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Full text of "Antoine Watteau"

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From the 

Fine Arts Library 

Fogg Art Museum 
Harvard University 



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/ 3 



£iebt?aber*2tu5gabeTi 




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1lün|HBr-lfö0n00rap^«n 



3n PerWnöung mit 2tn6em herausgegeben 



von 



H. litnatfifug 



XV 

^nföin^ IDaffieau 



Perlag pon Pel^agen 8c Klafing 

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4^lnf eine ^^affeau 



Don 



%ttx\f HofEnöers 



IWxt 92 2tbbiI6ungen pon ©emäI6en un6 ^eidfnungen 




Perlag von Pcl^agcn & Klafing 



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3 COf: J_ 



POGG MUSEUM LIBRARY 
HARVARD ÜNIVERStTY 



^o!i btefem IDcrFc ift für liebl^aber unb Jreuiibe befonbers luxuriös 
ausgeftatteter Büdner au§cr ber rorltegenbcn 2Iusgabe 

Eine numerierte SUmgcafte 

reranflaltet, ron ber nur ;oo (gjemplare auf (Ejtra^Kunjibrucfpapicr 
gebrucft fmb. 3cbes (Ejemplar ift in ber preffe forgfältig numeriert 
(oon ^— \oo) unb in einen reid?en <San3leberbanb gebunben. Der 
Preis eines fold^cn (Ejemplars beträgt 20 IH. (Ein Had^brurf biefer 
2Iusgabe, auf weld^e jebe Bud^l^anblung Bcftellungen annimmt, wirb 
nic^t oeranftaltet. 

^\t ©erla0^öantilun0* 



©rud tion fficl^agcu & Älofiiig in ©icicfclb. 



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3)ie tanäcnbc ^vii. 
Hauptfigur aus bem ^^ilbe „^cr Zan^" im ©cfi^ be8 bcutfc^cn ftaifcrS. 



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mi^smmmmmmmmm^mmmmmmmmm^m 



Tintoina Wattaau. 




fproffcn. 



^er ©rogmciftcr unb Scgrünbcr bc§ 
Slo!o!oftiIä, bctt bic gtanjofctt mit 
©mpl^afc ^bcn franjöfifc^ftcn aller 
gran^ojen" ju nennen lieben, ift 
ber fran^öfifc^en dia\\t nic^t ent* 
®r ift ein SSIamänber öon ©e* 

bnrt, ein nieber^ 

länbifc^er SBaKone; 

benn feine SSaterftabt 

SSalencienned mar 

5ur 3eit, afö er bort 

geboren tüurbe, nod) 

burd) unb bur^ t)Iö^ 

mifd^, ttjcnn fie anä) 

bereite 1678 infolge 

ber ätaubiüge Sub^ 

tüiflS XIV. burd^ ben 

grieben öon SRimtüe* 

gen unter bie $err:= 

fd^aft granfreid^ä 

ge^mungen tDorben 

tüar. 8lm 10. £)!* 

tober 1684 ttjurbe 

Seanantoinc SB at:^ 

teau in ber @t. 

3ö!obäfirc^e getauft, 

naä) bamaliger @itte 

öermutlid^ an bem* 

fclben Sage, an ttjel* 

d^ent er bas Sic^t ber 

SBelt erblidtt ^atte. 

Sanger SSorbereitun* 

gen ju einem 2^auffc^maufe, tüie in un* 

fcren Sagen einer öngftlid^-öcrfeinerten ^nU 

tut, beburftc eä in einem Sanbe mit t)Iä=* 

mifc^en SebenSgelool^nlieiten nic^t, unb bie 

Eltern be^ jungen ^tan 2lntoine l^atten eä 

baju. ^ean $]^i(ip)) SBatteau mar ein 2)ac^^ 

berfer* unb Sintmermeifter, ber in guten 

Kofenberg, Sntoine SSatteau. 




«66. 1. 



SSerl^ältniffen lebte, ©ie SRutter ^tan «n* 
toineS l^ieg SRic^eÜe SarbenoiS. Der Slame, 
unter bem ber SRaler ber „galanten gepe" 
meftberül^mt gemorben ift, l^at mannigfaltige 
SBanblungen burc^gemac^t, el^e er ju ber 
iefet geläufigen gorm gelangt ift. ®er Ur* 
ai^n l^ieg „Blanc- 
pain", b. i). „^ü^ 
bxot*', unb aud bem 
SBcigbrot mürbe ein 
„Gäteau", b. 1^. ein 
„Suchen'', ber in 
maHonifd^er SWunb* 
art „Watiau" auä= 
gcf^jrod^en mürbe. 
®er gro^e ßunftler 
felbft fc^rieb feinen 
Slamen balb mit ei* 
nem, balb mit jmei 
t, unb feine $arifer 
greunbe nahmen e§ 
mit ber ©d^reibart 
nod^ meniger genau. 
®a aber ber @i« 
genfinn ober, menn 
mir einen l^flic^eren 
8luSbrucf gebraud^en 
moHen, bic Söl^igfeit 
ber franjöfifc^ ge* 
morbenen SBattonen 
auc^ tro| bed $a« 
rifer giruiffe« öon 
il^ren alten Überlieferungen nic^t lajfen miH, 
l^at baä ©tanbbilb, melc^eS bie Stabt Safen* 
cienneS i^rem größten So^nc auf bem fd^önen 
$Iafee t)or bem 3tatl^aufc ^at errichten laffen, 
bie Snfc^rift Wateau erl^alten. 

Slud^ ju ber ®arftellung, meiere bie 
franjöfifd^en Sc^riftftcIIer biä auf bie neuefte 

1 



®elh\tpoxtx&t fßatteaui. 
(Beftoc^en k)on HxHp^. 



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^ntoine SQSatteau. 



Seit öott ber Swflenbgcfc^ic^tc SBattcau« ge* 
gcb^n f^aitn, ftel^t bic cinl^cimifc^c, auf gute 
äeugniffc geftü^tc Überlieferung im SBibcr^ 
fpruc^. ®ie granjofcn l^aben i^re ganje 
Serebfamfeit unb i^re no(^ größere 5ß^an* 
tafte aufgeboten, um SBatteau ööHig ate ein 



unbequemen, l^iftorifc^en ®aten. SBie ro^ 
mantifc^ Hingt c§, ttjcnn ft)ir l^ören, ba§ 
ber junge SBatteau fc^on in jarteftcr Swg^nb 
einen ®rang jur SRalerei gefül^tt l^abe, ba§ 
er jeben Slugenbücf ber greil^eit, bie il^m 
gelaffen Jüurbe, benufete, um auf bem „qvo^ 




Sl((. 2. (SnttDutf }u einem äSanbfc^irm. 3eid^nung in bec Sllbertina ju 9Bien. 
(92a(^ einer Original^l^otogra^^ie t)on SBraun, Filament & Site, in ^ornat^ i. ®. unb $aci8.) 



^robuft ber ^ßarifer ©rjiel^ung ^injufteHen 
unb bamit allen bi^Iierigen SRufime^titeln 
3ranlreic^§ nod^ einen neuen ^inju^ufügen. 
SBo man fid^ aber nic^t fd^eut, bie ®eo* 
gra<)l^ie ju fälfc^en, f)at mau aud^ feine 
®t)rfurc^t t)or ber ®efd^ic^te, befonberS menn 
bie unbegtaubigten Stnefboten öiel amüfan* 
ter finb als bie trodfenen unb nod^ baju 



Ben $ßla|e" fomifd^e Scenen öon fliegenben 
^änblern, ®^arlatan§ unb fonftigem fahren- 
ben aSolf ju geidjuen. Svi ber romantijc^en 
Sugenb bilbet ber Iiartfier^ige, geizige ober 
mirflid^ arme SSater ein toirffameg (Segen- 
ftüd. ®iefer SSater gab enblic^ bie ©rlaub* 
ni§ baju, ba)3 fein @o^n ju einem jiemlic^ 
fd^Ied^ten äRater in aSatencienneS in bie 



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flhf>. 3. S)er 8ffe aU Ouacffalber. 
SHabierung na(^ einet beloratitieit ^alnei. 




«66.4. ©anbfdöirm mit einer fflffengefeUfdöaft. 3n ^arifcc ^riöatBeflft. 
<9{a(^ einer Original^^otogra^^ie t)on iBraun, (Slöment <fc C^ie. in S)orna(^ i. (£. unb $arid.) . 

1* 

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STntomc SBattcau. 



ßcl^rc gc^cn burfte; aber 6atb hjurbc t^m 
bie Hctnc SluSgabc für bcn Untcrl^olt be§ 
©ol^nc« ju jd^hjer, imb er erflartc t^m, bajs 
er ftd^ fc^teunigft ouf eigene güfee ftellen 
füllte. ®urd^ biefe in fetner ßünftlerlegenbc 
unent6e]^rlid^e|)art^er5igfeit mnrbe ber jnnge, 
öielöerfprec^enbe, fc^on bamate aße nntrüg* 
li^en S^id^en beS ©enieS an fic^ trogenbc 
Äünftter ouS feiner Saterfiabt nad^ 5ßariS 



beS 17. 3a^r]^unbert§ maren im augcrften 
SaSeften ber SRieberianbe ?Ru6eng, t)a\i S)^dE, 
lenier^ nnb anbcrc SSIamen bie 3beate, 
nnb nad^ i^ren Silbern, bie in Originalen 
ober in ©ticken in SSalencienneS pufig 
jn finben hjaren, bilbeten fid^ bie bortigen 
3KaIer. 

SJalencienneS f^at aui) l^eute nod^ einen 
ftarlölamifc^en ©^araftcr, ber an bie inneren 




«6b. 5. 2)er «ffe aU »ilb^auer. 
ytadi einet SRabierung. 



getrieben, „o^ne ®elb uub ol^ne Äfeiber", 
um bort fein ®tädf ju fachen. 

Son biefct romantifd^en, tDenn aud^ tief 
ergreifenben ©orftellung weidet ber wirfüd^e 
SSerlauf ber 2)inge erfiebUc^ ab. 93ei bem 
bamattgen aSert)öItniS ber 3önfte untereinan- 
ber mar ein ®ad^bedfermeifter ebenfo gut tt)ie 
ein aWatermeifter, unb äReifter SBatteau l^at 
benn aud^ fein Sebenfen get)abt, feinen 
©o^n, ber äRaler werben mollte, bei bem 
aSorftel^er ber Sufo^gilbe in aSoIenciennes^, 
bem aWaler ®erin, anjumelben, ber i{|n felbft 
al^ Sel^rling bei fid^ aufno^m. 3" ®nbe 



aSinfel öon 93rüffef, Slntmerpen, befonbcr^ 
aber an SRed^etn erinnert. SBenn man nad^ bem 
taugen fonnigen SBege öom {jeutigen ©al^n* 
^of burc^ bie geftungStfjore getreten ift, 
fommt man batb in ein ®ett)irr enger 
®affen, bie fid^ fd^IiegUc^ etmaS verbreitern 
unb JU bem großen 5J5Ia^e fül^ren, ben baS 
3iat{|aug mit feinem plaftifd^en ©iebclfd^mucf 
bel^errfd^t. S^nfeit^ biefeg ^afeeS, auf bem 
fic^ bag ganje öffentUd^e Seben fonjentricrt, 
^eute mie fd^on öor jmeifiunbert ^oi)xtn, 
gibt eg ftille, fonnige ©den, öon ©aumen 
umftanbene Sirenen unb Sa^jellen, in benen 



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Hntoine SSottcau. 



fi^ nod^ mani) ein loftbarcS ffunftmerl au§ 
bcr olämijc^en 3^ crfiattcn l^ot. 

3u aSottcauS Seiten tparcn i^rcr ge* 
njtg nod^ ntcl^r erl^attcn. 8l6er fd^on baS, 
tDQ« hjir l^eutc nod^ feigen, rcid^t |in, um 
lünftlcrifc^c Sricbc ju crmcdEen unb rege 5U 
erholten. 3it ber ßird^c, in ber SBatteau 
getauft n)orben toax, befanb \i6) ein aKart^rium 
bcS l^eiligen 3ofo6 bon ban ®^dE, in ber 



ffunft niemof^ berleugnen fönnen. 3e toeitcr 
bic i)eere be§ ©onnenfönigS nad^ Dften bor* 
brangen, befto tiefer 'fonf bort bic ßunft, 
unb hjer bon ben t)tömif(^n Sünftlern 
ffiraft unb ©etegenl^eit baju t)atte, bcr rettete 
fid^ nad^ ?ßaris, hjo er frcUid^ bic tefetc ©pur 
feinet notionolen SQ3efen§ berlor. 

SacqueS Gilbert ®6rin, bcr erfte Se^r*^ 
meifter SBotteaug, toax einer bcr ongefefienftcn 




«bb. 6. ©er «ffc al« TOaler. 
^adi einer Stabierung. 



Slbteifird^e bon ®t. ^ean eine Sefd^ueibung 
üon SWartin be SSo§ unb in bcr ^irc^e ber 
in ber SRöl^e ber ©tabt gelegenen Slbtei @t. 
2lmanb ein breiteiligeS 3l(tarbilb Don 9Jubeu§ 
mit ber Steinigung be§ I)ciligen ©tep^onuS 
in ber SKitte, baS je^t im äRufeum ber 
©tabt ju fel)en ift. gn ber S)ominifancr* 
lird^e gab e§ Silber bon Krater unb Slbro- 
l^om Sonff^nS. 3n biefem großen S^ird^enftil 
arbeiteten auc^ bie äRaler bon SSalencienneS 
tociter, freilid^ mit einer ©c^wöd^e in ber 
©^arofteriftif unb einer glautjeit beS Son^, 
bie bie U^ttn SSertretcr einer abfterbenben 



aWaler ber ©tabt, für bie er mehrere Slrbeiten 
au§geffif)rt {|at. 3a^l^eidf)er tt)aren feine 8lr* 
beiten für ffird^en unb Sfapellen, bon benen 
fid^ uo^ einige erl)altcn l^aben, j. S3. eine 
SInbetung ber ffiönige in ber SRotre'5)ame* 
ffird^e in ®ouai, ein äRönd^, ber ben S^fu^* 
fnaben anbetet, in ber Sird^c ju gre^neS 
unb ein tieiftger ©gibiuS, ber ben Sxanfen 
^eilt, in ber S'apeHe be^ |)ofpitat§ in SSa* 
tencienne^. 3n baS bortige aKufeum ift 
audC) ein p^i(ofop^ifc^*moraüfd^eS ©enrebilb 
bon @6rin gefommen: ein ^inb, ba§, auf 
einen Sotenfopf geftü^t, ©eifenbtafen in bic 



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6 



^ntotne SBatteau. 



Suft fd^idft. 6ine mcfon^ofifd^c Slttegorie, 
aus bcr timn eine 5ßroj)]^cjeiung für ba« 
©d^idffal aSatteau« ^crauStefen möd^tc, bcm 
®6ritt e§ öerbanft, bojs man pd^ feiner noc^ 
auger^tb ber Orenjen feinet befd^ränften 
©d^affenS erinnert. 



aSege gegangen fein, inbem er feine ©tubicn 
nod^ ber Slatur, auf bem äRarfte beS Seben^ 
ma^te. SBenn ®auf(er, ©eiltanser, Duadf* 
falber i^re fiünftc auf bem großen ^^Pafec 
geigten, ober toenn ©otbaten burc^ bic ©tabt 
jogen, war SBatteau jur ©teile, um bic 




Sbb. 7. ^et(S;^inefeX'®ao. 9laäi einet B^ic^nung in ber Sllbettina in SBten. 
i^aä^ einet Dtiginalp^otogrop^ie oon 8raun, (SUmtnt A Q^ie. in 2)oma(l^ i. d. unb $atiS.) 



3mmer^in tDar @6rin ein SWann, bn 
bem SBatteau menigftenS malen lernen f onnte, 
unb er l&ot e§ fidler aud^ getfian, n)enn= 
gleid^ feine älteften S3iograp^en, ber ffunft- 
l^änbfer ©erfaint unb @raf Ea^tuS, bic 
Sefirjeit in SSatencienneS aU eine öerlorenc 
3eit betrad^tet wiffen tüoHen. SRad^ bcr 
3)orfteöuiig, bic fic öerbreitet l^aben, foll 
ber junge SBatteou f^on bamafe feine eigenen 



abenteuerlid^en ©eftoften ju jeic^nen, ju 
ftubieren unb f^>äter t)ielleid[)t auc^ ju maten. 
5)a§ ift fefir glaubl^aft; aber bie gäf)igleit 
baju mu^ er boc^ öon @6rin erlernt ^aben, 
unb bag fein eigener (SeniulJ bamafö feinet* 
megS fo roeit entwidfelt mar, baß er bereits 
über feinen Sc^rmeifter ^intt)egblidfte, be* 
njeift ber Umftanb, bog er nod^ über bie 
nac^ ben ©a^ungen ber SufaSgilbe auf brei 



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Slntoine Watteau. 



Sa^rc feftgefefete Scl^rjcit ^inauS bei (Serin 
Wieb, öiellcid^t bis jii bcffen am 7. S^ni 
1702 erfolgten lobe. 

aSaS unb mic SBatteau unter ©erin^ 
Scitung gematt l^at, ttjiffen mir nic^t. 9lur 
cinc^ feiner Sugenbrnerfc fc^eint unS in 
einer Slad^bitbung ermatten ju fein, in einem 
Stiege öon (^xt^pt), bcr ein öon bem Sunft^ 
Icr fetbft gemalte^ Swg^nbbilb miebergibt 
(2lbb. 1). S)ag biefe§ S3ilb mirflic^ ben jun* 
gen SBatteau barftellt, ergibt fic^ beutlic^ au^ 
einem Serglcid^ mit feinen fpätercn ©etbft* 



n)ie feine Sugenbgefd^id^tc mit romantifd^en 
SlrabcSlen öerfe^en. Stad^bem bcr Sater 
aSotteauS ber Soften, bic i^m bic Sc^rjeit 
be« ©o^neiJ bei ®6rin t)erurfac^t, über- 
i>rüfftg geworben, fiabe er ben @o^n ange* 
tt)iefen, fic^ auf eigene Süfee ju ftellen. 
„SBatteou,'' fo erjal^It fein greunb ber fpä» 
teren ^affit, ber ßunft^anbler Oerfaint, 
„miibc geworben einer l^errfc^aft, toelc^c 
feinem freien unb eigenmilligen ©eiftc nic^t 
pagtc, unb überbieS öon bem SBunfc^c be^» 
feelt, in ber ffunft öormörtg ju fommen. 




«66. 8. Stnbetung bet (Dfittin fti 92&o 8&o. 2)eIoratit)e SDValerei nac^ einer Stabierund. 



poxtx'di^, bic ben SKeiftcr auf bet ^ö^c feinet 
9Ju^m§ unb feines nur furjen Seben« öor* 
füfiren. ©c^on aus ben Söfl^w beS fed^je^n* 
ober ac^tjefiniä^rigen Jünglings fj)ric^t baS 
öerje^renbc 8cibcn, baS ben ÜWann in ber 
SSIütc feiner ^ai^xe {jinwegraffen foHte. 
aSenn man nad^ bem @tid^ auf baS ®c* 
matbc fc^Uegen barf, mu6 SBatteau fd^on ba^ 
mals fot7ieI gelernt f)aben, bajs er [xd) als 
fertigen SKaler betrachten burfte, unb eS 
njar bal^er fein fo großes SQSagniS für i^n, 
fein weiteres gortfommen in ^ariS ju fuc^en. 
©eine erften Siograp^en i^aben feine 
Steife oon S3afencienneS-nad^ ^aris ebcnfo 



beren erftc ©lementc er bereits ju em^jfinben 
begann, ocriiefe baS öätcrlic^e |)auS ol^ne 
®etb unb o^nc SteibungSftüie, in ber SSb* 
fic^t, einen Zufluchtsort in ^ariS bei irgenb 
einem SKalcr ju fuc^en, um bort einige gort* 
fc^ritte mad^en ju fönnen." 3ia^ einer 
anberen Serfion fott ein einl^eimifc^cr ®eIo* 
rationSmaler äBatteau veranlagt l^aben, mit 
if)m nad^ ^aris 5u ge^en, wo er i^m für 
einige 3^it Sefc^öftigung bei ben Scfo^» 
rationSmalereien für bie Dper öerfc^afft 
^aben fott. 

gn SBirllid^feit Wirb fic^ bic ©efc^ic^tc 
öiel einfa^er jugetragen ^aben. 9lad^ bem 



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8 



$fntotne Sßatttau. 



Sobc ®6rtni^ \äf) SBattcau ein, bajs e^ in 
SSalcnctcnncS nichts mc^r für il^n ju lernen 
gab, unb fo folgte er bem SuQt oller tlä^ 
ntifd^en äßder, bic in i^rer ^eimat fein 
S3rot unb feine görberung ntel^r finben 
fonnten. 3n ?ßari« erging eiJ bem unbc^ 
fannten, jcber ©m^jfel^Iung baren SWaler 
eine geraume 3citlang l^erjUc^ fc^Ied^t. 3)ie 
einjigc Duette für bie erftc 5ßeriobe feinet 
Slufentl^attS in 5ßari« ift für unä ber fc^on 
erhjäl^nte Seri^t, bcn ber ffunft^änbter ®er* 
faint 1744, atfo lange nad^ SBatteauiJ Sobe, 
öeröffentlid^t f)at. S)anac^ „brachte il^n ber 



$anblanger befd^äftigte. S)ö8 «njige Ser* 
bienft, baiJ er öon feinen Oefetten verlangte, 
mar rafc^e Sluöfüfirung; jeber l^atte babei 
feine beftimmte SSermenbung. 3)ie einen 
malten ben ^immel, bie anberen bie fföpfe, 
biefe bie 3)raj)erien, jene festen bie meinen 
Sid^ter auf, unb menn bai» IBilb in bie 
$änbe beiJ legten fam, mar eiJ fertig* SBat* 
ttan mar nur bei fold^en mittelmäjsigen 
Slrbeiten befd^äftigt; immerl^in l^atte er einen 
SSorjug öor ben übrigen, meit er fic^ ju 
attem gefd^idEt fanb unb jugleid^ fd^nett fertig 
mürbe. @r mieberl^olte oft biefclben Oegen« 



' ^t^^^MMB^i^^^f 




W>f). 9. 2)erßatfert)on(£i^ina. 2)eloratioe SRalerei nad^ einer aiabiecung. 



3ufatt ju einem gemiffen äReta^cr, einem 
mittelmäßigen SWater, ben er jebod^ balb 
au§ SWangel an Slrbeit mieber t)erliej5, um 
bei einem SKaler einjutrcten, ber nod^ unter* 
georbneter mar aU jener unb ber nur 
mit orbinören ©ttbern für ©rogl^änbter be* 
fc^öftigt mar," b. 1^. für ^änbler, bie ge= 
möl^nlid^e S)u^enbmare in ber ^ßroöinj Ver- 
trieben. ®§ marcn befonber§ fleine Silb* 
niffe unb Slnbad^täbitber. „5)er äRaler, bei 
bem SBatteau in 8Irbeit getreten mar, l^atte 
bamalS bie meiften Äunben für biefe 2lrt 
t)on äRaterei, in ber er einen betrad^tlid^en 
Umfo^ mad^te. @r l^atte bismeiten ein 
®u^enb jümmerlid^er ©d^üfer, bie er mie 



ftönbe, unb ein befonbere^ Salent befaß er, 
ben Zeitigen SRifoIaug, ber bamafö t>\tl t)er* 
langt mürbe, fo gut mieber^ugeben, bag 
man i^n fpe^ieU für i^n referdierte. „Sc^ 
mußte meinen l^etligen StifotauS," fo er* 
jä^Ite er fpüter feinem greunbe ©erfaint, 
„ausmenbig unb brandete barum baS Dri* 
ginat nid^t mel^r." Siefe unangenel^me unb 
unfrud^tbare Slrbeit öerbroß i^n fefir; aber 
er mußte leben. Dbroo^l er bie ganje 
aSod^e befd^äftigt mar, erl^ielt er be§ Sonn* 
abenbS nur brei Sit)re§, unb an^ SWitteib 
reid^te man i^m aud^ töglid^ eine @uppe. 
3laä) anberen SWitteilungen fott er aud^ nie* 
ber(änbifd^e Silber »fopiert ^abtn — befon* 



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«66. 10. 



S)a8 »ünbniS ber 92uHI unb ber ftomöbie. 
2)eIoratit)e Wtalnti nad^ einer Slabierung. 



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10 



^ntoine SBatteau. 



berg hjirb eine ottc lefenbe grau mit einer 
©ritte öon ®crarb ®ou genannt — unb 
ba fold^e au« ber legten 3cit SubwigS XIV. 
l^crrül^rettbe Kopien auf ?ßarifer SScrfteigc* 
rungcn nid^t feiten aufgetaucht finb, ift ber 
SScrbac^t nic^t abjumeifen, bafe biefe Kopien 
auc^ ju betrügerifd^en S^JedEen angefertigt 



\^Pf^^^^ ^ 







gefuc^t l^abe. ^ort machte er t)teQeidät 
auc^ bic ©elanntfd^aft be« au« 9lntmerj)en 
gebürtigen SKater« Sol^ann 3ofob ©pocbe, 
ber bamatö ein l^offnung^dotter Schüler 
ber 5ßarifer Slfabemie war, f^jftter fein 
greunb mürbe unb i^m mand^en S)icnft 
teiftete. ^m Serfefir mit i^m unb anbcrcn 








«ab. 11. 2)et SBtnter. 
2)eforatit)e SRalerei. 



^hh. 12. J)cr gfrü^Iinß. 
2)eforatit7e 9)2alerei. 



hjurben. 3mmer^in fonntc SBatteau, bem 
bie nieberlönbifc^e Slrt ju malen o^nefjin 
geläufig mar, bei fotd^en Kopien menigften« 
etma« für feine Sunft profitieren. 

®ie SSermutung liegt nafie, bag SBattcau 
nad^ feiner Stnfunft in ^ari« bei ben äRit- 
gliebern ber bomatö fe^r jal^Ireid^en ölä* 
mifc^en Kolonie, bie fid^ in ber Jla^e ber 
Sirene (5t. @ermain=be«-'^r6« unb ber ®o== 
belinSmanufaftur ongeficbelt l^atte, 2lnfd^lu6 



mag SBatteau eingefel^en l^aben, bag e« i^m 
am meiften in ber gcid^nung fef)tte, unb 
barum benu^te er, mie ©erfaint meiter er* 
jä^It, „atte aWomente ber grei^eit, bic er 
l^atte, fomol^f an ben Slbenben afö an ben 
gefttagen, um nad^ ber SRatur atte« ju 
jeid^nen, ma« x^m unter bie ^änbe tarn, 
unb baburd^ gemann er jene große Scid^tig* 
feit, bie er immer in ber 3ci^i^«ng be* 
feffen {|at, unb bie berjenige Seit feiner 



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5lntotnc SBatteou. 



11 




m^. 13. 2)et flftü^Iing. 2)eforatit)e Ttaltui. 



^nft ift, tDorin er ftc^ am mctften l^crdor* 
flctl^att f)at" 

©ol^c 3cici^nungcn foß bcr bamats 



berühmte ®eIoration^matcr ©loubc ©illot 
in bie ^anbe bcfommen unb banac^ fS&aU 
teau cingdabcn ^abcn, in feine SBerf* 




9(66. 14. S) er Sommer. S)eIoratiDe 97la(eret. 



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12 



Tinioint Watteau. 



ftott ju treten. 3la6) ber grjo^Iung ®er* 
jointd foH fid^ SSatteou, ber enbUd^ ber 
fd^mä^Iic^en 2)u^enbarbeit mübe getporben 
toax, iebodö felbft bei ®iIIot angeboten ^aben. 
2)€r Stetfter no^m il^n anä) anfangt freunb^ 
lic^ auf; aber balb fteüten fic^ äReinungd^ 
t)erfcl^ieben^eitcn unb, n)te e§ fc^etnt, and) 
!üuftferifc^e ®egenfäfec ^crauiJ, bic bciben 
Seiten eine Trennung münfd^en^tpert ntoc^* 
ten, bic nic^t gerabe unter bejonberS freunb^ 
lid^en UntftSnben erfotgte. 3)ic ößeften 93io- 
gropl^en SBatteoud gelten über btefe Xfjätig« 
Icit bei ®iHot, öon ber ber ffnnftler felbft 
nid^t gern \pxa6), lurj unb mit bunfeln Sin* 
beutungen l^inmeg, unb man fd^eint aud^ ben 
(Sinflug ©iUotd auf SSatteau in granfreic^ 
nic^t befonberi» f)o6) an^ufd^Iagen. 2)ad ift 
aber ein Srrtum. ®cnn eiJ mar fc^on ein 
großer ©eminn für SBatteau, ba& er jum 
erftenmale in eine n^irflid^ fünftlerifd^e 
8ltmoft)^6re trat. 3lfö äRaler im eigent« 
liefen Sinne fd^eint Klaube ©ittot (1673 bi§ 
1722) freitid^ nic^t bebeutehb getoefen ju 
fein, ©eine Silber toaxtn fd^on im vorigen 
Sal^rl^unbert feiten, .unb eS ift auc^ nid^t 
ein eingigeö bis auf unfere Qext erl^alten 
n}orben. Um fo bebeutenber mar er aU 
Drnamentenjeid^ner, inbem er fon)O^I ffom* 
pbfitionen für fogenannte „^anneauj'', b. ^. 
für bemoße ^oljtafeln entwarf, bie in bie 
ffianbtäfelung ber Si^n^ncr unb ©aloniS ein= 
gctaffen n)urben, aU au6) ©ntmürfe für 
äßöbel unb anberc ©rjeugniffe ber Äunft* 
inbuftrie jctc^netc. 3)iefe „Panneaux d6- 
coratifs", tüit fie bamaB genonnt ftjurben 
unb nod^ I)eute bei ben Sran5ofen Reiften, 
tüaxtxi ein befonberS d^arafteriftifc^eS SKer!- 
mal ber in ben legten Sebeni^ja^ren Sub- 
toigS XIV. auftaud^enben neuen ffiunft, bic 
bie f^jätere Seit ben „9tofo!oftir' genannt 
l^at. Sluf biefen Safein entfaltete fid^ juerft 
bic fpietenbe ^ß^antafic ber fi'ünftler, bic 
eine SRetJolution gegen bie maieftötifd^c @teif:= 
l^eit beS ©tilcä Submigg XIV. tjcrfucfeten 
unb fd^Ucfelid^ bur^fe^ten. 3)er le^te unb 
5ugleic^ Kafftfd^e Vertreter biefcS feierlichen, 
aber aHmö^lid^ fe^r langmeilig genjorbenen 
©tite ttjar ^nlt^ Särain gcttjcfen, ber Saf)x^ 
je^ntc l^inburd^ auf alten ©ebicteu ber ic^ 
foratiöen fünfte eine Sllleinl^errfc^aft auS* 
geübt l^atte. ®UIot iüar ber erfte, ber biefeS 
©Aftern 5um SBanlcn brad^te, inbem er in 
bic ftreng ftilifiertcn, Porne^mlid^ auf geo* 
metrifd^cm Sinienfpiel bcrulienben S'ompo* 



fttionen Sörain« naturaliftifc^cä ^flanäcn:* 
merl einfc^ob. S)tefe 9leuerung @ilIot$ ^at 
SBatteau metter auSgebilbet unb ein eigenes 
©tjftcm barauä gemad^t, baS bann micber 
t)on feinen 9lac^a^mem bis gur SSern^il- 
berung unb gefd^madKofen Entartung über^ 
trieben murbc. 

3n biefe Strt ber S)eIoration, bic in ben 
erften Dccennien beS ac^tje^ntcn Qa^r^un* 
berts ein beliebter unb t)iel begehrter äRobe» 
artifel mar, mürbe SEBatteau alfo guerft burc^ 
©iDot eingeführt. Son i^m lernte er bie 
®runbjüge fotd^cr ffompofitionen, bie auf 
bic ®roteS!malcrei ber italicnifc^en 3lc* 
naiffance«ftünftler jurüdfjufü^rcn ftnb, bic 
i^rerfeitS mieber t)on ben in SRom in untcr^« 
irbifd^en @emac^ern, ben fogcnannten „®rot^ 
ten'', cntbedEtcn SBanb* unb S)cdcnmatereictt 
an^ ber altrömifd^cn ^aifcrjcit gelernt l^atten. 
3)en äRittclpunft beS ornamentalen ©^ftemS 
t)on Slanlcn, Sinien unb ard^iteftonifc^en 
ßinfaffungen bilbctc immer eine ober mel^rcre, 
JU einer ®rupj)e bereinigte giguren: ®ötter 
unb ®öttinncn, 9l^m<)^en unb Slmorctten, 
allcgorifc^e ®eftalten, bic julcfet burt^ 3fi* 
guren oon bem italienifc^cn unb franjö^ 
fifd^cn X^cater unb burd^ fold^c aus bem 
Seben erfe^t mürben. 

S)ie Sefanntfc^aft mit bem Il^catcr, boä 
in ber \p&itxtn SntmidUung SSatteauS utib 
in feinem fünftlcrifd^en ©d^affen eine gro&c 
aiollc fpielen foßte, öerbanfte er ebenfalls 
eiaube ®ilIot. S)iefer mar ein marmcr 
greunb beS S^caterS unb alS fold^cr l^attc 
er fid^ befonberS ber italienifd^en Sru^jpe 
angefd^toffen, bie in ber S^it, mo ®iIIot, 
na^ $ariS fam, il^re äSorftcllungcn im 
^otel bc Sourgogne gab. ^ier jeid^nete 
®ilIot alle S^pen ber italienifd^en Somöbie, 
unb ba er auf biefe SBcifc mit ben ©d^au- 
fpielern befannt mürbe, jetc^netc er aud^ 
ffioftümc für fie. 3m SKonat äRai bc« 
Saures 1697 fanb aber baS luftige Ircibcn 
ein jäl^cS ®nbc. ®ie italienifc^en föomö^ 
bianten maren aHmäl^lid^ fc^r auSgelaffen unb 
fatirijc^ gemorben, unb als fie eines SageS 
bic äupl^rung eines neuen ©tüdeS unter 
bem litel „La fausse prade" (b. 1^. ctma 
„5)ic folfd^e Unfd^ulb") anfünbigtcn, fam 
Submig XIV. auf ben SSerbad^t, bag bamit 
eine ©atire auf feine SKaitrejfe, bie grau 
t)on aRaintenon, beabfid^tigt mare. 8luf feinen 
SScfel^l mürbe baS I^eater nid^t nur ge* 
fc^loffen, fonbern auc^ bie fi'omöbianten 



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atib. 15. £ic ßuft. ajcforatioc aioterci. 



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14 



^ntoinc SBottcau. 




