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From the
Fine Arts Library
Fogg Art Museum
Harvard University
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/ 3
£iebt?aber*2tu5gabeTi
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1lün|HBr-lfö0n00rap^«n
3n PerWnöung mit 2tn6em herausgegeben
von
H. litnatfifug
XV
^nföin^ IDaffieau
Perlag pon Pel^agen 8c Klafing
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4^lnf eine ^^affeau
Don
%ttx\f HofEnöers
IWxt 92 2tbbiI6ungen pon ©emäI6en un6 ^eidfnungen
Perlag von Pcl^agcn & Klafing
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3 COf: J_
POGG MUSEUM LIBRARY
HARVARD ÜNIVERStTY
^o!i btefem IDcrFc ift für liebl^aber unb Jreuiibe befonbers luxuriös
ausgeftatteter Büdner au§cr ber rorltegenbcn 2Iusgabe
Eine numerierte SUmgcafte
reranflaltet, ron ber nur ;oo (gjemplare auf (Ejtra^Kunjibrucfpapicr
gebrucft fmb. 3cbes (Ejemplar ift in ber preffe forgfältig numeriert
(oon ^— \oo) unb in einen reid?en <San3leberbanb gebunben. Der
Preis eines fold^cn (Ejemplars beträgt 20 IH. (Ein Had^brurf biefer
2Iusgabe, auf weld^e jebe Bud^l^anblung Bcftellungen annimmt, wirb
nic^t oeranftaltet.
^\t ©erla0^öantilun0*
©rud tion fficl^agcu & Älofiiig in ©icicfclb.
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3)ie tanäcnbc ^vii.
Hauptfigur aus bem ^^ilbe „^cr Zan^" im ©cfi^ be8 bcutfc^cn ftaifcrS.
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mi^smmmmmmmmm^mmmmmmmmm^m
Tintoina Wattaau.
fproffcn.
^er ©rogmciftcr unb Scgrünbcr bc§
Slo!o!oftiIä, bctt bic gtanjofctt mit
©mpl^afc ^bcn franjöfifc^ftcn aller
gran^ojen" ju nennen lieben, ift
ber fran^öfifc^en dia\\t nic^t ent*
®r ift ein SSIamänber öon ©e*
bnrt, ein nieber^
länbifc^er SBaKone;
benn feine SSaterftabt
SSalencienned mar
5ur 3eit, afö er bort
geboren tüurbe, nod)
burd) unb bur^ t)Iö^
mifd^, ttjcnn fie anä)
bereite 1678 infolge
ber ätaubiüge Sub^
tüiflS XIV. burd^ ben
grieben öon SRimtüe*
gen unter bie $err:=
fd^aft granfreid^ä
ge^mungen tDorben
tüar. 8lm 10. £)!*
tober 1684 ttjurbe
Seanantoinc SB at:^
teau in ber @t.
3ö!obäfirc^e getauft,
naä) bamaliger @itte
öermutlid^ an bem*
fclben Sage, an ttjel*
d^ent er bas Sic^t ber
SBelt erblidtt ^atte.
Sanger SSorbereitun*
gen ju einem 2^auffc^maufe, tüie in un*
fcren Sagen einer öngftlid^-öcrfeinerten ^nU
tut, beburftc eä in einem Sanbe mit t)Iä=*
mifc^en SebenSgelool^nlieiten nic^t, unb bie
Eltern be^ jungen ^tan 2lntoine l^atten eä
baju. ^ean $]^i(ip)) SBatteau mar ein 2)ac^^
berfer* unb Sintmermeifter, ber in guten
Kofenberg, Sntoine SSatteau.
«66. 1.
SSerl^ältniffen lebte, ©ie SRutter ^tan «n*
toineS l^ieg SRic^eÜe SarbenoiS. Der Slame,
unter bem ber SRaler ber „galanten gepe"
meftberül^mt gemorben ift, l^at mannigfaltige
SBanblungen burc^gemac^t, el^e er ju ber
iefet geläufigen gorm gelangt ift. ®er Ur*
ai^n l^ieg „Blanc-
pain", b. i). „^ü^
bxot*', unb aud bem
SBcigbrot mürbe ein
„Gäteau", b. 1^. ein
„Suchen'', ber in
maHonifd^er SWunb*
art „Watiau" auä=
gcf^jrod^en mürbe.
®er gro^e ßunftler
felbft fc^rieb feinen
Slamen balb mit ei*
nem, balb mit jmei
t, unb feine $arifer
greunbe nahmen e§
mit ber ©d^reibart
nod^ meniger genau.
®a aber ber @i«
genfinn ober, menn
mir einen l^flic^eren
8luSbrucf gebraud^en
moHen, bic Söl^igfeit
ber franjöfifc^ ge*
morbenen SBattonen
auc^ tro| bed $a«
rifer giruiffe« öon
il^ren alten Überlieferungen nic^t lajfen miH,
l^at baä ©tanbbilb, melc^eS bie Stabt Safen*
cienneS i^rem größten So^nc auf bem fd^önen
$Iafee t)or bem 3tatl^aufc ^at errichten laffen,
bie Snfc^rift Wateau erl^alten.
Slud^ ju ber ®arftellung, meiere bie
franjöfifd^en Sc^riftftcIIer biä auf bie neuefte
1
®elh\tpoxtx&t fßatteaui.
(Beftoc^en k)on HxHp^.
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^ntoine SQSatteau.
Seit öott ber Swflenbgcfc^ic^tc SBattcau« ge*
gcb^n f^aitn, ftel^t bic cinl^cimifc^c, auf gute
äeugniffc geftü^tc Überlieferung im SBibcr^
fpruc^. ®ie granjofcn l^aben i^re ganje
Serebfamfeit unb i^re no(^ größere 5ß^an*
tafte aufgeboten, um SBatteau ööHig ate ein
unbequemen, l^iftorifc^en ®aten. SBie ro^
mantifc^ Hingt c§, ttjcnn ft)ir l^ören, ba§
ber junge SBatteau fc^on in jarteftcr Swg^nb
einen ®rang jur SRalerei gefül^tt l^abe, ba§
er jeben Slugenbücf ber greil^eit, bie il^m
gelaffen Jüurbe, benufete, um auf bem „qvo^
Sl((. 2. (SnttDutf }u einem äSanbfc^irm. 3eid^nung in bec Sllbertina ju 9Bien.
(92a(^ einer Original^l^otogra^^ie t)on SBraun, Filament & Site, in ^ornat^ i. ®. unb $aci8.)
^robuft ber ^ßarifer ©rjiel^ung ^injufteHen
unb bamit allen bi^Iierigen SRufime^titeln
3ranlreic^§ nod^ einen neuen ^inju^ufügen.
SBo man fid^ aber nic^t fd^eut, bie ®eo*
gra<)l^ie ju fälfc^en, f)at mau aud^ feine
®t)rfurc^t t)or ber ®efd^ic^te, befonberS menn
bie unbegtaubigten Stnefboten öiel amüfan*
ter finb als bie trodfenen unb nod^ baju
Ben $ßla|e" fomifd^e Scenen öon fliegenben
^änblern, ®^arlatan§ unb fonftigem fahren-
ben aSolf ju geidjuen. Svi ber romantijc^en
Sugenb bilbet ber Iiartfier^ige, geizige ober
mirflid^ arme SSater ein toirffameg (Segen-
ftüd. ®iefer SSater gab enblic^ bie ©rlaub*
ni§ baju, ba)3 fein @o^n ju einem jiemlic^
fd^Ied^ten äRater in aSatencienneS in bie
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flhf>. 3. S)er 8ffe aU Ouacffalber.
SHabierung na(^ einet beloratitieit ^alnei.
«66.4. ©anbfdöirm mit einer fflffengefeUfdöaft. 3n ^arifcc ^riöatBeflft.
<9{a(^ einer Original^^otogra^^ie t)on iBraun, (Slöment <fc C^ie. in S)orna(^ i. (£. unb $arid.) .
1*
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STntomc SBattcau.
ßcl^rc gc^cn burfte; aber 6atb hjurbc t^m
bie Hctnc SluSgabc für bcn Untcrl^olt be§
©ol^nc« ju jd^hjer, imb er erflartc t^m, bajs
er ftd^ fc^teunigft ouf eigene güfee ftellen
füllte. ®urd^ biefe in fetner ßünftlerlegenbc
unent6e]^rlid^e|)art^er5igfeit mnrbe ber jnnge,
öielöerfprec^enbe, fc^on bamate aße nntrüg*
li^en S^id^en beS ©enieS an fic^ trogenbc
Äünftter ouS feiner Saterfiabt nad^ 5ßariS
beS 17. 3a^r]^unbert§ maren im augcrften
SaSeften ber SRieberianbe ?Ru6eng, t)a\i S)^dE,
lenier^ nnb anbcrc SSIamen bie 3beate,
nnb nad^ i^ren Silbern, bie in Originalen
ober in ©ticken in SSalencienneS pufig
jn finben hjaren, bilbeten fid^ bie bortigen
3KaIer.
SJalencienneS f^at aui) l^eute nod^ einen
ftarlölamifc^en ©^araftcr, ber an bie inneren
«6b. 5. 2)er «ffe aU »ilb^auer.
ytadi einet SRabierung.
getrieben, „o^ne ®elb uub ol^ne Äfeiber",
um bort fein ®tädf ju fachen.
Son biefct romantifd^en, tDenn aud^ tief
ergreifenben ©orftellung weidet ber wirfüd^e
SSerlauf ber 2)inge erfiebUc^ ab. 93ei bem
bamattgen aSert)öItniS ber 3önfte untereinan-
ber mar ein ®ad^bedfermeifter ebenfo gut tt)ie
ein aWatermeifter, unb äReifter SBatteau l^at
benn aud^ fein Sebenfen get)abt, feinen
©o^n, ber äRaler werben mollte, bei bem
aSorftel^er ber Sufo^gilbe in aSoIenciennes^,
bem aWaler ®erin, anjumelben, ber i{|n felbft
al^ Sel^rling bei fid^ aufno^m. 3" ®nbe
aSinfel öon 93rüffef, Slntmerpen, befonbcr^
aber an SRed^etn erinnert. SBenn man nad^ bem
taugen fonnigen SBege öom {jeutigen ©al^n*
^of burc^ bie geftungStfjore getreten ift,
fommt man batb in ein ®ett)irr enger
®affen, bie fid^ fd^IiegUc^ etmaS verbreitern
unb JU bem großen 5J5Ia^e fül^ren, ben baS
3iat{|aug mit feinem plaftifd^en ©iebclfd^mucf
bel^errfd^t. S^nfeit^ biefeg ^afeeS, auf bem
fic^ bag ganje öffentUd^e Seben fonjentricrt,
^eute mie fd^on öor jmeifiunbert ^oi)xtn,
gibt eg ftille, fonnige ©den, öon ©aumen
umftanbene Sirenen unb Sa^jellen, in benen
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Hntoine SSottcau.
fi^ nod^ mani) ein loftbarcS ffunftmerl au§
bcr olämijc^en 3^ crfiattcn l^ot.
3u aSottcauS Seiten tparcn i^rcr ge*
njtg nod^ ntcl^r erl^attcn. 8l6er fd^on baS,
tDQ« hjir l^eutc nod^ feigen, rcid^t |in, um
lünftlcrifc^c Sricbc ju crmcdEen unb rege 5U
erholten. 3it ber ßird^c, in ber SBatteau
getauft n)orben toax, befanb \i6) ein aKart^rium
bcS l^eiligen 3ofo6 bon ban ®^dE, in ber
ffunft niemof^ berleugnen fönnen. 3e toeitcr
bic i)eere be§ ©onnenfönigS nad^ Dften bor*
brangen, befto tiefer 'fonf bort bic ßunft,
unb hjer bon ben t)tömif(^n Sünftlern
ffiraft unb ©etegenl^eit baju t)atte, bcr rettete
fid^ nad^ ?ßaris, hjo er frcUid^ bic tefetc ©pur
feinet notionolen SQ3efen§ berlor.
SacqueS Gilbert ®6rin, bcr erfte Se^r*^
meifter SBotteaug, toax einer bcr ongefefienftcn
«bb. 6. ©er «ffc al« TOaler.
^adi einer Stabierung.
Slbteifird^e bon ®t. ^ean eine Sefd^ueibung
üon SWartin be SSo§ unb in bcr ^irc^e ber
in ber SRöl^e ber ©tabt gelegenen Slbtei @t.
2lmanb ein breiteiligeS 3l(tarbilb Don 9Jubeu§
mit ber Steinigung be§ I)ciligen ©tep^onuS
in ber SKitte, baS je^t im äRufeum ber
©tabt ju fel)en ift. gn ber S)ominifancr*
lird^e gab e§ Silber bon Krater unb Slbro-
l^om Sonff^nS. 3n biefem großen S^ird^enftil
arbeiteten auc^ bie äRaler bon SSalencienneS
tociter, freilid^ mit einer ©c^wöd^e in ber
©^arofteriftif unb einer glautjeit beS Son^,
bie bie U^ttn SSertretcr einer abfterbenben
aWaler ber ©tabt, für bie er mehrere Slrbeiten
au§geffif)rt {|at. 3a^l^eidf)er tt)aren feine 8lr*
beiten für ffird^en unb Sfapellen, bon benen
fid^ uo^ einige erl)altcn l^aben, j. S3. eine
SInbetung ber ffiönige in ber SRotre'5)ame*
ffird^e in ®ouai, ein äRönd^, ber ben S^fu^*
fnaben anbetet, in ber Sird^c ju gre^neS
unb ein tieiftger ©gibiuS, ber ben Sxanfen
^eilt, in ber S'apeHe be^ |)ofpitat§ in SSa*
tencienne^. 3n baS bortige aKufeum ift
audC) ein p^i(ofop^ifc^*moraüfd^eS ©enrebilb
bon @6rin gefommen: ein ^inb, ba§, auf
einen Sotenfopf geftü^t, ©eifenbtafen in bic
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6
^ntotne SBatteau.
Suft fd^idft. 6ine mcfon^ofifd^c Slttegorie,
aus bcr timn eine 5ßroj)]^cjeiung für ba«
©d^idffal aSatteau« ^crauStefen möd^tc, bcm
®6ritt e§ öerbanft, bojs man pd^ feiner noc^
auger^tb ber Orenjen feinet befd^ränften
©d^affenS erinnert.
aSege gegangen fein, inbem er feine ©tubicn
nod^ ber Slatur, auf bem äRarfte beS Seben^
ma^te. SBenn ®auf(er, ©eiltanser, Duadf*
falber i^re fiünftc auf bem großen ^^Pafec
geigten, ober toenn ©otbaten burc^ bic ©tabt
jogen, war SBatteau jur ©teile, um bic
Sbb. 7. ^et(S;^inefeX'®ao. 9laäi einet B^ic^nung in ber Sllbettina in SBten.
i^aä^ einet Dtiginalp^otogrop^ie oon 8raun, (SUmtnt A Q^ie. in 2)oma(l^ i. d. unb $atiS.)
3mmer^in tDar @6rin ein SWann, bn
bem SBatteau menigftenS malen lernen f onnte,
unb er l&ot e§ fidler aud^ getfian, n)enn=
gleid^ feine älteften S3iograp^en, ber ffunft-
l^änbfer ©erfaint unb @raf Ea^tuS, bic
Sefirjeit in SSatencienneS aU eine öerlorenc
3eit betrad^tet wiffen tüoHen. SRad^ bcr
3)orfteöuiig, bic fic öerbreitet l^aben, foll
ber junge SBatteou f^on bamafe feine eigenen
abenteuerlid^en ©eftoften ju jeic^nen, ju
ftubieren unb f^>äter t)ielleid[)t auc^ ju maten.
5)a§ ift fefir glaubl^aft; aber bie gäf)igleit
baju mu^ er boc^ öon @6rin erlernt ^aben,
unb bag fein eigener (SeniulJ bamafö feinet*
megS fo roeit entwidfelt mar, baß er bereits
über feinen Sc^rmeifter ^intt)egblidfte, be*
njeift ber Umftanb, bog er nod^ über bie
nac^ ben ©a^ungen ber SufaSgilbe auf brei
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Slntoine Watteau.
Sa^rc feftgefefete Scl^rjcit ^inauS bei (Serin
Wieb, öiellcid^t bis jii bcffen am 7. S^ni
1702 erfolgten lobe.
aSaS unb mic SBatteau unter ©erin^
Scitung gematt l^at, ttjiffen mir nic^t. 9lur
cinc^ feiner Sugenbrnerfc fc^eint unS in
einer Slad^bitbung ermatten ju fein, in einem
Stiege öon (^xt^pt), bcr ein öon bem Sunft^
Icr fetbft gemalte^ Swg^nbbilb miebergibt
(2lbb. 1). S)ag biefe§ S3ilb mirflic^ ben jun*
gen SBatteau barftellt, ergibt fic^ beutlic^ au^
einem Serglcid^ mit feinen fpätercn ©etbft*
n)ie feine Sugenbgefd^id^tc mit romantifd^en
SlrabcSlen öerfe^en. Stad^bem bcr Sater
aSotteauS ber Soften, bic i^m bic Sc^rjeit
be« ©o^neiJ bei ®6rin t)erurfac^t, über-
i>rüfftg geworben, fiabe er ben @o^n ange*
tt)iefen, fic^ auf eigene Süfee ju ftellen.
„SBatteou,'' fo erjal^It fein greunb ber fpä»
teren ^affit, ber ßunft^anbler Oerfaint,
„miibc geworben einer l^errfc^aft, toelc^c
feinem freien unb eigenmilligen ©eiftc nic^t
pagtc, unb überbieS öon bem SBunfc^c be^»
feelt, in ber ffunft öormörtg ju fommen.
«66. 8. Stnbetung bet (Dfittin fti 92&o 8&o. 2)eIoratit)e SDValerei nac^ einer Stabierund.
poxtx'di^, bic ben SKeiftcr auf bet ^ö^c feinet
9Ju^m§ unb feines nur furjen Seben« öor*
füfiren. ©c^on aus ben Söfl^w beS fed^je^n*
ober ac^tjefiniä^rigen Jünglings fj)ric^t baS
öerje^renbc 8cibcn, baS ben ÜWann in ber
SSIütc feiner ^ai^xe {jinwegraffen foHte.
aSenn man nad^ bem @tid^ auf baS ®c*
matbc fc^Uegen barf, mu6 SBatteau fd^on ba^
mals fot7ieI gelernt f)aben, bajs er [xd) als
fertigen SKaler betrachten burfte, unb eS
njar bal^er fein fo großes SQSagniS für i^n,
fein weiteres gortfommen in ^ariS ju fuc^en.
©eine erften Siograp^en i^aben feine
Steife oon S3afencienneS-nad^ ^aris ebcnfo
beren erftc ©lementc er bereits ju em^jfinben
begann, ocriiefe baS öätcrlic^e |)auS ol^ne
®etb unb o^nc SteibungSftüie, in ber SSb*
fic^t, einen Zufluchtsort in ^ariS bei irgenb
einem SKalcr ju fuc^en, um bort einige gort*
fc^ritte mad^en ju fönnen." 3ia^ einer
anberen Serfion fott ein einl^eimifc^cr ®eIo*
rationSmaler äBatteau veranlagt l^aben, mit
if)m nad^ ^aris 5u ge^en, wo er i^m für
einige 3^it Sefc^öftigung bei ben Scfo^»
rationSmalereien für bie Dper öerfc^afft
^aben fott.
gn SBirllid^feit Wirb fic^ bic ©efc^ic^tc
öiel einfa^er jugetragen ^aben. 9lad^ bem
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8
$fntotne Sßatttau.
Sobc ®6rtni^ \äf) SBattcau ein, bajs e^ in
SSalcnctcnncS nichts mc^r für il^n ju lernen
gab, unb fo folgte er bem SuQt oller tlä^
ntifd^en äßder, bic in i^rer ^eimat fein
S3rot unb feine görberung ntel^r finben
fonnten. 3n ?ßari« erging eiJ bem unbc^
fannten, jcber ©m^jfel^Iung baren SWaler
eine geraume 3citlang l^erjUc^ fc^Ied^t. 3)ie
einjigc Duette für bie erftc 5ßeriobe feinet
Slufentl^attS in 5ßari« ift für unä ber fc^on
erhjäl^nte Seri^t, bcn ber ffunft^änbter ®er*
faint 1744, atfo lange nad^ SBatteauiJ Sobe,
öeröffentlid^t f)at. S)anac^ „brachte il^n ber
$anblanger befd^äftigte. S)ö8 «njige Ser*
bienft, baiJ er öon feinen Oefetten verlangte,
mar rafc^e Sluöfüfirung; jeber l^atte babei
feine beftimmte SSermenbung. 3)ie einen
malten ben ^immel, bie anberen bie fföpfe,
biefe bie 3)raj)erien, jene festen bie meinen
Sid^ter auf, unb menn bai» IBilb in bie
$änbe beiJ legten fam, mar eiJ fertig* SBat*
ttan mar nur bei fold^en mittelmäjsigen
Slrbeiten befd^äftigt; immerl^in l^atte er einen
SSorjug öor ben übrigen, meit er fic^ ju
attem gefd^idEt fanb unb jugleid^ fd^nett fertig
mürbe. @r mieberl^olte oft biefclben Oegen«
' ^t^^^MMB^i^^^f
W>f). 9. 2)erßatfert)on(£i^ina. 2)eloratioe SRalerei nad^ einer aiabiecung.
3ufatt ju einem gemiffen äReta^cr, einem
mittelmäßigen SWater, ben er jebod^ balb
au§ SWangel an Slrbeit mieber t)erliej5, um
bei einem SKaler einjutrcten, ber nod^ unter*
georbneter mar aU jener unb ber nur
mit orbinören ©ttbern für ©rogl^änbter be*
fc^öftigt mar," b. 1^. für ^änbler, bie ge=
möl^nlid^e S)u^enbmare in ber ^ßroöinj Ver-
trieben. ®§ marcn befonber§ fleine Silb*
niffe unb Slnbad^täbitber. „5)er äRaler, bei
bem SBatteau in 8Irbeit getreten mar, l^atte
bamalS bie meiften Äunben für biefe 2lrt
t)on äRaterei, in ber er einen betrad^tlid^en
Umfo^ mad^te. @r l^atte bismeiten ein
®u^enb jümmerlid^er ©d^üfer, bie er mie
ftönbe, unb ein befonbere^ Salent befaß er,
ben Zeitigen SRifoIaug, ber bamafö t>\tl t)er*
langt mürbe, fo gut mieber^ugeben, bag
man i^n fpe^ieU für i^n referdierte. „Sc^
mußte meinen l^etligen StifotauS," fo er*
jä^Ite er fpüter feinem greunbe ©erfaint,
„ausmenbig unb brandete barum baS Dri*
ginat nid^t mel^r." Siefe unangenel^me unb
unfrud^tbare Slrbeit öerbroß i^n fefir; aber
er mußte leben. Dbroo^l er bie ganje
aSod^e befd^äftigt mar, erl^ielt er be§ Sonn*
abenbS nur brei Sit)re§, unb an^ SWitteib
reid^te man i^m aud^ töglid^ eine @uppe.
3laä) anberen SWitteilungen fott er aud^ nie*
ber(änbifd^e Silber »fopiert ^abtn — befon*
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«66. 10.
S)a8 »ünbniS ber 92uHI unb ber ftomöbie.
2)eIoratit)e Wtalnti nad^ einer Slabierung.
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10
^ntoine SBatteau.
berg hjirb eine ottc lefenbe grau mit einer
©ritte öon ®crarb ®ou genannt — unb
ba fold^e au« ber legten 3cit SubwigS XIV.
l^crrül^rettbe Kopien auf ?ßarifer SScrfteigc*
rungcn nid^t feiten aufgetaucht finb, ift ber
SScrbac^t nic^t abjumeifen, bafe biefe Kopien
auc^ ju betrügerifd^en S^JedEen angefertigt
\^Pf^^^^ ^
gefuc^t l^abe. ^ort machte er t)teQeidät
auc^ bic ©elanntfd^aft be« au« 9lntmerj)en
gebürtigen SKater« Sol^ann 3ofob ©pocbe,
ber bamatö ein l^offnung^dotter Schüler
ber 5ßarifer Slfabemie war, f^jftter fein
greunb mürbe unb i^m mand^en S)icnft
teiftete. ^m Serfefir mit i^m unb anbcrcn
«ab. 11. 2)et SBtnter.
2)eforatit)e SRalerei.
^hh. 12. J)cr gfrü^Iinß.
2)eforatit7e 9)2alerei.
hjurben. 3mmer^in fonntc SBatteau, bem
bie nieberlönbifc^e Slrt ju malen o^nefjin
geläufig mar, bei fotd^en Kopien menigften«
etma« für feine Sunft profitieren.
®ie SSermutung liegt nafie, bag SBattcau
nad^ feiner Stnfunft in ^ari« bei ben äRit-
gliebern ber bomatö fe^r jal^Ireid^en ölä*
mifc^en Kolonie, bie fid^ in ber Jla^e ber
Sirene (5t. @ermain=be«-'^r6« unb ber ®o==
belinSmanufaftur ongeficbelt l^atte, 2lnfd^lu6
mag SBatteau eingefel^en l^aben, bag e« i^m
am meiften in ber gcid^nung fef)tte, unb
barum benu^te er, mie ©erfaint meiter er*
jä^It, „atte aWomente ber grei^eit, bic er
l^atte, fomol^f an ben Slbenben afö an ben
gefttagen, um nad^ ber SRatur atte« ju
jeid^nen, ma« x^m unter bie ^änbe tarn,
unb baburd^ gemann er jene große Scid^tig*
feit, bie er immer in ber 3ci^i^«ng be*
feffen {|at, unb bie berjenige Seit feiner
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5lntotnc SBatteou.
11
m^. 13. 2)et flftü^Iing. 2)eforatit)e Ttaltui.
^nft ift, tDorin er ftc^ am mctften l^crdor*
flctl^att f)at"
©ol^c 3cici^nungcn foß bcr bamats
berühmte ®eIoration^matcr ©loubc ©illot
in bie ^anbe bcfommen unb banac^ fS&aU
teau cingdabcn ^abcn, in feine SBerf*
9(66. 14. S) er Sommer. S)eIoratiDe 97la(eret.
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12
Tinioint Watteau.
ftott ju treten. 3la6) ber grjo^Iung ®er*
jointd foH fid^ SSatteou, ber enbUd^ ber
fd^mä^Iic^en 2)u^enbarbeit mübe getporben
toax, iebodö felbft bei ®iIIot angeboten ^aben.
2)€r Stetfter no^m il^n anä) anfangt freunb^
lic^ auf; aber balb fteüten fic^ äReinungd^
t)erfcl^ieben^eitcn unb, n)te e§ fc^etnt, and)
!üuftferifc^e ®egenfäfec ^crauiJ, bic bciben
Seiten eine Trennung münfd^en^tpert ntoc^*
ten, bic nic^t gerabe unter bejonberS freunb^
lid^en UntftSnben erfotgte. 3)ic ößeften 93io-
gropl^en SBatteoud gelten über btefe Xfjätig«
Icit bei ®iHot, öon ber ber ffnnftler felbft
nid^t gern \pxa6), lurj unb mit bunfeln Sin*
beutungen l^inmeg, unb man fd^eint aud^ ben
(Sinflug ©iUotd auf SSatteau in granfreic^
nic^t befonberi» f)o6) an^ufd^Iagen. 2)ad ift
aber ein Srrtum. ®cnn eiJ mar fc^on ein
großer ©eminn für SBatteau, ba& er jum
erftenmale in eine n^irflid^ fünftlerifd^e
8ltmoft)^6re trat. 3lfö äRaler im eigent«
liefen Sinne fd^eint Klaube ©ittot (1673 bi§
1722) freitid^ nic^t bebeutehb getoefen ju
fein, ©eine Silber toaxtn fd^on im vorigen
Sal^rl^unbert feiten, .unb eS ift auc^ nid^t
ein eingigeö bis auf unfere Qext erl^alten
n}orben. Um fo bebeutenber mar er aU
Drnamentenjeid^ner, inbem er fon)O^I ffom*
pbfitionen für fogenannte „^anneauj'', b. ^.
für bemoße ^oljtafeln entwarf, bie in bie
ffianbtäfelung ber Si^n^ncr unb ©aloniS ein=
gctaffen n)urben, aU au6) ©ntmürfe für
äßöbel unb anberc ©rjeugniffe ber Äunft*
inbuftrie jctc^netc. 3)iefe „Panneaux d6-
coratifs", tüit fie bamaB genonnt ftjurben
unb nod^ I)eute bei ben Sran5ofen Reiften,
tüaxtxi ein befonberS d^arafteriftifc^eS SKer!-
mal ber in ben legten Sebeni^ja^ren Sub-
toigS XIV. auftaud^enben neuen ffiunft, bic
bie f^jätere Seit ben „9tofo!oftir' genannt
l^at. Sluf biefen Safein entfaltete fid^ juerft
bic fpietenbe ^ß^antafic ber fi'ünftler, bic
eine SRetJolution gegen bie maieftötifd^c @teif:=
l^eit beS ©tilcä Submigg XIV. tjcrfucfeten
unb fd^Ucfelid^ bur^fe^ten. 3)er le^te unb
5ugleic^ Kafftfd^e Vertreter biefcS feierlichen,
aber aHmö^lid^ fe^r langmeilig genjorbenen
©tite ttjar ^nlt^ Särain gcttjcfen, ber Saf)x^
je^ntc l^inburd^ auf alten ©ebicteu ber ic^
foratiöen fünfte eine Sllleinl^errfc^aft auS*
geübt l^atte. ®UIot iüar ber erfte, ber biefeS
©Aftern 5um SBanlcn brad^te, inbem er in
bic ftreng ftilifiertcn, Porne^mlid^ auf geo*
metrifd^cm Sinienfpiel bcrulienben S'ompo*
fttionen Sörain« naturaliftifc^cä ^flanäcn:*
merl einfc^ob. S)tefe 9leuerung @ilIot$ ^at
SBatteau metter auSgebilbet unb ein eigenes
©tjftcm barauä gemad^t, baS bann micber
t)on feinen 9lac^a^mem bis gur SSern^il-
berung unb gefd^madKofen Entartung über^
trieben murbc.
3n biefe Strt ber S)eIoration, bic in ben
erften Dccennien beS ac^tje^ntcn Qa^r^un*
berts ein beliebter unb t)iel begehrter äRobe»
artifel mar, mürbe SEBatteau alfo guerft burc^
©iDot eingeführt. Son i^m lernte er bie
®runbjüge fotd^cr ffompofitionen, bie auf
bic ®roteS!malcrei ber italicnifc^en 3lc*
naiffance«ftünftler jurüdfjufü^rcn ftnb, bic
i^rerfeitS mieber t)on ben in SRom in untcr^«
irbifd^en @emac^ern, ben fogcnannten „®rot^
ten'', cntbedEtcn SBanb* unb S)cdcnmatereictt
an^ ber altrömifd^cn ^aifcrjcit gelernt l^atten.
3)en äRittclpunft beS ornamentalen ©^ftemS
t)on Slanlcn, Sinien unb ard^iteftonifc^en
ßinfaffungen bilbctc immer eine ober mel^rcre,
JU einer ®rupj)e bereinigte giguren: ®ötter
unb ®öttinncn, 9l^m<)^en unb Slmorctten,
allcgorifc^e ®eftalten, bic julcfet burt^ 3fi*
guren oon bem italienifc^cn unb franjö^
fifd^cn X^cater unb burd^ fold^c aus bem
Seben erfe^t mürben.
S)ie Sefanntfc^aft mit bem Il^catcr, boä
in ber \p&itxtn SntmidUung SSatteauS utib
in feinem fünftlcrifd^en ©d^affen eine gro&c
aiollc fpielen foßte, öerbanfte er ebenfalls
eiaube ®ilIot. S)iefer mar ein marmcr
greunb beS S^caterS unb alS fold^cr l^attc
er fid^ befonberS ber italienifd^en Sru^jpe
angefd^toffen, bie in ber S^it, mo ®iIIot,
na^ $ariS fam, il^re äSorftcllungcn im
^otel bc Sourgogne gab. ^ier jeid^nete
®ilIot alle S^pen ber italienifd^en Somöbie,
unb ba er auf biefe SBcifc mit ben ©d^au-
fpielern befannt mürbe, jetc^netc er aud^
ffioftümc für fie. 3m SKonat äRai bc«
Saures 1697 fanb aber baS luftige Ircibcn
ein jäl^cS ®nbc. ®ie italienifc^en föomö^
bianten maren aHmäl^lid^ fc^r auSgelaffen unb
fatirijc^ gemorben, unb als fie eines SageS
bic äupl^rung eines neuen ©tüdeS unter
bem litel „La fausse prade" (b. 1^. ctma
„5)ic folfd^e Unfd^ulb") anfünbigtcn, fam
Submig XIV. auf ben SSerbad^t, bag bamit
eine ©atire auf feine SKaitrejfe, bie grau
t)on aRaintenon, beabfid^tigt mare. 8luf feinen
SScfel^l mürbe baS I^eater nid^t nur ge*
fc^loffen, fonbern auc^ bie fi'omöbianten
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atib. 15. £ic ßuft. ajcforatioc aioterci.
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14
^ntoinc SBottcau.
