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Einzeln nicht im Buchhandel.
Ueborreicht vom Iferfasser.
Abdruck aus
ZoologiscKe JaKrbucKer
Abteilung fiJcc SYStematik, Okotogte und GeograpKie der Ttere
Begriindet von J. W. Spengel
Herausgegeben von Prof. Dr. M. Hattmann in Berltn-Dahlem
und, Prof. Dr. H. Weber in Strafiburg (Etsafi)
Band 76. Heft 5/6
Verlag von Gustav Fischer in Jena
1944
Zoot. Jb. (S Y stematik) Band 76 | Heft 5/6 | S. 39? 518 Jena. 18. 1. 1944 |
Printed in Germany
Nachdruck verboten.
Ubersetzungsrecht vorbehalten^
Die Ameisenfauna von Fernando Poo.
27. Beitrag zu den Ergebnissen der Westafrika^Expedition
Eidmann 1939/40.
Von
H. Eidmann (Universitat Gottingen).
(Mit 17 Abbildungen im Text und Tafel 2.)
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Einleitung 413
1. Okologische Vorbemerkvmgen 415
2. Kennzeicbnung der Fundorte 420
3. Spezieller Teil 422
I. Dorylinae 424
II. Ponerinae 429
III. Pseudomyrminae 430
IV. Myrmicinae 441
Y. Dolichoderinae 459
VI. Formicinae 460
4. Allgemeiner Teil 470
Famiistik ... 470
Zoogeographie 470
Okologie 476
5. Zusammenfassung . 488
6. Literaturverzeichnis 490.
7. Tafelerklarung 490
Einleitung.
Die Ameisenfauna der Insel Fernando Poo war bisher nur mangelhaft bekannt,
was wohl in erster Linie dem Umstand zuzuschreiben ist, daC offenbar noch niemand
planmaCig Ameisen dort gesammelt oder gar der Okologie dieser interessanten In-
sektengruppe seine Aufmerksamkeit zugewandt bat. Dies gebt schon daraus bervor,
daB so weit verbreitete, in den Tropen der ganzen Erde vorkommende Arten wie
Pheidole megncephala FABE., Mcmomorium floricola JBKD.. Solenopsis geminata FABB.,
Tapinoma melanocephalum FABE., u. a., die in Fernando Poo haufig sind und jedem
Myrmekologen bald auffallen mussen, bisher dort nocb nicht festgestellt wnrden.
414 H. ElDMANN,
Tapinoma melanocephalum FABB. z. B. ist eine sebr lastige Hausameise, die in alien
grbfieren Siedlungen auf Fernando Poo eigentlich in jedem Hans zu flnden ist. Auch
die Allerwelts-Ameise Monomorium pharaonis L., die durch den Menschen uber die
ganze Erde verbreitet wnrde, war aus Fernando Poo noch nicht bekannt.
Nach MENOZZI (1942, p. 164)'betragt die Zabl der bisber aus Fernando Poo
bekannten Ameisen 25. Diese sind samtlich durch deutsche Forscher und Sammler
der wissenschaftlichen Bearbeitung zugiinglich gemacht worden. Der weitaus grbfite
Teil ist von L. CONKADT gesammelt worden, der 1900 auf Fernando Poo gearbeitet
hat. Einige Arten verdanken wir R. W. BUCHHOLZ, Prof. d. Zoologie in Greifswald,
der 1872 74 Westafrika bereiste. Weitere Funde gehen auf A. SCHITT/TZE zuriick,
der im Jahre 1911 als Mitglied der Zweiten Deutschen Zentral-Afrika- Expedition
des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg die Insel besuchte. SchlieJJlich hat
auch noch G. A. ZENKBB, der 1889 96 Leiter der Forschungsstation Jaunde in
Kamerun war, Ameisenmaterial aus Fernando Poo der Bearbeitung zugefiihrt.
Die Ameisenausbeute, die Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist, wurde auf
meiner Forschungsreise nach Spanisch-Guinea (EIDMANN, 1941) in den Jahren 1939/40,
bei der ich 8 Monate lang infolge der Kriegsverhaltnisse auf Fernando Poo festge-
halten wurde, zusammengebracht. Sie umfafit 73 Ameisen (Arten, Unterarten und
Varietaten), von denen 64 Neufeststellungen sind; uur 9 Arten meiner Ausbeute
waren demnach bereits von der Insel bekannt. Die Zahl der fur Fernando Poo be-
kannten Ameisen wird dadurch auf 80, also anf mehr als das Dreifache. erhb'ht.
Zehn Ameisen meiner Ausbente, darunter 9 Arten erwiesen sich als neu. Weitere
17 Ameisen, die hier jedoch nur anhangsvveise erwahnt werden sollen, darnnter eine
neue Species, stammen vom Festlandsgebiet von Spanisch-Guinea (Muni-Territorium),
wo ich im AnschluC an meinen Aufenthalt auf Fernando Poo noch mehrere Monate
weiterarbeiten konnte. MENOZZI gibt in seiner Bearbeituug meiner Ausbeute (1942,
p. 164) die Zahl der Formen aus dem Muni-Gebiet mit 16 an, was deshalb nicht
zutrifft, weil eine Art, namlich Crematogaster (SpJtaerocrema) concava EM. bei der
Praparation in meinem Institut irrtiimlicherweise mit einem falschen Fundort-Etikett
versehen wurde. Sie wurde daher von dem Bearbeiter zu den Ameisen aus Fernando
Poo gezahlt, stammt aber tatsachlich aus Rio Benito im Muni-Territorium. Der
uberwiegende Anteil meiner Ausbeute wurde von mir selbst gesammelt; einige zurn
Teil sehr bemerkenswerte Arten wurden von meinen beiden Begleitern undExpeditions-
kameraden, meinem Assistenten Forstassessor SOHLUTEK und Forstanwarter Graf
WOLKF-METTERNIOH, besonders von ersterem, erbeutet. Im folgenden sind die von
ihnen gemachten Funde durch SCH. bzw. M. gekennzeichnet; meine eigenen Funde
sind ohne nahere Bezeichnung.
Die systematische Bearbeitung meiner Ausbeute hat, wie stets, mein lang-
jahriger bewahrter Mitarbeiter und Freund, Dr. C. MENOZZI, Ferrara, ubernommen
und mich dadurch zu besonderem Dank verpflichtet, bildet doch seine Arbeit die
Grundlage der vorliegenden zoogeographisch-okologischen Untersuchung. Er hat
die Ergebnisse seiner Bearbeitung im Zoologischen Anzeiger, Bd. 140, 1942 unter
dem Titel ,,Formiche dell'isola Fernando Poo e del territorio del Bio Muni (Guinea
Spagnola)" niedergelegt, auf die hier immer wieder zuriickgegriffen werden mufi.
Dank schulde ich ferner den Bearbeitern der myrmekophilen Arthropoden meiner
Ausbeute, namlich den Herren SOHEEBPELTZ, Wien (Staphyliniden), SCHSIITZ, Valken-
burg (Phoriden) und SELLNICK, Kb'nigsberg (Milben). Dankbar gedenke ich weiter
der Fb'rderung meiner Arbeiten in Spanisch-Guinea durch die spanischen Behb'rden,
insbesondere durch S. Excellenz den Herrn Generalgouverneur der spanischen Be-
sitzungen im Guinea-Golf, sowie durch den Herrn Deutscben Konsul in Santa Isabel
und meiiie deutschen Landsleute. SchlieClich mb'cbte ich nicht versaumen, der
Deutschen Forschungsgemeinschaft meinen besonderen Dank auszusprechen, durch
deren Unterstiitzung meine Forschungsreise nach Westafrika ermb'glicht und die
Durchfiihrung der Arbeiten trotz der kriegsbedingten Schwierigkeiten sichergestellt
wurde.
Die Ameisenfauna von Fernando Poo.
415
1. Okologische Yorbemerkimgen.
Fernando Poo ist die grofite und festlandsnachste der 4 Guinea-
Inseln. Sie Jiegt im innersten Winkel des Golfes von Guinea bei
3 30' N und 8 45' 0; die kiirzeste Entfernung zum Kontinent betragt
nur 32 km. Fernando Poo ist vulkanischen Ursprungs nnd stellt
gleich den anderen Guinea-Inseln eiue Erhebung einer submarinen
Fern an do Pao.
Abb. 1. Karte der Insel Fernando Poo mit Fundorten und Expeditionswegen.
Schwelle dar, die sich vom Kamerun-Berg als der nordlichsten dieser
Erhebungen in sudsiidwestlicher Richtung in die See hinaus erstreckt.
Fernando Poo hat ungefahr die Gestalt eines Eechtecks, dessen
Langsachseinnordnord6stlich-siidsiidwestlicherRichtnng]iegt(Abb. 1).
Genauer gesagt kann man sich die Insel aus 2 Eechtecken zusammen-
gesetzt denken, von denen das obere langs und das untere qner
416 H. ElDMANN,
gelagert 1st, und die durch 2 flache Meereseinschnitte, die Bucht
von San Carlos im Westen und die Bucht von Conception im Osten
gegeneinander abgesetzt sind. Der Gesamtflacheninhalt der Insel
betragt 2072 qkm bei einer groMJten Lange von 83 und einer groBten
Breite von 46 km. Ihrem vulkanischen Drsprung entsprechend ist
sie- gebirgig und besteht in ihrem Nordabschnitt im wesentlichen
aus einem gewaltigen erloschenen Vulkan, dem Pic von Santa Isabel,
der mit 2850 m die hochste Erhebung der Insel darstellt. Sein
Gipfel liegt ziemlich genau im Mittelpunkt des nordlichen Eechtecks.
Der Pic senkt sich nach Nordeu und Nordosten mit sanft abf alien-
den Hangen, die von zahlreichen Erosionsrinnen unterbrochen sind,
zum Meer. Nach Nordwesten und Westen fallt er mit schroffen,
von tiefen Schluchten unterbrochenen Wanden ab, deren FuB in ein
fJaches Kiistenvorland iibergeht, das den wirtschaftlich bedeutungs-
vollsten Teil der Insel darstellt und die reichsten Pflanzungen tragt.
Der SMabschnitt der Insel besteht im wesentlichen aus einem
wild zerkliifteten und reicli zertalten ost-westlich streicheuden
Kammgebirge, der Cordillera de Fernando Poo, kurz die Cordillere
genannt. Ihr mit zahlreichen Gipfeln besetzter Kamm erreicht zwar
nicht die Holie des Pic, liberschreitet aber immerhin die 2000-m-
Grenze nicht unbetriichtlich; nach den neuesten Angaben soil die
grofite Hohe 2662 m betragen. Der Pic von Santa Isabel steht mit
dem Gebirgssystem des Siidens durch ein vernal tnismafiig uiedriges
Joch in Verbindung, desseu tiefste Eiusattelung zwischen 800 und
900 m liegen soil. Hier lafit sich die Insel ohne Schwierigkeit dnrch-
queren. Die Cordillere, wie uberhaupt der ganze Siidteil der Insel
ist der am wenigsten bekannte und am schwersten zugangliche Teil
und soil der allgemeinen Anschauung nach wesentlich alter als der
Nordabschnitt sein.
Die Ku'ste von Fernando Poo ist eine hone Steilkuste, die
stellenweise von der Brandling unterwaschen und mit machtigen
Triinimern valkanischen Gesteins bedeckt ist. Nur in den Buchten
flacht sich die Kiiste ab und lauft in den schotterbedeckten Meeres-
grund aus. Ein eigentlicher Sandstrand scheint nur an der schwer
zuganglichen Siidkiiste vorhanden zu sein. Der Bo den der Insel
ist ein tiefgriindiger, lehmartiger und fruchtbarer Basal tverwitterungs-
boden, das Substrat der lippigen Pflanzenwelt der Insel und im Verein
mit der hohen Niederschlagsmenge der Grund fiir ihre unerhorte
Fruchtbarkeit und ihren Keichtum. An manchen Stellen ist der
Boden in gro'Berer oder geringerer Tiefe von Aschenschichten durch-
Die Ameisenfauna von Fernando Poo.
417
zogen, den Zeugen friiherer vulkanischer Tatigkeit. Selten nur sieht
man anstehendes Gestein auBer da, wo es durch die erodierende
Tatigkeit des Wassers, sei es an der brandungumtosten Kiiste oder
in den zahlreichen Erosionsrinnen freigelegt ist. Wo diese fehlt,
sorgt die iippig wuchernde Pflanzendecke dai'iir, dafi Fels und Gestein
bald unter Moder nnd Humus begraben und allmahlich eingeebnet
werden. Selbst auf dem Gipfel des Pic habe ich fast nirgends frei-
liegenden Fels gesehen.
Fernando Poo zeigt wie die
meisten tropischen Vulkaniuseln
eine reiche Bew ass e rung. Zahl-
reiche Rinnsale, Bache und kleine
Fliisse rieselu von den Hiingen der
Gebirge herab, gespeist von den
reichen Niederschlagen, die vom
Wald festgehalten und langsam
abgegeben werden. Sie fuhren kla-
res, frisches, vielfach eisenhaltiges
W asser un d schiiumen inunza hligen
Kaskaden iiber Gesteinstriimmer
uud Felsstufen der Kiiste zu, iiber
deren Steilwand sie oft in lierr-
lichen Wasserf alien ins Meer stiir-
zeu. Im flachen Vorland der Kiiste
verlangsamen sie nieist ihren Lauf
und bil den gelegen tlich schl ammige
Altwasser. Der Ursprung dieser
Gewasser liegt meist niclit holier
als 650 m, weshalb die Hohenlageu im Innern der Insel wasserarm
sind. Auf der Insel sind ferner 3 Kraterseen bekannt, der Claret-See
am Siidwest-Abhaiig des Pic, der Moka- und der Loreto-See im Siid-
teil der Insel. Sie sind Ausfiillungen alter Krater und deshalb an-
nahernd kreisrund. Sie liegen zwischen 1000 und 1800 m und sind
samtlich schwer znganglich.
Das Klima von Fernando Poo ist extrem tropisch und durch
hohe gleichmafiige Temperaturen und hohe Niederschlage ausge-
zeicimet, jedoch infolge der starken physiographischen Gliederung
der Insel, iusbesondere der verschiedenen Hohenlage trotz ihrer
geringen GroBe in den einzelnen Teilen sehr unterschiedlich. Nach
NOSTI (1942) hat Fernando Poo 4 Klimazonen. deren Ausdehnung
Abb. 2. Klimazonen tier Insel Fernando
Poo (nach NOSTI). 1 Ktistenzone. 2 Mon-
sun-Zone. 3 Gebirgszone. 4 alpine Zone.
418
H. BlDMANN.
und Lage auf Abb. 2 ersichtlich ist. Die Kiis ten zone umfaflt
den Nordabschnitt der Insel hufeisenformig und steigt bis 700 m NN
an. Sie hat eine Jahresmitteltemperatur von 25 bei taglichen und
jahreszeitlichen Schwankungen, die selten 5 ubersteigen undNieder-
schlage bis 2000 mm jahrlich. Im Siiden schliefit sich an sie eine
Monsunzone mit
gewaltig gesteiger-
ten Niederschlagen,
die 11000 mm er-
reichen. In derGe-
birgszone zwi-
schen 700 und 1500
m NN liegen die
jiihrlichen Nieder-
schlage zwischen
2500 und 4000mm
bei einem Tempe-
raturminimum von
11. Ansieschliefit
sich noch weiter
oben eine alpine
Zone mit Nie-
derschlagen unter
3500mm und einem
Temperaturmini-
mum von 5 an. die
ihre reinste Auspra-
gung in der alpinen
Grasflur oberhalb
der Waldgrenze er-
reicht.
Diehohen Nie-
derschlagsmen-
gen bestimmen den
Charakter der Pflanzendecke und damit der Tierwelt der Insel. Ihre
Verteilung, die in der Nord-Siidrichtung in einer Entfernung von nur
80 km zwischen 1500 und 11000mm schwankt, ist auf Abb. 3 ersicht-
lich. Die Regenfalle sind jedoch wie fast immer in tropischen Gebieten
nicht gleichmafiig iiber das ganze Jahr verteilt, sondern im wesent-
lichen auf die Regenzeiten zusammengedrangt, die von Trockenzeiten
Abb. 3. Die Kegenverteilung auf der Insel Fernando Poo
im Jahre 1940 (nac'h NOSTI). Die Isohyeten bezeichnen die
Menge der Jabresniedersohlage.
Die Ameisenfauna von Fernando Poo. 419
unterbrochen werden. Fernando Poo hat 2 Regenzeiten, die kleine
und die groBe. Erstere dauert von Marz bis Juli, letztere von
August bis November. Dazwischen liegen die trockneren Monate,
dock sind auch sie nicht ganz frei von Regen. Die hoiien Nieder-
schlage bedingen auch, besonders in den Waldgebieteu wo die
Feuchtigkeit festgehalten wird, eine hohe und gleicnmafiige Luft-
feuchtigkeit, die Ursache jenes driickenden und erschlaffenden
Tropenklimas, wie es fur Fernando Poo so charakteristisch ist.
Fernando Poo ist entsprechend dieser Klimakonstellation eine
reine Waldinsel, und zwar ist es der Wald in seiner hochsten Aus-
formung, der immergriine tropische Eegenwald, der das Landschafts-
bild bestimmt. Vor der Waldrodung durch den Menschen zum
Zwecke der Anlage von Siedlungen und Pflanzungen uberzog der
Wald als liickenlose Decke von grofiter Uppigkeit die ganze Insel.
Nur die Spitzen der Bergriesen, wie des Pic und der hochsten Gipfel
der Cordillere stiefien durch diese Urwalddecke hindurch. Audi
heute noch ist der weitaus grofite Teil der Insel, schatzungsweise
etwa 80/ , von unberiihrtem Regenwald bedeckt, dessen Ausformung
bekannt ist; ich weise dazu auf meine Arbeit ,,Der tropische Regen-
wald als Lebensraum" (EIDMANN, 1942) bin. In den hoheren Lagen
andert der Wald seinen Charakter und wird zum Gebirgs- oder
Montanwald, der dann nnterhalb der Banmgrenze in den alpinen
Kriippelwald (Krummholzregion) iibergeht. Die alpine Waldgrenze
liegt am Pic bei 2300 m und trennt den Wald von der alpinen
Grassteppe, die bis zu den hochsten Gipfeln, zunachst noch latschen-
artig von Geholzen der Riesenheide (Ericinella manniiHooK) durch-
setzt, als Langgrassteppe, spater als Kurzgrassteppe vorherrscht. Ge-
zeitenwald (Mangrovenwald) gibt es auf Fernando Poo nicht.
Heute ist ein Teil der Kiiste schon bis auf rund 500 m NN
gerodet und in landwirtschaftliche Kultur genommen. Dieser Streifen
von Pflanzungen umfalSt hufeisenformig die ganze Nordhalfte der
Insel und erstreckt sich im Westen iiber San Carlos hinaus auf den
Siidteil bis Bokoko (Abb. 4). Das Kulturland bildet jedoch kein
liickenloses Gebiet, sondern ist allenthalben von dichtenl Waldbestand
und von verbuschten alten Pflanzungen unterbrochen, die nicht mehr
weitergefuhrt werden und sich mit undurchdringiichem Sekundar-
wald bedeckt haben. Die Hauptkulturpflanzen auf Fernando Poo
sind Kakao und neuerdings in steigendem Mafie besonders in den
hoheren Lagen Kaffee, also tropische Holzgewachse. Die Pflanzungen
werden fast immer unter einem Uberhalt von schattenspendenden
420
H. BlDMANN,
Baumen des Vorbestandes angelegt und machen daher, besonders
wenn sie gut gehalten sind, den Eindruck einer weitraumigen, oft
wirklich herrlichen Parklandschaft. Die Pflanzungen sind daher in
der Regel nicht als offenes Gelande in okologischem Sinn zu bewerten,
doch bilden sie einen Ubergang zu solchem, und mancherlei Tiere
des offenen Gelandes, wie z. B. die afrikanische Krahe (Corvus albus
MULL.) haben sich dort ein-
gebiirgert.
DieHauptstadt undweit-
aus wichtigste Siedlung der
Kolonie ist Santa Isabel an
der Nordkiiste der Insel an
einem herrlichen natiirlichen
Hafengelegen mitrund 10000
iiberwiegend schwarzen Ein-
wohnern ; sie ist gleichzeitig
Sitz des Generalgouverneurs
von Spanisch-Guinea. Als
weiterer wich tiger Platz ist
San Carlos an der gleich-
namigen Bucht an der West-
kiiste der Insel zu nennen,
das mit derHauptstadt durch
eine der Kiiste annahernd
parallel laufende Autostrafie
verbunden ist. Diese Strafie
durchzieht das fruchtbare
Kiistenvorland, das dadurch
weitgehend erschlossen wird
und diereichstenPflanzuugen
tragt. Die San Carlos ent-
sprechende Siedlung Concep-
cion an der Ostkiiste der Insel besteht nur aus wenigen Hausern.
Die iibrigen Niederlassungen spielen eine geringere Rolle und tragen
ihre Namen meist nach Eingeborenen-Dorfern, die in der Nahe liegen
oder an ihrer Stelle standen.
2. Kennzeichnung der Fuudorte.
Die Fundorte meiner Ameisen-Ausbeute verteilen sich uber die
ganze Insel, besonders den Nordabschnitt und die Kiistenzone. Die
Abb. 4. Landwirtschaftlich genutzte Gebiete
(schraffiert) auf der Insel Fernando Poo; Stand
vom Jahre 1940 (nach NOSTI).
Die Ameisenfauna von Fernando Poo. 421
Besteigung des Pic von Santa Isabel im Januar/Februar 1940 lieferte
gleichfalls sehr interessante Arten bis zu einer Hohe von rund 2000 m.
Leider gebrach es an Zeit, um die Vertikalscnichtung der Ameisen-
fauna bei dieser Gelegenheit zu studieren, die von grofiem Interesse
ware und m. W. fiir das tropische Afrika iiberhaupt noch nicht
genauer bekannt ist.
Dber die Fundorte und deren Okologie seien einige Bemerkungen
vorausgeschickt, um Wiederholungen bei der Betrachtung der ein-
zelnen Arten im speziellen Teil dieser Arbeit zu vermeiden und eine
genauere Charakteristik geben zu konnen, als dies dort moglich ist.
Die Lage samtlicher Fundorte auf Fernando Poo sowie die Expeditions-
wege sind aus Abb. 1 ersichtlich.
1. Santa Isabel. Die Hauptstadt von Spanisch-Guinea, an der Nordkiiste
von Fernando Poo in der Kiistenzone gelegen, umgeben von offenem Gelande mit
Elefantengras, lichtera Waldbestand und Sekundarwald. Die bier gesammelten
Ameisenarten sind teils in Hiiusern (Hausameisen), teils in den Giirten und Anlagen
der Stadt, teils in der Umgebung erbeutet.
2. San Carlos. An der Bucht von San Carlos im Westen gelegene, weit-
raumige und wenig geschlossene Siedlung mit zahlreichen Pflanzungen in niichster
Umgebung und rasch znr Cordillere ansteigendem, urwaldbedecktem Hinterland.
.Die klimatischen Verhiiltnisse abneln denen der Hauptstadt. Die meisten Ameisen
von diesem Fundort stammen aus den Pflanzungen in der Umgebung der Stadt.
3. Concepcion. An der Bucht von Concepcion an der Ostkiiste gelegene,
nicht geschlossene und nur aus wenigen Gebiiuden bestehende Siedlung, umgeben
von reichen Pflanzungen, die sich weit in das Tal von Moka hinein erstrecken. Die
Ameisen dieses Fundortes stammen vorwiegend aus dem Pflanzungsgiirtel.
4. Batete. Siedlung siidb'stlich von San Carlos am FuB der Cordillere bei
etwa 200 m NN gelegen. Die Ameisen von bier wurden bei einem nur wenige
Stunden wiihrenden Aufenthalt am 15./9. 1939 gesammelt.
5. Musola. Frilhere Missionsstation, jetzt Versuchsstation des Servicio
Agronomico yon Spanisch-Guinea; besteht ans 3 teilweise baufiilligen Hiiusern, in
denen der Leiter der Versucbsstation und die eingeborenen Arbeiter wobnen. Um-
geben von Versuchsfeldern und wenig gepflegten Bingeborenen-Pflanzungen mit
herrlichem Blick auf die Bucht von San Carlos. Musola liegt bei 600 m NN an der
Grenze von Niederungs- und Gebirgswald. Letzterer erstreckt sich in imposanter
Ausformung ostwarts bis Moka. Aus ihm staramen fast alle der hier gesammelten
Ameisen insbesondere von einer Versucbsflache, die SCHLUTER an dem Weg nach
Moka bei 630 m NN angelegt hatte.
6. Oloitia. Eingeborenen-Siedlung zwiscben Musola und Moka, umgeben von
primarem Gebirgswald und Eingeborenen-Kulturen, bei etwa 700 m NN.
7. Moka. Siedlung iin Centrum der Insel zwischen Nord- und Siidteil in dem
landschaftlich sehr schb'nen Mokatal bei 1200 m NN, nmgeben von weiten Fliichen
offenen Gelandes, die teilweise als Viehweiden Verwendung finden. Die hier ge-
sammelten Ameisen sind samtlich von SCHIUTER erbentet, da ich selbst Moka nicht
besucht babe.
8. Pic von Santa Isabel. Vom Nordhang des Berges, vorwiegend aus der
Umgebnng des bei 1800 m NN liegenden Hauptlagers der Expedition. Das Biotop
ist gekennzeichnet durch liickenlosen primaren Gebirgswald der oberen Stnfe; die
Niederschlage erreicben 3500 mm. Die Ameisen wurden im Januar und Februar
1940 gesammelt.
9. Botonos, Kafiee-Pflanzung der Firma Jzaguirrey Cia. Im Kiistenvorland
ostlich der StraBe Sta Isabel-San Carlos bei 200250 in NN. Biotop : Weitraumige
422 H. ElDMANN,
Parklandschaft (Pflanzungsgelande mit tJberhalt) uud primarer Regenwald, der
weiter oberhalb in Gebirgswald ubergeht.
10. Lojome. Pflanznng (Kaffee und Kakao) nordb'stlich vou San Carlos, b'st-
lich der StraBe Sta Isabel-San Carlos bei etwa 200 m NN. Biotop wie bei Nr. 9.
11. Belebu. Pflanzung siidlich von San Carlos, bei etwa 100 m NN; offene
Parklandschaft (Pflanzungsgelande).
12. Balombe. Pflanzung siidwestlich von San Carlos, bei etwa 50 m NN;
Biotop wie Nr. 11.
