Skip to main content

Full text of "Anwendung der Differential- und Integralrechnung auf Geometrie"

See other formats


Google 


This  is  a  digital  copy  of  a  book  that  was  prcscrvod  for  gcncrations  on  library  shclvcs  bcforc  it  was  carcfully  scannod  by  Google  as  pari  of  a  projcct 

to  make  the  world's  books  discoverablc  online. 

It  has  survived  long  enough  for  the  Copyright  to  expire  and  the  book  to  enter  the  public  domain.  A  public  domain  book  is  one  that  was  never  subject 

to  Copyright  or  whose  legal  Copyright  term  has  expired.  Whether  a  book  is  in  the  public  domain  may  vary  country  to  country.  Public  domain  books 

are  our  gateways  to  the  past,  representing  a  wealth  of  history,  cultuie  and  knowledge  that's  often  difficult  to  discover. 

Marks,  notations  and  other  maiginalia  present  in  the  original  volume  will  appear  in  this  flle  -  a  reminder  of  this  book's  long  journcy  from  the 

publisher  to  a  library  and  finally  to  you. 

Usage  guidelines 

Google  is  proud  to  partner  with  libraries  to  digitize  public  domain  materials  and  make  them  widely  accessible.  Public  domain  books  belong  to  the 
public  and  we  are  merely  their  custodians.  Nevertheless,  this  work  is  expensive,  so  in  order  to  keep  providing  this  resource,  we  have  taken  Steps  to 
prcvcnt  abuse  by  commercial  parties,  including  placing  lechnical  restrictions  on  automated  querying. 
We  also  ask  that  you: 

+  Make  non-commercial  use  ofthefiles  We  designed  Google  Book  Search  for  use  by  individuals,  and  we  request  that  you  use  these  files  for 
personal,  non-commercial  purposes. 

+  Refrain  fivm  automated  querying  Do  not  send  automated  queries  of  any  sort  to  Google's  System:  If  you  are  conducting  research  on  machinc 
translation,  optical  character  recognition  or  other  areas  where  access  to  a  laige  amount  of  text  is  helpful,  please  contact  us.  We  encouragc  the 
use  of  public  domain  materials  for  these  purposes  and  may  be  able  to  help. 

+  Maintain  attributionTht  GoogXt  "watermark"  you  see  on  each  flle  is essential  for  informingpcoplcabout  this  projcct  and  hclping  them  lind 
additional  materials  through  Google  Book  Search.  Please  do  not  remove  it. 

+  Keep  it  legal  Whatever  your  use,  remember  that  you  are  lesponsible  for  ensuring  that  what  you  are  doing  is  legal.  Do  not  assume  that  just 
because  we  believe  a  book  is  in  the  public  domain  for  users  in  the  United  States,  that  the  work  is  also  in  the  public  domain  for  users  in  other 
countries.  Whether  a  book  is  still  in  Copyright  varies  from  country  to  country,  and  we  can'l  offer  guidance  on  whether  any  speciflc  use  of 
any  speciflc  book  is  allowed.  Please  do  not  assume  that  a  book's  appearance  in  Google  Book  Search  mcans  it  can  bc  used  in  any  manner 
anywhere  in  the  world.  Copyright  infringement  liabili^  can  be  quite  severe. 

Äbout  Google  Book  Search 

Google's  mission  is  to  organizc  the  world's  Information  and  to  make  it  univcrsally  accessible  and  uscful.   Google  Book  Search  hclps  rcadcrs 
discover  the  world's  books  while  hclping  authors  and  publishers  rcach  ncw  audicnccs.  You  can  search  through  the  füll  icxi  of  ihis  book  on  the  web 

at|http: //books.  google  .com/l 


,dr,Google 


,dr,GoogIe 


D,„i,z,dr,  Google 


,dr,GoogIe 


,dr,Google 


,dr,Google 


,dr,Google 


AI^WENDUNG 

DER 

DIFFERENTIAL-  UND  INTEGRAL- 
RECHNUNG 

AUF 

GEOMETRIE 


Dk.  8E0RG  SCHBFFEBS, 

0.  PBOFES80K  AN  SEK  TECHHIBCHBN  HOCHSCHDLB  ZtT  DABMNAPT. 


ZWEITER  BAND. 
EINPOHRÜNQ  DI  DIE  THEORIE  DER  FLACHEN. 


LEIPZIG, 

VEELAa  VON  VEIT  &  COMP. 

1902 


i,i,z,d,  Google 


EINFUHRUNG 


THEORIE  DER  FLÄCHEN 


De.  GEOEGt  SCHEPFERS, 

\  FBOeXSaOK  AK  DER  TECHNiaCHBN  HOCHSCHI]U  ZU  DABHaTADT. 


MIT  VIELEN  FIGUREN  IM  TEXT. 


LEIPZIG, 

VEBLAS  VON  VEIT  *  COMP. 
1902 


D,„i,z,d,  Google 


Dniiik  TOD  Uetiger  A  Wltllg  In  Leipzig. 


! 
D,„i,z,d,  Google  I 


Vorwort. 


Diesem  zweiten,  abschlieasenden  Bande  der  Anwendnng  der 
Differential-  und  Integralreclinang  auf  Geometrie  seien  zunächst 
einige  Bemerkungen  tlber  die  Art  der  Benutzung  des  Buches  durch 
Lernende  vorausgeschickt 

Der  Inhalt  des  ersten  Bandes  wird  als  bekannt  vorausgesetzt. 
Es  ist  aber  auch  möglich,  dass  man  unmittelbar  mit  diesem  zweiten 
Bande  beginne,  sobald  man  nnr  die  wichtigeren  Sätze  der  Corren- 
theorie  anderswo  schon  kennen  gelernt  hat  Zwar  ist  es  am  besten, 
die  vier  Abschnitte,  in  die  dies  Buch  zerfällt,  der  Reihenfolge  nach 
durchzunehmen;  aber  der  dritte,  schwierigste,  Abschnitt  braucht  nur 
zum  Teil  vor  dem  vierten  studiert  zu  werden.  Man  findet  die 
nötigen  Hinweise  darüber  an  den  betreffenden  Stellen  im  Buche 
und  im  Inhaltsverzeichnis.  Der  vierte  Abschnitt  ist  Überdies  zum 
gröBsteo  Teil  von  dem  dritten  nnabhängig,  kann  also  gleichzeitig 
mit  diesem  begonnen  werden.  Damit  die  Theorie  dentlicher  hervor- 
trete,  sind  die  Beispiele,  wenn  sie  nicht  ganze  Paragraphen  um- 
fassen, in  kleineren  Lettern  gedruckt  worden.  Ist  es  anch  nicht 
unbedingt  nötig,  dass  der  Leser  alle  Beispiele  beachte,  so  muss  er 
doch  dessen  gewärtig  sein,  dass  ihre  Ergebnisse  später  zuweilen  in 
der  allgemeinen  Theorie  benatzt  werden.  Ausserdem  ist  zu  be- 
denken, dass  gerade  die  Beispiele  dem  Anfänger  die  beste  G^elegen- 
heit  zur  Übung  in  der  Anwendung  der  Theorie  geben. 


Pd.yGoogIe 


VI  Vorwort. 

Der  Umfang  des  Buches  möge  den  Anfänger  nicht  erschrecken, 
denn  nur  bei  entsprechendem  Räume  ist  es  möglich,  die  Dinge  so 
ausführlich  zu  behandeln,  dass  sie  vollkommen  verständlich  werden. 
Jedenfalls  habe  ich  aufs  Ernsteste  nach  leichter  Verständlichkeit 
des  Buches  gestrebt.  — 

Es  sei  mir  gestattet,  mich  noch  hinsichtlich  einiger  Punkte 
den  Fachgenossen  gegenüber  zu  äussern: 

Dem  Haupttitel  des  Werkes  entsprechend  habe  ich  auch  in 
diesem  Bande  grundsätzlich  die  analytische  Methode  benutzt  und 
rein  geometrische  Betrachtungen  nur  zum  Erleicbt«m  des  Ver- 
stebens,  bei  der  Andeutung  weiterer  Aueblicke,  ferner  da,  wo  sie 
besonders  interessant  sind,  und  endlich  noch  hin  und  wieder  da, 
wo  ihre  rechnerische  Wiedergabe  auf  der  Hand  liegt,  eingefügt 
Aber  die  Tendenz  des  Ganzen  ist  doch  eine  geometrische,  indem 
ich  solche  Probleme  aus  der  Flächentheorie  ausgewählt  habe,  die 
in  erster  Linie  von  geometrischem  Interesse  sind.  Man  wird  daher 
manche  schöne  Anwendung  der  Analysis  auf  die  Geometrie  ver- 
missen, möge  aber  bedenken,  dass  das  Gebiet  der  Flächentheorie 
so  gross  ist,  dass  dem  TerCasser  eine  individuelle  Auswahl  daraus 
wohl  gestattet  ist  Manches,  was  andere  elementare  Lehrbücher 
bringen,  fehlt  hier;  andererseits  bringe  ich  manches,  was  andere 
Bücher  nicht  haben.  Ich  erwähne  z.  B.  die  Anwendung  auf  die 
Herstellung  geographischer  Karten,  das  Congruenzproblem  für 
Flächen  und  die  geodätische  Abbildung. 

Am  besten  wird  man  aus  dem  ausfuhrlichen  Sachregister  am 
Schlüsse  dieses  Bandes  erkennen,  welche  einzelnen  Probleme  der 
Flächentheorie  behandelt  worden  sind.  Probleme,  die  nicht  eigent- 
lich einzelne  Flächen  als  vielmehr  Flächenscharen  betreffen,  wurden 
überhaupt  beiseite  gelassen. 

Zwei  grundsätzliche  Abweichungen  von  den  sonstigen  elemen- 
taren  Lehrbüchern  sind   hier  diese:    Erstens  die   beständige  Mit- 


Pd.yGoogIe 


berackBichtigang  des  Imagiaäreii ,  zweitens  die  infolge  biervoD  un- 
«bweisUcbe  MitberUckBicbtigung  derjenigen  Flächen,  die  eine  Schar 
TQn  Miuimalgeraden  enthalten,  da  auf  diesen  Flächen  z.  B.  die 
EuLBfi'sche  KrUmmuTigstheorie  nicht  gilt  (Vgl.  den  „zweiten  spe- 
ciellen  Fall"  von  S.  113  an.) 

Eine  Hauptachwierigkeit  f^r  den  Anfänger  in  der  Flächentheorie 
ist  die  Fülle  der  Formeln  und  der  Btehenden  Bezeichnungen.  In 
Hinsicht  aaf  das  Eine  habe  ich  die  Saoh«  durch  den  Anhang  von 
Formeltafeln  zu  erleichtem  versucht,  in  Hinsicht  auf  das  Andere 
dadurch,  dass  ich  nur  ziemlich  wenige  stehende  Zeichen,  diese 
aber  beständig,  benutzt  habe.  Ich  denke,  ein  Kenner  der  Flächen- 
tbeorie  wird  beim  Blättern  in  diesem  Bache  überall  orientiert  sein, 
sobald  er  nur  weiss,  dass  u,  v  die  Parameter  auf  der  Fläche,  E,  F, 
G  und  X,  ]H,  N  ihre  Fundamentalgrössen,  X,  i',  Z  die  Richtungs- 
cosinus der  Flächennormale,  Ä^,  i?,  die  Hauptkrümmungsradien,  Ä' 
das  OAüssische  Krümmungsmaasa  und  ü  die  mittlere  Krümmung 
bedeutet  In  Tafel  XXTV  findet  man  übrigens  eine  vergleichende 
Zusammenstellung  der  Bezeichnungen  bei  verschiedenen  Autoren. 

Noch  mnss  ich  hervorheben,  dass  ich  es  fUr  ausgeschlossen 
halte,  dem  Anfänger  die  Flächentheorie  als  Invariantentheorie 
zweier  quadratischer  DifTerentialformen  beibringen  zu  wollen.  Das 
kann  er  später  aus  den  grossen  Werken,  wie  z.  B.  aus  Bianchi's 
Differentialgeometrie,  lernen;  für  den  Anfang  bietet  die  Geometrie 
der  Flächen  selbst  schon  fast  zu  viel  des  Neuen  und  Ungewohnten. 

Bezüglich  der  litt«rarischen  Hinweise,  die  übrigens  in  den 
„Berichtigungen  und  Zusätzen"  einige  Ergänzungen  erfahren  haben, 
muss  ich  wie  beim  ersten  Bande  am  Nachsicht  bitten.  Ich  möchte 
überhaupt,  iim  mich  nicht  zu  wiederholen,  auf  das  Vorwort  zum 
ersten  Bande  verweisen. 

Nach  der  freundlichen  Aufnahme,  die  dem  ersten  Bande  seitens 
der  Kritik,  so  weit  ich  davon  Kenntnis  erhalten  habe,  geworden 


Pd.yGoogIe 


vni  Vorwort. 

ist,  habe  ich  einige  Zweifel,  ob  dieser  zweite  Band,  der  etwas 
knapper  im  Texte  und  doch  bedeutend  umfaDgreicber  ausgefallen 
ist,  eine  ähnliche  anerkeunende  Beurteilnng  erfthrt  Der  Verfasser 
seibat  ist  ja  am  wenigstea  geeignet,  eich  ttber  die  Anihahme  seines 
Baches  eine  richtige  YorstelluDg  zu  machen. 

Es  ist  mir  schliesslich  eine  angenehme  Pflicht,  der  YerlagB- 
bandlnng  für  ihr  bereitwilliges  Eingeben  auf  alle  meine  Wünsche 
und  f^  die  masterhafte  Drucklegung,  die  das  Corrigieren  der  Bogen 
wesentlich  erleichterte,  hier  zq  danken. 

Darmstadt,  im  Januar  1902. 

Georg  Scheffers. 


Pd.yGoogIe 


Inhalt. 

Erster  Abschnitt 
Du  Bogenelement  der  Fläche. 

Seite 

S    1.    Analytische  Daratellimg  von  Flächen 1 

§    2.    Die  FiudamentalgrOsaea  enter  Ordnung  anf  einer  Fläche     ...  18 

§    8.    Tangentenebenen  einer  Flfiche IS 

§    i.    FortachreitmigBrichtaiigen  von  dnam  Fl&chei^iinkte  ana    ....  27 

§    5.    Fläcbentrene  Abbildung  von  Fliehen 86 

%    6.    Fl&chentreae  Abbildung  der  Botationsfl&chen 40 

%    1.     Isotbermen  auf  einer  FlKche 5i 

%    8.     Beatimmniig  der  laothermeuoetEe  auf  einer  Flftche 61 

g    9.    Conforme  Abbildung  von  Flächen 67 

%  10.     Conforme  Abbildung  der  Kngel  auf  die  Ebene T& 

gll.    Beliebige  punktweise  Abbildungen  von  Flüchen .  90 

Zweiter  Absclmitt. 

Die  KrOmmung  der  FIftche. 

g    I.    Die  Krämmung  der  Flächencnrven   and   die  FnndamentalgrSHen 

(weiter  Ordnung 101 

§    2.     NormalBchnitte  ttnd  HaaptkrümmiuigerichtnogeD 109 

§    8.    HanptkrOmmnngen  bei  einer  Rotationsfläche 120 

ä    4.     Hanpttangenten 127 

g    b.     Die  Indicatrix  eines  Fmcheupnnktes ISS 

§    8.    Veranecbaolichnng  der  KrSmmnugen  in  einem  Fläcbenpunhte    .    .  144 

g'  T.    Conjugierte  Richtungen Ifil 

§    8.     Unendlich  benachbarte  Normalen 1G6 

$    9.     KrQmmnngacarven  und  Haupttangent«ncurven 178 

§  10.     Syateme  von  conjagierten  Cnrren 185 

§  11.    Berührung  zwischen  Rächen 200 

8  12.    Die  sphärische  Abbildung  und  die  Krümmong  der  Fl&cben  .    .    .  204 

§  13.    Geradlinige  FJächen 216 

§  14.    Die  mittlere  KrUmmnng  der  Flächen 22» 

§  15.    HininudflSchen 241 

Dritter  Absclinitt. 

DI«  Fundamentalgleichungen  der  Flächentheorle. 

§    I.    Die  höheren  DifferentialqDotientAn  der  rechtwinkligen  Coordlnatea  261 

%    2.    Die  drei  FnndamentalgleicbongeD 8e& 


Pdr,yGOOgIe 


Seit*- 

%    8.     Verbiegang  einer  Fläche  auf  eine  andere 272' 

§    4.     Verbiegung  von  Flächen  ttaf  Sotatiousfläcben 28> 

§    5.     Verbiegung  von  Flächen  consUnter  KrilmmuDg 297 

§    6.     Differential  invarianten  einer  Fläche 302 

*§    7.    RichtongscosinoB  eines  begleitenden  Dreikaots 310 

*§    S.     Unbeecbränkt  integrabele  totale  DifferentialgleichnogeD    ....  321 
*g    9.    Endliche  Qleicbungen  einer  Fläche  mit  gegebenen  Fondamental- 

grOwen 831 

§  10.    Merkmalu  fik  die  Congruenz  zweier  Flächen 841 

§  11.    Flächen,  deren  Hauptkrümmnngeradien  durch  eine  Belation  vei^ 

bnnden  sind 854- 

§  12.    Fancttonen  des  Ortes  anf  der  Fläche 873' 

Vierter  Abschnitt 
Curven  auf  der  Flache. 

g    1.    aeodätiBche  Cnrven 39S 

§    2.    Geodätiscbe  Abbildung  von  Flächen 41!t 

§    3.     Orthogonale  Trajectorien  geodätiaeher  Carven 482' 

§    4.     Systeme  von  geodätischen  Parametern 441 

§    5.     Centraflächen 45» 

%    6.    Qeradenacharen,  die  als  Normalenscharen  aufge&sat  werden  können  48» 

%    1.    KrOmmung  und  Toreion  einer  Flächencnrve 47* 

Anhang. 

Tafel        XI.    Formeln  fDr  die  FnndamentalgrOssen  erster  Ordnung  und 

für  die  Richtungscosinns  der  Normalen 492 

„         XII.    Formeln  för  die  Fundamentalgrössen  zweiter  Ordnung  und 

für  die  Rrflmmnng 49S 

„       Xni.    Formeln  für  die  Darstellung  n  =  f{x,  y)  der  Fläche  .    .    .  498 

„         XIV.     Sphärische  Abbildung  einer  Fläche MT 

„  XV.    Parallelflächen  einer  gegebenen  Fläche 49S 

„         XVI.     Die  zweiten  Differentialquotienten  der  rechtwinkligen  Fuukt- 

coordinaten  einer  Fläche 499 

„  XVII.  Die  drei  Fundamentalgleichungen  der  Fläcbentheorie  .  .  49» 
„     XVHI.    Formeln  für  Flächen,  deren  Parameterlinien  die  Minimal- 

curren  sind 500 

„        XIX.    Formeln  tlir  Flächen,  deren  Parameterlinien  die  Krümmungs- 

curven  sind COt 

„         XX.    Differentialparameter 502 

„        XXI.    Geodätische  Carven 502 

„      XXir.    Centraflächen ^     .    .  508 

„     XXnr.    Plächencurven 50& 

„     XXIV.    Beieichnungen 508 

SaJohregister M& 

•  Berichtigongen  und  Znsätze 51T 

*  Vorläufig  Uberschlagbar,  vgl.  die  Anm.  zn  S.  BIO. 

D,gH,zed.yGOOgIe 


Erster  Abschnitt 
Das  Bogenelement  der  Fläche. 

§  1.    Analytische  Darstellung  von  Flächen. 

Die  einfachste  analytische  Darstellung  einer  Fläche  ist  die 
durch  eine  Gleichung  zwischen  den  drei  rechtwinkligen  Punktr 
coordinaten  x,  y,  z  des  Raumes: 

(1)  F{..y,i)-Ü, 

Vgl  I  S,  162,^     Insbesondere   henntzt  man   gern   die  Auflösung  der 
Gleichung  nach  einer  der  drei  Coordinaten,  namentlich  die  nach  z: 

(2)  '~f{',y')- 

Bei  der  Darstellungsweise  (2)  einer  Fläche  haben  sich  Bezeich- 
nungen für  die  ersten  und  zweiten  partiellen  Ableitungen  von  z 
nach  X  und  y  eingebürgert,  die  wir  gelegentlich  benutzen  wollen 
Qud  daher  hier  angeben.    Man  pflegt  zn  setzen: 

1  r  =  — *  ,       *  =     ^**  t  =   — 

Allerdings  mnss  man  diese  Abkttrznngen  da  vermeiden,  wo  z.  B. 
schon   eine  Bogenlänge  t  oder  ein  Radius  r  oder  ein  Parameter  t 

auftritt. 

Beispiele  znr  Daretelliing  einer  Fldche  mittel«  einer  Oleichuug  (1) 
zwischen  den  Coordinaten  x,  y,  *  sind:  die  Gleichung  einer  Ebene 

Ax  +  By  +  Ci  +  D^O 
nnd  die  Grlwchnng  einer  Kugel 

(x-a)'  +  (y-i)'  +  (»-c)'-r'. 


Die  Zahl  I  soll  den  ersten  Band  bezeichne 
I,  Omm.  Dill^.   II. 


.d^yCoogle 


2  Erster  AbseimiU:   Das  BogenelemeiU  der  Fläche. 

Die  Darstellungsfonn  (2)  »st  unmöglich,  wenn  die  Gleichung  (1) 
der  Fläche  von  z  frei  ist; 

F(,,y)~«. 

Dieaö  Gleichung  wird  zunächst  von  den  Punkten  {x,  y)  einer  ge- 
wissen Gurre  in  der  ary-Ebene  erfüllt,  dann  aber  auch  von  allen 
denjenigen  Punkten,  deren  Projectdonen  auf  die  ^y-Ebene  gerade  auf 
jener  Carve  liegen;  mit  anderen  Worten:  die  Gleichung  stellt  einen 
Cylinder  dar,  dessen  Mantellinien  der  z-Axe  parallel  Bind.  (Vgl.  I 
S.  161.) 

Die  bequeme  Darstellungsform  (2)  iBt  demnach  nicht  erschöpfend, 
da  sie  jene  Cylinder  nicht  mit  umfasst  Dies  thut  nun  zwar  die 
Darstellungsform  (1),  aber  diese  ist  wiederum  nicht  sehr  bequem. 
Wir  wollen  daher  die  Flächen  auf  eine  andere  Art  analytisch  dar- 
Btelleu.  Zu  dieser  anderen  Art  werden  wir  geführt,  wenn  wir  einen 
Rückblick  auf  einige  im  ersten  Bande  betrachtete  Flächen  werfen: 

Die  Tangentenfläche  einer  Gurve 

mit  dem  Parameter  t  wurde  durch  drei  Gleichungen  gegeben: 

(4)  x  =  <p(t)  +  T  9>'((},      y  =  /(O  +  ^Z  (t),       2  =  VW  +  rtjj'it). 

Vgl.  I  S.  261.  Legt  man  den  beliebig  veränderlichen  Grössen  t 
und  r  irgend  welche  bestimmte  Werte  bei,  so  liefern  die  drei  Glei- 
chungen (4)  die  Coordinaten  x,  y,  z  eines  Punktes  auf  der  Tangente 
der  Stelle  {t)  der  gegebenen  Gurve.  Die  Veränderliche  r  lässt  sich 
leicht  eliminieren.  Es  bleiben  dann  zwei  Gleichungen  zwischen  x, 
y,  z  und  t.  Siehe  I  S.  262.  Wenn  man  aus  ihnen  dann  noch  die 
Veränderliche  t  eliminieren  würde,  so  bliebe  eine  Gleichung  zwischen 
X,  y  und  z  übrig,  sodass  man  zu  einer  Darstellungsfonn  der  Tangenten- 
Hache  gelangen  würde,  die  sich  der  Form  (1)  unterordnet 

Wir  erinnern  femer  daran,  da^s  wir  in  I  S.  300  die  Goordi- 
naten  x,  y,  z  der  Punkte  derjenigen  Ebene,  die  durch  einen  be- 
stimmten Punkt  {x^,  y^,  z^)  geht  und  zwei  zu  einander  senkrechte 
Bichtungen  mit  den  Gosinus  tv,  ß,  y  und  /,  m,  n  enthält,  in  dieser 
Form  dargestellt  haben: 

(5)  x  =  x^  +  ui  +  l\i,      y=y^+ßt  +  m1i,      z  =  z^ -\- y  l -\- nX). 

Dabei  bedeuten^  und  Q  (vgl.  die  Fig.  61  dort)  die  gewöhnlichen 
rechtwinkhgen  Coordinaten  des  Punktes  (x,  y,  z)  in  demjenigen  Axen- 
kreuz,  dessen  Anfangspunkt  der  Punkt  (!„,  y,,,  jj  ist  und  dessen 
Axen  die  erwähnten  beiden  Richtungen  haben.     Jedem  Wertepaar 


Pd.yGoogIe 


§  1.     Anah^is^  DaraUÜung  von  FläciKit,  3 

;c,  9  eatspriclit  also  ein  Funkt  {x,  y,  z)  jener  Ebene,  und  nmgekehrt: 
zu  jedem  Punkte  (x,  y,  z)  der  Ebene  gehört  ein  bestimmtes  Werte- 
paar f,  Q.    Die  Coordinaten  aller  Punkte  \x,  y,  z)  jener  Ebene  werden 
also  hier  durch  zwei   Veränder- 
liche f,  t)  ausgedruckt,   die  eine  ^ 
einfache  geometrische  Bedeutung 
haben. 

Endlich  erinnern  wir  daran, 
dass  man  auf  der  Kugel,  anfge- 
fasst  als  Erd-  oder  Himmels- 
kugel, zur  Festlegung  eines  Punk- 
tes die  Breite  ß  und  Länge  X 
benutzt  Ist  r  der  Radius  der 
Engel,  die  Ebene  des  Äquators 
die  xy-Ebene,  die  Nordsüd-Äxe 
die  z-Äze  und  setzt  man  fest, 
dass  die  x  z  -  Ebene  die  des 
Längenkreises  Null  sein  soll,  so 
sind  (siebe  Fig.  1):  '^' 

(6)  X  =  r  COS/?  cos  A,       y  =  rcoaßainX,       z  =  rsiaß 

die  rechtwinkligen  Coordinaten  desjenigen  Eugelpunktes,  dessen  Breite 
ß  und  Länge  A  ist  Um  im  Einklang  mit  unseren  fi-Uheren  Fest- 
setzungen zu  bleiben,  haben  wir  die  Länge  positiv  im  Sinne  der 
Drehaog  von  der  *-Ase  zur  y-Axe  und  die  Breite  ß  vom  Äquator 
nach  der  positiven  z-Axe  hin  positiv  gerechnet.  Natürlich  kann 
man  da,nn  ß  auf  das  reelle  Gebiet 


und  l  auf  das  reelle  Gebiet 

—  71  <X<  +n 

beschränken;  aber  innerhalb  dieses  Gebietes  sind  ß  und  X  beliebig 
wählbar,  da  zn  jedem  Wertepaar  ß,  X  ein  Punkt  {x,  y,  z)  der  Kugel 
gehört.  Auf  die  Beschränkung  der  Veränderlichen  ß  und  X  auf  be- 
stimmte Bereiche  kommen  wir  nachher  noch  einmal  zurück.  In  (6) 
ist  die  Kugel  durch  drei  Gleichungen  dargestellt,  vermöge  deren  die 
Punktcoordinaten  x,  y,  z  als  Functionen  zweier  anderer  Veränder- 
lichen, ß  und  A,  gegeben  werden.  Zur  Vereinfachung  des  Ausdrucks 
werden  wir  auch  später  mit  Nordpol  und  Südpol  diejenigen  Punkte 
bezeichnen,  in  denen  die  positive  und  negative  z-Axe  die  Kugel  trifft. 


.dr,yGoogIe 


Er^er  Absi^nitt:   Das  Bogenetemetit  der  Flüche. 


In  den  Formeln  (4),  (5)  und  (6)  haben  wir  analytische  Dar- 
Btellungsarten  einer  Tangentenfläche,  einer  Ebene  und  einer  Kugel- 
üäche  vor  uns,  die  Eins  mit  einandör  gemein  haben:  Jedesmal 
werden  die  rechtwinkligen  Coordinaten  x,  y,  z  der  Punkte  der  be- 
treffenden Fläche  als  Functionen  von  zwei  anderen  Verttnderlichen 
gegeben,  nämlich  von  t,  r  bez.  j,  ^  bez.  ß,  X. 

Diese  Thatsache  itlhrt  uns  zu  der  allgemeinen  Frage:  Es  seien 
die  Punktcoordinaten  x,  y,  z  als  irgend  welche  Functionen  von  zwei 
anderen  Yeränderlichen,  Bagen  wir  u  und  v,  gegeben: 

(7)  x=^.  («,  r),       y  =  j-  {«,  t.),       ^  =  v-  («.  ")  - 

Was  ist  dann  der  geometrische  Ort  aller  Funkte  (i,  y,  a;),  die  sich 
hieraus  ergeben,  wenn  die  Veränderlichen  u  und  v  alle  möglichen 
Werte  erhalten?  Wir  setzen  dabei  voraus,  dass  die  Functionen 
(f,  X,  V  wenigstens  in  einem  gewissen  Bereiche  für  «  und  v  —  in 
dem  wir  alsdann  verbleiben  —  endlich,  eindeutig,  stetig  und  diflferen- 
zierbar  seien. 

Bei  der  Beantwortung  der  aufgeworfenen  Frage  sind  drei  Fälle 
zu  unterscheiden: 

Erstens:  Die  Functionen  ^,  ^  und  tp  sind  in  Wirklichkeit 
frei  von  u  und  v,  also  Coustanten.  Dann  stellt  (7)  nur  einen 
Punkt  dar. 

Zweitens:  Die  Functionen  q^,  x  """i  V  ^^^^  nicht  sämtlich 
constant,  aber  je  zwei  sind  von  einander  abhängig.  Nach  I  S.  82, 
83  sind  alsdann  (p,  x,  "»p  Functionen  von  nur  einer  Function  a  von 
M  und  V,  sodass  die  Gleichungen  (7)  die  Form  haben: 

x=X{a>),      y^Y{w),       z  =  Zim]. 

Nehmen  nun  u  und  v  alle  möglichen  Werte  an,  so  gilt  dasselbe  von 
der  Function  o>  von  u  und  v.  Es  sind  also  x,  y,  z  drei  Functionen 
einer  Veränderlichen  »>,  d.  h.  es  liegt  die  Parameterdarstellung  einer 
Curve  mit  dem  Parameter  <a  vor. 

Drittens:  Zwei  der  drei  Functionen  rp,x,  -»f  sind  von  einander 
unabhängig,  z.  B.  tp  und  x-  Wenn  wir  alsdann  den  Coordinaten 
X  und  y  irgend  welche  Werte  vorschreiben,  so  bestimmen  die  beiden 
ersten  Oleichungen  (7): 

(8)  '-9{-,'),     y-*-(»,»), 

da  sie  nach  u  und  v  theoretisch  auflösbar  sind,  wenigstens  ein 
Wertepaar  u,  v.     Setzen  wir  dies  in  die  dritte  Gleichung  (7): 

(9)  z  =  V^(«,r) 


Pd.yGoogIe 


§  1.     Analytische  DarsUUung  von  Fläeken. 


ein,  80  giebt  sie-  einen  Wert  z.  Jetzt  gehört  also  zu  jedem  Werte- 
paar X,  y  ein  Wert  z  wie  bei  (2),  d.  h.  alle  Punkte  {x,  y,  z),  die 
durch  (7)  bei  beliebiger  Veränderlichkeit  von  u  und  v  beBtimmt 
werden,  erfüllen  eine  Fläche.  Will  man  diese  Fläche  in  der 
Form  (2)  darstelleß,  so  mass  man  die  beiden  Gieichungeu  (8)  nach 
u  und  V  auflöseu  uud  die  dadurch  herrorgeheuden  Functionen  u 
und  t>  von  x  und  y  in  die  Oleichnng  (9)  einsetzen. 

Satz  1:  Drei  Qleichungen  von  der  Form: 

x  =  ^,{u,v),       y  =  /(K,  u),       z=-^{u,v) 
mit  den  beliebig  veränderlicheu  Grössen  u  und  v  bestim- 
men  dann   und  nur  dann  die  Punkte  [x,  y,  z)  einer  Fläche, 
wenn  zwei  der  drei  Funotionen  gc,  Xi  V  ""^  einander  un- 
abhängig sind. 

Dies  ist  die  allgemeineParameterdarstellung  einerFläche;^ 
u  und  t)  heissen  die  Parameter  oder  Hillfsveränderlichen. 

Oben  haben  wir  in  (4),  (5)  und  (6)  drei  Beispiele  hierzu  gehabt, 
nämlich  eine  Parameterdarstellung  einer  TangenteoBäche,  einer  Ebene 
und  einer  Eugelfläche.  Dabei  waren  die  Parameter  statt  mit  u,  v 
mit  t,  z  bez.  5,  l)  bez.  ß,  X  bezeichnet. 

Man  erkennt  umgekehrt,  wie  man  jede  in  der. Form  (1)  ge- 
gebene Fläche: 

F{x,y,z)=^0 

mit  Hülfe  zweier  Parameter  u  und  t>  darstellen  kann.  Man  ver- 
stehe nämlich  z.  B.  unter  tp  und  %  irgend  zwei  von  einander  unab- 
hängige .Functionen  von  u  und  v  und  setze: 

x  =  <fi{ti,v),      y  =  xin,v). 

Führt  man  sie  in  /"  =  0  für  *  und  y  ein,  so  geht  eine  Gleichung 
zwischen  u,  v  und  z  hervor,  deren  Auflösung  nach  z  eine  dritte 
Gleichung 

liefert.  •  Nach  der  Entstehung  dieser  Gleichung  ist  sicher,  dass  die 
Punkte  {3;,  y,  z),  die  durch 

^     x  =  <p{u,v),      y  =  /(w,  p),       r^V'K") 

'  Diese  Farameterd&rsteUoDg  wurde  von  Qaobs  eingeführt  in  Beinen 
grondlegenden  und  noch  Bfters  zu  erwfihnenden  „Diaquisitiones  generalee 
cirea  anperficies  curvas",  Commentationea  80c,  Scieut  Gottingeneia  re- 
centiores  Vol.  VI  (ad  a.  1823— 1S27),  Götlingen  1828.  Siehe  auch  Gaüsb'  Werke, 
A,  Bd.,  und  die  Obereetzung  in  Qazv/kho'a  Klaesikern  Nr.  5. 


Pd.yGoogIe 


6  Erster  Abschnitt:   Das  Bogenelement  der  Fläche. 

bei  beliebiger  Veränderlichkeit  von  u  und  v  bestimmt  werden,  der 
Gleichung  #(x,  i/,  z)  =  0  genügen,  nnd  nach  Satz  1  wissen  wir  auch, 
daaa  sie  tbats&chlich  die  ganze  Fläche  ^  ^  0  und  nicht  nur  eine 
Curre  auf  der  Fläche  bestimmen,  da  wir  vorausgesetzt  haben,  dass 
^  und  X  von  einander  unabhängig  seien. 

Dies  Verfahren  wäre  nur  dann  hinfällig,  wenn  die  Gleichung 
F=0  von  r  frei  wäre.  Aber  dann  könnten  wir  etwa  z  und  z  an 
die  Stelle  von  x  und  y  in  unserer  Betrachtung  treten  lassen,  sodass 
also  nur  scheinbar  eine  Ausnahme  vorliegt. 

Diese  Überlegung  zeigt  überdies,  daSB  jede  Fläche  auf 
unendlich  viele  Arten  in  Parameterdarstellnng  gegeben 
werden  kann,  da  die  Wahl  der  Functionen  fundjf  —  abgesehen 
von  der  ansbedungenen  Unabhängigkeit  —  ganz  beliebig  blieb. 

Eünftig  werden  wir  meistens  die  bequeme  Parameterdaretellung 
(7)  an  Stelle  der  ersten  Darstellungen  (1)  oder  (2)  einer  Fläche  be- 
nutzen. Wie  in  dem  obigen  Beispiel  der  Kugel  (6),  bei  der  ß  und  X 
die  Parameter  waren,  kann  auch  bei  anderen  Flächen  die  Veränder- 
lichkeit der  Parameter  u,  v  —  obgleich  sie  zwei  unabhängige  Ver- 
änderliche sind  —  auf  gewisse  Gebiete  eingeschränkt  werden,  wenn 
man  nur  reelle  Punkte  der  Fläche  betrachten  will  oder  wenn  man 
Stellen  vermeiden  will,  an  denen  die  Functionen  (p,  Xi  '*!>  die  oben 
gemachten  Toraussetzungen  der  Stetigkeit  u,  s.  w.  nicht  erftlllen. 
Auch  ist  zu  beachten,  dass  trotz  der  Unabhängigkeit,  die  vir  zweien 
der  drei  Functionen  y,  Xi  V  vorschreiben  mnssten,  doch  für  gewisse 
Wertepaare  w,  tJ  die  Auflösung  von  zwei  der  drei  Gleichungen  (7) 
nach  u  und  v  unmöglich  sein  kann. 

Denn  wenn  z.  B.  die  Functionen  ip  und  x  von  einalnder  un- 
abhängig sind,  so  heisst  dies  doch  nach  I  S.  83  nur,  dass  ihre 
Functionaldeterminante 

:  Xu     /.  ! 

für  beliebig  gewählte  Wertepaare  u,  v  nicht  gleich  Null  sein  soll. 
Für  gewisse  Wertepaare  u,  v  —  ja  im  Atigemeinen  sogar'  für  go* 
Wertepaare  w,  r  —  kann  die  Auflösbarkeit  aufhören,  da  das  Null- 
setzen  der  Functionaldeterminante  im  Allgemeinen  eine  Gleichung 
zwischen  m  und  v  liefert.  Wir  beschränken  uns  daher  in  der 
Folge  stillschweigend  immer  auf  einen  solchen  Bereich 
für  die  unabhängig  veränderlichen  Grössen  u  und  v,  inner- 
halb dessen  die  vorausgesetzte  Unabhängigkeit  zweier  der 
drei   Functionen  rp,  x,  tf  wirklich  statt  hat     Und  wenn  wir 


Pd.yGoogIe 


§  1.     Aiiaiytiscke  DarsteÜung  von  FUU^ten. 


auch  der  Kürze  halber  einfach  Bagen:  u  und  «  sollen  beliebig  ver- 
äaderlich  sein  oder  alle  möglichen  Werte  annehmen,  bo  meinen  wir 
doch,  dass  dies  nur  innerhalb  eines  eriauhten  Bereiches  geschehe. 
Bei  jeder  speciellen  Anwendung  ist  dieser  Bereich  besonders  fest- 
zustellen. 

Aus  unseren  Betrachtungen  geht  hervor:  Ist  eine  Fläche  mittala 
zweier  Parameter  w,  v  in  der  Form  (7)  dargestellt,  so  gehört  nicht 
nur  zu  jedem  Wertepaar  der  Parameter  u,  v  ein  bestimmter  Punkt 
{r,y,  z)  der  Fläche,  sondern  auch  umgekehrt:  zn  jedem  bestimm- 
ten Punkte  (^,  y,  2)  der  Fläche  gehört  ein  bestimmtes 
Wertepaar  der  Parameter  «,  v. 

Wir  hoben  vorhin  hervor,  dass  eine  Fläche  unendlich  viele 
Parameterdarstellungen  hat.    Es  mögen  nun : 

x  =  tf{u,v),     y  =  ar (w, ») ,     X  ~=->p{u,v) 
und 

X  =  *(fl,S),     y  =  X(ö,fi),     z  =  W{ü,t) 

zwei  Parameterdarstellungen  ein  und  derselben  Fläche  sein  und 
zwar  mit  den  Parametern  u,  v  bez.  ü,  ü.  Zu  jedem  Wertepaar  u,  v 
gehört  vermöge  der  drei  ersten  Gleichungen  ein  Punkt  {x,  y,  z)  der 
Fläche  und  zu  diesem  vermöge  der  drei  letzten  Qleichungen  ein 
Wertepaar  o,  V.  Der  Schluss  ist  auch  umgekehrt  zu  machen,  so- 
dass folgt:  Fs  musB  zu  jedem  Wertepaar  u,  v  ein  Wertepaar  ü,  s 
und  umgekehrt  zu  jedem  Wertepaar  u,  c  ein  Wertepaar  u,  v  ge- 
hören. Dies  aber  heisst:  Es  m^sen  u  und  v  zwei  von  einander 
unabhängige  Functionen  von  ü  und  fl  sein:* 
(10)  M  =■  l(ü,f),     r  =  ft[ü,t>). 

Hieraus  folgt: 

SatE  2:  Liegt  eine  Darstellung 

x  =  (f{«,v),    y  =  r(K,r),     z  =  iij{u,v) 

einer  Fläche  mittels  der  Parameter  w  und  d  vor,  so  ergiebt 
sich  aus  ihr  die  allgemeinste  Parameterdarstellnng  der- 
selben Fläche  dadurch,  dass  u  und  v  irgend  zweien  von 
einander  unabhängigen  Functionen  zweier  neuer  Para- 
meter ü,€  gleich  gesetzt: 

u  =  l[ü,€),     v  =  n({i.  v) 

'  Abgesehen  von  der  geometrischea  Bedeutung  ist  der  Zusammenhang 
zwischen  u,  v  und  ü,  f  hier  geoan  derselbe  wie  in  I  S.  106  der  Zuflammenhang 
Ewischen  w,  v  und  x,  y. 


Pd.yGoogIe 


Erst^"  Abschmit:   Das  Bogenekment  der  Fläche. 


und  diese  Functionen  in  die  gegebenen  Gleichungen  statt 
u  nnd  V  eingeführt  werden. 

Die  Parameter,  mittels  deren  man  eine  Fläche  darstellt,  nennt 
man  auch  krummlinige  Coordinaten  der  Fläche.  Das  Bei- 
wort: krummlinig  soll  den  Unterschied  gegenüber  den  beiden  ge- 
wöhnlichen Coordinaten  x  und  y  ausdrücken: 

Liegt  nämlich  die  Fläche  in  der  Form 

'-n',y) 

vor,  so  sind  x  und  y  solche  Coordinaten,  deren  Angabe  zur  Be- 
stimmung eines  Flächenpunktes  genügt,  da  das  zugehörige  z  ans  der 
Gleichung  gewonnen  wird.  Wählt  mau  für  x  einen  bestimmten 
Wert  Xg,  läest  aber  y  noch  beliebig,  so  erhält  man  zunächst  oo^ 
Punkte  {x^,y)  in  der  ly-Ebene,  nämlich  die  Punkte  einer  Paralleten 
znr  y-Axe,  und  zu  jedem  dieser  Punkte  gehört  ein  Punkt  (j;u,y,  z) 
der  Fläche.  Mit  anderen  Worten;  Wir  betrachten  (siehe  Fig.  2) 
eine  solche  Curve  auf  der  Fläche,  deren  senkrechte  Projection  auf 
die  a;y-Ebene   eine  Gerade  parallel  znr  y-Ax&  ist.     Analoges  gilt. 


'  statt  X  bestimmt  gewählt  und  x  beliebig  gelassen  wird. 
Jeder  Punkt  (x,y,z)  der  Fläche  erscheint  hiernach  als  Schnittpunkt 
zweier  Curven  auf  der  Fläche,  und  die  senkrechten  Projectionen 
aller  dieser  Curven  auf  die  ly-Ebene  sind  die  Parallelen  zur  y-  und 
«-Ase.  Die  Fläche  ist  demnach  mit  einem  gewissen  Netz  von  un- 
endlich vielen  Curven  Überzogen  zu  denken,  die,  auf  die  .ry-Ebene 
projiciert,  ein  orthogonales  Netz  von  geraden  Linien  liefern. 

Liegt  dagegen  die  Fläche  in  ParameterdarstelluDg  vor: 
(11)  X  =  rp{u,v),      y=x(u,v),       z  =  y>{u,v), 


Pd.yGoogIe 


§  1.     Analytische  Darateilung  von  Fläehm. 


so  sind  u  und  v  die  BeatimmangBStücke.  Geben  wir  u  einen  be- 
stimmten Wert  Ug,  während  wir  v  Teränderlich  lassen,  so  ergeben 
sieb  diejenigen  Punkte  {x,y,z)  der  Fläche,  für  die 

ist  Hierin  kommt  recht«  nur  die  eine  Veräaderliche  o  vor.  Ea 
liegt  hier  also  eine  Curve  vor  und  zwar  dargestellt  mittels  des  Para- 
meters u.  Diese  Curve  liegt  auf  der  Fläche  und  ist  durch  die  An- 
gabe des  Wertes  u^,  den  wir  u  beilegten,  völlig  bestimmt  Sie 
heisst  daher  die  Parameterlinie  (uj  der  Fläche.  Ihre  Projectioa 
auf  die  x^- Ebene  wird  durch  die  beiden  Gleichungen 

mit  dem  Parameter  v  dargestellt  (siehe  Fig.  3,  S.  8)  und  ist  im  allge- 
meinen eine  krumme  Linie.  Geben  wir  zweitens  dem  Parameter  v 
einen  bestimmten  Wert  v^,  während  u  beliebig  veränderlich  sein  soll, 
so  heisst  dies,  dass  wir  diejenigen  Punkte  (x,y,x)  auf  der  Fläche 
betrachten,  die  auf  der  Curve 

mit  dem  Parameter  k  liegen.  Diese  Curve  auf  der  Fläche  heisst 
die  Farameterlinie  [v^  der  Fläche,  und  ihre  Projection  auf  die 
xy-Ebene  ist  die  im  allgemeinen  krumme  Linie 

ar  =  y  (k,  t>„),       y  =  Jir  («,  »o) 
mit  dem  Parameter  u.     Wollen   wir  einen  Punkt   auf  der  Fläche 
bestimmt  wählen,  so  haben  wir  u  und  v  bestimmte  Werte  u^,  v^  zu 
erteilen.     Der  zugehörige  Fnnkt: 

liegt  dann  im  Schnitt  der  beiden  Parameterlinien  (ug)  and  (o^). 
Hithin  haben  wir  uns  die  Fläche  mit  einem  Netz  von  Parameter- 
linien (Ug)  und  (Og)  überzogen  zu  denken,  und  die  Projection  dieses 
Netzes  anf  die  zy-Ebene  liefert  ein  im  allgemeinen  krummliniges 
Currennetz 

(12)  x  =  ,p(^u,v),       y  =  x\M,v) 

in  der  Ebene.  Vgl  I,  1.  Abschn.  §  16  u.  17,  wo  wir  die  ebenen 
Curvennetze  ausführlich  behandelt  haben.  Es  ist  hiernach  klar,  dass 
wir  einen  Funkt  auf  der  Fläche  statt  als  Punkt  (x,  y,  z)  auch  als 
Pankt  (u,  v)  bezeichnen  köDoen. 

Die  Bestimmung  (11)   der  c»*  Funkte   einer  Fläche   vermöge 
zweier  Parameter  u  und  c  ist  die  natürliche  VerallgemeineruDg  der 


Pd.yGoogIe 


10  Ersler  .Absdmilt:    Das  HogeHelemeni  der  FlÖeke. 

Bestimmung    der  oo*  Punkte   einer  Ebene   vermöge   zweier  Para- 
meter u  und  V.   Es  tritt  eben  bei  der  Fläche  zu  den  zwei  Gleichungen 

(12)  noch  eine   dritte  z  =  yj[v,  v)  hinzu,  die  bei  der  a:y-Ebene  — 
diese  im  Baum  betrachtet  —  einfach  durch  z  =  0  zu  ersetzen  wäre. 

1.  Beispiel:  Die  TaageDtenfUche  (4)  einer  Cnrve  hat,  Trena  wir  jetzt 
Btatt  t  und  T  die  Zeichen  u  und  d  gebrauchen,  die  Daratellang: 

)  heiaat  dies:  Wif  betrat^hten  einen 

x  =  <f{ii),  y -/(«),  K  =  tp(«) 
und  Bcinä  TongeDte.  Die  Parameterhnie  (u^)  ist  demnach  eine  der  Geraden 
der  FlHche,  während  jede  Parameterlinie  (r„)  kronmlinig  ist.  Wenn  z.  B.  u 
direct  die  Bogenlänge  der  Gratlinie  iat,  so  bedeutet  ja  e  die  Strecke,  die  anf 
der  Tangente  des  Punktes  (u)  der  Gratlinie  abgetragen  wird,  nach  I  S.  262. 
Die  Linie  (fg)  ist  daher  der  Ort  der  Punkte,  die  sich  ergeben,  wenn  man  auf 
allen  Tangenten  der  Gratünie  die  Strecke  »^  vom  BeTQhrungBp unkte  aus  ab- 
trfigt.     Die  Parameterlinie  (p  =  0)  ist  die  Gratlinie  selbat 

2.  Beispiel:    Bezeichuen    wir    die   Breite  ß   und    die   Länge   l    anf  der 
Kugel  (6)  mit  u  bez.  i^,  ao  liegt  die  Kugel  vor: 

x  =  rcoawcose,      y  =  rcoaMBinp,      x  =  rain«. 
Die  Parameterlinie  (Ua)  ist  die  Curve  constanter  Breite  u,,  d.  b.  ein  Breitenkreis, 
und  die  Parameterlinie  (e,)  ist  die  Curve  constanter  LSnge  v^,  d.  h.  ein  Meridian 
auf  der  Kugel. 

Eine  geometrisch  gegebene  Fläche  kann  willkürlich  mit  Curven- 
netzen,  d.  h.  mit  zwei  Scharen  von  je  oo^  Curven,  Überzogen  werden. 
Dem  entspricht  es,  das8  man  ein  und  dieselbe  Fläche  auf  beliebig 
viele  Weisen  mittels  Parameter  darstellen  kann.  Zu  jeder  Para- 
meterdarstellung gehören  ganz  bestimmte  Scharen  von 
Parameterlinien,  aber  nicht  umgekehrt:  Wir  erkennen  viel- 
mehr wie  früher  in  der  Ebene,  I  S.  112,  dass  die  Scharen  der 
Farameterlinien  nur  dann  ungeändert  bleiben,  wenn  man  statt  der 
alten  Parameter  u  und  «  solche  neue  Parameter  a  und  s  einführt, 
von  denen  jeder  nur  von  einem  der  beiden  alten  Parameter  abhängt: 
i,  =  A(u),       i!  =  JHv). 

Diese   Bemerkung   kann    man    gelegentlich    zur   Vereinfachung    der 
Parameterstellung  benutzen,  wenn  man  Wert  darauf  legt,  die  Natur 
der  Parameterlinien  selbst  nicht  zu  ändern. 
Eine  beliebige  Curve  auf  der  Fläche 

(13)  x^tp{u,v),       y=x{u,v),       z  =  V'(«,v) 

wird  erhalten,  wenn  die  Coordinaten  x,  y,  z  nur  noch  von  einer  ver- 


Pd.yGoogIe 


§  1.     Amilyliecke  DarsteUang  von  Fläch^i. 


änderlicbeu  Grösse  t  abhängen,  wenn  aleo  u  uud  v  gleich  zwei  Fuac- 
tionen  eines  Parameters  t  gesetzt  werden: 

(14)  »-^M,       r_5((), 
sodass  (13)  die  Curve; 

X  =  <p[A(i),  £{t)],  y  =  /[^(O,  -ffW],  z  =  V[^(0,  S[fj] 
mit  dem  Parameter  t  liefert.  Statt  (  können  wir  aber  auch  wie  in 
I  S.  159  eine  Function  von  t,  z.  B.  auch  u  =  A{t),  als  Parameter 
längs  der  Flächencurve  einfiähren.  t  ist  dann  eine  Function  Ton  «; 
wird  sie  in  die  zweite  Oteichung  (14)  eingesetzt,  so  wird  auch  v 
eine  Function  von  m: 

(15)  «  =  «(«). 
sodass  nunmehr: 

x-,p[u,a,{u)],  y-j.[»,o,M],  ;,_v[«,<»M] 
die  &leichangen  der  Flächencurve  sind.  Allerdings  ist  hierbei  voraus- 
gesetzt, dasB  sich  ans  u  =  A{t)  auch  t  als  Fnnctivon  von  u  berechnen 
lasse,  was  nicht  geht,  wenn  u  längs  der  Curve  constant  ist  Die  Para- 
meterlinien (m)  der  Fläche  entziehen  sich  also  der  letzten  Darstellungs- 
form. Besser  bleibt  daher  die  Art  der  Elimination  von  C  aus  (14)  da- 
hingestellt, sodass  wir  statt (15)  die  unaufgelöste  G-leichnng  schreiben: 

(16)  n(u,v)  =  0. 

Satz  3:  Auf  einer  Fläche  mit  den  Parametern  u,  v  wird 
jede  Curve  durch  eine  Gleichung 

fiK<.)-o 

zwischen  u  und  v  definiert 

Die  Gleichung  (16)  bestimmt  zu  jedem 
Werte  u  einen  Wert  »,  ordnet  also  jeder 
Farameterlinie  (u)  eine  Parameterliuie  (») 
zu.  Der  Ort  der  Schnittpunkte  jedes  sol- 
chen Paares  ist  die  Curve,  die  durch  (16) 
analytisch  gegeben  wird.    (Siehe  Fig.  4.) 

Wie  in  der  ly-Ebene  eine  Schar  von 
oo'  Curven  durch  eine  gewöhnliche  Diffe- 
rentialgleichung   erster  Ordnung  zwischen  pig_  4_ 
den  beiden   Veränderlichen  x  und  y  defi- 
niert wird  (siehe  I,  1.  Abschn.  §  14),  so  wird  eine  Schar  von  co^ 
Cnrven    auf   der    Fläche    durch    eine    gewöhnliche   Differential- 
gleichung erster  Ordnung  zwischen  k  und  u  definiert: 

(17)  V{n.  v)dv  -  r{u,  v)du  =  0. 


Pd.yGoogIe 


12  Erster  Abachnüt:    Dag  Bogeneiement  der  Fläche. 

Denn  diese  Gleichung  integrieren,  heisat  —  rein  rechnerisch  aus- 
gesprochen —  nach  I  S.  88  alle  diejenigen  Functionea  v  =  9)  (u) 
finden,  die  zusammen  mit  ihren  Differentialquotienten  dv.du  =  9>'  (?^] 

die  Gleichung  (17)  oder 

för  jeden  Wert  von  m  erfüllen,  und  diese  Functionen  heissen  Lö- 
BUDgon  von  (17)  oder  (18).  Aus  Satz  59.  I  S.  90,  können  wir  femer 
entnehmen,  dass  die  Bifferentialgleichnng  (17)  oder  (18)  nur  ein 
wesentliches  Integral  f{ti,v)  hat,  das,  gleich  einer  willk&rlichea 
Constanten  gesetzt: 

(19)  /•(«,«)=  Const. 

Lösungen  v  =  rpiu,  Const.)  definiert,  deren  jede  nach  Satz  3  eine  Curve 
anf  der  Flä«be  darstellt  Die  Gleichung  (19)  definiert  also  eine  Schar 
von  00'  Curven  auf  der  Fläche. 

Liegt  umgekehrt  eine  Schar  von  00^  Curven  auf  der  Fläche  vor: 
/•(«,!.)  =  Const, 
so  folgt  hieraus: 

also  eine  gewöhnliche  Differentialgleichung  erster  Ordnung  in  u  und  o. 
Somit: 

Satz  4:    Eine  gewöhnliche   Differentialgleichung  erster 
Ordnung  in  u  und  o: 

ü{u,v)dv-  F{u,v)dii  =  0 

definiert  eine  Schar  von  ao^  Curven  auf  der  Fläche  mit 
den  Parametern  u,  v;  und  umgekehrt  kann  jede  Schar  von 
00'  Curven  auf  der  Fläche  analytisch  durch  eine  aolahe 
Differentialgleichung  definiert  werden. 

Sehr  häufig  werden  wir  auf  Gleichungen  stossen,   die  in  du 
und  dv  homogen  und  quadratisch  sind: 

(20)  A(u,v)du'  +  21i{u,v)dudv  +  C{u,v)dv'  =  0. 
Sie  sind  als  quadratische  Gleichungen 

^  (»,.)  +  2J  („, .)  Jj  +  C  (., .)  [^'^'  -  0 
fQr  —  aufzufassen  und  liefern  also  zwei  Gleichungen: 

(21)  S-^K").    £-»'(».")■ 


,d,Google 


§  2.    Die  Fundamentalgrössen  erster  Ordntmff  auf  einer  Fläelie.     13 


Jede  deämert  eine  Schar  von  od^  Curven,  nach  Satz  4.  Mithin 
definiert  die  Gleichung  (20)  zwei  Scharen  yon  je  oo'  Curven  auf 
der  Fläche. 

Die  Differentialgleichungen  (21)  der  beiden  Scharen  finden  vir 
auch,  wenn  wir  die  linke  Seite  von  (20)  in  ihre  hinsichtlich  du  und 
dv  linearen  Factoren  zerspalten: 

[Adu  +  (B  +  yB'-AC)dv][Adu  +  {£ -^B^  -  AC)dv]  =0. 

Eb  sind  dann  die  beiden  Gleichungen: 

Adu-i-  {£±yB*-AC)dv  =  0. 

Nur  wenn  B*-AC'=Q,  d.h.  die  linke  Seite  von  (20)  ein  voll- 
ständiges Quadrat  hinsichtlich  ff  u  und  dv  ist,  fallen  beide  Differen- 
tialgleichungen  zusammen.    Es  gilt  der 

Satz  5:     Zwei    Scharen    von    je    oo'    Curven    auf  einer 
Fläche  mit  den  Parametern  u,  v  können  stets  durch  eine 
in  du  und  dv  quadratische  homogene  Gleichung 
A{v,v)du*  +  i  B{u,v)dudv  +  C{ii,v)dv*  =  0 

definiert  werden.  Diese  Gleichung  lässt  sich  in  zwei  ge- 
wöhnliche Differentialgleichungen  erster  Ordnung  in  w 
und  V  zerspalten: 

Adu  +  {B  ±-^£>-AC)dv  =  0. 
Nur  dann,  wenn  die  Unke  Seite  jener  quadratischen  Glei- 
chung ein  vollständiges  Quadrat  ist,  wenn  also  B'  —  AC=0 
ist,  fallen  beide  Curvenscharen  zusammen. 

Z.  B.  die  Gleichung  dudv  =  0  definiert  die  beiden  Scharen 
von  Parameterlinien. 

§  2.    Die  FundamentalgröMen  erster  Ordnung  auf  einer  Fi&che. 

Werden  die  Punkte  der  Ebene  durch  rechtwinklige  Coordinateu 
j:,  y  bestimmt,  so  wird  das  Quadrat  des  Bogenelementes  dt,  d.  h. 
das  Quadrat  der  Entfernung  zweier  unendlich  benachbarter  Punkte 
(i,  y)  und  {x  +  dx,  y  +  dy)  von  einander  gegeben  durch  die  Formel: 
d»*  =  dx*  +  dy*. 
In  der  Formel  (6),  I  S.  109,  fanden  wir  den  Ausdruck  von  da* 
für  ein  bestimmtes  Parametersjstem  u,  v  in  der  Ebene,  wobei 
x  =  <f[u,v),    y=y,{u,v) 


-dr,,C,OOgk 


14  Erster  Abscfmitt:   Daa  BogeneUment  der  Fläche. 

war,  in  der  Form: 

ds'  =  {ipj  +  ^fsj)du*  +  2{(f,^(f.^  +  \fi^xl,;idudv  +  {^J'  +  ■fp,')do'. 

Allgemein  also  ist  das  Quadrat  des  Bogenelementes  in  der  Ebene 
eine  ganze  homogene  quadratieche  Fanction  der  Differentiale  du 
und  dv.  Die  Coefficienten  dieser  Function  sind  dabei  Functionen 
der  knunmlinigen  Goordinaten  u  und  v  selbst 

Eine  ähnliche  Erscheinung  zeigt  sich  bei  einer  Fläche.    Liegt 
die  Fläche  zunächst  in  der  ein&chen  Darstellung  vor: 

(1)  ^ -/■(»,?) 

und  sind  {x,  y,  x)  und  {x  +  dxy  y  +  dy,  z  +  d'x")  zwei  anendlich  be- 
nachbarte Funkte  der  Fläche,  ao  ist 

dz=f^dx->rf^dy, 

sodass  das  Quadrat  der  Entfernung  der  beiden  Punkte  von  einander, 
also  daa  Quadrat  des  Bogenelementes  der  Fläche,  nämlich: 

d»^  =  dx^  +  dy'^  +  dz*, 
den  Ausdruck  annimmt: 

rf«'  =  (1  +  f^dx-"  +  IfJ'yd'^dy  +  (1  +  O  ^y^- 
Ks  ist  also  auch  eine  ganze  homogene  quadratische  Fanction  von 
den  Differentialen  der  beiden  unabhängigen   BestimmtmgsstUcke  x 
und  y  der  Flächenpunkte.     Benutzen  wir  die  auf  S.  1  angegebenen 
Abkürzungen  (3),  so  können  wir  hier  anch  schreiben: 

(2)  rf»»  =  {l  +  p»)rfjr»  +  2pqdxdy  +  (1  +  q*)dy\ 
Liegt  die  Fläche  in  allgemeiner  Parameterdarstellung  vor: 

(3)  x  =  <f{u,v),      y  =  r(w,  f),       z  =  ->p[fi,v), 

so  haben  zwei  unendlich  benachbarte  FUlchenpunkte  {x,  y,  z)  und 
[x  +  dx,  y  +  dy,  z  +  i/r)  unendlich wenigvon  einanderabweichende 
Parameterpaare  u,  v  und  u  +  du,  v  +  dv.    Es  ist  dann: 

(4)  dx  ^  (p^du  +  rp^dv,  dy  =  x^du  +  X^dv,  dz  =  ip^du  +  ^fi^dv, 
sodass  das  Quadrat  des  Bogenelementes  den  Wert  hat: 

(5)  ds^  =  {(pj  +  xj  +  1/'..*)  '^k'  + 

+  (<pJ'  +  x^'  +  %^'^''*- 
Diese  Formel  ist  von  grundlegender  Bedeutung.     Da  sie  sehr  oft 


Pdr,yGOOgIe 


^'  2.    Die  Fundanuntaigroasen  ersler  Ordnung  auf  einer  Fläche.     15 

angewandt  wird,  empfiehlt  es  aich,  zur  Abkürzung  neae  Be'^eich- 
nangen  einznführen.     Wir  setzen;' 


oder,  was  dasselbe  ist:' 


■s 


Diese  drei  Grössen  heissen  die  FundamentalgrÜssen  erster 
Ordnung  auf  der  Fläche  (3)^  und  zwar  deshalb  erster  Ordnung, 
weil  sie  nur  die  ersten  partiellen  Differentialquotienten  von  x,  y,  z 
nach  «  und  v  enthalten.  Mit  ihrer  Hülfe  nimmt  die  Formel  (5) 
fQr  das  Qnadrat  des  Bogenelementes  die  einfache  Gestalt  an: 

(8)  ds*  =  Edu^  +  2Fdudv  +  Gdv^, 

Das  Quadrat  des  Bogenelementes  d»  einer  Fläche  ist  also 
anch  bei  der  allgemeinsten  Farameterdarstellnng  eine 
ganze  homogene  quadratische  Function  der  Differentiale 
du  und  dv  der  Parameter.  Die  Coefficienten  I!,2F,  G  sind 
Functionen  von  u  und  v. 

Sind  insbesondere  x,  y  selbst  die  Parameter,  d.  h.  liegt  die 
Fläche  in  der  Form  (1)  vor,  so  sind  die  Fnndamentalgrössen  nach 
,2)  diese: 

{9)  E=\-\-p\       F  =  pq,       G  =  !  +  <]'. 

Der  Darstellung  (5)  von  ds'  ordnet  sich  auch  die  Formel  filr  das 
Quadrat  des  BogMielementes  der  Ebene  unter,  an  die  wir  oben  er- 
innert haben.  Sie  geht  aus  (5)  hervor,  wenn  wir  die  Ebene  —  auf- 
gefasst  als  Fläche  im  Räume  —  so  schreiben: 

_^_^        x  =  tp{u,v),      y  =  v.(a,  p),       r=.0. 

'  Nach  6au3b'  „DiaquisitioneH". 

*  Wie  im  I.  Band  geben  wir  hinter  dem  Summenzeichen  8  nur  das  erste 
Glied  der  Summe  an.  Die  übrigen  Glieder  gehen  auB  ihm  durch  cjktische 
Vertauschmig  von  x,  y,  x  hervor.     Vgl.  I  S.  ITS. 


Pdr,yGOOgIe 


16  Erster  AbschnUl:   Das  Bogcnelement  der  Fläeke. 

Die  FtmdameiitalgrösseD  erster  Ordnung  E,  F,  G  haben  eine 
wichtige  Eigenschaft:  Sie  ändern  sich  nicht,  wenn  die  starr  gedachte 
Fläche  einer  Bewegung  (I  S.  147)  unterworfen  wird.  Man  kann 
dies  rein  begrifflich  daraus  schliessen,  dass  dt*  als  Quadrat  der 
Entfernung  zweier  Funkte  bei  der  Bewegung  ungeäodert  bleibt  Ks 
soll  aber  auch  durch  die  Rechnung  bestätigt  werden:  Die  Bewegung 
führe  den  Punkt  {x-,  y,  z)  oder  («,  v)  der  Fläche  (3)  in  den  Punkt 
(i,  y,  5}  über.    Dann  ist  nach  den  Formeln  I  {A) '  des  ersten  Bandes : ' 

i  =  «,1  +  «gl/  +  «31  +  0, 
y^ß^x  +  ß^y  +  ß^z^b, 
z=  yix+  y^y+  r^z  +  c, 

wobei  die  a^,  ßp  y^  die  in  jener  Tafel  angegebenen  Relationen  er- 
füllen. Infolge  dieser  drei  Formeln  und  infolge  von  (3)  sind  die 
Ooordinaten  x,  y,  z  der  Funkte  der  Fläche  in  ihrer  neuen  Lage 
ebenfalls  Functionen  der  beiden  Parameter  «  und  v,  und  für  diese 
Functionen  ist: 

u.  B.  w.,  sodass  nach  I  (C)  sofort  folgt: 

u,  B.  w.,  d.  h.  nach  (7): 

E=  E,      f=F,      0=  G, 
wenn  E,  f,  0  die  Fundamentalgrössen   der  Fläche  in  ihrer  neuen 
Lage  bedeuten.     Daher: 

Sats  6:  Die  Fundamentalgrössen  erster  Ordnung  einer 
Fläche  bleiben  bei  Ausführung  einer  Bewegung  unge- 
ändert 

Ganz  anders  verhält  es  sich,  wenn  man  auf  der  Fläche  neue 
krummlinige  Coordinaten  ü,  r  einftlhi-t  Setzen  wir  nämlich  wie 
auf  S.  7 

(10)  «  =  i(ö.i-),     «  =  /iCfi,f), 

'  Die  Formeln  der  Tafeln  im  Anhang  zum  ersten  Band  werden  wir  immer 
duTch  die  römische  ZiSer,  der  betreffenden  Tafel  und  den  Buchatubeii  der 
Fonnclbezeichnung  eitleren. 

'  Nach  I  S.  148  haben  wir  in  jenen  Formeln  x,  y,  ^  mit  J,  y,  ^  za  \%t- 
taaBchen,  da  jetzt  x,  y,  x  die  Coordioaten  des  ursprün glichen  Punktes  be- 
deuten. 


Pdr,yGOOgIe 


Die  FimdamefUalgrSiiaen  erster  Ordnung  auf  einer  Fläche.    17 


80  werden  x,  y,  z  nach  (3)  Functlouen  von  ü,  fi,  and  ea  wird; 

dx  _   dx    ai         Sa;  ^^  8x^  _  ^*   A.''    j.  1^    ^ ^L 


u.  8.  w.    Nun  seien  '£!,  F,  0  die  auf  die  neuen  Parameter  bezüg- 
lichen FnndamentalgrÖBsen  der  Fläche;  eo  aei  also  entsprechend  (7): 


Wie  man  sieht,  ergiebt  sich  aus  den  vorhergebenden  Formekt: 

Ähnlich  drücken  sich  J^  und  (?  ans.    Ersetzen  wir  dann  die  Summen 
nach  (7)  durch  ihre  Zeichen  E,  F,  G,  so  finden  wir: 


Hierin  sind  rechts  die  Functionen  £,  F,  G  von  «  und  v  mit  Hülfe 
der  Formeln  (10)  in  ü  und  f>  anszadrUcken.  Das  Quadrat  dea  Bogen- 
elementes  hat  alsdann  statt  der  Form  (8)  in  der  neuen  Parameter- 
darstelluDg  die  Form: 

(12)  ds*  =  edü'  +  2Fdüdv+  Qdv*. 

Die  Formeln  (11)  zeigen,  wie  die  Fundamentalgrössen  erster 
Ordnang  thatsächlich  neue-  Formen  bei  Einfilhmng  neuer  Para^ 
meter  ü,  s  annehmen.  — 

Ist  die  Fläche  (3)  reell  und  gehören  zu  den  reellen  Werten 
der  Parameter  u,  v  die  reellen  Punkte  der  Fläche,  so  sind  die 
Fundamentalgrössen  E  und  G  nach  (7)  reell  und  positiv,  während 
F  zwar  reell  ist,  aber  auch  negativ  sein  kann. 

Häufig  wird  auch  die  Grösse 

(13)  J)  =  fEG  -I* 
gebraucht.    Der  Eadicand 

.<.=^.-^.=s(i;)'8(--)'-(sf:i^)- 

D,s™d=,Google 


18  Erster  Abachnüt:   Da»  Bogmelemmt  der  Fläche. 

lässt  sich  so  amformen  (vgl.  ädid.  I  S.  146): 

ti4J   ■"  -[eu   dv       du   e»j^[du    dr       du   dt )  ^ 

Idx     By         dy_    dxy 

'^\du~ev~         Bu     6v}' 

Bei  reellen  Flächen  mit  reeller  ParameterdarstelluDg  ist  also  H' 
stets  positiv,  sodass  wir  festsetzen  dUrfen,  7)  bedeute  alsdann  die 
positive  Quadratwurzel  aus  dem  Ausdruck  (14).  D  kann 
dann  übrigens  auch  nicht  für  aUe  reellen  Funkte  gleich  Null  sein, 
weil  sonst  nach  (14)  die  drei  Functionaldeterminanten  von  je  zweien 
der  Grössen  x,  y,  z  hiusichtlich  u  und  v  gleich  Null  wären,  was 
nach  Satz  55,  I  S,  83,  und  nach  Satz  1,  S.  5,  unstatthaft  ist  Für 
imaginäre  Flächen  jedoch  ist  dieser  Schluss  nicht  bindend. 

E^s  giebt  thatsächlich  imaginäre  Flächen,  auf  denen  S  überall 
gleich  Null  ist  Wir  werden  bald,  auf  S.  29,  erkennen,  was  für 
Flächen  dies  sind. 

Sehr  oft  wird  in  den  Formeln  die  Grösse  J)  als  Nenner  vor- 
kommen, was  zur  Folge  hat,  dass  viele  Sätze  der  allgemeinen 
Flächentheorie  fUr  jene  besonderen  Flächen  nicht  gelten  oder  wenig- 
stens nur  mit  Vorsicht  anzuwenden  sind.  Dasselbe  gilt  bei  be- 
liebigen Flächen  für  diejenigen  Punkte  auf  ihnen,  in  denen  D  =  Q 
ist  Daher  werden  wir  häufig  den  Fall  D  =  Q  ausdrücklich  auszu- 
schliessen  haben. 

Noch  sei  angemerkt,  dass  mit  E,  F,  G  natürlich  auch  die 
Fanction  ß  von  H,  F,  G  bei  allen  Bewegungen  ungeändert 
bleibt 

Liegt  die  Fläche  in  der  Form  vor: 

so  hat  D  nach  (9)  und  (13)  den  Wert:' 


(15)  *-Vl +?'  +  }'. 

1.  Beispiel:    Bei    der   Kugel    um    deu    AnfaDgspimkt    mit  ßadiu 
{Tgl.  (6)  auf  S.  S): 

ist: 

i"'  =  »■',        F  =  (i,        0  =  r'  cos'  M ,        D  =  r*  cos  u 

uud  das  Quadrat  des  Bogenelemeotea  also: 

rfsi  =  r'Ju'+ r'coH'Mrfr". 

2.  Beispiel:    Ist  u  die  Bogenlänge  einer  Curve: 

£  =  »(«),      i)-jrC«).      a  =  v("). 


Pdr,yGOOgIe 


§  3.    Tangenimebenßn  einer  Fläche. 


ao  hat  derjenige  Punkt  der  Tangent«  der  Stelle  («),  dessen  Abstand  vom  Be- 
rilhnuiggpuiikt  gleich  v  ist,  die  Coordinaten: 

'wobei  tt  =  if'(u),  ^  — jr'(w),  f  =  V''(")  die  RichtungBcoBinua  der  Taugente  sind. 
I>i«  Gleicbnngen  (16)  siod  also,  wenn  u  und  v  als  Parameter  aufgefasst  werden, 
die  der  Tangentenfläche  der  Curve  (vgl.  1.  Beispiel  S.  10  u.  I  S.  262,  For- 
meln (4)).     Hier  ist  nacb  III  (0): 

wenn  l,  m,  n  die  Riclitangscosinua  der  HauptnonnaJe,  r  den  Krümmungsradius 
der  Oratlinie  bedeuten.     Ferner: 


sodass  nach  II  (J): 


d«'  =  (l  -!-  -j-jdu'  +  2dudv  +  dv* 
ist     Dies  steht  in  Einklang  mit  Formel  (6)  in  I  S.  26S. 

§  3.    Tangentenebenen  einer  Fläche. 

FUi  den  Fall,  dass  eine  Fläche  durch  eine  Gleicbimg  zwischen 
■^1  y>  ^  gegeben  ist: 

haben  wir  in  I  S.  230  den  Begriff  und  den  analytischen  Ausdruck 
ihrer  Tangentenebenen  aufgestellt    Wir  wollen  jetzt  für  den  Fall, 
dass  die  Fläche  mittels  zweier  Parameter  u  und  «  in  der  Form: 
(1)  X  =  (p{u,  v),       y  =  y(«,  «},       z  =  tl>{u,  v) 

vorgelegt  ist,  ihre  Tangentenebenen  bestimmen. 

Gehen,  wir  von  dem  Punkte  {u,  v)  der  Fläche  zu  einem  unend- 
lich benachbarten  Punkte  (w  +  du,  v  +  dv)  über,  so  wachsen  t,  y,  z 
um  die  DifFerenziale : 

dx=  -^du  -\-  ^-dv,     dy=^  .^du  +  -^dv,     dz  =  ^-du  +  ^dv. 

ou  Ov  "^       öl*  OD  au  a  V 

Die  Coordinaten  wachsen  also  proportional  den   endlichen  Grössen 
(2) 


du  ~  Sv    du  du 


,d,GoogIe 


Erster  Abschnitt:   Dtu  Bogatdement  der  Fläche. 


Daher  hat  die  Gerade  Tom  Punkte  (k,  v)  znm  Punkte  {u  -^  du, 
V  ■\-  dv)  in  den  laufenden  Coordinatea  j,  5,  j  die  Gleichungen: 


=  .+ 


9  =  ^+fö  +  lf|j) 


ä  =  ^  + 


I  ^  äp    du) 


mit  dem  Parameter  (,  Ist  (k,  t>)  ein  ganz  bestimmt  gewählter  Ponkt 
der  Fläche,  so  haben  hierin  die  Gröaaen  x,  y,  z  und  ihre  Ableitungen 
nach  u  und  v  bestimmte  Werte.  Ausser  t  ist  also  recht«  nur  noch 
dv.du  yeränderlicL  Je  nachdem  wir  dies  Verhältnis  der  Incre- 
mente  von  u  und  v  wählen,  erhalten  wir  verschiedene  Geraden  (3) 
vom  Punkte  (u,  v)  aus  nach  unendlich  benachbarten  Punkten  der 
Fläche.  Nach  I  S.  232  sind  diese  ao^  Geraden  die  Tangenten 
des  Punktes  (t(,  t>)  der  Fläche.    Setzen  wir 


so  geben  also  die  Gleichungen: 

£  =  *  +  -) 


(4) 


^=y^Vu'^'^^ 


3  =  ^  +  1 


r'  +  ^ 


wenn  in  ihnen  t  und  t  beliebig  gelassen  werden,  alle  oo' 
Punkte  (5,  9,  j)  aller  00'  Tangenten  der  Stelle  {w,  v)  oder  [x,  y,  2). 
Da  die  Elimination  von  t  und  r  aus  diesen  drei  Gleichungen  die 
in  y,  5,  j  lineare  Gleichung 

I  dx 


liefert,  so  folgt,  dass  die  oo^  Tangenten  des  Flächenpanktes  (u,  v) 
eine  Ebene  erzeugen.  Wir  haben  also  hiermit  auf  anderem  Wege 
als  in  I  S.  232  nachgewiesen,  dass  die  Tangenten  eines  Flächen- 
punktes im  allgemeinen  eine  Ebene,   die  Tangentenebene  oder 


Pd.yGoogIe 


f  3.    Tangetttenebenea  einer  Fläeke. 


21 


Tangentialebene  des  Punktes  (u,  v)  bilden,  von  der  man  sagt, 
dass  sie  die  Fläche  in  dem  betreffenden  Funkt  berührt  Man  er- 
kennt nnn,  dass  der  obige  Schluss  nur  dann  gilt,  wenn  far  den  be-  - 
trachteten  Funkt  (t,  y,  z]  weder  die  drei  ersten  partiellen  Ab- 
leittmgen  der  Coordinaten  nach  u  noch  die  nach  v  gleich  Null  sind. 
Denn  wenn  fUr  den  betrachteten  Punkt  zunächst  nur: 


dv  ■ 


öj,  . 


-  =  0 


-dudv  + 


öf» 


+  • 


ist,  so  giabt  die  Reihenentwickelung: 

und  dieselbe  Formel  gilt,  wenn  x  durch  y  oder  z  ersetzt  wird, 
Da  du*  and  dudv  von  höherer  Ordnung  unendlich  klein  als  du 
sind,  Bo  hat  man  dann  anzunehmen,  dass  dv*  son  derselben  Ord- 
nung wie  du  ist,  sodass  bleibt: 


dt. 


r  +  H 


Jetzt  sind   die  GMeichungeo   der  Tangeute,  die  zu  einem  endlichen 
Werte  k  von  {dv)*:du  gehört,  diese: 


1-'+-, 


'+*! 


mit  dem  Parameter  t    Da  die  Gleichungen  in  t  und  k  t  linear  sind, 
so  erMlen  die  Tangenten  auch  jetzt  noch  eine  Ebene: 


E-i 

1^ 

S-y 

du 

0 

-( 

%-' 

Wenn  nun  aber  für  den 

betrachteten  Pa 

also  auch 

4f- 

".  fe 

da 

=  0, 

lü. - 

0, 

,d,Google 


Erater  AbachniU:   Das  BogeneiemerU  der  Flä^. 


ist,  so  kommt  zunächst: 

'ou  euov  'or' 

und  diese  Formel  gilt  auch,  wean  x  durch  y  oder  z  ersetzt  wird. 
Geben  wir  du  and  dv  unendlich  kleine  Werte  von  derselben  Ord- 
nung, so  können  wir  uns  auf  die  Glieder  besdiränken: 

Die  zugehörige  Tangente  bat  daher,  wenn 


gesetzt  wird,  die  Gleichungen  in  den  laufenden  Goordinaten  £,  t),  g: 


!  =  '  +  (i^  +  jr?;'  +  ta'^*')'. 


.i>. 


a- 


mit  dem  Parameter  t  Geben  wir  k  alle  beliebigen  Werte,  so  stellen 
diese  Gleichungen  mittels  der  beiden  Parameter  t  und  k  die  Fläche 
dar,  die  von  allen  Tangenten  des  Punktes  (x,  y,  z)  gebildet  wird. 
Die  Elimination  von  t  and  h  liefert  die  in  ;  —  x,  Q  —  ^,  J  —  z 
homogene  quadratische  Gleichung: 


4  ^-y 


die  einen  Eegel  zweiter  Ordnung  mit  der  Spitze  (x,  y,  z)  bedeutet. 
In  dem  vorliegenden  Falle  heisst  daher  der  Punkt  (x,y,  z)  eingnlär 
(TgL  Satz  32,  I  8.  231).  Dadurch,  dass  auch  höhere  Ableitungen 
von  X,  y,  z  nach  u  nnd  v  gleich  Null  werden  können,  was  wir  soeben 
stillschweigend  ausgeschlossen  hatten,  können  übrigens  noch  stärkere 
Singularitäten  eintreten:  Der  Tangentenkegel  kann  von  höherer  als 
zweiter  Ordnung  werden.    Hierauf  gehen  wir  jedoch  nicht  ein. 

Wenn  die  ersteo  Ableitungen  von  x,  y,  z,  nach  dem  einen  Para- 
meter, nicht  aber  auch  die  nach  dem  anderen  gleich  Null  sind,  so 
kommt  dem  Punkte  (x,y,z)  zwi^  naph  Obigem  eine  Tangentenebene 
zu.     Jedoch  hat  ihre  Gleichung  nicht  die  Form  (5).     Allgemeine 


>,  Google 


Tanff^iienebm&i  «wer  Fläehe. 


BetrachtuDgeD,  bei  denen  die  Form  (5)  benutzt  wird,  sind  also  nicht 
ohne  weiteres  auf  solche  Pankte  anwendbar. 

Wir  setzen  deshalb  fest;  Ein  Punkt  (r,  y,  z)  der  Fläche  soll 
auch  dann  singulär  heissen,  wenn  für  ihn  die  ersten  Äblei- 
tangen  nach  einem  der  beiden  Parameter  alle  drei  gleich 
Null  sind.     Von  solchen  Funkten  sehen  wir  grundsätzlich  ab,  und  ^ 

wir  brauchen  dies  deshalb  später  nicht  mehr  immer  zu  erwähnen. 
Bemerkt  sei  nur  nochmals:  Die  Tangenten  der  Fläche  verhalten  sich 
au  einer  solchen  singulären  Stelle  nur  dann  singulär,  wenn  die  Ab- 
leitungen von  X,  y,  z  nach  beiden  Parametern  gleich  Null  sind.  Die 
sonstigen  singnlären  Punkte  sind,  kann  man  sagen,  nur  in  Hinsicht 
auf  das  gerade  benutzte  Parametersjstem  singulär.  Denn  man 
kann  durch  Einföhrnng  neuer  Parameter  leicht  ihre  Singularität 
vernichten. 

Nicht-singuläre  Punkte  heissen  regulär.  Punkte  all- 
gemeiner Lage  sind  r^ulär. 

Beispiel:  Ein  Kieia  drehe  sich  tun  eine  Secaute.  Dadurch  entsteht  eine 
KingflKche,  die  in  Hiren  Schnittpunkten  mit  dec  Secante  singulKr  ist,  weil 
dort  die  Tangenten  des  Kreises  Rotationakegel  beschreiben. 

Wir  kehren  zur  Betrachtung  der  Fläche  an  einer  regulären 
Stelle  {x,  y,  z)  zurück.  Dort  ist  (5)  die  Gleichnng  der  Tangenten- 
ebene. 

Ordnen  wir  sie  nach  den  laufenden  Coordinaten  £,  ^,  },  so  hat 
sie  die  Form: 

Ä^  +  Bri  +  Ci^ß, 

worin  A,  B,  C,  D  nach  (5)  Functionen  von  x,  y,  z;  x^,  y^,  z^;  x^,  y^,  z^, 
d.  h.  nach  (1)  Functionen  von  u  und  v  sind.  Die  CoefRcienten  der 
allgemeinen  G-leichnng  einer  Taügentenebene  enthalten  also  zwei 
willktlrliche  Parameter  u  und  v,  sodass  wir  sagen  können;  Eine 
Fläche  hat  hSchstens  oo'  Tangentenebenen.  Aber  sie  kann 
auch  weniger  haben,  denn  eine  abwickelbare  Fläche'  hat  Ja  nur 
oo'  Tangentenebenen  {vgl.  z,  B.  Satz  15,  I  S.  293). 

Dies  führt  uns  zu  einer  umgekehrten  Fragestellung:  Es  sei  eine 
stetige  Schar  von  unendlich  vielen  Ebenen  gegeben.  Es  wird  dann 
gefragt,  ob  es  eine  Fläche  giebt,  die  alle  diese  Ebenen  berührt. 

Da  die  Schar  der  Ebenen  höchstens   von   zwei   willkürlichen 
GröBsen  u  und  v  abhängen  darf,  so  wird  sie  durch  eine  Gleichung 
von  der  Form  zu  geben  sein: 
(6)  A{u,  v)i^  B[u,  v)Xi  +  C{u,  v)i,  =  D(u,  v).    ,  . 

D,gH,zed.yGOOgIe 


24  Erster  AbsckniU:   Da»  Bogeneiement  der  Fläche. 


Wenn  nun  von  den  drei  Verhältnisseo  der  vier  Grössen 
A,  B,  C,  B  zwei  von  einander  unabhängige  Functionen  von  u  und  v 
Bind,  Bo  enthält  die  Schar  (6)  sicher  co*  Ebenen.  AndemfaÜB  liegen 
nor  oo'  Ebenen  ¥0r,  und  wir  wissen,  dass  oo'  Ebenen  die  Tangenten- 
ebenen  einer  abwickelbaren  FUlche  sind,  vgl.  §  5,  I  S.  289  n.  f.  X>a 
dieser  Fall  schon  erledigt  ist,  setzen  wir  voraus,  dass  zwei  der  Ver- 
hältnisse der  OrÖsaen  Ä,  B,  C,  L  von  einander  unabhängig  seien. 

Sollen  nun  die  co'  Ebenen  (6)  die  Tangentenebenen  einer  Fläche 
sein,  so  muss  jede  der  Ebenen  einen  Funkt  (x,  y,  z)  der  fraglichen 
Fläche  enthalt«n.  Da  eine  Ebene  aus  der  Schar  (6)  durch  Angabe 
der  Werte  von  k  und  w  charakterisiert  wird,  so  werden  die  Werte 
X,  y,  X  auch  Functionen  von  u  und  o  sein.  Wären  sie  bekannt,  so 
läge  die  Fläche  in  Parameterdarstellung  vor.  Nun  ist  zn  fordern, 
daes  die  zum  Wertepaar  u,  v  gehSrige  Ebene  (6)  alle  Tangenten  (4) 
des  Punktes  {x,y,  z)  enthalte,  d.  h.  dass' 

sei  fär  aUe  Werte  von  u,  t>  und  Ton  t,  r,  also  einzeln: 
S  ^ :c  =  i),      S  ^*„  =  0,      S ^3-,  =  0. 

Ba  die  erste  Oleichung   die  darch  Differentiation  nach  u  oder  v 
heiTorgehenden  Gleichungen: 

^A^x-\-ZAx^  =  J}^,      S<«4-S^i„  =  2», 
naeh  sich  ziehen  würde,  so  lassen  sich  die  zweite  und  dritte  Gleichung 
ersetzen  durch: 

ZA^x  =  I)^,       %A^x  =  I>^. 

Mithin  finden  unsere  Forderungen  in  den  drei  Bedingungen 
(7)  %Ax  =  I},       %A^x  =  2)^,       SA^x  =  D^ 

für  x,y,z  ihren  Tollständigen  Ausdruck. 

Die  Discussion  dieser  Bedingungen  teilt  man  zweckmässig  in 
zwei  Fälle:  Da  von  den  Verhältnissen  von  A,  B,  C,  B  zwei  von  ein- 
ander unabhängig  sind,  so  scheiden  wir  so:  Entweder  sind  die 
Verhältnisse  von  A,  B,  C  allein  (ohne  B)  von  einander  abhängig 
oder  nicht. 

Im  ersten  Fall  sind  A,  B,  C,  abgesehen  von  einem  gemeinsamen 
Factor,  von  einander  abhängig.  Da  wir  den  gemeinsamen  Factor 
durch  Division  entfernen  können,  so  können  wir  dann  annehmen. 


*  Das  Summeiizeicheii  bezieht  eich  hier  natilrlicb  auch  auf  cjklische  Ver' 
tansohnng  von  Ä,  B,  C. 


§  3.    Tangentennehenen  einer  Fläche.  26 

dass  J,  B,  C  alle  drei  Fanctionen  einer  Fonction  m{u,  v)  seien,  so- 
dass die  Gleichung  (6)  so  lantet: 

A{fi>)l  +  5(ü>)^  +  CH  j  =  D{u,  V). 

AlsdaDn  darf  aber  J>  nicht  eine  Function  von  a  allein  sein.  Die 
Bedingungen  (7)  sind  hier: 

Die  beiden  letzten  Gleichungen  widersprechen  einander,  da  die 
Functionaldeteiminantd  von  m  und  D  von  Null  verschieden  ist.  Es 
giebt  also  hier  keine  Lösung  unserer  Aufgabe.  Im  vorliegenden 
Falle  sind  ^le  oo'  Ebenen  der  gegebenen  Schar  den  Ebenen 

durch  den  Anfangspunkt  parallel.  Diese  letzteren  sind  aber  nur 
ao^  Ebenen,  die  also  einen  Kegel  umhüllen. 

In  dem  anderen  Falle,   dass  die  Verhältnisse  von  A,  B  und  C 
allein  von  einander  unabhängig  sind,  gilt  dies  auch  von  den  Yer- 
bältnissen  der  CoeMcienten  von  j,  9,  j,  sobald  wir  die  Gleichung  (6) 
durch  Division  mit  S  auf  die  Form 
<8)  y(S  +  Ä^  +  Cs=l 

gebracht   haben.      Diese   Beduction   ist   übrigens    unmiiglich,    wenn 
D  ^ü  ist,  d.  h.  alle  00*  Ebenen  die  Ebenen  durch  den  Anfangspunkt 
sind.    Jetzt  haben  die  Gleichungen  (7)  die  Form: 
(9)  SAx=\,      S^„*==0,      Sv4,T  =  0. 

Ihre  Determinante  hinsichtlich  x,y,z  ist,  wie  man  durch  Aus- 
rechnung sieht,  ^eich  der  Funtionaldeterminante  von  Ä :  C  und  B :  C 
(vgl.  I  S.  81),  muItipHciert  mit  C.  Wäre  sie  gleich  Null,  so  wäre 
entweder  C  =  f>,  was  wir  aber  dadurch  ausschliessen  können,  dass 
wir  die  Goordinaten  vertanschen,  denn  zwei  der  drei  Grössen  A,  B,  C 
sind  ja  von  Null  verschieden,  oder  aber  es  wären  A :  C  und  B :  C  gegen 
düe  VorausBetzung  von  einander  abhängig,  nach  Satz  54,  I  S.  82. 
Also  sind  die  Gleichungen  (9)  nach  x,  y,  z  auflösbar. 

Sind  zwei  der  Functionen  x,  y,  z  von  u  und  v,  die  eich  aus  (9) 
eigeben,  von  einander  unabhängig,  so  stellen  die  Auflösungen  eine 
Fläche  in  den  laufenden  Coordinaten  x,y,z,  ausgedrückt  mittels 
der  Parameter  u  und  v,  dar,  und  die  00'  g^ebenen  Ebenen  sind 
ihre  Tangentenebenen.  Wenn  dagegen  die  drei  Lösungen  x,  y,  z  von 
einander  abhängige  Functionen  von  u  und  v  sind,  so  stellen  sie  eine 


Pd.yGoogIe 


Erater  Abschnitt:   Das  BogeneUmenä  der  Fläche. 


Cnrve  dar  (vgl.  S.  4),  die  vou  den  oo*  gegebenen  Ebenen  berührt 
wird.  Sind  endlich  die  drei  Lösungen  x,  y,  z  ConstÄnten,  so  ergeben 
sie  einen  Punkt,  diirch  den  alle  oo*  gegebenen  Flächen  hindurch- 
gehen.    Das  Gleiche  liefert  der  Fall  _D  =  0. 

Unser  Ergebnis  ist  somit,  wenn  wir  in  dem  zweiten  Hanptfall 
wieder  von  der  speciellen  Form  (8)  zur  allgemeinen  (6)  zurück- 
kehren : 

SatE  7:  Liegt  eine  Schar  yon  oo' Ebenen  in  den  laufen- 
den Coordinaten  f,  ^,  j  vor: 

A{u,  v)i  +  £(u,  v)\)  +  C{u,  v)i  =  D{u,  v), 

ausgedruckt  mittels  zweier  Parameter  u  und  u,  ao  giebt  es 
dann  und  nur  dann  eine  Fläche,  die  alle  diese  Ebenen 
berührt,  wenn  die  Auflösung  der  drei  Gleichungen: 

Ax    +  £tf    +  Cz   =:J)  , 

A,x  +  B^y+C^i  =  J)^ 

nach  X,  y,  z  möglich  ist,  und  zwar  stellen  die  Lösungen 
die  Fläche  in  den  laufenden  Coordinaten  x,  y,  z,  ausge- 
drückt mittels  der  Parameter  u  und  v,  dar.  Diese  Fläche 
reduciert  sich  auf  eine  Curve,  wenn  die  Lösungen  x,  y,  z 
von  einander  abhängige  Functionen  von  u  und  v  sind,  und 
auf  einen  Punkt,  wenn  die  Lösungen  Conatanten  sind. 

Ist  die  Auflösung  der  Gleichungen  unmöglich,  so 
sind  alle  oo'  Flächen  den  Tangentenebeuen  eines  Kegels 
parallel. 

Da  parallele  Ebenen  in  der  Äaffassung  der  projectiveu  Geo- 
metrie (vgl.  I  S.  327  Anm.  u.  I  S.  339)  eine  unendlich  ferne  Gerade 
gemein  haben,  so  ist  deir  letzte  Fall  der,  dass  je  co^  Ebenen  der 
Schar  eine  (gerade  im  ünendlichfemen  gemein  haben,  sodass  es  in  der 
unendlich  fernen  Ebene  eine  Curve  giebt,  die  von  den  oo*  Ebenen 
berührt  wird,  nämlich  die  Schnittcurve  des  erwähnten  Kegels  mit 
der  unendlich  fernen  Ebene.  Reduciert  sich  der  Eegel  auf  eine 
Gerade,  so  reduciert  sich  die  unendlich  ferne  Curve  auf  einen 
Punkt 

Das  Hauptergebnis  unserer  Betrachtungen  ist  dies:  Eine 
Schar  von  cn*  Ebenen  umhüllt  im  allgemeinen  eine  Fläche. 
(Vgl.  I  S.  140.) 


Pd.yGoogIe 


>  4.     Forlaebreüungurichiungen  von  einem  Flächer^ttnkie  mw.     27 


§  4.   FoiischreitungsricMungen  von  einem  Flachenpunkte  aus. 

Wir  kehren  zur  Betrachtung  der  Tangentenebenen  einer  ge- 
gebenen Fläche: 

(1)  x  =  ^[u,v),      y=x{u,v),      z  =  v(«.  ") 
zurück,  deren  Bogenelement  da  durch  die  Formel: 

(2)  d»*  =  Edv}-\-2Fdudv\-  Gdv' 

ausgedrückt  sei.  Wir  haben  geeehen,  dasa  die  Tangentenebene  des 
Fläcbenpunktes  (u,  v)  in  den  laufenden  Goordinaten  i,  9,  j  die 
Gleichang  hat  (vgl  (6),  S.  20): 

£  -  ■»;    ^u  ^,\ 

9-y  ?u  y,   "''• 


Die  Gerade,  die  im  BerUhningspunkt  (u,  v)  anf  der  Tangenten* 
ebene  senkrecht  ateht,  heisst  die  Normale  der  Fläche  im  Funkte 
(u,  v).    Ihre  KLchtungscoBinuB  sind  nach  (3)  den  drei  Grössen: 


proportional.      Da   die   Summe   der   Quadrate   dieser  drei  Grössen 
nach  (14),  S.  18,  gleich  ß*  oder  JEG  -  F*  ist,  so  sind: 


die  Bichtungscosinus  X,  Y,  Z  der  Normalen.  Dadurch,  dass 
wir  J>  und  nicht  — 1>  geschrieben  haben,  ist  der  Normale  im  Fall 
eines  reellen  Fläcbenpunktes  mit  reellen  Param^terwerten  ein  posi- 
tiver Sinn  beigelegt  worden. 

Wir  merken  hier  einige  öfters  anzuwendende  Formeln  an.    Zu- 
nächst ist  angenscheinlicb: 

SJ'=1,     SJX„  =  0,     sxi;  =  o, 

femer: 

(5)  SX;f„  =  0,        ^Xx^~0. 

Ferner  ist  nach  (4): 

D,„i,z,dr,  Google 


26  Mvter  Abschnitt:   Das  Bogeneiemxnt  der  Fläche. 


"Wenn   wir   in   der   groBBen    Klammer   x*x^   addieren   und    sabtra- 
hierea,  so  kommt  nach  (7),  S.  15: 

y^.-gy.-^'-;/''- 

Analog  ergiebt  aich  Überhaupt  die  Reihe  von  Formeln: 

Ex,  -  fx.  y  „  Fx,.  -  Ox, 


(6)      ]    Zx^  -Xz^ 


-  Fx. 


I  T  V  Ji%,  ~-   f  Am  -V-  V  ^  *r  —    "  '*'" 

1     Xy,  -  r», g ,        Xy,  -  Yx, ^-    -■ 

Auch  folgt; 

\'.     ',     ^\ 

\'.  ',    ^\ 

wenn  man  die  Determinante  nach  der  letzten  B«ihe  entwickelt  und 
die  Werte  (4)  benutzt 

Die  Formeln  (4)  fOr  die  BichtungBCOBinus  der  Flacheanormale 
enthalten  D  im  Nenner  und  sind  daher  nicht  brauchbar,  wenn  ß 
gleich  Mull  ist    Ist  dies  in  einem  Flächenpunkte  (u,  v)  der  Fall,  so 
hat  dort  die  Tangentenebene  (3)  eine  solche  Gleichung: 
4(E-r)  +  5ft-,)  +  CÖ-2).0, 

in  der  ^4'  +  5*  +  C*  =  0  iBt  Die  Normale  zu  dieser  Ebene  hat 
keine  BichtungscoBinua  und  ist  daher  eine  Minimalgerade  (vgl. 
I  3.  142).  Nach  Satz  48,  I  S.  339,  ist  die  Tangentenebene  folglich 
zugleich  Tangentenebene  des  Kegels  von  Minimalgeraden,  die  durch 
den  betrachteten  Flächenpunkt  gehen,  d.  h.  der  Nullkugel  des 
PnnkteB.  Die  Fläche  wird  also  in  denjenigen  Fonkten,  in  denen 
i>  =  0  ist  ^011  den  zugehörigen  Nullkugeln  berührt 

Fragen  wir  nach  denjenigen  Flächen,  anf  denen  Überall  B  =  ü 
ist  Sie  müssen  überall  von  den  zugehörigen  Nullkugeln  berührt 
werden.  Da  nun  alle  Nullkngeln  durch  Schiebung  aus  dem  Kegel 
der  Minimalgeraden  durch  den  Anfangspunkt  hervorgehen  (vgl.  I 
S.  336),  so  sind  die  Tangentenebenen  aller  NuUkugeln  den  Tangenten- 
ebenen dicBeB  einen  Kegels  paralleL  Nach  dem  letzten  Absatz  des 
SatzeB  1,  S.  26,  giebt  es  keine  Fläche,  die  alle  diese  Tangenten- 
ebenen berührt  Hieraus  folgt,  dass  eine  Fläche,  auf  der  überall 
i>  =  ü  ist,  nur  oo'  Tangentenebenen  hat,  die  zugleich  Tangenten- 


Pdr,yGOOgIe 


§.  4.     Fortsokreitwngsrichiangen  von  einem  Fläche^nmlde  ctus.     29 

ebenen  von  Nullkugela  sind.  Nach  Satz  15, 1  S.  293,  ist  die  Fläche 
mithin  eine  abwickelbare  Fl&che.  Ihre  Gratlinie  wird  Überall  von 
der  zugehörigen  ?4ullkugel  berührt  and  ist  daher  eine  Minimal- 
curve.  Die  GraÜinie  kann  sich  auf  einen  Funkt  reducieren,  dann 
ist  die  Fläche  selbst  eine  Nullkugel;  inebeeondere  gehören  auch  die 
Cylinder  von  Minimalgeraden  hierzu.    Also  haben  wir  gefunden: 

Satz  8:  Die  G-rösse  D*  =  EG-F*  ist  nur  an  solchen 
Stellen  einer  Fläche  gleich  Null,  in  denen  die  Fläche  von 
der  lagehörigen  Nullkugel  berührt  wird. 

Satz  9:  Die  Flächen,  auf  denen  Überall  J)'  =  EG-t" 
gleich  Null  ist,  sind  die  Tangentenflächen  der  Minimal- 
curven,  insbesondere  die  Nullkugeln  und  die  Gjlinder  von 
Minimalgeraden. 

Daaa  bei  der  Kugel  auf  S.  18  die  Grösse  D  in  den  Polen 
{u  =  ±^n)  gleich  Null  ist,  giebt  deshalb  nicht  2n  einer  Folgerung 
im  Sinne  des  Satzes  8  Änlass,  weil  diese  Pole  bei  der  gewählten 
Parameterdarstellung  nach  S.  6  überhaupt  auszuBchliessen  sind. 

Nebenbei  sei  bemerk^  dass  D  —  0  die  Bedingung  dafür  ist, 
dass  das  Quadrat  des  Bogenelementes  ^s  vollständiges  Quadrat 
(y^du  +  ycdo)    geschrieben  werden  kann.  — 

Nach  dieser  Einschaltung  kehren  wir  zur  allgemeine  Betrach- 
tung zurück. 

Auf  der  gegebenen  Fläche  (1)  lassen  wir  den  Punkt  (u,  v)  sich 
dadurch  bewegen,  dass  vrir  nnr  u  ändern,  während  v  seinen  Wert 
behalten  soll.  Dann  beschreibt  der  Punkt  eine  Parameterlinie  (v). 
Die  Richtungscosinus  ihrer  Tangente  sind  proportional  den  Ab- 
leitungen x^,  y^,  Zy  von  X,  y,  z  nach  u.  Da  die  Summe  der  Quadrate 
dieser  Ableitungen  gleich  E  ist  —  nach  (7),  S.  15  — ,  so  sind 

'*'  yi'-'      y#^-       ys-- 

die  Kichtungscosinns  selbst.  Ebenso  hat  die  Tangente  der  durch 
den  Punkt  (u,  d)  gehenden  Parameterlinie  (u)  dort  die  Bichtungs- 
coeinus : 

_i_  _i_  1 

(9)  yli^"'         i/ff"^"'         V^"^"" 

Wir  nennen  im  reellen  Fall  diejenigen  Richtungen  der  Tan- 
genten positiv,  für  deren  Cosinus  die  Quadratwurzeln  aus  den 
positiven  Grössen  2  und  G  positiv  sind,  d.  b.  diejenigen  Rieh' 
t«ngen,  längs  deren  u  bez.  v  zunimmt.    (Vgl  I  S.  168). 


PdsyCoogle 


30 


Erster  Abschnitt:   Das  Bogendement  der  Fläche. 


Erinnern  wir  uns  daran,  dass  die  Linien  (v)  und  (u)  na^h  S.  9 
die  natürliche  Verallgemeinerung  der  Geraden  y  =  Const.  luod 
X  =  Const  in  der  ary-Ebene  sind, 
30  liegt  es  im  reellen  Fall  nahe, 
in  der  Tangentenebflne  diejenige 
Drehung  als  positiv  zu  bezeichnen, 
vermöge  deren  die  Tangente  der 
Linie  («)  in  die  der  Linie  (w)  über- 
geht Siehe  Fig.  5.  Wir  behaup- 
ten, dass  diese  Drehung,  sobald 
man  sie  von  der  positiven  Seite 
der  Normalen  aus  betrachtet,  in 
demselben  Sinn  stattfindet,  wie  die 
Drehung  in  der  ^y-Ebene  von  der 
JT-Axe  zur  y-Äxe,  sobald  mau  die 
xji-Ebene  von  der  positiven  z-Axc 
aus  betrachtet. 
Wenn  wir  nämlich  i^r  den  Augenblick  das  Axenkreuz  durch 
eine  Bewegung  in  eine  solche  Lage  (j,  t),  j)  bringen,  dass  der  Flächen- 
punkt  der  Anfangspunkt,  die  positive  Tangente  der  Cnrve  (v)  die 
j-Axe  und  die  positive  Normale  die  j-Axe  wird,  so  werden  sich 
JC,  ff  und  i»  =  fEG  -~ß^  dabei  nach  Satz  6,  S.  16,  nicht  ändern, 
während  %,  9,  j  jetzt  solche  Functionen  von  u  und  v  sein  müssen, 
fUr  die  die  Rtchtungscosinus  (S)  im  betrachteten  Punkte  die  Werte  1, 
0,  0  und  die  Richtungscosinus  (4)  die  Werte  0,  0,  1  haben.  Bei 
dieser  Annahme  ist  deshalb  im  Flächenpunkt 


Fig.  5. 


81)  _ 


0, 


yE 


i->-  -  0, 


sodass  die  Richtungscosinus  (9)  die  Werte  bekommen: 

_>^ix,     —? 0. 

In  der  neuen  { t)-Ebene  —  der  Tangentenebene  —  liegt  mithin  die 
Tangente  der  Curve  (w)  so,  dass  sie  mit  der  positiven  j-Axe  einen 
Winkel  to  —  im  Sinne  der  Drehung  von  der  j-  zur  q-Axe  —  bildet, 
für  den 

COS  (0  =  — ^  — ^ .  Bin  öl  =  -  ,.  .  --=_- 

ya  dv  yEyo 

und   daher  sin  a  positiv  ist.     Folglich   liegt  <a   zwischen  0  und    n. 


Pd.yGoogIe 


§  4.     FoiyischreUungsrKhtungfn  von  einem  Fläckenpunkie  aus.      31 

was  eben  anssagt,  dass  die  Drehung,  dorcb  die  wir  die  Tangente  der 
Curve  (v)  in  die  der  Cnrve  (w)  überfuhren,  gerade  im  Sinne  der 
Drehung  der  £-Axe  zur  q-Axe  hin  stattfindet. 

Abgesehen  davon  also,  daae  der  Winkel  der  Parameterlinien  im 
Punkte  (m,  »)  kein  rechter  ist,  sind  jetzt  die  Tangente  der  Carve  (»), 
die  Tangente  der  Curve  («)  und  die  Normale  gerade  so  gegen  einan- 
der orientiert,  wie  die  neuen  Coordinatenaxen  und  also  auch  gerade 
so  wie  die  alten  Coordinatenaxen. 

Die  Formel 
(10) 


gilt  nach  Satz  6,  8.  16,  auch  im  alten  Coordinatensystem  {x,  y,  z\ 
za  dem  wir  jetzt  zurückgreifen.  Der  Wert  von  cosiu  kann  als 
Summe  der  Producte  der  Richtangscosinus  (8)  und  (9)  direct  be- 
rechnet werden; 


-du,v)  über,   bo  legt 


VE  "  ya  " 

oder  nach  (7),  S.  15: 

(11)  cos  (B  =  ■-■_    ,_  ■ 

^  V£ya 

Gebt  der  Punkt  (m,  v)  in  den  Punkt  (w  - 
er  das  Bogenelement  zurück: 

(12)  d^s  =  y^du, 

geht  er  dagegen   in   den  Punkt   {u,v  +  dv)   über,    so   legt   er   das 
Bogenelement 

(13)  d^s  =  ^~Gdv 

zurück.     Sind  du  und  dv  positiv,  so  bilden   die  alsdann  positiven 

Elemente  d^s   und  d^t    den 

Winkel  <M  mit  einander.  Die 

vierte  Ecke  des  durch  beide 

Kiemente    bestimmten    Par- 

allelogrammes  (siehe  Fig.  6) 

wird  erreicht,  wenn  sowohl  u 

am  du   als  auch  v  Mm  dv 

zunimmt. 

Die  Richtung,  die  der 
Punkt  (w,  v)  auf  der  Fläche 
oder  auf  seiner  Tangenten- 
ebene    einschlägt, 


und 


wachsen,  deren  Yerbältnis  dv.du  =-h  gegeben  ist,  finden  wir  daher 


Pd.yGoogIe 


32  Erster  Abschnitt:   Das  Bogmelement  der  Fläche. 


80 :  Auf  den  positiven  Tangenton  der  Parameterlinien  (v)  vmd  (k) 
deB  Punktes  (u,  v)  tragen  wir  von  diesem  Pnnkte  ans  Strecken 
ab,  die  sich  wie  YEdu  zu  yodv  oder  also  wie  ys  zu  k'^G  ver- 
halten, und  vervollständigen  das  durch  diese  beiden  Strecken  be- 
stimmte Parallelogramm,  dessen  Diagonale  dann  die  gesucht«  Rich- 
tung giebt  Je  nachdem  dabei  du  positiv  oder  negativ  angenommen 
wird,  wird  diese  Eicbtnng  im  Sinne  vom  ursprQnglichen  Punkt  {u,  v) 
zur  Gegenecke  oder  im  entgegengesetzten  Sinn,  also  nach  rttckwSrta 
über  den  Punkt  (u,  v)  hinaus,  eingeschlagen. 

Nehmen  wir  zwei  Werte  k  und  x  für  dv.du  an,  so  gehören 
zu  ihnen  zwei  Tangenten  des  Punktes  (u,  v).  Längs  der  ersten 
ist  dann 

dx-.dy.dz  =~  {x^-{-  kx^:{y^  +  ky}:(z^-{-  kz^, 

und  die  Summe  der  Quadrate  der  Klammem  rechts  ist  nach  (7), 
8.  15,  gleich: 

E+^Fk  +  Gh\ 

sodass  vrir  durch  Division  der  Klammem  mit  der  Quadratwurzel  hieraus 
die  BichtungBCOsinuB  der  Tangente  {k)  erhalten.  Wird  die  Wurzel 
positiv  gewählt,  so  ist  die  Fortechreitungsrichtung  diejenige,  bei  der 
du  positiv  ist.  Entsprecheades  ergiebt  sich  bei  der  zweiten  Tangente^ 
Für  den  Winkel  «  beider  ist  also: 

cos «  = "_<?■_ +_*:^).f_«"  ±."_^-i___ . 

Nach  (7),  S.  15,  kommt  daher: 

Satz  10:  Auf  einer  Fläche  mit  den  Parametern  u  und  o- 
hat  der  Cosinas  desjenigen  Winkels  a,  den  zwei  vom 
Punkte  (»,  v)  ausgebende  Tangenten  {dv:  du  -^  k)  und 
{dv:du  =  x)  mit  einander  bilden,  den  Wert: 

r.. E±Fik±^±Qk. 