«bb. 16. 35 a 8 Gl c f i (^ t. S)cf oratiöe SKalerel. 



tüurbcn |)ate über fiopf burd^ bic 5ßoIiaci 
nu§ granfrci^ t)crtt)icfen. 5)ic 93eförberung 
bcr Staticncr »urbc fo l^aftig 
betrieben, bag fte bomatö 
grogcS Sluffel^en erregt l^aben 
ntufe. ®ilIot ifl tDatirfd^ein- 
ixä^ babei gemefen, unb feinen 
®r5ä;^Iungen öerbanft SBat* 
teau fid^erlic^ boS aWotiö ju 
einem nid^t meör tjor^onbe* 
nen, aber burd^ einen @tic^ 
erfjoltenen ®emälbe, bag bic 
Slbreife ber itoüenifd^en Äo* 
ntöbianten barfteHt. SSer* 
mntlid^ ift e§ erft 1716 ge= 
ntalt hjorben, in bem 3a^re, 
tt)o ber ategent bie Staliener 
lüieber jnrüdrief nnb i^nen 
t)on neuem bie 5J5forten be§ 
4)oteB be aSourgogne öffnete. 
(Sin f old^e^ @eben!blatt mußte 
hamaU fef)r wiHfommen fein. 
%xo^ i()rer Vertreibung 
blieben bie itolienifd^en ^o^^ 
möbianten in ^ori^ under* 
geffen. 3{|re Softüme maren 
t)on OiHot gejeid^net tDorben, 
unb man fat) bal^cr ^äufig 



für 
men 



auf 5ßarifer aKa^IenbaHen 
^arleün«, 5ßierrotS unb ©o* 
lombinen. 

Dbmo^I ©ittot unb SBat* 
teau in ®roII t)oneinanber 
fc^ieben, öergag festerer nid^t, 
toaö er ®i(Iot öerbanfte, tüenn 
er fic^ aud^, wie ®raf Sa^Iuä 
ersä^It, ^für ben SReft feines 
ßebenS (in Scjug auf ©iHot) 
in tiefet ©c^hjeigcn pnte. 
©r liebte eS fogar nic^t, ttjcnn 
man i^n na^ bcn ©injet* 
l^eitcn über i^rc SSerbinbung 
unb il^ren 93ruc^ befragte. 
aSa» aber ©ittotä SBerfc be- 
traf, fo rühmte er fte unb 
IicJ5 bie Serpftid^tungcn, bic 
er gegen ©illot ^attc, ntd^t 
im UnBaren.'' (gttt)a§ cin=^ 
ge^enber äußert fid^ ©erfaint 
über ba§ SJer^ättniS ber 
beiben Sünfttcr. „SBattean 
l^at,'' fo berid^tet er, „bei 
biefem SWeifter faum mel^r 
aU einen gcmiffcn ®efc^mad 
ba§ ®roteS!e unb Äomifc^c bcfom^ 
unb cbenfo auc^ für mobernc (Segen* 




mf>. 17. 3)a8 Ocfü^I. ©eforatiöc aJloIerei. 



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9(6b. 18. 2)ieOogen(au6e. S)eIoratiDe Slaletei. 



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16 



SCntotne Watteau. 




Vbf>. 19. 2)ie ftolette. 2)eIorattbe SDValeiei. 



ftänbc, hjorm er ftd^ fpötcr bctl^ätigt ^at. 
aRon mu^ jebod^ jugefte^en, bag er ganj 
über fid^ tnS Slarc fom, unb bajs er nun== 
me^r begann, juöerläfpgerc Sehjeife eines 
SatentS ju geben, baS er weiter bringen 
ntugte. SRiematS Ratten ©^arafterc unb 
Temperamente mel^r S^nlid^feit; aber ba fie 
biejetben gel^Ier l^atten, fonnte man auc^ 
niemals unöerträgfid^ere finben. Sie fonn- 
ten ntd^t tange im ßinüerftönbniS mitcinan»» 
ber leben» @in Sel^ter hjurbe tDeber auf 
ber einen noc^ auf ber anberen ©eite be* 
gangen, unb cnbUd^ maren fie gcjwungen, 
fid^ öoneinanber in einer auf bciben Seiten 
jiemlid^ unfreunblic^en 2lrt 5U trennen, 
©inigc wollen fogar, bag eine fd^ted^t öer- 
ftanbcne ®iferfuc^t, bie ©illot gegen feinen 
©c^üIer ergriffen l&atte, biefc Trennung l^er* 
beifü^rte; aber foöiel ift wafir, ba§ fie mit 
ebenfot)ieI ©efriebigung auSeinanbergingen 
aU fie fid^ öorl^er sufammengefunben l^atten." 
@S fd^eint, bafe SBatteau fel^r fd^nett 
ein neues Unterfommen fanb, bei bem er 
fein SlrbeitSfelb nid^t öiet t)eränberte. ©ein 
näd^fter Strbeitgeber war nämtid^ ©(aubc 
Slubran (1658—1734), ber bamalS ber 
erfte S)eforationSmoIer im ^ad^t ber ©ro- 
teSfen unb jugteic^ „Concierge" beS Sujem- 
burg^jalafteS war, in Welchem er SBoI)nung 



unb SBerfftatt l^atte. „Concierge" ift nic^t 
tttoa im mobernen ©innc ats I^ürfiüter ju 
t)crfte^en. Slubran war Dberauffe^er beS 
?ßataftcS unb öorne^mlid^ Äonferdator ber be^' 
rühmten ©afcric, für welche SKaria öon SWebi* 
eis öon SlubenS bie (Sreigniffc i^reS SebenS 
in jener berühmten Stellte öon ^rad^tgemal- 
ben ^atte maten taffen, weld^c fid^ l^eutc im 
Sonore befinben. S)amafö fd^müdtten fie 
nod^ ben Drt, für ben fie gemalt worben 
waren, unb SBatteau i)atte nun bie be- 
quemfte ©etegenl^eit, bie ©efanntfd^aft mit 
bem großen Mnftler ju erneuern, ber in 
feinen 3ugenberinnerungen bie tiefften ©in- 
brüdfc t)interlaffen ^atte. ^ier entl^üllte fic^ 
bem föünftler 5um erftenmalc baS ©el^eim- 
niS beS ffiolorits, unb wenn SBatteau ju* 
nöd^ft auc^ leine Gelegenheit fanb, bie l^ier 
gemad^ten ©tubien in eigenen ©emalben ju 
erproben, fo blieb bod^ baS, toa^ er juerft 
im Sujemburgpatafte grünblic^ fennen ge* 
lernt l^atte, unauStöfd^Uc^ in feinem ®eifle 
l^aften. 

aSie Oittot führte ©laube Slubran — 
— nur in nod^ größerem Umfange — be* 
foratiöe ^anneau£ für SBänbe unb 3)edfcn 
aus, mit benen er Kabinette, SouboirS unb 
ganje ©öle in ben ©d^Iöffern beS §ofeS, 
beS 2lbels unb ber l^ol^en ©taatsbeomten 



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Hntoinc SBatteau. 



17 




066. 20. %it glüdlid^e SSegegnung. S)eforatiDe SDlalerei. 



fc^müdfte. ©eine ©pejiolität »aren bic 
„kamat)t\xic*\ einfarbige, meift grou in 
grau ober braun in braun gemalte ®efora=' 
tionen, in benen fic^ ber auf eine jarte 
Sarbenl^ormonie geftimmte SRofofogcfd^madf 
ant nieiften gefiel. ®oc^ ftjurbc aud^ mit an- 
bcren 5arten garben auf fettem ober got== 
benem ©runbe gematt, hjenn nur eine fein 
abgetönte ®efamttt)ir!ung crreid^t mürbe, bie 
in immer fd^ärferen ©egenfa^ ju bem ernften, 
f^merfättigen Stile SubmigS XIV. trat. 

Dbtt)of)I SBattcau audj fpäter, nac^bem 
er felbftanbig geworben, unb bi§ an fein 
ScbenSenbe fotc^c ®eforationen gematt ^at, 
ift nic^t eine einjige er^otten geblieben ober 
boc^ mit öoQfommener ©ic^er^eit atg ein 
S33er( SBatteau^ nad^juhjeifen. ©ei bem 
raffen S33ec^fet be§ ®efd^madE^, ber in fol* 
c^cn S)ingen in granfreic^ l^errfd^t, hjurbe 
ba§ SBanbgetäfel ber SRoIofoseit balb bur^ 
anberen ©d^mudf erfe^t. 3)em Slofofoftil 
trat bie SReaKion beg @tite§ SubwigS XVI. 
feinbtic^ gegenüber; auf bicfen fotgte ber 
©mpireftit, unb atS in unfercm S^^li^liittbert 
ein atteS ^arifer §otet nad^ bem anberen 
SRcubauten hjeid^en mufete, hjurben bie 93oi=^ 
ferien in alte SBinbe jcrftreut, ttienn fie 
nid^t aus äRifead^tung ganj unb gar ju 
©runbe gingen. 3m ^a^xt 1880 taud^ten 
auf einer ?ßarifer StuSfteHung jttjei fotd^er 
^ßanneauj auf, bie au§ einem ffabinett im 

8lofcn6crg, Slntoinc SBSatteou. 



el^emaligen ^otel ^out^jr^ in 5ßari§ ftammten. 
gür biefeS ^otet ^atte SBatteau, toic fid& 
au§ SRad^bilbungen in ©ticken ergibt, ge* 
matt, unb 5ßaut äRanfe, einer ber feinften 
ffienner S33attcauS, gtaubt feine ^anb auf 
jenen beiben fc^malen ^anneauj erfannt ju 
^abcn. „@S waren Ornamente, bal^inge^* 
ftreut auf fanftgetöntem, toeifeem ©runbe; 
bie ijarbe bewegte fid^, o^nc gerabe bta^ 
JU fein, in gemäßigten Sönen, o^ne tebl^aftc 
S)rudfer, mit SRüdtfic^t auf bic Harmonie bc§ 
©anjen, bag nad^ bem feftgefe^ten ©Aftern 
l^ell btieb. S)ie ^infetfü^rung war munter 
unb teid^t, unb ber ^infet ftrid^ ilber bie 
®ingc ^in wie ber gtüget eines SSogetä 
über Stumen." 

SBatteau l^at in feiner 3ugenbjeit, unb 
Wenn er in fpäteren Sauren feinen öor* 
nel^men ©önnern unb greunben unb i^ren 
®amen ©efäöigfeiten unb Slufmerffamfeiten 
erweifen woltte, aud^ gä^er, SBanb*, Samin* 
unb Dfenfd^irme, bie ber granjofe mit bem 
gemeinf amen Slamen „Ecran" bejeid^net, mit 
feinen SKatereien t)erjiert. SBenn man l^eute 
nod^ einen fotd^en, t)on SBotteau fetbft be- 
malten gäd^er auffinben fönnte, würbe er 
öieltcid^t, wie ein franjöfifd^er ©d^riftftcttcr 
be^au^jtet, in unferer S^it beS ffunftauftionS* 
fportS fo l^oc^ beja^tt werben wie ein Silb 
t)on SRaffaet. 8Iber ju einem fo aufregen^^ 
ben ©d^aufpiet ift eS bis {e^t in ber Kentrat- 

2 



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18 



^ntotne Watteau. 



ftöttc beä internationalen Ännft^anbet^, im 
^otet 2)rouot, nod^ ntd^t gefommen. @tn 
angcWid^ t)on SQSattcan bemalter SBanbfc^irm 
(Ecran) ift jeboc^ anf ber berühmten Stug- 
ftellnnfl öon ßunftttjerfen aus fran^öfifd^em 
5ßrit)atbefife aufgetaucht, bie 1874 im ^alais 



erft fc^üc^tern bad für SBatteau d^arafte* 
riftifc^e, naturatiftifc^ bel^anbette 5ßftanjen* 
mxt, ba§ ju beiben Seiten in ^ol^en ©tau^ 
bcn bie (ginfaffung bilbet. ©in cigenfiän^^ 
biger (Sntttjurf SBatteauS ju einem jotd^cn 
aSanbfc^irm ift in einer 3^i^iiwng ber UU 




aibb. 21. <&er aubringlid^e ©d^äfer. S)eIoiatit)e SRalerei. 



S3ourbon jum 93eften ber ®lfaJ5*Sot^ringer 
öeranftattct ttjorben toar (Slbb. 4). SBenn 
biefer SBanbfd^irm toirflid^ eine Strbcit SBat= 
teauS ift, muB fie in ber S^i^ entftanben 
fein, mo ber junge Sünftter bei Slubrau, t)xtU 
iei^t fogar nod^ bei ®iIIot arbeitete. S)enn 
5U ber bei biefen SKeiftern üblichen, nod^ 
etwas trodfenen Drnamenti!, ju ben 2(ra- 
beSfen unb SSIumenguirlanben, gefeilt fid^ 



bertina in SBien (äbb. 2) erl^atten, bie aber, 
wie fonjol^I aus ber Drnamentif mie auS 
ber anmutigen ©d^äferfcene in ber SOiitte 
l^erdorgefit, fd^on ber reifen Stii feines 
Könnens angel^ört. ®aS SRonfen* unb 
SWufd^elwer!, SBatteauS ureigene omamen« 
täte SluSbrudfSmeife, ift bereits in üoöcr 
Sreil^eit angemenbet, mit jener unbefd^rcib* 
lid^en ©teganj, bie bie erften Schöpfungen 



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?rntoinc SBattcau. 



19 



bicfcS neuen ©tifö fenn5ei(^net, bcn bie 
fjranjofcn „Style rögence" (ben SRegent* 
f(^aft§ftil naä) bem ^Regenten 5ß^Uipp t)on 
£)rlean§) nennen. 3n ber öölltg naturo* 
Itftifd^en Se^anblung be^ bie ornomentale 
©infaffung fedE burd^brec^enben Saub* unb 



ber jüngere, beffen Silber ju ben ©lernen* 
ten gehören, ouf bencn jtd^ SBotteouS ffunft 
aufgebaut i)at, toax ein leibenfd^aftUd^er 
Slffenmaler getoefen, unb toenn nid^t feine 
Silber, fo finb bod^ bie ©tic^e banaä) frü^ 
nad^ gronfreic^ gefommen, unb afö bann 




aw. 22. 2>crltfuc®drtner. S)cforatit)c SDlalcrci. 



SBufd^toerfö liegen aber aud^ fc^on bie ffeime 
be^ aSerfall^, ber nid^t lange auf fid^ 
toatten lieg. 

äffen al§ Stac^a^mer aöer menf^üc^en 
Hantierungen in Sunft unb Seben, in ntenfd^- 
lieber ffleibung barjuftellen, njar fc^on tüä^^ 
renb ber ganzen jttjeiten ^älfte be^ 17« 
3a^r^unbert§ ein SieblingSgegenftanb ber 
nieberlanbifc^en ajialer geroefen. lenier^ 



njegen ber ununterbrod^enenÄrieg^mirren bie 
große SBanberung ölamifc^er Äünfller jeg* 
lieber Slrt na^ 5ßari§ begann, ftoffen nieber* 
länbif^e unb fran5öfif^e ffunft balb ju 
einem ©trontc iufammen. ©emeinfc^aft- 
lid^ mit ejotif^en äSögeln, mit $a<)ogeien, 
©afabuS, 5ßfauen unb gofanen, njurben 
bie <)offierIid^en Siere t)on ben 2lrabe§!en* 
jeic^nern unb 3!)e!oration§maIern in it)re 

2* 



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«B(. 23. 2)et Sieding fjflota«. 2)eIoratit)e SDlalerei. 




?lbB. 24. S)er©^a6mac^cr. ^eforotiöe SKalerei. 



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^ntoine SBatteau. 



21 



luftigen ©ompofitioncn oufgenommcn, unb 
flötiäe Sinttncr tourbcn mit Slffenf jenen ou^:= 
gentalt. S^^^ folc^er Sinimer finb ouf 
unsere 3^itgefomnten: bie fogcnannte ^»grofec 
unb ffeine Singerie" im @(|loffe ju ©^an* 
till^ bei 5ßarig, bem Sefifetum be^ $erjog§ 
öon Slumole, unb ber franjöfijc^c Sd^rift* 
fteöer, ber fid6 om meiften um bie ®r* 



in i^nen e^er SBerIc ©loube ®iffot«, beä 
erften Se^rmeifterS SBotteau^, ju erfennen 
finb. (Somit toftren biefe aRalereien ein 
neuer Semei^ bafür, ba§ SBotteou bereits 
t)on ©illot in biefe ©attung ber Sunft 
eingeführt tt)orben ift. 8lffenfcenen, bie 
SBattcau wirRid^ felbft gemalt l^at, finb unS 
toenigften«, tt)ie faft oöe beforatiöen SRale* 




^hf). 25. S)ie 3ä9crin. S)cforQtiüe maltxtl 



forfc^ung ber SBerfe SBatteou§ berbient ge* 
mad^t l^at, ©bmonb be ©oncourt, ^at ge* 
glaubt, biefe meifter^aften, burd^ ©efc^mad 
in ber ©rfiubung unb bur^ ben SReij beS 
S'oIoritS gleid^ auggejeic^neten ffompofitionen 
aU Arbeiten SBatteauS erflären ju bürfen. 
3nbeffen f:prec^en mehrere ®rünbe, inSbe* 
fonberc bie Irad^ten ber afö SKenf^en öer* 
Ileibeten 8lffen bafür, ba^ biefe S)eforationen 
balb na^ 1700 enlftanben finb unb ba& 



reien beS ©ünftlerS, in ©tid^en erl^alten 
(8lbb. 3). aSie leuierS ^at SBatteau bie 
äffen aber nid^t bloß al§ ^pa^maä^tx, 
©autter unb Duoctfalber, fonbern andi) bei 
ernften Sef^äftigungen bargeftellt. 2)ag 
^^Jrabomufeum in ajiabrib befi^t jttjei Heine 
Silber öon SenierS, bie einen Slffen ate 
SSilb^ouer unb einen Slffen aU SWaler in 
i^ren SBerlftötten barftellen, unb jwei ä(|n* 
lid^e Silber, bie toir na^ ben Stichen njie* 



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22 



^ntoine SBatteau. 




^BB. 26. 2)ie a^eluftigung. 2)eIotatit)e SDlalerei. 



bcrgcbcn {W)b. 5 unb 6), l^ot aud^ 3SaU 
tcau gemalt, anf^cincnb gor nid^t ein* 
mol in fatirifc^er Slbfic^t. S)enn ofö einige 
3a^re naä) feinem lobe feine gcfamten 
SBerfc in ©ticken unb SRabicrungen, bie in 
öicr SSönben bereinigt toarcn, auf Soften 
feinet gtreunbe« 3ulienne herausgegeben 
würben, toar jebem ber beiben ®ilber eine 
moraüft^e S3etra'd|ftung in SSerfen beige* 
geben. SSon bem 8lffen aU SSilb^auer ttjeig 
ber S)id^ter ju fingen: 

Ce singe industriel qui travaille ea sculpture 
Peut de PArt qu'il exerce estre dit Tinventeur ; 
On ne peut estre hon sculpteur 
Qu'en se faisant s)nge de la nature. 

(S). ^, biefcr beWcbfame Slffe, ber alä 
S5Ub(|auer arbeitet, lann ber ©rfinber ber 
ffunft, bie er betreibt, genannt werben; 
man fann nur ein guter S3i(bl^auer fein, 
wenn man fid6 jum 8lffen ber Siatur mac^t.) 
aifo fd^on ju jener Qüi ein förmlid^eS 
naturaliftif^e« (SlaubenSbefenntniS in ber 
ffunft! 

S)ie oöale fjorm ber ©tid^e lafet öer* 
muten, ba§ wir feine Stac^bübungen t)on 
©taffelcibilbern, fonbern t)on beforatiöen 
aKoIereien, afferbingS an^ SBatteauS lefetcr 
3eit t)or un« l^aben. S)enn neben jenen 



„®roteS!en", bie in erfter Sinie öon bem 
bamaligen Äunftgefd^madE geforbcrt würben, 
führte Satteau, wie wir f:pöter feigen wer* 
ben, auc^ beforatiöe ajlalereien rein figür* 
(id^en S^^altS auS. 

3Rit ben äffen, bie no^ tief in ba^ 18. 
Sal^rl^unbert l^inein integrierenbe Seftaub^ 
teile ber ©roteSfenmaferei blieben — man 
benfe nur an baS 3tefibenjfc^Io§ in SBörj* 
bürg unb an baS fogenannte japanif^c 
$auS im 5ßarle öon ©anSfouci — ftanben 
bie ©^inefen öorne an auf bem 9ie:t)ertoire 
ber franjöfifd^en S)eforation§mater. 2lber 
obwohl es i^ncn nid^t an ©elegenl^eit fehlte, 
©tubien na^ ber Siatur ju madöen — d)u 
ncfifcöe ©efanbtfd^aften finb fdöon bamal§ 
nac^ granfreic^ gel ommen — betonten fie bei 
ber Sarfteöung ber ©^inefen unb bei ©t^ilbe* 
rungen an^ i^rem no(^ mard^enl^aften Steid^e 
mef)r baS burleSfe unb ))l^antaftifd^e aU baS 
etl^nograpl^ifc^e ©lement. S)a§ f^Jejieff SBat* 
teau iebdd) wenigftenS einen (S^inefen nad^ 
ber SRatur gejcic^net unb babei öerfud^t l^at, 
ben SRaffet^^)uS einigermaßen 5um SluSbrud 
§u bringen, bafür befi^en wir ein foftbareS 
Sofument in einer S^ic^nung ber Sllbertina 
in SBien (2lbb. 7), bie no(^ baju burd^ 
bie SSeifc^rift be§ SiamenS beS S)argeftefften 



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5lntoinc SBatteau. 



23 



„%*Bao" a(S eine 5ßorträtftubie beglaubigt 
ift. 3m großen aRafeftobe öcrtoertctc SBat* 
tcau biefe unb anbete t^inefifc^e ©tubien 
. bei ber S)e!oration eine« ffabinettd im 
©d^Ioffe Sa SKuettc bei 5ßari^, beffen ^olj* 
getäfel öollftänbig mit folt^en ®t)inoifcriett 
bemalt toorben toar. ®^ toax ia^ berü^m« 
tefte beloratiöe SBerf beS aJieifterS; wir 
öermögen ei^ aber nur nad^ ben breifeig 
©ticken ju beurteilen, bic bon SSoud^er, 



binett in Anbetung einer SanbeSgöttin öor, 
bte in ben Sögen unb in ber fofetten ^aU 
tung mel^r an eine ^ßariferin an^ ber 
luftigen 3cit ber SRcgentfc^aft aU an ein 
gelbe«, fc^Iifeaugige« ffinb beS ^immlift^cn 
aieid^e« erinnert. 5)ie no^ etttja« fc^ttjer^ 
fönige trodEene SScl^anWung be« Stofofo-Dma* 
ment«, bie aScrmenbung öon über^ängenben, 
fteif gejd^nittenen Sambrequin« unb anberen 
Erinnerungen an ben Stil Subtoig« XIV. 




^((. 27. Ser@at)oQatbe. fftaäi bem ®€tttftlbe in ber (Eremitage ju @t. $etetiS(urg. 
(9{ac^ finet JDriginalp^otogrctpl^ie bon f&taun, (Sl^ment & die. in 2)otna(^ i. (£. unb ^axii.) 



Qeaurat unb Stubert auägefül^rt njorben 
finb unb im 3a^rc 1731 öollenbet t)or* 
lagen (8lbb. 8 unb 9). Um bie äRitte be§ 
Sa^rl^unbertä fc^einen fie bereits befeitigt 
ttjorben 5U fein, ba t)on ba ab iiirc @:t)ur 
öcrfc^toinbet. ©fjinefen unb Sartaren toaren 
bei bem bamaligen ©taube ber SSöderfunbe 
ibentif^c begriffe. Stur burd^ bie l^ol^e 
gudferl^utförmige aKü^e unterjd^ieb fid^ ber 
lartare t)om E^inefcn. 3m übrigen frieb^ 
lid^ bereint fü(|rt fie eine ber t)on un« ge^ 
botenen 5ßroben an§f bem d^inejifc^en ffa* 



mad^en eS njal^rfc^einlic^, ia^ biefe 3iniwtct= 
beforation nod^ in ber gcit entftanbcn ift, 
n)o SBatteau bei Slubran arbeitete. 

3n berfelben ©tilri^tung bettjegt fid6 
aud^ bie unjerem ®ef^modE toenig jufagcnbe 
Slüegorie, bie ba^ SSünbni« ber aRufi! mit 
ber S'omöbie, alfo in mobernem ©inne ettoa 
bie Operette öerfinnlic^en toiß (2lbb. 10). 
3)aS S3ilb, ba« bem ©tid^e ju ©runbe liegt, 
toar feine au«gefü(|rte SBanbbeforation, fon* 
bem nur ein ©ntmurf boju, öieöeid^t, meint 
5ßaul ajianfe, eine« ber Dielen aRobeöe, bie 



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24 



^ntoine SBatteau. 



SBattcou für anbete Seforation^moler an* 
gefertigt ^ot. 3lod) im 3a^re 1856 ift 
biefe« nid^t fe^r umfangreid^e ®ilb anf einer 
9(nftion in $arid aufgetand^t, ol^ne grogen 
(SinbrndE jn ntad^en, meil e^ t)on ber @igem 
art äBatteau^ ganj nnb gar aitotxä^t. @$ 
gab in bem furjen Scbcn beä SnnftIcrS 
eine lange Seit, wo er oHed niad^en mußte 
nnb mirflid^ aud^ machte. 

3)aS öierbönbige ffu:t)fertt)erf le^rt unS, 
baß SBatteau tro| eined t)on ber Geburt 
an fied^en Sör})erS eine fieberl^afte I^ätig* 
feit ald 2)eIorationSmaIer entfaltet l^at, bie 
er, wie wir fd^on bemcrit l^aben, bis in 
feine lefete 3cit fortfc^te. @ie toar i^m 
gewiffermafeen ju einem SebenSelement ge* 
morben, nnb er liefe nid^t öon i^r ab, nad^- 
bem er langft bie ^ö^ften ®^ren eines 
franjöftfd^en üKaterS, bie aRitgliebfc^aft ber 
Sffabemie, bnrd^ feine Staffcicimalercien er* 
rcid^t l^otte. äuS biefem ®runbe ift cS 
überaus fd^toierig, bie beforatiöen aRalereien 
SBattcauS, bie obenein burd^ ben ©tic^ nod^ 
manche Slbfd^wäd^ungen erlitten ^aben, nad^ 
ber 3rit il^rer ffintfte^ung ju orbnen. 2lud^ 
bie Drnamcntif gibt unS nic^t immer einen 
fidleren Stnl^alt, weil SBattcau bisweilen trofe 
eines aJiittelbilbeS auS feiner ©(anjieit 
auf ein öUereS ornamentales ajiotit) jurüdE* 
griff. SBir muffen unS beSfjalb bei ber weiteren 
g^arafteriftil ber beforatiöen SÄalereien beS 
aReiftcrS, bie nid^t burt^ beftimmte Slac^rid^ten 
an Drt nnb 3^^ gebunben finb, auf oö* 
gemeine 8lnbeutungen befd^rönfen. SIuS ber 
StuSwal^t, bie wirinbenSlbbübungen 11—26 
getroffen l^aben, gel^t ^ert)or, bafe eS fid^ 
bei ber SluSmalung beS JafelwerfS um ganj 
fc^male ©eitenfüttungcn, um @o<)ra^)ortcn, 
um grofee, oblonge ajiittelftüdfe, um ©odfel* 
füDungen u. bgl. m. ^anbclte, benen bie 
S'om<)ofition angepaßt werben mugtc. S)ie 
2Rotit)c ber 2)arfteHungen entfprad^en bem 
®eban!engang beS leit^tfinnigen 3ßitaIterS, 
ber baS ^Strafgericht ber SReöoIution t)on 
1789 am meiften vorbereiten ^alf: bie 
t)ier ga^reSjeiten, bie öier ©lemcnte, bie 
fünf Sinne, bann Saturn, Sacd^antinnen, 
Slmoretten unb anbere m^tl^ologifd^e gigurcn, 
Sagb^ @c^afer= unb SiebeSfcenen, Sweater* 
figuren — burd^weg auf ben einen %on 
gcftimmt, ber nad^ ber Frömmelei in ben 
legten Salären SubwigS XIV. gang 5ßariS 
burc^jitterte. 3)aS unverblümt ©emcine 
würbe noc^ öermieben ober bod^ mit einem 



leidsten ©c^Ieier t)on ©alantcrie öerpnt. 
8lud^ öor grober gfriöolitöt fd^retfte man 
noc^ jurücf. ©ic würbe crft baS 3fa^r* 
waffer, worin äSatteauS ©c^üIer, Sancret 
unb 5ßater, öomel^mlit^ ober Sondier, gegen 
ben jtc^ fpäter ber ^g ber 9tei)oIutionS* 
männer am meiften richtete, bergnügUd^ 
platfd^erten. SBatteau ift niemals gemein 
gewefen, aud^ wenn er gelegentüd^ eine 
2)iana im SSabe bclauft^te ober eine ganje 
©efcllfd^aft bon Sl^mpl^en ber S)iana, unb 
er l^at fi(^ fogar öon ber öerftedften ®c* 
meinl^eit, ber Snbolität, fo öorfid^tig fern* 
gehalten, bafe man für il^n unb feine 2)ar* 
fteöungen baS ©genfd^aftswort „galant" 
^ätte erfinben muffen, wenn eS nid^t bereits 
öor^anben gewefen Ware, ©einen ^nf^alt 
unb ©inn l^at eS aber erft burd^ SBattcau 
erl^alten. Dbwol^I aUe feine Siebl^aber bor 
Verlangen brennen, in bie Slrme i^rer 
©c^önen }u ftürjen, obwohl biefe felbft gan^ 
unb gar nid^t banad^ ausfegen, folc^em SSer* 
langen ben geringften SBiberftanb entgegen* 
jufe^en, ge||t in SBatteauS SarfteHungcu 
alles in ben gormen einer faft l^öfifd^cn 
„©alanterie" ju, wenn aud^ lein im feicr* 
liefen ©tite SubwigS XIV auSgeftatteteS 
5J5run!jimmer, fein Souboir im Slegence* 
©tu ben ©c^aupla^ ber S)arfteIIung bilbet. 
®efd^Ioffene Släume finb SBotteau offenbar 
bon 3ugenb auf nid^t f^mpat^ffc^ gewefen. 
ffir war, wenn wir feine ©elbftbilbniffe 
ftubiercn unb bamit fein lemperament, bie 
Äußerungen feiner ßaune unb ben SScrIauf 
feiner töbUd^en ßranl^eit nad^ ben (Srja^* 
lungen feiner S^itgenoffen in SSerbinbung 
bringen, cngbrüftig, freier Sltmung, frifd^er 
Suft unb beS frö^Iid^en SinbrurfeS einer 
bäum* unb waffcrrei^en Slatur bebürftig. 
3n biefem juerft erträumten, fpater au^ 
i^m gugängüd^ geworbenen Sanbe ^at fid^ 
feine 5ß^antafie bon ber 3cit an bewegt, 
wo er ajiitarbeiter ©ittots Würbe. Mt 
figürlichen 2)arftettungcn, mit benen er bei 
®ilIot unb fpater bei ätubran bie be!o* 
ratiben 5ßanneauj in ber SÄitte auSfüötc, 
fc^webten in freier Suft ober fie bewegten 
fid^ in einer frei fomponierten Sanbfd^aft, 
beren ^intergrunb fic^ in buftig*p]^antaftif c^en 
gormen berlor. ®iner feiner ööeften 93io* 
grapfjen, ber ®raf ©a^IuS, crjö^It, baß SBat* 
teau feine crften lanbfd^aftüd^en ©tubien im 
Sujemburggarten gemad^t l^at, jur 3^it alfo, 
atS er bei Slubran arbeitete. „S)ort," fagt 



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J^-a-»lATTtA^JJHuS. 






LA VRRIE '*^^^" OAlK'rt.' 



L' L iA K\K1 jj L'iji f. 






8(((. 28. JBauerntan}. 9labierung nad^ einem ©emälbe. 



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26 



^ntoine SQSatteau. 



er in fetner Sofrrebe anf fBMdean, „seid^nete 
er nnablafftg Me SSSnme biefed fc^dnen 
(SartcnS, bcr, unfuttiöiert unb ttjcniger fri* 
pert, afö bie bcr anbern f öntglid^en ©d^Iöffer, 
ii)m unenbfit^e ÄuSblicfc gctoa^rte." Ob* 
tDof)l. ber 5ßarl burc^ ben ftrengcn SBintcr 
bc§ 3al^rc« 1670 itt feinem SSaumbcftanbe 
arg gelitten ^atte unb man crft 1716 burd^ 
neue 9ln))f(aniungen ben Schaben mieber 
gut ju machen fuc^te, toax ber ßujemburg* 
garten ba^ ^anptikl afler ©pa^iergöitger 
öon 5J5ari«. 3)er SBerfaffer ber „Curiositez 
de Paris" er}äl)lt, bafe bie Saluftrabc öon 
weigern aSarmor tjorn auf ber Jcrraffe ein 
beliebter @ammet<)lafe toar. „5)aran tcl^n* 
ten fid^ alle bie, bie bie neuen 5)amen* 
moben in ßleibem unb ©c^mucf, bie SSor* 
jüge unb bie Sel^ler ber 5J5erfonen prüfen, 
loben ober fritifiereu tooHteu, bie in ben 
Snieen lufttoonbelten." §icr mag SBattcau 
aud^ bie erfteu Seobad^tungen unb ©tubien 
an Irad^ten ber öornetimcn SBelt unb beS 
SBürgertumS, an ©leganj unb Äofelteric ge« 
mad^t l^aben, bie fpater in feinen geiftrcic^en 
3ei^nungen bie ^anpixoüt fpielten. ^a^ 
mald mar ber Sparten aud^ nod^ uid^t t)on 
SSautoerfen fo eingeengt tt)ie ^eute. ®r 
ie^ntt fid^ nod^ toeit^in über bie ®runb* 
ftüdfe ber benac^borten fflöfter auS unb er 
fonnte fel^r tt)o(|l, toie 5ßaul SRanft fagt, 
„bie 3öiifion einer lönblid^en ©egenb l^er* 
öorrufen." SBenn SBatteau anä^ fd^on ba* 
mald lanbjc^aftlid^e @tubien gemad^t l^at, 
fo fonnte er fie auf felbftönbigen Staffelei* 
gemalben t)orläufig nod^ nic^t t^ern^erten. 
?lfö er aber fotoeit gclommen toar, l^ot er 
fid^erlidö SKotiöe an^ bem Sujemburggarten 
in feine ©c^öferftücte, in feine arfabifc^en ®e* 
filbe t)crtt)ebt. „(Sr ^at fogar bort," wie 
ber eben genannte fran^öfifd^e ffunftfritifer 
fc^reibt, „in ©tunben, loo ein unbeftimmter 
3)unft bie formen öertoif^t, einige jener 
gemen gefunben, bie er mit einer bläulich 
fd^immernben 8ltmof<)^äre einfüllt, wie wenn 
er an ©amt-Srcugldel backte." 