13. Bokoko. Kakao-Pflanzung westlicb von San Carlos an der Kiiste gelegen
mit kleinem natiirlicbem Hafen, im Besitz der Fa. Drnmen S. A. Weitere Pflan-
zungen liegeu weiter siidwarts an der Westkiiste des Siidteiles der Insel. Es handelt
sich um die Pflanzungen der Spanier AVENDANO und GARCIA, letztere die sMlichste
Europaer-Pflanzung im Westen von Fernando Poo. Die hier geraachten Funde sind
bezeichnet mit Bokoko Avendano und Bokoko Garcia. Beide liegen wie die Pflan-
zung der Fa. Drumen an der Kiiste und erstrecken sich nur wenige Kilometer in
das Inland hinein.
3. Spezieller Teil.
Im folgendeu gebe ich einen Uberblick liber samtliche Ameisen
meiner Ausbeute aus Fernando Poo in systematischer Reihenfolge
nebst Bemerknngen iiber die Yerbreitung und Okologie der einzelnen
Arten. Im Interesse der Ubersichtlichkeit stelle ich eine Liste voraus,
in der die nenen Arten durch Fettdruck hervorgehoben und die
Neufeststellungen fiir die Insel durch Sternchen gekennzeichnet sind.
Es handelt sich. wie bereits in der Einleitung erwahnt, um 73 Arten,
Unterarten und Varietaten. Unter den Myrmicinenfiigeich Carebarasy.
ein, obwohl die Art nnbestimmbar ist, da nur ein Mannchen vorliegt,
weil diese interessante Gattung bisher von Fernando Poo nicht
bekannt war.
Liste der Ameisen der Ausbeute E i d m a n u
1939/40 aus Fernando Poo.
I. D o r y 1 i n a e.
1. Doryhts depilis var. clarior SANTSCHI.
* 2. Anomma emeryi MAYB.
* B. Anomma nigricans ssp. arcens WBSTW.
4. Anomma nigricans ssp. burmeisteri SHUCK.
* 5. Anomma nigricans ssp. burm.eisteri var. molesta GBEST.
6. Anomma atratus F. SM.
* 7. Hhogmus fuscipennis var. marginiventris SANTSCHI.
* 8. Alaopone bti-yssoni SANTSCHI.
* 9. Aenictus iveissi SANTSCHI.
II. P o n e r i n a e.
* 10. Phyracaces eidmanni MBNOZZI, n. sp.
* 11. Platythyrea modesta EM.
Die Ameisenfauna von Fernando Poo. 423
* 12. Bothroponera pachy derma (EM.).
* 13. Bothroponera soror (EM.).
* 14. Phrynoponera gabonensis var. fecunda WHEEL.
* 15. Euponera (Mesoponera) subiridescens WHEEL.
* 16. Ponera (Ponera) rothkirchi WASH.
* 17. Ponera (Hypoponera) coeca SANTSCHI.
* 18. Plectroctena gabonensis SANTSCHI.
* 19. Anochetus africanus MAYB.
20. Odontomachus haematoda L.
III. Pseudomyrminae.
* 21. Tetraponera anthracina (SANTSCHI).
22. Pachysima aethiops (F. SM.).
IV. Myrm in cin ae.
23. Pheidole aurimllii MAYB.
24. Pheidole buchholei MAYB.
* 25. Pheidole megacephala (FABB.).
*26. Pheidole minima MAYK.
* 27. Pheidole occipitalis ssp. neutralis SANTSCHI:.
28. Pheidole megacephala ssp. melancholica (SANTSCHI).
* 29. Myrmicaria exigua E. ANDEE.
* 30. Crematogaster (Acrocoelia) impressa EM.
* 31. Crematogaster (Sphaerocrema) gabonensis EM.
* 32. Crematogaster (Sphaerocrema) microspina MENOZZI, n. sp.
* 33. Crematogaster (Sphaerocrema) striatula EM.
* 34. Crematogaster (Atopogync) africana MAYB.
* 35. Crematogaster (Atopogyne) depressa var. fuscipennis EM.
* 36. Monomorium (Monomorium) pharaonis (L.).
* 37. Monomorium (Monomorium) floricola (JEBD.).
* 38. Monomorium (Monomorium) minutum var. leopoldina FOB.
* 39. Solenopsis geminata (FABB.).
* 40. Solenopsis punctaticeps ssp. indocilis (SANTSCHI).
* 41. Solenopsis georgica MENOZZI, n. sp.
* 42. Aneleus eidmanni MENOZZI, n. sp.
* 43. Pristomyrmex fossulatum FOB.
* 44. Macromischoides aculeatus var. major (FOB.).
* 45. Macromischoides aculeatus ssp. militaris SANTSCHI.
* 46. Tetramorium commodum SANTSCHI.
*47. Tetramorium fernandensis MENOZZI, n. sp.
* 48. Tetramorium rectinodis MENOZZI, n. sp.
424 H. ElDMANN,
* 49. Tetramorium simillimum var. dumezi FOE.
*50. TriglypJiothrix areolatus STITZ.
51. Cataulacus guineensis var. ferncmdensis (STITZ).
*52. Strumigenys (Cephaloxys) aeqiialis MENOZZI, n. sp.
* Carebara sp.
V. Dolichoderinae.
* 53. Tapinoma melanocephalum (FABE.).
*54. Technomyrmex moerens var. nigricans SANTSCHI.
VI. Formicinae.
* 55. Acantholepis capcnsis var. guineensis MATE.
* 56. ParatrecMna (Paratrechina) longicornis (LATE.).
* 57. Paratrechina (Nylanderia) grisoni var. fusc-ula MEN. n. var.
* 58. Paratrechina (Nylanderia) incallida SANTSCHI.
* 59. Paratrechina (Nylanderia) Imhli FOEEL.
* 60. Paratrechina (Nylanderia) mendica MENOZZI, n. sp.
* 61. Oecophylla longinoda (LATE.).
* 62. Camponotus (Tanaemyrmex) acivapimensis var. poultoni FOEEL.
* 63. Camponotus (Tanaemyrmex) maculatus var. lohieri SANTSCHI.
* 64. Camponotus (Tanaemyrmex} solon ssp. brutus FOEEL.
* 65. Camponotus (Tanaemyrmex) pompeius ssp. marius EMEEY.
* 66. Camponotus (Myrmopiromis) acutisquamis MATE'!"
67. Camponotus (Myrmopelta) vividus var. meinerti FOEEL.
* 68. Camponotus (Myrmamblys) conradti FOEEL.
69. Polyrhachis (Myrma) decemdentata var. ferncmdensis FOEEL.
* 70. Polyrhachis (Myrma) iperstriata MENOZZI, n. sp.
* 71. Polyrhachis (Myrma) laboriosa F. SMITH.
* 72. Polyrhachis (Myrma) militaris ssp. cupreopubescens FOEEL.
* 73. Polyrhachis (Myrma) schistacea ssp. rugulosa (MAYS).
I. Dorylinae.
1. Dorylus depilis var. clarior SANTSCHI, <$.
Ann. Soc. Ent. France, Bd. 84, 246 (1915); <$.
San Carlos, Okt. 1939; Lichtfang.
Die Gattung Dorylus FABE. ist rein afrikanisch und ist mit
20 Arten in ganz Afrika siidlich der Sahara verbreitet. Das Ver-
breitungsgebiet von D. depilis EM. umfafit offenbar ganz Aquatorial-
Afrika und erstreckt sich von Togo und Kamerun quer durch den
Kontinent bis nach Dentsch-Ost-Afrika. Die var. clarior SANTSCHI,
die zuerst ans dem Sambesi-Gebiet beschrieben wurde, wurde spater
Die Ameisenfauna von Fernando Poo. 425
in Belgisch-Kongo gefunden und ist auch aus Fernando Poo bereits
bekannt.
Nach EMEBY (1910) fiihren alle Arten der Gattung Dorylus ein
unterirdisches Leben und kommen nur ausnahmsweise, bei Uber-
schwemmungen usw., an die Oberflache. Sie bilden sehr volkreiche
Kolonien und leben vorwiegend riiuberisch und von Aas. Ich babe
in Fernando Poo nur Manncheu erbeutet, die abends zum Licht flogen.
2. Anomma emery i MATE, QQ
Ent. Tidskr., Bd. 17, 225 (1896); g.
San Carlos, Okt. 1939; Concepcion, 28./10. 1939.
Die Gattung Anomma SHUCK, wurde bis vor kurzem als Subgenus
der Gattung Dorylus angesehen und erst neuerdings zum Bang eines
Genus erhoben. Ihr Hauptverbreitungsgebiet ist der westafrikanische
Eegenwaldgiirtel; nur A. nigricams. ILL. dringt bis Ostafrika vor.
A. emeryi wurde 1896 von MAYS nach Stiicken aus Kamerun be-
schrieben und ist spater von der Goldkiiste und aus Belgisch-Kongo
bekanntgeworden. Die Art wurde in der typischen Form von mir
zum erstenmal fiir Fernando Poo festgestellt, wahrend die ssp. opacus
FOB. durcli CONEADT bereits von dort bekanntgeworden war.
Die Ameisen der Gattung Anomma sind unter dem Namen
Treiber- oder Wanderameisen allgemein bekannt und beruhmt ge-
worden. Sie sind Bauber, die auf dem Waldboden leben und in
gewaltigen Jagdziigen auf Beutefang ausziehen, wobei ihuen alles
tierische Leben, das sie iiberwaltigeu konnen, zum Opfer fallt. Sie
bewohuen temporare Neater, die sie nach Bedarf in ein neues Jagd-
gebiet verlegen, sobald das alte erschopft ist und ziehen dann mit
ihrer Brut auf grofien Wanderziigen in das neue Nest. Wie alle
Dorylinen sind sie durch einen auffallenden Polymorphismus aus-
gezeichnet, haben ungeheuer volkreiche Kolonien und sind hinsicht-
'lich ihrer eigenartigen Lebensgewohnheiten noch bei weitem nicht
hinreichend bekannt. Die von mir erbeuteten Exemplare umfassen
^ aller GroBen, die aus groBen Wanderziigen an den beiden Fund-
orten entnommen wurden. Die riesigen und auffallenden HeerstraBen
der -AwowMwo-Arten sind in Fernando Poo allgemein bekannt und
haufig und bis in die Gegend der alpineu Waldgrenze in alien
Waldgebieten anzutreffen.
3. Anomma nigricans ssp. arcens WESTWOOD, ^y.
Trans. Ent. Soc. London, Bd. 5, 17 (1847); .
Santa Isabel, Jan. 1940; Moka, Dez. 1939 (Sen.).
426 H- ElDMANN,
A. nigricans wiirde schon 1802 von ILLIGBR aus Sierra Leone
beschrieben und kann als der Prototyp der afrikanischen Treiber-
ameisen bezeichnet werden, auf den sich die meisten Angaben friiherer
Autoren iiber diese auffallendeu Insekten beziehen. Sie ist in
Aquatorial-Afrika von der Westkuste her quer durch den ganzen
Kontinent bis zur Ostkiiste verbreitet. Die ssp. arcens ist aus Liberia
bekanntgeworden und in dem westafrikanischen Waldgebiet weit
verbreitet. Aus Fernando Poo war sie bisher noch nicht bekannt.
Die erbeuteten Stiicke umfassen <$Q jeder GroBe, die aus Wander-
ziigen herausgelesen wurden.
4. Anomma nigricans ssp. burmeisteri SHUCKAKD, $$ u. $$.
Ann. Nat. Hist, Bd. 5, 326 (1840); $.
Santa Isabel, 1. 12./12. 1939.
A. nigricans ssp. burmeisteri ist wie die typische Form quer
durch ganz Afrika bis nach Deutsch-Ost-Afrika und Sansibar ver-
breitet. Aus Fernando Poo ist sie durch SCHULTZE bekanntgeworden,
der sie auf dem Pic von Santa Isabel noch in 2400 m Hone, also
oberhalb der Waldgrenze, in der alpinen Grassteppe gefunden hat.
Die c?c? meiner Ausbeute sind Lichtfange. die $Q wurden aus Wander-
ziigen erbeutet.
5. Anomma nigricans ssp. burmeisteri var. molest a
GERSTAECKEK, ^.
Monatsber. Akad. Wiss. Berlin, 262 (1858): tf.
Musola, 29. 31./8. 1939; Oloitia. 1000 m NN, 12./9. 1939.
Moka, Dez. 1939 (ScH.); Santa Isabel, Jan. 1940.
Die var. molesta hat den Schwerpunkt ihres Verbreitungsgebietes
in Ostafrika. Im Westen ist sie nur aus Benguella bekanntge-
worden. 1m Belgischen Kongo ist sie von der Kongo-Expedition des
amerikanischen Museums, die sehr genau arbeitete und ein iiberaus
reiches Ameisenmaterial zusammengebracht hat, nicht gefunden
worden. Dm so erstaunlicher ist ihr Vorkommen auf Fernando Poo,
von wo sie bisher noch nicht bekannt war.
Nach meinen Beobachtungen ist A. nigricans ssp. burmeisteri var.
molesta die haufigste und auff alien dste Treiberameise auf Fernando
Poo, deren ansehnliche und von den Eingeborenen sorgfaltig ge-
miedene Wanderziige allenthalben eine auffallende und kaum zu
iibersehende Erscheinung bilden. Bei Musola habe ich einen solchen
Wanderzug 3 Tage lang in der Zeit vom 29. 31./8. 1939 beobachtet.
Der Zug fiihrte iiber einen festgetretenen Eingeborenenpfad in
Die Ameisenfauna von Fernando Poo. 427
dichtem Regenwald (Meereshohe 600 m), wo ich ihn entdeckt hatte,
denn im angrenzenden Walde war er im Bodenbewuchs und unter
der Bodenauflage fast unsichtbar. Auf dem festgetretenen Pfad
war die Zugstrafie von Erdwallen flankiert und teilweise sogar
tunnelartig iiberbaut. Eine Reihe riesiger Soldaten bewachte auBer-
dem in der fiir die Dorylinien charakteristischen Haltung mit hoch-
aufgerichtetem Vorderkorper und weit geoffneten Mandibeln auf
beiden Seiten die HeerstraBe der marschierenden Kolonnen. Zahl-
reiche grofie Arbeiter trugen Beutestiicke, meist Teile von Insekten,
auffallenderweise vielfach entgegen der allgemeinen Marschrichtung.
Die Marschgeschwindigkeit war auBerordentlich groB.
Am folgenden Tage bei starkem Regen es war mitten in
der Regenzeit bewegte sich der Wanderzug nicht weiter, sondern
die Ameisen verharrten regungslos auf der Stelle und bildeten in
ihrer Gesamtheit ein dichtes, etwa 8 10 cm breites Band, das man
mit der Pinzette aufheben konnte. AJlerdings kam dann sofort Be-
wegung in die Masse, und man mufite sich vor den Bissen der
wiitenden Tiere in acht nehmen. Besouders die Soldateu beiBen
stark und bohren sich mit ihren spitzen Mandibeln tief in die Haut
ein, so dafl man ihnen den Kopf abreifien kann, ohne daB sie los-
lassen. Am folgenden Tage hatte sich die Marschrichtung geandert;
die Ameisen liefen in der entgegengesetzten Richtung wie bisher.
Sie trugen Larveu und Puppen, so daB es sich offenbar nunmehr
urn einen Umzug in eiu neues Jagdgebiet handelte. Die Brut wurde
in der fiir die Dorylinien bekannten und oft beschriebenen Weise
unter dem Korper getragen, so daB es fast aussah, als ob die Trager
auf ihrer Last reiten. Die Marschkoionnen waren an diesem Tag
besonders gut geschiitzt; die flankierenden Soldaten bildeten stellen-
weise ganze Briicken iiber den nnablassig dahineilenden Arbeitern.
Stort man die Marschkolonne an irgendeiner Stelle, so halt der riick-
wartige Teil des Zuges sofort an. Die Stauung ist jedoch gering,
so daB anzunehmen ist, daB die Kunde von der Sto'rung blitzschnell
riickwarts weiterdringt und die ganze Kolonne zum Halten veranlaBt.
Erfolgt keine weitere Storung, so geht der Betrieb in wenigen
Minuten wieder normal weiter. Am Abend dieses Tages wurde die
Masse der wandernden Ameisen zusehends geringer, ohne daB sich
jedoch die Geschwindigkeit der noch Verkehrenden geandert hatte,
und am anderen Tag war der Zug spurlos verschwunden.
Die Treiberameisen sind in den afrikanischen Regenwaldgebieten
einer der wichtigsten Faktoren des Umweltwiderstandes gegen alle
428 B. ElDMANN,
bodenbewohnenden KJeintiere, insbesondere insekten, und damit fur
die Anfrechterhaltung des Gleichgewichts in der Biocoenose des
W aides zweifellos von besonderer Bedeutung. Gegeniiber der roten
Waldameise, die als Baubinsekt in unseren Waldern eine ahnliche
Rolle spielt wie die Dorylinen in den Tropen, ist ihre Wirkung da-
durch gesteigert, dafi ihre auBergewdhnlich volkreichen Kolonien ihr
Jagdgebiet durch die Wanderungen nach Belieben verlegen konnen.
Es ist wohl anzunehmen, daB die Wanderungen letztlich durch den
Volkreichtum einerseits und die rauberische Lebensweise anderer-
seits bedi'ngt siiid, indem die Erschopfung der Jagdgebiete eine
station are Nestaulage nicht zulafit. Es ist daher wohl auch kaum
angangig, in dem Nomadentum der Dorylinen etwas Primares zu
erblicken, von dem die seBhafte Lebensweise der anderen Ameisen
abzuleiten ware, sondern die Sefihaftigkeit muB als urspriingHch
angesehen werden.
6. Anomma atratus F. SMITH, <$$.
Cat. Hym. Brit. Mus., Bd. 7, 4 (1859); tJ.
Bokoko, 30./9. 1939; San Carlos, Okt. 1939.
Santa Isabel, 1. 12./12. 1939.
A. atratus ist aus dem westlichen Teil von Aquatorial-Afrika
bekanntgeworden; man kennt Funde aus Nigeria, Kamerun, Fran-
zosisch- und Belgiseh-Kongo. Auf Fernando Poo ist sie bereits von
CONBADT und SCHULTZE, von letzterem in Santa Isabel festgestellt
worden. Meine Ausbeute umfafit ausschliefilich $$, die durch Licht-
fang erbeutet wurden.
7. Rhogmus fuscipennis var. marginiventris SANTSCHI, $$.
Rev. Zool. Afr., Bd. 6, 231, (1919); $.
Fernando Poo, ohne Datum und Pundort.
Rh. fuscipennis wurde 1892 von EMEBT aus Westafrika beschrieben
und spater im Gebiet der Goldkiiste und in Kamerun festgestellt.
Die var. marginiventris ist bisher nur vom Typenfundort Dimbroko
(Elfenbeinkiiste) bekanntgeworden ; fur Fernando Poo ist sie neu.
Meine Ausbeute umfafit 2 <$<$, die durch Lichtfang erbeutet wurden.
8. Alaopone buyssoni SANTSCHI, g^-
Eev. Suisse Zool., Bd. 18, 748 (1910) ; tf.
Santa Isabel, 1. 12./12. 1939.
Die Gattung Alaopone EMEBY ist mit Ausnahme einer im indo-
malayischen Gebiet vorkommenden Art auf Afrika beschrankt.
A. buyssoni war bisher nur aus Ostafrika bekannt. Ihre Feststellung
Die Ameisenfatma von Fernando Poo.
429
auf Fernando Poo ist daher besonders bemerkenswert, wird doch
das Verbreitungsgebiet der Art dadurch gewaltig nach Westen bin
erweitert. Die bisher allgemein bekanntgewordenen (J<J fallen durch
ihre zierliche Gestalt und hellgelbliche Farbung auf. Meine Aus-
beute nmfafit 2 derselben, die durch Lichtfang erbeutet wurden.
Abb. 5. Aenictus 'iveissi SANTSCHI, . Links dorsal; rechts oben lateral; rechts
unten Kopf.
9. Aenictus weissi SANTSCHI, ^ (Abb. 5).
Ann. Soo. Ent. France, Bd. 78, 354 (1910); $.
Santa Isabel, 5./11. 1939.
Die artenreiche Gattung Aenictus SHUCK, ist in den Tropen der
alten Welt verbreitet; in Afrika geht sie siidwarts bis zum Kap.
Ae. weissi ist aus West-Aquatorial- Afrika bekanntgeworden; fur
Fernando Poo ist sie noch nicht festgestellt. Die von mir erbeuteten
Stiicke, ausschlieBlich Arbeiter, stammen aus einem Wanderzug. der
an einer Hauswand hochging. Die blinden Arbeiter, die durch ihren
geringen Polymorphismus auffallen, liefen teils in der einen, teils in
der anderen Richtung, so daB der Eindruck erweckt wurde, da6 sie
im Hause irgendeine Nahrungsquelle ausbeuteten.
II. Ponerinae.
10. Phyracaces eidmanni MENOZZI, n. sp., $$.
Zool. Anz., Bd. 140, 165 (1942); $.
Santa Isabel, Jan. 1940.
Die Gattung Phyracaces EMEBY gehort zum Tribus der Cera-
pachyini FOKEL. die im Eahmen der Ponerinen eine Sonderstellung
430 H. ElDMANN,
vor allem dadurch einnehmen. da6 ihre Larven weitgehend denen
der Doryliuen ahneln (WHEELER, 1920). Sie nehmen dadurch, wie
schon von EMERY betont wurde, eine Art Zwischenstellung zwischen
den Dorylinen und Ponerinen ein und werden daher auch von
manchen Autoren, wie vor allem von WHBELEE, als besondere Unter-
familie Cerapachyinae der Formiciden aufgefafit. Die Gattung Phyra-
caces ist in ihrer Verbreitung im wesentlichen auf die siidlich des
Aquators liegenden Teile der alten Welt beschrankt. Aus Afrika
waren bisher 7 Arten bekannt, die zum grofiten Teil dem west-
afrikanischen Waldgebiet angehoren. Nur 2 Arten sind aus Siid-
afrik'a bekanntgeworden, Ph. coxalis ARNOLD aus Siid-Rhodesien und
Ph. braunsi EMEEY aus der Kap-Provinz. Die vorliegende neue Art
ist nach einem einzigen Exemplar beschrieben, das in der Nahe
von Santa Isabel frei herumlaufend von mir erbeutet wurde. Sie
stellt den ersten Nachweis der Gattung auf Fernando Poo dar.
11. Platythyrea modesta EMEEY, 1 y.
Ann. Soc. Ent. Belg., Bd. 43, 467 (1899): g.
Bokoko Garcia, 2./10. 1939.
Die Gattung Platythyrea ROGER ist in den Tropen der ganzen
Welt verbreitet mit dem Schwergewicht in Afrika, von wo 15 Arten
bekannt sind. P. modesta bewohnt das westafrikanische Regenwald-
gebiet und ist aus Kamerun, Spanisch-Guinea und Belgiscli-Kongo
bekanntgeworden. Auf Fernando Poo war sie bisher noch nicht fest-
gestellt. Cber die Lebensweise der Angehorigen der Gattung ist
nicht allzuviel bekannt. Die meisten Arten scheinen sich vorwiegend
oder ansschliefilich von Termiten zu ernahren. Das einzige Stiick
meiner Ausbeute wurde als Einzellaufer am Boden im halboffenen
Gelande einer Pflanzung im Siidwesten der Insel Fernando Poo er-
beutet.
12. Bothroponera p achy der ma EMEEY; 1 $, 1 $
Ann. Soc. Ent. Belg., Bd. 45, 49 (1901); ? ?.
Musola, 11./9. 1939; Santa Isabel, 12./12. 1939.
Bothroponera MAYE ist eine palaeotropische Gattung; die grofite
Artenzahl findet sich einerseits in Afrika, andererseits in Australien.
Die Kolonien sind klein und nisten im Boden, vorwiegend unter
Steinen. Aus Afrika sind 18 Arten bekannt. J3. pachyderma ist aus
Deutsch-Ost-Afrika bekannt, wo sie bis auf 2000 m Hohe gefunden
wurde. Sie ist ferner aus dem westafrikanischen Waldgebiet (Kamerun
und Belgisch-Kongo) bekanntgeworden. Es ist jedoch anznnehmen,
Die Ameiseni'auna von Fernando Poo. 43 1
daB die in Zentral-Afrika klaffende Liicke sich uoch ausfiillen lassen
wird. Auf Fernando Poo ist die Gattung bisher nock nicht fest-
gestellt worden, so daB die beiden von mir dort gefundenen Arten
Neufeststellungen fur die Insel sind. Von pachyderma habe ich nur
1 ^ und ein fliigelloses ? als Einzellaufer erbeutet, so daB ich keine
6'kologischen Beobachtungen machen konnte. Ersterer wurde auf
dem Waldboden in dichtem Primarwald bei Mnsola in 630 m Hohe
gef'angeu. Da die meisten Bothroponera-Art&n ihre Nester nach
WHEELBE (1921/22. p. 71) gern in feuchtem, lehmigem Boden anlegen,
finden sie im Regenwald, wo ihnen dieser zur Verfiigung steht,
giinstige Existenzbedingungen.
I
13. Bothroponera soror EMEKY; <$<$, ^ QQ Lv. u. P. (Abb. 6)
Ann. Soc. Ent. Belg., Bd. 43, 472 (1899): $.
MusoJa, 6./9. 1939: Bokoko Garcia, 2./10. 1939.
B. soror ist aus Togo, Kamerun. Franzosisch- und Belgisch-
Kongo und Rhodesien bekannt; fur Fernando Poo ist sie wie die
vorige Art neu.
In Musola fand ich am 6./9. 1939 eine Kolonie dieser Art im
Regenwald in 570 m Meereshohe. Sie enthielt eine alte flugeUose
Konigin, 1 2 Dutzend Arbeiter sowie mehrere gefliigelte <JcJ und
Brut. Die geringe Volkszahl war jedoch nicht etwa darauf zuriick-
zufiihren, da6 es sich urn eine junge Kolonie gehandelt hatte; die
Anwesenheit gefliigelter Geschlechtstiere im Nest zeigte vielmehr,
da6 eine voll erwachsene Kolonie vorlag. Das Nest befand sich
nicht im Boden, sondern im Wurzelgeflecht einer Epiphyte, die in
Brusthohe auf einer Liane festsafi. Der Wurzelballen war etwa
faustgrofi und wie ein Schwamm mit Wasser vollgesogen. Er be-
stand aas dem dicht verfilzten Wurzelwerk. dessen Liickeu mit
humosen Detritusmassen ausgefiillt waren, in denen die Gange und
Kammern des Nestes miniert waren. ARNOLD (1915) fand die Kolonien
von B. soror in Rhodesien, wo die Art ziemlich selten ist, vorwiegend
unter Steinen. Audi er erwahnt, dafi die Individuenzahl der Kolonien
geriug ist und gewohnlich nicht mehr als 2 Dutzend betragt. Er
weist noch darauf bin, daB die Tiere einen starken Geruch nach
Schaben ausstromen ; WHEBLBE (1921/22, p. 74) vergleicht ihn mit
dem von Wanzen.