V(£:+2l'*  +  Gi')(£  +  2J')(  +  Ö»Ö 


und  zwar  ist  die  Quadratwurzel  im  reellen  Fall  positiv 
anzunehmen,  wenn  bei  beiden  Fortschreitungsrichtungen 
du  positiv  ist 

Stehen  die  beiden  Richtungen  .auf  einander  senkrecht,   so  ist 
cos  a  =  Q.    Dies  tritt  ein,  wenn 

(14)  E+  f(A  +  x}+GÄx  =  0 

D,gH,zed.yGOOgIe 


§  4.     Forleclavitungerichhmffen  von  etn«m  Fläelwnpunkte  aus.     33 

ist,   Toraosgesetzt  dass  der  Nenner  in  der  Formel  &a  coaa  nicht 

aach  gleich  Nnll  ist    Aber  wenn  etwa  anch 

(15)  £+2Fk  +  Gk*^0 

wäre,  80  gäbe  die  EUmination  von  A  aas  beiden  Gleichungen: 

D(E+2Fx+  Gx>)-0, 
also  entweder  i>  =•  0  oder 

ß+2Fx+Gx*  =  0. 
Wäre  letzteres  der  Fall,  so  wäre  hiernach  und  nach  (15): 
k  +  x. ^,        hx  =  ~, 

sodass  die  Substitution  dieser  Werte  in  (14)  doch  i>  =>  0  ergäbe. 
Also  können  wir  sagen: 

Sati  II:  Zwei  Fortschreitungericbtnngen  (A)  und  [x) 
durch  einen  Flächenpunkt  (u,  v)  sind  zu  einander  senk- 
recht, wenn 

ß+F{k  +  x)+  Gkx=~0 

ist,  TorauBgesetzt,  dass  dabei  D  =  '^EG  —  F*  nicht  gleich 
Null  ist 

Da  eine  Differentialgleichang 

Ä{u,  v)du*  +  2B{u,  v)dudv  +  C{u,  v)äv*  ==  0 

nach  Satz  5,  S.  13,  zwei  Scharen  von  je  oo'  Garren  auf  der 
Fläche  definiert,  so  können  wir  uns  &agen,  unter  welchen  Be- 
dingongeu  diese  beiden  Scharen  einander  überall  senkrecht  schneiden 
oder  also,  wie  wir  sagen  (vgl.  I  3.  110]^  ein  Orthogonalsjstem 
bilden.  Die  Differentialgleichung  giebi,  als  quadratische  Gleichnng 
für  dv.du  aii%efas8t  für  jeden  Punkt  (u,  v\  der  Fläche  die  Fort- 
schreitungsrichtnngen  (Ä)  und  [x)  der  durch  den  Punkt  gehenden 
Correu  der  beiden  Scharen.     Daher  ist 

,    ,  iB  ,  A 

A  +  «  =  --ö-'         **  =  -ö-- 

Setzen  wir  diese  Werte  in  die  Orthogonalitätsbedingung  des 
Satzes  11  ein,  so  kommt: 

Sati  12:     Die  durch  die  Differentialgleichung 
^(m,  v)du»  +  25(m,  v)dudv  +  C(«,  v)dv*  =  0 
definierten  beiden   Scharen   von  je  oo'  Curven   auf  einer 

im.  Dlff^.    II.  8 


.d^yCoogle 


34  Erster  Abachmä:   Das  BogeneUmeiü  der  FläehA. 

Fläche  mit  den  Parametern  u  and  v  bilden,  vorausgesetzt, 
daas  Ii  =  yEG-  F*  nicht  gleich  Noll  ist,  ein  Orthogonal- 
sjstem  dann  und  nur  dann,  wenn 

EC-2FJB-\-Gä^Q 

für  beliebige  Werte  von  u  nnd  v  ist 

Da  insbesondere  rfwtfo  =  0  die  Differentialgleichung  der  Scharen 
TOD  Parameter  Knien  ist  und  hier  also  A  =  C  =Q  zu  setzen  wäre, 
so  folgt: 

Sati  13:  Die  Parameterlinien  (u)  und  (f)  einer  Fläche, 
auf  der  i)- ]/£G^7**  nicht  gleich  Null  ist,  bilden  ein 
OrthogonalsjBtem,  wenn /*  für  beliebige  Werte  von  a  und  o 
gleich  Null  ist 

Ist  F  nicht  überall  gleich  Null,  so  giebt  die  Forderung  F  =0 
als  Gleichung  zwischen  u  und  v  nach  Satz  3,  S.  11,  im  allgemeinen  eine 
Curve,  in  deren  Punkten  die  Parameterlinien  einander  senkrecht 
schneiden.  Diese  Curve  kann  sich  auf  einen  Punkt  reducieren,  ja 
es  kann  vorkommen,  dass  F  nirgends  gleich  Null  ist 

Beispiel:    Auf  der  Kugel 


ist  F  nach  S.  18  gleich  Nall.    In  der  That  schneiden  die  Breitenkreise  hdcI 
Meridiane  einander  senkrecht. 

Wählen  wir  auf  der  Fläche  eine  Schar  von  oo^  Curven  ganz 
beliebig,  etwa  so,  dasa  sie  die  Differentialgleichung 

du  \  '    ' 

erfüllen,  so  können  wir  die  Differentialgleichung  der  zu  dieser  Schar 
orthogonalen  Schar  leicht  aufstellen.    Hätte  sie  die  Form 

1^  =  „..„,, 

30  mUssten  eben  X  und  /i  nach  Satz  11  die  Bedingung: 

E+  F(X  +  fi)  +  Gkti=='0 

erfüllen.    Hieraus  aber  lässt  sich  die  Function  ft  (u,  v)  berechnen. 
Der   unendlich   kleine   Inhalt  dJ  des  in  Fig.  6,  S.  31,   darge- 
stellten Parallelogramms  mit  den  Seiten  d^s  und   d^s  ist  (vgL  I 
S.  118) 

dJiB  (/  »  .  d  Ä  •  sino», 


Pd.yGoogIe 


?  4.     Fortschreiiungariebiungen  von  einem  FläehenpumkU  OAta.     8S 


dv. 


mithin  nach  (10),  (12)  und  (13) 
(16)  dJ=I>d 

Also: 

Sati  14:  Die  Grösse  D  =  yEG-  F*  ist,  m  ultipliciert 
mit  du  und  dv,  gleich  dem  Inhalt  des  Parallelogramms  der 
vier  Punkte  (m,  v),  (a  -\-du,v),  {u,v  +  dv),  («  +  du,v  +  dv)  auf 
der  Fläche. 

Insbesondere: 

BatK  IS:  Das  von  unendlich  benachbarten  Parameter- 
eurven  (u),  («  +  «),  («  +  2«)  . . .  beK.  («),  (w  +  «),  (p  +  2«) . . .  ge- 
bildete Curvennetz  auf  einer  Fläche  besteht  dann  und  nur 
dann  aus  lauter  gleich  grossen  Parallelogrammen,  wenn 
ß  =  ^Eir^y*  auf  der  Fläche  constant  ist 

Beispiel:  In  der  le  «Ebene  sei  eine  Gerade  im  Abstände  r  parallel  zur 
x-Axe  gelegt.  Sie  werde  um  die  s-Aie  gedreht,  aodoss  sie  einen  Rotations- 
c^liuder  erzengt.  Da  derjenige  Punkt 
der  Geraden,  der  zuerst  die  x-Coordi- 
nate  u  bat,  bei  der  Drehung,  sobald  der 
Winkel  V  zurückgelegt  ist,  i     "      ~     " 


u  den  Punkt 


S?^ 


t  (siehe  Fig.  7),  so  sind 
diese  drei  Gleichungen  eine  Parameter- 
darstellnng  des  Eotationscjlindera.  Hier 
ist  £=1,  f  »0,  O  —  r",  daher  Z»  =  »-. 
Die  SStze  IS  nnd  16  werden  hier  be- 
BtSligt 

Unter  den  Fortschreitungsrich-  Fig.  7. 

tungen  {dv.du\  von  einem  Flächen- 

pnnkte  [u,  v)  aus  sind  auch  zwei  enthalten,  für  die  das  Quadrat  des 
Bogenelementes: 

rf«»  =  Edv}  +  2Fdudv  +  Gdv* 

gleich  Null  ist.  Dies  kann  natürlich  nur  für  imaginäre  Fortschrei- 
tungsrichtongen  der  Fall  sein,  was  analytisch  auch  daraus  folgt, 
dass  auf  einer  reellen  Fläche  mit  reellen  Parametern  u  und  v  die 
Grösse  EG  —  F*  nach  S.  18  nie  negativ  ist  Die  Differential- 
gleichung: 

Edu^Jf'iFdudv^  Gdv^  =  0 

definiert  also  zwei  imaginäre  Scharen  von  je  oo'  Curven  auf  der 
Fläche,  längs  deren  überall  das  Bogenelement  gleich  Null  ist,  also 
zwei  Scharen  von  Minimalcurven  (vgl.  I  S.  164).     Diese  beiden 


.dr,yGoogIe 


Eraler  Abschnitt:   Das  Bogenehment  tJer  FläehA. 


Scharen  fallen  nur  dann  znsammen,  wenu   die  Differentialgleicbiuig 
auf  die  Form: 

(adu  +  ßdvf  =  Q 

gebracht  werden  kann,  d.  h.  wenn  EG  —  F^  =  (i  ist    (Vgl  S.  29.) 
Daher  nach  Satz  9,  S.  29: 

Sat2  16:  Jede  Fläche  enthält  zwei  Scharen  von  je 
cx}^  Minimalcarven,  die  nur  dann  in  eine  Schar,  näm- 
lich in  eine  Schar  von  Minimalgeraden,  znsammenfalleii, 
wenn  die  Fläche  die  Tangentenfläche  einer  Minimalcurve 
iat  Die  Differentialgleichung  der  Minimalcurren  auf  der 
Fläche  ist: 

Edu*Jf2Pdudv+  6dv*  =  0. 

Insbesondere  sind  die  Farameterlinien  selbst  die  Minimälcorren, 
wenn   diese  Differentialgleichung  die  Form  dudv  =  0  hat     Also: 

SatE  17:    Die  Parameterlinien  (u)   und  (v)  einer  Fläche 
sind  dann  nnd  nnr  dann  ihre   Minimalcurven,  wenn  das 
Quadrat  des  Bogenelementes  die  Form  hat: 
ds*  =  2FciKdv, 

d.  h.  von  den  Gliedern  in  du*  nnd  dv*  frei  ist. 

Natürlich  gehören  dann  zu  reellen  Funkten  der  Fläche  imagi- 
näre Werte  der  Parameter. 


§  5.   Flftchentreue  Abbildung  von  Flftchen- 

Liegt  irgend  eine  Fläche  vor: 

(1)  x  =  ff[u,v),      y=;ir  («.»).       ?  =  i//(m,  p), 

Bo  kann  man  sie  auf  unendlich  viele  Weisen  Punkt  für  Punkt 
auf  die  Ebene  abbilden,  d.  h.  man  kann  auf  unendUch  viele 
Weisen  jedem  Punkt  (m,  »)  der  Fläche  einen  Punkt  (j,  ^)  einer  Ebene 
mit  den  rechtwinkligen  Coordinaten  ^  und  q  gesetzmässig  zuordnen. 
Dies  geschieht  einfach  dadurch,  dass  man  ^  nnd  9  irgend  wie  als 
Functionen  von  u  und  v  giebt: 

(2)  ^  £=<!>(«,*       t| -«<(«,»). 

Nur  muas  man  noch  ausmachen,  dass  1>  nnd  W  von  einander  nn- 
abbängige  Functionen  sein  sollen.  Denn  sonst  wäre  etwa  W  eine 
Function  von  </>  aliein: 

(3)  W=m(Q>), 


Pd.yGoogIe 


§  5.     Fläehentreut  Abbildung  von  Fläch^i. 


sodass  die  Bildpankte  (£,  Q)  der  Fl&chenpnnkte  nach  (2)  aa  die  O^leichong 

gebunden  w&ren,  geometrisch  auBgesprocben:  auf  einer  Garve  lägen. 
DuiD  wären  also  alle  ao*  Punkte  (u,  v)  der  Fläche  vermSge  der 
Formeln  (2)  als  die  co'  Punkte  einer  Corve  in  der  Ebene  abgebildet. 
Je  oo'  Funkte  der  Fläche  hätten  denselben  Bildpunkt,  nämlich  jedes- 
mal solche  00^  Punkte  {u,  v),  iilr  die  </>(u,  v)  den  gleichen  Wert  hal^ 
weil  f&r  solche  cc^  Flächenpnnkte  nach  (2)  die  Grösse  £  gleiche 
Werte  hätte  nnd  ebenso  die  Grösse  Q  nach  (2)  und  (3).  Eine  solche 
Abbildung  beisst  ausgeartet,  da  bei  ihr  die  Fläche  nicht  auf  die 
ganze  Ebene,  sondern  nur  auf  eine  Curre  abgebildet  wird. 

Wir  setzen  deshalb  voraus,  die  beiden  Gleichungen  (2) 
seien  nach  u  und  v  auflösbar.  Allerdings  kann  dann  immer 
noch  tut  einzelne  Punkte  (u,  v),  ja  fikr  go'  Punkte  (u,  v)  die  Functional- 
determinante  von  0  und  'P  gleich  Null  sein.  Es  kann  also  vor- 
kommen, dass  eine  gewisse  Curre  oder  einige  auf  der  Fläche  doch 
nur  als  Punkte  abgebildet  werden.  Ebenso  kann  es  vorkommen, 
dass  einzelne  Punkte  der  Flädie  sogar  als  Carven  abgebildet  wer- 
den, wenn  nämlich  <P  oder  W  filr  gewisse  Werte  von  u  und  v  Ün- 
bestimmtheiteD  darbieten.  Es  kann  also  immerhin  bei  einer  nicht 
ausgearteten  Abbildung  doch  ausgeartete  Stellen  (Funkte  oder  Gurvea) 
geben.  Wir  müssen  uns  auf  einen  solchen  Teil  (u,  v)  der  Fläche 
beschilLnken,  für  den  <l>  und  W  bestimmt  bleiben  und  ihre  Functional- 
determinante  nicht  gleich  Null  ist 

Berechnen  wir  u  und  v  aus  (2)  als  Functionen  von  |  and  if 
nnd  setzen  wir  die  berechneten  Werte  in  (l)  ein,  so  kommen  drei 
Oleichungen  von  der  Form: 

Sie  geben  direct  zu  jedem  Büdpunkt  (j,  p)  in  der  Ebene  den  Original- 
puskt  {x,  y,  z)  auf  der  Fläche.  Von  solchen  Gleichungen  gingen  wir 
aus,  als  wir  im  I.  Band  in  §  S  des  3.  Abschnittes  diejenigen  Ab- 
bildungen einer  Fläche  auf  die  Ebene  besprachen,  bei  denen  jede 
unendlich  kleine  Entfernung  auf  der  Fläche  auch  im  Bilde  die  wahre 
Grösse  hatte.  Damals  sahen  wir,  dass  nur  gewisse  Flächen,  näm- 
lich die  Tangenten  Sachen  von  Gurren,  eine  solche  punktweise  Ab- 
bildung auf  die  Ebene  gestatten.  Siehe  Satz  10,  I  S.  282.  Deshalb 
konnten  wir  diese  besonderen  Flächen  die  abwickelbaren  Flächen 
nen. 
Wir  folgern  hieraus,  dass  wir  eine  beliebige  Fläche  (1)  nicht 

D,gH,zed.yGOOgIe 


38  £V»fer  AbsekmU:   Dag  Bogenelement  der  FlÜc/ie. 

in  der  Weisa  auf  die  Ebene  abzubilden  vennögen,  dass  jeder  Gurre 
auf  der  Fläche  in  der  Ebene  eine  gleich  lange  Gurre  entspricht 
Diese  Forderuug  der  Längentreue,  wie  wir  sie  nennen  können, 
geht  also  za  weit,  wenn  es  sich  um  eine  beliebige  Fläche  (1)  handelt. 
Wohl  aber  können  wir  die  Forderung  der  Fl&chentrene*  stellen. 
Es  giebt  nämlich  immer  solche  Abbildungen  einer  beliebigen  Fläche  (1) 
auf  die  Ebene,  bei  denen  jedes  Flächenstück  im  Bilde  denselben 
Flächeninhalt  wie  auf  der  Fläche  selbst  hat  Es  ist  unsere  Absicht^ 
dies  hier  zu  beweisen. 

Wir  betrachten  auf  der  Fläche  (1)  vier  unendUcb  benach- 
barte Punkte,  nämlich  die  Punkte  {u,  v),  {u  +  du,v),  {u,v  +  dv), 
[u  +  d  u,  V ,+  d v),  siebe  die  Fig.  6  auf  S.  31-  Sie  bestimmen,  wie 
wir  sahen,  ein  unendlich  kleines  Parallelogramm,  dessen  Inhalt  nach 
(16),  S.  35,  gleich 

Ddudv 
ist  Dem  Parallelogramm  entspricht  bei  der  Abbildung  (2)  wiederum 
ein  unendlich  kleines  Parallelogramm  in  der  %  ^-Ebene.  Denn  nach 
dem  L  Band,  §  16  des  1.  Abschnittes,  bestimmen  die  Gleichungen  (2) 
ein  Netz  von  Parameterlinien  (m)  und  (v)  in  der  Bildebene.  Diese 
Linien  sind  die  Bilder  der  Parameterlinien  (u)  und  (u)  der  Fläche  (1). 
Wie  das  vorhin  betrachtete  Parallelogramm  auf  der  Fläche  von  den 
vier  Parameterlinien  (w),  (w  +  du),  (v),  (v  +  dv)  umschlossen  wird, 
so  wird  das  Bild  dieses  Parallelogramms  in  der  {Q-Ebene  von  den 
vier  Bildern  dieser  Parameterlinieu  umschlossen;  und  nach  (9), 
I  S.  118,  ist  der  Inhalt  des  Bild- Parallelogramms  gleich 
±{^^%-  1'„<lijidudv, 

vrie  man  siebt,  wenn  man  bedenkt,  dass  an  die  Stelle  der  damaligen 
GMeichungen  (t)  auf  S.  112  die  jetzigen  Gleichungen  (2)  treten. 

Das  unendlich  kleine  Parallelogramm  auf  der  Fläche  hat  also 
denselben  Inhalt  wie  sein  Bild  in  der  {^-Ebene,  wenn 

(4)  *u  *,-'''«*„  =  ±  -ö 

ist.  Gilt  dies  für  alle  Werte  u,  v  innerhalb  des  zulässigen  Werte- 
bereiches, so  hat  ancb  jedes  endliche  Stück  der  Fläche  denselben 
Inhalt  wie  sein  Bild,  denn  jedes  FläcbenstUck  lässt  sich  als  Summe 
(Doppelintegral)  solcher  unendlich  kleiner  Parallelogramme  darstellen. 
Die  Gleichung  (4)  ist  also  —  bei  bestimmter  Wahl  des  Vor- 
zeichens —  der  analytische  Ausdruck  dafUr,  dass  die   betrachtete 

>  Hier  ist  dos  Wort  Fl&che  im  Sisne  von  FUcheninhklt  in  veratebän. 


Pd.yGoogIe 


§  5.     Flächentrew  AbbüdUTig  v(m  Flächen.  39 


Abbildung  (2)  der  Fläche  (1)  auf  die  f^-Ebene  flächeatreu  ist 
MTir  wollen  dies  als  Satz  formulieren,  indem  wir  auf  die  Formel  (18), 
S.  17,  zurückgehen: 

Sab  IS:  Die  Fläche 

x  =  fp{u,v),       y=x (k,  v\       z=.il> l«,  r) 
ist   dann  und  nur  dann  vermöge   der  GFleicbuugen 

flächentreu  auf  die  Ebene  mit  den  rechtwinkligen  Co- 
ordin»ten  j,  ^  abgebildet,  wenn  die  Functionen  0  und  V 
für  beliebige  Wertepaare  u,v  eine  der  beiden  Bedingungen: 


<li^  itf^-qf^<Ii^  =  ±  fEG  -  F* 
erfOllen. 

Die  frühere  Voraussetzung  der  Unabhängigkeit  von  </>  und  W 
ist  im  Satze  nicht  nötig,  denn  wenn  0  und  V  von  einander  ab- 
hängig sind,  30  ist  ihre  Functionaldeterminante  nach  I  S.  6S  gleich 
Null  ojid  mithin  D  =^0.  Auf  den  Tangentenilächen  der  Minimal- 
curven  (vgl  S.  29)  hat  aber  nach  Satz  14,  S.  35,  jede  Fläche  den 
Inhalt  Null.  Wenn  wir  also  eine  solche  Fläche  in  ausgearteter  Weise 
nur  als  Cnrve  in  der  ^q-Ebene  abbilden,  dürfen  wir  doch  die  Ab- 
bildung äächentreu  nennen. 

Man  erkennt  leicht,  daas  man  nur  eine  flächentrene  Abbildung 
der  Fläche  (!)  auf  die  Ebene  zu  kennen  braucht,  um  auch  alle 
angeben  zu  können.  Denn  wir  braachen  ja  nur  weiterhin  die 
^Q-Ebene  flächentren  auf  eine  andere  Ebene,  sagen  wir  auf  eine 
Iij-Ebene  abzubilden,  was  nach  Satz  75,  I  S.  123,  keine  Schwierig- 
keiten macht.  Jedem  Paukt  (»,  n)  der  Fläche  entspricht  dann  ein 
Punkt  (f,  t))  der  ersten  Ebene  und  weiterhin  diesem  Punkt  ein 
Funkt  (I,  I})  der  zweiten  Ebene,  und  dabei  sind  entspechende 
Flächenstücke  auf  der  Fläche  und  in  den  beiden  Ebenen  einander 
an  Inhalt  gleich.  Der  umgekehrte  Schluss  liegt  auf  der  Hand:  Ist 
die  Fläche  auf  zwei  Ebenen  flächentreu  abgebildet,  etwa  vermöge: 

(5)  E  =  0  («,  V).       9  =  y/  {«,  V) 
und  vermöge 

(6)  !-*,(«,-),       v-iP,  («,.), 

so  ergeben  sich  durch  Elimination  von  u  und  v  zwei  Gleichungen 

j-j(E,«),     ?-r(j,  n), 

die  eine  flächentreue  Abbildung  der  einen  Ebene  auf  die  andere 
bedeuten.    Daher: 


Pd.yGoogIe 


40 


Erster  Abschnitt:   Daa  BogendemerU  der  Fläche. 


Bata  19:  Kennt  man  eine  flächentreae  Abbildung  einer 
gegebenen  Fläche  auf  die  Ebene,  ao  erliäU  man  alle  ihre 
übrigen  fläcbentrenen  Abbildungen  anf  eine  Ebene  da- 
durcb,  dasB  man  jene  eine  Ebene  weiterhin  in  allgemein* 
Bter  Weise  anf  eine  andere  Ebene  flächentreu  abbildet 

Liegen  zwei  Flächen  vor  and  will  man  die  eine  aaf  die  andere 
in  allgemeinster  Weise  flächentreu  abbilden,  so  braucht  man  nur  je 
eine  flächentreae  Abbildnng  jeder  der  beiden  Flächen  auf  je  eine 
Ebene  zu  kennen.  Denn  dann  braucht  man  ja  nur  die  eine  Ebene 
in  allgemeinster  Weise  flächentreu  auf  die  andere  abzubilden,  so- 
dass nach  Satz  75,  I  S.  123,  folgt: 

Sati  20:  Das  Problem,  eine  gegebene  Fläche  in  all- 
gemeinster Weise  flächentreu  auf  eine  andere  gegebene 
Fläche  abzubilden,  erfordert  zn  seiner  Lösung  nur  noch 
Eliminationen,  sobald  man  jede  der  beiden  Flächen  auf 
eine  Art  flächentren  auf  die  Ebene  abzubilden  vermag. 

Beispiele  hierzu  bringt  der  nächste  Paragraph. 


§  6.   FIftchentreue  Abbildung  der  Rotatlonsflftchen. 

Das  Problem  der  flächentreuen  Abbildung  ist  insbesondere  fllr 
die  Botationsflächen  lösbar.  Eine  Rotationsfläche  entsteht  da- 
dnrch,  dass  eine  starre  Curre  um  eine  fest  mit  ihr  verbundene  and 
im  Baame  unbewegliche  Gerade  gedreht  wird.  Diese  Gerade  beisst 
die  Axe  der  Fläche.  Alle  ebenen  Schnitte,  die  die  Axe  enthalten, 
sind  einander  congruente  Curren 
und  heissen  die  Meridiane  der 
Fläche.  Jeder  ebene  Schnitt  senk- 
recht zur  Axe  ist  ein  Kreis  und 
beisst  Breitenkreis.  Diese  Be- 
zeichnungen sind  von  dem  um  die 
Erdaxe  rotierenden  Erdsphäroid  ent- 
nommen. 

Um  eine  Rotationsfläche  ana- 
lytisch darzustellen ,  nehmen  wir 
ihre  Axe  zur  ^-Axe,  sodass  die 
z2-Ebene  einen  Meridian  enthält 
(siehe  Fig.  8).  Die  Bogenlänge  dieses  Meridians,  gemessen  von 
irgend  einer  Stelle  aus,  sei  mit  u  bezeichnet,  sodass  etwa: 


Fig.  8. 


(1) 


T=p{u),       y  =  0, 


■?(«) 


Pd.yGoogIe 


§  6.     Fläehentreue  Abbildung  der  HolaHonsfläcJi^i.  41 

die  Gleichungen  dieses  Meridians  sind.  Wird  die  Ebene  dieses 
Meridians  um  den  Winkel  v  um  die  ^'•Axe  gedreht,  so  sind 

(2)  X  =  p  (m)  009  V,      y  =  p  (m)  sin  «,       z  —  y  {«) 

die  Gleichungen  des  neuen  Meridians.  Giebt  man  dem  Winkel  v 
alle  möglichen  Werte,  so  stellen  die  Gleichungen  (2)  alle  Meridiane 
dar,  d.  h.  die  Gleichungen  (2)  sind,  venn  u  und  v  beliebig  yariieren 
dürfen,  die  Gleichangen  der  Kotationsfläche,  auegedrilckt 
mittels  zweier  Parameter  u  und  v. 

Nach  (7)  auf  S.  15  sind  die  FundamentalgrOssen  erster  Ordnang 
hier  diese: 

£!  =  p-*  +  g'>,      F=0,       G=p\ 

Die  Formel  F^  0  sagt  nach  Satz  13,  S.  34,  aus,  dasB  die  Fara- 
meterlinien  ein  OrthogonalByBt«m  bilden.  Dies  kann  man  auch  geo- 
metrisch leicht  sehen,  denn  die  Linien  (u)  sind  die  Breitenkreise 
und  die  Linien  (v)  die  Meridiane. 

Da  «  die  Bogenlänge  der  Curve  (1)  ist,  giebt  Satz  4,  I  S.  164: 

?'•  +  ?■'=  1, 
sodass  wir  haben: 

(3)  E~\,      F=Q,      G=-p*. 

Das  Quadrat  des  Bogenelementes  der  Botationefläche  (2)  hat  daher 
die  Form: 

Ferner  ist  hier; 

D  =  yBG^F'^  ±p{u). 

Um  nun  die  FlElche  auf  wenigstens  eine  Art  Öächentren  auf  die 
Ebene  abzubilden,  kommt  es  nach  Satz  18,  S.  39,  darauf  an,  zwei 
Functionen  4>  und  ^  von  u  und  v  so  zu  bestimmen,  daes 

(4)  *„^,-  *P„*,=  ±Pi^) 

wird.  Diese  Forderung  lässt  sich  leicht  erfüllen,  wenn  man  direct 
fji  =  v  setzt,  da  dann  einfach  y^  =  :f  ;» (w)  bleibt,  sodass  z.  B. 

W^  fp(u)du 


fp{u)d 


gesetzt  werden  darf.    Daher: 

Satt  21:  Die  Botationsfläche 

X  =p{u)coav,      y  =  ;>  (m)  sin  v,       z  =  q  (m), 


Pd.yGoogIe 


Eritler  JbacluUit:    Das  Bogeneiemenl  der  Fläche. 


bei   der  tt  die  BogenläDge   des  Meridians    bedeuten    soll, 
wird  rermöge  der  31eichungen: 


£  =  " 


ti-Jp(u)dti 


flächeDtreu  auf  die  ; Q-Ebene  abgebildet 

Die  Meridiane  (v)  bilden   sich  als  die   Gerade  ^  <=  v  parallel 

Zur  ^Axe  ab.  Geht  man  von  o  =  —  3  bis  u  =  +  jt,  so  erhält  man 
alle  reellen  Meridiane  und  ihre  Bilder. 
Diese  Bilder  bedecken  einen  Streifen 
der  Ebene.  Wenn  wir  diesen  Streifen 
als  Abwickelung  eines  Rotationscylinders 
auffassen,  dessen  Grandkreis  also  die 
Breite  2n  des  Streifens  zur  Gesamtlänge 
and  mithin  den  ßadius  Eins  hat,  so 
können  wir  vermittels  dieses  Cylinders 
die  flächentreue  Abbildung  so  bersteilen 
(siehe  Fig.  9):' 

Wir  construieren  denjenigen  Kota- 
tionscylinder  mit  dem  Radius  Eins,  dessen 
Aze  die  Axe  der  Fläche  ist  Als  Grund- 
kreis  t  des  Cylinders  sei  derjenige  Kreis 
bezeichnet,  in  dem  die  Ebene  des  Brei- 
tenkreises (u  =  0)  den  Cylinder  schneidet 


ae  an  werden  die 
dianen  gemessen. 
Dsbesondere  den 


Von  diesem  Breitenkreis' 
Längen  u  auf  den  Meri 
Nunmehr  fassen  wir 
Meridian  (p  =  0)  ins  Auge,  der  in  der 
.irz-Ebene  liegt  Er  sei  mit  m  bezeichnet. 
Die  Ebene  dieses  Meridians  trifft  den  Cylinder  in  zwei  Geraden,  von 
denen  wir  eine,  m,  auswählen.  Dem  Paukte  U  des  Meridians  m, 
dessen  Bogenlänge  A  U  gleich  u  ist  ordnen  wir  denjeuigeu  Punkt  U 


Fig.  fl. 


>  Die  f^.  9  ist  fSr  die  Rotationsfläche,  genannt  Catenoid,  entworfen, 
die  dnrch  Drehung  einer  Kettenlinie  tu  um  ihre  Leitlinie  entsteht.    Hier  ist: 

p(tt)  =  l/r+ «',      g(«)  =  log(«  +  \T+~i?), 

aodaBB  der  Meridian  m  die  durch  Elimination  von  u  hervorgehende  Gleichung 
in  X  und  »  hat: 

X.K.-  +  .-). 

In  diesem  besonderen  Fall  liegen  die  Punkte  91  und  A,  von  denen  oben  die 
Rede  ist,  sosammen. 


Pdr,yGOOgIe 


§  6.     Fläckentreue  AiAüdung  der  Rotationsflächen.  43 


der  Geraden  nt  zu,  dessen  Abstand  ÜU  vom  Gnmdkreie  f  gleich 
dem  Integral  von  0  bis  u  Dber  p(u)du  ist.  Nach  (1)  ist  p{u)  die 
Abscisse  X  TOD  U,  du  das  Bogenelement  auf  m.  Jetit  ist  jedem 
Punkt  U  des  Nallmeridians  m  ein  Punkt  U  der  Geraden  ni  zugeordnet. 
Lassen  wir  m  und  m  um  die  Axe  (z-Axe)  rotieren,  so  wird  jedem 
Punkte  der  fläche  ein  Punkt  auf  dem  C7linder  zugeordnet  sein. 
Wird  endlich  der  Cylinder  in  die  Ebene  aasgebreitet,  so  liegt  die 
gewünschte  Abbildung  tot.  Der  Grundkreis  (  und  die  Gerade  m 
siad  die  %-  und  ^-Äxe  in  der  Ebene. 

Nach  den  Erörterungen,  die  zu  Satz  19,  8.  40,  fllhrten,  folgt 
aus  dem  Satz  21,  dass  man  alle  übrigen  flächentrenen  Ab- 
bildungen der  Rotationsfläche  (2)  auf  die  Ebene  bloss  durch 
Eliminationsprocesse  finden  kann. 

Dies  gilt  insbesondere  von  den  flächentreuen  Abbildungen 
der  Kugel  Solche  Abbildungen  sind  namentlich  fUr  geographische 
Zwecke  wichtig.'  Wir  wollen  daher  einige  der  beim  Entwerfen  von 
Landkarten  gebräuchlichen  oder  doch  vorgeschlagenen  flächentreuen 
Abbildungen  der  Kugel  hier  ableiten. 

Beiapiele:  Die  BotatioDsfllche  (2)  ist  eiae  Eugel  um  den  Änfkngepankt 
mit  dam  Radius  Eine,  wenn  die  Qleichungen  (IJ  des  Nullmeridiane  die  des 
Kreises  mit  der  Bogenlänge  u  sind; 

T  — cosu,      y  -  0,      K  =  sinu. 
Wir   setzen   also  p  =  caatt,   ^c^sinu,   wodurch   die  Gleichungen  (2)  in  der 
That  in  die  schon  auf  S.  8  gefundenen  Gleichungen  der  Kugel 
3;  =  coB«coHp,      y  ^  eoautiav,      «  —  einu 

mit  der  geographischen  Breite  u  und  Lfinge  v  übergehen.    Die  im  Satz  21  ge- 
nannte Abbildung  hut  hier  die  Gleichungen; 
(5)  j  =  p,      H  =  aiutt. 

Wenn  wir  hier  dieselbe  Fig.  9  wie  vorhin  entwerfen,  so  sehen  wir,  dosa  die 
einander  zugeordneten  Paukte  U  und  U  gleiche  H5he  über  der  xy- Ebene 
haben.  Mithin  kann  diese  einfachste  flSchentrcae  Abbildung  der  Kugel  so 
hergestellt  werden: 

Wir  legen  nm  die  Kugel  den  IftngB  des  Äquators  (u  '^  0)  berührenden 
HotatioDscylinder  und  ordnen  jedem  Pnnkte  ü  der  Engel  denjenigen  Punkt  U 
des  Cylinders  zu,  in  dem  das  über  U  hinaus  verlSngerte  Lot  von  17  auf  die 

'  Die  flächentrenen  Abbildungen  der  Kugel,  die  man  auch  weniger  glück- 
lich als  Squivalente  Abbildungen  bezeichnet,  wurden  zuerst  von  Lambebt, 
„Anmerkungen  and  ZusKtze  zur  Entwerfung  der  Land-  und  Him- 
mels Charten",  in  seinen  „Be^trfigen  zum  Gebraacbe  der  Mathe- 
matik", S.  Teil,  Beiiin  1772,  untersucht.  Siehe  auch  Ootwald'b  Klassiker 
Nr.  54.  Diese  Abhandlung  enthält  die  ersten  allgemeiaen  Untersuchungen  über 
du  Problem,  die  Gradnetze  f&r  geographische  Karten  zu  entwerfen. 


Pd.yGoogIe 


44 


Erster  AbsehniU:   Das  Bogenelement  der  Fläche. 


Nord-Süd-Axe  («-Axe)  den  Cjlmder  trifft.  Alsduin  wird  der  Gylinder 
Ebene  Anggebreitet.  Dies  ist  eiae  der  Alteeten  flSchentreDen  Abbildungen.'  Sie 
ist  in  Fig.  10  dargeat«llt.  Zum  beasären  Erkennen  der  Versemingen  sind  die 
Meridiane  und  Breitenkreise  im  Abstand  von  je  sehn  Grftd  und  die  Länder- 
m&sBen  auf  der  Erdoberfläche  in  das  Bild  eingeieichnet*    Diese  Abbildung  (5) 


Fig.  10. 


I  die  Periode  2n  hat    Die  Figur  enthält  also 
rechte  und  links  noch  beliebig  oft  angesetst 


ist  übrigens  periodisch,  da 
nur  eine  Periode  des  Bildes, 
werden  kann. 

Um  sonstige  flächeotreue  Abbildungen  der  Kugel  herzasteilen,  haben  wir 
jetzt  weiterhin  nach  3.  89  die  ;  q-Ebene  flfichentreu  auf  eine  andere  Ebene  za 
beziehen.  In  dieser  Ebene  seien  f  und  7  rechtwinklige  Goordinaten.  Wir 
gehen  auf  Satz  76,  I  S.  123,  znrQck  nnd  haben  nur  statt  u,  r  und  X,  y  dort 
l,  Q  nnd  f,  1  oder  also  nach  (5)  statt  u  nnd  v  die  geographiscbe  LSnge  v  nnd 
den  Sinus  der  geographischen  Breite  u  und  statt  x,  y  die  neuen  Coordinat«n 
I,  1;  zn  setzen.  Wir  verstehen  demnach  unter  a  irgend  eine  Function  von  v 
und  I,  für  die 

(fii  a'"(''.fl  +0 

'^^  -sVdT  * " 

ist.    Darauf  setzen  wir  an: 

(7) 

und  ISsen  beide  Gleichungen  nach  |  und  7  anf.  Hierdurch  erhUt  man  nur 
diejenigen  flScbentreuen  Abbildungen  nicht,  bei  denen  die  Meridiane  in  die 
Geraden  $  —  Const  abergehen.  Aber  durch  Vertauschen  von  $  und  1;  gehen 
auch  diese  hervor. 

'  Man  benennt  sie  nach  Imhbebt  (vgl.  die  oben  erwHhnte  Abh.),  der  sie 
ausdriicklich  als  Abbildung  anfKhrt  Aber  ihr  Grundgedanke,  daas  nämlich 
die  FISche  einer  Kugelzone,  die  von  zwei  Ebenen  parallel  zum  Äquator  be- 
grenzt wird,' gleich  der  Fläche  der  entsprechenden  Zone  des  längs  des  Äqua- 
tors umschriebenen  Cylinders  ist,  war  schon  Arcsiuedbb  bekannt. 

'  Man  sieht,  dass  sich  diese  Art  der  Abbildung  nur  für  solche  Länder 
eignet,  die  sich  nicht  allzusehr  vom  Äquator  entfernen,  da  die  Pilo  ausge- 
artet sind.  Auch  die  später  eu  besprechenden  Methoden  der  Abbildung  eignen 
sich  immer  nur  fUr  Teile  der  Erdkugel,  dennoch  stellen  wir  immer  zur  besseren 
Erkenntnis  des  Abbildungsgesetzes  in  den  Figuren  die  ganze  Erdkugel  dar. 


öl 


Pd.yGoogIe 


§  6.    Fläckentreue  Abinldwng  der  RotaHonafläehen. 


Seteen  wir  z.  B.  fOr  a  die  allerdinga  aetnlich  complicierte  FunctiOD: 
BO  folgt  «0«  (1): 

1   ,/-z — s  « 

am  t*  =  —  yp*  —  {* ,       ij  ■-  arc  C08  — 
oder  darch  AnflSsen  naoh  {  und  >;; 

(9)  $=PCO»M,  l?-I*. 

Bei  dieter  Abbildung'  encheinen  die  BreitenkreiBe  (u)  ale  parallele  Geraden 
1  —  CoDBt  in  ihren  wahren  auf  der  Kugel  gemessenen  Abständen  von  einander, 
wfibrend  die  Meridiane  (c)  durch  Cnrren  dargestellt  werden,  die  in  der  $i;- 
Ebene  die  Gleichongen  (0)  mit  dem  Pafametar  u  haben,  die  also  —  nach  Eli- 
mination von  u  —  anch  so  geschrieben  werden  können: 


dem  Bilde  des  Lüngenkreises  (c  —  1),  darch  constante  VergrSsseriing  der  Ab- 


Bcissei)  hervoi^hen.    In  Fig.  11  ist  das  Bild  gegeben.*    Die  Meridiane  schnei- 


'  Die  erste  Anwendung  dieser  Abbildungsart  findet  sich  1606  anf  einem 
Blatte  einer  Ausgabe  von  Heboatob'b  Atlas  nach  dem  Tode  Mbbcitob's.  Wer 
den  Entwarf  dort  hergestellt  hat,  ist  nicht  sicher  bekannt  Saksoh  wandte 
diese  Abbildnngsart  luent  systematiach  in  «einem  im  IT.  Jahrhundert  in  Frank- 
reich erschieneueu  Atlas  ao.     Daher  wird  sie  nach  ihm  benannt 

*  Die  Figuren  10 — 16  sind  aftmtlich  in  demBelhen  Maaasstab  entworfen. 
Bei  allen  wSre  wie  bei  Fig.  10  eu  bemerkeii,  dasB  die  Abbildung  insofern 
periodiech  ist,  ftla  die  Ragelfläche  im  Bilde  unendlich  oft  wiederholt  eTScheint 
—  wenn  auch  nicht  gerade  oongment  wie  in  Fig.  11  — ,  da  die  Gleichungen  der 
Abbildnng  periodische  Functionen  enthalten.  Fttr  die  Zwecke  der  Karto- 
graphie benutet  man  nur  die  in  unseren  Figuren  gegebenen  Perioden,  ja  auch 
diese  nur  teilweis  wegen  der  an  den  Rändern  auftretenden  grossen  Verzerrungen. 


Pd.yGoogIe 


46  Erster  JbsAnüt:   Das  Bogeneiement  der  Flädis. 


den  im  Bilde  auf  den  Breitenkreisen  Strecken  ab,  die  von  derselben  I^Kt^e 
wie  die  betreffenden  Stücke  der  Breiteukreise  auf  der  Kagel  sind. 

Man  bemerkt,  dass  die  auf  (7)  begründete  Methode  zwar  olme  Integrationen, 
doreh  Elimination  allein  alle  fl&chcntreuen  Abbildungen  der  Kugel  liefert,  aber 
nicht  gerade  darch  einfache  Gleichungen  darstellbare  Abbildungen  dorcb  ein- 
fache Annahmen  t^r  die  zu  nählende  Function  m  [v,  £). 

Geht  nuw  darauf  aus,  gewisse  blondere  Arten  von  fläcbentrenen  Bildern 
der  Kogel  zu  bestimmen,  so  wird  man  daher  das  directe  Verfahren  anwenden, 
das  allerdings  Integrationen  verlangt; 

Die  Gleichungen 
(10)  j-0O^p).        D=y'(«,r) 

stellen  ja  allgemein  eine  flfichentreue  Abbildung  der  Kugel  mit  der  Breite  u 
und  Länge  v  dar,  wenn  nach  (4)  and,  weil  jetzt  p  =  cos  u  ist: 

*.  y^.  -  "^^  *,.  =  ±  cos  u 

ist.    Ob  wir  das  obere  oder  untere  Vorzeichen  wählen,  ist  gleichgültig,  da  wir 
den  einen  Fall  aus  dem  andern  durch  Vertauschen  von  ^  mit  ij  ableiten  können. 
Wir  wollen  die  Forderung  so  stellen; 
(U)  «P.V.-  V^.*„-  -  cos«. 

Benutzen  wir  in  der  Ebene  statt  der  rechtwinkligen  Coordinaten  ;,  ij 
Polarcoordinaten  r,  (p,  so  sind  die  Gleichungen  (10)  nnd  (11)  durch  andere  zu 

ersetzen.     Es  ist  ja: 

(12)  j  =  rcos9,         l)  =  rsin», 

sodass  nach  (10)  auch  r  und  ip  Functionen  von  u  und  v  sind; 

19)  r«  Biu,v),         q>  -  Flu,p). 

Die  Bedingung  für  diese  Functionen  (12)  können  wir  leicht  aas  (11)  ableiten. 
Denn  nach  (12)  ist: 

I  »■„  cos  ip  —  r  Ip,  sin  (p  r,  coa  f  —  r  ip,  sin  ^j  I 
]  r,.  sin  ^p  +  r  ip,  cos  9         r„  sin  9  +  >■  ip,  coa  <p  \ 

"  -r{<p,r,-  r„ip,)=  -  R(F,B,-  R.F,), 

sodass  wir  statt  (U)  zu  fördern  haben: 

(U)  R  (F.  Ä..  -  S,  F.)  =  cos  u  . 

In  Polarcoordinaten  r,  ip  stellen  also  die  Gleichungen  (13)  eine  fl&chen- 
trene  Abbildung  der  Kugel  dar,  wenn  die  Bedingung  (14)  erfüllt  ist 

Zunächst  fragen  wir  jetzt  nach  den  flfichentrenen  Bildern,  bei 
denen  die  Breitenkreise  als  concentrische  Kreise  nnd  die  Meri- 
diane als  ihre  Badien  erscbeinen.  Hier  beuuteen  wir  natürlich  Polar- 
coordinaten r,  ip,  indem  wir  verlangen,  dass  jeder  Breitenkreis  (u)  als  ein  Kreis 
*■  =  Const,,  jeder  Meridian  (»)  als  eine  Gerade  <p  =  ConsL  eracheinen  soll.  Wir 
unterwerfen  also  die  Functionen  (13)  der  Beschränkung,  daas  R  nur  von  u  und 
F  nur  von  n  abhängen  soll.  Dann  reduciert  sich  (14)  auf: 
-  JiÄ'(tt)jr'(p)  =  cosu, 


Pd.yGoogIe 


Flächentreue  Abbildung  der  BotaÜomflächen. 


'■■'"--• 

(.  -  CoMti 

f  w  -  -^  +  • 

(S,  a  -  Ck>i.Ä). 

.p--^  +  e 

(•,  S,  t  -  Coul) 

woraus  einzeln  folgt: 

fiÄ'(«)--OC0l.l. 

5*  =  2(6  -  aainw). 
Nach  (13)  iind  also: 

(15)  r  =  1/2(6  ^ofii^, 

die  GleichuDgeu  der  gesuchten  Abbildung. ' 

Sie  ODtbalteu  drei  willkürlicbe  Conalantea  a,  h,  e.  Offenbar  kSnneii  wii 
durch  Drehung  dee  AnfaugaBtrahlee  der  Polarcoordinaten  erreichen,  dow  der 
Nnllmeridiaa  (p  =  0)  gerade  &le  der  Strahl  (ip  -  0)  abgebildet  wird.    Wir  dürfen 

also  in  (15)  ohne  weiteres  e  —  0  annehmen.     Die  Pole  [u  =  ±  — ]  der  Eugel 

bilden  eich  als  die  Kreise  mit  den  Radien: 

Vüb  r^) 

ab,  arten  also  in  der  Figur  ans.    Der  Nordpol  lu »  ^- 1    tbnt    dies   unr   dann 

nicht,   wenn   b  =  a  ist      Bei    dieser  besonderen    Annahme  können   wii    die 
Formeln  (15)  «o  schreiben:' 

(16)  .  =  2V^rin({---^-),       9--J- 

Far  a  =  I  und  a  -  2  stellen  die  Figuren  IE  und  13  auf  S.  48  die  Karten  dar. 
Jetzt  wollen  wir  die  flficbentrenen  Bilder  suchen,  auf  denen  die 
Breitenkreise  als  parallele  Geraden  erscheinen.'  Dabei  benutzen  wir 
natflrlich  gewöhnliche  PunktcoordEnaten  ;,  i),  sodass  die  Formelu  (10)  nnd  (11) 
anzuwenden  sind.  Wii  Terlangen,  dass  jedem  Breitenkrds  (u)  eine  Gerade 
q  —  Const.  entspreche.  Mithin  muss  V  eine  Function  von  u  allein  sein,  sodass 
ans  (11)  folgt: 

^<P   _  cos« 

Da  rechts  nnr  ti  aoftritt,  so  folgern  wir  weiter: 


¥"(«) 


+  <-(«). 


Dabei  bedent«!  a  eine  beliebige  Function  von  u.    Also  haben  wir: 

u-o  5-^^  +  "*"'-    ••='^(") 

'  Sie  rührt  her  ron  Albbbb  in  der  Mouatl.  Korrespondenz  fSr  Erd-  und 
Hinunelfiknnde  Bd.  XI  und  XII,  1605. 

*  Diesen  Speciallall  von  Albbbs  Methode  hat  schon  Lakbbbt  1T72  (vgl. 
die  Aom.  S.  48). 

*  Ein  Specialfall  hiervon  ist  die  auf  S.  45  gefundene  SAMSOH'sche  Ab- 
bildung. 


Pd.yGoogIe 


48  ^aier  AbaehniU:   Das  Bogmelement  der  Fläche. 

ala  Gleichungen  aller  Abbildnngen  der  geauchten  Art     Auch  die  FanctioD    V 
von  w  kann  irgend  wie  gewftblt  werden. 

Wir  wollen  inEbeeondere  noch  verlangen,  dasE  die  Meridiane  als  Geraden 
durch  einen  Pnnkt  —  das  Bild  des  Nordpols  —  erscheinen.    Wir  denken  ona 


Fig.  18. 

die  q-Aie  durch  diesen  Bildpunkt  gelegt,  sodass  £  —  0,  q  -  A  die  Coordinaten 
des  Polbildes  sind.  Jeder  Meridian  (t)  soll  als  eine  Gerade  j :  (i)  —  6)  —  Conat. 
abgebildet  werden,  d.  h,  dies  Verhältnis  soH  eine  Function  V  von  v  allein  sein, 
woraus  nach  (17)  folgt: 


Da  die  linke  Seite  linear  in  v  ist,  ho  gilt  dasselbe  von 

K-or  +  e      (i,  c  =  Const.). 


Pd.yGoogIe 


r  6.     Flächen^reue  Abbildung  der  Rotationsflächen- 


B  einzeln  Min: 


^--a(V-J),       »-«(V-S), 

und   die  hierin  auftretenden  Functionen   W  nnd  a  hängen 
erste  Fonnel  giebt: 

C0BW  =  o.(y'-  6)  v 
oder  integriert: 

sinu  +  Conflt.  -  y(V-  6)* 


wahrend  die  «weite  Formel  u 

inn  liefert: 

(o  .  Conat.), 

Nach  (17)  kommt  somit: 

..V- 

»■i>iu 

f  =  ±(ar  +  c)|/o 

+  ^*", 

.-4±l/a  + 

2u 

|no 

Weil  (je  -  0,   q  -  £)  daa  Bild  des  Nordpols  lu  =    -     sein  soll,  so  mnia 

a  = sein.    NatOtlicli  kSnnen  wir  annehmen,  dass  die  ;-Äze  gerade  daa 

Bild  des  Äquators  (tt  -  0),  also  6  ±  yä'<^  0  sei.  Ist  6,  wie  wir  offenbar  ohne 
Beeintifichtignng  der  Allgemeinheit  TOranssetzen  dUrfen,  positiv  gewShlt,  so 
werden  wir  daher  bei  der  Quadratwursel  das  Minuszeichen  benatzen  nnd  aossei^ 

dem  a  =  b*  setzen.    Dann  ist  a  = =  — -^ .    Aosserdem    darf   angenoin- 

-  0  seL 


=  b{l-Yr- 


-(:-|).    .  =  4i-yrsin(|-|)]. 


Die  Constante  b  kann  irgendwie  gewfihlt  werden.  Deshalb  können  wir  es  M 
einrichten,  daoa  die  Meridiane  Ip  «  ±  — |  als  Qeraden  erscheinen,  die  mit  der 
9-Axe  Winkel  von  4&o  bilden.  Dies  tritt  nKmlich  ein,  wenn  sich  ;  fSr  w  -  0, 
p  —  ±  —  anf  ±  6  reduciert,  d.  h.  fär  b  =  Y^-    Dann  ist: 


BcmFftB,  Oeom.  Dillr,    . 


,d,Google 


60  Erster  Abgehnäl:    Dm  Bogenelem^U  der  Fläche. 

DiM   Kartenbild'   giebt  die   Fig.  14.     Der  Sfldpol    [''=~-y)   b™<=^^'  "^ 
I  Gerade  ^  —  —  ^/^^{yT—  l)  vereerrt,  und 

I  die  gMice  KngelflSche    wird   anf  das  In- 

I  nere  eines  gleicbechenkligen  Dreiecke  ab- 

gebildet, deNen  Grundaeite  diese  Gerade 
in  der  Lfinge  4  ^2  n  and  deasen  Höhe 
gleich  y2n  ist 

Die  Formela  (IT)  führen  zn  einer  an- 
deren weniger  venerrten  Karte,  wenn  wir 
Tennchen,  die  Fnnctionen  ^  und  a  von  u 
BO  cu  wühlen,  daaa  die  Meridiane  ab  El- 
lipsen eracheiuen,  die  eine  Axe  mit  den 
Endpunkten  (;  =  0,  i)  —  ±  6)  gemein  haben. 
Diese  gemeinsame  Axe  bat  dann  die  Lunge 
2b,  während  die  andere  Axe  ftti  jeden 
Meridian  (t>)  eine  besondere  LKnge  haben 
wird.  Die  Länge  der  zweiten,  in  der  £-Axe 
gelegenen  Ellipeenaxe  ist  demnach  all 
Function  2  V{v)  von  c  allein  anzunehmen, 

^  das  Bild    des  Meridians  (p)  ist     Es  fragt 

sich  also,  ob  wir  in  (11)  die  Functionen  V 
und  ft>  Ton  u  eo  wOhien  kSnnen,  dasa  i 
und  q  bei  geeigneter  Wahl  der  Function  V 
Ton  V  die  leiste  Oleicbang  erfUlen.  Da 
die  letzte  Gleichung  giebt; 

(20)  J  =  -fV6'-"v*. 

so  verlangen  wir  nach  (17): 

y"(i*)  ^  '         b      *  ^  ' 


Alsdann  kommt  einzeln; 


^j/ft'-  ¥",      <»-  4-Vi'-  V". 


'  Zuerst  angegeben  von  Collionon,  „Recherche«  snr  la  reprisen- 
tation  plane  de  la  anrface  du  globe  terrestre",  Joum.  de  l'^^le  poljt 
cah.  24,  1865. 


Pdr,yGOOgIe 


§  6.     Flächmlreue  Abbildung  der  BotaHonafläcken.  51 

und  die  hierin  &nftreteuden  FauctioDen  V  und  a  hingen  nur  von  u  sb.  Die 
enta  Oleichnng  knnu  k>  geschrieben  Verden: 

and  ^ebt  integriert: 

(21)  Bio  w  +  Conat  =  -^  V  Vft'  -  ¥"  +  ^  mc  sin  -^  ■ 

Dies  ist  eine  Bedingung  fBr  die  Function  ^  von  u,  wXhrend  aUdEinn  die 
Gleichung 

(22)  "  =  T  V*'  -  1** 
noch  die  Function  u  von  u  ei^ebt 

Die  Bedingung  (21)  fOc  ^  vereinAMht  aich  noch  durch  einige  besondere 
Feflt«eteangen :  Ühne  die  Allgemtinheit  der  Betrachtung  zu  heschrftnken,  dürfen 
wir  annehmen,  dau  sich  iDtbegondeie  der  Nullmeridian  (p  =  0)  als  die  Q-Axe 
abbilde,  also  {  —  0  sei  fOr  o  —  0,  d.  h.  nach  (IT)  auch  id  -  0  oder  also  o  =  0. 

Ferner  aeien  die  Bilder  der  Meridiane  Ir  «  ±  — |  KreiabSgen,  alao  F=  ±  &  fttr 
r  —  ±  — -.    Da  F  =  ac  iat,  ad  also  a  =•  2b:7i.     Der  Äquator  (u  =  0)   habe 

gerade  die  J-Axe  aum  Bilde,  was  eintritt,  wenn  q  oder  W  tut  u  —  0  ver- 
Hchwindet,  wenn  also  die  willkarliche  Constante  in  (äl)  gleich  Null  gewihlt 
wird.     Endlich  aeien  die  gemein eanien  Scheitel  (f  <-  0,   q  ^  ±  6)  der  Ellipaen 

die  Bilder  der  Pole  |«  =>  ^  T j'  ^^'  ist  der  Fall,  wenn  V  t&r  u  =±  ^  gleich 

±  6,  alao  i  -  )/2  iat    Jctit  haben  wir  atatt  (21)  nnd  (22): 

1  tp  V2_  tp 


nnd  statt  (IT)  wegen  (20): 


Die  Formeln  werden  etwas  bequemer,  wenn  wir  vermSge: 


Function  ip  von  «  einfahren.    Denn  jetzt  haben  wir: 
21/2 
"  291  ■)- sin29>  -  nsmu. 

D-l/Tainv, 

Die  Gleicbvog  rechts  zur  Bestimmnng  der  Fnnction  ip{u)  ist  transcendent, 
doch  ISsst  sich  fOr  jeden  Wert  von  u  der  zugehörige  Wert  von  <f  durch  An- 
nlhemng  ohne  HSbe  mit  beliebiger  Genanigkeit  berechnen.  Bei  dicaei  in 
Fig.  15,  8.  52,  da^estellten  Abbildung  ist  die  ganie  Kugelfläche  flKchentreu  auf 
das  Innere  der  Ellipse  mit  den  Halbazen  2^2  nnd  Yi  ausgebreitet' 

der  Honatl.  Correspondenz   Rr 


Pd.yGoogIe 


62  Erster  Abschnitt:   Das  Bogenelement  der  Fliiclte. 

ScblieMÜch  kommen  wir  za  der  iu  der  PraiiB  am  meisten  gebrauchten 
flächentieaeii  Abbildung  der  Kugel:  Die  Breitenkreiee  sollen  in  dei  Art 
ab  coacentriscbe  Kreiie  eracheinen,  dass  sich  die  Badien  der  Bilder  zweier 


Fig.  X5. 

Bieitenkreise  gerade  nm  den  wahren  Bphärischen  Abstand  beider  Kreise  nnter- 
Bcheiden.  Da  u  der  BpbäriBcbe  Abstand  dee  Kreises  {u)  vom  Äquator  ist,  so 
soll  der  RadiuB  r  seines  Bildea  sein; 

r  =  a-u      (a-Const.)- 

Wir  verwenden  natürlich  Polarcoordinaten  r,  ip,  deren  UrspmTig  der  Mittelpunkt 
jener  concentrischen  Kreise  ist,  und  gehen  daher  auf  die  Formeln  (13)  und  (14) 
zorttck.     Da  jetzt  fi  -  o  -  i*  ist,  so  giebt  (14) 


mitbin  babeu  wir,  weil  ip  =  F  ist: 

(24)  r-a-u,       ,  =  A^^*-^-  +  „(„). 

Hier  ist  o)  eine  beliebige  Function  von  u.  Soll  sich  nun  der  Nullmeridian 
(e  —  0)  als  die  Gerade  (v  =  0)  abbilden,  ao  ist  u  =  0  zu  setzen,  also: 

(25)  r  =  «-«,      ^  =  S-^^. 

Diese  Abbildung*  variiert  noch  mit  der  Constanten  a.  Die  Pole  bilden  rieb 
als  die  Punkte  (r  =  a  7  — ,  ip  =•  0)  ab,  und  die  Meridiane  werden  transcendenta 
Curven.  Sie  schneiden,  wie  man  leicht  sieht,  anf  den  Breitenkreisen  auch  im 
Bilde  die  wahren  Langen  ab.    Im  Fall  a  =  —,  also: 

*  Diese  Methode  wurde  zuerst  von  Bohne  in  der  zweiten  Hälfte  des 
18.  Jahrhunderts  angewandt,  weshalb  sie  nach  ihm  benannt  worden  ist  För 
ein  Jahrhundert  wurden  die  Lfinderkailen  in  den  Atlanten  fast  aosscblieBslich 
nach  dieser  Methode  entworfen. 


Pd.yGoogIe 


§  6.     Fläeltentreue  Äbbildwiig  der  Eotationefiächen. 


erscheint  der  Nordpol  kb  Mittelpunkt  der  concentriachen  BreitankreiBe.    Siehe 
Fig.  16.' 


Fig.  16. 

Hienoit  wollen  wir  diese  sehr  beschrüukte  ÄUBwafa)  aus  der  Zahl  «Her 
fificbeDtrenen  Abbildangen  dor  Kngel  abscbliesseu.  Nach  Ttoeeren  ürilheren  Er- 
SrteraDgen  (auf  S.  44)  erfordert  die  Anfetellnng  aller  flScheQtreuen  EntwOrfe 
nur  EiiminationeD  and  keine  Integrationen.* 

'  Dies  iat  der  erste  fl&chentrene  Kartenentwnrf,  der  Qberfaaapt  angegeben 
worden  ist  Er  wnrde  nach  dem  Vorschlage  von  Stab  ansgeftthrt  von  Weikeb, 
„Annotationes  Joam.  Vebhebi  in  prirnnm  librnm  geogr.  Cl.  Ptolxiubi; 
libelluB  de  quatnor  aliis  planis  terr.  orbia  descriptionibna",  Nürn- 
berg 1514. 

*  BezQglioh  der  Lehre  vom  Entwerfen  der  Gradnetze  verweiaen  wir  auf 
die  BOcher: 

Herz,  „Lehrbuch  der  Laodkartenprojectionen",  Leipzig  1885. 

TiMOT,  „Die  Netzentwttrfe  geographiacher  Karten",  deutacb  bearb. 
von  Hajuceb,  Stattgart  1887. 

ZSpputz,  „Leitfaden  der  KartenentwurfBlehre",  1.  Teil,  2.  Anfl. 
bearb.  von  Blüdaü,  Leipzig  mfl9. 

Femer  erwähnen  wir,  dasa  Gsav£  1896  in  aeiner  auf  S.  121  des  I.  Bandes 
erwihnten  Arbeit  die  Aufgabe  gelöst  hat,  alle  di^enigen  flSchentrenen  Ab- 
bildungen der  Kngel  auf  die  Ebene  zu  bestimmen,  bei  denen  die  Meridiane  ond 
Breitenkreise  sämtlich  wieder  als  Kreise  erscheinen. 

Über  nicht'flBchentreue  Gradnetzentwflrfe,  die  andere  ausgezeichnete  Elgen- 
Bchaften  haben,  apiechen  wir  spater. 


Pd.yGoogIe 


54  Erster  Abtekmtt:   Diu  Bogenelement  der  Fläche. 

§  7.    Isothermen  auf  einer  Flache. 

Es  liege  ii^nd  eine  Fläche  in  PorameterdarstelluDg  vor: 

(1)  x  =  ^[u,v),      y->r(K. ").      ^  =  V(«-«). 
nnd  da?  Quadrat  ihrea  Bogenelementea  sei: 

(2)  dt'  =  Edu*  +  tFdudv  +  Grfr». 

In  Bezug  auf  daa  System  der  Parameterlinien  (u),  (v)  können  wir 
ähnliche  Betrachtungen  wie  in  der  Kbene,  im  1.  Bd.  §  1?  des  ersten 
AbBchnittes,  anstellen:  Wollen  wir  dem  Parameter  u  eine  Reihe  von 
Werten  geben,  von  denen  jeder  folgende  anendlich  wenig  vom  vor- 
hergehenden abweicht,  so  geschieht  dies  dadurch,  dass  wir  den  Zu- 
wa<^  du  des  Parameters  u  gleich  einer  Function  von  u,  multi- 
pliciert  mit  einer  nnendlich  kleinen  Grösse  e,  setzen: 

(3)  rf«  =  «(«)(. 

Lassen  wir  auch  den  Parameter  r  gesetzmässig  immer  nm  unendlich 
wenig  wachsen: 

(4)  d,~ß{p)>, 

SO  wird  hierdurch  ein  unendlich  dichtes  Netz  von  Parameterlinien 
bestimmt  Die  Diagonalcarven  des  Netzes  sind  die  Linien,  auf 
denen  u  und  v  gleichzeitig  nm  ±  tx{tt)t  und  ±  ß^t  wachsen,  längs 
deren  also  entweder: 

"(")  ^  (IM 
ist    Integrieren  wir  diese  (rleichungeni 

80  erhfdten  wir  die  Diagoualcnrven,  ausgedrückt  durch  endliche 
Gleichungen  zwischen  «  und  v  (vgL  I  S.  114). 

Längs  einer  Diagonalcarve  ist  eine  der  beiden  Grössen: 

^^'  J  «(")      J  (((V)'       '^  -J  «w+J  (f(v) 

constant,  und  vermöge  der  Gleichungen  (6)  können  wir  umgekehrt 
K  und  V  als  Functionen  von  U  und  F  definieren.    (Vgl.  I  S.  115.) 

D,gH,zed.yGOOgIe 


üolhermen  auf  einer  Fläehe.  56 


Fohren  wir  diese  Functionen  in  die  G-leicbangen  (I)  ein,  ao  werden 
X,  y,  z  ebenfalls  Functionen  von  V  und  7.  Wir  kommen  somit  zu 
einer  neuen  Parameterdarstellung  unserer  Fläche.  Die  neuen  Para- 
meterlinien  ((7)  und  {V)  sind  die  Diagonalcnrven  (5)  des  durch  (3) 
und  (4)  definierten  Netzes  der  alten  Parameterlinien  (u)  und  (v). 

Nach  Satz  13,  S.  34,  schneiden  die  Parameterlinien  (u)  und  (v) 
einander  senkrecht,  wann 

F_  1^  A?.  a.  Ay  A?.  j.  J?A  Üil     0 

Ott    Sp   "^  a«    3p   "^  ö«    So 
ist.      Dementsprechend    schneiden    die    Diagonalcurven  ({/)  and  (F) 
einander  senkrecht,  wenn 


ist.     Wie  in  I  S.  116  finden  wir  aus  den  Formeln: 

a«         ap         du        ov 

n.  B.  w.  und  »uB  (6): 


sowie  die  entsprechenden  Formeln  in  y  und  z  statt  x.     Die  Be- 
dingung (7)  kann  daher  so  geschrieben  werden: 


oder  nach  (7^  S.  15,  so: 

(8)  .^M-ß'G-O    oder;    E:G  - -^^■. -^. 

Ist  sie  erfllllt^  so  schneiden  die  Diagonalcurven  des  Netzes  der 
Parameterlinien  (u)  und  (v)  einander  senkrecht;  mit  anderen  Worten: 
DasNetz  besteht  dann  aus  unendlich  kleinen  Rhomben  (vgl,I  S.  US). 
Dfüier: 

Satz  22:  Damit  sich  die  Parameterlinien  (u)  und  (o) 
einer  Fläche  so  anordnen  lassen,  dass  sie  ein  Netz  von 
unendlich  kleinen  Rhomben  bilden,  ist  notwendig  und  hin- 
reichend, dass  das  Verhältnis  der  beiden  Fundamental- 
grÖBsen  E  und  G  gleich  dem  Verhältnis  aus  einer  Function 
Yon  M  allelD  zu  einer  Function  von  v  allein  sei. 

Wenn  ausserdem  P=0  ist,  so  schneiden  auch  die  Parameter- 
linien (u)  und  (v)  einander  senkrecht;  die  Rhomben  sind  dann 
Quadrate  (Tgl.  I  S.  117),  sodass  wir  sagen  können: 


Pd.yGoogIe 


56  Erster  Abvahniä:   Das  BogeneUm^rU  der  Fläche. 

Bati  23:  Damit  sich  die  Parameterlinien  (u)  und  (c) 
einer  Fläche  bo  anordnen  lassen,  dass  sie  ein  Netz  von 
aDendlich  kleines  Quadraten  bilden,  ist  notwendig  und 
hinreichend,  dass  die  Fundamentalgrössen  E,  F,  G  Be- 
dingungen von  der  Form 

^=0,       a^{u)E-ß*(v)G  =  i) 

erfüllen.  Hierin  bedeutet  ee  eine  Function  von  u  allein 
und  ß  eine  Function  von  u  allein: 

'    £8  braucht  kaum  bemerkt  zu  werden,  dass  natürlich  der  Fall 
a  =  ß  =  0  aosgeschlössen  sein  solL 

Ein  Netz  von  Parameterlinien,  das  aus  unendlich  kleinen  Qua- 
draten besteht,  beisst  wie  in  der  Ebene  ein  Isothermennetz 
(TgL  I  S.  118].^  Der  Satz  23  giebt  also  die  Bedingungen  Mr  ein 
Isothermennetz  auf  der  Fläche  an. 

Sind  die  Bedingungen  des  Satzes  erfüllt,  so  haben  E,  F,  G 
die  Form: 

W  *-^'     "•=<>■     "-yhf 

wobei  l  irgend  eine  Function  von  u  und  v  sein  kann.  Das  Qua- 
drat (2)  des  Bogeuelementes  dt  der  Fläche  hat  daher  jetzt  die  Form: 

(10)  ä.-.x'M[-Sty  +  ^:)f]- 

Es  liegt  nunmehr  nahe,  neue  Parameter  einzuführen,  ohne 
aber  dabei  neue  Parameterlinien  zu  schaffen  (vgl.  S.  10),  nämlich 
dadurch,  daes  wir  (wie  in  I  S.  125)  setzen: 

<"'         ^-Lt'    -/;>:, 

und  nun  ü  und  f>  als  Parameter  benutzen,  ü  hängt  nur  von  u,  v 
nur  von  v  ab.  Umgekehrt  können  wir  uns  vorstellen,  daee  u  als 
Function  von  ü  und  v  als  Function  von  v  nach  Ausfohrung  der 
Quadraturen  (11)  berechnet  seien.  Wenn  wir  diese  Functionen  in 
die  Gleichungen  (I)  der  Fläche  einführen,  so  werden  x,  y,  x  Func- 
tionen der  neuen  Parameter  a,  f.  Aber  die  alten  Parameterlinien 
u  =  Const.  und  v  =  Const  sind  identisch  mit  den  neuen:  ü  =  GonsL 
und  f  =  Const  Auch  in  die  Function  X'{u,v)  denken  wir  uns  die 
Werte  von  u  und  v,  ausgedrückt  durch  u  und  ^,  eingesetzt,  wodurch 

<  Qeschichtlicbe  Hinweise  siebe  in  der  AnmeTkuDg  zu  I  S.  134. 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


^  7.     laothermen  auf  einer  Fläche.  57 


eine  Function  ^  {a,  fi)  hervorgeht    Das  Quadrat  des  Bogenelemeates 

hat  Dan  nach  (10)  die  Form: 

(12)  rf.»=  n{ü,f)){dü*-\-diS^. 

(Vgl.  (8)  in  I  S.  126.)     Also: 

Batz  24:  Wenn  eich  aas  den  Par&meterlinien  (u)  und  (c) 
einer  Fläche  ein  Isothermennetz  hilden  lässt,  kann  das 
Quadrat  des  Bogenelementes  dadurch,  dass  geeignete  Func- 
tionen ü  und  £  von  u  bez.  v  allein  als  neue  Parameter  ein- 
geführt werden,  auf  die  Form  gebracht  werden: 
di'=-  ß(ö,  e)(rfo>  +  rf«'). 

Die  FundamentalgrÖsseii  haben  jetzt  fOr  die  neue  Parameter- 
datstellang  der  Fläche  die  Werte: 

sodass  £!=  G,  F=0  ist.  — 

Wir  wollen  annehmen,  wir  hätten  auf  der  Fläche  (1)  irgend 
zwei  von  einander  unabhängige  Functionen  von  u  und  v  als  neue 
Parameter  ü,  f)  eingeführt,  und  dabei  habe  sich  ergeben,  dasa  die 
FundamentalgrOssen  E,  P,  Q  ftir  die  neue  Parameterdarstellung  die 
]Sigenschaften  haben: 
(18)  E=ö.         ^=0. 

Wir  fragen  uns,  was  wir  hieraus  schliessen  können.    Wegen  P  =fi 
durchschneiden  die  neuen  Parameterlinien  (fi)  und  (f)  einander  senk» 
recht  —  nach  Satz  13,  S.  34.    Wenn  wir  femer  die  Parameterlinien 
(«)  und  (€)  so  anordnen,  dass  ü  bez.  ^  vou  Cnrve  zu  Curre  nm 
du  =  t     bez.     d'B  =  i 

wächst  wobei  ■  ein  und  dieselbe  unendlich  kleine  Qrösse  bedeute, 
so  sind,  da  jetzt  diese  Gleichungen  an  die  Stelle  der  Gleichungen 
(3)  and  (4)  treten,  miüiin  für  te  und  ß  Bios  zu  setzen  ist,  nach  (ä) 
die  Curren: 

o  ip  fl  =  Const 

die  Diagonalcurven.  Statt  (6)  haben  wir  also  jetzt  fOr  V  und  F 
die  Werte  ß  —  C  und  ü  +  v.  Nun  war  (8)  nur  eine  andere  Form 
von  (7),  d.  h.  von  der  Bedingung  für  die  Orthogonalität  der  Diagonal- 
curven, und  sie  hat  jetzt  die  Gestalt 

£-  Ö  =  0. 

Die  erste  Gleichung  (13)  sagt  also  aus,  dass  die  Diagonalcurven 
einuider  senkrecht  schneiden.    Mithin  haben  wir  in  (13)  auch  die 


Pd.yGoogIe 


58  Erster  Abschnitt:    Dat  BogenelemaU  der  Fläche. 

notwendigen  Bedingungen  dafQr,  dass  die  Cnrven  (a)  tmd  ^e)  ein 
Isothennensystem  bilden.    Also: 

8ati  85:  Dafür,  dass  sich  die  Parameterlinien  (fi)  nnil 
{v)  einer  Fläche  zu  einem  Isothermennetz  anordnen  lasBen, 
in  dem  ü  bez.  f  von  Carre  zu  Curve  um  dieselbe  uneudlicli 
kleine  OröBse  wächst,  ist  notwendi'g  und  hinreichend,  dass 
die  zugehörigen  FnndamentalgrÖssen  erster  Ordnnng  E, 
P,  G  die  Bedingungen 

erfüllen. 

Solche  Parameter  O  and  f  heissen  wie  in  der  Ebene  (vgL  I 
S.  127)  thermische  Parameter.  Der  dortige  Satz  77,  I  S.  128, 
lässt  sich  hier  ebenfalls  beweisen,  sodass  also: 

Im'  =  ±  a  ß  +  GoQSt ,     r'  =  ±  a  ff  +  Const  | 
und  [  (a=ConBtl 

K  =  ±  afi  +  Const,     «'  =  ±  aß  +  Const) 

die  allgemeinsten  thermischen .  Parameterpaare  sind,  die  zu  dem- 
selben Isothermennetz  wie  die  thermischen  Parameter  ü  nnd  9  ge- 
hSren.    Dabei  können  die  Vorzeichen  beliebig  gewählt  werden. 

Hat  man  von  einer  analytisch  definierten  Fläche,  auf  der  man 
thermische  Parameter  ü  und  e  kennt,  ein  Modell  hergestellt  nnd 
will  man  auf  dem  Modell  das  zugehörige  Isothermennetz  Teran- 
schaulichen,  so  wird  man  natürlich  ein  Netz  mit  Maschen  von  end- 
licher Seitenlange  einzeichnen,  so  wie  wir  dies  in  der  Ebene  in 
den  Figuren  31  bis  34,  I  S.  128  bis  134,  gethan  haben.  (Man  ver- 
gleiche die  damaligen  Anmerkungen  zu  den  Fignren.)  Dies  geschieht, 
indem  man  die  Curven  (u)  bez.  (v)  so  auf  einander  folgen  lässt,  dass 
ihr  thermischer  Parameter  ü  bez.  0  von  Curve  zn  Cnrve  am  die- 
selbe endliche  Grösse  m  zunimmt,  also  arithmetisch  wächst  Dann 
erhält  man  ein  Netz  von  Maschen,  die  man  als  endliche,  aber 
krummlinige  Quadrate  bezeichnen  könnte.  Die  Diagonalcurven 
des  wirklichen,  unendlich  dichten  Isothermennetzes  sind 
aach  bei  diesem  Netz  von  endlichen  Maschen  Diagonal- 
curven. 

1.  Beispiel:    Auf  der  RotationefUche: 

(15)  X  =  p(tt)coBr,         y  =  f(u)äav,         t  -  q{u), 
wo  u  die  BogenlBnge  der  Meridiane  bedeutet  (siehe  (2),  S.  41),  ist: 

(16)  rf8'=liM'+pVw)d»». 


Pdr,yGOOgIe 


Isothermen  auf  eirter  Fläche. 


Falir«D  wir 

(IT) 

«U  neae  Parameter  ein,  i 


iat: 

-      _^ 


rfe-dB. 


nnd  alto  kommt  statt  (16); 

(181  <ij.'-p'((.)(<i«»-l-dl^. 

NatQrlieh  kann  hierp*(u)  ak  Functioo  ^C»)  Ton  ä  infolge  der  ersten  Glei- 

chang  (17)  an^eiuat  werden.    Wir  haben  jetzt  die  FnndamentalgröaBen; 

Jf=  Ö  =  Ä(5)-p»(m)>        ^"0- 

Jetit  und  ü  und  t  thermische  Parameter.  Da  die  Cnrven  (ü)  and  (t) 
nach  (IT)  die  «Uen  Paramelerlinien  (u)  und  (e)  sind,  so  folgt:  Wir  können 
die  Breitenkreise  und  Heridlsoe  einer  BotationsflSche  stets  so 
anordnen,  daas  sie  die  FIAche  in  onendlich  kleine  Quadrate  (er- 
legen. Von  Cnrre  la  Cnrve  wächst  ü  bei.  i  dabei  nm  dieselbe  anendlich 
kldne  CMsse  >.  Da  v  den  Winkel  der  Ebeue  des  Meridians  (V)  mit  der  des 
Meridiane  (P  —  0)  bedentet,  so  mOssen  wir  also  alle  Heridianschnitte  herstellen, 
die  denselben  nnendlich  kleinen  Winkel  >  mit  einander  bilden.  Da  femer  p  (tt) 
gldeh  dem  Bodins  des  Breitenkreises  (u)  ond  w  die  BogenllLnge  auf  dem 
Meridian  ist,  so  folgt  femer  aas 

d» 

dass  man  einen  Ueridian  so  einniteilen   hat,   dass  das  Verhältnis   ans  dem  nn- 
endlich  kleinen    Bogänstfick    dividiert   durch    den    tngehOrigen    Breitenradins 
gleich  ■  isl^  und  alsdann  durch  die  Teilponkte  die  Breitenkreise  ziehen  mnss, 
Z.  B.  anf  der  Kngel  (vgl.  S.  48} 

X  =  cos  H  cos  V ,       y  ••  cos  u  sin  v ,       x  —  rin  u 
ist  p(u)  =  eosti,  sodass  nach  (17): 
(19)  i.loglg(-J-  +  -|-),         ... 

thennische  Parameter  sind.  Dabei  ist  u  die  geogr^)hiBcbe  Breite,  v  die 
geographische  LXnge.  Die  Seite  des  nnendlich  kidnen  Quadrates  an  der 
Steile  (ü,  f)  hat  nach  (18)  die  L&nge  p(fi)dä  oder  p(u)a,  ist  also  propor- 
tiODil  dem  Badius  des  Breitenkreises,  insbesondere  bei  der  Kugel  proportional 
dem  Cosinus  der  geographischen  Breite.  Nach  den  Polen  zd  werden  also  die 
Maschen  des  NetEes  immer  klriuer.  In  den  Polen  selbst  artet  das  Isothermen' 
aeti  ans,  indem  dort  die  Qoadratseite  unendlich  klein  von  höherer  Ordnung 
Sil  I  wird. 

2.  Beispiel:  Im  1.  Band,  anf  S.  IST,  sprachen  wir  in  Satz  3  von  einer 
■teCigen  Schraabnng.  Unterwerfen  wir  eine  Curre  einer  stetigen  Schraubung,  so 
besehreibt  de  eine  Schranbenfläche.  Insbesondere  betracht«n  wir  folgenden 
Fall;  Die  x-Axe  sei  die  Axe  der  Schraabnng,  and  die  Schraubung  werde  auf 
diejenige  Gerade  aosgeflbt,  die  saerst  in  der  x-Axe  liegt  Alle  Punkte  dieser 
Geraden  beschreiben  gemeine  Schraubenlinien  von  gleicher  Ganghöhe  um  die 
^Axe.    Nach  den  Formeln  (8)  aof  der  genannten  Seite  wird  derjenige  Punkt 


Pdr,yGOOgIe 


Erster  Äbsckniü:   Das  BogeneUmerU  dfr  Fläche. 


(20)  ü  =  M  C08 » ,      y  =  tt  Bin  » ,     ■%  —  qv 

übergegftDgeD  sein,  denn  jetzt  iat  x  durch  u  und  v>  durch  r  lu  ersetzen.  Die 
GrÖBse  inq  iet  die  H5he  eines  Scbranbenumganges  und  q  eine  GoneUuite. 
Wenn  wir  nun  in  (20)  den  Grössen  u  nnd  v  völlige  Veränderlichkeit  zoschreiben, 
so  heiaat  dies,  dass  wir  alle  Punkte  der  verschranbten  Geraden  in  allen 
Stadien  der  stetigen  Schraubung  betrachten  wollen.  Hit  anderen  Worten: 
Die  Gleichaagen  (20)  stellen  mittels  iweiet  Parameter  u  nnd  v  die  Flfidie 
dar,  die  jene  Gerade  beschreibt  Diese  Fläche,  die  offenbar  unendlich  viele 
Geraden  enthfilt,  die  die  Scbroabenaie  senkrecht  schneiden,  nnd  also  eine 
geradlinige  Fläche  (vgl.  I  S.  270)  iit,  heisst  eine  gemeine  Sohranben- 
flfiche.     Da  bat  ihr 

dx  =  cosrrfu  —  ueinvdv ,      dy  —  »vavdu  +  «coardr, 
dx  =  qdT 
ist,  so  igt  das  Quadrat  ihres  Bogenelementes: 

(21)  d«'-<iu'  +  (t.'  +  g*)rfc', 
mithin: 

-E-  1,      Jf-0,      0-w»  +  g". 

Dass  ^  -  0  ist,  esgt  nach  Sats  13,  8.  34,  aus,  dass  die  Parameterlinien  (ti)  nnd 
(e)  einander  senkrecht  schneiden.  Die  Linien  (u)  Bind  die  Cnrven,  die  von  den 
einzelnen  Pankten  der  ursprQnglich  in  der  ic-Axe  gelegenen  Gteraden  beschrieben 
werden,  d.  h.  es  sind  gemeine  Schraubenlinien  mit  gleicher  Ganghöhe  2ng 
um  die  t-Äie,  Die  Linien  [v)  sind  die  durch  die  Schraubung  ans  der  nrsprQng- 
lichen  Geraden  hervorgebenden  geradlinigen  Erzengenden  der  FISche.  (Siehe 
Fig.  17,  S.  fll).    Wenn  wir  setzen: 


du 


=  log(«  +  Vm'  +  3'),     »  = 


so  nimmt  das  Quadrat  des  Bogenelementes  nach  (21)  die  Form  an: 

i«»  =  («'  +  g')C<''i*  +  d8*). 

Also  sind  ü  und»  thenniache Parameter.  Die  gemeinen  Schraubenlinien  (u) 
und  die  geradliiiigen  Erzeugenden(c)  der  gemeinen  Sohranbenfläche 
bilden  also  ein  laothermenBjstem.  Um  das  laothermennetz  zn  erbalten, 
wählen  vir  alle  diejenigen  Geraden  (f)  oder  (e)  anf  der  Fl&che  aus,  die  jedes- 
mal durch  die  Schraubung  mit  dem  unendlich  kleinen  Winkel  dt  =  e  ans 
einander  hervorgehen.  Femer  wKhlen  wir  auf  der  JvAie  diejenigen  Funkte, 
deren  AbsciBsen  u  jedesmal  um  die  unendlich  kleine  Giobbc  du  wachaen,  fQr  die 


ist    Sie  beschreiben  bei  der  stetigen  Schraubung  die  zweite  Curvenschar  de« 

D,gH,zed.yGOOgIe 


§  8.     Bestitnmung  der  lsoihermenneUe  auf  einer  Fläcfie. 


NeUefl.  HoD  neht,  duB  die  Ua^chen  des  Netze«  dicht  un  der  Scbraubenue 
die  SeitenlSnge  aq  haben  und  dasB  die  SeiienlSuge  am  so  grOsaeT  wird,  je 
grOaeer  die  Entfemang  u  tqd  der  Aie  wird.    In  die  folgende  Figur  ist  ein  Netz 


Ton  endlicher  MaflcheugrJSBse  eingezeichnet  worden,  bei  dem  die  thermiscbeD 

Parameter  ü  und  9  arithmetiach  wachsen. 


§  8.    Bestimmung  der  Isothennennetze  auf  einer  FIftche. 

Liegt  eioe  Fläche  vor,  die  analytiscli  mittels  zweier  Parameter 
II  und  V  ausgedrückt  ist  uod  deren  Bogenelement- Quadrat  die 
Form  hat: 


(1) 


(/**=  ßdu'^  +  2Fdudv  +  Gdv^, 


so  soll  jetzt  die  Frage  beantwortet  werden,  wie  man  die  Isothermen- 
netze der  Fläche  findet,  wienn  überhaupt  welche  vorhanden  sind. 
Wenn  e  und  c  thermische  Parameter  sein  sollen,  so  mUssen  m  und 
V  gewisse  nns  allerdioga  noch  unbekannte  Functionen  von  ü  und  r 
seil),  sodass  das  Quadrat  des  Bogenelementes  durch  Einführung  der 


Pdr,yGOOgIe 


62  Erster  Abschnitt:   Das  Bogenekment  der  Fiäebe. 

Parameter  e  and  ü  die  in  Satz  24,  S.  57,  angegebene  charakteristi- 

sehe  Form  bekommt: 

(2)  rf*»-fl(ß,fl}  (dü'  +  dü*), 

wo  nan  aach  Ü  eine  tins  nocb  nabekannta  Fanction  von  a  nnd  r 
bedentet.     Hierfür  lässt  Bich  achreiben: 

dt*  =  ß(ö,  C)  {da  +  idv)  {du  —  idifj. 
Wenn  man 

(S)  a  +  ic  =  u,      ö  —  le  =  B 

setzt,  80  kommt: 

(4)  ds'=iidud'o, 

und  man  wird,  sobald  Si{a,  ^  bekannt  ist,  auch  in  Q  die  Veränder- 
lichen u  und  D  einfübren  kSnnen. 

Umgekehrt:  Nehmen  vir  an,  es  sei  ans  gelungen,  statt  u  and  v 
solche  neue  Parameter  u  und  t)  einzaftlliren,  daas  dt*  die  Form 
di',=.  iidadü 

annimmt,  die  also  nar  das  Prodact  der  Differentiale  enthält,  so 
können  wir  auch  sofort  thermische  Parameter  O  und  B  finden.  Wir 
setzen  n&mlich  die  Gleichungen  (3)  an  oder  ihre  ÄoflSsangen: 

(5)  fl  =  |{u  +  b),      i5  =  -±(u-ij); 

denn  dann  wird: 

dt'=  a{da'  +  dv'). 

Hieraus   folgt:    Es    kommt    zunächst    darauf  an,    sofche 
Parameter  u  and  o  zu  finden,  in  denen  das  Qnadrat  des 
Bogenelementes  nur  das  Prodnct  der  Differentiale  enthält: 
ds*  •=  Sidudts. 

Nach  Satz  17,  8.  36,  können  wir  auch  sagen: 

Es  handelt  sich  zunächst  um  die  Bestimmung  der  Minimal- 
curven  u  =  Gonst  und  t)  =  Gonst  auf  der  Fläche. 

Bedenken  wir  nun,  dass  nns  dt'  in  der  Form  (1)  gegeben 
ist,  so  lehrt  Satz  16,  S.  86,  dass  die  Gleichung 

(6)  Edu*  +  2Fdu  dv+  Gdv*-0 

die  beiden  Scharen  von  Minimalcurren  auf  der  Fläche  definiert,  und 
zwar  &llen  die  beiden  Scharen  nur  dann  zusammen,  wenn  die  linke 
Seite  Ton  (6)  ein  rollständiges  Quadrat,  also  i>  =  0  ist  In  diesem 
Falle  aber  ist  die  Fläche  die  Tangentenöäche  einer  Hinimalcurre. 


Pdr,yGOOgIe 


§  8.     BeaÜmmung  der  laothemmmetxe  auf  einer  Fläche.         63 

Die  00^  Tangenten  dieser  Gurre  sind  Minimalgeraden.  Ausser  ihnen 
und  ihrer  ümbOlleoden    enthUt  die  Fläche  keine    Minimalcurre. 

Um  thermische  Parameter  fi  und  {<  zu  erhalteu,  müssen  wir  die 
Formeln  (6)  ansetzeD.  Weil  aber  ü  und  Jl  von  einander  unabhängig 
sein  müssen,  ho  haben  wir  dasselbe  von  u  und  ti  zn  verlangen. 
Also  sehen  wir  bei  den  Isothermensystemen  von  den  Tangenten- 
flächen  der  Minimalcnrren  grundsätzlich  ab. 

Wir  setzen  also  voraus,  dass  für  beliebige  Werte  von  u  und  v 
die  Function 

sei.  Nach  Satz  5,  S.  13,  zerlegen  vrir  die  Gleichung  (6)  in  ihre 
linearen  Factorem 

(  ^du  +  {F+il>)dv  =  0, 

^  \  Sdu  +  [F-iD)dv  =  (i. 

Dies  sind  die  Differentialgleichungen  für  die  beiden  Scharen  von 
Minimalcnrven  it  —  Const.  und  u  =  Const  Also  sind  u  und  ti  In- 
tegrale dieser  Gleichungen.  Es  seien  A  (u,  v)  and  /i  (u,  v)  zugehörige 
Mnltiplicatoren  (vgl  I  S.  9i),  d.  h.  es  seien 

I  du  =  3i[I!da  +  {F+iD)dv-], 

^  ^  1  do  ~  ti[I!du  +  {F -  iD)dv] 

vollständige  Differentiale. 

Die  Bestimmung  der  Multiplicatoren  oder  der  Integrale  ver-' 
langt  natürlich  die  Integration  der  beiden  Differentialgleichungen  (7). 
Wir  wollen  annehmen,  sie  fiei  geleistet,  sodass  u  und  b  als  Func- 
tionen  von  u  und  v  bekannt  seien. 

Ehe  wir  in  der  Theorie  fortfahren,  möge  dies  zunächst  an  einem 
Beispiel  erläntert  werden. 

Beispiel:  Auf  der  Kngel  (S.  48) 


ds*  =  rf«»  +  coB»ttrfz'*  =  {rf«  +  icQBudp)  (du 
Die  DiflereotialgleichaDgeii  der  HinimalcarveD: 


haben  hier  den  gemeimtunen  Maltiplicator 


Pd.yGoogIe 


Erster  Abschnitt:    Das  BogetKiement  der  Fläe^. 


rotlBtandige  Difi^reotiale  sind.    Ea  kommt: 

Also  sind  die  Cnrren: 

log  tg  \T  +  -f-)  ±  *  "  -  Conat 

dEe  Minimalcurven  der  Knget:     Da  wir  diese  Oleichaugen  auch  so  schieben 
können: 

'""'«(t  +  t)-""""- 

SO  können  wir  als  Integrale  der  beiden  Differential  gl  eichongen  der  Uinimal- 
enrven  auch 

(»)  ")  =  «*"'te(f  +   '{)  "  (cosr±  .-ainrjtgfy  +  |) 

benatzeo,  was  zu  bequemeren  Formeln  fühlt    Hiernach  ist  nSmlicb: 

UD  -  1  ^    IVVÖ 

(10)  ■      "''"■"''■^>'  '^'^"-«"»■■^i' 

sin  r  -    -  ''"^'»  5^„  =  _"„+_! 

2y^      '  2]/ilT' 

sodass  sich  x,  y,  %  in  den  neuen  Parametern  u,  t)  so  ansdracken: 


CU) 


n  +  1  '       "  uB  +  1  ' 


Diese  Gleichungen  stellen  also  die  Kugel  um  den  Anfangspunkt  mit  dem 
BadioB  Ejus  dar  und  zwar  ausgedrückt  mittels  der  Parameter  u  and  S,  sodass 
die  Parameterlinien  (u)  und  (□)  die  Minimalcurven  der  Engel  sind.  D»  die 
Verhfiltnisse 

frei  von  t>  sind,  so  sind  die  Minimalcurven  (u)  Geraden,  ebenso  die  Cnrren  (o). 

Satt  26:   Die  Kngel  enthfilt  zwei  Scharen  von  Minimalgeradan. 

Die  Kugel  ist  folglich  in  zwei  Ai-ten  als  eine  geradlinige  FlKche  auf- 
zufassen (I  S.  210),  aber  nicht  als  abwickelbare  Fläche,  denn  sonst  müssten 
die  Minimalgeraden  einer  Schar  eine  Curve,  also  eine  Minimalcurve,  umhüllen 
—  die  Kugel  enthält  aber  ausser  den  Geraden  keine  Minimalcurve  —  oder  die 
Hinimalgeraden  einer  Schar  müssten  einen  Kegel  bilden  —  was  auch  nicht 
der  Fall  ist  Eine  beliebige  Ebene 
(12)  Jat  +  By-l-  (?«=  D 


(C-  Z>)mi  +  U  -i-B)u  +  (-1  -1-  *"£)D-  ((7+  U}«  0, 

D,gH,zed.yGOOgIe 


§  8.    Bestimmung  der  laothermemietxe  auf  eitur  Fläche.         05 

A.  h.  die  allgemein«  biUneare  Gleichnng  in  u  und  D: 

(!•*)  «ub  +  öu  +  Sd  +  S-O 

Bteilt  einen  Kreis  auf  der  Kugel  dar.    InebeBODdeie  zerfiUlt  dieie  Glei- 

cbong  in  nrei  lineare  Qlaichnngen  u  =  Const.  und  o  -  Conit,  wenn 

oder  nach  (IS): 

Ä*  +  B'  +  C*  -  D* 

ist  Dum  aber  berUhrt  die  Ebene  (18)  die  Kngel,  da  ihr  Abstand  vom  An- 
fangspunkt gleich  Eins  ist.  Nach  I  8.  T  sehen  wir  also:  Die  Tangentsnebenen 
der  Kngel  schneiden  die  Engel  in  Nollkreisen  oder  ciicnllien  Oeradsnpaar«n 
oder  also  in  Paaren  Ton  Hiaimalgeraden.  Noch  anders  aosge^ptochen:  Die 
Minimalgeraden  der  Kngel  sind  die  Schnittlinien  der  Kngel  mit 
ihren  Tangentenebenen. 

Die  durch  (8)  definierten  nenen  Parameter  u  und  V  sind,  wie 
wir  vissen,  von  einander  onabhängig.    Wenn  wir  jetzt  nach  (5): 

0  =  y(m-»),        i)=.--^(U-b) 

setzen,  so  werden  auch  ü  und  D  von  einander  nnabhängige  and 
zwar  thermische  Parameter  sein.     Also  folgt: 

8sti  27:  Liegt  eine   Fläche   vory  bei  der  daa  Quadrat 
des  Bogenelementes 

rff»  =  Sdu*  +  2Fdudv  +  eäv' 

nicht  das  Tollständige  Quadrat  eines  in  du  und  dv  linearen 
Ausdrucks,  also  ß^O  ist,  so  findet  man  ein  thermiBches 
Parameterpaar   a   und   ü   für   die    Fläche,    indem   man   In- 
tegrale 11  und  D  der  beiden  in  der  Gleicbang 
£du'  +  2Pdu  rfi)  +  G  t/u»  -  0 

enthaltenen  Differentialgleichungen  der  MinimalcnrTen 
bestimmt  und  dann 

setzt 

Die  Frage  nach  allen  Isothermennetzen  auf  der  Fläche  ist 
nun  schnell  zu  erledigen:  Wir  haben  die  Methode  in  allgemeinster 
Weise  anzuwenden.  Von  u  und  D  wurde  nur  das  £^ne  verlangt, 
dass  sie  Integrale  der  Differentialgleichungen  (?)  sein  sollen.  Nach 
Satz  59,  I  S.  90,  ist  das  allgemeinste  Integral  einer  gewöhnlichen 
Differentialgleichimg  erster  Ordnung  in  zwei  Veränderlichen  eine 
beliebige  Function  irgend  eines  Integrals  der  Gleichung.  Mithin, 
wenn  u  und  b  zwei  Integrale  von  (7)  sind,  so  sind  beliebige  Fimc- 
I,  »«Dl.  Dum.  II.  & 


.d^yCoogle 


Erster  Abschnitt:    Das  Bogenel^nent  dtr  Fläche. 


tionen  ^(u)  und  Bl^)  tod  ihnen  die  allgameioBten  Integrale.  Nach 
(3)  ergiebt  sich  demnach  das  allgemeinste  Paar  von  tbermieclien 
Parametern  Ü  und  F  auB: 

^    '  \  U-iF=£{v)  =  B[ü-iv). 

Also  gilt  der 

Satt  28:  Sind  a  und  €  thermische  Parameter  fOr  eine 
Fläche,  Bo  ergiebt  sich  ihr  allgemeinstes  Paar  von  ther- 
mischen Parametern  Ü  und  f,  wenn  man  Ü  +  tF  gleich 
irgend  einer  Function  von  a  +  i'e  und  Ü  —  iF  gleich  irgend 
einer  Function  von  n  —  i'f  setzt 

Der  Satz  78,  I  S.  ISO,  ist  ein  besonderer  Fall  hierron,  denn 
in  der  «y-Ebene  sind  die  Coordinaten -^  und  y  selbst  thermische 
Parameter. 

Nahmen  wir  an,  es  liege  eine  reelle  Fläche  vor,  und  es  seien 
fi  und  e  reelle  thermische  Parameter,  d.h.  es  seien  z,y,  z  reelle 
Functionen  von  ü  und  ft.  Um  dann  das  allgemeinste  Paar  von 
reellen  thermischen  Parametern  zu  bekommen,  muss  man  dann 
die  Functionen  Ä  und  B  in  (15)  so  wählen,  dass  ü  and  F  reell  in 
ü  und  fi  sind.  Hieraiia  folgt  —  wie  insbesondere  ftlr  die  Ebene  der 
Satz  79,  I  S.  131,  —  der 

Sati  2d:  Sind  ü  und  fi  reelle  thermische  Parameter  für 
eine  reelle  Fläche,  bo  erhält  man  das  allgemeinste  reelle 
thermische  Parameterpaar  Ü,  T  fUr  die  Fläche,  wenn  mao 
(7  gleich  dem  reellen  und  i^  gleich  dem  rein  imaginäres 
Teil  irgend  einer  Function  von  ü-\-ii  setzt 

Beispiel:  Bei  der  Engel 

x^coswcose,      y  ■•  coBMsinv,      x  =  aiQH 
foadea  wir  in  dem  Beispiel  aaf  S.  64  oben: 

\\  -logtg(-J  +  y)±ir, 
BodasH  hier 

■i-y(u  +  Ol-,logtg(y  +  |j, 

reelle  thermische  Parameter  Bind.  Wir  fanden  sie  auch  im  1.  Beispiel  auf  S.  59 
anf  directem  Wege.  Auf  det'Kngel  bestimmt  sich  mithin  das  allgemeinste 
reelle  thermische  Parameterpaar  Ü,  V  ans  den  beiden  Gleichungen: 


Pd.yGoogIe 


§  9.    Cmforme  Abbüdmg  von  Fläehen. 


in  denen  A  eine  beliebige  Fnnctioa  des  «ngegebenen  Argameotea  ist.    So  i.  B. 
folgt  uu: 

P±  .-F.  ,■""•(?♦  »*'•  .  ,  (^  +  i).(«».±,-,i..) 

das  reelle  tbermiBobe  Parameterpaar: 

§  9.    Conforme  Abbildung  von  Flächen. 

Wir  erinnern  an  die  einleitenden  Bemerkungen  in  §  5,  vo  wir 
eine  beliebige  Fläcbe: 
(1)  x  =  (p  («,  «),       j/=x  (m,  v),      z  =  v(tt,  v) 

fl&chentreu  auf  die  Ebene  abbildeten. 

Jetzt  woUen  wir  diejenigen  pnuktweisen  Abbildungen  der  Fläche 
(1)  auf  die  Ebene  nntersnchen,  bei  denen  jedes  nnendlicb  kleine 
Sttkck  der  Fläche  in  der  Ebene  ein  Bild  bat,  das  dem  Original  ähn- 
lich ist    Solche  Abbildongen  beissen  conform.' 

Zonächst  ist  es  unsere  Aufgabe,  die  confonnen  Abbildungen 
aoalTtiscb  zn  definieren. 

Ist  eine  Fläche  gesetzmäsaig  Punkt  ffir  Pnnkt  auf  eine  Ebene 
abgebildet  und  sind  x,y,  x  rechtwinklige  Pnnktcoordinaten  der  Fläche, 
dagegen  u,  r  rechtwinklige  Funktcoordinaten  in  der  Bildebene,  so 
ist  auch  jedem  Bildpunlct,  also  jedem  Wertepaar  u,  n,  gesetzmässig 
ein  Flächenpunkt,  also  ein  Wertetripel  :f,  y,  e  zugeordnet,  mit  an- 
deren Worten:  Dann  sind  x^y,z  Fanctionen  von  u  und  v,  me 
oben  in  (1). 

Wir  können  daher  vorerst  annehmen,  die  Fläche  (1)  mit  den 
Parametern  u,  v  sei  dadurch  auf  eine  Ebene  abgebildet,  dase  die 

'  Die  Angabe,  eine  Fl&che  conform  auf  eine  andere  Flfiche  abtubild«n, 
wurde  in  voller  Allgemeinheit  zuerst  (1822)  von  Oadhh  gelSst  in  seiner  Preis- 
Bcbrift:  „Allgemeina  AuflSsong  der  Aufgabe:  Die  Teile  einer  ge- 
gebenen FUohe  auf  einer  anderen  gegebenen  Fläche  ao  abzu- 
bilden, dasB  die  Abbildung  dem  Abgebildeten  in  den  kleinsten 
Teilen  ähnlich  wird",  nierat  erschienen  in  den  AMnin.  Abhandl.  von  Bchü- 
HACHBK,  3.  Heft  1625,  wieder  abgedruckt  in  den  Werken  Bd.  IV  nnd  in  Osr- 
WAu>'s  KlsMikem  Nr.  55.  Doch  ist  zu  bemerken,  dass  Laqbanob  in  aeiner 
weiter  nuten  (S.  70)  zu  nennenden  Abhandlung  der  LSsong  schon  nahe  ge- 
kommen war. 


^dnyCOOgle 


68  Ersta-  Absehmü:   Das  Bogenelement  der  Fläche. 

Parameter  u,  v  als  rechtwinklige  Coordinaten  in  der  Bildebene  ge- 
deutet werden.  Die  Frage  ist,  unter  welchen  Umständen  diese  Ab- 
bildung conform  ist    . 

Es  sind  (u,  r),  {u  +  du,  v  +  dv),  {u  +  3u,  o+Sv)  drei  be- 
liebige unendlich  benachbarte  tunkte  der  Fläche,  wenn  du,  dv  bez. 
Su,  3v  beliebige  unendlich  kleine  Incremente  von  u  und  r  hedenten. 
Ihnen  entsprechen  in  der  utt- Ebene  drei  ebenfalls  onendlich  be- 
nachbarte Punkte,  deren  rechtwinklige  Coordinaten  die  betreffenden 
Parameterwerte '  sind.  Wir  Terlangen,  dass  das  unendlich  kleine 
Breieck  auf  der  Fläche  dem  Bilddreieck  in  der  Ebene  ähnlich 
sei.  (Siehe  Kg.  18.)  Dazu  ist,  weil  wir  das  Fläcbendreieck  als 
eben  anffassen  dürfen,  zweierlei  notwendig  und  hinreichend:  Erstens 
mttsBen  die  beiden  vom  Punkte  (u,  v)  der  Fl&che  au^ehenden  Seiten 
in  demselben  Verhältnis  za  einander  stehen  wie  ihre  Bilder,  und 
zweitens  muss  der  von  ihnen  eingeschlossene  Winkel  gleich  dem 
Winkel  im  Bilde  sein.  Da  es  zwei  Arten  von  Ähnlichkeiten  giebt: 
gleichsinnige  und  ungleichsinnige,  so  kommen  die  Vorzeichen  der 
Seiten  und  Winkel  hierbei  nicht  in  Betracht.  Wir  stellen  daher 
die  Forderungen  so: 

Erstens  sollen  die  Quadrate  der  vom  Funkte  {a, »)  aas- 
gehenden Seiten  der  beiden  Dreiecke  in  demselben  Verhältnis  stehen, 
und  zweitens  sollen  die  Cosinns 
der  Dreieckswinkel  im  Ponkte  (u,  u) 
beider  Dreiecke  denselben  Wert 
haben. 

Auf  der  Fläche  seien  dt  und 

Ss  die  vom  Punkte  (u,  v)  nach  den 

Fig.  18.  Punkten    [u  +  du,     v  +  dv)    and 

(k  +  5«,  v  +  dv)  gehenden  Drei- 

ecksseiten,  in   der  Ebene  mögen  ihnen  d&  und  S&   entsprechen. 

Auf  der  Flltehe  ist  dann,  wenn  S,  F,  G  ihre  Fundamentalgrössen 

erster  Ordnung  sind: 

rf«»  =»  Sdu^  +  iFdudv  +  Gdv*, 
Ss^=:ESu'  +2FSuSv+Gäv', 
dagegen  in  der  Ebene: 

d»'~du*  +  dv',       Si'=^3u*  +  3v'. 
Die  erste  Forderung  ist  also  diese:  Es  soll 

■Edw'  +  2Fdvdv+  6dr*  _  du*-t-dv* 
Edu*  +2FSuei)  +  Gip'  ~  Su^  +  dv' 


Pd.yGoogIe 


Oot^brme  AbbiUhmg  von  Flächen. 


aeiQ  and  zwar  t&r  jedes  nnendlich  kleine  Dreieck,  d.  h.  wie  auch 
die  Verhältnisse 


du      *' 


gewählt  sein  mögen.     Es  soll  also  für  beliebige  Werte  von  A 
und  X  stete: 

E+  2Fk  +  Gle'  ^  l  +  k* 

£+  2Fii  +0k*~  1  +  X* 

Bein.     Dies  ist  dann  und  nur  dann  der  Fall,  wenn 
(2)  ^=0    Bnd    F^O 

ist 

Ist  a  der  Winkel  tod  ds  und^«  anf  der  Fläche  und  a  dar 
Bildwinkel^  d.  k  der  Winkel  von  dS  und  SS  in  der  Ebene,  so  ist 
nach  Satz  10,  S.  32: 

co8«  = _g+/(j+.'')  +  qt,_ 

In  der  uc-Ebeue  sind 

oder 


V^^'  +  dp»'        Vdu'  +  df*  V'i+k''        Vi+ifc* 

Cosinus  und  Sinns  des  Winkele  der  u-Axe  mit  dS  und  analog 


Cosinus  und  Sinus  des  Winkels  der  tt-Äze  mit  SS,    Also  ist: 


Die  zweite  Fordemni;  drückt  sich  daher  so  ans:  Für  jedes 
Wertepaar  k  und  x  soll: 

S+  F(k  +  »)+  Oku  _    _      ^  k  +  « 

y(jE  +  2FkVÖ^(E+  2Fh  +  fl«')       V(l  +  it  U '+  k') 
aeuL    Dies  ist  aber  nur  dann  der  Fall,  wenn: 

^  =  G=     und     Ji*  =  0 
ist    Damit  kommen  wir  auf  (2)  zurück.     Wir  sehen  somit,  dass 
TOD  den  beiden  Forderungen  nur  eine'notwendig  und  hinreichend 
ist,  da  sie  die  andere  nach  sich  zieht 

8ati  80:    Dafür,  dass  eine  Abbildung  einer  Fläche  con- 
form  Bei,  ist  notwendig  und  hinreichend,  dass  entweder  je 


Pdr,yGOOgIe 


70  Erster  Abschnitt:   Das  Bogmeiemmt  der  Fläche. 

zwei  TOn  einem  Paukte  der  Fläche  ansgehenden  Bogen- 
elemente  stets  —  abgesehen  vom  YorzeicheD  —  im  selben 
Yerhältois  zu  einander  stehen  wie  ihre  Bilder  oder  der 
Winkel  je  zweier  solcher  Bogenelemente  —  abgesehan 
Tom  Vorzeichen  —  gleich  dem  Winkel  im  Bilde  ist 

Als  Merkmal  der  conformen  Abbildung  benutzen  wir  in  der 
Folge  die  erste  Forderung: 

rfs'       ds* 

die  wir  auch  so  schreiben  kOnnen: 


In  dieser  Form  sagt  sie  ans,  dass  das  Verhältnis  aus  einem  Bogen- 
element-Quadrat  der  Fläche  zum  entsprechenden  Bogenelement- 
Quadrat  der  Ebene  dasselbe  sein  soll  wie  das  analoge  Verhältnis 
gebildet  hinsichtlich  eines  beliebigen  anderen  von  demselben  Punkte 
(ti,  v)  aasgehenden  Bogenelementes.    Wir  kSnnen  also  sagen: 

Bati  81:  Dafür,  dass  eine  Abbildung  einer  Fläche  cou- 
form  sei,  ist  notwendig  und  hinreichend,  dass  das  Ver- 
hältnis aus  dem  Quadrat  des  Bogenelementes  der  Fläche 
zum  Quadrat  des  zugehörigen  Bogenelementes  im  Bilde 
für  alle  von  ein  und  demselben  Pankte  der  Fläche  aus- 
gehenden Elemente  dasselbe  ist.  Doch  darf  sich  dies  Ver- 
hältnis Ton  Punkt  zu  Punkt  ändern. 

In  Formel:     Es  soll 

dt*         Edu'  +  2Fdudi!  +  Odti*        E  +  2Fk+Qk' 


'dfi*~  du*  +  dv*  J+A« 

von  k  onabbäogig  sein,  was  eben  für  E=  G,  F=  0  der  Fall  ist. 
Alsdann  kommt: 

sodass  Yß:  1  das  Verhältnis  ist,  in  dem  die  unendlich  kleine  Um- 
gebung des  Flächenpanktes  (u,  »)  auf  die  unendlich  kleine  ümgebang 
des  Bildpunktes  ähnlich  abgebildet  wird.  Dies  Verhältnis  ändert 
sich  im  allgemeinen  von  Stelle  zu  Stelle,  da  ß  eine  Function  Ton 
u  und  V  ist  Nur  wenn  J'=Const.,  also  G  gleich  derselben  Con- 
Btanten  und  j^  =  0  ist,  ist  der  AhnUchkeitsmaassstab  Überall  derselbe. 
Durch  passende  ähnliche  Vergrösserung  oder  Verkleinerung  der 
Bildebene  ^st  sich  dann  erreichen,  dass  die  Abbildung  Überall  so- 


Pd.yGoogIe 


§  9.     Gonforme  ÄbbilAmg  von  Fläehen.  71 

gar  congraeat  ist  Nach  Satz  10,  IS.  282,  tritt  dieser  Fall  nur 
fUr  abwickelbare  Fläcben  ein. 

