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Full text of "Anthozoa"

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| 2. D" H. G, BRONN’S 
Klassen und Ordnungen 


des 


E F = er wissenschaftlich dargestellt _- | 


in Wort und Bild. 


Zweiter Band. 2. Abteilung. | 
= Coelenterata (Hohltiere). | | | 


Anthozoa. | 


ER Bearbeitet von | 


Dr. ©. CGarlgren 
= in Stockholm. : | ; 
t auf Stein gezeichneten Abbildungen. 
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; RE 2. u. 3. Lieferung. 


RE : Leipzig. 
:6.F: Winter’sche Verlagshandlung. 


1906. » = 
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gG52 Geschichte. II. Periode. 49 


- 


> Gewissermassen mit Recht wird de Blainville für sein Zoophyten- 


system getadelt. Man muss sich darüber wundern, dass eine Menge der 
verschiedenartigsten Organismen, die früher zu den Zoophyten gerechnet 
wurden, z. B. die Korallinen, noch in de Blainvilles System als „fal- 
sche“ Zoophyten figurieren, dass die Charakteristik einer Reihe Gattungen 
und Arten so wenig glücklich ausgefallen ist, wie auch, dass die Poly- 
piarienklasse eine Sammlung von heterogenen Formen, darunter die 
Bryozoen, deren von den übrigen Polypen abweichende Organisation schon 
durch Grant (1827) und Audouin und Milne-Edwards (1828) er- 
wiesen worden war, enthält — der wegen mangelhafter anatomischer Kennt- 
nis provisorische Charakter und Umfang der Klasse der Polypiaires wird 
jedoch von Blainville scharf betont —, es lässt sich jedoch nicht leugnen, 
dass das System Blainvilles für die Auffassung der Tiere, denen Ehren- 
berg etwas später den Namen Anthozoa gab, von grosser Bedeutung 
war. Zwar sah Blainville die nahe Verwandtschaft seiner Zoanthaires 
und Zoophytaires nicht ein, indem er alle beide als gleichwertige, in 
dem System von den Polypiaires geschiedene Klassen einrichtete, aber 
wie homogen sind verhältnismässig nicht die Klassen Zoantharia und Zoo- 
phytaria! Wäre de Blainville auf die Idee gekommen, diese beiden 
in eine zusammenzufassen, so hätte man eine Gruppe bekommen, die viel 
natürlicher gewesen wäre, als die vonEhrenb erg aufgestellte der Anthozoa, 
die ausser den Milleporen auch die übrigen Hydroiden umfasste. In 
der Tat repräsentieren nämlich die beiden Klassen Zoantharia und Zo0- 
phytaria die zwei bisin die Gegenwart erhaltenen Anthozoenordnungen Zoan- 
tharia und Aleyonaria, welche letzte Benennung H. Milne-Edwards statt 
des Namens Zoophytaria in die Litteratur eintrug. Zum ersten Male wurden 
die mit acht gefiederten Tentakeln versehenen Korallentiere zu einer einheit- 
lichen Abteilung, Zoophytaria, vereinigt, die mit gutem Takt in vier Unter- 
abteilungen, Tubiporea, Corallia, Pennatularia und Aleyonaria, geteilt 
wurde. Von diesen haben sich die drei letzteren bis in unsere Tage unter 
den Namen der Gorgoniden, Pennatuliden und Aleyonaceen erhalten, 
und die meisten Formen, die in der ersten Familie erwähnt sind, 
haben kürzlich (1883) von Hickson die charakteristischere Benennung 
Stolonifera bekommen. Nicht minder glücklich war Blainville in 
seiner Zusammenstellung der Actinies, Zoanthaires coriaces, d. h. der Zo- 
anthiden, und der Zoanthaires pierreux, der Madreporarien, derjenigen 
Anthozoenordnungen, die miteinander am nächsten verwandt sind, zu einer 
Klasse Zoantharia, der er u. a. folgenden Charakter zulegt: „pourvu d’un 
canal intestinal ä parois non distinetes, avec une seule et grande ouverture 
terminale et entourde de tentacules diversiformes“ (1830, p.274). Er war 
nämlich durch seine eigenen Untersuchungen an „Astraea“ und dureh die 
zahlreichen Beobachtungen, die Quoy und Gaimard während ihrer Reise 
mit der Astrolabe gemacht hatten, zu der Überzeugung gekommen, 
dass „les madrepores peuvent @tre consideres comme de veritables 
actinies, dans le parenchyme desquelles se depose une quantite con- 
Bronn, Klassen des Thier-Reiche. II. 2. 4 


- 


50 Anthozoa. 


siderable de matiere ealeaire, produisant ce qu’on anomme le polypier 
(le.p 274). 

Es muss weiter Blainville als Verdienst angerechnet werden, dass 
er oft bestrebt war, auch anatomische Merkmale für die Klassifikation zu 
benutzen, wie er z. B. die der Septen entbehrenden Milleporen von den 
Madreporarien trennt und zu einer anderen Klasse, den Polypiaires, stellt. 
Mit prophetischem Blick sprieht er auch die Vermutung aus, dass „parmi 
les mill&pores il se peut qu’il yait quelques genres qui devront passer parmi 
les madr6pores et vice versa (1830, p.364).“ Zwar irrt sich Blainville 
in vielen Fällen bei der Verteilung der Gattungen auf die verschiedenen 
Gruppen, aber erstaunenswert ist es, wie oft die Verwandtschaft der 
Gattungen durch eine gute Klassifikation angedeutet ist. Für die Ent- 
wickelung des Anthozoensystems hat Blainville deshalb auch ganz 
gewiss eine bedeutende Rolle gespielt. 

Ehe wir zu den Arbeiten der germanischen Forscher übergehen, die 
am Ende der Periode das System der Korallentiere behandelten, möchten 
wir noch zwei Systematisierungsversuche erwähnen, den des berühmten 
Entomologen Latreille (1325) und den des Engländers Fleming 
(1828). Beide stimmten darin überein, dass sie die Aktinien nicht für 
Polypen hielten. Während indessen Fleming die Aktinien als fixe 
Akalephen betrachtete, bildete Latreille aus Actmia, Zoanthus und 


Lucernaria eine neue Klasse, Helianthoidea, die zusammen mit den Tum-' 


cata, Holothurida und Echinoderma die Gruppe Actinozoa ausmachte. 
Statt des Namens Zoophyta brauchte Latreille, um die Tiere mit einem 
pflanzlichen Aussehen zu bezeichnen, die Benennung Phytodozoa, eine mit 
den Aktinozoen gleichwertige Abteilung, die die Acalepha und Polypi um- 
fasste. Les Polypes umfassten folgende Ordnungen und Familien: 


Ordnung 1: Brachiostoma. 


Fam. 1: Calamides (Polypes flottants Lam.). 
Fam. 2: Aleyonea (Polypes tubiferes Lam.). 
Fam. 3: Alveolarta. 


Tribus 1: Lamellifera (P. lamelliferes Lam.). 
Tribus 2: Foraminosa (P. foramines Lam.). 
Tribus 3: Cortieifera (P. cortieiferes Lam.). 
Tribus 4: Retieularia (P. a reseau Lam.). 
Tribus 5: Vaginiformia (P. vaginiformes Lam.). 
. Tribus 6: Spongites (Spongien). 
Fam. 4: Limnopolypi: Plumatella, Oristatella, Difflugia, Pedi- 
cellaria, Coryne, Hydra. 
Ordnung 2: Trichostoma (Polypes ceilies Lam.). 


Latreilles Polypensystem wurde also wesentlich von dem Lamarcks 
beeinflusst. Fleming dagegen geht mehr seinen eigenen Weg bei der 
Klassifizierung der Zoophyten, die er folgendermassen einteilt: 


Geschichte. II, Periode. 51 


Zoophyta. 


a. carnosa: 
1) Pennatuladae. 
2) Lamelliferae (= Madreporarien). 
3) Gorgoniadae. 
4) Corallinadae. 
Hierunter Corallina, Lobularia, Aleyonium, Cristatella. 
5) Spongiadae. 
b. cellulifera : 
1) Milleporadae. 
2) Tubiporadae, 
3) Eischaradae. 
4) Flustradae 
c. thecata: 
1) Cellariadae. 
2) Sertulariadae. 
5) Tubulariadae. 
d. nuda: Coryna, Hydra. 
e. vibratoria. 


Sowohl Flemings, als auch Latreilles System müssen wir als 
verfehlt betrachten. 

Nicht glücklicher als diese beiden Forscher waren in ihren Ver- 
suchen die Korallentiere zu ordnen, Oken (1816), Schweigger (1820) und 
Goldfuss (1320). Keiner von diesen Männern äusserte die Vermutung, 
dass sich zwischen den Aktinien und den Korallen eine nähere Verwandt- 
schaft fände. Statt dessen wurden jene Tiere, etwa im Sinne La- 
marcks, in die Nähe der Echinodermen gestellt. So bildete Oken 
aus den. Aktinien inel. Zoanthus, aus den Holothurien, den Seeigeln und 
Seesternen die erste Abteilung (Sternwürmer) der Vermes, während dagegen 
Schweigger und Goldfuss dieselben Tierformen und Zucernaria als 
Radiata resp. Radiaria zusammenstellten. In dem System Schweiggers 
figurieren ausserdem Priapulus und Sipuneulus als Radiaten. 


Was die übrigen Blumentiere betrifft, so wurden die Pennatuliden von 
Oken zusammen mit den Krinoideen, Medusen und Siphonophoren als 
Quallen, die Tubiporen als wahre Würmer aufgefasst, während Aleyonium, 
die Hornkorallen und Madreporarien in eine aus bunten Formen zu- 
sammengesetzte Korallenklasse einrangiert wurden. Die Korallen 
(Lithophyten) könnte man nach Okens Meinung in folgende Abteilungen 
gruppieren: 


a. Steinkorallen. 

b. Schwämme (hierher auch Aleyonium im alten Sinne). 
ce. Flustern. 

d. Gorgonien. 


52 Anthozoa. 


« Üellularien. 

3 Sertularien. 

y Nodularien (Korallinen). 

d Gorgonien (inel. Isis und Antipathes). 


Schweigger dagegen rechnet die Korallen zu den Zoophyten, die 
die folgenden Gruppen umfassen: 


1) Zoophyta monohyla. 
Corpus ex unica substantia constructum. 
Hierunter mehrere Familien: Infusorien (und andere Protozoen), Ro- 
tatorien, Monohyla hydriformia=Polypi denudati Lam. et Cuv. und 
Fam. 6: Monohyla petalopoda. 
Anthelia, Xenia, Ammothea, Cavolinia, Paly- 
thoa, Zoantha? 


2) Zoophyta heterohyla. 
Zoophyta e diversis substantiis juxtapositis formata. 
Ordn.: Corallia. 
Subordn.: Lithophyta. 
Fam. 7:  Lithophyta nullipora (= Millepora Lam. et Cuv.). 
Fam. S: Lithophyta porosa. 
Disticophora, Seriatopora, Madrepora, Millepora, 
Stylophora. 
Fam. 9:  Lithophyta lamellosa. 
Oyelolites, Fungia, Pavonia, Astrea u. a. Ma- 
dreporarien. 
Fam. 10: Lithophyta fistwlosa. 
Catenipora, Tubipora, Favosites. 
Subordn.: Ceratophyta. 
Fam. 11: Ceratophyta spongiosa (— \ 
Fam. 12: Oeratophyta aleyonea. 
Oristatella, Aleyonella, Lobularia (— Aleyontum). 
Ceratophyta tubulosa. 


a 


chwämme). 


Fam. 13: 


wo 


Bryozoen (Plumatella), Hydroiden, Cornularia. ’ 


Fam. 14: Ceratophyta foliacea. 
Bryozoen. Auch Alveolites. 

Fam. 15: Ceratophyta corticosa. 
Antipathes, Anadyomena, Gorgonia, Isis, Meli- 
taca, Corallium. 

Fam. 16: Pennae marin«e (= Pennatuliden). 


In Goldfuss’ System der Tiere werden die niedersten Tiere, die 
Infusoria, Phytozoa, Lithozoa und Medusinae, unter dem Namen Protozea zu- 
sammengefasst. Die Phytozoa und Lithozoa, die uns interessierenden 
Gruppen, bestanden aus folgenden acht Familien: 


Geschichte. II. Periode. i 53 


Phytozoa: 
Fam. 1: Spongita. 
Spongien und Aleyonium. 
: (eratophyta. 
Antipathes, Gorgonia. 
Fam. 3: Tubulariae. 
Fam. 4: Pennatulae. 


[8 


Fam. 


Lithozoa: 
Fam. 1: Porinae (Madreporarien, Mellepora, Cellepora, 
Tubipora u. a.). 
Fam. 2: Isides (Corallium, Isis, Melitaea). 
Fam.-3: Corallineae. 
Corallina, Bryozoen. 
Fam. 4: Enerini. 

Etwa gleichzeitig mit dem Erscheinen des zweiten Systems der 
Zoophyten von Blainville veröffentlichte der Tübinger Professor Rapp 
(1329) eine sehr beachtenswerte Schrift, in der er die nahe Verwandtschaft 
der Seeanemonen mit den Madreporen wieder proklamierte. Zwar hat 
sich sein Klassifikationsversuch, der den Vöfzug hatte, auch anatomische 
Charaktere bei der Anordnung der Polypen in Betracht zu ziehen, in- 
dem er diese Tiere nach den verschiedenen Orten der Entstehung der 
Eier oder „Keimkörner“ in zwei Gruppen, Exoarier und Endoarier, ein- 
teilte, durch in neuerer Zeit angestellte genauere Untersuchungen, die eine 
grosse Variation hinsichtlich des Ortes der Entstehung der Geschlechts- 
produkte bei der ersteren Gruppe konstatierte, als unzuverlässig erwiesen, 
doch kam die natürliche Verwandtschaft der behandelten Formen dureh 
diese Anordnung Rapps zu voller Geltung. Rapps Exoarier, die drei 
Gruppen der Hydern, der Corynen mit den Sertularien und Tubularien 
und der Milleporen einbegriffen, entsprechen nämlich den erst während 
der nächsten Periode von den Blumentieren abgeschiedenen Hydroiden, 
während die Endoarier die gegenwärtigen Anthozoen repräsentieren. Die 
Endoarier umfassten nach Rapp folgende Gruppen: 

1) Aleyoneen (Gattungen Anthelia, Xenia, Ammothea und Lobularia). 

2) Tubiporen (Gattung Tubipora). 

3) Corallen (Gattungen Corallium, Gorgonia und Antipathes ?). 

4) Pennatulen (Gattungen Pennatula, Seirpearia, Pavonaria, Renilla, 

Veretillum, Umbellularia). » 

5) Zoanthen (Gattungen Cornularia, Zoanthus). 

6) Madreporen. 

,7), Aktinien. Hierher auch eine als Tubularia solitaria beschriebene 
Cerianthusart. 

Die Rappsche Gruppe der Endoarier entspricht also den Blainville- 
schen Zoophytenklassen der Zoantharia und Zoophytaria, wie man aus einer 
Vergleiehung der beiden Systeme leicht ersieht, ebenso haben die zu 


54 Anthozoa. 


diesen Klassen gehörenden Familien ihr Gegenstück in den Rapp- 
schen Polypenabteilungen. Trotz ihrer grossen und unbestreitbaren Ver- 
dienste um das System der Anthozoen begingen jedoch sowohl Blainville, 
als auch Rapp bei ihren Klassifikationsversuche einige Missgriffe. Einer- 
seits lag es, wie schon bemerkt wurde, Blainville fern, einzusehen, dass 
die beiden von ihm wohl begrenzten Klassen Zoantharia und Zoophytaria 
nahe verwandt waren, andererseits war Rapp zweifellos die Zusammen- 
sehörigkeit der mit acht Tentakeln versehenen vier ersten Gruppen un- 
bekannt, und zwar um so mehr, als er die Cornularien mit der zahlreiche 
Tentakeln tragenden Gattung Zoanthus zu einer Gruppe vereinigte. Recht 
wahrscheinlich dürfte es jedoch sein, dass Rapps Einteilung der Polypen., 
trotzdem, dass sie nach einem so einseitigen Merkmal, wie dem ver- 
schiedenen Entstehungsort der Geschlechtsprodukte aufgestellt war, mehr 
berücksichtigt worden wäre, hätte nicht zwei Jahre nach dem Erscheinen 
der Rappschen Polypenarbeit Ehrenberg (1851) in seinen Symbolae 
physicae ein neues System der Korallentiere veröffentlicht, das, obgleich 
es in gewissen Fällen als ein Rückschritt gegenüber der Rappschen An- 
ordnung zu betrachten ist, um so grössere Aussicht, das Bürgerrecht zu 
erwerben, hatte, als es auf wichtigere Unterseheidungsmerkmale be- 
sründet war. 

Als endlich die Peyssonnelsche Anschauung von den Korallen völlig 
durchdrang, baute man, wie schon geschildert wurde (p. 22—25), nach und 
nach ein Korallenreich auf, das von den heterogensten Organismen be- 
völkert wurde. Die Ureinwohner des neuen Tierstaates waren die eigent- 
lichen Korallen, die skeletttragenden Anthozoen, mit denen man ver- 
schiedene andere Tier-, und in geringerem Masse, auch Pflanzenformen 
zuverschmelzen versuchte. Mit der wachsenden Kenntnis des Baues dieser 
Organismen wurde es jedoch allmählich immer deutlicher, dass sie 
alle zu ungleichartig waren, um zu einem Stamm vereinigt werden zu 
können. Zuerst wurden die Infusorien als eigene Gruppe von O. F. Müller 
(1776) ausgeschlossen; dann entpuppten sich verschiedene zusammen- 
gesetzte Ascidien, die teils in die umfangreiche Gattung Aleyonium 
einrangiert waren, teils als eigene Gattungen neben ihr figurierten, durch 
die Untersuchungen von Renier (1793), Lesueur (1815) und besonders von 
Navigny (1516) als mit einer hinteren Darmöflnung ausgerüstete Tiere, 
die von den letzteren als ein Zweig des Molluskenstammes betrachtet wurden, 
während man schon seit geraumer Zeit beobachtet hatte, dass andere Polypen 
mit nur einer Öffnung des Darmkanals versehen waren. Ja, schon Ouvier 
(1800—1805, IV, p. 146) unterscheidet unter diesen letzteren Formen 
einige, die häutigen Anthozoen, die durch das Vorhandensein eines ein- 
gestülpten „petit estomac“, der schon von älteren Forschern, wie Cavolini, 
beobachtet worden war, charakterisiert wurden, und wieder andere, Hydra 
und verwandte Formen, die einer solchen Bildung entbehrten. 

Im Jahre 1827 erschien eine Arbeit von @rant, in der er eine Ent- 
deekung mitteilt, die bald weitgehende Folgen hatte. Er hatte nämlich 


Geschichte. II. Periode. 55 


beobachtet, dass bei Flustra der Darm durch eine von dem Mund ver- 
schiedene Öffnung ausmündete.. Unabhängig von diesem Forscher machten 
Audouin und der später durch seine zahlreichen Anthozoenarbeiten so be- 
rühmt gewordene H. Milne-Edwards (1828) ähnliche Beobachtungen an dem- 
selben Tier, zu derselben Zeit, zu der sieunter den Polypen mit nur einer Darm- 
öffnung zwei Typen, den einen mit einfachen, den anderen mit gefiederten 
Tentakeln unterschieden. Sie unterschieden vier Familien von Polypen: 
„L) Spongiaires, 2) Polypes fixes soit nus soit a polypiers, dont la cavite 
digestive a la forme d’un cul-de-sac dans la substance meme de leur corps 
(Hydra, Sertularia, mehrere Vorticellen ete.), 3) Polypes dont le corps est 
creuse d’une cavite au milieu de laquelle est suspendu un canal digestif 
membraneux, communiquant au dehors par une seule ouverture, et portant 
a son extremite inferieure des appendices ayant la forme de petits in- 
testins (Aleyonium |Lobularia], Gorgonia, Pennatula, Veretillum , Cornu- 
laria u.a.), 4) Flustres: canal digestif eommunique au dehors par deux ou- 
vertures distinetes et dont l’organisation se rapproche de celle des 
Ascidies composees“. 

Aber erst Thompson (1530), der unabhängig von dem erwähnten 
Forscher Untersuchungen an Flustra und verwandten Formen angestellt 
und dabei auch eine hintere Darmöffnung Sesehen hatte, wandte die ge- 
fundenen Tatsachen für durchgreifendere klassifikatorische Zwecke an, 
indem er diese, nach seiner Meinung einen neuen Typus der Mollusca 
acephala bildenden Organismen in einer Gruppe Polyzoa vereinigte, ein 
Name, der schon ein Jahr später von Ehrenberg durch Dryozoa ersetzt 
wurde. 

Nach solchen bahnbrechenden Untersuchungen musste es für einen 
so guten Systematiker wie Ehrenberg nahe liegen, die mit einer vor- 
deren und hinteren Öffnung des Darmkanals versehenen Korallentiere 
von den übrigen zu trennen- In seinen Symbolae physicae (1831) teilt 
Ehrenberg die Korallentiere auch in zwei Gruppen, Anthozoa und 
Bryozoa, Klassennamen, die noch gegenwärtig bestehen. Von den Antho- 
zoen gibt er eine Einteilung, die drei Jahre später, 1834, in seinen 
Korallentieren des Roten Meeres mit wenigen Veränderungen — nur die 
Familien Tubwlarina, Sertularina und Alloporina sind in der letzten Arbeit 
hinzugekommen — in detaillierter Form veröffentlicht wurde. Dann 
wurden auch die Bryozoen provisorisch gruppiert. Ehrenberg ordnete 
die Korallentiere, die Phytozoa polypi, 1834 folgendermassen: 

Curalia (Polypi Üuvieri ex parte). 
A. Einmündige Korallentiere = Anthozoa, Blumentiere., 
Korallentiere mit einer einzigen Mündung des Speisebehälters 
; und strahligem, meist konzentrisch vielkammerigem Körperbaue. 
OÖrdo 1: Zoocorallia. Tierkorallen. 
Ganz weiche oder nur auf der Oberhaut oder nur 
innen Festes ablagernde, lösbare, freie Korallen. 
Tribus 1: Zoocorallia Polyactinia. Vielstrahlige Tierkorallen. 


56 Anthozoa. 


Fam. 1: Actinina (hierher auch Lucernaria). 
Fam. 2: Zoanthina (= Zoanthiden). 
Fam. 3: Fungina. 
Tribus 2: Zoocorallia Octactinia. Achtstrahlige Tierkorallen. 


Fam. 4: Xenina. 

Fam. 5: Tubiporina. 
Fam. 6: Haleyonina. 
Fam. 7: Pennatulina. 


a. Halisceptra. b. Halipteria. 
Tribus 3: Zoocorallia Oligactinia. Wechselstrahlige Tier- 
korallen. 
Fam. 5: Aydrina. 
Fam. 9: Tubularina. 
Fam. 10: Sertularina. 
Ordo 2: Phytocorallia. Pflanzenkorallen. 
Unten nach aussen Festes ablagernde, festsitzende, 
unfreie Korallen. 
Tribus 4: Phytocorallia Polyactinia. Vielstrahlige Pflanzen- 
korallen. 
Fam. 11: Ocellina. 
Fam. 12: Daedalina. 
a. Astraeina. Hier auch Favosites. b. Macan- 
drrina. 
Tribus 5: Phytocorallia Dodecactinia. Zwölfstrahlige Pflanzen- 
korallen. 
Fam. 15: Madreporina. 
Fam. 14: Milleporina. 
Ausser Millepora Calamopora , Seriatopora und 
Pocillopora. 
Tribus 6: Phytocorallia Octactinia. Achtstrahlige Pflanzen- 
korallen. 
Fam. 15: Isidea. 
Fam. 16: Gorgonina. 
Tribus 7: Phytocorallia Oligaetinia. W echselstrahlige Pflanzen- ’ 
korallen. 
Fam. 17: Alloporina. 


B. Doppelmündige Korallentiere, Bryozoa, Moostiere. 
Ordo 1: Thallopodia. Freie Moostiere. 
Fam. 1: Oristatellina. 


Fam. 2: Haleyonellea. 
Fam. 3: Cornularina. 
Fam. 4: Escharina. 

Fam. 5: COelleporina. 
Fam. 6: Auloporina. 


Geschichte. II. Periode, 57 


Ordo 2: Seleropodia. Unfreie Moostiere. 
Fam. 7: Myriozoina. 
Fam. 5: Antipathina. 