8lud^ bei Slubrau füllte fid^ SBatteou, 
bei bem ber Srieb jur ©elbftönbigfeit, 
jum eigenen ©Raffen immer ftörfer würbe, 
tro^ monier 8lnnel^mlic^!eitcn nit^t lange 
wo^l. 8luf weld^c SBeife fie auleinanber 
famen, erga^lt ©erfoint in feiner SSiogra* 
p^k SSatteaud fo auSfü^rlid^, ia^ wir i^m 
als unferer ^auptquelle wol^l im großen 
unb gon5en vertrauen bürfcn. „SBatteau, 



ber nic^t bei ben beforatiben äRalereien 
fte^en bleiben unb and) nn^t fein Seben 
bamit verbringen wollte, für anbere ju 
malen unb überbieS bie ftraft eigener ©r* 
finbung in fic^ fpürte, wagte ein S9ilb avi§^ 
feiner 5J5^antafie, welches einen Irup^ien* 
abmarfc^ barfteQt unb bad er in feinen 
aKugeftunben malte, ffir 5cigte eS bem 
^errn Äubran, ben er nad^ feiner SKeinung 
barüber fragte .... §err Äubran, ein ge* 
fc^idfter aSann unb im ftanbe, eine fd^öne 
©ac^e ju beurteilen, war beftürjt über bie 
Sorjüge, bie er an biefem Silbe erfannte; 
aber auS fjurd^t, einen Untergebenen ju Der* 
lieren, ber i^m nü^lid& war unb auf ben 
er fid^ fel^r oft l^infid^tlid^ ber Slnorbnung unb 
felbft ber ffom})ofition ber ©tücfe, bie er 
auSjufü^ren l^atte, öetliefe, riet er i^m leidet* 
I|in, feine S^it nit^t an biefer Slrt öon 
j^eien ^^antafieftücten ju öergeuben, ba fie 
i^m nur ben ©efc^modf, in bem er arbeitete, 
tjerberben würben. SBatteau liefe fid^ aber 
nic^t bumm mad^en. S)cr fefte ffintfc^lufe, 
ben er gefaxt ^atte, fid^ loSjumac^en, öer* 
bunben mit einem flcinen SBunfc^e, Sälen« 
cienneS wieberjufel^en, beftimmte i^n öol* 
Icnb«. S)cr SSorwanb, feine SSerwanbten 
befud^en ju wollen, biente i^m als anftän* 
bigeS aRittel, aber Wie follte er eS aufteilen? 
®ad ®elb baju fehlte il^m, unb fein 93ilb 
würbe feine einjige §ilfSquette. (Sr wußte 
aber nid^t, toa^ er babei }u t^un ^atte, 
um es jum SSerfauf ju bringen. Sei biefer 
(Gelegenheit na^m er feine aufludet ju bem 
noc^ jefet (1744) lebenben Sean ©poube, 
einem SWaler, ber ungefähr auS berfelben 
®egenb ftammte wie er unb fein befonberer 
grcunb war. S)er Sufaff fül^rte $errn 
©poube JU $errn ©iroiS, meinem (beS 
©Treibers ©erfaint) ©d^wiegeröater, bem 
er baS Silb jeigte. S)er 5ßreiS war auf 
60 SiöreS feftgefefet, unb ber §anbel würbe 
fofort abgefc^loffeu. SBatteau erl^ielt fein 
®elb, unb er reifte frö^lic^ nad^ Salen^^ 
cienneS, wie jener SJBeife ©ried^cnlanbS. 
®S war fein ganjeS SScrmögen, unb fidler*« 
li^ ^atte er fic^ nod^ niemals fo retd^ ge* 
fe^cn. ®iefcr §anbel war ber Urfprung 
ber aSerbinbung, bie mein öerftorbencr 
©d^wicgeröater feitbem ftetS mit il^m bis 
JU feinem lobe unterhalten l^at, unb er 
war t)on jenem Silbe fo befriebigt, baß er 
i^n inftönbig bat, i^m ein ©eitenftücf ju 
molen, baS er (SBatteau) il^m wirflid^ auS 



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28 



^ntoine Si^atteau. 



aSalcncicnnc« fd^icftc. . . . ©« ftcllt bcn $alt 
(ben Zaqexpla^) einer 3lrmec bar. 2)o^ 
®onje toax nad) bcr Slatur. ffir forberte 
200 SibrcÄ bafür, btc i^m gcgebeu tpurben. 
®iefe beiben Silber l^aben immer für jmei 
bcr fc^önpen ©ot^en gegolten, bie auS feinen 
$änben l^eröorgegangen ftnb." 

SBenn biefe SarfteUung auc^ in ben 
$an))tiügen richtig fein mag, fo ift e^ boc^ 
nid^t n^al^rfd^einli^, bag jmei fo reife, in 
fid^ fertige Silber toie ber „2lbmarfd^ ber 
Xxnpptn" unb bie ,,9iaft ber Hrmee" 
SBatteand erfte SJerfud^e anf bicfem ®ebiet 
gewefen feien. S^ finb benn aud^ tt)irl(id& 
jtoei öftere Silber SBotteauS ermitteft wor* 
bcn, bie fic^ im Sefi^e Slubran^ befunben 
l^abcn, bicfem alfo t)on Sßattean gemaft 
ober gefc^enft toorben ftnb. 3)a bcibc ®in* 
äclfignren barftellen — einen ©aöo^orben 
mit feinem SRurmeftier nnb eine f})innenbc 
Souerin — , ift c§ ma^rft^cinUd^, bafe fic 
nrfi)rüngli(i^ aß aRufter für aRittcIftüdfc in 
SBanbbe!orationen gemaU tt)orben maren. 
ffiine biefcr gignren ift nod^ im Original 
öorl^anbcn (in ber ©remitoge jn @t. 5ßcter«^ 
bürg, äbb. 27), bie anbere ift nn^ nnr 
noc^ bnrd^ ben ©tid^ erl^aUcn geblieben. 
S)er ©aöo^arbenjüngling, bcr fein aRurmcI* 
tier nac^ ber 5J5feife tanjen ließ, toar eine 
befannte ©trafeenfigur in 5ßarid, aber aud^ 
in ben Meinen ©tobten unb in ben Dörfern, 
©ic mag fogar eine bcr 3ugenbcrinnerungcn 
aSäattean^ geiücfen fein; benn bcr, njcnn 
aud^ nur flüchtig l^ingcftrid&cnc, lanbfd^aft* 
üd^c §intergrunb beutet auf bie ölömifd^e 
§cimat ober öicHeid^t mcl^r auf baS ©tu- 
bium bc^ aRcifterä Icnier^, bcr aud^ gern 
folc^e ßinäclfiguren t)or SBirtS^aufern unb 
auf S)orfgaffcn gemaft j^at, Son bicfem 
fc^üc^tcrnen Serfud^ ju ben figurenreid^cn 
©olbatcnbUbcrn ift ein fo tociter ©prung, 
bag man fic^ nac^ einem SScrbinbungSgficbe 
umfe^cn muß. ®^ ift crft in ncucftcr 3^it 
burc^ bie SScröffcntUd^ung bcr SRcgiftcr bcr 
fran5öfifd6en 8l!abcmic gcfunbcn worbcn. SSer- 
mutUc^ auf bcn Slntricb ober nac^ bcm Sei- 
fpiel feinet greunbeS ©poube (cigcntftd^ 
©poebe) l^attc fic^ SBatteau al§ ©(^ülcr bcr 
Slfabcmic angemclbct, in bcr Hoffnung, einen 
5ß,rci^ ju erringen, bcr if)n an^ feinem ©fla- 
öcnbicnftc befreien lönnte. Sic 2l!abcmic, bie 
bomaI§ i^ren ©i^ im iJouörc fjattc, Verlangte 
öon bcn Seroerbern, öor bcn Singen bcr 5ßreiö* 
rid^ter ©fijicn ansufertigen. Sla^ bcm SlugfaH 



biefer arbeiten tpurben bieienigen getoö^ft, 
bie an ber engeren ffonfurrcnj „en loges**, 
b. % in abgefd^Ioffenen JRäumen, bie eine 
Serbinbung mit ber Sluficntoeft öcr^inbcrn 
follten, teiljune^mcn, für toürbig befunben 
toorben toaxen. ^n einem 5ßroto!ott üom 
6. april 1709 finbct fi(^ unter biefen ®r* 
wft^ften ber SRame SBafteau« neben gnjci 
SUb^aucrn unb öier SKalern. Stt^^i bib* 
Ufd^c ©cgenftänbe waren ben SRalcrn auf* 
getragen morben: bie SlüdEfcl^r S)at)ibg nad^ 
feinem ©iege über ®oßat^, unb 9[6igail, 
bie bcm bebrängten 3)at)ib SebcnSmittcI 
bringt. @rft in ber legten Sluguftn)oc^e fam 
bie ®ntfc^eibung. ®ie ßonfurrenjarbciten 
würben au^geftellt, bie Slfabemifcr gaben 
i^re ©timmjcttcl ab, unb ai^ am 31. Slu» 
guft bie Süt^fen geöffnet würben, ergab 
cd fid^, baß ber erfte 5ßreid in ber ÜJialerei 
einem gewiffen 8lntoine ®rifon, bcr jwcite 
einem gemiffen Slntoinc äBafteau zugefallen 
war. aSäie fo oft Ratten fid^ bie SHabemifer 
aud^ bicSmal getdufc^t. Son Slntoine ®xU 
fon bat niemanb wieber etwas erfal^ren, 
unb bcr SKann mit bcm jwciten 5J5reife ift 
einer ber ^croen ber aRalerei geworben. 
S)amafö war i^m bie (Sntft^cibung gewiß 
ein fd^wcrer ©d^Iag, unb fic mag baju bei* 
getragen l^aben, il^n in feinem Sntfd^Iuffe, 
^ariä für einige 3«it ben SRüdfen ju lehren, 
5U beftärfen. Ob er nod^ im S)ienfle Sin* 
branä ftanb, aU er fid^ an ber ßonhirrenj 
um ben 9l!abcmieprciS bewarb, unb um wcld^c 
Seit er nad^ SJalencienncS gegangen ift, ift 
eine offene gragc. (Sbenfowenig laßt fid^ 
fcftftetten, wann unb wo SBatteau feine 
erften ©olbatcnbilbcr gemaft, ob nod^ in 
5ßari§ ober crft in SalcncicnncS. Iruppcn* 
marfc^e fann er auc^ in $arid bcobad^tet 
l^abcn, unb ba^ er wcnigftcnS baS eine 
biefcr ©olbatcnbilbcr, ben „8l6marfc^ b^r 
Iruppen", in 5ßari« gemaft ^at, bcjcugt 
uns ©erfaint in feiner Siograp^ie SBatteauS. 
®S ift uns glüdlit^crwcife nic^t bloß im 
©tic^e, fonbern aud^ im Original erl^aftcn 
gebücben, baS fi^ im Sefi^ beS SaronS 
®bmunb t)on SRot^f^ilb in ^ariä befinbet. 
„Sei fd^werem Unwetter,'^ fo befd^reibt 
2)o^me biefeS 3ugenbbilb beS XfünftlerS, 
„äicl^t eine Stbtcitung SRcfrutcn über eine 
^od^cbene ba(|in; 8(nfang unb ®nbc beS 
3ugcS verlieren fid^ im SRcbel, ber bie ganje 
Sanbfd^aft öcrfjüllt. ©injcln unb ol^ne Drb« 
nung marfd^icreu bie ©eftaften ^intcreins* 



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Slntoinc SBattcau. 



29 



anbcr, fid^ ntü^fcfig i^rcn 5ßfab in bem auf* 
öcroeid&tcn lerroin fuc^enb. ®q^ SSilb iji 
faft farblos ; ©immel unb ®rbc ftnb in 
einen fc^mufeig graubraunen %on geHeibct, 
bic ©ejialtcn fetbft faft en camayeu (grau 
in grau) be^anbelt. Die aRalerei ift an 
öicien ©teilen, namentlid^ in ber Suft, fo 
bünn, ba^ ber Ion bed ®runbe§ mihpirft; 
bie ääel^anblung ber giguren f)ai in ber 
Slngabe ber Setoanbfd^atten unb SJrüd^e 
ettoaS &ti)adtt^ im Vortrag .... auffällig 



©d^ule beuttici^ berrät unb jugteid^ ein fei* 
teneS garbentatent befunbet.'' %xo^ aller 
gelter einer 3ugenbarbeit — SBattcau toax 
bantal^ noc^ toeit entfernt, ein SSirtuofe ber 
Seic^nung ju fein — alfo bie erfle 5ßrobe 
eine^ n)irfUd^en Zalent^, totnn fie avi<i^ uoi) 
feine ®pvLX öon bem fünftigen SKater ber 
„galanten gefte" erfennen laftt. 2)er geift* 
öoöe, originelle SSortrag, ber ®egenftanb, 
ber in bie bamalige S^Uftimmung fo rec^t 
^ineintraf — beibcd jufammen mag bann in 



J^Mlt^^^^^^^W 
















.lä^ 




. ^^BW 


. - .. ^^äm 


^^-1 



W)f). 80. S3auetn^of. 92ac^ einet B^ic^nung im (ritifd^en SDlufeum in Sonbon. 
(9laäi einet Dtiginal^^otogta^l^ie t)on S3taun, C^Iöment & (Sie. in 2)orna(^ i d. unb $ati8.) 



ift ber SKaler ber 3ci^«"«9 öon Äö<)fen 
unb Rauben au^ bem SBege gegangen. Stur 
ein ©efid^t ift erfennbar: ing 5ßrofiI ge* 
ftellt unb menig auögebilbet; bie brei ober 
öier 4)anbe, toeld^e fid^tbar tüerben, finb 
noci^ jiemlid^ ungefc^ictt. Dagegen ift bie 
©ett)egung ber einjelnen ©eftalten red^t 
glücfUc^ .... man empfinbet burc^aug mit, 
wie jeber in feiner SBeife fämpft, auf bem 
fd^lüpfrigen ialent öorroörtg ju fommen. 
Unb me(|r nod^ afö bieg feffelt ber energif^e 
Ion be§ ©anjen, ber aug allem l^erau^- 
gel^enb, toad fonft öon SBatteau befaunt ift, 
fein ^eröortoac^fen au^ ber ölömifd^en 



bem ffunftfjanbler ©irois ben SBuufc^ nac^ 
einem ©eitenftüdf rege gemad^t fjaben, baS 
aSatteau, toic toir oben auS ber DarfteUung 
feinet SSiograp^en OerfaintS erfatiren l^aben, 
bereite in SSolencienne^ malte. 

SBenn er bort, toie bie äRe^ria^l ber 
gorfd^cr annimmt, titoa im ©eptember 1709 
anlangte, fo geriet er gerabe mitten in baä 
Sricgggetümmel hinein. 8lm 11. September 
toax bie ©d^lac^t bei ajlalplaquet gefc^lagen 
unb t)on ben granjofen verloren toorben. 
S)a SalencienncS ni^t ttjeit t)on SKalplaquet 
log, toirb fid^ ein Seil ber gefd^lagencn 
Iruppen l^inter bie SBäöe ber geftung ju» 



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30 



8(ntoine äBatteau. 



1 



rücfgejogen l^aben, unb bort tverben andf 
t>xät SSertounbete untergebracht tDorben fein. 
(S^ tft eine fe^r anfpred^enbe SSermutung 
öott äWonfe, bol SBatteau unter ben SSer» 
munbeten bie erfte SSefanntfd^aft eine^ 9Ran^ 
ned gemad^t i)ai, 5U bem er Ipattx in ein 
enged Steunbfci^aftdt)erl^altnid trat. @^ ift 



bamatö mit äBatteau befannt n^urbe, beut 
er fpäter, nad^bem er feine Sefanntfc^aft 
bei ®erfaint erneuert l^atte, manches ©ilb 
abfaufte. SSatteau l^at i^n aud^ aU 3^- 
baliben mit ber Ärücfe in ber §anb gemalt. 
8lu6er ber ^SRaft einer Armee", bereu 
Original berfc^oOen ift, l^at SBatteau nad) 




XbB. 81. ^et ^tü^Iing. !Rac^ einem beToratiben (Bemftlbe im ^otel Sroaat 



äntoine be la SRoque, ber ben Äricg aU 
©efreiter in ber ©ompagnie ber ÄönigS^ 
genbarmen mitmachte unb in ber ©d^Iac^t 
bei aKaI:pIoquet bog UnglüdE l^atte, bag i^m 
ba^ Iin!e S3ein jerfc^mettert tuurbe. ®r 
liefi fid^ nac^ SSalencienneS transportieren, 
unb bo er fd^on ofö ©olbat Steigung jur 
5J5oefie, jur 5Kufif unb ju ben fd^önen 
fünften ^atte, ift eS tüol^I möglich, ba& er 



bem auSbrüdfüd^en 3^iigmS SuIienneS, beS 
Herausgeber^ bc§ großen SBatteau-SBerfcS 
in Slabierungen, toäiirenb feiner Slnioefenl^eit 
in SSalcncienneS „einige Silber, unter an= 
bereu mehrere Sager* unb Solbatenftubien 
nac^ ber Siatur" gemalt. Solcher ®ilber 
finb uns nod^ mel^rere, fotool^f in Drigi= 
naien als in SRad^bilbungen burd^ ben ©tic^, 
er(|alten. 3^ci ®emälbe befifet bie ®re* 



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Hntotne Watteau, 



31 



iitttogc in @t. ^ßctcrgburg, bie anä^ unter 
ben liteln ,,bie &xapaitn be^ ffriegc^'' 
unb „bic ®r^oIuitgett im ffriege'' geftoc^cn 



©olbaten jur ®ile angetrieben. ®aS jtoeite 
85ilb jeigt eine friebUt^e Sagerfcene: ®oI* 
baten unb grauen p|e,n unter einer ate 



nL^CES;??^r^^^?5^^iT^7^ ''^■'. ""tL^yji.>"" - """. K^l^^' . >^^ ' r - = . 




9C(B. 32. 2)et ©ominet. 92a(^ einem belotatioen OfemSIbe im ^otel (Sroaat. 



tüorben ftnb. Auf beut einen ift toieber 
ber SÄorfci^ einer ©olbatenabteilung bei ftür» 
mijd^ent SBetter bargefteöt. S^^i berittene 
Dffijiere unb eine grau ju ®fel bilben bie 
©Pforte. (Sin jtneiter ®fel toirb bon brei 



"S^aä^ au^gej:pannten Seinttjanb um einen 
%i\6), anbere ©olbatcn plaubern unb raud^en 
im aSorbergrunbe. 3i^.,i^tten l^at fid^ and^ 
ein Irommler gefeöt. S^nlid^ finb bie 2Ko* 
tiöe auf ben nur nod^ in ©tid^en erhaltenen 



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32 



5lntoinc SBattcau. 



SSilbcrn: eine ©olbotcnabtcilung, bie auf 
bem aJlarfd^e $alt maä)t, ber Sager^Ia^ 
ctnc^ ®ctad^ements, bo^ jur Begleitung be« 



Driginote gefonnt ^aben, ba^ S^ugni^ öu§* 
geftefft, baß fie ungemein geiftreici^ unb 
Icbenbig gejeici^net unb gemalt toaren, aber 




9iaB. 33. 2)et^er(|!. 92a(^ einem belotatiben (Bemftibe im ^otel (Stoaat 



Iroffe^ mit SBagen, SBeibern unb Äinbern 
bient, ein 3Rarfd^ t)on SReitern über ein 
abfc^üffigeS S^errain, befannt unter bem 
5Ramen „ba§ ^6fH6'' u. bgt. m. aßen 
biefen Silbern njirb t)on benen, bie noc^ bie 



in i^rem braunen ©ejamtton an ©emölbe 
alter ajleifter erinnert Rotten. Sie fanben 
fd^neff Käufer unb njaren bie ©runbfteine, 
auf benen fid^ SBatteauä ©teöung in ber 
®unft ber reid^en Äunftliebfjaber affmäl^Uc^ 



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5lntoinc SBatteau. 



33 



befeftigtc. 3)ic beiben Silber ber ©remitage 
bcfanben \\ä) fogor im ®efifec citie^ ber 
fcinften tunftfcnner t)on 5ßarig, beS 5ßierrc 



2lud^ bic Statur unb baS SSoIfölcben gc^* 
lüannen fein 3«tereffe, unb er fal^ bcibe 
mit ben 8lugcn feines SSorbilbe«, beS jün» 




mf>. 34. 2>et SBinter. «ßac^ einem befototiücn ©emälbc im $oteI (Stoaat. 



©rojat, beffen ipaug too^t baS erfle njar, 
ba§ fid^ bem jungen SKeifter erfc^Iog. 

Slber nic^t blog ©tubien ju friegerif^en 
Silbern tt)irb SBatteau njöfirenb feinet Sluf* 
cntl^alteS in ber ^eimot gemad^t tiaben. 

ffio\enf>txQ, SIntoinc SSatteau. 



geren S)Qbib lenierS, bem er nic^t blog 
bie äRotiöe, fonbern andi) bie malerif^e S3e* 
^anblung ablernte. ®rft in neuefter 3^^ 
finb mefjrere SBerfe SBatteauä, bie unS 
feinen engen S^^föinmeniiang mit lenierS 



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34 



Slntoinc SBattcau. 



Hat ma^cn, au^ bcr SScrborgcitl^cit gejogcn 
unb in bie rtd^tige äSeleud^tung gerüät 
ttjorbcn. S^Jei bat)on finb un« nur no^ 
in ©ti^cn crl^aücn. 2)aS eine ftcllt nntcr 



graucnföpfc, in bcm ©^nittc bcr nad^ unten 
fpife julaufcnbcn ©eftd^tcr, in bcr beregneten 
ffj)tetterie ber äRienen unb be§ SlnjugeS 
ber beiben grauen, bie il^re ^änbä)tn, i^re 



^ 




beut Sitcl „La vraie gait6", bie ttjal^rc 
grö^Iid^fcit (3166. 28), einen Sauerntana 
t)or einem ulömifd^en SBirt^l^aug bar, in 
ber S)ompofition unb in it)ren einjelnen 
8eftanbteiten nod^ gauj unb gar an Senier^ 
erinnernb. Sl6er in ber ßeid^nung ber beiben 



§embfragen unb ©d^ür^en jur @^au tra* 
gen, unb nid&t pm n)emgften in ber Slnmut 
ber Sänaerin fomntt fd^on ber SBattcau ber 
„galanten gefte" jum ©ur^brud^. ®^ fel^Ien 
nur nod^ ttjenige ©d^ritte, unb n)ir treten 
an^ beut Sunftfreife ber ©otbaten unb i^rer 



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Wtttoinc SBottcan. 



35 



aScibcr, bcr 95aucrn unb Saucrinncn in 
ba« über SRaum unb 3^^* crl^abcnc SBcIt*^ 
bürgcrtum, ba^ SBattcau au§ eigener SKa^t* 
tjoflfommen^eit gcgrünbet l^at. 3)cr jnjcite 



unb SBeiber, im SRittcrgrunbc l^eimttJört^ 
jiel^en. 8lte ein tücrtüofleS S^uö^^t^ fü^ Wc 
enge aSertüanbtfd^aft gmilci^en SenierS nnb 
SBatteau ift au6) üon S)o^me eine Sanbfd^aft 




» 



CS 



& 



©tid^, ber ben Sitel „S)ie ^eimfe^r auS 
bem SBirtgl^auS" tragt, jeigt ba§ ®e:präge 
tjon lenier^ nod^ ftärfer. SSor Säuern- 
l^äufem fielet man an einem Sifd^e eine ®e* 
fcüfd^aft trinfenber S)örffer, UJötirenb bie, 
bie bereits il^re trotte Sabung l^aben, äRönner 



erflört tnorben, ein Ölgemälbe im 5leuen 
5ßaIaiS bei ^otsbam, baS t^ermuttid^ ju ben 
©rtoerbungen griebri^S beS ©rogen gehört, 
ber ein eifriger SSerel^rer SBatteauS tnar 
unb ber bann aud^ feinen ®rben ben größten 
©c^a^ Saäatteaufd^er ©emölbe l^interlaffen 

3* 



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36 



^ntoint SBatteau. 



f)at, bcn c« auf bcr SBctt gibt («bb. 29). 
3n jebcm 3^9^ i>cr ffompoption, in bcm 
ftarf in ©Ratten gelegten SSorbergrunbe, in 
ber in ben SSorbergrunb gcrüdtten Staffage, 
in ber Saucmptte in ber SWitte, in ber 
bünnen S^i^^ung ber SSauntftammc unb 
i£|re^ bürftigcn SaubeS, in ber listen, fonnen* 



nenb für ben Sufamntenl^ang SBotteauS unb 
feiner ©d^ufe mit Xenicr^. 3)icfer ®ruppc 
üon SBerfen au§ SBatteauS grüfi^eit bürfen 
tt)ir njo^l awä) eine laubfci^aftlid^e S^icJ^nung 
im britifd^en SKufcum in Sonbon aurcil^en, 
bie ebcnfoflg ein t)öfltg rtämifd^e« ®e^)rage 
jeigt (2lbb. 30). 




abb. 37. Stubienac^ einem (Sat)alier. 9laäi einer 3eid^nung im britifd^en SD^ufeum in Sonbon. 
(9{a(^ einer Driginalpi^otograp^ie bon S3raun, Sl^ment <fc (Sie. in 2)orna(^ i. Q. unb $arii$.) 



gellen gerne, in jebem $infelftric^e crfennen 
n)ir Xcnierg n)ieber, nur bafe eS feinem 
5lad^o^mer nod^ nid^t gelungen ift, bie 
Sä^igfeit ber garben ju überwinben unb 
fic glcid^mägig bi^ ju bcr SenierSf^cn 
©teganj ju vertreiben. 3nbeffen ift neuere 
bing^ bie Url^eberfd^aft üon SSäatteou be- 
ftritten unb ba§ S3ilb bem ©d^üler SBat-- 
teauö, 3. 95. 5ßater, jugefd&rieben ttjorben. 
Smmer^in ift unb bleibt ba§ 95itb bejeid^* 



3)a bie Duellen über bie erfte 3^it ^('^^ 
SBatteau^ 9lüdE(e^r au^ SSalencienneS nocf) 
$arig üößig fd^meigen, wiffen tt)ir nid^t, 
toa^ er in bcr ßeit bis 1712, wo feine 
©pur n)icber auftouc^t, getrieben l^ot. SSer* 
mutli^ n)irb er, nad^bem fic^ baS ^ntcreff c 
an ben ©olbotenbilbern unb löublid^en 
©cnrefcenen crfd^öpft ^atte, n)ieber jur 
beforatiüen äRalcrei gegriffen l^aben. S)cnn 
eg fmb beforatiüe Silber, mit benen toix 



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Slntoine 3Bottcau. 



37 



aSatteau im ^af)xt 1712 bcfd^aftigt finbcn. 
6r ttjar — tüir tüiffcn ni^t, burd^ ttjcn — 
an ben reichen 95anquicr 5ßierrc ©rojat, 
einen ber größten unb feinfinnigftcn ^unft« 
fammter be^ üorigen ^ai)xf)nnitxi^, tm^ 
p\of)kn ttjorben, unb biefer trug il^m auf, 
für ben ©peifefaal feinet ^okU in ber 
ätue JRid^eüeu bie Allegorien ber üier ^af)xe^* 
Seiten ju malen. SBic aUc beforatit)en äRale* 
reien SBatteauS finb aud^ biefe t^erfd^ttjun* 
ben. aber eS finb un^ bie 3Ra§e i^rer 
imgett)ö]^nli(jen ©röfee (eg marcn oöalc 
Silber üon 4 gug 5 Sott ^öl^e unb 3 gufe 



jurüdEfd^redEt. SRan tnirb bie Slffegorien be§ 
©ommerg unb beS SBinterS t^ieUei^t etmaS 
gefprcijt unb froftig, ju ^^afabemif^'' im 
tabeinbeu ©inne bcS SBorte^ finbcn. Slber 
biefer leere Slßegorienpomp tag im ®e== 
fd^madte ber Sdi, ben bamalS SBatteau no^ 
ni^t burd^ feinen eigenen ju übcrn)altigen 
oermod^tc. ffann e^ bagegen kttoa^ Sin* 
mutigereg geben afö bie jungfräuUd^e ®e* 
ftalt beS grüfiling« in il^rer eleganten Stiö^- 
nung, in il^rer feinen äRobettierung, bie 
©^lanf^eit unb güUe ju einer n)unberbaren 
^axmonxt t)ereinigt? Unb erfennen tt)ir 




SIbB. 88. @tubie nac^ einer fi^enben 2)ame. 3<^ic^nun0 im britifc^en Slufeum in Sonbon. 
(9{a(^ einer £>riginaI|)^otogra^^ie üon 93raun, (Sl^ment <fc Sie. in Sornad^ i. (S. unb $arij$.) 



9 QoU Srcite), bie Sompofitionen in ben 
©tid^en, bie üier ffünfticr banad^ aug= 
geführt tiabcn (äbb. 31 — 34), unb ein paar 
©nttüürfe baju erhalten. SBenn njir nac^ 
ben ©ti^en bie gäl^igfeiten beurteilen, bie 
SaSalteau bamalS errei^t l^atte, feigen ttjir, 
bafe alle Unbe^olfenl^eiten in ber S^i^nung 
abgcftreift, aUe Unfidjer^eiten in ber Som* 
pofitiott äbern)unben finb. ®in böflig reifer 
SKeifter tritt unS entgegen, ein fi^ünftler, 
ber fid^ bereite fein eigene^ ©d)ön^eit§ibeal 
gefd^affcn ^at, ein geiftöofler ©rfinber, bem bie 
Iß^antafie ttJittig il^rc reid^ften ©d^äfee fpcnbet, 
ein Seic^ner, ber üor feiner Setocgung, 
üor feiner noc^ fo getoogten aSerfürjung 



nic^t bereits auf bem 95i(be beS ^erbfte« 
in ber ju fjügcn beS jugenbfi^en Saccus 
l^ingeftredEten SBinjerin, bie bem burftigcn 
®otte jutrinft, eine ber ftänbigcn Seit- 
nel^merinnen an ben „galanten Seften"? 

Sebeutfamcr für ben ferneren ©nttüidEe- 
lungSgang SSäotteauS unb feiner perfönlid^en 
©d^idffale aU biefe Silber finb bie 95cfannt= 
fd^aften, bie er im $aufe beS reid^en ffunft* 
mäcenS mad^te. 3m ^otet ©rojatS ttjol^nte 
feit 1707 ber berühmte |)iftorienmaIcr unb 
Sleftor ber Stfabemic ©tiarleS be la goffe, 
unb e§ fann feinem ßmeifel unterliegen, 
bag er üon ben äRalereien feinet jungen 
ffiollegen ÄenntniS genommen ijaU SSäatteau, 



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38 



^ntotne SBatteau. 




8[(B. 39. @tubie nac^ einer ^rau. 

Beic^nung in $arifer $rittatbefi^. 

0laä^ einet Otiginalp^otogrop^ie t)on S3taun, (Slöment <fc 

Sie. in 2)orna(^ i. (S. unb $ariS.) 



ber bis 1709 atö ©cl^ilfc bei Slubran gc* 
arbeitet l^atte, ^atte eS, nad^bem er fi^ 
jelbftänbifl gemalt, unterfaffen, in Die äRaler* 
gilbe einzutreten, um fic^ baburd^ eine freie 
Ausübung feiner Äunft ju fidlem. ®r 
niugte ieben StugenblidE getüärtig fein, ba§ 
i^m bie SSorftel^er ber 3«nft nid^t nur bag 
ipanbmerf legten, fonbern il^n ani) in ©träfe 
natinten. Sollen äRafercgelungen fonnte 
er fid^ nur cntjiel^en, tuenn er ber ©l^re 
gelüürbigt tt)urbe, in bie föniglid^e 8lfabemie 
aufgenommen ju n)erben, beren äRitgtieber 
t)on jeglid^er ?lbgabe unb Stuffid^t befreit 
ttjaren. ®e la goffe fc^eint nun ben 
jungen ffünftter ermutigt ju l^aben, ftd^ um 
bie SKitgtiebfd^aft ju bettjerben. 3)a§ 5ßro* 
tofoU ber Slfabemie berichtet über ben S8or== 
gang in feiner gefc^äftSmäfeigen SBeife: 
„^tnk, ©onnabenb, am 30. ^nü 1712, 
afö bie Slfabemie n)ie gewö^nli^ üerfammelt 
ttjar, £|at fi^ ber $err Stntoine SBatau (f o !), 
SRaler, gebürtig auS SSalencienneS, üor* 
gefteDt, um aU Stfabemifer aufgenommen 



JU tüerben, unb l^at t)on feinen arbeiten 
tixoa^ üorgejeigt. Stad^bem bie ®efellfd^aft 
mit S5o{|nen abgeftimmt l^atte, l^at fie bie 
SSorftellung genehmigt. 2)er ®egenftanb 
feiner Äufna^mearbeit ift feinem Selieben 
überlaffen tt)orben. |)err ©o^pel unb ^err 
SarroiS finb ernannt tuorben, um ben ge= 
nannten |)errn SBattau tüci^renb feiner Str^* 
beit JU beauffid^tigen." 

