In Betreff des hiſtoriſchen und literariſchen Theis 
0 Er Anthologie iſt das Noͤthige in der vorangeſchickten 
t Einleitung erinnert worden. Die Hauptfache), die ich 
i dabey zu thun hatte, beſtand in der genaueren Beſtim⸗ 
N mung der Zeitfolge, in welcher die aufgeführten Lieder 
zum Vorſchein gekommen find, und in der danach ein⸗ 
Mzurichtenden Stellung derſelben. Aber nicht immer konnte 
ich hierin ganz das leiſten, was ich wuͤnſchte. Wo die 
N Original⸗ Drucke und Sammlungen fehlten, mußte ich 
mit den Nachweiſungen Anderer, zuweilen auch 
nit ohngefaͤhren Muthmaßungen begnügen. Moͤglich 
Pe, daß das eine oder das andere Lied nicht an 
einem rechten Platze ſteht, daß z. B. die von Weckher⸗ 
lin und Andrea, deren aͤl teſte Originale ich nicht 
kenne, auch das Thilo’ ſche: Mit Ernſt, o Menſchen⸗ 
inder ꝛc. zu mät, die von Held dagegen zu früh aufs 
fuͤhrt ſind. Joh. Saubert haͤtte auf jeden Fall 
* J. Heermann ſtehen muͤſſen; aber ich bekam die 
Ot riginalſammlung, aus welcher ſein Lied entlehnt iſt, 
m ſpaͤt, um dieſe Aenderung noch vornehmen zu koͤnnen. 
Was ich ſonſt in den hiſtoriſchen Bemerkungen * nach⸗ 


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| 35 Bey dieſer Gelegenheit mag auch noch Einiges zu den 
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zutragen habe, iſt nicht von Bedeutung. Das i 
Einleitung S. 8 augeſuͤhrte Franckenauiſche Liederre iſte 
ſoll, wie Schoͤber im Vorbericht zur dritten Ausg 
feines geiſtlichen Liederſegens (Lobenſtein 1769. 8.) §. 
verſichert, bey einer großen Feuersbrunſt in Co 
verbrannt ſeyn. Den ebendaſelbſt S. 20 angeführt | 
Schriften iſt noch der kuͤrzlich erſchienene zweyte Ba | 
der Geſchichte der deutſchen Poeſie und Beredtſamkeit v | 
Hrn. Prof. Friedr. Bouterweck (Goͤtting. 1817. 8. 
beyzufuͤgen, in welchem mehrere Liederdichter des 2. 
Jahrh., wenn gleich nicht zunaͤchſt und e 
Verfaſſer geiſtlicher Geſaͤnge, nach ihrem poetiſe 
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Nm Notizen der aͤlteren Authologie nachgetragen Werbe. 
Bine der Vorrede S. X. angeführte Ueberſetzung des Dies it 
u ist von Mart. Moller, und ſieht in deſſen Meditation. 8 
Patrum. Th. I. Bl. 61. b. Es find mir nach der Fei | 
mehrere ältere ueberſetzungen dieſes Geſan; bekannt e 
worden, unter welchen ſich eine von Andr, Gryphius f 
dieeſſen poetischen Wäldern auszeichnet. Auch von a 
Fkatholiſchen Geſaͤngen, wie lam moeſta quieſce quere 
Lauda Sion ſalvatorem, habe ich in proteſtantiſchen Se 
lungen ueberſetzungen von Chr. von Stocken, Er. Frau, 
eiſei u. a. angetroffen, die für ihre Zeiten recht brav ind, 
ueber die S. 378 u. ff. ermähnten dlteften geiſtlichen Led 
der Deutſchen ſind in dem Verſuch einer Geſchichte di 
Kirchengeſanges, der in der geiſtlichen Monatsſchrift m it 
Räckſcht auf das Bisthum Confianz aufs J. 1803 = 
druckt hebt, Heft 9 ©. 24, . einige, Nachrichten 


15 80 I 


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XIII 


Charakter und Verdienſt eben ſo wahr als geiſtvoll ge⸗ 
ſchildert ſind. Der S. 120 erwähnte, Alb. Salzburg 
konnte vielleicht der in der Hamburgiſchen Reformations⸗ 
geſchichte als einer der Vorſteher der Bruͤderſchaft des 
b. Leichnams zu St. Johannis vorkommende A. S. ſeyn. 
nr (Staphorfis Hamb. Kirchengeſch. Th. II. B. I. Vorr. und 
S. 125.) Da ſeiner aber ſchon bey dem J. 1524 und 
var in der Reihe derer gedacht wird, die ſich als 
einde der Lutheriſchen Lehre gegen die Evangeliſchen ver⸗ 
ſchworen hatten: fo bleibt die Sache allerdings ſehr 
zweifelhaft. 


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Auf 


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getheilt, unter welchen die beſonders Aufmerkſamkeit vers 
dient, daß auf der Synode zu Schwerin 1492 (nach Harz- 
heim. Concil. Germ. T. V. p. 655) den Clericis erlaubt 
ward, während der Meſſe allenfalls auch einen deutſchen 
Geſang (carmen vulgare) auf der Orgel oder im Chore 
anzuſtimmen. Daß aber, wie S. 224 gemeldet wird, ſchon 
im sten Jahrh. in den Kirchen Deutſchlands (alſo nicht 
nur etwa in einer einzelnen) deutſche Hymnen geſungen 
ſeyn ſollten, iſt nicht allein an ſich hoͤchſt unwahrſcheinlich, 
ſondern gehet auch aus den dort angeführten Stellen des 
N Walafried Strabo de rebus eccleſ., fo viel ich gefunden, 
| keinesweges hervor. Auch gehort das, was ebendaſelbſt 
* von dem Gebrauche deutſcher Lieder bey den Oſterproceſſio⸗ 
nen aus dem Bericht des Joh. de Buſco angeführt wird, 
ſchwerlich ins rate, ſondern in die Mitte des ısten Jahr⸗ 
hunderts, in welcher dieſer Verfaſſer lebte. 


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Auf den Druck und die Correctur des Bud 
aller moͤgliche Fleiß gewandt; und die Lieder, 
hier erſcheinen, ſind ganz eigentlich Copieen der Orig 
nale, aus welchen der Abdruck genommen iſt. Stoͤren | 
oder ſinnentſtellende Fehler (dergleichen doch einer in d 
älteren Anthologie S. 110 ſtehen geblieben, wo es ſtat 
ſchlaͤfrig, ſchluͤpfrig heißen muß) werden ſchwerlie 
weder in dem Text noch in den Bemerkungen, 
kommen. Nur in der Einleitung S. 12 8. 7 v. u. i 
ſtatt herrſchen herrſchenden zu leſen. L 


Hamburg, im Julius 1817. 


A. J. Rambach. 


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Nec während der beyden erſten Decennien des ı6ten Jahr⸗ 
hunderts war der Vorrath geiſtlicher Lieder in deutſcher Sprache 
hoͤchſt dürftig; und ſchwerlich mögte er fo bald zu der Größe, 
in welcher er ſich ſchon am Ende des dritten Jahrzehends 
zeigt, angewachſen ſeyn, wenn nicht ein Mann wie Luther 
das deutſche Volk auch in dieſer Hinſicht zu einem friſcheren 
Leben aufgeregt haͤtte. Er war es, der die ſo lange gekraͤnkten 
Rechte der Mutterſprache in Beziehung auf den kirchlichen 
Gebrauch zuerſt mit Nachdruck vertheidigte, ihre Einfuͤhrung 
in den Gottesdienſt angelegentlich betrieb, und ſomit nicht 
allein die naͤchſte Veranlaſſung zur Verfertigung religioͤſer 
Lieder für das Volk gab, ſondern dieſelbe auch zum dringen— 
den, allgemein gefuͤhlten Beduͤrfniß machte, und ſie an ſeinem 
Theil durch kraͤftige Ermunterungen derer, die er fuͤr tuͤchtig 
dazu hielt, befoͤrderte. Ja er gieng ſelbſt als Dichter und 
1 Dänger den Deutſchen mit feinem Beyſpiele voran, und gab 
ihnen eine bedeutende Anzahl von Liedern in die Haͤnde, die, 
wenn gleich nur mit wenigen Ausnahmen durch das Bedürfniß 
erzeugt, doch den kraͤftigen Geiſt und das tiefe And ihres 


Datel alles, was je in diefer Gattung von Deutſchen 
rn 5 1 A f ge⸗ 


geſchrieben und geſungen war, bey weitem übertrafen, 
Wirkung dieſer Lieder, die ganz auf das Volk berechnet ware N 
blieb nicht aus, und konnte nicht ausbleiben. Der lebendig 
Glaube und die herzliche Froͤmmigkeit, welche fie athmeten 
die ihnen eigenthuͤmliche, eben ſo einfache und verftändlic 
als koͤrnigte und eindringende Sprache, verbunden mit d 
lieblichen, ruͤhrenden Weiſen, in welchen ſie ertoͤnten, mußte 4 
ihnen nicht allein ſehr bald Eingang in die Gemuͤther ve | 
ſchaͤffen, ſondern es mußte auch durch fie bey denen, d | 
ſelbſt Beruf und Talent zum Dichten hatten oder zu haben | 
glaubten, ſehr natuͤrlich die Luft geweckt werden, eigene V » 
ſuche in der Liederpoeſie zu machen. Ueberdieß trug die ganz | 
Richtung, welche die Reformation dem Zeitalter gegeben | 
das durch fie fo allgemein verbreitete religioͤſe Intereſſe nich 
wenig dazu bey, dieſe Verſuche zu befördern. Aus den enge h 
Grenzen der Kirche und bes oͤffentlichen Cultus war die 9 | 
ligion in die ausgedehnten Kreiſe des häuslichen Lebens eir N 
geführt; hier follte fie ſo gut als in den Tempeln und « 1 
den Altaͤren gefeyert werden; bey den gewöhnlichen Gefchäfte ü 
und Genuͤſſen, bey Freuden und Leiden ſollte das Gemuͤth 
ſich zu frommen Empfindungen erheben; vornemlich ſollte die 
Jugend, die bisher an der Unterhaltung mit der Religion 
fo wenig Antheil genommen, in täglicher Uebung derſelbel 
aufwachfen. Es kam alſo darauf an, Erweckungen der An; 
dacht, in naͤherer Beziehung auf die beſonderen Verhaͤltniff 
und Vorfälle des häuslichen Lebens, dem Volke in die Hände 
zu geben; wozu offenbar Lieder und Geſaͤnge nicht allein am 
ſich ſelbſt das zweckmaͤßigſte Mittel waren, ſondern auch ur * 
den damaligen Umſtaͤnden um jo mehr gewählt werden mu 
ten, da nur durch fie die zum großen Theile unfli 
Lieder, die das Volk bis dahin zu feier Unterhaltung 
ſungen hatte, und an denen der fromme Ernſt des 8 
alters nicht unbillig einen Anſtoß nahm, mit ſicherm er 


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3 


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drängt werden konnten.) Auch der polemiſche Geift, 
5 der aus ſehr begreiflichen Urſachen in der proteſtantiſchen 
Kirche gleich anfangs ſich verbreitete, und der durch die An— 
griffe ihrer Gegner immer neue Nahrung erhielt, wurde die 
Veranlaſſung zu manchen Liedern religioͤſen Inhalts, in wel 
en der Unwille, oft auch der Spott über die alten Mis⸗ 
brauche ſich ergoß, und die, je mehr fie dem Tone der ge: 
woͤhnlichen Volkslieder in einer gewiſſen Derbheit und Laune 
ſich naͤherten, deſto begieriger aufgenommen, deſto lieber ge— 
agen wurden. Und wie ſehr mußte nicht vollends der An: 
a 2 wachs 


” Luther fagt in der erſten Vorrede zu feinen geiftlichen Lie: 
dern ausdrücklich, daß er fie der Jugend habe in die Haͤnde 
geben wollen, damit ſie der Buhllieder und fleiſchlichen Se 
ſaͤnge los wuͤrde, und an derſelben Statt etwas Heilſames 

lernte. Aehnliche Aeußerungen kommen auch in den Vor⸗ 

reden anderer gleichzeitigen Liederſammlungen vor, z. B. 
eiuer Nuͤrnbergiſchen von 1526, wo es heißt: „Es haben 
ſich bis hieher die teutſchen Schulmeiſter, die Kinder auf 
die Kreuzwochen, zum hoͤchſten befliſſen, loſe Lieder und un⸗ 
heiligen Geſang zu lehren, in welchen das Wohlgefallen der 

Aeltern und zeitliches Lob und eigner Nutz mehr geſucht iſt 

worden, denn Gottes Ehr und Beſſerung der Jugend. Da 

man ihnen fuͤrhalten ſollt das Evangelion ꝛc. fo leſen fie 
ſchnoͤde Lieder, ungeſchickte Bücher, und vergeht alſo die 
Jiaugend mit der Zeit ꝛe.“ (Riederers Abh. von Einführung 
des teutſchen Geſanges ꝛc. S. 232). Noch weitlaͤuftiger 
verbreitet ſich darüber Ratharina Zellin in der Vorrede zu 
ihrem, 1535 zu Straßburg herausgegebenen Geſangbuche. 

„ Dieweil denn nun, heißt es hier, fo viel ſchaͤndlicher Lieder 

von Mann und Frauen, auch den Kindern geſungen werden 

in der ganzen Welt, in welchen alle Laſter, Buhlerey und 
andrer ſchaͤndlicher Ding den Alten und Jungen fuͤrtragen 
wird, und die Welt je geſungen will haben: duͤnkt es 
mich ein ſehr gut und nutz Ding ſeyn, die ganz Handlung 
as, 


4 


wachs der eigentlichen Kirchenlieder durch die den proteſ 
tiſchen Gemeinen wiedergegebene liturgiſche 3 
werden! Sie war, zumal was den Geſang betrifft, im 
fange der Reformation beynahe völlig unbeſchraͤnkt. Wo 
auch Kirchenordnungen gab, da war die Liturgie doch eig 
lich nur in Hinſicht der ſogenannten Meſſe und der in groͤß 
Städten und vorzuͤglich an den hohen Feſten dabey zu br 
chenden lateiniſchen Geſaͤnge beſtimmt vorgeſchrieben. X 
ſangbuͤcher, wie ſie zu unſern Zeiten gewoͤhnlich ſind, 
obrigkeitlich beſtaͤtigte und in den Kirchen einzelner Laͤn 


fi 


Chriſti und unſers Heils im Geſang zu bringen, ob dos 
die Leut alſo mit luſtiger Weis und hellen Stimmen ihre 
Heils ermahnet moͤgten werden, und der Teufel mit ſeinen 

Geſang nit alſo bey ihnen ſtatt hätte; damit auch fromm 

Aeltern zu ihren Kinden moͤgten ſagen: Wir habend a 

bisher boͤſe Lieder geſungen zur Aergerung unſer und d 
rächften Seelen; damit ihr euch aber nit zu klagen 

bend, dörfen wir auch nimmer fingen, ſollen wir gar Ho 

und Stein werden, fo ſingen jetzt dieſe Lieder de. — 

Darum lieber Chriſt, wer du ſeyeſt, dieweil du doch d 

Kind und Geſind bisher wuͤſte ſchaͤndliche Lieder an d 

Reyentaͤnzen und funft haft laſſen ſingen: ſo laß fie doe 

nun göttliche Lieder ſingen. So der Handwerksgeſell ı 

‚feiner Arbeit, die Dienſtmagd ob ihrem Schuͤſſelwaͤſche 

der Acker- und Rebmann uf ſeinem Acker, und die Mut 

dem weinenden Kind in der Wiegen ſollich Lobe, Gebe 
und Lehr-Geſaug braucht; fo es alles geſchieht im Glaube 

und Erfenntnuß Chriſti, und ihr ganz Leben gottſelig 1 

richten in aller Treu und Geduld gegen jedermann: fold 

werden auch Gott mit feinen Engeln ewiglich loben ve 
ſeinem Stuhl; ſo die andern, welche nur ſchaͤndliche B¹ 
benlieder und feige muthwillige Spruͤch gebraucht, 
dem Teufel ewig muͤſſen weinen de.“ (Riederers TE 
5 zur Kirchen-Gelehrten- und Buͤchergeſchichte. * 
S. 96 ff.) 


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5 N 


oder Städte ausſchließlich eingeführte Liederſammlungen, kannte 
in man damals und noch bis in die Mitte des 17ten Jahrh. 
iberall nicht. Die Pfarrer konnten alſo ohne Umſtaͤnde fo 


und was Wunder, wenn mancher in dieſer Freyheit einen 
Reiz fand, ſelbſt neue Geſaͤnge für den Gottesdienſt zu ver 
fertigen? Wäre dieß nicht wirklich von Vielen und zum 


| ode zu den von ihm uͤberſetzten Sequenzen (im alte a 
feiner deutſchen Werke) jagt: „Es ey. im halben Germanien 


mache, das er mit feinen Bauren zur Kirche zu fingen habe.“ 
In der andern Haͤlfte Deutſchlands, die dem alten Syſtem 
und Cultus fortwaͤhrend zugethan blieb, war freylich an ſolche 
Beſtrebungen nicht zu denken. Je mehr die Proteſtanten den 
lateiniſchen Geſang aus den Kirchen zu ‚verdrängen ſuchten, 
deſto eifriger hielten die Katholiken auf ihn. Die Aufmun⸗ 
3 zum Liederdichten in deutſcher Sprache, die ſich 
jenen auf ſo manche Weiſe darboten, fielen bey dieſen gaͤnzlich 
1 eg. Hoͤchſtens konnte in den Gegenden, wo ſie mit den 
Anhängern der neuen Lehre in nähere Berührung kamen, die 
Beſorgniß, daß die proteſtantiſchen Lieder manchen abtruͤnnig 
machen moͤgten, auf den Gedanken leiten, dieſen andre recht. 
glaͤubige entgegenzuſetzen; oder der den Katholiken gemachte 
Vorwurf, daß man bey ihnen in einer dem Volke unbe⸗ 
kannten Sprache ſinge, konnte Veranlaſſung geben, die la⸗ 
e Geſaͤnge in das Deutſche zu uͤbertragen: wie denn 
5 wirklich beydes von vehe, Witzel und Flurheim age 2 
1 ber 


* 1 —— 
eg aun ſetzte duther guf ven di feines Ben 


3 


6 4 


Aber es lag in dem Geiſte und den aͤußern Verhaͤltniſſen der 

deutſch⸗katholiſchen Kirche, daß ſie in Betracht der Lieder | 
poeſie auf lange Zeit hinter den Proteſtanten zuruͤc 0 
mußte; und wie ſehr es an ſich auffallen mag, daß ſie gegen 
Hunderte von Liederdichtern, die die unfrige zählt, kaum de 
einen und andren, und ihren Spee ausgenommen, der d 
eigentlich nicht fuͤr die Kirche ſchrieb, nicht einen f 
hervorragenden bis in die neueren Zeiten aufzuweiſen hat: 
wird doch keiner, der auf die Umſtaͤnde Ruͤckſicht nim 
ſich daruͤber verwundern oder ihr deshalb einen Vorwu 
machen koͤnnen. Eher moͤgte allerdings die Erſcheinung 
fremden, daß unter den Proteſtanten von Zwingli's und Cal 
vin's Parthey die religioͤſe Volkspoeſie im Ganzen fo wen 
Freunde und Befoͤrderer, und vor Joach. Neander in d 
zweyten Hälfte des 17ten Jahrh. nicht Einen bedeutend 
Bearbeiter fand. Erinnert man ſich indeß, wie fruͤh in d 
Kirche der ausſchließliche Gebrauch der altteſtamentlichen Pfe 
men beym Gottesdkenſte eingefuͤhrt ward, wie ſehr 
der Geſang in ihrem Cultus von Anfang an hinter die Pr 
digt e vergleicht man weben die in 


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De 


Buches, das im J. 1543 bey 3. Klug in wiuaber be 
auskam, die Warnung: N 5 
| „Viel falſcher Meiſter itzt Lieder dichten; N iM 5 | 
Siehe dich für, und Term’ fie recht richten. 
Wo Gott hin bauet ſein Kirch und fein Work, 
Da will der Teufel ſeyn mit Trug und Mord.“ 
Es fragt ſich, was für Dichter er dabey im Sinne hatte. 
Der papiſtiſchen waren, wie geſagt, nicht viele; und ber 
ihren Liedern bedurfte es auch eben keiner großen A 
um nicht durch fie verführt zu werden. Ich net i 
daher lieber von den oben ermähnten unberufenen Dich 
unter den Proteſtanten verſtehen, gegen deren „unti htig “ 
Geſaͤnge er auch in der zu jenem Geſangbuche geſchricbenen 
Vorrede eifert. 7 


nächft. wirkten, mit der igenthümlichei der e 
in welchen der Letztere den meiſten Anhang gewann: ſo iſt 
auch dieſe Erſcheinung, wie mich duͤnkt, vollkommen erklaͤrt. 


enen Vorliebe für religioͤſe Dichtkunſt angeben, durch welche 
unſre Kirche ſich von Aufang an auszeichnete; aber, um 
ſeinen Geiſt aufzufaffen und feinem Vorbilde zu folgen, dazu 
gehoͤrte auch eine Nation wie die deutſche, ein Volk, nicht 
bloß uͤberhaupt von religioͤſem Sinne, ſondern auch gerade 
von dieſer Eigenthuͤmlichkeit in der Anſicht und Behandlung der 
Religion, die aus den nicht nothwendig mit einander verbuns 
denen Elementen des warmen Gefuͤhls und des ſinnigen 
Ernſtes gebildet, und in der folglich die Anlage und Neigung 
zur religioͤſen Poeſie und ganz beſonders zu derjenigen Gattung 
derſelben, die das geiſtliche Lied ausmacht, urſpruͤnglich ſchon 
enthalten iſt. Ohne die geringſte Uebertreibung darf man 
ſagen, daß das proteſtantiſche und vorzuͤglich das lutheriſche 
Deutſchland in dieſer Hinſicht unter allen Voͤlkern und Laͤn⸗ 
dern der Erde eine in ihrer Art einzige Erſcheinung darbiete. 
Nirgends iſt die religioͤſe Liederpoeſie mit ſo allgemeiner Liebe 
gepflegt worden; nirgends iſt in dieſem Fache der Literatur 
von Geiſtlichen und Layen, von Gelehrten und Ungelehrten, 
von Staatsmaͤnnern und Fuͤrſten , von Frauenzimmern 
hohen und niedrigen Standes ſo viel geſchrieben und geſamm⸗ 
$ kt; nirgends hat der Anwachs geiſtlicher Geſaͤnge fo ſchnell, 

ſo fortwaͤhrend innerhalb eines Zeitraums von beynahe 3 Jahr- 

hunderten und bis zu einer ſo großen Anzahl zugenommen, 

| wie 


Wr. S. hierüber Synopfis Hyimnologiae illuſtris nobilisque Ger- 
mnie, oder Durchlauchtiger, Graͤff- und Adlicher ꝛc. Der; 


Chriſt. Ernſt Klein) Greifswald 1518. laͤngl. 12. 


Nur ein Mann wie Luther konnte den Ton zu der entſchie⸗ 


ſonen Deutſcher Liederhiſtorie ſummariſcher Juhalt (von 


a 

wie in der deutſch: proteſtantiſchen Kirche. Auf die erſte k 
Liederſammlung, vom J. 1524, die nach der — r⸗ 
ſchien, und nicht mehr als 8 Gefänge enthielt, folgte ſchr 

4 Jahre ſpaͤter eine von 56 Liedern, (das von Se 
einer beſondern Abhandlung, Arnſtadt 1720, beſchriebene ( Er 
chiridion); 1540 eine Magdeburgiſche von 120 Adern; 156 
eine Straßburgiſche von 300; 1597 eine Greifswaldi 
600; 1625 eine Luͤneburgiſche von 850; 1634 eine wie N 
bergiſche von meiſt 1000; 1686 eine Luͤneburgiſche von 2 
1697 das große von dem Burgermeiſter Dr. Paul Wag 
zu Leipzig in acht Bänden unter dem Titel: Andacheg 
Seelen geiſtliches Brand: und Ganz Opfer herausgegebene 
Geſangbuch von beynahe 5000 Liedern. Und wie ander N 
damals vorhandene, in diefe Sammlung ſicher noch lange 
zur Haͤlſte aufgenommene Vorrath geiſtlicher Lieder in d 
folgenden Jahrhunderte vermehrt ſey, beweiſet das auf d 
Univerſitaͤtsbibliothek zu Copenhagen befindliche, aus 33712 
Seen Stücken beſtehende Liederarchiv, welches der 
J. 1749 verſtorbene Daͤniſche Juſtizrath Gerh. Ernſt ve 
Franckenau angelegt hatte, noch mehr aber die zwey große 
Liederregiſter des zu Stuttgard im J. 1785 verſtorbenen DE 
niſchen Etatsraths Joh. Jak. von Moſer und des Halber; 
ſtaͤdtiſchen Domdechanten Georg Ludew. von „ 
letzteres ſeit dem Tode des Verf. (im J. 1786) auf der Stift 
bibliothek zu Halberſtadt aufbewahrt, wovon jenes beyn 
50,000, dieſes uͤber 60,000 Liederanfaͤnge enthält. (wegels 
Analecta hymn. B. I. Stuͤck 3. S. 45. B. II. S. 347 
Baͤtgens Nachr. von d. Luͤneb. Geſangbuche in d. Vorr.) 4 


g 6. 2. 

Freylich wuͤrde dieſe Summe um ein merkliches verrins 

gert werden, wenn bey Berechnung derfelben keine andre als 

die urſpeünglich deutſchen Geſaͤnge in Betracht kommen ſollten. 
Denn 


* 


2 
Denn nicht alle deutſchen Kirchenlieder, und am wenkgſten 
ie aus der Älteren Periode, find Originallieder; ſehr viele 
eſtehen in Ueberſetzungen, ſey es aus lateiniſchen Kirchen; 
geſaͤngen, oder aus bibliſchen Abſchnitten. Die von der letz 
heren Art find groͤßtentheils aus den im N. Teſt. vorkom⸗ 
menden Hymnen, aus den ſonn- und feſttaͤglichen Perikopen 
10 un d aus den Pſalmen entlehnt. Davids heilige Lieder, das 
t gemeine und aͤlteſte Geſangbuch ber Chriſtenheit, waren 
„auch den Deutſchen durch lange Gewohnheit werth geworden; 
ehr natürlich daher, daß die erſten Geſaͤnge, die fie in ihrer 
eigenen Zunge zu fingen wagten, in Gedanken und Worten 
0 ch vorzugsweiſe an jene Lieder anſchloſſen. Am meiſten get 
ſchahe dieß in den ſuͤdlichen Provinzen Deutſchlands, deſſen 
ältefte Liederdichter ſich beynahe ausſchließlich auf Pſalmen⸗ 
dbeiſcgungen beſchraͤnkten; fo wie die dort Während des 1 ten 
und zum Theil noch während des 17ten Jahrh. gedruckten 
Beſangbuͤcher in der Regel weit mehr Pſalmenlieder als die 
ächfifchen enthalten, auch fie nicht zerſtreut unter den uͤbrigen, 
ſondern in einer eigenen Abtheilung vorangeſtellt liefern. 
n Shit welcher Auszeichnung die Pfalmen vollends von den 
Schweizern und überhaupt von den Reformirten behandelt 
w rden, iſt ſchon erwaͤhnt. Die von dem Koͤnigsbergiſchen 
profeſſor Ambr. Lobwaſſer im J. 1573 herausgegebenen, 
r franzoͤſiſchen Ueberſetzung des Clemens und Marot nach⸗ 
gebildeten Pſalmenlieder fanden bald nach ihrer Erſcheinung 
in den deutſchen Kirchen jener Confeſſion den allgemeinften 
Beyfall, und machten faſt zwey Jahrhunderte hindurch, höchs 
ſtens mit einem kleinen Anhange von andern Kirchenliedern 
verſehen, das einzige oͤffentliche Geſangbuch in denſelben aus. 
Ohnerachtet in der lutheriſchen Kirche den Pfalmen dieſe Aus: 
zeichnung nicht wiederfuhr, fehlte es doch auch hier fortwaͤh⸗ 
rend nicht an Dichtern und Reimern, die ſie in deutſchen 
Liedern zu bearbeiten verſuchten; und allein die Literatur der 
io \ im 


m 


— 


dert von Sans Sachs, ſchon im J. 1525 gedruckt (O Ge 
Vater, du haſt Gewalt); Ach hulf mich Leid und 
lag, geiſtl. von Adam v. Fulda; Ich ſtund an einem 
morgen; Die Frau vom Simmel ruf ich an, chriſtlig 


19 


im 16ten und ızten, Jahrh. erſchienenen poetiihen Uel 
fegungen, unter denen nachſt der Lobwaſſerſchen die v 
Corn. Becker, Mart. Opitz, Andr. Seinr. Bucholz, Co 
Chriſt· Dedekind und Chriſt. Ad. Negelein die vorzüͤglichſte 
ſeyn dürften, wurde zu einer eigenen Abhandlung Stoff gel 
Gewiſſermaßen koͤnnen unter dieſe Claſſe der poetiſchen Mel 
ſetzungen auch die Katechismuslieder, an denen die e 
Geſangbuͤcher zum Theil ungemein reich ſind, gerechnet ı 
den. Ja ſelbſt die mehreſten Feſt- und Paſſionslieder ai 
der fruͤheren Periode gehoͤren in dieſe Abtheilung, indem 
mit wenigen Ausnahmen nichts weiter als eine woͤrtliche, of 
ſehr aͤngſtlich in Reime gezwungene Uebertragung der, be f 

Erzählungen von der Geburt Chriſti u. ( w, enthalten. O 
mich auf weitere Claſſiſieation der Kirchenlieder, die ber f 
keinem Nutzen ſeyn wuͤrde, einzulaſſen, will ich im Vorb 
gehen noch einiger den alten Liederſammlungen eigenthuͤml 9 
Arten von Geſaͤngen erwaͤhnen. Dieß find 1) die Par 
dien älterer deutſcher Lieder, ſowohl geiſtlicher als weltliche 
Der Gedanke, dem Volke ſtatt der aberglaͤubiſchen oder gi 
unzuͤchtigen Gefänge, deren es ſich bisher bedient hatte, ande 
in denſelben Formen und Weiſen gedichtete in die Hane | 
geben, und dieſe ihm durch gewiſſe Wendungen lieb g 
denen Geſänge zum Vehlkel christlicher Belehrung und C 
bang zu benutzen, war nicht übel; und die gute Aufnah 
welche die Parodien fanden, beweiſet zur Gnuͤge, daß d 
Mittel wohl berechnet war. Es giebt ihrer in den alt 
Geſangbuͤchern bis ins erſte Drittel des 17ten Jahrh. h. 
eine ‚beträchtliche Anzahl von beyden Gattungen, z. B. d 
Jupiter, (Ach Jupiter, haͤtt ſt du Gewalt) geiſtlich ver 


12 


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an un — — —— — — _ — 


11 


2 


verandert (Chriſtum vom Himmel ruf ich an); Maria zart, 
edler Art, chriſtl. verändert. (O Jeſu zart, göttlicher Art). 
Nan hat auch ganze Sammlungen folder parodirten Lieder, 
B. „Gaſſenhauer, Reuters und Bergliedlein *), chriſtlich 
goraliter und ſittlich veraͤndert durch Herrn Seinrich 
* auſten.“ Frankf. a. M. 1571. 8. „Nye chriſtlike Geſenge 

vnde Lede, vp allerley ardt Melodien der beſten olden duͤde⸗ 
her Leder, doͤrch erm. Veſpaſium, Prediger tho Stade.“ 
beck 1571. 8. — 2) Die Rinderlieder, eine Nachah⸗ 
der alten lateiniſchen und deutſch⸗lateiniſchen Geſaͤnge, 
e (don vor der Reformation in den Vigilien und Fruͤh⸗ 
metten der hohen Feyertage von Knaben geſungen zu werden 
flegten. (Anthologie B. I. S. 353.) Sie beſtehen theils 
us Feſt-, theils aus Tage⸗Liedern und ſogenannten Abends 
reyen. In gewiſſem Verſtande koͤnnte man auch die Wie⸗ 
genlieder, die in den mehrſten der aͤlteren Geſangbuͤcher eine 
eigene Rubrik ausmachen, in dieſe Claſſe ſetzen. — 3) Die 
Lieder auf Kamen und Symbole einzelner Perſonen, vor, 
züglich regierender. Sie ſind groͤßtentheils ſo eingerichtet, 
daß der Name oder das Symbolum in den Anfangsbuchſta— 

ben oder Worten der einzelnen Strophen, auch wohl der 
Verszeilen enthalten iſt. Geſammlet findet man die bekann⸗ 

teſten bieſer Lieder in den von Caſp. Meliſſander herausge⸗ 
gebenen rw und Symbolis durchlauchtiger Perſonen, 
| 2 (Er- 


7 ſonſt auch Bergreyen genannt, wahrſcheinlich weil fie zuerſt 
von Bergleuten oder in einer Bergſtadt geſungen wurden. 
Die geiſtlichen Lieder, die unter dieſem Namen vorkommen, 
heißen ſo entweder deswegen, weil ſie nach weltlichen von 
aͤhnlichem Anfange gebildet, oder in dem Versmaaße und 
der Melodie derſelben gedichtet ſind. In dieſer Bedeutung 
wird z. B. Luthers bekanntes Lied: Vater unſer im Sim⸗ 
melreich im Waltherſchen Geſangbuch (Wittenb. 1544) 
ein Vater Unſer auf Bergreyen Weiſe genannt. 


* 


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39 

(Erfurt 1589) und in Baf. Sörrfch geiſtl. Waſſerquelle (He 
er u. mehemals ve e eee 
11 1 ee E 1 NEM 
9 7110. 0 8. 3. > lad, A 
Daß die Verfehiedenheit diefer Lieder, und namentli 
der aus der älteren Periode, in Hinſicht des Geiſtes 
der Darſtellung nicht minder groß ſey als in Anſehung 
Inhalts und der Gegenſtaͤnde, bedarf keiner Erinnerung, 
Zwar ließe ſich wohl auch ein gewiſſer allgemeiner Charaktt 
angeben, in dem ſie mehr oder weniger mit einander über 
kommen, und durch den ſie ſowohl von den alten lateiniſch 
Hymnen als von den deutſchen Liedern der neueſten Zeit a 
gezeichnet ſind. In Beziehung auf jene moͤgte ich ihn 
Charakter des Subjectiven nennen, dem gemäß die Le 
oder Thatſache, die den Inhalt des Liedes ausmacht, nie 
ſowohl an ſich dargeſtellt, als vielmehr das durch fie err 
Gefühl, der durch das Nachdenken über fie bewirkte Zuſtand 

des Gemuͤths ausgedruckt wird, ſo daß ſie folglich uͤberall 
ihrem Verhältniß zum Meuſchen, zu ſeinem Thun und Leiden, 
zu feinen Pflichten und Hoffnungen, als Motiv der X 
rung und Quelle der Erheiterung hervortritt. In Beziehung 
auf dieſe, nemlich die Lieder der neueſten Zeit, moͤgte er a 
treffendſten der Charakter frommer Glaubenseinfalt genannt 
werden, die mit unbedingter Zuverſicht und ungetheilter X 
ehrung an dem geoffenbarten Worte Gottes hängt: eine Ges 
ſinnung, die, zunaͤchſt im Gegenſatze der blinden Unterwe * 
unter menſchliche Auctorität, durch die Reformation zur h 
ſchen unter einem großen Theile des vente Volkes gemach 
wurde, und die, wenn gleich verſchieden modifteirt, doch 
Ganzen unverändert bis zu dem Zeitpunete ſich erhielt, da d 
Philoſophie fi ſich als Höhere Inſtanz in Sachen des Glaub 
geltend zu machen verſuchte. Luthers und Speners, Kin 
walds und Dachs Lieder ſind in dieſer Hinſicht Eines Geiſtes 
9 _ K N 


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* 
* 


13 


Kinder; und wenn, wie man unbedenklich behaupten darf, 
bey einem chriſtlichen Liede gerade dieſer chriſtliche Sinn 
eins der vornehmſten Erforderniſſe ausmacht: ſo kommt in 
ſoferne ohnſtreitig den Geſaͤngen der älteren Periode, zumal 
als Kirchenliedern, im Ganzen ein ausgezeichneter Werth 
Zu. Denn zum Kirchlichen gehört vor Allem der beſtimmte 
Ausdruck eines durch die hoͤchſte Auctoritaͤt begruͤndeten und 
folglich uͤber jedes einzelne menſchliche Urtheil erhabenen Glau⸗ 
ens; und wenn gleich die ſubjective Darſtellung religioͤſer 
Ideen mit dieſem Kirchlichen wohl vereinbar iſt, ja der Aus 
ruck derſelben durch ſie an ruͤhrender Kraft und Eindring⸗ 
lichkeit gewinnt (als worin eben der Vorzug der proteſtanti⸗ 8 
chen Geſaͤnge vor den alten Hymnen beſteht): ſo muß doch, 
je mehr die ſubjective Anſicht den Hauptton des Liedes an⸗ 
giebt, je mehr es fi) von dem einfachen Glaubensbekenntniſſe 
zur Schilderung perſoͤnlicher Gefühle und Gemuͤthszuſtaͤnde 
neigt, deſto mehr auch der eigentlich kirchliche Charakter 
deſſelben verloren gehen; wie dieß bey vielen ſogenannten Kir⸗ 
chenliedern der neueſten Zeit, in denen bald ein fentimentaler,' 
bald ein myſtiſcher, bald ein raiſonnirender Ton vorherrſcht, 
nicht zu verkennen iſt. Fern ſey es indeß, jenen deshalb uns 
bedingt den Vorzug vor dieſen geben, oder ihren Werth im 
Banzen geltend machen zu wollen. Geiſt und Darſtellung, 
auf die am Ende alles ankommt, find natürlich bey den Ein— 
zelnen hoͤchſt verſchieden; und des Unbedeutenden, ja des durch; 
aus Werthloſen iſt, wie uͤberall, ſo auch hier eine große Menge. 
Wer auch billig genug daͤchte, um an Maͤnner, die zum Theil 
Jahrhunderte vor unſrer Zeit lebten, nicht die Anſpruͤche zu 
machen, die jetzt mit Recht an einen religioͤſen Liederdichter 
gemacht werden koͤnnen, folglich auch manchen Verſtoß gegen 
die reinere Religionslehre und den guten Geſchmack, und nicht 
weniger, wie ſich verſteht, Unrichtigkeiten und Härten im Aus; 
druck, Fehler im Versbau und Reim ihnen zu Gute zu 
9 hal⸗ 


14 


halten: der wuͤrde doch, wenn er die acht Baͤnde des W 
nerſchen Geſangbuchs, eine Auswahl der beſſeren bis 
Jahr 1697 erſchienenen Lieder, genau durchmuſtern w 
ſchwerlich mehr als den vierten Theil von den beynahe 5099 
Stuͤcken, die es enthält, eines Platzes in dieſer Sammlun 
werth finden. Gar viele der ſogenannten Liederdichter, 
die proteſtantiſche Kirche von Anfang an im Ueberfluß zaͤh 
waren nichts als elende Reimer, wie jener Seinrich Mull 
der ſeinen bekannten Paſſionsgeſang ſehr naiv mit der B 
anfaͤngt, daß Gott ihm helfen moͤge, die Sylben in Rei 
zu zwingen. Eine andre, nicht minder zahlreiche Claſſe beſt 
aus Verskuͤnſtlern, die das Mechaniſche der Poeſie, 
Sprache und den Rhythmus fo ziemlich in ihrer Gewalt h 
ben, aber mit ihrem fließenden Style doch nur matte, w 
rigte Proſa zu Tage fördern, Wieder andre „ die aber 
im ızten Jahrh. zum Vorſchein kommen, treten im foͤrn 
lichen Dichtergewand auf, und laſſen kein Mittel der Ruͤh 
rung, das die Kunſt darbietet, unverſucht, ohne doch mit de 
ſchoͤnen und prächtig klingenden Worten, die ihnen nicht aut 
dem Herzen gefloſſen waren, den Weg zum Herzen zu finden. 
Nur hie und da zeigt ſich unter der großen Menge ein wirk 
lich gemuͤthvoller Sänger, der, ſelbſt ergriffen von dem Feue 
einer heiligen Begeiſterung, in der edlen und doch einfache 
von uͤppigem Schwulſt und platter Gemeinheit gleich weit 
entfernten Sprache, die die Würde der Religion erforder 
und noch ſeltner ein geiſtvoller, der mit aͤcht poetiſchem 
Schwunge und genialer Kraft ſeine frommen Gefuͤhle ergießt 
Wie gering indeß verhaͤltnißmaͤßig auch die Anzahl dieſ 
Beſſeren ſey: fo iſt fie doch immer bedeutend genug, um die 


| 


— 


2 


+ — — 
—— — — — — — — — — — — — — — u —— — — Ä 


Muͤhe einer naͤhern Bekauntſchaft mit der aͤltern Liederliteratur 
zu belohnen; und warum ſollte ich es nicht geſtehen? das 
16te und rzte Jahrhundert haben Gefänge aufzuweiſen, die 
nach meinem Gefuͤhle den treflichſten der neuern Zeit den 

Vor⸗ 


* 


1 15 


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— 


18 or zug ſtreitig machen, die das, was ihnen an Feinheit ber 
Sprache und des Geſchmacks, an Schoͤnheit des Versbaues 
f. w. abgeht, durch die Kraft der Gedanken, durch die Tieſe 
r Empfindung, durch die den Alten eigenthuͤmliche ruͤhrende 
| Finfalt. hinlaͤnglich erſetzen; Geſaͤnge, von denen ein Gellert 
hne Uebertreibung ſagen konnte, daß er fie lieber verfertigt 
Haben moͤgte, als alle Oden des Pindar und Horaz. | 


$. 4. 

Aus dem eben angefuͤhrten erhellet ſchon zur Gnuͤge die 
Mothwendigkeit einer forgfältigen und ſtrengen Auswahl der 
In dieſe Sammlung aufzunehmenden Geſaͤnge. Nur die beſten 
, h. die gefühlvolleften und kraͤftigſten, und zwar nur aus 
er Claſſe der urſpruͤnglich deutſchen, durften für meinen 
Zweck in Betracht kommen. Aber nicht immer war es leicht, 
ſe Regel auf einzelne Lieder mit Sicherheit anzuwenden; 
Fand nicht immer möglich, fie ohne Ausnahmen zu befolgen. 
Wenn auch der Grundſatz als gültig und entſchieden feſtge— 
| ſtellt blieb, daß nicht ſowohl die Sprache und die Einklei⸗ 
dung, als der Geiſt und das Gefühl den Werth eines reli— 
zun Geſanges beſtimme: ſo konnte doch in einzelnen Faͤllen 
ie Frage entſtehen, und ſie entſtand mir wirklich mehr als 
inmal, ob der Geiſt gerade dieſes Liedes, von dem ich mich 
angezogen fühlte, auch andern und den Meiften zufagen werde, 
bekanntlich der Geſchmack in der Religion nicht weniger 
2 in der Poeſie ſehr verſchieden ik. Die Schwierigkeit 
wurde noch groͤßer, wenn uͤber ein Lied zu entſcheiden war, 
das, wie ſo manche aus der aͤlteren Periode, zwar einzelne 
ie Gedanken und ruͤhrende Stellen enthielt, aber uͤbri— 
0 s im Ganzen nur unter die mittelmaͤßigen zu zahlen, 
nd vielleicht noch dazu durch eine rauhe Sprache, einen hol: 
beichen Versbau und manches unedle Bild entſtellet war, 

| oder umgekehrt uͤber ein andres, das bey wenigem Geiſt und 


ger in— 


u 


N 


16 ke 1 


geringem Gehalt doch durch eine, für, feine Zeit ungen 
liche Vorzuͤglichkeit der Sprache und Verſiſication ſich e 
zeichnete. Eben das Zeitalter der Lieder erforderte 1 | 
bey der zum Theil hiſtoriſchen Tendenz diefer Sammlung 
eine beſondre Nuͤckſicht, die ſich nicht immer mit der grob 
Strenge vereinigen ließ. Ein an ſich mittelmäßiges L 
mußte anders beurtheilt werden, wenn es aus dem 10 
Jahrh., anders, wenn es funſzig oder hundert Jahre jü 
war. Die Eigenthuͤmlichkeiten der verſchiedenen Liederperie 
durften nicht allein, ſondern mußten auch hervortreten, ſel 
da, wo det reinere Geſchmack und das richtig geleitete 
giöfe, Gefühl manches an ihnen zu tadeln finden mög 
Die allgemein eingefuͤhrten, und ſchon durch ihr hohes 2 
und ausgebreitetes Anſehen wichtig gewordenen Bircheng 1% 
machten überdies als ſolche einen fehr, ‚gegründeten Anfpe 
auf die ſchonendſte Beurtheilung, der nur da ihnen r 
werden durfte, wo ſie entweder bloße Ueberſetzungen e 
Pfalmen und lateiniſchen Hymnen, oder trockne dun 0 
Reimereyen waren. Im Gegentheil mußte aber auch ı 
ches beſſere Lied, das an ſich wohl der Aufnahme werth w 
ausgeſchloſſen bleiben, theils um den Platz fuͤr die vor; 2 
lichſten nicht zu ſehr zu beengen, theils um nicht eine 15 
große Einfoͤrmigkeit der Lieder in den Materien und der 2 
handlung zu veranlaſſen, die hier um ſo leichter entſtehe 
konnte, da gerade die Gattungen, die den Alten vorzůgli 
gelangen, vom Vertrauen auf Gott, von der Geduld, 
Tode, am zahlreichſten bearbeitet, und die einzelnen de 
gehoͤrigen Lieder nicht allein in Gedanken, ſondern auch 
Wendungen und Ausdruͤcken, oft einander außerordentlie 
ähnlich find. Zweckmaͤßiger ſchien es mir, die, zumal be 
einer ſolchen Sammlung, angenehme Mannigfaltigkeit dur ii 
Aufnahme einiger von dem gewöhnlichen Tone abweichend 

i 


0 


8 
5 


or; 


zum Theil wirklich origineller, oder auch durch beſor 


17 


Individuelle und temporelle Veranlaſſungen merkwuͤrdiger Lieder 
u beſoͤrdern. Doch blieb ich dabey des Hauptzweckes, das 
Beſte aus dem Gebiete der religioͤſen Poeſie mitzutheilen, 
ſtets eingedenk; und ſo leicht es mir geworden ſeyn würde, 
ie Sammlung mit manchen, theils ſeltenen, theils noch un: 
bekannten Stuͤcken von berühmten oder doch für die Lieder: 
zeſchichte intereſſanten Perſonen zu bereichern: ſo koſtete es 
ind Me doch wenig Ueberwindung, das in diefer Art geſammlete, 
Ma es mir hieher nicht zu gehören ſchien, zuruͤckzulegen. 


$. 5. 
Naͤchſt der Auswahl der Lieder war meine Sorgfalt vor— 
rehmlich auf einen genauen und unverfälfchten Abdruck ders 
ı elben gerichtet, den ich, wo es nur irgend möglich war, 
us den Originalen, oder, wo dieß nicht angieng, aus andern 
Alter und Zuverlaͤßigkeit ihnen nahe kommenden Quellen 
ntlehnte. Vor jedem Liede iſt die Sammlung, nach welcher 
N er Abdruck gemacht worden, genau angegeben; bey einigen 
ind zwey angeführt, wodurch ich andeuten wollte, daß in der 
inen, wenn gleich älteren, der Text ſtellenweiſe nicht fo correct 
ſey, als in der andern, ſpaͤter erſchienenen. Die abweichenden 
eſearten allemal namhaft zu machen, ſchien mir eben fo übers 
uͤſſig zu ſeyn, als mich an die alte, von der unſrigen fo ſehr 
Abweichende und ſchwankende Orthographie zu binden, die die 
Ameiften Leſer nur geſtoͤrt haben würde, Uebrigens iſt der 
Text in allen Liedern durchaus unveraͤndert abgedruckt; und 
ö bſichtlich iſt von keiner einzigen neueren Verbeſſerung oder Be⸗ 
' 0 beitung Gebrauch gemacht worden. Nicht, als ob ich uͤber⸗ 
1 n gegen die Veränderung der alten Lieder wäre *), oder 
als 


— 


: 50 Sc habe ſie, unter gewiſſen Einſchraͤnkungen, ſelbſt an 
einem andern Orte vertheidigt. (S. meinen Verſuch über 
Luthers Verdienſt um den Kirchengefang. S. 169 ff.) Sie 
Bu B ſind 


18 3 | 
als ob ich den in dieſer Hinſicht angeſtellten Verſuchen eines 
Schlegel, Zollikofer, Neander u. ſ. w. ihren Werth ſt 
machen wollte. Man muß, duͤnkt mich, in einem hohen E a | 
von der Vorllebe für das Alte befangen ſeyn, um nicht « 
zuſehen, daß mehrere unſerer älteren Kirchenlieder, namentll 


find auch keine ſo gar neue Erſcheinung in der proteſt 
tiſchen Kirche, wie mancher zu glauben ſcheint. Se 
im J. 1624 gab Dan. Sitzler, ein evangel. Prediger 
Linz in Defterreich, ein Geſangbuch heraus, in welchen 
viele alte Lieder von ihm veraͤndert waren. Daſſelbe 
ſchah im J. 1648 von Juſt. Geſenius und Dav. De 
und im J. 1680 von Chriſt. von Stocken, deren noch x 
reichere und weitergehende Correeturen man in den alt 
Hanno veriſchen und Holſteiniſchen Geſangbuͤchern 
Wahr iſt es freylich, manche dieſer ſeyn ſollenden $ 
befferungen find ſo ſchlecht, fo jaͤmmerlich gerathen, 
man fie nicht ohne Unwillen, zuweilen auch nicht o 
Lachen, leſen kann. So ſetzt 3. B. Sitzler ſtatt: © 
Gott will ich nicht laſſen, Ich will von Gott nicht laff 
Geſenius oder Denicke ſchreibt ſtatt: Herzlich lieb 
ich dich, o Herr, zu fingen vor: Dich lieb' ich herzl 
meinen Serrn; von Stocken, verwegen genug, Lu 
Heldengeſang zu meiſtern, macht aus der veſten Bur 
veſtes Schloß!! Und wer wollte leugnen, daß unter 
in neuern Zeiten vorgeſchlagenen und in die öffentlic 


_ 


Geſangbücher aufgenommenen Veränderungen eine 
Anzahl gleichen Schlages iſt? Eben dieſe durchaus 
fehlten, und zum Theil bloß willküͤhrlichen, ich mögte fi 
muthwilligen Cotreeturen brachten bey manchen Mann 
von Geiſt und Gefühl, wie Zerder und Kaͤſtner, e 
entſchiedenen Widerwillen gegen jede Art von Verändern 
alter Kirchenlieder zu Wege. „Neuerungen hierin maı et 
fügt der letztere, iſt mir eben fo viel, als von einem 


Wappen die Helme und die Pfauenſchwänze wegnehmen 
un 


. — . * — 
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2 — — — — 


5 


> 
* 


‚19 


einige der vorzuͤglichſten von P. Gerhard, wie: Froͤlich ſoll 
mein Herze ſpringen, O Haupt voll Blut und Wunden, 
Wie ſoll ich dich empfangen u. a., durch die Bearbeitungen 
jener Maͤnner bedeutend gewonnen haben. Aber in eine 
mus dieser Art gehoͤren ſie offenbar nicht. Wenigſtens 
8 B 2 haͤt⸗ 


ſetzen.“ (Chr. Fel. Weißens Lebensbeſchreibung. Lpz. 1806.) 
Doch die Wahrheit liegt endlich auch hier in der Mitte. 
Wenn nur bey jeder in die offentlichen Geſangbuͤcher auf 

zunehmenden Veraͤnderung mit der dem Alterthum und 

dem religidſen Sinne des Volks gebuͤhrenden Achtung ver⸗ 
fahren würde! und — ich kann dieſen Wunſch nicht un⸗ 
terdrücken — wenn die oberen geiſtlichen Behörden der 
proteſtantiſchen Staaten Deutſchlands ſich nur dahin ver⸗ 
einigen wollten, für die Erhaltung oder vielmehr Zurück 
führung der aus manchen Gründen ſehr zu wuͤnſchenden 
Uebereinſtimmung der verſchiednen Kirchen unſrer Confeſſion 
auch in dieſem Stucke Sorge zu tragen. Es iſt ein wahres 


der eben fo geiſtvolle als fromme Chr. Fr. Dan, Schubart 
hierüber geſagt hat: „Wehe uns, wenn Luthers Bibel⸗ 
überſetzung das Schickſal unſrer Geſangbuͤcher haͤtte, die 
in jeder proteſtantiſchen Provinz oder Stadt oft von gar 
mattherzigen, unpoetiſchen und aͤngſtlich dogmatiſirenden 
oder kuͤhn neologiſirenden Sammlern herausgegeben werden, 
worin oft unſre treflichſten vieder durchwaͤſſert, verſtuͤmmelt 
oder ganz kruͤppelhaft umgeformt find! Sonſt fang ein 
Handwerksbürſchlein aus Aalen mit feinen Zunftgenoſſen 
aus Göttingen, Bremen, Hamburg oder Berlin ein geiſt⸗ 
liches Lied in bruͤderlicher Eintracht. Seitdem es aber fo 
viel Varianten giebt, als wir Städte zählen, ſeitdem ver⸗ 
ſtummt dieſe geiſtliche Liedereintracht, und alle Einheit des 


1812. Th. 2. S. 281.) 


Glaubens und des Geiſtes würde unter uns aufhören, wenn 
Luthers Bibel nicht wäre.“ (Vermiſchte Schriſten. Zuͤrich 


und ſtatt deſſen brodirte Hüte mit weiſſen Federn darauf 


und der ernſthafteſten Beherzigung wuͤrdiges Wort, das 


N 


828 


Hätten fie doch nur als eine, allerdings wohl fuͤr manche Leſer 

angenehme, Zugabe einen Platz finden können: und 5 
erlaubte der ohnedieß genug beſchraͤnkte Raum nicht; er 
ſtattete mir nicht einmal, bey einzelnen Stellen der alten Gr 
ſaͤnge, wo der verfehlte Ausdruck oder die proſodiſche 
tigkeit durch Vertauſchung oder Verſetzung eines einzig 
Wortes verbeſſert werden konnte, irgend eine Anmerkung hi 
zuzufügen. Ja eben die Ruͤckſicht auf die ſo noͤthige Ra 
Erſparung war es nicht zum kleinſten Theile, was mich 6 
wog, bey einigen allzu gedehnten oder durch Auswuͤchſe ve 
unſtalteten Liedern eine oder mehrere Strophen wegzula 
was jedoch nie ohne forgfältige Ueberlegung und nie oh 


ausdruͤckliche Anzeige geſchehen iſt. ee! ar 


3 . I 
Zuletzt noch ein Wort uͤber den hitoriſchen — lit 
riſchen Theil diefer Sammlung. Meine Abſicht war nid 
und konnte es nicht ſeyn, eine eigentliche Geſchichte der gei 
lichen Liederpdeſie und der Liederdichter zu geben. * 8 
Noͤthigſte und Intereſſanteſte aus ihr ſollte und durft 
getheilt werden; auch ließen ſich die ſie betreffenden fo 
in den meiſten Faͤllen um ſo kuͤrzer faſſen, da gerade uͤ | 
dieſen Zweig der deutſchen Literatur ſehr viele und zum Theil 
ſche brauchbare Huͤlfsmittel vorhanden 1 ind. ) Eine Aus⸗ 
eee en nahe 1 
a der deutſchen Dichter und Proſaiſten u. a. begnuͤge 5 
mich, die vorzuͤglichſten der letztern Art anzufuͤhren: 

J. Chr. Olearii evangeliſcher Lieder⸗Schatz. Jena 1707. f. 
J. Caſp. Wetzels Hymnopoeographia oder hiſtoriſche Le⸗ 
bensbeſchreibung der berühmteften Liederdichter. Th. 1= 

IV. Herrnſtadt 1719 - 28. 8. | 

Det 


f 
. ‘ 


) Mit Vorbeygehung der allgemeinern Ducken, wie Jöcher 
Gelehrtenlexikon, Bouginé's Handbuch, Joͤrdens Lexike 


2 


nahme mußte jedoch da gemacht werden, wo entweder un⸗ 
richtige Angaben zu verbeſſern, oder von Andern uͤberſehene 
Nachrichten in Auſehung einzelner Lieder und Verfaſſer bey⸗ 
ubringen waren. Was die Folge, in welcher die letztern auf— 
gefuͤhrt find, betrifft: ſo ſchien es mir am zweckmaͤßigſten zu 
ſeyn, ſie nicht nach dem Geburts- oder Sterbejahr, ſondern 
nach der Zeit der erſten öffentlichen Erſcheinung ihrer Lieder, 
3 fen in beſondern oder allgemeinen Sammlungen, zu bes 
Iſtimmen; hauptſaͤchlich aus dem Grunde, weil die Leſer da: 
durch auf die leichteſte Weiſe in den Stand geſetzt werden, 
zs Alter der einzelnen Geſaͤnge, und wie einer nach dem ans 
dern bekannt und gebraͤuchlich worden, zu bemerken. Da aber, 
nicht alle und jede Lieder eines Verfaſſers aufgenommen wer⸗ 
den konnten, und die, welche von Einem herruͤhren, in manz 
chen Faͤllen nur nach und nach zum Vorſchein gekommen finds 
Na ff ng ſo 
110 — 
N Deſſelben Analecta Hymnica, d. i. merkwuͤrdige Nachleſen 
Aiur Liederhiſtorie. B. I u. II. Gotha 1752 — 56. 8. 
1 J. Mart. Schamelii Evangeliſcher Lieder-Commentarius 
dem iſt angefuͤget eine kurzgefaſſete, doch gruͤnd⸗ 
liche Hymnopoeographie. Zweyte Ausg. Leipz. 1737. 8. 
Sabr. wimmers ausführliche Liedererklaͤrung. Vier 
Theile. Altenburg 1749. 4. al 
„ Sr. Serd. Traug. Heerwagens Literatur⸗Geſchichte der 
1 evangeliſchen Kirchenlieder. Zwey Theile. Neuftadt an 
der Aiſch und Schweinfurt 1792 u. 97. 8. 
Wi Erd. Jul. Roch s Compendium der deutſchen Literatur; 
SGeeſchichte. Zweyter Band. (Berlin 1798. 8.) S. 
11 50. 
Gottfr. Leber. Richters allgemeines bisgrappiſches Lexi⸗ 
kon geistlicher Liederdichter. Leipz. 1804. 8. 
Erdm. Neumeifter Diſſert. hiftorico-critica de poetis germa- 
nieis huius fecnli praecipuis, Lipf, 1695. 4. recufa 
Witteb. 1708. 4. 


21 


7 m u © 
u u. - 
= - — 


Außer⸗ 


22 
fo richtete ſich die Folge in der Regel nach der Zeit, in 
welcher das hier abgedruckte oder, wenn ihrer mehrere au 
genommen wurden, das erſte unter ihnen erſchienen iſt; 
welchem letztern Falle die uͤbrigen, wenn gleich einige N 
ſpaͤter bekannt gewordenen, von dem voranſtehenden nati 
nicht getrennt werden durſten. Nur bey ſolchen Liedern, 
erſt nach dem Tode ihrer Verfaſſer bekannt geworden fi 
oder die mir wenigſtens in ſpaͤter gedruckten Samm 
zu allererſt vorkamen, glaubte ich eine Ausnahme von 
Regel machen, und fie vor das Sterbejahr des Dichters fi 
zu muͤſſen. Daß uͤbrigens das Ganze der deutſchen Lied 
poeſie nach gewiſſen Perioden abgetheilt iſt, wird ſicher ke 
Rechtfertigung bedürfen. Unter mehreren Entwuͤrfen, 
ich zu dieſem Zwecke fuͤr mich gemacht hatte, und von der 
mir eigentlich keiner völlig Genuͤge that, wählte ich me 
ſorgfaͤltiger Ueberlegung den hier zum Grunde liegenden, « 


Außerdem giebt es mehrere Schriften über die Liederver⸗ 
faffer einzelner Gefangbücher, unter welchen ſich durch E 

nauigkeit und Zuverlaͤßigkeit folgende auszeichnen: 

J. Ge. Kirchners kurzgefaßte Nachricht von aͤltern un 

neuern Liederverfaſſern (des Freylinghauſiſchen € 

buchs). Halle 1771. 8. 

J. Lud. Baetgens hiſt. Nachricht von dem Luͤuebu 

 Gefang Buche und deſſen L. V. Lüneb. 1794. 8. 

J. Fr. Johannſens hiſtoriſch / biographiſche Nachrick 

a: geiſtlichen Liederdichtern (des Schleswig Holſein 
ſchen Geſangbuchs). Schlesw. u. Leipz. 1803. 8. 


Alle dieſe und noch mehrere andere aͤhnliche Schriften ſind 
indeß nur Vorarbeiten zu einer eigentlichen Geſchichte 
geiſtlichen Liederpoeſie der Deutſchen, deren ausführlichere 
Veſchreibung mich ſchon feit geraumer Zeit befchäftigt, und 
vielleicht, wenn es nach meinen Wuͤnſchen geht, in einge 
Jahren als Verſuch erſcheinen wird. 


23 
beſten. Es ſind ſo der Perioden nicht zu viel und zu 
ig; ſie ſtehen in Anſehung der Laͤnge in einem ſchicklichen 
Verhaͤltniße mit einander, und ihre Graͤnzpuncte ſind in der 
t ſuͤr die Geſchichte der Liederpoeſie bezeichnend. 
Erſter Zeitraum: Von Auther bis auf B. Ringwaldt. 
(J. 1524 — 1588) Periode des Knabenalters. “) 
Zweyter Zeitraum: Von B. Ringwaldt bis auf 
pP. Gerhard. (J. 1588 — 1650) Periode des Juͤng⸗ 
lingsalters. 
Dritter Zeitraum: Von P. Gerhard bis auf Joh. 
Caſp. Schade und die übrigen Verfaſſer der ſogenann⸗ 
ten Halliſchen Lieder. (J. 1650 — 1692) Periode 
dees maͤnnlichen Alters. | 
Vierter Zeitraum: Von J. C. Schade bis auf 
Chr. Fuͤrchteg. Gellert. (J. een Periode 
des Greiſenalters. 
Seele. Zeitraum: Von Chr. F. Gellert bis zum 
Ende des achtzehnten Jahrh. (J. 1754 - 1800) Pe⸗ 
o u der Wiedergeburt. 


7 Die Vergleichung, deren ich mich hier bediene, iſt in au⸗ 
derer Beziehung, namentlich zur Bezeichnung der verſchie⸗ 
denen Perioden der lateiniſchen Sprache, ſchon oft gebraucht 
worden. Es verſteht ſich, daß durch ſie hier nicht ſowohl 
das Charakteriſtiſche der einzelnen Liederperioden in Hinſicht 
auf Geiſt und Gehalt der Geſaͤnge, als vielmehr in Alt 
ſehung des Ausdrucks, der Verſiſication und der poetiſchen 
Darſtellung angedeutet werden fol. Und dann muß frey⸗ 
lich auch in dieſem Falle die Regel gelten: A potiori fit 
denominatio. Luther, der an der Spitze der erſten Periode 
ſſiſteht, war unſtreitig ein vollkommuer Mann, dagegen es 
in der ſogenannten männlichen Periode nicht an Knaben 
und unmündigen fehlt. 


Erſter 


24 


— — 


— DIDI Er a m 


Erfier Zeitraum. 


— 


70 | 
Von Martin Luther bis auf Bartholom. Ringwald 
(J. 1524 — 15880) 170 


Water den guͤnſtigſten Vorbedeutungen für Deutſchlands Sprache 
und Dichtkunſt nicht weniger wie fuͤr die Ausbildung ſeines reli 
gioͤſen Glaubens und Gefuͤhls, war die Reformation, gleich de 
Morgenröthe eines ſchoͤneren Tages, angebrochen. Jene, vor 
dem weithin toͤnenden Klauge einer fremden aufgedrungen 
Sprache uͤbertaͤubt, aus dem Heiligthum des Volkes fogar ve 
bannt, und in die Kreiſe der niedern ungebildeten Stände zurüc 
gedrängt, hatte kaum angefangen, ſich über die erſten ſchwacher 
Verſuche der Unmuͤndigkeit zu erheben, als fie mit einem Male 
in Luthers Munde, in ſeinen Reden und Liedern, mit eiuer wah 
haft maͤnnlichen Staͤrke und dabey im herrlichſten Wohllaut e 
toͤnte. Aber einem Manne, wie Luther, der fo hoch über feine 
Zeitalter ſtand, nachzureden und nachzuſingen, konnte nur We 
nigen vergönnt ſeyn; und wirklich verfloß mehr als ein Jahr 
hundert, ehe unter den Deutſchen heilige Lieder, den ſeinigei 
ähnlich an Geiſt, an Kraft und Wohllaut, gehört wurden. „Der ein 
zige Erasmus Alberus, ſagt Herder, — und im Grunde ſagt er noch 
zu viel — und ſpaͤterhin wenige andre giengen im Ton der Kirchen: 
poeſie auf ſeiner Bahn, wiewohl auch mit ſehr unaleichen Sch 
ten, fort. Der Meiſterton bemaͤchtigte ſich des Geſangbuchs der 
Proteſtanten; und die klaͤglichen Zeiten, die bald nach Luther 
folgten, brachten vor Allem einen klagenden Ton in die Geſaͤnge.“ 

Bald 


25 
Bald niſtete ſich auch der dogmatiſche Geiſt in 60 und zuletzt 
ard der größte Theil derſelben Machwerk. Die Streitigkeiten, 
f die durch die Reformation entſtanden, gaben dem Geiſt der Ger 
lehrten eine unpoetiſche Wendung; die lateiniſchen Schulen zogen 
den etwanigen Genius der Deutſchen zur lateiniſchen Poeſie hin⸗ 
äber.“ (Zerſtr. Blätter, ste Samml.) So war es wirklich; und 
bey dieſer Lage der Dinge iſt es denn freylich nicht zu verwun⸗ 
dern, daß die geiſtliche Dichtkunſt noch lange Zeit nach Luther 
lauf der Stufe des Knabenalters oder, wenn man will, der Kinds 
heit ſtehen blieb. Abgerechnet einige, zwar vollig kunſtloſe und 
n Sprache und Vers bau vernachlaͤſſigte, mitunter auch durch 
derbe und unedle Ausdruͤcke entſtellte, aber mit innigem Gefühl 
and naiver Treuherzigkeit geſungene Lieder, find die uͤbrigen, und 
namentlich die meiſten der durch die größere Anzahl ihrer Geſaͤnge 
Morzuͤglich bekannt gewordenen Dichter, des N. Zermann, C. 
gelmbold und N. Selnecker, nichts weiter als trockne kuͤmmer⸗ 
ich gereimte Proſa. Aber dieſe guten Männer hatten auch eigent⸗ 
Hich keine andre Abſicht, als dem Volke und beſonders der Zus! 
KR, fatt der weltlichen, zum Theil fchlüpfrigen Lieder, die fie 
bisher geſungen hatte, nuͤtzlichere, auf moraliſche und religidſe 
Belehrung hinwirkende in die Hände zu geben, und zugleich die 
urch die Abſchaffung der lateiniſchen Kirchengeſaͤnge entſtandenen 
cken in der Liturgie nothduͤrftig auszufüllen; wozu immerhin 
ch Beſchaffenheit der damaligen Zeiten ihre Lieder gut genug 
mogten, wenn ſchon es ihnen an Kraft und Schwung und 
haupt an dem Geiſte ihres großen Vorgaͤngers durchaus fehlte. 
hatten fie ihn denn nur wenigſtens in feiner Sprache und übers. 
pt in der aͤußern Form ſeiner Geſaͤnge, worin ſie ihn noch 
m erſten erreichen konnten, ſich zum Muſter genommen! Aber 
t ſcheint es, daß fie für das Beſſere in dieſer Art überall keinen 
inn hatten; denn eben die Fehler, die Luther am ſorgfaͤltigſten 
u vermeiden ſuchte, und von denen er ſich wirklich ganz oder 
och größtegtheils frey iu erhalten wußte, wie die Verbindung 
19 . des 


— — — - 


— 


= - -2 - 
— pn — — — — — 


— © 


i 26 
. . 
des Zeitwortes Thun als Hülfsverbum mit anderen Zeitwörtern 
(Thu' dich erbarmen, anſtatt erbarme dich), die Verſe 
der zu den Hauptworten gehorenden Fuͤrwörter (der Name de 
anſtatt dein Name), der Gebrauch unnützer Flickwoͤrter (wohl, 
zuhand, eben), die Vernachlaͤſſigung der Lange und Kurze der 
Sylben, dieſe und andre ähnliche Fehler begingen ſie fo oft und 
ungeſcheut, als wenn ſie durchaus unvermeidlich oder gar de 
richtigen Sprachgebrauche angemeſſen geweſen waͤten. So bede f 
tend übrigens die Anzahl der Lieder iſt, die in dieſer Periode © 
ſchienen: ſo ſteht ſie doch der Summe derer, die in der naͤchſt⸗ 
folgenden verfertigt wurden, merklich nach; und noch dazu ſind 
die wenigſten unter die eigentlichen Originallieder zu rech 
Im ſuͤdlichen Deutſchland beſchraͤnkte ſich die ſogenannte Lieder 
poeſie faſt nur auf Ueberſetzungen der Davidiſchen Pfalmen, 
nicht bloß einzeln, ſondern auch zu wiederholten Malen in vr 
ſtaͤndigen Sammlungen, z. B. von Joh. Claus (1540), 4. E 
mersfelder (1547), B. Waldis (1553), P. Schede, fonft Wie 13 
liſſus genannt (1572), G. Sunderreyter (1574) zum Vorſch 
kamen, aber alle mehr oder weniger hart, gezwungen und fc 
pend find. Die Lieder, deren man ſich in Niederfachſen, 
Mecklenburg, Pommern und mehrern andern Provinzen des nord Mi 
lichen Deutſchlands bediente, und die noch bis in die Mitte der 
folgenden Periode hinein in fächfifcher oder plattdeutſcher Sprache 
abgefaßt waren, beſtanden beynahe ausſchließlich aus Ueberſetzunge 
der meißuiſchen und oberlaͤndiſchen Kirchengeſaͤnge; der Beytr 
den die beyden Dithmarſiſchen Prediger Boye, Bonn in Luͤbe 
Freder in Hamburg und noch einige andre an urſprünglich ⸗n 
derſaͤchſiſchen Liedern lieferten, war der Zahl und dem Gehal 
nach nicht ſehr bedeutend. Weit mehr gewann der proteſtanti 
Liedervorrath durch die von Mich. weiß u. a. aus dem Gefa 
duch der boͤhmiſchen und maͤhriſchen Bruͤder uͤbertragenen 
ſaͤnge, die aber freplich auch nicht zu den urſprünglich⸗deutſchen 
gehoren. Da die Zahl der letztern in dieſer Periode verhaͤltniß⸗ ' 
\ mäßig 


| 
| 
N 


1 
1 
* 
A 


27 


maͤßig fo gering iſt: fo wird man es nicht misbilligen, wenn ich 
N von der oben aufgeſtellten Regel, keine Ueberſetzungen zu geben, 
hier einige Ausnahmen mache. Und die am Schluſſe dieſer Abthei— 
lung hinzugefügten religiös « moralifchen Volkslieder werden 
wegen ihres eigenthuͤmlichen, den frommen Charakter der Deut⸗ 
hen und die religioͤſe Stimmung des ıöten Jahrhunderts insbes 
ſondere ſtark bezeichnenden Gepraͤges als Zugabe hoffentlich nicht 
nwillkommen ſeyn. 
2 
1 


D. Martin Luther. 


Geb. im J. 1483 b. 10 Nov. zu Eisleben. Geſt. im J. 1546 dr 
18. Febr. ebendaſelbſt, als Profeſſor der Theologie auf der Uni⸗ 
erſitaͤt zu Wittenberg. Sein Verdienſt um den Kirchengefang 
habe ich in einer beſondern Schrift (Hamb. 1813. 8.) darzuſtellen 
Mverſucht, auf die ich, um mich nicht zu wiederholen, die Leſer 
verweiſe. Ein derſelben beygefuͤgter Anhang ‚enthalt ſaͤmmtliche 
ieder und Melodien Luthers, nebſt den Vorreden zu feinem Ge⸗ 
ſangbuche, genau nach den Originalen und mit Bemerkung der 
Fältefien : Varianten abgedruckt; und auch auf dieſen moͤgte ich 
wohl wuͤnſchen, mich hier beziehen zu duͤrfen. Denn um dem 
oroßen Luther, dem Vater der deutſchen Kirchenpoeſie, fein volles 
echt wiederfahren zu laſſen, muͤßte von einer Sammlung, wie 
dieſe, billig keines ſeiner 37 Lieder, die mit Ausnahme zweyer 
(Ein neues Lied wir heben an ꝛe. und: Sie iſt mir lieb, die 
e Magd ze.) Jahrhunderte lang die allgemeinſten und be⸗ 
Paten Kirchengeſaͤnge waren, ausgeſchloſſen werden; wodurch 
aber offenbar nicht allein der Raum fuͤr die uͤbrigen anſehnlich 
ſchraͤnkt, ſondern auch denen Leſern, die das angefuͤhrte Buch 
beſitzen, Urſache zu einer gerechten Beſchwerde gegeben werden 
würde. Da es indeß ſicher nicht in den Händen aller Leſer iſt, 
und die gegenwaͤrtige Sammlung auch in keiner nothwendigen 
Verbindung mit ihm fieht: fo ſcheint es mir Pflicht zu ſeyn, 
zum wenigſten doch einige Lieder L's. und zwar diejenigen in fie 
guftunehmen, die entweder durch ihren eigenthuͤmlichen Werth 
oder durch ihre Beziehung auf die Reformation ein hoͤheres In⸗ 
kreſſe erwecken. Das erſte, mit der Jahrszahl 1522 bezeichnet 
* (Rieder 


28 \ 
(Kiederers Abhandlung ꝛc. S. 121 f.), und die drey folge 
kommen in der aͤlteſten, angeblich zu Wittenberg gedruckten € 
derſammlung von 1524 zuerſt vor; das fuͤnfte bis zum neunt 
in den Erfurtiſchen Euchiridiis von 15243 das zehnte und eilf 
in dem Supplement zum Erfurter Euchiridion von 1525 8 4 
zwölfte in der angeblich zu Wittenberg 1525 gedruckten Lied 
ſammlung; das dreyzehnte, im J. 1530 verfertigt, in 
Wittenb. Geſangbuche von 1533; das vierzehnte, mit der Jah 
zahl 1539, in einem Magdeburger plattdeutſchen G. B. von 1840 
das funfzehnte, im J. 1542 verfertigt, und das ſechszehnte in 
dem Wittenb. G. B. von 1543. Dieſes letztere habe ich ſtatt dei 
bekannteren, eigentlich fuͤr Kinder geſchriebenen Weihnachtsliedes 
Vom Himmel hoch da komm ich her ꝛc. gewaͤhlt, nicht als ob ich 
es für vorzuͤglicher hielte, ſondern weil es bedeutend kurzer 
und eine nicht unmerkliche Beziehung auf die damalige Lage d 
Proteſtanten enthält. Ueber die Geſchichte der einzelnen Geſaͤn 
iſt das Nöthige in meinem Verſuche ꝛc. S. 105 ff. bemerkt, 
über die, den erſten Strophen nach ſchon vor L. bekannt gem 
ſenen Lieder: Gelobet ſeyſt du, Jeſu Chriſt e. Komm heili 
Geiſt ze. Nun bitten wir den heiligen Geiſt ꝛc. und das angel 
lich nach einem Original von Joh. Suß gedichtete: Jeſus E 
ſtus unſer Heiland, der von uns ꝛe. der erſte Band 
Anthologie S. 367. 413. 419 f. Auskunft giebt. Die Geſch 
der beyden Maͤrtyrer, Heinrich Does und Johann Eſch, der 
L. in dem geiſtvollen Geſange: Ein neues Lied ꝛc. ein fur f 
und fuͤr ihn gleich ehrenvolles Denkmal geſetzt hat, er 
ſelbſt in dem Sendſchreiben an die Chriſten in Holland und ® 
bant. (Es Werke, Th. XXI. der Walchiſchen Ausg. S. 39 f. 
— [Etlich Criſtlich lider Lobgeſang, vñ Pfalm ꝛc. — 
berg 1524. 4. Bl. 1. b. Bl. 9. a. b. Enchiridion 9 5 
geſenge vn pfalme ꝛc. Erfurt 1526. 8. Bl. 13. b. Bl. 8. b Bl. 
15. b. Bl. 25. a. Bl. 26. a. Bl. 31. b. Bl. 13. a. B Bl. 26 
Cverglichen mit dem Wittenb. G. B. v. 1533 und den folgen 
Aus gaben). Geiſtliche Lieder, auffs new gebeſſert. Witten 
1533. (nach dem Abdruck in Cyprians Hauskirche. Sn 
8.) No. 22. Geiſtliche Lieder. Wittenb. gedruckt bey? 
Klug 1543. 8. Bl. 37. b. Bl. 65. b. Bl. 11. b. 


13 755 ö 
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29 a 


Das Werk der Erloͤſung. 


Nu freut euch, lieben Chriſten, g'mein, 
Und laßt uns froͤlich ſpringen, 
Daß wir getroſt und all' in Ein 
Mit Luſt und Liebe ſingen 
Was Gott an uns gewendet hat 
Und ſeine ſuͤße Wunderthat; 
Gar theur hat ers erworben. 

Dem Teufel ich gefangen lag, 
Im Tod' war ich verloren. 
Mein’ Sind’ mich quäler Nacht und Tag, 
Darin ich war geboren; 
Ich ſiel auch immer tiefer drein. 
Es war kein Guts am Leben mein; 
Die Suͤnd' hatt' mich beſeſſen. 

Mein' gute Werk' die golten nicht; 
Es war mit ihn'n verdorben. 
Der frey' Will' haſſet' Gott's Gericht', 
Er war zum Gut erſtorben. 
Die Angſt mich zu Verzweifeln treib, 
Daß nichts denn Sterben bey mir bleib; 
Zur Hoͤllen mußt' ich ſinken. 


Da jaminert' Gott in Ewigkeit 
Mein Elend uͤbermaaßen. 
Er dacht' an ſein' Barmherzigkeit, 
Er wollt' mir helfen laſſen. 
Er wandt' zu mir das Vaterherz; 
Es war bey ihm fuͤrwahr kein Scherz, 
Er ließ ſein Beſtes koſten. 

Er ſprach zu feinem lieben Sohn: 
„Die Zeit iſt hie zu 'rbarmen; 
Fahr hin, meins Herzen werthe Kron', 
Und ſey das Heil dem Armen, f 
Und hilf ihm aus der Suͤndennoth, 
Erwuͤrg' für ihn den bittern Tod, 
Und laß ihn mit dir leben.“ 

Der 


30 


Der Sohn dem Vater gherſam ward: 
Er kam zu mir auf Erden 
Don einer Jungfrau, rein und zart; 
Er ſollt' mein Bruder werden. 
Gar heimlich fuͤhrt' er ſein Gewalt, 
Er gieng in meiner armen G'ſtalt; 
Den Teufel wollt' er fangen. ˖ 


Er ſprach zu mir: „Halt dich an mich, 
Es ſoll dir itzt gelingen; 
Ich geb' mich ſelber ganz fuͤr dich, 
Da will ich fuͤr dich ringen: 
Denn ich bin dein, und du biſt mein, 
Und wo ich bleib', da ſollt du ſeyn; 
Uns ſoll der Feind nicht ſcheiden “. 


„Vergießen wird er mir mein Blut, 

Dazu mein Leben rauben. 1 
Das leid' ich alles dir zu gut; 1 1 
Das halt mit veſtem Glauben. 5 
Den Tod verſchlingt das Leben mein, 
Mein' Unſchuld traͤgt die Suͤnde dein; 
Da biſt du ſelig worden.“ 


„Gen Himmel zu dem Vater mein 
Fahr' ich von dieſem Leben. 
Da will ich ſeyn der Meiſter dein; 
Den Geiſt will ich dir geben, 
Der dich in Truͤbniß troͤſten fol, 
Und lehren mich erkennen wohl, 
Und in der Wahrheit leiten.“ 


„Was ich gethan hab' und gelehrt, 
Das ſollt du thun und lehren, 
Damit das Reich Gott's werd' gemehrt 
Zu Lob und ſeinen Ehren; 
Und hir’ dich fuͤr der Menſchen Gſatz, 
Davon verdirbt der edle Schatz! 
Das laß' ich dir zur Letze.“ 


31 


Das Verderben der Kirche. 


(Der tate Pan.) 


Ach Gott, vom Himmel ſieh darein, 
Und laß dich des erbarmen! 

Wie wenig ſind der Heil'gen dein! 
Verlaſſen ſind wir Armen. 

Dein Wort laͤßt man nicht haben wahr; 
Der Glaub' iſt auch verloſchen gar 
Bey allen Menſchenkindern. 


Sie lehren eitel falſche Liſt, 
Was eigen Witz erfindet; | 
Ihr Herz nicht Eines Sinnes iſt, 
In Gottes Wort gegruͤndet. 
Der waͤhlet dieß, der ander das; 
Sie trennen uns ohn' alle Maaß', 
Und gleißen ſchon von außen. 


Gott wollt' ausrotten alle Lahr, ͤ 
Die falſchen Schein uns lehren; 
Darzu ihr” Zung' ſtolz offenbar i 
Spricht: Trotz! wer wills uns wehren? 
Wir haben Recht und Macht allein; 
Was wir ſetzen, das gilt gemein: 
Wer iſt, der uns ſollt' meiſtern? 


Darum ſpricht Gott: Ich muß auf ſeyn! 
Die Armen ſind verſtoͤret; 
Ihr Seufzen dringt zu mir herein, 
Ich hab' ihr' Klag' erhoͤret. 
Mein heilſam Wort ſoll auf den Plan, 
Getroſt und friſch ſie greifen an, 
Und ſeyn die Kraft der Armen. 


ı 


Das 


32 


Das Silber, durchs Feur ſiebenmal 
Bewaͤhrt, wird lauter funden; 
Am Gotteswort man warten ſoll 
Desgleichen alle Stunden. 1 
Es will durchs Kreuz bewaͤhret konz, 
Da wird fein’ Kraft erkannt und ſchein, 
Und leucht't ſtark in die Lande. 


Das wollſt du, Gott, bewahren rein 
Für dieſem argen G'ſchlechte, 
Und laß uns dir befohlen ſeyn, 
Daß ſichs in uns nicht flechte? 
Der gottlos Hanf? ſich umher find't, 
Wo dieſe loſe Leute ſind 
In deinem Volk erhaben. 


— 


Das unlautre Chriſtent hum. 
(Der late Pſalm) en, 


Es fpricht der Unweiſen Mund wol: 

Den rechten Gott wir meynen. 

Doch iſt ihr Herz Unglaubens voll; 

Mit That ſie ihn verneinen. 1 
Ihr Weſen iſt verderbet zwar, 

Fuͤr Gott iſt es ein Graͤuel gar; 

Es thut ihr'r Keiner kein Gut. 


Gott ſelb vom Himmel ſah herab 
Auf aller Menſchen Kinden; 
Zu ſchauen ſie, er ſich begab, a 
Ob er jemand wuͤrd' finden, | i 
Der ſein n Verſtand gerichtet hatt’, 2 
Mit Ernſt nach Gottes Worten thaͤ “ 
Und fragt' nach ſeinem Willen. „ n, ER 


33 


— — — 


Da war Niemand auf rechter Bahn; 
Sie waren all' ausgeſchritten. 
Ein jeder gieng nach ſeinem Wahn 
Und hielt verlorne Sitten. 
Es thaͤt ihr'r Keiner doch kein Gut, 
Wiewol gar; Viel' betrog der Muth, / 
Ihr Thun ſollt cal. müßt) Gott’ gefallen. 


Wie lang' wollen unwiſſend ſeyn, 
Die ſolche Muͤh' aufladen, | 
Und freſſen dafür das Volk mein 
Und naͤhr'n ſich mit ſeim Schaden? 
Es ſteht ihr Trauen nicht auf Gott; 
Sie rufen ihm nicht in der Noth, 
Sie wollen ſich ſelbs verſorgen. 


Darum iſt ihr Herz nimmer ſtill 
Und ſteht allzeit in Forchten. 
Gott bey den Frommen bleiben will, 


Dem fie mit Glauben horchen (al. S borchen ): 


Ihr aber ſchmaͤcht des Armen Rath 
Und hoͤhnet alles, was er ſagt, 
Daß Gott ſein Troſt it worden. 


Wer ſoll Iſtael „ dem Sa, 
Zu Sion Heil erlangen? 
Gott wird ſich ſein's Volks erbarmen, | 
Und loͤſen die Gefangen. f 
Das wird er thun durch feinen Sohn; a 
Davon wird Jacob Wonne han, 
Und Iſrael ſich W 


34 


Buße und Glaube. 


(Der nzoſte Pfſalm ) 


Aus tiefer Noth ſchrey ich au dir, 1 
Herr Gott! Erhoͤr' mein Rufen, 12 wic gute 


Dein’ gnaͤdig' Ohren kehr' zu mie 
Und meiner Bitt' ſie offen! 
Denn ſo du willt das ſehen an, 
Was Suͤnd' und Unrecht iſt gethan: 
Wer kann, Herr, fuͤr dir bleiben? 

Bey dir gilt nichts denn Gnad' und Nee, 
Die Suͤnde zu vergeben. 


Es iſt doch unſer Thun umſonſt, „ nien an 


Auch in dem beſten Leben. 
Fuͤr dir Niemand ſich ruͤhmen kann; 
Des muß dich fürchten. Jedermann 
Und deiner Gnaden leben. 
Darum auf Gott will hoffen ich, 
Auf mein Verdienſt nicht bauen; 
Auf ihn mein Herz ſoll laſſen ſich 
Und feiner Güte trauen,; 


Die mir zuſagt ſein werthes Wort, na 
Das iſt mein Troſt und treuer Hort; we 


Des will ich allzeit harren. 2 
Und ob es währt bis in die Nacht, 
Und wieder an den Morgen: 
Doch ſoll mein Herz an Gottes Woch 
Verzweifeln nicht, noch ſorgen. 
So th’ Iſrael rechter Art, 
Der aus dem Geiſt erzeuget — 
Und ſeines Gott 's Ba * An dr 
Ob bey uns iſt der Suͤnden viel 
Bey Gott iſt viel mehr N 
Sein' Hand zu helfen hat kein Ziel, 
Wie groß auch ſey der Schaden. dun 


Er iſt allein der gute Hirt, ,, 


Der Iſtael erloͤſen wird 
Aus ſeinen Suͤnden allen. 


* 73 * = | 
V 1 os .. * 


35 


Lob des menſchgewordnen Heilandes 


Gelobet ſeyſt du, Jeſu Chriſt, 
Daß du Menſch geboren biſt 
Von einer Jungfrau! Das iſt wahr; 
Des freuet ſich der Engel Schaar. Kyrioleis. 


Des ewigen Vaters einig Kind 
Jetzt man in der Krippen find't; 
In unſer armes Fleiſch und Blut 
Verkleidet ſich das ewig' Gut. Kyrioleis. 


Den aller Welt Kreis nie beſchloß, 
Der liegt in Maria Schooß; 
Er iſt ein Kindlein worden klein, 
Der alle Ding' erhaͤlt allein. Kyrioleis. 


Das ewig' Licht geht da herein, 

Giebt der Welt ein'n neuen Schein; 

Es leucht't wohl mitten in der Nacht, 
Und uns des Lichtes Kinder macht. Kyrioleis. 


Der Sohn des Vaters, Gott von Art, 
Ein Gaſt in der Werlet (al. Wetter ward, 
Und fuͤhrt uns aus dem Jammerthal; N 
Er macht 725 Erben in ſei'm Sant "Ri 


Er iſt auf Erden kommen arm, 


Daß er unſer ſich erbarm', 
Und in dem Himmel machet reich 
Und ſeinen lieben Eugeln gleich. Kyriolets. 


Das hat er alles uns gethan, 
Sein' groß’ Lieb’ zu zeigen aa; 
Des freu' ſich alle Chriſtenheit, f 
und dank ihm des in Ewigkeit! Korlelets 
2 € 2 Wir; 


Würdiger Genuß des h. rr 7 


Jeſus Chriſtus, unſer Heiland. 
Der von uns den Gotteszorn a 1 DU 
Durch das bitter Leiden ſein 


7 8 * 
L 99 


Half er uns aus der Odͤllenpein. ans 
Daß wir nimmer des vergeſſen, 

Gab er uns ſein'n Leib zu eſſenn, 

Verborgen im Brodt fo Elein, 192 


Und zu trinken ſein Blut im Wein. 


Wer ſich will zu dem Tiſch machen, 
Der hab' wohl Acht auf ſein' Sachen 
Wer unwuͤrdig hinzugeht, u 
Fuͤr das Leben den Tod empfaͤht. . 


Du ſollt Gott den Vater preiſen, Di 
Daß er dich fo wohl wollt' ſpeiſen, f *.. 
Und für deine Miſſethat 2 
In den Tod ſein'n Sohn geben hat. 

Du ſollt glaͤuben und nicht wanken, 
Sen ein’ Speiſe ſey der Kranken, 
vn ihr Herz von Suͤnden ſchwer 

Und für Angft iſt betruͤbet ſehr. 


Solch groß Gnad' und Barmherzigkeit 
Sucht ein Herz in großer Arbeit. 1 
Iſt dir wohl: ſo bleib davon, 1 
Daß du nicht kriegeſt boͤſen Lohn. 

Er ſpricht ſelber: Kommt, ihr Armen! 
Laßt mich uͤber euch erbarmen! mad m du 
Kein Arzt iſt dem Starken noth; - 
Sehr Kunſt wird an ihm gar ein eg 


Hatt ſt du dir was kunnt' erwerben: 4 5 
Was durft' denn ich für dich ſterben2 
Dieſer Tiſch auch dir nicht gilt. 
So du felber dir helfen will. 


e 


37 
Glaͤubſt du das von Herzengrunde 
Und bekenneſt mit dem Munde: 
So biſt du recht wohl geſchickt, 
Und die Speiſe dein' Seel' erquickt. 
Die Frucht ſoll auch nicht ausbleiben; 
Deinen Naͤchſten ſollt du lieben, 
Daß er dein genießen kann, 
Wie dein Gott hat an dir gethan. 
Segen der Gorteserkenntniß, 
(Der Srfte Pſalm.) 
Es wollt' uns Gott genaͤdig ſeyn 
Und ſeinen Segen geben; 
Sein Antlitz uns mit hellem Schein 
Erleucht' zum ewigen Leben, 
Daß wir erkennen feine Werk 
Und was ihm liebt auf Erden, 
Und Jeſus Chriſtus Heil und Staͤrk' 
Bekannt den Heyden werden 
Und ſie zu Gott bekehren. | 
So danken, Gott, und loben de 
Die Heyden uͤberalle, 
Und alle Welt die freue ſich 
Und ſing' mit großem Schalle, 
Daß du auf Erden Richter biſt 
Und laͤß'ſt die Suͤnd' nicht walten; 
Dein Wort die Hut und Weyde 2 
Die alles Volk erhalten, i 
In rechter Bahn zu wallen. 
Es danke, Gott, und lobe dich 
Das Volk in guten Thaten. 
Das Land bringt Frucht und beſſert ſich; 
Dein Wort iſt wohl gerathen. 
Uns ſegen' Vater und der Sohn, 
Uns ſegen' Gott der heilig' Geiſt, 
Dem alle Welt die Ehre thu, 
Fuͤr ihm ſich fürchte allermeiſt! 9 
Nu ſprecht von Herzen Amen. h 
10 N Feper 


38 


— 


Feyer der Ta Je ſu. 1 


Chriſt lag in Tadesbarden, * 5 
Fuͤr unſer' Suͤnd' gegeben; m 
Der iſt wieder erſtanden 

Und hat uns bracht das Leben. 1 0 
Des wir ſollen froͤlich ſeyn, 1 76 ER 
Gott loben und dankbar ſey“n — 
Und ſingen Halleluja, Halleluja 


Den Tod Niemand zwingen kunnt“ | 
Bey allen Meuſchenkinden. dn Di e 
Das macht alles unſer' Sind’; ; | 
Kein Unſchuld war zu finden. 0 
Davon kam der Tod ſo bald | 
Und nahm über uns Gewalt, 


Hielt uns in RAM Reich ie. Halluja, 
Jeſus Chriftus, Gottes Sohn, 


An unſer Statt iſt kommen, 19% 
Und hat die Sind’ abgethan, Hin 
Damit dem Tod genommen 
All fein Recht und fein’ Gewalt; 
Da bleibt nichts denn Tods⸗ Geſtalt, 
Den Stachel hat er verloren. ne 


Es war ein wunderlich Krieg, * 
Da Tod und Leben rungen 
Das Leben behielt den Sieg, 

Es hat den Tod verſchlungen. 

Die Schrift hat verkuͤndet das, 

Wie ein Tod den andern fraß; 

Ein Spott aus dem Tod iſt worden. Halleluja. 


39 


Hie ift das recht' Oſterlamm, m 
Davon Gott hat geboten; 12 
Das iſt an des Kreuzes Stamm 
In heißer Lieb’ gebroten. 

Des Blut zeichnet unſer' Thuͤr; 
Das haͤlt der Glaub' dem Tod fuͤr, 5 
Der Wuͤrger kann uns nicht rühren, | Dali 


So feyren wir das hoch Feſt 
Mit Herzenfreud' und Wonne, 
Das uns der Herr ſcheinen laͤßt. 
Er iſt ſelber die Sonne, n 
Der durch ſeiner Gnaden Glanz 
Erleucht't unſer' Herzen gan; 

Der Suͤnden Nacht iſt vergangen. Sen, 


4 


Wir eſſen und leben wohl 
In rechten Oſterfladen; 
Der alte Sau'rteig nicht fol 
Seyn bey dem Wort der Gnaden. 
Chriſtus will die Koſte ſeyn 
Und ſpeiſen die Seel’ allein’; 


Der Glaub' toi kein 's andern leben. Halleluja. 


Flehen um Bepſtand des heil. Geiſtes. 


Komm, heiliger Geiſt, Herre Gott! — 
Erfül’ mit deiner Gnaden Gut | 


Deiner Gläubigen Herz, Muth und Sinn, 


Dein’ brünftig’ Lieb’ entzuͤnd' in ihn' n! 


O Herr, durch deines Lichtes Glaſt un. Stan) 


Zu dem Glauben verſammlet haſt 
Das Volk aus aller Welt Zungen; 
Das ſey dir, Herr, zu Lob geſungen! 


Hallelufa, Halleluja! 


Du 


= 


20 
Du heiliges Licht, edler Hort, 

Laß uns leuchten des Lebens Wort. 

Und lehr' uns Gott recht erkennen, 

Von Herzen Vater ihn nennen! 

O Herr, behuͤt für fremder Lehr „ 

Daß wir nicht Meiſter ſuchen mehr 

Denn Iheſum mit rechtem Glauben, 

Und ihm aus ganzer Macht vertrauen! 

Halleluja, Halleluja! 


Du heilige Brunſt, ſuͤßer Troſt, 
Nu hilf uns froͤlich und getroſt 
In dei'm Dienſt beſtaͤndig bleiben, 
Die Truͤbſal uns nicht abtreiben? 
O Herr, durch dein' Kraft uns bereit, 
Und ſtaͤrk' des Fleiſches Bloͤdigkeit, 
Daß wir hie ritterlich ringen, 
Durch Tod und Leben zu dir dringen! 
Halleluja, Halleluja. 


Kraft und Sieg der Gebe 


Ein neues Lied wir heben an, 
Das walt' Gott, unſer Herre! 
Zu ſingen, was Gott hat gethan 
Zu feinem Lob und Ehre. 
Zu Bruͤſſel in dem Niederland 
Wol durch zween junge Knaben 
Hat er ſein' Wundermacht bekannt, 
Die er mit ſeinen Gaben 
So reichlich hat gezieret. 
Der erſt' recht wohl Johannes ren. 
So reich an Gottes Hulden, 
Sein Bruder Heinrich nach dem Geiſt, 
Ein rechter Chriſt ohn Schulden; | 


4 


41 


Von dieſer Welt geſcheiden ſind. 

Sie han die Kron' erworben; 

Recht wie die frommen Gotteskind' 

Fuͤr ſein Wort ſind geſtorben, | f 
Sein' Martrer find fie worden. | 


Der alte Feind fie fangen ließ, 
Erſchreckt' fie lang' mit Draͤuen; 
Das Wort Gott's man fie leucken (d. 1 leugnen) die, 
Mit Lift auch wollt' fie taͤuben. \ 
Von Löwen der Sophiſten viel, 
Mit ihrer Kunſt verloren, 
Verſammlet' er zu dieſem Spiel. 
Der Geiſt ſie macht' zu Thoren; 
Sie kunnten nichts gewinnen. 


Sie ſungen ſuͤß, fie ſungen ſau' r, 
Verſuchten manche Liſten: 
Die Knaben ſtunden wie ein' Mau'r, 
Veracht'ten die Sophiſten. 
Den alten Feind das ſehr verdroß, 
Daß er war uͤberwunden, 
Von ſolchen Jungen, er ſo groß; 
Er ward voll Zorn von Stunden, 
Gedacht', ſie zu verbrennen. 


Sie raubten ihn'n das Kloſterkleid; 
Die Weih' ſie ihn'n auch nahmen: 
Die Knaben waren des bereit, 
Sie ſprachen froͤlich Amen; 
Sie dankten ihrem Vater Gott, 
Daß ſie los ſollten werden 
Des Teufels Larven, Spiel und Spott, 
Darin durch falſche Berden 
Die Welt er gar betreuget. 


42 
Da cal. das) ſchickt' Gott durch ſeim Guad' alſo, 
Daß fie recht Prieſter worden⸗ 

Sich ſelbſt ihm mußten opfern daga 

Und gehn im Chriſtenorde nn, 
Der Welt ganz abgeſtorben enn, 
Die Heucheley ablegen, ale 
Zum Himmel kommen frey und ren, 7 


m 
* 


Die Muͤncherey aus fegen, = rg 
Und Menſchentand hie laffen. 8 N a 

Man ſchreib ihnen für ein decken len er. 
Das hieß man fie ſelbs Keen; | 
Die Stü fie zeichten alle drein, . u 
Was ihr Glaub” war geweſen. en 5 E 
Der hoͤchſte Irrthum dieſer wa: * 


Mau muß allein Gott glauben 
Der Meuſch leugt und treugt immerdarr 
Dem ſoll mau nichts vertrauen. 1 2 
Des mußten ſie verbrennen. JE ue 


Zwey große Feu'r ſie zuͤndten Ach 
Die Knaben ſie herbrachten. 
Es nahm groß Wunder jedermann, 
Daß ſie ſolch' Pein veracht'ten. 
Mit Freuden ſie ſich gaben drein, 
Mit Gottes Lob und Singen. 4 
Der Muth war den Sophiſten klein 
Für dieſen neuen Dingen, 
Da ſich Gott ließ ſo merken. 


Der Schimpf ſie nu gereuet bat; 
Sie wollteus gern ſchoͤn machen. 
Sie thuͤr'n nicht ruͤhmen ſich der That, 
Sie bergen faſt die Sachen. . 


43 


Die Schand' im Herzen beißet fle, 

Und Elagens ihr'n Genoſſen: 

Doch kann der Geiſt nicht ſchweigen hie; 
Des Habels Blut, vergoſſen, 

Es muß den Kain melden. 


Die Aſchen will nicht laſſen ab; 
Sie ſtaͤubt in allen Landen. 
Hie hilft kein Bach, Loch, Grub' noch Grab; 
Sie macht den Feind zu Schanden. | 
Die er im Leben Durch den Mord 
Zu ſchweigen hat gedrungen, 
Die muß er todt an allem Ort, 
Mit aller Stimm' und Zungen 
Gar froͤlich laſſen ſingen. 


Noch laſſen fie ihr Lügen nicht, 
Den großen Mord zu ſchmuͤcken; 
Sie geben fuͤr ein falſch Geticht, 
Ihr G'wiſſen thut ſie drucken. 

Die Heil gen Gott's auch nach dem Tod 
Von ihn'n gelaͤſtert werden; 

Sie ſagen, in der letzten Noth 

Die Knaben noch auf Erden 

Sich ſollen haben umkehret. 

Die laß' man luͤgen immerhin; 

Sie habens keinen Frommen. 

Wir ſollen danken Gott darin; 

Sein Wort iſt wiederkommen. 

Oer Sommer iſt hart fuͤr der Thuͤr, 
Der Winter iſt vergangen, 
Die zarten Bluͤmlin gehn herfuͤr: 
Der das hat angefangen, 

Der wird es wohl vollenden. 


Die 


44 
Die gerettete Kirche. „58 
(Der 124fte Pſalm.)))))) I cHll 
Wär Gott nicht mit uns dieſe Zet, 3 
So ſoll Iſrael fagen, dite 5 
Waͤr' Gott nicht mit uns dieſe z: ann 
Wir haͤtten mußt verzagen, „one WR 


Die ſo ein armes Haͤuflein ſind, n e 
Veracht't von ſo viel eee yon, 
Die an uns ſetzen alle. nd ee e 


Auf uns iſt ſo zornig ihr Simt min 7 
Wo Gott haͤtt' das zugeben 
Verſchlungen haͤtten fie uns hnniun n 
Mit ganzem Leib und Lebern 
Wir waͤr'n, als die ein' Fluch erſaͤuf t, 

Und über die groß Waſſer lauft 
Und mit Gewalt verſchwemmet. f 
Gott Lob und Dank, der nicht zuga 

Daß ihr Schlund uns moͤgt' fangen! | 
Wie ein Vogel des Stricks kommt ab, 8 
Iſt unſer' Seel entgangen. * 
Strick iſt entzwey, und wir ſind frey; 
Des Herren Namen ſteht uns bey, 
Des Gott's Himmels und Erden! 


aa 
Anrufung des göttlichen Geiſtes. F 

Nu bitten wir den heiligen Geiſt ö 

Um den rechten Glauben allermeiſt, 

Daß er uns behuͤte an unſerm Ende, 

Wenn wir heimfahr'n aus dieſem Elende. was 

Du werthes Licht, gieb uns deinen REN 

Lehr uns Jeſum Chriſt kennen allein, a 

Daß wir an ihm bleiben, dem treuen Heiland,. 

Der mus bracht hat zum rechten Vaterland! Kyrioleis. 


% 


25 


Du ſuͤße Lieb', ſchenk uns deine Gunſt, 

Laß uns empfinden der Liebe Brunſt, 

Daß wir uns von Herzen einander lieben 

Und im Friede auf Einem Sinn bleiben! Kyrioleis. 


Du hoͤchſter Tröfter in aller Roth, 

Hilf, daß wir nicht fuͤrchten Schand' noch Tod, 
Daß in uns die Sinne nicht verzagen, | 

Wenn der Feind wird das Leben verklagen! Kyrioleis. 


Chriſtlicher Heldenmuth. 
(Der J6ſte Pſalm.) 
Ein veſte Burg iſt unſer Gott, 
Ein' gute Wehr und Waffen; 
Er hilft uns frey aus aller Noth, 
Die uns itzt hat betroffen. 
Der alt' boͤſe Feind, 
Mit Ernſt ers itzt meynt. 
Groß' Macht und viel Liſt 
Sein' grauſam' Ruͤſtung iſt; 
Auf Erd' iſt nicht ſein's Gleichen. 
Mit unſer Macht iſt nichts gethan, 
Wir ſind gar bald verloren. 
Es ſtreit't fuͤr uns der rechte Mann, 
Den Gott hat ſelbs erkoren. 
Fragſt du, wer der iſt? 
Er heißt Jeſus Chriſt, 
Der Herr Zebaoth, 
Und iſt kein ander Gott; 
Das Feld muß er behalten. 
Und wenn die Welt voll Teufel wär’ 
Und wollt' uns gar verſchlingen, 
So fuͤrchten wir uns nicht ſo ſehr; 
Es ſoll uns doch gelingen. 


2 


46 


Der Fürft dieſer Welt, wor Nn a a 
Wie ſaur er ſich ſtellt, „ e sr 
Thut er uns doch nicht; no dn 
Das macht: er iſt gericht. 
Ein Wörtlein kann ihn faͤllnn. 

Das Wort ſie ſollen laſſen — 
Und kein'n Dank dazu haben. dan 
Er —— bey uns wohl auf dem WN 

Mit ſeinem Geiſt und Gaben. 


Nehmen ſie den Leib, 14199 

Gut, Ehr, Kind und Weib: ai 
Laß fahren dahin! iR a 
Sie haben's kein'n Gewinnn 


Das Reich muß uns doch bleiben. nu ® 4 


Das Gebet des Herr. 


Vater unſer im Himmelreic n.. 
Der du uns alle heißeſt gleich 
Bruder ſeyn und dich rufen an, 
Und willt das Beten von uns han, 
Gieb, daß nicht bet’ allein der Mund, 


Hilf, daß es geh' von Herzengrund. 1 


Geheil'get werd' der Name dein! 
Dein Wort bey uns hilf halten rein, 
Daß auch wir leben heilig lich 
Nach deinem Namen wuͤrdigli ch!!! 
Herr, behuͤt' uns für falſcher Lehr, 
Das arm verfuͤhret' Volk bekeht Du 


Es komm' dein Reich zu dieſer Zeit 
Und dort hernach in Ewigkeit n 
Der heilig’ Geiſt uns wohne bn 
Mit ſeinen Gaben mancherle yz 


47 
Des Satans aa und groß Gewalt 
Zerbrich, fuͤr ihm dein' Kirch' erhalt'! 
Dein Will geſcheh', Herr Gott, zugleich 
Auf Erden wie im Himmelreich! 
Gieb uns Geduld in Leidenszeit, 
Gehorſam ſeyn in Lieb' und Leid; 
Wehr' und ſteur' allem Fleiſch und Blut, 
Das wider deinen Willen thut! 
Gieb uns heut' unſer taͤglich Brodt 
Und was man darf zur Leibesnoth! 
B'huͤt uns, Herr, für Unfried und Streit, 
Fuͤr Seuchen und fuͤr theurer Zeit, 
Daß wir in gutem Friede ſtehn, 
Der Sorg' und Geizes muͤſſig gehn! ö 


All unſer' Schuld vergieb uns, Herr, 
Daß ſie uns nicht betruͤben mehr! 
Wie wir auch unſern Schuldigern 
Ihr' Schuld und Feil vergeben gern. 
Zu dienen math uns all' bereit 
In rechter Lieb' und Einigkeit! 