Nehmen wir Ehrenbergs System näher in Augenschein, so ist 
leicht zu finden, dass die Gruppierung der Unterabteilungen, obgleich oft 
glücklich, nieht immer gut ausgefallen ist. Am bedenkliehsten scheint 
mir der Versuch, die Anthozoen in erster Linie nach der freien oder fest- 
sitzenden Lebensweise zu ordnen, eine Einteilung, die das System nicht 
wenig verschoben hat. In unbedeutend veränderter Form tauchen nämlich 
die alten Zoophyten und Lithophyten als Zoocorallia und Phytocorallia 
noch einmal auf. Und doch war sich Ehrenberg, wie seine Klassifikation 
deutlich zeigt, der Bedeutung der Zahl der Strahlen für die Systemati- 
sierung der Anthozoen völlig bewusst: Trotzdem, dass die Bryozoen von 
den Anthozoen geschieden wurden, enthielten die Blumentiere Ehren - 
bergs noch fremde Elemente. Die von Blainville und Rapp 
abgeschiedenen hydraartigen Tiere bleiben nämlich noch an ver- 
schiedenen Stellen in dem System Ehrenbergs stehen. Bei einer 
solehen Anordnung ist es kaum möglich, sieh darüber zu wundern, dass 
die Milleporinen, unter denen einige Madreporariengattungen stecken, mit 
den Madreporen zu einer besonderen Gruppe vereinigt sind. Bunt ist 
auch die Bryozoenklasse, insofern als mehrere Anthozoen, Cornularia, 
Aulopora und Antipathes, hier provisorisch untergebracht sind. Dieser 
wenig gleichmässigen Klassifikationsversuche ungeachtet, ist doch Ehren- 
bergs Name auch in systematischer Hinsicht durch die Trennung der 
Korallentiere in Anthozoa und Bryozoa mit den Blumentieren für immer 
verbunden. 

Langsam und unter ungünstigen Verhältnissen war aus dem Samen, 
den Peyssonnel säete, eine Pflanze emporgewachsen, die erst nach 
einem Jahrhundert reife Früchte trug. Ein paarmal hatte sie zwar Samen 
angesetzt, aber dieser fiel auf unfruchtbaren Boden und ging zu Grunde. 
Erst in den Systemen Rapps, Blainvilles und Ehrenbergs wurde 
nämlich die von Peyssonnel hervorgehobene Ähnliehkeit zwischen den 
weichen Teilen einer „Madrepora“ und einer „Urtica“ völlig geschätzt. 
Von dieser Zeit an und mit der Gründung der Anthozoenklasse geht 
auch die Geschichte der Aktinien mit der der Korallen Hand in Hand. 


58 Anthozoa. 


III. Periode. 


Von der Aufstellung der Anthozoen durch Ehrenberg bis zum Ende 
des 8. Jahrzehnts des 19. Jahrhunderts. Die engere Begrenzung 
der Anthozoenklasse. 

Die von Ehrenberg unter dem Namen Anthozoa zusammengestellten 
Organismen erhielten zwar bei ihrem Erscheinen in dem Tierreich als 
eine besondere Klasse Bürgerrecht, aber verschiedene Forscher begannen 
bald, die neue Benennung durch andere zu ersetzen. Die Ehrenbergsche 
Einteilung der Anthozoen wurde auch zu Beginn nur von wenigen 
Forschern, wie von Brandt (1835), akzeptiert. Schon einige Jahre nach 
der Aufstellung der Anthozoengruppe gab nämlich Milne-Edwards in 
seinen 1855 erschienenen „Elements de zoologie“ (p. 1046) eine Ein- 
teilung der Anthozoen, die das Ehrenbergsche System wesentlich ver- 
besserte. Mit gutem Takt wurden nämlich solche ‚„Polypes Anthozoaires‘“, 
deren digestive Höhle keine Lamellen besass, unter dem Namen 
Sertulariens solchen Formen gegenübergestellt, die in ihrer Nahrungshöhle 
mit vertikalen Lamellen versehen waren. Diese letzteren wurden in 
zwei Gruppen, Alcyoniens und Zoanthaires, angeordnet, die voneinander 
durch die verschiedene Form und Zahl der Tentakel unterschieden 
waren; jene hatten nämlich sechs oder acht gefiederte Tentakel, während 
diese mit sehr zahlreichen einfachen Tentakeln ausgerüstet waren. ‚ 

Es dauerte nicht lange Zeit, bis Milne-Edwards den Namen 
Anthozoa aufgab. Im Jahre 1857 veröffentlichte er nämlich ein System 
der Polypen (Classification naturelle des Polypes, L’Institut No. 212, 
p. 178—179), bei dessen Aufstellung er mehr Rücksicht auf die Anatomie 
dieser Formen nahm. Die Polypes Anthozoaires wurden nunmehr 
Polypes parenchymateux genannt, gleichzeitig als die Bryozoen den neuen 
Namen Polypes Tuniciens bekamen. Was die ersteren betrifft, so um- 
schlossen sie, wie vorher, drei Familien: 1) die ein Schlundrohr vermissen 
lassenden Sertulariens, 2) die mit einem kurzen Schlundrohr, zahlreichen Ten- 
takeln und zahlreichen Ovariallamellen versehenen Zoanthaires und 3) die mit 
distinktem Schlundrohr, mit acht oder sechs am Rande gefiederten Ten- 
takeln und mit acht oder sechs Ovariallamellen ausgerüsteten Aleyoniens. 
Die letzteren werden in folgende fünf Gruppen eingeteilt: 

1) Alcyoniens pierreux, Ex. Tubipora, Favosites, Catenipora. 


2 53 dendroides, Ex. Corallium, Isis, Gorgonia. 
3 h hibres, Ex. Pennatula. 
A Nas rampans, Cornularia. 
5) 3 massifs, Ex. Aleyonium, Aleyonidium ete. 


Wenn man die Systeme von Blainville und Ehrenberg mit dem 
Milne-Edwardsschen vergleicht, so findet man, dass die Sertulariens 
den Oligaktinien Ehrenbergs und einem grossen Teil der Polypiaires 
Blainvilles entsprechen, und dass die Aleyoniens mit den Oktaktinien 
Ehrenbergs und den Zoophytarien Blainvilles identisch sind, während 


Geschichte. III. Periode. 59 


die Zoanthaires, d. h. die Zoantharien Blainvilles, die Polyaktinien und 
die Dodekaktinien Ehrenbergs umfassen. 

Bedeutet die von Milne-Edwards 1835 und 1837 vorgeschlagene 
Klassifikation der Anthozoen in betreff der grösseren Unterabteilungen 
einen Fortschritt im Vergleich zu der Ehrenbergschen, was besonders 
in der Charakteristik der Familien und in der scharfen Abgrenzung der 
Hydroiden sich zeigt, so scheint jedoch Milne-Edwards weit davon ent- 
fernt, die innige Verwandtschaft der Aleyoniens und der Zoanthaires einzu- 
sehen, denn weder 1835, noch 1837 werden diese zwei Familien von 
ihm als eine einheitliche Gruppe der dritten, den Sertulariens, entgegen- 
gestellt. Dass bei einer solchen Auffassung von unseren Tieren die 
Hydroiden auch von Milne-Edwards als Anthozoen angesehen wurden, 
ist leicht erklärlich. 

Die nahe Zusammengehörigkeit der Aleyonarien und Zoantharien 
betonte dagegen Farre bei seiner Klassifikation der Polypen 1837 (Ob- 
servations on the minute structure of some of the higher forms of Polypi 
with views of a more natural arrangement of the elass. Phil. Trans. 1837, 
2, p. 414). Dieser Forscher teilte nämlich die Polypen in drei Klassen ein, die 
Ciliobrachiata, d. h. die Bryozoen, die Nudibrachiata, unter denen sich 
die Ehrenbergschen Oligactinia befinden, und die Anthozoa, die nur die 
Oktaktinien, Dodekaktinien und Polyaktinien Ehrenbergs enthielt, ein 
Verfahren, das bald weitgehende Folgen hatte. 

Wenn wir auch Farre als Verdienst anrechnen müssen, dass er die 
Alcyonarien und die Zoantharien zu der Anthozoenklasse zusammenstellte, 
so lässt sich doch nicht leugnen, dass seine Charakteristik der Gruppen 
bedeutend schwächer war, als die von Milne-Edwards, ja z. T. auf ganz 
falschen Vorstellungen basiert war. Dies geht deutlich aus den Worten, mit 
denen er seine Mitteilung schliesst, hervor: „The Anthozoa“, sagt näm- 
lich Farre (p. 420), „then are distinguished from Nudibrachiata chiefly 
by the separation of the stomach from the parieties of the body, which 
has a membraneous character, and from Ciliobrachiata by the single exter- 
nal opening and the absence of eilia from the surface of the arms.“ 
Was die systematische Stellung der Anthozoa betrifft, so meint Farre, 
dass „they appear to hold a place immediately below Acalepha and 
Echinodermata, the transition between these three elasses being exceedingly 
gradual“. 


Farres Ausschliessen der Hydroiden von den Anthozoen wurde 
der erste Anlass zu einer natürlicheren Begrenzung der letzteren 
Klasse, ein Vorgehen, das um so mehr anerkannt wurde, je mehr die 
innige Verwandtschaft der Hydroiden mit den Medusen durch die Unter- 
suchungen hauptsächlich des hervorragenden nordischen Kleeblattes 
M. Sars, S. Lov&n und J. Steenstrup weiteren Kreisen bekannt wurde. 
Es dauerte jedoch verschiedene Jahre, ehe die Hydroiden für immer von 
den Anthozoen getrennt waren und die Zoantharia und Aleyonaria zu 


60 Anthozoa. 


einer systematischen Einheit zusammengefasst wurden. Verschiedene 
Forscher, wie Johnston, van der Hoeven und Burmeister, blieben näm- 
lich auf dem Standpunkte von Milne-Edwards stehen, indem sie zwar die 
Hydroiden als eine besondere Abteilung innerhalb der Anthozoen begrenzten, 
aber den Gruppen der eigentlichen Anthozoen einen höheren systematischen 
Wert, als richtig war, beilegten. Andere, wie Hogg, Siebold und P. J. 
van Beneden, fügten weder die Zoantharien und die Aleyonarien, noch 
die verschiedenen Familien der Hydroiden zu je einer Einheit zusammen, 
sondern reihten, wie die älteren Forscher, in dem System die verschie- 
denen Gruppen von Anthozoen und Hydroiden aneinander. Eine be- 
sondere Stellung nahm schliesslich Greene ein, der die Ktenophoren etwa 
dieselbe Rolle wie die Hydroiden in den Klassifikationen van der Hoevens 
und Burmeisters spielen liess. 

Ehe wir uns mit der weiteren Entwickelung des Systems der Antho- 
zoen im Sinne Farres beschäftigen, müssen wir die Klassifikationen der 
erwähnten Forscher näher betrachten. 

Die zuerst veröffentlichte dieser Klassifikationen war die des Eng- 
länders &. Johnston, welcher Forscher die Zoophyten im Sinne Pallas’ 
zum letztenmal zusammenstellte. ,„Zhe radiated zoophytes“‘, d. h. die 
Anthozoen Ehrenbergs zum Unterschied von den „molluscan zoophytes“, 
den Bryozoen, teilte Johnston nämlich in seiner „History of British 
Zoophytes“ 1837 ähnlich wie Milne-Edwards in drei gleich- 
wertige Gruppen ein, die jedoch nunmehr andere Namen bekamen. Die 
Sertulariens nannte er Hydroidea, die Aleyonaires Asteroidea« und die 
Zoanthaires Helianthoidea. Diese Einteilung wurde in der 1847 erschie- 
nenen zweiten Auflage desselben Werkes beibehalten, nur mit dem Unter- 
schied, dass hier der Name Anthozoa statt radiated zoophytes fieuriert. 
Die Asteroidea wurden sowohl 1337 als 1847 in drei Familien, und zwar 
in Pennatulidae, Gorgoniadae und Aleyonidae eingeteilt; die Helianthordea 
umfassten 1837 zwei Familien, Madrephyllaea und Actiniidae — innerhalb 
der letzteren Familie trifft man auch Liwernaria —, 1847 dagegen fünf 
Familien: Milleporina, Ocellina, Zoanthina, Actiniadae und Lucernariadae. 
Dabei ist jedoch zu bemerken. dass Johnston bei ihrer Klassifikation 
sich fast ausschliesslich auf die Kenntnis der britischen Zoophyten, 
stützte. 

Dass die Helianthoidea und Asteroidea zwei nahe verwandte Gruppen 
sind, die eine systematische Einheit bilden, war Johnston so fremd, 
dass er ausdrücklich betonte (1847, p. 462), dass die Zusammenfassung 
dieser zwei Gruppen zu der der Anthozoa ein Rückschritt sei. Dagegen 
wendet sich dieser Forscher mit vollem Recht gegen Ehrenbergs Ein- 
teilung der Anthozoen in Zoocorallia und Phytocorallia, indem er hervor- 
hebt, dass sich die Beschaffenheit der Polypenstöcke den Typen 
unterordnen müsse. 

Bedeutend schlimmer als das Johnstonsche System der Zoophyten 
waren einige Versuche von Hogge (1827 und 1839), die Polypen zu 


Geschichte. - 11I. Periode. 61 


klassifizieren. Bei dem letzten Versuch (On the tentacular classification 
of Zoophytes, Ann. Mag. Nat. Hist. 4. 1839—-1840, p. 364) unterschied 
er bei den Polypen zwei Unterklassen, die Dinoscula (die Bryozoen) und 
die Unoscula (die Blumentiere). Die Unoscula werden nach der Be- 
schaffenheit der Tentakel in fünf Ordnungen, die Nuditentacula mit den 
Gattungen Hydra und Sertularia, die Pinnitentacula mit Gorgonia, Penna- 
tula und Alcyonium, die Glanditentacula mit Coryne, die Planitentacula 
wit Tubularia und die Tubitentacula mit Actinia und Madrepora ein- 
geteilt, ein künstliches System, das keine Aussicht hatte, anerkannt zu 
werden. Nicht glücklicher als Hogg war Nardo, wenn er (1845) die 
Zoophyten in vier Gruppen, Zoofitarüi tubuligeni, aleyonarii, fitoidei und 
penmnatulari, einteilte. 

Dem Ehrenbergschen Standpunkt in betreff der Einteilung der 
Anthozoen ein wenig näher steht von Siebold in seinem „Lehrbuch der 
vergleichenden Anatomie der wirbellosen Tiere“ (Berlin 1848, p. 26—27). 
Er teilt die Polypen in Anthozoa und Bryozoa; in der ersteren Ord- 
nung findet man auch die Hydroiden, aber nieht als eine besondere 
Gruppe, sondern in zwei Familien gruppiert und zwischen den Anthozoen 
eingeschoben. Siebold unterscheidet nämlich bei den Anthozoen 
folgende Familien: Madreporina (mit Millepora), Gorgonina, Isidea, 
Tubiporina, Aleyonina, Pennatulina, Sertularina, Zoanthina, Hydrina und 
Actinina. 

Auf der Basis der Ehrenbergschen Klassifikation ist auch das 
Anthozoensystem von J. van der Hoeven (Die Naturgeschichte der 
wirbellosen Tiere, 2. Aufl., 1346—1850, deutsch 1850, Bd. 1, p. 75) 
aufgebaut. Die dominierende Stellung, die die freie oder festsitzende 
Lebensweise für die Systematik in der Anordnung der Anthozoen von 
Ehrenberg spielt, trifft man hier jedoch nicht. Auch sind die Hydro- 
iden zu einer Gruppe Hydriformia vereinigt. Am meisten bemerkenswert 
in van der Hoevens System ist die Wiederaufnahme der alten Gruppe 
Oorticata, zu der Isis, Corallium, Gorgonia und Antipathes gerechnet werden. 
Van der Hoeven gruppierte die Anthozoen foleendermassen: 


Anthozoa Ehrbg. Erste Sektion der Polypen. 
Ord. 1: Hydriformia. 
Ord. 2: Octactinia. 
Fam. Xenina. . 
Fam. Haleyonina. 
Fam. Pennatulina. 
Fam. Tubiporina. 
Fam. Corticata. Hierher Isis, Corallium, Gorgonia, Anti- 
pathes. 
Ord. 3: Polyactinia. 
Seetio 1: Tentaeulis duodeeim. Phytocorallia dodecactinia. 
Fam. Madreporina. Hierher auch Millepora. 


62 Anthozoa. 


Sectio 2: Tentaculis numerosis ultra duodecim. 

A. Polypi polyparium lapideum secernentes, quo- affiguntur. 
Phytocorallia polyactinia. 
Fam. Ocellina. 
Fam. Gyrosa. 

B. Polypi intus corpus durum secernentes (polyparium lapi- 
deum, non affixum). 
Fam. Fungina. 

C. Polypi toto corpore molli aut subeoriaceo. 
Fam. Zoanthina. 
Fam. Actinina. Hierher auch Lucernaria. 


Eine andere alte Benennung, und zwar die der Zithophyten, taucht in 
dem System von Burmeister (Zoonomische Briefe, TI. 1, Leipzig 1856, 
p. 129—135) wieder auf. Die skelettragenden Polyaktinien werden 
nämlich als Lithophyten, die skelettlosen Polyaktinien als Holosarca — eine 
Bezeichnung, die er schon in seinem „Handbuch der Naturgeschichte‘ (II, 
p. 454, 1836) in das Tierreich eingeführt — unterschieden. Alle beide 
Ordnungen werden zusammen mit den Hydrinen und Oktaktinien als 
gleichwertig nebeneinander gestellt. Es fehlte also Burmeister eine 
leitende Richtschnur bei der Aufstellung seines Anthozoensystems, 


das, 
sich folgendermassen präsentiert: 


Blumentiere. Anthozoa. 
1) Hydrina. 
2) Octactinia. 
. NXenien. 
b. Pennatulinen. 
ce. Alcyonien. 
d. Gorgonien. 
e. Isideen. 
f. Tubiporen. 
3) Lithophyten. 
a. Dodecactinia. 
« Milleporinen. I 
$ Madreporinen. 
b. Polyaetinia. 
« Asträaden oder Dädalinen, 
$ Oculinen. 
y Funginen. 
4) Holosarca. 
a. Zoanthinen. 
b. Aktiniaden. 
c. Cerianthiden: llianthus, Cerianthus, Edwardsia. 
d. Minyaden. 
e. Lucernarien. 


eu 


Geschichte, - III. Periode. 63 


Betrachten wir die Unterabteilungen der Holosarca näher, so finden 
wir, dass Burmeister, wie einige Jahre vorher Milne-Edwards (p. 77), 
die Cerianthiden eine besondere Gruppe bilden lässt. Dabei ist jedoch 
zu bemerken, dass die Cerianthiden Burmeisters nicht denen von Milne- 
Edwards entsprechen, denn die ersteren schliessen auch die Genera 
Iiianthus und Edwardsia ein und werden als fusslose Aktinien charakteri- 
siert. Was Lucernaria betrifft, so schliesst sich Burmeister an jene 
Forscher an, die in dieser Form einen Verwandten der Medusen sehen; 
ihre Stellung unter den Anthozoen betrachtet Burmeister also nur als 
provisorisch. 

Einige Jahre nach dem Erscheinen der Systeme von van der Hoeven und 
Burmeister veröffentlichte J. R. &reene in zwei in den Proe. Dublin Zool. 
and Bot. Association, Vol. 1, und in Nat. hist. Review, Vol. VI, Proc. Soc. 
1859 gedruckten Abhandlungen ein System der Cölenteraten, das in dem 
zwei Jahre später erschienenen „Manual of the subkingdom Coelenterata‘ 
1861 reproduziert wurde. In der zweiten Abteilung der Cölenteraten, 
den Aktinozoen, finden wir unsere Blumentiere, aber nicht mit den Hydro- 
iden, sondern nach dem Vorgang von T. H. Huxiey mit den Ktenophoren ver- 
einigt. Dieser Forscher hatte nämlich im Report Brit. Assoc. for, 1851, 
Not., p. 50, und in seinen „Leetures on General Natural History‘ (Medie. 
Times and Gazette, Vol. XII u. XIII, 1856) die Anthozoen und die Kteno- 
phoren wegen des Vorkommens eines eingestülpten Magensackes und 
innerer Geschlechtsorgane bei beiden zu einer Gruppe Oeccioa oder 
Actinozoa zusammengestellt. Während aber Huxley die Anthozoen und die 
Ktenophoren als distinkte Ordnungen unterscheidet, teilt Greene 
die Anthozoen in drei Gruppen, Zoantharia, Fugosa und Aleyonaria, 
denen er denselben systematischen Wert wie den Ktenophoren beilegt. 
Der Grund dieser Anordnung liegt zum Teil darin, dass Greene die 
Aktinozoen in erster Linie nach der Symmetrie gruppierte. Er unter- 
scheidet nämlich Aktinozoen, deren 

A. Parts of the body in number some multiple of five or six: 
Order 1: Zoantharia. 

B. Parts of the body in number some multiple of four: 
Order 2: Rugosa. 
Order 3: Aleyonaria. 
Order 4: Ütenophora. 


Obgleich wir die Greenesche Klassifikation als verfehlt betrachten 
müssen, ist sie doch von einem gewissen Interesse, weil hier zum erstenmal 
die Rugosen von den Zoantharien abgeschieden wurden, 

“Noch im Jahre 1867 wurde eine Arbeit veröffentlicht, in der man 
vergebens nach einer Abgrenzung der Anthozoen von den Hydroiden 
sucht, obgleich verschiedene zu dieser Klasse gehörende Formen er- 
wähnt werden. P. J. van Beneden publizierte nämlich in jenem Jahre 
seine „Recherches sur la faune littorale de Belgique“ (Mem. Acad. R. 


64 Anthozoa. 


Bruxelles, 36, 1367), in welcher Schrift die COtenophores, Siphonophores, 
Discophores, Lucernaires, Tubularides, Campanularides, Sertularides, Zoan- 
thaires, Gorgonaires, Aleyonaires und Spongiaires als gleichwertige Unter- 
abteilungen der Polypen betrachtet wurden. Auch in einer früher 
erschienenen Arbeit (Zoologie medieale, Vol. 2, Paris 1859) des- 
selben Forschers wurden die Zoantharien und Aleyonarien nicht zu einer 
systematischen Einheit zusammengefasst. Van Beneden liess nämlich 
damals die Polypen fünf Unterabteilungen, Ctenophores, Discophores, 
Zoamthaires (Polyactinia), Ctenoceres (Octactinia) und Spongziaires, um- 
fassen. 


Wir kehren nunmehr zu den Forschern zurück, die in Farres Spuren 
singen und die Anthozoen, wenn auch oft unter einer anderen Be- 
nennung, als eine von den Hydroiden verschiedene Gruppe betrachteten. 
Der erste, der die Blainvilleschen Zoantharia und Zoophytaria (Aleyonaria 
Milne-Edwards’) zu einer Gruppe zusammenstellte, war J. E. Gray, 
der in der Synopsis of the British Museum für das Jahr 1840, p. 71, 
folgende Klassifikation der Zoophyten vorschlug. Wie wir sehen, meint 
Gray mit seinen Zoophyten nichts anders als die Anthozoen in be- 
schränktem Sinne, d. h. mit Ausschluss der Hydroiden. 


Class Zoophyta. 
Order 1: Zoantharia. 
Fam. 1: Actiniadae. Hierher auch Lucernaria. 
Fam. 2: Zoanthidae. 
Fam. 3: Madreporidae. 
Fam. 4: Poritidae. 
Fam. 5: Pocilloporidae. 
Fam. 6: Milleporidae. 
Fam. 7: Distichoporidae. 
Order 2: Zoophytaria. 
Fam. 1: Cornulariadae., 
Fam. 2: Olavulariadae. 
Fam. 3: Tubiporidae. 
Fam. 4: Coralliadae. 
Fam. 5: Antipathidae. 
Fam. 6: Driareidae. 
“Fam. 7: Lobulariadae. 
Fam. 8: Zeniadae. 
Fam. 9: Hyalonemidae. 
Fam.10: Pennatulidae. 
Fam.11: Umbellariadae. 


Das Graysche System bezeichnet, wenn wir von der Gruppierung der 
Zoantharia und Zoophytaria zu einer systematischen Einheit absehen, 


Geschichte. III. Periode. 65 
eher einen Rück- als einen Fortschritt im Vergleich zu den Klassi- 
fikationen Ehrenbergs und Blainvilles, weil die verschiedenen Familien 
Grays keineswegs denselben systematischen Wert hatten. Zwar wurden 
die von Ehrenberg von den Anthozoen ausgeschlossenen Antipathiden 
wieder in diese Gruppe einrangiert, aber an derselben Stelle wurden 
den Blumentieren ganz fremde Elemente, und zwar die Glasschwämme, die 
Hyalonemiden, wohl infolge der an diesen wachsenden Zoanthiden, die 
als ein Teil der Schwämme angesehen wurden, in diese Tierklasse 
einbezogen. 

Dem von Grossbritannien ausgegangenen Vorschlag, die Hydroiden. von 
den Anthozoen abzutrennen, wurde, wie man erwarten konnte, zuerst von 
englischen und amerikanischen Forschern zugestimmt. So stellte Owen 
in seinen „Leetures on the comparative anatomy and physiology of the 
invertebrate animals“ (1543, p. 82) die Anthozoen und (die Hydrozoen, wie 
er die Hydroiden nannte, als zwei gleichwertige Gruppen von Polypen 
nebeneinander. 

Während dieser Forscher die zu den Blumentieren gehörenden Formen 
nieht näher systematisiert, tritt uns in dem Amerikaner J. V. Dana ein 
Mann entgegen, der mit neuen und durchgreifenden Vorschlägen, die 
Anthozoen einzuteilen, auftrat. Als Resultat seiner Studien an den von 
der Wilkesschen Expedition heimgebraehten Zoophyten veröffentlichte er 
nämlich 1846 ein System, das noch deutlicher als in der Klassifikation 
von Farre den Gegensatz zwischen den Anthozoen und den Hydroiden 
präzisierte, weil er die Öharaktere dieser Gruppen in der Hauptsache 
dem Milne-Edwardsschen System entnahm. 