3)aS ^rotofoll erforbert eine ©rHörung. 
3lad) ben ©afeungen ber ?(!abemie mußte 
jebcr, ber fid^ um il^re SKitgüebfd^aft be* 
tuarb, junäd^ft einige 8lrbeiten öorttjeifen. 
3tai^ il^rer SSefid^tigung fc^ritten bie äfa* 
bemüer in il^ren regelmäßigen ©onnabenbs^^ 
fifeungen jur 8lbftimmung. giel biefe ju 
gunften be§ S5ett)erberg auS, fo tourbe i^m 
bie SluSfü^rung eines SSilbeS übertragen, 
beren ©egenftanb bie Slfabemie öorfd^rieb. 
®rft nad^bem biefeS „Slufnal^mebilb" jur 
aflgemeinen Sefriebigung ausgefallen, tour* 
ben bem Setuerber bie Pforten ber Slfabemie 
erf^Ioffen. S)amit fein SSetrug üerübt wer* 
ben fonnte, mußte eS fi^ ber SScttJerber 
außerbem gefallen laffen, boß jtuei Slfa* 
bemifer i^n ttJöl^renb feiner Slrbeit, bie er 
im Sout)re, bem ©ifee ber Slfabemie, unter 
Sfoufur auSjufü^ren l^atte, fontroHieren 
burften. SS ift bemerfenSttJert, baß bie 
Slfabemie SBatteau gegenüber in einem 
fünfte t)on il^ren (Bähungen abfal^. (£S 
tüurbe il^m fein beftimmteS S^ema für fein 
Slufna^mebilb üorgefc^rieben, er burfte eS 
nad^ freier SBal^I beS ®egenftanbeS auS* 
führen, eine SluSnal^me t)on ber ftrengen 
Sieget, bie nid^t einmal ju gunften feines 
Scl^rerS ©iHot gemad^t ttjorben toax. SKan 
£|at baS allgemein als eine SluSjeid^nung 
betrad^tet; üießeic^t ift aber ber ®runb 
bat)on in ber Gattung t)on ©emölben ju 
fuc^en, bie SBatteau ber Slfabemie ^)räfen* 
tiert t|at. 3)aS ttjaren freie ©rfinbungen, 
„5ß^antafie=^®enre", tuie eS in ber bamaligen 
ffunftfprad^e ^ieß, mögen eS nun ©olbaten* 
fcenen ober bereits jene ©^äferib^flen ge* 
ttjefen fein, mit benen SBatteau feine Unfterb- 
lic^feit begrünbet l^at. 3)a gab eS atfo fein 
beftimmteSSl^ema üorjufd^reiben, unb eS toat 
immer f^on eine @£|re, baß bie ttJÜrbeöoHen 
Slfabemifer, benen bie ©efc^ic^tSmalerei als 
baS' ^öc^fte galt, ben jungen „5ߣ|antafte* 
maier'' überl^aupt jur S3en)erbung juließen, 

3la^ einer Stotij beS ^unftfammlerS 
unb ßunftf^riftftellerS SKariette, eines nur 



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^ntotne SBatteau. 



39 



um jel^n ^af^xt iättgcrcn Scitgenoffcn SBat* 
teaug, fott fid^ unter bcn Silbern, bie ber 
ffünftler ber SKfabentie üorgefteUt f)at,, eineg 
befunben l^aben, ba^ un^ in einem „^k 
Siferfü^tigen" betitelten ©tid^ erl^alten ttjor* 
ben ift. *2)anac^ l^dtte äBatteau fc^on im 
Sa^re 1712 Silber au§ „ber SBelt ber 
^^antafie unb beS Ifieater«" flemalt, unb 
e§ entftel^t nun bie fc^n^er ju beantn^ortenbe 
gragc, tt)ie er auf biefc Stoffe gefommen 
ift. Slud^ im ßcben be^ genialften SünftlerS 
gibt e^ feine fprungl&afte Snttüidefung. @^ 
ge^t aDe§ langfam t)on ©tufe p Stufe üor 
fid^, unb ttjenn tt)ir ettoa« Sprunghaftes, 
Ur^jIöfeU^eS ju fefien glauben, fo Hegt eS 
meift nur baran, bag ttjir bie SSerbinbungS* 
glieber ni^t fenncn. SBatteau inSbcfonbere 
tuar in feiner ®nttt)idtcfung, ganj im Sin* 
Hang mit feinem ölamifd^en Staturefl, el^er 
langfam taftenb aU genial t)orn)artg ftür* 
menb. @d fd^eint benn auc^, ba§ er t)om 
©olbatenbilb unb t)on lanblid^en ®enre^ 
fcenen aDmäl^ßd^ ju @^ilberungen au§ ber 
bome^men ©cfeHf^aft feiner Qtit empor* 
geftiegctt ift. 2ln S^i^öniffen bafür fel^It 
es nic^t. Sns folc^e möd^ten n)ir junac^ft 
jttjei Saf)xt^üt^nbHbtx in Slnfpruc^ nehmen, 
bie toir na^ ben ©ti^en reprobujicren 
(Srbb. 35 unb 36): eine ®onbeIfa^rt auf 
einem ftiflen SBaffer im grül^Iing unb ein 
JBinterüergnügen auf bem (£ifc. 3)ie Irac^ten 
ber giguren entfprc^en jum leil no^ ber 
aRobe ber bamaligen Stit, jum leil finb 
fie bereits bem Sl^eater, inSbefonbere ber 
Dper unb bem SSallett entnommen. Slber 
bie lanbfc^aftlid^en ^intergrünbe mit ifiren 
peinlid^ abgemeffenen unb betaillierten 85au* 
ttjerfen l^aben nod^ einen nieberlänbif^en 
©l^arafter. 3Äan tt)irb an bie tanbfc^aftlid^* 
ard^iteftonif^en ^Profpeftc beS |)onänberS 
San t)an ber |)e^be erinnert, beffen 
©pecialität fotd^e ftitten üon Ufermauern 
eingefaßten ©etoaffer mit ©c^Iöffern, ?ßa* 
üiHonS, Sttteen, Sauben unb üomel^men 
©efeafd^aften njaren. Sin britteS Silb,- 
befannt unter bem Flamen „S)er ©pajicr* 
gang auf ben SBaHen", ift mit jenen im 
lanbfc^aftli^en ^intergrunbe, namentli^ in 
ben maffigen 95autt)erfen t)on lürmen unb 
SSefeftigungen, eng öern)anbt. Slber bie 
Softümierung ber giguren ift f^on freier, 
t^eatermafeiger, unb bie fföpfe ber jungen 
S)amen unb i^rer 2lmorofoS tragen bereits 
t^öQig ben ®eftd^tsf^nitt unb bei ben 2)amen 




Sbb. 40. (Seivanbftubie. 

Beid^nung im Souttre in '^axii. 

(92ad^ einer Originalp^otogrop^ie tton 8taun, (£I4ment A 

Sie. in 2)orna(^ i. d. unb $ari«.) 



bie fc^elmifd^^fofette, ^aI6 t)erfagenbe, l^alb 
getüöfirenbe äRiene, bei ben Ferren baS 
fc^mei^clnbe SicbeSmcrben unb baS nur 
mü^fam bewältigte Verlangen, bie für bie 
eigentlid^en ©d^äferftüde unb SiebeSib^IIen 
SaäatteauS ^arafteriftifc^ ttjurben. ©inen arm 
um bie Saide ber angebeteten ju legen, 
ttjar in biefen Greifen, bie nur in ber ibealen 
SBelt l^eiteren SebenS* unb SiebeSgenuffeS, 
frölili^en Sel^agenS in ber Slatur lebten 
unb fd&wefgten, etn)aS ©elbftüerftänblic^eS, 
gelegentlid^ au^ ein inbisfreter SSIidE über 
ben ipals l^inmeg unb in ben 95ufen hinein, 
ber nur toenig, l^öd^ftenS burd^ eine Slumc 
ober ein 5ßompon in ber SKittc beS Saiflen* 
auSfd^nitteS üerfiüHt tt)urbc, bisweilen au^ 
ein fefterer ®riff unb bann ein abf^menfen 
beS liebefeligen ?ßaareS in bie öerfd^toie* 
genen ®rünbe lodenber SoSfettS. 

SBenn toir ni^t einen fo großen Sleic^* 
tum an ßeic^nungen SBatteauS nac^ ber 



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40 



^ntotne SBatteau. 



9latur befö^cn, tüürbc man glauben, \>a% 
bcr fd^üc^tcrnc, tuettfrentbc, unbeholfene 
aKettfd^, ben feine fd^tüoc^e ßörperbcfc^affen* 
^eit, fein frü^jeitig auftretenbe^ SSruftfeiben 
neroö^, launenl^aft, ntürrtfci^ unb ungebulbig 
ntad^ten, feine i^pen au^ bcr ?ß^antafte 
gefd^öpft l^atte. ©eine ©tubien betueifen bag 
Gegenteil. ®r inug fic^ fel^r t)iel in bcr 
^arifer Seüölferung umgefe^en ^aben, bi§ 
er bie ®efi^ter unb ©eftaltcn traf, bie i^m 



ga^I ftnb e§ Stauen unb SRäbd^en au^ bem 
»o^Il^abettben Sürgerftanbe, an benen SBat- 
tcau feine ©tubien gemacht l^ot, Seute, bie 
mit ber natürli^en «nmut ber gtanjöfinneit 
auf eine getoiffe ^olettcrie in ber ^feibung 
aBert legen, ol^ne fid^ im übrigen burd^ bie 
l^öfifc^e aRobe beeinfluffen ju laffen, nament^ 
lic^ in ber Irad^t be§ ^auptl^aarg, bie 
jebe fünftlid^e Seil^ilfe abh)ie§ unb, genjiffer^ 
maften afö ©egengetoid^t gegen ben ^erüden* 




Slbb. 41. @tubie nac^ einem fi^enben aJiabd^en. Beit^nung im Soubre in $arii». 
i9laäi einer Originalp^otograp^ie bon 93raun, (Slöment & Sie. in ^ornad^ i Q. unb $arii$.) 



UJürbig erf^ienen, ju 85en)o]^nern feiner ar* 
fabif^en ®efilbe, ju Srögern feiner fi^oftüme, 
5U 3)oImetfcJ^ern feiner Siebe^beteuerungen, 
bie itim felbft im Seben gcttjig niemals ge^ 
läufig gewefen waren, erl^oben ju ttjerben. 
SBir greifen au^ biefem reichen ©c^a^e 
SBatteaufd^er ©tubien, bie fid^ in üiel größerer 
Sai)l als feine ©emölbe erholten ^aben, 
etma ein S)u^enb ^erani^ (2l6b. 37—47). 
Stur ein ffeiner Seil biefer ©tubien fü^rt 
uns Ferren unb S)amen in ber SKobe- 
trad^t ber üorne^men ©tönbe auS bcr erften 
Seit ber 3tegentfd^aft bor. Sn ber äRe^r* 



unb gontangenftil 2ubtt)igS XIV., mit 
fc^Ii^ter SRatürlid^feit fofettierte. Slfe SBat- 
teou mit biefen ©tubien begann, war er 
'uoc^ biet 5U jung unb unbcfannt, a(S bag 
er burc^ feine Silber irgenb einen ©influg 
auf bie SDZobe feiner S^it ^ötte üben fönnen. 
©ein ©influfe mad^te fi^ erft üiel fpater 
geltcnb, eigentlid^ erft in bcr neueften 3cit, 
ttjo bie ?ßarifcr ©d^neiber unb äRobiftiunen 
bei i^rer |)e^j|agb nac^ 5leuigfeiten einmal 
au^ „SBatteau:=5aIten'', „SBatteau^^-^äub* 
c^en" unb „SBatteou^S^lafröde" in bie 
äRobe brauten. 3)er ffiünftfer felbft War 



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^ntoine SBatteau. 



45 



bei bicfcn ©tubicn, fo tücit fie nid^t bireft 
auf ba§ Sl^eatcr ttjcifcnr ein treuer ©tironift 
feiner 3^it. ©^on einer feiner S^itöenoffen 
fd^rieb im 3o^re 1727: „SBatteau f)ai fic^ 
an bic ttjirflid^cn Srad^ten gel^altcn, fo bag 
feine Silber afö bie ©ef^i^te ber äRoben 
feiner 3^it angefel^en werben fönnen." 

SaäaS njir an biefen ©tubien aber toeit 
nte^r al§ bic Srad^ten bettjunbern, ift bie 
aSirtuofität ber geic^nung, mit ber SBotteau 
einen unb benfelben Äopf in üerfc^iebenen 



geforfd^t. 3n biefen ©d^a^t ift er ni^t 
eingebrungen. Slber innerl^alb be§ &t^ 
bietg ber järtlic^en ©mpfinbungen unb ber 
fanften Erregungen ttjar er ber grünb^ 
li^fte fi^enner, ben eS jemals unter bilbenben 
^ünftlern gegeben l^at. SBenn man bie S^id^- 
nungen, bic er l^intertaffcn £|at, einem 
naiveren ©tubium unterjicl^t, begreift man 
n)o^t bag Urteil feinet Siograp^en ®er= 
faint, ber t)on il^m gejagt l^at, ba§ bie 
Sei^nung ber Seit feiner Äunft gettjcfcn 




«bb. 44. StoeiStubienföpfe. Scid^nung im britif(^cn SRufeum in ßonbon. 
(92a(^ einer £>tiginaU)botograp:^ie bon f8vaun, dUmtnt A dit. in 2)ornad| i. (S. unb $aris.) 



SBenbungen, in t)erf^iebcnen äuSbrucfgfor- 
nien unb ©timmungen, balb nad^ rechts, 
balb ncd^ linfö gefeiert, bolb aufn)ärtg=, balb 
uiebcrblidEenb, balb in unbefangener 5Rait)ität, 
bafb fd^elmif^ fäd^elnb, balb fc^moDenb unb 
leicht gefrönft, wieberjugebcn berftanb. 3Ran 
l^at faft immer bie ©mpfinbung, aU l^ötte 
SBatteau fc^on bei biefen ©tubien on bie 
Silber gebadet, bie f:pater barauS entftel^en 
folltcn: bie Sippen biefer launenl^aften 
©d^önen finb oft jum Äug gefpifet, oft 
aber aud^ ju boSl^aftem ©pott ober ju 
t^röncnbrol^cnbem ©^motten berjogen. 3laä) 
tiefen Seibenfd^aften l^at SBotteau niemals 



ift, n)orin er fid^ am meiften Ijcrbor* 
getrau l^ot. 

Über bie E^ronologic biefer unb auberer 
ßeid^nungen lögt fid^ ebenfon)enig tixoa^ 
©id^ercS feftftellen, tt)ie über bie Steige ber 
Silber, bie in ber g^it jmifd^en feiner Se^ 
n)erbung um bie aRitgüebfc^oft ber SXfabemie 
unb bie Slblieferung feinet 9(ufna^mebitbe§, 
ba^ fel^r lange auf fid^ harten lieg, entftan- 
ben fein muffen. S)enn biefen Stufnatimebilb, 
bie berül^mte •„ßinjd^iffung nac^ ber 3n|el 
S^t{|cre\ fteöt fic^ afö bie fcinfte Slüte 
einer längeren SnttoidEelung^rei^c bar. 
S)ot|mc l^at n)enigften§ ben SSerfuc^ gemad^t. 



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46 



^ntotne SSSotteau. 



einige ^auptmomcntc bicfer ©nttoidtelunflS^ 
rei^c feftjuftetten. Aber auf bie grage, burd^ 
n^elc^e unmittelbaren (Stnbrücfe äBatteau ju 
biefer 2lrt öon ©egenftänben gelangt ift, l^at 
er fo ttjentg wie alle anberen gorfd^er eine 
beftimmte 2lnttt)ort geben fönnen. 2»an ifi 
nur auf SSermutungen angewicfen, bie aüc 
barauf l^tnaudlaufen, bag bie gleid^jeitige 
Sitteratur, befonber^ bie ©^afergebid&te, bie 
„Pastorales" unb ba^ I^eater jufammen* 
gemirft l^aben, um SBatteau junäd^ft auf bie 
©c^ilberung einfad^er länblid^er ©cenen ju 
bringen, bereu 8lcteur§ auS bem Äreife ber 
poetifd^ iugeftu^ten Wirten, ben arfabifd^en 
©duofem gemafjlt toaren. Sttö badjenige 83ilb, 
in meld^cm ^jum erftenmale bie (£(ementc 
be« befonberen SBatteaufd^en ©tifö Har 
I)ert)ortretcn", nennt S)o]^me „SDie Wirten" 
im Sleuen $atai« ju 5ßot§bam: in ber äBitte 
beS SSorbergrunbeS ein tonjenbe^ ^aar, bem 
linf^ ein alter $irte im langen, jotteligen 
$aar auffpielt, toafirenb junge äRöb^cn 
unb Sönglinge bem Xaxi^t jufcfien. 3m 
©intergrunbe Unte lagt fid^ eine 2)ame 
t)on il^rem SSere^rer fd^aufeln. 3Ran fie^t 
bie ©ill^ouette i^rer gigur mit bem bau* 
fc^igen bleibe in einem 3)urd^btidt jtoifdben 
Saume. 

S)aS ift bereits ein ed^t SBatteaufc^eS 
äRotiö, baS er ft)ater feiten auf feinen Sil- 
bern fehlen lieg. Slec^tS be^nt fi^ bie Sanb* 
fc^aft ttjeit in bie gerne auS: im SSorber* 
grunbe finb Oarbenbünbel aufgerid^tet, bann 
fie^t man einen toirflid^en ©c^äfer mit feiner 
^erbe unb im ^intergrunbe ein 3)orf mit 
bem fjoc^ragenben ^rd&turm, ein befannteS 
SSäafirjeid^en SenierSfd^er Silber. (£S finb 
alfo nod^ reale unb t)]^antaftifd^e ©temente 
gemif^t. ^m Äolorit jeigen fic^ nod^ 
mand^e ©c^toäc^en unb Unfid^erl^eiten. 3)ie 
äRotoeife ift berb, bie garben finb no^ 
5U jä^ aufgetragen, unb im gleif^ton 
jcigt fi^ ein unerfreuIid^eS lalteS ®rau. 
SSertoanbt mit biefem Silbe finb bie aud^ 
im Snl^alt äl^nli^en „Seluftigungen ber 
|)irten", bie ber §erjog üon Slumale 
im ©d^fog e^ontitt^ befi^t, bie im Dri:^ 
ginal nid^t me^r erhaltenen 3)arfteDungen, 
bie unter bem Stomen „S)er ©ontretanj", 
„S)a§ öerfänglid^c Slnerbieten" unb „S)er 
Beitbertreib'' geftoc^en ttjofben finb unb 
bag unter bem Sitel „Le faux pas" be= 
fannte Sitb^en in ber ©ammlung Sacaje 
im Soubre ju 5(5ariS. 



3)iefe§ Silb ift für bie foloriftif^e ®nt- 
widtelung SBatteau« ungemein le^rrei^, tt)eil 
e§ burd^ einen unt)erftanbigen Äeftaurator 
fo ftar! öert)ufet tüorben ift, bag bie Untere» 
malung Mar ju läge tritt. $tcr erfahren 
ttiir, aud6 wenn wir eS nid&t auS feinen 
eigenen SBorten wüßten, ein wie gelehriger 
©c^üIer t)on äiubend SSatteau gewefen ift. 
SBie ber Slntwerpcner SReifter, ftebte auc^ 
SBatteau eine fräftige, pa^io\t Untermalung 
in breiten ©trid^iagen. Um ben gfeifd&ton 
re^t blü^enb unb leben^wal^r ju machen, 
trug er ftarfe ©^ic^ten öon 9iot auf, bie 
er bann, nad^bem fie trodten geworben, fo 
jart übermalte, bag ba% Stot burd^ baS 
©rnait ber Dberfläd^e ^inburd^f^immerte. 
©0 l^ätte man aud^ t)on i^m, wie t)on 
feinem großen SorbÜibe fagen fönnen, baß 
er Stut unter feine garben gemif^t l^atte. 

©c^on im Sujemburg-^alaft l^atte SBat* 
teau, wie wir oben gefeiten ^aben, ©e« 
legenl^eit unb äRuße gel^abt, in baS ©tubium 
t)on Stuben^ einjubringen. 2Kit öollem 
(gifer unb Sel^agen tonnte er fid^ biefem 
©tubium, ba« i^n fein ganjeS Seben l^in^ 
bur^ begleitet l^atte, aber erft bau! ber 
Siberalität beä fc^on genannten Sanquier« 
Krojat wibmen, mit bem er bereite 1712, 
afö er für einen ©aal feinet §otefö in 
ber Slue Sti^elieu bie Stllegorien ber öier 
3a^reSjeiten malte, belannt geworben war. 
S)er Sau biefeS ^otefö war t)on bem Ux6)U 
teften Kartaub 1704 begonnen worben, 
unb etwa um baS ^äf^x 1715 ftanb c§ 
mit feiner inneren äuSfc^mücfung unb @in* 
ric^tung üollenbet ba. Seüor ?ßierre ©rojat 
eS bcjog, l^atte er no^ eine lange Steife 
nac^ Stauen unternommen, wöl^renb ber er 
auf bie Sermcl^rung feiner ^unftf^öfee bc* 
bad^t gewefen war. Qu (£nbe beS ^ai)tt^ 
1715 war er wieber in 5ßari§, um fi(§ 
beä ©rworbenen im Serfel^r mit geiftt^oßen 
äRannern unb grauen unb mit JSünftlem 
jjeber Strt ju erfreuen. Krojat war nic^t 
bloß ein ^unftfammler in großem ©til, 
fonbern auc^ ein ^unftmacen, ber cS fid^ 
angelegen fein ließ, junge latente ju för= 
bem unb fie bur^ feine ®roßmut ber 
©orgen um ba« tagli^e ßeben ju über== 
lieben. @r bot aud^ SBatteau ein Slf^l in 
feinem palaftartigen $aufe, wo er für feine 
ffunftfammlungen eine ®oIerie unb einen 
od^tedigen ©aol na^ bem äRufter ber %xx^ 
buna in ben Uffijien ^atte erbauen laffen. 



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5(ntoine SBatteau. 



49 



unb nun fonntc aSatteau. ber l^ier gum 
crftenmalc au§ bcm Scc^er bc3 Sebenä^ 
gcnuffeg in bollen Sögen fc^ö^jfcn burftc, 
naä) |)erjen8luft mit feinen geliebten 2Rei* 
ftern öerfe^ren. ©rojatS ©ammlungen um* 
faxten öicrl^unbert (Semälbe, unter benen 
befonber^ folc^e ber erften öenetianifc^en 
SKeifler vertreten hJaren, ethja ebenfoöiele 
©ful^jturen, eine auSerlejene Qa^t gefc^nit* 
teuer ©teine, Äu^jfetftic^e unb eine enorme 
3a^I bon ©anbseic^nungen ber SReifter aßer 
©d^ulen, bie ftc^ bei feinem lobe auf 19000 
Slätter belief. ®iroa eine ^albe aKißion 
granfen l^atte ©rojat auf biefe Sammlungen 
öermenbet. Unter ben Seic^nungen befanben 
fic^ 316 bon SRubenS unb 95 öon iijian, 
uub bon lefeteren hjaren e^ befonber^ 16 
Sanbfc^aften, bie nac^ bem Urteil beS feinen 
SunftfennerS SWariette eine ganj ^eröor* 
ragenbe Sebeutung l^atten. 

SBal^renb SBatteou ^ier bie Sefanntfc^aft 
mit 3luben§ erneuerte unb vertiefte, trat 
if|m ligian jum erftenmale entgegen, unb 
ber Sinbrurf, ben er öon i^m emppng, hjar 
fo übermöltigenb, ba§ er fic^ nic^t bloß 
bamit begnttgte, bie ^anbjeic^nungen beiJ 
aJieifterS in ber ©ro5atf(^en Sammlung gu 
topieren, fonbern auc^ in feiner 2lrt gu 
malen begann. ®in intereffante« S3eif^)iel 
biefeS SBetteiferg mit ligian ift un^ in einem 
Silbe ber Sammlung Sa Eaje im Sonore 
erhalten, ttjelc^e^ bie in einer Sanbfc^aft 
im ©c^ufec ber 2l6enbbämmerung fc^Ium- 
mernbe 9tntiot)e barftettt, an bie ber liebet- 
burftige 3u^)iter in ber ©eftalt eine^ ©at^rg 
l)erangefd^Uc^en ift. SWit ber fRec^ten jie^t 
er ben ©cf)teier ^inttJeg, ba§ lefetc ®ettJanb, 
\)a^ ben Äört)cr ber fc^önen ©djläferin 
öerpßt f|at (Slbb. 48). ©ottJO^f in ber 
Sanbfc^oft, bie nur noc^ matt burdi bie 
legten rötU^en ©trauten ber unterge^enben 
©onne erfieüt tt)irb, alg in ber aWobeKierung 
unb ber fräftigen foloriflifc^en Setianblung 
be§ nadten ÄörperS mac^t fic^ ber ®influ| 
Si^ianS geüenb. 9lur ift ber gleifdjton 
ettoa^ fü^ter; er erinnert me{)r an SRuben^, 
ben SBatteau niemals bergajl, auc6 ttjenn 
er gelegentlid^ anbere SSorbifber auf fic^ 
tt)irfen liejs. SKit ber „"äntiopc" üerttjanbt 
ift eine Heine ©fisje berfetben ©ammlung, 
eine Slttegorie be§ |)erbfte§, bereu oöale 
©eftalt barauf beutet, bajs fie ber @nt* 
tt)urf ju einem beforatiüen SBanbgemälbe 
ift (Stbb. 49). eine auf §oIa gematte 

Siofenbetg, SIntoine 3Batteau. 




aw. 46. ©tubie nac^ einem SWanne. 

Scic^nung in ^ßatifer ^rioarteft^. 

(!3ladi einer CxlQinalp^otoQxap^it toon S3raun, @(6ment & 

(Sie. in 2)orna(^ i. (f. unb $atid.) 

jttjeite ©fiäje ber ©ammlung Sa ©aje, ba^ 
5ßari§urteil, bewegt fic^ bagegen iDieber 
üöUig in Stuben^' foloriftifc^er 2lu§brurf§= 
ttJeife. Stber nidjt bloß fie — getegentlid) 
a^mte SBatteau aud^ bie gauje gormenfprac^e 
be^ ?lnttt)erpener SWeifterS nac^, ttjaä be^ 
fonber^ auffällig in feinen ttJenigen religiöfen 
©emälben gu läge tritt, öon benen tüxx 
nur eine an einem ©emäffer ru^enbe ^eilige 
Samitie citieren, h)o ber yi'df)xt)aUx bem 
tieiligen Äinbe ein Säubd^eu 5um ©^)ielen 
reidit. 3um Überflujs liegt noc^ ein birefte^ 
fc^riftlidie^ 3eugni§ SBatteauS öor, ba^ öou 
ber t)o^en SSere^rung, ber begeifterteu Siebe 
fpric^t, bie er für SRuben^ eml)faub. ©^ ift ein 
ieiber unbatierter 93rief an ^errn be Sutienne, 
einen reichen Äunftfammter uub aWäcen, 
ben er etma 5U gteid^er ßeit toie ben San- 
quier Krojat fennen lernte, ju bem er aber 
in engere freunbfd^aftUd^e Se^ie^ungen trat, 

4 



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50 



5lnloinc SSSatteau. 



bic bis ju feinem lobe baucrten. Der 
SSrief, einer öon ben öier, bie nnS nbcr* 
f)avipt Don SBatteau erl^oltcn finb, l^ot fol* 
öcnben SBorttout: ^SWein ^err! @S ijat 
bem ^errn Stbbö öon Stoirlcrre gefallen, 
mir jene SeinttJanb t)on JRubenS ju fd^idfen, 



t)finbel, JU meinen ®unften einer fo feltcnen 
aWalerei tt)ic biefer entdujsert. @eit bem 
Slugenbticfe, ttjo ic^ fie emt)fongen ^abe, 
l^abe i6) feine Stulpe mel^r, unb meine Slugeu 
ttjerben nic^t mübe, ftd^ ju bem 5ßulte gn 
ttjenben, mo ic^ fie ioie auf einem Saber^ 




ftt>h. 47. @tubie nac^ einem iungen aii^dbc^en. S^it^nung in ^arifer ^tiDatbefi^. 
i^ladi einer DrißinaUJl^otograpl^ie üon Staun, ©t6ment & ßie. in ^ovnaäi i. ®. unb ^aris.) 



ioorauf fic^ bie beiben ®ngel§fö^)fe befinben 
unb barunter auf einer SBoIfe eine in 9tac^* 
benfcn öerfunfene fjrau. 3lid|tS ^ätte mid^ 
fid^crlidi gtüdEtidier machen fönnen, ttjenn 
ic^ nidjt überjeugt ttjöre, ba§ fid^ ^err öon 
Stoirterre nur megen ber greunbfc^aft, bie 
er für @ie unb 3^^^^ |)errn Steffen em* 



naW aufgefteKt l^abe. 3Kan fann nid^t leidet 
JU ber Überjeugung fommen, bog SRubenä 
jematö titoa^ SSoIIenbetereS gefc^affen l^ot 
aU biefeS Silb. ©ic werben bic ®üte 
l^aben, mein §err, meinen aufrichtigen S)anl 
bem ^errn Slbbö be Sloirterre ju übcrmit* 
teln, bis ic^ i^m felbft meinen S)anl au^^ 



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5(ntoine SSatteau. 



51 



f^jrcd^cn lanu. Qc^ tuerbc bic nac^ftc 5ßoft 
nad) DrlööTiS beiluden, um il^m gu jc^reibcn 
unb i^m boS 93ilb ber SRiilfee bcr ^ciligcu 
gatnilic ju fc^idfen, ba§ ic^ i^m au§ 
®anfbar!cit tuibmc. 3^r fc^r juget^aner 
grcunb unb 3)icner, mein ^crr! 

ä. SBotteau." 
@^ ift tDal^rfc^einUd^, bag jened oben 
crlüd^ntc SSUb bcr in einer ^eiteren Sanb== 
fd^aft ber SRul^e geniegenben ^eiligen ga* 
ntifie, baS und fottjol^l im Drtginöl, leiber 
nur wenigen SSeüorjugten pc^tbor, im 



peben Salären aug englifd^em ^botbefife 
auftauchte unb öon ^errn ®ttpi)an SSour^ 
geoiS in ^ßaris angefauft ttjurbe. ?ßaul 
2Ranfe nennt ba§ 93ilb ,,cin SBunber in ber 
gärbung unb ^Beleuchtung, baS beS be^* 
rü^mteften 2RujeumS hJürbig ttjäre.^ Die 
(Söttin fifet auf einer hjeijsen Draperie, bie 
gum Seil i^r (Settjanb bebecft, beffen leb* 
^afte^ SRofenrot nid^t nur auf ben fc^önen 
Körper ber (Söttin refleöiert, fonbem aud^ 
feine ©tral^Ien in baS golbtge ®rün ber 
Umgebung tt)irft. Qu ber fc^Ianlen Sögerin 




9bB. 48. Jupiter unb 9lntiope. ^a^ bem (S^em&Ibe in ber Sammlung Sa (Saae im Soutote in ^axii. 



©d^Ioffe (Satfc^ina bei @t. ?ßeter3burg al3 
au^ burd^ einen @tic^ erl^alten ift (9lbb. 
50), ba^felbe ttjar, baä SBotteau bem ^oc^* 
l^erjigen @t)enber be^ SRubengfc^en Silbe« 
al« ©egengcfc^enf überfanbt l^at. Sebenfatts 
ift e« ein auffaßenbe« 3"fommcntreffen, baß 
aud^ auf bem SBatteaufdien 93itbe jttjei ge* 
Pgelte engeföföpfe fd in ben SBotfen 
fd^ttjeben, h)ie e« fein 93rief in 93ejug auf 
ba« ^emölbe t>on Stuben« anbeutet. 

®anj im SlubenSfc^en @tite ift aud^ 
bie „Diana im SJabe'' gehalten, bie un« 
lange Seit nur burd^ ben ©tid^ be* 
lannt gettjefen toax, bi« fie öor etttja 



^at aSatteau eine Staturftubie gemacht, bie 
un« in einer Seic^nung ber 2Öbertina er* 
galten ift. ®« ift ber SBatteaufc^e %t)^ 
pu« ber fd^Ianfen grauengeftalten in feiner 
feinften 2lu«bilbung ; bie maffige Sleifd^füHe 
eine« Stuben« n)irb burc^ ben ^ol^en 9Bud^« 
au«gegUd^en, auf alle ©lieber gleid^mafeig 
verteilt. SBa« früher SBatteau auf feinen 
Silbern faft ängfttid^ verbarg — $önbc 
unb Süße l^at er nunmehr grünbtid^ jcic^nen 
gelernt, ©eine Stadia^mer fümmcrten pc^ 
barum ttjeniger, unb fo fan!en bie SBatteau* 
fd^en (Seftalten unter ben fc^neßen Rauben 
Sancret« unb Sondier« ba(b ju in]^a(t«Iofen 



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52 



SCntoine SBatteau. 



®(S)attm, ju galanten, oft aud^ frit)oIen 
$^rafen l^erab. 

3i)em Greife biefer Silber, bie unter ber 
©intüirfung öon lijian unb SRubenS ent- 
ftanben jtnb, gel^ören aud^ „S)cr enttüaff- 
nete amor" im aJhiföc ®onb6 in E^antiü^ 
(äbb. 51) unb bie „SSergnügungen E^tl^e* 
renS'' an, bie wir nur noc^ au3 bem 
©tid^e lennen (2106. 53). SBenn h)ir bie 



wartet, gibt biefeS Sitb eine aSorftcHung, 
unb e^ fc^eint faft, afö ob ber Heine ge^ 
ftügelte Änabe, ber rec^tg im SKütelgrunbe 
am Saume fte^t, mit Ungcbulb beS Stugen* 
blidfd ^arrt, Wo fid^ ein Soot mit Siebes^ 
^jaaren bem ©tranbe ber glüdEKc^en 3nfel 
nähert. 

3n bem forgenlofen ^a^xt, wö^renb 
beffen SBatteau bie (Saftfreunbfd^aft Erojatä 




Stbö. 49. J)et J&ctBft. 9lad^ einer ölffi^e in ber ©ammlung Sa ©aae 
im Soutote in $ari8. 



lefete ffomt)ofition betrachten, benfen wir, 
fc^on burdd ben SWamen „©^tl^ere" (rich- 
tiger: E^ttierea), ben öon ben <ift'römij'd|en 
©öngern ber Siebe in Umlauf gebrad^ten 
unb Don ber galanten ?ßoefie be§ 18. S^^r* 
l^unbertö mit greuben aufgenommenen Bei- 
namen ber liebrei^enben ?lt)^robtte, Der* 
anlaßt, an ba§ berühmte SKeifterwerf SEBat^^ 
teauS, an bie „@infci|iffung nad^ ber Snfef 
©^t^ere.'' SSon bem feligen SiebeSleben, 
bag bie 5ßaffagiere auf biejem ©ilanb er- 



genofe, ^at er freiließ faum baran gebadet, 
mit einem Silbe, ba§ bie 2lbfa^rt jur 
Snfel e^t^ere barfteßen würbe, cnblic^ 
feiner 5ßflic^t gegen bie Slfabemie ju ge* 
nügen. Db wo^t jäl^rlic^ eine bringenbe 
2Rat)nung Don feiten ber Sffabemie erfolgte, 
tiej3 er fic^ au§ bem ftillen SBeben feiner 
?Pf)antafie nidjt auffc^eudien. @r l^atte enb^' 
tic^ fein ®enre gefunben. ?lu^ ben ^^i^^^n* 
ib^IIen erwuc^fen attmä^Ud^ bie gefeiligen 
3ufammenfiinfte Don jungen Ferren unb 



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1I&&. 50. X'ie ^dlific iJüJtiflte. 3iad^ eliter IHofeietunf, 



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54 



^ntoine SBattcau. 