FViuͤhr' uns, Herr, in Verſuchung nicht, 
Wenn uns der boͤſe Geiſt anficht! 
Zur rechten und zur linken Hand 
Hilf uns thun ſtarken Widerſtand, 
Im Glauben veſt und wohlgeruͤſt't 
Und durch des heil'gen Geiſtes Troſt! 


Von allem Uebel uns erlöͤs! 
Es ſind die Zeit' und Tage boͤs. - 
Erlös uns vom ewigen Tod, 
Und troͤſt' uns in der letzten Noth! 
Beſcher' uns auch ein ſeligs End', 
Nim unſer' Seel' in deine Haͤnd'! 


Amen! 


45 
Amen! das in, es werde wahr! na CR 


Staͤrt' unſern Glauben inmmerdar, 
Auf daß wir ja nicht zweifeln dran, 


Das wir hiemit gebeten han J 
Auf dein Wort, in dem Namen dein!n 
So ſprechen wir das Amen fein. 


Bitte um Erhaltung der Kirche. 


Erhalt uns, Herr, bey deinem Wort, A 
Und ſteur' des Papfis und Tuͤrken Mord, 
Die Jeſum Chriſtum, deinen Sohn, 
Wollten ftürzen von deinem Thron! 

Beweiſ dein Macht, Herr Jeſu den, 
Der du Herr aller Herren biſt!— ö 
Beſchirm' dein’ arme Chriſteuheit, 

Daß fie dich lob' in Ewigkeit: 

Gott heilger Geiſt, du Troͤſter werth, 
Gieb deim Volk ein'rley Sinn auf Erd, 
Steh' bey uns in der letzten Roth, 

G'leit uns ins Leben aus dem Tod! 


Aufruf zur Freude äber Jeſu Geburt. 
Vom Himmel kam der Engel Schaar, 
Erſchein den Hirten offenbar; 
Sie ſagten ihn'n: Ein Kindlein zart 
Das liegt dort in der Krippen hart 
Zau Bethlehem in Davids Stadt, 
Wie Micha das verkuͤndet hat; 

Es iſt der Herre Jeſus Chriſt, 
Der euer aller Heiland iſt! 


Des ſollt ihr billig froͤlich ſeyn, 
Daß Gott mit euch iſt worden eln; 


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49 


Er iſt gebor'n eu'r Fleiſch und Blut, 
Cu Bruder iſt das ewig’ Gut. 
Was kann euch thun die Sünd' und Tod? 
Ihr habt mit euch den wahren Gott. 
Laßt zürnen Teufel und die Holl: 
5 „Gott's Sohn iſt worden eu'r Geſell. 
Er will und kann euch laſſen nicht, 
oel ihr auf ihn eur' Zuverficht. 
s mögen euch Viel' fechten an: | 
Dem ſey Trotz, der's nicht laſſen kann. 
Zuletzt muͤßt ihr doch haben Recht: 
Ihr ſeyd nu worden Gott's Geſchlecht. 
Des danket Gott in Ewigkeit, | 
Geduldig, froͤlich alle Zeit! a 


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D. Paul Sperztnn 5 85 

aus dem ſchwaͤbiſchen Geſchlechte der von Spretten, 4 Rutilis 
genannt. Geb. 1484. Geſt. 1354 als PORT Preußiſcher Hofs 
prediger und Biſchef zu Liebmuͤhl im Homefmmufihen Kreiſe. Iſt 
er, wie die aͤlteſten und ſelbſt die unter Luthers Augen gedruckten 
Geſang buͤcher übereiuſtimmend angeben, (nicht aber der Prediger 
Adam Mirus zu Salfeld in Oſtpreußen) Verfaſſer des folgenden 
Liedes, und war e wie in der einen A gabe der vorhin 
angeführten erſten Wi tenbergiſc hen Liedet a ing bemerkt iſt, 
ſchon im J. 1523 verfertigt: ſo kann die von Seckendorf in 
feiner Reformationshiſt. angeführte Anekdote, daß Luther es zuerſt 
von einem aus Preußen gekommenen Bettler habe fingen hören, 
ſchwerlich wahr ſeyn; denn erſt im Jahr 1825 kam Speratus nach 
Preußen. Es iſt eins von denen a ch welche die evan⸗ 
geliſche Lehre zur Zeit der Reform fon, ich vielen Eingang 
7 Volke verſchaffte, und hätte daher bon Ne htswegen nie aus 
unſern Geſangbuͤchern weggelaſſen werben follen. Die Paͤbſtlich⸗ 
3 haßten es, nanten es ein Buͤntelſangerlied / und paro⸗ 

en es auf ihre Weile. In ſpaͤtern Zeiten nahmen auch Pro; 
ie D teſtan⸗ 


50 


eRanten an eiuzeluen Stellen deſſelben reger iu 
derungen und Zuſaͤtze vor; wie dieß unter andern 
den Herausgebern des Hannöverifchen e us und 
Denicke, geſchah, die zur e en 

nach der ıoten Strophe fünf andre ei A und i 
etſte ſolgendermaßen veränderten: „Es iſt das Heil uns 
ber von Gil und lauter Gnaden; die Werk vermögen — 
mehr zu heilen u aden ze.“ S. Geo. Serpilii Anmer 
kungen uͤber bert Es if, das Ha . Regensb. | 
(Etlich Criſtlich lider ze. Wittenb. 1524, "8 2,.b . Get . 


dieder e. Ebend. 1523. Vo. 590% 0 


0 10 7 sr * IM fi 


Geſeg und Evangelium 
Es it das Bel uns kommen he ne 
Von Gnad' und lauter Güte; at — . 


10 


Die Werk' die helfen nimmekntehr, 2 2 Ne 
Sie mögen nicht behuͤten. 


Der Glaub’ ſieht Jeſum Chriſtum an 
ö pe hat gung u uns al’ N Ne 2 med * 
Er ist der Würtler worden. 


NM Was Gott im Getz geboten 6 deen een 
wa S. man es nicht kunnt halten: ve 
Erhub ſich Zorn und große Noteth 


en Gott fo. 1 10 1 3 — n Af. 1 * | 
% Vom Fleiſch wollt, nicht herau ‚der Geiſ, E ae 
„ Vom Getz. erfordert allermel eee 900 
Es war mit uns verloren. 50000 „dera ese W 
Es war ein falſcher Wahn dabe yr ) 
108 Gott hätt“ Fein Greg drun geben IE i 
Als ob mute wb teh ſelber frey „ 5 ten 
Nach feinem Wilen leben; ner 12 e m 4 

Ane U 

2 iſt es nur ein Spiegel zarte, nn’ nnn 


„Der uns zeigt an die ſündig Art, * nenne 
In unſerm Fleiſch verborgen. ANGE a un b abs 
wi * 


ir 


— TEEN 


51 


Nicht muͤglich war, dieſelbig' Art 
Aus eignen Kraͤften laſſen; | 
Wiewol es oft verſuchet ward, 
Doch mehrt ſich Suͤnd' ohn' Maaßen: 
Denn Gleißnerswerk Gott hoch verdammt, 
Und je dem Fleiſch der Suͤnde Schande 
Allzeit war angeboren. * 

Noch mußt' das G'ſetz erfüllet Bons 
Sonſt waͤr'n wir all' verdorben. e 
Darum ſchickt Gott ſein'n Sohn herein, N 
Der felber Menſch ift worden; 
Das ganz’ Geſetz hat er erfüllt, 
Damit ſein's Vaters Zorn geſtillt, 
Der uͤber uns gieng alle. 
Und wenn es nu erfuͤllet iſt 
Durch den, der es kunnt' halten: 
So lerne itzt ein frommer Chriſt 
Des Glaubens recht Geſtalte; 
Nicht mehr, denn: „Lieber Herre mein! 
Dein Tod wird mir das Leben ſeyn; 
Du haft für mich bezahlen,“ | 
Daran ich keinen Zweifel trag 
Dein Wort kann nicht betruͤgenn. 
Nu ſagſt du, daß kein Meuſch verzag'; 
Das wirſt du nimmer luͤgen: hr? 
„Wer glaͤubt an (al, in) mich und wird getauft, 
Demfelben ift der Himm'l erfauft, un. 
Daß er nicht wird verloren.“ tin 
Er (al. Es) iſt gerecht fuͤr Gott an, 
Der dieſen Glauben faſſet ::; 9 
Der Glaub' giebt aus von ihm den egen, 
So er die Werk' nicht laſſet. 4 
Mi Gott der Glaub iſt wohl daran; 

D a2 Dem 


82 


— ——ͤ4 — u 


Dem Naͤchſten wird die Lieb“ — 


Biſt du aus Gott geboren. 15 
Es wird die Suͤnd' durchs Gſetz em, 5 
Und ſchlaͤgt das G'wiſſen nieder: * 
Das Evangelt kommt zu Hand, | nee 
Und ſtaͤrkt den Suͤnder wieder; u 4 


Es ſpricht: „Nur kreuch zum Krenz dene, ink 
Im Gfeg iſt weder Raſt noch Ruh' 
Mit allen feinen Werken e 1 — 
Die Werk' die kommen g'wißlich her 
Aus einein rechten Glauben 
Wenn ed. i. denn) das nicht rechter Slade wär y 
Wollt'ſt ihn der Werk' beranbennmn. 
Doch macht allein der Glaub' gerecht; 
Die Werk' die find des Naͤchſten Knecht, 
Dabey wir'n Glauben merken. 
Die Hoffnung wart't der rechten Zeit, 
Was Gottes Wort' zuſagen;j; U 


Wenn das geſchehen ſoll zu Frend /,, 


Setzt Gott kein' g'wiſſe Tagen. 
Er weiß wohl, wenn's am beſten iſ,, ı& 
Und braucht an uns Krün ard e nannt, , 
Das ſoll'n wir ihm vertrauen. 

Ob ſich's anließ', als wollt' er ohe. re 15⁰ 
Laß dich es nicht erſchrecken; hun an 
Denn wo er iſt am beſten m, © un J Por, 
Da will er's nicht entdecken. 
Sein Wort laß dir gewiſſer ſeyn m 
Und ob dein Herz bel. Sieh ſpraͤch' lauter Nein, 
So laß doch dir nicht grauen. 

Sey Lob und Ehr' mit hohem Preis 
Um dieſer Gutthat willens 


Gott Vater, Sohn, heiligem Geiſt ß! 


53 


Der wol mit Gnad' erfuͤllen, 

Was er in uns ang'fangen hat, 

Zu Ehren feiner Majeftat, 

Daß heilig werd' ſein Name. 

Sein Reich zukomm, ſein Will auf Erd' 

G'ſcheh wie im Himmelsthrone; 

Das täglich Brodt noch (al. ja) heut' uns werd'; 
Woll' unſer Schuld verſchonen, 
Als wir auch unſern Schuldnern thun; 

Laß uns nicht in Verſuchung ſtahn; 

Löſ' uns vom Uebel. Amen! 


Juſtus Jonas. 

Erb. 1493 zu Nordhauſen. Geſt. 1555 als General⸗Superintendent 
zu Eisfeld in Franken. Luthers vertrauter Freund und eifriger 
Mitarbeiter an dem Werke der Reformation waͤhrend ſeines fruͤher 
beynahe zwanzig Jahre lang gefuͤhrten Lehramtes in Wittenberg. 
Sein hier abgedrucktes Lied geſiel, wie Spangenberg in der Cith. 
Luth. Th. II. S. 58. b. meldet, Luthern ſo wohl, daß er es ſelbſt 
ebrrigirte und zunaͤchſt nach feinen eigenen Liedern in fein Ge; 
ſangbuch ſetzte. Es ſteht ſchon in dem 1524 zu Erfurt gedruckten 
Euchiridion. Riederers Nachr. zur Kirchengeſch. B. III. S. 212. 
(Enchiridion geyſtl. geſenge. Erf. 1526. Bl. 12. b. Geiſt⸗ 
liche Lieder. Wittenb. 1333. No. 32.) 


Gottvertrauen beym Kampfe fuͤr die wa 
(Der Tzaſte Pſalm.) 

Wo Gott der Herr nicht bey uns hält, 

Wenn unſer' Feinde toben, 

Und er unſer Sach' nicht zufaͤllt 

Im Himmel hoch dort oben; 

Wo er Iſrael Schutz nicht iſt 

Und ſelber bricht der Feinde Liſt: 

So iſt's mit uns verleren. 2 
Was 


54 
Was Menfchenkraft und Witz nes, 

Soll uns billig nicht ſchrecken. 
Er ſitzet an der hoͤchſten Staͤtt'; 
Der wird ihr'n Rath aufdecken. 
Wenn ſie es aufs kluͤgſt' greifen an, 
So geht doch Gott ein' ander' Bahn; 
Es ſteht in feinen Haͤnden. 


Sie wuͤthen faſt und fahren her, 
Als wollten ſie uns freſſen. a 
Zu wuͤrgen, ſteht all ihr Begehr; 
Gott's iſt bey ihn'n vergeſſen. 

Wie Meereswellen einherſchlan, | 
Nach Leib und Leben fie uns ſtahn; 
Des wird ſich Gott erbarmen. | 


Sie ſtellen uns wie Ketzern nach, 
Nach unſerm Blut ſie trachten; 
Noch ruͤhmen ſie ſich Chriſten auch, 
Die Gott allein groß achten. 
Ach Gott, der theure Name dein 
Muß ihrer Schalkheit Deckel ſeyn; 
Du wirſt einmal aufwachen. 


Auf ſperren ſie den Rachen weit, 
Und wollen uns verſchliugen; 
Lob und Dank ſey Gott allezeit! 
Es wird ihn'n nicht gelingen. 
Es wird ihr Strick zureißen gar, 
Und ſtuͤrzen ihre falſche Lahr’; 
Sie werden Gott' nicht wehren. 


Ach Herr Gott, wie reich troͤſteſt du, | 
Die gänzlich find verlaſſen! 
Der Gnaden Thür ſteht nimmer zu. 
Vernunft kann das nicht faſſen; 


55 


75 Gi ſpricht: Es ir nu alls verlor'n, 
So doch das Kreuz hat neu geboren, 2 
= deiner Hülf' erwarten. 


Die 5 Feind ſind all in deiner Hand, 
Dazu all' ihr“ Gedanken 
Ihr Anſchlag if dir wohl bekannt, 
Hilf nur, daß wir nicht wanken! 
Vernunft wider den Glauben ficht; 
Aufs Kuͤnftig' will fie trauen nicht, 
Da du wirſt ſelber troͤſten. 


Den Himmel und auch die Erden 
"Saft du, Herr Gott, gegründet; 
Dein Licht laß uns helle werden, 

Das Herz uns werd' entzuͤndet + 
In rechter Lieb des Glaubens dein. 
Bis an das End' beſtaͤndig ſeyn; 

Die Welt laß immer murren. 


2 


Eliſabeth erehttget it, | 

Ehegattin des älteren D. Caſpar Creutziger, eines bekannten Wit⸗ 
teubergiſchen Gottesgelehrten. Geſt. als Wittwe 1558. Wie auch 
weibliche Gemüther ſich von Luthers Geſaͤngen ergriffen fühlten, - 
beweiſet das Beyſpiel dieſer frommen Frau, die nebſt der Ge⸗ 
mahlin des Fuͤrſten Ernft von Anhalt, Margarethe, einer ge⸗ 
bornen Herzogin zu Muͤnſterberg (geſt. 15 30) wohl die erſte unter 
den deutſchen Liederdichteriunen nach der Reformation ſeyn duͤrfte. 
Daß ſie, und nicht (wie D. Chytraeus in ſeiner Saxonia p. 257 
angiebt) der Rigiſche Prediger Andr. Anöpfen, auch Cnophius 
genannt, Verfaſſer des folgenden, ſchon 1524 im obgedachten Er⸗ 
ſurter Enchiridion vorkommenden Liedes ſey, ſcheint mir nach dem 
beſtimmten Zeugniß des C. Spangenberg (Cith. Luth. p. 47.) 
und nach den noch alteren Angaben mancher Gefanabücher, z. B. 
eines Hamburgiſchen vom J. 1558, ſo gut wie gewiß; um ſo mehr, 
4 die rigen noch bekannten Lieder des Kuoͤpken, was kann uns 
N kom⸗ 


* 


56 


kommen an für Noth, und Silf Gott, wie geht das immer 
urſpruͤnglich niederſaͤchſiſch geſchrieben und hernach erſt 
Hochdeutſche uͤberſetzt find, welches bey jenem Liede offenbar ö 
der Fall if. (Enchiridion ze. Erfurt 1526. Bl. 9. a. 2 
bergiſch Geſangbuͤchlein 1544. 4. No. 19.) 
Ergebung an Chriſtum. 
Herr Chriſt, der einig Gotrs⸗ Sohn, 
Vaters in Ewigkeit, 
Aus ſeinem Herz'n entſproſſen, 
Gleichwie geſchrieben ſteht, 
Er iſt der Morgenſterne, 
Sein' Glaͤnze ſtreckt er (al. Sein 'n Stans rect * AD} va 
Für andern Sternen klar. 9 
Fuͤr uns ein Menſch geboren 
Im letzten Theil der Zeit, | A 
Der Mutter underoren 0200 
Ihr jungfraͤulich' Keuſchheit; Aa. 
Den Tod für uns zuwohen, 9° 
Den Himmel aufgefchloffen, 
Das Leben wiederbracht, 
Laß uns in deiner Liebe 
Und Kenntniß nehmen zu, 
Daß wir im Glauben bleiben, 
Und dienen im Geiſt ſo, * 
Daß wir hie muͤgen ſchmecken 3 
Dein' Suͤßigkeit im Herzen, 
Und duͤrſten ſtets nach dir. WD 8 
Du Schöpfer aller Dinge, 
Du vaͤterliche Kraft, u 
Regierſt von End' zu Ende 
Kraͤftig aus eigner Macht. 17 
Das Herz uns zu dir wende u 
Und kehr ab unſer' Sinne, r nech 
Daß fie nicht irr'n von dir. Nad 9 


37 
Ertoͤdt' uns durch Dein’ Güte, hun im d 
Erweck' nns durch dein’ Gnad', 
Den alten Menſchen kraͤnke, 
Daß der neu' leben mag, 
Wol hie auf dieſer Erden 
Den Sinn und all Begerden 
Und «89 danken han zu dir. 


Lazarus Spengler. 
eb. 1479 zu Nürnberg. Geſt. 1534 als vorderſter Rathsſchreiber 
bendaſelbſt. Ein eben fü einſichtsvoller Staatsmann als eifriger 
Beförderer der Reformation, Luthers ſehr gefchäßter Freund. Ueber 
ein hier mitgetheiltes Lied, das ſchon unter den 1525 angeblich zu 
ittenberg gedruckten Geyſtlichen geſengen vorkommt, find die 
vichtigſten Notizen geſammlet in U. G. Saußdorffs Lebensbe⸗ 
chreibung L. Sp. Nürnbd. 1741. 8. S. 375 — 460. (Abdruck der 
en angeführten Gefänge in J. C. Oleari Jubilirender Lieder⸗ 
eude, Arnſt. 1717. 8. Bog. E. 4. Geiſtliche Lieder, Witten: 
erg 1543. Bl. 105 ff.). | 
Der Sündenfall und die Erlöſung. 

Durch Adams Fall iſt ganz verderbt 8 

Menſchlich' Natur und Weſen; 

Daſſelb' Gift iſt auf uns geerbt, 

Daß wir nicht mochten al. kunntem geneſen 

Ohn' Gottes Troſt, der uns erloͤſt 

Hat von dem großen Schaden, 

Darein die Schlang' Hevam bezwang, 
Geott's Zorn auf ſich zu laden. 

Weil denn die Schlang' Hevam dar bracht, 

Daß ſie iſt abgefallen Wen 

Von Gottes Wort, welch's cal. das) fie veracht, 

Dadurch fie in uns alle 
Bracht hat den Tod; fo war je Noth, 
12 Daß 


58 | 
Daß uns auch Gott fol” geben 
Seinen lieben Sohn, der Gnaden Thren. 
In dem wir moͤgten leben. ane 2 


Wie uns nu hat ein' fremde 1 ah 


In Adam all' verhoͤhnet: 1 = 
Alſo hat uns ein' fremde Hud nd 
Ju Chriſio all' verſoͤhneee mn 


Und wie wir all' durch Adams Fall 
Sind ewig's Tod's geſtorben: 
Alſo hat Gott durch Chriſtus Tod 


0 * 


Verneut, das war verdorben. ann 18 . I 
> „Sp er ung. denn. fein'n Sohn hat. N | 
Da wir fein’ Feind’ noch waren,, * 1 
Der für uns iſt ans Kreuz gehenkt, en inen 


Getoͤdt't, gen Himmel g' fahren, mM, eee 
Dadurch wir ſeyn vom Tod und are TU 
Erloͤſt, fo wir vertrauen ee 
In dieſem Hort, des Vaters Wort: * aug 
Wem wollt' für Sterben grauen? 51 “ | 
Er ift der Weg, das Licht, die arte 
Die Wahrheit und das Leben, D mmm n m 


Des Vaters Rath und ewigs Wort, 

Den er uns hat gegeben 100 40 * 

Zu einem Schutz, daß wir mit Trutz nor. 
An ihn veſt ſollen glauben; 4 


Darum uns bald kein' Macht noch ena tu 
Aus feiner Hand wird rauben. | 2 
Der Menſch iſt gottlos und verflucht 15 verruch, d 
Sein Heil iſt auch noch ferren, f 
Der Troſt bey einem Menſchen ſucht 1 | 
Und nicht bey Gott dem Herren 9 
Denn wer ihm will ein ander Ziel | 
Ohr dieſen Troͤſter fieden, ©. 137. Wen 


59 


Deu mag gar bald des Teufels G'walt 
= Mit feiner eift erſchrecken. 
? Wer hofft in Gott und dem vertraut, 
Der wird nimmer al. wirdet nicht) zu Schanden; 
Denn wer auf dieſen Felſen baut, 
Ob ihm gleich geht zu Handen 
Viel Unfalls hie, hab' ich doch nie 
Den Menſchen ſehen fallen, 
Der ſich verlaßt auf Gottes Troſt; 
Er hilft ſein'n Glaͤub'gen allen. 
Ich bitt', o Herr, aus Herzengrund, 
Du wollſt nicht von mir nehmen 
Dein heilges Wort aus meinem Mund: 
So wird mich nicht beſchaͤmen 
Mein Sind und Schuld; deun in dein' Huld 
Setz' ich all mein Vertrauen. W 
Wer ſich nu veſt darauf verlaͤßt, 
Der wird den Tod nicht ſchauen. 
Mein'n Fuͤßen iſt dein heiligs Wort 
Ein' brinnende Lucerne, 
Ein Licht, das mir den Weg BER port. 
So dieſer Morgenſtene 
In uns aufgeht, ſo bald verſteht 
Der Menfch die hohen Gaben, 15 | 
Die Gottes Geiſt den'n g'wiß verheißt, 2 
Die Hoffnung darein haben. 


A. H. 3. W. 

Mit dieſen ſchwerlich zu erklaͤrenden Anfaugsbuchſtaben fand G. 
erpilius den Ver aſſer des folgenden Liedes auf einem alten, von 
ihm fuͤr das Original gehaltenen, Drucke bezeichnet. (Pruͤfung 
s Hohenſteiniſchen Geſangbuchs. Regensb. 1710. 8. S. 497.) 
r iſt auf keinen Fall Verſaſſer eher koͤnnte es noch P. Spe⸗ 
| ratus 


* 1 


60 


ratus ſeyn. (J. C. Oleari Liederſchatz. Th. I. S. 126.) Ge 

iſt, daß das Lied ſchon im J. 1827 bekannt war, da es in einen 
Erfurter Enchiridion geiſil. Gefänge von d Ya pin (@ sch 
vers zweyter Beytr. zur Liederhiſt. S. 390 2 bſtlichgeſinn 
war es vonzuͤglich verhaßt. (Geiſtl. Lieder, 1633. N. 8 


Gottes Wort und ne 3 kehre 1 
O Here Gott, dein goͤttlich Wort allatuld I 
Iſt lang' verdunkelt blieben 
Vis durch dein“ Gnad' uns iſt gebe, vr m 
Was Paulus hat geſchrieben 
Und andere Apoſtel mehr 
Aus deim göttlichen Munde. 2 
Das danken dir mit Fleiß, daß wir — 
Erlebet han die Stunde: au, ch = 
Daß es mit Macht an Tag iſt bn 
Wie klaͤrlich iſt für Augen: a w . du MD 
Ach Gott, mein Herr, erbarm dich der' r, 


Die dich noch jtzt verlau gen, 

Und achten ſehr auf Meuſchenlehr ,,, 

Darin ſie doch verderben. 1 
Dein's Worts Verſtand mach oer ata, > 


Daß fie nicht ewig fterben. > 

Willt du nun fein gut Chriſte ſeyn | 
So mußt du erfilich glauben. Wart * 
Setz dein Vertrau, darauf veſt b uu 
Hoffnung und Lieb im Glauben 
Allein durch Chriſt zu aller Friſt, 

Dem Naͤchſten Lieb' darneben, 
Das Gewiſſen frey, rein Herz daben, 
Das kein' Creatur kann geben. 
* Allein, Herr „du mußt ſolches ch, 
Doch gar aus lautern Gnaden. ‚soll 
Wer ſich des tröß's, der iſt erlöſt, 


61 


Und kann ihm niemand ſchaden. 
Ob wollten gleich Pabſt, Kaiſer, Reich n 
Sie und dein Wort vertreiben: elle 
Iſt doch iht' Macht gen dir nichts g'acht't, 
Sie werd'n's wol laſſen bleiben. 
Hilf, Herre Gott, in dieſer Noth, 
Daß ſich die auch bekehren, i 
Die nichts betracht 'n, dein Wort beracht In un 
And wollens auch nicht lehren. hs igel 
Sie ſprechen ſchlecht, es ſey vera sch, un na 
Und habens nie geleſen, 1 155 N 
Auch nicht gehoͤrt, das edle Wort; ee 
Iſts nicht ein teufliſch Weſen? ö e 
Ich glaub g wiß gar, daß es ſey wahr, zo 


Was Paulus uns thut ſchreibenn 
Eh muß geſchehn, daß all's vergeh z: 
Dein göttlich Wort ſoll bleiben 
In Ewigkeit, waͤr' es auch leid Hs i 1. 


Viel hartverſtockten Herzen; e, ao a di 
Kehr 'n ſich nicht min, werden fe drum e weben 
* Leiden e gar großen Schmerzen. 2 BR 


Gott iſt mein Herr; ſo, bin ich der, 
Dem Sterben kommt zu Gute, Dun RR r 
Dadurch uns haſt aus aller Laſſſt men 
Lrlöſt mit deinem Blute mand A 
Das dank' ich dir; drum wirſt du iir 0 ag. 

Nu dein Verheißung „ e e w ue 
Was ich dich bitt, ver mir nt 


Im Tod und auch, am el. ind. Leben. eee 
Herr, ich hoff ie, du werdeſt die SR | 
In keiner Roth verlaſſen, 7 0 
Die dein Wort recht als treue Küecht! 
Im Herz und Glauben faſſenn z 
* Giebſt 


62 3 


Giebſt ihn' n bereit die Seligkeit. 
Und laͤß'ſt ſie nicht verderben. 

O Herr, durch dich bitt' ich, laß mich 
Froͤlich und willig ſterbern 


— 


K 1 


Nikolaus Decius. 

Anfangs Mönch im Braunſchweigiſchen Kloster Steterburg, de 
Prior er in der Folge wurde; darauf Schulkollege in Braunſchwei 
zuletzt Prediger in Stettin, wo er durch Vergiftung geſtorbe 
ſeyn ſoll. Mehrere ſeiner Bekannten, unter andern ein gewi 
Autor Steinmann, haben, wie in einem handſchriftlichen 2 
zeichuiße der Braunſchweigiſchen Prediger gemeldet wird, beſtim 
verſichert, daß er die Lieder: Allein Gott in der Zoh ge. G La 
Gottes und eilig iſt Gott der Vater verfertigt und e 
ponirt habe. (Rethmeyers Braunſchw. Kirchenhift. Th. 3. S. ı 
Vergl. Joh. Voigts Unterfuchung von dem eigentlichen Auctore 

Kirchenliedes: Allein Gott ze. Stade 1723. 4) Daß N. Selneck 
nicht Verfaſſer dieſes Geſanges ſey, iſt ausgemacht, da er bere 
in einer vor feiner Geburt gedruckten Sammlung vom J. 15 
und in einer nicht viel jüngern von 1535 vorkommt. (J. C. Olear 


* 2 
— = - 
7 un A un 


ze e 
".. 


v. 1542 ſteht (Riederers Nachr. zur Kirchengeſch. B. I. S. 406 
iſt Ueberſetzung eines lateiniſchen Kirchengeſanges, nemlich de 
Agnus Dei. Es hat drey voͤllig gleichlautende Strophen, nur 
in der letzten anfiatt: Erbarm' dich ꝛc. geſungen wird: Gieb 1 
deinen Frieden, o Jeſu; welches aber in dem hier zum Grunde | 
genden Abdrucke nicht bemerkt it. CRirchengefenge Deudtſch, dure 
Johan Spangenberg. Magdeburg 1545. Fel. Bl. 4, u. 25, 

$ 5 b G 0 t t es. * 170. 


Alein Gott in der, Höh ſey Ehr: 
Und Dank für feine Gnade, 


vo. 


63 


Darum daß nu und nimmermehr 
Uns ruͤhren kann ein cal. kein) Schade! 
Ein Wohlgefallen Gott an uns hat; Pi 
Nu iſt groß Fried ohn Unterlaß, 5 
All Fehd' hat nu ein Ende. Be 105 
Wir loben, preiſen, anbeten bich; 
In 1 deine Ehr' wir danken, 
Daß du, Gott Vater, ewiglich 3 
1 Regierſt ohn alles Wanken. | N 
en ungemeſſen iſt deine Macht; 
1 geſchicht, was dein Will hat bauch: 
Wohl uns des feinen Herren! 


O Jeſu Chriſt, Sohn eingebor u | 4 
"Deines himmliſchen Vaters, | e 
Verſoͤhner der'r, die waren verlor' nt ak 
Du Stiller unſers Haders, . 3 
Lamm Gottes, heilger Herr und. Gott, mond 4a 
Nimm au die Bit von unſer Noth: 

25 "ae dich unſer! Amen. al, alle) bin 
O heilger Geiſt, du größtes Bee 1 


abet aller heilſamſch «teitiamm» Troͤſter, 
5 Fuͤr's Teufels Gewalt fortan behuͤt', 

Die Jeſus Chriſt erloͤſen „inne 
Durch große Marter und bittern Tode 
Abwend' all unſer Jammer und Noth)!“ as eln 0 
Darauf wir uns verlaſſen. nd ende ee e 


mu Nenn „ eden 
de Woll: 8 1 e b- 2 n 3 u 3 e a: 500 ie 
O Lamm Gottes, unſchuld in,, 


Amn Stamm des Kreuzes gef," J e io ien 
Algeit gefunden duldig, | * W ö % N Bun 
Wiewol du wurdſt verachtet, ee ee * 


All Sind’ haſt du getrage nm ni nano 
Sonſt muͤßten wir verzagen. 
1 2 Ber n 0 Nea d& b 


64 


z 


Michael Wen ße 


Geb. aus Neiße in Schleſien. Geſt. uus 3. 1305 oder doe 
lange nachher a's Pfarrer zu Landskron und Fullneck in B 
und Vorſteher der dortigen Gemeine der Böhmischen Bruͤder. 
uͤberſetzte die urſpruͤnglich in Boͤhmiſcher Sprache geſchtiebenen 
zum Theil von Huß und den Thaboriten herſtammenden Gefä 
der Brüder zunachſt zum Behuf jener aus E beſtehen 
Gemeine, und gab fie 1531 zu Jungen ⸗ Vim el F 
welcher Zeit ſie oft und an verſchiedenen Orten at ch in Da 
land, ſpaͤterhin von Joh, Zorn u. a. vermehrt, auch zum T 
verandert, wieder aufgelegt wurden. Mehrere derſelben fanden 
unfter Kirche auferordentlichen Veyfall, und wurden bald n 
ihrem Erſcheinen in die Gefangbücher aufgenommen. Auch 
nicht zu leugnen, daß manche ſich durch einen ganz eignen 
muͤthlichen Charakter von ſehr vielen urſprüͤnglich deutſchen L 
dern jener Zeit unterſcheiden. „In den Gefängen der Bohm. B 5 
ſagt Zerder, iſt oft eine Einfalt und Andacht, eine Innigkeit ı 
Bruͤdergemeinſchaft, die wir wohl laſſen müſſen/ weil wir 
nicht haben.“ (Briefe üb. die Theol. Th. 4. S. 302 — 2 
letzte unter den hier folgenden Liedern wird von Luther in 
dritten Vorrede zu ſeinem Geſangbuche einem gewiſſen | 
weiß zugeſchrieben, den man gewöhnlich für den don Cyr. Sy 
genberg (Cith. Luth. Th. III. S. 63) erwähnten Baccalau 
und Senior gleiches Namens zu Querfurt haͤlt. Aber nicht 
gedenken, daß der letztre eigentlich Weiſe genannt wird: ſo f 
auch andre Gründe da, die dieſe Annahme am hoͤchſten Grade 
wahrſcheinlich machen. Das Lied findet ſich zu allererſt 
Mich. Weißens Geſaͤngen; und auf dieſen paßt nicht allein d 
Lob, welches L. dem Verfaſſer als einem, guten Poeteus erthe 
ganz vollkommen, ſonderu er iſt auch der einige € rif tf 
dieſes Namens aus jener Zeit, auf den es jü mit Grund be 
läßt, fo wie nicht minder die von L. hiutüg ung, 
„daß er ein wenig geſchwaͤrmt habe in Samen, fon 
mebrere in feinem Geſangbuche enthaltene Abendmahlsgeſ 
als auch durch den in Joh. Horns Vorrede zu den folger 
Ausgaben des Brüder-Geſangbuchs in derſelben Hinſicht 5 
ſprochenen Tadel, daß nemlich W. „einen ſonderlichen S 


| 
14 
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65 
vom Saerament gehabt, als ob das Brodt und der Wein der 
Leib und das Blut Chriſti Teſtamentsweiſe fey* u. dergl. m. aufs 
genaueſte beſtaͤtigt wird. Es bleibt daher nichts andres übrig, 
als anzunehmen, daß L. ſich in dem Vornamen des Verfaſſers 
geirrt, und Johann ſtatt Michael geſetzt habe. (Ein huͤbſch 
neu Chriſtenlich Geſang⸗Buch, darinnen = = die Geſaͤng, ſo⸗⸗ 
zur Landskron ꝛe. Ulm 1539. queer 8. Bl. 5. b. 16. b. 91. b. 
109. 140. 139. 16m. verglichen mit mehrern von den Böhm, Br. 
ſelbſt beſorgten Ausgaben, beſonders der von 1566 in 4. Aus 
No. 4. find zwey, und aus No. 5. iſt eine Strophe weggelaſſen. 
ketztres fängt eigentlich an: „Dem König vom oberſten Reich“). 


Zweck der Menſchwerdung Chriſti. 


Menſchenkind, merk eben, Was da ſey dein Leben, 
Warum Gott ſeinen Sohn Geſandt vom hoͤchſten Thron, 
at laſſen Menſch werden Hie auf dieſer Erden: 
Nemlich, daß er lehret, Dich zu ſich bekehret, 

Fuͤr deine Schuld ſterbe, Dir Gnad' erwerbe, 

Dich vor Gott vertrete Und ſtets fuͤr dich bete; 

Und daß er durch ſein 'n Geiſt, Den er ein' n Troͤſter heißt, 
d durch ſein Wort, kommen Dir zu Troſt und Frommen, 
Moͤgt' in deinem Herzen Wohnen ohne Schmerzen. 

Ey gieb ſtatt dieſem Geiſt, Und thu was dich Gott heißt, 
effne des Herzens Pfort', Daß Chriſtus durch ſein Wort 
dich moͤge kommen, Und ſtets in dir wohnen. 

Alsdann ſieh gar eben, Daß du dich ergeben 
in gottſelig Leben, Ihm nicht widerſtreben, 

Sonder ſeinen Willen Allezeit erfuͤllen; 
Seine Lieb' beweiſen, Mit der That ihn preiſen, 
ts in allen Sachen Munter ſeyn und wachen, 
Daß du ihm in Allen Moͤgteſt wohlgefallen. 
Wirſt du dich recht halten: So wird er dein walten, 
Dich laſſen genießen Friedſamer Gewiſſen, 
r auch Zeugniß geben Zum ewigen Leben. " 


€ { Jagt 


66 ! 
— 1 | 
Jetzt mußt du viel leiden, Deinen Willen meiden, 
Und auf allen Seiten Mit dem Satan ſtreiten; 1 
Doch es wird dir wohlgehn, So du dieß wirſt aus 
Denn der Herr wird dir Durch den Tod ag. 
Deine Seel' abſcheiden Zur ewigen Freuden, 
Bis die Poſaun' angeht Und alles Fleiſch aufſteht. 
Dann wird er leibhaftig, Sehr herrlich und kraͤftig 
Von dem Himmel ſteigen, Reden und nicht ſchweigen, 
Dir und allen ſagen, Die jetzt ſein Joch tragen: 
Kommt, ihr Benedeyten, zu der rechten Seiten! 
Kommt, ihr Auserkornen, In mir neugeboren, 
In meines Vatern Reich, Laͤngeſt fertig fuͤr euch. 
Alsdann wirſt du froh ſeyn Und ledig aller Pein, 
Im verklaͤrten Leben Mit dem Herren ſchweben, 
Voller Freud' und Wonne, Leuchten wie die Sonne. 
Wohl nu dem, den Gott zeucht Und durch ſein 'n Ge 1 ( 


erleucht't, 
Daß er Chriſtum annimmt, Wenn er durch ſein Wort kuͤmm 
Und bey ihm ſein'n Fleiß thut; Denn feine Sach’ iſt g * 
Wer aber nichts achtet, Nach Chriſto nicht trachtet, 
Sein hie zu genießen, Der ſoll dießmal wiſſen, pn 
Daß er dort wird muͤſſen In der Hoͤllen buͤßen. 
O komm, Herre Jeſu, Schick' dein armes Volk zu, 
Daß es dein 'n Willen thu, Darnach in deiner Ruhh “FH 
180 9 
5 


Lobe deinen Namen In Ewigkeit, Amen! | 


Freude über Jeſu Geburt. 
Lobet Gott, o lieben Chriſten! 
Singet ihm mit dem Pſalmiſten 
Ein neu frölich Lied! _ 
Denn aus großer Lieb’ 1 
Macht Gott mit uns einen ewigen Fed 99 1 
Der Sohn Gottes iſt nu kommen, ni ee 


Nip. 1 „ r 


Hat Ya Steifch angenommen, ang 


67 


Iſt hie erſchienen, 
Uns zu verſuͤhnen, 
Und ewige Klarheit zu verdienen.. 

Er iſt kommen, uns zu heilen 
Und ſein Gut mit uns zu theilen, 
Uns zu entbinden 
Von allen Suͤnden, 
Wie uns fein Engel froͤlich verkuͤnden. 

Antw. Dankſagung ſey 285 5 5 mit uns durch ſeinen 


Solche Barmherzigkeit hat gethan! 

Frolockt ihr Jungen und Alten! 
Denn Gott hat ſein Wort gehalten, 
Beſucht ſein Erbtheil, 
Aufgericht't ſein Heil, 
Geſandt den verheißnen Emanuel. 

Wer mag was beſſers erdenken, 
Das uns Gott haͤtt' moͤgen ſchenken, 
Denn dieſen Heiland, 
Der Jeſus genannt 
Und ein recht Seligmacher wird erkannt? 
Wer haͤtt' uns ſonſt koͤnnen helfen 
Und unſern Feind niederwerfen, 
Uns benedeyen 

Und Gnad' verleihen, 

Dadurch uns von allem Uebel freyen? 

Antw. Lob ſeh Gott! denn er hat ſein Volk nicht 
verſtoßen, 
Sonder ſein'n Sohn ihm helfen laſſen. 
Freut euch heut, ihr Auserkornen! 

Dankt Gott, o ihr Neugebornen! 
Denn ihr habt erkannt 
Den wahren Heiland; 
und ſeine Gnad' iſt ganz zu euch gewandt. 
E a Er 


68 


Er hat euch Freundſchaft beweiſeet , 


Seine Lieb' an euch gepreiſet. race n 
Ihr waret verflucht; at eee ee 
Er hat euch beſucht 1 N 


Und benedeyt durch ſein' einige Frucht. ** 
Er hat nicht ewig gedraͤut, 
Sonder euch hoͤchlich erfreut, m 
Laͤßt nu verkünden , sich 
Ablaß der Sünden, . R 
Und ſich barmherzig und mild erſtndenl. 
Antw. Dank und Preis ſey Gott dem Vater . alle 
Der ſein Volk durch Chriſtum Gemdept! 
Preiſet Gott, o lieben Kinder,. bas 
Und Chriſtum, den Troſt der Suͤndeer , 
Der euch von Thorheit 154 10 1 80 
Gefuͤhrt zur Wahrheit, En 
Verheißt und giebet ewige Klarheit! 
Lobſinget dem Herrn mit Freuden, 
Und preiſet das Licht der Heiden, 
Welch's am dunkeln Ort 


with 


Leuchtet durch fein Wort 23 

Den Auserwaͤhlten zur neuen Geburt! 2 
Ruͤhmet Gott, alle Gemeinen, it al 

Habt Luft an Chriſto dem Reinen, ee 

Laßt ihm den Vorgang, rin 0 Gr 

Sagt ihm Lob und Dank, aa d nö 


Und ſinget froͤlich der Engel Geſaug: 


Antw. Preis ſey Gott, auf Erben ſey rien, und 
uns allen 


In Chriſto herzlich Wohlgefallen? m” 


Gottes Ware 


O glaͤubig Herz, gebenede : 
Und gieb Lob deinem Herren 


- 

> 

2 
* 


60 


Gedenk', daß er dein Vater fen, 
Welchen du ſtets ſollſt ehren, 
Dieweil du keine Stund' ohn' ihn 
Mit aller Sorg' in deinem Sinn 


Dein Leben kannſt ernähren, 


Er iſt's, der dich von Herzen liebt 

Und ſein Gut mit dir theilet, 

Dir deine Miſſethat vergiebt 

Und deine Wunden heilet, 

Dich waffnet zum geiſtlichen Krieg, 
Daß dir der Feind nit obenlieg 
Und deinen Schatz zertheile. 

Er iſt ſehr barmherzig und gut 
Den Armen und Elenden, i 
Die ſich von allem Uebermuth 
Zu ſeiner Wahrheit wenden; 

Er nimmt ſie als ein Vater auf, 
Und giebt, daß ſie den rechten Lauf 
Zur Seligkeit vollenden. | 

Wie fich ein treuer Vater neigt 
Und Guts thut ſeinen Kindern, 

Alſo hat ſich Gott auch erzeigt 
Gegen uns armen Suͤndern; 

Er hat uns lieb und iſt uns hold, 
Vergiebt uns gnaͤdig alle Schuld, 
Und macht uns Ueberwinder. 

Er giebt uns ſeinen guten Geiſt, 

Verneuert unſer' Herzen, 
Daß wir verbringen was er heißt, 
Wiewol mit Leibes Schmerzen; 
Er hilft uns hie mit Gnadꝰ und Heil, 
Verheißt uns auch ein herrlich Theil 
Von den ewigen Schaͤtzen. 
Nach 


70 


Nach unſer Ungerechtigkeit 
Hat er uns nicht vergolten, 
Sonder erzeigt Barmherzigkeit, 
Da wir verderben ſollten. a2 
Mit feiner Gnad' und Guͤtigkeit 
Iſt er uns und allen bereit, 
Die ihm von Herzen hulden. 
Was er nu angefangen hat, 
Das will er auch vollenden; 
Nur geben wir uns ſeiner Gnad', ir Bi 
Opfern uns feinen Haͤnden, % J 
Und thun darneben unſren Fleiß, 
Hoffend, er werd' zu ſeinem Preis 
All unſern Wandel wenden. 
O Vater, ſteh uns gnaͤdig bey, 
Weil wir ſeynd im Elende, 
Daß unſer Thun aufrichtig ſey 
Und nehm ein loͤblich Ende! 
O leucht' uns mit dei'm hellen Wort, 
Daß uus an dieſem dunkeln Ort 
Kein falſcher Schein verblende. 
O Gott, nim an zu Lob und Dank, 
Was wir einfaͤltig ſingen, 
Und gieb dein Wort mit freyem Klang, 
Laß durch die Herzen dringen! 
O hilf, daß wir mit deiner Kraft 
Durch recht geiſtliche Ritterſchaft 
Des Lebens Kron' erringen. 


— 


Verlangen nad Nele 


O Herre Jeſu Chriſt, 
Der du ganz freundlich biſt, ö 
Ein Arzt von Gott geſandt, nad Had 


71 
Der ſehr wohl hat erkannt, f 
Was unſer Siechthum ſey 2 
Und was noth für Arzney, 
Sieh heut an unſer' Duͤrftigkeit, 
Und thu mit uns Barmherzigkeit! 
Adam bracht' uns den Tod, 
Und Moſe dein Gebot; 
Aber du, Jeſu Chriſt, 
Bringeſt was beſſer iſt, 
Gnad' und Gerechtigkeit, 
Leben und Seligkeit! 
O wohl dem, der deß' hie geneußt, | 
Und dich mit feinem Wandel preiſt! 
Wer mag ſeiner Seelen 
Was beſſers erwaͤhlen 
Denn dich, o Jeſu Chriſt, 
Der du ſehr troͤſtlich biſt, 
Den Seelen allermeiſt, 
Die du durch deinen Geiſt 
Verneueſt, und aus Gnad' und Gunſt 
Entzuͤndeſt mit heiliger Brunſt? 
Du biſt heilig und rein, 
Wir aber ingemein 
Seynd voller Eitelkeit 
Und Ungerechtigkeit. 
Unſer' Werk' gelten nicht 
Vor deinem Angeſicht, 
Es ſey denn, daß du ſie vorhin 
Rechtfertigeſt nach deinem Sinn. 
So bitten wir dich nu, 
O guͤtiger Jeſu, 
Wollteſt uns dir allein 
Verfugen all' in Ein, 
| Wa⸗ 


x * 


72 


Waſchen mit deinem Blut, mn ir 
Unſer' Wer machen gut, * enn 
Daß wir moͤgten vor deinem Thron 
Finden ein'n unvergänglich Lohn. «al. Kren 

O werther Gottes Sohn, su 
Denk' was du haſt gethan, 

Wie du all' unſer' Schuld und 1 
Nicht mit Silber noch Gold, u 
Sonder mit beſſrem Gut, 
Mit deinem reinen Blut 

Aus großer Lieb' bezahlet haſt, 

Und ſey unſer Arzt, Heil und Troſt! 

Thu mit uns deinen Fleiß, 
Nach eines Arztes Weif’,. 
Und hilf, daß wir geſund 
Und ſtark in deinem Bund, 
In Lieb' und Einigkeit 
Zu unſrer Seligkeit 
Deinem Namen gebenedeyt 
Lob und Preis ſingen allezeit. 

Nachfolge Chriſti. 
Kommt her, kommt her, ihr Erwaͤhlten, 
Ihr Elenden und Gequälten, 

Die ihr dem Herren dienen wollt 
Um viel beſſers denn Gold! 

O kommt, weil er ſich laͤßt finden, 
Sucht Ablaß der Sünden, 

Ergebt euch ihm aus Herzengrund 
In ſein'n gnadreichen Bund! 

Sagt ab, ſagt ab dem Boͤſenwicht, 
Der euch nur zu Suͤnden anſicht, 

Geht aus und fliehet von ſei'm Heer; 
Denn ſein Fall iſt ſehr ſchwer. 


— 


0 


a. 

Er verheißt ihm zwar, zu geben 
Freud' und herrlich Leben, 
Fuͤhret's aber durch Eitelkeit 
Zur Hoͤllen Bitterkeit. 

Macht euch her von der breiten Bahn, 
Und hanget Chriſto treulich an; | 
Denn er verheißet und giebet 
Allen, ſo er liebet, 

Aus feiner Fuͤll' Gnad' und Wahrheit, 
Und nach treuer Arbeit 

Fuͤhret er ſie zur Herrlichkeit, 

Giebt ihn'n Fremd’ und Klarheit. 

Er giebet nicht Silber noch Gold, 
Sonder gar viel ein'n beſſern Sold; 
Er begehrt auch nicht Schwerdt und Schild, 
Wie es bey der Welt gilt, 

Sonder ein' n herzlichen Glauben; 
Und den muͤßt ihr haben, 

Mit ſtarker Lieb' und Zuverſicht, 
Wider den Boͤſenwicht. | 

Denn ihr müßt auf allen Seiten 
Mit geiſtlichen Waffen ſtreiten, 
Den Irrthumen widerſtreben, 
Dem Fleiſch nicht nachgeben, 


Die Welt und ihr' Wolluſt meiden, 


Derhalben viel leiden, 
Alſo den Leib aller Suͤnden, 
Die Welt, uͤberwinden. b 

Der König läßt. Sold ausſchreyen, 
Spricht zu Knechten und zu Freyen: 
„Will ſich mir jemand ergeben, 
Er ſoll ewig leben; 
Und niemand iſt, der ſein achtet, 
Nach ſeim Beſten trachtet. 


Ach 


74 


Ach Gott, was ‚wirft du doch N 
Wenn du kommſt zu rächen? 

Weltlichen Herr'n iſt man bereit, 
Lauft in Krieg, hat Muͤh' und Arbeit, 
Bringet doch gar ſelten davon 
Ein'n klein'n vergaͤnglich Lohn: 

Warum lauft man denn nit auch zun 
Dem Koͤnig Jeſu, 

Daß man in ihm uͤberwinde, 

Fried' und Ruh' erfinde? 

O wohl dem, der zum Herren kümmt 
Und ſein'n Dienſt von Herzen annimt, 
Sein'n Eigen willen laͤßt fahren, 

Daß er moͤgt' bewahren, f 

Was ihm lieb iſt, zu Tag und Nacht 
Von aller Kraft und Macht! 

Denn die Freud' ewiger Klarheit 

Iſt ihm laͤngeſt bereit. 

Ey nu, Koͤnig vom hoͤchſten Thron, 
Du wollteſt uns auch Beyſtand thun, 
Daß wir zu allen Stunden, 

In dein 'm Dienſt befunden, 

Deiner Gnad' moͤgen genießen 

Im Geiſt und Gewiſſen, 

Zuletzt von hinnen verſcheiden * 
Zur ewigen Freuden! 100 


Sorge fuͤr das Heil der Seele 7 


Weitlich Ehr' und zeitlich Gut, 
Wolluſt und aller Uebermuth 

Iſt eben wie ein Gras; 

Aller Pracht und ſtolzer Ruhm 
Verfaͤllt als ein' Wieſenblum'. 


Es⸗s ſey denn das Herz zugleich 


75 


O Menſch, bedenk' eben das, 
Und verſorge dich noch baß. 

Dein End' bild' dir taͤglich fuͤr! | 
Gedenk: Der Tod iſt für der Thür 
Und will mit dir davon; 

Er klopft an, und du mußt h'raus, 
Da wird nu nit anders aus! 
Haͤtteſt du nu recht gethan, 

So fuͤndeſt du guten Lohn. 

Wenn die Seel' zur Hoͤllen faͤhrt 
Und ihr Leib, von Wuͤrmern verzehrt, 
Wieder wird auferſtehn, 

Alsdann fuͤr goͤttlicher Kraft 
Geben ſollen Rechenſchaft: 

O wie wird er da beſtehn, 
Weil er jetzt will muͤſſig gehn? 

Denn dort wird ein reines Herz 
Viel mehr gelten denn alle Schaͤtz' 
Und aller Menſchen Gut. 

Wer ſich hie verfuͤgt mit Gott, 
Der wird dort nicht leiden Noth; 
Wer jetzt Gottes Willen thut, 
Der wird dort ſeyn wohlgemuth. 

Ein gut Gewiſſen allein 
ft viel beſſer denn edle Stein’, 
Und koͤſtlicher denn Gold; 

Wer es in Chriſto erlangt 

Und ihm ordentlich anhangt, 

Dem vergiebt Gott ſeine Schuld, 
Steht ihm bey und iſt ihm hold. 

Kein Reichthum, auch keine G'walt, 
Keine Zierheit noch ſchoͤn' Geſtalt 
Hilft was zur Seligkeit, 


In 


Er. 


In göttlichen Gaben reicht 
Und geziert mit Geiſilichkeit e eee WIR 
In Chriſti Theuhaſtigkeit. den erg i 


Chriſtus redet offenbar en 5 
Und ſpricht zu, aller, Menſchen Sl a .= 
„Wer-mit mir herrſchen will, 5 
Der nehm' auch ſein Kreuz auf fh, N d on 
Unterwerf' fich willigich, W 


Hale ich nach meinem Bepfpiel, 
Thu' nicht, wie Fein Adam will- ur 


„ en an 
O Menſch, ſieh an Jeſum Ehrit, beet 05 
So fern er dir zum Beyſpiel lee DR mn 210 
Und untergieb dich gar, g 6050 
Nim auf dich fein ſuͤßes Joch, st 1 Q 
Und. folg’ ihm hie tyeulich nach; n r 
So kommſt du zur Engelſchaar, win‘ 
Die des wartet immerdar. en 
Glaub' dem Herrn aus nenen. 1 u 
Und bekenn' ihn mit deinem Mund, gen HR 
Und preis ihn wut der Tt haet 


Thu' ihm fleißig deine Pflicht 
Wie dich fein Wort unterricht: 
So wird er mit ſeiner Guad' 1d | 
Dir beyſtehn in alter Noth. Wed Yale 2 
Regier dich nach feiner Lehr 
Und gieb ihm allzeit Lob und mn 1 
Mit Unterthaͤnigkeit; h 
Sprich herzlich mit Innigkeit: N 
O Gott in Dreyfaltigkeit, i ett 88 
Dir ſey Dank und Herrlichkeie 


Hie und dort in Ewigkeit! Ning vas 


77 


— — — 


ge: am Grabe anale meter 


Nu laßt uns den Leib begraben, 


Bey dem wir kein'n Zweifel haben, 


Er werd' am letzten Tag' aufſtehn 
Und unverruͤcklich (al. unverweslich) herfuͤrgehn. 


Erd' iſt er und von der Erden, 


; Wird auch zu Erd' wieder werden, 
Und von Erden wieder auſſtehn, a ne We. 
Wenn Gottes Poſaun' wird angeht. f 


Seine Seel lebt ewig in Gott, 
Der ſie allhie aus ſeiner Gnad' 


4 Von aller Sind und Miſſethat 


Durch ſeinen Bund gefeget al. Sotn tige) 305 5 A 
Sein' Arbeit, Truͤbſal und Elend | is 
Iſt kommen zu ei'm guten End'; 


Er hat getragen Chriſti Joth, 


Iſt geſtorben und lebet noch. 

Die Seele lebt ohn' alle Klag', 
Der Leib ſchlaͤft bis an letzten Tag, 
An welchem ihn Gott verklaͤren 
und der Freuden wird gewaͤhren. 

Hie iſt er in Angſt geweſenz 
Dort aber wird er geneſen, 
In ewiger Freud' und Wonne 
Leuchten, wie die ſchoͤne Sonne. 

Nu laſſen wir ihn hie ſchlafen, 
Und gehn allſamt unſer' Straßen, 
Schicken uns auch mit allem Fleiß; 
Denn der Tod kommt uns gleicherweil”, 


—— — — 


— 


Er 


Maria, Königin von ungarn. 
Gemahlin des 1526 im Kriege gebliebenen Königs Ludewig, m 
Schweſter Kaiſers Karl V. Geb. 1505. Geſt. 1358. Seit de 
J. 1526 hielt fie ſich zur evaugel. Parthey, der ſie jedoch ſpaͤte 
hin, nachdem ſie die Regierung der Niederlande ‚angetreten hat 
wieder untreu ward. Einſt mußte fie, von Verfolgung bedre 
die Stadt Ofen räumen; und in dieſer Lage konnte * wohl 
dem nachſtehenden, ihr ziemlich allgemein beygelegten, Liede 
anlaßt worden ſeyn. Daß ihr Name in den Anfangsbuchſtab 
der Strophen enthalten iſt, beweiſet freylich nichts fuͤr dieſe M 
nung; auch die in alten Geſangbuͤchern, z. B. den Kircheng 
ſaͤngen der Böhm. Brüder von 1566, vorkommende Ueberſchrift 
das Lied Maria R. v. U. u. B. giebt keinen ſtrengen Beweis 
Vergl. Riederers Abhandl. von Einführung des teutſchen © 
ſanges S. 311. Es konnte daher immer, wie Andre vermut 
ten, Luther dieſen Geſang für fie verfertigt und ihr zugeeigt 
haben, ſo wie er im J. 1526 eine Erklaͤrung von 4 Troſtpſaln 
an fie richtete. (Geiſtl. Lieder, Wittenb. 1533. No. 33. W 
tember giſch Geſangbuͤchlein 1544. No. 59.) 


Troſt in Verfolgung. 
Mug ich Unglück nicht widerſtahu, 
Muß Ungnad' han 
Der Welt fuͤr mein recht Glauben: 

So weiß ich doch, es iſt mein Kunſt 

Gott's Huld und Gunſt; 

Die muß man mir erlauben. 

Gott iſt nicht weit! Ein' kleine Zeit 

Er ſich verbirgt, bis er erwuͤrgt, 

Die mich ſein's Worts berauben. 
Richt, wie ich woll', „ gt Sach, 

Weil ich bin ſchwach, 

Und Gott mich Furcht laͤßt . 

So weiß ich, daß Fein’ G walt bleib’ veſt; 

Iſts Allerbeſt', 


79 


Das Zeitlich’ muß verſchwinden. 
Das ewig' Gut macht rechten Muth; 
Diabey ich bleib’, wag' Gut und Leib: 
Gott helf mir uͤberwinden. 

„All Ding ein Weil“, ein Sprichwort iſt. 
Herr Jeſu Chriſt, | 
Du wirft mir ſtehn zur Seiten, 

Und ſehen auf das Unglück mein, 

Als waͤr' es dein, 

Wenn's wider mich wird ſtreiten. 

Muß ich denn dran auf dieſer Bahn: 
Welt, wie du willt! Gott iſt mein Schild, 
Der wird mch wohl beleiten. 1 


N. N. 

er Verfaſſer des folgenden Liedes iſt unbekaunt. Manche haben 
9. Speratus dafür gehalten; aber die aͤlteſten Geſangbuͤcher geben 
eder ſeinen noch ſonſt einen Namen an. Auch ſchweigt C. Span⸗ 
enberg, der die Speratiſchen Lieder in ſ. Adelſpiegel, Th. II. 
VII. C. 20 anführt, von dieſem Liede gänzlich. (Geiſtl. Lieder, 
ittenb. 1533. No. 52. Geyſtliche Lieder ꝛc. Leipz. 1357. 8. 
. 2. No. 44.) 


Bitte um Beſtaͤndigkeit im Chriſtenthum. 


Ich ruf zu dir, Herr Jeſu Chriſt! 
Ich bitt', erhoͤr' mein Klagen, 
Verleih' mir Gnad' zu dieſer Friſt, 
Laß mich doch nicht verzagen! 

Den rechten Weg, o Herr, ich mean‘; s 
Den wollteſt du mir geben, 

Dir zu leben, 

Mei'm Naͤchſten nuͤtz' ſeyn, 

Dein Wort zu halten eben. 


Wenn Unglück geht her, 


80 


Ich bite” noch wehr. 0 Here Gott; 

Du Fannft es mir wohl geben: * 

Daß ich uicht wieder werd' zu Spott! 

Die Hoffnung gieb daneben, 

Voraus wenn ich muß hie davon, 

Daß ich dir moͤg' vertrauen, 

Und nicht bauen 2 

Auf alles mein Thun; 

Sonſt wuͤrd's mich ewig reuen. 
Verleih', daß ich aus Herzengrund 

Mein'n Feinden mög’ vergeben! 

Verzeth mir auch zu dieſer Stund', 

Schaf” mir ein „neues Leben? 

Dein Wort mei Speiſ' laß allweg ſeyn, 

Damit mein’ Seel' zu nähren, 

Mich zu wehren, 


Das mich bald moͤgt' verkehren. 


Laß mich kein' Luſt noch Furcht don bir 
In dieſer Welt abwenden; | 
Beſtaͤndig feyn in s End', gieb mir; 

Du haſt's allein in Händen! 
Und wem du's giebſt, der hat's unſonſt; 
Es mag niemand erwerben 7 
Noch ererben 

Durch Werke dein’ Gnad', 

Die uns errett't vom Sterben. | 

Ich lieg’ im Streit und uiderſtreb⸗; 
Hilf, o Herr Chriſt, dem Schwachen? 
An deiner Gnad' allein ich kleb 
Du kannſt mich ſtaͤrker machen. 
Kommt nu Anfechtung her, ſo wehr, 
Daß fie mich nicht umſtoß e! 


81 
Du kannſt's maßen, . * 
Daß mir's nicht bringt Gfihr! c ai 
Ich weiß, du wirſt's nicht laſſen. | 


D. Johann 3 w . 
Seb. aus Koſtnitz. Geſtorben als Prediger daſelbſt ** Das 
befte und am befannteften gewordehe unter ſeinen Liedern iſt ohne 
Zweifel das folgende, das ſchon vor 1538 verfertigt ſeyn muß, da 
es in einer Liederſammlung von d. J. vorkommt. (Niederer von 
Einführung ꝛe. S. 300.) Seinen Namen finde ich zuerſt in einem 
Straßburgiſchen G B. von 1568 bemerkt. (Das groß ere 
geſangbuch. Straßb. 1560. Fol. S. 308.) 5115 

Andenken an Chriſti Himmelfahrt, g x 

Auf dieſen Tag bedenken wir, 
Daß Chriſtus z' Himmel g' fahren, 
Und danken Gott aus hoͤchſter B'gier, 
Mit Bit, er woll bewahren 
arme Suͤnder hie uff Erd', 
Die wir von wegen mancher G' faͤrd' Dur 
Ohn' Hoffnung hond (al. ban) kein'n Troſte. Hallel. Hallel. 
Drum ſey Gott' Lob! Der Weg iſt gmacht, 
id ſteht der Himmel offen. 
chriſtus ſchleußt uff mit großem Wat 
orhin war's all's verſchloſſen. 
Wer's glaubt, des Herz iſt freudeboll, 
er ſich doch ruͤſten ſoll, 

Dem Herren nachzufolgen. Hallel. Hall. | 
Wer nicht folgt und ſein'n Willen thun, 
em iſt nit Ernſt zum Herren; | 

un er wird auch vor Fleiſch und Bluk 

in Himmelreich verſperren. a 
Glauben liegt's; ſoll der ſeyn recht, 
So wird auch g'wiß das Leben ſchlecht | 
Zu Gott in Himmel gerichtet. Hallel. Hall. 
15" 5 


Solch 


82 


—— — 


Solch Himmelfahrt acht in — er 
Bis wir den Vater be > reind zn um nk 


Und fliehen ſtets der Welte Bapı, "wm VE 


Thun uns z inden. 
Die ſehen Fu, s der Vater tab; da 
Tren' und Lied’ geht ihnen nichts rn, 
Bis daß ſie z ſamimen konunen. Hallel. * 
Dann wird der Tag erſt fe * 
Wann Gott uns zu ihm nehmen 5 cn 5 
Und feinem Sohn wird machen gleich, 8 9 * Rig: 
Als wir denn jetzt mans Det A 
Da wird ſich finden Freud und Muth 15 
Zu ewig Zeit beym höchiten. Gut; hoc WE 
Gott ml, daß wis erleben . Hall, 17. A 
© n un not nos 
N. ıNumd Most 1 m 
Viele halten B. Ringwaldt fuͤr den Verſaſſer des fe 
des; es ſteht aber in dem unter ſeinem Namen here 
Geſangbuche nicht als fein eignes, und findet ſich bereits in ein 
viel aͤtern, zwiſchen 1528 und 38, 2 Bo 5 


Geburt, gedruckten Liederſammlung. 
S. 258.) Der Um daß das vier die 
kleine Sammlung en ch Fre ute! 5 
die, ſreylich hoͤchſt unfiche, Beim 
ſes ihn zum Verfaſſer habe. Es ſteht e | 
mehr, die mau in Tentzels curieuſen Bibl. er 1% 
S. 45 leſen kann. Das aͤlteſte unter den groͤßern Befangbid 
in denen es vorkommt, iſt ein e von W 
als ein neues, vorhin noch in keinem Geſangbuche ge 
angefuͤhrt wird. (Schsbers erſter Bente d. S. 270 -le 
Lieder. Nuͤrnberg 1557. Th. 2. Fo. 3, dun n 4 
Nachfolge Cih rei ſt fi. 
Kommt her zu mir, ſagt Gottes Sohn, 
Ale, die Wannen. Eh —ͤx 
I 


83 

Mit Suͤnden fait beladen, 
Ihr Jungen, Alten, Frau und Mann! 
Ich will euch geben, was ich han, 
Und heilen euren Schaden. | 

Mein Joch iſt füß, mein’ Bird’ iſt ring; 
Wer's nach mir traͤgt in dem Geding, 
Daß er der Hoͤll' entweiche, 
Ich will ihm treulich helfen tragen; 
Mit meiner Huͤlf' wird er erjagen 
Das ewig' Himmelreiche. 

Wie ich hab' than und gelitten hie 

Mein's Vaters Willen ſpat und fruͤh, 
Alſo ſollt ihr's erfüllen. . 
Was ihr gedenkt, ja red't und thut, 
Das wird euch alles werden gut, 
Wenn's g'ſchicht nach Gottes Willen. 

Gern wollt' die Welt auch ſelig ſeyn, 
Wenn nur nicht waͤr' die Schmach und Pein, 

Die alle Chriſten leiden. 

So muß es doch nicht anders ſeyn; 
Darum ergebe ſich nur drein, 
Der ewig' Pein will meiden. 

All' Creatur'n bezeugen das; 
Was lebt im Waſſer, Luft und Gras, 
Durchs Leiden muß es enden. 
Wer denn in Gottes Nam nicht will, 
Der muß zuletzt in's Teufels Ziel 
Mit ſchwerem Gewiſſen laͤnden. 

Heut iſt der Menſch ſchoͤn, jung und lang, 
Und morgen wird er toͤdtlich krank; 
Bald ſoll er auch gar ſterben. 
Gleichwie ein' Blumen auf dem ig 
Alſo wird dieſe ſchoͤne Welt 


. In einem Huy verderben. De 
1 F 2 Dem 


84 
Dem Reichen hilft gar nicht ſeun Gut, 


Dem Jungen nicht fein ſtolzer Muth 


Er muß aus dieſem Mayen. 
Wenn einer gaͤb' die ganze Welt 
Das Silber, Gold und alles Geld?: 
Noch muß er an den Reyenmn. 
Was hilft den G'lehrten große 3 BR 
Der weltlich' Pracht? Es iſt en 5 
Sie muͤſſen alle ſterben; 2 
Wer ſich in Chriſtum nicht ergeit 0. . ue, 2 
Dieweil noch iſt der Gnaden Zeit. 
Ewig muß er verderben. ie Br 
Die Welt erzittert ob dem Ton 
Wenn jetzund kommt ihr' große Noth, ñ 
Denn will ſie erſt fromm werden. 
Der ſchaffet dis, der ander das . 
Sein ſelbſt er aber ganz vergaß, 1 
Dieweil er lebt' auf Erden. m 
Und wenn er nimmer leben N sin AR 
So hebt er an ein' große Klan, „ 
Will ſich erſt Gott ergebeen. 
Ich ſorg' fuͤrwahr, daß Gottes Gnad , ; 
Die er allzeit verſpottet hat, md WR 
Ob ihm werd' ſchwerlich ſchweben. 
Darum hoͤrt, merkt, ihr lieben RT ur 
Die jetzund Gott ergeben ſin dd: 
Laßt euch die Muͤh' nicht reuen, ante VER 
Halt't veſt am heil'gen Gottes; Wortt. 
Das ſey eu'r Troſt und hoͤchſter Hort: 
Gott wird euch ſchon betreuen. can erfreuen) 
Nicht Uebel ihr um Uebel gebt. 


Schaut, daß ihr hie unſchuldig lebth 


Laßt euch die Welt nur affn. 


Gebt Gott die Rach' und alle Ehr, 


u 


85 
Dien engen Steig geht immer her; > van 2! 
Vote wird die Welt fein ſtrafen. mog: 
5 + Wenn es euch gieng' nach Sleifches: Muth 
RR: Mit Gunſt und Geſund, mit großem Gut, er 
75 Wuͤrd't ihr gar bald erkalten; eee 
Darum ſchickt Gott die Truͤbſal her, be len 
Damit eu'r Fleiſch gezuͤchtigt werd', 
Zur ewigen Freud' erhalten. f 
Iſt euch das Kreuz ſo bitter und ſchwer ? = 
Gedenkt, wie's hölfifch Feuer wär, | 
Darein die Welt muß rinnen; | 
Mit Leib und Seel’ wird Leiden ſeyn, 
Ohn' Unterlaß die ewig' Pein, 
Und kann doch nicht verbrinnen. 
Ihr aber werd't nach dieſer Zeit 
Mit Chriſto haben ewig Freud’; 
Dahin ſollt ihr gedenken! 
Kein' Zunge das ausſprechen kann, 
Die Glori und den ewigen Lohn, 
Die euch der Herr wird ſchenken. 
Und was der ewig' g'waltig' Gott 
In ſeinem Geiſt verſprochen hat, 
Geſchwor'n bey feinem Namen, 
Das haͤlt und giebt er g'wiß und wahr; 
Der helf' uns an der Heiligen Schaar 
Durch Jeſum Eoriftum, Amen! 


Han 8 Wi itz ſt at. | 
Geb. aus Wertheim in Franken. Er fol um das J. 1528 unter 
den Wiedertäufern zu Zwickau gelebt haben. Das folgende Lied 
ſteht unter feinem Namen und mit der Ueberſchriſt: Der geiſt⸗ 
liche Buchsbgum (d. i. Parodie eines unter dieſer Benennung 
damals bekannten u weltlichen Liedes) in der bey dem vorhergehenden 
Befange angeführten kleinen Sammlung. Unter den groͤßern iſt 
. das 


86 | 
N u 
das Leipziger Geſangbuch von 1542 vielleicht das erſte, worin es 
vorkommt. (Riederers Nachrichten ꝛc. B. J. 1 Man hat 
es aber ſchon ſeit dem Anfange des ızten 2 1 
fangbüchern entfernt; theils, weil der Verfa er u 
ſten gehörte, theils weil in dem Liede ſelbſt 19 57 
ift oder doch enthalten zu ſeyn ſcheint, als ob Ne Verderber 
menſchlichen Natur ſich nur auf den Leib und te auch auf di 
Seele erſtrecke. (Geyſtl. Lieder sc. Nürnb. 1557. Th. 2. e. 310 
Streit des Fleiſches wider den Geiſt. 
Nu höret zu, ihr Chriſtenleut ,. 
Wie Leib und Seel’ gen'ander ſtreitt!ſh1! 
Allhie auf Erd' in dieſer Zeit Fur 


Han fie ein ſtetigs Kriegen; ; 

Keins mag vom andern fliegen. a \ 
Der Leib der ſpricht: Ich an gn. . 

Ich hab noch viel? der guten Stund; 402 | 


Eh’ mir das traurig’ Alter kummt, 1 | 
Will ich in Freuden leben, 1 nal | 1 
Nach leiblichen Luͤſten ſtreben. 92 

Die Seele ſpricht: Ich rath' dirs dt; st 
ach förcheft uicht Gottes ſtrengs Gericht? 

Du haſt dich in der Tauf verpflicht t, 

Nach Gottes Willen zu leben 

Sei'm Wort nicht widerſtreben. 

Der Leib ſpricht: Ich bin ſtolz und ein; | 

Mit guten Geſellen beym Fühlen Wein 

Da will ich friſch und froͤlich ſeyn 

Mit Singen, S ingen, Tanzen, 

Wills wagen au 57 Schanzen. 
Die Seel ſpricht: Denk an reichen Wan, 
n Der ſich nahm zeitlich Wolluſt an; | 
Der mußt mit Leib und Seel darvon, 4 

Ward in die Hölle begraben. 

Als Chriſtus ſelbs thut ſagen. 


87 


Der Leib Spricht: Was acht weder 1 a 
Ich hab für mir noch manchen * * 
Darinn ich mich wol beſſern mag 25 ; 
Und mich von Suͤnden kehren 


Wenn ſich mein Traur 'n thut mehren. 
Die Seel’ ſpricht: Du haſt (dein) * Getonlt; 
Du ſeyeſt gleich jung oder alt. 
Gott hat dich in ei'm Augenblick gefält, I 
Den Abend und den Morgen; am 3 
Die Stund' iſt dir verborgen. 
Der Leib ſpricht: Es ſey fruͤh oder a 
Ich ſeh' für mir die weltlich Rott: 
Ein jeder tracht't nach zeitlichem Rath; 
Darnach will ich auch ſtreben, 
58 Dieweib ach hab' das Leben. 
Die Seel' die ſpricht: Es kommt die Zeit, 
5 ö Daß Leib und Seel von ander ſcheid't: 
Was hilft dich denn dein großer Geiz? 
Du mußt zu Aſchen werden, 

1 Denn du biſt gmacht aus Erden. | * 
Der Leib der ſpricht: Du machſt mir bang 
u Eeſt mich nach ewiger Geeud’ verlangt; 
Chpriſtus helf mir zum Aue fang. 
Daß ich mich zum Vater kehre; MID wg. 

Mein Trauren will ſich mehren. 
Die Seel die ſpricht: Ich treib kein n Scherz, 
Gott fordert ein zerknirſchtes Herz. 
Der Leib muß abſterben durch Schmerz; 
Denn er iſt zeitlich geboren, 
Den Wuͤrmen auserkoren. 1 | 
Der Leib der ſpricht: O Gott, mein Herr, 
Hilf, daß ich mich durch Chriſtum bekehr'! 
O heiliger Geiſt, mein'n Glauben mehr’, f 
N Hilf 


2 


©. 


1 im 


= 
2 


88 
Hilf mir's Zeitlich“ erleiden, a? * 
Mich tröft in ewigen Freuden! W e 55 
Die Seel' die ſpricht: Nu 3 8 Du 
Wiewol ich bin ein unnuͤtz Knecht. nt 
O Gott, du biſt allein gerechz ttt 
Loͤs mich von's Teufels Banden, 
Drum du ans Kreuz biſt g'haugen! 
Alſo hat dieſes Lied ein End. 
Gott wöll, daß ein jeder ſein Herz erkennt, | 
Und ſich von Sünden zu Chriſto wend't: 
So wird er zu uns kehren, 5 
Die ewig' apa beſcheren. 


e) 5 S 


1 
Johann Lobt. 

Wahrſcheinlich eben der, von dem eine zu Baſel im J. 1532 
haltene Predigt im Drucke vorhanden iſt, und Eine Perſon 
dem Job. Rhodantbracius, der als ein Lehrer der deutſchen Sprach 
zu Baſel und geſchickter Dichter vorkommt. (Riederers Abhandl. ꝛc. 
S. 312.) Er ſoll 1558 geſtorben ſeyn. Unter mehrern von i 
verfertigten Kirchengefängen iſt der folgende, der ſchon in ei r 
Leipziger G B. von 1542 ſteht (Riederers Nachrichten ꝛc. 2. „ 
S. 467), aber, fo viel ich gefunden, erſt 1568 in einem Straß 
burger G B. een fe | 
[Geyſtl. Lieder, Nuͤrnb. 1357. Th. 2. No. 46. 1 u 
weber Strophen u 


Morgenandadt | 
Ich dank dir, lieber Herre, | 
Daß du mich Haft bewahrt 
In dieſer Nacht⸗Gefaͤhrde, * 
Darin ich lag ſo hart (Dit nde 
Mit Finſterniß umfangen, 9 
Darzu in großer Noth, Ind 
Daraus ich bin entgangen; 1 dir AT e 
Halſſt du mir, Herre Gott. 


89 


Mit Dauk will ich dich loben 


O du mein Gott und Herr 
Im Himmel hoch dort oben! 
Den Tag mich auch gewahr, 
Warum ich dich thu' bitten 
Und auch dein Will' mag ſeyn; 
Leit' mich in deinen Sitten, 
Und brich den Willen mein. 

Den Glauben mir verleihe 
An dein 'n Sohn Jeſum Chriſt; 
Mein Sind mir auch aue 
Allhie zu dieſer Friſt! 
Du wirſt mirs nicht verſagen, 
Wie du verheißen haſt, 5 
Daß er mein' Suͤnd' thut tragen, 
Und loͤs mich von dem Laſt. | 

Die Hoffnung mir auch giebe, 


Die nicht verderben laͤßt, 


Darzu ein' chriftlich”, Liebe 

Zu dem, der mich verletzt, 
Daß ich ihm Gut's erzeige, 
Such' nicht darin das Mein’, 
und lieb' ihn als mich eigen 
Nach all dem Willen dein. 


Dein Wort laß mich bekennen 


Fuͤr dieſer argen Welt, 
Auch mich dein 'n Diener nennen, 
Nicht fuͤrchten G’walt noch Geld, 
Das mich bald moͤgt' abkehrenn 
Von deiner Wahrheit klar; 
Wollſt mich auch nicht ausſcheren 
Von der chriſtlichen Schaar. 


Laß mich den Tag vollenden 


3 Zu Lob dem Namen dein, 


90 
— — 

Daß ich nicht von dir wende 
Aus End' beſtaͤndig ſehnChl n ud a 
Behuͤt' mir Leib und Leben 
Darzu die Fruͤcht' im Land’; mn Gm ann m 
Was du mir haft gegeben... 
Steht all's in deiner Hand 

Dein iſt allein die hre 
Dein iſt allein der Rahm Dnd a 
Die Rach' dir niemand wehre, m 
Dein Segen zu uns komn zj 0 n 


2 

Daß wir im Fried aul, sun ee een 
Mit Gnaden zu uns eil, 
Gieb uns des Glaubens wor en Am 1 
Fuͤr's Teufels lle Pfeil !“ so es 
Na, uns i Dee w Die 


Johann Schneeſing (Obiomuſts). 
Evangeliſcher Prediger zu Friemar im Herz. Gotha, wo er, vae 
der beſtimmten Verſicherung eines feiner Schüler, M. wag 
das folgende Lied ſchon im J. 1322 verfertigt und in die d e 
Kirchenordnung eigenhändig eingeſchrieben haben ſoll. er | 
Olearii Liederſchatz. Th. III. S. 36.) Gedruckt erſcheint es abet 
erſt in einer 1542 oder nicht lauge nachher, wahrſcheinlich zu Leip⸗ 
zig, herausgegebenen Liederfammlung, (Riederers Abhandlung de. 
S. 158. Deſſ. Nachrichten ꝛe. B. I. S. 468); und das äaͤlteſte 
unter den groͤßern Gefangbüchern, worin es vorkommt, iſt e 
Magdeburgiſches von 1546. (Schoͤbers zter Beptrag ze. S. 133.) 
Das Straßburger von 1560, in welchem es. ohne die ate Strophe 
und mit bedeutenden Abweichungen ſteht, und überhaupt faft all 
obertaͤndiſchen G BB. geben den Straß durgiſchen Prediger Ronrat 
Zumbert oder Subert als Verfaſſer an. det 
Nuͤrnb. 1557. Th. 2. No. 48.) 20 


Ergebung an e 


Allein zu dir, Herr Jeſu Chriſt, eum 8 
Mein Hoffnung ſieht auf Erden! 


* 


7 


91 


Ich weiß, daß du mein Aböſter biſt; 


Kein Troſt mag mir ſonſt werden. 1 


Von Anbeginn iſt nichts erkoren, 


5 Auf Erden war kein Menſch gebor n, nb net. 


Der mir aus Noͤthen helfen Pan? dans 
Ich ruf dich an, bil 


8 Zu dem ich mein Vertrauen han. = - 


Mein Suͤnd' find ſchwer und bang, 1 
Und reuen mich von Herzen. 5 
Derſelbigen mach mich quit und los 1 
1 deinen Tod und Schmerzen, 2 

ud zeig” mich deinem Vater an, 
Daß dur haft gung für mich gethan; 2 
So werd' ich quit der Suͤnden Laſt au. loc). 2 
Herr, halt mir veſt, 
Was du dich mir verſprochen haſt! 

Gieb mir nach deiner Barmherzigkeit 
Den wahren Chriſtenglauben, 
Auf daß ich deine Suͤßigkeit 
Moͤgt' inniglichen ſchauen, 
Fuͤr allen Dingen lieben dich 
Und meinen Naͤchſten gleich als mich! 
Am letzten End' dein’ Huͤlf' mir ſend', 
Damit al. Tou mir) behend' 
Des Teufels Liſt ſich von mir wend'! 

Ehr' ſey Gott in dem hoͤchſten Thron, 

Dem Vater aller Guͤte, 
Und Jeſu Chriſt, ſei'm liebſten Sohn, 
Der uns alzzeit behuͤte, 
Und Gott dem heiligen Geiſte, 


Der uns fein Huͤlf allzeit leiſte, 


Damit wir ihm gefällig ſen 
Hie in dieſer cal. der) Zeit 
Und folgend zu der Ewigkeit! 


Jo 


Johann Xyloteetus. 
„Drey geiſtliche Jacobslieder, weiſen dem Bilgram den rechten 
Weg und Straßen zum ewigen Leben“ se. Nürnberg 1541. 
(Riederers Nachr. B. III. S. 103.), wovon eins das folgende iſt 
wahrſcheinlich Parodie eines katholiſchen Wallſahrts⸗ neee 0 
Name N vielleicht Zimmermann). auerf im r 
ſchen G B. 1601. een „Lieder, "hund, 1557. 55 5 Na 
mit Wegl. von 4. S | 
Der Weg z u m. Hen en . ln 
Wer hie das Elend bauen will. 
Der heb' ſich auf und zieh dahin 
Und gehe des Herren Straße! Ron % zun 
Glaub' und Geduld doͤrft' er gar wohl!, 
Sollt' ter die Welt verlaſſen. — 
Den Weg, deu man jetzt wandern gu, 
Der iſt elend und truͤbſalvoll; 
Das nehmt euch wohl zu Herzen! 
Luſt und Freud' ſchwimmet gar dahin, 
Bleibt nur Jammer und Schmerzen. 
Das Fleiſch erſchrickt und ſieht ſich um, 
} 


N 


Ob ihm dorther ein Feind ſchier kumm, 5 
Der es möge) angelangen. 50 all 
Es rauſcht ein Blatt vom Baum e 
Es meynt, es ſey gefangen. 8 7 « 
Da hebt fich denn ein Kämpfen an, 
Wer font will ziehn auf die ſer . 
Der Feind’ find alſo viele. ‚sin Ind. Mr 
Fleiſch und Blut vermag es nicht 
Es muß ſich laſſen ſtillen. 1 
Wo nicht der Hauptmann waͤr' — 
Und wuͤßt' zu helfen gut Beſcheid: 
So waͤr' es ſchon verloren. 2 
Er ruft und ſchreyt: Kommt benen mr, 14 
Biſt du aus Gott geboren. 


—— 


1 — 


95 


Ich bin der Weg und auch die Shirt ! 
Es kommt kein Menſch herauf zu mir, 
Der Vater muß ihn ziehen; 
So große Gewalt auf Erd' nicht iſt, 
Es muß mein'n Zoren fliehen. 
Mein Vater hat das Sein' gethan, 
Sein heiliges Wort euch hoͤren lan; 
Damit zeucht er die Seinen. 
Er hat den Himmel aufgethan; 
Bald er ſein Wort ließ ſcheinen. 


Darum ſey keck auf meiner Bahn, a 


Die ich dir lang' gebauet han 

Und hab dir fuͤrgeboten. 

Glaͤubſt du an mich von ** „r 
Es ſoll dir wohl gerathen. 

Die weltlich Furcht laß fahren zu, 
Nicht ſtell nach Gut noch eitel G'winn; 
Du mußt doch all's verlaſſen. 

Leib und Leden ganz geben hin, 
Das heißt ſich ſelber haſſen! 

Hab' acht auf dich, ſchau eben auf, 
Daß dich nichts irr' in dieſem Lauf; 
Laß dir das Ziel nicht ruͤcken! 

Eugeliſch Kleid Kur der Feind. 
Verſucht in allen tüchen, 2 | 
Wenn du ſchier kommſt zum lebten Biel, 

Da hebt ſich an ein ernſtlich Spiel, 


Eiug umd ſchlüpferig iſt der Weg, l 
Mit Fer und Waſſer umfangen. 
t Da geht denn Augſt und Zittern an; 
Das Fleiſch muß in der Prob’ beſtahn; 
Kein Trost iſt da in nden. 


Bun 


94 


Gottes Hand iſt aber fo ſtar kk, 
Kann alles ſehr wohl linden. 59 
Hie iſt der Geiſt allda bereit; 
Niemand, der ihn von Gott abſcheid 't, 
Kein Schwerdt noch Laſt auf Erden. 
Traͤgſt du das Kreuz bis an das End', 
Das Kleinod muß dir werdn. 
Daher da fleußt die ewig Ruh, 
In dem iſt weder Spat noch Iruh. 3 
Das ift das ewig' Lebenn y K 
Was du uns, Herr, verſprochen bal. 
Das wirſt du uns ja geben. 95 0 
Ewiger Gott, wir Dee 3 de Au 
Der du uns haſt ſo gnaͤdiglich e 
Gezeigt dein'n heiligen Namen; Fon u ne M 8 
Nim uns, o Herr, in deinen Friedd 
Durch Jeſum alten, Amen. 


Die Wahrheit it 5 Himmel, geflogen, 
Die Trew iſt über Meer gezogen, 
Die Gerechtigkeſt iſt vertrieben . * 
Die Untreu' iſt in der Welt en, 


D. Johann Ortmann Cotinde) 
Geh. 1487 zu Neuſtadt in Bayern. Geſt. 1541 als prediger | 
‚Königsberg in Preußen, wo er in Verbindung mit P. Spera 
die Reformation eifrig befoͤrderte. Das folgende Lied kommt aue 
unter des Letzteren Namen vor; daß aber Gr: Verfaſſer deſſel 
ſey, erhellet aus den von J. C. Olegrius (Liederſchatz Th. III 
S. 124 ff.) angeführten, Zeugniſſen des Dav. Chytraus 
Martin Chemnitz welcher letztre ganz beſtimmt dance daß 
auf Verlangen des Herz. Albrecht * 4. „ der 45 ten Pa 
vorzüglich liebte, dieſen Geſang als 18 5 a 
uit habe. Er findet ſich unter den — BB, m \ 5 


. K 


95 


weiß, zuerſt in dem zu Leipzig bey V. Pabſt 1547 gedruckten, 
vielleicht ſchon in der Ausg. von 1545. (Olearii Liederfreude in 
d. Vorr.) Die ste Strophe aber, die ſpaͤter von einem Andern 
hinzugefuͤgt iſt, habe ich, erſt in dem Nuͤrnb. GB. von 160m unter 
den fogenannten Gloria's oder Schlußverſen der Pfalmlieder ange⸗ 
troffen. Vergl. P. Buſch Betrachtung des Te Deum laud, nebſt 
der Hiſtorie des Liedes: Nun lob ze. Hannover 1733. g., wo 
auch die, beſenders in den beyden letzten Strophen ſehr häufig 
vorkommenden Varianten angefuͤhrt find, Das dunkle Wort 
Rechte im zten Verſe, woraus manche Rechen und Rechnen ges 
macht haben, wird wohl am beſten durch Daum's Bemerkung 
(in der Vorr. zum Leipz. Geſangb. 1693) erlautert, daß nemlich 
Raͤchte ein nierfäßtgägg, Voriger ſey, und ſo viel als 
Senſe bedeute. [Beyitl. Lieder, Leid. 1557. eh. 2, No, 1. 
2 o b. Got rt 
(Der rozte Pfalm.) n I aD 
Nun lob', mein’ Seel, den Herren, ang 
Was in mir iſt, den Namen ſein n 
Sein: Wohlthat thut er mehren 
Vergiß es nicht, o Herze mein! 20 viylar 
Hat dir dein Suͤnd' vergeben 
Und heilt dein Schwachheit gro, 
Errette: dein armes Leben,, an sr 
Nimt dich in feinen Schoß 
Mit reichem Troſt beſchuͤlte t.. 
Verjuͤngt dem Adler gleichs;ꝗ ũñ 5m 
Der König ſchafft Recht, behuͤtete 
Diͤe Leidenden im (al, leiden ann Reich. 
1 Er hat uns wiſſen laſſen ne 
Sein heilig Recht und fein Gerichet. 
Darzu ſein' Guͤt' ohn' Maaßen; 
Es mangelt an Erbarmung nicht. 
n Sein n Zorn laͤßt er wohl fahren 
Straft nicht nach unſer Schulz 
Die Gnad' thut er nicht ſpare n 
n. Den 


96 


— 


Den Bloͤden iſt er hold. u ie ni em ii 
Sein’ Guͤt' iſt hoch erhaben 
Ob denen, die fürchten ihn . 
Ufo (al. So ferw) der Oſt von Abend, To 
Iſt unſer' Sind’ dahin. 1 * vn. 60s 1 

Wie ſich ein Mann erbarmet a 
Ueber feine junge Kindlein klein: | 
Be time... Dean uhr lee ne ment 
So wir ihn Fat nate vn. u 
Er kennt das arım! Gemächte 
Und weiß, wir ſind nur Staub, 2 

Gleich wie das Gras von Rechte, 

Ein' Blum und fallends Laub; 

Der Wind nur drüber wehet, 
So iſt es nimmer da: 1 
ifo der Menſch vergehee f, 
Sein End' das iſt ihm nag. 

Die Gottes⸗Guad' alleine 
Bleibt ſtet und veſt in Ewigkeit - 
Bep feiner lieben Gemeine 
Die ſteht in feiner Furcht bereit,, 
Die den (al. feinem Bund behaltnrn n 
Herrſchet im Himmelreich. ir 1 
Ihr ſtarken Engel, waltends cal. wie, u. walteſ 
Sein's Lob's, und dient zugleich 
Dein großen Herrn zu Ehren, 

Und treibt ſein heiliges Wort; 
Meir Seel ſoll auch vermehren 
Sein Lob an allem Ort. 


2 
BASS 


De] 
— 
— 


22 


— 9 
un.’ 


Adam Neuß per en 
Geb. 1471. Geſt. 1563 zu Frankfurt am Mayn, wo er ſich 
als Privatmann und Schriftſteller aufgehalten hatte. Unter me 
rern von ihm verfertigten Pſalmliedern iſt das folgende am 


97 


kannteſten geworden. Es ſteht beſtimmt ſchon in dem zu Leipzig 
1547 von V. Pabſt gedruckten Geſangbuche (Olesrüt Lieder freude, 
in d. Vorr.); und im Siraßburgiſchen von 1560 iſt fein Name 
dabey bemerkt. (Geyſtl. Lieder, Nuͤrnb. 1557. Th. 2. No. 5.4 


Tr o ſt in Verfolgung: 


(Der zrſte Pfalm.) 

In dich hab' ich gehoffet, Herr! 
Hilf, daß ich nicht zu Schanden werd', 
Noch ewiglich zu Spotte. 
Das bitt' ich dich, erhalte mich 
In deiner Treu', Herr Gotte! 
1 Dein gnaͤdig Ohr neig', Herr, zu mir, 
Erhoͤr mein Bitt', thu dich herfuͤr, 
Eil' bald mich zu erretten. 
In Augſt und Weh ich lieg' und ſteh'; 
d; Hilf mir in meinen Noͤthen! N. 
Mein Gott und Schirmer, ſteh mir bey, 
Sey mir ein' Burg, darin ich frey 
And ritterlich mög’ ſtreiten * 85 
Wider mein' Feind, der'r gar viel ſeynd 
Au mir auf beyden Seiten. 
Du biſt mein' Staͤrk', mein Fels, „ mein Hort, 
Mein Schild, mein' Kraft, ſagt mir dein Wort, 
Mein Huͤlf', mein Heil, mein Leben, 
Mein ſtarker Gott in aller Noth; 
Wer mag mir al. dir) widerſtreben? 
f Mir hat die Welt truͤglich gericht't 

Mit Luͤgen und mit falſchem Gedicht, 

Viel Netz und heimlich' Stricke; 
Herr, nim mein wahr in dieſer G'fahr, 
Behuͤt' mich für falſchen Tücken, 
Herr, meinen Geiſt befehl ich dir! 
Mein Gott, mein Gott, weich nicht von mir, 


G . Nim 


„ 
. 


98 


— — . 


Num mich in deine Haͤn dee mtr 
O wahrer (l, tener) Gott, — Bene nor 
Heul mir am lezten Ende? 
2 Glori, Lob, Ehr' und Herrlichkelt ER 
Sey Gott Vater und Sohn bereit, 
Dem heiligen Geiſt wit Namen! a 
Die goͤttlich Kraft mach' uns ſieghaft 
Durch Jeſum De Amen: n % 
l ee e 
die Mi m Und 
M. Hermann Bonn. 
Geb. um 1504 zu Quackenbrugge in Weſtphalen. Geſt. 1548 als 
Superintendent zu Lubeck. Das folgende ied, zu deſſen Werfen 
tigung ein aͤlteres, unter dem Namen des Judasliedes bekanntes 
(Authol. B. I. S. 415) die naͤchſte Veranlassung ge ae | 
mag, ſteht unter den von ihm corrigirten geiſlich Geſüngen 
Parchim 1547. 12. (Wetzels Liederhiſt. Th. r. S. 125), 
ohne allen Zweifel ſchon in der Originalausgabe, Lübeck 154 
(Starkens Luͤb. Kirchenhiſt. B. I. S. 70.) Da es n i 
niederſaͤchſiſch iſt: ſo glaube ich es auch, nebſt ein Paar andern 
derſelben Gattung, in eben dieſem Dialekt hier mittheilen zu 
muͤſſen. Die ueberſetzung: Ach wir armen Sünder ꝛe. fiebt | 
D. Simon Pauli Außlegung, d. i. Erklerung der Deutſchen Gei 
lichen Lieder ꝛe. Magdeb. 1588. 4. und in vielen nachher erſchie 
nenen Geſangbüchern. [Enchiridio, Geiſtliker Leder te Hambor 
1558. 12. Bl. 99. b. vergl. m. d. Abdruck bey wegel am a. Du 


Chriſt i Ver ſöhnun 9 8. Ta 
Ach wy armen Suͤnders! Unſe Miſſedadt, 
Dar wy in entfangen Und gebaren ſynt. 
Hefft gebracht uns alle In ſuͤlcke grothe — 1 
Dath wy underworpen ſynt Dem ewigen Dodt. 
Kyrieleiſon, Chriſteleiſon, Kyrieleiſn. 

Uth dem Dodt wy konnden Dorch unſe egen W 0 0 
Nämmer werden gereddet; De Suͤnde was tho ſtark, 


- 


14 
ö 
J 
* 


4 


99 


Dat wy woͤrden erlöfet. So kondr' nicht anders ſyn, 
Denn Gades Soͤn moͤſte pden Des u bitter ra 
Kyrieleiſon x. „% Er: 

So nicht weer' gekamen Chriſtus in de rt 
Und an fick genamen Unſe arme Geftalt, 
Und vor unſe Suͤnde Geſtorven willichlick: 
So hedde wy moͤthen weſen (d. i. gyn Vordoͤmet ewichlick. 
Kyrieleiſon ꝛc. 

Suͤlcke grothe Gnade Und vederlicke Gunſt 
Hefft uns Gott ertoͤget @.i. erseigen Lutter ummeſunſt 
In Chriſto ſynem Soͤne, De fick gegeven hefft 
In den Dodt des Kruͤzes Tho unſer 
Kyrieleiſon ꝛc. 
Des ſchoͤle wy uns troͤſten Yegen Sind und Dit, 
Und ock nicht vorzagen Vor der Hellen Glodt; 
ent (d. i. Denn) wp ſynt gereddet Uth aller Faͤrlicheit 
orch Chriſtum unſen Deren, Benedyet in Ewicheit. 
rieleiſon ꝛc. 
Daruͤmme wille wy laven Und danken alle Tydt 
Dem Vader und dem Soͤne Und ock dem hüligen Geiſt, 
Und bidden, dat ſe willen Behoͤden uns vor Quadt (d. 1 ueseh 
f d dat wy ſtedes bliven By ſynem En 9 
yrieleiſon ꝛc. 


N N. N. 

Anonymifch in dem 2ten Theile des zu Leipzig 1547 bey Val. 
abſt gedruckten Geſangbuchs. [Geyſtliche Lieder, Leipz. 1557. 
enter Theil. No. 32.] 


Chriſtenſinn beym Genuß der Speiſe. 
Dich bitten wir, deine Kinder, 
O Vater, Herre Gott: 
Mach' unſer Sorgen minder, 
Gieb uns das täglich” Brodt, | 
4% | G 2 Er: 


- 


* 


Das du uns haft gegeben 


Auonymiſch im ꝛten n des 1547 ju bab bey v. baut 0 
druckten Geſangbuchs. [Geyſtl. Lieder, Lpz. 1557. Dh. * Ne. 5 
mit Wegl. dreyer Strophen.) en. | il 


Dir for nicht miffelingen; 25 * rn „ 
Denn Gott hilft dir inmerda r.. 
Ob du gleich hie mußt tragen 1 
Viel Widerwaͤrtigkeit: . ver 4 | 
Noch ſollt du nicht verzagen, EN N 
Denn er hilft dir aus allem Leid. *. 
Kann und mag auch verlaſſenn 


100 


Erhalt uns uunſen Leben, n t d 


Bis wir jen's erben dort! r ben 
Geſegen' mit dem Munde. 2 | 


Was du uns haft befchert, «U 9.000 In un de 
Daß es uns ſey gefunde; 3 un nm wer“ 
Die Kraft werd' uns gemehrt tt. 

In deinem Dienſt zu bleiben, eg 
Die Werk' der Lieb’ zu treibens 
Allzeit geg'n jedermann. nd e et A 

Wollſt deine Lieb beweiſen m eee 
Und Allen ſchaffen Nato. 
All' Hungerige ſpeiſen, „M WII 
Mit Gütern machen fatt, h ü 
Daß wir dich alle loben, 11 | 8 
Dein’ Guͤt' herab von oben 

Erkennen ſtets mit Dank. tz ui 8 

5 f N. N. N au * 4 


Troſt der ſtreitenden Kirche. 
Lob Gott getroſt mit Singen, 
Frolock', du chriſtliche Schaar 1 


Ein' Mutter ihr eigen Kind. 


101 


Und alſo gar verſtoßen, hi a nnn 
Daß es bey ihr fein Gnad' ſind 7. un 

Und ob ſich's moͤgt' begeben 

Daß ſie ſo gar abfiel': nf Taten 

Gott ſchwoͤrt bey ſeinem Leben 

Daß er dich nicht verlaſſen will. 

Fuͤr dich will er ſelbs ſtreiten 

Und deine Feind gr eifen an, 

5 Wie er denn auch vor Zeiten 

Seinen Verfolgern hat than. 

„Er laßt nicht ungerochen 

Ihr grauſam' Tyrauney; 2 

Zu Schanden wird er machen 

n e ihre Tuͤck' und Truͤgerey. 
Darum laß dirh nicht schrecken, 5 

0 O du chriſtglaubige Schaar! 7 

Gott wird dir Half’ erwecken 

Und deiner ſelbs nehmen wahr; 

Er beginnt jetzt zu kaͤmpfen 

Wider den Antichriſt, 

Sein falſche Lehr' verdaͤmpfen, 

Alle ſein' Auſchlaͤg' und arge Liſt. 
Es thut ihn nicht gereuen, 

Was er vorlaͤugſt hat gedeut't, 

Sein' Kirchen zu verneen n 
In dieſer faͤhrlichen Zeit. „ 6 40 
Er wird herzlich auſchauen | | 

Dein'n Jammer und Elend ae 
Dich herrlich auferbauen 
Durch ſein rein Wort und he ee 2 

Gott foll’n wir billig loben, 

Der ſich uns aus großer Gnad' 

Durch ſeine milde Gaben 


* 

\ — 
— 
— 


102 


Zu erkennen geben hae. 
Er wird uns auch erhalten 
In Lieb' und Einigkeit... 
Und unſer freundlich walten 
Hie und auch dort in N men ee 
A hin NS 9 UNE 
N. an m Na 010 N 


Anonymiſch in einem einzelnen Drucke * 1536 18. ten 22 6 
OGlearius beſaß. (Fortgeſ. Sammlung von. A. u. N. 1721. S. 99 

Daß Er. Alber Verf. des Liedes fen, iſt eine unerwieſene 2 
thung. Es hat in den Gedanken und im Tone viel Aehnlich 
mit ſeinem: Gott hat das Evangelium, iſt aber noch kraftige 
und darf als Ausdruck einer im hoͤchſten Grade ernſten oder 
mehr finftern Weltanſicht und zugleich als Beytrag zur Sitt 
geſchichte jener Zeit wohl auf eine Stelle in der Authologie 
ſpruch machen. (Rirchengefang der Boͤhmiſchen Brüder, 13e 
4. Th. 2. Bl. 73.) 1 12) 


Klage über das RR det geit 


Ach Gott, th dich erbarmen 
Durch Chriſtum, deinen Sohn. 
Ueb'r Reich' und uber Arme: nnn 
Hilf, daß fie Buße thun. Kr 
Und ſich ein jeder erkennen thut. uf 
Ich fürchte’, Gott hab' gebund'n ein wah, 
Er will uns damit ſtrafe n, . 
Den Hirten mit den Eee 
Es wird ihm kein'r entlaufen. 
Gott hat uns lang' gerufen un | 
Durch feine treue Knecht“: enn 
Unſr' Ohren find aber nicht ofen; 
Darum geſchicht uns recht 
Sein' Straf' han wir itzt in dem Landz 
Ich fuͤrcht,, ihr'r find mehr fuͤr der Hand. 


103 


Gott woll fie von uns wenden lunın > 


Und feine Gnad' uns ſendn n? 
Es ſteht in feinen Haͤnden. 


Es g'ſchehn groß eee en e 
(Noch ſchlan wirs all's in iR) 3 5 5 


Die uns ſollten erweichen. 
So gar find wir verblind ttt. 
Daß wir erkennen die Wahtheil nicht, un 
Wie uns itzt Gottes Wort bericht, 
Daß wir uns daran kehrten 
Und ſeiner Gnad' eg sum N) nam 7 
Nicht ſo dawider ſperrten. bun zan 
Aerger iſts nie geweſen ma S rd 
Von Anbeginn der Welt. 
Ein jeder mags wohl lee,, 


Was Chriſtus hat gemeldtt: 2 
Kein’ Lieb’ noch Glaub' auf Erden iſt ,; 
Ein jeder braucht fein’ Tuͤck und Liſt :: 
Der Reich' den Armen zwinge, 
Und ihm ſein'n Schweiß abdringe , 


Daß nur fein Groſchen klinge. 
Wer kanns alles ermeſſe nn 
Was treibt die Welt mit Macht, 
Mit ihrem Saufen und Freſſen 
Hochmuth und großem Pracht ?:]! 
Gott wirds die Länge leiden nicht. 
Schau, daß dich nicht erhaſch' ſein G richt: t 
So biſt ewig verloren 
Dem Teufel auserkoren; . net n mul z git! 
Waͤr' beſſer, nie geboren et Bin. eee ie 
Gott eilt gewiß zum Ende) u Ba) m 1°) 
Das zeugt all' Creatut. (% 
Er wird kommen be hende 
Des han wir ſchoͤn Figuanrt . 


124 
je. re g — 
Das glaͤubet der Gottloſe nicht. 
Der wol in ſeinem Herzen — „ ant 
Es kann noch lang' Zeit waͤhren ,, 
Wir wollen ſchlemmen un ichen, dn 509 
Der Teufel thut ſie's lehren. 
Die Welt laͤßt nu nicht abe, nana eum N 
Das wild' vielkoͤpfig! Thier. 
Mau werf ſie denn ins Grabe. „% U 
Es wird geſchehen ſchierr r: 
Der Teufel hats dahin gebracht.. 
Daß man Gott und ſein Wort N is * 
Fragt nicht nach ſerm Gebote, ich 
Treiber daraus den Spott, 
Sagt wol, es ſey kein Go tte. 
Die Axt iſt ſchon gelegt 
Dem Baum an feine Wurz 
Als uns Johannes zeugee ;; 
Ins Feuer muß er kurz. 5 Be) 
Wohl dem, der es zu Herzen nimt, 125 
Und wacht, wenn ſein Erloͤſer See dt dull 
Liebt allezeit das Gute! 19 n um At 
Der wird ſeyn wohl behu e, | 
Ja für der HölemGluthe. 0. 7 1m y® ı 
Chriſtus fein? Propheceye 1 u. 1.200 08 
Iſt nun erfuͤllet zwa. % % Ammon. 
Ein jeder merk dabeye aa ar eu 100 | 
Und nehm ſein eben wahr, ꝑ 
Daß er fein Leben anders ſchick ,, 
Und Chriſtum in fein Herz verſtric k. 
Niemand weiß, welche Stunde 
Spricht Gott aus ſeinem e is eta 4 
Die Welt wird gehn zu Grunde. or örR 
Solch's alles iſt verborgeeeeeeeeern vr 
In der Gottloſen Sinnʒz̃:z: md nDL E 


r 
— 


Dre ee FR AT ET 


— 


105 


Das ſieht man alle Morgen. 