Die alte Zoophyten-Gruppe wurde, wie oben gezeigt worden ist, zu ver- 
schiedenen Zeiten von den Forschern bald in weiterem, bald in engerem 
Sinne gefasst. Noch eine Zeitlang figurierte der Name in den zoologischen 
Systemen, bis er allmählich durch die Leuekartschen Cölenteraten er- 
setzt wurde. Dama gehört zu den wenigen, die nach der Aufstellung des 
Anthozoentypus den Namen Zoophyta brauchten, dem er denselben Umfang 
wie den Ehrenbergschen Anthozoen gab. Die Zoophyten Danas wurden 
folgendermassen eingeteilt (United States exploring Expedition during 
the years 13839 —1843 under the command of Ch. Wilkes, VII, Zoophytes, 
1546; Recherches sur les polypes, Ann. Sc. Nat. 5, 1846, p. 243-247): 

l. Ordn.: Actinoidea. 
1. Subord.: Actinaria. 
1. Trib.: Astraeacea. } 
1. Fam.: Actinidae, zu denen auch Lucernaria ge- 
rechnet wurde. 

. 2. Fam.: Astraeidae. 

3. Fam.: Fungidae. 

2. Trib.: Caryophyllacea. 
1. Fam.: Oyathophyllidae. 
2. Fam.: Caryophyllidae. 


3ronn, Klassen des Tier-Reichs. II. 2. 5 


66 Anthozoa. 


3. Fam.: Gemmiporidae. 
4. Fam.: Zoanthidae. 
3. Trib.: Madreporacea. 
1. Fam.: Madreporidae. 
2. Fam.: Favositidae, Alveoporinae, Favositinae, Helio- 
porinae mit Millepora. 
3. Fam.: Poritidae. 
4. Trib.: Antipathacea. 
Fam. Antipathidae. 
2. Subord. Aleyonaria. 
1. Fam.: Pennatulidae. 
2. Fam.: Aleyonidae. 
3. Fam.: Cornularidae. 
4. Fam.: Tubiporidae. Hierher auch Aulopora und 
Syringopora. 
5. Fam.: Gorgonidae. 
2. Ordn.: Hydroidea. 


Den Actinoidea entsprechen also unsere gegenwärtigen Anthozoen, 
den Actinaria die Blainvilleschen und die Milne-Edwardsschen Zoan- 
tharia. 

Danas System der Zoophyten bietet bei näherer Untersuchung ver- 
schiedenes Neues. Besonders wertvoll ist die Begrenzung des Genus” 
Antipathes und der mit diesem verwandten Formen zu einer Gruppe 
Antipathacea, die von den Gorgoniden, ja überhaupt von den Aleyonarien 
abgetrennt wurde; minder gelungen — was indessen erst neuere Unter- 
suchungen gezeigt haben — ist der Versuch, die Antipathaceen mit den 
Aktiniarien und Madreporarien zusammenzustellen. Von verschiedenen 
Seiten rechnet man Dana auch als Verdienst an, dass er die Idee Olivis 
(Zoologia adriatica, Bassano 1792) verfolgte, indem er-bei der Einteilung 
seiner Aktiniarien wenig Rücksicht auf das Vorhandensein oder die 
Abwesenheit eines Skelettes nahm, wodurch die natürliche Verwandtschaft 
der verschiedenen Familien mehr zu ihrem Recht kam. Obgleich das 


Aufnehmen dieser Idee — die übrigens Ehrenberg selbst nicht so fremd , 


war, weil er die skelettlosen Actinina und die skeletttragenden Fungina 
zu dem Tribus Zoocorallia Polyactinia stellte — für die Entwiekelung 
des Anthozoensystems sehr wertvoll war, fiel die Anwendung derselben 
auf die Klassifikation nicht so glücklich aus. Danas Einteilung der 
Aktinarien in Astraeacea, Caryophyllacca und Madreporacea bezeichnet 
meiner Meinung nach auch einen Rückschritt im Verhältnis zu dem 
Blainvilleschen Klassifizierungsversuche. Denn obgleich es sich nicht 
leugnen lässt, dass die Aktinien in beschränktem Sinne und die Madre- 
porarien diejenigen Anthozoengruppen sind, die am nächsten miteinander 
verwandt sind und nach demselben Mesenterientypus gebaut sind — beide 
also eine morphologische Einheit bilden, was wohl wert ist, zum syste- 


ner Naräig 


EEE 


Geschiehte. III. Periode. 67 


matischen Ausdruck gebracht zu werden —, so hat es sich bisher in keiner 
Weise gezeigt, dass einzelne Madreporarien- und Aktiniariengruppen näher 
zusammengehören, was Dana für wahrscheinlich hielt (possibly we may 
find among them |the fleshy Actiniae| representations of all the several 
tribes, p. 109). Weder sind die Aktiniden, die Dana vorläufig zu dem 
Tribus Astraeacea stellt, näher mit den Asträiden, und Fungiden, als mit 
den Karyophylliden und Madreporiden verwandt, noch stehen die Zoan- 
thiden, deren nächste Verwandte Dana in den Gemmiporiden sieht, in 
näherer Beziehung zu den Karyophylliden, als zu den Asträiden und 
Madreporiden. Übrigens scheint es klar, dass eine Einteilung, .die 
auf solehe Hauptmerkmale wie die wechselnde Stelle der geschlechts- 
losen Fortpflanzung — bei den Astraeacea Knospung von der 
Mundscheibenregion (gemmatione superiore polypis superne lateraliter 
prolatantibus), bei den Caryophyllacea Knospung von der Fussscheibe 
oder, seltener, von den Seiten (gemmatione inferiore, gemmis laterali- 
bus raro sursum crescentibus polypis superne non prolatantibus) und 
bei den Madreporacea von den Seiten (gemmatione lateraliM) — ein 
künstliches System darstellt. Welchen Vorzug bietet da nicht in der 
Tat die Blainvillesche Klassifikation der _Anthozoen mit ihren drei 
distinkten Gruppen, den Zoanthaires mous, d. h. den eigentlichen Akti- 
nien, den Zoanthaires coriaces, den Zoanthiden, und den Zoanthaures 
calcaires, den Madreporarien, vor der Danaschen Gruppenzusammen- 
stellung Astraeacea, Caryophyllacea und Madreporaceca, obgleich sich das 
erstere System hauptsächlich auf dem Vorhandensein oder dem Fehlen 
eines Skelettes aufbaute. 

Trotz der Schwäche, die Dana bei der Durchführung seiner Ideen 
für die Klassifikation zeigte, ist es wahrscheinlich, dass die Steine 
seines systematischen Gebäudes anders und solider zusammengefügt 
worden wären, hätte Dana eine eingehendere Kenntnis des Baues 
der Anthozoen gehabt, die ihm fehlte, und was er selbst bedauerte. Besser 
sind die Anthozoen in einer fast 50 Jahre nach der Aufstellung 
des ersteren Systems erschienenen Klassifikation angeordnet. Auch hier 
erkennt man dieselbe Idee als Teil der Grundlage zur Systematik, ob- 
gleich die Einteilung in Tribus wesentlich von der Verrillschen Anord- 
nung der Anthozoen beeinflusst ist. Die Polypen, wie Dana nunmehr 
die Anthozoen nannte (Corals and Coral islands, Edit. 3, Neuyork 1590), 
werden folgendermassen gruppiert: 2 

Polyps. 
- I. Actinoid polyps. 
a. Species without internal coral secretions. Actinaria Verr. 
1. Tribus: Actinacea. 
2. Tribus: Zoanthacea. 
5. Tribus: Antipathacea. 


63 Anthozoa. 


b. Polyps having internal calcareous. secretions. Madre- 
poraria Verr. 
1. Tribus: Astraeacea. 
2. Tribus: Fungiacea. 
3. Tribus: Oculinacea. 
4. Tribus: Madreporacea. 


ll. Oyathophyllid polyps. Rugosa, Tetracorallia. 
III. Aleyonid Polyps. 

1. Tribus: Aleyonacea. 

2. Tribus: Gorgonacea. 

3, Tribus: Pennatulacea. 


Danas Einteilung der Actinoidea (Anthozoen) wurde von dem Eng- 
länder Gosse in seine „Actinologia Britannica“ (1858—1360) auf- 
genommen und weiterentwickelt. Jedoch behandelt er hier nur die 
Aktinarien (Zoantharien) und nimmt hauptsächlich Rücksicht auf die 
britischen Repräsentanten dieser Tiere. Verschiedene Aktinienfamilien, 
unter denen die Familie Ilyanthidae mit Cerianthus und Arachnactis, 
wurden, wie bei Dana, zu dem Tribus Astraeacea gestellt, während 
wieder andere, und zwar Vertreter einiger stichodaktyliner Aktiniarien, 
der Gattungen Capnea, Aureliana und Corynactis, zusammen mit den 
Zoanthiden und verschiedenen Madreporarienfamilien dem Tribus Caryo- 


phyllacea zugerechnet wurden. Es waren also nunmehr — aber mit 
Unrecht — die eigentlichen Aktinien auf verschiedene Korallentribus 


verteilt, wie es Dana sich gedacht hatte. Dass Gosse kritiklos der 
Danaschen Einteilung der Aktiniarien folgte, ist um so. merkwürdiger, 
als er sich immer, und oft mit gutem Erfolg, bemühte, die Verwandtschaft 
der verschiedenen Gattungen zueinander anzugeben, ein Weg, den 
Dana schon betreten hatte, indem er versuchte (]. e., p. 110—111), die 
Übergänge zwischen den verschiedenen Tribus und Gattungen seiner 
Actinaria festzustellen. Nur einen Vorzug hatte Gosses Einteilung vor der 
von Dana voraus, und zwar den, dass Lucernaria, die er in einer früheren 
Arbeit (A manual of marine zoology for the British Isles, Part1, 1855, p. 31) 
als eine Anthozoe betrachtete und zu einer besonderen Familie, nebenbei 
den Aktiniaden, stellte, nunmehr nach dem Vorschlag von Huxley aus 
dieser Tierklasse ausgeschieden wurde. 

Von gar keiner Bedeutung für die Entwiekelung des Anthozoen- 
systems war eine von Duvernoy (Cours d’histoire naturelle des corps 
organises, Revue zoologique 1846, p. S1) vorgeschlagene Klassifikation 
der Polypen. Diese wurden in drei Ordnungen: 1) Polypes cellulaires ou 
ascidiens, 2) Polypes tubularres, d. h. die Hydroiden, und 3) Polypes acti- 
noides, geteilt. Die letzteren, unsere gegenwärtigen Anthozoen, umfassten 
sieben Familien: Les Actiniens, les Tubeporiens, les Madreporiens, les 
Corauz, les Pennatuliens, les Aleyonides und les Alcyons. 


EEE 


Geschichte. III. Periode. 69 


Bemerkenswerter ist dagegen eine Einteilung der Anthozoen in 
einer Arbeit von Karl Vogt (Zoologische Briefe. Naturgeschichte der 
lebenden und untergegangenen Tiere, Bd. 1, 1851, p. 118—125), der die 
Polypen, wie er die Anthozoen nannte, in drei Ordnungen, Hexactinia, 
Pentactinia und Oectaetinia, gruppierte. Auf die erste waren unsere 
gegenwärtigen Madreporarien und die Antipathiden verteilt, während die 
Pentactinia die Aktinien in weiterem Sinne und die Oectactinia die 
Familien der Aleyonarien und die Lucernarien einschlossen. Die nähere 
Anordnung des Systemes war folgende: 


Polypi'. 


Ord. 1: Hexactinra. 
Fam. Madreporida. 
Fam. Cyathophyllida. 

| pny 
Fam. Turbinolida. 
Fam. Astreida. 
Fam. Fungida. 
Fam. Oeulinida. 
Fam. Antipathida. - 

Ord. 2: Pentactinia. 
Fam. Zoanthida. 
Fam. Actinida. 

Fam. Edwardsida. 

Ord. 3: Octactinia. 
Fam. Tubiporida. 
Fam. Aleyonida. 
Fam. Gorgonida. 
Fam. Pennatulida. 
Fam. Lucernarrda. 


Nehmen wir Vogts System näher in Augenschein, so bemerken wir 
auf den ersten Blick, dass sich Vogt bei der Aufstellung desselben im 
Gegensatz zu vielen anderen Forschern bemüht hat, in erster Linie die 
Strahlen konsequent als Einteilungsmoment zu benutzen. War die Idee 
an und für sich gut, so fiel indessen ihre Anwendung auf die 
Klassifikation infolge der mangelhaften anatomischen Kenntnis, die man 
damals noch von gewissen Anthozoen hatte, nicht so glücklich aus. Die 
Zusammenstellung der Ehrenbergschen zwölfstrahligen Dodecactinia 
und der vielstrahligen Polyaetinia zu einer kleineren Einheit, den sechs- 
strahligen Hexactinia, war zweifellos eine Verbesserung des Systems, 
wie auch die den Korallen gegebene Benennung Hexactinia nach der 
damaligen Kenntnis dieser Formen wohl begründet war; wenn Vogt 
aber glaubte, dass alle Seeanemonen fünfstrahlig gebaut seien, so irrte er sich 
bedenklich. Die Behauptung, dass die Aktinien „fünfstrahlige Polypen‘ 
seien, deren meist zahlreiche Fühler sich von der Fünfzahl herleiteten, ein 


70 Anthozoa. 


Verhältnis, das namentlich im Jugendzustande, wo die Zahl der Fühler noch 
gering ist, deutlich hervortrete (1. c., p. 121), zeigt unzweideutig, dass 
Vogt vom Baue der weichen Anthozoen gar keine Kenntnis hatte und 
sein System nur auf den Beobachtungen anderer Forscher aufbaute. Zu 
diesen Forschern gehörte wohl vor allen anderen Hollard, dessen leicht 
zugängliche Arbeit über die Anatomie von Actinia senilis (Urtieina) 
(1551) ohne Zweifel die Quelle gewesen ist, aus der Vogt geschöpft hat. 
Die bei dieser Art von Hollard gefundene Fünfzahl in der Anordnung 
der Tentakel und Kammern hat Vogt sicherlich als typisch für alle Akti- 
nien angesehen. 


Betrachten wir die Vogtsche Ordnung Pentactinia näher, so finden 
wir, dass sie eine Familie Ediwardsida enthält, die mit denen der Zoanthida 
und Aectinida als gleichwertig hingestellt wird. Das Vorhandensein von 
20 Tentakeln hat dieser Gruppe den Platz unter den Pentaktinien ge- 
geben, das Vorkommen von nur acht Scheidewänden muss, meinte V ost, 
ihr eine besondere Stellung verschaffen. Somit treten zum erstenmal die 
Edwardsida als eine von den übrigen Aktinien abgegrenzte Familie von 
höherem systematischem Wert hervor. Dies ist von besonderem Interesse, 
weil, wie wir später sehen werden, die Edwardsiden in vielen der 
neuesten Klassifikationen der Blumentiere eine zentrale Stellung ein- 
nehmen. Es dauerte indessen 20 Jahre, bis die Stellung der Edwardsiden 
näher besprochen wurde, und zwar von Allman (On the structure of 
Kdwardsia, Quart. Journ. Mier. Sc. 12, 1872, p. 394—395), der betont, 
dass Edwardsia, „presenting a very distinet type of actinozoan structure, 
oeeupies an -intermediate position between that of zoantharian and aleyo- 
narian polyps‘‘ — eine Meinung, die schon der Entdecker des Genus 
Edwardsia, Quatrefages (Ann. d. Se. Nat., Zool. [2] 13, 1842, p. 105) 
ausgesprochen hatte, indem er infolge der bei Edwardsia auftretenden 
Achtzahl der Mesenterien dieses Genus als eine Übergangsform zwischen 
den Alcyonarien und den Aktinien betrachtete. Allman vergleicht 
übrigens die Fächer der Edwardsia mit denen der ausgestorbenen Rugosen 
und kommt zu dem Resultat, dass die Edwardsia in gewisser Hinsicht 
als ein noch lebender skelettloser Repräsentant dieser erloschenen Tier-, 
gruppe anzusehen ist. 


Vogts System wurde 1859 von @egenbaur in seinen „Grundzügen 
der vergleichenden Anatomie“ (p. 68) benutzt. Statt Anthozoa gebraucht er 
jedoch die Benennung Polypi. Die Ordnungen sind dieselben, die Vogt 
aufführte. Als Hexaktinzen werden Madrepora, Seriatopora- — Caryophyllia, 
Turbinolia — Astraca und Maeandrina aufgezählt, als Pentaktinien Acti- 
nia, Cribrina, Edwardsia, Cerianthus, als Oktaktinien Tubipora, Isis, 
(rorgonia, Alcyonium — Pennatula, Veretillum, Virgularia — Lucernaria 
angeführt. 


D 


Die Unbekanntschaft des hervorragenden Anatomen mit den wich- 
tigsten Formen der Anthozoen tritt in dieser Einteilung, wie auch 


Geschichte. III. Periode. 71 


in dem Auslassen so wichtiger Typen wie der Zoanthiden und der 
Antipathiden in dem System deutlich hervor. 

Wie viele andere Forscher, die die Blumentiere nicht eingehender 
studiert hatten, gab Gegenbaur in den verschiedenen Auflagen 
seiner Lehrbücher dem Anthozoensystem eine wechselnde (Gestalt. So 
gebraucht er in der zweiten Auflage seiner „Grundzüge der vergleichenden 
Anatomie“ (1870) die Ehrenbergschen Bezeichnungen. Unter den mit der 
Grundzahl 4 oder 6 versehenen Polyactinia werden als stockbildende die 
Antipathiden, Okuliniden, Asträiden und Fungiden, als skelettlose die 
Cerianthiden und Aktiniden aufgezählt, während die mit der Grund- 
zahl 8 ausgestatteten Octactinia in die Tubiporiden, (Gorgoniden, Alcyo- 
niden und Pennatuliden eingeteilt wurden. In der ersten Auflage des 
„Grundrisses der vergleichenden Anatomie“ (1374) verändert Gegenbaur 
seine Einteilung noch einmal, indem er sich mehr an das Haeckelsche 
System anschliesst. Er unterscheidet nämlich drei Gruppen der Antho- 
zoen: Tetractinia, Hexactinia und Octactinia. 

Näher an das Ehrenbergsche System schliessen sich der eifrige Ver- 
teidiger des Cuvierschen Radiatentypus, L. Agassiz (Agassiz, Gould 
und Perty, Die Zoologie, T. 2, deutsch #855), wie auch Leuekart an 
(Nachträge zu dem Handbuch der Zoologie von J.van derHoeven, 1856), 
die die Blumentiere in zwei Ordnungen, Polyaclinia und Octactinia, 
gruppieren. Agassiz ordnete die Anthozoen folgendermassen (p. 549 
bis 554): 

Anthozoa. 
1. Ordn.: Polyactinia. 
1. Fam.: Actinina. Hierher auch Lucernaria. 
2. Fam.: Zoanthina. 
3. Fam.: Fungina. 
4. Fam.: Madreporina. 
2. Ordn : Octactinia. 
1. Fam : Tubiporina. 
2. Fam.: Isidea. Hierher Gorgonia und Antipathes. 
3. Fam.: Pennatulina. 
4. Fam.: Haleyonida. 

Leucekart, der keine detaillierte Einteilung der Anthozoen gab, 
nahm bei seiner Charakteristik der Ordnungen nicht nur Rücksicht auf das 
Aussehen und die Anordnung der Tentakel, sondern auch auf den Bau 
des Polypariums (p. 23—24). Die Diagnosen der Gruppen waren nämlich: 

Phalanx 1: Octactinia. Polypi aggregati, tentaculis octo pinnatis 
praediti. Polyparium, si adest, crateriforme. 

“ Phalanx 2: Polyaetinia. Polypi tentaeulis duodeeim aut pluribus 
non pinnatis, simplices aut aggregati. Polyparium, si adest, stellatum, 
lamellosum. 


Die Systematisierungsversuche während der zehn Jahre, die nach 
dem Erscheinen des Systems von Dana verflossen, waren, mit Ausnahme 


12 Anthozoa. 


jener, die Milne-Edwards und Haime zusammen veröffentlichten, 
und die der erstere später zu einem die ganze Anthozoengruppe um- 
fassenden System zusammenfasste, für die Gruppierung der grösseren 
Anthozoenabteilungen von nur geringer Bedeutung. Die Beschränkung der 
Anthozoen auf den Begriff der heutigen Blumentiere mit Ausschluss der 
Hydroiden wurde indessen während dieser Zeit von einer Reihe Zoologen 
anerkannt, wie auch die Benennung Anthozoa eine Zeitlang all- 
gemeiner gebraucht wurde, so nicht nur von den erwähnten Forschern, 
sondern auch in Deutschland von V. Carus in seinem „System der 
tierischen Morphologie“ (Leipzig 1853, p. 35—36) und in „Ieones zooto- 
micae“ (Leipzig 1857, p. 1) und von Kölliker in seiner „Monographie 
der Sehwimmpolypen von Messina“ (Leipzig 1853, p. 77), in England von 
E. Forbes 1848 in seinem „Monograph of the British naked-eyed Medusae“ 
(p. 55) von T. H. Huxley 1851 und 1856 (Rep. Brit. Assoc. for 1851, 
Not., p. 79, und in Medic. Times and Gazette, Vol. XII u. XIII, 1856), 
und von Rymer Jones (Todd’s Cyel. of Anat. and Phys., Vol. 4, 1852, 
p- 19). In dem Polypensystem des letzteren Verfassers findet man das 
(renus Tubipora zusammen mit den Sertularinen und Tubularinen in einer 
mit den Anthozoen gleichwertigen Gruppe Aulozoa. Keiner der erwähnten 
Forscher hat indessen die Klassifikation der Anthozoen eingehender be- 
handelt. Die Anthozoen teilt Jones jedoch in 7 Familien, Alcyonidae, 
Corallidae, Madreporidae, Madrephyllidae, Zoanthidae, Aectiniadae und 
Pennatulidae. 

Fruchtbringender waren dagegen (die Klassifikationen, die einige 
Forscher während dieser Zeit in der Absicht aufstellten, die Anthozoen 
und verwandte Formen zu einer Einheit zusammenzufassen. Ohne in 
Einzelheiten einzugehen (über solche siehe Chun, Coelenterata, All- 
gemeiner Teil), wollen wir hier nur an den erfolgreichen Vorschlag von 
Leuckart, die Akalephen und die Polypen, d. h. die Anthozoen und 
die Calycozoa, wie Leuckart die Lucernarien nannte, wegen des Vor- 
kommens eines Gastrovaskularapparates zu einer Gruppe, den Cölenteraten, 
zusammenzustellen, erinnern. Zwar hatten Cuvier und Blainville auf die 
Verwandtschaft der erwähnten Formen hingewiesen, aber es war zuerst 
Leuckart, der 1847 die Zusammengehörigkeit dieser Tiere in einer’ 
gemeinschaftlich mit Frey veröffentlichten Schrift „Beiträge zur 
Kenntnis der wirbellosen Tiere‘ (p. 37—38) betonte, eine Idee, 
die er im folgenden Jahr noch weiter entwickelte, gleichzeitig als er in 
den Cölenteratenkreis noch die Ktenophoren und die Siphonophoren 
einbezog (Über die Morphologie und Verwandtschaftsverhältnisse der 
wirbellosen Tiere, Braunschweig 1348). Durch Leuckarts Aufstellung 
des Cölenteratentypus, der binnen kurzem von verschiedenen Seiten an- 
erkannt wurde, wurde die Stellung der Anthozoen in dem Tierkreise näher 
bestimmt und die Verwandtschaftsbeziehungen dieser Tiergruppe 
klarer gemacht; vor allem wurden die Bryozoen, die noch in einigen 
Systemen als Polypen figurierten, fast für ewig aus der Nähe der Antho- 


Geschiehte. III. Periode. Me 


© 


zoen verbannt (vergl. p. 83). Mit dem Jahre 1857 begann eine etwa 
zehn Jahre umfassende Periode, während der in verschiedener Hinsicht die 
Kenntnis unserer Tiere ansehnlich vermehrt wurde. Zahlreich waren 
die Anthozoenformen, die von Milne-Edwards, Duchassaing und 
Michelotti, Gosse, Verrill u. a. beschrieben wurden, wechselnd wie 
niemals vorher hinsichtlich der Einteilung der Anthozoenklasse die Versuche, 
die Blumentiere zu klassifizieren. Die Ehrenbergsche Benennung Antho- 
zoa verschwand indessen wieder für mehrere Jahre aus dem Tierreich 
und wurde durch andere Namen ersetzt. Vor allen trat der alte 
Name Polypi in den Vordergrund. Mehrere Forscher, die vorher die Bezeich- 
nung Anthozoen akzeptiert hatten, tauschten den Ehrenbergschen Namen 
gegen Polypi aus. Dies war der Fall bei Agassiz, der in seiner be- 
kannten Sehrift (Contribution to the Natural History of the United States, 
Monog. 1, Vol. 1, 1357, p. 184) die Polypen in zwei Ordnungen, Actinoids 
und Haleyonids, teilte, und Carus (Carus und Gerstäcker, Handbuch 
der Zoologie, Bd. 2, 1863), Bronn (1860), Verrill (1864 und 1866) 
u. a. folgten ihm. Ehe wir die Anthozoensysteme dieser Forscher 
näher berücksichtigen, müssen wir erst eine Klassifikation der Blumen- 
tiere ausführlicher behandeln, die bis in msere Zeit herein eine be- 
deutende Rolle gespielt hat. 