«bb. 16. 35 a 8 Gl c f i (^ t. S)cf oratiöe SKalerel.
tüurbcn |)ate über fiopf burd^ bic 5ßoIiaci
nu§ granfrci^ t)crtt)icfen. 5)ic 93eförberung
bcr Staticncr »urbc fo l^aftig
betrieben, bag fte bomatö
grogcS Sluffel^en erregt l^aben
ntufe. ®ilIot ifl tDatirfd^ein-
ixä^ babei gemefen, unb feinen
®r5ä;^Iungen öerbanft SBat*
teau fid^erlic^ boS aWotiö ju
einem nid^t meör tjor^onbe*
nen, aber burd^ einen @tic^
erfjoltenen ®emälbe, bag bic
Slbreife ber itoüenifd^en Äo*
ntöbianten barfteHt. SSer*
mntlid^ ift e§ erft 1716 ge=
ntalt hjorben, in bem 3a^re,
tt)o ber ategent bie Staliener
lüieber jnrüdrief nnb i^nen
t)on neuem bie 5J5forten be§
4)oteB be aSourgogne öffnete.
(Sin f old^e^ @eben!blatt mußte
hamaU fef)r wiHfommen fein.
%xo^ i()rer Vertreibung
blieben bie itolienifd^en ^o^^
möbianten in ^ori^ under*
geffen. 3{|re Softüme maren
t)on OiHot gejeid^net tDorben,
unb man fat) bal^cr ^äufig
für
men
auf 5ßarifer aKa^IenbaHen
^arleün«, 5ßierrotS unb ©o*
lombinen.
Dbmo^I ©ittot unb SBat*
teau in ®roII t)oneinanber
fc^ieben, öergag festerer nid^t,
toaö er ®i(Iot öerbanfte, tüenn
er fic^ aud^, wie ®raf Sa^Iuä
ersä^It, ^für ben SReft feines
ßebenS (in Scjug auf ©iHot)
in tiefet ©c^hjeigcn pnte.
©r liebte eS fogar nic^t, ttjcnn
man i^n na^ bcn ©injet*
l^eitcn über i^rc SSerbinbung
unb il^ren 93ruc^ befragte.
aSa» aber ©ittotä SBerfc be-
traf, fo rühmte er fte unb
IicJ5 bie Serpftid^tungcn, bic
er gegen ©illot ^attc, ntd^t
im UnBaren.'' (gttt)a§ cin=^
ge^enber äußert fid^ ©erfaint
über ba§ SJer^ättniS ber
beiben Sünfttcr. „SBattean
l^at,'' fo berid^tet er, „bei
biefem SWeifter faum mel^r
aU einen gcmiffcn ®efc^mad
ba§ ®roteS!e unb Äomifc^c bcfom^
unb cbenfo auc^ für mobernc (Segen*
mf>. 17. 3)a8 Ocfü^I. ©eforatiöc aJloIerei.
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9(6b. 18. 2)ieOogen(au6e. S)eIoratiDe Slaletei.
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16
SCntotne Watteau.
Vbf>. 19. 2)ie ftolette. 2)eIorattbe SDValeiei.
ftänbc, hjorm er ftd^ fpötcr bctl^ätigt ^at.
aRon mu^ jebod^ jugefte^en, bag er ganj
über fid^ tnS Slarc fom, unb bajs er nun==
me^r begann, juöerläfpgerc Sehjeife eines
SatentS ju geben, baS er weiter bringen
ntugte. SRiematS Ratten ©^arafterc unb
Temperamente mel^r S^nlid^feit; aber ba fie
biejetben gel^Ier l^atten, fonnte man auc^
niemals unöerträgfid^ere finben. Sie fonn-
ten ntd^t tange im ßinüerftönbniS mitcinan»»
ber leben» @in Sel^ter hjurbe tDeber auf
ber einen noc^ auf ber anberen ©eite be*
gangen, unb cnbUd^ maren fie gcjwungen,
fid^ öoneinanber in einer auf bciben Seiten
jiemlid^ unfreunblic^en 2lrt 5U trennen,
©inigc wollen fogar, bag eine fd^ted^t öer-
ftanbcne ®iferfuc^t, bie ©illot gegen feinen
©c^üIer ergriffen l&atte, biefc Trennung l^er*
beifü^rte; aber foöiel ift wafir, ba§ fie mit
ebenfot)ieI ©efriebigung auSeinanbergingen
aU fie fid^ öorl^er sufammengefunben l^atten."
@S fd^eint, bafe SBatteau fel^r fd^nett
ein neues Unterfommen fanb, bei bem er
fein SlrbeitSfelb nid^t öiet t)eränberte. ©ein
näd^fter Strbeitgeber war nämtid^ ©(aubc
Slubran (1658—1734), ber bamalS ber
erfte S)eforationSmoIer im ^ad^t ber ©ro-
teSfen unb jugteic^ „Concierge" beS Sujem-
burg^jalafteS war, in Welchem er SBoI)nung
unb SBerfftatt l^atte. „Concierge" ift nic^t
tttoa im mobernen ©innc ats I^ürfiüter ju
t)crfte^en. Slubran war Dberauffe^er beS
?ßataftcS unb öorne^mlid^ Äonferdator ber be^'
rühmten ©afcric, für welche SKaria öon SWebi*
eis öon SlubenS bie (Sreigniffc i^reS SebenS
in jener berühmten Stellte öon ^rad^tgemal-
ben ^atte maten taffen, weld^c fid^ l^eutc im
Sonore befinben. S)amafö fd^müdtten fie
nod^ ben Drt, für ben fie gemalt worben
waren, unb SBatteau i)atte nun bie be-
quemfte ©etegenl^eit, bie ©efanntfd^aft mit
bem großen Mnftler ju erneuern, ber in
feinen 3ugenberinnerungen bie tiefften ©in-
brüdfc t)interlaffen ^atte. ^ier entl^üllte fic^
bem föünftler 5um erftenmalc baS ©el^eim-
niS beS ffiolorits, unb wenn SBatteau ju*
nöd^ft auc^ leine Gelegenheit fanb, bie l^ier
gemad^ten ©tubien in eigenen ©emalben ju
erproben, fo blieb bod^ baS, toa^ er juerft
im Sujemburgpatafte grünblic^ fennen ge*
lernt l^atte, unauStöfd^Uc^ in feinem ®eifle
l^aften.
aSie Oittot führte ©laube Slubran —
— nur in nod^ größerem Umfange — be*
foratiöe ^anneau£ für SBänbe unb 3)edfcn
aus, mit benen er Kabinette, SouboirS unb
ganje ©öle in ben ©d^Iöffern beS §ofeS,
beS 2lbels unb ber l^ol^en ©taatsbeomten
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Hntoinc SBatteau.
17
066. 20. %it glüdlid^e SSegegnung. S)eforatiDe SDlalerei.
fc^müdfte. ©eine ©pejiolität »aren bic
„kamat)t\xic*\ einfarbige, meift grou in
grau ober braun in braun gemalte ®efora='
tionen, in benen fic^ ber auf eine jarte
Sarbenl^ormonie geftimmte SRofofogcfd^madf
ant nieiften gefiel. ®oc^ ftjurbc aud^ mit an-
bcren 5arten garben auf fettem ober got==
benem ©runbe gematt, hjenn nur eine fein
abgetönte ®efamttt)ir!ung crreid^t mürbe, bie
in immer fd^ärferen ©egenfa^ ju bem ernften,
f^merfättigen Stile SubmigS XIV. trat.
Dbtt)of)I SBattcau audj fpäter, nac^bem
er felbftanbig geworben, unb bi§ an fein
ScbenSenbe fotc^c ®eforationen gematt ^at,
ift nic^t eine einjige er^otten geblieben ober
boc^ mit öoQfommener ©ic^er^eit atg ein
S33er( SBatteau^ nad^juhjeifen. ©ei bem
raffen S33ec^fet be§ ®efd^madE^, ber in fol*
c^cn S)ingen in granfreic^ l^errfd^t, hjurbe
ba§ SBanbgetäfel ber SRoIofoseit balb bur^
anberen ©d^mudf erfe^t. 3)em Slofofoftil
trat bie SReaKion beg @tite§ SubwigS XVI.
feinbtic^ gegenüber; auf bicfen fotgte ber
©mpireftit, unb atS in unfercm S^^li^liittbert
ein atteS ^arifer §otet nad^ bem anberen
SRcubauten hjeid^en mufete, hjurben bie 93oi=^
ferien in alte SBinbe jcrftreut, ttienn fie
nid^t aus äRifead^tung ganj unb gar ju
©runbe gingen. 3m ^a^xt 1880 taud^ten
auf einer ?ßarifer StuSfteHung jttjei fotd^er
^ßanneauj auf, bie au§ einem ffabinett im
8lofcn6crg, Slntoinc SBSatteou.
el^emaligen ^otel ^out^jr^ in 5ßari§ ftammten.
gür biefeS ^otet ^atte SBatteau, toic fid&
au§ SRad^bilbungen in ©ticken ergibt, ge*
matt, unb 5ßaut äRanfe, einer ber feinften
ffienner S33attcauS, gtaubt feine ^anb auf
jenen beiben fc^malen ^anneauj erfannt ju
^abcn. „@S waren Ornamente, bal^inge^*
ftreut auf fanftgetöntem, toeifeem ©runbe;
bie ijarbe bewegte fid^, o^nc gerabe bta^
JU fein, in gemäßigten Sönen, o^ne tebl^aftc
S)rudfer, mit SRüdtfic^t auf bic Harmonie bc§
©anjen, bag nad^ bem feftgefe^ten ©Aftern
l^ell btieb. S)ie ^infetfü^rung war munter
unb teid^t, unb ber ^infet ftrid^ ilber bie
®ingc ^in wie ber gtüget eines SSogetä
über Stumen."
SBatteau l^at in feiner 3ugenbjeit, unb
Wenn er in fpäteren Sauren feinen öor*
nel^men ©önnern unb greunben unb i^ren
®amen ©efäöigfeiten unb Slufmerffamfeiten
erweifen woltte, aud^ gä^er, SBanb*, Samin*
unb Dfenfd^irme, bie ber granjofe mit bem
gemeinf amen Slamen „Ecran" bejeid^net, mit
feinen SKatereien t)erjiert. SBenn man l^eute
nod^ einen fotd^en, t)on SBotteau fetbft be-
malten gäd^er auffinben fönnte, würbe er
öieltcid^t, wie ein franjöfifd^er ©d^riftftcttcr
be^au^jtet, in unferer S^it beS ffunftauftionS*
fportS fo l^oc^ beja^tt werben wie ein Silb
t)on SRaffaet. 8Iber ju einem fo aufregen^^
ben ©d^aufpiet ift eS bis {e^t in ber Kentrat-
2
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18
^ntotne Watteau.
ftöttc beä internationalen Ännft^anbet^, im
^otet 2)rouot, nod^ ntd^t gefommen. @tn
angcWid^ t)on SQSattcan bemalter SBanbfc^irm
(Ecran) ift jeboc^ anf ber berühmten Stug-
ftellnnfl öon ßunftttjerfen aus fran^öfifd^em
5ßrit)atbefife aufgetaucht, bie 1874 im ^alais
erft fc^üc^tern bad für SBatteau d^arafte*
riftifc^e, naturatiftifc^ bel^anbette 5ßftanjen*
mxt, ba§ ju beiben Seiten in ^ol^en ©tau^
bcn bie (ginfaffung bilbet. ©in cigenfiän^^
biger (Sntttjurf SBatteauS ju einem jotd^cn
aSanbfc^irm ift in einer 3^i^iiwng ber UU
aibb. 21. <&er aubringlid^e ©d^äfer. S)eIoiatit)e SRalerei.
S3ourbon jum 93eften ber ®lfaJ5*Sot^ringer
öeranftattct ttjorben toar (Slbb. 4). SBenn
biefer SBanbfd^irm toirflid^ eine Strbcit SBat=
teauS ift, muB fie in ber S^i^ entftanben
fein, mo ber junge Sünftter bei Slubrau, t)xtU
iei^t fogar nod^ bei ®iIIot arbeitete. S)enn
5U ber bei biefen SKeiftern üblichen, nod^
etwas trodfenen Drnamenti!, ju ben 2(ra-
beSfen unb SSIumenguirlanben, gefeilt fid^
bertina in SBien (äbb. 2) erl^atten, bie aber,
wie fonjol^I aus ber Drnamentif mie auS
ber anmutigen ©d^äferfcene in ber SOiitte
l^erdorgefit, fd^on ber reifen Stii feines
Könnens angel^ört. ®aS SRonfen* unb
SWufd^elwer!, SBatteauS ureigene omamen«
täte SluSbrudfSmeife, ift bereits in üoöcr
Sreil^eit angemenbet, mit jener unbefd^rcib*
lid^en ©teganj, bie bie erften Schöpfungen
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?rntoinc SBattcau.
19
bicfcS neuen ©tifö fenn5ei(^net, bcn bie
fjranjofcn „Style rögence" (ben SRegent*
f(^aft§ftil naä) bem ^Regenten 5ß^Uipp t)on
£)rlean§) nennen. 3n ber öölltg naturo*
Itftifd^en Se^anblung be^ bie ornomentale
©infaffung fedE burd^brec^enben Saub* unb
ber jüngere, beffen Silber ju ben ©lernen*
ten gehören, ouf bencn jtd^ SBotteouS ffunft
aufgebaut i)at, toax ein leibenfd^aftUd^er
Slffenmaler getoefen, unb toenn nid^t feine
Silber, fo finb bod^ bie ©tic^e banaä) frü^
nad^ gronfreic^ gefommen, unb afö bann
aw. 22. 2>crltfuc®drtner. S)cforatit)c SDlalcrci.
SBufd^toerfö liegen aber aud^ fc^on bie ffeime
be^ aSerfall^, ber nid^t lange auf fid^
toatten lieg.
äffen al§ Stac^a^mer aöer menf^üc^en
Hantierungen in Sunft unb Seben, in ntenfd^-
lieber ffleibung barjuftellen, njar fc^on tüä^^
renb ber ganzen jttjeiten ^älfte be^ 17«
3a^r^unbert§ ein SieblingSgegenftanb ber
nieberlanbifc^en ajialer geroefen. lenier^
njegen ber ununterbrod^enenÄrieg^mirren bie
große SBanberung ölamifc^er Äünfller jeg*
lieber Slrt na^ 5ßari§ begann, ftoffen nieber*
länbif^e unb fran5öfif^e ffunft balb ju
einem ©trontc iufammen. ©emeinfc^aft-
lid^ mit ejotif^en äSögeln, mit $a<)ogeien,
©afabuS, 5ßfauen unb gofanen, njurben
bie <)offierIid^en Siere t)on ben 2lrabe§!en*
jeic^nern unb 3!)e!oration§maIern in it)re
2*
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«B(. 23. 2)et Sieding fjflota«. 2)eIoratit)e SDlalerei.
?lbB. 24. S)er©^a6mac^cr. ^eforotiöe SKalerei.
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^ntoine SBatteau.
21
luftigen ©ompofitioncn oufgenommcn, unb
flötiäe Sinttncr tourbcn mit Slffenf jenen ou^:=
gentalt. S^^^ folc^er Sinimer finb ouf
unsere 3^itgefomnten: bie fogcnannte ^»grofec
unb ffeine Singerie" im @(|loffe ju ©^an*
till^ bei 5ßarig, bem Sefifetum be^ $erjog§
öon Slumole, unb ber franjöfijc^c Sd^rift*
fteöer, ber fid6 om meiften um bie ®r*
in i^nen e^er SBerIc ©loube ®iffot«, beä
erften Se^rmeifterS SBotteau^, ju erfennen
finb. (Somit toftren biefe aRalereien ein
neuer Semei^ bafür, ba§ SBotteou bereits
t)on ©illot in biefe ©attung ber Sunft
eingeführt tt)orben ift. 8lffenfcenen, bie
SBattcau wirRid^ felbft gemalt l^at, finb unS
toenigften«, tt)ie faft oöe beforatiöen SRale*
^hf). 25. S)ie 3ä9crin. S)cforQtiüe maltxtl
forfc^ung ber SBerfe SBatteou§ berbient ge*
mad^t l^at, ©bmonb be ©oncourt, ^at ge*
glaubt, biefe meifter^aften, burd^ ©efc^mad
in ber ©rfiubung unb bur^ ben SReij beS
S'oIoritS gleid^ auggejeic^neten ffompofitionen
aU Arbeiten SBatteauS erflären ju bürfen.
3nbeffen f:prec^en mehrere ®rünbe, inSbe*
fonberc bie Irad^ten ber afö SKenf^en öer*
Ileibeten 8lffen bafür, ba^ biefe S)eforationen
balb na^ 1700 enlftanben finb unb ba&
reien beS ©ünftlerS, in ©tid^en erl^alten
(8lbb. 3). aSie leuierS ^at SBatteau bie
äffen aber nid^t bloß al§ ^pa^maä^tx,
©autter unb Duoctfalber, fonbern andi) bei
ernften Sef^äftigungen bargeftellt. 2)ag
^^Jrabomufeum in ajiabrib befi^t jttjei Heine
Silber öon SenierS, bie einen Slffen ate
SSilb^ouer unb einen Slffen aU SWaler in
i^ren SBerlftötten barftellen, unb jwei ä(|n*
lid^e Silber, bie toir na^ ben Stichen njie*
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22
^ntoine SBatteau.
^BB. 26. 2)ie a^eluftigung. 2)eIotatit)e SDlalerei.
bcrgcbcn {W)b. 5 unb 6), l^ot aud^ 3SaU
tcau gemalt, anf^cincnb gor nid^t ein*
mol in fatirifc^er Slbfic^t. S)enn ofö einige
3a^re naä) feinem lobe feine gcfamten
SBerfc in ©ticken unb SRabicrungen, bie in
öicr SSönben bereinigt toarcn, auf Soften
feinet gtreunbe« 3ulienne herausgegeben
würben, toar jebem ber beiben ®ilber eine
moraüft^e S3etra'd|ftung in SSerfen beige*
geben. SSon bem 8lffen aU SSilb^auer ttjeig
ber S)id^ter ju fingen:
Ce singe industriel qui travaille ea sculpture
Peut de PArt qu'il exerce estre dit Tinventeur ;
On ne peut estre hon sculpteur
Qu'en se faisant s)nge de la nature.
(S). ^, biefcr beWcbfame Slffe, ber alä
S5Ub(|auer arbeitet, lann ber ©rfinber ber
ffunft, bie er betreibt, genannt werben;
man fann nur ein guter S3i(bl^auer fein,
wenn man fid6 jum 8lffen ber Siatur mac^t.)
aifo fd^on ju jener Qüi ein förmlid^eS
naturaliftif^e« (SlaubenSbefenntniS in ber
ffunft!
S)ie oöale fjorm ber ©tid^e lafet öer*
muten, ba§ wir feine Stac^bübungen t)on
©taffelcibilbern, fonbern t)on beforatiöen
aKoIereien, afferbingS an^ SBatteauS lefetcr
3eit t)or un« l^aben. S)enn neben jenen
„®roteS!en", bie in erfter Sinie öon bem
bamaligen Äunftgefd^madE geforbcrt würben,
führte Satteau, wie wir f:pöter feigen wer*
ben, auc^ beforatiöe ajlalereien rein figür*
(id^en S^^altS auS.
3Rit ben äffen, bie no^ tief in ba^ 18.
Sal^rl^unbert l^inein integrierenbe Seftaub^
teile ber ©roteSfenmaferei blieben — man
benfe nur an baS 3tefibenjfc^Io§ in SBörj*
bürg unb an baS fogenannte japanif^c
$auS im 5ßarle öon ©anSfouci — ftanben
bie ©^inefen öorne an auf bem 9ie:t)ertoire
ber franjöfifd^en S)eforation§mater. 2lber
obwohl es i^ncn nid^t an ©elegenl^eit fehlte,
©tubien na^ ber Siatur ju madöen — d)u
ncfifcöe ©efanbtfd^aften finb fdöon bamal§
nac^ granfreic^ gel ommen — betonten fie bei
ber Sarfteöung ber ©^inefen unb bei ©t^ilbe*
rungen an^ i^rem no(^ mard^enl^aften Steid^e
mef)r baS burleSfe unb ))l^antaftifd^e aU baS
etl^nograpl^ifc^e ©lement. S)a§ f^Jejieff SBat*
teau iebdd) wenigftenS einen (S^inefen nad^
ber SRatur gejcic^net unb babei öerfud^t l^at,
ben SRaffet^^)uS einigermaßen 5um SluSbrud
§u bringen, bafür befi^en wir ein foftbareS
Sofument in einer S^ic^nung ber Sllbertina
in SBien (2lbb. 7), bie no(^ baju burd^
bie SSeifc^rift be§ SiamenS beS S)argeftefften
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5lntoinc SBatteau.
23
„%*Bao" a(S eine 5ßorträtftubie beglaubigt
ift. 3m großen aRafeftobe öcrtoertctc SBat*
tcau biefe unb anbete t^inefifc^e ©tubien
. bei ber S)e!oration eine« ffabinettd im
©d^Ioffe Sa SKuettc bei 5ßari^, beffen ^olj*
getäfel öollftänbig mit folt^en ®t)inoifcriett
bemalt toorben toar. ®^ toax ia^ berü^m«
tefte beloratiöe SBerf beS aJieifterS; wir
öermögen ei^ aber nur nad^ ben breifeig
©ticken ju beurteilen, bic bon SSoud^er,
binett in Anbetung einer SanbeSgöttin öor,
bte in ben Sögen unb in ber fofetten ^aU
tung mel^r an eine ^ßariferin an^ ber
luftigen 3cit ber SRcgentfc^aft aU an ein
gelbe«, fc^Iifeaugige« ffinb beS ^immlift^cn
aieid^e« erinnert. 5)ie no^ etttja« fc^ttjer^
fönige trodEene SScl^anWung be« Stofofo-Dma*
ment«, bie aScrmenbung öon über^ängenben,
fteif gejd^nittenen Sambrequin« unb anberen
Erinnerungen an ben Stil Subtoig« XIV.
^((. 27. Ser@at)oQatbe. fftaäi bem ®€tttftlbe in ber (Eremitage ju @t. $etetiS(urg.
(9{ac^ finet JDriginalp^otogrctpl^ie bon f&taun, (Sl^ment & die. in 2)otna(^ i. (£. unb ^axii.)
Qeaurat unb Stubert auägefül^rt njorben
finb unb im 3a^rc 1731 öollenbet t)or*
lagen (8lbb. 8 unb 9). Um bie äRitte be§
Sa^rl^unbertä fc^einen fie bereits befeitigt
ttjorben 5U fein, ba t)on ba ab iiirc @:t)ur
öcrfc^toinbet. ©fjinefen unb Sartaren toaren
bei bem bamaligen ©taube ber SSöderfunbe
ibentif^c begriffe. Stur burd^ bie l^ol^e
gudferl^utförmige aKü^e unterjd^ieb fid^ ber
lartare t)om E^inefcn. 3m übrigen frieb^
lid^ bereint fü(|rt fie eine ber t)on un« ge^
botenen 5ßroben an§f bem d^inejifc^en ffa*
mad^en eS njal^rfc^einlic^, ia^ biefe 3iniwtct=
beforation nod^ in ber gcit entftanbcn ift,
n)o SBatteau bei Slubran arbeitete.
3n berfelben ©tilri^tung bettjegt fid6
aud^ bie unjerem ®ef^modE toenig jufagcnbe
Slüegorie, bie ba^ SSünbni« ber aRufi! mit
ber S'omöbie, alfo in mobernem ©inne ettoa
bie Operette öerfinnlic^en toiß (2lbb. 10).
3)aS S3ilb, ba« bem ©tid^e ju ©runbe liegt,
toar feine au«gefü(|rte SBanbbeforation, fon*
bem nur ein ©ntmurf boju, öieöeid^t, meint
5ßaul ajianfe, eine« ber Dielen aRobeöe, bie
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24
^ntoine SBatteau.
SBattcou für anbete Seforation^moler an*
gefertigt ^ot. 3lod) im 3a^re 1856 ift
biefe« nid^t fe^r umfangreid^e ®ilb anf einer
9(nftion in $arid aufgetand^t, ol^ne grogen
(SinbrndE jn ntad^en, meil e^ t)on ber @igem
art äBatteau^ ganj nnb gar aitotxä^t. @$
gab in bem furjen Scbcn beä SnnftIcrS
eine lange Seit, wo er oHed niad^en mußte
nnb mirflid^ aud^ machte.
3)aS öierbönbige ffu:t)fertt)erf le^rt unS,
baß SBatteau tro| eined t)on ber Geburt
an fied^en Sör})erS eine fieberl^afte I^ätig*
feit ald 2)eIorationSmaIer entfaltet l^at, bie
er, wie wir fd^on bemcrit l^aben, bis in
feine lefete 3cit fortfc^te. @ie toar i^m
gewiffermafeen ju einem SebenSelement ge*
morben, nnb er liefe nid^t öon i^r ab, nad^-
bem er langft bie ^ö^ften ®^ren eines
franjöftfd^en üKaterS, bie aRitgliebfc^aft ber
Sffabemie, bnrd^ feine Staffcicimalercien er*
rcid^t l^otte. äuS biefem ®runbe ift cS
überaus fd^toierig, bie beforatiöen aRalereien
SBattcauS, bie obenein burd^ ben ©tic^ nod^
manche Slbfd^wäd^ungen erlitten ^aben, nad^
ber 3rit il^rer ffintfte^ung ju orbnen. 2lud^
bie Drnamcntif gibt unS nic^t immer einen
fidleren Stnl^alt, weil SBattcau bisweilen trofe
eines aJiittelbilbeS auS feiner ©(anjieit
auf ein öUereS ornamentales ajiotit) jurüdE*
griff. SBir muffen unS beSfjalb bei ber weiteren
g^arafteriftil ber beforatiöen SÄalereien beS
aReiftcrS, bie nid^t burt^ beftimmte Slac^rid^ten
an Drt nnb 3^^ gebunben finb, auf oö*
gemeine 8lnbeutungen befd^rönfen. SIuS ber
StuSwal^t, bie wirinbenSlbbübungen 11—26
getroffen l^aben, gel^t ^ert)or, bafe eS fid^
bei ber SluSmalung beS JafelwerfS um ganj
fc^male ©eitenfüttungcn, um @o<)ra^)ortcn,
um grofee, oblonge ajiittelftüdfe, um ©odfel*
füDungen u. bgl. m. ^anbclte, benen bie
S'om<)ofition angepaßt werben mugtc. S)ie
2Rotit)c ber 2)arfteHungen entfprad^en bem
®eban!engang beS leit^tfinnigen 3ßitaIterS,
ber baS ^Strafgericht ber SReöoIution t)on
1789 am meiften vorbereiten ^alf: bie
t)ier ga^reSjeiten, bie öier ©lemcnte, bie
fünf Sinne, bann Saturn, Sacd^antinnen,
Slmoretten unb anbere m^tl^ologifd^e gigurcn,
Sagb^ @c^afer= unb SiebeSfcenen, Sweater*
figuren — burd^weg auf ben einen %on
gcftimmt, ber nad^ ber Frömmelei in ben
legten Salären SubwigS XIV. gang 5ßariS
burc^jitterte. 3)aS unverblümt ©emcine
würbe noc^ öermieben ober bod^ mit einem
leidsten ©c^Ieier t)on ©alantcrie öerpnt.
8lud^ öor grober gfriöolitöt fd^retfte man
noc^ jurücf. ©ic würbe crft baS 3fa^r*
waffer, worin äSatteauS ©c^üIer, Sancret
unb 5ßater, öomel^mlit^ ober Sondier, gegen
ben jtc^ fpäter ber ^g ber 9tei)oIutionS*
männer am meiften richtete, bergnügUd^
platfd^erten. SBatteau ift niemals gemein
gewefen, aud^ wenn er gelegentüd^ eine
2)iana im SSabe bclauft^te ober eine ganje
©efcllfd^aft bon Sl^mpl^en ber S)iana, unb
er l^at fi(^ fogar öon ber öerftedften ®c*
meinl^eit, ber Snbolität, fo öorfid^tig fern*
gehalten, bafe man für il^n unb feine 2)ar*
fteöungen baS ©genfd^aftswort „galant"
^ätte erfinben muffen, wenn eS nid^t bereits
öor^anben gewefen Ware, ©einen ^nf^alt
unb ©inn l^at eS aber erft burd^ SBattcau
erl^alten. Dbwol^I aUe feine Siebl^aber bor
Verlangen brennen, in bie Slrme i^rer
©c^önen }u ftürjen, obwohl biefe felbft gan^
unb gar nid^t banad^ ausfegen, folc^em SSer*
langen ben geringften SBiberftanb entgegen*
jufe^en, ge||t in SBatteauS SarfteHungcu
alles in ben gormen einer faft l^öfifd^cn
„©alanterie" ju, wenn aud^ lein im feicr*
liefen ©tite SubwigS XIV auSgeftatteteS
5J5run!jimmer, fein Souboir im Slegence*
©tu ben ©c^aupla^ ber S)arfteIIung bilbet.
®efd^Ioffene Släume finb SBotteau offenbar
bon 3ugenb auf nid^t f^mpat^ffc^ gewefen.
ffir war, wenn wir feine ©elbftbilbniffe
ftubiercn unb bamit fein lemperament, bie
Äußerungen feiner ßaune unb ben SScrIauf
feiner töbUd^en ßranl^eit nad^ ben (Srja^*
lungen feiner S^itgenoffen in SSerbinbung
bringen, cngbrüftig, freier Sltmung, frifd^er
Suft unb beS frö^Iid^en SinbrurfeS einer
bäum* unb waffcrrei^en Slatur bebürftig.
3n biefem juerft erträumten, fpater au^
i^m gugängüd^ geworbenen Sanbe ^at fid^
feine 5ß^antafie bon ber 3cit an bewegt,
wo er ajiitarbeiter ©ittots Würbe. Mt
figürlichen 2)arftettungcn, mit benen er bei
®ilIot unb fpater bei ätubran bie be!o*
ratiben 5ßanneauj in ber SÄitte auSfüötc,
fc^webten in freier Suft ober fie bewegten
fid^ in einer frei fomponierten Sanbfd^aft,
beren ^intergrunb fic^ in buftig*p]^antaftif c^en
gormen berlor. ®iner feiner ööeften 93io*
grapfjen, ber ®raf ©a^IuS, crjö^It, baß SBat*
teau feine crften lanbfd^aftüd^en ©tubien im
Sujemburggarten gemad^t l^at, jur 3^it alfo,
atS er bei Slubran arbeitete. „S)ort," fagt
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J^-a-»lATTtA^JJHuS.
LA VRRIE '*^^^" OAlK'rt.'
L' L iA K\K1 jj L'iji f.
8(((. 28. JBauerntan}. 9labierung nad^ einem ©emälbe.
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26
^ntoine SQSatteau.
er in fetner Sofrrebe anf fBMdean, „seid^nete
er nnablafftg Me SSSnme biefed fc^dnen
(SartcnS, bcr, unfuttiöiert unb ttjcniger fri*
pert, afö bie bcr anbern f öntglid^en ©d^Iöffer,
ii)m unenbfit^e ÄuSblicfc gctoa^rte." Ob*
tDof)l. ber 5ßarl burc^ ben ftrengcn SBintcr
bc§ 3al^rc« 1670 itt feinem SSaumbcftanbe
arg gelitten ^atte unb man crft 1716 burd^
neue 9ln))f(aniungen ben Schaben mieber
gut ju machen fuc^te, toax ber ßujemburg*
garten ba^ ^anptikl afler ©pa^iergöitger
öon 5J5ari«. 3)er SBerfaffer ber „Curiositez
de Paris" er}äl)lt, bafe bie Saluftrabc öon
weigern aSarmor tjorn auf ber Jcrraffe ein
beliebter @ammet<)lafe toar. „5)aran tcl^n*
ten fid^ alle bie, bie bie neuen 5)amen*
moben in ßleibem unb ©c^mucf, bie SSor*
jüge unb bie Sel^ler ber 5J5erfonen prüfen,
loben ober fritifiereu tooHteu, bie in ben
Snieen lufttoonbelten." §icr mag SBattcau
aud^ bie erfteu Seobad^tungen unb ©tubien
an Irad^ten ber öornetimcn SBelt unb beS
SBürgertumS, an ©leganj unb Äofelteric ge«
mad^t l^aben, bie fpater in feinen geiftrcic^en
3ei^nungen bie ^anpixoüt fpielten. ^a^
mald mar ber Sparten aud^ nod^ uid^t t)on
SSautoerfen fo eingeengt tt)ie ^eute. ®r
ie^ntt fid^ nod^ toeit^in über bie ®runb*
ftüdfe ber benac^borten fflöfter auS unb er
fonnte fel^r tt)o(|l, toie 5ßaul SRanft fagt,
„bie 3öiifion einer lönblid^en ©egenb l^er*
öorrufen." SBenn SBatteau anä^ fd^on ba*
mald lanbjc^aftlid^e @tubien gemad^t l^at,
fo fonnte er fie auf felbftönbigen Staffelei*
gemalben t)orläufig nod^ nic^t t^ern^erten.
?lfö er aber fotoeit gclommen toar, l^ot er
fid^erlidö SKotiöe an^ bem Sujemburggarten
in feine ©c^öferftücte, in feine arfabifc^en ®e*
filbe t)crtt)ebt. „(Sr ^at fogar bort," wie
ber eben genannte fran^öfifd^e ffunftfritifer
fc^reibt, „in ©tunben, loo ein unbeftimmter
3)unft bie formen öertoif^t, einige jener
gemen gefunben, bie er mit einer bläulich
fd^immernben 8ltmof<)^äre einfüllt, wie wenn
er an ©amt-Srcugldel backte."