In dem Wurzelballen, der die Kolonie aus Musola enthielt, fanden
sich noch einige Mitbewohner, die jedoch mit den Ameisen offenbar
nichts zu tun hatten und sich neben diesen gleichfalls die feuchten
29*
432
H. ElDMANN,
Detritusmassen als Aufenthaltsort erwahlt batten. Es waren einige
Pselaphiden, mebrere groBe Collembolen, ein Begenwurm und einige
graue Asseln (Panfhelum insulanum VEEH., n. g., n. sp.; siehe VEE-
HOEFF, 1942, p. 89).
Wie scnon erwahnt, fand sich in der Kolonie auch Brut vor
und zwar Larven und Puppen; Eier habe icb nicht gefunden, viel-
tf
G
\
\*K^r
d"
Abb. 6. Bothroponera soror EM. A $, Seitenansicht; B $, Kopf ; C (J, Kopf; D $,
Fliigel; E erwachsene Larve; P Kopf derselben; G Kokons von (J und $.
leicht sind sie mir wegen ibrer geringen GroBe entgangen, doch 1st
anzunehmen, daB ihre Zahl, auch wenn solcbe vorhanden waren.
gering sein mufite. Ich nehme dies desbalb an, weil die vorgefun-
denen Larven es waren deren etwa ein balbes Dutzend in
alien Stadien und GroBen vertreten waren. Es ist daher zu ver-
muten, daB die Konigin die Eier einzeln und in gro'Beren Abstanden
Die Ameisenfauna von Fernando Poo. 433
ablegt, so dafi die Larven stets alle Altersstufen reprasentieren. Bei
dem gleichbleibenden tropischen Klima kann mit dauernder Eipro-
duktion gerechnet werden.
Die Larven der Gattung Sothroponera sind von besonderem Inter-
esse und unterscheiden sich von denen der nahe verwandten Gat-
tung Pachycondyla nicht unwesentlich, was WHEELEE (1921/22, p. 71)
veranlafite, die Gattung Sothroponera, die voriibergehend mit Pachy-
condyla als Subgenus vereinigt war, wieder als eigenes Genus ab-
zutrennen. WHEELEB (1921/22, Abb. 9) hat als Beispiel einer Botftro-
powera-Larve die von B. suUaevis EM. abgebildet. Von ihr unter-
scheidet sich die Larve von B. soror nicht unwesentlich. Vor allem
ist die ventrale Einkriimmung des Vorderkorpers nicht so auffallend.
Sie liegt zwar auch wie bei jener im Bereich des ersten Abdominal-
segmentes, erreicht aber nur eine Abbiegung von etwa einem rechten
Winkel. Ferner ist das larvale Abdomen bei weitem nicht so stark
verbreitert wie bei suUaevis, sondern hat. wie bei den meisten Ameisen-
larveu, annahernd runden Querschnitt. Auch fehlen die fleischigen
Fortsatze an den Seiteu der 4 ersten Korpersegmente. Dafiir ist
die Larve jedoch stark bedornt; die einzelnen Dornen stehen auf
warzenformigen Erhohungeii.
Die Puppen siud in festen, kastanienbraunen Cocons einge-
schlossen. Die Cocons der mannlichen Puppen unterscheiden sich
von denen der Arbeiter durch ihre schlankere Form, was vor allem
durch die viel geringere GroBe des Kopfes bei ersteren bedingt ist.
In der von mir untersuchten Kolonie fanden sich einige Mannchen
und Puppen von solchen. Gefliigelte Weibchen und weibliche Larven
oder Puppen fehlten vollig. Demnach sind die Kolonien von B. soror
entweder getrennt geschlechtlich in organizistischem Sinn, d. h. es
werden in einer Kolonie entweder nur Mannchen oder nur Weibchen
erzeugt, oder die Mannchen uud Weibchen entstehen zu verschie-
denen Zeiten. In beiden Fallen handelt es sich urn Einrichtungen
zur Vermeidung von Inzucht bzw. zur Sicherstellung der Kreuz-
befruchtung, wie wir sie auch von anderen Ameisenarten kennen.
14. Phrynoponera gabonensis var. fecunda WHEELEE, $.
Bull. Am. Mus. Nat. Hist, Bd. 45, 78 (1921/22) ; $ 5.
Musola, 8./9. 1939.
Im Jahre 1921/22 trennte WHEELEE einige durch ihren Habitus
sehr charakteristische Arten von der Gattung Bothroponera ab und
vereinigte sie in der Gattung Phrynoponera WHEEL. Als Genotypus
434
H. ElDMANN.
0,5mm
bezeichuete er die 1892 von E. ANDBE aus Gabun beschriebene
JBotkroponera gabonensis, die mit mehreren Varietaten im westafri-
kanischen Regenwaldgebiet vertreten ist. Eine derselben ist die
tier vorliegende var. fecunda, die von WHBELEE (1921/22) aus Belgisch-
.Kongo beschrieben wurde. Von Fernando Poo war die Gattung
Phrynoponera bislier noch nicht bekannt.
Das Verbreitungsgebiet der Gattung scheint auf das westafri-
kanische Regenwald
gebiet beschranktzu
sein. Nacli WHEELEE
(1921/22, p. 75) leben
die Phrynoponer a- Ar-
ten wahrscheinlich
alle in der Humus-
schicht am Boden des
Regenwaldes. Auch
das von mir gefun-
dene einzige Exem-
plar, eine Arbeiterin,
fand ich am Wald-
boden auf unserer
Versuchsflache bei
Musola, wo es auf
einem liegenden
Baumstamm herum-
lief.
15. Euponera
(Mesoponera)
subiridescens
WHEELEE, <>.
Abb. 7. Ponera rothkirchi WASM. Links oben $, Kopf:
rechts oben $, Kopf; unten ^, Seitenaiisicht.
Bull. Am. Mus. Nat. Hist., Bd. 45, 83 (1921/22); .
Musola, 11./9. 1939.
Die Gattung Euponera FOEEL ist iiber die Tropen der ganzen
Erde und das Mediterraugebiet der palaearktischen Region mit zahl-
reichen Arten verbreitet. In Afrika ist sie vor allem durch die
Dntergattung Mesoponera EMEET vertreten, der melir als die Halfte
der dort vorkommenden Arten angehoren. Eu. subiridescens ist bisher
nur aus Belgisch-Kongo bekanntgeworden. Aus Fernando Poo war
die Gattung bisher uoch nicht bekannt. Meine Ausbeute enthalt nur
Die Ameisenfauna von Fernando Poo.
435
einen einzigen Arbeiter, der als Einzellaufer auf unserer Versuchs-
flache bei Musola erbeutet wurde.
16. Ponera (Ponera) rotlikirchi WASMANN; $, (Abb. 7).
Ent. Mittlg. Dt. Ent. Mus. Berlin, Bd. 7, 145 (1918); g.
Bokoko Garcia, 3./10. 1939; Concepcion, 28./10. 1939.
Auch die in den warmen und gemaBigten Gebieten der ganzen
Erde verbreitete Gattung Ponera LATB. war aus Fernando Poo nicht
unbekannt. P. roth-
Urchi ist aus Kamernn
beschrieben und seit-
dem meines Wissens
nicht wieder gefunden
worden. Jch habe sie
in Bokoko und Concep-
cion, also an der Ost-
und Westkiiste der
Insel gefunden. Sie ist
eine Charakterameise
der abgestorbenen mo-
dernden Baumstamme,
in denen sie ihre
Nester anlegt uiid
wahrscheinlich a,uf
kleine Insekten, In-
Abb. 8. Ponera coeca SANTSCHI, >. ObenSeitenansicht;
unten Kopf.
sektenlarven, Milben
usw. Jagd macht, die bier in grofier Zahl vorkommen. In der Folge
der Holzinsekten gehort sie zur 3. Sukzessiou (EIDMANN, 1943). Die
Kolonien sind klein, in einer derselben wurde neben wenigen Arbeitern
eine flugellose alte Ko'nigin gefunden.
17. Ponera (Hypoponera) coeca SANTSCHI; tyty (Abb. 8).
Boll. Lab. Zool. Gen. Agrar. Portici, Bd. 8, 322 (1914); ? 5.
Musola, 9./9. 1939; Bokoko Garcia, 4./10. 1939; Pic von Santa Isabel, 1850m
NN, 16. n. 24./1. 1940 (Son.).
P. coeca wurde zuerst von SILVESTBI in Kamerun gefunden und
ist spater auch aus Belgisch-Kongo bekanntgeworden; fur Fernando
Poo ist sie neu. Sie ist eine typische Waldbodenameise, die im
Humus der Waldbodenauflage im geschlossenen Regenwald und in
moderftdem Holz vorkommt. Ihre gelbe Farbung, ihre Blindheit und
ihre langsamen Bewegungen kennzeichnen schon auBerlich ihre hypo-
436 H. ElDMANN,
gaische Lebeasweise. Soweit sie in zerfallendem Holz lebt, gehort
sie zur Succession 3 und 4, die durch vollige Vermoderung bzw.
erdigen Zerfall gekennzeichnet ist. Da die Holzfauna der letzten
Succession viele gemeinsame Ziige mit der des Waldbodens auf-
weist, haben wir in P. coeca eine typische Vertreterin dieser beiden
so ahnlichen Biotope. Wie die vorige Art ist sie wahrscheinlick
karnivor und lebt rauberisch von anderen kleinen tierischen Orga-
nismen. Im Gebirge geht sie bis zur Waldgrenze; sie wurde von
ScHLtJTBB auf dem Pic von Santa Isabel wiederholt in fast 2000 m
Meereshohe in modern den Baumstammen gefunden.
18. Plec.tr octena gabonensis SANTSCHI; $.
Bull. Soc. Vaud. So. Nat, Bd. 52, 336 (1919); .
Santa Isabel, 1. 12./12. 1939.
Die Gattung Plectroctena F. SMITH ist rein athiopisch uud auf
das aquatorial-afrikanische Eegenwaldgebiet und die siidlich davon
liegenden Teile Afrikas beschrankt. Bisher sind 8 Arten bekannt-
geworden, davon gabonensis aus Franzosisch-Kongo. Fiir Fernando
Poo ist die Gattung neu. Meine Ausbeute enthiilt nnr einen einzigen
Arbeiter, der als Einzellaufer in der Umgebung von Santa Isabel
gefunden wurde.
19. Anochetus africanus MAYE; $, ^.
Eeise Novara, Zool., II, Formicidae, 11 (1865) ; $.
Bokoko Garcia, 2. u. 4./10. 1939.
Die Gattung Anochetus MATE ist iiber die Tropen der gaiizen
Erde mit Ausnahme der ausgesprochenen Wiistengebiete verbreitet.
Eine Art, A. ghilianii dringt von Marokko aus sogar bis Siidspanien
vor. Die Gattung enthalt zahlreiche Arten, iiber deren Lebens-
gewohnheiten noch wenig bekannt ist. Meist leben sie in kleinen
Kolonien, im Boden oder in der pflanzlichen Bodenauflage, in
modernden Stammen usw.
A. africanus ist offenbar in ganz Aquatorial-Afrika verbreitet und
nicht nur aus dem westafrikanischen Waldgebiet (Goldkiiste, Kamerun,
Franzosisch- und Belgisch-Kongo), sondern auch aus dem Osten des
Kontinents (Deutsch-Ost-Afrika, Somaliland) bekanntgeworden. Fur
Fernando Poo ist die Gattung neu. Meine Ausbeute umfafit 2 Funde,
beide aus Bokoko Garcia im Siidwesten der Insel. Es handelt sich
um Einzellaufer, die am Waldboden gefunden wurden.
Die Ameisenfauna von Fernando Poo.
437
20. Odontomachus
haematoda
LINNAEUS ; $$,
E, Lv, P. (Abb. 9).
Syst. Nat. 10. Aufl.,
Bd. 1, 582 (1758); ?.
Santa Isabel, 25./S.
1939; Musola, 5./9. 1939;
Balombe, 23./9. 1939; Bo-
koko, 24./9. 1939; Bokoko
Garcia, 2. u. 3./ 10. 1939;
San Carlos, Okt. 1939;
Conception, 28./10. 1939.
Die Gattung Odon-
tomachus LATB. hat
eine ahnlich weite
Verbreitung in den
Tropen der ganzen
Welt wie Anochetus,
kommt aber im Me-
diterrangebiet nicht
vor. Aus Afrika sind
nur 2 Arten, aller-
dings in zahlreichen
Formen, bekannt,
namlich assiniensis
EMBEY und haemato-
da L. Beide sind
durch CONUADT auch
bereits aus Fernando
Poo bekanntgewor-
den.
0. haematoda ist
ein Tropikopolit, der
in den -warmen Lan-
dern der ganzen Erde
vorkommt. Die Ne-
ster fin den sich
fast immer in mor-
schem Holz und unter
der Einde toter Baume und unmittelbar uber dem
Kolonien sind klein. In Musola fand ich ein Nest in
3
Boden.
einem
Die
alten
438 H. ElWMANN.
vermoderten Baumstumpf, die Nestkammern waren in dem Mulm
zwischen Rinde und Holz miniert. Samtliche Nester, die ich auf
Fernando Poo gefanden habe und es sind deren nicht wenige
zeigten eine ahnliche Ausformung. 0. haematoda ist somit eine
Charakterameise des toten Holzes. Sie benutzt dieses jedoch nur als
Substrat fiir ihre Nester und jagt einzeln am Boden in der Dm-
gebung, besonders in der vegetabilen Bodenauflage. Die Vermode-
rung mindestens der aufiersten Splintholzschicht ist Voraussetzung
fiir den Nestbau, da die Ameisen offenbar in festes Holz nieht ein-
dringen konnen. Ganz die gleiche Nestbauweise habe ich bei 0.
haematoda in Brasilien gefunden (EIDMANN, 1936, p. 37).
0. haematoda ist ziemlich trage. Sie hat jedoch wie alle Ange-
horigen der Gattung Odontomachus die Fahigkeit, durch plotzliches
Zusammenschlagen der weit geoffneten Mandibel gegen einen harten
Gegenstand riickwarts zu springer), macht jedoch hiervon selten und
nur bei Gefahr Gebrauch. Die Spriinge sind 15 20 cm weit. Die
Larven sind durch den diinnen. ] an gen, fast rechtwinklig abgebogenen
Thorakalabschnitt ausgezeichnet. der wie ein langer Flaschenhals
an dem ampullenartig verdickten Abdomen sitzt. Ihr Korper ist
mit grofien Hockern bedeckt, die aus einem dicken Basalabschnitt
bestehen, der ringsum mit langen Borsten besetzt ist und eine diinne
spitze Papille mit langer Endborste tragt. Bei den Eilarven fehlt
der beborstete Basalabschnitt dieser Hocker. Dagegen tragen sie
auf der Dorsalseite des 4. und 5. Abdominalsegmentes je ein Paar
knopfformiger Papillen (Abb. 9, links), wie sie auch von den Larven
anderer Poneriuen bekannt geworden sind. Ich selbst habe sie bei
Euponera (Mesoponera) leveillei EM. beschrieben und abgebildet (EiD-
MANN, 1936, p. 35 n. Taf. 1, Abb. II 1), und WHEELER (1910, p. 74
u. Abb. 41) hat bei Ponera coarctata ssp. pennsylvanica BUCKL. sogar
8 solcher abdominaler Dorsalpapillen gefunden. WHEELER hielt diese
Bildungen friiher fiir Schutzeinrichtungen der Larveu und fiir
Apparate, die das Zusammenhalten der Larven zu Paketen und ihre
Befestigung an den Wanden der Nester ermoglichen sollen. Wahr-
scheinlich handelt es sich jedoch um Exsudatorgane, deren Funktion
in der Bereitung von Exsudaten im Interesse des Nahrungsaustausches
zwischen der Larve und ihren Pflegern besteht, wie dies von WHEELEE
als Grundlage seiner Theorie der Trophallaxis angenommen wird.
Ahnliche Bildungen in Gestalt von Fleischzapfen und Fortsatzen des
Larvenkorpers sind auch bei anderen Ameisen spater wiederholt auf-
gefunden worden, so bei der Larve von Crematog aster scutellaris OLIV.
Die Ameisenfauna von Fernando Poo. 439
(EIDMANN, 1926, p. 726) und bei den Larven der Pseudomyrminen-
gattung Pachysima EM. (WHEELEB, 1921/22, p. 112 pp). Bei letzteren
konnte sogar der histologische Nachweis der sekretorischen Funktion
dieser Exsudatoria erbracht werden. Interessant ist im vorliegenden
Fall bei 0. haematoda, daB die betreffenden Anhange sich nur bei
der Eilarve finden, den erwachsenen Larven aber fehlen, wahrend
es sich bei Cr. scutellaris umgekehrt verhalt. Die Eier von 0. haema-
toda sind von der Gestalt eines Rotationsellipsoids rait rund 1 mm
langstem Durchmesser. Die Puppe liegt in einem festen, kastanien-
braunen Cocon. 0. haematoda ist auf Fernando Poo haufig und iiberall,
besonders in den bewaldeten Teilen der Insel, aber auch im offenen
Gelande der Pflanzungen zu finden.
III. Pseudomyrminae.
21. Tetraponera anthracina SANTSCHI, ^.
Ann. Soc. Ent. France Bd. 78, 355 (1909); ?.
Lojome, 18./12. 1940.
Die Gattung Tetraponera F. SMITH ist in den Tropen der alten
Welt verbreitet; aus Afrika kennt man 23 Arten. Die Gattung ist
arboricol und fehlt daher im offenen Gelande, in dem keine Holz-
gewachse vorkommen. Samtliche Arten legen ihre Nester in Hohl-
raumen von Pflanzen an. T. anthracina ist eine Ameise des west-
afrikanischen Regenwaldgebietes und aus Franzosisch- und Belgisch-
Kongo bekanntgeworden : fiir Fernando Poo ist sie neu. Meine
Ausbeute aus Fernando Poo enthalt nur einen Arbeiter, der im
Primarwald bei der Pflanzung Lojome an einem Baum erbeutet
wurde. Erwahnt sei, daB ich die Art spater auch bei Rio Benito
im Muni-Gebiet auf dem afrikanischen Festland gefunden habe.
22. Pachysima aethiops F. SMITH; ^.
Trans. Ent. Soc. London, 71 (1877); $.
Lojome, 18./12. 1939
Die Gattung Pachysima EMEEY, die von EMEBY urspriinglich als
Subgenus von Sima ROGEE aufgestellt worden war, enthalt nur 2 Arten
und ist auf das westafrikanische Waldgebiet beschrankt. Ihr Ver-
breitungsgebiet deckt sich mit dem der Gattung Barteria J. D. HOOKEE,
einer zur Familie der Flacourticaceen gehorigen Pflanzengattung,
in deren hohlen Stengeln die Pachysima-Ai'ten leben. P. aethiops ist
von Siidnigerien durch Kamerun und Spanisch-Guinea bis Franzosisch-
und Belgisch- Kongo verbreitet und geht ostwarts im Regenwaldgebiet
440 H- ElDMANN,
etwa bis zum 30. Langengrad. Aus Fernando Poo ist die Art bereits
durch CONEADT bekanntgeworden.
Die beiden Pachysima-Arten sind in doppelter Hinsicht von be-
sonderem Interesse; erstens durch ihre eigenartigen Larven und
zweitens durch ihre Beziehungen zur Wirtspflanze. Die Larven sind
von WHEELER (1921/22, p. 116, pp.) beschrieben und abgebildet worden.
Sie sind in ihrem Habitus derartig aberrant und von denen aller
iibrigen Hymenopteren verschieden, daB WHEELEB hauptsachlich ihret-
wegen Pachysima zur selbstandigen Gattung erhoben hat Besonders
das erste der 4 Larvenstadien, das sogenannte Trophidium ist be-
merkenswert durch die eigenartig gestalteten, als Exsudatorgane
fungierenden Fortsatze, die in der Dmgebung des Kopfes ausgebildet
sind, bei den spateren Stadien jedoch mehr und mehr zuriicktreteu.
WHEELEB erblickt in diesen Bildungen eine starke Stiitze seiner
Theorie der Trophallaxis, d. h. des gegenseitigen Austausches von
Nahrungsstoffen bzw. Exsudaten zwischen der Larve und ihrer
Pflegerin, dem er eine so grofie Bedeutung fur die Entstehung, Ent-
wicklung und Erhaltung des sozialen Lebens bei den lusekten zu-
schreibt. Die Beziehungen von P. aethiops zu ihrer Wirtspflanze,
als welche fast ausschlieBHch Barteria fistulosa MASTEBS in Frage
zu kommen scheint, sind auBerordentlich interessant, doch sind unsere
Kenntnisse hieriiber noch keineswegs ausreichend. Was dariiber be-
kannt ist, wurde von BEQUAEBT (1921/22, p. 432, pp.) zusammen-
gestellt, worauf ich zur naheren Orientierung verweise.
Ich habe P. aethiops auf Fernando Poo nur einmal wahrend eines
Marsches im Walde bei der Pflanzung Lojome gefunden, so daB ich
Jeider keine Beobachtungen iiber die Lebensweise dieser interessanten
Ameise machen konnte. SCHLUTEB hat sie spater auf dem Festland
im Muni-Gebiet bei Kio Benito wiederholt angetroffen und aus-
giebigeres Material gesammelt, das noch der Auswertung harrt; die
Ergebnisse konnen, wie ich hoffe, spater noch veroffentlicht werden.
P. aethiops ist durch ihre heftigen uad schmerzhaften Stiche bekannt
und gefiirchtet; die Eingeborenen kennen sie genau und hiiten sich,
mit ihr in Beriihrung zu kommen. Auf Fernando Poo scheint sie
nicht sehr haufig zu sein-, was vielleicht mit dem moglicherweise
selteneren Vorkommen von Barteria auf der Insel in Zusammen-
hang steht.
Die Ameisenfauna von Fernando Poo. 441
IV. Myrmicinae.
23. Pheidole aurivillii MATH; & 1\.1\.. P.
Ent. Tidskr., Bd. 17, 238 (1896); ?, ^.
Musola, 5./9. 1939.
Die artenreiche, durch den Dimorphismus der Arbeiterkaste auf-
fallende Gattung Pheidole WESTW. 1st iiber die Tropen nnd Subtropen
der ganzen Erde verbreitet. Das Genus ist in zahlreiche Subgenera
aufgespalten worden, von denen das sg. Pheidole s. str. WESTW., dafi
die iiberwiegende Mehrzahl der Arten umfafit, allein im athiopischen
Gebiet vertreten ist. Ph. aurivillii ist von SJOSTEDT in Kamerun ge-
funden und spater noch an verschiedenen anderen Stellen im Ktisten-
gebiet des Guinea-Golfs festgestellt worden ; fiir Fernando Poo ist
sie neu.
Eine Kolonie dieser Art fand ich am Waldrand bei Musola. Das
Nest befand sich zwischen den Blattscheiden einer alten Bananen-
staude. Besondere Nestanlagen waren allerdings nicht vorhanden,
so dafi man von einem eigentlichen Nest kaum sprechen kann. Die
Brut, die ans nackten Puppen von Arbeitern und Soldaten bestand,
war eiufach in den engen Hohlriiumen zwischen den einzelnen Blatt-
scheiden aufgestapelt.
24. Pheidole buchholzi MATE; $ji.
Ent. Tidskr., Bd. 21, 276 (1900); 5, 2(..
Bokoko Garcia, 2./10. 1939; Concepcion, 29./10. 1939.
Ph. buchholsi wurde von BUCHHOLZ in Kamerun entdeckt und
scheint eine ahnliche Verbreitung zu haben wie die vorige Art. Sie
wurde spater noch in Nigeria und Belgisch-Kongo gefunden. Aus
Fernando Poo war sie noch nicht bekannt, ebenso wenig aus dem
Muni-Gebiet, wo ich sie am 29./4. 1940 in der Dmgebung von Kio
Benito gefunden habe. Ich habe von dieser Art nur Arbeiter er-
beutet, die durch ihre Grofie und rotbraune Farbe auff alien; ein Nest
habe ich nicht gefunden. Da sich keine Soldaten in meiner Aus-
beute befanden, diese aber bei der Gattung Pheidole zur einwand-
1'reien Bestimmnng in der Regel erforderlich sind, gibt MENOZZI (1942)
die Artbestimmung nur mit Vorbehalt an. Bei Bokoko sah ich eine
stark begangene Strafie, die im dichten Primarwald an einem Baum-
stamm hinauffiihrte. Da die stammaufwarts laufenden Arbeiter
Lasten trugen, die herabkommenden dagegen nicht, ist anzunehmen,
dafi sich das Nest auf dem Baum befand. In Concepcion erbeutete
ich Arbeiter, die in grofier Zahl auf einer Ananas herumliefen.
442 H. ElDMANN,
25. Pheidole megacephala FABBICIUS; $$, '2|-'2j-.
Ent. Syst, Bd. 2, 361 (1793).
Musola, 9. u. 12./9. 1939; Balombe, 2S./9. 1939; Bokoko-Garcia, 2. u. 4./10.
1939; San Carlos, Okt. 1939; Santa Isabel, 26/11. 1939; Concepcion, Nov. 1939.
Ph. megacephala ist durch den Handel in alle warmen Lander
der Erde verschleppt worden. Es ist ihr fast iiberall gelungen, sich
einzunisten, und sie ist, da sie omnivor ist, besonders in den Hausern
zu einer Plage, ja zu einem beachtenswerten Vorratsschadling ge-
worden. Ph. megacephala ist in ganz Afrika verbreitet und auch
bereits von der Insel San Thome bekanntgeworden. Es war daher
zu erwarten, dafi sie auch auf Fernando Poo vorkommen wiirde, wo
sie bisher noch nicht festgestellt war.
Ph. megacephala ist auf Fernando Poo sehr hauf'ig und sowohl
im Freien als auch in Hausern allenthalben zu finden. Zweimal
habe ich Nester zwischen den abgestorbenen auBersten Blattscheiden
von Bananen und zwar an einem stehenden und liegenden Stamm
gefunden. Eine eigentliche Nestanlage war wie bei der oben be-
schriebenen Kolonie von Ph. aurivillii nicht vorhanden. RegelmaBig
findet sich Ph. megacephala an Fleisch Oder Aas ein, mit dem sie
sich leicht kodern laBt. Bei unseren Praparationsarbeiten an er-
legten Vogeln und Saugetieren stellte sie sich stets ein und wurde
unter Umstanden sehr lastig. Auch die Soldaten sieht man gelegent-
lich an der Beute. Einmal fand ich einige Arbeiter an einer toten
Schnecke auf einem Blatt des Unterholzes. Aber auch frei am Wald-
boden, selbst im dichten Bestand kann man sie als Einzellaufer
immer wieder beobachten. Ich habe die Art auch im Muni-Gebiet
bei Eio Benito angetroffen, wo sie nicht weniger haufig als auf
Fernando Poo ist.