Zusammen mit seinem Schüler, dem leider zu frühe der Wissenschaft 
entrissenen Haime,. hatte H. Milne-Edwards seit dem Jahre 1848 in 
den Ann. des Se. natur. eine Reihe sehr wichtiger Untersuchungen über 
rezente und fossile Korallen veröffentlicht. Gestützt auf diese und andere 
Untersuchungen, die sie schon früher, jeder für sich allein, ausgeführt 
hatten, bauten die erwähnten Forscher mit genauer Kenntnis der 
Literatur ein System auf, das, im einzelnen und als Ganzes be- 
trachtet, von keinem anderen, weder vorher, noch später erschienenen 
System übertroffen worden ist. Diese sehr eingehende Klassifikation 
legten die erwähnten Forscher zuerst in zwei grösseren Werken nieder 
(A monograph of the British fossil corals, 5 Teile, 1850-1855; Mono- 
graphie de polypiers fossiles des terrains palaeozoiques, Arch. du Mus. 
«hist. nat., T. 5, 1851), später, nach dem Tod Haimes, wurden die 
Resultate in dem für die Anthozoenkenntnis grundlegenden Werk 
„Histoire naturelle des coralliaires ou polypes proprement dit“ (1857 — 1860) 
von Milne-Edwards zusammengefasst. Weil keine der 1850 und 1851 
erschienenen Klassifikationen die ganze Klasse ausführlich behandelt. 
nehmen wir zuerst Milne-Edwards’ Korallensystem von 1857 — 1860 
näher in Augenschein. 


Coralliaires. 
Sous-classe: Unzidaires. 
Tentacules tubulaires, disposes en couronne et communiquant 
librement avec la chambre viscerale. 


74 Anthozoa. 


l. Ordre: Aleyonaires (Aleyonaria). ' 
Tentacules pinnes d’une maniere tres-reguliere et invariable- 
ment au nombre de huit. 
Famille: Aleyonides. 
Polypieroide adherent sans axe epithelique. 
Sous-familles: Cornularinae. 
Telestinae. 
Aleyoninae. 
Tubiporinae. 
Famille: Gorgonides. 
Polypieroide muni d’un axe epithelique come ou 


ealeaire. 
Sous-familles: (rorgonidae. 
Isidinae. 
Corallinae. 


Famille: Pennatulides. 
Polypieroide libre, creuse d’une cavite centrale qui 
renferme presque toujours un axe forme par du tissu 
epithelique. 
2. Ordre: Zoanthaires (Zoantharia). 
Tentaeules simples ou ramifies irregulierement et en 
nombre croissant avec l’age (en general plus de douze). 
Sous-ordre: Zoanthaires malacodermes ou Actiniaires. 
Teguments communs conservent toujours leur molesse 
primitive et ne se transforment jamais en un polypier 
soit selerenehymateux, soit epithelique. 
Famille: Actinidae. 
Tentacules des differents cycles alternent entre eux 
et correspondent chacun ä une loge perigastrique 
partieuliere. 
Sous-familles: Minyadinae. 
Aectininae. 
° A. vulgaires, verruqueuses, per- 
fordes, pivotantes. o 
Thalassianthinae. 
Phyllactinae. 
Zoanthinae. 
Famille: Cerianthidae. 
Tentacules sont disposes d’une maniere opposee sur 
deux cercles concentriques et naissent ainsi au nombre 
de deux sur chaque loge perigastrique. 
Sous-ordre: Zoanthaires sclerobasiques ou Anti- 
pathaires. ; 
Selerenchyme ne se solidifie pas et constitue seulement 
un tissu coriace parseme de spieules ou de filaments 


Geschiehte. III. Periode. 75 


mineraux &pars, mais donne naissance a un tissu selero- 
basique qui se superpose par couche et forme une tige 
solide dans laxe polypieroide, constitu& par le 
eoenenchyme. 
Sous-ordre: Zoanthaires selerodermes ou Madre- 
poraires. 
L’appareil tögumentaire se solidifie de maniere a donner 
naissance A un polypier proprement dit. 
Seetion: Madr&eporaires apores (Aporosa). 
Chambre viseerale libre ou subdivisee transversale- 
ment par des traverses irregulieres; appareil elois- 
sonaire bien developpe, sclerenchyme compact. 
Familles: Turbinolides, Dasmides, Oculinides, Stylo- 
phorins, Echinoporines, Astreides, Meru- 
L linacees, Fongides. 
Section: Madreporaires perfores (Perforata). 
Selerenehyme perfore. Im Übrigen wie Aporosa. 
Familles: Madreporides, Poritides. 
Seetion: Madr&eporaire$ tabuleux (Tabulosa). 
Chambre viseerale libre ou subdivisee transversale- 
ment par des traverses irregulieres, appareil 
cloisonnaire rudimentaire. 
Famille: Auloporides. 
Section: Madreporaires tubules (Tubulata). 
Chambre viscerale subdivisee en etages par des 
planchers, appareil eloisonnaire rudimentaire et 
appartenant au type hexameral. 
Familles: Mileporides, Seriatoporides, Favositides, 
3 Theeides. 
Section: Madr&eporaires rugeux (Rugosa). 
Chambre viscerale subdivisee en etages par des 
planchers, appareil cloisonnaire bien developpe et 
appartenant au type tetrameral. 
Familles: Stawrides, Oyathawonides, Oyathophyllides, 
Oystiphyllides. 
Sous-elasse: Podactiniaires. 
Tentacules non tubulaires, disposes* par groupes isoles et ne 
communiquant pas librement avec la ehanıbre viscerale. 


‚Die oben erwähnten 1850 und 1351 erschienenen, mehr präliminaren 
Klassifikationen weichen in betreff der Anordnung sowohl der grösseren 
Gruppen, als der Familien ein wenig von dem definitiven System Milne- 
Edwards’ ab. So wurde in der Monographie der britischen Korallen, 
die auf die Fleischpolypen keine Rücksicht nahm, die Unterklasse 
Oorallaria in drei Ordnungen, Zoantharia, Aleyonaria und Podactiniaria, 


76 Anthozoa. 


gruppiert. Die erste Ordnung wurde in fünf Sektionen: Zoantharia 
aporosa, Z. perforata, Z. tabulata, Z. rugosa und Z. cauliculata, d. h. die 
Antipathiden, eingeteilt, während die Familien der Aleyonaria in ähn- 
licher Weise wie in dem System von 1857 gruppiert wurden. In dem 
System von 1851 sind nur die Zoantharien näher behandelt. Von diesen 
werden sechs Sektionen erwähnt, und zwar die Z. malacodermata mit den 
drei Familien: Actinzdae, Cerianthidae und Minyadıdae, Z. aporosa, 
Z. perforata, Z. tabulata, Z. tubulosa und Z. rugosa. Die skeletttragenden 
Zoantharien wurden also in dem spätern System um eine Sektion ver- 
mehrt. Aus dem Genus Aulopora, das in dem System von 1850 in der 
Unterfamilie Cornularinae unter die Aleyoniden gerechnet wurde, bildete 
nämlich Milne-Edwards 1851 die Sektion Tubulosa. 

Die Verschiedenheiten in den Klassifikationen von 1850 —18S51 und 
der von 1857 bestanden also hauptsächlich darin, dass die Anthozoen 
in den ersten Systemen nicht als eine Einheit den Podaktiniarien (Lucer- 
narien) gegenübergestellt wurden. Ebenso wurden in den früheren Systemen 
die verschiedenen Zoanthariengruppen nicht zu den drei grösseren Unter- 
ordnungen Actiniaria, Madreporaria und Antipatharia zusammengefasst. 

Während Milne-Edwards und Haime die Unterklasse Corallaria 
erst zu der Polypenklasse rechneten, stimmten sie 1857 den Ideen Leuckarts 
in betreff der Gruppierung: der Cölenteraten in der Hauptsache bei, ob- 
gleich sie zum Teil andere Benennungen der Unterabteilungen benutzten. 
Die Hohltiere wurden nämlich von Milne-Edwards in Acalephes und 
Coralliaires eingeteilt, von denen die letzteren den Polypen Leuckarts 
entsprachen. Die Anthozoa und die Calycozoa in Leuckarts Polypen- 
system hatten auch ihre Gegenstücke in dem Milne-Edwardsschen. 
Statt der Anthozoa braucht jedoch Milne-Edwards den von der 
Aristotelischen Benennung der Seenesseln „Unidae“ abgeleiteten Namen 
Cnidaria, während er Leuckarts Calycozoa durch Podactinaria ersetzt. 

Betrachten wir das von Milne-Edwards und Haime 1857 aufge- 
stellte System näher, so finden wir, dass die erwähnten Forscher zur 
Begrenzung der Hauptabteilungen der Ordnungen Aleyonaria und Zoan- 
tharia nur das verschiedene Aussehen und die Anordnung der Tentakel be- 
nutzten, Charaktere, die Milne-Edwards vorher (p.55) zur Unterscheidung 
dieser Gruppen gebraucht hatte. In zweiter Linie, und zwar wenn es 
galt, die Unterordnungen sowohl der Aleyonarien, als der Zoantharien zu 
diagnostizieren, wurde das Fehlen oder das Vorhandensein eines Skelettes 
und die verschiedene Beschaffenheit der Skelettbildung berücksichtigt. 
Die Kenntnis der weicheren Teile, ohne welche eine natürliche Syste- 
matik nicht aufgestellt werden kann, war noch immer zu unvollständig, 
um als Grundlage einer Klassifikation dienen zu können. 

Wenn es auch einerseits infolge der eingehenden, während der letzten 
zwei Dezennien angestellten Untersuchungen des Baues der weicheren 
Teile heutzutage nicht möglich ist, die von Milne-Edwards und Haime 
gegebene Klassifikation in verschiedenen und wesentlichen Punkten an- 


Geschichte. III. Periode. Tizk 


zuerkennen, so müssen wir andererseits doch zugeben, dass diese her- 
vorragenden Forscher die Entwickelung des Anthozoensystems in 
ausserordentlichem Masse gefördert haben. Was besonders verdient, her- 
vorgehoben zu werden, ist die Menge der von ihnen aufgestellten Genera 
und Familien, besonders der skelettbildenden Anthozoen. Durchgreifend 
waren die Veränderungen, die die Madreporarien in betreff der Klassi- 
fikation unter ihren Händen erfuhren. Eine Menge Familien und einige 
der grösseren Abteilungen, und zwar die Aporosen, Perforaten und 
die Rugosen, wurden binnen kurzem allgemein anerkannt. Schlimmer ist 
es dagegen mit den Tubulosen und Tabulaten gegangen, deren Reprä- 
sentanten nach und nach zu anderen Abteilungen der Anthozoen ge- 
stellt oder ganz aus dieser Tierklasse ausgeschieden wurden, eine Um- 
gruppierung, die schon während der Veröffentlichung des Milne-Edwards- 
Haimeschen Systems begann. Im Jahre 1859 zeigte nämlich L. Agassiz 
in einem Aufsatz „Les animaux des Millepores sont des Acalephes hydro- 
ides et non des Polypes“ (Bibl. univers. de Geneve, Arch. de Seiene. 1359, 
T. 5, p. 80), dass der Bau der Milleporiden nieht mit dem der Antho- 
zoen, sondern mit dem der Hydroidpolvpen übereinstimmte, ja er äusserte 
die Meinung (Contributions to the naturgl history of the United 
States of America, Monog. 2, Vol. 3, 1860, p. 144), dass alle Selero- 
dermata tabulata, rugosa und tubulosa nicht den Korallentieren angehören 
könnten, sondern verkalkte Medusen seien, Ansichten, die, wie wir später 
sehen werden, von anderen Forschern wesentlich modifiziert wurden. 
Auch für die Entwickelung des Systems jener Korallentiere, die 
man oft noch heute mit Unrecht zu der Gruppe der Aktiniarien oder 
Malakodermen zusammenstellt, war die Milne-Edwards-Haimesche 
Klassifikation bedeutungsvoll. Als das schönste Resultat müssen wir die 
Abscheidung der Gattung Cerianthus von den übrigen Aktinien in einer 
Familie Cerianthidae ansehen. Hiermit war nämlich der erste Schritt 
zu einer vollständigen Trennung der Cerianthiden von den Aktinien 
getan. Jedoch muss betont werden, dass die Merkmale, wodurch 
die Aktiniden und die Cerianthiden voneinander unterschieden wurden, 
und zwar die verschiedene Anordnung der Tentakel — bei den Aktiniden 
eine, bei den Cerianthiden zwei zu jedem Fach — von untergeordneter 
Bedeutung waren. Neuere Untersuchungen haben nämlich gezeigt, dass 
sich auch unter den eigentlichen Aktinien Formen finden, von deren 
Fächern sich zwei oder mehrere Tentakel ausgestülpt haben. Bei der 
Einteilung der Aktiniden taten Milne-Edwards und Haime auch mehr- 
mals glückliche Griffe, obgleich ihr System dieser Gruppe gegenwärtig nicht 
mehr aufrecht erhalten werden kann. Bei der systematischen Gruppierung 
der Zoanthiden taten Milne-Edwards und Haime jedoch einen Schritt 
zurück; denn während Blainville für diese eine mit den eigentlichen 
Aktinien gleichwertige Familie bildete, stellten Milne-Edwards und 
Haime sie zu den Aktiniden, welche Anordnung für lange Zeit die 
Stellung der Zoanthiden in dem Anthozoensystem verschob. Gleich- 


78 Anthozoa., 


wohl täten wir diesen späteren Forschern unrecht, wenn wir nicht er- 
wähnten, dass die Zoanthiden in ihrem System wegen der Einlagerung 
fremder Partikelehen in Form von Sand und Skleriden in dem Körper 
den eigentlichen Aktinien gewissermassen gegenübergestellt wurden. 


Interessant ist es auch, dass die von Dana hervorgehobene 
Bedeutungslosigkeit des Vorhandenseins oder der Abwesenheit eines 
Skelettes bei den Zoantharien und die Verwandtschaft der einzelnen 
Malakodermen- und Sklerodermengruppen nicht von Haime abgelehnt 
wurden, obgleich er einsah, dass die Einteilung der Zoantharia in Mala- 
codermata und Selerodermata die beste war, bevor die Kenntnis der 
Zoantharien wesentlich erweitert wurde. Haime sagt nämlich in seinem 
„Memoire sur le Cerianthe, Cerianthus membranaceus‘“ (Ann. Se. nat. 1854, 
p- 385): „Je ne veux pas entendre par la que les Cerianthes soient plus 
voisins des Zaphrentis ou des Oyathophyllum que des Actinides. Je crois 
seulement qu’ils representent dans le sous-ordre des Malacodermes le 
eroupe forme par les Cyathophyllides dans le sous-ordre des Selerodermes. 
Il serait tres possible, a la verite, que la distinetion, basee sur la nature 
des teguments, dont on se sert aujourd’hui pour former ces deux divi- 
sions prineipales dans l’ordre des Zoanthaires, n’eüt reellement pas toute 
l’importance qu’on lui attribue; mais dans l’etat actuel de nos con- 
naissances, cette classification parait preferable a toute autre.“ 


Was die Aleyonarien anbelangt, so trifft man in Milne-Ed wards” 
System dieselben Familien wie bei Blainville, nur mit dem Unterschied, 
dass die Blainvillesche Familie Tubiporidae unter den Aleyoniden 
untergebracht wurde. 

Milne-Edwards’ Einteilung seiner „Unidaria“ hat für längere Zeit 
bleibende Spuren in dem Anthozoensystem hinterlassen, auch wenn viele 
Systematiker bei der Klassifikation unserer Tiergruppe ihren eigenen 
Weg gingen. Viele Forscher akzeptierten auch ganz oder zum grössten 
Teil die Milne-Edwardssche Anordnung der Anthbozoen. Dies war der 
Fall mit Carus (Carus und Gerstäcker, Handbuch der Zoologie, Bd. 2, 
1563), jedoch wurden in dem Anthozoensystem dieses Forschers die Madre- 
poraria rugosa und tabulata nicht aufgeführt. Auch Claus folgte Milne- 
Edwards in seinen vielen Klassifikationen der Blumentiere. Zwar 
gebrauchte er in der ersten Auflage der „Grundzüge der Zoologie‘ 1568 
die Ehrenbergschen Bezeichnungen Octactinia und Polyactinia, aber in 
der dritten und vierten Auflage, 1876 und 1880, wurden diese durch die 
Milne-Edwardsschen Benennungen ersetzt und das Anthozoensystem 
dieses Forschers in seinen Hauptzügen kopiert (vergl. p. 101). 

Eine kleine Modifikation des Systems von Milne-Edwards begegnet 
uns in einer von P. Duchassaing und J. Michelotti 1360 in ihrem 
Memoire sur les Coralliaires des Antilles (Mem. R. Acad. Torino [2] 19, 
1561) vorgeschlagenen Klassifikation. Diese Forscher wandten nämlich 
die von Milne-Edwards zunächst für die Zoantharien aufgestellte Ein- 


Geschichte. III. Periode. 79 


teilung auf die Aleyonarien an, indem sie die Corallaria folgendermassen 
anordneten: 
1) Aleyonaires. 
A. Aleyoniens malacodermes ou nus. 
B. Alcyoniens selerobasiques. 
a. (@rorgoniens. 
b. Pennatulides. 
Ö. Aleyoniens selerodermiques. 
a. Cornulariens. 
b. Tubiporiens. 
2) Zoanthaires. 
A. Zoanthaires malacodermes. 
a. Fam. Actinidae. 
Sect. 1: Actininae. 
Sect. 2: Zoanthinae. 
'b. Fam. Cerianthidae. 
B. Zoanthaires selerobasiques. 
C. Zoanthaires selerodermiques. 

Diese gleichmässige Einteilung der Zogntharien und Aleyonarien 
bietet bei näherer Betrachtung kaum Originelles, denn Milne-Edwards 
hatte schon angedeutet (1857, p. 223), dass die drei Gruppen der Zoan- 
tharien unter den Aleyonarien ihre Gegenstücke in den Alcyonien, 
Gorgoniden und Tubiporiden hätten. Im Übrigen schliesst sich 
Duchassaings und Michelottis System eng an das Milne- 
Edwardssche an; nur in einem Fall weicht es von ihm ab, und zwar 
darin, dass die Zoanthinen eine selbständigere Stellung den Aktinien 
gegenüber bekommen haben. 

Zur selben Zeit, als Milne-Edwards seine Naturgeschichte der 
Korallentiere schrieb, hatte der schon erwähnte «ray eine neue Einteilung 
der Aleyönarien vorgeschlagen (On the arrangement of Zoophytes with 
pinnated tentacles; Ann. Mag. Nat. hist. IV, 1859, p. 439—444). Diese 
Klassifikation übertrifft jedoch nur wenig die von Gray 1840 gegebene 
(p. 64). Die alten Gruppen Lithophyta und Ceratophyta tauchen hier 
wieder auf, die Antipathiden werden noch, wie früher von den älteren 
Forschern mit den Gorgonien zusammengestellt, und, was noch schlimmer 
ist, solch fremde Elemente wie Hyalonema werden fortwährend zu den 
Anthozoen gerechnet. Obgleich Valenciennes — ein Forscher, der 
unter allen Autoren den Anthozoen den geringsten Umfang gegeben 
hat, indem er mit diesem Namen nur die Blainvilleschen und Milne- 
Edwardsschen Zoantharia bezeichnete (Ann. nat. hist. |2] 16, 1855, 
p- 177) — schon ausgesprochen hatte (vergl. Milne-Edwards 1857, 
p- 324), dass das Genus Hyalonema eine Spongie sei, meinte Gray, 
dass die in der Achse des Hyalonema liegenden Kieselnadeln und die 
zoanthidenähnlichen Polypen (die in der Tat mit den Schwämmen sym- 
biotisch lebende Zoanthiden sind) zusammen eine Anthozoenkolonie 


s0 Anthozoa. 


bildeten, die er als eine besondere Gruppe, Spongicolae oder Hyalophyta, 
unter den Aleyonarien einrangierte. Mit dieser Auffassung der systema- 
tischen Stellung des Hyalonema stand jedoch Gray nicht allein, denn 
mehrere Forscher, wie z. B. Brandt (Symbolae ad polypos hyalochaetides 
speetantes, 1859), waren von der Polypennatur des Hyalonema überzeugt, ja 
Milne-Edwards (1857, p. 324) selbst war geneigt, anzunehmen, dass 
Hyalonema ein Anthozoenstock sei. Er gab jedoch dieser Form einen 
anderen Platz in dem System als Gray, indem er sie unter den 
Zoanthaires scelerodermiques zu den Antipatharien brachte. 

Noch ein Fehler in dem System Grays war der scharfe Gegensatz 
zwischen den Pennatuliden und den übrigen Aleyonarien, der durch die 
Aufstellung der Gruppen Sabulicolae und Rupicolae präzisiert wurde. 
Grays Einteilung der Aleyonarien hat folgendes Aussehen: 


Order 1: Sabulicolae. 
Fam. 1: Pennatulidae, 


a FPennrnag Trib. 1: Funieulineae. 
| Trib. 2: Pennatuleae. 
Trib. 3: Kophobelemnonieae. 
b. Claviformes ı Trib. 4: Veretilleae. 
Trib. 5: Renilleae, 


Fam. 2: Usmbellulariadae. 

Order 2: Spongicolae or Hyalophyta. 
Fam. 1: Hyalonemidae. 

Order 3: Rupiecolae. 


Suborder 1: 


Lithophyta. 


Fam. 1: Coralliadae. 
Fam. 2: Primmoadae. 
Fam. 3: Melitaeadae. 
Fam. 4: Isideae. 
Suborder 2: Ceratophyta. 
Fam. 1: Gorgoniadae. 
Fam. 2: Plexauridae. 
Fam. 3: Municeidae. 
Fam. 4: Acanthogorgiadae. 
Fam. 5: Antipathidae. 
Fam. 6: Sarcogorgiadae. 
Suborder 3: Sarcophyta. 
Fam. 1: Driareidae. 
Fam. 2: Alcyoniadae. 
Fam. 3: Xeniadae. 
Fam. 4: Nephthyadae. 
Fam. 5: Tubiporidae. 


Obgleich Bronn 1560 (Die Klassen und Ordnungen der Strahlen- 
tiere, Actinozoa) in der Zureehnung der Hyalonema zu den mono- 


Geschichte. III. Periode. sı 


zyklischen Polypen, d.h. den Aleyonarien, Gray beistimmte, hat doch das 
Polypensystem Bronns mehrere gute Seiten aufzuweisen, hauptsächlich 
aus dem Grund, weil die von Ehrenberg betonte Bedeutung der Strahlen 
für die Klassifikation berücksichtigt und weiter entwickelt wurde. Wenn 
aber Ehrenberg das Hauptgewicht auf die Zahl der Kammern und Strahlen 
der erwachsenen Tiere legte, gebrauchte Bronn die Entstehung der Tentakel 
und der Kammern in erster Linie für die Klassifikation, indem er solche 
Formen, deren Anzahl der Tentakel und Kammern von Jugend auf gleich 
bleibt und nur einen Kreis bildet, zu einer Unterklasse Monocyelia 
zusammenstellte, die übrigen dagegen, deren Zahl der Tentakel und 
Kammern durch Einschaltung mit dem Alter zunimmt und zwei oder 
inehrere Zyklen bildet, unter dem Namen Polyeycka zusammenfasste. 
Die Bedeutung dieser Einteilung für die Entwickelung des Anthozoen- 
systems lag indessen nicht darin, dass wir gegen früher eine bessere 
Klassifikation dieser Tiergruppe bekamen, denn der Umfang der Unter- 
abteiluingen Polyeyelia und Monocyclia entsprach etwa dem der 
Zoantharia und Alcyonaria, sondern es wurde vielmehr durch die Be- 
rücksichtigung der Bildung der Kammern und der Tentakel der Grund 
zu einem tieferen Verständnis der Bedeuting der Symmetrie und ihrer 
Entstehung für die Klassifikation der Anthozoen gelegt, ein Grund, auf 
dem man jedoch erst dann ein solides Haus aufführen konnte, als 
die Anatomie der Gruppe eingehender erforscht worden war. Diese 
Bronnsche Würdigung der Bedeutung der Entwickelungsgeschiehte für 
die Systematik äussert sich übrigens nicht allein in der Aufstellung der 
Gruppen Polyeyelia und Monoeyclia, sondern auch in der Charakteri- 
stik der von ihm aufeestellten Gruppe Paranemata (Cerianthiden). Er 
betont nämlich, dass diese Gruppe ‚in der Jugend mit vier perigastrischen 
Falten beginnt, ganz wie Sclerodermata Rugosa“ (p. 46), deren ver- 
mutete. nähere Verwandtschaft mit den Cerianthiden jedoch erst jüngere 
Forscher zum systematischen Ausdruck gebracht haben. 