8lud^ bei Slubrau füllte fid^ SBatteou,
bei bem ber Srieb jur ©elbftönbigfeit,
jum eigenen ©Raffen immer ftörfer würbe,
tro^ monier 8lnnel^mlic^!eitcn nit^t lange
wo^l. 8luf weld^c SBeife fie auleinanber
famen, erga^lt ©erfoint in feiner SSiogra*
p^k SSatteaud fo auSfü^rlid^, ia^ wir i^m
als unferer ^auptquelle wol^l im großen
unb gon5en vertrauen bürfcn. „SBatteau,
ber nic^t bei ben beforatiben äRalereien
fte^en bleiben unb and) nn^t fein Seben
bamit verbringen wollte, für anbere ju
malen unb überbieS bie ftraft eigener ©r*
finbung in fic^ fpürte, wagte ein S9ilb avi§^
feiner 5J5^antafie, welches einen Irup^ien*
abmarfc^ barfteQt unb bad er in feinen
aKugeftunben malte, ffir 5cigte eS bem
^errn Äubran, ben er nad^ feiner SKeinung
barüber fragte .... §err Äubran, ein ge*
fc^idfter aSann unb im ftanbe, eine fd^öne
©ac^e ju beurteilen, war beftürjt über bie
Sorjüge, bie er an biefem Silbe erfannte;
aber auS fjurd^t, einen Untergebenen ju Der*
lieren, ber i^m nü^lid& war unb auf ben
er fid^ fel^r oft l^infid^tlid^ ber Slnorbnung unb
felbft ber ffom})ofition ber ©tücfe, bie er
auSjufü^ren l^atte, öetliefe, riet er i^m leidet*
I|in, feine S^it nit^t an biefer Slrt öon
j^eien ^^antafieftücten ju öergeuben, ba fie
i^m nur ben ©efc^modf, in bem er arbeitete,
tjerberben würben. SBatteau liefe fid^ aber
nic^t bumm mad^en. S)cr fefte ffintfc^lufe,
ben er gefaxt ^atte, fid^ loSjumac^en, öer*
bunben mit einem flcinen SBunfc^e, Sälen«
cienneS wieberjufel^en, beftimmte i^n öol*
Icnb«. S)cr SSorwanb, feine SSerwanbten
befud^en ju wollen, biente i^m als anftän*
bigeS aRittel, aber Wie follte er eS aufteilen?
®ad ®elb baju fehlte il^m, unb fein 93ilb
würbe feine einjige §ilfSquette. (Sr wußte
aber nid^t, toa^ er babei }u t^un ^atte,
um es jum SSerfauf ju bringen. Sei biefer
(Gelegenheit na^m er feine aufludet ju bem
noc^ jefet (1744) lebenben Sean ©poube,
einem SWaler, ber ungefähr auS berfelben
®egenb ftammte wie er unb fein befonberer
grcunb war. S)er Sufaff fül^rte $errn
©poube JU $errn ©iroiS, meinem (beS
©Treibers ©erfaint) ©d^wiegeröater, bem
er baS Silb jeigte. S)er 5ßreiS war auf
60 SiöreS feftgefefet, unb ber §anbel würbe
fofort abgefc^loffeu. SBatteau erl^ielt fein
®elb, unb er reifte frö^lic^ nad^ Salen^^
cienneS, wie jener SJBeife ©ried^cnlanbS.
®S war fein ganjeS SScrmögen, unb fidler*«
li^ ^atte er fic^ nod^ niemals fo retd^ ge*
fe^cn. ®iefcr §anbel war ber Urfprung
ber aSerbinbung, bie mein öerftorbencr
©d^wicgeröater feitbem ftetS mit il^m bis
JU feinem lobe unterhalten l^at, unb er
war t)on jenem Silbe fo befriebigt, baß er
i^n inftönbig bat, i^m ein ©eitenftücf ju
molen, baS er (SBatteau) il^m wirflid^ auS
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28
^ntoine Si^atteau.
aSalcncicnnc« fd^icftc. . . . ©« ftcllt bcn $alt
(ben Zaqexpla^) einer 3lrmec bar. 2)o^
®onje toax nad) bcr Slatur. ffir forberte
200 SibrcÄ bafür, btc i^m gcgebeu tpurben.
®iefe beiben Silber l^aben immer für jmei
bcr fc^önpen ©ot^en gegolten, bie auS feinen
$änben l^eröorgegangen ftnb."
SBenn biefe SarfteUung auc^ in ben
$an))tiügen richtig fein mag, fo ift e^ boc^
nid^t n^al^rfd^einli^, bag jmei fo reife, in
fid^ fertige Silber toie ber „2lbmarfd^ ber
Xxnpptn" unb bie ,,9iaft ber Hrmee"
SBatteand erfte SJerfud^e anf bicfem ®ebiet
gewefen feien. S^ finb benn aud^ tt)irl(id&
jtoei öftere Silber SBotteauS ermitteft wor*
bcn, bie fic^ im Sefi^e Slubran^ befunben
l^abcn, bicfem alfo t)on Sßattean gemaft
ober gefc^enft toorben ftnb. 3)a bcibc ®in*
äclfignren barftellen — einen ©aöo^orben
mit feinem SRurmeftier nnb eine f})innenbc
Souerin — , ift c§ ma^rft^cinUd^, bafe fic
nrfi)rüngli(i^ aß aRufter für aRittcIftüdfc in
SBanbbe!orationen gemaU tt)orben maren.
ffiine biefcr gignren ift nod^ im Original
öorl^anbcn (in ber ©remitoge jn @t. 5ßcter«^
bürg, äbb. 27), bie anbere ift nn^ nnr
noc^ bnrd^ ben ©tid^ erl^aUcn geblieben.
S)er ©aöo^arbenjüngling, bcr fein aRurmcI*
tier nac^ ber 5J5feife tanjen ließ, toar eine
befannte ©trafeenfigur in 5ßarid, aber aud^
in ben Meinen ©tobten unb in ben Dörfern,
©ic mag fogar eine bcr 3ugenbcrinnerungcn
aSäattean^ geiücfen fein; benn bcr, njcnn
aud^ nur flüchtig l^ingcftrid&cnc, lanbfd^aft*
üd^c §intergrunb beutet auf bie ölömifd^e
§cimat ober öicHeid^t mcl^r auf baS ©tu-
bium bc^ aRcifterä Icnier^, bcr aud^ gern
folc^e ßinäclfiguren t)or SBirtS^aufern unb
auf S)orfgaffcn gemaft j^at, Son bicfem
fc^üc^tcrnen Serfud^ ju ben figurenreid^cn
©olbatcnbUbcrn ift ein fo tociter ©prung,
bag man fic^ nac^ einem SScrbinbungSgficbe
umfe^cn muß. ®^ ift crft in ncucftcr 3^it
burc^ bie SScröffcntUd^ung bcr SRcgiftcr bcr
fran5öfifd6en 8l!abcmic gcfunbcn worbcn. SSer-
mutUc^ auf bcn Slntricb ober nac^ bcm Sei-
fpiel feinet greunbeS ©poube (cigcntftd^
©poebe) l^attc fic^ SBatteau al§ ©(^ülcr bcr
Slfabcmic angemclbct, in bcr Hoffnung, einen
5ß,rci^ ju erringen, bcr if)n an^ feinem ©fla-
öcnbicnftc befreien lönnte. Sic 2l!abcmic, bie
bomaI§ i^ren ©i^ im iJouörc fjattc, Verlangte
öon bcn Seroerbern, öor bcn Singen bcr 5ßreiö*
rid^ter ©fijicn ansufertigen. Sla^ bcm SlugfaH
biefer arbeiten tpurben bieienigen getoö^ft,
bie an ber engeren ffonfurrcnj „en loges**,
b. % in abgefd^Ioffenen JRäumen, bie eine
Serbinbung mit ber Sluficntoeft öcr^inbcrn
follten, teiljune^mcn, für toürbig befunben
toorben toaxen. ^n einem 5ßroto!ott üom
6. april 1709 finbct fi(^ unter biefen ®r*
wft^ften ber SRame SBafteau« neben gnjci
SUb^aucrn unb öier SKalern. Stt^^i bib*
Ufd^c ©cgenftänbe waren ben SRalcrn auf*
getragen morben: bie SlüdEfcl^r S)at)ibg nad^
feinem ©iege über ®oßat^, unb 9[6igail,
bie bcm bebrängten 3)at)ib SebcnSmittcI
bringt. @rft in ber legten Sluguftn)oc^e fam
bie ®ntfc^eibung. ®ie ßonfurrenjarbciten
würben au^geftellt, bie Slfabemifcr gaben
i^re ©timmjcttcl ab, unb ai^ am 31. Slu»
guft bie Süt^fen geöffnet würben, ergab
cd fid^, baß ber erfte 5ßreid in ber ÜJialerei
einem gewiffen 8lntoine ®rifon, bcr jwcite
einem gemiffen Slntoinc äBafteau zugefallen
war. aSäie fo oft Ratten fid^ bie SHabemifer
aud^ bicSmal getdufc^t. Son Slntoine ®xU
fon bat niemanb wieber etwas erfal^ren,
unb bcr SKann mit bcm jwciten 5J5reife ift
einer ber ^croen ber aRalerei geworben.
S)amafö war i^m bie (Sntft^cibung gewiß
ein fd^wcrer ©d^Iag, unb fic mag baju bei*
getragen l^aben, il^n in feinem Sntfd^Iuffe,
^ariä für einige 3«it ben SRüdfen ju lehren,
5U beftärfen. Ob er nod^ im S)ienfle Sin*
branä ftanb, aU er fid^ an ber ßonhirrenj
um ben 9l!abcmieprciS bewarb, unb um wcld^c
Seit er nad^ SJalencienncS gegangen ift, ift
eine offene gragc. (Sbenfowenig laßt fid^
fcftftetten, wann unb wo SBatteau feine
erften ©olbatcnbilbcr gemaft, ob nod^ in
5ßari§ ober crft in SalcncicnncS. Iruppcn*
marfc^e fann er auc^ in $arid bcobad^tet
l^abcn, unb ba^ er wcnigftcnS baS eine
biefcr ©olbatcnbilbcr, ben „8l6marfc^ b^r
Iruppen", in 5ßari« gemaft ^at, bcjcugt
uns ©erfaint in feiner Siograp^ie SBatteauS.
®S ift uns glüdlit^crwcife nic^t bloß im
©tic^e, fonbern aud^ im Original erl^aftcn
gebücben, baS fi^ im Sefi^ beS SaronS
®bmunb t)on SRot^f^ilb in ^ariä befinbet.
„Sei fd^werem Unwetter,'^ fo befd^reibt
2)o^me biefeS 3ugenbbilb beS XfünftlerS,
„äicl^t eine Stbtcitung SRcfrutcn über eine
^od^cbene ba(|in; 8(nfang unb ®nbc beS
3ugcS verlieren fid^ im SRcbel, ber bie ganje
Sanbfd^aft öcrfjüllt. ©injcln unb ol^ne Drb«
nung marfd^icreu bie ©eftaften ^intcreins*
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Slntoinc SBattcau.
29
anbcr, fid^ ntü^fcfig i^rcn 5ßfab in bem auf*
öcroeid&tcn lerroin fuc^enb. ®q^ SSilb iji
faft farblos ; ©immel unb ®rbc ftnb in
einen fc^mufeig graubraunen %on geHeibct,
bic ©ejialtcn fetbft faft en camayeu (grau
in grau) be^anbelt. Die aRalerei ift an
öicien ©teilen, namentlid^ in ber Suft, fo
bünn, ba^ ber Ion bed ®runbe§ mihpirft;
bie ääel^anblung ber giguren f)ai in ber
Slngabe ber Setoanbfd^atten unb SJrüd^e
ettoaS &ti)adtt^ im Vortrag .... auffällig
©d^ule beuttici^ berrät unb jugteid^ ein fei*
teneS garbentatent befunbet.'' %xo^ aller
gelter einer 3ugenbarbeit — SBattcau toax
bantal^ noc^ toeit entfernt, ein SSirtuofe ber
Seic^nung ju fein — alfo bie erfle 5ßrobe
eine^ n)irfUd^en Zalent^, totnn fie avi<i^ uoi)
feine ®pvLX öon bem fünftigen SKater ber
„galanten gefte" erfennen laftt. 2)er geift*
öoöe, originelle SSortrag, ber ®egenftanb,
ber in bie bamalige S^Uftimmung fo rec^t
^ineintraf — beibcd jufammen mag bann in
J^Mlt^^^^^^^W
.lä^
. ^^BW
. - .. ^^äm
^^-1
W)f). 80. S3auetn^of. 92ac^ einet B^ic^nung im (ritifd^en SDlufeum in Sonbon.
(9laäi einet Dtiginal^^otogta^l^ie t)on S3taun, C^Iöment & (Sie. in 2)orna(^ i d. unb $ati8.)
ift ber SKaler ber 3ci^«"«9 öon Äö<)fen
unb Rauben au^ bem SBege gegangen. Stur
ein ©efid^t ift erfennbar: ing 5ßrofiI ge*
ftellt unb menig auögebilbet; bie brei ober
öier 4)anbe, toeld^e fid^tbar tüerben, finb
noci^ jiemlid^ ungefc^ictt. Dagegen ift bie
©ett)egung ber einjelnen ©eftalten red^t
glücfUc^ .... man empfinbet burc^aug mit,
wie jeber in feiner SBeife fämpft, auf bem
fd^lüpfrigen ialent öorroörtg ju fommen.
Unb me(|r nod^ afö bieg feffelt ber energif^e
Ion be§ ©anjen, ber aug allem l^erau^-
gel^enb, toad fonft öon SBatteau befaunt ift,
fein ^eröortoac^fen au^ ber ölömifd^en
bem ffunftfjanbler ©irois ben SBuufc^ nac^
einem ©eitenftüdf rege gemad^t fjaben, baS
aSatteau, toic toir oben auS ber DarfteUung
feinet SSiograp^en OerfaintS erfatiren l^aben,
bereite in SSolencienne^ malte.
SBenn er bort, toie bie äRe^ria^l ber
gorfd^cr annimmt, titoa im ©eptember 1709
anlangte, fo geriet er gerabe mitten in baä
Sricgggetümmel hinein. 8lm 11. September
toax bie ©d^lac^t bei ajlalplaquet gefc^lagen
unb t)on ben granjofen verloren toorben.
S)a SalencienncS ni^t ttjeit t)on SKalplaquet
log, toirb fid^ ein Seil ber gefd^lagencn
Iruppen l^inter bie SBäöe ber geftung ju»
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30
8(ntoine äBatteau.
1
rücfgejogen l^aben, unb bort tverben andf
t>xät SSertounbete untergebracht tDorben fein.
(S^ tft eine fe^r anfpred^enbe SSermutung
öott äWonfe, bol SBatteau unter ben SSer»
munbeten bie erfte SSefanntfd^aft eine^ 9Ran^
ned gemad^t i)ai, 5U bem er Ipattx in ein
enged Steunbfci^aftdt)erl^altnid trat. @^ ift
bamatö mit äBatteau befannt n^urbe, beut
er fpäter, nad^bem er feine Sefanntfc^aft
bei ®erfaint erneuert l^atte, manches ©ilb
abfaufte. SSatteau l^at i^n aud^ aU 3^-
baliben mit ber Ärücfe in ber §anb gemalt.
8lu6er ber ^SRaft einer Armee", bereu
Original berfc^oOen ift, l^at SBatteau nad)
XbB. 81. ^et ^tü^Iing. !Rac^ einem beToratiben (Bemftlbe im ^otel Sroaat
äntoine be la SRoque, ber ben Äricg aU
©efreiter in ber ©ompagnie ber ÄönigS^
genbarmen mitmachte unb in ber ©d^Iac^t
bei aKaI:pIoquet bog UnglüdE l^atte, bag i^m
ba^ Iin!e S3ein jerfc^mettert tuurbe. ®r
liefi fid^ nac^ SSalencienneS transportieren,
unb bo er fd^on ofö ©olbat Steigung jur
5J5oefie, jur 5Kufif unb ju ben fd^önen
fünften ^atte, ift eS tüol^I möglich, ba& er
bem auSbrüdfüd^en 3^iigmS SuIienneS, beS
Herausgeber^ bc§ großen SBatteau-SBerfcS
in Slabierungen, toäiirenb feiner Slnioefenl^eit
in SSalcncienneS „einige Silber, unter an=
bereu mehrere Sager* unb Solbatenftubien
nac^ ber Siatur" gemalt. Solcher ®ilber
finb uns nod^ mel^rere, fotool^f in Drigi=
naien als in SRad^bilbungen burd^ ben ©tic^,
er(|alten. 3^ci ®emälbe befifet bie ®re*
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Hntotne Watteau,
31
iitttogc in @t. ^ßctcrgburg, bie anä^ unter
ben liteln ,,bie &xapaitn be^ ffriegc^''
unb „bic ®r^oIuitgett im ffriege'' geftoc^cn
©olbaten jur ®ile angetrieben. ®aS jtoeite
85ilb jeigt eine friebUt^e Sagerfcene: ®oI*
baten unb grauen p|e,n unter einer ate
nL^CES;??^r^^^?5^^iT^7^ ''^■'. ""tL^yji.>"" - """. K^l^^' . >^^ ' r - = .
9C(B. 32. 2)et ©ominet. 92a(^ einem belotatioen OfemSIbe im ^otel (Sroaat.
tüorben ftnb. Auf beut einen ift toieber
ber SÄorfci^ einer ©olbatenabteilung bei ftür»
mijd^ent SBetter bargefteöt. S^^i berittene
Dffijiere unb eine grau ju ®fel bilben bie
©Pforte. (Sin jtneiter ®fel toirb bon brei
"S^aä^ au^gej:pannten Seinttjanb um einen
%i\6), anbere ©olbatcn plaubern unb raud^en
im aSorbergrunbe. 3i^.,i^tten l^at fid^ and^
ein Irommler gefeöt. S^nlid^ finb bie 2Ko*
tiöe auf ben nur nod^ in ©tid^en erhaltenen
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32
5lntoinc SBattcau.
SSilbcrn: eine ©olbotcnabtcilung, bie auf
bem aJlarfd^e $alt maä)t, ber Sager^Ia^
ctnc^ ®ctad^ements, bo^ jur Begleitung be«
Driginote gefonnt ^aben, ba^ S^ugni^ öu§*
geftefft, baß fie ungemein geiftreici^ unb
Icbenbig gejeici^net unb gemalt toaren, aber
9iaB. 33. 2)et^er(|!. 92a(^ einem belotatiben (Bemftibe im ^otel (Stoaat
Iroffe^ mit SBagen, SBeibern unb Äinbern
bient, ein 3Rarfd^ t)on SReitern über ein
abfc^üffigeS S^errain, befannt unter bem
5Ramen „ba§ ^6fH6'' u. bgt. m. aßen
biefen Silbern njirb t)on benen, bie noc^ bie
in i^rem braunen ©ejamtton an ©emölbe
alter ajleifter erinnert Rotten. Sie fanben
fd^neff Käufer unb njaren bie ©runbfteine,
auf benen fid^ SBatteauä ©teöung in ber
®unft ber reid^en Äunftliebfjaber affmäl^Uc^
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5lntoinc SBatteau.
33
befeftigtc. 3)ic beiben Silber ber ©remitage
bcfanben \\ä) fogor im ®efifec citie^ ber
fcinften tunftfcnner t)on 5ßarig, beS 5ßierrc
2lud^ bic Statur unb baS SSoIfölcben gc^*
lüannen fein 3«tereffe, unb er fal^ bcibe
mit ben 8lugcn feines SSorbilbe«, beS jün»
mf>. 34. 2>et SBinter. «ßac^ einem befototiücn ©emälbc im $oteI (Stoaat.
©rojat, beffen ipaug too^t baS erfle njar,
ba§ fid^ bem jungen SKeifter erfc^Iog.
Slber nic^t blog ©tubien ju friegerif^en
Silbern tt)irb SBatteau njöfirenb feinet Sluf*
cntl^alteS in ber ^eimot gemad^t tiaben.
ffio\enf>txQ, SIntoinc SSatteau.
geren S)Qbib lenierS, bem er nic^t blog
bie äRotiöe, fonbern andi) bie malerif^e S3e*
^anblung ablernte. ®rft in neuefter 3^^
finb mefjrere SBerfe SBatteauä, bie unS
feinen engen S^^föinmeniiang mit lenierS
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34
Slntoinc SBattcau.
Hat ma^cn, au^ bcr SScrborgcitl^cit gejogcn
unb in bie rtd^tige äSeleud^tung gerüät
ttjorbcn. S^Jei bat)on finb un« nur no^
in ©ti^cn crl^aücn. 2)aS eine ftcllt nntcr
graucnföpfc, in bcm ©^nittc bcr nad^ unten
fpife julaufcnbcn ©eftd^tcr, in bcr beregneten
ffj)tetterie ber äRienen unb be§ SlnjugeS
ber beiben grauen, bie il^re ^änbä)tn, i^re
^
beut Sitcl „La vraie gait6", bie ttjal^rc
grö^Iid^fcit (3166. 28), einen Sauerntana
t)or einem ulömifd^en SBirt^l^aug bar, in
ber S)ompofition unb in it)ren einjelnen
8eftanbteiten nod^ gauj unb gar an Senier^
erinnernb. Sl6er in ber ßeid^nung ber beiben
§embfragen unb ©d^ür^en jur @^au tra*
gen, unb nid&t pm n)emgften in ber Slnmut
ber Sänaerin fomntt fd^on ber SBattcau ber
„galanten gefte" jum ©ur^brud^. ®^ fel^Ien
nur nod^ ttjenige ©d^ritte, unb n)ir treten
an^ beut Sunftfreife ber ©otbaten unb i^rer
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Wtttoinc SBottcan.
35
aScibcr, bcr 95aucrn unb Saucrinncn in
ba« über SRaum unb 3^^* crl^abcnc SBcIt*^
bürgcrtum, ba^ SBattcau au§ eigener SKa^t*
tjoflfommen^eit gcgrünbet l^at. 3)cr jnjcite
unb SBeiber, im SRittcrgrunbc l^eimttJört^
jiel^en. 8lte ein tücrtüofleS S^uö^^t^ fü^ Wc
enge aSertüanbtfd^aft gmilci^en SenierS nnb
SBatteau ift au6) üon S)o^me eine Sanbfd^aft
»
CS
&
©tid^, ber ben Sitel „S)ie ^eimfe^r auS
bem SBirtgl^auS" tragt, jeigt ba§ ®e:präge
tjon lenier^ nod^ ftärfer. SSor Säuern-
l^äufem fielet man an einem Sifd^e eine ®e*
fcüfd^aft trinfenber S)örffer, UJötirenb bie,
bie bereits il^re trotte Sabung l^aben, äRönner
erflört tnorben, ein Ölgemälbe im 5leuen
5ßaIaiS bei ^otsbam, baS t^ermuttid^ ju ben
©rtoerbungen griebri^S beS ©rogen gehört,
ber ein eifriger SSerel^rer SBatteauS tnar
unb ber bann aud^ feinen ®rben ben größten
©c^a^ Saäatteaufd^er ©emölbe l^interlaffen
3*
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36
^ntoint SBatteau.
f)at, bcn c« auf bcr SBctt gibt («bb. 29).
3n jebcm 3^9^ i>cr ffompoption, in bcm
ftarf in ©Ratten gelegten SSorbergrunbe, in
ber in ben SSorbergrunb gcrüdtten Staffage,
in ber Saucmptte in ber SWitte, in ber
bünnen S^i^^ung ber SSauntftammc unb
i£|re^ bürftigcn SaubeS, in ber listen, fonnen*
nenb für ben Sufamntenl^ang SBotteauS unb
feiner ©d^ufe mit Xenicr^. 3)icfer ®ruppc
üon SBerfen au§ SBatteauS grüfi^eit bürfen
tt)ir njo^l awä) eine laubfci^aftlid^e S^icJ^nung
im britifd^en SKufcum in Sonbon aurcil^en,
bie ebcnfoflg ein t)öfltg rtämifd^e« ®e^)rage
jeigt (2lbb. 30).
abb. 37. Stubienac^ einem (Sat)alier. 9laäi einer 3eid^nung im britifd^en SD^ufeum in Sonbon.
(9{a(^ einer Driginalpi^otograp^ie bon S3raun, Sl^ment <fc (Sie. in 2)orna(^ i. Q. unb $arii$.)
gellen gerne, in jebem $infelftric^e crfennen
n)ir Xcnierg n)ieber, nur bafe eS feinem
5lad^o^mer nod^ nid^t gelungen ift, bie
Sä^igfeit ber garben ju überwinben unb
fic glcid^mägig bi^ ju bcr SenierSf^cn
©teganj ju vertreiben. 3nbeffen ift neuere
bing^ bie Url^eberfd^aft üon SSäatteou be-
ftritten unb ba§ S3ilb bem ©d^üler SBat--
teauö, 3. 95. 5ßater, jugefd&rieben ttjorben.
Smmer^in ift unb bleibt ba§ 95itb bejeid^*
3)a bie Duellen über bie erfte 3^it ^('^^
SBatteau^ 9lüdE(e^r au^ SSalencienneS nocf)
$arig üößig fd^meigen, wiffen tt)ir nid^t,
toa^ er in bcr ßeit bis 1712, wo feine
©pur n)icber auftouc^t, getrieben l^ot. SSer*
mutli^ n)irb er, nad^bem fic^ baS ^ntcreff c
an ben ©olbotenbilbern unb löublid^en
©cnrefcenen crfd^öpft ^atte, n)ieber jur
beforatiüen äRalcrei gegriffen l^aben. S)cnn
eg fmb beforatiüe Silber, mit benen toix
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Slntoine 3Bottcau.
37
aSatteau im ^af)xt 1712 bcfd^aftigt finbcn.
6r ttjar — tüir tüiffcn ni^t, burd^ ttjcn —
an ben reichen 95anquicr 5ßierrc ©rojat,
einen ber größten unb feinfinnigftcn ^unft«
fammter be^ üorigen ^ai)xf)nnitxi^, tm^
p\of)kn ttjorben, unb biefer trug il^m auf,
für ben ©peifefaal feinet ^okU in ber
ätue JRid^eüeu bie Allegorien ber üier ^af)xe^*
Seiten ju malen. SBic aUc beforatit)en äRale*
reien SBatteauS finb aud^ biefe t^erfd^ttjun*
ben. aber eS finb un^ bie 3Ra§e i^rer
imgett)ö]^nli(jen ©röfee (eg marcn oöalc
Silber üon 4 gug 5 Sott ^öl^e unb 3 gufe
jurüdEfd^redEt. SRan tnirb bie Slffegorien be§
©ommerg unb beS SBinterS t^ieUei^t etmaS
gefprcijt unb froftig, ju ^^afabemif^'' im
tabeinbeu ©inne bcS SBorte^ finbcn. Slber
biefer leere Slßegorienpomp tag im ®e==
fd^madte ber Sdi, ben bamalS SBatteau no^
ni^t burd^ feinen eigenen ju übcrn)altigen
oermod^tc. ffann e^ bagegen kttoa^ Sin*
mutigereg geben afö bie jungfräuUd^e ®e*
ftalt beS grüfiling« in il^rer eleganten Stiö^-
nung, in il^rer feinen äRobettierung, bie
©^lanf^eit unb güUe ju einer n)unberbaren
^axmonxt t)ereinigt? Unb erfennen tt)ir
SIbB. 88. @tubie nac^ einer fi^enben 2)ame. 3<^ic^nun0 im britifc^en Slufeum in Sonbon.
(9{a(^ einer £>riginaI|)^otogra^^ie üon 93raun, (Sl^ment <fc Sie. in Sornad^ i. (S. unb $arij$.)
9 QoU Srcite), bie Sompofitionen in ben
©tid^en, bie üier ffünfticr banad^ aug=
geführt tiabcn (äbb. 31 — 34), unb ein paar
©nttüürfe baju erhalten. SBenn njir nac^
ben ©ti^en bie gäl^igfeiten beurteilen, bie
SaSalteau bamalS errei^t l^atte, feigen ttjir,
bafe alle Unbe^olfenl^eiten in ber S^i^nung
abgcftreift, aUe Unfidjer^eiten in ber Som*
pofitiott äbern)unben finb. ®in böflig reifer
SKeifter tritt unS entgegen, ein fi^ünftler,
ber fid^ bereite fein eigene^ ©d)ön^eit§ibeal
gefd^affcn ^at, ein geiftöofler ©rfinber, bem bie
Iß^antafie ttJittig il^rc reid^ften ©d^äfee fpcnbet,
ein Seic^ner, ber üor feiner Setocgung,
üor feiner noc^ fo getoogten aSerfürjung
nic^t bereits auf bem 95i(be beS ^erbfte«
in ber ju fjügcn beS jugenbfi^en Saccus
l^ingeftredEten SBinjerin, bie bem burftigcn
®otte jutrinft, eine ber ftänbigcn Seit-
nel^merinnen an ben „galanten Seften"?
Sebeutfamcr für ben ferneren ©nttüidEe-
lungSgang SSäotteauS unb feiner perfönlid^en
©d^idffale aU biefe Silber finb bie 95cfannt=
fd^aften, bie er im $aufe beS reid^en ffunft*
mäcenS mad^te. 3m ^otet ©rojatS ttjol^nte
feit 1707 ber berühmte |)iftorienmaIcr unb
Sleftor ber Stfabemic ©tiarleS be la goffe,
unb e§ fann feinem ßmeifel unterliegen,
bag er üon ben äRalereien feinet jungen
ffiollegen ÄenntniS genommen ijaU SSäatteau,
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38
^ntotne SBatteau.
8[(B. 39. @tubie nac^ einer ^rau.
Beic^nung in $arifer $rittatbefi^.
0laä^ einet Otiginalp^otogrop^ie t)on S3taun, (Slöment <fc
Sie. in 2)orna(^ i. (S. unb $ariS.)
ber bis 1709 atö ©cl^ilfc bei Slubran gc*
arbeitet l^atte, ^atte eS, nad^bem er fi^
jelbftänbifl gemalt, unterfaffen, in Die äRaler*
gilbe einzutreten, um fic^ baburd^ eine freie
Ausübung feiner Äunft ju fidlem. ®r
niugte ieben StugenblidE getüärtig fein, ba§
i^m bie SSorftel^er ber 3«nft nid^t nur bag
ipanbmerf legten, fonbern il^n ani) in ©träfe
natinten. Sollen äRafercgelungen fonnte
er fid^ nur cntjiel^en, tuenn er ber ©l^re
gelüürbigt tt)urbe, in bie föniglid^e 8lfabemie
aufgenommen ju n)erben, beren äRitgtieber
t)on jeglid^er ?lbgabe unb Stuffid^t befreit
ttjaren. ®e la goffe fc^eint nun ben
jungen ffünftter ermutigt ju l^aben, ftd^ um
bie SKitgtiebfd^aft ju bettjerben. 3)a§ 5ßro*
tofoU ber Slfabemie berichtet über ben S8or==
gang in feiner gefc^äftSmäfeigen SBeife:
„^tnk, ©onnabenb, am 30. ^nü 1712,
afö bie Slfabemie n)ie gewö^nli^ üerfammelt
ttjar, £|at fi^ ber $err Stntoine SBatau (f o !),
SRaler, gebürtig auS SSalencienneS, üor*
gefteDt, um aU Stfabemifer aufgenommen
JU tüerben, unb l^at t)on feinen arbeiten
tixoa^ üorgejeigt. Stad^bem bie ®efellfd^aft
mit S5o{|nen abgeftimmt l^atte, l^at fie bie
SSorftellung genehmigt. 2)er ®egenftanb
feiner Äufna^mearbeit ift feinem Selieben
überlaffen tt)orben. |)err ©o^pel unb ^err
SarroiS finb ernannt tuorben, um ben ge=
nannten |)errn SBattau tüci^renb feiner Str^*
beit JU beauffid^tigen."
3)aS ^rotofoll erforbert eine ©rHörung.
3lad) ben ©afeungen ber ?(!abemie mußte
jebcr, ber fid^ um il^re SKitgüebfd^aft be*
tuarb, junäd^ft einige 8lrbeiten öorttjeifen.
3tai^ il^rer SSefid^tigung fc^ritten bie äfa*
bemüer in il^ren regelmäßigen ©onnabenbs^^
fifeungen jur 8lbftimmung. giel biefe ju
gunften be§ S5ett)erberg auS, fo tourbe i^m
bie SluSfü^rung eines SSilbeS übertragen,
beren ©egenftanb bie Slfabemie öorfd^rieb.
®rft nad^bem biefeS „Slufnal^mebilb" jur
aflgemeinen Sefriebigung ausgefallen, tour*
ben bem Setuerber bie Pforten ber Slfabemie
erf^Ioffen. S)amit fein SSetrug üerübt wer*
ben fonnte, mußte eS fi^ ber SScttJerber
außerbem gefallen laffen, boß jtuei Slfa*
bemifer i^n ttJöl^renb feiner Slrbeit, bie er
im Sout)re, bem ©ifee ber Slfabemie, unter
Sfoufur auSjufü^ren l^atte, fontroHieren
burften. SS ift bemerfenSttJert, baß bie
Slfabemie SBatteau gegenüber in einem
fünfte t)on il^ren (Bähungen abfal^. (£S
tüurbe il^m fein beftimmteS S^ema für fein
Slufna^mebilb üorgefc^rieben, er burfte eS
nad^ freier SBal^I beS ®egenftanbeS auS*
führen, eine SluSnal^me t)on ber ftrengen
Sieget, bie nid^t einmal ju gunften feines
Scl^rerS ©iHot gemad^t ttjorben toax. SKan
£|at baS allgemein als eine SluSjeid^nung
betrad^tet; üießeic^t ift aber ber ®runb
bat)on in ber Gattung t)on ©emölben ju
fuc^en, bie SBatteau ber Slfabemie ^)räfen*
tiert t|at. 3)aS ttjaren freie ©rfinbungen,
„5ß^antafie=^®enre", tuie eS in ber bamaligen
ffunftfprad^e ^ieß, mögen eS nun ©olbaten*
fcenen ober bereits jene ©^äferib^flen ge*
ttjefen fein, mit benen SBatteau feine Unfterb-
lic^feit begrünbet l^at. 3)a gab eS atfo fein
beftimmteSSl^ema üorjufd^reiben, unb eS toat
immer f^on eine @£|re, baß bie ttJÜrbeöoHen
Slfabemifer, benen bie ©efc^ic^tSmalerei als
baS' ^öc^fte galt, ben jungen „5ߣ|antafte*
maier'' überl^aupt jur S3en)erbung juließen,
3la^ einer Stotij beS ^unftfammlerS
unb ßunftf^riftftellerS SKariette, eines nur
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^ntotne SBatteau.