Die  in  Satz  Sl  aufgestellte  Forderring  zieht  die  der  Übereinstim- 
mong  der  Wintel  im  Original  ood  im  Bilde  nach  sich  nod  umge- 
kehrt die  letztere  Forderung  die  erstere.  Die  letztere  Forderong 
kann  als  die  der  Winkeltreue  bezeichnet  werden,  weshalb  man  statt: 
conforme  Abbildung  auch:   wiakeltreue  Abbildung  sagen  darfl 

Aus  der  Wiokeltrene  folgt,  da  ein  Isothermennetz  als  Ortho- 
gonalnetz  mit  orthogonalem  DiagoDalnetz  definiert  werden  kann 
(S.  56):; 

Bati  33:  Bei  einer  couformen  Abbildung  einer  Fläche 
bildet  sich  jedes  Isothermennetz  als  Isothermennetz  ab. 

Da  die  Gurren  u  —  Gonst.,  v  —  Const  in  der  »o-Ebene  ein  Iso- 
thermennetz bilden,  so  folgt,  dass  auch  die  ParametetUnien  (u)  und 
(v)  der  Flftche  (1)  ein  Isothermennetz  bilden  müssen,  wenn  die  Ab- 
bildung conform  sein  solL  Thataächlich  sagen  die  gefundenen  Be- 
dingungen (2)  nach  S.  58  sogar  noch  mehr  aus:  u  und  v  müssen 
thermische  Parameter  auf  der  Fläche  sein.     Hithin: 

Bati  33:     Bildet  man  eine  Fl&che 

z  =  <f{u,v),        !/  =  xi«,v),         x=tp(u,v) 

dadurch  auf  die  Ebene  ab,  dass  mau  dem  Fl&chenpunkt(u,t>) 
denjenigen  Punkt  der  Ebene  zuordnet,  der  die  rechtwink- 
ligen Coordinaten  u  und  v  hat,  so  ist  die  Abbildung  dann 
und  nur  dann  conform,  wenn  u  und  v  thermische  Para- 
meter der  Fläche  sind. 

Bedenken  wir,  daas  wir  auf  der  Fläche  neue  Parameter  ein- 
fahren kOnnen,  so  folgt  hieraus: 

Sati  34:  Um  eine  Fläche  in  allgemeinster  Weise  oon- 
form  auf  die  Ebene  abzubilden,  bestimmt  man  in  allge- 
meinster Weise  thermische  Parameter  auf  der  Fläche  und 
deutet  sie  als  rechtwinklige  Punktcoordinaten  in  der  Ebene. 

Wir  können  die  Lösung  der  Aufgabe  der  conformen  Abbildung 
ohne  Hßhe  Terallgemeinem :  Es  mögen  zwei  Flächen  vorliegen. 
Die  eine  soll  punktweis  auf  die  andere  so  abgebildet  werden,  dass 
jeder  unendlich  kleine  Teil  der  einen  Fl&che  dem  entsprechenden 
unendlich  kleinen  Teil  der  anderen  Fläche  ähnlich  bt.  Eine  solche 
Abbildung  heisst  eine  conforme  Abbildung  der  einen  F^he  auf  die 
andere.    Sie  ist  in  fo^ender  Weise  herzustellen: 

Da  zwei  Figuren,  die   einer  dritten  ähnlich  sind,  auch  anter 


Pd.yGoogIe 


72  Erster  AbachmU:   Das  R/geml&ment  der  Fiäehe. 

einander  ähnlich  sind,  so  Termitteln  vir  zwischen  beidea  Flächen 
dadurch,  dass  wir  beide  conform  auf  ein  und  dieselbe  Ebene  ab- 
bilden. Vgl.  hierzu  die  ents^trechenden  Bemerkui^eQ  fttr  i^heu- 
treue  ÄbbilduBgeo  auf  S.  40. 

Jedem  Punkt  der  ersten  Fläche  entspricht  dann  ein  Punkt  der 
Ebene,  und  letzterem  Punkt  entspricht  ein  Punkt  der  zweiten  Fläcbe> 
sodass  die  conforme  punktweise  Beziehung  zwischen  beiden  Flächen 
hergestellt  ist.  So  erhält  man  offenbar  alle  conformen  Abbildungen. 
Ee  leuchtet  ein,  dass  die  Sätze  30,  31,  32  auch  für  conforme 
Abbildungen  einer  Fläche  auf  eine  Fläche  gelten;  daher  ist  in 
ihnen  absichtlich  das  Wort:  Ebene  unterdrückt  worden.  Aus  Satz  34 
folgt  noch: 

8ati  86:  Um  eine  Fläche  in  allgemeinster  Weise  auf 
eine  andere  Fläche  conform  abzubilden,  bestimmt  man  auf 
der  einen  ein  thermisches  Parameterpaar  und  auf  der  an- 
deren das  allgemeinste  thermische  Parameterpaar.  Darauf 
setzt  man  die  Parameterpaare  einander  gleich. 

Es  mögen  zwei  Flächen  Torliegen,  die  eine  habe  die  Gleichungen: 

(3)  T  =  y{«,ü),        y^x{u,v),        z  =  v(«,«) 
und  die  andere  die  Gleichungen: 

(4)  x-~<p(u,v),        y  =  x{u,v),        ^^'ijjiu.v). 

Indem  wir  bei  beiden  Flächen  die  Parameter  gleich  bezeichnet 
haben,  nämlich  mit  u  und  v,  ist  schon  jedem  Punkte  {u,v)  der  einen 
Fläche  ein  Punkt  der  anderen  gesetzmässig  zugeordnet.  Fragen 
wir  uns,  unter  welchen  Bedingungen  diese  Abbildung  conform  ist. 
Es  seien: 

dg*  =  Edu'  +  2Fda  dv  +  6  dv', 

dp  =  Edu'  +  2Edu  dv  +  Odv" 

die  Quadrate   der  Bogenelemente  beider  Flächen.     Nach  Satz  31 

haben  wir  zu  verlangen,  dass  das  Verhältnis: 

(fg*  _  ■gtfw'  +  2Fdtidv  +  Ödv*       E+2Fk  +  OA* 
dS"        Edu*  ■t-2Fdudv  +  e<fe»"  S+2Fk  +  Ök* 

^  alle  Richtungen  k  =  dv.du  dasselbe  sei    Es  ist  also  zu  fordern: 

(5)  E:F:Q  =  E:E:Q. 

Satt  36:  Um  zwei  Flächen  conform  auf  einander  abzu- 
bilden, hat  man  solche  Parameter  auf  beiden  Flächen  ein- 
zufahren,   in    denen    die   Verhältnisse    der    Fundamental- 


Pdr,yGOOgIe 


Confonrta  Abbildung  von  Flädien,  79 


grossen  erster  Ordnnag  auf  der  einen  Fläche  gleich  den 
Yerhältniasen  der  FundamentalgrÖssen  erster  Ordnung 
auf  der  anderen  Fläche  sind.  Alsdann  entsprechen  die- 
jenigen Punkte  beider  Flächen  einander,  die  zu  denselben 
Parameterwerten  gehören. 

Die  Minimalcnrven  der  einen  Fläche  sind  diejenigen  Curven, 
längs  deren  dt*  =  0  ist  Entsprechend  sind  die  Mininialcurren  der 
zweiten  Fläcbe  diejenigen,  längs  deren  ds*  =  0  ist  Man  sieht 
hieraus,  dass  infolge  von  (5)  die  Minimalcurren  der  einen  Fläche 
bei  der  confonnen  Abbildung  in  die  der  anderen  übergehen. 

Dies  lässt  sich  umkehren:  Um  dies  zu  zeigen,  firagen  wir, 
unter  welchen  Umständen  die  Abbildung  der  Fläche  (3)  auf  die 
!Elfiche  (4)  so  beschaffen  ist,  dass  jeder  Minimalcurre  der  einen 
[Fläche  eine  Minimalcurre  der  anderen  entspricht  Das  Bogen- 
element  dt  wird  als  das  Bogenelement  ds  abgebildet  Die  vom 
Punkte  (u,  t>)  einer  Fläche  ausgehende  Richtung  dv :  du  ist  die  einer 
Minimalcurre,  wenn  fUr  sie  das  Bogenelement  gleich  Null  ist  Wir 
haben  also  zu  fordern,  dass  der  Ausdruck  fflr  if «'  gleich  Null  wird, 
sobald  dv.dfi  so  gewählt  wird,  dass  der  Ausdruck  fUr  dt*  gleich 
Nnll  ist  Diese  Forderung  führt  wieder  auf  die  Bedingung  (5). 
Also: 

Sati  37:  Die  conformen  Abbildungen  einer  Fläche  auf 
eine  andere  Fläche  können  auch  als  diejenigen  Abbil- 
dungen definiert  werden,  bei  denen  den  Minimalcuryen  der 
einen  Fläche  die  MinimalcurTen  der  anderen  entsprechen. 

Man  kann  sich  die  Aufgabe  stellen:  Aaf  zwei  Flächen  ist  je 
ein  Isothermensfstem  gegeben.  Gesucht  werden  alle  diejenigen  con- 
fonnen Abbildungen  der  einen  Fläche  auf  die  andere,  bei  denen 
das  eine  Isothennensystem  gerade  dem  anderen  entspricht 

Es  seien  u,  v  solche  thermische  Parameter  auf  der  einen  Fläche, 
die  zu  dem  gegebenen  Isothermensystem  gehören,  entsprechend  ü,  a 
auf  der  anderen  Fläcbe.  Die  Quadrate  der  Bogenelemente  haben 
dann  nach  Satz  25,  8.  58,  die  Form: 

rf«»=!  £i{K,v)[du*+dv^,        ds*=  0(a,i5)(dö*+  da^), 

sodass 

rfs'  _    Sl(u.r)      du*+dr* 
dr  ~    ö(ü,«)    '  dü*-\-ds' 

ist  Um  eine  Abbildung  zu  gewinnen,  müssen  wir  ü  und  c  als 
Functionen  Ton  u  und  v  definieren.    Wenn  die  Curven  (u)  des  einen 


Pdr,yGOOgIe 


74  Erster  Absohnitt:    Das  Bogmeiem^tt  der  Fläelie. 

iBotbermeDDetzes  als  die  CarreB  (ä)  des  aDderen  abgebildet  vraden 
sollen,  80  muss  ü  =  Const  seio,  wena  ti  =  Const  gesetzt  wird.  Also 
miisa  ü  eine  Ftmction  von  u  allein  sein;  ebenso  fi  eine  Function 
von  V  allein: 

ö-M«).        »  =  /»("), 
sodass  kommt: 

dal        -Q  (",  P)  rfw*+rfp'  ü(.t*,P)         1  +t* 

Dies  Verhältnis  soll  nun  nach  Satz  31  Ton  k  unabhängig  sein.  Dies 
ist  nur  dann  der  Fall,  wenn 

!-(»)■ -KW 

und  daher  jede  dieser  beiden  Grössen,  weil  die  eine  nur  von  u,  die 
andere  nur  von  v  ablängt,  constant  ist.  Demnach  kommt  (wie  in 
(14)  auf  S.  58); 

ü  —  l(u)~±au  +  Const,      s  =  ^(t>)  =±ap  +  Const   (a  =  Const). 

Hätj«n  wir  verlangt,  dass  die  Curven  (u)  als  die  Cnrven  (fl)  und  die 
Curven  (v)  als  die  Curven  {ü)  abgebildet  werden  sollen,  so  hätten  wir 
nur  u  mit  v  zu  yertaaschen.     Demnach: 

Satz  38:  Um  alle  diejenigen  conformen  Abbildungen 
einer  Fläche  auf  eine  andere  Fläche  zu  erbalten,  bei  denen 
ein  gegebenes  Isothermensystem  der  einen  Fläche  als  ein 
gegebenes  Isothermensystem  der  anderen  abgebildet  wird, 
bestimmt  man  thermische  Parameter  u,  v  und  Q,  €  za  den 
beiden  Systemen  und  setzt  entweder: 

ü  =±au  +  Const,         n  =  ±av  +  Const 
oder: 

ß  =  ±  o  p  +  Const,         i)  —  ±  a  w  +  Const     (a  —  Conat). 

Dabei  können  die  Vorzeichen  nach  Belieben  combiniert 
werden. 

Kehren  wir  schliesslich  zu  den  conformen  Äbbildangen  einer 
Fläche  auf  die  Ebene  zurfick.  Wenn  auf  der  Fläche  u  und  v 
thermische  Parameter  sind,  die  zu  einem  bestimmten  Isotbermen- 
system  gehören,  und  wenn  die  Fläche  so  auf  die  Ebene  abgebildet 
werden  soll,  dass  dies  System  in  ein  System  von  zwei  zu  einander 
senkrechten  Oeradenscharen  tibergeben  soll,  das  ja  das  einfachste 
Isothermensystem  in  der  Ebene  ist,  so  haben  wir  zu  bedenken,  dass 
die    gewöhnlichen    rechtwinkligen   Coordinaten  ;,  Q    in    der    Ebene 


Pdr,yGOOgIe 


§  10.    Omform»  Abbiidunff  der  Kugel  auf  die  Ebene. 


thermisclie  Parameter  eines  Systems  der  letzteren  Art  sind.  Nach 
dem  Satz  38  haben  wir  daher  entweder: 

l  =  ±au  +  Const,         ^  =  ±av  +  Const. 
oder: 

E  ==  ±  a  c  +  Const,        9  =s  ±  fl  a  +  Const      [a  =  Const) 

za  setzen.  Die  additiven  Constanten  sind  nnwesenÜich,  da  sie  durch 
S<^ebung  des  Axenkreuzes  in  der  f^-Ebene  entfernt  werden  können. 
Die  Yertauschnng  von  u  mit  v  kommt  auf  die  Vertauschong  von  £ 
mit  i)  hinaus,  d.  h.  darauf,  dass  man  die  Ebene  von  der  anderen 
Seite  betrachtet  Alle  jene  Abbildungen  sind  also  nichts  wesentlich 
anderes  als  die  eine: 

l~±au,         r)  =  ±av        (a  =  Const). 

Sie  unterscheidet  sich  von  der  speciellen: 
(6)  j  =  B,        9  =  c 

nnr  dadurch,  dass  das  ganze  Bild  ähnlich  vergrCssert  wird,  wodnrdi 
die  Winkeltrene  ja  offenbar  nicht  gestört  wird.     Daher  folgt: 

Sati  39:  Alle  diejenigen  conformen  Abbildungen  einer 
Fläche  auf  die  Ebene,  bei  denen  ein  bestiipmtes  Isothermen- 
eystem  der  Fläche  in  ein  System  zweier  zu  einander  senk- 
rechten Greradenscharen  Übergeht,  sind  mit  einander  in 
gleichem  oder  entgegengesetztem  Sinn  ähnlich. 

Wir  werden  uns  also  auf  die  Annahme  (6)  beschränken  dürfen. 


%  10.    Cönforme  Abbildung  der  Kugei  auf  die  Ebene. 

In  dem  1.  Beispiel  auf  S.  59  ergaben  sich  durch  Quadratur 
thermische  Parameter  auf  einer  beliebigen  Rotationsfläche.  Nach 
S.  58  können  wir  daher  alle  thermischen  Parameterpaare  für  diese 
Fläche  nnd  mithin  nach  Satz  34,  S.  71,  alle  conformen  Abbil- 
dungen der  Rotationsfläche  auf  die  Ebene  angeben.'  Ins- 
besondere gilt  dies  auch  fUr  die  Kugel. 

Wenn  man  jedoch  den  conformen  Abbildungen  noch  beson- 
dere Bedingungen  vorschreibt,  so  treten  neue  Probleme  auf,  die 

■  Die  Angabe,  eine  beliebige  Botationafläche  coofonn  auf  die  Ebene  ab- 
zubilden, wurde  im  weaentlichen  volktandig  znerat  von  LuiaBAHOB  gel9et:  „Sur 
la  conatrnction  dea  eartea  gäographiqneH",  Nouv.  H^m.  de  l'Acad.  de 
Berlin,  ann^e  1779  (Berlin  17S1),  wieder  abgedruckt  in  den  Oeuvres  T.  IV, 
übersetzt  in  Ostwal&'s  Klaaaikem  Nr.  55. 


Pdr,yGOOgIe 


76  Erster  Abschiitt:   Bas  Bogmelemeiü  der  Fläehe. 


durch  diese  allgemeineii  Betrachtongeii  noch  nicht  erledigt  sind. 
Wir  wollen  hier  einige  derartige  Aofgaben  Ober  die  conforme  Ab- 
bildnug  der  Kugel  auf  die  Ebene  lösen. 

Zunächst  können  wir  die  allgemeinste  coofonne  Abbildung  der 
Kugel 
(1)  ;r  s  cos  u  cos  V ,      j/  =  cosuänv,       z  >=  sin  u 

aof  die  £  ^-Ebene  atif  Qnmd  des  Satzes  37,  8.  73,  sehr  ein&ch  ana- 
drllcken,  indem  wir  auf  der  Kugel  und  in  der  Ebene  die  Minimal- 
geraden als  Parameterlinien  wählen.  Zu  diesem  Zwecke  stellen  wir 
die  Kugel  nach  (11),  8.  64,  mittels  der  Parameter  u  und  n  so  dar: 

Alsdann  sind  die  Parameterlinien  (u)  und  (d)  die  Miaimalgeraden 
der  Kugel    In  der  ^^-Ebene  sind  die  XjinieD 

E  ±  t  ^  =  Const 

die  Minimalgeradea.  Nach  dem  angefllhrten  Satze  erhalten  wir  nun 
die  allgemeinste  conforme  Abbildung  der  Kngel  (2)  auf  die  £p-Ebene, 
wenn  wir  fc  +  il)  und  |f—  iQ  gleich  irgend  welchen  Faucdonen  von 
je  nur  einem  der  beiden  Parameter  u  und  D  setzen,  wenn  wir  also 
entweder: 

(3)  E  +  "«-t'M.      E-.-«-rw 

oder 

(4)  E-.-^  =  t'(u),         E  +  i5  =  r(b) 

setzen,  wobei  V  eine  beliebige  Function  toq  u  und  J'  eine  be- 
liebige Function  von  D  bedeutet  Doch  dürfen  diese  Functionen 
keine  Gonstanten  sein.    Ea  muss  also 

(5)  U'=\:0,        r^o 
sein. 

Jetzt  wollen  wir  die  Aufgabe  lösen,  alle  diejenigen  con- 
formen  Abbildungen  der  Kugel  auf  die  Ebene  zu  be- 
stimmen, bei  denen  sich  jeder  Kreis  der  Kugel  wieder  als 
Kreis  darstellt.' 

Dabei   machen    wir    davon  Gebrauch,    dass   ein  Kreis  auf  der 

'  Nebenbei  sei  erwähnt,  däsa  m&n  beweisen  kuiD,  cbuM  eine  solche  Ab- 
bildung der  Kugel  auf  die  Ebene,  bei  dw  Me  Kreiae  wieder  als  Kreise  er- 
scheinen, überhaupt  stets  conform  sein  miiBs. 


Pdr,yGOOgIe 


§  10.    Conforme  Abbildutig  der  Kugel  auf  die  Ebene.  77 


Kugel  (2)  dadurch  bestimmt  wird,  dass  man  nach  S.  65  eine  beliebig« 

bilioeare  Gleichung 

(6)  siuti  +  Su  +  6b  +  S)  =  0  (SJ,  8,  E,  3)  =  ConBt.) 

zwischen  u  und  D  herstellt,  oder,   was  dasselbe  ist,  dadurch,  dass 
man  b  gleich  einer  linear  gebrochenen  Function  von  u  setzt: 
CoDBt  u  +  Conat 


Conat  u  +  Conet 


m 

Id  der  ;  9- Ebene  gilt  dasselbe,  wenn  man  anstatt  u  und  D  die  Qr&sse 
X  +  >Q  und  %  —  i1)  beuatzt.  tinsere  Aufgabe  kann  daher  analytisch 
Bo  ausgesprochen  werden: 

Hau  soll  Via)  und  F{vi}  in  allgemeinster  Weise  so  bestimmen, 
dass  jede  biliue&re  Gtleichnng  zwischen  £  +  tq  und  E  —  >q  infolge 
von  (3)  oder  (4)  mit  einer  bilinearen  Gleichnng  zwischen  u  und  D 
ideotisch  ist    Oder:  So,  dass  jede  G-leichnng  von  der  Form: 

^  '  "   Court.  U  +  Conat  ' 

in  der  links  nur  Dund  rechts  nur  u  auftritt,  mit  einer  Gleichnng 
Ton  der  Form  (7)  oder  —  was  dasselbe  ist  —  Ton  der  Form  (6) 
identisch  ist.- 

üm  dies  Problem  zu  lösen,  leiten  wir  zunächst  einen  Hfllfssatz 
ab:  Ist  B  eine  linear  gebrochene  Function  von  u,  d.  b.  besteht  eine 
Gleichung  von  der  Form  (6),  so  giebt  sie,  dreimal  total  nach  u 
differenziert,  drei  Gleichungen  für  die  Dififerentialquotienten  b',  n",  b'" 
von  b  nach  u,  Dämlich: 

a(  b  +ub')  +  S8  +  (SD'  =0, 

?((2d'  +  ub")  +Sn"-0, 

a(3n"+up"')        +®r'=0. 

Sie  sind  linear  und  homogen  in  91,  39,  (£  und  aus  ihn«n  folgt  daher 
das  Verschwinden  der  Determinante  hinsichtlich  %  ÜB,  S.    80  kommt 
man  zu  der  Gleichung: 
(9)  3b"»-2b'b"'=0. 

Umgdiehrt:  Ist  b  eine  solche  Function  von  u,  deren  Differential- 
quotienten  diese  Bedingung  erfüllen,  so  ist 


3  log  b'  —  2  log  B"  =  Const , 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


Erster  Abachnilt:    Das  BogenelemetU  der  Fläche. 


yv 


,-  =  Const  u  H 


CoDSt, 


(ConBt.  u  +  Conflt.)'  ' 
woraus  durch  Dochmalige  Integration  folgt,  daaa  t)  die  Form  (7)  hat. 
Wir  haben  also  den  HttUssatz  gefanden: 

Sati  40:  D  ist  dann  und  nur  dann  irgend  eine  linear 
gebrochene  Function  von  u,  wen'n  zwischen  den  Ablei- 
tungen D',  D",  D'"  von  D  nach  u  die  Beziehung 

3D"*-2B'b"'  =  0 
besteht 

Nach  dem  Obigen  kommt  es  daher  darauf  an,  U  und  F  so  als 
Functionen  Ton  u  bez.  t)  allein  zu  bestimmen,  dass  jede  bilineare 
Gleichung 

Ä  UF+  SU+CF+D^O  {A,B,C,D~  Const) 
eine  solche  Function  o  von  u  definiert,  deren  DifTerentialquotienten 
ti',  tt",  t>"'  die  soeben  gefundene  Bedingung  (9)  erfüllen.  Nun  erhält 
man  t)',  D",  o"'  aus  den  Oleichungen,  die  ans  der  vorstehenden  Glei- 
chung durch  dreimalige  totale  Differentiation  nach  u  herrorgehen. 
Diese  Gleichungen  sind  hnear  und  homogen  in  d,  B,  C,  und  es 
muss  daher  ihre  Determinante  hinsichtlich  A,  S,  C  gleich  Null  sein. 
Die  so  hervorgehende  Gleichung: 

dUV         dÜ         d 


tPÜV       d*  U 


d'ÜV        d-U 


rfu' 


d*r 


rfT 
du' 


ist  alsdann  die  einzige  zwischen  u',  b",  u'"  bestehende  Relation,  die 
bei  allen  beliebigen  Annahmen  der  Gonstant«n  A,  B,  C,  B  gilt    Wir 
haben  zu  fordern,  dass  diese  Gleichung  die  Form  (9)  habe.    Aua- 
fllhrlich  geschrieben  lautet  die  Detenninantengleichnng  so: 
V  F+    Urt)'  Jf     r  ^• 

U"F+2UT'o'+    UF'-v-'  +  UJ-'  b"  U"    F"  t)''+  Fv" 

ü'"F+  %U"F'i}'  +  wr-'o'*+üF'"\}-*  +    ü'-'  F-  D'"  +  dr"ü't}"+ 
+  wrt3"+^ur-t>-x>"+uF'o-'  +Pö"' 


Pdr,yGOOgIe 


i  10.    Cor^ornu.  Mbildung  der  Kvga  auf  dis  ESiene.  79 


Wenn  mui  von  der  ersten  Beihe  die  mit  F  maltiplicieite  zweite  und 
die  mit  U  moltiplicierte  dritte  Reihe  abzieht,  vereinfacht  sich  die 
Determinante  bedentend.    Ihre  Aasrechniing  ergiebt  die  QleichuDg: 

u''(9r''  -IT  r'>'*  -  ;"»(3  v*  -2U'  u"')m''  + 

+  C'»P»(3»"»-2»'D"')-0 

Ewiachen  b',  o",  d'".  Da  sie  die  Form  (9)  haben  soll,  so  folgt  mit 
Rackdcht  aaf  (5),  dass 

3  U"'  -  2U'  U'"  =  0,      3  r"»  -  2  r  /""  -  0 

■ein  muss.  Dies  aber  sagt  nach  Satz  40  aas,  dass  U  eine  linear 
gebrochene  Function  von  u  nnd  V  eine  linear  gebrochene  Function 
Ton  0  sein  mnsa.  Qehen  wir  jetzt  anf  (3)  und  (1)  zorOck,  so 
kommt: 

Bits  41:  Alle  diejenigen   conformen  Abbildungen  der 
Engel 

'  "^  uB  +  1  '      y  "  ~  '  up  +  1  '     ^  "  uT+ 1 

auf  die  Ebene  mit  den  rechtwinkligen  Coordinaten  ;,  q, 
bei  denen  eich  jeder  Kreis  als  Ereia  abbildet,  ergeben  sich, 
wenn  man  ^  +  il)  und  £  —  t'Q  gleich  beliebigen  linear  ge- 
brochenen Functionen  von  je  einem  der  beiden  Parameter 
u  nnd  D  setzt. 

Nehmen  wir  etwa  an: 

so  ist  der  Ereis 

(11)       A(%  +  it)}(^  -  ili)  +  Sil  +  i9)  +  ^CC  -i1))  +  I>  =  0 

in  der  £  ^Gbene  das  Bild  des  Kreises : 

[       A(a,a  +  b,){a,  n  +  b,)  +  B{a,n  +  fij  [c,  t>  +  d,)  + 
\  +(7(ciU  +  rf,)Kl)  +  i,}  +  -ö(cjU  +  rf,)(c,D  +  rf,)  =  0 

Bnf  der  Kugel.  Insbesondere  werden  sich  gewisse  Kreise  der  Kugel 
als  die  Geraden  der  Ebene  darstellen.  Da  letztere  bei  der  An- 
nahme A  =  0  ans  (11)  hervorgehen,  so  haben  diese  Kreise  der  Kugel 
nach  (12)  Gleichungen  von  der  Form: 

£  (oj «  +  *,)  (c,  V  +  d^)+  C(c,  u  +  <i,)  (a,  b  +  i.)  + 

+  i>(cjU  +  (^)(c,ö4-rf,)  =  0. 


Pdr,yGOOgIe 


80  Sh-ater  Jhaehnitt:   Das  Bogenelement  der  Flächt. 

Wie  anch  die  Constanten  B,  C,  J)  gew&hlt  sein  mögen,  ateta  Trird 
die  Oleichang  befriedigt,  veDn  mau  u  and  b  so  wählt,  dass 

c,  u  +  rf,  -  0,      Cj »  +  (^  =  0 
ist,  d.  h.  wenD  mao: 


k. 


setzt  Daher  gehen  diejenigen  oo*  Kreise  der  Eagel,  deren  Bilder 
die  oo'  Geraden  der  Ebene  sind,  durch  den  Pnnkt  Ä  mit  diesen 
Coordinaten  hindurch. 

Wir  können  annehmen,  dass  wir  diesen  Punkt  A  durch  Drehnog 
der  Kugel  in  sich  in  die  z-Axe  gebracht  haben,  d.  h.  wir  können 
A  als  Nordpol  wählen.  Für  ihn  ist  dann  die  Breite  ii  =  ~,  daher 
nach  den  Formeln  (9),  S.  64,  der  Parameter  u  und  der  Parameter  D 
unendlich  gross.  Mithin  kommt  diese  besondere  Wahl  des  Para- 
metersjstems  darauf  hinaus,  daas  wir  c^  und  c,  gleich  Null  an* 
nehmen,  sodass  wir  die  Gleichungen  (10]  der  Abbildung,  die  selbst 
nicht  apecialisiert  worden  ist,  so  Tereia&chen  können: 
E  + t9  =  fl:,u  +  Äi,       5— i5  =  a,D  +  i,. 

Femer  können  wir  das  Axenkrenz  in  der  {^-Ebene  soweit  rer- 
schieben,  dass  sich  diese  Gleichungen  noch  weiter  Terein&cben : 
E  +  tq-OiU,      s- iq-oj». 

Der  Längenkreis  (w  =  0),  för  den  nach  (9),  S.  64,  die  Parameter  ii 
und  ti  einander  gleich  sind,  bildet  sich  hiemach  als  die  Gerade 

Ol  o, 

ab.  Wir  können  die  jq-Ebene  nm  ihren  Anfangspunkt  drehen,  bis 
diese  Gerade  die  £>Axe  wird,  d.  h.  wir  dürfen  o^  i^  o,  annehmen. 
Nun  bleibt: 

oder: 

j=.|(u  +  D),       9=-~{u-n). 

Indem  wir  die  £t)-Ebene  ähnlich  vergrösseni,  was  ja  bei  conformer 
Abbildnng  statthaft  ist,  können  wir  insbesondere  a «  1  madien. 
Also  haben  wir: 

(13)  E_i(„  +  t),        ,__i-(u_o). 

D,„i,z,dr,  Google 


§  10.     Conforme  ÄbbUdnmg  dtr  Kugel  auf  die  Ebene.  81 

Nach  (2)  beBteh«n  daher  zwischen  den  Coordin&ten  x,  y,  z  eines 
Punktes  der  Kugel  und  den  Coordiaaten  j,  q  seines  Bildpunktes 
die  Beziehungen: 

^     '  E»  +  g'  +  1  ^        j'  +  B'  +  1  I'  +  ?•  +  1 

Wenn  wir  jetzt  die  ^q-Ebene  direct  mit  der  ly- Ebene  zur  Deckung 
bringen,  und  zwar  auch  hinsichtlich  der  Aien,  so  läsat  sich  die 
Beziehung  zwischen  Originalpaukt  (x,  y,  z)  und  Bildpunkt  (j,  5) 
geometrisch  leicht  herstellen.    Da  nämlich 

T:y:[z-\)  =  i:Xi:-  1 

ist,  so  liegen  die  drei  Punkte  {x,  y,  z),  (j,  5,  0)  and  (0,  0,  1)  auf 
einer  Geraden.  Der  dritte  Punkt  (0,  0,  1)  ist  der  oben  erwähnte 
NordpolJ.  (SieheFig.l9.)  Wenn 
man  also  vom  Nordpol  aus  die 
Oerade  durch  einen  Funkt  {x,y,  z) 
der  Kugel  zieht,  so  schneidet  sie 
die  Äqnatorebene  (r  =  0)  in  dem 
zugehörigen  Bildpunkt  (;,  ^,  0). 
Anders  ausgesprochen:  Die  Ab- 
bildung wird  dadurch  gewonnen, 
dass  man  die  Kugel  Tom  Nord- 
pol —  als  Frojectiouscentrum  — 

perspectiv    auf  die   Äquator-  Fig.  19, 

ebene  projiciert  Wird  die  Äqua- 
torebene durch  eine  zu  ihr  parallele  Ebene  ersetzt,  so  wird  das  Bild 
nur  ähnlich  rergrössert  Ansserdem  muss  man  sich  daran  erinnern, 
daisB  wir  zur  Vereinfachung  der  Formeln  einen  bei  der  Abbildung 
ausgezeichneten  Funkt  als  Nordpol  wählten.  An  die  Stelle  des  Nord- 
pols kann  also  irgend  ein  Punkt  der  Eugel  treten,  die  Bildebene 
ist  alsdann  eine  zu  seinem  Durchmesser  senkrechte  Ebene.  Ferner 
merken  wir  noch  an,  dass  die  durch  (4)  vermittelten  Abbildungen 
aus  den  durch  (3)  vermittelten  dadurch  hervorgehen,  dass  man  die 
;9-Ebeoe  von  der  anderen  Seite  betrachtet.  Daher  können  wir  das 
Krgebnis  allgemein  so  aussprechen: 

Satz  42:  Die  allgemeinste  conforme  Abbildung  der 
Eugel  auf  eine  Ebene,  bei  der  sich  alle  Kreise  wieder  als 
Kreise  darstellen,  erhält  man,  wenn  man  die  Eugel  von 
einem  ihrer  Punkte  aus  perspectiv  auf  eine  zum  Durch- 
messer dieses  Punktes  senkrechte  Ebene  projiciert 

SCBiFMUi,  Geom.  DlffV.    II.  6 


.dr,yGoogIe 


82  Erder  Abse/müt:    Das  Bogenelemeni  der  FUüAe. 


Di«  perapectiTe  Frojection  der  Engel  von  einem  Punkte  der 
Engel  aoB  auf  eine  zu  seinem  Dorclimesser  senkrechte  Ebene  heisst 
die  stereographische  Projection  der  Engel.     Also: 

Ssti  48:  Die  stereographischen  Projectionen  der  Engel 
sind  die  einzigen  conformen  Abbildungen  der  Eugel  aof 
die  Ebene,  bei  denen  jeder  Ereis  wieder  als  Ereis  er- 
Bcheint.^ 

Wir  wollen  jetzt  Uberhaapt  nach  allen  denjenigen  per- 
spectiven Bildern  der  Eagel  fragen,  die  conform  sind. 

Wird  die  Bildebene  dnrch  eine  parallele  Ebene  ersetzt,  so  wird 
das  perspectiTe  Bild  nur  ahnlich  Tei^rftssert  Wir  dürfen  also  an- 
nehmen, dass  die  Bildebene  dnrch  die  Mitte  der  Eugel  gehe,  da 
diese  Mitte  selbst  sicher  nicht  das  ProjectioDScentrum  ist,  wie  man 
sofort  einsieht  Sie  werde  alsdann  als  2^-Ebene,  die  Engelmitte 
als  Anfangspunkt  gewählt.  Das  Projectionscentmm  habe  die  Coordi- 
naten  a,  b,  c.  Nun  soll  der  Bildponkt  (;,  q,  0)  des  Engelpnnktes 
{x,  y,  t)  auf  der  Geraden  durch  das  Projectionscentmm  (o,  5,  c]  und 
den  Punkt  {x,y,x)  liegen.    Also  ist  zu  fordern: 

«-0         y -b         »-e' 
womr  wir  auch  schreiben  können: 


Da  nun  bei  jeder  conformen  Abbildung  Gleichungen  von  der  Form 
(3)  oder  (4)  bestehen,  so  muss  also  mit  BUcksicht  auf  (2)  jede  der 
beiden  OrOssen 

(o  +  .6MuP-l)-a«u  (ß_-  ib){vL\>-t\~2e'a 

(1  -  e)ut  -(1  +c)      '  (r-«)uö-(l  -t-o) 

TOB  nur  je  einem  der  beiden  Parameter  u  und  b  abhängen.  Es 
mass  also  entweder 

(1  =  5  =  0,       c=l       oder:       a  =  Ä  =  t),       c=  —  1 

'  DasB  bei  der  Btereographiicheii  Projectioa  die  Winkel  in  wahrer  Gtöbm 
nnd  die  KreiH  als  Kreise  encheinen,  ist  leicht  elementugeomebiBCh  einia- 
sehen.  Diese  Projection  soll  denn  anch  schon  von  Eippakdh  (nm  160  t.  Chr.) 
erfinden  worden  sein.  Ihn  Bezeichnung  rOhrt  her  von  Aodillom,  „Optica". 
161S.  Die  nmatSudliche  Ableitung  dieser  Ahbildnng,  wie  wir  üe  oben  ge- 
geben haben,  hat  den  Zweck,  den  nicht  so  elementaren  Sati  lu  beweisen,  dase 
es  ansser  der  stereographischcn  Projection  keine  confonne  Abbildung  giebt, 
bei  der  die  Kreise  wieder  als  Kreise  erscheinen.  Dieser  Satz  ist  implicit«  in 
der  oben  (S.  75,  Anm.)  genannten  Arbeit  Ton  Laskuge  enthalten. 


Pdr,yGOOgIe 


§  10.    Confarmc  Abbildung  der  Kugel  auf  die  Ebene.  83 

sein,  ä.  h.  das  Projectionscentmm  ist  einer  der  Schnittpunkte  der 
z-Axe  mit  der  Engel.  Wir  kommen  daher  wieder  zur  stereo- 
graphiBchen  ProjectioQ: 

Satz  44:  Die  conformen  perspectiven  Bilder  der  Engel 
ergeben  sich  sämtlich  durch  die  stereographische  Pro- 
jection. 

Bei  stereographischer  Projection  wird  die  ganze  Engel  ein- 
deutig auf  die  anbegrenzte  Ebene  abgebildet  Die  Halbkugel,  die 
dem  Centrum  A  der  Projection  gegenüberliegt,  erfährt  weniger 
starke  Verzerrungen  als  die  andere.  Zu  kartographischen  Zwecken 
bedient  man  sich  daher  meistens  der  stereographischen  Projection 
nur  für  jene  Halbkugel.    So  ist  auch  in  Fig.  20  die  stereographiscbe 


Fig.  20.  Fig.  21. 

Projection  einer  Halbkugel  yom  Sodpol  aus  und  in  Fig.  21  tob 
einem  Punkte  des  Äquators  aus  dargestellt  ^  Die  Bildseite  ist  dabei 
diejenige  Seite  der  jedesmal  senkrecht  zum  Durchmesser  des  Fro- 
jectionscentrums  gelegten  Ebene,  auf  der  dies  Centrum  nicht  hegt 
Die  Breitenkreise  und  Meridiane,  die  ja  ein  Isothermensystem  bilden, 
nach  S.  59,  mUssen  sich  auch  in  der  Ebene  als  ein  Isothermen- 
System  von  Kreisen  darstellen.  Diese  Systeme  bei  unseren  jetzigen 
Figuren  wurden  im  ersten  Band  in  Fig.  31,  S.  128,  und  Fig.  33, 


'  Dieie  Figoren,  sowie  Fig.  22  aad  23  sind  in  solcher  GiSaae  entworfen 
"oidea,  dass  jedesmal  die  Karteumitte  mit  den  früheren  fläche □  treuen  Karten 
(Fig.  10—16,  S.  44 — 58)  in  der  FlächengtSsse  übereinstimmt 


.dr,yGoogIe 


84  lasier  AbaeknÜt:   Dat  Bogenelement  der  Flachs. 

S.  134,  angegebeo.  Bei  der  stereographiachen  Projection  von  irgend 
einem  Fonkte  der  Engel  ans  tritt  ebenfalls  das  in  der  dtierten 
Figor  33  daz^estellt«  iBOtbermensystein  auf,  während  die  in  Fig.  92, 
I  S.  131,  und  Fig.  S4, 1  S.  134  angegebenen  IsothermenBTsteme  offen- 
bar nicht  auftreten. 

Wir  wollen  jetzt  die  Aufgabe'  lOsen,  alle  diejenigen  coo- 
formen  Abbildnogen  der  £ngel  auf  die  Ebene  zu  bestim- 
men, bei  denen  die  Längenkreise  und  Breitenkreise  wieder 
als  Kreise  abgebildet  werden,  während  wir  es  dahingestellt 
sein  lassen,  wie  sich  die  übrigen  Kreise  der  Engel  im  Bilde  zeigeu. 

Nach  Satz  81,  I  8.  1S3,  werden  sich  die  Längenkreise  und 
Breitenkreise,  da  sie  ein  Isothermensystem  bestimmen,  in  der  Bild- 
ebene, der  £q-Ebene,  als  Ereiae  darstellen,  deren  Gleichungen  auf 
die  Form  gebracht  werden  können: 

(15)  ■  E*  +  9»-2pj  =  n»,      i*  +  5*-2y^  =  -n». 

Dabei  ist  n  eine  bestimmte  positive  Constante,  während  p  und  g 
willkürliche  Ckinstanten  bedeuten.  Die  Kreise  der  ersten  Schar  haben 
die  reellen  Punkte  (^  —  0,  9=  ±n)  der  q<Axe  gemein,  die  der 
zweiten  die  imaginären  Ponkte  (|  —  ±  in,  ^  =  0)  der  |r-Axe;  p  ond 
j  sind  die  Äbscisse  bez.  Ordinate  der  auf  der  £-Axe  bez.  ^Axe  ge- 
legenen Ereismitten.    Wir  fanden  in  den  Formeln  {IS),  1  3.  133,  dass 

K'^^arctg^,      c'_J-log|^ 

thermische  Parameter  des  Netzes  (16)  sind.  LQsen  wir  diese  Glei- 
chungen nach  p  und  g  an^  so  kommt: 

(16)  p  =  «tgn«,       y  =  -  »„.__„,• 
Andererseits  sind  auf  der  Engel: 

(17)  jr  =  coSuco8v,       _y  =  cOBusino,       r=ssinK 
nach  (19),  S.  59, 

(18)  ß  =  logt«(-^  +  f).      ü  =  v 

thermische  Parameter  des  Netzes  der  Breiteukreise  und  Meridiane. 
Nach  Satz  38,  S.  74,  erhalten  wir  daher  die  gewOnschten  Abbildungen, 
wenn  wir  entweder 

m'  =  ±aü  +  Const,       v  =  ±  av  +  Const 
oder 

u'  =  ±  « c  -h  Const,      o'  =  ±aü+  Const    (a  =  Const) 

'  Dieie  Aufgabe  «mrde  von  LiaujroB  in  seiner  in  der  Anm.  anf  S.  TS 
erwShuten  Abhandlung  geatellt  and  gelOat 


Pdr,yGOOgIe 


§  10.    Gcmforme  JAbiiduftg  der  Kugel  auf  du  Ebene.  85 

setzen.  Da  eine  Andernng  des  Vorzeichene  von  u  oder  t>'  nach  (IS) 
aar  auf  eine  Änderung  des  Yorzeiohena  von  p  oder  g,  d.  h,  auf 
eine  VertaoschuDg  einer  Ajcenrichtung  mit  der  estgegengeaetzten 
hinauskommt,  nnd  da  das  Bild  nnr  ähnlich  rei^rössert  wird,  wenn 
p,  q  nnd  ■  alle  drei  mit  derselben  Constanten  multipUciert  werden, 
d.  h.  w^n  nach  (16)  die  GrCssen  u'  nnd  v  mit  derselben  Constanten 
maltipliciert  werden,  so  dUrfen  wir  uns  auf  die  beiden  Annahmen 
beschränken: 

a'  =  —  fl  +  Const,        v  =      «  +  Const 
und 

u  =      €  +  Const,         u'  =  —  e  +  Const. 

Bezeichnen  wir  die  Constanten  mit  a  nnd  ß,  so  giebt  (18)  ent- 
weder: 


oder: 


w'-a-logtg(-  +  -; 


sodass  aas  (16)  entweder: 

;i-»itg[»ia  — <ilogtg(^  + 


-v  +  ß 

=  «  -  log  tg  (-J  +  I) 


(19) 
oder: 


p-ntgn(i-  +  ^), 
9=  - 


.(t*t) 


»loci«  (-^  +  -y)  -««  +  -tOgt|  (-^  H 


folgt  Diese  Gleichungen  (19)  bez.  (20)  genflgen  zur  Herstellnng  der 
AbfaUdnngen,  da  sie  zur  gegebenen  Breite  u  und  Länge  v  die  Mittel» 
pnnktacoordinaten  p  nnd  q  der  Kreise  (15)  in  der  Bildebene  liefern. 
I>ie  Constanten  a,  ß,  n  sind  dabei  irgendwie,  aber  bestimmt  zu 
wählen. 

Bei  der  Abbildang  (19)  stellen  sich  die  Breitenkreise  (u)  als 
die  Kreise  der  ersten  Schar  (Ifi)  dar,  also  als  Kreise  durch  zwei  ge- 
meinsame reelle  Punkte,  während  die  Bilder  der  Meridiane  nicht 
—  wie  auf  der  Kugel  —  gemeinsame  reelle  Punkte  haben.  FUr 
kartographische  Zwecke  benutzt  man  daher  lieber  die  Abbildung  (20), 
bei  der  die  Bilder  der  Pole  die  beiden  reellen  Punkte  (£  =  0, 


Pdr,yGOOgIe 


86  Si-sler  AbseAmtt:   Das  Bogemlemcnt  der  Fläche. 

9  —  ±  »)  sißA  Bei  dieeer  Äbbildnni;  wird  der  Winkel  v,  den  der 
Meridian  (tt)  aaf  der  Engel  im  Nord-  oder  Sfldpol  mit  dem  NuU- 
meridian  einschliesBt,  verzerrt  Denn  die  Bilder  der  Meridiane  (r) 
siod  die  Kreise,  die  durch  die  erete  Gleichimg  (15)  de&tiiert  werden; 
der  zu  p  gehörige  Kreis  aber  hat  im  Punkte  (5  =  0,  p  =■  »)  eine 
Tangente,  deren  Winkel  <a  mit  der  £-Äxe  dtfrcb 

tg„.-p 

bestimmt  wird.  Hierfür  kann  nach  der  ersten  Gleichong  (20)  ge- 
schrieben werden: 

ü3  =  n{v.\-ß)-nv-\-nß. 

nß  \sX  bloss  eine  additive  Constaute.  Daher  sieht  man :  Der  Winkel, 
unter  dem  sich  zwei  Meridiane  auf  der  Eugel  im  Nordpol  schneiden, 
erscheint  im  Bilde  in  n-&cher  Grösse.  Die  Abbildung  ist  deshalb 
fbr  den  Nordpol  und  ebenso  f&r  den  Südpol  nicht  mehr  conform, 
wenn  n  nicht  etwa  gerade  gleich  +  1  oder  —  1  ist 

Nehmen  wir  etwa  r  =  ^  an.  Femer  sei  der  Meridian,  der  sich 
als  Kreis  um  den  Anfangspunkt  der  ^^-Ebene  mit  dem  ßadias  »  ab- 
bildet, der  Meridian  (v-^n).  Es  sei  also;*  =  0  fUr  v  =  ^n.  Nach  (20) 
tritt  dies  für  ^  =  0  ein.  Wir  wählen  deshalb  ^  ■=  0.  Der  Äquator 
(k  k  0)  möge  sich  als  die  ^-Axe  abbilden,  d.  h.  als  der  zur  zweiten 
Gleichung  (15)  für  7  —  cx>  gehörige  Kreis.  Zu  diesem  Zweck  wählen 
wir  nach  (20)  die  Constante  a  =  Q.  Jetzt  vereinfachen  sich  die 
Gleichungen  (20)  so: 

P  =  itg  J,        9  =  ictg|. 

Diese  conforme  Abbildung  ist  in  Fig.  22,  S.  87,  dargestellt 

Die  Formeln  (20)  dienen  dazn,  die  ganze  Kugelfläche  conform 
und  eindeutig  auf  das  Innere  eines  beliebigen  ebenen  Ereiszweiecks 
abzubilden,  wobei  die  Meridiane  als  die  Kreise  durch  die  £cken 
und  die  Meridiane  als  die  dazu  senkrechten  Kreise  erscheinen. 

Es  darf  nicht  übersehen  werden,  dass  wir  bei  der  Lösung  an- 
seres  Problems  von  vornherein  annahmen,  das  Bild  der  Breiten-  und 
Längenkreise  sei  ein  allgemeines  Isothermensjstem  von  Kreisen 
in  der  Ebene,  denn  neben  diesem  giebt  es  ja  nach  I  S.  134  noch 
drei  specielle  Gestalten,  dargestellt  durch  die  Figuren  31,  32,  34, 
I  S.  128—134.  Die  Fälle  der  Figuren  32  and  34  gehen  fQr  n  =  0 
bez.  a  =  o3  hervor.  Im  Fall  n  =s  0  wird  offenbar  die  Abbildimg 
im  Nordpol  ausgeartet  im  f^all  »  =  00  liegt  das  Bild  des  Nordpols 
unendlich  fem.    Der  Fall  der  Figur  31  geht  nicht  so  einfach  durch 


Pdr,yGOOgIe 


§  10.     QmformA  Abbiidu^  der  Kugel  auf  die  Ebene.  87 


specielle  Wahl  der  Constanten  n  herror.  Da  sich  dieser  Fall  jedoch 
ganz  analog  erledigen  läset,  wenn  man  auf  das  1.  Beispiel,  I  S.  126, 
zarückgeht,  so  übergehen  wir  ihn. 

Noch  sei  angemerkt,    dass  die  gefundenen  Abbildaugen   ins- 
besondere für  n  =  ±  1  die  Bt«reographischen  Projectionen  ergeben.  — 


Fig.  22. 

Wir  erwähnen  noch  einige  Probleme:  Man  kann  nach  allen 
denjenigen  conformen  Abbildungen  der  Kngel  fragen,  bei  denen  sich 
die  00*  grÖBsten  Kreise  der  Kngel  als  die  Geraden  der  Ebene  dar- 
stellen, aber  es  giebt  keine  solche  Abbildung,  was  schon  daraus 
folgt,  dass  die  Winkelsnmme  in  einem  ebenen  Dreieck  stets  zwei 
Kechte  beträgt,  aber  nicht  in  einem  sphärischen  Dreieck.  Die 
Winkeltreue  kann  also  nicht  gewahrt  bleiben,  wenn  sich  die  grössten 
Engelkreise  als  Geraden  abbilden  sollen. 


Pdr,yGOOgIe 


88  Erster  AfMcfmia:   Bat  Bogeneiem*rU  der  Fläche. 

■  Dagegen  fQhrt  ein  anderes  Problem  zu  einer  wichtigen  Ab- 
bildung: Oesncht  diejenigen  coäformen  Abbildungen  der 
Kngel  auf  die  Ebene,  bei  denen  die  Lozodromen  als  Ge- 
raden erscheinen. 

unter  einer  Lozodrome  versteht  man  eine  Oorre  constanter 
Himmelsrichtung  auf  der  Erdkugel,  mathematisch  ausgesprocheD  eine 
solche  Corve  der  Engel,  die  alle  Breitenkreise  oder  Meridiane  unter 
constantem  Winkel  echoeidet.  Zu  den  Lozodromen  gehören  die 
BreitenkreiBe  und  Meridiane;  alle  übrigen  Lozodromen  dagegen  sind 
Gurren,  die  die  Pole  der  Kngel  zu  asymptotischen  Punkten  (I  S.  18) 
haben,  sodass  also  die  grössteo  Kreise  der  Kugel  —  ausser  den 
Meridianen  und  dem  Äquator  —  keine  Lozodromen  sind.  Da  sich 
die  Lozodromen  als  Geraden  darstellen  sollen,  so  ist  dies  inabeson- 
dere Ton  den  Breiteokreiseo  und  Meridianen  zu  fordern.  Wegen 
der  W)nkelb*eue  müssen  sie  also  als  zwei  Scharen  su  einander  senk- 
rechter paralleler  Geraden  erscheinen. 

Bei  einer  oonformen  Abbildung,  bei  der  die  Breitenkreise  und 
Meridiane  in  dieser  Weise  auftreten,  erscheinen  die  Lozodromen 
wegen  der  Winkeltreue  als  Linien,  die  eine  Schar  paralleler  Ge- 
raden unter  constanten  Winkeln  sehneides,  mithin  als  Geraden. 

Hieraus  folgt,  dass  die  jetzt  gesuchten  Abbildungen  unter  den 
oben  besprochenen  enthalten  sind  (nämlich  fQr  n  =  oo).  Es  ist  aber 
bequemer,  sie  direct  zu  bestimmen:  Denn  auf  der  Engel  (17)  sind 
die  Gr&Bsen  (18)  thermische  Parameter  der  Breitenkreise  und  Meri- 
diane.   Daher  geben  nach  S.  76  die  Gleichungen: 

(21)  J-».       «-loglglT  +  l) 

eine  Abbildung  der  gesuchten  Art    Nach  Satz  39,  3.  75,  folgt 

Satr  45:  Alle  diejenigen  conformen  Abbildungen  der 
Kugel  mit  der  Breite  u  und  der  Länge  v  auf  die  ;f  Q-Ebene, 
bei  denen  die  Lozodromen  als  Geraden  erscheinen,  sind 
der  Abbildung 

gleich-  oder  gegensinnig  ähnlich. 

Die  Abbildung  (21)  heisst  die  Karte  von  Mebcatob.'     Siehe 

*  KauiBm,  genftDnt  Meboatob,  verSfi^tlichte  l&es  seine  Weltkarte,  auf 
der  er  zwar  ihre  Vorsflge  angab,  aber  über  die  Art  ihrer  Constructioa  nichts 
mitteilte.  Nach  seinem  Tode  fimd  Wriqbt  1599  ein  XahenmgsTer&hren,  aber 
erst  1645  gab  Boko  den  eiacten  mathematiscben  Ausdruck  fQr  die  AbstSnde 
der  Breitenkreise  an  in  einem  Anhange  zu  Nobwood's  „Epitome  of  navi- 


Pdr,yGOOgIe 


§  10,    Gonforme  Ahbildu^  der  Kugel  auf  die  Ebene.  89 


Fig.  28.  Das  Bild  erfüllt  den  ganzen  Streifen  zwischen  der  Geraden 
j  n  ±  ji  bis  ins  Unendliche*  und  wiederholt  sich  beiderseits 
periodisch.  Es  sei  noch  hervorgehoben,  dasa  sich  diese  Abbildung 
natürlich  nicht  etwa  einfach  dadurch  herstellen  lässt,  dass  man  die 
Kngel  auf  einen  längs  des  Äquators  berOhreuden  Cylinder  von  der 


Fig.  23. 

Mitte  aus  perspecÜT  projiciert  und  alsdann  den  Cylinder  abwickelt 
Aber  dieses  letztere  Verfahren  giebt  dieselben  Meridiane  und  fUr 
niedrige  Breiten  wenig  abweichende  Bilder  der  Breitenkreise.  — 

Wir   verzichten    auf  die   Betrachtung  sonstiger  conformer  Ab- 
bildungen der  Kugel. 


gation".  Den  ersten  Beweis  dafUr  gab  endlicli  Hallet,  „An  easy  demoa- 
Btration  of  tba  logarithmic  tangenti  to  the  meridian  line",  PhUos. 
Traasactions  fflr  1695—97,  Vol.  18.  Wegen  ihres  Nutzens  fflr  die  Seefahrt 
heisst  die  MsBCATOB'eche  Karte  schlechtweg  die  Seekarte.  Sie  gestattet  die 
von  der  Seefahrt  bevorzugten  Linien  constanten  Gurses,  die  Loxodromen,  wegen 
ihrer  Qeradlinigkeit  und  Wjnkeltreue  direct  mittels  des  Compaases  eiuxu- 
zeichnen,  sobald  du  Kartenblatt  selbst  orientirt  ist. 

'  Die  Fig.  23  geht  ^'on  80"  uGrdlicher  bis  za  SO*  sfidlicher  Breite. 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


Erster  Abaehmit:   Das  Bogenelement  der  Fläche. 


g  11.    Beliebige  punktweise  Abbfidungen  von  Fl&chen. 

In  den  Paragri^hen  ö,  6,  9  und  10  haben  wir  einige  besondere 
Arten,  eine  Fläche  auf  eine  uidere  Pnnkt  für  Punkt  za  beziehen, 
in  Betracht  gezogen.  Jetzt  wollen  wir  einige  Sätze  aofstellen,  die 
Air  jede  beliebige  punktweise  Abbildung  gelten. 

Eb  liege  eine  Fläche  in  Parameterdarstellnng  vor: 

(1)  x  =  <f.{u,v),       !/  =  x(u,v),       z^tp{u,v). 

Wenn  die  Fläche  nach  ii^nd  einem  Gesetz  auf  eine  andere  Fläche 
abgebildet  wird,  ao  gehört  zu  jedem  Punkte  (z,  y,  z)  der  Fläche  eia 
Pnnkt  {i,p,  z)  auf  der  zweiten  Fläche.  Daher  sind  dann  x,  y,  z  Func- 
tionen von  X,  y,  z  oder  nach  (1)  Fanctionen  von  u  und  v.  Es  seien 
dies  die  Functionen: 

(2)  i-yK»),      y -/(«,»),       »-./"■(".■')• 

Diese  Gleichungen  ergeben,  wenn  u  and  r  alle  mSglicben  Werte 
annehmen,  die  Coordinaten  aller  Punkte  (z,  y,  z)  der  zweiten  Fläche. 
Mithin  ist  (2)  eine  Parameterdaratellnng  der  zweiten  Fläche.  Zn 
jedem  Wertepaare  u,  r  gehören  einander  entsprechende  Punkte  (z,  y, ;) 
und  (i,  y,  z)  oder  P  und  P  der  beiden  Flächen  (1)  und  (2). 
Ea  seien 

I  dt'  =  Edn*  +  2Fdu  dv  +  Gdv', 

i  di^  =  Edu*  +  2/rfM  dv  +  Ödv* 

die  Quadrate  der  Bogenelemente  der  beiden  Flächen. 

Ändern  wir  u  und  t-  unendlich  wenig,  so  ändern  sich  auch  die 
Punkte  P  and  P  anendlich  wenig.  Das  als  eben  aufzufassende 
unendlich  kleine  StQck  der  ersten  Fläche  in  der  Umgebung  eines 
beliebigen  Punktes  P  bildet  sich  als  das  ebenfalls  als  eben  auf- 
zofsssende  unendlich  kleine  Stück  der  zweiten  Fläche  in  der  Um- 
gebung des  zugeordneten  Punktes  P  ab.  Wir  wollen  die  Beziehung 
zwischen  diesen  beiden  unendlich  kleinen  Bereichen  untersuchen, 
verstehen  also  unter  u,  v  zwei  allgemein,  aber  bestimmt  gewählte 
Werte  der  Parameter  nnd  setzen  nach  (1)  und  (2)  an: 

{dx  =  x^du  +  x^dv,     dy  =  y^du+y^dv,     dz  =  z^dti  +  z^dv; 
dx  =  x^du  +  x^dv,     dy  ■=  y^du  +  y^dv,     dz  =  z^du-i-z^de. 

Hierin  haben  jetzt  die  partiellen  Ableitungen  von  x,  y,  x  and  z,  y,  l 
nach  u  und  v  bestimmte  Werte,  während  die  Differentiale  ver- 


Pdr,yGOOgIe 


§  11.    Beliebig«  punkttoeüe  Abbildungen  von  Fläohen.  91 

änderlich  bleiben.  Es  sind  dx^dy^dz  rechtwinklige  Pnnktcoordi- 
naten  für  das  uaendlich  kleine  Stack  der  ersten  Flüche  in  dem- 
jenigen  Axenkreoz,  das  dem  ursprünglichen  parallel  ist  und  seinen 
Aji^gsponkt  im  Pnnkte  P  oder  {x,  y,  z)  der  Flädie  hat  Analoges 
gilt  Ton  dx,  dy,  dz.  Wir  sehen  ans  (4),  dasB  diese  rechtwinkligen 
Coordinaten  linear  und  homogen  tod  den  HolfaTeränderlichen  du 
und  dv  abhängen. 

Jeder  Fortschreituugsrichtung  (dx  -.  dy :  dz)  auf  der  ersten  Fläche 
vom  Punkte  P  aas  entspricht  hiemach  eine  Fortschreitungsrichtung 
(rfi  •.dy:dz)  auf  der  zweiten  Fläche  TOm  Pnnkte  P  aus. 

Wenn  wir  du  und  t/r  so  annehmen,  dass  dv.du  einen  be- 
stimmten Wert  k  hat,  so  ist  der  zugehörige  Punkt  (w  +  du,  v  +  de) 
oder  {x  +  dx,  y  +  dy,  z  +  dz)  der  ersten  Fläche  an  diejenige  Tan- 
gente des  Punktes  {x,  y,  x)  gebunden,  deren  Gleichungen  in  den 
laufenden  Coordinaten  ^,  q,  j  nach  (3),  S.  20,  sind: 

(5)   j  =  T  +  (i^+ar„i)*,    9=y  +  Cy.  +  y.Ä)^    i  =  z  +  (^„+x,*)* 

mit  dem  längs  der  Tangente  veränderlichen  Parameter  t.  Dieser 
Tangente  entspricht  bei  der  zweiten  Fläche  die  Tangente: 

{6)    i~x  +  {x^^.x^k)i.    ^=y  +  {y„  +  y^*)*,    ä  =  ^  +  {^„  +  M)'- 

Wir  wollen  nun  k  vier  Werte  k^,  A,,  k^,  k^  erteilen.  Ihnen 
entsprechen  vier  Tangenten  (5)  in  der  Tangentenebene  von  P  und 
Tier  Tangenten  (6)  in  der 
Tangentfinebene  Ton  P. 
(Siehe  Fig.  24).  Die  ersten 
rierTangenten  haben  nach 
IS. 334  ein  gewissesDop- 
pelverhältnis,  das  wir 
leicht  bestimmen  können;  Fig.  84. 

Wenn  wir  nämlich  in  (5) 

f&r  t  den  Wert  E^s  setzen,  sa  erhalten  wir  einen  Punkt  auf  der 
Tangente  (5): 
(7)    t  =  X ■\- x^Jc x^k ,      9-y+y„  +  y,*,      i  =  2  +  z„+x„Ä. 

(reben  wir  jetzt  k  beliebige  Werte,  so  sind  dies  wieder  die  Glei- 
changen  einer  G^eraden  mit  den  laafenden  Coordinaten  %,  Q,  j  und 
dem  Parameter  k.  Diese  Gerade  liegt  in  der  Tangentenebene  von  P- 
Jene  vier  Tangenten  treffen  sie  in  vier  Punkten,  deren  Coordinaten 
ans  (7)  hervorgehen,  wenn  wir  für  k  die  vier  Werte  k^,  k^,  k^,' k^ 
setzen.    Nach  Satz  41  oder  42,  I  8.  333,  haben  die  Tangenten  das- 


Pdr,yGOOgIe 


92  Erster  Abseimitt:   Das  BogenelemerU  der  Fläche. 

selbe  Doppelverhältnia  wie  dieee  vier  Pn&kte.  und  da  A  in  (7) 
linear  auftritt,  bo  ist  das  letztere  Doppelverhältnia  oach  Satz  40, 
I  S.  332,  gleich  dem  der  vier  Werte  Aj,  A,,  A,,  Ä.. 

Wir  haben  also  zunächst  den 

Sats  46:  Diejenigen  vier  Tangenten  eines  Punktes  («,  ») 
auf  einer  Fläche  mit  den  Parametern  u,  v,  für  die  dv.du 
die   Werte   A^,  A,,  A^,  A^   hat,  haben  das  Doppelverhältnis 

Da  der  Satz  auch  für  die  Tangenten  (6)  der  zweiten  Fläche 
gilt^  so  folgt  hieraus: 

Sats  47:  Sind  zwei  Flächen  Funkt  für  Punkt  auf  ein- 
ander bezogen,  so  entsprechen  den  Fortschreitungsrich- 
tungen,  die  auf  der  einen  Fläche  von  irgend  einem  Punkte 
ausgehen,  die  Fortschreitnngsrichtangen,  die  auf  der  an- 
deren Fläche  von  dem  zugeordneten  Punkte  ausgehen,  und 
zwar  in  der  Weise,  dass  irgend  vier  Richtungen  durch  den 
ersten  Punkt  dasselbe  DoppeWerhältnis  wie  die  ent- 
sprechenden Tier  Richtungen  durch  den  zweiten  Punkt 
haben. 

Wenn  wir  auf  den  Tangenten  der  Paramet«rlinien  (u)  und  {v) 
des  Punktes  P  der  ersten  Fläche  yö  und  ^E  als  Strecken  auf- 
tragen   und    diese   Strecken    zum   Parallelogramm   verroUständigen, 
wenn   wir   femer   das  Analoge   beim  Punkt  P  der  zweiten  Fläche 
thnn,  so  liegen  zwei  Parallelogramme  tot,  innerhalb  deren  wir  jetzt 
die  durch  (4)  rechnerisch  ausgedrückte  Beziehung  zwischen  den  un- 
endlich kleinen  Flächenbereichen  von  P  und  P  geometrisch  her- 
stellen können:  Hat  nämlich  dv.du  etwa  den  Wert  A,  so  werden, 
Trie  in  Fig.  6,  S.  31,  die  Seiten  fö  und 
yÖ  mit   A   muItipIicierL     Wird   dann   aus 
diesen  verlängerten  Seiten  and  den  anderen 
Seiten  YB  bez.  y^  jedesmal  das  Parallelo- 
7  gramm  wieder  Terrollständigt,  so  entsprechen 

die  Diagonalen  beider  Parallelogramme  dem 
gegebenen  Wert  A  von  dv.du.  Wir  können 
die  beiden  Figuren  als  unendliche  ähnliche 
VergrSssenmgen  der  unendlich  kleinen  Par- 
Fig.  25.  allelogramme  auf  den  Flächen  auffassen. 

Wenn  wir  nun  die  eine  onserer  beiden 
Figuren,  etwa  die  erste,  soweit  ähnhch  vergrdssem,  bis  die  Quer- 
diagonale des  aus  ^Ö  und  ^/E  gebildeten  Parallelogramms  mit  der 


Pdr,yGOOgIe 


§  11,     Beüebigt  punktweise  Jbbildufu/m  con  Flächen.  93 

entsprecheDden  Diagonale  in  der  zweiten  Figur  an  I^loge  überein- 
stimmt,  so  könnea  wir  beide  Figuren  so  an  einander  legen,  dass  sie 
sich  längs  dieser  Diagonale  durchdringen.  Siehe  Fig.  25,  S.  92. 
Aus  der  Proportionalität  der  beiden  vorhin  mit  k^dv.du  ans- 
gefilhrten  Conatmctionen  folgt  dann  der  in  der  Figur  angedeutete 

Satz  48:  Sind  zwei  Flächen  Punkt  für  Punkt  auf  ein- 
ander bezogen,  so  entspricht  jedem  nnendlich  kleinen 
Stück  der  einen  Fläche  ein  anendlich  kleines  Stück  der 
anderen  Fläche.  Bringt  man  zwei  solche  einander  ent- 
sprechende Stücke  in  eine  geeignete  Lage  zn  einander,  so 
kann  man  die  Zuordnung  zwischen  ihren  Punkten  durch 
eine  passende  ähnliche  Yergrösserung  des  einen  Stücks 
und  darauf  folgende  Parallelprojection  des  einen  Stücke 
auf  das  andere  geometrisch  herstellen. 

Doch  ist  die  besondere  Art,  wie  weit  die  VergröBsening  aus- 
zuführen ist,  in  welche  gegenseitige  Lage  beide  Stücke  zu  bringen 
sind  und  in  welcher  Richtung  zu  projicieren  ist,  f&r  jedes  andere 
Paar  zugeordneter  Stiicke  natürlich  eine  andere. 

Aus  diesem  geometrischen  Ergebnis  hätten  wir  den  obigen 
Satz  47  mit  Hülfe  der  Sätze  des  §  11,  8.  Abschn.  des  1.  Bds.,  eben- 
falls ableiten  können.  Auch  die  folgenden  Betrachtungen  lassen 
sich  zum  Teil  rein  geometrisch  wiedergeben,  aber  wir  schlagen  den 
analytischen  Weg  ein. 

Die  zu  zwei  Werten  k  und  x  von  dv.du  gehörigen  Fortschrei- 
tungsricbtnngen  im  Punkte  (u,  v)  der  ersten  Fläche  bilden  einen 
Winkel  a  mit  einander,  für  den  nach  Satz  10,  S.  82, 


(8) 


E+  F(k  +  x)  +  Okn 


]/(£+  2Fk  +  0k*){E  +  2FK-i-  Ox') 


ist     Die  entsprechenden  Richtungen  im  Punkte  (u,  v)  der  zweiten 
Fläche  bilden  einen  Winkel  ä  mit  einander,  für  den 


(9) 


E  +  P(k  +  K)  +  Ökx 


V(£+  2Pk  +  Ök'){£+2Fx  +  Öx'J 


ist  Werden  k  und  x  so  gewählt,  dass  die  zugehörigen  Richtungen 
auf  der  ersten  Fläche  zu  einander  senkrecht  sind,  so  werden  die 
zugehörigen  Richtungen  auf  der  zweiten  Fläche  im  allgemeinen 
nicht  zu  einander  senkrecht  sein.  Einem  rechten  Winkel  auf  der 
ent«a  Fläche  entspricht  rielmehr  nur  dann  ein  rechter  Winkel  auf 


Pdr,yGOOgIe 


Ertt^  Abschnitt:    Diu  Bogenelement  der  Fläehe. 


der  zweiten,  wenn  die  BestimmoiigsstQcke  A  und  x  der  Sehenkel  so 
gewählt  werden,  dass  gleichzeitig  cos  a  -<  0  und  cos  ä  =  0,  also 


(10) 


E+*'(i  +  «)  +  eJ«-0, 


ist    Es  mUssea  also  k  und  x  so  gewählt  werden,  daas  ihre  Summe 
und  ihr  Product  die  Werte  haben: 


kx- 


EP- 
Fd  - 


FE 


sind  die  beiden  Wurzeln  der  in  k  quadratischen 

■  FS)-ioB-Ee)h  +  [Fa-at)k'-(i 


h' 

E 

£ 

-h 

F 

F 

-0 

1 

0 

0 

(11)         * 

d.  h.  A  nnd  x 
Gleichung: 
(12)  {Ef- 

oder 

(IS) 


Hinsichtlich  dieser  quadratischen  Qleichong  sind  nun  drei  Fälle 
zn  outerecheiden : 

1.  Fall:  Die  Gleichung  (12)  oder  (13)  ist  identisch  er- 
fallt,  d.  h.  es  ist 

E:F:  Q  =  H:F:  0. 

Nach  S.  72  ist  alsdann  die  Abbildung  in  den  betrachtet«Q  Funkten 
(m,  v)  conform.  Jedem  rechten  Winkel  durch  den  Funkt  (m,  v)  der 
einen  Fläche  entspricht  ein  rechter  Winkel  auf  der  anderen  Fläche. 

2.  Fall:  Die  Gleichung  (12)  oder  (13)  hat  zwei  yer- 
'scbiedene  Wurzeln.  Im  Funkte  (u,  v)  der  einen  Fläche  gieht  es 
dann  nur  einen  rechten  Winkel,  dem  auf  der  anderen  Fläche  wieder 
ein  rechter  Winkel  entspricht.  Wenn  wir  k  durch  dv.du  ersetzen, 
so  lautet  die  Gleichung  (12)  oder  (lit)  so: 

(14)  {EF-  FE)du*-{GE~  EÖ)dudv  +  [FO  -GF)dv*  =  Q 

oder: 

dv*        E     E 

(15)  -dvdu    F     F    =0. 

</«»        0      G 

Nach  Satz  5,  8.  13,  aber  definiert  diese  Gleichung  als  Differential- 
gleichung in  u  und  v  zwei  Currenscharen  auf  jeder  der  beiden  FU^hen, 


Pdr,yGOOgIe 


§  11.     Betwltige  punktweise  Abbiicbmgen  von  Flächen.  9S 

und  zwar  ist  in  jedem  Pnnkte  jeder  der  beiden  Flächen  die  hin- 
durchgehende Gorre  der  einen  Schar  senkrecht  znr  hiDdnrcfagehen- 
den  Corre  der  andern  Schar.  Ea  giebt  also  auf  der  einen  Fläche 
gerade  ein  Orthogonalayatem  von  Carren  (vgL  8.  33),  dem  auf  der 
anderen  Fläche  wieder  ein  OrthogonaUystem  von  Corven  entspricht 
—  Sind  die  beiden  Flächen  reell  und  entsprechen  reellen  Werten 
der  Parameter  u,  o  reelle  Punkte,  so  sind  auch  die  Wurzeln  k  und  x 
der  quadratischen  Gleichung  (12)  oder  (13)  reell.  Dies  sieht  man 
wohl  am  schnellsten  so  ein:   Deuten  wir  tü.T  den  Augenblick 

(16)  J-*  +  -f.       5  =  »+-J 

als  rechtwinklige  Punktcoordinaten  in  einer  Ebene,  so  stellt  die  erste 
Gleichung  (10)  die  gleichseitige  Hyperbel 


dar.    Die  erste  Gleichung  (11)  bedeutet  dann  eine  Gerade: 
5  +  9  =  Const 

parallel  zur  Hauptaxo  der  Hyperbel  Beide  treffen  einander  in  zwei 
reellen  Funkten  (;,  q),  deren  Coordinaten  paarweis  vertauscht  sind 
(siehe  Fig.  26).  Zu  jedfem  Punkt  gehört 
nach  (16)  ein  reelles  Wertepaar  A,  x, 
das  den  Gleichungen  (10)  oder  (1 1)  oder 

(12)  genOgi  —  Im  reellen  Fall  also 
sind  die  beiden  einander  entsprechenden 
Orthogonalsysteme  auch  reell. 

3.  Fall:  Die  Gleichung  (12)  oder 

(13)  hat  zwei  gleiche  Wurzeln.  Jetzt 
fallen  die  beiden  zu  einander  senkrech- 
ten Fortschreitungsrichtungen  auf  jeder 
der  beiden  Flächen    zusammen.     Nach  pig,  gg. 
Satz  49,  I  S.  339,  sind  sie  also  die  Rich- 

tangen  von  Uinimalgeraden.  In  der  That  giebt  jede  der  Gleichungen 
(10),  sobald  k  =  X  gesetzt  wird,  nach  S.  35  die  Bedingung  fUr  die 
Richtung  h  einer  durch  den  Punkt  (u,  r)  der  ersten  bez.  zweiten 
Fläche  gehenden  Minimalcurre.  Jedes  der  beiden  Orthogonalsysteme 
des  zweiten  Falles  ist  mithin  in  eine  Schar  von  Minimalcorven  aus- 
geartet Es  liegt  daher  hier  der  besondere  Fall  vor,  dass  der  einen 
Schar  von  Hinimalcurven  auf  der  ersten  Fläche  vermöge  der  Ab- 
bildung wieder  gerade  eine  der  Scharen  von  Minimalcurren  auf  der 


Pdr,yGOOgIe 


Erster  Äbackmü:   Dan  BogeneUment  der  Fläche. 


zweiten  Fl&cbe  zugeordnet  ist  Übrigens  tritt  dies  bei  reeller  Ab- 
faildang  reeller  Flächeo  nie  ein,  wie  die  Fig.  26  zeigt,  da  in  dieser 
Figur  die  beiden  Schnittpunkte  der  Geraden  mit  der  Hyperbel  nor 
dann  znsiunmeniallen  können,  wenn  die  Hyperbel  in  ihre  Asymptoten 
ausartet,  also  I>~  0,  d.  h.  die  erste  Fl&cfae  nach  Satz  9,  S.  29,  die 
Tangentenääche  einer  Hinimalcurre  ist. 

Wenn  wir  Ton  solchen  Flächen  absehen,  so  können  wir  das 
f^ebnis,  indem  wir  uns  an  Satz  37,  S.  73,  erinnem  und  den  zweiten 
und  dritten  Fall  vertaaschen,  so  formulieren: 

SatB  49:  Bildet  man  eine  Fl&cfae  Punkt  für  Pnnkt  auf 
eine  andere  Fläche  ab  und  ist  keine  der  beiden  Flächen 
die  Tangentenfläche  einer  Uinimalcnrve,  so  sind  drei  Fälle 
denkbar: 

Erstens:  Die  beiden  Scharen  von  UinimalcnrTen  der 
einen  Fläche  bilden  sich  als  die  beiden  Scharen  von  Mini- 
malcurven  der  anderen  Fläche  ab.  Dann  ist  die  Abbildung 
conform,  und  jedem  Orthogonalsystem  auf  der  einen  Fläche 
entspricht  ein  Orthogonalsystem  auf  der  anderen  Fläche. 

Zweitens:  Nur  eine  Schar  von  Minimalcurven  der  einen 
Fläche  bildet  sich  als  Schar  von  MinimalcurTea  der  an- 
deren Fläche  ab.  Ausser  dieser  als  Ausartung  eines  Ortho- 
gonalsystems aufzufassenden  Schar  giebt  es  alsdann  kein 
Orthogonalsystem  auf  der  einen  Fläche,  dem  auf  der  an- 
deren Fläche  wieder  ein  Orthogonalsystem  entspräche. 
Bei  reeller  Abbildung  tritt  dieser  Fall  nie  ein. 

Drittens:  Keine  der  beiden  Scharen  von  Minimal- 
curven  der  einen  Fläche  bildet  sich  als  Schar  tos  Uini- 
malcurren  der  anderen  Fläche  ab.  Alsdann  giebt  es  ein 
und  nur  ein  Orthogonalsystem  auf  der  einen  Fläche,  dem 
auf  der  anderen  Fläche  wieder  ein  Orthogonalsystem  ent- 
spricht Ist  die  Abbildung  reell,  so  sind  es  auch  diese 
beiden  Orthogon&lsysteme. 

Der  letzte  Fall  ist  der  allgemeinste.  Wir  wollen  ihn  daher 
insbesondere  für  reelle  Abbildungen  noch  einmal  als  Satz  aas- 
sprechen: 

Sats  50:  Wird  eine  reelle  Fläche  Punkt  für  Punkt,  aber 
nicht  conform,  aaf  eine  andere  reelle  Fläche  abgebildet, 
so  giebt  es  stets  ein  und  nur  ein  Orthogoualsystem  auf 
der  einen  Fläche,  dem  auf  der  anderen  Fläche  wieder  ein 
Orthogonalsystem  entspricht;  und  diese  beiden  Orthogonal- 


Pdr,yGOOgIe 


§  11.     Beliebige  punktweise  Abbildungen  von  Flächen. 


Systeme  sind  reell.*  —  Sind  anf  beiden  Flächen  einander 
entsprechende  Punkte  (x,y,  z)  nud  (x,y,  z)  auf  dasselbe  Para- 
meterpaar  bezogen: 

x  =  (f.{u,v),      y^^C«,»),      ^  =  tp(w,t>), 

und  sind  E,  F,  ö  bez.  E,  F,  0  die  FundamentalgrösBen  erster 
Ordnung  auf  den  beiden  Flächen,   so  werden  jene  Ortho- 
gonalejsteme  durch  die   Differentialgleichung 
dv^        E      F 
-dudv     F      F     =0 
du*        G      0 
zwiscben  u  und  v  definiert. 

Sehen  wir  von  dem  Specialfall  ab,  der  bei  reeller  Äbbildang 
nie    eintritt,    dass    nämlich   die    quadratische   Gleichung   (12]    eine 
Doppel  Wurzel   hat,    so   können    wir   nunmehr    imnehmen,   dass   die 
Parameter  u  und  v  schon  so  gewählt  seien,  dass  gerade  die  Para- 
meterlinien (u)  und  (r)  auf  beiden  Flächen  Orthogoualsysteme  bilden. 
Im  allgemeinen  ist  dies  nur  auf  eine  Weise  möglich,  im  Fall  der 
conformen   Abbildung  auf  Qoendlich  viele  Weisen.     Hervorzuheben 
JBt   noch,   daHB    die  so  eingeführten   neuen  Parameter  u  and  v  im 
Fall  einer  reellen  Abbildung  für  reelle  Punkte  auch  reell  sind. 
Nach  Satz  13,  S.  34,  ist  jetzt  F=  F=  0  zu  setzen,  sodass 
ds*  =  Edu^  +  Odv*, 
ds'  =  Edu'  +  adv' 

ist  Jetzt  sind  die  Parallelogramme  in  Fig.  25,  S.  92,  Rechtecke,  und 
man  erkennt:  Geht  man  von  einem  Punkte  P  oder  («,  r)  der  ersten 
Fläche  in  der  Richtung  (dv.du)  fort  zu  einem  unendlich  benach- 
barten Punkt  Q,  so  ist  filr  den  Winkel  ^  dieser  Richtung  mit  der 
Tangente  der  Farameterlinie  (u): 


'  Dies  wurde  Eaerst  von  Tisbot,  „Sur  lee  cartea  giographiqDea", 
CompteB  Rendus  t  49  (1869),  auBgeeprocheo.  Eine  aosfUlirliche  BegiitndDDg 
gab  er  1878  in  den  Nonvelles  Annales  de  Math.,  2.  sirie,  t.  17.  Dass  der  Salz 
bei  imagiuSi'eu  Abbildnugen  nicht  ftusnahmsloH  gilt,  bemerkt«  Lie,  „Über 
geodätische  Linien",  Note  I:  „Über  die  allgemeinste  geodätische 
Abbildung  einer  reellen  oder  imaginären  FUche",  Math.  Ann.  20.  Bd. 
(IBS2).  Er  machte  darin  auf  den  in  obigem  Sats  49  genannten  zweiten  FaII 
tabxtkBom. 


I.  Diflr.    IL 


.dr,yGoogIe 


Aaf  der  köderen  FI^»  fcv3.at  «.i=p«c£.'etd: 

'-S;*rLt  Fifc  27."     In  dem  Axeiiki^az.   du  «on  dto  Tangcaten  der 


Rg.  ST. 

durch  F  ^^henden  Parameta-Iiniea  {■',  nnd  'r    gebildet  irird,  mögeo 
f  nod  9  rechtvinkiige  Coordinftten  Ton  Q  sein.     Dum  ist: 
r  =  (/JCOS7  =  |<r</r,       9  =  <f«sin7=  }£</«. 
Analog  constniiereD  wir  das  Kreax  der  f-  and  B-Aze  bei  der  zveiten 
Fläche.     Dann  hat  der  Büdpankt  tod  Q  die  rechtwinkligen  Coordi- 
naten: 

Daher  i«t: 

s=l/f^.    '-vi'- 

Beschreibt  Q   einen    nnendUch    kleinen  Kreis   am  P  mit  dem 
Badios  dt,  so  ist 

l"  +  !)■  -  <i.", 
and  ffir  die  Bahn  des  BUdpnoktes  ergiebt  sich  dann  der  unendlich 
kleine  Kegelscimitt: 

sf^  +  T'  -''•^- 

Im  reellen  FaU  sind  die  Coefiicienten  hierin  podtiT  (nach  S.  H). 
Dann  also  ist  die  Bildcurre  eine  anendlich  kleine  Ellipse  mit  deu 
H^axen 


/!■"• 


Wir  finden  also: 

Bats  51:  Bildet  man  eine  Fläche  Punkt  fftr  Punkt  auf 
eine  andere  Fläche  ab,  so  dass  ein  gewisses  Orthogonsl- 


Pdr,yGOOgIe 


i  11.     Beiiefnge  punktweise  AbbÜdungtn  von  Flächen. 


System  der  Fläche  im  Bilde  wieder  als  Orthogonalaystem 
erBcheint,  so  entspricht  jedem  unendlich  kleinen  Kreis  nm 
einen  Punkt  P  der  Fläche  auf  der  Bildfläche  ein  Kegel- 
schnitt, dessen  Mittelpunkt  der  Bildpunkt  von  P  ist  and 
dessen  Äxen  in  den  Tangenten  der  durch  diesen  Bildpunkt 
gehenden  Curven  des  zveiten  Orthogonalsystems  liegen.  Ist 
die  Abbildung  reell,  so  ist  der  Kegelschnitt  eine  Ellipse'* 

Die  Badien  des  Kreises  um  P  bilden  sich  als  die  Halbmesser 
des  Kegelschnittes  ab.  Da  die  Axen  der  Ellipse  die  Mazima  oder 
Minima  der  Durchmesser  sind,  so  sieht  man: 

Satz  52:  Bildet  man  eine  reelle  Fläche  pnnktweis,  aber 
nicht  cosform  auf  eine  andere  reelle  Fläche  ab,  wobei  ein 
Orthogonalsjstem  der  Fläche  im  Bilde  wieder  als  (Trtho- 
gonalsystem  erscheint,  so  sind  die  Gurren  jenes  Ortho- 
gonalsystems diejenigen  Gurven,  längs  deren  an  jeder  Stelle 
die  durch  die  Stelle  gehenden  Bogenelemeote  bei  der  Ab- 
bildung die  grOsste  Längenverzerrung.  erleiden. 

Auch  sieht  man  ein,  dass  die  Gurren  ohne  Längenver- 
Zerrung,  i^r  die  also  dissdt  ist,'  zwei  Scharen  bilden,  derart, 
dass  die  Winkel  der  durch  einen  Punkt  gehenden  beiden  Gurren 
TOD  den  Gurren  des  OrthogonalsTstems  halbiert  werden. 

Aus  der  früheren  Formel  (8)  folgt  leicht: 
.        _  D(k  - ») 

^ "  ~  s:-\-F{k  +  »)  +  ak»  ■ 
Wählen  wir  die  Richtungen  k  und  x  unendlich  wenig  verschieden 
von  einander,  d.  h.  setzen  wir  etwa  x  =  k  —  dh,  so  wird  a  unend- 
lich klein,  etwa  gleich  da,  und  tg«  =  du,  sodass  kommt: 
,  Ddk 

E  +  2Fk  +  Ök*  ' 

Diesem  unendlich  kleinen  Winkel  entspricht  auf  der  zweiten  Fläche 
em  unendlich  kleiner  Winkel  c/^  fOr  den  analog: 

d-  =  ±  l>dk  

~    S+  2Pk  +  dk* 

ist    Wir  mussten  hier  ±  hinzufügen,  weil  wir  über  den  Sinn  der 

'  TissoT  ft.  a.  O.  Das  Bild  des  EreiaBs,  die  EHipse,  wird  hKnfig  als 
Indicatriz  beieichnet  Da  man  aber  einen  anderen  später  (auf  8.  1B9)  anf- 
treteadeu  KegelBchnitt,  d«r  echon  früher  io  die  Flächentheorie  eingcAhrt  worden 
iit,  ebenfallB  so  nennt,  bo  wfirde  man  die  hier  Torkommende  EUipae  mr  Unter- 
■chetdong  die  Tissor'ftche  Indicatrix  nennen  mflaeen. 


^dnyCOOgle 


100  Erster  Abschnitt:   Das  Bogmdemeni  der  Fläeht. 


MeesoDg  der  beideD  Winkel  keine  einheitliche  Festsetzong  getroffen 

haben.  Wir  haben  aber  jetzt  F=-  F=0,  alao  ZJ  =  YeÖ,  D  =  '}/£Ö, 

sodass  kommt: 

,  VeÖ      ..         ,_       ±Ye3    ., 

''«  =  ^r — wiT*^^!       <f«  =  -V--.  ,.  dk. 

Demnach  hat  im  reellea  Fall,  in  dem  ja  E,  O  und  E,  0  nach  S.  IT 
positir  sind,  das  Yerhältnis 

ää_  ^      -./Bö      E  +  Ok* 
du  "^       V  EO  '    E  +  Ök-> 

für  A  —  0  und  A  =  oo  ein  Maximum  oder  Minimum,  d.  h.  f^  (^v  =  0 
nnd  ftir  du  =  0.    Also  ergiebt  sich: 

Bati  58:  Bildet  man  eine  reelle  Fl&che  panktweis,  aber 
nicht  conform  auf  eine  andere  reelle  Fläche  ab,  wobei  ein 
gewisses  OrthogonaUyatem  der  Fläche  wieder  als  Ortho- 
gonaleystem  erscheint,  so  liegen  diejenigen  unoDdlich 
kleinen  Winkel  auf  der  einen  Fläche,  die  von  allen  un- 
endlich kleinen  Winkeln  mit  demselben  Scheitel  die 
stärkste  Verzerrung  bei  der  Abbildung  erleiden,  längs  der 
Cnrven  jenes  Orthogonalsystems. 

Auf  die  punktweise  Abbildung  von  Flächen  auf  einander  kommen 
wir  gelegenÜicb  zurück.  — 

Die  wichtigsten  Formeln  dieses  Abschnittes  haben  wir,  um  die 
Ruckverweisung  und  Übersicht  zu  erleichtern,  im  Anhang  zusammen- 
gestellt in  der  Tafel  XI,  wodurch  der  Anhang  dee  ersten  Bandes, 
Tafel  I  bis  X,  fortgesetzt  wird.  Wir  verweisen  auf  diese  Formeln 
künftig  durch  die  Zeichen  XI  (A)  bis  XI  {P). 


Pdr,yGOOgIe 


Zweiter  Abschnitt 
Die  Krttmmimg  der  Fläche. 


g  1.    Die  Krfinmung  der  FIAchencurven  und  die  Fundaiiwntaf- 
grfissen  zweHer  Ordnung. 

Beim  Rflckblick  anf  den  ersten  Abschnitt  wird  der  Leser  be- 
merken, dass  die  wesentliche  Grundlage  der  Untersuchtmgen  die 
Formel 

da*  =  Bdu*  +  2Fdu  dv  +  Gdv' 

für  das  Quadrat  des  Bogenelementea  war,  anders  ausgesprochen:  es 
genOgte  uns  im  wesentlichen  statt  der  Eenntnie  der  Gestalt  der 
Flftcbes  die  Kenntnis  der  drei  Fundamentalgrössen  erster  Ordnung 
E,  F,  G  ais  Functionen  der  Parameter  u  und  v. 

Jetzt  aber  wollen  wir  die  Gestalt  der  Fl&chen  n&ber  nntersachen, 
und  dabei  werden  wir  uns  bald  genötigt  sehen,  zn  jenen  Grössen 
Doch  drei  FundamentalgrOssen  zweiter  Ordnung  binzozufQgea 

Will  man  eine  Fliehe 

(1)  x~4f>(u,v),      y-jr(w,t.),       z  =  tp[u,v) 

in  der  Umgebong  eines  allgemein  gewählten  Punktes  (u,  v)  unter- 
snchen,  so  liegt  es  nahe,  die  Gestalt  der  verschiedenen  durch  diesen 
Punkt  gehenden  Gurren  auf  der  Fläche  in  Betracht  za  ziehen. 

Hat  man  im  Punkte  (u,  v)  eine  Flächentangente  l  ausgewählt, 
so  kann  man  stets  solche  Curven  auf  der  Fläche  ziehen,  die  im 
Punkte  (u,  v)  die  Tangente  t  haben,  deren  begleitendes  Dreikant 
(vgL  I  S.  171)  aber  an  dieser  Stelle  im  übrigen  ganz  beliebig  vor- 
geschrieben worden  ist.  Um  dies  zu  beweisen,  genUgt  es  zu 
zeigen,  dass  man  wenigstens  eine  Curve  auf  der  Fläche  ziehen 
kann,  die  im  Punkte  («,  v)  die  Tangente  t  hat  und  deren  Scbmiegungs- 
ebene  B  in  diesem  Punkte  irgend  eine  Fbene  durch  t  ist  Fine 
derartige  Curre  aber  ist  z.  B.  die  ebene  Curve,  in  der  die  Ebene  E 


Pdr,yGOOgIe 


102  Zweiler  Abschnitt:   Die  ^ümmung  der  Fläeha. 


die  Fläche  schneidet,    ümsomebr  giebt  es  nicht-ebene  Car?en  Ton 
der  verlangten  Eigenschaft. 

Hiemach  steht  es  fest,  dass  es  Correa  c  anf  der  Fläche  giebt, 
die  im  gewählten  Punkt  P  oder  (u,  v)  die  gewählte  Flächentangente  t 
zur  Tangente  haben,  während  ihre  Hauptnormale  in  P  einen  be< 
liebigen  Winkel  ra  mit  der  Flächennormale  bilden  kann.  Da  die 
Nonnalenebene  der  Curre  c  in  P  senkrecht  zu  t  ist  und  also  die 
Flächennormale  enthält,  so  wird  die  Hauptnormale  in  P  durch  An- 
gabe ihres  Winkels  a  mit  der  Flächennormale  nur  in  soweit  fest^ 
gelegt,  als  sie  noch  zwei  Lagen  haben  kanu.  Zu  beachten  ist 
dabei,  dass  wir  der  Flächennormale  auf  S.  27  einen  positiven 
Sinn  beigelegt  haben,  wenn  sie  reell  ist,  und  dass  wir  natürlich 
auch  der  Tangente  t  einen- bestimmten  positiven  Sinh  erteilen'  werden. 
Wählen  wir  eine  der  beiden  Möglichkeiten  fDr  die  Hauptnormale, 
so  ist  alsdann  die  Binormale  in  P  festgelegt  und  zwar  auch  ihrem 
Sinn  nach. 

Analytisch  wird  die  Curve  c  dadurch  bestimmt,  dass  längs  ihrer 
die  Parameter  u  und  u  Functionen  eines  Parameters  sein  mOsseo 
(nach  S.  10  u.  II).  Indem  wir  den  Fall,  dass  die  Curve  e  eine 
Minimalcurve  sei,  auBSchliessen,  dürfen  wir  annebmeo,  dieser 
eine  Parameter  sei  die  Bogenlänge  s  der  Gurve,  gemessen  von 
irgend  einer  Stelle  an.  Jetzt  sind  u  und  v  in  (1)  als  Faactionen 
von  t  aufzufassen,  sodass  auch  x,  y,  z  Functionen  von  t  werden, 
deren  Differentiation  nach  s  die  Bichtungsoosinas  a,  ß,  y  der 
Tangente  t  liefert  (nach  III  (^): 

(2)         a  =  a;„  k'  +  Xp  w',       ß  =•  y„  «'  +  y^  v',      /  =  z„  w'  +  Zp  o'. 
Der  Strich  deutet,  die  Differentiation  nach  t  an: 

Wenn  wie  früher  {S.  27)  X,  Y,  Z  ^e  Richtungsbosinus  der  Flächen- 
normale  bedeuten,  so  ist 

Xu  +  Yß  +  Zy  =  0 

die  Bedingung  dafür,  dass  die  Flächennormale  auf  t  senkrecht  steht. 
.ffierfOr  kann  nach  XI (l^'  geschrieben  werden:  ; 

S(y„z„-z„y,}«  =  0. 
Hierbei  sehen  wir  grundsätzlich  davon  ab,  dass  im  Punkte 

'  Tafel  XI  im  Anhang  dieses  Bandes,  vgl,  S.  100. 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


§  I.     Srümmung  der  f^ädiencurvm,  JUmdamentaiffrÖsaen  2.  O.    103 

(u,  t>)  oder  gar  auf  der  ganzen  Fläche  die  G-rfiBBe  If  ^0  sei 
(siehe  S.  28).  Die  letzte  Formel  kann  aach  durch  Einsetzen  der 
Werte  (2)  sofort  bestätigt  werden.  Da  sie  länge  der  Curve  e  Überall 
gilt,  darf  sie  total  nach  t  differenziert  werden.  Dies  giebt  nach 
III  (C): 

Hierbei  bedeuten  l,m,n  die  RichtUDgscosinuB  der  Hauptnormale  und 
r  den  Erümmungsradins  der  Curve  e  an  der  Stelle  (u,  d)  oder  («). 
Das  erste  Glied  in  der  Formel  ist  nach  XI  {F)  gleich 

oder  also,  da  a>  den  Winkel  der  Flächennormale  mit  der  Haupt- 
normale  bezeichnen  soll,  gleich: 

—  CO 

Setzen  wir  ferner  in  den  beiden  anderen  Oliedero  die  Werte  von 
a,  ß,  y  aus  (2)  ein,  so  werden  sie  homogen  vom  zweiten  Grade  in  vi 
und  v.  Dabei  heben  sich  mehrere  GrÖesen  fort,  sodass  —  nachdem 
nach  den  Potenzen  von  u'  und  v'  geordnet  worden  ist  —  die  Formel 
hervorgeht: 

^cosü,-    S(y„r,-r„y>„-«'*  - 

Wenn  wir  nach  XI  {F)  die  Werte  BS,  BT,  BZ  &a  die  Klammem 
einfuhren,  so  können  wir  B  fortheben,  ä»  B:^0  ist,  sodass  bleibt: 

-^^  =-  SIx^^-u''+  2SX*„.i('»'+  S  I„-f'». 
Nach  (3)  und  wegen  der  Formel 

di*  =  ßdu'+2Fdudv  +  Ödv' 
können  wir  dies  Ergebnis  auch  so  schreiben: 
...  coau    _  SXx,,du*+2SX  ay^  dudv  +JB  X.,rfr' 

^  '  r       ~  £du>+  2Fdudv  +  Gdv' 

Diese  Formel  dient  zur  Berechnong  der  Krümmung  1  :r  der 
Flächencorve  c  an  der  Stelle  F  oder  (u,  v).  Die  rechte  Seite  ist 
hetuumt,  sobald  man  den  Punkt  P  Bovrie  die  Fortachreitungsrichtnng 
{dv :  d&)  der  Cnrve  ao  dieser  Stelle  gegeben  hat,  denn  der  Btv^ 


Pdr,yGOOgIe 


104  Ztoeiier  Abtekniü:   Die  Krümmung  der  Fläche. 


rechts  ist  in  du  und  dv  von  nullter  Ordnung  homogen.  Linlra  tritt 
noch  der  Wickel  «u  der  Flächennormale  mit  der  Hauptnormale  des 
betrachteten  Carrenponktes  auf. 

In  der  Carrentheorie  haben  vir  (siehe  I  S.  I7S)  dem  KrUmmODgs- 
radins  im  reellen  Fall  Biete  das  positive  Vorzeichen  gegeben.  Nacli 
I  S.  189  liegt  der  KrOmmungsmittelpankt  auf  dem  positiven  Teil 
der  Hauptnormale.  Die  Formel  (4)  zeigt  nun:  Ist  alles  reell  und 
die  rechte  Seite  in  (4)  positiv,  so  muss  cos  a  auch  positiT  sein,  d.  h. 
dann  liegt  die  positive  Seite  der  Hauptnormale  von  c  und  mithin 
auch  der  Erlimmungsmittelpunkt  von  c  auf  der  positiven  Seite  der 
Tangentenebene  des  Punktes  F.  Ist  die  rechte  Seite  von  (4)  negativ, 
80  liegt  der  ErUmmungsmittelpnnkt  auf  der  negativen  Seite  der 
Tangentenebene. 

Wir  wollen  in  (4)  fortan  unter  r  nicht  den  Erümmuugsradios 
selbst  verstehen,  sondern  den  Abstand  des  Krümmnngsmittel- 
Punktes  vom  Punkte  F  oud  diesen  Abstand  im  reellen  Fall  als 
positiv  oder  negativ  bezeichnen,  je  nachdem  der  ErUmmnags- 
mittelpunkt  auf  der  positiven  oder  negativen  Seite  der  Tangenten- 
ebene liegt  Alsdann  ist  r  nur  noch  seinem  absoluten  Werte 
nach  der  KrUmmungsradias.  Aber  zur  Abkürzung  des  sprach- 
lichen Ansdrackes  soll  r  doch  auch  dann  noch  schlechtweg  der 
KrtUnmungsradius  genannt  werden. 

Bei  dieser  Festsetzung  ist  r  im  reellen  Fall  vom  selben 
Vorzeichen  wie  die  rechte  Seite  in  (4),  also  <o  ein  spitzer 
Winkel  Unter  d>  verstehen  wir  mithin  von  jetzt  ab  den  spitzen 
Winkel,  den  die  Flächennormale  mit  der  Hauptnormale  der  Curve 
bildet,  ganz  abgesehen  von  den  positiven  Biobtimgen. 

Wir  erkennen  aus  (4),  dass  alle  diejenigen  Flächencurven  e,  die 
in  P  dieselbe  Tangente  t  haben,  nach  derselben  Seite  der  Tangenten- 
ebene gekrümmt  sind.  Welche  Seite  dies  ist,  giebt  das  Vorzeichen 
des  Bruches  rechts  in  (4)  an. 

Unter  diesen  Ourven  c  wählen  wir  insbesondere  diejenigen 
Curven  C  heraus,  deren  Hauptnormalen  in  F  mit  der  Flächen- 
normale zusammenfallen.  Kach  den  soeben  getroffenen  Festsetzungen 
ist  für  diese  Curven  w  =  0,  also  oosm  =  +  1  zu  setzen,  sodass  fÖr 
ihren  Krümmungsradius  Jf,  mit  Vorzeichen  versehen,  die  Formel  gilt: 


Bdu'+  2>dudp  +  Orfc» 


(5) 

Eieraos  und  aus  (4)  folgt  nun: 

(6)  r  =  B  cos  so 


Pdr,yGOOgIe 


f  1.    Krümmung  der  Flächenatrven.  FundameniaigroBBen  2.  0.    105 


Diese  Formel  giebt  d^n 

8mtx  1:'  Zieht  man  dnrch  einen  FI&chenpaDkt  P  alle 
inßglichen  Coryen  c  anf  der  Fläche,  die  in  P  dieselbe  Tan- 
gente t  haben,  so  werden  die  za  P  gehörigen  Ertlnimungs- 
kreise  der  Carven  c  durch  ihre  Scbmiegangsebenen  aus 
einer  Kugel  anageschnitten,  die  in  P  die  Tangentenebene 
der  Fläche  berührt     (Siehe  Fig.  28.) 

Hieraus  folgt  inabesoDdere : 

Bats  2:  unter  allen  ebenen  Schnitten,  die  man  dnrch 
eine  reelle  Tangente  einer  reellen  Fläche  legen  kann,  hat 
der  Normalachnitt  in  dem  BerUhrnngapunkt  die  kleinste 
Krümmung. 

Man  kann  den  Satz  1  anch  anders  einkleiden:  Wenn  man  in 
der  ZQ  dem  Winkel  a>  gehörigen  Ebene  durch  die  Tangente  t  daa 


Lot  von  P  ans  auf  die  Tangente  errichtet  und  auf  diesem  Lot,  der 
Hanptnormale,  von  P  aas  den  reciproken  Wert  tod  r 


abträgt,  so  ist  der  Ort  der  Endpunkte  fllr  beliebige  Werte  von  &> 
angenscheinlich  eine  zu  /  windschiefe,  aber  senkrechte  Qerade,  die 
von  t  den  kQrzeaten  Abstand  l:li  hat    (Siebe  Fig.  29.)    Also: 


'  Dies  ist  der  segeDannte  UsnsKiBB'sche  Satz.    Er  worde  y 
„H^moir«  snr  la  courbnre  des  sorfaces",  M£m.  dea  SaTonts  6ttaagen 
t  10  (la  1776),  ITee,  gefbnden. 


Pdr,yGOOgIe 


106  Zweiter  Abg^nüt:   Die  Krümmung  der  FJäahe. 


BatzS:'  Legt  man  durch  eine  Tangente  f  eines  Fläclieii- 
punktes  F  beliebige  Ebenen  und  trägt  man  jedesmal  auf 
der  zugehörigen  Normalen  der  ebenen  SchnittcurTo  tob  i* 
ans  die  Krümmung  der  Schnittcurve  in  F  als  Strecke  ab, 
so. ist  der  Ort  der  Endpunkte  eine  zur  Tangente  t  wind- 
schiefe, aber  senkrechte  Gerade. 

Die  in  (4)  nnd  (5)  im  Zähler  rechts  auftretenden  Summen  sind 
wegen  der  Werte  XI  [F)  von  X,  Y,  Z  Fonctionen  der  ersten  nnd 
zweiten  partiellen  Ableitungen  von  x,  y,  z  nach  w  und  v.  Wir 
nennen  sie  die  Fundamentalgrösseu  zweiter  Ordnung*  und 
bezeichnen  sie  beständig  mit  L,  M,  N.  Es  soll  also  sein: 
(7)  l  =  SXx^^,       M=SXx^^,       JV  =  SXx„ 

oder  ausfilhrlicher  geschrieben: 

Nach  XI  [F)  lassen  sie  sich  auch  so  schreiben: 

Wir  merken  filr  später  hier  sogleich  noch  eine  andere  Schreib- 
weise an:  Differenzieren  wir  XI  [T)  partiell  nach  u  und  partiell 
nach  r,  so  erhalten  wir  vier  Formeln: 

SX^x^+  SXx^^  =  0,       SX„x^-J-  S  Jt„  =  0, 
SX^x^+SXx^^  =  0,      SX^x^+  sx*„  =  o, 
ans  denen  nach  (1)  folgt: 
(10)     L  =  -SX^x^,      M=~SX^x^  =  -SX^x^,      ^  =  -S^*.. 

Die  Grössen  L,  M,  2f  sind  hiemach  offenbar  sämtlich  för  alle 
Wertepaare  von  u  und  v  dann  gleich  Null,  wenn  die  Fläche  eine 


>  Nach  Hachkttb,  „Elements  de  gäomätrie  &  troia  ciimeneioaB", 
Paris  1817. 

*  Gausb  benutzte  in  8eiDen„Di8qaiaitioDeB"  (vgl.  Änm.  S.  5)  statt  diea^ 
GrCsaeu  die  drei  Grössen  DL,  DM,  DN,  die  er  mit  D,  D',  D"  beteicfanet«. 
Naoh  dem  Vorgang  von  Hoppb  (vgl.  Anm.  I  S.  210],  dem  sich  Andere  tmge- 
schloseen  haben,  benutzen  wir  als  FuiidamentalgrösseD  zweiter  Ordnnqg  die 
oben  angegebenen. 


Pdr,yGOOgIe 


§  1.     Krümmung  der  flächmourven,  Fundammialgröaeon  2.  O.    107 

Ebene  iat,  denn  cUtoo  sind  ja  X,  Y,  Z  als  RichtimgscoaDus  der 
NonualeD  constant  Umgekehrt:  Wenn  L  =  M=  N=(i  für  jedes 
Wertepaar  w,  »  ist,  ao  folgt  aus  (10),  daea  sich  X^,  Y^,  Z^  und  auch 
J^,  Y^,  Z^  zu  einander  verhalten  wie 

I  y-  y,  I .  I  ^»  *,  M  '..  ',  I 
I  *«  'b  1   I  *B  *•  I   I  y«  y»  I 

oder  also  nach  XI  {F)  wie  X:  Y:Z.  Da  aber  8  -f  =  1  ist  und  des- 
halb 82  J_  und  SXX^  gleich  Null  sind,  so  würde  sich  im  Wider- 
spruch hiermit  SX*=sO  ergeben,  sobald  nicht  die  Ableitungen  von 
X,  Y,Z  sämtlich  gleich  Null  sind.    Daher  sind  dann  X,  Y,  Z  constant. 

Wenn  aber  die  Normalen  einer  Fläche  constante  Richtuugs- 
cosinus  habeu.also  einander  parallel  sind,  so  besteht  nach  XI  (i) 
zwischen  den  Coordinaten  x,  y,  z  eine  lineare  Gleichung  mit  constan* 
ten  GoeüGcienten.    Die  Fläche  ist  folglich  eine  Ebene. 

Wir  haben  somit  erkannt: 

Sati  4:  Die  FundamentalgrÖEsen  zvreiter  Ordnung  einer 
Fläche  sind  dann  und  nur  dann  auf  der  garzen  Fläche 
gleich  Null,  wenn  die  Fläche  eine  Ebene  ist 

Die  YorauBsetzung  i)  4=  0  brauchte  hier  gamicht  erwähnt  zu 
werden,  denn  wenn  i)  =  0  ist,  die  Fläche  also  nach  Satz  9,  S.  29, 
die  Tangentenfläche  einer  Minimalcurve  ist,  so  giebt  es  keine  Eich- 
tungscosiDUS  für  ihre  Normale.  Also  sind  dann  nicht  nur  die  For- 
meln (9),  sondern  auch  die  Formeln  (7)  unbrauchbar. ,  Wir  sehen 
also:  Nur  auf  den  Tangenteuflächen  der  Minimalcurven 
versagt  die  Definition  der  FundamentalgrOssen  zweiter 
Ordnung. 

Es  aei  noch  hervorgehoben: 

Sats  5:  Die  FundamentalgrOssen  zweiter  Ordnung  einer 
Fläche  bleiben  bei  Ausführung  einer  Bewegung  nngeändert. 

Dw  Bevreis  ist  analog  dem  des  entsprechenden  Satzes  &a  die 
FundamentalgrOssen  erster  Ordnong  auf  S.  16.  Wenn  wir  wie  dort 
die  neuen  Coordinaten  einführen: 

x  =  u^x  +  a^y  :¥  a^z  +  a, 
y  =  ßiX  +  ß^y  +  ß,z  +  ö, 

.2  =  yi-f  +  riy  +  ^s«  +  c. 

wobei  die  «j/^„  y,  die  in.  der  Tafel  I  angegebenen  Relationen  er- 
freu, so  ist: 

^u  =  "^1  *»  +  ^%i/«  +  "a  'u 


Pdr,yGOOgIe 


Zweäer  AbschniU:   Die  Krümmung  dar  Fläche. 


,  ferner: 


1.  s.  w.    Auch  die  zweiten  Ableitungen  x^^,  x^ 


x^^  u.  8.  w.  drücken 
3ich  analog  durch  die  zveiten  Ableitungen  der  ursprünglichen 
Coordinaten  x,  y,  z  aus.  Berechnen  wir  nun  die  in  (9)  auftretenden 
Determinanten,  geschrieben  in  i.  y,  z,  so  ergiebt  das  Multiplicatäons- 
gesetz  der  Determinanten  sofort,  dass  diese  Determintuiten  gleich 
den  in  (9)  selbst  stehenden  Determinanten  multipUciert  nut 

A  r, 
ß,  r, 
A    r, 

sind.      Aber   diese   Determinate   ist  nach  I  {F)   gleich    Eins.       Da 
feiner  1)  hei  Ausführung  einer  Bewegung  nach  S.  18  unge&ndert 
bleibt,  so  gilt  mithin  nach  (9)  dasselbe  von  Ly  M  und  N. 
Liegt  die  Fläche  in  der  Darstelinngsform : 

vor  und  sind  p,  q,  r,  t,  t  die  in  (3)  auf  S.  1  definierten  Grössen, 
so  ist  wie  in  (9)  auf  S.  15: 

(11)  E=\-\-p*,       P  =  pq,       (?  =  l+y' 
und 

i>  =  yr+ ;>»  +  ?»► 

also  nach  (9): 

(12)  L^-—^^=^.,        M=    ,_A__-^,        N=    ,        '    ^=. 