Die Polyeyclia Bronns umfassen zwei Unterabteilungen, und zwar die 
Enallonemata mit den Sklerodermen und den Malakodermen, zu welch 
letzteren nur die Aktiniden mit den Zoanthinen gerechnet werden, und 
die Paranemata, d. h. die Cerianthiden, während die Monocychia die 
Polyactina (Hyalonemiden), die Octactina und Hexactina (Antipathiden) 
umfassen. Besonders bemerkenswert in dieser Einteilung ist die syste- 
matische Stellung der Cerianthiden und Antipathiden. Zwar wurden mit 
Unrecht noch die Cerianthiden in die Nähe der Sklerodermen und Mala- 
kodermen gestellt, weil die Tentakel und die Kammern mit dem Wachstum 
der Tiere vermehrt werden, aber die besondere Stellung dieser Gruppe 
wurde deutlicher als in dem System Milne-Edwards’ präzisiert. Während 
nämlich die Cerianthiden für Milne-Edwards noch Malakodermen oder 
Aktiniarien waren, wurden sie von Bronn zum erstenmal von diesen 
Ordnungen abgeschieden und den die Sklerodermen und Malakodermen 
umfassenden Gruppen gegenübergestellt, ein Vorgehen, das leider von ver- 


3ronn, Klassen des Tier-Reichs, 11. 2. 6 


> 


82 Anthozoa. 


schiedenen Forschern der neueren Zeit unbeachtet blieb. Ganz ähnlich 
ist es auch mit der Anschauung, die Bronn von den Anti- 
patharien hatte, gegangen. Die treffende Benennung Hexactina, die 
dieser Forscher den Antipathiden infolge der nur hier vorkommenden 
Sechszahl in der Anordnung der Tentakel und der Kammern gab, wurde 
nämlich binnen kurzem wieder auf die Sklerodermen und die Mala- 
kodermen übertragen. Allmählich wurden diese letzteren Ordnungen als 
die typischen Hexaktinien oder Hexakorallen angesehen, während die 
Antipatharien als ein mehr aberranter Zweig der Anthozoen betrachtet 
wurden. Gegen diese Verschiebung des Begriffes Hexactina sind, wie 
wir später sehen werden, Klunzinger (1877) und Goette (1897) mit 
vollem Recht eingetreten. 

Trotz ihrer in verschiedener Hinsicht unbestreitbaren Verdienste, 
leidet die Bronnsche Klassifikation noch an manchen Fehlern. Auch 
wenn wir ganz davon absehen, dass fremde Elemente, wie die Hyalonemen 
und Milleporinen, zu den Anthozoen gerechnet werden, und dass die 
Lucernarien als Dyseycka eine mit den Polyeyelia und Monocyeclia gleich- 
wertige Unterklasse bilden, so fehlt hier eine konsequente Durch- 
führung der Klassifikation nach der Symmetrie. Während nämlich die 
Ordnungen der Monoeyclia nach der Zahl der Strahlen eingeteilt werden, 
spielen bei der Gruppierung der Polyeyclia die Tentakelanordnung und 
das Vorhandensein oder die Abwesenheit eines Skelettes die wichtigste 
Rolle. Die Symmetrieverhältnisse kommen bei der Systematisierung der 
Polyeyclia nicht zum Ausdruck, denn diese Unterklasse beginnt in dem 
System Bronns (p. #2) „mit dem viergliedrigen Kammer- und Tentakel- 
systeme (Rugosa), geht von diesem zum sechsgliedrigen über, da sich 
an dessen Ende die sklerenchymlosen und am meisten individualisierten 
Malakodermen anschliessen, worauf allerdings nochmals viergliedrige 
Paranemata folgen“. Offenbar hat sich Bronn bei seinem Klassifikations- 
versuch der Polyeyelia nicht von den Milne-Edwardsschen 
Ideen freimachen können. Bronns Polypensystem hat folgendes Aus- 
sehen: 


Polypi. 


1. Unterklasse: Polyeyclia. Zahl der Tentakel und Kammern durch 
Einschaltung mit dem Alter zunehmend, 
zwei und mehr Zyklen bildend. 

A. Enallonemata. Tentakelkrone einfach. Vier oder sechs 
Sternleistensysteme. Leisten (Falten) mit- 
unter bis 300 paarig vorhanden. 

Ordn. Selerodermata. 
1) Rugosa: . 
Fam. Oystiphyllidae, Oyathophyllidae, Cyathazxonitidae, 
Stauriidae. 


(reschichte. III. Periode. 33 


2) Tabulata: 1 
Fam. Theciidae, Seriatoporidae, Favositidae, Mille- 
poridae (hierher Heliopora, Heliolites, Azopora u. a). 
3) Tubulosa: 
Fam. Auloporidae. 
4) Eporosa: 
Fam. Turbinolüdae, Desmiidae, Oculinidae, Stylo- 
phoridae, Astraeidae, Echinoporidae, Merulinidae, 
Fungiidae. 
5) Perforata. 
Fam. Madreporidae, Poritidae. 
Ordn. Malacodermata. 
Fam. Actinüdae, die Zoanthina, Thalassianthina, 
Phyllactina, Actiniana und Minyadina umfassend. 
B. Paranemata. Tentakelkrone doppelt. Perigastrische Wände 
i (Falten) einzeln (nicht gejocht), von zweier- 
lei, abwechselnd ungleicher Grösse, keinen 
Stern bildend. 
Fam. Cerianthidae. - 
2. Unterklasse: Monocyelia. Zahl der Tentakel und Kammern mit 
dem Alter gleich bleibend, 6, 8 oder 
12, und nur einen Kranz bildend. 
Ordn. Polyactüuna. 
Fam. Hyalonemidae. 
Ordn. Octactina. 
Fam. Aleyonüdae, die Cornulariana, Telestina, Aleyo- 
niana und Tubiporina einschliessend. Fam. Penna- 
tulidae und Fam. Gorgonüdae mit den Coralkana, 
Isidina und (Gorgoniana. 
Ordn. Hexaectina. 
Fam. Antipathidae. 
3. Unterklasse: Dyseyelia. Tentakel in acht kreisständigen, derben 
Büscheln. 
Fam. Lucernarüdae. 


Als Pendant zu der in dem Bronnschen Werk entworfenen Klassi- 
fikation wollen wir das System von Leunis, das sich in seiner „Synopsis 
der Naturgeschichte des Tierreichs“ (2. Aufl., 1360, p. 933 —937) findet, 
anführen. Die Polypen werden in die einmündigen Anthozoa und in 
die doppelmündigen Bryozoa eingeteilt. Die Anthozoen umfassten folgende 
Gruppen: 


Ordn. 1: Polyactinia. 
Fam. 1: Holosarca. Hierher eigentliche Aktinien, Zoan- 
thus und Lucernaria. 


34 Anthozoa. 


Fam. 2: Madreporartia. 
a. Funginae. 
b. Turbinolidae. 
. Oculinidae. 
d. Daedalina. 
Fam. 3: Dodecactinia. 
f. Madreporina. 
&. Milleporina. 
Ordn. 2: Octactinia. 
Fam. 4: Cortieifera. 
h. Gorgonina. Hierher auch Antipathes. 
i. Isidina. 
k. Pennatulina. 
Fam. 5: Aleyonaria. 
l. Zubiporina. 
m. Aleyonina. 


o 


Leunis hat bei der Aufstellung seines Anthozoensystems augenschein- 
lich Burmeister als Vorbild genommen, obgleich er in vielen Hin- 
sichten seinen eigenen Weg gegangen ist. Für die Entwickelung des 
Systems hat Leunis’ Klassifikation jedoch keine Rolle gespielt 

Ganz anders gestaltet waren die von A, E. Verrill aufgestellten 
Anthozoensysteme. Bei seinem ersten Versuch, die Blumentiere zu 
eruppieren, war Verrill sichtlich seinem Lehrer Agassiz ge- 
gefolgt. In seiner „Revision of the Polypi of the Eastern coast of the 
United States“ (1364) schliesst er sich der Ansicht dieses Forschers an. 
Die Ausrangierung der Cyathophylliden und Favositiden, der Tabulaten 
und der Rugosen aus den Anthozoen und die Zusammenstellung dieser 
(Gruppen mit den Akalephen wurden nämlich bier von Verill anerkannt 
und die Milne-Edwardsschen Madreporarien nach Agassiz’ Vorgang 
in drei mit den Aktinarien und Antipatharien gleichwertige Unterord- 
nungen aufgelöst (p. 14), was folgende Übersicht über das von Verrill 
nicht im Detail ausgearbeitete System der Polypen zeigt: 


) 


Order 1: Aleyonaria. 

Suborder 1: Alcyonidae. 

Suborder 2: Gorgonidae. 

Suborder 3: Pennatulidae. 

Order 2: Zoantharia. 

Suborder 1: Aectinaria, mit den Familien Minyadinae, Tha- 
lassianthinae, Actinidae, Ilyanthidae, Cerianthidae 
und Zoanthidae. 

Suborder 2: Antipatharia. 

Suborder 3: Fungaria or Fungidae, dieMilne-Edwardssche 
Fam. Fungidae, Merulina und Echinopora ein- 
schliessend. 


Geschichte. III. Periode. 85 


Suborder 4: Astraearia or Astraeidae, die Astraeidae und 
Oculinidae Milne-Edwards’ und vielleicht 
auch die Caryophyllidae umfassend. 

Suborder 5: Madreporaria (= Madreporaria perforata Milne- 
Edwards), die Familien Madreporidae, Gemmi- 
poridae, Fupsammidae und Poritidae ein- 
schliessend. 


Schon ein Jahr nacıı dem Erscheinen dieses Systems veröffentlichte 
Verrill indessen eine Klassifikation der Anthozoen, die bedeutend von 
der mehr vorläufig aufgestellten von 1864 abweicht. In seiner „Classification 
of Polyps“ (Extraet condensed from a Synopsis of the Polyps and Corals 
of the North Pacifie exploring expedition, Proc. Essex Inst. 4, p. 145 
bis 149, 1365), in der das Anthozoensystem ausführlich behandelt wird, 
nimmt er gegen die Agassizsche Ansicht Stellung, indem er gleichzeitig 
mehr als bei dem ersten Versuch die Milne-Edwardssche Einteilung 
der Korallen berücksichtigt. Verrills System von 1865 zeigt folgendes 
Aussehen: 


Onidaria or Polypi. 
- 


Order 1: Madreporaria. 
Suborder 1: Stawracea (M. rugosa). 
Fam. Stauridae, Cyathophyllidae, Oyathazonidae, Oysti- 
phyllidae. 
Suborder 2: Fungacea. 
Fam. Oyelolitidae, Lophoseridae, Fungidae, Merulinidae. 
Suborder 3: Astreacea. 
Fam. Lithophyllidae, Macandrinidae, Eusmillidae, Caryo- 
phyllidae, Stylinidae, Astreinae, Oculinidae, Stylophoridae. 
Suborder 4: Madreporacea (M. perforata). 
Fam. Eupsammidae, Gemmiporidae, Poritidae, Madre- 
poridae. 
Order 2: Actinaria. 
Suborder 1: Zoanthacea. 
Fam. Zoanthidae, Bergidae. 
Suborder 2: Antipathacea. 
Fam. Antipathidae, Gerardidae. 
Suborder 3: Aetinacea. 
Fam. Actinidae, Thalassianthidae, Minyidae, Ilyanthidae, 
Cerianthidae. 
Order 3: Aleyonaria. 
Suborder 1: Aleyonacea. 
Fam. Aleyonidae, Xenidae, Cornularidae, Tubiporidae. 
Suborder 2: Gorgonacea. 
Fam. Gorgonidae, Plexauridae, Primnoidae, Gorgonellidae, 
Isidae, Corallidae, Briaridae. 


I 
7} 


Anthozoa. 


Suborder 3: Pennatulacea. 
Fam. Pennatulidae, Pavonaridae, Veretillidae, Renil- 
lidae. 


Die Madreporaria rugosa tauchen hier als Anthozoen unter dem 
Namen Stauracea wieder auf. ‚Jedoch betont Verrill (p. 146), dass er 
diese Gruppe mit „considerable hesitation“ zu den Anthozoen gestellt habe, 
und dass er nur aus dem Grund eine solche Anordnung vorziehe, weil 
die jungen Korallen der folgenden und höheren Gruppen in ihrer Struktur, 
wenn sie anfangen, ein Skelett zu bilden — „which then consist 
of a ring of epitheca or epidermal deposit with a few imperfect rugose 
septa radiating from the centre‘‘ —, den Rugosen sehr ähneln. „It seems 
to me“, sagt Verrill, „however, that the absence of transverse plates in 
Cyathaxonidae and Cystiphyllidae and the perfection of the vertical septa 
in Stauridae, COyathaxonidae and some of the Öyathophyllidae, together 
with their general structure, shows them to be more elosely allied to the 
Fungacea and Astreacea, of which they may be considered embryonic 
types, while at the same time the group is a synthetie one, having ana- 
logies with nearly all the higher groups of Polvps and also, in some 
respeets, witlı Hydroids.“ 

Charakteristisch für das V erillsche System von 1865 ist die Drei- 

teilung der Anthozoengruppe in die Ordnungen Aleyonaria, Actinaria und 
Madreporaria. Wie in Burmeisters System von 1856 bekamen also die 
Actinaria (die Holosareca Burmeisters) und die Madreporaria (Litho- 
phyten Burmeisters) denselben systematischen Wert wie die Aleyo- 
naria. Die Aktinarien sind, meint Verrill (Synopsis of the Polyps, P. 3. 
Madreporaria. Proc. Essex Inst. 13866— 1867, p. 17—18), mit den Aleyo- 
narien am nächsten verwandt, was aus vielen Übereinstimmungen in der 
Struktur beider Gruppen hervorgeht. Die hohe Spezialisierung der Akti- 
narien, die sich vor allem in dem Vorkommen vielgestalteter Tentakel 
und in der Ausbildung der Muskulatur an der Fussscheibe und an den 
Seiten des Körpers äussert, bedingt einen wesentlichen Unterschied von 
den nicht so hoch differenzierten Madreporarien. Bei den Madreporarien 
und Aktinarien sind Parallelformen ausgebildet, die dieselbe Kammer-, 
und Tentakelzahl haben, wie sich auch bei beiden Gruppen einfache Formen 
und durch Teilung oder Knospung entstandene Stöcke finden, eine Ansicht, 
die sich wesentlich von der von Dana ausgesprochenen unterscheidet. 
R Was das Verillsche System im einzelnen anbelangt, so nehmen 
die Cerianthiden eine viel untergeordnetere Stellung als in den 
Milne-Edwardsschen und Bronnschen Klassifikationen ein. Das- 
selbe kann, obgleich in geringerem Masse, auf die Antipatharien bezogen 
werden. Dagegen ist der systematische Wert der Zoanthiden besser ge- 
wahrt. Die Tabulata und die Tubulosa Milne-Edwards’ findet man 
hier nicht wieder, und die Aporosa sind durch die beiden Unterordnungen 
Fungacea und Astreacea vepräsentiert. 


Geschichte. IH. Periode. 37 


Die späteren Klassifikationen der Blumentiere von Verrill weichen von 
der 1365 aufgestellten nur wenig und nur in betreff der Familien, wie auch 
in der Anordnung der Madreporarien ab. So stellt Verrill 1869 in den 
„Notes on Radiata. 6. Review of the Uorals and Polyps of the West Coast 
of America“ (Transact. Conneet. Acad. 1, p. 512) verschiedene Astraeacea mit 
in der Spitze halbkugelförmig angeschwollenen Tentakeln zu einer neuen 
Unterordnung der Madreporaria, Oculinacea, zusammen, zu der verschiedene, 
zum Teil schon von Verrill mit Namen versehene Familien, und zwar die 
Stylasteridae, Oculinidae, Pocilloporidae, Stylophoridae, ? Stylinidae, Astrangi- 
dae und Caryophyliidae, gerechnet wurden. Auch in dem „Report of the 
Anthozoa ... . dredged by the Blake in 1877—79* (Bull. Mus. Comp. 
7o00ol. Harvard Coll. 11, 1883) behält Verrill seine drei Gruppen, 
Aleyonaria, Actinaria und Madreporaria, bei. 


Wir haben schon oben (p. 63) erwähnt, dass die Rugosa in dem 
System Greenes eine von den Zoantharien unabhängige Stellung ein- 
nahmen. In der 1866 erschienenen „Allgemeinen Entwickelungsgeschichte 
der Organismen“ von E. Haeckel wurde diese Gruppe auch von den Zoan- 
tharien (Hexakorallen) abgeschieden. Anstatt wie in Milne-Edwards’, 
Bronns und Verrills Systemen mit_den Sklerodermen zusammen- 
gefasst zu werden, wurden die Rugosa nunmehr von Haeckel in die Nähe 
der Cerianthiden gestellt und mit diesen zu einer Unterklasse Tetra- 
corallia vereinigt, eine Anordnung, die charakteristisch für das 
Haeckelsche System und von besonderem Interesse ist, weil in 
der letzten Zeit von verschiedenen Seiten die Verwandtschaft dieser 
Gruppen postuliert wurde. Der Grund dieser Zusammenstellung ist darin zu 
suchen, dass Haeckel bei seiner Einteilung der Blumentiere die Zahl 
der Antimeren in erster Linie als Einteilungsmoment benutzte und die 
Klassifikation konsequent durehführte, wie folgende Übersicht seines 
Systems anschaulich macht: 


Anthozoa. 


I. Tetracorallia. Vierzählige Korallen. 
1) Rugosa. Furchenkorallen. Konstante Vierzahl der Anti- 
meren. Vollständiger Mangel von Cönenchym. 
Fam. der COystiphylliden, Cyathophylliden,  Oyathaxo- 
niden, Stauriden. 


2) Paranemata. Konstante Vierzahl der Antimeren. Doppelter 
Tentakelkranz. Hermaphroditen. 
Fam. der Cerianthiden. 


II. Oetocorallia. Achtzählige Korallen, durch Verdoppelung 
der Vierzahl entstanden. 
1) Graptolithi. Graptokorallen. 
2) Aleyonaria.  Federkorallen. 


ss Anthozoa. 


Fam. der Tubiporiden, Alcyoniden, Gorgoniden, Penna- 
tuliden. : 
III. Hexacorallia. Sechszählige Korallen. 
1) Tubulosa. Röhrenkorallen. 
Fam. der Auloporiden. 
2) Tabulata. Bodenkorallen. ; 
Fam. der Favositiden, Milleporiden, Serziatoporiden, 
Theciden. 
3) Caulieulata. Staudenkorallen. 
Fam. der Antipathiden. 
4) Halirhoda. Seerosen. 
Fam. der Autactiniden, Phyllactiniden, 
Thalassianthiden, Zoamthiden. 
5) Perforata. Porenkorallen. Antho- 
Fam. der Poritiden, Madreporiden. eorallia. 
6) Eporosa. Riffkorallen. 
Fam. der Turbinoliden, Oculiniden, Astrae- 
iden, Fungiden u. a. 


Ist das Haeckelsche System schon wegen der Zusammenstellung der 
Rugosa und der Cerianthiden an und für sich bemerkenswert, so wird 
es dasselbe noch mehr dadurch, dass Haeckel mit Berücksichtigung 
der Morphologie und der Paläontologie die Verwandtschaftsbeziehungen 
der verschiedenen Anthozoen zueinander klar zu machen versuchte. Wie 
unsicher die Schritte bei diesem Versuch auch noch waren, wie hypothetisch 
die Erklärung der Entstehung der verschiedenen Gruppen auch gewesen 
sein mag, so muss es Haeckel doch immer als besonderes Verdienst an- 
gerechnet werden, dass er den Impuls zu der Aufstellung einer auf der 
Genealogie aufgebauten natürlichen Systematik der Tiere gab. Was unsere 
Anthozoen betrifft, so dachte sich der geniale Forscher die Entstehung 
der Ordnungen und Klassen der Antlıozoen folgendermassen : 

„Wahrscheinlich haben sich“, schreibt Haeckel (p. LIII—-LVI), „die 
Anthozoa nach ihrer Trennung von den Nektakalephen (Medusen) alsbald 
in zwei Äste gespalten, bei deren einem sieh die Sechszahl, bei dem , 
anderen die Vierzahl der Antimeren frühzeitig fixiert hat, und von dem 
letzteren haben sich dann diejenigen abgezweigt, bei denen sich durch 
konstante Verdoppelung der Antimeren die Achtzahl derselben befestigt 
hat. So erhalten wir drei natürliche Gruppen, welche auch in anderer 
Hinsicht als .nächstverwandt erscheinen, und welche wir, nach ihrer be- 
stimmenden homotypischen Grundzahl, die Tetrakorallien, Oktokorallien 
und Hexakorallien nennen wollen“ (p. LIll). „Die Tetrakorallien sind die 
ältesten und schliessen sich durch Befestigung der homotypischen Vier- 
zahl am nächsten an die Nektakalephen an.“ Zu den Tetrakorallien gehört 
die „sehr alte Abteilung der stark verkalkten Rugosen mit den‘ noch 
lebenden Cerianthiden“. Diese sind „ein isolierter, sehr alter Überrest 


Geschichte. III. Periode. 839 


einer vormals bedeutenden Gruppe, der letzte Ausläufer des sehr früh 
entwickelten skelettlosen Hauptzweiges der Tetrakorallen, von dem die 
Rugosen sieh erst später abgezweigt haben“. Die Hexakorallen „stimmen 
überein in der konstanten Sechszahl der Antimeren, welche neben anderen 
Indizien auf eine nähere Blutsverwandtschaft zwischen denselben als 
zwischen ihnen und den Oktokorallien und Tetrakorallien hinweist. Wir 
glauben daher, dass die verschiedenen Zweige der Hexakoralliengruppe 
erst nach ihrer Trennung von den vereinigten vierzähligen und acht- 
zähligen Anthozoen sich voneinander entfernt haben“. Die Tubulosa 
„repräsentieren wahrscheinlich eine Übergangsform von den Archhydren 
zu den Anthozoen“. Die Stellung der Tabulaten unter den Korallen ist 
unsicher. Die Cauliculata, d. h. die Antipathiden, „scheinen ein einzelner, 
sehr alter Zweig des Hexakorallenastes zu sein, welcher sich von dem- 
selben schon ablöste, ehe die Multiplikation der Septa und Tentakel 
begonnen hatte. Die Halirhoden scheinen mit den Eporosen und Per- 
foraten so nahe verwandt zu sein, dass wir diese drei Gruppen am liebsten 
als Unterordnungen in einer einzigen Ordnung zusammenstellen möchten, 
die man „Anthokorallien“ nennen könnte. Wahrscheinlich hat sich diese 
Ordnung aus den Tabulaten herausgebildet“. 

Das Haeckelsche Anthozoensystem würde später wesentlich modi- 
fiziert. So finden wir die Anthozoen in der „Natürlichen Schöpfungs- 
geschiehte* (2. Aufl., 1370) in folgende Unterabteilungen eingeteilt: 


I. Tetracoralla. 

1) Rugosa. 
2) Paranemata. 

II. Hexacoralla. 
1) Caulieulata. 
2) Madreporaria. 

j 5) Halirhoda. 

Il. Oetocoralla. 
1) Aleyonida. 
2) Gorgonida. 
3) Pennatulida, 


In ganz anderer Gestalt stellt Haeckgl ER iknadansıstem in 
seinen „Arabischen Korallen‘ (1876, p. 48) dar. In dieser Arbeit stellt er 
einen ausführlichen Stammbaum der Korallen auf, wobei auch ganz 
hypothetische Familien, und zwar die Protocorallida, Tetractinida, Arc- 
«actinida und Hexactinida, aufgestellt werden. Die grösseren Gruppen 
und die Familien sind folgendermassen angeordnet: 


1. Leeion: Tetracoralla. Vierstrahlige Korallen. 
1. Ordn.: Corallarcha. Urkorallen. 
1. Fam.: Protocorallida. 
2. Fam.: Tetractinida. 


30 


Anthozoa. 


2. Ordn.: Rugosa. Runzelkorallen. 
3. Fam.: Oystiphyllida. 
4. Fam.: Oyathophyllida. 
5. Fam.: Oyathazonida. 
b. Fam.: Staurida. 


2. Legion: Octocoralla. Achtstrahlige Korallen. 


3. Ordn.: Aleyonida. Lederkorallen. 
7. Fam.: Monoxenida. 
8. Fam.: Cornularida. 
y. Fam.: Sarcophytida. 
4. Ordn.: Tubulosa. Röhrenkorallen. 
10. Fam.: Auloporida. 
11. Fam.: Syringoporida. 
12. Fam.: Tubiporida. 
5. Ordn.: Gorgonida. Rindenkorallen. 
13. Fam.: Siphonogorgida. 
14. Fam.: Paragorgida. 
15. Fam.: Lophogorgida. 
16. Fam.: Isidina. 
17. Fam.: Melithaeida. 
18. Fam.: Eucorallida. 
b. Ordn.: Pennalulida. Federkorallen. 
19. Fam.: Veretillida. 