26. Pheidole minima MAYK; ^, ^j-^J-.
Bnt. Tidskr., Bd. 21, 275 (1900); & 2|.
Musola, 1./9. 1939.
Diese winzige Pheidole- Art kommt in mehreren Formen in den
Landern am Guinea-Golf vor. Der Typus der Art wurde von BUCH-
HOLZ in Kamerun am Mungo-FluB entdeckt; aus Fernando Poo war
sie noch nicht bekannt. Ich habe eine kleine Kolonie von Ph. minima
bei Musola unter den hohl anliegenden, grofien Knospenschnppen
eines Baumes im Walde gefunden, der durch machtige Blatter und
stumpfe Dornen am Stamm ausgezeichnet ist, von mir aber nicht
identifiziert werden konnte. Spater fand ich eine andere Kolonie
bei Bata im Muni-Gebiet zwischen den auBeren trockenen Blatt-
Die Anieisenfauna von Fernando Poo. 443
scheiden einer Kokospalme. Es scheint. daB die arboricolen Pheidole-
Arten im westafrikanischeii Regenwaldgebiet solche Spalten und
Hohlraume in Pflauzen als Nistgelegenheit besonders gern benutzen.
27. Pheidole occipitalis ssp. neutralis SANTSCHI; <^, QQ.
Boll. Lab. Zool. Gen. Agrar. Portioi, Bd. 8, 336 (1914); $, 2|_.
Musola, 31./8., 9. u. 11./9. 1939; Santa Isabel, Jan. 1940.
Ph. occipitalis E. ANDRE ist von Sierra Leone, also aus Ober-
guinea bekanntgeworden; die ssp. neutralis wurde von SILVESTHI in
Franzosisch-Guinea gefunden. Aus Fernando Poo war sie noch nicht
bekannt. Ich habe diese Ameise in Musola mit Fleisch gekodert,
zu dem auch einige der riesigen Soldaten kamen. Auch am Wald-
boden auf unserer Versuchsfliiche bei Musola habe ich sie im Mulm
und Moder der obersten Bodenschicht gefunden.
28. Pheidole punctulata .ssp. melancholica SANTSCHI ; <^, 2J. 2J. .
Ann. Soc. Ent. Belg., Bd. 56, 164 (1912); , 2] .
Batete, 15./9. 1939; Lojome, ll./ll. 1939.
MENOZZI faBt Ph. punctulata MAYR als besondere Species auf,
als welche sie von MAYR (1866) urspriinglich auch beschrieben worden
war. Sie wurde jedoch spater von FOHEL (1891) als ssp. zu Ph. me-
gacephala gezogen, und demgemaB wurde auch die ssp. melancholica
von EMERY (1915) dieser Art als Unterart zugeteilt. MENOZZIS Auf-
fassung, der ich mich hier anzuschliefien habe, entspricht wieder der
alien Angabe von SANTSCHI (1912), der melancholica als ssp. von
punctulata beschrieben hatte.
Ph. punctulata ist in ganz Afrika siidlich der Sahara verbreitet;
melancholica ist von der Elfenbeinkiiste, Goldkiiste und aus Belgisch-
Kongo bekannt. Nach EMERY (1922) ist sie auch bereits auf Fernando
Poo gefunden worden. Ich habe die Ameise vor allem in Lojome
beobachtet, wo sie als Hausameise auftrat und alle Vorrate, besonders
zuckerhaltige Speisen und Fleisch heimsuchte. Dabei gingen auch
die Soldaten mit auf die Raubziige. Bei dem Material aus Lojome
befand sich auch ein eigenartigermyrmekophiler Staphylinide(Abb. 10),
der von SCHEERPELTZ, Wien als neue Art, Pygostenus pheidolophilus
SCHEERP. erkannt und beschrieben worden ist. Der Autor schreibt
mir iiber dieses interessante Tier folgendes: ,,Die Art ist auBer-
ordentlich auffiillig von ihrer Auffindung bei Pheidole gauz ab-
gesehen, wo doch alle bisher bekanntgewordenen Pygostemis-Arten
durchaus dorylophil bzw. anommatophil sind vor allem durch die
bei keiner bisher bekanntgewordenen Art auf dem dritten frei-
444
fl. ElDMANN,
liegenden Tergit erkennbare Mediangrube, an die sich zwei kleine
Schragbeu'len anschliefien. Ob es sich bier um eine Auszeichnung
des <J handelt, kann derzeit ohne Vorlage weiteren Materials nicht
Abb. 10. Pygostenus pheidolophilus SCHEEBP., <J. Ein bei Pheidole punctulata
ssp. melancholica SANTSCHI gefundener myrmecophiler Staphylinide (,0rig. von
SCHEBRPELTZ, Wien). MaCstab in mm.
entschieden Werden. Ich fiir mich halte das Stuck fur ein <".
Erwahnt sei, dafi Ph. melancholica auch die Wirtsameise der hochst
eigenartigen arbeiterlosen sozialparasitischen Ameise Anergatides Jcohli
WASH. ist.
Die Ameisenfauna von Fernando Poo. 445
Aufier den hier genannten Pheidole-A.rten enthalt meine Aus-
beute noch einige weitere Arten, die jedoch, da nur Arbeiter vorliegen,
nicht bestimmbar sind.
29. My r mi c aria exigua E. ANDRE; ^, Lv.
Rev. d. Ent. Caen, Bd. 9, 320 (1890); <J, .
Musola, 1., 5. u. 6./9. 1939.
Die Gattung Myrmicaria SAUNDERS ist palaotropisch, i'ehlt jedoch
auf Madagaskar und in Australien. Das Schwergewicht der Ver-
breitung liegt in Afrika, wo auch die groBten Arten vorkommen.
Gro'Bere Arten der Gattung nisten im Boden nnd umgeben die Nest-
eingange mit Erdkratern; die kleineren machen teilweise kleine
Kartonnester auf der Unterseite von Slattern. M. exigua ist aus
Sierra Leone und dem Kegenwaldgebiet am Guinea-Golf bekannt-
geworden; fiir Fernando Poo ist sie neu.
Die Art ist auf Fernando Poo nicht selten und iiberall in den
Kakao-Pflanzungen zu finden, wo sie kleine Kartonnester aus lockerem.
faserigem Kartou auf der Unterseite der Blatter, meist unmittelbar
an der Mittelrippe anlegt. Auch an Bananenblattern habe ich sie
gefunden. Wiederholt habe ich sie auch auf groBblattrigen Pflanzen
des Unterholzes herumlaufen sehen, wo sie offenbar auf Insekten
Jagd macht. Sie ist wegen ihrer schmerzhaften Stiche gefiirchtet.
und die eingeborenen Arbeiter meiden nach Moglichkeit die Baume,
die von ihnen bewohnt sind. Die Larven sind mit hakenformigen
langen Haaren (Oncochaeten) dicht bedeckt, durch welche sie sich
leicht zusammenballen oder auch an den Wanden der Kartonnester
festhaften. Bei Musola fand ich neben einem exigua-Nest eine myr-
mekoide Wanzenlarve, die in Habitus, Kolorit und Bewegungen so
auffallend den Ameisen glich, daB sie auBerlich von diesen kaum
zu unterscheiden war. Sie betastete die Ameisen, ohne von ihnen
belastigt zu werden. Moglicherweise lebt sie myrmekophag und
sticht die Ameisen an, urn sie auszusaugen, doch konnte dies nicht
ermittelt werden.
30. Crematogaster (Acrocoelia) impressa EMERY; ^, Lv., P.
Ann. Soc. Ent. Belg., Bd. 43, 486 (1899); $, .
Botonos, 7./2. 1940.
Die Gattung Crematogaster LUND ist mit annahernd 1000 Arten,
Unterarten und Varietaten eine der umfangreichsten der ganzen
Familie. Sie ist iiber die Tropen und Subtropen der ganzen Erde
verbreitet, fehlt jedoch in Chile, Neuseeland, Neukaledonien und
446 -
Polynesien. Ganz Afrika gehort zum Verbreitungsgebiet der Gattung,
die hier besonders in den aquatorialen Waldgebieten eine reiche
Entfaltung erfahren hat und auch dementsprechend reich in meiner
Ausbeute vertreten ist. Aus Fernando Poo sind durch BUCHHOLZ
bisher 2 Arten bekanntgeworden, uamlich Cr. impressiceps MATE und
Cr. menileki ssp. orientalis MATE, die jedoch in meiner Ansbeute nicht
vertreten sind, so daB samtliche sechs von mir auf Fernando Poo
erbeuteten Arten Neufeststellungen fur die Insel sind.
Die Gattung ist angesichts ihres gewaltigen Dmfanges vor allem
durch SANTSCHI (Bull. Soc. Ent. France, 1918) aufgeteilt and in
12 Untergattungen zerlegt worden, von denen mindestens sieben
im athiopischen Faunengebiet vorkommen. Das umfangreichste dieser
Subgenera ist Acrocoelia MATE, zu der auch Cr. impressa gehort.
Diese Art ist zuerst von CONEADT in Kamerun gefanden und spater
so ziemlich im gesamten westafrikanischen Regenwaldgebiet fest-
gestellt worden, wo sie in mehrereu Formen vorkommt. Ein Fund
ist durch BEAUNS aus der Kap-Kolonie (Algoa Bay) bekanntgeworden,
doch fallt derselbe so weit aus dem bisher bekanntgewordenen ein-
heitlichen und durch zahlreiche Funde belegten Verbreitangsgebiet
heraus, daB mit einer Verwechslung oder I^ehlbestimmung gerechnet
werden muB.
Ich habe Cr. impressa auf Fernando Poo nur einmal und zwar
auf der Kaffee-Pflanzung Botonos gefunden. Die Nester befanden
sich in den Fruchthohlen von Kaffeebeeren, aus denen die Friichte,
wahrscheinlich von den Ameisen selbst, entfernt worden waren. Die
Larven sind durch ihre walzenfo'rmige, gestreckte Gestalt und den
Besitz von reihenartig angeordneten, ankerformigen Oncochaeten auf
der Dorsalseite der Abdominalsegmente ausgezeichnet. InderKolonie
fanden sich zwei winzige myrmekophile Phoriden, die von Dr.
H. SCHMITZ, Valkenburg (1941) als Vertreter eines neuen Genus der
Aenigmatiinen erkannt und als Euryplatea eidmanni SCHMITZ be-
schrieben wurden. AuBerdem fanden sich in den Nestern noch einige
Milben, die von Dr. M. SELLNICK, Konigsberg (1941) bearbeitet wurden.
Unter ihnen siud 2 neue Arten der myrmekophilen Gattung Myrmonyssus
besonders zu erwahnen. Ich habe iiber meine Beobachtungen an
Cr. impressa iiber die Larvenform, Okologie, Gastverhaltnisse und
die mutmafiliche wirtschaftliche Bedeutung bereits eine Arbeit ver-
b'ffentlicht (EIDMANN. 1941) auf die ich zu weiterer Orientieruug ver-
weisen kann.
Die Ameisenfauna von Fernando Poo. 447
81. Crematogaster (Sphaerocrema) g at one n sis EMERY; tyty.
Ann. Soc. Ent. Belg., Bd. 43, 484 (1899); g,
San Carlos, 4./9. 1939.
Die Untergattung Sphaerocrema SANTSCHI ist in ihrera Vorkommen
auf das athiopische Gebiet beschrankt. Or. gabonensis ist, wie ihr
Name besagt, aus Gabun (Franzosisch-Kongo) bekanntgeworden und
weiterhin im Gebiet der Elfenbeinkiiste und Kamernns festgestellt
worden. Ich habe sie auf Fernando Poo nur einmal ira Primarwald
bei San Carlos in 250 m Meereshohe angetroffen, wo sie an einem
maclitigen Baumstamm in gewaltigen Mengen binauf- und herunterlief
und sich dabei in den Rindenrissen stellenweise in grofier Menge
ansammelte. Das Nest habe ich nicht gefunden, doch diirfte die Art
arboricol sein.
82. Crematogaster (Sphaerocrema) microspina
MENOZZI, n. sp. ; 1$.
Zool. Anz. Bd. 140, 167 (1942); g.
Moka, 1. 15./12. 1939 (Sen.).
Diese neue, von MENOZZI (1942) beschriebene Art steht Or.
(Sphaerocrema) phoenix SANTSCHI nahe. Von ihr liegen nur einige
Arbeiter vor, die von SCHLUTBB bei Moka gesammelt wurden. Oko-
logische Angaben dazu fehlen.
83. Crematogaster (Sphaerocrema) striatula
'EMERY; g& E, Lv, P. .
Ann. Soc. Ent. France, Bd. 61, 53 (1892): .
Musola, 1. n. 6./9. 1939.
Auch diese Art ist eine typische Ameise des westafrikanischen
Regenwaldgebietes, die von Sierra Leone, der Elfenbeinkiiste, der
Goldkiiste, Kamerun, Spanisch-Guinea und Franzosisch-Kongo be-
kanntgeworden ist. Fur Fernando Poo ist sie wie die anderen
Arten neu.
Ich habe von Cr. striatula 2 Nester bei Musola gefunden. Das
eine war ein winziges, noch nicht fingerhutgrofies Kartounest aus
hartem Karton, das auf der Unterseite eines grofien Blattes, un-
mittelbar neben der Mittelrippe in dera Winkel, den diese mit der
Blattflache bildet, errichtet war. Ich habe in diesem Nest nur Ar-
beiter gefunden ; weder Brut noch eine Konigin waren vorhanden
Ich uehme daher an, daB das Nest ein Ableger oder ein Teil eines
grofieren Nestes war. Auch bei anderen arboricolen Crematogaster-
Arten des tropischen Afrika sind die Nestkammern oft weit ttber
30*
448 B. EJDHANN,
die die Kolonie beherbergende Pflanze verstreut, wie z. B. bei der
in Akaziendornen lebenden Or. gerstaeclceri DALLA TOEBE. Das zweite
Nest von Cr. striatula war in dem Ende eines abgestorbenen Astes
miniert. Das Innere der Nestkammern war, wie man es haufig bei
den Nestern holzbewohnender Ameisen sieht, geschwarzt. Die Kolonie
enthielt zahlreiche Eier und eben geschliipfte Eilarven. Letztere
fallen durch ihre gedrungene, kaum gekriimmte Gestalt auf, die Riick-
seite der Abdominalsegmente ist mit Keihen grofier ankerformiger
Oncochiiten besetzt. Ich habe Cr. striatula auch auf dem afrikanischen
Kontinent im Muni-Gebiet bei Rio Benito am 29./4. 1940 erbeutet.
34. Crematogaster (Atopogyne) africana MATE; ^.
Ann. Naturhist. Hofmus. Wien, Bd. 10, 142 (1895); .
Santa Isabel, 25./S. 1939; San Carlos, Okt. 1939.
Auch die Untergattung Atopogyne FOREL ist auf das athiopische
Gebiet beschrankt. Cr. africana ist eine der bekanntesten hierzu
gehorigen Arten und ist, wie die vorige, eine Ameise des westafrikani-
schen Regenwaldes. Sie ist zuerst aus Kamerun bekannt und spater
im Gebiet der Goldkiiste, in Nigeria, Franzosisch- und Belgisch-
Kongo festgestellt worden.
Auf Fernando Poo ist Cr. africana eine der auffalligsten Gremato-
^asfer-Arten. Sie ist arboricol, lebt in volkreichen Kolonien und
baut grofie dunkelbraune bis schwarze Kartonnester, die im Walde
allenthalben an den Stammen zu sehen sind. Sie sind schildformig
und liegen der Rinde flach an, besonders in dem Winkel unter ab-
gehenden Asten. Machtige, volkreiclie StraBen gehen von diesen
Nestern aus. Die Art wurde von Graf WOMT-METTERNICH auch im
Muni-Gebiet bei Rio Benito gesammelt.
35. Crematogaster (Atopogyne) depressa var. fuscipennis
EMEEY; $?, ^.
Ann. Soc. Ent. Belg., Bd. 43, 479 (1899); 9.
Bokoko-Drumen, 24./9. 1939; Bokoko-Garcia, 2., 3. u. 4./10. 1939; San Carlos,
Okt. 1939.
Die schon 1802 von LATREILLE beschriebene Cr. depressa LATB.
ist wiederum eine typische Ameise des westafrikanischen Regen-
waldes. Die var. fuscipennis ist aus Kamerun, Franzo'sisch- und
Belgisch-Kongo, aus letzterem von vielen Fundorten bekannt ge-
worden. Ich habe sie auf Fernando Poo, von wo sie bisher noch
unbekannt war, besonders im Siidwesten gefunden.
Die Ameisenfauna von Fernando Poo. 449
Auch diese Art 1st arboricol nnd baut riesige braunschwarze
Kartonnester an Baumstammen, die oft 1 2 m lang warden und
stalaktitenartig herabhangen. WHEELEB (1921/22, Taf. X) hat ein
charakteristisches Nest aus dem Eegenwald von Belgisch-Kongo ab-
gebildet. Icb habe ganz ahnliche Nester, vermutlich von der gleichen
Ameise im Muni-Gebiet bei Akom gesehen, die allerdings holier oben
am Stamm, meist unmittelbar unterhalb der Krone hingen. Auf
Fernando Poo habe ich die Ameise vor allem in den Kakao-Pflanzungen
gefunden, wo sie kleinere Kartonnester an den Kakao-Stammchen
macht. Die Kolonien sind sehr volkreich; stort man sie, so kommen
die Ameisen in Scharen aus den Nestern heraus und lassen sich in
groBer Zahl zum Boden herabfallen, wo das Aufschlagen ihrer Korper
wie das Gerausch von Regentropfen zu horen ist. Or. fuscipennis
wird angeblich dem Kakao durch AbbeiBen der Bluten und jungen
Friichte schadlich. Ich konnte beobachten, dafi sie massenhaft Coc-
ciden besucht, die besonders an den Stielen der Kakaofriichte sitzen
und von den Ameisen mit Kartonmasse umbant werden, so daJ5 Schild-
lauszelte entstehen, in denen die Pflanzensauger, von der AuBenwelt
abgeschlossen, sich ungestort entwickeln konnen. Auch macht die
Ameise pockennarbigen FraB an den Friichten. offenbar wegen des
siiBen Saftes in der dicken weichen Fruclitschale. UaB sie auf diese
Weise bei starkem Aut'treten der Kakaokultur abtriiglich sein kann,
erscheint durchaus moglich.
36. Mo nomorium pharaonis LINNAEUS ; ^.
Syst. Nat. Ed. 10, Bd. 1, B80 (1758).
San Carlos, 3./9. 1939; Musola, 9./9. 1939; Moka, 1. 15./12. 1939 (Son.).
Die Pharaoameise ist ein Kosmopolit, der wahrscheinlich aus
Indien stammend, durch den Handel iiber die warmen Gebiete der
ganzen Erde verbreitet und auch in Afrika liberal! gefuuden worden
ist. Sie ist aus San Thome bereits bekannt, so daB ihr Vorkommen
auf Fernando Poo, wo sie bisher noch nicht festgestellt wnrde, durch-
aus zu erwarten war. Ich traf sie vor allem als Hausameise, die
sich regelmaBig an Fleisch und Vorriiten jeglicher Art, vor allem
zuckerhaltigen, einfand und dadurch lastig und schadlich wurde.
37. Monomorium floricola JEBDON; 9$, ^?.
Madras Journ. Litt. Sc., Bd. 17, 107 (1851).
Botonos, Febr. 1940.
Auch M. floricola ist durch den Handel weit verbreitet und in
ihrer Verbreitung heute tropicopolitisch geworden. Sie stammt, wie
450 H- ElDMANJf.
die vorige, vermutlich aus Indien, ist aber nicht so haufig wie die
Pharaoameise und vor allem in Afrika sehr viel seltener festgestellt
worden als diese. Auf Fernando Poo, fiir das sie eine Neufest-
stellung ist, traf ich sie nur einmal auf der Pflanzung Botonos als
Eausameise, wo es mir auffiel, daB auch fliigellose $? an den Raub-
ziigen teilnahmen, wie ich dies fiir M. pharaonis bereits friiher einmal
(EIDMANN, 1936, p. 42) festgestellt hatte. Im Muni-Gebiet habe ich
M. fioricola am 14./4. 1940 bei Bata erbeutet.
38. Monomorium minutum var. leopoldina FOBBL; $j5.
Ann. Soc. Ent. Belg., Bd. 49, 179 (1905); .
Lojome, 18./12. 1939; Santa Isabel, Jan. 1940.
M. minutum MATE ist eine mediterrane Art, die zuerst aus Italien
beschrieben wurde und in zahlreichen Unterarten und Varietaten
iiber die Tropen und Subtropen der alten und neuen Welt verbreitet
ist. Die var. leopoldina ist aus Belgisch-Kongo bekannt geworden und
wurde von mir zum erstenmal fiir Fernando Poo festgestellt. Ich
habe dort an den oben genannten Fundorten nur Einzellaufer er-
beutet, aber kein Nest gefunden.
39. Solenopsis geminata FABEICIUS ; ij^, Lv, P.
Syst. Piez., 423 (1804); ?.
San Carlos, Okt. 1939; Santa Isabel, 12./12. 1939.
Die Gattung Solenopsis WESTW. ist kosmopolitisch mit dem Schwer-
gewicht in der neotropischen Region. Die meisten Arten leben hypo-
gaisch meist in den Nestern anderer Ameisen oder Termiten, von
deren Brut sie sich ernahren (Gleptobiose) und sind durch kleine,
blafigelb gefarbte Arbeiter ausgezeichnet, wahrend die $$ und $$
viel gro'Ber und dunkler sind. Einige Arten jedoch, zu denen auch
S. geminata geho'rt, bilden groBe unabhangige Kolonien, fiihren eine
epigaische Lebensweise und ernahren sich rauberisch oder von Kornern
und Friichteu.
S. geminata stammt aus den Tropen Amerikas, wurde aber in
Afrika eingeschleppt und ist dort vor allem an der Westkiiste von
Liberia bis zum Belgischen Kongo festgestellt worden. Sie ist im
Begriff, sich iiber die Tropen der ganzen Erde auszubreiten; fiir
Fernando Poo ist sie neu. S. geminata ist omnivor und Jebt in grofien
Erdnestern, in denen sie Vorrate von Kornern anhauft. Auf Fernando
Poo ist sie durchaus nicht selten. Ich habe wiederholt Erdnester
unter liegenden Baurnstammen und Steinen angetroffen, die dadurch
auffielen, daB die Erde rings urn den das Nest bedeckenden Stein
Die Ameisenfauna von Fernando Poo.
451
hoch angehauft war. In einem dieser Nester fand ich zahlreiche
Korner als Vorrate angesammelt. Die Arbeiterkaste 1st durch sehr
starken, allerdings fluktuierenden Polymorphisms ansgezeichnet.
Die grofiten Arbeiter erinnern im Habitus stark an die Soldaten von
Pheidole. Die Larven fallen durch ihr dick aufgetriebene^ Abdomen
auf und besitzen einen dichten Pelz ankerformiger Haare, der sie leicht
zus am men ball en lafit. Die Puppen sind nackt.
40. Solenopsis punctaticeps ssp. indocilis
SANTSCHI; ^ (Abb. 11).
Boll. Lab. Zool. Gen. Agrar. Portici, Bd. 8, 355 (1914); ?, .
Musola, 9./9. 1939.
S. punctaticeps MAYS.
wurde von der Novara-
Expedition am Kap der
guten Hoffnnng gefunden
und spater in ganz Siid-
afrika, nordwarts bis Bel-
gisch-Kongo festgestellt.
Die ssp. indocilis ist von SIL-
VESTBI in Franzosisch-Gui-
nea gefunden worden, von
Fernando Poo war sie bisher
unbekannt. In meiner Aus-
beute sind nur 2 kleine
Arbeiter enthalten, welche
MENOZZI (1942, p. 169) mit
T , , ., ., ,. Abb. 11. Solenopsis punctaticeps ssp. indocilis
eilllgem \orbehalt ZU die- SANTSCHI, $. Oben SeitenansicM ; unten Kopf.
ser ssp. stellt.
S. punctaticeps gehort zu den kleinen, hypogaischen Solenopsis-
Arten, lebt aber nach ARNOLD (Ann. South. Afr. Mus., Bd. 14, 1916)
unabhangig von anderen Ameisen oder Termiten in grofien selb-
standigen Kolonien. Sie erscheint selten an der Oberflache, aufier
bei triibem, bedecktem Wetter. Die von mir bei Musola gefuridenen
Arbeiter sind blafigelb und gehoren zu den kleinsten Ameisen, die
ich kenne. Sie fanden sich im geschlossenen Kegenwald am Boden
und zwar in der unteren Schicht in 3 8 cm Tiefe, die den Charakter
von humosem Mineralboden hat. Die Nester sind wahrscheinlich
Erdnester, die Nahrung vermutlich animalisch. WHEELEE (1921/22.
p. 164 s ) berichtet iiber die ssp. Mbaliensis WHEEL, aus dem Belgischen
452
H. ElBMANN,
Kongo, daB diese in kleinen Erdnestern rait Kratern lebt und sich
von toten Insekten ernahrt.
41. Solenopsis georgica, MBNOZZI, n. sp.; $j$ (Abb. 12).
Zool. Anz., Bd. 140, 169 (1942); 8..
Santa fsabel, 5./3. 1940.
Abb. 12. Solenopsis georgica MEN., n. sp. ;
5- Oben Seitenansicht ; unten Kopf.
Diese neue, kleine Art
steht S. orbuloides E. ANDEB
nahe, die aus Sierra Leone
und Nigerien bekannt ist. Sie
hat winzige Augen, die aus
hochstens 3 Facetten bestehen.
Trotzdem lebt sie nicht hypo-
gaisch,sondernkommtauchans
Tageslicht.Iclihabesiein Santa
Isabel als Hausameise gesehen,
wo sie in Mengen anf meinem
Arbeitstisch erschien uud iiber
gelahmte Spinnen herfiel, die
in einer Brutzelle einer solita-
ren Wespe ange hauft waren.
Ihre Bewegungen waren auf-
fallendlangsam; eiuNesthabe
ich leider nicht gefunden.
42. Aneleus eidmanni MENOZZI, n. sp.; $, <J><J>, 2J.2J..
Zool. Anz.. Bd. 140, 170 (1942); P, 8, 51.
Musola, 9./9. 1939.