V 1  +  p*  +  3"  V 1  +  p'  +  j'  y  1  +  />•  + «' 

Sind  ferner  a,  ß,  y  wie  oben  die  Richtungscosinus  der  Tan- 
gente der  betrachteten  Gurre  auf  der  Fläche,  so  ist: 

a:ß:j'  =  iix:dy:dz  =  dx:di/:{pdx  +  qdy), 
also: 


(13) 


1/(1  +p*)dx*  +  2pqdxdy  +  (H-q*)dj/^ 

..  jy  ^ 

VCl  +'p*)r(x^  +  2pqdxdy  +  (1  +"j')dy'' 
pdx  +  qdy 


V(l  +p^)dx''  +  2pqdxdy  +  (1  +q^)dy*' 
sodass  die  Formel  (4)  mit  Rücksicht  auf  (7),  (11)  und  (12)  so  lautet: 
C0B_w  _  rn'  -f  2iaß  +  t(? 

T  K 1   +  P'  +  9' 


Pdr,yGOOgIe 


§  2.     Normalsdmitte  wid  H^mptkrümmungsrichiungen.  109 

Hierin  bedeatat  r  rechts  jedoch  etwas  anderes  als  links.  Deshalb 
nnd  der  AUgemeiDbeit  halber  werden  wir  diese  Form  nicht  an- 
wenden,  sondern  bei  den  allgemeinen  Parametern  u  und  u  bleiben. 


§  2.    Normiüschnitte  und  HauptkrOmmunosrichtunflen. 

Nach  dem  Satz  1,  S.  105,  kennt  man  die  KrUmmnng  einer 
Flächencarve  in  einem  Punkte  P,  sobald  man  in  F  die  Krümmung 
einer  solchen  Flfichencurve  kennt,  die  dort  zwar  dieselbe  Tangente 
hat,  deren  Hauptnormale  in  P  aber  mit  der  Fläcfaennormale  in  P 
zasammenfällL 

Ffir  solche  Cnrren  gilt  im  Punkt«  P  die  Formel  (5),  S.  104,  oder: 

^'  R'^   Edu^  +  ^Fdudv  + Odv*' 

die  zeigt,  dass  alle  Cnrven,  die  in  P  dieselbe  Tangentenrichtung 
(dv.du)  und  die  Fläcbennormale  zur  Hanptnormale  haben,  dort 
auch  denselben  Erümmungsmittelpunkt  haben,  denn  R  bezeichnet 
den  Abstand  des  auf  der  Flächennormalen  gelegenen  Erümmungs- 
mittelpunktes  vom  Punkte  P,  im  reellen  Fall  versehen  mit  dem  posi- 
tiven oder  negativen  Zeichen,  je  nachdem  der  ErOmmungsmittel- 
punkt  auf  dem  positiven  oder  negativen  Teil  der  Normale  liegt 

Es  ist  folglich  keine  Beschränkung  der  Aligemeinheit,  wenn 
wir  statt  der  durch  P  gehenden  beliebigen  Flächencurven,  die  dort 
die  Flächennormale  zur  Hauptnormate  haben,  insbesondere  nur  die 
ebenen  Fl&chencurven  von  dieser  Art  betrachten.  Sie  liegen  in 
den  Ebenen  durch  die  Fläcbennormale  und  sollen  kurz  die  Normal- 
schnitte  der  Fläche  in  P  heissen.  Sie  sind  wohlbemerkt  im 
allgemeinen  nur  fllr  den  einen  Punkt  P,  nicht  f&r  jeden  Punkt  auf 
ihnen,  Normalschnitte.  Die  Ebene  dnrch  die  Normale  wird  durch 
die  Annahme  festgelegt,  dass  sich  von  P  aus  auf  der  Schnittcurve 
die  Parameter  u  und  v  im  ersten  Elemente  so  ändern  sollen,  dass 
dv.du  einen  gegebenen  Wert  k  hat     Alsdann  ist  nach  (1): 

^  '  R^^  E+  2Fk  +  0  t* 

die  mit  Vorzeichen  versehene  Erümmnng  des  betreffenden  Normal- 

Bchnittes  an  der  8t«Ile  P. 

Wir  wollen  jetzt  die  Krümmungen  der  od'  verschiedenen  Normal- 
schnitte durch  P  mit  einander  vergleichen.  Es  soll  also  die  Grösse  k 
variieren.  Dabei  sind  drei  verschiedene  Fälle  denkbar.  Dadurch, 
dasa  wir  die   besonderen   Fälle  zuerst  abthnn,   erreichen  wir, 


Pdr,yGOOgIe 


110  Zweiler  Abseknüt:    Die  Krümmung  d«r  FlätM. 


dase  wir  beim  drittec  —  allgetneiuen  —  Fall  nissen,  welche  be- 
sonderen Flächen  und  besonderen  Punkte  dem  allgemeinen  Gesetze 
nicht  gehorchen.  ■  - 

Erster  specieller  Fall:    Die  rechte  Seite  der  Formel  (2) 
enthält  nur  scheinbar  k.    Dies  tritt  ein,  wenn  für  den  betrach- 
teten Pnnkt  P 
(3)  L:M:N~ß:P:G 

ist  Alsdano  haben  alle  Normalachnitte  in  P  denselben  Krümmangs- 
mittelpankt.  Der  Ponkt  P  heiast  dann  ein  Nabelpnnkt^  Im 
allgemeinen  stellt  die  Proportion  (3)  zwei  Gtleichnngen  zwischen 
u  und  V  vor,  d.  h.  auf  einer  allgemeinen  Fläche  worden  Nabelpnnkte 
nur  vereinzelt  auftreten.  Auf  gewissen  Flachen  aber  können  co' 
Nabelpankte  liegen,  ja  es  giebt  Flächen,  deren  Punkte  sämtlich 
Nabelpnnkte  sind. 

Für  den  Fall  von  oo'  Nabelpnnkten  tiefem  die  Itotationsfläcben 
ein  einfaches 

Beiepieh    Wie  in  (2),  S.  41,  Uege  die  BotationsflKche  vor: 
a;  •*p(u)c08«,        y  >  p  (u)  sin  e ,        «»sCw)) 
deren  Nnllmeridian  (n  =  0)  in  dei  j; «-Ebene  verläuft  und  die  Gleichnugen  tut: 

£b  bedeate  wieder  u  die  Bogenlfinge  des  MeridiauB,  es  eei  also  wie  in  (3),  S.  4); 

SeUen  wir  —  was  keine  Beschrfinknng  der  Allgemeinheit  ist  —  vorane,  dass  flr 
alle  Punkte  des  Heridiana  (v  ~  0)  die  Coordinate  x  ~  p(u)  positiv  sei,  so  ist 
auch  dem  Voraeicken  nach  (vgl-  S.  18): 

P-P(u). 
Nach  (9),  S.  106,  ist  hier: 

L  =  p'q"  —  ^p",        3t  ^0,        N  —  pg^. 
Da  u  die  Bogenlänge  des  NallmeridianB  und  demnack 

p"  +  ?"  =.  1,       p'p"  +  iq"  ~Q 
ist,  Bo  kann  man  auch  iclireiben: 

'l.-K- 

Die  Bedingongen  (8)  flii  den  Nabelpttnkt  reducieren  sich  mithin  hier  auf  nur 
eine  Gleicbong: 

pp"  +  ?'•  =  0 , 

'  Nach  HoHOE,  deasen  gnindlegendeB  Werk:  „Application  de  I'ana- 
lyse  k  U  g^omötTie",  *.  (noch  vom  Verfassec  selbst  besorgte)  AnSsg«, 
I^aris  1809,  5.  (von  Liooville  beBoi^;te)  Auflage,  Paris  1850,  wir  schon  in 
I  S.  169  genannt  haben. 


Pdr,yGOOgIe 


§  2.     NormaUefmitte  und  Haiqitkrümmungsricktungen.  1 1 1 


Nach  Salz  18,  I  S.  80,  sind  daher  diejenigen  Punkte  des  Nnllineridiane 
N»belpnnkte,  deren  KrüromnngBmittelpankte  anf  der  Aie  der 
Botationaflftche  liegen,  and  sie  eneugen  bei  der  Drehung  des  Meridians 
am  die  Axe  aolcbe  ßreitenkreiee,  deren  Pankte  sttmtlieli  Nabel- 
pnnkte  sind. 

Wir  wollen  jetzt  die  FlächeD,  deren  Punkte  sämtliclL 
Nabelpuokte  sind,  bestimmen.  Die  Bedingungen  (S)  milaaen  wegw 
ihrer  geometrischen  Bedeutung  für  alle  Punkte  einer  solchen  Fläche 
ohne  Backaicht  anf  das  gerade  gewählte  Parametereystem  bestehen. 
Wir  benatzen  zur  Vereinfachung  der  Formeln  die  Minimalcurren 
der  Fläche. als  Parameterlinien,  was  nach  Satz  16,  S.  36,  gestattet 
ist^  da  wir  ja  nach  S.  10?  von  denjenigen  Flächen,  anf  denen  I>  =  0 
und  also  nur  eine  Schar  von  MinimEÜcurren  Torhandeu  ist,  absehen. 
Nun  ist  das  Qnadrat  des  Bogenelementes  nach  Satz  17,  S.  36,  von 
der  Form: 

ds''=2Fdudv, 

sodass  E=  6  =  0  ist     Nach  (3)  soll  also  auch  L  =:  If  =  0  sein. 

Sehen  wir  zu,  was  zanächet  ans  i  =*  0  folgt  Da  für  die  Sieb- 
tnngBcosinus  X,  T,  Z  der  Normale  SX*  =>  1  und  also 

IJ„  +  YY^-VZZ^  =  ^ 
und  wegen  Z  =  0  nach  (10),  9.  106: 

ist,  so  kommt: 

Wegen  XI  (X)  und  wegen  .£=0  können  wir  hierfür  schreiben: 

Die  Bedingung  N  =  0  ist  noch  nicht  benatzt  worden.  Sie  liefert 
analog: 

X^:  7,:Z^  =  x^:y^:z^. 

Hiernach  dürfen  wir  setzen: 

(5)  X^=Xx^,       Y^  =  Xy^,      Z^^Xz^;  : 
X^  =  lix^ ,       7p  =  fiy^ ,     ■  2^  =  /*',  ■ 

Ans  der  zweiten  Qleichung  (10),  8.  106,  folgt  nun 

{i.-fi)Sx^x^  =  0     oder     {)i-n)F=0. 
Da  E=  G  =  0  und  also  J* 4:  0  ist.  weil   sonst  D  =  0  wäre,  so  ist 
X  =  fi.     Ausser  den   drei   Formeln  (5)  haben  wir  also   noch  diese : 

(6)  ■^,  =  **,.   ■^.  =  Jty,.     2,  =  i^. 


Pdr,yGOOgIe 


Zumltr  Jbsehnät:   Die  Krümmutiff  der  Fläche. 


£&  maas  aber  sein: 


u.  8.  w.     Somit  folgt  ans  (5)  und  (6): 

K'^u  —  K'v  =  0,       X^y^  —  \y^  =  0,       A,«,  —  l^z,  =  0. 
Weil  die  drei  aas  den  Wertepaaren 

zu  bildenden  zweireiMgen  Determinanten  nach  S.  6  nicht  säniüich 
gleich  Null  sind,  so  muß  X^  =  X^  =  0  und  daher  il  =  Const  Bein. 
Ist  A.  =  0,  so  sind  X,  T,  Z  nach  (5)  and  (6)  constant;  die  Fläche 
hat  dann  lauter  parallele  Normalen  und  ist  nach  S.  107  eine  Ebene. 
Ist  il  —  Const,  aber  4=  0,  so  folgt  aus  (5)  und  (6): 

X=ix  +  a,       7  =  iy  +  i,       Z^Xz-irc    (a,  i,  c  =  Const), 
daher  wegen  S  X*  =s  1 : 

{Xx  +  a)»  +  {iy  +  A)»  +  {Ax  +  c)»  -  1 . 

Dies  aber  ist  die  Gleichung  einer  Kugel.  Offenbar  sind  umgekehrt 
alle  Funkte  in  der  Ebene  oder  auf  der  Kugel  Nabelpunkte.    Daher: 

Sati  6:  Eine  Fläche,  anf  der  L  nicht  Überall  gleich 
Null  ist,  hat  dann  und  nur  dann  lauter  Nabelpunkte, 
wenn  sie  eine  Kugel  oder  insbesondere  eine  Ebene  ist. 

Wir  können  ans  J^  —  0  auch  wie  folgt  achliessen:  Die  erste 
Formel  (8),  S.  106,  giebt 

X4r„„+ry„^  +  ^7„„  =  0. 
Da  jS  =  Sx„*  =s  0  is^  so  ist  auch: 

mithin : 

voraas  wegen  XI  (£)  and  £  =  0  folgt: 

oder: 

bu  du  du 

Setzen  wir  diese  drei  Differentiatquotienten  gleich 


Pdr,yGOOgIe 


§  2.     Xormalsckaitle  und  Hauptkrütnmungariekhtngen.         HS 
indem  wir  unter  q  eine  Function  tos  u  und  v  verstehen,  so  kommt: 

(!)  '.-f,Wp,    y.-r,iv)f.    z.~t,{,)q, 

WO  Tj,  /^,  r,  Functionen  Ton   v  allein  sind.     Natürlich  ist  hierbei 
^  :^  0  und  wegen  £  =>  0  noch 

Längs  der  Parameterlinien  (v)  wachsen  x,  y,  z  um  Incremente 
proportional  x^,  y^,  z^,  die  sich  nach  (7)  zu  einander  verhalten  wie 
die  Functionen  /',,  F^,  F^  von  v  und  daher  längs  der  Cmren  (e) 
constante  Yerbfiltnisee  haben.  Die  Hinimalcurreu  (ti)  sind  also 
Geraden. 

Dies  lässt  sieb  umkehren:  Sind  die  Parametercurren  (u)  und  (v) 
MinimaUiurTen  und  insbesondere  die  Curven  {o}  Minimalgeraden,  so 
mOssen  die  Verbältuisae  '„:y„:2r_  frei  yoq  u  sein,  d.h.  es  müssen 
dann  OleichnngeD  toq  der  Form  (7)  bestehen.  Berechnen  wir  auf 
Gnnd  dieser  Gleichungen  x^^,  y^^,  x^^,  so  lehrt  die  erste  Formel  (9), 
S.  106,  dass  £  =  0  ist     Daher: 

Sati  7:  Sind  die  Parameterlinien  (u)  und  {v)  einer  Fläche 
MinimalcurTen,  so  ist  die  Fundameotalgrösse  L  dann  und 
nur  dann  auf  der  ganzen  Fläche  gleich  Null,  wenn  die 
Curven  (v)  insbesondere  Uinimalgeraden  sind. 

Wenn  auch  N  =Q  ist,  so  sind  auch  die  Parameterlinien  (u) 
Minimalgeraden.    Daher: 

Bali  8:  Die  Flächen,  deren  Punkte  sämtlich  Nabel- 
punkte sind,  sind  mit  denjenigen  Flächen  identisch,  die 
zwei  getrennte  Scharen  von  Minimalgeraden  enthalten. 

Nach  Satz  6  folgt  hieraus: 

Sati  9:  Ausser  den  Ebenen  und  Engeln  giebt  es  keine 
Fläche  mit  zwei  getrennten  Scharen  von  Minimalgeraden. 

Wir  haben  tbatsächlich  schon  in  Satz  29,  S.  64,  gesehen,  dass 
Jede  Kugel  zwei  Scharen  von  Minimalgeraden  enthält 

Zweiter  specieller  Fall:'  Die  rechte  Seite  der  Formel 

(9) 


L_+JMk  +  Nk* 


'  Über  dieeen  Fall  lagen  die  LehrbUcher  der  Flächentbeorie  aicbta.  Wir 
6ndeo  ibn  in  Sauioh-Fibdlbb'b  „Analytischer  Geometrie  des  Raumes, 
U.  Teil",  8.  Aufl.,  Leipzig  18B0,  in  der  Anmerkung  IS)  anf  8.  XXIX  kurc 
enrthnt.  Untersucht  wurde  er  von  StSckbl,  „Beitrige  lur  KrtlmmangB- 
theorie",  Leipsigei  Berichte  188S. 

U,   OtOBL.  Dil».    U.  6 


.dr,yGoogIe 


114  Zweiter  AbsehnUt:   Die  KrümMung  dsr  Flädte. 


enthält  zwar  nicht  nur  scheinbar  K,  läsBt  sich  aber  dnrch 
einen  in  k  linearen  Factor  kurzen.  In  diesem  Fall  ist  \.R 
eine  linear  gebrochene  Function  von  k.  Dasselbe  gilt  dann 
auch  bei  EinfÜhmng  neuer  Parameter.  Denn  wenn  u  nnd  c  gleich 
Functionen  zweier  neuer  Parameter  ü  und  f  gesetzt  werden  tmd 
unter  k  die  Grösse  d^idu  verstanden  wird,  so  ist: 


also  k  eine  linear  gebrochene  Function  von  k.  Setzen  wir  sie  in 
die  Formel  fQr  1 :  A  ein,  so  wird  mithin  1 :  R  eine  linear  gebrochene 
Function  von  k,  was  zu  beweisen  war. 

Die  Bedingung  für  den  jetzigen  Fall  kann  auch  so  ausgesprochen 
werden:   Die  beiden  in  k  quadratischen  Oleichangen 

E  +  2Fk  +  G  A>  -  0 ,       i  +  2Mk  +  A'Ä*  -  0 
sollen  eine  Wurzel  k  gemein  haben.   Für  diese  gemeinsame  Wurzel  ist 

l :  2A;Ä»  -  {FN-GM):{GL-  EIi):{BM~  FL), 
daher: 

(10)  A{EM  -  F  L){FN  -G  M)~  {Q  L  -  EA')'  =  0. 

Unter  dieser  Bedingung  also  hat  1 :  £  die  Form ; 

(11) 


,_  __  ak  +  ß 
t         jk  +  8' 


wobei  a,  ß,  y,  3  Functionen  von  u  und  v  bedeuten. 

Wir  haben  in  Satz  46,  S.  92,  gesehen,  dass  die  vier  Tangenten 
des  Punktes  P  oder  (w,  v],  die  zu  vier  Werten  von  A  gehören,  das- 
selbe Doppelverbältnis  haben  wie  die  vier  Werte  von  k  selbsL  Die 
vier  Tangenten  sind  die  Schnitthnien  der  vier  zugehörigen  Normal- 
schnittebenen mit  der  Tangentenebene.  Diese  vier  Ebenen  haben 
nach  I  8.  8S4  dasselbe  Doppelverhältnis.  Dasselbe  Doppelverh&ltnis 
haben  nun  nach  (11)  und  Satz  35,  I  S.  328,  die  KrQmmimgsmittel- 
punkte  der  vier  Normalschnitte.  Daher  hegt  hier  der  Fall  toi, 
dass  irgend  vier  Normalschnittebenen  des  Punktes  («,  p) 
dasselbe  Doppelverhältnis  wie  die  zugehörigen  vier  Erflm- 
mungsmittelpunkte  auf  der  Normalen  des  Punktes  (u,  v) 
haben.     {Siehe  Fig.  30,  S.  115.) 

Durchläuft  k  alle  Werte,  so  gilt  dasselbe  von  R.   Die  Öröwe 


Pdr,yGOOgIe 


§  2.     Normaisdmüte  und  Hat^thrümmungtrichhtngen.         115 

1 :  R  hat  fUr  keinen  Wert  von  k  ein  endliches  Haximum  oder 
Mmimtmi,  da  der  Differeutialqaotient  von  1 :  E  nach  A  den  Wert 


^.'- 


jV, 


(r*  + 

hat  and  nor  füi  k  ta  —  g-.y  unendlich  gross  ist;  aber 
för  dieses  k  ist  l  :Ii  ancb  anendlich  gross. 

Die  analytische  Bedingung  (10)  für  Punkte  (w,  v) 
Ton  dieser  Beschaffenheit  ist  eine  Gleichnng  zwischen 
u  und  V.  Demnach  giebt  es  im  allgemeinen  eine 
gevisse  Cnr^e  aaf  der  Fltlcbe,  deren  Punkte  diese 
EigentOnilichkeit  haben.  Doch  kann  es  sein,  dass 
die  Qleichnng  {10}  einen  Widersprach  enthält,  sodass 
es  keine  solche  Pankte  giebt,  oder  dass  diejenigen 
Punkte,   für   die  (10)   erf&llt    ist,    noch  speciellerer  Fig.  30. 

Art,  n&mlich  Nabelpunkte  sind. 

1.  Beispiel:  Bei  der  oben  im  Beispiel  betrachteten  Botationafl&che 
laotet  die  Bedingung  (10)  so; 

|r(pp"  +  3")-0. 

Ist  p  B  0,  Bo  liegt  der  Scbnittpimkt  des  Meridians  mit  der  Drehaze  vor,  der 
offenbar  singnlftr  ist  (vgl.  S.  SS).     Die  Bedingung 
pp"+q"~0 

giebt,  wie  wir  rohen,  nur  Nabelpnnkte.    RotatioasflBcben  hKben  also  nie  Punkte 
der  j  etaigen  Art. 

2.  Beispial:  Wir  kfinnen  auf  folgende  Art  eine  Fliehe  berstellan,  die 
einen  reellea  Punkt  von  dieser  besoudMea  Art  enthSlt:  Wir  constniiereii  in 
den  Ebenen  dnrch  die  «-Äie  alle  Kreise,  die  im  AnfuigBpnnkt  die  xy-Ebene 
berahren  tud  deren  HittelpnnktshShe  *  =•  R  linear  gebrochen  Ton  der  Tangente 
des  WinkelB*der  jeweiligen  Ebene  mit  der  xX'Ebtme  abhängt.  Dann  bat  der 
Anfangspunkt  auf  der  Flficbe  der  Kreise  die  gewüneehte  Eigenschaft. 

Es  giebt  Flächen,  die  überall  Pankte  der  jetzt  betrachteten 
Art  haben.  Um  sie  zu  bestimmen,  benutzen  wir  die  MinimalcarTen 
der  Fläche  als  Parameterlinien  (u)  and  (v)  wie  oben.  Dann  ist 
S=G  =  0,  F^O.  Die  Bedingung  (10)  laatet  jetzt:  /iV=0. 
Nehmen  wir  etwa  L  ^0  an,  so  ist  JV  =|=  0,  weil  sonst  der  Fall  der 
Nabelpnnkte  Torliegen  würde.  Nach  Satz  7  sagen  die  Bedingongen 
E=  G  =  0  und  L  =  0  aas,  dass  die  Parameterlinien  (o)  Uinimal- 
geraden  sind.     Die  Gurren  (u)  sind  keine,  weil  JV=|=0  ist    Mithin 

Sats  10:  Diejenigen  Flächen,  bei  denen  in  jedem  Punkt 
das  Ertimmungsmaass  eines  Normalschnittes  eine  linear 
gebrochene  Function  der  zugehörigen  Tangentearichtang 


.dr,yGoogIe 


116  Zweiter  Abaehnitt:   Die  Krvmmung  dtir  Fläche. 

{dv.du)  ist,  bei  denen  also  Tier  Normalachnittebenen  eines 
Punktes  stets  dasselbe  Doppelvertiältnis  vie  die  vier  zn- 
gehörigen  KrUmmnsgsmittelpankte  haben,  sind  identisch 
mit  denjenigen  Flächen,  die  eine  Schar  von  Minimal- 
geraden  und  eine  Schar  ron  nicht-geraden  MinimalcnrTen 
enthalten. 

IHe  soeben  bestimmten  Flächen  sind  imagioär,  denn  wenn  eine 
reelle  Fläche  eine  Schar  von  Minimalgeraden  enthält,  so  enthält  sie 
auch  diejenige  Schar,  die  aus  den  Gleichungen  dieser  einen  Schar 
durch  Vertauschen  von  i  mit  —  i  hervorgeht,  und  ist  also  nach 
Satz  9  eine  Ebene  oder  eine  KngeL 

Altgemeiner  Fall:  Es  liege  eine  Fläche  vor,  auf  der  D  nicht 
flberall  gleich  Null  ist  nnd  die  zu  keiner  der  beiden  besonderen 
Flächenarten  gehört,  d.  h.  die  Fläche  soll  weder  die  Tangenten- 
flache  einer  Minimalcurre  noch  eine  sonstige  Fläche  mit  einer  Schar 
von  Minimalgeraden,  noch  eine  Fläche  mit  zwei  Scharen  von  Mini- 
malgeraden (Ebene  oder  Engel)  sein.  Eurz  gesagt:.  Wir  nehmen 
jetzt  an,  die  vorliegende  Fläche  enthalte  keine  Schar  von 
Minimalgeraden.  Auch  sei  P  oder  (u,  v)  ein  Punkt  allge- 
meiner Lage  auf  der  Fläche.  Alsdann  ist  die  rechte  Seite  der 
Formel: 
(121  —~  ^  +  a-Mi  +  Jtft' 

^     '  R         E+  2Fk  +  öfc' 

weder  frei  von  k  noch  durch  einen  in  k  linearen  Factor  zu  ktkrzen. 
Ist  die  Fläche  reell  und  weder  eine  Ebene  noch  eine  Engel,  so 
liegt  fQr  einen  allgemein  gewählten  Punkt  der  Fläche  stets  dieser 
Fall  vor. 

Die  Erümmnng  des  Normalschnittes,  der  zu  k  geh^,  ist  eine 
quadratisch  gebrochene  Function  von  k  und  erreicht  für  zwei 
Werte  von  k  ein  Maximum  oder  Minimum.  Denn  wenn  wir 
den  Brach  rechts  nach  k  differenzieren  und  den  Ditferentialquotienten 
gleich  Null  setzen,  so  kommt; 

(18)  {M+  Nk){E+2Fk  +  ff  A«)  _  {/■+  (JA)(i;  4-  2Mk  +Nk^  =  0 
oder 

(14)  (EM-  FL)  -{GL-  EN)k  +  (FN  -  ff  3/)  Ä»  =  0 

oder  anch: 

I       k'    E      L  \ 

(15)  \  -k     F      .¥   =0. 


I 


Pdr,yGOOgIe 


§  2.     Nomtaleehnittt  itnd  SauptkrÜTrnmmgfriefOutigen.         117 

Sind  k^  und  A,  die  beiden  Worzeln  dieser  qnadratiBclien  Oleichang, 

so  ist: 

,,  „,                    1     I    i          GL-EN  ,    ,  EM-  FL 

liDj                    *i  +  *!  =  F^^  QM>  "1*3  =  FN-OM' 

Mithin  verhalten  sich  die  drei  GFrÖasen: 

1,       *.  +  *.,       4,*, 
ZU  einander  gerade  so  wie  die  zweireihigec  Unterdetermin&nten  der 
E^lement«   der   ersten  Esihe  in  der  Determinante  (15),   sodass  ein 
bekannter  Determinantensatz  ergiebt: 
(171  J  E  +  F[k,+k,)  +  Gk,k,~0, 

vfts  sich  auch  leicht  durch  Einsetzen  der  Werte  (16)  bestätigen 
lässt  Die  Wurzeln  k^  nnd  A,  dieser  beiden  Gleichungen  erfüllen 
die  quadratische  Gleichung  (14),  and  dass  sie  im  reellen  Fall 
reell  sind,  folgt  gerade  so  wie  seinerzeit  auf  S.  95  die  B«alit&t 
der  Wurzeln  A  and  x  der  damaligen  Gleichungen  (10).  Auch  sind 
sie  von  einander  verschieden,  weil  sonst  nach  (17)  der  Zähler  und 
der  Nenner  rechts  in  (12)  einen  in  k  linearen  Factor  gemein  hätten, 
was  auageschlossen  wurde. 

Die  erste  Gleichung  (17)  sagt  nach  Satz  11,  S.  83,  aus,  dass 
die  beiden  Richtungen  (A^)  und  (i,)  zu  einander  senkrecht 
sind.  Die  geometrische  Bedeutung  der  zweiten  Gleichung  (17)  wird 
später  (auf  S.  156)  erörtert  werden. 

Im  reellen  Fall  tritt  nun  fÜT  die  beiden  Werte  k^  und  A,  von  k 
wirklich  ein  Maximum  oder  Minimum  von  1 :  R  ein,  denn  wenn  wir 
den  Wert  (12)  von  1  -.li  zweimal  nach  h  differenzieren,  so  geht,  da 
Aj  und  Ä,  die  Gleichung  (14)  erfüllen,  deren  linke  Seite  der  Zähler 
des  ersten  Differentialqiiotienten  von  1  :  E  naoh  A  ist,  fOr  den 
zweiten  Difierentialquotienten  ein  Brach  mit  positivem  Nenner  hervor, 
dessen  Zähler  für  die  Werte  A,  und  A,  von  k  gleich  der  nach  k 
differenzierten  Unken  Seite  von  (14)  ist  Dieser  Zähler  aber  ist  von 
Null  verschieden,  weil  sonst  die  Gleichung  (14)  eine  Doppelwurzel 
hätte,  also  die  Bedingung  (10)  gegen  die  Voraussetzung  erfüllt  wäre. 

Zur  Bestimmung  der  Maximal-  oder  Minimalwerte  von  1 :  2t 
ziehen  wir  ans  (12)  und  (13)  die  Gleichung; 
(18)  {M+Nk)S-(r+Gk)  =  0  (A  =  Aj,Ä,). 

ans  der  folgt: 


,dr,Google 


116  Ztoeüer  Abschnitt:   DU  Krümmang  ätir  Ftät>h&. 

Setzen  vir  dies  in  (15)  ein,  so  kommt  zunächst: 

1  [MR  -  f")*  EL 

^.{MR-F){NR-G)       F      M    =0. 
]  {NR  ~Gf  G       N 

Zur  VerelnfflchuDg  Bubtrahieren  wir  von  der  ersten  Reihe  das 
((?  — Jl'Ä)  fache  der  zweiten  und  das  (^Ä*- ff  Ä)  fache  der  dritten. 
Dann  wird  das  zweite  und  dritte  Element  der  erfiten  Reihe  gleich 
Nnll,  sodass  bleibt: 

(20)  {LN~M*)R*-{EN-2FM+OL)B-\-{EQ-F^^0. 

Diese  Oleicbung  liefert  die  zu  Aj  und  A,  gehörigen  Werte  B^  und  B^ 
von  R,  die  wir  aber  auch,  wenn  k^  und  A,  gefunden  sind,  aus  (12) 
oder  aus  (18)  berechnen  können. 

Die  KrUmmangen  1 :  R^  und  1 :  R^  genUgen  der  quadratischen 
Gleichung : 

(21)  (ZjV-  Jf»)  -  {EN-2FM-\-  G L)-^  +  (^ff  _  ^»)-l.  _  0  . 
Hiernach  ist 

^     >        R^  '^  R,  "  EG-F*  '         R,  '  Et  ~    EO-  F*   ' 

Kflnftig  bezeichnen  wir  diese  beiden  Werte  mit  S  und  K: 

Man  nennt  die  beiden  Richtangeu  (A^)  und  (Aj)  durch  P,  fQr 
die  der  Krümmungsradius  des  Normalschnittes  ein  Maximum  oder 
Minimum  hat,  die  Hauptkrümmungsrichtungen  des  Flächen- 
punktes P,  entsprechend  die  mit  Vorzeichen  versebenen  Radien  J^ 
und  R^  die  Hauptkrümmnngsradien,  ihre  reciproken  Werte  die 
HanptkrUmmungen  und  die  zugehörigen  Mittelpunkte  die  Haapt- 
krümmnngsmittelpunkte  des  Flächenpnnktes. ' 

Wir  haben  gefunden: 

Satz  11:  Liegt  eine  solche  Fläche  mit  den  Parametern 
u,v  vor,  die  keine  Schar  von  Minimalgeraden  enthält,  so 
giebt  es  unter  den  Normalschnitten  eines  Flächenpunktes 

'  Die  ersten  Untersuchungen  ttber  die  Krümmang  der  FlScheneurven  ver- 
dankt man  Euler,  der  in  der  wichtigen  Arbeit:  „Becherchea  anr  la  conr- 
bure  des  surfaces",  Mgm.  de  rAcadim.  des  Sciences  de  Berlin,  T.  XVI, 
1760,  die  Krümmangen  der  Nonnalscbnitte,  die  HsnptkTQmmnngaricbtnjogen 
und  ihre  Radien  zuerst  bestimmt  hat 


Pdr,yGOOgIe 


§  2.     Normaleakmite  wtd  BouplkrummwigsricfUungen.         119 

von  allgemeiner  Lage  zwei  nicht  znsammeofalleiide  zu 
einander  flenkrechte  and  im  reellen  Fall  reelle  Schnitte, 
für  die  die  Erttmmung,  verglichen  mit  den  ErQmmungen 
dar  übrigen  Normalschnitte  der  Stelle,  ein  Maximum  oder 
Hinimam  hat  Die  Summe  H  und  das  Product  K  dieser 
beiden  mit  Vorzeichen  versehenen  Erfimmungen  haben, 
aasgedrückt  in  den  Fandamentalgrössen  E,  F,6  und  Z,  M,  N, 
die  Werte: 

„        BN  -  afAf  4-  OL  „  _  LN-  M* 

JEO-F*  '         °-~EG-F*' 

Die  zn  jenen  beiden  Normalschnitten  gehörigen  Haupt- 
krümmungsrichtungen  [k  =  dv.du)  auf  der  Fläche  ergeben 
sich  aus  der  quadratischen  G-leichung: 

A»    ß 

-k      F     M 

1      tf 

Beispiel:  Bei  det  gemeinen  Sohraubenfllche,  die  durch  stetige 
Scbmubang  einer  in  der  a>Aie  gelegenen  Geraden  um  die  «-Aze  entsteht  und 
iMuib  (20X  S.  60,  die  Gleichungen  bat: 

ist,  wie  damals  berechnet  wurde: 

^=1,       F-0;       (?  =  m'  +  9*,     ■ 

daher:  ; 

D.yü'  +  q'. 

Die  Qoadratwnizel  ist  nach  S.  IS  poutiv  tu  nehmen.  Ferner  giebt  die  An- 
wendoDg  der  Formeln  (Ö),  S.  106: 

L  =  0,      M=  -  -—J,-r=,      A'-O. 

Z>er  Satz  11  giebt  daher: 

S~0,      s 


H  =  0  bedeutet:  Auf  der  gemeinen  SchraubenflKcbe  sind  die  beiden 
HaDptkrttmmnngsradien  in  jedem  Punkte  einander  entgegengesetzt 
gleich.  Die  Gleichnng  tta  die  beiden  HanptkrtlmmungBriclitungen  jt,  nnd  k, 
giebt  Hier: 

i=    ±-— l--.z:^.. 

Dem  in  Satz  11  ausgesprochenen  allgemeioen  Fall  ordnet  sich 
der  erste  Fall,  der  des  Nabelpunktes,  in  gewisser  Hineicht  als 
Specialiall  nnter.     Ein  Nabelpunkt  tritt,  k&nnen  wir  sagen,  auf. 


Pdr,yGöOgIe 


120  Zweiter  Jbschmtt:   Die  Krümmtmg  der  Fläeke. 

wenn  E^  =  £,  ist  Deshalb  kann  toan  den  Satz  Ö  aach  so  aus- 
sprechen : 

Satz  12:  Diejenigen  Flächen,  auf  denen  in  jedem  Punkte 
die  beiden  Hauptkrümmungsradien  einander,  aocb  dem 
Vorzeichen  nach,  gleich  sind,  sind  identisch  mitdenEugeln, 
insbesondere  mit  den  Ebenen. 

Es  mu98  Docb  bemerkt  werden,  dase  ausser  den  oben  im  ersten 
und  zweiten  Fall  erwähnten  besonderen  Erscheinungen,  die  fttr  ge- 
wisse Punkte  einer  allgemein  gewählten  Fläche  auftreten  können, 
sodass  dort  der  Satz  11  nicht  gilt,  scheinbar  noch  andere  Aus- 
nahmen Ton  diesem  Satze  vorkommen  kOnnen.  Denn  man  kann 
ja  z.  B.  eine  beliebige  Schar  von  oo'  Kreisen  in  den  oo^  Ebenen 
durch  die  2-Axe  construieren,  die  sämtlich  im  Anfaugsponkt  die 
a;y-Ebene  berühren;  sie  erzengen  eine  Fläche,  and  auf  dieser  FUUshe 
sind  die  Normalachnitte  des  Anfangspunktes  gerade  diese  beliebig 
gewählten  Kreise.  Uan  wird  eine  solche  Fläche  analytisch  dar- 
stellen, indem  man  als  den  einen  Parameter  etwa  den  Winkel  u 
der  Kreisebenen  mit  der  x-z-Ebene  und  als  den  anderen  etwa  den 
Winkel  v  des  Radius  des  Punktes  mit  der  z-Axe  benutzt.  Alsdann 
sind  die  Parameterlinien  (u)  die  Kreise.  Da  sie  sich  alle  im  Anfangs- 
punkt treffen,  so  ist  diese  Stelle  nach  S.  6  Singular  im  Hinblick 
auf  die  Parameterdarstellung. 

Es  darf  also,  wenn  eine  reelle  Fläche  etwa  rein  geometrisch 
definiert  ist,  nicht  überraschen,  wenn  an  einzelnen  Stellen,  an  denen 
die  Tangenten  regniär  eine  Ebene  bilden,  doch  der  Satz  11  nicht 
gilt  Solche  Stellen  sind  hei  Anwendung  zweier  Flächenparameter 
Singular.'  Doch  gilt  der  Satz  11  stets  fUr  allgemein  ge- 
wählte Punkte  einer  Fläche,  sobald  die  Fläche  keine 
Schar  von  Minimalgeraden  enthält 

§  3.    HauptkrOmmungen  bei  einer  Rotationsfläche. 

Wir  wollen  die  Formeln  des  vorigen  Paragraphen  auf  eine 
allgemeine  Hotationsf lache  anwenden.  Die  Ase  der  Fläche 
wählen  wir  als  r-Axe.  Der  in  der  xz-Ebene  gelegene  Meridian 
habe  (wie  auf  S.  40)  die  Gleichungen: 

^ '  =?(«).     y  =  0.     ^  =  ?(«). 

'  Hierauf  h&t  PoiasoH  zuerst  anfmerkatun  gemacht:  „Hämoire  Bnf  U 
courbare  des  Barfacea",  Joum.  f.  d.  reine  n.  ang.  Math.  8.  Bd.  [1832J. 


Pdr,yGOOgIe 


§  3.     Bauplkrümmungen  bei  ^ner  BotatümsfläoAs.  121 

Dod  u  bedeate  dabei  die  Bogenlänge  des  Meridians.  \?ir  können 
ohne  Besdu^nknng  der  Allgemeinheit  voraussetzen,  dass  p(u)>0 
sei,  wenn  die  Fläche  reell  ist  Die  Bogenlänge  u  sei  alsdann  im 
Sinne  der  wachsenden  Coordinate  z  gewählt,  abo  q  >  0.  Durch 
Drehung  des  Meridians  nm  die  z-Äxe  entsteht  die  Rotationsfläche: 
(1)  a:=p(K)C08ü,       y=p{u)8ino,       ^  =•?(")• 

Wie  früher,  Tgl.  S.  110,  ist: 

|i'=l,       F~0,       0=p*,       I}  =  p; 

Nach  XI  {F)  ist  femer: 

{3)  Z=  —  y'coBw,       Y=  —  y'sinc,       Z-=p', 

also  fbr  einen  Punkt  des  Meridians  {v  =  0)  in  der  srs-Ebene: 
X--y',       7=0,       Z  =  p'. 

Da  im  reellen  Fall  q'  >  0  ist,  so  ist  dann  die  positive  Flächen- 
normale  nach  der  2-Axe  hingerichtet  Die  Gleichung  des  Satzes  11, 
S.  119,  fQr  Aj  und  ä,  ist  hier:  ä  =  0.  Sie  hat,  aufgefasat  als 
quadratische  Oleichnog,  die  Wurzeln  h^  =  Q,  Ä,  =  oo.  Aus  (20), 
S.  118,  ergeben  sich  die  zugehörigen  HauptkrUmmungsradien : 


(4)  ^,--i--       -f.-f- 

Da  Ä  nach  S.  104  der  mit  Vorzeichen  versehene  Kriimmungsradius 
eines  Normalachnittes  ist,  so  sind 

die  Coordinaten  des  zugehörigen  ErQmmungsmittelpunktes.  Mithin 
giebt  Äj  =  0  för  den  Punkt  P  oder  («,  0)  des  Nullmeridians  (w  =  0) 
als  Coordinaten  des  einen  Hauptkrilmmungsmittelpunktes; 

Da  p*  +  q*  =  1,  also  pp'  +  y y'  =  0  ist,  so  ist  auch 
8,-?  +  ^- 

Dieser  Hauptkrümmungsmittelpunkt  ist  nach  Satz  IS,  I  S.  30, 
der  KrQmmnngsmittelpunkt  9i  des  in  der  z2-£bene  gelegenen  Null- 
meridians (f  =  0).    Dies  war  vorauszusehen,  denn  A,  «  0  bedeutet 


Pdr,yGOOgIe 


122 


Zweiter  Jbsdtmtt:   Die  J&ÜMWiMiiy  der  Fläche. 


dva^tO,  d.  h.  der  zn  ij  gehSrige  Xormalaclmitt  ist  der  Heridiu 
Femer  bedeutet  i,  »  cc  oder  du  =  0,  dass  die  zweitfi  Hanptkräm- 
mimgsricfatiing  durch  die  Tiuigent« 
des  Breitenkreises  {»)  von  P  angegeben 
wird.  (Siehe  Fig.  31.)  Do*  zogeh&hgs 
HauptkrümmungsmittelpDnkt  hat  die 
Coordinaten : 

1,-0.      (,-0,      j,_,  +  a', 

liegt  also  anf  der  z-Axe  und  ist  daher 
der  Schnittpunkt  91  der  Normalen  mit 
derDrehaxe.  Ferner  iat  nach (23]^ 8.1 18: 

__^ 
V 


ff  = 


:  +  ^  =  -  ^  +  ^ 


Fig.  Sl. 


^1 


Das  Product  S■^  S^  ist  absolut  genonuuen  gleich  dem  Product  dei 
Strecken  P9  and  P%  und  zwar  ist  es  positiT  oder  negativ,  je  n&cb- 
dem  beide  Strecken  nach  derselben  Seite  tod  P  liegen  oder  nach 
verschiedenen  Seiten.    Daher: 

Sab  13:  Bei  einer  Rotationsfläche  sind  die  Haupt- 
krümmnngsricbtnngeD  eines  beliebigen  Punktes  P  die 
Tangente  des  durch  P  gehenden  Meridians  und  die  Tan- 
gente des  dnrchP  gehenden  Breitenkreises.  Die  zugehörigen 
Uaaptkrüroroungsmittelpunkte  sind  der  Mittelpunkt  S  des 
Kriimmungskreises  jenes  Meridians  and  der  Schnittpunkt  31 
der  Flächennormale  P&  mit  der  Drehaxe.  Das  Product 
der  HauptkrOmmungsradien  ist  bei  einer  reellen  Fläche 
positiv  oder  negativ,  je  nachdem  £  und  W  auf  derselben 
Seite  von  P  liegen  oder  nicht 

Wir  haben  in  Satz  65,  I  S.  103,  alle  ebenen  Carven  bestimmt, 
bei  denen  das  Prodnct  ans  dem  Krümmungsradius  und  der  Normaleo, 
diese  gemessen  bis  zu  ihrem  Schnittpunkt  mit  einer  Geraden  — 
damals  der  y-Axe  —  constant  und  zwar  gleich  ±  1  ist,  wobei 
das  Torzeichen  positiv  oder  negativ  angenommen  wurde,  je  nachdem 
beide  Strecken  nach  derselben  oder  nach  verschiedenen  Seiten  dea 
Curvenpunktes  lagen.  Durch  ähnliche  VergrfisseruDg  gehen  aus 
jenen  Ctirven  solche  hervor,  bei  denen  das  Prodnct  einen  con- 
stauten  Wert  (^  0)  hat  Lassen  wir  diese  Curven  sich  am  die  y-Aie 
drehen,  so  erzeugen  sie  diejenigen  Rotationsflächen,  auf  denen 


D,gH,zedr,yGOOgIe 


§  3.     Eatqttkrümmungan  bei  tiner  Rotaiiotu/Iadie,  123 

constant  ist  Wenn  wir  statt  der  damaligen  xjr-Ebene  die  xz- 
Ebene  beoatzen  und  nocli  die  Bemerktuigen  im  Aoachlnes  an  jenen 
Satz  beachten,  so  finden  vir: 

Bati  14:  Jede  reelle  BotationsfläclLe,  bei  der  das  Pro- 
dnct  K  der  KauptkrQmmnngen  Überall  constant,  aber  tod 
Null  Terechieden  ist,  ist  einer  derjenigen  Botationafl&chen 
ähnlich,  die  durch  Drehang  der  ebenen  Curven: 


(la) 

x  =  eoOBtfi, 

y-O, 

»-^(cy), 

(Ib) 

x  =  -rätf, 

y-0, 

z-^E{c,f)-^~'-F{o,q,), 

(Ha) 

X  ~  ccosq^, 

y-O, 

!-Fic,v)-E(c,^), 

(Hb) 

*—  —  jqp, 

y-O, 

r_ -!-/■(., 9) --lü(o,y) 

am  die  2-Axe  herrorgehen.  Dabei  bedeutet  tf  den  Para- 
meter der  Cnrve  and  c  eine  positive  Constante  kleiner  als 
Eins.    Ferner  ist: 


Afp  =  ']/\  —  c'sin*  tf , 


Das  constante  Product  der  HauptkrQmmangen  ist  bei  den 
Typen  (I  a)  und  (I  b)  gleich  +  1,  bei  den  T7pen  (11  a)  und 
(II  b]  gleich  —  1.  Insbesondere  fallen  die  beiden  ersten 
Typen  fQr  c  —  1  zusammen  und  geben  die  Kugel  vom  Radius 
Eins.  Ebenso  fallen  die  beiden  letzten  Typen  für  c  —  1 
zusammen  und  geben  die  Fläche,  die  durch  Drehung  der 
Tractrix 

T=ico895,      y  =  0,      z-=logtg(-^  +  |-j  — 8in«p 
um  die  z-Aie  hervorgeht 

Aus  den  Schlussbemerkungeu  jenes  citierten  Satzes  folgt  noch: 
Bati  15:  Verschiebt  man  eine  Rotationsfläche,  bei  der 
das  Prodnct  der  Hanptkrämmungen  Überall  constant, 
gleich  K,  ist,  längs  ihrer  Axe,  so  gehen  oo^  Flächen  her- 
vor, die  von  oc^  Rotationsflächen  mit  derselben  Axe,  bei 
denen  jenes  Product  gleich  —K  ist,  tkberall  senkrecht 
durchschnitten  werden. 


Pdr,yGOOgIe 


124  Zweiter  AbschniU:    Die  Srütmatmg  dar  Fläche. 


In  den  Figuren  32  bis  37  sind  die  sechs  Typen  von  reeUen 
Kotationaä&chen,  bei  denen  K=  ±1  ist,  dargeetellL  Insbesondere 
entspricht  den  Figuren  94  and  35  der  Wert  c  >=  1 ,  den  Figuren 
32,  33,  36  nnd  37  der  Wert  c=iy  2  {siehe  I  S.  106).  Die  Figuren 
32  und  33,  dann  34  und  35,  endlich  36  and  37  gehOren  paarweis 
znsammen,  wie  es  Satz  15  angiebt.  Die  beiden  ersten  Figuren  ge- 
hören zu  den  Typen  (I  a)  und  (II  a),  die  beiden  letzten  za  den 
Typen  (I  b)  und  (U  b)  des  Satzes  14.  Fig.  34  ist  die  Kugei 
Fig.  35  die  Botationsfläche  der  Tractrix. 

Wir  wollen  auch  diejenigen  Rotationsflächen  bestinmieD, 
auf  denen  Qberall  die  beiden  Hanptkrflmmangen  einander 
entgegengesetzt  gleich  sind,  d.  h.  M—O  ist  Nach  Satz  13 
kommt  es  darauf  an,  alle  ebenen  Gurren  zn  bestimmen,  bei  deneD 
der  ErilmmungBradius  überall  so  lang  wie  die  Normale  ist,  diese 
bis  zu  einer  festen  Geraden  gemessen,  aber  dabei  nach  der  ent* 
gegengesetzten  Seite  gerichtet  ist  Durch  Drehung  einer  derartigec 
Carre  um  die  feste  Gerade  entsteht  eine  Sotationsdäche  von  der 
gewünschten  Beschaffenheit 

Ist  s  die  Bogenlänge  der  Curve  in  der  :ry-Ebene  nnd  die 
y-Äxe  die  feste  Gerade,  so  haben  wir  zu  verlangen,  daes  die 
f-Coordinate  des  Exümmungsmittelpunktes,  d.  h.  nach  Satz  18, 
I  S.  30,  die  Grösse 

doppelt  so  gross  als  x  selbst  sei,  daher: 

wenn  der  Strich  die  Differentiation  nach  s  andeutet    Da  x'*  +y''"=  1 
ist,  folgt  hieraus 

1  _t'*  =  it" 
oder: 

ds    "  '■ 
Mithin: 

XX  =  g  +  b     (fi  =  Const) 
oder; 

^j-^-*=2.  +  2fi, 
also: 

x'  =  s*  +  2is  +  a'       (a*  =  Conat). 

Die  Bogenlänge  sei  von  derjenigen  Stelle  an  gemessen,  an  der  die 
Tangent«    der  y-Äxe   parallel   und    daher  xx'  =  0  ist,   was  auf  die 


Pdr,yGOOgIe 


§  3.     äat^hrümmungm  bei  einer  Rotatiorufläehe.  125 


D,gnzedr,yGOOgIe 


126  Zieeiier  Abschnitt:   Die  IDümmunff  der  FlÖeha. 

Annahme  b  =  0  binauB  kommt,  wodurch  also  die  AUgememheit  der 
Betrachtung  nicht  beachiHnkt  wird.    Jetzt  ist: 


ViTTa 


-n- 


y  =  olog{»  +  yt*~+  a^  +  e  {c  =  Conat). 
Wenn  wir  noch  durch  Verschieben  der  Corve  längs  der  y-Axe  — 
was  ja  gestattet  ist  —  den  Pnnkt  («  =  0)  auf  die  r-Aze  bringen, 
80  muss  y  »  0  sein  fdr  *  ^  0,  mithin  c  =  —  loga,  sobald  wir  — 
im  reellen  Fall  —  die  Quadratwurzel  positiv  nehmen,  was  anch  er- 
laubt ist.     Nun  kommt: 


X  =  Yf*^i-^,      y  =  o  log  - — ~ — — 
oder  wenn  a  eliminiert  wird: 


Dies  aber  ist  die  Gleichung  einer  Kettenlinie,  deren  Leitlinie  die 


I^g.  38. 

y-Axe  ist    Durch  Drehung  der  Cnrve  um  .ihre  Lutiinie   entsteht 
ein  sogenanntes  Gatenoid.*    (Siehe  Fig.  38.)    Daher: 

Sata  16:  Die  Catenoide  »ind  die  einsigeo  BotatiooB- 
flächen,  auf  denen  aberall  die  beiden  HaaptkrKvmungs- 
radien  einander  entgegengesetzt  gleich  sind. 


>  Vgl  die  Anmerknsg  aof  S.  42. 


Pdr,yGOOgIe 


§  4.    Haupttangenten. 

Ea  liege  eine  Ftäcbe  vor,  die  keine  Schax  von  MinimaJgeraden 
enthält.  Nach  {2),  S.  109,  erftÜlen  die  mit  Vorzeichen  versehenen 
KrOmmnngBradien  B  der  Normalschnitte  eines  allgemein  gewählten 
Ponktes  P  oder  (u,  t>)  der  Fläche  die  GleidiuDg: 


(1) 


.  L  +  'mt  +  jav 
'  j?  +  a  Fft  -f-  ö  i*  ■ 


Dabei  gieht  k  =^  dv.du  die  FortBChreitungsrichtnng  an,  die  io  dem 
gewählten  Normalschnitte  liegt  Wir  haben  in  Satz  11,  S.  118, 
gesehen,  dase  es  zwei  Werte  k^  nnd  A,  von  k  gieht,  für  die  1 :  ^ 
ein  Maximum  oder  Minimum  erreicht  Es  giebt  aber  auch  zwei 
Werte  x^  nnd  x,  von  k,  fllr  die  1 :  ^  gleich  Nall  ist  Es  sind  dies 
die  Wnrzeln  der  quadratischen  Gleichung 
(2)  X  +  2jM"A+A*'  =  0, 

von  denen  wir  wissen  (vgL  S.  116),  dass  sie  nicht  auch  deu  Nenner 
rechts  in  (1)  gleich  Null  machen.  Die  zugehörigen  Normalschnitte 
haben  nach  I  S.  33  in  dem  Punkte  P  Wendepankte.  Man  nennt 
diese  beiden  Bichtungen  (Xj)  nnd  (Xj)  die  Haupttangentenrich- 
langen,  die  zugehörigen  Tangenten  der  Fläche  die  Kaupttan- 
geoten  des  Punktes  P.'    Nach  I  S.  226  folgt  sofort: 

Satz  17:  Die  Haupttangenten  eines  Flächenpnnktes 
sind  diejenigen  Tangenten,  die  mit  der  Fläche  eine  Be- 
rQhrang  von  zweiter  Ordnung  eingehen. 

Ist  die  Fläche  und  die  Parameterdarstellung  reell,  so  ist  der 
Neuner  rechts  in  (1),  da  er,  mit  du*  multipliciert,  das  Quadrat  des 
Bogenelementes  bedeatet,  stete  positiv  lltr  reelle  Fortechreitungs- 
richtungen  (i).  Die  Er&mmung  eines  Normalschnittes  er&hrt  also 
beim  Drehen  der  Normalscbnitiebetie  um  die  Normale  des  Punktes  P 
nur  da  einen  Zeichenwechsel,  wo  der  Zähler  rechts  in  (1)  durch 
den  Wert  Null  hindurchgeht,  also  dann,  wenn  die  Normaleclmitt^ 
ebene  eine  der  beiden  Haupttangenten  von  P  enthält  Diese  beiden 
Nonnalschnitte  trennen  also  die  Gesamtheit  der  Normalschnitte  in 
diejenigen,  deren  Kriimmungsmittelpunkte  auf  der  positiven,  und  in 
diejenigen,  deren  ErUmmungsmittelpunkte  auf  der  negativen  Seite 
der  Tfuigeotenebene  liegen.    Doch  sind  x^  und  x,  nicht  stets  reell; 

*  Diese  Geraden  worden  znerst  nntonncht  von  Dvpin,  „D6veloppementa 
de  gäomätrie".  Pari*  1813. 


Pdr,yGOOgIe 


128  Zweiltr  Abschnitt:   DU  Xrümmvng  da-  Ftäehs. 

es  kann  also  ebensowohl  Torkommen,  dasa  alle  ErUmmungsmittel- 
punkte  der  Normalschuitte  aaf  derselben  Seite  der  TaDgeDtenebene 
liegen.     Eio  Beispiel  zeigt  dies: 

Beispiel:    Auf  der  Rotation sflüche: 

ü  =p(«)ooss,      y-p{M)BiB»,      «-«{«), 

bei  der  wir  wieder  die  auf  S.  121  getroffenen  Voranesetzangen  machen,  lautet 
die  Crleichnng  (2): 

und  g:iebt: 

::i-)/S- 

Es  ist  aber  (vgl,  S.  121) 

die  X-Coordinate  des  KrQmmnngBmitteipunktes  ß  des  MeridiaDB  (c  =  0).  Da 
p  die  a^Coordinate  des  zugehörigen  Punkte«  P  dies««  Meridians  ist,  so  ist  die 
obige  Qnadratwarzel  reell,  wenn  der  ErümmoDg»- 
inittelpunkt  fi  aof  der  positiven  Normale  von  P 
liegt,  die,  wie  wir  eaben,  von  P  nach  aoMen 
gerichtet  ist,  sobald  wir  die  x-Axe,  Drehaxe,  all 
im  Inaem  der  Fläche  gelegen  bezeichnen.  Überail 
da  also,  wo  die  Ueridiancurve  nach  innen  convex 
ist,  also  in  Fig.  S9  in  dem  ganzen  Streifen  vom 
Kreise  a  bis  zum  Kreise  b,  sind  x,  und  ic,  reell; 
da  wo  sie  nach  aussen  convei  ist,  wie  in  den 
Streifen  von  b  his  e,    sind  x,  und  k,  imaginILr. 

Die  Breitenkreise   der  'Wendepunkte   der  Ueri- 

pj_   gg_  disncorven  teilen  also  die  Gtebiete,  in  denen  *x 

und  x,  reell  oder  imaginfir  sind,   von  einander. 

Hiernach  sind  in  einem  allgemeinen  reellen  Flächenpankte  i* 
drei  Fälle  denkbar: 

Erster  Fall:    x^^  nnd  x,  sind  imaginär,  d.  h.  es  ist 

Alle  reellen  Normalschnitte  von  P  sind  also  nach  derselben  Seite 
der  Tangentenebene  gekrümmt.  Man  sagt,  die  FÜlche  sei  in  P 
convex-convex.  Die  Haupttangenten  von  F  sind  imaginär.  S^  und 
^,,  die  beiden  HauptkrUmmungsradien,  haben  dasselbe  Vorzeichen. 
(Siehe  Fig.  40.)' 


'  In  den  drei  Figuren  40,  41,  42  haben  wir,  um  die  HanptkrQmmniig»- 
kreise  als  solche  deutlicher  zur  Anschauung  zu  bringen,  Fliehen  dugeateUt, 
die  mit  ihren  HauptkrQmmungskreisen  ein  endliches  StUck  gemein  bähen. 


Pdr,yGOOgIe 


'  4.     Haupäangenien. 


Zweiter  Fall:     x^   und  x,  fallen  zusammen,  sind  also  reell. 
Hier  ist: 

Alle  reellen  Xornialschnitte  von  P  aind  nach  derselben  Seite  der 
Tangentenebene  gekrOmmt  Nur  ein  Xormalschnitt  hat  die  ErQm- 
mung  XuU,  d.  h.  sein  Erümmungskreis  artet  in  die  einzige  vorhandene 
Hanpttangente  aus.  Da  diese  Krümmung  Null  ein  Minimum  oder 
Maximum  ist,  so  ist  diese  Hanpttangente  zugleich  ■  Taagente  einer 
der  beiden  Hauptkrilmmungsrichtungea.  Von  Ü^  und  if,  ist  also 
der  eine  Wert  unendlich  gross.    (Siebe  Fig.  41.) 


Dritter  Fall:    x,  und  x,  sind  reell  verschieden,  oder  es  ist: 
LN~AP<0. 

Beide  Haupttangenteu  sind  reell  verBchieden.  Ihre  Normalschnitte 
teilen  das  Gebiet  der  nach  der  einen  Seite  gekrümmten  Normal- 
Schnitte  TOD  dem  Gebiet  der  nach  der  anderen  Seite  gekrUmmten 
Normalschnitte.  Man  nennt  dann  die  Fläche  in  P  convez-concaT. 
Ä,  und  Äj  haben  verschiedene  Vorzeichen.    (Siehe  Fig.  42.) 

1.  Beispiel:  Von  den  reellen  Flächen  zweiter  Ordunog  aind,  wie 
mau  sofort  ana  der  bekannten  Gestalt  dieser  FlficheD  sieht,  das  Ellipsoid,  das 
elliptische  Psraboloid  und  das  iweischalige  Hyperboloid  überall  convez-convez. 
Dagegen  ist  das  hyperbolische  Paraboloid  nnd  das  einschalige  Hyperboloid 
aberall  convei-concav.  Der  Kegel  nnd  der  Cjlinder  zweiter  Ordnung  sind 
Flächen,  aaf  denen  Überall  der  zweite  Fall  vorliegt. 

2.  Beispiel:  Die  gemeine  SchranbenfUche  (S.  119)  and  daa 
Catenoid  (S.  126)  haben  überall  entgegengesetzt  gleiche  Haaptkrflmmnngs- 
radien.     Sie  sind  mithin  Qberall  convei-concav. 

3.  Beispiel:  Betrachten  wir  irgend  eiue  geradlinige  Fläche  mit 
reellen  Erzeugenden.  Durch  einen  Punkt  P  auf  ihr  gebt  eine  Erzeugende  h. 
Die  Hormale  von  F  steht  auf  h  senkrecht,  die  Tangentenebene  von  P  enthalt  k 
Tgl.  I  S.  SIT).    Die  durch  die  Normale  und  h  gehende  Ebene  schneidet  die  FlScbe 

I,  Owtm.  DUlr.    Q.  9 


.dr,yGoogIe 


ISO 


Zweiter  Abschniä:   Die  Krümmung  der  Fläche. 


in  k  seibat,  d.  h.  io  eioer  Curve  von  der  Erümmuiig  Null.  Mithin  ist  in  P 
eine  der  beiden  Haupttangeuten  die  Gerade  h.  Da  aie  reell  ist,  so  kann  nur 
der  2.  oder  S.  Fall  vorliegen.  Anf  einer  reellen  geradlinigen  FlAche  sind  also 
äberall  die  Hauptkrfimmuagsradien  von  verschiedenen  Vorzeichen  oder  einer 
von  ihnen  ist  anendlich  gross.  Es  giebt  also  keine  convex-convexe 
geradlinige  Fläche  mit  reellen  Eneagenden.  Wir  werden  sehen, 
dasH  das  Ellipeoid,  das  convez-convei  ist,  zwar  als  geradlinige  FlSche  aufge- 
&ast  werden  kann,  aber  ihre  Erzeugenden  sind  imaginSr.    (Siehe  S.  144.) 

Bei  der  ünterecheidtmg  der  Punkte  mit  reellen  und  der  Pankte 
mit  imaginären  Haupttangenten  giebt  der  Wert  des  Ausdrucks 
LN  —  M*  den  Ausschlag.  Dieser  Ausdruct  lässt  sich  auch  in  an- 
derer Weise  schreiben;  es  ist  nämlich  nach  (10),  S.  106: 

L!i-M*  =  {X^x^  4-  y^y^  +  ^„*,.)(^,i„  +  y^y,  +  ^,^„)  - 

-  (X„x„  +  r„y,  +  Z^z^iiX^x^  +  Y^y^  +  Z^zJ 

=  SC};^„-i;„2;)(y„z„-z„yJ, 
also  nach  XI  (^: 

LN-M*  =  D-SI{r^Z^-Z^r^), 
daher: 


(8) 


LN-M'  =  I> 


r    r. 


Bei  reellen  Flächen  und  reeller  Parameterdarstellung  ist  D  nach 
S.  18  positiv.  Die  Entscheidung  giebt  also  das  Vorzeichen  der 
Determinaate.     Wir  sagen  daher: 

Sats  18:  Eine  Fläche,  die  keine  Schar  von  Minimal- 
geraden enthält,  hat  in  einem  allgemein  gewählten  reellen 
Punkt  («,u)  mit  reellen  Parametern  zwei  reell  verschiedene 
oder  zwei  reell  zusammenfallende  oder  zwei  imaginäre 
Hanpttangenten,  je  nachdem  der  Ausdruck  LN—M*  oder 
die  Determinante 

X     X„     X„ 

y  y^  y„ 

z    z^    z^ 

ftlr  das  betreffende  Wertepaar  kleiner  als  Null  oder  gleich 
Null  oder  grösser  als  Null  ist.  Dabei  bedeuten  L,  M,  JV  die 
Fundamentalgrössen  zweiter  Ordnung  und  X,  y,  Z  die  Bich- 
tungecosinus  der  Normale.  Die  Richtungen  {dv.du)  der 
Haupttangenten  werden  durch  die  Bedingung 

idu'  +  2Mdudv  +  J^dv'  =  0 
bestimmt. 


Pdr,yGOOgIe 


§  4.     Haupüangenten.  131 

Da  SJi-  1  und  also 

ist,  80  kann  die  Determmante  in  (S)  auch  anders  geschrieben  werden. 
Multipliciert  man  nämlicli  ihre  Zeilen  mit  X,  Y,  Z  und  nimmt  ihre 
Snnunea  als  erste  Zeile,  ao  ist  nur  das  erste  Element  dieser  Zeile 
Ton  Null  Terschiedeu,  nämlich  gleich  Eins.    Daher  ist: 

(4)  LIi~M*  =  D-  ^'^-^^'  ■ 

Hieran  reihen  sich  noch  zwei  Formeln,  die  durch  cj'klische  Ver- 
tauschung TOn  X,  Y,  Z  hervorgehen. 

Es  ist  leicht,  alle  Flächen  zu  bestimmen,  aaf  danen 
überall  L2i  —  M*  =  0  ist.  Vorweg  heben  wir  dabei  herror;  Wenn 
auf  der  Fläche  Überall  LN  —  M*  =  0  ist,  so  ist  dies  auch  der 
Fall  bei  EinfOhrung  irgend  eines  anderen  Parameteraystema,  weü  die 
Qleichung  LJf—M*  =  0  aussagt,  dass  die  beiden  Haupttangenten 
zusammenfallen,  und  weil  diese  geometriache  Bedeutung  von  der 
Wahl  des  Parametersystems  unabhängig  ist  Ist  nun  auf  der  Fläche 
überall  LN  —  M*  =  0,  so  folgt  aus  (4)  und  aus  den  beiden  ana- 
logen Formeln: 

X^:Y^:Z^^X^:Y^:Z^, 

also,  wenn  q  eine  gewisse  Function  von  u  und  v  bedeutet: 

Da  nun: 

dX=  ^rfw-J-X^rfü  =  X„(prfu  +  rf(i} 

und  entsprechend 

dY=Y^{Qdu^dv),      dZ=Z^{Qdu  +  dv) 

ist,  80  bleiben  X,  Y,  Z  ungeändert,  wenn  der  Punkt  {a,  v)  auf  der 
Fläche  eine  Gurre  beschreibt,  längs  deren 

Qdu  +  dv  =  0 
oder  also: 

dt  ,      , 

ist  Diese  Differentialgleichung  erater  Ordnung  in  u  und  ti  definiert 
nach  Satz  4,  S.  12,  eine  Schar  von  os*  Corven  auf  der  Fläche. 
Wir  dOrfen  annehmen,  dasa  wir  gerade  diese  Gurren  von  vornherein 
als  die  Parameterlinien  (v)  gewählt  hätten.  Dies  kommt  darauf 
hinaus,  dass  wir  die  Differentialgleichung  in  der  Form  dv  ^0  an- 


.dr,yGoogIe 


132  Ztmiter  Absehnitt:   Die  Krümmung  der  Fläche. 

nehmen  dürfen.    Dann  al>er  ist  («  =  0,  also  sind  dann  X,  J,  Z  nach 

(5)  frei  TOD  u.  AHB  der  ersten  Formel  XI  (7)  folgt  nun,  dass  S  Xx 
aach  Ton  u  &ei  ist    Es  Bei  etwa: 

(6)  SXr  =  F(t.). 

Differenzieren  vir  diese  Formel  nacli  v,  so  giebt  die  zweite  Glei- 
clinng  XI  (/): 

(7)  %X^x^r{v). 

\)&  X,  Y,  Z  nnd  V  nur  von  v,  nicht  von  u,  abhängen,  so  stellt  die 
Gleichung 

in  den  laufenden  Coordinaten  J,  5,  J  f&r  jeden  Wert  von  v  eine 
Ebene  dar.  Diese  Ebene  schneidet  die  aneodlich  benachbarte,  zn 
V  +  dv  gehörige  Ebene  in  der  Geraden,  die  ausserdem  der  Gleichung 

genügt  Da  die  Gleichnngen  (6)  und  (7),  in  denen  x,  y,  x  die  Punbt- 
coordinaten  der  Fläche  sind,  genau  die  Form  dieser  beiden  Glei- 
chnngen haben,  so  folgt  nach  Satz  14,  I  S.  292,  dass  die  Fläche 
von  den  oo'  Ebenen 

8X5=  r(ü)  (t.  =  Con8t) 

umhOllt  wird  und  also  abwickelbar  ist. 

Umgekehrt:  Liegt  eine  abwickelbare  Fläche  vor,  so  kOnnen  wir 
ihre  Gleichungen  nach  I  S.  261  ao  achreihen; 

(8).    r  =  9>(r)  +  «9[>'{t.),      y  =  rW  +  «/(r),      z  =  i/»(t.)  +  w ^''(b). 

Durch  Ausrechnung  erkennt  man,  daas  hier  L  •=  M  =^  0,  also 
iJV— ^*  =  0  ist  Nach  einer  oben  gemachten  Bemerkung  gilt 
dieae  Gleichung  LN—  JU*  =  0  auch  bei  jeder  anderen  Parameter- 
daratellang  der  Fläche  (8).     Also: 

Sati  19:  Die  abwickelbaren  Flächen  sind  die  einzigen 
Flächen,  auf  denen  überall  der  aus  den  Fundamental- 
gröasen  zweiter  Ordnung  gebildete  Ausdruck 

iat 

Oder  auch: 

Sats  20:  Die  abwickelbaren  Flächen  sind  die  einzigen 
Flächen,  aaf  denen  überall  die  beiden  Haupttangenten 
zusammenfallen,  —  und  zwar  fallen  sie  in  die  geradlinigen 
Erzengenden   der  Fläche. 


Pdr,yGOOgIe 


§  5.     Diu  Indioatria;  einea  FläehenpwMea. 


§  5.    Die  Indlcatrlx  eines  Flächenpunktes. 

Sind  E,  F,  G  nnd  Z,  M,  N  die  FundameiitalgrOesen  einer  aof 
die  Far&meter  u  und  v  bezogenen  Fläche,  die  keine  Schar  von 
Minimalgeraden  enthält,  so  gilt  tut  den  Er&mmangBradiae  S  eines 
allgemeinen  Nonnalschnittes  der  Stelle  P  oder  (u,  v)  die  Formel: 

1  L-t-aUk+Nk* 


R         E+2Fk  +  Ok' 

in  der  k  =  dvida  die  ßichtnng  des  Schnittes  angiebL  (Vgl.  S.  109.) 
Um  hieraus  eine  geometrische  Constraction  der  Krllmmungs- 
kreise  abzuleiten,  benutzen  wir  ein  neues  rechtwinkliges  Go- 
ordinatensystem  (^,  Tj,  )),  dessen  wir  uns  Überhaupt  Öfters 
bedienen  werden,  wenn  es  sich  um  Untersuchungen  in  der  Nähe 
eines  bestimmt  gewählten  Flächenpunktes  handelt 

Der  Punkt  P  oder  {tt,  v)  sei  der  neue  Anfangspunkt,  die  £-  und 
^-Äxe  seien  die  Tangenten  der  beiden  Hanptkrümmungsschnitt«  des 
Punktes  F,  die  ja  nach  S.  117  auf  einander  senkrecht  stehen  und 
im  reellen  Fall  auch  reell  sind.  Die  j-Axe  soll  dann  auch  ihrem 
Sinn  nach  mit  der  Normalen  des  Punktes  P  zusammenfallen.  In 
dem  neuen  Goordinatensystem  wollen  wir  die  Goordinaten  ;  und  tj 
selbst  als  Parameter,  statt  u  und  t>,  benutzen.  Die  Fläche  denken 
wir  uns  also  analytisch  in  der  Form  dargestellt: 

Wir  nennen  das  neue  rechtwinklige  Axenkrenz  kurz  das  beglei- 
tende Axenkreuz  des  Flächenpunktes  F. 

Die  der  neuen  Darstellung  zugehörigen  Fnndamentalgrössen 
erster  und  zweiter  Ordnung  seien  mit  <S,  g,  O  und  S,  HR,  9t  be- 
zeichnet, sodass  wir  haben: 

Ä  "   Ig  4-2&t  +  @P  ' 
wobei  nun 

ist  Da  die  Parameterlinie  (Q  =  0)  im  neuen  An&ngspunkt  F  die 
j-Aie  und  die  Parameterlinie  (j  =  0)  dort  die  ^-Axe  berührt,  so  ist 
fQr  den  Anfangspunkt  F: 


Pdr,yGOOgIe 


134  Zweiter  Abse/milt:   Die  Krümmung  der  Fläehe. 

Der  Index  0  soll  daran  erumem,  dass  sich  diese  Gleichangen  nur 
anf  den  Pnnkt  P  beziehen.  Nach  XI  (^)  und  XI  (C)  ist  für  diesen 
Punkt: 

(2)  g^  =  1,       S5o  =  0.       ®o  -  1'       ®o  =-  1  - 

Da  ferner  d^^O  und  cf ^  =>  0  oder  also  t^O  and  t  —  oo  die 
HanptkrQmmangsrichtnngeD  von  P  liefern,  so  maas  die  quadratische 
Gleichung  fQr  (,  die  —  nur  mit  lateimschea  statt  deutschen  Buch- 
staben —  in  Satz  11,  S.  119,  angegeben  wurde,  filr  den  PonktP  die 
Form  t  =  0  haben.     Also  ist  jetzt  anch  fltr  den  Funkt  P: 


(3) 

5K„-0 

oder  nach  (9),  S.  106: 
Nunmehr  kommt: 

1        S.  +  S!.  P 

m. 


Für  f  =  0  nnd  I  =  co  ei^eben  sich  die  beiden  HauptkrUmmongen : 
(6)  i-S„       ^-M., 

sodass  nach  (S),  S.  106,  für  den  Punkt  P: 

(6) 

ist  Femer  sei  (p  der  Winkel  der  lUchtung  (f)  mit  der  Richtung 
der  j-Axe  (l  =  0),  also: 

tg^-lj-t. 

Die  Formel  für  1 :7f  kann  nun  so  geschrieben  werden: 
m  1  =  '='"*^  o-  ""'"P 

^''  Ä  Ä.     ^     Ä,     ■ 

Da  wir  filr  jeden  Flächenpunkt  P  diese  Betrachtung  anstellen  können, 
indem  wir  immer  das  zugehörige  begleitende  Axenkreaz  benutzen, 
so  folgt: 

Satt  21:  Sind  iP,  und  ^,  die  Abscissen  der  Mittelpunkte 
der  beiden  KauptkrümmungskreiBe  eines  Flächenpunktes, 
gemessen  vom  Flächenpunkte  an  auf  seiner  Normalen,  so 
haben  die  Erümmungsmlttelp unkte  derjenigen  Normal* 
schnitte,  die  mit  dem  ersten  Hauptkrllmmungaschnitt  die 


Pdr,yGOOgIe 


§  5.    IHe  Indicalrix  eines  Flächsnpunkieg. 


Winkel    ±  <p   bilden, 
Formel 


eine  Abscisse  B,    die    sich  . 


Ä. 


bestimmt' 

Geben  wir  <p  den  Wert  y  +  ■?-)  so  erkennen  wir  hieraus  sofort: 

Sata  82:  Die  Summe  der  Krümmungen  zweier  zu  ein- 
ander senkrechter  Normalschnitte  ist  gleich  der  Summe 
der  H&optkrümmungen  der  betreffenden  Stelle. 

Da  die  Formel  (7)  nur  die  Quadrate  des 
Sinns  und  Cosinns  von  tp  enthält,  so  kommt 
es  aof  den  Sinn  der  Messimg  des  Winkels  tp 
gar  nicht  an. 

Die  Hanpttangenten  sind  durch  die  Eigen- 
schaft 1:^=0  charakterisiert  (nach  S.  127],  so- 
dass  ihre  Winkel  «  mit  der  ersten  HanptkrUm- 
mungsrichtung  nach  (7)  dnrch: 


#•-' 


\\ 


Fig.  43. 


oder; 

(8) 


tg« 


=  0 


bestimmt  werden.    Also  (siehe  Fig.  43) 

8ats  23:  DieHauptkrUmmungsrichtangen  einesFlächeo- 
Punktes  halbieren  die  Winkel  seiner  Haupttangenteu. 

Femer: 

Sats  24:  Der  Winkel  der  Haupttangenten  eines  Flächen- 
pnnktes  hängt  nur  Ton  den  Werten  der  Hauptkrilmmungen 
des  Punktes  ab. 

Sind  7?^  und  B,  beide  positiv,  so  gilt  dasselbe  nach  (7) 
Ton  jedem  Krümmungsradius  R  des  Punktes  P,  der  dann  convex- 
coDvez  iat  (nach  S.  128).  Tragen  wir  auf  der  Tangente  von  P,  die 
mit  der  £-Axe  den  Winkel  tp  bildet,  von  P  aus  nach  beiden  Seiten 
den  Wert  der  Quadratwurzel  des  zugehörigen  KrUmmungsradiuB  B 
auf,  so  bilden  die  Endpunkte,  die  man  so  für  beliebige  Werte  von  ^ 
erhält,  eine  Ellipse,  denn  sie  haben  diä  Coordinateu: 

j  =  ±  y^cos  ip,       ?  =  ±  VÄ^ain  y , 
*  Dieaer  Satz  beisat  der  EcbKR'sche  Satz.    Sieh«  die  Amnerkiuig  anf  S.  118. 


Pdr,yGOOgIe 


186 


Ztedter  AbaehniU:   DU  Rümmung  der  Fläche. 


.1. 


die  nach  (7)  die  Gleichung  erflUleo: 

-Ü-4.-5!-. 

y^j  nnd  Ym^  sind  die  auf  der  £-  und  q-Axe  gelegenen  Halbuen 

der  ElUpse.    (Siehe  Fig.  44.) 

Sind  B^  und  if,  beide  negatiT, 
80  gilt  dasselbe  nach  [7)  Ton  jeden 
Erümmungsradias  R  des  Punktes  F. 
Die  Stelle  ist  wieder  convex -cooTei. 
Wir  tragen  auf  allen  Tangenten  von  P 
ans  nunmehr  y  —  Ä  ab  nnd  erhalten 
die  Ellipse: 


Fig.  u. 


In  beiden  betrachteten  Fällen  hat  P  nach  (S)  imaginäre  Hanpt- 
tangenten,  und  zwar  sind  die  Haupttangenten  offenbar  die  imagi- 
nären Asymptoten  der  betreffenden  Ellipse. 

Ist  Sj  positiv  nnd  R^  negativ,  so  sind  die  Haupttangenten 
nach  (8)  reell.    Es  sei  u  der  positive  spitze  Winkel,  für  den  dann 

tg»«=-^ 

ist.  Nun  ist  nach  (7)  der  Wert-  R  positiv,  solange  9:  zwischen  +  a 
und  —  u  liegt,  sonst  negativ.  (VgL  S.  129.)  Die  Fl&che  ist  an  der 
Stelle  P  convex-concay.  Tragen  vir  wieder  anf  allen  Tangenten 
den  zugehörigen  Wert  der  Quadratwurzel  von  S 
bez.  —  ^  ab,  je  nachdem  R  positiv  oder  negativ 
ist,  so  erfüllen  die  Endpunkte  entweder  die 
Gleichung: 

J-  -  -?^  =  1 


(fÖr  Ä  >  0) 


oder  die  Gleichung 
-  J  -  +  -^  -. 


1 


(für  B<0). 


Es  sind  dies  die  Gleichungen  zweier  conjngie^ 

Fig.  45.  ter  Hyperbeln,  die  die  beiden  Hanpttangenten 

zu  Asymptoten  haben.    (Siehe  Fig.  45.) 

Ist  R^    negativ    und   R^    positiv,    so    werden  die  Haupt- 

tangenten  ebenso  constroiert    Im  abrigen  gilt  Ober  das  Torzeichen 


Pdr,yGOOgIe 


}  ö.     Die  Indicatrix  einae  Fläehenpunktes. 


von  S  gerade  das  Bntgegengesetzte  wie  Torher.  Ea  gehen  die  beiden 
conjogierten  Hyperbeln  hervor : 

J^-|--l        (ter;!<0) 
und: 

die  wieder  die  Haapttangeuten  za  ABymptoten  haben. 

Ist  endlich  einer  der  beiden  HaoptkrUmmnugsradien  anendlich 
gross,  so  erhalten  wir  statt  der  Eklipse  oder  des  Hyperbelpaares  ein 
Paar  paralleler  Geraden.  Ist  nämlich  etwa  iPj  »  os  und  S^ 
positiv,  so  redaciert  sieb  (7)  auf: 

B  Ä,      ' 

d.  h.:  £  ist  überall  positiT.     Tragen  wir  Y^  ^^^  ^^'  zugehOrigeo 
T&ngeate  ab,  so  liegt  der  Endpunkt  auf 
einer  der  beiden  Geraden  (siehe  Fig.  48) 

Ist  Ä,  =  00  und  -ff,  negatiT,  so  ist  Jt     

fiberall  negativ  ond  das  Abtragen  von  y— Ä 

auf  die  Tangenten   giebt  die  beiden  G«-      

raden  ^  «»i  y—  Ä,.    Ist  Äj  positiv  und 

■ff,  =  CO,  so  treten  die  beiden  Geraden  ^g-  4e. 

aof,  ebenso  weno  .ff,  negativ  und  .ff,  =  oo  ist,  die  beiden  Ge- 
raden £  =  ±  y  —  Sy  Überhaupt  fallen  bei  den  vier  letzten  An- 
nahmen, d.  h.  wenn  einer  der  Hauptkrfimmungsradien  unendlich 
gross  ist,  die  beiden  Haupttangenten  in  diejenige  Tangente  durch 
P  ziuammen,  die  den  beiden  erwähnten  Geraden  parallel  ist 

Die  beiden  durch  den  Flächenpunkt  P  gehenden  Minimalcorven 
der  Fläche  (vgl.  Satz  16,  S.  36)  haben  dort  Richtungen,  die  nach 
(2)  durch 

bestimmt  werden,  also  die  Biehtungem 


il 


-  ±1. 


Doch  gilt  dies  nur  im  der  Stelle  P  selbst    Daraus  folgt: 


Pdr,yGOOgIe 


138  Zweiter  AbsekniU:   Die  Krümmung  der  Fläche. 

Sati  26:  Die  beidea  durch  einen  Fl&cbenpuakt  gehen- 
den  Miaimalcurven  der  Fläche  haben  daselbst  Tangenten, 
die  Bymmetrisch  zn  den  Haaptkrflmmungstangenten  des 
Punktes  liegen.  — 

Die  Eegelsohnitte,  die  wir  benatzt  haben,  sind  nicht  nnr  Hal&- 
mittel  zur  Construction  der  Erümmungsradien,  sondern  treten  auch 
direct  auf,  allerdings  unendlich  verkleinert,  sobald  man  die  Frage 
beantwortet,  wie  eine  Ebene,  die  einer  Tangentenebene  der 
Fläche  unendlich  benachbart  ist,  die  Fläche  schneidet 

Da  wir  wie  bisher  den  betrachteten  Flächenpunkt  P  als  An- 
fangspunkt eines  CoordinatenafStems  (£,  ^,  })  benutzen  können,  so 
können  wir  diese  Frage  aDalytisch  so  behandeln:  Zur  Tangenten- 
ebene  von  P,  d.  i.  zur  ^^-Ebene,  legen  wir  eine  parallele  Ebene  im 
unendlich  kleinen  Abstand  j.  Sie  schneidet  die  Fläche  in  einer 
Curve,  und  wir  untersuchen,  wie  der  Verlauf  dieser  Curve  unendlich 
nahe  bei  P  ist.  Wir  fassen  also  nur  anendlich  kleine  Coordinaten 
£  und  Q  ins  Auge.  Da  für  hinreichend  kleine  Werte  von  £  and  q 
die  Geibenentwickelung  gilt: 

so  können  wir  hierin  nach  (1),  (4)  und  (6)  schreiben: 

Dies  also  ist,  bei  festem  unendlich  kleinen  j,  in  ;  and  ^  die 
Gleichung  der  zu  untersuchenden  Carre. 

Ist  weder  1:-Ä,  noch  l-.Ji^  gleich  Null,  so  sind,  sobald  | 
und  q  unendlich  klein  gewählt  werden,  also  nur  did  ümgebang  der 
Stelle  P  betrachtet  wird,  die  nur  angedeuteten  Glieder  von  höherer 
Ordnung  unendlich  klein  als  die  angegebenen,  sodass  bleibt: 

(10)  t  +  ^-'«^. 

Diese  Gleichung  stellt  einen  Kegelschnitt  mit  unendlich  kleinen 
Azen  dar,  der  zu  den  oben  betrachteten  Kegelschnitten 

ähnlich,   ähnlich  gelegen  und  concentrisch  ist.     Es  bat  sich  also 
ergeben: 


Pdr,yGOOgIe 


§  5.     DU  Indicatrix  eines  FUüA^npunktea.  139 

Bäte  26:  Sclmeidet  man  eine  Fläche  darch  eine  Ebene, 
die  der  Tangeatenebene  eines  Flächenpanktes  P  mit  den 
HaaptkrümmnngBradien  B^  and  B^  anendlich  nah  und 
parallel  ist,  so  ist  die  SchnittcuTTe  in  der  unendlich 
kleinen  Umgebung  der  Stelle  P  darch  einen  Kegelschnitt 
ersetzbar,  dessen  Q-leichung  in  laufenden  Coordinaten  ;,  9 
lautet: 

Vorausgesetzt  ist  dabei,  dass  weder  B^  noch  B^  unendlich 
gross  sei  Ferner  ist  dabei  j  der  auf  der  Normale  yon  P 
mit  entsprechendem  Vorzeichen  zu  messende  anendlich 
kleine  Abstand  der  Schnittebene  von  der  Tangentenebene, 
und  das  Goordinatensystem  (;,  q)  hat  die  Projectionen  der 
Haaptkrammungstangentea  Ton  P  anf  die  Schnittebene  zu 


PV-  *■'■  Fig.  *e. 

Axen.  (Siehe  Fig.  47  ftr  den  Fall,  dass  B^  B,  >  0,  ist  und  Fig.  48 
Cikr  den  Fall,  daee  BjS^<0  ist). 

Obgleich  die  Schnittcnrre  nur  in  unendlicher  Nähe  von  P  durch 
den  Kegelschnitt  ersetzt  werden  darf,  braucht  man  doch  häufig  die 
unexacte  Eedeveise:  Die  der  Tangentenebene  unendlich  benachbarte 
Ebene  schneide  die  Fläche  in  jenem  Kegelschnitt  (10),  and  anch 
wir  werden  uns  der  KUrze  halber  dieser  Eedeweise  bedienen.  Der 
Kegelschnitt (10)  beisst  dielndicatrix  des  PunktesP  der  Fläche.' 

Liegt  ein  reeller  convex-convexer  Punkt  vor,  d.  h.  haben  Bj 
und  Bg  einerlei  Vorzeichen,  so  ist  die  Cuire  (10)  eine  anendlich 
kleine  reelle  Ellipse,  wenn  j  dasselbe  Vorzeichen  wie  B^  und  B^ 
bat,  dagegen  imaginär,  wenn  j  das  andere  Vorzeichen  hat.  Von 
den  zur  Tangentenebene  unendlich  benachbarten  parallelen  Ebenen 

'  N&cb  DüFiN,  von  dem  diese  Theorie  fibeihaupt  herrillirt  Hau  vergleiche 
die  Anmerknngeu  auf  S.  99  imd  S.  127. 


Pdr,yGOOgIe 


140  Ztceüer  Abtchntä:   IHe  Erümrmmg  der  Fläche. 

schneiden  also  nur  die  auf  der  einen  Seite  gelegenen  die  Fl&che  in 
einer  reellen  Ellipse.  Coavex-cooTexe  Punkte  der  Fl&cbe  heissen 
auch  elliptische  Punkte  der  Fläche.  Ist  der  Punkt  insbesondere 
ein  Nabelpunkt  (vgl.  S.  119,  120),  d.  h.  S^  ~  B^,  so  ist  die  Indi- 
catrix  ein  Ereis. 

Liegt  eine  reelle  conyex-concaye  Stelle  P  vor,  d.  h.  haben  S^ 
nnd  S^  verschiedene  Vorzeichen,  so  ist  die  Curre  (10)  eine  Hyperbel, 
wenn  j  positiv  ist,  und  die  conjugierte  Hyperbel,  wenn  j  durch  —  j 
ersetzt  wird.  Diejenigen  Ebenen  parallel  der  Tangentenebene  also, 
die  auf  der  einen  Seite  unendlich  nahe  liegen,  schneiden  die  Fläche 
in  einer  Curve,  die  unendlich  nahe  bei  P  wie  eine  Hyperbel  ver- 
läuft, deren  Hauptaxe  in  der  einen  Hauptkrümmungsebene  liegt 
Wird  die  Ebene  jedoch  auf  der  anderen  Seite  der  Tangeutenebeue 
angenommen,  so  tritt  an  die  Stelle  dieser  Hyperbel  eine  Hyperbel, 
deren  Hauptaxe  Inder  anderen  Hauptkrümmungsebene  von  T' liegt 
Gonvex-Goncave  Punkte  der  Fläche  heissen  auch  hyperbolische 
Punkte  der  Fläche. 

Wird  ä  =  0  gesetzt,  so  geht  aus  (10)  die  Gleichung 

Bi   ^  Rt 
eines  Geradenpaares  hervor,  das  imaginär  ist,  wenn  Ji^  und  S^  das- 
selbe Zeichen  haben.    Nach  (8)  sind  diese  Geraden  die  Hanpttan- 
genten   des    Punktes  F.      Wir   kljnnen   also   sagen,   indem    wir   auf 
I  S.  74  verweisen: 

Satk  27:  Für  die  Scbnittcurve  einer  reellen  Fläche 
mit  der  Tangentenebene  eines  ihrer  Punkte  F  ist  dieser 
Punkt  Singular  nnd  zwar  ein  isolierter  Punkt,  wenn  die 
Fläche  in  P  convex-convex  ist,  dagegen  ein  Doppelpunkt, 
wenn  sie  in  P  convex-concav  ist  Die  imaginären  bez. 
reellen  Tangenten  der  Scbnittcurve  in  P  sind  die  Haupt- 
tangenten von  P. 

Die  Projectionen  dieser  Haupttangenten  auf  die  zur  Tangenten- 
ebene parallelen  unendlich  benachbarten  Ebenen  sind  die  imagi- 
nären bez.  reellen  Asymptoten  der  oben  erwähnten  Ellipsen  bez. 
Hyperbeln.  Die  Haupttangenten  nennt  man  deshalb  auch  zuweilen 
die  Asymptoten  von  P. 

Den  Übergang  von  den  convex-convexen  oder  elliptischen  Stellen 
zu  den  convex-concaven  oder  hyperbolischen  Stellen  bilden  diejenigen 
Punkte,  in  denen  ^^  oder  Jfj  unendlich  gross  ist.  Man  nennt  sie 
parabolische  Punkte   der  Fläcba    Ist  z.  B.  1  :^j  »  0,  so  iet 


Pdr,yGOOgIe 


§  5.    Die  Indicatrix  eines  Ftöehenpunklea.  141 

der  Schlaae  von  [9]  auf  (10)  nicht  mehr  richtig.  Dann  schlieBsec 
wir  vielmehr  wie  in  I  8.  75,  daaa  die  Schnittcarve  der  zur  Tangeaten- 
ebene  parallelen  Ebene  j  =  Const  in  unendlicher  Nähe  ron  P  im 
allgemeinen  durch  die  Carve 

ersetzt  werden  darf.  In  der  Ebene  ())  bilden  dabei  die  Geraden,  in 
denen  sie  die  i  j-  bez.  ■q  j-Ebene  schneidet,  die  %-  bez.  ^-Aze  für 
die  analytiache  Darstellung  dieser  ebenen  Curve  dritter  Ordnung, 
w&hreDd  j  die  Rolle  einer  bestimmten  unendlich  kleinen  Grdsse 
spielt  Man  siebt,  dass  die  Ordnungen,  in  denen  t  und  Q  in  der 
Nshe  yon  P  unendlich  klein  sind,  die  2.  und  3.  sein  mUssen,  d.  h. 
die  Curve  schmiegt  sich  der  j-Axe  in  unendlicher  Nähe  des  An- 
fangspunktes an.    Da  aus 


■  ±m,]fi^W?). 


folgt,  dass  -^  und  -^  für  £  ~  0  auch  ^eich  Null  sind,  so  sind 
die  Curvenpunkte  mit  den  Goordinaten: 

E  =  0,      9-±y2^ 
Wendepunkte  {nach  I  S.  14),   deren  Tangenten  der  f-Axe  parallel 
sind.     Bei  dem  parabolischen  Funkte  P  tritt  also  an  die  Stelle  jener 
unendlich  kleinen  Ellipsen  bez.  Byperbeln  in  unendlicher  Nahe  von 
P  ein  Paar  paralleler  Geraden: 

die  reell  sind,  wenn  S^  und  j  dasselbe  Zeichen  haben.  Da  zwei 
parallele  Geraden  als  eine  ausgeartete  Parabel  anfeufassen  sind,  so 
ist  der  Name:  parabolischer  Funkt  gerechtfertigt 

Im  Fall  eines  parabolischen  Punktes  werden  wir  das  gefundene 
Geradenpaar  als  die  Indicatrix  bezeichnen  und  nicht  die  Curve 
dritter  Ordnung. 

Es  dürfte  nicht  unnütz  sein,  fOr  die  Indicatrix  auch  bei  Be- 
nutzung eines  beliebigen  Axenkreuzes  {x,  y,  z)  und  beliebiger  Para- 
meter eine  analytische  Darstellung  zu  geben:  Die  Tangentenebene 
des  Punktes  (w,  o)  hat  die  Gleichung: 

X{t-:r)+r{1i-y)  +  Z(i-z)  =  0, 
wenn  %,  q,  j   ihre   laufenden  Goordinaten   sind.     Die   Parallelebene 
im  Abstand  t  hat  die  Gleichung: 

(11)  SJr(E -*)  =  *, 


Pdr,yGOOgIe 


142  &aeiter  Absoknitt:   Die  Krümmt^  lUr  Fläche. 


decD  sie  wird  durch 

wegen  S  ^  =  1  erfüllt.  Soll  nun  der  Punkt  (5,  5,  j)  in  der  Sclinitt- 
curve  der  Parallelebene  mit  der  Fläche  liegen  und  dem  Punkte 
{x,  y,  z)  oder  (w,  »)  unendlich  benachbart  sein,  so  muss  er  Parameter 
haben,  die  von  u  und  v  unendlich  wenig  abweichen,  sodass  wir 
setzen  können: 

l  =  x  +  x^du  +  x^dv  +  ^[x^^du*+  2x^^dudv  +  x„rfii*)  +  -  .. 
u.  8.  w.    Setzen  wir  diese  Werte  in  (11)  ein,  so  kommt  wegen  XI  (/)-. 

\[^Xx^^du*  +  aSXaf^^rfKrf»  ■^%Xx^^dv)  +  ...  =  £ 
oder  nach  (7),  S.  106: 

Ldu*  +  2Mdudv  +  Ndv*  .^  ...  =  2«. 
Berücksichtigen  wir  nur  die  Glieder  niedrigster  Ordnung,  so  finden  wir: 
Sali  28:  Diejenigen  einem  Punkte  (h,  »)  einer  Fläche 
unendlich  benachbarten  Punkte  (u  +  du,  v  +  dv),  die  in 
einer  zur  Tangentenebene  des  Punktes  (u,  v)  unendlich  be- 
nachbarten und  parallelen  Ebene  liegen,  sind  an  die  Glei* 
cbung  gebunden: 

Ldu*  +  2Mdudv  +  Ndv*  =  2«. 

Darin  bedeutet  «  den  auf  der  Normalen  des  Punktes  (u,  r)  mit 
Yorzeichen  gemessenen  Abstand  der  Parallelebene  von  der 
Tangentenebene. 

Die  Formel  dieses  Satzes  stellt  also  analytisch  die  Indicatrix 
des  Punktes  (u,  v)  dar  und  zwar  nach  der  oben  getroffenen  Fest- 
setzung auch  für  den  Fall  eines  parabolischen  Punktes. 

Im  Anscbluss  hieran  soll  ein  zweites  analoges  Problem  ganz 
kurz  erledigt  werden; 

Wir  wählen  auf  der  Normalen  des  Punktes  (u,  v)  einen  unend- 
lich benachbarten  Punkt,  dessen  Coordinaten  also  etwa  sind: 
x+Xfi,      y+Yri,      z  +  Zti, 

venu  17  eine  unendlich  kleine  Grösse  bedeutet,  und  wollen  diejenigen 
Tangentenebenen  der  Fläche  construieren ,  die  durch  diesen  Punkt 
gehen.  Sie  werden  einen  Eegel  umhüllen,  der  die  Fläche  längs  einer 
dem  Punkte  (u,  tr)  unendlich  benachbarten  Gurre  berührt  Ist 
(u  -t-  (f  u,  V  +  dv)  ein  solcher  Berührungspunkt,  so  muss  seine  Tan- 
gentenebene durch  den  gewählten  Punkt  geben.    Aber  die  Normale 


Pdr,yGOOgIe 


§  5.     Die  Indicatrix  eines  Fläehenpunkles.  143 


des  Punktes  (u  +  du,  v  +  dv)  hat  die  Sichtungscosinas,  die  aus 
X  T,  Z  herrorgehen,  wenn  darin  u-\-  du  und  r  +  du  statt  a  und  v 
geschrieben  vird,  d.  h.  die  Tangentenebene  dieses  Punktes  (u  +  du, 
V  4-  <f  v)  hat  in  den  laufenden  Coordinaten  ;,  9,  j  die  0-Ieichnng: 

8(X+X^£ftt  +  X,<fo){j  — ;r-«„rfw-ar,rft>)  -0. 

Setzen  wir  hierin  die  Coordinaten  ar  + JE»;,  y+  Yii,  x  +  Zfi  des 
angenommenen  Punktes  fUr  ;,  Q,  j  ein,  so  geht  die  Bedingung  heiror: 

S{X  +  X^du  +  X^dv)  {Xv  _  r^rf«  -  T^dv)  =  0 . 

Hierfür  kann  nach  XI  {H),  XI  {/)  und  (10),  S.  106,  geschrieben 
werden: 

fl  +  £du'  +  2Mdudv  +  Ndv'  =  0. 
Daher: 

Sats  29:  Legt  man  darch  einen  Punkt,  der  auf  der 
Normalen  des  Flächenpunktes  (u,  v)  liegt  und  von  diesem 
den  mit  Vorzeichen  gemessenen  unendlich  kleinen  Ab- 
stand q  hat,  alle  diejenigen  Ebenen,  die  die  Fläche  unend- 
lich nah  beim  Punkte  (u,  v)  berühren,  so  besteht  die  Be- 
rUhrungscurve  aus  den  an  die  Gleichung: 

Zdu'  +  2Mdudv  +  Tfdv*  =  -1} 
gebundenen  Punkten  (u  +  du,  v  +  dv). 
Also  kommt  nach  Satz  28: 

Sati  30:  Die  Ebenen,  die  eine  Fläche  längs  der  Indi- 
catrix  eines  Flftchenpunktes  P  berühren,  bilden  einen 
Kegel,  dessen  Spitze  so  liegt,  dass  der  Funkt  P  selbst  die 
Strecke  von  der  Spitze  bis  zur  Indicatrixmitte  im  Ver- 
hältnis  2:1  teilt 

Anhangsweise  erwähnen  wir  noch,  dass  aus  dem  Satze  27  folgt, 
dasB  jede  Fläche  zweiter  Ordnung  zwei  Scharen  von  Geraden 
enthält.  Denn  jede  Ebene,  also  auch  jede  Tangentenebene  schneidet 
eine  Fläche  zweiter  Ordnung  in  einem  Kegelschnitt  Da  er  nach 
dem  Satze  27  im  Berührungspunkt  einen  Doppelpunkt  haben  muss, 
zerfällt  er  in  zwei  Geraden.  Durch  jeden  Punkt  der  Fläche  gehen 
demnach  zwei  Geraden,  die  der  Fläche  angehören.  Nur  wenn  der 
Punkt  parabolisch  ist,  fallen  die  beiden  Geraden  zusammen.  Wenn 
dies  überall  auf  der  Fläche  der  Fall  ist,  so  ist  die  Fläche  nach 
Satz  20,  S.  132,  abwickelbar.  Aber  eine  abwickelbare  Fläche  wird 
—  wenn  sie  kein  Kegel  oder  Cylinder  ist  —  von  jeder  Normalen- 


Pdr,yGOOgIe 


144  Zweiter  ÄbechnUt:   Die  Krümmung  der  Fläche. 


ebene  ihrer  Gratlinie  nach  Satz  3,  I  S.  268,  in  einer  Curre  mit 
Spitze  geschnitten.  Da  die  Fl&che  Ton  zweiter  Ordnung  sein  soll, 
80  gebt  diea  nur  so  au,  dass  diese  Sclmittcurre  eine  doppelt 
zählende  Qerade  ist,  die  Fläche  also  die  der  Tangenten  einer 
ebenen  Curve  und  daher  selbst  eine  Ebene  ist  Die  Ebene  ist 
aber  nnr,  wenn  sie  doppelt  aufgefasst  wird,  von  zweiter  Ordnung. 
Alle  anderen  abwickelbaren  FlElchen  zweiter  Ordnung  sind  mithin 
£egel  oder  Cjrlinder. 

Umgekehrt:  Wenn  eine  Fläche  zwei  Scharen  von  Geraden 
enthält,  so  beweist  man  in  der  analytischen  Geometrie,  dass  sie  von 
zweiter  Ordnung  ist,  indem  man  nämlich  drei  Gerade  der  einen 
Schar  beliebig  annimmt  und  alle  Geraden  bestimmt,  die  diese  drei 
treffen.    Hithin : 

Sati  31 :  Die  nicht  abwickelbaren  Flächen  zweiter 
Ordnung  sind  die  einzigen  Flächen  mit  zwei  verBchiedeneD 
Scharen  Yon  je  od*  Geraden, 

Auf  dem  einschaligen  Hyperboloid  und  dem  hyperboliachen 
Paraboloid  sind  die  beiden  Scharen  reell,  auf  dem  zweischaligen 
Hyperboloid,  dem  elliptischen  Paraboloid  und  dem  Ellipsoid  imaginär. 
Zum  Ellipsoid  gehört  die  Kugel,  tod  der  wir  schon  wissen,  dass 
sie  zwei  Scharen  von  Minimalgeraden  enthält  (vgl,  Satz  26,  S.  64). 

§  6.   Veranschaulichung  der  KrDmmunoen  in  einem  Flftchenpunkto. 

Will  man  sich  ron  den  Erümmungsverhältnissen  in  einem 
Flächenpnnkte  eine  Vorstellung  machen,  so  kann  man  noch  yet- 
schiedene  andere  Wege  einschlagen.  Einige  Arten  der  Verdent- 
lichung  seien  hier  erwähnt; 

Die  Betrachtangen  des  Torigen  Paragraphen  legen  es  uns  nahe, 
die  Fläche  in  der  Umgebung  des  Punktes  P  durch  ein  Paraboloid 
za  ersetzen,  dessen  Scheitel  in  P  liegt  und  das  in  P  dieselbe  Indi- 
catrix  wie  die  Fläche  hat  Wenn  wir  nämlich  das  begleitende 
Axenkreuz  (|,  \},  j)  des  Punktes  P  wie  dort  benutzen,  sodass  die 
Indicatrix,  die  in  einer  der  Taugentenebene  unendlich  benachbarten 
Ebene  j  =-  Gonst  hegt,  die  Gleichung  (vgl  Satz  26,  S.  139): 

("  I-  +  I--2« 

hat,  so  brauchen  wir  nur  die  Beschränkung,  dass  j  unendlich  klein 
sein  soll,  aufzuheben,  lun  in  (1)  die  Gleichung  des  Paraboloids  vor 
uns  zu  haben.    Berücksichtigen  wir  den  Satz  1,  S.  105,  so  folgt: 


),g.,zedr,yGOOgIe 


§  6.    Veratuchautiekung  dar  Srümmungen  in  einem  FlädanpunkU.    145 

Satt  32:  Sind  ß^  and  B^  die  Hau ptkrUmmtingsra dien 
eines  Flftchenponktes  P  und  constraiert  man  daa  Para- 
boloid  mit  der  Oleichang: 

B,   ^  B,  '■ 

das  aaf  dasjenige  Goordinatensystem  bezogen  ist,  dessen 
f>  nnd  ^-Äxe  mit  den  Hauptkrümmangstangenten  von  P 
zasameufallen,  während  die  j-Aze  die  positive  Normale 
Ton  P  ist,  so  bestebt  zwischen  der  Fläche  and  dem  sie  mit 
seinem  Scheitel  in  P  berührenden  Paraboloid  folgende  Be- 
ziehang:  Wird  in  P  irgend  eine  Tangente  an  die  Fläche 
and  durch  diese  Tangente  irgend  eine  Ebene  gelegt  und 
coDstruiert  man  auf  der  Fläche  und  auf  dem  Paraboloid 
je  eine  Curve,  die  durch  P  geht,  dort  jene  Tangente  und 
die  Ebene  znr  SchmiegungsebeDe  bat,  so  haben  beide 
Gurren  in  P  auch  denselben  Erümmtingskreis,  anders  aus- 
gesprochen: Sie  berühren  einander  in  zweiter  Ordnung. 

Man  vergleiche  hierzu  Satz  16,  I  8.  190,  und  Satz  15,  I  S.  28. 
Mit  BQcksicbt  auf  die  Bemerkung  in  I  S.  171    oben  nennen   wir 
dies   Paraboloid    das   osculierende   Paraboloid   des  Flächen«   ' 
Punktes  P.^    (Vgl.  auch  9.  203.) 

Der  Sat2  32  kann  weniger  exact,  aber  kurzer  so  ausgesprochen 
werden : 

Batx  33:  In  Hinsicht  auf  die  Krümmung  der  Flächen- 
curven  in  einem  Punkte  P  kann  man  die  Fläche  durch  ein 
gewisses  Paraboloid  ersetzen,  das  die  Fläche  mit  seinem 
Scheitel  in  P  berührt. 

Oder  auch: 

Sats  34:  Hinsichtlich  der  Krümmung  der  Flächencurven 
bat  der  Scheitel  eines  allgemeinen  Paraboloids  den  Cha- 
rakter eines  allgemeinen  Fläcbenpunktes. 

Ist  P  elliptisch  oder  hyperbolisch,  so  gilt  dasselbe  von  dem 
osculierenden  Paraboloid.  Ist  insbesondere  P  ein  Nabelpunkt  (S.  1 19], 
80  ergiebt  sich  ein  Rotationspaxaboloid.  Ist  P  parabolisch,  z.  B. 
1  :^j  =  0.  so  artet  das  Paraboloid  in  einen  parabolischen  Cjlinder 


'  Dies  osculierende  Paraboloid  kommt  schon  bei  Edlbb  in   seinen  er- 
«Shnten  „Recbeichee"  vor.    Siehe  die  AnmerkuDg  m  S.  118. 

.n.  DUft.    n.  10 


.dr,yGoogIe 


U6 


ZwKÜa-  Abscimiä:   Die  Krümmung  der  FlädtA. 


Eine  andere  Art  der  VeraDschaaUchting  besteht  d&rin,  dass 
man  die  tod  den  ErQmmangakreisen  der  Normalachnitte 
des  Fl&chenpanktes  P  gebildete 
Fläcbfl  constniiert  Ihre  Gleicbnngen  sind 
leicht  aofzuetellen,  denn  in  der  Normal- 
schnittebene,  die  mit  der  ersten  H&apt- 
krUnunnngetaDgente  den  Winkel  9}  bildet, 
liegt  der  ErOmmnngskreis  mit  dem  £adins 
S,  der  nach  (7),  S.  1S4,  darch 


(2) 


Fig.  *»•  bestimmt  wird.    {Siehe  Fig.  49.)    Ist  y  der 

Winkel,  den  der  Badins  eines  Fnnktes  Q 
dieses  Kreises  mit  dem  Badias  des  Punktes  P  bildet,  so  hat  Q  die 
Coordinaten: 


;  =  J7  sin  y  cos  91 , 
Hierin  ist  der  Wert 


\^  =  Rän^psmq),      g— ^(1  —  cos  ip) . 


Ä  = 


1*  ^  +  flj  coe'  V 


(8) 


9  = 


einzusetzen.  Also  sind,  geschrieben  mittels  der  beiden  Parameter  tp 
und  tfj: 

_^      A,  £,  sin  v  coB  tp 

~     ~  "  (0  +  Ä,  CO8*  V  ' 

A,  ü^  Bin  ^  ein  9) 
Ä,  Hn'fi  +  ^icoa'qg  ' 
^      i;,fi,(l-c<»y) 

die  Gleichnngen  der  gesachten  Fläche.  Die  Fläche  ist  in  der  Form 
/'({,  9,  j)  =  0  durch  eine  algebraische  Gtleichnng  ansdrückbar. 
Statt  diese  Gleichung  durch  Elimination  von  qn  und  ifi  aus  (3)  ab- 
zuleiten, ändet  man  sie  bequemer  so:  Der  Ereis  mit  dem  Badius  S 
liegt  in  der  Ebene 

und  auf  der  Kugel 

E'  +  9'  +  i'  =  2Äi. 

Ans  der  ersten  Öleichung  und  aus  (2)  folgt  aber: 


Pdr,yGOOgIe 


§  6.    VenmecfuaUiohung  der  KHimmiungen  in  einem  Flächenpunläe.    147 


sodass  die  SnbBtitntion  dieses  Wertes  in  die  Oleichnng  der  Engel 
giebt: 

(4)  (e'  +  9'  +  i')(i-  +  -£-)-  2i{E»  +  9») . 


(E'  +  9'  +  i")(t  +  i) 

Die  Krümmangskreise  der  NonnaUchnitte  eines  Flächenpunktes 
bilden  somit  eine  Fläche  vierter  Ordnang.  Je  nachdem  der 
Paukt  elliptisch,  parabolisch  oder  hTperboliech  ist,  hat  diese  Fläche 
weeenÜich  yerschiedenes  Auesehen.  G&nzUch  im  Sndlicben  liegt  sie 
niir  im  Fall  eines  elliptischen  I^nktes.  Für  diesen  Fall  ist  sie 
unter  der  Annahme  B^  =  2Jt^    in   den   beiden  Figuren  50  und  51 


Fig.  60. 