39
um jel^n ^af^xt iättgcrcn Scitgenoffcn SBat*
teaug, fott fid^ unter bcn Silbern, bie ber
ffünftler ber SKfabentie üorgefteUt f)at,, eineg
befunben l^aben, ba^ un^ in einem „^k
Siferfü^tigen" betitelten ©tid^ erl^alten ttjor*
ben ift. *2)anac^ l^dtte äBatteau fc^on im
Sa^re 1712 Silber au§ „ber SBelt ber
^^antafie unb beS Ifieater«" flemalt, unb
e§ entftel^t nun bie fc^n^er ju beantn^ortenbe
gragc, tt)ie er auf biefc Stoffe gefommen
ift. Slud^ im ßcben be^ genialften SünftlerS
gibt e^ feine fprungl&afte Snttüidefung. @^
ge^t aDe§ langfam t)on ©tufe p Stufe üor
fid^, unb ttjenn tt)ir ettoa« Sprunghaftes,
Ur^jIöfeU^eS ju fefien glauben, fo Hegt eS
meift nur baran, bag ttjir bie SSerbinbungS*
glieber ni^t fenncn. SBatteau inSbcfonbere
tuar in feiner ®nttt)idtcfung, ganj im Sin*
Hang mit feinem ölamifd^en Staturefl, el^er
langfam taftenb aU genial t)orn)artg ftür*
menb. @d fd^eint benn auc^, ba§ er t)om
©olbatenbilb unb t)on lanblid^en ®enre^
fcenen aDmäl^ßd^ ju @^ilberungen au§ ber
bome^men ©cfeHf^aft feiner Qtit empor*
geftiegctt ift. 2ln S^i^öniffen bafür fel^It
es nic^t. Sns folc^e möd^ten n)ir junac^ft
jttjei Saf)xt^üt^nbHbtx in Slnfpruc^ nehmen,
bie toir na^ ben ©ti^en reprobujicren
(Srbb. 35 unb 36): eine ®onbeIfa^rt auf
einem ftiflen SBaffer im grül^Iing unb ein
JBinterüergnügen auf bem (£ifc. 3)ie Irac^ten
ber giguren entfprc^en jum leil no^ ber
aRobe ber bamaligen Stit, jum leil finb
fie bereits bem Sl^eater, inSbefonbere ber
Dper unb bem SSallett entnommen. Slber
bie lanbfc^aftlid^en ^intergrünbe mit ifiren
peinlid^ abgemeffenen unb betaillierten 85au*
ttjerfen l^aben nod^ einen nieberlänbif^en
©l^arafter. 3Äan tt)irb an bie tanbfc^aftlid^*
ard^iteftonif^en ^Profpeftc beS |)onänberS
San t)an ber |)e^be erinnert, beffen
©pecialität fotd^e ftitten üon Ufermauern
eingefaßten ©etoaffer mit ©c^Iöffern, ?ßa*
üiHonS, Sttteen, Sauben unb üomel^men
©efeafd^aften njaren. Sin britteS Silb,-
befannt unter bem Flamen „S)er ©pajicr*
gang auf ben SBaHen", ift mit jenen im
lanbfc^aftli^en ^intergrunbe, namentli^ in
ben maffigen 95autt)erfen t)on lürmen unb
SSefeftigungen, eng öern)anbt. Slber bie
Softümierung ber giguren ift f^on freier,
t^eatermafeiger, unb bie fföpfe ber jungen
S)amen unb i^rer 2lmorofoS tragen bereits
t^öQig ben ®eftd^tsf^nitt unb bei ben 2)amen
Sbb. 40. (Seivanbftubie.
Beid^nung im Souttre in '^axii.
(92ad^ einer Originalp^otogrop^ie tton 8taun, (£I4ment A
Sie. in 2)orna(^ i. d. unb $ari«.)
bie fc^elmifd^^fofette, ^aI6 t)erfagenbe, l^alb
getüöfirenbe äRiene, bei ben Ferren baS
fc^mei^clnbe SicbeSmcrben unb baS nur
mü^fam bewältigte Verlangen, bie für bie
eigentlid^en ©d^äferftüde unb SiebeSib^IIen
SaäatteauS ^arafteriftifc^ ttjurben. ©inen arm
um bie Saide ber angebeteten ju legen,
ttjar in biefen Greifen, bie nur in ber ibealen
SBelt l^eiteren SebenS* unb SiebeSgenuffeS,
frölili^en Sel^agenS in ber Slatur lebten
unb fd&wefgten, etn)aS ©elbftüerftänblic^eS,
gelegentlid^ au^ ein inbisfreter SSIidE über
ben ipals l^inmeg unb in ben 95ufen hinein,
ber nur toenig, l^öd^ftenS burd^ eine Slumc
ober ein 5ßompon in ber SKittc beS Saiflen*
auSfd^nitteS üerfiüHt tt)urbc, bisweilen au^
ein fefterer ®riff unb bann ein abf^menfen
beS liebefeligen ?ßaareS in bie öerfd^toie*
genen ®rünbe lodenber SoSfettS.
SBenn toir ni^t einen fo großen Sleic^*
tum an ßeic^nungen SBatteauS nac^ ber
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40
^ntotne SBatteau.
9latur befö^cn, tüürbc man glauben, \>a%
bcr fd^üc^tcrnc, tuettfrentbc, unbeholfene
aKettfd^, ben feine fd^tüoc^e ßörperbcfc^affen*
^eit, fein frü^jeitig auftretenbe^ SSruftfeiben
neroö^, launenl^aft, ntürrtfci^ unb ungebulbig
ntad^ten, feine i^pen au^ bcr ?ß^antafte
gefd^öpft l^atte. ©eine ©tubien betueifen bag
Gegenteil. ®r inug fic^ fel^r t)iel in bcr
^arifer Seüölferung umgefe^en ^aben, bi§
er bie ®efi^ter unb ©eftaltcn traf, bie i^m
ga^I ftnb e§ Stauen unb SRäbd^en au^ bem
»o^Il^abettben Sürgerftanbe, an benen SBat-
tcau feine ©tubien gemacht l^ot, Seute, bie
mit ber natürli^en «nmut ber gtanjöfinneit
auf eine getoiffe ^olettcrie in ber ^feibung
aBert legen, ol^ne fid^ im übrigen burd^ bie
l^öfifc^e aRobe beeinfluffen ju laffen, nament^
lic^ in ber Irad^t be§ ^auptl^aarg, bie
jebe fünftlid^e Seil^ilfe abh)ie§ unb, genjiffer^
maften afö ©egengetoid^t gegen ben ^erüden*
Slbb. 41. @tubie nac^ einem fi^enben aJiabd^en. Beit^nung im Soubre in $arii».
i9laäi einer Originalp^otograp^ie bon 93raun, (Slöment & Sie. in ^ornad^ i Q. unb $arii$.)
UJürbig erf^ienen, ju 85en)o]^nern feiner ar*
fabif^en ®efilbe, ju Srögern feiner fi^oftüme,
5U 3)oImetfcJ^ern feiner Siebe^beteuerungen,
bie itim felbft im Seben gcttjig niemals ge^
läufig gewefen waren, erl^oben ju ttjerben.
SBir greifen au^ biefem reichen ©c^a^e
SBatteaufd^er ©tubien, bie fid^ in üiel größerer
Sai)l als feine ©emölbe erholten ^aben,
etma ein S)u^enb ^erani^ (2l6b. 37—47).
Stur ein ffeiner Seil biefer ©tubien fü^rt
uns Ferren unb S)amen in ber SKobe-
trad^t ber üorne^men ©tönbe auS bcr erften
Seit ber 3tegentfd^aft bor. Sn ber äRe^r*
unb gontangenftil 2ubtt)igS XIV., mit
fc^Ii^ter SRatürlid^feit fofettierte. Slfe SBat-
teou mit biefen ©tubien begann, war er
'uoc^ biet 5U jung unb unbcfannt, a(S bag
er burc^ feine Silber irgenb einen ©influg
auf bie SDZobe feiner S^it ^ötte üben fönnen.
©ein ©influfe mad^te fi^ erft üiel fpater
geltcnb, eigentlid^ erft in bcr neueften 3cit,
ttjo bie ?ßarifcr ©d^neiber unb äRobiftiunen
bei i^rer |)e^j|agb nac^ 5leuigfeiten einmal
au^ „SBatteau:=5aIten'', „SBatteau^^-^äub*
c^en" unb „SBatteou^S^lafröde" in bie
äRobe brauten. 3)er ffiünftfer felbft War
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^ntoine SBatteau.
45
bei bicfcn ©tubicn, fo tücit fie nid^t bireft
auf ba§ Sl^eatcr ttjcifcnr ein treuer ©tironift
feiner 3^it. ©^on einer feiner S^itöenoffen
fd^rieb im 3o^re 1727: „SBatteau f)ai fic^
an bic ttjirflid^cn Srad^ten gel^altcn, fo bag
feine Silber afö bie ©ef^i^te ber äRoben
feiner 3^it angefel^en werben fönnen."
SaäaS njir an biefen ©tubien aber toeit
nte^r al§ bic Srad^ten bettjunbern, ift bie
aSirtuofität ber geic^nung, mit ber SBotteau
einen unb benfelben Äopf in üerfc^iebenen
geforfd^t. 3n biefen ©d^a^t ift er ni^t
eingebrungen. Slber innerl^alb be§ &t^
bietg ber järtlic^en ©mpfinbungen unb ber
fanften Erregungen ttjar er ber grünb^
li^fte fi^enner, ben eS jemals unter bilbenben
^ünftlern gegeben l^at. SBenn man bie S^id^-
nungen, bic er l^intertaffcn £|at, einem
naiveren ©tubium unterjicl^t, begreift man
n)o^t bag Urteil feinet Siograp^en ®er=
faint, ber t)on il^m gejagt l^at, ba§ bie
Sei^nung ber Seit feiner Äunft gettjcfcn
«bb. 44. StoeiStubienföpfe. Scid^nung im britif(^cn SRufeum in ßonbon.
(92a(^ einer £>tiginaU)botograp:^ie bon f8vaun, dUmtnt A dit. in 2)ornad| i. (S. unb $aris.)
SBenbungen, in t)erf^iebcnen äuSbrucfgfor-
nien unb ©timmungen, balb nad^ rechts,
balb ncd^ linfö gefeiert, bolb aufn)ärtg=, balb
uiebcrblidEenb, balb in unbefangener 5Rait)ität,
bafb fd^elmif^ fäd^elnb, balb fc^moDenb unb
leicht gefrönft, wieberjugebcn berftanb. 3Ran
l^at faft immer bie ©mpfinbung, aU l^ötte
SBatteau fc^on bei biefen ©tubien on bie
Silber gebadet, bie f:pater barauS entftel^en
folltcn: bie Sippen biefer launenl^aften
©d^önen finb oft jum Äug gefpifet, oft
aber aud^ ju boSl^aftem ©pott ober ju
t^röncnbrol^cnbem ©^motten berjogen. 3laä)
tiefen Seibenfd^aften l^at SBotteau niemals
ift, n)orin er fid^ am meiften Ijcrbor*
getrau l^ot.
Über bie E^ronologic biefer unb auberer
ßeid^nungen lögt fid^ ebenfon)enig tixoa^
©id^ercS feftftellen, tt)ie über bie Steige ber
Silber, bie in ber g^it jmifd^en feiner Se^
n)erbung um bie aRitgüebfc^oft ber SXfabemie
unb bie Slblieferung feinet 9(ufna^mebitbe§,
ba^ fel^r lange auf fid^ harten lieg, entftan-
ben fein muffen. S)enn biefen Stufnatimebilb,
bie berül^mte •„ßinjd^iffung nac^ ber 3n|el
S^t{|cre\ fteöt fic^ afö bie fcinfte Slüte
einer längeren SnttoidEelung^rei^c bar.
S)ot|mc l^at n)enigften§ ben SSerfuc^ gemad^t.
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46
^ntotne SSSotteau.
einige ^auptmomcntc bicfer ©nttoidtelunflS^
rei^c feftjuftetten. Aber auf bie grage, burd^
n^elc^e unmittelbaren (Stnbrücfe äBatteau ju
biefer 2lrt öon ©egenftänben gelangt ift, l^at
er fo ttjentg wie alle anberen gorfd^er eine
beftimmte 2lnttt)ort geben fönnen. 2»an ifi
nur auf SSermutungen angewicfen, bie aüc
barauf l^tnaudlaufen, bag bie gleid^jeitige
Sitteratur, befonber^ bie ©^afergebid&te, bie
„Pastorales" unb ba^ I^eater jufammen*
gemirft l^aben, um SBatteau junäd^ft auf bie
©c^ilberung einfad^er länblid^er ©cenen ju
bringen, bereu 8lcteur§ auS bem Äreife ber
poetifd^ iugeftu^ten Wirten, ben arfabifd^en
©duofem gemafjlt toaren. Sttö badjenige 83ilb,
in meld^cm ^jum erftenmale bie (£(ementc
be« befonberen SBatteaufd^en ©tifö Har
I)ert)ortretcn", nennt S)o]^me „SDie Wirten"
im Sleuen $atai« ju 5ßot§bam: in ber äBitte
beS SSorbergrunbeS ein tonjenbe^ ^aar, bem
linf^ ein alter $irte im langen, jotteligen
$aar auffpielt, toafirenb junge äRöb^cn
unb Sönglinge bem Xaxi^t jufcfien. 3m
©intergrunbe Unte lagt fid^ eine 2)ame
t)on il^rem SSere^rer fd^aufeln. 3Ran fie^t
bie ©ill^ouette i^rer gigur mit bem bau*
fc^igen bleibe in einem 3)urd^btidt jtoifdben
Saume.
S)aS ift bereits ein ed^t SBatteaufc^eS
äRotiö, baS er ft)ater feiten auf feinen Sil-
bern fehlen lieg. Slec^tS be^nt fi^ bie Sanb*
fc^aft ttjeit in bie gerne auS: im SSorber*
grunbe finb Oarbenbünbel aufgerid^tet, bann
fie^t man einen toirflid^en ©c^äfer mit feiner
^erbe unb im ^intergrunbe ein 3)orf mit
bem fjoc^ragenben ^rd&turm, ein befannteS
SSäafirjeid^en SenierSfd^er Silber. (£S finb
alfo nod^ reale unb t)]^antaftifd^e ©temente
gemif^t. ^m Äolorit jeigen fic^ nod^
mand^e ©c^toäc^en unb Unfid^erl^eiten. 3)ie
äRotoeife ift berb, bie garben finb no^
5U jä^ aufgetragen, unb im gleif^ton
jcigt fi^ ein unerfreuIid^eS lalteS ®rau.
SSertoanbt mit biefem Silbe finb bie aud^
im Snl^alt äl^nli^en „Seluftigungen ber
|)irten", bie ber §erjog üon Slumale
im ©d^fog e^ontitt^ befi^t, bie im Dri:^
ginal nid^t me^r erhaltenen 3)arfteDungen,
bie unter bem Stomen „S)er ©ontretanj",
„S)a§ öerfänglid^c Slnerbieten" unb „S)er
Beitbertreib'' geftoc^en ttjofben finb unb
bag unter bem Sitel „Le faux pas" be=
fannte Sitb^en in ber ©ammlung Sacaje
im Soubre ju 5(5ariS.
3)iefe§ Silb ift für bie foloriftif^e ®nt-
widtelung SBatteau« ungemein le^rrei^, tt)eil
e§ burd^ einen unt)erftanbigen Äeftaurator
fo ftar! öert)ufet tüorben ift, bag bie Untere»
malung Mar ju läge tritt. $tcr erfahren
ttiir, aud6 wenn wir eS nid&t auS feinen
eigenen SBorten wüßten, ein wie gelehriger
©c^üIer t)on äiubend SSatteau gewefen ift.
SBie ber Slntwerpcner SReifter, ftebte auc^
SBatteau eine fräftige, pa^io\t Untermalung
in breiten ©trid^iagen. Um ben gfeifd&ton
re^t blü^enb unb leben^wal^r ju machen,
trug er ftarfe ©^ic^ten öon 9iot auf, bie
er bann, nad^bem fie trodten geworben, fo
jart übermalte, bag ba% Stot burd^ baS
©rnait ber Dberfläd^e ^inburd^f^immerte.
©0 l^ätte man aud^ t)on i^m, wie t)on
feinem großen SorbÜibe fagen fönnen, baß
er Stut unter feine garben gemif^t l^atte.
©c^on im Sujemburg-^alaft l^atte SBat*
teau, wie wir oben gefeiten ^aben, ©e«
legenl^eit unb äRuße gel^abt, in baS ©tubium
t)on Stuben^ einjubringen. 2Kit öollem
(gifer unb Sel^agen tonnte er fid^ biefem
©tubium, ba« i^n fein ganjeS Seben l^in^
bur^ begleitet l^atte, aber erft bau! ber
Siberalität beä fc^on genannten Sanquier«
Krojat wibmen, mit bem er bereite 1712,
afö er für einen ©aal feinet §otefö in
ber Slue Sti^elieu bie Stllegorien ber öier
3a^reSjeiten malte, belannt geworben war.
S)er Sau biefeS ^otefö war t)on bem Ux6)U
teften Kartaub 1704 begonnen worben,
unb etwa um baS ^äf^x 1715 ftanb c§
mit feiner inneren äuSfc^mücfung unb @in*
ric^tung üollenbet ba. Seüor ?ßierre ©rojat
eS bcjog, l^atte er no^ eine lange Steife
nac^ Stauen unternommen, wöl^renb ber er
auf bie Sermcl^rung feiner ^unftf^öfee bc*
bad^t gewefen war. Qu (£nbe beS ^ai)tt^
1715 war er wieber in 5ßari§, um fi(§
beä ©rworbenen im Serfel^r mit geiftt^oßen
äRannern unb grauen unb mit JSünftlem
jjeber Strt ju erfreuen. Krojat war nic^t
bloß ein ^unftfammler in großem ©til,
fonbern auc^ ein ^unftmacen, ber cS fid^
angelegen fein ließ, junge latente ju för=
bem unb fie bur^ feine ®roßmut ber
©orgen um ba« tagli^e ßeben ju über==
lieben. @r bot aud^ SBatteau ein Slf^l in
feinem palaftartigen $aufe, wo er für feine
ffunftfammlungen eine ®oIerie unb einen
od^tedigen ©aol na^ bem äRufter ber %xx^
buna in ben Uffijien ^atte erbauen laffen.
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5(ntoine SBatteau.
49
unb nun fonntc aSatteau. ber l^ier gum
crftenmalc au§ bcm Scc^er bc3 Sebenä^
gcnuffeg in bollen Sögen fc^ö^jfcn burftc,
naä) |)erjen8luft mit feinen geliebten 2Rei*
ftern öerfe^ren. ©rojatS ©ammlungen um*
faxten öicrl^unbert (Semälbe, unter benen
befonber^ folc^e ber erften öenetianifc^en
SKeifler vertreten hJaren, ethja ebenfoöiele
©ful^jturen, eine auSerlejene Qa^t gefc^nit*
teuer ©teine, Äu^jfetftic^e unb eine enorme
3a^I bon ©anbseic^nungen ber SReifter aßer
©d^ulen, bie ftc^ bei feinem lobe auf 19000
Slätter belief. ®iroa eine ^albe aKißion
granfen l^atte ©rojat auf biefe Sammlungen
öermenbet. Unter ben Seic^nungen befanben
fic^ 316 bon SRubenS unb 95 öon iijian,
uub bon lefeteren hjaren e^ befonber^ 16
Sanbfc^aften, bie nac^ bem Urteil beS feinen
SunftfennerS SWariette eine ganj ^eröor*
ragenbe Sebeutung l^atten.
SBal^renb SBatteou ^ier bie Sefanntfc^aft
mit 3luben§ erneuerte unb vertiefte, trat
if|m ligian jum erftenmale entgegen, unb
ber Sinbrurf, ben er öon i^m emppng, hjar
fo übermöltigenb, ba§ er fic^ nic^t bloß
bamit begnttgte, bie ^anbjeic^nungen beiJ
aJieifterS in ber ©ro5atf(^en Sammlung gu
topieren, fonbern auc^ in feiner 2lrt gu
malen begann. ®in intereffante« S3eif^)iel
biefeS SBetteiferg mit ligian ift un^ in einem
Silbe ber Sammlung Sa Eaje im Sonore
erhalten, ttjelc^e^ bie in einer Sanbfc^aft
im ©c^ufec ber 2l6enbbämmerung fc^Ium-
mernbe 9tntiot)e barftettt, an bie ber liebet-
burftige 3u^)iter in ber ©eftalt eine^ ©at^rg
l)erangefd^Uc^en ift. SWit ber fRec^ten jie^t
er ben ©cf)teier ^inttJeg, ba§ lefetc ®ettJanb,
\)a^ ben Äört)cr ber fc^önen ©djläferin
öerpßt f|at (Slbb. 48). ©ottJO^f in ber
Sanbfc^oft, bie nur noc^ matt burdi bie
legten rötU^en ©trauten ber unterge^enben
©onne erfieüt tt)irb, alg in ber aWobeKierung
unb ber fräftigen foloriflifc^en Setianblung
be§ nadten ÄörperS mac^t fic^ ber ®influ|
Si^ianS geüenb. 9lur ift ber gleifdjton
ettoa^ fü^ter; er erinnert me{)r an SRuben^,
ben SBatteau niemals bergajl, auc6 ttjenn
er gelegentlid^ anbere SSorbifber auf fic^
tt)irfen liejs. SKit ber „"äntiopc" üerttjanbt
ift eine Heine ©fisje berfetben ©ammlung,
eine Slttegorie be§ |)erbfte§, bereu oöale
©eftalt barauf beutet, bajs fie ber @nt*
tt)urf ju einem beforatiüen SBanbgemälbe
ift (Stbb. 49). eine auf §oIa gematte
Siofenbetg, SIntoine 3Batteau.
aw. 46. ©tubie nac^ einem SWanne.
Scic^nung in ^ßatifer ^rioarteft^.
(!3ladi einer CxlQinalp^otoQxap^it toon S3raun, @(6ment &
(Sie. in 2)orna(^ i. (f. unb $atid.)
jttjeite ©fiäje ber ©ammlung Sa ©aje, ba^
5ßari§urteil, bewegt fic^ bagegen iDieber
üöUig in Stuben^' foloriftifc^er 2lu§brurf§=
ttJeife. Stber nidjt bloß fie — getegentlid)
a^mte SBatteau aud^ bie gauje gormenfprac^e
be^ ?lnttt)erpener SWeifterS nac^, ttjaä be^
fonber^ auffällig in feinen ttJenigen religiöfen
©emälben gu läge tritt, öon benen tüxx
nur eine an einem ©emäffer ru^enbe ^eilige
Samitie citieren, h)o ber yi'df)xt)aUx bem
tieiligen Äinbe ein Säubd^eu 5um ©^)ielen
reidit. 3um Überflujs liegt noc^ ein birefte^
fc^riftlidie^ 3eugni§ SBatteauS öor, ba^ öou
ber t)o^en SSere^rung, ber begeifterteu Siebe
fpric^t, bie er für SRuben^ eml)faub. ©^ ift ein
ieiber unbatierter 93rief an ^errn be Sutienne,
einen reichen Äunftfammter uub aWäcen,
ben er etma 5U gteid^er ßeit toie ben San-
quier Krojat fennen lernte, ju bem er aber
in engere freunbfd^aftUd^e Se^ie^ungen trat,
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50
5lnloinc SSSatteau.
bic bis ju feinem lobe baucrten. Der
SSrief, einer öon ben öier, bie nnS nbcr*
f)avipt Don SBatteau erl^oltcn finb, l^ot fol*
öcnben SBorttout: ^SWein ^err! @S ijat
bem ^errn Stbbö öon Stoirlcrre gefallen,
mir jene SeinttJanb t)on JRubenS ju fd^idfen,
t)finbel, JU meinen ®unften einer fo feltcnen
aWalerei tt)ic biefer entdujsert. @eit bem
Slugenbticfe, ttjo ic^ fie emt)fongen ^abe,
l^abe i6) feine Stulpe mel^r, unb meine Slugeu
ttjerben nic^t mübe, ftd^ ju bem 5ßulte gn
ttjenben, mo ic^ fie ioie auf einem Saber^
ftt>h. 47. @tubie nac^ einem iungen aii^dbc^en. S^it^nung in ^arifer ^tiDatbefi^.
i^ladi einer DrißinaUJl^otograpl^ie üon Staun, ©t6ment & ßie. in ^ovnaäi i. ®. unb ^aris.)
ioorauf fic^ bie beiben ®ngel§fö^)fe befinben
unb barunter auf einer SBoIfe eine in 9tac^*
benfcn öerfunfene fjrau. 3lid|tS ^ätte mid^
fid^crlidi gtüdEtidier machen fönnen, ttjenn
ic^ nidjt überjeugt ttjöre, ba§ fid^ ^err öon
Stoirterre nur megen ber greunbfc^aft, bie
er für @ie unb 3^^^^ |)errn Steffen em*
naW aufgefteKt l^abe. 3Kan fann nid^t leidet
JU ber Überjeugung fommen, bog SRubenä
jematö titoa^ SSoIIenbetereS gefc^affen l^ot
aU biefeS Silb. ©ic werben bic ®üte
l^aben, mein §err, meinen aufrichtigen S)anl
bem ^errn Slbbö be Sloirterre ju übcrmit*
teln, bis ic^ i^m felbft meinen S)anl au^^
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5(ntoine SSatteau.
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f^jrcd^cn lanu. Qc^ tuerbc bic nac^ftc 5ßoft
nad) DrlööTiS beiluden, um il^m gu jc^reibcn
unb i^m boS 93ilb ber SRiilfee bcr ^ciligcu
gatnilic ju fc^idfen, ba§ ic^ i^m au§
®anfbar!cit tuibmc. 3^r fc^r juget^aner
grcunb unb 3)icner, mein ^crr!
ä. SBotteau."
@^ ift tDal^rfc^einUd^, bag jened oben
crlüd^ntc SSUb bcr in einer ^eiteren Sanb==
fd^aft ber SRul^e geniegenben ^eiligen ga*
ntifie, baS und fottjol^l im Drtginöl, leiber
nur wenigen SSeüorjugten pc^tbor, im
peben Salären aug englifd^em ^botbefife
auftauchte unb öon ^errn ®ttpi)an SSour^
geoiS in ^ßaris angefauft ttjurbe. ?ßaul
2Ranfe nennt ba§ 93ilb ,,cin SBunber in ber
gärbung unb ^Beleuchtung, baS beS be^*
rü^mteften 2RujeumS hJürbig ttjäre.^ Die
(Söttin fifet auf einer hjeijsen Draperie, bie
gum Seil i^r (Settjanb bebecft, beffen leb*
^afte^ SRofenrot nid^t nur auf ben fc^önen
Körper ber (Söttin refleöiert, fonbem aud^
feine ©tral^Ien in baS golbtge ®rün ber
Umgebung tt)irft. Qu ber fc^Ianlen Sögerin
9bB. 48. Jupiter unb 9lntiope. ^a^ bem (S^em&Ibe in ber Sammlung Sa (Saae im Soutote in ^axii.
©d^Ioffe (Satfc^ina bei @t. ?ßeter3burg al3
au^ burd^ einen @tic^ erl^alten ift (9lbb.
50), ba^felbe ttjar, baä SBotteau bem ^oc^*
l^erjigen @t)enber be^ SRubengfc^en Silbe«
al« ©egengcfc^enf überfanbt l^at. Sebenfatts
ift e« ein auffaßenbe« 3"fommcntreffen, baß
aud^ auf bem SBatteaufdien 93itbe jttjei ge*
Pgelte engeföföpfe fd in ben SBotfen
fd^ttjeben, h)ie e« fein 93rief in 93ejug auf
ba« ^emölbe t>on Stuben« anbeutet.
®anj im SlubenSfc^en @tite ift aud^
bie „Diana im SJabe'' gehalten, bie un«
lange Seit nur burd^ ben ©tid^ be*
lannt gettjefen toax, bi« fie öor etttja
^at aSatteau eine Staturftubie gemacht, bie
un« in einer Seic^nung ber 2Öbertina er*
galten ift. ®« ift ber SBatteaufc^e %t)^
pu« ber fd^Ianfen grauengeftalten in feiner
feinften 2lu«bilbung ; bie maffige Sleifd^füHe
eine« Stuben« n)irb burc^ ben ^ol^en 9Bud^«
au«gegUd^en, auf alle ©lieber gleid^mafeig
verteilt. SBa« früher SBatteau auf feinen
Silbern faft ängfttid^ verbarg — $önbc
unb Süße l^at er nunmehr grünbtid^ jcic^nen
gelernt, ©eine Stadia^mer fümmcrten pc^
barum ttjeniger, unb fo fan!en bie SBatteau*
fd^en (Seftalten unter ben fc^neßen Rauben
Sancret« unb Sondier« ba(b ju in]^a(t«Iofen
4*
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SCntoine SBatteau.
®(S)attm, ju galanten, oft aud^ frit)oIen
$^rafen l^erab.
3i)em Greife biefer Silber, bie unter ber
©intüirfung öon lijian unb SRubenS ent-
ftanben jtnb, gel^ören aud^ „S)cr enttüaff-
nete amor" im aJhiföc ®onb6 in E^antiü^
(äbb. 51) unb bie „SSergnügungen E^tl^e*
renS'' an, bie wir nur noc^ au3 bem
©tid^e lennen (2106. 53). SBenn h)ir bie
wartet, gibt biefeS Sitb eine aSorftcHung,
unb e^ fc^eint faft, afö ob ber Heine ge^
ftügelte Änabe, ber rec^tg im SKütelgrunbe
am Saume fte^t, mit Ungcbulb beS Stugen*
blidfd ^arrt, Wo fid^ ein Soot mit Siebes^
^jaaren bem ©tranbe ber glüdEKc^en 3nfel
nähert.
3n bem forgenlofen ^a^xt, wö^renb
beffen SBatteau bie (Saftfreunbfd^aft Erojatä
Stbö. 49. J)et J&ctBft. 9lad^ einer ölffi^e in ber ©ammlung Sa ©aae
im Soutote in $ari8.
lefete ffomt)ofition betrachten, benfen wir,
fc^on burdd ben SWamen „©^tl^ere" (rich-
tiger: E^ttierea), ben öon ben <ift'römij'd|en
©öngern ber Siebe in Umlauf gebrad^ten
unb Don ber galanten ?ßoefie be§ 18. S^^r*
l^unbertö mit greuben aufgenommenen Bei-
namen ber liebrei^enben ?lt)^robtte, Der*
anlaßt, an ba§ berühmte SKeifterwerf SEBat^^
teauS, an bie „@infci|iffung nad^ ber Snfef
©^t^ere.'' SSon bem feligen SiebeSleben,
bag bie 5ßaffagiere auf biejem ©ilanb er-
genofe, ^at er freiließ faum baran gebadet,
mit einem Silbe, ba§ bie 2lbfa^rt jur
Snfel e^t^ere barfteßen würbe, cnblic^
feiner 5ßflic^t gegen bie Slfabemie ju ge*
nügen. Db wo^t jäl^rlic^ eine bringenbe
2Rat)nung Don feiten ber Sffabemie erfolgte,
tiej3 er fic^ au§ bem ftillen SBeben feiner
?Pf)antafie nidjt auffc^eudien. @r l^atte enb^'
tic^ fein ®enre gefunben. ?lu^ ben ^^i^^^n*
ib^IIen erwuc^fen attmä^Ud^ bie gefeiligen
3ufammenfiinfte Don jungen Ferren unb
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1I&&. 50. X'ie ^dlific iJüJtiflte. 3iad^ eliter IHofeietunf,
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54
^ntoine SBattcau.
Domen, bie gatanten gefte im grcien, bei
benen nur SSenuS unb apoHo, ber ®ott
beS ©aitenfpiel^, jel^r feiten Söcd^u^ ben
SSorftfe führen, toeren grouen unb äRannem
^at SBatteau ben 3^^^^^ 5^ feinen imagi=
noren ©olonS unter freiem C>ii"ntel öer*
fd&Ioffen. SBenn folc^e erfc^einen, finb ed
nur ^erumttjanbcrnbc SBo^rfagerinnen unb
SSrjte, bie SBatteau mit ebenfo grimmigem
$offe öerfolgte wie SRoliöre, weit i^re
^unft Bei bem armen ©d^ttjinbfüc^tigen
machtlos toax. @S gibt nur brei ober öier
Silber SBotteau^, bereu giguren ftc^ in
einem gefd^Ioffenen Slaume bemegen. SWon
!ann bano^ ermeffen, wie fe^r ber UnglüdE*
lid^e, ber wie jcber SWenfc^ feinen Seit am
SebenSgenuB ^aben wollte unb bennoc^ fo-
jufagen als gaungaft auf bie reid^ befefete
lafel blidEen mußte, nac^ Suft unb Sic^t
gerungen l^at.