Wie lauft die Welt dahin, 

Daß fie nur kriegt das zeitlich Gut! 
Das ewig' ſie vergeſſen thut; 
Daran will Niemand denken, 
Thut Leib und Seel verſenken. 
Manch Chriſten thut es kranken. 

Gott hat in ſeiner Hute 
All, die er hat erweckt, ae 
Erkauft durch Chriſti Blute, Fenn 5 
Am Kreuz hoch ausgeſtreckt, 1 0 1 1 
Da er uns all' erloͤſet hae 2 
Vom Teufel, Suͤnd' und ewig' n Ad, | | 
Iſt ſelbs für uns geſtorben, 5 | 
Des Vatern Huld erworben; 
Sonſt waͤr 'n wir all verdorben. 

Das Lied ſey itzt geſungen 5 9 — 
Zu Troſt der Chriſtenheit, 5 
Den Alten und den Jungen; 

Und dem fein, Sind’. iſt leid, 

Der bite’ Gott allzeit um Genad, 

Daß er nimmer in Sünden bad. 

Das helf er uns allſammen 

Zu Lobe ſeinem Namen, e at 
Durch Jeſum Chriſtum, Amen!! 9 n 


—— — 


D. Job ann Hefe 
eb. 1490 zu Nürnberg. Geſt. 1347 als Prediger zu Breslau, 
o er die evangeliſche Lehre zuerſt verkündigt hatte. Das folgende 
id, das von manchen mit Unrecht dem S. Seyden zugeſchrieben 
ird, ſteht unter ſeinem Namen in den Seyſtlichen Liedern nc. 
einzig 1586. 8. Andrer Th. No. 63, woraus cs hier mit Weg. 
ud der aten Strorde abgedruckt i. 1 


An: ! 


186 


Andenken an den To 4 
O Menſch, bedenk zu dieſer Fr, sent SR 
Was dein Ruhm iſt auf Erden 
Denn nicht allhie deln Bieiben iſt, ft, or bu . vr 
Du mußt zur Leiche werden. 40 r 
Es iſt dein Leben wie ein Heu, ” 1 5 Pr 
Und fleucht De ER ei Epreli, ey 400 * 
Welche der Wind verjaget. 


Gedenk, du biſt hier nur ge. 5 


Und Fannft nicht langer bleiben; > 
Die Zeit läßt dir Fein’ Ruh noch Ra, un 
Bis ſie dich thut vertreiben. * a 
So eile zu dem Vaterland, 19 n * * 
Das dir hat Chriſtus zugewandt 1 * 5 
Durch ſein heiliges Leiden. 
Daſelbſt wird rechte Burgetſch 

Den Gläubigen gegeben, et 
Darzu der Engel Brüderſchaft, 19 1 1 

Ein gar herrliches Leben, n, * 

Mit ſolcher Wonne, end’ unde n at 


357 ma m 98 


Die auch kein Menſch hie hat geko 


n mD e 
J En 


Noch nie kein Herz erfahren. Tori 13 2 
Nun laßt uns wachen alle Stund, a Keine l 


Und ſolch's gar wohl betrachten. | 
Die Luft der Welt geht gar Mu Bu‘ 
Die ſollen wir verachten, 

Und warten auf das höchſte N ‚a 
De uns ewig erfreuen 1 eee 


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Er 


Des helf N x eu. „e 4203 105 5 . 


Au hun nee 8. 


D. Erasmus- Alber. 


Geb. zu Srrendingen ohuweit Frankf a 1 2a 7 Pan 


dern, in der Wetterau. Seh, 1553 al Su 2 


A ns 
* 


107 

Brandenburg im Herz. Metflenburg:Strelis. Er war für ſeine 

Zeit ein guter Satyriker und Fabeldichter; als Liederdichter, wenn 

auch keiner der ſchlechteſten, doch in jeder Hinſicht nur mittel⸗ 
mäßig und der von Serder ihm wiederfahrnen Auszeichnung un⸗ 

werth. Der einzige unter ſeinen Kirchengeſaͤngen, der, bey allen 

anderweitigen Maͤngeln, wenigſtens durch eine gewiſſe Kraft der 

Sprache ſich auszeichnet, iſt der folgende. Er iſt, wie aus dem 

von J. C. Olearius aufgefundenen und in einer beſondern Schrift 

(Arnſt. 1720. 8.) beſchriebenen Original erhellet, im J. 1548 ver⸗ 
fertigt. Das aͤlteſte unter meinen Geſangbuͤchern, in denen er 

vorkommt, iſt ein Hamburgiſches von 1858. Rirchengeſang der 
Böhm. Brüder, 1566. Abth. 2. Bl. 72. Vergl. mit dem Ab⸗ 

druck des Originals am a. O. Vier Strophen find weggelaſſen.) 


Klage über das Verderben der r Zeit 


Gott hat das Evangelium 
Gegeben, daß wir werden frumm; 
Die Welt acht't ſolchen Schatz nicht hoch, 
Der mehrer' Theil fragt nichts darnach. 
Das iſt ein Zeichen vor dem jüngfien Tag. 
Man fragt nichts nach der guten Lehr, — 
Der Geiz und Wucher un vielmehht 
Hat überhand genommen gar; r 
Noch ſprechen ſie: Es hat kein ahr. 
Das iſt ein Zeichen vor dem jungſten T Tag. 
Man ruͤhmt das Evangelium, 
Und will doch niemand werden frumm; 8 
Fuͤrwahr man ſpott't den lieben Gott. 
Noch ſprechen Her Es hat kein' Noth. 
Das iſt ein Zeichen vor dem jüngften Tag. 
Es iſt doch eitel Buͤberey 
Die Welt treibt große Schinderey, „n tnirte 
Als ob kein Gott im Himmel waͤr'; | 
Das Armuth muß ſich leiden ſehr. 
Das iſt ein Zeichen vor dem juͤngſten Tag. 
5 Die 


rr 


en 9255 Wan ‚fragt, nach Gott dem Herrn nicht wehr; je i 


108 


Die Schaͤtz der Kuchen uin mau hin, 
Das wird ihn un al, uns) bringen dern ele, 
Die Armen laͤßt man leiden Noth, 
Und nimt ihnen aus dem Mund das Brodt. 
* iſt ein Zeichen vor dem juͤngſten Tag. N FR 


Die Schaͤtz der Kirchen. ſind ihr Gift. 
Sie ſind von ihnen nicht geſtiſt zz 2 x 
Noch nehmen ſie das Kirchengutt. . ert un 
Steh, was der leidig Geiz nicht thut t 
12 iſt ein Zeichen bor dem jüngſten . 


Die Welt ſtinkt ganz nach eitel Ehr'; Er 
Die Hoffart nümt gar überhand, U vn. 
Betruͤgen, Lügen iſt kein Schand.. 1 
Das iſt ein Zeichen vor dem juͤngſten Tag. 
Wo bleibt die bruͤderliche Lie! m u 
Die ganze Welt iſt voller Dieb; 
Kein Treu' noch Glaub' iſt in der Welt; * 
Ein jeder ſpricht: Hatt ich nur Geld! 
Das iſt ein Zeichen vor dem jüngsten Tag. 


Die Welt will ihr nicht laſſen wehr nz | 
An Gorrs Wort will fich niemand kehr U 
Sie haben nichts gelernet mehr url a 
Denn immer freſſen, ſaufen ſel Ni e Ya 
Das iſt ein Zeichen vor dem fingen 1 

Darum komm', lieber Herre Chriſt! J 
Das Erdreich uͤberdruͤßig iſ ,, 
Zu tragen ſolche Hoͤllebraͤnd z 
Drum mach's einmal mit ihr ein End', en ee 
Und laß uns ſehn den lieben juͤngſten Tag! | 


i 138 
—— — nn An 
u j 5 + 


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a 


109 


u 


Johan Friedrich I., Churfuͤrſt von Sachſen. 
Geb. 1503 zu Torgau. Geſt. 1554 zu Weimar. Während feier 
Gefangenſchaft, in die er nach dem ungluͤcklichen Treffen bey 
Muͤhlberg 1547 gerietb, und die bis zum J. 1552 dauekfe, hat 
er das folgende gefühlvolle Lied verfertigt, das ſchon in einer zu 
Nuͤrnb. 1551 gedruckten Sammlung von Bergreyen ſteht. (Schoͤ⸗ 
bers zweyter Beytrag zur L. H. S. 142.) — (Ein new Chriſtlich 
Pfalmbuch ꝛc. Gryphißwalt 1597. 8. Bl. 412. ER Lieder ꝛc. 
Nürnb. 1601. 8. S. 563.) 


Ergebung in ge Wii bin 


Wie's Gott gefaͤllt, fo g'faͤllt's mir auch, 
Und laß' mich gar nicht irren, 

Ob mich zu Zeiten beißt der Rauch; 

Und wenn ſich ſchon verwirren 2 
All' Sachen gar, weiß ich fuͤrwahr, 

Gott wird's zuletzt wohl richten. 
Wie er's will han, ſo muß beſtahn aa. Nh, 
Soll's ſeyn, fo ſey's ohn; Dichten. 


Wie's Gott gefallt, zufried ich 15 
Das übrig laß' ich fahren. | 
Was nicht ſoll ſeyn, ſtell ich dahin (ak; Get beine Tr 
Gott cal. Der) will mich recht erfahren, 
Ob ich auch will ihm halten ſtill, | 
Wird auch wohl ca. doch Gott) Guad bescheren. 
Ich zweifel nicht; ſoll's ſeyn, man ſpricht, 
So ſey's, wer kann's Gott wehren? ei 
Wie s Gott gefaͤllt, ſo 9faͤllt mir's wohl 1 
In allen meinen Sachen; ö | 
Was Gott verſehen hat einmal, 
Wer kann es anders machen? | 
Drum ift umſunſt Welt ca. Geld, M Witz und su; 
Es hilft nicht Haarausraufe it. u oma 
©, 8 Man 


|: 


110 


Man murr' oder beiß': ſoll's ſeyn, ſo ſey's, 


Wird doch ſein'n Weg 'naus laufen. | 
Wie's Gott gefaͤllt, laß ' ichs ergahn, 

Will mich darein ergeben; 

Wollt' ich ſerm Willen widerſtahn, 

So muͤßt' ich bleiben kleben. 

Denn g'wiß fuͤrwahr all' Tag' und Jahr' 

Bey Gott ſind ausgezaͤhlet; 


Ich ſchick' mich drein, es g'ſcheh; ws ſeyn, 


So ſey's bey mir erwaͤhlet. 

Wie's Gott gefaͤllt, ſo ſoll's ergahn 
In Lieb' und auch in Leide. 

Dahin ich mein' Sach' geſtellet bar 8 
Daß ſie mir ſollen beyde 

Gefallen wohl; drum mich auch oll 

Ja oder Nein nicht ſchrecken. 

Schwarz oder Weiß; ſoll's ſeyn, ſo ſep⸗s, 
Gott wird wohl Gnad' erwecken. 

Wie's Gott gefaͤllt, ſo lauf's hinaus; 
Ich laß' die Voͤglein ſorgen. 

Kommt mir das Gluͤck heut' nicht zu Haus, 
So wird es doch ſeyn morgen. 

Was mir iſt b'ſchert, bleibt unversehrt, | 
Ob ſich's ſchon thut verziehen. 

Dank Gott mit Fleiß; ſoll's ſeyn, ſo ſey s, 
Er wird mein Glück wohl fügen. 

Wie's Gott gefaͤllt, daſſelb' ich will 
Und weiter nichts begehren; 2 
Meiner Sach' hat Gott geſteckt ein 50 
Dabey wird's bleiben werden. 2 


Das Leben mein ſetz' ich auch drei, 4 5 


Auf guten Grund zu bauen, 
Und nicht auf Eis. Soll's ſeyn, fo we; 


Will Gott allein vertrauen. 


. 


EEE Ve 


jr air * 


1 — ' ee 


— 


111 


Wie's Gott gefaͤllt, ſo nehm' ichs an, 
Will um Geduld nur cu um G. will ich ihn) bitten. 
Er iſts allein, der helfen kann; I 
Und wenn ich fehon waͤr' mitten \ 
In Angſt und Noth, laͤg' gar im Tod, 
Kann er mich wohl erretten 
G'waltiger Weiſ'; ſoll's ſeyn, ſo ſey's! 
Ich Be wer nur will nen.! 1 


Albrecht der juͤngere, Worth zu dor 8 

a Kulmbach. f 
eb. 1522 zu Auſpach. Geſt. 1557 zu Pforzheim. Bekannt als 
einer der ſtreitluſtigſten Maͤnner ſeiner Zeit, der ſich nur zu oft 
urch ſeine Hitze zu unuͤberlegten und ſelbſt grauſamen Handlungen 
hinreißen ließ, aber auch als Geaͤchteter und Vertriebeuer dafür 
büßen mußte. Das folgende Lied iſt von ihm in feinem Exil, 
lſo nach dem J. 1554, in Lothringen oder Frankreich verfertigt, 
und, wie es ſcheint, 1558 zuerſt in einem einzelnen Drucke be⸗ 
aut geworden. (Walthers muſtkal. Lerikon, Art. Fink.) — 
Geiſtliche Lieder ꝛc. Luͤbeck 1577. 12. No. 36, wo auch ſein 
ame dabey bemerkt iſt, die ate Strophe aber ganz anders, als 
woͤhnlich, lautet. Geyſtl. Lieder ze. Leipig A 8. Th. 2. 
. 143.3 


Ergebung in Gottes Willen. 

. Was mein Gott will, das geſcheh' allzeit; 
Sein Wilf der iſt der beſte. 

Z3u helfen denkn er iſt bereit, 

Die an ihn glaͤuben veſte. f 

Er hilft aus Noth, der fromme Gott, 

und troͤſtt die Welt mit Maaßen; 

Wer Gott vertraut, veſt auf ihn baut, 

Dien will er nicht verlaſſen. 

5 Gott iſt mein Troſt und Zuverſicht, 

Mein' Hoffnung und mein Leben. — 2 
3 | a 


1} 


— 
— 


112 \ 
Was mein Gott will, daß mir or, 
Will ich nicht widerſtreben. 1 
Sein Wort iſt wahr; denn all mein ah 
Er ſelber hat gezaͤhlet. 
Er huͤt't und wacht, ſtets fuͤr ien 


* 
— i h 


Auf daß uns ja nichts fehlet. 2 
Drum muß ich hie von 5 Wil n 
Abſcheiden in Gottes Wille! 
Zu meinem Gott: wenn's ihm eus, 
„Will ich ihm halten ſtille. Tor! * 


Mein’ arme Seel ich Gott befehl 
In meinen letzten Stunden; ae 
O frommer Gott! Sid’, Hoͤll und Tod 
* Haſt du mir überwunden. n un „e c din 
Pioch eins, Herr, will ich bitten an ar 
Du wirſt mir's nicht verſagenn: Mun, uu 
Wenn nich der boͤſe Geiſt anficht, | N 
So laß mich nicht verzagen * 
Hilf, ſteur' und wehr', ach Gott und ber, 
Zu Ehren deinem Namen! a 4 
Wer das begehrt, der wird's gewährt; Auen 
Drauf ſprech ich frölich Amen! RB 


NN 


ee 


Das folgende Lied, groͤßtentheils Ueberſetzung des Dies ie (Au⸗ 


thol. B. I. S. 323), war laͤugſt vor B. Ringwaldt bekannt, der 
es nur ſtellenweiſe veraͤnderte. In einer 1355 gedruckten Schrift 
werden ſchon Worte daraus angeführt (Schamelii Liederkomm. 
S. 688 der ten A.); und in einem von Joach. Lieſten 1388 iu 
Berlin unter dem Titel: Nim mich mit, komm, höre, fü e ꝛc. 
herausgegebenen Buche ſteht es als ein altes Lied. Ich gebe es, 
mit Auslaſſung der 4ten Strophe, fd wie es in dieſem Buche 
lautet, nur mit einigen, aus einem andern merklich abweichenden 
Abdrucke von 15902 (Dlegrii Liebe era Th. W. E. Se ent⸗ 

hen Varianten. zun eee 8 N 


Wenn alles wird vergehn durchs Fair, 


113 


— — — 3 


Das Welt ⸗ Gericht. | 


Es it gewißlich an der Zeit, 


Daß Chriſt, der Herr, wird kommen 


In ſeiner großen Herrlichkeit, 


Zu richten Boͤſ' und Frommen. 


Da wird das Lachen werden theu'r, 


Wie Petrus davon zeuget. 


uns; Poſaunen wird man hoͤren gahn 
„An aller Werlet Ende; 


— 


Klaas ſie doch nicht verzagen. 
** 


Denn Gott wird fordern für ſein'n dhe x 


All Menſchen gar behende. 

Da wird der Tod erſchrecken fehr, 

Wenn er wird hoͤren neue Mahr, 

N 4 alles leich ſoll leben. 2 
Ein Buch wird da geleſen bald, 

Darin jo ſteht geſchrieben, 


7 


Wie Gott will richten Jung und Alt; 5 


Nichts wird verborgen bleiben. 


Was er hie hat gerichtet aus 
In ſeinem ganzen Leben. 0 

Was werd' ich armer Suͤnder dann 
Fuͤr deinem Richtſtuhl ſagen? 


— 7 * 


Was werd' ich fuͤr ein'n Fuͤrſprech han, * 


Der meine Sach' austrage? 
Das wirſt du thun, Herr Jeſu Chriſt, 
Dieweil daß du gekommen bift, 
All' Suͤnder zu erloͤſen. 

Herr Jeſu Chriſt, du machſt es lang 
In dieſen boͤſen Tagen. 
Auf Erden iſt den Leuten bang; 


N 


© 


Da wird ein'm jeden komm'n zu Haus, 


Schick 


114 


Schick ihn 'n den Troͤſter, den heilig n Geiſt, 
Der fie in alle Wahrheit leit, dg Ni 12 
Daß Jeſum Chriſtum, Amen)! 
. aden 12. m 
N Sale Pe 
Sebald Zeyden, Rector zu Nürnberg, m 
beate aber 


Lebensbeſchreibung S. 66. als Verfa 
Name ſteht in den älteren Nürubergiſchen Gefangbil 
bey dem Liede. Ich nidgte es faſt für ein Niederſuͤch g 
ginal halten, auch deshalb, weil es in 9 —— 
fer Gegenden, ſo viel ich weiß, bedeutend fruͤher als in den mei 
niſchen und oberdeutſchen zum Vorſchein kommt. Ich ſinde 
ſchon in einem Hamburgiſchen von 1858. (Geyſtl. Liedern Lei 
1586. Th. 2, No. 48. P/ahmbuch ,. Gryrhisw. 1397. Bl. 50 
mit Wegl. der letzten Strophe.) 9 an an 


Chriſtus, Lehrer und Vorbild du Sanden, 
% O Menſche, wollſt bedenken 
Mein bitter Leiden groß Pr 
Ich will dir wieder ebene = er 1 Cie BR, 
Das Leben für den Tod. non u 
Bey mir fo ſollt du bleiben * 


— 
— 


Ich hab' dir durch mein Lei dein 
Den Himmel aufgethae n. 
Ich hab' dich nicht erlöͤſe te 
Durch Suber noch durch Golz 
Hat mich mein Blut gekoſtet? un 2 
Wie biſt du denn ſo ſtolz!? * Such 
Auf Erden Schaͤtz' zu rwerben 06, HN 
In deiner Seel' Verderben. 
Gab ich dir auch die Lehr'? Pe 
Wer zeitlich Gut begehret ii 
Für meine Guͤtig kei, * * 


Das daun der Roſt verzehret, 4 93 I 


115 
Dem wird es ewig leid. Po) r 
Wohl in des Himmels Throne J ile 


Da find'ſt du alſo ſchone n D E BP 
Den Schatz der Seligkeit. f ) 


Die Lilien auf dem Felde, 
Wie zierlich fie da ftayut 
Bezahlen nicht mit Gelde 
Die Schoͤnheit, die ſie han. 
Salomon in ſeinem Gewade f 
War nicht gleich einem Blade 
Dierſelben Lilien eins. ee ni 3 dc 


ace Voͤglein in den Luͤſten 
Le freuen ihrer Neſt'; * 
Die ihr. in ihren Kluͤften 
Haben von mir die Veſt'. * 
Ich hab' gar, nichtes eigen, VER 
Drauf ich mein Haupt moͤgt' ! neigen; N 
Was Gebrechen habt ihr denn? 


Iſt mein doch Himmel und Erde, 
Und alls was drinnen iſt. 
Mein Volk zu Fuß und Pferde . 
Hab' ich geführt ohn' Liſt a 
Wohl aus Aegypten Lane 
In Starkheit meiner Hande 3 0 
In das gelobte Land. 8 
Es sollen nicht auf morgen 
Die treuen Diener mein 700 
Fuͤr Speiſ' und Kleider ſorgen; 
Die Sorg' iſt mein allein. 
Ich will euch all' ernaͤhren, 
Vor'm Hunger euch erwehren; 
Fuͤrwahr, ihr's glauben ſollt. 


Nn 


H 2 h Dat; 


116 


Darum laßt euch begnuͤgen 
Am ſelben, was ihr hann * 
Ich will euch wohl zufuͤgen m 


Eur’ Nothdurft ſonder Wahn. 0 u 72 A 
Ihr ſollt gar nicht verzagen,, 
Wenn ihr am juͤngſten Tage he 1 5 We 
Vor'm Sohn des Waker Man. Se N 


| Mun mn 

2 N. N. At 5 1 „ ’ 
Ohne Zweifel ein niederſaͤchſiſches Originalz überſetzt im Brei 
walder GB. von 1597 u. a. Der ste Verd. pflegte noch 
neueren Zeiten bey Hinrichtungen auf der 1 
zu werden. Ein andres von gleichem Anfange geht in der ji te 
Zeile fo fort: Seyd nüchtern eg x  LEnebiridion 
Hamb. 1558. Bl. 74. b.) 

Ermunterung zur Bie 
Waket up, 0 0. i. ir) Hg a * REP 
Waket up mit ganzem Flyth 92 
In deſſem Jammerdale! 2 N 
Waket up! Ydt ys mehr denn doe de, 
De Here werd bald kamen, 

De Dach will einn Adendt han. 05 
De Suͤnder werd he vordoͤmen; * 
Wol c. l. Wer) mach vor em beſtan? 


Geld, Gudt kann uns nicht baten a anz 
Uns helpt noch hoge Modt. 2 
Du moßt ydt korts vorlaten, 2 wan. N 
Wente dar kummt de bitter' Dodt. 7 Bi 
All biſt du ſchon van Farwen, d n Ae een 
All biſt du junck und ey 
Godt kann dy bald vorderben 
In einem Ogenblick (Tydt ) 


117 
Darum gy Chriſten alle, 
De hyr thoſamen ſyth, 
Liatet juwen Homodt fallen, 
Uud wachtet (d.. wartet) up de Se. 
Will gy by Gade leven, 
So ſoͤket dat ewige Gut; 
He werd jun (d. i. euch rycklick geben, 
Uud helpen uth aller Nodt. 


Gades Wort ys uns gegeven 
Uth groter Barmherticheit, 
Dat wy darna ſchoͤln leven 
Und maken nus bereit. 
So lat uns dat nu faten 
Und kleven vaſt daran; 
Will wy dat nu vorlaten, 
So ys et mit uns gedan. 
Och! weer he nicht gebaren, 
De Gades Wort voracht't! 
Yor hs mit em vorlaren, 
He wandert all in der Nacht 
Vull Laſter und vull Schande, 
Und ſpottet mit Gades Wort. 1 
O weh dem groten Elendte 
Syn' Seel' werd ewig vormordet 
De Armen, by juw wahnen, 
Will dar juw Ogen up ſlan; 
Se werden juw vorklagen, 
Wenn gy vor dem ſtrengen Ordel ſtan. 
Dat werde gy wol wethen, | 
Dat Gott nicht tho vorgelden ſteit; 
Und de den Armen heft Gudt gedan, 
De rd LIU Lohn entfahn. r U 


118 
M. Johann Freder. 
Geb. 1310 zu Edslin in Pommern. Geſt 1362 als Superinten-⸗ 
deut zu Wismar. Unter den niederſaͤchſiſchen Liederdichtern der 
fruchtbarſte und gluͤcklichſte; auch ein guter lateiniſcher Poet, wi 
fein Lobgedicht auf die Stadt Hamburg, in der er anfangs 
Conrector und darauf als Paſtſor am Dom mehrere Jahre 
brachte, zu erkennen giebt. (Fabricii Memor, Hamburg. T. I. 
unter ſeinen Kirchenliedern, wovon eins ſchon im Magdeburge 
Geſangb. v. 1546 ſteht, ſcheint mir folgendes, im Leipziger G 
von 1586 unter feinem Namen befindliche, das beſte zu fen 
[Schöne Geiſtlike Lede ꝛc. Stettin 1611. % * 113. mit We 
laſſung dreyer Str.] 
Preis der Hülfe — N 
(Der 135fte Palm.) 
Mon Seele ſchall d. i. om uth n 
Dy laven, Godt myn Here! 10 
Dyn Loff ſchall ſingen ſtets myn Mund 
Und pryſen hoch dyn Ehre. 
Ick will myn ganze Levenlaug 
Dy, Godt myn Here, ſeggen Dank, 
Dewyle ick bin up Erden. | | 
Dy gehört, Godt Here, (Prys) ehr und Loft | 
Du helpen kannſt alleine. 
Alle Foͤrſten ſint ock Erd' und Stoff. (d. i. — u 
Wo ander’ Minſchen gemeine, | 
Darup fit Nemandt lathen .. verlaffen) ſchall; 
Er Huͤlp' döcht doch nicht averall, 
Wenn rechte Nodt uns druͤcket. 14? 
or ip en Much wo groch he Fan, 1 
Den Geiſt moth he upgeven; | 
Tho ſyner Tydt moth he darvan, _ ef 
He kann nicht ewich leben. 2 
Tho Erd he wedder werden mot; 
So ys denn alle Höpening (d. . LE, u, 
All Anſchlaͤg' ſyut vorlaren. 


119 


Wol dem, de Godt den Heren De 
Und fick em ganz vortruwet Br 
In Node, Dodt, tho em allein loͤpt, 
Von Herten up en buwet! ir 
Wol em! He nicht vorderven kann, „ N 
Wyl Godt ſick ſyn nimmt ſuͤlveſt au; f 
De wert en wol bewaren. 
De Herr gewißlick helpen kann; * 
: Sr Macht de heft neen (d. 1. kein) Ende. 
Den Hemmel, Meer und Erdenplan 
Gemaket hebben ſyn' Haͤnde 
und allent wat darinne is; 
Ock is ſyn' Thoſage vaſt und gewiß, 
Denn de holt ewich Loven. d. i. Glauben) 
Vortruw du Godt und roep en an, 
So du Gewalt moſt lyden. 
He helpen will, dartho ock kann; 
He is up diner Syden. 
He ſchaffet Recht in ſolcker Nodt, 
Und kann der Boͤſen Avermodt 
Gar balde mit Schrecken ſtillen. 


Godt kann thoſtoͤren mit Gewalt 
Godtloſer Luͤde Anſchlaͤge, 
Dat er Vornemen uphoͤre bald; 
Thoruͤgge drift he er Wege. 
Dat all er Doen den Krevetgang ah, | 
Und ere Freud’ nicht lang beſtah, 
Mackt ſchnell mit en ein Ende. 
De Here ys Koͤninck ewichlick, 
Heft alles in ſinen Haͤnden; 
De Herr regert geweldichlick 
Von Anfang beth thom Ende. 
Von nu an beth in N 
Zion 


120 n 


Zion, du rechte Chriſten heit, 
Schallt —. fingen. ura zun Id. Au 


Albert Salzburg 
Der in den Anfangs: Buchitaben der einzelnen Strophen enit 
tene Name läßt ſich wenigſtens ſehr wahrſcheinlich auf bes erf 
deuten. Nach Ankelmanni Infeription, Hamb. No. 22 iſt der le 
von dem einſt in Hamburg ſehr augeſehenen EINER 
\ Schlechte 1552 geſtorben; fein Vorname iſt aber ein audrer. 3 
Lied, das ins Hochdeutſche uͤberſetzt im Coburger B. v. 1% 
u. a. ſteht, war im J. 1558, wie die ucherſchrit 5 
[Eschiridion ꝛc. Hamb. 1558. Bl. 57. b.) 
Vertrauen auf Gott. 9 
Artein in Godt vortruben e 
Will ick in myner Angſt und Nodt. * 
Wol vaſt up en deit (d. k. thut) buwen, 
Wert nuͤmmer ſeen den ewigen Dodt. 
Wowol myn' Seel’ im Stave 05 i Site 
Gelick der Erden ys, * a 
Licht o. u eres ock im Doden⸗ Grabe; | 100 rw 
Noch weeth (d. i. weiß ick dath gewiß, 1 
Godt wert myn' Seel erquicken * 
Wol na dem Worde ſyn; Wr e 
De Dodt mach nicht vorruͤ cken 
Myn' Seel thor ewigen Pan. 
BeEgReide, Herr Godt, myn' Straten, 
Woß my den Wech thor Salicheit! 
Dar will ick my up Herlaten, 4 
Dat de Suͤnder vor dy in Gnaden ſteit. | 
Du biſt von groter Güde, 302 . 
Wilt nicht des Suͤnders Dodt; a 
Vor dem my gnaͤdich behoͤde, I 
So heft ydt alles neen Nodt. N} 
Dyn Soͤn heft my erworben 16 


8s 


121 


Dat Levendt und Hemmelryck; | 
Vor my ys he geſtorven } 
Und alle Minſchen gelyck. 
Tho dynem hilligen Worde 
Steit all myn Synn und Hertenbeger. a 
Idt ys an mennigem Orde, 
Froͤuw' ick my uthermaten (d. 1. aus der Maaßen) ſehr. 
Godt wert my armen Sünder 
Von Herten gnaͤdich ſyn; 
Syn' grothen Dath und Wunder 
Stan in dem Herten myn. 8 
He wert my nicht vorlaten, 3 
De hoge und truwe Godt; | 
Dar will ick my up ſaten ©. tüten ? 4 
In myner Angſt und Node | 
SAH will ick my holden F e 
Up Erden hyr in dyner Frucht (d. i. Surah. 
De Leve lath nicht erkolden 1 
In my, mit aller Scham und Zucht, 
Segen dy und mynem Negſten, 
Dat ick mach recht beſtan. 
Dy hoͤrt . i. gebührt) mehr Ehr' am hoͤgeſten; 
Mit my wil't ho nicht gahn. | 
In dyn firenge Gerichte 
Na dyner Barmherticheit A f ar 
Veorſchon! Ick bin van nichte; wur 
Wol ys, de vor dy beſteit? Noni 
Suͤ ed. i. Sieb) an, wo ganz elende 
De Minſch in Far und Noͤden ſteit! 
Des Jamers ys neen Ende, ö u 
So juͤmmer dorch ſyn Leven geit. — 
He ys men (d. . nun Stoff und Erden; 
Mit ys ein kleine Tyd t. 
K Dat 


* 


122 


Dat he tho nichte moth werden 
Syus Levendes balde wert e % E c 1 
Jun einer korten Stunde, re e dn 4 
Wenn he des nicht vormodt eee, 
So geit he balde tho Grunde.. 4 
Und ſtervet den bittern ode. 
BOREHfred’ in donem Ryke 
Vorleen uns, Herr, beide hyr und dar? 
Wyff und Hußgeſindt thoglicke ruck A 
Behoͤdt vor ewiges Dodes Far! ale 1 
In unſem leſten Ende, or 
Wenn's moth ein Scheident ſyn, 


Den hilligen Geiſt uns fende, 3 0 sy 5 ö 
De uns troͤſt' in ſuͤlker Pont 1 Miet 
Godt Vader aller Gnaden, N u? end 


O Soͤn und hillige Geiſt, e 
Du ewige Godt kannſt raden, a Pr 
Dar ydt nodt ys allermeiſt. 


D. Paul Eber. 

Geb. 1511 zu Kitzingen in Franken. Geſt. 1569 als Prof. t 
Theol. und Generalſuperintendent zu Wittenberg. Unter mehrer 
von ihm verfertigten Liedern zeichnet ſich das zunaͤchſt folgen 
aus, deſſen Alter aus der im Hamburger GB. von 1565 da 
befindlichen Unterſchrift deutlich erhellet: D. P. Eberus filiolis f 
faciebat, 1557. Das zweyte, dae auch ſchon 2 Be 
buͤchern, z. B. in Lauterbachs Cithara Cheiſtiana, ihm be 

wird, ſoll er auf den Namen feiner Tochter Selena ve ei 
haben. [Rirchengefang der Boͤhm. Bruder 1566. Abthei 
Bl. 70. Geiſtliche Lieder: x, Lubeck 1577. No. * va 

Job. Lauterbach Cith. Lipf, 1585. 8. p. 519. | 


Gebet um ein feliges Ende. 2 


Herr Jeſu Ehriſt, wahrr Menſch und Gott, 
Der du litt'ſt Marter * und 9 


123 


Für mich am Kreuz auch endlich ſtarbn, 
Und mir dein's Vaters Huld erwarbſt! 


Ich bitt' durchs bitter' Leiden dein, 


Du wollſt mir Suͤnder gnaͤdig ſeyn⸗ 
Wenn ich nun komm' in Sterbenstolh 
Und ringen werde mit dem Tod; 
Wenn mir vergeht all mein Geſicht, 
Und meine Ohren hoͤren nicht 
Und meine Zunge nicht mehr ſpricht 
Und mir für Augſt mein Herz zerbricht; 
Wenn mein Verſtand ſich nicht verſtnut, 
Und mir all' menſchlich' Half“ zerrinnt: 
So komm, o Herr Chriſt, mir behend 
Zu Huͤlf an meinem letzten End, 
Und fuͤhr' mich aus dem Jammerthal, 
Verkuͤrz mir auch des Todes Quaalt 
Die boͤſen Geiſter von mir treib, 
Mit deinem Geiſt ſtets bey mir bleib, 


Bis ſich die Seel vom Leib abwend't; 


So nim fie, Herr, in deine Hand’! 
Der Leib hab' in der Erd’ fein Ruh, 
Bis ſich der juͤngſt' Tag naht herzu. 

Ein froͤlich Urſtaͤnd mir verleih „ 
Am juͤngſten G'richt mein Fuͤrſprech' m | 
Und meiner Sind nicht mehr gedenk, 
Aus Gnaden mir das Leben 2 
Wie du haft zugeſaget mir 
In deinem Wort, das trau' ich bur 

„Fuͤrwahr, fuͤrwahr, euch ſage ich, 


Wer mein Wort haͤlt und glaubt an nn 


Der wird nicht kommen in's Gericht 
Und den Tod ewig ſchmecken * 
Und ob er gleich hie zeitlich ſtirbt, 


Lo Mit nichten er drum der betten j 
C . 


17 18 
nd * 


. 


Sondern ich will mit ſtarker Hand 
Ihn reißen aus des Todes Band? 
Und zu mir nehmen in mein . 110 a b 
Da ſoll er denn mit mir zugleich 
In Freuden leben ewiglich.“ 1 wu nen 5 
Dazu hilf uns ja gnaͤdiglich! ‚aa yıl 
Ach Herr, vergieb all' unſer⸗ eb: 
Hilf, daß wir warten mit 19 — b 
Bis unſer Stuͤndlein kommt 

Auch unser Glaub ſtets wacker fen, 
Der m Wort zu trauen veſtigich, 1 
Bis wir entſchlafen ſeliglich! 1 4 8 


* 18 


1 


am N 1 
Dank beym Jabreswechſel. en 
Heft wur Gott s Güte preiſenʒ,, 
Ihr lieben Kinderlein, un bir Al Ar 
Mit Geſaug und andern Weiſen un Min 
Ihm allzeit dankbar fun; ı 0) m.0 u 
Fuͤrnehmlich zu der Zeit. 
Da ſich das Jahr thut enden, ar 
Die Sonn ſich zu uns wenden, & yo * 1 
Das nen Jahr iſt nicht weit. a ne 
Erſtlich (al. Ernſlich) laßt ung Fun HR 


Des Herren reiche Guad s,, | 
Und fo gering nicht achten N 
Seir uählig”. Wohuhat t. 
Stets führen zu Gemuͤt hh 


Wie er dieß Jahr hat geben 
All' Nothdurft dieſem Leben. 1 
Und uns für, Leid behuͤ tt 


Lehramt, Schul', Kirch’ erhalten wi 
In gutem Fried und Ruh ,. joe 1 
Nahrung für Jung ee ‚co? h au 
Beſcheret auch dau ß. 


Und gar mit milder Hand 2 nein ug 
9. 2 


125 
Sein' Güter ausgeſpende r.. 
0 e Berwüfung abgewendet e e n n n, 
Veon dieſer Senn en e 
eL hat unſer berſchonet 3 E R 
As vöterlchet Glatt. 
Wenn er ſonſt hätt’ belohuet ee 
All unſer' het das e > im, 
Mit gleicher Straf und Pein: 1A 5189 
Wir waͤren lang' geſtorben, 3 TER 
In mancher Noth verdorben, EUER 
Die wir voll Sünden ſehn. * 
Tach Vaters Art und Treuen Al 
Er uns aid ik. % ne 15 1 
Wenn wir die Suͤnd“ bereuen, 3. een maden gl 
Glauben aft Feſum Ehriſt b den deen e 
Herzlich ohn Heucheley: ann Un on Pay 
Thut er all' a ind“ vergeben, n . . 
Lindert die Sl darneben, n 16 — 
Steht uns in Noethen bey. * A 
All ſolch dein Gr wir ele 
Vater im Himmelsthron , 
Die du uns thut beweifen mas 8 
Durch Chriſtum, deinen Sohn, 
Und bitten ferner dich: 
Gieb uns ein friedlich Jahre, 
Fuͤr allem Leid bewahre, 
und nähe uns müdiglich! 


Te 


Nikolaus Ferran. 
1561 in hohem Alter als Cantor in der Bergſtadt Joachims 
Ein eifriger Beförderer des deutſchen Kirchengeſanges, zu 
eſſen Aufnahme er durch feine zahlreichen, zwar hoͤchſt einfach 
d kunſtlos, aber zum Theil doch herzlich geſchriebenen und fuͤr 
ine Zeit erträglich verſifieirten Lieder nicht wenig beytrug. Die 
| re 


126 

— — f 

erſte Aus gabe feiner Ssammellen, Oeſtnge, bie, ſo viel ich weiß 
der erſte Verſuch in dieſer Art waren, erſchien zu Leipzig 1560, 
Das zweyte von den ſolgenden Liedern kommt in manchen olte 
Geſangbuͤchern mit einem Zuſatz von 3 Strophen vor, die a 
in den Hermanniſchen Hiſtorien, aber als ein eigenes Lied, ſtehe 
(Geyſtliche Lieder. Leip. 1586. Th. 2. No. Il. vergl. mit d 
Sonntags⸗Evangeltis ꝛc. durch Er. 3. Leipt. 1588. 8. Bog. 
am Ende. Die Siſtorien von der Suͤndfluth ic. vu N. 
Wittenb. 1562. 8. Bog. M. 4. und P. 3.) 


Weihnachtsfreude der ere | 
Lobt Gott, ihr Ehriſten, alle gleich * 
In ſeinem hoͤchſten Thron, 131 ji EA 
Der heut fehleußt auf fein Himmelreich 
Und ſchenkt uns ſeinen Sohn!“ 8 

Er komiat aus ſeines Vaters St ha 
Und wird ein Kindlein klem; aaa - | 
Er leit dort elend, nackt und bloß 

In einem Krippelei. e 
Er aͤußert ſich all fer Gewalt, ge 
Wird niedrig und gering, 


Und nimt an ſi ch ein's Kuechts ah, 21 


Der Schöpfer aller Ding. 

Er leit an ſeiner Mutter Brust, re 
Ihr' Milch die iſt ſein Speis 
An dem die Engel ſehn ihr Luſt; 05 


Denn er iſt Davids Reis, 
Das aus ſeim Stamm entſprießen für 
In dieſer letzten Zeit, 
Durch welchen Gott aufrichten wollt! 
Sein Reich, die Ehrhten det. „ 3 Su 
Er wechſelt mit uns wunderlich; 
Fleiſch und Blut mimt er an, | 
Und giebt uns in ſein's Barg dach 
Die klare Gottheit dran. 


127 


L 


Er wird ein Knecht, und ich ein Herr; 
Das mag ein Wechſel ſeyn! 6 0 
Wie koͤnnt' er doch ſeyn freundlicher, e 
Das Herze⸗-Jeſulein? 
Heut' ſchleußt er wieder auf die Ther 
Zum ſchoͤnen Paradeis; 8 
Der Cherub ſteht nicht mehr dafur. 
Gott ſey Lob Ehr' und Preis 15 


Flehen um ein rer Ende. or 
Wenn mein Ständlein fuͤrhanden iſt, 
Und ſoll hinfahr'n mein' Straße, 
So g'leit du mich, Herr Jeſu Chriſ, . 
Mit Huͤlf' mich nicht verlaſſe! 1 7 
Mein' Seel' an meinem letzten End 5¹² 
Befehl ich dir in deine Haͤnd' ; 108 
Du wollſt ſie mir bewahren: „ , 

Mein Suͤnd' mich werden kraͤnken für. ae 
Mein G'wiſſen wird mich nagen . 
Denn ihr'r ſind viel wie Sand am Mer. 1 
Doch will ich nicht verzagen. 99 22 
Gedenken will ich an dein'n Tod, 
Herr Jeſu, und dein' Wunden roͤth; 
Die werden mich erhalten. 

Ich bin ein Glied an deinem leib; 
Des troͤſt' ich mich von Herzen. 5 
Von dir ich ungeſcheiden bleib’ 
In Todesnöthen und Schmerzen. N: 
Wenn ich gleich ſterb', fo ſterb ich dir; 
Ein ewigs Leben haſt du mir ˖ 
Mit deinem Tod erworben. 190 2 
Weil du vom Tod erſtanden biſt, 
Werd’ ich im Grab’ nicht bleibe: n 
Mein hoͤchſter Troſt dein' Auffahrt iſt, 


128 1 - 1 a 


Todsfurcht kann fie vertreibeeeeeen. 
Denn wo du biſt, da komm' ich hn. 
Daß ich ſtets bey dir leb und bz: e: 
Drum fahr ich hin mit Freuden. Bu 90 


Flehen in Anfechtung. 910 


* 


Mei'm lieben Gott ergeb' ich u; 1 r p 5 
Gaͤnzlich, weil er fo väterlih 0 u... 
Allzeit gegen mir ſich erzeigt * 
Und zu helfen iſt fo geneigt. 


Sein’ Hilf” beut er mir ſelber ann, 
Und ſpricht: Ich will dich nicht verlan z 
Ruf in der Noth getroſt zu mir. 
Mein Sohn Chriſtus ſoll helfen dir. 

Ach Gott, wie iſt mein Glaub' ſo Ar 4 
So will das Fleiſch auch nicht hernach) 
Dem Geiſt wills nicht ſeyn untertha n, 
Es will nur ſchlechts den Holzweg gahn. N 

Zweifeln betruͤbt mir oft mein Herz 
Das G'ſetz erregt in mir viel Schmerz, 

Es treibt und mahnt ohn' Unterlaß. 
Jetzt foderts dieß, bald foderts das. 

Nu ſind mein' Kraft gar viel zu he 
Dem guten Will'n zu fesen nach; 92 
Ich bin leider zu ſehr verderbt, Dr, 
Die boͤſen Luͤſt' hab' ich ererbt. fin En 

Ach wie iſts doch ſo ſchwere Pein, 
Nichts haben und viel ſchuldig ſeyn, 2 
Und da auch gar kein Hoffnung iſ f,, 
Daß man mög’ zahlen eine Friſt! N | 
Herr Gott, mein' Schuld bekenn' ich dir: 
Vater, ins G'richt geh nicht nit mir?! | 
Ich will dir ſetzen einen Vorſtand, ra 

Jeſum dein'n Sohn, meinen Heiland. 


© .3 

O Vater, uim den Bürgen e 
Denn er allein bezahlen kann 
Mit ſei'm G'horſam und großen Geduld, 
Was Adam und wir han verſchuldt. 

Uff ihn ſetz ich mein Heil und Troſt, 
Der mich mit ſei'm Blut hat erloſt; a 
Ich weiß Fein’ ander’ Gerechtigkeit, | 
Vater, denn dein’ Barmherzigkeit, 

Die mir dein Sohn Chriſt hat erworb'n, 
Da er fuͤr mich am Kreuz geſtorb'n. 
Sein Opfer woͤllſt du ſehen an, 

Und mich ſein's Tods genießen lan: 

Daß ich durch ihn der Sünden frey 
In deim Reich fein Miterbe ſey, 3 
Und dir mit dem himmlifchen Heer 
Allzeit ſinge Lob Preis ı und er \ 

ie in 


| M., Johann Nafigehnt 
Geb. 1504 iu Rochlik. Geſt. 1868 als Pfarrer im Joachimsthale. 
Es werden ihm mehrere wenig bedeutende Lieder zugeſchrieben, dis 
aber faſt alle unter des ebenangefuͤhrten Hermanns Geſaͤngen ſtehen. 
as folgende, fein gelungenſtes, kommt in einem Hamburg. GB. 
von 1607 unter dem Namen des Georg Nigidius, und unter us 
Namen, fo viel ich gefunden, erſt 1627 in Olunderi Pfalmodia P. 1. 
vor. (Geſangbuch ze. Dresden 1594. 4. Bl. 351. b. New Cas 
echismus Geſangbuch ꝛc. durch D. wolderum. Hanh. 1598. 7 
S. 387. Mit Wegl. der sten St.) 


Morgen an dacht. 
Aus cal. Von meines Herzen Grunde 
Sag' ich dir Lob und Dank 
In dieſer Morgenſtunde, 
Darzu mein Lebenlang, 
O Gott, in deinem Thron, 
| Dir zu Preis, Lob und Ehren, 


Durch 


1 


Durch Chriſuun unten Herreu, 
Dein'n eingeborne ohne: “= * nn 

(und) daß du mich aus Geuad e 2 
In dieſer vergangnen Nacht e Buß 
Fuͤr Gefahr und allem Schden An nat ll 
Behuͤtet und bewacht. . 1 un: A 1 17 
Ich bitt e 5 are it ee 2 
Wollſt mir mein Sind’ vergebeu, md 
Wormit in dieſem eben nde rd ze 1 3. 
Ich hab' erzuͤrnet dich. An au m m 

Du wollſt auch gi OR nn 1, mn 
Mich behuͤten 15 en Tag, daa Wer bit sul 

Fiuͤr's Teufels d iſt und Wüthen, q n % 

Für Sünden und für Sch chmach, * 
Für Feur⸗ und e td, 3 um, dg Alt 
Für Armuth und für Sch Schau vun 
Fuͤr Ketten und fuͤr Er 3 


Fuͤr ei böfen, fi nellen 8 

W Seel, 1555 en L = 
Mein Weib, Gut, Ehr und W. ** 1 5 ce 
m „ Ju delle Sünde thu. geben, is 00 tm A | 
Darzu mein Hausgeſind, et ee e e Auanlat 2 le 
+. (IR, dein Geſchenk und Gab h o A, 
Mein Aeltern und Verwandten, N Bi 1 o c h | 
2 Mein’ Brüder und Bekanntenn. 0 
Und alles was ich hab'. n 2 * 4 rah t Ma 


> 


Gott will ichs laſſen rachel, u 
Denn er all' Ding' vermag; N 
Er g’fegiie meinen Thaten, 40 su E 
Mein Fuͤrnehmen und mein oa 50 bi 9 
Denn ich ihm heimgeſtellt um Ina n“ 
Mein'n Leib, mein’ Seel', anem Leben 
Und was er mir ſonſt geben; Died W ‚NORD Gr 

Er mach's, wie's ihim gefällte. va a 


Min 


131 


Darauf ſo ſprech ich Yun, tum Div 0 
Und zweifel' nicht daran, zun Ionen 
Gott wird es, 8, all, zusenden 

Ihm wohlgefallen lan. en m d: 5 
Drauf Rue’ ich aus mein, Hand, 
Greif an das Werk mit Freuden, 
Dazu mich Gott befcheiden. 

In meinem EN und Stand. 


Ha a n 4 S a u 8. 

Seb. 1494 w! u Nüthberg n Geſt 1576 ebendaſelbſt. Sein Hand: 
erk war die Schuhmacher-Profeſſion, feine Lieblingsbeſchaͤftigung 
ie Dichtkunſt, die er theils im zunftmaͤßigen Meiſtergeſange, theils 
in freyen Ergießungen ſeines Gefühls und ſeiner Laune übte, 
eine geiſtlichen Lieder, die ſich aber nicht in der Sammlung 
ſeiner Gedichte finden, und die im Ganzen auch nicht unter ſeine 
elungeneren Arbeiten gehoren, ſchrieb er größtentheils ſchon in 
en erſten Jahren der Reformation, 1525 u f Das ter mit⸗ 
etheilte aber iſt weit ſpaͤter, wahrſcheinlich a J. 1552 oder 61, 
o in dem belagerten Nuͤrnberg die Theurung und der Mangel 
ehr hoch ae ſeyn mogte, verfertigt worden. (S. Raniſch 
ebensbeſchreibun 92 Sachſens. Altenb. 1765. 8. S. 190 — 250. 
as aͤlteſte Geſangbuch, in welchem ich es bis jetzt gefunden, iſt 
in in niederfächfif. Sprache 1565 zu Hamburg. gedrucktes unter 
's Namen erſcheint es ſchwerlich irgendwo vor der Mitte des 
aten Jahrh., was allerdings auffallend iſt. [Geistliche Lieder. 
beck 1577. No. 16. wo es eine Strophe e u Bonniſch 
eſangbuͤchlein 1582. 12. Th. 2. Bl. 137% 


Vertrauen auf Gott beym Mangel. 

Warum betrübſt du dich. mein Herz, 

Bekümmerſt dich und trögeſt Schmerz | 

Nur um das zeitlich” Gut? N 
Vertrau du deinem Herten Get u e 
* Der alle Ding’ erſchaffen hat. 


22 Er 


Ich aber will dir vertrann, mz Keck! a1 go Er. 
Ob ich gleich werd' verachtit,, sn = om 


132 
— mu 
Er kann und will dich laſſen e, 
Er weiß auch wohl, was dir gebt m 


Himmel und Erd iſt ſeiin. u 
Mein Vater und mein * 9 
Der mir beyſteht in aller Noth 5 


Weil du mein Gott und Valet bic, 
Dein Kind wirſt du verlaſſen ice e un 8 
Du vaͤterliches Herz! ie * 1 
Ich bin ein armer Erdenklos, bin sp 
Auf Erden weiß ich keinen ee | 


Der Reich’, verläßt ſich auf fein zeitlich Gut; 


So weiß ich und glaub veſlglich/ „ eu 
50 Wer dir vertraut, dem mangelt nuch. en 
Hella, wer ernaͤhret 8 1 
Da es ſo lange regnet e 1 
In ſo ſchwer theurer Zeit? 1051 Ye ein’ ers 
Ein Wittwe aus Sodomer da „ nie 
Zau der (al. welcher) du warſt von Gon fem 1 
Dia er lag unter dem Wacholder baum, 
Der Engel Gottes vom Himmel kam vw 2 
Und bracht ihm Speis und Nahen ae im Au 
Er gieng gar einen weiten Gang 0 * 0 
Bis zu dem Berg Horeb geuannt. Mr 5 
Des Daniels Gott — 


Da er unter den Löwen faß; - uchi Der 
Sein 'n Engel, ſandt er hnn .. 
Und ließ ihm Speiſe bringen gut or 


ene 


Durch feinen Diener Habacue. | 

Joſeph in Aegypten berkaufet ward, „ 
Vom König Pharao gefangen hart 0 | | 
um fein? Sottsfürchtigkeit cat. Ma . 


4,77 &. ö 


* 


Gott wacht ihn we einem großen I‘ | 
Daß er kunut' Vater und Brüder ernaͤhr u. 
Es verließ auch nicht der getreue Gott 
7 Die drey Maͤnner im Feurofen un 20 
Steinen Engel ſandt' er hin, | 
Bewahrt' fie fuͤr des Feners Gluth 
Und half ihn'n auch aus aller Noth. 

Ach Gott, du biſt noch heut ſo reich, 
Als' du biſt geweſen ewiglich; 2 
Mein Vertrauen ſteht ganz zu dir. 

Mach' mich an meiner Seele reich, 
So hab' ich gnug hie und ewiglich. 


* 


Der zeitlichen Ehr' will ich gern eutbehr⸗ n:. 


Du wolleſt mich nur des Ewigen gewaͤhr u, 

Das du erworben haſt b 
Durch deinen herben bittern Tod: 

Das bitt' ich dich, mein Herr und Gott. 

Alles, was iſt auf dieſer Welt, 

Es ſey Silber, Gold oder Geld, 
Reichthum und zeitlich Gut, 

Das waͤhret nur ein' kleine Zeit, 
Und hilft doch nicht zur Seligkeit. 

Ich dank' dir, Chriſt, o Gottes Sohn, 
Daß du mich ſolch's haſt erkennen lan 
Durch dein goͤttiches Wort; andre 
Verleih mir auch Beſtaͤndigkeit 
Zu meiner Seelen Seligkeit. 

Lob, Ehr' und Preis fen dir geſagt 
Fir all' dein’ erzeigte Wohlthat, 

Und bit’ (dich) demuͤthiglich, 
Laß mich nicht von deim Angeſicht 
Verſtoßen werden ewiglich. 


134 
— — 
M. Johann Walther. 1 
Kurfl. Saͤchſ. Capellmeiſter, bis 1547 zu Torgen Hi der 3 Bit, 
da Herz. Moriz die Kurwürde erhalten hatte, zu 
folge ſeinem Berſcht über die Einführung der deutſchen Wie in 
Wittenberg (Verſuch über Luthers Verd. um den KG. S zrı), 
den er 40 J. nachher ſchrieb, muß er noch im J. 1864 gelebt 
haben. Sein hier abgedrucktes Lied habe ich zuerſt im Leinz GB. 
von 1586 und zwar mit Angabe feines Namens gefunden. Es hat 
im Original 34 Str., und in dem Abdrucke in Clauders Plalmodia 
Th. 2. S. 65 ſogar noch 21 Str. mehr, in welchen das Bild 1 
von der Hochzeit ſehr ſinnlich ausgemahlt wird. Wahrſcheiulich 
iſt der Anfang von einem weltlichen Liede entlehnt, das noch im 
17. Jahrh. geſungen wurde. [Geyſtl. Lieder. Leipz. 1586. Th. 2. 
No. 132. Geſangbuch ꝛc. Dresden 1594. Bl. 284.) 9 2 


Vorgefühl der bimmlifchen Freude, Mi 
Herzlich thut mich erfreuen an e 2 
Die liebe Sommerzeit, a en 
Wenn Gott wird ſchoͤn verneen 
Alles zur Ewigkeit. | 

Den Himmel und die Erden 


— —— Mn ee Set Misch 


Wird Gott neu ſchaffen gar; N „ eee 
All' Creatur ſoll werden | 

Ganz herrlich, huͤbſch und klar. 
Kein' Zunge kann erreichen 12 3 
Die ewig' Zierheit groß; „ 0 Glen 2 e 
Man kann's mit nichts vergleichen, „ t ee 
Die Wort' ſind viel zu bloß. 40 Ait S 2 
Drum muͤſſen wir das ſparen 9 8 
Bis an den juͤngſten Tag; 1 1 
Dann werden wirs erfahren, 97 „ 
Was Gott iſt und vermag. er „ ie 

Da werden wir mit Freuden 

Den Heiland ſchauen an, „ eu ee 
Der durch ſein Blut und Leiden | 

De 


Die Engel werden fingen, 


135 
Den Himmel aufgethan, 
Die lieben Patriarchen, 
Propheten allzumal, 
Die Maͤrtrer und Apoſtel 


Bey ihm, ein' große Zahl. 


Die werden uns annehmen 
Als ihre Bruͤderlein, 
Sich al. und) unſer gar nicht kämen; 
Uns mengen mitten ein; 
Wir werden alle treten 
Zur Rechten Jeſu Chriſt, 
Als unſern Gott anbeten, 
Der unſers Fleiſches iſt. 
Er wird zur rechten Seiten 


Uns freundlich ſprechen zu: 
Kommt, ihr Gebenedeyten, 


Zu meiner Ehr' und Ruh! 

Nu ſollet ihr ererben 

Mein's lieben Vaters Reich, 

Welch's ich euch thaͤt erwerben; d 
Drum ſteht eu'r Erbe (al. ſeyd ihr Erben) da. 

Er wird uns froͤlich leiten 
Ins ewig' Paradeis, Aut Bi Bund Hu 
Die Hochzeit zubereiten und 8750 
Zu ſeinem Lob und Preis | 
Da wird ſeyn Freud’ und Wunne Wen on 
In rechter Lieb’ und Tren: g 
Aus Gottes Schatz und Brunne, 

Und taͤglich werden neu. Nen 

Da wird man hören Elingen — | 
Die rechten Saitenſpiel'; n 7 
Die Mufica wird bringen e 
In Gott der Freuden viel; 


F4 


136 


Au Heil'gen Gottes gleich, un de 
Mit himmeliſchen Zungen 
Ewig in Gottes Reich. ni 
Kein Ohr hat je gehoͤret, 
Kein menſchlich Aug’ geſen 
Die Freud', ſo den'n beſcheret, 
Die Gott ihm auserſehn;̃ 
Sie werden Gott anſchauen 
Von hellem Augeſicht, 
Leiblich mit ihren Augen 
Das ewig wahre Licht. WC 
Alſo wird Gott erfuͤllen 700 
Alles durch ſeine Kraft, 
Wird alles ſeyn in allen een ee 
Durch feinen Geiſt und Saft, 
Wird ſich ſelbs ganz zu „ * | 
Uus geben voͤlliglich, i eee Tu 
Und all ſein Gut uns . 
In Chriſto ſeliglich. 13 
Mit Gott wir werden halten 
Das ewig’ Abendmahl; 
Die Speis wird nicht veralten 5 
Auf Gottes Tiſch und Saal; 2 
Wir werden Früchte eſſen ur, | 
Vom Baum des Lebens gur, 
Vom Brunn des Lebens Flüffe el. Adken) 
Trinken zugleich mit Gott. * 
Wir werden ſtets mit Schalle 
Für Gottes Stuhl und Thron 
In (u. Mit) Freuden fingen alle 
Ein neues Lied gar fchon: 
Lob, Ehr', Preis, Kraft und e 
Gott Vater und dem Sohn!?!ß/— 


— 


—— | 


/ Des heilgen Geiſtes Werke 
Sey Lob und Dank gethon! 
Froͤlich ich pfleg' zu ſingen, 
Wenn ich ſolch Freud’ betracht), 
Und geh' in vollen Spruͤngen; 
Mein Herz fuͤr Freuden lacht. 
Mein G’müth thut ſich hoch ſchwingen 
Von die ſer Welt mit Macht, 
Sehn' mich zu ſolchen Dingen, 
Der Welt ich gar nicht acht'. 
Drum woͤllen nicht verzagen, 
Die jetzt in Truͤbſal ſeynd, 
Und die die Welt thut plagen 
Und iſt ihn'n ſpinnenfeind; 
Sie wollen ihr Kreuz tragen 
Mit Freuden in Geduld, 
Auf Gottes Wort ſich wagen, 
Troͤſten ſich ſeiner Huld. 
Wer Gottes Reich iR Gaben 
Mit Chriſto erben will, 
Der muß hie Truͤbſal haben, 
Verfolgung leiden viel. 
Das ſoll ihn aber laben, 
Es währt eim kleine Zeit; 
Der Held al, Herr) wird bald daher oben. 
Sein' Hilf iſt g'wiß nicht weit. 
Indeß die Welt mag heucheln, 
Gott ſpotten tunmerhin, 
2 Um Genießes willen ſchmeicheu n, 
„Klug ſeyn in ihrem Siun, 0 80 390 
“* Ihr' Sachen liſtig beugen 
Nach dem der Wind her wehtt. 
Aus Forcht der Wahrheit are, 1 9s 
Wie jetzt im Schwange geht. er 
13 Manu 


* 


4 
— 
* l 


138 N 
Man laß' die Welt nur toben 6 
Und redlich laufen aa:?:n;in;iu; ) 


Es ſitzt im Himmel droben mie i n 
Gottlob ein ſtarker Mnn n 
Er wird gar bald aufwachen, | 
Der ewig ſtrafen kann, a ud i ef 
. Richter aller Sachen,. 
Er iſt ſchon auf der Bahn. Winne nee 
Der Braͤut' gam wird bald uten Be 
Kommt, all ihr Hochzeitgaſ! f N 
Hilf, Gott, daß wir nicht ſchlaſen, 
In Sünden ſchlummern veſt, 1 N 
Bald han in unſern Haͤnden * a0 . A| 
Die Lampen, Oel und Licht, a „ 1 6 


— 


) 
* 
— 


3 
— A Mei we 


Und dürfen uns nicht wenden > 
Von feinem Angeficher 7 men 
Hiemit will ich beſchließen 
Das froͤlich' Sommerlied. 
Es wird gar bald aufſprießen Lara 
Die ewig’ Sommerbluͤth , 9 oe AR 


Das ewig” Jahr herfließeñ | 
Gott geb' in dieſem Jahrr,; 5 
Daß wir der Fruͤcht' genießenß; : 
Amen, das W „ ar ene eee 


1 — rer LrZ 24 ıls) E a 
„IM ma uns 


Aus der unter dem Titel: e 
artikel des Chriſtlichen Glaubens er 
des Orts in 4. erſchienenen, mit A 
ten, und von den Gemeinde- Aelteſten ich 
letzky und Petr. Herbert beforgten Ausgabe de buch 
Böhmiſchen Bruder. (Bl. 186.) Das Lied Tot unc n 
Ronr. Pfenningers Sammlungen zu eithem christlichen 9 
V. II. Heft 1. (Zurich 1781. 8.) Sa abgedruckt u 


un 


— a * u 
* u 43 fi * 


4 Fi die Seubt⸗ 0 

. e Auge 
1 0 8 0 1 mehr⸗ 
0 \ Ge: F ] 


139 


2 + 


verdiente es wegen feiner uͤhrenden Nat eim erneuerte 
Bekanntmachung. N 


Kreuz ber, Kirche 


Hort die Klag' der Chriſtenheit, 
Wie klaͤglich ſie itzt ſchreyt: 
Ach mein's Leids! mir iſt ſo ſchwer, 
Meine Feinde quaͤlen mich ſehr, 
Haben mich umgeben, 
Zutreten mein Leben, 
Wollen mich verheeren, 

Ganz und gar verzehren. 

Wo ſoll ich mich wenden hin? 
Betruͤbt iſt mir mein Sinn. 
Ach, wem ſoll ichs doch klagen? 
Mein Herr will mir kein Wort boa, 
Shut fi) von mir kehren, 5 
Als moͤgt' ers nicht hoͤren, | | 
Als wollt' er fich rächen; 

Das moͤgt' mein Herz brechen. 

Noch will ich mein Herz und Sim 
Allein wenden zu ihm. 
Ach, er wird mich nicht laſſen, 

Noch in mein 'm Elend e 

Er hat mich erkoren, 

Mir ein' n Eid geſchworen: 

Ich ſoll ihm ſo lieb ſeyn, 

Als der Mutt'r ihr Kindlein. 
ö Ey nu, o Herr, erſchein, 
Schau ſelbs gnaͤdig darein! 
Ach, daß fie müßten ſagen, 
Wie in jenen alten Tagen: 
Gott iſt zwar mit ihnen; 

Er iſt da erſchienen, 


9.2 


— 


Selbs 


140 
Selbs für fie zu ſtreiten, 
Sein'n Ruhm auszubreiten! 

Dein Volk zog zum rothen Wer, 
Nach ihm Pharao Heer. sr 
Ach, es ſieng an zu zagen, N übte: 
Da ihm der Feind thaͤt een 
Sieh! das Meer mußt' weichen 2 
Durch dein Wunderzeiche n at 
Dein Volk ward errettet, nen tnc 
Der Feind ſchnell geſtüͤrzet. uin n 

O mein allerliebſter Herr, 
Mir iſt uͤberaus ſchwue e. 
Ach, laß mich nicht verzagen, ı 

Erhoͤr' auch mein weinend Klagen 
Wollſt dich zu mir kehren 
Und dich laſſen hoͤren! 1 de mn ue 
Denn ohn' dich auf Erden um 8 Wit 0 
Kann mir kein Troſt werden. 

Indem als die Braut ſo klagt, 
Antwort't ihr Herr und ſag t 
Ey was furchtſt du dich fo ehr, 
Als ob ich dein Heiland nicht waͤ “!? 
Hab' ich doch verheißen, > MW 
Dir Huͤlf' zu geleiſten, a dh 


Und mich dir verſchworen, „ elle ar 
Ich woͤll' dich bewahren. 5 dt Ba 
Ich bin ja allein dein ca. un 1 al 
Der Herre Zebaoth! BEN 
Ich bin allein dein Troͤſter, ee, e 
Dein Erbarmer und Exloͤſe r 
Schöpfer und Heerfuͤhrer, W 
Aller Welt Regierernr 


Alles kann ich wenden, 
Mas ich will vollenden. 


141 


Meine Lieb’ waͤchſt gegen dir; — 
Nur wend' dich ſtracks zu mir, 
Und lag dir gar nichts grauen, * 
Sondern halt veſt am Vertrauen. f 
Wer ſoll dir was ſchaden, 

Odder dich beladen? 
Muͤſſen fie doch ſterben, 
Ju ei'm Huh verderben. 2 
Wo ich denn etwas zulaß, We 
Das thu ich doch mit Maaß, Gu 
Und ſchaff' ein ſolch Auskommen, 5 8 
Daß es dir gedey zu Frommen, 
Werdeſt drin geuͤbet, Nat. end | 
Wie das Gold geprüſet; * en „dunin CI 
Zuletzt ich dein Leiden nt net 300) mark 
Schnell verwendꝛ in Freuden. hh een ien 39 

O Herr Koͤnig Jeſu Chriſ tt. 

Der du mein Braͤutgam biſt, 
Und tröfteft mich durch dein Wort, 
Biſt auch mein Erloͤſer und Hort, 
Dir will ich Dank ſage nn, 
Nimmermehr verzagen. 
Behuͤt' durch dein n Ramen 
Fuͤr dem Uebel! Amen. ar uz 1 dt. 


* 


E. J. Rer a u. | 
iefer ſonſt unbekannte Name iſt bey dem folgenden eiede in 
inem Luͤbeckiſchen GB. von 1577, wo ich es zuerſt gefunden, an⸗ 
eben. Es iſt auf den Wahlſpruch des Königs Friederich 1. 
u Daͤnnemark gemacht, wahrſcheinlich auf Veranlaſſung ſeiner 
it 1533 verwittweten und 1568 geſtorbentn Gemahlin Sophia, 
er gebornen Herzogin von Pommern, deren Reim, d. b. Lieb, 
gs⸗Lied, (nicht gerade von ihr ſelbſt verfaßt) es in einem 
eifswalder GB. von 1597 e Wend (Geiſtliche Lieder, 


ck 1577. No. 415355 Ga sd or un 
Y A nn en AOL Ver⸗ 


a > 


Die Wer nes an wen dn 


- wu 


mis ma ehrlich Leben nach ſeim Gebot, 
Und darnach ſelig ſterbee ß, 
5 Daß ich hie leb' nach feinem 1 * pet * 


Denn Gott verlaͤßt die Seinen nicht. 0 50 


Vicht mehr, begehr ich hie von Gott „oo: aM 


3 — 
11850 570 0 
Berträuen. au! if Gole cap ie 


GOTT itt mein Heil, Glück, . ee 
Mein' Hoffnung und Vertra nen. 
Er hat mich durch ſein'n Sohn erlöst no) A 
Auf ihn will ich vet bauen. 3 
Er hilfet mir aus aller Noth. 1 N e 
Und ſteht mir bey im Leben und Tod: 5 
Drum hab' ich de ch, mus n I 
Und bins bericht't, „ Wos dn %% ar 
Daß Gott verläßt, die Seinen nicht. 
verlaͤßt mich Welt, Freund, Haab' und Gut 
Und was ſonſt iſt auf Erden: g und MIRUR| 
So glaͤub' ich doch mit freyem Muth 
Von Gott fol mir Hulf' werden. 
Er will uns weder hie noch dort 
Verlaſſen, wie er uns im Wort 
Durch feinen lieben Sohn zuſpricht. 
Es treugt uns nicht:: N 


Die Seinen hat der liebe Herr 
Allzeit aus Noth geriſſen n, mm 
Wie Daniel und ander er, end er 
Thun offenbar zu wilen..n doll ur 5-1 
Der fromme Joſeph war ir- Neth, 
Moſes desgleichs aber zu Gott - u. * 
Hatten ſie all' ihr! Zuberſicht. nz an 


Denn Gott verläßt die Seinen m . * 


» TE Yu sn ide 


Denn daß ich muͤg erwerben en e 


143 


Allo, daß ich auch lebe dort,. 119 50 
Wenn er wird Lana zum Gericht, | 
Damit man ſicht, nit 
Daß Gott en die Seinen ache 


N. N. 
Anonymiſch in dem 1369 zu Frankfurt an d. Oder bey Eichhorn 
yedruckten Geſangbuche. (wimmers Liedererkl. Th. III. S. 600.) 
Geiſtl. Lieder, Luͤb. 1577. No. 26. mit Wegl. der sten: Str. 


Dank fuͤr Speiſe und Trank. 17 


7 Singen wir aus Herzengrund !. 
Loben Gott mit unſerm Mund! 

Wie er ſein' Guͤt' an uns beweiſt, 

So hat er uns auch geſpeiſt; 
Wie er Thier' und Voͤgel Ee 1 
So hat er uns auch beſchert. 
Welches wir itzund haben wee * 
Loben wir ihn als ſeine Knecht'! 
Das ſind wir ihm ſchuldig von Recht; 
2 „ee wle er uns hat geliebt, eh 
Er m Menſchen aus Genaden giebt, a al 
1 ah er von Bein, Fleiſch und von Haut. 
Artlich iſt zusammen gebaut, ew] ] en 


Daß er des Tages Licht anſchaut. ! 100 
. Alsbald der Menſch ſein Leben ER Ju sa 
2 Geine-Küchen, für ihm ſtaht. 301010 
In dem Leib der Mutter fein 1 
St er zugerichtet fein ß A 
Ob er cat. es) iſt ein kleines Kind. 
Mangel doch an nirgends find', 


N Bis es an die Welte cu. Werten kommt. 
Gott hat die Erden zugericht' t, 100 
Laͤßt an Nahrung maugeln nicht geist K 


144 


Berg' und Thal' die macht er naß, 
Daß dem Vieh auch waͤchſt ſein Gras 
Aus der Erden Wein und Brodet 
Schaffet Gott und giebts ihm — bn, 
Daß der Menſch ſein Leben hat. 

Wir danken (ihm) ſehr und bitten ihn, | 
Daß er uns geb' des Geiſtes Sen f ni dun 


Daß wir ſolches recht verſtehn, 2 7 
Stets nach ſeinen Geboten gehn, A dc An! 

Seinen Namen machen groß N 

a Chriſto ohm Unterla ß 2 


So ſingen wir recht das Graus. * 
102871 neee 

N. N. 4 Sim 1 700 
Auonomiſch in einem Nürnberger G B. von 1369. (Serpiln 
terſuchung, wer des alten Sterbeliedes: O Welt c. eigentlic 
Auctor ſey. Regensb. 1716. 8) D. Joh. Seſſe, Prediger 
Breslau, konnte der Zeit nach wohl Verfaſſer ſeyn; nur if 
auffallend, daß das Lied erſt 22 J. nach Tode ach 
ſchein kommt, und daß fein Name ſich erſt 1622 jn einem Dr 
GB. dabıy angegeben findet. (wetzels 2. H. Th. I. E 
Einige Stellen laſſen vermuthen, daß ein zum Tode 
Miſſethaͤter oder daß Jemand für einen folchen es . 
Lieder dieſer Art kommen in den alten Geſaugbüchern 
vor. CGeyſtl. Lieder, Leipz. 1886. Th. wee een Wegl. 
sten Str. | 


Abſchied von der FU 


O Welt, ich muß dich laſſen! u P Ä 
Ich fahr' dahin mein’ Straßen on 
Ins ewig’ Vaterland; un um 1 1501. NN 
Mein'n Geiſt will ich auſ geben, 
Darzu mein'n Leib und Lebens 
Setzen in Gottes guaͤdig Hand. 


DE 


145 


Mein’ Zeit iſt nun vollendet; | 
Der Tod das Lebeu ſchaͤndet (al. enden, 
Sterben iſt mein Gewinn. | 
Kein Bleiben ift auf Erden; 

Das Ewig' muß mir werden, 
Mit Fried' und Frend' ich jahr? dahin. 

Ob mich gleich hat betrogen 
Die Welt, von Gott gezogen 
Durch Schand' und Buͤberey: 

Will ich doch nicht verzagen, 
Sondern mit Glauben ſagen, 
Daß mir mein' Suͤnd' vergeben ſey. 

Auf Gott ſteht mein Vertrauen; 


Sein Angeſicht will ich ſchauen 


Wahrlich durch Jeſum Chriſt, 
Der fuͤr mich iſt geſtorben, 

Des Vaters Huld erworben, 
Mein Mittler er auch worden iſt. 


Ich bin ein unnuͤz Knechte; 


Mein Thun iſt viel zu ſchlechte, 
Denn daß ich ihm bezahl 


Damit das ewig' Leben; 

Umſonſt will ers mir geben, 

Und nicht nach mei m Verdienſt und Wahl. 
Drauf will ich frölich ſterben, 

Das Himmelreich ererben, 

Wie er mirs hat bereit't; 

Hie mag (d. i. kaum ich nicht mehr bleiben, 

Der Tod thut mich vertreiben, 

Mein Seel’ ſich von meim Leibe ſcheid't. 
Damit fahr ich von hinnen; 

O Welt, thu dich beſinnen! 

Wann (. 1. denn du mußt auch hernach. 


K Thu 


148 


Thu dich zu Gott bekehren * 
Und von ihm Gnad' begehren. 
Im Glauben ſey du auch nicht 3 1 41 

Die Zeit iſt ſchon vorhanden; e 
Hör auf von Suͤnd' und Schnnen, * 


Und richt' dich auf die Bahn 7 ve 
Mit Beten und mit Wachen; 
Sonſt all' irdiſche Saches 
Sollt du guͤtiglich fahren lan. hun 
Das ſchenk' ich dir am Ende. 


Ade! zu Gott dich wendt ;; 
Zu ihm ſteht mein Beger. 
Huͤt' dich vor Pein und Schmerzen, ĩ 

Nim mein'n Abſchied zu Herze:n 
Mein's Bleibens iſt jetzt hie nicht mehrt. 


mn 


2 EEE. 777 * . 110 12 * 


M. Johann Henne (Gigas). , 

Geb. 1514 zu Nordhauſen. Geſt. 1581 als Prediger in & ec a 
(G. Kluges Gefangbuch von Begraͤbnißliedern. 47. 
in Additam. ad No. 89.) Schon im xeipziger GB. . ei 
er als Verfaſſer des folgenden Liedes genannt. [Geſangbuch 
Augsburg 1570. 8. Bl. 221.) „% e ang e 2 

Troſt in Sterbensgefabr. em 
Ach lieben Chriſten, ſeyd getroſt! 5 ers und 
Wie thut ihr fo verzagen, e ue le — 
Weil uns der Herr heimſuchen thut? Bas 
Laßt uns von Herzen ſagen: 5 W 
Die Straf' wir wohl verdienet han. nd. 
Solches bekenne Jedermann; 77 7 
Niemand darf ſich ausſchließenn. mas 

In deine Hand uns geben wir, 000 

O Gott, du lieber Vater! 7% „e * 
Denn unſer Wandel iſt bey de, 4. ur | 1 


. 


8 


7 


147 


Hie wird uns nicht gerathen. 
Weil wir in dieſer Huͤtten ſeyn, | 
Iſt nur Elend, Truͤbſal und Pein; 
e dir der Freuden (wir) warten. 
Kein' Frucht das Waizenkoͤrnlein bringt, 
Es fall denn in die Erden; 
So muß auch unſer irdiſch Leib 
ug Staub und Afchen werden, 
Eh' er kommt zu der Herrlichkeit, 
Die du, Herr Chriſt, uns haſt bereit't 
Durch deinen Gang zum Vater. 
Wags wollen wir denn fürchten ſehr 


Den Tod auf dieſer Erden? 


Es muß einmal geſtorben ſeyn. 
O wer (al. wohn iſt hie geweſen, 
Welcher wie Simeon entſchlaͤft, 


Sein Suͤnd' erkennt, Chriſtum ergreift! 


So muß man ſelig ſterben. 

Dein' Seel' bedenk, bewahr dein'n Leib, 
Laß Gott den Vater ſorgen! 
Sein Engel deine Wächter ſeyn, 
B' huͤt't dich vor allem Argen; 
Ja, wie ein' Henn' ihr' Kuͤchelein 
Bedeckt mit ihren Fluͤgelein, 
So thut der Herr uns Armen. 

Wir wachen oder ſchlafen ein, 
Sind wir doch ja des Herren. 
Auf Chriſtum wir getaufet ſeyn; 
Der kann dem Satan wehren. 
Durch Adam auf uns kommt der Tod, 
Chriſtus hilft uns aus aller Noth; 
Drum loben wir den Herren. 


K 2 
22 . 


BEN 


M. . Enden; Helmbold. 5 
eb. 1532 zu Mühlhauſen. Geſt. 1598 als ee cn R 
daſelbſt. Unter feinen jahtreichen Liedern find verhaͤltuißmäßig u 
ſehr wenige, die unter die beſſern ihrer Zeit gezählt werden Fi 
ten; und gerade die vorzuͤglichſten haben Manche ihm Aa 
machen wollen. Doch ifi er von den beyden folgenden gewiß Ver 
faſſer. Das erſte ſteht unter feinen geiſtlichen Liedern i *. — etlic 
Palmen ꝛc. die 1572 zum erſten Male, herauskamen, mmer 
Liedererkl. Th. 4. S. 106) und iſt, wie aus dem von J. 
zu Arnſtadt 1719 herausgegebenen Original-Abdruck eihellet, ei 
gewiſſen Regina Selbich in Erfurt zu Ehren im J. 1563 von 9 
verfertigt. Das andere wird zwar im Leipsiget GB. von 155 
dem N. Selnecker zugeſchrieben, findet ſich aber als 3's eig 
Arbeit unter feinen Feſtliederu. Die Ueberſchriſt, die es in S 
neckers Geſangbuche v. 1587 fuͤhrt: Herzog Johan, Friedrich ; 
Sachſen II. Lied und Gratias, bedeutet nichts weiter, als d 
dieſer es gewöhnlich und vorzugsweiſe bey Tiſche gelungen 
[Bepfil. Lieder. ꝛc. Leips. 1586. Th. 2. No. 49 und 151. Drey 
Geiſtliche Lieder auf die Seſt⸗ = auf beſondere darzu v von 
L. Z. verordente Tertus, Muͤlhauſen 1594. 8. No. 2—495* 


Vertrauen auf Gott. 


Von Gott will ich nicht laſſen; 

Dem er läßt nicht von mir,. 
Führt mich auf rechter Straßen, ** 
Da ich gieng in der er’ cal. fon irrer hu. > Pr 
Er reicht mir feine Hand; > Pr 
Den Abend und den Morgen 
Thut er mich wohl verſorgen, | 
Sey wo ich woͤll' im Land. 

Wenn ſich der Menſchen Hulde * 
Und Wohlthat all' verkehrt: We 
So find't ſich Gott gar balde, 5 
Sein’ Macht und Guad' bewährt, . 
Hilft mir dal. büfet aus aller Not, 
Errettt von Suͤnd' und Schanden, 


5 Nr 149 


Von Ketten und von Banden, a h er 
Und wenn's auch waͤr' der Tod. 
Auf ihn will ich vertrauen 
In meiner ſchweren Zeit. 
Es kann mich nicht geranen; 1 
Er wendet alles Leid. f 
Ihm ſey es heungeſtellt! 
Mein Leib’, mein Seel', mein Leben 
Sey Gott dem Herrn ergeben. 
Er ſchaff s, wie's ihm gefaͤllt. 
Es thut ihm nichts gefallen, 
Denn was mir nuͤtzlich iſt; 
Er meynt's gut unt uns allen 
Schenkt uns den Herren Chriſ ,, 
Ja ſeinen lieben Sohn. G5 f 
Durch ihn er uns beſcheret, 
Was Leib und Seel ernaͤhret; 
Lobt ihn in's Himmels Thron! 
Lobt ihn mit Herz und Munde 
Für das er uns geſchenkt cal. welch's er une heute (nen! 
Das iſt ein ſelig' Stunde, 
Darin man ſein gedenkt; 
Sonſt verdirbt alle Zeit, 
Die wir zubringen auf Erden. 
Wir ſollen ſelig werden 
Und bleib'n in Ewigkeit; 
Auch wenn die Welt vergehet 
Mit ihrem ſtolzen Pracht, 
Kein Ehr' noch Gut beſtehet, 
Welchs vor war groß geacht 't. 
Wir werden nach dem Tod 
Tief in die Erd' begraben; 
Wenn wir geſchlafen haben, 


Well uns erwecken Gott. Ä 
2 Die 


150 


Die Seel bleibt un verloren,. 
Gefuͤhrt in Abrams Schooß z 1 4 
Der Leib wird neu geboren, um nat dat 


Von aller Suͤnden los, N rn 
Ganz heilig, rein und zart. 
Ein Kind und Erb’ des Herre; } 


Daran muß uns (al. ihn) nicht irren 
Des Teufels liſtig' Art. | 
Darum ob ich ſchon dulde 
Hie Widerwaͤrtigkeit, 1 0 & 
Wie ich auch wol verſchulde: 
Kommt doch die Ewigkeitt. 
Iſt aller Freuden vol!l!jääůͤk 
Dieſelb' ohn' einigs ende 207 
Dieweil ich Chriſtum kenne 
Mir widerfahren ſoll. N et . ws 
Das iſt des Vaters Wille, G1 n 
Der uns geſchaffen ha 307 
Sein Sohn hat Guts die Fuͤllecf 
Erworben feine Gnad' cal. und Genad)z 
Auch Gott der heilig' Geiſt Min IN, 
Im Glauben uns regieret, nant 
Zum Reich der Himmel fuͤhret. 
Ihm ſey Lob Ehr' und Preis 
Dank fuͤr Gottes Woblebaten. N 


Nun laßt uns Gott dem Herren n 

Dank ſagen und ihn ehren 1 
Für alle feine (al. Von wegen feinen) Gaben, | 
Die wir empfangen haben. Ren I ae 

Den Leib, die Seel, das Leben 

Hat er allein uns geben; Do 
Dieſelbig' zu bewahren, * m 
Thut er nie cal. nicht, etwas waren. „ 


— 


2 3 12 
5 8 G Be Zu 


nv 


Hi) . 


151 
i —— 
Nahrung giebt er dem Leibe; ne ale u 
Die Seele muß auch bleiben. en 
Wiewol toͤdtliche Wunden 4 
Sind von der Suͤnden . 1% Am un“ 
Ein Arzt iſt uns gegeben, nr Am 
Der ſelber ift das Leben; 
Chriſtus, für uns geſtorben, 
Der hat das Heil erworben. 
Sein Wort, fein Tauf', ſein Rasa 
Dient wider allen Unfall; f 
Der heilig' Geiſt im Glauben 2 
Lehrt uns darauf vertrauen. 
Durch ihn iſt uns vergeben 
Die Suͤnd', geſchenkt das Leben; 
Im Himmel (l. Den Himmel) ſollen wir hüben, | 
O Gott, wie große Gaben! | 
Wir bitten deine Güte, Tor 
Wollſt uns hinfort behuͤte n 
Uns Große mit den Kleinen; 177 
Du kannſt's nicht boͤſe meynen . 
Erhalt uns in der Wahrheit, de aeg 82 In 
Gieb ewigliche Frenheſt, ann Air Ms 
Zu preiſen deinen Namen, r 18 „ 
Durch Jeſum Chriſtum, Amen. ar 


vs 


D. Kafpar. Bienemaun ı(Melifinder). 
Geb. 1540 zu Nürnberg. Geſt. 1591 als Generalſuperintendeut 
in Altenburg. Sein Name mit der Jahrszahl 1574 ſteht unter 
| dem folgenden Liede i in B. Sortſchens geiſtl. Waſſerquelle (No. 20 
der Symbol. fürſtlicher Personen) und ohne Zweifel ſchon in den 

1 ihm ſelbſt 1589 herausgegebenen Reimgebeten ꝛc. Die Prinz 
11. arig von S. Weimar, als Aebtiſſin von Quedlinburg 
fe geforben, N deren Erzieher er geweſen war, machte es in der 
zu ihrem en A ee algen Namen es auch 

n 


158 h 
— — 
in den neten alten G BB. vorkommt. ee ji 
N walt 1597. Bl. 483. b. lad len Anm eee e 


Ergebung an Gott. „ 

Herr, wie du willt, fo chicks mit! 1 . 5 
Im Leben und im Sterben! e 3 
Allein zu dir ſteht mein' Begier ; d. 
Laß mich, Herr, nicht verderbenn?n?n 
Erhalt mich nur in deiner Huld; 
Sonſt wie du wint, gieb mir Geduld, abe 
Denn dein' Will’ iſt der beſte. dende 

Zucht, Ehr' und Treu' verleih , be 
Und Lieb' zu deinem Worte! | 
Behr mich, Herr, für falſther Lehr, u 3 
Und gieb mir hier und dorte m * 
Was niir dienet zur Seligkeit! ern | 
Wend' ab all Ungerechtigkeit meg | 
In meinem ganzen Leben! 

Soll ich denn einmal nach derm dab 
Von dieſer Welt abfcheiden, 
Verleih mir, Herr, nur deine 
Daß es geſcheh' mit Freuden! K 
Mein'n Leib und Seel befehl ich dir; 855 ’ 
O Herr, ein ſeligs End' gieb mir Me 
Durch Jeſum Chriftum , Amen! 


I 


D. Balthaſar Bidembach. 
Geb. 1533 zu Grünberg in Heſſen. Geſt. 1578 als Höfpredige 


und Probſt zu Stuttgard. Ob er wirklich Verſaſſer des Kay 
durch nicht gemeine Kraft ausgezerchtietei, Liedes fen, mögt 
dings bezweifelt werden koͤnnen. In menkens und Joe 

lehrten -Lexiksn wird es ihm zugeſchriehen; dagegen it * 
gardiſches GB. von 1656 ſeinen Bruder / den dorti € spre 
diger Wilhelm B. angiebt. Mehrere Strop „ und b a el 
einige, in welchen das Bild der Bemehung zwar ſehr I 


153 


tber grauſenvoll dargefellt iſt, habe ich weggelaſſen. Die letzte 
heißt: Der dieſes Lieblein hat gemacht und zum oftern geſungen, 
Der hat den Tod gar oft betracht't, Zuletzt mit ihm gerungen, 
jjegt jetzt im Hol, Es thut ihm wohl, Tief in der Erd’ ver⸗ 
orgen. Sieh auf dein Sach! Du mußt hernach, Es ſey heut 
der morgen. Jos Ciaudersi Plalmgd. novae pars 2. Altenb. 1630. 
S. 546 ff.] N | BR 
Todes⸗ Betrachtung. 
Der grimmig' Tod mit ſeinem Pfeil 
Thut nach dem Leben zielen. 
Sein'n Bogen druͤckt er ab mit Eil', 
Und laͤßt mit ſich nicht ſpielen; 
Das Leben ſchwind't wie Rauch im Wind. 
Kein Fleiſch mag ihm entrinnen; 205 
Kein Gut noch Schatz beym Tod find't Platz, 
Du mußt mit ihm von hinnen. a 
Wenn dir das letzte Stuͤndlein kummt, 
So heißts: Urlaub genommen! 
All' Freund' verlaſſen dich zur Stund', 
Kein G'ſell will mit dir kommen! 
Du mußt allein dich geben drein, 7 10 
Zu reiſen fremde Straßen. 
Haft viel Guts g'than, fo trag's davon; 7 
Sonſt wird man dir nichts laſſeu. 
Dein Augeſicht wird fallen ein, 
Dein Augen werden brechen, 
Dein Herz in ſchweren Aengſten ſeyn, 
Der Mund kein Wort mehr ſprechen. 
Deimn' ſchoͤn' Geſtalt muß werden alt; 
Der Puls wird nimmer laufen; 
Des Todes Schweiß macht dir gar heiß, 
Da kommt die Noth mit Haufen. 
Dem du zuvor warſt lieb und werth, 
Dem bringſt du jetzt ein Grauſen; 


er dor MO a een „ 
Der bleibt jetzund wol draußen, 8 
Schleicht heimlich für bey deiner Thür; 5 
Kein' G'ſell will dich mehr kennen. Im n 
Du liegſt im Bett, und ſeufzeſt fe, , 
Das G'wiſſen wird dich brennen. ua u 
Bald nach dem Tod mit deinem Leib 
Wird man dem Grab' zuellen. 2549 2 
Der letzte Troſt von Kind und Weib 
Iſt Weinen und groß Heulen. 
Einen halben Tag währt denn die Klage ı 
Bis morgen werdens lachen 
Man wirft dich nein, es muß nur ſeyn; 
Man thuts kei'm anders machen. 
Wenn dann verfloſſen iſt ein Jahr, 
So biſt du ſchon vergeſſenn. 
Der dich ſucht, find't kein Haut noch Haar, 
Fragt, wer du ſeyſt geweſen. ur end 
Deine Hirnſchaal' iſt worden kahl, ih 1 r 
Dein’ Augen ſeyn gefreſſen. IND u 
Man ſieht allein die Todtenbein z: 
Die Welt hat dein vergeſſen. ei 
Kein Menſch auf Erd' uns 8 
Wann wir von hinnen muͤſſe. 1 
Bald der Tod kommt und klopfe un; „ 
So muß man ihm aufſchließe: n 
Er nimt mit G'walt hin Jung und Alt, 
Thut ſich vor Niemand ſcheuen. 
Des Königs Stab bricht er bald ab 
Und führe ihn an den Reyen. 
Der Tod urploͤtzlich als ein Deb 
Thut gaͤhling umher ann N eee e F 
Es fen dir gleich leid oder lieb d 
Du kannſt ihm nicht entweichen um % 


\ 155 


Sein Pfeil iſt Gift; wenn er dich trifft, 
So mußt dich bald aufmachen. rind 
Er nimt dich mit, ſo hilft kein Bitt ;: 
Darum ſieh zu den Sachen. 
Vielleicht iſt heut der letzte Tag, 
Den du noch haſt zu leben. G 
O Menſch, veracht' nicht, was ich ſag! | 
Nach Tugend ſollt du ſtrebenn. 
Wie mancher Mann wird müſſen peu, 
So hofft noch viel der Jahren; a 
Und muß doch heint, weil die Sonn ſcheint, 
Zur Hoͤll' hinunter fahren! f 
Darum, mein' Seel', bis ſtets bereite 
Thu allzeit maͤnnlich wachen! 90 
Wenn der Tod kommt zu dieſer Zeit. 
Will dir den Garaus machen: N se 
So kannſt du dich frey ritterlich 
Mit ihm in Kampf begeben; 
Ein' große Kron' traͤgſt du davon, 
Wenn er dir nimt das Leben. 
All' Creatur laß fahren hin 
Den Schoͤpfer ſollt du lieben. 
Was du hier verleurſt, iſt dort Gewinn; 
Kein'n Schatz laß dich betrůben. 
Mit Seel' und Leib dich ihm verſchreib 
Alsdann ſo laß ihn walten: 
So wird er dich, glaub' ſicherlich, 
In ſeinem Schutz erhalten. l 


Kaſpar Schmucker. 

Geb. aus Redwitz im Bayreuthiſchen. Er verfertigte das folgende 
Lied im J. 1378 einer Frau Anna von Sarlem, geb. von Miltitz, 
in Ehren, wie aus einem alten, von J. C. Olegrius aufgefun⸗ 
En, denen 


156 


— — 


_ 


denen und in Gottſchalds Liederremarquen S. 323 iss 
Manuſeripte zu erſehen iſt. (Geſangbuch den — 


Bl. 332. b. m. Wegl. der sten Str. weit ain 
Gottvertrauen im ungtüs. 


Tisch auf, mein’ Seel‘, 41 ut! 1 d 5 
Gott will ſich dein erbarmen. ** 

Rath cal. Gnade), Huͤlf wird er N Beten: mi mi; 
Er ift ein Schutz der Armen... ing 
Ob's oft geht hart: im Roſengart on sand 60 
Kann man nicht allzeit igen. b, 0 
| Den will er emwig, fehÜBem., > Sans u 

Dis hat Joſeph, der fromme Mam, 
Sehr oft und viel erfahren.. una? 
Vou David, Job man leſen rd a mee 
Wie fie in Unfall waren re 
Noch hat fie Gott in ihre Roch. 
Genaͤdiglich behuͤtet. e 
Wer Gott vertraut, hat wohl beben,, . 
Wenn noch der Feind fo wuͤthe. 

Trotz ſey dem Teufel und der Wen, n 
Von Gott mich abzuführen! i na 
Auf ihn mein Hoffnung iſt geſtell ff, 
Sein' Gutthat thu' ich ſpuͤren! W 375 
Denn er mir hat Gnad' Huͤlf! und Sa 
In feinem Sohn verheißen. 6 
Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut; 

Wer wollt' mich anders weiſen? 

Wenn boͤſe Leut' ſchon ſpotten mein, 
Mich ganz und gar verachten, 
Als ſollt' Gott nicht mein Helfer ſeyn: 
Dennoch will ich's nicht achten. 

Der Schutzherr mein iſt Gott allein; 


5 


i 157 
Dem hab' ich mich ergeben, 
Dem ich vertran, veſt auf ihn bau; 
Der kann mich noch erheben. 
Darum freu' dich, mein' liebe Seel! 
Es ſoll kein Noth nicht habeu; 
Welt, Suͤnd', Tod, Teufel und die Hoͤll 
Soll'n dir ewig nicht ſchaden: 
Denn Gottes Sohn, der Gnadenthron, 
Hat ſie all' überwunden. | a 
Auf Gott vertran‘, veſt auf ihn bau; uhr 
Der hilfe zu allen Stunden. 
Der'r Keinen er verlaſſen hat, 
Die nach ſein m Willen leben, 
um Gnad', Huͤlf' ſuchen früh und ſpat, 
Sich ihm gaͤnzlich ergeben. er 
Glaub, Lieb, Geduld bringt Gottes Huld, 
Darzu ein gut Gewiſſen. * | 
Wer's Gott zutraut, veſt darauf baut, 
Der ſoll's ewig genießen. 
Wer aber Huͤlf bey Menſchen ſucht 
Und nicht bey Gott dem Herren, 
Derſelb' iſt gottlos und verflucht, 
Kommt nimmermehr zu Ehren; 
Denn Gott allein wil Helfer ſeyn 
In Chriſti Jeſu Namen. | 
Wer ſolches glaubt und Gott vertraut, 
Soll ſelig Rn „ Amen. 


D. Nikolaus Seide n 


Geb. 1532 zu Hersbruck bey Nürnberg. Geſt. 1592 zu Leipzig, 
da er eben im Begriff war, das ihm nach feiner Dimiſſion zum 
zweyten Mal uͤbertragene Amt eines Superintendenten anzutreten. 
Das von ihm herausgegebene Geſangbuch enthalt mehrere, zum 
* Theil 


158 


Theil ſchon früher bekannt gewordene, eigene Lieder, von denen 
verſchiedene in der Folge auch unter die Kirchenlieder aufgenommen 
ſind, die ſich aber in keiner Hinſicht über das Mittelmaͤßige er⸗ 
heben. Eine Ausnahme macht jedoch das zunächſt folgende, das 
überdem als Erguß eines tiefbewegten Gemüthes ein beſondres 
Intereſſe erweckt. [Chriſtliche Pſalmen, Lieder und Ri 

ſenge ꝛc. durch D. N. S. Leipz. 1587. 4. S. 203. — Wen 
von 13 Str.) und 223.J * 


Klage und Troſt in großer Wee 
Ach Gott, wem fol ich klagen 
Mein’ Angſt und Elend ſchwer? 1 
Ich moͤgt' wol gar verzagen. 
Wenn, Herr, dein Troſt nicht waͤ n. 
Mein Sund mein Herz macht e und ve 
Bey Tag, bey Nacht es bebet, 
Kein’. Fried' noch Freude hat. 9 
Kreuz folget nach einander, r 
Dieß heut, dieß morgen, her; 
Durchs Jammerthal ich wander in eng er 
Ich bin geplaget ſehr. | 
Inwendig viel der Schrecken find, r 
Auswendig Kampf und G'fahre; r 
Manch Unfall ſich da find't. ae 
Es ſchlaͤgt gleich wie ein e ee 
Und wie ein Donnerkeil; 
Es haͤuft ſich's Herzens Jammer, 


Ich wein und klaͤglich heul', e 
Ich weiß oft weder aus noch ein, | 

Den Tod ich mir auch wuͤnſche; | { 

O wär’ ich aus der Pein! 1338. X 5 

Was ſoll mir doch dieß Leben? m 

Iſts doch voll Suͤnd' und Straf’. +0 

Kein' Freud' kein Menſch kann geben; er 

Ich bin ein irrend Schaaf. abr br 

\ j 


Dr. 


Der Wolf, der Teufel, ſetzt mir zu; 


Mein eigen Herz erſchricket, 


Die Welt laͤßt mir kein Ruh. 
Mein' Schmach und 3 Leiden, | 


Auch Aergerniß und Schand', 

Mein Feind, fo ſpringt in Freuden, 
Spott, Hohn und arge Hand 
Mich treiben oft zum Zweifel gar. 


Iſt denn Gott gar geſtorben? 


Sprach ich in meiner Gefahr. 

Ich will mein Amt aufgeben, 
Ich kann nu nicht mehr fort. 

Ich wollt', ich haͤtt' kein ee N 
All' Kraft und Saft verdorrt. 
Seel, Leib und Muth erſchlahen if, 
Kein' Freud' iſt mehr ee e 

O Tod, willkomm du biſt! 

Himmel und Erd' ſammt alem, f 
Was ich anſehen thu', | 
Iſt mir voll bitter Gallen, 

Da ich hab' keine Ruh. 

Wenn Ander' mit ſich froͤlich ſeyn, 

So geht mein Seufz' mit Schmerzen; 
Einſam ich bleib' allein. | 

Ach Gott, was ſoll ich machen? 
Ach Jeſu, Heiland mein, 


Soll ich darum verſchmachtn? 


Da ſprichſt du lauter Nein. 


Was mach' ich denn, ich armer Mann? cn 


Soll ich darum verzagen, 
Weil ich ſolch Kreuz muß han? 
Wer iſt, der mich kann retten? 
Wer iſt mein Heil und Sieg? | 
Wer hilft von Band’ und Ketten, 


Dar; 


10% 


Darin ich g’fangen, lieg! 20 h = 
Wer giebt mir Troſt ins Herze mein? 
Wer thut ſich mein erbarmen? 2 ke: 
Wer will mein Helfer ſeyn? 
Das thuſt du, Herr, alleine, ap? nk 
Gott's und Marien Sohn! na ice 
Zu dir ich komm' und weine; 180. Bod 
Du biſt mein's Herzen Kron, 998 
Mein Troſt, mein Hort, mein Lebens. 17 
Dein Nam’ thut mich erqui cken 
Und giebt der Seelen Krafft. 
Du heiß ſt mich dir vertrauen,; 
Selig willt machen mich; d ya 
Auf dich will ich nu bauen, 
Du biſt mein’, Zuverſicht. 22 
Es komme Teufel, Welt, Sind und 505. | 
Es komm der Hoͤllen Pforten: 8 
Ich will fürchten fein Noth. deen 4 > 
Vergaͤnglich' zeitlich’ Schichten at 5950 
Moͤgen nu fahren her. 0 * np 
Ob fie gleich gehn zu e e dn n 
Noch find fie bloß und leer. 
Dieß Leben gegenwartig iſ: : 
Darauf will ich nicht bauen, 
Es iſt voll Trug und Liſt. > natd 
Dein Wort Künftigs, verheißet, nee n 
Da will ich ſehen hin; „ bed cn Nod 
Das Ewig' mir es leiſtee, ae 1 
Dahin ſteht all mein Sinn. %% dn m dd 
Ach liebes Herz, ach arme Saen 0 u 0 
Was frugft du nach der Erden2sn 
Das Beſt' nu dir wählt 
Das Beſt' iſt bummelsfteude, nen Ni 1% 
Das einig” ewig Gut. 


161 


Da uinmer ift kein Leide, 
Sondern ſeliger Muth. 
Gott will in Allen Alles ſeyn! 
Ach Gott, komm bald mit Gnaden, 
Brich mit dei'm Tag herein. 
Mein Leid mir jetzt vergehet, 
Mein Trauren hat ein End'. 
Mein Troſt in Chriſto ſtehet, 
Mein Herz ſich zu ihm lehnt. 
Hilf, Jeſu Chriſte, Gottes Sohn, 
Hilf mir auch uͤberwinden 
All's Kreuz, Angſt, Spott und Hohn! 
Dein' Engel laß bewahren 
Mein' arme Seel' und Leib; 
Im Fried' laß mich hinfahren, 
Den Teufel von mir treib. | 
Trotz ſey dem Satan und der Welt! 
Gott iſt mein Vater worden; 
Trutz dem, dem's nicht gefällt! 
Ich geh' daher in Spruͤngen, 
Der Himmel ganz iſt mein! 
Mit Freuden thu ich ſingen; 
Gott will mir gnaͤdig ſeyn, Er 
Seen Sohn iſt ja mein Fleiſch und Blut, 
Und ſitzt zu's Vaters Rechten, 
Mein Hort und ewig's Gut. 
Wie ſollt' mir denn nu grauen? 
Was wollt' ich fuͤrchten doch? 
Chriſto will ich vertrauen, 
Und ſo tragen mein Joch, | 
Und dringen durch des Todes Noth 
Zum Leben 'nauf gen Himmel. 
Amen, das walte Gott! 


40 
>) 
= 


162 


Hingabe an „Sort . f 


Laß mich dein ſeyn und llaben, 1 10 Mi — 
Du treuer Gott und Herr! — 


Von dir laß mich nicht treiben, * * N J 
Halt mich bey deiner Lehr'! vi a uncl 5 
Herr, laß mich nur nicht wanke n, 
Gieb mir Beſtaͤndigkeit! * 2 a * 1 2 
Dafur will ich dir dankeen 
In alle Cwigkeit. an ni . id 

„d ; Fer INR 


| N. N. 
Anonymiſch im Leipziger SB. von 1386. Wirk, wie man je: 
mein annimmt, Seineder der Verfaſſer: ſo würde e er das fi 
aus feinem, das Jahr darauf erſchlenenen, Geſaugbuche, in we 
chem auch mehrere Tiſchlieder vorkommen, ſicher nicht ausg 
laſſen haben. [Geyſtl. Lieder, Leipz. 1586. Th. 2. No. 149. Ge⸗ 
ſangbuch ze. Dresden 1594. Bl. 310. b. mit Wegl. der ten Str.] 
do b der Guͤte Gottes. 


Lobet den Herren, denn er iſt ſehr freundlich! 
Es iſt ſehr koͤſtlich, unſern Gott zu loben; 
Sein Lob iſt ſchoͤne und lieblich zu hören! 

Lobet den Herren! 

Singt gegen einander dem Herrn mlt Doc 
Lobt ihn mit Harfeu, unſern Gott, den ige 
Denn er iſt mächtig und von großen Kraſten. | 
Lobet den Herren! 

Er kann den Himmel kult Wolfen bat 4 
Und giebet Regen, wenn er will, au Erden; W 
Er läßt Gras wachſen hoch auf duͤrren Bergen. 
Lobet den Herren! 

Der allem Fleiſche giebet feine Spelſe, 
Dem Vieh ſein Futter vaͤterlicher Weiſe, 
Den jungen Raben, wenn fi e ihn anrufen. 

Lobet den Herren! 


u — — c ⏑—— õqg— u 


* 


163 


Er hat kein' Luſte an der Stärf des Roſſes, 
Noch Wohlgefallen an jemandes Beinen; 
Er hat Gefall'n an den'n, die auf nen trauen. 
Lobet den Herren! 

Danket dem Herren, Schoͤpfer aller Dinge! 
Der Brunn des Lebens thut aus ihm entſpringen, 
Gar hoch vom Himmel her aus n Herzen. 
Lobet den Herren! 


0 N. N. 

Anonymiſch ebendaſelbſt. Offenbar iſt alſo das Lied zu alt, als 
daß es dem Baſ. Sörtfch zugeſchrieben werden koͤnnte. Es ſteht 
freylich in feiner geiſtl. Waſſerquelle, p. m. 34: aber die meiſten 
der darin befindlichen Lieder ſind von aͤlteren Verfaſſern; und bey 
den wenigen, die er ſelöſt am Ende hinzugefügt hat, iſt fein Name 
ausdruͤcklich angegeben. Noch weniger kann Mich. Walther Verf. 
ſeyn, der erſt 1593 geboren wurde. [Geyſtl. Lieder ꝛc. Leipz. 
1586. Th. 2. No. 158. ee Gryphisw. 1597. Bl. 459. b. 
mit Sur der aten Str.] 


Sehnſucht nach Ebeiſto. 


0 Chriſte, M orgenſterne, Leucht uns mit hellem Schein, 
Schein' uns von's Himmels Throne An dieſem dunkeln Ort 
Mit deinem reinen Wort! 

O Jeſu, Troſt der Armen, Mein Herz hab 1 zu 1 dir. 
Du wirſt dich mein erbarmen, Dein' Gnade ſchenken mir; 
Das trau ich, gänzlich dir. 

Ich kann und mag nicht ſchlafen, Ich kann nicht frölich 
4 ſeyn; 

Mir iſt verwund't mein’ Seele, Und fuͤrcht' der Hollen Pein. 
O Chriſt, erbarm dich mein! 