Fig.  61. 


in  zwei  verechiedenen  Stellungen  wiedei^egeben.  Längs  eines  Teiles 
der  Flächennormale  dorchneidet  sie  sich  selbst 

Eine  andere  Fläche,  die  zur  Veranschaulichung  der  Lage  aller 
oo*  Erümmungskreise  aller  normalen  und  schiefen  Schnitte  durch 
den  Flächenponkt  P  dienen  kann,  hat  den  Vorzug,  für  die  drei 
Fälle  des  elliptischen,  parabolischen  und  hyperbolischen  Punktes 
stets  dieselbe  Gestalt  zu  haben.  Nur  ihre  Grösse  und  Lage  ist  ver- 
änderlich.    Man  erhält  sie  so: 

Auf  S.  105  erkannten  wir:  Legen  wir  dnrch  einen  Punkt  P 
der  Fläche  eine  Tangente  t  und  constmieren  wir  Flächencurren 
dnrch  P  mit  dieser  Tangente,  so  kann  man  jedesmal  auf  der  be- 
treffenden durch  P  gehenden  Hanptnormale  die  Krümmung  auf- 
tragen; der  Ort  der  Endpunkte  ist  eine  zur  Tangente  t  windschiefe, 


.dr,yGoogIe 


148 


Zweiter  AhKknitt:   Dia  Krümmung  der  Fiäehe, 


aber  senkrechte  Gerade  g.  Lassen  vir  die  Tangente  t  sich  nm  ¥ 
in  der  TaDgeatenebene  drehen,  so  gehen  oo '  Geraden  g  hertor. 
Die  gesuchte  Fläche  ist  die  ron  ihnen  gebildete  geradlinige  Fläche. 
Benutzen  wir  wieder  dae  Azenkreuz  (;,  ^,  j)  und  fassen  »ir 
die  Tangente  t  des  Punktes  P  ins  Äuge,  die  mit  der  f-Äxe  den 
Winkel  cp  bildet,  so  ist  die  zugehörige  Gerade  C|  diejenige,  die  den 
Winkel  <f  +  ^  mit  der  ^-Axe  bildet,  der  ^^-Ebene  parallel  läafi 
und  die  J-Äxe  im  Funkte  O  mit  der  Äbscisse 


schneidet.    Also  sind: 
(6)  j»— (siny. 


ß. 


die  Gleichungen  dieser  Geraden,  ausgedrückt  mittels  des  Para- 
meters L  Geben  wir  ip  und  t  alle  mSglichen  Werte,  so  sind  dies 
zugleich  die  Gleichungen  der  geradlinigen  Fläche,  ausgedruckt  mittele 
der  Parameter  tp  und  t     Wir  können  sie  auch  so  schreiben: 

(6)    s=-(8inq.,    9  =  *cosy,    i_|(i +  ^)  +  |(  '   _-^]cos2?. 


Wegen   der  Bedeutung 


winkligen  Coordinatensystems  (|,  17). 
hat  nun  die  Gleichungen: 


sehen  wir:  Geben  wir  t  einen  b^ 
stimmten  Wert,  während  y  be- 
liebig bleibt,  so  erhalten  vrir 
die  Schnittcurve  der  Fläche 
mit  demjenigen  IlotationscyliD> 
der  um  die  j-Axe,  dessen  Rf|- 
dius  gleich  (  ist.  Diesen  Cr- 
linder  wickeln  wir,  um  die 
Natur  der  Schnittcurve  zu  er- 
kennen, auf  diejenige  Ebene  E 
ab,  die  ihn  längs  der  Gerades 
in  der  Ebene  5  =  9  beröhrt 
(Siehe  Fig.  52.)  In  dieser 
Ebene  sei  eben  diese  Gersde 
die  »j-Axe  und  die  Tangente 
des  in  der  ^^-Ebene  gelegenen 
Kreises  die  |-Axe  eines  recht- 
Die  abgewickelte  Schnittcorte 


+  *i:- 


]  C0B3f>. 


Pdr,yGOOgIe 


oder,  wenn 


§  6.    Va-anaehauUekwtg  der  I&ümmuT^en  in  einem  FUüAe^»mki6.    149 

Wird  der  Badius  t  des  Cj'linders  gerade  gleich 

j 1^ 

gewählt,  so  kommt: 

).  ''-t(Jr  +  ^7)+i(ir-i)°"'''' 

2».+  J-» 
gesetzt  wird: 

Diese  Cnrre  entsteht  aus  der  Sianslinie  (vgl  I  S.  34): 

^  =  tu ,       q  =  da  o> 
durch  Vergrösserung  im  Maaasstab 

nnd  durch  Schiebung  längs  der  q-Axe  um  die  Strecke 

Die  Periode  der  Sinaslime  geht  von  o]  =  0  bis  a>  =  2n,  die  Periode 
der  abgewickelten  Curre  hat  also  die  Länge 


d.  h.  sie  ist  halb  so  gross  als  der  Cylinderumfang.  Daraus  erhellt 
oach  I  S.  195,  196,  dass  die  geradlinige  Fläche  (6)  ein  Gylindroid 
ist    (Siehe  Fig.  53,  S.  150.)     Somit:' 

Sati  35:  Zieht  man  durch  einen  Flächenpunkt  P  be- 
liebige Cnrven  auf  der  Fläche  und  trägt  man  auf  ihren 
durch  P  gehenden  Hanptnormalen  von  P  aus  jedesmal  die 
—  mit  Vorzeichen  versehene  —  Krümmung  der  betreffen- 
den Curve  in  P  als  Strecke  auf,  so  ist  der  Ort  der  End- 
punkte dieser  Strecken  ein  Cylindroid. 

*  1d  etwas  ODderer  Fassoug  findet  man  diesen  Satz  in  SAuioN-PiBi>u»'a 
.,AnaljtiBcher  Qeometrie  dea  Banmes,  II.  Teil",  3.  Aufl.,  Leipzig  1880, 

S.  560. 


Pdr,yGOOgIe 


ISO  Zumäer  Absehlitt:    Die  Krümmung  der  Fläche. 

Die  Cylindroide  sind  alle  einander  ähnlic}].    Ihre  Grösse  b&ngt 
nur  TOD  dem  Radius 


desjenigen  Cylinders  ab,  auf  den  zwei  Perioden  einer  der  Sinns- 
linie  äbnlicbea  Cnrve  aufgewickelt  werden.    Das  GjUndroid  hat  die 


Fig.  53. 

Flächennonnale  zur  Axe.  Seine  Mitte  bilden  die  Greradeu,  die  (6) 
ftlr  den  Wert  >f™±~  darstellt,  also  die  Geraden,  die  in  der 
Höbe 

(vgl  (23)  auf  S.  118)  Über  der  Tangentenebane  liegen.  Die  Tangent£C- 
ebene  schneidet  das  Cylindroid  in  den  Hanpttaugenten  tod  P, 
was  geometrisch  leicht  erhellt  und  auch  daraus  folgt,  dass  der  Wert 
Ton  j  in  (6)  für 

tg  7>  =  ±  ]/ -  ||       oder      cos  2(f>  =  f^''^^'^ 

gleich  Null  wird  (ygl.  (8)  aaf  S.  135). 

Wenn  das  Cylindroid  die  Tangentenebene  nicht  schneidet,  so 
ist  der  Flächenpunkt  elliptisch,  berührt  es  diese  Ebene,  so  iat  er 
parabolisch,  schneidet  es  diese  Ebene,  so  ist  er  hyperbohsch. 


Pdr,yGOOgIe 


§  7.     Conjvffierie  Rieihiungen. 


§  7.    CM^ugierte  RtcMungMi. 

Wir  haben  in  Satz  7,  S.  26,  festgestellt,  d&SB  eine  Fläche  durch 
die  Gesamtheit  ihrer  Tangentenebeneo  vSllig  definiert  werden  kann. 
Wir  Bähen,  dass  eine  nicht  abwickelbare  Fläche  oo*  Tangenten- 
ebenen  hat,  während  eine  abwickelbare  nar  oo '  hat  Dem  steht 
gegen&ber,  dass  eine  Schar  von  oo*  Punkten  eine  Fläche,  eine  Schar 
Ton  nor  oo'  aber  eine  Gurre  erzeugt.  Da  der  Baum  insgesamt 
00^  Funkte  und  qo^  Ebenen  enthält,  so  giebt  es  ansserdem  keine 
Gebilde,  die  von  stetigen  Scharen  von  Funkten  oder  Ebenen  erzeugt 
werden. 

In  gewissem  Sinne  also  stehen  den  Punkten  einer  Fläche  die 
Tangenteoebenen  der  Fl£che  gleichwertig  gegenüber.  Fasst  man 
die  Flächen  als  S^eugnisae  ihrer  Punkte  avi,  so  haben  die  Gurren 
—  anfge&sat  als  degenerierte  Flächen  —  eine  Ausnahmestellung. 
Fasat  man  die  Flächen  dagegen  als  Erzeugnisse  ihrer  Tangenten- 
ebenen au^  Bo  haben  die  abwickelbaren  Flächen  eine  Ausnahmestellung. 

Wir  wollen  hier  nicht  weiter  auf  diese  doppelte  ÄnfEasenng 
eingehen  und  nur  das  eine  Ei^bnis  daraus  zur  Bichtschnur  für 
die  folgenden  Betrachtungen  ziehen:  Um  die  Natur  einer  Stelle  auf 
einer  Fläche  zu  untersuchen,  können  wir  —  statt  wie  bisher  die 
Paukte  der  E^^che,  die  einem  bestimmten  Punkt  unendlich  benach- 
bart sind  —  auch  die  Tangentenebenen  der  Fläche,  die  einer  be- 
stimmten Tangentenebene  unendlich  benachbart  sind,  ins  Auge  fassen. 

Dies  soll  im  geguiwärügen  Paragraphen  gestdteheu. 

Es  sei  P  ein  Flächeupunkt  und  Sß  seine  Tangentenebene.  Eine 
anendlich  benachbarte  Tangentenebene  iQ  wird  die  Fläche  in  einem 
Punkte  Q  berühren,  der  dem  Punkte  P  unendlich  benachbart  ist. 
Fragen  wir  nns  nnn,  wie  diese  beiden  Tangentenebenen  $  und  O 
gegen  einander  liegen,  so  haben  wir  erstens  ihre  Schnittgerade  und 
zweitens  ihren  unendlich  kleinen  Winkel  za  bestimmen. 

Was  die  Schnittgerade  anbetrifft,  so  kann  man  bei  flüchtiger 
Überlegung  leicht  zu  einer  ganz  falschen  Auffassung  kommen:  Da 
nämlich  die  Tangentenebene  von  P  die  zu  P  nnendhch  benach- 
barten Flächenponkte,  mithin  auch  den  Funkt  Q  enthält,  umgekehrt 
also  auch  die  Tangentenebene  von  Q  den  Punkt  P,  so  schliesst  man, 
dags  PQ  die  Schnittgwade  sei.  Aber  dies  ist  falsch.  Ein  ein- 
bches  Beispiel  zeigt  es  denthch:  Auf  einem  BotatioDscjUnder  wählen 
wir  zwei  zunächst  endlich  entfernte  Pankte  P  and  Q  auf  einem  Ereis. 
Ihre   Tangentenebenen    sind    parallel   zur   Aze    des   GjUnders   und 


Pdr,yGOOgIe 


152  Zweiter  Abacknüt:   Die  l^ümmung  der  Fläche. 

schneiden  einander  daher  auch  in  einer  Parallelen  zur  Äxe,  und 
dies  gilt,  wie  nahe  anch  P  and  Q  einander  rQcken  mögen,  w&hrend 
doch  die  Gerade  PQ  die  Axe  senkrecht  kreuzt 

Der  Fehler  in  der  obigen  Überlegung  liegt  darin,  dass  der 
Punkt  Q  thatsächlich  nicht  in  der  Ebene  $  liegt,  sondern  von  ihr 
einen  Abstand  bat,  der  von  höherer  Ordnung  anendlicb  klein  ist, 
wenn  die  Strecke  PQ  als  anendlich  klein  Ton  erster  Ordnung  auf- 
gefasst  wird.  Ebenso  hat  P  von  der  Ebene  O  einen  unendlich 
kleinen  Abstand  von  höherer  Ordnung,  während  die  Tangenten- 
ebenen  $  und  D  einen  von  erster  Ordnung  unendlich  kleinen  Winkel 
mit  einander  bilden.  Vergrössem  wir  die  Figur  so  weit,  dass  die 
unendlich  kleine  Strecke  PQ  endlich  wird,  so 
bleibt  der  Winkel  der  Ebenen  immer  noch 
unendlich  klein  von  erster  Ordnung,  während 
P  von  D  und  Q  von  5ß  ebenfalls  je  einen  un- 
endlich kleinen  Abstand  von  erster  Ordnong 
hat.  Man  erkennt  aber:  Da  der  Winkel  nn- 
^-  ^*-  endlich  klein  ist,  so  sind  diese  beiden  letz- 

teren Abstände  unendlich  klein,  wo  auch  P 
in  ^  und  Q  in  Q  liegen  mag,  und  so  erhellt  aus  der  vergrösserten 
Fig.  54,  dass  die  Gerade  PQ  durchaus  nicht  die  fiichtung  der 
Schnittgeraden  beider  Ebenen  zu  haben  braucht 

Nun  soll  die  Schnittgerade  zweier  unendlich  benachbarter  Tan- 
gentenebenen analytisch  bestimmt  werden: 

Ein  Punkt  P  oder  (u,  w)  oder  (x,  y,  z)  hat,   wenn  X,  Y,  Z  die 
Bichtungscosinus  seiner  Normalen  sind,  die  Tangentenebene  in  den 
laufenden  Goordinaten  ;,  q,  j: 
(1)  Xte  -  i:)  -^-{9  -  y)  -f  /  (j  -  z)  =  0  . 

Ziehen  wir  irgend  eine  Curve  auf  der  Fläche,  d.  h.  nehmen  vrir  v 
als  Function  von  u  an,  nach  S.  11,  so  können  wir  längs  der  Ourve 
in  jedem  Punkte  (k,  »)  die  Tangentenefoene  construieren,  und  in  den 
Goef&cient«n  ihrer  Gleichung  (1]  tritt  dann  nur  der  eine  Para- 
meter u  auf.  Nach  Satz  15^  I  8.  293,  umhüllen  diese  oo'  Ebenen 
eine  abwickelbare  Fläche.  Auf  ihr  ist  die  durch  den  Punkt  (w,  p) 
gehende  Erzeugende  die  Schnittgerade  der  Tangentcuebene  dieses 
Punktes  mit  der  Tangentenebene  des  unendlich  benachbarten  Gurven- 
Punktes  (tt  ■\- du,  u  -(-  dv).  Sie  ist  nach  Satz  14,  I  S.  292,  durch 
die  Gleichung  (1)  und  die  aus  (1)  durch  totale  Differentiation  nach  u 
hervorgehende  Gleichung  dargestellt  Dadurch  ei^ebt  sich  aber 
die  Gleichung; 


Pdr,yGOOgIe 


§  7.    Conjugierte  Biekiungen. 


oder  nach  XI  (/)  einfacher: 

(2)  S(^  +  i.-U)(J_»)-0. 

Die  Gleichungen  (1)  und  (2)  stellen  also  zusammen  die  Schnitt 
gerade  der  Tangenteiiebene  des  Punktes  (u,  t>)  mit  der  Tangenten- 
ebene  des  Punktes  (v  +  du,  v  +  dv)  dar.  Sie  geht  durch  den  Punkt 
(u,v)  oder  (z,  y,  z)  selbst  (Streng  genommen  freilich  geht  sie  un- 
endlich nah  an  ihm  vorbei,  was  abei*  bei  der  Aufstellung  der 
endlichen  Oleichungen  der  Geraden  nicht  in  Betracht  kommt)  E^ 
mögen  n  und  v  beim  Fortschreiten  auf  der  Schnittgeradeo  Incre- 
mente  3u  und  Sv  erfahren.    Alsdann  müssen  die  Werte 

l  =  X  +  x^Su  +  x^Sv 
u.  s.  w.  beide  Gleichungen  (I)  und  (2)  erf&Uen.    Die  erste  Gleichung 
wird  wegen  XI  (/)  identiach-  erfOllt,  während  die  zweite  liefert: 

Multiplicieren  wir  dies  aus,  so  ergiebt  sich  nach  (10),  S.  106: 

oder,  wenn  dv:du  =  k  und  9v:3u  =  x  gesetzt  wird: 
[3)  L  +  M{h  +  «)  +  JVAx  =  0. 

Also  haben  wir  den 

Sats  36:  Die  Tangentenebene  eines  Flächenpunktes  (u,  k) 
schneidet  die  Tangentenebene  des  in  der  Richtung (A  =  (fv:</u) 
unendlich  nah  gelegenen  Punktes  der  Fläche  in  einer  Ge- 
raden, deren  Sichtung  {x=Sv:Sit)  durch  die  Formel 

L  +  M{k  +  x)  +  likx  =  (i 
bestimmt  wird. 

Man  bemerkt  sofort,  dass  die  Formel  (3)  symmetrisch  in  k 
und  X  ist  Die  Beziehung  zwischen  beiden  Richtungen  (A)  und  (x) 
ist  also  vollkommen  wechselseitig. 

Die  Formel  (3)  wird  im  allgemeinen  för  verschiedene  Werte 
von  k  verschiedene  Werte  von  x  geben.  Dies  ist  nur  dann  nicht 
der  Fall,  wenn  ihre  linke  Seite  das  Product  zweier  linearer  Aus- 
drttcke  ist  von  der  Form: 

{a  +  ßk){a  +  ßx), 


Pdr,yGOOgIe 


Zweiter  Absehmtf:   Die  Krvmmiung  der  Fläche. 


denn  dann  gehört  zu  jedem  Werte  k  immer  derselbe  Wert  x  ■>  ^  a-.ß. 
Dieser  Ausnahmefall  tritt  ein,  wenn 

L:M:N  -a':aß:ß* 
oder  also 

ist,  d.  h.  nach  Satz  19,  8.  132,  fa.T  die  abwickelbaren  Flächen. 
Dies  ist  nicht  überraschend,  denn  eine  abwickelbare  Fläche  hat  jt 
nur  CO '  Tangentenebenen,  nnd  je  zwei  anendlich  benachbarte 
schneiden  sich  in  einer  Erzeugenden.  Wenn  also  P  auf  einer  ab- 
wickelbaren Fläche  nach  irgend  einer  Sichtung  fortschreitet  mid 
nicht  gerade  in  der  durch  P  gehenden  Erzeugenden  bleibt,  so  wird 
die  neue  Tangentenebene  die  alte  längs  der  Eizeagenden  Ton  P 
schneiden. 

Da  wir  bei  unseren  Betrachtungen  die  Bichtungscosinns  X,  T,Z 
der  Normalen  gebraucht  haben,  so  haben  wir  von  Tomherein  die 
Tangententlächen  der  MinimsJcurren  (siebe  S.  28,  29)  ausgeschlossen. 
Weil  aber  diese  Flächen  auch  zn  den  abwickelbaren  gehören,  so  ist 
der  folgende  Satz  allgemein  richtig: 

Sati  87:  Auf  einer  nicht-abwickelbaren  Fläche  ist  jeder 
Fortschreitungsrichtnng  Ton  einem  Punkte  P  der  Fläche 
aus  eine  zweite  Fortscbreitungsricbtung,  und  zwar  wechsel- 
seitig, zugeordnet  derart,  dass  sich  die  Tangentenebeoe 
des  Punktes  P  um  die  eine  Richtung  dreht,  -wenn  der  Punkt 
die  andere  Bichtung  einschlägt 

Diese  Paare  [k),  (x)  von  Achtungen  heissen  conjugierte  Rich- 
tungen und  ihre  zugehörigen  Tangenten  conjugierte  Tangenten, 
und  zwar  deshalb,  weil  zu  ihnen  conjugierte  Durchmesser  der  Indi- 
catrix  des  Flächenpunktes  P  gehören.*  In  der  That,  wenn  wir 
das  begleitende  Axenkreuz  von  P  (Tgl.  S.  133)  nnd  die  Grössen  j,  ? 
als  Parameter  benutzen,  sodass 

zu  setzen  ist,  so  tritt  an  die  Stelle  von  (3): 

W  i  +  ^-O' 

¥gL  (8)  und  (6)  auf  S.  134./  Aber  conjugierte  Durchmesser  der 
Indicatrix: 


.■  +  ir-2i. 


'  Nach  Dnpn,  Biehe  die  Anm.  anf  S.  127. 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


§  7.    Gonjvgwiß  lüchlungen. 


TgL  (10)  aaf  3.  138,  bildsn  mit  der  ersten  Äz«  des  KegeUcbnittes 
solche  Winkel  a  uod  ß,  fUr  die 


(5)  •    +^-«^  =  0 


ist.  Nun  sind  k  und  x  auf  der  andern  Seite  gerade  die  Tangenten 
derjenigen  Winkel,  die  tod  den  Richtnngen  (k)  und  {«)  mit  dieser 
Axe  gebildet  werden.    Die  Tergleicbong  ron  (4)  mit  (5)  lehrt  also: 

8ati  38:  Die  conjugierten  Durcbmesserpaare  der  Indi- 
catriz  eines  Flächeopunktes  P  sind  parallel  zu  solchen 
Fortschreitnogsrichtangen  von  dem  Punkte  P  aus,  von 
denen  die  eine  die  Drehgerade  der  Tangentenebene  ist, 
sobald  der  Berührungspunkt  von  P  ans  die  andere  Rich- 
tung einachl&gt 

Die  Formel  (3)  soll  noch  —  indem  wir  wieder  zu  den  Para- 
metern u,  V  zurückkehren  und  abo  k  =  dv.du,  x  =  Sv.Su  setzen 
—  in  dem  Satze  festgehalten  werden: 

Satz  39:   £b  ist 

LduSu  +  M{duSv  -\-dv8u)  +  NdvSv  =  Q 

die  Bedingung  dafür,  dass  zwei  Fortschreitungsrichtungen 
(dv.du)  und  {öv.Sv)  auf  der  Fläche  zu  einander  conjn- 
giert  sind. 

Will    man    sieli    den   Zmammeahuig    zwiscben   den   coDJu^erten  Fort- 
schreitnogsrichtangen nnd  den  conjagierten  Durchmessern  der  Indtcatrii  geo- 
metrisch verständlich  machen,   so  kftnn  man 
so   verfabreD:    Die   Tangentenebene    von    P 

ist  der  Ebene  der  Indieatrix  parallel,  siehe  "=3^111^^^^^=-^ 

Fig.  55.     Wird   nun  «n  zu  P  unendlich  be-       _^ 

nachharter  Punkt  Q  iigendwo  auf  der  Indi-  c;^^_V .. .V -j| ,_— V ''y  \ 

catrii  gewählt,  so  enthält  seine  Tangenten-  «  ""'^     m — "^     \ 

ebene  die  Tangente  t  der  Indicatriz.     Da  t  \     ;     *\ i 

der  erateren  Ebene  parallel  iat,  eo  schneiden  ^~\ 

die  beiden  Ebenen   einander   in  einer  Par- 
allelen zu  t.   Aber  beim  Kegelschnitt  ist  be- 
kanntlich der  zam  Durchmesser  des  Punktes  ^'K-  ''^- 
Q  conjngierte  Durchmesser  parallel  der  Tan- 
gente t  von  Q.    Also  ist  auch  die  Schnittgerade  beider  Tangentenebenen  diesem 
conjugierten  Durchmesser  parallel. 

Den  Inhalt  der  Formel  (5)  wollen  wir  noch  in  dem  Satze  aus- 
sprechen: 

Bati  40:  Zwei  Fortschreitungsrichtnngen  ron  einem 
Flächenpnnkte    P   aus,    die    mit    der    ersten    Hauptkrüm- 


Pdr,yGOOgIe 


156  Zweiter  Äbtehmtf:   Die  Krümmung  der  Fläche. 

mangsrichtang  von  P  die  Wickel  a  and  ß  bilden,  sind 
dann  and  nur  dann  conjugiert,  wenn 

tg«tg/3_-|- 

ist,  wobei  i?,  und  Jf^  die  Hauptkrammungsradien  von  P 
bedeuten. 

Nach  Satz  11,  8.  33,  ist: 

■      S-i-F{k  +  x)+  Gkx~0 

die  Bedingimg  dafUr,  dass  die  beiden  Richtungen  {k  =  dv.du)  und 
{^  =  Sv:Sti)  auf  einander  senkrecht  stehen,  während  wir  oben  die 
Formel: 

als  Bedingung  fOr  conjugierte  Sichtungen  erhalten  haben.  Sind 
beide  Bedingungen  erfUllt,  so  sind  die  zugehörigen  Durchmesser  der 
Indicatrix  die  Hauptasen  und  die  Richtungen  {h)  und  (x)  also  die 
Hauptkrümmungsrichtungen.  Hiermit  sind  die  beiden  Formeln  (17) 
auf  S.  1 1 7  geometrisch  gedeutet  .  Also : 

Satz  41:  Die  HauptkrUmmungsrichtungen  einesFlächen' 
pnnktes  sind  die  gleichzeitig  zu  einander  senkrechten  uii<l 
zu  einander  conjugierten  Fortschreitungsricbtungen  des 
Punktes. 

Bekanntlich  sind  die  Asymptoten  eines  Kegelschnittes  die  za 
sich  selbst  conjugierten  Durchmesser.  Sie  ergeben  sich  hier  durch 
die  Annahme  k  =  }t.    Also  ist 

die  Bedingung  für  die  Richtung  {k)  einer  Asymptote  der  Indicatris 
oder,  was  dasselbe  ist,  einer  Haupttangente  (vgl.  (2)  auf  S.  127). 
Also: 

Satz  42:  Die  Haupttangenten  eines  Flächenpunktes  sin<l 
diejenigen  Tangenten,  von  denen  jede  zu  sich  selbst  con- 
jugiert ist. 

Mithin  auch: 

Satz  43:  Nur  dann  dreht  sich  die  Tangentenebene  eines 
Flächenpunktes  um  die  Fortschreitungsrichtung  des  Punk- 
tes, wenn   diese  Richtung  die  einer  Haupttangente  ist 

Ist  ein  Flächenpunkt  ein  Nabelpnnkt  (S.  110),  so  ist  die  In- 
dicatrix   ein  Kreis  und  die  Bedingung  ftkr  das  Conjugiertsein  iden- 


Pdr,yGOOgIe 


ConjugUrU  moktangen.  157 


tisch  mit  der  für  daa  Orthogonaleein.  Destialb  ist  auf  der  Kagel 
(vgl.  Satz  6,  S.  112)  jede  Tangente  zu  der  zu  ihr  Benkrecbten  Tan- 
gente desselben  Punktes  conjugiert 

Da  die  Asymptoten  eines  Kegelschnittes  jedes  conjugierte  Dnrcb- 
messerpaar  harmonisch  trennen,  so  ergiebt  sich  bei  der  Anwendung 
auf  die  Indicatrix  ein  ä&chentheoretischer  Satz,  den  wir  aber  direct 
beweisen  wollen: 

£s  seien  i~^  und  \  die  zu  den  Haupttangenten  von  P  gehörigen 
Werte  von  dv.du,  sodass 
(6)  L  +  2MX  +  ^A»  =  0         (für  A  =  ij  oder  Ä,) 

ist.  Ferner  seien  [k)  und  {«)  zwei  Richtungen,  die  von  den  Haupt- 
tangenten  harmonisch  getrennt  werden.  Nach  Satz  46,  S.  92,  ist 
alsdaon  das  Doppelverbältnis : 


('gl 

.  I  S.  332) 

oder 

t^^^  =  - 

\K 

-ift +«(*  +  »)  +  '«■ 

-0 

Da 

aber  nach 

(8) 

ist, 
wie 

HO  kommt; 

i  +  «■(i^-«)  +  ^J«-o 

in  (3).    Somit: 

N 

Satz  44:  Conjugierte  Tangenten  eines  Fläcbenpunktes 
sind  solche,  die  von  den  Hanpttangeuten  des  Punktes  har- 
monisch getrennt  werden. 

Wir'  sprachen  oben  Ton  den  conjugierten  Tangenten  für  den 
Fall  einer  abwickelbaren  Fläche.  Wir  können  nun  eine  beliebige 
Curre  c  auf  einer  nicht- abwickelbaren  Fläche  zu  einer  abwickel- 
baren, wie  auf  S.  152  geschah,  in  Beziehung  bringen,  da  die  Tan- 
gent«nebenen  längs  c  eine  abwickelbare  Fläche  umhUUen.  In  jedem 
Punkte  Ton  c  ist  die  Tangente  von  c  sowohl  auf  dieser  FUlche  wie 
auf  der  nicht*  abwickelbaren  zur  Erzeugenden  der  abwickelbaren 
Fläche,  die  ja  auch  Tangente  ist,  conjugiert     Daher: 

Sati  45:  Coustruiert  man  diejenige  abwickelbare  Fläche, 
die  eine  gegebene  Fläche  längs  einer  Curve  c  berttbrt,  so 
ist  in  jedem  Punkte  von  c  die  Tangente  von  c  zur  hin- 
durchgehenden Erzeugenden  der  abwickelbaren  Fläche 
conjugiert. 


Pdr,yGOOgIe 


168  Zweiter  Abtehmü:   Die  Krümmung  der  Flachs. 

Wird  eine  Fläche  durch  eine  solche  Lichtquelle,  die  aIs  ein 
Punkt  L  aufgefasst  werden  kann,  beleuchtet,  bo  ist  die  Schatten- 
grenze auf  der  Fläche  die  Cuire,  in  der  die  Fläche  von  dem- 
jenigen Tangentialkegel  berührt  wird,  desaen  Spitze  X  ist  Die 
Tangenten  der  Schattengrenze  sind  daher  nach  uneerem  Satze  con- 
jngiert  zu  den  jeweiligen  tangierenden  Lichtstrahlen.  — 

Es  erübrigt  nun,  die  oben  angekflndigte  zweite  Aufgabe  zu  be- 
handeln, nämlich  den  unendlich  kleinen  Winkel  zweier  unendlich 
benachbarter  Tangentenebenen  zn  bestimmen.  Dieser  Winkel  ist 
derselbe  wie  der  zweier  unendlich  naher  Fl&<^ennomialen ;  und 
diesen  untersuchen  wir  im  nächsten  Paragraphen. 


§  8.    Unendlich  benachbarte  Normalen. 

Um  die  geometrische  Natur  einer  Stelle  aaf  einer  Fläche  noch 
weiter  zu  erforschen,  betrachten  wir  jetzt  die  Lagerung  der  nnend- 
lich  vielen  Normalen  der  Fläche,  die  einer  Normalen  unendlich  be- 
nachbart Bind.*  Dabei  brauchen  wir  die  Richtungscosinus  X,  ¥,  Z 
der  Normalen  und  ihre  Änderungen  bei  unendlich  kleinen  Än- 
derungen der  Parameter  u,  v,  d.  h.  also  ihre  partiellen  Differential- 
qaotienten  nach  u  und  v. 

Nach  XI  (fl)  ist: 

Nach  (10),  S.  106,  ist  ausserdem: 

%x^X^ M. 

Dies  sind  drei  in  X^,  Y^,  Z^  lineare  Gleichungen,  deren  Detei^ 
minante  nach  XI  (£}  den  Wert  H  bat^  Hithin  giebt  ihre  Auflösung 
mit  Bückeicht  auf  XI  (AT):» 


'  Die  BeiiehuDgea  zwiachen  den  Winkeln  anendliofa  benachbtuter  FlSchen- 
normalen  worden  von  Bbbtkahd  zuerst  genftuer  nnterencht'.  „Memoire  enr 
la  th6orie  des  surfaces",  Jonmat  de  Hathäm.  pures  et  «ppl-,  1.  eine, 
t.  IX  (1844),  aneh  Comptes  Rendua  t  XVII  (184S). 

*  Diese  Formeln  finden  sich  implicite  bei  WaiNaAiTEK,  „Ober  eine 
Classe  anf  einander  abwickelbarer  FUchen",  Journ.  f.  d.  reine  n. 
angen.  Math.  59.  Bd.  (1881),  während  sie  för  specielle  Parametercnrven  schon 
früher  TOrkommen. 


Pdr,yGOOgIe 


§  8.    IMeitdtieh  benachbarte  Normalen. 


(1) 


Ebenso  lassen  sich  X^,  ¥^,  Z^  berechnen.    Bequemer  finden  vir  sie 
aber  ans  (1),  wenn  wir  u  mit  v,  E  mit  G  und  L  mit  iV  vertauschen: 


(2) 


Wir    leiten   hieraos    sogleich    noch    einige    nachher    nfltzliche 
Formek  ab.    Aus  (1)  und  XI  {Ä)  folgt: 

%X,'  -  ^\l,FM-OLfI+'HFM-OL)[FL-MM)r+{FJ,-MM)'(f]. 

Moltiplicieren  wir  alles  aus,  so  heben  sich  mehrere  Glieder,  und 
es  bleibt: 

oder: 

(3)  8V  = 

Analog  kommt  nach  (2) 

(4)  SX,'  = 

E^e  ähulictie  Bechnnng  liefert  nach  (t)  niid  (2): 
...  evv        01M+ EMN- FM'- FLN 


aV-2FLM+  BSP 


EN*-2FMN  Jf  OL* 


Mit  fiückaicht  auf  die   Werte  too  H  and  K  in  Satz  11,  S.  119, 

können  vir  kürzer  schreiben: 

(6)    %X^  =  HL-KE,    ZS^X,  =  HM-KF,    ZX*='B2i-KG, 

Die  Normale   des  Flächenpunktes  F  oder  (z,  y,  z)  oder  (u,  o) 
bat  in  den  laufenden  Coordinaten  £,  q,  j  die  Qleichungen: 
{')  s  =  jr  +  X(,        9=y+7(,        j  =  «  +  /(, 

ansgedrQckt  mittels  eines  Parameters  t,  der  den  (mit  Vorseichen 


]H,zedr,yGOOgIe 


160  Zweiter  Abschnitt:   Du  Krümmung  der  Fläche. 

verBehenen)  Abstand  de3  Panktes  (f,  Q,  j)  der  Normalen  von  ibram 
FiiBspnnkt  {x,  y,  z)  bedeutet  Analoge  Bedeatnng  hat  der  Para- 
meter T  in  den  Gleichungen  i 

%  =  x  +  dx-\-{X+dX)r, 
Xi^y  +  dy-\-{Y+dT)T, 

i  =  z  +  dz  +  {Z  +  dZ)T 

der  Normalen  eines  dem  Punkte  P  oder  {x,  y,  z)  unendlich  benach- 
barten Punktes  Q,  oder  (x  +  dx,  y  +  dy,  z  +  dz)  der  Fläche.  Die 
zu  Q  gehörigen  Flächenp&rameter  seien  u  +  du,  o  +  dv. 

Im  allgemeinen  werden  die  beiden  Normalen  (7) 
und  (8)  —  wie  Qberhanpt  zwei  unendlich  benachbarte 
Geraden,  vgl  I  S.  270  bis  272,  —  einander  nicht 
schneiden,  sodass  es  ein  Problem  ist,  ihren  kürze- 
sten Abstand  AS  zu  bestimmen.  (Siehe  Fig.  56.) 
Es  fragt  sich,  welchen  Parameterwert  t  bez.  t  der 
durch  (7)  bez.  (8)  dargestellten  Punkt  hat,  wenn  er 
einer  der  Endpunkte  A  bez.  B  dieses  Abstandea  ist  Da 
der  Abstand  zu  den  Normalen  senkrecht  ist,  liegt  er 
in  der  Ebene,  die  in  dem  Punkt  A  auf  der  ersten 
Normalen  senkrecht  steht  und  deren  Gleichung  in 
den  laufenden  Coordinaten  ;,  q,  j  so  lautet: 
X(x-x)+r(l^-y)  +  Za-z)~t. 

Setzen  wir  hierin  die  Werte  (8)  ein,  so  ergiebt  sich 
für  den  Punkt  B  auf  der  zweiten  Normalen  die  Be- 
Fig.  ö6.        dingung 

SXdx  +  SX[X  +  dX)T  =  t. 

Wegen  XI  {B)  und  XI  (I)  kommt  hieraus:   r  =  t. 

Die  beiden  Endpunkte  A  und  B  des  gesuchten  kUrzeeten  Ab- 
standes  gehören  also  zu  einem  und  demselben,  aber  noch  unbekannten 
Werte  n  von  (  und  r.  Dieser  Wert  muss  so  beschaffen  sein,  dass 
die  Verbindende  der  beiden  Punkte  A  und  B  oder  (7)  und  (8)  auch 
auf  der  zweiten  Normalen  senkrecht  steht  Da  diese  Normale  die 
Bichtnngscosinus  X  +  dX,  ¥  +  d¥,  Z  +  dZ  hat,  dagegen  die  Rich- 
tungacosinus  der  Geraden  A  B  den  Differenzen  entsprechender  Co- 
ordinaten (7)  und  (8)  für  t  =  t  =^  n  proportional  sind,  so  ist  zc 
fordern : 

Z{X -]r  dX){dx  +  dX ■  n)  =  ^ . 


Pdr,yGOOgIe 


§  8.     UtundHek  henachbtarU  Normalen. 


Wegen  XI  {B)  and  XI  (/)  rednciert  «oIi  diese  Bedingong  auf: 

aad  giebt: 

W  " wn^ 

Hierin  ist  der  Zähler: 

=  ZX^x^du*  +  {8^-r,  +  ZX^x^dudv  +%i:^x^dv* 
oder  nach  (10),  S.  106: 

(10)  ^dXdx  =  -{Ldv}  +  2Mdudv  +  Ndv'}. 
Femer  hat  der  Nenner,  nämlich: 

idX*=T.S{X^du  +  X^dv)'-SXJdu*  +  2SX^X^dudv  +  SX^'dv^, 
nach  (6)  den  Wert: 

(11)  SdX'^ff(Ldu'+2Md«dv  +  Näv*)-£{Edii'+2Fdudv+Gdv*), 
aodaas  (9)  giebt; 

[  i]     n-    jj2,rfi«*  +  iUdudv  +  Ndv*)-K{Bdu'  +  SFdudp  +  Ödv*i  ' 

Dies  ist  also  der  Abstand  J*A  fUr  de^jemgen  Punkt  A,  iu  d«m  der 
kürzeste  Abstand  der  Normalen  des  Punktes  P  oder  (u,  v)  von  der 
Nonnalen  des  Punktes  Q  oder  (a  +  du,  v  +  dv)  beginnt 

Ferner  bezeichne  dv  den  unendlich  kleinoi  Winkel,  den  beide 
Nonnalen  mit  einander  bilden.    Nach  (17),  I  S.  182,  ist,  da  X,  Y,  Z 
die  Bichtangscosinus  der  einen  und  X+  dX,  Y+  dT,  Z+  dZ  die 
der  anderen  Normalen  sind: 
(13)  dv*^SdX*, 

also  nach  (11): 
(U)  dv*  =  S(Zdu*+  2Afdudv  +  JVdv')  -  K{Edu*+  2Fdudv  +  Odv^. 

Da 

dt*—  £du'  +  2Pdudtt+  Gdv* 

das  Quadrat  des  Bogenelemeotes  PQ  ist,  so  folgt  ans  (14): 

(15)  L  du*  +  2Mdu  dv  +  ^rfr»  =  dv^'  +  Ed»'' 

und  also  nach  (12): 

Qeom.  Din.    II.  11 

D,gnzedr,yGOOgIe 


162  Zweiter  Abtekmü:   Die  Srümmung  der  Fläche. 

Endlich  aeä  noch  cfn'  dieL&oge  dea  kürzesten  Äbstandea  AB  beider 
Normalen.     Da   die  Gbössea  {7)  fdr  ^  =  n  die  Coordinaton  von   A 
und  die  G^rÖBsen  (8)  ftkr  z  =  n  die  Goordinaten  von  B  sind,  80  ist: 
(17)      dn*  =  S[dx  +  dX-nf  =  Sdx*  +  2nSdxdX  +  n*SdX^. 
Naot  (10),  (13),  (15)  and  (16)  folgt  hieraus: 

oder  auch: 

(19)  drt'  +  n'dv'^dt'. 

Zum  beBseren  Verständnis  möge  die  Fig.  57  dienen,  in  der  I'A 
die  eine  und  QB  die  andere  Normale  bedeuten  soll,  also  die 
Strecke  PQ  und  ebenso  der  Winkel  von  PA  und  Q  B 
als  unendlich  klein  aufzufassen  ist  Zieht  man  durch 
B  die  Parallele  BC  zu  AP  und  macht  sie  gleich  AP, 
so  steht  PC\AB  auf  PA  and  (^B  und  deshalb  auch 
auf  der  Ebene  (^BC  senkrecht.  Das  Dreieck  PQ,C 
hat  also  in  C  einen  rechton  Winkel,  sodass: 
PCS  +  CQ»  =  PQ» 

ist  Da  CQ  die  Projection  von  PQ  auf  die  Ebene 
<IBC  ist  and  4=-^$-^  i^tir  <iii>  anendlich  wenig  von 
einem  rechten  Winkel  abweicht,  weil  ^B  die  Normale 
von  Q  ist,  Bo  weicht  auch  -^CQ£  nor  unendlich  wenig 
von  einem  rechten  ab.  Weil  ferner  -^QÄC=rf» 
und  CB  =  PA  s:  tt  ist,  so  ist  also  —  abgesehen  von 
unendlich  kleinen  GHedem  höherer  Ordnung: 
Fig.  57. 
*  Cq  =  ndp. 

Ausserdem  ist  PC  =  AB  =  dv.  und  PQ  =  di.  Setzen  wir  diese 
Werte  in  die  obige  Gleichung  ein,  so  geht  wieder  die  Formel  (19) 
hervor. 

Die  ItichtungscoBinus  des  kürzesten  Äbstandes  AB  sind  nach 
S.  160  proportional 

dx  +  ndX,       dy  +  ndY,       dz  +  ndZ. 

PC  ist  die  zu  dem  kürzesten  Abstand  AB  parallele  Fortachreitunga- 
richtung  aaf  der  Fläche.  Längs  ihrer  mögen  u  and  v  um  Su  und 
Sv  wachsen.  Dann  mUssen  die  eben  angegebenen  GrOssen  den  drei 
anderen : 

x^Su  +  x^Sv,      }/^Su  -\- y^iSv,       z^Su  +  z^Sv 


Pdr,yGOOgIe 


§  8,    Vnmdiich  benaehbarU  Normalen.  16S 

proportional  aein.    "Ea  giebt  also  einen  Factor  q  (tc,  v)  derart,  dass: 

x^Su  +  xjv  =  Q\{x^-if  nX^du  -^  {x^-\-  nX^dv\, 

z^bu  +  z^Sv  =  q[{z^  +  nZ^du  +  (z,  +  nZ^  dv] 

ist  Multiplicieren  vir  die  drei  Gleichnngen  mit  X,  Y,  Z  und  ad- 
dieren sie,  30  geht  wegen  X  {R)  nnd  X  (7)  eine  Identität  hervor. 
Kb  liegen  also  thatsächliclL  höchstena  zwei  von  einander  nnabhängige 
Gleichungen  vor.  Um  sie  nmzufonnen,  moltipliciereQ  wir  die  drei 
Gleichungen  mit  J^,  Y^,  Z^  bez.  X^,  Y^,  Z^  nnd  addieren  sie  jedes- 
mal.    Nach  (10),  S.  106,  kommt  dann: 

-  Ldu-M8v=Q{-Ldu-  Mdv-\-n(^X^^du-k-%X^X^dv)-\, 

-M8u-NSv  =  Q\_-Mdu-Iidv-\-n(%X^X,du-\-%X^'dv)-\. 

Um  die  Hälfsgr&sse  q  zq  eliminieren,  multiplicieren  wir  die  erste 
Gleichung  mit  du  und  die  zweite  mit  dv.  Addieren  wir  sie  dann, 
30  wird  nämlich  die  rechte  Seite  wegen  (6)  nnd  (12)  gleich  Null, 
sodass  bleibt: 

LduSu-ir  M{duSv  +  dvSÜ)  +  NdvSv-O. 

Nach  Satz  39,  S.  155,  heisst  dies:  Die  Richtung  {Sv.Su)  ist  zur 
Richtung  (dv.dü)  conjngiert  Mithin,  da  die  Richtung  Sv.Su  die 
Ton  PC  oder  AB  ia  Fig.  57  ist: 

Batz  46:  Geht  man  von  einem  Flächenpunkt  P  zu  einem 
unendlich  benachbarten  Q  über,  constrniert  die  Normalen 
beider  nnd  den  kürzesten  Abstand  der  Normalen,  so  ist 
die  Richtung  dieses  karzesteo  Abstandes  dieselbe  wie  die 
zn  PQ  coDJngierte  Fortschreitungsrichtnug  auf  der  Fläche. 

Mau  hätte  dies  auch  aus  Satz  38  nnd  Fig.  55  auf  S.  155  geo- 
metrisch  folgern  können,  denn  die  Schnittlinie  der  Tangentenebenen 
Ton  P  imd  Q  ist  zu  beiden  Normalen  senkrecht  nnd  hat  also  die 
Richtung  des  kürzesten  Ahstandes  beider  Normalen. 

Oben  erkannten  wir  im  Anschluss  an  (8),  dass  die  Normale  des 
Punktes  Q  die  zur  Tangeatenebene  von  P  im  Abstände  t  parallele 
Ebene  in  demjenigen  Punkt«  trifft,  dessen  Coordinaten  durch  (8)  fllr 
T  =  t  gegeben  werden. 

Nehmen  wir  jetzt  t  irgendwie  bestimmt  an,  während  wir  die  Incre- 
mentfl  du  und  dv  beliebig  lassen,  so  geben  nach  (8)  die  Gleichungen 


Pdr,yGOOgIe 


Zweiter  Abschnitt:    Die  Krümmung  der  FlädiA. 


(20) 


\i=y  +  y^du  +  y^dv  +  {i-  +  7,  rfw  +  Y^dv)t, 
j  =  7  +  r^  dw  +  z^dv  +  (2  +  2,  Ja  +  Z^dv)  t 


die  Schnittpunkte  (i,  9,  j)  jener  Par&Uelebene  mit  den  unendlich 
vielen  Normalen  au,  die  der  Normalen  von  P  nnendJich  benacbbart 
sind.  Da  hier  zwei  willkQrliche,  wenn  aach  unendlidi  kleine  GrösBen 
du  und  dv  auftreten,  ao  folgern  wir,  dass  alle  diese  Schnittpunkte 
innerhalb  eines  unendlich  kleinen  Fl&chenstflcks  auf  der  Ebene 
liegen,  das  sich  im  allgemeinen  nicht  aaf  ein  Gurvenelement 
reducieren  wird.  Anders  gesagt:  Wenn  die  Normale  ron  T  die 
Parallelebene  etwa  in  N  trifft,  so  wird  durch  jeden  Fnnkt  der 
Parallelebene,  der  zu  N  unendlich  benachbart  ist,  eine  unendlich 
benachbarte  Normale  gehen. 

Diea  wird  nar  dann  nicht  der  Fall  sein,  wenn  die  drei  Fiinc- 
tionen  (20),  anfgefasst  als  Functionen  von  du  und  dv,  von  einander 
abt^lngig  sind,  oder  auch,  da  sie  linear  in  du  und  dv  sind,  wenn 
die  Goefficienten  von  du  denen  von  dv  proportional  sind: 


(21) 


I.+  X.t  ___  y.  +  r. f  _ 


\-  X,t        y,  ■vY.t        x^  +Z,t' 
denn  dann  kajin  man  die  Gleichaugen  (20)  —  sobald  man  diese 
drei  Brüche  mit  1  -.p  bezeichnet  —  so  schreiben: 

^  =  x  +  Xt  +  {x^  +  X^i){du  +  (.rfw), 

(22)  ii-y+yt  +  (y^+  r^t){du  +  pdv), 

^  =  z  +Zt+{z^+  Z^{](du  +  &dv). 

Sie  enthalten  dann  die  Vei^derlicben  du  und  dv  nur  in  der  Ver- 
bindung du-\-  Q  dv,  die  linear  auftritt,  sodass  alle  diese  Paukte 
(&  9.  i)  alsdann  eine  Gerade  erflUlen.  Indem  wir  die  Forderung, 
daes  alle  drei  Brllche  (21)  denselben  Wert  I :  q  haben  sollen,  etwas 
anders  schreiben,  erkennen  wir  also  Folgendes: 

Nor  dann,  wenn  man  zwei  Ghr^en  ^  und  q   so  beaümmeD 
kann,  dass 

(23)  y,+  ^.'-=p(y„  + J;*), 

z,->r  Z^t^Q(z^  +  Z^tl 

wird,  schneiden  alle  diejenigen  00'  Normalen,  die  den  Normalen 
von  P  unendlich  benachbart  sind,  die  zur  Tangentenebene  tdd  P 


Pdr,yGOOgIe 


§  8.     ühmdlieh  benachbarte  Normaien.  165 

parallele  und  von  ihr  um  die  Strecke  t  entfernte  Ebene  in  einer 
Geraden.  Diese  Oerade  geht  alsdann  von  dem  Punkte  A  aus,  in 
dem  die  Parallelebene  die  Normale  von  F  schneidet,  und  hat  nach 
(23)  Richtongscosinas  proportional 

■^..  +  -\.'»     y«  +  K*'     ^u  +  ^u^- 

Nun  ist  es  in  der  That  möglich,  die  Gleichungen  (23)  durch 
passende  Werte  von  *  und  q  zu  befriedigen.  Wenn  wir  nämlich 
die  Gleichungen  (2S)  mit  X,  Y,  Z  multiplicieren  und  dann  adclieren, 
80  geht  nach  XI  (H)  und  XI  (/)  eine  Identität  herror.  Thatsächlich 
liegen  also  nur  zwei  Bedingungsgleichungen  vor.  Diese  können 
wir  in  bequemerer  Form  Bchreiben,  indem  wir  die  Gleichungen  (23) 
das  eine  Mal  mit  x^,  y^,  z^  und  das  andere  Mal  mit  x^,  y^,  z^  mul- 
tiplicieren und  dann  jedesmal  addieren.  Dann  kommt  nach  XI  {A) 
und  nach  (10),  S.  106: 

F^  Mt=Q{E-  Lt), 

G-  Nt=Q{F-Mf). 
EUmination  der  HUlisgrÖsse  q  fUbrt  zu  der  Gleichimg: 

{LN-M')t^-{EN-2FM+GL)t-\-(BG-F*)  =  (i, 

die  nach  (20),  S.  118,  aussagt,  dass  t  gleich  einem  der  beiden  Haupt- 
krfimmungsradien  R^,  S^  sein  mass,  vorausgesetzt,  dass  überhaupt 
Hanptkrümmungsradien  vorbanden  sind.  Dies  ist  nach  S.  115  nicht 
der  Fall,  wenn  die  Fläche  eine  Schar  von  Minimalgeraden 
enthält;  vgl.  den  damaHgen  Satz  10.  In  diesem  Ausnahmefall  hat 
die  quadratische  Glfnchung  fUr  t  eine  Doppelwurzel,  denn  die  Be« 
dingung  (10)  auf  8.  114  für  eine  derartige  Fläche  kann  ja  auch  so 
geschrieben  werden: 

i{SG-F*){ZN-  Äf')-{E^r-2FM+  Gl)'  =  0. 

Man  sieht  also,  dass  diese  besonderen  Flächen  eine  besondere  Be- 
trachtung verlangen  würden.  Daher  sehen  wir  von  jetzt  an  von 
den  Flächen  mit  einer  Schar  von  Minimalgeradeu  ab. 

Alsdann  können  wir  sagen:  Die  Flächennormalen,  die  der  des 
Punktes  P  unendlich  benachbart  sind,  schneiden  nur  zwei  zur  Tan- 
gentenebene von  P  parallele  Ebenen  in  Geraden,  nämlich  die  Ebenen 
durch  die  beiden  Hauptfcrümmungsmittelpunkte  C'^  und  C^  von  P. 
In  jeder  dieser  Ebenen  giebt  es  eine  Gerade  g,  bez.  g,  durch  Cj 
bez.  C^,  die  von  allen  oo*  unendlich  benachbarten  Normalen  ge- 
troffen wird. 


Pdr,yGOOgIe 


Ztceiier  Abachnitt:   Die  Krümnamg  der  Fläche. 


Die  Bichtangsconntis  der  Oeniden  g^  sind  proporüoti&l 

oder  nach  (1)  proportional  drei  6r9ssen,  von  denen  die  erste 
diese  ist: 

[EG-F*)x^  +  [FM-  GL)B^  x^  +  {FL  -  FM)B^  x, 

and  die  beiden  anderen  durch  cyklische  TertanBchung  von  x,  y,  z 
ans  ihr  herroi^ehen.  Znr  Vereinfachong  dieser  Grössen  gehen  wir 
anf  die  Formeln  fQr  die  HsaptkrümmnugeD  zurück.  Sind  k^  nnd  A, 
die  Werte  von  dv :  du  fttr  die  beiden  HauptkrUmmungsrichtnngen,  so 
ist  nach  (18),  S.  117; 

1  "  Jtf +  4,^  ■ 

Setzen   wir  diesen  Wert  ein,  eo  finden  wir,  dass  die  Richtnugs- 
cosinus  der  Geraden  gj  drei  solcher  Grössen  proportional  sind,  von 
denen  die  erste  den  Wert  hat: 
iG{EM:~FL)  +  k^G(EN-  GL)-k^F{FA'-  GM)]x^- 

-  {EM-  FL){F+  k^  G)x^ 

und  die  beiden  anderen  durch  cyklische  Tertanschung  hieraus  her- 
vorgehen.   Nach  (16),  S.  117,  ist  jedoch: 

EM~FL  =  {FN~  GM)k^k^, 
EN-GL=-{FN-GM){h^  +  A,). 

Setzen  wir  diese  Werte  ein,  so  kann  bei  den  drei  Grössen  ein  ge- 
meinsamer Factor  gestrichen  werden,  sodass  sich  ergiebt,  daas  die 
BichtungBCOsinuB  von  g,  den  drei  Grössen: 

proportional  sind.  Diese  Grössen  sind  aber  andererseits  propor- 
tional den  Kichtungscosinns  der  zweiten  Hauptkrttmmungstangente 
von  P.  Entsprechende  Schlüsse  machen  wir  hinsichtlich  der  Ge- 
raden g,.     Daher  kommt: 

Sats  47:>  Liegt  eine  Fläche  vor,  die  keine  Schar  von 
oo'  Minimalgeraden  enthält,  so  schneiden  die  Normalen, 
die  der  Normalen  des  Flächenpunktes  P  unendlich  be- 
nachbart sind,  sämtlich  zwei  Geraden  g^  und  g,,  von  denen 

'  Siehe  Ch.  Stubh,  „Memoire  snr  U  thiorie  de  la  rision",  Comptes 
Rendiu  (1S45). 


Pdr,yGOOgIe 


tMmdlioh  bmaehbarte  Normaien. 


167 


die  erste  darch  den  ersten  HauptkrtlmmaagstnittelpuDkt  Cj 
TOD  P  geht  and  der  sweiten  Hanptkrflmmnngstangente  von 
P  parallel  ist,  während  die  zweite  durch  den  zweiten 
HanptkrQmmungBmittelpuDkt  C,  von  P  geht  und  der  ersten 
Hanptkrümmangstangente  von  P  parallel  ist 


«■ 

Fig.  58. 


t^g.  69. 


Siehe  Fig.  58  ftlr  einen  elliptiBchen  tind  Fig.  59  fUr  einen  hjper- 
botischen  Pnnkt 

Zugleich  hat  sich  noch  ergeben; 

SatE  48:  Die  Ricbtongscosinns  der  ersten  HaoptkrUm- 
mnngstangente  eines  Flächenpunktes  (u,  v)  sind  propor- 
tional: 

*„  +  -X„  Ä„     y.  +  i;  S^,     z„  +  ß^  .ff, 

oder: 

x^  +  X^S,,      y,  +  J',Ä„       z,  +^,Ä, 

and   die    der    zweiten    Hanptkrilmmnngstangente    propor- 
tional: 

oder: 

Voraasgesetzt  ist  dabei,  dass  die  Fläche  keine  Schar  von 
oo'  Minimalgeraden  enthält 

Wir  hatten  zwar  nur  das  Eine  bewiesen,  dass 


D,gH,zedr,yGOOgIe 


168  Zweiler  AbacknÜt:   Die  Eriimrnnmg  der  Fläch«. 


proportioDal  den  Bichtongscosiims  der  zweiten  Hanptkrüminiui^ 
tangente  aad,  aber  das  übrige  folgt  durch  Vertanschnng  der  beides 
HauptfaHnuaimgen  and  durch  Yertaascben  der  beiden  FarameUr 
u  und  V. 

Man  erkennt  ans  dem  Satze  47,  dasa  die  Gesamtheit  der  oc> 
Normalen  einer  (nicht -abwickelbaren)  Fläche  die  besondere  Eigen- 
tümlichkeit  hat,  dass  alle  einander  unendlich  benachbarten  Normalen 
zwei  zu  einander  zwar  windschiefe,  aber  senkrechte  Genuieii 
schneiden.  Hieraus  können  wir  den  Schluss  ziehen,  dass  nicbt 
jede  Schar  von  oo*  Geraden  als  die  Schar  der  Normalen 
einer  Fläche  aufgefasBt  werden  kann.  Denn  es  giebt  hiemub 
z.  B.  keine  Fläche,  deren  Normalen  sämtlich  zwei  zn  einander 
windschiefe  Geraden  schneiden. 

Um  aus  unseren  Formeln  weitere  geometrische  Schlflsae  zn 
ziehen,  empäehlt  sich  wieder  die  EinfQhrung  des  Coordinatensystems 
(j,  9,  j),  dessen  Azen  das  begleitende  System  des  Punktes  P  bilden 
(vgl  S.  138).  Dabei  werden  dann  ;  und  q  selbst  als  Parameter 
benutzt.  Die  Fandamentalgrössen  des  Punktes  P  haben  alsdann 
^  Werte: 

ffi  =  l,         §  =  0,        ©=.1; 

waltend  nach  (23),  S.  118: 

ist,  sodass  die  Formel  (12)  die  Gestalt  annimmt: 


(24) 


wenn  <p  den  Winkel  bezeichnel^  den  die  Bichtang  {di;:d^)  mit  der 
ersten  EauptkrQnunnngstangente  von  P  bildet.     Femer  giebt  (14); 

(26)  ^~^y  =  -^,  cos»  y  +  -i,  sin»  9P . 

Diese  Formel  erinnert  an  die  Formel  des  Satzes  21,  8.  135, 
mittels  deren  die  Erümmang  eines  beliebigen  Normalschmttes  des 
Flächenpnnktes  P  bestimmt  wird.  Doch  standen  in  jener  Formel 
rechts  Ä,  und  B^  statt  Äj'  und  P^'.  Wir  können  dtdier  hier  eine 
analoge    geometrische  VeranschauUchang  wie  auf  S.  135  u.  f.  be- 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


§  8.    ünendiich  benaehbarte  Normalen.  169 


natzen:  Auf  der  Richtoiig,  die  mit  der  ersten  Hauptkrümmongs- 
richtoDg  den  Winkel  97  bildet,  tragen  wir  ale  Kadiusvector  den 
reciproken  Wert  von  dv.dn  auf.  Dabei  ist  za  beachten,  dass  im 
Fall  einer  reellen  Fläche  der  Winkel  dv  ebenso  wie  das  Bogen' 
element  dt  als  wesentlich  positiv  aufzufassen  ist  Die  Endpunkte 
der  £adienTectoren  bilden  dann  in  der  ^^Ebene  den  Kegelschnitt: 


r=  1. 


der  im  reellen  Fall  eine  Ellipse  ist,  die  aber  nicht  mit  der 
Ellipse  auf  S.  136  verwechselt  werden  darf,  da  sie  die  ab- 
soluten Werte  der  beiden  Hauptkrümmungsradien,  nicht  aber  die 
Wurzeln  daraus  zu  Halbaxen  hat.     Also: 

Sftti  49:  Trägt  man  auf  jeder  Fortschreitungsrichtung 
auf  einer  Fläche  von  einem  Punkte  P  aus  den  Quotienten 
aus  dem  Bogenelement  dt  und  demjenigen  unendlich 
kleinen  Winkel  dv  auf,  um  den  sich  bei  der  Zurticklegung 
dieses  Bogenelementea  ds  die  Richtung  der  Fläcbennor- 
male  ändert,  so  bilden  die  Endpunkte  der  RadienvectoreÄ 
einen  Kegelschnitt,  dessen  Halbazen  auf  den  Hauptkrtim- 
muDgstangenten  von  F  liegen  und  die  absoluten  Werte  der 
beiden  Hanptkrämmnngsradien  von  P  als  Längen  haben. 
Im  reellen  Fall  ist  der  Kegelschnitt  eine  Ellipse.  Voraus- 
gesetzt ist  hierbei,  dass  die  Fläche  keine  Schar  von  cc^ 
Minimatgeraden   enthalte. 

Sind  tf^  und  tp^  die  Winkel,  die  zwei  zu  einander  senkrechte 
Fortschreitungsrichtungen  mit  der  ersten  fiauptkrümmungsrichtung 
von  P  bilden,  so  ist  cos'^,  =  sin'^j  und  iia* ip^  =  cob* ip^,  sodass 
nach  (25)  fär  die  beiden  zu  diesen  Richtungen  gehörigen  Werte 
von  -^  der  Satz  hervorgeht: 

Satc  60:  Geht  man  von  einem  Flächenpunkte  P  aus 
nach  zwei  zu  einander  senkrechten  Richtungen  um  un- 
endlich kleine  Bogenetemente  ds^  und  ds^  weiter,  so  ge- 
nügen die  unendlich  kleinen  Winkel  (/k,  und  dv^,  um  die 
sich  zugleich  die  Richtung  der  Flächennormale  ändert, 
der  Gleichung: 

U».i  ^U",i     «,'  ^  V 

wenn  £j  und  ^^  die  HauptkrümmungsradieD  von  P  siad,  die 
Fläche  also  keine  Schar  von  oo^  Minimalgeraden  enthält 


,dr,Google 


170  Zweiter  Abschnitt:    Die  Kriimnamg  der  FläAe. 

Gehören  dagegen  tp^  and  99,  zn  conjngierten  Richtangen,  so  ist 
nach  Satz  40,  S.  156: 

tgV.-tgV.=|V 

Nun  läsat  sieb  tg'^  ans  (25)  leicht  beredinen.  Setzen  vir  dann 
die  Werte  von  tg'fpi  und  tg^fp^  hier  ein,  ao  ei^ebt  dcb  ohne 
Muhe: 

SatE  51:'  Geht  man  von  einem  Fl&chenpnnkte  nach  con- 
jagierten  BicbtungeD  am  die  Bogenelemeste  dr^  and  dt^ 
fort,  80  genUgen  die  unendlich  kleinen  Winkel  dv^  and  dv^, 
am  die  sich  dabei  die  Bichtung  der  Flächennormale  än- 
dert, der  Gleichang: 

[ds,      d>J         Uä./ 
wobei  Toransgeaetzt  ist,  daaa  die  Fläche  keine  Schar  ron 
03^  Minimalgeraden  enthalte. 

I>ie  Formel  (24)  kann  anch  so  geschrieben  werden: 


(28)  ^^__3^^,V 

Ist  ■y»  der  Winkel,  den  der  kürzeste  Abstand  AS  der  beiden  Nor- 
malen FA  und  QB  (siehe  Fig.  57,  S.  162)  mit  der  Kichtung  der 
ersten  Hauptkrümmang  ron  P  macht,  so  ist  nach  Satz  46  and  nach 
dem  Bchon  soeben  citjerten  Satz  40,  S.  156: 

(27)  tgq.-tgv=-A, 
sodass  wir  (26)  auch  ao  schreiben  können: 

(28)  i^-| »tg-v. 

Wollen  wir  jetzt  ansser  der  bestimmt  gewählten  Flächennormale  PA 
alle  unendlich  benachbarten  ina  Äuge  fassen,  ao  haben  wir  rp  oder 
y»  alle  möglichen  Werte  zu  geben.  Za  jedem  Werte  von  1^  gehOrt 
ein  kürzester  Abstand  A  B.  Die  Gesamtheit  aller  ktlrzesten  Abstände 
bestimmt  eine  Schar  von  ao'  Geraden,  also  eine  geradlinige  Fläche, 
deren    Erzeagende    die    Normale  PA    oder  die  j-Axe    senkrecht 

'  Diesen  Satz  finden  wir  ausdrücklich  formuliert  bei  Kohhebbll,  „Ver- 
allgemeinerung des  EHXBPBB'Bchen  Satzes  von  der  ToraioD  der 
Asymptotenlinien",  Matb.-natnrw.  Hitteilnngen  in  Württemberg,  2.  Serie, 
8    Bd.  (1301). 


Pdr,yGOOgIe 


§  8.    IMendlich  benachbarte  Normalen.  171 

schneiden  und  zwar  in  Fonkten  A,  deren  Abet&nde  n  von  F  nach 

(28)  als  EVnctionen  deijenigen  Winkel  i/i  bestimmt  werden,  die  diese 
Geraden  mit  der  Richtnng  der  ersten  Hauptkrfimmang  von  P,  also 
mit  der  £-Axe,  bilden.    Es  kommt  nach  (28): 

n  =  |(Ä,  +  Ä,)  -  \{B^  -  Ä,)C082i/r, 

sodass  iD  den  laufenden  Coordinaten  i,  Q,  j: 

(29)  y  =  /cosi/r,      9=-/Bini^,      j=  ^(Äj +  Ä,)-i(Ä,-i?,)coB2i;* 

die  Grleichungen  einer  dieser  Geraden  AB  sind,  ausgedrückt  mittels 
eines  Parameters  t.  Bleiben  t  und  tp  willkürlich,  so  liegt  hier  eine 
analytische  Darstellung  jener  geradlinigen  Fläche  Tor.  Durch  eine 
Betrachtang,  die  ähnlich  der  auf  S.  149  ist,  folgern  wir  hieraus: 

Sats  53:  Die  (reraden  der  kürzesten  Abstände  einer  be- 
stimmten Flächennormale  von  den  ihr  unendlich  benach- 
barten Normalen  bilden  ein  Cjlindroid. 

Aus  (28)  erkennt  man  sofort:  Im  reellen  Fall  liegen  die  ver- 
Bchiedenen  Endpunkte  A  der  kürzesten  Abstände,  da  .P^=sn  ist, 
zwischen  den  Punkten,  f^  die  n  >—  i^  and  n  «  ^  ist,  d.  h.  zwischen 
den  beiden  Hsaptkrümmungsmittelpunkten  C^  und  (7,  von  P.  Für 
1/f  =  Y  '^'^  yp  =  Q  ei^ben  sich  die  beiden  änssersten  Lagen  n^  M^ 
und  R  s  R^.  Dabei  ist  nach  (27)  der  Winkel  ^  =:  0  bez. 
rp  =  ^-  Die  zu  ^  »  0  gehörige  Gerade  A 3  geht  also  durch  den 
ersten  Haaptkrümmungsmittelpunkt  C,  und  ist  zur  zweiten  Haupt- 
krQmmnngerichtung  von  P  parallel,  und  bei  der  Geraden  für  9:1  =  -^ 
ist  es  umgekehrt  Hieraus  folgt,  dass  diese  beiden  Geraden  die  oben 
(in  Fig.  58  und  59)  mit  g,  und  g,  bezeichneten  Geraden  sind. 

Noch  erwähnen  wiri  FUr  tp  =  0  oder  f'  =  -^  ergiebt  sich  ausser 
n  =  ^j  bez.  B^  noch  ans  (25): 

und  also  nach  (19)  noch  dn  =  0.  Dies  bedeutet:  In  diesem  Falle 
giebt  es  zwischefi  den  beiden  unendlich  nahen  Normalen  einen  un- 
endlich kleinen  Abstand  von  höherer  Ordnung  als  dg.  Dann  abo 
schneiden  die  beiden  Normalen  einander.  (Vgl.  I  S.  272,  273.) 
Dies  hatten  wir  auch  aus  Satz  47  folgern  können.  Wir  können  dies 
Ei^ebnis  so  formulieren: 

Sati  68:  Eine  Flächennormale  schneidet  eine  unend- 
lich benachbarte  nur  dann,  wenn  der  Fusspunkt  der  letz- 


Pdr,yGOOgIe 


172 


Zweiter  Äbaehmü:   IHe  Krümmmruf  der  Fläche. 


teren  auf  einer  HauptkrümmungBrichtUDg  des  FusBpunktes 
der  ersteren  liegt,  und  zwar  ist  der  Schnittpankt  alsdann 
der  zugehörige  Hauptkrlimmuugs- 
mittelpnnki  Dabei  ist  vorausge- 
setzt, daBS  die  Fläche  keine  Schar 
von  00^  Minimalgeraden  enthalte. 

Es  ist  gut,  sich  dies  geometrisch  mit 
Hülfe  der  Indicatrix  klar  zu  machen.  In 
Fig.  60  sei  P  ein  Flächenpnnkt.  Zu  seiner 
Tangenten  ebene  parallel  legen  wir  eine 
Fbene  in  unendlich  kleinem  Abstand.  Sie 
schneidet  die  Fläche  nach  S.  139  in  der 
Indicatrix  von  P.  In  der  Figur  ist  als 
Indicatrix  eine  Ellipse  gewählt    Die  Nor- 


Fig.  60. 


Fig.  «1.  Fig.  62. 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


§  S.    Krümmungscurven  und  HaupUangentemntrven.  173 

male  von  F  gebt  dorch  die  Mitte  M  der  Indicatrix.  Ist  Q  irgend 
ein  Pnnkt  anf  der  Indicatrix,  so  ist  die  Indicatrixtangente  von  Q 
zugleich  Flächentangente.  Da  der  Eegel,  der  die  F^che  längs  der 
Indicatrix  berflhrt,  nach  Satz  30,  S.  143,  seine  Spitze  S  in  dem 
Pankte  auf  der  Yerlängenmg  von  FM  Ober  P  hinans  hat,  für  den 
PS  doppelt  so  gross  vie  PM  ist,  so  geht  eine  Flächentangente  des 
Punktes  Q  nach  dieser  Stelle  S.  Jetzt  haben  vir  zwei  Tangenten 
von  Q  constroieri  Auf  beiden  moss  die  Normale  ron  Q  senkrecht 
stehen. 

Wenn  nun  diese  Normale  die  Normale  von  P  schneiden  soll, 
so  muBs  QM  ihre  Projection  auf  die  Fbene  der  Indicatrix  sein, 
sodass  QM  auf  dar  Indicatriztangent«  von  Q  senkrecht  stehen  moss. 
Dies  aber  tritt  nur  in  den  Scheiteln  der  Indicatrix  ein,  d.  h.  wenn  Q 
auf  einer  Hauptkrttmmongarichtnng  von  P  liegt  So  kommen  wir 
wieder  zu  Satz  58. 

In  den  Figuren  61  und  62  haben  wir  Tersucht,  von  der  Lage- 
rung der  Normalen  längs  der  Indicatrix  eine  Vorstellnng  zu  geben. 
In  Fig.  61  ist  als  Indicatrix  eine  MUpse,  in  Fig.  62  eine  Hyperbel 
gewählt  Doch  bat  man  sich  die  Axen  dieser  Kegelschnitte,  ver- 
glichen mit  den  Entfemnngen  PC^  und  PC^,  unendlich  klein  zn 
denken.  Es  sind  die  Geraden  constmiert  worden,  die  ausser  der 
Indicatrix  noch  die  Geraden  g^  nnd  g,  treffen. 


§  d.    Krflnmungscurven  und  Haupttanpentencurven. 

Bisher  haben  wir  unsere  Betrachtungen  immer  auf  die  Um- 
gebung eines  beliebig  gewählten  Punktes  («,  v)  der  Fläche  beschränkt 
Wir  dehnen  sie  jetzt  auf  die  ganze  Fläche  aus.  Sind  wie  immer 
E,  F,  G  und  L,  M  N  die  Fundamentalgr3sseu  der  Fläche,  so  haben 
wir  im  Punkte  (u,  v)  drei  Paare  von  Bichtungen  [k)  als  besondere 
ausgezeichnet  kennen  gelernt: 

Erstens  die  Uinimalrichtungen,  für  die 

E+2Fk  +  Gk*  =  (i 

ist  (vgl.  S.  35),  zweitens  die  HanptkrümmuDgsrichtungen,  für  die 

{EM-  FL)  ~{GL-  EN)k  +  {FN-  GM)k*  =  0 
oder: 

k*     E       L  \ 

-h      F      m\=Q 
IG      jV"i 


Pdr,yGOOgIe 


174  ZweCta"  Abschnitt:   Die  SrOmmung  der  Fläche. 

ist  (vgl.  S.  116),  drittens  die  HaupttangeotenricfatuageD,  für  die 

ist  (vgl.  S.  127).     Schreiben  wir  dv.du  filr  A,  so  liegen  die  drei 


(1) 

Edu'  +  2Fdad,Hr  ßdv'-O 

lio'        ML 

(2) 

-dud«    F      M 

=.0, 

(8)  ■  Ldu^  +  2Mdudv  +  Ndv*  =  0. 

Jede  ist  nach  Satz  5,  S.  13,  als  ein  Paar  von  gewöhnlichen  Differential- 
gleichungen erster  Ordnung  in  w  und  v  aufzufassen  und  definiert 
zwei  Scharen  von  je  c»'  Curven.  Die  durch  (1)  definierten  Curven 
sind  die  schon  öfters  erwähnten  Minimalcurven   der  Fläche. 

Die  durch  (2)  definierten  beiden  Scharen  von  je  oo^  Curven 
heissen  die  Erammungscurven  der  Fläche^  und  die  durch  (3) 
definierten  beiden  Scharen  die  Haupttangenten  curven  oder 
asymptotischen  Curven  der  Fläche.* 

Durch  jeden  allgemein  gewählten  Fläcbenpankt  («,  v)  gehen 
zwei  Minimalcurven,  zwei  Erümmungscurven  und  zwei  Haupt- 
tangentencurven.  Ihre  Sichtungen  daselbst  sind  die  Minimalrichtungen, 
die  HauptkrUmmungsrichtungen  und  die  HanpttangentenrichtUDgen. 
Die  Uinimalcurven  sind  stets  imaginär,  die  Erümmungscurven  auf 
reellen  Flächen  nach  S.  117  stets  reell  nnd  die  Haupttangentcn- 
curven  auf  reeUen  Flächen  an  den  hyperbolischen  Stellen  reell,  an 
den  elliptischen  imaginär,  nach  S.  130. 

Stillschweigend  haben  wir  vorausgesetzt,  das3  der  allgemeiue 
Flächenpunkt  zwei  HauptkrUmmungsrichtungen  habe.  Da  es  jedoch 
nach  S.  120  Flächen  giebt,  die  nirgends  solche  haben,  nämlich  die 
Flächen  mit  einer  oder  zwei  Scharen  von  Minimalgeraden,  so  müssen 
wir  nns  fragen,  wie  wir  auf  diesen  die  Erümmungscurven  und  Haupt- 
tangentencurven  definieren  wollen. 

Bezüglich  der  Erümmungscurven  bleiben  wir  stets  bei 
der  Definition  durch  die  Gleichung  (2).  Enthält  die  Fläche 
zwei  Scharen  von  Minimalgeraden,  ist  sie  also  nach  Satz  9,  S.  113, 


'  Nach  MoxaG,  siehe  die  Anin.  auf  S.  110. 
'  Nach  DuptH,  siehe  die  Anm.  auf  S.  127. 


Pdr,yGOOgIe 


9.     Srümmungsatrven  und  Eau^tkmgemttneurv&n.  1T5 


eine  Engel,  so  siad  die  Fandamentalgrössen  L,  M,  i'  nach  (S), 
S.  110,  den  Fundamentalgrösaen  £,  F,  G  proportional,  sodass  die 
Gleichung  (2)  znr  Identität  wird.  Daher  ist  jede  beliebige 
Corve  auf  der  Kugel,  insbesondere  in  der  Ebene,  eine 
Erümmangscarve.  Enthält  die  Fläche  nur  eine  Schar  tod  Mini- 
malgeradfln,  ist  sie  aber  nicht  die  Tangentenfläche  einer  Minimal- 
carre,  so  ist,  wenn  wir  die  krummen  Mimmalcurven  als  Parameter- 
linien (u)  und  die  geraden  Minimalcurven  als  Parameterlinien  (v) 
benutzen,  nach  Satz  1,  S.  llS: 

E~G  =  Z  =  <i,  P^Q,  iV=t=0, 
sodass  (2)  ergiebt:  dv*  ~  0.  Hier  also  fallen  die  beiden  Schfiren 
von  Erttmmungscurren  ja  die  Schar  der  Minimalgeraden  (v)  zu- 
sammen. Ist  endlich  die  Fläche  die  Tangentenfläcbe  einer  Minimal- 
curve,  so  yerlieren  L,  M,  iV  nach  S.  107  ihre  Bedeutung,  d.  h.  bei 
solchen  Flächen  sprechen  wir  überhaupt  nicht  von  Krümmungs- 
curven. 

Nach  Satz  53,  S.  171,  haben  die  ErOmmungscurven  auf  einer 
Fläche  Yon  allgemeiner  Art  die  Eigenschaft,  dass  die  Flächen- 
normalen, die  Ton  zwei  unendlich  benachbarten  Punkten  der  Cnrve 
ausgehen,  einander  stets  schneiden,  dass  also  die  Normalen  der 
Fläche  längs  einer  Xrllmmungscurve  eine  abwickelbare 
Fläche  bilden.  Diese  Eigenschaft  kann  man  direct  znr  Definition 
der  KrUmmungscurven  benutzen.   Denn  die  Normale  des  Punktes  («,  o) 

l  =  x-\-Xt,      1)=y  +  rt,       i  =  z  +  Zt 
schneidet  die  Normale  des  unendlich  benachbarten  Punktes  (u  +  du, 
v  +  dv): 

^  =  :r  +  dx  +  {X+dX]t. 

xf  =  y  +  dy  +  {r  +  dr)t, 

i=z  +  dz+(Z  +  dZ)t 
nach  (5)  in  I  8.  272  dann  und  nur  dann,  wenn: 

dx       X      dX 
(4)  dl/       Y      dl     =0 

dz       Z       dZ 
ist    Multiplicieren  wir  diese  Gleichnng  mit  der  nach  XI  {L)  nicht 
verschwindenden  Determinant« 

^.       Xj 

y,    y,     ^  I  • 

',     zi    ■ 


Pdr,yGOOgIe 


176  Zweiter  Abaeknxü:   Die  KrüTrnmmg  der  Fläche. 


indem  wir  fieibe  mit  iteibe  multipliciereiij  so  kommt 
1  Sx^äx       S*„X      ^x^dX 

Sx^dx       Sx^X       Sx^dX     -0. 
I  SXdx       SX»         SXdX 
Aber  es  iet  nacb  XI  [J) 

Sa:,dxs=  Sx^{x^du  +  x^dv)  =  JSdu  +  Fdv 
I1.B.W.,  ferner  S .r^ -X^  =»  0,  Sx^X  -  0  nach  XI(/),  weiterhin  nach  [10), 
S.  107. 

Sx^dX^Sx^(\dv  +  X^dv)  =  -  Ldu-  Mdv 

o.  a.  w.,  sodass  kommt: 

j  Edu  +  Fdv     Ldu  +  Mdv  j 
\Fdu-\-Gdv     Mdu  +  Ndv\         ' 
Aber  dies  ist  die  GleicboDg  (2).     Daher: 

Sats  64:  Die  Erümmungscnrven  einer  Fläche  sind  die- 
jenigen Cnrven  der  Fläche,  längs  deren  die  Flächen- 
normalen eine  abwickelbare  Fläche  bilden. 

Dies  gilt  auch  ßlr  die  Flächen  mit  Scharen  von  Uinimil- 
geraden. 

Zugleich  hat  sich  ergeben,  dass  die  Differentialgleichnng  (2)  aacb 
in  der  Form  (4)  geschrieben  werden  kann. 

Die  Bedingung  fUr  eine  KrQmmnngscurre  kann  noch  anders 
aosgeBprochen  werden:  Schreiben  wir  in  der  Determinante  (4)  statt 
der  ersten  Zeile  die  Summe  der  bez.  mit  X,  Y,  Z  multiplicierteii 
ersten,  zweiten  und  dritten  Zeile,  so  kommt  wegen  S-^'-^' 
SXdX-^0,  SXdx^O: 

10        1        Ol 
\dy       Y      dYl^O 


EbenBO   kommt,   daas  dieser  Bruch   gleich  dX:dx  ist    Also  ist 
längs  einer  ErtlmmungBCurre 

dX  _  dY  _  dZ 

dx  '~  dy  ~  dx, 
Umgekehrt  ziehen   diese  Relationen  die  G^leichung  (4)  nach  aicli. 
Daher: 


Pdr,yGOOgIe 


§  9.    SrümmungMwvmi  und  S^zuptUtngmtaieurven.  177 

Säte  66:  Die  ErümmungscarTen  einer  Fläche  sind  die- 
jeDigeo  Curven,  läoge  deren  die  Incremente  der  recht- 
winkligen Pnnktcoordinaten  proportional  den  Incrementen 
der  BichtungscoBinns  der  Normalen  sind. 

Sind  anf  der  Fläche  in  einem  allgemein  gewählten  Punkt  zwei 
HauptkrUnimangsrichtntigen  vorhanden,  so  stehen  sie  nach  Satz  11, 
9.  119,  anf  einander  senkrecht  Im  allgemeinen  also  bilden 
die  Erümmnngscarven  ein  Orthogonalsjstem.  Wir  haben 
ans  zn  fragen,  wie  es  hiermit  in  den  Aasmdune^Ülen  steht:  Enthält 
die  Fläche  eine  Schu  yon  Minimalgeraden  und  eine  Schar  tod 
krummen  Minimalcnrren,  so  fallen,  wie  wir  vorhin  sahen,  beide 
Schajren  tod  ErQmmnngscnrren  in  die  Hinimalgeraden  zusammen. 
Aber  nach  Satz  47,  I  S.  3S6,  können  wir  sagen,  dass  jede  Minimal- 
gerade auf  sich  selbst  senkrecht  steht,  mithin  auch,  dass  die  Ortho- 
gonalität  der  KrQmmnngscarreD  anch  jetzt  statt  hat  Wenn  die 
Fläche  zwei  getrennte  Scharen  von  Minimalgeraden  enthält  und 
demnach  eine  Eugel  oder  insbesondere  eine  Ebene  ist,  so  ist,  wie 
wir  saben^  jede  Gurre  eine  ErOmmungscurre,  also  können  wir  auch 
hier  OrthogonalBysteme  von  Erümmtingscurren  bilden;  es  giebt  ihrer 
aber  unendlich  viele. 

Liegt  insbesondere  eine  abwickelbare  Fläche  vor,  die  natür- 
lich nicht  die  Tangentenääche  einer  Miuimalcurye  sein  soll,  so 
fallen  aberall  nadi  Satz  20,  8.  132,  die  beiden  Haupttangeuten  in 
die  Erzeugenden,  tmd  deshalb  sind  nach  Satz  23,  S.  136,  die  Erflm- 
mangsourren  der  einen  Schar  diese  Erzengenden  selbst  Die  der 
anderen  Schar  sind  die  orthogouf^en  Trajectorien  c  der  Erzeugen- 
den, d.  h.  nach  Satz  16, 1  S.296,  die  FilareToWenten  der  GraÜinie. 
Nach  Satz  54  also  bilden  die  Flächennormalen  längs  einer  jeden 
dieser  Trajectorien  c  eine  abwickelbare  Fläche. 

Dies  Ergebnis  ist  aber  nur  ein  specieller  Fall  des  Satzes  29, 
I  S.  316,  nach  dem  auch  diejenigen  Geraden,  die  längs  einer  ortho- 
gonaleu  Trfyeotorie  c  diese  Gurre  c  senkrecht  schneiden  und  einen 
nicht  notwendig  rechten,  aber  constanten  Winkel  mit  den  £jr- 
zengenden  bilden,  auf  einer  abwickelbaren  F&che  liegen. 

Aus  diesem  Satze  können  wir  einen  anderen  über  Erümmnugs- 
curren  ableiten: 

Es  seien  zwei  Flächen  F^  und  JP,  gegeben,  die  einander  längs 
einer  Gmre  c  unter  constantem  Winkel  a  schneiden,  sodass  also 
in  jedem  Funkte  P  von  c  die  Normalen  n,  und  n,  beider  Flächen 
denselben  Winkel  a  mit  einander  bilden.  Ist  dann  e  eine  ErUm- 
mnngscurve  auf  der  «inen  Fläche,  auf  F^,  so  bilden  die  Normalen  n^ 


.dr,yGoogIe 


178  Zweiter  Mao/mitt:   Die  Krümmung  äer  Fläche 

nach  Satz  54   eine  abwickelbare  Fläche.     Anf  dieser  Fläche  ist 
eine  orthogonale   Trajectorie  der  Erzeugenden   n,.     Nnn  schneiden 
die  Geraden  n,   als   Normalen  von   F^   die  Carre  c  ebenfalls  eenl 
recht;  da  sie  ansserdem  mit  den  Geraden  Rj  den  constanten  Winkel 
bilden,  so  folgt  nach  dem  soeben  angegebenen  Satze:  Die  Normalen  : 
der  zweiten  i<läche  F^  längs  c  bilden  auch  eine  abwickelbare  Fl&cbe. 
Nach  Satz  54  folgt  hieraus;  Die  Curre  c  ist  auch  auf  F^  eine  Krön- 
mungacnrre.     Daher: 

8ati  66;  Schneiden  zwei  Flächen  einander  längs  einei 
Carre  nnter  conatantem  Winkel  und  ist  die  Curve  auf  dei 
einen  Fläche  eine  ErUmmungscurre,  so  ist  sie  es  auch  auf 
der  anderen. 

Um  dies  auch  analytisch  zu  beweisen,  bezeichnen  wir  die  Eich- 
tungscosiuuB  der  Normalen  auf  der  einen  Fläche  F^  mit  Xj,  1',, 
Z^,  anf  der  anderen  Fläche  F^  mit  X,,  Y^,  Z^.  la  einem  Pnnkte 
(7,  y,  z)  der  Schnittcnrve  c  beider  Flächen  sollen  nach  Voraussetzung 
die  Normalen  einen  constanten  Winkel  a  bilden,  d.  h.: 

SX^X^  =  coaa. 
Wenn  wir  also  längs  der  Schnittcurre  c  fortschreiten,  so  muss 
ST,(fXj  +  SZtrfX,  =  0 

sein.  Ist  nun  c  aai  F^  eine  KrQmmungscarve,  so  sind  dX,,  dY^.dZ^ 
mich  Satz  55  proportional  dx,  dy,  dz,  sodass  sich  SX,  dX^  nur  um 
einen  Factor  von  Z^^dx  unterscheidet  Diese  Summe  aber  ist 
gleich  Null,  da  die  Richtung  (X, :  Y^ :  /,}  auf  der  Tuigentenrichtniig 
{dxidy.dz)  von  c  senkrecht  steht.     Unsere  Gleichung  giebt  aito: 

SXirfX,=0. 
Ausserdem  ist  wegen  S  X,'  =  1  auch ; 

SX;,<iX,  =  0. 

Andererseits  ist,  weil  die  Normalen  auf  den  Tangenten  von  e  senk- 
recht stehen: 

SX,</a;  =  0,       ZX^dx^O. 

Also  folgt,  dass  dx,  dy,  dz  denselben  beiden  linearen  homogeneo 
Gleichungen  genügen  wie  dX^,  dY^,  dZ^.  Mithin  sind  die  eineo 
Incremente  den  anderen  längs  c  proportional,  d.h.  nach  Sateäfi 
ist  c  auf  F^  eine  Erümmungscurve. 

Wir  können  diese  Schlussfolgerung  umkehren:  Ka  werde  vor- 
ausgesetzt,  dass   die  beiden  Flächen  F^   und  F^   einander  in  eiier 


Pdr,yGOOgIe 


also  auch 
oder: 


§  9.     Krümmungaounmi  und  Hfo^^tangmienourven.  179 

Curre  e  schneiden,  die  auf  beiden  Flächen  Krümmuogsc'nrve  ist. 
Nach  Satz  55  sind  dann  längs  der  Schnittcurve  e  sowohl  die  Incre- 
mente  dX^,  dT^,  dZ^  als  auch  die  Incremente  dX^,  dF^,  dZ^  pro- 
portaonal  dx,  dy,  dz.  Da  aber  %X^dx  =  ^  nnd  ZX^dx  =  0  ist, 
Bo  folgt  also: 

SX,  dJ,  =  0,      S-i;rfX,  =  0, 

SX,dJ,  +  S^rfX,  =  0 
ZX^X^  =  ConaL 
und  zwar  längs  c.    Somit:' 

Satz  S7;  Schneiden  zwei  Flächen  einander  längs  einer 
Curve,  die  anf  beiden  Flächen  eine  ErUmmungscnrve  ist, 
so  bilden  sie  längs  der  Gnrve  einen  constanten  Winkel 
mit  einander. 

Aus  der  Proportionalität  von  dS^,  d¥^,  dZ^  mit  dx,  dy,  dz 
darf  nicht  ohne  weiteres  auf  die  Gleichwertigkeit  der  Gleichungen 
%X^dX^  =  0  und  SX^dx  =  0  geschlossen  werden,  sobald  dX^,  d¥^, 
dZ^  alle  drei  gleich  Null  sind,  weil  dann  der  Proportionalitätsfactor 
gleich  Null  ist  Dieser  Fall  tritt  nur  dann  ein,  wenn  längs  der 
Scbnittcarve  c  die  eine  Fläche  constante  Stellung  hat,  d.  h.  wenn  c 
der  senkrechte  Querschnitt  eines  Cylinders  und  somit  eben  ist.  Da 
alle  Cniren  in  einer  Ebene  Erllmmnngscurven  sind,  so  brauchen  wir 
unsere  Sätze  nor  noch  fUr  den  Fall  des  Schnittes  einer  Fläche 
mit  einer  Ebene  zu  beweisen. 

Sind  X,  7,  Z  die  Richtungscosinus  einer  Fläche,  a,  b,  c  die 
einer  Ebene,  so  ist  längs  der  Schnitteurve 

SXrf*  =  0,       Sadx  =  0. 
Findet  der  Schnitt  unter  constantem  Winkel  a  statt,  so  ist  längs 
der  Curve: 

S  o  X  =  cos  Cf  , 
d.h. 

S«rfX=0. 
Da  ausserdem 

S  XdX  =  0 

ist,  so  folgt»  daas  d  X,  dY,  dZ  denselben  beiden  linearen  homogenen 
Gleichungen  wie  dx,  dy,  dz  genügen,  also  einander  proportional 
sind,  sodass  die  Curre  auf  der  Fläche  nach  Satz  55  eine  KrQmmnngs- 


1  Die  SStze66  und  bl  rflhren  her  von  BoNxn-,  „Hämoir« 
faces  dont  leg  lignes  de  vonrbure  sont  planes  on 
Jonni«)  de  VtaoXe  poljt.,  30.  cah.  (1608). 


.dr,yGoogIe 


180  Zweüer  JhaohmU:   Dia  Krümmung  der  Flächt. 


onrre  ist  Die  ümkehning  ist  erlaubt:  lat  <lie  Cnrve  auf  der  Fläcbe 
eine  ErümmaiigscarTe,  so  sind  dX,  dY,  dZ  propoHdoDal  dx,  dy,  dz, 
sodass  aas  der  letzten  Gleichung  rQckwftrts  die  fibrigen  folgen, 
Daher:' 

Bat!  58:  Schneidet  eine  Ebene  eine  Fläche  nnter  con- 
stantem  Winkel,  so  ist  die  Schnittcurre  eine  ErfimmDogs- 
cnrve  der  Flllche. 

Und: 

Bati  59:  Hat  eine  Fläche  eine  ebene  KrümninngsciirTe, 
so  hat  sie  längs  der  Cnrve  eine  constante  Neignng  zur 
Ebene  der  Carve. 

Da  auch  auf  der  Engel  jede  Corre  eine  KrUmmungBcurve  ist, 
so  folgt  insbesondere  aas  Satz  56: 

Sati  60:  Schneidet  eine  Engel  eine  Fläche  unter  con- 
stantem  Winkel,  so  ist  die  Schnittcurve  eine  ErUmmangs- 
curve  der  Fläche. 

Und  aus  Satz  57: 

Sati  61:  Hat  eine  Fläche  eine  sphärische  ErQmmnngs- 
curTfi,  Bo  hat  sie  längs  der  Gurve  eine  constante  Neignag 
zur  Engel   der  Cuttc. 

Ist  eine  ErOmmungBcnrve  einer  Fläche  eine  Gerade,  so  mu» 
nach  Satz  59  jede  Ebene  durch  die  Gerade  die  Fläche  nnter  con- 
stantem  Winkel  schneiden,  d.  h.  die  Fläche  muss  längs  der  Geraden 
tiberall  dieselbe  Tangentenebene  haben. 

Bati  68:  Enthält  eine  Fläche  eine  Gerade,  so  ist  diese 
Gerade  dann  und  nur  dann  eine  ErUmmnngscurTe,  wenn 
die  Fläche  in  allen  Punkten  der  Geraden  dieselbe  Tan- 
gentenebene hat 

Wenn  alle  Erümmungscnrven  der  einen  Schar  Geraden  sein 
sollen,  so  muss  daher  die  geradlinige  Fläche  nach  Satz  7,  I  S.  271, 
abwickelbar  sein. 

Zq  unseren  Sätzen  geben  wir  einige  Beispiele: 

1.  Beispiel:  Eine  RotationsflEcIie  wird  von  jeder  Ebene  senkredi' 
cur  Drehaze  ond  von  jeder  Ebene  durch  die  Drehaie  in  einer  RrQmmungBeune 

*  Die  SAtxe  GB  bis  61  fftsat  man  unter  dem  Namen  dee  Sobw  voo 
JoAcamsTSAL  inaammen,  eiebe  für  ebene  Krümmongscurven  aeine  Abbondlung: 
,,DeinonstTBtioneB  theorematam  ad  saperficieB  curvas  specUn- 
tium",  Joamal  f.  d.  reine  u.  angew.  Mathem.  30,  Bd.  (1S46).  Die  oben  er 
wfthnten  allgemeinen  S&Ue  von  Bomnr  Bind  jüngeren  Datama. 


Pdr,yGOOgIe 


?  .9.     Krümmimgaeurven  und  HauptUmgmimeurven. 


181 


ge8ehnitt«D.  D*m  in  der  Thal  di«  Filohennortnalea  lEogs  e 
eine  abirickelbaTe  FlSche,  nftmlicb  eineo  Kegel,  und  die  lEoga  eines  Heridiaiu 
«benfiüls  eine  abwickelbare  Fltche,  nSmlich  eine  Ebene,  bilden,  lenehtet  an- 
mittelbar  ein. 

2.  Beispiel:  Die  SotatiooBflfichen,  von  denen  soeben  die  Rede  ww,  kum 
man  dnrch  I^hong  eines  Heridiaas  um  die  Axe  erzeugen.  Indem  man  diese 
Enengnngsweise  veiallgBmeinert ,  kommt  man  zur  Familie  der  Gesims- 
flBchen:'  Eine  atarr  gedachte  Ebene  E,  in  der  eine  Cnrre  f  liegt,  weide 
stetig  in  o'  Lagen  Sbergefllhrt.  Dabei  amhüllt  sie  nach  Bats  IB,  I  S.  298, 
eine  abwickelbare  Flftche  and  ist  Scbmiegungaebene  der  Gratlinie  e  dieser 
Fliehe.  Die  Fläche  aller  Lagen  ?on  f,  die  sogenannte  Qesimsfliehe,  hat  nnn 
die  Corden  ji  zn  ErQinmangBcurven.  Jeder  Ponkt  P  von  f  bewegt  sich  nimlich 
beständig  nach  I  S.  269  auf  einer  FlaneTolrente  k  von  c,  und  die  Tangente 
•einer  Bahn  ist  jederzeit  senkrecht  nir  Ebene  E.  Hiet- 
nacb  ist  non  ancb  die  Tangenteaebeae  der  Flftche  in  P 
Benkiecbt  sur  Ebene  E.  Die  Ebene  E  8«^neidet  also  die 
Fliehe  in  allen  ihren  Lagen  ttberall  senkrecht,  woraus 
die  Behauptung  nach  Sati  68  fblgL  Die  rwwte  Schar 
der  Krümmungscurven  besteht  ans  den  erwSbnten  Plan- 
evolveDten  k  von  e.  Wahlen  wir  irgend  eine  Plan- 
evclvente  von  c  ans,  also  die  Curve  c,  die  alle  <x>' 
Ebenen  ^senkrecht  schneidet,  and  bewegen  wir  nun  eine 
Ebene  senkrecht  su  c  so,  wie  es  in  Satt  21,  I  S.  805, 
angegeben  ist,  so  eneugt  eine  Curre  ;*  in  dieser  Ebene 
wieder  eine  Geaimsfliche.  Ist  f  ioibesondere  ein  Kreis 
am  den  Punkt,  in  dem  die  Ebene  die  Gurre  c  trifit, 
M  entsteht  eine  Fl&che  von  od'  congmenten  Kreisen, 
deren  Ebenen  simtlich  sn  dem  Ort  c  der  Mitten  der 
Kreise  senkrecht  sind.  8ie  heisst  eine  BShrenfl&che. 
I^ehe  Fig.  63.)  Die  Kreiae  7-  bilden  die  eine  Schar  der  ErOm 
und  ihre  orthogonalen  IVajectorien  k  die  andere  Schar. 

Im  allgemeinen  ist  die  Anfetollung  der  endlichen  Gleichungen 
der  ErOmmangscurreti  unmöglich,  weil  sie  die  Integration  der  Diffe- 
rentialgleichung (2)  Terlangt.  In  beBonderen  Fällen  iat  die  Integra- 
üon  jedoch  durchführbar.    Hierzu  ein  Beispiel. 

Beispiel:  Aof  der  gemeinen  SchraubenfUche  (webe  (20)  auf  S.  60): 


Fig.  63. 


uigeonrves 


aed  nach  S.  118: 


Z,  =.  0, 


F-0, 
M-- 


!■  +  ?* 

JV-  0, 


»hIhss  hier  die  Differentialgleichung  (2)  der  KrOmmangscurven  so  lautet: 
- (m'  +  qtdv*-  du*  =  0. 

'  Diese  Fl&chen   wurden   snerst  von  Mohob,    vgl.  die  Anm.  auf  S.  110, 
ontenneht,  insbesondere  aneh  die  nachher  genannten  BAhrenflBchen. 


Pdr,yGOOgIe 


182  Zweiler  AbaehnUt:   DU  Krümmung  der  Fläch». 

Sie  Ut  in  der  Form: 

sofort  sn  integrieren  und  giebt; 

V  -=  log  (m  ±  V«*  +  g'J  +  Conat 

Die  Curven  sind  die  Diagonnlcurven  dea  anf  S.  60  beetimmten  iBothemieD- 
oetEee  und  infolge  deasen  in  ihrem  allgemeinen  Verianf  in  der  Flg.  11,  S.  61, 
leicht  lu  Terfolgen. 

Die  ParameterlinieD  (u)  und  (u)  einer  Fläche  sind  selbst  die 
ErOmmangscurTen,  wenn  die  Qleichung  (2)  die  Form 

dudv  =  Q 
hat,  wenn  also 

EM-FL  =  0,       FN-GM=0 

ist     Ist  ^  =1=  0 ,  80  ist  dann 

,        EM  ,r       GM 

d.h. 

E:F:6  =  L:M:N, 

was  nach  (3),  S.  110,  bedeutet,  dass  die  Fläche  lauter  Nabelpoukte 
hat  und  also  eine  Eugel  oder  Ebene  ist  (nach  Satz  8,  S.  113).  Ist 
.^'=  0,  so  kommt  EM=GM=0,  mithin,  da  E  nnd  G  nicht  beide 
gleich  Null  sind,  ^=0.    Daher: 

Bats  63:  Die  Parametercurven  einer  Fläche,  die  keine 
Kugel  oder  Ebene  ist,  sind  nur  dann  die  KrQmmnngs- 
curven,  wenn  die  zugehörigen  Fundamentalgrdssen  F  anA 
M  auf  der  ganzen  Fläche  gleich  Null  sind.  — 

Was  nun  die  Haupttangentencnrven  anbetrifft,  so  folgt 
ans  Satz  43,  S.  156,  dass  je  zwei  Ebenen,  die  die  Fläche  in  od- 
endlich  benachbarten  Punkten  einer  solchen  Gurre  berühren,  einander 
in  der  Tangente  der  Gurre  schneiden.  Die  abwickelbare  Fläche 
also,  die  von  den  co'  Tangentenebenen  der  Fläche  längs  einer 
Haupttangentencurve  umhüllt  wird,  hat  die  Gurve  selbst  zur  Grat* 
linie.     Oder  nach  Satz  14,  I  S.  292: 

Sati  64:  Die  UaupttangentencurTen  einer  Fläche  sind 
diejenigen  GarTen,  deren  Schmiegungsebenen  zugleich 
Taogentenebenen  der  Fläche  sind,  oder  also:  deren  Bi- 
normalen  mit  den  Flächennormalen  zusammenfallen,  oder 
endlich:  deren  Hauptnormaten  Tangenten  der  Fläche  sind. 

Die  Detinitionsgleichung  (3)  der  Haupttangentencurven  versagt 


.dr,yGoogIe 


Krämmungsaurven  und  Haupttang^ienourom.  183 


nur  dann,  wenn  die  FuDdameotalgrössen  L,  M,  N  ihre  Bedeutung 
Terlieren,  d,  h.-  auf  den  Tangentenflächen  der  Minimalcutren  (vgl. 
S.  107).  Sie  wird  zur  IdentilÄt,  d.  h.  jede  Curve  auf  der  Flache 
ist  eine  Haupttangentencurre,  wenn  L  =  M=  N  =  0  oder  also  die 
Flüche  nach  Satz  4,  S.  107,  eine  Ebene  iai  In  der  Ebene  ist 
also  jede  Curve  eine  Haupttangentencnrve. 

Die  beiden  Scharen  von  Haupttangentencorren  fallen  zuBammen, 
wenn  die  linke  Seite  der  Gleichung  (3)  ein  Tollständiges  Quadrat, 
d.  h.  LN—  M'^0  oder  also  die  Fläche  nach  Satz  19,  S.  132,  ab- 
wickelbar ist.  Äladann  bilden  die  Erzeugenden  die  einzige  Schar 
von  Haupttangentencurven. 

Beispiel:  Ea  liege  «ine  nicht- abwickelbare  geradlinige  FlKche  vor. 
Die  eine  Schar  der  Haapttangentencurven  wird  von  den  Erzeageuden  gebildet, 
D&ch  S.  130.  Ist  die  Flfiche  keine  Fläche  zweiter  Ordnung  (y^.  Sati  31, 
S.  144),  BD  ist  die  andere  i^char  nicht  geradlinig.  Wollen  wir  sie  beetimmen, 
so  kÖnneD  wir  bo  verfahren:  Eb  sind  nach  (2),  I  S.  271: 
(5)  «  -  »(a)  +  vf(ü},        y  =/(w)  +  »giu),        x  -  v(m)  +  pA(») 

die  Oleicbnngen  einer  allgenieinen  geradlinigen  FlSche.  Berechnen  wir  hier  L, 
M,  N  nach  (9),  S.  106,  bo  ergiebt  sich,  dasa  DL  eine  ganze  quadratieclie 
Pancüon  von  v  ist,  deren  CoefGcienten  noch  w  enthalten,  dass  femer  D  M  nnr 
von  u  abbangt  nnd  D  N  =  O  iat,  Bodaas  eich  von  der  Differential  gl  eichnng  (S) 
KUDäthat  die  Gleichung  du  =^  0  absondert,  die  anaaagt,  daaa  die  geradlinigen 
Erzeugenden  (u)  der  FISchu  Haupttangentencurven  sind.  Ausserdem  bleibt 
dann  für  die  zweite  Schar  der  Hanpttajigentencurven  eine  Diflwentialgleichung 
von  der  Form: 

^^  =  J(tt)  +  B{»)*  +  (7{«)«', 

I  RicciTi'scbe  Differentialgleichung.     Wir 
er  beliebige  LSsnngen 
(B)  i'  =  <^(tt),         r=ü.,(u),         ..  =  .*.(«),         «-  =  <-,{«) 

dieser  Gleichung  ein  conatantes  DoppelverhSltniH  haben.  Wenn  wir  nnn  — 
was  wir  thun  diirfen  ^  vorausselzen ,  dasa  in  den  Gleichungen  (5)  der  Flftche 
die  Gröaaen  f,  g,  k  die  RichtungacoBinna  der  geradlinigen  Erzeugenden  sind 
(.wie  in  (9),  I'  S.  21b),  ao  bedeutet  v  den  Abatand  dea  Punktea  (u,  «)  der  Flache 
von  der  FIftcbencurve: 

*  =  <p{«),      y  =-r(«),      *  =  v(»). 

and  zwar  gemeaaen  anf  der  durch  den  Punkt  (u,  v)  gehenden  Erzeugenden. 
Mithin  folgt,  daaa  die  vier  Hanpttangenlencurven  (6)  aolche  vier  Strecken  b  auf 
jeder  Erzeugenden  abacbneiden,  die  ein  auf  der  ganzen  Fläche  conatantea 
Doppelverhältnis  haben.     Oder  nach  Satz  38,  I  S.  332; 

Sats  6&:'   Die  krummlinigen  Haupttangentencurven  einer  ge- 

'  P.  STERBT,  „Theorie  nouvelle  gäomitrique  et  m^canique  des 
coucbes  i  donble  conrbure",  Paria  1860. 


Pdr,yGOOgIe 


184  Zweitem  Abschnitt:   Die  Krümmung  der  Fläche. 


radlioigen  Fifiche  haben  die  Eigenschaft,  dase  je  vier  von  ihnen 
alle  Erzeagenden  der  FUche  in  demselben  DoppelverbtltniE 
durchsetzen. 

lusbesODdere  erholten  wir  für  Flächen  zweiter  Ordnung  den 
SatB  66:  Die  beiden  Geradenecharen  auf  einer  FUche  iweiter 
Ordnung    haben    die    Eigenacbaft,    daes    vier    Geraden    der  einen 
Schar  von  allen  Geraden  der  anderen  Schar  in  demselben  Doppel- 
verb&ltnis  geschnitten  werden. 

Die  Parametercnrven  (u)  and  (v)  sind  seibat  die  Haupttaageoten- 
curven,  wenn  sich  die  DiffereDtialgleichung  (3)  auf 

dudv  =  0 
reduciert     Daher: 

Sats  67:  Die  Parameterlinien  einer  Fläche  sind  die 
Haapttangentencurren,  wenn  die  zugehörigen  Fundamen- 
talgrösaen  L  nnd  N  auf  der  Fläche  gleich  Null  sind. 

im  Beispiel  erwfthnten  gemeinen 
Die  Haupttangenteneurren  (•)  sind 
hier  die  Geraden  der  Fl&che,  die  Haapttangentencarven  (u)  gemeine  Schnnbeo- 
liuien.  Da  hier  auch  F=0  ist,  eo  bilden  die  UaupttangeutencurreD  ein 
Orthogonale^Btem. 

Dieses  Beispiel  führt  uns  zu  der  Frage,  wann  überhaupt  die 
Haupttangentencnrren  ein  OrthogonalsyBfem  bilden.  Da  die  Haupt> 
tangenten  eines  Fläcbenpunktes  den  Asymptoten  seiner  Indicatrix 
parallel  sind  (vgl.  S.  140),  so  tritt  dies  ein,  wenn  alle  Indicatricen 
gleichseitige  Hyperbeln  sind,  d.  h.  wenn  nach  (8).  S.  135,  die  beiden 
HauptkrümmungsradieD  einander  überall  entgegengesetzt  gleidi  sind. 
Daher: 

Sats  68:  Die  HaupttangentencnrTen  einer  Fl&che  bilden 
ein  Orthogonalsystem,  sobald  überall  auf  der  Fläche  die 
Summe  der  beiden  HauptkrümmungsradieD  gleich  Null  ist 

Beispiel:  Aassei  der  gemeinen  Schranhenfl&che  kSnnen  wir  hier  du 
Catenoid  nach  Satz  16,  8.126,  als  Beispiel  erwShnen.  Danach  ist  dt9 
Cstenoid  die  einzige  Rotationsfläche  mit  lu  einander  ortho- 
gonalen Hanpttangentencnrven.  Die  Gleichungen  des  Catenoids  könnso 
wir,  wenn  wir  die  Leitlinie  der  Kettenlinie,  d.  h.  die  Botationsaxe,  als  vAie 
wKblen,  so  schieiben: 

Nach  (9),  S.  106,  ist  hier: 

LD  =  -  ND,        MD-  0, 


Pdr,yGOOgIe 


§  10.     Systems  von  emyvgierten  Ouroen. 


also  die  DiSereDÜal^eicbniig  (8)  der  HaoptUngeatoncurven: 

dt*'-  dp'B  0. 
Sie  lerfUlt  in: 

du  +  dp-0,        <iu-di<  =  0. 

Also  sind  die  Curven 

tt  +  B  —  CoDBt ,        »  —  p  —  Const 
hier  die  Httnpttangentencurven. 

§  10.    Systsffle  von  conjugierten  Curven. 

Wenn  man  eine  Fläche  mit  zwei  Scharen  von  je  oo*  Curren 
iß  der  Art  überzieht,   daas  in  jedem  Pnnlcte  der  Fläche  die  hin- 
durchgehenden Gnrven  der  beiden  Scharen  conjugierte  Dichtungen 
haben,  ao  liegt  ein  System  von  conjugierten  Curven  vor.    Nach 
Satz  44,  S.  157,  werden  aledanQ  in  jedem  Punkte  der  Fläche  die 
Tangenten  der  beiden  bindurchgehenden  Curven  harmoniBcb  durch 
die  beiden  Haupttangenten  getrennt     Bewegt  sich  ein  Punkt  längs 
einer  Curve  der  einen  Schar,  so  dreht  sich  dabei  seine  Tangenten- 
ebene beständig  um  die '  jeweilige  Tangente  der  durch  ihn  gehenden 
Curve  der  anderen  Schar.    Oder  aach:  Die  Tangentenebenen  längs 
einer    Curve   der   einen   Schar  erzeugen   eine  abwickelbare  Fläche, 
deren    Geraden  die  Tangenten   der  Curven  der  anderen  Schar  in 
ihren  Schnittpunkten  mit  jener  einen  Curve  sind.    {Siehe  Fig.  64.) 
Nach  den  Erörterungen  auf  S.  154  hat  der  Be- 
griff  der  conjogierten  Curven  nur  auf  den  ab- 
wickelbaren Flächen  keine  bestimmte  Bedentnng, 
weil  hier  die  eine  Cnrvenschar  die  der  {beugen- 
den sein  moBS,  während  die  andere  Schar  ganz 
beliebig  sein  kann.    Insbesondere  können  wir  in 
der  Ebene  jedea  System  von  Curven  als  conjugiert 
bezeichnen.  Von  den  Tangentenflachen  der  Mini- 
malcurven  haben  wir  dagegen  hier  vöUig  abzu- 
sehen (nach  S.  154).  Auf  einer  behebigen  Fläche 
sind  die  KrUmmungscurven  nach  Satz  41,  S.  156, 
zu  einander  conjugiert;   auch  sind  die  Haupt- 
tangentencurven  jeder  einzelnen  Scbfu*  zu  sich  j^g.  S4, 

selbst  conjugiert,   nach  Satz  42,  S.  156.     Um- 
gekehrt: wenn  die  beiden  conjugierten  Scharen  zusammenfallen,  so 
bilden  sie  notwendig  eine  der  beiden  Scharen  von  Haupttangenten- 
cnrven. 