20. Fam.: Renillida. 
21. Fam.: Umbellulida. 
22. Fam.: Protoptilida. 
23. Fam.: Virgularida. 
24. Fam.: Pteroidina. 


3. Legion: Hexzacoralla. Sechsstrahlige Korallen. 


7. Ordn.: Actinarcha. Sechserkorallen. 
25. Fam.: Arcactinida. 
26. Fam.: Hexactinida. 
S. Ordn.: Antipatharia. Königskorallen. 
27. Fam.: Antipathida. 
28. Fam.: Gerardida. 
9. Ordn.: Tabulata. Tafelkorallen. 
29, Fam.: Favositida. 
30. Fam.: Milleporida. 
31. Fam.: Seriatoporida. 
32. Fam.: Thecida. 
10. Ordn.: Halirhoda. Seerosen. 
33. Fam.: Actinida. 
34. Fam.: Üerianthida. 


Geschichte. III. Periode. 91 


11. Ordn.: Perforata. Porenkorallen. 
35. Fam.: Poritida. 
36. Fam. Madreporida. 
12. Ordn.: Eporosa. Riftkorallen. 
37. Fam.: Palaeoeychda. 
38. Fam.: Fungida. 
39. Fam.: Turbinolida. 
40. Fam.: Dasmida. 
41. Fam.: Oculinida. 
42. Fam.: Astraeida. 


Dasselbe Moment, das Haeckel bei seiner ersten Einteilung der 
Anthozoen leitete, war auch für seine späteren Systematisierungsversuche 
grundlegend. Trotzdem weichen die verschiedenen Klassifikationen nicht 
unbedeutend voneinander ab. Am meisten stimmt mit unserer gegen- 
wärtigen Anschauung von den Gruppen der Blumentiere der Versuch von 
1870 überein, denn hier sind u. a. die verschiedenen Steinkorallen, mit Aus- 
nahme der Rugosa, zu einer Einheit Madreporaria zusammengefasst; am 
mindesten gut ausgefallen ist die detaillierte Klassifikation von 1875. Was 
die letztere betrifft, so zeigt die Einteilung der Hexakorallen einen deut- 
lichen Rückschritt im Vergleich mit den vorigen Systemen: Die ver- 
schiedenen Gruppen der Steinkorallen sind mit den Antipatharien und den 
Seerosen gleichgestellt, und die Cerianthiden sind von ihrem früheren Platz 
neben den Rugosen zu den Halirhoden gestellt worden. Die Tabulaten 
figurieren noch als Anthozoen, trotz des Widerspruchs verschiedener 
Forscher, während die Tubulosen mit Recht bei den Oktaktinien zu 
finden sind. 


In betreff der sog. Aktinien hatte also Haeckel seinen früheren 
Standpunkt aufgegeben und sich dem Milne-Edwardsschen ange- 
schlossen. Der Versuch, den Blainville, Bronn und auch Haeckel 
selbst gemacht hatten, jener die Zoanthiden, diese die Cerianthiden von 
den eigentlichen Aktinien abzutrennen, wurde nicht wiederholt, und so kam 
es, dass zu Beginn der achtziger Jahre in der Regel die eigentlichen 
Aktinien mit den Zoanthiden und Cerianthiden eine systematische Ein- 
heit ausmachten. So findet man in den Systemen von Andres vom 
Jahre 1880 (Prodromus neapolitanae actiniarum faunae, Mitt. Zool. Stat. 
Neapel 2, H. 3, 1881, p. 308—309) die Aetinozoa malacodermata in vier 
Gruppen angeordnet: 


A. Actininae. 
. Mit vier Unterabteilungen: Thalassianthianae, Phyllactinianae, 
Myniadanae, Actinianae. 
B. Cerianthinae. 
U. Edwardsinae. 
D. Zoanthinae. 


92 Anthozoa. 


Behalten die Ceriantheen und Zoantheen hier gewissermassen eine 
besondere Stellung, indem sie den meisten eigentlichen Aktinien 
gegenübergestellt werden, so wird dies Verhalten rein illusorisch, wenn 
Andres in seiner Aktinienmonographie 1883 (Le Attinie, R. Acead. dei 
Lincei, 1882—1883, p.300) die Aktiniarien in sieben Familien, und zwar 
in die Kdwardsinae, Actininae, Stichodactylinae, Thalassianthinae, Zoanthinae, 
Cerianthinae und Minyadinae, einteilt. 

Zu einer anderen Gruppierung der Anthozoenklasse kam Haeckels 
Schüler W. Haacke, der in zwei Aufsätzen (Zur Blastologie der Korallen, 
Jena. Zeits. f. Naturwissensch., Bd. XIII, 1879; Über das System und den 
Stammbaum der Korallenklasse, Zool. Anzeiger, Bd. 2, 1879, p. 261) seine 
Ansichten der Entstehung der bilateralen Symmetrie und der Verwandt- 
schaftsbeziehungen der Anthozoen darlegt. Die eigentümliche paarige 
Anordnung der Mesenterien (Sarcosepten) bei gewissen Formen, das 
Fehlen einer solchen bei anderen veranlasste Haacke, die Anthozoen 
in zwei Unterklassen, Zygoseptigera und Disseptigera einzuteilen. Sowohl 
die sechszähligen Korallen mit den Aktiniden und Antipathiden als die 
ausgestorbenen vierzähligen Rugosa wurden zu der ersten Unterklasse 
gerechnet, während die achtzähligen und die Cerianthiden in jenen der 
Disseptigera zusammengefasst wurden. Als die ursprünglichere Unter- 
klasse wurde diese letztere betrachtet, zu der ausser den Aleyona- 
rien und Cerianthiden auch die ausgestorbenen Stammformen der Korallen, 
die hypothetischen Haeckelschen Corallarcha zu stellen wären. Unter 
diesen letzteren wurden auch die Ordnung der Protocorallida mit noch un- 
fixierten Mesenterien und. Tentakelzahl und die von dieser abgeleiteten 
Tetraseptata mit vier Mesenterien unterschieden. Die Tetraseptata bil- 
deten einen Zweig, der zu den Octokorallen leitete, während die zu den 
Zygoseptigera gehörige Tetraetinida mit mindestens acht Mesenterien eine 
Vorstufe der vierzähligen Rugosen und der Hexacoralla ausmachten. 


Haacke entwirft folgendes System der Korallenklasse (Zool. Anz. 
Bd. 2, p. 262). 
1. Unterklasse: Disseptigera. 
1. Legion:  Corallarcha. 
1. Ordn.: Protocorallida. 
2. Ordn.: Tetraseptata. 
2. Legion: Octocoralla. 
3. Ordn.: Aleyonida. 
4. Ordn.: Tubulosa. 
5. Ordn.: Gorgonida. 
6. Ordn.: Pennatulida. 
3. Legion: Heterocoralla. 
7. Ordn.: Cerianthida. 
2. Unterklasse: Zygoseptigera. 
4. Legion:  Tetracoralla. 


Geschichte. III. Periode, 93 


8. Ordn.: Zetractinidu. 
9. Ordn.: Rugosa. 

9. Legion: Hexacoralla. 
10. Ordn.: Aetinida. 
11. Ordn.: Antipatharia. 
12. Ordn.: Tabulata. 
13. Ordn.: Perforata. 
14. Ordn.: Eporosa. 


Bei der Trennung der Hydroiden von den Anthozoen waren einige zu 
der ersteren Gruppe gehörende Formen unter den Blumentieren stehen 
geblieben. Es waren die seit uralten Zeiten mit den Korallen zusammen- 
gestellten, kalkbildenden, an wirkliche Korallenstöcke erinnernden Mille- 
poriden. Bis zum Ende der fünfziger Jahre hatte auch kein Forscher 
die Anthozoennatur dieser Tiere in Zweifel gezogen. So wurden sie in 
den Systemen vonMilne-Edwards und Haime als echte Blumentiere 
aufgeführt und zusammen mit den Seriatoporiden, Favositiden und 
Theeiden in eine Sektion, Madreporaria tabulata, einrangiert, die haupt- 
sächlich durch das Vorhandensein von vollständigen transversalen Böden 
in den Kammern, von einer wohlentwickelten Mauer und von rudimen- 
tären Septen charakterisiert war. 

Wie schon angedeutet worden ist (p. 77), wurde indessen schon während 
der Veröffentlichung der Milne-Edwardsschen Korallenarbeit die 
Anthozoennatur der Tabulaten, ja selbst die der Rugosen bezweifelt. 
L. Agassiz, der nicht nur das Skelett, sondern auch die weicheren 
Teile von Millepora untersucht hatte, kam nämlich 1859 (Americ. Journ. 
Se. and arts |2], V. 26, p. 140; Bibliotheque universelle, Arch. Se. 
Phys. et Nat. [N. S.] 5, 1859, p. 80—81) zu der Ansicht, dass diese 
Gattung nicht eine Anthozoe, sondern eine mit den Hydraktinien ver- 
wandte Hydroide sei. 

Dieser bei Millepora gefundene Bau wurde von ihm für alle Korallen- 
tiere mit vollständigen, transversal zwischen unterbrochenen Septen 
liegenden Böden verallgemeinert, und so kam es, dass Agassiz alle 
Favositiden, mit Ausnahme von Sideropora und Alvcopora, zu den Hydro- 
iden stellte- Ausser Millepora wurden auch solehe Formen wie 
Heliopora, Seriatopora und Poecillopora von den Anthozoen getrennt, ja, 
Agassiz ging so weit in seiner Umgruppierung der Madreporarien, dass 
er auch behauptete, die Rugosen seien keine Zoantharien (Contribu- 
tions to the Natural history of the United States, Vol. 3, 1860, p. 62 
bis 63, Vol. 4, 1862, p. 292—296 und p. 338; Bulletin Mus. Comparat. 
Zool., Vol.1, No. 13, p. 384, 1869). Diese Ansicht war schon vorher (1849) 
von J, Steenstrup, der die Zoantharia, Tabulata und Rugosa unter der 
Benennung „CÖyathophyller‘‘ zusammenfasste, ausgesprochen worden (Om 
Brachiopodernas Stelling i Systemet m. m. Naturhistorisk Tidskrift 
af Kröyer 12, 2, 1846—1849, p. 626—627), aber während Steenstrup 


94 Anthozoa. 


die Ähnlichkeit mit den Serpuliden in dem Vorhandensein von trans- 
versalen Böden bei beiden Gruppen -hervorhebt, zählt Agassiz die 
hugosen zu den Akalephen. Ausserdem waren einige der operkel- 
tragenden Rugosen, wie Calceola, von den älteren Autoren, wie von Linn&, 
zu den Bivalvia oder Muscheln gerechnet worden, während sie seit den 
dreissiger Jahren des 19. Jahrhunderts allgemein als Brachiopoden gedeutet 
wurden. Agassiz sprach auch 1871 in einem Brief (A letter concerning 
Deap-sea Dredgings, addressed to Prof. R. Pierce, Cambridge Mass., Dez. 
1571) die Hoffnung aus, das Tiefseedredschungen näheren Aufschluss über 
die Verwandtschaft der Millepora wie auch über die Übergänge zwischen 
Tabulaten, Rugosen und Akalephen geben möchten, Übergänge, die 
vielleicht in verzweigten Helioporen anzutreffen seien. 

Stimmten die meisten Forscher in der Trennung der Millepora von 
den Anthozoen mit Agassiz überein — späterhin (1875) stellte jedoch 
Haeckel, wie oben erwähnt wurde, die Milleporiden zu den Anthozoen, 
und Nelson behauptet (Ann. Mag. Nat. hist., (4) T.17, 1875. p. 354— 359), 
dass Millepora mit Unrecht den Hydroiden zugerechnet würde —, so gingen 
die Ansichten in betreff der Stellung der übrigen Tabulaten und der 
Rugosen auseinander. Verschiedene Forscher, wie Dana, Woodward 
(The Geologist, 1862, p. 372) und anfänglich auch Verrill (Revision 
of the Polypi ete. Memoirs Boston Soc., 1864, p. 14), bekehrten sich 
mit mehr oder weniger Zaudern zu der Agassizschen Ansicht: 
Steenstrup (Förhandling. Skandinaviska Naturforskarmötet i Kjöben- 
havn, 1860, p. 677) betonte, dass das Vorhandensein eines Operkulums 
bei verschiedenen Formen von Rugosen deutlich zeige, dass sie nicht 
aktinienartige Tiere oder wirkliche Korallen sein könnten, und Lind- 
ström (Nägra iakttagelser öfver Zoantharia rugosa, Öfvers. K. Svenska 
Vet.-Akad., Förh. 1865, p. 292), der die Verwandtschaft dieser früher 
zu den Brachiopoden und zu anderen Tierklassen gestellten operkel- 
tragenden Formen mit den Rugosen deutlich anschaulich machte, ver- 
mutete, dass die Rugosa einem eher mit den Hydroiden verwandten, 
niedrigeren Typus als die Anthozoen angehörten. Bald erhob sich jedoch 
eine Stimme gegen Agassiz’ weitgehende Umgruppierungen. Verrill 
stellte (vergl. p. 86) nämlich 1866, obgleich zögernd, die Rugosen wieder 
zu den Anthozoen und hielt sie für embryonische Typen der Astraeacea und 
Fungacea. Bald motivierte er auch diesen Schritt, indem er gleich- 
zeitig die Meinung vertrat, dass die Tabulaten keine natürliche und 
homogene Gruppe seien. 

Verrills Veränderungen des Tabulatensystems begannen damit, dass 
er (On the Affinities of the Tabulata Corals, Proc. Amerie. Assoc. f. Adv. 
of Se., 1867, p. 148: Notes on radiata etc. Trans. Connect. Acad. 1869, 
p-518—519) zeigte, dass das Genus Poeillopora eine wirkliche Madreporarie 
mit zwölf Tentakeln und gewöhnlich zwölf Septen sei, eine Beobachtung, die 
schon Quoy und Gaimard in ihrer Beschreibung der während der Uranie- 
Expedition beobachteten Zoophyten gemacht hatten, die aber in Ver- 


Geschichte. III. Periode. 95 


gessenheit geraten war. In einer späteren Schrift (On the Affinities of 
Palaeozoie Tabulata Corals with existing Species, Americ. Journ. Se. and 
Arts [3] 3, 1872, p. 157—194) betrachtet er die Verwandtschaft der Ta- 
bulaten und Rugosen näher. Der einzige wichtige Charakter, den 
Milne-Edwards seiner Aufstellung der Tabulaten zugrunde gelegt 
hat, ist von unwesentlicher Bedeutung, betont Verrill. Dieser Charakter, 
das Vorhandensein der transversalen, vollständigen Platten oder Septen 
in dem Grunde des Bechers, die diesen Körperteil in eine Serie von trans- 
versalen Kavitäten teilen, ist nämlich bei verschiedenen Korallentieren 
ausserhalb der Tabulaten, wie bei Alveopora, Astraeopsammia, Pocillopora 
unter den Madreporarien, Millepora unter den Hydroiden und bisweilen auch 
bei Tubipora unter den. Aleyonarien, vorhanden. Weil diese Gebilde bei 
so verschiedenen Formen auftreten und wahrscheinlich während der 
Zwischenperiode nach jedem in allen Kammern gleichzeitig auftretenden 
Ausleeren der Eier gebildet werden, kann die Gruppe Tabulata nicht auf- 
recht erhalten werden. Nur die Milleporen sind Hydroiden; was die übrigen 
Tabulaten anbetrifft, so sind die meisten mit den Korallen innig verwandt 
und müssen bei näherer Untersuchung gewiss zu den verschiedensten 
Familien gerechnet werden. Auch Agassiz’ Zusammenstellung der Ru- 
gosen mit den Akalephen wurde von Verrill scharf kritisiert, indem er 
zeigte, dass es nicht möglich sei, einen Unterschied zwischen den Akalephen 
und Anthozoen zu machen, wenn man die Rugosen zu den Akalephen 
rechnet, weil die meisten Rugosen ganz ähnliche Septen wie die echten 
Korallen haben. 

Eine Umgruppierung der Tabulaten versuchte auch P. M. Duncan 
(Third Report on the British Fossil Corals, Report 41 Meeting Brit. 
Assoc. 1871, p. 116), der sie zwar als eine Sektion beibehielt, aber einige 
Formen, und zwar gewisse Chätetiden, nämlich die Genera Chaetetes, 
Monticulipora, Dania, Stellipora und Labechia, zu der Unterfamilie Tubi- 
porinae unter die Aleyonarien stellte, eine Anordnung, die schon vorher 
Keyserling (nach Milne-Edwards, Les Coralliaires, T. 3, p. 270) für 
Chaetetes vorgeschlagen hatte. Die übrigen Tabulaten teilte er in fünf 
Familien, die Milleporidae, Acroporidae, Favositidae, Halysitidae und 
Alweolitidae, ein; den Milleporiden wurde u. a. Heliopora, den Akroporiden 
Pocillopora zugerechnet. Was Millepora selbst betrifft, so sieht Duncan 
darin ein aberrantes Genus, wenn es überhaupt zu den Madreporaria 
tabulata gehört. 

Die Berechtigung der Verrillschen Bemerkungen in betreff der 
Tabulaten bestätigte bald danach der schwedische Paläontologe &. Lind- 
ström (Nägra anteckningar om Anthozoa Tabulata, Öfvers. K. Svenska 
Vet.-Akad. Förh., 1875, No. 4; On the affinities of the Anthozoa 
tabulata, Ann. Mag. Nat. hist. [4] 15, 1576, p. 1), indem er die Tabu- 
latengenera einer eingehenden kritischen Untersuchung unterwarf. Eine 
Reihe von Formen entpuppten sich nun als Bryozoen, einige als wirkliche 
Korallen und Hydroiden, während die übrigen in zwei grosse Gruppen 


96 Anthozoa. 


zusammengefasst werden konnten, und zwar in die Zuvositiden, mit den 
Genera Favosites, Favositipora, Roemeria, Striatopora, Pachypora, Noduli- 
pora, Koninckia und Beaumontia, und in die Heliolitiden, mit den Genera 
Heliolites, Plasmopora, Lyellia, Calapaecia, Thecostegites, Halysites und 
Thecia. Was die Favositiden betrifft, so glaubt Lindström, in ihnen 
Verwandte mit der Familie Poritinae unter den Madreporaria perforata 
sehen zu dürfen, während die Stellung der Helioktiden, ob in der Nähe 
der Helioporen oder anderer Anthozoen, noch weiter unsicher bleibt. - 

Auch in betreff der Rugosen machte sich Lin dström bald von der 
Agassizschen Ansicht frei. In einer Schrift (Om tvänne öfversiluriska 
koraller, Öfvers. K. Svenska Vet.-Akademiens Förh., 1868, p. 425-426) 
spricht er deutlich aus, dass die Rugosen viel näher mit den Anthozoen 
verwandt seien, als er früher (1865) angenommen habe, indem er die Septen- 
anordnung bei den Rugosen, für deren Charakteristik das Vorhandensein einer 
Septalgrube nach seiner Ansicht sehr wichtig ist, mit der Gruppierung 
der Mesenterien bei Cerianthus und Sphenopus, wie sie Haime und 
Steenstrup geschildert haben, vergleicht, ja er meint (p. 426), dass, 
wenn man sich vorstellt, dass ein Polyparium von den Mesenterial- 
lamellen und der Oberhaut von Sphenopus gebildet werde, dies nicht grössere 
Abweichungen von demjenigen gewisser silurischen Zaphrentis-Arten zeigen 
sollte, als dass man veranlasst sein könnte, die beiden Formen neben- 
einander zu stellen. In einer späteren Arbeit (Om de Palaeozoiska forma-: 
tionernas operkelbärande Koraller, Bihang K. Svenska Vet.-Akade- 
miens Handl., Bd. 7, No. 4, 1882) vergleicht er diese Septalerube mit 
der Schlundrinne bei Sphenopus und Cerianthus (p. 57). Hier wurde 
auch die kalizinale Knospung (p. 89) und der Umstand, dass Operkular- 
bildungen bei gewissen Aleyonarien, wie bei den Primnoen, vorkommen 
können, als eine weitere Stütze für die Anthozoennatur der Rugosen an- 
geführt. 

Eine von Lindström in vielen Punkten abweichende, sich mehr 
an Agassiz anschliessende Meinung in betreff der Tabulaten ver- 
öffentlichte &. Dollfus (Observations eritiques sur la classification des 
Polypiers paleozoiques, Comptes rendus de l’Acad. Se., T. 80, 1875, 
p. 681—683). Die Heliolitiden, die Milleporiden (Heliopora , Millepora 
und Seriatopora) werden hier zusammen mit den Poeilloporiden (Poeillo- 
pora, Axopora und Polytremacis) zu den Hydroiden gestellt. Die Chäte- 
tiden dagegen scheinen ihm mit der im Jura auftretenden Bryozoe Hetero- 
pora und mit der in Kreide vorkommenden Radipora, die Favositiden 
mit der Gruppe Cyelostomata unter den Bryozoen verwandt zu sein. 

Einen sehr wichtigen Beitrag zur Tabulatenfrage gab H. N. Moseley 
(On the structure änd relation of the Aleyonarian Heliopora coerulea ete., 
Phil. Trans. R. Soc. London, Vol. 166, P. 1, 1876, p. 91; On the struc- 
ture of a species of Millepora, ebenda, V01.167, P. 1, 1877, p. 117— 135; On 
the structure of the Stylasteridae, ebenda, Vol. 169, P. 2, 1878, p. 425 bis 
503), der als Naturforscher die für die Tiefseeforschung bahnbreehende 


Geschichte. III. Periode. 97 


Challenger-Expedition begleitete. Während dieser Reise hatte er Ge- 
.legenheit, die Heliopora, Poeillopora, Millepora und Stylaster im lebenden 
und in konserviertem Zustande zu untersuchen. Es erwies sich dabei, dass 
die früher mit Millepora zusammengestellte Heliopora unverkennbar ein 
Aleyonidenpolyp mit Kalkskelett ist, dass Pocillopora zu den Madreporarien 
gehört, und dass die in ihrem weicheren Bau übereinstimmenden Styl- 
aster und Millepora infolge der Abwesenheit des Schlundrohrs und der 
Mesenterien den Hydroiden zugerechnet werden müssen. Diese Befunde 
benutzt Moseley für die Klassifikation. So stellte er Heliopora (1376, 
p- 118) mit Polytremaeis und Heliolites zu einer neuen Familie, Heliopori- 
dae, der Aleyonarien zusammen. Zu dieser Gruppe gehören nach seiner 
Meinung vermutlich noch verschiedene andere Tabulaten, besonders die 
Favositiden, die wahrscheinlich auch wie Heliopora keine eigentlichen 
Septen, sondern Pseudosepten haben, und die in gewissen Beziehungen 
auch an Heliolites erinnern. 

Während er in seiner ersten Schrift die systematische Stellung von 
Millepora und Stylaster nicht näher angeben konnte, bestätigte er 1878 
die Agassizsche Behauptung, dass Millepora eine Hydroide sei und 
konstatierte das gleiche auch von Stylaster. -Beide Gruppen repräsen- 
tieren eine Modifikation des Hydroidentypus, der er den Namen Aydro- 
corallinae gab, eine Benennung, die sich in der zoologischen Literatur 
bald einbürgerte. 

In betreff der Rugosen bemerkt Moseley, dass die tetramerale 
Anordnung der Mesenterien und das Vorhandensein der Tabulen, wie 
auch das Vorkommen eines Operkulums bei vielen Formen für eine Ver- 
wandtschaft dieser Gruppe mit den Alcyonarien spreche. Er kehrt sich 
übrigens gegen die Verrillsche Ansicht, dass die Stellung der Böden 
mit der gleichzeitigen Ausleerung der Eier in Zusammenhang stehe; 
im Gegenteil: das Vorhandensein solcher Böden in den polypenlosen 
Cönenchymröhren von Heliopora beweise zu voller Evidenz, dass die 
beiden Vorgänge nicht miteinander in Korrelation ständen. 

Durch die Untersuchungen Agassiz’, Verrills, Duncans, 
Lindströms und besonders Moseleys wurde die Unhaltbarkeit 
der Milne-Edwardsschen Gruppe Tabulata allgemein anerkannt. 
Ehe wir indessen die Schilderung der kurzen Geschichte der 
Tabulaten schliessen, möchten wir noch erwähnen, dass A. Nicholson 
(On the structure and aflinities of the tabulate,corals of the palaeozoic 
period, Edinburgh und London 1379) nach eingehenden Studien zu dem 
Ergebnisse kam, dass die Milne-Edwardssche Sektion der Tabulaten 
zwar sehr heterogen sei, dass sie aber nichtsdestoweniger als eine Gruppe 
unter‘den Zoantharien aufrecht zu erhalten seien. Zu dieser Gruppe rechnet 
Nieholson ausser verschiedenen Favositiden von rezenten Formen 
Poeillopora und Millepora, ein Vorschlag, der die Tabulatengruppe jedoch 
nicht zu retten vermochte. 