Du haſt für mich vergofien Dein vofenfarbıes Blut; 
Das laß mich, Herr, genießen! Troͤſt mich danch deine Guͤt', 
2 mir! das iſt mein? Bite. r n e 

L 2 Iſt 


164 

„Iſt dir verwund't ſo fehre Die arme Seele dein: 
Thu du dich zu mir kehren; Ich will dan Halſet ſehn, 
Vergeben Schuld und Peine. 

„Laß du von Suͤnden abe, Und bis ein e chriſt: | 

Ich will dich ſelber laben Und ers Aer 2 b 
Der dich zum Himmel weiſt.“ 

„Ich will dich ſelber ſpeiſen Mit meinem getz und ln, 
Mein' Lieb' an dir beweiſen, Und will dir theilen mit 
Meubn Schatz und hoͤchſtes Gut.“ 

O Jeſu, Lob und Ehre Sing' ich dir allezeit. 

Den Glauben in mir mehre, Daß ich nach dieſer Zeit 
Mit dir eingeh' zur Freud'. 

Der uns dieß Liedlein ſange, So wohl geſungen b, 
Gott helf, daß uns (al. ihm) gelinge An ee RE 
Durch Ehriſi Wunden roth. 


on 


N. N. 
Sinnen ebendafelbfl mich. Praͤtoriue, der in dem Jahre, 
in welchem jeues GB. erſchien, ein 1 zjaͤhriger Knabe war, kann 
alſo nicht der Verf. ſeyn. Er hat, wie in dem Gothaer GB. von 
1655 bemerkt wird, die Melodie des Liedes fuͤr 4 Singſtimmen 
geſetzt; und daraus iſt wahrſcheiulich durch einen Misverſtand die 
gewohnliche Meinung, daß er die Worte verfertigt habe, ent 
ſprungen. [Geyſtl. Lieder ꝛc. Leipl. 1586. Th. 2. No. 77.) 
Andacht am Morgen. 
Ich dank dir ſchon durch deinen Sohn, 
O Gott, für deine Güte, 
Daß du mich heint in dieſer Nacht 
So guaͤdiglich haft behuͤtet: | 
In welcher Nacht ich lag ſo hart 
Mit Finſterniß umfangen, 
Von aller Sind’ geplaget ward 
Die ich mein' Tag begangen. N 


165 


Drum bite) ich dich aus Herzeugrund, 
Du wolleſt mir vergeben 0 
All mein Suͤnd', die ich hab begunt 2 Bun 
Mit meinem böfen Leben, War 
And wolleſt mich auch diefen n „ 
In deinem Schutz erhalten, 
Daß mir der Feind nicht ſchaden mag 
Mit Liſten mannigfalte. 

Regier mich nach dem Willen dell, | 
Laß mich in Suͤnd' nicht fallen, v Mi 
Auf daß dir mög” das Leben mein ph 


Und all mein Thun gefallen. 
Denn ich befehl' dir Leib ich Seck 8 ji 
und Ars in deine Hände, 7 


In meiner Angſt und Ungefäll, 
Herr, mir dein’ Huͤlfe ſende! 10 Gute en 8 
Auf daß der Fuͤrſte dieſer Wůek k 
Kein' Macht aur wür indg'“ genden e And 
Denn wo mich nicht bein Gnab ' erhält, h: 
Iſt er mir viel zu g'ſchwinde. A 
Allein Gott' in der Hoͤh' ſeh Preis 
Samt ſeinem einig'n Sohne, abb solo n 
In Einigkeit des heilgen Geiſts ; deb 
Der herrſcht uus Hunnelsthrone : 


in 11911 x 8 


D. Ambroſius Lob waffer. 


Geb. 1315 zu Schneeberg. Geſt. 1585 zu Königsberg ale Pro- 
feſſor der Rechte und herzoglich⸗preußiſcher Rath. Bekannt durch 
ſeine, 1573 zuerſt erſchieuenen, eee die aber in der 
Lutheriſchen Kirche nicht ihr Glück machten. Fol genbes Lied, das 
in den Anfangsbuchſtaben oh Strophen 9 ausdruckt, 
mögte wohl feine beſie Arb it in dieſtt £ * 
Gryphisw. 1397. Bl. 428. an Ga eg Str. 


17 km 
> ö 91 19 sg per: 


UN - 


166 


— —- 


Vertrauen auf Bote 
Allein zu Gott Hoſſnung 
Wie es mir ge 8 | 
Will ich auf ihn vertrauen . 
ih Noth und Widerwättigkeit im 5 v 

Will ich aller nz Br: 
Dart und veſt auf ihn bauen. . 
Er iſt mein Schutz! Drum Teufel 2 det, 2 
Trutz aller Welt! Gott bey mir bal; * 
Für Niemand fol mir grauen. 15 1 


Menſchliche Huͤlf! iſt gar ‚umfo umount na aan 
Der Herren Gunſſt 550 ane 
Thut manchen Mann betrugen. an 
Denn wenn ſchon einer lang' weben. de 
Verdients auch o m lic de Ar ae 
Von ihn'n was zu enfriegen : - 2 And 08 
Bald einer kuüͤmmt, der das wegnimm 
Durch Heucheley;, e * 
Muß allzeit untenliegen. 120 Ir * 

Stell deine Hoffnung all zu Ss; 1850 
In aller Moth an tn“ 
Wirf auf ihn deine Sorgen. M 250 RR y 
Er weiß wohl, was wir arme Leut“ 
Beduͤrfen heut. 

Was wir bedimfen morgen. 


Uns er ernaͤhrt, uns als: beſchert: 


Was uns gebricht, ihm mangelt 1 , dirt 8 
Eiger von demand borgen. Bd v0 


Jung ich ettba geweſen bin?: Ay Pi 


F 


u bin ich wol bey Jahren; eien 


94 WM 


Ich hab durchtwandert Städt. und ande, 


Viel Leut' erkannt: 


* 


2 


167 


Doch hab' ich Nu * 

Daß der Gekecht' und fer‘ Geſchlecht 
Nr Aus Hungersnoth herum nach Brodt 

e gegangen wären. | 

Lob und Dank mein Sort 10 mw. 

Mein? Lebetag , summdy o 

Der mich bisher ernähnet, form. „m 

Und mir zu meiner Nothdurft fast 

Gegeben n 

Nicht mehr hab' ich begehret. | 

„denn großes Gut verdammen ut: 


Gar mancher Mann haͤngt ſich N 1 * 


Und ſein Herz darauf kehre. 


Was ſoll mir gs groß 5 und Gelb bi 


Auf dieſer Welt, 


f und durch den Tod, wie reich ich bu, 
Fahren dahin er a le N 
Die allgemeine Straßen? * 21 a 
Reichthum, Armuth iſt beyd's nicht aut; 
Reichthum ſtolz macht, Armuth 3 
Gieb, Herr, all Ding! mit Maaßen! 


* ae ich muß nich, af, eng ge beg e 


‚a 1 
7 


Sehr mich N * deinem Son: ’ 
Das iſt die Pfort , W ui 10 R 


In dein Reich oeimpugepen. n es l 
Darum laß mich, 4 den den, 
Durch reine Lehr? - nee Im 


Dein goͤttlich eee In den act 


Damit daß ich ſtark glaub' an Bar 4 

Und endlich mag am juͤngſten Tag 

Dein Antlitz froͤlich ſehen! e ene 
„u Bir Bikinis J 


ER 70 ih 92 eee 


3 


168 


Martin Moller.) 


Geb. 1547 zu Kropſtaͤdt, ehemals Leißnitz genannt, ebe Wit⸗ 
tenberg. Geſt. 1606 als Oberprediger zu Goͤrlitz. Die beyden 
nächftfolgenden Lieder, wovon das eine dem Bernhardiſchen Ju⸗ 
bilus: Jeſu duleis memoria (Anthol. B. I. S. 270), das andre 
dem latein. Hymnus des Geo. Thymus oder Klee: Aufer immen- 
ſam Deus aufer iram, nachgebildet iſt, kommen in feinen, 1584 
zum erſten Male herausgegebenen Meditat. 88. Patrum, und das 
dritte in feinem Manuale de praeparat. ad mortem vom J. 1593 
zuerſt zum Vorſchein. Ob er ſelbſt fie aber verfertigt, ift,. beſon⸗ 
ders in Hinſicht des erſten und dritten, ſehr zweifelhaft; denn in 
dem Manuale, wo auch jeues abermals abgedruckt iſt, finden ſie 
ſich unter den Liedern, die ſeiner eigenen Verſicherung zufolge 
von andern geiſtreichen Leuten gemacht find. Auch ſteht das 
erſtere in Ronrad Sojers, Subpriors zu Möllenbeck und ge⸗ 
kroͤnten Dichters, fuͤnf Hauptſtuͤcken chriſtlicher Lehre (Stadthagen 
1612. 8.) unter den Geſaͤngen, die ſeiner Angabe nach ihn ſelbſt 
zum Verfaſſer haben. [P/almbuchb, Gryphisw. 1597. Bl. 351. d. 
Geſangbuch, Dresden 1594. Bl. 339. b. M. Molleri Meditatt. 
SS. Patrum. ed. Goͤrlitz 1611. 8. Th. 1. Bl. 66 und 96. Deſſ. 
Manuale, ed. Goͤrlitz 161% 8. ©. 179. 


Freude an Jeſu. 


Ach Gott, wie manches Herzeleid 
Begegnet mir zu dieſer Zeit! 
Der ſchmale Weg iſt truͤbſalvoll, 
Den ich zum Himmel wandeln fol. 
Wie ſchwerlich laͤßt ſich Fleiſch und Blut 
Zwingen zu dem ewigen Gut! 

Wo ſoll ich mich denn wenden hin? 
Zu dir, Herr Jeſu, ſteht mein Sinn. 
Bey dir mein Herz Troſt, Huͤlf und ha 
Allzeit gewiß gefunden hat; | 
Niemand jemals verlaſſen iſt, x 
Der getraut hat auf Jeſum Chriſt. 


169 


Du biſt der große Wunder mann! 
Das zeigt dein Amt und dein' Perſon. 
Welch Wunderding hat man erfahr'n, 
Daß du, mein Gott, biſt Menſch gebor'n, 
Und fuͤhreſt uus durch deinen Tod 
Ganz wunderlich aus aller Noth! 

Jeſu, mein Herr und Gott allein, 
Wie ſuͤß iſt mir der Name dein! J 
Es kann kein Trauren ſeyn ſo ſchwer, 
Dein ſuͤßer Nam erfreut viel mehr; 
Kein Elend mag ſo bitter ſeyn, 

Dein ſuͤßer Troſt der lindert's fein. 

Ob mir gleich Leib und Seel' verſchmacht't, 
So weißt du, Herr, daß ichs nicht acht. 
Wenn ich dich hab', ſo hab 0 wohl, 

Was mich ewig erfreuen ſoll. 
Dein bin ich ja mit Leib' und Seer; 
Was kann mir thun Suͤnd', Tod und Holl? 

Kein beſſer' Treu auf Erden iſt, 

Denn nur bey dir, Herr Jeſu Chriſt. 

Ich weiß, daß du mich nicht verlaͤß ſt; 
Dein’ Wahrheit bleibt mir au. ja) ewig veſt. 
Du biſt mein rechter treuer n | 
Der mich ewig behuͤten wird. 

Jeſu, mein' Freud’, mein’ ehr und Ruhm, 
Mein's Herzen Schatz und mein Reichthum, 
Ich kanns doch ja nicht zeigen an, 

Wie hoch dein’ Nam erfreuen kann: 
Wer Glaub' und Lieb' im Herzen at 
Der wirds erfahren mit der That. 

Drum hab' ichs oft und viel We | 
Wenn ich an dir nicht Freude haͤtt , 
So wollt' ich den Tod wuͤuſchen her, 


170 
Ja, daß ich nie geboren waͤrr. 
Denn wer dich nicht im Herzen hat, 
Der iſt gewiß ar. fünvaon) lebendig tod. 
Jeſu, du edler Braͤut gam wert h 
Mein hoͤchſte Zier auf dieſer Erd’, 
An dir allein ich mich agb i 
Weit über alle guͤldne Schaͤtzze. 
So oft ich nur gedenk' an dict 
All mein Gemuͤth' erfreuet ſi ch. 
Wenn ich mein’: Hoffnung ſtell zu dir, 
So fuͤhl' ich Fried eu. Staa“ und Troſt in mit, 
Wenn ich in Noͤthen bet' und fing‘, g, 
So wird mein Herz recht guter E 
Dein Geiſt bezeugt, daß ſolches frey 9 2 
Des ewig'n Lebens Vorſchmack ſey, a n 
Drum will ich, weil ich lebe nochn 
Das Kreuz dir froͤlich tragen nacg. 
Mein Gott, mach' mich dazu bereit; 
Es dient zum Beſten allezeit. 
Hilf mir mein' Sach' recht greifen Alan 
Daß ich mein'n Lauf vollenden kaun. er 
Hilf mir auch zwingen Fleiſch und Sm, 2 
Fuͤr Sind und Schanden mich behür, 1 
Erhalt mein Herz im Glauben rein? 
So leb' und ſterb' ich dir allein. 
Jeſu, mein Troſt, hoͤr mein Begier ? 
O mein Heiland, waͤr' ich bey die W 


Demütbigung 325 de 50 

Nim von uns, Herr, du treuer Gott. 
Die ſchwere Straf und große Ruth, 111 4 vl 

Die wir mit Suͤnden ohne Zahl u. mu mn 
Vreerdienet haben allzumm !! 


171 


Behuͤt' für Krieg und theurer Zeit, 
Fuͤr Seuchen, Feu'r und gr zem Leid! 
Erbarm' dich deiner boͤſen Knecht'! 
Wir bitten Gnad', und nicht das Recht. 
Denn ſo du, Herr, den rechten Lohn 
Uns geben wollt ſt nach unſerm Thun: 
So muͤßt' die gauze Welt vergehn, 

Und koͤnnt' kein Menſch vor dir beſtehn. 

Ach Herr Gott, durch die Treue dein 
Mit Troſt und Rettung uns erſchein! “ 
Beweiſ an uns dein große Gnad, 
und ſtraf uns nicht auf frifcher That, 
Wohu' uns mit deiner Guͤte bey, ar 
Dein Zorn und Grimm fern von ung ſey. 

Warum willt du doch zorug ſeyn 
Ueber uns arme Wuͤrmelein? N 
Weißt du doch wohl, du großer Gott, 
Daß wir nichts find. deun Erd” und Koth; 
Es iſt ja für der m Augeſicht 
Unſer' Schwachheit verborgen nicht. 

Die Sünd' hat us verderbet A. 
Der Teufel plagt uns noch viel mehr; ad 
Die Welt und unſer Fleiſch uud But N 
Uns allezeit verfuͤhren thut. 

Solch Elend kenuſt du, Herr, allein; 
Ach laß es dir zu Herzen gehn (al. uns der Gefohten ſeyn)! 

Gedenk an dein 's Sohns bittern Tod, 
Sieh an ſein' Heilig” Wunden roth! a 
Die find ja für die ganze Welt Pe a 
Die Zahlung und das AA 
Des troͤſten wir uns allezeit, 
und hoffen auf Barmherzigkei . | 
SER RE uns mit deiner rechten renn 
und ſegue unser“ Stadt und Landd 


172 


Gieb uns allzeit dein heiligs Wort, a 1 


Behür fuͤr's Teufels Liſt und Mord. 


Verleih ein ſeligs Stuͤndelein n, 
Auf daß wir ewig bey dir ſehh s 
Flehen um ein ſeliges 9 1 
O Jeſu, Gottes Laͤmmelein, — f K Re. 
Ich leb' oder ſterb, ſo bin ich dein. ur a 3 
Ich bitt, laß mich mit dir zugleich * 
Ein Erbe ſeyn in deinem Reich. 
Denn was wär“ ſonſt dei” Bag, 
So viel Striemen und Wunden roth, an 
Wenn ich auch mi t der e | W 
Genießen blk. in Ewigkeit? E r 8 
Warum haft. du dein'n Leib und . 
Im Grab” verſchloſſen und aufgegeben, 
Wenn nicht mein Tod durch deinen 0 
Verjagt ſollt werden, du treuer tt? 
Darum, o Jeſu, ſteh mir ben, . na 
Gewiſſen Troft und Huf verleih! 
Verlaß den nicht, Herr Jeſu Christ, 
Der mit derm Blut gewaſchen iſt! \ 
Im Friede laß mich ſchlafen ein, 5 
Und in dir haben Ruhe fein; Kr, 8 
Dein Antlitz laß mich ſehen, Hert Be 2 a a 
Ein ſeligs Ende mir beſcher' _ n 
Dias bitt ich durch das Seiden de N. 
Laß das mein letztes Wünschen em 2 2 4 
So will ich loben allezeit r. = 
Dich, o Herr Gott, in bang te 


HT ie S* 1052 


in. 


an 


120 


tm * 1 2 = 


N. N. ad 
Anouymiſch in ea Greifswalde 1897 9 
Bl. 463. b. Wahrſcheinlich gehört LE Tech 


ur 
„ 


173 


und iſt auf jeden Fall alter, als das mit denſelben Worten an⸗ 
fangende Abendlied von Paul Oderborn. Die letzte Strophe iſt 


weggelaſſen. 
1 Abendandacht. 


Der Tag hat ſich geneiget, 
Die Nacht herfuͤr itzt gagt. 
Gott fen gebenedeyee, 
Der uns beſchuͤtzet hat 
Durch ſeine milde Guͤte, 
Erhaͤlt uns Leib und Seel’! 
Woll' uns fortan behuͤten 
Fuͤr allem Ungefaͤll. ; 
Nichts iſt auf dieſer Erden, 
Das da beſtaͤndig bleibt. * 
Allein die Guͤt' des Herren, 
Die waͤhrt in Ewigkeit, 
Steht allen Menfchen offen; 
Gott (ver) laͤßt die Seinen nicht. 
Drauf ſetz' ich all mein Hoffen, 
ꝛein'n Troſt, mein’ Zuverſicht. 
* Dem hab' ich mich ergeben | 
In dieſer argen Welt. m 
So iſt des Menſchen Leben! 
Wie Bluͤmlein auf dem Feld’; 
Des Morgens in dem Thaue 
Seyn ſie gefaͤrbet ſchon: 
Bald werdens abgehauen, 
Verderben von Stund' an. 
Vergieb mir, lieber Herre, 
Mein Suͤnd' und Miſſethat! 
Ich hab' geſuͤndigt ſehre, 
Und bite, Herr, um Genad'. 
Weim du mir zu wollt'ſt ſchreiben 
Mein Sim’ und auch mein' Schuld, ü 
2 Wo 


174 “2 


Wo ſollt' ich fuͤr dir bleiben 
Den Tod haͤtt ich verſchuld't. de ae enn at 
Ich bite‘, daß du mir guädig gz. e 
Durch Chriſtus willen ſeyſt. A * 
Mach' mich von Suͤnden ledig 
Gieb mir den heilgen Geiſt . 
Der mich weiſe und lehre 
Ja der mich leit' und fuͤhr 7 un 
Auf daß ich nimmermehne e 
Gott's Steg’ und Weg' verlier“. 
Mein Leib’, mein’ Seel, mein Leben, 


Mein Haus, mein Gut' und Chiti mne 
Was du mir haſt gegeben. 
Das b'fehl' ach dir, o Herr,, 
In dein' goͤttliche Haͤnde. . ſ 
Behuͤt' mich gnaͤdiglich, «Dr: 
Gieb mir ein felig ende. 


Und nim mich in dein Reich! wh 30) 


N. N. ED ri 
Anonymiſch in dem zu Greifswalde 1597 gedruckten Pfalmbuch 
Bl. 371. b. Es kommen in den alten BB. mehrere Lied 
dieſes Anfangs vor, unter andern das oben mitgetheilte von 
Selnecker, eins von Franz Rhode zc., vermuthlich alle Nach 
dungen eines urſpruͤnglich niederſaͤchſiſchen Liedes von se 
Göttingen (Herr Gott, wem ſoll ichs klagen), das in eben d 
Pfalmbuche Bl. 469 ſteht. Das hier folgende findet ſich, 
verandert, noch in dem jetzt üblichen Lüneburg. san 

Gewiſſensangſt. 

Ach Gott, wem ſoll ichs klagen, 
Daß ich ſo elend bin? 3 ed 
Mein Herz will mir verzagen, u) 
Mein’ Sind’ liegt mir im Siu. 
Ich kann ihr'r nicht vergeſſe:nn 


175 


Sie iſt zu groß und u n N PT 
Sie hat mich gar beſeſſen, F n Sn ns 
Bracht in Noth und Gef. BUN BR, 
In Suͤnd'n bin ich empfangen, Nee El: 
In Suͤnd'n bin ich gebornʒ 
Viel Suͤnd' hab' ich begangen 4 
Darum bin ich verlor'n. 3 | 
Srölich kann ich nicht werden, 
Den Himmel anzuſehnn, 
Und ſchaͤme mich, auf Erden 
Mit meinen Fuͤßen zu gen. 
Nun ſollt ich ja vertrauen 
Deinem Sohn Jeſu Chriſt, 
Veſt auf ſein Verdienſt bauen, 
Weil er mein Fuͤrſprech iſt. 
So ſchreckt mich mein Gewiſſen 890 
Das zweifelt immerdas 
Und ſoricht, dich werd' verdrießen, 1 
Daß ich die Suͤnd' nicht ſpar! 
Ich wollt auch herzlich gerne 
Beſſern das Leben mein, 
Mit Werk', Wort und Geberde 
Fromm und dir g'horſam ſeyn: 
Ich kanns ſo nicht vollbringen, 
Wie ichs oft hab' bedacht; N 
Boͤſ' Gedanken mich verdringen 
und auch des Teufels Macht. 
Was ſoll ich denn un machen lu £ 
Wo ſoll ich Zuflucht hnnn?n2?2n:n: 
Ich fall der Holl in Rachen 
Wenn ich dir will entgahnn. 
Ich komm', o Gott, ja wieder 
2 Ju dein r Barmherzigkeit. 


Und 


176: N 
ns 


Und für dir fall ich nieden 
Mein' Suͤnd' die ſeynd mir lab. Va 1 
Vater, dein n Sohn haſt geben 65 
Für der ganzen Welt Suͤnd ; na ae 
Und jedermann ſoll leben \ 
Der an ihn glauben kunnt. Ara 1 u 
Will gleich mein Herz nicht trauen a‘ 
So glaub ich dennoch veſt. 75 * 
Hilf du meinem Unglauben; Er 1.090005 
Dein’ Huͤlf' die iſt die beit. 


Ich bin nicht werth der Güte, 1 ur 
Die du mir haft gethan, 3 
Daß für mich mit fein, Blute a N. en 
Bezahlt' dein lieber Sohn. 
Ich bedarfs aber nothwendig K 
Und glaͤub' den Worten dein, * ** 
Die mir zuſag'n beſtaͤndig: NW 
Wer glaͤubt, wird felig ſeyhnn. 

So wahr als ich ſelbſt lebe, 
Sprichſt du, ewiger Gott, Fe 
Mit nicht' ich uͤbergebe un. ent 
Den Sünder in den T: 
Ich will, daß er umkehte RR 
Und leb' ewig bey mir. e i 
Darum komnr ich, Herr cone, Enno ee 
Ich komm' wieder zu dir. de e e 

Mit dem heiligen Geiſte I TOR 


Meinn ſchwachen Glauben mehr 
Huͤlf und Beyſtand mir leiſte , 
Sey mein gnaͤdiger Herr! 1 0 
G'leit mich auf deine Weed 
B'huͤt mich für Sind’ und Schand 30 nd 
Des Teufels Stich' und Schlaͤg e 


* 


Wend' ab mit deiner Hand 


Mi 

Segne mein Leib und Leben, 
Meinen B'ruf und mein Arbeit, 
Was du mir haſt gegeben 
Aus lauter Guͤtigkeit. TE 
Erhör’ mein Flehn und Schreyen 
Und mein' furchtſame Wurf, 
Daß ich mich dein kann freuen, 
Veracht'n des Teufels Mord. 

Zuletzt laß mich abſcheiden 
Mit eim ſeligen End', 
Und nim aus dieſem Leiden 
Mein’ Seel in deine Haͤnd'! 
Dafuͤr will ich dich preiſen 
Mit ſchuldig'r Dankbarkeit; 
Gott wird mir Gnad' beweiſen 
Und helfen in Ewigkeit. N 


Martin Bindemaun.“ 
Dieſen Namen geben die Anfangsbuchſtaben der Strophen. [P/abn- 
buch, Gryphisw. 1597. Bl. 413. b. mit Wegl. von 4 Str. Vergl. 
Geiſtliche Pſalmen ze. Nürnb. 1618. 8. S. 718] 
Heitre Ausſicht im Ungluͤck. 
Man ſpricht: „Wen Gott erfreut, 
Hat g'meiniglich groß Leid“. 
Doch wird fein Leid verkehret, 
Ihm ewige c. In ewig'r) Freud' ‚gewährt; 
Gott kann dein Leid wol ſtillen, 
Und dich mit Freud erfuͤllen. 
Angſt, Noth, Truͤbſal und Pein 
Muß ſtets im Vortrab car. Herzen) ſeyn; 
Darnach ſo thut herreiten 
Das Gluͤck auf allen Seiten. 
Gott kann dein Unglück ſtillen, 
Und dich mit Freud' erfuͤllen. Rama“ 
8 M In 


178 
5 4 a 

In Widerwaͤrtigkeit 7 I d 
Ruf Gott; er iſt nicht weit: s N 
So wird er fuͤr dich kämpfen | 
Und deine Feinde dämpfen; zj iu * 
Gott kann dein Feinde wohl ſtllen, 1 
Und brechen ihren Willen. 

Nun iſt es einmal want: 
Es faͤllt von dir kein H aa; 
So kann dir Niemand ſchaden, tr ie 
Wenn Gott es nicht will g'ſtatten. 
Gott kann dein'n Schaden wohl ſtillen, . 
Und dich mit Freud er füllen. 

Biſt du in Angſt und Noth 
So trau allein auf Gott; 
Denn findeſt du zum letzten,. 
Daß es dir g'reicht zum Beſten. 4 
Gott kann dein' Augſt wohl kehren; Pe 
Das wird ihm Niemand wehren. £ De 

Nach jedem Winter kalt 5 0 1 
Erfolge der Sommer baldı t: 
Alſo nach jedem Schmerzen 
Erfolgt auch Freud’ un Herzen er 
Gott kann die Schmerzen wenden, 
Er hat's in ſeinen Handen. e 

Die Blümlein, auf dem Feld, “ re 
Auch alles Wild im Wald, n.. 
Wenn es der Winter verheeret, ** BR 
Der Sommer fie wieder naͤhret. Ge 
Gott kann dem Winter wehren, N en 
Den Sommer wieder kehren. 12 4 n e 

Es hat wohl eher geſchne t 
Vorhin fuͤr dieſer Zei 
Darnach fo ſchein die Sonn 

2 


u. 3 
47 1 re 


179 


Bringt uns viel Freud' und Wonne. 
Gott kann den Schnee wohl ſtillen, 
Und dich mit Wonne fuͤllen. 
Mit dem Elende dein 
Sollt du zufrieden ſeyn; 
Denn wenn die Noth am groͤßten, 
Will Gott dich ſelber troͤſten. 
GOSiott kann dein Elend ſtillen, 
Und dich mit Freud' erfuͤllen. 
Nach jedem Herzeleid m 
Erfolgt auch wieder Freud’; 
Ich hoff auf Gott mit Treuen, 
Es ſoll mich nicht gereuen. 
Gott kann mein Herzleid ſtillen 
Nach ſei' m göttlichen Willen. 


Anhang 


iniger religioͤſen Lieder im Volkstone, 


Michael Stiefel. 

eb. um das J. 1487 zu Eßlingen in Schwaben. Geſt. 1567 als 
ehrer der mathematiſchen Wiſſenſchaften zu Jena. Noch während 
ines Aufenthaltes im Auguſtiner⸗Kloſter zu Eßlingen, im Jahr 
1522 oder 1523, gab er das, im iſten Bande der Authologie 
. 429 bereits erwaͤhnte, im Originaldrucke vor mir liegende 
ied von der Chriſtfoͤrmigen, rechtgegruͤndeten Leer D. M. Lu: 
ers, in Bruder Veiten thon, heraus, das bey Vielen großen 
fall fand, bey Anderen aber, wie bey dem bekannten Saty⸗ 
iker Thomas Murner, der ihm ein „neues Lied von dem Unters 
ang des chriſtlichen Glaubens“ entgegenſetzte, den lebhafteſten 
Iinmwillen erregte. (S. den intereſſanten Aufſatz über das Leben 
es wegen feiner Wahrheitsliebe und feiner tiefen Einſichten in 
Die Mathematik achtungswerthen, wegen feiner apokalyptiſchen 

kun - N M 2 Traͤu⸗ 


180 


Traͤumerehen bedaurungswuͤrdigen St. von Hru Superint. Fulda, 
im Biographen, B. VI. Halle 1807. S. 458 f.) Dreyzehn bloß 
dogmatiſche Strophen ſind aus dem hier folgenden Abdrucke aus 
gelaſſen. Die in der erſten vorfommehde Auſpielung mit dem 
Worte luter (lauter) iſt leicht zu verſtehen. „Luthers Lehr, ſagt 
der Verf. in einer Anmerkung, iſt alſo luter, daß ich ſchaͤtz, daß 

er hab dieſen Namen, uns zu einem Zeichen, von Gottes Ord- 
nung.“ Der bey dem Liede zum Grunde liegende Ausſpruch Je⸗ 
hannis ſteht Offenb. 14, 6. 7. 8 


zuthers Lehre. 


Joannes thut uns ſchreiben 9 7 

Von einem Engel klar, 

Der Gottes Wort ſoll treiben 

Ganz luter offenbar. 

Zu uns thut ſich auch ſcheiben; 

Es fehle nit um ein Haar. . 

Darauf will ich beleiben, N 0 

Das ſag ich euch firwahr. f 
Hoch' Kunſt die laßt er ſtieben 

Weit über Berg und Thal. 

Den Mund will ihm verſchieben 

Zu Kom des Biſchofs Saal; | 175117 

Es ſchelten ihn die Truben, N 

Die Woͤlf in Gottes Stall. 

Huͤt' dich vor dieſen Dieben, 

Wo ſie ſind, uͤberall. 1 * 
Du magſt nun wohl erkennen r 

Den Engel, den ich meyn'. N N 

Hernach will ich ihn nennen; 

Die Sach' die iſt nit klein. 

Laß dich nicht fuͤhr'n von dannen, 

Daß er hat Fleiſch und Bein; f 

Das find'ſt von heilgen Mannen, 

Und nit von ihm allein. 
Es b' deutet uns das Fliegen, 

Verſchmaͤhen zeitlich Gut. 

Kehr' dich nit an das Luͤgen, 

Das man vom Frommen thut: 

Er thut ſich warlich fuͤgen 


75 


** 


2 u er ee = Ar 


181 

Zu Gott in rechtem Muth; 
G' walt mag ihn auch nit biegen, 
Er gaͤb' eh' drum ſein Blut. 

Sein Herz zu Gott er neiget, 
Recht als ein Chriſtenmann. 
Die G'ſchrift er rein abſeiget; 
Kein'n Wuſt laßt er daran. 
Zu Wornıis er ſich erzeiget, 
Er trat keck auf den Plan; 
Sein' Feind' hat er geſchweiget, 
Keiner dorft' ihn wenden an. 

Er laßt ſich nit erſchrecken 
Die ſchuͤhen d. i. ſcheuen) Fledermäuf’; 
Sein Lehr’ thut er vollſtrecken 
Zu Gottes Lob und Preis. 
Die Wahrheit thut ihn ſtaͤrken; 
Sie macht viel Menſchen weiſ'. 
Der Baur die Sach will merken; 
Das muͤht Coͤlln und Parle)is. 
Nun gruͤß' ich dich von Herzen, 
Du edels Wittenberg! 
Viel Frommer litten Schmerzen, 
Gieng es dir uͤberzwerg. 
Erfurt thut guͤtlich ſcherzen 
Mit dir in Gott bequem; 
Es haͤlt euch als zwo Kerzen 
Das neu' Hieruſalem. 

Das Licht des Tags kummt wieder, 
Es bricht daher mit Macht. 
Der Engel ſchwingt fein G'fieder; 
Das Irdiſch' er veracht't. 
Er lehrt die Chriſtenglieder 
Und fuͤhrt ſie von der Nacht; 
Er ſey hoch oder nieder, 
Daſſelbig' er nit acht't. 

Sein Stimm' die thut er ſtaͤrken 
Ohn' alles Truͤgen frey. a 
Herr, gieb, daß ich moͤg' merken, 
Was dieſer Engel fchren! | 
Zum Erſten thut mich ſchrecken 
Sein Lehr', was Adam ſey. 


Das 


ı' u 


Das G'ſetz thut er entdecken; 
Groß' Furcht erwaͤchſt darbey. 
Das G'ſetz den Menſchen poltert, 
Es iſt den Werken g’iähr. 
Den Geiſt es tief erfordert, 
Als ob er ſelig wär”, 
Die Sach' viel Doctor wundert, 
Die dieſer Kunſt ſeynd leer; 
Ein'r wuͤßt's nit unter hundert, 
Wenn Luther noch nit wär'. 
Zum Andern lehrt er eben 
Mit Giſchriften klar beſtimmt, _ 
Daß man Gott Ehr' foll geben; 
Denn ſie kei'm andern ziemt. 
So ganz das geiftlich’ Leben 
In Chriſto it gegruͤnd't, 
Als in eim Stock die Reben; 
Ohn' ihn all's Gut verſchwind't. 
Ohn' mich ihr nichts vermoͤgen, 
Spricht Chriſtus, unſer Herr. 
Den Willen muß bewegen | 
Die Gnad' nach's Luthers Lehr”. 
Er mag ſich ſelbs nit regen: 
Doch iſt die Huͤlf' nit ferr; 
Sie kommt uns bald entgegen, 
Als ich vom Luther hoͤr! 
Eh’ mich die Gnad' hat g' funden, 
Todt was ich gar und ganz 
Ich dient' wol Gott' zu Stunden 
Fuͤr Hoͤll' und Himmelskranz; 
Mein G'muͤth das was gebunden 
Uf ſich, und luͤgt ſein'r Schanz'. 2 
Wer heilt mir dieſe Wunden? 
O Herr, dein'r Gnaden Glanz. 
Wenn ich mich ſollt' bereiten 
Mit Werken mannigfalt, 
Ehr' thaͤt ich mir zuleiten; 
Das hatt’ doch fein’ Geſtalt. 
Gott muß all' Werk bekleiden 
Mit Gnad' us ſei'm Gewalt; 
Es ſeynd ſonſt Werk' der Heyden, 
Von Liebe ſeynd ſie kalt. 


183 


Dem Glauben Gott 2 
Die Gnad', und thut das ſtill. 
Die Gnad' den Tempel weihet, 
In dem er wohnen will. 


All' Sind’ er ganz verzeihet, 


Daß er fein Wort erfuͤll'. 
An Gottes Guͤte ſcheuet Funde 
Mein G' ſicht ohn' ſolch Berill'. 
Mit Glauben mußt du weichen 
Dei'm Gott in ſeinem Wort; 


Dio thut der Geiſt inſchleichen; 


Der Glaub’ iſt ihm ein' Pſort'. 
Sag' nit von alten Braͤuchen; 
Sprich nit: Ich anders hoͤrt'. 
Durch das und desgeleichen 
Wird manche Seel' ermord't. 


Euch moͤgt' viellicht bedunken, 
Der Glaub' waͤr viel zu ſchlecht. 
Ach Gott! wie iſt verſunken 
Dein Gnad' durch menſchlich Recht! 
Gott hat uns jetzt gewunken; 
Ihm folgt manch frommer Knecht. 
Der Glaub' hat lang' gehunken; 
Gott geb', daß ihr das ſecht (d. i. feht), 


Herr, laß uns nit verderben, 
Dein Gnad' von uns nit wend', 
Dieweil wir ſeynd dein' Erben, 
Darzu Werk' deiner Haͤnd'; 

Und ſo wir ſollen ſterben, 

Behuͤt' uns unſer End', 

Laß uns dein Reich erwerben, 
Dein' Huͤlf' und Troſt uns ſend'! 

Ich bitt' dich durch dein' Guͤte, 
Mein Gott, Herr Jeſu Chriſt, 
Daß mich dein' Gnad' behuͤte 
Hie vor des Teufels Liſt, 

Und wenn der Ant'chriſt wuͤthe, 
Daß ich ſey ſelbs geruͤſt't, 

Und nit folg' ſei'm Gebiete; 
Denn du mein' Hoffnung biſt. 


= 


184 


—— — 


N. N. ung In 


Auouymiſch in einem alten Drucke auf der Zwickauiſchen Biblio⸗ 
thek. Eine Abſchrift befindet ſich in den von der Gottſchedin 
geſammleten Materialien zur Geſchichte der lyriſchen der 
Deutſchen, die nicht, wie Gottſched in ihrer Leben ibung 
ſagt, von ihr verbrannt, ſondern unverſehrt erhalten und ſchon 
ſeit langer Zeit im Beſitze des hieſigen Herrn Prof. Ebeling ſind, 
welcher die Guͤte gehabt, ſie mir mitzutheilen. Der Anfang des 
Liedes, das wahrſcheinlich nicht lange nach dem Wormſer Reichs⸗ 
tage 1521 verfertigt worden, iſt von einem weltlichen entlehnt, 
deſſen Melodie auch in manchen geiſtlichen Gefangbüchern des 
söten Jahrh vorkommt. Einige gar zu derbe und beiſſende oder 
gar zu matte Strophen habe ich mit Fleiß weggelaſſen, auch die 
Folge derſelben an ein paar Stellen veraͤndert. 


zuthers Lehr 


Es geht ein friſcher Winter daher; 
Da hoͤrt, ihr Herren, neue Maͤhr'! 
Der Schimpf der will ſich machen; 
Es wird uͤber Muͤnch' und Pfaffen gehn. 
Sie weinen oder lachen. 


Martinus iſt ein kuͤhner Mann, 
Ein groß Spiel hat er gefangen an. 
Er darf nicht Wuͤrfel noch Karten, 
Denn wer mit ihm ſtudiren will; 

Der heiligen Schrift thut er warten. 

Der Luther hats nicht recht beſunnen; 
Mar’ wol zu großen Ehren kummen, 
Haͤtt' er den Pabſt thun ſchweigen: 

Ein Cardinal der waͤr' er worden, 
Thaͤt' ihn eher Biſchoff weihen. 

Das hat Martinus nicht wollen thun; 
Darum thut ihn der Pabſt in Bann, 
Sein'n Leib und Seele verdammen. 

Da fragt Martinus nicht viel nach) N 
Ihn brennt die chriſtlich Flammen. 

Die Kloſterbruͤder ſind auch im Spiel, 
Die ich euch jetzund nennen will. 

Sie laufen auf dem Lande; 


185 


Gaͤbe man ihn'n des Kaiſers Gut, 
Sie naͤhmen's ohn' alle Schande. 

Dabey ſo habens' ein'n guten Muth, 
Ja mit der Armen Schweiß und Blut; 
Es moͤgt' wol Gott erbarmen, 
Daß ſie da leben in dem Saus, 
Und wollen doch ſeyn die Armen. 


Ihr' Kaſten und Keller ſtecken voll; 
Sie ſaufen, daß ſie werden toll. 
Sollten ſie ei'm Armen geben 
Ja nur ein Gab' ein's Pfennigs gut, 
Es muͤßt' ehe koſten ſein Leben. 

All' Zinſ' und Geld han ſie an ſich bracht, 
Daß ſie es ſchier all's beſitzen noch; b 
Han doch die Armuth geſchworen. 

Noch geben ihr'r etlich mehr dazu; 
Wie ſind ſie ſo große Thoren! 

Ach wie find unſer' Sinn’ verkehrt! 
Hat uns ſolche Armuth Chriſtus gelehrt? 
Oder hats gethan Sanet Peter? 

Gaͤben wir den armen Handwerksleuten; 
Den'n thaͤt' es gar viel noͤther. 

Wenn Luther's Lehr’ fo unrecht wär’, 

Sie war” nicht kommen je bisher; 
Zu Wurms waͤr ſie verdammet. 
Da ſaßen ſo viel der rothen Baret', 

Dazu der Schauben von Sammet; 

Der Kaiſer in ſeiner Majeſtat, 
Darzu der deutſchen Fuͤrſten Rath, 

Falſch' Geiſtlich' und auch Layen! 

Da ſtund der Luther hochgelehrt; 

Wollt Keiner an den Reyen. 

Herzog Friedrich iſt ein frummer Fuͤrſt, 
Der nach goͤttlicher Wahrheit duͤrſt't; 

Iſt frey darbey geſtanden! 

Des bedankt ſich Deutſcher Nation 

Gegen dem Sachſiſchen Lande. 

Verleih Genad', ewiger Gatt, 
Erzeig' uns Huͤlf' in dieſer Moth 
Des Leib und auch der Seelen! 


Er: 


186 


Erleucht uns mit der Gnade dein, 
Daß wir des Weg's nicht fehlen! IM 

Behuͤt', daß wir nicht nehmen an 
Der Menſchen erdicht'te falſche Wahn, 

Ihr' Traͤum' und auch Betruͤgen, 
So doch die Welt nichts anders kann 2 
Denn falfch ſeyn und auch lügen. N 

Verleih uns chriftlich” Prediger, | 
Die uns vortragen rechte Lehr”, 2 
Dein Wort uns treulich lehren; | 3 
Erleucht' uns mit dem Worte dein, 
Daß wir es thun begehren. in 

Verleih uns gegen den rn eb; 

Daß die ein jeder treulich ul, 
Wie wir von Andern begehren, 

Erzeig' das in den Werken klar; 

Wird unſer Heil ſich mehren. 

So der Baum wird aus der Frucht erkannt, 
So ſeyn wir nicht wahrlich Chriſten genannt, 
Die Werk' thun denn ausbrechen. 
Das verleih uns dein’ goͤttlich' Genad'! 

Thun wir mit Treuen ſprechen. 

Der uns das Liedlein hat gemacht, 

Der Seele Verderber herzlich betracht't, 
Durch Menſchenlehr' verfuͤhret; 
Man woll's ihm nicht vor uͤbel haben, 
Daß er die un ruͤhret. 


Ludewig Heilmann. 

Dieſer Name iſt in den Anfangsbuchſtaben der Strophen 
druckt. Das. Lich ſteht, nach Angabe des eben erwähnten G 
ſchediſchen Mauuſcripts, in deu zu Zwickau 1331 gedruckten B 
reyen, und kommt auch in einem um eben die Zeit zu 
22 fliegenden Blatte vor. (Riederers Abhandlung 

S. 261.) Aus der Tıtem Strorhe darf man ſchließen, daß 5 
im J. 1529 nach dem Reichstage zu Speyer verfertigt ſey. * | 
ſangbuch ꝛc. Dresden 159% Bl. 334, mit Weglaſſung der le 
Strorhe. 


— 


„ 


Der Sieg der Reformation. 


Lobt Gott, ihr frommen Chriſten, 
Freut euch und jubilirt 

Mit David dem Pfalmiften, 

Der vor der Arch' hofiert! 

Die Harfen hoͤrt man klingen 

In deutſcher Nation; 
Darum viel Chriſten dringen 
Zum Evangelion. \ 

Von Mitternacht ift kommen 
Ein evangeliſch Mann, 

Hat die Schrift fuͤrgenommen, 
Damit gezeiget an, 

Daß viel der frommen Chriſten 
Boͤslich betrogen find. 

Durch falſche Lehr’ der Sophiſten 
Und ihre Wechſelkind': 

Die jetzund grimmig ſchreyen, 
Wenns auf der Kanzel ſtahn: 
„Mord uͤber die Ketzereye! 

Der Glaub' will untergahn; 
Des geweihten Waſſers Kraͤfte 
Will Niemand achten mehr; 
Darzu der Prieſterſchafte 

Thut man kein’ Zucht noch Ehr'; 

Wer glaubt des Luthers Lehre, 
Iſt ewiglich verdammt.“ 
Dergleich und anders mehre 
Schreyen ſie unverſchamt; 

Damit viel Chriſten treiben 
Vom Evangelion, 

Die bey dem Scoto bleiben 
Und ſeiner Opinion. 5 

Ihr G'ſalbten und Beſchornen, 
Laßt ab von ſolchem Tand! 
Das Recht habt ihr verloren, 
Seyd gewarnet und ermahnt. 
Gott will jetzt an euch ſtrafen 
Den Mord und großen Neid, 
Den ihr mit feinen Schaaſen 
Habt getrieben lange Zeit. 


188 


Gar bald wird niederfallen 
Mammon, der euer Gott, 
Und euch Gottloſen allen 
Zu Schanden und zu Spott. 
Ihm iſt durch Luthers Lehre ty 
Genommen all’ fein’ Macht; 2 
Wollt ihr euch nicht bekehren, au 
Ihr werd't mit ihm verjagt. 


Her, her, ihr lieben Hrüber; 
All', die recht Chriſten ſeyn! 4 
Zum Faͤhnlein tracht' ein jeder; 
Ehr' woll'n wir legen ein. —— 
Die Feind' woll'n wir angreifen, 
Ich meyn' das beſchoren Geſchlecht. 
Ich hoͤr die Trummen und Pfeifen; 2 
Her, her, ihr lieben Knecht'! | In, SA 


Ein jeder fol auch hören, | 
Wer unſer Hauptmann iſt: BE 
Der König aller Ehren, a 
Unſer Herr Jeſus Chriſt! 

Der will uns helfen ſtreiten 
In aller Angſt und Noth 
Jetzt in den letzten Zeiten, 
Als er verſprochen hat. 


In Trummen und in Pfeifen 
Will Gott kein'n Gefallen han: 
Zu'n Waffen wollen wir greifen, 
Den Harniſch legen an, 
Den Paulus hat geſchlagen 
In ſeiner Liberey, 
Schild, Helm, Panzer und Kragen; 
Ein Schwerdt iſt auch dabey. N 


Laßt ſie nun einher hauen, 

Das arm' beſchorn' Geſchlecht, 

Die auf die Werk' faſt bauen 

Und auf ihr geiſtlich Recht: 

Ihr Geſchuͤtz hat nicht wohl troffen, 

Iſt viel zu hoch gericht't; | 
Noch eins ſind fie verhoffen, 1 
Es wird ſie helfen nicht. 


189 

Mit dem thun fe. ruͤſten, 
Hab ich vernommen wol, 5 
Der Pabſt in Jahresfriſten 
Ein Concilium halten ſoll; 
Darinnen ſoll man ſehen, 
Ob Luthers Lehr' ſey wahr. 
Wie ſoll aber dem geſchehen, 
Der nicht erlebt das Jahr? 

Auf Chriſtum ſoll er ſchauen, 
Der unſer Hauptmann iſt, 
Auf ſeine Wort' vertrauen; 
Kein' Luͤg' noch arge Liſt 
An ihm nie ward erfunden, 
Auch kein Bettuͤglichkeit. 
Waͤr' Luther uͤberwunden, 
Wird’ mancher Sophiſt erfreue 

Nim jetzt alſo fuͤr gute, 
Du geſalbte geſchmierte St 
Gott halt in ſeiner Hute 
All', die er hat erweckt 
Durch evangeliſch' Lehre 
Vom Schlaf der Gleisnerey, 
Dem Glori, Preis und Ehre 
Immer und ewia ſey. 


N. N. | 

Parodie eines vielgeſungenen weltlichen Liedes, das ſchon im An⸗ 
fange des 16ten Jahrh. bekaunt war, und in des Rnaben wun⸗ 
perhorn, B. III. S. 44. und mit 2 Strophen vermehrt in Do: 
en's Mifeellaneen zur Geſch. der teutſchen Lit. B. I. S. 269 ab; 
gedruckt ſteht. (Vergl. den Anhang zur zten Ausg. der Miſeell. 
B. I. S. 9.) — [Geyſtl. Lieder, Leipz. 1536. a 2. No, 58. mit 
Wegl. zweyer Strophen] 


Der unerbittliche To b. 


Ich ſtund an einem Morgen 1 60 500. ö 
Heimlich an einem Ort; 

Da haͤtt' ich mich verborgen. 

Ich hoͤrt klaͤgliche Wort 

Von einem jungen ſtolzen Mann; 5 


190 
Der Tod der kam gefhlihen, 
Griff ihn gewaltig an. a 

Wohlauf, wohlauf mit Eile! 
Sprach der Tod grimmiglich. 

Ich ſchieß ſo viel der Pfeile, 
Bis ich dein Leben brich'. 
Du mußt mit mir an einen Tanz; 
Daran gehoͤrt manch Tauſend, 
Bis der Reyen wird ganz. 

Der jung' Mann erſchrack ſehre, 

Sein Herz war Unmuths voll; 

Er kunnt' kaum reden mehre, 
Der Bot' g'fiel ihm nicht wohl. 
Er ſprach: Ich bin ein junger Mann! 
Du findſt noch viel der Alten 
Mich ſollt du leben lan. 9 

Der Tod ſprach zu ihm Balder: 
Ich kehr mich nicht daran; ein 
Ich nehm' Jung' und auch Alte, 
Beyd' Frauen und die Mann. 
Die boͤſen Kind'r zeuch' ich herfuͤr; 
Mein'n Zorn den thut man ſpuͤren, 
Jeder fuͤr ſeiner Thuͤr. 

Ihr habt mir lang' gerufen 
Mit mancher großen Suͤnd'. 

Ihr muͤßt erſeufzen tiefe; 

Ich bin gar ſchnell und g'ſchwind. 

Es will nicht helfen Straf noch Plag' 
Die euch Gott hat geſendet 

Auf Erden manchen Tag. 

Franzoſen thun euch pein'gen 
Im Lande weit und breit. 
Sie liegen bey den Zaͤunen; 

Ein'r ſtirbt, der ander traͤgt Leid. 
Die Plag' macht manchen armen Mann; 
Der vor hat koͤnnen laufen, | 
Muß jetzt an Kruͤcken gahn. 

Die Theurung und der Streite 
Hat zugenommen ſehr; 

Es koſt't viel guter Leute: 
Wer kann's erdenfen mehr, 


191 
— 


Daß ſolche Plag' geweſen ſey? | 
Schafft All's eu'r ſuͤndlichs Leben 
Und Bosheit mancherley. 

Drr Wucher iſt gemeine, 
Unkeuſchheit wohl bekannt; 
Treibt Jung, Alt, Groß und Kleine 
Dazu viel’ ander! Schand, 

Die ich nicht all' erzaͤhlen mag. 
Ich will nicht laͤnger warten; 
Denn kommen iſt der Tag: 

Daß ich euch ſelbs will wuͤrgen, 
Ihr ſeyd jung oder alt. 

Ich nehm kein Geld noch Buͤrgen, 
Seh' nicht an eur Geſtalt; 
Reich' und Arm' ſind mir unterthan. 
Euer Arzuey und Scheuen 

Soll keinen Fortgang han. 

Ob du „hinweg thuſt fliehen 1 
Ein halb Jahr aus dem Land: 3 
Ich kann dir wol nachziehen, RR 
Bin allenthalb bekannt. . 

Laß’ ich dich frey daſſelbig' Jahr': 

So du kommſt wieder heime, 

Biſt noch nicht ſicher zwar. N. 
Darum, ihr Venſchenkinper, 

Laßt ab von euer Suͤnd“! 2 

So wird Gottes Zorn minder. * 

Ruft an Marien Kind, 

Daß er euch wolle gnaͤdig ſeyn, ö 

Laß' euch in Suͤnd' nicht ſterben, * 

Behuͤt' für hoͤll'ſcher Pein. 10 e 


vr 


D. Heinrich Knauſt. 

Geb. aus Hamburg. Pfalzgraf und kaiſerl. gefrönter Poet, auch 
Advocat, zuletzt zu Erfurt, wo er noch 1575 am Leben war. Das 
folgende Lied, gleichfalls eine Parodie des weltlichen: Ich ſtund ꝛc., 
kommt in den von ihm herausgegebenen Gaſſenhauern, Reuter⸗ 
und Bergliedlein, Frankf. a. M. 1571. 8. vor, und hat ohne 
Zweifel ihn ſelbſt zum Verfaſſer. [Des Knaben Wunderhorn ꝛc. 


B. III. Heidelberg 1808. 8. S. 4.) 0° 
** Got; 


192 


Gottes Zach tach 5 


Ich ſtund an einem Morgen 
Heimlich an einem Ort; 4 
Da hielt ich mich verborgen. a 
Ich hoͤrt' klaͤgliche Wort‘ enn 
Von einem frommen Chriſten fing 
Er ſprach zu Gott fein’ın Herren: 1 ir 
„Muß denn gelitten fen? 5, ß * 
Herr Gott, ich hab' vernommmeR, 
Du willſt mich laſſen ſchier 
In viel Anfechtung kommenn 5 
Thut nicht gefallen mir.“ eee 
Merk maͤnnlich auf, was ich dir 9! N a 
Thu dich nicht hart beklagen, e 
Ein Chriſt muß haben Plagg. Rh 9 
Der fromm' Chriſt weinet ſehre ;: 
Sein Herz war unmuthsvoll: 
„So gieb mir Weiſ' und Lehre, 
Wie ich mich halten ſoll. 
Der Glaub' iſt ſchwach und ar 85 me; 
Mein Fleiſch will mich verf 
Daß ich ſoll weichen von dir.“ 2 
Gott ſprach lachend zu Muthe: Rule 1 FA 
Dein'n Willen ich wohl ſpuͤr '. . 
Du wollt'ſt wohl han das Gute, 
Wenn 's dir nicht wuͤrde ſau'r: 
Wer aber will mit mir han Wel 
Muß alles fahren laſſen; dus ya Doll 
Viel Glück iſt ihm nicht feil. „ n 02 
Der fromme Chriſt fon: Ward, 11 5 
Mord über alles Leid! — 
Mich ſchrecken deine Worte; 3. 
Herr Gott, mach' mich bereit! rr 
Ich wollt' doch alles tragen gern,, 
Die Weltluſt gerne haſſen, Mr ug ig 
Sie laſſen von mir fern. e 7 
2 Gott ſprach: Ich thu' dich süßen; 
| Hab nur einen guten Muth, 
Und thu' mich allzeit fuͤrchten 07 1 
Erkauſt biſt mit mein m Blut; * „ ene 


Bu n 


— 


5 Daran gedenk mit ganzem Fleiß: a 1 
All', die ich faſt thu' lieben, ' 
Straf’ ich, das iſt mein’ Weiſ'. 

Da kehrt ihm Gott den Rüden, 
Er red't zu ihm nicht mehr. 

Der arm’ Chriſt thaͤt' ſich ſchmuͤcken 
In einem Winkel leer; 

Er weinet aus der Maaßen viel: 
„Dem Herrn im Kreuz aushalten, 
Das iſt kein Kinderſpiel.“ 


| R MW 

uͤrger zu Leipzig. So nennt ſich der Verfaſſer am Ende des 
erſten der „zwey ſchoͤnen Lieder“ auf den Tod des am gten Jul. 
1553 in der Schlacht bey Sievershauſen gebliebenen Churfuͤrſten 
orig von Sachſen. (Leipz. 1553. 8.) Das zweyte iſt das fol⸗ 
ende Klaglied, auch eine Parodie des vorgenannten weltlichen. 
Aus dem Originaldruck in der Gottſchediſchen Sammlung, mit 
egl. dreyer Str.] 


Klage einer fuͤrſtlichen Wittwe. 


Ich ſtund an einem Morgen 
Heimlich an einem Ort; 
Da hielt ich mich verborgen. 
Ich hort klaͤgliche Wort' 
Ven einer Fuͤrſtin hochgebor'n; 
Sie klagt' ihr'n edlen Herren, 
ie fie den hätt’ verlor 'n. 
Ach Gott in deinem Throne, 
Du edler Schöpfer mein, 
Soll ich mein'n Herren lohne (.. RR 
Sollt' mir viel lieber ſeyn, 
Daß ich den Tod erlitten hätt’ 
Fuͤr meinen lieben Herren; 
Wie gerne ich das thaͤt'! 
Muß ich mein's Herrn entbehren? 
Iſt mir ein' große Pein; 
Ich ſaͤh' ihn herzlich geren. 
Ach Gott, moͤgt' das geſeyn, 
Daß ich ihn noch moͤgt' en an! 


194 


Mein Herz will mir zührerhen, n * 
Wenn ich gedenk' daran. 20 . 
O Gott im Himmelreiche, 
Dir flag’ ich meine Noth. 
Es iſt doch nicht dergleichen 988 
Ein' Frau, die jetzund hat inn 
Solch' groß' Betruͤbniß, in der Welt; je: 
Mein Elend und meinen Jammer 
Kann mir kein Menfch vergelt'. 
Es kaun mich Niemand troͤſten 
Denn du, Herr Gott, allein. 
Auf dich ich mich verlaſſe 
In allen Noͤthen mein. 
Troͤ fi" mich, Herr Gott, mit deinem Wort si Th 
Im Leben und im Sterben, N12 6 
Behuͤt' mich hie und dort! f R 
Das Fräulein hört das Klagen { 4 
Der liebſten (Frau) Mutter ſein. 1 
„Frau Mutter, ſollt mir ſagen: SR 
Wo iſt der (Herr) Vater mein? 
Er kann euch wohl helfen aus Noth.“ 
Die Mutter ſprach aus Leide: 
Ach Gott, er iſt ſchon todt! 
Das Fraͤulein weinet ſehre: 
„So muß ich elend ſeyn! 
Nu ſeh' ich nimmermehre g 
Den lichften (Herrn) Vater mein.“ g 
Sie rauſt ihr Haar und wand ihr Hand’: At. 
„Ach Gott im Himmelreiche, 
Hilf mir aus dem Elend.“ 
Der uns dieß Lied vom neuen 
Zum erſten geſungen hat, 6 e 
Den thut auch herzlich reuen | 2 
Des edlen Fuͤrſten Tod. a 
Wenn er noch jetzt gedenkt daran: ö 
Das Herz in ſeinem Leibe 5 : 
Das weinet ihm davon, ö | 


- 
7 


195 


Zweyter Zeitraum. 


Von Bartholom. Ringwaldt bis auf Paul Gerhard. 
(J. 1588 — 1650.) 


Wu der ganzen vorhergehenden Periode hatte die geistliche 
Liederpoeſſ ie der Deutſchen in Hinſicht auf Darſtellung und Sprache 
eigentlich keine Fortſchritte gemacht. Sie war noch am Ende 
derſelben, was ſie im Anfange geweſen, ein ſchlichter, durchaus 
kunſtloſer „ ich moͤgte ſagen, ungebundener, wiewohl bey einzelnen 
kraͤftigen und gemuͤthvollen Menſchen ſehr ruͤhrender Ausdruck 
religioͤſer Gedanken und Empfindungen. Deſto großere und mars 
nigfaltigere Veraͤnderungen ſtanden ihr in der gegenwaͤrtigen Pe⸗ 
riode bevor, die, wenn die Vergleichung mit den menſchlichen 
Lebensaltern hier ihre Anwendung finden darf, füglich die des 
Juͤnglingsalters genannt werden kann. Zwar waͤhrte es noch eine 
geraume Zeit, ehe der Fortſchritt zu einer hoͤheren Ausbildung 
der Poeſie bemerkbar wurde. Ringwaldt, der erſte in der Reihe 
der folgenden Dichter, erſcheint, was den Ton und die Form 
ſeiner geiſtlichen Lieder im Ganzen betrifft, wenig oder gar nicht 
uͤber ſeine Vorgaͤnger erhaben, und wuͤrde recht wohl noch zu der 
älteren Periode gezaͤhlt werden koͤnnen, wenn nicht die ziemlich 
bedeutende Anzahl ſeiner Geſaͤnge und der ungemeine Beyfall, 
den ſie, bey manchen nicht zu verkennenden Vorzuͤgen, eine 
lange Zeit hindurch behaupteten, ihn mehr wie irgend einen von 
denen, die noch 30 Jahre nach ihm ſchrieben, zum Anfangs⸗ 
punete einer neuen Periode eignete. Der einzige Philipp Nicolat 
wurde ihm den Vorrang ſtreitig machen können, und mit voll⸗ 
kommnen Rechte ſtreitig machen, wenn feiner dichteriſchen Arbeiten 
nur eine etwas größere Anzahl wäre. Nicht leicht hat ein Lieder 
dichter mit einem einzelnen Geſange eine ſo große Senſation 
gemacht, als er mit ſeinem: wie ſchoͤn leucht't uns der Mor⸗ 
f N 2 gen⸗ 


196 g | 3 


genſtern. Geiſt und Darſtellung, Sylbenmaaß und Melodie, ales 


kam bey dieſem Liede zuſammen, um Herz und Ohr für daſſelbe 
zu gewinnen, und der deutſchen Poeſie vermittelſt ſeiner einen 


höheren Schwung zu geben. Nur in Sprache und Rhy mut 1 


trug es noch ganz den Charakter der alten Zeit, der auch i 
ſpaͤtern Liedern bis auf den Schleſier Joh. Zeermann, einen in 
vielem Betrachte ausgezeichneten und verdienten Dichter, nicht 


zu verkennen iſt. Er war es, der die durch ſeinen großen Lands / | 


mann Opitz feit 1624 vorbereitete und bewirkte Verbeſſerung der 
poetiſchen Formen zuerſt in den Kirchengeſang einführte ; und das 
Jahr 1630, in welchem ſeine Lieder zum erſten Male geſamm 

erſchienen, verdient in dieſer Hinſicht billig ausgezeichnet zu men. 
den. Wie viel Überhaupt Opitz, weniger durch eigene Arbeiten 
in dieſem Fache * als durch fein Beyſpiel zur Vervollkommnung 
der Kirchenpoeſt 2 beygetragen habe, iſt bekannt genug. Nicht 
allein lehrte er die Deutſchen die ſo lange vernachlaͤſſi igten, zum 
Theil nie augenommenen Geſetze der Proſodie in Hinſicht des 
Reims und der Quantität der Sylben dem Geiſte ihrer Sprache 
gemäß beobachten ): ſondern er ſchuf auch gewiſſermaßen erſt 


— 


eine Sprache fuͤr die Poeſie, in ſcharfer Abgraͤnzung von der 
Proſa des gemeinen Lebens; er io, wie ein voetiſcher Gegen ⸗ 5 


fache 


9 Frevlich wirkte O's Benſpiel und Lehre nicht gleich auf alle Por 
Zeitgenoſſen; wie das ſelbſt aus manchen der nachher mitzutheilen⸗ 
den Proben deutlich genug zu erſehen iſt. Es war eine zu alte 
und tief eingewurzeſte Gewohnheit, die Mutter ſſprache nachläſſig 
zu behandeln. Was gefeilt und zierlich ſeyn ſollte, ſchrieb man 
lateiniſch; fürs Deutſche blieben, wie Serder in feinem Aufſatßz 

fer Joh. Dal. Andrei (Zerſtr. Blätter ste Samml.) ſich aus 


druckt, nur die Haus und Herzens ⸗Geſchäfte übrig, bey denen 
Eleganz und Kunſt für unndchig gehalten wurden. Eben dieſer 


Andrea, einer der beſten Köpfe feiner Zeit, verwahrt ſich deshalb 
gleich zu Anfange feiner unter dem Titel „Geiſtliche Kurzweil“ 
herausgegebenen Gedichte gegen jede Forderung des feinem Gau 


ſchmackes mit dem Verſe: „Ohn' Kunſt, ohn' Mü, ohn' Fleis 


dich dicht; Drum nicht nach deinem Kopf mich richt'. Bis du 
wir, ſchwizſt, ſpitzſt, ſchnitzſt im Sinn, Hab' ich angeht 
a und 


| | 


7 


F 


1 


6 


197 0 


fand mit Geift, mit Anmuth und in einem edlen Geſchmacke Mr 
behandeln fen; er weckte bey Vielen unter feinen Zeitgenoſſen 
einen entſchiedenen Sinn fuͤr die Dichtkunſt, und ward das Mu⸗ 
fer, nach welchem, mit Ausnahme des einzigen Fr. Spee, der 
ſich ſelbſt feinen Weg gebahnt zu haben ſcheint, alle vorzuͤgliche⸗ 


0 ren Liederdichter dieſer Periode, und namentlich ihre Hauptzierden, 


die Flemminge, die Dache und Tſcherninge ſich bildeten. Bes 
denkt man, was die Liederpoeſie im Anfange, ja noch bis über 
die Mitte derſelben hinaus war, und was ſie nach Opitz wurde: 
ſo kann man es warlich nicht übertrieben finden, wenn ihm der 
Name eines zweyten Luthers und des Vaters der deutſchen Dichts 
kunſt beygelegt wird. Schnell und fröhlich entwickelte ſich unter 
ſeinem Einfluſſe, was vorhin über ein Jahrhundert hindurch ge⸗ 
ſchlummert hatte; und in friſcher jugendlicher Kraft, wie ſie erſt 


15 nach einem Jahrhundert wieder erſchien, ſehen wir am Ende des 
gegenwaͤrtigen Zeitraums, von 1640 an, bis in das erſte Jahr⸗ 
a ꝛehend des folgenden, die religidfe Poeſie der Deutſchen blühen. 
Als mitwirkende Urſachen ihrer Vervollkommnung dürfen die vers 
ſchiedenen während dieſer Periode in Deutſchland zur Verbeſſerung 
| der Sprache und Dichtkunſt errichteten Seſellſchaften hier nicht 


ganz unerwähnt bleiben. Die aͤlteſte derſelben iſt die ſogenannte 


und fahr dahin.“ (Neumeift. de poet. germ. p. 2.) Und nachdem 
Opitz ſchon lange geſterben war, ſchrieb der bekannte treſtiche Sa⸗ 
tyriker Joh. Balth. Schupp, Paſtor an der hieſigen Jakobskirche, 
in der Vorrede zu feinen im J. 1655 zum zweyten Mal herausge⸗ 
gebenen (nicht ſonderlich gelungenen) Morgen und Abendliedern 
ſehr naiv: „Ob das Wörtlein und, die, das, der, ihr, und 
dergl. kurz oder lang ſeyn, daran iſt mir und allen Musquetirern 
in Stade und Bremen wenig gelegen. Welcher römiſche Kaiſer, ja 
weicher Apoſtel bat ein Geſetz gegeben, daz man einer Gulden, 
balben dem Opitio zu gefallen ſolle einen guten Gedanken fahren 
laſſen? Ich hätte dieſe Lieder leichtlich ändern und nach Opitii 
Gehirn richten können; allein ich wil cd mit Fleiß nicht thun!“ 
u. . w. J. B. Schuppii Schriften o. O. und J. Th. 1. S. 9350. 
Daß auch Andre ſo dachten, wenn ſchon ſie es nicht geradezu ſag 
ten, beweiſet die Liedergeſchichte dieſes Zeitraums. 


198 


Fruchtbringende oder der palmenerden. Sie wurde, auf Betrieb 
des wackern Fürfien Ludwig zu Anhalt und des gelehrten Sach⸗ 
ſen / Weimariſthen Hofmeiſters Kaſpar von Teutleben, auf dem 
Schloſſe Wilhelmsburg zu Weimar am zaſten Auguſt 1617, alſo 
zu einer Zeit geſtiftet, wo beym Ausbruch eines verheerenden 
langwierigen Krieges und bey den die deutſche Sprache und Litera- 
tur mit ihm bedrohenden Gefahren die Bildung eines ſolchen 
Vereins vorzüglich erwuͤnſcht war. Mehrere andre, nach ihrem 
Muſter gebildet, folgten auf fie noch waͤhrend des Geraͤuſches der 
Waffen, namentlich die Deutſchgeſinnte Samburgiſche, von 
Phil. von zeſen, Dietr. Peterfohn und Sans Chriſtoph von 
Liebenau 1643 errichtet, (die Roſengeſellſchaft genannt, weil ſie 
in einem Roſengarten zu Hamburg zu allererſt geſtiſtet ward) und 
ein Jahr darauf der Sirten⸗ und Blumen Orden oder die Peg⸗ 
nitz⸗Schaͤfergeſellſchaft zu Nuͤrnberg, gegründet von Geo. Phil. 
rsdörfer und Joh. Klaj. Daß durch dieſe Verbindungen und 
durch die von ihnen ausgegangene dichteriſche Strebſamkeit der 
Deutſchen manches Gute auch für die geiſtliche Liederpoeſie ges 
wirkt ſey, laßt ſich in der That ohne Ungerechtigkeit nicht ableug⸗ 
nen. Sie weckten und naͤhrten auch bey den beſſern Koͤpfen, \ 
namentlich auch bey ſolchen, die nicht Theologen und Geiſlliche 
von Profeſſion waren, die Neigung, ihr dichteriſches Talent der 
Religion zu widmen; was um ſo leichter zu einer Zeit geſchehen 
konnte, da der Sinn für Frömmigkeit und Chriſtenthum noch 
nicht aus der Mode gekommen war, und wodurch damals beſon⸗ 
ders der unter dem anhaltenden Krieg esdruck ſo ſehr herabgeſtimm⸗ 
ten, faſt nur noch in Seufzern und Wehklagen ſingenden Lieder⸗ 1 
voeſie ein höchft wichtiger Dienſt geleiftet wurde. Sie halfen die 
Sprache für die Dichtkunſt ausbilden und verfeinern, und befoͤ⸗ 
derten nicht allein die lebhaftere auf Ruͤhrung und Erhebung des 
Gemuͤths berechnete Darſtellung religioͤſer Wahrheiten, deren 3 
Mangel beſonders bey den älteren Feſt⸗Geſaͤngen fo unangenehm 
auffällt, baden gaben derſelben auch eine vorherrſchende Richtung 
auf 


199 


— — H—e— 


auf diejenige Seite der Religion und des Chriſtenthums, die 


einer poetiſchen, Gefuͤhl und Phantaſie anſprechenden Behandlung 


am meiſten fähig iſt. Nicht zu verkennen find indeſſen freylich 


auch die Nachtheile, die aus der in jener Zeit ſo allgemein ver⸗ 
breiteten Liebhaberey für die Dichtkunſt dem religidſen Liede und 


—. 


dem Kirchengeſange insbeſondre erwuchſen. Die Ehre, als Poet 


und als Mitglied poetiſcher Geſellſchaften zu glaͤnzen, wurde fuͤr 


manche kopf⸗ und herzloſe Menſchen ein Reit, ſich in geiſtlichen 


> Gedichten und Geſaͤngen zu verſuchen, und foͤrderte eine Menge 


von ſeynſollenden, ertraͤglich gereimten, aber ſchaalen und waͤſſe⸗ 
rigten Liedern zu Tage, die beſſer nie zum Vorſchein gekommen 


waͤren, weil ſie nicht allein der Erbauung zu nichts frommten, 


ſondern auch die höchfifchädliche Meinung verbreiten halfen, daß, 


wer eine Reihe religioͤſer Gedanken in Reime bringen und fie 
mit einigen poetiſchen Phraſen ausſchmücken koͤnne, ſchon unter 
die Dichter gezählt zu werden verdiene. Das Beſtreben, ſchoͤn, 
angenehm und gefaͤllig zu ſchreiben, das in jenen Verbindungen 
und in dem Geiſte des Zeitalters ſo viel Nahrung fand, fuͤhrte 
von dem ächten Geiſte der religidfen Liederpoeſie ab, und ward 
gerade für manche der talentvollern Dichter eine Klippe, an der 
ihr Geſchmack und ihre Kunſt ſcheiterte. Eine ſchwüͤlſtige, mit 
Bildern und Anſpielungen überladene Sprache fing immer mehr 
an, auch in den geiſtlichen Liedern herrſchend zu werden, und 
verdraͤngte den einfachen ſchlichten Ton der aͤlteren Dichter, die, 
ohne es aufs Ruͤhren anzulegen, zum Theil die kraͤftigſten Lieder 
ſangen, weil Wahrheit und Tiefe der Empfindung aus ihnen 


ſprach. Der auffirebende Jüngling, feines Talentes ſich bewußt 


und durch den Reiz der neuen allgemein geprieſenen Kunſt ge⸗ 


| blendet, hatte noch nicht Beſonnenheit und Geſchmacksbildung 
genug, um den Verirrungen der Phantaſie und des Witzes zu 


begegnen, und glaubte oft am ſchoͤnſten und ruͤhrendſten zu fingen, 


wenn er in üppiger Wortfülle Vergleichungen auf Vergleichungen 


Ve, „ oder in einem, den älteren Kinderliedern abgeborgten 
Tone 


200 rs 

— 

Tone mit ſuͤßlichen Taͤndeleyen ſpielte. In der That iſt dieß das 
Bild, in welchem man einen nicht geringen Theil der Liederdich 
ter aus dem letztern Decennium der zweyten und dem erſten der 
folgenden Periode erkennt; und auch diejenigen, die zu den 
beſſern gezaͤhlt werden koͤnnen, gleichen ihm in manchen ibrer 
Arbeiten. Dennoch tand, wie gefagt, im Ganzen genommen 
die geiſtl. Liederpoeſie zu dieſem Zeitpuncte auf einer bedeutend 
hohen Stuffe; die für Deutſchlands Buͤrgergluͤck und Literatur ſo 
verhaͤngnißvollen Jahre von 1618-48 waren iht wohlthaͤtige Us 
bungsjahre geworden, in welchen ſie an Leben und Kraft, an 
Gewandtheit und Geſchmeidigkeit „und beſonders an Zartheit des 
Gefühls und der Darftellung mehr wie jemals zugenommen hatte. 
Eine überaus erfreuliche Bemerkung iſt es, wie ſaſt alle Laͤnder ! 
der deut ſchen Zunge, wenn gleich das eine mehr als das audre, 
zu dieſem Fortſchritte das Ihrige beytrugen. Oberſachſen, 
namentlich Meißen und Thüringen, das Geburtsland der prote⸗ 4 
ſtantiſchen Liederpoeſie und waͤhrend der erſten Periode ihr vor- 
nehmſter Sitz, blieb auch waͤhrend der gegenwaͤrtigen für die 4 
Erweiterung und Vervollkommnung derfelben nicht unthaͤtig; doch 
war ſein Beytrag bis auf P. Gerhards Zeit weder an Umfang, 
noch an innerem Gehalte fo bedeutend als in jener. Corn. Becker, 
der Verfaſſer der bekannten Pſalmenlieder, war im Grunde doch 
nur Reimer. Flemming, auch ein geborner Meißner, haͤtte alle 
geiſtlichen Dichter feiner Zeit verdunkeln koͤnnen: aber er ſchrieb 
in dieſer Gattung nur ſehr wenig, und gehörte überdieß ſeit 0 
feinem 24ften Jahre nicht mehr feinem Vaterlande au. Mit N 
entſchiedenem Sinn und Talent für die Poeſie, und für die religidſe 
insbeſondre, that Schleſien fich ſeit dem Anfange des 17ten Jahrh. 4 
hervor. Martin Boͤhme (Behemb), der fruchtbarſte Liederdichter 1 
ſeiner Zeit, war an den Graͤnzen dieſes Landes geboren; und einige 5 
20 J ſpaͤter gab es den Deutſchen in Joh. Heermann einen Sänger, 
wie ſie ſeit Luther Keinen geſehen hatten. Von ihm und feinem 
Zeitgenoſſen Opitz iſt vorhin ſchon die Rede geweſen. Die Ver⸗ } 

ſetzung 


‚201 . 


ent des letztern nach Danzig im Jahr 1635 gab Veranlaſſung 


gend und namentlich in Preußen ſchon ſehr fruͤh zu einer hohen 
Bluͤthe gelangte. Vor ihm hatten ſeit dem Anfange des ten 
Jahrh. bereits Peter Hagen, Valentin Thilo der aͤltre, Georg 
Weißel, Bernhard Derſchau und andre Königsberger die geiſtl. 
Dichtkunſt mit Eifer getrieben; und ſeine Nachahmer und Freunde, 
Nobertihn, Dach, Albert, fuhren in der Uebung derſelben mit 
noch gluͤcklicherem Erfolge fort und machten den Sinn für fie, auf 
lange Zeit, noch bis zum Anfauge des ıgten Jahrh. hin, in 
Königsberg fo einheimiſch, wie er wohl ſchwerlich in irgend 
einer deutſchen Stadt vor⸗ und nachher geweſen iſt. Nur Nuͤrn⸗ 
berg. läßt ſich als zweytes Beyſpiel in dieſer Hinſicht aufſtellen; 
denn ſchon gegen das J. 1630 bildete ſich hier durch Joh. Sau⸗ 
bert den aͤlteren und Joh. Vogel die Liebhaberey für die hoͤhere 
Dichtkunſt, die ſpaͤter zur Stiftung einer eignen poetiſchen 
Geſellſchaft führte und unter dem Einfluſſe der letzteren ſich noch 
viel weiter verbreitete. Auch in den Provinzen des noͤrdlichen 


Ende des isten Jahrh. feinen eigenthuͤmlichen Dialekt immer 


noch waͤhrend des 30 jährigen Krieges, zum Theil ſchon fruͤher, 
als herrſchende eingefuͤhrt hatte, fehlte es nicht an Befoͤrderern 
der geiſtlichen Poeſte. David Denicke und Philipp von Zeſen uns 
gerechnet, die beyde aus Oberſachſen gebürtig waren, und wovon 
der letztere eigentlich nicht einmal eines Platzes in dieſer Reihe 


barſte aller geistlichen Liederdichter bis auf feine Zeit, deſſen Ge⸗ 
ſaͤnge nebſt den Heermanniſchen unter allen in dieſer Periode 


erſchienenen den allgemeinſten Beyfall und auch als öffentliche 


Kirchenlieder eine aus gezeichnet guͤnſtige . in ganz Deutſch⸗ 
land fanden. 


1 


28 4 Bar: 


oder trug wenigſtens dazu bey, daß die Poeſie in dortiger Ge, 


Deutſchlands und namentlich in Niederſachſen, welches ſeit dem 


mehr mit der hochdeutſchen Schriftſprache vertauſcht, und dieſe 


* 


wuͤrdig iſt, lebten hier Geſenius, Bucholz und Niſt, der frucht 


202 


m 
B artho lomaͤus Ringwaldt. = 
Geb. 1531. Wurde etwa um 1556 Pfarrer zu Langfeld in 
Mark Brandenburg, unter dem zum Johanniter⸗Orden 101 
Amte Sonnenburg, und lebte als ſolcher noch 1597. (S. feine 
Komoedie: - Diebliche Entführung zweyer jungen Herrn und Fürs 
ſten ꝛc. ate A. Koͤnigsb. 1646. 8. in der Dedic.) Seine geiſtlichen 
Lieder, deren, mit Einſchluß des von ihm verbeſſerten Es iſt 
gewißlich an der Zeit, 26 in den zu Nürnberg 1598 unter 
feinem Namen herausgekommenen Geſaͤngen, einige hinter feiner 
Beſchreibung des Himmels und der Hoͤlle, und mehrere in an⸗ 
dern Geſangbüchern zerſtreut ſtehen, kommen zwar an Originali⸗ 
taͤt und Kraft keineswegs feinen übrigen moraliſchen und ſatyriſchen 
Gedichten gleich; aber ſie ſind doch ohne Widerrede in Gewandt⸗ 
heit und Stärke des Ausdruckes die vorzüglichften ihrer Zeit, und 
manche gelungene Stellen laſſen deutlich ſehen, was R. bey 
mehrerer Bildung und groͤßerem Fleiße als Liederdichter haͤtte 
leiſten koͤnnen. Ueber dem erfien der hier folgenden Lieder ſteht 
zwar R's Name nicht ausdrücklich; indeß iſt um fo weniger zu 
zweifeln, daß es von ihm ſey, da es in ſeinem gleich anzufuͤhren⸗ 
den Buche zuerſt zum Vorſchein kommt. L Beſchreibung des 
Zuftsndes im 3 vnd der Zellen x, Durch B. R. Ham⸗ 
burg 1591. (Die Dedie. iſt von 1588.) Bog. P. 3. Ca- 
techismus⸗ efsnghächlein, Hamb. 1598. S. 483 mit Wegl. 
von 6 St. Geiſtliche Lieder ꝛe. Nuͤrnb. 1601. 8. S. 578. m. 
Wegl. einer Str.] 


„Flehen um Begnadigung. 
Herr Jeſu Chriſt, du hoͤchſtes Gut, 
Du Branquell der Genaden, 

Sieh doch, wie ich in meinem fe 
Mit Schmerzen bin beladen, 

Und in mir hab' der Pfeile viel, 

Die im Gewiſſen ohne Ziel 
Mich armen Suͤnder druͤcken. 

Erbarm' dich mein in ſolcher Laſt; 

8 ſie aus meinem Herzen, 


— 


203 
Dieweil du ſie gebuͤßet haſt. 
Am Holz mit Todesſchmerzen, 
Auf daß ich nicht fuͤr großem Weh 
In meinen Suͤnden untergeh? 
Und ewiglich verzage. 
Fuͤrwahr, wenn mir das kommet ein, 
Was ich mein’ Tag’ begangen: 
So faͤllt mir auf das Herz ein Stein, 


Und bin mit Furcht umfangen; 


Ja, ich weiß weder aus noch ein, 
Und muͤßte ſtracks verloren ſeyn, 
Wenn ich dein Wort nicht haͤtte. 


Aber dein heilſam Wort das macht 
Mit ſeinem ſuͤßen Singen, 
Daß mir das Herze wieder lacht 
Und was (. i. etwas) beginnt zu ſpringen, 
Dieweil es alle Gnad' verheißt 
Denen, die mit zuknirſchtem Geiſt 
Zu dir, o Jeſu, kommen. 
Und weil ich denn in meinem Sun. 
Wie ich zuvor geklaget, 
Allch ein betruͤbter Suͤnder binn 
Den ſein Gewiſſen naget, | 
Und gerne möge im Blute dein 
Von Sünden abſolviret ſeyn, 
Wie David und Manaſſes: 
Als komm' ich auch zu dir allhie 
In meiner Angſt geſchritten, 
Und thu' dich mit gebeugtem Knie 
Von ganzem Herzen bitten: 
Verzeih mir doch genaͤdiglich, 
Was ich mein' Lebtag' wider dich 
Auf Erden hab' begangen. 


4 
O Herr, vergieb, vergieb mir's doch 
Um deines Namens willen, 
Und thu in mir das ſchwere Joch 
Der Uebertretung ſtillen, . 
Daß ſich mein Herz zufrieden u vn 
Und dir hinfort zu Ehren leb“ 1 d 
Mit kindlichem Gehorſam. ne 
Staͤrk' mich mit deinem Bremen, KEN 
Heil mich mit deinen Wunden; ** 
Waſch' mich mit deinem Todes ſchweiß ? 
In meiner letzten Stunden, an # 
Und nim mich einſt, wenn dir's dau, ER 
Im rechten Glauben aus der Welt > 
Zu deinen Auserwaͤhlten! | 2 m 


Troſt bey drohender Side 47 
Ach lieben Chriſten, trauret nicht, 
Thut euch nicht ſo entſetzen | 
Darum, daß uns der Vater richtt ara” 
Und etwas thut verletzen 
Mit ſeiner vaͤterlichen Ruth', 
Die hin und wieder ſchleichen thut, r 
Genannt die Peſtilenze. 5 SFR 
Sie iſt was ſchrecklich, das it kh, | 


Und thut uns furchtſam machen, | 

Daß unſer Fleiſch erzittert gar | 

Als für des Todes Nahen: 

Aber gedenkt, mein’ lieben Kind,, 

Daß noch viel ſchaͤrfer' Ruthen find, , 

Die unſer Gott kann brauchen. 
Theurung iſt aͤrger denn die Sn u 

Wie ſolches han erfahren, wu er 

Die an den Oertern ſind geweſt K f 

Neulich fir kurzen Jahren, 


— 
_ = 


205 
. FREE 
Da gar viel Menſchen, jung und al, 
Mit großem Mangel mannigfalt 23 
Fuͤr Hunger find verſchmachtertr,t,.r 
Der Krieg verwuͤſtet Leut“ und Land, 
Thut alle Ding' umkehren | 
Ohn' alle Gnad' mit Schwerdt und Brand; 
Erbarm' es Gott den Herren! 8 W 
Da muß herhalten Mann und Weib 
Und auch das Kind im Mutterleib Walle 
Samt andern, Groß: und Kleinen. 
Kirch', Rathhaus, Schul', all' Ehrbarkeit 
Wird gar in Grund verfiöret; * 
Da gilt kein Recht; wer leit, der let; 
Kein Flehen wird erhoͤret. 
Schaͤnden und Morden hat kein End'; 
Trübſal iſt, wo man ſich hinwend't. 
O beſſer, bald geſtorben! | 
Gott weiß, was jedem nuͤtzlich fd, 
Das Sterben oder Leben; 
Das glaͤubet allzeit veſt und frey, 
Und thut euch ihm ergeben. 
Ohn' ſeinen Willen nicht ein Haar 
Die Peſtilenz euch ſchwaͤchen thar, 6d. i. dard 
Und wär fie noch fo boͤſe. 
Kein Sperling auf die Erden faͤllt, 
Daß es Gott nicht ſollt' wiſſen: 
Wie gar viel mehr der Herr erhaͤlt, 
Die auf ihn ſind gefliſſen, 42 
Und fuͤr ſie ſorget Tag und Nacht, | 
Daß ihnen nichts wird beygebracht 
Ohn' ſeinen guten Willen! 
Derhalben nicht ſo forchtſam ſeyd; 
Gott wird es nicht verderben, 


Wir find des Herren allezeit 5 
Im Leben und im Sterben. * 2 . 
Weer ſterben ſoll, fahr' immerhin 
Iſt doch der Tod unſer Gewinn, . 
Chriſtus iſt unſer Leben. 

Hat doch ein Menſch kein'n Sie noch Ru, 
Dieweil er lebt auf Erden, 
Bis daß er thu fein’ Augen zu; e 
Alsdenn moͤgt's beſſer werden. 
Denn er iſt von der harten Schlacht 
Des boͤſen Feindes losgemacht 
Und allem Leid' entſprungen. | 

Darum ſo gebt euch willig drein, 
Dertrauet Gott dem Herren! 
Es muß einmal geſtorben ſeyn; 
Was thut ihr euch viel wehren? 
Wer heu'r einſchlaͤft, hat frey zu Jahr, 
Iſt los von aller Suͤnd' und Fahr. 
Und ruhet in dem Herren. 


Gottes Treue in der Noth. 
Freut euch, all', die ihr Leide tragt a 
Allhie auf dieſer Erden! | 
Harret des Herrn, ſeyd unberzagt; 

Ihr ſollt getroͤſtet werden. . 4 

Denn unſer Gott laͤßt nicht in Spott, | 

Die feinem Wort getrauen; 

Und ob's ſchon ſcheint, als wär’ er Feind, 

Laß' man ſich doch nicht grauen. f 
Der Herr hat an ſich einen Brauch, ir 

Thut ihn oft wiederholen: K 

Wen er lieb hat, den ſtraft er auch, 

Und zeucht ihn durch die Kohlen, 

Haͤlt mit ihm Strauß hart uͤberaus, 


f 


Zu feiner Zeit ſoll fchügen, 


207: 

Als wollt' er ihn nicht > 

Und mit Gefahr ihm nehmen gar 

All Gnad', Zuſag' und Gaben. 1 
Aber, ihr Chriſten, merket frey, 100 

Es geht ihm nicht von Herzen; A 

Sein ganzer Ernſt ift nicht darbey, 

Er thut nur mit euch ſcherzen, 

Sich nur ſo ſtellt, ſein Herz verhaͤlt, 

Will euch ein wenig uͤben, 


Und mit der Zucht als Unverſucht' 


In euch den Glauben prüfen. 
Gedenkt, wie er dem Abraham 
Und Jakob, Iſaaks Sohne, 
Mit einer ſchweren Buͤrden kam, 
Thaͤt ihrer nicht verſchonen; | 
Sie mußten auch im ſcharfen Strauch. 
Die Weg' des Herren ſpuͤren, 
Von welchem Joch ſie Chriſtus doch 
Mit Wunder thaͤt ausfuͤhren. 
Was Gott im Wort verheißen hat 
Und den Chriſten verſprochen, 
Das hat Nachdruck und geht von ſtatt, 
Wird nimmermehr gebrochen. 
Ob ſchon dein Schmerz und eigen Herz 
Dich anders wollten wiegen, 
Kehr' dich nicht dran! Gott iſt ein Mann, 
Der nimmermehr kann luͤgen. 
An ſeinem Wort beſtaͤndig bleib’, 
Deſſen bis hoch gefliffen. 
Dem Herrn kein Ziel noch Weg fred; 
Er wirds wohl ſelber wiſſen, 
Wodurch er dich gewaltiglich 


Da⸗ 


Damit es dir und feier Zier m wm N 

Allhie und dort mög” nutzen. ohe? un at e 
Wart aus, ſteh veſt gleich wie ein“ mur, 3 

Gieb dich in Gottes Haͤnde; 

Und wo dir wird der Streit zu er N 

Dich zum Gebete wende. 

Und Chriſtum bitt, daß er woll' mit 

Dem heilgen Geiſt dich ſtaͤtcken: 

So wird er ſich genaͤdiglich 

Mit Troſt laſſen vermerken. 

Gott iſt getreu und kennt gar wege f 
Aller Menſchen Gebrechen, nnn 
Und weiß, wie lang' er warten ſoll, deo 
Uns wieder zuzuſprechen. a wie NR 
Wenn er empfind't, daß feinem Kind 
Das Herz will unterſinken: 7 > 
So ſpringt er zu, ſchafft Fried’ aitd 4 
Und giebt ihm Wein zu trinken. 

O Herr, in uns den Glauben We z 
Dieweil wir find auf Erden; 

Durchs Krenz uns deinen Willen lehr, 
Daß wir klug und fromm werden; 
Hilf und bewahr', bis du uns gar 10 
Vollkommen wirſt erfreuen, q nd N 
Wenn deine Hand, als ein Gewand, 
Den Himmel wird verneuen! 5 


M. Kaſpar Fügen | 
Geb, zn Dresden. Geſt. ebendafelbft 1617 als Diakonus. Wenn 
nicht etwa ein aͤlterer Geiſtlicher dieſes Namens, der als Hofpre 
diger in Dresden ſtand, Verfaſſer ſeyn ſollte. (Rirchners Nachr. 
von Liederverfaffern S. 15.) Im Dresdner Geſangb. v. 1608 ſteht 
fein Name bep dem Weihnachtsliede: Ein Kindlein zart ze. ans 


Gh 209 


gegeben, aber nicht bey dieſem, dort unmittelbar darouf ſͤser⸗ 
den, welches überhaupt in den meiſten alten G BB. anonpmiſch 
vorkommt. [Geſangbuch, Dresd. 1594. Bl. 38. b. 


Weihnachtsfreude⸗ 


Wir Chriſtenleut' Hab'n jetund Freud, , 
Weil uns zu Troſt iſt Chriſtus Menſch geboren, | 
Hat uns erlöftz Wer ſich des troͤſtt 2 
Und glaͤubets veſt, ſoll nicht werden verſören. 0 1 

Ein' Wunderfreud'? Gott ſelbſt wird heut 
Ein wahrer Meuſch von Marla geboren; 
Ein’ Jungfrau zart Sein’ Mutter ward, 
Von Gott dem Herren ſelbſt darzu erkoren. i 
Die Suͤnd' macht Leid; Chriſtus bringt Freud, 
Weil er zu uns in dieſe Welt iſt kommen. 
Mit uns iſt Gott Nun in der Noth | 
Wer iſts, der jetzt uns Chriſten kann verdammen? 

Drum ſag' ich Dank Mit dem Geſang 
Chriſto dem Herrn, der uns zu gut Menſch worden, 
Daß wir durch ihn Nun all' los ſeyn 45 
Der Suͤnden Laſt und untraͤglicher Barden 

Alleluja! Gelobt ſey Gott! | 
Singen wir all aus unſers Herzen Grunde: 
Denn Gott hat heut' Gemacht ſolch' Frend', 
Der wir vergeſſen for u zu keiner Stunde. 

—— — 


Martin Shalling | 

Geb. 1532 zu Straßburg. Geſt. 1608 als Prediger zu U. L. Fr. 
in Nürnberg. Er iſt nach der ausdrücklichen Angabe in /. Clau- 
deri Plalmodia, Cent. I. (Altenb. 1627) Verfaſſer des folgenden 
herzlichen Liedes, von welchem Gellert ürtheilte, daß es mehr 
werth ſey, als ganze Baͤnde neuer Lieder, die kein andres Ver⸗ 
dienſt als das der reinen Sprache haben. Eine in manchen GBB. 
vorkommende vierte Strophe: Vor Gericht, Herr Jeſu, ſteh ich 
die ze, iſt neuerer Zuſag / wahrscheinlich von Geſenjus oder Des 

O nicke. 


| 216 


nicke. [Geſangbnch de. Dresden 1554, Bl. * Ffaimbuch, 
Erpphisw. 1597. Bl. 516.) . W 
Hingabe an Je 
Her zich lieb hab' ich dich, o Herr? 
Ich bit‘, wollſt ſeyn von mir nicht fer . det * 
Mit deiner Hülf’ und Gnaden. ER 
Die ganze Welt erfreut mich nicht, 
Nach Himmel und Erd' frag' ich nicht, 
Wenn ich dich nur kann haben;, aa 
Und wenn mix gleich mein Herz zubricht, 
So biſt du doch mein” Zuverfi icht, 
. Heil und meines Herzen Troſt, 
Der mich durch dein Blut haſt fk 
2 Jeſu Chriſt, 
Mein Gott und Herr, mein Gott und Herr, 
In Schanden laß mich mimmermehr. 
Es iſt ja, Herr, dein G'ſchenk und Gab 
Mein Leib und Seel' und was ich b 
In dieſem armen Leben un D 1 
Damit ichs brauch' zu Lobe dein, En 9 ten 
Zu Nutz und Dienſt des Nachſten mein, 
Wollſt mir dein' Gnade geben. 
Behuͤte mich fuͤr falſcher Lehr', . 
Des Satans Mord und Luͤgen e 
In allem Kreuz erhalte mich, N 
Auf daß ich's trag' geduldiglich. 
Herr Jeſu Chriſt, 
Mein Herr und Gott, mein Herr * Gott, 
Troͤſt' mir mein’ Seel’ in Todesnoth. 
Ach Herr, laß deine Engelein 
An meinem End' mein Seelelein 
In Abrahams Schooß tragen, | 
Den Leib in ſei'm Schlafkaͤmmerlein 


1 211 


Gar ſanft ohn einig” Quagal und Pein ne 
Ruhn bis an juͤugſten Tage. 
Alsdenn vonn Tod erwecke mich, 

Daß meine Augen ſehen dich 
In aller Freud', Gottes Sohn, 

Mein Heiland und mein Guadenthron. 
Herr Fein Ehriſt, | 

Erhoͤre mich, erhoͤre mich | 


Ich will 9 en rene 


— 


N. N. 
Ale bisher bekannt gewordenen Vermuthungen in Hinſicht des 
| Verfaſſers ſind ungenügend. Vor 1598 habe ich keine Spur von 
den Liede gefunden. In dem Eislebiſchen GB. dieſes Jahres 
ſtehen anſtatt der ꝛten u. zten Strophe zwey andre, die aber in 
Beh, g mit dem gewohnlichen Texte hoͤchſt matt find. 
TH arıkonia Cantion, 1 2 Feth. Calv nn ‚Sein. 1598. 2. 
V0. 103. — 
f ebeiſtlicher Milt h. 


er Gott vertraut, hat wohlgebaut zu 
Im Himinel und auf Erden; g 
Wer ſich verläßt auf Jeſum Chriſt. 
Dem muß der Himmel werden. 
Darum auf dich all' Hoffnung ich 
Ganz veſt und ſteif thu' ſetzen. 
Herr Jeſu Chriſt, mein Troſt du biſt 5 
In Todesnoth und Schmerzen. N 
Und wenn's gleich waͤr' dem Teufel ſehr 
Und aller Welt zuwider: b 
Dennoch ſo biſt du, Jeſu Chriſt, 
Der fie al? ſchlaͤgt darnieder; 
Und wenn ich dich nur hab' um mich 
. Mit deinem Geiſt und Gnaden, 
** Sa | S0 


we 


. es 


So kann fuͤrwahr n ganz und gar n 
Wed'r Tod noch Teufel ſchaden. 0 w 0 
Dein troͤſr ich mich ganz ſicherlich 

Denn du kannſt mir's wohl gebeuw⸗ 5 
Was mir it noth, du getreuer Geu, „ 7 
In dieſem und jenem Leben. akt e f 
Gieb wahre Neu, mein Herz enen, 8 
Errette Leib und Seele! „ a | 
Ach hoͤre, Herr, dieß inein B. d ld 

Und laß mein! Bitte nicht 1 K oc i 


W 
Johann Pappus. 
Geb. 1549 zu 5 am Bodenſee. Geft, 1610 als 
Theol. und Prediger am Muͤnſter zu Straßburg. unter 
Namen erſcheint das Lied erſt viel ſpaͤter in e 
Der Aufang iſt von einem alteren Liede: Ich hab 8 
zu Gott geſtellt, entlehnt. [Neu Catechismus Geſangbuͤchlein 
durch D. wolderum. Hamburg 1598. S. 286. Geil, dee 
Nürnb. 1001. S. 631.) 
% Freudigkeit auf den Tod. — 5 | 
2 


Ich hab mein’ Sach' Gott heimgeſtellt; | 
er mach's mit mir, wie's ihm gefällt! . * 
Soll ich allhier noch langer dr 0. | 5 nö 
Nicht widerſtreb' n: | te 
Seim Willen thu' ich mich dal eigebi. und 
Mein' Zeit und Stund' iſt, wenn Gott vil. | 
Ich ſchreib' ihm nicht für Maaß noch Ziel. 10 
Es find gezählt all' Haͤrlein mein, m 
Beyd' groß und klein; ri * 1 u 
1155 keines ohn den Willen fein, * A 
Es iſt allhie ein Jammerthaal. 
Angſt, Noth und Truͤbſal uͤberalllz 
Des Bleibens iſt ein' kleine Zeit 


Ne ar 


rt) „* 


; 
5 


6 


\ 


ini 8 
Voll Muͤhſeligkeit, 1 
1 wer's bedenkt, r et im Streit. 
Was iſt der Menſch? Ein Erdenklos; 
Von Mutterleib kommt er nackt und bloß, 
Bringt nichts mit ihm auf dieſe Welt, 
Kein Gut noch Geld, 
Nimt nichts mit ihm, wenn er hinfaͤllt. 
Es hilft kein Reichthum, Geld noch Gut, 
Kein' Kunſt noch Gunſt noch ſtolzer Muth. 
Firm Tod kein Kraut gewachſeir * 
Mein frommer Chriſt! 5 
Alles, was lebet, ſterblich if, 
Heut find wir friſch, geſund und ſtark, 
Morgen todt und liegen im Sarg; 
Heut bluͤhn wir wie ein' Roſe roth, 
Bald krank und tod: 
all allenthalben Müh’ und Noth. 
Man traͤgt ein's nach dem andern hin, 
Wol aus deu Augen und dem Sinn! 
Die Welt vergiſſet unſer bald, 
Sey jung oder alt, 
Auch unſer Ehren mannigfalt. 
Ach Herr, lehr uns bedenken wohl, 
Daß wir ſind ſterblich allzumal, 
Auch wir allhie kein Bleibens han, 
Muͤſſen all davon, 
Gelehrt, Reich, Jung, Alt oder Schön. 
Das macht die Sind’, du treuer Gott; 
Dardurch iſt kommen der bitter' Tod, 
Der nimt und frißt al? Menſchenkind, 
Wie er fie find't, 
Fragt nicht, wes Stands oder Ehr'n fie fh. 
Ich hab' hie wenig guter Tag', 
Mein täglich Brodt iſt MH” und Mae‘, 


Weng 


214 N 
Wenn mein Gott will „ fo will h 
Hinfahr'n im Fried'; a ” 


Sterb'n ift mein G'winn, und: ſchapt mir nicht. 9 


Und ob mich ſchon mein“ en 2 


Dennoch will ich verzagen nicht;: Ben 
Ich weiß, daß mein getreuer Gar lid d. 
Für mich in Tod 2 mist 
Sein'n liebſten Sohn gegeben hat. 
Derfeldig’ mein Herr Jeſus eh ** 
Fuͤr all' mein Suͤnd' geſtorben * ur ur 


Und auferfianden mir zu gut, nn BER 
Der Hoͤllen Gluth | 414 * 
Gelöſcht mit ſeinem theuren Blut. a Ant 
Dem Ieb’ und ſterb' ich allezeit; 
Von ihm der bitter' Tod mich nicht ſcheidt. 
Ich leb' oder ſterb', ſo bin ich ſeiul, Ho? 
Er iſt allein 7 
Der eulig' Troſt und Helfer meln. 
Das iſt mein Troſt zu aller Zeit 
In allem Kreuz und Traurigkeit; 
Ich weiß, daß ich am juͤngſten Tag 
Ohn' alle lag 
Werd' auferſtehn aus meinem Gr 
Mein lieber frommer getreuer Gott 
All mein Gebein bewahren thut; 
Da wird nicht eins vom Leibe mein, 
Sey groß oder klein, 
Umkommen noch verloren ſeyn. 
Mein'n lieben Gott von Angeſicht 
Werd’ ich auſchaun, dran zweiſl' ich nicht, Er 
In ewig'r Freud' und Seligkeit, 
Die mir bereit; 1 
Ihm ſey Lob, Preis in Ewigkeit! 


215 


0 O Jeſu Chriſte, Gottes Sohn, 
Der du für uns haft gung gethan, 
Ach ſchleuß mich in die Wunden dein! 
Du biſt allein a 
Der einig' Troſt und Helfer mein. 
Amen, mein lieber frommer Gott, 
Beſcher' uns all'n ein'n ſeligen Tod! 
Hilf, daß wir moͤgen allzugleich n 
Bald in dein Reich 
Kommen und bleiben ewiglich. 


D. Philipp Nicolai. 
Geb. 1556 zu Mengeringhauſen in der Grafſchaft Waldeck. Geſt. 
1608 als Paſtor zu S. Katharinen in Hamburg. Ein durch viele, 
groͤßtentheils polemiſche, Schriften bekannter Theologe. Seine 
beyden hier folgenden Lieder, nebſt einem dritten: So wuͤnſch ich 
nun ein' gute Nacht, erſchienen zuerſt in ſeinem 1598 zu Hamburg 
herausgegebenen und nachher ſehr oft neu aufgelegten Freuden⸗ 
ſpiegel des ewigen Lebens. Von dem erſteren, das in den Anz 
ſangsbuchſtaben der Strophen die Namen: Wilhelm Ernſt, Graf 
und Serr zu waldeck, ausdruckt, erzählt Arcularius in der Vor⸗ 
rede zu N's Theoria vitae aeternae (Frankf. am M. 1707. 4.) 
daß der Verf. bey Verfertigung deſſelben ſo von heiliger Freude 
und Sehnſucht ergriffen worden, daß er der ordentlichen Mahlzeit 
daruͤber vergeſſen, und als er von den Seinigen dazu gerufen, 
ſich geweigert habe, zu ihnen zu kommen. Wie dieſes Lied auf 
das Zeitalter wirkte, ſieht man nicht allein aus den häufigen 
Nachbildungen deſſelben in Dank: und Lobgeſaͤngen, ſondern auch 
aus dem ſeit ſeinem Erſcheinen in der proteſt. Liederpoeſie immer 
bemerkbarer werdenden Hinſtreben zur Myſtik, wodurch ſie, wie 
ſich weiterhin zeigen wird, allerdings zu einer hoͤheren Vollendung 
geführt, aber auch auf manchen Abweg geleitet wurde. Unter den 
erwaͤhnten Parodien findet ſich in einem Luͤneburger GB. v. 1625 
eine von dem Tuͤbinger Prof. Zach. Scheffer, die den Verf. ſelbſt 
zum Gegenſtande hat, und fo anfängt: Wie ſchoͤn leuchtet 
im * dem Glanz der hellen Sonnen gleich, Philippus 
Nies⸗ 


. 
Nicolai ꝛe. Twmelodeyen · Geſangbuch 1. Hanburg 1604 . 
S. 346 u. 374.) je 
Seligkett in Jeu 
Wie ſchoͤn leuchtet der Morgenſtern 
Voll Gnad' und Wahrheit von dem Damm 
Du ſuͤße Wurzel Jeſſe, f 
Du Sohn Davids aus Jacobs Stamm, 
Mein Koͤnig und mein Bräutigam] 
Haſt mir mein Herz beſeſſen! > 
Lieblich, freundlich, | 
Schoͤn und herrlich, groß und ehrlich, reich von Gaben, 
Hoch und ſehr praͤchtig erhaben! 
Ey mein Perle, du werthe Kron, 
Wahrer Gottes? und Marien; Sohn. i 
Ein hochgeborner König, | 7 2 9 
Mein Herz heißt dich ein Lilium; 1 
Dein ſuͤßes Evangelium 
Iſt lauter Milch und Honig. a r 
Ey mein Bluͤmlein, en N 
Hoſtauna! Himmliſch Manna, das wir ee 
Deiner kaun ich nicht vergeſſen. | e 
Geuß ſehr tief in wein Herz binein, > 
Du heller Jaſpis und Rubin, „ne 
Die Flamme deiner Lieb”. 
Und er freu mich, daß ich doch bier | Me ra 


An deinem auserwaͤhlten Leib 
Ein' lebendige Ribbe! | Ba 
Nach dir iſt mir, n e 
Gratioſa cocli rofa, krank, und glimmet ee 
Mein Herz, durch Liebe verwundet. LOZET 
Don Gott kommt mir ein Zreudenfchein, 
Wenn du mit deinen Aeugelein 


Mich freundlich chuff andiicen ar 


217 


9 


O Herr Seh, n mein trautes Gut, 
Dein Wort, dein Geiſt, dein Leib und Blut 
Mich innerlich erquicken! 2 
Nim mich freundlich N r 
In dein Arme, daß ich warme werd: von Gnaden, 
Auf dein Wort komm ich geladen. * 
err Gott Bater; mein ſtarker Held, 
Du haft mich ewig für der Welt ; 
In deinem Sohn geſiebet. 3 
Dein Sohn hat mich ihm ſelbſt Verkaief b 
Er iſt mein Schatz, ich bin fein 1 
Sehr hoch in ihm erfrenet. ln 
Eya, Eya, | | 
Himmliſch Leben wird er geben mir dort oben; 
Ewig ſoll mein Herz ihn loben. 
Zwingt die Saiten i in Cithara, 
Und laßt die füße Muſica n 
Ganz freudenreich erſchallen, 
Daß ich moͤge mit Jeſulein, 
Dem wunderſchoͤnen Braͤut gam mein, 
In ſteter Liebe wallen. 
Singet, ſpringet, 
Jubiliret, unh „dankt dem Herren; 
Groß iſt der Koͤnig der Ehren. 
| Wie bin ich doch fo herzlich froh, 
Daß mein Schatz iſt das A und O, 
Der Anfang und das Ende! 
Er wird mich doch zu ſeinem Preis 
Aufnehmen in das Paradeis; 
Des klopf ich in die Haͤnde. 
Amen, Amen, . 
Komm du ſchone Freudenkrone, bleib nicht lange! 
Deiner wart' ich mit Verlangen. 