Pdr,yGOOgIe 


!ö6  Zweiter  Almvknitl:    Die  Krümmung  der  Fläche. 

Fragen  wir  uhb,  wann  eine   Differentialgleichung  (vgl  Satz  5, 
8.  13): 

(1)  ^(w,  v)du^  +  2B(u,  v)du  dv  +  C{u,  v)dv^  =  0 

ein  System  von  conjugierten  Curven  definiert  Die  Oleicbung  liefert 
für  jeden  Pnnkt  (u,  v)  der  Fläche  die  Werte  k  und  x  für  die  Rich- 
tungen (dv.du)  der  beiden  durch  ihn  gehenden  Gurren,  sodass 

isL  Nach  Satz  39,  S.  155,  ist  zu  fordern,  daas  diese  Oleicfaungeo 
die  Gleichung 

(2)  l-fr  M{h  +  x)->ir  Nkx--=a 
nach  sich  ziehen.     Da 

Ä  +  x  =  --^,         kx^-^ 
ist,  so  ergiebt  sich: 

Sats  69:  Die  durch  die  Differentialgleichung 
Ä{u,v)du^  +  2B{u,v)äudv  +  C(u,v)dv*  =  0 

definierten  beiden  Curveuscharen  auf  einer  Fläche  sind 
zu  einander  conjagiert,  wenn  die  Coefficienten  A,  B,  C  mit 
den  FundamentalgrÖssen  zweiter  Ordnung  L,  M,  A  durch 
die  Bedingung: 

LC-2MB  Jr  N A  =  Q 
verknüpft  sind. 

Allerdings  haben  wir  oben  stillschweigend  6'  ^  0  angenonunen- 


zn  demselben    Ergebnis, 
du-.dv    benutzen.      Ist 
icbnng 


Ist  t'=0,   aber  -^  =|=  0,    so   kommen   wi 
wenn    wir    statt    dv.du    das    Verbältni 
^  =  C  =  0,  so  ist  {1}  die  Differentialglei 
dn  dv  =  0 

der  Parameterlinien  (n)  und  (v),  für  die  A  =  (I,  x  =  qo  ist,  sodass 
sich  die  Bedingung  (2)  hier  —  nach  Division  mit  x  —  auf  M  =  0 
reduciert  So  kommen  wir  zu  folgendem  Satz,  der  Übrigens  ein 
Special  fall  des  obigen  ist: 

Satz  70:  Die  Parameterlinien  («)  und  [v)  einer  Fläche 
sind  dann  und  nur  dann  zu  einander  conjagiert,  wenn  die 
zweite  Fundamentalgrösse  zweiter  Ordnung,  also  3f,  für 
alle  Werte  von  w  und  v  gleich  Null  ist 

Nach  (9),  S.  106,  ist  diese  Bedingung  M^O  ausführlich  ge- 
scbrieheo  diese; 


Pdr,yGOOgIe 


§  10.     Systeme  von  eonjuffterten  Ourven. 


(3) 


y.. 


!fv 


=  0. 


Ist  sie  erfällt,  so  giebt  es  drei  nidit  sämtlich  verscliwindende  Func- 
tioneo  a,  ß,  y  von  u  and  v  denu-t,  dass  gleichzeitig: 

ist,  weil  dies  drei  lineare  homogene  Gleichungen  ^  a,  ß,  y  ^nd, 
deren  Determinante  gleich  Null  ist  Wäre  a  =  0,  so  wären  ^„,  y„,  z„ 
proportional  x^,  y^,  z,,  d.  h.  die  Functionaldeterminante  von  je 
zweien  der  Functionen  x,  y,  z  wäre  gleich  Null,  was  nach  Satz  1, 
S.  5,  anszuBchli essen  ist.  Da  also  a  .|:  0  ist,  so  folgt,  wenn  —ß:a 
mit  a  und  ~y\a  mit  b  bezeichnet  wird:  Sind  die  ParametercuTren 
zn  einander  conjugiert,  so  giebt  es  zwei  Functionen  a(u,  v)  und 
3  (u ,  r)  derart,  dass : 

ist     Umgekehrt,  wenn  drei  solche  Öleichungen  gelten,  so  folgt  ans 
ihnen  wieder  die  Gleichung  (3).     Mithin  können  wir  sagen: 
Sats  71:'   Liegt  eine  Fläche  vor: 

x  =  tp{u,v),      y  =  x{u,v),      z  =  -^{u,v), 

so  sind  ihre  Parametercurren  (»)  und  (v)  dann  und  nur 
dann  zn  einander  conjugiert,  wenn  die  drei  Functionen  tp,. 
X,  ■^  von  u  und  v  sämtlich,  für  &  eingesetzt,  ein  und  der- 
selben Gleichung  von  der  Form; 

öl?  /  \  V&  y  l       ,  ^  Ott 

genügen. 

Eine  Gleichung  von  der  Form: 

'  Dieser  SaU,  nach  dem  za  einem  jeden  Spätem  von  conjugierten  Curven 
eioe  aogenannte  LAPLAOE'sche  partielle  Differentialgleichung  gehört,  ist  von 
Dabboiti.  Siehe  seine  „Le^ons  anr  la  th^orie  g^n^rale  des  aurfaces", 
1.  partie,  Paria  1887. 


Pdr,yGOOgIC 


188  Zweiter  Absehnüt:   Die  Krüitmtttng  der  Fläche. 


mit  gegebenen  Functionen  a  und  b  und  unbekannter  oder  zu  suchen- 
der Function  &  ist  eine  Bedingung  für  die  ersten  und  zweiten  pat- 
tiellen  Differentialquotienten  von  &,  also  eine  sogenannte  partielle 
Differeotiatgleichung  zweiter  Ordnung  für  &. 

Han  kann  diese  Qleichung  benutzen,  um  einige  Flächen&uniUen 
abzuleiten,  deren  Parameterlinien  coajugiert  Bind,  indem  man  nlm- 
lich  fQr  a  nnd  b  besonders  einfache  Functionen  wä^lt  und  dann  die 
allgemeinste  Function  &  zu  bestimmen  aucbt,  die  der  Gleichang 
genügt 

Beispiel:  Die  einfachst«  Annahme  ist:  a  =•  b  ^  0.  Dadd  liegt  die 
GleicboDK  vor: 

Sie  sagt  ans,  dass  ^—  von  v  frei  und  -^—  von  u  frei  ist,  d.  h.  #  htt  dir 
Form: 

a~U{u)+V(,v). 

Satz  71  führt  uns  daher  ra  den  FlSchen  von  der  Daretallangsfonn : 

(5)        x=  P,(a)  +  r,(r),        y=  r/,(u)4-  F,(r),        »  =  £7,(1*)+  F,(r). 
Hier  sind  also  f7„  U^,  U,  Functioneo  von  u  allein  und   K„  F„  F,  Fnnctioneii 
von  V  allein.    Die  Curven  (u)  sind  offenbar  sämtlich  durch  Schiebung  «c 
dei  einen  Curve: 

«=F.(c),         y-F,W,         *-F,(r) 

ableitbar.     Die  FIficbe  (ü)  enthält  also  eine  Schar  von  oo'  congmenten  und 
^eicbgestellten  Curveo.    Eine  solche  PISche  heiest  eine  SchiebungsfUche 
oder  TranaUtionsfläche.' 
Wenn  eine  Ciirve: 

^  =  r,(v),        y-F.H,        x~V,(v), 

geschrieben  in  dem  Parameter  v,  durch  Schiebungen  in  co '  Lagen  gebracht  werdeo 
soll,  Bo  haben  wir  zn  den  Coordinaten  x,  y,  x  solche  Oröseen  m  addieren, 
die  lieh  stetig  andern,  also  Functionen  I/,,  I/,,  U^  eines  zweiten  Parameten  (■ 
za  addieren.  So  gehen  alsdann  die  Gleichungen  (5)  hervor.  Jede  Svhiebang»- 
fläche  ist  daher  in  der  Form  (6)  darzustellen.  Sie  lehrt,  daas  auch  die  Pus- 
metercnrven  (r)  almtlich  durch  Schiebung  aus  der  einen  Curve 

herumgehen.    Also,  mit  Bückaicht  anf  Satz  71: 


'  Die  SchiebungsflSchen  wurden  ausführlich  untersucht  von  Ln,  „Bei' 
trlge  EurTbeori«  der  Hinimalflächen,  I.",  Math.  Annalen  14.Bd.(lST9L 
Diese  Abhandlung,  auf  die  wir  spBter  noch  zu  verweisen  haben,  igt  eine  neue 
Bearbeitung  einer  ilteren  Abhandlung:  „Synthetisch-analytische  Dnter- 
sachnngen  über  Mini mal-Fltchen,  I.",  Archiv  for  Math,  og  Natnrvidoiskib 
2.  Bd.  (1877). 


Pdr,yGOOgIe 


?  10.     Systeme  von  cimjugierten  Ourven. 


Sfttl  72:  Jede  SchiebnngBflfiche  enthält  zwei  Scharen  von  je 
00'  congmeoten  and  gleicbgeBtellten  CuTren,  und  diese  beiden 
Scharen  sind  an  einander  conjugiert. 

Dies  letztere  siebt  man  ebenfalls  geometriscb  sofort  ein:  Wenn  eine  starre 
Corvo  e  stetig  verschoben  wird,  sodass  einer  ihrer  Punkte  eine  Gorve  f  be- 
gebreibt (stehe  Fig.  65),  so  haben  die  Punkte  der  Cnrve  e  in  jedem  Angen- 
blieke  parallele  Bewegungsricbtungen.  Es  sind  dies  die  Tangenten  der  durch 
die  Ponkte  gehenden  mit  f  congruenten  Gurren  in  homologen  Punkten.  Diese 
Tangenten  bilden  einen  C;linder,  d.  h.  eine  abwickelbare  Fliehe,  sodass  Satz  4b, 
S.  157,  BDgewandt  werden  kann. 

NKcfast  den  Cjlindem,  die  ja  augenscheinlich  Schiebnngsflächen  sind,  sind 
die  Paraboloide 

X  =  a  «'  +  6  j' 

als  besonders  einlache  Schiebungsfltchen  in  nennen.    Denn  sie  lassen  sich  so 
darstellen : 

2!  —  «,        1'  =  *',        «  =  ai**  +  6p'. 
Hier  ist  also  f7,  =  u,  U,  =  0,  V,  -  au'  und  F,  -  0,  F,  -  p,  F,  =  bv\    Die 
Cnn'en  e  und  7  sind  hier  Parabeln. 

Es  kann  wohl  vorkommen,  dass  die  beiden  Scharen  von  Gurven  dieselbe 
analytische  Darstellung  haben; 
alsdann  wird  die  FlBche  von 
einer  Schar  von  co'  congruenten 
and  gleichgestellten  Gurren  dop- 
pelt flberdeckt  Dieser  Fall  tritt 
ein,  wenn  die  Fanctionen  Üi,  U„  L\ 
Tun  »,  abgesehen  von  additiven 


Rg.  85.,  Fig.  66. 

CoDütanten,  dieselbe  Form  haben  wie  die  Function  F,,  F„  F«  von  c.     Hier 
kommen  wir  Bogteich  nochmals  zurück. 

Vorher  bemerken  wir  noch,  dass  die  Schtebungsfläche  (5)  noch  auf  e 
andere  Art  erzeugt  werden  kann;    Wir  betrachten  nSmlich  eine  Gurve  C: 

j=20;(«),        i,-2(7,(«),        j-20i(«) 
and  eine  Gurve  F: 

X.-2V,(r),        i,-2F,W,        J-2F,{»), 
ansgedrttckt   mittels  eines  Parameters  u  bei.  v.    Jeden  Punkt  (u)  der  eii 


Pdr,yGOOgIe 


190  Zweiter  Jbsoimitt:   Du  Krümmung  der  Fläche. 

Cnrve  verbinden  wir  geradlinig  mit  einem  Pnnkt  (v)  der  anderen.  Die  Utten 
(lieaer  Strecken  sind  dann  durch  die  Oleicbangen  (5)  gegeben.  Siebe  E^  e& 
Wir  haben  also  den 

Sata  73:  Die  ScbiebungefUchen  sind  identiech  mit  denjenigen 
Flächen,  die  von  den  Mitten  der  Verbindnngsgeraden  zwiicbenden 
Punkten  zweier  Curven  gebildet  werden. 

Wenn  diese  beiden  Curven  C  und  T  inebesondere  durch  eine  Corre  C 
ersetzt  werden,  BO  ergeben  sich  die  FlSchen  der  Mitten  der  Secanten 
einer  Cnrve.  Und  dies  sind  di^enigen  SchiebnngeflSehen,  bei  deneo  die 
beiden  Seharen  von  eneugenden  Corven  in  eine  ünsige  znsammen&llen,  die 
aber  die  FlSehe  doppelt  überdeckt,  sodaa«  durch  jeden  Punkt  der  PlAche  ivei 
CuTven  der  Schar  gehen.  Eine  derartige  Flficbe  wird  durch  die  Gltichangen(&) 
dai^estellt,  wenn  man  als  Functionen  Vi,  F|,  Vg  die  Functionen  17,,  (7„  U, 
wfthlt,  nachdem  in  ihnen  das  Argument  u  und  r  ersetzt  worden  iM.  Es  e> 
hellt,  daas  alsdann  die  Cnrve  C  oder: 

l-iVA»),  l)  =  2Ci(«),  i  =  2D,(»), 
die  offenbar  im  jetzigen  Falle  auf  der  Fläche  gelegen  ist,  von  mllen  m>  con- 
grnenten  Curven  berührt  wird.  Denn  wSblt  man  auf  ihr  einen  Pnnkt  P,  debt 
man  von  ihm  ans  alle  Geraden,  die  die  Cuive  C  noch  einm^  ti«ffen  und 
halbiert  man  alle  diese  Sehnen,  so  bekommt  man  eine  ähnliche  Curve  in  halbem 
Maassstab,  die  C  in  P  berQbrt  In  diesem  Falle  also  berühren  alle  Parameter- 
Itnien  (u)  und  alle  ParameterUnien  (v)  die  Curve  C  Da  sie  un  System  von  con- 
jubelten  Curven  bilden,  und  da  also  in  jedem  Punkte  P  von  C  die  beiden  bb- 
dnrchgehenden  Curven  (u)  und  (c)  die  Curve  C  berühren,  so  ist  die  Tangente 
von  0  in  P  EU  sich  selbst  conjngiert  und  also  eine  Haupttangente,  noch  Satz  41, 
S.  15G.  Hithin  ist  also  C  eine  Haupttangentencurve  der  Fläche.  Bechnerisch 
kann  man  dies  ans  den  Gleichungen  (5)  —  immer  filr  den  Fall,  dass  die  Func- 
tionen Vi,  ü,,  üf  von  u  dieselben  wie  die  Functionen  F„  F,,  F,  von  v  rind, 
deshalb  nicht  ableiten,  weil  die  Parameterdarstellnug  der  Fläche  gerade  fflr 
die  Curve  C  ausartet,  da  die  ParameterUnien  einander  in  den  Punkten  von  C 
berühren.    (Vgl.  S.  6.)    Es  hat  sich  ergeben: 

■  Sab  74;  Der  Ort  der  Mitten  der  Secanten  einer  Garve  C  ist 
eine  Schiebungsfläche,  auf  der  die  Curve  C  selbst  eine  Haupt- 
tangentencnrve  ist.  In  jedem  Punkte  wird  die  Curve  (7  von  einer 
der  cTEeugenden  Curven  der  Schiebungsfläche  berührt,  und  diese 
erzeugenden  Curven,  die  der  Curve  C  im  halben  Haassstab  ähnlich 
sind,  Überdecken  die  Fläche  doppelt,  dabei  ein  System  von  cos- 
jugierten  Curven  bildend. 

Nehmen  wir  z.  B.  als  Curve  C  die  gemeine  Schraubenlinie  (v^.  (8)  i» 
I  S.  157): 

(6)  j  =  rco8u,         l(-r8inw,         S  =  ?« 

auf  dem  Rolationscylinder  um  die  c-Äxe  mit  dem  Radius  r  und  mit  der  Steig- 
liühe  2jiq,  so  haben  wir  dem  Parameter  u  zwei  Werte  u  und  r  zu  geben  nnil 
Jedeamsl  die  halben  Summen  aus  den  beiden  zusammengehörigen  Coordinaten 
zu  bilden.     So  erhalten  wir 

(7)  x  =  ^r(eos«  +  coflf;),        y  -  ir(sin  t*  +  sin»),        *-i«(»-f.) 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


§  10.     Systeme  von  eonjugierttn  Curven. 


als  Qleichnngen  der  FlSche  der  Mitten  allor  Secuaten  der  Scbranbenlinie  (6). 
Die  PlScbe  enthSlt  als  SchiebungBflficbe  co'  gleichgestellte  Schraubenlinien, 
die  alle  der  (^meinen  Schrauben linie 


congraent  sind;  übrigens  liegt  diese  selbst  nicht  auf  der  FISche.  Die  oo* 
Schrauben linien  Bberdecken  die  PlSche  doppelt  ond  bilden  ein  eonjugiertea 
System.     Benufat  man  die  neuen  Parameter 


ao  stellt  eich  die  Fläche  (7)  so  dar; 

(8)  *  -  ä cos f ,        y  =  ü sin 9,        x=  qi. 

Nach  (20),  S.  60,  ist  sie  also  eine  gemeine  ScbraubenflSche  mit  der  Steig- 
höhe 2iiq.  Die  Schraubenlinie  (6),  die  hier  die  Curve  C  ist,  liegt  auf  ihr  und 
iat  nach  nnserem  Satze  eine  Haupttangentencurve.  (Vgl-  auch  das  Beispiel  anf 
S.  164.)  Da  der  Radius  r  des  Cjlinders  von  C  in  den  Gleichungen  (S)  der 
SchraafaenflSche  nicht  auftritt,  so  folgt,  dass  als  Cnrre  C  irgend  eine  der- 
jenigen Schraubenlinien  gewählt  werden  kann,  in  denen  die  Fläche  von  den 
Rotationsc;] indem  um  ihi'e  Aze  geschnitten  wird.  Jede  Curve  (v)  anf  der 
Fläche,  die  zu  dieser  Curve  C  im  halben  Maassslab  ähnlich  und  abo  von  der 
Steighöhe  iiq  ist,  erfüllt  nach  (7)  eine  Gleichung: 

(•-irco.i.)'4-(v-ir.iiir)'.tr', 

D  KadiuB  \  r  liegt,  der  die 

Satz  ti:  Eine  gemeine  ScbranbenfUcbe  kann  anf  unendlich 
viele  Arten  als  Schiebnngaflficbe  aufgefasst  werden.  Wird  sie 
nSmlich  mit  irgend  einem  Rotationscjlinder,  der  die  Schranben- 
axe  als  Hantellinie  enthält,  zom  Schnitt  gebracht,  so  ergiebt  sich 
eine  gemeine  Scbranbenlinie,  deren  Steighöhe  halb  so  gross  wie 
die  der  Fläche  ist,  und  die  sich,  starr  gedacht,  auf  der  Fläche  ver- 
schieben lässt  Die  oo'  Curven,  in  die  sie  dabei  übergeht,  be- 
rühren sämtlich  eine  derjenigen  gemeinen  Schraubenlinien  der 
Fläche,  die  Haopttangentencurven  sind.  W&hlt  man  umgekehrt 
irgend  eine  der  krummen  Haopttangentencurven  der  FlKcbe  aus, 
so  ist  der  Ort  der  Mitten  ihrer  Secanten  die  Fläche  selbst. 

Übrigens  sind  die  gemeinen  Schrauben fl&chen  nicht  die  einzigen  Flächen, 
die  in  unendlich  vielen  Weisen  als  Schiebungsflächen  aufgeftsst  werden 
kSnnen.  Ausser  den  Cylindern,  die  ja  die  Schiebung  jeder  Curve  auf  ihnen 
gestatten  und  daher  triviale  Beispiele  sind,  giebt  es  noch  eine  Keihe  von  an- 
deren Flächen  mit  dieser  ausgezeichneten  Eigenschaft,  auf  die  wir  hier  jedoch 
nicht  eingehen  wollen.' 

'  Die  obigen  Sätze  Qber  Scbiebongsflächen  rühren  von  Lix  ber.  £a  giebt 
Flächen  mit  vier  Scharen  von  je  oo'  eongmenten  und  gleichgestellten  Curven 
ond  solche  mit  unendlich  vielen  Scharen,  wie  z.  B.  die  gemeine  Scbrauben- 
fläche.  Alle  Flächen  von  dieser  Art  wurden  efaenfalla  von  Lie  bestimmt: 
„Bestimmung  aller  Flächen,  die  in  mehrfacher  Weise  durch  Trans- 


Pdr,yGOOgIe 


192  Zweiler  Abschnitt:   Die  Krümmung  der  Fläche. 

Wählt  man  eiae  Schar  tod  oo'  Gurren  ganz  beliebig  anf  eiser 
FllUsbe,  etwa  so,  daae  sie  die  Differentialgleichung 

-,—  —  i{«,  t») 
du  \  '    ' 

erfüllt,  so  ist  es  leicht,  die  Differentialgleichiuig  der  zu  ihr  coo* 
jugierten  Schar  aufzustellen.    Denn  wenn 

diese  Gleichung  wäre,  so  mflssten  A  e=  i  ond  x  =  ^  fQr  jedes  Werte- 
paar u,  V  die  Oleichnng  (2)  erfüllen,  d.  h.  es  milBsta 

L  +  M{X  +  /i)  +  NXp.  =  0 

sein,  und  hieraus  lässt  sich  p,  leicht  berechnen. 

Man  kann  auch  so  Torgehen:  Ist  eine  Schar  von  od'  Cunen 
auf  der  Fläche  beliebig  gegeben: 

fl(a,  t.)  =  Const, 

so  führt  man  il  (u,  v)  =  a  als  neuen  Parameter  o  und  irgend  eine 
Ton  Sl  unabhängige  Function  von  u  und  v  als  neuen  Parameter  i 
ein.  Sind  dann  L,  M,  N  die  zu  den  neuen  Parametern  gehörigen 
FundamentalgrQssen  zweiter  Ordnung,  so  gilt  jetzt  die  zu  (2]  aos' 


i+if(*  +  i)  + 

NU 

-0 

In  jedem 
kommt  für 

Punkte   der  Schar  (0)  ist 
X  die  Bedingung; 

jetzt 

de 

da 

M+Si. 

.0 

oder  wenn 

i-dB 

■.da  gesetzt  wird; 

(9) 

Sda  +  Sdt 

=  0. 

Dies  ist  also  jetzt  die  Differentialgleichung  der  zu  den  neuen  Pan- 
metercurren  (fl)  conjugierton  Schar  von  Curven. 

lationibewegnng  «iner  Corve  erzeugt  werden",  ArehiT  for  H tau  iig 
Natarv.  1688.  EinEeUieiteii  hiervon  hst  er  schon  Hit  1872  in  venehiedeno 
Arbeiten  gegeben.  Einen  wichtigen  Fortacbntt  enthllt  altduin  lat'i  Hot«' 
„Sur  nne  interpr^tation  uonvelle  dn  thäor^me  d'Abel",  Coiqit» 
Kendae  t  CXIV  (1692),  auemhclichei  dargestellt  in  der  Arbeit:  „Oberdit 
Theorie  der  Translationsfl&cben  nnd  das  AaKb'eehe  Theorsn", 
Leipziger  Berichte  1896. 


Pdr,yGOOgIe 


?  10.     Systeme  von  eonjv^ierlen  Gurven.  193 


Za  den  Systemen  tod  conjugierten  Curven  kommen  wir  auch, 
wenn  wir  ans  die  Frage  Torlegen,  bis  zu  welchem  Grade  die 
unendlich  kleinen  Vierecke  eines  Curvennetzes  als  eben 
zn  bezeichnen  sind.    Ee  seien  nämlich 

(a,  t.),       («  +  du,  «),       (w,  V  +  dv),       (u  +  du,v  +  dv) 

vier  unendlich  benachbarte  Punkte  auf  der  Fläche,  die  ein  anend- 
lich kleines  Parallelogramm  bilden,  da  ihr  Viereck,  unendlich  ver- 
grössert,  nur  anendlich  wenig  von  einem  endlichen  Parallelogramm 
abweicht  Diese  Äbweichnng  besteht  darin,  dass  die  Seitenrichtnngen 
paarweis  nicht  genau  parallel  sind,  sondern  um  unendlich  kleine 
Winkel  von  einander  abweichen.  Man  vergleiche  die  Betrachtung 
io  der  Hlbene,  I  S.  115.  Da  wir  aber  jetzt  Betrachtungen  im 
Räume  anstellen,  so  bringen  es  diese  Abweichungen  mit  sich,  dass 
das  Viereck  der  vier  Punkte  auch  windschief  wird.  Allerdings  ist 
die  Abweichung  Ton  einer  Ebene  nur  unendlich  klein  von  höherer 
als  erster  Ordnung,  wenn  man  du  und  dv  als  unendhch  klein  von 
erster  Ordnung  ao^sst  Dies  folgt  schon  daraus,  dass  die  Glei- 
chung der  Tangentenebene  des  Punktes  (u,  t>)  oder  (x,  y,  z): 

(10)  X{l-x)+Y(,'g-s)  +  Z(i-z)-0 

von  dem  Punkte  {u  +  du,  v  +  dv)  befriedigt  wird,  sobi^d  man  in 
den  rechtwinkligen  Coordinaten  dieses  Punktes,  die  sich  ja  durch 
Reihenentwickelung  ergeben : 

;^  =  X  +  x^du  -^  x^dv  +  . .  ., 
?  =y  +  !/u'^'t  +  !/„tiv  +  •■-, 
j=  z+  z^du  +  z^dv  +  ... 

die  höheren  Potenzen  von  du  and  dv  vernachlässigt  Berücksichtigt 
man  auch  die  höheren  Potenzen,  indem  man  setzt: 

l  =  x  +  x^du  +  x^dv  +  Yii.^ui.'^u^  +  '2'„,dudv  +  x^^dv^  +  ... 

imd  analog  fUr  Q  und  j,  so  giebt  die  linke  Seite  der  Gleichung  (10), 
die  ja  in  der  Normalform  vorliegt,  da  X,  Y,  Z  die  Ricbtnngscosinus 
der  Tangentenebene  sind,  und  die  also  allgemein  den  Abstand  des 
Punktes  (j,  ^,  j)  von  der  Tangentenebene  des  Punktes  (r,  y,  z)  vor- 
stellt, Folgendes:  Der  Punkt  (w  +  du,  v  +  dv)  hat  von  der  Tan- 
gentenebene des  Punktes  (u,  v)  den  unendlich  kleinen  Abstand: 

dt  =  Zx\x^du  +  x^dv -^  ~{x^^du^+  2x^^dudv  +  x^^dv^  +  ...1 . 

SCHU^TBu,  üeom.  Dlfl^.   II.  13 

D,gnzedr,yGOOgIe 


Zweiter  Abs<Amü:   DU  Krummtmg  der  Fläche. 


Nach  XI  (7}  nnd  nach  (8),  S.  106,  köanea  wir  hierfür  schreibeo: 
rf (  =  ^(Zrfu*  +  2Jfrf«(ff>  +  jVrfo»)  +  .  .  . 

Dabei  bedeuten  die  Punkte  die  Glieder  von  hfiherer  Ordnung  in 
du  und  dv.     Also: 

8«ti  76:  Sind  («,  u)  und  {u  +  du,  v  Jr  dv)  zwei  anendlich 
benachbarte  Flächenpunkte  und  eind  du  und  dv  unend- 
lich klein  von  erster  Ordnung,  so  iBt  der  Abstand  des 
zweiten  Punktes  von  der  Tangentenebene  des  ersten 
Punktes  von  mindestens  zweiter  Ordnung  unendlich  klein, 
nnd  zwar  ist  er  in  den  unendlich  kleinen  GrSssen  zweiter 
Ordnung  gleich: 

\  {L  du'  +  2Mdu  dv  +  Jfdv*). 

Dieser  Abstand  ist  also  nur  dann  von  mindestens  dritter  Ord- 
nung nnendlich  klein,  wenn 

Zdu'  +  2Mdudv  +  Ndv*  =  0 

ist,  d.  h.  wenn  die  Richtung  vom  eisten  Punkt  zum  zweiten  eine 
Haupttangentenrichtung  ist     (Vgl  Satz  18,  S.  130.) 

Nun  kann  man  dieselbe  Betrachtung  für  den  Punkt  (u  +  du,  v) 
and  für  den  Punkt  (u,  v  -\-  dv)  anstellen.  Also  folgt,  daas  die  drei 
Punkte 

(«  +  </»,(.},       (ti,  r  +  rfo),       {ii  +  du,  o  +  dt.) 

s&mtlicb  nnendlich  kleine  Abstände  zweiter  Ordnung  von  der  Tan- 
gentenebene  des  Punktes  (u,  v)  haben.  Diese  Abstände  wären  nur 
dann  von  mindestens  dritter  Ordnung,  wenn  die  vom  Punkte  (u,  v) 
ausgehenden  Seiten  and  die  von  dort  aasgehende  Diagonale  des 
Parallelogramms  Haupttangentenrichtungen  wären.  Da  aber  ein  Punkt 
(u,  tt)  nur  zwei  Haupttangentenrichtungen  hat,  so  folgt: 

Satz  77:  Mindestens  eine  Ecke  des  Vierecks  der  an- 
endlich benachbarten  Punkte: 

(a,  «),       (a  +  du,  «),      («,  V  +  dv),      (u  +  du,  v  +  dv) 

aaf  einer  Flache  weicht  in  zweiter  and  nicht  höherer  Ord- 
nung von  der  Tangentenebene  des  ersten  Punktes  ab, 
vorausgesetzt,  dass  du  und  dv  von  erster  Ordnung  nnend- 
lich klein  sind. 

Hieraus  ziehen  wir  den  Schluss:  Die  Ebene  der  drei  Punkte 
{u,v).       («-frf«,«),      {u,v  +  dv) 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


f  10.    Systeme  von  cotijttgUrUn  Ourven. 


195 


darf  nicht  ohae  weiteres  bei  uaserer  gegenwärtigen  UntersuchuDg 
im  Unendlicli-Eleinen  mit  der  TangentenebeDe  des  Punktes  (u,  t>] 
▼erwechaelt  werden.  Vielmehr  haben  wir  jetzt  zn  fragen,  wie  sich 
der  Abstand  des  Punktes  (u  •(-  du,v  +  dv)  von  der  Gbene  der  drei 
geoannten  Funkte  darstellt,  and  dabei  haben  wir  Qherall  die 
höheren  als  ersten  Potenzen  von  du  und  dv  xa  beachten. 

Wir  verfahren  so,  dass  wir  zunächst  den  Inhalt  dJ  des  von 
den  vier  Punkten  bestimmten  Tetraeders  berechnen.  Be- 
zeichnen wir  vorerst  die  rechtwinkligen  Coordinaten  der  vier 
Punkte  mit 


80  ist  bekanntlich: 

6rf/  = 


^1  - '    yi-y    h- 


*i.  y».  H' 


Dabei  erscheint  der  Inhalt  («ne  übrigens  oben  anch  der  Abstand  di) 
mit  einem  Vorzeichen  behaftet. 

Non  sind  x^,  y^,  Zj  die  Coordinaten  des  Punktes  (u  +  du,  v). 
Daher  ist  zu  setzen: 

i,  =1  +  x^du-^  Y72  *iiii ''"*  +  ••■ 

n.  H.  w.    Femer  analog : 


x^  =  x-\-  x^du  +  r,dt)  +  Y^{«„,rf«*+  ^x^,dudv-\-x^^dv*)  +  .. 
□.  8.  w.,  sodass  sich  ergiebt: 

X^  du  +  —~i  'uu  '*'''  +  •  •  ■ 

x^dv-^  Y^2^,„'/«'*  +  ---  .  •    ' 

x^du  +  x^dv  +  -^{x^^du^+2x^^dudv  +  x^^dv*)  + 

Subtrahiert  man  die  beiden  ersten  Zeilen  von  der  dritten,  und  son- 
dert man  von  den  beiden  ersten  die  Factoren  du  und  do  ab,  sq 
erhält  man: 


.dr,yGoogIe 


Zweiter  Abschnitt:   Die  Krümmung  der  Fläche 


x^^dudv  ■\- ...     . 

Wenn  wir  nur  die  Grlieder  niedrigster,  nämlich  vierter  Ordnung 
wirklich  ausrechnen,  so  kommt: 


oder  nach  (9),  S.  106: 


dJ=^DMdti'dv'+  ... 

Nach  S.34,  35  iat  ferner  der  Inhalt  des  Dreiecks  der  drei  ersten 
Paukte  gleich 

\2)dudv  +  ... 

Ist  nun  dh  der  Abstand  des  vierten  Punktes  ron  der  Ebene 
der  drei  ersten,  so  ist  nach  bekannter  Formel  der  Stereometrie: 


Also  kommt: 


^({Ddudv  +  ...)dh  =  äJ. 
dh  =  Mdudv+  ... 


Daher: 

Satz  78:  Der  Abstaad  der  Ebene  der  drei  unendlich  be- 
nachbarten Flächenpunkte  (u,  v],  (u  +  du,  n),  (u,  v -]- i^v)  toh 
dem  Punkte  («  +  </»,  v -\- dv)  ist,  abgesehen  von  unendlich 
kleinen  G-rössen  hSherer  Ordnung,  gleich  der  Fundamen- 
talgrÖBse  M,  raultipliciert  mit  dudv. 

Der  Fall  ^  =  0  liefert  nun  nach  Satz  70,  wenn  wir  noch  be- 
denken, dass  ^Edu  und  YOdv  zwei  Seiten  des  Vierecks  der  rier 
Punkte  sind,  dies  Ergebnis: 

Bat!  79:  Legt  man  auf  eine  Fläche  ein  unendlich  dich- 
tes Netz  von  zwei  Scharen  von  je  oo'  Cnrven  und  sind  die 
Seiten  der  Netzvierecke  unendlich  klein  von  erster  Ord- 
nung, so  weicht  die  vierte  Ecke  eines  Netzvierecks  von 
der  Ebene  der  drei  ersten  im  allgemeinen  nur  unendlich 
wenig  von  gerade  zweiter  Ordnung  ab.  Die  Abweichung 
ist  dann  und  nur  dann  unendlich  klein  von  mindestens 
dritter  Ordnung,  wenn  das  Netz  von  einem  System  con- 
jugierter  Gurven  gebildet  wird, 


Pdr,yGOOgIe 


f  10,     Systeme  von  oonjwgierten  Ourven.  197 


Dies  Ergebnia  hat  eine  praktische  Bedeutting: 

Stellen  wir  nns  zunächst  vor,  die  Fläche  sei  mit  irgend  einem 
Carvennetz  belegt,  und  Tergrössem  wir  alsdann  ein  FlächenstUck 
so  weit,  bis  die  unendlich  kleinen  Grössen  erster  Ordaang,  also 
die  Seiten  der  Netzvierecke,  endlich  werden.  Die  Richtuni^unter- 
schiede  von  Gegenseiten  der  Vierecke  bleiben  dabei  anendlich  klein 
von  erster  Ordnung,  weil  die  Winkel  bei  der  ähnlichen  Vergrösserung 
nicht  geändert  werden.  Der  Abstand  der  vierten  Ecke  eines  Netz- 
vierecks  von  der  Ebene  der  drei  ersten  Ecken  dagegen  wird  jetzt 
im  allgemeinen,  nämlich  solange  das  Netz  nicht  ans  conjagierten 
Curven  besteht,  unendlich  klein  von  erster  Ordnung. 

Wollen  wir  nun  ein  Modell  dieses  vergrösserten  Flächenstückes 
aos  lauter  Vierecken  herstellen  und  dabei  Unendlich-Kleines 
von  erster  Ordnung  durch  nur  Sehr-Sleinee  ersetzen,  so 
müssen  wir  folglich  die  Vierecke  windschief,  wenn  auch  sehr 
wenig  von  der  Ebene  abweichend,  annehmen.  Besteht  das  Netz  ' 
dagegen  aus  conjugierten  Curven,  so  ist  die  Abweichung  von  der 
ICbene  nach  der  VergröasemDg  unendlich  klein  von  mindestens 
zweiter  Ordnung  und  braucht  daher  im  Modell  nicht  zum  Aus- 
druck zu  kommen.  Dann  also  dürfen  wir  ebene  Vierecke  wählen, 
aber  im  allgemeinen  wohlbemerkt  keine  Parallelogramme, 
sondern  Vierecke,  die  allerdings  nur  sehr  wenig  von  Parallelo- 
grammen abweichen,^  da  eben  die  Bichtungsunterschiede  von  Gegen- 
seiten jetzt  von  erster  Ordnung 
unendlich  klein  sind  und  daher 
im  Modell  durch  nur  sehr 
kleine  Winkel  zum  Ausdruck 
gebracht  werden  müssen. 

Ein  Netz  von  ebenen, 
sehr  wenig  von  Parallelo- 
grammen abweichenden 
Vierecken  ist  also  ah  Mo-  P"g-  6'- 

dell  eines  Plächenstückes 

sehr  wohl  zu  benutzen,  doch  muss  man  dann  notwendig 
die  Seiten  der  Vierecke  als  Bogenelemente  zweier  Scharen 
von  conjugierten  Curven  auffassen.     (Siehe  Fig.  67.) 

Es  ist  sehr  bemerkenswert,  dass  man  auf  einer  beliebigen  Fläche 
durch  eine  einfache  Construction,  die  analytisch  nur  Differentiationen 


'  Nehmen  wir  Parallelogramme,  bo  ergiebt  sich  ein  Modell  für  die  Seh: 
bangsflScbeu  (siehe  S.  166). 


Pdr,yGOOgIe 


198  Zweüer  Abaclmitt:    Die  Krümmung  der  Fläeke. 


and  ElimiDationen  verlang  stets  ein  STstem  von  conjngierten  CDnen, 
ja  sogar  unendlich  viele  solche  Systeme  finden  kann: 

HaD  wähle  nämlich  irgend  eine  Gerade  g  fest  im  Banm  und 

constmiere   erstens   die  Curven  c,   in    denen  die  F^clie  von  allen 

Kbeuen   durch  g   geschnitten   wird,   und   lege    zweitens   von  jedem 

Punkte  der  Geraden  g  aus  die  Tangenten  an  die  Fläche.    Letzteres 

liefert  00 '  Tangentialkegel;  jeder  be- 

rtthrt  die  Fläche  längs  einer  Gurre  i 

(siehe  Fig.  68).     Die  Gurren  c  vaA  li 

sind  nun  zu  einander  conjugiert 

In  der  That:  Die  Tangentialkegel 

sind  abwickelbare  Flächen.  NachSfttz45, 

S.  157,  ist  also  in  jedem  Punkte  P  der 

Fläche  die  Tangente  der  hindnrchgeheD- 

den  Cnrre  k   conjngiert  zur  hindorcb- 

geh  enden     Erzeugenden     des    Kegels. 

Di^e   Erzeugende   aber   schneidet  die 

Fig.  6S.  Gerade  g  und  liegt  daher  in  der  Ebene 

der  hindurchgehenden  Curve  c,  iodeiii 

sie  diese  Gurve  in  P  berUhrL    Also  haben  die  doich  P  gebendeo 

Gurren  c  und  A  coigugierte  Tangenten. 

Um  dies  auch  analjüsch  abzuleiten,  wählen  wir  die  Gerade  9 
als  z-Axe.     Benutzen  wir  alsdann  y:x  als  Parameter  w,  sodass 

(11)  J^  =  «^ 

ist,  80  sind  die  Curven  («)  die  Curven  c.     Nach  (9)  ist  jetzt 

(12)  MiTfi  +  Ndv^i) 

die  DifTerentialgleichuDg  der  zu  den  Curven  c  conjngierten  Cunen. 
Infolge  von  (11)  aber  ist 


(13) 


!/mv  =  ^„  +  "-^»Bi      y,«  =  «*„j 
sodass  nach  (9),  S.  lOti,  kommt: 

Die  Differentialgleichung  (12)  lantet  demnach: 


,dr,GoogIe 


§  10.     Systeme  von  eonjugiartvn  Oarven.  199 

Wir  mOssen  zeigen,  dasB  aie  Ton  den  Curven  k  erftÜlt  wird.  Za 
diesem  Zweck  conetmieren  wir  ans  eine  Curre  k,  indem  wir  einen 
Punkt  (0,  U,  c)  auf  der  2-Axe  wählen  und  alle  Tangentenebenen 

TOD  ihm  aus  an  die  ilUche  legen.  Diese  Ebenen  herOhren  die 
Fläche  längs  einer  Curre  h,  die  nach  der  Substitution  Ton  £  =  0, 
5  =  0,  J  =  c  dargeBtellt  wird  dnrch: 

(15,  ^£i4»  +  ?^_.. 

Vs  ist  dies  ja  eine  Gleichung  toq  der  Form  Si(u,  p]  =  c,  und  sie 
stellt  für  jeden  constaaten  Wert  von  c 
eine  Curre  A  dar.    Wegen  (11)  nnd  (13) 
ist  aber  nach  XI  [F): 


Das  totale  Differential  der  linken  Seite 
hiervon  ist  aber  gleich  der  linken  Seite 
Ton  (14),  dividiert  durch  x*,  Uithin 
ist  (16)  thatsächlich  das  Integral  von 
(14).  Hiermit  ist  der  analytische  Nach- 
weis beendet  and  zugleich  gezeigt,  wie 
man  auf  einer  beliebigen  Fläche,  nach- 
dem man  y  :  x  t^%  Parameter  u  ein- 
geführt hat,  mittels  der  Formel  (16) 
die  ZD  den  Curven  (u)  conjugierten 
Cnrven  durch  Differentiation  allein 
findet  Fig.  69. 

Wir  haben  hiernach  den 

Bati  80:'  Schneidet  man  eine  Fläche  durch  diejenigen 
blbenen,  die  eine  feste  Gerade  enthalten,  in  tx'  Curven  c 
und  constpuiert  man  die  ao*  Berührungscurven  k  derjenigen 

<  Sftiz  von  KöHii»,  vgl.  hierüber  die  iu  der  Anm.  aof  S.  167  genannten 
„Levona"  von  Dasbodz,  1.  pMtie,  S.  111. 


DX- 

'",-"(' 

BY. 

-  x^s^  —  t^ 

DZ- 

■■  —  xx^. 

sodass  (15) 

80  lantet: 

(16) 

XX,-  XX, 

,dr,Google 


200  Zweiter  Ahseknitt:   Die  Krümmung  der  Fläche. 


Tangeutialkegei  der  Fläche,  deren  Spitzen  auf  der  festen 
Geraden  liegea,  bo  sind  die  Gorven  c  and  k  za  einander 
'  conjugiert 

In  Fig.  69,  S.  199,  ist  die  Form  eines  Modells  angegeben,  dsss 
man  nach  den  früheren  Auseinandersetzungen  für  dieses  Sj'Stem  ron 
conjugierten  Curven  herstellen  kann. 

§  1 1.    BerQhrung  zwischen  Fliehen. 

In  §  1  des  gegenwärtigen  Abschnittes  und  weiterhin  haben  wir 
die  Krümmung  der  Gurren  untersucht,  die  von  einem  Fl&cben- 
punkte  P  ausgehend  auf  der  Fläche  verlaufen.  Für  verschiedeiie 
Gurren  durch  einen  Punkt  P  ergaben  eich  an  der  Stelle  P  ver- 
schiedene KrQmmungeu;  auch  för  diejenigen  Gurven,  die  in  P  noch 
die  Tangente  gemein  haben,  ist  sie  verschieden,  wie  Satz  1,  S.  105, 
lehrt 

Hiemach  ist  es  klar,  dass  uns  bisher  noch  eine  Methode  fehlt, 
um  einen  Begriff  zu  bestimmen,  der  ein  Maaes  für  die  Krümmung 
der  Fläche  selbst  an  der  betreffenden  Stelle  P  abgeben  würde. 
Wollen  wir  einen  solchen  Begriff  ableiten,  so  liegt  es  zunächst  nahe, 
zu  versuchen,  den  Begriff  des  Krümmungskreises  einer  Curve  für 
den  FaU  der  Fläche  zu  verallgemeinem,  denn  der  reciproke  Wert 
des  Radius  dieses  Krümmungskreises  ist  ja  das,  was  vrir  die  Krüm- 
mung der  Gurve  an  der  Berilhningsstelle  genannt  haben,  vgl.  I  S.  38 
und  I  S.  189.  Der  Krümmungskreis  war  als  derjenige  Kreis  defi- 
niert worden,  der  die  Corvo  an  der  betrachteten  Stelle  in  zweiter 
Ordnung  berührt,  vgl  I  S.  29  und  I  S.  188.  Wollen  wir  nun  den 
Begriff  der  Krümmung  fUr  die  Flächen  verallgemeinem,  so  werden 
wir  an  die  Stelle  der  Gurre  die  Fläche  und  an  die  Stelle  des 
Kreises  die  Kugel  setzen.  Demnach  werden  wir  zunächst  versuchen, 
ob  wir  eine  Kugel  so  wählen  können,  dass  sie  die  Fläche  in  einem 
gegebenen  Punkte  möglichst  innig  berührt. 

Zur  Vorbereitung  müssen  wir  davon  sprechen,  was  überhaupt 
unter  einer  Berührung  n*"  Ordnung  zwischen  zwei  Flächen  zn  ver- 
stehen ist  In  Analogie  mit  der  Definition  für  die  Berührong 
zwischen  Curve  und  Fläche,  I  S.  226,  setzen  wir  fest: 

Zwei  Flächen  berühren  einander  in  einem  gemein- 
samen Punkte  P  in  n'"  Ordnung,  wenn  es  zu  jeder  solchen 
Curve  auf  der  einen  Fläche,  die  durch  P  geht,  eine  Curve 
auf  der  anderen  Fläche  giebt,  die  jene  Gurve  in  P  in  »"' 
Ordnung  berührt 


Pdr,yGOOgIe 


>  11.     Beriihrwiff  swischen  Flächen.  201 


Wir  kommen  liierdurcb  aaf  den  Begriff  der  Berührung  zwischen 
zwei  Gurren  zurück.  Unabhängig  davon  können  wir  die  Definition 
nach  I  S.  19  and  I  8.  166  auch  so  ausBpreohen: 

Zwei  Flächen  berühren  einander  in  einem  gemeineamen  Punkte  P 
in  n*"  Ordnung,  wenn  es  zu  jedem  auf  der  einen  Fläche  unendlich 
nah  bei  P  gelegenen  Punkte  A  einen  Punkt  §(  auf  der  andern  Fläche 
derart  gieht,  dase  die  Strecke  A^  unendlich  klein  von  (n  +  1)*"  Ord- 
nung iBt,  sobald  die  Strecken  PA  und  PS(  unendlich  klein  von  erster 
Ordnung  sind. 

Ana  dieser  Form  der  Definition  ist  es  leicht,  analog  dem 
Satze  5,  1  S.  167,  ein  analytisches  Merkmal  für  die  Berührung 
zwischen  zwei  Flächen: 

x  =  ip{u,v),      i/=x(u,v),       z  =  yß(u,v) 
und 

S=f(u,D),       9  =  fl(u,D),       i  =  ^{u,t>) 

abzuleiten.  Der  Unterschied  gegenüber  jenem  Satze  besteht  hier 
nnr  darin,  dass  an  die  Stelle  der  Entvdckelungen  nach  dt  und  di 
hier  Entwickelungon  nach  je  zwei  Differentialen  du,  dv  bez.  du,  dn 
treten,  sodass  also  auch  die  damals  gegebene  Substitutionsgleichung 
durch  zwei  Oleichnngen  zu  ersetzen  ist,  von  denen  die  eine  ff  u  und 
die   andere  dXi  als  Beihenentwickelung  nach  du  und  dv   darstellt 

Wir  verzichten  jedoch  auf  die  FormolieruDg  dieses  Satzes,  weil 
wir  die  Berührung  zwischen  zwei  Flächen  nur  in  einigen  solchen 
Fällen  besprechen,  die  einfacher  zn  erledigen  sind. 

Betrachton  wir  zanächst  den  FaU  der  Berührung  zwischen  einer 
Fläche  und  einer  Ebene,  die  durch  den  Punkt  P  der  Fläche  gehe. 
Soll  die  Bertlhrnng  von  erster  Ordnung  sein,  so  mnss  es  zu  jeder 
Geraden  in  der  Ebene,  die  von  P  ausgeht,  eine  Flächencurve  durch 
P  geben,  die  jene  Gerade  in  P  berührt,  d.  h.  die  Ebene  muss  —  was 
ja  vorherzusehen  war  —  die  Tangentenebene  von  P  sein. 

Fragen  wir  ans,  wann  die  Fläche  von  der  Tangentenebene  ihres 
Punktee  P  in  zweiter  Ordnung  berührt  wird.  In  diesem  Fall  muss 
es  insbesondere  zu  jeder  solchen  Gteradea  in  der  Ebene,  die  von  P 
aoBgeht,  d.  h.  also  zu  jeder  Tangente  von  P  eine  Flächencurve  geben, 
die  diese  Tangente  in  zweiter  Ordnung  berilhrt    Sind: 

(1)  x^<p («,  v),      y  =  x  («.  ^).       z  =  V>{u,  V) 

die  Gleichungen  der  Fläche  und  ist  der  Punkt  (u,  v)  der  betrachtete 
Punkt  P,  so  wird  eine  Flächencurve  durch  diesen  Punkt  nach  S.  1 1 
dadurch  definiert,  dass  man  u  und  v  als  zwei  solche  Functionen 


Pdr,yGOOgIe 


202  ZutiUr  Me^nitt:    Die  KrSmmimg  der  Fläehe. 

eines  Panmetera  t  aoffasst,  die  etwa  fltr  f  =  0  die  Werte  der  Para- 
meter liefern,  die  dem  Pnokte  P  Kokommen.  Dann'  ist  aof  der 
Cuire,  wenn  die  Striche  die  DiETerentiatioD  nach  t  andeuten: 

^=  x^u'  +  x^  b', 
nnd,  wenn  wir  nochmals  nach  t  differenäeren: 

*"=  *„«''  +  2x_,ii'r'  +  i,^»'*  +  r^M"+  *,»"■ 

Die  Formeln  bleiben  richtig,  wenn  x  durch  y  oder  z  ersetzt  wird. 
Nach  Satz  6,  I  S.  169,  haben  wir  mm  zn  fordern,  dass: 

«'       y       .' 

sei  oder: 

x"  =  t>x;    /'  =  (»y,     z'=ex', 

wenn  wir  einen  Proportionalitttsfactor  q  einfahren.    Dies  giebt: 

'■1.  "'*  +  2  ',.  «'  w'  +  '„  "''*  =  *,  (e  b"  —  «")  +  *„  (p  v'  —  t>") 
nnd  die  beiden  Gleichongen,  die  hierans  herrorgehen,  wenn  mim  j 
dnrch  y  oder  z  ersetzt 

Diese  Forderungen  milBsen  nun  erfüllt  sein,  wie  auch  die 
Tangente  gewählt  sei,  d.  h.  welchen  Wert  auch  das  VerbStltois 
dv.du  oder  v'-.u'  hat.  Um  u",  v"  zn  entfernen,  mnitiplicderen  wir 
die  Gleichungen  mit  den  Richtongscosinus  X,  Y,  Z  der  Normalen 
und  addieren  sie  dann.    So  kommt  nach  (8),  S.  106,  nnd  nach  XI  (J): 

und  da  diese  Bedingung  lilr  jeden  Wert  von  v  -.  u   bestehen  soll,  &o 

mnss  einzeln: 

(2)  L  =  M=N^Q 

för  den  betrachteten  Punkt  P  sein. 

Diese  Bedingungen  sind  nun  auch  hinreichend  dafür,  iati 
die  Fläche  im  Punkte  P  ron  ihrer  Tangentenebene  in  zweiter  Ord- 
nung berührt  wird.  Denn  nach  Satz  76,  S.  194,  ist  unter  den  Be- 
dingungen (2)  der  Abstand,  den  ein  dem  Punkte  P  oder  (tf,  v)  un- 
endlich benachbarter  Punkt  Ä  oder  {u  +  du,  v  +  dv)  von  der 
Tangentenebene  des  Punktes  P  hat,  von  mindestens  dritter  Ordnnog 
unendlich  klein,  sobald  PA  unendlich  klein  von  erster  Ordnung  ift 
Wenn  wir  also  den  Fusspunkt  dieses  Äbstandes  mit  ät  bezeichnen. 
so  haben  wir  jedem  E^ächenpunkt  d  in  der  Umgebung  Ton  P  einen 
Punkt  9  in  der  Tangentenebene  zugeordnet,  derart,  dass  die  suf 
3.  201  gegebene  Definition  ftlr  die  Berührung  im  Falle  n  =  2  zutrifft. 


Pdr,yGOOgIe 


§  11.     BaräArung  zwüehm  Flächen.  203 


Demnach: 

Satt  81:  Eine  Fläche  wird  von  einer  Tangentenebene 
nar  dann  in  zweiter  Ordnung  berührt,  wenn  die  Funda- 
mentalgrOssen  zweiter  Ordnang  fflr  den  Berfibrnngspunkt 
alle  drei  gleich  Null  sind. 

Betrachten  wir  jetzt  den  Fall  der  BerDbmng  zwiachen  Fläche 
und  Eagel.  Die  BerDhrnng  ist  zunächst,  was  ohne  weiteres  klar 
ist,  von  erster  Ordnung,  wenn  die  Eugel  die  Tangentenebene  des 
getneiDsamen  Punktes  P  berührt.  Soll  die  Berührung  von  zweiter 
Ordnung  Bein,  so  moes  es  zu  jeder  Flächencurre  c  durch  P  eine 
Ciirve  c  auf  der  Kugel  geben,  die  c  in  zweiter  Ordnung  berührt.  Es 
sei  nun  k  der  Erümnmngskreis  tou  c  in  P.  Er  berOhrt  c  in  zweiter 
Ordnung.  Nach  Satz  15,  I  S.  28,  der  nach  Satz  8,  I  S.  170,  anch 
fär  Baumcorren  gilt,  muss  also  anch  die  sphärische  Corre  c  den 
Kreis  k  in  zweiter  Ordnung  berühren,  anders  ausgesprochen:  k  mnss 
auch  der  ErUmmnngskreis  von  c  in  P  sein.  Aber  der  Erümmungs- 
kreis  einer  sphärischen  Curre  liegt  auf  der  Eugel,  da  die  Eugel 
ihre  Schmiegungskugel  ist  (vgl.  I  S.  237).  Also  folgt:  Damit  die 
Kngel  die  Fläche  in  zweiter  Ordnung  berühre,  ist  notwendig  nnd 
augenscheinlich  anch  hinreichend,  dass  die  Kugel  von  allen  durch 
P  gehenden  Flächencurven  die  Erümmungskreise  des  Punktes  P 
enthält  Insbesondere  mUsste  die  Kugel  die  KrUmmungskreise  aller 
NormalBchnitte  von  P  enthalten,  d.  h.  der  Punkt  P  mUsste  nach 
8.  110  ein  Nabelpunkt  sein.  Dann  aber  tritt  thatsächlich  nach 
Satz  1,  S.  105,  Berührung  zweiter  Ordnung  ein.     Mithin: 

Sati  8S:  Eine  Fläche  wird  von  einer  Eugel  nur  dann 
in  zweiter  Ordnang  berührt,  wenn  der  Berührungspunkt 
ein  Nabelpnnkt  der  Fläche  ist,  und  zwar  ist  dann  der 
Eogelmittelpunkt  der  gemeinsame  Mittelpunkt  der  Krflm- 
mungskreise  aller  Normalschnitte  des  Nabelpunktes. 

Kehren  wir  jetzt  zu  den  Betrachtungen  am  Anfang  dieses  Para- 
graphen zurück,  so  sehen  wir,  dass  die  Übertragung  des  Be- 
griffes: Erümmungskreis  einer  Curve  in  den  Begriff: 
Erümmnngskugel  einer  Fläche  unmöglich  ist;  sie  ist  nur 
für  die  vereinzelten  Nabelpunkte  der  Fläche  möglich. 

Dies  negative  Ergebnis  nötigt  uns,  einen  anderen  Weg  zur 
Aufstellung  des  Begriffes  der  Krümmung  einer  Fläche  einzuschlagen. 
Daran  gehen  wir  im  nächsten  Paragraphen.  Hier  erwähnen  wir 
nur  noch,  dass  man  leicht  erkennt,  dass  das  in  Satz  32,  S.  145, 
auftretende  oscnlierende  Paraboloid  die  Fläche  in  seinem  Scheitel 
in  der  zweiten  Ordnung  berührt 


Pdr,yGOOgIe 


Ztoeiter  Abschnitt:    Die  Krümmung  der  Flärhe. 


§  12.    Die  spMrische  Abbilduna  und  die  Krümmung  der  Hieben. 

In  der  Ebene  haben  wir  den  BegrifT  der  KrQmmuDg  einer  Ciure 
znnächat  als  Verhältnis  aus  dem  Contingenzwinkel  und  Bogenelement 
definiert,  siehe  I  S.  86.  Dieser  Definition  gaben  wir  in  Satz  2S, 
I  S.  41,  eine  andere  Form,  indem  wir  einen  Kreis  vom  Badios  Eins 
annabmen,  alsdann  zn  jeder  Normalen  der  Gurre  den  parallelen 
Radius  zogen  und  dadurch  jedem  Punkte  der  Curve  einen  Paukt 
anf  dem  Ereise  zuordneten.  Die  Krümmung  war  dann  gleich  dem 
Verhältnis  aus  einem  Bogenelement  des  Kreises  zum  zugehörigen 
Bogenelement  der  Curve.  Dies  Verfahren  können  wir  auf  die  Flächen 
ühertragen.  Wir  gelangen  dadurch  zn  einer  besonders  wichtigen 
Art,  eine  Fläche  auf  die  Eagel  abzubilden,  die  schlechtweg  die 
sphärische  Abbildang  der  Fläche  heissen  soll.^ 

Gegeben  sei  die  Fläche: 
(1)  x  =  ^{u,v),       y~xiv,v),       z  =  ^p{u,v). 

Die  Normalen  der  Fläche  seien  im  reellen  Fall  mit  positivem  Sinn 
versehen,  wie  es  auf  8.  27  fUr  ihre  Richtungscosinus  X,  Y,  '£  fest- 
gesetzt worden  ist.  Wir  nehmen 
nunmehr  eine  Engel  vom  Radius 
Kins  an,  etwa  die  um  den  An- 
fangspunkt 0  als  Mitte.  Zur  (im 
-  .;t,    -•'^^1/\^X  reellen  Fall  positiven)  Normalen 

"'■•         I  \  des  Plächenpunktes  P  oder  («,  v) 

ziehen   wir  von   der  Eugelmitte 
aus  den  parallelen  Radius.    Sein 
Fig.  70.  Endpunkt   $    heiese    das   sphä- 

rische Bild  des  Punktes  P. 
(Siehe  Fig.  70.)  Seine  rechtwiDkligen  Ooordinaten  sind  offenbar  gleich 
den  Richtungscosinns  X,  Y,  Z. 

Diese  Art  der  Abbildung  mittels  paralleler  Normalen  mag  noch 
so  erläutert  werden:  Wird  die  vorgelegte  Fläche  aus  irgend  einer 
Richtung  durch  parallele  Strahlen  beleuchtet,  und  benutzt  man  den 
Satz,  dass  die  Helligkeit  einer  Stelle  proportional  dem  Cosinus  des 
Einfallswinkels,  d.  h.  des  Winkels  von  Lichtstrahl  und  Normale,  \si, 

'  Die  sph&riHlie  Abbildung  der  FlKchen  auf  die  Kugel  wurde  als  ein 
wichtiges  HDIfsmitlel  von  Gadbb  in  Beinen  „DiequiBitiones"  (vgl.  S.  9)  in 
die  Flächentheorie  eingeführt  und  BjBtematisch  verwertet  Man  nennt  sie 
deshalb  auch  die  Gime'Bche  Abbildung.  * 


Pdr,yGOOgIe 


§  12,    Die  aphäriaehe  Abbildung  und  tue  Krümmung  der  Fläckeit.    205 

so  sieht  moD:  Von  welcher  Richtong  aus  man  die  Fläche  und  die 
Kugel  durch  parallelee  Liebt  beleuchten  mag,  stets  haben  ent- 
sprechende Stellen  TOD  Fläche  und  Engel  dieselbe  Helligkeit  Aus 
diesem  Grunde  bedient  man  sich  der  sphärischen  Abbildung  in  der 
darstellenden  Geometrie  zur  Bestimmung  der  Linien  gleicher  Hellig- 
keit, der  sogenannten  Isophoten  oder  Lichtgleichen,  auf  ge- 
gebenen Flächen. 

Hier  ist  auch  Gelegenheit  von  Parallelflächen  zu  sprechen: 
TrSgt  man  auf  allen  Normalen  der  gegebenen  Fläche  (1)  von  ihren 
Fusepankten  aus  die  conatante  Strecke  a  ab,  so  ist  der  Ort  der 
Endpunkte  eine  Fläche  mit  den  Gleichungen  für  die  laufenden 
Coordinaten  £,  1),  j: 

ebenfalls  ausgedruckt  mittels  der  Parameter  u  und  v.     Hier  ist: 

E«  =  'u  +  -^°.       E,  =  *,  +  ^,a 
u.  8.  w.,  sodass  nach  XI  {H)  und  XI  (J)  folgt: 

was  aussagt,  dass  der  Punkt  (;,  Q,  j)  der  neuen  Fläche  dieselbe 
Normale  wie  der  Punkt  {x,  y,  z)  der  Fläche  (I)  hat,  oder  auch: 

Satt  83:  Trägt  man  auf  den  Normalen  einer  Fläche  von 
ihren  Fusspunkten  aus  eine  constante  Strecke  auf,  so  ist 
der  Ort  der  Endpunkte  eine  Fläche,  deren  Tangenten- 
ebenen den  Tangentenebenen  der  ursprünglichen  Fläche 
in  entsprechenden  Punkten  parallel  sind,  sodass  beide 
Flächen  die  Normalen  gemein  haben. 

Man  nennt  daher  die  neue  Fläche  eine  Parallelfläche  der 
Fläche  (1).  Es  leuchtet  ein,  dass  entsprechende  Punkte  der 
Fläche  (1)  und  einer  Parallelfläche  dasselbe  sphärische 
Bild  haben.  Die  sphärische  Abbildung  bringt  also,  kann 
man  sagen,  nur  diejenigen  Eigenschaften  der  ursprüng- 
lichen Fläche  zum  Ausdruck,  die  auch  allen  ihren  Parallel- 
flachen  zukommen.  — 

Bei  der  sphärischen  Abbildung  der  Fläche  (1)  sind,  wie  gesagt, 
X,  Y,  Z  die  Coordinaten  des  Bildpunktes.  E^s  sind  dies  Functionen 
der  Parameter  u,  v,  und  daher  sind  u,  v  jetzt  auch  Parameter  auf 
der  Bildkugel. 

Betrachten  wir  die  beiden  Punkte  (m,  «)  und  {«  -J-  du,  v  +  dv) 
der  Fläche  (1).     Es  sei  äs  ihr  Bogenelement.     Dann  ist: 
rf ä»  =  £du*  +  2 Fdu dv-t  G dv\ 


Pdr,yGOOgIe 


206  Zweiter  Abschnitt:   Die  Krümmung  der  Fläche. 


Den  beiden  PoDkten  entsprechen  bei  der  aphärisdien  Abbildimg  on- 
endlich  benachbarte  Punkte  anf  der  Engel.  Der  eine  hat  die  Coordi- 
uaten  X,  Y,  Z,  der  andere  die  Coordinaten  X-^dK,  ¥-^dY,  Z+dZ, 
wenn  dX,  dY,  dZ  die  Incremente  bedeuten,  die  den  Functionen 
X,  Y,  Z  TOD  u,  V  zukommen,  sobald  u  um  du  und  v  um  dv  wächst 
Daher  entspricht  dem  obigen  Bogenelement  d»  der  Fläche  ein  B<^- 
element  di  anf  der  Kngel,  fOr  das: 

di*  =  dX*-\-dY>-\-dZ* 

ist  Diese  Summe  wurde  übrigens  unter  (18)  anf  S.  161  mitrf»'  — 
als  Quadrat  des  Winkels  anendlich  benachbarter  Normalen  —  be- 
zeichnet,    Nach  der  damals  aufgestellten  Formel  (11)  ist; 

(2)  d&*  =  H{Ldu*-^2Mdudv  +  ]adv')-K{Edu*-\-2FdHdt,-{-Gd^ 

wobei  H  und  Z'  die  in  Satz  11,  8.  119,  angegebenen  Functionen  der 
Fnndamentalgrössen  E,  P,  0  und  L,  M,N  sind. 

Da  auch  auf  der  Bildkagel  u  und  v  Parameter  sind,  so  hat  die 
Engel  hinsichtlich  dieser  Parameter  FnndamentalgrQssen  erster  und 
zweiter  Ordnung.  Wir  wollen  sie  mit  S,  g,  ®  und  £,  W,  9!  be- 
zeichnen. Weil  sich  das  Quadrat  des  Bogenelementes  der  Kugel 
durch  die  Fuudamentalgrössen  erster  Ordnung  so  ausdruckt: 

(3)  rfä»  =  ffirf«»  +  2^dudv  +  ®rft.*, 
so  zeigt  (2)  unmittelbar,  dass 

(J  =  S-S;»     =HL~KE, 
%  =  ^X^X,  =  BM-KF, 

ist. 

In  §  1 1  des  ersten  Abschnittes  haben  wir  von  beliebigen  ponkt- 
weisen  Abbildungen  einer  Fläche  auf  eine  andere  Fläche  gesprochen. 
Aus  dem  Satze  49,  S.  96,  können  wir  daher  scbliessen,  dass  es 
bei  der  sphärischen  Abbildung  im  allgemeinen  ein  Ortbogonalsysteo 
auf  der  Fläche  giebt,  dessen  Bild  wieder  ein  Orthogonal^^m  ist 

Dies  können  wir  hier  direct  einsehen: 

Sind  nämlich  die  Parameterlinien  (v)  und  (v)  auf  derFläche(l) 
die  Erammungscurven,  so  ist  nach  Satz  63,  S.  182,  F  =  M^<i. 
Nach  (4)  ist  dann  i<r  =  U,  also  sind  dann  die  Bildcurven  nach  Säte  lä 
S.  34,  za  einander  orthogonal. 

Umgekehrt:  Sind  die  Parameterlinien  (u)  und  (v)  anf  der  Hagel, 
d.  b.   also   die  Bildcurven  der  Parameterlinien   der  Fläche  (1),  n 


Pdr,yGOOgIe 


§  12.    Die  tphärische  Abbitdung  und  die  lüvmmtmg  der  Flächen.    207 


einaader  orthogonal,  ao  ist  nach  dem  geoaimteD  Satze  $  =  0.  Sind 
aDsaerdem  die  Par&meterlinieD  (u)  und  (tt)  auf  der  Fl&cbe  selbst  zu 
einander  orthogonal,  so  ist  auch  ^=0,  sodass  aus  der  zweiten 
Gleichung  (4)  folgt: 

Ist  H-^0,  80  ist  dann  ^=0.  Nach  Satz  63,  S.  182,  sind  die 
Gurren  (u)  und  (t*)  daher  auf  der  Fläche  die  ErUmmangBliitien. 

Wenn  also  auf  der  Fl&che  uicht  etwa  H  überall  gleich  Null 
ist,  so  sind  die  Erümmungscurven  der  Mäche  das  einzige  Ortbo- 
gouaUfBtem,  dessen  sphärisches  Bild  wieder  ein  Orthogonalsystem 
ist,  denn  die  sphärische  Abbildung  ist  selbst  ja  ganz  unabhängig 
davon,  ob  wir  gerade  die  ErUmmangBcurven,  wie  wir  dies  soeben 
gethau  haben,  als  Parametercurren  wählen  oder  nicht 

Nach  (23),  S.  118,  ist: 

gleich  der  Summe  der  reciprokea  Werte  der  Hanp^Qmmungs* 
radien.     let  ^=3  0,  so  ist  also  A^  +if,  =  0.    Mithin: 

Satz  84:  Bei  der  sphärischen  Abbildung  einer  Fläche, 
auf  der  nicht  überall  die  HauptkrUmmungsradien  einander 
entgegengesetzt  gleich  sind,  bildet  sich  nur  das  Ortbo- 
gonalsyatem  der  ErOmmungs- 
curven  wieder  als  Orthogo- 
nalsystem  ab.' 

Dies  leuchtet  auch  geometrisch 
ein.  Denn  wenn  F  irgend  ein 
Flächenpunkt  ist  und  Pj  und  P, 
ihm  unendlich  benachbarte  Flächen- 
punkte auf  den  Bauptkrtlmmungs- 
ricbtnngen  von  P  sind,  so  wird  die 
Normale  n  des  Punktes  P  nach 
Satz  53,  3.  171,  Ton  den  Normalen 
»]  und  n,  der  Punkte  Pj  und  P, 
geschnitten.  Die  zu  n,  n,  und  n, 
parallel  gezogenen  Radien  n,  n^  und  n,  der  Bildkugel  (siehe  Fig.  71] 
liegen  alsdann  so,  dass  die  Ebene  (nn,)  der  Ebene  (nn,)  und  die 


Rg.71. 


'  Da  auf  der  Kugel  jedes  OrthogoDabjBtem  als  Sjslem 
carven   angesehen   «erden   darf,    nach  S.  177,   so  steht  dies  mit  dem  BpftUren 
SatK  86  iD  EinUjHig. 


Pdr,yGOOgIe 


208  Zuteiler  Abseknitt:   IH&  Krümmung  der  Flächt. 

Ebene  (nt^)  der  Ebene  (n'i^  parallel  ist  Da  die  Ebenen  (nit,)  and 
(n  71,)  auf  einander  senkrecht  stehen,  bo  gilt  dasselbe  von  den  Ebenen 
(nn,)  und  (nn,). 

Ist  ff «  0  auf  der  Fläche,  so  sind  ffi,  %,  ®  nach  (4)  propor- 
tional E,  F,  G.  Wenn  aber  die  Fundamentalgrössen  erster  Ordnaog 
auf  zwei  Flächen,  die  panktweis  anf  einander  abgebildet  sind,  ein- 
ander proportional  sind,  so  ist  die  Abbildung  nach  Satz  36,  S.  72, 
conform. 

Umgekehrt:  Ist  die  sphärische  Abbildung  conform,  so  bestehen 
Beziehungen  von  der  Gestalt: 

Alsdann  folgt  aus  (4); 

■    HL  =  {e  +  K)E, 

EN~(q  +  K)G. 

Entweder  also  ist  ff  =  0  und  p  =  —  Ä'  oder  aber  es  sind  L,  M,  N  pro- 
portional E,  F,  G,  woraus  folgt,  dass  die  Fläche  (1)  lauter  Nabel- 
punkte hat,  nach  S.  110,  nnd  also  nach  Satz  6,  S.  112,  eine  Kugel 
ist     Daher: 

Sati  85:  Die  sphärische  Abbildung  ist  nur  fUr  die- 
jenigen Flächen,  auf  denen  in  jedem  Punkte  die  beiden 
HanptkrUmmnngsradien  einander  entgegengesetzt  gleich 
sind,  und  für  die  Kugeln  conform. 

Nach  Satz  12,  S.  120,  können  wir  dies  Ergebnis  auch  so  for- 
mulieren : 

Säte  86:  Die  sphärische  Abbildung  ist  nur  fUr  die- 
jenigen Flächen  conform,  auf  denen  in  jedem  Punkte 
zwischen  den  beiden  Hauptkrümmuogsradien  iP,  und  Jt^ 
eine  der  beiden  Beziehungen 

-ff,  ±  Ä,  =  0 
besteht 

In  dieser  Form  lässt  sich  der  Satz  auch  durch  eine  geo- 
metrische InliniteBimalhetrachtung  in  Anknüpfung  an  Fig.  71  leicht 
bestätigen.     Dies  sei  dem  Leser  überlassen. 

Hier  sollen  nun  zunächst  noch  einige  Formeln  abgeleitet  werden, 
die  bei  der  sphärischen  Abbildung  von  Flächen  gebraucht  werden: 

Wenn  wir  in  (4)  die  Werte  von  Jl  und  K  nach  Satz  11,  S.  119, 
einsetzen,  so  kommt: 


Pdr,yGOOgIe 


§  12.    Die  spkärüahe  Abbüditng  und  die  Krümmung  der  Flächen. 


(5)  5-if[^^^-    P{lJV  +  SP)  +  GL]tf], 
@^^[^JV»  -2FMN  +GM^. 

Aus  (4)  folgt  ferner,  daee  die  Grösse 

(6)  ®»  =  ffi®-5<, 
die  wir  analog  der  Gritese 

J)»  =  EG-F* 

itlr  die  Kugel  bilden,  den  Wert  hat: 
'S)*  =  H*{LN-  M^-IIK{EN-2FM-{-  G  L)  + K*(EG  -  F^). 

Wenn  wir  die  erste  und  zweite  Klammer  nach  Satz  11,  8.  119, 
darch  U,  K  und  S  aasdrUcken,  so  beben  die  beiden  ersten  Glieder 
rechts  einander  auf,  sodass  bleibt: 

(7)  S)»  =  A:»2)». 

Nach  S.  18  ist  i>  im  reellen  Fall  positiT,  ebenso,  da  dann  auch 
das  Bild  aof  der  Engel  reell  ist,  die  für  die  Kugel  gebildete  Grösse  X). 
Wir  ziehen  daher  ans  (7)  den  Schlnse: 

(8)  ®  =  «Z2), 

wo  t  =  ±  1  ist,  je  nachdem  £^0  ist 

Da  der  Badios  der  Kngel,  der  zum  Bildpunkt  9ß  oder  (X,  7,  Z) 
geht,  zugleich  Normale  der  Kugel  ist,  so  sind  die  Bichtungs- 
cosinus  X,  ^,  3  ^^^  Kngelnormale,  abgesehen  vom  Vor- 
zeichea,  gleich  X,  Y,  Z  selbst  Zur  Bestimmung  des  Yorzeicheos 
ist  zu  beachten,  dass  wir  auf  8.  27  Festsetzungen  über  das  Vor- 
zeichen getroffen  haben.  Nach  den  damaligen  Formeln  (4)  ist,  weil 
jetzt  X,  Y,  a  an  die  Stelle  von  x,  y,  *  und  5)  an  die  Stelle  von 
D  tritt: 

(9)  S  = ^ ,      y ^ ,      Ü- ^ 

Nach  dem  Vorhergehenden  ist  klar,  dass  die  rechten  Seiten  hierin 
gleich  ±X,  ±Y,  ±Z  sein  müssen.  Man  kann  dies  mit  Hülfe  der 
Formeln  (4),  S.  131,  bestätigen,  wodurch  sich  zugleich  das  Vor- 
zeichen bestimmt     Denn  danach  ist: 

Y^Z^-Z^Y^  =  -^'^~^-X, 

GeoDL  DUTr.    U.  14 


Pdr,yGOOgIe 


210 

der  iüä*. 

also  nach  (9): 

3e 

LN-  M* 

X 

oder  nach  Satz  11,  8. 

119: 

t^^X 

oder 

endlich  nach  (8) 

(10) 

3£- 

tX, 

D-.r, 

3  = 

--,Z. 

Da  X,  Y,  Z  die  Coordinaten  des  Bildpanktes  $  von  P  sind,  so 
ist  die  Normale  der  Kugel  nach  aussen  —  toq  der  Kugelmitte 
ans  —  positiv,  wenn  {  =  +1  ist,  nacli  innen,  nenn  %=—\  ist 
Da  aber  im  reellen  Fall  t  nach  dem  FrUheren  =  ±  1  ist,  je  nach* 
dem  K'^0  iat,  so  folpt,  weil  K  gleich  dem  Product  der  reciproken 
Werte  der  Hauptkrdmmungsradien  ist  und  nach  S.  140: 

Satz  87:  Bei  der  sphärischen  Abbildung  einer  reellen 
Fläche  sind  die  Kugelnormalen  nach  aussen  oder  nach 
innen  positiv  zu  nennen,  je  nachdem  die  zugehörige  Stelle 
der  Fläche  elliptisch  oder  hyperbolisch  gekrümmt  ist 

Zur  Vermeidung  von  Irrtümern  heben  wir  jedoch  nochmals  ans- 
drilcklich  hervor,  dass  die  Abbildung  stets  dadurch  geschiebt, 
dass  man  von  der  Kngelmitte  aus  die  Badien  parallel  den 
positiven  Flächennormalen  zieht  Die  Sache  ist  die,  dass 
diese  ßadien  für  die  ebenfalls  mittels  der  Parameter  u  und  v  dar- 
gestellte Eugel  nicht  auch  stete  die  positiven  Richtungen  der  Kugel- 
normalen  angehen,  wenn  anders  die  früher  gemachten  Festsetzungen 
über  die  positiven  Sinne  der  Parameterlinien  (vgl.  S.  30)  auch  anf 
der  Kugel  gelten  sollen.  Es  ist  dies  vielmehr  nur  filr  die  Stellen 
der  Fall,  die  den  eUiptischen  Punkten  der  Fläche  entsprechen. 

Erinnern  wir  uns  daran,  dass  die  positive  Tangente  der  Para- 
metercurve  {«),  die  positive  Tangente  der  Parametercurve  («)  und 
die  positive  Normale  im  reellen  Fall  so  gegeneinander  liegen  wie 
die  drei  Coordinatenaxen  —  abgesehen  vom  rechten  Winkel  der 
X-  und  y-Axe  (vgl.  S.  31)  — ,  so  sehen  wir,  dass  die  sphärische  Ab- 
bildung für  elliptische  Stelleu  der  Fläche  gleichsinnig, 
für  hyperbolische  entgegengesetztsinnig  ist,  wenn  man  die 
Fläche  von  den  positiven  Normalen  her  betrachtet,  die  Kugel  da- 
gegen  von  aussen. 

Wir  können  jetzt  die  anch  dem  Vorzeichen  nach  ezacten  Werte 
für  die  FundamentalgrSasen  zweiter  Ordnung  2,  Sffi,  9?  auf  der  Kugel 
sofort  berechnen.     Nach  (10),  S.  IOC,  worin  wir  jetzt  erstens  H,  g,  ^ 


Pdr,yGOOgIe 


§  12.    Die  ^härUehe  Abbildung  und  die  Krümmung  der  Flüchen.    2)  1 

oder  alBO  eX,  eY,  «if  statt  X,  ¥,  Z  und  zweiteDS  X,  Y,  Z  statt 
X,  y,  z  za  setzen  haben,  srgiebt  sich: 

(11)  S  =  -!SA7,       aß  =  -iS.\Ä;,       SSl^-itX^^ 
d.  h.  nach  (4): 

(12)  S  =  -  e®,      SDl  =  -  «S,      9i  =  -  «®. 

DasB  auf  der  Kugel  die  Fundameutalgrössen  zweiter  Ordnung  denen 
der  ersten  Ordnung  proportional  sein  mUssen,  war  nach  Satz  6, 
S.  112,  zu  erwarten.  Wir  sehen,  dasB  für  solche  Stellen  der  Kugel, 
die  hyperholischen  Flächenpnnkten  entsprechen,  die  Fundamental' 
grossen  zweiter  Ordnung  völlig  mit  denen  erster  Ordnaug  überein- 
stinunen,  dagegen  für  solche  Stellen,  die  elliptischen  Flächenpunkten 
entsprechen,  nur  abgesehen  Tom  Vorzeichen. 

Erinnern  wir  uns  jetzt  daran,  dass  wir  die  sphärische  Ah^ 
bildang  benutzen  wollten,  um  ein  KrUmmungsmaass  für  die 
Flächenpankte  abzuleiten.  Zu  diesem  Zweck  betrachten  wir  ein 
Element  der  Fläche  (1),  also  ein  unendlich  kleines  Stück  der  Fläche 
an  einer  Stelle  P  oder  {«,  v),  etwa  das  in  P  anliegende  unendlich 
kleine  Par Edlelogram m  der  vier  Punkte 

(«,»),       (a  +  dtt,  o),       {u,t>-{-dv),       {u -\- du,  V  ^  dv). 

Nach  Satz  14,  S.  35,  ist  sein  Inihalt  ^eicb 

Ddudv. 

Wie  man  sieht,  ist  er  im  reellen  Fall  hier  stets  positiv  ausgedruckt^ 
wenn  die  Incremente  du  und  dv  positiv  gewählt  werden.  Das  Bild 
dieses  unendlich  kleinen,  von  den  Parameterlinien  (u),  (u  +  du),{v), 
(v  +  dv)  eingeschloesenen  Parallelogramms  ist  ein  nnendlich  kleines 
Parallelogramm,  das  von  den  entsprechenden  Parameterlinien  auf 
der  Kugel  eingeschlossen  wird.  (Man  mOge  die  Fig.  70,  S.  204,  vei^ 
gleichen.)  Der  Inhalt  des  Bildparallelogramms  ist: 
%dudv. 

Das  Verhältnis  aus  dem  Flächeninhalte  dieses  Bildes  und  dem  des 
Originals  würden  wir  nun  nach  den  Bemerkungen  am  Anfang  dieses 
Paragraphen  als  die  Krümmung  der  Fläche  an  der  Stelle  P  oder 
[u,  v)  definieren,  wenn  nicht  noch  ein  Vorbehalt  über  das  Vorzeichen 
zu  machen  wäre.  Man  wird  wünschen,  die  Definition  so  zu  fasseu, 
dass  sie  für  elliptische  and  fUr  hyperbolische  Punkte  die  Krümpiung 
mit  verschiedenen  Vorzeichen  ergiebt,  und  zwar  ist  es  naturgemäsg, 


.dr,yGoogIe 


Zweiter  Met^müt:   Die  Krünaramg  der  Fkidte. 


fttr  die  ersteren  Stellen  das  positive,  fOr  die  letzteren  Stellen  du 
negative  Zeichen  anzuwenden.  Dies  können  wir  so  erreichen:  ¥ir 
setzen  fest,  dass  wir  die  Inhalte  der  unendlich  kleinen  Par- 
allelogramme auf  der  Kugel  als  positiv  oder  negativ  be- 
zeichnen wollen,  je  nachdem  die  Normale  der  Engel  an 
der  betreffenden  Stelle  nach  aussen  oder  nach  innen  posi- 
tiv ist  Alsdann  ist  nicht  ^dudv,  sondern 
stidudv 

der  Inhalt  des  Farallelogramins  auf  der  Kngel.  Nunmehr  defi- 
nieren wir  also  so: 

Unter  der  Krümmung  in  einem  Flüchenpunkte  ver- 
stehen wir  das  Verhältnis  aus  dem  Inhalte  des  sphärischen 
Bildes  eines  unendlich  kleinen  Stückes  der  Fl&che  an  der 
betreffenden  Stelle  und  dem  Inhalte  dieses  Stücke«  selbst 

Die  Krümmung  an  der  Stelle  (u,  v)  hat  hiernach  den  Wert: 

t^dudv 
Ddadv 

oder  nach  (8)  den  Wert  K.    Daher  nach  (23),  S.  116: 

Bati  88:  Die  KrUmmnng  in  einem  Flächenpnnkte  ist 
gleich  £,  d.  h.  gleich  dem  reciproken  Wert  von  dem  Pro- 
duct  der  mit  Vorzeichen  versehenen  Hauptkrümmungs- 
radien  des  Punktes.* 

Allerdings  könnte  man  einen  Einwand  machen:  In  der  Defi- 
nition  des  Krümmungsmaasses  ist  von  einem  beliebigen  onendhch 
kleinen  FlächenstUck  an  der  Stelle  (u,  v)  die  Rede,  während  wir  in 
den  Formeln  ein  von  Parameterlioien  umgrenztes  nnendlich  kleines 
Parallelogramm  benutzt  haben.  Aber  jeder  Bereich  lässt  sich  aus 
solchen  Parallelogrammen  zusammensetzen,  aach  zeigt  das  Krgebnis, 
da  £  =  1 :  ^j  ^2  eine  geometrische  Bedeutung  hat,  dass  es  von  d^r 
zufälligen  Wahl  des  Parametereystems  durchaus  unabhängig  ist 

Der  Leser  möge  sich  hier  noch  an  den  Satz  51,  S.  170,  er- 
innern. Dort  betrachteten  wir  zwei  conjugierte  Bogenelemente  ds, 
und  ds^  der  Fläche  und  die  Winkel  dv^  und  <f»,,  die  die  in 
ihren  Endpunkten  errichteten  Normalen  mit  den  Normalen  ihrts 
Ausgangspunktes  bilden.     Bei   der  sphärischen  Abbildung  sind  är^ 


Id    der  hier  juigegebenen  Weise   hat  GiTTss   dos  KrQinntungsinBa 
„DisqaiaitioDes"  (vgl.  die  Äam.  auf  S.  5)  eingeftbit. 


Pdr,yGOOgIe 


>  12.    DU  aphäriseke  Abbildung  und  die  Krümmung  der  Fläe/wn.    213 


und  dr^  die  Bilder  der  BogeselemeDte  tf«,  nnd  ds^.  Sind  de,  oad 
rfÄj  nicht  nnr  conjugiert,  sondern  auch  zu  einander  seokrecht,  so 
können  wir  also  nach  Satz  84,  da  dann  auch  dv^  nnd  dv^  zn  ein- 
ander senkrecht  sind,  aus  Satz  51  wieder  unseren  Satz  88  —  aller- 
dings abgesehen  -von  der  Yorzeichenbeetimmnng  —  ableiten. 

In  §  2  des  gegenwärtigen  Abschnittes  sahen  wir,  dass  es  zwei 
Arten  von  Flächen  giebt,  die  in  Bezug  auf  die  Erlimmungen  der 
N'ormalschnitte  ein  wesentlich  anderes  Yerhalten  zeigen,  als  ali- 
gemeine Flächen,  nämlich  erstens  die  Flächen,  die  lauter  NabeU 
|)UDkte  haben,  d.  h.  die  Kugeln  (siehe  Satz  6,  S.  112),  und  zweitens 
die  Flächen,  die  eine  Schar  von  Minimalgeraden  enthalten  (siehe 
Satz  10,  8.  115). 

Wie  wir  aber  schon  auf  S.  lld,  120  bemerkt  haben,  können  wir 
die  Kugeln  den  allgemeinen  Flächen  unterordnen,  indem  wir  irgend 
zwei  zn  einander  senkrechte  Normalachnitte  als  die  RanptkrUmmungs- 
schaitte  bezeichnen.  E^s  ist  dann  }l^  =  R^,  gleich  dem  Badius  der 
Kugel.  Nach  unserer  Definition  hat  aiso  eine  Eugel  vom 
Radius  E  das  constante  KrUmmuagsmaass  \:RK 

Liegt  eine  Fläche  vor,  die  nur  eine  Schar  von  Hinimalgeraden 
enthält,  so  sind  zwei  Fälle  denkbar;  Entweder  umhüllen  diese  Ge- 
raden eine  Gurre,  eine  Minimalüurve,  oder  nicht  Im  ersten  Fall, 
also  im  Fall  der  Tangentenfläche  einer  Minimalcurve,  sind 
unsere  Formeln  nicht  anwendbar,  weil  die  Grössen  J,  Y,  Z  ihre  Be- 
deutnng  verlieren  (vgL  8.  28).  Aber  die  sphärische  Abbildung  artet 
äherbaopt  fUr  abwickelbare  Flächen  ans,  denn  abwickelbare  Flächen 
haben  ja  nnr  oo'  Tangentenebenen.  Die  sphärische  Abbildnog  kann 
nun  natürlich  auch,  statt  mittels  Paralleler  zu  den  Normalen,  dadurch 
bewirkt  werden,  dass  Tangentenebenen  an  die  Kugel  parallel  zu  den 
Tangentenebenen  der  £'läche  gelegt  werden.  Man  sieht,  dass  sich 
dann  für  die  <xi*  Punkte  einer  abwickelbaren  Fläche  nur  co'  Bild- 
punkte ei^eben.  Die  sphärische  Abbildung  ist  also  fllr  abwickelbare 
Blächen  ausgeartet 

Wenn  endlich  eine  Fläche  eine  Schar  von  Minimalgeraden 
enthält,  die  keine  Curve  umhüllen,  so  giebt  es  keine  HauptkrOm- 
mungsradien.  Wir  können  also  dann  den  Satz  88  nicht  aus- 
sprechen. Wohl  aber  hat  auch  auf  einer  solchen  Fläche  die  Grösse  K, 
die  ja  nach  S.  118  durch  die  Fundamentalgrössen  erster  und  zweiter 
Ordnung  ausdrückbar  ist,  eine  an^ytische  Bedeutung.  Um  also  auch 
diesen  Fall  zu  umfassen,  werden  wir  gut  thun,  den  Satz  88  nach 
(22),  8.  118,  dnrch  diesen  zu  ersetzen: 


Pdr,yGOOgIe 


Zicmter  Ahae/mitt:   Die  Krümtmmg  der  Fläche. 


Satz  89:    Die  Krümmung  in  einem  Fläcbenponkte  ist: 

wenn   ß,  F,  G  nnd   L,  M,  N  die  FundamentalgrÖSBen  sind 

Dies  bietet  auch  den  Vorteil,  dass  wir  den  Begriff  der  Krüm- 
mnng  auch  auf  die  abvickelbarea  Flächen  übertragen  können,  ob- 
wohl für  solche  Häcben  das  sphärische  Bild  ausartet.  Wir  sehen 
dann  aus  Satz  19,  S.  132: 

8ats  90:  Die  Flächen  von  der  Krümmung  Nall  sind  die 
abwickelbaren  Flächen. 

Wenn  man  wül,  kann  man  allerdings  auch  hier  die  geome- 
trische Definition  durch  das  Verhältnis  aus  dem  Element  der  Kugel 
zum  Element  der  gegebenen  B'läcbe  aufrecht  erhalten,  denn  da  das 
sphärische  Bild  in  eine  Curve  ausartet,  so  hat  das  Element  der 
Kugel  den  Flächeninhalt  Null 

Bei  den  Tangentenflächen  der  MinimalcurTen  dagegen 
versagen  alle  Definitionen.  Hier  sprechen  wir  also  überhaupt 
nicht  von  der  Krümmung.  — 

Beispiel:  Auf  einer  RotatioDsflnche  ist  die  Krümmung  nach  Sati  13, 
S,  122,  gleich  dem  reciproken  Wert  des  Productes  ans  dem  Krammtingsradiui 
des  Meridians  in  die  Normale,  wenn  diese  bis  zat  Aie  gemcsHen  wird,  wobd 
noch  daa  Vorzeichen  zn  beachten  ist.  Wir  haben  daher  in  Satz  \i,  S.  123, 
die  Rotationsflächen  constanter  Krümmung'  bestimmt,  abgesehen  tdi 
denen  von  der  Krümmnng  Nall  nnd  von  solchen  PlSchen,  die  vir  damals  über- 
haupt beiseite  Hessen,  nämlich  von  FlKchen,  die  eine  und  nnr  eine  Schar  von 
Midi  malgeraden  enthalten.  Aber  die  RotatJoneflSchen  von  der  KrQmmung  Nnll 
sind  ja  nach  Satz  90  abwickelbar,  also  Rotationakegel  und  Rotationa- 
cylinder,  inabesondere  die  Ebene.  Wenn  ferner  eine  Rotadoncrfläcbe  dnc 
Schar  von  Minimal genkden  enthsit,  so  kOnuen  wir  sie  so  erzengen:  Die  Gerado 

j-a  +  Ju,         1)  =  6  +  Stt,         i  =  e  +  Cu 
ist  eine  Minimalgerade,  wenn 
^___       _  J'  +  B"  +  C>  =  0 

'  Die  RotaUonsflKchen  coostanter  negativer  Krämmung  hat  zuerst 
MiNDiNo  bestimmt:  „Wie  sich  entscheiden  lässt,  ob  zwei  gegebene 
krumme  Flächen  auf  einander  abwickelbar  sind  oder  nicht;  nebst 
Bemerknngen  über  die  FUchen  mit  unveränderlichem  Krammnugc 
maasse",  Joum.  f.  d.  r.  n.  ang.  Math.  19.  Bd.  (1839).  Alle  RotationsflSehen 
constanter  Krümmung  hat  alsdann  Liouvillb  bestimmt  und  zwar  in  der 
4,  Note  znr  5.  Auflage  von  Mowoe's  „Application"  (1860).  Vgl,  die  Amn. 
auf  S.  110. 


Pdr,yGOOgIe 


!  12.    LHe  ephäriaehe  AbHlditm;  und  die  Kriimnmng  der  Flächen.    215 


idi,  lisch  I  S.  142.    Ltween  wir  eie  sich  um  die  x-Axe  drehen,  so  geht  nach  (1), 

t  S.  S,  die  Fläche  hervor: 

a;  =  (a+lHJcoap-Ci-t-BuJBinp,    y  =  (a+ Jtt)8ini>+(i>+Stt)co8P,    *  =  e  +  CuJ 

*' +  y*  +  *' -  o»  +  *•  +  0*  +  2(o  J  +  6S  +  cO)-^(«  -  c). 

Die  PISche  ist  also  eine  Kugei  und  enthält  daher  gegen  die  VoraussetEang 
jin-oi  Schareo  von  Uinimiilgeradeu,  nach  Sati  26,  S.  64.  Nur  irenn  0  =  0  iat, 
ist  der  Sclilusa  etwas  anders:  Dana  ist  die  Minimalgerade  parallel  der  xy-£bene, 
sodasB  eine  Ebene  hervurgeht.  Es  giebt  also  suBser  den  oben  erwBhnten 
PlUchcn  keine  sonstigen  Rotationsfifichen  constanter  Krümmung. 

Was  die  sphärisclie  Abbildung  einer  Fläche  anbetrifft,  so 
wollen  wir  hier  anhangsweise  noch  Eines  erörtern: 

Die  Bildkugel  enthält  nach  Satz  26,  S.  64,  zwei  Scharen  von 
Geraden,  nämlich  Miaitnalgeradeo.  Fragen  wir  uns,  welche  Curven 
auf  der  Fläche  diese  Geraden  zu  Bildcurven  haben.  Da  bei  der 
Abbildung  einander  entsprechende  Punkte  der  Fläche  und  der  Enget 
parallele  Tangentenebenen  haben  und  da  die  Taugent«uebenen  der 
Kugel  längs  einer  ihrer  Minimal  geraden  beständig  diese  Gerade 
enthalten,  ao  werden  längs  derjenigen  Curve  der  Fläche,  deren 
sphärisches  Bild  diese  Minimalgerade  ist,  die  Tangentenebenen  der 
Miiiimalgerade  parallel  sein,  d.  h.  einen  Cylinder  von  Minimalgeraden 
umhüllen.  Die  gesuchten  Curven  sind  also  diejenigen,  längs  deren 
die  Fläche  von  Cylindern  von  Minimal  geraden  umhüllt  werden. 
Nach  Satz  45,  S.  157,  sind  diese  Curven  Überall  zu  den  Richtungen 
der  hindurchgehenden  tangierenden  Minimalgeraden  conjugiert  Die 
gesuchten  Curven  sind  daher  diejenigen,  die  mit  einer  Schar  von 
Minimalcurven  der  Fläche  ein  System  von  conjugierten  Curven 
bilden.  Da  die  Fläche,  sobald  sie  nicht  Tangentenääche  einer 
Minimalcurve  ist,  zwei  getrennte  Scharen  von  Miniraalcurven  ent^ 
hält  —  nach  Satz  16,  S.  36,  —  so  folgt,  dasa  ea  zwei  Scharen  von  oo^ 
Curven  der  gesuchten  Art  giebt,  derart,  dass  durch  jeden  Punkt 
der  Fläche  je  eine  Curve  jeder  Schar  geht.  Nach  Satz  25,  S.  138, 
sind  die  Tangenten  der  Minimalcurven  durch  einen  Flächenpunkt 
symmetrisch  zu  den  Hauptkrümmungstangenten  des  Punktes  gelegen. 
Da  man  die  conjugierten  Richtungen  nach  Satz  38,  8,  155,  aus  der 
Indicatrix  ableitet,  deren  Axen  den  Hauptkrilmmnngstatigenten  par- 
allel sind,  ao  folgt,  dasa  auch  diese  conjugierten  Richtungen  zu 
den  HauptkrUmmungstangenten  symmetrisch  liegen.  Anders  ana- 
gesprochen :  » 

Satz  91:  Diejenigen  Curven  einer  Fläche,  die  sich  bei 
der    sphärischen  Abbildung    als    die  Minimalgeraden    der 


Pd  ^„Google 


216  Zweiter  Abrnknüt:   Die  Krümmung  der  Fläche. 

Engel  darstellen,^  sind  zn  dan  MinimalcnrTen  conjagiert, 
und  in  jedem  Flächen pankte  werden  die  Winkel  ihrer 
Tangenten  dnrch  die  HanptkrttmnmngsrichtaDgen  dea 
Punktes   halbiert. 

§  13.    Geradlinlee  Häcben. 

Indem  wir  daran  gehen,  die  Erümmnng  der  geradlinigeti  Flächen* 
als  Beispiel  zu  der  voraogehenden  Theorie  zn  betrachten,  benatzen 
wir  die  Gelegenheit,  die  nicht- abwickelbaren  geradlinigen  Flächen 
etwas  eingehender  zu  beBprechen. 

Vor  allem  ist  da  zu  bemerken,  dass  es  zwei  wesentlich  ver- 
Bchiedene  Arten  von  geradlinigen  Flächen  giebt  Denn  wir  wissen 
ja,  dass  Flachen,  die  eine  Schar  von  Minimalgeraden  enthalten,  in 
Bezug  auf  die  ErUmmungstheorie  eine  besondere  B,olle  spielen,  siebe 
S.  115.  Daher  gilt  die  allgemeine  Krtlmmungstheorie  der  Flächen 
nicht  ohne  weiteres  auch  für  diejenigen  geradlinigen  Flächen, 
deren  Erzeugende  Minimalgeraden  sind.  Von  diesen 
Flächen  sehen  wir  vorerst  Tollständig  ab;  sie  eoUen  nachher 
kurz  betrachtet  werden. 

Die  Erzeugenden  einer  geradlinigen  Fläche  haben  co*  ortho- 
gonale Trajectorien.     "Eb  seien: 

(1)  E  =  V(«).       r)=x{u).      i  =  t/*(K) 

die  Gleichungen  einer  dieser  Trajectorieo,  iu  den  laufenden  Goordi- 
naten  j,  9,  j  mittels  ihrer  Bogenlänge  u  ausgedruckt.  Durch  den 
Punkt  (w)  dieser  Leitcurve  —  wie  sie  heissen  möge  —  geht  eine 
Erzeugende  der  Fläche.  Sie  kann  als  die  Erzeugende  (u)  bezeichnet 
werden.  Sind  f,  g,  h  ihre  Richtungscosinua,  so  sind  f,  g,  h  Func- 
tionen Ton  u.  Die  Annahme  der  Etichtungscosinus  f,  g,  h  hat  znr 
Folge,  dass  der  Erzeugenden  im  reellen  Fall  ein  positiTor  Sinn  bei- 
zulegen ist.  Es  sei  nun  v  die  Strecke,  um  die  ein  Punkt  auf  der 
Erzeugenden  von  dem  Punkte  (m)  der  Leitcurve  entfernt  ist,  im 
reellen  Fall  mit  dem  entsprechenden  Vorzeichen  versehen.  Als- 
dann sind 
(2)_»=J(^M +  "/■(«),      y-j'M  +  vyW,      «_v(«) +  »»(») 

>  Diese  Cnrven  wurden  zuerst  von  Bonket  betmchtet:  „Memoire  lur 
Temploi  d'un  uouveaa  ijatäme  de  variables  dans  l'^tade  des  pro- 
priät^B  des  aarfaces  courbea",  Journal  de  Hath6ni.  porea  et  appl.,  S.ieoe 
t  5.  (1860). 

*  Die  Bjetematiache  Untersuchung  der  geradlinigen  Fläche  nimint  wohl 
ihrec  Anfang  bei  Monqb,  siehe  die  Anm.  anf  S.  HO. 


Pdr,yGOOgIe 


f  IS.     Geradlinige  Fläehan. 


die  Coordinaten  dieseB  Punktes.    In  (2)  liegt  also  eine  Parameter* 
darstellang  für  die  Punkte  (u,  v)  der  geradlinigen  Fläche  vor  (vgl. 

(2)  in  I  S.  271). 

Da  die  Leitcurre  eine  orthogonale  Trajectorie  der  Erzeugenden 
sein  eoU,  so  ist,  wenn  a,  ß,  y  die  BichtnngBCOBinns  der  Tangente 
der  Leitcnrve  bedeuten: 

(3)  Sa/--0. 

Auf  der  geradlinigen  Fl&che  (2)  sind  die  Parameterlinien  («) 
die  Geraden-  Jede  Parameterlinie  (t>)  schneidet  auf  allen  GTeraden  (») 
dieselbe  Strecke  v  ab,  gemessen  von  der  Leitcurre  an.  Sie  hat 
aber  noch  eine  einfache  Eigenschaft:  Die  Sichtungscosinus  ihrer 
Tangente  sind  proportional  x^,  y^,  x^.    Nach  (2)  und  III  [B)  ist  aber: 

j;,  =  ß  +  «r»      ffu^ß  -^  "ff'      ^»  =  y  +  " A' 
und  daher: 

sxj=8ur+vsfr. 

Wegen  (3),  S/^=  1,  Sff'^  0  ist  dies  gleich  Null,  d.  h.  die  Gurren  {») 
sind  die  orthogonalen  Trajectorien  der  Geraden  (w).     Daher: 

SatiOS:  Zwei  orthogonale  Trajectorien  einer  Schar  von 
00*  Geraden,  die  keine  Minimalgeraden  sind,  schneiden 
auf  allen  Geraden   dieselbe  Strecke  ab. 

Kennt  man  auf  einer  geradlinigen  Fläche  eine  orthogonale 
Trajectorie  der  Geraden,  so  findet  man  hiemach  eine  unendlich  be- 
nachbarte orthogonale  Trajectorie,  wenn  man  jeden  Punkt  der 
ersteren  Cnrve  um  dasselbe  unendlich  kleine  Stück  längs  der  hin- 
durchgehenden Geraden  verschiebt.  Nehmen  wir  an,  es  sei  von 
vornherein  keine  orthogonale  Trajectorie  bekannt  Alsdann  werden 
wir  die  geradlinige  Fläche  auch  in  der  Form  (2)  darstellen  können, 
wobei  aber  nun  die  Erzengenden  der  Fläche  nicht  gerade  auf  der 
Leitcurre  (1)  senkrecht  stehen,  sodass  die  Richtungscosinus  f,  g,  h 
die  Belation  (3)  nicht  eri^Ien.  Alsdann  kann  man  leicht  nach 
S.  34  die  Differentialgleichung  erster  Ordnung  in  u  und  v  für  die 
orthogonalen  Trajectorien  der  Geraden  der  Fläche  aufstellen.  Nach 
Satz  62,  I  S.  93,  verlangt  dalier  die  Bestimmung  der  ortliogoualen 
Trajectorien  nur  eine  Quadratur.  Wir  wollen  dies  direct  bestätigen: 
Nach  (2)  ist  auf  der  Fläche  allgemein:  ' 

dx  =  {a^vf)du+fdv 
u.  s.  w.     Da  f,  g,  h  die  Kichtungscosinus  der  Geraden  (u)  sind,   so 
ist  also  die  Bedingung: 

S[(a  +  vf)da+/'rft.]/-=0 


Pdr,yGOOgIe 


218  Zweiter  AbtehnUl:   Die  Krümmung  der  Fläche. 

die  Differentialgleichung  der  orthogonalen  Trajectorien.  Wegen 
Sf*  =  1,  Sff  =  0  kann  sie  so  geschrieben  werden: 

Hier  ist  Saf  eine  Function  vou  «  allein.     Mithin  ist 
fSaf- du  +  V  =  CouBt. 

die  endliche  Uleichung  aller  orthogonalen  Trajectorien. 

Nehmen  wir  jetzt  wieder  wie  oben  an,  die  Leitcnrre  (1)  sei 
selbst  eine  orthogonale  Trajectorie  der  Erzeugenden,  sodass  die 
Relation  (3)  besteht  Die  Erzeugende  (u)  liegt  dann  in  der  Normalen* 
ebene  des  Punktes  (»)  der  Leltcurve;  es  möge  ta  der  Winkel  sein, 
den  sie  mit  der  (positiven)  Hauptnormale  der  Leitcurve  bildet  Der 
Winkel  sei  im  Sinne  der  Drehung  von  der  (positiven)  Hauptnonnale 
zur  (positiven)  Binormale  der  Leitcurve  gemessen.  Sind  /,  m,  n  und 
X,  fi,  V  die  RichtungBCOsinus  der  Hauptr  und  Binormale  der  Leit- 
curve, so  ist  dann; 
(4)    /■=/cos6i  +  Asiniu,    (j  =  mco8m  +  fisiato,    h  =  neos« +  »-810(1), 

wie  man  sorort  siebt,  wenn  man  die  auf  der  Erzeugenden  vom 
Punkte  (w)  der  Leitcurve  aus  aufgetragene  Längeneinheit  auf  die 
GoorJinatenaxen  projicirt,  indem  man  die  Längeneinheit  dabei  durch 
einen  gebrochenen  Linienzug  ersetzt  (vgl.  die  analoge  Überlegung  in 
I  S.  30U)     Wie  f,  g,  h  ist  auch  tu  eine  Function  von  u. 

Die  geradlinige  Fläche  ist  vollständig  gegeben,  sobald  die  Leit- 
curve (I)  und  der  Wiukel  a  als  Function  des  in  (I)  auftretenden 
Parameters  w  gegeben  ist  Dabei  erhält  man  stets  eine  geradhnige 
Fläche,  wie  man  auch  die  Carve  (I)  und  die  Function  oi  von  b 
wählen  mag. 

Die  Festlegung  der  Richtungen  {f:ff:h]  mittels  des  Winkels  w 
versagt  oder  ist  wenigstens  nicht  eindeutig  bestimmt,  wenn  die  Leitr 
curve  (1)  eine  Gerade  ist,  wenn  also  alle  Geraden  der  Fläche  eine 
Gerade  senkrecht  schneiden,  wie  dies  bei  der  gemeinen  Schrauben- 
fläche (vgl.  S.  60)  der  Fall  ist  Alsdann  aber  werden  doch  nicbt 
alle  orthogonalen  Trajectorien  der  Geraden  wiederum  Geraden  sein, 
weil  sonst  die  J'läche  eine  Ebene  wäre.  Wir  umfassen  also  dodi 
durch  unsere  Darstellungsweise  alle  geradlinigen  B'iächen,  deren 
Erzeugende  keine  Minimalgeraden  sind. 

Ist  l:r  die  ErUmmung  und  1;»  die  Torsion  der  Leitcurve  (I), 
80  ist  nach  (4)  und  III  (C),  weil  w  die  Bogenläufje  der  Leit- 
curve bedeuten  soll: 


Pdr,yGOOgIe 


I  13.     Qeradtmige  Flächen. 


Ks  empfiehlt  eich,  zar  Äbkürznng  zwei  nachher  beständig  antretende 
Fanctionen  von  u  mit  p  and  9  za  bezeichnen: 

,K\  1  ^1 

(5)  p  ^  --  cos  07,  y  =  (O  —  — , 

sodasa 

(6)  f=  —  pa  —  q {sin <»  •  /  —  cos 01  ■  X) 

ist.  Entsprechende  Werte  gehen  Air  p'  nnd  h'  hervor.  Nnn  ist 
nach  (2),  (6)  und  (4): 

f   i^=  ß  +  r/"=  (1  -p»)a  —  yBinoi  ■  0/+  ycosoi-ui, 

u.  B.  w.  Nach  XI  {Ä)  und  II  (J)  ergeben  sich  also  die  Fundamental- 
grössen  erster  Ordnung: 

(8)  S={i-pv)*+g*v;      F=0,      G=  1. 

Feiner  sind  x^^,  y^^,  z,^  nach  (7)  gleich  Null,  so  daes  die  Funda- 
mentalgrösse  N  nach  (9),  S.  106,  anch  gleich  Null  ist  Dagegen  ist 
^uv  =  /"  n-  8.  w.,  sodass  aus  (4),  (6)  nnd  II  (D)  fiir  die  Fundamemtal- 
grösse  M  folgt: 


wobei  nach  (8)  die  Grösse  D'  =  EG  -  F'  ==  S  ist 

Nnn  giebt  der  Satz  8S,  S.  214,  f^r  das  ErUmmnngsmaass  K  äer 
Fläche  den  Wert: 

Auf  einer  geradlinigen  Fläche  mit  reellen  Erzeugenden  ist 
also  die  Erlimmnng  stets  negativ  oder  höchstens  gleich  Null,  was 
vorherzusehen  war,  da  die  Fläche  nach  S,  130  überall  hyperbolisch 
oder  insbesondere  parabolisch  ist  Ist  die  Ki-Umnit^pg  überall  auf 
der  Fläche  gleich  Null,  so  ist  die  Fläche  nach  Satz  90,  S.  214,  ab- 
wickelbar.   Dies  tritt  ein,  wenn  y  =  0  oder  also  nach  (5): 

0}  =  ( - — -  +  Const 
J     9 

ist    Diese  Formel  hat  dieselbe  Bedeutung  wie  die  letzte  Formel 
in  I  S.  311.    Die  Qeraden  der  Fläche  sind  eben  in  diesem  Fall« 


Pdr,yGOOgIe 


220  Zweiter  AbsckmU:   Die  Kriimmumg  der  Fläcke. 


solche  Normalen  der  Leitcnrre,  die  eine  Curve  aaf  der  FoiarSlche 
der  Leitearve  umhüllen. 