Domen, bie gatanten gefte im grcien, bei 
benen nur SSenuS unb apoHo, ber ®ott 
beS ©aitenfpiel^, jel^r feiten Söcd^u^ ben 
SSorftfe führen, toeren grouen unb äRannem 
^at SBatteau ben 3^^^^^ 5^ feinen imagi= 
noren ©olonS unter freiem C>ii"ntel öer* 
fd&Ioffen. SBenn folc^e erfc^einen, finb ed 
nur ^erumttjanbcrnbc SBo^rfagerinnen unb 
SSrjte, bie SBatteau mit ebenfo grimmigem 
$offe öerfolgte wie SRoliöre, weit i^re 
^unft Bei bem armen ©d^ttjinbfüc^tigen 
machtlos toax. @S gibt nur brei ober öier 
Silber SBotteau^, bereu giguren ftc^ in 
einem gefd^Ioffenen Slaume bemegen. SWon 
!ann bano^ ermeffen, wie fe^r ber UnglüdE* 
lid^e, ber wie jcber SWenfc^ feinen Seit am 
SebenSgenuB ^aben wollte unb bennoc^ fo- 
jufagen als gaungaft auf bie reid^ befefete 
lafel blidEen mußte, nac^ Suft unb Sic^t 
gerungen l^at. 

5ßierre Erogat befajs ein Sanbl^auS, beffcn 
früherer Sefifeer ber berühmte SWater E^ar* 
ieS Sebrun gcwefen war. Dbwol^t er baS 
$auS t)on bem ard^iteften Eartaub, bem 
ßrbauer bcS Rötete in ber JRue Slic^elieu, 
^otte erneuern unb umgeftaüen laffen, waren 
bie (Särten fo geblieben, wie fie Sebrun 
nad^ feinen Pänen angelegt l^atte. „©§ 
waren nur ^erraffen mit 2luäblidEen auf baS 
Sanb, 9lafen^)ta^e, 6<)ringbrunnen mit ©a^^ 
caben unb ^ier unb ba Saluftraben unb 
©aulengange, gu benen Sebrun felbft bie 
Seic^nungen angefertigt ^atte.'' SBatteau 
war ein l^äufiger ©efuc^er biefeS Sanb^aufeS, 
unb in feinem ©arten ^at er öiel ftubiert. 
^ier fanb er ben C>i^tergrunb, bie Um* 
gebung für feine ^orffefte, bie er freiüc^ 
fojufagen mit ben Stugen lijianS anfa^, 
bie er mit oenetianifc^er Sorbenglut erfüllte. 
SRariette bejeugt auSbrüdEtic^, ta^ er ba§ 
aWotiü gu einer feiner Sanbfc^aften, bie 
unter bem Flamen „S)ie 5ßerfpeftit)e" ge* 
ftoc^en ift, bem Ero^atfc^en ?ßarf entlehnt 
6at. ®r l^at bie SBelt atfo nic^t bloß in 
il^rem falfd^en SBiberfdieine auf ber Sü^ne 
lennen gelernt, unb feine aJienfd^en finb auc^ 
feineSWegS, wenn fie nic^t aU foldie be* 
jeic^net finb, ffomöbianten, fonbern Ferren 
unb S)amen an^ ben üorne^men Greifen, 
in benen er bei ©ro^ot unb be SuUenne 
oerfe^rte unb bie er nur in feine pf)an^ 
taftif(^en ffoftüme ftectte. Dft genug btiden 
uns fd^arf ausgeprägte ^ßortrdtjüge an^ bem 
aWummeufd^anj entgegen. 



2ÖS eine ber erften Stückte bicfer Um* 
wanblung, bie burc^ bie ©tubien bei ©rojat 
in aSattcauS Schaffen t)or fid^ gegangen ift 
unb bie i^n bann ju bem ®enre geführt 
6at, bem er feinen unvergänglichen Slul^m 
in ber ffunftgefc^ic^te üerbanft, ^aben wir 
baS föftlic^e »ilb im »efifee beS beutfc^cn 
ftaiferS ju nennen, baS nad^ ber Unter* 
fc^rift unter bem ©tic^e „S)ie frieböoffc 
Siebe'' (L'amour paisible) (abb. 52) 
l^eißt. ^ier feigen wir jum erftenmale ben 
eigentlid^en SBatteau öor unS, bem bie ®ar* 
ftellung eines l^eiteren, unbefangenen SebenS* 
genuffeS inmitten einer anmutigen Statur, 
einer parfartigen Sanbfc^aft mit weitem 
SluSblid! auf benachbarte $ügel unb entfernte 
SBalber unb Serge, burc^ bie fic^ Heine 
glüffe winben, als baS oberfte Ski feiner 
ffunft gilt. Su brei SiebeSpaaren l^at fid^ 
als unumganglid^ notwenbiger Segleiter ein 
Sautenfpieler gefeilt, ber ein SiebeSliebd^en 
Mimpert, bei beffen görtlic^en Stangen ber 
l^inter i^m im ®rafe lagernbe Slmorofo 
bie fü^le, noc^ ^alb oerfagenbe, aber aud^ 
fc^on l^alb gefc^molgene @pröbig!eit feiner 
®ame ööllig ju befiegen fuc^t. ®aS 5ßaar 
im aSorbergrunbe linfs ift bereits miteinanber 
einig geworben unb fc^idEt fic^ ju einem 
©pajiergange burd^ bie laufd^igen SBalbeS* 
grünbe an, wä^renb jwif^en bem britten 
$ßaar ebenfalls noc^ nic^t öößige Überein* 
ftimmung ber Steigungen ju l^errfc^en fc^eint. 
Slber baS finb nur alleS Heine, öorüber* 
ge^enbe ffofetterien, Slefleje jener Qntriguen 
unb StedEereien, bie SBatteau in ber luftigen 
?ßarifer ©efellfc^aft unter ber ägibe beS 
liebenSWürbigen unb geiftreic^en, aber fitten* 
lofen unb genußfüd^tigen ^Regenten genügenb 
beobachtet unb in i^rer SWic^tigfeit lennen 
gelernt ^atte. ®ie SKenfc^en, bie er in 
feine 5ßarfS, in feine SoSfettS unb auf feine 
SRafenfläc^en ftettte, fc^einen jeber niebrigen 
Seibenfd^aft, aber auc^ jeber @orge um bie 
3ufunft entrüdft gu fein. Unb'fo läßt fid^ 
auc^ bie galante (Sefellfd^aft auf unferem 
Silbe in i^ren Siebeleien nidjt burc^ ben 
SlidE auf baS |)od^gerid^t ftören, baS auS 
ber aKitte beS SilbeS, DieHeic^t fogar bid^t 
Dor bem einfamen C>öuSc^en beS $en* 
fers, in bie fonnige Sanbfc^aft l^ineinragt. 
Sticht bloß in ber ffompofition unb in ben 
I^pen seigt fi^ ber edjte SBatteau, fonbern 
auc^ in ber eigenartigen Sel^anblung ber 
©ewönber, bereu feine, fnitterige galten 



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SlBb. 51. S)er entwaffnete Stmor. ^adi einem 



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56 $(ntotne SBatteou. 

barauf l^inbeuten, bag biefe kng f(^te|>:|)enben grapl^en txi&ffit, bag er feine Palette mit 

Äleiber, biefe Socfc^en, SBömfcr, ^otitdc^en ben einfletrocfneten Satben öerftauben lit% 

unb Sarett^ ou3 loffet georbeitet finb. unb totnn i^n bonn hjieber bic ßuft uber== 

®iefeS leichte, brüc^tfle ©eibenjeufl blieb lom ju ntolen, fo fud^te er bie eingetro(f= 

fortan SBottcaug SieblingSftoff. Sluf ber ncten gorben burd^ bicfflüfftfleS Seinöl hJicber 

$ö^e ber galten tonnte er feine Ziä^ttt braud^bar gu matten. ®aranS erflärt e§ 

jUtern laffen, unb ba« gKnjenbe Seug fic^, iai biete Silber SBotteauS frü^jcitig 

lonnte jene^ ßaleibofto^) farbiger Slefteje ju ©runbe gegangen finb unb bie Dbcr^ 

tpiberfpiegeln, bad SBatteau guerft auf ben flad^e ber erhaltenen faft ol^ne Slu»nal^me 

?ßrad^tgett)änbern ber Slubenlft^en Eere* mit einem Slefe unjäl^Iiger Sliffe unb ©prunge 

monienbilber im Sujembourg^jalafte fiubiert bebedft ift, auS benen nur baS Smail ber 

^atte. 6S ift ber @toff, ben unfer $ein* ßöpfe unöerfel^rt l^eröorleud^tet. 

ric^ t)on Steift in feinem ^Sötl^t^en bon gür biefe 5Rad^Iäffigfeit in ber tcd^nifc^en 

^eilbronn" ate „©d&ißertaft" bejeid^net unb Se^anblung entfc^abigt aber rcid^fid^ bie 

t)on bem er feör treffenb fagt, bafe er „gttjei ^joetifc^e ^urd^gciftigung unb Serftarung 

garben fpielt unb ttjeber ja fagt no(^ beS ^olorit^ unb bor allem bie j)oetifd&e 

nein/' gang mie bie f))röben ©d^önen SBat- CSrfinbung, fo bag man SBatteaud Silber 

tcaug. aus ber ßtii feiner SRcife toirflid^ „gemalte 

3)aS einjige, toa^ biefeS 93ilb nod^ öer- ©cbid^te'' nennen tonn. SBie fold^e toirfen 

miffen lägt, um uns ben gangen SBatteau befonberS bie löfttid^e „SiebeSlel^re" (Legon 

uor Singen ju ftellen, ift ein äRangel in d^amour, 8lbb. 54) unb „S)aS ©onjerff 

ber aSe^anblung ber Äöpfe. Obwohl cS {W)b, 55), bie beibc öon griebrid^ bem 

bem ffünfticr nid^t gerab^ auf eine tiefe ©rogcn in $ßoriS angetouft njorben unb 

aScfeelung ober gar auf bie SSeranf d^aulid^ung feitbcm im S3efife beS preufeifc^eu If önigS* 

leibenfc^aftüc^er @m^)finbungcn antom, njoHte l^aufeS geblieben finb. SJeibe Silber ftnb 

er boc^, baß bie Äö^jfe feiner giguren ttjenig* ungefähr gleic^jeitig cntftanben, unb loenn 

ftenS malerifd^ baS unrul^igc ©c^illem ber bie „SiebeSle^re'' bem „Äonjerf aud^ in 

®ett)änber unb bic unbeftimmten, fc^umme* ber ©orgfamfeit ber tec^nifc^en Surd^föl^rung 

tigen |)intergrünbe bel^crrfd^ten. @r verfiel überlegen ift, fo üben boc^ beibe burd^ ben 

auf baS SRittel, i^nen burc^ eine garte SReij ber Seleud^tung, toie fie ein fommer* 

Untermalung in 9lofa ober Slotbroun unb lieber ©patnac^mittag bietet, einen gleid^en 

burd^ ein ftar!e§ Suipafto in SBeife einen Sauber auS. ®ie Saumgruppen unb SBiefen- 

emailartigen (Slanj ju öerlei^en, unb biefer plane im Sorbergrunbe liegen bereits im 

loloriftifdicn ©rfinbung, bie baS Eigentum ©chatten; aber auS ber gerne leud^tet unb 

SBatteauS unb für bie SBerfe auS ber Snt bli^t baS golbige Sic^t ber gum Untergang 

feiner l^öc^ften SWeifterfdiaft ^arafteriftifc^ neigcnben ©onne noc^ meit in ben SRittel* 

gettjorben ift, begegnen mir juerft in einem grunb l^inein, fo bag fic^ bie ©eftalten ber 

um 1715 gemalten, unter bem litel „La beiben SKanbolinenfpieter in fd^arfen Um- 

Mariöe de village'' (S)ic junge grau bei riffen, in ungett)öt)nlid^ ftarfer plaftifc^er 

ber ipod^jeit auf bem S)orfe) geftoc^enen SWobellierung uon bem lichten ^intergrunb 

Silbe, baS fic^ im ©c^loffe gu ©onSfouci abgeben. S)aS Sergnügen an ber aJiufif 

befinbet, leiber in einem Suftanbe, baS eine ift baS Itiema, boS beiben Silbern gu 

Üieprobuftion beS (SemälbeS verbietet, ob- ®runbe liegt, nur mit bem Unterfd^iebe, 

n)ot)l es fd^on njegen feiner großen Sa^l baß auf bem „ffonjert" ber Sautenfpicler 

t)on giguren (über l^unbcrt) ein ^auptwer! nic^t allein bie Soften ber mufitolifd^cn 

beS ÄünftlerS ift. 2ln ber SerberbniS biefeS Unterl^altung tragt, fonbern baß aud^ bie 

©emälbeS, bie, tt)ic auS einer fRed^nung bon öor i^m im ®rünen gelagerte ©efellfc^aft 

1750 l^erborge^t, fd^on bamals feftgeftetlt baran mit ®efang unb ©aitenfpiel teil 

toorben mar, f o baß eine fReftauration nötig nimmt, unb baS ©ello, baS an ben ©d^emel 

lourbe, trögt er felbft bie größte ©c^ulb. gclclint ift, auf bem ber Soutenfpieler feinen 

6r mar ein ©dinellmaler, mie alle Äranfcn, guß gefegt ^at, beutet barauf l^iu, baß 

bie nur noc^ eine furje 3^'^ ^^^ SebenS einer öon ben paaren, bie fid^ im ffl^ittel- 

t)or fidi fc^en, unb babei in bumpfcn ©tun* grunbe ©alanterien auStaufdien, baS Duartett 

ben unluftig unb müßig. @iner feiner Sio- öeröoUftänbigen mirb. S)aS ©eHo mar audfi, 

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Slntoine 3Batteau. 



59 



lüic toir fpatcr feigen werben, ba§ SiebÜngä- 
üiftrument beg ^erm öon 3"Kcnne, gu bem 
SEBatteau fc^on um 1715 in freunbfc^öft' 
liefen Sejie^ungen ftanb. 



fifee beg ^jrcugifd^cn Äönig^tiaufeg. ®§ ift 
nac^ft ber ,,S)orf^oc^iett'' SBöttcauS figuren^ 
reic^fte ffompofitton au§ bicfcr S^% ^^'^ 
baß er felbft gro§e SKü^c borauf öerttjanbt 




35 



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®a^ ^an^imxlf ba^ SBotteau üor feinem 
berühmten aKcifterbilbc ber ©infd^iffung md) 
bcr äiiifet ©^tl^ere gefd^affen ^at, ift tt)ot)( 
bie ,, galante ©efeüfc^aft im greien" (L*as- 
sembl6e galante, 2lbb. 56), ebenfalls im S5e- 



l^at, betneifen bie SSorftubien ba^u, üon benen 
unjerc 2lbb. 57 mehrere bietet. Sauten- 
fpiel unb ®efang bilben auc^ ^ier ben 
aSorttJonb für bie Buf^nimenfunft liebenber 
5ßaare; aber noc^ etje fid^ ber Sautenfpieler 



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60 



5(ntoine SSatteau. 



unb bic ©ängeriri öcrftonbigt l^abcn, fc^idfen 
fic^ bic 5ßaorc an, nü6) öcrfc^icbencn SRid^' 
tungen auSetnonber ju flattern unb bad 
Dunfcl fd^ü^enbcrSaumgrup^jen aufjufut^en, 
tt)o fic ungcftört jörtlic^c SttJicfproc^c t)flcgcn 
!önnen. ®aS Silb ift nic^t ganj öottcnbct 
ttJorbcn. 2ln ötclen ©teilen feilten bie 
legten fiafuren, unb barum gettJötirt eS 
einen ^öd^ft intereffanten Sinblidt in baS 
tec^nifc^e SSerfa^rcn be^ ffünftlerS, nament- 
lich in bie 2lrt, ttjie er bie hjeijaen Sid^ter 



Äntoine So^pel ausgeführt »erben. Seit 
1712 »artete bie SHabemie vergebens auf 
baS ffirfc^einen SBattcau». Aber erft am 
5. Sotiuar 1714 richtete fie an ben bamate 
tief in feine ©tubien öcrfunlenen ffünftler 
bie Slufforberung, il^r bie Urfad^en feiner 
Sta^laffigfeit mitteilen jU »oHen. SBatteau, 
ber im ©egenfafe ju feinen ffoßcgen be§ 
19. Sal^rl^unbcrtS fel^r fc^reibfaul gemefcn 
JU fein fc^eint, nal^m fit^ nic^t einmal bie 
SWütie, barauf ju antworten. 3n ber erften 




Hbb. 54. 2)ie Siebe «leiste. 9?a(^ bem ©emdlbe im S3eft|^ beS beutfc^en l^aiferS. 
(92a(^ einer £)ri0inal|):^otograp:^ie Don Sraun, @l6ment & Qiie. in 2)omad^ i. d. unb $ati8.) 



mit breitem, pffigem 5ßinfel auf bie SRüdEen 
ber ©etüanbfalten auffegte, um nac^fier, 
mit ^ilfe Don Safuren, ben fd^illernben 
®(anä ber brüd&igen ©eibe l^erauSjubringen 
(Slbb. 58). 

3tu3 biefcn unb anberen @j<)crimcnten 
ttjurbe aSalteau enbUc^ burc^ ben 3tt>öng 
^erouSgeriffen, mit bem i^m bie ?lfabemic 
brol^te, bie feiner ©äumigfeit allgemad^ über* 
i>^öffig geworben war. S)aS 2lufna{)mebilb, 
baS fSSatttau ju malen f)atte, mu^te noc^ 
ben ©afeungen ber Slfabemie in itircm 
©ifee, im Souüre felbft, unter ber ?luffid)t 
ber fdjon erwähnten SKaler 93arroi§ unb 



©ifeung beS Sfal^reS 1715 lam bie 8ltt= 
gelegcn^eit abermals jur ©prad^e, unb e§ 
fd^eint, bafe irgenb ein SWitglieb ber Slfa^^ 
bemie ein gutes SBort für SBatteau einlegte. 
S)enn wir erfal^ren auS ben ©ifeungS^jroto^^ 
loKen, bo§ il^m am 25. Sotiuor 1716 aber- 
matö ber ?lblieferungStermin verlängert 
würbe. S)aSfelbe gefc^a^ am 9. S»inuar 
1717, aber bieSmal nur um einen aWonat, 
ber öielleidit aud^ noc^ um ein betröd^ttic^eS 
überfc^ritten würbe. 8llS fic^ SBatteau enb= 
lic^ entfdblofe, fic^ in bie Älaufur ber 2(fa= 
bemie ju begeben, folgte er ber glüdtlid^ften 
Eingebung feines flebenS. @r arbeitete 



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$tntotne Watteau. 



61 



unter feinem inneren S^^nge; in ttjenigen 
Socken ftrid^ er eine ber genialften ©fijjen 
^in, bie bie Ännftgefc^id^te aller Seiten 
fennt, unb bie Slfabemie ftonb, ate fie jtc^ 
am 28. äuguft 1717 jur abftimmung 
über bie Slufnal^me SBatteouS in i^ren 
@(^o§ öerfammelte, einem aKeiflerttjerle 
gegenüber, baS bie lange Steige ber bi^* 
^erigen ;,2lufna^mebilber'' öerbunfette unb 
fc^on nad^ einem ^atirl^unbert feinem ©(^öt)fer 
ben Slu^m ber Unfterbtic^feit begrünbete. 



üblichen Slrt f)aitt abftimmen laffen, ^at 
fie ben genannten $errn SBatteau afö 2lfa* 
bemifer aufgenommen, fo ba§ er bie mit 
biefem ©tanbe öerfnü^jften SSorrec^te ge* 
niesen lann, inbem er aber jugteic^ auc^ 
ben ©a^ungen ber Slfabemie gel^ord^t, ttjaS 
er gelobt l^at, inbem er ben @ib in bie 
$anbe be^ |)errn ©o^pel, ^ofcaöalierS unb 
erften 3Ra(er§ beS Könige unb @r. Äönig* 
lid^cn $o^eit be§ ^erjogS üon DrteanS, 
ber ^eute ber Serfammtung präfibierte. 3Ba^ 




«bf>. 55. S)aSftonaert. 92a(^ bem ®emftlbe im S3efi|^ bed beutfd^en ftaiferS. 
(Sftaäi einet Ctiginalp^otograp^ie Don S3raun, di^mmt A (Sie. in 2)oma(^ i. (S. unb $ari8.) 



S)o^ ^rotofoH iener bcnftoürbigen ?luguft* 
fi^uttg, hjorin juerft Don ber ,,@infd)iffung 
no^ ber 3nfel E^tl^ere" bie SReöe ift, 
Hingt freilid^ öugerft troden. ®S loutet in 
feinem gefc^äft^mäjsigen 2lftenftil: „^eute, 
©onnabenbben 28. Sluguft 1717, ^at bie 
Slfabemie eine ©eneralöerfammlung abge* 
Ratten. |)err Stntoine SBatteou, SWaler, 
geboren in Salencienne^ unb am 30. Si^^i 
1712 5ur a3ett)erbung um bie SKitgliebfc^aft 
5ugelaffen, l^at baä ©emätbe bringen (äffen, 
ba§ il^m für feine aufnähme aufgetrogeu 
morben ttjor unb baS ein galantes geft 
barfteHt. Stac^bem bie Slfabemie in ber 



ba§ Oelbgefd^enf betrifft, fo ift eä auf bie 
©umme bon ^unbert ßibreS ermäßigt ttjor- 
ben." aWe^r afe baS $rotofoH fagen unS 
aber bie Unterfd^riften. SluS il^nen get)t 
^erüor, bafe bie Slfabemifer in ganj un* 
getoöf)nli^er S^ijl jur Slbftimmung f)erbei== 
gefommen toaren, fei e§ auS SWeugier, fei 
e§ aus mirflic^er leilnal^me, unb ba 3Bat=^ 
teau, ber nunmel^r fetbft aWitgtieb ber Slfa* 
bemie getoorben h)ar, fdjon baS ^ßrotofoH 
über feine eigene Slufna^me unter^eid^nen 
burfte, ift eS ein merfttJürbigeS Sufammen- 
treffen, baß unmittelbar hinter feinem 3tamen 
ber feines frül^eren SlrbeitgeberS ©taube 



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62 



8(ntotne SBatteau. 



®ittot folgt, ber fonft ein fe^r fcücitcr 95c= 
fuc^er ber SHabemtefi^ungcn mar, bo er bcS 
©onnobeitbg immer Diel mit ber Sftred^nung 
bc§ SSod^enlol^nö für feine ©cl^ilfcn ju Üfun 
t)atte. aSermuttid^ ipor injtoifd^en ber ®roII 
gefd&tounben, ber bie beiben tolentöollen 
aWenfc^en bor Qfal^rcn getrennt l^atte, unb 
(SiHot fnc^te ettoo^ borin, feine Sieiblofigfeit 
gegenüber im ©rfolgen feinet jüngeren 
Slebenbul^Ierg öffentlich ju bejeugen. 

%xß bem Sefi^e ber äfabemie Ift bie 
„einfd^iffung md) ber 3nfel E^t^cre'' in 
ben Sonore gcfemmen, h)o fre je|t einen 
@^ren:|)Ia^ in bem Salon carr^ einnimmt 
unb Don ben franjöfifd^en Sritifem in oHen 
Xonarten aU ber „Slul^m ber franjöfifd^en 
©d^ule" gepriefen Wirb, greilid^ mifd^t fid^ 
in biefen Sobgefang anc^ ein Ion ber SBe^* 
mut unb ©ntfagung. S)enn ba^ Silb im 
Sonore ift nur eine in ttjcnigen SBod^cn, 
DieHeid^t aud^ nur lagen l^ingeftrid^ene, 
hjenn aud^ l^öc^ft geiftöotte ©fijje, eine 
3m^)robifation, bie Eingebung eines ?lugen== 
btidfg, ttjenn aud^ eines günftigen unb glüdf* 
lid^en, bie bur^ ben 3^öng ber Ätaufur 
nic^t in il^rem freien 8d^tt)unge gel^emmt 
ttjorben ift. SBatteau betra^tete biefeS Silb, 
baS übrigens in bem ^ßrotofoH nur furjtoeg 
„ein galantes geft" genannt toirb, nur als 
eine SSorarbeit. 8US er fie mit ben fedfen 
3ügen feines bidt mit garbe gefättigten 
S3orft^)infelS auf bie Seintoanb fefete, f^webte 
i^m bereits eine reifere unb bielfeitiger 
burd^gebilbete Äontpofition bor Singen, unb 
er {)at, auSna^mStocife einmal im SBiber- 
ft)rud^ mit feinem unfteten ©l^arafter, feinen 
5ßlan burdigefü^rt. S)iefeS auSgereijte Silb, 
fein hJirßic^eS SKrifterf^aftSbitb, ift, olS eS 
fertig toar, in ben ©efi^ bes $errn tjon 
3ulienne übergegangen, unb als biefer fid^ 
eines leileS feiner Sammlungen unter ber 
§anb entäußerte, fauften eS bie Agenten 
eines t)reu§if^en 5ßrinjen, ber in ber ib^Hi* 
fd^en ®infamfeit feiner Keinen SRefibenj in 
ber 2Rarf ben aRufen unb ©rajien graut» 
reidiS o^jferte. 2ltS Stont)rinä griebrid^ 
na^ ber ^erföl^nung mit feinem SSater unb 
nad^ feiner SSermälilung feinen |)of^att im 
©d^loffe JU JR^einSberg auff^lug, toar fein 
eifrigfteS 93eftreben barauf gcrii^tet, feine 
@efeafd^aftS==, aBof)n== unb SlrbeitSräume mit 
SBerlen franjöfifc^er Äunft auSäuftatten. SSon 
ben aRalern toaren bamalS 3Batteau, Son= 
cret unb 5ßater feine Sieblinge, unb fd^on 



im 3fiot)ember 1739 fonnte er feiner ©d^njcfter 
SBiC^elmine trium^jl^ierenb melben: „SlHeS 
ift (in SR^einSberg) möbliert; mir l^aben 
jtoei mit ®emälben angefüllte gimmer; bie 
anbem finb mit ©piegeltmmeauS unb mit 
öergolbetem ober üerfitbertem ^olitoerf auS= 
geftattet. ®ie meiften meiner ®emälbe finb 
.üon SBatteau unb Sancret, jttjei aRalem 
aus ber ©d^ule bon Srabant." 3)aniatS 
ober in ben erftcn Sauren nac^ feiner 
2:]^ronbefteigung mu^ griebrid^ ber ®ro^ 
bie „®infd^iffung nad^ ber 3nfel ©^tl^ere'' 
angekauft l^aben, ba er fpäter ben ®c* 
fdfimadt an ben Silbern ber franjöftfd^en 
@^ule öerlor unb burd^ feine Slgenten 5U== 
meift auf grofee ©emälbe t)on StobenS, bau 
3)^ unb anberen ölamifd^en aReiftem fal^n* 
ben lie^. 3n weiteren Reifen toox baS 
berliner Silb unbcfannt, obttjol^l 3ulienne 
CS burd^ Xarbieu ^oitt fted^en laffen. @rft 
S)o^me, bem bie Äunftfammlungen ber fönig- 
liefen ©d^löffer wie leinem anberen tjor 
i^m juganglid^ waren, l^at bie Süifmerffam- 
feit auf biefeS ffleinob gelenft, unb eines 
SageS erfd^ien ein ?ßarifer Slgent, ber nod^ 
t)or ber Seit beS ^öd^ften SBatteaidultuS 
250 000 SRarf bafür bot! gür rinige SBod^en 
würbe es bann im ^al^rc 1883 burd^ eine 
äuSfteHung in ber berliner Äunftafabemie 
ber Öffentlid^feit jugänglid^ gemad^t, unb 
feitbem ift eS ber ©egenftanb franjöfifd^er 
©tegien geworben. @o fd^reibt ?ßaut aRat^ 
in feiner Siogra^jl^ie SBatteauS: „S)ic öer* 
mehrte unb öeränberte SBieberl^olung ber 
,@infd^iffung nad^ Eqtl^ere* leud^tet an ben 
SBänben ber faiferli(|en Slefibenj mit off 
bem funfelnben ©lanj einer franjöfifd^cn 
Slume, bereu fic^ unfcre föönige Rotten be* 
mächtigen fönnen, Wenn fie bie aRaterei 
geliebt unb gelaunt l^ätten. Sticht unfere 
Kolonien allein l&at Subwig XV. berloren; 
er f)at bicfelbe aiad^läffigfeit gegen ben Drt 
gezeigt, wo fic^ einige unferer foftbarften 
aReifterwerfe befanben. SBelc^ ein geiler, 
SBatteau in bie SSerbannung ju fd^idcn! 
(£S ift nid^t Wal^rfd^einlid^, ba§ wir jemals 
bie ,®infd^iffung* in Berlin neben unferer 
ml^müollen ©Räje im Soubre auffteßen unb 
uns burc^ eine f^no^jtifd^e 5ßrüfung werben 
JRedienfd^aft ablegen fönnen öon ben Unter- 
fc^ieben, bie jWifd^en bem erften Iraum beS 
aReifterS unb bem enbgültigen SluSbrudf 
feines ®ebanfenS üorl^anben finb. SRoc^ 
ein SBort! S)aS ©jemplar beS ©d^loffeS 



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^ntoine SBattcau. 



65 



in aScrKn ift BelüunbcrungSlüürbig erl^aüen. 
e§ ift eine§ ber fd^önften SBatteauS bcr 
SBelt!" 

S)a ani) toir eg nid^t für toa^rfd^einlid^ 
Italien, ba§ ba§ aKetftcrlüerf SBattcauS je* 
xnalS toieber feinen SBeg nad^ ^ari§ §urücf* 
gelten toirb, Begnügen lüir un§ mit ber 
Konfrontation ber betben Sjemplarc in Hb- 
bilbungen, bie toenigften^ genau über bic 
SSerfd^ieben^eit ber Äoml^ofition orientieren 
(Slbb, 59 unb 60). SBo^er ber Künftler 
ben ®runbgebanfen gefd^öpft l^at, ift nid^t 



t)on beftänbiger ©el^nfud^t nad^ ber fagen== 
l^aften Siebe^infel int Dcean, nad^ S^tl^era, 
bem ber 2lp^robite geloeititen ®Ianb ber 
©ried^en, tJerje^rt lourben, loo alle Setben* 
fd^aften gefüllt würben, too e§ feine ©d^mer* 
gen unb Seiben ber Siebe ntel^r gab unb 
ba§ bunfle ©ef^^enft ber ©orge burd^ bic 
$errfd^aft ber ewig läd^elnben St^j^robite, 
ber ©^tl^erea be§ 17. unb 18. S^^rl^unbertS, 
für afie Stikn verbannt Sorben Itjar, 

SKm engften Rängen beibe ©yentplare irod^ 
in ben gigurengruptien be§ 3Bittetgrunbe^ 




«W. 57. ©tubic 8U bcm Silbe „®alantc ©efcllfc^aft im ^freien" (öergl. «bb. 56). 

3ei(^nung im Soubte in $arid. 

(92a(^ einer £)riginaI|)^otogra))]^ie oon S3taun, (Slöment & (Sie. in l^omac^ i. (S. unb $ari8.) 



nte^r feftäuftellen. 9fnt S^l^re 1713 tourbe 
in ber großen Dptx ein öon gufüier er* 
bad^teS Sattett ntit SKufif t)on ^Bourgeois 
unter bem litel „Les amours deguis6s" 
(®ie öerHeibeten SiebeSgötter) jum erften* 
ntale aufgefül^rt unb feitbem ^äufig loieber* 
l^olt. SSiettei(^t l^at SBatteau, ber, ttjie toir 
tt)tffen, ntit ber SBelt be§ ItieaterS ebenfo 
eng öerbunben mar, mie mit feinem Urbilb, 
bem ffomöbiantentum in ber öornel^men 
SBelt, biefem SBaHett bie erfte Slnregung ju 
feinem Silbe entnommen, öieHeid^t ift ba^ 
Silb aber aud^ ber gleid^geitigen Sieben* 
unb ©d^äferi^rit entfproffen, beren Sänger 

9lofen6etg, 9tntoine SESatteau. 



jufammen, bie im großen unb ganjen bie* 
felben geblieben finb: red^t§ bie brei 5ßaare, 
bie ba§ Siebling^t^ema SBatteaufd^er ®a* 
lanterie variieren, ben jur %f)Qi loerbenben 
Sntfd^Iuß, bie Sntfd^fie|ung felbft unb bie 
fanfte Überrebung baju, bann in ber SKitte 
ber Sh ^^^ ^on Siebesgöttern geleiteten 
5ßüger, beren öorberfte 5ßaare fid^ bereits 
anfc^icfen, bie 95arle gu befteigen. aber im 
übrigen, meldte SSerfd^ieben^eiten! 9luf bem 
aSerüner ©jem^^Iar ragt ein bewimpelter 
SDlaft in bie Suft empor. Amoretten finb 
an bem 3Baftbaum Ijinaufgefd^mebt unb 
*geflettert, um im SSerein mit anberen baS 

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66 



^ntoine Watteau. 



leidet t)om SEBtnbe aufgebläl^te @egel auf^ 
jujiel^en, unb ein brittcr Zxvipp fd^Iingt 
im Ät^cr einen anmutigen Steigen, ^^getoiffer* 



in bcr ©eftalhing ber Sanbfd&aft. Sluf bem 
^Parifer Silbe anfcrt boS ©d&iff am ©eftabe 
eines t)on ^ol^en jadEigen Sergen umfci^Iof== 




^6(. 58. @ruppe aus bem Silbe „(Salante 0efenf(^aft im f^teien" (tietgl. 9(6b. 56). 
C^aä) einer £)ri8inaH)l§otoflta<)l§ie öon ©raun, (Jlöment & (Jie. in S)orna(i^ i. ©. unb ^ari*.) 



mafeen eine 5ßer)onififation be§ leidsten 3^- 
pf)i)x^, ber ba§ t)on roja leud^tenbem Sid^t 
umfloffene ^ilgerfd^iff l^inauSfü^ren foH in 
bie Icu^tenbe gertie!" (f. ba§ detail abb. 61). 
SHid^t niinber ftarl finb bie SSerfd^iebenl^eiten 



fenen ®elüäffer§, baS me^r ben ©inbrud 
eines ®ebirgSfeeS mad^t, atö ben beS Qn^ 
gangS ju bem unermefelid^en Dcean, tüo 
bie SiebeSinfel Hegen foH. Sluf bem Ser* 
liner Silbe öffnet unS ber SWaler bagegen 



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Stntoinc SBattcau. 