Die Gattung Aneleus EMEEY ist in den Tropen der alten Welt,
in Afrika und dem indomalayischen Gebiet verbreitet; aus Afrika
waren bisher 5 Arten bekannt, die auf das athiopische Gebiet be-
schrankt sind. Die Gattung ist durch den Dimorphismus der Arbeiter-
kaste bekannt; zwischen Arbeitern und Soldaten gibt es ahnlich wie
bei Pheidole keine Zwischenfonnen. Es handelt sich urn kleine
Arten, der?n Soldaten im allgemeinen nicht groBer als 4 mm sind.
Sie fiihren ein unterirdisches Leben und haben dementsprechend sehr
kleine Augen. Die meisten Arten sind Diebsameisen.
Ich habe die neue Art nur ein einziges Mai bei Musola auf
unserer Versuchsflache gefunden und zwar im Mulm und Moder der
obersten Bodenschicht im dichten Primarwald. Aus Fernando Poo
war die Gattung bisher unbekannt.
Die Ameisenfauna von Fernando Poo. 453
43. Pristomyrmex fossulatum FOBEL; $.
Musola, 9./9. 1939.
Die Gattung Pristomyrmex MATE 1st palaotropisch und siid-
palaarktisch (China und Japan). Aus Afrika ist sie jedoch erst seit
verbal tnismaBig kurzer Zeit bekannt, dort aber bereits in 4 Arten
festgestellt worden (MENOZZI, 1942, p. 173). P. fossulatum war bisher
nur aus Natal, also dem auBersten Siidosten Afrikas bekannt. Um so
interessanter ist die Feststellung dieser Art auf Fernando Poo, wo
die Gattung bisher noch un bekannt war. Aus dem westafrikani-
schen Waldgebiet, namlich von Kamerun und der Goldkiiste, ist
bisher nur P. orUceps SANTSCHI bekanntgeworden. Meine Ausbeute
enthalt nur 1 $ von P. fossulatum, das ich auf unserer Versuchs-
flache bei Musola im Mulm und Moder der obersten Waldboden-
schicht gefunden habe.
44. Macromischoides aculeatus var. major FOREL; ^, Lv.
Bull. Soc. Vaud. Sc. Nat., (5) Bd. 60, 344 (1915) ; .
Balombe, 23./9 1939; Belebu, 24./9. 1939; Bokoko-Garcia, 2./10. 1939; Santa
Isabel, 1. 12./12. 1939.
Die Gattung Macromischoides WHEELER war fru'her (EMEBY,
1919/23, p. 279) mit Tetramorium MATE vereinigt, wurde jedoch von
WHEELEE (1921/22, p. 187) mit den beiden Arten M. aculeatus MAYR
und africanus MAYE aus dieser herausgenommen und als selbstandige
Gattung begriindet. Macromischoides ist auf das westafrikanische
Regenwaldgebiet beschriinkt, ihre Angehorigen sind arboricol und
bauen Kartonnester an Blattern. M. aculeatus ist aus den Guinea-
Landern von Sierra Leone bis Belgisch-Kongo bekanntgeworden, die
var. major bisher nur aus letzterem. Fiir Fernando Poo ist die
Gattung neu.
Ich habe die Art auf der Kaffeepflanzung Belebu und an ver-
schiedenen anderen Stellen der Insel, vorwiegend in Pflanzungen
auf Blattern und Gebusch gesammelt. Sie ist sehr gefiirchtet wegen
ihrer schmerzhaften Stiche, und die Pflanzer sagten mir, da6 es
dieserhalb schwer sei, die Arbeiter zum Pfliicken you Kaffee an
solchen Strauchern, die von den Ameisen bewohnt sind, zu ver-
anlassen.
45. Macromischoides aculeatus ssp. militaris SANTSCHI; $J$.
Rev. Zool. Afr. Bruxelles, Bd. 12, 209 (1924): b.
Musola, 31./8. 1939.
Die ssp. militaris wurde von SANTSCHI aus Belgisch-Kongo be-
schrieben. Ich habe sie auf Fernando Poo bei Musola gefunden, wo
454 H. ElDMANN,
sie ziemlich haufig ist. Ihre Kartonnester sind im dichten Primar-
wald allenthalben auf der Unterseite groBer Blatter zu finden. Sie
bestehen aus einer lockeren, rauhen Masse verrotteteri pflanzlichen
Materials und konnen eine betrachtliche GroJSe erreichen. Ich habe
solche auf der Unterseite von Bananenblattern gesehen, die iiber
1 m lang waren. Bei der geringsten Erschiitterung kommen die
Ameisen in Massen aus dem Nest liervor und zerstreuen sich iiber
die benachbarten Blatter und Zweige. Die Stiche schwellen nicht
an, sind aber sehr schmerzhaft. Wie verschiedene Autoren festge-
stellt haben, ist die Kartonmasse der Nester haufig von Pilzmycelien
durchsetzt, und man hat wohl auch gelegentlich an eine Art Pilz-
zucht und Beziehungen dieser Pilze zur Ernahrung der Nestbewohner
gedacht. Es diirfte sich hierbei jedoch, worauf besonders WHEELEK
(1919/20, p. 190) hingewiesen hat, um einen TrugschluB handeln,
stellen sich doch Pilze in der Feuchtigkeit des tropischen Regen-
waldes allenthalben auf pflanzlichem Detritus ein.
46. Tetramorium commodum SANTSCHI; fcjftji.
Rev. Zool. Afr. BruxelJes, Bd. 12. 215 (1924); .
Moka, 1. 15./12. 1939 (Sen.); Santa Isabel, Jan. 1940.
Die umfangreiche Gattung Tetramorium MATE ist altweltlich;
nur wenige Arten kommen in Amerika vor, von denen die meisten
durch den Handel dort eingeschleppt worden sind. In Afrika hat
die Gattung mit etwa 70 Arten den Hohepunkt ihrer Entwicklung
erreicht. T. commodum ist aus Franzosisch- und Belgisch-Kongo be-
kannt geworden ; fiir Fernando Poo ist sie wie die ganze Gattung
neu. Meine Ausbeute enthalt von dieser Art nur wenige Arbeiter,
die von SCHLUTEK bei Moka und von mir bei Santa Isabel als Einzel-
laufer erbeutet wurden. Ich habe die Art auch auf dem Festland
bei Rio Benito im Muni-Gebiet am 29./4. 1940 gefunden.
47. Tetramorium fernandensis MENOZZI, n. sp.; t$.
Zool Anz., Bd. 140, 174 (1942); ?.
Moka, 1. 15./12. 1939 (Son.).
Von dieser neuen Art liegen gleichfalls nur einige Arbeiter vor,
die von SCHLUTEE als Einzellaufer bei Moka erbeutet wurden.
48. Tetramorium rectinodis MENOZZI, n. sp.; ^ (Abb. 13).
Zool. Anz., Bd. 140, 176 (1942): .
Musola, 9./9. 1939 ; San Carlos, Okt. 1939.
Auch diese neue Art ist nur durch wenige Arbeiter in meiner
Ausbeute vertreten, die bei Musola mit Fleisch gekodert bzw. bei
San Carlos als Einzellaufer gefangen wurden.
Die Ameisenfauna von Fernando Poo.
455
49. Tetramorium simillimum var. dumezi FOBEL ; ^ftj>.
Rev. Suisae Zool., Bd. 24, 422 (1916); g.
Concepcion, 28./10. 1939.
T. simillimum F. SMITH wurde schon im Jahre 1851 von DALE
in Dorsetshire (England) in einem Warmhaus entdeckt und ist als
Tropikopolit durch den Handel indenwarmenLandern der ganzen Erde
verbreitet. In Afrika ist sie im ganzen athiopischen Gebiet fest-
gestellt worden. Die var. dumezi ist aus Belgisch-Kongo bekannt-
geworden. Ich babe auf Fernando Poo nur einige Arbeiter bei Gon-
cepcion unter der Rinde eines modernden Stammes gefunden.
Abb. 13.
Abb. 13. Tetramorium rectinodis MEN., n. sp. ;
g. Oben Seitenansicht; unten Kopf.
Abb. 14. Triglyphothrix areolatus STITZ. Oben
9, Flilgel ; Mitte Q, Seitenansicht ; unten links
$, Kopf; unten rechts 5, Kopf.
Abb. 14.
50. Triglyphothrix areolatus STITZ; $$, ^, Lv, P. (Abb. 14).
Mitt. Zool. Mus. Berlin, Bd. 5, 142 (1910); g.
Pic von Santa Isabel, 1850 m NN, 16. u. 25./1. 1940 (Sen.).
Die Gattung Triglyphothrix FOEEL ist palaotropisch, fehlt aber
in Australien. Aus Afrika sind 20 Arten bekannt. Eine Art, I.
striatidens EMEKY beginnt sich in den Tropen und Subtropen der
ganzen Welt auszubreiten und ist auch bereits in Amerika gefunden
456 H. ElDMANN,
worden. T. areolatus ist aus Bibundi in Kamerun durch TESSMANN
bekanntgeworden ; fiir Fernando Poo ist die Gattung neu.
Die Triglyphothrix-A.rten sind furchtsame Tiere, die sich meist
zusammenkriimmen und tot stellen, wenn sie gestort werden. Sie
nisten vorwiegend im Boden. SCHLUTEE fand die Art zweimal in
der Nahe unseres Hanptlagers am Nordhang des Pic von Santa Isabel
in 1850 m Meereshohe. Mehrere Einzeltiere fanden sich in der Moos-
und Mullschicht, die den unteren Abschnitt eines Baumstammes be-
deckte. Eine Kolonie der gleichen Art hatte ihr Nest in einem
stark verrotteten Hartholzstammstuck von 2 m Lange und 50 cm
Durchmesser, das der ganzen Lange nach am Boden lag und von
einem 3 cm starken dichten Moospolster vollkommen iiberwachsen
war. Die Kolonie fand sich in den Eitzen und Spalten der obersten,
stark zersetzten und leicht brockelnden Holzschicht. Sie enthielt
aufier Arbeitern einige gefliigelte $$, jedoch keine $<? AuBerdem
waren wenige vollerwachsene Larven und Vorpuppen vorhanden, so-
wie zahlreiche nackte Puppeu von Arbeitern und $?. Die Larven
haben einen dichten Besatz von ankerformigeu Oncochaten , be-
sonders auf der Eiickseite des Abdomens, wo diese besonders grofi
und korkzieherartig gekriimmt sind und dadurch elastisch federnd
wirken. Die Ameise gehort zu den Bewohnern modernden Holzes
und kommt wahrscheinlich auch in der Bodenauflage des Waldes vor.
51. Cataulacus guineensis var. fernandensis STITZ; $. QQ
Mitt. Zool. Mus. Berlin, B(i. 5, 137 (1910); g.
Balombe, 2S./9. 1939; Bokoko- Garcia, 2./10. 1939.
Die Gattung Cataulacus F. SMITH hat eine ahnliche Verbreitung
wie Triglyphothrix; sie ist palaotropisch, fehlt aber in Australien und
Neu-Guinea. In Habitus und Gewohnheiten ahneln die Vertreter
der Gattung Cataulacus sehr dem neotropischen Genus Cryptocerus
FABE. Sie sind ausgesprochen arboricol, bilden wenig volkreiche
Kolonien und legen ihre Nester in hohlen oder abgestorbenen Zweigen,
unter der Rinde, in Dornen, Gallen usw. an. Sie haben langsame
Bewegungen, sind furchtsam und pflegen sich bei Storung tot zu
stellen oder fallen zu lassen. Sie sind offenbar carnivor und sollen
sich teilweise von Termiten erniihren. C. guineensis F. SMITH ist aus
dem westafrikanischen Waldgebiet bekannt und von Liberia bis
BeJgisch-Kongo gefunden worden. Die var. fernandensis ist von
ZENKEE zuerst auf Fernando Poo gefunden und bisher noch nicht auf
dem P'estland festgestellt worden. Ich habe anf der Insel nur
Die Ameisenfauna von Fernando Poo.
457
ein gefliigeltes $ und einige Arbeiter gesammelt, samtlich als Einzel-
laufer auf einem liegenden Baumstamm und auf Asten des Dnterholzes
im Walde, wo sie mir durch ihre langsamen Bewegungen und ihre Ge-
wohnheit, sich bei der geringsten Beriihrung tot zu stellen, auffielen.
52. Strumigenys (Cephaloxys) aequalis
MENOZZI, n. sp.; $, $$ (Abb. 15 u. 16).
Zool. Anz., Bd. 140, 177 (1942); $, g.
. Concepcion, 28./10. 1939 ; Pic von Santa Isabel, 1880 in NN, 24./1. 1940 (Sen.).
Die Gattung Strumigenys F. SMITH kommt in den Tropeu und
Subtropen der ganzen Welt mit Ausnahnie von Chile vor. Die Arten
sind von geringer GroBe und bilden kleine Kolonien, die vorwiegend
I J
Abb. 15.
Abb. 16.
Abb. 15. Strumigenys aequalis MEN., n. sp.;
Dorsalansicht.
Abb. 16. Strumigenys aequalis MEN., n. sp. ;
Oben Seitenansicht; unten Kopf.
an feuchten Platzen, im Boden, in verrottetem Holz usw. leben.
Aus Afrika sind 25 Arten bekanntgeworden, die den beiden Sub-
genera Strumigenys F. SM. s. st. und Cephaloxys F. Sm. angeho'ren.
Zu letzterem gehort auch die vorliegende neue Art, die S. lujae FOH.
und S. rotlikirchi WASH, nahe steht, von denen erstere in Ostafrika,
letztere in Kamerun gefunden wurde.
458 H.
S. aequalis wurde von SCHLUTER auf dem Pic von Santa Isabel
in der Nahe unseres Hauptlagers in einem modernden Baumstamm
gefunden, ich selbst habe sie bei Concepcion gleichfalls unter der
Rinde eines verrotteten Stammes erbentet. Ich glaube. daB man sie
auf Grund dieser Funde ohne weiteres zur Holzfauna uud zwar zur
3. Succession rechnen kann. Ihre schlanke Gestalt und ilire spitzen
Mandibel machen sie fiir dieses Biotop besonders geeignet; wahr-
scheinlich lebt sie rauberisch in Insektengangen und den Spalten
des Holzes von anderen kleinen Insekten usw.
Carebara sp.; (J.
In meiner Ausbeute befindet sich ein <$ der interessanteh Gat-
tun g Carebara F. SMITH. MENOZZI (1942) hat es in seiner Bearbei-
tung meiner Fernando Poo-Ameisen nicht aufgefiihrt, weil die Species
ohne das Studium der Arbeiterkaste unbestimmbar ist. Gleichwohl
mochte ich es hier nicht unerwahnt lassen, weil es sich um die erst-
malige Feststellung des Genus auf der Insel Fernando Poo handelt.
Die palaotropische Gattung Carebara ist im athiopischen und indo-
malayischen Gebiet verbreitet mit dem Schwergewicht auf ersterem.
Aus Afrika sind 10 Arten'bekannt. Die Vertreter der Gattung leben
raubparasitisch in Termitennestern und sind ausgezeichnet durch die
winzig kleinen, blinden Arbeiter, deren Korpergro'fie in krassem Gegen-
satz zu jener der riesigen Geschlechtstiere steht. Dieser Gegensatz
ist ohne Zweifel als Folge der parasitischen Lebensweise, also als
parasitische Degenerationserscheinung aufzufassen. Es ist anzu-
nehmen, dafi Carebara von Form en wie Pheidologeton mit starkem
Polymorphismus der Arbeiterkaste abzuleiten ist, dafi aber durch
die parasitische Lebensweise die groBen Arbeiterformen iiberflussig
geworden und verschwunden sind, so daB die Arbeiterkaste unter
Erhaltung der Operariae minimae sekundar wieder monomorph ge-
worden ist. Dabei ist die Moglichkeit einer sekuudaren Vergro'Be-
rung der Geschlechtstiere, durch die der auf diese Weise entstandene
Gegensatz in der Korpergro'Be noch verstarkt wird, keineswegs von
der Hand zu weisen, da die raubparasitische Lebensweise bei den
Termiten einen (JberfluB hochwertiger Nahrstoffe zur Folge hat. der
znr Ernahrung der riesigen Geschlechtstier-Larven Verwendung
finden kann. Auf Fernando Poo findet Carebara giinstige Exi-
stenzbedingungen, da auf der Insel eine reiche Termitenfauna vor
handen ist.
Die Ameisenfauna von Fernando Poo. 459
V. Dolichoderinae.
Die Unterfamilie der Dolichoderinen war bisher fiir Fernando
Poo noch nicht bekannt, was urn so auffallender ist, als eine der dort
vorkommenden Arten, Tapinoma melanocephalum FABE., eine wenn auch
kleine, so doch uberaus haufige Hausameise ist.
53. Tapinoma melanocephalum FABBICIUS ; -$^, E., Lv., P.
Ent. Syst., Bd. 2, 353 (1793).
Santa Isabel, 25./S. 1939 u. Marz 1940; San Carlos 29./9. 1939.
Die Gattung Tapinoma FOESTEE ist kosmopolitisch und fehlt nur
in den nordlichsten Gebieten der alten und neuen Welt. Die Kolonien
sind gewohnlich volkreich und leben im Boden oder in Hohlraumen
von Pflanzen. Die Arbeiter lassen bei Gefahr aus ihren Analdriisen
ein Sekret entstromen, dessen Geruch an den von ranziger Butter
erinnert. T. melanocephalum ist durch den Handel iiber die Tropen
der ganzen Welt verbreitet worden und als Hansameise und Vor-
ratsschadling lastig. Auf Fernando Poo, wo sie bisher unbekannt
war, ist sie uberaus haufig, und ich habe sie nahezu in jedem Haus
angetroffen, in dem ich mien einige Zeit aufhielt. Trotz ihrer ge-
ringen Grofie lauft sie mit unglaublicher Geschwindigkeit, so da6
es schwer ist, sie einzufangen. Ich habe die Art auch auf dem Fest-
land in Bata (Muni-Gebiet) festgestellt, wo ich ein Nest zwischen
den aufieren Blattscheiden einer Kokospalme gefunden habe.
54. Technomyrmex moerens var. nigricans SANTSCHI; <$, $$.
Bull. Ann. Soc. Ent. Belg., Bd. 70, 69 (1930).
-Musola, 5., 8. u. 11./9. 1939; Santa Isabel, 20./12. 1939.
Die Gattung Technomyrmex MAYE ist palaotropisch ; ihre Ver-
treter nisten im Boden oder errichten kleine Kartonnester auf Baum-
rinde. T. moerens SANTSCHI ist aus Franzosisch-Kongo und Fran-
zosisch-Guiuea bekanntgeworden, die var. niyricans aus Belgisch-
Kongo. Ich habe dieselbe auf Fernando Poo wiederholt bei Musola
gefundeu, wo sie auf Blattern und Zweigen des Unterholzes herum-
lief. Ein Nest war in einem morschen Baumstumpf in unmittelbarer
Nachbarschaft eines solchen von Odontomachus haematoda L. errichtet.
In Santa Isabel traf ich sie als Hausameise an und fing sie in grofien
Mengen an der Wand meines Zimmers, wo die Tiere an einzelnen
Stellen in Mengen zusammensaBen.
460 H. ElDHANN,
VI. Formicinae.
55. Acantholepis capensis var. guineensis MAYE; .
Verb. Zool. Bot. Ges. Wien, Bd. 52, 296 (1902); .
Moka, 1. 15./1939 (Scat.).
Die Gattnng Acantholepis MATE kommt in den warmen Teilen
der alten Welt vor und geht nordwarts bis nach Siideuropa. Die
Kolonien sind klein und finden sich meist im Boden, unter Steinen,
in Felsspalten, gelegentlich auch in Hohlraumen von Pflanzen. A.
capensis MATE ist aus der Kap-Provinz bekanntgeworden und in ganz
Afrika siidlich der Sahara verbreitet. Die var. guineensis wurde zu-
erst durch BUCHHOLZ von der Goldkiiste, spater auch ans Belgisch-
Kongo bekannt; fur Fernando Poo ist sie neu. In meiner Ausbeute
befindet sich nur ein einziger Arbeiter, der von SCHLUTEE bei Moka
als Einzellaufer erbeutet wurde.
56. Paratreehina (Par atre china) longicornis LATEEILLE; <j?$, g$.
Hist. Nat. Fourmis, 113 (1802); .
Santa Isabel, Febr. 1940.
Die Gattung Paratreehina MOTSCHOULSKY ist iiber die Tropen
und die gemafiigten Zonen der Erde verbreitet. P. longicornis, die
einzige Art der Untergattung Paratreehina MOTSCH. s. str., ist ein
Tropikopolit, der durch den Handel in die warmen Lander der ganzen
Erde verschleppt wurde, sie ist aus ganz Afrika bekanntgeworden,
fur Fernando Poo jedoch neu. Auf San Thome war sie jedoch be-
reits durch DE SEABEA festgestellt. Ich habe sie ein einziges Mai
als Einzellaufer bei Santa Isabel erbeutet.
57. Paratreehina (Nylanderia) grisoni var. fuscula MENOZZI,
n. var.; *$!.
Zool. Anz., Bd. 140, 178 (1942); g.
San Carlos, Okt. 1939.
Die Untergattung Nylanderia EMEEY, deren Verbreitung der der
Gattung entspricht, nmfafit die uberwiegende Mehrzahl der Arten.
P. grisoni FOEEL ist aus Belgisch-Kongo bekanntgeworden. Die neue
var. fuscula habe ich auf Fernando Poo nur ein einziges Mai in
einer Kakao-Pflanzung unweit der Kiiste bei San Carlos als Einzel-
laufer erbeutet.
58. Paratreehina (Nylanderia) incallida SANTSCHI; ^, E.,
Lv., P.
Ann. Soc. Ent. France, Bd. 84, 263 (1915); .
Musola, 5./9. 1939; Bokoko-Garcia, 3./10. 1939; San. Carlos, Okt. 1939.
Die Ameisenfauna von Fernando Poo. 461
P. incallida ist bisher nur vom Typenfundort San Thome be-
kanntgeworden, fiir Fernando Poo ist sie neu. Ich habe 2 N ester
dieser Art gefunden, beide' waren unter der Rinde modernder Stamme
errichtet, deren oberste Splintholzschicht bereits anfing zu zerfallen
and in unmittelbarer Nahe von Nestern der Ponerine Odontomachus
haematoda L. Teilweise befanden sich die Gange und Nestkammern
zwischen den Nestkammern dieser Ameise, von denen sie sich aber
durch ihre geringe GroBe unterscheiden. Die winzige P. incallida
fiel beim Offneh des Nestes durch ihre aufierst flinken und ge-
wandten Bewegungen auf.
59. Paratrechina (Nylanderia) kolili FOBEL; ^.
Rev. Suisse Zool., Bd. 24, 438 (1916); ?, .
Musola, 9./9. 1939.
P. IwUi ist aus Belgisch-Kougo bekannt; fur Fernando Poo ist
die Art neu. Ich habe nur 2 Arbeiter bei Musola in Bodenproben
von unserer Versuchsflache erbeutet. Sie fanden sich in der Boden-
auflage in eiuigeu Zentimetern Tiefe in der Nahe des mineralischen
Bodens, wo sie sich offenbar auf der Jagd nach Bodeninsekten be-
fanden.
60. Paratrechina (Nylanderia) mendica MENOZZI, n. sp. ; ?, ^.
Zool. Anz., Bd. 140, 179 (1942); $, y.
Musola, 8./9. 1939.
Die neue Art steht der P. lepida SANTSCHI nahe. Sie liegt ij)
2 Arbeitern und einem fliigellosen $ vor, die wie die vorige Art
auf unserer Versuchsflache bei Musola erbeutet wurden, jedoch nicht
in der Bodenauflage, sondern auf derselben.
61. Oecophy'lla longinoda LATREILLE; <$$, $$, ^, Lv., P.
Hist. Nat. Fourmis, 184 (1802): g.
Ostkuste. 27./10. 1939; Concepcion, 28./10. 1939.
Die Weberameisen der Gattung Oecophytta F. SMITH kommen in
den Tropen der alten Welt vor, fehlen aber auf Madagaskar. Die
Gattung enthalt nur 2 Arten, smaragdina FABE. aus dem indo-
malayischen und longinoda aus dem aethiopischen Gebiet, beide mit
mehreren Unterarten und Varietaten. Die Weberameisen sind ar-
boricol und bauen Nester aus Blattern, die mit einem feinen Seiden-
gespinst zusammengewoben werden. Die Seide entstammt den Spinn-
driisen der Larven, die von den Ameisen wie Weberschiffchen be-
nutzt werden, ein interessanter Fall der Verwendung eines ,,Werk-
462 H. ElDMANN,
zeuges" im Tierreich. Die Art und Weise, wie die Ameisen bei dem
Weben verfahren, ist von zahlreichen Autoren beobachtet und be-
schrieben worden. Die Arbeiterkaste ist verhaJtnismaBig stark poly-
morph. Oe. longinoda ist in ganz Afrika siidlich der Sahara uberall
dort gefunden worden, wo ihr die okologischen Bedingungen zusagen.
Ich habe sie nicht nur auf Fernando Poo, woher sie bislang noch
nicht bekannt war, sondern auch bei Rio Benito im Muni-Gebiet
Ende April 1940 erbeutet.
Die Verbreitung der Weberameise auf Fernando Poo ist von
groBtem Interesse. Ich habe sie namlich nur an der Ostkuste, also
dem dem afrikanischen Kontinent gegeniiberliegenden Teil der Insel
gefunden, dort allerdings in nicht zu iibersehender Zahl. An der
Westkiiste, jenseits der zentralen Gebirgsziige fehlt sie vollig. Diese
eigenartige Verbreitung kann nur so erklart werden, dafi die Ameise
erst vor verhaltnismafiig kurzer Zeit vom benachbarten afrikanischen
Festland auf die Insel heriibergekommen ist, wahrscheinlich durch
gefliigelte ?$, und daB es ihr seit dieser Zeit noch nicht gelungen
ist, auch auf die Westseite hiniiberzugelangen. Die Gebirge bilden
wahrscheinlich ein uniiberschreitbares Verbreitungshindernis, das sich
einer Ausbreitung quer iiber die Insel in den Weg stellt, und fiir
die Wanderung entlang der Nord- oder Siidkiiste scheint die Zeit
noch nicht ausgereicht zu haben, so daB das Fehlen im Westen da-
durch seine Erklarung findet. Die okologischen Bedingungen konnen
keinesfalls fiir dieses lokale Vorkommen in Fernando Poo ver-
antwortlich gemacht werden, denn sie sind auf beiden Seiten gleich
giinstig fur die Weberameisen.