1 N Die 


218 


Die Erſcheinung des Weltrichters. 
Wachet auf! ruft uns die Stimme 15 6 
Der Wächter ſehr hoch auf der Zune, 
Wach auf, du Stadt Jerusalem! | 


Mitternacht heißt dieſe Stunde; 


Sie rufen uns mit hellem Munde: 2 
Wo ſeyd ihr klugen Jungfrauen? b 


Wohlauf! der Braͤut'gam koͤmmt; 102 
Steht auf, die Lampen nehm!!! 
Halleluja! Macht euch, bereit ** un 
Zu der Hochzeit; * 1 DD m 
Ihr müffer ihm entgegengehtt 4 29 

Zion hoͤrt die Waͤchter ſingen; 


Das Herz thut ihr von Freuden N 1 

Sie wachet und ſteht eilend auf. 

Ihr Freund kommt vom Himmel praͤchtig, 

Von Gnaden ſtark, von Wahrheit maͤchtig; 

Ihr Licht wird hell, ihr Stern geht auf. 

Nun komm, du werthe Kron', 

Herr Jeſu, Gottes Sohn! 

Hofianna! Wir folgen all 

Zum Freudenſaal, 1 

Und halten mit das Abendmahl. 12093 

Gloria ſey dir geſungen, | 

Mit Menfchen ; und engliſchen Zungen, N 
Mit Harfen und mit Eymbeln fchön! 

Von zwölf Perlen find die Pforten 

An deiner Stadt; wir ſind Conſorten 

Der Engel hoch um deinen Thron. h 

Kein Aug’ hat je geſpuͤrt, i ö * 

Kein Ohr hat mehr gehoͤrt 5 

Solche Freude; des ſind wir froh, 

Jo! Jo!!! 

Ewig in dulci jubilo! 4 


- 


219 


„ N. N. ' 

Nach neueren Angaben ſoll N. Hermann Verfaſſer ſeyn; das Lied 

ſteht aber nicht unter den von ihm herausgegebenen Geſaͤngen, 

und würde, wenn es von ihm wäre, ſchwerlich erſt fo viele Jahre 

nach feinem: Tode bekannt geworden ſeyn. [(Geſangbuch ꝛe. 

Dresden 1608. 4. S. 445. Jof, Clauderi Pſalmodia nova. Cent. I. 

Altenb. 1627. 12. pag. 82. mit Wegl. von 6 Str.) 
Unverzagtheit beym Mangel. 

Verzage nicht, o frommer Chriſt, 

Der du von Gott erſchaffen biſt, 

Obgleich die Zeit iſt ſchwere! 

Vertrau' du deinem lieben Gott; 

Er wird dich wohl ernaͤhren. 

Hat er dir doch zu ſeiner Zeit 
Im Augenblick dein' Seel' und Leib, 

Auch das natürlich” Leben 
Don’ all dein’ Muͤh', Sorg und Arbeit 
Im Mutterleib gegeben. 

Auch naͤhret Gott die Wöͤgelein, 24 
Die doch gar nichts thun fammlen ein 
und in den Lüften ſchweben. 
Sie ſaͤen nicht, ſie aͤrndten nicht; 

Noch friſt't ihnen Gott ihr Leben. 

Das find die klein n Waldvoͤgelein, 
Die uns zu gut erſchaffen ſeyn; 

Sind wir doch gar viel beſſer! 
Wie ſollt' denn Gott vergeſſen dein, 
Weil du dich auf ihn verlaͤſſeſt? 


Sieh an die ſchoͤnen Bluͤmlein zart 
Im weiten Feld an allem Ort; 
Wachſen aus Staub und Erden, 

Die doch ſo bald in ſchneller e 
Muͤſſen zunichte werden. 


220, 


Weil Gott kleidet das grüne eras, 
Und ziert es ſchoͤn über die Maaß, u 
Das doch gar bald verdorree :?: 
Wie viel mehr wird Gott uns das ben, Faces 
Dieweil er für, uns forgee! 

Wer iſt, der feiner Laͤng' ein’ El. 
Ob er gleich drum hat große N 2001 
Mit Sorgen kann zuſetzen? 

Ob er gleich leid't groß Ungemach, ir 
Und kümmert ſich im Herzen. . * 
Laß fahren, was nicht bleiben will 
Denn Gott der Herr nach ſeinem Ziel 

Hat allbereit gemeſſen 
Dein Theil, und wird dirs geben wohl; 
Er wird dein nicht bergeſſen. 

Sprich nicht in M zangel und in . 
Wo werden wir denn nehmen Brodt, | 
Daß wir nicht N leiden? 
Wir haben gar einen klein Verrath; * 
Womit ſollen wir uns kleiden? 

Denn der himmliſche Vater dein, 
Der fir uns trägt die Sorg' allein, 
Weiß wohl, was wir beduͤrfen. 

Sieh nur, daß du die Sorge dein 
Im Glaub'n auf ihn thuſt werfen. 

Such erſt ſein Reich und ang ar 

Und ſey in dem allzeit bereit, N- 
Fleißig für allen Dingen: 

So werden dir zu rechter Zeit 

AP Sachen wohl gelingen. 

Wenn ſichs anließ', als wollten un us 
Noth, Angſt, Mangel und auch dan 

euUnglück mit Haufen komuen 


221 
EN 


* 


© 6 dich's nicht erschrecken de ee 
Glaͤub', es wird ſexu, dein Sl . 


Zn 2 


Wirt du nu ale deiſe Nöth Ku 
Run Leben dein bis in den e 11 . 0 4 
Nach Gottes Wilen ne, 25 . 


19 


In Noth, Aut und we Hei min en 
Den Menſchen kann erfreuen al. been Ag 
Viel mehr am guten Gehiſen leit, ii W 
Solchs thut's Gemüth erneueſ r. 
(Ein) Gut Gewiſſen nimt mau it sich, 15 
Das glaͤub' ein Chriſt ganz ſi icherlich, f 
Wenn man ſcheidet von hinnen; 
Sonſt bleibet alles hinter fü ich, 1 1 4 
Wenn wir das recht beſinnen. * | 
Darum halt inimer deſt an Gott, 
Es ſey ſo groß, als woll, die Noth e 
Laß dir nichts liebers werden 5 
Wer Gott vertraut, ihm gnuͤgen laßt, 8 
Der iſt der 1 2 auß id e 


14 


| Siegmund Weingärtuer⸗ 

Er ſoll im Anfang des 17ten Jahrh. Prediger in oder bey Heil⸗ 
bronn geweſen ſeyn. (Olearii Liederſchatz Th. 4. S. 65.) Sein 
Name erſcheint aber erſt in den nach 1650 gedruckten Geſang⸗ 
buͤchern bey dem Liede. Urſpruͤnglich beſteht es nur aus 5 Verſen. 
ein ſchoͤn Geiſtlich Geſangbuch 1. durch Meich, Julpinm. 
Weimar 1609. 4. S. 5252 


= Vertrauen auf Gott. 
15 Auf meinen lieben Gott 
g 1. Trau ich in Augſt und Noth. 


222 


Der kann mich alt teu. 
Aus Trübsal, Ang und n Br there 
Mein Unglück kann er wenden; = . | er * 
Steht alls in ſeinen Haͤnden. KR cb a 

Ob mich mein’ Sind’ ah, . ÄAn- 
Will ich verzagen nicht. I ** 


Auf Chriſtum will ich bauen, Er Bier: 
Und ihm allein vertrauen; Fe re 
Ihm thu' ich mich ergeben e 
Im Tod' und auch im Leben. 
Ob mich der Tod nimt hn 
Iſt Sterben mein Gewinn, n * 
Und Chriſtus it mein Leben. 8 8 e 


Dem thu' ich mich ergepen, 
Ich ſterb' heut oder morgen, ru 
Mein Seel' wird er verſorgen. N. n 
O mem Herr Jeſu Chriſt, A 
Der du fo g duldig biſte 
Am Kreuz für mich geſtor ben 
Haſt mir das Heil erworben,, 
Auch uns allen zugleichne 
Das ewig Himmelreiche. 
Amen zu aller Stund' 1 
Sprech’ ich aus Hergengrumds u mn) 
Du wolleſt uns thun leiten 
* 
Herr Chriſt, zu allen Zeiten, u 
Auf daß wir deinen Namen 
Ewiglich preiſen, Amen! d eee ce v 


1 u . 5 
N. N een n 
0 . £ 


Simon Graf kann nicht Verfaſſer ſeyn, da er erſt 1603 geboren 


war, und das Lied ſchon 1603 angeführt wird. Cebamclii Lied 
Comment. Th. I. S. 609.) Im Coburger GB. von 1621 
andern kommt es mit 3 Str. und ſonſt mit maucherley . 


223 


weichungen vor. Cin ſchoͤn Bett Geſangb. ie. ur A. Vl. 


. 


U. 


— 


2 


. Weim. 1609. S. 566.) 9 


Der Hingang des Frommen zu etsinn, „> 
» Eprifus der iſt mein geben, 1 at) 49 
. iſt mein Gewinn; er p d 51 
Dem thu' ich mich ergeben, d 
Mit Fried' (al. Freud) fahr' ich dahin. | 
Mit Freud fahr' ich von dannen 
Zu Chriſt, dem Bruder mein, 
Auf daß ich zu ihm komme 
Und ewig bey ihm ſeh. 
Ich hab' nun (al. Nun hab' ich wber wunden 
Kreuz, Leiden, Angſt und Noth; 5 jr 
Durch fein’ heilig’ fünf Wunden | 
Bin ich verföhnt mit Gott. 
Wenn meine Kräfte at. Auge brechen, 0 
Mein Athem geht ſchwer aus, 1 
Und kann kein Wort mehr ſprechenn 


* 


Herr, nim mein Seufzen auf! 


Wenn mein Herz und Gedanken 
Zergehn als wie ein Licht, 
Das hin und her thut wanken, 
Wenn ihm die Flamm gebricht: 
Alsdann fein ſanft und ſtile, 
Herr, laß mich ſchlafen ein 
Nach deinem Rath und Willen, 
Wenn kommt mein Stuͤndelein; 
And laß mich an dir kleben, 
Wie ein' Klette am Kleid, 
Und ewig bey dir leben 
In himmliſch'r Wonn' und Freud'! 


Chri— 


224 i 


—— 


cr „Chriftopb Knoll. 22 
er 1863 zu Bunzlau in Schleſien. Geſt. 162 ats Dia | 
iu Sprottau. Daß er der Verf. des folgenden Liedes fer, veif 
man aus ſeilem eigenen Geſtaͤndniſſe und aus ſeſner 
digt. (Vorr. zu dem Leipz. GB. 1693 von Vopelius.) 
es zur Zeit der Per im J. 1599 gemacht haben. Im Coburg 
Geſaugbuche v. 1621 heißt es das Lied der Landgröfinnen, x uch 
güneh. von 1625 das L. d. L. au 2 ſel. Gedaͤchtniß. | 
liche Pſalmen ze. Nürnb. 1618. S. 798. J. ciuuen Plalmodi Ä 
Cent. I. Altenb. 1627. pag⸗ 520) vr 


Verlangen nach dem, Tobe. 
Herzlich thut mich verlangen ung ede il 
Nach einem ſelig'n End', n eg Fee 
Weil ich hie bin umfaugen 85 e 
Mit Trüͤbſal und Elend. ene 
Ich had' Luſt, abzuſcheid gs . Er 
Von dieſer argen Welt, SR 
Sehn' mich nach eiviger Fran, ie mien 
O Jeſu, komm nur bald! j 

Da haft mich ja erloͤſet 1 IA | 
Von Sind, (Tod) Teufel und il: 1 
Es hat dein Blut gekoſtet; „* a ae * g 
Drauf ich mein Hoffnung ſtels. on 1 
Warum ſollt' mir denn grauen ii 40 3 
Fuͤr m Tod und hoͤlliſch m Gſind ? 
Weil ich auf dich hu bauen, im rer 
Bin ich ein ſeligs Kind. ae 
Wenn al. d) gleich ſuͤß iſt wan gde, N 
Der Tod ſehr bitter mir 1 
Will ich mich doch ergeben, 
Zu ſterben willig, dir. 
Ich weiß ein beſſer Leben, 
Da meine Seel' faͤhrt hin: 


* 
> 


» 


NG» 


5199 


225 


Des freu' ich mich gar eben; 
Sterben iſt mein Gewinn. 

Der Leib zwar in der Erden 
Von Wuͤrmen wird verzehrt, | 
Aber erwecket (al. Doch auferwecket) werden 
Durch Chriſtum, ſchoͤn verklaͤrt, 
Wird leuchten als die Sonne, 
Und leb'n ohn' alle Noth 
In himmliſcher Freud’ und Wonne; 
Was ſchadet mir der Tod? 

Ob mich die Welt auch reizet, 
Laͤnger zu leben hier, 
Und mir auch immer zeiget 
Ehr', Geld, Gut, all' ihr' Zier: 
Doch ich das gar nicht achte; 
Es waͤhrt ein' kleine Zeit. 
Das Himmliſch' ich betrachte; 
Das bleibt in Ewigkeit. 

Wenn ich auch gleich nun ſcheide 
Von meinen Freunden gut, 
Das mir und ihn'n bringt Leide: 
Doch troͤſt't mir meinen Muth, 
Daß wir in groͤßern cal. großen) Freuden 
Zuſammen werden komm'n, 
Und bleiben ungeſcheiden 
Im himmeliſchen Thron. 

Ob ich auch hinterlaſſe 
Betruͤbte Waiſelein cal. Kinderlein), 
Derr Noth mich über die Maaße 
Jammert im Herzen mein: 
Will ich doch gerne ſterben, 
Und trauen meinem Gott; ani 
Er wird fie wohl ernähren cal. verforgem, 
Retten aus aller Noth. 


Was 


226 


Was thut ihr fo ſehr zagen * * 9 
Ihr armen Waiſelein? 150 21 
Sollt' euch Gott Huͤlf' gaben, 
Der ſpeiſt die Raben klein? 
Frommer Wittwen und Sara 
Iſt er der Vater treu, | | 
Trotz dem, der fie thut näfen (di, debe re 
Das glaͤubt ohn' alle Schen. | 
Geſegn' euch Gott der dene 59 


Ihr Vielgeliebten mein! N A 


Trauret nicht allzu ſehre 
Ueber den Abſchied mein; r 
Beſtaͤndig bleibt im Glaubennn 
Wir werd'n in kurzer Zeit 
Einander wieder ſchauen 12 
Dort in der Ewigkeit. 
Nun will ich mich ganz wenden 
Zu dir, Herr Chriſt, allein: 
Gieb mir ein ſeligs Ende, 
Send' mir dein' Engelein, 
Fuͤhr' mich ins ewig' Leben, 
Das du erworben haſt 


Durch dein Leiden und Sterben . De 
Und blutiges Verdienſt! inch rc 


Hilf, daß ich gar nicht wanfe 
Von dir, Herr Jeſu Chriſt; 
Den ſchwachen Glauben ſtaͤrke 
In mir zu aller Friſt! 
Hilf mir ritterlich ringen, 
Dein' Hand mich halte veſt, mu 
Daß ich mög’ froͤlich ingen 
Das Conſummatum eſt! nom lt 


— 


5 227 


Martin Behemb (Bohemus). 


Geb. 1357 in Lauban in der Lauſitz. Geſt. 1622 als Paſtor eben⸗ 
daſelbſt. Unter feinen im J. 1606 zuerſt herausgegebenen Liedern, 
über 300 an der Zahl, iſt keines, das an Kraft den beſſeren feiner 
Zeit gleich kommt. Den meiſten und dauerndſten Beyfall hat das 
folgende erhalten. [M. Bobemi Centuriae tres precat. rhythmicar, 
ed. Bresl. und Jena 1658 und 59. 13. Anhang zur 2ten Cent. 
No. 3. Jo. Clauderi Plalmod. Cent. I. Altenb. 1627. p. 418. 


4 


Sterbenstroſt aus Chriſti Leiden. 

O Jeſu Chriſt, mein's Lebens Licht, 

Mein Hort, mein Troſt, mein' Zuverſicht, 

Auf Erden bin ich nur ein Gaſt, 

Und druͤckt mich ſehr der Suͤnden Laſt. 

Ich hab' für mir ein' ſchwere Reiſ 

Zu dir ins Himmels: Paradeis; 

Das iſt mein rechtes Vaterland, 

Darauf du haſt dein Blut gewandt. 
Zur Reif iſt mir mein Herz ſehr matt, 

Der Leib gar wenig Kraͤfte hat; 

Allein mein Seele ſchreyt in mir: 

Herr, hol' mich heim, nim mich zu dir! 
Drum ſtaͤrk mich durch das Leiden dein 

In meiner letzten Todespein; f 

Dein Blutſchweiß mich troͤſt' und erquick', 

Mach mich frey durch dein Band’ und Strick. 
Dein Backenſtreich und Ruthen friſch 

Die Suͤndenſtriemen mir abwiſch'; 

Dein Hohn und Spott, dein’ Dornenfron’ 
Laß ſeyn mein Ehr', mein Freud' und Wonn'. 
Dein Durſt und Gallentrank mich lab’, 

Wenn ich ſonſt keine Staͤrkung hab'; 8 


Dein Angſtgeſchrey komm' mir zu gut, 


Bewahr' mich fuͤr- der Hoͤllengluth. 
P 2 Wenn 


W * 


228 

Wenn mein Mund nicht kann reden frey, 
Dein Geiſt in meinem Herzeu fhrey; pu. 
Hilf, daß mein' Seel' den Himmel fu, 
Wenn meine Augen werden blind. 

Dein letztes Wort laß ſeyn mein Licht, 
Wenn mir der Tod das Herz absicht; 
Behuͤte mich für Ungeberd', 
Wenn ich mein Haupt nun neigen werd'. 

Dein Kreuz laß ſeyn mein'n Wanderſtab⸗ 
Mein Ruh' und Raſt dein heilgs Sn 
Die reinen Grabetuͤcher dein 
Laß meinen Sterbekittel ſeyhn. * 

Laß mich durch deine Naͤgelmaala ld 
Erblicken die Genadenwahl; * 
Durch deine aufgeſpaltne Seit' 
Mein' arme Seele heimgeleit'. a 

Auf deinen Abſchied, Herr, ich trau, 
Darauf mein’ letzte Heimfahrt ban;̃ 
Thu mir die Himmelsthuͤr weit auf 
Wenn ich beſchließ mein's Lebens Lauf. 

Am juͤngſten Tag' erweck' mein'n Leib, 
Hilf, daß ich dir zur Rechten Bleib, 
Daß mich nicht treffe dein Gericht. 
Welch's das erſchrecklich' Urtheil ſpricht. 

Alsdenn mein'n Leib verneure ganz. 
Daß er leucht' wie der Sonnenglanz 
Und aͤhnlich ſey dei'm klaren Leib, 
Auch gleich den lieben Engeln bleib’. E. 

Wie werd' ich daun ſo froͤlich ſeyn, 

Werd' fingen mit den Engelein, * 
Und mit der auserwaͤhlten Schaar N 4 
Ewig ſchauen dein Antlitz klar 


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448 


10 


229 


i 

M. Martin Rutilius. 
Geb. 1550 zu Duͤben in Meißen. Geſt. 1618 als Archidiakonus 
zu Weimar. Daß er und nicht Joh. Goeldel der Verf. des fol— 
genden Liedes fen, erhellet aus dem wieder aufgefundenen Origi⸗ 
haleoneept deſſelben vom 29. May 1604, auf welchem R. bemerkt 
bat, daß er es ſelbſt verfertigt und mit eigner Hand geſchrieben 
habe. (C. Binders Erweis, daß des Liedes: Ach Gott ꝛe. wahrer 
Auctor ſey M. R. Jena 1726. 8.) Es kommt ſchon 1616 in einer 
unter dem Titel: Geiſtlicher muſicaliſcher Luſtgarten, von Melch. 
Franck herausgegebenen Liederſammlung vor. [Jof. Clauderi Pfal- 
modia nova Cent. I. Altenb. 1627. p. 358. vergl. mit dem Abdruck 
des Originals in Binders Schrift, wo die 7te Str. fehlt.) 


Fleben um Begnadigung. 


Ach Gott und Herr, Wie groß und ſchwer 
Sind mein' begangne Suͤnden! 
Da iſt Niemand, Der helfen kann, 
Auf (al. Sm dieſer Welt zu finden. 5 
Lief ich gleich weit Zu ſolcher (an vieren Zeit 
Bis an der Werlet (al. Welt ihr) Ende, 
Und wollt' los ſeyn Des Elends al. Kreuzes) mein: 
Wind ich's doch fo nicht wenden (al. ich doch ſolch's nicht enden). 
Zu dir flieh ich; Verſtoß mich nicht, 
Wie ichs wohl hab' verdienet! 
Ach Gott, zuͤrn' nicht, Geh' nicht ins G'richt; 
Dein Sohn hat mich verſuͤhnet! 
Solls ja ſo ſeyn, Daß Straf' und Pein N 
Auf Suͤnde folgen muͤſſen: 
So fahr' hie fort Und ſchone dort, 
Und laß mich ja jetzt cal. bie wobl) buͤßen! 
Gieb auch (al. Herr, sie) Geduld, Vergiß der Schuld, K 
Verleih ein g'horſam Herze; 
Laß mich ja (al. nur) nicht, Wie's wol geſchicht, 
Mein Heil murrend verſcherzen. 


U | | Han 


230 


Handel' mit mir, Wie's wohlg faͤllt «al. düntet) dir! 
Durch dein Guad' will ichs cal. Ich wius gar gerne) leiden; 
Laß mich nur nicht Dort ewiglich 15 
Von dir ſeyn abgeſcheiden! 0 


D. Johann Groß (Mao), 
Geb. 1564 zu Reinſtaͤdt im Orlamuͤndiſchen. Geſt. 1654 als Su 
perintendent und Profeſſor der Theol, zu Jena. Er wird ſchon i in 
alten Geſangbuͤchern, z. B. einem Coburger von 1667 (Olearüi 
Liederſchatz. Th. 3. S. 27), als Verf., des folgenden Liedes ges 
nannt, das eigentlich einen Zuſatz zu dem vorhergehenden aus⸗ 
macht, und wahrſcheinlich um eben die Zeit, da m. noch College 
des R. zu Weimar war, verfertigt iſt. [/ Clauderi Plalmod. 
nova Cent. I. Alt. 1627. p. 374. mit Wegl. der zten u. aten, vers 
muthlich von einem Andern hinzugefuͤgten Str. wou 
Geſangbuch ic. Luͤneb. 1637. 12. S. 157.1 1 | 
Zuflucht zu Chriſto. a 
Gleichwie ſich fein Ein Voͤgelein 
In holen Baum a. hole Bäume) verſtecket, 
Wenn's trüb’ hergeht, die Luft unſtaͤt 
Menſchen und Vieh erſchrecket: 
Alſo, Herr Chriſt, Mein' Zuflucht iſt 
Die Hoͤle deiner Wunden. | 
Wenn Sind und Tod Mich bringt (al. bracht) in Noth, 
Hab' ich mich drein gefunden. 
Darinn ich bleib; Ob hie der Leib 
Und Seel’ von' ander ſcheiden, 
So werd' ich dort Bey dir, o Gott, (al. mein Hort) 
Seyn in ewigen Freuden. 
Ehre ſey nun Gott Vat'r und Sohn, 
Dem heiligen Geiſt zuſammen! 
Zweifle auch nicht, Weil Chriſtus ſpricht: 
Wer glaubt, wird ſelig. Amen. 


231 
L. Johann Muͤhlman n. 

heb. 1573 zu Pegau. Geſt. 1613 als Archidiakonus und Prof. 
der Theol. zu Leipzig. Weniger bekannt als einige andre Lieder 
von ihm iſt folgendes im Nürnberger Gefängbuche von 1618, und 
(uach Wetzel L. H. Th. 2. S. 189) noch fruͤher in einem Schleu⸗ 
ſinger von 1616, unter ſeinem Namen befindliche gefuͤhlvolle Lied 
geworden. [Geiſtliche Pſalmen ꝛe. Nuͤruberg 1618. S. 691. 
Geiſtl. Pſalmen ꝛc. Ebendaf. 1621. S. 713. m. Wegl. dreyer Str.) 


Sehnſucht nach Chriſto. 
O Lebensbrünnlein tief und groß, 
Entſprungen aus des Vaters Schooß, 
Ein wahrer Gott ohn' Ende, 
Der du dich uns haſt offenbart 
In unſer Menſchheit rein und zart, 
Dein lieb Herz zu uns wende! 
Denn wie ein Hirſch nach friſcher Quell', 
So ſchreyt zu dir mein' arme Seel' 
Aus dieſer Welt Elende. 

O Lebensbruͤnnlein, durch dein Wort 

Haſt du dich uns an allem Ort 
Ergoſſen mit reichen Gaben, 
Voll Wahrheit und goͤttlicher Gnad', 
Die uns erſchienen fruͤh und ſpat, 
Das matte Herz zu laben. 
O friſcher Quell, o Bruͤnnelein, 
Erquick' und laß mein Seelelein 
In dir das Leben haben. ö 


Wie ein Bluͤmlein in duͤrrem Laud, 
Durch Sommerhitz' ſehr ausgebrannt, 
Vom Thau ſich thut erquicken: 

Alſo, wenn mein Herz in der Noth 
Verſchmacht't, haͤlt ſichs an ſeinen Gott, 
Und laͤßt ſich nicht erſticken, 


Ja 


g 


232 Na 


a wie em gruͤner Palmenbaum 
er der Laſt ihm machet Aamteee Mn 


ji Lie ſich nicht erdruͤcken. 


Unſer Leiden auf dieſer Erd’ 


1 Iſt nicht im allergeringſten wash 


Wenn wir das recht bedenken, n 
Der uͤbergroßen Herrlichkeit 
Und wunderſchoͤuen Himmelsfreude, 
Die uns Chriſius wird ſchenken; 
Da, da wird er uns allzugleich 

In ſeines lieben Vaters Reich 

Mit ewiger Wolluſt traͤnken. 

Gott ſelbſt wird ſeyn mein’ Speiſ' und Trank, 
Mein Ruhm, mein Lied, mein Lobgeſang, 
Mein' Luſt und Wohlgefallen, 

Mein Reichthum, Zierd' und werthe Kron 
Mein' Klarheit, Licht und helle Som, 

In ewiger Freud’ zu wallen; — 5 
Ja, daß ichs ſag' mit Einem Wort, 
Was mir Gott wird beſcheren dort, 

Er wird ſeyn all's in allen. 


Huͤpf auf, mein Herz, ſpring', tanz' und Yang, 
In deinem Gott ſey guter Ding’! 
Der Himmel ſteht dir offen. i 
Laß dich nicht Schwermuth nehmen ein; 
Denn auch die liebſten Kinderlein 0 
Allzeit das Kreuz hat troffen. 
Drum ſey getroſt und glaͤube veſt, 
Daß du noch haſt das Allerbeſt' 
In jener Welt zu hoffen. 


S 


233 


Valerius Herberger. 

Geb. 1562 zu Frauſtadt in Großpolen. Geſt. 1627 als Prediger 
an der Kirche zum Kripplein Chriſti ebendaſelbſt. Ein durch ſeine 
kraftvollen und vielgeleſenen Erbauungsſchriften, als die Magnalia 
Dei, die Evangeliſche Herzpoſtille u. a., ſehr verdienter Theologe. 
Das folgende Lied, das hier aus dem Originaldruck mitgetheilt 
wird, wurde zur Peſtzeit von ihm verfertigt, und hat dort die 
Ueberſchrift: Valet V. H., das er der Welt gegeben a. 1613 im 
Herbſt, da er alle Stunden den Tod fuͤr Augen geſehen, aber 
dennoch gnaͤdiglich und ja ſo wunderlich als die drey Maͤnner im 
Babylouiſchen Feuerofen erhalten worden. [V. 4. Geiſtlicher 
Trauerbinden Dritter Theil. Leipz. 1615. 4. im Anhange.] 


Abſchied von der Welt. 


Valet will ich dir geben, 
Du arge falſche Welt; 
Dein ſuͤndlich boͤſes Leben 
Durchaus mir nicht gefällt. 
Im Himmel iſt gut wohnen; 
Hinauf ſteht mein' Begier. 
Da wird Gott ehrlich lohnen 
Dem, wer ihm dient allhier.— 
Fath' mir nach deinem Herzen, | WER 
O Jeſu, Gottes Sohn! 
„Soll ich ja dulden Schmerzen, f 
Hilf mir, Herr Chriſt, davon?: : 
Vekrkuͤrz mir alles Leiden, 1 7 
Staͤrk meinen bloͤden Muth, 
Laß mich ſelig abſcheiden, 
Setz mich in dein Erbgut. 
In meines Herzen Grunde 

Dein Nam' und Kreuz allein 
Funkelt all' Zeit und Stunde 
Drauf kann ich froͤlich ſeyn. 

Erſchein mir in dem Bilde | i 
192 1 U 


234 


Zu Troſt in meiner Noth, 
Wie du, Herr Chriſt, ſo milde 
Dich Haft geblut't zu Tod'. un 
Verbirg mein Seel aus Gnaden 
In deiner offen' Seit', 
Ruͤck' fie aus allem Schaden 
Zu deiner Herrlichkeit. 
Der iſt wohl hie geweſen, 
Wer kommt ins himmlisch Schloß; 1 
Der iſt ewig geneſen, | * 
Wer bleibt in deinem Schooß. 
Schreib meinen Nam'n aufs beſte 
Ins Buch des Lebens ein, 
Und bind mein' Seel' gar veſte 
Ins ſchoͤne Bündelein. 
Der'r, die im Himmel gruͤnen 
Und fuͤr dir leben frey: 
So will ich ewig ruͤhmen, 
Daß dein Herz treue ſey. 


Tobias Kiel. 
Geb. aus Ballſtaͤdt bey Gotha. War ums J. 1618 Prediger zu 
Eſchenberge im Gothaiſchen. Ihn nennt das Goth, Geſangbuch 
von 1651 ausdruͤcklich als Verfaſſer des folgenden Liedes Caucto 
textus), Mich. Altenburg aber als Componiſten der Melodie 
Der letztere hat es ohne Zweifel in den 1620 und zı von ihm 
herausgegebenen, aber nicht durchgaͤngig von ihm ſelbſt verfertig⸗ 
ten Kirchen- und Hausgeſaͤngen zuerſt bekannt gemacht. co. ie 
tionale facrum ete. Gotha. 1651. 8. S. 380.) 


Freudigkeit im Tode. 
Herr Gott, nun ſchleuß den Himmel auf! 
Mein' Zeit zum End' ſich neiget. 
Ich hab' vollendet meinen Lauf, 5 b 
Des ſich mein Seel ſehr freue; = 


1 235 


Dab' gnug gelitten, Mich muͤd' geſtritten, 
Schick' mich fein zu Zur ew'gen Ruh', 
Laß' fahren, was auf Erden, 
Will lieber ſelig werden. 
Wie du mir, Herr, befohlen haſt, 
Hab' ich mit wahrem Glauben 
Mein'n lieben Heiland aufgefaßt 
In mein' Arm', dich zu ſchauen; 
Hoff zu beſtehen, Will friſch eingehen 
Aus'm Thraͤnenthal In Freudenſaal, 
Laß' fahren, was auf Erden, ü 
Will lieber ſelig werden. 
Laß mich nur, Herr, wie Simeon, 
Im Frieden zu dir fahren. 
Beſfiehl mich Chriſto, deinem Sohn; 
Dier wird mich wohl bewahren, 
Wird mich recht fuͤhren, Im Himmel zieren 
Mit Ehr' und Kron'; Fahr' drauf davon, 
Laß fahren, was auf Erden, 
Will lieber ſelig werden. 
N. N. f 
Gewöhnlich wird Andr. Keßler, Gen. Superint. zu Coburg, geſt. 
11643, als Verf. angegeben, der das Lied auf den von ſeiner 
erſten und zweyten Ehefrau geführten. Vornamen Katharina ger 
macht haben ſoll. Da es aber ſchon in dem Coburger GB. von 
1621 vorkommt, in welchem Jahre K. erſt Adjunet der philoſ. 
Facultaͤt zu Wittenberg wurde und hoͤchſtwahrſcheinlich noch gar 
nicht geheyrathet hatte: ſo iſt jene Angabe ſehr verdaͤchtig, um 
ſo mehr, da das Lied der dort befindlichen Ueberſchrift zufolge auf 
den Namen der Markgraͤfin und Churfuͤrſtin Katharina zu Bran⸗ 
denburg verfertigt worden. [Chriſtliches Geſangbuͤchlein ꝛe. Co⸗ 
burg 1521. 8. S. 212. Jeſ. Olauderi Pfalmodia nova, Cent. I. 
Alt. 1627. p. 316.) 
kr Ge⸗ 


236 
Getroſter Muth im Unglück. 
Keinen hat Gott verlaſſen , 
Der ihm vertraut allzeit; aum ne: 


Und ob ihn gleich Viel haſſe sr . 
Bringt es cal: Geschieht) ihm doch kein Leid. 
Gott will die Seinen ſchuͤten, 
Zuletzt erheben hoch, u En 
Und geben, was ihnen nutze 
Hie zeitlich und auch dort. een 05 
Allein ichs Gott hemſele | 1 | 
Er mach's, wie's ihm gefällt 
Zu Nutze meiner (al. add. armen) Sele. 
In dieſer böſen cal. argen) Welt 
Iſt nichts denn (al. doch nur) Noth fon deiden, 
Und muß auth alſo ſeyn; an 
Denn die zeitliche Freude 5 
Bringt uns ewige Pein. an 
Treulich will ich Gott bitten 0 
Und nehmen zum Beyſtand 
In allen meinen Noͤthen, 

(Die) Ihm beſſer als mir bekannt. 
Um Geduld will ich ihn cal ſets) bitten 
Ju allen Auliegen mein; * e e 

Er wird mich wohl behuͤte n.. 
Und mein Nothhelfer ſenn. 
Ars Gluͤck und Ungeluͤcke 
Das kommt alles (al. kommet auch) von Gott; 
Ich weiche nicht zuruͤcke En 5 . 
und fleh (al. fich) in meiner Noth. 
Wie kdͤunt' er mich denn laſſen, 
Der treue Nothhelfer mein? 1 
„Ja (al. Denn wenn die Noth am rügte, 
Mei er gwiß bey mir ſeyn. 


1 


Hint 


N 


237 


Keichthum und alle Schäge, 
Was ſonſt der Welt ge faͤllt,„ ne νnννε 
Dahn ich mein'n Sinn nicht ſetze; Aan 259 t 
Es bleibt doch in der Welt. 
Ein Schatz hab' ich im Himmel, or 
Der Jeſus Chriſtus heißt; . 
* über. alle Schaͤtze, einen 
Schenkt uns ſein'n heilgen, Geiſt. | | 
Ihn hab' ich eingeſchloſſen 
Be meines Herzen Schrein. 1e 
Sein Blut hat er vergoſſen 4 8 
Fuͤr mich armes Wuͤrmelein, 4 
Mich damit zu erlöſen a 
Von meiner (al ew'ger) Angſt und Pein: 
Wie koͤnnt' auf ganzer (al. dieſer) Erden 
Doch groͤßre Liebe ſeyn? 
Nun ſoll (al. ſollr') ich mich erzeigen 
Dankbar fuͤr dieſe Gnad'; 
Ich geb' mich Gott cal. ihm ganz) zu eigen 
Mit allem, was ich hab'. 
Wie ers weiter will machen, 
Sey ihm all's heimgeſtellt! 
Ich befehl ihm all mein' Sachen; 
Er mach's, wie's ihm gefällt, ’ 
Amen, nun will ich fchliegen N 
Das ſchlechte Liedelein. ar 
Herr, durch dein Blutvergießen 
Laß mich dein Erbin can Erbe) ſeyn: 08 
So hab' ich alles auf Erden, N Ad od 
Was mich erfreuet ſchon; or i BR 
Im Himmel wird al. om mir werden 
Die W Gnadenkron. 


4 2 n 
eu, 1465 * * 4 
ann , 8 


238 


N. N. | 
Unonymifh in den von Chriſtopy Demantius im J. 1620 
gegebenen Begraͤbnißliedern, wo in der Vorrede bemerkt wird, daß 
das Lied ſchon einige Jahre vorher in der Gemeine üblich gewe 
ſey. (Serpilii hiſtoriſche Unterſuchung ꝛc. Regensb. 1715. 
Folglich iſt es zu alt, als daß Simon Graf, oder Kaſp. v 
Warnberg, oder gar der zu Hamburg 1647 wegen Unzucht w 
richtete Exjeſuit D. Leonhard de Gratia Verfaſſer ſeyn Ei 
Der letztere verfertigte allerdings vor ſeinem Ende ein geifii 
Lied, aber im lateiniſcher Sprache. (Seladons d. i. Grefli 
gers weltliche Lieder. Frankf. am M. 1651. 8. im Anhange, 
es in deutſche Verſe uͤberſetzt iſt.) — [Je Clauderi Pfalmodia nc 
Cent. I. Altenb. 1627. p. 596. Geiſtliches ae! Berne 
durch Sim. Grafium, Leipz. 1632. 8. S. 485.] 
Sehnſucht nach dem Himmel. 
Freu dich ſehr, o meine Seele, | 
Und vergiß all' Noth und Quaal, 
Weil dich nun Chriſtus, dein Herre, 
Ruft aus dieſem Jammerthal. Ar 
Aus Trübfal und großem Leid | 7 
Sollt du fahren in die Freud’, ze 1. 
Die kein Ohre hat gehoͤret, ** | 
Die in Ewigkeit auch waͤhret. Z ud zd rd 
Tag und Nacht hab' ich gerufen 
Zu dem Herren, meinem Gott, . 
Weil mich ſtets viel Kreuz betroffen, 
Daß er mir huͤlf' aus der Noth. ien A" 
Wie ſich ſehnt ein Wandersmann, 
Daß ſein Weg moͤg' Ende han: 
So hab' ich gewuͤnſchet eben, n n | 
Daß fich enden mög’ mein Leben. 
Denn gleichwie die Roſen een el. © E 
Unter Dornen ſpitzig gar: BD 
Alſo auch die Chriſten gehen 


239 
In lauter Angſt und Gefahr. 
Wie die Meereswellen ſind 
Und der ungeſtuͤme Wind: 
Alſo iſt allhier auf Erden 
Unſer Lauf voller Beſchwerden⸗ 

Die Welt, Teufel, Suͤnd' und Hoͤlle, 

Unſer eigen Fleiſch und Blut 
Plagen ſtets hie unſre Seele, 
Laßen uns bey keinem Muth. 
Wir ſind voller Angſt und Plag', 
Lauter Kreuz ſind unſre Tag'; 
Wenn wir nur geboren werden, 
Jammer guug finde ſich auf Erden. 


Wenn die Morgenroͤth' herleuchtet, 
Und der Schlaf von uns ſich wend't: 
Sorg' und Kummer daher ſtreichet, 

Muͤh' find't ſich an allem End'. 
Unſer Thraͤnen ſind das Brodt, 
So wir eſſen früh und ſpat. 
Wenn die Sonn' nicht mehr thut ſcheinen, 
Iſt nichts denn Klagen und Weinen. 

Drum, Herr Chriſt, du Morgenſterne, 
Der du ewiglich aufgehſt, 

Sey von mir jetzund nicht ferne, 
Weil mich dein Blut hat erloͤſt! 
Hilf, daß ich mit Fried' und Freud' 
Moͤg' von hinnen fahren heut! 
Ach, ſey du mein Licht und Struße, 
Mich mit Beyſtand nicht verlaſſe! 


In dein' Seite will ich fliehen 
An mein'm bittern Todesgaug; 
Durch dein' Wunden will ich ziehen 


240 


Ins hünuliſche Vaterland. n e ee u? 
In das ſchoͤne Paradei s, nn nd 
Drei der Schaͤcher thaͤt fein Reiſ ß 
Wirſt du mich, Herr Chriſt, einfuͤhren, N 
Mit ewiger Klarheit zieren. 


Ob mir ſchon die Augen wegen * 4 
Das Gehoͤre gar verſchwind tt. 
Und mein’ Zung' nichts mehr kann blen, 
Mein Verſtand ſich nichts verſiunnt: 
Biſt du doch mein Licht, mein Wort c. be, 
Das Leben, der Weg, die Bor; DOCH, „IUU 
Du wirſt mich ſelig regiere, 
Die recht' Bahn zum Himmel fuͤhren. 


Laß dein' Engel mit mir fahren 
Auf Elias Wagen roth, 
Und mein’ Seele wohl bewahren 
Mit Lazaro nach ſein 'm Tod! 
Laß ſie ruhn in deinem Schooß, 
Erfuͤll fie mit Freud’ und Troſt, 
Bis der Leib kommt aus der Erden, 2 
Mit Ehr' (al. ihr) wird bekleidet ca. deln werden. 


2 


18 
2B 


Freu dich ſehr, o meine Seele, 1 
Und vergiß all Noth und Qual. 
Weil dich nun Chriſtus, dein Herre, 1 
Ruft aus dieſem Jammerthal. ˖ 
Seine Freud' und Herrlichkeit 
Sollt du ſehn in Ewigkeit, 
Mit den Engeln jubiliren, a 
In Ewigkeit triumphiren. een 


AL 
— 


241 


| | ‚n KR . M. f | \ 

von Nurnberg. unter dieſem Namen fiehet folgendes Lied in 
dem andern Theil des neuen chriſtlichen Geſangbuchs, Luͤneburg 
1625, 4. S. 422. Die drey letzten Strophen aber, deren Text 
in mehreren Stellen außerordentlich abweicht, find, wie es ſcheint, 

erſt fpäter hinzugefügt. Sie ſtehen in dem vollſtaͤndigen Geſang⸗ 

buch, Luͤneb. 1637. S. 302. Der ſechste V. iſt weggelaſſen. 

Der ſterbende Juͤngling.“ 

Mein junges Leben hat ein End' N N 
Mein Frend' und auch mein dez 
Mein’ arme Seele ſoll behend 
Scheiden von meinem Leib. 
Mein Leben kann nicht Länger ftehn,; 

Es iſt ſehr ſchwach, es will vergehn 
Im Todeskampf und Streit. 8 
Es faͤhrt dahin ein'n weiten Weg 
Mein Seel zu Gottes Freud. 98 
Mein n Leib man traurig ins Grab be 
Wie Aſche er zerſtaͤubt, . 
Als wenn er nie geweſen Wär’, 
Auch nimmermeht wär! kommen bee . 
Aus meiner Mutter Leib. 1 ss 

Ade, ade, o Welt, ade! 75 au ET 
Verlaſſen muß ich dich; e 
In dir hab' ich kein“! rend uh mehr, 2 
Von dir muß scheiden ich. ö 
In dir hab' ich fen Freud noch Ruhe, 
Man druͤckt mir denn die Augen, zu: 5 80 
Das muß ich klagen ſeht l. dien. 7 AR 

Ich klag' nicht, daß ich ſcheiden fh 
Von dir, o ſchnoͤde Welt; 
Allein mein Herz iſt Traurens voll, 
1 2 52 mich mein ‚Sc, üͤberfalt, 

4 Di ich meu Tag“ begangen . 


_ 0 43 


Jul 


Art 
2 1704 
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J. 


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1 


nnn: 


Die 


1 
Die hilft mir von mein m Yun ab, 


Und bringt mein Leib ius * 
O Jeſulein, mein De E a 


a mean y 


hab' ich doch gethan! G ra 81 


4 L meine 6 und und Miſſchat in WI r | 
Klagen mich heftig ag. N ah e 
Dennoch will ich verzagen uicht 1 nn \® 
Vor deinem kelichen Augeſicht; 
um Gnaͤd' ru ich dich. . „ „ * l 
Ach ieh doch au, di 4 er ii mie 
Jeſu, du König mild! 9 7 005 
Angſt ſchlaͤgt uͤber * 5 Hut wn ger 
Und mich verz hren ihm sad 1 99 8 
Mein Herz akt t Da gh 5 1 uu 
Und iſt bekleid't mit lngſt und 7002 Ken 
Hilf mir en davon! au Band = 
Kein’ 5 ich 1 05 gg Kr bab; 
Verlaſſen n mal; n nom dez n Ze 
AP mehr“ 19 75 ide oeledin, SI, nun; * ai 


„N N 
Es muß geſchieden ſeyi sn 15 Amel EUR 


Drum will ich j jet a, eur Alt: + ch u 
Zurichten thun ein traurigs Sie hem aalg 
Darin mein Leib Ruh hat. 1 


on 200 
Geſegn' dich Gott, Stern, Senne was, 
Desgleichen le Me 5 e i % ud ne. 
Und alles auf der 1 u An d no 


Und was ‚der. Sag Kr hi ‘nd nd ne 
u ein (p 


Ich beſehf in 0. un. dem 
Und allen lieben be h. Zen an 


Ade zu guter, Nacht . Ans 


Yin ont . 
3 ac 9661 L. 0 e WR 


Daniel Wuͤlffer, prebiger zu zu Ahe, Ah 115 


des folgenden Liedes Mehl, Wale 3 


Mi 
5 


15 ©. 


f 


mit einigen Strophen vermehrt. (D. w. Zwoͤlff Andachten ꝛc. 

Nuͤrnb. 1648. 12. S. 536.) Es ſteht, zufolge der Angabe in des 
Knaben Wunderhorn, B. I. S. 263, ſchon in den Ratholiſchen 
Rirchengeſaͤngen, Coͤlln 1623. S. 620, woraus es in jener Samm⸗ 
lung und zwar, dem Anſcheine nach, unverandert abgedruckt iſt. 
Faſt eben ſo, nur mit zwey Verſen mehr, finde ich es in dem 
katholiſchen Bamberger Geſangbuche, N 8885 12. S. 531. 
Hier iſt eine Str. weggeblieben. | 


. Ewigtelg 5 
O Ewigkeit, 0 Ewigkeit! N Gun 0 
Wie lang bift du, o Ewigkeit! 
Doch eilt zu dir ſchnell unſer' Zeit, 1275 
Gleichwie das Heerpferd zu dem Streit, 
Nach Haus der Bor, das Schiff zum Geſtad, 
Der ſchnelle Pfeil vom Bogen ab. ieh 
= Ewigkeit, o Ewigkeit! 
Wie lang biſt du, o Ewigkeit! 
Gleichwie au einer Kugel rund 10 1 
Kein Anfang und kein End' iſt kund: 
35 Alſo, o Ewigkeit, an dir 151 
aut Noch Ein- noch Ausgang finden wir. 55 
O Ewigkeit, o Ewigkeit! 
6 lang biſt du, o Ewigkeiten? 
Du biſt ein Ring, unendlich weit; 
Dein Mittelpunct heißt Alle zeit, 
LWiemal der weite Umkreis dein, 
Weil deiner nie kein End' wird ſeyn. 
O Ewigkeit, o Ewigkeit! er 
Wie lang biſt du, o Ewigkeit“ 
Humehinen koͤnnt' ein Voͤgleit klein 
All' ganzer Welt Sandkoͤrnkein rein, 
Wenn's nur eins naͤhm' all' tauſend Jahr': 
Dennoch waͤr' nichts von dir fuͤrwahr. 
9 | Q 2 BR; 


244 


O Ewigkeit, o Ewigkeitrne min 
Wie lang biſt du, o Ewigkei e? 
Der Sand im Meer und Tropfen 1 Ne 
Sind nur ein Bruch der einen 3 ö 
Allein ſchwitzt uͤber dir umſouſt un ya e 
Die tiefſte Meß und re 2 685 „ 
O Ewigkeit, o Ewigkeit! 1 an m nie 
Wie lang biſt du, o Ewigkeit! 
Hör, Meuſch: So lange Gott wird ſeyn, 
So lang' wird ſeyn der Hoͤllen Pein, 
So lang' wird ſeyn des Himmels Freud. 
O lange Freud“! 0 langes Led?“ | 


— u 


‚HS 


= ve) = 9 


Wilhelm Et 
Geb. 1572 zu Wilſter in Holſtein. Geſt. 1645 als brchiter 
Crempe und Aſſeſſor des Müͤnſterdorfiſchen Conſiſtorii. ‚Ein ; 
feiner Zeit nicht unbeliebter lateiniſcher Dichter. Unter meh 
rern von ihm verſertigten Kirchenliedern kommt auch folgendes 
in J Clauderi Plalmodia nova, Cent. I. Altenb. 1627. S. 57 
mit der Angabe feines Namens vor. Die Anfangsbuchſtahen der 
Strophen drucken den Namen Wolber Alardus aus. be ſind 
6 Str. weggelaſſen. 


Troſt der beſſe rn „ 


Wacht auf, betruͤbte Herzen, 9g? 5 e 
Die ihr beladen ſeyd me e 
Mit Truͤbſal, Angſt und Schmerzen 8 
Vergeßt all ener Leid 
Die Zeit die thut herdringe n,, 
Anbrechen thut der gg. 
Der uns zu Freuden bringen 
Und recht erquicken mag. 120 N 
Ob wir hie muͤſſen leiden 5 
Viel Kreuz und ſchwere Pein * ee 
5 


2245 


(Und dieß kann niemand meiden, 
Ein jeder find't das Sein'): 
So hat doch Gott den Seinen 
Ein Leben dort beſchert, 
Da all' ihr Sorg' und Weinen 
In Freud' ſoll ſeyn verkehrt. 
Leuchten wird wie die Sonne 
Am hellen Firmament 
In hoͤchſter Freud’ und Wonne 
Allda ein Gottes: Kind, 
Wird glaͤnzen wie die Strahlen 
Der hellen Seraphim, - 
Und fo man mögte mahlen 
Die ſchoͤnen Cherubim. 
Allda wir auch mit Freuden 
Die werden ſchauen an, 1 58 
So wir mit großem Leidn un de 
Vorhin geſchicket han. Binge 58 4 
Was uns hie iſt genommen 
In großer Traurigkeit. 
Wird lachend wiederkommen 
In ewig'r Herrlichkeit. 
Recht wird man da auch keuuen 


Die auserwaͤhlte Schaar, dun 5 
Bey Namen koͤnnen nennen, EUR 
So vor viel tauſend Jahr | | 
Chriſtlich gelebt auf Erden, 
Und wir doch nie geſehn; 
Die uns empfangen werden, 
Freundlich mit uns umgehn. 

Solch' große Freud' auf Erden 
Kein Menſch vergleichen kann. 


All's, was geruͤhmt mag werden, 
522 | Viel 


ie 


Viel weiter iſt davon n u 


Als vou des Winters Sorgen 
Die froͤlich' Sommerzeit. 


Als Abend iſt vom Morgen, 

Als Freud' vom Herzeleid. IE“ 
Selig drum iſt zu preifen, 

Dem dort im Himmelsthron 

Solch' Freude thut beweiſen 

Der ewig' Gottes⸗Sohn. 

O Freud'! o ſeligs Leben! end n bl 

O Wonn'! o Herrlichkeit! | 1 

Dank Chriſto ſey gegeben, 

Der dich uns hat bereit't! 


12 


Johann Siegfried. 
Geb. 1564. Geſt. 1637 als Superintendent zu Schleiz. Daß er 
und nicht Joh. Leo Verf. dieſes Liedes ſey, beweiſet die aus, 
druͤckliche Angabe feines Namens in J. Clauderi Pfalmodia, Cent. I. 
Alt. 1627. S. 494. Eine Str. iſt weggelaſſen. 


Abſchied von der Welt. 


Ich hab' mich Gott ergeben, 
Dem liebſten Vater mein. Tee 
Hier iſt kein Immer Lehen; 
Es muß geſchieden ſeyn. + 
Der Tod kann mir nicht ſchaden, 
Er iſt nur mein Gewinn. 
In Gottes Fried' und Gnaden 
Fahr' ich mit Freud' dahin. N 

Mein Weg geht jetzt fuͤruͤber; 
O Welt, was acht' ich dein? 
Der Himmel iſt mir lieber; 
Da muß ich trachten ein, 
Mich nicht zu ſehr beladen, 


247 


Weil ich wegfertig bin. By 

In Gottes Fried und Gnaden * 

Fahr' ich mit Freud dahin. 1 
Geſegn' euch Gott, ihr Meinen, 175 

Ihr Liebſten allzumal! N: SEE 

Um mich ſollt ihr nicht weinen ka 

Ich weiß von Feiner Quaal. 

Den rechten Port noch heute 

Nehmt ja fleißig in Acht; 

In Gottes Fried und Freude 

Fahrt mir bald all' hernach! 


M. Zachaͤus Faber. 

Geb. 1583 zu Roͤcknitz ohnweit Torgau. Geſt. 1632 als Super⸗ 
intendent zu Chemnitz. Unter ſeinem Namen ſteht das folgende 
Lied in J. Clauderi Pfalmodia, Cent. I. Alt. 1627. S. 452. Drey 
Strophen ſind weggelaſſen. 


Flehen um ein feliges Ende, 

Herr, ich bin ein Gaſt auf Erden, 
Hab' allhie kein' bleibend Stadt. 
Mein Leib muß zur Erden werden, 
Daraus er ſein 'n Anfang hat; 

Mein Geiſt faͤhrt zu dir, mein Gott. 

Jeſu, durch dein' Wunden roth, — — 

Todeskampf und bitter Leiden 

Laß mich ſeliglich abſcheiden! 

Fiuͤr mich biſt du ja geſtorben, 

Allertreuſter Heiland mein, 

Deines Vaters Huld erworben; 

Drum vertrau ich dir allein, 

Setz' auf dich mein' Zuverſicht, 

Glaub’, du werd'ſt verwerfen nicht 

Mich, dein'n then. erkauften Erben, 

Der ſich dir ergiebt, im Sterben. 


Hilf 


248 in u 


br * 


Hilf mir Fräftig überwinden . 

Alle Furcht und Traurigkeit; 

Alle Weltlieb' laß verſpyw inden. 
Hilf durch dein Barmherzigkeit, us mas 
Daß ich ja nicht fürcht' den Todt. 


Ir 


Der durch deine Gnad', mein Gott, | er 8 f 7 f 


— - 17 
Neem un ne 


Allen meinen Jammer endet, n e 
Und mir nur dein Reich zuwendet. 
Mein' Seel' thu' gar wohl bewahren 

In dei'm Lebensbuͤndelein, 85 

Daß ſie mit den Engelſchaaren 

Lob' und preiſ' den Namen dein. 

Mein Leib ſelig in ſe im Grab’ W 

Seine fanfte Ruhe e nden ert 

Laß mich auferſtehn zum Leben, D * Arad 
Und in ewig'n Freuden ſchweben! I i 4 


D. Paul Röber, 
Geb. 1887 zu Wurzen. Geſt. 1651 als Generalſuperint. und Pros 
feffor der Theol. zu Wittenberg. Den Ruf, in welchem er bey 
feinen Zeitgenoſſen als Dichter geftanden haben foll, befiätigt das 
folgende, trotz aller Mängel doch durch eine gewiſſe poetiſche An⸗ 
lage und Kunſt vor vielen dieſer Periode ausgezeichnete Lied, das 
unter feinem Namen in Jof- Clauderi Pſal modia e Cent. IL. 
Altenb. 1627. p. 502, ſteht. 


Sterblichkeit und Unferblichfein 


Ach wie ein' n kleinen Augenblick 

Waͤhrt doch des Menſchen Leben! 

Stets ſind wir mit des Todes Strick 
Wie Voͤgelein umgeben. 

Ein'r Hand breit unſre Tage ſind, 

Ja wie gar nichts zu achten; 

Verfließen wie ein Strom geſchwind, 

Und wie des Nachts die Wachten. 


249 


— 
I 


Wie ſchoͤn haben die Sternelein 
Viel tauſend Jahr' geſchienen, 
Die doch nicht Gottes Bildniß ſeyn, 
Sondern dem Menfchen dienen! 
Warum muß deun der Menſch vergehn 
Und wie ein Woͤlklein hangen? 
Was hilfts, daß ſeine Augen ſchoͤn 
Gleich zweyen Sternlein prangen? 

Ein Ed'lgeſtein im Golde roth 
Wird lange Zeit getragen, 
So doch nur mit ei'm Wort von Gott 
Erſchaffen ohn' Rathſchlagen. 
Warum faͤllt deun der Menſch dahin, 
Und muß wie Aſch' zerſtieben, 
Obſchon ſein Mund gleicht dem Rubin, 
Daran wir uns verlieben? 

Ein purpurfarben ſeiden Kleid 
Bleibt lange Zeit ohn' Schaden, 
Das doch durch Menſchenhand bereit't, 
Von Wuͤrmern und von Maden. 
Warum iſt denn der Menſch ſo bald 
Wie ein Reg'nbog'n vergangen? 
Was hilft fein’ zarte ſchoͤn' Geſtalt, 
Sein' purpurlichte Wangen? 

Ein Schiff kann auf dem Meer ſo wild 
Viel Zeit und Jahre reiſen, 
Das doch auch nicht iſt Gottes Bild, Je: 
Sondern von Holz und Eiſen. | 
Wie kommts deun, daß ein Menſchenknd 
Wie Waſſer ſich verlieret? 
Was hilfts, daß Fleiſch und Beine ſind 
Wie Naa«aͤ Schiff formiret? 

Auf Libanon die Palmen gut 

Viel' Zeit ihr' Kraft erweiſen, 


2 


250 


Die doch nicht haben Sinn und Muth, | 
Noch Stimmen, Gott zu preiſenn. 
Wie iſt der Menſch denn nicht fo) veſt gn 
wi wie ein’ Blum’ verblaſſen? mnduo> 
Was hilfts, daß ſich wie Pahrtinäfe mn mn we 
Sein' Gliedmaaß' ſchoͤn anlaſſen? * 
O Suͤnd', o Suͤnd', du Schlangengiſt, 
Du, du tilgſt unſre Schöne, > mm Cum“ 150 
Von dir uns ſolcher Fluch betrifft; N m 
Du giebſt den Tod zu Lohn: 
9 


Du machſt, daß wir vergehen bald, an G 0 
Wenn Stern' und Steinlein blechen yd 1a nö b. x 
Wenn Kleider und Schiff’ werden ad m 
Und Bäume wohl bekleiben. I 
Doch, liebes Herz, verzage acht, 100500 
Wie die troſtloſen Heyde nn 
Auf Jeſum ſetz dei? Zuverſicht, 

Und denk' der ewig'n Freuden 


Denn obs wol muß getrauret ſeyn n,. 
Weil Fleiſch und Blut es kraͤnke et: 
So laß doch auch den Troſt hinein, 
Den Chriſt der Herr dir ſcheuktte. 
Obgleich des Leibes ſchoͤn Geb u 
Muß zeitlich hier verderben, an, e I 
Iſt doch die edle Seele fre n 
Von aller Angſt und Sterben. ug ne b 
Der Leib iſt nicht zu ſehen mehn:t: 
Die Seel’ bleibt unverlore: n 
Sie iſt zu großer Freud’ und Ehr? 
Im Himmel auserkoren. Re Su 


Kein Sonnenglanz, kein Edelg' eren ig 805 
Kein Purpur, Schiff noch Palmen 95 
Mag ihr an Schoͤnheit aͤhnlich ſeynz | 
Sie lebet Gott mit Palmen, +. wm. u. 


— 


Der Leib alich in ſein m Kaͤmmerlein 

Iſt und bleibt unverdorben; 

Denn wer in Chriſto ſchlaͤfet ein, 

Ruht aus, iſt nicht geſtorben. 

Bald wird er, wie der Pa Au. 

So nur bey Seit' geleget, T 2 
Voll Glanz, Tugend und, Kräfte ſeyn, > 
Wenn das Grab wird gereget. 1 ene 
Bald wird der Koͤn'gin Purpurkleid, 

Welch's ſchoͤn geſaͤubert worden, 

Ihr angelegt mit großer Freud' 
In der klug'n Jungfrau'n Orden. 

Bald ſoll dieſ'r ſchoͤne Palmen baum 

Durch ſeine Laſt erhoben, 

In Gottes Gaͤrtlein finden Raum, 

In ewig'r Zier ihn loben. 

Drum, liebe Seel', verzage nicht, 

Behalt Jeſum im Herzen: 

So wird allzeit ein Freudenlicht 

Dir aufgehen in Schenken. r d 


| N. N. 

Anonymiſch in J. Clauderi pfalmadia, Cent. I. 1627. S. 392. und 
J. 3. Scheins Cantional, Leipzig 1627. 8. No. 228. Joh. 
Schindler, der erſt 1613. geboren ward, kann nicht der Verfaſſer 
ſeyn. Wohl hat er ein Lied gleiches Anfanges im Braunſchw. 
Geſangb. von 1661 verfertigt, das aber ganz von dieſem verſchie⸗ 
den iſt und ſchon in der zweyten Zeile ſo fortgeht: „Aus meines 
Herzens Grunde“. Sechs Str. ſind weggelaſſen. 


Wehklage in großer Anfechtung. 


Herr Jeſu Chriſt, ich ſchrey' zu dir 

Aus hochbetruͤbter Seele. 

Dein' Allmacht laß erſcheinen mir, 
Und mich nicht alſo quale! | 


Viel 


252 


Viel größer iſt die Angſt und Sen n 18 
So anficht und turbirt mein Herz, N 
Als daß ichs kann erzaͤhlen. 


Herr Jeſu Chriſt, groß iſt die Nr 


Darin ich jetzt thu' ſtecken. 


Ach hilf, mein allerliebſter Gott, | 18 
Schlaf' nicht, laß dich erwecken 
Niemand iſt, der mir helfen kann, 
Kein? Creatur ſich mein'r nimt an; 
Ich darfs auch niemand klagen. 

Herr Jeſu Chriſt, du biſt allein 
Mein' Hoffnung und mein Leben; 
Drum will ich in die Hände cal: dulde dein 
Mich ganz und gar ergeben. gr.) 
O Herr, laß meine Zuverſicht > | 
Auf dich zu Schanden werden nicht; 
Sonſt bin ich ganz verlaſſen. 

Herr Jeſu Chriſt, verleih Geduld, 
Hilf mir mein Kreuz ertragen, 
Wend' nicht von mir ab deine Huld! 
Und ſo du mich willt plagen, 
Es zeitlich hier am Leibe thu; 


Gieb nur der armen Seelen Ruh, a rer, 
1 ſie dort mit dir lebe. 


Herr Jeſu Chriſt, das glaub ich doch 


10 Aus meines Herzen Grunde: 1 
Du wirſt mich wohl erhoͤren noc ß 


Zur rechten Zeit und Stunde; | 
Denn du haſt mich noch nie verlan, 
Wenn ich dich hab' gerufen an: 
Des ich mich herzlich troͤſte. 

Herr Jeſu Chriſt, einiger Troſt, 
Zu dir will ich mich wenden. 


253 


Mein Herzleid iſt dir wohl bewußt; 
Du kannſt und wirſt es enden. 

In deinen Will'n ſey es geſtellt; 
Machs, lieber Gott, wie dirs gefaͤllt! 
Dein bin und will ich bleiben. 


Siegmund Scher ⸗ Erz. 

Geb. 1584 zu Annaberg. Geſt. 1639 als Paſtor zu S. Lamberti 
und Superintendent zu Lüneburg. Das folgende Lied ſteht zwar 
nicht, wie wetzel angiebt, in ſeiner Fuga melancholige, wenig⸗ 
ſtens nicht in der Luͤneburger Ausgabe von 1682; aber es wird 
ihm doch ſchon in alten Geſangbuͤchern, z. B. einem Stettiner 
v. 1671, zugeſchrieben. In den neueren kommt es mit manchen 
Zuſaͤtzen vor. [acri convivii Muſica Jacra en durch elch. 
Fraͤncken. Coburg 1628. 4 No. 100 


Cbriſtenfreude beym da Maple. 


Mein Seel', dich freu und luſtig ſey, 4.9 
Mit Glauben wohl gezieret! m 
Zur Mahlzeit ſchoͤn wirſt du heut gehn,. un 
Zu der dich Chriſtus fuͤhret. an 

Merk' auch nit Fleiß die werthe Speise, 
Sein'n Leib, fuͤr dich gegeben; 
Der Trank iſt gut! Sein theures Blut 
Staͤrkt dich zum ewig'n Leben. 

Mit Himmelbrodt verſieht dich Gott 
Bey dieſem Tiſch von oben; 
Der Fels dich traͤnkt, das Leben ſchenkt: 
Drum thu ihn herzlich loben. 

Von Herzen ich will freuen mich, 5 
in mich der Herr geladen. | 

Er iſt ja mein, und ich bin ſein; | 
Mein'r Seel ift wohl gerathen. 


. Auf dieſer Welt kann bringen; na Per ai 4 


254 ö 2 


Ich komme hent mit höͤchſter daa, 
Herr Ehriſt, zu deinem Tiſch ©. 
Und ſtell' mich ein zur Mahlzeit dein: 5 | 
Mein'n Leib eund Seel' erfrifched 0! 
Ein geängftet Herz, zerſchlagn init Schmerz 
Von wegen feiner Sünden, 
Sehnlich ich bite, veracht' ja uit, 4 
Laß mich Verzeihung finden??? 


Kein Opfer ſonſt ich deiner Gunſk * 


„O Herr, laß mein erſchrock n Gebein 
Vor Freuden wieder ſpringen. ln ni ei 
Die Mahlzeit dich, Herr Chriſt, und wich 
Verbend't himmliſcher Weiſe; i d | 
Bleib doch in mir, und ich in dir, 
Daß ich dich ewig preife. mee. 

Gewiß ich weiß, daß da mit uit | ale 
Viel tauſend Engel ſtehenn, su 1. 
Wenn wir ſo fein im Glauben rein 
Zum Tiſch des Herren gehen mad dun nl 5 

Wenn in der Naͤh' ich recht aucb 


Den Kelch in diefer Stunden, 1 1780 
Denk' ich, dein Blut, als ee g, MR 
Fließ aus dein'n heilgen Wunden. e 


Mich duͤnkt, als ſey ee 2 
Wie Stephano, mir offen- mann nit 
Dein’ Liebe hat in hoͤchſter Guad’ 8 nm 
Mein’ Seel fo ſuͤß getroffen. 

Ey daß nur bald die Engel mit Schall 
Mein' Seel' fuͤhrt'n aus dem Leben 
In's Himmels Thron, da mir ein Kronn 70 
Chriſtus der Herr wird geben. u e eee 


255 


Herr, laß die Freud’ zu keiner Zeit 
Aus meinem Herzen weichen; 70 
Dein's Geiſt's gewiß, wahrlich iſt dieß, 
Der in mir wohnt, ein Zeichen. 
Unterdeß ich ergeb' dir mich, 
Und laß dich's im Kreuz walten; 
Ich werd' einmal in's Himmels Saal 
Die 1 — bald Ar 


D. . Iofua Stemann | 
Geb. 1588 zu Sulzfeld in Franken. Geſt. 1632 als Prof. der 
Theol. und Superintendent in Rinteln. In ſeinen, ſchon vor 
1630 herausgegebenen) aber (zufolge der Vorrede von 1629) in 
dieſem Jahre erneuerten Herzensſeuffern, einem auf die ungluͤck⸗ 
liche Kriegszeit vorzuͤglich berechneten und waͤhrend derſelben viel 
geleſenen Erbauungs buche, kommen außer mehrern entlebnten auch 
einige von ihm ſelhſt theils verbefferte, theils neu verfertigte, doch 
von jenen nicht genau unterfchiedene, Lieder und Neimgebete vor, 
deren manche ungemein viel Herzliches und Ansprechendes haben. 
Das erſte der hier mitgetheilten iſt dem Anfange nach von Phil. 
Micolai's bekanntem Geſange: So wuͤnſch' ich nun de. enlehnt, 
und das zweyte iſt eine Verbeſſerung des alteren Liedes: Geduld 
die ſoll'n wir haben, das ſchon im Greifswalder Praimbuche von 
1597 ſteht⸗ Cernewerte Hergen Seuffger ꝛc. augiest durch J St. 
Straßburg 1636. 12. S. 210, mit Wegl. von 7 Str. S. 460. 
m. Wegl. zweyer Str. S. 319. und 367. vergl, mit iR Clauderi 
Pfalmodia Cent. 2. Altenb. 1630. I 1 


Klage und Troſt in böſen. Zeiten. 
So wuͤnſch ich nun ein' gute Nacht 
Der Welt mit ihrem Weſe n nis 
Die mir ſo viel Unruh! ee ann Hd G 
Mit ihren Zorngefaͤben. . N 
Ich meynt', die Leut' war from; zur . D 
Be find mich mm betrogen ie „ 


* 


Nur 


Geeſichert kann behalten N 
Bald jaget man ihn hie und dort. 


Den ſtellt man an die Spitzen 


Odhn' Gut viel Ehr' gilt nümmertießt, mi den en 
Die Tugend iſt gefallen. 


Und Niemand darauf paſſet. 


Jammert dic ache ſo mancher Maus, “am 6 


256 8 \ 


Nur Unrecht in der argen Welt 
Geht hin und her im Schwang ;;; 
Ein jeder ſpricht: Haͤtt' ich nur Geld!? 
Darnach ſteht all's Verlangen. Ye 
Wer nicht hat Hab', iſt jetzt ſchabab 8 
Bey Menſchenkindern allen. e Nel gust 

Wer groß und breit 'rein treten am * GT 


Von ihm ſagt mau: Das iſt der Mann; 


Herfuͤr muß er bald ſitzen. og! 
Wer aber ſchlecht, ftomm und gerecht, 0 
Der muß dahinten ſtehen. Pa . ge 
Weisheit, Kunſt und Seit. 0 6 
Wird heut nicht mehr geachtet, nn © il 
Die alte Treu' und Redlichkeit n 
Iſt uͤberall verachtet. eee ee aa 


A N Na 
a ee TR 


Der Arm' nicht mehr ein'n rene. 1 bc 


Beyſtand er findet ſelten. ben N 10 1 

Sein Seufzen und Klag' waͤhrt Nacht und Ta 0% wet 

Ach Gott, wie kaunſt du länger ſehn 5 1 

Dein Haͤuflein ſo verſtoͤret, 7 | 

So viel Chriſten ins Elend gehn, 

Die Wahrheit ſo verkehret? do) 

Dein heilig Wort mit Trug und Mord 

Wird hie und da vertilget. % n 7 
Wie kannſt du laͤnger ſchauen an aM * 

Die Armen ſo bedraͤuge te 


EN 


257 


Der an der Haut kaum haͤnget, 
Vor großer Noth nur wuͤnſcht den Tod, 
Dieſ's letzten Troſts doch mangelt? 
Doch Patienz, mein' arme Seel! 
Der lieb' Gott wirds wohl machen; 
Wer dieſe Roſen brechen will, 
Muß die Dorn' laſſen ſtechen. 
Drum meinen Sinn ich ſtell' dahin: 
Es muß doch ſeyn gewaget. 
Trotz Teufel, Suͤnd' und arge Welt, 
Trotz allen Hoͤllenpforten? 
Ihr mir kein Haͤrlein kruͤmmen ſollt, 
Trau' Chriſti theuren Worten. 
Weht, Winde, weht! Ihr Wellen, geht! | 
Sollt mich doch nicht erſaͤufen. 
Jauchzu, den rechten Port ich ſchnn 
Von fernen th’ anſchauen. RT: 
Dort ſteht mein Helfer, Gottes Sohn; 
Wie ſollt mir ferner grauen? Aa 
O komm und halt! ich finfe bald; 
Fuͤhr' mich zu deinen Freuden 
Und o wie froͤlich will ich ſeyn, 


Manch ſchoͤn's Dankliedlein ſingen, 


Wenn ich zu deinem Himmel ein 

Werd' gehn mit Freudenſpruͤngen! | 

Dein Lob und Preis auf manche Wei  _ 

Soll meine Zung' erklingen. ö 

Mit ſo viel tauſend Engelein 

Will ich fuͤr deinem Throne r 

Dir und zum Preis dem Namen dein 

Dienen mit Freud und Wonne. an 

O lang’, o lang‘! Das macht mir bang; 

Komm, Herr, wein, Wunſch erfüllt 
N Ade, 


258 


Ade, du ſchnoͤde Welt, ade 
Ade, mein Lieb'n und Freund? 
Ob ich euch gleich nicht mehr hie ſeh / 
Dort ich euch wieder find 
Durchs Jammerthal zum Freudenſaal 
Geh' hin: wer will, der folge! 0 Nn e 

Geduld in Not b. 3 
Geduld die ſoll wir dagen wi 50 * 10. 1 
Allhier auf dieſer Erd, E sn? 
Und nichts nach inglück f ban, 10 ash 90 
Darzu ſeyn unbeſchwert. N Wine de um 10 
Geduld gehoͤrt zu allem Mi 10 un? 
Was uns der Unfall bringt; 2 ab 
Drum laß dirs nur gefallen, ** * 78 * 11005 
Wenn Unglück mit. dir 115 6 u nk 

Geduld die ſoll u Kir age, 9 a 
Da wird nichts ande dad. nn ig, woc 
In keinem Weg berzagen, unn en e ee 
Was auch mag. werden 8 12250 dar ah Fa 
Groß Elend thut regieren aud uf Gm 900 


N e 


Gewalt den Wagen fiken — ze er m — 
Ein jeder tracht't Nach ch Geld. re ei 3 
Geduld die min wir tic ir a he 1 ni 
die ſer ſch ven Zeit, 3913 itrt. wlan . 
Sn si 1 sul nt nag TI 17 
Und nicht das Herz ee e 
Wenn uns zuſtoͤßt gro 6 m 
Es fall'n ohn Gottes Ai 6% ia or | 
Kein' Haar von unserm bee at ge: 
Er wird den Jammer fi, a unn ann HR 
Ob ſich die Huͤlf au fulbl. e am am 
Gedüld die müßen wir tragen, 1 3 n 
Wenn mus Git re Frenz. zu ſthickr ; amen 


29 


In Truͤbſal nicht verzagen. 

Im Zorn er uus anblickt; . 
Bald er ſein Antlitz wendet 3 Ren * g 
Und Freude wiedergiebt. Keen 
Sein' Hand das Elend endet; BR Ye 0 * 
Er zuͤchtigt, den er liebt. 1 g . Ar 455 85 

Flehen ber Kirche in Sue e e 

Ach bleib mit deiner Gnade Feen e 
Bey uns, Herr Jeſu Ei, za Un ant 
Daß uns hinfort nicht ſchade 55 > = 


Des boͤſen Feindes gift. Wag e Ware 
Ach bleib mit deinem Worte ufer er 
Bey uns, Erlöſer wert, 


Daß uns beyd' hie und dorte m 13 

Sey Guͤt' und Heil beſchert. f 1 N 10 
1 Ki ws ey 

Ach bleib mit deinem Glanz. N, mand 1. d 


Bey uns, du wertes n 
Dein’ RA ll Zu Be une 


Damit wir irren nicht. 1 100 eee 
Ach bleib mit deinem Segen 8 20 1 dN 


Bey uns, du reicher Herr; 
Dein' Gnad' und alls Vermögen ER 
In uns keichlich Bermehe', u NT 


Pe ee mi deinem Schuſßze u u 
5 en * 8 A; ku, 1 
Er 0 Ach d e e ne 1 "sun iche 
Bey uns, mein Herr und Gott! nud KR ziim . 8 
Beſtaͤndigkeit verleihe, 
Huf uns aus aller hl, 2 Fr 
ao ER den, 
/ 


Fr 


x 


Hoffnung im m keien, 55 
Sey wohlgemuth, laß Tra 1 me * 
Auf Regen folget Sodienſcel, rd 4 
Es giebt doch endlich nach das Glück 3 m 
Nach Toben einen guten Blick. 
Wenn hat der rauhe Winter %% PETER 
An uns erzeiget zondalich, 7 0 m" 
Bald wieder die Sonn höher Men dd 
Und alles froͤlich ſich erzeigt. A en ar 
Favonius, der zarte Wind, dun e 18 
Auf harten Froſt ſich wieder 50 25 13953 * 3 
Das Eis muß alsdann ganz zergehn, 15 
Und kann der Schnee nicht mehr be 3 
Die Voͤglein, fo ſich in die Bil Bei ern 
Verkrochen hatten in gehen,, 
Sich ſchwingen in die Luft hinein, 2 2 
Sing'n ihrem Schöpf’r ein Liedeleingn. 
So ſtell' du auch dein Trauren en, n R 00 = 
Mein Herz, und laß dein Jagen sehn; ch 
Vertraue Gott, und traue veſt, ve 
Daß er die Seinen nicht verlüßt! 1 a8 


ı ud. ‚ar 958 


ene ao oo ua 

Burchard Groß maun. 1 ;4 

Geb. aus Römhild. Gef. 1637 als 3 zu Jeua. 
Er gab 51 gottſelige Andachten Reim f 

aus. Unter den in den ilteren e 

denen Geſaͤngen zeichnet ch der folgend 0 

Anfaugsbuchſtaben den Namen des eh ine 

Herzlichkeit aus. [J. Claude nannt — Altenb, 16 
S. 2. mit Wegl. von 6 Str! L mein In USA 


Ng ans cht. 2 Me 
Brich an, du lieber Morgen, ra en enn ING 
Treib ab die finſtre Nacht! 


261 


Bott Lob, daß ich ohn' Sorgen 

Die Nacht hab' hingebracht! 

Gott Lob, daß ich nunmehr 

Des Tags Licht wiedrum ſehe, 

Friſch und geſund aufſtehe! 

Gott ſey Lob, Preis und Ehr'! 
um mich haͤtt's uͤb'l geſtanden 

Und um das Leben mein, 7 

Waͤr'n nicht geweſt fuͤrhanden 

Die lieben Engelein, 

So um mich rings herum 

Ein' Wagenburg geſchlagen, 

Auf Haͤnden mich getragen, 

Daß mir kein Feind zukomm' 


Richt dich auf, Leib und Seele, 


Zu deinem lieben Gott, 
Lob und Dank ihm erzaͤhle, 
Daß er all' G'fahr und Noth 
In abgewichner Nacht 
Von dir hat abgetrieben, 
Daß du im Fried' geblieben 
Fuͤr's boͤſen Feindes Macht. 
Chriſte, in deinem Namen 
Bitt' ich den Vater dein, 
Daß er ferner halt' beyhſammen 
Den Leib und Seele mein'. 
Gott geb' ein'n guten Tag! 
Gott geb' einn guten Morgen! 
Gott wol’ mich heut verſorgen 
Fuͤr aller Noth und Plag’. 7 
Dein'n Segen mir verleihe 
Bis an mein ſelig End, 
Und gnaͤdig benedeye 55 


Die 


262 
-— 

Die Arbeit mein 'Händ, tn m 
Auf daß ich auch was hang » 
Für mich in schweren Zeiten 
Und damit armen Leuten 
Kann ehren eine Gab). 

Gaͤnzlich mich auch regiere 1“ 1 , 
Durch deinen heilgen Geiff, em t 
Daß ich ſuch' mit Begiere | does 5 45 1 
Das Himmliſch' allermeiſt ;, . 
Und ja nicht ganz und gar r e 
Sey mit dem Geiz befeffen, . u 65 
Dadurch ich möge vergeſſens 
Des lieben Himmels klar. wodureh 

Reiß mich, Herr, nicht von nen 1 
Durch einen ſchnellen Todz | 
Gieb mir Vernunft und Sinne, 
Daß ich in aller Noth eon 
Dich, Herr, anrufen moͤg', * 25 
Auf deine Gnad' mich ſtuͤtzen, en neee m, 
Merm Nächten dien’n und nügen, 1070 
Weil ich ein 'n Finger re“. an ud in 

Dh deinen heilgen Namen 
Laß mich nichts fangen an; * 5, en! 
In deinem heilgen Namen | g e 
Laß feinen Fortgang hen 
Alls, was ich nehme für, sn. 
Daß ich bey mein'n A —1 „us ane, Rech 
An Hab', Gut und Labskräfen d wein 
Dein'n reichen Segen Mü NN Ze bon ot, 

Nun bin ich, Herr, Ne en 
Für deinem Gnadenthron ng: 
Mein' Bitt' haſt du gewährter mam nt BT 
Durch Chriſtum, deinen Sohn?: an 


— 
— 


263 


\ 
Darauf geh' ich dahin. 
Dein Wort bleibt imm'r und ewig; 
Auf dein Wort ſterb' und leb' ich: 
G'wiß gnug ich deſſen bin. 


Johann Hermann Schein. 

Geb. um 1387 in Grünhayn bey Zwickau. Geſt. 1630 als Cantor 
und Muſikdirector zu Leipzig. Einer der berühmteſten unter den 
damals lebenden Tonkünſtlern. Das folgende Lied verfertigte er 
1628 auf die Beerdigung und zugleich auf den Namen einer Frau 
Margarethe Wagener in Leipzig (wetzels L. H. Th. 3. S. 47); 
daher es unter ſeinen in der erſten Ausgabe feines Beſangbuchs 
v. 1627 befindlichen Liedern noch nicht vorkommt. [Cantional ete. 
von J. E. S. Zwepte Ausg. Leſpt. 1645. 8. Bl. 369.3 


| Gottergebenpeit im Tode. 
Machs mit mir, Gott, nach deiner Sir , 
Hilf mir in meinem Leiden! 1 
dr RUF. ich dich an, verſag 5 nit; f 
Wenn meine See! will ſcheiden, 
| So nim fie, Herr, in deine Haͤnd'! 
* Iſt alles gut, wenn gut das End'. 
Gern will ich folgen, liebſter Herr; 
Du wirſt mirs nicht verderben. 
* Ach du biſt doch von mir nicht ferr, 
Wenn ich gleich hier muß ſterben, 
augen me liebſte Freund, 
| er es mit mir herzlich gut gemeint. 
Ruht doch der Leib fanft in der Erd'; 
na Seel zu dir fi ich ſchwinget, 
In deine Hand ſie unverſehrt | 
Durch'n Tod ins Leben dringet. 
Hier iſt doch nur ein Thraͤnenthal, 
Angſt, Noth, Muͤh', Arbeit uͤberall. 0 
erm Tod, 


264 


Tod, Teufel, Hör, die Welt, die ing 
Mir koͤnnen nichts mehr ſchaden. 
An dir, o Herr, ich Rettung find'; 

Ich troͤſt' mich deiner Gnaden. Mer 15 
Dein ein'ger Sohn aus Lieb' und Huld 11 
Fuͤr mich bezahlt hat alle Schuld. k 

Was wollt' ich denn lang’ traurig ide 
Weil ich fo wohl beſtehe, 

Bekleid't mit Chriſti Unſchuld rein 
Wie eine Braut hergehe? 

Gehab dich wohl, du ſchnoͤde Welt! 
Bey Gott zu leben, mir gefällt, 


— - 2 
— 1 ee 
2 1 m 
’ 


| Johann Heermann. 
Geb. 1585 zu Rauden im ſchleſiſchen Fuͤrſtenth. Wohlau. Geſt. 
1647 iu Liſſa in Polen, wo er nach Niederlegung des Paſtorats 
zu Köben im Fuͤrſtenth. Glogau mehrere Jahre laug privatifirt 
hatte. Schon ehe er die Akademie bezog, erhielt er den poetiſch 
Lorbeerkranz; und gewiß war er von der Natur ſelbſt zum Dichter 
berufen, und würde bey einer günftigeren Conſtitution und inn 
gluͤcklicheren Verhaͤltniſſen (er konnte ſich nicht Eines geſunden 

Tages in ſeinem Leben ruͤhmen, und hatte bey den Kriegsunruhen 
viel und ſchwer zu leiden) vielleicht neben feinen geiſtvollen Lands ⸗ 
leuten, Opitz und Tſcherning, welcher letztere ſein Freund 2 
einen Platz errungen haben. Doch ſind es wohl zum Theil e 
jene widrigen Umſtaͤnde, denen die proteſtantiſche Kirche die fr 
men, herzlichen, und ohngeachtet ihres Mangels an hohem Did 
ſchwunge dennoch groͤßtentheils geiftreichen, ja zum Theil daaſſiche 
Lieder zu dauken hat, die ſeinen Namen nie untergehen laſſen 
werden. 5. hatte ſich unſtreitig nach Opitz gebildet und von il 
die Grundsätze einer guten Verfification und eines richtigen e 
Ausdruckes gelernt; obgleich er als geiſtlicher Ciederdichter un 
Schriftſteller in dieſem Fache fie noch vor O. in Anwendr 
brachte. Denn feine Devoti Muſica Cordis oder Haus⸗ und Hen⸗ 


muſica, die die beſten Lieder von ihm enthaͤlt, erſchien a 
in 12. 


265 


in 12. Dazu kamen in eben dem Jahre noch die Geſaͤnge über 
die Sonntags- und Feſt⸗Evangelia, und 1639 zwoͤlf geiſtliche Lie⸗ 
der, auf die Kriegszeit eingerichtet; außer welchen noch verſchie⸗ 
dene von ihm einzeln in den alten G BB. vorkommen, unter 
andern in Joh. Cruͤgers GB. (Berlin 1664) ein Abſchiedslied an 
ſeine Wittwe und Kinder: Der Tod klopft jetzund bey mir an, 
in welchem er manches von ſeinen traurigen Schickſalen anführt. 
Das erſte, dritte und neunte der hier abgedruckten Lieder iſt dem 
Inhalte nach aus Worten des Auguſtinus entlehnt, das zweyte 
aus Tauler, das fiebente aus dem 49ſten Cap. Jeſaidͤ. Dieſes 
und die beyden folgenden kommen in der A. der H. und H. M. 
von 1636, das letzte aber in der von 1644 zuerſt vor. Das vierte: 
Fruͤh morgens ꝛc. ſchien mir vornehmlich deshalb hier einen Platz 
zu verdienen, weil es das erſte beſſere Oſterlied iſt, das nach Lu⸗ 
thers Zeit verfertigt worden; denn auch das bekannte: Seut 
triumphiret Gottes Sohn, auf deſſen Melodie dieſes eigentlich 
angepaßt iſt, hat nach meinem Gefuͤhle nicht die geringſte Kraft. 
Dieſelbe Bemerkung gilt im Grunde auch von den beyden hier 
mitgetheilten 3 ſchen Paſſionsliedern; fie find die erſten, in 
welchen der große Gegenſtand wuͤrdig und kraͤftig beſungen iſt. 
[Devoti Mufica Cordis ete. durch J. H. Leipz. 1636. 12. S. 1. 20. 
60. 63. (m. Wegl. von 11 Str.) 80. 134. 112. (m. Wegl. von 5 Str.) 
172. 164. (m. Wegl. von 4 Str.) 167. (m. Wegl. von 3 Strophen.) 
New Preußiſches Geſangbuch ꝛc. Köͤnigsb. 1650. 8. S. 159.) 
Ermahnung zur Buße. 
So wahr ich lebe, ſpricht dein Gott, 

Mir iſt nicht lieb des Suͤnders Tod; 

Vielmehr iſt dieß mein Wunſch und Kir, 

Daß er von Sünden halte ſtill, 

Bon feiner Bosheit kehre fich, 
Und lebe mit mir ewigſich. 

Dieß Wort bedenk, o Menſchenklad, 
Verzweifle nicht in deiner Suͤnd'! 
Hier findeſt du Troſt, Heil und Gnad', 
Die Gott dir augefaget hat, 


Und wenn ich lebensmuͤde werd. 
Alsdann will ich bekehren mich: 4. aun zen Iten 8 
Gott wird eg wol erbarmen ſuh. ene den Send 


Dem Sünder mit Barmherzigkeit; oo var 


IL 


Nicht denk: Es iſt noch gute Zet: * ji 8 


Faͤhrt fort in ſeinem boͤſen Snngnann 
Und ſeiner Seelen ſelbſt' nicht ſchon t. 
Dem wird mit ungnad' abgelohnt. d uu 


on wegen Christ. Blut und T — 
Doch ſagen hat er nicht gewollt, 26 . 
Ob du bis morgen leben ſolll. 


ar Weiborgen it des Todes Enz. 


266 


und war durch einen theuren Emo. e 
O feng, dem die Süͤnd' iſt leid! ann e 


Doch huͤte dich für Sicherheit! — 
Ich will erſt Feölich ſeyn auf Wan 5 2 14 


Wahr ists: Gott iſt zwar ſtets ! bert 


a 
% 


Doch wer auf Gnade ſündigt hin, * W 60 51 


N Js 4 II 


17410 
vr. N 


Gnade hat dir zugeſaget . ram 


— 


1723 


Daß du mußt ſterben, iſt dir kund; idr 8 


Heut lebſt du; heut bekehre cht enn vr. 
Eh morgen kommt, kanns aͤndern ſich. 
Wer heut iſt friſch, geſund und roth, bd 8 2 
Iſt morgen frauk, ja wohl gar todt. m 1805 
So du nun ſtirbeſt ohne Buß, RR 
Dein Leib und Seel dort breinen * — In 

Hilf, 0 Herr Jeſu, hilf du mir, rg a 
Daß ich jetzt komme bold zu dir n 2421 Anl 
Und Buße thu den Augenblick, 
Eh' mich der che Se D hinrück 
Auf daß ich heut und jederzeit _ 
Zu meiner „Deinfahrt, je Bereit! 


1105 Yu 79 * 

„en 

* an Neg. 
2 177° DE 7; 


267 


Zuflucht zu Chriſto. 


Wo ſoll ich fliehen hin, 

Weil ich beſchweret bin 

Mit vielen großen Sünden? 

Wo kann ich Rettung finden? x 

Wenn alle Welt herkaͤme, 

Mein Angft fie nicht weguähme, 
O Jeſu voller Gnad', | 

Auf dein Gebot und Rath 

Kommt mein betrübt Gemuͤthe 

Zu deiner großen Guͤte; 

Laß du auf mein Gewiſſen 

Ein Gnadentroͤpflein fließen! 
Ich, dein betruͤbtes Kind, 

Werf' alle meine Suͤnd „ 

So viel ihr'r in mir ſtecken 

Und mich ſo heftig ſchrecken, 

In deine tiefe Wunden, 

Da ich ſtets Heil gefunden. 3 1 
Durch dein unſchuldig Blut, 

Die ſchoͤue rothe Flut,, 

Waſch ab all' meine Suͤnde, 

Mit Troſt mein Herz verbinde, 

Und ihrer nicht mehr gedenke, 
Jus Meer fie tief verſenk! 
Du biſt der, der mich troͤſt't, 
Weil du mich ſelbſt erloͤ tt. 
Was ich geſündigt habe, L num cue 
Haft du verſcharrt im Grabe; 
Da haft du es verſchloſſen, 


Da wirds auch bleiben muͤſſen. 5 
Iſt meine Bosheit groß. 
So werd' ich ihr'r doch los 


268 
Wenn ich bein Blut auffaſſ ec, 
Und mich darauf verlaſſe. 
Wer ſich zu dir nur finde,, 
Alr Angſt ihm bald Ei. 
Mir mangelt zwar fehr viel: 2 m j 
Doch was ich haben will, 
Iſt alles mir zu gute 
Erlangt mit deinem Blute; 
Damit ich uͤberwinde 
Tod, Teufel, Holl und Suͤnde. 
Und wenn des Satans 8 
Mir ganz entgegen waͤ , 
Darf ich doch nicht verzagen; 1 
Mit dir kann ich ſie ſchlagen. 
Dein Blut darf ich nur zeigen, 
So muß ihr Trutz bald ſchweigen. ö 
Dein Blut, der edle 4 N 
Hat ſolche Staͤrk' und Kraft, 
Daß auch ein Tröpflein kleine . 
Die ganze Welt kann reine, 
Ja gar aus Teufels Rachen 
Frey, los und ſelig machen. 4 
Darum allein auf dich. 
Herr Chriſt, verlaß ich mich. WI 
Jetzt kann ich nicht verderden, 
Dein Reich muß ich ererben n 
Denn du haft urs erworben, 
Da dn fuͤr mich geſtorben. 
Fuͤhr auch mein Herz und em" 
Durch deinen Geiſt dahin, 
Daß ich moͤg' alles meiden, 
Was mich und dich — r 5 
Und ich an deinem Leibe 
Ein Gliedmaaß ewig bleibe. 


0 oe 


269 


Preis des leidenden Erlöfers, 


Herzliebſter Jeſu, was haſt du verbrochen, 15 ee 

Daß man ein ſolch ſcharf Urtheil hat geſprochen? 
Was iſt die Schuld? In was für. Miſſethaten 
= Biſt du geralhen? 

Du wirft, gegeißelt und mit Dorn gekroͤnet, 
Ins Angeſicht geſchlagen und verhoͤhnet; 

Du wirſt mit Eſſig und mit Gall getraͤnket, 
10 Ans Kreuz 1 

Was iſt doch wol die Urſach ſolcher Magen? 
Ach! meine Sünden haben dich geſchlagen. 

Ach Herr Jeſu, ich hab dieß wohl verſchuldet, 
f Was du erduldet. x 

Wie wunderbarlich. iR doch dieſe Strafe? 
Der gute Hirte leidet für die Schaafe; Nr a 
Die Schuld bezahlt der. Herre, der Gerechte, 

Fuͤr ſeine Kuechte. * 

Der Somme first, der. recht und ‚richtig wandelt: 
Der Boͤſe lebt, der wider Gott mishandelt. 

Der Meunſch verwirkt den Tod, und iſt entgangen: 
Gott wird gefangen. 

Ich war von Suß auf voller Schand und Sünden: 
Bis zu der Scheitel war nichts Guts zu finden: 
Dafür haͤtt ich pee ber Höle müſſen 

Epwiglich büßen. | 

D große. Lebe! 2 eh ohn' alle Maaße, 
Die dich gebracht auf dieſe Marterſtraße! 

Ich lebte mit der Welt in Luſt und Freuden: 
und du mußt en! 

Ach großer Koͤnig, groß zu allen Zeiten, 
Wie kann ich gnugſam ſolche Treu⸗ ausbreiten? 
Kein's er Herz . es auszudenken, 
= Was dir zu ſchenken. 2 


” 


AR | 
Ich kauus mit meinen Sie nicht eri 
Womit doch dein' Erbarmung zu ve gleichen Be} 
Wie kann ich, di deun deine Lebesthe de a si 
| Im We * 2 mim Hr 
Doch iſt u etwas, das d dir bee a in En 
Wenn ich des Fleisches Lüfte dampf und zähme, 
Daß fie aufs near mein ban el entzuͤnden 
Mit alten Sünden. 
Weils aber nicht beſteht in e e, 6 
Veſt die Beglerden an das Kreuz N 
So gieb mir deinen ‚Gef, 115 be back 
* Zum 6 führe. em en N 
Alsdann ſo 1455 ich deine Huld d c. Al 
Aus Lieb’ an dich dle Welt für ! ichtes achten; 
Bemuͤhen werd' ich nuch, Herr, eile n Willen 
Stets zu en. sup 


i Kft. 
Ich werde dir 99 8 Ehren ales wagen, 


Kein Kreuz nicht achten, keine Plagen 
* g In 
Nichts u Derföigung, 1 au 2 — 


ehmen zu Herze. 
Dieß alles, Ds zwar für fleht f u e 16 en, 
Wirſt du es dec as dicht gar bey Seite ſetzen; | 
Zu Gnaden wit dll die e i 
Wenn, dane dort 7 2 
Wird ſtehn 5 u mem Haupt die Ehreufro, 


58 0 e e e dia 


ans Inu Hur ni 3 N; 1 Am dal 0 
f ia I: fine u d 
Früh Morgens, da die Soun’ 1 9 
Mein Heiland Chriſtus auferſteht 3 ung en e ent 
Vertrieben iſt der Sünden, Nacht, ein dun, 
Licht, Heil und Leben wiederbracht. Hallel. N 


ea 08 


— 


Er 
© 


271 


Der Herr den Tod zu Boden) fchlägt, 0 97) 
Da er ſelbſt todt und ſich nichts regt; 
Geht aus dem Grab' in eigner Kraft, I 
FR Teufel, Hoͤll' nichts an ihm ſchafft. — 
O Wunder groß! o ſtarker Held! 
Wo Alen Feind, den er nicht faͤllt? 
Kein Angſtſtein liegt fo ſchwer auf mir, 
Er waͤlzt ihn von des Herzens Thuͤr. Hallel. 
Lebt Chriſtus, was bin ich betruͤbt? 3 
Ich weiß, daß er mich herzlich liebt! 

Wenn mir gleich alle Welt ſtuͤrb' ab 
Gnug, daß ich Chriſtum bey mir hab'. bud. 
Er naͤhrt, er ſthuͤtzt, er troͤſtet mich; 

Sterb' ich, ſo nimt er mich zu ſich. 
Wo er jetzt lebt, da muß ich hin;, 
Weil ich ein Glied ſein's Leibes bin. Halle. 
Durch feiner Auferſtehung Kraft 
Komm ich zur Eugel⸗Bruͤder ſchaf ; 
Durch ihn bin ich mit Gott verſoͤhnt .. 
Die Feindſchaft iſt ganz abgelehnt. Hallel. 
Mein Herz darf nicht entſetzen ſich nn“ 
Gott und die Engel lieben mich. 
Die Freude, die mir iſt bereit,, 
Vertreibet Furcht und Traurigkeit. deute 
Fuͤr dieſen Troſt, o großer ne 


Pr 
re 


ze 
ve) Ya 


Herr Jeſu, dankt dir alle Welt. Mus si 

Dort wollen wir durch groͤßern es GR 2 8 

Erheben deinen Ruhm und Preis. Hale mer 

Liebe z u IE: 72 — 

O Jeſu, Jeſu, Gottes Sohn, 5 

Mein Bruder und —— 1 zul 
9 


Mein Schatz, mein' Feeud' und Wonne, 
Du weißeſt, daß ich rade wahr; 


2 
PR } 


272 f 19 
Fuͤr dir iſt alles ſonnenklar n 7 
Und klaͤrer als die Sonne. e o 
Herzlich lieb' ich | 12 
Mit Gefallen dich fuͤr allen; nichts auf Enden. 
Kann und mag mir lieber werden. 
Dieß iſt mein Schmerz, dieß kraͤnket ach, 
Daß ich nicht gung kann lieben dich, u 
Wie ich dich lieben wollte. 10% 92 
Ich werd' von Tag’ zu Tag’ en 39 ö 
Je mehr ich lieb', je mehr ich inne un AR 
Daß ich dich lieben * in nenn must 
Von dir laß mir 
Deine Guͤte ins Gemuͤthe lieblich kicken 
So wird ſich die Lieb' ergießeen. 
Durch deine Kraft treff ich das * 1 
Daß ich, fo viel ich fol und will,. 
Dich allzeit lieben koͤnne am“. 
Nichts auf der ganzen weiten Welt. 
Pracht, Wolluſt, Ehre, Freud und er 
Wenn ich es recht beſinnq/̃. 
Kann mich ohn' dich La, 1OARR, 5 
Gnugſam laben; ich muß haben reine Liebe, 
Die troͤſt', wenn ich mich betruͤbe. 1565 
Denn wer dich liebt, den liebeſt dun, 
Schaff'ſt feinem Herzen Fried und RUF NG 
Erfreueſt fein Gewiſſen. . e 7 
Es geh' ihm, wie es woll', auf Erbe! n 10 
Wenn ihn gleich ganz das Kreuz verzehrt, 
Soll er doch dein eßen. 
In Gluͤck ewig 
Nach dem Leide große Freude wird el ſuden; 2 
Alles Trauren muß verſchwindꝶen. 
g Kein Ohr hat dieß jemals gehört, D ! 
Kein Menſch geſehen noch gelehrt; 


2 
* 


5 273 


Es laͤßt ſich nicht beſchreiben, 

Was denen dort fuͤr Herrlichkeit 

Bey dir und von dir iſt bereit't, 

Die in der Liebe bleiben. 
Gruͤndlich laͤßt ſich | f 
Nicht erreichen, noch b im wachte 23 

Dieß, was uns dort wird ergögen. 

Drum laß ich billig dieß allein, 

O Jeſu, meine Sorge ſepn, 

Daß ich dich herzlich liebe; 

Daß ich in dem, was dir gefaͤllt 

Und mir dein klares Wort vermeld't, 

Aus Liebe mich ſtets übe; 

Bis ich endlich 

Werd' abſcheiden, und mit Freuden zu dir kommen, 

Aller Truͤbſal ganz entnommen. 

Da werd' ich deine Suͤßigkeit, 
Die jetzt beruͤhmt iſt weit und breit, 
In reiner Liebe ſchmecken, 

Und ſehn dein liebreich Angeſicht 
Mit unverwandtem Augenlicht 

Ohn' alle Furcht und Schrecken. 
Reichlich werd' ich 

Seyn erquicket und geſchmuͤcket für deim Throne 
Mit der ſchoͤnen Himmelskrone. 


Chriſtliche Bitten. 


O Gott, du frommer Gott, du Brunnquell guter Gaben, 
Ohn' den nichts iſt was iſt, von dem wir alles haben! 
Geſunden Leib gieb mir, und daß in ſolchem Leib' 
Ein' unverletzte Seel' und rein Gewiſſen bleib'. | 
Gieb, daß ich thu mit Fleiß, was mir zu thun gebuͤhret, 
Pu mich dein Beſehl in meinem Stande fuͤhret; 
S Gieb, 


274 


Sieb, daß ichs thue bald zu der Zeit, da ich ol; 
Und wann ichs thu', ſo gieb, daß es gerathe wohl. 

Hilf, daß ich rede ſiets, womit ich kann beſtehen; 
Laß kein unnuͤtzlich Wort aus meinem Munde gehen; 
Und wenn in meinem Amt ich reden ſoll und muß, 4 
So gieb den Worten Kraft und Nachdruck ohn' Verdruß. 

Find't ſich Gefaͤhrlichkeit: fo laß mich nicht verzagen, 
Gieb einen Heldenmuth, das Kreuz hilf ſelber tragen. 
Gieb, daß ich meinen Feind mit Sanftmuth uͤberwind', 
Und, wenn ich Rath bedarf, auch guten Rath erfind'. | 

Laß mich mit jedermann in Fried und Freundſchaft leben, 
So weit es chriſtlich iſt. Willt du mir etwas geben 
An Reichthum, Gut und Geld: fo gieb auch dieß dabey, 
Daß von unrechtem Gut nichts untermenget ſey. 

Soll ich auf dieſer Welt mein Leben hoͤher bringen, 
Durch manchen ſauren Tritt hindurch ins Alter dringen: 
So gieb Geduld; für Sind’ und Schanden mich bewahr', 
Auf daß ich tragen mag mit Ehren graues Haar. g 

Laß mich an meinem End auf Chriſti Tod abſcheiden; 
Die Seele nim zu dir hinauf zu deinen Freuden; 
Dem Leib’ ein Raͤumlein goͤnn' bey feiner Aeltern Grab”, , 
Auf daß er feine Ruh' an ihrer Seiten hab'. e 

Wenn du die Todten wirft an jenem Tag’ erwecken, 
So thu auch deine Hand zu meinem Grab' ausſtrecken. 
Laß hören deine Stimm’, und meinen Leib weck' auf, 
Und führ ihn ſchoön verklaͤrt zum auserwaͤhlten Hauf'. 


Seufzer eines bedraͤngten Volkes. 4 


Treuer Waͤchter Iſrael, 

Deß' ſich freuet meine Seel', 
Der du weißeſt alles Leid 
Deiner armen Chriſtenheit, 

O du Waͤchter, der du nicht 


2 


275 


Schlaͤfſt noch ſchlummerſt, zu uns richt' 


Dein huͤlfreiches Angeſicht! 
Schau, wie große Noth und Quaal 
Trifft dein Volk jetzt uͤberall! 
Taͤglich wird der Truͤbſal'n mehr; 
Hilf, ach hilf! Schuͤtz' deine Lehr! 
Wir verderben, wir vergehn; 
Nichts wir ſonſt fuͤr Augen ſehn, 
Wo du nicht bey uns wirſt ſtehn. 
Hoherprieſter Jeſu Chriſt, 
Der du eingegangen biſt 


In den heil'gen Ort zu Gott 


Durch dein Kreuz und bittern Tod, 
Uns verſoͤhnt mit deinem Blut, 
Ausgeloͤſcht der Hoͤllen Gluth, 
Wiederbracht das hoͤchſte Gut! 
Jeſu, der du Jeſus heiß ſt, 
Als ein Jeſus Huͤlfe leiſt'! 
Hilf mit deiner ſtarken Hand; 
Menſchenhuͤlf hat ſich gewandt. 
Eine Mauer um uns bau, 
Daß dem Feinde dafuͤr grau' 
Und mit Zittern ſie anſchau. 
Liebſter Schatz, Immanuel, 
Du Beſchuͤtzer meiner Seel! 
Gott mit uns in aller Noth, 
Neben uns und in uns Gott, 
Gott fuͤr uns zu aller Zeit: 
Trutz dem, der uns thu' ein Leid! 
Gottes Straf’ iſt ihm bereit. 
Andre trauen ihrer Kraft, 
Ihrem Gluͤck und Ritterſchaft: 
Deine Chriſten ſehn auf dich, 
2 


Tram 


276 


Trauen dir ſich veſtiglich. 20 Ser 58 
Laß fie werden nicht zu Schand, 2 
Bleib ihr Helfer und Beyſ tand 


Sind ſie dir doch ganz bekannt. W Jr 
Du biſt ja der Held und Mann, 
Der den Kriegen ſteuren kann, 5 
Der da Spieß und Schwerdt zerbricht, N 
Der die Bogen macht zunicht, 10458 
Der die Wagen gar verbrennt, * 
Und der Menfchen Herzen wendt, 
Daß der Krieg gewinnt ein End'. 
Jeſu, wahrer Friede fuͤrſt, 
Der der Schlangen hat zerkuirſcht 
Ihren Kopf durch ſeinen Tod, 
Wiederbracht den Fried’ bey Gott, RN. 
Gieb uns Frieden gnaͤdiglich! * 17 4 
So wird dein Volk freuen ſich, ter 
Dafür ewig preifen dich. 