71 



lüirfüd^ ben StidC auf ba§ SÄeer. ®cr 
^orijont verliert ftd^ in eine ge^cimnis^ 
t)oHe, nebctl^afte gerne, ^ier ift anä) 



5Senu^ mit Sogen unb fföd^er auf l^o^ent 
^oftament getreten (ba§ detail 9lbb. 62), 
ju bcren güfeen ein junger SWann feine 




mf>.%i. detail aui bem ©emälbe 9(6^.60. 
(9la(^ einet OxiQinalp^otoQxapfiie t)on S3raun, (£I6ment & (Sie. in ^ornat^ i. (£. unb $arig.) 



ber aSorbergrunb red^tg gonj anber^ unb 
reid^er geftaltet lüorben. kn bie ©teile ber 
SSenuöl^erme be^ ?ßarifer ©jempIarS ift eine 
t)on brei Slmoretten umfpielte ©tatue ber 



©d^öne, t)on Reinen Siebe^göttern unter- 
ftüfet, JU ber romantifd^en ga^rt ju über=* 
reben fud^t. Slucfi bie ntalerifd^e Slu^fü^rung 
be§ aSerliner Silben ift forgfältiger unb fo* 



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72 



^ntoine SBatteau. 



über. 3:ro|bem bel^ält oud^ ba2 ?ßarifer 
®jcnt|)Iar feine eiflenartigen SSorjüge. „SSiff 
man bie ©umme be§ SSerglei^ä jtoifd^en 
beiben Silbern jiel^en/' fagt ©ol^me auf 
®runb feiner langjährigen ©tubien, ^fo 
toirb man fagen muffen, ba§ bie Sompo== 
fition fotoo^I toie bie SÄalerei ber giguren 



renbften Sprünge barauf ^cA freifid^ fd^oit 
ber ateftaurator ^ubcdEen muffen." Slnbere 
Sritifer finb ft)ieber burd^ bie tabellofe 6r= 
Haltung be^ berliner Silben unb be§ be= 
jaubernben 9letäe§ ber ffompofttion beftimmt 
ioorben, biefem bcn SSorjug t)or bem ^ßarifer 
ju geben. 9lm Snbe ift ber Streit aber 




abb. 62. <£)etail aui bem ®emaibe 9lbb. 60. 
0ladi einet Otiginalpl^otogra^j^^ie bon Staun, CS;i6ment & (Sie. in ^otnat^ i. (£. unb $atid.) 



im ^Berliner ©jemplar Beffer ift, ba§ bieg 
bafür aber an lanbfd^aftlid^em 9iei^ unb 
rein malertfd^en Dualitäten erl^eblid^ hinter 
bem 5ßarifer 5urüdEftet|t. Übrigens ift ber 
gan^ eigentümlid^e golbige Steig, ben lefetereS 
l^cute befifet, ein tüenig bem Umftanbe 5u= 
jufcfireiben, bafe fein girnife burd^ Sllter 
ober frembe Sutl^^ten gelb geujorben ift. 
©rlialten ift ia^ berliner ©jemplar tabet 
loS, ba§ 5ßartfer im ganzen gut; bie ftö- 



müßig; tüir l^aben ®rünbe genug, un^ 
beS UmftanbeS ju freuen, bag SBatteau^ 
reiffteS SBerf un§ in gwei Raffungen er* 
l^alten ift, bie beibe fein gefamteS ©d^affen 
frönen. 

5Rad^bem er einmal biefe $ö]^e erreid^t 
l^atte, blieb er fid^ lüä^renb ber i^m nod^ 
befdjiebenen öier ^af)xt feinet SebenS fo 
gleid^, baJ3 e§ fd^mer l^ält, feine legten 9lr= 
beitein nad^ ber S^xt if)rer ©ntftel^ung fc^arf 



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%nimnt SSottcau. 



73 



mtSetnanbcr ju l^aücn ober gar auf bc^ 
ftimmtc Qfa^re ju öerieilen. SBir ^aben 
für bic Datierung nur einige allgemeine 
"än^aÜ^pmttt. SBatteaug ©eftalten lüerben 
feit 1716 ober 1717 immer fd^Ianfer, fein 
Kolorit ge^t t)on bem ft)armen ®otbton 
ber S^tl^erebitber attmäl^fid^ gu einen noc^ 
lid^teren unb bidfferen ©efamtton über, unb 
in ben ffompofitionen ft)ieber^oIen fi^ ge=^ 
loiffe aJiotiöe feiner früheren ©d^öpfungen, 



alle Sranfen, benen töxptxtiä)t SSerfaffung 
uni ®ett)iffen itn ®enu§ ber Sebengfreube 
ober bie 93egrünbung einer eigenen Sctmilie 
öerfagen, ein järtüc^er greunb ber fiinber, 
auf bie er atteg übertragen ^u l^aben fd^eint, 
loaS il^m bie SHatur an Siebe unb Siebe* 
bebürfniS in fein $erj gelegt l^atte. ®r 
fal^ nid^tS 9lrge§ barin, ffinber an feinen 
galanten geften teilnel^men ju laffen (ögt. 
9lbb. 56), unb toie SRubenS ben Amoretten, 




«6b. 63. 



aftia ober ber Sana. 9«ac^ bem ©emälbe im »eflj^e bc» bcutft^cn Äaifer». (Scrgl. ba8 Zittiblatt.) 
0taäi einer £)rigtnal))]^otogra))l§ie bon S3raun, (Element & CSiie. in Somat^ i. @. unb $arig.) 



inbem er bie in feinen reid^en ©tubien- 
fd^afeen öorl^anbenen ©ruppen immer t)on 
neuem in einer lanbfd^aftfid^en Umgebung 
fombinierte. Den E^ttiercbilbern am näc^- 
ften ftel^t in ber lid^tloarmen gärbung eine 
ber 5ßer(en au§ ben ©rtoerbungen griebricfi^ 
be§ ©rofeen, bie unter bem Flamen „3)er 
3:anä" bcfannte ffinberib^tte, bie aud^ nad^ 
bem 2lnfang§t)erfe unter bem banad^ an=' 
gefertigten ©tid^e „Iris c'est de bonne heure 
avoir Tair ä la danse" bie „tan^enbe 3^^" 
genannt loirb (Slbb. 63). SBatteau loar, toie 



bie bie ®ötter be§ Dl^mp^ ober bie Reiben 
ber gried^ifd^en ©agc gu atterl)anb t)erfäng== 
liefen Siebesabenteuern ermunterten unb 
begleiteten, bie ßüge feiner ©inber gab, 
fu^te aud^ SBatteau bie SKobeHe ju feinen 
Siebesgöttern unter ben Äinbern ber t^m 
befreunbeten bürgertid^en gamitien, bie fid^ 
fid^erlid^ freuten, i^re SiebKnge auf ben 
Silbern beS fd^üc^ternen SWaterS in lomifd^er 
SSerHeibung ober in ber 5RadEt^eit ber ^imm* 
tifd^en ®ngel parabieren ju feigen, ^n ber 
„tangenben griS" l^at SBatteau am meiften 



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74 



^Intoine SBatteau. 



bic Slaiöetät feiner eigenen ffiinberfeele ent^ 
l^ünt. J)ic ^inber jinb ganj unter fid^, 
unb tpenn bie Heine 3ri§, bie ftd^ l^öd^ft 
graöitätifd^ bei ben Älängcn bcr Sc^alntei 
i^re§ jugenblid^en ©c^äferS belüegt, bie 
Äofetterie ber ©rtood^fenen naä)Qi)mt, fo 
liegt in i^rer Spaltung foöiel Slnmut, foöiel 
Unfd^utb unb S)ronigfeit, ba§ niemonb ber 
©iebanfe aufftetgen lüirb, ia^ in einem 
fittenlofen S^italter anä) bie ffinber bereits 



baren aKannigfoÖigfeit, öon bem bunten 
©d^itterglanje be§ SBatteaufc^en S^oIoritS ju 
vermitteln. 

3ur 3eit, tüo SBatteau in ben S^ttjere^* 
bilbern bie Qko^Ü)at feinet SebenS bolI:= 
brad^te, fanb aud^ fein Sntereffe am Sweater, 
an ber ©d^aufpielerlüclt ft)ieber neue 3la^^ 
rung. ®ie italienifd^en ffiomöbianten, bie 
Sublüig XIV. verbannt l^atte, toaren von 
bem öergnügungSfüd^tigen ^Regenten ^^Ui^))> 




^bf>. 64. ^ie Siebe auf bem ftanaöfifc^en Xl^eater. ffladi bem ®emaibe im Idniglid^en äHufeum in 8erlitu 
ifHadi einet $^otogxa^^ie oon ^tans ^anfftängl in 9)lün(^en.) 



ben Äeim ber SSerberbt^eit in fid^ trugen. 
S)er Siebreij beS gangen Silben ift fogar 
fo beftridfenb, ba§ eS nur einem !att pru=* 
fenben Sluge offenbar tüixh, ba§ bie gigur 
beS tangenben 3Käbd^enS im SSerI)ö(tni§ jum 
^intergrunbe gu grojs genommen unb bajs 
fein tinfer 9lrm burc^ einen ©e^- ober 
glüd^tigfeitSfel^Ier be§ ffltaterS graufam ber* 
lürgt ft)orben ift. Srofebem ^aben un§ bie 
foloriftifd^en Steige beS ©emölbeS tjeranla^t, 
ben SSerfuc^ ju mad^en, in unferem farbigen, 
bie §au^)tfigur toieberl^olenben Sitelbilbe ben 
Sefern eine SSorftettung tjon ber tt)unber=« 



von DrIeanS im gal^re 1716 toieber jurüd* 
gerufen loorben. @ie feierten öermutlid^ 
einen frö^tid^en Singug, unb SBatteau ift 
fidler einer Von benen geloefen, bie fie mit 
befonberS großer greube begrüßten. Slber 
balb empfanben bie Italiener, ia^ ber 3u^ 
fammen^ang gttjifc^en il^nen un\> bem ^arifer 
5ßublifum tt)ä^renb ber ätoanjig ^af)xt itirer 
aSerbannung gerriffen toorben toar. ®ie 
SRaSfen ber Italiener toaxcn nic^t öergeffen 
tt)orben, ba fie, loie ft)ir fd^on frül^er er* 
tt)ät)nt l^aben, in bie 2Ra§fengarberobe ber 
^arifer S'arneöatöfefte übergegangen ttjaren. 



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^ntoine äBatteau. 



75 



SlHtnä^Iidö tourben fte bann verfeinert, ge= 
miffermaften mit franjöfifd^er ©rajie unb 
gaöifd^em SBi^ burd^geiftigt, unb ü6erbie§ 
toaren bic litterarif^en anfpriid^c, bie man 
in 5ßariö an fi^omöbien fteHte, ntitlermeile 
fo gefticgen, bafe bie Stciüener fid^ baju 
öerftel^en mußten, ntand^e i^rer ©tgenarten 
aufjugeben unb htn SBetlfampf mit ber in= 
jmifd^en aufgeblül^ten unb erftarften fran=^ 
jöfijd^en S'omöbie aufjunel^men. SBattean 



bie miteinanber frennbfd^aftlid^ anfto^en, 
finb trofe i^reS auffälligen ÄoftümS ^mei 
®ötter beS gried^ifd^en Dt^mpS: ber fd^Ianfc 
l^od^gemad^fene |)err mit bem J)reif|)i|^ mit 
friegerifd^em g^berfd^mudC auf bem Raupte 
ift, lüie ber Äöd^er an feiner Seite an^ 
beutet, apoHo, unb ber mit SBeinlaub U^ 
fränjte Sii^Ö^iJ^Ö ^i^f i^^r ©teinbanf ift 
Saccus, an ben fid) eine jugenblid^e ©d^öne, 
^ebe ober Slriabne, järtlid^ fd^miegt. SSor 




«66. 65. <S)ie Siebe auf bem ita(ienif(^en Sweater, ^ad^ bem ®emä(be im löniglit^en SRufeum in S3eclin. 
i^aä^ einer ^ffotoqtapfiii bon Organa ^anfftängl in 9Rän(^en.) 



ift ber Haffifd^e ©d^itberer biefer SRiöalität 
biird^ jtoei Oemälbc gelüorben, bie unter 
bem Flamen „S)ie Siebe auf bem frangöfif d&en 
S:^eater" unb „Die Siebe auf bem itatieni* 
fd^en S:]^eater" (im ^Berliner SKufeum, Slbb. 
64 unb 65) befannt finb. SBeld^e fpecietten 
9D?otit)e btn beiben S)arfteIIungen ju ®ruube 
liegen, ift nod^ nid^t ermittelt worben. 3lur 
foöiel ift erfid^ttid^, bag e§ fid^ auf bem 
Silbe ber franjöfifd^en Äomöblc um ein 
3nterme§50 in einem m^tl^ologifd^en SSattett 
ober einer m^t^ologifd^en Dper l^anbelt; 
benn bie beiben Figuren im ^intergrunbe. 



bem m^t^ologifd^en Srio tanjt ein franjö- 
fifc^eg ^aar ein 3Benuett, in einem Greife 
t)on SKufifanten, t)on Damen unb Eaöalieren, 
t)on ftänbigen SKaSlen ber ffomöbie, öon 
benen man red^tg ben in fc^loarjc irad^t 
geffeibeten ©caramouc^e erlennt. "S^a^ ®egen= 
ftüd ju biefem Silbe fül^rt un§ bagegen 
faft fömtlid^e SKagfen ber italienifd^en S?o== 
möbie t)or, aU SWittetpunft ber öon bem 
Sichte einer i^adtl unb einer Saterne be- 
leud^teten ®ruppe benbie (äuitarre fpietenben 
$ierrot in feinem weisen Äoftüm, hinter 
i^m ben ^arlefin, tt)eiter red^t^ ben „3Be5= 



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76 ^(ntotne äBatteau. 

jetin", and) eine ärt öon ^anStourft, beS SBatteaufd^ett Siebtittgä bilbet. 3^m 

ber [\i) burd^ feine l^offnungdlofen Siebeä* I)at er ein befonbereS ®en!mat in bcm 

toerbungen Idd^erlid^ mad^t, unb am (Snbe großen Silbe ber (Materie Sa Sage im Sout^re 

©copin unb Srigl^etta, auf ber Itnfen Seite gefegt, tt)0 ber lange toei^gelleibetc Surfc^e 

l^tnter 5ßierrot feine unjertrennlid^e (ät^ mit bem öerfd^mifeten ©efid^t fid^ in feiner 

föl^rtln, bie nedifd^e (Siolombine, bte aber ganjen Sänge redt, um bie (e|te Snfprad^e, 

bie fd^toarge ^atblaröe abgenommen l^at, bie moralifc^e 3lu|antoenbung ber fofirifd^en 

unb anberc SWaSfen, borunter ben ®ottore ftomöbie an bie B^^örer ju l^alten. ©eine 

ba S5oIog*na mit ber (angen 3lafe. SBatteau ®enoffen, bie fid^ l^intcr i^m in einer ©0== 

^ai niemals öor^er unb fpäter ein 95ilb benfenlung befinben, finb bemül^t, bcn ftör- 

mit fo öerfd^iebenartigen Sid^ttt)irfungen ge* rifd^en ®fel, auf bem ber ®oftor öon ©o^» 

malt. 9lur bad unter bem Slamen ^S)ie logna reitet, an einem ©eile öortoärtS ju 

Ka^abe" befannte S5ilb in ber ®alerie Kjar^ jicl^en (9lbb. 68). SBir ^aben in biefem 

tor^Sfi in ?ßari8 {W)b. 66), baö toir i^ier ©itteS mit bem anfd^eincnb fo l^armlofen 

jum SSergleid^ ^eranjie^en, gibt nöc^tltd^e unb bod^ öon öerl^altenem ®eift jittemben 

Sid^teffefte, aber mit geringerer SWannig* ßöfl^^i unjloeifell^aft ein Porträt öor unS, 

faltigfeit loieber, unb überbieg finb bie giguren unb ?ßaul äRanfe l^at fic^ aud^ ^aJ^rje^ntc 

fo fteif unb lebloS, fo ungefd^idt in il^rer ^inburd^ bie erbenöid^fte äRül^e gegeben, um 

Haltung, bafe man babei el^er an SBatleauS eine ?ßerfönlid^feit auSfinbig ju mad^cn, bie 

©d^üler Sancret aU an feinen SWeifter benft. um bie Qtit, Jüo SBatteau baä SKIb gemalt 

SBenn man bie beibcn Silber beS Ser:* l^at, ben ®i(Ieg in ber italienifd^en Äomöbie 

liner SWufeumS miteinanber öcrgleid^t, loirb ober auf ben SBanberbü^nen, bie fid^ auf 

man nid^t lange 3tt>eifel barüber empfinben, Qfa^rmärften jeigten, gef^jiclt l^at unb bie 

auf njelc^e ©eite fic| bie ©^mpatl^ien 8EBat*= bem älter nad^ ber t)on SBatteau bargefteHten 

teaua neigten. SBol^I l^at er nod^ ein Silb ?ßerfönlid^feit entfprod^en l^abcn toürbe. ©eine 

aug bem frauiöftfd&en Sweater gematt, auf Semül^ungcn finb öergeblid^ getocfcn unb 

bem ftc^ eine erregte ©cene jloifd^en einem mußten cd aud^ fein, ba e^ gar nic^t tt)at|r* 

tragifd^en gelben unb einer tragifd^en ^etbin fd^einüc^ ift, bafe SBatteau einen toirllid^en 

abfpiett, bereu Urf ad&e ein auf bem 95oben ßomöbiantenloiebergegeben^at. ©rafSa^te, 

üegenber, jerriffener Srief anjubeuten fd^eint, SBatteauS greunb unb Siograpör bejcugt 

eine toirÄid&e il^eaterfcene mit bem hinter* au^brüdCIid^, ba§ ber Äünftler au^er 5ß^an* 

grunbe ber SSü^nenfcenerie — aber fein tafiefoftümen aud^ ffoftüme öon ^omöbianten 

|)er5 unb feine Siebe loaren bod^ bei ben befaß, „mit bencn er ?ßerfonen bciberlei 

italtenifd^en Somöbiänten ober loenigftenä ®efcbled^tg befleibete, je nad^bem er fie fanb 

bei i^ren ffoftümen. SBirftid^e Sü^nenbilber unb tütnn fie fid^ baju öerftanben, i^m aU 

mit bem |)intergrunb gemalter ©ouliffen \)at SKobette ju ftel^en," unb einen bicfer gc- 

SBatteau nur feiten bärgeftellt, außer auf fälligen greunbe toerben toir tool^I auc^ in 

bem öorl^in erloäl^nten Silbe aud ber fran= bem berül^mten @iffe§ ber ©ammlung Sa 

jöfifd^en Sragöbie auf bem Silbe „S)ie Kaje jU erfennen l^aben. SRod^ mel^r toirb 

italienifd^en Äomöbianten", ia^ Saron gc== biefe ©emo^n^eit SBatteau^ burd^ einen 

ftod^en ^at {W)b. 67). ®§ ift eine ber SerS beftatigt, ber unter einer öon tl^m 

legten arbeiten SBatteau^, bie er toä^rcnb felbft aufgeführten Stabierung „La tronpe 

feinet Slufentl^altS in ©nglanb gemalt l^at itÄlienne" (®ie italienifd^e @d^auf<)ieler* 

unb amar 1719 ober 1720 für ben «r^t gefettfc^aft, «bb. 69) fte^t: 

Dr. aJieab, au§ beffen »lai^laß ba§ Silb i^es habits sont Italiens, 

1754 öerfauft würbe. Sefet ift eS im Sefi^ Les airs fran^ais, et je parle, 

beö ^errn (ä^roult in ^ari§, nac^ bem Urteil Que dans ces vrais com6diens 

t)on 5ßaul 3«anfe ein „SBatteau t)on Ijöc^fter ^^^ ^^^ aimable trompene 

Sebeutung . . . eine SWalerei, bereu Kolorit (b. 1^. bie ^oftüme finb italienifd^, bie ®c* 

äußerft glän^cnb ift, auf ber bie $infet fid^ter aber franjöfifd^, unb id^ toette, baß 

fü^rung freier unb geiftreid^er ift al§ je in biefen tt)af)ren ^omöbianten eine liebenS- 

5UDor." ®§ fd^eint tüiebcr bag ©d^luß* ttJÜrbige Säufc^ung liegt). Son einer biefer 

tableau einer ^omöbie ju fein, bereu SRittel^ SWaSfen, einem SWejjetin, ber fid^ auf einem 

punft bie l^oc^ragenbe ®eftalt be§ ®ille^, nur nod^ burd^ itn ©tid^ öon I^omaffm 



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^bb. 66. ^ie (Sadcabe. 92ac^ bem @em(tlbe in ber ®aletie (Saartor^Sfi in ^atii. 
0la^ einet Driginalpl^otogral^l^ie Don S^raun, (Slöment & Sie. in ^ornac^ i. @. unb ^atig.*) 



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1 



78 



Sfntoine SBatteou. 



befanntcn ©cmätbe inmitten feiner ©eföl^rtcn 
aU ®uitarrej|)ieler pxohnixttt, überliefert 
aJiariette, einer ber intimften SBatteaufenner, 
fogar au§brucf(i(|, bag ed bad ^^ortrdt bed 
Äunft^änbler^ @iroi§, be^ erften ^ßroteltorS 
unferes S*nnftrer§, fei. 



SBel^mut in fein ©d^idEfat fügenbe Siebl^aBer 
bleibt, \mx eine ber beliebteften (Seftafteu 
aSatteauS. @r toax fein fpecififd^ italienifd^eS 
©etoäd^S, fonbem fronjöfifc^en Urf<)rung§. 
SKit ^ilfe einiger gcid^nungen KaHotS l^attc 
ber @ci^auf|)ieler Slngelico ©onftontino biefe 










S)er ^aKesjetin", eine SÄittelfigur ^toU 
fc^en $ierrot unb golftaff, beffen 93eleibt^ 
Ijtit \i)n, troft feinet Sautenfpiefe unb 
feines girrenben (SefangS, ftetS l^inbert, bie 
®unft ber S)amen gu gewinnen, unb ber 
borum immer ber abgefallene, aber fic^ mit 



SWaSle gefd^affen, bie feitbem ein SBeftaub 
be§ franjöfifc^en S^eaterä geblieben toax 
unb ani) t)on ben StöKenern übernommen 
n)urbe, aU fie fid& genötigt foljen, fran== 
5öfifd^e Elemente in i^r alteS, üerbraud^teS 
9iepertoir aufjune^men. S)a§ gefd^ol^ juerft 



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^Intoinc Sßottcau. 



79 



im Sl^rit 1718, h)o bie gtaüener eine 
franjöfifd^e S'omöbie öon Slutreau in il^rcn 
befannten ajia§!cn auffül^rten, ju benen jc^t 
ber SKcäjetin iiinjulam. ®r burfte anä) 
auf SSatteauä galanten geften nid^t feilten, 
aber niematö ol^ne fein aMufifinftruntent, 
t)on bem er fid^ mel^r SBirfungen al§ uon 
feiner hjenig einnel^menben 5ßerfönKc^feit 
öerf^rid^t. ®inma( erfd^eint er aU ©uitarre^ 



ä^nüd^en in ber faiferlid^en ©alerie gu 
SBien (2lbb. 71) ^at er fid^ in bie ©in^» 
famfeit eine§ 5ßarfmin!efö auf eine ©tein- 
ban! jurüdEgejogen, in ber Hoffnung, bafe 
feine fd^meljenben löne eine irrenbe ©d^öne 
an feine ©eite unb in feine Sinne lodEen 
hjerben. 

©olti^er ©cenen unb ®in§elfiguren an^ 
bem itatienifd^en Sweater, ju benen 8Bat= 




«6b. 68. Oilleä. 9?a(^ bem (Semälbc ber Sammlung ßa ©asc im ßouore in $artS. 



fpieter auf einem S3itbe, bag burd^ ben 
'©tid^ banad^ ben Stamen „Le lorgneur" 
{titoa ber öerftol^Ien Seobad^tenbe, Slbb. 70) 
erl^alten f)at SBä^renb er nämtid^ beim 
®pid feinen Dberför^er ]^in= unb l^ertoiegt, 
hjirft er einen inbi^freten S3tidE in ben 
Sufen ber öor i^m im ®rafe fi^enben 
©d^önen, bie bertrauen^öoU feinem SSor=^ 
trage laufd^t. Sluf einem S3ilbe in ber 
Eremitage ju ©t. 5ßeter§burg unb einem 



teou feine eigenen lanbfd^aftlid^en hinter- 
grünbe fc^uf, finb ung nod^ mel^r in ®e= 
mä(ben unb ©tid^en erl^alten, fo j. S3. bie 
©in^elfigur be§ S)o!tor^ mit ber fünfte 
lid^en langen SRafe (2lbb. 72) unb eine ®e= 
feHfd^aft anfd^einenb ed)ter S'omöbianten 
auf einem SBitbe im 5ßarifer ^ßriüotbefi^ 
(Slbb. 73), ba^ angebli(^ ©d)auf^ieler ber 
fomtfd^en D^er ouf einer 3Keffe barfteHen 
foU. ©iflot, ^axlttin unb Kolombine finb 



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80 



^ntoine äBatteau. 



aud& auf bicfem S3ilbc bie beuorjugtcn 
©eftalten, bcnen SBatteau aU aRcnf(| unb 
2KoIer feine toarmftcn Steigungen entgegen* 
brad^te. Sluc^ eine 3^i^nung im a3efi|e 
beS ^erjogg öon ©eöonf^ire (2lbb. 74) 
fd^eint gigu^^^n iinb (Sviippm öom 2:]^eater, 
©ccnen aug einer £)ptv ober einem SaHett 
barjufteHcn. — 

Über ben weiteren Sebenggang SBatteau^ 
na6) feiner aufnähme in ben ©d^ofe ber 



4. September, aä)t läge nad^ feiner Auf* 
na^me, »o ein getoiffer ©ebaftian Sourbon 
einen Sortrog über baS Sid^t l^ielt, unb 
am 31. S)eäcmber 1717. ©eitbem ließ er 
fic^ nid^t »icber unter ben äfabemifern 
fe^en, unb biefc vergalten i^m ®Ieid^ei^ mit 
®Iei^em. SBenn ein Sßabemifer franf würbe, 
toax CS üblid^, bag jtoei feiner ®enoffen ju 
i^m gefanbt »urben, um fic^ im Srtamen 
ber Slfabemie nad^ feinem äjefinben 5u er* 




«aa. 69. $ie italienifc^e 8d^auf))ielergefenf(^aft. 9?a(^ einer atabierung XBatteau« 

nadi feinem (S(em&Ibe. 



SKabemie fließen bie Duetten ettoa« reic^= 
Iid)er al§ über bie ^aSjxt öor 1717. ®aß 
e^ i^m bei feiner Setoerbung um bie 3Kit* 
gliebfd^aft nur barum jutl^un toar, fid^ 
einer läftigen 5ßflic^t ju entlebigen unb fid^ 
jugteid^ bamit bie freie SluSübung feiner 
ffunft JU fid^ern, betoeift fein fernerer 9ln= 
teil an ben ©i^ungen ber Slfabemie. SBie 
bie 5ßrotofoHe ergeben, tft er feit feiner 
Slufnafime nur nod6 jttjeimal an ben 
©i^unggtagen im Souöre erfd^ienen: am 



funbigen unb i^m bie beften SBünfc^e für 
feine batbige ®enefung au§3uf))red^en. %U 
SSatteau in bie fd^toere ffranffieit verfiel, 
bie mit feinem 2:obe enbigte, unterließ man 
biefe $öf(id^feit, unb aU bie ffiunbe öon 
feinem 2lbleben eintraf, begnügte fid^ bie 
Slfabemie bamit, in getool^nter gefd^äftS- 
mäßiger Srodfen^eit baöon in il^rem 5ßrotofoII 
SRoti^ JU nel^men. 

SRid^t fo fe^r feine SSerad)tung ber 2lfa* 
bemie unb beS afabemifd^en SBefenS, avai) 



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5lntoinc Sßatteau. 



81 



nid^t ba§ (Sefüf)! feiner Überfegenl^eit über 
hk ®cnoffen, jonbern feine mit bemSäad^Stunt 
feiner. S'ranf^eit junel^ntenbe aWettfd^enfd^eu 



Iie§, obtoot)! fein Siogra^l^ ©erfaint anberc 
®rünbe angibt. ,,3)ie Siebe jnr fj^^eil^eit 
nnb Unab^öngigfeit/' fagt er, „trieben i^n, 




8tbK 70. 2)ct üctfto!^Ien Seobac^tcnbc (Le lorgneur). ^a^ einer aftabierung. 



ntag it)n beh)ogen ^aben, ben SSerfetjr mit 
ben Slfabemifern 5U meiben. ©ie toax hJol^I 
anä) ber ©rnnb, ha^ SBatteau fd^on naä) 
Söl^reSfrift ba§ gaftfreie §otef ©rojatg t)er= 

aiofcnbctg, Slntoinc SBatteau. 



an^ bem |)anfe be§ §errn öon ©ro^at 5U 
fd^eiben; er tooütt nad^ feiner Saune unb 
fogar in ber SSerborgen^eit leben. ®r jog 
fid^ 5U meinem ©d^njiegeröater (bem S^unft^ 



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82 



Äntoinc SBottcou. 



l^anblcr @iroi§) in eine Heine SQSol^nung 
fiVixM, unb er öerbot eS burc^ouS, feine 
SBo^nung beneit ju , entbcden, bic banad^ 
fragen hJürben." 9l6er im ®runbe toax e§ 
bod^ ber ^ang gur ©infamfeit, bie gurc^t 
t)or ber Serü^rung mit öielen SRenfc^en, 
bie i^n jur Trennung öon Erojat unb 
feinen Sunftfd^äfeen öeranlafet ^atte. ®enn 
SBatteau fd^eint e^ aud^ nid^t lange bei ©iroiS 



unb iu bem er fid^ l^ingejogen fül^Ite, toeil 
aud^ er ölömifd^er Slbftammung toax, SSon 
SSteugl^ete' fünftlerifd^en Dualitäten entwirft 
ajiariette, ber au^ge^eid^ncte ffunftfenner, 
ein feine^toegS fd^meid^ell^aftcg 35ilb. „Sr 
fonnte taum seidenen unb malte aucfi nid^t 
beffer. S)enncd^ befafe er ba§ @e^eimni§, 
!(eine Silber anzufertigen, bie gefielen. @r 
malte nämli(^ nur angenehme 3)inge, unb 




8155. 71. 2)er®uitartef))ieler. 3ladi bem ®emälbe in ber taiferlic^en Palette in 9Bien. 
(9{ad^ einer ^^otograpl^ie Don 3. £öto^ in aSien.) 



aufgehalten ju l^aben. ®nbe 1718 ober 
2lnfang 1719 bejog er namlid^ eine S33o]^= 
nung ipeit brau|en in ber Sorftabt ©t. 
SSictor, bie bamalg faft nur aug ßlöftcm 
unb (Sorten bcftanb, „in bem ^aufe be§ 
Steffen be§ ^errn Sebrun, an ben ®räben 
ber ,(S^riflIid^en Seigre' (eine^ fo genannten 
ßlofter^)/' unb jtüar jufammen mit bem 
SKater 9licoIa§ SSteugl^elä, itn er öermut- 
lid^ in ber 2Kabemie fennen gelernt l^otte 



feine giguren Ujie feine ßompofitioncn be- 
fa^en ettpaä ©infd^meid^elnbeS. ^ebcr brandete 
nid)t iu hJiffen, ba§ er fie aug ben SBerfen 
ber großen SJieifter jufammenge^lunbert l^atte. 
@§ öerurfad^te il^m feine Sefd^toerbe, baraug 
gan§e ©tüdfe ju folteren unb fie in feine 
®emätbe l^inüberjunel^men. SRan fanb il^n 
beftänbig öon ffiu^fcrftid^en umgeben, au^ 
bencn er fid^ fein fjiitter jufammenraubte . . . 
©eine ffioHegen fürd^teten i^n, bie ®ele]^r= 



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^ntoine äBatteau. 



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ten a6)kkn x^n.*' Sluf bicfc S33eifc tou^te 
er fid^ eine ©teHurtg ju grünben, unb mit 
$ilfe eiltet feiner l^o^cn S5efd)ü^er gelang 
c^ il^m fpater, junt 3)ireftor ber fran^ö^» 
fifd^en Slfabemie in SRom ernannt jn toer* 
ben. ®r ntufe aber aud^ gute ^erföntid^c 
@igenfd^aften befeffen ^aben, bie SBatteau 
fo beftad^cn, bag ber menfd^enfd^euc aJiater 



gtu^enb, 3^rc Sefanntfd^aft ju mad^en. ®r 
möchte gern ein SBerf, unb tüäre e^ no(^ fo 
Hein, öon ^l^rer §anb l^aben, unb jum ®r== 
fafe bafür toürbe er S^nen ettt)a§ öon feinen 
arbeiten fenben, benn eä mürbe il^m un- 
möglid^ fein, ginnen ben 5ßreig 3^^^^ SBer^ 
le^ JU überf enben . . . (£r ift mein greunb ; 
toix tool^nen jufammen, unb er bittet mid^, 




abb. 72. a)cr S)o!tot. 9lad^ einer aHabierwng. 



fid^ eng an ben fünftterifd) uiel tiefer 
fte^enben (Senoffen anfd^Io^. 3lo6) im Se^- 
tember beg ^ol^re^ 1719 hjotinten fie mit^ 
einanber, h)ie an^ einem Sriefe tieruorgel^t, 
ben SSIeugl^efö am 20. @e))tember 1719 on 
bie berül^mle ^afteUmalerin SRofalba ©arriera 
nad^ SSenebig f(^rieb: „®in üortrefflid^er 
SRann, §err SBatteou, uon bem Sie o^ne 
Stoeifel fd^on ^aben rebcn l^ören, hJünfd^t 



S^nen feinen tiefften 9lef^e!t barjubringen." 
®ine Begegnung SBatteaud mit ber SSene- 
tiancrin fanb erft eitoa ein ^a^x f^öter 
ftatt, om 21. Sluguft 1720, toa§ bie Äünft^ 
lerin auSbrücflid^ in i^rem logebud^ öer- 
merft l^at. 

3lu§ bem gatire 1719 befifeen h)ir anä) 
ein intereffante^ 3)o!ument, eine eigenl^änbigc 
Quittung SBatteauS für ein 33ilb, ba^ il^m 

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STntoinc SBattcou. 



bcr JRegcnt abgefauft l^atte: „^ä) f)abt 
öon bem §crrn §er§og öon Driean^ 
260 SiureS (granfen) für ein !(eine§ (Se== 
ntälbc erhalten, ba§ einen ©arten ntit aä)t 
giguren barfteHt. begeben in 5ßari§, am 
14. 2luguft be^ 3a^re^ 1719. Stntoine 
SSateau." @o fd)rieb fi^ alfo ber Sünft- 
ler felbft, unb. biefer Duittnng ift and^ bie 
Unterfd^rift entnommen, bie toir ber SRa* 
biernng nad^ feinem ©elbft^orträt beigegeben 
^aben, ha^ ü)n in ben legten ^al^ren feinet 
SebenS barfteHt. 260 gronfen für ein Silb 



Meiner 93rief, ber leiber nid^t batiert ift, 
aber nnatoeifet^aft in ber geit öon 1717 bi§ 
1720 gef daneben toorben ift, lägt un^ einen 
SinblidE in bie ärt tl^un, toie er feine 3^it 
einteilte. S)a§ Siffet ift eine Slnttoort anf 
eine (Sintabnng beö Sunft^önbler^ ®erfaint, 
ber fein ©efd^äft an ber Slotre^Same-SrüdEe 
^atte: „ßieber grcunb ©erfaint, ja, id^ toerbe 
morgen (Sonntag), toie S)n e§ ttJünfd^eft, 
jnm SKittagöeffen mit Slntoine be la SRoquc 
jn 3)ir fommen. 3d^ beabfid)ttge, um je^n 
Ul^r jur 2Keffe nad^ @t. ®ermain:=be-r2lujer== 




«66. 73. ©d^aufpiclcr bcr fomift^cn Sdptt auf einer aWeffe. 

yiai einem ®emälbe in $arifer ^ribatbeft^. 