Sehen  wir  von  den  abwickelbaren  Flächen  ab,  ist  also  q  nicht 
identisch  gleich  Nall,  so  erkennen  wir  aus  (9),  daes  die  Erümmnng  K 
längs  einer  jeden  Erzeugenden  (u)  veränderlich  ist,  da  sie  im  Nenner 
den  längs  der  Erzengenden  (u)  veränderlichen  Abstand  r  von  der 
Leitcurve  enthält  Diese  Glrösae  v  käme  ja  nur  dann  in  K  nicht  vor, 
wenn  ^  ^  ^  =  0  wäre.  Han  erkennt  hieraus,  dass  es  unter  den 
geradlinigen  nichtrabwickelbaren  Flächen,  deren  Erzeu- 
gende keine  Uinimalgeraden  sind,  keine  Flächen  con- 
stanter  Eriimmung  giebt 

Durchläuft  der  Punkt  {u,  v)  eine  Erzeugende  (h)  und  strebt  er 
ins  UnendÜchfeme,  d.  h.  wird  n  unendlich  gross,  so  conveifiert  die 
Erflmmmig  nach  (9)  gegen  Null,  was  wir  auch  so  aussprechen 
können:  Im  Unendlichfemen  hat  die  geradlinige  Fläche  den  Cha- 
rakter einer  abwit^etbaxen  Fläche.  Dies  kann  man  eich  auch  geo- 
metrisch leicht  erklären. 

Anf  der  Erzeugenden  (u)  erreicht  nun  die  Ertlmmnng,  abseist 
genommen,  da  ein  Maximum,  wo  der  Differentialquotient  des  Nenners 
von  K  nach  v  gleich  Null  isL     Dies  tritt  ein  fUr  den  Wert  von  v. 

0»)     .  ''-VTT'- 

Diese  Stelle  (n,  n)  heisst  der  Kittelpunkt  der  Erzeugenden  («):' 
dort  bat  die  Krümmung  den  Wert: 

(11)  a__(f!±i.')- 

Man  kommt  leicht  auf  die  Vermatung,  dass  der  Mittelpunkt 
diejenige  Stelle  der  Erzengenden  («)  ist,  an  der  sie  der  unendlich 
benachbarten  Erzeagenden  (u-f-ffu)  am  nächsten  kommt.  In  der 
That: 

Ist  (u,  0)  diejenige  Stelle  der  Geraden  (u),  in  der  der  kürzeste 
Abstand  dieser  Erzeugenden  von  der  Erzeugenden  (u  +  du)  beginnt, 
so  musB  diejenige  Tangente  der  durch  den  Paukt  (u,  D)  gehenden 
orthogonalen  Trajectorie  (ö)  der  Erzengenden,  deren  Berührnngspunkt 
der  Funkt  (u,  0)  ist,  die  Erzeugende  [u  +  dv)  senkrecht  kreozen. 
Sie  hat  aber  ßichtangscosinas  proportional  x^,  y^,  z^  far  c  =  0, 


'  Nach  Cbablks,'  „Memoire  aut  leg  surfaces  eogendi^eB  par  ni 
lipne  droits",  Correspoudauce  tnath.  et  phj's.  de  QnETKun,  tZI  (1839). 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


§  13.    Geradlinige  f 'i&tAm. 


221 


und  die  Eneogende  (v  +  ifu)  hat  die  Bichtnogscosinua  f+f'du, 
g  +  g'du,  k  +  h'du.    Also  fordern  wir  fQr  p  =  Ol 

%{f+fdu)x^  =  Q 
oder,  da  S/"«,  =  0  nach  S.  217  ist: 

oder  nach  (6)  und  (7)  wegen  II  {Ä)\ 

aber  diese  Gleichung  giebt  wieder  den  Wert  (10)  tob  d. 

Sati  B3:  Längs  einer  solchen  Srzeagenden  einer  gerad- 
linigen Fläche,  die  keine  Minimalgerade  ist,  erreicht  die 
Krümmung  der  Fläche,  ahsolat  genommen,  ihr  Maximam 
an  derjenigen  Stelle,  an  der  die  Erzeugende  einer  anend- 
Uch  benachbarten  Erzengenden  am  nächsten  kommt 

Nach  (10)  and  (11)  ist 


(12) 


?  =  - 


sodass  sich  das  Krünuunngsmaass  K  nach  (9)  so  auedr 

i'3)  ^-[.-«'-.)-r- 

Hiermit  ist  die  Krümmung  £  im  Punkte  (u,  v)  aus- 
gedrückt durch  die  Krümmung  S  im  Mittelpunkte  (?(,ti) 
der  Geraden  («)  und  durch  den  Abstand  v  —  M  beider 
Punkte  TOn  einander.  Man  sieht,  dass  sypunetrisch 
zum  Mittelpunkt  gelegene  Punkte  der  Erzeugenden 
dasselbe  KrOmmungamaass  haben. 

Die  Tangentenebene  des  Punktes  P  oder  (tt,  v) 
enthält   die    durch   ihn  gehende   Erzeugende  (u)  und 
die  Tangente  der  dnrch  ihn  gehenden  Parameterlinie  (v). 
Die   letztere  Tangente  ist,    weil  die  Corre  (o)  eine 
orthogonale  Trajectoiie  der  Erzeugenden  ist,  diejenige 
Gerade,  die  im  Punkte  P  auf  der  Graden  (w)  senk-     -**"^ 
recht  steht  und  überdies  die  unendlich  benachbarte      Fig.  72. 
Erzeugende  (u  +  du)  schneidet,  etwa  in  Q.     Ferner 
sei  A    der   Mittelpunkt  (u,  0)    der   Erzeagenden  (u),   also   deijenige 
Punkt  A,  ip  dem  der  küraeate  Abstand  AB  zwischen  den  beiden 
Gizeugenden  beginnt,  siehe  l^^g.  72.  Ziehen  wir  durch  P  die  Parallele 


Pdr,yGOOgIe 


222  Zweiter  AhsdtniU:    Die  Krümmung  der  Fläche. 


zn  AS  und  darch  B  die  Parallele  zu  JP,  so  schoMden  sich  beide 
Parallelen  in  einem  Punkte  C.  Die  Geraden  PC  nnd  PQ  etehen 
alsdann  aof  PA  senkrecht  Die  Tangentenebene  tob  P  ist  die 
Ebeoe  PQA.  Rückt  P  nach  A,  bo  wird  diese  Ebene  znr  Ebene 
ABCP.  Dies  also  ist  die  Tanf^ntenebene  des  Mittelpanktes  i. 
Beide  Tangentenebenen  schneiden  einander  länf^  PA,  nnd  es  ist 
^CPQ  ihr  NeigoDgswinkd  gegen  einander.  Da  PA  auf  PC  md 
Pq  senkrecht  steht,  so  ist  ^BCQ  ein  Bachter.  Da  AB  wd  Af 
und  BQ  senkrecht  steht,  so  ist-^PCQ  anch  ein  Rechter.  Ist  da 
anendlich  kleine  kürzeste  Abstand  AB=da  und  der  unendlich 
kleine  Winkel  der  beiden  Erzeugenden,  d.  h.  -^CBQ  =  dr,  so  folgt 
aus  aBCQ  und  APCQ: 

CQ~APdi, 
(14)  i^CPQ^^  =  APJL. 

Variiert  der  Punkt  P  auf  der  Elrzeugenden  (m),  so  ändert  sich  in 
dieser  Formel  rechts  nur  der  Factor  A  P.  Daher  erkennen  wir  zu- 
nächst geometrisch: 

Sats  94: '  Bewegt  sich  ein  Punkt  P  aaf  einer  solchen  Er- 
zeugenden einer  geradlinigen  Fläche,  die  keine  Hinimsl- 
gerade  ist,  so  dreht  sich  seine  Tangentenebene  um  die  Er- 
zeugende in  der  Art,  dass  die  Tangente  des  Winkels,  den 
sie  mit  der  Tangentenebene  des  Mittelpunktes  der  ?>- 
zeugenden  bildet,  proportional  dem  Abstände  des  beweg- 
lichen Punktes  von  dem  Mittelpunkte  ist 

Um  dies  auch  analytisch  exact  einzusehen,  bestimmen  wir  die 
Richtungscoainus  X,  Y,  Z  der  Flächennormale.  Nach  XI  (/^,  (1)i 
II  (C)  nnd  (8)  ist: 


(15)  X  =  - 


Dabei  ist  die  Quadratwurzel  im  Nenner  im  reellen  Fall  positiv  tn 
wählen,  weil  sie  B  vorstellt  Insbesondere  seien  3£,  %  3  ^^^  ^^^ 
tungscosious   der  Normale  des  Mittelpunktes  (u,  D).     Nach  (10)  ist: 

(16)  «-- 


Vp'  + 1' 
Jetzt  finden  wir  für  den  Winkel  3-  der  Normalen  des  Pnnlttes  (a,  r) 

'  Diener  Satz  uud  Satz  95  bei  Cbables,  eiclie  die  Arno.  la  8.  £20- 


,dr,Google 


;  13.     Q&radiinige  Flächen. 


and  der  Nonn&I«D  dea  Uittelponktes  (u,  n)  odet  aiao  für  den  Winkel 
der  TaDgeBtenebenen  beider  Paukte  nach  II  (A): 

oder  n&ch  (12): 


Hieraas  aber  folgt: 

tg'i^^ ff(i.-ö)». 

Da  ft  im  reellen  Fall  stets  negativ  ist,  so  -wird  da,diircb,  dass  wir 

(17)  tg*-{»-.)y:rs 

ansetzen,  dem  Winkel  ri-  ein  bestimmter  Sinn  beigelegt,  sobald  wir 
die  Quadratwurzel  aas  —  S  positiv  wählen.  Ee  ist  nämlich  alsdann 
tg&  positiv  fUr  diejenigen  Stellen  der  Erzeugenden  (»),  die  ein 
Punkt  durchläuft,  wenn  er  vom  Mittelpunkt  A  in  positiver  Kichtung 
auf  der  Krzengenden  entlang  geht  {v  >  B).  Dabei  wächst  &  von  0 
bis  \ji.  Durchläuft  der  Punkt  das  rückwärtige  Stück  der  Geraden 
bis  ins  Unendliche,  so  nimmt  i^  von  0  bis  —  ^n  ab.  Durchlauf 
der  Punkt  die  ganze  Gerade,  so  beschreibt  demnach  seine  Tangenten- 
ebene einen  gestreckten  Winkel,  indem  die  Tangentenebene  im  ün- 
endlichfemen  auf  der  im  Mittelpunkte  A  senkrecht  steht  Nebenbei 
bemerkt  dürfen  vir  —  entgegen  unseren  sonstigen  Festsetzungen  — 
liier  auch  das  ünendlichfeme  in  Betracht  ziehen,  da  die  erzeugen- 
den Geraden  der  Fläche  bis  ins  Unendlichfeme  wohl  definiert  sind. 
Besonders  hervorgehoben  sei  noch,  dass  die  Normale  der  Fläche  im 
Unendlichfemen  nach  der  einen  oder  anderen  Seite  positiv  ist,  je 
nachdem  man  bis  v  =  +  cc  oder  «  =  —  oo  geht. 

Die  Formel  (17)  sagt  wie  vorhin  die  Formel  (14),  in  der  ja 
•^CPQ  =  &  ist,  gerade  das  ans,  was  wir  schon  in  Satz  94  aus- 
gesprochen haben. 

Dem  Satze  können  wir  noch  eine  andere  Fassung  geben:  Auf 
der  Tangentenebene  des  Mittelpunktes  A  errichten  wir  ein  Lot, 
dessen  kürzester  Abstand  von  der  Erzeugenden  («)  gleich  der  Längen- 
einheit ist.  Auf  diesem  Lot  schneidet  dann  die  Tangentenebene  des 
Ponktes  (u,  v)  gerade  die  Strecke  tg  &  ab.  Also  ist  das  Doppel- 
verhältnis der  Tangentenebenen  von  vier  Punkten  der  Eh-zeugenden 
(m)  gleich  dem  der  vier  zugehörigen  Werte  von  tg*,  nach  Satz  43, 
I  S.  334,  und  nach  SaU  38,  I  S.  332.  Nach  (17)  aber  ist  dies 
letztere  Doppel  Verhältnis   gleich   dem   der   vier  zugehörigen   Werte 


Pdr,yGOOgIe 


Zweiter  Abaehmit:   Die  Krümmung  der  Fläche. 


ron  t),  wegen  Satz  S6,  I  S.  328,  oder  also  gleich  dem  der  vier  za- 
gehörigeu  BerUtmingspunkta     Daher: 

S&t>  6b:  Auf  einer  geradlinigen  Fläche,  deren  Erzen- 
gende keine  Minimalgeraden  sind,  ist  das  Doppelrerhält- 
nis  von  vier  Funkten  einer  Erzeugenden  gleich  dem  Dop- 
petverhältnis  ihrer  Tangentenebenen.  Insbesondere  steht 
die  Tangentenebene  des  Mittelpunktes  anf  der  TangenteD* 
ebene  im  ünendlicbfernen   seokrecbt. 

Sind  ff  und  k  zwei  unendlich  benachbarte  Erzeugende  der 
Fläche  und  ist  A  der  Mittelptmkt  von  g,  bo  enthält  die  Tangenten- 
ebene  von  A  die  Gerade  ff  und  den  kürzesten  Abstand  AS  von  ; 
und  k;  die  Tangentenebene  des  unendlich  fernen  Panktes  von  g 
steht  anf  dieser  Ebene  senkrecht.  Daraus  folgt:  Ziehen  wir  durch 
einen  Punkt,  etwa  durch  den  Anfangspunkt  0,  die  Parallelen  g 
und  h'  zu  ff  und  h,  und  errichten  wir  in  0  auf  der  Ebene  Ton  g 
und  h'  das  Lot  g',  so  ist  die  Tangentenebene  ?on  A  der  Ebene 
von  ff'  und  g'  parallel;  und  da  die  zu  dieser  letzteren  Ebene  senk- 
rechte Ebene  durch  g'  auch  ft  enthält,  so  ist  die  Tangentenebene 
des  unendlich  fernen  Punktes  von  ff  der  Ebene  von  g'  und  h' 
parallel 

Wenn  wir  durch  0  zu  allen  Erzeugenden  die  Parallelen  ziehen, 
EK)  entsteht  ein  Kegel,  und  die  Ebene  von  ff'  und  k'  ist  eine  Tsn- 
gentenehene  des  Kegels.    Also: 

Satz  S6:  Zieht  man  durch  einen  Punkt  die  Parallelen  ^ 
zu  den  Erzeugenden  ff  einer  geradlinigen  Fläche,  so  ist 
die  Tangentenebene  des  unendlich  fernen  Punktes  von  g 
derjenigen  Ebene  parallel,  die  den  Kegel  jener  Geraden/ 
längs  der  zugehörigen  Mantellinie  ff'  berührt 

Den  Ee'gel  der  Parallelen  /  zu  der  Erzeugenden  ff  nennt  man 
den  Kichtungskegel  der  geradlinigen  Fläche.  Ist  er  gegeben, 
so  kann  man  leicht  die  Stellungen  derjenigen  Tangentenebenen  l>e- 
stimmen,  die  die  F^be  in  den  Mittelpunkten  A  der  Elrzeugenden  g 
berühren,  indem  man  nämlich  za  jeder  Tangeatenebene  des  Bich- 
tungskegels  diejenige  Ebene  construiert,  die  auf  dieser  Ebene  längs 
der  Mantellinie  ^  senkrecht  steht.  Sie  ist  der  Tangentenebene  des 
Mittelpunktes  A  der  zugehörigen  Erzeagenden  g  parallel. 

Der  Ort  der  Mittelpunkte  A  aller  Erzeugenden  ff  heisst  die 
Strictionscurve    der    geradlinigen    Fläche.'      Die    Strictions- 

■  Xacb  CHAai.BS,  siehe  die  Anm.  EU  8.  220. 


Pdr,yGOOgIe 


?  13.    Qavdlirdg»  Fläehen. 


225 


corre  ist  also  einerseits  der  Ort  derjenigen  Funkte  der  Beengenden, 
in  denen  die  Kiümmang  der  Fläche,  absolut  genommen,  ihr  Uaxi- 
mom  erreicht,  andererseits  der  Ort  derjenigen  Punkte  der  Erzengen- 
deo,  in  denen  diese  lärzeogenden  den  kleinsten  Abstand  von  den 
tmendlich  benachbart«D  {Erzeugenden  haben.  Die  erste  Definition 
versagt  bei  den  abwickelbaren  Flächen,  bei  denen  ja  die  Krüm- 
mang  überall  gleich  Null  ist  (vgl.  Satz  90,  S.  214);  doch  kann  man 
dann  infolge  der  zweiten  Definition  die  Gratlinie  als  Strictionscorve 
aufTassen.  Wenn  aber  keine  Grathitie  vorhanden  ist,  d.  h.  wenn  die 
Fläche  ein  Segel  ist;  so  ist  die  StrictionBcurve  zur  Spitze  des  Kegele 
degeneriert  Ist  aber  die  Fläche  ein  Cylinder,  so  kann  offenbar 
jede  der  Cnrven,  in  denen  die  zu  den  Uantellinien  senkrechten 
Ebenen  den  Gylinder  schneiden,  als  Strictionscnrve  bezeichnet  werden. 

Im  allgemeinen  ist  die  Strictionscurve  einer  geradlinigen  Fläche 
keine  orthogonale  TrE^ectorie  der  Erzeugendbn,  denn  die  Strecken  o, 
die  sie  auf  den  Erzeugenden  (u)  abschneidet  —  gemessen  von  der 
Leitcurve  an  — ,  sind  nach  (10)  im  allgemeinen  von  u  abb&ngig. 
Die  kürzesten  Abstände  zwischen  je  zwei 
nneodlicb  benachbarten  Eiizengenden  sind 
also  im  allgemeinen  nicht  die  Bogen- 
elemente  der  Strictionscurve.  Nur  der 
Ort  ihrer  Anfangspunkte  oder,  was  ja  im 
Endlichen  auf  dasselbe  hinanskommt,  der 
Ort  ihrer  Endpunkte  ist  die  Strictions- 
linie.  Dies  soll  durch  Fig.  ?S  erl&atert 
werden.  Hier  sind  auf  einem  Botations- 
hyperboloid  die  Geraden  der  einen  Schar 
angedeutet  Dabei  sind  die  kürzesten 
Abstände  zwischen  je  zwei  nahe  auf  ein- 
ander folgenden  Erzengeuden  constmiert 
worden.  Die  Strictionscurvn  ist  hier  der 
kleinste  Kreis  auf  dem  Hyperboloid,  die 
kürzesten  Abstände  zwischen  je  zwei  un- 
endlich  benachbarten  Erzeugenden  kreuzen  den  Kreis  unter  einem 
gewissen  Winkel. 

Es  kann  aber  vorkommen,  dass  die  Strictionscurve  eine  ortho- 
gonale Trajectorie  der  Erzeugenden  ist  Dies  tritt  z.  B.  dann  ein, 
wenn  alle  Erzeugenden  eine  Gerade  senkrecht  achneiden,  wie  bei 
der  gemeinen  Schranbenfläche.  Die  Gerade  ist  dann  die 
Strictionscurve.  Ist  die  Strictionscurve  eine  orthogonale  Trajectorie, 
aber  keine  Gerade,  so  kann  sie  als  Leitcurve  gewählt  werden,  sodass 


Fig.  73. 


.dr,yGoogIe 


226  Zweiter  Abschnitt:   Di»  Krümmuttg  der  Fläche. 


dann  die  Mittelpunkt«  der  Erzeugenden  auf  der  Leitcnrve  liegen, 
also  0  =  0  oder  nach  (10)  and  (5)  entweder  1 :  r  =  0  oder  cos  o)  =  0 
ist  W&re  1  :r—  0,  so  wftre  die  Strictionscarre  gegen  die  Vorant- 
setzong  nach  Satz  27,  I  S.  221,  eine  Gerade.  Ist  cos  co  =3  0,  so  sind 
die  Erzengenden  nach  (4)  die  Binormalen  der  Leitcnrre.    Daher: 

Sali  97:  Auf  einer  geradlinigen,  aber  nicht  von  Hini- 
malgeraden  gebildeten  Fläche  ist  die  Strictionscurve  nur 
dann  eine  orthogonale  Trajectorie  der  Erzeugenden,  wenn 
die  Fläche  entweder  aus  den  Binormalen  einer  Cnrve 
oder  aus  denjenigen  Geraden  besteht,  die  eine  Gerade 
senkrecht  schneiden.  Alsdann  ist  die  Gnrve  bez.  Gerade 
die   StrictioDSCurve. 

Die  Fläche  der  Binormalen  einer  Gurve  ist  nach  I  S.  275  im 
allgemeinen  nicht  abwickelbar,  vielmehr  nar  dann,  wenn  die  Curre 
eben  ist  Alsdann  ist  die  Fläche  ein  Gelinder,  der,  wie  bemerkt, 
unendlich  viele  Stiictionscnirfln  hat 

Hat  eine  geradlinige  Fläche  zwei  Scharen  tod  je  00^  Geraden, 
so  ist  sie  nach  Satz  31,  S.  114,  eine  Fläche  zweiter  Ordnung. 
Sind  die  Geraden  keine  Minimalgeraden,  so  gehört  zunächst  zu  jeder 
Schar  eine  Strictionscurve.  Legt  man  nun  durch  den  Punkt  0  die 
Ebenen  parallel  zu  den  Tangentenebenen  der  unendlich  fernen  Paukte 
der  Fläche,  so  umhüllen  sie  den  oben  erwähnten  RichtungskegeL 
Da  die  Erzeugenden  der  Fläche  den  Mantellinien  des  KegeU  parallel 
sind,  so  folgt,  dass  beide  Scharen  von  Erzeagenden  den 
Mantellinien  eines  und  desselben  Kegels  parallel  sind. 
Wenn  man  nun  diejenigen  Ebenen  construiert,  die  auf  den  Tan- 
gentenebenen  des  Kegels  senkrecht  stehen  und  sie  längs  der  Jtfantel- 
linien  schneiden,  so  hat  man  solche  oo'  Ebenen,  denen  die  Tangenten- 
ebenen  der  Fläche  in  den  Punkten  einer  Strictionscorre  nach  dem 
Obigen  parallel  sind.  Man  findet  also  die  Stnctionscurre  ganz  nn- 
abhängig  von  der  gewählten  Schar  der  Erzeagenden,  indem  sau 
diejenigen  00*  Punkte  der  Fläche  sucht,  deren  Tangentenebenen 
den  soeben  construierten  00'  Ebenen  parallel  sind.  Mithin  fallen 
beide  StrictionscurTen   zusammen. 

Ans  dem  Bicbtungskegel  und  den  Erzeugenden  einer  gerad- 
linigen Fläche  kann  man  rückwärts  die  Tangentenebenen  der  on- 
endlich  fernen  Punkte  der  Fläche  constmieren,  indem  man  dnrch 
jede  Erzeugende  ff  diejenige  Ebene  legt,  die  der  Tangentenebene 
der  zi^ehfirigen  Mantellinie  ff'  des  Kegels  parallel  ist  Die  co*  "ha- 
gentenebenen  der  anendlich  fernen  Funkte  umhüllen  nach  Sati  IS, 


Pdr,yGOOgIe 


i  13.     OmuÜm^e  Ftäehm. 


1  S.  20S,  eine  abwickelbare  Fläche,  die  man  als  die  asymptotische 
abwickelbare  Fläche  der  geradlinigen  Fläche  bezeichnen 
kann.  (Vgl.  I  S.  18.)  Diese  abwickelbare  Fläche  kann  anaarten; 
so  sind  z.  B.  die  Tangentenebenen  der  onendlicb  fernen  Punkte 
einer  gemeinen  ScfaranbeDfläche  (TgL  S.  60)  die  Ebenen  senk- 
recht ZOT  Schranbnngsaze;  beim  einschaligen  Hyperboloid  ist  diese 
abwickelbare  Fläche  ein  reeller  Kegel  u.  8.  w.  Wir  wollen  hierauf 
nicht  näher  eingehen. 

Wie  wir  oben  sahen,  giebt  es  unter  denjenigen  geradlinigen 
Flächen,  deren  Geraden  keine  Minimalgeraden  sind,  ausser  den 
abwickelbaren  Flächen  keine  Flächen  constanter  ErOmmung.  0-anz 
anders  verhält  es  sich  bei  den  Flächen  von  Minimal- 
geraden, wie  schon  das  Beispiel  der  Kugel  (vgl  Satz  26,  S.  64) 
lehrt,  denn  die  Kugel  ist  ja  eine  Fläche  constanter  Krümmung. 

Wollen  wir  eine  Fläche  von  Minimalgeradeo  aDalytiBch 
darstellen,  so  wählen  wir  irgend  eine  Gurre  auf  ihr  als  Leitcurre, 
etwa  eine  der  krummen  Uinimalcurren  der  Fläche.  Denn  alsdann 
schliessen  wir  ja  nur  die  Kugeln,  aof  denen  auch  die  Minimalcmren 
der  zweiten  Art  G-eraden  sind,  und  die  Tangentendächen  von  Mini- 
malcnrven  ans.  Die  Kugeln  haben  constaote  KrUmmung,  und  auf 
den  Tangentenflächen  von  Minimalcurren  versag  die  Definition  der 
Krümmung  nach  S.  214. 

Nach  Satz  50,  I  S.  342,  sei  also  die  Uinimalcurre: 

(18)      £  =  4/(l-«»)y(i/)rfi/,    9  =  iJ(l  +  uX«)rf«,    i==Ju<p{u)du 

die  Leitcurre.  Dabei  bedeutet  y  eine  beliebige  von  Null  verschiedene 
Function  des  Parameters  u. 

Durch  den  Punkt  (u)  der  Leitcurre  geht  eine  Minimalgerade 
der  Fläche.  Längs  dieser  Geraden  wachsen  die  rechtwinkligen  Co- 
ordioaten  um  solche  Grössen  A,  B,  C,  bei  denen  die  Summe  der 
Quadrate  gisich  Kuli  ist: 

Sie  werden  dabei  Functionen  von  u  sein.  Wie  in  I S.  340  schreiben  wir : 

(d  +  iB){A-iB)=~C' 
und  setzen: 

A  +  iB  ,  .  A-iB  1 

sodass  wir  haben: 

^:£:C--l-(l-a,"):-i-(l  +  <»'):oi. 


„■,z.d,  Google 


228  ZweiUr  Jba^nkt:   Die  KHimrmtng  dxr  Fläche. 

Nun  sind  die  G-leichnngen  der  Fläche  mit  der  Leitcurre  (16): 
(         '-j/d-«")  9- ''"  +  1(1 -»■)». 

(19)  y-iju +  «>),.<(» +  i(l  +  o')i., 

I  z  =       /        u(pdu       +  (UV, 

ausgedrfickt  mittelB  der  Parameter  u  nnd  v. 
Hier  ist: 

».  =  |(1-«')<P-   w®'".      *.-i(l-<»'). 

y»  =  y0  +  «')9> +  '■»<"'».    3'.  =  -|-(i +  <»•). 

daher  nach  XI  (Ä): 

(20)  J'__|(„_„)>y,       CO. 

Da  femer  a;,^,  y,^,  z,^  gleich  Null  sind,  so  ist  auch  die  Fnnda- 
mentalgrOsse  X=0  nach  (9),  8.  106,  während  sich  wegen: 

*«,  =  —  (»(»',  y^ij,  B=  1*0)0?',  Z^j,  =  fl)' 

ergiebt: 

22) 

Da  -D*  nach  (20)  gleich  —  F*  ist,  so  ergieht  sich  nach  Satz  89, 
S.  214,  für  das  ErUmmungsmaaes  K  der  Fläche  der  Wert: 

^ iu'* 

~   {u~  u)'  ip^  ' 

der  nor  von  u  abhängt,  nicht  ron  v,  voraus  folgt,  dass  bei  eioet 
Fläche  von  Miuimalgeraden  die  ErOmmung  längs  jeder 
Erzeugenden  constant  ist 

Soll    die  ErlimmuQg  auf  der  ganzen  Fläche  einen   constasten 
Wert  K  haben,  so  haben  wir  nach  der  letzten  Formet 


zu  setzen.     Mithin  folgt  aus  (19): 

SatsSS:  Ausser  den  Kugeln  und  abwickelbaren  Flächen 
giebt    ee    noch    andere    geradlinige    Flächen    constsotei 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


§  14.     Dii  mutiere  Krümmung  der  Flächen.  229 

Erilmmnng  K.    Ihre  Geraden  sind  Minimalgeraden.    Jede 
solche  Fl&cbe  lässt  sich  so  darstellen: 


VZJ    (. 


Hierin  bedeutet  tu  eine  beliebige  nicht  constante  Function 
des  Parameters  u.^ 


§  14.    Die  mittlere  Krflmmung  der  Rächen. 

Das  in  §  12  anfgestellte  KrümmimgBmaaBa  entspricht  in  mancher 
Beziehung  nicht  den  Anforderungen,  die  man  ron  Tomherein,  ehe 
man  an  eine  strenge  Definition  gebt,  an  ein  ErümmnDgsmaass  zu 
stellen  geneigt  ist.  So  z.  B.  muss  man  sich  erst  darein  finden,  dass 
nicht  nur  die  Ebenen,  sondern  auch  die  abwickelbaren  Flächen 
nach  Satz  90,  S.  214,  das  Kr&mmungsmaass  Null  haben,  obwohl 
doch  diese  Flächen  augenscheinlich  krumm  sind.  Wir  werden  femer 
später  sehen,  dass  sich  das  Erümmungsmaass  nicht  ändert,  wenn 
man  eine  Fläche  ohne  Dehnung  verbiegt  So  interessEuit  dieser 
Umstand  an  sich  ist,  so  wenig  entspricht  er  doch  der  Erwartung, 
die  man  von  vornherein  hegt,  denn  bei  einer  Verbiegnng  der  Fläche 
ist  man  geneigt,  zu  sagen,  dass  sich  ihre  Erflmmung  ändert  Diese 
und  andere  Gründe  sind  die  Ursache  dafßr,  dass  verschiedene  andere 
Functionen  als  Ma&ss  der  ErUmmung  TOrgeschlagen  worden  sind. 
So  auch  die  Grösse,  die  wir  jetzt  besprechen  wollen  und  die  man 
aU  die  mittlere  Krümmung  zu  bezeichnen  p&6gt,  um  sie  von 
dem  Erfimmungsmaass  K  zu  unterscheiden.  Zu  dieser  Grösse 
bat  eine  pbTsikaliscbe  Frage  gefllhrt  Man  zeigt  idmlich  in  der 
Physik,  dasB  ein  Teilchen,  das  an  einer  Stelle  F  der  Oberfläche 
einer  Flttssigkeit  liegt,  von  denjenigen  Teilchen,  die  in  einer  Schnitt- 

>  Diese  imagiaären  geradlinigen  Flächen  von  conetanter  ErÜmninng 
worden  &flber,  wie  es  Bcbeiat,  atete  übersehen  and  erst  18S6  von  StIcebl  be- 
■ümnit  in  der  in  der  Anm.  aaf  S.  119  genannten  Abhandlang.  Allerdings  er- 
fordert die  Anbtellnng  ihrer  endlichen  O-leichongen  bei  SiIckil  noch  die  Inte> 
gration  einer  linearen  homogenen  Di&ereatialgleichung  dritter  Ordnung,  wlbrend 
die  obigen  Formeln  nor  noch  drei  von  einander  anabhBngige  Quadraturen  ent- 
hahen. 


Pdr,yGOOgIe 


230  Zweiter  Äbaehnitt:   Die  Jöümmitii^  der  Flächt. 


ebene  der  Fläche  durch  die  Normale  von  P  liegeu,  eine  Änziehnng 
erfährt,  die  —  abgeeehen  von  einer  ans  nicht  interessierenden  ph)-si- 
kalischen  Coostanten  —  gleich  der  Krümmung  1 :  r  der  durch  die 
Ebene  bestimmten  Schnittcurre  der  Fläche  an  der  Stelle  P  ist 
Will  man  also  die  gesamte  Anziehung  ermitteln,  die  P  er^hrt,  die 
sogenannte  OberfläcbeDepaanung  in  P,  so  hat  man  das  Mittel 
aus  den  Krümmungen  1 :  r  aller  Normalschnitte  von  P  zu  bilden. 

Es  liegt  also  jetzt  die  rein  mathematische  Frage  vor:  Dnicli 
die  Normale  eines  Punktes  P  einer  Fläche  werden  Ebenen  gelegt, 
von  denen  je  zwei  auf  einander  folgende  denselben  Winkel  mit  ein- 
ander bilden.  Alsdann  ist  das  arithmetische  Mittel  aus  den  Krüm- 
mungen 1 :  r  aller  dieser  Normals chnitte  zu  bilden  ftlr  den  Fall, 
dass  der  erwähnte  Winkel  unendlich  klein  ist  Es  ist  also  die 
Summe  aller  Krämmungen  1 :  r  durch  ihre  Anzahl  zu  dividiereD. 
Dies  ist  nach  Satz  22,  S.  135,  ohne  weiteres  zu  erledigen:  Wir 
bilden  die  Summe,  indem  wir  paarweis  die  beiden  Krümmungen  zn- 
sammenfassen,  die  in  zwei  zu  einander  senkrechten  Normalschnitten 
auftreten.  Dieses  Paar  liefert  nach  dem  erw&tmten  Satze  den 
Mittelwert: 

wenn  E^  und  H^  die  Hauptkrtimmungsradien  von  P  sind,  also  einen 
Wert,  der  f^r  jedes  dieser  Paare  derselbe  ist  Mithin  ist  auch  das 
gesamte  arithmetische  Mittel  gleich  diesem  Werte,  der  also  da« 
Maaas  der  Oberäächenspannang  darstellt 

Aus  dem  angezogenen  Satz  folgt  also  der 

Sati  99:  Legt  man  durch  die  Normale  eines  FUchen- 
punktes  P,  dessen  HauptkrUmmnngaradien  B^  und  ^  sind, 
lauter  Schnittebenen,  von  denen  je  zwei  benachbarte  den- 
selben unendlich  kleinen  Winkel  mit  einander  bilden,  so 
ist  das  arithmetische  Mittel  ans  den  Krämmangen  aller 
Sohnittourven  in  P  gleich: 

.^(ir  +  i)- 

Die  hier  auftretende  Summe  der  beiden  HauptkrUmmungen,  die 
wir  in  (23),  S.  118,  mit  S  bezeichnet  haben,  nennt  man  die  mitt- 
lere Krümmung  der  Stelle  P  der  Flache.»  Nach  (22),  &  US, 
drückt  sie  sich  durch  die  Fundamentalgrdssen  so  aas: 

>  ÜbrigeDB  hemoht  in  dieeer  Beziehung  kebe  Übereinstünitivuig  nntn 
den   verBchiedenen  Aatoren.     Ursprünglich    hat   man   wohl  ^  £^  als  mittlm 


Pdr,yGOOgIe 


§  14.     Die  mittlere  Krümmutig  der  Flächen. 


,,,  „       EN-  2FM+  OL 

(1)  ^^  EQ-F^ ' 

und  diese  Formel  soll  aU  Definition  der  mittleren  Krüm- 
mung auch  für  den  Fall  gelten,  daes  P  gar  keine  Haupt- 
krümmungBradien  hat,  also  auf  den  Flächen,  die  eine  Schar  von 
Mini  malgeraden  enthalten  (vgL  S.  115). 

Zu  dieser  mittleren  Erümmung  H  führt  uns  auch  die  Beant- 
wortung der  Frage,  wie  sich  der  Inhalt  eines  uneodlicb  kleinen 
Flächenstflckes  ändert,  wenn  man  die  Fläche  selbst  einer 
unendlich  kleinen  Änderung  unterwirft. 

Eb  sei  nämlich  die  Fläche  vorgelegt: 

(2)  x  =  <p[u,v),      ^=x{u,v),       z  =  y>  [u,  v) , 

von  der  wir  voraussetzen,  dass  sie  nicht  die  Tangenteufläche  einer 
Minimalcurve  sei,  sodass  auf  ihr  die  Grösse  D  nach  Satz  9,  S.  29, 
nicht  gleich  Null  ist  Wenn  man  nun  die  Fläche  unendlich  wenig 
ändert,  sodass  sie  in  eine  unendlich  benachbarte  Fläche  Übergeht, 
80  wird  auf  der  Normalen  eines  jeden  Flächenpunktes  [u,  v)  ein 
Punkt  der  unendlich  benachbarten  Fläche  liegen.  Wir  können  daher 
die  Änderung  dadurch  erzielen,  dass  wir  jeden  Punkt  (u,  v)  der 
Fläche  (2)  längs  seiner  Normalen  um  ein  unendlich  kleines  Stflck 
verschieben.  Die  GrSsse  der  Verschiebung  wird  von  Punkt  zu  Funkt 
eine  andere  und  daher  eine  Function  von  u  und  v  sein.  Sie  habe 
den  Wert 

wenn  e  eine  unendlich  kleine  Grösse  bedeutet,  die  fUr  alle  Punkte 
(a,  v)  dieselbe  sein  soll.  Sind  X,  Y,  Z  die  Eichtongscosinus  der 
Flächennormale,  so  sind  dann: 

(3)  x=sx  +  Xvs,       yrny  +  Zre,       z  =  z  +  Siv« 

die  Gleichungen  der  neuen  Fläche.  Hierin  sind  x,  y,  z  die  Func- 
tionen (2)  und  X,  Y,  Z  die  nach  XI  [F)  zu  berechnenden  Functionen 
von  u  und  t>.  Jedem  Wertepaar  u,  v  gehört  ein  Funkt  der  Fläche  (2) 
und  ein  Punkt  der  neuen  Fläche  (3)  zu;  letzterer  liegt  auf  der  Nor- 
malen des  ersteren.  Die  Fuudamentalgrössen  erster  Ordnung  seien 
auf  der  neuen  Fläche  mit  E,  F,  G  bezeichnet  Sie  werden  sich  nur 
uDendlicb  wenig  von  den  entsprechenden  Fundamentalgrössen  E,  F,  G 
der  alten  Fläche  unterscheiden.     Wir  wollen  sie  berechnen,  indem 

Krömmnng  bezeichnet,  wie  es  auch  Dabbouz  thut  Wir  schlieuea  nna  aa 
BiANCMi  und  SrAHL-KoiurassLL  an. 


Pdr,yGOOgIe 


232  Ziceüer  Ähaeknitt:   DU  Krümmung  der  Fläche. 


wir  dabei  diejenigen  Glieder  vernachlässigen,  die  hinsichtlicli  t  von 
hSherer  als  erster  Ordnung  anendlich  klein  sind.  Zunächst  giebt  (3): 
(4)  x„  =  x„  +  X^c«  +  Jv^E,       ^_  =  r^  +  X,we  +  Xv^t 

n.  s.  w.    Also  ist  nach  XI  {A): 

£!=SxJ+2(vBx^X^+v^Sx^X)». 

Die  erste  Snmme  rechts  ist  gleich  E,  die  zweite  nach  (10),  S.  106, 
gleich  —  L  und  die  dritte  nach  XI(/)  gleich  Null,  sodass  wir  haben: 

E=  E-2vLt. 
So  kommt  tthcrhaupt: 

(6)      Jß=B-2vLt,      F=F~2yMe,       Ö=0-2»A'£. 
Dann  ist  nach  XI  {O): 

ß'  =  EÖ  -  F*  =  EQ  -F*—2v{EN-  2FM->r  QL)i, 

immer  unter  VemachläSBigong  der  höheren  Potenzen  von  e.  Hieraus 
folgt,  wenn  die  Quadratwurzel  ausgezogen  wird: 

(6)  D^D--^{EN-2FM+0L)e. 

Diese  Formel  hat  im  reellen  Fall  das  richtige  Zeichen,  da  sich  ja  ^ 
illr  6  =  0  auf  D  reducieren  mnss. 

Nach  (1)  können  wir  hierfllr  schreiben: 

(7)  D  =  D-vDEt. 
Hieraus  folgt  nach  Satz  14,  8.  85: 

SatE  100:  Ändert  man  eine  Fläche  dadurch  unendlich 
wenig,  dass  man  jeden  Funkt  (u,  v)  der  Fläche  um  eine 
Strecke  v{it,v)t  auf  seiner  Normalen  verschiebt  —  wobei  t 
eine  unendlich  kleine  Grösse  bedeutet  — ,  so  ändert  eich 
der  Inhalt  des  von  den  vier  Punkten  (u,  i?),  (ti  +  du,  v\ 
{u,  it  +  dv),  (m  +  du,  i>  +  dv)  gebildeten  unendlich  kleinen 
Parallelogramms  um  die  Grösse 

—  vB  Hdudv  •  t, 

wo  D  =  fEG  —  F*  und  H  die  mittlere  Krümmung  im  Punkte 
(u,  o)  ist  Hierbei  sind  die  hinsichtlich  £  von  höherer  Ord- 
nung unendlich  kleinen  Grössen  vernachlässigt  worden. 

Ein  Flächenstück  kann  man  sich  immer  aus  ParaUelogranunen 
von  der  erwähnten  Art  zusammengesetzt  denken.     Ist  nun  dJ  der 


Pdr,yGOOgIe 


§  14.     DU  mutiere  Krümmung  der  Flächen.  28S 

Inhalt  eines  nnendlich  kleinen  StQckee  der  lUdie  (2)  an  der  Stelle 
(u,  v)  nnd  df  die  entsprechende  Qrösse  bei  der  Fläche  (3),  ao  haben 
vir  also: 
(8)  dJ~dJ  =  -vSfdJ, 

da  Ii  du  dv  der  Inhalt  jenes  nneodlich  kleinen  Parallelogramms  in 
obigem  Satze  ist    Also: 

fiati  101:  Ändert  man  eine  Fläche  dadurch  unendlich 
wenig,  dasB  man  jeden  Pnnkt  aaf  seiner  Normalen  um  eine 
nnendlich  kleine  und  von  Ponkt  zn  Punkt  beliebige  Strecke 
verschiebt,  so  ist  die  Änderung  des  Inhaltes  eines  unead- 
lich  kleinen  Flächenstdckes  proportional  dem  Inhalte 
selbst,  der  Verschiebungsstrecke  nnd  der  mittleren  Krüm- 
mung ao  der  betreffenden  Stelle. 

Wenn    wir    insbesondere    die    Yerschiebungsstrecke    constant, 
gleich  e,  wählen,  so  ist  v  =  1  und  es  folgt: 
d^-dJ^~-Hfd/. 

Dabei  geht  eine  Parallelfläche  der  Fläche  (1)  hervor,  nach  S.  205. 
Demnach  ist  die  Änderung  des  Inhaltes  bei  Parallelfl&chen 
proportional  dem  Flächeninhalte  selbst  und  mittleren 
Krümmung. 

Ist  P  eine  reelle  Stelle  der  Fläche  und  ist  die  Stelle  elliptisch 
(vgl  S.  f40),  sodass  ^  nnd  B^  dort  dasselbe  Zeichen  haben,  so  ist 

positiv  oder  negativ,  je  nachdem  die  HauptkrOmmungsmittelpunkte 
auf  der  positiven  oder  negativen  Normalen  liegen  (vgl.  S.  139).  Mao 
sieht  also,  dass  die  Panülelfläche  grösseren  Inhalt  hat,  sobald  H 
entgegengesetztes  Vorzeichen  wie  s  hat,  d.  h.  sobald  sie  auf  der  con- 
vexen  Seite  der  areprünglichen  Fläche  liegt  Ist  dagegen  P  ein 
hyperbolischer  Punkt  und  z.  B.  Ä^  >  0,  Ä,  <  0,  so  ist  i^>  0,  wenn 
M^,  absolut  genommen,  grösser  als  S^  ist  Daher  hat  dann  die 
Parallelfläche  grösseren  Inhalt,  wenn  sie  auf  derjenigen  Seite  der 
alten  Fläche  Hegt,  auf  der  auch  der  von  P  weiter  entfernte  Hanpt- 
krQmmangsmittelpunkt  gelegen  ist 

Wir  wollen  unsere  Ergebnisse  för  ein  wichtiges  Problem  in 
Anwendung  bringen: 

Angenommen,  es  sei  eine  reelle  geschlossene  Curve  c  gegeben. 
Dann  können  wir  ans  beliebig  viele  reelle  Flächen  Torstellen,  die 


Pdr,yGOOgIe 


234  Zweiter  Abschnitt:   DU  löümmung  der  Flä^e. 

durch  diese  Curve  hindurchgehen.  Wir  werden  dann  sagen,  dass 
das  innerhalb  der  Curve  c  gelegene  Stück  einer  solcbea 
Fläche  einen  kleinsten  Inhalt  hat,  wenn  sein  Inhalt  kleiner 
ist  ata  der  des  entsprechenden  Stückes  aller  anendlich  henachbartea 
reellen  Flächen  durch  die  Curve  c, 

Ist  etwa  gerade  die  Fläche  (2)  eine  solche  Fläche  kleinsten 
Inhaltes,  so  muas  die  Curve  c  auf  der  Fläche  liegen,  und  diejenigen 
Flächen,  deren  Inhalt  wir  mit  dem  der  Fläche  (2)  vergleichen, 
müssen  zur  Fläche  (2)  unendlich  benachbart  sein  und  ebenfalls  c 
enthalten.  Eine  dieser  benachbarten  Flächen  können  wir  also  all- 
gemein dadurch  finden,  dass  wir  auf  den  Normalen  der  Fläche  (2) 
solche  unendlich  kleine  reelle  Strecken  v{ii,v)»  auftragen,  die  ins- 
besondere für  die  Funkte  der  Curve  c  gleich  Null  sind.  Nun  ist 
der  Inhalt  der  Fläche  (2),  soweit  er  im  Innern  der  Curve  c  liegt, 
als  Doppelsumme  der  Inhalte  der  unendlich  kleinen  Parallelogramme 
der  Farameterlinien  darstellbar,  also  nach  Satz  14,  S.  35,  ale  das 
Doppelintegral : 

J-  C Cßdudv, 

erstreckt  über  alle  diejenigen  Werte  von  u  und  v,  die  den  Fankten 
in  Innern  der  Curve  c  zukommen.  Bei  der  unendlich  benachbarten 
Fläche  (3)  haben  wir  nach  (7)  analog  den  Flächeninhalt: 

('J{I)-vI>Ht]dudD 
oder: 

J=Jj'l>dudv-effvDHdudv. 

Nun  ist  zu  beachten,  dass  wir  in  der  Formel  (7)  die  höheren 
Potenzen  von  «  vernachlässigt  haben,  daher  ist  anch  in  der  Formel: 


J-J^-sJfv-DHdudv 


von  den  höheren  Potenzen  von  c  abgesehen.  Uan  weiss  aber,  das9 
eine  Beihenentwickelnng  nach  Potenzen  von  a  dasselbe  Torzeichen 
wie  das  Glied  niedrigster  Potenz  hat,  mithin  ist  /—  /,  sobald  der 
Coeffident  der  ersten  Potenz,  also: 


//• 


Dlldudv, 


von  Null  verschieden  ist,  positiv  oder  negativ,  je  nachdem  man  i  positiv 
oder  negativ  wählt  Also  ist  in  diesem  Fiüle  die  Flädie  (2)  sicher 
keine  Fläche  kleinsten  Inhaltes. 


Pdr,yGOOgIe 


^  14.     Die  mittlere  Kriimmut^  der  Fläekm.  235 


Die  Fläche  (2)  kann  Tielmehr  nur  d&on  eine  Fläche  kleinsten 
Inhaltes  Bein,  wenn 

"l'vDSdudv^O 


SS' 


ist,  und  zwar  wie  auch  die  reelle  Function  v  (u,  v)  gewählt  sein  mag. 

Da  es  sich  um  reelle  Flächen  handelt,  so  ist  2>  eine  von  Null 
Terschiedene  positive  QröBse.  Ist  nun  S  nicht  Überall  auf.  der 
Fläche  (2)  im  Innern  der  Curre  c  gleich  Null,  so  wird  auch,  da  ja 
dann  mit  v  auch  vDH  als  beliebige  reelle  Function  von  u  und  i> 
aufgefaast  werden  kann,  die  obige  Bedingung  nicht  ereilt  sein. 

Die  Fläche  (2)  kann  aUo  nur  dann  eine  Fläche  klein- 
sten InhaUes  sein,  wenn  die  Grösse  H  überall  innerhalb 
des  durch  die  Curve  c  begrenzten  Bereiches  gleich  Null  ist 

Wohlbemerkt  ist  dies  aber  nur  eine  notwendige  und  keine 
hinreichende  Bedingung  ftir  die  Fläche  kleinsten  Inhaltes.  Wir 
heben  aasserdem  hervor,  dase  H  bei  der  jetzigen  Betrachtung  gleich 
der  Summe  der  Hauptkrümmungen  ist,  da  es  sich  ja  um  reelle 
Flächen  handelt,  die  stets  Hauptkrümmungsradieu  haben  (nach 
S.  116),    Daher  haben  wir  gefunden: 

Satz  102:^  Soll  eine  reelle  Fläche,  die  sich  durch  eine 
geschlossene  reelle  Curve  legen  lässt,  kleineren  Flächen- 
inhalt als  alle  unendlich  benachbarten  reellen  Flächen 
durch  dieselbe  Curve  haben,  so  ist  dazu  notwendig,  aber 
nicht  ohne  weiteres  auch  hinreichend,  dass  in  jedem 
Punkte  der  Fläche  im  Innern  der  Curre  die  beiden  Haupt- 
krümmungsradien einander  entgegengesetzt  gleich  seien: 
Ä, +  Ä,  =  0. 

Dieser  Satz  führt  uns  zur  Betrachtang  derjenigen  Flächen,  auf 
denen  in  jedem  Punkte  die  beiden  Hauptkrümmungsradien  einander 


*  Dos  Problem,  die  PlScben  kieiiiBten  Inhaltes  b«i  gegebener  Begrenzung 
ta  beatimmBii,  behandelte  Liobanoe  als  Beispiel  in  seinem  „Esaai  d'nne 
QonTelle  m^thode  pour  d^terminer  les  maiima  et  lea  minima  des 
formales  integrales  indäfiniee",  Miscelluuea  TaarinenHia  t.  II  (l7eO  bia 
1761),  worin  er  die  VariationBrechnung  begründet  hat  (Siehe  auch  Oeuvres  1 1.) 
Er  fand,  dasa  die  geauchten  Flachen  *  =  f(x,  y)  der  Gleichung 

(1  +  s»)r-2p3S  +  (l  +p')t~0 
genügen  müssen.    Dies  ist,  wie  die  Formeln  (11)  and  (12)  aof  S.  108  und  (82) 
•nf  S.  118  leigeu,  nichts  anderes  als  die  fileichung  R^  +  R,  "  d.    Aber  diese 
charakteristische  Eigenschaft  fand  erst  Meüsmier  17711  (siehe  die  in  der  Anm. 
auf  S.  l(l&  genannte  Abhandlung)  durch  allerdings  nicht  ganz  strenge  geome- 


Pdr,yGOOgIe 


236  Zweiter  Abaehnitt:   Die  ^^mmwtg  der  Fläche. 


eatgegengesetzt  gleich  sind,  oder  also  der  Flächen  von  der  mitt- 
leren KrümmiiDg  Null.  Han  nennt  sie  Minimalfiächen,  irdl 
zn  ihnen  die  soeben  besprochenea  flächen  kleinsten  Inhaltes  ge- 
hören. 

Wir  wollen  aber  jenes  Minimum-Problem  nicht  weiter  erdrtem, 
denn  erstens  überschreitet  es  die  nna  hier  gesteckten  Grenzen,  die 
schwierige  Frage  nach  den  hinreichenden  Bedingungen  für  du 
Minimum  zu  beantworten,  und  zweitens  wollen  wir  uns  nicht  nnr  anf 
reelle  Flächen  beschicken,  während  doch  jenes  Minimum-Problem 
nur  für  reelle  Flächen  einen  Sinn  hat 

Ehe  wir  zur  genaueren  Betrachtung  der  Minimalflächen  Aber- 
geben ,  erwähnen  wir  hier  noch  eine  Beziehnng  zwischen  den 
Flächen  constanter  Krömmung  K  und  den  Flächen  con- 
stauter  mittlerer  ErUmmung  H. 

Liegt  eine  Fläche  constanter  Erttmmut^  K  vor,  die  keine  Scbar 
TOD  Minimalgeraden  enthält,  vielmehr  in  jedem  Punkt  zwei  Haupt- 
krOmmongBradien  hat,  und  bei  der  also  nach  Satz  88,  S.  212,  das 
Product  der  beiden  HauptkrOmmungsradien  S^  und  R^  conatanl 
gleich  \iK  ist,  und  construieren  wir  eine  Parallelfläcbe  nach 
S.  205,  indem  wir  auf  jeder  Normalen  dieselbe  Strecke  a  auftragen, 
so  bat  die  Parallelääche  nach  Satz  83  ebenda  mit  der  ursprüng- 
lichen Fläche  die  Normalen  gemein  und  daher  auch  nach  Satz  53, 
S.  171,  die  Haaptkrümmungsmittelpunkte.  Daher  sind  JR^~a  and 
E^—  a  ihre  HauptkrUmmungeradien,  sodass 

die  mittlere  Krümmung  der  Parallelääche  ist     Wegen 


{9)  R^- 


tAi 


-«(fii-f-Ä.) +  (.•  +  -= 


Nun    kann    man  a  so  wählen,   dass  dieser  Ausdruck  frei  von  der 
Summe  E^  +  B^  ist,  indem  man  nändich  die  Bedingong  au&tellt: 

die  fUr  a  constante  Werte  ergiebt: 


Pdr,yGOOgIe 


§  14.    Die  mOUere  m-ümmmg  der  Fläe/tm.  237 

Aladann  wird: 

Daher:  * 

Sftte  103:  Trägt  man  aaf  den  Normalen  einer  Fläche  von 
constanter  Krümmang  S  die  beiden  constanten  Strecken 

auf,  eo  sind  die  Orter  der  Endpunkte  zwei  Farallelflächen 
von  den  constanten  mittleren  Erflinmangen  ^Y^- 

ümgflkelirt;  Es  liege  eine  Fläche  von  constanter  mittlerer 
Krümmung  E  Tor,  nnd  es  seien  S^  und  JZ,  ihre  HanptkrOmmang»- 
radien.  Wenn  man  dann  die  Parallelääche  im  Abstand  a  constmiert, 
so  Bind  Aj  —  a  nnd  S^  —  a  ihre  HaaptkrÜmmnngBradien,  sodass  die 
Krümmung  der  Parallelfläche  den  Wert 


oai.     u& 
ist,  so  folgt: 

Wenn  man  also  ftlr  a  den  constanten  Wert: 

X 

vählt^  80  wird 


SatE  104:  Trägt  man  anf  den  Normalen  einer  Fläche  ron 
constanter  mittlerer  Krümmung  H  die  constante  Strecke 


auf,   so  ist  der  Ort  der  Endpunkte  eine  Parallelfläche  von 
der  constanten  Erümmang  S'. 

Wir  wollen  die  Sätze  auch  rein  rechnehscb  beweisen,  wozu  wir 
der  Kenntnis  der  Fundamentalgrössen  fOr  Paralleläächen  bedürfen. 
Zugleich  föllen  wir  dadurch  eine  Lücke  aus,  denn  die  obigen  Be- 

'  Sau  103  und  104  bei  BoMNeT,  „Sur  ane  propri6t6  de  maximnm 
reUtiTe  A  la  sph^re",  Nouv.  Annale«  de  Mathfim.  t  12  (1853). 


.dr,yGoogIe 


238  Zweiter  AbsehnU:   Die  Krümmung  der  Fläche. 


trachtnagen  gelten  nicht  mehr,  wenn  es  anf  den  Flät^en  keise 
HauptkrUmmungsradJen  giebt,  d.  b.  wenn  die  Flächen  Scharen  -m 
Uinimalgeraden  enthalten. 

Bezeichnen  wir  wie  gewiJhnlich  mit  x,  y,  x,  X,  f,  Z,  S,  F,  C, 
L,  M,}i  Aie  auf  eine  Mäche  bezüglichen  GrÖBBen,  Bodass  nach  Salz  11, 
S.  118: 

,, ,,                    „        EN-  ZFM  +  ÖL  p        LN~  M' 

t^^'  ^=  £fl-J- '         ^=   .gg-f 

ist,  und  benutzen  wir  bei  der  Parallelfläche  im  Abstand  a  aber- 
strichle  Buchstaben,  so  ist; 

X  =  X  +  aX,       y  =  y  +  aY,       z  =  z  +  aZ, 
daher: 

J^  =  «^  +  aX^,      x^  =  x^  +  aX^ 

Q.  8.  w.    Also  giebt  XI  {Ä): 

E ~  SxJ  +  2aSx^X^  +  a*S  X^\ 

Hierin  ist  die  erste  Summe  rechts  gleich  S,  die  zweite  nach  (\0\ 
S.  106,  gleich  —  1,  und  die  dritte  wurde  in  (6),  S.  159,  bereclinei 
Demnach  kommt,  indem  wir  zugleich  die  Formeln  ftlr  P  unii  (> 
hinschreiben: 

i         ^=  (1  -  a*Ä)E-a[2  -  aH)L  , 

(12)  j  F^(l-a*K)F~a{2-aS)M, 
l  Ö=  (1  -  a»Z)e  _  a{2~aH)]V. 

Hieraus  folgt  noch  mit  Rücksicht  auf  (11): 

ß'  =  £a~F*  =  D*{1  -an  +  a*K)^, 
also: 

(13)  D  =  D{l-aH+a'K). 

Hierbei  haben   wir  das  Vorzeichen  so  gewählt,  dass  es  im  reellen 
Fall   unserer  allgemeinen  Festsetzung  auf  S.  18   für  solche  Werte 
von  a   entspricht,    die  nicht  über  ein  gewisses  Maass  hinansgeben, 
sodass  für  d  =  0  auch  ß  =  D  i»t 
Femer  haben  wir: 

^u«  =  *„„  +  a  X„„ , 
sodass  nach  (9),  S.  106: 

+  aZ         *„  +  a  ^„      «„  +  a  ^ 


Pdr,yGOOgIe 


§  14.     Die  mittlere  Krümmung  der  Flächen, 


berechnen,  indem 


ist.     Es  iBt  bequemer,  statt  L  zonäclist  LB  : 
wir  die  Gleichnng  nach  XI  (Z)  mit 


multipliciereQ.  Dann  kommt,  wenn  wir  noch  D  auf  die  linke  Seite 
bringen,  zunächst  der  umständliche  Ausdruck: 

S  x^^x^  +  d  S  X„.af^  S  ^^*  +  a  S  Jjc^  S  x^x^  +  a  S  I„r„ 
S  *„_*,+ a  S  X^^a;^  Zx^x^Jp  a%X^x^  SV  +aSX,x„ 
S*„„X+aSX^^X     %7!j.-\-a%XJ.     S*,X  +  (iSX,X 

NacliXI{.i)t  XI{/),  nach  (7)  und  (10)  anf  8.106  und  wegen  SX*=1, 
also  S  X^  X  =  0,  S  X,  X  =  0  vereinfacht  sich  die  Determinante  be- 
deutend. Insbesondere  findet  man,  dass  die  beiden  letzten  Elemente 
der  letzten  Zeile  ^eich  NuU  sind,  sodass  kommt: 


LDL- 

.(i  +  oSX., 

F- 
0- 

aM 

Wegen  Sl.X-0  ist  noch: 

daher  nadi  (6),  S 

SJ..X— SX.', 
169: 

SX..I. 

-HL  +  KE, 

sodass  mit  Rücksicht  auf  (11)  und  (13)  schliesslich  L,  ausgedrückt 
durch  E,  F,  0,  L,  M,  If,  S,  Ä  und  a,  hervorgeht  Analog  berechnet 
sich  M  und  N.     Wir  finden: 


(14) 


S-aKF+{,l~aH)M, 
N-aKa  +  {\-aE)N. 


Wenn  wir  die  aus  (12)  and  (14)  analog  (11)  gebildeten  Werte 
mit  K  and  H  bezeichnen,  se  kommt  folglich: 

Sati  105:  Sind  E,  F,  0, 1,  M,  N  die  PundamentalgrSBSen 
einer  Fläche,  deren  Krümmung  K  und  deren  mittlere  Erttm- 
mung  H  ist,  so  sind  die  Fnndamentalgrössen  der  Parallel- 
fläohe  im  Abstände  a: 


,dr,Google 


240  Zweiter  Absekniit:   Die  KrOmmttng  der  Fläche. 

£  -  {l  -  a*K)E  -  a{2  -  aH)L  , 

F=  (i  ~  a*£)F-  a(2  -  aII)M, 

Ö  =  [l~a'K]G-a(2-  aH)N\ 

L  =  aKE+{\-aH)L  , 

M==aKF+{l-aH)M, 

y  =  aKG  +  {l-aII)N. 

Die  ErQmiaang  R  and  die  mittlere  Krümmung  H  der 
Parallelfläche  drOcken  sich  so  aus: 

X  = 


l-ofi+a*i 
B-2aK 


1  - 
Ferner  ist 


In  dieser  letzten  Formel  ist  das  Yorzeichen  so  gewählt, 
dass  D  im  reellen  Fall  poaitiy  ist  für  die  dem  Werte  a  =  0 
benachbarten  Werte  von  a. 

Die  beiden  Formeln  (9)  und  (10),  ans  denen  wir  die  ^tse  103 
und  104  ableiteten,  Bind,  sobald  darin 

Äj Ä,  -  -1,       E^+R^  =  [±-  +  -1-J R^E^  =  ^ 

gesetzt  wird,  gerade  die  beiden  im  letzten  Satze  angegebenen  Fonneln 
fllr  B  und  K.  Demnach  haben  wir  jetzt  die  Sätze  103  und  104 
auch  für  den  FaU  na«hgewieaen,  dess  die  Flächen  Scharen  tod 
Minimalgeraden  enthalten. 

Die  Eigenachaft  einer  Fläche,  eine  Schar  von  oo^Uinimalgeraden 
zu  haben,  wurde  auf  S.  114  durch  die  Bedingung  (10)  ausgedrückt 
die  sich  mittels  der  Krümmung  K  und  der  mittleren  ErQmmangH 
nach  (11)  so  daretellen  lässt: 

{EG-F*)*{AK-H')~(i. 
Da  wir  i>  4=  0  voraussetzen,  so  bleibt: 

Also: 

SatB  106:  Die  Flächen,  die  eine  Schar  von  Minimal- 
geraden  enthalten,  ohne  aber  Tangentenflächen  von  Mini- 


Pdr,yGOOgIe 


§  15.    Mmimalfiäehm. 


malcarreD  za  sein,  sind  identisch  ttiit  denjenigen  Flächen, 
deren  Krümmung  gleich  einem  Viertel  des  Qaadr&tes  der 
mittleren  Krümmung  ist 

Enthält  die  Fläche  zwei  Scharen  von  Minimalgersden,  so  ist 
sie  nach  Satz  9,  S.  118,  eine  Kagel  oder  Ebene,  und  man  überzeugt 
sich  leicht  davon,  dass  hier  der  Satz  erfüllt  ist. 

Ans  dem  Satze  105  folgt:  Wenn  K=  \H*  sein  soll,  so  muS8 
auch  K  =  \H*  sein,  d.h.: 

Satz  107:  Wenn  eine  von  zwei  Parallelflächen  eine 
Schar  von  oo'  Minimalgeraden  enthält,  so  gilt  dasselbe 
Yon   der  andern. 

g  15.    Mtnimalflftchen. 

Im  Torigen  Paragraphen,  anf  S.  236,  wurden  die  Uinimalflächen 
als  diejenigen  Flächen  definiert,  deren  mittlere  Erünunang  H  überall 
gleich  Null  ist.  Wir  wollen  diese  Flächen  jetzt  etwas  eingehender 
behandeln.  Vorweg  sei  bemerkt,  dass  wir  dabei  von  den  Tangenten- 
fiächen  der  MinimaicurTen  grundsätzlich  absehen,  weil  auf  ihnen  die 
Deänition  der  mittleren  Krümmung  versagt,  und  femer,  dass  eine 
Fläche,  die  eine  Schar  von  Minimal  geraden  enthält,  nur  dann 
eine  Minimalfläche  sein  kann,  wenn  sie  eine  Ebene  ist  Denn  aof 
einer  solchen  Fläche  moss  nach  Satz  106  wegen  5=0  auch  die  Krüm- 
mung K  gleich  Null  sein,  sodass  die  FUche  nach  Satz-90,  S.  214, 
abwickelbar  wäre,  während  doch  eine  abwickelbare  Fläche,  die  keine 
Ebene  ist,  nnr  eine  Schar  von  Geraden  enthält,  die  keine  Minimal- 
geraden  sind,  wenn  eben,  wie  gesagt,  von  den  Tangentenflächen  der 
Minimalcurven,  insbesondere  von  den  Cylindem  von  Minimalgeraden, 
abgesehen  wird.  Krumme  Minimaläächen  also  enthalten  keine 
Scharen  von  Minimalgeraden.  Nach  Satz  11,  S.  118,  haben  sie  folg- 
lich überall  Hauptkrümmnngsradien  R^  und  £y    Wegen 


und  wegen  R  =  (i  kann  man  sie  daher  als  diejenigen  Flächen, 
die  in  jedem  Punkte  entgegengesetzt  gleiche  Hauptkrttm- 
mungsradien  haben,  definieren.  Sie  sind  also  an  allen  reellen 
Stellen  nach  8.  140  hyperbolisch  gekrümmt  und  haben  dort  nach 
Satz  26,  S.  139,  als  Indicatricen  gleichseitige  Hyperbeln.  Daraus 
folgt,  dass  man  die  krummen  Minimalflächen  auch  als  diejenigen 
Flächen,    deren    Haupttangentencurven    ein    Orthogonal- 

I,  OM>m.  Dimr.  n.  IG 


Pdr,yGOOgIe 


242  Zweiter  AbxAnitt:   DU  Erümmang  der  Fläche. 

stetem  bilden,  defimeran  kann.  Den  Satz  85,  8.  208,  können  wir 
jetzt  80  auBBprechen: 

Sati  108:  Die  sphärische  Äbbildnng  iet  nar  f&r  die 
HiDimalflächen  nnd  fQr  die  Kugeln  oonfornL 

Wir  wollen  zunächst  einige  Beispiele  von  Minimalflftchen  bringeii: 

1.  Beispiel:  Fragen  wir  nach  den  Botation«flSelien,  die  Hiniiiialflldieii 
^nd,  eo  iat  zonSchet  die  Ebene  la  nennen.  Im  übrigen  iat  dies  Problem  dnidi 
den  SatE  Id,  S.  126,  erledigt    Wir  finden  also: 

Batz  109:  Die  einsigen  RotationeflBchen,  die  HinimalflBebeB 
sind,  sind  die  Ebenen  nnd  die  Catenoide.     ■ 

2.  Beispiel:  Wir  fragen  nach  den  geradlinigen  Flächen,  die  Hini- 
inalflSchen  sind.  Nach  unseren  obigen  Bemerkungen  kOnnen  wir  dabei  tod 
denjenigen  Flächen  absehen,  deren  Erzeugende  Minimalgeraden  sind,  da  lie 
nur  die  Ebenen  liefern.  Nun  sind  die  Erseugendan  einer  geradlinigen  RSche 
nach  S.  168  HanpttangenteDonrven.  Eine  geradlinige  Fläche  ist  daher  duL 
nnd  nm  dann  ^e  Hinimalfliche,  wenn  die  orthogonalen  Trajectorien  der  E^ 
sengendm  auch  Hanpttangentencnrren  eind.  Nach  Sab  H,  S.  182,  djAski 
dann  die  Hanplnoimalen  der  orthogonalen  Trajectorien  Tangenten  der  Fliehe 
nnd  deshalb  die  Erzeagenden  selbst  sein. 

Die  gesuchten  Flächen  sind  also  diejenigen  Flächen  von  os'  Gieraden, 
anf  denen  die  orthogonalen  Trajectorien  sämtlich  die  Geraden  selbst  zu  Hanpt- 
norm^en  haben.  In  %  10  dee  8.  Abschnitte*,  I.  Band,  haben  wir  Cnrreo  mit 
gemeinsamen  Hanptnormalen  betiachtet.  Wir  sahen  damals,  dass  zn  gewines 
Curven  je  eine  Curre  zugeordnet  ist,  die  mit  ihr  die  Hauptnormalen  gemein 
haben,  und  zwar  je  nur  eine,  sobald  nicht  ErOmmnng  nnd  Torsion  der  Cnrren 
constant  ist,  siehe  I  B.  S26.  Demnach  sind  die  jetzt  gesuchten  Curven  Bokhe 
von  constanter  Krümmung  nnd  eonstanter  Torsion.  Nach  Bati  29,  I  S.  126, 
sind  die  orthogonalen  Tii^eotoriea  der  Erxengenden  daher  entweder  gemdne 
Scbranbenlinien  oder  gewisse  imaginäre  CnTven  dritter  Ordnung.  Die  Eupfr 
normalen  einer  gemeinen  Schranbenlinie  treffen  aber  sämtlich  die  Aie  ihm 
Cylinders  senkrecht,  nach  I  8.  191,  und  bilden  daher  eine  gemeine  Schrauben- 
fläche,  von  der  wir  schon  wissen,  dass  sie  eine  HinimalflKche  ist,  weil  wir  in 
dem  Beispiel  auf  S.  110  sahen,  dass  fttr  sie  die  mittlere  KrOmmung  S  =«0  iA.^ 

Ausserdem  ist  nun  noch  die  Annahme  EU  machen,  dass  eine  orthogonsls 
Tr^ectorie  der  Erzeugenden  eine  solche  imaginäre  Curve  dritter  Ordnung  tco 
constanter  KrOmmung  und  Torsion  sei,  deren  Gleichungen  wir  nach  (12),  I  S.  iiS, 
so  ansetzen  kSnnen: 

Allerdings  haben  wir  in  Sats  18,  I  8.  2B9  (vgl.  auch  I  S.  224),  ei^annt,  dui 
aneb  diese  Cnrve  eine  Schraubenlinie  ist,  ^>er  sie  liegt  anf  einem  Cjliiider 

'  Die  ersten  krummen  Minimalflächen,  die  überhaupt  gefunden  «aiden, 
sind  die  gemeinen  Schraubenflächen  und  die  Catenoide,  und  zwar  konunea 
beide  in  der  Arbeit  von  Hkushies  vom  Jahre  1776  zuerst  vor.  Vgl.  die  Ann. 
za  S.  105. 


^dnyCOOgle 


§  16.    Mmmaifläehm.  24S 

von  UinimalgAHMleii,  veshftlb  oie  (dne  beeond^  B«haiidliiiig  verUngt  Ea  iat  m 
ilkTfl  Bogenlftnge  nnd  r  ihr  KrümmimgaTwliiu,  sodaiB  die  BichtungiooEdDiu  ibrer 
Hanptnorm&le  nach  III  (B)  die  Werte  haben: 


die  OltichoDgen  der  FUche  ihrer  H&nptnonn&len.  Berechnen  wir  nach  XI  (^) 
die  FandamentalgTSsse  F,  so  kommt  F^O,  d.  h.  die  Panuneteroarren  (v)  und 
die  orthogooaleik  Tnyeetorien  der  Eneogenden  (w)  der  FUche.  Wenn  wir 
ferner  nach  (9),  S.  106,  die  FundamentalgrCuen  L  nnd  N  berechnen,  so  finden 
vir,  dasa  dieae  beiden  auch  gleich  Null  aind.  Daher  ist  die  mittlere  Krümmung  H 
uAch  (1),  S.  281 ,  wirklich  gleich  Null.  Die  FlBche  ist  deahalb  eine  olIerdingB 
imaginBre  HinimalflSclie.  Daaa  aie  nicht  za  den  gemeinen  Schranbenflüchen 
gehört,  iat  leicht  m  sehen.  Denn  bei  einer  gemeinen  Scbraubenfl&che  ist  eine 
der  orthogonalen  Tr^jectorien  der  Ersengendeu  eine  Gerade,  n&mlicb  die 
Scbraabenoxe.  Hier  aber  Ist  keine  Caive  {v)  eine  Gerade;  es  giebt  Ja  keinen 
conatanten  endlichen  Wert  von  v,  Ar  den  die  VerhjUtDisse  von 


■  2H 


-  1  +  - 


conatant,  &ei  von  w,  wftren. 

Mithin:' 

SatS  110:  Anaser  den  Ebenen  und  den  gemeinen  Schranben- 
fl&chen  giebt  es  noch  eine  Art  von  geradlinigen  Flächen,  die 
Hi&imalfltchen  sind.  Es  sind  dies  die  Flächen  der  Hauptnor- 
malen  von  gewissen  imaginären  Carven  dritter  Ordnnng,  die  mit 
der  CarTe: 

congroent  sind.    Die  Geraden  auf  diesen  imaginären  Flächen  sind 
keine  Uinimalgeraden. 


'  DaM  eine  reelle  kramme  geradlinige  Fläche  nur  dann  eine  Hinimal- 
fläche  ist,  wenn  sie  eine  gemeine  Schianbenfllche  ist,  hat  merst  Catauk  l>e- 
wiegen;  „Sui  les  surfacea  rigides  dont  l'aire  est  nn  minimnm", 
Jonm.  de  Math.  p.  et  appl.,  1.  s^rie,  t  VII  (1B12),  Die  in  Satz  110  angegebene, 
allerdings  imaginäre  geradlinige  Uinimalfläche  scheint  bisher  nirgends  beachtet 
worden  so  lein. 

16* 


.dr,yGoogIe 


244  Zweiter  Absc/mUt:   Di»  Krümmung  der  Fläche. 


Eliminiert  man  ans  den  Gleicbongeo  der  Fliolie  die  Parameter  w  mid  >, 
was  keine  Schwierigkeiten  macht,  «o  kommt: 

Ix  -  iy)*  +  Sr(x  -  iy)x  -  Sir^j,  =.  0  . 

Hier  liegen  also  imaginSre  algebraische  Minimalflftchen  dritter  Ord- 
nung TOT. 

Wir  nehmen  jetzt  das  Problem  in  Angriff,  alle  Minimal- 
flädien  ZQ  bestimmen.' 

Wir  können  dabei  Toraossetzen,  dass  die  Parameterlinien  die 
beiden  Sdiaren  der  Minimalcurren  der  Fläche  seien.  Dann  ist  nach 
Satz  17,  S.  36,  -E  =  G  =  0.  Damit  die  mittlere  Krümmung  5  gleich 
Null  sei,  ist  nun  nach  (1),  S.  231,  notwendig  und  hinreichend,  dass 
M=  0  sei.     Nach  Satz  70,  S.  186,  beisst  dies: 

Batslll:  Eine  Fläche  ist  dann  und  nur  dann  eine  Hini- 
malfläcbe,  wenn  ihre  Minimalcurven  zu  einander  con- 
jugiert  sind. 

Werden  die  Parameter  mit  u  und  b  bezeichnet,  so  besteht  also 
nach  Satz  71,  S.  187,  eine  Gleichung  von  der  Form: 

sobald  man  fOr  &  irgend  eine  der  drei  rechtwinkligen  Coordinaten 
X,  y,  z  der  Fl&chenpnnkte  einsetzt.  Es  giebt  also  zwei  Functionen  a 
und  b  von  u  und  D  derart,  dass: 


«„„  =  a«„  +  äzb 

>  Wie  wir  in  der  Anm.  auf  S.  23&  schon  iagten,  stellte  IiAaBAHes  di« 
partielle  Differentialgleichang  zweiter  Ordnung  anf,  der  die  Hinimalflficbeii 
x,  =  f{x,y')  genügen  mOHsen;  aber  er  integrierte  aie  nicht  Mosob  vennchw 
die  Int«gration  in  seinem  „Memoire  sur  le  calcui  integral  des  öqnt- 
tiouB  aifx  diff6rencea  partiellea",  H^m.  de  l'Acad.  des  Sciencee  1784, 
beging  aber  dabei  Irrtümer.  Anf  diese  Fehler  machte  liBQEnv&B  in  seinem 
„Memoire  aar  l'int^gration  de  quelques  äqaations  aui  d^riT^ei 
partielles",  M£m.  de  l'Acad.  des  Sciences  1787,  auftneikaam.  Er  bemeitte 
darin  ingleich,  dass  Mohob  mittlerweile  das  wahre  Integral  gefiinden  nnd  üui 
mitgeteilt  habe,  und  leigte,  wie  er  es  alr^^mln  ebenfalls  gefiinden  habe.  Die 
richtige  Methode  von  Momoe  findet  sich  in  seiner  „Application".  Eine 
andere  Methode,  die  auch  von  Monde  herrührt,  findet  sich  in  dem  „Traiti 
du  caleal  difförentiel  et  du  caicul  integral"  von  Lachoh,  2.  AoB.,  t  H 
Parie  1B14.     MoHQB  kommt  dort  zu  dem  wichtigen  Satze  118  des  Textes. 


Pdr,yGOOgIe 


§  15.     Mnimalflächen,  246 

ist  Aber  wenn  wir  diese  drei  Gleiohimgeii  mit  x,,  y„,  z„  multi- 
plicieren  und  dann  addieren,  so  ergiebt  sich,  weil  E~0  and  also 
nach  XI  [J) 

daher  anch 

ist,  nnd  wegen  $x„x^  =  F: 

0  =  bF. 

Aber  F  ist  nicht  gleich  Null,  weil  3=G  =  0  iat  Mithin  ist 
b  =  0,  Ebenso  ergiebt  sich,  wenn  die  drei  Gleichnngen  mit  x^,  y^,  z, 
mnltipliciert  nnd  dann  addiert  werden,  dasB  auch  a  =  0  ist  Die 
Gleichung  (l)  nimmt  daher  die  ein&che  Form  an: 


Nach  dem  Beispiet  aof  S.  188  aber  bedeutet  dies,  dass  die  Para- 
meterlimen  (u)  congruent  nnd  gleichgestellt  sind  und  ebenso  die 
Parameterliuien  (b).  Da  sie  die  UinimalcarTen  der  Fläche  sind, 
Bo  folgt: 

Sats  112:  Jede  Minimalfläche  ist  eine  Schiebnngsfläche, 
indem  sie  dadurch  hervorgeht,  dass  man  eine  Minimal- 
cnrve,  ohne  ihre  Gestalt  und  Stellung  zu  äddern,  an  einer 
anderen  Minimalcnrve  entlang  bewegt.^ 

Oder  in  Formefai  nach  I  S.  164: 

Satz  113:  Jede  Minimalfläche  läsat  sich  so  darstellen: 

Dabei  sind  die  Functionen  U^,  ü^,  ü^  Ton  u  allein  und  die 
Functionen  F^,  7^,  F^  von  D  allein  nnran  die  beiden  Be- 
dingungen gebunden: 

U^'»  +  u^'t  +  tr,'*  c^  0,        F,'»  +  Tg'»  +  F/»  =  0. 


'  N&didem  Hoxqb  (vgl  die  Amn.  sn  S.  244)  gefunden  hatte,  dx«  die 
Mininmlfl Heben  die  in  dem  Batse  HS  angegebene  analTtische  DarsteUung 
htben,  machte  erst  Lta  (vgl.  die  Anm.  zu  S.  ISB)  auf  die  in  Satz  112  aiu- 
geapioohene  geometri«che  Deutung  aafiuerksam,  die  die  Qrondlage  der  LiK'echen 
Untennchaiigen  Aber  die  Minimalflächen  bUdet  Der  gesohichtticbe  G^ang  der 
Eotwickelong  igt  aloo  umgekehrt  wie  oben  im  Texte. 


Pdr,yGOOgIe 


246  Zweüer  MadmiU:  DU  J^ümtnun^  der  Fläeh&. 

Denn  es  liegt  auf  der  Hand,  daas  sich  unsere  Schlnetfolgerung 
aneb  umkehren  l&sst 

Hiermit  haben  wir  ein  Mittel  gewonnen,  die  Gleichungen  vast 
beliebigen  Minimalääche  au&iiBtellen,  denn  die  Minimalcurren 

E  =  i7,(u),       »  =  i7,(u),       i-P,(ll) 
ond 

E-r,(o),    «  =  r,(ii),    j-r.iB), 

die  wir  dabei  gebranchen,  können  nach  Satz  50,  I  S.  S42,  explidte 
dargestellt  werden.  Dort  ist  allerdings  nnr  von  den  nicht-geraden 
Minimalcnrven  die  B«de,  aber  wir  wissen  ja,  dass  es  imter  den 
Flächen,  die  eine  Schar  von  Miuimalgeraden  enthalten,  keine  ICni- 
malfläche  ausser  der  Ebene  giebt,  was  übrigens  anch  ans  dem 
Satze  112  abgeleitet  werden  kann.  Wir  können  daher,  wenn  wir 
von  den  Ebenen  absehen,  die  eine  Uinimalcnrre  so  wählen; 

(2)  j=|J(l-u»)C^(u)rfu.    q  =  -j-J(l  +  u»)P(u)rfii,    i^jyiü{ü)dt. 

Dabei  bedeatet  U  eine  von  Nnll  Terachiedene  Function  von  u.  Eni- 
sprechend  schreiben  wir  die  &leichangen  der  zweiten  IGnimalcnTre, 
indem  wir  u  durch  D  nnd  die  Function  ü  dnrch  eine  von  Null  Ter- 
scbiedene  Function  V  von  u  ersetzen.  Aber  hierbei  ist  ein  Dnutand 
zu  beachten:  Handelt  es  sich  nur  am  die  Beteacbtnng  einer  Hminut- 
cnire  (2),  so  ist  es  gleichgültig,  ob  wir  in  der  zweiten  Gleichung  +i 
oder  —I  schreiben.  Sollen  aber,  wie  bei  der  Minimalfläche,  2irei 
Minimalcurren  in  Verbindung  mit  einander  gebracht  werden,  so 
können  wir  entweder  bei  beiden  i  oder  bei  der  einen  t  ond  bei  der 
anderen  —  t  schreiben.  Dadurch  eichen  sich  zunächst  zwei  Ter- 
Bchiedene  Arten  von  Minimalfläohen,  je  nachdem  man  oämlidi  in 
den  Gleichungen: 

X  =  1/(1  -  u»)  U{u)dü  +  ^Ja  -  ö»)  7{Xi)dt, 

y  =  4/(1  +  11«)  V(v.) du  ±  -1-/(1  +  B»)  r(B)rfB, 

z=  JuU(ü)du+     Jvr{V)dv 

bei  dem  zweiten  Factor  t  das  obere  oder  nntere  Vorzeichen  lAhlL 
Aber  tbatsächlich  liefert  die  erste  Annahme  keine  anderen  Hächen 
als  die  zweite.  Wenn  man  nämlich  im  ersten  Fall  neue  Fwa> 
meter  u  und  v  einführt,  indem  man: 


Pdr,yGOOgIe 


^  16.     Mimmalflächtn. 


aehrtäbt  and  dann  die  Ftmetionen 

setzt;  Bo  gehen  die  Qleichongen  Aber  in  diejenigen,  die  der  zweite 
Fall  liefert;  mit  den  änSBerliclieD  Unterschieden,  daas  »  nnd  v  statt 
U  und  0  und  ü^  und  V^  etatt  U  nnd  F  darin  atehL 

llithin  brauchen  wir  nor  eines  der  beiden  Yorzeichen  zn  be- 
rtlcksichtigen.     Wir  wBhlen  das  ontere,  BodasB  wir  haben 

Sats  114:  Jede  Hinimalfl&che  mit  Ausnahme  der  Ebene 
ist,  nnd  zwar  in  jeder  Lage  zn  den  Goordinatenaxen,  in 
der  Form  darstellbar: 

X  =- 1/(1  -  u»)  Udn  +  1/(1  -  B«)  Fdo , 

y  -  4/(1  +  a')PrfH  -  4/(1  +  ^i*)Vd)i, 

z=  j'aUdü+     JnFdxt. 

Hierin    bedeutet    U   irgend    eine    von    Null    verschiedene 
Function  ron  u  allein  nnd  F  irgend  eine  Ton  Null  Ter- 
schiedene  Function  von  »  allein.' 
Nach  XI  (il)  und  XI  {C)  ist  hier: 

(3)         Ä-0,      F^\{yii>  +  l)*üy,      0  =  0,      J)  =  iF, 

sodass  XI  (F)  für  die  Bichtungsoosinns  der  Flächenoonnale  die 
Werte  giebt: 

Nach  (10),  S.  106,  finden  wir  aasserdun: 

(5)  L=~V,      Af  =  Q,      N^-F. 

■  Diwe'DuBtellmig  der  Wuim^Schen  verdaiikt  man  EnrxpxB,  „Ana- 
Ijrtiach-geometrische  DnterBachnng«»",  Zeituhrift  f.  Math.  u.  Phjsik, 
».  Jsh^.  (1884),  und  Wsimutum,  „Über  die  PlXcliBii,  deren  mittlere 
Krammang  Qberall  gleich  Nnll  iit",  Monatsberichte  d.  Berliner  Akad. 
1866.  Han  moea  dabei  beachten,  dau  der  BegrifiF  der  Hinimalflftclie  Slter  als 
der  Begriff  der  Minimalcnrve  ist,  der  eben  in  allen  Arbeiten  flbei  Minimal- 
fliehen  bis  n  denen  von  Ln  nnr  implicite  aofMtL  TgL  die  Aamerknng  m 
I&B40. 


Pdr,yGOOgIe 


248  Zweiter  Abechmtt:   Die  Snmmumg  der  FläeJt«. 

Beispiel:  Obeo  fanden  wir,  dau  «>  anner  dmi  gemeiiieB  Bchiaab«» 
flfichea  noch  imAgia&re  HiDimalf liehen  mit  geradlinigen  Eriengen- 
den  giebt.  Bei  geeigneter  Wahl  daa  CoordinateDkretuea  laoaen  oeh  dieie 
Minimalfl&ehen,  wie  wir  sahen,  so  darstellen: 


Wollen  wir  rie  in  der  im  Satu  ang^^benen  Form  darstellen,  so  werden  wir  - 
am  die  Parameter  w,  t>  dnrcb  die  dazu  nStigen  nenen  Parameter  u,  d  ansn- 
drücken  —  bei  unserer  FlKche  X,  T,  Z  nach  XI  (F)  berechnen,  «odoTch  wA 
ergielrt; 


x.^L^^;^'^,     r-  -»--r^^z^j^      z~- 


rVr*-  2»T  '  2ryr'-  2rv       '  VH-Sr» 

and  diese  Werte  den  Werten  (4)  gleichsetien.    Dadorch  geht  hervor: 

"-■¥(»-t)'      •-¥(»*¥)■  +  ¥• 

Setzen  wii  diese  Werte  in  die  Gleichnngen  der  Fläche  ein,  so  konunt: 
-       1  r      1 


12  4    "        12 

.    »r     1 


*  — 12-" 


Diese  FoTmeln  gehen  aber  ans  denen  des  Batses  hermr,  wenn: 


gesetit  wird.  - 

Die  Werte  (4)  von  X,  7,  Z  emd  gen&u  dieselben  Ausdrücke,  die 
wir  in  (11)  auf  S.  64  för  die  Coordinaten  x,  y,  z  der  Punkte  einei 
Kugel  vom  Badins  Eins  tun  den  Anfangspunkt  erhielten.  Dabei 
waren  damals  die  Linien  (u)  nnd  (u)  die  Kinimalgeraden  der  EDgeL 
Dieser  Zusammenhang  ist  nicht  überraschend,  denn  wir  wissen  j^ 
dass  die  sphärische  Ahbildang  der  Minimalflächen  conform 
ist,  siehe  Satz  108,  nnd  andererseits,  dass  bei  einer  conformen  Ab- 
bildung die  Minimalcnrren  wieder  in  Minimalcuiren  Übergehen,  nftch 
Satz  37,  S.  73.  Nun  aber  sind  X,  Y,  Z  ja  gerade  die  Coordinaten 
des  Bildpunktes  des  Punktes  (n,  D)  unserer  Minimalfiäche  ba  An^ 


Pdr,yGOOgIe 


§  15.     Mmimalfläokm.  249 


fOhnutg  der  sphärischen  Abbildung  (vgL  S.  204).  Die  CorreD  (n) 
und  (ü)  auf  der  Engel  mit  den  rechtwinkligen  Coordin&ten  X,  T,  Z 
mOssen  also  die  Minimalgeraden  der  Kugel  sein;  und  dies  zeigt  die 
Übereinstiminang  unserer  Formels  mit  denen  fQr  die  Kugel  auf  S.  64. 

Wenn  wir  in  den  Gleichnngen  der  in  Satz  114  angegebenen 
Minimalflache  die  Functionen  U  und  F  ganz  beliebig  wählen,  so 
werden  wir  nicht  gerade  eine  reelle  Fläche  erhalten.  Wir  fragen 
QD3  daher,  unter  welchen  Umständen  die  Minimalfläche 
reell  ist 

Zunächst  mOssen  die  Richtungscosinas  der  Normalen  eines 
reellen  Punktes  (u,  t>)  der  Fläche  auch  reell  sein.  Daher  mUssen  u 
und  0  so  gewählt  werden,  dass  die  drei  Ausdrücke  (4)  reell  werden. 
Wann  dies  eintritt,  ist  leicht  durch  Bechnong  zu  entscheiden,  indem 
man  fBr  u  and  b  complexe  Wwte  einsetzt.  Wir  können  aber  noch 
bequemer  den  soeben  besprochenen  Zusammenhang  mit  der  Engel 
heranziehen:  Jeder  reelle  Punkt  (x,  y,  x)  der  Fläche  musB  ein  reelles 
Bild  (X,  Y,  Z)  auf  der  Kugel  haben.  Aber  auf  der  Kugel  sind  u 
und  D  nach  (9),  S.  64,  Functionen  der  Breite  u  und  Länge  v.  Sind 
diese  reell,  so  sind  u  und  D  nach  jenen  Formeln  conjngiert 
complex. 

Zunächst  also  müssen  wir,  um  reelle  Flächenpunkte  zu  erhalten, 
u  and  b  conjugiert  complex  wählen.  Aber  dies  ist  nur  eine  not- 
wendige, keine  hinreichende  Bedingung. 

Wir  setzen  also  an: 

ii  =  j  +  t9,      b  =  E-»9, 
indem  wir  unter  i  und  ^  reelle  G-rSssen  verstehen.    Nun  seien  die 
Functionen  P(u)  und  ^{t)  oder  U{i  +  iq)  und  ^(5  —  19)  in  ihren 
reellen  und  rein  imaginären  Teil  zerlegt: 

[  r;_^(E,W  +  ..B(j,«, 

1  >'-<?(£.«)  +  ••«(£.«• 

Aladann  hat  z.  B.  die  dritte  Coordinate  2  den  Wert: 

E  +  it)){Ä  +  iff){di  +  idXi)  +  {£  -  imC  +  ilf)  {dl  -  idtfi}. 
Der  rein  imaginäre  Teil  des  Integraoden  ist,  abgesehen  vom  Factor  t: 

[Ar)  +  £s-C))  +  D:^)d:^  +  {Al-  B^-C:^-J)t|)d^. 

£r  mnsa  gleich  Kall  sein.  Daher  müssen  die  Functionen  A,  B,  C,  D 
Bo  beschaffen  sein,  dass: 


'-h 


,dr,GoogIe 


Zweiter  Abschniä:   Die  ^ümmuitg  dar  Fläet». 


vird.    Also  mnas 

oder  nscli  (6): 

U=A  +  i£,      V^Ä-iB 

Bein.  Dies  aber  bedeutet,  daas  U  and  V  coajngiert  complexe 
Functioiien  sein  rnttasen. 

iBt  dies  der  Fall,  so  sind  auch  die  in  Satz  114  unter  den  beiden 
anderen  Integralzoicben  auftretenden  Ausdrucke  reell,  da  sie  Summen 
sind,  von  denen  die  zweiten  Snmmanden  ans  den  ersten  dnrclL  Vei^ 
tauseben  von  i  mit  ~  t  herrorgeben.    Also 

Batz  115:  Die  in  Satz  114  angegebene  Minimalfläche  ist 
dann  und  nur  dann  reell,  wenn  11  nnd  u  eonjngiert  com- 
plexe Yeränderliche  and  17  nnd  F  eonjngiert  complexe 
Fanctioaen  sind.^ 

1.  Beispiel:  Wir  wissen  nach  S.  SJ2,  das«  die  Remeioe  Schranbenfliche 
(v^  die  Fonneln  (20),  S.  60): 
(7)  i  —  ttcoe»,        y  —  Unat,        *~  qt 

eine  reelle  MinimalflSehe  ist  Sie  mnu  uoh  alw  in  der  in  Sati  114  ang^ebenen 
Fonu  darsteUen  laaaen.  Um  diee  zn  erreichen,  mÜHsea  wir  mnächat  u  nnd  « 
als  FnncUon  von  u  and  D  kennen  lernen.  Zu  diesem  Zweck  t>edienen  wir  ans 
wieder  der  Formeln  (4).  Denn  nach  XT  (F)  ist  bei  der  gemeinen  Schnraben- 
flfiche: 

DX^qAav,        D7--qaoas,        DZ-u. 

Berechnen  wir  lüeiaue  X:Z  nnd  7:Z  und  vergleichen  wir  diese  Werte  nut 
den  ans  (4)  m  ziehenden  Werten,  so  kommt: 


2  \  V^i 


sein  mnss.    Nun  ist  alao  bei  der  gemeinen  Schranbenflftche  (T): 


'  Hiernach  ist  es  leicht,  ans  der  EnmpKB-WnBBBTKUs'scheu  Form  dei 
Gleichnngeu  einer  HiuimalflSche  beliebig  viele  reelle  Minimalflichen  abia- 
leitea,  wthrend  es  &aher  ein  Problem  war,  die  mit  Imagin&rem  behaftetan 
Formeln  von  HoHU  so  tuunwendan,  dass  sieh  reelle  Ilinimaififtclien  N^gaben. 


Pdr,yGOOgIe 


;  15.    Mimmalftäehtn. 


du  in  ' 

irihnad  au  der  dritten  Foimel  des  Satua  114  folgt: 


Daber  giebt  die  Targjeiehiuig: 

Wenn  man  dementapredieiid  lUe  CM^ogiert  eomplezoi  Werte: 

2u»  '  2»» 

in  die  Foimeln  dea  Satiea  114  einsetEt  und  dann  n  und  o  vermdge  (B)  donli  m 
und  V  Bnadrüekt,  aa  gehen  äiata&chlicli  die  Gleichung«!!  (T)  der  gemeinen 
Schranbenfl&che  hervor. 

3.  Beispiel:  Schlagen  wir  Jetrt,  nm  eine  andere  reelle  MiniinalflBche  in 
gewinnen,  den  umgekehrten  We^  ein.    Wir  wollen  annebmeo,  es  ni: 

"-^ 

gewählt,  also  bii  auf  den  Factor  -iao  wie  soeben  btä  der  gemtinen  Schranben- 
fliehe.    Äiedann  iat  die  coi^ngiert  complexe  Fnnctioni 


Der  Satz  114  liefert  daher  die  FUche: 

y---^[^-u-4-  +  ö)  +  CoMt, 


-|-  (log  «  +  log  B)  +  Conrt. 


U-t  +  i 

I).      »-; 

■-•■l|, 

naUe  DuMeUu«  d«  TOcbt: 

.-|.. 

>  + 1-  +  «■ 

!■  +  »■ 

+  C0Mt, 

'-h- 

1  +  I-  +  »■ 

+  Coiiai, 

•  --,log 

)'l'  +  »' 

-(-CoiMt. 

L«Men  wir  die  additiven  Conataaten  fort,  so  beiart  d«,  dase  die  FlSebe 
im  Bamne  Terschoben  wird,  wobei  sie  ihre  Gestalt  nicht  Sodert  Benntsen  wir 
ferner  statt  jc  ond  Q  nene  Parameter  u  und  r,  indem  wir  setzen: 


Pdr,yGOOgIe 


262  Zweiter  JhaOnitt:   Die  Krümmung  der  Slätihe. 

M  liegt  die  Fliehe  in  dieser  Dintellnng  tot-. 

Dies  aber  ist  eine  BotationafiAche,  deren  Aze  die  x-Axe  ist    Der  Heridiu  is 
der  %  t-Ebene  oder  kUo  die  Pummeterlime  (e  ~  0]  fadt  die  Oleidmngen: 

■odau  fBr  diesen  HeridiMi; 


ist    Der  Heridiin  ist  also  eine  Kettenlinie,   denn  Leitlinie  di«  x-Axe  \A. 
Di«  gefondene  fliehe  iri  d&her  ein  Catenoid.    (Siebe  8. 12«.) 
S.    Beispiel:    Wir  wollen 

9  3 

w&hlen.    Dum  ^ebt  der  S«tt  114  die  FUcbe: 


i(u— 0) 
y  —  uotgtu  —  arc^i»  -arcfg-r— — -^, 


Wir  haben  hier  die  bei  y  anftretenden  Integrale  dadnicb  anagewertet,  diu  vir 
*ii  nnd  >D  als  die  Teifiuderlicben  benntsten.    Wenn  nir 

«ioffibren,  w  ergiebt  sich  die  reelle  DarBtellong  der  Fliehe: 
wonva  folgt: 

.-11.8^-'«;^ 

oder: 

(.)  •-■»»ISf- 

Diese  Fliehe  heisst  die  SoBBBE'aehe  Hinimalfltche.'  Dire  Gestalt  n- 
kennt   man  am  bequemsten  ans  der  letiten  Daratellnngsfonn  (9).    Da  x  ■xir 

'  Nach  ihrem  Entdecker  Scqbrk,  „Bemerkangen  über  die  kleinitt 
Fliehe  innerhalb  gegebener  arensten",  Joum.  f.  d.  r.  n.  an«.  HstL 
18.  Bd.  (1836).  Zur  richtigen  Wardignng  dieser  Entdeckung  sei  hervoigebobei, 
daaa  man  damals  die  Sitae  114  nnd  116  noch  nicht  kannte. 


D,gH,zedr,yGOOgIe 


§  15.     Mmimal/Iäeihm.  258 

dann  raell  ia^  wenn  cos  ai  und  (mw  y  dasselbe  Zeichen  haben,  »o  laaMn  aieh  die 
reellan  Qebiete  laicht  eikennea:  Wir  teilen  die  x  y-Ebene  vermitge  der  Par- 
allelen in  den  Axen 

X  =  — n    und   y  — - — - — n       (n  eme  ganze  Zahl) 

in  Qnadnte  von  der  Seitenlange  r  ein.  Denken  wir  nna  diese  Quadntte 
schachbrettartig  in  zwei  Scharen  zerlegt,  so  sehen  wir,  daee  fQr  reelle  Paukte 
der  Fläche  nur  solche  Werte  von  x  and  y  in  Betracht  kommen,  deren  znge- 
hCrige  Ponkte  (x,  y)  in  der  x  y-Ebene  in  den  Quadraten  der  einen  Schar  liegen, 
and  zwar  gehSrt  zn  dieser  Schar  da^enige  Quadrat,  deasen  Hitte  der  Anfangs- 
pnnkt  ist  Wenn  x  nm  n  wichst  oder  abnimmt  and  y  gleichzeitig  um  n  wSchst 
oder  abnimmt,  so  Andern  cos  x  and  coe  y  zogleich  ihr  Zeichen,  sodass  %  nach 
(S)  nngeBndert  bleibt.  Die  Ftftche  ist  daher  doppelt-periodisch.  Das  Stück, 
das  Aber  dem  Quadrat  um  den  An&ngapunkt  liegt,  wiederholt  sich  congruent 
Qber  den  in  den  Diagonalen  anstossenden  Quadraten. 

Stellt  man  die  Fläche,  indem  man  x  und  y  als  Parameter  w  und  v  benntst, 
nach  (9)  in  der  Form  dar: 

(10)  fli  —  M,        y^v,        *  —  log  cos  H  —  log  cos  p, 
60  erkennt  man,  das«  ne  auch  dadurch  entsteht,  dasa  die  Curre: 

(11)  »-tt,        y-0,        s>=logcoBH 
IftngB  der  Curre: 

(la)  x  =  0,        y^'t        »-  —  log  cos  B, 

die  sie  im  An&ngsponkt  schneidet,  ohne  Änderung  ihrer  Glestalt  und  Btellnng 
Teraehoben  wird.  Sie  ist  di^er  nicht  nur  hinsichäich  ihrer  Minimalcurren  als 
Miuimalflttch»  eine  ßchiehnngsfiSche,  sondern  ausserdem  hinsichtlich  dieser 
CorreD  (11)  und  (18),  Tgl.  S.  1B8.  Sie  ist  daher  sehr  leicht  zu  constroieren, 
sobald  man  die  Gurren  (11)  und  (12)  filr  die  Qebiete: 


bestimmt  hat. 

Leicht  sind  die  Haupttangentencurren  zu  finden.  Wir  berechnen  znnfichst 
die  Verhältnisse  der  FnndamentalgrSssen  sweiter  Ordnung  nach  (9),  S.  106.  Es 
kommt,  wenn  die  obigen  Gleichungen  (10)  benntst  werden: 

LD- \-,        MD-Q,        ND'.-^, 

aodaw  nach  S.  114  die  Haupttangentencurren  der  FlSehe  der  Gleichung 


oder  also  einer  der  beiden  Gleichungen: 

genOgen.    Demnach  dad; 

log  *  (y  +  f )  *  '°8  ^  (  i"  +  y)  "  '^""■ 


,dr,Google 


254  Zweitar  Absehnät:   XHe  &ümmmg  der  Fläehe. 

die  endlicheii  aieichnngen  der  HMtpttutgentaDCnrren.     Die  PitgeetiDucai  d« 
Banpttangenteiictirveu  auf  die  x  y-Ebeae  hiben  aUo  naoli  (10)  di«  Gletchiucen: 


Wir  haben  geeohen,  daw  die  FUche  in  doppelter  Weise  ab  Bchiebongi- 
flache  an^fiusBt  werden  kuin:  Einmal  als  Schiebungsfläche  'iluer  imaginiien 
Minimalcurven  nnd  dann  als  SchiebnugsflSche  der  reellen  Corren  (1 1)  und  (12). 
Man  kann  beweisen,  dase  sie  sogar  aaf  unendlich  viele  Arten  als  Schiebung»- 
flKche  ange&sst  werden  kann  und  daher  ein  SeitenstUck  cur  gemeinen  Sebraabeik- 
flScbe  (Tgl.  S.  191)  ist.  Wenn  man  nämlich  irgend  eine  Hanpttangentencimc 
der  FlSche  herausgreift  and  den  Ort  der  Mitten  ihrer  Secanteo  bestimmt,  w 
findet  man  stets  wieder  Punkte  der  Fl&che.  (Vgl.  S.  190).  Die  Fläche  entsteht 
daher,  wenn  eine  Corre,  die  lu  einer  Hanpttangentencorre  der  Fläche  im 
halben  Maaasstab  ähnlich  ist,  an  einer  mit  ihr  congmenten  CuTFe  ohne  Drehong 
entlang  geschoben  wird.    Doch  wollen  wir  hierauf  nicht  näher  eingehen.' 

Wenn  wir  die  reellen  Uinimalfllkchen  bestimmen  wollen,  so 
mllBsen  wir  nach  Satz  115  nnter  ü  nQd  V  coDJugiert  compleie 
Functionen  der  conjngiert  complexen  Gr^en  u  =  ^  + 1^  und 
0  =.  f  —  i^  verstehen  und  die  Integrale  in  Satz  114  berechnen.  Di 
nun  jede  der  drei  Coordinaten  x,  y,  z  als  Summe  von  zwei  Inte- 
gralen gewonnen  wird  und  jedesmal  die  beiden  einzelnen  Litegnle 
conjngiert  complex  Bind,  so  ist  jedesmal  ihre  Summe  gleich  dan 
doppelten  reellen  Teil  des  einen  Integrals  allein. 

Wenn  wir  also  durch  den  vorgesetzten  Buchstaben  91 
andeuten,  dass  von  dem  nachfolgenden  Ausdruck  nur  der 
reelle  Teil  benutzt  werden  soll,  so  können  wir  das  B^rgebiiiB 
so  aussprechen:* 

Batz  116:  Jede  reelle  Uinimalfläche  mit  Ansnahae 
der  Ebene  ist  in  der  Form  darstellbar: 


.Si/d- 


-u')f(u)iu, 
y-mJ'i(l+u')F(u).iu, 

sobald  man  darin  C^  als  irgend  eine  Function  Ton  u=E  +  il| 


'  Diese  EigeuwihafC  der  S<mBE'scheB  HiDimsJflSche  fand  Lis:  vgl.  die 
I.  EU  S.  191. 
'  Nacli  Weiebstiubb,  vgl.  die  Aom.  zu  S.  217. 


,dr,Google 


§  15.     mnm/afiäOim.  366 

T&hlt,  di«  nicht  gleich  Null  ist,  und  nach  beendigter  Aus- 
wertung der  Integrale  %  und  ^  als  Parameter  der  Fläche 
anffasst  Die  reellen  Funkte  der  Fl&che  gehCren  dann  zxx 
den  reellen  Werten  der  Parameter. 

Wir  kennen  diese  Gleichungen  anch  von  den  Integralzeichen 
be&eien,  indem  wir  wie  in  I  8.  342  die  Uethode  der  teilweisen  Inte- 
gration  anwenden.  Wenn  wir  anter  ^(u)  eine  Function  Tersteben, 
deren  dritter  Differentialquotient  gleich  üiy)  ist  and  also  als  von 
Null  verschieden  Torausgesetzt  werden  muss  (vgl.  (5)  in  I  S.  342), 
so  kommt  entsprechend  dem  Satz  51,  I  S.  S4S: 

Bati  117:  Jede  reelle  Minimalfläche  mit  Ausnahme  der 
Ebene  ist  in  der  Form  darstellbar:' 

*  =  81[{1  -u")i"(u)  +  2u  J'(u)-2^(u)], 
y  =  m  [i(l  +  u»)  F-  (u)  -  iiaF"  (u)  +  2iF{M)] , 
z  =  «[  2u.P"{u)-2^(u)], 

sobald  man  darin  u -•  ;  +  i^  setzt  und  die  reellen  O-rdssen 
I  und  ^  als  Parameter  benatzt.  Dabei  bedeutet  ^(u)  eine 
beliebige  Function  Ton  u,  deren  dritter  Differentialquotient 
nicht  gleich  Null  ist 

Die  Parameter  ^  nnd  9  sind  nach  Satz  27,  S.  65,  thermische 
Parameter  der  Minimalfl&che.  In  der  That  läast  sich  dies  auch 
sofort  daraus  schliessen,  dass  das  Quadrat  des  Bogenelementes  nach 
(3)  die  Form 

d*>  =  (ut)  +  l)»C"rrfurfB 

oder  also  in  ;  nnd  9  die  Form: 

d»*  -  (E*  +  9*  +  1)'  ÜV{di'  +  rf^»), 
also  den  Factor  rf  j»  +  d^»  hat     (Vgl.  Satz  25,  S.  58). 

Die  Farameterlinien  ^^  und  (^)  bilden  daher  auf  der  Hinimal- 
fläche  ein  Isotbennennetz. 

Bei  der  sphärischen  Abbildung  sind  die  Grössen  (4)  die  Coordi- 
naten  des  Bildpunktes  des  Fläcbenpunktes  (n,  U)  oder  (|,  ^).  Sie 
haben,  in  j  und  ^  geschrieben,  die  Werte: 

X  =     ^g  7  =      ^0  z  =  ^  •'•'''  ~  ' 

j'  +  0»  +  i '  f"  +  «'  + 1 '  j»  +  fl'  +  1 

Dies  ist  eine  analytische  DarsteUung  fUr  die  Eugelpunkte  {X,  ¥,  Z) 


'  Auch  dies«  Dantellung  der  leellen  MinimalflicbeD  wurde  1 
RUM  g^eben,  Tgl.  die  Anm.  zu  S.  247. 


Pdr,yGOOgIe 


Ztceiter  Jbachmtt:   Die  ^ütTimmig  der  Fläche. 


mit  Hälfe  zweier  Parameter  ;,  t).  Da  die  »ph&risctie  Abbildmif  Aer 
Micimalääche  nach  Satz  108  conform  ist,  so  sind  die  Paramete> 
linien  (£)  und  (^)  aaf  der  Engel  eben&lls  Isothermen,  nach  Satz  32, 
8.  71.  In  der  That  traten  dieselben  GUeichnngen  schon  anf  S.  Sl 
in  (14)  bei  der  stereographiBchen  Projection  der  Engel  auf; 
nur  hatten  wir  dort  x,  y,  z  statt  X,  T,  Z.  Wenn  wir  also  die 
Bildkngel  vom  Nordpol  (0,  0,  1)  aas  anf  die  x^-Ebene  perspectiv 
projicieren,  so  ist  die  Projection  des  Eugelpnnkt«s  {X,  Y,  Z)  der 
Punkt  in  der  xy-Ebene  mit  den  rechtwinkligen  Coordinaten  ^  und  q. 
Die  Parameterlinien  (;)  and  (q)  auf  der  Engel  sind  hiemach  die- 
jenigen Kreise,  die  im  Nordpol  die  ^z-Ebene  bez.  xz-Ebene  be- 
rühren. Da  die  etereographische  Projection  anch  eine  oonforme  Ab- 
bildong  der  Engel  auf  die  Ebene  ist,  so  folgt: 

Satz  118:  Dentet  man;  und  ^  als  rechtwinklige  Fnnkt- 
coordinaten  in  der  Ebene,  80  wird  die  in  Satz  116  ange- 
gebene Minimalfläche  conform  auf  die  Ebene  abgebildet. 

Wir  heschliessen  diesen  Paragraphen,'  Indem  wir  noch  ein  Bei- 
spiel  von  MinimaMächen  erwähnen,  das  allerdings  etwas  ecbwierigere 
Betrachtungen  verlangt,  soda^e  wir  uns  nur  auf  die  Hauptsacben 
einlassen  und  es  dem  Leser  anheimstellen,  dies  Beispiel  zu  über- 
schlagen. 

Beispiel:  Wir  wollen  diq'SDigen  MinimAlflScheii  bespiechen,  die  soge- 
naiute  DoppelflBchen  sind.  D&bei  STinnem  wir  dwwa,  daas  wir  die  «llge- 
meinen  Gleichnngen  einer  Minimalfläcbe  &iib  dem  Umstfinde  abgeleitet  habes, 
dass  die  MinimalflScben  SchiebungaflSchen  von  Minimalcnrven  sind.  Nun  Bshen 
wir,  als  wir  aof  S.  ISS  n.  f.  von  den  ScbiebungafiBchen  Oberhaupt  sprachen,  du« 
es  insbesondere  vorkommen  k&nn,  daaa  die  beiden  erzedgenden  Cnrveu  der 
Schiebnngsfläche  mit  einander  congruent  and  von  gleicher  Stellung  und  (vgl 
S.  169).  Da  eine  reelle  HinimalflSche  nur  conjugiert  cc^plexe  Minimalcnrreii 
entb&lt,  so  werden  wir  hier  zn  der  besonderen  Annahme  gef&hrt,  dus  beid« 
erzeogende  MinimBicnrvea  einereeita  conjngiert  complei/  sind  und  andeieneit) 
die  eine  in  die  andere  durch  eine  Schiebung  flbeigefQhrt  werden  kann.    DieM 


'  Hierbei  Bei  zur  OrientierUDg  des  Leaere  noch  bemerkt,  daes  vir  Dir 
einen  sehr  kleinen  Teil  derjenigen  Ergebnisse  beibringen  kSanen,  die  seiteoa 
rerschiedener  Mathematiker  auf  dem  Gebiete  der  Minimalfl&chen  gefondeo 
worden  sind.  So  werden  wir  z.  B.  anf  die  wichtigen  üntecsnchungen  von 
ScHWABz  gar  nicht  eingehen  können.  Wir  wollen  aber  Docb  erwBbnBD,  dua 
SoHWAsz  im  Journal  f.  d.  r.  n.  angew.  Uath.,  80.  Band,  einen  geschichtlicbei 
Überblick  über  die  Minimalflfichen  gegeben  hat,  der  ansEagsweiae  in  Siuioi- 
FiKDLBB'a  „Analytische  Geometrie  dea  Eanmes",  II.  Teil,  Leiprig  1860, 
S.  XX— XXVIII,  anfgenommen  worden  ist  Asch  die  geschieh tlidien  Notiien 
tn  Dasbodx'  „Lef  one"  (vgl.  die  Anm.  za  S.  187),  I.  partie,  [S.  2ST  n.  f.,  sind 
CO  beaehten. 