Gottes Troͤſtung in Drangfalen. 
Zion klagt mit Angſt und Schmerzen, 
Zion, Gottes werthe Stadt, 

Die er traͤgt in ſeinem Herzen, 
Die er ihm erwaͤhlet hat. a 
Ach, ſpricht ſie, wie hat mein Gott 
Mich verlaſſen in der Noth, un 
Und laͤßt mich ſo harte preſſen! | 
Meiner hat er ganz vergeſſen. 

Der Gott, der mir hat verſprochen 
Seinen Beyſtand jederzeit, * 
Der laͤßt ſich vergebens ſuchen 
Jetzt in meiner Traurigkeit. 
Ach, will er denn fuͤr und fuͤr 
Grauſam zuͤrnen uͤber nur? reg 


. 


Kann und will er ſich der Armen 
Jetzt nicht, wie vorhin, erbarmen? 
Zion, o du Vielgeliebte, 
Sprach zu ihr des Herren Mund, 
Zwar du biſt jetzt die Betruͤbte, 
Seel und Geiſt iſt dir verwund't: 
Doch ſtell' alles Trauren ein! 
Wo mag eine Mutter ſeyn, 
Die ihr eigen Kind kann haſſen 
Und aus ihrer Sorge laſſen? | 
Ja wenn du gleich moͤgteſt finden 
Einen ſolchen Mutterſt um, | 
Da die Liebe kann verſchwinden: 
So bleib' ich doch, der ich bin. 
Meine Tren' blekbt gegen dir, 
Zion, o du meine Jier; ien 
Mein Herz haſt du mir beſeſſen. 14 im 
Deiner kann ich nicht vergeſſen. 
Laß dich nieht den Satan | 
Der ſonſt nichts als ſchrecken kann. LITER. 
Siehe! hier in meinen Handen n eie 0 * — 
Hab' ich dich geſchrieben aun 
Wie mag es denn anders ſeyn? ent 
Ich muß ja gedenken dein; 
Deine Mauren muß ich bauen | 
Und dich fort und fort anſchanen. ne 
Du biſt mir ſtets fuͤr den Augen, ö 
Du liegſt mir auf meinem Schooß, 0 
Wie die Kindlein, die noch ſaugen. 
Meine Treu' zu dir iſt groß 
Dich und mich kaum keine Zeit. 
Keine Noth, Gefahr und Streit. 
Ja der Satan ſelbſt nicht ſcheideu. 
Bleib' getren in allem Leiden! bed um dn 
uf | Teo ſt 


. 


| 
* 


r) 5 my. 


* 
e 1 7 79 
>» m 4 


278 
Troſt beym Tode eines Stub ten 


Laſſet ab, ihr meine Lieben, 1 
Laſſet ab von Traurigkeit! 


. 


| 9 * 
Was wollt ihr euch mehr betruͤben? * 
Weil ihr des verſichert ſeyd, 8 


Daß ich alle Quaal und Noth 

Ueberwunden, und bey Gott 

Mit den Auserwählten ſchwebe 

Voller Freud', und ewig lebe. | 
Richtig hab' ich ſtets gewandelt, _ 

Dieß Lob jedermann mir giebt; 

Redlich fuͤr der Welt gehandelt, 

Niemals Heucheley geliebt. ar 

Ja war Ja bey mir, Nein. Nein; 

Mund und Herze ſtimmten ein. 

Das Recht hab' ich nicht gebeuget, 

Wie es mein Gewiſſen zeuget. 
Gottes Wort und reine Sohriften * 

Liebt' ich uͤber alles Gold; | ha 0d 

Durch nichts ließ ich mich bergiſten, 7 It 

Was damit nicht ſtimmen wollt. 

Eigner Witz und Meuſchentwad 

Hält in Noth und Tod nicht Stan: 

Chriſti Wort für allen Dingen 

Kann in Angſt Erquickung bringen. 
Der Leib ſchlaͤft in ſeiner Kammer 

Ohne Sorgen ſanft und wohl, We 

Und verſchlaͤft den großen Jammer, 9 57 

Deſſen jetzt die Welt iſt voll. | 15805 

Meine Seele ſchauet an 

Den, der nichts als lieben kaun, 

Der auf ſeinen Schooß mich ſetzet 

Und mit hoͤchſter Freud’ ergoͤtzet. 1 


-i] 


In der Welt iſt nichts zu finden, - > 
Nichts als Theurung, Peſt und Streit, 

Und was mehr die großen Suͤnden 
Bringen fuͤr Beſchwerlichkeit; 
Sonderlich kommt noch ein Schwerdt, 
Das der Chriſten Herz durchfaͤhrt. 

O viel beſſer, ſelig ſterben, 

Denn durch dieſen Zwang verderben! 

Euch wird, meine liebſten Freunde, 

Die ihr weinet in der Welt,. 
Schuͤtzen wider alle Feinde 
Gottes Sohn, der ſtarke Held. 
Seyd und bleibt ihm nur getreu; 
Seine Gnad' iſt taͤglich neu! 

Wer Vetruͤbte will betruͤben, 

Der muß wie die Spreu zerſtieben. 
Nun ich will euch dem befehlen, 
Der ſich euren Vater nennt. 
Der die Thraͤnen pflegt zu zaͤhlen, 
Dem ſein Herz fuͤr Liebe brennt. 

Der wird euch in eurem Leid 

Troͤſten, und zu feiner Zee 

In den Ort, da ich bin, führe‘ 

Und mit hoͤchſter Klarheit zieren. 

Da wird uns der Tod nicht ſcheiden, 
Der uns jetzt geſchieden hat. 
Gott ſelbſt wird uns alsdann weiden 
Und erfreun in ſeiner Stadt. 

Ewig, ewig werden wir | 
In dem Paradies allhiern 
Mit einander jubiliren ee 
Und ein engliſch Leben fuhren. 


Nr 


280 


Troſt am Grabe eines A indes. 


Gottlob! die Stund iſt kommen, 
Da ich werd' aufgenommen 
Jus ſchoͤne Paradeis. 5 e 
Ihr, Aeltern, duͤrft nicht klagen; 
Mit Freuden ſollt ihr ſagen: 
Dem Hoͤchſten ſey Lob, Ehr' und preis! | 
Gott eilet mit den Seinen, et 
Laßt fie nicht lange weinen 
In dieſem Thranenthal. 
Ein ſchnell und ſelig Sterben 
Iſt ſchnell und gluͤcklich erben 
Des ſchoͤnen Himmels Ehrenſaal. 
Wie oͤfters wird verfuͤhret 
Mauch Kind, an dem man ſpuͤret 
Rechtſchaffne Froͤmmigkeit! 
Die Welt voll Lift und Tuͤcke | 
Legt heimlich ihre Stricke * | 
Bey Tag und Nacht zu jeder Zeit. N 
Ihr Netze mag fie ftellen: | 
Mich wird fie nun nicht fällen; 
Sie wird mir thun kein Leid. 
Denn wer kann den 5 2 5 15 
Den Chriſtus jetzt wird 
Ins Schloß vollkommuer Sicherheit? 
Zuvor bracht’ ich euch Freude; a 4 
| Jetzt, nun ich von euch ſcheide, 
Betruͤbt ſich euer Herz: - 
Doch wenn ihr's recht betrachtet 
Und, was Gott thut, hochachtet, 
Wird ſich bald lindern aller Schmerz. 
Gott zaͤhlet alle Stunden; 
Er ſchlaͤgt und heilet Wunden; Pi 


Er 


Er kennet jedermann. 
Nichts iſt jemals geſchehen, 2 
Das er nicht vor geſehen; i 
Und was er thut, iſt wohlgethau. N 
Wenn ihr mich werdet finden 
Fuͤr Gott, frey aller Suͤnden, 
In weißer Seiden ſtehn, 
Und tragen Siegespalmen 
In Haͤnden und mit Pfalmen 
Des Herren Ruhm und Lob erhoͤhn: 
Da werdet ihr euch freuen; 
Es wird euch herzlich renen, 
Daß ihr euch ſo betruͤbt. De | 
Wohl dem, der Gottes Willen 
Gedenket zu erfüllen, >... f 
Und ihm ſich in Geduld ergiebt! 
Ade, nun ſeyd geſegnet! 
Was jetzund euch begegnet, 8 
Iſt Andern auch geſchehn; 
Biel? muͤſſens noch er fahren. 
Nun Gott woll euch bewahren?! 
Dort wollen wir uns wiederſehn. 


Troſt aus Jeſu beiden. 


Jeſu, deine tieſe Wunden, 
Deine Quaal und bitter” Tod 
Geben mir zu allen Stunden 
Troſt in Leibs- und Seelen Noth. 
Faͤllt mir etwas Arges ein, 
Denk' ich bald an deine Pein; 
Die erleidet meinem Herzen 5 | 
Mit der Suͤnde nicht zu ſcherzen. 

Will ſich denn in Wolluſt weiden 
Mein verderbtes leich und Blut: 


> 


So gedenk' ich an dein geben BREITE e 
Bald wird alles wieder gurt. 
Kommt der Satan und ſetzt Nit, be m N 
Heftig zu, halt' ich ihm fuͤůÿͤn nn 


Deine Gnad' und Gnadenzeichen; ant 
Bald muß er von dannen weichen. 
Will die Welt mein Herze füpren Adr u np 
Auf die breite Wolluſtbahn, dat 
Da nichts iſt als Jubilirenn 


Alsdann ſchau ich emſig an . RT 
Deiner Marter Centnerlaſ t,, | | 
Die du ausgeftanden haflz „ n 
So kann ich in Audacht bleiben. 
Alle boͤſe Luſt abtreiben. 195 "m 

Ja fir alles, das mich kraͤnket, 3 
Geben deine Wunden Kraft; iu 
Wenn mein Herz hinein ſich ſenket, 3 
Krieg ich neuen Lebensſaft. . un e 
Deines Troſtes Suͤßigkeit uam un 


Wend't in mir das bittre e, en eee 
Der du mir das Heil erworben, 
Da du biſt fuͤr mich geſtorben. 
Auf dich ſetz' ich mein Vertraue; 
Du biſt meine Zuverſicht. | 
Dein Tod hat den Tod zerhauen, wel 
Daß er mich kann tödten nicht. 
Daß ich an dir habe Theil, 9 
Bringet mir Troſt, Schutz und Heil; 5 
Deine Gnade wird mir geben 
Auferſtehung, Licht und Leben. 
Hab' ich dich in meinem Herzen, 
Du Brunn aller Güͤtigkeit: 
So empfind' ich keine Schmerzen, 


— 9 2 ( 


„ap 283 
An 

Auch im letzten Kampf und Streit. 

Ich verberge mich in dich; 

Welch Feind kann verletzen mich ? 

Wer ſich legt in deine Wunden, 

Der hat gluͤcklich uͤberwunden. 


Johann Saubert. 

Geb. 1592 zu Altdorf. Geſt. 1646 als Paſtor zu S. Sebald und 
Senior in Nuͤrnberg. Mehrere Lieder von ihm ſtehen in ſeinem 
Currus Fimeonis, in J. Stadens Haus: Mufit (Nuͤrnb. 1623 u. ff. 
in 4 Theilen), auch in S. Th. Stadens Seelenmuſik ꝛe. [LCurrus 
Simeonis. Der Wagen Simeonis ſampt dem Geiftlichen Vor⸗ 
rath. Erſter Theil. Gefertigt durch J. S. Nuͤrnb. hm 1627) 
zum drittenm. 1643. 8. S. 344. 


Der Fruͤhling, ein Bild der Auferſtehung. 
O Sonn', du ſchoͤne Creatur, 

Dich ſeh' ich an mit Freud'. 3 

Du kommſt herbey als ein' Figur 

Der letzten Stund' und Zeit; 

Denn da wird auch die himmliſch' Som, 
Chriſtus, aufgehn, und Freud“ und Won 
Bringen in Ewigkeit. 
Ihr Baͤum', bekleid't mit gruͤnem Laub, 
Wer euch nicht will anſehn 
Als Gottes Werk, iſt blind und taub. 
Wir muͤſſen ja geſtehn, | 
Daß ihr im Winter gleich ſam todt 
Geweſen ſeyd; doch hat euch Gott 

Gezieret alſo ſchoͤn. f 
Du gruͤner Gart', du grüne Wieſ', 
Wo ware die Bluͤmlein dein, 

„Da Gott uͤber dich ſchneyen ließ? 

Man ſah nicht einen Schein. DL), 
4 Sie 


28% 


Sie waren todt und ganz erſtecke uam ı ri & 45 112 

Schnee und Eis habens. rechen rar? 

Nu leb'n fie wieder ſein. ame in? 
Ihr Aecker, ihr habt nicht — an 

Auch mitten in der Kalte 


Den Samen, Gerſten, Weiz und Korn, 
Vermodert in dem Feld'. 2 4 
Wir ſehens hie mit Wunder an, 3 


Wee es ſich all's herfuͤrget hen 
Haͤuſig und ungezaͤhlt. e eee e 9 

O fiegel dich, du frommer RL 25 * | 
Chriſtus dein Heiland lebt. Be 


MWiß’,, daß du nicht verloren biſt, 
Wenn man dich ſchon begraͤbt. 
Steht auf, ihr Todten, wird er ſag n; 
Ihr Frommen, gruͤut ohm alles Zagı , 
In ewig n Freuden ſchwebt?! 1 n 
ı N * 
Bal thaſar Schnur r. 4 

Geb. 1572 zu Lendſiedel in Franken. Geſt. 1644 als Pfarrer; 
Hengſifeld. Die über dem folgenden Lielie, einer weiteren A 
führung des Gebetes Abrahams, 1 Moſ. 18, 23 ff., in M. Jerem. 
Webers Geſangbuche (Leipz. 1638) befindlichen DBuchſtaben: B. S. 
P. L. c. (poeta laur. cue far) paſſeu auf keinen fo gut als auf ihn, 
der zu ſeiner Zeit als Dichter und Herausgeber geiſtlicher Reim, 
gebete nicht unbekannt, auch wirklich kaiſerl. gekroͤnter . 
Zum wenigſten iſt die Vermuthung, daß Bas. Sattler oder J. m. 
Mayfart es verfertigt habe, bey weitem r 
(wimmers Liedererkl. Th. 4. S. 335. G. J. Mark Geſch. des 
Gottesdicnſtes zu Schwerin. Schwer. 1765. 8. S. 72.) Das 
Lied war übrigens ſchon 1631 bekannt, indem es einem Ausſchrei⸗ 
ben des Churf. van Sachſen an die evangeliſchen Stände in dieſe 
Jahre auf beſondre Verordnung beygefügt wurde. (Serpilu 
Prüf. des Hohenſt. Geſangb. S. 494.) Den gten Vers aber fuͤgte 
der gedachte weber 1633 hinzu. Vollſtaͤndiges Geſongbuch ze. 
Rum 1640. 12. S. 312.) 

Fle⸗ 


285 


Flehen um Abwendung allgemeiner Noth. 


O großer Gott vou Macht und reich von Guͤtigkeit, 
Willt du das ganze Land ſtrafen mit Grimmigkeit? 
Vielleicht moͤgten noch Fromme ſeyn, 

Die thaͤten nach dem Willen dein. 

Der'r wolleſt du verfchonen, 

Nicht nach den Werken lohnen. 

O großer Gott von Ehr', dieß ferne ſey von dir, 
Daß Boͤſ' und Fromm zugleich die ſtrenge Straf’ berühr”. 
Der'r moͤgten etwa funfzig ſeyn, 

Die thaͤten nach dem Willen dein. 

Drum wolleſt du u. f. w. 


O großer Gott von Rath, laß die Barmherzigkeit 
Ergehen, und halt' inn' mit der Gerechtigkeit! 

Der'r moͤgten fuͤnf und vierzig ſeyn, | 
Die thaͤten u. ſ. w. 

O großer Gott von Staͤrk', ſchau an das arme Land, 
Und wende von der Straf' dein' ausgeſtreckte Hand. 
Der'r moͤgten etwa vierzig ſeyn, \ 

Die thaͤten u. ſ. w. | 


O großer Gott von Kraft, laß doch erweichen dich, 
Weil das elend' Gebet ſo oft erholet ſich. 

Der'r moͤgten etwa dreyßig ſeyn, 

Die thaͤten u. ſ. w. 


O großer Gott von Guad', erhoͤr' auch dieſe Stimm', 
Und in dein 'm hohen Thron das Seufzen tief vernümm! 
Der'r moͤgten etwa zwanzig ſeyn, 

Die thaͤten u. ſ. w. 


O großer Gott von That, ſchau, wie die arme Erd“ 

Von deiner Mildigkeit noch einen Wunſch begehrt. 

Der'r moͤgten etwa zehen ſeyn, 
Die thaͤten u. ſ. w, WR 0 


286 


O großer Gott von Lob, wenn ja das Maaß 1 
Der Suͤnden, und aus Zorn uns gar verderben willt: 
So moͤgten doch die Kinderlein 
Thun nach dem rechten Willen dein; 

Der'r wolleſt du verſchonen, 8 Bi 
Uns nicht nach Sünden lohnen. N ni 

M. Jeremias Weber. | 
Geb. 1609 zu Leipzig. Geſt. 1643 als Archidiak. zu S. Women 
und Profeſſor der Theologie daſelbſt. 

O großer Gott von Treu, weil für dir Niemand g 
Als dein Sohn Jeſus Chriſt, der deinen Zorn geſtillt: 
So ſieh doch an die Wunden ſein, Be 
Sein' Marter, Angft und ſchwere Pein! 

Um ſeinetwillen ſchone, 
Uns nicht nach Suͤnden lohne! 


M. Michael Altenburg. 
Geb. 1583 zu Tröchtelborn in Thüringen. Geſt. 1540 als Paſ 
zu S. Andreaͤ in Erfurt. Ihm ſchreibt J. weber in 9 58. 
Xeipj. 1638 das zumächft folgende Lied zu, wo es mit der Uebe 
fiebt: „ Herzfreudiges Troſtliedlein auf das von der Evangel 2 
in der Schlacht vor Leipzig am 7. Sept. 1631 geführte Kriege 
loſungswort: Gott mit uns, geſtellet von M. Jo. (M.) 4, 
(damals) Pfarr zu großen Soͤmmern in Duͤringen.“ Später abe 
find von S. Zehner u. a. mehrere Verſe hinzugefuͤgt. Guſtav 
Adolph ſoll es mit ſeinen Soldaten oft und noch in der letzte 
Betſtunde vor der Schlacht bey Luͤtzen 1632 geſungen habe 
(Olearii L. S. Th. 2. S. 141 f.); daher es auch in manchen 
alten Geſangb. fein Feldliedlein genannt wird. Das zweyte L 
kommt hie und da, z. B. in einem Meinungſchen GB. von 
auch unter As Namen vor. CJ. Clauderi Pfalmod. C 
Lipf, 1636. 12. p. 82. Vollſtaͤnd. Geſangb. Luͤneb. 1640. G. 34 


Ermuthigung in Kriegsgefahr. 
Verzage nicht, du Haͤuflein klein! 
Obſchon die Feinde Willens ſeyn, 


287 
Dich gänzlich zu verſtoͤren, 
Und ſuchen deinen Untergang, | 
Davon dir wird recht angſt und bang: 
Es wird nicht lange waͤhren. 

Troͤſte dich nur, daß deine Sach“ 

Iſt Gottes! Dem befiehl die Rach', 
Und laß es ihn ſchlecht walten: 
Er wird durch ſeinen Gideon, 
Den er wohl weiß, dir helfen ſchon, 
Dich und ſein Wort erhalten. 

So wahr Gott Gott iſt und ſein Wort, 
Muß Welt, Teufel und Hoͤllenpfort' 
Und was dem thut anhangen, 

Endlich werden zu Schand' und Spott. 
Gott iſt mit uns, und wir mit Gott; 
Den Sieg woll'n wir erlangen. 


Gott, ein Retter in der Noth. 


Was Gott thut, das iſt wohlgethan! 
Kein einig' Menſch ihn tadeln kann; 
Ihn ſoll man allzeit ehren. 

Wir mach'n mit unſer' Ungeduld 

Nur immer groͤßer unſer' Schuld, 

Daß ſich die Strafen mehren. 

Was Gott thut, das iſt ene 

Er iſt der rechte Helfersmann; 

Er weiß wohl Zeit und Stunde. 
Ins Trucken führt er erſt die Send 
Alsdenn, wenn ſie ganz ſicher ſeynd, 
Stuͤrzt ſie das Meer zu Grunde. 

Was Gott thut, das iſt wohlgethan! 
Mit ihm iſt er am beſten dran, 

Dem ſeine Sach' wohl ſtehet. 


Wenn 


288 


Wenn das Gewiſſ'n iſt gut und rein. 
Kanns denn und ſolls nicht anders ſeyn: 
So mag es gehn, wie's g eher. 
Was Gott thut, das iſt wohlgethan?! 
Er ſchlaͤft im Schiff, der liebe Mann, 
Laͤßt Wind und Wellen tobeꝛ:n 0 
Ploͤtzlich aber, wenn er nur wink, 
Roß und Mann bald zu Boden ſinkt; 
Er herrſcht im Himmel droben. 
Was Gott thut, das iſt wohlgethan! 
Den ſollen wir ſtets rufen aun, 
In keiner Noth verzagen. b ‚cn 
Der Goliath muß doch noch dran; ; 
Unſer David ihn daͤmpfen kann; ade 


) 
Dafür woll u wir ihm danken. 
N. N. 
Auenpmiſch im Neuen preuß. Sefansbuche, Snigebeng ı 
S. 641. f Kae 
Gun aden br 1 5 
Ein Vöͤglein klein ohn' Sorgen, 7 5 un NE | 
Froͤlich Abend und Morgen, nr 


Flencht hin und her mit Singen In den zeiten, 5 
Und laͤßt Gott walten, Der es kann erhalten. 
Es kann nicht pfluͤgen noch ſäen, vor * 
Weder aͤrndten noch maͤ hen 2 
Und lebet doch in Freuden Ohn' Selben, 9 
Und laßt Gott walten, Der es kann ernäre, 2 
All Fleiß ohn' Gottes Gaben. 
Arbeit, Schinden und Schaben * 
Nach kleinem Gwinm thut geben Langen Schmerzen; | 
Baß wird erhaben, Der Gott traut von Dich | 
t A N 


289 


en e. N. N. 

Anonymiſch im Preußiſchen Geſangbuͤchlein (Koͤnigsb. 1655. 12.) 
S. 280, wo aber der Anfang etwas anders lautet: wie ein Sirſch 
nach friſchem Waſſer ze. Dem alterthuͤmlichen Stil und Versbau 
nach zu urtheilen, muß das Lied aus dem erſten Drittheil des 
ızten Jahrh. ſeyn. Ich gebe es hier mit einigen wohlgelungenen 
Veraͤnderungen, mit welchen es in dem von Auguſtin wagner 
beſorgten Seiſtreichen Geſangbuche (Danzig 1668. laͤngl. 12.) 
S. 861. vorkommt, doch mit Wegl. von 4 Str. 


Sehn ſucht nach dem Himmel. 


Wie ein Hirſch mit großem Sehnen 
Nach dem friſchen Waſſer ſchreyt: 

Alſo ruf ich auch mit Ihränen, 

Gott, zu dir zu aller Zeit; 

Nach dir lebendigem Gott 

Mein Herz groß Verlangen hat. 

Ach wann wird es doch geſchehen, 
Daß ich dich, mein Gott, moͤg' ſehen? 

Ich hab' lang' genug gelebet 
Hier auf dieſer boͤſen Welt, 

Hab' manch Uugluͤck uͤberſtrebet; 
Drum mir hier nichts mehr gefällt. 
Nur nach dir, o Herr, allein | 
Wuͤnſcht und ſeufzt das Herze meint. 
Ach Gott, machs mit mir ein Ende, 
Fuͤhre mich aus dem Elende! 

Wie ein Schiff von großen Wellen 
Bald wird her, bald hin gefuͤhrt, 
Wenn die rauhen Winde bellen, 

Auch wohl gar zerſchmettert wird: 
Alſo ſchweb' ich immerdar 
Zwiſchen Truͤbſal und Gefahr, 
Ach wie manche Kummer Welle 
Schlaͤgt auf meine arme Seele! 
N Sn Komm, 


B / . 
* U 
290 | 


Komm, o Herr, en ſey cod. Kinn) wicht bn 
Reiß mich aus dem Jammertal er un lee 


Mit den Armen mich umfang. 
Zeuch mich in des Himmels Saat ne, ae | 
Aus dem Thal der Traurigkeit bann ur e 


Führ' mich ein in deise Freud'! 4 Zain 
Ach wie oft hat ſich mein Herze ung 
Nach dir hin geſehnt mut Eich | 

O du edles Freudenlebe n: 
O du edle Herrlichkeit, 95 


Wann wirſt du mir Ruhe geben e 
Fuͤr der Erden Muͤhſamkeit? n 3 
O Herr, wann wirds doch geſchehn, . . 2 
Daß ich zu dir werd' eingehn? N 
Ach, ach, daß die Stund bald kame, 
und mein Gott mich zu ſich nahme! wan 


O mein Gott, wie muß es klingen, 15 
Wenn die Engel vor dir ſtehn, | 
Dir Lob Ehr' und Preis zu ſingen! in 10. 
Ach ſollt' ich doch auch hingen,, 
Und mit ihnen ruͤhmen ſehr 9 n 
Deines Namens Macht und Ehr!!! 
Wie wollt' ich fuͤr andern allen * un 
Laſſen meine Stimm’ erſchallein?n > ae 


Ja auch ſonſt viel? frommer Herzen, 
Auch viel von den Liebſten mein, | | 
Sind erloͤſt von ihren Schmerzen, 0 i 
Stehn im Chor der Engelein. WE 
O wie wuͤnſchet mein Gemüth, 
O wie wallet mein Gebluͤt, 
Daß es doch bald moͤgt' angehen, 8 
Daß ich auch dabey ſollt' ſtehenn 

| n ai 


291 


Satan wuͤrfe mich zwar gerne 


IJIgn der tiefen Hoͤllen Gluth, | 
Daß den Himmel ich von ferne * 


Sollt' anſehn mit ſchwerem Muth, 
Lauret auf mich Tag und Nacht, 

Wie ein Loͤw' er nach mir tracht't: 
Hilf du mir, Herr ſelbſt, zu ſchauen, 
Reiß mich aus des Moͤrders Klauen! 

In der Tauf hab ich geſchworen⸗ 
Herr, zu deinem Faͤhnelein: | — 
Drum muß ich nicht ſeyn verloren; 
Du wirſt mein Beſchuͤtzer ſeyn. 

Du, o mein Herr Jeſu, wirſt 
Seyu mein ſtarker Siegesfuͤrſt; 
Warum ſollt' ich denn verzagen? 
Du wirſt meinen Feind verjagen. 

Wenn auch gleich der Hoͤllen Rachen 
Gaͤnzlich mich verſchlingen wollt', 
Werd' ich mir nicht Kummer machen, 
Wie ich ledig werden ſollt'; 

Denn die Hoͤlle, Schmerz und Pein 
Muͤßte mir ein Himmel ſeyn. 

Wer nur dich, o Gott, kann haben, 
Dem darf gar kein Unfall ſchaden. 

Nun, Herr Jeſu, ich will ſchließen, 
Und vertrauen deiner Guͤt'; 

Ich will auf dein Blutvergießen 
Wiederholen meine Bitt': l 
Wie ein Hirſch nach Waſſer ſchreyt, 
So ruf' ich zu dir allzeit. 

Ach, ach, laß es bald geſchehen, 
Daß ich zu dir moͤg' eingehen! 


22 Georg 


292 
Georg Weißel. 
©. aus Domnan in Preußen. Geſt. 1635 als Prediger bey 
Noßgaͤrtiſchen Kirche in Königsberg. Der vorzuͤglichſte unter 
alten preußiſchen Dichtern vor S. Dach. Unter ſeinem Nam 
ſtehen die folgenden Lieder im Neuen preuß. Geſangb. Koni 
1650. S. 23 (mit Wegl. zweper Stk.) und 79. 0K 
Glaube an Chriſtum. 3 
Such', wer da will, En ander Ziel, 1 Ga 
Die Seligkeit zu finden: 0 
Mein Herz allein Bedacht ſoll ſeyn, 15 mu 
Auf Chriſtum ſich zu gruͤnden. 
Sein’ Wort' find wahr, Sein Werk' find kurz 
Sein heilger Mund Hat Kraft und 3 2 
All' Feind' zu uͤberwinden. 2 
Such', wer da will, Nothhelfer vil, | X 
Die uns doch nichts erworben: ud 


Hie ift der Mann, Der helfen kann, 
Bey dem nie was verdorben. Wönl e 
Uns wird das Heil Durch ihn zu Theil; 


Uns macht gerecht Der treue Kant, | 
Der für uns iſt geſtorben. 
Ach, ſucht doch den! Laßt ales ſtehn, 

Die ihr das Heil begehret! 8 
Er iſt der Herr, Und keiner mehr, 22 

Der euch das Heil gewaͤhret. 
Sucht ihn all' Stund' Von Herzengrunb, 
Sucht ihn allein! Denn wohl wird ſeyn 
Dem, der ihn herzlich ehret. 


Sterbens luſt, 


Ich bin dein fatt, o ſchnoͤde Welt; u 
Dein Thun mir nimmermehr gefallt n 
Fahr” hin mit deinem Wen! 
Ohu' dich will ich geneſen. | 


293 


| Ich bin ganz' muͤd', zu ſchauen an, 
Was uͤbels immer wird gethan. 
Fahr' hin mit deinen Sitten! 

Ich ſuch' die ewig' Huͤtten. 


“ Mein Herr und Heiland Jeſus Chriſt 


Mir veſt ins Herz gepflanzet iſt; 

Der iſt mein Theil, den ich erwaͤhlt'; 
Der iſt mein Troſt, der mich erhaͤlt: 
Was koͤnnt' ich mehr erbitten? 

Wer an der Welt ſich hat vergafft, 


Sehr kurze Luft und Freud‘ ſich ſchaſſ, 


And Chriſtus iſt mein Leben. 


Und wird dort ewig muͤſſen 

Die Luft mit Augſt verbüßen: 
Wer aber ſucht mit Innigkeit 
Allein in Chriſto Luft und Freud’, 
Der hat Gewinn am Sterben, 
Muß ewigs Heil ererben. 

O lieber Menſch, waͤhl' doch das Beſt', 
Ergreif im Glauben Chriſtum veſt: 
Das iſt der rechte Lebensbaum; 
Ohn' ihn iſt alles nur ein Traum, 
Ohn' ihn iſt nur Verderben. 

Dieß ſey mein Fels und Glaubensgrund, 
So lang' ſich reget Zung' und Mund, 
So lang' mir warm zum Herzen! 

Dieß lindert alle Schmerzen; 

Ja meinen Tod mir eben dieß 

Macht unempfindlich, ſauft und ſuͤß. 
Ich will den Geiſt aufgeben 

Ohn' alles Widerſtreben. 

Komm, Jeſu, komm, wenn dirs gefaͤllt! 
Erloͤs' mich von der ſchnoͤden Welt! 

Ich fahr” mit Fried und Freud’ dahin; 
Denn Sterben iſt doch mein Gewinn, 


294 


M. Joſua Wegelin. 
Anfangs Pfarrer zum h. Geiſt in Augsburg, und darauf Ma 
und Senior der evangelifchen Gemeine zu Presburg in Ungarn. 
Er ſchrieb viele, groͤßtentheils auf beſondre Zeitverhaͤltniſſe und 
Lebensvorfaͤlle eingerichtete Lieder, die aber in jeder Hinſicht noch 
unter dem Mittelmäͤßigen und bis auf das eine hier folgend 
laͤngſt vergeſſen find. Da dieſes in feinem Augsburgiſchen Be 
buͤchlein (Nuͤrnb. 1648) nicht vorkommt (Wetzel L. H. Th. III. 
S. 369): ſo iſt es hoͤchſt wahrscheinlich aus feinem Hand- Lands 
und Standbuͤchlein (Nuͤrnb. 1637) entlehnt. In den Kirchen⸗ 
gefangbüchern, die nach dem J. 1660 gedruckt find, ſteht es aber 
mit bedeutenden Veraͤnderungen, die, da ſie im Hanndveriſchen 
GB. zuerſt zum Vorſchein kommen, vermuthlich von J. Geſenius 
oder D. Denicke herrühren. [Bey 1000 Alte und Neue Chriſt⸗ 
liche Pſalmen ꝛe. Nuͤrnb. 1654. 8. S. 394. Venere Ge⸗ 
ſangbuch ze. Lüneb. 1661. 4. S. 93.] 


Andenken an Chriſti Himmelfahrt 


Allein auf Chriſti Himmelfahrt 

Mein' Nachfahrt ich thu gruͤnden; 22 

Allein auf feine Hülf’ ich wart’, m BA 

Und bite, er woll mir ſenden Tr 

Sein' himmliſche Gnad' oben'rab, 

Daß ich der Welt mög ſagen ab N 

Und, was droben iſt, ſuchen; | 98 
Weil er gen Himmel ſich gewendtt, 2 

Das Irdiſche verlaſſen. 

Mein Herz auch nirgend Ruhe find't; 


Es will nun dieſe Straßen * 

Zur himmliſchen Ruh, Freud und Ehr, 

Wo Chriſtus iſt ſein Haupt und Herr; 8 12 

Dabey will es auch ruhen. * 
Ach laß, Herr Chriſte, mich die end 

Von dein'r Auffahrt empfangen, 


Daß mein Herz hie die Rachſaht hab, 


’ 295 


Bis daß ich werd' erlangen 

Das Himmelfahr'n mit Seel' und Leib 
Dir zu Ehren und mir zur Freud'! 
So will ich dir lobſingen. 


(verändert.) 


Auf Chriſti Himmelfahrt allein 
Ich meine Nachfahrt gründe, 
Und allen Zweifel, Augſt und Pein 
Hiemit ſtets uͤberwinde; 
Denn weil das Haupt im Himmel if, 
Wird ſeine Glieder Jeſus Chriſt 
Zur rechten Zeit nachholen. 
Weil er gezogen himmelan 
Und große Gab' empfangen, 
Mein Herz auch nur im Himmel kaun, * 
Sonſt nirgends Ruh' erlangen: 
Denn wo mein Schatz gekommen hin, 
Da iſt auch ſtets mein Herz und Sinn; 
Nach ihm mich ſehr verlanget. 
ö Ach Herr, laß dieſe Gnade mich 
Von deiner Auffahrt ſpuͤren, 
Daß mit dem wahren Glauben ich 
Mag meine Nachfahrt zieren, 
und denn einmal, wenns dir gefaͤllt, 
Mit Freuden ſcheiden aus der Welt. 
Herr, . zur mein Flehen! 


Georg Rodolf Weckherlin. 


Geb. 1584 zu Stuttgard. Geſt. um 1651 zu London als Seere⸗ 
taͤr bey der deutſchen Kanzley. Schon im J. 1609 oder 10 waren, 
wie er ſelbſt in der Vorrede zu der neueren Sammlung ſeiner Ge⸗ 
dichte (unterſchrieben: Am koͤnigl. Hofe in Engeland 1639) be⸗ 
merkt, feine erſten poetifchen Verſuche erſchienen; und im J. 1618 
kamen zu Stuttgard zwey Bücher ſeiner Oden und Lieder heraus. 
(Neumeifter de poet. germ. p. 109.) Ohne dem von Serder 
Gerſtr. Blätter, zte Samml.) ihm ertheilten Lobe im Allgemeinen 
iu widerſprechen, muß ich doch bekennen, daß feine geiſtlichen 

Ve: 


396 


A 

Poeſien, in 30 Pſalmenliedern und 4 andern beſtehend, es nac 
meinem Gefuͤhle nicht verdienen Sie ſind zwar gedankenvoller 5 
in einer beſſeren Ordnung geſchrieben, als die meiſten 1 Ze 

aber erſtaunlich gedehnt und ohne Waͤrme der auc 
wie alle ſeine Gedichte, im Ausdruck und Versbau hoͤchſt vr Ser \ 
haft. [G. R. w. Gaiſtliche und weltliche n en 
1641. 3. S. 139. mit Wegl. von 24 Str. ö 


Ruͤckkehr zu Gott. 
Ach, daß der ſchwere Schmerz, damit ich nu geſchlagen, 
Und der mein Herz, Aug', Mund mit Trauren, W 
Klagen 
Erfuͤllet, vielmehr meine Schuld | 
Bezeuget, denn was ich erduld ) 

Von meinen Suͤnden, Herr, die du mir wirſt ane 
Und nicht von deiner Ruth' gezwungen, muß ich ſchreyen: 
Dem Uebel, Herr, gieb Maaß und Ziel, 

Das ich begeh', nicht das ich fuhr! 

Ich kann, o Gott (fo groß ſeynd meine Miſethaten) 
Nu weder deiner Huͤlf', noch deiner entrathen. 
Zwar, wie die groͤßte Straf’ zu schlecht, 

So deine Huͤlf' iſt kaum gerecht. F 
Mein Geiſt, den du, o Gott, ſelbs deines Geiſts gewaͤhret, 
Hat ſeinen ſchoͤnen Schmuck entehret und verkehret, ü 
Und ſchwaͤrmend aus des Himmels Pfad’ | 
Verachtet deine Stimm’ und Guad . 
N Mein Herz, dein Tempel, Herr, ward bon mir (overfänumitz 
Daß auch dem Läftergeift ich ſolches eingeraͤumet; 1 
Der fuͤllet es durch ſeinen Brand ım 1 l 
Mit Luſt, Zorn, Gift und aller Sch and. 5 

Die Augen, die du mir, der Welt Buch zu beſchau⸗ 
Verliehen, erhub ich hin und her, wie die Pfauen, x 
Zu Boͤſem ſtets klar und geſchwind, > u a 
Fuͤr deine Wer und Wort ganz blind. 


0 


297 


Die Ohren, die ich hatt’, Herr, dein Gebot zu baren, 
Williglich ließen fich mit Afterred' bethoͤren, Am 
Taub für dein’ wahre Lehr und Wort, 

ee ein ſtets offner Port. 


Mein Mund, anſtatt dein Lob zu lehren und zu ſingen, 
| gif unwuͤrdiger Leut' Thun und Ruhm fuͤrzubringen, 
Stumm zu des Schoͤpfers Ehr' und Preis, 
Zu des Geſchoͤpfs Lob' faͤlſchlich weiſ'. 

Und gleichwohl leb' ich noch! Gleichwohl kaun ich 1. 

ſchlafen, 

Ich, den für meinen Lohn Tod und Holl ſollten ſtrafen! 
Und gleichwohl ſeh' ich noch den Tag, 
Den Tag, dem ich ein' Laſt und Plag'! 


Ja billig ſollt du, Herr, mein Leben zu verkuͤrzen, 

Mich in der Hoͤllen Grund, ſtets zu verbrennen, ſtuͤrzen, 

Wenn dein Herz nicht ſo gnadenreich, 

And dein Will' deiner Macht waͤr' gleich. ö 
Erbarm dich, Herr, und hilf, daß ich doch mög’ geueſen! 

Und weil mir herzlich leid, daß ich fo bös geweſen, 

Und weil ich leider! auch fuͤrhin 

| Recht zu thun ganz unnuͤtzlich bin: | | 

So laß du deine Staͤrk' in meiner Schwachheit ſehen, 

Und komm, o ſtarker Gott, mir Schwachen beyzuſtehen; 

Belebend meinen Leib und Seel', ev 

Behůt ſie frey von weiterm Fehl! 


Hilf mir, in deinem Wort und Dienſt mich gern zu 
| üben, 
Und meinen Naͤchſten auch, gleichwie mich ſelbs, zu lieben 
Hilf, daß ich dir mich ganz ergeb', 
Und ſtets fuͤr dich und mit dir leb'! 


298 


D. Johann Valentin 2888 | 
Geb. 1586 zu Herrenberg im Mirtemberaifchen. Geſt. 16 1 
Herjsal. Wirtemb. Generalſuperintendent und Abt zu Adelsb a 
Ein eben fo frommer und von Eifer für das praktiſche C 
thum beſeelter Theologe als feiner dichteriſcher Kopf, der 5 
wie Herder in feinem treſlichen Aufſatz über ihn (Zerſtr. Blätte 
ste Samml.) richtig bemerkt, unter dem Geſchmack . 
und unter andern Gefchäften erlag. Seine lateiniſchen Dicht 
zeigen zum Theil, was er wirklich war; feine deutſchen 
laſſen nur von ferne ſehen, was er haͤtte werden koͤnnen. E 
erſchienen in zwey Sammlungen unter dem Titel: a 
Gemaͤl (Tuͤbingen 1612. 4.) und Geiſtliche Kurzweil (Straßb. ö 
1619. 12.) die mir aber nicht zu Geſicht gekommen find. Ich 
kenne nur vier Lieder von ihm, die in verſchiedenen Geſangbüch 
zerſtreut ſtehn; ein fünftes, äußerſt zartes inniges Lied, das it 
J. K. Pfenningers Sammlungen zu einem chriſtl. Magazin, 8. I. 
Heſt 2 (Zuͤrich 1781) S. 176 unter ſeinem Namen mit der Ueber 
ſchrift: Jeſus, abgedruckt iſt, kann, in dieſer Form wenigſte 1% 
nicht von ihm ſeyn. Das erſte der hier mitgetheilten Lieder hat 
die Ueberſchrift: Die geiſtliche Gluckhenne; As Name iſt 
druͤcklich dabey angegeben, jo wie er auch dem letztern im — 
verbeſſerten chriſtl. Geſangbuche für die Kirchen et ob 
ſchaft Hanau (Straßb. 1695. langl. 12.) S. 622 e 4 
auß = Mufie Geiſtlicher Gefäng ꝛc. comp. durch 
Vierter Theil. Zweyte A. Nuͤrnb. 1646. 4. (die erſte han 
1635 erſchienen) No. 14. mit Wegl. zweyer Str, Chriſtliche An⸗ 
dachts⸗Flamme ꝛc. Nuͤrnb. 1680. laͤngl. 142. S. 507. (m. Wegl. 
einer Str.) vergl. mit dem angefuͤhrten Straßburgiſchen G B. 
wo der Text genauer nach dem Originale abgedruckt iſt.] al 


Jeſus, der Erbarmer der Verirrten. 


Ach Menſch, was wollſt du heben an, 
Daß du mich wollſt aufgeben? 
Hab' ich dir doch kein Leid gethan, 
Fuͤr dich verſetzt mein Leben! 
Wiewol nun dieß dein Vorhab iſt, 
Und dich von mir zu ſcheiden luͤſtt: 


299 


So komm doch her, und dich nicht wehr 
Von dir ſeyn ferr, iſt mein Beſchwer; 
Dein Wiederkehr mein groͤßeſt' Ehr', 
Und dein vergeß ich nimmermehr. 
Nicht Urſach haſt, aufz'geben mich; 
Das ſolit' dich billig kraͤnken. 
Im Tauf haft hoch verſchworen dich; 
O Menſch, thu dran gedenken 
Geh' in dich ſelbs und wieder kehr', 
Und thu' bey Leib dir kein Gefaͤhr'! 
Komm wieder her nach meiner Lehr'; 
Von dir ſeyn ferr, iſt u. ſ. w. 
Ich waͤr' fo ringlich ausgeſchuͤtt't, 
That ich dich ſaͤurlich freyen. 
Huͤt' dich vor ſo wankendem Tritt; 
Dich Thorheit wird gereuen, 
Die dein kalt Herz an mir erzeigt. 
Jedoch mein' Lieb' ſich zu dir neigt; 
Komm wieder her! ich lieb' dich ſehr; 
Von dir ſeyn ferr, iſt u. ſ. w. 
Einmal ſeyn wir zu Lich’ Laber 
Hie und in jenem Leben. | | 
Du weißt's wohl; dich mein Wort bericht, 
Hab' dir mein Pfand drauf geben. 
Ob du ſchon laſſen mußt davon, 
Iſt doch bey mir der alte Ton: 
Komm wieder her, ſieh an mein' Zaͤhr'! 
Von dir ſeyn ferr, iſt u. ſ. w. 
Ach, noch eins muß ich ſagen dir, 
Du wollſt daran gedenken: | 
Wenn's Sterbens Stund' wird kommen ſchier, 
Wohin willt du dich lenken? 
Des G'wiſſens Zaͤhn' ausbleiben nicht! N 5 
5 1 0 


* 

Noch wil ich von dir scheiden ncht. 
Komm wieder her, dich nicht verzehr ı = 
Von dir ſeyn fer, iſt u. ſ. w. 

Ergebung an Chriſtum. 
Chriſt mein Gott, erhoͤr' mein Flehen 
Und ſieh' an mein große Noth 
Vielmal will ich zu dir gehe; 

So hindert die boͤſe Rott', 

Dazu auch mein arges Fleiſch 

Wehret alles was du heiſch'ſt. 

Ach mein Herr Gott, thu mir geben, 
Daß ich nach dein in Wort mög’ leben! 

Heut denk' ich, mich zu bekehren; 
Morgen bin ich ſchon verruckt. 1000 eo 
Alles Gut's thuſt du mich lehren; 

Die boͤſ' Art mich niederdruckt. 

Drum ich gif” c. i. ruf) bey ſolcher Laſt? 
Wo mich, Herr, dein' Hand nicht nen ED 
Muß ich leider! drin verſinke: n 0 
Mein Herz kann nichts Gut's gedenken. 
Rauͤhr', o Herr, mein hartes Herze, 
Teich’ auch auf den harten Stein, 
Daß ich ja nicht halt' fuͤr Scherze, 3 
Was mich lehrt der Wille den! n 
Nimm mich mir, und gieb mich dir! je 
Was von dir wend't, wend' von mi; a 
Denn ich mich begehr' zu laſſe nm. 
Daß ich dich allein mög’ faſſen. ER‘. | 

Iſt dein Will, daß ich dich ehre 
Und im Kreuz dir folge nach: 2 nee 
Ach mein Gott, Geduld mich lehre, 
Meine Schwachheit du verwach0!l! 2 { 


D 
* 


301 


Leg' mir auf nach meiner Staͤrk, 
Daß ich doch dein Gnad' vermerl'; 
Denn kein Menſch ja mag beſtehen, 
Wenn dein’ Half? thut von ihm gehen. 

Sollen auch mein Werk' dich preiſen 
Und mein Glaube ſeyn bezeugt, 

Meinem Naͤchſten Lieb' beweiſen: 

Ach, mein Fleiſch ſich aber beugt. er 

Waͤrm', o Herr, die kalte Lieb, 10 

AQautre meine Werke truͤb', 2 Bird 

Brauch' mich, Gott, nach dein’ m Gefallen, 

Daß ich nuͤtzlich ſeyn moͤg Allen. 
Druͤck in mich dein's Wortes ee 

Uebe mich in dein 'm G'ſetz, ma 

Daß ich's leſ' und folches hafte, 

Mit dem Leben hernach ſetz!“ 

Dien hier iſt Fein’ ander Kunſt; 

Uuſer Thun iſt Rauch und Dunſt. 
Ach, wie gern will ich nichts wiſſen, 
Daß ich nur in Dein'm ſey g'ſliſſen! 
Froͤlich will ich dir nachtreten, 
Treulich kaͤmpfen in dem Feld'; 
Denn du kannſt allein erretten, 
Und zuletzt ſchaͤnden die Welt. 

Herr, ich komm zu dir ganz bloß; 

Nimm mich auf in deinen Schooß! len 

Alles will ich nach mir laſſen 5 

Und gehn auf des Himmels Straßen. 


Friedrich Spee. | 
Geh. 1591 oder 1595 zu Kaiſerswerth am Rhein, aus dem adelichen, 
jetzt gräflichen Geſchlecht der Spee von Langenfeld. SGeſt. 1635 
als atholiſcher Prieſter von der Geſelſchaft Jeſu zu Trier an einer 
Her Krank 


302 
* 
Krankheit, die er ſich im Lazareth bey der Pflege verwundeter Sol 
daten zugezogen hatte. (S. ſeine Lebensbeſchreibung vor der 
ſten, wörtlich treuen Ausgabe der Trutz Nachtigall mit den L 
aus dem Tugendbuche, Berlin 1817. 12.) Eine merkwürdige E Er 
ſcheinung, wie überhaupt in dem Gebiete der Liederpoeſie, der er 
mit ſelbſtſtaͤndiger aͤcht ⸗genialiſcher Kraft eine neue Bahn ges e, 
ſo beſonders in der Geſchichte der deutſch-katholiſchen Dich 
die weder vor noch nach ihm (den einzigen Joh. Scheffler, ei 
tibergetretenen Proteſtanten, ausgenommen) einen Mann feines 
Geiſtes aufzuweiſen hat. Seine Lieder, die erſt nach ſeinem 2 
1649 in der ſogenaunten Trutz⸗Nachtigall, zum Theil ae | 
dem guͤldnen Tugendbuch erſchienen, dürfen nicht als Kirchenliede 
betrachtet werden, wozu der Verfaſſer ſie nicht beſtimmt hatte. Es 
find freye Ergießungen eines religiöfen Gemüths, das von der 
Schönheit und den Wundern der Natur, von der Größe der 
göttlichen Erbarmungen, von der Liebe des Heilandes mächtig 4 | 
griffen iſt; ausgezeichnet durch Kraft und Zartheit der Empfindung, 
durch eine lebhafte blühende Phantaſie und durch eine bey noc 
ſo manchen einzelnen Härten und Provincialismen ungemein 
fließende und wohltoͤnende Sprache. Waren ſie, woran kaum zu 
zweifeln iſt, das Muſter, nach welchem der erwaͤhnte Scheffler 
ſich bildete: ſo haben ſie mittelbar auf den Geiſt der proteſta 
tiſchen Liederpoeſie einen ſehr bedeutenden Einfluß gewonnen, ins 
dem ſie theils einen mehr ſentimentalen Ton und eine bildliche, 
oft nur allzu ſinnliche und üppige, Darſtellung in dieſelbe ein 
fuͤhrten, theils die in einem vorzuͤglichen Grade ruͤhrenden Be⸗ 
trachtungen der Religion, die Leiden und den Tod des Erloͤſers 
ſeine Menſchenliebe, ſein Mitleid gegen die Suͤnder ꝛc. zu einem 
Hauptgegenſtande der geiſtl. Dichtungen machten. [Trug Nach⸗ 
tigal oder Geiſtlichs-Poetiſch Luſt-Waͤldlein durch F. §. 
Coͤlln 1683. 12. S. 32. (m. Wegl. von 5 Str.) 114. 6. (m. Wegl 
von 2 Str.) F. S. Guͤldenes Tugent⸗Buch. Daſ. 1666. 
S. 253. m. Wegl. zweyer Str.] 


Die Schoͤnheit der Natur. 
Das Meiſterſtuͤck mit Sorgen 
Wer nur will ſchauen an, 
Ihm freylich nicht verborgen 


303 


Der Meifter bleiben kann. 
Drum wer nun heut und morgen 
Erd', Himmel ſchauet frey, 
Denkt Nachts mit gleicher Sorgen, 
Wie je der Meiſter ſey. 
Von oben wird uns geben 
Das Licht und guͤlden Schein; 
In ſtetem Lauf und Leben 
Sonn', Mond und Himmel ſeyn. 
Des Tags bis auf den Abend 
Die Som’ gar freundlich lacht; 
Zu Nacht der Mond Gott lobend 
Fuͤhrt auf die Sternenwacht. 
In etlich tauſend Jahren 
Viel tauſend Sternen klar 
Kein Haͤrlein ſich verfahren, 
Gehn richtig immerdar. 
Wer deutet ihn'n die Straßen? 
Wer zeiget ihn'n die Weg', 
Daß nie nit unterlaſſen, 
Zu finden ihre Steg'? 
In lauter gruͤne Seiden, 
Gar zierlich ausgebreit't, 
Das Erdreich ſich thut kleiden 
Zur werthen Sommerzeit. 
Die Pflaͤnzlein in den Felden 
Sich lieblich mutzen auf; 
Die gruͤne Zweig' in Waͤlden 
Auch ſchlagen aus mit Hauf'. 
In Gaͤrten merk' ich eben 
Die ſchoͤne Bluͤmelein, 
Wie freudig ſie da ſchweben, 
Wenn Wind nur ſpielt hinein. 


304 


O fröfih” Garten- Jugend... 
O friſch und zartes Blur, n 
Ohn' Zahl haſt Farb' und Tugend, 
Wers denkt in ſtillem Muth. 
Und wie werd't deun gemohlet Ih HER 
Ihr Bluͤmlein tauſendfalt, 608 
Weil alles ihr doch holet | | 
Aus ſchwarzer Erden kalt?? 
All' Saft und Kraft und Weſen 
Ihr nehmt von ſchlechter Er; * 
Und doch wer euch geht Iefen, , 
Nichts zierlichers begehrt. ya 
Die Bruͤnnlein fich ergießen, 10 
Und ihre Waͤſſer klar 9125 
Wie Silberſtrahlen ſchießen 
Von Felſen offenbar. 5 
Die Sonn' es bald erblicket, 22 
Drinn kuͤhlet ihren Schein; 
Die Thier' es auch erquicket, 
Wann s' heiß und durſtig feyit. 


Friſch hin und her gehn wanken 
Die klare Baͤchlein krumm, 
Und mit den Steinlein zanken, 
Wann s' muͤſſen fließen um. 
Allweg' ſie ſuͤßlich ſauſen, 
Zum Sang und Gang gewohn'; 
Das ganze Jahr ohn' Pauſen 
Man hoͤret ihren Ton. 
Wer will die Baͤum' nun zahlen 
In jen- und jenem Wald? 
Seynd deren doch ohn' Fehlen 
So taufend;, tauſendfalt. 
Gar hoch die Gipfel klimmen re 


Fe 
In klaren Luft hinauf, 
Und gleich den Wolken ſchwimmen, 
Wann ſtoßt ein Windlein drauf. 
Der Zweig' und Neſt' ſeynd tauſend, 
Und tauſend, tauſend viel; 
Mehr tauſend, tauſend, tauſend 
Der Blaͤttlein und der Stiel, 
Doch Aederlein bey neben 
Noch mehr man zaͤhlen thut; 
Da naͤhret ſich das Leben 
Und Seel in grüttem Blut. 
Wann dann ſchallt auf den Zweigen 
Geſang der Voͤgelein: 
Noch Laut“, noch Darf’, noch Geigen 
Klingt alſo ſuͤß und rein. 
Ihr lieblichs Muſtciren 
Mich duͤnkt ſo ſauber gut; 
Ihr kuͤnſtlichs Coloriren 
Bringt lauter Freudenmuth. 
Die Nachtigall ob allen 
Steigt immer auf und auf; 
Gar freudig thuts erſchallen, 
Wanns geht in vollem Lauf. 
Man ſagt, daß etlich' ſtarben, 
Zu hoch wanns' wollten gahn 
Und mit zu ſtarken Farben 
Ihr Stimmlein ſtreichen an. 
O Schoͤnheit der Naturen! 
O Wunderlieblichkeit! 
O Zahl der Creaturen! 
Wie ſtreckeſt dich ſo weit? 
Wer wollt' denn je nicht merken 
. Des Schoͤpfers Heiligkeit 
mn u 


306 
—— 
In allen feinen Werken, 
Ganz voller Zierlichkeit? RN“ 


vob des Schöpfers. 

Auf, auf! Gott will gelobet ſehn, 7 
Der Schoͤpfer hoch von Ehren. 
Uns laßt die Laut' und Harfen rein 
Mit Saiten ſuͤß vermehren. u 
Die Sonn' mit edlem Strahlen 
Den Schöpfer täglich weiſet; 
Der Mond mit runden Sternentang 
Den Schöpfer nächtlich preift. 

Auf, auf! Gott will gelobet ſeynr, 
Der Schoͤpfer groß von Machten. 
Ich bey dem Som; und Sternenſchein a 
Thu feinen Glanz erachten. 
Wie klar muß er denn leuchten ſelb, 
Wie wunder, wunder glitzen, 
Weil jene Fackeln guͤlden⸗ gelb 
So reines Licht beſitzen! 

Auf, auf! Gott will gelobet ſeyn, 
Du blaues Feld und Waſen; 
Euch, Himmel, ich dort oben meyn', 
Ihr, Zelt' von Glas geblaſen'! 
Auch ihr, unſichtbar' Waͤſſer klar, 
So droben allerwegen 
Von außen bleibet immerdar 
Den Himmeln uͤberlegen. 

Auf, auf! Gott will gelobet ſeyn, 
Ihr Erd- und Himmel-Globen! 
Ihn loben alle Geiſter ſein 
Im Tempel ſein dort oben. 
Faſt alles voller ſeiner Macht DEE 
Laut uͤberall erſchallet; 1 BE 92 


* 


307 

Das Meer in ſteter Wellenjagd 
Mit Bruͤllen weit erknallet. 

Auf, auf! Gott will gelobet ſeyn; 
Ihn loben Wind und Regen, 
Ihn loben Blitz und Wetterſchein 
Zuſammt den Donnerſchlaͤgen; 
Ihn lobet auch der Regenkreis, 
Der Bogen bunt gefaͤrbet, 
Reif, Wetter, Wind und rpg 
In Kieſel klein zerkerbet. Ä 

Auf, auf! Gott will gelobet ſeyn. 
Der Luft auch muſiciret; 
Die Morgenroͤth' ſich ſtellet ein, 
Mit Roſen roth gezieret; 
Die wohlgemahlte Voͤglein ſchwank 
Ihr Zuͤnglein ſuͤßlich ſtimmen, 
Dem Schoͤpfer ſagens Lob und Dank, 
Auf, ab in Luͤften klimmen. 

Auf, auf! Gott will gelobet ſeyn; 
Laßt ihn mit Freuden preiſen. 
Schau da, die krauſe Voͤgelein 
Den Luft mit Sang durchreiſen; 
Uns laden ſie bey ſchoͤner Zeit 
Zum gleichen Jubiliren, 
Uns winken ſie mit Fluͤglein beyd' 
Mit beſtem Coloriren. 

Auf, auf! Gott will gelobet ſeyn; 
Laßt ihn mit Luͤſten preiſen. 
Geſchoͤpf uns laden groß und klein, 
Zum Lob' uns unterweiſen. 
Laut uͤberall in aller Welt 
Das Gottes Lob ſich hoͤret; 
Wer nunmehr ſich nicht een, 
Iſt freylich ja bethoͤret. 


Ua | Auf, 


308 


Auf, auf! Gott will gelobet ſeynʒ; 
Ihm Liljen ſchoͤn und Roſen 
In gelb und purpur Maͤntelein 7 


Gar lieb; und freundlich koſen. 
Sie lächeln ihm gar ſchoͤn gefaͤrbte 
In Kraut- und Blumen: Garten, 0 
Von ihm die Schoͤnheit han ererbt 
Sammt ihren Mitgefaͤhrteen. 0% 1 

Auf, auf! Gott will gelobet ſehn, Ju 
Ihr Kraͤuter, Staud' und Hecken; V u 
Ihn loben alle Bluͤmelein, nnd il 
So nur nach ihm thun ſchmecken. 
Ihn lobet alle Kräuter: Kraft, 1080 N 
Mags niemand nicht verneinen, c 1802 
Auch Oel, Getraid' und Rebenſaff,. 
Den uns die Trauben weinen. Nad a 

Auf, auf! Gott will gelobet en, 
Will ſeyn von uns geprieſen. 1% Jade 
Ihn loben alle Berg' und Stein', | 
Ihn Felder all' und Wiefen, + dt 1899 
Ihn alles Holz in Waͤlden gruͤn, „ 
Gar muthig ausgerecket, ac 
So freylich aller keck und kuͤhn Er 
Das Haupt in Wolken ſtrecket. ig mug 

Auf, auf! Gott will gelobet ſeyn; an 
Ihn loben Fluͤß' und Brunnen, a 
Ihn Waͤſſer all und Waͤſſerlein, W „ 
So Gang und Lauf gewunnen. „nie 
Schau da, was reines Waſſerglas er 
Mit Freuden kommt gezogen! S 


Was manche fließend' Silbergaß', 
Was Baͤchlein, krumm gebogen! 
Auf, auf! Gott will gelobet ſepn, 


Ihr warm und heiße Baͤder, An e 
Ir el 


309 


Ihr wohlgeſotten' Strahlen fein, 
Du ſchwefelreichs Geaͤder. 
Ihn lobet auch das Erz und Stahl; 
Ihn Silber, Gold und Eiſen, 
Ihn alle Bergwerk' und Metall' 
Aus hohler Erden preiſen. 

Auf, auf! Gott will gelobet ſeyn 
Bey ſchoͤnen Sommertagen; 
Laßt unſerm Gott, laßt ihm allein 
Die Laut' und Harfen ſchlagen. 
Feu'r, Waſſer, Luft, Erd' aller End‘ 
Die Wunder ſein verkuͤnden; 
Uns alle Welt und Element' 
Zu ſeiner Lieb' entzuͤnden. 


Sehnſucht nach Jeſu. 159 


Geeich fruͤh, wann ſich entzuͤndet 
Der ſilberweiße Tag, 
Und uns die Sonn' verkuͤndet, 
Was Nachts verborgen lag: 
Die Lieb' in meinem Herzen 
Ein Flaͤmmlein ſtecket an; 
Das brinnt gleich einer Kerzen, 
So Niemand loͤſchen kann. 
Wann wieder dann entflogen 
Der Tag zur Nacht hinein, 
Und ſich gar tief gebogen 
Die Sonn' und Sonnenſchein, 
Das Flaͤmmlein, ſo mich quaͤlet, 
Noch bleibt in voller Gluth; 
All' Stund', ſo viel man zaͤhlet, 
Michs je noch brennen thut. 
Das Flaͤmmlein, das ich Rp: 
Iſt Jeſu ſuͤßer Nam'; 


es 


310 


Es zehret Mark und Beim, 
Frißt ein gar wunderſan. 
O Suͤßigkeit in Schmerzen! 
O Schmerz in Suͤßigkeit! 
Ach bleibe doch im Herzen, 
Bleib' doch in Ewigkeit. | 
O Flaͤmmlein, ſuͤß ohn Weta, 
O bitter auch ohn' Ziel! ma 
Du macheſt mich verlaſſen 
All' ander' Freud' und Spiel; 
Du zuͤndeſt mein Gemuͤthe, 
Bringſt mir groß Herzeleid, 
Du kuͤhleſt mein Gebluͤte, 
Bringſt auch Ergoͤtzlichkeit. 
Ade zu tauſend Jahren, 
O Welt, zu guter Nacht! 
Ade, laß mich nun fahren; 
Ich laͤngſt hab' dich veracht't. 
In Jeſu Lieb' ich lebe, 
Sag' dir von Herzengrund; 
In lauter Freud' ich ſchwebe, 
Wie ſehr ich bin verwund't. 


Himmliſcher Sinn. 
Ade, fahr' deine Straßen, 
Du ſchnoͤd' und boͤſe Welt. 
Ade, will dich verlaſſen; 
Weg, weg mit Gut und Geld! 
Dein’ zeitlich! Luft und Freuden, 
Pracht, Ehr' und Herrlichkeit 
Will fuͤrhin gänzlich meiden, 
Acht's nur fuͤr Eitelkeit. 

Ach wann, wann ſoll es werden, 
Daß ich mich ſcheiden thu'? 


311 


Iſt ja doch nichts auf Erden, 
Da drin man friedlich ruh. 


O wann, wann wird erſcheinen 


Der vielgewuͤnſchte Tag, 
Wann ich von ſtetem Weinen 
Einmal aufhören mag? 

Troſt wollt' ich mir bald bringen, 
Wann ich ein Taͤublein war’. 
Hinauf wollt' ich mich ſchwingen 

Wol in das himmliſch' Heer; 
Da wollt' ich mich verſenken 
Wol in das hoͤchſte Gut. 

O Gott, wer wird mirs ſchenken, 


Was mich verlangen thut? 


Nun will doch ich noch beiten d. i. warten) 

Beſtaͤndig allezeit, 
In Luſt und auch in Leiden, 
In Freud' und Traurigkeit. 
Nie ſoll die Lieb' erkalten, 

Nie ſoll ſie nehmen ab; 
Zu Gott will ich mich halten 

So gar bis in das Grab. 


Und wann dann ſchon thut ſauſen 
Der Wind auf dieſem Meer; 
Wann ſchon die Wellen brauſen ** 
Rund um mein Schifflein her: 


Will ich doch nie verzagen; 


Gott wird mein Helfer ſeyn. 
Den Anker will ich ſchlagen 
Zu ſeinem Herzen ein. 


Mar⸗ 


b | 312 


— — 


Martin Opitz von Boberfeld. 


Geh. 1597 zu Bunzlau. Geſt. 1639 als königl. volniſcher Bath, 
Hiſtoriograph und Seeretaͤr zu Danzig. In der 7 
Geſellſchaft hieß er der Gekrönte; auch hatte er 1627 aus 10 
Hand K. Ferdinand III. zu Wien ſelbſt den poetiſchen Lorbeerkranz 
und mit dem Adelsdiplom den Namen von Boberfeld erhalten. 
Sein Leben und feine Verdienſte um die deutſche Dichtkunſt hat 
Segewiſch in einer eignen Abhandlung im aten Bande des Schle⸗ 
gelſchen deutſchen Muſeums geſchildert. Wie viel namentlich die 
Proſodie ihm zu verdanken habe, erhellet aus dem, was er ſelbſt 
in ſ. Buch von der deutſchen Poeterey (Brieg 1624. 4. Bog. 62) 
ſagt: „Wiewol meines Wiſſens noch Niemand, ich auch vor der 
Zeit ſelber nicht, dieſes (neml. die Quantität der Sylben) genau 
in Acht genommen, ſcheinet es doch ſo hoch von noͤthen zu ſeyn, 
als hoch von noͤthen iſt „ daß die Lateiner nach den quantitatibus 
oder Groͤßen der Sylben ihre Verſe richten.“ Für die geiſtliche 
Liederpoeſie lieferte er außer den Pſalmen- und Epiſtel⸗ Geſaͤngen, 
die allerdings mit Geiſt und Geſchmack geſchrieben ſind, aber doch | 
in vielen Stellen von dem ſchleppenden Gange der franzöfifchen 
Sylbenmaaße etwas Breites und Mattes angenommen haben, nur 
einige wenige Lieder, von denen die zwey vorzuͤglichſten hier folgen. 
Das erſte derſelben wird ihm zwar von G. B. Scharff (in den 
Miscell. Lipſienſ. T. XI. 1722. p. 65) abgeſprochen, und dem 
Dan. von Czepko zugeſchrieben, mit der Verſicherung, daß des 
Letzteren eigne Handſchrift dafuͤr zeuge. Aber wenn auch dieſer 
Verf. glaubwuͤrdiger wäre, als er ſich ſonſt in der am a. O. abge- 
druckten Abhandlung gezeigt hat: ſo wuͤrden doch ſeiner Bu 
hauptung wichtige Gründe entgegen ſtehen. Opitz hat nemlich das 
Lied ſelbſt in die von ihm beſorgte Sammlung feiner geiſtlichen 
Poeſien aufgenommen; in Tſchernings Gedichten vom J. 1642 
wird es bey Gelegenheit einer Parodie als deſſen Lied angefuͤhrt; 
und in 's Buch von der Poeterey kommt bereits die erſte Strophe 
als Beyſpiel einer gewiſſen Versart vor, die man im Framdf. 
vers communs nennt. Das Lied war alſo ſchon vor 162 * mithin N 
zu einer Zeit fertig, wo D. v. C. kaum das rote Jah 
hatte. Nach einer Sage, die Wagenfeil (de civ. Norib. p. 561) 
anführt, ſoll O. für daſſelbe hundert Reichsthaler von * 
| en 


“ 


313 


ſiſchen Edelmann zum Geſchenk erhalten haben; dieß könnte etwa 
jener v. C. geweſen, und ſo durch eine leicht zu begreifende Ver⸗ 
wechſelung die Meinung, als ob er es ſelbſt verfertiget, entſtanden 
ſeyn. [M. 0. Geiſtliche Poemata, von ihm ſelbſt anjetzo zu⸗ 
ſammengeleſen te. 1638. 8. unter den geiſtlichen Oden, deren 
Dedication von 1634 iſt. S. 241. 231. f 


Himmliſcher Sinn. 
Auf, auf, mein Herz, und du, mein ganzer Sinn! 
Wirf alles das, was Welt iſt, von dir hin; 
Wo daß du willt, was goͤttlich iſt, erlangen, 
So laß den Leib, in dem du biſt gefangen. 

Die Seele muß von dem geſaͤubert ſeyn, 

Was nichts nicht iſt als nur ein falſcher Schein, 
Muß durch den Zaum der Tugend daͤmpfen koͤnnen 
Die ſchnoͤde Luſt der aͤußerlichen Sinnen. 

Ein jeder Menſch hat etwas, das er liebt, 

Das einen Glanz der Schoͤnheit von ſich giebt. 
Der ſuchet Geld und trauet ſich den Wellen; 
Der graͤbet faſt bis an den Schlund der Hoͤllen. 

Viel' machen ſich durch Kriegesthat bekannt, 
Und ſtehn getroſt für Gott und für ihr Land; 

Der denket hoch und ſtrebet ganz nach Ehren, 
Und jener laͤßt die Liebe ſich bethoͤren. 

Indeſſen bricht das Alter bey uns ein, 
Indem man pflegt um nichts bemuͤht zu ſen; 
Eh' als wir es recht moͤgen innen werden, 

Es kommt der Tod und rafft uns von der Erden. 
Wer aber ganz dem Leib' iſt abgethan 

Und nimmt ſich nur der Himmelsſorgen an, 

Setzt allen Troſt auf ſeines Gottes Gnaden, 

Dem kann noch Welt noch Tod noch Teufel ſchaden. 
Den Anker hat der Noah eingeſenkt 

Da, als er war mit Luft und See verſchraͤnkt; 

4 i Der 


314 


Der große Troſt hat Abraham erquickee ,, 
Als er ſein Schwerdt nach Iſaak gezuͤcket. | 
Der Glaube muß von Gott erbeten ſeyn, 
Der einig macht, daß keine Noth noch Pein 7 
Und Todesangſt auch den geringſten Schmerzen 

Erwecken kann in frommer Leute Herzen. 

Drum ſchau, o Menſch, hinauf und uͤber dich 
Nach dem, was nicht den Augen zeiget ſich, N 
Was Niemand kann beſchließen in den Schranken 
Der Sterblichkeit und fluͤchtigen Gedanken. 

Vollbringſt du das, mein Herz, und du, mein em 
Und legſt die Laſt der Erden von dir hin,, 
Sagſt ab dem Leib, in dem du biſt gefangen: . 
So wird Gott dich, und du wirſt Gott erlangen. 


Morgenandacht. 


O dicht, geboren aus dem Lichte, 
O Sonne der Gerechtigkeit, 
Du ſchickſt uns wieder zu Geſichte 1 
Die angenehme Morgenszeit: 
Drum will uns gehören, * 
Dankbarlich zu ehren 
Solche deine Gunſt; 
Gieb auch unſern Sinnen, 
Daß ſie ſehen koͤnnen | 
Deiner Liebe Brunſt. | | 

Laß deines Geiſtes Morgenroͤthe 

In unſern dunkeln Herzen ſeyn, 
Daß fie mit ihren Strahlen toͤdte 
Der eiteln Werke kalten Schein. 3 
Siehe, Herr! wir wanfen; 0 
Thun und auch Gedanken 
Gehn auf falſcher Bahn. 


315 
Du wollſt unſerm Leben d 
Deine Sonne geben, | 
Daß es wandeln kann. 
Verknuͤpfe mit des Friedens Bande 
Der armen Kirchen ſchwache Schaar; 
Nimm weg von unſerm Vaterlande 
Verfolgung, Truͤbſal und Gefah tf; 
Laß uns ruhig bleiben, 0 | Mil 
Unſern Lauf zu treiben 
Dieſe kleine Zeit, 5 | 
Bis du uns wirſt bringen, * 
Wo man dir ſoll ſingen 
Lob in Ewigkeit. 


Sibylla Schwarzin. 

Geb. 1621 zu Greifswalde, wo ihr Vater fuͤrſtl. Pommeriſcher 
geh. Landrath und Buͤrgermeiſter war. Geſt. 1638 ebendaſ. in 
ihrem ızten Jahre. Schon als ızjahriges Madchen beſchaͤftigte 
ſie ſich mit der Poeſie, und ihre jugendlichen Verſuche in der 
Dichtkunſt zeugen von einer Anlage und Bildung, wegen welcher 
Morhof (in ſ. Unterricht von der teutſchen Sprache und Poeſie 
S. 438) fie wohl ein Wunder ihrer Zeit nennen konnte. Hier 
ſtehe, als das Beſte ihrer vier geiſtlichen Gedichte, das Lied, 
welches ſie im Vorgefuͤhl ihres nahen Todes verfertigte, doch nur 
sum Theile. Im Originale fangt es mit den Worten an: Pfui, 
pfui dich, du ſchnoͤde Welt ze. und in der Strophe, die hier 
die erſte iſt, heißt es 1 ſtatt So, Drum. [S. S. Deutſche 
Poetiſche Gedichte ⸗⸗ auß ihren eignen Sandſchriften herauß⸗ 
gegeben durch M. Samuel Gerlach. Danzig 1650. 4. Th. 2 
Bog. Z.] 


Hingang zur beffern Welt. 
So ſchwinge, dringe dich empor, 
Du mein geplagtes Herze! 
Auf, auf! gieb keinem Nichts das Ohr, 
Das 


andere habe ich in einem Schweinfurter von 1704 zuerſt unter 


316 


u 


Das Zagen macht und Schmer ze! 
Wirf alles frey aus deinem Sinn,, 
Was Welt und eitel iſt, dahm! niaınna 2 H 


Sieh da! des Jacobs Leiter ſteht . 1 . \ 
Schon himmelwaͤrts erhoben; tg SR 
Das engliſche Geleite geht. 
Und bringt die Poſt von droben un VE 
Auf, auf! mit uns in ſchneller Sei 39 
Der Zeiger ausgelaufen iſt. aha 


Kein’ Noth noch Tod erſchrecke Ban | 
Kei Boͤſes laß dir träumen! ni 

Da Lothes Weib fah hinter ſich, 

Mußt' fie die Stätte raͤum en. 
Drum gehe friſch und freudig fort 

Den engen Weg zur Himmelspfort . 
Dien harten Todeskampf tritt an. 
Du meine liebe Seele! 0 * 
Geh an die werthe Himmelsbahn, PR? Pu 
Laß deines Körpers Höle! 0 * 
Der wird gar bald zu ſeiner Zeit 
Dir nachzufolgen N bereit, 


ER PATE 


D. Johann Matthäus Mey fort. 
Geb. 1590 zu Wallwinkel im Gothaiſchen. Geſt. 1642 als Prof. 
der Theol., Paſtor an der Predigerkirche und Senior in Erfurt. 
Das erſte der beyden folgenden Lieder wird ihm in dem gleich an⸗ 
zufuͤhrenden Gothaiſchen Geſangbuche beſtimmt zugeſchrieben; das 


feinem Namen angetroffen. Es mag vielleicht aus feinem Zi 
liſchen Jeruſalem entlehnt ſeyn, das fihon vor 1634 im Druck 
erſchienen iſt. CLCantionale facrum d. i. geiſtl. Lieder, welche bey 
chriſtlichen Leichbeſtattungen ꝛe. Gotha 1657. 8. S. 13. Vers 
mehrtes Geſangbuͤchlein ıc. hergusg. von Heur. Ammersbach. 
Halberſt. 1673. 12. S. 1051.) 

| Eitel 


317 


Eitelkeit des Irdiſchen 


Sag', was hilft alle Welt Mit allem Gut und Geld? 
Alles verſchwind't geſchwind, Gleichwie der Rauch im Wind, 

Was hilft der hohe Thron, Das Scepter und die Kron'? 
Scepter und Regiment Hat alles bald ein End'. 

Was hilft, ſeyn huͤbſch und fein, Schoͤn wie die Engelein? 

Schoͤnheit vergeht im Grab', Die Roſen fallen ab. 

Was hilft ein goldgelb's Haar, Kryſtall die Augen klar, 
Lefzen Korallenroth? Alles vergeht im Top, 5 

Was iſt das giilden Stück Von Gold, Zierd' und Geſchmuck? 
Gold iſt nur rothe Erd'; Die Erd' iſt nicht viel werth. 

Was iſt das roth' Gewand, Das Purpur wird genannt? 
Von Schnecken aus dem Meer Kommt aller Purpur her. 

Was iſt der Seiden⸗Pracht? Wer hat den Pracht gemacht? 
Es haben Wuͤrm' gemacht Den emen Seiden⸗ Pracht. 
Was ſeyn denn ſolche Ding', Die wir nicht ſchaͤtzen g'ring? 
Erd', Wuͤrm', Koth, Schneckenblut Iſt, das uns zieren thut. 
Fahr hin, o Welt, fahr' hin! Bey dir iſt kein Gewinn. 
Das Ewig' acht'ſt du nit; Hie haſt dein’ Erndt' und Schnitt. 

Fahr' hin, leb', wie du willt; Haſt guug mit mir geſpielt. 
Die Ewigkeit iſt nah; Zu leben ich aufah'. 


Vorſchmack des Himmels. 


Ieruſalem, du hochgebaute Stadt, 
Wollt' Gott, ich waͤr' in dir! 
Mein ſehnlich Herz ſo groß Verlangen bat 
Und iſt nicht mehr bey mir; 
Weit uͤber Berg' und Thale, 
Weit uͤber blache Feld' 
Schwingt es ſich über alle, 
Und eilt aus dieſer Welt. 
O ſchoͤner Tag und noch viel ſchoͤnſte Stund', 
Wann wirſt du kommen ſchier, R 
— Da 


„318 


Da ich mit Luft und freyem Muth \ 
Die Seele geb’ von mir er 
Sin Gottes treue Hände 
Zum auserwählten Brand’, 
Daß fie mit Heil anlaͤnde 
In jenem Vaterland'? 

Im Augenblick wird ſie erheben ſch 
Bis an das Firmament, 
Wenn ſie verlaͤßt ſo ſauft, ſo wunderlich 
Die Staͤtt' der Element’; 
Faͤhrt auf Eliaͤ Wagen, 
Mit engeliſcher Schaar, 
Die ſie in Haͤnden tragen, 
Umgeben ganz und gar. 

O Ehrenburg, ſey nun gegruͤßet mir! 
Thu auf der Gnaden Pfort'! 
Wie große Zeit hat mich verlangt nach ar, 
Eh' ich bin kommen fort 
Aus jenem boͤſen Leben, 
Aus jener Nichtigkeit, 
Und mir Gott hat gegeben 
Das Erb' der Ewigkeit! 

Was für ein Volk, was für ein’ edle Schaar 
Kommt dort gezogen ſchon! 
Was in der Welt von Auserwaͤhlten war, 
Seh' ich, die beſte Kron', * 
Die Jeſus mir, der Herre, 1 
Entgegen hat geſandt, 
Da ich noch war von ferre 
In meinem Thraͤnenland'. 

Propheten groß und Patriarchen hoch, 
Auch Chriſten insgemein, 
Die weiland dort trugen des Kreuzes Joch 


1 219 


Und der Tyrannen Pein, 
Schau' ich in Ehren ſchweben, 
In Freyheit uͤberall, 
Mit Klarheit hell umgeben, 
Mit ſonnenlichtem Strahl. 
Wenn dann zuletzt ich angelanget bin 
Ins ſchoͤne Paradies: 
Von hoͤchſter Freud' erfuͤllet wird der Sinn, 
Der Mund von Lob und Preis; 
Das Alleluja reine 
Man ſpielt in Heiligkeit, 
Das Hoſianna feine 
Ohn' End' in Ewigkeit: 
Mit Jubelklang, mit Jaſtrumenten ſchon 
Anf Choren ohne Zahl, 
Daß von dem Schall und von dem ſuͤßen Ton 
Sich regt der Freudenſaal, 
Mit hunderttauſend Zungen, 
Mit Stimmen noch viel mehr, 
Wie von Anfang geſungen 
Das himmeliſche Heer! 


Matthaͤus Apelles von Loͤwenſtern. 
Geb. 1594 zu Neuſtadt im ſchleſiſchen Fuͤrſtenthum Oppeln. Geſt. 
1648 als Staatsrat) des Herzogs von Muͤnſterberg und Oels, 
und zugleich als Rath des Kaiſers Ferdinand III., der ihn auch 
in den Adelſtand erhoben hatte. Er liebte die Poeſie und ſtand 
mit den beſſern Dichtern feiner Zeit, wie Tſcherning, in freund⸗ 
ſchaftlicher Verbindung. Seine geiſtlichen Lieder, die mit der 
Ueberſchrift: „Symbola oder Gedenkſprüche H. Carl Friedrich zu 
Muͤnſterberg ze, auch andrer erlauchter Perſonen, zuſammt noch 
etlichen geiſtlichen Oden“, vor dem alten Breslauiſchen Geſang— 
buche ſtehen und unter dem Titel: Fruͤhlings⸗Meyen von J. D. 
Major in Kiel 1678 aufs neue herausgegeben ſind, gehoͤren in 
An⸗ 


— 


320 


Anſehung der reinen und fließenden Schreibart zu den beſſeren 
des damaligen Zeitalters. Wollſtaͤndige Rirchen⸗ und Saus⸗ 
muſik ꝛc. Bresl. o. J. 3. hinter der Vorrede. No. 8. mit Degl. 
einer Str.) ds 
Gottvertrauen. 5 
(Der ı2ıfte Pfalm.) 
Wenn ich in Augſt und Noth mein’ Augen heb' empor 
Zu deinen Bergen, Herr, mit Seufzen und mit Flehen: 
So reichſt du mir dein Ohr, 
Daß ich nicht darf betruͤbt von deinem Antlitz gehen. 
Mein Schutz und Huͤlfe kommt, o treuer Gott, von dir, 
Der du das Firmament und Erdreich haft ‚gegründet, 
Kein Menſch kann helfen mir; 
Fuͤr deinem Gnadenthron allein man Rettung findet. . 
Du ſchaffeſt, daß mein Fuß mir nicht entgleiten kann; 
Du leiteſt ſelber mich auf allen meinen Wegen, Pr 
Und zeigeft mir die Yet 
Wenn mir die Welt, der Tod und Teufel Stricke legen. 
Du Hüter Iſrael, du ſchlaͤfſt noch ſchlummerſt nicht; 
Dein' Augen Tag und Nacht ob denen offen bleiben, 
Die ſich in deine Pflicht 
Zur Kreuzfahn' durch dein Blut, o Jef, laſſen ſchreiben. 
Herr, ſegne meinen Tritt, wo ich geh aus und - 
Auch was ich red' und thu', laß alles wohl gelingen 
Und dir befohlen ſeyn: 1 
So kann ich meinen Lauf hier ſeliglich vollbringen. 
\ Und wenn ich aus der Welt nach deinem Willen * | 
So hilf, daß ich in dir fein ſanft von hinnen ſcheide 1 
Und froͤlich auferſteh'; en 
Dann führe mich hinauf in deine Wonn' und Fedde * 


27 

David von Schweinitz 

auf Seyfers⸗ und Petersdorf. Geb. 1600 in Schleſien. Geſt. 1667 

als fürſtl. Liegnitziſcher Rath. Seine geiſtlichen Lieder, deren Au⸗ 
| fangs 


321 


fangsworte größtentheils von älteren Geſaͤngen, wie die des fol 
genden von einem Heermanniſchen, entlehnt ſind, verdienen als 
Denkmal ſeines chriſtlich frommen Sinnes geſchaͤtzt zu werden, ob⸗ 
gleich keine ſonderliche Kraft, und noch weniger Kunſt und Zier⸗ 
lichkeit in ihnen zu finden iſt. „Ob dir etwa vorſtoßen wuͤrde, 
ſchreibt er ſelbſt in der Vorrede, daß ich die Rhythmos, Caͤſur 
und Regeln nicht ſo genau, wie es unſer deutſche Pindarus, der 
Opitius, haben wollen, in Acht genommen haͤtte: ſo wiſſe, daß 
meine Intention nicht ſey, einige Profeſſion eines beruͤhmten 
Poeten zu machen, ſondern allein zu Gottes Ehren mich in dieſen 
Gedanken zu deleetiren ꝛe.“ [Penta - decas fdium cordialiimu, d. i. 


geiſtliche Zertzensharffe von fuͤnfmahl zehen Seiten x. Dantzigk, 
1649. 12. S. 277. mit Wegl. mehrerer Strophen.) 
Unverzagtheit im Ungluͤck. 

Groß iſt, o großer Gott, die Noth, ſo uns betroffen 
Doch iſt das groͤßer' Noth, daß wir nicht auf dich hoffen, 
Moch trauen koͤnnen recht, daß du fo nahe biſt, 
Wenn Menſchenhuͤlſe ſchlecht, die Noth am größten iſt. 
Du haſt von Anbeginn ja alles wohl verſehen, 
Wenn, wie, woher, wohin dieß und das ſoll geſchehen. 
Ohn' deinen Willen gar vom Dach kein Sperling fällt; 
Dein Wort ein jedes Haar auf ſeiner Stell' erhaͤlt. 
Kein Kraͤutlein auf der Heid’, auch keine Blum’ im Garten 
Darf auf ihr Fruͤhlingskleid, wenn deine Zeit kommt, warten. 
Du ſchmuͤckeſt fie recht ſchoͤn, giebſt ihnen Saft und Kraft, 
Die eher nicht vergehn, du haſt es denn geſchafft. 
Weil dieſes nun geſchicht ſo ſchlechten Creaturen: 
Wie ſollteſt du denn nicht der edelſten Naturen, 
Die deiner Art, dein Bild, das du nach dir gemacht 
Und mehr als alles gilt, des Menſchen, haben Acht? 

Drum ob ich, frommer Gott, je Kummer ſollte leiden, 
Darf ich in meiner Noth nicht forget, wie die Heyden, 
Weil du mein Maaß und Ziel der Nothdurft weißeſt wohl, 
Ob n oder viel mir nuͤtz' und gut ſeyn ſoll. 


2 Ach 


322 


Ach allein weiſer Gott, laß mich das wohl 't 
Laß mich in meiner Noth nicht aber Moaße kranken, 
Daß an der Creatur ich ja nicht hangen bleib’ ; een 
Zu dir, dem Schöpfer, nur recht zu mein Herze 1 * | 

Nicht, bitt' ich, daß du mir fo und ſo viel fit ge 
Nur bite, ich, daß ich dir ergebe mein ganz Leben, 
Daß ich dir trauen mag und auf dich werfen hin > 
Den Kummer, den ich trag' in meinem kranken Sinn; 2 

Daß ich in Allem wohl in deinen Rath mich ſchicke, 
Und trage, wie ich ſoll, mein Gluck und Ungeluͤcke:; 
Und daß die Traurigkeit nicht gar zu lange waͤhr', * 
Mein Leid in rer durch deinen Geiſt verkehrt 


o. 
Ber 


9 


D. Paul Bremwing 1 
Geb. 1609 zu Harteuſtcin im Voigtlande. Geſt. 1640 in Hamburg, 
wo er eben im Begriff war, ſich als alice Arzt ni 
laſſen. Er war kaiſerlich gefrönter Dichter; und nachſt £ itz, 
den er in mancher Hinſicht noch uͤbertraf, gebuhrte ohuſtreitig 
keinem feiner Zeitgenoſſen dieſe Auszeichnung fo ſehr als ihm, ob⸗ 
wohl, wie Morhoͤff in ſ. Buch von der teutſchen Sprache S. 42 
verwundernd bemerkt, bey ſeinem Leben und noch e eis 
nem Tode fein Verdienſt bey weitem nicht nach Würden geſe 
und nur „wenig Werks von ihm gemacht wurde.“ State d 1 
der herrliche Dichter der Welt ſchen fo früh entriffen a ard. 
Seine deutſchen Poeſien kamen erſt nach ſeinem Tode geſammlet 
heraus, zuerſt 1641 zu Hamburg in einem Prodromus, den f 
Freund und Reiſegefaͤhrte, der wackere Adam Wen 
Druck beförderte, dann vollſtaͤndiger 1642 zu Lubeck durch Be 
gung ſeines Schwiegervaters, des Kaufmanns Seinrich Wiel 
fen in Reval. Der religioͤſen Gedichte find, zumal wenn n 
die ueberſetzungen der 7 Bußpſalmen, die ſich ohnedieß nicht ar 
zeichnen, abrechnet, nur ſehr wenige, und noch e Ne 
Anzahl der geiſtlichen Lieder. Das erſte der hier 7 
mit Auslaſſung einiger Strophen, ſchon fruͤh unter die Ki 2 
ſaͤnge aufgenommen wurde, und gewiß immer feinen plag u. r 


323 


ihnen behaupten wird, iſt, wie aus dem sten Verſe erhellet, auf 
Veranlaſſung der Neife geſchrieben, welche der Verf. im J. 1633 
als Gefaͤhrte der Holſtein-Gottorfiſchen Geſandſchaft nach Rußland 
und Perſien antrat, und von welcher er im J. 1639 zuruͤckkehrte. 
Das letzte macht einen Theil eines Trauergedichtes aus, das auf 
den Tod der Frau Eliſ. Paulſen in Reval geſchrieben iſt, und 

mit den Worten anfängt: Soll ich tröften oder klagen? [D. p. 

F. Teutſche Poemata, Luͤbeck (1642) 8. S. 287. 283. 299. (mit 
Wegl. der zten Str.) 336.) 


Ergebung an Gott bey einer Reiſe. 


In allen meinen Thaten 
Laß ich den Hoͤchſten rathen, 
Der alles kann und hat. 
Er muß zu allen Dingen, 
Soll's anders wohl gelingen, 
Selbſt geben Rath und That. 

f Nichts iſt es ſpat und fruͤhe 
Um alle meine Muͤhe; 
Mein Sorgen iſt umſonſt. 
Er mags mit meinen Sachen 
Nach ſeinem Willen machen; 
Ich ſtell's in ſeine Gunſt. a 

Es kann mir nichts geſchehen, 
Als was er hat verſehen 
Und was mir ſelig iſt. K 
Ich nehm' es, wie ers giebet; 
Was ihm von mir geliebet, 
Das hab' auch ich erkieſt. 6 

Ich traue ſeiner Gnaden, 
Die mich fuͤr allem Schaden, 
Fuͤr allem Uebel ſchuͤtzt. 
Leb' ich nach ſeinen Saͤtzen: 
So wird mich nichts verletzen, 
Nichts fehlen, was mir nuͤtzt. E 
1 * 2 a Er 


324 


Er wolle meiner Suͤndnñ]M 
In Gnaden mich entbinden 
Durchſireichen meine Schuld: maar vi 
Er wird auf mein Der ae a 
Nicht ſtracks das Urtheil ſprechen, nun i “ 
Und haben noch Geduld. un 05 N 
Ich zieh in ferne Laude, W. „ de eee 
Zu nuͤtzen einem Stande, 5: Lu a ni ImiE 
An deu er mich beſtellt; 2 Tr 
Sein Segen wird mir mich) laſſen, 41 
Was gut und recht iſt, faſſen nn, 
Zu dienen ſeiner Wet. Er 

Bin ich in wilder Wuͤſen 
So bin ich doch bey Chriſte n, 


Und Chriſtus iſt bey mii 
Der Helfer in Gefahren 
Der kann mich doch bewahren. 
Wie dorte, fo auch hier. 1 

Er wird zu dieſen Reiſen 
Gewuͤnſchten Fortgang weiſeen 
Wohl helfen hin und her u 
Geſundheit, Heil und Leben, 1 a 
Zeit, Wind und Wetter geben, ur 
Und alles nach Bege rt. 

Sein Engel, der Getreue, ee 


Macht meine Feinde ſcheue, 

Tritt zwiſchen mich und ſie. 

Durch ſeinen Zug, den frommen, 

Sind wir fo weit mn kommen, 


Und wiſſen faſt nicht wie. } 5 2 
Leg’ ich mich ſpaͤte nieder 
Erwach' ich fruͤhe wieder, 4 u He 
Lieg' oder zieh' ich fort, RR NT 
In Schwachheit und in Banden. 


Br. 

Und was mir ſtoßt zu Handen, 
So troͤſtet mich ſein Wort. 

Hat er es denn beſchloſſen: 
So will ich unverdroßen 
An mein Verhaͤngniß gehn. 
Kein Unfall unter allen 
Wird mir zu harte fallen; 
Ich will ihn uͤberſtehn. 


Ihm hab' ich mich ergeben, 


Zu ſterben und zu leben, 
Sobald er mir gebeut. 
Es ſey heut oder morgen: 
Dafuͤr laß ich ihn ſorgen; 
Er weiß die rechte Zeit. 
Gefaͤllt es ſeiner Guͤte, 
Und ſagt mir mein Gemuͤthe 
Nicht was vergeblichs zu: 


So werd' ich Gott noch preiſen 


Mit manchen ſchoͤnen Weiſen 
Daheim in meiner Ruh. 

Indeß wird er den Meinen 
Mit Segen auch erſcheinen, 
Ihr Schutz, wie meiner, ſeyn; 
Wird beyderſeits gewaͤhren, 


Was unſer Wunſch und. Sihren 


Ihn bitten uͤberein. 


So ſey nun, Seele, deine, 5 


Und traue dem alleine, 
Der dich geſchaffen hat! 
Es gehe, wie es gehe: 
Dein Vater in der Hoͤhe 
Weiß allen Sachen Rath. 


326 N 1 


Zufriedenheit mit Gott. 

Laß dich nur nichts nicht dauren Mit Trauren! 8 2 
Sey ſtille! 75 

Wie Gott es fügt, So ſey vergnuͤgt, > 

Mein Wille? 

Was willſt du heute ſorgen Auf morgen? 

Der Eine Sur 

Steht alem fuͤr; Der giebt auch dir ML 

Das Deine. 

Sey nur in allem Handel Ohn' Water As. 

Steh' veſte! ca 

Was Gott beſchleußt, Das ift und heißt 

Das Beſte. 


Preis der Fenn 


Tugend. iſt mein Leben; 
Der hab' ich mich ergeben, 
7 Dien ganzen Mich. „ 
/. Tugend will ich ehren; 0 
Tugend wird mich lehren, u 
Was fie ſelbſt kann mehren: 2. 
Sie waͤchſt durch ſicñ́hk. 
Nicht des Weges Laͤnge, mung 
Noch des Pfades Enge e 
Schreckt mich davon. 
Laß die Dornen ftehen, n enn 
Fuß und Kleider breceen 
Sie wird alles raͤchen N 
Durch ihren Lohn. n 
Alles ander, Alles 
Hat die Art des Balles, 2 
Der ſteigt und faͤllt. e ee 
Schaͤtze haben Fluͤgel; | 


327 
Ehre läßt den Zügel; 
- Luft kommt aus dem Bügel: 
Die Tugend hält. 
Hab' ich Gott und Tugend: 
So hat meine Jugend, 
Was ſie macht werth. 
Dieſe ſchoͤnen Veyde 
Wehren allem Leide, 
Lieben alle Freude, 8 
So man begehrt. 


Troſt beym Tode eines Geliebten. 


Sterben und geboren werden 
Sf das alte Thun der Welt. 

Dieſes iſt der Brauch der Erden, 
Daß ſie Ewigs nichts nicht haͤlt; 
Was die Zeit vor hat geboren, 
Wird mit ihr durch ſie verloren. 

Laßt dem Himmel ſeinen Willen; 
Gebt ihm guͤtlich, was er gab. 
Dieß muß doch die Erde fuͤllen, 
Was nicht gerne will ins Grab. 
Das iſts, das wir einig wiſſen, 
Daß wir einmal ſterben muͤſſen. 

Wie viel ſind ihr'r hingefahren, 
Wo auch dieſe zogen hin, 
In den ſechst' halb tauſend Jahren! 
Alle waren, was ich bin. 


Alle wurden ſo zu Erden, 


* Wie wir alle werden werden. ’ 
Zwar es iſt ein großer Schmerze: 


Dioch gedenkt des Schoͤpfers auch! 
Er, das liebe Vaterherze, 


” Haͤlt ſtets dieſen feinen Brauch, 


Daß 


328 
— — 2 


Daß er die auch herzlich liebet, 9 


Die er herzlich hat betruͤbet. 15 
Feind der Welt, du kannſt den ea 

Ganz mit keiner Sichel zu. ed) c . 

Für die Leiber find die Hölen 1 % 

Aber, ſchoͤner Himmel, du 1 

Biſt, als wie du heißeſt Meiſter, 5 2 

Herr und Wirth auch unſrer Geiſter. 
Weil die frommen Leichen raſten 


Und in ihren Kammern ruhn, 
Abgethan von allen Laſten, | 
Die uns ſtets den Tod anthun: 5 1 
Unterdeß ſind ihre Seelen, N 
Wo man weiß von keinem Qualen. 
Die erfreuten Seraphinen Er 
Streichen ihre Zaͤhren ab, 1 
Und ein Theil der Cherubinen 2 
Gehn als Wächter um das Grab, 


Daß das fchlummernde Gebeine 
Ganz behalte, was iſt ſeine. vi ug 1 
Was uns zeitlich wird genommen. 2 
Soll einſt ewig unſer ſeyn, 5 ein wen 
Wenn der große Tag wird kommen, 
Der ſchon itzund bricht herein. 100 | m 

Dann fo wollen wir ſtets kuͤſen n.. 
Des wir itzt ſeat mangeln müͤſſen. 1 9 7 ö ‚we 
ER 


Johann Rift 4 
Geb. 1607 zu Ottenſen, einem hart an die Stadt Alton graͤu⸗ 
zenden Dorfe. Geſt. 1667 als Prediger in dem an der Elbe lie⸗ 
genden Holſteiniſchen Flecken Wedel, Herfogl. Mecklenbur gischer 
Kirchenrath, Kaiſerl. Pfaligraf und gekrönter Dichter, 9 
des von ihm ſelbſt um 1660 geſtifteten Elbſchwanenordeus, und 
Mitglied der Fruchtbringenden Geſellſchaft unter dem m. Z 


7 


329 


Nuͤſtigen. Die erſten geiſtlichen Lieder von ihm kamen zu Ham 
burg 1637 in einem Auhange zu feinem poetifchen Lustgarten 
heraus, und 1641 erſchien zu Lüneburg das erſte Zehend feiner 
ſogenannten himmliſchen Leder, dem ein Jahr ſpaͤter die uͤbrigen 
vier, und bis zum J. 1664 noch eilf andre Sammlungen folgten, 
die in allen 658 geiſtliche Geſaͤnge enthalten: eine Anzahl, die 
von den früher Liederdichtern Keiner erreicht, und von den fra 
teren, ſo viel ich weiß, nur der einzige Joh. Fr. Starck uͤber⸗ 
troffen hat. Seine Poeſien fanden zu ihrer Zeit den ausgebrei— 
tetſten Beyfall; und ſelbſt von angeſehenen Kunſtrichtern wurden 
ſie gelobt. Ganz anders aber ward nach dem Tode des Verf. 
über ſie geurtheilt. Schon Morhof tadelte ſie wegen der vielen 
Tautologien und gemeinen Redensarten; noch weiter ging Erdm. 
Neumeiſter in der diff. de poetis Germanicis p. 86 und in der 
von Menantes (d. i. Zunold) zu Hamb. 1707 herausgegebenen 
Art, zur reinen Poeſie zu gelangen, wo es S. 476 heißt: „Man 
macht einen großen Staat von J. Riſten; allein mein Judicium, 


— 


ohne jemandem zum Praejudiz, von ihm zu geben, fo finde ich | 


in dem gehenden Geſange kaum ein Bißgen Saft und Kraft, 


welches ein andaͤchtiges Herze recht vergnügen koͤnne. Wie konnte 
es aber auch anders kommen, indem er den Buchfuͤhrern alle 
Lieder, und derer ganze Laſten voll, ums Geld ausfertigte? Gleich⸗ 
wohl waren fie in großer Aeſtime; das machte, er hatte einen 
Mantel um, welcher Opinio heißet.“ Meiner Meinung nach muß 
zwiſchen feinen erſten (himmliſchen) Liedern und den ſpwaͤter ers 
fchienenen ein großer unter ſchied gemacht werden. Jene ſind, 
wenn auch kein einziges von ihnen eigentlich gelungen genannt, 
und den beſten von Heermann, Dach, Gerhard ze. an die Seite 
geſetzt werden kann, doch zu den vorzuͤglicheren ihrer Zeit zu 
rechnen. Sie verrathen ftellenweiſe den Mann von Dichteranlage, 
und ſind in einem, zwar oft ſchwülſtigen und taͤndelnden, aber 
doch bluͤhenden und lebhaften Stile geſchrieben, wie er damals in 
Kirchengeſaͤngen nicht leicht angetroffen wurde. Die ſpaͤter ver⸗ 
fertigten Lieder aber haben alle Maͤngel der fruͤheren, ohne eine 
einzige ihrer Tugenden zu beſitzen; fie find im hoͤchſten Grade 
trocken und froſtig, arm an Gedanken und mit Worten überladen, 
und nur in einer ſteifen, breiten, geſchmackloſen Manier eigen 
tbümuch, die an den vormals üblichen Canzleyſtil erinnert, und 

die 


— 


330 


die leider! doch unter den folgenden Lied erdichtern manchen Nach, 
ahmer fand. Kein Wunder daher, daß die neuern Geſangbucher, 
und ſelbſt diejenigen, in welchen vergleichungsweiſe viele von den 
alten Liedern beybehalten find, aus der großen Menge der Riſtt⸗ 
ſchen nur das eine und das andre, und (den Geſang: Ach höchiter 
Gott, verleihe mir etwa ausgenommen) noch dazu bis zur un 
kenntlichkeit verändert, aufzuweifen haben. — Das zweyte der hier 
abgedruckten Lieder iſt der erſten Strophe nach nicht von . „ 
wie er ſelbſt in ſeinen himmliſchen Liedern S. 16 bemerkt. Den 
man es ſich ohne die herrliche Melodie: fo kann es nicht font 
lich gefallen. Aber es war, wie die meiſten hier mitgetbeilte 
über ein Jahrhundert lang Kirchenlied; und darum baupefächli 
habe ich fie abdrucken laſſen, doch mit Weglaſſungen, die b 
den R ſchen Liedern wirklich nothwendig ſind. Bey No. 1 
3 Strophen, bey No. 3 fehlt eine, bey No. 4 fehlen 3, bey No. g 
fehlen 7, bey No. 6 fehlen 3, bey No. 7 f. 6, bey No. 8 f. 2 
LJ. R. himmliſcher Lieder Das erſte Zehn. Luͤneb. 1644. 8. S. 1 
13. 15. 35. Das dritte zehn. ib. 1642. 8. S. 19. 48. Das vi 
Zehn. ib. 1644. 8. S. 51. Vergl. mit der neueren Ausgabe, L 
neburg 1658. 8. Frommer . geh en . e 


1654. 8. S. 52. | ; 
| Weibnactsftzübe 
Ermuntre dich, mein ſchwacher een I 
Und trage groß Verlangen, 12 ri 2 8 
Ein kleines Kind, das Vater heißt, 0 © * 
Mit Freuden zu empfangen 4. * 
Dieß iſt die Nacht, darinn es kam ame A 
Und menſchlich Weſen an ſich nahm, DEN 
Dadurch die Welt mit Treuen ni gut dun 
Als ſeine Braut zu freyen. i Any eee me 
Willkommen, ſüͤßer Bräutigam, 1 ade 
Dir König aller Ehren 1 au 
Willkommen, Jeſu, Gottes Lamm! jr 1 u 
Ich will dein Lob vermehren; a a ut 


Ich will dir all mein Lebenlang vet 15 


331 


Von Herzen fagen Preis und Dat; en 
Daß du, da wir verloren 4 
Fuͤr uns biſt Menſch geboren. f 


O großer Gott, wie konnt' es ſeyn, 
Dein Himmelreich zu laſſen, ö 
Zu ſpringen in die Welt hinein, 
Da nichts denn Neid und Haſſen? 
Wie konnteſt du die große Macht, 
Dein Königreich, den Freudenpracht, 
Ja ſolch ein herrlichs Leben 1890 
Fuͤr deine Feind' hingeben? | 
Du Fürft und Herrſcher dieſer Wel, 
Du Friedens ⸗Wiederbringer, g 
Du kluger Rath und tapfrer Held, 
Du ſtarker Hoͤllenzwinger, 
Wie war es möglich, daß du e 
Erniedrigteſt fo jämmerlich, 
Als waͤreſt du im Orden 
Der Bettler Menſch geworden? 4 
O Freudenzeit, o Wundernacht, er 
Dergleichen nie gefunden! vg | 
Du Haft den Heiland hergebracht, 1 
Der alles uͤberwunden; N 
Du haſt gebracht den ſtarken Mann, ee 
Der Feu'r und Wolken zwingen kann, Si Fe 
Fuͤr dem die Himmel zittern 
Und alle Berg erſchuͤttern. 159812 
Brich au, du ſchoͤnes ergelit, 92 
Und laß den Himmel tagen 
Du Hirtenvolk, erſtaune nit, 9 Be n 
Weil dir die Engel ſage n,, 
Daß dieſes ſchwache Kuäbelen 11 4 
Soll unſer Troſt und Freude ſehy rn 


— 


332 

Dazu den Satan zwingen 
Und alles wiederbringen. t en ee 

O liebes Kind, o ſuͤßer Knab, A e 
Holdſelig von Geb erden, 
Mein Bruder, den ich lieber eie . 
Als alle Schäß’ auf Erden, = 
Komm, Schoͤnſter, in mein 9 ben, er 
Komm eiligſt, laß die Krippe ſeyn! 
Komm, komm, ich will bey Zeiten 2 
Dein Lager dir bereiten. cu — 

Sag' an, mein Herzensbraͤutigam, 3 
Mein Hoffnung, Freud' und Leben, | 
Mein edler Zweig aus Jacobs Stamm, 0 
Was ſoll ich dir doch geben? 1 
Ach nimm von mir Leib, Seel und Geiſt, rn 
Nimm alles, was Menſch iſt und heißt!: 
Ich will mich ganz verſchreiben, i 3 
Dir ewig treu zu bleiben. 