In den Kakaopflanzungen bei Concepcion habe ich zahlreiche
Nester der Weberameise in den Kakaobaumen, oft nur in geringer
Hone iiber dem Boden, gefunden. Sie bestehen aus zusammen-
gewobenen griinen Blattern, zwischen denen sich allerdings auch
haufig abgestorbene und abgeloste Blatter befinden, die durch das
Gespinst festgehalten werden. Meist bilden die zusammengewobenen
Blatter einen einzigen grofien Hohlraum, in dem die Brut unter-
gebracht wird. Bei Erschiitterungen der Zweige die das Nest tragen,
wird die Brut von den Ameisen festgehalten, damit sie nicht durch-
einander geschiittelt wird. Bei Storungen erfolgt sofort Alarm, der
durch zitternde Bewegungeu des Korpers weitergegeben wird; wahr-
scheinlich wird dabei das Abdomen auf die Unterlage aufgeschlagen.
Es sieht eigenartig aus, wenn samtliche Ameisen, die einen Strauch
bevolkern, sich in derartig zitternder Bewegung befinden. Eine
Die Ameisenfauna voii Fernando Poo. 463
Kolonie scheint zahlreiche Zweignester, groBe und kleine, auf einem
Baum zu haben, da ich nicht in alien Nestern alte Koniginnen
fand. Die Geschlechtstiere sind getrennt, die c?c? fanden sich stets
in anderen Nestern als die gefliigelten $$. Die Bisse der Weber-
ameisen sind schmerzhaft und unangenehm.
62. Camponotus (Tanaemyrmex) acvapimensis var. poultoni
FOKEL; ??, $$.
Kev. Zool. Afr., Bd. 2, 353 (1913); .
Belebu, 4./9. 1939; Balombe, 23./9. 1939; San Carlos, Okt. 1939;
Fishtown bei Santa Isabel, 26./11. 1939; Santa Isabel, Febr. 1940.
Die aufierst umfangreiche Gattung Camponotus MATH, von der
mehr als 1000 Formen bekannt sind, ist iiber die ganze Erde ver-
breitet und in ihren okologischen Anspriichen und Nestbauge-
wohnheiten hochst vielseitig. C. acvapimensis MATE ist im ganzen
aethiopischen Gebiet mit Ausnahme von Siidafrika verbreitet; die
var. poultoni ist aus dem westafrikanischen Waldgebiet, namlich aus
Sierra Leone, Nigerien, Kamerun und Belgisch-Kongo bekannt, fiir
Fernando Poo ist sie neu.
Die Ameise ist auf Fernando Poo nicht selten und von mir in
den verschiedensten Gebieten der Insel, leider aber immer nur als
Einzellaufer, gefunden worden. Bei der Siedlung Fishtown, die von
alten Pflanzungen umgeben ist, fand ich die Arbeiter in grofien
Mengen auf Elefantengras, wo sie offenbar durch irgendwelche Aus-
scheidungen der Blatter angezogen wurden. In der heiBen Mittags-
sonne sah ich die Ameisen fast an jeder Pflanze. Sie safien allein
oder in kleinen Gruppen an der NahrungsquelJe und lieBen sich bei
der geringsten Beriihrnng zu Boden fallen. Spater fand ich sie im
Garten des Servicio Agronomico bei Santa Isabel, wo sie in groBen
Mengen Membraciden und deren Larven, die an einer grofien rot-
blatterigen Zierpflanze saugteii, besuchte, um deren stifie Exkremente
aufzunehmen.
63. Camponotus (Tanaemyrmex) maculatus var. lohieri
SANTSCHI; $$, ??, g
Ann. Soc. Ent. Belg., Bd. 57, 313 (1913); ^.
San Carlos, Okt. 1939; Concepcion, Nov. 1939: Lojome, Nov. 1939;
Santa Isabel, 12./12. 1939 u. Febr. 1940.
C. maculatus FABB. ist in zahlreiche Unterarten und Varietaten
aufgespalten und einer der umfangreichsten Eassenkreise, den wir
uberhaupt bei den Ameisen kennen. Die Art kommt in den Tropen
und Subtropen aller Kontinente vor. In Afrika ist sie durch mehr
31*
464 H. ElDMANN,
als 60 Formen vertreten. Aus Fernando Poo war eine derselben
bereits bekannt, namlich die ssp. cognatus F. SM., die ich zwar riicht
auf der Insel, Avon] aber auf dem Festland im Muni-Gebiet bei Bata
im Mai 1940 erbeutet babe. Erwahnt sei, daB aus San Thome
bereits 2 maculatus-Forme.'a. die var. thomensis SANTSCHI und die vor-
liegende var. lohieri SANTSCHI bekannt waren. Letztere ist fur
Fernando Poo neu. Sie ist zuerst von LOHIEB im Gebiet der Elfenbein-
kiiste gefunden und spater in Franzosisch-Guinea, Dahome und Eritrea
festgestellt worden.
Leider gelang es mir nicht. ein Nest der var. lohieri zu finden,
samtliche Arbeiter meiner Ausbeute habe ich als Einzellaufer ge-
fangen. Trotzdem mu6 das Tier auf Fernando Poo haufig sein, denn
im Februar 1940 schwarmten die $$ in unglaublicheu Mengen in
Santa Isabel. Jede Lichtquelle war von ihnen zu Tausenden be-
sucht und der darunter befindliche Boden buchstablich von ihnen
bedeckt. Die Erscheinung war so auffallend, dafi sie mir auch zu
anderen Zeiten kaum entgangen ware. Es ist daher anzunehmen,
daB die Schwarmzeit auf diese Jahreszeit beschrankt ist. Mit einigem
Vorbehalt inufi man daher wohl eine gewisse Periodizitat des Ameisen-
lebens, wenigstens bei dieser Ameise, aniiehmen, was angesichts
des ausgesprochen tropischen gleichartigen Klimas immerhin Interesse
verdient.
64. Camponotus (Tatiaemyrmex) sol on ssp. brut us FOREL:
?, ^, E, Lv, P.
Ann. Soc. Ent. Belg., Bd. 30, 155 (1886); $, .
Musola, 29./S. u. 1./9. 1939; Oloitia, 12./9. 1939;
Balombe, 23./9. 1939.
C. solon FOB., die friiher als ssp. von maculatus aufgefafit wurde,
ist eine Ameise des westafrikanischen Regenwaldes. Die ssp. brutus,
die 1886 von FOBBL als ssp. von C. rubripes LATE, beschrieben, dann
voriibergehend als eigene Art aufgefafit und schlieBlich als ssp. zu
maculatus gestellt wurde. ist von Sierra Leone und Liberia bis
Belgisch-Kongo bekannt und auch bereits durch SCHULTZE auf
Fernando Poo gefunden worden. Ich habe sie aufierdem auf dem
Kontineiit bei Rio Benito im April 1940 wiederholt erbeutet, wozu
zu bemerken ist, daB sie auch aus Alen im Muni-Gebiet durch TESSMANN
bereits bekanntgeworden war.
Die ssp. brutus kommt gelegentlich als Hausameise vor und hat
in Musola wiederholt unsere Zuckervorrate angegriffen. Bei Balombe
fand ich im Walde ein Nest, das in etwa 2 m Ho'he im Wurzel-
Die Ameisenfauna von Fernando Poo. 465
geflecht einer Epiphyte, die an einem Baumstamm festsaB, errichtet
war. WHEELER (1921/22, p. 236) gibt an, daB sie in morschem Holx
nistet.
65. Camponotus (Tanaemyrmex) pompeius ssp. marius
EMEEY; $, $.
Ann. Soc. Ent. Belg., Bd. 43, 502 (1899); ^.
Musola, 11. u. 12./9. 1939.
C. pompeius FOEEL ist gleichfalls eine Ameise des west-
afrikanischen Regenwaldgebietes. Die ssp. marius ist ans Kamerun,
Franzosisch- und Belgisch-Kongo bekanntgeworden, fiir Fernando
Poo ist sie neu. Ich habe sie auch im Muni-Gebiet bei Rio Benito
am 29./4. 1940 erbeutet. Meine Ausbeute umfafit nur Eiuzelfiinge.
Einen Arbeiter habe ich im dichten Regenwald bei Musola in Boden-
nahe anf Gestriipp gefangen, das $ flog abends zum Licht. Da es
olme dazugehorige Arbeiter erbeutet wurde und bisher noch nicht
beschrieben ist, wird es von MENOZZI (1942, p. 180) mit Vorbehalt
zu dieser Form gestellt.
66. Camponotus (Myrmopiromis) acutisguamis MAYR; tyty.
Verb. Zool. Bot. Ges. Wien, Bd. 52, 296 (1902): .
Concepcion, 28./10. 1939.
C. acutisguamis ist aus Kumerun und Belgisch-Kongo bekannt
fiir E'ernando Poo jedoch neu. Ich habe die Species auch im Muni-
Gebiet bei Rio Benito im April 1940 erbeutet. Meine Ausbeute
nmfafit nur Arbeiter. die ich als Einzellaufer am Boden in einer
Kakao-Pflanzung bei Concepcion gefangen habe.
67. Camponotus (Myrmopeltd) vividus var. m einer ti FOR/EL; ^>.
Ann. Soc Ent. Belg.. Bd. 30, 189 (1886); ?, g.
Santa Isabel, 25./S. u. 1. 12./12. 1939; Belebu, 4./9. 1939;
San Carlos, Okt. 1939.
C. vividus F. SM. ist im Westen des aethiopischen Gebietes weit
verbreitet und geht sudwarts bis Angola. Aus Fernando Poo war
sie bereits durch CONRADT bekannt. Meine Ausbeute umfafit mehrere
Arbeiter der var. meinerti, die ich teils als Einzellaufer, teils aus
stark begangenen Strafien erbeutet habe. Ein Nest habe ich nicht
gesehen. Die Ameise ist offenbar in den Waldgebieten der niederen
Lagen auf Fernando Poo weit verbreitet, scheint aber nicht hoher
als etwa 500 m zu gehen. Eine StraBe, die an einem liegenden
Baumstamm entlangfiihrte, fand ich bei Belebu, eine audere, die
auf ein Kakao-Baumchen fiihrte, in einer Pflanzung bei San Carlos.
466 H- ElDMANN,
68. C amp o not us (Myrmamblys) conradti FOEEL; $%.
Bull. Soc. Vaud. Sc. Nat. (5), Bd. 50, 256 (1914); B.
Balombe, 23.,9. 1939; Bokoko-Garcia, 2./10. 1939.
C. conradti ist dnrch CONBADT aus Kamerun bekanntgeworden ;
fiir Fernando Poo ist sie ueu. Meine Ausbeute umfaBt nar wenige
Arbeiter. die als Einzellaufer am Boden oder au Waldbaumen ge-
sammelt wurden.
69. Polyrhachis (Myrma) decemdentata var. fernandensis
FOEEL; ?, .
Ann. Soc. Ent. Belg., Bd. 45, 377 (1901); .
Balombe, 23./9. 1939; Santa Isabel, 1.-12./12. 1939.
Die Gattung Polyrhachis F. SMITH umfaBt einige hundert Arten,
zu denen die schonsten and auffalligsten Ameisen gehoren, die wir
kennen. Sie ist auf die Tropen der alten Welt beschrankt, fehlt
jedoch auf Madagaskar. Die afrikanischeu Arten gehoren vorwiegend
zum Subgenus Myrma BJLLBEEG. Die meisten Arten der umfang-
reichen Gattung sind arboricol; viele bauen Kartonnester an Blattern
oder weben solche aus einem Seidengespinst ahnlich denen der Weber-
ameisen. P. decemdentata E. ANDBE ist eine Ameise des west-
afrikanischen Regenwaldgebietes und von Sierra Leone bis Belgisch-
Kongo verbreitet. Auch aus Fernando Poo ist sie bereits durch
BIJCHHOLZ bekanntgeworden. Die var. fernandensis ist von CONEADT
auf Fernando Poo entdeckt and spater auch in Franzosisch-Kongo
gefunden worden. Meine Ausbeute amfafit nur Arbeiter. die als
Einzellaufer in verschiedenen Gegenden der Insel im Regenwald auf
dem UnterhoJz umherstreiften.
70. Polyrhachis (M yrma) iperpunctata MENOZZI, n. sp. ; y$.
Zool. Anz., Bd. 140, 181 (1942): .
Musola, 11./9. 1939.
Die neue Art. die zu den kleineren und weniger auffallenden
der Gattung zahlt, gehort zur Gruppe viscosa-decemdentata, von deren
iibrigen Vertretern sie jedoch durch charakteristische Kennzeichen
leicht zu unterscheiden ist. Ich faud dieselbe nur ein einziges Mai
auf unserer Versuchsflache bei Musola, wo sie ihr Nest in den hohlen
Blattstielen der abgestorbeuen und abgefallenen Blatter eines Baum-
farnes angelegt hatte. Die Liicken und Offnungen in den bewohnten
Stielen waren mit einer groben Kartonmasse verschlossen. Im iibrigen
war das Nest wenig ausgebaut, sondern nur die abge'schlossenen
Hohlraume im Stengel bewohnt.
Die Ameisenfauna von Fernando Poo. 467
71. Polyrhachis (Myrma) laboriosa F. SMITH; ^.
Cat. Hym. Brit. Mus., Bd. 6, 72 (1858) ; $.
Concepcion, 28./10. 1939.
P. laboriosa ist wiederum eine Ameise des westafrikanischen
Regenwaldes und von der Elfenbeinkiiste bis Angola verbreitet. Ich
babe sie auf Fernando Poo, wo sie bisher noch unbekannt war, nur
ein einziges Mai erbentet und zwar in einer Kakao-Pflanzung bei
Concepcion. Ich fing dort einige Arbeiter, die am Boden herumliefen ;
das Nest konnte ich nicht finden, doch macht WHEELER (1921/22, p. 259)
dariiber einige Angaben. Danach sind die Nester diinnwandige Karton-
nester aus vegetabilem Detritus, dessen einzelne Teile durch ein
feines Seidengespinst zusammengehalten werden. Sie finden sich
vorwiegend zwischen den feineren Zweigen nnd Verzweigungen des
Unterholzes. Ich habe P. laboriosa am 29./4. 1940 auch auf dem Fest-
land im Muni-Gebiet bei Rio Benito erbeutet.
72. Polyrhachis (Myrma') militaris ssp. cupreopubescens
FOREL; ?, $$.
Bull. Soc. Vaud. Sc. Nat., (2) Bd. 16, 120 (1879); g.
Musola, 30. Aug., 1. u. 7./9. 1939 ; Santa Isabel, 25./S. 1939.
P. militaris FABR. ist aus ganz Tropisch-Afrika von der Ost- und
Westkiiste bekannt und auch bereits auf Fernando Poo von CONBADT
gefunden worden. Ich habe sie auf dem Festland im Muni-Gebiet
bei Rio Benito am 29./4. 1940 erbeutet. Die ssp. cupreopubescens scheint
eine ahnlich weite Verbreitung zu haben wie die typische Form und
ist im Gebiet von Spanisch-Guinea von BRATJNS bereits auf der Insel
Elobey gefunden worden. Fur Fernando Poo ist sie neu.
Leider habe ich kein Nest der ssp. cupreopubescens gefunden,
sondern nur Einzelfange zu verzeichnen. WHEELER (1921/22, p. 260)
berichtet liber ein Nest im Kongo-Gebiet, das in einem aufrecht-
stehenden morschen Baumstumpf in Brusthohe errichtet war. Die
von mir gefangenen Exemplare fanden sich im dichten Regenwald
vorwiegend auf den Blattern des Unterholzes, wo sie sich mit lang-
samen Bewegungen von Blatt zu Blatt weiterbewegten, oder an
Baumen unter Bildung wenig volkreicher StraBen auf- und abliefen.
Ein 2 kam in Musola am 7./9. 1939 zum Licht geflogen.
73. Polyrhachis (Myrma) schistacea ssp. rugulosa MAYR; ^.
Verb. Zool. Bot. Ges. Wien, Bd. 12, 685 (1862); g.
Fernando Poo, ohne Datum und Fundort (Son).
P. schistacea GERST. hat eine ahnliche Verbreitung wie militaris,
geht aber noch weiter siidwarts bis nach Siidafrika. Die ssp. rugu-
468 H. ElBMANN,
losa ist im ganzen athiopischen Gebiet verbreitet und am Kilima-
ndscharo sogar bis in 3000 m Hohe gefunden worden. Fiir Fernando
Poo ist sie neu. Sie ist scheinbar keine ausgesprochene Waldameise,
sondern mehr eine Form des offenen Gelandes, die vermutlich wie
P. gagates F. SM. im Boden nistet. Leider liegt nur ein Arbeiter
vor, der von SCHLUTBB als Einzellaufer erbeutet wurde und keine
naheren Fundangaben tragt. Vermutlich stammt derselbe jedoch
aus dem Gebiet von Moka, wo steppenartige Formationen des offenen
Gelandes das Landschaftsbild beherrschen. Audi die Hohenlage
diirfte dort fiir das Vorkommen dieser Ameise keine Einschrankung
bilden.
Ameise n aus dem Muni-Gebiet.
Als Anhang und Erganzung zu der vorstehendeu Darstellung
meiner Ameisenfunde aus Fernando Poo gebe ich im folgenden eine
Zusammenstellung meiner Ameisenausbeute aus dem Muni-Gebiet
(Spanisch-Guinea, kontinentaler Teil). Dieses beherbergt als Teil
des groBen aquatorial-afrikanischen Regenwaldgebietes eine Regen-
waldfauna reinster Pragung, die auBerst mannigfaltig und artenreich
ist. Wenn meine Ausbeute mit 33 Formen trotzdem liinter der aus
Fernando Poo zuriickbleibt, so liegt das daran, daB ich infolge ander-
weitiger Beanspruchung dort weniger iutensiv isammeln konnte als
auf Fernando Poo und mein Aufenthalt sich nur auf kurze Zeit er-
streckte. Ich beschranke mich dabei auf die Widergabe einer Liste
der gefundenen Ameisen. Dieselbe umfaBt insgesamt 33 Formen,
die zwar zum grofiten Teil fiir das Muni-Gebiet neu sind, aus der
westafrikanischen Regenwaldregion jedoch meist schon bekaunt
waren. Dnter ihnen befindet sich eine neue Art, Terataner piceus,
die von MENOZZI im Zoologisclien Anzeiger (Bd. 140. 1942, p. 173)
beschrieben worden ist.
Die Muni-Ausbeute ist fiir die Beurteilung der Ameisen von
Fernando Poo nicht ohne Interesse. Nicht weniger als 15 Formen
derselben habe ich auch auf der Insel gefunden; dazu kommen
2 weitere. die bereits friiher von Fernando Poo bekannt waren, so
daB mehr als die Halfte meiner auf dem Festland gefundenen Arten
auch auf Fernando Poo leben. Andere, groBe und auffallende Arten,
wie die Ponerine Palthothyreus tarsatus FAVR., die ich im Muni-Gebiet
an alien Fundorten erbeutet habe, kommen jedoch auf Fernando
Poo nicht vor, wo sie mir sicherlich nicht entgangen waren. Auf
die diesbeziiglichen Verhaltnisse werde ich im allgemeinen Teil hoch
genauer eingehen.
Die Ameisenfauna von Fernando Poo. 469
Die Ameisen vom Muni-Gebiet stammen aus der Umgebung der
Ktistenstadte Bata und Rio Benito und aus Akom, einer Kaffee-
pflanzung im Hinterland unweit der Nordostecke des Gebietes. In
der folgenden Liste sind die auch auf Fernando Poo festgestellten
Arten durch ein * gekennzeichnet.
1. Anomma nigricans ssp. burmeisteri var. rufescens WASH.
2. Paltothyreus tarsatus FABB.
3. Euponera (Brachyponera) sennaarensis MAYE.
4. Euponera (Trachymesopus) darwini var. africana Foa.
* 5. Odontomachus haematoda L.
* 6. Tetraponera anthracina S ANTS CHI.
7. Tetraponera ophthalmica EM.
* 8. Pachysima aethiops F. SM.
* 9. Pheidole buchholsi MAYS.
* 10. Pheidole megacephala FABE.
* 11. Pheidole minima MAYE.
12. .Crematogaster (Sphaerocrema) concava EM.
13. Crematogaster (Sphaerocrema) rugosa E. ANDEE.
14. Crematogaster (Sphaerocrema) striatula EM.
* 15. Crematogaster (Atopogyne) africana MAYE.
* 16. Monomorium (Monomorium) floricola JEBD.
17. Atopomyrmex cryptoceroides var. melanoticus WHEEL.
18. Terataner piceus MENOZZI. n. sp.
* 19. Tetramorium commodum SANTSCHI.
20. Cataulaeus huberi ssp. herteri FOE.
21. Cataulaeus latipes MENOZZI.
* 22. Tapinoma melanocephalum FABE.
23. Paratrechina (Nylanderia) albipes EM.
* 24. Oecophyila longinoda LATB.
25. Camponotus (Tanaemyrmex) maculatus ssp. cognatus F. SM.
* 26. Camponotus (Tanaemyrmex) solon ssp. brutus FOE.
* 27. Camponotus (Tanaemyrmex) pompeius ssp. marius EM.
* 28. Camponotus (Myrmopiromis) acutisquamis MAYE.
29. Camponotus (Myrmopiromis) olivieri var. pax SANTSCHI.
30. Polyrhachis (Myrma) aenescens STITZ.
31. Polyrhachis (Myrma) concava E. ANDEE.
* 32. Polyrhachis (Myrma) laboriosa F. SM.
33. Polyrhachis (Myrma) militaris FABK.
470 H. ElDMANN,
4. Allgemeiner Teil.
l)ie vorliegeude Zusammenstellung meiner Funde and Be-
obachtungen gestattet eine allgemeine Betrachtung der Ameisenfauna
von Fernando Poo in faunistischer, zoogeographischer und 6'kologischer
Hinsicht, aus der sich Riickschliisse auf die Zusammensetzung,
Herkunft und die okologischen Beziehungen derselben zum Lebens-
raum schlieBen lassen.
Faunistiscli lafit sich zunachst folgendes sagen: Meine Aus-
beute umfaBt insgesamt 73 verschiedene Ameisen (Arten, Unterarten
und Varietaten). Da von sind 64 Neufeststellungen fiir Fernando
Poo und davon wiederum 10 fiir die Wissenschaft neu. 9 Ameisen
meiner Ausbeute waren bereits aus Fernando Poo bekannt. Weitere 16,
die bereits auf der Insel festgestellt wurden, liabe ich nicht ge-
funden; somit betragt die Zahl der iiberhaupt bisher von Fernando
Poo bekannten Ameisen 89. Diese Zahl erscheint angesichts der
verhaltnismaBig geringen GroBe der Insel zwar hoch, doch stellt sie
zweifellos nar einen Bruchteil der tatsachlich dort vorkommenden
Formen dar. Dies geht schon aus der Tatsache hervor, dafi ich von
den 25 bisher bekannt gewesenen Ameisen nur 9 wiedergefunden
habe. Der zweifellos vorhandene Eeichtum an Ameisen auf Fernando
Poo ist einerseits zuriickzufiihren auf die Nahe des Festlandes mit
seiner unendlich viel reicheren Myrmekofauna, andererseits auf die
giinstigen okologischen Bedingungen und die Verscniedenheit der-
selben, bedingt durch die grofien flohenunterschiede, welch e die
Ansiedlung vieler und versclnedenartiger Formen begiinstigen. Wenn
somit meine Ausbeute zwar unvollstandig ist, so enthalt sie doch
andererseits sicherlich einen groBen Teil der fiir die Insel besonders
charakteristischen Arten und gestattet damit eine allgemeine Dar-
stellung der zoogeographischen und okologischen Verhaltnisse.
Zoogeographisch sind Inseln immer von besonderem Inter-
esse. Sie stellen ein geographisch isoliertes, raumlich scharf be-
grenztes Gebiet dar, dessen Fauna sich meist besser iiberblicken
Ja'Bt als die groBer kontinentaler Raume. Fernando Poo ist eine
festlandsnahe, sogenannte kontinentale Insel. Solche haben in der
Regel mit dem benachbarten Kontinent vor mehr oder minder langer
Zeit in landfester Verbindung gestanden Dies ist auch fur Fer-
nando Poo anzunehmeu, zumal es mit dem benachbarten Kamerun
durch einen submarinen Riicken verbunden ist und mit dem Kamenm-
berg und den anderen Guinea-lnseln ein Gebirgssj'stem vulkanischen
Die Ameisenfauna von Fernando Poo. 471
Ursprangs bildet. Es hat somit seine Fauna fraglos von dem be-
nachbarten Afrika bezogen.
Filr zoogeographische Betrachtungen scheiden die 10 neuen Arten
vorlaufig aus, deun sie sind zunachst nur ans Fernando Poo bekannt.
Dies besagt jedoch keineswegs, daB sie auch ausschlieBlich dort vor-
kamen. Ich zweifle nicht, daB sie sich zum gro'Bten Teil, vielleicht
sogar alle auf dem afrikanischen Kontinent spater noch feststellen
lassen -werden. Aiich fiir die einzige der iibrigen Arten, die bisher
nur aas Fernando Poo bekannt ist, namlich Cataulacus guineensis
var. fernandensis STITZ mag dies zntreffen. Auch andere Arten, wie
Polyrhachis decemdentata var. fernandensis FOE., die zuerst aus Fer-
nando Poo bekannt geworden sind, haben sich spater auf dem Kon-
tinent nachweisen lassen. Man muB daher abwarten, was spatere
Forschungen iiber das tatsachliche Verbreitungsgebiet der neuen
Ameisen meiner Ausbeute ermitteln werden, bevor man berechtigt
ist, sie zu tiergeographischen Betrachtungen heranzuziehen.
Sieht man von ihnen ab, so lasst sich feststellen. daB alle an-
deren Ameisen mit Ausnahme der erwahnten Cataulacus-Form auch
auf dem afrikanischen Festland vorkommen, daB also die Ameisen-
fauna von Fernando Poo keinerlei charakteristische eigene Ziige
aufweist, bzw. durch den Mangel endemischer Formen ausgezeichnet
ist. Es soil deshalb nicht bestritten werden, daB sich spater viel-
leicht noch endemische Ameisenformen auf Fernando Poo nachweisen
lassen werden. Mo'glicherweise ist sogar die var. fernandensis der
irn westafrikanischen Regenwaldgebiet w'eit verbreiteteu Cataulacus
guineensis F. SMITH, die bereits zweimal (von ZENKEB und mir) auf
Fernando Poo gefunden, auf dem Kontinent aber noch nicht fest-
gestellt wurde, eine solche. Die Zahl solcher Endemismen kann
aber nach nnseren bisherigen Kenntnissen keinesfalls wesentlich sein.
Tiergeographisch wenig ergiebig sind ferner tropikopolitische
Formen, d. h. solche, die, durch den Handel verschleppt, sich infolge
einer ausgesprochenen Euryokie in den warmen Landern der ganzen
Erde ansiedeln konnten. Ihre Zahl ist auf Fernando Poo auffallend
grofi, sind es deren doch nicht weniger als 7, die im folgenden noch-
mals zusammengestellt seien:
1. Odontomachus haematoda L.
2. Pkeidola megacephala FABE.
3. Monomorium pharaonis L.
4. Monomorium floricola JEED.
5. Solenopsis geminata FABE.
472 H. ElDMANN,
6. Tapinoma melanocephalum FABE.
7. Paratrechina longicornis LATE.
Man kann ohne weiteres annehmen. daB ein groBer Teil dieser
Arten eingeschleppt ist und nicht zur indigenen Fauna gerechnet
werden darf.