(Sf^od^ einer Dri0inaH)^otogra|)l^ie öon ©raun, ©I6ment & ©ie. in 2)ornad^ t. ®. wnb ^ari8.) 



mit aä)t fjiguren ift eine jämmerlid^e 93e^ 
^at)Iung, aud^ tnenn man annimmt, ha^ ber 
SSert be^ @elbe§ üon bamalä bi^ auf unfre 
3eit dtüa auf ha^ SSierfad^e geftiegen ift. 
SBatteau tvax e§ jebod^ nid^t anberä ge== 
Jüoljnt, unb ba er immer befc^eiben unb on- 
fprud^^tog blieb, tfat er ou^ tro^ feiner 
enormen S^^ätigfeit feine Sc^ö^e fammetn 
fönnen. 9lud^ fd^eint er fein forgfamer 
§üter be§ ©rtoorbenen getoefen ju fein. 
3)a§ ®elb, ha^ er uerbiente, glitt i^m leidet 
burd^ bie ginger, tro^bem \)a% er feine 
fd^tnefgerifd^en (Seh)0^n|eiten l^atte unb fid^ 
aud^ t)on 2lu§fd^meifungen fern l^ielt. Seine 
öeben^toeife tvax einfad^ unb geregelt. Sin 



roi§ ju ge^en, unb id^ ujerbe fidler ju 
äRittag bei 3)ir fein, benn i6) l^abe uorl^er 
nur nod^ einen einzigen S3efud^ bei greunb 
aKotinet ju mad^en, ber feit Uierje^n 3:agen 
ein ujenig an griefeln leibet. S3i§ bal^in 
S)em grcunb SBatteau." 

Slntoine be la SRoque toar ber litterarifd^ 
unb fünftlerifd^ gebilbete S'riegämann, ber 
fid^ nad^ feiner fd^ujeren SSermunbung in 
ber ©d^Iac^t bei SKal^jIaquet ber Sitteratur 
unb ber ^ubliaiftif geujtbmet l^atte. ©r 
fd^rieb Sejte für D^ern unb gab eine 3cit= 
fd^rift, hen „SKerfur", I)craug. S)afe SBat^ 
teau tro^ feiner galanten Silber, t>k i^n 
fpäter in ben Stuf ber griöolität unb be^ 



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^Intoinc Sßottcau. 



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leid^tfertigen Sebeng gcbrad^t ^aitn, ein 
treuer @o^n feiner ßird^e mar, gef)t nic^t 
blofj au§ biefem Sricfe ^ertjor. ©in ^ano= 
nifu§ bcr Sirene gegenüber ber einen 
Seitenfront be§ Sonore, bte burd^ bie 
93artt)oIoniäu§nad)t eine traurige SSerül^ntt* 
l^eit erlangt l^at, ber 3lbb6 ^aranger, toax 
fein greunb geworben, unb barum beuor^ 
jugte er biefe Äird^e, toenn er ®ott bienen 
tüottte. 

9luf ba§ geringe ffia^itat, bag SBatteau 
burd^ feine Slrbeiten gufamntengebrad^t l^atte, 



iean für ben ^Regenten gentaft tiat, nid^t 
niet)r nad^junjeifen. ^n ber 1727 er= 
fd^ienenen „Sefd^reibung ber ©emäfbe be» 
$atai§ Ütotiaf, ber Ülefibenj beg ©er^og^, 
h)irb nur ein einjige^ 93i(b SBatteau§ er* 
hjätint, „bie 9lffen a\^ SKater''. 3laä) ber 
S3efd^reibung fa^ man auf beut Silbe ein 
SDtaleratelier mit einem grofien, in eine 
grüne ^adfe geffeibeten Slffen t>or feiner 
Staffelei, unb t)inter itim t)ier Heinere Slffen, 
offenbar feine Sel^rünge, bie fid^ im äRateu 
unb ßci^nen üben. S)a ba§ 33ilb nur 2 ^ott 




Slbb. 74. ©tubicnbUtt. Qn ber Sammlung beä ^ergogä öon 2)eüonf!^ire in ©^atShJort^. 
(9iad^ einer DriginaH)l^otograpl^ic öon ©raun, (5I6ment & ©ie. in SJornad^ i. ©.unb ?Pari8.) 



ift öermutUd^ aud^ ber t)on bem Seigier Satü 
unter ber %ibe ber franjöfifd^en 9legierung 
infcenierte ginanjfd^tpinbel t)on fd)öblid^em 
@influ§ gemefen. @§ toirb 6eridf)tet, ba§ fein 
greunb, §err t)on Sutienne, bem ber ©elb- 
gefd^öfte UöHig unfunbigen SDtanne avL§> bem 
ßufammenbrud^ ber Sanjfd^en S3anf, bie ber 
(Staat unter feinen @d^u^ genommen f)atte, 
nod^ 6000 SiüreS gerettet ^ai, eine immer= 
t)in beträd^tlic^e Summe, toenn man an bie 
Honorare beult, bie SBatteau, fohjeit fid^ 
nad^ ber Quittung für ben Ser^og öon Dr* 
Iean§ urteilen Iä§t, im 2)urdE)fd)nitt ertjalten 
i^aben lann. Seiber ift ba§ Silb, ba§ SSat^^ 



10 Sinien ^oä) unb 3 ßott 8 Sinien breit 
toar, mu§ e§ ein SBunbermer! ber S'tein^^ 
maierei gemefen fein. ®§ mar aud^, nad^ 
ötftmifd^er Sitte, auf S'u^jfer gemalt. 

Über bie Silber, bie SSatteau in feinen 
testen Seben^jafiren gefd^affen t)at, ift leiber 
nur toenig SidEiere» feftjufteHen. 3m großen 
unb ganzen muffen mir un§ an allgemeine 
Sßerfmale l^alten, t)on benen mir einige fd^on 
ermtit)nt l^aben. SBatteau^ ®eftalten merben 
immer fd^Ianfer, fein 2on mirb immer füljler 
unb grauer, bafür aber feine Sluffaffung 
unb Sel^onbfung im einjelnen immer geift== 
reid^er unb aujiefienber. S)er ßeit öon 



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86 



^ntoine äBatteau. 



1718—1720 gctiören fidler bic bctbcn !öft^ 
Ud^cn S3i(bcr ber 3)re^bener ®alerie „3)ic 
gefeüige Unterl^altung im gteiett'' (2lbb. 
75) unb ;,S)a§ Siebc^feff' on. 3n lefe^ 
terem finb bcutlid^e Slnftänge an bic „6in* 



tbcn !ommt auf SBattcauä Sübern au§ 
feinen festen ^al^ren l^öufig öor. ©o ift 
an^ ber bie ©uitarre f^jielenbe §err ouf 
bem Silbe „®cfeUige Unterhaltung" eine 
getreue S'o^ie be§ Silben in ber !aiferlid^en 




fd)iffung nad^ ber S^fel ©^tl^ere" ju er- 
!ennen, in ben fic^ gu järtlid^em (Sefofe 
abfonbernben, h)ie in ben nod^ gelagerten 
5ßaaren, ganj befonberg aber in ber ®ru^)je 
ber SSenu^ mit 9lmor, bie, mit hjenigen Slb- 
meid^ungen, nad^ ber ©tatue auf bem S3er* 
tiner ©jem^jlar ber .»©infd^iffung" fopiert 
njorben ift. 3)lefe SBieberl^oIung uon SKo- 



®alerie ju SBien, ia^ unfre 2lbbilbung 71 
hjiebergiebt. 

2lu§ SBatteaug le^tcr 3eit, ettoa au§ ben 
Salären 1718 unb 1719, ftammen aud^ bie 
föfta^e „aKufifftunbe" bei Sir 9ltdE)arb 
äBattace in Sonbon, bie ©urugue auf einem 
oon 1719 batierten S3Iatte rabiert I|at, bie 
fogenannte „gtüdtlid^e Begegnung", ein nod^ 



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^ntoinc SBattcau. 



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fc^r junget Zitit^paax im SSorbergrunbe 
einer SBiefenlanbfd^aft (int 5ßarijer 5ßriöat^ 
befife) nnb „3)a§ grül^ftüd im greien" im 
berliner SKujeum (W>h. 76). Siae biefe 
Silber l^aben mit ben beiben ber S)re2' 
bener Valerie ben gemcinfamen gug, ha^ 
nirfit mel^r bid^te S3anmgrui)t)en funftlid^ 
angelegter 5|Jarfö ben ^intergrunb bilben, 
fonbem bag fid^ biefcr immer mcl^r öffnet, 



Silber au^ SBotteaug lefeter Seit ju batieren 
finb, betoeift u. a. auc^ ber Umftanb, bag jttjei 
jo grünblid^e gorfd^er h)ie ©ol^me unb ?ßonI 
ajian^ gerabe in ber geitbeftimmung h)id^= 
tigcr ®cmälbe öoneinanber ftarf abtoeid^en. 
SBäl^renb erftercr bic ©ntftcl^ung ber beiben 
berühmten Silber ber ©amminng Sa ©ajc 
im Souörc, ber ^^Sinette'^ einer im gteien 
fi^enben Sautenf^jielerin, unb be^ „gn- 




aW. 76. a)a8 grrül^ftüd im Sfrcicn. Kad^ bcm ®emaibc im Wniglid^en SRufcwm in »erlin. 
(9la(i§ einer ^l^otogto^l^ie üon f^tanj ^anfft&ngl in ^ünäitn.) 



ba§ bie Saumgrn>)^en immer bid^ter werben, 
bie Säume immer bünner ftel^en. Sluf bem 
Serliner Silbe finb bic Söume red)t§ unb 
tin!^ nur noc^ eine 2lrt (Sinfoffung, unb 
auf bem Silbe im 5|Jarifer 5ßrit)atbefi^ fie^t 
man im SRittetgrunbe nur eine Sleil^e 
fd^Ianfcr, hjenig belaubter Sirfen ober Srlen, 
bie ba§ Ufer eineä ©emäffer^ begleiten, 
©oute man t|ier fd^on einen äleftej ber tanb= 
fd^aftUd^en ©tubien ju erfennen l^aben, bie 
SBatteau tt)ät)renb feinet Slufentl^alt^ in ©ng- 
(anb gemad)t ^at? SSie f deiner übrigen^ bic 



bifferent", eines tönjetnben ©tu^erS in einem 
Slnjug bon l^eHblauem 9lt(a§ mit rofen- 
farbenem ajiantcl, in bie ^al^re !urj öor 
ber SluSfü^rung be§ Slufnal^mebilbeS für 
bie SKabemie öerfe^t, fd^reibt fie aJianfe ber 
legten Seit SBatteauS j^u. 

6Jraf ©a^IuS erjäljlt, baf; SBatteau im 
Saläre 1719 eine Steife nad^ ©nglanb unter- 
nahm. 3Benn man ben oben ertnä^nten 
Srief öon Sleug^elä in Setrad^t jiel^t unb 
bamit bie Sagebuiftnotij ber 9lofaIba ©ar== 
riera uom 21. 9luguft 1720 in Serbinbung 



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88 



^ntoine SOSatteau. 



bringt, mu& SBattcau btc SReife nad^ ©ng- 
lanb f))ätcftenä (Snbe 1719 angetreten l^aben, 
unb feine SRüdtfel^r mnfe fpäteftenS im 
^od^Commer 1720 erfolgt fein. Über bie 
99ett)eggrunbc jn biefer Steife gelten bie aRei:= 



e§ i^nt auä) gelungen fein. „®r tvax/' 
fo fd^rcibt biefer, „toöfirenb feinet ?luf= 
ent^att^ in Snglanb fe^ bef(^äftigt. ©eine 
SBerfe hjaren bort fd^on ^ingefommen unb 
tourben gut bejal^It. 3)ort fing er and) 




3lbb. 77. ©erfaintsgfirmcnft^ilb (Un!c $ÄIf tc). «Rad^ bem Ocmälbe im »cfife bc8 bcutft^en ftaifer«. 
(9ia(l^ einer Driginalpl^otoörap^ie öon ©raun, (£I6ment & ©ie. in ©ornod^ i. ®. unb $ari8.) 



nungen ber ©c^riftftetter au^einanber. 9tad) 
bem Sendet be§ ®rafen Eatitug foU SSSatteau 
öon 93e!annten, bie in ©nglanb getoefen 
ttjaren, SBunberbinge t)on bem SReid^tum unb 
üieHeid^t aud^ t)on ber S'unftliebe feiner 
93ett)ot)ner gel^ört unb barauf^in öerfud^t 
t)aben, bort ebenfalls fein ®IüdE ju öer- 
Indien. 3la^ ber ©rjö^Iung ©erfaints foH 



on, ©efc^madf am ®elbe ju befommen, au§ 
bem er fid^ bi§ bal^in h)enig gemad^t l^atte. 
®r t)atle eS fogar fo gering gead^tct, baß 
er gleid^gültig bagegen war, unb er l^atte 
immer gefunben, ba^ feine Strbeiten öiel 
l^öl^er be5a^It tourben a(§ fie toert toären . . . 
3)ie fd^Ied^te Suft, bie in Sonbon wegen 
be§ 3laud^g ber ©teinfol^ten tjerrfd^t, bereu 



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2liitoine SBatteau. 



89 



man fid^ bort bcbient, unb bie für Sruft^ 
franfe fel^r gefäl^rüd^ ift, nötigte SBatteau, 
mal 5ßari§ surudfiuf eieren." SRac^ ber 
Vermutung onberer foU aber gcrabe biefe 
S^ranfl^ett SBatteau ju ber Steife üer^ 



l^atte, bie 1754 nad^ bem Sobe be§ be* 
rühmten 9lräte§ öerfteigert mürben : ba§ eine 
ift bie fd^on erttJäl^nte, öon Saron ge= 
ftod^ene 3)arfteUnn9 ber italienifd^en ^omö- 
bianten, ba§ anbere „L'amour paisible" 




m>f>. 78. ©erfaintsgfirmcnfd^ilb (rechte ^älfte). ^laä^ bem eJcmoIbc im ©efi^ beg beutfc^cn fiaifcrS. 
i^ad^ einer OriginaH):^otograpl^ie üon 93raun, GI6ment & ©ie. in 2)omacl^ t. ©. unb ^ariS.) 



anfafit l^abcn. ^n Sonbon hjol^nte ein be== 
rütjmter Strjt, Dr. atid^arb SReab, ber fpäter 
Seibar^t be§ S'önig^ mnrbe, unb unt il^n 
§u fonfultieren, f)ötte SBatteau bie Steife über 
ben ^anal gemad)t. Sicher ift jebenfaH^, 
ba§ ber S'ünftler mit Dr. SKeab, ber aud^ 
ein Äunftlieb^aber hjar, in SSerfet)r getreten 
ift, unb ba§ er für i^n jnjei Silber gemalt 



(®ie frieböoHe Siebe), öermutlid^ bogfelbe 
Silb, ha?:^ f^jäter in ben Sefi| griebrid)^ 
be» ®ro6en übergegangen ift (f. 316b. 52). 
2(u§ bem Umftanbe, ba§ ftd^ im S3udEingt)am- 
pataft in Sonbon öier Silber t)on SSattean 
befinben, ^toei ?5efte im freien, eine @cene 
au§ einer l^eut öergeffenen fi'omöbie SKo^^ 
üere^ unb eine 8cene an^ ber italienifd^en 



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90 ^ntotne äBatteau. 

S'omöbic mit $icrrot unb ^ariefin in bcr Sßie auö bcr fd^on crtoöl^ntcn Stotij in 

SKitte, f)at man bic ©agc gebilbet, ba§ Sönig bem mit grofecr ©orgfdt gcfül^rten Xoge- 

®eorg I. auf ®m<)f el^Iung beS Dr. 2Rcab bud^ bcr Slofatba ©arricra ^eröorgcl^t, mu6 

biefe Silber bei SBatteau beftettt I)abe. er f))äteftenS im Sluguft 1720 mieber in 

S)iefe Überlieferung, tüxxh aber burd^ feiner- 5ßari§ getoefen fein. ^5öei feiner gUidtfel^r 

lei pofitiöeS 3^w9iii^ unterftufet, unb bie nad^ ^axi^,** fo erjal^It ®erfaint, „tarn er 

Slrt SBatteau^ tni^pxaä) and) ni^t ben fünft- ju mir mit ber Sragc, ob id^ il^n n)o^( b^i 

lerifd^en Steigungen be^ ffiönigS. ®in ©ng- mir aufnehmen unb il^m erlauben möd^te, 

länber, ber im Qal^re 1789 eine SReife burd^ ,um fic^ bie ginger toieber gelenfig ju ma^^ 

$)ottanb, Srabant unb einen Seil grau!* d^en*, baS finb feine eignen SBorte, einen 

reid)g gemad^t unb barüber in einem 1790 in 5ßIafonb ju maten, ben id^ brausen au§J== 

Sonbon erfd^ienenen JBud^e berid^tet ^at, l^at fteHen foHte. 3^^^ ^^tte einige Slbneiguncj, 

fogar bie 93e^aut)tung aufgeftellt, bo§ SBatteau il^m entgegenjufommen^ ba id^ e§ lieber ge- 

in (Snglanb fein ®Iüd( gel^abt ^ait. Sicherer fe^en l^ötte, toenn er fid^ mit ettoa^ ©oli* 

begrünbet ift bie Überlieferung, bag SBatteau berem befc^äftigt trotte. 8lber ha id^ faf>, 

in Sonbon jtoei Sarrifaturen gegen bie ^rjte ha^ eS il^m Vergnügen matten toürbe, toit 

gemalt ober geieid^net j^abe. ®ie eine jeigt (igte id^ ein. Solan tDtx% tt)ie fel^r biefe^ 

einen Traufen, ben ^rjte mit ffl^ftieren ®iM gelungen ift; baS (Sanje toar nad^ 

verfolgen, unb baju im §intergrunbe einen ber SRatur gematt; bie ©tettungen barin 

©arg mit einem 2:otenIo|)f. ®a^ 83ilb ift toaren fo febeniJtoal^r unb leidet, bie 2ln= 

nid^t rite^r öor^anben. äBir fennen feine orbnung fo natürtid^, bie @xn\>pm fo tool^t 

Som^jofition aber burd& einen ©tid^ beS öerftanben, ia% ba§ Silb bie Singen ber 

®rafen ©a^IuS, beffen Unterfd^rift in SBerfen SSorüberge^enben auf fid^ jog, unb fogar 

mit ber toenig lieben^ttJürbigen Qtilt be== bie gefd^idftcften Sßafer !amen 5U tt)ieber* 

ginnt: Qu'ai-je vous fait, maudits assasins? polten 5KaIen, um e^ ju bett)unbem. @^ 

(SSa^ l^abe id^ tnä), uerftüd^te Sßörber, hjar bie Slrbeit öon brei Etagen, unb ba^ 

getl^an?). S)er ©d)au^ta| beS anbern ©t)ott= bei arbeitete er nur beg STOorgenS baran, 

bilbeS ift ein mit (Sebeinen, ©d^äbeln unb toeil feine jarte ©efunbl^eit ober, beffer ge= 

©argen bebedtter gi^icbl^of. 3n ber SKitte fagt, feine ©c^tt)äd^e i^m nid^t erlaubte, 

fteljt ein Slrjt, SRamend Dr. SWifaubin, ein fid^ langer bamit ju befd^öftigen. (£§ ift ia^ 

franjöftfd^er ©tiarlatan, ber bamotö in Son= einjige SBerf, bag feine ©igenliebe ein toenig 

bon mit pUen gegen getoiffe ^anf^eiten gefifeeÜ l^at, unb er geftanb eg mir aud^, 

gute ©efd^äfte rnad^te. SRad^ einer Sßotij o^ne ©d^tnierigfeiten ju mad^en.'' 

SRarietteg, bie biefer auf einem ©yemplar S)iefe§ SKeiftertoerl öon brei S^agen, 

be§ ©tid^S im 5|Jarifer ffu^ferfti^fabinett iai jtoeite näd^ft ber „ßinfc^iffung nad^ 

niebergef ^rieben f)at, fott SBatteau bie 3cic^= ber gnfel ©^tl^ere" i)at benfelben SBeg gc- 

nung, nad^ ber ber ©tid^ au^gefül^rt ift, nommen toie ba§ erfte. 2(u§ ber §anb ©er- 

„in einem Äaffeetiauä tt)ät|renb feineä 2luf= faintä fam e^ in ben S3efife be§ ^errn 

entl^attg 1n Sonbon gemäßst ^aben." öon ^uüenne, ber e§ auc^ öon Slueline in 

3)ag ift atte^, toa§> toir uon SBatteauS S^fer fted^en ließ, unb aU gulienne einen 

@rlebniffen in ©ngtanb ttjiffen. Sttuf feine leil feiner ffiunftfd^ä^c im ftiKen öerlaufte, 

Sunft l^at Sonbon iebenfaH^ feinen ©influg tourbe eg öon einem ber Unterl^anbler 

mel^r geübt, unb eg fd()eint aud^, bafe er griebrid)g be^ ®ro§en für biefen ertoorben. 

jiemlid^ enttäufc^t nad^ ^ori§ jurüdEgefel^rt ®a§ S3ilb l^at merfttJürbige ©d^idtfale er:* 

ift. S^ i)er ungünftigen (Sinhjirfung be§ lebt. @§ ift nämtid^ — ttjir tt)iffen nid^t 

Sonboner S'timag auf feinen ©efunbl^eit^- genau, um toeld^e geit — in jtnei ^alften 

juftanb fam nod^ ber aWongel an SSerbienft, ^erjd^nitten ttjorben, unb in biefem S^iftanbe 

unb am (^nht trug noc^ eine ftürmifdie fc^eint e§ bereite für griebrid^ II. angefauft 

Überfol^rt über ben ffanat, auf bie er hjorben ju fein, ^n einem Sriefe öom 

f^öter in bem t)om ©rafen ©atilu^ ge= 19. Dftober 1760, in toeld^em ber SKarquig 

ftod^enen S3i(be „S)er ©d^iffbruc^" an- b^Slrgeng über bie nad^ ber (Sinnal^mc uon 

gef^jiett ^at, baju bei, i^m bie ßrinnerung S3erün burd^ bie öfterreid^ifd^en unb fäd^= 

an feine englifd^e Steife toenig angenehm fi)d)en Sruj)^en angerid^teten SSertoüftungen 

JU mad^en. im ©d}(offe ju ©l^arlottenburg bem Könige 



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mb. 79. ©ctail aui ®crfaint§ gfirmenft^ilb. SSergl. m^. 77. 
<3lad^ einer Dri0inaIp:^otogropI)ic öon Staun, ®I6ment & ©ic. in ©otnac^ i. ©. unb ^Qri2.) 



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^Intoine Sßottcau. 93 

Sricbrid^ II. Seridit erftattct, fagt er nöm= — ©einälbe fritifcfi <)rüfen ober Heinere 

liä) augbrücf Urf) , ha^ bie ^fünberer „bic Sunftwerfe junt Slnfauf augtoä^Ien. ®ie 

brei fd^önften ©tudfe, bie beiben gir== SBönbe be§ Saben^ finb öott oben biö unten 

menfd)itber uon SSatteau unb ba§ 5ßor* ntit ©emölben öon aWeiftern aller ©deuten 

trait einer SSenetianerin öon 5ßegne" ju* bebedft, unb in ber treuen, ben ©tit eine^ 

rüdfgetaffen l^ätten, tjietteid^t ttjeil bie Silber jeben SWeifterg nad^a^menben SBiebergabe 

ju grof; hjaren. ^i)xc SBut gegen ben btefer Silber f|at SBatteau eine SSirtuofität 

5ßreufeenfönig fd^einen fic aber tiaxan ge= entfattet, bie öor il^nt nur Sienier» in feinen 

fül^tt ju ^ben. 3)enn bei einer im 3a^re berül^mten Slnftd^ten au§ ber ©emölbegaterie 

1891 vorgenommenen SBieber^erfteHung ber be§ ©r^l^erjogS Seo^olb SBill^elm in Srüffel 

beiben Silber SBatteauS l^at fi^ ergeben, offenbart l^atte. @o fd^Iiefeen fid^ bie 2tug* 

bafe „ber obere leil eine ganje fRcil^c ^a* gonge ber fünftlerifd^en ®nttt)idEelung SBot== 

rattel t)on oben nod^ unten gel^enber 9iiffe teaug an i^ren 2lnfang an, an htn nie* 

ober ©d^nitte jeigt, bie burd^ rofie (Säbel* bertänbifc^en SKeifter, ber bie erften ©d^ritte 

tjiebe erzeugt fein fönnten. 2lu§ bem ©tid^e be§ ^ünglingS geleitet tiatte! 3)iefen ®Ianä= 

t)on Slöetine unb au§ einer Sopie beS ein=» ^)un!t be§.. Sitbeg tiaben fd^on bie Süiqt^ 

l^eitlic^en Silben öon 5ßater, bie fid^ in ber noffen beS Mnftler^ ju toürbigen gemußt, 

Sammlung ©ecrötan befanb, ge^t ferner unb bie Unterfdirift unter bem ©tid^ öon 

l^eröor, bafe uom oberen 3:eil ber Silber Slöeline fiebt ba^ auSbrüdfUd^ ^eröor, in- 

ein über einen gufe breitet ®tüd abge* bem fie mit folgenben Serfen beginnt: 

fd&nitten fein mufi, toag mit ben ertpöbnten ,„ , , ,, . . , r, 

Serlefeungen sufammen^ngen !ann." ^^^^^^"^ ^^^^ ''^^^ '""'"'fe'ses a^ns 

Irofe ber UJenigen Sage, bie S33atteau Des Maistres de son art Imite la mani^re ; 

auf bie Sltt^fül^rung be§ „girmenfc^ilbg" Leurs caract^res diff^rens, 

uertoenbet l^at, ift ba§ Sitb öiel fotiber unb . ^^^^^s touches et leur goüt composent la 

forgfältiger gemalt al§ bie meiften feiner ß, ,,3 ^^^^^^^ ^legans^*'^'" 
frul^eren (f. bte 2l6b. 77 unb 78 unb bie 

S)etaitg baraug 2lbb. 79 unb 80). 3)er (b. f). 2luf blefem ©d^ilbe aj^mt SSSatteau, 

garbenauftrag ift beftimmter, rul^iger unb in ber Slüte feiner ^a^xe, bie SKanier ber 

pffiger, ba§ ®an5e ift auf einen fitber- aJieifter feiner Sunft nad^; if)re öerfd^ieben^^ 

grauen Orunbton geftimmt, unb bau! ber artigen ®f)ara!tere, il^r garbenauftrag unb 

folibcn Sel^anblung fdEieint ha^ Silb fo toe- il^r ©efd^madf bilben ben ®egenftanb biefer 

nig nad^gebunfelt ju ^aben, ha^ tt)ir au§er eleganten ©üäjen). 

bem Serliner Silbe ber ®infd)iffung nac^ 2tfe SBatteau im ©ommer be§ Softes 

ber Snfel St|tt)ere fein jttjeite^ SBerf be§ 1720 nac^ $artg iurüdff eierte, fanb er im 

Äünftlerg befi^en, ba§ feine foloriftifd^en W)^ Seben feinet greunbeg be Sulienne eine 

fid^ten fo rein unb unöerfälfc^t h)iberf<)iegelt Seränberung öor. SIm 9. äRai 1720 l^atte 

mie biefeg. S)ie ©etoanbfalten finb nid^t fid^ ©err Uon ^ulienne mit äRarie Suife 

me^r fo Inittrig unb unrul^ig tüie früfier, von Srec^ uerlieiratet, unb biefeg ®atum 

fonbern ju breiten Städten georbnet, o^ne gibt un§ bie äRöglic^feit, ju einem Sriefe, ben 

'i)a% ba§ SBatteau eigentümlid^e ®lifeern unb SBatteau an einem 3. ©e^jtember an ^ulienne 

Slifeen babei verloren gegangen ift (f. bie gefd^rieben ^at, bie S^tireSjal^l 5U ergänjen. 

Details 2tbb. 79 unb 80). 3)a ©erfaint S)a SBatteau ben 3. September be§ ^al^re^ 

verfid^ert, ha^ alle giguren nad^ ber Statur 1721 nid^t mel^r erlebte, ergibt fid^ bie SRot* 

gemalt finb, barf man annehmen, ha^ bie n)enbigleit, ba§ ber folgenbe Srief am 3. @e^3* 

meiften oon il^nen aud^ Ujirflid^e $ortrait§. tember 1720, alfo balb nad^ SBatteau^ fRüdE- 

finb. äJlan blidft von ber ©trafie, bereu !e^r an^ ®nglanb, gefd^rieben fein mu§: 

5ßflafter nod^ gum Seil ju feigen ift, in ben „äRein |)err! Sei ©elegenl^eit ber SRüdEfetir 

al§ offen gebac^ten Saben be§ Sunftl^änblerg. SRarin^, ber mir ba§ SBilbpret gebrad^t 

Sluf ber linfen ©eite finb Slrbeiter befd^äf==^ l^at, tüeld^e^ Sie mir gütigft fieute morgen 

tigt, grofie ©emälbe in eine Sifte ju t)er=' gefd^idft liaben, überfenbe idE) il^nen bie Sein- 

^adfen, tüöl^renb auf ber redeten Seite ©erren tüanb, auf ber id^ ben ^o^f beg ®ber§ 

unb S)amen au§ ber vornel^men ©efeHfd^aft unb ben ^o^)f be§ fd^tüarjen ?5ud^fe§ gemalt 

— liier in ben n)irllid)en Srad^ten il^rer Seit l^abe, unb ©ie fönnen fie an ©errn von So^- 



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94 



^ntoine SBatteau. 



menit beförbern. 3)enn ic^ bin bomit für 
ben 2lugenb(icf fertig, ^d) !onn cd mir nic^t 
üerl^el^tcn, ober biefe grofec Seinmanb moc^t 
mir greube, unb ic^ ermarte einen ffliber- 
i)aU üon Sefriebigung üon 3^rer 8eite unb 
t)on ber ber grau öon SuKenne, meldte 



ob an ben SRad^mittagen toieber öorjune^meit, 
toeil id^ mic^ bed 3Korgen§ mit ©infäöcn 
in SRöteljeid^nungen befc^äftige. ^d) bitte 
©ie, mid^ gegenüber ber grau öon Quliemte 
nic^t ju öergeffen, ber ic^ bie $anb !üffe. 
81. SBatteau." 




mf>. 80. 2)etail aus (SerfaintS Ofirmenfc^ilb. Sergl. »6b. 78. 
(Stadf einet £riginaI))^ot08r(M)^ie bon a3raun, Gl^ment A Sie. in 2)oma(^ i. 9. unb $ari9.) 



fold^e gagbftüdfe ebenfo unenblid^ liebt toie 
ic^ fetbft. ®^ toar nötig gemefen, bag mir 
©erfaint ben braöen Sa ©erre fommen (ie^, 
um mir bie Seintoanb auf ber redeten ©eite 
JU öergrö^ern, tüo id^ bie ^ferbe unter ben 
Säumen l^injugefügt ^att, S)enn id^ em= 
pfanb ein äKi^betiagen, bis id^ aHe§ l^in^u^ 
gefügt l^aben tüürbe, toa^ fo beflimmt tüorben 
tüar. ^ä) gebenfe, biefe ©eite öon äJlontag 



SSon ben Silbern, bie in biefem ©riefe 
ermähnt finb, l^at fid^ toenigftenS ba§ große 
gagbftüdf, baS burd^ ben ©tid^ unter bem 
Flamen „ Kendez- vous de chasse* befannt 
ift; erhalten. ®S mißt 4 gufe in ber ^öl^e 
unb 6 gu§ in ber 93reite. SRad^bem e§ 
ben 93efi^er mel^reremat getoed^felt, be== 
finbet e§ fic^ gegenwärtig bei ©ir Siid^arb 
SSaHace in Sonbon. „S^^i X^H^ ^aare, 



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^^H^^r* ^^^^^^M ^titDine äSattcau, 


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H je ein 3Jcrttc&ter mit feiner Stngekteten, 
H jinb kreit^ am Ott bt^ SteUbid^EiM cn^ 
H gefommen mh fi^en auf bem ©rafe in 


SIbfteigen Dom «ßferbe öettitfüc^- ^Tuf bei 
anberen Seite intb im §intergnuib finb 
Sager, Wiener \\i\t^ 'Sfin^icrgänger ^u fe^en." 


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^K ÜbS. Si. $ert tion ^ullenne unb SaHtau- 'J^atf; einer 


Hübirntuff. 


H Einei- Cicfjtung; Doa bcr (itifen Seite, iuo 
H bie ^;ßferbe unter Säutnen aiigcbunbeti iinb, 
H f ommt eine Qfigeiin auf einem cjrauen ^eit= 
H ticre perfid, Ein aaüvilier ift i^r beim 


©0 befci^rdbt ^auC 
er fügt ^m^u, ba^ i 
Don Siift itnb Sic^t' 
l^altnng'' ift. 


manö btefe^ Sifb, uiib 
:ä ,,eiit Reitern- SSattcau 


L 


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96 ^ntoine 2Batteau. 

3n ben ®emof|n^eiten be^ ^uUennefd^en üon ber ®egcnjeitc, b. 1^. üerfe^rt luicbcr. 