Lob, Preis und Dank, Herr 3 it 
Sey dir von mir geſungen, 5 
Daß du mein Brüder worden biſt 


— — 
5 ur 


1 
_ 


„ 


Und haſt die Welt bezwungen! a u 
Hilf, daß ich deine Guͤtigketit. “ Ku 
Stets preiſ' in dieſer e 1 
und mög” hernach dort oben war Kr 
In Ewigkelk dich loben!“ IR N 


dad nd AB 
Trauer über- ven Tod Tel, au 
O Traurigkeit! O Herzeleld! 16 Jo e 
Iſt das nicht zu beklagen 2 We „ m a 
Gott’ des Vaters einigs Kind 


‚# 


Wird ins Grab getragen. 15 b . | 


O große Noth! Gott ſelbſt 1. tobt; * 


Am Krenz iſt er geſtorben, zu e 


\ 


333 


Hat dadurch das Himmelreich 
Uns aus Lieb' erworben. ind 
O Menſchenkind, Nur deine Suͤnd 
Hat dieſes angerichtet, 
Da du durch die Miſſethat 
Wareſt ganz vernichtet. 
Dein Braͤutigam, Das Gotteslamm, 
Liegt hie mit Blut befloſſen, 
Welches es ganz mildiglich 
Hat fuͤr dich vergoſſen. 
O ſuͤßer Mund, O Glaubensgrund, 
Wie biſt du doch zuſchlagen! 
Alles, was auf Erden lebt, 
Muß dich ja beklagen. 
O lieblichs Bild, Schoͤn zart und A 
Du Soͤhnlein der Jungfrauen, 
Niemand kann dein heißes Blut 
Sonder Raw anſchauen. | 
Hochfelig iſt Zu aller Friſt, 
Der dieſes recht bedenket, 
Wie der Herr der Herrlichkeit 
Wird ins Grab verſenket. 
O Jeſu, du Mein' Huͤlf' und dub, 
Ich bitte dich mit Thraͤnen: 
Hilf, daß ich mich bis ins Grab 
Nach dir moͤge ſehnen! 


Preis des Auferfiandenen, 
le uns den Herren preiſen, 
O ihr Chriſten uͤberall! 
Kommet, daß wir Dank erweiſen 
Unſerm Gott mit ſuͤßem Schall! 
Es iſt frey von Todesbanden N 
Simſon, der vom Himmel kam, 


Und 


334 72 
Und der Loͤw' aus Juda Stamm:; 
Chriſtus Jeſus iſt erſtanden! > ee WR 


Nun iſt hin der lange Streit; 

Freue dich, o Chriſtenheit! 
Wareſt du, o Held, geſtorben? 
Wareſt du ins Grab gelegt? 106 
Ey du bliebeſt un verdorben 9 
Da ſich nur der Fels erregt, 2 nal 30 2% 

Biſt du aus der Hoͤlen kommemm 

Haſt das Leben und die Macht 
Aus der ſchwarzen Gruſt gebracht 
Und des Todes Raub genommen, en 
Schenkſt uns nun die Seligkeit. 


Freue dich, o Chriſtenhei ů i 

Tod, wo find nun deine Waffen? 
Hoͤlle, wo iſt dein Triumph??? 

Satan konnte gar nichts fchaffen, 


Seine Pfeile wurden ſtumpf; 
Chriſtus iſt ſein Gift geweſen, 

Ja der Hoͤllen Seuch' und Peſt; 
Welt und Suͤnde liegen veſt, 

Und wir Menſchen ſind geneſen | 2 
Nur durch ſeinen tapfern Streit: 
Freue dich, o Chriſtenheit! 

Gott der heilet unſre Plagen, 
Wenn wir nirgend Huͤlfe ſehn, 
Laͤſſet uns nach dreyen Tagen 
Lebend wiedrum auferſtehn; 

Darum muß ich dankbar werden, 


— * 


Und mein' Ehr' iſt freudenvoll, 99 01. 
Weil der Herr nicht ſehen ſoll nmmaß 
Die Verweſung in der Erden e re 


Noch der Hoͤlen Einſamkeit; 
Freue dich, o Chriſtenheit! 


.- 


Ty ſo theil' itzt aus die Beute, 


| 335 


Er iſt aus der Augſt geriſſen 
Und mit Ehren angethan; 
Wer iſt, der fein Leben wiſſen 
Und die Laͤng' ausreden kann? 
Chriſtus iſt der Eckſtein worden; 
Gott, das iſt von dir geſchehn, 
Wie wir jetzt fuͤr Augen ſehn. 
Wir ſind aus der Suͤnder Orden 
Hingeriſſen durch den Streit; 
Freue dich, o Chriſtenheit! 

Haſt du ſchon vom Bach am Wege 
Angenommen einen Trank, 
Und erlitten tauſend Schlaͤge, 
Wareſt kraͤnker noch als krank: 
Ey ſo haſt du doch erhoben 
Dein verflärtes Angeſicht, 
Stirbeſt nun und nimmer nicht; 
Ja, wir werden ewig loben 
Dich, Herr Jeſu, nach dem Streit. 
Freue dich, o Chriſtenheit! 

Herr, dieß ſind die edlen Fruͤchte, 
Die dein' Auferſtehung giebt, 
Daß wir treten fuͤr Gerichte, f 
Ganz in deine Gunſt verliebt. * 
Herr, dieß ſind die ſchoͤnen Gaben, 
Gnad' und Leben, Freud' und Sieg, 
Troſt und Friede nach dem Krieg; 
O! die ſollen kraͤftig laben 
Leib und Seel in allem Leid. 


Freue dich, o Chriſtenheit! 


Weil nach dieſem Fried' ich duͤrſte, 
Wie nach Waſſer, Tag und Nacht, 


Den du, großer Kriegesfuͤrſte, 


Durch den Kampf haſt wiederbracht: 
Wie 


336 


Wie der ſtarke Simſon that,’ or am I ©" 
Als er überwunden hatt ' z sn Du 
Laß dich ruͤhmen alle Leute,, f 
Daß geendigt ſey der Streit. 1 6 
Freue dich, o Chriſtenheit! n ur: 
Gieb, Herr Jeſu, deine Gute, | 
Daß wir ſtets mit Reuen ſehn, 
Wie fo groß ſey unſer Schade, 
Daß wir dir gleich aufferſtehn; 
Brich herfuͤr in unſern Herzen, 0 
Ueberwinde Suͤnde, Tod, J = 
Teufel, Welt und Hoͤlleunot hh, 
Dampf’ in uns Angſt, Pein — Soma 
Sammt der Seelen Traurigkeit! N 
Freue dich, o Chriſtenheit! 
Meinen Leib wird man vergraben, 
Aber gleichwohl ewig nicht; 
Bald werd' ich das Leben haben, 
Wenn das letzte Weltgericht 
Alle Graͤber wird entdecken, 
Und der Engel Feldgeſchrey 
Zeiget, was vorhanden ſey. 
Dann wird mich mein Gott aufwecken re 
Und⸗ beſchließen all' mein Leid; 
Freue dich, o Chriſtenheit! 
Dann ſo werden meine Glieder, 
Die itzt Staub und Aſche ſeyn, 
Unverweslich leben wieder, 
Und erlangen ſolchen Schein, 
Deſſengleichen auf der Erden 
Nimmermehr zu finden iſt; Pi 
Ja, mein Leib, Herr Jeſu Chriſt, 
Soll dem deinen aͤhnlich werden, 
Voller Pracht und Herrlichkeit. 
Freue dich, 9 Chriſtenheit! 


0 
0 
Zuflucht zu Chriſto. 
Jeſu, der du meine Seele 
Haſt durch deinen bittern Tod 
Aus des Teufels finſtern Hoͤle 
Und der ſchweren Suͤndennoth 
Kraͤftiglich herausgeriſſen, 
Und mich ſolches laſſen wiſſen 
Durch dein angenehmes Wort, 
Sey doch itzt, o Gott, mein Hort! 
Ach, ich bin ein Kind der Suͤnden; 
Ach, ich irre weit und breit. 
Es iſt nichts bey mir zu finden 
Als nur Ungerechtigkeit; 
All mein Tichten, all mein Trachten 
Heißet, unſern Gott verachten; 
Boͤslich leb' ich ganz und gar 
Und ſehr gottlos immerdar. 
Aber, Herr, ich kann nicht wiſſen, 
Wie viel meiner Fehler ſeyn; 
Mein Gemuͤth iſt gauz zuriſſen 
Durch der Suͤnden Schmerz und Pein, 
Und mein Herz iſt matt von Sorgen. 
Ach vergieb mir das Verborgen', 
Rechne nicht die Miſſethat, 
Die dich, Herr, erzuͤrnet hat! 
Jeſu, du haſt weggenommen 
Meine Schulden durch dein Blut; 
Laß es, o Erloͤſer, kommen 
Meiner Seligkeit zu gut! 
Und dieweil du, ſo zuſchlagen, 
Haſt die Suͤnd' am Kreuz getragen, 
Ey ſo ſprich mich endlich frey, 
Daß ich ganz dein eigen ſey! 
N Wenn 


338 


Wenn ich für Gericht ſoll treten, 
Da man nicht entfliehen kannn, > 
Ach fo wolleſt du mich retten i 
Und dich meiner nehmen an. 
Du allein, Herr, kannſt es ſtoͤren, 
Daß ich nicht den Fluch darf hoͤren: 
Ihr, zu meiner linken Hand, 
Seyd von mir noch nie erkannt. 

Du ergruͤndeſt meine Schmerzen, 
Du erkenneſt meine Pein; 
Es iſt nichts in meinem Herzen, 18 
Als dein herber Tod allein. 7 
Dieß mein Herz, mit Leid vermengee, 
Das dein theures Blut beſprenget, 
So am Krenz vergoſſen iſt, 
Geb' ich dir, Herr Jeſu Chriſt. 

Herr, ich glaube; hilf mir Schwachen, 
Laß uns ja verderben nicht! 8 
Du, du kannſt mich ſtaͤrker machen, 
Wenn mich Sind’ und Tod anficht; 
Deiner Guͤte will ich trauen, 
Bis 18 frölich werde ſchauen 
Dich, Herr Jeſu, nach dem Streit 
In der ſüßen Ewigkeit. 


Klage und Troſt in fi 


Jammer hat mich ganz umgeben, 

Elend hat mich angethan; 

Trauren heißt mein kurzes Leben, — 
Truͤbſal fuͤhrt mich auf den Plan. 

Gott der hat mich gar verlaffen; 

Keinen Troſt weiß ich zu faſſen 

Hie auf dieſer Ungluͤctsbahn. 


339 


Grauſamlich bin ich getrieben 
Von des Herren Angeſicht, 
Als ich, ihn allein zu lieben, 
Nicht gedacht” an meine Pflicht; 
Drum muß ich ſo klaͤglich ſtehen. 
Doch es iſt mir recht geſchehen; 
Mein Gott rief, ich hoͤrt' ihn nicht. 
Ach, mein Schifflein will verſinken 
Recht auf dieſem Suͤndenmeer; 
Gottes Grimm laͤßt mich ertrinken, 
Denn ſein' Hand iſt viel zu ſchwer. 
Ja mein Schiff lein laͤßt ſich jagen 
Durch Verzweiflungsangſt und Plagen 
Ganz entankert hin und her. 
Hoͤllenangſt hat mich getroffen, 
Mein Gewiſſen quaͤlet mich; 
Kein' Erloͤſung iſt zu hoffen, 
Ich empfinde Todesſtich 
Und ein unaufhoͤrlichs Sterben. 
Herr, ich eile zum Verderben, 
Ich vergehe jaͤmmerlich. 
Will mir denn kein Troſt erſcheinen? 
Spuͤr' ich gar kein Gnadenlicht? 
Nein! vergeblich iſt mein Weinen, 
Mein Gebet das hilft mir nicht. 
Ueber mich verlaßnen Armen 
Will kein Helfer ſich erbarmen; 
Ich bin todt, mein Herz zerbricht! 
** fr 
Liebſte Seel, hör’ auf, zu ſchreyen! 
Deines Klagens iſt zu viel. 
Nach dem Trauren kommt das Freuen, 
Herzens aumſt hat auch ihr Ziel. 
2 "9a 


Wech⸗ 


340 | 


Wechſel iſt in allen Sachen; 
Nach dem Heulen kann man lachen, 
Gott der treibt mit dir ſein Spiel. 

Ob dich dein Gewiſſen naget, 

Ob dein Geiſt bekuͤmmert iſ , 
Ob der Hoͤllen Furcht dich plaget, 

Ob dich ſchreckt des Teufels Liſt: 
Traure nicht! Gott wird es wenden 
Und dir große Lindrung ſenden, 

Wenn du nur geduldig biſt. 

Moſes hat dieß auch erfahren 
Und fein Bruder Aaronnn2n22ns 
Noah und die mit ihm waren, 6 
Sahen nicht die Gnadenſoun ;: 
David, Joſeph und Elias, enen 
Petrus, Paulus und Tobias | 
Trugen auch ihr Theil davon. 

Brauſen jetzt die Waſſerwogen, * 
Morgen ſtillet ſie das Meer. 
Iſt dir heut einſt Freud’ entzogen,. 
Morgen kommt ſie wieder her. h 
Iſt dir aller Troſt entgauge:nn 
Sey zufrieden! dein Verlangen 
Wird erfuͤllet nach Begehrt. 

Was betruͤbſt du dich mit Schmerzen? 
Stille doch, und harr' auf Gott! | 
Danken will ich ihm von Herzen, f 
Daß ich werde nicht zu Spott. un ee 
Ob er mich gleich wuͤrde toͤdten, | 
Hilft er mir dennoch aus Noͤtheu, 
Er, der ſtarke Zebaoth. 

Herr, errette mich mit Freuden 
Aus der Hoͤllen Grauſamkeit; 
Hilf mir, daß ich auch im Leiden 


341 


— — 


Dir zu dienen ſey bereit! 


Giebſt du nur des Geiſtes Gaben, 


Daß ſie mir die Seele laben, 
Tret' ich froͤlich an den Streit. 


And acht am Abend. 


Werde munter, mein Gemuͤthe, 
Und ihr Sinne, geht herfuͤr, 
Daß ihr preiſet Gottes Guͤte, 
Die er hat gethan an mir, 

Da er mich den ganzen Tag 
Fuͤr ſo mancher ſchweren Plag' 
Hat erhalten und beſchuͤtzet, 

Daß mich Satan nicht beſchmitzet. 


Lob und Dank ſey dir geſunget, 
Vater der Barmherzigkeit. 


Daß mir iſt mein Werk gelungen, 
Daß du mich fuͤr allem Leid 
Und fuͤr Suͤnden mancher Art 
So getreulich haſt bewahrt, | 
Auch den Feind hinweggetrieben, 
Daß ich unbefchädigt blieben! 
Keine Klugheit kaun ausrechen' 
Deine Guͤt' und Wunderthat; 
Ja, kein Redner kann ausſprechen, 
Was dein Hand erwieſen hat. 
Deiner Wohlthat iſt zu viel; 


Sie hat weder Maaß noch Ziel. 7 


Herr, du haſt mich fo gefuͤhret, 


Daß kein Unfall mich beruͤhret. 
Dieſer Tag iſt nun vergangen, 


Die betrübte Nacht bricht an; 
Es iſt hin der Sonnen Prangen, 
So uns all' erfreuen kaum. 


* 


N Stehe 


342 


Stehe mir, o Vater, bey, ai ; CR 
Daß dein Glanz ſtets vor mir ſey, 
Und mein kaltes Herz erhitze, 
Wenn ich gleich im Fünſtern ſitze! 
Bin ich gleich von dir gewichen, 
Stell' ich mich doch wieder ein; 
Hat uns doch dein Sohn verglichen 
Durch ſein' Angſt und Todespein. * 
Ich verlaͤugne nicht die Schuld; 
Aber deine Gnad' und Huld BD * 
Iſt viel groͤßer als die Suͤnde, 
Die ich ſtets in mir befinde. Ä 
O du Licht der frommen Seelen, 
O du Glanz der Ewigkeit, 
Dir will ich mich ganz befehlen 
Dieſe Nacht und allezeit. 
Bleibe doch, mein Gott, bey mir, 
Weil es nunmehr dunkel ſchier! 
Da ich mich ſo ſehr betruͤbe, 
Troͤſte mich mit deiner Liebe! 
Laß mich dieſe Nacht empfinden 
Eine ſanft' und ſuͤße Ruh! 
Alles Uebel laß verſchwinden, 
Decke mich mit Segen zu! 
Leib und Seele, Muth und Blut, 
Weib und Kinder, Haab' und Gut, 
Freunde, Feind' und Hausgenoſſen 
Seyn in deinen Schutz geſchloſſen. 
Ach bewahre mich fuͤr Schrecken, 
Schuͤtze mich für Ueberfall, 
Laß mich Krankheit nicht aufwecken, 
Treibe weg des Krieges Schall, 
Wende Feur- und Waſſers-Noth, 


Peſtilenz und ſchnellen Tod! Laß 


343 


Laß mich nicht in Suͤnden ſterben, 

Noch an Leib und Seel' verderben! 

O du großer Gott, erhoͤre, 

Was dein Kind gebeten hat! 

Jeſu, den ich ſtets verehre, 

Bleibe ja mein Schutz und Rath! ! 
Und mein Hort, du werther Geiſt, 

Der du Freund und Troͤſter heiß'ſt, 
Hoͤre doch mein ſehnlichs Flehen! 

Amen, ja, das ſoll geſchehen. 


Schrecken der Ewigkeit. 


O Ewigkeit, du Donnerwort! 
O Schwerdt, das durch die Seele Ambri hu 
O Anfang ſonder Ende! 
O Ewigkeit, Zeit ohne Zeit, 
Ich weiß fuͤr großer Traurigkeit 
Nicht, wo ich mich hinwende; 
Mein ganz erſchrocknes Herz erbebt, 
Daß mir die Zung' am Gaumen klebt. 
O Ewigkeit, du machſt mir bang. 
O Ewig, Ewig iſt zu lang’, ) 
Hie gilt fuͤrwahr kein Scherzen. 
Drum, wenn ich dieſe lange Nacht 
Zuſamt der großen Pein betracht', 
Erſchreck' ich recht von Herzen; 
Nichts iſt zu finden weit und breit 
So ſchrecklich als die Ewigkeit. 
Was acht' ich Waſſer, Feu'r und Shwerre? 
Dieß alles iſt kaum nennenswerth, 
Es kann nicht lange dauren. f 
Was wär’ es, wenn gleich ein Tyraum, 
Der funfzig Jahr' kaum leben kann, 
Mich endlich ließ vermauren ?! 


3 


— 


344 


Gefaͤngniß, Marter, Angſt und Pein, 

Die koͤnnen ja nicht ewig ſeyn. It uojß 
Wenn der Verdammten große Quaal 

So manches Jahr, als an der Zahl 

Hie Menſcheu ſich ernaͤh ren 

Als manchen Stern der Himmel 5 

Als manches Laub die Erde traͤgt, 

Noch endlich ſollte waͤhren 

So waͤre doch der Pein zuletzt et 

Ihr recht beſtimmtes Ziel geſetzktte. 
Nun aber, wenn du die Gefahr 

Viel hundert tauſend, tauſend Jahr! 


Haſt klaͤglich ausgeſtanden, ud 
Und von den Teufeln ſolcher dit DD 
Ganz grauſamlich gemartert biſt, L 
Iſt doch kein Schluß vorhanden 
Die Zeit, die niemand zählen kannn, 
Die faͤnget ſtets von neuem an. n G 

Ach Gott, wie biſt du fo gerecht!!! 


Wie ſtrafſt du einen boͤſen Knecht 
So hart im Pfuhl der Schmerzen! 


Auf kurze Suͤnden dieſer Welt D Q 
Haſt du fo lange Pein beſtellt! ip . 
Ach, nimm dieß wohl zu Herzen, . 


Betracht es oft, o Menſchenkin dd 
Kurz iſt die Zeit, der Tod geſchwin? 1 
Ach, fliehe doch des Teufels Strick! 
Die Wolluſt kann ein' n. Augenblick 1 a 02 
Und laͤnger nicht ergoͤtzen. | 
Dafuͤr willt du dein’ arme Seel! d 
Hernachmahls in des Teufels Hoͤllll, 
O Menſch, zu Pfande ſet zen 
Ja ſchoͤner Tauſch! Ja wol gewagt, 
Das bey den Teufeln wird beklagt! 


, * 


345 


So lang ein Gott im Himmel lebt 
Und uͤber alle Wolken ſchwebt, 
Wird ſolche Marter waͤhren. 


Es wird fie plagen Kaͤlt' und Hitz', 


Angſt, Hunger, Schrecken, Feu'r und Blitz, 

Und fie doch nie verzehren?n 

Dann wird ſich enden dieſe Pein, 

Wenn Gott nicht mehr wird ewig ſeyn. 
Wach' auf, o Menſch, vom Be r 

Ermuntre dich, verlornes Schaaf, 

Und beſſre bald dein Leben! 

Mach’ auf! es iſt doch hohe Zeit; 

Es kommt heran die Ewigkeit, 

Dir deinen Lohn zu geben. ni 

Vielleicht iſt heut der letzte Tag; 

Wer weiß noch, wie man ſterben mag? 
O Ewigkeit, du Donnerwort! | 

O Schwerdt, das durch die Seele when 

O Anfang ſonder Ende! g 

O Ewigkeit, Zeit ohne Zeit! 

Ich weiß fuͤr großer Traurigkeit 

Nicht, wo ich mich hinwende. 

Nimm du mich, wenn es dir gefaͤllt, 

Herr Jeſu, in dein Freudenzelt; 


2 


‘ m. 


2 


Dank nach der Abensmaplsfenen, 2 


O Jeſu, meine Wonne, 

Du meiner Seelen Soune, 

Du Freundlichſter auf Erden, 

Laß mich dir dankbar werden! | 
Wie kann ich gnugſam ſchaͤtzen Ber 

Dieß himmelſuͤß' Ergoͤtzen 

Und dieſe theure Gaben, 

Welch’ uns geſtaͤrket haben? 


1 7 
1 


Wie | 


346 


Wie ſoll ich dir's verdanken, 

O Herr, daß du mich Kranken At: 
Geſpeiſet und getraͤnket, 
Ja ſelbſt dich mir geſchenket? 

Ich lobe dich von Herzen 
Fuͤr alle deine Schmerzen, 

Fuͤr deine Schlaͤg' und Wunden, uc: 
Der'r du ſo viel empfunden. Br 

Dir dank' ich für dein Leiden. 
Den Urſprung meiner Freuden; 79 
Dir dank' ich für dein Sehuen 
Und heiß vergoßne Thraͤnen. N | 

Dir dank' ich für dein Lieben, 
Das ſtandhaft iſt geblieben; j 
Dir dank’ ich für dein Sterben, 

Das mich dein Reich läßt erben. 

Itzt ſchmecket mein Gemuͤthe 
Dein' uͤbergroße Guͤte; 1 Sr 
Dieß theure Pfand der Gnaden 
Tilgt alle meine Schaden. a 

Nun bin ich losgezaͤhlet 
Von Suͤnden, und vermaͤhlet er 
Mit dir, mein liebſtes Leben 
Was kannſt du werthers gebn? 

Laß, Schoͤnſter, meine Seele 
Doch ſtets in dieſer Hoͤhle 
Des Leibes mit Verlangen 
An deiner Liebe hangen! | 

Laß mich die Suͤnde meiden, 
Laß mich geduldig leiden, 

Laß mich mit Andacht beten 
Und von der Welt abtreten! 

Im Handeln, Wandlen, Eſſen 

Laß nimmer mich vergeſſen, 


347 


Wie treflich ich begluͤcket, ral 
Ja himmliſch bin erquicket! 
Nun kann ich nicht verderben; 
Drauf will ich ſelig ſterben 
And freudig auferſtehen, 
O Jeſu, dich zu ſehen. 


Heinrich Caeſar. 

Pfarrer zu Leuenhagen in Preußen. (Koͤnigsb. GB. von 1690. 
S. 998.) Unter ſeinem Namen ſteht das folgende Lied, das mit 
einem andern Abendliede gleichen Anfangs im Stralſunder GB. 
von 1654 nicht zu verwechſeln iſt, in dem Neuen preußiſchen 
Geſangbuche, Koͤnigsb. 1650. S. 650. Manche neuere Hymno⸗ 
logen ſchreiben es dem Straßburgiſchen Prediger Conr. Subert 
zu, der in der Mitte des löten Jahrh. lebte; aber fuͤrl ihn iſt 
die Sprache zu modern, und in den alten Straßburgiſchen GBB., 
wo alle von ihm verfertigte Lieder mit Angabe ſeines Namens zu 
finden ſind, ſteht dieſes nicht. Vielleicht iſt es ein bloßer Druck⸗ 
fehler, der die Meinung veranlaßt hat; die Buchſtaben Z. C. 
waren in einigen Liederſammlungen, wie dieß wirklich in der Koͤ⸗ 
nigsberger von 1655 der Fall iſt, verſetzt, und fuͤr das Zeichen 
C. H. wußte man nun keinen paſſenderen Namen als Conr. Hub. 
zu finden. Drey Strophen des Liedes find hier weggelaſſen. 


Andacht am Abend. 


In dieſer Abendſtunde Erheb' ich meine Stimm', 
Und lob' aus Herzengrunde Gott mit den Seraphim; 
O Herr, mein Lied annimm! 


Du haſt ganz abgewendet Noth und Gefaͤhrlichkeit, 
Und dich zu mir gelaͤndet In dieſer boͤſen Zeit, 
Die voller Angſt und Leid; 
Die Sünde mir vergeben, Die Strafen abgelenkt, 
Und deinen reichen Segen Mir völlig eingeſchenkt, 
ee und getraͤnkt! 


Mich 


348 
Mich und mein’ Hausgenoſſen Sammt meinem Haag 
RR 
Haft du ganz unverdroſſen Genen " die Su; 
O reiche Liebesfluth! 1 0 le Tun 
Die Arbeit meiner Haͤnde Haſt du besten ba, 
Daß ſie gebracht zum Ende Mit großer Wee ; 
Drum ich dein Lob ausbreit'. x 1 
Ich gebe dir die Ehre, O wahrer 2 und Gott; 
Hilf, daß ich fie vermehre In Srend’ u 0 * Roth, 
Auch endlich in dem Tod. l 
Dein ſtarker Arm mich decke, Wenn ich entſchlafen bi 
Daß mich kein Unfall ſchrecke, Noch etwas meinen Sin 
Zum Boͤſen neige hiu. 2 8 nend che 0 
Hilf, daß ich wohl erwaͤge, Was doch der Schlaf ar: 
Wenn ich mich niederlege, Iſt mir went ig a 4 
Des Grabes Aehnlichkeit. e e 
Da ſterb' ich gleichſam abe, Da bor u d ſeh. ich wo 
Da ruhe ich wie im Grabe, Weiß nicht, a üer 
Bis daß der Tag au bricht. . 1. 
Bald ſteh' ich auf mit Freuden, Sans none Are 
Und ſchmeck' in meinem Leiden er Er Gottes Saft, 
Welch's Troſt und Friede ſchafft. en en ng 
Alſo werd' ich in Wonne Dort lebuch ſchauen an 
Dich, Jeſu, meine Sonne; Denn du für Jedermann. 15 
Fuͤr mich auch, gnug gethan. W N A r ar Aa 
Eh’ ich von hinnen fahre, Bitt' ich, o fro Pe Ci — 
Mich vaͤterlich bewahre Fuͤr boͤſem echte 
Hilf mir in aller Noth! 8 
So ber’ ich alle Stunden In meinem Lobgedicht, 
Und ſchlaf' in Chriſti Wunden; Alsdann mir nichts geh cht. 
8 Herzens: ern cht! N 


9 nn wir 1 * * N 
4 x _ A * 
4 Georg | 


1 


10 ori 


ni 
— 


“u 349 
Georg Werner. 

Diakonus an der Oöbenichtiſchen Kirche zu Königsberg in Preußen. 
Geſt. 1643. (Königsb. GB. von 1690. S. 167.) In dem von 
ihm ſelbſt redigirten Königsb. Gef. B., deſſen Vorrede vom Jahr 
1643 iſt, ſtehen mehrere, zum Theil nicht übel gerathene, Lieder 
unter ſeinem Namen. Das hier folgende iſt im J. 1635 auf Ver⸗ 
anlaſſung des zwiſchen Pohlen und Schweden geſchloſſenen Waffen⸗ 
ſtillſtandes verfertiget, nach welchem das preußiſche Land von den 
ſchwediſchen Truppen geräumt wurde. [New preußiſches Geſang⸗ 
buch, Koͤnigsb. 1650. S. 461. mit Wegl. einer Str.] | 


Dank für die Wiederkehr des Friedens. 


Ihr Alten mit den Jungen, 
Erhebet eure Zungen, 
Lobt Gott mit ſuͤßem Klang! 
Den Himmelskoͤnig preiſet, 
Der uns den Fried’ jetzt weiſet; 
Gebt ſeinem Namen Ehr' und Dank! 
Du Vaterland, beſchweret, 
Von Feinden ausgezehret, 
Verwuͤſtet hie und da, 
Lob' Gott! den Krieg er endet, 
Und alles Ungluͤck wendet; 
Von Herzen ſing' Alleluja! 
Ihr, die vordem geplaget, 
Von Haus und Hof verjaget, 
Seyd dankbar immerdar! 
Der Feind mit Schwerdt und Bogen 
Iſt nunmehr abgezogen; 
Nehmt wieder ein, was euer war! 
Der Krieg iſt weggenommen, 
Der Fried' iſt wiederkommen; 
Gott ſey Lob, Ehr' und Preis! 
Jetzt ſcheinet uns die Sonne f 
3 6 Und 


350 


- 


Und bringt nach Trauren Wonne; 
Drum, Preußen, lobe Gott mit Fleiß! 
Groß ſind, Herr, deine Gaben, 

Die wir empfangen haben 
Von deiner milden Hand; 
Zu vielen tauſend Malen 
Kann man ſie nicht bezahlen, 
Die du uns allen zugewandt. 
Wir bitten deine Treue: 
Den Frieden uns verleihe, 
Herr Gott, zu unſer Zeit! 
Wir wollen dafür oben 
Mit allen Engeln loben 
Dein' Ehr' und große Herrlichkeit. 


M. Valentin Thilo. 
Geb. 1607 zu Königsberg. Geſt. 1562 ebendaſelbſt als Profeſſt 
der Beredtſamkeit und koͤnigl. polniſcher Geheimer Seeretaͤr. D 
von den Mehrſten ihm zugeſchriebenen Lieder find zum Theil zwi 
ſchen ihm und einem alteren gleichnamigen Thilo, der im J. 1620 
als Diakonus in der Altſtadt Königsberg ſtarb und vermuthlich 
fein Vater war, ſtreitig. Das letztere von den beyden folgenden 
hat nach der Angabe des Koͤnigsb. Gef. Buchs von 1690, S. 953% 
beſtimmt den jüngeren zum Verfaſſer; und auch das erſtere iſt 
wie in M. Lilienthals vernuͤnft. Gottesdienſt des Singens (Kö 
nigsberg 1752) bemerkt wird, von ihm, obgleich die ältere Aust 
von 1723, S. 14. den Vater nennt. Die vierte Strophe iſt 
manchen ſpaͤter erſchienenen Geſangbuͤchern verändert. [Ne 
preußiſches Geſangbuch, Königsberg 1650. S. 27. Chriſtliche 
außerleſenes Gebeth-Buͤchlein. ib. 1655. 12. S. 77. 


Wuͤrdiger Empfang des Heilandes. 
Mit Ernſt, o Menſchenkinder, 
Das Herz in euch beſtellt! 

Bald wird das Heil der Suͤnder, 


351 

Der wunderſtarke Held, 
Den Gott aus Gnad' allein 
Der Welt zum Licht und Leben 
Verſprochen hat zu geben, 
Bey Allen kehren ein. 

Bereitet doch fein tuͤchtig 
Den Weg dem großen Gaſt, 
Macht ſeine Steige richtig, W f 
Laßt alles, was er haßt; J 
Macht alle Bahnen recht, 
Die Thal' laßt ſeyn erhoͤhet, 

Macht niedrig, was hoch ſtehet, 
Was krumm iſt, gleich und ſchlecht! 
Ein Herz; das Demuth liebet, 

Bey Gott am hoͤchſten ſteht; 

Ein Herz, das Hochmuth uͤbet, 

Mit Angſt zu Grunde geht. 

Ein Herz, das richtig iſt 

Und folget Gottes Leiten, 

Das kann ſich recht bereiten, 

Zu dem kommt Jeſus Chriſt. 
Das war Johannis Stimme, 

Das war Johannis Lehr'; 

Gott ſtrafet den mit Grimme, 

Der ihm nicht giebt Gehoͤr. 

O Herr Gott, mach auch mich 

Zu deines Kindes Krippen; 

So ſolhen meine Lippen 

Mit Ruhm erheben dich. 


Morgenandacht. 
Auf, auf, mein Herz! zu Gott dich ſchwwing', 
Mit Freuden deinem Schoͤpfer ſing', 
Weil ſchon die Nacht vergangen. 


. 


Gleich⸗ 


Gleichwie vom Schlaf ſich jetzt aufrichttt 

Der Leib: ſo laß der Seelen nicht 

Ein'n Suͤndenſchlaf an hangen. 
Sieh, wie mit friſcher Wackerheit 

Der ganze Erdkreis iſt bereit, 1 

Des Schoͤpfers Macht zu ehren 

Ja, was ſein ganzer Raum beſchleußt, 5 

Mit hoͤchſter Mühe ſich beſleißt, 

Des Schoͤpfers Ehr' zu mehren. 
Was ſoll denn dieſe Traͤgheit ſeyn, 

Die nur, mein Herz, bey dir allein 

Noch gleichwohl wird geſpuͤret? 

O ſey nicht dummer wie das Wild: 

Du biſt ja mit des Schoͤpfers Bild 

Von ihme ſelbſt gezieret. 0 9. 
Nun, Herr, du ſchaffeſt dieſes Lacht, u» 

Das jetzt ſchwach durch die Wolken bucht, 

Bald voͤllig wird aufgehen; 

O laß auch in dem Herzen mein 

Aufgehen deiner Weisheit Schein, 

Daß ich dich moͤg' verſtehen. . 
Auch Gras und Blumen du jetzt chm, 

Da du mit deinem Thau erquickſt 

Das duͤrre Land der Erden; 

Wenn auch dein Geiſt mein Herz beſeuchrt 

Mit ſeiner Gnad', ſo wird es leicht 

Von Tugend fruchtbar werden. a 
Ja hilf, Herr, daß ich dieſen Tag a 

Nach deinem Wort fo enden mag, | 

Damit ich dir gefalle, 

Wenn dort der ewig' Tag anbvicht, 

Da du, o ſchoͤnes 1 

Wirſt ſcheinen uͤber Alle. 


51 - 
—— | | | 0‘ 


y 
en 3 
. 

_ * 


353 

| M. Georg Mylius.“ 

Geb. zu Königsberg, wo fein Vater gleiches Namens Prof. der 
Theol. war. Geſt. 1640 als Pfarrer zu Brandenburg in Preußen. 
(Koͤnigsb. Gef. B. v. 1690, S. 1030.) ‚Er. gehörte unter die guten 
Koͤpfe jener Provinz, welche die Liebe zur Dichtkunſt damals zu 
einem engern Freundſchaftsbunde vereinigt hatte, und unter denen 
Robertihn, Dach und Albert am meiſten hervorragten. Bey bey⸗ 
den folgenden Liedern ift fein Name ausdrücklich angegeben. New 
preuß. Geſangb. Koͤnigsb. 1650. S. 720. Ander Theil der Arien 
etlicher theils geiſtlicher, theils weltlicher = Lieder, zum Singen 
und Spielen gefeget pon Seinrich Alberten. Zum 4ten Mal 
gedruckt. Daſ. 1652, Fol. No. 6. Die erſte Ausgabe war ſchon 
1640 erſchienen f | 


12° 
Andenken an den Tod. 


Herr, ich denk' an jene Zeit, 5 
Wenn ich dieſem kurzen Leben 

Wegen meiner Sterblichkeit 

Gute Nacht ſoll geben, 

Wenn ich werd' auf dein Gebot 

Durch den Tod 

Alles uͤberſtreben. 


Was fuͤr Hoͤllenangſt und bir, 
Was fuͤr Furcht und großes e | 
Leid und Trauren ohne Zahl | 
Wird fih da erwecken! N 
Satan, du wirſt immerzu 
Ohne Ruh | 
Meine Sind’ aufdecken. | 


Mein gebrochnes Augenlicht 
Und die faſt erſtarrte Sinnen, 
Mein verfallen Angeſicht 
Eilen dann von hinnen. 
Alles wird mir abgerafft; 
I 5 Gelſt 


— 


354 ‚- 


— TK 
Geiſt und Kra r 
Will mir gar. zerrinnen. Ine u 
Meine Fuͤße werden Eis om Jo 


Bap den harten Herzensſchagesn wa 
Laß ich kalten Todesſchwei nn. 


Baum enn 
Alles will ſich legen; rennen ee e 
N 9 di r ande 
Meiner welken Zungen Bud 5 17 ER 
Iſt geſpannt, | Sören re ee 

Und kann ſich nicht regen. Di; a ng * 


Dirſer Leib und dieß Gebein, 1 
Ob ich noch ſo aͤngſtlich zage, * ihr * 
Muß der Wuͤrme Fraß doch fan 9 


Ueber wenig Tage; 7 us 
Alles iſt der Schlangen Raus, id n 
Ach’ und Staub, 1112 * 1 ai 1 
Was ich an mir trage. | Eu 9 
Jeſu, ſteh' alsdann mir behn ) 
Laß mich Armen nicht verderben, 
Mach' mich aller Aengſten frenr Wa 
Durch dein Blut und Sterbe nn 
Troͤſte mich durch deinen n . f UN 
Der mich heißt e dus Irre e 
Gottes Kind und Erben! ; nr or G 


Hilf, daß ich dieß Pilgerland," " 1 
Dieſes eitle Thun moͤg' haſſenn n 


Und mir recht den Himmelsſtand une fe 2 0 
Im Gemuͤthe faſſen! 10 ee 
Dann will ich in Fried" und . * 

Hie davon, f 1e en Cu 
Und die Welt verlaſſen. 


ine Mu DD N 
tan, im ua Due 7 


355 


, Unvollfommenbeit des Erdenlebens. 
Wieinen in den erſten Stunden, 


"Aller Schwachhett, aller Pein 


Immer unterworfen ſeyn, 
Immer tiefe Herzenswunden, 
Reizungen zu boͤſen Suͤnden 
Und verderbte Luſt empfinden; 


In ſo ſchweren Sorgen ſtecken, 


So viel Falſchheit, fo viel Neid 


Dieſer ganz verboſten Zeit, 
Schmach, Verfolgung, Noth und Schrecken, 
Unſrer Freunde herbes Klagen 
Und ihr ſtetes Leid ertragen; 
Wuͤuſchen, und doch nicht genießen, 
Glauben, und doch mit Betrug, 
Reiſen, und doch mit Verzug, 
Lachen, und doch mit Verdrießen, 
Streiten, und doch ſelten ſiegen, 
Hoch ſeyn, und doch unten liegen; 
Mehr und mehr die Kraͤft' ablegen, 
Wenn uns Krankheit uͤberfaͤllt, 
Die hie ihre Zeiten hält, 
Und des ſchnellen Todes wegen 
Stets in Furcht und Hoffnung ſchweben: 
Dieß iſt unſer ganzes Leben. 
Sag' nun, der du dich ſo ſehneſt, 
Der du fo viel Wuͤnſche thuſt 
Nach der eiteln Lebens⸗Luſt, 
Und dich gar zu ſehr gewoͤhneſt, 
Deine Jahre lang zu zaͤhlen: 
Iſt es nicht ein lauter Quaͤlen? 


nne 


32 Ro- 


386 


Nobert Robertihn. 
Geb. 1609 zu Königsberg ein Preußen. Geſt. 648 cbendaſelbſt als 
Rath und Oberfeeretär bey der Preuß Regie * itens — 
Dachs vertrauter Freund, und dem labtern durch T. 
Liebe zur Dichtkunſt mehr wie irgend einer feiner Mi 9 2 
wandt. Im Fache der religibfen Poeſie hat er nicht viel geliefert 
zu den eigentlichen Kirchengeſüngen gehbren nur ein Paar ſeiner 
Lieder, und mehrere ſind Ueberſetzungen aus e 
welches auch bey dem zwenten der hier Names iſt. * 
was er, wenn er gewollt, auch. in dieſem Fach 
nen, zeigen die wenigen Versuche 4 1 Ha 
iſt bey beyden Liedern angegeben; bey dem erſten ſteht di 1 


zahl 1634. kater cel der Arien erlicher theils gei ze. 
Lieder, geſetzet von 3 Aubberten m. 1652. No. 3. erter 
Theil ꝛc. No. 12] Y nn 1 u | 


Troſt am Grabe Früßbollendeter⸗ l 


Daß alle Menſchen ſterben muͤſſen, * 9 
Befremdet fer Keinen mehr, He 4 * 
Weil wir es nebel Gottes Lehr“ 7 
Aus aller Tag' Erfahrung schließen. * > 
Was einmal ſeinen Anfang nimmt, Be; 
Dem ift ſein Ende gleich beſtimmt. 
Nur dieſes ſcheinet zu beklagen, ur n een 
Wenn man ganz wider Hoffen ſſeht, nn. 
Daß einer aus der beſten Blüth' il and 
Jus finſtre Grab wird hingetragen, > 
Eh' er des lieben Lebens Sag 0 
Bis an die Hälfte bringen mag. 


Der Unmuth aber muß ſich ſtillen a 40 
und einzig ſeyn an dem begnuͤg , 
Was ſich mit muſerm Leben fügt enn 
Nach dem ohn' Zweifel weiſen den 1 
Des, der uns feinen Athem giebt“ 7 
Und wegnummt, wenn es ihm geliebt. . 


0. „ Als, 5 


25 


357 


Als, wenn int unſern Sommertage zg 
Die Jungfrau eine Roſe bricht 
Und achtet andrer Blumen nicht. 


Die Roſe ſich nicht kann beklagen, 
Als ſey ihr Leid daran geſchehn, er hun Bo 
Daß fie für andern ward erſehn un g 
Sie hat mehr Urſach, hoch au sangen, 
Daß ſie in ihrer ſchoͤnſten Art bi 10. 


Von lieber Haud geraubet ward, mn 
Da andre, die noch blieben Bun 9471 50. 
Der Sonnen oder Regens en f 


Verzehrt ohn' alle Nutzbarkeit: er 1 Pr 2 
So, wenn Gott einen, den e er e lebet, 
Aus feinem beſten Staude nimmt 


Und ſeinen Tod ihm fruͤh ‚beklagen He 
Seyn wir mit Unrecht drum betruͤbet. 2 
Er weiß die rechte Zeit gar wohl, Sit . 8 
Wann unſer Tod uns nutzen fol; chi, 9 16152 


Fkützlings⸗ - Freude, J 

Der Meiſter iſt ja lobenswerth, 8 ee 
Der alles hat gebauet 9 
Und vaͤterlich erhaͤlt und naͤhrt, aM 
Was unſer Hug anſchauet; } | 

Der dieſe Welt, ſo raum und lan, 
In treuer Huth bewachet, 11 Nr 
Und mit Abwechſelung der Zeit bee, * 
Das Liebe lieber machet. Pr. 

Von Winterſroſt war alles kahl, | 
In Schnee und Eis begraben: 
Noch hat dit. Erd; auch dieſes Mal 
Sich aus dem Leid erhaben. 5 106 

Die Zeit kommt wieder zu uns a, 

Die Berg und ur bebluͤmet, Dalai 


358 | 

Und hienat, wie ſie immer kamm 
Des Schöpfers Mildheit ruͤhmet. 

Der May, der allen Simmern pflegt 
So manche Luſt zu ſchen kn. 
Daß auch ſein Name Freud' a 101 w 
So oft wir ſein gedenken 

Der May, das ſchoͤnſte Stück N . 
Hat ſich ſchon laſſen ſehen; di 


Die Luft iſt rein, die Sonne un, 2 nei | 
Die linde Windchen wehen. 8 n 
Der Thau erfriſcht den Fa Ste, * 
Der unlängft war erfroren 51 er 
Die Fiſche gehn im Bach und See, | 
Als wieder neugeboren. Ha) enn 
Die Wieſen ſeyn von Farben teich / Nn ul 
Der Wald von jungen Sproßennñ 98 
Des Himmels Segen wird zugleich 15 
Dem Erdreich zugegoſſen. PR 


Die Bienen ſtreifen rottweiſ' aus, 
Das Honig heim zu bringen; BE 
Die Schwalbe ſucht ihr firnes Haus; = 
Die Lerch’ hebt an zu fingen. 1 

Die Nachtigall laͤßt ihren Klang je 
Durch alle Buͤſche hören, 

Des allgemeinen Herren Dank 
So gut ſie weiß, zu mehren. 

Der warme Saſt ſteigt auf und et has 
Den Bäumen neue Blätter; 9 
Die Heerd' iſt fröfich, tanzt und a 
In dieſem fi ſchoͤnen Wetter. ei . 

Ein jedes Thier kann Fatefannlich 1 
Sein Herzbegehren füllen: I N e 
Der Menſch allein verwirret ſich 1 
In wankelbaren Grillen. ne 


9 70 


359 


— m Der Menſch, der keinen Augenblick (de 
An einem Wunſch kann kleben, 
Wirbt nur um einen Moͤrderſtrick, 
« 1 toͤdt't ſein eigen Leben. * 
5 Sein Leben, das doch ſchon vorhin 
Nicht lange Friſt kann dauren, 
Will er mit einem truͤben Sinn 
en über das ver ſauren. 
Ein Vieh ſtirbt hin, und feine Noth N 
Shen hierin wohl bequemet: 9 
Der Menſch ſtirbt mehr als Einen Tod, | 
| fich zur Unzeit graͤmet. 
5 Er prahlet immer auf Verſtand; 
Ach, ließ er den doch merken, 1058 
Und machte ſeinen Ruhm bekaunt 5 
In tugendgleichen Werken! ent. nu cen d 
Ach, daß er ſich doch weiſen leß, N 
Auf Gott ſein Thun zu ſtellen 0 en 
Die Erde waͤr' ein Paradies; * 
Mach wird fe ie, ihm 1 Halen. ah 


1 U 


M. Simon Dach. hal 


Geb. 1605 zu Memel. Geſt. 165% als Profeſſor der Poeſie zu 
Koͤnigsberg. Ein Meiſter in feiner Kunſt, wie wenige. Das 
vollſtaͤndigſte Verzeichniß der ſowohl in lateiniſcher als deutſcher 
Sprache von ihm geſchriebenen Oden und Lieder, aus den Wa: 
pieren des Prof. Arlet in Breslau mitgetheilt, findet ſich im oten 
und loten Bande des Neuen Bücherſaals der ſchoͤnen Wiſſenſch. 
und freyen Kuͤnſte. Leipz. 1750. 31. Die geiſtlichen, deren Amahl 
ſich nach dieſem Verzeichniſſe auf mehr als 150 belaͤuft, kamen 
faſt alle bey beſondern Veranlaſſungen, vorzüglich bey Sterbefaͤllen 
angeſehener und dem Verfaſſer befreundeter Perfonen, zum Vor⸗ 
ſchein. Eine Auswahl der vorzuͤglichſten, bis zum J. 1649 erſchle⸗ 
nenen machte H. Albert in den acht Theilen feiner. Arjen (1640 
* - 1650) 


* 


360 


1530) zuerſt öffentlich bekannt; die fpdter verfertigten Find in den 
Königsbergiſchen Geſangbuͤchern vom J. 1650, 16557 1657, und 
am vollſtaͤndigſten, fo viel ich. weiß, in der Ausgabe von 1690 
anzutreffen. Die Preußiſchen Kirchen nahmen ihrer wohl vierzig 
bis funfzig unter die gottesdienſtlichen Geſaͤnge auf; in andern 
Gegenden, namentlich in unſern niederſaͤchſiſchen Landen, wurde 
nur von ſehr wenigen oͤffentlich Gebrauch gemacht. Und doch ver⸗ 
dienten ſie mit weit groͤßerem Rechte für die kirchliche Erbauung 
benutzt zu werden, als manche andre in dieſer Zeit verfertigte, 
denen ein glaͤnzeuder Beyfall zu Theil ward. Dach iſt in feinen 
beiten Liedern, die verhaͤltnißmaͤßig eine ſehr bedeutende Zahl aus⸗ 
machen, dem P. Gerhard nach meinem Gefuͤhle vollkommen gleich⸗ 
zuſtellen; er ſchreibt eben ſo gedankenvoll, eben ſo einfach und 
herzlich, mit eben dem ſanften und doch durchdringenden Feuer, 
wie dieſer. Ja, er übertrifft ihn noch an Correctheit und Ele⸗ 
ganz der Schreibart, und beſonders an feinem gebildeten Ge⸗ 
ſchmacke in der Darſtellung, gegen den der ſonſt trefliche G. doch 
hie und da verſtoͤßt. Bey dem entſchiedenſten Dichtergeifte und 
bey einer für feine Zeit außerordentlichen Gewandheit in der poe⸗ 
tiſchen Sprache weiß er ſich dennoch immer aufs gluͤcklichſte in 
der mittleren Sphaͤre, die dem geiſtlichen Liede zukommt, zu er⸗ 
halten, und jedes zu ſtarke Bild, jeden zu uͤppigen oder geſuchten 
Schmuck der Rede zu vermeiden. Die beſten, d. h. mir am beſten 
fiheineuden feiner Geſaͤnge, die ſaͤmmtlich mit ausdrücklicher An⸗ 
gabe feines Namens in den angeführten Sammlungen vorkommen, 
laſſe ich hier folgen; manche, auch recht gute, beſonders aus dem 
von ihm ſehr fleißig bearbeiteten Fache der Sterbelieder, mußten 
wegbleiben, weil ſie den aufgenommenen von gleichem Inhalte zu 
ahnlich, oder nur Ueberſetzungen und Paraphraſen bibliſcher Abs 
ſchnitte ſind. Das achte in der Ordnung iſt vom J. 16455 das 
neunte vom J. 1648; das zehnte vom J. 16475 das eilſte bey 
R. Robertihns Tode 1648 zuerſt Öffentlich erſchienen, aber ſchon 
einige Jahre vorher auf Verlangen dieſes feines Freundes aufge⸗ 
ſetzt. [Erſter Theil der Arien ꝛe. von Seinr. Alberten. Koͤnigsb. 
1652. zuerſt 1642. No 1. (Parodie eines weltlichen Liedes von Ro⸗ 
derthin.) Ander Theil ze. ib. eod. zuerſt 1640. No. 1. Dritter 
Theil ꝛc. No. 2. 4. 10 (m. Wegl. zweyer Str.) Vierter Theil ze. 
No. 5. Sechster Theil ze. No. 4. Siebenter Theil ze. zuerſt 
| | 1648. 


- 361 


1648. No. 5. 8. 12. New Preußiſches Geſangbuch ꝛe. Königsb. 
1650. S. 700. 741. Preußiſches Neu ebe walſtändigen 10. 


Geſangbuch. ib. 1690. 8. S. 754. 1116. 
Lebensweisheit. 


Ach, laßt uns Gott doch einig @.i. nge) leben, | 


So lange wir im Leben ſeyn! 
Vielleicht bricht jetzt der Tod ash 
Dann ſteht uns Rechenſchaft zu geben 
Von allen, was fo wohl uns hat 
Und außer Gott gefallen hat. a N 
Der argen Welt verkehrtes Scherzen 
And was durch Tuͤcke maucherhand 
Uns bringt um Urtheil und Verſtand 
Und oft zum Henker wird im Herzen, 
Wird wie ein Rauch und Dampf zunicht, 
Eh’ als der Athem uns gebricht. 


Drum, weil ſich unſre Bruſt kann heben, 


Eh' uns der warme Geiſt entweicht 

Und dieß, was irdiſch iſt, verbleicht, 

So laßt uns Gott' doch einig leben! 

Der uns das Leben hat beſchert, 
Iſt, daß mau ihm leb', auch wohl werth. 


Notbwendigkeit der Erdenleiden, 


Kein Chriſt ſoll ihm die Rechnung machen, 
Daß lauter Sonnenſchein Hie um ihn werde ſeyn, 
Und er nur ſcherzen muͤß und lachen; 
Wir haben keinen Roſengarten 
Hie zu gewarten. EN 
Wer dort mit Chriſto hofft zu erben, 
Gedenk' auch fuͤr und fuͤr, In dieſer Welt allhter 
Mit ihm zu leiden und zu ſterben. ke 
Hie wird, was Gott uns dort 47 
Durch Kreuz geboren. | 


Was 


362 


Was mußte Chriſtus felbft ausftehen! <: > > mm 
Er mußte ja durch Noth Und rr Tod dr 


Zu feiner Herrlichkeit eingehen; ‚see zZ 
Und du vermeinſt, mit Recht u ans > 
In boͤſen Tagen? | 59 4 5 | 

Der Wein muß erſt geraten werden, ie Da 


Eh' als fein füßer Saft Das Trauren von uns b 
Der Weizen, ſo nus ſtaͤrkt auf War 4 070 


He 


Uns erſt zu nuͤtze. 4 9 15 
Gold, Silber, und viel ander Weſen 3 5 N 
Muß auch durchs Feuer gehn, Eh' als es bam belehnt 
Ein Kranker, will er recht geneſen, un Wet 
Wird uͤber den Arzneygetraͤnken um Pe aur 
Sich nicht viel kraͤnken. ph D .> 14.L 
Wer hat den Siegeskranz getragene 3 


Der nicht vom Uebermuth Der Feind’, in ech un Blu 
Und Kummer, hat gewußt zu ſagen? en 02 
Wer wird das Ziel im Wetterennen 85 Gut 
Ohn' Staub erkennen? % em ar 
Iſt noch fo viel uns widerfahren, 


So iſt doch dieſes Leid Nicht werth der Herrlichkeit, 
Die Gott an uns will offenbaren 
Weil fie nach dieſen kurzen Bären. uch Rai: n re 
Soll ewig wahren. dee 


u 5 
Aufblick zum Himmel im Seal 
Es iſt ja wahr, wir haben nun 5 9 ir: 
Die befte Seel; und Augen Weide. 
Wenn auf dem bunten Blumenkleide 
Dieß immer dem zuvor will thun | 
Und praͤchtiger ſich meyut zu machen; er 


Daher man jetzt ſieht alles lachen. e 


363 

Geht, Kinder, auf das Feld zeiftreiit,, 
Und pfluͤckt euch von der Frucht des Lenzen, 
Hie gelb und blau, dort gruͤn, zu San! 
Beraubt das ſchoͤne Mayenkleidz 
Geht, von Narciſſen und Violen, 0 
So viel euch gut duͤnkt, einzuholen! 2 

Doch eh' ihr dieß und das’ berührt, 2 
So ſchwingt zuvor aus dieſen Schranken 
Hinauf gen Himmel die Gedanken, 
Wo zu Gemuͤth euch wird gefuͤhrt, 
Was dort in jenen Kranz der Ehren 
Fuͤr ſchoͤne Blumen doch gehoͤren. 

Der Lilien farbenreicher Pracht, 
Die Zier der Tulipan und Nelken 
Muß oft vor Abends noch verwelken, 
Wie ſchoͤn ſie uns auch angelacht: 
Der ewig gruͤne Kranz der Frommen 
Wird nie um ſeinen Zierrath kommen. 

Es gruͤnen Blumen ihm zu gut sit 


Dort an den ſilberklaren Quellen; 1 l 


Kein Nord iſt, der ſie weiß zu faͤllen, 
Kein Brand, der ihnen Schaden thut; 
Der Thau des Lebens muß ſie netzen 
Und hoͤchſte Klarheit auf ſie ſetzen. 

Wie ſelig werden die doch ſeyn, 
Die dort in eitel Vorjahrs⸗Tagen 
So ſchoͤne Kraͤnze werden tragen! 
Fragt ihr, ob dieſer Blumenſchein 
Auch euer Haar einmal wird kleiden? 
Ja, wo ihr fromm koͤnnt ſeyn und leiden. 


Abſchied von der Welt. 
Was willſt du, armes Leben, 
Dich trotzig noch erheben? 


OR 


Du mußt ohn Saͤnmniß fort, 
Recht wie fern von der Erden Fein u 
Die ſchnellen Wolken werden R. 
Zerflattert durch den Rorrd. er 
Das, was mau um dich fpürel/ wor 1) 
Was dich betruͤglich zieren, 
Dein Anſehn, deine Gunſt , 
Iſt nur ein Haus der Plagen 
Und, recht davon zu ſage n 
Ein Schatten, Rauch und Bu. 1 2 
Du zeigſt an allen Euden ud f MR.” 
Uns mit untreuen Haͤnden 
Der Wolluſt falſchen Schein. 
Die ſich verleiten laſſe, a 
Was muͤſſen ſie erfaſſennmnn Ha Bu® 
Die ſtrenge Seelenpein. 75. N 
Drum, weil ich ja muß ſterben. 
So will ich mich bewerben 
Um ein recht gutes Gu, ©), 
Um ein ſtandhaftes Leben, 
Das Chriſtus mir kann geben 
Durch feiner Unſchuld Blut. 
Herr Jeſu, Zwang der Höllen, n,, 
Der du uns tauſend Stellnn 
Im Himmel aufgeraͤum mn. 
Nimm mich in deine Haͤnde, » i 7100 N 
Weil meines Lebens Ende 
Sich nahet ungeſaͤumt! 4 1% da „ui ER 
Eil' aus der finftern Hoͤſen 221 OO 
Mit meiner armen Seelen, M o 
Und bring mich an das Licht, 1 
Da du ſelbſt, Glanz und Some, 
Mit Strahlen deiner Wonne 
Verklaͤrſt mein Angeſich t:: 


2. 
* 


— 


Er 


j 


365 


So werd' ich fllt enn 


Worauf wir hie nur bauen 
Durch Glauben an dein Wort, 


Und mit der Schaar der Frommen 


Aus Sturm und Wellen kommen 


Zu dem gewuͤnſchten Port. 


Weisheit im tigt. 


Sol mein Geiſt gebücket gehen 
Und ohn' alle Hoffnung ſtehen, | 
Wenn ein Unglück an mich ſetzt? 
Soll ich zagen in den Noͤthen, 
Wenn ein Unfall, mich zu toͤdten, 
Grimmig ſeine Zähne wetzt? 
N Nein, ich will zu keiner Seiten 
Sondern fleißig mein Gehör n. 
Ihrer guͤldnen Nede leihen; ee 


Sie wird meinen Geiſt befreyen >) a ine 


Durch die edle Zucht und Lehr. 

Ob ich noch ſo ſehr mich freſſe 0 
Und mein Leiden ſtets ermeſſe: 
Hoͤrt es durch dies Mittel. auf? 
Ja! ſo wenig ich der Winde 


Brauſen durch mein Schelten binde Aba 


Und der Strome ſchnellen Lauf. 
Wie wir ſehn die Wolken fliehen 
Und fie über uns hin ziehen, 
Wehren aber ihnen nicht: 
Alſo kann des Menſchen Graͤmen 
Nichts von ſeinem Leiden Aung. 1 
Wenn es giftig auf ihn ſticht. 
Welcher nur in. boͤſen Fallen 
Sich fo kluͤglich weiß zu ſtellen, 


# 


— 


Aus der Weisheit Wege schreiten, 


} 


Als gieng' ihm ſein Leid nicht an: * > 
Schauet wie mit fremdem Herzen 
Auf das Wuͤthen feiner Schmerzen: aur 
Iſt am allerbeſten dran. " 
Endlich wird das Unglück — 


Und ihm ſelbſt die Kräfte ä — a ec 


Durch die nimmer ſtille Zeit, 
Welche, wie fie allen Dingen 
Soll und muß die Endſchaft bringen, 
Alſo auch der Traurigkeit 
Da denn oft das tiefſte Leiden 
Wird erſetzt mit tauſend Freuden, n 
Welches uns denn ſaufter thut, 
Als wenn wir nur ſtets in Lüften 
Nichts von Noth zu ſagen wüßten, 
Friſch am Leibe, reich am Gut. 
Nach des Winters kalten Winden 
Muß die Vorjahrsluft ſich finden 
und die grüne Sommerjir; 

Nach den harten Donnerſchlaͤgen, 
Nach den Wolken und dem Regen g 
Kommt die guͤldne Sonn' herfuͤr. 

Letztlich pflegen wir zu lachen 
Der vorhin betruͤbten Sachen, 
Und erzwingen dieſen Schlußß . 
Wer der Weisheit nachzukommen | 
Sich bemüht, hat diefen Frommen, 

Daß ihm Alles dienen muß. 


Andenken an den Tag des Gaube. 
Ich ſteh' in Angſt und Pein, U 
Und weiß nicht aus noch einn 

Der Sinnen Kraft fälle nieder, 

Das Herz will mir zergehn, n. 


J 


1 
1998 


f 


367 


Die Zunge bleibt mir ſtehn, 
Mir ſtarren alle Glieder, 

So oft als die Gewalt 
Der Stimm' in mir erſchallt: 

Ihr Todten in der Erden, 
Steht auf, und ſaͤumt euch nicht, 
Kommt vor das Halsgericht, 
So jetzt gehegt ſoll werden! 

Ach Gott, kein harter Schlag 
Des rauhen Wetters mag | 
Die Felſen fo erſchuͤttern, zZ 
Als dieſer Ton mein Herz; 

Und waͤr' ich Stahl und Erz, 
Ich muͤßt' hiefuͤr erzittern. 

Ich eß', ich wach, ich ruh, | 
Ich thu' auch, was ich thu , . E 
Sey, wo ich will, zu ſpuͤren: 

So muͤſſen fort und fort 
Mir dieſe Donnerwort' 
Herz, Geiſt und Seele ruͤhren. 

Denn werd' ich nicht gewahr, 


Wie in ſo großer Schaar 


Die Menſchen ſtets verbleichen? 
Den raft die Peſt, den Gluth, 


Den ſchickt die wilde Fluth 


Wer iſt, der helfen kann? 


Hinunter zu den Leichen. 

Die Reih' kommt auch an michz 

Das Ende ſoͤrdert ſich, 5 

Das Keinen kann begnaden. f 
Der Tod iſt vor der Thuͤ e * 
Und klopfet an bey mir, a 
Mich ſchon dorthin zu laden. 

Wen fleh' ich doch nun an? 


Wer 


wr 


Ich will auch jederzeit Nd ar 


\ a 


Wer wird das Wort mir ſprechen d sanft GER 
Hier hilft nicht Gut, nicht Geld:: 
Der den Gerichtstag hal, ::; P 
Laͤßt ganz ſich nicht beſtec hen 
Hat nicht auf Purpur Acht 
Nicht auf der Kronen Pracht. 
Noch auf Gewalt und Titeel um 
Begehrt nicht, zu verſtehgg dn. 
Daß die in Seide geen 
Und die im groben Kitten. 

Ach komm, Herr Jeſu Chriſt, 
Komm! dieſes einig iſt, 2 * 21 
Warum du Menſch geboren. A e 
Komm, mache durch dein Blut 
Die boͤſe Sache gut! en 
Sonſt bin ich ganz verloren. 

Komm, fuͤhre du mein Wort, ° 
Und laß mich, o mein Hort, siehe 
Den Spruch der Guaden hören! 


Jetzt und in Ewigkeit ond int 
Dich, meinen Fuͤrſprach', ehren. 


Nichtigkeit des Irbiſchen. 


Sep, meine Seel, in dich geſtellt, 

Beruf' zuſammen die Gedanken, Win 

Thu' einig dieß, nimm vor die Welt, 

Durchſuch' ihr Weſen, Thun und Wanken; 85 

Schau, ob ſie auch was anders ſey 

Als Eitelkeit und Truͤgerey. 3 . 
Vergnuͤget Ehre meinen Sinn 2 ‚va 

Je größer? Ehr', je geößre Plagen. | 

Groß Gut? Wie reich ich immer bin, 

So will ich doch noch mehr er jagen. 


369 


Der Wolluſt Thun? Von ihrer Macht 
Wird Leib und Seele durchgebracht. 

Geſund und friſch von Leibe ſeyn? 
Was hilft es mir, wenn ich muß alten? 
In Summa: Arbeit, Muͤh' und Pein 
Sieht man in allen Dingen walten; 
Und wäre ja was außer Noth, 
So frißt uns ſaͤmmtlich doch der Tod. 

Wie groß wir ſind, wie ſchoͤn, wie zart, 
So eilt er mit uns nach der Erden; 
Was wir durch allen Fleiß erſpart, 
Muß Andern hinterlaſſen werden. 
Hie hilft kein Diamanten Thor, 
Kein Schloß, kein Fels, kein Hochmuth vor. 

Zeuch, Juͤngling, du nach Weisheit aus, 
Und haͤrt' durch Arbeit deine Jugend, 
Komm wieder heim, erfuͤll' dein Haus 
Mit Ruhm und adelicher Tugend; 
Und du, wend' alle deine Macht | 
Auf Waffen und auf kuͤhne Schlacht. 

Nimm du den Handel vor die Hand, 
Zeuch über Meer, reiſ allenthalben; 
Und du, ergreif den Liebesſtand, 
Schmuͤck deinen Leib mit Seid’ und Salben, 
Und wißt daneben allerſeit: 
Dieß alles waͤhret kurze Zeit. 

Wenn ihr dahin geſtrecket liegt, 
Erblaßt und haͤßlich auzuſchauen, 
Daß die Verweſung euch beſiegt 
Und Jedermann muß vor euch grauen: 
Mein! ſagt, was Nutz es euch doch giebt, 
Die Eitelkeit, ſo ihr veruͤbt; 

Voraus, wenu wir nun alle dort 

Von unſerm ganzen Thun und Leben, 


ba 2 


* 


—— — 


Ja auch volt jeden ſchlimmen Wort 
Gott ſchwere Rechnung ſollen geben. 
O Herzeleid! was geben an, 
Die nichts als ſchuoͤdes Ding hahn? A Kid 

Kehrt um! es iſt ſehr hohe Zeit: 
Führt augenblicklich euch zu Sinnen 
Wie flüchtig ihr ſamt Allem ſeyd :: 
Sucht Gott durch Buße zu gelte 140 1 2 
Und liebt den Naͤchſten, wie mam fol" Sich 


So iſt euch jet und ewig wohl A* h > 
Trachten nach dem Ewigen 
Nimm dich, o meine Seel,, in Acht! 
Du mußt ſchon hier in dieſem Leben nn. 

Nach dem, was ewig ſelig machtt, 
Licht allererſt im Tode, ſtreben. 
Sind es die Schaͤtze dieſer Welt, u 
Die dich im Himmel auch verſorgenn 
So renn' und lauf’, und ſammle Geb it 


Um Mittag, Abend, Nachtzeit, Morgen. 
Was aber iſt der Schrift Bericht? 
Der Weltkreis, ſagt ſie, wird vergehen. 


So koͤunen ja die Guͤter nicht ‚no ant 
Den Fall des Himmels uͤberſtehen. 


Und wirft dur täglich nicht gewahr, 
Wie Die man hintraͤgt nach der Erden? 
Die hebt man nackend auf die Bahr, 
Ihr Geld und Gut muß Andern werden. 2 

Was hat die Erde ſonſt vor dich! 
Was kannſt du mit von hinnen bringenn?n 
Nicht Pracht noch Hoheit Hält den Stich, 
Vergaͤngniß herrſcht in allen Dingen. 5 Al 

Der Himmel hat dein wahres Gut, 
Nach dem du jederzeit ſollſt machten; 


\ 


371 


Daſelbſt hin ſchick! du deinen Muth, 

Und lern' die Erde bald verachten. 

O wer beſchreibt den Reichthum mir, 

Der dort iſt beygelegt den Frommen? a: 2 

Wer alle Luſt, zu welcher wir, 1 

Wenn wir die Welt verachten, kommen? ö 
Kein Ohr und Aug' hat je erkaunt 

Und Keines Herz hat noch empfunden 

Der Seelen Ruh' und Freudenſtand, 

Die alles ſelig uͤberwunden. 

Was hemmt die Erde meinen Lauf? 

Was haͤlt ſie mich mit Zaum und Zuͤgel? 

Ich ſehne herzlich mich hinauf; f 

Wer giebt mir hiezu Adlers Flügel? 
Komm, Jeſu, nimm mich zu dir ein! 

Komm, ſaͤum' mich nicht in meinen Freuden 

Ich habe Luſt, bey dir zu ſeyn, | 

Und darum ſelig abzuſcheiden. che 8 { 


Troſt am Grabe der Unfeigen. 


Was ſtehn und weinen wir zuhauf 
Bey dieſem todten Leichnam? Auf! 

Gen Himmel ſchickt die Herzen; 

Der weiſe Rath des Hetren hat 

Selbs Theil au unſern Schmerzen. 

Der Menſch, ſein ſchoͤnes Meiſterrecht, 
Sein Wunſch, ſein Nachbild, ſein Geſchlecht, 
Der nicht ohn ihn kann werben 
Dieß Tagelicht, ſollt' er auch nicht 2 
Nach feinem Willen ſterben? 

Wir ſind ja Voͤgeln ien: Er 

Nun faͤllt kein Sperling hin ohn' ihn, 
Wofern die Schrift nicht fehlet, 
Aa 2 


„ 


i Nach 


\ 


222 


Nach der er gar anch ſelbs das Haar 
Auf unſern Haͤuptern zaͤhlet. 
Soll uns ſo lieb was ſeyn allbie,) mn © 
Das er ohn Widerred' und Muͤ h 
Nicht ſollte von uns heben u sun maR 
Der ſeinen Sohn zum Gnadenthron n se 

Uns Suͤndern hat gegeben? WG md 
So iſt auch ſein die gauze Welt aut 
Fuͤr uns iſt eignes nichts beſtellt vR 
Wir ſelbs find bloß des Herren. 
Greift er uns ein: er nimmt, was ſein ; 
Was ſollen wir uns ſperrenn;ñ̃):̃ 11 


Und iſt uns wohl dabey zu Muth 


Wenn er uns ſo viel Gutes thut 


Sind wir ſo zart, zu leiden 
Wie koͤnnen wir das Boͤſ' auch hier, 
So er uns zuſchickt, meidn?n? 87 


Gieb gern hin, was Gott haben will, 
Halt feinem weiſem Rathſchluß kun! ar 
Ihm haben ſtets gefallen, mj, 


Die Uuſchuld ziert; und dieſe fuͤhtt 
Er auch bald heim für allen. 710 a 
Wer weiß es wol, vor welcher Noth 
Er ſie zur Ruh' bringt Dun: den Tod: 
Wir fuͤrchten mauchen Jammer. a 28 


Wie wohl iſt der, den kein Beſchwer 
Mehr ſchreckt in feiner Kammer! — 
Gott thut wie ein getreuer Hirt, x 
Der eines Wetters innen wird 
Und treibt ſein Vieh zuſammen 2 
Den Staͤllen zu in fahre Ruh 
Fuͤr Hagel, Sturm und Flammen. 
Er wird auch uns zu ſeiner Zeit 
Heünholen aus der Sterblich kette 


3 


373 
Zu feinen Himmelsſchaaren n 


Er laß uns nur die Spmbendfene E 
In jenes Leben fahren. | min TOR 


8 auf die Stunde des Todes. 
Ich bin ja, Herr, in deiner, Macht! 5 
Du haſt mich an dieß Licht gebracht; | 
Du unterhaͤltſt mir auch das Leben. 

Du kenneſt meiner Monden Zahl, 

Weiß 'ſt, wenn ich dieſem 8 fi 

Auch wieder gute Nacht muß geben. 

Wo, wie und wann ich ſterben oll, 

Das weiß'ſt du, Vater, mehr als ee e 
Wen hab' ich nun, als dich allein, 

Der mir in meiner letzten Pein 

Mit Troſt und Rath weiß z forüngen? 52 

Wer nimmt ſich meiner Seelen, au, 

Wenn nun mein Leben nichts mehr kann 

Und ich muß mit dem Tode lungen n ci? 

Wenn allen Sinnen Kraft gebricht, 

Thuſt du es, Gott mein Heiland, nich? 

eich duͤnkt, da lieg' ich ſchon vor mw 

In großer His’, ohn Kraft, ohn Zier, 

Mit hoͤchſter Herzensaugſt befallen. 

Gehör und Rede nehmen az,, 

Die Augen werden mir ein Grab: 

Doch kraͤnkt die Suͤnde mich fur allen, 
Des Sataus Anklag' hat nicht Ruh. SL 
Setzt mir auch mit Verſuchung u u aka 

Ich höre der Poſaunen Ton 2 
Und ſeh auch den Gerichtstag hy . 
Der mir auch wird ein Urtheil fete 
Hier weiſet mein Griſenclüch, | 
Da aber des Heſches Gu ade En 


„ 


er 390 
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8100 1 05¹ N * Mich 


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974 


Mich Suͤndenkind hinab zur Hoͤſfnnnn 
Da, wo man ewig, ewig: Leid!“ n In «D 
Mord! Jammer! Angſt und Zeter! ſchreyt. 
Kein Gold und Gut errettet i 5 
umſonſt erbeut ein Bruder ſich, 1 8 
Den andern hie erſt los zu machen, 
Er muß es ewig laſſen ſtehn Nad 
Wir werden ewig nicht entgehnn ,,,, 
Kriegt einmal uns der Hoͤllenrachen. 
Wer hilft mir ſonſt in dieſer Roth 
Wo du nicht) Gott) du Todes Tod „ot Hulk 
Der Teufel hat nicht Macht au N od ER 
Ich habe bloß geſuͤndigt dir, 
Dir, der du Miſſethat vergiebeſt. 2 
Was maßt ſich Satan deſſen an, 
Der kein Geſetz mir geben kann 
Nichts hat au dem, was du, Herr, liebeſt? = 
Er nehme das, was fein iſt, hinz 
Ich weiß, daß ich des Herren bin. 
Herr Jeſu, ich, dein theures Gut, 10 
Bezeug' des mit ſelbs deinem Blut,, 
Daß ich der Suͤnden nicht gehöre e.. 
Was ſchont deun Satan meiner den DN 1? 
Und ſchreckt mich durch das Zorngericht? 
Komm, rette deine Leidens Ehre! Pi 5 
Was giebeſt du mich fremder Hand, 
Und haſt ſo viel an mich gewandt? ind 855 m 
Nein, nein! ich weiß gewiß, mein Heil, 
Du läffeft mich, dein wahres Ro un 1855 
Zu tief in deinen Wunden ſiß en. 
Hie lach’ ich aller Macht al. Unst) und Noth, 0 
Es mag eh, Holl oder Tod. dm n 
Auf mich her donnern oder blitzen. ar 
Dieweil ich lebte, war ich dein — 3 2 


Jetzt kann ich keines Fremden ſehn. Get N 


Iſt er uns uͤberlegen; 


375 


Gottes Vaterſinn bey ſeinen Zuchuthungens 
Was? ſoll ein Chriſt ſich freſeenn — 
Und nur fein Leid ermeſſen, n 
Nicht auf den Herren ſehn? 

Den aus dem Kreitze ſchließen, 
Ohn' welchen, wie wir wiſſen, 
Kein Ungluͤck kann geſchehn? 

Ohn' Gott vermag uns allen 
Kein Härchen zu entfallen, 0 N 
Kein Finger weh zu eh ya 
Er kann nicht mehr als wachen 
Für feiner Heerde Sachen, n 
Wie vormals, fo auch nun. 

Sollt er es anders meynen 0 At 
Als gut mit uns, den Seinen? Zr 
Das glaͤub' ich ewig nicht. 8 
In Truͤbniß uns verlaſſen An 
Und unbarmherzig Hasse, ii 0 PN 
Iſt wider feine Pflicht. „ 

Er weiß ſich anzuſtellen, 

Als ſtuͤrz' er uns zur Hollen, 

Und wär’ uns ſpinnenfeind; 
Bleibt doch in allen Noͤthen, 
Ja moͤgt' er uus auch toͤdten, * 
Der allerbeſte Freund., ni 


Er kann mit tauſend bade u x s 
Sich fo uud ſo verkleiden e 
In wilder Loͤwenhaut, ade 


Iſt aber treu an Sinnen, di 

Und wird bey ihm von iunen mi 

Ein Vaterherz geſchaut. 
Mit unbekannten Wegen 


Seit 


u: g 


des bin ange- parse, o dne 
Doch bleibt ſein weiſer Handel Be, 

Und unerforſchter Wandel! 

Von allem Tadel fremn. 

Er pflegt nur ſeinen Frommen un 15 R 

So grauſam vor zukommen 

Wer weiß es, was er ſuch e! N 

Er leitet uns zum Guten 1 u 15 

Und hält durch ſcharſe Ruhen 


Uns in der Kinderzucht. 
Drum, o betruͤbte Seelen, 
Schaut aus den Trauerhöfen 
Auf feines Troſtes Licht! 
Dem, der euch hat gequälet E la 
und wund geſchlagen, fehle. Au RER ve 
Es auch an Huͤlfe nicht. 1 Be 
Gedenft, was dort 1 0 a, 
„Uns, die wir Gott recht lieben, 
Nutzt alles Kreuz und Peinn a. 
Das Leid muß unſre Wonne, NN 
Der Regen unſre Sonne, 9 
Der Tod das Leben ſeyn. ?- 1 am 


Seligkeit der Vollendeten. | 


O wie felig ſeyd ihr doch, ihr Frommen, nl 
Die ihr durch den Tod zu Gott bekommen! | 
Ihr ſeyd entgangen 

Aller Noth, die uns noch haͤlt gefangen. 

Muß man doch hie wie im Kerker leben, L 
Da nur Sorge, Furcht und Schrecken ſchweben; 
Was wir hie kennen, gi 
Iſt nur Muͤh' und Herzenleid zu nennen. 

Ihr hergegen ruht in eurer Kammer, 
Sicher und befreyt von allem Jammer; 


Kein 


—— 


Kein Kreuz und Leiden zn e de Nos 
Iſt euch hinderlich in euren ae dh u 
Chriſtus wiſchet ab euch alle — 2 % uff 
Habt das ſchon, wornach wir ans ae heran 2 
Euch wird geſungen ier sit 
Was durch Keines Ohr allhie 3 3 ur 
Ach, wer wollte denn nicht gerne ſterben 
und den Himmel fuͤr die Welt erleben? Wm vn 
Wer wollt' hie bleiben, „%, n M 
Sich den Jammer laͤuger laſſen. Fare, J 
Komm, o Chriſie, komm, uns auszuſpannen, 
RE uns auf, und fuͤhr' uns bald von i bauen Bor: 
Bey dir, o Sonne, 2 
Iſt der frommen Seelen Freud und Wonne. b ze 


4 mr 


Troft der Ewigkeit I: 
Schoner Himmelsſaal, Vaterland der e 
Die aus großer Quaal Dieſes Lebens kommen. 
Und von keiner Luft In der Welt gewuß ! 


Sey mir hochgegruͤßt! Dich ſuch' ich fuͤr allen, 
Weil ich oͤd' und wuͤſt' In der Welt muß walleun, 
Und von Kreuz und Pein Nie befreyt kann ſen. 
Deinetwegen bloß Trag ich dieß mein Leiden, 
Dieſen Herzensſtoß Willig und mit e ban 
Du verfüßeft mir Alle Gall allhier. 8 

Truͤg' ich durch den Tod Nicht nach dir Derlanget, 

O in meiner Noth Waͤr' ich laͤngſt vergangen; 
Du biſt, einig du, Nichts ſonſt, meine Ruhe. 
Gott, du keunſt vorhin Alles, was mich kraͤnket, 
Und woran mein Sinn Tag und Nacht gedenket; bi 
Niemand weiß um mich, Als nur du und ich. 

Hab' ich noch nicht ſehr Urſach, mich zu klagen, 
Ey fo thu' noch mehr Plage zu den Plagen; | 
Denn du traͤgft, mein Heil, Doch das meiſte Theil. i 
2 8 


7 


378 


— nnd 


Laß dieß Leben mir Wohl verſalzet / werden 
Daß ich mich nach dir Sehne von der Erden, 
Und den Tod bequem In die Arme nehm. 

O wie werd' ich mich Dort an der erquicken! 
Du wirſt mich, und ich Werde dich au blicken, 
Ewig herrlich, reich Und den Engeln gleicht. * 

Schoͤner Himmels ſaal, Vaterland der Frommen, 
Ende meiner Quagl, Heiß mich zu dir kommen! vn 
Denn ich wuͤnſch' allein, Bald bey dir zu ſehn. 


Borbete tung. auf bie, Ewig af 105 


Du Wenſchenkind, erſchrick' und wach alk 12 
Laß ſichre Leute ſcherzen; Horch du in deinem Herzen, 
Was deine Glocke ſchlaͤgt, Dein Puls, der ſich bewegt, 
Ob auch ſein letzter Schah Dir deinen Re sin Tag, 
Den Lebensabend, trink” 

Betreug' dich ſelber nicht! Dein ngſtes Halsgericht; 
Wird dann nicht erſt ergehen, a erſtehen, 
Wenn ſelbſt der Sonnen Tracht, Der koͤnigliche Pracht, 
Luft, Himmel, Erd' und Fluth Durch die gemeine Gluth 
Zu Rauch wird ſeyn gemacht. 

Wir find uns ſelbſt die Welt: Wenn unſre Huͤtte fuͤllt 
Und will nun in der Erden Zu Staub und Aſche werden, 
Stracks wird uns unſer Lohn; Den tragen wir davon 
Von jenem Richterſtuhl, Dort der der Hoͤllen Pfui, 
Der hie die Himmelskron . 

Ergoͤtzt dich nun voraus Der ewig'n Freuden Haus, 
Der Seelen wahres Leben: Hier mußt du darnach ſtreben 
Durch ſtete Reu' und Buß' Und durch der Thraͤnen Fluß, 
Mußt durch des Glaubens Macht Die Weit ſammt ihre 

I Penn! n Ne Oro 
Thun unter deinen, Fuß. e ran en A 
Zeuchſt du der Hoͤllen Quaal Weit Pe , 


So laß dich immer finden Im Greuel deiner Sünden; us ® 
89 5 ö 5 


m. 


Wiß' aber, daß dein Leid Nicht währe nur kurze Zeit. 
O nein, der Flammen Sturm Und dein amen Wurm 
Stirbt nicht in Ewigkeit. 

Zehntauſend Jahr' iſt viel, Doch haben ſie ein Ziel; 
Ob hunderttauſend waͤren, Die Zeit kann ſie verzehren: 
Die Ewigkeit allein Und ihrer Flammen Pein, 
Der hier ich um und an Kein Ding e ann, 
Wird gar ohn' Ende ſey n. f 

Schlag hie mich fort und fort, Nur üer meiner dort, 
O Jeſu, Troſt der Schwachen! Hilf meiner boͤſen Sachen, 
Schick' Truͤbſal mancherley Und nur Geduld dabey! 
Mach' aber, meine Zier, Daß ich en bien. 
In ewig'n Freuden en: 

— 
Heinrich Arber | 

Geb. 1604 zu Lobenſtein im Voigtlande. Ke der als V Siganif 
am Dom zu Königsberg. Einer der vorzüͤglichſten Componiſten 
und Dichter ſeiner Zeit. Die von ihm ſeit 1840 herausgegebenen 
Arien, in welchen auch ſeine eigenen geiſtlichen und weltlichen 
Lieder ſtehen, fanden ſo außerordentlichen Beyfall, daß ſie inner⸗ 
halb weniger Jahre mehrmals, z. B. der öte Theil in 7 Jahren 
viermal aufgelegt werden mußten. Das dritte der hier folgenden 
Lieder iſt vom J. 1641, das vierte vom J. 1648. Dritter Theil 
der Arien de. Königsb. zum viertenmal gedr. 1652 Csuerfk 1643). 
No. 6. Fuͤnfter Theil ꝛc. ib. zum drittenmal 1651 (zuerſt 16440. 
No. 4. 6. mit Wegl. der letzten Str. Achter 2 ic. ib. 1656, 
No. 9. m. Wegl. drryer Str./ in Druun 


Verleugnung der Welt 
O wie moͤgen wir doch unſer Leben 
So der Welt und ihrer Luſt ergeben, 
und uns ſelbſt ſcheiden 
Von der frommen Ruh und tauſend Freuden? 
Muͤſſen wir nicht auch nach kurzen Jahren 


Zu deu Todten in die Grube fahren? | * 
29 8 


Fi 


9 


380 N 
Es wird geſchehen, . ui doe Ade a 
er Daß en eder feinen Lohn fol ehen * ien 


Wenn die Welt ihr Ende nun genommen, 
Und der Richter wird vom N fkommenn 
Der wird entdeckeen˖ eee A 
Alles, was wir meynten zu verſtecken. 
D was wird er für ein Urtheil fallen, 
Wenn er unſer Thun wird 3 ınp en 
Weimer rwird finden d g 
Wie wir hie gelebt in lauter Suͤndenn 
O Herr Chriſte, wolleſt meiner ſthonen, 
Und mir Sünder nach Verdienſt nicht lohnen! oil 
Ich will verlaſſen ö ot ec el 
Alle Welt, und ihre Luͤſte haſſen. Ni 
Forthim folk, mein Leben dir zu Ehren 
Nimmer ſich von deinem Wort abkehren. ed 
Rue will ich bleiben; d een n een 
Keine Welt ſolt mehr von dir mich neben. ien au 
N70 Deine Gnadenthuͤr ſteht allen offen 
Die auf dich in dieſem Leben been G 50 
un Die ohn' er mitem SORT * 9 0 
we Muſſen dort itt, Lei und Stel verderben. 
„Darum rohe, ſch thich in deiue Winden, a 
45 85 ich meinen. Sünden Rath geiunden; ea 
Dein Kreuz und Leiden „ 0 Ae n d 
Fiuhret mich zu wahren Himmelsfreuden. Dm N 


Andacht am Morgen, 
Gott des Himmels und der Erden, Q 
Vater, Sohn und heil'ger Geiſt, NR 150 0 e 
Der es Tag und Nacht läßt weldck, N On an, 
Som 6 und Mond uns ſchetnen. Het, ns nu 
Dielen ſtatke Hand die Weft. * 


und was drinmar iſt, erbat! 1 a: | | 

52 r 

| Gott, 
| 1 


381 


Gott, ich dauke dir von Herzen, 
Daß du mich in dieſer Nacht 9 


Fuͤr Gefahr, Augſt, Noth und Säeen 
Haft behütet und bewacht, f 

Daß des boͤſen Feindes Liſt 

Mein nicht maͤchtig worden iſt. | 

Laß die Nacht auch meiner Sünden 
Jetzt mit dieſer Nacht vergehn! 

O Herr Jeſu, laß mich finden 16 
Deine Wunden offen ſtehn n 
Da alleine Huͤlf? und Rathhyh 

Iſt fuͤr meine Miſſethat! | un 

Hilf, daß ich mit og Morgen 
Geiſtlich auferſtehen mag 1 nen rd 
Und für meine Seele forget, 217 co m. 
Daß, wenn unn dein großer Tag, 
Uns erſcheint und dein Gericht, 

Ich davor erſchrecke nicht! 

Fuͤhre mich, o Herr, und leite 

Meinen Gang nach deinem Wort; 
Sey und bleibe du auch heute 
Mein Beſchuͤtzer und mein Hort! 
Nirgends als von dir allein 

Kann ich recht bewahret ſeyn. 

Meinen Leib und meine Seele 1 
Sammt den Sinnen und Verſt and.. 
Großer Gott, ich dir befehle It: 
Unter deine ſtarke Hand! 

Herr, mein Schild, mein Ehr' and Ruhm, 
Nunm mich auf, dein Eigenthum! I 

Deinen Engel zu mir ſende, 
Der des boͤſen Feindes Macht, 22 
Liſt und Anſchlag von mir wende, | 


Und mich halt' in guter Acht. 
. N Der 
* 


382 
Der auch endlich mich zur Ruh uu n 
u nach dem — zu? a un u . 


Hinfälligeit. des mache. 
Daß alle Menſchen ſterblich ſeyn, 
Das macht die Sünde nur allein 
Die Adam hat begangen. 


* 
4 5 


0 2 


> 
= 65 
— 4 


* 
9 


Der Eifer Gottes ſtieß uns aus 
Vom Himmel in dieß Jammer haus 
Da uns der Tod muß fangen. 
O weh! wie uͤbel ſund wir dran.. 
Weil Niemand ſicher leben kann 
Fuͤr dieſes Feindes Wuͤthe n 


Er wuͤrget, wie er an- uns ⸗ trifft, 
Jung oder Alt; ſein Grimm und Gif wit 
Iſt gar nicht zu beguͤten. N 
Du armer Menſch, bedenke bah, al 
In was fuͤr einem ſchwereu Joch 1 
Du fort und fort mußt ziehen! i 
Du ſollteſt ja um Ehr' und Geld ii 2 
Und was gut ſcheint auf dieſer Wa, 2 
Dich nicht ſo ſehr bemuͤhen. 0 2 
Der Tod ſich deinem Schatten gleicht, = * 
Der niemals Haarbreit von dir eie 8 
Und folgt dir aller Enden; DA 
Sein Bildniß ſtellt Gott ſtuͤndlich dir unten 
An allen Ereaturen für, | 4909 
Wo du dich hin magſt wendn. 
Die Roſe bluͤht; bald faͤllt ſie ab. . 
Jetzt lebſt du, Menſch, und mußt ins 9 1 
Wenn deine Zeit wird kommen. 
Der Vogel flog vorüber nus 
Und niemand iſt, der ſeine Spur 
Hatt irgends wahrgenommen. Er 


928 N 5 0 
N. 


Dee 


ET 


—— 


Der Rauch vergeht; das Glas zerbricht: 
Das Kleid verſchleußt und danret licht; 5 85 
0 1771509 


Ein Haus muß endlich Falten’; 

Der Baum wird feines Schinucks beraubt 
Und, eh' man's innen wird, eitſaubt: 
So geht es mit uns allern n 


Drum lebe ſo, daß du alteit 14 Bm 5 


Zum Tod’ ſeyſt fertig und bereit, 
Und huͤte dich für Suͤnde n 
Laß dich berichten Gottes Wort; 
Das wird dich einen ſichern Ort 

Im Himmel lehren finden. 


1 
— 


Ergebung beym Tode der ug. | 


Der rauhe Herbſt kommt wieder! 

Jetzt ſtimm' ich meine Lieder 

In ihren Trauerton. 

Die Sommerluiſt vergehet, 

nt in der Welt befiehet, 

Der Meuſch muß ſelbſt davon. 
Du, Gott und Herr der Zeiten, 

Wu, daß wir uns bereiten 


Zu unſrer ene en een 


Stets zeigſt du dein Gemuͤthe. 

Schickſt uns aus milder Güte 

Auch ſtumme Lehrer zu. 
Die Roſe läßt. ſich brechen, 


Wird niemals widerſprechen 


Des Gartenherren Hand; 
Der Apfel, zu genießen, 1 
Faͤllt ſelbs zu deinen Fügen, 
Laßt willig ſeinen Stand. | 
Und du, Menſch, 3 nicht eben 
dc deinem Gott ergeben? 


e 1 > 


Was iſt dein Get Ruhms „% h it 


Daß er dich hat. erſchaffen, e d Ef 
Geziert mit Glaubens waffen, 
Zu ſeinem Eigenthum. * ya 

Schickt er deun Kreuz und Soner, Am 
Nimmt, was uns kommt vom Herzen 
Er meynt's doch allzeit gut: 
Und ſind wir Gottes eigen 

So laßt uns ſtille ſchweige nns 

Zu allem, was er thut. 


Wer mag der Welt Getümmel 1 One An 
Erwaͤhlen fuͤr den Himmel? 
Hilf, Chriſte, Gottes Sohn, N 
Daß wir uns ſtets gewoͤhnen 
Nach dir allein zu ſehnen A 7 % 2 
Und deinem Gnadenthron!?!; min e 


ene. ut 


M. Auguſt Buch werde = *. 
Geb. 1591 zu Dresden. Geſt. 1661 als Profeſſor der Beredtſ 
keit und Dichtkunſt zu Wittenberg. In der ſruchtbeingenden € a 
ſellſchaft führte er den Namen des Genoſſenen. Ein Mann, it 
welchem ſich ausgebreitete Gelehrſamkeit und feiner Geſchn 
gruͤndliche Kenntniß der Latinitaͤt und vorzuͤgliche Gewandtheit 
der Mutterſprache vielleicht mehr als bey irgend einem und 
genoſſen vereinigte. Fuͤr feine hie und da zerſtreuten, aber 
in Vergeſſenheit gerathenen deutſchen Gedichte erweckt ſchon de 
Umſtand, daß Opitz ihn unter feine vertrauteſten Freunde 10 e 
ein ſehr guͤnſtiges Vorurtheil. Als geiſtlicher Dichter hat er n 
Neumeiſt. de poet. germ. p. 20. nur eines unter dem Ti U 
Weihnachtgedanken und Nachtmahl des Herrn, zu Wittenberg 
1638 in 4. herausgegeben; und nach Angabe des Meinungiſch | 
GB. von 1711 (Wetzels L. H. Th. I. S. 13505 n Die 
faſſer des folgenden Morgeuliedes. CAndachtiger Seelen g 
liches Brand ⸗ und 76 5 Opfer, d. i. voll una G 
vn 19 zu. Lei 91697. 8. 8 12% 


— „ „ u 


385 


— — 


Morgenandacht. 


| Der ſchoͤne Tag bricht an; 


Die Nacht iſt abgethan, 

Die Finſterniß vergangen. 

Laß uns dein Licht umfangen, 
Du unſre Sonn und Leben, 


Der Welt zum Heil gegeben! 

Befiehl der Engel⸗Schaar, 

Daß ſie uns heut bewahr'! 
Wenn du die Hand ausſtreckeſt 
Und uns damit bedeckeſt: 


So muß ſammt unſern Suͤnden 
Das Uebel von uns ſchwinden. 
Laß uns in deiner Hut 
Das thun, was recht und gut, 

Und gleich als Kinder leben, 


Die dir ſich ganz ergeben, 


In deinen Wegen gehen 
Und veſt im Glauben ſtehen! 
Befaͤllt uns Kreuz und Noth, 


So hilf du, treuer Gott, 


Daß wir in allen Stuͤcken 
Uns drein geduldig ſchicken; 


Denn dir nicht widerſtreben, 


Iſt ja das beſte Leben. 


Gieb Speis und Trank dem Leib', 


Daß er bey Kräften bleib'!; 
Und ſoll die Seele ſcheiden, 
So ſep's zu deinen Freuden, 
Daß wir auf deinen Namen 


Getroſt hinfahren, Amen! 


Wb 


. 


/ 


386 
— | 
| M. Martin Rinckart. x 
Geb. 1585 zu Eilenburg in Meißen. Geſt. 1649 ba 
ebendaſelbſt. Er hat mehrere poetiſche Schriften heran 
(Neumeifter de poet. germ. p. 85.05 ‚feine Kirchenlieder 
welchen der gluͤckliche Lachahmer des Joh. Heermann 
verkennen laͤßt, ſind meines Wiſſens nur einzeln zum 
gekommen. Das bekannteſte unter ihnen, dem ſeine ruh Eins 
fachheit und die erhebende Melodie ein unvergaͤngliches Anſehen 
in der proteſtantiſchen Kirche ſichern, iſt das zunaͤchſt folgende 
aus Sir. c. 50. Im Hanndverifchen Geſangbuche von 5d m 
es mit einer vierten Strophe, und in manchen. neueren 1 
mehreren von C. S. Schurzfletſch vor. Das zweyte b 
ſprünglich aus 18 Werfen, die ein Selbſtgeſptuch des Sei 
des Geiſtes enthalten, ſo daß jede Bitte des V. U. u m 
ſelndem Tone und daun im Gefühle der glaͤubi gen Zuverſicht Bu 
getragen wird. (Ein anderes, auch recht gutes Lied über das 
V. U. von Ninckart in 20 Strophen: Ach Vater, unſer Gott, 
ſteht in Olearii Singekunſt, Leipz. 1671. und, mit einigen Veraͤn⸗ 
derungen, ſchon im Hannöverifhen GB. v. 1648.) Bey dieſem 
iſt der Name des Verf. angegeben; bey dem erſteren abe ** 
ich ihn nicht vor dem J. 1676, in J. Saubert's Gefangbne 
getroffen. [D. m. Luthers Und anderer vornehmen ⸗ an 
Geiſtliche Lieder ꝛe. Berlin 1653. 8. S. 204. Sand: Büchlein ꝛc 
formiret von Job. Viedlingio. Vierte A. Altenb. 1655. 12. S. 50 


Erhebung des Herzens zu Gott. 


Nu danket alle Gott mit Herzen, Mund und Duden, 
Der große Dinge thut an uns und allen Enden, 
Der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an 
Unzaͤhlich viel zu gut und noch itzund gethan! 

Der ewigreiche Gott woll' uns bey unſerm Leben 
Ein immer froͤlich Herz und edlen Frieden geben, 
Und uns in ſeiner Gnad' erhalten fort und fort, 
Ja uus aus aller Noth erloͤſen hie und dort. 

Lob, Ehr' und Preis ſey Gott dem Vater und dem Sohne, 
Und dem, der beyden gleich im hoͤchſten Himmelsthrone, 
Dem dreymal einen Gott, als er urſpruͤnglich war 
Und iſt und bleiben wird itzund und unmerdar! * 

Klage 


93 


„ 


Klage zu Gott unter den Grereln des zun 


Vater unſer der Elenden, 

Willt du nicht mehr Vater ſeyn? 

Willt du gar dein Herz abwenden 

Von uns, deinen Kinderlein? 

Jeſu, Jeſu, Gottes Sohn, | 
Der du biſt in's Himmelsthron, 

Soll denn nun dein Stuhl auf Erden 
Ganz und gar geſtuͤrzet werden? 


Hoͤreſt du nicht, wie dein Name 
Und dein theuerwerthes Wort 
Und dein rechter Kirchenſaame 
Wird gelaͤſtert fort und fort? 
Wie Viel' unter Chriſtenſchein 
Heyden und Unchriſten ſeyn? 
Soll denn nun dein Nam' auf Erden 
Ganz und gar vertilget werden? 


Soll denn nun zu Gut und Frommen 
Dein heilwaͤrtig Gnadenreich 
Uns und keinem Menſchen kommen? 
Willt du denn der Erden gleich 
Kirchen, Schulen und Altar 
All' umkehren ganz und gar? | 
Soll denn nun dein Reich auf Erden 
Von uns ſelbſt zerſtoͤret werden? 77 


Alles geht nach Satans Willen; 
Welt und Fleiſch ihm ſtimmet zu. 
Kannſt du ſie denn nicht mehr ſtillen, 
Und uus ſchaffen Fried’ und Ruh'? 
Aller Himmel Himmels; Heer! 
Dienen willig deiner Ehr'; 


2 


Und 


— 
- 
_ 


388 
Und dein Wille ſoll auf Erden 
Nimmermehr erfuͤllet werdennan?n?n?n?n?ñ 


Willt du uns kein Brodt mehr obe. is 
Oder iſt zu kurz dein Hand 


Wovon ſollen wir denn leben? eln dogs 
Feind und Freund verheert das Land; n 
Alles lieget brach und oͤd d, . 


Alles iſt voll Krieg und Fehd : 
Ach ſoll denn kein Fried auf Erden nn nee 
Nimmermehr geheget werden? 


Wille du uns denn ewig haſſen 
Und ohn' Ende zuͤrnen nun? 
Keine Miſſethat erlaſſen 72 nig au 
Denen auch, die Buße thun? e ang 
Jeſu, unſer Heil und Hort, e e A, 
Wo iſt dein Verſoͤhnungs-Wort? t ee 
Ach ſoll denn dein Blut auf Erden 4 e 
So umfonft vergoſſen werden 


Laͤſſeſt du uns ſo verſuchen 
Und hinfallen ganz und gar, RZ 
Daß dir auch die Frommen fluchen 1 
In Anfechtung und Gefahr? n Fan 
Hilf, o Helfer, hilf bey Zeit n 
Deiner armen Chriſtenheit! ce 
Ach ſoll nun die Hoͤll' auf Erden 1 2 
Auch von uns erbauet werden? u 

Alles Uebel hat betroffen 
Leib und Seele, Gut und Ehr'; 
Haben wir denn nichts zu hoffen 1 u 
Und gar Fein’ Erloͤſung mehr? 0 = 
Komm, du Himmels: Friedefürft! = 
Komm! nach dir uns allen duͤrſt't t,. 
Ehe wir mit dir auf Erden W 
Gar zu Koth und Nichte werdenn 


2 — 
* 


E 
22 


9 


Amen! Herr, m deinem Namen, 
Du getreuer Amens⸗Gott, 
Iſt ja alles Ja und Amen. 
Du haſt über Hol und Tod 
Reich und Kraft und Herrlichkeit 
Vor und in und nach der Zeit. 
Amen! Herr, in deinem Namen 
Sey es alles Ja und Amen! 


David Bernhard Meder. 
Pfarrer zu Zſcheplin im Leipziger Kreiſe um die Mitte des ırten 
Jahrh. Daß er, und nicht, wie Einige vermuthet haben, D 
Balth. Meisner, Verf. des folgenden Liedes ſey, erhellet aus der 
beſtimmten Angabe ſeines Namens in dem Niedlingiſchen Hand⸗ 
buͤchlein, dem er ſelbſt, als ein Freund des Herausgebers, eine 
beſondre Ehrenſchrift voraugeſetzt hat. Augenſcheinlich iſt auch 
dieſes Lied, wie die beyden vorhergehenden, vor dem Friedens⸗ 
jahre 1648 verfertigt worden. [Hand⸗Buͤͤchlein sc. von Job. Wied. 
lingio, Altenb. 1655. S. 755. m. Wegl. von 3 Str.] 

Sehnſucht nach dem Frieden, 
Wann, ach wann wird doch erſcheinen 
Der gewuͤnſchte Friedenstag, 

Und ſich ſtillen unſer Weinen 

Auf ſo lange Klag' und Plag', 

Auf unbillig⸗grimmen Streit 

In der theuren Chriſtenheit? 

Ach daß ich doch hoͤren ſollte, 

Daß Gott Fried' ausſprechen wollte! 

Guͤldner Friede, wieder blicke! 

Du haſt uns verlaſſen ganz. 
Kehre wieder und erquicke 

Land und Stand mit deinem Glanz! 
Brich herfuͤr, du ae 


39 


Daß man dich auf Erden find'! * er‘? ar 
Ach daß ich doch u. ſ. v.. 
Wie ſo lieblich ſchoͤne gruͤne 
Alles bey der fügen Ruh’, en 
Da man ſeinem Hoͤchſten dienet 
Ungehindert immerzu, 
Da die Friedensboten ſchoͤn 
Auf den Gottes: Höhen gehn! 
Ach daß ich doch u. ſ. w. 
Guter Ordnung wird gepfteget 185 
In gemeinem Regiment, i 
Recht und Billigkeit erwaͤget; 
Wahrheit bleibet ungeſchaͤnd't. 
Fried' und Recht ſich kuͤſſen ſatt, 
Und umfahen Dorf und Stadt. 
Ach daß ich doch u. ſ. w. | 
Alle Hoͤf; und Hütten lachen, 
Sehen neu bekleidet aus; 
Feld' und Waͤlder luſtig wachen, 
Und es ſtehet wohl ums Hanus. > 
Kinder man zur Schule fuͤhrt, 
Und Geſinde recht regiert. te . 
Ach daß ich doch u. ſ. w. r c. 
Alle Laͤnder ſich ergoͤtzen N 
An der edlen Sicherheit, 0 
Sind gemehrt mit Gold und Schaͤtzen, 
Schweigen von Verluſt und Leid; 
Man mag ſchiffen auf der See, 
Pfluͤgen in der Au' und Hoͤh'. 
Ach daß ich doch u. ſ. w. 
Du Beherrſcher aller Herren, 
Laß einmal erbitten dich 
Laß die Länder nah und ſerren 
Wieder ruhen gnaͤdiglich! 


391 
Hilf, daß nicht der Heil gen Sinn 
Fall' auf eine Thorheit hin! 
Ach daß ich doch u. ſ. w. 
Gott, du biſt von hoͤchſter Staͤrke, 
Du kannſt immer helfen noch; 
Ach erweis es jetzt im Werke, 
Und nimm weg das Haderjoch! 
Laß uns frey von Kriegespein 9 
Doch im Friede ſchlafen ein, ir 
Oder noch im Tode hoͤren, 
Daß du Friede willt beſcheren! 
Wann, ach wann wird doch erfcheinen 
Der gewuͤnſchte Friedenstag, 
Uud ſich ſtillen unſer Weinen 
Auf ſo lange Klag' und Plag'! 
Ach Gott, wills allhier nicht ſeyn: 
So nimm uns in Himmel ein, 
Daß wir in der Friedensveſte 
Dir lobſi ingen auf das Beſte! 


1 


M. Adam Speer 

Geb. 1596 zu Seifersdorf im Fürftenthum Liegnitz. Geſt. 1652 
als Paſtor und Conſiſtorialaſſeſſor zu Liegnitz, auch kaiſerl. gekroͤn⸗ 
ter Poet. Das folgende Lied, meines Wiſſens das einzige, welches 
von ihm bekannt geworden iſt, ſteht in dem Schweidnitzer GB. 
von 1727 u. mehrern andern unter feinem Namen. [Neu Leips 
ziger Geſangbuch ze. verfaſſet von 6 7. Vopelio. Leipi. 1681. 8. 
S. 177) 


Betrachtung der Leiden Jeſu. 
Du großer Schmerzen Nam, vom Vater ſo geſchlagen, 
Herr Jeſu, dir ſey Dank fuͤr alle deine Plagen, 
‚Fir deine Seelenangſt, für deine Band’ und Noth, 
Fuͤr deine Geißelung, fuͤr deinen bittern Tod! 


* 


Ach! 