LaBt man nun die neuen Arten und Tropikopoliten auBer Acht,
so bleiben von alien aus Fernando Poo bekannten Ameisen immer
noch etwa 70 iibrig, fiir welche, wenigstens zum groBen Teil eine
gro'Bere Menge von Fundortbelegen vorliegen. Diese kommen, wie
erwahnt, alle mit einer einzigen Ausnahme auch auf dem afrikanischen
Festland vor, doch ist nur ein verhiiltnismaBig geringer Teil von
ihnen, namlich 15 bis zur Ostktiste, bzw. iiber das ganze athiopische
Gebiet verbreitet. Der Best ist in seiner Verbreitung auf das west-
afrikanische Regeuwaldgebiet beschrankt. Das afrikanische Wald-
gebiet, das im wesentlichen die Region des immergriinen tropischen
Regeuwaldes umfaBt (Abb. 17), erstreckt sich vom Guinea-Golf beider-
seits des Aquators ostwarts bis zum Gebiet der grofien Seen in einer
Lange von rund 2000 und einer Breite von etwa 1000 km. Ein
weniger geschlossener Streifen reicht westwarts, der Nordkiiste des
Golfes folgend, bis nach Liberia uiid Sierra Leone. Der Regenwald,
der geschlossene Kern des Waldgebietes, geht an seiner Peripherie
in Monsunwalder und laubabwerfende Trockenzeitwalder iiber, die
wiederum von Savannengebieten und Grasland abgelost werden.
Diese Anordnung ist ausgesprochen standortbedingt, und zwar ist
der ausschlaggebende Standortsfaktor liierbei der Niederschlag (Em-
MANN, 1942). Das afrikanische Waldgebiet ist somit ein ge-
schlossenes, okologisch sehr einheitliches Gebiet von der gewaltigen
Ausdehnung von mehr als 2 Millionen qkm, das eine ausgesprochene
Waldfauna beherbergt, die sich von der des nmgebenden offenen Ge-
landes weitgehend und grundsatzlich unterscheidet. Auch fiir die
Ameisenfauna trifft dies in vollem Umfang zu. Aus diesen Grunden
wird das afrikanische Waldgebiet aligemein und mit Recht als be-
sondere Subregion des iithiopischen Faunengebietes angesehen.
Fernando Poo geliort seiner geographischen Lage und Pflanzen-
decke nach zoogeographisch gleichfalls zu dieser Faunenregion. Dies
zeigt gerade das Studium seiner Ameisenfauna aufs beste, sind doch
nahezu samtliche Ameisen, die bisher dort festgestellt wurden, wie
schon erwahnt, auch in den Waldlaudern des benachbarten Kontinents
verbreitet. Allerdings kommen umgekehrt nicht etwa alle Ameisen
des festlandischen Waldgebietes auch auf Fernando Poo vor. Viele
Die Ameisenfauna von Fernando Poo.
473
derselben, darunter grofie uiid auffallende Arten, wie z. B. die Pone-
rinen Megaponera foetens FABB. und Paltothyreus tarsatus FABB. fehlen
auf Fernando Poo. Dies kann mit Sicherlieit angenommen werden,
auch unter Anerkennung der Tatsache, dafi wir die Myrmekofauna
der Insel noch nicht vollstandig kennen, sind doch die hier als Bei-
\tert>reitungsffet>iet
destrrimergnJrienJRegenrva.tc(es
\-tn'f)f s ftXa. " \
Abb. 17. Verbreitungsgebiet des imniergriinen tropischen Regenwaldes in Afrika
(schwarz) ; nach HBSKE aus EIDMANN.
spiel genanten Ponerinen kaum zn iibersehen. P. tarsatus habe ich
im Muni-Gebiet an alien Fundorten festgestellt ; sie ware mir auf
der Insel keinesfalls entgangen. Unter Berucksichtigung dieser Ver-
haltnisse ergibt sich, daB die Ameisenfauna von Fernando
Poo einen verarmten Ableger derjenigen des benach-
barten kontinentalen Waldgebietes darstellt.
474 H. ElDHANN,
Es erhebt sich nun die Frage nach der Herkunft der Ameisen-
fauna von Fernando Poo. Wenn man annimmt, dafi die Insel fruher
mit dem Kontinent in landfester Verbindung gestanden hat und spater
abgetrennt wurde, so mufi ein Teil der alten Festlandsfauna mit anf
die Insel iibernommen worden sein 1 ). Was zu dieser Urfauna zu
rechnen ist, laflt sich hente kaum mehr ermitteln, zumal die Nahe
des Festlandes einen weitgehenden Zuzug nnd Austausch auch nach
der Lostrennung noch ermoglichte. Auch mufi mit der Moglichkeit
gerechnet werden, daft durch vulkanische Tatigkeit die Tier- und
Pflanzenwelt der Insel voriibergehend vernichtet wurde, und daft
dann wieder eine vollige Neubesiedelung vom Kontinent her erfolgt
ist. In jedem Fall hat aber gerade bei Fernando Poo als der fest-
landnachsten der Guineainseln die Besiedelung vom Kontinent her
eine wesentliche Rolle gespielt und zweifellos das Gesicht der Ameisen-
fauna der Insel maBgebend gestaltet, ein Vorgang, der auch heute
noch keineswegs abgeschlossen ist und auch weiterhin noch statt-
findet.
Sollte die Annahme der Ubernahme eines Teiles der Festlands-
fauna bei der Abtrennung und die Erhaltung von Resten derselben
bis zum heutigen Tag zu Recht bestehen, so ware hierbei am ersten
an die Uorylinen zu denken, fiir welche die Uberwindung freier
Meeresstrecken besonders schwierig, ja in der Regel unmoglich sein
diirfte. Allen anderen Arten stehen, soweit sie einen Hochzeitsflug
ausfiihren oder arboricol sind, mannigfache Wege zur Verfiigung,
urn die trennende Meeresstrafie zu iiberwinden. Befruchtete, ge-
fliigelte ^$ konnen aktiv fliegend, vor allem aber passiv durch Ver-
wehung vom Festland zur Insel gelangen und dort ihre Kolonien
griinden. Einer Ansiedelung und dauernden Einbiirgerung der Art
') Die Frage, ob Fernando Poo fruher mit dem Kontinent in landfester Ver-
bindung gestanden hat, scheint zur Zeit noch nicht entschieden zu sein. Prof. KRENKEL,
Leipzig, hatte die Liebenswilrdigkeit, mir auf eine diesbeziigliche Frage folgendes
mitzuteilen: ,,Die Entfernung zwisehen Fernando Poo und Kanaerun ist sehr gering;
die Meerestiefe ist ganz maCig. Beide Gebiete sind jungvulkanisch und haben
sicherlich noch im Diluvium hohe vulkanische Tatigkeit gesehen, die ja in Resten
bis heute ausdauert.
Die Kilste Fernando Poos ist nach ihrer Form und Lage Brnchkiiste. Auch
flir das Ufer des Kamerun-Berges gilt das gleiche. So mufi die StraBe zwisehen
Insel und Festland noch enger gewesen sein als gegenwartig. Es erscheint mir
nicht ausgeschlossen, dafi zudem zwisehen beiden eine Art vulkanische (Insel =)
Briicke bestand, iiber die zeitweilig ein Faunen- und Floren- Austausch ohne gro'Bere
Schwierigkeit statthaben konnte.
Alles in allem bin ich der Meinung, daB von Kamerun gegen Fernando Poo
bis in das (mittlere?) Quartar eine bessere Verbindung vorhanden war als in der
geologischen Jetztzeit. Es steht nichts der Annahme entgegen, daB sie sogar ge-
schlossen war".
Die Ameisenfauna vou Fernando Poo. 475
stehen dann keine Hiiidernisse mehr im Wege, sofern die okologischen
Voraussetzungen hierfiir vorhanden sind. Diese Voraussetzungen
diirften jedoch, soweit nicht seltene Sonderfalle, wie etvva Sozial-
parasitismus oder dgl. vorliegen, stets gegeben sein, denu Fernando
Poo unterscheidet sich weder in seiner Pflanzendecke noch in seiner
klimatischen Konstellation wesentlich vom benachbarten Festland.
Der Zuzug zur Insel durch fliegende $9 ist zweifellos der wichtigste
Weg der Besiedelung gewesen. Fiir arboricole Arten kommt ferner
noch die Verfrachtung durch Treibholz in Frage. Treibholzstamme,
die vom Festland stammen, werden standig an der Kiiste von
Fernando Poo, vorwiegend an der Ostkiiste angetrieben; ich habe
sie dort haufig gesehen. Ihre Herkunft vom Festland liiBt sich daran
erkennen, dafi ein Teil von ihnen behauene Okume-Stamme sind,
die auf der Insel nicht geschlagen werden und nur vonderGuinea-Kuste
stammen konnen Dnversehrte Treibholzstamme mit voller Krone
werden standig durch die Fliisse, oft weit aus dem Inuern des
Landes zum Meere getragen und konnen auf der Insel landen.
Ganze Kolonien baumbewohnender Ameisen, die im Holz, unter der
Rinde oder an Asten und Zweigen ihre Nester haben. konnen auf
ihnen unversehrt transportiert werden, zumal diese Stamme in der
Regel infolge exzentrischer Schwerpunktlage die einmal eiugenommene
Stellung im Wasser beibehalten, so dafi die nicht iiberspulten Teile
stets aufierhalb des Wassers bleiben. Auch diese Art der Verfrachtung
hat bei der Besiedelung von Fernando Poo durch Ameisen und viele
andere Tierarten zweifellos eine Rolle gespielt. SchlieBlich kommt
aber auch noch die Verschleppung durch den Menschen in Frage.
Dnrch den Handel mit Friichten, Vorraten usw. sind zweifellos eine
ganze Reihe von Ameisen auf die Insel gekommen, nicht allein die
oben erwahnten tropikopolitischen Arten, fiir die dies allerdings in
erster Linie angenommen werden mufi.
So standen den Ameisen mannigfache Wege offen, die Insel
von auBen her zu besiedeln. Trotzdem muB es auffalleu, daB Fernando
Poo keine oder doch nur verschwindend wenige endemische Arten
oder auch nur Unterarten besitzt. Hierfiir konnen verschiedene
Faktoren maBgebend sein. Die Ahnlichkeit, ja Gleichheit der oko-
Ioi>ischen Omweltbedingungen mit denen des Festlandes, von dem
die Ein wanderer stammen, mag ein geringer Anreiz zur Ausbildung
neuer Formen gewesen sein. Der Austausch mit dem Festland, die
moglicherweise doch anzunehmende ,,Blutauffrischnng" von dort
mag als weiterer Faktor gelten. und schlieBlich waren die Zeitraiime,
476 H. ElDMANN,
die zur morphologisclien Differenzierung neuer Formen zur Ver-
fiigung standen, auch wohl zu kurz, um solche zu entwickeln, wie
dies in vielen derartigen Fallen angenommen werden muB. ' Als
Beispiel einer zweifellos jungen Einwanderniig auf Fernando Poo
ist die Weberameise OecophyUa longinoda LATE, zu nennen, die nur
im Osten der Insel, also auf der dem Festland zugewandten Seite
vorkomnit und noch nicht bis zur Westkiiste vorgedrungen ist. Es
ist anzunehmen, daB nach geniigend langer Zeit diese auffallende
Ameise sich iiber die ganze Insel ausbreiten wird, und ebenso ist
zu erwarten, daB durch weitere Zuwanderung vom Festland sich die
Ameisenfauna von Fernando Poo derjenigen des benachbarten Afrika
mehr und mehr angleichen wird.
Okologisch ahnelt Fernando Poo, worauf bereits wiederholt
hingewiesen wurde, weitgehend dem benachbarten Kontinent Es
ist eine tropisch-afrikanische Waldinsel, die von -Eegenwald bedeckt
ist (Abb. 18) und auch klimatisch dem Gebiet der Kamerunkiiste
mit seinen extrem hohen Niederschlagen nahekommt. Wie dieses,
beherbergt es eine Waldfauna reinster Pragung. Die Schaffung
offenen Gelandes durch die Rodung des W aides und die landwirt-
schaftliche Nutzung der hierftir geeigneten Kustenstriche ist erst
verhaltnismaBig jungen Ursprungs und auch flachenmaBig gering.
Wenn auch manche Tiere des offenen Gelandes, wie die afrikanische
Krahe Corvus albus MULL, dort schon ihren Einzug gehalten haben,
so scheint doch die Ameisenfauna dadurch noch in keiner Weise be-
einflufit worden zu sein. Die 6'kologischen Dnterschiede auf der
Insel sind vielmehr durch die Hohenunterschiede bedingt, welche
durch die Erhebungen der Gebirge, deren hochste Gipfel fast 3000 m
erreichen, gegeben sind. Mit zunehmender Hohenlage iindern sich
Klima und Pflanzendecke. Der Wald geht in Montanwald und
schliefilich in alpinen Kriippelwald iiber und macht endlich iiber
2300 m der offenen Grasflur in Gestalt des tropisch-alpinen Gras-
landes Platz. Es ware zweifellos interessant, den vertikalen Ver-
anderangen der Ameisenfauna nachzugehen, doch hatte ich leider
keine Gelegenheit, dies zu tun, so dafi ich nichts Wesentliches dar-
iiber aussagen kann. Auffallend ist nur, dafi viele Ameisen der
tropischen Niederungen iiberraschend grofie Hohen bewohnen und
wie manche J.owma-Arteu bis zur alpinen Waldgrenze gefunden
werden.
Nestbau und Ernahrung sind bei den Ameisen zweifellos die
wichtigsten Funktionskreise in 6'kologischem Sinn, durch welche sie
Die Ameisenfauna von Fernando Poo. 477
sich mit ihrer Umgebung in Beziehung setzen. Es 1st daher bei
der Betrachtung der Okologie der'Ameisenfauua eines Lebensraumes
erforderlich, diese einer eingehenderen Betrachtung zu unterziehen.
Entsprechend der auf Fernando Poo dominierenden Vegetations-
formation des tropischen Kegenwaldes fallt unter den Ameisen des
Gebietes die grofie Zahl vori Baumbewohnern auf. Als Baumbewohner
(arboricol) sind solche Ameisen zu bezeichnen, die auf Baumen nisten,
also ihre Nester im Holz, unter der Rinde Oder als Kartonnester an
Asten, Zweigen und Blattern, in natiirlichen Hohlraumen, Friichten,
Gallen usw. errichten. Bodenbewohnende Arten, die ihr Nest im
Boden bauen, sind auch dann nicht als arboricol zu bezeichnen,
wenn sie ihre Nahrung vorwiegend auf Baumen suchen. Die Pseudo-
myrminen, die Gattungen Cataulacus, Oecophylla u. a, sind rein
arboricol. Viele Vertreter anderer Gattungen, wie Crematogaster,
Camponotus usw. siud vorwiegend durch baumbewohnende Formen
vertreten. Demgegeniiber treten die Bodenbewohner weit in den
Hintergrund. Dies ist fiir die Waldgebiete der Tropen und zwar
besonders fiir den tropischen Eegenwald durchaus kennzeichnend
Ich habe auf diese Yerhaltnisse anlafilich einer 6'kologischen Analyse
der siidbrasilianischen Ameisen (EIDMANN, 1936) bereits besonders
hingewiesen.
Betrachtet man nun die Nesttypen der Ameisen von Fernando
Poo, so findet man wiederum diese Feststellung bestatigt. Ich gebe
in der folgenden Tabelle eine Ubersicht iiber die wichtigsten von
mir dort beobachteten Nesttypen mit Angabe einer jeweils dazu
gehorigen charakteristischen Art.
Ein zahlenmaBiger Uberblick iiber die in der Liste zusammen-
gestellten Nesttypen ist okologisch von hohem Interesse. Zunachst
haben auch hierbei die Tropikopoliten auszuschalteu, die, meist vom
Menschen eingeschleppt, nicht zur urspriinglichen Fauna von Fernando
Poo gehoren. Sie sind euryok und nisten vorwiegend in der Nahe
des Menschen, in Siedlungen, auf Pflanzungen usw.; viele sind sogar
ausgesprochene Hausameisen. Die Dorylinen sind eine in besonderer
Weise spezialisierte Gruppe. Meist haben sie keine stationaren
Nester und streifen in riesigen Wanderzijgen als nomadisierende
Jager durch die Walder, wobei ihre Raubziige sich offenbar vor-
wiegend auf dem Boden bewegen; auf Baumen habe ich sie nie ge-
sehen, wenn sie auch gelegentlich liegende Stamme, Aste nnd Zweige
in unmittelbarer Bodennahe als Briicken und Laufstege benutzen.
Sie sind ausgesprochen karnivor; der gewaltige Nahrungsbedarf ihrer
478
H. ElDMANN,
Okologische
Grnppe
Nesttyp
Beispiel
Wanderameisen
ohne stationares Nest
Anomma nigricam ssp.
burmeisteri var. molesta
GERST.
reines Erdnest
Solenopsis punctaticeps.
var. indocilis SANTSCHI
in feuchtem Waldboden
Bothroponera pachy derma
Bodenbewohner
im Humus der Bodenauflage
EM.
Phrynoponera gabonensis
var. fecunda WHEEL.
in mulmiger Erie imd moderndem
Odontomachus haematoda
Holz
L.
fin moderndem Holz
Ponera rothkirchi WASM.
minierte Nester 1 in festem Holz
Crematogaster striatula
in toter Pflanzen-<
EM.
substanz 1 in Friichten
Crematogaster impressa
I
EM.
unter Rinde
Paratrechina incallida
SANTSCHI
in natiirlichen
zwischen Blattschei-
Pheidole aurimllii MAYR.
Hohlraumen von
Pfianzen
deu
in hohlen Markrb'h-
Pachysima aethiops F. SM.
Baumbewohner
ren
in hohlen Blattstie-
Polyrhaehis iperstriata
len
MEN.
auf Blattern
Myrmicaria exigua E.
ANDRE
Kartonnester <
an Asten und Stam-
Crematogaster africana
\H
men
MAYR
gesponnenes Karton-
Polyrhaehis laboriosa F.
nest
SMITH
Webernest
Oecophylla longinoda
LATR.
in Epiphyten
Bothroponera soror EM.
Sozialparasiten
im Nestbereich von Termiten
Carebara sp.
volkreichen Kolonien zwingt sie zum Aufsuclieu immer ueuer er-
giebiger Jagdgebiete und damit zum Wanderleben. Auch Carebara
1st als Sozialparasit bei Termiten, der in Termitennestern lebt,
wiederum eine hochspezialisierte Gattung, die das freie Leben auf-
gegeben hat und okologisch einen Sonderfall darstellt. Von den
restlichen Ameisen habe ich von 9 keine Nester gesehen und auch
keine Angaben dariiber im Schrifttum finden konnen. Was iibrig
bleibt, gliedert sich in Bodeubewohner und Baumbewohner.
Die B od enbewohn er sind immerhiu mit 18 Arten vertreten.
Diese sind jedoch fast ausnahmslos, soweit ich dies aus meinen Funden
und Beobachtungen beurteilen kann, Waldbodenbewohner, die ihre
Nester nicht eigentlich im mineralischen Boden anlegen, sondern den
Humus und die Moderschicht der Bodenauflage bewohnen, wo sie
Die Ameisenfauna von Fernando Poo. 479
meist eine rauberische Lebensweise fiihren und Jagd auf kleine
lusekten und andere tierische Organismen machen. Vielfach tragen
sie dieKennzeichen dieser hypogaischen oder halbhypogaischen Lebens-
weise auch morphologisch deutlich zur Schau. So ist z. B. Ponera
coeca SANTSCHI, eine typische Waldbodenameise, die im geschlossenen
Regenwald ira Humus der Bodenauflage und in moderndem Holz vor-
kommt, vollig blind durch ihre blaBgelbe Farbung, geringe Gro'Be
und langsamen Bewegungen als hypogaische Form gekennzeichnet.
Auch die winzige Solenopsis pimctaticeps ssp. indocilis SANTSCHI gehort
hierher. Sie ist nur wenig mehr als 1 mm groB, hat winzige Angen
und ist von blasser,- fast weiBlicher Farbung. Ich fand sie wie die
vorige in der Bodenauflage im geschlossenen Regenwald und zwar
in der unteren, unmittelbar dem mineralischen Boden aufliegenden
Schicht. Es ist keine Frage, dafi alle diese Formen, auch wenn sie
nicht arboricol sind, okologisch als Charakterameisen des Regen-
waldes gelten miissen.
Die Baumbewohner umfassen mit 31 Formen demgegeniiber
den weitaus gro'fiten Teil der Waldameisen. Dabei sind jeiie an die
Waldbodenbewohner unmittelbar anzuschlieBen, die in moderndem
Holz von Baumstihnpfen, liegenden Stammeu und abgefallenen Asten
leben. Sie bilden einen Ubergang zu den Humusbewohnern, und
manche von ihnen legen ihre Nester auch gelegentlich im Bewuchs
der Stamme und in humoser Erde an, wie Triglyphothrix areolatus
STITZ und wahrscheinlich auch die bereits erwahnte Ponera coeca
SANTSCHI. Charakterameisen dieser Gruppe, die ich ausschlieBlich
in zerfallendem Holz gefunden babe, sind u. a. Ponera rothUrchi WASM.
und Strumigenys aequalis MEN. Sie leben wohl meist karnivor und
machen im modernden Holz und in Insektengangen Jagd auf Milben,
Insektenlarveu, u. dgl. In ihrem Habitus ahneln sie dementsprechend
weitgehend den Waldbodenbewohnern. Sie sind wie diese klein, blafi-
gelb gefarbt und haben meist kleiue, wenig funktionsfahige Augen.
Vielfach ist ihr Korper ahnlich dem anderer Holzinsekten walzenformig
wie bei Ponera, auch sind lange uiid spitze Mandibel, wie sie Strumi-
genys besitzt, zur Jagd in den Spalten und engen Hohlraumen des
Holzes besonders geeignet. Zu ihnen ko'nnen auch jene Arten gezahlt
werden, die unter der gelockerten Rinde abgestorbener Stamme leben,
wie Paratrechina incattida SANTSCHI. Sie unterscheiden sich okologisch
kaum von den eigentlichen Holzbewohnern, wobei wohl auch anzu-
nehmen ist, daB die Nestanlage unter der Rinde nicht unbedingt
obligatorisch zu sein braucht, sondern daB das Nest auch in die
32*
480 H. ElDHANN,
aufiereu zerfalleneii Schichten des Holzkorpers eingreifen kaiin oder
ganz in diesem angelegt wird.
Bewohner festen Holzes, wie unsere einheimische RoBameise
Camponotus hereuleanus L. scheinen im afrikanischen Regenwald
kaum vorzukommen. Lebendes Holz, in dem die RoBameise bei nns
ihre Nester sehr haufig anlegt, kommt im Tropeuwald zur JNest-
anlage fur Ameisen deshalb nicht in Frage, weil es durch Schutz-
stoffe wie Harze, Gummisafte, Alilchsafte, hohen Wassergehalt oder
dgl. weitgehend geschiitzt und dadnrch auch gegen die Angriffe
jeglicher Holzfresser unter den Insekten gefeit ist. Abgestorbenes
festes Holz, das in seiner Struktur unverandert ist, ist jedoch im
Regenwald auflerst hinfallig und wird in kurzer Zeit durch die
Reduzenten der Lebensgemeinschaft weitgehend zerstort, wobei ins-
besondere auch die Tatigkeit holzzerstorender Insekten, die alsbald
nach dem Absterben in vollem Umfang einsetzt, in Betracht kommt.
Dadurch bietet sich weuig Gelegenheit zu obligatorischer Anlage
von Holznestern. zumal die Dauerhaftigkeit solcher nur sehr be-
schrankt sein konnte. Ich habe nur ein einziges Mai ein Ameisen-
nest in festem, abgestorbenem Holz gefunden, uamlich von Cn-
matogaster striatula EM. Es war am Ende eines abgestorbenen Astes
miniert, und die Nestkammern nach auBen bin durch eine Karton-
masse verschlossen. DaB in diesem Fall keine obligatorische Nest-
bauweise vorlag, zeigt jedoch die Tatsache, daB ich ein zweites Nest
der gleicheu Art gesehen habe, das als reines Kartonnest frei auf der
Unterseite eines Blattes errichtet war. So ist es verstandlich, daB Be-
wohner festen Holzes unter den Regenwaldameisen fehlen oder zum
mindesten sehr selteu sind.
DaB eine ganze Reihe von Ameisen in tropischen Waldgebieten
in Epiphyten nisten, ist bekannt. In neuerer Zeit hat vor allem
SKWAEEA (1934) . in Mexiko die Okologie epiphytenbewohnender
Ameisen eingehend studiert und unsere Kenntnis dieser interessanten
Verhaltnisse erweitert. Die Beziehungen gewisser Ameisenarten zu
bestimmten Epiphyten sind teilweise iiberaus eng und haben vielfach
obligatorischen Charakter. Uber die diesbeziiglichen Verhaltnisse
im afrikanischen Regenwald wissen wir wenig Bescheid; es fehlt
an eingehenden Untersuchuugen, die iiberdies dadurch erschwert
werden, daB die meisten Epiphyten hoch oben im Kronenraum der
hohen und hochsten Bestandsmitglieder zu finden und schwer zu-
ganglich sind. Ich habe nur einmal auf Fernando Poo ein Ameisen-
nest im Wurzelballen einer Epiphyte gefunden, namlich von der
Die Ameisenfanna von Fernando Poo. 481
Ponerine Bothroponera soror EM. VVenn ich auch nicht glaube, daB
hier ein obligatorisches Zusammenleben zwischen Ameise und Pflanze
vorliegt, sondern die Nestanlage fiir eine zufallige halte, zumal die
anderen J3othroponera-A.rten ihre Nester in feuchtem Boden und
modernden Pflanzensubstanzen anzulegen pflegen, so gibt es doch
zweifellos im afrikanischen Kegenwald mit seinem groGen Reichtum
an Epiphyten viele Falle engerer Beziehungen dieser Art.