5ßierre Erogat befajs ein Sanbl^auS, beffcn
früherer Sefifeer ber berühmte SWater E^ar*
ieS Sebrun gcwefen war. Dbwol^t er baS
$auS t)on bem ard^iteften Eartaub, bem
ßrbauer bcS Rötete in ber JRue Slic^elieu,
^otte erneuern unb umgeftaüen laffen, waren
bie (Särten fo geblieben, wie fie Sebrun
nad^ feinen Pänen angelegt l^atte. „©§
waren nur ^erraffen mit 2luäblidEen auf baS
Sanb, 9lafen^)ta^e, 6<)ringbrunnen mit ©a^^
caben unb ^ier unb ba Saluftraben unb
©aulengange, gu benen Sebrun felbft bie
Seic^nungen angefertigt ^atte.'' SBatteau
war ein l^äufiger ©efuc^er biefeS Sanb^aufeS,
unb in feinem ©arten ^at er öiel ftubiert.
^ier fanb er ben C>i^tergrunb, bie Um*
gebung für feine ^orffefte, bie er freiüc^
fojufagen mit ben Stugen lijianS anfa^,
bie er mit oenetianifc^er Sorbenglut erfüllte.
SRariette bejeugt auSbrüdEtic^, ta^ er ba§
aWotiü gu einer feiner Sanbfc^aften, bie
unter bem Flamen „S)ie 5ßerfpeftit)e" ge*
ftoc^en ift, bem Ero^atfc^en ?ßarf entlehnt
6at. ®r l^at bie SBelt atfo nic^t bloß in
il^rem falfd^en SBiberfdieine auf ber Sü^ne
lennen gelernt, unb feine aJienfd^en finb auc^
feineSWegS, wenn fie nic^t aU foldie be*
jeic^net finb, ffomöbianten, fonbern Ferren
unb S)amen an^ ben üorne^men Greifen,
in benen er bei ©ro^ot unb be SuUenne
oerfe^rte unb bie er nur in feine pf)an^
taftif(^en ffoftüme ftectte. Dft genug btiden
uns fd^arf ausgeprägte ^ßortrdtjüge an^ bem
aWummeufd^anj entgegen.
2ÖS eine ber erften Stückte bicfer Um*
wanblung, bie burc^ bie ©tubien bei ©rojat
in aSattcauS Schaffen t)or fid^ gegangen ift
unb bie i^n bann ju bem ®enre geführt
6at, bem er feinen unvergänglichen Slul^m
in ber ffunftgefc^ic^te üerbanft, ^aben wir
baS föftlic^e »ilb im »efifee beS beutfc^cn
ftaiferS ju nennen, baS nad^ ber Unter*
fc^rift unter bem ©tic^e „S)ie frieböoffc
Siebe'' (L'amour paisible) (abb. 52)
l^eißt. ^ier feigen wir jum erftenmale ben
eigentlid^en SBatteau öor unS, bem bie ®ar*
ftellung eines l^eiteren, unbefangenen SebenS*
genuffeS inmitten einer anmutigen Statur,
einer parfartigen Sanbfc^aft mit weitem
SluSblid! auf benachbarte $ügel unb entfernte
SBalber unb Serge, burc^ bie fic^ Heine
glüffe winben, als baS oberfte Ski feiner
ffunft gilt. Su brei SiebeSpaaren l^at fid^
als unumganglid^ notwenbiger Segleiter ein
Sautenfpieler gefeilt, ber ein SiebeSliebd^en
Mimpert, bei beffen görtlic^en Stangen ber
l^inter i^m im ®rafe lagernbe Slmorofo
bie fü^le, noc^ ^alb oerfagenbe, aber aud^
fc^on l^alb gefc^molgene @pröbig!eit feiner
®ame ööllig ju befiegen fuc^t. ®aS 5ßaar
im aSorbergrunbe linfs ift bereits miteinanber
einig geworben unb fc^idEt fic^ ju einem
©pajiergange burd^ bie laufd^igen SBalbeS*
grünbe an, wä^renb jwif^en bem britten
$ßaar ebenfalls noc^ nic^t öößige Überein*
ftimmung ber Steigungen ju l^errfc^en fc^eint.
Slber baS finb nur alleS Heine, öorüber*
ge^enbe ffofetterien, Slefleje jener Qntriguen
unb StedEereien, bie SBatteau in ber luftigen
?ßarifer ©efellfc^aft unter ber ägibe beS
liebenSWürbigen unb geiftreic^en, aber fitten*
lofen unb genußfüd^tigen ^Regenten genügenb
beobachtet unb in i^rer SWic^tigfeit lennen
gelernt ^atte. ®ie SKenfc^en, bie er in
feine 5ßarfS, in feine SoSfettS unb auf feine
SRafenfläc^en ftettte, fc^einen jeber niebrigen
Seibenfd^aft, aber auc^ jeber @orge um bie
3ufunft entrüdft gu fein. Unb'fo läßt fid^
auc^ bie galante (Sefellfd^aft auf unferem
Silbe in i^ren Siebeleien nidjt burc^ ben
SlidE auf baS |)od^gerid^t ftören, baS auS
ber aKitte beS SilbeS, DieHeic^t fogar bid^t
Dor bem einfamen C>öuSc^en beS $en*
fers, in bie fonnige Sanbfc^aft l^ineinragt.
Sticht bloß in ber ffompofition unb in ben
I^pen seigt fi^ ber edjte SBatteau, fonbern
auc^ in ber eigenartigen Sel^anblung ber
©ewönber, bereu feine, fnitterige galten
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SlBb. 51. S)er entwaffnete Stmor. ^adi einem
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56 $(ntotne SBatteou.
barauf l^inbeuten, bag biefe kng f(^te|>:|)enben grapl^en txi&ffit, bag er feine Palette mit
Äleiber, biefe Socfc^en, SBömfcr, ^otitdc^en ben einfletrocfneten Satben öerftauben lit%
unb Sarett^ ou3 loffet georbeitet finb. unb totnn i^n bonn hjieber bic ßuft uber==
®iefeS leichte, brüc^tfle ©eibenjeufl blieb lom ju ntolen, fo fud^te er bie eingetro(f=
fortan SBottcaug SieblingSftoff. Sluf ber ncten gorben burd^ bicfflüfftfleS Seinöl hJicber
$ö^e ber galten tonnte er feine Ziä^ttt braud^bar gu matten. ®aranS erflärt e§
jUtern laffen, unb ba« gKnjenbe Seug fic^, iai biete Silber SBotteauS frü^jcitig
lonnte jene^ ßaleibofto^) farbiger Slefteje ju ©runbe gegangen finb unb bie Dbcr^
tpiberfpiegeln, bad SBatteau guerft auf ben flad^e ber erhaltenen faft ol^ne Slu»nal^me
?ßrad^tgett)änbern ber Slubenlft^en Eere* mit einem Slefe unjäl^Iiger Sliffe unb ©prunge
monienbilber im Sujembourg^jalafte fiubiert bebedft ift, auS benen nur baS Smail ber
^atte. 6S ift ber @toff, ben unfer $ein* ßöpfe unöerfel^rt l^eröorleud^tet.
ric^ t)on Steift in feinem ^Sötl^t^en bon gür biefe 5Rad^Iäffigfeit in ber tcd^nifc^en
^eilbronn" ate „©d&ißertaft" bejeid^net unb Se^anblung entfc^abigt aber rcid^fid^ bie
t)on bem er feör treffenb fagt, bafe er „gttjei ^joetifc^e ^urd^gciftigung unb Serftarung
garben fpielt unb ttjeber ja fagt no(^ beS ^olorit^ unb bor allem bie j)oetifd&e
nein/' gang mie bie f))röben ©d^önen SBat- CSrfinbung, fo bag man SBatteaud Silber
tcaug. aus ber ßtii feiner SRcife toirflid^ „gemalte
3)aS einjige, toa^ biefeS 93ilb nod^ öer- ©cbid^te'' nennen tonn. SBie fold^e toirfen
miffen lägt, um uns ben gangen SBatteau befonberS bie löfttid^e „SiebeSlel^re" (Legon
uor Singen ju ftellen, ift ein äRangel in d^amour, 8lbb. 54) unb „S)aS ©onjerff
ber aSe^anblung ber Äöpfe. Obwohl cS {W)b, 55), bie beibc öon griebrid^ bem
bem ffünfticr nid^t gerab^ auf eine tiefe ©rogcn in $ßoriS angetouft njorben unb
aScfeelung ober gar auf bie SSeranf d^aulid^ung feitbcm im S3efife beS preufeifc^eu If önigS*
leibenfc^aftüc^er @m^)finbungcn antom, njoHte l^aufeS geblieben finb. SJeibe Silber ftnb
er boc^, baß bie Äö^jfe feiner giguren ttjenig* ungefähr gleic^jeitig cntftanben, unb loenn
ftenS malerifd^ baS unrul^igc ©c^illem ber bie „SiebeSle^re'' bem „Äonjerf aud^ in
®ett)änber unb bic unbeftimmten, fc^umme* ber ©orgfamfeit ber tec^nifc^en Surd^föl^rung
tigen |)intergrünbe bel^crrfd^ten. @r verfiel überlegen ift, fo üben boc^ beibe burd^ ben
auf baS SRittel, i^nen burc^ eine garte SReij ber Seleud^tung, toie fie ein fommer*
Untermalung in 9lofa ober Slotbroun unb lieber ©patnac^mittag bietet, einen gleid^en
burd^ ein ftar!e§ Suipafto in SBeife einen Sauber auS. ®ie Saumgruppen unb SBiefen-
emailartigen (Slanj ju öerlei^en, unb biefer plane im Sorbergrunbe liegen bereits im
loloriftifdicn ©rfinbung, bie baS Eigentum ©chatten; aber auS ber gerne leud^tet unb
SBatteauS unb für bie SBerfe auS ber Snt bli^t baS golbige Sic^t ber gum Untergang
feiner l^öc^ften SWeifterfdiaft ^arafteriftifc^ neigcnben ©onne noc^ meit in ben SRittel*
gettjorben ift, begegnen mir juerft in einem grunb l^inein, fo bag fic^ bie ©eftalten ber
um 1715 gemalten, unter bem litel „La beiben SKanbolinenfpieter in fd^arfen Um-
Mariöe de village'' (S)ic junge grau bei riffen, in ungett)öt)nlid^ ftarfer plaftifc^er
ber ipod^jeit auf bem S)orfe) geftoc^enen SWobellierung uon bem lichten ^intergrunb
Silbe, baS fic^ im ©c^loffe gu ©onSfouci abgeben. S)aS Sergnügen an ber aJiufif
befinbet, leiber in einem Suftanbe, baS eine ift baS Itiema, boS beiben Silbern gu
Üieprobuftion beS (SemälbeS verbietet, ob- ®runbe liegt, nur mit bem Unterfd^iebe,
n)ot)l es fd^on njegen feiner großen Sa^l baß auf bem „ffonjert" ber Sautenfpicler
t)on giguren (über l^unbcrt) ein ^auptwer! nic^t allein bie Soften ber mufitolifd^cn
beS ÄünftlerS ift. 2ln ber SerberbniS biefeS Unterl^altung tragt, fonbern baß aud^ bie
©emälbeS, bie, tt)ic auS einer fRed^nung bon öor i^m im ®rünen gelagerte ©efellfc^aft
1750 l^erborge^t, fd^on bamals feftgeftetlt baran mit ®efang unb ©aitenfpiel teil
toorben mar, f o baß eine fReftauration nötig nimmt, unb baS ©ello, baS an ben ©d^emel
lourbe, trögt er felbft bie größte ©c^ulb. gclclint ift, auf bem ber Soutenfpieler feinen
6r mar ein ©dinellmaler, mie alle Äranfcn, guß gefegt ^at, beutet barauf l^iu, baß
bie nur noc^ eine furje 3^'^ ^^^ SebenS einer öon ben paaren, bie fid^ im ffl^ittel-
t)or fidi fc^en, unb babei in bumpfcn ©tun* grunbe ©alanterien auStaufdien, baS Duartett
ben unluftig unb müßig. @iner feiner Sio- öeröoUftänbigen mirb. S)aS ©eHo mar audfi,
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Slntoine 3Batteau.
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lüic toir fpatcr feigen werben, ba§ SiebÜngä-
üiftrument beg ^erm öon 3"Kcnne, gu bem
SEBatteau fc^on um 1715 in freunbfc^öft'
liefen Sejie^ungen ftanb.
fifee beg ^jrcugifd^cn Äönig^tiaufeg. ®§ ift
nac^ft ber ,,S)orf^oc^iett'' SBöttcauS figuren^
reic^fte ffompofitton au§ bicfcr S^% ^^'^
baß er felbft gro§e SKü^c borauf öerttjanbt
35
«3
»
s
®a^ ^an^imxlf ba^ SBotteau üor feinem
berühmten aKcifterbilbc ber ©infd^iffung md)
bcr äiiifet ©^tl^ere gefd^affen ^at, ift tt)ot)(
bie ,, galante ©efeüfc^aft im greien" (L*as-
sembl6e galante, 2lbb. 56), ebenfalls im S5e-
l^at, betneifen bie SSorftubien ba^u, üon benen
unjerc 2lbb. 57 mehrere bietet. Sauten-
fpiel unb ®efang bilben auc^ ^ier ben
aSorttJonb für bie Buf^nimenfunft liebenber
5ßaare; aber noc^ etje fid^ ber Sautenfpieler
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60
5(ntoine SSatteau.
unb bic ©ängeriri öcrftonbigt l^abcn, fc^idfen
fic^ bic 5ßaorc an, nü6) öcrfc^icbencn SRid^'
tungen auSetnonber ju flattern unb bad
Dunfcl fd^ü^enbcrSaumgrup^jen aufjufut^en,
tt)o fic ungcftört jörtlic^c SttJicfproc^c t)flcgcn
!önnen. ®aS Silb ift nic^t ganj öottcnbct
ttJorbcn. 2ln ötclen ©teilen feilten bie
legten fiafuren, unb barum gettJötirt eS
einen ^öd^ft intereffanten Sinblidt in baS
tec^nifc^e SSerfa^rcn be^ ffünftlerS, nament-
lich in bie 2lrt, ttjie er bie hjeijaen Sid^ter
Äntoine So^pel ausgeführt »erben. Seit
1712 »artete bie SHabemie vergebens auf
baS ffirfc^einen SBattcau». Aber erft am
5. Sotiuar 1714 richtete fie an ben bamate
tief in feine ©tubien öcrfunlenen ffünftler
bie Slufforberung, il^r bie Urfad^en feiner
Sta^laffigfeit mitteilen jU »oHen. SBatteau,
ber im ©egenfafe ju feinen ffoßcgen be§
19. Sal^rl^unbcrtS fel^r fc^reibfaul gemefcn
JU fein fc^eint, nal^m fit^ nic^t einmal bie
SWütie, barauf ju antworten. 3n ber erften
Hbb. 54. 2)ie Siebe «leiste. 9?a(^ bem ©emdlbe im S3eft|^ beS beutfc^en l^aiferS.
(92a(^ einer £)ri0inal|):^otograp:^ie Don Sraun, @l6ment & Qiie. in 2)omad^ i. d. unb $ati8.)
mit breitem, pffigem 5ßinfel auf bie SRüdEen
ber ©etüanbfalten auffegte, um nac^fier,
mit ^ilfe Don Safuren, ben fd^illernben
®(anä ber brüd&igen ©eibe l^erauSjubringen
(Slbb. 58).
3tu3 biefcn unb anberen @j<)crimcnten
ttjurbe aSalteau enbUc^ burc^ ben 3tt>öng
^erouSgeriffen, mit bem i^m bie ?lfabemic
brol^te, bie feiner ©äumigfeit allgemad^ über*
i>^öffig geworben war. S)aS 2lufna{)mebilb,
baS fSSatttau ju malen f)atte, mu^te noc^
ben ©afeungen ber Slfabemie in itircm
©ifee, im Souüre felbft, unter ber ?luffid)t
ber fdjon erwähnten SKaler 93arroi§ unb
©ifeung beS Sfal^reS 1715 lam bie 8ltt=
gelegcn^eit abermals jur ©prad^e, unb e§
fd^eint, bafe irgenb ein SWitglieb ber Slfa^^
bemie ein gutes SBort für SBatteau einlegte.
S)enn wir erfal^ren auS ben ©ifeungS^jroto^^
loKen, bo§ il^m am 25. Sotiuor 1716 aber-
matö ber ?lblieferungStermin verlängert
würbe. S)aSfelbe gefc^a^ am 9. S»inuar
1717, aber bieSmal nur um einen aWonat,
ber öielleidit aud^ noc^ um ein betröd^ttic^eS
überfc^ritten würbe. 8llS fic^ SBatteau enb=
lic^ entfdblofe, fic^ in bie Älaufur ber 2(fa=
bemie ju begeben, folgte er ber glüdtlid^ften
Eingebung feines flebenS. @r arbeitete
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$tntotne Watteau.
61
unter feinem inneren S^^nge; in ttjenigen
Socken ftrid^ er eine ber genialften ©fijjen
^in, bie bie Ännftgefc^id^te aller Seiten
fennt, unb bie Slfabemie ftonb, ate fie jtc^
am 28. äuguft 1717 jur abftimmung
über bie Slufnal^me SBatteouS in i^ren
@(^o§ öerfammelte, einem aKeiflerttjerle
gegenüber, baS bie lange Steige ber bi^*
^erigen ;,2lufna^mebilber'' öerbunfette unb
fc^on nad^ einem ^atirl^unbert feinem ©(^öt)fer
ben Slu^m ber Unfterbtic^feit begrünbete.
üblichen Slrt f)aitt abftimmen laffen, ^at
fie ben genannten $errn SBatteau afö 2lfa*
bemifer aufgenommen, fo ba§ er bie mit
biefem ©tanbe öerfnü^jften SSorrec^te ge*
niesen lann, inbem er aber jugteic^ auc^
ben ©a^ungen ber Slfabemie gel^ord^t, ttjaS
er gelobt l^at, inbem er ben @ib in bie
$anbe be^ |)errn ©o^pel, ^ofcaöalierS unb
erften 3Ra(er§ beS Könige unb @r. Äönig*
lid^cn $o^eit be§ ^erjogS üon DrteanS,
ber ^eute ber Serfammtung präfibierte. 3Ba^
«bf>. 55. S)aSftonaert. 92a(^ bem ®emftlbe im S3efi|^ bed beutfd^en ftaiferS.
(Sftaäi einet Ctiginalp^otograp^ie Don S3raun, di^mmt A (Sie. in 2)oma(^ i. (S. unb $ari8.)
S)o^ ^rotofoH iener bcnftoürbigen ?luguft*
fi^uttg, hjorin juerft Don ber ,,@infd)iffung
no^ ber 3nfel E^tl^ere" bie SReöe ift,
Hingt freilid^ öugerft troden. ®S loutet in
feinem gefc^äft^mäjsigen 2lftenftil: „^eute,
©onnabenbben 28. Sluguft 1717, ^at bie
Slfabemie eine ©eneralöerfammlung abge*
Ratten. |)err Stntoine SBatteou, SWaler,
geboren in Salencienne^ unb am 30. Si^^i
1712 5ur a3ett)erbung um bie SKitgliebfc^aft
5ugelaffen, l^at baä ©emätbe bringen (äffen,
ba§ il^m für feine aufnähme aufgetrogeu
morben ttjor unb baS ein galantes geft
barfteHt. Stac^bem bie Slfabemie in ber
ba§ Oelbgefd^enf betrifft, fo ift eä auf bie
©umme bon ^unbert ßibreS ermäßigt ttjor-
ben." aWe^r afe baS $rotofoH fagen unS
aber bie Unterfd^riften. SluS il^nen get)t
^erüor, bafe bie Slfabemifer in ganj un*
getoöf)nli^er S^ijl jur Slbftimmung f)erbei==
gefommen toaren, fei e§ auS SWeugier, fei
e§ aus mirflic^er leilnal^me, unb ba 3Bat=^
teau, ber nunmel^r fetbft aWitgtieb ber Slfa*
bemie getoorben h)ar, fdjon baS ^ßrotofoH
über feine eigene Slufna^me unter^eid^nen
burfte, ift eS ein merfttJürbigeS Sufammen-
treffen, baß unmittelbar hinter feinem 3tamen
ber feines frül^eren SlrbeitgeberS ©taube
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62
8(ntotne SBatteau.
®ittot folgt, ber fonft ein fe^r fcücitcr 95c=
fuc^er ber SHabemtefi^ungcn mar, bo er bcS
©onnobeitbg immer Diel mit ber Sftred^nung
bc§ SSod^enlol^nö für feine ©cl^ilfcn ju Üfun
t)atte. aSermuttid^ ipor injtoifd^en ber ®roII
gefd&tounben, ber bie beiben tolentöollen
aWenfc^en bor Qfal^rcn getrennt l^atte, unb
(SiHot fnc^te ettoo^ borin, feine Sieiblofigfeit
gegenüber im ©rfolgen feinet jüngeren
Slebenbul^Ierg öffentlich ju bejeugen.
%xß bem Sefi^e ber äfabemie Ift bie
„einfd^iffung md) ber 3nfel E^t^cre'' in
ben Sonore gcfemmen, h)o fre je|t einen
@^ren:|)Ia^ in bem Salon carr^ einnimmt
unb Don ben franjöfifd^en Sritifem in oHen
Xonarten aU ber „Slul^m ber franjöfifd^en
©d^ule" gepriefen Wirb, greilid^ mifd^t fid^
in biefen Sobgefang anc^ ein Ion ber SBe^*
mut unb ©ntfagung. S)enn ba^ Silb im
Sonore ift nur eine in ttjcnigen SBod^cn,
DieHeid^t aud^ nur lagen l^ingeftrid^ene,
hjenn aud^ l^öc^ft geiftöotte ©fijje, eine
3m^)robifation, bie Eingebung eines ?lugen==
btidfg, ttjenn aud^ eines günftigen unb glüdf*
lid^en, bie bur^ ben 3^öng ber Ätaufur
nic^t in il^rem freien 8d^tt)unge gel^emmt
ttjorben ift. SBatteau betra^tete biefeS Silb,
baS übrigens in bem ^ßrotofoH nur furjtoeg
„ein galantes geft" genannt toirb, nur als
eine SSorarbeit. 8US er fie mit ben fedfen
3ügen feines bidt mit garbe gefättigten
S3orft^)infelS auf bie Seintoanb fefete, f^webte
i^m bereits eine reifere unb bielfeitiger
burd^gebilbete Äontpofition bor Singen, unb
er {)at, auSna^mStocife einmal im SBiber-
ft)rud^ mit feinem unfteten ©l^arafter, feinen
5ßlan burdigefü^rt. S)iefeS auSgereijte Silb,
fein hJirßic^eS SKrifterf^aftSbitb, ift, olS eS
fertig toar, in ben ©efi^ bes $errn tjon
3ulienne übergegangen, unb als biefer fid^
eines leileS feiner Sammlungen unter ber
§anb entäußerte, fauften eS bie Agenten
eines t)reu§if^en 5ßrinjen, ber in ber ib^Hi*
fd^en ®infamfeit feiner Keinen SRefibenj in
ber 2Rarf ben aRufen unb ©rajien graut»
reidiS o^jferte. 2ltS Stont)rinä griebrid^
na^ ber ^erföl^nung mit feinem SSater unb
nad^ feiner SSermälilung feinen |)of^att im
©d^loffe JU JR^einSberg auff^lug, toar fein
eifrigfteS 93eftreben barauf gcrii^tet, feine
@efeafd^aftS==, aBof)n== unb SlrbeitSräume mit
SBerlen franjöfifc^er Äunft auSäuftatten. SSon
ben aRalern toaren bamalS 3Batteau, Son=
cret unb 5ßater feine Sieblinge, unb fd^on
im 3fiot)ember 1739 fonnte er feiner ©d^njcfter
SBiC^elmine trium^jl^ierenb melben: „SlHeS
ift (in SR^einSberg) möbliert; mir l^aben
jtoei mit ®emälben angefüllte gimmer; bie
anbem finb mit ©piegeltmmeauS unb mit
öergolbetem ober üerfitbertem ^olitoerf auS=
geftattet. ®ie meiften meiner ®emälbe finb
.üon SBatteau unb Sancret, jttjei aRalem
aus ber ©d^ule bon Srabant." 3)aniatS
ober in ben erftcn Sauren nac^ feiner
2:]^ronbefteigung mu^ griebrid^ ber ®ro^
bie „®infd^iffung nad^ ber 3nfel ©^tl^ere''
angekauft l^aben, ba er fpäter ben ®c*
fdfimadt an ben Silbern ber franjöftfd^en
@^ule öerlor unb burd^ feine Slgenten 5U==
meift auf grofee ©emälbe t)on StobenS, bau
3)^ unb anberen ölamifd^en aReiftem fal^n*
ben lie^. 3n weiteren Reifen toox baS
berliner Silb unbcfannt, obttjol^l 3ulienne
CS burd^ Xarbieu ^oitt fted^en laffen. @rft
S)o^me, bem bie Äunftfammlungen ber fönig-
liefen ©d^löffer wie leinem anberen tjor
i^m juganglid^ waren, l^at bie Süifmerffam-
feit auf biefeS ffleinob gelenft, unb eines
SageS erfd^ien ein ?ßarifer Slgent, ber nod^
t)or ber Seit beS ^öd^ften SBatteaidultuS
250 000 SRarf bafür bot! gür rinige SBod^en
würbe es bann im ^al^rc 1883 burd^ eine
äuSfteHung in ber berliner Äunftafabemie
ber Öffentlid^feit jugänglid^ gemad^t, unb
feitbem ift eS ber ©egenftanb franjöfifd^er
©tegien geworben. @o fd^reibt ?ßaut aRat^
in feiner Siogra^jl^ie SBatteauS: „S)ic öer*
mehrte unb öeränberte SBieberl^olung ber
,@infd^iffung nad^ Eqtl^ere* leud^tet an ben
SBänben ber faiferli(|en Slefibenj mit off
bem funfelnben ©lanj einer franjöfifd^cn
Slume, bereu fic^ unfcre föönige Rotten be*
mächtigen fönnen, Wenn fie bie aRaterei
geliebt unb gelaunt l^ätten. Sticht unfere
Kolonien allein l&at Subwig XV. berloren;
er f)at bicfelbe aiad^läffigfeit gegen ben Drt
gezeigt, wo fic^ einige unferer foftbarften
aReifterwerfe befanben. SBelc^ ein geiler,
SBatteau in bie SSerbannung ju fd^idcn!
(£S ift nid^t Wal^rfd^einlid^, ba§ wir jemals
bie ,®infd^iffung* in Berlin neben unferer
ml^müollen ©Räje im Soubre auffteßen unb
uns burc^ eine f^no^jtifd^e 5ßrüfung werben
JRedienfd^aft ablegen fönnen öon ben Unter-
fc^ieben, bie jWifd^en bem erften Iraum beS
aReifterS unb bem enbgültigen SluSbrudf
feines ®ebanfenS üorl^anben finb. SRoc^
ein SBort! S)aS ©jemplar beS ©d^loffeS
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i
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^ntoine SBattcau.
65
in aScrKn ift BelüunbcrungSlüürbig erl^aüen.
e§ ift eine§ ber fd^önften SBatteauS bcr
SBelt!"
S)a ani) toir eg nid^t für toa^rfd^einlid^
Italien, ba§ ba§ aKetftcrlüerf SBattcauS je*
xnalS toieber feinen SBeg nad^ ^ari§ §urücf*
gelten toirb, Begnügen lüir un§ mit ber
Konfrontation ber betben Sjemplarc in Hb-
bilbungen, bie toenigften^ genau über bic
SSerfd^ieben^eit ber Äoml^ofition orientieren
(Slbb, 59 unb 60). SBo^er ber Künftler
ben ®runbgebanfen gefd^öpft l^at, ift nid^t
t)on beftänbiger ©el^nfud^t nad^ ber fagen==
l^aften Siebe^infel int Dcean, nad^ S^tl^era,
bem ber 2lp^robite geloeititen ®Ianb ber
©ried^en, tJerje^rt lourben, loo alle Setben*
fd^aften gefüllt würben, too e§ feine ©d^mer*
gen unb Seiben ber Siebe ntel^r gab unb
ba§ bunfle ©ef^^enft ber ©orge burd^ bic
$errfd^aft ber ewig läd^elnben St^j^robite,
ber ©^tl^erea be§ 17. unb 18. S^^rl^unbertS,
für afie Stikn verbannt Sorben Itjar,
SKm engften Rängen beibe ©yentplare irod^
in ben gigurengruptien be§ 3Bittetgrunbe^
«W. 57. ©tubic 8U bcm Silbe „®alantc ©efcllfc^aft im ^freien" (öergl. «bb. 56).
3ei(^nung im Soubte in $arid.
(92a(^ einer £)riginaI|)^otogra))]^ie oon S3taun, (Slöment & (Sie. in l^omac^ i. (S. unb $ari8.)
nte^r feftäuftellen. 9fnt S^l^re 1713 tourbe
in ber großen Dptx ein öon gufüier er*
bad^teS Sattett ntit SKufif t)on ^Bourgeois
unter bem litel „Les amours deguis6s"
(®ie öerHeibeten SiebeSgötter) jum erften*
ntale aufgefül^rt unb feitbem ^äufig loieber*
l^olt. SSiettei(^t l^at SBatteau, ber, ttjie toir
tt)tffen, ntit ber SBelt be§ ItieaterS ebenfo
eng öerbunben mar, mie mit feinem Urbilb,
bem ffomöbiantentum in ber öornel^men
SBelt, biefem SBaHett bie erfte Slnregung ju
feinem Silbe entnommen, öieHeid^t ift ba^
Silb aber aud^ ber gleid^geitigen Sieben*
unb ©d^äferi^rit entfproffen, beren Sänger
9lofen6etg, 9tntoine SESatteau.
jufammen, bie im großen unb ganjen bie*
felben geblieben finb: red^t§ bie brei 5ßaare,
bie ba§ Siebling^t^ema SBatteaufd^er ®a*
lanterie variieren, ben jur %f)Qi loerbenben
Sntfd^Iuß, bie Sntfd^fie|ung felbft unb bie
fanfte Überrebung baju, bann in ber SKitte
ber Sh ^^^ ^on Siebesgöttern geleiteten
5ßüger, beren öorberfte 5ßaare fid^ bereits
anfc^icfen, bie 95arle gu befteigen. aber im
übrigen, meldte SSerfd^ieben^eiten! 9luf bem
aSerüner ©jem^^Iar ragt ein bewimpelter
SDlaft in bie Suft empor. Amoretten finb
an bem 3Baftbaum Ijinaufgefd^mebt unb
*geflettert, um im SSerein mit anberen baS
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66
^ntoine Watteau.
leidet t)om SEBtnbe aufgebläl^te @egel auf^
jujiel^en, unb ein brittcr Zxvipp fd^Iingt
im Ät^cr einen anmutigen Steigen, ^^getoiffer*
in bcr ©eftalhing ber Sanbfd&aft. Sluf bem
^Parifer Silbe anfcrt boS ©d&iff am ©eftabe
eines t)on ^ol^en jadEigen Sergen umfci^Iof==
^6(. 58. @ruppe aus bem Silbe „(Salante 0efenf(^aft im f^teien" (tietgl. 9(6b. 56).
C^aä) einer £)ri8inaH)l§otoflta<)l§ie öon ©raun, (Jlöment & (Jie. in S)orna(i^ i. ©. unb ^ari*.)
mafeen eine 5ßer)onififation be§ leidsten 3^-
pf)i)x^, ber ba§ t)on roja leud^tenbem Sid^t
umfloffene ^ilgerfd^iff l^inauSfü^ren foH in
bie Icu^tenbe gertie!" (f. ba§ detail abb. 61).
SHid^t niinber ftarl finb bie SSerfd^iebenl^eiten
fenen ®elüäffer§, baS me^r ben ©inbrud
eines ®ebirgSfeeS mad^t, atö ben beS Qn^
gangS ju bem unermefelid^en Dcean, tüo
bie SiebeSinfel Hegen foH. Sluf bem Ser*
liner Silbe öffnet unS ber SWaler bagegen
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Stntoinc SBattcau.
71
lüirfüd^ ben StidC auf ba§ SÄeer. ®cr
^orijont verliert ftd^ in eine ge^cimnis^
t)oHe, nebctl^afte gerne, ^ier ift anä)
5Senu^ mit Sogen unb fföd^er auf l^o^ent
^oftament getreten (ba§ detail 9lbb. 62),
ju bcren güfeen ein junger SWann feine
mf>.%i. detail aui bem ©emälbe 9(6^.60.
(9la(^ einet OxiQinalp^otoQxapfiie t)on S3raun, (£I6ment & (Sie. in ^ornat^ i. (£. unb $arig.)
ber aSorbergrunb red^tg gonj anber^ unb
reid^er geftaltet lüorben. kn bie ©teile ber
SSenuöl^erme be^ ?ßarifer ©jempIarS ift eine
t)on brei Slmoretten umfpielte ©tatue ber
©d^öne, t)on Reinen Siebe^göttern unter-
ftüfet, JU ber romantifd^en ga^rt ju über=*
reben fud^t. Slucfi bie ntalerifd^e Slu^fü^rung
be§ aSerliner Silben ift forgfältiger unb fo*
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72
^ntoine SBatteau.