392 _ 
Ach! das hat unſer' Suͤnd' und Miſſethat mu, 
Was du an unſer ſtatt, was du fuͤr uns erduldet; u 
Ach! unſer' Suͤnde bringt dich an das Kreuz hinan, 
O unbeflecktes Lamm: was haſt du ſonſt gethan? 
Doch deine Herzenslieb' erweiſet unſern Herzen, 
Wie lieb wir dir geweſt; dein Leiden, Tod und Schmerzen 
Hat nun verſoͤhnet Gott den Vater mit der Ba 
Uns feine Gnade bracht, zufrieden ihn geſtellt. | 
Dein Kampf iſt unfer Sieg, dein Tod iſt unſer eau 
In deinen Banden iſt die Freyheit uns gegeben; 
Dein Kreuz iſt unſer Troſt, die Wunden unſer Heil, 
Dein Blut das Loͤſegeld, der armen Suͤnder Theil. b 
O hilf, daß wir uns auch zum Kampf und Leiden wagen, 
Und unter unſer' Laſt des Kreuzes nicht verzagen! 3 
Hilf tragen mit Geduld durch deine Dornenkron', 
Weun's kommen ſoll mit uns zum Blute, Schmach und 
Hohn! 
Dein Schweiß komm' uns zu gut, wenn wir im 
Schweiße liegen; / 
Durch deinen Todeskampf laß uns im Tode fiegen; 
Durch deine Banden, Herr, bind' uns, wie dir's gefällt; 
Hilf, daß wir kreuzigen durch dein Kreuz Fleiſch und Welt! 
Laß deine Wunden ſeyn ein' Arzuey unſrer Suͤnden; 
Laß uns auf deinen Tod den Troſt im Tode gruͤnden! 
O Jeſu, laß an uns, durch dein Kreuz, Angſt und Pein, 
Dein Leiden, Angſt und Pein ja nicht verloren ſeyn! 


Andreas Tſcherning. | 
Geb. 1617 zu Bunzlau in Schleſien, der Vaterſtadt des berühms K 
ten Opitz, deſſen Freund und gluͤcklicher Nachahmer er war. 
Geſt. 1659 zu Roſtock als Profeſſor der Dichtkuuſt. Seine unter 
dem Titel: Deutſcher Gedichte Fruͤhling (Breslau 1642) und: 
Vortrab des Sommers deutſcher Gedichte (Noſtock 1655) g 


393 


m ↄ— 


gegebenen Poeſien, nebſt denen von Flemming und Dach ohn⸗ 
fireitig die vorzuͤglichſten ihrer Zeit, enthalten auch einige Lieder 
religioͤſen Inhalts, von welchen ich die gelungenſten hier mit⸗ 
theile. Zwey in dem alten Bresl. GB. und im Königsberger 
von 1690 unter feinem Namen befindliche Kirchenlieder find ohne 
Werth. [A. T. Deutſcher Getichte Fruͤhling, nachgedruckt in 
Roſtock. 8. S. 1. 280. mit Wegl. zweyer Str.) 


Frommer Sinn bey der Arbeit. 


Du fort in allen Sachen 
Von Gott den Anfang machen 
Aus treuer Schuld und Pflicht. 
Wem haſt du Dank zu geben, 
Als ihm, fuͤr Heil und Leben? 
Von dir entſpringt es nicht. 

Was will dein kaltes Sinnen, 
Du Staub der Zeit, beginnen, 
Legt er nicht Huͤlfe bey? 

Der Menſch mit ſeinem Tichten 
Weiß wenig auszurichten, 
Das gut zu heißen ſey. 

Drum bis nicht zu verwegen 
Auf deines Amtes Stegen, 

Und bilde dir nicht ein, 
Als koͤnnteſt du Vertrauen 
Auf deine Kraͤfte bauen, 
Die doch kaum deine ſeyn. 

Schlag’ an die Himmelspforten 
Mit ſtarken Glaubensworten; 
Da bitte Beyſtand aus. 

Daher wird Segen fließen 
Und reichlich ſich ergießen 
Auf deinen Hof und Haus. 

Wo ſeine Hand gereget 
Den Grund zur Arbeit leget, 

ö N Da 


394 


Da zeucht der Segen einn enn 


Verkehrt er ſein Geſichte, W, b en 
So wird ein Werk zu nicht,... * 
Wie gut die Meiſter ſeyn. 1 rar, “u 
Andenken an Gott. „ 
Denk an Gott zu aller Zeit, N 
Ueberlege ſeine Guͤte i 
Tag und Nacht dir im Gemüthe, 5 . „ 
Die ſchon waͤhrt von Ewigkeit. * 


Er iſt unſer Fels in Noth; 
Denk an Gott! 


Haſt du guten Stand und Ruh / 
Geht dir alles nach Behagen: 


Schreib es ihm mit Danke zu. 
Kommt dann Trübfal eingeſchlagenn, W. 5 
Treiben Menſcheu aus die Spott: 
Denk an Gott! | 1 „ - 
Fallen Krieg und Seuchen „ 2 


Wer an ſeinen Gott gedenket, 

Kann im Glauben ficher ſeyn. 

Wird der Brodtkorb hoch gehenket: 

Regnet doch der Himmel Brodt. | 

Denk an Gott! | . rn 05 
Jüngling, weil dir deine Kniee 

Noch bey gruͤnen Kraͤften bluͤhen: 

Sey nicht ſtolz, gebrauche fie, 

Schone dich nicht zu bemühen; | 

Aber halt' auch dieß Gebott: 

Denk an Gott! 1 
Weil du ſchwach wirſt, alter eus, bib 

Weil dein kaltes Haupt beſchneyet, 

Weil der matten Glieder Eis ra u 


— * 


395 


Schon das Ende propheceyet, 
Weil du waͤgſt das letzte Loth: 
Denk au Gott! | 


M. Andreas Gryphius. 

Geb. 1615 zu Groß⸗Glogau. Geſt. 1664 ebendaſelbſt als Land 
ſchafts⸗Syndikus. Er war Mitglied der fruchtbringenden Gefells 
ſchaft unter dem Namen des Unſterblichen, auch kaiſerl. gekroͤnter 
Dichter, und erwarb ſich beſonders durch ſeine Verſuche in der 
dramatiſchen Poeſie verdienten Ruhm. Sein Beytrag zur geifts 
lichen Poeſie beſteht in rier Buͤchern Oden, wovon das letztere 
„Thraͤnen uͤber das Leiden Jeſu“ uͤberſchrieben iſt, in einer Samm⸗ 
lung aus dem Lateiniſchen überfester Kirchengeſaͤnge, und in einer 
andern vorzugsweiſe ſogenannter geiſtlicher Lieder. Das bekannteſte 
und gelungenſte iſt das hier folgende, welches in dem erſten Buche 
der Oden im J. 1643 zuerſt erſchien. Die wegen einzelner ſchoͤnen 
Stellen mit Recht geprieſene, 50 Strophen lange Ode: Gedanken 
über den Kirchhoff (in den Kirchhofsgedanken vom J. 1656) 
eignet ſich nicht zur Aufnahme in dieſe Sammlung. [Z. G. um 
ein merkliches vermehrte Teutſche Gedichte. Breßl. u. Leipz. 
1698. 8. Poetiſche Waͤlder And. Band. S. 123.) 


Eitelkeit des Irdiſchen. 


Die Herrlichkeit der Erden 
Muß Rauch und Aſchen werden; 
Kein Fels, kein Erz kann ſtehn. 
Dieß, was uns kann ergoͤtzen, 
Was wir fuͤr ewig ſchaͤtzen, 
Wird als ein leichter Traum vergehn. 
Was ſind doch alle Sachen, 
Die uns ein Herze machen, 
Als ſchlechte Nichtigkeit? 
Was iſt des Menſchen Leben, 
Der immer um : muß: ſchweben, 
Als eine Phantaſie der Zeit? 
f | Der 


396 


KL Der Ruhm, nach dem wir nad, na 
Den wir unſterblich achten, 1 Ar 
Iſt nur ein falſcher Wahn. ah n 


ee. 


Sobald der Geift gewichen 
Und dieſer Mund erblichen, 


Fragt keiner, was man hier vethan, E. 

3 hilft kein weiſes Wiſſen; öh 1 eie 

Wir werden hingeriſſen n e 
e e 


> Oh ' einen Unterſchied. 


»0173 Sau 


Was nützt der Schloͤſſer Wenge? Bu er i s ' 4 


Dem hie die Welt zu eng, „00 Wen 
Dem wird ein enges Grab zu weit. 51 3 re 
Dieß alles wird zerrinnen, Damme wm 
Was Muͤh' und Fleiß gewinnen VER 
Und ſaurer Schweiß erwirbt. 4 30. 
Was Menſchen hier beſitzen, n en 


Kann für den Tod nicht nuͤtzen; 


Dieß alles ſtirbt uns, wenn man ſtirbt. | TE N 


Iſt eine Luſt, ein Scherzen, 
Das nicht ein heimlich Schmerzen 
Mit Herzensangſt vergaͤllt? 
Was iſts, womit wir prangen? 8 
Wo wirſt du Ehr' erlangen, 
Die nicht in Hohn und Schmach verfällt? 5 

Was pocht man auf die Throne? 

Da keine Macht noch Krone b . 
Kann unvergaͤnglich ſeyn. In er 
Es mag vom Todtenreyen I 
Kein Scepter dich befreyen, 
Kein Purpur, Gold, noch edler Sit. 

Wie eine Roſe bluͤhet, 
Wenn man die Sonne ſiehet 180 
Begruͤßen dieſe Welt, - 
Die, eh' der Tag ſich neiget, 


1 


397 
Eh? ſich der Abend zeige, , 


Verwelkt und unverſehus abfaͤllt: am 


So wachſen wir auf Erden, 
Und hoffen, groß zu werden 
Und ſchmerz⸗ und ſorgenfrey. 
Doch eh' wir zugenommen 


Und recht zur Bluͤthe kommen,. 
Bricht uns des Todes Sturm entzwey⸗ 
Wir rechnen Jahr auf 2 ne Gn 


Indeſſen wird die Bahre 
Uns für die Thuͤr gebracht. N 
Drauf müſſen wir von binnen! 


—— 


Und, eh' wir uns befi innen, 
„Der Erden fagen gute Nacht. 


Weil uus die Luſt erzözet 


5 | Und Stärke freye ſchaͤtzet 


und Jugend ſicher macht. 

Hat uns der Tod beſtricket, 

Die Wolluſt fortgeſchicket, 

und Jugend, Staͤrk und Muth berlacht⸗ 
Wie Viel' ſind jetzt vergangen! 

Wie viel liebreicher Wangen 

Sind dieſen Tag erblaßt, 


Die lange Raitung di. Rechnen!) machten, 


Und nicht einmal bedachten, 

Daß ihn'n ihr Recht ſo kurz verfaßt! 
Auf, Herz! wach' und bedenke, 

Daß dieſer Zeit Geſchenke 

Den Augenblick nur dein. | 

Was du zuvor genofien, .; a 

Iſt als ein Strom verſchoſſen: | 

Was Fünftig, werfen wird es ſen? 
Verlache Welt und Ehre, 

Furcht, Hoffen, Gunſt und Lehre, 


= & 


Aid 


. 

Und fleuch den Herren an, ce N 22 d 
Der immer Koͤnig bleibet, in da eee 
Den keine Zeit vertreibet,n , 4 
Der einig ewig machen kaun. 

Wohl dem, der auf ihn traue!!! 
Er hat recht veſt gebauet; bi n ee a = 
Und ob er hier gleich faͤlltTt; 0 wi 
Wird er doch dort beſtehen,Ü„ Emm 0 
Und nimmermehr vergehen, 1 ih 

2 PR 


Weil ihn die Staͤrke ſelbſt erhaͤlt. on 
rin 


Johann Peter Tre 

Geb. 1619 zu Liegnitz. Geſt. 1689 als Profeſſor der Berch nkeit 
und Dichtkunſt zu Danzig. Sein Name iſt bey dem folgende 
Liede ausdruͤcklich angegeben, außer welchem in Us Arien 1 9 
eins von ihm, und mehrere in der Breslauer Kirchen⸗ und Hause 

Muſik, gte Ausg., ſtehen. [Sechſter Theil der Arien ze. 
Seinr. Alberten. Zum viertenmal gebr. Mun 1652. Ko. 1 
Die erſte Ausg. erfchien 1645. | 


Stille Anbetung Gottes. 
Wilſſt du in der Stille ſingen Re 
Und ein Lied dem Hoͤchſten bringen: 
Lerne, wie du kannſt allein | 
Sänger, Buch und Tempel ſeyn. 

Iſt der Geiſt in dir beyſammen 
Voller Eifer, voller Flammen: 
Dieſer Saͤnger ohne Mund 
Thut Gott dein Begehren kund. 1 10 
Iſt dein Herz, als ſichs gebuͤhret, 
Recht mit Andacht ausgezieret: 
Dieſes Buch dann bringet dir 
Wort’ und Weiſen gnug herfuͤr. ar 
Wo dein Leib vom Wuſt der ei 
Rein und ſauber iſt zu finden: 


1 * 


* 


399 


Dieſen Wohnplatz, dieſes Haus 

Sieht ihm Gott zum Tempel aus. 
Kannſt du ſo in Stille ſingen, 10 chile 

Kannſt du dieß dem Hoͤchſten briugen: 

Dann wirſt du dir ſelbſt allein 

Saͤnger, Buch und Tempel ſeyn. 


L. Heinrich Held. 

Soll zu Burau in Schleſien als Sachwalter gelebt haben. Neu⸗ 
meiſter de poet. germ. p. 48. erwaͤhnt ſeinen Vortrab teutſcher 
Gedichte (Frankfurt an d. O. 1633. 8.) und feine Poetiſche Luſt 
und Unluſt, die er einer ſatyriſchen Schrift, „Hans: Wurf * 
betitelt, ſtatt der Vorrede beygefügt. Ob aus einer dieſer Samm⸗ 
lungen und aus welcher die unter ſeinem Namen vorkommenden 
Kirchenlieder entlehnt ſeyn mögen, kann ich nicht ſagen. Vor 
dem J. 1661 hat ſich meines Wiſſens noch keines in den Geſang⸗ 
buͤchern gefunden. (Wetzels L. H. Th. I. S. 406.) — [Praxis 
pietatis melica d. i. Vbung der Gottſeligkeit in Chpiſtl. u, troſtr. 
Geſaͤngen ꝛe. Von Joh. Sagen. Berlin 1684. 12. S. 208, 
und 381.J 


Feyer der Wenſchwerdang Speifi. 


Gott ſey Dank durch alle Welt, 
Der fein Wort beſtaͤudig hält, 
Und der Suͤnder Troſt und Rath 
Zu uns her gewendet (al. geſender) hat! 
Was der alten Väter Schaar 
Hoͤchſter Wunſch und Sehnung war, 
Und was ſie gepropheceyt, 
Iſt erfuͤllt nach Herrlichkeit. 
Zions Dülf’ und Abrams Lohn, 
Jacobs Heil, der Jungfraun Sohn, 
Der wohlzweygeſtaͤmmte Held 
Hat ſich treulich eingeſtellt. 4 
2 Sey 


— 


Sey willkommen, —— 2 2 


Dir Hoſanna, d mein Theil! „ni 

Richte du auch eine Bahn 16 Rum 

Dir in meinem Herzen on. 
Zeuch, du Ehrenkoͤnig, ein; 

Es gehoͤret dir allein! ld 

Mach es, wie du gerne thuſt, 

Rein von aller Suͤnden Wuſt. 


Und gleichwie dein Zukunft war 1 A 
Voller Sanftmuth, ohn' Gefahr: > mi mud 2. 
A sey auch derer L eg e e 


Deine Sanftinuth mir bereit. en 


u Troͤſte, trößte meinen Sinn. 
Weil ich schwach und blöde bin, i A Er 

105 Und des Satans ſchlaue Liſt na nee 
Sich zu hoch fuͤr mir vermißt. haar e 


Tritt den Schlangenkopf entzwey, ute i 


Daß ich, aller Aengſten frey yr, 


Dir im Glauben um und aon 
Selig bleibe zugethan: iss do 


Daß, wenn du, du Lebensfuͤrſt, BY 
Praͤchtig wiederkommen wirſt, uf 9 
Ich dir moͤg' entgegen gehn 5 

Und fuͤr dir gerecht beſtehn. 


Preis der Leiden Jeſu, n * 
Jeſu, meiner Seelen Licht, 1 
Freude meiner Freuden, e 
Meines Lebens Zuverfüht, an 
Nimm doch für dein Leiden * 
Dieſen ſchlechten Dank hier a, 
So viel meine Seele IE 
Immerhin dir bringen kann 
In der Schwachheit Hole! 


— 


401 


Ich erwaͤg' es bn und her, 
Was dich doch bewogen, 
Daß du ſo viel Herzbeſchwer 
Haſt auf dich gezogen, 
Daß du Augſt, Gewalt und Noth, i 
Schlaͤg' und Hohn in Banden | 1012 
Laͤſterung und Kreuz und Tod 
Willig ausgeſtanden. 

Gottes Wohlgewogenheit, 
Vaterlieb' und Güte, f 
Deine Herzensfreundlichkeit 
Und dein treu Gemuͤthe, J 
Jeſu, hat es ausgebracht, re de 
Daß kein Menſch verzagte, 1 
Wenn der Suͤnden Meng' und Macht ank 
Die Gewiſſen nagte. 

O du wunderbarer Rath, 0 
Den man nie ergruͤndet! Want) t 1 
O der unerhoͤrten That, N U 5 ’ 
Die man nirgends findet! 

Was der Menſch, der Eroenfuscht, Gl. eue 
Trotzig hat verbrochen, n na nl’ 

Wird an Gott, der doch gerecht, ö 
Durch und durch gerochen. 

Meine wilde Schandbegier 
Hat dich fo zuſchlage nn 
Dieſe Krankheit hab' ich dir, 1 107 
Jeſu, aufgetragen; ien ee 
Meine Schuld und Miſſethat 1 
Hat dich ſo verbuͤrget, n 
Bis fie dich auch endlich. bat 
Unrecht hingewuͤrget. | 

Alle Strafe, der ich war 
Tag und Nacht verbunden, 


. Liegt 


e 


1 

Liegt auf dir un ganz und ga; 
Und durch deine Wunden %% dor 
Wird uns Fried' und Heil n 0 60 49 
Drum will mir geziemen, un enz 
Deine ſtarke Liebesmachehtt 
Ewiglich zu ruͤhmen. at am oö 

Laß doch dieſer Sicherheilt W 


Gleichfalls mein Gewiſſen en 
Zwiſchen Augſt und Tod und Ser 

Kraͤftiglich genieße:n n * 
Ach, ach, meines Herzen Herz, 2 
Wirf durch deine Schmerzen 


Meine Schmerzen hinterwaͤrtTs? 


Fern aus meinem Herzen. 7100 
Und wie ſchnell mein Herz erſthrickt N 

Ueber Straf' und Suͤnden, 1 * N 

So ſchnell werd' es gleich guckt 

Mit den Gnaden winden. 

Jeſu, ſieh! ich falle dir nod Au 20 

Mit zerknirſchter Buße 7 5 


Und mit Beſſerungsbegiee Er 
Glaubenskuͤhn zu Fuße. nm 22 

| Nun ich weiß, worauf ich bor 2 
Und bey wem ich bleibe, C IK 
Welchem Vorſprach ich mich tar 
Und an wen ich glaͤubboobo. 8 


Jeſu, du biſt es allein n 
Der mich Hält und ſchuͤt zee. 2 
Wenn gleich alle Hoͤllendein 7 | 510 
Auf mich ſcheußt und blitzen. 
Ich will, weil ich mit dir b. . „ AR 
Werd' im Himmel erben, nud 0. 77 
Herr, in deinen Armen tren 

Leben und auch ba d an am a2 


. 
Bis man froͤlich ſagen wird 
Nach den Todes banden: 5 
Sieh, dein Braͤutgam und dein Hirt, 
Jeſus, iſt fuͤrhanden! 1 


D. Chriſtian Othfar. 
Geb. 1609 zu Terbitz in Meißen. Geſt. 1660 zu Roſtock als aus; 
übender Arzt nach vielen ausgeſtandenen Kümmerniſſen. Das fol⸗ 
gende Lied, mit feinem Namen bezeichnet und mit der Ueberſchrift: 
Geiſtliche Harfe, ſteht vor feinem Herzfaſſer, einem Erbauungs⸗ 
buche für Leidende, das zuerſt 1645 zu Elbing erſchien und nach⸗ 
her oft aufgelegt iſt. (Geiſtreiches Geſangbuch ꝛe. durch Aus 
guſtin wagnern. are S. 644. Geiſtlicher Herz Faſſer 
und Seelen ⸗Stiller ıc. urch M. C. O. mit e. Vorr. Chr. Scri⸗ 
vers. Leipzig 1678. 12. hinter der Vorr. 


Faſſung im Schmerz. 
Auf, die du alſo liegſt nieder, 
Meine Seel', und traure nicht! 
Faß in Gott ein Herze wieder, 
Wenn dir aller Muth entbrictt! 
Gott wird ſich noch ſo erweiſen, 
Daß ich ihn werd' allzeit preiſen. 
Ob du dich gleich noch ſo kraͤnkeſt 
Und dir nimmer laͤſſeſt Ruh’, 
Hin und her ein Ding bedenkeſt: 
Dienets dir doch nirgend zu. 
Lebe Gott nur zu Gefallen; 
N Der weiß Troſt, Rath, SUP in Allen, 
N Laß nur allen Unſall kommen, 
0 Welchen Öeit dir hat verhängt: 
Es muß alles dir doch frommen, | 
Was dich hie und da bedraͤngt. * 
Wag auf Gott dein Thun und Laſſen; 0 
Der wird's ſchicken beſterma ßen. 
Ce a Lad 


Laß nur flammen, laß nur breunen 

Bey dir die Gewiſſensangſ t 

Nichtes kam von Gott dieh trennen, 

So du treulich an ihm hangſt. 

Traue Gott im Glaubenskaͤmpfen; 

Der wird Flamm' und Feuer en | 
Laß dir auch nur hin entſtehen 
} Kreuzeslaſt und Ungemach: iR woa. a 
Dieſen Weg den mußt du n. un AR ng 

Deinem lieben Heiland nac. 2 eee 

Traue Gott ohn' alles Bingen; ‚on an Re 
Der wird dir ſtets helfen 0. 1 
Llaß dir immerhin begegnen a 
Todesbild und Trauerpein, 


Mußt du dieſe Welt geſegnen: N 
So ergieb dich willig dreunn. 5 
Traue Gott in Steibensnöchmz 29 n Jule 
Der wird allen Tad noch toͤdten. 
Drum wohlauf, die du dont er, 9 
Meine Seel,, und traure nicht! 5 ng 


Faß in Gott ein Herze wieder, 
Wenn dir aller Muth — m * Au 
Gott wird ſich noch fo erweiſen, h. a a © 
Daß ich ihn werd sig‘ preiſen. ung dan 

wer mi 
Ati * 

Gregor Nich er 

Diefer Name it bey dem erſten der folgenden Lieder su 

angegeben; D. Wuͤlſſer iſt alſo nicht der de 

Damit der in Joechers Gel. Lex. angeführte Diakon 

litz, der vor dem J. 1645 geſtorben ſeyn ſoll, gemeynt baren , a 

ich nicht zu ſagen; fuͤr den älteren’ Gr. R., den en. de 

Oberprediger in G. war, iſt das Lied augenſcheinlich zu n. 0 

Das zweyte wird Jenem beſtimmt von Joche igeſchrichenz u UL 

unter ur alechlantenden Namen kommt es in dem Mun. . 


5 X 5 4 


— 


von 1678 u. a. vor, wiewohl in einigen anſtatt Gr. Georg ſteht. 
Daniel Wülffers Zwoͤlff Andachten ꝛc. zum anderumal aufgelegt. 
Nürnb. 1648. 12. S. 542. m. Wegl. von 10 Str. Praxis pietatis 
melica, d. i. Ubung der Gottſeligkeit ze. von Joh. Cruͤgern. 
Frankf, am M. 1666. laͤngl. 12. S. 878. m. Wegl. von 5 Str.) 


Warnung vor irdiſchem Sinn. 


Steh doch, Seele, ſteh doch ſtile, | 
Und beſinn' dich, wo du biſt! 
Denke doch, wohin dein Wille, 
Der ſo gar im Eitlen if, 
Der ſo gar klebt an der Erde, 
Endlich dich verleiten werde. | j 
Ehr' iſt Rauch; was willt du fangen? 
Gold iſt nichts, denn Koth und Erd, 12 
Traͤgeſt du darnach Verlangen 
Luſt iſt ganz und gar nichts werth, 
Die die Erde uns erzeiget, | 
Wenn ſie nicht vom Himmel ſteiget. 
Was dir ewiglich kann dauren, 
Das iſt dein, und ſonſt niehts mehr. 
Warum wollt'ſt du denn viel trauren 
Um vergaͤnglichs Gut und Ehr', 
Das dich heute kann erfreuen, 
Und ſich morgen muß zerſtreuen? 
Achte dich nicht ſo geringe! 
Du biſt viel zu gut darzu, 
Daß dir ſollten ſolche Dinge 
Nehmen des Gemuͤthes Ruh '. . 
Willſt du auf der Erden liegen? 5 
Kaunnſt du doch in Himmel fliegen. 2 
Chriſtus reicht dir ſelbſt die Haͤnde; 
Lauf, o Seel, im Glauben lauf, 
Sende Muth, Gedanken ſeude, 


1 


Schwung 


oh: 
* | . 
406, 
— 2 - 1 
Sing dich ſrülich zn ihm anf e e t Re 
Wirſt du den Erloͤſer ehen, ehe 1hë 


Dann wird dir erſt wohl geſchehen. ar de „ ee 

Wir doch hin, was dich bechwerek z 
Chriſtus will dein eigen ſennn. 
Gnaͤdig er ſich zu dir kehre,ji, 
Er dich zu ſich ladet eien. 
Freundlich will er den umfangen, 180 
Der nach ihm nur tragt Verlangen. 


Troſt beym Abſterben frommer Freunde. > = * 
Laſſet ab von euren Thraͤnen ber "A 
Und vergeſſet euer Leid! m l 0 
Die ſich nach dem Himmel ſehuen, n 7 67085 
Nach der Kron' der Herrlichkeit, 1 0 Bande 


Denen iſt auf Erden bang’ N. 
Und das Leben viel zu lang; un so nnd 
Eins iſt, das ſie hoch betraure n, 
Wenn fie lang’ im Elend dauren. 

Wem vergleicht ſich dieſes geben? 
Einem uͤberguͤld ten Gas.. 
Einer zarten Spinnenweben, ann m 
Einer dünnen Waſſerblaſ', 4 7 
Einem nichteswerthen Schaum, 
Einem anmuthigen Traum, 14 * 

Einem Graͤslein auf der Heide, un 
Einem langgebrauchten Kleve. 1... © 

Heute prangt der Menfch und vrallet, . 
Gleich als waͤr' er gar ein Got; 
Morgen er die Schuld bezahlet, rat | 
Die von Allen mahnt der Tod. 1182 
Wie ſich ein Aprillentagg | mar 
Leichtlich oft verwandeln mag 


407 


— 


So iſts auch mit ihm geſchehen, 


Eh' man ſich recht umgeſehen. 


Wohl dem, der in ſeiner Jugend, 
In des zarten Alters Bluͤth', 
Jung von Jahren, alt von Tugend, 
Seines Jammers Ende ſieht 
Und gen Himmel ſteigt empor 
Zu der Engel Freudenchor, 


Da Leid, Schmerzen, Augſt und Zähren 


Sich in Froͤlichkeit verkehren! 
Wen Gott dahin hat erhoben, 
Der verlacht Noth und Gefahr; 
Ein Tag iſt viel beſſer droben, 
Denn hier unten tauſend Jahr'. 
Stehn die zarten Blumen wohl? 
Sind die Sternen Glanzes voll? 
Deu wir jetzund hier beweinen, 
Der wird doch noch heller ſcheinen. 
Drum laßt uns die Thraͤnen ſparen, 
Und uns ſchicken auch mit Fleiß, 
Daß wir ſelig moͤgen fahren 
Die gewuͤnſchte Dinmelreif”, : 
Und des Lebens kurze Zeit 
Geben um die Ewigkeit. 
Chriſtlich in dem Herren ſterben, 
Heißt das Himmelreich ererben. 


Bodo von Hodenberg. 


* 


Marſchall beym Herzog Chriſtian Ludewig zu Braunſchweig⸗Luͤne⸗ 
burg, und zuletzt Landdroſt zu Oſterode. 
Angaben (Wetzels L. H. Th. IV. S. 248) Verf. des folgenden Lie⸗ 
des, das zwar im Neuen Luͤneb. Geſangbuche v. 1659 unter dem 
Namen des Gefenius (D. J. G., von Manchen irrig auf den 
Jenaiſchen Thologen Joh. Gerhard gedeutet) aber vielleicht nur 


Er iſt nach mehreren 


in 


’ u ” = 1 
in der Bezfehung ſteht, daß Letztrer es hie und da veränderte 
und zuerſt bekaunt machte. Durch den in der aten Str. erwaͤhn⸗ 
ten Freund ſoll, wie in Zeibichs Baruthiſchem GB. angeführt 
wird, Friedrich Scheuck von Winterfeld, ein ſchwaͤbiſcher Frey⸗ 
herr, des Herz. Chriſt. Ludewig zu B. L. Statthalter, gemeynt 
ſeyu. Mew Ordentlich Geſangbuch ꝛe. nach Anweiſunge der 
andern Zannoveriſchen Edition veoipivet ꝛc. baer 
8. No. 245.) 


Anbetung vor Got... 


Fur deinen Thron tret' ich hiemit , ö 7 
O Gott, und dich demuͤthig bitt: N N 
Wend dein genaͤdig Angeſich e 


Von mir blutarmen Suͤnder nicht! 0 2 
Du haſt mich, o Gott Vater mild, be 
Gemacht nach deinem Ebenbild; 12 
In dir web’, ſchweb' und lebe ich, 
Vergehen muͤßt' ich ohne dich. 
Errettet haft du mich gar oft 
Ganz wunderlich und unverhofft, 
Da nur ein Schritt, ja nur ein Haar 
Mir zwiſchen Tod und Leben war. 
Verſtand und Ehr' hab' ich von dir; 9 
Des Lebens Nothdurft giebſt du mir, 
Darzu auch einen treuen Freund, 
Der mich in Glück und Unglück meynt. 
Gott Sohn, du haſt mich durch dein Blut 
Erloͤſet von der Hoͤllengluth, a 2 
Das ſchwer Geſetz für mich erfüllt, 1 
Damit des Vaters Zorn geſtillt. 9 
Wenn Sind und Satan mich anklagt, 
Und mir das Herz im Leib’ verzagt: f 
Alsdann brauchſt du dein Mittleramt, 32 
Daß mich der Vater nicht verdammt, e 


49 | 
Du biſt mein Vorſprach allezeit, 
Mein Heil, mein Troſt und meine Freud : 
Ich kann durch dein Verdienſt allemmng 
Hier ruhig und dort ſelig ſeyhn. N meme 

Gott heilger Geiſt, du hoͤchſte Kraft, 
Des Gnade in mir Alles ſchafft „ 


Iſt etwas Guts am Leben mei 
So iſt es wahrlich lauter dein. er use 
Dieu ists, daß ich Gott recht erkenn, . 
Ihn meinen Herrn und Vater nenn ensıt. 
Sein wahres Wort und Sacrament | We 
Behalt' und lieb' bis au mein Endzʒz don 
Daß ich veſt in Anfechtung ſteh' e 
Und nicht in Truͤbſal untergeh . 12 
Daß ich im Herzen Troſt empfind . 


Zuletzt mit Freuden uͤberwind'. | dk) 
Drum danke ich mit Herz und Mund 
Dir Gott in dieſer Morgen cod. Abend ob. wine eu 5 
FPuͤr alle Güte, Treu; und Gnad, Nd 

Die meine Seel empfangen ha; 5 
Und bit’, daß deine Guadenhand 11e 


1 Bleib über mir heut (od. heint) ausgeſpaunt. 


Mein Amt, Gut, Ehr', Freund', Leib und Seel 
In deinen Schutz ich dir befeh . 5 


Hilf, daß ich werd' cat, gerd vou Herzen fromm; 


Damit mein ganzes Chriſtenthiumn 10 
Aufrichtig und rechtſchaffen fen, dn 
Nicht Augenſchein und Heuchele nnn. 
Erlaß mich meiner Eiineirhuß, In 
und hab' mit deinem Knecht 1 n 
Zuͤud in mir Glauben au und Lie io. 
a jenem Leben Hoffnung giebi 113 ad . 


- 


die Zahl derſelben auf 250 belief; in einer ſpaͤteren 9 95 1659 
wurde fie bis auf 300 vermehrt, und in dieſer Geſtalt ist fie d 


Sammlung gebracht und unter gewiſſe Rubriken geordnet j 


Lieder bey, z. B. dem Paſſionsgeſauge von Heinr. . 


nüͤchſt zur Beförderung der Privatandacht, zu Stande mim 
und ihre Sammlung iſt, ſo viel ich weiß, die aͤlteſte, die es in 


und Ordnen bewenden. Manche, älterer Lieder 


EN zu mu glaubten, ar . über besten IE 


410 
Ein felig Ende mit beſchee r: 
Am juͤngſten Tag’ erweck mich, Herr, 
Daß ich dich ſchaue ewiglic . 
Amen, 2 erhoͤre mich! 11 
p. D ee ee 
D. Juſtus Geſenius. 2 

od. 1601 zu Eßbeck im Hannoveriſchen Aut 0a ein seit, 
1673 als Hofprediger, Conſiſtorialrath und Generalſuper 
Hannover- Er und der gleich nachher zu erwähnende Denic 
vereinigten ihre Bemuͤhungen (wie es ſcheint/ einem höheren 2 
trage zufolge), um ein zweckmäßig eingerichtetes Geſungbuch, 4 


dieſer Art giebt. Sie erſchien zuerſt im J. 1 oder. 47 in de 
zweyten Ausgabe kamen noch einige Geſaͤnge hinzu, 80 daß ii 


Grundlage der neueren Hanndveriſchen und eüneburgiſchen girchen⸗ 
gefangbücher geworden. Die Veranlaſſung zu ihrem Erfcheinen 
gab der von Einigen laut geaͤußerte Wunſch, die 3 
Lieder, die man wegen der Kriegszeiten nicht i 

ſachſen zu Kaufe haben konnte, mit den gend lichen 
deren außerhalb Landes gebräuchlichen Kirchenge en 1 Eine 


| fehen. Die Herausgeber ließen es aber nicht bloß beym Samm a | 


(um Theil mit Fug und Recht und auf eine zw, 
wie z. B. den urſprünglich niederſuͤchſiſchen aim 
ſolln wir dir, o Vater, fingen ꝛe., zum Theil ae en ne ohne 
alle Noth, wie z. B. den vortreſlichen P. Gerhardiſchen 9 \ 
Ich weiß, mein Gott, daß all mein Thun de., der in der 2 
v. 1659 den Aufaug hat: Gott, deſſen Guͤt' ſich weit e x.) 
andere, ſchon für die er ane 
ließen ſie weg, od fuͤgten ih Hille fie fie. 


und in dem nemlichen Sylbenmaaßen von ihnen aus! ite 


411 


Gott, daß mirs gelinge ꝛc. das Lied: Wenn meine Süund'n mich 
kraͤnken ie. Bey dieſen Geſaͤngen ſahen fie, wie fie in der Vor⸗ 
rede ſelbſt erklaͤren, nicht ſowohl auf „ſonderliche Poeterey und 
Zierlichkeit der Worte, als vielmehr dahin, daß zwar die Reime 
deutlich und nicht hartklingend wären; zufoͤrderſt aber die Mate 
rien, ſo viel moͤglich, mit Worten der h. Schrift oder ſonſt be⸗ 
weglich und doch alſo, daß es auch der gemeine Mann faſſen 
koͤnnte, eingerichtet werden moͤgten;“ und kein Unpartheyiſcher 
wird leugnen, daß ſie ihren Zweck im Ganzen genommen gluͤcklich 
erreicht, und wahrhaft erbauliche, zum Theil gedankenreiche und 
rührende Geſaͤnge geliefert haben. Beyde arbeiteten ſo ſehr in 
Einem Geiſte und Geſchmacke, daß es, wo beſtimmtere Nachrich⸗ 
ten fehlen, nicht wohl moͤglich iſt, ihre Lieder von einander zu 
unterſcheiden. Das erſte der hier folgenden iſt ſicher von G., 
deſſen Originalconcept noch lange nachher exiſtirte. (Wetzels Anal. 
B. II. S. 19.) Das zweyte (urſpruͤnglich: Willt du dir, meine 
Seel’ ꝛe., in der A. von 1661: Willt du, o Seele, dir ꝛc.) 
wird ihm gleichfalls von den Mehrſten zugeſchrieben; nicht ſo das 
dritte, deſſen Verfaſſer nach der gewöhnlichen Meynung Lucas 
Bacmeiſter, und zwar der mittlere der drey Mecklenburgiſchen 
Theologen, die dieſen Namen fuͤhrten (geſt. 1538 als Superintend. 
zu Guͤſtrow) ſeyn ſoll. Allein nicht zu gedenken, daß für ihn der 
Stil zu neu iſt, ſo fehlt es der Angabe uͤberhaupt an jedem, auch 
nur ſcheinbaren Grunde; und irre ich nicht, ſo bernhet ſie einzig 
und allein auf einer willkührlichen und noch dazu erſt in neueren 
Zeiten gemachten Deutung der Buchſtaben Z. B., mit welchen 
in Peter Sohrens, eines Elbingiſchen Schulmeiſters, Geſang⸗ 
buche (und ſo auch in dem Nachdrucke deſſelben, Frankf. am M. 
1670, laͤngl. 12.) nicht bloß die jetzt dem L. Baemeiſter gewöhnlich 
zugeſchriebenen, ſondern, wohl zu merken, alle aus dem Haund: 
veriſchen GB. entlehnte Geſaͤnge, namentlich auch das Paſſions⸗ 
lied: Wenn meine Suͤnd'n ꝛe., ja ſogar viele Lieder von J. Rift 
und E. C. Homburg bezeichnet find. Selb dieſer Umſtand macht 
es wahrſcheinlich, daß das in Rede ſtehende Lied aus dem Han⸗ 
noͤveriſchen GB. ſtamme, und folglich den Geſ. — oder Dav. 
Denicke — zum Verſaſſer habe. New ordentlich Geſangbuch ꝛe. 
Braunſchw. 1648. No. 36. 2 15 neter 5 „ ordeftliche, 
voll. 


vollſtaͤndige Geſangbuch ꝛc. Lüneb. 1659, 8. S. 308. un 
dreper Str., und S. lar nit Weg!. stehen Str.) 


S s uch wen be ,,, u Oi 
Wie du geſtorben hiſt ö 119 N Hr 45 
Und alle meine ( Schuldenlaſt ee Ai 5 


412 


— — 


4 


1 * 1 7 l 5 . 
Betrachtung des Todes Jeſu N. n 1 
enn meine Suͤnd' mich kraͤnke n,, 

O mein Herr Jeſu Chriſt: eam hie a 


9 955 gan 478 


Am Stamm des heilgen Kraul. Tut. „ ee 


9 YER Herr fuͤr ſeinen Amr e 19715 0 50 el 8 Pr — 
Es hat fi (OR der wahre Get 
Fuͤr mich verlornen enen | 


Vor dein unſchuldig N: 0707 5 BR 1 
Vor deiue Lieb” und Trew. 


Wer es betrachtet recht! KR Ber 


Der Sünden große Zahl? si Mar an Carne 


Die Schuld iſt allzumal DE nisch) 1 
Bezahle durch Chriftt themes Blut. nr 


Der Hoͤllen Quaal und Gluth. % b 
| Jetzt und mein Lebeulang Te) 


O Jeſu, Lob und Dank, nu Hafer U : 


Auf dich genommen haſt. Wes a SR t ia 
D Wunder ohne Maaßen, Adi hin a0 15 NN 


Es hat ſich martern laſſ en 


107 ie ei dx 


m 


18 Nr Su) — N 
er)! 113 1 3 


Gegeben in den Tod. 1 70 ent en tig N 


> j 


Was kann mir, denn nun ſchadeennmnm 


Ich bin bey Gott in Gnaden 


Daß ich nicht mehr darf e 6 en ne er * 


am ac ra, N 


Drum fag’ ich dir von Herzen in Mar par AO 
Vor deine Pein und Schmerzen, un N 5 Su 


Vor deine Roth und Augoheſchtty , mach 9 I A 


Rs) ag aN 

1 mi: N Sr 003 
Herr, laß dein bitter Leiden * 18 A e 
Mich dan für wid für, Bi 


413 
— 
Mit allem Eruſt zu meiden va 80 
Die ſuͤndliche Begierrrrœ u Hi d 
Daß mir nie komme aus em Sm, un Cute 
Wie viel es dich gekoſtet, 0661 20 
Daß ich erloͤſet bin. a 
2Meun Kreuz und meine . 1 80 3 
Sollis auch ſeyn Schmach und Spot, a 
Hilf mit geduldig tragen; 
Gieb, o mein Herr und Gott, 
Daß ich verleugue dieſe PR 923 f 
Und folge dem Eempel, A dun 0! ö 
Das du mir fürgeſtellt. n G ren b 
Laß mich an Andern uͤben, 


* 


Was du an mir gethan, ö sd 65 
Und meinen Naͤchſten liebe, 
Gern dienen Jedermann 


Ohn' Eigennutz und Heuchlerſihen Wund eb 

Und, wie du mir, erwieſen, 105 85 
Aus reiner Lieb' allein. 

Laß endlich deine Wunden Ain ac n Ar 

Mich troͤſten Fräftiglich 1 5 

In meiner letzten Stunden, N 

Und des verſichern mich: 

Weil ich auf dein Verdienſt nur trau, 

Du werdeſt mich annehmen, 

Daß ich dich ewig ſchau. | 


Vertrauen auf Gott bey dunklen Fürungen | 


Was willt du, Menſch, dir viel Gedanken davon machen, 
Das nicht zu Ändern ſteht? Beſiehl Gott alle Sachen! 
Was dn nicht faſſen kannſt, da weiß der Hoͤchſte wohl, 
Wie er zu feiner Ehr' noch alles richten fol. 

Der elend' Erdenwurm, will der gen Himmel fegen 


Die arme Creatur, will die dem Schoͤpfer zeigen, 
02 Was 


. f 4 


Was er anordnen ſoll? Bedarf der ſetzund Rath, 
Der ſo viel' tauſend Jahr' die Welt regieret hat? 
Ach nein! Den’ — | 

Er mache es fortan bloß wie es ihm gefallet. 
Obs gleich oft ſeltſam ſcheint, fo iſt doch endlich gur, 
Was ſeine Wundermacht und bochſte Weisheit thut. u 


In 428 


Der Sieg des Auferſtandenen. 


* 
O Tod, wo iſt dein Stachel nun? 
Wo iſt dein Sieg, o Holl? 
Was kann uns jetzt der Teufel thun, 
Wie grauſam er ſich ſtelleIi s 3 
Gott ſey gedankt, der uns den Sieg u 


So herrlich hat nach dieſem Krieg 
Durch Jeſum Chriſt gegeben! dont 
Wie ſtraͤubte ſich die alte Schlang, En 
Da Chriſtus mit ihr kämpfte! e 
Mit Liſt und Macht ſie auf ihn ba j 
Jedennoch er fie dampfte. 


Ob fie ihn in die Ferſen ſticht, 0 ar 

So ſieget ſi ſie doch darum nicht; 1 * n 6 85 

Der Kopf iſt ihr zutreten. ien * 
Lebendig Chriſtus font e r & 6 


Die Feind’ nimmt er gefangen, 

Zerbricht der Hollen Schloß und 
Traͤgt weg den Raub mit Prangen. 
Nichts iſt, das in dem Siegeslauf | 
Dien ſtarken Held kann halten auf; een Ar 
e liegt da überwunden. 0 ahm doe 
Des Herren Rechte die behält. hin 10 Gmail 
3 Sieg, und iſt erhoͤheii mn 
Des Herren Rechte mächtig aa 2 RE 
1 ihr entgegen ſtehet. Ra ein er 


| u 


415 


Tod, Teufel, Höͤll' und alle Feind’ 
Durch Chriſti Sieg gedaͤmpfet ſeyndz 
N . Zorn iſt kraftlos worden. 

Es war getoͤdtet Jeſus Chriſt; 
Und ſieh! er lebet wieder. 

Wel wan das Haupt erſtanden iſt, 

5 Stehn wir auch auf, die Glieder. 
1 85 Jemand Chriſti Worten gläubt, 
Im Tod' und Grabe der nicht bleibt; 

Er lebt, ob er gleich ſtirbet. 

Wer täglich hier durch wahre Reu' 

Mit Chriſto auferſtehet, 

Iſt dort vom andern Tode frey; 

Fa ihn nicht angehet. 1 

Genommen iſt dem Tod' die Macht, 

Unſchuld und Leben wiederbracht 
. mda wivergänglich Weſen. N 

Dias iſt die reiche Oſterbeur, ‚mi hi 1 
wor „Der wir theülhaftig werden, 0 den 
von Dried, Freude, Heil, Gerechtigkeit 

Im Himmel und auf Erden. a gr 

Hier ſeyn wir ſtill und warten a 

ann Bis unſer Leib wird Ähnlich dort 


0 „Wo, iſt deln 40. 0 Hölle? | | 
Was kann uns jetzt der Teufel thun, 
Wie grauſam er ſich ſtelle? 

Gott ſey gedankt, der uns den Sieg 
Ss hei hat in diefem Krieg 
Diurch Jeſum Chriſt gegeben! 


99012 
ie o eie dem ne 
1 


£ 416 


David 1 42 


Geb. 1603 zu Zittau. Ber. 1680 als 
Kloſterrath zu Hanuover. Ueber ſtinen! — den neuen 1 
dern des Hanndo. GBuchs laßt ſich mit Bande duct ehr 
ſagen, als was in der ihm gehaltenen 0 tt 
wird: „Er hat unſce Andacht darin helfen au, daß e . 
geistreiche Palmen geſchrieben, welche unter — Fr? ſun⸗ 
gen werden; welches vielleicht wenige wiſſen : zum 
Herveife, wie ill unbgerdufchles er in Diefet da 3 
Außer den 20 in Wetzels Anal. hymn. (B. 1. Et. 2. ©. am i 
zugeſchriebenen Liedern hat er aber, wenn mat nach den Kenn 
zeichen der Schreibatt und Darſtellung urtheilen darf, erm u ) 
manche andre verfertigt. Sie bestehen, wie die des Geſeui 
theils aus Umarbeitungen und Nachbildungen ag Geſaͤ 
unter welchen ſich die noch jetzt faſt überall bekannte des Heer, 
manniſchen Geſauges: Kommt ih t be helfen, kommt und bret ze a 
(Kommt, laßt euch den Herren BE x) auszeichnet, bee N 
ganz ueu verfertigten Kedern. Ihr Charakter iſt it, 
Herzlichkeit und lebendiger Eifer fuͤr das thaͤtige aden n 
welches der fromme Verfaſſer ſelbſt auf die ruhmwürdigſte N 
übte; ein ganz eigenthümliches Verdienst haben 2 
ihnen, die über einzelne, fruher noch nicht in Liedern l 
Gegenſtände der chriftlichen Glaubens“ und Lugzendlehre fe 
ben, und bey aller Schlichtheit des Tones doch nicht ohne K 
und Wärme find. Das erſte unter den hier mitgetheilten ib 
Anfange nach aus J. Heermanus Geſange: Ich armer Suͤnd 
komm zu dir ꝛc. v. 10. entlehnt. Das zweyte macht den 2 
eines groͤßern Liedes wider die drey geistlichen Seinde ui, da 
anfaͤugt: Schau, lieber Gott, wie meine Seindꝰ, und gewoͤhnli 
aber offenbar irrig, einem gewiſſen Georg Allie, Fön 
Halle, der es un’ feier Liederſaͤmmlung (Frankf. u. geipy- 1895 
mit abdrucken ließ, zugeſchrieben wird. Das dritte fol, 
Manche angeben, der berühmte Johann Arndt verfertigt I 
es iſt aber ſicher nicht, und am allerwenigſten in dieſer < 
von ihm: nicht allein, weil Sprache und Y e 
zu gut find, fowdern auch, weil zwiſchen dem 

deſſ eben und A's Tode Tin Zeſtraum von mehr als 30 Jahr 


— 2 


— 

liegt. Wahrſcheinlich ift die Meynung durch eine irrige Deutung 
der unter dieſem und manchen andern Liedern in den GB. vor⸗ 
kommenden Buchſtaben Z. Au, die ſoviel als Incertus Auctor „Un⸗ 
bekannter Verfaſſer“ (zuweilen auch Jobann Angelus) heißen ſollen, 
veranlaßt worden. Arndt hat meines Wiſſens uͤberall keine geiſt⸗ 
liche Lieder geſchrieben; es muͤßte denn die Ueberſetzung des Bern⸗ 
hardiſchen Jubilus: O Jeſu ſüß, wer dein gedenkt, ſeyn, die we⸗ 
nigſtens in ſeinem Paradiesgaͤrtlein ſteht. Möglich bleibt es je⸗ 
doch ſowohl bey dieſem, als bey dem vorhergehenden und den 
beyden folgenden Geſaͤngen, daß D's Freund Geſenius (f. den letz⸗ 
tern Abſchnitt) ſie verfertigt; zu dem fuͤnften hat zunaͤchſt das 
alte Lied von Jerem. Nicolai (einem Bruder des Phil. N.) „Herr 
Chriſt, thu mir verleihen“, Veranlaſſung gegeben. New Ordents 
lich Geſangbuch ꝛc. Braunſchw. 1648. No. 139 und 159. Das 
Sannoveriſche newe ordentliche Geſaͤngbuch de. Braunſchw. 1652. 
12. No. 74. m. Wegl. zweyer Str. 135. m. Wegl. von 6 Str. 233. 
m. Wegl. von 4 Str. Das Sannoveriſche, ordentliche Geſzng⸗ 
buch. Luͤneb. 1659. ©. 363. mit Wegl. einer , 


Rückkehr zu Gott. 8 

O; Vater der Barmherzigkeit, yo 
Ich falle dir zu Fuße; mem : 
Verſtoß' den nicht, der zu dir, ſchreht 
Und thut noch endlich Buße! 
Was ich begangen wider, dich, 
Verzeih mir alles gnaͤdiglich 
Durch deine große Guͤte. Ari 

Durch deiner Allmacht Meiſter⸗ Gl. Wunder Ae 110 
Nimm von mir, was mich quälet ; 
Durch deine Weish it ſchaffe Rath 
Worinnen mirs ſon fehlet; 
Gieb Willen, Mittel, Kraͤft' und Sar, f 
Daß ich mit dir all' meine Pen 
Anfange und vollende. b 0 Rn U d 

O Jeſu Chriſte, der 68. haßt W e en 
Am Kreuze für mich Armen e. eg e ne 


ar 


418 j 
Getragen aller Sünden Laſt n. 
Wollſt meiner dich erbarmemeernn nnn 


O wahrer Gott, o Davids Sohtt, „ne 
Erbarm' dich mein, und mein verſchos, e ne 
Sieh an mein kläglich Rufen — 3 m | 

Laß deiner Wunden theures Blut, * — 5 7 
Dein Todespein und Sterbens 49 
Mir kommen kraͤftiglich zu gut, er zu dd . 1 
Daß ich nicht muͤß verderben; 5 — n. C HH W 


Bitt' du den Vater, daß er mii 

Im Zorn nicht lohne nach Gebühr, ent- na dn MU 

Wie ich es hab verſchuude t RT. 
O heilger Geiſt, du wahres. $ „ 1 9 


Segler der Gedauken, En e are 1 
Wenn mich die Süͤndenluſt. a „ e n 

Laß mich von dir nicht wauk en ĩ 5 
Verleih, daß nu noch nimmermehr nee W 
Begierd' nach Reichthum Wer cl. olg, Geld und) Ehr — 
In meinem Herzen herrſche. ate d BEE e 

Und wenn mein Stuͤndlein bam i, dl +: & — 
So hilf mir treulich kaͤnmwfen z 
Daß ich des Sataus Trutz und gſte 
Durch Chriſti Sieg moͤg' d DN 58% En eee 
Auf daß mir Krankheit, Augſt“ 0% dn Ae de Has 
Und dann der letzte Feind, der Tod. Eu m 


Nur ſey die Thuͤr zum Abenk . Ar Mitte — a0 n 1 * 
* Se in nas 1 1 


2 | 4 ne 
Sieben um Deoftant‘ za r ugei u 8 d 
Laß, Vater, ben ef) deinen e N es 
Mich innerlich vegierenaun uam 1 au mia J 5 
Daß ich allzeit ihu', was du heißt, * 01 u Abe nis 

und mich nichts laß verfuͤhren, 1 00 ne 
Daß ich dem N widefſteh, un i M 8 

1 


„ 


— 


419 


Und nicht von deinem Weg abge 
Zur Rechten oder Linken. 
Ob boͤſe Luſt noch mannigfalt 
Mich anficht, weil ich lebe: 
So hilf, daß ich ihr alſobald 
Im Anfang widerſtrebe. 
Und daß ich da vergeſſe nicht 
Die Todesſtunde, das Gericht, 
Den Himmel und die Hoͤlle. 
Gieb, daß ich denke jederzeit 
An dieſe letzte Dinge, u 3 
Und dadurch alle Suͤndenfreud' . ene . 
Aus meinem Herzen bringe, 190 Gin“ 
Damit ich moͤg' mein Lebenlang 
Dir dienen ohne Furcht und Zwang 
In willigem Gehorſam. | 
Gott Vater, deine Kraft und Stein 
Laß reichlich mich empfinden! 
O Jeſu Chriſte, ſteh mir bey, 
Daß ich koͤnn' uͤberwinden! 
Hilf, heilger Geiſt, in dieſem Krieg, 
Daß ich da immer einen Sieg f 
Erhalte nach dem andern! 


Betrachtung der Vollommenbeiten Gottes. 
O meine Seel', erhebe dich, 
Mit Andacht zu betrachten, f 
Wie Gott hat offenbaret ſich rat 
Und wie man ihn fol achten, 1 7 
Daß er der Allerhoͤchſte iſt 
Im Himmel und auf Erden, 
Und ſoll geruͤhmt zu jeder Friſt, 
Auch angerufen werden 
Als lirſprung aller Dinge. 
Do 2 Gott, 


5 
) 


420. Ä 9 


Soft, du biſt einig für und fu 
Nichts find der Heyden Götter. aa nn. mE 
Kein Heil noch Troſt iſt ao sen 1 8 N 


Kein Helfer noch Erretter. ‚br Mi n 

Laß mich, o Herr, auf dich an 0. 09 "Gi 
he 

Von ganzem Herzen trauen, N W Zu 


Dir lediglich ergeben ehr, nl 
Auf Niemand anders bauen, ar via? N 
Dir, Gott, allein anha ngen. 

O Herr mein Gott, du — ein Geiſt, 
Und theileſt bey uns Allen 152 Sr 
An Gaben aus, was geiſtlich RE 696 ent 
Nach deinem Wohlgefallen. 
Laß mich ſtets geiſtlich ſeyn nem ur d f, 
Daß, wenn ich fuͤr dich tret r,. 
Ich deine Kraft in mir empfind d, 
Und dadurch dich anbete € 1 
Im Geiſt und in der Wahrheit. n ha 
Du biſt, o Gott, von Ewigkeit, . 
Ohn' Anfang und ohn' Ende! nt bc 
Gieb, daß mein Herz von aller bar e Ine 
Des Zeitlichen ſich wende AN: gf 
Auf daß ich möge immerda ae 
Drum bitten und drauf denken, 33 
Weil alles hier iſt wandelbar, N 
Daß du mir dort wollſt ſchenten „d men I 
Das unvergaͤnglich' Erbe 
O Gott, du biſt an alan Ort 0, OR 
Und gar nicht zu ermeſſeꝛt n 


Ob einer hier iſt oder dort, 1 | U 7 

Iſt er dir nicht entſeſſen. amt dme , 

Laß mich nicht zweifeln, wo 105 60 on as am 5 
Du koͤnnſt dich mein annehmen; d Hul 


Auch, was ich thu, laß mch de, e 


421 


Des Boͤſen fir dir ſchaͤmen 
Und uͤberall dich fuͤrchten. 

Unendlich iſt, Herr, deine Macht, 

Zu retten, die dich lieben, oh 
Und, wenn der Gottlos' dich verachlt, 
Die Rache auch zu uͤben. 5 
Gieb, daß ſich deiner Allmacht Schu 
Fort uͤber mich erſtrecke, 
Mich auch nicht Menfchengrimm und cru, 
Nur deine Straf' erſchrecke; f 
Du toͤdteſt Leib und Seele. | 

| Voll Höchfter Weisheit biſt du, Gm; 0 

Niemand kann ſie ergruͤnden. 
Wie wunderſchwer auch iſt die Noth, 
Weißt du doch Rath zu finden. 
Gieb, daß ichs dir ſtets traue zu, 
Auf dich werf' meine Sorgen, 
Auch Uebels weder denk noch thu, 
Weil du ſiehſt ins Verborgen 
Und pruͤfeſt Herz und Nieren. 
Gott, du biſt heilig und gerecht, 
Du kannſt die Suͤnd' nicht leiden: 
Wer ſagen will, er ſey dein Knecht, 
Der muß das Boͤſe meiden. 
Gieb, daß ich mich zu jeder Zeit 
Der Heiligkeit befleiße, 
Nachjage der Gerechtigkeit, 
Auch dein Gericht gut heiße, 
Ob ichs ſchon nicht begreife. 
Du biſt ſehr gnaͤdig, fromm und gut, 
Wo ſich bekehrt der Suͤnder; 
Erbarmſt dich, wie ein Vater thut, 
Von Herzen deiner Kinder. 
Herr, laß von deiner Lieb” und Gnad 


Mich 


422 

Mich allweg' Troſt bekommen, 

Von mir auch meine Miſſethae e * 
So fern ſeyn hingenommen, % ru - 
Als Morgen ift vom Abend. 214 Ira 
Gott, deine Wahrheit ſtets beſteht; T 
Und wohl dem, der dir glaͤubet! 28 9 
Der Himmel und die Erd' vergeht; ) 
Dein Wort, Herr, ewig bleibet. d 28 


Gieb, daß ich fuͤrchte dein Gericht * 
Und alles, was du draͤueſt, . i 
Auch hoffe, was dein Wort verſpricht, 
Daß du mirs gern verleiheſt; ER 
Hoffnung wird nicht zu Schanden. 
Gott, wenn ich dich ſo kenn' und “> 3 
Dein Wort zum Grunde ſetze, | D 
Kann ich mich drob erfreuen mehr fi 
Als über alle Schaͤtze, 
Bis ich dort, o du wahres (al. mein Hell an a 
Ohn' Lallen dich werd' nennen, ) 
Von Angeficht zu Angeſicht di 
Anſchauen und erkennen „ an 
Und ohn' Aufhoͤren loben! 7 


Entfernung vom Weltſinn. iO 

Ach treuer Gott, ich ruf zu dir: 2 
Hilf, daß mich nicht bethoͤre 1 
Die boͤſe Luft, die ſteckt in mir, Mbp 
Nach Reichthum, Wolluſt, Ehre; | 
Gieb, daß ich an dein Wort mich halt', 
Und dadurch, was mich mannigfalt 
Aufichtet, uͤberwinde. 9 0 

Sollt', der dem Vieh ſein Futter fon 2 
Und ſpeiſet auch die Raben, | | 
Nicht laſſen uus durch ſeine Kraft 92924 


Auch Trank und Speiſe haben? 
Sollt', der das Gras und Blumen ziert, 
An Kleidung nicht, was uns gebuͤhrt 
Und noͤthig iſt, mittheilen? un 
Bon vielen Gütern lebt man nicht. 
Der hat, daß er Gott preise, 
Wer bey dem Werk, das er verricht't, 
Hat Kleidung, Trank und Speiſe. 
Ob uns ein Mehrers werden ſoll, 
Das weiß er als der Vater wohl, 
Obs ſeinen Kindern nuͤtze. 
Wer wenig hat, und das mit Recht, 
Kann Gottes Huld behalten; 
Er bleibet redlich, fromm und ſchlecht, 
Laͤßt fort den Hoͤchſten walten. 
Sein Weniges auch baß gedeyt 
Als großes Gut viel boͤſer Leut', 
Das fie erſchunden haben. 


Denn Reichthum durch Gewalt und L 


Am meiſten wird erworben. 
Ein Mann, der groß von Mitteln if, 
Viel' andre hat verdorben; | 
Und daß ſich mehr des Geldes Hauf, 
So denkt er Tag und Nacht darauf, 
Und geht her wie ein Schemen. 

Und wenn es an das Scheiden geht, 
Da iſt erſt Noth vorhanden; 
Der Troſt, die Hoffnung, fo da ſteht 
Im Goldklump, wird zu Schanden. 
Denn Geld noch Gut nicht retten kann 
Am Tag', da Gottes Zorn bricht au, 
Der brennt bis in die Hölle 

Es iſt fuͤrwahr ein groß Gewinn, 


Der Keinen je betrüger, 


Wenn 


4 ir 
Wenn man Gott traut und ſrchen n Au 5 > 
Und ſich dabey begnuͤget. , 80 * Mo. 2 4 


Bloß ſind wir kommen in die Welt; n w 
Bloß muͤſſen wir, wenns Gott gefallt, 


Hinaus, und alles laſſeeen. 
Ach, meine Seel kann ihre Ruhh 
Im Zeitlichen uicht finden. e ee ee ER 


Was ich da vornehm oder th, um na Ind 
Wie Rauch pflegt iu trſchwündeee m . 90 
Unſterblich iſt die Seel; und muß 
Unſterblich ſeyn, was ohn Be 7 
Dieſelbe ſoll vergnuͤgen. 

Nun iſt nichts auf der Welt baute, 


Das ſolche Ruh' könn geben. 
5 Augenluſt, nicht ate 6 . 112 

Nicht hoffaͤrtiges Leben; hun ie ie 
Drum will ich auch nicht denken rod, 10 SR 


Und mein Gemuͤth zu Gott dune An 
Und feiner Fuͤlle richten. m 


O hoͤchſtes Gut, ſey hier und — in 
Mein Reichthum, Luft und Ehre! 
Gieb, daß in mir ſich fort und fort 


Das Sehnen nach dir mehre, 


— 
— 


Daß ich dich ſtets für Augen ha,, od 
Mir ſelbſt und Allem ſterbe bbw, out 
Das mich von dir will ziehen. 
Hilf, daß ich meinen Wandel he „ 
Bey dir im Himmel oben, | 2 
Da ich werd' ewig ſeyn mit dir, 1 
Dich ſchauen und dich loben; 2 
So kann mein Herz zufrieden ſeyn, 3.9 
Und finden, Gott, in dir allein 
Die wahre Ruh und Freude 
D l rue 


425 

Dieſes und jene, nee 
Wie lieblich find darbben ais vent er 
All' deine Wohnung, Gott,. 
Da wir ſtets werden loben de mark 
Dich, o Herr Zebao th!!! N 
Mein Herz und Seel begehrt, a na un 
Daß ich da bald anlange, alla) Ask 
Und Ruh’ von dem empfange, 


0 855 


Was mich allhuͤr beſchwert. n AN 


Hier muß ich immer ſtreiten, 
Weil bey mir boͤſe Luſt 
Einſchleicht von allen Seiten, 2 
Dft ohne mein Bewußt; er EN 


Daß ich mich untere 
Bon Aue Ing. überellen, =; vu. wirt 21:9, e 
Und manche Suͤnde th. 1 
Dort wird nicht mehr empfunden 
Des Fleiſch's und Geiſtes Krieg, 
Dann hab' ich überwunden 
Durch Chriſti Tod und Sieg. 
Ich kann da meinen Gott 
Von ganzem Herzen lieben, 
Erfuͤllen und ſtets üben 
Dieß allergroͤßt' Gebot. 
Hier hab' ich manche Plage, 
Muͤh', Arbeit, Sorg' und Laſt, 
Daß ich bey Nacht und Tage 5 una 
DE babe weng, Rag iin en am me sn 
n e 


3.7 


Muß ich aufs ander” denken, | 


Und damit oftmals kraͤnfkens 
Leib, Seele, Muth und Sinn. 
Diort 


a6 
Dort werd' ich von Nichts RER 


Das mir zuwider ſe z:: ũ 
Ich werd' ſtets Ruh ven, %% sind 1 5 
2 


Von Muͤh' und Plagen fre. 
Sorg', Schbachheit, Hitz' and, Kaͤlt ! * 


Man da ncht mehr erfähret; - Wr 1250 wirst 


Was uns allhier beſchweret, 


Iſt nicht in jener Welt. 


Hier muß ich manchmal leben 
In Poth und Duͤrftigkeit; 5 
Was mir das Gluͤck gegeben, 
Iſt in Gefahr allzeit. 


A 


Bon allem, das ich hab, m 


Kann ich im Tod nichts faffen; 
Ich muß es alles laſſen 
Bis auf ein Tuch ins Grab. 


Dort hab' ich zu empfangen 
Reichthum und Ueberfluß; n 


Ich werd' es All's erlangen 


Al fi 59 I 


Ohn' Misgunſt und Verdruß. 


Auch iſts ohn' all' Gefahr | 1 


Vom Roſte und von Schaben: 
Kein Dieb kaun darnach graben, 
Es bleibt mir immerdar. 

Hier bin ich oft von Leuten 
Ganz einſam und allein; 
Ich muß auch wol zu Zeiten 
Bey boͤſen Menſchen ſeyn. 
Iſt noch ein frommes Herz, 
Das ich nicht gern wollt' miſſen: 
Wirds doch von mir geriſſn 


1 


Nicht ohne Leid und Schmerz. 


33177 
h nn 2Un 


Dort finde ich fie wieder, 
Die Frommen allzumal; 


6e 
1 10. 


ni 
* 
1 


n 
send 


437 


Da lieben mich wie Bruͤdee nr 
Die Heilgen ohne Sahl. ac Sein n d 
Die Engel ſelber ſich Mom isdn 32 
Mein da nicht werden . ache: ra 
Mich willigſt zu ſich nehmen, e 
Um mich ſeyn ewiglich. ” 

Hier muß ich oft erdulden a 
Verachtung, Schmach und een u "u; 
Oft krieg' ich ohn' Verſchuldnñ 
Für Wohlthun ſchlechten Lonn. 
Der Menſchen Gunſt und Ehr: 
Sich insgemein bald enden; 


Eh' man die Hand umwendet, 
Hat man davon nichts mehr. chf 


Dort in des Himmels Throne 1 
Aus un verdienter Gnad 
Die ewig Ehrenkrone 
Mir Gott verwahret hat 
Kein Auge hat geſehhh ng. 
Kein Ohr hat je vernommen, Dr 
Es iſt in kein Herz kommen, e 50 e 
Was uns da wird geſchehn. og 

Die hier mit Thraͤnen ſaen, un und 
Mit Freuden aͤrndten dort; 0 V 0 
Die ſeufzen hier und ſtehen, 

Dort jauchzen fort und forte“ ls 
SE hier der Truͤbſal vie,, 
Die ich ein' Zeitlang leide 
Weit mehr iſt dort der Freude. 
Und ohne End' und Ziel. 10 17 

Gieb, Herr, daß ich auf Erden mt das 
Mich ſehne ſtets darnach, 
Und nimmer muͤd' e ane ud ND J 
Dep allem Ungemach. „ l A 


428 


Hab' ich mehr Arbeit hier, Mas‘ 
Wird auch in's Himmels eg d 8 
Fuͤr Andern mehr Belohnung Bin 
Dort widerfahren mir. 
Hilf, daß mit reinem Herzen 
Ich all' mein Thun verricht 7 
Daß ich auf Muͤh' und Schmerzen | 
Dich ſchau' von Angeficht, end 
Da du, Gott, Alles bit 
Und lohneſt deinen Knechten, 
Dort, wo zu deiner Rechten 
Stets lieblich 3 gr Cad en 


Rechter Gebrauch des Pelikan Bart. 


Wir Menſchen ſind zu dem, o Gott, 
Was geiſtlich iſt, untüchtig. 
Dein Weſen, Wille und Gebot 
Iſt viel zu hoch und wichtig; 
Wir wiſſens und verſtehens nicht, 
Wo uns dein göttlich, Wort und Licht 
Den Weg zu dir nicht weiſet. 
Drum find vorzeiten ausgeſaudt 
Propheten, deine Ku echt 
Daß durch dieſelben würd’, bekannt 
Dein heilger Will' und Rechte; bug 2290 
Zum letzten iſt dein einger Sohn, 10 
O Vater, von des Himmels Thron 
Selbſt kommen, uns zu lehren. abe 
Fuͤr ſolches Heil ſey, Herr, genre 
Laß uns dabey verbleiben, 0 
Und gieb uns deinen heilgen BB ant TR 
Daß wir dem Worte Malen, nenn en 
Daſſelb' annehmen jederzeit 1 % dr 


vr 


Mit Sanftmuth, Ehre, Lieb' und Freud’ 
Als Gottes, nicht der Menſchen. 

Hilf, daß der loſen Spoͤtter Hauff 
Uns nicht vom Wort abwende; 


Denn ihr Geſpoͤtt ſammt ihnen drauf 


Mit Schrecken nimmt ein Ende. 

Gieb du ſelbſt deinem Donner Kraft, 

Daß deine Lehre in uns haft', 

Auch reichlich bey uns wohne. 
Oeffn' uns die Ohren und das Herz, 

Daß wir das Wort recht faſſen, 

In Lieb’ und Leid, in Freud' und Schmerz 

Es aus der Acht nicht laſſen; 150 

Daß wir nicht Hörer nur allein 

Des Wortes, ſondern Thaͤter ſeyn, Be: 

Frucht hundertfaͤltig i u un. 
Am Weg' der Same wird ſo ſort 

Vom Teufel hingenommen; 

In Fels und Steinen kann das Wort 

Die Wurzel nicht bekommen; 10 

Der Sam’, ſo in die Dornen faͤllt, 

Von Sorg' und Wolluſt dieſer Welt 

Verdirbet und erſticket. 


Ach hülf, Herr, daß wir 1 ac 1180 


Dem guten fruchtbarn Lande, 
Und ſeyn an guten Werken bein 
In unſerm Amt und Stande 


„Viel Fruͤchte bringen in Gedulhe, 


Bewahren deine Lehr und Huld 
Im feinen guten Herzen. 

Laß uns, ſo lang' wir leben hier, 
Den Weg der Suͤnder meiden; 
Gieb, daß wir halten veſt an dir 
Rn: Anfechtung und Leiden; 


430 


Rott' ans die Dornen n Arad NER 
Hilf uns die Weltſorg' überall rn 92 
Und boͤſe Luͤſte daͤmpfen. 1 nic 
Dein Wort, o Herr, laß aeg . un! 
Die Leuchte unſern Fuͤßen! | Ir 
Erhalt es bey uns klar und n! tig 

Hilf, daß wir draus genießen ot u Ast 
Kraft, Rath und Troſt in aller Noth, . 
Daß wir im Leben und im Tod 

Beſtaͤndig deer trauen! 2: 


M. Jakob Peter Si‘ 2 
Geb. 1607 zu Poppenreuth bey Nürnberg. ; Geſt. 1639 als Pfarrer 
in der Nürnbergiſchen Vorſtadt Woͤhrd. Das folgende Lied hat 
nach der unbezweifelten Angabe des Nürnb. GB. von 1676 u. a. 
ihn zum Verſaſſer. (Seelen Muſic Ander Theil ze, geſetzt von 
Sig. Theoph. Staden. Nuͤrnb. 1648. 4. No. 8. 


Seufzer in großen Scustten: 
Ach Gott, erhoͤr' mein Seufzen und Wehklagen, 
Laß mich in meiner Noth nicht gar verzagen! 

Du weiß'ſt mein'n Schmerz, erkennſt mein Herz; 
Haſt du du mirs aufgelegt, ſo hilf mirs tragen. 
Ohm deinen Willen kann mir nichts begegnen; 

Du kannſt verfluchen und auch wieder ſegnen. 

Bin ich dein Kind, und habs verdient 
Gieb wieder Sonnenſchein nach truͤbem Regen. 
Pflanz nur Gedult“ durch deinen Geiſt in mein „ b, 
und hilf, daß ich es acht für keinen Scherze. 1585 | 

Zu deiner Zeit wend' ab mein Leid: ‚m 
Durch Mark und Bein dringt mir der große Schmerz. 
Ich weiß, du haft meiner noch nicht 1 5 

* ich vor Leid mir ſolt mein Hetz abe 


1708 


431 
Mitt' in der Noth denk' ich an Gott, 
Ob er mich ſchon mit Kreuz und Angft thut preſſen. 


Es hat kein Unglück nie fo lang’ genpduet, en 
Es hat doch letztlich wieder aufgehöret: A0 
Beut' mir dein Haͤnd' und machs ein End'; e 
Auf dieſer Erd' mein Herz nicht mehr begehret. 


Soll ich noch mehr um deinetwillen leiden: 
So ſteh mir, Herr, mit deiner Huͤlf' zur Seiten; in 
Fein ritterlich, beſtaͤndiglich 18 
Hilf mir mein' Widerſacher all' bestreiten: 


Daß ich durch deinen Geiſt mög’ uͤberwinden, 
Und mich in deinem Haus allzeit laß finden 
Zum Preis und Dank, mit Lobgeſang; 
Mit dir thu ich in Liebe mich verbinden. 

Daß wir in Ewigkeit bleiben beyſammen, 
Und ich allzeit dein'n auserwaͤhlten Namen 
Preiſ herziglich, das bitt' ich dicht 
Durch Jeſum Chriſtum, unſern Herren. Amen. 


Johann Michael Dilherr. 

Seb. 1604 zu Themar im Hennebergiſchen. Geſt. 1669 als Paſtor 
zu S. Sebald und Bibliothekar in Nuͤrnberg. Mehr noch als 
ſeine gelehrten Abhandlungen haben ihm ſeine zahlreichen, fuͤr 
jene Zeit gutgeſchriebenen und von einem ͤchtchriſtlichen Sinne 
zeugenden Erbauungsbuͤcher Anſehen und Beyfall erworben. Seine 
geiſtlichen Lieder, die theils in dieſen Schriften theils in Ge⸗ 
ſangbuͤchern in nicht geringer Anzahl vorkommen, ſind freylich in 
poetiſcher Hinſicht unbedeutend; aber in manchen ſpr icht ſich das 
warme Religionsgefuͤhl nicht ohne Kraft aus. [weg zur Seſig⸗ 
keit ze. von J. M. D. Nuͤrnb. 1650. 12. S. 446, (Die Vor⸗ 
rede iſt vom J. 1645.) Muͤrnbergiſches e s ze. Nuͤrn⸗ 
berg 1676, laͤngl. 12, G. 11554. a unc nals A 


ans Got: 


432 


Gottes Get ae vim we 

Nun laſſet Gottes Güte 000 n 1 
Uns führen zu Gemuͤthe; en nit . 6 
Kommt, laſſet uns erwaͤge n 
Des frommen Vaters Segen n. 
Eh' wir ans Licht geſetzee m 72 iae u 5 
Hat er uns hoch geſchätzet ),, 
Und hat uns eingeſchri eben 
Zum Leben und zum Lieben. „ u g 


Ihnen ene 

Da wir noch ſind gelegen 
Ohn' Regen und Bewegen 1 
Ohn' Menſchenhuͤff und Sorgen. an! 


Der Mutter auch verborgen, ng 
Hat er allein uns geben I: dr 1 1 


Die Glieder und das Leben; 
Ohn' einig unſern Hellen 3 nn 
War Kuͤchen da und Keller-. „ eee K 
hat zu rechtek Stunde 1 7 nen u, hai: 
Botleihruufich und gefunden MS se Anz 
Auf feiner Engel Wagen 
Uns in die Melt getragen. 
Er h wmommen 4 
| In die Gem R voten," ad " L 
Gemacht zu iu en! Welle a ni 
Die auch nicht Sterben. ven * mi ee 2 
Er giebt uus rennen e —— 
Sein Wort, dal ihn neuen x ad? ie 
ö Vater und Em hrer biz n ui nnn 
Und alles Guts * ade, bitch c 
Er giebt fuͤr u Sünde eee ru 
Sein eingebornes s e en 
Und laͤßt es fuͤr u r d ee e e 
| 1 0 dun ron * 
Al einen rechten n. 


— 
re] “ua > - 
u. 4%“ ww 2” 


433 


Dieß laſſet uns bedenken, 
Wenn uns die Sorgen kraͤnken: 
Wer ſeinen Sohn hergiebet, 
Derſelb' aufs hoͤchſte liebet. 

Sollt' er uns was verſagen, 
So wir ihm glaͤubig klagen, 
Was wir vonnoͤthen haben 
Zur HA, zur Speiſ', zum Laben? 
Die Voͤgel in den Luͤften, 
Die Thierlein in den Kluͤften, 
Die Bluͤmlein auf den Wegen 
Uns muͤſſen widerlegen. 
Der ſie ſo treulich heget 
Und ihrer fleißig pfleget, 
Sollt' eines Himmels Erben 
Er denken zu verderben? 
O Vater, Vater, giebe, 
Daß deine große Liebe 
Wir inniglich betrachten 
Und ſo gering nicht achten. 
O Vater, uns beſchere 
Zu deinem Lob und Ehre, 
Daß wir dir recht vertrauen 
Und gänzlich auf dich bauen. 
Wenn wir nur dieſes haben: 
So werden uns die Gaben, 
Die wir zu dieſem Leben 
Beduͤrfen, wohl gegeben. 
Eh Himmel und die Erden 
Zaunichte müßten werden, u 

Als ſollten ſeyn verlaſſen n. 

„Die Fleiſchesſorge haſſe nn. 

wu Ee Sieg 


9 
— 

. 
— 


55 
ee u 
a 


434 2 


Sieg des Glaubens uͤber die Toofuän 
Warum ſollt' ich bekuͤmmert n f NER \ 
um Leben oder Sterben? % | . 
Der Glaube weiß von keiner Pein, w 
Und laͤßt mich nicht verderben. 

Leb' ich: fo leb' ich, Jeſu, dir; 0 


2 
2 


Dir ſterb' ich auch desgleichen. 
Ja, ganz kein Leben iſt in mir, 
Als was dein Blut kann reichen. 

Leb' ich in dem: ſo mag die Welt Kerr 

dit ihrem Leben ſchwindenjj 
Ich werde gnug, o Lebensheldt. 
In deinem Tode finden. OT. 

Was ſcheidet meinen Gott und N dul 
Laß Tod und Leben kommen: 4 


Ich halte, Heiland, mich an dich, 2 
Du Leben aller Frommen. N 
Und weiß gewißlich, Herr, du art HR 
In Beyden mich erhalten. 1 CR 
Getroſt will ich, o Lebensfuͤrſt, zul 
Auf deinen Tod erkalten. 


m: 


Georg Philipp. Horsdörſfer. . 
Geb. 1607 zu Nürnberg. Geſt. 1658 ebendaſelbſt als gatheere 
Einer der eifrigften Befoͤrdeter des gegen die Mitte des ten 
Jahrh. neu auflebenden Studiums der deutſchen Sprache und 
Dichtkunſt; Mitglied der fruchtbringenden Geſellſchaft unter dem 
Namen des Spielenden, und ſelbſt in Verbindung mit Joh. Kat 
Stifter einer ähnlichen Geſellſchaft, des noch jetzt in Nürnberg be⸗ 
ſtehenden pegneſiſchen Blumenordens. An ſeinen gei ſtlich 
deren er viele ſowohl in eigenen Schriften Here 1 
tagsandaͤchten über die Evangel. Nu uͤrnberg 1649. 8. die 
Epiſteln, ebendaf, 1651. 8. Nathan wn 


435 


und weltl. Lehrgedichte, im zweyten Th. ebend. 1651. 8.) als 
auch in den Dilherriſchen Erbauungsbuͤchern bekannt gemacht hat, 
iſt auf der einen Seite die Vermeidung des Geſuchten und Schwüls 
ſtigen, worin fein Freund K., ſelbſt als Liederdichter, bis zum 
Ungeheuren ausſchweifte, zu loben; aber auf der andern iſt ihnen 
auch eine Trockenheit, ein Mangel alles Erhebenden in Gedanken 
und Darſtellung, und, was Sprache und Versbau betrifft, eine, 
ſogar für jenes Zeitalter ungewöhnliche, Fehlerhaftigkeit eigen, 
die bey einem Verfaſſer, der Dichter und Kritiker ſeyn wollte und 
bey ſeinen Zeitgenoſſen wirklich dafuͤr galt, eben ſo ſehr befremden 
als Misfallen erregen muß. Nicht ein einziges unter ihnen wuͤßte 
ich anzugeben, das in ſeiner Art ausgezeichnet genannt zu werden 
verdiente; auch hat ſich in den neuern Geſangbuͤchern keines, nicht 
einmal in veraͤnderter Geſtalt, erhalten. Das ertraͤglichſte und, 
wie es ſcheint, am bekannteſten gewordene mag dieſen Band be— 
ſchließen. [Weg zur Seligkeit ꝛc. von J. M. Dilherrn. Nuͤrnb. 
1650. S. 622. 


= 


Morgenandacht. 


Das walte Gott, der uns aus lauter Gnaden 
Erhalten hat fuͤr Leibs- und Seelen⸗Schaden! 
Wir loben dich, weil deine Guͤt' und Treu' 
Iſt mit der Morgenſonne wieder neu. 

Wir ſind, o Herr, zu ſolchen Gnadengaben 
Viel zu gering, die wir empfangen haben. 
Was ſoll mein Herz dargegen legen dar, 
Als Lob und Dank, auf deinen Brandaltar? 


Nimm gnaͤdig an das Opfer meiner Lippen, 

Das ich dir geb' auf dieſer Erdenklippen! 

Entzund in mir das Herz mit deiner Brunſt, 

Auf daß ich ſtets empfinde deine Gunſt. . 
Weil ich noch hier auf Erden hab' zu wallen, 

So laß mich doch in keine Suͤnde fallen; 

Gieb', daß ich ſtets denk' an des Lebens End', 

Und meinen Sinn nach deinem Willen wend'. 
4 RR Era Der 


Beſiehl, daß deiner Engel Seren nher dans 
Und wider meine Feinde ſiegend free 120 n dat 
Denn wenn du dich nicht ie leiter ah, w. ins * 


So weiß ich wohl, wie leicht ich kuren kai. * “= 3 

Ach! find für dir die Sperling’hoch geachtet; 
Saft du die Zahl der kleinſten Haar' techn, a 
So wird bey dir auch nicht vergeſſen ſeyn, at e 
Den du in deine Hand geſchrieben ein. e 


mmatne Were. 6d 


Laß deine Gül ob allen Frommen Wollen a. At ei 
Du kannſt ſie wohl in Noth und Tod erhalten. 
Regier uns, Herr! wir harren deiner Gnad, „ 
Und 9 num auf unſres Dienfres Pfad. duns 


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Dres: 


Dreyfaches Regiſter. 


10. 


1 Der eievernerfaffe 25 


Alarbus, Kilhem S. 244. 
Alber, Erasmus — 106. 
Albert, Heinrich — 379. 
Albrecht, Markgraf 
zu Brandenburg — 111. 
Altenburg, Mich. — 286. 
Andreaͤ, Joh. Valent. — 298. 
Apelles. ſ. Lowenſtern 
Behemb, Martin — 227. 
Bidembach, Balthaſ. — 152. 
Bienemann, Kaſpar — 151. 
Bindemann, Martin — 177. 
Vohemus. ſ. Behemb 
Bonn, Hermann — 98. 
Buchner, Auguſt — 384. 
Caͤſar, Heinrich — 347. 
W f. Schneeſing 


Decius, Nikolaus 


Groß, Johann 


Creuzigerin, Eliſabeth— 55. 
Dach, Simon S. 359. 
— 63. 
Denicke, David — 416. 
Dilherr, Joh. Mich. — 431. 
Eber, Paul nue der 


— 122. 


Faber, Zachaͤus — 247. 
Flemming, Paul — 322. 
Freder, Johann — 118. 
Fuͤger, Kaſpar — 208. 
Geſenius, Juſtus — 410. 


Gigas. Henne. 
Gramann. Johann — 11 


W 23% 
Großmann, Burchard _ 260. 


Grpphiue, Andreas — 395. 
Harsdoͤrffer, G. Phil. — 434. 


yır 


438 


Heermann, Johann S. 264. 
Heilmann, Ludewig — 186. 


Held, Heinrich. — 399. 
Helmbold, Ludewig — 148. 
Henne, Joh. 146. 
Herberger, Valerius — 23 3. 
Hermann, Nikolaus — 125. 
Heſſe, Johann . — 105. 
(Heyden, Sebald — 114.) 
Hodenberg, Bodo von 407. 
Johann Friedrich J. 

Churf. v. Sachſen — 109. 
Jonas, Juſtus . 53. 
Kiel, Tobias. — 234. 
Knauſt, Heinrich — 191. 
Knoll, Chriſtoph » — 224. 
Kohlros, Johann — 88. 
Lobwaſſer, Ambroſius — 165. 
Loͤwenſtern, Matth. 

Apell. von — 319. 
Luther, Martin. — 27. 
Major. ſ. Groß. 

Maria, Koͤnigin von 

Ungarn — 78. 
Mattheſius, Joh. — 129. 
Meder, Dav. Bernh. — 389. 
Meyfart, J. Matth. — 316. 


Moller, Marte. — 168. 


* 
* 


* * 


Riſt, Johann 


Muͤhlmann, Joh. 
Mylius, Georg. 
Nicolai, Philipp 
Othfar, Christian 
Opitz, Martin 
Pappus, Johann — 212. 
Poliander. ſ. Gramann. 
Rerau, E. J. 
Reußner, Adam 


Rinckart, Martin 
Ringwaldt, Barthol. — 202. 
Robertihn, Robert — 356. 


Köder, Paul.. — 248. 


Rutilius, Martin — 229. 


Sachs, Haus . — 131. 1 


Salzburg, Albert — 120. 
Saubert, Johann — 283. 
Schalling, Martin — 209. 
Schechs, Jakob Peter — 430. 
Schein, Joh. Hermann 263. 
Scher Erz, Siegmund 253. 
Schmucker, Kaſpar 4 155. 
Schneeſing, Johann — 90. 
Schnurr, Valthaſar — 284. 
Schwarzin, Sibylla — 315. 


Schweinitz, David von 320. 1 


Sel⸗ 


S. 231. 
— 353. 
— 215. 
— 403. 
— 312. 


— 98 
Richter, Gregor 5 — 404. 
— 3868. 


39 


Selnecker, Nikolaus S. 157. Weber, Jeremias S. 286. 
Siegfried, Johann — 246. Weckherlin, Georg 

Spee, Friedrich. — 301. Rodolff . . — 295. 
Spengler, Lazarus — 57. Wegelin, Joſua . — 294. 
Speratus, Paul. — 49. Weingaͤrtuer, Sieg⸗ 

Stegmann, Joſua — 255. mund . — 221. 
Stiefel, Michael. — 179. Weiß, Michael . — 64. 
Thebeſius, Adam — 391. Weißel, Georg . — 292. 
Thilo, Valentin — 350. Werner, Georg . — 349. 
Titz, Joh. Peter. — 398. Witzſtat, Haus. — 85. 
Tſcherning, Andreas — 392. Tylotectus, Johann — 92. 
Walther, Johann — 134. Zwick, Johann. — 81. 


Anm. Von dieſen 100 Liederverfaſſern waren Gottesgelehrte 60, 

Rechtsgelehrte und öffentliche Staatsbeamten 13, Aerzte 2, 

Humaniſten 7, Tonkuͤnſtler 45 einer war Handwerker. 

a Von füuͤrſtlichem Range waren 3, von adelichem Stande 4. 

Drey waren weiblichen Geſchlechts. — Der Geburt nach 

waren Meißner und Thüringer 32, Franken 17, Heſſen ı, 

Kis Rheinlaͤnder 6, Schwaben 8, Bayern 1, Schwener 1, 

Schleſier und Lauſizer 12, Brandenburger und Pom⸗ 

mern 3, Weſtphalen 2, Niederſachſen 7, Preußen und 
Polen 8, Niederlaͤnder 1. 

— — 


— 


Der Geringe nn 


nach den Anfangsworten. * 7 


12 


1 


(Die allgemeineren Kircheugeſänge find mit Schwabacher Schriſt gedruckt.) 


Ach bleib mit deiner 


Gnade. . S. 259. 
Ach daß der ſchwere 
Schmerz . 2906. 
Ach Gott, erhoͤr mein 0 
Seufzen — 430. 
Ach Gott, thu dich 

erbarmen „los. 


Ach Gott und Serr — 229. 
Ach Gott, vom Sim⸗ 


mel ſi ey — 31. 
Ach Gott, wem ſoll ich 
klagen — 158. 
Ach Gott, wem ſoll ichs 
klagen — 174. 
Ach Gott, wie manches 
Zerzeleid .. 168. 
Ach laßt uns Gott doch 
n — 361. 
Ach lieben Chriſten, 
ſeyd getroſt . — 146. 
Ach lieben Chriſten, 


trauret nicht. — 204: 
Ach Menſch, was wollſt du 298. 
Ach treuer Gott, ich ruf 

zu dir 


* “ „ * 


— 422. 


Ach wie ein'n leinen 0 h 
Augeublick . S. 246. 
Ach wy armen Suͤnders 58. 
Ade, fahr' deine Straßen 310. 
Allein auf Chriſti Him⸗ 
melfahrt . 
Allein Gott in der Sh 62. 


Allein in Godt vortrumen 120. 


Allein zu dir, Herr 
Jeſu Chriſt — Mm 
Allein zu Gott mein“ 
Hoſfnuung 
Auf, auf! Gott will 
gelobe t 306. 
Auf, auf! mein Herz 
und dun. . . 313. 
Auf, auf! mein Herz, 
zu Gott 
Auf Thrifti Zimmel⸗ 
fahrt allein — 195. 
Auf, die du alſo liegſt — 40% 
Auf dieſen Tag bedenken 81. 
Auf meinen lieben Gott 221. 
Aus meines Serzen 
Grunde . 129. 
Aus tiefer Noth ſchrey ich 34. 
Brich 


I 166. 


— 331. 


* * 


ER. 


. 2 20. 


441 


Brich an, du lieber 
Morgen S. 260, 
Chriſt lag in Todes⸗ 
banden — 38. 
Chriſt mein Gott, erhoͤr — 300. 
Chriſtus der iſt mein 
Leben 
Das Meiſterſtuͤck mit 
Sorgen — 302. 
Das walte Gott, der uns 435. 
Daß alle Menſchen ſterben 356. 


* * * 


Daß alle Menſchen ſterblich 382. 


Denk an Gott zu aller — 394. 
Der grimmig' Tod mit 
ſeinemm 153. 
Der Meiſter iſt ja lo⸗ 
benswerth — 357. 
Der rauhe Herbſt kommt 383. 
Der ſchoͤne Tag bricht an 383. 
Der Tag hat ſich geneiget 173. 
RW bitten wir, deine | 
Wider 
Pr Herrlichkeit der 
Erden 305. 
ala großer Wan 
mann — 391. 
Du Menſchenkind, erſchrick 378. 
Durch Adams Fall iſt 


„ 


99. 


1 * 
. 9 “ 


k ganz 1 „„ 90 57. 
Du ſollſt in allen Sachen 393. 
Ein neues Lied wir heben an. 


Ein Voͤglein klein 


Ein' veſte Burg iſt unſer S. 45. 
288. 
Erhalt uns, Zerr, bey — RR 


Ermuntre dich, „ mein 


ſchwacher . — 330. 


Es geht ein friſcher 


Winter . — 184, 
Es iſt das Seil uns 
kommen — 80. 
Es iſt gewißlich an der 
See „„ „„ „ 901. 
Es iſt ja wahr, wir. — 362. 


Es ſpricht der Unwei⸗ 


ſen Mund — 32. 
Es wollt uns Gott 
genaͤdigg . — 37. 
Freu dich ſehr, o meine 
Seele „ 238. 
Freut euch all' die ihr 
Leide 206. 


Friſch auf, mein’ Seel — 156. 


Fruͤh 2 da die 


Sonn 270. 
Fuͤr deinen Thron tret 
ich „ * — 0 * * 408. 


Geduld die ſolln wir — 258. 
Gelobet ſeyſt du Jeſu 


Chriſt — 36. 


Gleich fruͤh, wenn ſich — 309. 


Gleichwie ſich fein ein — 230. 


Gott des Sunmelg und der 380 


Gott 


— 


443 


Gott hat das kvange⸗ umme hat mich galt S. 339. 
im 1 . S. 107. Ich bin dein fat, 0m 


Gott iſt mein Heil, Sick 142. 
Gottlob, die Stund iſt 280. 
Gott ſey Dank durch 

alle 399. 
Groß iſt, s großer Gott — 321. 
Helft mir Gott's Güte — 124. 
Serr Chriſt, der einig — 36. 
Serr Gott, nun ſchleuß 
den 
Serr/ ich bin ein Bro 

auf — 247. 
Herr, ich denk an jene — 353. 
err Jeſu Chriſt, du 
hoͤchſtes 202. 
Zerr Jeſu Chriſt, ich 
ſchrey zu . 251. 
Zerr Jeſu Chriſt, wahrr 
menſch . 122. 
err, wie du willt, ſo 

ſchikcks 
Herzlich lieb hab ich dich 210. 
Serzlich thut mich er⸗ 
deſreuen 
Serzlich thut mich ver⸗ 

langen 224. 
Serzliebſter Jeſu, was 


2 * * * .. 


— 234. 


®, DZ no 


2 ** — * + 


* * 


— * 


1 34. 


* haſt du —— — — 269. 
Ihr en it Den eee 


pr die Klag' der Chri⸗ 
N ** ie g — 139. 


63 
— 
* 


Ich bin ja, Serr, in 


Ich fund an einem 


1352. 


ſchnuͤdd e — 292. 
deiner % — 323. 
Ich dank dir, lieber 
Serre. 
Ich dank dir ſchen 5 
durch . — 164. 
Ich hab' mein Sach. 
Gott. — 23. 
Ich hab mich Gott er· 
geben — 246. 
Ich ruf zu dir, Serr 
eu „ ee 
Ich ſteh in Angſt und — 366. 


„ . 


Morgen . 189. 
Ich ſtund an einm 
Morgen 2 192. 
Ich ſtund au einem 
Morgen a. | 
Jeruſalem, du hochge⸗ „ 1 
baute Bi 
Jeſu, deine tiefe wunden 28. 
Jeſu, der du meine Seele 337. J 
Jeſu, meiner Seelen Licht 400. 
Jeſus Chriſtus unſer 
Seiland + » — 36. 


In allen meinen Thaten 3g. 
In * 


N 
— 


443 


— ne 


In dich hab ich gehoffet S. 97. 
Ju dieſer Abendſtunde — 347. 
Joannes thut uns ſchreiben 180. 
Rein Chriſt ſoll ihm die 
Rechnung . 361. 
Reinen hat Gott vers 
laſſen. .. . 236. 
Komm heiliger Geiſt — 39. 
Kommt her, kommt her — 72. 
Kommt her zu mir, 
ſagt Gottes — 82. 
Laß dich nur nichts nicht 326. 
Laſſet ab, ihr meine 
Lieben — 278. 
Laſſet ab von euren 
Thraͤnen 
| Laſſet uns den Herren 
preiſen — 333. 
gaß mich dein ſeyn. — 162. 
Laß, Vater, deinen guten 418. 
Lobet den Serren, denn 
Bee. | . — 162. 
Lobet Gott, o lieben — 68. 
Lob Gott getroſt mit — 100, 
Lobt Gott, ihr Chriſten 
alle . 126. 
Lobt Gott, ihr frommen 
Chriſten. . . — 187. 
Machs mit mir, Gott, 
nach 83. 
mag ich Unglück nicht — 78. 


— 406. 


* * * * 


* * . 


heiligen 


Man ſpricht: Wen Gott 
erfreut . S. 177. 
Mein junges Leben hat ein 241. 
Mein'm lieben Gott er; 
geb ich . — 128. 
Mein' Seel', dich freu 
und 2253. 
Menſchenkind, merk 
eben — 65. 
Mit Ernſt, o Men⸗ 
ſchen kinder — 350, 
Myn Seele ſchall uth — 118. 
Nimm dich, o meine 
W „ 
Nimm von uns, Serr, 
du treuer . — 170. 
Nun bitten wir den 
. — 4. 
Nun danket alle Gott — 386. 
Nun freut euch lieben 
Chriſten 
Nun hoͤret zu, ihr Chri⸗ 
ſtenleu .. . — 86. 
Nun laſſet Gottes Guͤte — 432. 
Nun laßt uns den Leib — 77. 
Nun laßt uns Gott 
dem Serren .. 150. 
Nun lob, mein Seel, 
den 85. 
O Chriſte, Morgen⸗ 
ſterne . . 163. 
G 


3 = 


— 370. 


— 29. 


u 


& ewigkeit, du Don: ⸗ 
ner wort. S. 343. 
O Ewigkeit, o Ewigkeit — 243. 
O glaͤubig Serz, gebe⸗ 

nedey 
© Gott, du ſrommer 
Gott.. am 
O großer Gott von 


* . * + 


Macht 2353. 
O Serre Gott, dein 
göttlich * e TR He 60. 


O Herre Jeſu Chriſt — 20. 
G Jeſu Chriſt, meins 
Lebens „„ . . 
© Jeſu, Gottes Cam⸗ 
melein — 172. 
© Jeſu, Jeſu, Gottes 
Sohn — 271. 
O Jeſu, meine Wonne — 345. 
O Lamm Gottes un⸗ 
ſchuldieg 63. 
O Lebens bruͤnnlein tief — 231. 
O Licht, geboren aus — 314. 
O meine Seel', erhebe dich 419. 
O Menſch, bedenk zu 
dieſer 106. 
O Menſche r wellii be⸗ 
denken — 114. 
0 Sonn, du ſchoͤne. — 283. 
© Tod, wo iſt dein 
Stachel 5 414. 


* * * 934 


— * 6 7 


Sey, meine Seel, 


© Traurigkeit E. zn. 1 
o vater der Barn. 
herzigkeit . . — 47. 
© welt, ich muß dich | 
laden. 1 
O wie mögen wir doch 9 
O wie ſelig ſeyd ihr a 
doch Former Äh 
Sag', was hilft alle — 317. 
Schöner Himmelsſaal — 377. 
Sey getroſt, o meine 
W 9 
dich — 366. 
Sey wohlgemuth, laß — 260. 
Singen wir aus Ser- 
zengrund — 143. 
Soll mein Geiſt gebuͤcket — 365 
So ſchwinge, dringe dich — 318. 
So wahr ich lebe, ſpricht 26s. 


— 14. 


— 0 


“ * vr 


So wuͤnſch' ich uun ein 


gute We 255. 1 
Steh doch, Seele, ſteh — 405. 
Sterben und geboren 

werden — 37% 
Such, wer da will . — 292. 
Treuer Wächter Iſrael — 274. 


Tugend iſt mein Leben — 326. 


Valet will ich dir geben 233. 


Vater unſer der Clenden — 387. 


Vater unſer im Sim⸗ 


melreich ug 4 
Ver⸗ 


445 


Wetsage nicht, du Haͤu⸗ 
S. 286. 


an 
Verzage nicht, o frommer 219. 
Vom Simmel kam der 
Engel — 487 
von Gott will ich nicht 148. 
Macher auf, ruft uns — 218, 
Wacht auf, betruͤbte 
war Gott nicht mit 

uns — 44. 
Waket up, gy Chriſten — 116. 
Wann, ach wann wird — 389. 
Warum betruͤbſt du 
„ VORIREEEREN 
Warum ſollt' ich bekuͤm⸗ 
Giertz 3.2, 434. 
Was Gott thut, das iſt — 287. 
Was mein Gott will, 
bas ie ar II. 
was? ſoll ein Chriſt 
„F437. 
Was ſtehn und weinen 
D wir 71. 
Was willſt du, armes — 363. 
Was willſt du, Menſch, 
u, dier r „Bi und. 


* > * u a 


22 131. 


weltlich 


Ehr' und 
zeitlich. . . S. 74. 
Wenn ich in Augſt und 
Noth — 320, 
wenn meine Suͤnd' mich 412. 
wenn mein Stuͤndlein — 127. 
werde munter, mein 
Gemuͤthe Nr 
wer Gott vertraut 
Wer bie das Elend. 
bauen . — 9m 
Wie ein Hirſch mit N 
großem 239. 
wie lieblich fi ind dar⸗ 
oben — 425, 
wie ſchoͤn leuchtet der | 
miorgenftern . . — 216. 
Wie's Gott gefällt, ſo — 109, 
Willſt du in der Stille — 398. 
Wir Chriſtenleut 8 59 209. 
wir menſchen find zu 
. dem 2428, 
wo Gott der Serr 
nicht bey — 83, 
wo ſol ich fliehen hin — 267. 
Zion klagt mit Angſt 


— 341. 
— 211. 


„ . * 


sagen in den Am; — 355. und 2276, 
ee denen TV SG e < 
dt 7 A 
D 2 RE une 7 0 80 Hr 
S* 92 > 


/ 44 
l Der Ge FR 


nach ibrem Inhalte. 


I. Chriſtenglaube. | 
i. Gottes Vollkommenheiten. 
S. 68. 276. 419. 432. 
2. Gottes Vorſehung und Regie⸗ 

rung. S. 118. 192. 206. 375. 


3. Des Menſchen Natur und Be 
ſtimmung. S. 248. 368. 


4. Des Menſchen ſittliches Ver⸗ 
derben. S. 1 

5. Erlöfung der Menſchen durch 

Chriſtum. S. 29. 57. 

6. Chriſti Menſchwerdung und 
Geburt. S. 35. 48. 65. 
656. 126. 209. 330 350. 

r 

7. Chriſti Leiden und Tod. S. 
98. 269. 281. 332. 391. 
400. 412. 

8. Chriſti Auferſtehung. * 38 
270. 333. 414. 

9. Chriſti Himmelfahrt. © 81. 

e . 28. 

10. Chriſti Fuͤrſorge für das heit 

ſieiner Erlöfeten.. S. 298. 

11. Sendung des H. Geiſtes. 
S. 39. 44. 


12. Rechtfertigung des Sünders 5 


vor Gott. S. 30. 


13. Auferſtehung. a 

14. Sagen S. 113. 213. 
366. e 

15. Ewigkeit. S. 243. 343. 

16. Seligkeit in jenem Leben. 
S. 244. 425. 


II. Chrifiengefinnung: 1 
A. überhaubt. 


1. Demuͤthigung vor Gott. ©. 


170. 229. 296. 417. * 
2. Glaͤubige Annahme der 
Gnade Sottes in Chriſto. 
S. 34. 63. 70. 90. 202, 
230. 267. 292. 337. 


3. Ergebung an Gott und 


Chriſtum. S. 56. 152. 
162. 300. 3 

4. Liebe zu Gott und Cheite⸗ 5 
S. 163. 168. 210. 216. 
231. Mi. 30 ½% % % 

5. Andenken an Gott. S. 304. 
6. Erhebung des Herzens u 
Gott. S. 386. 398. 408. 
7. Lobpreiſung Gottes. S. 62. 
95. 150, 162. 306. 4 

8. Anrufung Gottes. S. * 9 
273. 


447 


9. Vertrauen auf Gott. S. 

120. 142. 148. 166. 211. 

219. 221. 288. 320. 403. 

413. * 

10. Zufriedenheit mit Gottes 
Fuͤhrungen. S. 109. 111. 

2 326. 36. 

11. Genuͤgſamkeit. S. 114. 422. 

12. Sorge fuͤr das Heil der 
Seele. S. 74. 116. 265. 
418. 

13. Liebe zum Worte Gottes. 

S. 37. In Beziehung 
auf die Reformation: S. 
60. 180. 184. 187. 

14. Thaͤtige Uebung des Chriſten⸗ 
thums. S. 72. 82. 428. 

15. Standhaftigkeit im Chriſten⸗ 
thum. S. 79. 92. 

16. Weiſe Anſicht und Benutzung 
des Lebeus. S. 313. 317. 
326. 355. 361. 368. 379. 
395. 405. 

17. Andenken an den Tod. S. 
106. 153. 189. 353. 378. 
382 


vu... 


18. Freudigkeit auf den Tod. 


S. 212. 224. 292. 434. 
19. Sehuſucht nach der. beffern 


Welt. S. 172. 238. 289. 


310. 370, 377. 


20. Vorgefuͤhl des Himmels. 
S. 134. 317. 
8 5 
E. insbeſondere. 
1. Bey der Feyer des h. Abend⸗ 
mahls. S. 36. 253. 345. 
Beym Jahreswechſel. S. 
124. 22 
3. Im Fruͤhling und Sommer. 
S. 302. 357. 362. 
4. Am Morgen. S. 88. 129. 
164. 260. 314. 351. 380. 
385. 7 435. 
5. Am Mittage. S. 99. 
6. Am Abend. S. 173. 
347. 
7. Bey der Arbeit. S. 393. 
8. Auf Reiſen. S. 323. 
9. Zu Kriegeszeiten. S. 274. 
285. 286. 287. 387. 389. 
10. Bey wiederhergeſtelltem Frie⸗ 
den. S. 349. 
11. In theurer Zeit. S. 181. 


12. Bey herrſchenden Seuchen. 
S. 146. 204. R 
13. Bey ausgebreiteten Verderb⸗ 

niſſen und Gefahren der 
Kirche. S. 31. 32. 44. 

45. 48. 53. 100. 102, 107 
139. 255, 259 


5 


143. 
341. 


14. 


54. Unter Verfolgung wegen des 17. G en 
0 Glaubens. S. 40. 78. 193. 273. 280, 327. 7 
18. Bey andern aͤußern Bedraͤng⸗ 406. 371. 376. 3838. 
f N niſſen. S, 97. 156. 177. 
236. 258. 260, 32l. 363.8 In der Nähe des 2 
430. . S. 122. 127. 144. 223. 
nie en 
158. 174. 251. 338. det di, 
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