Eine weitere Form der arboricolen Nestanlage ist die in natiir-
lichen Hohlraumen von Pflanzen. Audi hier ist die Enge der Be-
Beziehungen sehr verschieden und geht von gelegentlichen Fallen
durch alle Obergangsstufen bis zu obligatorischem Zusammenleben und
weitgehender gegenseitiger Abhangigkeit, wie es die Myrmecophyten
mit ihren gesetzmafiigen Gastameisen aufweisen. Das klassische
Beispiel der letzteren Art sind die Ameisen der neotropischen Gat-
tung Azteca FOREL die nur in den hohlen Internodien der Cecropien
ihre Nester anlegen uud aufierhalb ihrer Wirtspflanze nicht vor-
kommen. Als Beispiel der ersteren nenne ich Pheidole megacephala
FABR., einen ausgesprochen euryoken Tropikopoliten, dessen Nester
ich wiederholt zwischen den abgestorbenen aufiersten Blattscheiden
von Bananen, an stehenden wie Hegenden Stammeu gefunden habe.
Auch Pheidole aurivillii MAYR nistet in gleicher Weise in den schmalen
Hohlraumen zwischen Bananenblattscheiden. Von Pheidole minima
MAYR fand ich Nester unter den hohl anliegenden Knospenschuppen
eines Baumes im Walde und zwischen den iiuB'eren trockenen Blatt-
scheiden einer Kokospalme. Es scheint iiberhaupt, daB die arboricolen
Pheidole- Arten solche Spalten nnd Hohlraume in Pflanzeu gern als
Nistgelegenheit benutzen, im Gegensatz zu ihren Verwandten im
offenen Gelande. die meist Bodenbewohner sind. Die Nestanlage
von Polyrhachis iperstriata MEN. in den hohlen Stielen abgestorbener
Blatter des Baumfarns gehort zwar auch in diese Kategorie, scheint
aber auch mehr zufalliger Art zu sein, zumal die Verwendung von
Karton ziim VerschluB der Spalten des Substrates auch auf andere
Nestformen schlieBen lafit.
Anders scheint es sich bei Urematogaster impressa EM. zu ver-
halten, die in ausgehohlten Kaffeefruchten ihr Nest anlegt. Der
natiirliche Hohlraum ist in diesem Falle die Fruchthohle, die normaler-
weise allerdings nicht leer ist, sondern vermutlich zur Nestanlage
von der Ameise ausgenagt wird. Der Hohlraum wird also in diesem
Fall erst geschaffen. Auch bei dieser Ameise ist die Nestanlage in
den Kaffeebeeren jedoch offenbar keine gesetzmilBige, da SANTSCHI
482 H. ElDMANN,
(1935) iiber einen Fund dieser Art aus Belgisch-Kongo in Trema
guineensis SCHUM., einer im westafrikanischen Eegenwaldgebiet weit
verbreiteten Ulmacee berichtet.
Wohl aber sind die Beziehungen der Pseudomyrmine Pachysima
aethiops'F. SM. zu ihrer Wirtspflanze scheinbar streng gesetzmafiige,
wie durch die Ontersuchungen von BECQUAEKT und WHEELER (1921/22)
dargetan wurde. Als Wirtspflanze dieser rein arboricolen Ameise
kommt fast ausschliefilich die Flacourtiacee Barteria fistulosa MASTERS
nebst einigen nachstverwandten Arten in Frage, in deren hohlen
Zweigen die Nester angelegt warden. Die aethiops-Komgin dringt
nach dem Hochzeitsflug in einen der hohlen Seitenzweige dieser
Pflanze ein, indem sie in dessen Wand an einer beliebigen. nicht
praformierten Stelle ein Loch nagt, das sich durch das W T achstum
der Pflanzengewebe alsbald wieder schliefit. Im Inneren des nun-
mehr vollig abgeschlossenen Hohlraumes griindet die Konigin eine
Kolonie, und die jungen Arbeiter miissen sich wieder einen Weg ins
Freie bahnen, urn aus ihrem Gefangnis herauszukommen. Da ofters
mehrere Koniginnen in den Zweigen ein und derselben Pflanze ihre
Kolouien anlegen, verschmelzen diese moglicherweise spater zu einer
einzigen grofien Kolonie, die alle liohleu Zweige besiedelt und als
Nestkammern benutzt. Eegelmafiig werden die von den Ameisen
besiedelten Hohlraume auch von Schildlausen bewohnt, deren Ex-
kremente Avahrscheinlich von den Ameisen als Nahrungsquelle ver-
wendet werden. Den Ameisen bietet die Pflanze Schutz und Ob-
dach und die Moglichkeit zur Schildlauszucht, sie geniefit ihrerseits
den Schutz ihrer wehrhaften Einwohner gegen Angriffe pflanzen-
fressender Insekten und hoherer Tiere, so dafi' ein Symbiose vorzu-
liegen scheint, die allerdings in ihren Einzelheiten und ihrer Be-
deutung noch keineswegs restlos geklart ist, was allerdings mit mehr
oder weniger groUer Berechtigung noch von fast alien derartigen
Beziehungen zwischen Ameisen und Pflanzen gesagt werden mu6.
Baumnester besonderer Art siud die der Weberameisen, von
denen fiir Afrika nur Oecophylla longinoda LATE, in Frage kommt.
Diese eigenartigen arboricolen Ameisen stellen ihre Nester her, indem
sie griine Blatter von Holzgewaclisen zusammenweben, wobei ihnen,
da sie selbst kein Spinnsekret produzieren, ihre mit groBen Spinn-
driisen ausgestatteten Larven als Weberschiffchen dienen. Die
Weberameisen siud an keine bestimmte Pflanzenart gebunden, aber
durch die Eigenart ihrer Nestanlage streng arboricol.
Die Ameisenfauna von Fernando Poo. 483
Viele Ameisen endlich, besonders der Gattungen Crematogaster.
Myrmicaria, Macromischoides und Polyrhachis, bauen Kartonnester,
d. h. Nester aus zerkleinertem, pflanzlichem Material, das durch
Speichelsekret zusammengekittet wird. Einige Polyrhachis-Arten,
wie P. laboriosa F. SM. scheinen die vegetabilen Partikel, die sie
zur Kartonherstellung verwenden, ahnlich den Weberameisen durch
ein seidenartiges Gespinst zusammenzufiigen. Die Konsistenz der
Kartonnester wechselt sehr. Wahrend manche Nester auBerst zer-
brechlich und wenig stabil sind, zeigen andere eine fast holzartige
Hiirte und Festigkeit und sind iiberdies von einer starken Schutz-
hulle uberzogen. Gerade die kleinen, weniger wehrhaften Cremato-
gaster-Arten sind Meister im Bau solcher fester Kartonnester, die
wahre Trutzburgen gegen die Angriffe jeglicher Feinde darstellen.
Die Kartonnester konnen frei oder in Hohlraumen von Pflanzen
errichtet werden. Den letzteren Fall habe ich auf Fernando Poo nicht
beobachtet. wenn man nicht den VerschluB von Spalten und Liicken
in solchen Hohlrauinen wie bei Polyrhachis iperstriata MEN. hierlier
rechnen will. Frei errichtete Kartonnester siud dagegen im afrika-
nischen Regenwald iiberaus charakteristisch. Sie konnen auf Blattern,
Zweigen und Asteu und selbst an starken Stammen errichtet werden
und die verschiedenste GroBe aufweisen. Von kleinen, kaum finger-
hutgroBen Bildungen bis zu riesigen Nestern von 1 2m Lange, wie
die von Crematogaster depressa var. fuscipennis EM. finden sich alle Uber-
gange. Sie konnen auf der Dnterlage ruhen, sind aber meistens
wohl als Schutz gegen die tropischeu Regenf alle unter dachartig
schiitzenden Teilen der tragenden Pllanzen hiingend angebracht, also
etwa auf der Dnterseite grofier Blatter, unter Asten und Zweigen usw.
Besonders haufig finden sich die grofien Kartonnester der Cremato-
gaster-A.rten in den Achseln abgehender Aste, wo sie vor dem am
Stamm herabrinneiiden Eegenwasser besonders gut geschiitzt sind.
Wenn man das, was ich hier iiber die Okologie der Ameisen-
fauna von Fernando Poo zusammengestellt habe, uberblickt, so lafit
sich feststellen, dafi diese, von wenigen eingeschleppten Arten ab-
gesehen, eine reine Waldfauna 1st. Diese setzt sich zusammen aus
Bodenbewohnern uud Baumbewohnern, wobei letztere weit iiber-
wiegen. Die Bodenbewohner sind allerdings nicht in dem Sinne zu
bewerten wie jene des offenen Gelandes, welche tiefe Erdnester im
mineralischen Boden anlegen, sie sind vielmehr Waldbodenbewohner,
die fast ausnahmslos ihre Nester im Humus und Moder der Boden-
auflage, in verrottetem Holz usw. errichten soweit es sich nicht urn
484 H. ElDMANN,
Wanderameisen ohne stationare Nester handelt. Den Baumbewohnern
steht eine Fiille der verschiedensten Nestkonstruktionen und Nest-
typen zur Verf iigung, unter denen sich 4 Hauptgruppen herausheben :
1. Kiinstlich minierte Nester in toter Pflanzensubstanz;
2. Nester in natiirlichen Hohlraumen von Pflanzen;
3. Kartonnester;
4. Webernester.
Die Nestbauweise ist teils fakultativ, d. h. eine gesetzmafiige
Bindung an Ort und Art der Konstruktion herrseht nicht, teils ist
sie streng obligatorisch, verkorpert also einen starren. fiir die be-
treffende Art ckarakteristischen Nesttyp.
Aufier dem Nestbau ist aber die Frage der Erniihrung im
Zusammenhang mit 6'kologischen Betrachtungen, wie schon erwahnt,
von grofiter Bedeutung. Die Ameisen sind in ihrer Gesamtheit ur-
gpriinglicli karnivor, sind aber z. T. mit zunehmender Organisationshohe
zu speziellen Ernahrungsformen und sogar zu kiinstlicher Nahrungs-
produktion iibergegangen. Die Mehrzahl der tropischen Regenwald-
ameisen sind ohne Zweifel auch jetzt noch Fleischfresser, die ilire
Nahrung vor allem dem reich entwickelten Insektenleben ihrer Um-
welt entnehmen. Dies gilt in erster Linie fiir die Dorylinen, die
wohl die ausgesprochensten Tierfresser unter den Ameisen tiber-
haupt sind, und die der gewaltige Nahrungsbedarf ihrer volkreichen
Kolonien zu nomadisierender Lebensweise zwingt. Auch die Pone-
rinen leben animalisch, wobei sich unter ihnen in manchen Fallen
jedoch schon Spezialisierungen auf eine bestimmte Nahrungsquelle
erkennen lassen. So diirften einige Arten ausgesprochene Termiten-
fresser sein. DiePseudomyrminen nehmen neben animalischerNahrung
auch pflanzliche Stoffe (Pollen usw.) auf, wie WHEELER und BAILEY (1920)
gezeigt haben. Audi die groBe Mehrzahl der umfangreichen Unter-
familie der Myrmicinen lebt animalisch, obwohl gerade diese Gruppe
weitgehende Spezialisationen erkennen lafit. Die meisten Arten leben
rauberisch, andere gehen gelegentlich oder vorwiegend auch an Aas,
viele zeigen eine besondere Vorliebe fiir siiBe Safte, die sie zu Friichten,
Bliiten und dgl. lockt und die auch zu der hoheren Ernahrungsform
der Trophobiose iiberleitet, die hier schon fakultativ und wahrschein-
lich auch obligatorisch ausgeiibt wird. So scheinen sich viele Cremato-
^asfer-Arten, wie z. B. Cr. depressa v. fuscipennis EM. vorwiegend
trophobiontisch von den Exkrementen von Pflanzensaugern zu er-
nahren. Bei der genannten Art scheint das Zusammenleben mit den
nahrungsspendenden Schildlausen sogar so weit zu gehen, dafi diese
Die Ameisenfauna von Fernando Poo. 485
einen weitgehenden Schutz von seiten ihrer Pfleger genieBen. Die
Trophobiose bildet auch die Grundlage der Eruahrung fiir viele
Formicinen, wofiir gerade die arboricole Lebensweise die giinstigsten
Voraussetzungen bietet. Paratrechina longicornis LATE. z. B. ist durch
ihre Vorliebe fur die zuckerhaltigen Ausscheidungen von Aphiden
und Cocciden bekannt.
Auf karnivorer Grundlage haben sich auch die meisteu Falle von
Sozialparasitismus bei den Ameisen entwickelt. Dies diirfte auch
fiir Carebara anzunehmen sein, die raubparasitisch bei Termiten lebt
und von mir erstmalig fiir Fernando Poo nachgewiesen wurde. Andere
Sozialparasiten sind von dort bisher noch nicht bekannt geworden.
Ameisen mit rein vegetarischer Ernahrung habe ich auf Fernando
Poo nicht gefunden, ja es ist anzunehmen, dafi diese Ernahrungs-
weise im Regenwald trotz seiner Uberfiille an Vegetation entweder
fehlt, oder auf Sonderfalle beschrankt ist. Bei dieser Ernahrungs-
form denkt man wohl immer zuerst an die kornerfressendeu Arten,
die aber ausgesprochene Bewohper des offenen Gelandes, ja sogar
der Halbwiisten sind: Die einzige Art auf Fernando Poo, in deren
Nestern ich Kornervorrate gefunden habe, ist Solenopsis geminata
FABB., die jedoch ein euryoker Tropikopolit ist und nicht zur endo-
genen Fauna der Insel gehort. Ich habe sie auch nur im offenen
Gelande, in derNahe von Siedlungen und in Pflanzungen angetroffen;
sie spielt bei der Beurteilung der Okologie der Ameisenfauna Fer-
nando Poos eine nebensachliche Rolle.
Im AnschluB an die Kornersammler ware auch noch die Er-
scheinung der Myrmekochorie zu erwahnen, d. h. der Verbreitung
von Pflanzensamen durch Ameisen, die sich vermutlich in ihren An-
fangen auf das Kornersammeln, wenigstens in vielen Fallen, zuriick-
fiihren lafit. Jene Pflanzen, die auf diese Verbreitungsweise ange-
wiesen sind, die sog. Myrmekochoren, besitzen an ihren Samen nahr-
stoffreiche Anhange, die Elaiosome, die von den Ameisen als begehrte
Nahrung aufgenommen und wegen deren die Samen verschleppt
werden. Dber die Myrmekochorie in den tropischen VValdern wissen
wir noch. so gut wie uichts. Ob es Myrmekochoren im Regenwald
gibt und welche Bedeutung den Ameisen bei der Verbreitung der-
selben zukommt, bleibt noch zu ermitteln. Angesichts der geringen
Entwicklung der Bodenflora im Regenwald diirfte jedoch auf diesem
Gebiet nicht allzuviel zu erwarten sein.
So scheint denn die Ernahrung der Ameisen im tropischen Regen-
wald vorwiegend karnivor zu sein und auf rauberische Weise zu
486 H. ElDMANN,
erfolgen, wobei die reiche Jnsektenfauna der Waldbioconose die
Hauptnahrungsquelle darstellt. Der gewaltige Eeichtum und die
reiche Differenzierung der Ameisenfauna des tropischen Eegenw aides
der von alien Forschern und Reisenden immer wieder hervorgehoben
wird, ist durcn diesen Faktor bedingt. Die sich standig regenerierenden
Massen phytophager Insekten, denen der Eegenwald die giinstigsten
Existenzbedingungen bietet, sind die Voraussetzung fur die iiber-
reiche Entfaltung insektenfressender Tiere und damit auch der
Ameisen in diesem einzigartigen Biotop. Die groBe Populationsdichte
pflanzenfressender Insekteu im Eegenwald ist bedingt einerseits
durch die hohe Zeugungskraft derselben, andererseits durch die un-
beschrankt zur Verfugung stehende Nahrung in Gestalt lebender
und toter pflanzlicher Substanz, und schliefilich durch die giinstige
Klimakonstellation, insbesondere die hohe uud gleichmaBige Tem-
peratur, darch welche die Eutwicklungsdauer erheblich abgekiirzt
und die Zahl der Generationen erhoht wird. DaB die phytophagen
Insekten trotzdem die kritische Grenze nicht iiberschreiten und den
Wald nicht vo'llig auffressen, sonderu normalerweise nur 20 25 /
der Blattsubstanz der Waldbaume vernichten, eine Zahl, die sich
in durchaus ertraglichen Grenzen halt, ist vor allem der Tatigkeit
der vielen insektenfressenden Tiere zu verdanken, unter deneu die
Ameisen eine wesentliche, ja wahrscheinlich sogar die Hauptrolle
spieleu. Damit sind die Ameisen als Faktor des Umweltwiderstandes
gegen die Vermehrung pflanzenzerstorender Elemente in der Bio-
conose und das sind im Regenwald fast ausschlieBlich die phy-
tophagen Insekten von ungeheuerer Bedeutung. Sie sind ein
Eegulator, ohne den die Erhaltung des Gleichgewichtszustandes in
der Bioconose nnd damit der Vegetationsformation des Eegenwaldes
gar nicht denkbar ware. Denu es hat sich herausgestellt, daB nicht
wie in unseren Breiten die abiotische, sondern die biotische Kom-
ponente des Umweltwiderstandes im tropischen Regenwald fiir die
Erhaltung des Gleichgewichts in der Lebensgemeinschaft und damit
die Harmonie in dem Gefiige des Lebensraumes maBgebend ist, und
hierbei fallt gerade den Ameisen eine wichtige und nicht zn unter-
schatzende Eolle in okologischem Sinne zu.
Ein Wort sei noch iiber die Frage der Periodizitat des Ameisen-
lebens in den Tropen angefiigt. In der gemaBigten Zone zwingt
der Wechsel der Jahreszeiten dem Tier- und Pflanzenleben eine
ausgesprochene Periodizitat auf. Unter den Tieren werden hiervon
in erster Linie die Poikilothermen und damit auch die Ameisen
Die Ameisenfauna von Fernando Poo. 487
unmittelbar betroffen (EIDMANN 1943). Da in den Tropen die Vor-
aussetzung hierzu, eben der Wechsel der Jahreszeiten fehlt, ko'nnte
man geneigt sein, anzunehmen. daB auch das Leben der Ameisen
ohne jeden Wechsel in einem stiindigen GleichmaB dahinfliefit, daB
also das ganze Jahr hindurch Brut erzeugt und aufgezogen wird,
daB die reifen Kolonien standig Geschlechtstiere aussenden usw.
Bis zu einem gewissen Grade ist dies auch zweifellos der Fall,
werden doch in den Kolonien vieler Arten alle Entwicklungsstadien
jederzeit gleichzeitig nebeneinander angetroffen. Eine Beobachtung
an Camponotus macidatus v. lohieri SANTSCHI deutet jedocli darauf
liin, daB dies nicht uneingeschrankt zutreffen kann. Von dieser Art
habe ich im Februar 1940 Hochzeitsfliige von gewaltigem Ausmafi
beobachten konnen. die gar nicht zu iibersehen waren und in der
Stadt Santa Isabel geradezu die StraBenbeleuchtung verdunkelten.
Die schwarmenden Geschlechtstiere konnten unmoglich alle aus einer
Kolonie stammen, auch habe ich diese Erscheinung zu anderer Zeit
nicht wieder gesehen, obwohl ich mich 8 Monate lang auf der Insel
und weitere 3 Monate auf dem benachbarten Festland aufhielt.
Hier scheint tatsachlich eiue gewaltige Ausschiittung der Keime
und das sind ja die schwarmenden Geschlechtstiere bei einer Art
vorzuliegen, die nur zu bestimmten Zeiten stattfindet. Leider wissen
Tvir iiber den ganzen Fragenkomplex. der dieses Problem umgibt,
erst sehr wenig, und es ware daher voreilig, aus dieser einen Beob-
achtung allgemeine Schliisse ziehen zu wollen. Doch regt dieselbe
zu weiteren Untersuchungen an, die sich allerdings auf ausgedehnte
und langfristige Freilandbeobachtungen grunden miissen, wie uber-
haupt die Frage der Periodizitat des Tierlebens in den Tropen ganz
allgemein noch dringend des weiteren Studiums bedarf, zumal sie
auch wirtschaftlich von .grofiter Bedeutung ist. Wenn eine solche
besteht, und das muB fiir manche Falle doch wohl angenommen
werden, so kann dabei die Temperatur kaum als auslosender Faktor
in Frage kommen. denn diese ist gerade in den tropischen Regen-
waldgebieten iiberaus gleichmaBig und zeigt jahreszeitlich, ja sogar
tageszeitlich, so gut wie keine Schwankungen. Wohl ware es jedoch
denkbar, daB der Wechsel von Trocken- und Regenzeit als Ursache
solcher periodischer Erscheinungeu auch dort in Anspruch genommen
werden kann. wo er. wie auf Fernando Poo. nicht allzu ausgepragt ist.
488 ' H. BIDMANN,
Zusammenfassung.
Im folgenden seien die wichtigsten Ergebnisse der vorliegenden
Arbeit nochmals kurz zusammengefaBt:
1. Das Material zu der vorliegenden Arbeit wurde auf meiner
Expedition nach Spanisch-Guinea August 1939 bis Juli 1940 ge-
sammelt; die ersten 8 Monate dieser Zeit entfallen auf einen Aufenthalt
auf der Insel Fernando Poo. Der erste spezielle Teil meiner Arbeit
gibt einen Uberblick iiber samtliche gesammelten Ameisen dieser
Insel und die an ihnen gemachten Beobachtungen (Verbreitung,
Nestbau, Entwicklung, Ernahrung usw.); der zweite allgemeine Teil
faBt die Beobachtungen zu allgemeinen Gesichtspunkten faunistischer,
zoogeographischer und 6'kologischer Natur zusammen.
2. Meine Ameisenausbente von Fernando Poo umfaBt 73 ver-
schiedene Formen. Davon sind 64 Neufeststellungen fiir die Insel,
von denen 10 fiir. die Wissenschaft neu sind. 9 Ameisen meiner
Ausbeute waren bereits aus Fernando Poo bekannt; weitere 1.6, die
schon friiher festgestellt wurden, habe ich nicht gefunden. Somit
betragt die Gesamtzahl der bisher von Fernando Poo bekannten
Ameisen 89. Der Reichtum an Ameisen ist einerseits auf die Nalie
des Festlandes mit seiner sehr viel reicheren Myrmecofauna zuriick-
zufiihren, andererseits auf die giinstigen okologischen Bedingungen
und die Verschiedenheit derselben, die vor allem darch die groBen
Hohenunterschiede bedingt sind.
3. Ein verhaltnismaBig grofier Anteil der aus Fernando Poo be-
kanntgewordenen Ameisen, namlich 7, sind Tropikopoliten, d. h. durch
den Handel verschleppt und iiber die Tropen und Subtropen der
ganzen Erde verbreitet. Die Jahrhunderte alten Handelsbeziehungen,
die zwischen Fernando Poo und dem Mutterlande wie dem afrika-
nischen Festlande bestehen, haben die Vorraussetzungen fur die
Einschleppung dieser Arten, die nicht zur einheimischen Fauna ge-
horen, geschaffen.
4. Der Rest von 82 Ameisen, die demnach als zur eigentlichen
Inselfauna gehorig zu betrachten sind, ist rein aethiopisch und, soweit
es sich nicht um neue Arten handelt, mit einer einzigen Ausnahme
auch auf dem benachbarten Festland festgestellt worden. Aber nur
ein geringer Teil von ihnen, namlich 15, ist bis zur Ostkiiste des
afrikanischen Kontinents bzw. iiber das ganze aethiopische Gebiet
verbreitet; die Mehrzahl ist vielmehr auf das westafrikanische Eegen-
vvaldgebiet, zu dem auch Fernando Poo okologisch und zoogeographisch
zu rechnen ist, beschrankt. Die Ameisenfauna von Fernando Poo
Die Ameisenfauna von Fernando Poo. 489
stellt somit einen verarmten Ableger derjenigen des benachbarten
kontinentalen Waldgebietes dar, wobei der Mangel an endemischen
Formen besonders hervorzuheben 1st.
5. Hinsichtlich der Herkunft der Ameisenfauna von Fernando
Poo ist mit Bestimmtheit anzunehmen, dafi dieselbe von einigen
Tropikopoliten vielleicht abgesehen vollzahlig von dem benachbarten
Festlande stammt, auch daun, wenn eine friihere landfeste Ver-
bindung mit diesem nicht bestanden haben sollte. Die Wege, die
den Ameisen zur Verfiigung standen, um die trennende MeeresstraBe
zu iiberwinden, sind mannigfach; unter ihnen diirften der Uberflug
bzw. die Verwehung schwarmender 9? beim Hochzeitsflug nnd die
Verfrachtung durch Treibholz die wichtigsten sein. Auch jetzt noch
geht der Zuzug vom Festlande her unverandert weiter, so dafi eine
noch weitergehende Angleichung an die Ameisenfauna des benachbarten
Festlandes zu erwarten ist. Als Beispiel einer zweifellos jungen
Einwanderung sei die Weberameise Oecophylla longinoda LATE, genannt.
6. Die Ameisenfauna von Fernando Poo ist eine charakteristische
Waldfauna. Neben nomadisierenden Wanderameisen finden sich etwa
J / 8 Bodenbewohner und 2 / 3 Baumbewohner. Erstere sind Waldboden-
bewohner, die ihre Nester uicht im mineralischen Boden, sondern in
der Bodenauflage, in Humus, zerfallendem Holz usw. anlegen. Die
arboricolen Arten bauen die verschiedensten Nesttypen, unter denen
sich 4 Hauptgruppen herausheben: 1. Kiinstlich minierte Nester in
toter Pflanzensubstanz; 2. Nester in natiirlichen Hohlraumen von
Pflanzen; 3. Kartonnester; 4. Webernester.
7. Fast alle Ameisen von Fernando Poo sind karnivor und er-
nahren sich riiuberisch. Dazu kommt die aus der karnivoren Lebens-
weise hervorgegangene Ernahrung durch Trophobiose mit pflanzen-
saugenden Insekten. Hauptnahrungsquelle ist die reiche Insekten-
fauna der Waldbioconose. Die Ameisen spielen damit als Gegen-
gewicht gegen die phytophagen Insekten und als Regulatoren fiir
deren Populationsdichte in der Lebensgemeinschaft des tropischen
Kegenwaldes eine wichtige Eolle, die fiir die Erhaltung des Gleich-
gewichts und der Harmonie im Gefiige ihres Lebensraumes hochst
bedeutungsvoll ist.
8. Eine ausgesprochene Periodizitat scheint das Ameisenleben
der Tropen im allgemeinen nicht zu beherrschen, doch sind Falle
einer solchenzweifellosfestgestellt und auchdurchmeineBeobachtungen
erwiesen. Hierfiir diirfte der Wechsel zwischen Trocken- und Regen-
zeit als Ursache anzuuehmen sein.
490 H. EIDMANN, Die Ameisenfauna von Fernando Poo.
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Tafel 2.
Fig. 1. Tropischer Regenwald auf Fernando Poo (Musola, 600 m NN.) fot.
EIDMANN.