über. 3:ro|bem bel^ält oud^ ba2 ?ßarifer
®jcnt|)Iar feine eiflenartigen SSorjüge. „SSiff
man bie ©umme be§ SSerglei^ä jtoifd^en
beiben Silbern jiel^en/' fagt ©ol^me auf
®runb feiner langjährigen ©tubien, ^fo
toirb man fagen muffen, ba§ bie Sompo==
fition fotoo^I toie bie SÄalerei ber giguren
renbften Sprünge barauf ^cA freifid^ fd^oit
ber ateftaurator ^ubcdEen muffen." Slnbere
Sritifer finb ft)ieber burd^ bie tabellofe 6r=
Haltung be^ berliner Silben unb be§ be=
jaubernben 9letäe§ ber ffompofttion beftimmt
ioorben, biefem bcn SSorjug t)or bem ^ßarifer
ju geben. 9lm Snbe ift ber Streit aber
abb. 62. <£)etail aui bem ®emaibe 9lbb. 60.
0ladi einet Otiginalpl^otogra^j^^ie bon Staun, CS;i6ment & (Sie. in ^otnat^ i. (£. unb $atid.)
im ^Berliner ©jemplar Beffer ift, ba§ bieg
bafür aber an lanbfd^aftlid^em 9iei^ unb
rein malertfd^en Dualitäten erl^eblid^ hinter
bem 5ßarifer 5urüdEftet|t. Übrigens ift ber
gan^ eigentümlid^e golbige Steig, ben lefetereS
l^cute befifet, ein tüenig bem Umftanbe 5u=
jufcfireiben, bafe fein girnife burd^ Sllter
ober frembe Sutl^^ten gelb geujorben ift.
©rlialten ift ia^ berliner ©jemplar tabet
loS, ba§ 5ßartfer im ganzen gut; bie ftö-
müßig; tüir l^aben ®rünbe genug, un^
beS UmftanbeS ju freuen, bag SBatteau^
reiffteS SBerf un§ in gwei Raffungen er*
l^alten ift, bie beibe fein gefamteS ©d^affen
frönen.
5Rad^bem er einmal biefe $ö]^e erreid^t
l^atte, blieb er fid^ lüä^renb ber i^m nod^
befdjiebenen öier ^af)xt feinet SebenS fo
gleid^, baJ3 e§ fd^mer l^ält, feine legten 9lr=
beitein nad^ ber S^xt if)rer ©ntftel^ung fc^arf
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%nimnt SSottcau.
73
mtSetnanbcr ju l^aücn ober gar auf bc^
ftimmtc Qfa^re ju öerieilen. SBir ^aben
für bic Datierung nur einige allgemeine
"än^aÜ^pmttt. SBatteaug ©eftalten lüerben
feit 1716 ober 1717 immer fd^Ianfer, fein
Kolorit ge^t t)on bem ft)armen ®otbton
ber S^tl^erebitber attmäl^fid^ gu einen noc^
lid^teren unb bidfferen ©efamtton über, unb
in ben ffompofitionen ft)ieber^oIen fi^ ge=^
loiffe aJiotiöe feiner früheren ©d^öpfungen,
alle Sranfen, benen töxptxtiä)t SSerfaffung
uni ®ett)iffen itn ®enu§ ber Sebengfreube
ober bie 93egrünbung einer eigenen Sctmilie
öerfagen, ein järtüc^er greunb ber fiinber,
auf bie er atteg übertragen ^u l^aben fd^eint,
loaS il^m bie SHatur an Siebe unb Siebe*
bebürfniS in fein $erj gelegt l^atte. ®r
fal^ nid^tS 9lrge§ barin, ffinber an feinen
galanten geften teilnel^men ju laffen (ögt.
9lbb. 56), unb toie SRubenS ben Amoretten,
«6b. 63.
aftia ober ber Sana. 9«ac^ bem ©emälbe im »eflj^e bc» bcutft^cn Äaifer». (Scrgl. ba8 Zittiblatt.)
0taäi einer £)rigtnal))]^otogra))l§ie bon S3raun, (Element & CSiie. in Somat^ i. @. unb $arig.)
inbem er bie in feinen reid^en ©tubien-
fd^afeen öorl^anbenen ©ruppen immer t)on
neuem in einer lanbfd^aftfid^en Umgebung
fombinierte. Den E^ttiercbilbern am näc^-
ften ftel^t in ber lid^tloarmen gärbung eine
ber 5ßer(en au§ ben ©rtoerbungen griebricfi^
be§ ©rofeen, bie unter bem Flamen „3)er
3:anä" bcfannte ffinberib^tte, bie aud^ nad^
bem 2lnfang§t)erfe unter bem banad^ an='
gefertigten ©tid^e „Iris c'est de bonne heure
avoir Tair ä la danse" bie „tan^enbe 3^^"
genannt loirb (Slbb. 63). SBatteau loar, toie
bie bie ®ötter be§ Dl^mp^ ober bie Reiben
ber gried^ifd^en ©agc gu atterl)anb t)erfäng==
liefen Siebesabenteuern ermunterten unb
begleiteten, bie ßüge feiner ©inber gab,
fu^te aud^ SBatteau bie SKobeHe ju feinen
Siebesgöttern unter ben Äinbern ber t^m
befreunbeten bürgertid^en gamitien, bie fid^
fid^erlid^ freuten, i^re SiebKnge auf ben
Silbern beS fd^üc^ternen SWaterS in lomifd^er
SSerHeibung ober in ber 5RadEt^eit ber ^imm*
tifd^en ®ngel parabieren ju feigen, ^n ber
„tangenben griS" l^at SBatteau am meiften
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74
^Intoine SBatteau.
bic Slaiöetät feiner eigenen ffiinberfeele ent^
l^ünt. J)ic ^inber jinb ganj unter fid^,
unb tpenn bie Heine 3ri§, bie ftd^ l^öd^ft
graöitätifd^ bei ben Älängcn bcr Sc^alntei
i^re§ jugenblid^en ©c^äferS belüegt, bie
Äofetterie ber ©rtood^fenen naä)Qi)mt, fo
liegt in i^rer Spaltung foöiel Slnmut, foöiel
Unfd^utb unb S)ronigfeit, ba§ niemonb ber
©iebanfe aufftetgen lüirb, ia^ in einem
fittenlofen S^italter anä) bie ffinber bereits
baren aKannigfoÖigfeit, öon bem bunten
©d^itterglanje be§ SBatteaufc^en S^oIoritS ju
vermitteln.
3ur 3eit, tüo SBatteau in ben S^ttjere^*
bilbern bie Qko^Ü)at feinet SebenS bolI:=
brad^te, fanb aud^ fein Sntereffe am Sweater,
an ber ©d^aufpielerlüclt ft)ieber neue 3la^^
rung. ®ie italienifd^en ffiomöbianten, bie
Sublüig XIV. verbannt l^atte, toaren von
bem öergnügungSfüd^tigen ^Regenten ^^Ui^))>
^bf>. 64. ^ie Siebe auf bem ftanaöfifc^en Xl^eater. ffladi bem ®emaibe im Idniglid^en äHufeum in 8erlitu
ifHadi einet $^otogxa^^ie oon ^tans ^anfftängl in 9)lün(^en.)
ben Äeim ber SSerberbt^eit in fid^ trugen.
S)er Siebreij beS gangen Silben ift fogar
fo beftridfenb, ba§ eS nur einem !att pru=*
fenben Sluge offenbar tüixh, ba§ bie gigur
beS tangenben 3Käbd^enS im SSerI)ö(tni§ jum
^intergrunbe gu grojs genommen unb bajs
fein tinfer 9lrm burc^ einen ©e^- ober
glüd^tigfeitSfel^Ier be§ ffltaterS graufam ber*
lürgt ft)orben ift. Srofebem ^aben un§ bie
foloriftifd^en Steige beS ©emölbeS tjeranla^t,
ben SSerfuc^ ju mad^en, in unferem farbigen,
bie §au^)tfigur toieberl^olenben Sitelbilbe ben
Sefern eine SSorftettung tjon ber tt)unber=«
von DrIeanS im gal^re 1716 toieber jurüd*
gerufen loorben. @ie feierten öermutlid^
einen frö^tid^en Singug, unb SBatteau ift
fidler einer Von benen geloefen, bie fie mit
befonberS großer greube begrüßten. Slber
balb empfanben bie Italiener, ia^ ber 3u^
fammen^ang gttjifc^en il^nen un\> bem ^arifer
5ßublifum tt)ä^renb ber ätoanjig ^af)xt itirer
aSerbannung gerriffen toorben toar. ®ie
SRaSfen ber Italiener toaxcn nic^t öergeffen
tt)orben, ba fie, loie ft)ir fd^on frül^er er*
tt)ät)nt l^aben, in bie 2Ra§fengarberobe ber
^arifer S'arneöatöfefte übergegangen ttjaren.
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^ntoine äBatteau.
75
SlHtnä^Iidö tourben fte bann verfeinert, ge=
miffermaften mit franjöfifd^er ©rajie unb
gaöifd^em SBi^ burd^geiftigt, unb ü6erbie§
toaren bic litterarif^en anfpriid^c, bie man
in 5ßariö an fi^omöbien fteHte, ntitlermeile
fo gefticgen, bafe bie Stciüener fid^ baju
öerftel^en mußten, ntand^e i^rer ©tgenarten
aufjugeben unb htn SBetlfampf mit ber in=
jmifd^en aufgeblül^ten unb erftarften fran=^
jöfijd^en S'omöbie aufjunel^men. SBattean
bie miteinanber frennbfd^aftlid^ anfto^en,
finb trofe i^reS auffälligen ÄoftümS ^mei
®ötter beS gried^ifd^en Dt^mpS: ber fd^Ianfc
l^od^gemad^fene |)err mit bem J)reif|)i|^ mit
friegerifd^em g^berfd^mudC auf bem Raupte
ift, lüie ber Äöd^er an feiner Seite an^
beutet, apoHo, unb ber mit SBeinlaub U^
fränjte Sii^Ö^iJ^Ö ^i^f i^^r ©teinbanf ift
Saccus, an ben fid) eine jugenblid^e ©d^öne,
^ebe ober Slriabne, järtlid^ fd^miegt. SSor
«66. 65. <S)ie Siebe auf bem ita(ienif(^en Sweater, ^ad^ bem ®emä(be im löniglit^en SRufeum in S3eclin.
i^aä^ einer ^ffotoqtapfiii bon Organa ^anfftängl in 9Rän(^en.)
ift ber Haffifd^e ©d^itberer biefer SRiöalität
biird^ jtoei Oemälbc gelüorben, bie unter
bem Flamen „S)ie Siebe auf bem frangöfif d&en
S:^eater" unb „Die Siebe auf bem itatieni*
fd^en S:]^eater" (im ^Berliner SKufeum, Slbb.
64 unb 65) befannt finb. SBeld^e fpecietten
9D?otit)e btn beiben S)arfteIIungen ju ®ruube
liegen, ift nod^ nid^t ermittelt worben. 3lur
foöiel ift erfid^ttid^, bag e§ fid^ auf bem
Silbe ber franjöfifd^en Äomöblc um ein
3nterme§50 in einem m^tl^ologifd^en SSattett
ober einer m^t^ologifd^en Dper l^anbelt;
benn bie beiben Figuren im ^intergrunbe.
bem m^t^ologifd^en Srio tanjt ein franjö-
fifc^eg ^aar ein 3Benuett, in einem Greife
t)on SKufifanten, t)on Damen unb Eaöalieren,
t)on ftänbigen SKaSlen ber ffomöbie, öon
benen man red^tg ben in fc^loarjc irad^t
geffeibeten ©caramouc^e erlennt. "S^a^ ®egen=
ftüd ju biefem Silbe fül^rt un§ bagegen
faft fömtlid^e SKagfen ber italienifd^en S?o==
möbie t)or, aU SWittetpunft ber öon bem
Sichte einer i^adtl unb einer Saterne be-
leud^teten ®ruppe benbie (äuitarre fpietenben
$ierrot in feinem weisen Äoftüm, hinter
i^m ben ^arlefin, tt)eiter red^t^ ben „3Be5=
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76 ^(ntotne äBatteau.
jetin", and) eine ärt öon ^anStourft, beS SBatteaufd^ett Siebtittgä bilbet. 3^m
ber [\i) burd^ feine l^offnungdlofen Siebeä* I)at er ein befonbereS ®en!mat in bcm
toerbungen Idd^erlid^ mad^t, unb am (Snbe großen Silbe ber (Materie Sa Sage im Sout^re
©copin unb Srigl^etta, auf ber Itnfen Seite gefegt, tt)0 ber lange toei^gelleibetc Surfc^e
l^tnter 5ßierrot feine unjertrennlid^e (ät^ mit bem öerfd^mifeten ©efid^t fid^ in feiner
föl^rtln, bie nedifd^e (Siolombine, bte aber ganjen Sänge redt, um bie (e|te Snfprad^e,
bie fd^toarge ^atblaröe abgenommen l^at, bie moralifc^e 3lu|antoenbung ber fofirifd^en
unb anberc SWaSfen, borunter ben ®ottore ftomöbie an bie B^^örer ju l^alten. ©eine
ba S5oIog*na mit ber (angen 3lafe. SBatteau ®enoffen, bie fid^ l^intcr i^m in einer ©0==
^ai niemals öor^er unb fpäter ein 95ilb benfenlung befinben, finb bemül^t, bcn ftör-
mit fo öerfd^iebenartigen Sid^ttt)irfungen ge* rifd^en ®fel, auf bem ber ®oftor öon ©o^»
malt. 9lur bad unter bem Slamen ^S)ie logna reitet, an einem ©eile öortoärtS ju
Ka^abe" befannte S5ilb in ber ®alerie Kjar^ jicl^en (9lbb. 68). SBir ^aben in biefem
tor^Sfi in ?ßari8 {W)b. 66), baö toir i^ier ©itteS mit bem anfd^eincnb fo l^armlofen
jum SSergleid^ ^eranjie^en, gibt nöc^tltd^e unb bod^ öon öerl^altenem ®eift jittemben
Sid^teffefte, aber mit geringerer SWannig* ßöfl^^i unjloeifell^aft ein Porträt öor unS,
faltigfeit loieber, unb überbieg finb bie giguren unb ?ßaul äRanfe l^at fic^ aud^ ^aJ^rje^ntc
fo fteif unb lebloS, fo ungefd^idt in il^rer ^inburd^ bie erbenöid^fte äRül^e gegeben, um
Haltung, bafe man babei el^er an SBatleauS eine ?ßerfönlid^feit auSfinbig ju mad^cn, bie
©d^üler Sancret aU an feinen SWeifter benft. um bie Qtit, Jüo SBatteau baä SKIb gemalt
SBenn man bie beibcn Silber beS Ser:* l^at, ben ®i(Ieg in ber italienifd^en Äomöbie
liner SWufeumS miteinanber öcrgleid^t, loirb ober auf ben SBanberbü^nen, bie fid^ auf
man nid^t lange 3tt>eifel barüber empfinben, Qfa^rmärften jeigten, gef^jiclt l^at unb bie
auf njelc^e ©eite fic| bie ©^mpatl^ien 8EBat*= bem älter nad^ ber t)on SBatteau bargefteHten
teaua neigten. SBol^I l^at er nod^ ein Silb ?ßerfönlid^feit entfprod^en l^abcn toürbe. ©eine
aug bem frauiöftfd&en Sweater gematt, auf Semül^ungcn finb öergeblid^ getocfcn unb
bem ftc^ eine erregte ©cene jloifd^en einem mußten cd aud^ fein, ba e^ gar nic^t tt)at|r*
tragifd^en gelben unb einer tragifd^en ^etbin fd^einüc^ ift, bafe SBatteau einen toirllid^en
abfpiett, bereu Urf ad&e ein auf bem 95oben ßomöbiantenloiebergegeben^at. ©rafSa^te,
üegenber, jerriffener Srief anjubeuten fd^eint, SBatteauS greunb unb Siograpör bejcugt
eine toirÄid&e il^eaterfcene mit bem hinter* au^brüdCIid^, ba§ ber Äünftler au^er 5ß^an*
grunbe ber SSü^nenfcenerie — aber fein tafiefoftümen aud^ ffoftüme öon ^omöbianten
|)er5 unb feine Siebe loaren bod^ bei ben befaß, „mit bencn er ?ßerfonen bciberlei
italtenifd^en Somöbiänten ober loenigftenä ®efcbled^tg befleibete, je nad^bem er fie fanb
bei i^ren ffoftümen. SBirftid^e Sü^nenbilber unb tütnn fie fid^ baju öerftanben, i^m aU
mit bem |)intergrunb gemalter ©ouliffen \)at SKobette ju ftel^en," unb einen bicfer gc-
SBatteau nur feiten bärgeftellt, außer auf fälligen greunbe toerben toir tool^I auc^ in
bem öorl^in erloäl^nten Silbe aud ber fran= bem berül^mten @iffe§ ber ©ammlung Sa
jöfifd^en Sragöbie auf bem Silbe „S)ie Kaje jU erfennen l^aben. SRod^ mel^r toirb
italienifd^en Äomöbianten", ia^ Saron gc== biefe ©emo^n^eit SBatteau^ burd^ einen
ftod^en ^at {W)b. 67). ®§ ift eine ber SerS beftatigt, ber unter einer öon tl^m
legten arbeiten SBatteau^, bie er toä^rcnb felbft aufgeführten Stabierung „La tronpe
feinet Slufentl^altS in ©nglanb gemalt l^at itÄlienne" (®ie italienifd^e @d^auf<)ieler*
unb amar 1719 ober 1720 für ben «r^t gefettfc^aft, «bb. 69) fte^t:
Dr. aJieab, au§ beffen »lai^laß ba§ Silb i^es habits sont Italiens,
1754 öerfauft würbe. Sefet ift eS im Sefi^ Les airs fran^ais, et je parle,
beö ^errn (ä^roult in ^ari§, nac^ bem Urteil Que dans ces vrais com6diens
t)on 5ßaul 3«anfe ein „SBatteau t)on Ijöc^fter ^^^ ^^^ aimable trompene
Sebeutung . . . eine SWalerei, bereu Kolorit (b. 1^. bie ^oftüme finb italienifd^, bie ®c*
äußerft glän^cnb ift, auf ber bie $infet fid^ter aber franjöfifd^, unb id^ toette, baß
fü^rung freier unb geiftreid^er ift al§ je in biefen tt)af)ren ^omöbianten eine liebenS-
5UDor." ®§ fd^eint tüiebcr bag ©d^luß* ttJÜrbige Säufc^ung liegt). Son einer biefer
tableau einer ^omöbie ju fein, bereu SRittel^ SWaSfen, einem SWejjetin, ber fid^ auf einem
punft bie l^oc^ragenbe ®eftalt be§ ®ille^, nur nod^ burd^ itn ©tid^ öon I^omaffm
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^bb. 66. ^ie (Sadcabe. 92ac^ bem @em(tlbe in ber ®aletie (Saartor^Sfi in ^atii.
0la^ einet Driginalpl^otogral^l^ie Don S^raun, (Slöment & Sie. in ^ornac^ i. @. unb ^atig.*)
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1
78
Sfntoine SBatteou.
befanntcn ©cmätbe inmitten feiner ©eföl^rtcn
aU ®uitarrej|)ieler pxohnixttt, überliefert
aJiariette, einer ber intimften SBatteaufenner,
fogar au§brucf(i(|, bag ed bad ^^ortrdt bed
Äunft^änbler^ @iroi§, be^ erften ^ßroteltorS
unferes S*nnftrer§, fei.
SBel^mut in fein ©d^idEfat fügenbe Siebl^aBer
bleibt, \mx eine ber beliebteften (Seftafteu
aSatteauS. @r toax fein fpecififd^ italienifd^eS
©etoäd^S, fonbem fronjöfifc^en Urf<)rung§.
SKit ^ilfe einiger gcid^nungen KaHotS l^attc
ber @ci^auf|)ieler Slngelico ©onftontino biefe
S)er ^aKesjetin", eine SÄittelfigur ^toU
fc^en $ierrot unb golftaff, beffen 93eleibt^
Ijtit \i)n, troft feinet Sautenfpiefe unb
feines girrenben (SefangS, ftetS l^inbert, bie
®unft ber S)amen gu gewinnen, unb ber
borum immer ber abgefallene, aber fic^ mit
SWaSle gefd^affen, bie feitbem ein SBeftaub
be§ franjöfifc^en S^eaterä geblieben toax
unb ani) t)on ben StöKenern übernommen
n)urbe, aU fie fid& genötigt foljen, fran==
5öfifd^e Elemente in i^r alteS, üerbraud^teS
9iepertoir aufjune^men. S)a§ gefd^ol^ juerft
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^Intoinc Sßottcau.
79
im Sl^rit 1718, h)o bie gtaüener eine
franjöfifd^e S'omöbie öon Slutreau in il^rcn
befannten ajia§!cn auffül^rten, ju benen jc^t
ber SKcäjetin iiinjulam. ®r burfte anä)
auf SSatteauä galanten geften nid^t feilten,
aber niematö ol^ne fein aMufifinftruntent,
t)on bem er fid^ mel^r SBirfungen al§ uon
feiner hjenig einnel^menben 5ßerfönKc^feit
öerf^rid^t. ®inma( erfd^eint er aU ©uitarre^
ä^nüd^en in ber faiferlid^en ©alerie gu
SBien (2lbb. 71) ^at er fid^ in bie ©in^»
famfeit eine§ 5ßarfmin!efö auf eine ©tein-
ban! jurüdEgejogen, in ber Hoffnung, bafe
feine fd^meljenben löne eine irrenbe ©d^öne
an feine ©eite unb in feine Sinne lodEen
hjerben.
©olti^er ©cenen unb ®in§elfiguren an^
bem itatienifd^en Sweater, ju benen 8Bat=
«6b. 68. Oilleä. 9?a(^ bem (Semälbc ber Sammlung ßa ©asc im ßouore in $artS.
fpieter auf einem S3itbe, bag burd^ ben
'©tid^ banad^ ben Stamen „Le lorgneur"
{titoa ber öerftol^Ien Seobad^tenbe, Slbb. 70)
erl^alten f)at SBä^renb er nämtid^ beim
®pid feinen Dberför^er ]^in= unb l^ertoiegt,
hjirft er einen inbi^freten S3tidE in ben
Sufen ber öor i^m im ®rafe fi^enben
©d^önen, bie bertrauen^öoU feinem SSor=^
trage laufd^t. Sluf einem S3ilbe in ber
Eremitage ju ©t. 5ßeter§burg unb einem
teou feine eigenen lanbfd^aftlid^en hinter-
grünbe fc^uf, finb ung nod^ mel^r in ®e=
mä(ben unb ©tid^en erl^alten, fo j. S3. bie
©in^elfigur be§ S)o!tor^ mit ber fünfte
lid^en langen SRafe (2lbb. 72) unb eine ®e=
feHfd^aft anfd^einenb ed)ter S'omöbianten
auf einem SBitbe im 5ßarifer ^ßriüotbefi^
(Slbb. 73), ba^ angebli(^ ©d)auf^ieler ber
fomtfd^en D^er ouf einer 3Keffe barfteHen
foU. ©iflot, ^axlttin unb Kolombine finb
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80
^ntoine äBatteau.
aud& auf bicfem S3ilbc bie beuorjugtcn
©eftalten, bcnen SBatteau aU aRcnf(| unb
2KoIer feine toarmftcn Steigungen entgegen*
brad^te. Sluc^ eine 3^i^nung im a3efi|e
beS ^erjogg öon ©eöonf^ire (2lbb. 74)
fd^eint gigu^^^n iinb (Sviippm öom 2:]^eater,
©ccnen aug einer £)ptv ober einem SaHett
barjufteHcn. —
Über ben weiteren Sebenggang SBatteau^
na6) feiner aufnähme in ben ©d^ofe ber
4. September, aä)t läge nad^ feiner Auf*
na^me, »o ein getoiffer ©ebaftian Sourbon
einen Sortrog über baS Sid^t l^ielt, unb
am 31. S)eäcmber 1717. ©eitbem ließ er
fic^ nid^t »icber unter ben äfabemifern
fe^en, unb biefc vergalten i^m ®Ieid^ei^ mit
®Iei^em. SBenn ein Sßabemifer franf würbe,
toax CS üblid^, bag jtoei feiner ®enoffen ju
i^m gefanbt »urben, um fic^ im Srtamen
ber Slfabemie nad^ feinem äjefinben 5u er*
«aa. 69. $ie italienifc^e 8d^auf))ielergefenf(^aft. 9?a(^ einer atabierung XBatteau«
nadi feinem (S(em&Ibe.
SKabemie fließen bie Duetten ettoa« reic^=
Iid)er al§ über bie ^aSjxt öor 1717. ®aß
e^ i^m bei feiner Setoerbung um bie 3Kit*
gliebfd^aft nur barum jutl^un toar, fid^
einer läftigen 5ßflic^t ju entlebigen unb fid^
jugteid^ bamit bie freie SluSübung feiner
ffunft JU fid^ern, betoeift fein fernerer 9ln=
teil an ben ©i^ungen ber Slfabemie. SBie
bie 5ßrotofoHe ergeben, tft er feit feiner
Slufnafime nur nod6 jttjeimal an ben
©i^unggtagen im Souöre erfd^ienen: am
funbigen unb i^m bie beften SBünfc^e für
feine batbige ®enefung au§3uf))red^en. %U
SSatteau in bie fd^toere ffranffieit verfiel,
bie mit feinem 2:obe enbigte, unterließ man
biefe $öf(id^feit, unb aU bie ffiunbe öon
feinem 2lbleben eintraf, begnügte fid^ bie
Slfabemie bamit, in getool^nter gefd^äftS-
mäßiger Srodfen^eit baöon in il^rem 5ßrotofoII
SRoti^ JU nel^men.
SRid^t fo fe^r feine SSerad)tung ber 2lfa*
bemie unb beS afabemifd^en SBefenS, avai)
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5lntoinc Sßatteau.
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nid^t ba§ (Sefüf)! feiner Überfegenl^eit über
hk ®cnoffen, jonbern feine mit bemSäad^Stunt
feiner. S'ranf^eit junel^ntenbe aWettfd^enfd^eu
Iie§, obtoot)! fein Siogra^l^ ©erfaint anberc
®rünbe angibt. ,,3)ie Siebe jnr fj^^eil^eit
nnb Unab^öngigfeit/' fagt er, „trieben i^n,
8tbK 70. 2)ct üctfto!^Ien Seobac^tcnbc (Le lorgneur). ^a^ einer aftabierung.
ntag it)n beh)ogen ^aben, ben SSerfetjr mit
ben Slfabemifern 5U meiben. ©ie toax hJol^I
anä) ber ©rnnb, ha^ SBatteau fd^on naä)
Söl^reSfrift ba§ gaftfreie §otef ©rojatg t)er=
aiofcnbctg, Slntoinc SBatteau.
an^ bem |)anfe be§ §errn öon ©ro^at 5U
fd^eiben; er tooütt nad^ feiner Saune unb
fogar in ber SSerborgen^eit leben. ®r jog
fid^ 5U meinem ©d^njiegeröater (bem S^unft^
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82
Äntoinc SBottcou.
l^anblcr @iroi§) in eine Heine SQSol^nung
fiVixM, unb er öerbot eS burc^ouS, feine
SBo^nung beneit ju , entbcden, bic banad^
fragen hJürben." 9l6er im ®runbe toax e§
bod^ ber ^ang gur ©infamfeit, bie gurc^t
t)or ber Serü^rung mit öielen SRenfc^en,
bie i^n jur Trennung öon Erojat unb
feinen Sunftfd^äfeen öeranlafet ^atte. ®enn
SBatteau fd^eint e^ aud^ nid^t lange bei ©iroiS
unb iu bem er fid^ l^ingejogen fül^Ite, toeil
aud^ er ölömifd^er Slbftammung toax, SSon
SSteugl^ete' fünftlerifd^en Dualitäten entwirft
ajiariette, ber au^ge^eid^ncte ffunftfenner,
ein feine^toegS fd^meid^ell^aftcg 35ilb. „Sr
fonnte taum seidenen unb malte aucfi nid^t
beffer. S)enncd^ befafe er ba§ @e^eimni§,
!(eine Silber anzufertigen, bie gefielen. @r
malte nämli(^ nur angenehme 3)inge, unb
8155. 71. 2)er®uitartef))ieler. 3ladi bem ®emälbe in ber taiferlic^en Palette in 9Bien.
(9{ad^ einer ^^otograpl^ie Don 3. £öto^ in aSien.)
aufgehalten ju l^aben. ®nbe 1718 ober
2lnfang 1719 bejog er namlid^ eine S33o]^=
nung ipeit brau|en in ber Sorftabt ©t.
SSictor, bie bamalg faft nur aug ßlöftcm
unb (Sorten bcftanb, „in bem ^aufe be§
Steffen be§ ^errn Sebrun, an ben ®räben
ber ,(S^riflIid^en Seigre' (eine^ fo genannten
ßlofter^)/' unb jtüar jufammen mit bem
SKater 9licoIa§ SSteugl^elä, itn er öermut-
lid^ in ber 2Kabemie fennen gelernt l^otte
feine giguren Ujie feine ßompofitioncn be-
fa^en ettpaä ©infd^meid^elnbeS. ^ebcr brandete
nid)t iu hJiffen, ba§ er fie aug ben SBerfen
ber großen SJieifter jufammenge^lunbert l^atte.
@§ öerurfad^te il^m feine Sefd^toerbe, baraug
gan§e ©tüdfe ju folteren unb fie in feine
®emätbe l^inüberjunel^men. SRan fanb il^n
beftänbig öon ffiu^fcrftid^en umgeben, au^
bencn er fid^ fein fjiitter jufammenraubte . . .
©eine ffioHegen fürd^teten i^n, bie ®ele]^r=
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^ntoine äBatteau.
83
ten a6)kkn x^n.*' Sluf bicfc S33eifc tou^te
er fid^ eine ©teHurtg ju grünben, unb mit
$ilfe eiltet feiner l^o^cn S5efd)ü^er gelang
c^ il^m fpater, junt 3)ireftor ber fran^ö^»
fifd^en Slfabemie in SRom ernannt jn toer*
ben. ®r ntufe aber aud^ gute ^erföntid^c
@igenfd^aften befeffen ^aben, bie SBatteau
fo beftad^cn, bag ber menfd^enfd^euc aJiater
gtu^enb, 3^rc Sefanntfd^aft ju mad^en. ®r
möchte gern ein SBerf, unb tüäre e^ no(^ fo
Hein, öon ^l^rer §anb l^aben, unb jum ®r==
fafe bafür toürbe er S^nen ettt)a§ öon feinen
arbeiten fenben, benn eä mürbe il^m un-
möglid^ fein, ginnen ben 5ßreig 3^^^^ SBer^
le^ JU überf enben . . . (£r ift mein greunb ;
toix tool^nen jufammen, unb er bittet mid^,
abb. 72. a)cr S)o!tot. 9lad^ einer aHabierwng.
fid^ eng an ben fünftterifd) uiel tiefer
fte^enben (Senoffen anfd^Io^. 3lo6) im Se^-
tember beg ^ol^re^ 1719 hjotinten fie mit^
einanber, h)ie an^ einem Sriefe tieruorgel^t,
ben SSIeugl^efö am 20. @e))tember 1719 on
bie berül^mle ^afteUmalerin SRofalba ©arriera
nad^ SSenebig f(^rieb: „®in üortrefflid^er
SRann, §err SBatteou, uon bem Sie o^ne
Stoeifel fd^on ^aben rebcn l^ören, hJünfd^t
S^nen feinen tiefften 9lef^e!t barjubringen."
®ine Begegnung SBatteaud mit ber SSene-
tiancrin fanb erft eitoa ein ^a^x f^öter
ftatt, om 21. Sluguft 1720, toa§ bie Äünft^
lerin auSbrücflid^ in i^rem logebud^ öer-
merft l^at.
3lu§ bem gatire 1719 befifeen h)ir anä)
ein intereffante^ 3)o!ument, eine eigenl^änbigc
Quittung SBatteauS für ein 33ilb, ba^ il^m
6*
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84
STntoinc SBattcou.
bcr JRegcnt abgefauft l^atte: „^ä) f)abt
öon bem §crrn §er§og öon Driean^
260 SiureS (granfen) für ein !(eine§ (Se==
ntälbc erhalten, ba§ einen ©arten ntit aä)t
giguren barfteHt. begeben in 5ßari§, am
14. 2luguft be^ 3a^re^ 1719. Stntoine
SSateau." @o fd)rieb fi^ alfo ber Sünft-
ler felbft, unb. biefer Duittnng ift and^ bie
Unterfd^rift entnommen, bie toir ber SRa*
biernng nad^ feinem ©elbft^orträt beigegeben
^aben, ha^ ü)n in ben legten ^al^ren feinet
SebenS barfteHt. 260 gronfen für ein Silb
Meiner 93rief, ber leiber nid^t batiert ift,
aber nnatoeifet^aft in ber geit öon 1717 bi§
1720 gef daneben toorben ift, lägt un^ einen
SinblidE in bie ärt tl^un, toie er feine 3^it
einteilte. S)a§ Siffet ift eine Slnttoort anf
eine (Sintabnng beö Sunft^önbler^ ®erfaint,
ber fein ©efd^äft an ber Slotre^Same-SrüdEe
^atte: „ßieber grcunb ©erfaint, ja, id^ toerbe
morgen (Sonntag), toie S)n e§ ttJünfd^eft,
jnm SKittagöeffen mit Slntoine be la SRoquc
jn 3)ir fommen. 3d^ beabfid)ttge, um je^n
Ul^r jur 2Keffe nad^ @t. ®ermain:=be-r2lujer==
«66. 73. ©d^aufpiclcr bcr fomift^cn Sdptt auf einer aWeffe.
yiai einem ®emälbe in $arifer ^ribatbeft^.