Wir haben gesehen, dass die Agassizsche Behauptung, dass die 

Bronn. Klassen des Tier-Reichs. II. 2. 7 


> 


98 Anthozoa. 


Rugosen Hydroiden seien, binnen kurzem von allen Seiten abgelehnt wurde, 
wie auch, dass die Rugosen in den verschiedenen Klassifikationsversuchen 
einen verschiedenen systematischen Wert bekamen. Während nämlich 
Milne-Edwards und Haime und ihre Nachfolger die Rugosen für 
eine Unterabteilung der Madreporarien hielten, sah Haeckel in den 
beiden Gruppen zwei frühzeitig gespaltene Äste des Anthozoenstammes. 
die eine mit ursprünglich vier, die andere mit sechs Septen, ein Um- 
stand, der Haeckel veranlasste, die Rugosen Tetracorallia, die Madre- 
porarien Hexacorallia zu nennen. Schon vor dem Erscheinen des 
Haeckelschen Systems war indessen ein Versuch gemacht worden, die 
von Milne-Edwards hervorgehobene, oft deutlich hervortretende 
Vierzahl der Septenanordnung bei den Rugosen mit der Sechszahl bei 
den Madreporarien in Einklang zu bringen, was um so notwendiger war, 
als sich oleichzeitig zeigte, dass verschiedene Gattungen der ein- 
zellioen Rugosen eine deutliche fiederstellige Anordnung der Septen be- 
sassen. In den Jahren 1863 und 1865 fand nämlich R. Ludwig (Die 
Paläontologie des Urals. Aktinozoen ..... im Gouvernement Perm, Palä- 
ontographica, X, 1561—1863, p. 179: Korallen aus paläolithischen Forma- 
tionen, ebenda, XIV, 1565—1866, p. 135 — 244), dass verschiedene fossile 
Korallen fiederförmig angeordnete Septen hatten. Er teilte infolgedessen 
die „Actinozoa hexamera* in zwei Abteilungen, Hexactinia flabellata und 
H. pinnata, von denen sich indessen die letzteren und die Rugosen vollr 
ständig decken. 

Ludwig unterschied ziemlich deutlich die Verschiedenheit der 
Septenanlage bei den -Madreporarien und den Rugosen, sah aber 
in den Pinnaten Formen, die ursprünglich die Sechszahl in der 
Mesenterienanordnung hatten. Die bei älteren Individuen oft deutlich 
auftretende Vierzahl in der Gruppierung der Septen erklärt er (1865, 
p- 137) dadurch, dass „zwei Primärfalten vereinzelt blieben oder sich 
wenigstens in einem weit geringeren Grade als die vier anderen teilten“. 
Ludwigs Ansicht der Septenanordnung und Entwickelung der Pinnaten 
gibt seine Charakteristik dieser Gruppe (1865, p. 141) noch ausführlicher: 
„Das Tier teilte sich anfangs in ‚sechs gleiche Strahlen (Mesenterial- 
falten), später aber entwickelten sich entweder nur an den vier vorderen 
Strahlen zahlreiche jüngere Falten und an den zwei hinteren Primärfalten 
nur wenige jüngere. Die jüngeren Falten entstehen immer aus der Ab- 
zweigung primärer. Keine sekundäre Falte hat die Eigenschaft, sich 
abermals teilen zu können, wie bei den flabellaten Korallen. Deshalb 
stehen die Septa (Sternleisten) fiederstellig zu den Primärfalten und den 
sie trennenden Sternleisten erster Ordnung.“ 

Auf Ludwigs Standpunkt stellte sich Pourtales (Deap-sea Corals, 
Ilustr. eatal. Mus. Comp. Zool. Harvard College, Cambridge, 1571), in- 
soweit er (p. 49—51) auch die Rugosen von sechsstrahligen Formen ab- 
leitete. In der Spitze des Bechers des in der Kreide vorkommenden 
Lophophyllum proliferum fand er nämlich sechs primäre Septen, von denen 


Geschiehte. III. Periode. 99 


drei, und zwar die, welche an der der Septalgrube entgegengesetzten Seite 
lagen, auch in den oberen Partien des Kelches, d. h. bei dem aus- 
gebildeten Tier, nebeneinander standen, während die übrigen durch die 
Entwickelung sekundärer Septen voneinander geschieden wurden. Die 
Vierstrahligkeit war also nach Pourtales durch Unterdrückung sekun- 
därer Septen in zwei primären Fächern entstanden. Eine Stütze für die 
Verwandtschaft der Rugosen mit den Madreporarien glaubt Pourtales 
(Bull. Mus. Comp. Zool. Cambridge Mass., No. 7, 1869, p. 139—141) durch 
die Auffindung einer in der Tiefe des Golfstromes lebenden tetrameralen 
Koralle, Haplophyllia paradoxa Pourt., zu haben. Eine ähnliche Form, 
Guynia anmulata Dunc, die im Mittelmeer gefunden worden war, wurde 
von P. M. Duncan (Phil. Trans. R. Soc. 162, P. 1, 1872, p. 29 —40) 
beschrieben. 

Eine andere Auffassung von den Rugosen hatte A, Kunth (Beiträge zur 
Kenntnis fossiler Korallen. 2. Das Wachstumsgesetz der Zoantharia 
rugosa und über Calceola sandalina, Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch., 
Berlin, Bd. 21, 1869, p. 647—688), der die Entstehung und Anordnung 
der Septen mit Hilfe der verschiedenen Ausbildung und Entwickelung 
der Costae studierte. Er konstatierte zwar bei einer grossen Zahl der 
Rugosen wie Ludwig eine fiederförmige Anordnung der Septen, ver- 
neinte aber, dass die Tiere ein Stadium mit sechs Septen durchlaufen 
hätten. Im Gegenteil, meinte er, seien anfangs nur vier primäre Septen, 
das Hauptseptum, das diesem gegenüberstehende Gegenseptum und zwei 
laterale Septen, vorhanden gewesen, zwischen denen neue Septen fiederförmig 
angelegt wurden in der Weise, dass sich in jedem der vier ursprünglichen 
Fächer das jüngste Septum jedesmal dem Hauptseptum am nächsten 
entwickelte. Das Kunthsche Gesetz der Septenbildung der Rugosen, 
das in viel klarerer Form als von Ludwig ausgesprochen wurde, wurde 
durch die Untersuchungen von W.Dybowski (Monographie der Zoantharia 
sclerodermata rugosa ete., Archiv für die Naturkunde Liv-, Ehst- und 
Kurlands, 1. Serie, Bd. 5, Dorpat 1874, p. 257—532) bestätigt. Wie 
Kunth nahm dieser Forscher an, dass sich anfänglich vier Längsscheide- 
wände bei den Rugosen entwickelt hätten. 

Eine ganz andere Meinung in betreff der ersten Entstehung der 
Rugosensepten verfocht Lindström, der in seiner oben erwähnten, 
1868 erschienenen Schrift die Beobachtung veröffentlichte, dass bei 
jungen Individuen verschiedener Rugosen zuerst nur ein einziges 
Septum, „das mit Recht Primärseptum genannt werden könne“, an der 
Bodenseite des Polypariums entstele. Diese Beobachtung wurde 1879 
und besonders 1552 (Palaeozoiska formationernas operkelbärande koraller, 
Bihang K. Svenska Vet.-Akad. Handlingar, Bd. 7, No. 4) durch um- 
fassende Untersuchungen bestätigt. So kam er durch das Studium junger 
Individuen und der Spitzen der älteren von Goniophyllum pyramidale, 
einer Form mit vier deutlichen grösseren Septen, zu dem Resultat (p. 49), 
1) dass es dem Polyparium anfänglich an Septen fehlt, 2) dass das Sep- 


100 Anthozoa. 


tum der Bodenseite das zuerst gebildete und lange das einzige ist, wes- 
wegen es den Namen Primärseptum verdient, 3) dass die Mittelsepten 
der rechten und der linken Seite darnach entstehen, 4) dass das Septum 
der Oberseite sich später entwickelt, und 5) dass die Seitensepten der 
Bodenseite schon vorhanden sind, ehe die Mittelsepten der anderen Seiten 
auftreten. Weil er auch bei vielen anderen Formen nur ein einziges 
Primärseptum gesehen habe, sei es nieht möglich, die Ansicht von vier 
primären Septen aufrecht zu erhalten. Nur bei Stauria dürfte vielleicht 
die Vierzahl von Anfang an auftreten. In seltenen Fällen, wie bei 
Palaeocyclus porpita, waren kleinere Exemplare schon mit zahlreichen 
Septen versehen (p. 49, 86). Was Lindströms Ansichten der Ver- 
wandtschaftsbeziehungen der Rugosen anbelangt, so sind sie schon oben 
(p. 94, 96) erwähnt worden. 

Dass bei so verschiedenen Ansichten über die Septenentstehung der 
Rugosen die systematische Stellung der Gruppe nicht festgestellt 
werden konnte, ist leicht erklärlich. Auch finden wir die Rugosen im 
Anfang der achtziger Jahre bald mit den Sklerodermen vereinigt, bald 
eine eigene Gruppe bildend. So stellte sie K. A. Zittel in seinem 
„Handbuch der Paläontologie“ (Bd. 1, Paläozoologie, 1850) zu den Madre- 
porarien, während Claus in der vierten Auflage seiner „Grundzüge der 
Zoologie“ (1880) die Tetrakorallien als eine mit den Aleyonarien und Zoan- 
tharien gleichwertige Gruppe aufführt. Die von den erwähnten beiden 
Forschern aufgestellten Systeme schliessen sich mit einigen durch die 
neueren Forschungen notwendig gewordenen Modifikationen ziemlich eng 
an das von Milne-Edwards und Haime aufgestellte System an. 

Zittels System der Anthozoen (1880), das folgendes Aussehen 
hat, nimmt hauptsächlich Rücksicht auf die fossilen Formen: 

1. Ordn.: Aleyonaria. 
Fam. Pennatulidae. 
Fam. Gorgonidae, mit den Unterfamilien Isidinae 
und Corallinae. 
Fam. Tubiporidae. Hierher Aulopora, Syringopora, 
Thecostegites, Halysites u. a. 
Fam. Helioporidae. Hierher Heliopora, Heliolites, , 
Blasmopora, Lyellia, Thecia u. a. 
2. Ordn.: Zoantharia. 
1. Unterordn.: Antipatharia. 
2. Unterordn.: Aetiniaria. 
- 3. Unterordn.: Madreporaria. 
1. Gruppe: Tetracoralla. 
1. Fam.: Inexpleta. 
2. Fam.: Expleta. 
2. Gruppe: Hexacoralla. 
1. Fam.: Poritidae. Unter anderen die Unterfam. 
Favositinae und Alveoporinae. 


Geschichte. III. Periode. 101 


2. Fam.: Madreporidae. 
3. Fam.: Poeilloporidae. 
4. Fam.: Eupsammidae. 
5. Fam.: Fungidae. 

6. Fam.: Astraeidae. 

7. Fam.: Stylophoridae. 
8. Fam.: Oculinidae. 

9. Fam.: Dasmidae. 

10. Fam.: Turbinolidae. 


Zittels Systen der Rugosen, das wir hier nicht im Detail berück- 
sichtigen können, stützt sich an das System Dybowskis. 
Claus klassifiziert die Anthozoen 1880 folgendermassen: 


1. Ordn.: Aleyonaria. 
1. Fam.: Alcyonidae. 
Fam.: Pennatulidae. 
Fam.: Siphonogorgiaceae. 
Fam.: Gorgonidae. 
Fam.: Helioporidac- 
Fam.: Tubiporidae. 
2. Ordn.: Zoantharia. 
1. Unterordn.: Antipatharza. 
1. Fam.: Antipathidae. 
2. Fam.: Gerardidae. 
2. Unterordn.: Actiniaria (Malacodermata). 
1. Fam.: Aectinidae. Hierher als 5. Unterfamilie die 
Zoanthinae. 
2. Fam.: Cerianthidae. 
3. Unterordn.: Madreporaria. 
1. Gruppe: Perforata. 
1. Fam.: Poritidae. 
2. Fam.: Madreporidae. 
3. Fam.: Eupsammidae, 
2. Gruppe: Aporosa. 
1. Fam.: Fungidae. 
2. Fam.: Astraeidae. 
3. Fam.: Oculinidae. 
4. Fam.: Turbinolidae. 
3. Ordn.: Tetracorallia (Rugosa). 


39 


>) 


Sue 


- Bei einem näheren Blick auf die Geschichte der verschiedenen 
Anthozoengruppen zeigt es sich, dass den Aleyonarien in den meisten 
Fällen ein hoher systematischer Platz gegeben worden ist, indem 
sie bisweilen auch unter der Benennung Octaetinia den übrigen Antho- 
zoen, den Zoantharien, Aktinarien oder Polyaktinien, wie diese Gruppe 


102 Anthozoa. 


am häufigsten von den verschiedenen Autoren genannt wurde, entgegen- 
gestellt wurden. Eine andere Meinung vertraten jedoch Burmeister, 
Vogt, Bronn, Verrill, Haeckel und Haacke, die die verschiede- 
nen Nicht-Aleyoparien nicht zu einer einzigen Ordnung zusammenfassten. 
In derselben Richtung gingen auch einige Klassifikationen, die im Laufe 
der siebziger Jahre erschienen. 1870 veröffentlichte nämlich «ray und 
1577 Klunzinger ein System, in dem die Aleyonarien ihren hohen 
systematischen Rang verloren hatten, aber einige kleinere Gruppen, 
und zwar die Zoanthiden, die schon Blainville mit den Aktinien 
und Madreporarien gleichstellte, und die Antipathiden, die vorher in der 
Regel eine untergeordnete Rolle in dem System der Anthozoen gespielt 
hatten, einen höheren systematischen Wert als vorher bekamen. 


Gray, der schon 1840 die Anthozoen systematisch behandelt (p. 64) 
und 1859 die Zoophytarien (Aleyonarien) zu klassifizieren versucht hatte 
(p. SO), giebt 1870 in seinem „Catalogue of sea-pens“ noch ein System der 
Anthozoen. Anders gestaltet, als in der Klassifikation von 1859, präsen- 
tieren sich hier die Gruppen der Zoophytarien. Die Lithophyta, Cerato- 
phyta und Sarcophyta sind als Unterordnungen aufgegeben und durch 
andere ersetzt. Die Ayalophyten, d. h. die Glasschwämme, die Gray 
noch als Polypen betrachtete, trotzdem mehrere Forscher, wie 
Ehrenberg (Verh. Berl. Akad., 1860, p. 173—182) und Max Schultze 
(Die Hyalonemen, ein Beitrag zur Naturgeschichte der Spongien, 1860), 
die wahre Natur dieser Formen überzeugend dargetan hatten, und die 
er 1859 zu den Zoophyten mit „pinnated“ Tentakeln stellte, wurden 1870 
als Hyalochaetaria den übrigen Anthozoeneruppen entgegengestellt. 
Als ersten Einteilungsgrund bei der Systematisierung der Anthozoen 
benutzte Gray die Zahl der Tentakel, wie folgende Übersicht des 
Systems, in dem nmür die Zoophytarien ausführlicher behandelt 
wurden, zeigt: 


Glass: Polypes or Coralliaria. 


A. Tentacles 3 (very rarely 6), pinnate, with tubereles on 
each side. ‚ 
Order 1: Zoophytaria. ; 
Suborder 1: Sabulieolae. 
1. Penmatularia. 
2. Umbellularia. 
Suborder 2: Rupicolae. 
1. Polypes social, growing celosely side by side, forming 
a fleshy erust, the polypes being developed in 
the centre of the cerust, or at the ends of the 
branches. 
1. Axifera. : 


2. (arnosa. 


Geschichte. III. Periode. 2108 


II. Polypes social, separate growing from creeping 
stolons at the root or the coral-plate. 
1. Sarmentosa. 
2. Placophora. 
B. Tentaeles 6 or 12, simple, conical. 
Order 2: Antipatharia. 
C. Tentacles 20 or more. 

Order 3: Hyalochaetaria. Polypes social, forming a bark, 
supported by an axis formed of elongated siliceous 
spieules. 

Order 4: Zoantharia. Polypes social, covered with: a hard 
often granular skin, covering some marine bodies, 
without an axis. 

Order 5: Actinaria. Polypes separate or social, covered with 
a soft skin, rarely seereting a horny tubular sheath at 
the base. 

Order’6: Madreporaria. Polypes social, the integument, 
becoming solidified by tlıe deposit of ealeareous matter, 
forming a true coral. 


Li 

Grays Ideen, den Antipatharien und den Zoantbarien, 'd. h. den 
Zoanthiden, denselben systematischen Wert wie den Aleyonarien, Madre- 
porarien und Aktiniarien zu geben, wurde von Klunzinger in seiner 
Arbeit „Die Korallentiere des Roten Meeres“ (1877—1879) akzeptiert und 
näher motiviert. Sowohl die Antipatharien, als die Zoantharien bilden, 
meint Klunzinger, einen Übergang zwischen den Aleyonarien einer- 
seits und den Madreporarien andererseits, weshalb es nötig erscheint, sie 
alle beide als eigene Ordnungen aufzuführen. Während er für die Zoan- 
tharien nicht die Charaktere angibt, die auf einen solchen Übergang 
deuten, erörtert er die Verwandtschaft der Antipatharien mit den 
Aktimiarien und den Aleyonarien näher. Auf die Untersuchungen von 
Lacaze-Duthiers gestützt, dass es Antipatharien mit 24 Tentakeln 
gebe — eine Annahme, die neuere Untersuchungen jedoch nicht be- 
stätigt haben, denn die fragliche Form, Gerardia, hat sich als eine 
Zoantharie entpuppt —, hebt Klunzinger nämlich hervor, dass die 
Polypen der Antipatharien und die der Aktiniarien und Zoantharien 
einander gleichen, während die Achsenbildung für die Antipatharien und 
Aleyonarien gemeinsam ist. 

Was Klunzingers System im übrigen anbelangt, so ist zu be- 
merken, dass teils die Tabulata und Rugosa hier, im Gegensatz zu dem 
Verhältnis in dem Verrillschen System, nicht als besondere Gruppen 
aufgeführt, sondern zu den Madreporarien gestellt werden, teils dass die 
Hexactina wie in Bronns System auf das Genus Antipathes beschränkt 
sind. Klunzinger wendet sich nämlich (p. 59) ausdrücklich gegen 
Haeckels Anwendung der Benennung Hexacoralla oder Hexactina für 


104 Anthozoa. 


die Madreporarien und Aktiniarien. „Dieser Name“ (Hexacoralla), sagt 
Klunzinger treffend, „ist rein theoretisch und nicht in der Natur be- 
gründet. Antipathes ist fast die einzige wirklich sechsstrahlige Koralle, 
bei den anderen (Hexakorallen) ist, wie Lacaze-Duthiers nach- 
gewiesen hat, gerade die Zahl 6 bei der Entwickelung der flüchtigste 
Zustand.“ 

Wenn in den Systemen Grays und Klunzingers die besondere 
Stellung der Antipatharien und Zoantharien mit Recht völlig gewürdiet 
wurde, so war es dagegen leider nicht der Fall mit den Cerianthiden. 
Diese sind in der Klassifikation von Gray nicht erwähnt und in der von 
Klunzinger als eine Familie neben den zu den Aktinarien gehörenden 
Ilyanthiden gruppiert. Klunzingers System ist auch in anderen Be- 
ziehungen, vor allem in betreff der Einteilung der Aleyonarien (Zoophy- 
tarien), dem von Gray vorzuziehen. Klunzinger hatte die Anthozoen 
folgendermassen eingeteilt: 


Ordn. 1: Aleyonaria. 
1. Faın.: Aleyonidae. 
2. Fam.: Gorgonidae. 
3. Fam.: Pennatulidae. 
Ordn. 2: Antipatharia. 
Ordn. 3: Zoanthardia. 
Ordn. 4: Actinartia. 
1. Fam.: Actininae. 
2. Fam.: Ilyanthidae. Appendix: Fam. Cerianthidae. 
3. Fam.: Discosomidae. 
4. Fam.: Thalassianthidae. 
Ordn. 5: Madreporaria seu Scelerodermata. (Umfasst auch die 
Tabulaten und Rugosen.) 
1. Unterordn.: Madreporacea. 
2. Unterordn.: Oculinacea. 
3. Unterordn.: Astraeacea. 
4. Unterordn.: Fungiacea. 


Auch Studer (Monatsber. Berlin, Acad. 43. 1878, p 542—548) braucht 
die Benennungen Aetinuria, Zoantharia und Antipatharia, stellt jedoch ’ 
die letzteren unter die Actinarien. 

Der von Klunzinger und Gray eingeschlagene Weg wurde von 
den Brüdern 0. und R. Hertwig in ihrem für den Bau der Anthozoen 
epochemachenden Werk „Die Aktinien, anatomisch und histologisch, 
mit besonderer Berücksichtigung des Nervenmuskelsystems untersucht“ 
(Jen. Zeitschr. für Naturw., 1879) verfolgt. Zwar lag der Kernpunkt der 
umfassenden Untersuchungen dieser Forscher in dem Nachweis eines 
Nervensystems der Fleischpolypen, doch waren ihre umfassenden Be- 
obachtungen auch für die Systematik von Bedeutung, insofern sie den ana- 
tomischen Befund für die Klassifikation benutzten. Obgleich die nötigen 


Geschichte. Ill. Periode. 105 


anatomischen und entwickelungsgeschiehtlichen Grundlagen zur Durch- 
führung einer durchgreifenden Untersuchung fehlten, „sahen sie sich im- 
stande, auszusprechen, dass die nahe verwandtschaftliche Beziehung, 
in welche man die genannten Polypen (Aktinien) zu bringen pflegt, sich 
in keiner Weise rechtfertigen lässt; denn die Cerianthiden, die Zoan- 
thinen und Edwardsien weichen voneinander und von den Actinidae in 
wichtigen anatomischen Charakteren ab“. Die Zoanthinen wurden als 
ganz ursprüngliche Formen angesehen und fälschlich infolge schlecht 
konservierten Materiales als streng radiale Formen gedeutet, während 
die Cerianthiden durch das Vorhandensein einer ektoderinalen Längs- 
muskulatur in der Körperwand von den Zoanthinen und den zwei 
übrigen erwähnten Gruppen geschieden wurden. Die schwache Ent- 
wickelung der Mesenterienmuskulatur und die Anordnung der Mesen- 
terien sollten die Cerianthiden den Zoanthiden nähern, während da- 
gegen die Verwandtschaft der Gruppe mit den fossilen Tetrakorallen 
zweifelhaft blieb, weil ein vierstrahliger Bau in der Anordnung der 
Septen beim ausgebildeten Tier nieht hervortrat. Für die Aktinien 
waren die zwei einander opponierten Schlundrinnen und Richtungs- 
mesenterien und die paarweise Anordnung der Mesenterien charak- 
teristisch, während die Edwardsien durch ihre acht bilateral angeordneten 
Mesenterien gewissermassen eine Zwischenstellung zwischen den Aleyo- 
narien und den Aktinien, welche letzteren ein Jugendstadium mit acht 
Mesenterien durchlaufen, einnehmen dürften. Die Einteilung der Zoan- 
tharien in Malakodermen und Sklerodermen schien O. und R. Hert- 
wig, wie schon früher Dana, Haime u. a., sehr künstlich zu sein. 
„Ein grosser Teil der Korallen“, meinten sie, „schliesst sich jedenfalls 
den Aktiniden sehr nahe an, andere gleichen vielleicht mehr den Zoan- 
thinen oder den Edwardsien, und wieder andere mögen nach der Zahl 
und Struktur der Septen eigenartig organisiert sein.‘ 

Das Hauptergebnis ihrer systematischen Erörterungen fassten die 
berühmten Forscher folgendermassen zusammen: „Bei der Einteilung 
der Anthozoen sind die Septen in erster Linie zu berücksichtigen, 
aber weniger die Zahl, als vielmehr der Bau, die Anordnung derselben 
um das Schlundrohr und ihre Entwickelung. Wenn wir von dieser 
Grundlage ausgehen, werden die Anthozoen voraussichtlich in mehr als 
zwei Ordnungen zu zerfällen sein. Mit Erfolg kann ein neues System 
aber erst dann aufgestellt werden, wenn die verschiedenen Familien 
der Zoantharien, der Fleischpolypen sowohl, als der Korallen, auf 
die Morphologie ihrer Septen, über die wir vielfach noch gar nichts 
wissen, nach allen Richtungen untersucht sein werden.“ (l. ec. p. 138.) 

Mit der Veröffentlichung der Hertwigschen Arbeit war der erste 
Schritt zu einer eingehenderen Untersuchung der Anthozoen nach ana- 
tomischen und embryologischen Prinzipien getan. Wie unvollständig die 
erwähnten Untersuchungen der Brüder Hertwig in vielen Beziehungen 
auch noch waren,falsch wie in einigen Punkten ihre Schlüsse in betrefl des 


106 Antlıozoa. 


Baues, der Entwickelung und der Systematik der Blumentiere gewesen 
sein mögen, anerkennen müssen wir, dass die Hertwigsche Arbeit 
ein Wegweiser war, an dem eine für die Entwiekelung der Antho- 
zoensystematik mehr als gewöhnlich anregende Aufschrift angebracht war. 


Wir gehen nunmehr zu jenen Männern über, die die Kennt- 
nis der Arten, der Verbreitung, der Organisation, Entwiekelung und 
Biologie der Blumentiere entwickelt haben. Jedoch müssen wir im voraus 
bemerken, dass nieht die ganze Literatur, sondern hauptsächlich nur der 
wichtigste Teil davon näher berücksichtigt werden kann. 