©efcHfc^aft^frcifc^ toirb fic^ tro^ feiner ©o f^at au^ SBattcau auf bem Original 

Srönung burd^ eine UebenStoürbigc ^au§= bilbe ben 9lötel natürlid^ nid^t in ber Sinfen, 

frau nur toenig geänbert fiaben. S)ie äJiufi! fonbern in ber SRed^ten gel^alten. 

unb bie Siebe ju ben bilbenben fünften 3nbiefen@eIbftbi(bniffenl^atfidö3Batteau, 

gaben mo^I na^ wie öor ben üornel^mften ber gegen anbere ftet^ galant toor, leine§= 

Unterl^altunggftoff ab. SBatteauS berü^mted, megd gcfd^meid^ett. @ic ftimmen burd^auö 

unö leiber nur nod^ burc^ ben ©tid^ er= mit bem Sitbc iibercin, baS fein intintfter 

l^altencS 33üb, baä i^n unb feinen greunb greunb ©erfaint, öor bem fid^ SBatteau ge- 

in einer $ar!(anbfd^aft, einen jeben feine miß om meiften ge^en lieg, öon bem äußeren 

Jfunft übenb, barftcHt (8lbb. 81), wirb unb inneren äßenfd^en entworfen l^at: 

jebod^ t)or ber SSermäi^Iung 3ulienne^ gc- „SBatteou mar öon mittlerem SBud^d «nb 

malt toorben fein, ba fonft SBatteau, ber öon fc^mad^er ftonftltution. ©ein ©l^a- 

fid^ in ©alonterien gegen grau t)on ra!ter toar unrufjig unb med^felnb; er toor 

^ulienne erfd^öpft, nid^t öcrföumt tiaben ganj öon feinen Steigungen ab^öngtg, au§* 

toürbe, aud^ fie on ber ib^ttifd^en SSer* fd^meifenb in feinem Reifte, aber vernünftig 

fd^mifterung j^eier Äfinftc teilnel^men ju in feiner fittüd^en SebenSfii^rung, unge= 

iaffen. SBatteou, ber ouf bem auf ber bulbig, fd^eu, fü^t unb verlegen bei erften 

Staffelei fte^enbcn Silbe bicfelbe Sanbfd^aft ^Begegnungen, öerfd^toicgen unb jurüdf^ar^^ 

toiebergiebt, in ber er fid^ gerabe befinbct, tenb gegen Unbefannte, ein guter, aber 

tritt l^ier atö ebenbürtiger 3Rann neben fc^roer ju be^anbetnber greunb, menfd^en= 

ben vornehmen 3)Uettanten, ber ba^ ©etto feinbtid^, in feiner ffriti! fogar bo^^aft unb 

fpiett. Srol ber vielen SRau^^eiten feinet betfeenb, immer unjufrieben mit fic^ felbft 

SBefen^ mu^te er fic^ bod^, h)ie fd^on fein unb anberen unb fd^mer pr SSerjeil^ung ge= 

Slnjug, fein ganjc^ 93ene^men betoeifcn, in neigt. 6r fprad^ toenig, aber gut, unb 

ben Xon ju fd^idfen, ber in ben Greifen liebte bie Seftüre fefjr. @ie mar ba§ ein- 

^crrfd^te, in benen er feinen greunb gefun* jige Sergnügen, baä er fid^ in feinen SRufee^^ 

ben l^atte. S)a^ größere ©eIbft<)orträt, ba^ ftunben verfd^affte. Dbmol^I ol^ne @tUf)t^ 

\xä) in feinem von Sutiennc ]^erau^gegebe= famfeit, urteilte er jtcmlic^ gefunb über 

nen SBcrfe finbet (Slbb. 82), ift, fomeit e« geiftige ©rseugniffe. ®a§ ift, fomeit id^ 

fid^ um bie ^erfon SBattcau^ l^anbeö, nur eS ftubieren fonnte, fein Silbniö nad^ ber 

eine SSieberl^otung ber gigur auf bem SRatur. D^ne S^^ifrf mad^ten i^m feine 

93itbe mit Quüenne. ipiet fielet SBatteau unauf^örüd^e Slnfpannung an bie 9(rbeit, 

in feinem STteüer, in $ofe, aU ob er jeben bie jartc ©mpfinbtid^feit feinet Xempcra= 

SlugenblidE gemörtig märe, bie Sefud^er ju ment^ unb bie l^efttgen ©c^merjen, von 

empfangen, bie i^m fo löftig maren unb benen fein Seben burd(>fe|t mar, bie ©ntfaltung 

bie er boc^ nid^t abmeifen !onnte. ©ein guter Saune fc^mer unb maren aud^ bie 

Slntft^ läßt ni^t gerabe bie ver^eerenbe Urfac^e an bem SRanget von ®efettig!eit, 

®ranft)eit vermuten, bie bamafe fd^on an ber i^n bel^errfc^te." 

bem 9Kar! feines SebenS fraß, um fo mel^r 3" i>cnt oben ermäl^nten 93riefe an §errn 

ein smeitcS 93itb, baS il^n ebenfaöS in von Si^Kcnne ermähnt SBatteau beiläufig, 

t)a(ber gigur barfteHt. SBäl^renb bie SRed^te baß er fid^ be§ aRorgenS gern mit bem 

jmifdEien bie S)edEe( einer aRa^)pe mit 3^i^= dtötd in „®ebanfen" ergebe. @r meint 

nungen faßt, ()ält bie Sinfe bie „©anguine", bamit nic^t etma freie ^l^antafien, fonbern 

ben geliebten fRotftift, ber in einen bo:p^3et= ©tubien nad^ S*öpfen, nad^ ©atbfiguren, 

enbigen Rätter eingefpannt ift. ©er ©tid^ nad^ einzelnen ©liebmaßen unb ®emänbern, 

rü^rt von grangoiä SSouc^er ^er, ber burd^ nad^ Xieren u. f. m., au§ bem ®ebäd^tni§ 

bie Stad^bitbungen SBatteaufd^er SBer!e juerft ^ingefd^rieben ober nad^ ber Slatur gemacht, 

befannt mürbe unb babei jugteid^ feine 3^^nungen, bie man in ber heutigen 

©d^ule burc^mac^te. ßr fomol^t mie faft alle Äünftterfprac^e „Einfälle" nennt. SSonfotd^en 

anberen ©ted^er mad^ten fid^ bie ©ac^e be= ©tubienbtöttern f)äben mir fd^on einige ber 

quem, inbem fie bie Originale bireft, ftatt geiftvoUften miebergegeben. Slber fic bieten 

im ©piegelbitbe auf bie platte übertrugen, nod^ feine auäreid^enbc SSorftellung von ber 

Sitte biefe ©tid^e geben alfo bie Originale SSielfeitigfett SBatteaug, bie erft in il^rem 



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Y^ 



^<i(2äUl 



«W. 82. ©attcau« ©elbftporträt. Slad^ einem 
(2)ie Unterfd^rift nac^ einem Vutograp^ SBatteouS.) 



9{ofenberg, $lntoine $Batteau. 



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98 



^ntoine SBatteau. 



ganjcn Umfange burd^ bic 3^^nungcn Kar 
tüirb, bie wir in ben Slbbitbungcn 83 — 88 
rc^)robu}iercn. 6d finb ©tnbien na^ bent 
nadten äJiobeH, ©tubien nad^ ^änbcn, bie 
aSattcau befonberc ©d^mierigfcitcn mod^ten, 
bic er aber fd^tiefeüd^ bod^ überttjanb, unb 
»ieber feine beliebten Sopfftubien. Sie auf 
unfcrer Slbbilbung 88 finb nid^t blof; ©tu^ 
bicn nad^ ber Slatur, barunter, jtoei über* 
an^ anmutige, fonbem auc^ graben unb 
Sarrifaturen, unb biefe SSerfu^e in einem 
SBatteau ganj fremben ©tile bered^tigcn un^ 



fo werbe id^ fie nod^ bei mir befjaften, 
toenn 3^^^^« ^^^ nid^t ju unangenehm ift, 
aud bem ®runbe nömlid^, toeil id^ fie nod^ 
nid^t ju 6nbe getefcn i^aitl S)er ©d^merj 
an ber linfen ©eite meinet Sopfe§ I|at 
mid^ feit S)icnötag nid^t fc^tafen laffen, 
unb SRariotti (SBatteauö Slrjt) Witt mir 
t)on morgen ab ein Slbfül^rmittel geben. 6r 
fagt, ba§ bie je^t fierrfd^enbe große §i^e 
i^n nad^ SSäunfc^ babei unterftü^en toirb. 
©ie Würben mir über meine ©rwartung 
l^inauö tim ©enugtl^uung bereiten, wenn 




'&bb. 83. @tubienblatt mit Unblid^en @cenen. 9ladi einet S^iäjnunQ im 93efi$ beS ^eraogd t)on 

^eoonf^ire in (S^atdmortl^. 
(Slaäi einet Ctiginalp^otogtati^ie t)on Sitaun, (SI6ment A (Sie. in S^otnad^ i. (&. unb $atie.) 



}U ber SSermutung, boß fie öielleid^t auf 
bad ©tubium ber befannten ffarrifaturen 
Seonarbo^ ba SSinci prücfjufül^ren finb. 
©ine (Srunbtage ba5U bietet un§ ber le^te, 
t)om 3. aKai 1721 au§ ^arig batierte 
Srief be§ S^ünftter^, ben wir befi^en unb 
ber gteic^ bem am 3. September 1720 ge* 
fd^riebcnen an §errn öon S^üenne gerid^tet 
ift: „3Kein §err! ^6) fenbe 3^nen ben 
großen erften SSanb ber ©d^rift be§ Seo== 
narbo ba SSinci gurüdf unb bitte ©ie ju 
gleicher 3^^, bafür meinen aufrid^tigen 
S)anf entgegengune^men. SSa§ bie ^anb- 
f^riftlid^en «riefe öon ^. SRubenS betrifft, 



©ie mid^ näd^ften ©onntag befud&en wollten. 
3d^ werbe g^nen einige Sleinigfeiten, wie 
bie ßanbfd^aften au^ SRogent jeigen, bie 
©ie au§ bem (Srunbe jiemlidt) t)oc^ fd^a^en, 
weit id^ bie ©ebanfen baju in (Segenwart ber 
grau t)on Qulienne fixiert ^abe, ber id^ fel^r 
refpeßüoH bie ^änbe füffe. 3d^ !ann nic^t 
mad^en, wa§ id^ Witt, weit bie graue 
treibe unb ber SRötel je^t fel^r ^art finb unb 
id^ feine anberen befommen !ann. 21. SBatteau. '' 
aSir fet)en aus biefem Sriefe pnäd^ft, 
baß fid^ SSatteau aud^ t^eoretifc^ mit feiner 
Ä'unft befc^äftigte. Sei bem SSerfe be§ 
Seonarbo \>a Sinei ^anbelt e§ fid^, wie bd 



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Hntoinc SBottcou. 



99 



ben Briefen öon 9luben§, tüal^rfd^eintic^ 
eBcnfaffS um eine |)anbfc^rift, unb menn 
aSatteau bie fd^tüierlge ©d^rift Seonarbo^ 
lüirlfid^ ^at entziffern fönnen, fo ift feine 
SSilbung nid^t fo gering getoefen, tüie e§ 
®erfaint bet)au<)tet. SBo^in bie ^anbfdirift 
Seonarbog, bie fid^ im 93efi^e beö. ^errn 
\)on Sutienne befanb, gefommen ift, barüber 
lüagen toir feine Vermutung. äSofit aber 
ift e§ tüol^rfd^einlic^, ba§ bie Sriefe bed 
Stnttoer^jener SKeifterg, bie §crr öon Qu* 
Kenne befa^, fpäter jur SSermel^rung beg 



^errn öon Qulienne barfteHt, „S)o§ Iänb= 
lid^e Sondert" mit bem tt)ieberum ööHig 
portrötmöfeig auSfe^enben ©ellof^jieler im 
SSorbergrunbe, baä toir naA ber 9?abierung 
toiebergeben (2lbb. 89), unb ,,3)ic aSat)r* 
fagerin" (Slbb. 90), n)0 bie brei nad) ber 
3u!unft neugierigen S)amen nid^t in-$]^an= 
tafiefoftümen, fonbern in ben tüirfiid^en 
Xrad^ten it)rer 3^W erfd^einen. S)iefe brei 
Silber fd^einen un§ njenigftenS ben Kl^arafter 
feiner legten Qdt ju tragen. Sbenfo bie nur 
burd^ ben @tid^ befannte „Occupation selon 




abfi. 84. ©titbicnblatt mit brei Figuren. 9ladf einer Beid^nitng im firitifd^cn SKufeum gu ßonbon. 
(Sladi einer OtiQinalp^oioQxapf^i^ bon 93raun, (S:i6ment & (Sie. in Sortiad^ i. (£. unb $aris.) 



reid^en @d^a^e§ SRuben^fd^er 93riefe in ber 
^arifer SlationatbibUotiief beigetragen ^aben. 
aSieberum fprid^t SSatteau in biefem ©riefe 
t)on feinen ©tubien mit bem SRötel unb ber 
grauen S^eibe, unb enbtid^ gebenft er be§ 
tiebtid^en S)orfe§ an ber äJlarne, beffen 
Steige i^n balb lodften, bort Leitung öon 
feinem fd^toeren Seiben ju fud^en. 

28a§ SSatteau au^er bem girmenfd^itb 
®erfaint§, bem großen S^oi^ftüdE unb einem 
fpöter ju ertüäl^nenben ©tiriftuS am S^reuj 
in t>tn testen Satiren feinet Seben§ nod^ 
gemalt t)at, toiffen h)ir nid^t. SSieHeid^t 
\>a^ Silb, ba§ i|n unb ben mufijierenben 



rage", bie ung einen Stidf in ein einfaches 
bürgertid^e§ ginimer gemalert. S^ic alte 
®ro§mutter f^innt i^ren gaben am fRodfen. 
Sieben ü)x fi^t eine junge grau, bie an einem 
toeiten S'Ieibe nä()t, unb öor il^nen fie^t 
man jn)ei Heine SRäbd^en auf bem Soben 
l^odfen, öon benen ba§ eine im 3trme ein 
^ä^d^en l^ätt, ha^ öon einem Sotognefer 
angebellt toirb. 3m ^intergrunbe ein Xifd^ 
mit einer S'anne, einer glafd^e unb einem 
®Iafe barauf, unb barüber tjängt, um bie 
Intimität biefer anmutigen gamitienfcene 
5U öeröollftänbigen, öon ber ®ede ein SSoget 
bauer tjerab. ®§ gel^iJrt gu ben feltenen 



7* 



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100 



^ntoine Watteau. 



Silbern S33atleau8 auS bem Scben feiner 
Seit unb ju ben toenigen, beren gigu^cn 
fid^ in einem gejd^Ioffenen Slaume betoegen. 
S33enn mir ©erfaintg girmenfc^itb afö jmei 
red^nen, !ennen toir nnr noc^ ein tjierted, bad 
jugteid^ im gefamten S33er!e SBatteau^ einjig 
bafte^t; baS nnr bnrc^ ben ©tic^ . öon 
3t, bc Sarmeffin befonnte ©eremonienbilb: 



S33attean anf ben ®eban!en gefommen i% 
fid& anf einem ©ebiete jn öerfnd^en, ba§ 
feiner Snnft ööHig f rcmb mar. 2ln§ ben SRotijen 
SWariottiö erfahren toir, ha^ eg fic^ nm 
einen Slft ber ®efättig!eit ^attbette. ©in ge= 
Ziffer Slntoine S)ieu l^atte fid^ bic Slnfgabe 
gefteHt,. eine SRei^e öon S*arton^ mit 93e= 
gebcn^eiten and bem Seben Snbmigä XIV. 




9Ibb. 85. @tubte nad^ einer nadften Sfrau. d^ad^ einer B^ic^nung im £oubre au $ari8. 
(92a(i^ einer Originalpl^otogca^^^ie t)on 93raun, (£I6ment & (Sie. in ^omat^ i. d. unb $ari8.) 



Snbtüig XIV. öerteil^t ba§ blane 93anb bc§ 
t)I. (Seiftorbens bem ^erjog t)on Snrgunb, 
bem ffiater SubmigS XV. ®er alfo ^u^^ 
gc^eid^nete ift ein eben geborene^ S*inb, ba§ 
t)on einer öornel^men ®ame, öermuttid^ 
einer ^rin^effin, get)alten mirb. S)er |)of^ 
ftaat beg Königs nnb anbere ^erfonen tüo]^- 
nen ber feieriid^en Übergobe bei, bie, toenn 
and^ in anberer gorm, unmittelbar nad^ ber 
®eburt be§ !(einen ^rinjen im ^oi)xt 1682 
ftattgefunben l^at. Solan fragt fid^, mie 



ju malen, bie aU Sortagen für ©obelin^ 
bienen fottten. @r ^atte SQSattean gebeten, 
i^m für eine biefer SSegebenl^eiten eine ©fijge 
anzufertigen, bie Slntoine S)ien aud^ mit 
geloiffen SSerönberungen jn einem S'arton 
benu^t l^at, ber jebod^ nid^t jur SluSfül^* 
rung gefommen ift. ©o entftanb ba^ dn^ 
jige SBert, in bem nid^t eine @^3ur öon 
SBattean §u erfennen ift, ein fteifeS, gc= 
fprei^teg, fatteS ^arobeftüdE, in bem nic^t 
ein gun!e t)on (Seift nnb SSife lebt. Unb 



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^ntoine Watteau. 



101 



hod) f)ai ®crfaint in feiner Siograp^ie be^ 
STOeifterS fein Sebaucm auSgef^prod&en, bafe 
biefcr fid^ nid^t bem ^iftorifd^en ®enre 
geiüibmet l^ätte; er toarc bann t)crmnt= 
lid^ einer ber größten aRater granfreic^S 
geworben! 

Slufeer bem 93rief an ^errn öon ^uliennc 
üom 3. 3Rai 1721 l^aben »ir nur noä) 
meuige 5Rad)ric^ten über bie listen äRonate, 
bicSBatteau noc^ ju leben vergönnt toaren. 



eine junge ^ante in falber gigur barfteHt, 
bie, eine galante 2lnf<)ielung auf ben Slanten 
Slofalba, in il^rem öorn jufammengerafften 
Übertourfe frifcfi gepflüdfte SRofen trägt. 
Slud^ fonft ift S33atteau bei biefem Siftni^, 
toenn e^ h)ir!(id^ bie öenetianifd^c ^aftell== 
malerin barfteHt, fel^r galant gemefen, ba 
bie bamalS fec^^unböieriigjä^rige S*ünftlerin 
faunt noc^ fo öerfü^rerifd^e jugenblid^e SReijc 
befeffen ^aben fann. Slfä fein Seiben fid^ 




3t56. 86. @tubie nad^ einem nadften Snanne. ^adf einer B^it^nung im fioubre ^u $ari8. 
(92a(^ einer DriginaUjl^otoorapl^te üon ©raun, ei6ment & (£ic. in SJornad^ i. (5. unb ^ari8.) 



9lm 9. gebruar fd^reibt SKofalba ©arriera 
in i^r Xagebud^, ha^ fie ^errn SBatteau 
befud^t, unb am 11. gebruar, bag fie fein 
^afteflbilbnid begonnen l^abe, bag perre 
®ro§at bei i^r befteHt l^atte. ®g toäre öon 
^öd^ftem gntereffe getoejen, toenn fid^ biefed 
93itb ber SSenetianerin erhalten fjätte, ber 
SSatteau eine ^ö^ere SJetounberung entgegen* 
brad^te, at§ fie i^r bie Stad^mett joHen 
fann. S)agegen fd^eint fid^ ein t)on SBatteau 
geiualted Vortrat ber ©arriera in einem 
©tic^ t)on Siotarb erl^alten §u l^abeu, t>a^ 



immer me^r öerfc^Iimmerte unb bie junel^^- 
menbc $i^e i^m bag Seben in ^aris un- 
bel^aglid^ mad^te, fel^nte er fid^ nad^ einem 
ruhigen Sanbauf enthalt. Sluf bie SSermittelung 
feinet greunbeS, be§ Slbbe |)aranger t)on @t. 
®ermain rsiujcrroi^, toieS i^m ber ®enerat= 
intenbant be^ Könige Se gebore eine 
SSo^nung in feinem Sanbl^aufe in SRogent 
für aWarne, jenem S)orfe bei SSincenned an, 
h)o SBatteau fd^on frütier Ianbfd^aftlirf)e 
©tubien gemad^t l^atte. Slber tro^bem ba§ 
er aud^ l^ier uod^ feine fiinftlerifd^e S^ätig* 



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102 



^ntoine SBotteau. 



feit fortfcfete, piag^it i^n eine beftänbigc Un^ 
xiif)t, bag Slnjeid^ett feinet na^cn @nbeg. @r 
ttJoHtc nad) feiner §eimat jurücHc^ren, in 
ber Hoffnung, bort ®enefung ju finben, 
unb er beauftragte ben treuen greunb ®er^ 
faint, feine gefamte §abe gu öeräufeern. 
3)a§ ivaä^tt i^m nod^ etma 3000 granfcn ein, 
fo ha^ fein ganjeg SScrmögen, einfc^ttefelic^ 
ber i^m öon Sutienne geretteten 6000 gran* 
fen, 9000 granlen betrug, bie nad^ feinem 
Sobe ben SSermanbten in SBalencienneS au§* 
ge^önbigt tourben. 



$ater ioar ber ©ol^n cine§ 99i(b^auer§ an^ 
SJalencienne^, beffen öon SSatteau gemattet 
aSilbni« fid^ je^t im bortigcn äJiufeum ht^ 
finbet. SBatteau fd^eint e^ gematt ju l^aben, 
afö ber alte ^ater feinen ©ol^n ju t^m 
nad^ $arig in bie Set)re brachte, ^urj 
t)or feinem S^obc überfam SSatteau bie 
©mpfinbung, afö ob er bem jungen SKanne 
Unredöt getrau l^ätte. @r Iie§ i|n be§f)alb 
nad^ 3logent fommen unb / l^otte ba§ SSer^ 
fäumte nad^, inbem er tl^m beibrad^te, foöiel 
er fetbft fonnte. ^ater genofe biefen Unter== 




$(5b. 87. @tubienblatt mit einem (£^inefen!opf. dlad^ einer B^ic^nung im fiout^re ju ^ariS. 
{')la^ einer Driginalp^otograp^ie t)on S^raun, Slöment A (Sie. in ^ocnat^ i. @. unb $ariS.) 



9lod^ fanb er bie S^it, jmei gute SSerfe 
ju tl^un. gür bie S)orf!ird^e in Stogent 
malte er, um bem it)m befreunbeten 5ßfarrer 
einen S)ienft ju ermeifen, einen S^riftu^ am 
S'reuj. ®a^ Silb ift öerfd^oHen; wir er= 
fal^ren barüber nur etmaS burd^ ben ®rafen 
©a^tu^, ber fein Urteil in fotgenbe SBorte 
jufammenfafet: „9Benn biefc^ ©tüdE nid^t 
ben ?lDe( unb bie ©leganj befi^t, bie ein 
fofd^er ®egenftanb erforbert, fo l^at e§ 
toenigftenS ben 2lu§brudf be§ ©d^mergeS 
unb be§ Seiben§, htn ber S'ranfe em^jfanb, 
ber eg malte." ®aS anbere gute SBer! t^at 
S53atteou an feinem früheren (Sd^üler ^ater, 
mit bem er fic^ öor :3o^^en entjmeit ^atte. 



rid^t aber nur nod^ einen STOonat. 2lm 
18. Suü 1721 t)erfd^iebS33atteau in benSTrmen 
®crfaint§, ber bie legten Sage an feinem 
S^ran!cntager jugebrac^t l^atte. SSorl^er ver- 
brannte er nod^ einige feiner S^id^nungen, bie 
it)m JU frei öorfamen. ®ie grofee 3Kenge 
ber übrigen öerteitte er unter feine greunbc 
Sutienne, (Serfaint, iparanger unb einen 
getüiffen ^enin. 9lod^ in feiner Sobe^ftunbe 
tüar fein ©d^önl^eit^finn lebenbig. W.^ il^m 
ber (äeifttid^e nad^ Spenbung ber legten SBeg= 
gciirung ein ^ä§üd^e§ Ärujifij j^m S'üffen 
reid^tc, foll er aufgerufen l^aben: „Stemmt eS 
fort — tüic ift e§ möglid^, ba§ man meinen 
§errn 3efu» fo bcl^anbeln fonnte!" 



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.^ 



5lntomc fBatteau. 



103 



SSori bem 3:obc bicfeg einfamen 9Ranne^ 
^ot man in $ari§ nur Jtjenig Sloti^ ge=^ 
nontmett. SBattcau§ greunb, Slntoinc be ta 
aioque, iptbmete i^nt einen Keinen, tt)arm 
empfunbenen Slod^ruf in bem t)on i^m ^er- 
ouögegebcnen „9Ker!ur", unb 5ßierrc ©rojat 
fd^rieb am 11. Sluguft an SRofalba ©arriera, 



(£g I)at eine ß^t gegeben, too aud^ bie 
übrige SBelt biefetbe ®leid^gültigfeit gegen 
SSSatteau em^jfanb, tt)ie bie Slfabemie gegen 
ben Sob i^re^ geniatften äJiitgtiebeg. ©d^on 
griebrid^ ber ©roge i)at in ben bierjiger, 
fünfziger unb fedfijiger ^ai)vm feinet 3^^^* 
^unbertg SitberSSatteaugfür 3—500 Spater 




9166. 88. @tubienblatt mit köpfen, ^adf einer Beid^nung im S92ufeum au fiiUe. 
(3laäi einer DriginaUjl^otogra^jl^ic öon ©raun, ©I6ment & ©ic. in ©ornad^ i. @. unb ^ariS.) 



bie fid^ bamafö in SSenebig auffielt: „SBir 
^aben ben armen §errn SBatteau öer^ 
toren. ®r ^at feine Sage, ben "ipinfel 
in ber §anb, befd^Ioffen." Qm ^rotofoll 
ber Slfabemie t)om 26. ^nü 1721 tieft 
man. nur bie trodfenen SSSorte: „S)er Sob 
be§ §errn Slntoine SSSatteau, SRater, äKit^^ 
gtieb ber SHabemie, ift angejeigt tüor^ 
ben." 



gefauft, unb e§ fd^eint, ba§ er babei nod^ 
bi^toeiten burc^ S^ifc^enl^önbler übert)or= 
teitt n)orben ift. äBatteauS ©d^ütcr, Sancret 
unb $ater, befonberS aber fein SRad^a^mer 
grangoiS Sondier, l^atten feine S^unft in 
aRifetrebit gebrad^t. Sancret tüar ein 9Ka= 
nierift, ber burd^ bie ©d^Iü^pfrigfeit feiner 
3)arfteIIungen ju erfe^en fud^te, tva^ i^m an 
®rünbtid^!eit be§ $Raturfiubium§ abging. 



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104 



^ntoine Watteau. 



^ater mar öiel bcrber unb ro^cr afö SBat- 
tcau. Slfö geborener SSIamc liebte er einen 
l^anbgreifUcl^en $umor, unb ol^ne grobe 
©päfee gel^t eS auf feinen 33i(bern feiten ab. 



<)ubli!anifd^en äRater unter ber gü^rung 
3)atJibg; aber e^ maren bamit aud^ SSattenu, 
ßancret, 5ßater unb bie onberen Vertreter 
beiJ galanten ®enre^ gemeint. SQääl^renb ber 




315&. 89. ^aS länblid^e i^onaert. ^aäi einer SRabierung. 



Sondier toar öollenbs bic SSerför^jerung ber 
griöoUtät unb ©ittenlofigfeit, bk für bie 
3eit ber §errfd^aft ber SWarquife bon ^ont= 
pabour bejeicl^nenb finb. (Segen i^n rid^tete 
fid^ öornel^mtic^ bie 3ßrftörung§h)ut ber re- 



erften SReöoIution, toäl^renb be§ erftcn ^aU 
ferreid^^ unb ber SReftauration Ratten SQSat- 
teau^ ®emälbe überhaupt feinen aßarKprcig 
mel^r, toeil fie unt)er!äuf(id^ toaren. S)a^ 
franjöfifdEie Urteil fanb natürüd^ feinen f!(a:= 



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Slntoinc Sßattcou. 



105 



ölfc^en aaSiber^att in Scutfd^Ianb. Qm 3a^re 
1805 fd^rieb gioriffo in feiner ^(Sefd^i^te 
ber jcic^nenben fünfte'': „S^v @^re ber 



^ater unb Sancret l^interlieg, balb in il^r 
yti(S)i^ jurüdEfanfen. " Unb nod^ fd^orfer äußert 
fid^ ber ©d^tüeijer güfelt, ber 1816 ont ®nbc 




8166. 90. ©icSBal^rfagcrin. 92ad^ einer Slabierung. 



franjöfifd^en Station muffen tüir gefteöen, 
ba§ fid) biefer ®efc^macf (für Silber 2Bat= 
teau§) nac^ ber 9Kitte be§ 18. Sal^rtiunbert^ 
üerlor, unb bafe bie nod^ fdEiIec^teren 3laii)^ 
at)mer, toeld^e SSäatteau in ber ^erfon t)on 



einer 93efd^rei6ung ber nad^ SSatteaud ®c* 
mälben unb äeid^nungen geftod^enen Stätter 
fein Urteil bal^in juf ammenf a^te : ,,S33ir fd^Iie* 
§en mit ber Semerfung, ha^ biefer S^ram 
immerhin t>a^ grofee ^ntereffe f)ai, ben frau^ 



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106 



Slntoinc SBotteau. 



jöfifc^en (Seift be§ ^al^r^unbcrtg ßubtüiggXV. 
iömmerlid^en Slnbcnfcnd fd&äbeltrcffcnb ju 
fenngeid^ncn." 

aJiait fielet betraut, bafe ber fd^iüeijcrifdje 
atepubüfattcr über feinem ^affe gegen Sub= 
toig XV., mit bem SBattean ganj unb gar 
nid^t^ jn t^nn l^otte, feinen ®efd^madE unb 
feine Urteit^fraft üerloren ^at. Äünftlerifd^e 
©rjeugniffc finb tüol^t au§ ber 3eit ifirer ®nt^ 
ftel)ung ^erauS }u erflären, aber fie finb 
nid^t nac^ ben Slnfc^auungen öon ^otitifern 
JU beurteilen, bie mit ben vorgefaßten 3Kei=^ 
nungen it}rer Süt an fie l^crantreten. Site 
bic romantifd^e Sunftftrömung in granfreid^ 
auftrat unb immer mel^r Slnl^önger fanb, 
!am aud^ SBattean toieber aömä^Iid^ ^n S^ren, 
unb l^eute t)at er, unabtjängig t)on ben 
©d^manfungen be§ ffiunftmarfte^, feinen feflen 
5ßla| in ber ffnnftgefd)id^te. ©eine Silber 
geringerer öualität — bie aWeiftertnerfe 
bleiben in fcften Rauben — tnerben auf 



ben Sluftionen in ^ari§ unb Sonbon mit 
30—70000 granfen beja^tt, ba& finb 
©ummen, bic ber arme SBattean fein ganje§ 
ßeben l^inburd^ nid^t jufammcngcbrad^t l^at. 
eines feiner beften Silber, „®ie Xonleiter 
ber Siebe" (La gamme d'amour) erhielte 
t)or jtoei 3al)ren auf einer SSerfteigerung 
in Sonbon fogar 73000 äRar!. SBcnn 
aud^ tt)iebcr eine S^it !ommen toirb, tt)o 
biefe SBerte finfen tnerben, lann nic== 
mate lieber ein Srrtum über feine Se- 
beutung auffommen. ®r ift einer t)on ben 
großen ffiinftlem, bic ben geiftigen unb 
fittlid^en Sn^alt il^rer Seit erfd^öpft unb 
in größter SSiclfcitigfeit geftaltet l^abcn. 
©ein SRame bebeutet, tnenn auc^ ni<|t ein 
ganjeS gafir^unbcrt, fo bod^ ben britten 
Xeil baöon, unb in einem furjen Seben 
fobiel gettjcfcn ju fein, ift ein Slul^m, 
ben SBattean nur mit Slaffacl teilt, ber in 
gleid^em Sitter inS @rab fan!. 




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Uitteratun 



3)ic ältcftc Siogropl^ic SSattcouS ift bic im 
^ejrte l^äuftg ermäl^nte t>on ^erfatnt, bie ftd^ in 
beffcn Catalogue raisonn6 des diverses curio- 
sit6s du cabinet de feu M. Quentin de Lo- 
rangfere (^oriS 1744) bcfinbet. @g folgt bic 
öiograpl^ic bon $crrn bon Sulienne: Abr6g6 
de la vie d'Antoine Watteau unb bie ©cbäd^tnig- 
rcbc, bie ®raf ©a^tug om 3. gfebruar 1748 in 
bcr föniglid^cn Sllobcmie bcr SJioIcrei unb öilb* 
l^aucrfunft gegolten l^ot (Vie d'Antoine Watteau, 
peintrc de figures et de paysages, sujets ga- 
lants et modernes). 

3um ©egenftanbe tptffenfd^aftlic^er f^or» 
fd^ungen ift SBattcau erft in unfercr 3«it burtö 
bic trüber (Sbmonb unb 3ule^ be ©oncourt 
gcmad^t tüorben, befonbcrg in bem SBcrfc L'Art 
du XVIIl« si^cle (3. 5luft. $ari§ 1883) unb 
in bcm grunblegenben Catalogue raisonn6 de 
Toeuvre peint, dessiii6 et gravö d'Antoine 
Watteau Don @. bc ©oncourt ($arig 1875). SRad^ 
il^nen f)ahtn fid^ befonberS ffi. 2)o]^mc unb $aul 
3KanJ um SBotteau berbicnt gcmod^t, erftcrer 
burc^ htn SSerfucft einer c^ronologifdöew geft- 
ftaöung feiner SBcrfe unb bic Unterfuc^ung feiner 
SJial weife, ^ule^t in bem SSerfe: 2)ie Slu^fteHung 



t>on ©emälben öfterer SReifter im berliner ^cioot- 
bepe im Saläre 1883 Don Sß. SgTobe unb 91. 5)o]feme 
(g3errin 1883, gSeibmannfcftc 93ucf)]^anblung), «ßaul 
SJlQnJ in ber großen, feine SBatteauftubien ju- 
f ammenfoffenben SJlonogropbie : Aiitoine Watteau 
(^ariS 1891). 

Slugerbem finb §u ermäl^nen: 
%i). Solbel^r, Slntoine SSatteau, ein ^Beitrag 
jur Äunftgefd^iJ^te be^ 18. ^ol^rl^unbertg 
(Hamburg 1885). 
@mi( ^annooer, ^ntoine SBatteau (Berlin 

®. 2)orgent^, Antoine Watteau (^ariS 1891). 

Einige mertt>o0e ^oti^m über bie t)on 
griebrid^ bem ©rogen erworbenen ©emölbe 
SSatteaug f^at ^oul ©eibel in bem S^^i^bud^ 
ber föniglic^ preugifd^en ^unftfammlungen ^anb 
XIII, ©. 183 unb 184, öanb XV, ©. 49 unb 
57 aus ben ^rd^iben t>erdffentltc^t. 

2)ic «bbilbungen 3, 5, 6, 8—26, 31—36, 
51, 53, 67, 69, 70, 72, 81, 89, 90 finb mit 
©enel^migung beS SBerlegerS nod^ bem ©ammel* 
werfe: 5)eforationen unb SJialereien öonÄntoinc 
aSotteau (S3crlin 1889, Verlag bon @rnft SBoS* 
mutl^) reprobujiert worben. 



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