(Sf^od^ einer Dri0inaH)^otogra|)l^ie öon ©raun, ©I6ment & ©ie. in 2)ornad^ t. ®. wnb ^ari8.)
mit aä)t fjiguren ift eine jämmerlid^e 93e^
^at)Iung, aud^ tnenn man annimmt, ha^ ber
SSert be^ @elbe§ üon bamalä bi^ auf unfre
3eit dtüa auf ha^ SSierfad^e geftiegen ift.
SBatteau tvax e§ jebod^ nid^t anberä ge==
Jüoljnt, unb ba er immer befc^eiben unb on-
fprud^^tog blieb, tfat er ou^ tro^ feiner
enormen S^^ätigfeit feine Sc^ö^e fammetn
fönnen. 9lud^ fd^eint er fein forgfamer
§üter be§ ©rtoorbenen getoefen ju fein.
3)a§ ®elb, ha^ er uerbiente, glitt i^m leidet
burd^ bie ginger, tro^bem \)a% er feine
fd^tnefgerifd^en (Seh)0^n|eiten l^atte unb fid^
aud^ t)on 2lu§fd^meifungen fern l^ielt. Seine
öeben^toeife tvax einfad^ unb geregelt. Sin
roi§ ju ge^en, unb id^ ujerbe fidler ju
äRittag bei 3)ir fein, benn i6) l^abe uorl^er
nur nod^ einen einzigen S3efud^ bei greunb
aKotinet ju mad^en, ber feit Uierje^n 3:agen
ein ujenig an griefeln leibet. S3i§ bal^in
S)em grcunb SBatteau."
Slntoine be la SRoque toar ber litterarifd^
unb fünftlerifd^ gebilbete S'riegämann, ber
fid^ nad^ feiner fd^ujeren SSermunbung in
ber ©d^Iac^t bei SKal^jIaquet ber Sitteratur
unb ber ^ubliaiftif geujtbmet l^atte. ©r
fd^rieb Sejte für D^ern unb gab eine 3cit=
fd^rift, hen „SKerfur", I)craug. S)afe SBat^
teau tro^ feiner galanten Silber, t>k i^n
fpäter in ben Stuf ber griöolität unb be^
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^Intoinc Sßottcau.
85
leid^tfertigen Sebeng gcbrad^t ^aitn, ein
treuer @o^n feiner ßird^e mar, gef)t nic^t
blofj au§ biefem Sricfe ^ertjor. ©in ^ano=
nifu§ bcr Sirene gegenüber ber einen
Seitenfront be§ Sonore, bte burd^ bie
93artt)oIoniäu§nad)t eine traurige SSerül^ntt*
l^eit erlangt l^at, ber 3lbb6 ^aranger, toax
fein greunb geworben, unb barum beuor^
jugte er biefe Äird^e, toenn er ®ott bienen
tüottte.
9luf ba§ geringe ffia^itat, bag SBatteau
burd^ feine Slrbeiten gufamntengebrad^t l^atte,
iean für ben ^Regenten gentaft tiat, nid^t
niet)r nad^junjeifen. ^n ber 1727 er=
fd^ienenen „Sefd^reibung ber ©emäfbe be»
$atai§ Ütotiaf, ber Ülefibenj beg ©er^og^,
h)irb nur ein einjige^ 93i(b SBatteau§ er*
hjätint, „bie 9lffen a\^ SKater''. 3laä) ber
S3efd^reibung fa^ man auf beut Silbe ein
SDtaleratelier mit einem grofien, in eine
grüne ^adfe geffeibeten Slffen t>or feiner
Staffelei, unb t)inter itim t)ier Heinere Slffen,
offenbar feine Sel^rünge, bie fid^ im äRateu
unb ßci^nen üben. S)a ba§ 33ilb nur 2 ^ott
Slbb. 74. ©tubicnbUtt. Qn ber Sammlung beä ^ergogä öon 2)eüonf!^ire in ©^atShJort^.
(9iad^ einer DriginaH)l^otograpl^ic öon ©raun, (5I6ment & ©ie. in SJornad^ i. ©.unb ?Pari8.)
ift öermutUd^ aud^ ber t)on bem Seigier Satü
unter ber %ibe ber franjöfifd^en 9legierung
infcenierte ginanjfd^tpinbel t)on fd)öblid^em
@influ§ gemefen. @§ toirb 6eridf)tet, ba§ fein
greunb, §err t)on Sutienne, bem ber ©elb-
gefd^öfte UöHig unfunbigen SDtanne avL§> bem
ßufammenbrud^ ber Sanjfd^en S3anf, bie ber
(Staat unter feinen @d^u^ genommen f)atte,
nod^ 6000 SiüreS gerettet ^ai, eine immer=
t)in beträd^tlic^e Summe, toenn man an bie
Honorare beult, bie SBatteau, fohjeit fid^
nad^ ber Quittung für ben Ser^og öon Dr*
Iean§ urteilen Iä§t, im 2)urdE)fd)nitt ertjalten
i^aben lann. Seiber ift ba§ Silb, ba§ SSat^^
10 Sinien ^oä) unb 3 ßott 8 Sinien breit
toar, mu§ e§ ein SBunbermer! ber S'tein^^
maierei gemefen fein. ®§ mar aud^, nad^
ötftmifd^er Sitte, auf S'u^jfer gemalt.
Über bie Silber, bie SSatteau in feinen
testen Seben^jafiren gefd^affen t)at, ift leiber
nur toenig SidEiere» feftjufteHen. 3m großen
unb ganzen muffen mir un§ an allgemeine
Sßerfmale l^alten, t)on benen mir einige fd^on
ermtit)nt l^aben. SBatteau^ ®eftalten merben
immer fd^Ianfer, fein 2on mirb immer füljler
unb grauer, bafür aber feine Sluffaffung
unb Sel^onbfung im einjelnen immer geift==
reid^er unb aujiefienber. S)er ßeit öon
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86
^ntoine äBatteau.
1718—1720 gctiören fidler bic bctbcn !öft^
Ud^cn S3i(bcr ber 3)re^bener ®alerie „3)ic
gefeüige Unterl^altung im gteiett'' (2lbb.
75) unb ;,S)a§ Siebc^feff' on. 3n lefe^
terem finb bcutlid^e Slnftänge an bic „6in*
tbcn !ommt auf SBattcauä Sübern au§
feinen festen ^al^ren l^öufig öor. ©o ift
an^ ber bie ©uitarre f^jielenbe §err ouf
bem Silbe „®cfeUige Unterhaltung" eine
getreue S'o^ie be§ Silben in ber !aiferlid^en
fd)iffung nad^ ber S^fel ©^tl^ere" ju er-
!ennen, in ben fic^ gu järtlid^em (Sefofe
abfonbernben, h)ie in ben nod^ gelagerten
5ßaaren, ganj befonberg aber in ber ®ru^)je
ber SSenu^ mit 9lmor, bie, mit hjenigen Slb-
meid^ungen, nad^ ber ©tatue auf bem S3er*
tiner ©jem^jlar ber .»©infd^iffung" fopiert
njorben ift. 3)lefe SBieberl^oIung uon SKo-
®alerie ju SBien, ia^ unfre 2lbbilbung 71
hjiebergiebt.
2lu§ SBatteaug le^tcr 3eit, ettoa au§ ben
Salären 1718 unb 1719, ftammen aud^ bie
föfta^e „aKufifftunbe" bei Sir 9ltdE)arb
äBattace in Sonbon, bie ©urugue auf einem
oon 1719 batierten S3Iatte rabiert I|at, bie
fogenannte „gtüdtlid^e Begegnung", ein nod^
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^ntoinc SBattcau.
87
fc^r junget Zitit^paax im SSorbergrunbe
einer SBiefenlanbfd^aft (int 5ßarijer 5ßriöat^
befife) nnb „3)a§ grül^ftüd im greien" im
berliner SKujeum (W>h. 76). Siae biefe
Silber l^aben mit ben beiben ber S)re2'
bener Valerie ben gemcinfamen gug, ha^
nirfit mel^r bid^te S3anmgrui)t)en funftlid^
angelegter 5|Jarfö ben ^intergrunb bilben,
fonbem bag fid^ biefcr immer mcl^r öffnet,
Silber au^ SBotteaug lefeter Seit ju batieren
finb, betoeift u. a. auc^ ber Umftanb, bag jttjei
jo grünblid^e gorfd^er h)ie ©ol^me unb ?ßonI
ajian^ gerabe in ber geitbeftimmung h)id^=
tigcr ®cmälbe öoneinanber ftarf abtoeid^en.
SBäl^renb erftercr bic ©ntftcl^ung ber beiben
berühmten Silber ber ©amminng Sa ©ajc
im Souörc, ber ^^Sinette'^ einer im gteien
fi^enben Sautenf^jielerin, unb be^ „gn-
aW. 76. a)a8 grrül^ftüd im Sfrcicn. Kad^ bcm ®emaibc im Wniglid^en SRufcwm in »erlin.
(9la(i§ einer ^l^otogto^l^ie üon f^tanj ^anfft&ngl in ^ünäitn.)
ba§ bie Saumgrn>)^en immer bid^ter werben,
bie Säume immer bünner ftel^en. Sluf bem
Serliner Silbe finb bic Söume red)t§ unb
tin!^ nur noc^ eine 2lrt (Sinfoffung, unb
auf bem Silbe im 5|Jarifer 5ßrit)atbefi^ fie^t
man im SRittetgrunbe nur eine Sleil^e
fd^Ianfcr, hjenig belaubter Sirfen ober Srlen,
bie ba§ Ufer eineä ©emäffer^ begleiten,
©oute man t|ier fd^on einen äleftej ber tanb=
fd^aftUd^en ©tubien ju erfennen l^aben, bie
SBatteau tt)ät)renb feinet Slufentl^alt^ in ©ng-
(anb gemad)t ^at? SSie f deiner übrigen^ bic
bifferent", eines tönjetnben ©tu^erS in einem
Slnjug bon l^eHblauem 9lt(a§ mit rofen-
farbenem ajiantcl, in bie ^al^re !urj öor
ber SluSfü^rung be§ Slufnal^mebilbeS für
bie SKabemie öerfe^t, fd^reibt fie aJianfe ber
legten Seit SBatteauS j^u.
6Jraf ©a^IuS erjäljlt, baf; SBatteau im
Saläre 1719 eine Steife nad^ ©nglanb unter-
nahm. 3Benn man ben oben ertnä^nten
Srief öon Sleug^elä in Setrad^t jiel^t unb
bamit bie Sagebuiftnotij ber 9lofaIba ©ar==
riera uom 21. 9luguft 1720 in Serbinbung
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88
^ntoine SOSatteau.
bringt, mu& SBattcau btc SReife nad^ ©ng-
lanb f))ätcftenä (Snbe 1719 angetreten l^aben,
unb feine SRüdtfel^r mnfe fpäteftenS im
^od^Commer 1720 erfolgt fein. Über bie
99ett)eggrunbc jn biefer Steife gelten bie aRei:=
e§ i^nt auä) gelungen fein. „®r tvax/'
fo fd^rcibt biefer, „toöfirenb feinet ?luf=
ent^att^ in Snglanb fe^ bef(^äftigt. ©eine
SBerfe hjaren bort fd^on ^ingefommen unb
tourben gut bejal^It. 3)ort fing er and)
3lbb. 77. ©erfaintsgfirmcnft^ilb (Un!c $ÄIf tc). «Rad^ bem Ocmälbe im »cfife bc8 bcutft^en ftaifer«.
(9ia(l^ einer Driginalpl^otoörap^ie öon ©raun, (£I6ment & ©ie. in ©ornod^ i. ®. unb $ari8.)
nungen ber ©c^riftftetter au^einanber. 9tad)
bem Sendet be§ ®rafen Eatitug foU SSSatteau
öon 93e!annten, bie in ©nglanb getoefen
ttjaren, SBunberbinge t)on bem SReid^tum unb
üieHeid^t aud^ t)on ber S'unftliebe feiner
93ett)ot)ner gel^ört unb barauf^in öerfud^t
t)aben, bort ebenfalls fein ®IüdE ju öer-
Indien. 3la^ ber ©rjö^Iung ©erfaints foH
on, ©efc^madf am ®elbe ju befommen, au§
bem er fid^ bi§ bal^in h)enig gemad^t l^atte.
®r t)atle eS fogar fo gering gead^tct, baß
er gleid^gültig bagegen war, unb er l^atte
immer gefunben, ba^ feine Strbeiten öiel
l^öl^er be5a^It tourben a(§ fie toert toären . . .
3)ie fd^Ied^te Suft, bie in Sonbon wegen
be§ 3laud^g ber ©teinfol^ten tjerrfd^t, bereu
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2liitoine SBatteau.
89
man fid^ bort bcbient, unb bie für Sruft^
franfe fel^r gefäl^rüd^ ift, nötigte SBatteau,
mal 5ßari§ surudfiuf eieren." SRac^ ber
Vermutung onberer foU aber gcrabe biefe
S^ranfl^ett SBatteau ju ber Steife üer^
l^atte, bie 1754 nad^ bem Sobe be§ be*
rühmten 9lräte§ öerfteigert mürben : ba§ eine
ift bie fd^on erttJäl^nte, öon Saron ge=
ftod^ene 3)arfteUnn9 ber italienifd^en ^omö-
bianten, ba§ anbere „L'amour paisible"
m>f>. 78. ©erfaintsgfirmcnfd^ilb (rechte ^älfte). ^laä^ bem eJcmoIbc im ©efi^ beg beutfc^cn fiaifcrS.
i^ad^ einer OriginaH):^otograpl^ie üon 93raun, GI6ment & ©ie. in 2)omacl^ t. ©. unb ^ariS.)
anfafit l^abcn. ^n Sonbon hjol^nte ein be==
rütjmter Strjt, Dr. atid^arb SReab, ber fpäter
Seibar^t be§ S'önig^ mnrbe, unb unt il^n
§u fonfultieren, f)ötte SBatteau bie Steife über
ben ^anal gemad)t. Sicher ift jebenfaH^,
ba§ ber S'ünftler mit Dr. SKeab, ber aud^
ein Äunftlieb^aber hjar, in SSerfet)r getreten
ift, unb ba§ er für i^n jnjei Silber gemalt
(®ie frieböoHe Siebe), öermutlid^ bogfelbe
Silb, ha?:^ f^jäter in ben Sefi| griebrid)^
be» ®ro6en übergegangen ift (f. 316b. 52).
2(u§ bem Umftanbe, ba§ ftd^ im S3udEingt)am-
pataft in Sonbon öier Silber t)on SSattean
befinben, ^toei ?5efte im freien, eine @cene
au§ einer l^eut öergeffenen fi'omöbie SKo^^
üere^ unb eine 8cene an^ ber italienifd^en
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90 ^ntotne äBatteau.
S'omöbic mit $icrrot unb ^ariefin in bcr Sßie auö bcr fd^on crtoöl^ntcn Stotij in
SKitte, f)at man bic ©agc gebilbet, ba§ Sönig bem mit grofecr ©orgfdt gcfül^rten Xoge-
®eorg I. auf ®m<)f el^Iung beS Dr. 2Rcab bud^ bcr Slofatba ©arricra ^eröorgcl^t, mu6
biefe Silber bei SBatteau beftettt I)abe. er f))äteftenS im Sluguft 1720 mieber in
S)iefe Überlieferung, tüxxh aber burd^ feiner- 5ßari§ getoefen fein. ^5öei feiner gUidtfel^r
lei pofitiöeS 3^w9iii^ unterftufet, unb bie nad^ ^axi^,** fo erjal^It ®erfaint, „tarn er
Slrt SBatteau^ tni^pxaä) and) ni^t ben fünft- ju mir mit ber Sragc, ob id^ il^n n)o^( b^i
lerifd^en Steigungen be^ ffiönigS. ®in ©ng- mir aufnehmen unb il^m erlauben möd^te,
länber, ber im Qal^re 1789 eine SReife burd^ ,um fic^ bie ginger toieber gelenfig ju ma^^
$)ottanb, Srabant unb einen Seil grau!* d^en*, baS finb feine eignen SBorte, einen
reid)g gemad^t unb barüber in einem 1790 in 5ßIafonb ju maten, ben id^ brausen au§J==
Sonbon erfd^ienenen JBud^e berid^tet ^at, l^at fteHen foHte. 3^^^ ^^tte einige Slbneiguncj,
fogar bie 93e^aut)tung aufgeftellt, bo§ SBatteau il^m entgegenjufommen^ ba id^ e§ lieber ge-
in (Snglanb fein ®Iüd( gel^abt ^ait. Sicherer fe^en l^ötte, toenn er fid^ mit ettoa^ ©oli*
begrünbet ift bie Überlieferung, bag SBatteau berem befc^äftigt trotte. 8lber ha id^ faf>,
in Sonbon jtoei Sarrifaturen gegen bie ^rjte ha^ eS il^m Vergnügen matten toürbe, toit
gemalt ober geieid^net j^abe. ®ie eine jeigt (igte id^ ein. Solan tDtx% tt)ie fel^r biefe^
einen Traufen, ben ^rjte mit ffl^ftieren ®iM gelungen ift; baS (Sanje toar nad^
verfolgen, unb baju im §intergrunbe einen ber SRatur gematt; bie ©tettungen barin
©arg mit einem 2:otenIo|)f. ®a^ 83ilb ift toaren fo febeniJtoal^r unb leidet, bie 2ln=
nid^t rite^r öor^anben. äBir fennen feine orbnung fo natürtid^, bie @xn\>pm fo tool^t
Som^jofition aber burd& einen ©tid^ beS öerftanben, ia% ba§ Silb bie Singen ber
®rafen ©a^IuS, beffen Unterfd^rift in SBerfen SSorüberge^enben auf fid^ jog, unb fogar
mit ber toenig lieben^ttJürbigen Qtilt be== bie gefd^idftcften Sßafer !amen 5U tt)ieber*
ginnt: Qu'ai-je vous fait, maudits assasins? polten 5KaIen, um e^ ju bett)unbem. @^
(SSa^ l^abe id^ tnä), uerftüd^te Sßörber, hjar bie Slrbeit öon brei Etagen, unb ba^
getl^an?). S)er ©d)au^ta| beS anbern ©t)ott= bei arbeitete er nur beg STOorgenS baran,
bilbeS ift ein mit (Sebeinen, ©d^äbeln unb toeil feine jarte ©efunbl^eit ober, beffer ge=
©argen bebedtter gi^icbl^of. 3n ber SKitte fagt, feine ©c^tt)äd^e i^m nid^t erlaubte,
fteljt ein Slrjt, SRamend Dr. SWifaubin, ein fid^ langer bamit ju befd^öftigen. (£§ ift ia^
franjöftfd^er ©tiarlatan, ber bamotö in Son= einjige SBerf, bag feine ©igenliebe ein toenig
bon mit pUen gegen getoiffe ^anf^eiten gefifeeÜ l^at, unb er geftanb eg mir aud^,
gute ©efd^äfte rnad^te. SRad^ einer Sßotij o^ne ©d^tnierigfeiten ju mad^en.''
SRarietteg, bie biefer auf einem ©yemplar S)iefe§ SKeiftertoerl öon brei S^agen,
be§ ©tid^S im 5|Jarifer ffu^ferfti^fabinett iai jtoeite näd^ft ber „ßinfc^iffung nad^
niebergef ^rieben f)at, fott SBatteau bie 3cic^= ber gnfel ©^tl^ere" i)at benfelben SBeg gc-
nung, nad^ ber ber ©tid^ au^gefül^rt ift, nommen toie ba§ erfte. 2(u§ ber §anb ©er-
„in einem Äaffeetiauä tt)ät|renb feineä 2luf= faintä fam e^ in ben S3efife be§ ^errn
entl^attg 1n Sonbon gemäßst ^aben." öon ^uüenne, ber e§ auc^ öon Slueline in
3)ag ift atte^, toa§> toir uon SBatteauS S^fer fted^en ließ, unb aU gulienne einen
@rlebniffen in ©ngtanb ttjiffen. Sttuf feine leil feiner ffiunftfd^ä^c im ftiKen öerlaufte,
Sunft l^at Sonbon iebenfaH^ feinen ©influg tourbe eg öon einem ber Unterl^anbler
mel^r geübt, unb eg fd()eint aud^, bafe er griebrid)g be^ ®ro§en für biefen ertoorben.
jiemlid^ enttäufc^t nad^ ^ori§ jurüdEgefel^rt ®a§ S3ilb l^at merfttJürbige ©d^idtfale er:*
ift. S^ i)er ungünftigen (Sinhjirfung be§ lebt. @§ ift nämtid^ — ttjir tt)iffen nid^t
Sonboner S'timag auf feinen ©efunbl^eit^- genau, um toeld^e geit — in jtnei ^alften
juftanb fam nod^ ber aWongel an SSerbienft, ^erjd^nitten ttjorben, unb in biefem S^iftanbe
unb am (^nht trug noc^ eine ftürmifdie fc^eint e§ bereite für griebrid^ II. angefauft
Überfol^rt über ben ffanat, auf bie er hjorben ju fein, ^n einem Sriefe öom
f^öter in bem t)om ©rafen ©atilu^ ge= 19. Dftober 1760, in toeld^em ber SKarquig
ftod^enen S3i(be „S)er ©d^iffbruc^" an- b^Slrgeng über bie nad^ ber (Sinnal^mc uon
gef^jiett ^at, baju bei, i^m bie ßrinnerung S3erün burd^ bie öfterreid^ifd^en unb fäd^=
an feine englifd^e Steife toenig angenehm fi)d)en Sruj)^en angerid^teten SSertoüftungen
JU mad^en. im ©d}(offe ju ©l^arlottenburg bem Könige
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mb. 79. ©ctail aui ®crfaint§ gfirmenft^ilb. SSergl. m^. 77.
<3lad^ einer Dri0inaIp:^otogropI)ic öon Staun, ®I6ment & ©ic. in ©otnac^ i. ©. unb ^Qri2.)
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^Intoine Sßottcau. 93
Sricbrid^ II. Seridit erftattct, fagt er nöm= — ©einälbe fritifcfi <)rüfen ober Heinere
liä) augbrücf Urf) , ha^ bie ^fünberer „bic Sunftwerfe junt Slnfauf augtoä^Ien. ®ie
brei fd^önften ©tudfe, bie beiben gir== SBönbe be§ Saben^ finb öott oben biö unten
menfd)itber uon SSatteau unb ba§ 5ßor* ntit ©emölben öon aWeiftern aller ©deuten
trait einer SSenetianerin öon 5ßegne" ju* bebedft, unb in ber treuen, ben ©tit eine^
rüdfgetaffen l^ätten, tjietteid^t ttjeil bie Silber jeben SWeifterg nad^a^menben SBiebergabe
ju grof; hjaren. ^i)xc SBut gegen ben btefer Silber f|at SBatteau eine SSirtuofität
5ßreufeenfönig fd^einen fic aber tiaxan ge= entfattet, bie öor il^nt nur Sienier» in feinen
fül^tt ju ^ben. 3)enn bei einer im 3a^re berül^mten Slnftd^ten au§ ber ©emölbegaterie
1891 vorgenommenen SBieber^erfteHung ber be§ ©r^l^erjogS Seo^olb SBill^elm in Srüffel
beiben Silber SBatteauS l^at fi^ ergeben, offenbart l^atte. @o fd^Iiefeen fid^ bie 2tug*
bafe „ber obere leil eine ganje fRcil^c ^a* gonge ber fünftlerifd^en ®nttt)idEelung SBot==
rattel t)on oben nod^ unten gel^enber 9iiffe teaug an i^ren 2lnfang an, an htn nie*
ober ©d^nitte jeigt, bie burd^ rofie (Säbel* bertänbifc^en SKeifter, ber bie erften ©d^ritte
tjiebe erzeugt fein fönnten. 2lu§ bem ©tid^e be§ ^ünglingS geleitet tiatte! 3)iefen ®Ianä=
t)on Slöetine unb au§ einer Sopie beS ein=» ^)un!t be§.. Sitbeg tiaben fd^on bie Süiqt^
l^eitlic^en Silben öon 5ßater, bie fid^ in ber noffen beS Mnftler^ ju toürbigen gemußt,
Sammlung ©ecrötan befanb, ge^t ferner unb bie Unterfdirift unter bem ©tid^ öon
l^eröor, bafe uom oberen 3:eil ber Silber Slöeline fiebt ba^ auSbrüdfUd^ ^eröor, in-
ein über einen gufe breitet ®tüd abge* bem fie mit folgenben Serfen beginnt:
fd&nitten fein mufi, toag mit ben ertpöbnten ,„ , , ,, . . , r,
Serlefeungen sufammen^ngen !ann." ^^^^^^"^ ^^^^ ''^^^ '""'"'fe'ses a^ns
Irofe ber UJenigen Sage, bie S33atteau Des Maistres de son art Imite la mani^re ;
auf bie Sltt^fül^rung be§ „girmenfc^ilbg" Leurs caract^res diff^rens,
uertoenbet l^at, ift ba§ Sitb öiel fotiber unb . ^^^^^s touches et leur goüt composent la
forgfältiger gemalt al§ bie meiften feiner ß, ,,3 ^^^^^^^ ^legans^*'^'"
frul^eren (f. bte 2l6b. 77 unb 78 unb bie
S)etaitg baraug 2lbb. 79 unb 80). 3)er (b. f). 2luf blefem ©d^ilbe aj^mt SSSatteau,
garbenauftrag ift beftimmter, rul^iger unb in ber Slüte feiner ^a^xe, bie SKanier ber
pffiger, ba§ ®an5e ift auf einen fitber- aJieifter feiner Sunft nad^; if)re öerfd^ieben^^
grauen Orunbton geftimmt, unb bau! ber artigen ®f)ara!tere, il^r garbenauftrag unb
folibcn Sel^anblung fdEieint ha^ Silb fo toe- il^r ©efd^madf bilben ben ®egenftanb biefer
nig nad^gebunfelt ju ^aben, ha^ tt)ir au§er eleganten ©üäjen).
bem Serliner Silbe ber ®infd)iffung nac^ 2tfe SBatteau im ©ommer be§ Softes
ber Snfel St|tt)ere fein jttjeite^ SBerf be§ 1720 nac^ $artg iurüdff eierte, fanb er im
Äünftlerg befi^en, ba§ feine foloriftifd^en W)^ Seben feinet greunbeg be Sulienne eine
fid^ten fo rein unb unöerfälfc^t h)iberf<)iegelt Seränberung öor. SIm 9. äRai 1720 l^atte
mie biefeg. S)ie ©etoanbfalten finb nid^t fid^ ©err Uon ^ulienne mit äRarie Suife
me^r fo Inittrig unb unrul^ig tüie früfier, von Srec^ uerlieiratet, unb biefeg ®atum
fonbern ju breiten Städten georbnet, o^ne gibt un§ bie äRöglic^feit, ju einem Sriefe, ben
'i)a% ba§ SBatteau eigentümlid^e ®lifeern unb SBatteau an einem 3. ©e^jtember an ^ulienne
Slifeen babei verloren gegangen ift (f. bie gefd^rieben ^at, bie S^tireSjal^l 5U ergänjen.
Details 2tbb. 79 unb 80). 3)a ©erfaint S)a SBatteau ben 3. September be§ ^al^re^
verfid^ert, ha^ alle giguren nad^ ber Statur 1721 nid^t mel^r erlebte, ergibt fid^ bie SRot*
gemalt finb, barf man annehmen, ha^ bie n)enbigleit, ba§ ber folgenbe Srief am 3. @e^3*
meiften oon il^nen aud^ Ujirflid^e $ortrait§. tember 1720, alfo balb nad^ SBatteau^ fRüdE-
finb. äJlan blidft von ber ©trafie, bereu !e^r an^ ®nglanb, gefd^rieben fein mu§:
5ßflafter nod^ gum Seil ju feigen ift, in ben „äRein |)err! Sei ©elegenl^eit ber SRüdEfetir
al§ offen gebac^ten Saben be§ Sunftl^änblerg. SRarin^, ber mir ba§ SBilbpret gebrad^t
Sluf ber linfen ©eite finb Slrbeiter befd^äf==^ l^at, tüeld^e^ Sie mir gütigft fieute morgen
tigt, grofie ©emälbe in eine Sifte ju t)er=' gefd^idft liaben, überfenbe idE) il^nen bie Sein-
^adfen, tüöl^renb auf ber redeten Seite ©erren tüanb, auf ber id^ ben ^o^f beg ®ber§
unb S)amen au§ ber vornel^men ©efeHfd^aft unb ben ^o^)f be§ fd^tüarjen ?5ud^fe§ gemalt
— liier in ben n)irllid)en Srad^ten il^rer Seit l^abe, unb ©ie fönnen fie an ©errn von So^-
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94
^ntoine SBatteau.
menit beförbern. 3)enn ic^ bin bomit für
ben 2lugenb(icf fertig, ^d) !onn cd mir nic^t
üerl^el^tcn, ober biefe grofec Seinmanb moc^t
mir greube, unb ic^ ermarte einen ffliber-
i)aU üon Sefriebigung üon 3^rer 8eite unb
t)on ber ber grau öon SuKenne, meldte
ob an ben SRad^mittagen toieber öorjune^meit,
toeil id^ mic^ bed 3Korgen§ mit ©infäöcn
in SRöteljeid^nungen befc^äftige. ^d) bitte
©ie, mid^ gegenüber ber grau öon Quliemte
nic^t ju öergeffen, ber ic^ bie $anb !üffe.
81. SBatteau."
mf>. 80. 2)etail aus (SerfaintS Ofirmenfc^ilb. Sergl. »6b. 78.
(Stadf einet £riginaI))^ot08r(M)^ie bon a3raun, Gl^ment A Sie. in 2)oma(^ i. 9. unb $ari9.)
fold^e gagbftüdfe ebenfo unenblid^ liebt toie
ic^ fetbft. ®^ toar nötig gemefen, bag mir
©erfaint ben braöen Sa ©erre fommen (ie^,
um mir bie Seintoanb auf ber redeten ©eite
JU öergrö^ern, tüo id^ bie ^ferbe unter ben
Säumen l^injugefügt ^att, S)enn id^ em=
pfanb ein äKi^betiagen, bis id^ aHe§ l^in^u^
gefügt l^aben tüürbe, toa^ fo beflimmt tüorben
tüar. ^ä) gebenfe, biefe ©eite öon äJlontag
SSon ben Silbern, bie in biefem ©riefe
ermähnt finb, l^at fid^ toenigftenS ba§ große
gagbftüdf, baS burd^ ben ©tid^ unter bem
Flamen „ Kendez- vous de chasse* befannt
ift; erhalten. ®S mißt 4 gufe in ber ^öl^e
unb 6 gu§ in ber 93reite. SRad^bem e§
ben 93efi^er mel^reremat getoed^felt, be==
finbet e§ fic^ gegenwärtig bei ©ir Siid^arb
SSaHace in Sonbon. „S^^i X^H^ ^aare,
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]
^^H^^r* ^^^^^^M ^titDine äSattcau,
^^^
H je ein 3Jcrttc&ter mit feiner Stngekteten,
H jinb kreit^ am Ott bt^ SteUbid^EiM cn^
H gefommen mh fi^en auf bem ©rafe in
SIbfteigen Dom «ßferbe öettitfüc^- ^Tuf bei
anberen Seite intb im §intergnuib finb
Sager, Wiener \\i\t^ 'Sfin^icrgänger ^u fe^en."
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^K ÜbS. Si. $ert tion ^ullenne unb SaHtau- 'J^atf; einer
Hübirntuff.
H Einei- Cicfjtung; Doa bcr (itifen Seite, iuo
H bie ^;ßferbe unter Säutnen aiigcbunbeti iinb,
H f ommt eine Qfigeiin auf einem cjrauen ^eit=
H ticre perfid, Ein aaüvilier ift i^r beim
©0 befci^rdbt ^auC
er fügt ^m^u, ba^ i
Don Siift itnb Sic^t'
l^altnng'' ift.
manö btefe^ Sifb, uiib
:ä ,,eiit Reitern- SSattcau
L
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96 ^ntoine 2Batteau.
3n ben ®emof|n^eiten be^ ^uUennefd^en üon ber ®egcnjeitc, b. 1^. üerfe^rt luicbcr.