Fassen wir zuerst die Forscher ins Auge, die während dieser 
Periode die Zahl der bekannten Arten vermehrt oder wichtige-Beiträge zur 
Systematik und Verbreitung der einzelnen Gruppen gegeben haben, so finden 
wir, dass von den europäischen Forschern die englischen und skandinavischen 
die zahlreichsten Abhandlungen über die Anthozoen veröffentlichten. Der 
(Grund dieser Erscheinung ist zum Teil die für die Meeresforschung 
cünstige Lage dieser Länder, besonders was England betrifft; hier 
wurde das Studium der Blumentiere, besonders das der Seeanemonen, 
durch den hier zu einem förmlichen Betriebszweige entwickelten Brauch, 
sie in Seewasseraquarien zu kultivieren, gefördert. Schon zwischen dem 
Erscheinen der ersten Auflage der bedeutenden Arbeit Johnstons, 
„A history of British Zoophytes* (1837), und der zweiten (1847) er- 
schienen mehrere Abhandlungen von Couch (Cornish Fauna, 1558; 1841), 
Forbes (1540, 1841, 1546, 1350), Hassall (1541), Allman (1546) und 
Thompson (1541, 1845, wie auch 1853, 1856) über die Fauna Gross- 
britanniens und Irlands. Eine sehr bemerkenswerte Schrift über die 
schottischen Blumentiere wurde von Dalyell 1548 (Rare and remarkable 
Animals of Scotland) verfasst. Während der folgenden Jahre wurden 
verschiedene grössere und kleinere Arbeiten veröffentlicht, so von 
Landsborough. der 1552 „A Popular History of British Zoophytes‘ 
schrieb, von Jordan (1555), Tugwell (A manual of the Seaanemones, 
1856), Alder (1857, 1566), P. Wright (1559, 1505), P. Wright und 
Greene (1555), 8. Wright (1559), Foot (1559), MeAndrew (1860), 
Hineks (1561), Holdsworth (1855, 1861), Norman (1861, 1866 
bis 1369), Melntosh (1366, 1575) und Peach (1574). Der be- 
deutendste Anthozoenforscher Grossbritanniens während dieser Periode war 
P. H. Gosse, der in den Jahren 1855—1860 eine Re:he meistens 
in Ann. and Mag. Nat. Hist. veröffentlichter Mitteilungen schrieb, die 
1360 in dem klassischen Werke „A history of the British Seaanemones 
and: Corals‘“ zusammengefasst wurden. Von geringerer Bedeutung: für 
die Kenntnis unserer Tiere war dagegen die 1355 erschienene Arbeit des- 
selben Forschers „A manual of marine zoology for the British isles“. 

(rewissermassen ein Pendant zu der „Zoologia danica® von O. FE. 
Müller war die in Norwegen in drei Heften (1846, 1856, 1877) er- 


Geschichte. III. Periode. 107 


schienene „Fauna littoralis Norvegiae‘“, in der verschiedene Beiträge zur 
Kenntnis der nordischen Anthozoenfauna von M. Sars. Koren, 
Danielssen und Asbjörnsen veröffentlicht wurden. Eine Menge Schriften 
von den drei ersten Forschern über dasselbe Thema finden wir in 
Nyt. Mag. for Naturvidenskab (1847—1874) und in den Forh. Vid. 
Selskabst Christiania (1859 —1868). Von anderen Arbeiten, die die nor- 
wegische Fauna behandelten, sind M. Sars’ „Beskrivelser och Jagttagelser 
over nogle maerkelige Dyr af Polypernas Classer‘ (Bergen 1835) und 
einige kleinere Schriften von Düben (1544, 1847), Rathke (1543) und 
Oersted (1845) zu erwähnen. An den dänischen Küsten arbeiteten der 
letzte Forscher (1544) und Lütken (1360). 

Die Erforschung der deutschen Anthozoenfauna nahm hauptsächlich 
durch die von diesem Lande während der siebziger Jahre ausge- 
sandten Expeditionen, die jedoch auch andere Gewässer. als die deutschen 
durchforschten, einen neuen Aufschwung. So beschrieb Möbius (1873 
die während der Fahrt der „Pommerania“ im Sommer 1871 in der Ost- 
see und dem Skagerrak gesammelten Formen, und F. E. Schulze (1575) 
die während der auch auf die Nordsee ausgedehnten Expedition des- 
selben Dampfers in dem Jahre 1872 gefischten. Die an den Küsten 
Belgiens angetroffenen Blumentiere behandaäte P. J. van Beneden 
(1866), und die Kenntnis der an den ozeanischen Küsten Frankreichs 
lebenden erweiterten Quatrefages (1542), Keferstein (1863), Grube 
(1572) und Fischer (1874, 1875). 

Auch an den Mittelmeerküsten wurden die Anthozoen Gegenstand 
eines recht intensiven Studiums von Forschern verschiedener Nationali- 
täten. Die westlichen Teile dieses Meeres untersuchten Milne- 
Edwards (1855, 1861), Delle Chiaje (1841), Philippi (1542), Costa 
(1546), Verany (1846, 1862), M. Sars (1557), Panceri (1368, 1869), 
Marion (1579) und besonders Andres (1550), dessen Arbeit über die 
Neapeler. Aktinien später (1583) zu einer Monographie der ganzen 
Aktiniengruppe erweitert wurde. Mit der Anthozoenfauna des Adria- 
tischen Meeres beschäftigten sich &rube (1840, 1861), Contarini 
(1544), Schmarda (1552), M. Sars (1553), Lerenz (1860), Müller 
(1860) und Heller (1568), mit der der östlichen Teile des Mittel- 
meeres Forbes (1545). Blumentiere aus dem Schwarzen Meere be- 
schrieben Rathke (1836, 1857) und Uljanin (1571), aus dem Roten 
Meere Leuckart (1541), Haeckel (Arabische Korallen, 1875), Brügge- 
mann (1577) und Klunzinger (Die Korallentiere des Roten Meeres, 
1577 —1879), von Madeira Johnson (1861) und @reeff (1372). 

Fast noch intensiver als in Europa wurde das Studium der Antlho- 
zoenfauna an den Küsten Amerikas betrieben. Von grosser Bedeutung waren 
dabei die von den Vereinigten Staaten mehrmals ausgerüsteten Expeditions- 
fahrten. In den Jahren 1358—1842 ging unter Kapitän Charles Wilkes 
eine Expedition aus, deren reiches Zoophytenmaterial der berühmte Dana 
mit Hilfe von Couthouy und Drayton bearbeitete (Dana, United States 


103 Anthozoa. 


exploring Expedition during the years 1535 —1842. Zooplytes, Philadel- 
phia 1516, 1849, 1859). Blumentiere aus Massachusetts beschrieben 
Couthouy (1335) und &ould (1541), aus Grand Menan und South Carolina 
Stimpson (1555, 1854—1856), aus Labrador Packard (1867), von 
3ermudas Jones (1569), von St. Lawrence Whiteaves (1574), von den 
Antillen Duchassaing (1550, 1570) und Duchassaing und Miche- 
lotti (1360, 1566), deren klassisches Werk „Memoire sur les Coralliaires 
des Antilles‘‘ noch eine der Hauptquellen unserer Kenntnis der Flach- 
wasseranthozoen Westindiens ist; aus Chile Gay (1354) und Philippi 
(1866) u. s. w. Der Forscher, der sich besonders um die Kenntnis der An- 
thozoenfauna Amerikas bemüht hat, ist Verrill, der eine Menee 
evrösserer und kleinerer Arbeiten über diese Tiere veröffentlichte. So- 
dann nahm Verrill eine Revision der an der Ostküste der Vereinigten 
Staaten lebenden Polypen vor (Mem. Boston Nat. hist. 1, 1864) und be- 
schrieb 1866 die Polypenfauna von Panama und New England und in 
den Jahren 1868—1871 in einer grösseren Arbeit (Notes on radiata in 
Yale College, Trans. Connect. Acad. 1, P. 2, 1868—1871) Formen von 
der Westküste Amerikas. Kleinere Mitteilungen von demselben Forscher 
sind in dem Amerie. Journ. und in dem Report U. St. Fish Commission 
während des 8. Dezenniums erschienen. Auch von anderen Örtlichkeiten als 
von amerikanischen bearbeitete Verrill Sammlungen unserer Tiere. Die 
bedeutendste dieser Publikationen war die „Synopsis ofthe Polyps and Corals 
of the north Paeifie exploring Expedition under Capt. Ringgold and Rodgers“ 
(Proe. u. Comm. Essex Inst. 4-6, 1865—1870), in welcher Arbeit die von 
Stimpson im nördlichen Stillen Ozean gesammelten und von ihm (1855) 
zum Teil bearbeiteten Polypen, die zum erossen Teil aus den chine- 
sischen und japanischen Meeren stammten, beschrieben wurden. 

Als am Ende der sechziger Jahre das Interesse für Tiefseeforschungen 
hauptsächlich durch skandinavische und englische Forschungen erwacht 
war, begann man auch in Nordamerika Tiefseedredschungen auszuführen. 
Das nordamerikanische Küstenamt sandte zur Untersuchung des Golf- 
stromes einen Dampfer aus, der an der Ostküste Floridas und bei Kuba 
arbeitete. Die Korallenfänge, die hier aus der Tiefe gehoben wurden, 
wurden von dem Leiter der Expedition, Grafen Pourtales, bearbeitet, 
(Illustr. Catalogue Mus. comp. Zool. Cambridge, 1571). Derselbe Forscher 
beschrieb auch die während der „Hassler“-Expedition zum grössten Teil 
bei Barbadoes gedredschten Tiefseekorallen (ebenda 1874), wie auch die, 
welche A. Agassiz auf dem Dampfer „Blake“ im mexikanischen Meer- 
busen fischte (Bull. Mus. Comp. Zool. 5, 1878). 

Die von England für Tiefseeforschungen ausgerüsteten Expeditionen 
erweiterten ebenfalls unsere Kenntnis der Anthozoenfauna der Tiefsee in 
hohem Grade. Duncan (Trans. Zool. Soc. S, 1873, 10, 1878) bearbeitete die 
Korallensammlungen der Expedition des „Poreupine“ (1869—1870), und 
Kent (1570) beschrieb Blumentiere, die bei Tiefseedredschungen an der 
portugiesischen Küste gefischt waren. Am erfolgreichsten war jedoch die 


Geschichte. III. Periode. 109 


erossartig angelegte, von Grossbritannien 1574 ausgegangene Expedition des 
„Challenger“, deren Resultate in betreff unserer Tiere während dieser 
Periode meistens nur in vorläufigen Berichten von Willemoes-Suhm, 
Wyville Thompson, R. Hertwig und Moseley (Trans. Linn. Soe. 
[2] 1, 1877) erschienen. Von der „Valorous“-Fahrt in der Davisstrasse 
erwähnen Norman und Duncan 1876 einige Formen, und Lindahl 
(1874) wieder entdeckte als Begleiter der schwedischen arktischen 
Expedition nach Grönland 1871 in der Baflinbai die eigentüm- 
liche Umbellula. Viele Tiefseekorallen, die teils an der portugiesischen 
Küste und an den Azoren von der schwedischen „Josephine‘“-Expedition 
gedredscht wurden, teils an den Küsten Westindiens gesammelt worden 
waren, beschreibt Lindström (K. Svenska Vet. Akad. Handl. 14, 1577). 

Durch viele andere Expeditionen wurde auch die Verbreitung der 
Anthozoenformen erforscht. Die Blumentiere der zweiten deutschen Nordpol- 
expedition der „Germania“ behandelte Möbius (1574), die der österreichisch- 
ungarischen Nordpolexpedition Marenzeller (1577). Eine Zusammen- 
stellung der grönländischen Anthozoen gab Lütken (1875). Die von 
der englischen „Venus“-Expedition an Rodriguez gesammelten Korallen- 
tiere untersuchte Brüggemann (1379), un die von der „Gazelle“- 
Expedition gefischten Studer (1877—1878). 

Verschiedene Forscher bearbeiteten ausserdem Sammlungen von ver- 
schiedenen Orten. Unter diesen verdient Gray, der während des 
erössten Teils dieser Periode die Blumentiere beschrieben hat, besonders 
erwähnt zu werden. 

Von den verschiedenen Arbeiten monographischen Inhalts sind 
ausser den schon erwähnten folgende besonders zu nennen: Milne- 
Edwards’ und Haimes „Histoire naturelle des Coralliaires“ (1857 
bis 1860), Valeneiennes’ Monographie der Gorgoniden (Comptes 
rendus 41, 1855), Herklots (Natura artis magistra’s Bijdragen tot de 
dierkunde, H. 7, Amsterdam 1855), Richiardis (Archivo zool. anat. 
‘e la fisiol. [2] 1, 1869) und Köllikers (Abhandl. Senek. Naturf. 
Ges., Bd. 7, 83, 1870—1872) Monographien der Pennatuliden, @reenes 
„Manual of Corals and Seajellies‘‘ (London 1366) und @rays „Catalogue 
of Seapens“ und „Catalogue of Lithophytes of the British Museum‘ (1870). 


Zahlreiche Forscher untersuchten während dieser Periode auch die 
fossilen Korallen. H. Michelin veröffentlichte 1841—1847 seine 
„leonographie zoophytologique“, eine Arbeit, die für die Kenntnis der 
fossilen Anthozoenformen Frankreichs ein Gegenstück zu dem schon er- 
wähnten Goldfussschen Werke über Deutschlands Korallen bildet. 
Grundlegende Arbeiten über die ausgestorbenen Korallen veröffentlichten 
Milne-Edwards und Haime (A Monograph of the British fossil 
Corals, 1850-1855, und Monographie des polypiers fossiles des terrains 
pal&ozoiques, Arch. du Mus. d’hist. nat. 5, 1851). Wichtige Schriften 


110 Anthozoa. 


über das erwähnte Thema veröffentlichten auch E. de Fromentel (Introduc- 
tion a l’etude des polypiers fossiles, Paris 1358--1861; Paleont. francaise. 
Zoophytes, Terrain cretace, Paris, seit 1861), Fromentel et Ferry 
(Ibid., Terrain jurassique, Paris, seit 1565), A. E. Reuss (Sitzungsber. 
der K. K. Akad. Wien, 1859, 1364, 1865, 1870; Denkschriften 1854, 1868, 
1869, 1871, 1873, Bd. 7, 23, 28, 29, 31, 33), de Koninek (Mem. Acad. 
r. Belg. 39, 1872), M. Duncan (Palaeontographical Soe., 1865—1869, 
1572; Phil. Trans., Vol. 157, 1867, Becker und Milaschewitsch 
(Palaeontographiea, Vol. 21, 1875), R. Ludwig (p. 98), W. Dybowski 
und A. Kunth (p. 99), @. Lindström (p. 94—95 und 99), J. Thom- 
son und A. Nieholsen (Ann. Mag. Nat. hist. [4] 17, 1876), Nicholson 
und Etheridge (Ann. Mag. Nat. hist. [4] 20, 1877; [5] 1,3, 1878, 1879) u. A. 
Eine trefiliche Zusammenstellung der fossilen Korallengenera findet man in 
Zittels „Handbuch der Paläontologie“ (Paläozoologie, Bd. 1, 1876 bis 
1880, p. 203 fe.). 

Wenn auch die systematischen Arbeiten den Löwenanteil der Literatur 
über die Anthozoen während dieser Periode bildeten, so wurde das Stu- 
dium der Anatomie und der Histologie unserer Tiere doch auch nicht ganz 
vernachlässigt. Solange die Konservierungstechnik noch unentwickelt war, 
wurden die Untersuchungen hauptsächlich auf die grösseren, skelettlosen 
Formen, die Aktinien, wie auch auf die mit verhältnismässig wenig ent- 
wickeltem Kalkskelett versehenen Aleyonarienpolypen beschränkt, während 
der weichere Bau der Madreporarien ziemlich unberücksichtigt blieb. Die 
Anatomie der eigentlichen Aktinien beschrieben verschiedene Forscher. 
Wagner (Arch. für Naturgeschichte, 2, 1835) fand in den Mesenterial- 
filamenten die Nesselkapseln, die er als Spermatozoen betrachtete, wes- 
halb er die vorher (p. 26) als Ovidukte angesehenen Filamente als 
Hoden deutete, eine Meinung, die er jedoch bald aufgab (Frorieps 
Notizen 12, 1839). Teale (Leads Trans. Phil. and Lit. Soc. 1, 1837) 
machte sich besonders um die Erforschung ‚der Mesenterienmuskulatur 
von Aetinia coriacea verdient, während Delle Chiaje (Descrizione e 
notomia degli invertebrati delle due Sieilie, Napoli 1841) dureh Ab- 
billungen der Querschnitte einiger Formen die Mesenterienanordnuyg 
veranschauliehte und Quatrefages (Ann. Se. Nat. [2] 18, 1842) eine 
in betreff der Mesenterienanordnung primitive Form, Edwardsia, ent- 
deekte. Erdl (Müllers Archiv, 1842) beschrieb zum erstenmal die 
wirklichen Spermatozoen und konstatierte, dass die Hoden denselben 
Platz in den männlichen Individuen wie die Ovarien in den weiblichen ein- 
nehmen. Die Mesenterialfilamente hielt er für Kanäle, welche als Leber 
funktionierten, eine Auffassung, die später sowohl Hollard, als Milne- 
Edwards teilten, obgleich schon der oben erwähnte Teale und später 
Leuckart (Frey und Leuckart, Beiträge zur Kenntnis wirbelloser 
Tiere, 1847) die solide Beschaffenheit der Filamente nachgewiesen hatten. 
Wiehtige Beiträge zur Kenntnis des Aktinieninneren gaben auch 


Geschichte. III. Periode ll 


Hollard (Ann. Sc. Nat. Zool. [3] T. 15, 1851) und besonders Thorell 
(Öfvers. kongl. Vet.-Akad. Förh. 15, Stockholm 1858). Sie beschreiben die 
paarweise Anordnung der Mesenterien und schildern richtig die regel- 
mässige Anordnung der Muskulatur derselben; der letztere beobachtete 
zuerst die abweichende Stellung der Muskelanordnung an den Richtungs- 
mesenterien. Alle beide wie auch Haime (Compt. rend., T. 39, 1854) 
schildern die von den übrigen Partien abweichende Beschaffenheit der 
unmittelbar unterhalb des Schlundrohrs liegenden Teile der Mesenterial- 
filamente. Thorell wie auch zwei Jahre später &osse (Actinologia 
britanniea, 1860) unterschieden die Fäden, die bei manchen Aktinien 
auf Reize durch Poren der Körperwand hervorgeschnellt werden, von den 
Mesenterialfilamenten ; der letztere Forscher nannte diese Fäden Akontien. 
Eine Übersicht der Organisation der eigentlichen Seeanemonen gaben 
-Contarini (Trattato delle Attinie ete., Venedig 1844), wie auch Dana 
(Structure and Classification of Zoophytes, 1846), Milne-Edwards und 
Haime (Les Coralliaires, 1357) und Bronn (Klassen und Ordnungen 
des Tierreichs, 1860) bei ihrer Behandlung der Blumentiere. Schneider 
und Rötteken (Ann. Mag. Nat. hist. [4] 7, 1871) entdeckten den unter- 
halb der Tentakel in der Körperwand liegenden Ringmuskel und be- 
schäftigten sich auch mit dem Bau der Randsäckchen. Diese untersuchten 
noch Dana (Corals and Coral islands, 1372), Duncan (Proc. R. Soc. 
London, 22, 1574), Ludwig (Nachr. Gesellsch. Wiss. Göttingen, 1875) 
und Korotneff (Arch. zool. exper. et gener. 5, 1876). Den inneren Bau 
von Edwardsia beschrieb Andres (1550). Die Anwendung besonderer 
Fixierungs-, Betäubungs- und Einbettungsmethoden ermöglichten schliess- 
lieh am Ende der Periode eine eingehendere Untersuchung des mikro- 
skopischen Baues. Dank diesen Hilfsmitteln erschienen die trefflichen 
Arbeiten A. von Heiders über die Anatomie von Sagartia troylodytes 
(Heliaetis bellis) (Sitzungsber. d. k. Akad. Wiss. Wien 75, 1877) und 
Jourdans zahlreiche, aber nieht so eingehende Beschreibungen der 
mikroskopischen Anatomie verschiedener Marseiller Aktinien (Ann. Se. 
Nat. [6] 10, 1880), insbesondere das für unsere Kenntnis des feineren 
Baues der Aktinien grundlegende Werk von ©. und R. Hertwig (Die 
Aktinien, Jena 1879). In unzweideutiger Weise wurde in dieser 
Arbeit das Vorhandensein eines von mehreren Seiten bestrittenen, weit 
verbreiteten, diffusen Nervensystems gezeigt und die Körperlagerung, der 
Bau der Gewebe und die verschiedenen Zellenarten in so ausgezeichneter 
Weise beschrieben, dass die Schilderung "von bleibendem Wert ist. 
Der Weg, den die Gebrüder Hertwig bei ihren histologischen Studien 
zu wandern hatten, war jedoch vorher ein wenig geebnet, denn die früher 
als Muskulatur gedeutete Mittelschicht war durch die die ganze Antho- 
zoenklasse umfassenden Untersuchungen von von Kölliker (Die Binde- 
substanz der Cölenteraten, Icones histiologieae, Abt. 2, H. 1, 1865) als 
eine Art Bindegewebe eingehend beschrieben worden, und den feineren 
Bau der Muskeln hatten &. Schwalbe (Arch. f. mikrosk. Anatom., Bd. 5, 


112 Anthozou. 


1569) und 0. Kling (Morph. Jahrb., Bd. 4, 1878) untersucht. So 
hatte der letztere Forscher den innigen Zusammenhang der Epithel- 
und Muskelschiehten auch im Entoderm der Tentakel gesehen. Die ver- 
schiedenen Arten der Nesselkapseln wurden hauptsächlich von @osse 
(Ann. Mag. Nat. hist. [3] 1, 1358) und Möbius (1566) studiert. 

Die gröberen anatomischen Verhältnisse der Ceriantharien beschrieben 
die oben erwähnten Delle Chiaje (1541) und J. Haime (Ann. Se. 
Nat. Zool. [4], T. 1, 1854), jedoch ziemlich unvollständige. Die feineren 
Organisationsverhältnisse untersuchten A. v. Heider (Sitzungsber. d. k. 
Akad. d. Wiss. Wien, 79, 1879), Jourdan (Ann. Se. Nat. [6] 10, 1880) 
und ©. und R. Hertwig in ihrer Aktinienarbeit (1879). Von funda- 
inentaler Bedeutung für unsere Kenntnis der Cerianthiden sind besonders 
die Arbeiten von Heider und von den Gebrüdern Hertwig. 

Mit Beobachtungen über die Anatomie der Zoantharien (s. str.) be- 
schäftigten sich Lacaze-Duthiers (Ann. Se. Nat. [5] 2, 1864), der 
die bis zu unseren Tagen für eine Zoanthide gehaltene Gerardia unter- 
suchte, A. Andres (Quart. journ. mierose. Se., N. S., 17, 1877), O0. und 
R. Hertwig (1879), @. von Koch (Morph. Jahrb., 6, 1880) und 
Jourdan (Ann. Se. Nat. |6] 10, 1880). In keiner Weise konnte die 
Kenntnis des Inneren der Zoantharien der der eigentlichen Aktinien und 
Ceriantharien am Ende der Periode gleichkommen. 

Die bisher in ihrer inneren Organisation fast unbekannten Antipatharien 
wurden von Laecaze-Duthiers (Ann. Se. Nat. [5] 4, 1865) und von v. Koch 
(Morph. Jahrb. 4, Suppl.1878) bearbeitet. Die Untersuchungen bezogen sich 
hauptsächlich auf die Mesenterien, von denen zwei stärkereund vierschwächere 
unterschieden wurden, auf die Filamente, Nesselkapseln und das Skelett. 

Der weichere Bau der Madreporarien war während des grössten Teils 
der Periode nicht Gegenstand eingehender Untersuchung. Einzelne An- 
gaben über die Filamente, Nesselkapseln und Mesenterien kann man zwar 
in den oben erwähnten Arbeiten von Dana, Gosse, Milne-Edwards 
und Haime antreffen, aber erst am Ende der Periode, in den Arbeiten von 
von Koch (Jen. Zeitschr. f. Naturw., Bd. 11, 1877; 18801. c.) und von Jourdan 
(Ann. Se. Nat. [6] 10, 1880), erwies sich die bisher. mehr geahnte 
Übereinstimmung der Organisation der eigentlichen Aktinien und.der Madre- 
porarien als Tatsache. Um so fruchtbringender war das Studium der Mor- 
phologie des Kalkskelettes, das besonders von Milne-Edwards und 
Haime in ihren zahlreichen Arbeiten (Recherches sur les Polypiers, 
Ann. Sc. Nat. 9-18, 1848—1S52) betrieben wurde. 

Die innere Organisation der Aleyonarien wurde dagegen von ver- 
schiedenen Forschern untersucht. Die Reihe der Beobachtungen beginnt 
mit einer Arbeit von Milne-Edwards über Aleyonium (Ann. Se. Nat. 2] 4, 
1835), in der die Mesenterien, das Schlundrohr, die Geschlechtsorgane, 
Filamente und Kanäle recht eingehend beschrieben werden. Die Fila- 
mente wurden hier als Gallengänge und nicht wie früher als Geschlechts- 
leiter gedeutet. Einige Jahre später (Ann. Se. Nat. [2] 10, 1838) erörtert 


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