©efcHfc^aft^frcifc^ toirb fic^ tro^ feiner ©o f^at au^ SBattcau auf bem Original
Srönung burd^ eine UebenStoürbigc ^au§= bilbe ben 9lötel natürlid^ nid^t in ber Sinfen,
frau nur toenig geänbert fiaben. S)ie äJiufi! fonbern in ber SRed^ten gel^alten.
unb bie Siebe ju ben bilbenben fünften 3nbiefen@eIbftbi(bniffenl^atfidö3Batteau,
gaben mo^I na^ wie öor ben üornel^mften ber gegen anbere ftet^ galant toor, leine§=
Unterl^altunggftoff ab. SBatteauS berü^mted, megd gcfd^meid^ett. @ic ftimmen burd^auö
unö leiber nur nod^ burc^ ben ©tid^ er= mit bem Sitbc iibercin, baS fein intintfter
l^altencS 33üb, baä i^n unb feinen greunb greunb ©erfaint, öor bem fid^ SBatteau ge-
in einer $ar!(anbfd^aft, einen jeben feine miß om meiften ge^en lieg, öon bem äußeren
Jfunft übenb, barftcHt (8lbb. 81), wirb unb inneren äßenfd^en entworfen l^at:
jebod^ t)or ber SSermäi^Iung 3ulienne^ gc- „SBatteou mar öon mittlerem SBud^d «nb
malt toorben fein, ba fonft SBatteau, ber öon fc^mad^er ftonftltution. ©ein ©l^a-
fid^ in ©alonterien gegen grau t)on ra!ter toar unrufjig unb med^felnb; er toor
^ulienne erfd^öpft, nid^t öcrföumt tiaben ganj öon feinen Steigungen ab^öngtg, au§*
toürbe, aud^ fie on ber ib^ttifd^en SSer* fd^meifenb in feinem Reifte, aber vernünftig
fd^mifterung j^eier Äfinftc teilnel^men ju in feiner fittüd^en SebenSfii^rung, unge=
iaffen. SBatteou, ber ouf bem auf ber bulbig, fd^eu, fü^t unb verlegen bei erften
Staffelei fte^enbcn Silbe bicfelbe Sanbfd^aft ^Begegnungen, öerfd^toicgen unb jurüdf^ar^^
toiebergiebt, in ber er fid^ gerabe befinbct, tenb gegen Unbefannte, ein guter, aber
tritt l^ier atö ebenbürtiger 3Rann neben fc^roer ju be^anbetnber greunb, menfd^en=
ben vornehmen 3)Uettanten, ber ba^ ©etto feinbtid^, in feiner ffriti! fogar bo^^aft unb
fpiett. Srol ber vielen SRau^^eiten feinet betfeenb, immer unjufrieben mit fic^ felbft
SBefen^ mu^te er fic^ bod^, h)ie fd^on fein unb anberen unb fd^mer pr SSerjeil^ung ge=
Slnjug, fein ganjc^ 93ene^men betoeifcn, in neigt. 6r fprad^ toenig, aber gut, unb
ben Xon ju fd^idfen, ber in ben Greifen liebte bie Seftüre fefjr. @ie mar ba§ ein-
^crrfd^te, in benen er feinen greunb gefun* jige Sergnügen, baä er fid^ in feinen SRufee^^
ben l^atte. S)a^ größere ©eIbft<)orträt, ba^ ftunben verfd^affte. Dbmol^I ol^ne @tUf)t^
\xä) in feinem von Sutiennc ]^erau^gegebe= famfeit, urteilte er jtcmlic^ gefunb über
nen SBcrfe finbet (Slbb. 82), ift, fomeit e« geiftige ©rseugniffe. ®a§ ift, fomeit id^
fid^ um bie ^erfon SBattcau^ l^anbeö, nur eS ftubieren fonnte, fein Silbniö nad^ ber
eine SSieberl^otung ber gigur auf bem SRatur. D^ne S^^ifrf mad^ten i^m feine
93itbe mit Quüenne. ipiet fielet SBatteau unauf^örüd^e Slnfpannung an bie 9(rbeit,
in feinem STteüer, in $ofe, aU ob er jeben bie jartc ©mpfinbtid^feit feinet Xempcra=
SlugenblidE gemörtig märe, bie Sefud^er ju ment^ unb bie l^efttgen ©c^merjen, von
empfangen, bie i^m fo löftig maren unb benen fein Seben burd(>fe|t mar, bie ©ntfaltung
bie er boc^ nid^t abmeifen !onnte. ©ein guter Saune fc^mer unb maren aud^ bie
Slntft^ läßt ni^t gerabe bie ver^eerenbe Urfac^e an bem SRanget von ®efettig!eit,
®ranft)eit vermuten, bie bamafe fd^on an ber i^n bel^errfc^te."
bem 9Kar! feines SebenS fraß, um fo mel^r 3" i>cnt oben ermäl^nten 93riefe an §errn
ein smeitcS 93itb, baS il^n ebenfaöS in von Si^Kcnne ermähnt SBatteau beiläufig,
t)a(ber gigur barfteHt. SBäl^renb bie SRed^te baß er fid^ be§ aRorgenS gern mit bem
jmifdEien bie S)edEe( einer aRa^)pe mit 3^i^= dtötd in „®ebanfen" ergebe. @r meint
nungen faßt, ()ält bie Sinfe bie „©anguine", bamit nic^t etma freie ^l^antafien, fonbern
ben geliebten fRotftift, ber in einen bo:p^3et= ©tubien nad^ S*öpfen, nad^ ©atbfiguren,
enbigen Rätter eingefpannt ift. ©er ©tid^ nad^ einzelnen ©liebmaßen unb ®emänbern,
rü^rt von grangoiä SSouc^er ^er, ber burd^ nad^ Xieren u. f. m., au§ bem ®ebäd^tni§
bie Stad^bitbungen SBatteaufd^er SBer!e juerft ^ingefd^rieben ober nad^ ber Slatur gemacht,
befannt mürbe unb babei jugteid^ feine 3^^nungen, bie man in ber heutigen
©d^ule burc^mac^te. ßr fomol^t mie faft alle Äünftterfprac^e „Einfälle" nennt. SSonfotd^en
anberen ©ted^er mad^ten fid^ bie ©ac^e be= ©tubienbtöttern f)äben mir fd^on einige ber
quem, inbem fie bie Originale bireft, ftatt geiftvoUften miebergegeben. Slber fic bieten
im ©piegelbitbe auf bie platte übertrugen, nod^ feine auäreid^enbc SSorftellung von ber
Sitte biefe ©tid^e geben alfo bie Originale SSielfeitigfett SBatteaug, bie erft in il^rem
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^<i(2äUl
«W. 82. ©attcau« ©elbftporträt. Slad^ einem
(2)ie Unterfd^rift nac^ einem Vutograp^ SBatteouS.)
9{ofenberg, $lntoine $Batteau.
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98
^ntoine SBatteau.
ganjcn Umfange burd^ bic 3^^nungcn Kar
tüirb, bie wir in ben Slbbitbungcn 83 — 88
rc^)robu}iercn. 6d finb ©tnbien na^ bent
nadten äJiobeH, ©tubien nad^ ^änbcn, bie
aSattcau befonberc ©d^mierigfcitcn mod^ten,
bic er aber fd^tiefeüd^ bod^ überttjanb, unb
»ieber feine beliebten Sopfftubien. Sie auf
unfcrer Slbbilbung 88 finb nid^t blof; ©tu^
bicn nad^ ber Slatur, barunter, jtoei über*
an^ anmutige, fonbem auc^ graben unb
Sarrifaturen, unb biefe SSerfu^e in einem
SBatteau ganj fremben ©tile bered^tigcn un^
fo werbe id^ fie nod^ bei mir befjaften,
toenn 3^^^^« ^^^ nid^t ju unangenehm ift,
aud bem ®runbe nömlid^, toeil id^ fie nod^
nid^t ju 6nbe getefcn i^aitl S)er ©d^merj
an ber linfen ©eite meinet Sopfe§ I|at
mid^ feit S)icnötag nid^t fc^tafen laffen,
unb SRariotti (SBatteauö Slrjt) Witt mir
t)on morgen ab ein Slbfül^rmittel geben. 6r
fagt, ba§ bie je^t fierrfd^enbe große §i^e
i^n nad^ SSäunfc^ babei unterftü^en toirb.
©ie Würben mir über meine ©rwartung
l^inauö tim ©enugtl^uung bereiten, wenn
'&bb. 83. @tubienblatt mit Unblid^en @cenen. 9ladi einet S^iäjnunQ im 93efi$ beS ^eraogd t)on
^eoonf^ire in (S^atdmortl^.
(Slaäi einet Ctiginalp^otogtati^ie t)on Sitaun, (SI6ment A (Sie. in S^otnad^ i. (&. unb $atie.)
}U ber SSermutung, boß fie öielleid^t auf
bad ©tubium ber befannten ffarrifaturen
Seonarbo^ ba SSinci prücfjufül^ren finb.
©ine (Srunbtage ba5U bietet un§ ber le^te,
t)om 3. aKai 1721 au§ ^arig batierte
Srief be§ S^ünftter^, ben wir befi^en unb
ber gteic^ bem am 3. September 1720 ge*
fd^riebcnen an §errn öon S^üenne gerid^tet
ift: „3Kein §err! ^6) fenbe 3^nen ben
großen erften SSanb ber ©d^rift be§ Seo==
narbo ba SSinci gurüdf unb bitte ©ie ju
gleicher 3^^, bafür meinen aufrid^tigen
S)anf entgegengune^men. SSa§ bie ^anb-
f^riftlid^en «riefe öon ^. SRubenS betrifft,
©ie mid^ näd^ften ©onntag befud&en wollten.
3d^ werbe g^nen einige Sleinigfeiten, wie
bie ßanbfd^aften au^ SRogent jeigen, bie
©ie au§ bem (Srunbe jiemlidt) t)oc^ fd^a^en,
weit id^ bie ©ebanfen baju in (Segenwart ber
grau t)on Qulienne fixiert ^abe, ber id^ fel^r
refpeßüoH bie ^änbe füffe. 3d^ !ann nic^t
mad^en, wa§ id^ Witt, weit bie graue
treibe unb ber SRötel je^t fel^r ^art finb unb
id^ feine anberen befommen !ann. 21. SBatteau. ''
aSir fet)en aus biefem Sriefe pnäd^ft,
baß fid^ SSatteau aud^ t^eoretifc^ mit feiner
Ä'unft befc^äftigte. Sei bem SSerfe be§
Seonarbo \>a Sinei ^anbelt e§ fid^, wie bd
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Hntoinc SBottcou.
99
ben Briefen öon 9luben§, tüal^rfd^eintic^
eBcnfaffS um eine |)anbfc^rift, unb menn
aSatteau bie fd^tüierlge ©d^rift Seonarbo^
lüirlfid^ ^at entziffern fönnen, fo ift feine
SSilbung nid^t fo gering getoefen, tüie e§
®erfaint bet)au<)tet. SBo^in bie ^anbfdirift
Seonarbog, bie fid^ im 93efi^e beö. ^errn
\)on Sutienne befanb, gefommen ift, barüber
lüagen toir feine Vermutung. äSofit aber
ift e§ tüol^rfd^einlic^, ba§ bie Sriefe bed
Stnttoer^jener SKeifterg, bie §crr öon Qu*
Kenne befa^, fpäter jur SSermel^rung beg
^errn öon Qulienne barfteHt, „S)o§ Iänb=
lid^e Sondert" mit bem tt)ieberum ööHig
portrötmöfeig auSfe^enben ©ellof^jieler im
SSorbergrunbe, baä toir naA ber 9?abierung
toiebergeben (2lbb. 89), unb ,,3)ic aSat)r*
fagerin" (Slbb. 90), n)0 bie brei nad) ber
3u!unft neugierigen S)amen nid^t in-$]^an=
tafiefoftümen, fonbern in ben tüirfiid^en
Xrad^ten it)rer 3^W erfd^einen. S)iefe brei
Silber fd^einen un§ njenigftenS ben Kl^arafter
feiner legten Qdt ju tragen. Sbenfo bie nur
burd^ ben @tid^ befannte „Occupation selon
abfi. 84. ©titbicnblatt mit brei Figuren. 9ladf einer Beid^nitng im firitifd^cn SKufeum gu ßonbon.
(Sladi einer OtiQinalp^oioQxapf^i^ bon 93raun, (S:i6ment & (Sie. in Sortiad^ i. (£. unb $aris.)
reid^en @d^a^e§ SRuben^fd^er 93riefe in ber
^arifer SlationatbibUotiief beigetragen ^aben.
aSieberum fprid^t SSatteau in biefem ©riefe
t)on feinen ©tubien mit bem SRötel unb ber
grauen S^eibe, unb enbtid^ gebenft er be§
tiebtid^en S)orfe§ an ber äJlarne, beffen
Steige i^n balb lodften, bort Leitung öon
feinem fd^toeren Seiben ju fud^en.
28a§ SSatteau au^er bem girmenfd^itb
®erfaint§, bem großen S^oi^ftüdE unb einem
fpöter ju ertüäl^nenben ©tiriftuS am S^reuj
in t>tn testen Satiren feinet Seben§ nod^
gemalt t)at, toiffen h)ir nid^t. SSieHeid^t
\>a^ Silb, ba§ i|n unb ben mufijierenben
rage", bie ung einen Stidf in ein einfaches
bürgertid^e§ ginimer gemalert. S^ic alte
®ro§mutter f^innt i^ren gaben am fRodfen.
Sieben ü)x fi^t eine junge grau, bie an einem
toeiten S'Ieibe nä()t, unb öor il^nen fie^t
man jn)ei Heine SRäbd^en auf bem Soben
l^odfen, öon benen ba§ eine im 3trme ein
^ä^d^en l^ätt, ha^ öon einem Sotognefer
angebellt toirb. 3m ^intergrunbe ein Xifd^
mit einer S'anne, einer glafd^e unb einem
®Iafe barauf, unb barüber tjängt, um bie
Intimität biefer anmutigen gamitienfcene
5U öeröollftänbigen, öon ber ®ede ein SSoget
bauer tjerab. ®§ gel^iJrt gu ben feltenen
7*
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100
^ntoine Watteau.
Silbern S33atleau8 auS bem Scben feiner
Seit unb ju ben toenigen, beren gigu^cn
fid^ in einem gejd^Ioffenen Slaume betoegen.
S33enn mir ©erfaintg girmenfc^itb afö jmei
red^nen, !ennen toir nnr noc^ ein tjierted, bad
jugteid^ im gefamten S33er!e SBatteau^ einjig
bafte^t; baS nnr bnrc^ ben ©tic^ . öon
3t, bc Sarmeffin befonnte ©eremonienbilb:
S33attean anf ben ®eban!en gefommen i%
fid& anf einem ©ebiete jn öerfnd^en, ba§
feiner Snnft ööHig f rcmb mar. 2ln§ ben SRotijen
SWariottiö erfahren toir, ha^ eg fic^ nm
einen Slft ber ®efättig!eit ^attbette. ©in ge=
Ziffer Slntoine S)ieu l^atte fid^ bic Slnfgabe
gefteHt,. eine SRei^e öon S*arton^ mit 93e=
gebcn^eiten and bem Seben Snbmigä XIV.
9Ibb. 85. @tubte nad^ einer nadften Sfrau. d^ad^ einer B^ic^nung im £oubre au $ari8.
(92a(i^ einer Originalpl^otogca^^^ie t)on 93raun, (£I6ment & (Sie. in ^omat^ i. d. unb $ari8.)
Snbtüig XIV. öerteil^t ba§ blane 93anb bc§
t)I. (Seiftorbens bem ^erjog t)on Snrgunb,
bem ffiater SubmigS XV. ®er alfo ^u^^
gc^eid^nete ift ein eben geborene^ S*inb, ba§
t)on einer öornel^men ®ame, öermuttid^
einer ^rin^effin, get)alten mirb. S)er |)of^
ftaat beg Königs nnb anbere ^erfonen tüo]^-
nen ber feieriid^en Übergobe bei, bie, toenn
and^ in anberer gorm, unmittelbar nad^ ber
®eburt be§ !(einen ^rinjen im ^oi)xt 1682
ftattgefunben l^at. Solan fragt fid^, mie
ju malen, bie aU Sortagen für ©obelin^
bienen fottten. @r ^atte SQSattean gebeten,
i^m für eine biefer SSegebenl^eiten eine ©fijge
anzufertigen, bie Slntoine S)ien aud^ mit
geloiffen SSerönberungen jn einem S'arton
benu^t l^at, ber jebod^ nid^t jur SluSfül^*
rung gefommen ift. ©o entftanb ba^ dn^
jige SBert, in bem nid^t eine @^3ur öon
SBattean §u erfennen ift, ein fteifeS, gc=
fprei^teg, fatteS ^arobeftüdE, in bem nic^t
ein gun!e t)on (Seift nnb SSife lebt. Unb
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^ntoine Watteau.
101
hod) f)ai ®crfaint in feiner Siograp^ie be^
STOeifterS fein Sebaucm auSgef^prod&en, bafe
biefcr fid^ nid^t bem ^iftorifd^en ®enre
geiüibmet l^ätte; er toarc bann t)crmnt=
lid^ einer ber größten aRater granfreic^S
geworben!
Slufeer bem 93rief an ^errn öon ^uliennc
üom 3. 3Rai 1721 l^aben »ir nur noä)
meuige 5Rad)ric^ten über bie listen äRonate,
bicSBatteau noc^ ju leben vergönnt toaren.
eine junge ^ante in falber gigur barfteHt,
bie, eine galante 2lnf<)ielung auf ben Slanten
Slofalba, in il^rem öorn jufammengerafften
Übertourfe frifcfi gepflüdfte SRofen trägt.
Slud^ fonft ift S33atteau bei biefem Siftni^,
toenn e^ h)ir!(id^ bie öenetianifd^c ^aftell==
malerin barfteHt, fel^r galant gemefen, ba
bie bamalS fec^^unböieriigjä^rige S*ünftlerin
faunt noc^ fo öerfü^rerifd^e jugenblid^e SReijc
befeffen ^aben fann. Slfä fein Seiben fid^
3t56. 86. @tubie nad^ einem nadften Snanne. ^adf einer B^it^nung im fioubre ^u $ari8.
(92a(^ einer DriginaUjl^otoorapl^te üon ©raun, ei6ment & (£ic. in SJornad^ i. (5. unb ^ari8.)
9lm 9. gebruar fd^reibt SKofalba ©arriera
in i^r Xagebud^, ha^ fie ^errn SBatteau
befud^t, unb am 11. gebruar, bag fie fein
^afteflbilbnid begonnen l^abe, bag perre
®ro§at bei i^r befteHt l^atte. ®g toäre öon
^öd^ftem gntereffe getoejen, toenn fid^ biefed
93itb ber SSenetianerin erhalten fjätte, ber
SSatteau eine ^ö^ere SJetounberung entgegen*
brad^te, at§ fie i^r bie Stad^mett joHen
fann. S)agegen fd^eint fid^ ein t)on SBatteau
geiualted Vortrat ber ©arriera in einem
©tic^ t)on Siotarb erl^alten §u l^abeu, t>a^
immer me^r öerfc^Iimmerte unb bie junel^^-
menbc $i^e i^m bag Seben in ^aris un-
bel^aglid^ mad^te, fel^nte er fid^ nad^ einem
ruhigen Sanbauf enthalt. Sluf bie SSermittelung
feinet greunbeS, be§ Slbbe |)aranger t)on @t.
®ermain rsiujcrroi^, toieS i^m ber ®enerat=
intenbant be^ Könige Se gebore eine
SSo^nung in feinem Sanbl^aufe in SRogent
für aWarne, jenem S)orfe bei SSincenned an,
h)o SBatteau fd^on frütier Ianbfd^aftlirf)e
©tubien gemad^t l^atte. Slber tro^bem ba§
er aud^ l^ier uod^ feine fiinftlerifd^e S^ätig*
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102
^ntoine SBotteau.
feit fortfcfete, piag^it i^n eine beftänbigc Un^
xiif)t, bag Slnjeid^ett feinet na^cn @nbeg. @r
ttJoHtc nad) feiner §eimat jurücHc^ren, in
ber Hoffnung, bort ®enefung ju finben,
unb er beauftragte ben treuen greunb ®er^
faint, feine gefamte §abe gu öeräufeern.
3)a§ ivaä^tt i^m nod^ etma 3000 granfcn ein,
fo ha^ fein ganjeg SScrmögen, einfc^ttefelic^
ber i^m öon Sutienne geretteten 6000 gran*
fen, 9000 granlen betrug, bie nad^ feinem
Sobe ben SSermanbten in SBalencienneS au§*
ge^önbigt tourben.
$ater ioar ber ©ol^n cine§ 99i(b^auer§ an^
SJalencienne^, beffen öon SSatteau gemattet
aSilbni« fid^ je^t im bortigcn äJiufeum ht^
finbet. SBatteau fd^eint e^ gematt ju l^aben,
afö ber alte ^ater feinen ©ol^n ju t^m
nad^ $arig in bie Set)re brachte, ^urj
t)or feinem S^obc überfam SSatteau bie
©mpfinbung, afö ob er bem jungen SKanne
Unredöt getrau l^ätte. @r Iie§ i|n be§f)alb
nad^ 3logent fommen unb / l^otte ba§ SSer^
fäumte nad^, inbem er tl^m beibrad^te, foöiel
er fetbft fonnte. ^ater genofe biefen Unter==
$(5b. 87. @tubienblatt mit einem (£^inefen!opf. dlad^ einer B^ic^nung im fiout^re ju ^ariS.
{')la^ einer Driginalp^otograp^ie t)on S^raun, Slöment A (Sie. in ^ocnat^ i. @. unb $ariS.)
9lod^ fanb er bie S^it, jmei gute SSerfe
ju tl^un. gür bie S)orf!ird^e in Stogent
malte er, um bem it)m befreunbeten 5ßfarrer
einen S)ienft ju ermeifen, einen S^riftu^ am
S'reuj. ®a^ Silb ift öerfd^oHen; wir er=
fal^ren barüber nur etmaS burd^ ben ®rafen
©a^tu^, ber fein Urteil in fotgenbe SBorte
jufammenfafet: „9Benn biefc^ ©tüdE nid^t
ben ?lDe( unb bie ©leganj befi^t, bie ein
fofd^er ®egenftanb erforbert, fo l^at e§
toenigftenS ben 2lu§brudf be§ ©d^mergeS
unb be§ Seiben§, htn ber S'ranfe em^jfanb,
ber eg malte." ®aS anbere gute SBer! t^at
S53atteou an feinem früheren (Sd^üler ^ater,
mit bem er fic^ öor :3o^^en entjmeit ^atte.
rid^t aber nur nod^ einen STOonat. 2lm
18. Suü 1721 t)erfd^iebS33atteau in benSTrmen
®crfaint§, ber bie legten Sage an feinem
S^ran!cntager jugebrac^t l^atte. SSorl^er ver-
brannte er nod^ einige feiner S^id^nungen, bie
it)m JU frei öorfamen. ®ie grofee 3Kenge
ber übrigen öerteitte er unter feine greunbc
Sutienne, (Serfaint, iparanger unb einen
getüiffen ^enin. 9lod^ in feiner Sobe^ftunbe
tüar fein ©d^önl^eit^finn lebenbig. W.^ il^m
ber (äeifttid^e nad^ Spenbung ber legten SBeg=
gciirung ein ^ä§üd^e§ Ärujifij j^m S'üffen
reid^tc, foll er aufgerufen l^aben: „Stemmt eS
fort — tüic ift e§ möglid^, ba§ man meinen
§errn 3efu» fo bcl^anbeln fonnte!"
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.^
5lntomc fBatteau.
103
SSori bem 3:obc bicfeg einfamen 9Ranne^
^ot man in $ari§ nur Jtjenig Sloti^ ge=^
nontmett. SBattcau§ greunb, Slntoinc be ta
aioque, iptbmete i^nt einen Keinen, tt)arm
empfunbenen Slod^ruf in bem t)on i^m ^er-
ouögegebcnen „9Ker!ur", unb 5ßierrc ©rojat
fd^rieb am 11. Sluguft an SRofalba ©arriera,
(£g I)at eine ß^t gegeben, too aud^ bie
übrige SBelt biefetbe ®leid^gültigfeit gegen
SSSatteau em^jfanb, tt)ie bie Slfabemie gegen
ben Sob i^re^ geniatften äJiitgtiebeg. ©d^on
griebrid^ ber ©roge i)at in ben bierjiger,
fünfziger unb fedfijiger ^ai)vm feinet 3^^^*
^unbertg SitberSSatteaugfür 3—500 Spater
9166. 88. @tubienblatt mit köpfen, ^adf einer Beid^nung im S92ufeum au fiiUe.
(3laäi einer DriginaUjl^otogra^jl^ic öon ©raun, ©I6ment & ©ic. in ©ornad^ i. @. unb ^ariS.)
bie fid^ bamafö in SSenebig auffielt: „SBir
^aben ben armen §errn SBatteau öer^
toren. ®r ^at feine Sage, ben "ipinfel
in ber §anb, befd^Ioffen." Qm ^rotofoll
ber Slfabemie t)om 26. ^nü 1721 tieft
man. nur bie trodfenen SSSorte: „S)er Sob
be§ §errn Slntoine SSSatteau, SRater, äKit^^
gtieb ber SHabemie, ift angejeigt tüor^
ben."
gefauft, unb e§ fd^eint, ba§ er babei nod^
bi^toeiten burc^ S^ifc^enl^önbler übert)or=
teitt n)orben ift. äBatteauS ©d^ütcr, Sancret
unb $ater, befonberS aber fein SRad^a^mer
grangoiS Sondier, l^atten feine S^unft in
aRifetrebit gebrad^t. Sancret tüar ein 9Ka=
nierift, ber burd^ bie ©d^Iü^pfrigfeit feiner
3)arfteIIungen ju erfe^en fud^te, tva^ i^m an
®rünbtid^!eit be§ $Raturfiubium§ abging.
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104
^ntoine Watteau.
^ater mar öiel bcrber unb ro^cr afö SBat-
tcau. Slfö geborener SSIamc liebte er einen
l^anbgreifUcl^en $umor, unb ol^ne grobe
©päfee gel^t eS auf feinen 33i(bern feiten ab.
<)ubli!anifd^en äRater unter ber gü^rung
3)atJibg; aber e^ maren bamit aud^ SSattenu,
ßancret, 5ßater unb bie onberen Vertreter
beiJ galanten ®enre^ gemeint. SQääl^renb ber
315&. 89. ^aS länblid^e i^onaert. ^aäi einer SRabierung.
Sondier toar öollenbs bic SSerför^jerung ber
griöoUtät unb ©ittenlofigfeit, bk für bie
3eit ber §errfd^aft ber SWarquife bon ^ont=
pabour bejeicl^nenb finb. (Segen i^n rid^tete
fid^ öornel^mtic^ bie 3ßrftörung§h)ut ber re-
erften SReöoIution, toäl^renb be§ erftcn ^aU
ferreid^^ unb ber SReftauration Ratten SQSat-
teau^ ®emälbe überhaupt feinen aßarKprcig
mel^r, toeil fie unt)er!äuf(id^ toaren. S)a^
franjöfifdEie Urteil fanb natürüd^ feinen f!(a:=
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i
Slntoinc Sßattcou.
105
ölfc^en aaSiber^att in Scutfd^Ianb. Qm 3a^re
1805 fd^rieb gioriffo in feiner ^(Sefd^i^te
ber jcic^nenben fünfte'': „S^v @^re ber
^ater unb Sancret l^interlieg, balb in il^r
yti(S)i^ jurüdEfanfen. " Unb nod^ fd^orfer äußert
fid^ ber ©d^tüeijer güfelt, ber 1816 ont ®nbc
8166. 90. ©icSBal^rfagcrin. 92ad^ einer Slabierung.
franjöfifd^en Station muffen tüir gefteöen,
ba§ fid) biefer ®efc^macf (für Silber 2Bat=
teau§) nac^ ber 9Kitte be§ 18. Sal^rtiunbert^
üerlor, unb bafe bie nod^ fdEiIec^teren 3laii)^
at)mer, toeld^e SSäatteau in ber ^erfon t)on
einer 93efd^rei6ung ber nad^ SSatteaud ®c*
mälben unb äeid^nungen geftod^enen Stätter
fein Urteil bal^in juf ammenf a^te : ,,S33ir fd^Iie*
§en mit ber Semerfung, ha^ biefer S^ram
immerhin t>a^ grofee ^ntereffe f)ai, ben frau^
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106
Slntoinc SBotteau.
jöfifc^en (Seift be§ ^al^r^unbcrtg ßubtüiggXV.
iömmerlid^en Slnbcnfcnd fd&äbeltrcffcnb ju
fenngeid^ncn."
aJiait fielet betraut, bafe ber fd^iüeijcrifdje
atepubüfattcr über feinem ^affe gegen Sub=
toig XV., mit bem SBattean ganj unb gar
nid^t^ jn t^nn l^otte, feinen ®efd^madE unb
feine Urteit^fraft üerloren ^at. Äünftlerifd^e
©rjeugniffc finb tüol^t au§ ber 3eit ifirer ®nt^
ftel)ung ^erauS }u erflären, aber fie finb
nid^t nac^ ben Slnfc^auungen öon ^otitifern
JU beurteilen, bie mit ben vorgefaßten 3Kei=^
nungen it}rer Süt an fie l^crantreten. Site
bic romantifd^e Sunftftrömung in granfreid^
auftrat unb immer mel^r Slnl^önger fanb,
!am aud^ SBattean toieber aömä^Iid^ ^n S^ren,
unb l^eute t)at er, unabtjängig t)on ben
©d^manfungen be§ ffiunftmarfte^, feinen feflen
5ßla| in ber ffnnftgefd)id^te. ©eine Silber
geringerer öualität — bie aWeiftertnerfe
bleiben in fcften Rauben — tnerben auf
ben Sluftionen in ^ari§ unb Sonbon mit
30—70000 granfen beja^tt, ba& finb
©ummen, bic ber arme SBattean fein ganje§
ßeben l^inburd^ nid^t jufammcngcbrad^t l^at.
eines feiner beften Silber, „®ie Xonleiter
ber Siebe" (La gamme d'amour) erhielte
t)or jtoei 3al)ren auf einer SSerfteigerung
in Sonbon fogar 73000 äRar!. SBcnn
aud^ tt)iebcr eine S^it !ommen toirb, tt)o
biefe SBerte finfen tnerben, lann nic==
mate lieber ein Srrtum über feine Se-
beutung auffommen. ®r ift einer t)on ben
großen ffiinftlem, bic ben geiftigen unb
fittlid^en Sn^alt il^rer Seit erfd^öpft unb
in größter SSiclfcitigfeit geftaltet l^abcn.
©ein SRame bebeutet, tnenn auc^ ni<|t ein
ganjeS gafir^unbcrt, fo bod^ ben britten
Xeil baöon, unb in einem furjen Seben
fobiel gettjcfcn ju fein, ift ein Slul^m,
ben SBattean nur mit Slaffacl teilt, ber in
gleid^em Sitter inS @rab fan!.
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Uitteratun
3)ic ältcftc Siogropl^ic SSattcouS ift bic im
^ejrte l^äuftg ermäl^nte t>on ^erfatnt, bie ftd^ in
beffcn Catalogue raisonn6 des diverses curio-
sit6s du cabinet de feu M. Quentin de Lo-
rangfere (^oriS 1744) bcfinbet. @g folgt bic
öiograpl^ic bon $crrn bon Sulienne: Abr6g6
de la vie d'Antoine Watteau unb bie ©cbäd^tnig-
rcbc, bie ®raf ©a^tug om 3. gfebruar 1748 in
bcr föniglid^cn Sllobcmie bcr SJioIcrei unb öilb*
l^aucrfunft gegolten l^ot (Vie d'Antoine Watteau,
peintrc de figures et de paysages, sujets ga-
lants et modernes).
3um ©egenftanbe tptffenfd^aftlic^er f^or»
fd^ungen ift SBattcau erft in unfercr 3«it burtö
bic trüber (Sbmonb unb 3ule^ be ©oncourt
gcmad^t tüorben, befonbcrg in bem SBcrfc L'Art
du XVIIl« si^cle (3. 5luft. $ari§ 1883) unb
in bcm grunblegenben Catalogue raisonn6 de
Toeuvre peint, dessiii6 et gravö d'Antoine
Watteau Don @. bc ©oncourt ($arig 1875). SRad^
il^nen f)ahtn fid^ befonberS ffi. 2)o]^mc unb $aul
3KanJ um SBotteau berbicnt gcmod^t, erftcrer
burc^ htn SSerfucft einer c^ronologifdöew geft-
ftaöung feiner SBcrfe unb bic Unterfuc^ung feiner
SJial weife, ^ule^t in bem SSerfe: 2)ie Slu^fteHung
t>on ©emälben öfterer SReifter im berliner ^cioot-
bepe im Saläre 1883 Don Sß. SgTobe unb 91. 5)o]feme
(g3errin 1883, gSeibmannfcftc 93ucf)]^anblung), «ßaul
SJlQnJ in ber großen, feine SBatteauftubien ju-
f ammenfoffenben SJlonogropbie : Aiitoine Watteau
(^ariS 1891).
Slugerbem finb §u ermäl^nen:
%i). Solbel^r, Slntoine SSatteau, ein ^Beitrag
jur Äunftgefd^iJ^te be^ 18. ^ol^rl^unbertg
(Hamburg 1885).
@mi( ^annooer, ^ntoine SBatteau (Berlin
®. 2)orgent^, Antoine Watteau (^ariS 1891).
Einige mertt>o0e ^oti^m über bie t)on
griebrid^ bem ©rogen erworbenen ©emölbe
SSatteaug f^at ^oul ©eibel in bem S^^i^bud^
ber föniglic^ preugifd^en ^unftfammlungen ^anb
XIII, ©. 183 unb 184, öanb XV, ©. 49 unb
57 aus ben ^rd^iben t>erdffentltc^t.
2)ic «bbilbungen 3, 5, 6, 8—26, 31—36,
51, 53, 67, 69, 70, 72, 81, 89, 90 finb mit
©enel^migung beS SBerlegerS nod^ bem ©ammel*
werfe: 5)eforationen unb SJialereien öonÄntoinc
aSotteau (S3crlin 1889, Verlag bon @rnft SBoS*
mutl^) reprobujiert worben.
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