Pdr,yGOOgIe 


S  15.     mmmtaftädun.  267 

FIKohen  hat  man  Doppelfl&ohen  geuumt,  nnd  cwar  duhalb,  weil  sie,  aobald 
sie  nicht-periodüoh  sind,  eine  merkwürdige  Eigeiucliaft  liaben.  Diese  Eigen- 
schaft wollen  wii  aber  nicht  durch  geometriache  Oberlegnngen,  wie  wir  aie 
soeben  andeuteten,  iondern  durch  die  Unteranchnng  eines  analTtiichen  Problems 
ableiten,  nlmlich  k>: 

"Wshlt  man  eine  bestinimte  Function  ü{v),  so  gehSrt  m  ihr  n»ch  Sati  116 
eine  reelle  Uinimalfliehe,  die  bis  auf  eine  Schiebung  im  Banme  eine 
vSllJg  bestimmte  Lage  bat,  denn  die  Integrationsconstantan  kSnaen  noch  be- 
liebig gewUilt  werden.  Man  kann  sich  nnn  fragen,  ob  Kwei  verschiedene  Fmic> 
tionen  dieselbe  HinimalflXche  —  abgesehen  von  Scbiebnogen  —  liefern.  Oeben 
wir  daher  der  Fnnctin  U  noch  einen  «weiten  Wert  &(S),  indem  wir  anch  die 
Veritnderiiehe  u  durch 

ersfltsen,  sodass  fOr  die  swwte  FUche  die  Bichtnngicosinns  der  Normalen  nach 
(4)  die  Werte  haben: 

wo  natürlich  d  der  m  ü  coqjugieite  Wert 

sein  soll.    Soll  Jeder  Pnnkt  (u,  d)  der  enten  Fläche  mit  einem  Pnnkte  (ü,  &)  der 

■weiten  —  abgesehen  von  einer  Schiebung  im  Banme  —  cosammenfollen,  so 

müsaeD  aie  parallele  Normalen  haben,  aber  es  kann  der  Sinn  der  positiven 

Normalen  bei  der  zweiten  Fläche  der  umgekehrte  sein.    Daher  setzen  wir  die 

Werte  (4)  entweder  direct  den  Werten  (IS)  gleich  oder  aber  erst  nach  Hnlti- 

plication  mit  —  1.    Tm  ersten  Fall  ei^ebt  uch  dann 

(U)  ü-u,        5-», 

dagegen  im  zweiten  Fall: 

(15)  B  —  — -.         5=  —  —      oder:       ut=  — ^i         »-— ^i 

und  diese  Werte  ü,  d  sind  coqjngiert  complex,  sobald  ee  u  nnd  b  sind.    Denn 

ist,  so  giebt  (16): 

Nnn  giebt  die  Gleichnng  fllr  «  in  Sati  116  oder,  was  vielldcht  klarer  Ist,  die 
Gleichung  fOr  «  in  Satz  114,  wo  V  nnd  V  coiyngieit  pomplexe  Fonetionen  von 
u  nnd  n  bedeuten: 

dx~a  üd\i  +  ■a  Vd'o, 
wShrend  bei  der  neuen  FlKche: 

ist  Sollen  beide  Werte  Dbereinstimmen,  so  giebt  die  Annahme  (14)  die  triviale 
Lösung  ÖC©-  if(u)=  V{u)  nnd  f(5)=  f  (B)  =  F(b),  also  keine  aweite 
FlSche.    Dagegen  giebt  die  Annahme  (IB): 

ü  ü  d  ü  ■(- ?  Fd  5  ■- -  4  t' (  -  y)  ■'ö  - -^  r(  - -|-]  rf  5 . 


a«om.  DUfr.  n. 


17 


.dr,yGoogIe 


268  ZweÜer  Absehaitt:   Du  &ümmutm  der  Flächt. 

Di«M  Fordenmg  wird  flir  all«  Werte  von  ü  and  B  befriedigt,  wwn: 

^<«)-^f(-|).     ^m-if(-i) 

geeetrt  wird,  und  dann  sind  Ü  und  V  thatoSchlich  cn  eiiumder  ooiyngiert  «m- 
plexe  Functionen.    Daher,  mit  lUlcksicbt  auf  (18): 

SB.tE  119:  Die  beiden  realleu  MinimalfUcben,  die  darek  dit 
Oleiehnngen: 

x^9f(l-u*)Udu,  x-fllf{\'-^Üdü, 

l/  =  mJni+a')Üdu,        and       y  -  ffl/t(l  +  G»)  Ö^rfü, 

%-»f2uüda  xr-mfsüÜdü 

dargeetellt  werden,  in  denen  U  eine  Fanction  von 

and  U  eine  Fnnction  von 

ü-s  +  »l| 

bedeatet,  sind  —  abgeieheu  von  einer  Schiebung  —  nur  dann  mit 
einander  identisch,  wenn  entweder  U  dieselbe  Function  tod  g 
wie  ü  Ton  ü  iat  oder  wenn  sich  U  dorcb  die  so  ü  coajagiert  con- 
plexe  Fnnction  F  so  ausdiackt: 

Im  zweiten  Fall  entspricht  dem  Punkte  (f ,  q)  der  einen  Fläche  der- 
jenige Pnnkt  g,  ^)  der  anderen  FlBche,  fDr  den 

^ " ~  i^+^* '      ^  " "  ?T1» 

ist,  and  die  Normalen  beider  Punkte  sind  einander  parallel,  ab« 
von  entgegengesetztem  Sinn. 

Bleiben  wir  jetst  hei  dem  nicht  trivialen  iweiten  Fall.  Es  kann  votknnmeii, 
daea  die  neue  Function  Ü,  ansgedrQckt  durch  u,  genau  dieselbe  Function  in 
wie  die  alte  Fanction  U,  ausgedrückt  durch  u.  Alsdann  liegt  eine  reelle 
Minimalflftche  vor,  ausgedrückt  durch  die  reellen  Parameter  ;  and  q,  bd  da 
die  Stelle  (u)  oder  (;,  Q)  mit  der  Stelle 


eongment  ist,  wShrend  sie  an  diesen  beiden  Stallen  nach  verachiedenm  Saita 
gerichtete  parallele  Normalen  hat  Ist  die  FlSche  nicht-petiodiecfa,  so  masiHi 
beide  Stellen  lusommenliegen.  Wenn  sie  dagegen  periodisch  ist,  so  kSaate  die 
eine  Stelle  am  eine  oder  um  einige  Perioden  von  der  andern  entfernt  sein. 

Setzen  wir  nun  voraus,  dass  die  Fläche  nicht- periodisch  sei,  eo  w<£f 
wir  annehmen,  dass  sich  die  Grösse  u  stetig  in  die  QrOsse  —  1 :  u  verwudele. 
Dabei  beschreibt  der  zugehörige  Pnnkt  (f,  q)  der  Flftche  eine  stetige  Gurr« 
auf  der  FlSche,  wobei  er  schliesslich  in  seine  Anfangslage  snrückkdirt,  lif 


Pdr,yGOOgIe 


§  J5.     Mmimaiflä^ihm.  26fl 

dann  eine  nuh  d«r  anderen  Beite  gerichtete  Normale  hat;  d.  h.  er  ist  aof  die 
andere  Seite  der  Flfidie  ftbei^^egaogen.  £b  liegt  also  dann  der  merkwflrdige 
Fall  einer  FlSche  vor,  bei  der  ein  anf  der  FlSche  gelegener  Punkt 
auf  stetigem  Wege  auf  die  andere  Seite  gerade  an  dieselbe  Stelle 
gelangen  kann,  obne  die  Ftficbe  an  durcbsetzen.'  Eine  eolche  Hinimat- 
flftche  beiaat  eine  DoppelflScbe.* 

Zn    diesen  Fl&cben  gelangt  man  ancb,   wenn   man',   wie  oben  bemerkt, 
nntersacbt,  wann  die  eraengende  Uinimalcnrve  (D): 


ttUdtt 


oVdb 


in  die  an  ibr  coiyngierte  eixengende  Minimalcnrve  (u): 
«  =  -g- J(l  -  D*)  Fd  D,      y  -  -  ^  Jd  +  B^  Fdt , 

dorcb  Schiebnng  überiUhibar  ist  Die«  ist  nimlicb  dann  und  nur  dann  der 
Fall,  wenn  man  eine  Veränderliche  f  so  ab  Function  von  u  bcBtimmen  kann, 
daaa  fOr  jeden  Wert  von  t 

(1  -v*)Ud\i-      (1  -  (^  Vif)dt, 
(1  +u*)Ddu--{i  +t*l  V(f)dt, 
u  ü(u)(iu-      iVifjdt 
nriid.    Zunächst  also  w&re  zn  fordern: 

1-U»      !-(•  l  +  u*  1  +  C 


AlaJanp   bliebe,  indem  wir  diesen  Wert  von  t  in  die  drei  Bedingungen  ein- 
setzen, nur  die  Forderung: 

was  wieder  zu  dem  Werte  Ü  in  unserem  Satze  119  zurQckfQhrt 

'  E!e  ist  leicht,  NCh  ein  Modell  einer  Fl&che  herzustellen,  die  zwar  keine 
MinimatflScbe  ist,  aber  auch  die  Eigenschaft  bat,  dass  man  von  ihrer  einen 
Seite  auf  die  andere  anf  stetigem  Wege  gelangen  kann,  die  also,  wie  man 
■sgen  kann,  nur  einseitig  ist  Man  schneide  nämüch  einen  etwa  rechteckigen 
Streifen  Papier  aus  und  klebe  die  kurzen  Seiten  zusammen,  nachdem  man  das 
eine  Ende  zbm  andern  hingebogen  und  einmal  um  zwei  rechte  Winkel 
gedreht  hat.  Verfolgt  man  auf  dem  so  beigestellten  Modell  die  frObere 
Itngera  Mittellinie  des  Bechtecks,  so  erkennt  man  sofort  die  Einseitigkeit  — 
Auf  das  Vorhandensein  einseitiger  Flächen  hat  Liffnita,  „Census  räum- 
licher Compleie",  Abh.  d.  GSttinger  Gesellsch.  d.  Wiss.  10.  Bd.  (1882),  und 
QDabhfingig  von  ihm  und  in  aasdrücklicheTer  Weise  MBbicb,  „Ober  die  Be- 
stimmung des  Inhaltes  eines  Polyeders",  Leipziger  Berichte  1665  (siehe 
snch  Ges.  Werke  Bd.  II),  hingewiesen. 

*  Die  Theorie  der  Minimal-Doppelfl&cben  rabrt  von  Lie  her,  vgl.  die  Änm. 


17" 


.dr,yGoogIe 


Zweiter  Abschnitt:   Du  Krümmiaig  der  Fläche. 


M  ist  die  m   U  conjugierte  Function  F  von  derMlboi  Qeolalt,  alao  die  ü 
Sats  119  angegebene  neue  FanctioD: 


d.  h.  dieselbe  Function  von  u  wie  U  von  u.    Mithin  ergiebt  sieb  ffli 

eine  DoppelflScbe,  denn  die  FUche  ist  offoibar  dnrcb  eine  algebraische  Glei 
chniig  swisehen  at,  y,  z  darateltbar  and  deshalb  nicbt-periodiacb.  Sie  haut 
die  HBKNBBBRo'sohe  Minimalflfiche.'    - 

Indem  wir  hier  mit  dem  ParagräpIieB  auch  den  zweiten  Ab- 
schnitt acfaliesseo,  bemerken  wir  noch,  daea  wir  auch  eine  Beihe  lon 
Formeln  diesee  Abechnittes  in  Tafeln  im  Anhange  des  Bandes  zn- 
eammengestellt  haben.  Die  Tafel  XEI  enthält  die  Haoptformeln  diese« 
AbBchnitteB,  die  sich  auf  die  FnndamentalgrQseen  zweiter  Ordnniig 
und  die  Krümmung  beziehen.  In  der  Tafel  Xm  sind  einige  dieser 
Formeln  fUr  die  Bpecielle  Darstellnngsform 

der  Fläche,  bei  der  x  nnd  y  die  Parameter  sind,  wiedergegeben. 
Einige  von  diesen  Formeln  sind  zwar  im  Texte  nicht  entwick^t 
worden;  sie  gehen  indes  so  unmittelbar  aus  den  entsprechenden 
Formeln  der  Tafel  XII  durch  Einsetzen  der  besonderen  Werte  he^ 
vor,  dase  wir  Ton  ihrer  ausdrtlcklichen  Ableitung  hier  fQglich  absehea 
dürfen.  Die  Tafel  XIV  bezieht  sich  auf  die  sphärische  Abbildung 
einer  Fläche  und  die  Tafel  XT  auf  die  Parallelflächen. 

Die  Formeln  dieser  Tafeln  werden  wir  künftig  wieder  in  der 
Üblichen  Weise  citieren. 

'  HsHMiBBsa,  „Cber  solche  Minimalflichen,  welche  eine  Torge- 
sckriebene  ebene  Carve  zor  geodStischen  Linie  haben",  ZOrieh  I^^ 


Pdr,yGOOgIe 


Dritter  ÄbBchniti 

Die  t^nndamentalgleichiuigeii  der 
Flächentheorie. 


§  1-    Dis  hQheren  Oifflarentlalquotfenten  der  rechtwinkligen 
Coortlinaten. 

Die  Betrachtungen  des  ersten  und  des  zweiten  AbBchnittee 
zeigen,  dasB  die  dni  FundamentalgrOsaen  erster  Ordnung,  E,  F,  G, 
und  die  drei  FundamentalgrösseD  zweiter  Ordnung,  L,  M,  N,  von 
der  grOesten  Bedeutung  für  die  Flächentheorie  sind.  Dieser  Um- 
stand ist  schon  durch  die  Benennung  gewürdigt  worden. 

Wir  haben  eine  Beihe  von  Bolchen  Eigenschaften  der  Flächen 
besprochen,  die  von  ihrer  zuiUligen  Lage  gegenttber  dem  Kreuze 
der  Coordinatenaxen  unabhängig  Bind,  wie  z.  B.  die  Er&mmuDgs- 
rerhältnisBe  in  einem  Punkte,  die  Lagerung  der  zu  einer  Normalen 
unendlich  benachbarten  Normalen  u.  s.  w.  Wir  fonden,  dasB  zu  ihrem 
analytischen  Ausdruck  die  Fundamentslgrossen  völlig  anareichten;  so 
lassen  sich  z.  B.  die  Hauptkrllmmungsradien  eines  Flächenpunktes 
durch  die  FuudamentalgröBsen  allein  ausdrüdcen,  nach  XII  {K). 

Da  wir  aber  nur  einen  Teil  der  Eigenschaften  der  Flächen, 
insbesoodere  nur  einen  Teil  ihrer  von  der  Lage  im  Baume  unab- 
hängigen Eigenschaften  betrachtet  haben,  so  dürfen  wir  dieBO  Be- 
merkung nicht  ohne  weiteres  verallgemeinern.  Vielmehr  fährt  de 
uns  zu  dem  Problem,  zu  untenuchen,  wie  eich  überhaupt  die  von 
der  Lage  im  Baume  unabhängigen  Eigenschaften  einer  Fläche  ana- 
lytisch aosdrücken. 

Die  Erledigung  dieses  Problemes  ist  eines  der  Hauptziele  des 
gegenwärtigen  AbschnitteB. 

Zur  Vorbereitung  bedürfen   wir  einer  Beihe  von  Formeln,  die 
jetzt  aufgestellt  werden  sollen.    Erinnern  wir  uns  an  die  Definitionen 
der  FnndamentaigrÖBsen  in  XI  (^)  und  XII  (if): 
(1)  Zx*  =  B,       Zx^x^-F,       Zx*=G, 


Pdr,yGOOgIe 


Dritter  Äbsatmitt:   Die  FvndamentaigUiehumgvn  dar  FläehenÜuorii. 


=  DM, 


i)»  = 


EG-F* 


ist,  Bo  erkeuucD  wir,  dass  sie  die  aacliB  ersten  und  nenn  zweiten 
partiellen  Differenttalqootienteii  der  rechtwinkligen  Coordinaten  x,y,i 
nach  den  Parametern  u  and  v  eathalten.  Differenzieren  wir  die 
drei  Oleichungen  (I)  einmal  partiell  nach  u  und  einmal  partiell 
nach  V,  so  gehen  aus  ihnen  die  sechs  Oleichungen  hervor: 

S'„*«  =  i  K>      Sx„„*,  +  S*„  *■„  =  F^,      S^„*,  =  ^G„ 
die  wir  auch  so  schreiben  kdnnen: 

Die  oleichungen  (2)  und  (3)  sind  neun  lineare  Gleichungen  & 
die  neun  zweiten  partiellen  Ableitungen  toq  x,  y,  z: 


(8) 


Dabei  enthalten  die  drei  in  (2)  und  (3)  links  stehenden  Gleichongen 
üvir  die  partiellen  Ableitungen  der  ersten  Reihe,  femer  die  in  (2) 
und  (3)  in  der  Mitte  stehenden  Gleichungen  nur  die  partielleii 
Ableitungen  der  mittleren  Reihe  und  endlich  die  in  (2)  und  (3) 
rechts  stehenden  Gleichungen  nur  die  partiellen  Ableitungen  der 
dritten  Reihe  der  soeben  angegebenen  Tabelle.  Wir  werden  nun 
sehen,  daas  jedesmal  die  betreffenden  drei  Gleichungen  hinsichtücfa 
der  in  ihnen  vorkommenden  zweiten  Ableitungen  eine  von  Null  ver- 
schiedene Determinante  haben  und  daher  nach  den  zweiten  A}>- 
leitungen  auflösbar  sind.  Durch  die  Auflösung  ergeben  sich  alsdano 
die  zweiten  Ableitungen  ausgedrückt  durch  die  ersten  Ableitungen, 
durch  die  Fundamentalgrässen  und  durch  die  ersten  partiellen  Ab- 
leitungen der  Fundamentalgrössen  erster  Ordnung. 

Die  drei  in  (2)  und  (3)  links  stehenden  Gleichungen  können  «o 
geschrieben  werden: 


Pdr,yGOOgIe 


§J.   Di6 h6hmm IHffmmtitdqwiUonUn  der rechtwmläigm  Coortünatm.  263 


S(J.«, 


-iE,. 


Ihre  Detenninuite  hmdcbtlich  x^^,  y^^,  z^^  ist: 

y^'v  -  KV,      *«*„  -  KK      *.y.  -  5'»- 


Direct  oder  auch  nacli  XI  (J^  und  XI  (X)  findet  m&n  als  ihren 
Wert  D*.  Ist  also  i?  ^=  0,  d.  h.  ist  die  Flache  nicht  die  Tangenten- 
fl&che  einer  Minimalcnrre  (nach  S.  29),  so  ist  die  Aoflfianng  nach 
'■»'  y»«'  ■"»«.  Möglich-    So  kommt: 

I>L        zx- 


■  tfl 


oder; 


'*y,-v^K 


Wenn  wir  in  der  zweiten  runden  Klammer  x^  x*  addieren  nnd  sub- 
trahieren, so  sehen  wir,  dass  sie  nadi  (1)  den  Wert  x^Q  ~  x^F  hat, 
nnd  wenn  wir  in  der  letzten  runden  Klammer  x^x^  addieren  nnd 
subtrahieren,  finden  wir,  dass  sie  nach  (1)  den  Wert  x^F  —  x^E 
hat     So  kommt: 

Die  Werte,  die  sich  fQr  y^_,  z^^  ei^eben,  gehen  aus  diesem  durch 
CfkUscbe  Yertauschong  von  x,  y,  z  hervor. 

Wenn  wir  alsdann  in  den  drei  Gleichungen  u  mit  v  und  ent- 
sprechend E  mit  G,  L  mit  N  vertauBchen,  so  gehen  die  Werte  von 
*<ei  y.>i  ■*Bo  hervor. 

Ü>n  'ho'  y»)  K^  ^^  finden,  m&ssen  wir  die  drei  mittleren 
Qleidinngen  in  (2)  und  (3)  benutzen.  Hier  ist  die  fiechnung  genaa 
80  wie  vorher  durchzufahren. 

In  dieser  Weise  kommen  wir  zu  nenn  Formeln,  von  denen 
drei  so  laaten: 


Pdr,yGOOgIe 


Dritter  Äba^mitt:   Die  FundamtaMgUicfuMgm  der  Fl&Aeniluorit. 


«ehrend,  die  übrigen  sechB  &us  diesen  durch  cykÜBche  Vertanachung 
von  X,  y,  z  hervorgehen.    Sie  lehren: 

Sati  1:  Die  zweiten  partiellen  Ableitungen  der  recht- 
winkligen Coordinaten  x,  y,  z  eines  Fläcbenpanktes  nach 
den  Parametern  u  and  v  lassen  sich  sämtlich  dnrcb  die 
ersten  Ableitungen  von  x,  y,  z,  durch  die  Fandamental- 
grfiseeD  erster  und  zweiter  Ordnung  und  durch  die  ersten 
partiellen  Ableitungen  der  Fandamentalgrössen  erster 
Ordnnng  ausdrücken.  Vorausgesetzt  ist  dabei,  dass  die 
Fl&che  keine  Tangentenfl&che  einer  Minimalcurve  seL 

Hieraus  ziehen  wir  weitere  Schlosse,  wobei  wir  die  Kechnnngen 
gar  nicht  aoszuftlhren  brauchen:  Wollen  wir  die  dritten  partiellen 
Ableitungen  der  Coordinaten  x,  y,  z  haben,  so  differenzieren  wir 
unsere  Formeln  noch  einmal  nach  u  oder  c.  So  giebt  die  erste 
Formel  (4)  nach  u  differenziert  den  Wert  von  x^^^,  nnd  zwar  ans- 
gedrückt  durch  die  ersten  nnd  zweiten  Ableitungen  Ton  x,  y,  z,  dnicb 
die  Fundamentalgrßssen,  durch  die  ersten  und  zweiten  Ableitungen 
von  E,  F,  6  und  durch  die  ersten  Ableitungen  von  Z,  AI,  If.  Aber 
hierin  k&nnen  wir  die  zweiten  Ableitungen  tou  x,  y,  z  mit  Hilfe  der 
Formeln  (4)  und  der  sechs  analogen  Formeln  durch  die  ersten  Ab- 
leitungen von  X,  y,  z  durch  die  FundamentalgrÖBsen  und  die  ersten 
Ableitungen  von  E,  F,  G  ausdrücken  n.  s.  w.  So  ergiebt  sich,  wenn 
wir  in  derselben  Weise  weiter  scbliessen: 

Bats2:  Die  zweiten  und  höheren  partiellen  Ableitungen 
der  rechtwinkligen  Coordinaten  x,  y,  z  eines  Flächenponk- 
tes  nach  den  Parametern  u  und  v  lassen  sich  sämtlich 
durch  die  ersten  Ableitungen  von  x,  y,  z,  durch  die  sechs 
Fundamentalgrössen  und  durch  die  partiellen  Ableitungen 


Pdr,yGOOgIe 


§  2.    Die  dr«i  Rm^ame'aalglaelMmgm.  266 

der  FtindameiitalgrOBaen  oach  u  und  v  anadrückea,  and 
zvar  treten  bei  den  n**"  Ableitungen  von  x,  y,  z  die  Ab- 
leitungen von  E,  F,  0  bis  zur  (n  —  1)*'"  Ordnung,  die  Ton 
L,  M,  N  bis  zur  (n  —  2)***  Ordnung  auf.  Hierbei  ist  Toraus- 
gesetzt,  dass  die  Fläche  keine  Tangentenfläche  einer  Mini- 
malcurre  sei. 

§  2.    DI»  drrt  Fundamentalgleichungen. 

Wir  sahen,  dass  sich  die  zweiten  Ableitungen  von  x,  y,  z  nach  u 
und  V  durch  die  ersten,  durch  E,  F,  0,  L,  M,  N  and  durch  die 
ersten  Ableitongen  von  E,  F,  6  ansdrflcken  lassen.  In  den  Formeln 
(4),  S.  264,  sind  die  Ausdrücke  fttr  x^^,  x^^,  z„  ausführlich  an- 
gegehen  worden.  Wir  zogen  hieraus  Schlüsse  in  Bezug  auf  die 
höheren  Ableitungen  von  x,  y,  z.  Hierbei  aber  ist  nun  ein  Ein- 
wand zu  machen: 

Wollen  wir  z.  R  x^^^  berechnen,  so  kann  dies  in  zwei  Arten 
geschehen,  entweder  dadurch,  dass  wir  die  Formel  für  x^^  partiell 
nach  V,  oder  dadurch,  dass  wir  die  Formel  für  x^^  partiell  nach  tt 
differenzieren.  Dasselbe  gilt  bei  der  Berechnung  von  z^^_.  Jedesmal 
haben  wir  zwei  Methoden,  und  wenn  wir  die  nach  beiden  Methoden 
berechneten  Werte  einander  gleichsetzen,  erhalten  wir  also  zwei 
Gleichungen.  Da  wir  dieselben  SchlüBse  für  y,„,,  y^p,  und  für  z^^^, 
*■••  machen  können,  so  übersehen  wir,  dass  wir  so  zu  sechs  Glei- 
chungen kommen,  die  notwendig  richtig  sind. 

Wir  stellen  uns  die  Aufgabe,  diese  sechs  Oleichungen  zu  finden. 
Dabei  werden  wir  sehen,  daes  sie  sich  auf  nur  drei  reducieren,  die 
wir  ihrer  grossen  Wichtigkeit  halber  die  drei  Fundamental- 
gleichungen  der  Flächentheorie  nennen  wollen. 

Da  die  Formeln  einen  grösseren  Kechenaufwand  erfordern,  ist 
es  angebracht,  sie  zunächst  unter  speciellen  Voraussetzungen  abzu- 
leiten, für  die  sie  sich  einfacher  gestalten.  Der  Leser  wird  dadurch 
einen  besseren  Überblick  gewinnen  und  alsdann  ihre  allgemeine  Be- 
rechnong  leichter  Teretehen. 

Wir  wollen  zunächst  den  speciellen  Fall  betrachten, 
dass  die  ParametercarveD  (m)  und  (w)  Minimalcurven  seien. 
Nach  Satz  16,  S.  36,  schliessen  wir  dabei  nur  die  TangentenÜächen 
der  Minimalcurreo  aus,  von  denen  wir  ja  hier,  wie  schon  auf  S.  263 
bemerkt  wurde,  überhaupt  absehen.     Nach  Satz  17,  S.  36,  ist  jetzt 

E-G^O 


Pdr,yGOOgIe 


266     Dritter  AbsehniU:   Die  FuHdamentai^Mt^amgen  der  Fiädmlheom. 


ond  alBo  D  =  yEO  —  ^  =.  il"  anzonehmen,  sodass  die  ölwchongen 
(4),  3.  264,  die  einfachere  (Gestalt  bekommen: 

'„ |i-(y,*,-  2.yJ  +  -f^,- 

Wenn  wir  jetzt  x^^^  aus  der  entea  Gleichung  durch  partielle 
Differentiation  nach  v  berechnen  wollen,  so  haben  wir  rechts  den 
Aaadruck 

oder: 

D 
parüell  nach  v  zu  differenzieren.  Alsdann  treten  die  zweiten  par- 
tiellen Ableitungen  von  y  und  z  auf,  die  wir  mit  Hülfe  der  FonDeln, 
die  ans  (1)  durch  cyklische  Yertanschung  von  x,  y,  z  berrorgelieii, 
wieder  entfernen  k&nnten.  Aber  wir  können  dies  Geschäft  Terein- 
fachen,  weil  wir  nämlich  die  partiellen  Ableitungen  des  angegebenen 
Ausdruckes  schon  früher  berechnet  haben,  denn  er  ist  ja  nach  XI  (^ 
nichts  anderes  als  X,  und  die  Ableitungen  TOn  X  sind  in  XII  [R) 
angegeben.  Danach  ist,  weil  jetzt  E  =  Q  ==0,  D  =  iF  ist: 
i  V  M  L 


Wenn  wir  also  statt  (1)  schreiben: 

a:„  «  MX, 

und  nun  die  Formeln  (2)  benutzen,  so  ist  es  ein  leichtes,  die  Werte 
von  x^^^  und  *„,„  zu  berechnen. 

Die  erste  Formel  (3)  giebt,  nach  v  differenziert,  mit  Kilckaiclit 
auf  die  zweite  Formel  (2): 

TT       t(^        ,     ^      \   ,    3»logf        ,    F. 


Pdr,yGOOgIe 


§2.     Die  drei  fitndameniaigleit)/imgen.  267 

Die  zweite  Formel  (3)  dagegen  giebt,  nach  u  differenziert,  mit  B&ck- 
flicht  auf  die  erste  Formel  (2): 


Setzen  wir  beide  Werte  einander  gleich  und  entfernen  wir  x^^  ver- 
möge der  zweiten  Formel  (3),  so  kommt: 


=  0. 

H&tten  wir  in  entsprechender  Weise  ans  denjenigen  Formeln, 
die  ans  (3)  durch  Yertauscbung  von  x  mit  y  oder  z  und  von  JE 
mit  Y  oder  Z  hervorgehen,  die  beiden  Werte  von  y^^,  und  die 
beiden  Werte  von  z^^^  abgeleitet  und  jedesmal  einander  gleich- 
geBetzt,  ao  wären  wir  zu  denjenigen  beiden  Oleichungen  gelangt,  die 
aua  der  letzten  (Gleichung  durch  dieselbe  Vertauscbung  hervorgehen. 
Moltiplicieren  wir  die  drei  so  sich  ergebenden  Gleichungen  mit 
X,  I,  Z  bezüglich  x^,  y^,  z^  und  addieren  sie  jedesmal,  so  ergiebt 
sich,  weil  SX*=  1   und  3-tjr^  =  0  nach  XI  (/)  ist,  einzeln: 

(5)  i.-^.+^^-0,       i^^-?^-0, 

und  diese  beiden  Gleichungen  ziehen  umgekehrt  die  Gleichang  (4) 
nach  sich  sowie  die  ans  (4)  dnrch  Vertauscbung  von  x  mit  y  oder  z 
und  X  mit  Y  oder  Z  hervorgehenden  beiden  Gleichungen. 

Wenn  wir  nun  nach  derselben  Methode  statt  *„„,,  Vv^v^  *uup 
die  Grössen  x^^^,  ?„„,,  «„„„  berechnen  und  jedesmal  die  beiden  her- 
vorgehenden Werte  einander  gleich  setzen,  so  ergeben  sich  diejenigen 
Bedingungen,  die  durch  VertauBchuug  von  u  mit  v  hervorgehen,  wobei 
dann  auch  L  mit  JV  zu  vertauschen  ist.  Es  treten  also  analog  (5) 
die  beiden  Bedingungen  anf: 

Von  diesen  aber  ist  die  zweite  Gleichung  identisch  mit  der  zweiten 
Gleichung  (5).  Mithin  ergeben  sich  insgesamt  gerade  drei  Be- 
dingungen, die  wir  so  schreiben: 


Pdr,yGOOgIe 


Dritter  JbaeMtt:   Du  fimdamenia^kia/tungen  der  FlSehenäteoht. 


(6) 


Wir  kehren  jetzt  -wieder  zu  allgemeineQ  Parametern 
u  uDd  V  zurück.  Dabei  haben  vir  die  Qleichimgen  (1)  dorch  die 
Gleichungen  (4),  8.  264,  za  ersetzen.  Da  der  Übergang  von  den 
8oe1>en  benutzten  epeciellen  Parametern  u,  v  zu  beliebigen  Para- 
metern aach  dadurch  bewirkt  werden  kann,  daas  mau  neae  Para- 
meter einfOhrt,  so  ist  es  von  ?onthereiu  klar,  dasa  sich  auch  im 
allgemeinen  Fall  drei  Bedingungen  ergeben  werden,  diejenige  näm- 
lich, die  aus  (6)  durch  Einführung  beliebiger  neuer  Parameter  her- 
TOi^ehen.  Wir  werden  dies  aber  auch  direct  nachweisen.  Die  Olei- 
chongen  (4),  S.  264,  lassen  sich  zunächst  wegen  XI  (^  so  schreiben: 

+  ~f(-  E^F-  E^E+2F^E)x„ 

■^  ^ii- B,F ^  0,E)x^, 

'„  =  ■^-^+  äi.-(-  (?,-^-  e«G  +  2/;G)a:,  -l- 

+  ^{G^E+0^F-2F^F)T,. 

Dabei  nehmen  wir  Rücksicht  auf  die  Formeln  XII  (^  mittels  deren 
die  Ableitungen  von  X,  7,  Z  zu  berechnen  sind  and  von  denen  die 
auf  X  bezüglichen  so  lauten: 

X^  =  ^[FM-GL)x^+j^{FL~EM)x„ 

K  =  -^{FIi-OM)x^+  -^{FM-EIPix,. 

Wir  differenzieren  also  jetzt  die  erste  Gleichui^  (7)  partieQ 
nach  V  und  die  zweite  partiell  nach  u.  Die  dadurch  herrorgehenden 
Werte  von  x^^^  setzen  wir  einander  gleich.  So  erhalten  wir,  wenn 
wir  die  dabei  auftretenden  Werte  von  x^^,  x^^,  x^^  mittels  (7)  und 


Pdr,iGoogIe 


§2.    DU  drei  FmdammtaigUieltimgan.  269 

die  Werte  X,,  X,  mittels  (8)  eotferneo,  znnäcbet  die  aehr  nnutilQd- 
liehe  Öleichong: 


2Z>' 


-0. 


Ehe  wir  an  die  Ansrechirnng  gehen,  Überblicken  wir  diese  laoge 
Formel  und  bemerken,  dass  eie  in  Bezog  aaf  X,  x^,  x^  linear 
und  homogen  ist,  also  die  Form  hat: 

aX+ßx^  +  yx^^O, 
wobei  a,  ß,  y  Functionen  der  FundamentalgrOBsen  nnd  ihrer  Ab- 
leitungen sind. 

Wenn  wir  entsprechend  y^^^  auf  zwei  Weisen  berechnen  nnd 
beide  Werte  einander  gleich  setzen  und  dasselbe  für  z^^,  thnn,  so 
gehen  die  Gleichongen  hervor: 

uZ  +  ßz^  +yx^—Q, 

da  a,  ß,  y  nngeändert  bleiben,  wenn  x,  y,  z  cyklisch  vertanscht 
werden. 


D,gH,zedr,yGOOgIe 


270     Dritter  Abaekmtt:   Di»  PundammtaigMdmngen  der  FlätAaithmrit. 

Jetzt  liegen  drei  in  a,  ß,  y  lineare  homogene  Qleichnngea  vor, 
deren  Determinante  nach  XI  {£}  gleich  D  nod  daher  Ton  Null  ver- 
schieden ist,  sodass  notwendig  einzeln 


»-=0, 


3-0, 


sein  musa.  Diese  drei  Gleichungen  ziehen  umgetehrt  die  Torigen 
nach  eich.    Also  sehen  wir: 

Die  ersten  drei  Bedingungen  ergehen  sich  dadurch, 
dass  wir  den  Coefficienten  von  X,  den  von  x^  und  den  Ton 
x^  in  unserer  umständlichen  Gleichung  einzeln  gleich  Null 
setzen. 

Wir  hätten  ebenso  schliessen  kSnnen,  indem  vir  f^,,,  y,,,, 
^H»  ^^  i^  ^^^'  Arten  berechneten.  Die  dadurch  heirorgehenden 
Bedingungen  aber  ergeben  eich  offenbar  einfacher  dadurch,  daas 
wir  in  den  soeben  erwähnten  drei  Bedingungen  u  mit  r 
und  also  E  mit  G  und  Z  mit  A' vertauschen. 

Insgesamt  ergeben  sich  also  sechs  Bedingungen,  doch  werden 
wir  wie  gesagt  sehen,  daes  sie  sich  auf  nur  drei  redncieren. 

Zunächst  ist  die  Gleichung  a  »  0,  die  sich  also  dnrch  Nullsetzen 
des  Coefficienten  von  X  aus  der  obigen  langen  Gleichung  ergiebt,  diese: 


(9) 


L-M^^- 


2  2)' 
E„0~  O.EA-  iiE,-F^)F  , 


-  B.F-  E,FI+2F.E  f 
2D' 


Bechnet  man  die  Gleichungen  ß  =  0  und  /  s  0  aus,  d.  h.  deht 
man  aus  der  grossen  Gleichung  die  Coefficienten  ron  x^  und  tod  i, 
und  setzt  sie  gleich  Null,  so  findet  man,  dass  sich  F  bez.  B  ab> 
sondern  läset.  Alsdann  aber  bleibt  bei  beiden  dasselbe  übrig,  eo- 
dase  die  beiden  Gleichungen  /?  <«  0  und  y  ^0  nur  die  eine  Be- 
dingung ergeben: 

^^^^  -  yU^K.  -  K.  -  e.J  + 

+  :^W  +  K0,-  2«.  J.)  + 


,dr,Google 


§  3.    DU  drei  F^mäamentatgkiebungen. 

Dabei  hat  man  nattlrlich  zu  berUcknohtigeii,  dasB 
2)*  =  J!!G~F\ 


'  S^G  +  G^M ~ 


aiD*)^ 


=  ^,0+  0^E~2F^f 
ist 

Die  drei  Bedingimgen  a  =  (i ,_  ß  =  0,  ^»0  redncieren  sich 
somit  auf  die  beiden  Gleichungen  (9)  und  (10).  Die  übrigen  Be- 
dingungen erhält  man  mithin,  indem  man  in  (9)  und  (10)  die  Para- 
meter u  aod  V,  entsprechend  M  und  G  sowie  L  und  N  Tertauscht 
Aber  dabei  bleibt  die  Qleichung  (10)  angeändert  Also  tritt  nur 
die  eine  aus  (9)  folgende  Gleichung  hinzu: 

BD' 

1-2(0. -f.)  f  , 


(11) 


K-K-         .'r..         ^- 


2D' 
2D' 


sodass  wir  also  thatsächlich  zu  nur  drei  Bedingungen  gelangen,  zu 
den  Gleichungen  (9),  (10)  und  {11> 

Demnach  ergiebt  sich  der  wichtige 

Bat!  3:  Zwischen  den  Fundamentalgrßssen  E,  F,  G  und 
I,,  M,  N  und  ihren  Ableitungen  bestehen  drei  Gleichungen. 
Die  eine  drückt 

EQ  -  F* 
als  Function  von  E,  F,  G  und  den  ersten, und   zweiten  Ab- 
leitungen Ton  E,  F,  G  aus;  die  beiden  anderen  drücken 
l,-M^      und      A,-^, 

als  lineare  homogene  Functionen  von  Z,  M,  N  aus,  deren 
Coefficienten  die  Grössen  E,  F,  Q  und  die  ersten  Ab- 
leitungen dieser  Grössen  enthalten. 

Wie  wir  schon  bemerkt  haben,  nennen  wir  die  drei  Glei- 
cbungen  (9),  (10)  und  (11)  die  Fundamentalgleichungen  der 
Flächentheorie,^  und  zwar  aus  folgendem  Grunde:   Wenn  E,  F,  Q 

'  Von  den  drei  Fundunent&lgleichnDgeii  iet  die  eine,  die  Gleichung  (10), 
Bchon  von  Gaübs  1B26  io  seioea  „DisquiBitioaes"  (siehe  die  Anm.  lu  S.  5) 


Pdr,yGOOgIe 


272     Driüer  AbsiAnät:   Die  Fundamtnia^laohmgen  der  Flächertiheori». 

und  L,M,S  ii^end  welche  sechs  gegebene  FoDctioneD  tod  k  nod  v 
Bind,  80  können  sie  nach  den  obigen  E^geboiBBeo  nur  dann  die 
FnndamentalgrSBBen  einer  Fläche  sein,  wenn  sie  die  drei  Fonda- 
mentalgleichangen  für  alle  Werte  tob  u  nnd  v  erfüllen.  Ist  dies 
nnn  der  Fall,  ao  werden  wi(  erkennen,  dass  es  thatBächlich  Flächen 
giebt,  die  diese  Glrösaen  zu  Fundament&lgröesen  haben.  Mit  anderen 
Worten:  Wir  werden  erkennen,  dass  die  drei  Fandamental- 
gleicbnngen  nicht  nur  die  notwendigen,  sondern  anch  die 
hinreichenden  Bedingungen  dafür  sind,  dass  sechs  ge- 
gebene Functionen  E,  F,  G  und  L,  M,  JV  als  Fundamental- 
grSssen  einer  Fläche  anfgefasst  werden  können. 

Doch  geschieht  dies  erst  später,  in  §  9.  Ehe  wir  dazu  flbn- 
geben,  besprechen  wir  in  §  3  bis  §  5  einige  Probleme,  die  sich  an 
die  Äu&tellong  der  Fandamentalgleichungen  naturgemäss  amchliessen. 

Wir  wollen  hier  noch  zum  Überäuse  erwähnen,  daas  sich  die 
drei  Fundamentalgleichungen  (9),  {10}  und  (11)  fOr  den  Fall,  dass 
die  Curven  (u)  nnd  (v)  die  Minimalourren  der  Fläche  sind,  auf  die 
drei  Gleichungen  (6)  reducieren. 


§  3.    Verbiegung  einer  FIfiche  auf  eine  andere. 

Unter  den  drei  Fundamentalgleichungen  hat  eine,  nämlich  die 
G-Ieichung  (10)  auf  S.  270,  eine  besondere  Bedeutung  für  ein  widi- 
tiges  Problem  der  Flächentbeorie.  In  dieser  Gleichung  steht  links 
nichts  anderes  als  das  Ertlmmungsmaass  K  der  Fläche  —  nach 
Xn  (£)  — ,  sodass  sich  ergiebt: 


entwickelt  worden.  Er  htX  aaa  ihr  wichtige  Seblüsse  gezogen,  die  wit  im 
nBchsten  ParagnpheD  beepreehen.  Auch  ist  ee  leicht,  KU  den  von  Q*iias  souat 
noch  gegebenen  Oleichangen  die  beiden  anderen  Fondtunentalgleichnngen  tit- 
Euleitwi,  wie  Dabboux  und  Buhchi  betont  haben.  Die  beiden  linderen  EHuda- 
mentalgleichnngen  (9)  und  (1 1)  treten,  ftllerdings  in  anderer  Form,  bei  Hadcakdi, 
„Sa  1a  teoria  generale  delle  snperficie",  Giomale  dell'  lalitato  Lom- 
bardo,  t.  IX  (185T),  auf,  aber  man  uenot  sie  die  Oleichangen  von  Coduu, 
weil  aie  in  Codazzi'b  Abhandlung  „Snlle  coordinate  curvilinee  d'nn» 
enperficie  e  dello  spazio",  Annali  di  Mat  t.  II  (ISSSX  oiplicite  meist  voi^ 
kommen.  Bonket  gebührt  das  Verdienet,  die  grasse  Bedeutung  der  CoDi^'- 
flcben  Gleichnngen  ina  rechte  Licht  gesetzt  zu  haben,  worauf  wir  noch  znHlck- 
kommen.  SchlieHalich  mnas  bemerkt  werden,  daee  die  Fnndamentalgleiebmigai 
für  epedelle  Parameter  schon  bei  LiHfi,  insbesondere  in  seinen  „Le^oDS  enr 
lea  coordonn^ee  cuivilignee  et  leure  diverses  appUcations",  Paris 
lBCi9,  vorkommen. 


Pdr,yGOOgIe 


§  3.    Verbiegung  eMi»"  Fläe/te  auf  eiae  andere.  273 

Sftti  4:*  Das  ErtlinmaDgsmaass  K  einer  Fläche  ist  als 
eise  solche  FuDction  darstellbar,  die  nur  die  Fundamen- 
talgrfissen  erster  Ordnung  E,  F,  O  and  die  ersten  nnd 
zweiten  partiellen  Ableitungen  dieser  drei  Grössen  nach 
den  Parametern  u  und  v  der  Fläche  enthalt 

Dies  aoalytiache  Ergebnis  hat  nun  auch  einen  geometrischen 
Sinn,  wie  bald  auseinander  gesetzt  werden  wird.  Wir  bedürfen  dazu 
einiger  Yorbereitnngen. 

In  Satz  10,  I  S.  282,  ist  es  ausgesprochen  worden,  dass  nur 
die  Tangentenflächen  Ton  Gurren  in  der  Art  Punkt  fllr  Punkt  auf 
die  Ebene  abgebildet  werden  können,  dass  jeder  Gurre  der  Fläche 
eine  gleichlange  Gurre  in  der  Ebene  entspricht.  Deshalb  eben  heissen 
diese  Flächen  abwickelbare  Flächen.  Es  wäre  deutlicher,  sie  auf 
die  Ebene  abwickelbare  Flächen  zu  nennen,  denn  wenn  man  die 
Ebene  durch  eine  kmmme  Fläche  ersetzt^  so  kommt  man  zu  einem 
neoen  Problem: 

Gegeben  seien  zwei  Flächen.  Wir  fragen  uns,  ob  es  möglich 
ist,  die  eine  Punkt  fßr  Pnnkt  auf  die  andere  so  abzubilden,  dass 
jeder  Gurre  auf  der  einen  Fläche  eine  gleichlange  Ourve  auf  der 
anderen  Fläche  entspricht  Lässt  sich  diese  Forderung  der  Längen- 
treue  (ygl.  S.  38)  erfüllen,  so  werden  wir  sagen,  dass  die  eine 
Fläche  auf  die  andere  abwickelbar  seL  Man  zieht  es  vor,  zu 
sagen:  Die  eine  Fläche  läest  sich  auf  die  andere  verbiegen,' 


*  Wie  BcboB  in  der  letzten  Anmerkung  gesagt  wurde,  röhrt  dieser  Satz 
von  Gauss  her. 

*  Das  Problem  der  Varbiegnug  von  Flficben  wurde  von  Gauss  ia  aeinen 
„Disqnigitiones"  znerst  gestellt  and  bebandelt.  Daran  achliesat  sieh  eine 
sehr  grosse  Reihe  von  Arbeiten,  von  denen  wir  nur  die  folgenden  nennen: 

MmnntQ,  „Wie  sich  entscheiden  ISsst,  ob  zwei  gegebene  kromnie 
Flächen  anf  einander  abwickelbar  sind  oder  nicht;  nebst  Bemer- 
kungen über  die  Flächen  mit  anveränderlichem  Krümmungs- 
maasae",  Jooin.  f.  d.  r.  u.  sng.  Math.  19.  Bd.  (1339). 

LiOTTyiLLB's  Noten:  „Snr  le  tb^oröme  de  M.  Oadss,  eonceinant  le 
prodait  des  deui  rayons  de  courbure  prineipaux  en  ehaque  point 
d'ane  surface"  and  „Da  tracä  g^ographiqne  des  snrfaces  lea  nnes 
snr  les  autres"  zur  5.  Aufl.  von  MoNeE's  „Application",  Paris  1860. 

BoDB,  „Theorie  de  la  d^formation  des  aurfacea",  Joam.  de  l'^cole 
poljt  89.  cah.  (1882). 

BomBT,  „Hämoire  aur  la  th^orie  des  surfaees  applicablee  snr 
nne  earface  donnäe",  Jonm.  de  l'f^ole  polyt  41.  u.  42.  cah.  (iseö— 67). 

WBDroUEtnr,  „Über  eine  CUsse  auf  einander  abwickelbarer 
Flachen",  Joam.f.  d.  r.  n.  ang.  Math.  SB.  Bd.  (1861),  und  „Über  die  Theoria 

,  Owm.  Dlfflr.   IL 


^dnyCOOgle 


274     Driaar  Äbsdmitf:   Die  Fimdammialgleiefyutyen  der  FlätAentheorv. 

iDdem  maji  also  unter  Verbiegiing  eine  solche  Ändernng  der  Gestalt 
einer  Fläche  versteht,  bei  der  keine  Flächencurve  eine  Dehnang 
oder  Kürzong  erleidet  Die  Bevorzugung  dee  Wortes  Verbiegung 
vor  dem  Worte  Abwickelung  hat  ihren  Grond  darin,  dasa  man 
nnter  Abwickelung  oft  stillschweigend  die  Abwickelung  auf  die 
Ebene,  statt  auf  eine  krumme  Fläche,  versteht  Die  abwickelbaren 
Flächen  also  sind  die  auf  die  Ebene  verbiegbaren  Flächen. 

Die  Verbiegung  einer  Fläche  auf  eine  andere  Fläche  kann  auch 
als  eine  zugleich  fl&chentreue  und  conforme  Abbildung  de- 
finiert  werden,  me  aus  S.  70  erhellt  Der  Ähnlichkeitsmaassstab 
ist  hier  1:1,  d.  h.  die  Verbiegung  kann  auch  als  eine  solche  Ab- 
bildung bezeichnet  werden,  bei  der  jedem  unendlich  kleinen 
StUck  der  einen  Fläche  ein  congrnentes  StUck  der  anderen 
entspricht 

Hervorgehoben  sei  noch,  dass  vrir  im  allgemeinen  mit  dem 
Wort:  Verbiegung  durchaus  nicht  den  Begriff  einer  stetigen  übe^ 
fOhrung  der  einen  Fläche  in  die  andere  —  ohne  Dehnung  —  ver- 
binden. Ob  die  Verbiegung  einer  Fläche  in  eine  andere  Fläche 
auf  stetigem  Wege  möglich  ist,  das  ist  eine  schwierigere  Frage,  anf 
die  wir  nur  in  einzelnen  Beispielen  eingehen  werden. 

Während  zwei  beliebige  Flächen  nach  Satz  35,  S.  72,  stets  con- 
form  auf  einander  abgebildet  werden  können,  ist  es  klar,  dass  zvd 
beliebig  gegebene  Flächen  nicht  auf  einander  verbiegbar  sein  werden, 
denn  wir  wissen  ja,  dass  z.  B.  auf  die  Ebene  nur  die  Tangentenflächen 
der  Cnrven  verbiegbar  sind.  Vielmehr  wird  es  zn  jeder  bestinmit 
gewählten  Fläche  nur  eine  gewisse  Familie  von  Flächen  geben,  die 
auf  sie  verbiegbar  sind. 

Wenn  wir  wie  in  §  11  des  1.  Abschnittes  die  punktweise  Ab- 
bildung einer  Fläche  auf  eine  andere  analytisch  dadurch  ausdrOcken, 
dass  wir  entsprechenden  Punkten  beider  Flächen  dieselben  Pan- 
metorwerte  u,  v  geben,  sodass  etwa: 


der   auf  einander  abwickelbaren  Oberflächen",   FeetBchrift  der  te 
niacben  Hocbsclkale  za  Berlin  1884. 

Endlich  ist  noch  die  Behandlong   des  Problema   In  Dabbodz'  „Lefon 
(Tgj.  die  Anm.  ta  S.  167),  3.  partie,  Paria  1894,  za  erwUmon. 


(1) 

i-fK»), 

y/K«) 

und 

(2) 

i-ip{i,v), 

y-Jl«,») 

,dr,Google 


§  3.    Verbitgtmg  einer  Fläche  auf  eine  andere.  276 


die  GleichungeiD  der  beiden  Flächen  aiud,  deren  Bogenelemente  die 
Quadrate  haben  mfigen: 

'^  1  d»*^Edu^'^2Fdudv'irÖdv*, 

so  wird  die  Äbbildang  der  einen  F^che  auf  die  andere  nur  dann 
eine  Verbiegung  sein,  wenn  insbesondere  jedes  Bogenelement  di 
der  einen  Fläche  dieselbe  Länge  wie  sein  Bild  ds  hat    Mach  (8) 
tritt  dies  dann  und  nur  dann  ein,  wenn 
(4)  i?=.Ä,      F^F,      ö=  G 

ist  Ba  jede  Currenlänge  ein  Integral  über  Bogenelemente  ist,  so 
Bind  dann  auch  entsprechende  Gurren  beider  Flächen  gleich  lang. 
Also: 

Satz  5:  Eine  Fläche  ist  dann  und  nur  dann  auf  eine 
andere  Fläche  verbiegbar,  wenn  es  möglich  ist,  Para- 
meter u,  V  auf  beiden  Flächen  derart  einzufUhreu,  dass  die 
Fnndamentalgrössen  erster  Ordnung  der  einen  Fläche  den 
entsprechenden  Fnndamentalgrössen  erster  Ordnung  der 
anderen  Fläche  gleich  werden.  Alsdann  entsprechen  die- 
jenigen Punkte  beider  Flächen  einander,  die  zu  denselben 
Werten  der  Parameter  u  and  v  gehören.. 

Nach  Satz  4  ist  aber  dium  auch  das  ErUmmungsmaass  K  der 
einen  Fläche  gleich  dem  KrUmmungsmaass  K  der  anderen.    Daher: 

Sats  6:  Sind  zwei  Flächen  auf  einander  rerbiegbar,  so 
haben  sie  in  einander  entsprechenden  Pankten  dasselbe 
Krämmangsmaass. 

Oder  auch: 

Batz  7:  Bei  der  Verbiegung  einer  Fläche  bleibt  ihr 
KrUmmungsmaass  überall  uogeändert.' 

Auf  diesen  wichtigen  Satz  haben  wir  schon  gelegentlich  (auf 
S.  229)  hingewieaeo. 

Wenn  zwei  Flächen  auf  einander  verbiegbar  sein  sollen,  so 
müssen  hiemach  die  einander  entsprechenden  Punkte  beider  Flächen 
äasselbe  Erttmmongsmaass  haben.  Hat  man  nun  zwischen  zwei 
Flächen  eine  solche  pouktweise  Abbildung  hergestellt,  dass  jeder 
Ponkt  der  einen  Fläche  dasselbe  KrUmmungsmaass  wie  sein  Bild- 

'  Die  Sätze  b,  6  und  ^  rühren  Ton  Gioss  her.  iDsbesoudare  ist  Sati  T 
du  von  Gauss  so  genannte  „Theorem*  egreginin". 


.dr,yGoogIe 


276     Driäer  AbstAnitt:   Die  Fundammtaigletchunffen  der  Flächmtheork. 

pnnkt  auf  der  anderen  Pl&che  hat,  80  folgt  aber  keineswegs  dartuu, 
dass  die  Abbildnng  der  einen  FUUihe  aof  die  andere  eine  Ver- 
biegung  wäre. 

Es  ist  in  der  That  leicht,  Beispiele  tOi  das  Gegenteil  zn  bilden.' 
Beispiel:   In  der  z»-Ebene  sei  die  logarithmische  Cnrve: 
X  =•  u,      y  =  0,      x-log« 
g^^ben.    Drehen  vir  lae  am  die  «-Aze,  so  enlateht  die  RotationsflAcfa« 
der  logftTithmtscbeii  Cnrve: 

«  =  w  COB  r ,      y  —  w  sin  c ,      s  —  log  u , 
aof  der  du  Qnadnt  des  Bogenelementes  den  Wert  hat: 
rf»»  =  (l  +  — j-ld«*'  +  «'de*. 

Ändereneits  betrachten  wir  die  gemeine  Schrauhenfliche  (vgl.  S.  60): 

X  "  ü  coB  9,      ya>ÜBin9,      »~S, 
deren  GlanghGhe  gleich  2n  ist    Hier  ist  das  Quadrat  des  Bogenelementes: 

dS*  =  dü'  +  C1  +  i^df*. 
Da  hei  der  ersten  Flfiohe  die  FimdamentalgrCBsen  erster  Ordnong  die  Werte 

£-l  +  \,      F=0,       Ö~u*, 

auf  der  iweiten  FlBche  die  Werte: 

Ä-1,      F^a,       5  =  1  + w» 
haben,  so  ergiebt  die  Fnndamentalgleichang  (10),  S.  870,  fOr  die  KrBmmnngg- 
maasse  K  und  K  beider  FlSchen  die  Werte: 


(!+«•)>•       '^  (1  +  «V 

Wenn  wir  also  die  Punkte  der  beiden  Flächen  einander  dadurch  tuordnen, 


setsen,  so  haben  einander  zageordnete  Punkte  dasselbe  Krümmnngsmaass,  wBhrend 
doeli  die  Quadrate  der  Bogenelemente  verschieden  sind.  Diese  ponktveiee 
Znordnnng  ist  also  keine  Verbiegnng  der  einen  Fläche  auf  die  andere. 

£e  giebt  hier  flberliMipt  keine  Abbildung  der  einen  Fläche  auf  die  ander«, 
äie  eine  Verbiegnng  wäre.    Denn  die  allgemeinste  Äbbildong  der  einen  Fliehe 
auf  die  andere,  liei  äer  jedem  Paukte  (u,  c)  ein  Punkt  (ü,  V)  mit  demselben 
KrBmmungsmaass  entspricht,  ergiebt  sich  ja,  wenn  man 
1  +  »•  =  ±  (1  +  »') 

'  Solche  Beispiele  gaben  StIokbl  und  WAtracRiR,  „Znr  Theorie  des 
aioes'schen  Krümmungemaasses",  Leipzigec  Berichte  1898.  Das  obig« 
Beispiel  rfihrt  tou  WaNasani  her. 


Pdr,yGOOgIe 


§  3.    Veritkjptng  einer  Fläche  auf  eine  andere.  277 

oder  also: 

•i- V-  1  ±  1  ±«' 

«  -  ±  »      oder     i  -  y~2-u* 
setzt,  wflhiend  f  eine  beliebige  Function  von  u  nnd  e  sein  darf: 

«  -  ?>(«,«). 
Fflhfen  irir  cnnftchst  ü  »  ±  u,  e  —  <p{u,  v)  in  den  Änadrock  fBr  cf  i*  ein,  so 
kommt: 

dp  =  du*  +  (1  +u*H<p,du  +  ip.dr)''. 

Er  i«t  noi  dann  gleich  dem  obigen  Aiudrnck  fDr  d»',  weiui 

1 +{1 +  «•)»«»- 1  + -^,      ».»,-0,      {1 +  »•)»,*-.«• 

ist.     W^en  der  zweiten  Oleichong  müsate  9.  oder  <p,  gleich  Null  »ein,  wu 
beides  >n  Widersprochen  fShren  würde.    Wenn  wir  dagegen: 


ü  I-  y  -  2  -  u' ,      «  -  V  (u,  v) 
>  kommt: 

<*!*=■ -y^^d«'  +  (l  ■t-t»*)(v.d«  +  »,di')'. 

Dieser  Anadmek  aber  deekt  neh  nur  dann  mit  dt*,  wenn 

-  3  "'^.    +  (1  +i.')<p,-l  +  ~,      91.V.  =  0,      {1 +«*)».»-»* 

ist,  w«e  ebenso  zn  Widenprflchen  ffÜat 

Wir  haben  alio  hier  den  Fall  vor  ans,  das«  keine  de^enigen  Abbildungen 
der  einen  Fläche  «nf  die  andere,  bei  denen  Ponkte  mit  gleichem  Krflnunnngs- 
maasB  einander  entsprechen,  eine  Verhicgnng  ist 

Will  man  fQr  zwei  gegebene  Flächen  unterauchen,  ob  sie  auf 
einander  verbiegbar  sind,  so  bat  man  z»  bedenken,  dass  man  von 
Tomherein  nicht  weisB,  wie  die  Punkte  der  beiden  Flächen  einander 
bei  der  noch  fraglichen  Verbiegbarkeit  entsprechen.  Aber  man  weiss 
Ton  Tornherein,  dass  gewissen  Cnrven  der  einen  Fläche  gewisse 
Gorren  anf  der  anderen  entsprechen  mOssen,  nändich  die  Minimal- 
cnrTen.  In  der  That  gehören  ja  die  Verbiegungen  mit  zu  den 
conformen  Abbildungen,  sodass  der  Satz  37,  S.  73,  die  Behauptung 
enthält  Man  kann  die  Behauptung  auch  mittels  des  Satzes  5  und 
der  DifTerentialgleichung  XI  (0)  der  Minimalcnrven  als  richtig  nach- 
weisen. 

Wenn  also  zwei  Flächen,  von  denen  man  nicht  weiss,  ob  sie 
auf  einander  verbiegbar  sind,  irgend  wie  analytisch  gegeben  sind, 
so  wird  man  gut  thun,  auf  beiden  die  Minimalcurven  als  Para- 
meterlinien  einzuführen.    Auf  der  einen  Fläche  seien  tt,  V  nnd  auf 


Pdr,yGOOgIe 


278     Drüter  Äbaehait:   Di«  Ii\Mdtan«ntalgkief)ungm  der  Fläekeniheorie. 

der  anderen  ü,  v  zugehörige  Parameter.  Nach  Satz  1 7,  S.  36,  hi^)e)i 
dann  die  Quadrate  der  Bogenelemente  beider  Flächen  die  Formen: 

ds*  =  2F{a,V)düd)o, 

rfi»  =  2Jf(ü,  t)rfürfB. 

Die  Zarückfübrnng  der  Bogenelemeut-Quadrate  auf  solche  Formen 
erfordert  natürlich  die  Integration  der  Differentialgleichung  der 
Minimalcurren. 

Wenn  sich  nun  herausstellt,  dass  F{a,  v)  dieselbe  Function 
von  11  ttnd  0  ist  wie  J^*  von  ü  und  ü,  so  würde  dur<^  u  =  ü,  v  =1 
eine  solche  Abbildung  der  beiden  Flächen  auf  einander  rennitteh 
sein,  bei  der  einander  entsprechende  Bogenelemente  dieselbe  Linge 
haben,  d.  h.  dann  ist  die  Yerbiegung  ausführbar. 

Aber  dies  ist  nicht  die  einzige  Möglichkeit.  Man  muss  sich 
Tielmehr  daran  erinnern,  daes  zu  bestimmten  Scharen  tou  Para- 
meterlinien nach  S.  10  nicht  auch  ganz  bestimmte  Parameter  ge- 
hören. Vielmehr  wird  z.  B.  auf  der  ersten  Fläche  das  System  der 
Parameterlinien  immer  dann  noch  aus  den  Minimalcurren  bestehen, 
wenn  statt  u  und  D  eine  Function  ü  YOn  u  allein  und  eine  Function  Ö 
ron  0  allein  als  neue  Parameter  eingefllhrt  werden. 

Wird  also  etwa: 

ü=A^),       ti  =  5(5) 

gesetzt  und  werden  hierdurch  neue  Parameter  ü  und  6  eingeführt 
so  wird: 

dn  =  A'dü,      dxt  =  S'di, 

sodass  das  Quadrat  des  Bogenelementes  dt  der  ersten  Fläche  statt 
der  Form 

rfs»=2^(U,ü)rfurfO 
die  Form: 
(5)  d3*=2F{A,B)J'e'äüdi) 

annimmt.  Mithin  folgt,  wenn  man  noch  bedenkt,  dass  das  System 
der  Parameterlinien  auch  bei  Vertaaschnng  von  u  mit  b  uugeändert 
bleibt: 

Satz  8:  Sind  zwei  Flächen  auf  ihre  Minimalcurren  als 
Parameterlinien  bezogen  und  sind  u,  b  bez.  ü,  b  zugehörige 
Parameter  der  beiden  Flächen,  wobei  die  Quadrate  ihrer 
Bogenelemente  also  die  Formen: 

dg>=2F{n,X>)dadv,      dg' =  2F{Ü,^düdv 


Pdr,yGOOgIe 


§  3.     Verbiegung  etnor  Fläehe  auf  eine  andere.  279 

annehmen,  so  sind  die  beiden  Flächen  dann  und  nur  dann 
auf  einander  yerbiegbar,  wenn  es  eine  Function  A  Ton  n 
allein  nnd  eine  Function  B  von  ü  allein  giebt,  fUr  die 
entweder: 

oder 

P{S,Ä)A'lfi)B-(^  =  F(fi,n) 

fOr  alle  Werte  von  ü  and  g  ist  Dabei  sind  alsdann  im 
ersten   Fall: 

u  =  J^),      »  =  Ä(5) 

und  im  zweiten  Fall: 

u=Blfi),       D  =  ^{ü) 
die  GMeichnngen  der  Verbiegung. 

Beispiel:   Es  liege  die  UiniinalflBche  vor  (vgl.  Sati  lU,  S.  24T): 
"  =  t/*^  -n'KTdM  +  y  J(l  -  B«)  Vdt, 
y  =  yj"(l  +  «")  T^du  -  y  Ja  +  t^VdV, 
J.Uäu+      J.Vät, 

wo  U  eine  Fnnctioii  von  u  alleia  and  F  une  FonctioD  von  D  allein  bedeutet. 
Bei  der  Flache  (6)  sind  die  Pttruneterlinien  (u)  nnd  (b)  die  HinimAlcnrven,  nud 
daa  Quadrat  ihre«  Bogen elementes  iat: 

da*  ~il  +  utifUrdudia. 

SoU  diese  UinimaUScbe   auf  eine   andere  HinimalfUohe  verbiegbar 
sein,*  bei   der  ü  nnd  d  statt  u  and  t>  sowie  f7[ti)  and  F(ü)  statt  U  und  V 
sieben,  so  mOaaen  u  und  )>  nach  nnserem  Satxe  solcbe  Functionen  J(ü)  und 
BCSi  sein,  daas 
(7)  (1  + JB)»D'(i)F{S)J'S'=(l  +  Ü5)'t?(ii)f{D) 

irird,  wenn  wir  vorerst  von  dem  Fall,  dass  u  mit  o  vertatucbt  wird,  absehen. 
"Wenn  wir  diese  Oleichnug  logarithmiscb  nach  ü  difierenderen,  so  liommt; 

2Ä'B  Ü'Ä-        A"  2  5  Ü 


'  Die  Theorie  der  Terbiegung  von  HinlmaUächen  in  MiaimalflKcben  ver- 
dankt man  Botfim.  Siehe  seine  „Note  Bor  la  th^orie  ginärale  des  snr- 
faees",  Comptes  Bendus  t  XXXVU  (185S),  und  sein  „Hämoire  but  U 
tbäorie  des  soifaces  applicables  aar  ane  Borface  donnöe",  2.  partie, 
Joum.  de  l'ficole  polyt  42.  cahier  (1967). 


Pdr,yGOOgIe 


280     Dritter  Mat^tnüt:   IHe  Ji^tndammiaigkie/timgm  der  Flöehentlteont. 
1  anehen  üt,  ätan 


1  5  frei  aeiu  mutH.    Ebenao  mtUB 
AB' 


1  +ÄB        l  +  up 

von  ü  frei  sein.  Wenn  wir  in  dem  ereten  Anadnick  fltttt  ü  eine  Conitsnte 
setien,  was  jft  auf  SfSj  keinen  EinfliiBs  hat,  so  eehen  wir  sofort,  dass  B  lineir 
gebrochen  in  9  sein  mnas.  Ebenso  muss  A  linear  gebrocben  in  u  sein.  Setien 
wir  für  Ä  und  B  solche  linear  gebrochene  Fonctiouen  in  die  beiden  Ansdifieke 
ein  und  nntersnchen  wir,  ob  die  Ausdrfldce  dann  wirtlich  Ton  o  bes.  ü  fni 
werden,  so  finden  wir  ohne  Hohe,  dass  A  und  B  die  Formen  haben  mOsses: 


die  Qleichnngen  der  Verbiegnng  sein  mflasen.  Aber  dies  Usst  sieh  gani  a- 
hebltch  vereinfachen.  Mach  den  Formeln  (i),  S.  S4T,  sind  nSmlich  die  IUbIi- 
tangscosinas  X,  T,  Z  der  Normale  der  Fliehe  (6): 


die  der  Normale  der  fraglichen  iweiten  Hinimalfl&che.    Setcen  wir  hierin  die 
Werte  (8)  ein,  so  finden  wir: 


(fflt  _  et  _  i 

+  ilX  + 

.(■■•-. 

+  *• 

-<r)T-m 

ä-a 

»Z 

2(.i- 

Je) 

-.(«■  +  .•- 

b'-iTiX-^  [o'  + 

•+» 

+  (PiT+2 

(ed  + 

at-lZ 

2{.ä- 

4e) 

2(6  rf 

-.0«- 

2iC6i  + 

aeiY+2(ad  +  beiZ 

2iad-bc) 

sodass  sich  X,  T,  Z  linear  nnd  homogen  durch  X,  7,  Z  aosdrflckeu.  Die 
rechts  auftretenden  nenn  Ooefficienten  von  X,  7,  2  erf&llen  nun  die  Be- 
dingungen 1  ((7)  oder  I(C)  und  I(^)  Ar  die  Coflinus  der  Winkel,  die  drei  n 
einander  senkrechte  und  wie  die  Coordinatenaien  orientierte  RichtnngeD  mit 
den  Coordinat«naxen  bilden.  Hierana  folgt;  Wir  kSnnsn  die  fragliehe  iweits 
Minimalfl&che,  starr  gedacht,  in  eine  solche  Lage  mittels  einer  Bewegimg  ftbtf- 
ftthren,  dass  direct  X  —  ^,  Y  ~  Y,  Z  =  Z  wird,  d.  h.  dass  entsprecheDde 
Punkte  beider  Flächen  parallele  nnd  xwar  ancb  den  Sinne  nscb 
parallele  Normalen  haben. 


Pdr,yGOOgIe 


§  3.    Verhiegung  einer  Fiädu  auf  eine  andere.  281 

Haii  hltte  die«  ToiauMehen  kSimen:  Wenn  wir  n&mlich  die  gegebene 
Hinimalfl&cha  sphliisah  abbilden,  eo  ist  die  Abbildung  n&cb  8atB  108, 
8.  242,  confbnn.  Nach  der  Definitdon  de«  KrünunimgfliiiHWBes  K  auf  S.  212 
wird  dabei  jede«  nneadlich  kleine  FlBchenittick  der  Minimalä&cfae  in  uuem 
solchen  HaasBBtab  ähnlich  abgebildet,  da»  der  Inhalt  der  Bildfl&che  Eom  In- 
halt der  Originalfl&che  im  VerhKltnia  von  K  in  Bins  steht  Ist  nnn  die  Uini- 
malfllche  auf  eine  andere  Hinimalfläche  Terbiegbar,  ho  hat  diese  zweite  Fläche 
au  der  entsprechenden  Stelle  nach  Sati  6  dasselbe  Kiümmnngsmaasa  K.  D.  h. 
zwei  einander  entapreehende  Flächenelemente  beider  Flächen  werden  bei  der 
Bphtrischen  Abbildung  im  selben  Maassstab  ähnlich  TergiGseert  oder  verkleinert 
Da  nnn  die  Verbiegong  eine  im  Unendlicbkleinen  congruente  Abbildung  ist,  so 
folgt,  dua  zwei  einander  entsprechende  (congruente)  unendlich  kleine  Stttcke 
beider  Flächen  anch  congniente  sphärische  Bilder  haben.  Hieraus  kann  man 
dann  schlieseen,  dass  aoch  Ewei  bd  der  Verbiegung  mit  einander  zur  Decknng 
zn  bringende  endliche  Stflcke  heider  Hinimal£ächen  congruente  sphärische 
Bilder  haben.  Aber  swei  congruente  f^goren  auf  der  Bildkngel  lassen  sich 
durch  Di^en  der  einen  auf  der  Kugel  mit  einander  cur  Decknng  bringen. 
Oder  auch:  Han  kann  die  Eweite,  starr  gedacht«,  Fläche  in  eine  solche  Lage 
bringen,  dass  ihr  sphärisches  Bild  direot  mit  dem  der  ersten  Fläche  fiberein- 
Btimmt 

Wir  haben  jedoch  diese  nicht  ganz  streng  durchgeführt«  Infinitesimsl- 
betrachtung  durch  die  obigen  eiacten  analftisohen  Sohlflsse  enetzt  und  kOnnen 
Don  annehmen,  dass  X  =  X,  F  -  f ,  Z  -  ^  ist,  d.  h.  dsM  nach  (9)  tmd  (10) 
einfach: 

u  =  5,      »  =  D 

ist    Jatst  lautet  die  Bedingung  (7)  ao: 

Bie  wird  in  allgemeinster  Weise  dnrch  die  Annahme: 

ü(5)-iii;(ü),     r(ü)--iF(5} 

bejnedigt,  wobei  e  eine  willkürliche  Constonte  bedentet 
Vertanschen  vir  u  mit  9,  so  ergiebt  sich: 


E7{ü)-eK(ü),    vm  =  ^vm- 

In_ diesem  Fall  ist  nach  (9)  und  (lOJ  Ewar  X=K  and  Z ~  Z,  aber 
T  ^  —  T,  d.  h.  alsdann  liegen  die  sphärischen  Bilder  entsprechender  Punkte 
beider  Flächen  s^mmetriBch  zur  ««-Ebene.  In  diesem  Fall  sind  die  sphärischen 
Bilder  nicht  congruent,  sondern  sjmmetrisch.  Über  diese  HOglichkeit  sind 
wir  bei  der  obigen  synthetischen  Ableitung  absichtlich  atillschweigend  hinweg- 
gegangen, um  nicht  Verwirrung  hineinzubringen.     Wir  haben  gefunden: 

SatE  S:  Sind  Ewei  Minimalflächen  aufeinander  verbiegb&r,  so 
kann  man  sie  immer  in  eine  solche  gegenseitige  Lage  bringen, 
dass  die  sphärischen  Bilder  entsprechender  Stellen  beider  Flachen 


Pdr,yGOOgIe 


282     Dnüer  Abgcf^üt:   Die  F^taäammtalgleiehungen  dm-  Flächeatheorie. 

snaAinnienfallen  oder  s^mmetriscli  aaf  beiden  Seiten  einer  Ebene 
dncch  die  Kugelmitte  liegen.     Sind 

*"  y/d  -  »•)P(u)rfu  +  yjd-  o«)F(B)(in, 

y'^fil  +  u*iU{«.)du  -  -^  J(l  +  B")  r(ö)rft. , 

»=  Cnüividu  +      j'r>U{b)di) 

die  Gleichnngen  der  einen  Fläche,  so  arb&lt  mftn  dadarch,  da» 
man  17  nnd  K  darch 

eü(u)      und      —  F(B) 
oder  durch 

oF(u)     und      -^\U(p) 

ersetzt,  alle  Flächen  der  einen  oder  anderen  Art  Dabei  iet  e  ein« 
willkürliche  Constante.  Entsprechende  Punkte  derFltchen  haben 
parallele  Normalen. 

Der  zweite  Fall  kann  durch  folgende  Überlegung  aus  dem  ertrten  abgeleitet 
werden:  Wenn  Ewei  Flächen  auf  einander  verbiegbar  sind,  so  gilt  dies  sacii, 
wenn  man  die  eine  Fläche  durch  ihr  Spiegelbild  ersetzt,  das  man  erhSlt,  venu 
man  sie  z.  B.  an  einer  Coordinatenebene  apiegelt,  wenn  man  also  eine  der  recht- 
winkligen Goordioaten  mit  —  1  mnitipliciert,  denn  dabei  bleiben  die  Fundamental- 
grSssen  erster  Ordanng  nugeäadert,  nach  XI  {A).  Aber  dabei  ändern  zwei  der 
drei  Richtungscosinus  der  Normalen  ihr  Voraeichen,  nach  XI  (_f^.  Wenn  vir 
□an  auf  der  Fläche  überall  den  Sinn  der  Parameterlinien  der  einen  Schar  mit 
dem  entgegengesetzten  vertauBchen,  wodurch  die  Fläche  selbst  keine  Indenog 
erfuhrt,  so  gehen  alle  drei  Richtungecosinus  in  die  entgegengesetzten  Bber,  steh 
S.  BO.  Also  wird  jetzt  schlieeslicb  gerade  ein  Richtungscosinue  mit  dem  est- 
gegengesetaten  Zeichen  wie  zuerst  behaftet  sein,  und  dieser  Fall  lag  oben  tot, 
wo  wir  Z  =  X,  2  =  ^,  aber  r  =  -  ?  fanden.  Die  Flächen  der  Eweiten 
Art  gehen  daher  auB  denen  der  erateu  Art  dnreb  Spiegelung  an 
einer  Ebene  hervor. 

Soll  die  erste  MinimalflSche  des  Satzes  9  reell  sein,  so  mttssen  u  Qud  D 
nach  SatE  HS,  S.  250,  coujugiek  complexe  Veränderliche  und  U  und  V  con- 
jugiert  compleze  Functionen  sein.    Soll  auch  die  Fläche,  bei  der  ü  und  V  darci 

0  f7     und      —  r 

eraetzt  werden,  reell  sein,  so  müssen  also  e  and  1 :  c  coi^ugiert  compleie  Con- 
stauten  sein,  d.  h.  der  abeolnte  Betrag  von  o  mnss  gleich  Eins  sein.    Daher  itt: 


Satz  10:    Liegt  eine  reelle  MinimalfUche  vor: 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


S  3.    Vori>iegung  einer  Piäehe  auf  eme  andere.  283 

x-~Jll-v*iüda+\f(l-v')rdj,. 

y  =  y  J(i  +  u«)  c:rf  u  -  *J*(i  +  »•)  Vd  B , 

»  -  fuDdu  +       ft  VdD, 

lind  alao  u  and  b  conJDgisrt  complese  Terftaderliche  nnd  U  und  V 
eonjagi«rt  compleze  PanctionsD  TOn  ihnen,  ao  gehen  alle  &uf  diese 
PlKehe  7erbieg;baren  Hinim&lf liehen  dftditrch  hervor,  dais  man 
entweder  ü  nnd  V  durch 


erietit,  wobei  a  eine  beliebige  reelle  Constante  bedentet,  oder 
dadurch,  dass  man  diese  letzteren  Fliehen  noeh  an  einer  Ebene 
spiegelt.  Auf  die  erate'Ärt  erhSlt  man  diejenigen  MinimalflSchen, 
deren  BphäriaoheB  Bild  mit  dem  der  gegebenen  FlScbe  snaammen- 
flllt 

Zu  einer  reellen  Hinimalfläche  giebt  ea  hiernach,  weil  die  Constante  a 
willkürlich  ist,  anendlich  viele  anf  oie  verbiegbare  nnd  eine  stetige  Schar  bil- 
dende HinimalfiBchen ,  und  in  entsprechenden  Punkten  haben  diese  Flächen 
parallele  Normalen.  Man  nennt  sie  die  cnr  arsprünglichen  Hininal- 
flScbe  asBOciierten  HinimalflSchen. 

WsMt  man  insbesondere  die  Constante  a  nnendlicb  klein,  so  kommt  man 
zn  einer  HimmalAKche,  die  von  der  nraprBnglichen  nnendlich  wenig  abweicht. 
Indem  man  für  a  nach  and  nach  immer  neue  nnendlich  wenig  von  einander 
abweichende  Werte  aetit,  kommt. man  so  ed  dem  Begriff  einer  stetigen  Ver- 
biegnng  der  nnprilnglicben  Fl&che,  wobei  sie  in  jedem  Augenblick  eine  un- 
endlich kleine  Fonnftudening  erleidet,  ohne  sich  au  dehnen  nnd  ohne  aufzu- 
hören, Minimalflichen  zu  sein.  A"»  bnten  macht  man  sich  dies  klar,  wenn 
man  etwa  a  als  Maass  der  Zeit  deutet,  in  der  die  TerOndening  vor  sich  geht. 
Nach  dem  Obigen  bleiben  bei  dieser  stetigen  Verbiegang  die  Richtungen  der 
Fllehennormalen  nnge&ndert. 

lat  «  von  0  bis  ^n  gewachsen,  ao  hat  sich  die  Hinimalfljtche  ergeben: 

5 -   i/(^ -  ''')f^''«  -  ^Ja- b'jFdö, 

y  -  -  4/(1  +  u»)  t^rf  u  -  y/d  +  «'J  yd  n , 

i=  »  TutTdu-  *■   ^HVdD. 

Wenn  wir  dagegen  fElr  n  irgend  einen  reellen  Wert  wXhIen,  so  erkennen  wir,  da 

e"  =  coso  +  isina 

ist,  sofort,  daas  die  zugehörige  Hinimalfläche  aus  der  im  Satse  10  angegebenen 
and  der  soeben  bestimmten  Hinimalfllche  so  hervorgeht:  Ist  {x,  y,  »)  ein  Pnnkt 


Pdr,yGOOgIe 


284     DriUer  Abschaäl:   Die  Rtndamentalglakimngan  der  FUbAenOeorie. 

der  enten  Fl&cbe  und  (i,  y,  »)  der  mgehSrig«,  d.  b.  n  danjKlben  Wertea  von  n 
und  Q  gehSrige  Pnokt  der  cweitaa  FlSche,  ao  Bind: 


ij  =  yeoaa  +  t/ama, 
•  i  =  xeoBa  +  xöjaa 

die  rechtwinkligen  Cooidinftten  de«  zogehSrigen  Pnnktea  der  m  beliebigem  a 
gehiJrigea  MinimalflKobe.  Kennt  man  die  zn  a  =i  0  und  a  "  ^n  geUtrenden 
FUcben,  w  findet  nuu  also  die  Znieohenflächen  in  »ehr  ein&cber  Weiae.  Der 
Ponkt  ix,  y,  »)  der  nnprOngliehen  Flache  beaclireibt  bei  der  eteügen  Vei' 
biegung,  wenn  a  von  0  bii  ^n  geht,  eine  gevieae  Corve,  wobei  er  erhliw lieh 
in  die  Lage  ^,  y,  t)  gelangt  Die  Oleicbongen  die»er  Corren  sind  in  den 
laufenden  Coordinaten  £,  ^j  £  die  Gleichnngen  (II)  mit  dem  Parameter  a. 
Offenbar  ist  die  Corre  eben,  denn  (,  ti,  i  erfüllen  die  lineare  Gleicbong 
i      X      i 


nnd  d«  die  Projeetlouea  der  Cnrre  anf  die  Coordioatenebenen  aogenaobeinlieb 
Ellipsen  aind,  so  ist  die  Curve  »elbst  aacb  eine  Ellipse. 

Die  stetige  Verbieguog  der  Hinimal£&che  in  die  attociierten  Hinimsl- 
fliLcben  kann  man  daher  in  der  Art  bewii^en,  dasa  dabei  jeder  Pnokl 
eine  Ellipse  beschreibt,  wSbrend  die  Riebtangen  der  Normalen 
nngeKndert  bleiben.  Der  Winkel  a  ist  der  Winkel,  nm  den  sieb  jedes 
Bogenelement  der  Fliehe  dabei  dreht,  doch  flberlaasen  wir  dem  Leeer  den 
Nachweis  bierfllr. 

Wenden  wir  dies  insbesondere  anf  den  Fall  der  gemeinen  SebranbeB- 
flScbe  an,  die  ja  nach  S.  242  eine  Hinimalflficbe  ist,  so  haben  wir  naeh  den 
ersten  Beispiel  auf  S.  2&1  ra  setcen: 

Aladanu  ist  die  im  Satze  10  angegebene  Fläche  diqeoige  gemeine  Sehranbeo- 
fl&obe,  deren  Axe  die  «-Aze  nnd  deren  Oang^dhe  gleich  2n9  ist  Die  dem 
Werte  o  ■•  ^n  entqrrecbende  assoiüierte  FUche  gehört  an  den  Ponotionen: 


nnd  ist  daher  nach   dem   zweiten  Beispiel    anf  S,  2S1  daqenige  Catenoid, 
dessen  Aze  die  «-Ase  und  dessen  Merid^  in  der  xx-Ebene  die  Kettenlinie 


y-0 


ist  Die  gemeine  SchranbenflKche  lässt  sich  also  ohne  Dehonng 
stetig  und  ohne  dabei  aufzuhören,  eine  Hinimalflaebe  zu  bleiben, 
so  verbiegen,  dass  sie  ein  Catenoid  wird,  wobei  die  Punkte  simt' 
lieh  Ellipsen  beschreiben.     Nach  Sab  6  gebt  dabei  eine  Cnrve,  liog* 


Pdr,yGOOgIe 


§  3.    Vt/rüegung  oiner  Flachs  auf  eine  andere.  285 

deren  du  KrflmmimgBmaaM  conatant  ist,  in  eine  ebenaolehe  Cnrre  Ober.  Htm 
Bind  diese  Cnrren  »nf  der  SohranbenflSche  offianbar  die  SohianlMnlimeii  am 
die  x-Aie  und  Kat  dem  Catenoid  die  Breitenkreise.  Entere  gehen  aJso  in 
letztere  Qber.  Insbesondere  geht  die  Aze  der  Scbniiibenflfiche,  uf  der  die 
Eüümmnng  am  grSssteii  ist,  in  den  kleinsten  SreitenlireiB  des  Catenoids  über, 
worani  man  sieht,  das«  die  SchranbenflKcbe  das  Catenoid  anendlich  oft  nach 
der  Verbif^xing  nmbfUIt  Da  die  Verbi^nng  winkeltien  ist,  so  leuchtet  famer 
ein,  dasa  die  orthogonalen  Trqectorien  der  erwftlmten  Schraubenlinien,  d.  h. 
also  die  geradlinigen  Erzeugenden  der  Schranbenfläche,  in  die  Meridiane  des 
Catenoids  übergehen. 

Die  VerbieguDg  einer  Fläche  auf  eine  andere  ist,  wie  wir  herror- 
hoben,  eine  besondere  Art  der  Abbildnng  der  einen  Fläche  anf 
die  andere.  Non  sprachen  wir  in  §  11  des  ersten  Abschnittes 
von  beliebigen  punktweisen  Abbildungen  von  Flächen.  Die  dortigen 
Betrachtungen  waren  aber  insofern  onvollständig,  als  wir  damals 
noch  nicht  von  conjngierten  Bichtungen  sprachen  and  deshalb 
auch  einen  Satz  noch  nicht  erwähnen  konnten,  der  filr  beliebige  Ab- 
bildungen gilt,  ein  Analogon  zn  dem  Satze  49,  S.  96,  ist  und  hier 
nachgetragen  werden  soll,  da  wir  ihn  fUr  den  Fall  der  Verbiegung 
gebrauchen. 

Wenn  wir  nämlich  wie  damals  zwei  Flächen  Punkt  für  Punkt 
anf  einander  abbilden  und  einander  entsprechenden  Punkten  die- 
selben Parameterwerte  u,  v  beilegen,  sodass  etwa 

(12)  x  =  <p{u,v),      y  =  r(«,»),       z  =  ^(u,v) 
die  Qleichungen  der  einen  Fläche  und 

(13)  i  =  y(«,  «),      y  =f  («,  V),       z  =  if,(u,  V) 

die  der  anderen  Fläche  sind,  so  sind  zwei  von  einem  Punkte  (u,  r)  der 
ersten  Fläche  (12)  ausgehende  Fortechreitungshcbtungen  (A  =  dv.du) 
und  (x-=  Sv.Su)  nach  Satz  36,  S.  153,  oder  Satz  39,  S.  155,  zo 
einander  conjugiert,  wenn 

(14)  Z  +  M{k  +  »]  +  Nkx  =  0 

ist,  wobei  Z,  M,  N  die  Fundamentalgrössen  zweiter  Ordnung  auf  der 
Fläche  (12)  bedeuten.  Die  ihnen  bei  der  Abbildung  entsprechenden 
Fortschreitungsrichtungen  (A)  und  (x)  auf  der  zweiten  Fläche  (13) 
sind  alsdann  im  allgemeinen  nicht  zu  einander  conjugiert  Sie  sind 
es  rielmehr  nur  dann,  wenn  ausserdem: 

(15)  L  +  M{k  +  x)  +  Nkx='0 

ist,  sobald  X,  M,  N  die  Fundamentalgrössen  zweiter  Ordnung  anf 
der  Fläche  (18)  bedeuten. 


Pdr,yGOOgIe 


286     Driiter  AbsohmU:   Die  FkmdamantaigteitAungm  der  FläekmlheonL 


Sollen  also  zu  k  tmd  x  solclia  BichtimgeB  gehören,  die  auf 
beiden  Flächeo  conjngiert  sind,  so  müssen  die  beiden  Bedingnngen 
(14)  und  (15)  erfilllt  sein.  In  §  11  des  ersten  Äbsclinittes  haben 
wir  ein  analoges  Problem  behandelt,  nämlich  das,  solche  zwei 
Werte  k  nnd  *  za  finden,  zu  denen  Richtungen  gehören,  die  auf 
beiden  Flächen  za  einander  senkrecht  sind.  An  Stelle  der  Glei- 
chungen (14)  und  (15)  hatten  wir  damals  die  Qleichimgen  (10)  auf 
8.  94.  3anz  entsprechend  wie  damals  können  vir  daher  auch  hier 
drei  Fälle  unterscheiden  und  discutieren.  Nnr  ein  Umstand  ist 
wesentlich  anders:  Auf  einer  reellen  Fläche  mit  reellen  Parametern 
sind  die  Fundamentalgrössen  erster  Ordnung  E  nnd  G  reell  positiT 
nnd  ist  die  FnndamentalgrÖBse  F  reell  Die  Fundamentalgrössen 
zweiter  Ordnung  dagegen  sind  dann  zwar  auch  reell,  können  aber 
beliebige  Vorzeichen  haben.  Daher  gilt  die  an  die  damalige  Fig.  26, 
8.  95,  geknüpfte  Realitätsuntersnchnng  hier  nicht 

Analog  der  Gleichung  (13)  auf  8.  94  finden  wir  hier  die  qua- 
dratische Gleichung  fUr  k: 


(18) 


I 


*•    L 

■l 

k     M 

M 

1      H 

s 

als  Bedingung  fiir  die  beiden  Werte  k  und  «,  die  den  beiden  Glei- 
chungen (14)  und  (15)  genügen.  Beachten  wir  femer,  dass  sich  die 
DifiFerenüalgleichnng  XI  (0)  der  Minimalcorren  durch  die  Funda- 
mentalgrössen erster  Ordnung  gerade  so  ausdrückt  wie  die  DifFe- 
rentialgleichnng  XII  (X)  der  Hanpttangentencurven  durch  die  Funda- 
mentalgrössen zweiter  Ordnung,  so  übersehen  wir  sofort,  dass  och 
analog  dem  Satze  49,  3.  96,  hier  ein  Satz  ergiebt,  bei  dem  wir,  da 
es  sich  um  conjugierte  Eichtungen  handelt,  die  abwickelbaren  Flächen 
nach  S.  154  und  S.  185  von  vornherein  ansschhessen-    Ee  kommt:' 

Sati  11:  Bildet  man  eine  nicht-abwickelbare  Fläche 
Punkt  für  Punkt  auf  eine  andere  nicht-abwickelbare  Fläche 
ab,  so  sind  drei  Fälle  denkbar; 

Erstens:  Die  beiden  Scharen  ron  Haupttangenten- 
cnrren  der  einen  Fläche  bilden  sich  als  die  beiden  Scharen 
von  Haupttangentencurven  der  anderen  Fläche  ab.  Jedem 
System    conjugierter   Curven    auf    der    einen   Fläche    ent- 

'  Dieser  Sfttz  rührt  her  von  Pbtbbsor,  „Ober  Cnrven  und  FIBchen", 
1.  Lieferung,  Hoskan  und  Leipzig  ises. 


Pdr,yGOOgIe 


§  3.    Verbieffong  einer  FJäehe  auf  eine  andere.  287 

spriolit  dann  ein  eb«D solches  System  auf  der  andereo 
Flache. 

Zweitens:  Nur  eiae  Schar  von  HanpttaQgentencnrTen 
der  einen  Fläche  bildet  eich  als  Schar  von  Haupttangen- 
tencQrvea  der  anderen  Fläche  ab.  Ausser  dieser  als  Aus- 
artung eines  Systems  conjugierter  Curven  anfzufassendeD 
Schar  giebt  es  alsdann  kein  System  von  oonjugierten  Cur- 
ven  auf  der  einen  Fläche,  dem  auf  der  anderen  Fläche  ein 
ebensolches  System  entspräche. 

Drittens:  Keine  der  beiden  Scharen  von  Haupttangen- 
tencurven  der  einen  Fläche  bildet  sich  als  eine  Schar  von 
Haupttangentencnrven  der  anderen  Fläche  ab.  Alsdann 
giebt  es  ein  und  nur  ein  System  von  conjugierten  Curven 
auf  der  einen  Fläche,  dem  auf  der  anderen  Fläche  ein 
ebensolches  System  entspricht 

Per  letzte  Fall  ist  natürhch  der  al^emeine.     In  ihm  ist  nach 
(16),  wenn  darin  wieder  dv.du  fttr  k  gesetzt  wird,  die  Öleichong 
dv*       L     L 
-dudv   M    M 
du'       Jf     If 

die  Differentialgleichung  der  ausgezeichneten  Systeme  von  conjugierten 
Gurren  auf  beiden  Flächen. 

Ist  nun  die  Abbildung  der  Fläche  (12)  anf  die  Fläche  (13)  ins- 
besondere eine  Verbiegung,  und  geht  keine  Schar  von  Haupt- 
taDgentencarren  der  einen  Fläche  dabei  in  eine  Schar  von  Haupt- 
tangentencurven  der  anderen  Fläche  über,*  so  giebt  es  nach  unserem 
Satze  ein  System  tob  conjugierten  Curven  auf  der  einen  Fläche, 
das  auch  nach  der  Verbiegung  ein  solches  System  bleibt  Da  die 
Verbiegung  ferner  conform  ist,  so  ändern  sich  die  Winkel  nicht, 
anter  denen  die  Curren  des  Systems  einander  schneiden.  Auch  die 
Bogenlängen  der  Curven  bleiben  unverändert  Nach  Satz  79,  S.  196, 
sind  die  unendhch  kleinen  Netzvierecke  als  eben  aufzu&ssen.  Da 
uun  ihre  Winkel  and  Seitenlängen  bei  der  Verbiegung  ungeändert 


'  Da  wir  den  Fall,  dase  die  HaupttBugentencaiven  einer  Schar  solche  bei 
der  Verbiegung  bleiben,  hier  ftnsKhliessen,  sei  cor  Orientienug  des  heaea 
bemerkt,  dau  Boxicn  gezeigt  hat,  daas  in  diesem  Falle  die  beiden  Flüchen 
Gongrueat  oder  Bymmetrisch  sind,  es  Bei  denn,  daaa  iie  geiadlinig  nnd  die 
einander  entsprechenden  Haapttangentencniren  die  Geraden  der  FlScben  sind. 


.dr,yGoogIe 


288     Dritter  Abaehnitt:   DU  Funäammta^^eichungm  der  FläOeni/teorü. 


bleiben,  so  ist  Überhaupt  jedes  der  Netzrierecke  bei  der  Verbiegnng 
alB  starr  aD&afasBen.  Wir  gewinnen  bierdorch  einen  Kinblick  in 
daa  Wesen  der  Yerbiegnng  einer  Fläche,  deo  wir  so  ausdrücken 
können: 

Sati  12:^  Eine  jede  Verbiegnng  einer  Fläche,  bei  der 
keine  Schar  toq  Hanpttangentencurven  eine  solche  Schar 
bleibt,  kann  aufgefasst  werden  als  eine  Formänderung 
eines  Polyeders  von  lauter  einzeln  starren  unendlich 
kleinen  ebenen  Vierecken. 

Dies  Polyeder  hat  man  sich  —  indem  man  nur  ein  begrenztes 
Stack  der  Fläche  betrachtet  —  offen  vorzustellen  wie  in  Fig.  67, 
S.  197. 

Hiemach  leuchtet  ein,  wie  ein  solches  Flächenmodell,  das 
auf  S.  19T  beschrieben  wurde,  geeignet  ist,  einen  Begriff  von  der 
Verbiegnng  einer  Fläche  zu  geben;  Man  hat  es  so  einzurichten, 
daes  die  einzelnen  starren  ebenen  Vierecke  des  Netzes  gegen  ein- 
ander drehbar  bleiben,  was  sich  mechanisch  leicht  erreichen  lässt 
Doch  darf  nicht  ausser  acht  gelassen  werden,  dass  dasjenige  System 
von  conjugierteu  Corren,  das  bei  der  Verbiegung  seine  Eigentüm- 
lichkeit bewahrt,  sehr  wohl  bei  reellen  Flächen  imaginär  sein  kann. 
Dies  ist  z.  B.  bei  den  Minimalflächen  der  Fall,  denn  die  Minimal- 
curven  einer  Minimalffäche  sind  ja  nach  Satz  111,  S.  244,  zu  ein- 
ander conjugiert,  und  bei  der  Verbiegung  einer  Minimalfläche  in  eine 
Minimalfläche  bleiben  diese  Cnrven  —  wie  Überhaupt  —  Minimal- 
curven  und  sind  auch  nachher  conjugiert  Wenn  man  also  zwei 
Minimsiflächen  auf  einander  verbiegen  kann,  so  ist  dasjenige  System 
TOD  conjugierten  Gurren  der  einen  Fläche,  dem  ein  ebensolches 
System  auf  der  anderen  entspricht,  imaginär,  sodass  für  diesen  Fall 
kein  Modell  hergestellt  werden  kann. 

Das  beschriebene  Modell  giebt  auch  eine  gute  Vorstellung 
davon,  was  unter  einer  stetigen  Verbiegung  zu  verstehen  ist,  da 
man  es  stetig  in  andere  Gestalten  iiberftlhren  kann. 


>  SftU  von  PcTEuoH  (1S68),  vgl.  die  Änm.  za  S.  SBS.  Das  Bach  von  Pm«- 
BOM  hat  bis  in  die  jüngste  Zeit  tuet  keine  Beachtuag  gefanden,  sodasB  BiBAncon 
in  seiner  Note  „Sur  les  Byatämea  cyeliques",  Comptes  Bendas  t.  CXI II 
(1891),  daa  gemeinschaftliche  System  conjugierter  Cnrven  von  neaem  betrachtet 
hat  £e  ixt  das  Verdienst  von  Stäcisl,  dnroh  seine  beiden  Abhandlungen; 
„Über  Abbildungen",  Math.  Annalen  44.  Bd.  (1394),  nnd  „Biegaugen 
und  conJQgierte  Systeme",  ebenda  49.  Bd.  (1897),  auf  die  veigeaaenea 
Ergebnisse  Prbbsom's  hingewiesen  zq  haben. 


Pdr,yGOOgIe 


$  4.    Verbieguftg  von  Flächen  auf  BoiaHonsfUiehm.  280 

%  4.    Verblegung  von  Flächen  auf  Rotationsflächen. 

Es  kann  Torkommen,  dass  eine  Fläche  auf  sich  selbst 
Terbiegbar  ist.  Man  denke  sieb  nämlicb  die  Fläche  in  zwei 
Exemplaren  materiell  hergestellt,  etwa  einmal  aus  starrem  Material, 
das  andere  Mal  ans  einer  zwar  durchaus  biegsameD,  aber  nnans- 
dehnbarea  dUunen  Haut  Alsdann  wird  diese  zweite  Haut  natOrlicb 
so  auf  die  erste  Fläche  ausgebreitet  werden  können,  dass  homologe 
Punkte  zur  Deckaug  kommen.  Aber  es  ist  auch  denkbar,  daas  die 
unausdehnbare,  aber  biegsame  Haut  noch  auf  eine  aodere  Art  auf 
die  starre  Fläche  vollkommen  ausgebreitet  werden  kann,  sodass 
nicht  mehr  homologe  Punkte  zur  Deckung  kommen.  Ein  trinales 
Beispiel  hierzu  liefert  jede  Rotationsfläche.  Bei  einer  solchen 
darf  sogar  das  zweite  Modell  auch  starr  sein.  Es  kann  in  unend- 
lieh  vielen  Lagen  mit  dem  ersten  Modell  zur  Deckung  gebracht 
werden,  da  die  Rotationsfläche  durch  Drehung  um  ihre  Axe  immer 
in  sich  abergeht.  Ein  allgemeineres,  aber  ebenfalls  triviales  Beispiel 
liefern  die  Schraubenflächen  (vgl.  2.  Beispiel,  3.  59),  die  ja  die 
Rotationsflächen  amfassen,  da  jede  Drehnng  eine  specielle  Schraubung 
ist  Jede  Schranbenfläche  geht,  wenn  man  sie  derjenigen  stetigen 
Schraubung  unterwirft,  durch  die  sie  aus  einer  starren  Cnrve  erzeugt 
worden  ist,  beständig  in  sich  über. 

Wir  wollen  uns  nun  fragen,  welche  Flächen  stetig  in  sich 
selbst  verbogen  werden  können.  Diese  Frage  deckt  sich  mit 
der  Frage:  Welche  Flächen  können  in  der  Art  anendlich 
wenig  verbogen  werden,  dass  die  neue  Fläche  mit  der  ur- 
sprünglichen congruent  ist?  Denn  wenn  eine  Fläche  eine 
solche  unendhch  kleine  Verblegung  erlaubt,  bei  der  sie  wieder  die 
alte  Gestalt  annimmt,  so  braucht  man  nur  diese  unendlich  kleine 
Yerbiegung  beständig  zu  wiederholen,  um  dazu  zu  gelangen,  die 
Fläche  stetig  in  sich  zn  verbiegen. 

Es  seien  wieder  wie  auf  S.  278  die  Parameterlinien  (u)  und  (D) 
die  Minimalcurven  der  Fläche.  Da  sie  zwei  getrennte  Schaxen 
bilden,  nach  Satz  16,  S.  S6,  —  denn  von  den  Tangentenflächen  der 
Minimalcurven  sehen  wir  ja  ab  — ,  und  da  andererseits  jede  Minimal- 
curve  nach  dem  Früheren  bei  Yerbiegung  wieder  in  eine  Minimal- 
corve  übergeht,  so  kann  eine  Curve  (u)  bei  unendlich  kleiner  Yer- 
biegung nur  in  eine  unendlich  benachbarte  Curve  derselben  Schar 
übergehen.  Dasselbe  gilt  von  jeder  Curve  (D).  Es  möge  daher  die 
Curve  (u)  in  die  unendlich  benachbarte  Curve  mit  dem  Parameter 
u  +  V  (u)  8 

Scaxwrma,  Geom.  Ditb.    n.  19 


,d,Google 


290     Dritter  Abaekniä:   Die  Fundamentaigleüshungen  .der  Ftädtentheorü. 


und  die  Corre  (»}  in  die  uneadlich  benachbarte  Cuire  mit  dem  Parar 
meter 

&bergehen,  wobei  a  aof  der  ganzen  Fläche  ein  und  dieselbe  im- 
endlich  kleine  Grösse  bedeute.  Wenn  wir  jetzt  bedenken,  dasB  das 
System  der  Parameterlinien  nicht  geändert  wird,  sobald  wir  eine 
FuDCtion  von  u  ale  neuen  Parameter  u  nnd  eine  Function  von  t> 
als  neuen  Parameter  U  einfuhren,  so  können  wir  die  Torauseetznngeo 
noch  etwas  rereinfachen.  Wenn  sich  nämlich  u  in  u  +  9>  (u)  c  Ter- 
wandelt,  so  geht  eine  beliebige  Function  U  7on  u  Qber  in 

C'(U  +  y(ll)8)  -  £/(u)  +  U'{tt)-q>{ü)t, 
da  «  unendlich  klein  ist.    Wählen  wir  also,  wenn  91  ={=  0  isti 

SO  ändert  sich  U  gerade  um  t.    Ebenso  ändert  sich,  wenn  ^^OiBi, 


gerade  um  a.  Wenn  wir  nun  diese  Functionen  U  und  F  als  neue 
Parameter  benutzen,  so  sehen  wir  im  Falle  tf>  ^  0,  1^  4^  0: 

Wir  können  voraussetzen,  dass  auf  der  gesuchten  Fläche  solcbe 
Parameter  u  und  ti  vorhanden  seien,  dass  erstens  die  Gurven  (u) 
und  (u)  die  Minimalcurven  der  Fläche  sind  und  dass  zweitens  jede 
Curve  (u)  bez.  (ti)  bei  der  unendlich  kleinen  Yerbiegung  in  die  un- 
endlich benachbarte  Gurre  (u  +  e)  bez.  (n  +  «)  Obe^eht  Ist  jetzt, 
wie  auf  3.  278: 

(f»"  =  2i'(u,  b)rfurfD 

das  Quadrat  des  Bogenelementes  derFläche,  so  ist  zu  fordern,  dass 
es  nngeändert  bleibe,  wenn  für  u  und  0  die  Werte  u  +  «  und  D  +  ( 
gesetzt  werden.  Da  rf(u  +  <)  =  rfu  und  rf (»  +  e)  =  d»  ist,  bo  ist 
nur  das  Eine  zu  fordern: 

F[ü  +  a,  V  +  e)=*  F{a,  V) 

oder,  wenn  wir  nach  Potenzen  von  e  entwickeln: 


Die  angedeuteten  Glieder  sind  von  höherer  Ordnung  in  t. 
lässt  sich  t  absondern,  sodass  sich  schliesslich  ergiebt: 


Pdr,yGOOgIe 


^  4.     Verbitgung  von  FUiehm  auf  Rotationafiächen. 


e_F    ,     BF 
du 


+  -^-0- 


Dies  ist  leicht  anders  auszusprechen.   Wenn  wir  Dämlich  für  den 
Augenblick 

j  =  u  —  W,      5  =  u 

als  Veränderlicbe  in  F  einführen,  so  ist: 

dF         dF         dF_  ÖF  __   ÖF 

sodass  die  Forderung  zurückkommt  auf: 


Also  enthält  F  nur  ^  oder  u  —  0. 

Im  Fall  tp  =  0  et^flbt  sich,  dass  F  nur  von  u  abhängt,  sodass 
das  Erämmnngsmaass  nach  (10),  8.  270,  gleich  Null,  die  Fläche 
also  nach  Satz  90,  S.  214,  abwickelbar  ist.  Ebenso  im  Falle  if  =  0. 
Daher: 

Bats  13:  Ist  es  möglich,  eine  nicbt-abwickelhare  Fläche 
unendlich  wenig  in  sich  selbst  zu  verbiegen,  so  lassen  sich 
solche  Parameter  u  und  0  auf  der  Fläche  einfuhren,  dass 
das  Quadrat  ihres  Bogenelementes  die  Form  aunimmt: 
ds'  =  2F(u-t3)dudti. 

Umgekehrt:  Jede  Fläche  mit  diesem  Bogenelement-Quadrat 
lässt  sich  stetig  in  sich  derart  verbiegen,  dass  dabei  die 
Parameter  u,  tt  eines  beliebigen  Flächenpuoktes  Schritt 
iüT  Schritt  um  eine  unendlich  kleine  Qrdsse  e  wachsen, 
die  überall  auf  der  Fläche  denselben  Wert  bat 

Dass  diese  Fläche  jetzt  jede  solche  endliche  Verbiegung  er- 
laubt, bei  der  der  Punkt  (u,  D)  in  den  Punkt  ffi,  ö)  mit 

ii  =  u  +  a,       5  —  t)  +  a 
Qbei^bt,  wo  a  eine  beliebige  Constante  ist,  sieht  man  sofort  daran, 
dass  du  =  du,  dö  =  dt)  und  F{ü  —  5)  =  F(ü  —  B)  ist 

Insbesondere  gehören  die  Botationsflächeo  zu  diesen  Flächen. 
Dies  wollen  wir  bestätigen.     Auf  der  Botationsiläche  (vgl.  S.  41): 
(1)  x  =  p{u)C0Bv,       y=p(M)8int>,       z  =  ?{«) 

bedeute  u  die  Bogenlänge  des  Meridiane,  sodass 
dl*  =  du*  +  p*{u)dv* 


19' 


Pdr,yGOOgIe 


292     Driäer  Jbmshmtt: 

oder: 

d. 

'-P' 

M(ife--)(^--) 

ist     Wenn 

wir 

dabei 

wir  setzen; 

^■■=  Iii,^'- 

so  kommt: 

^»=-/^-- 

(2) 

<;>■--  tp'dudt. 

Dabei  ist: 

(3) 

r^-«-. 

also  u  eine  Function  TOn  u  —  b  allein  und  mithin  p*{u)  andi  eine 
Function  von  u  —  U  allein,  sodass  das  Bogenelement-Qoadrat  [2] 
tiiatBäcblich  die  in  UDBerem  Satze  angegebene  charakteristische 
Form  bat. 

Aber  noch  mehr:  Liegt  irgend  eine  oicbt-abwickelbare  Fl&che 
Tor,  die  Btetig  in  sich  verbiegbar  ist  and  deren  Bogenelement-Qnadrai 
also  auf  die  Form  gebracht  werden  kann: 

(4)  ds*  =  2F{u-0)dud)), 

wobei  P  irgend  eine  Function  von  u  —  D  allein  bezeicbnel. 
so  können  wir  stets  eine  RotationsÖäcbe  mit  genan  demselben 
Quadrat  des  Bogenelementes  bestimmen.  Denn  nach  (2)  und  (4)  iat 
zu  fordern: 

-2p'{u)  =  F{u-X>) 

oder,  wenn  u  —  V  mit  w  bezeichnet  wird: 

(5)  -2p'{u)-^F(u>), 
w&hrend  nach  (8) 

eein  soll.  Hierin  ist  ^(w)  gegeben,  p[u)  gesuchL  Die  QleicbuDg (J) 
liefert: 

-4p(tt)p' («)=/■■(»)  4^ 

oder,  wenn  (6)  benutzt  wird: 

(7)  -  4p'(»)p'(») ->'(■•)• 


,dr,Google 


§  4.     TeHneffung  von  Fläehtn  aatf  Botationeftäehen.  298 

Die  beiden  Fordemiigea  (5)  nod  (6)  sind  jetzt  ersetz- 
bar durch  (5)  und  (7).  EUiminiereD  wir  aas  diesen  beiden  w,  was 
ja,  da  F{ki)  eise  gegebene  Function  Ton  v>  ist,  theoretisch  möglich 
ist,  so  ergiebt  sich  eine  (Gleichung  zwischfln  p(u)  und  p'{tt),  etwa: 

/(«)-fi(p(«)). 

Hieraos  berechnen  wir  dann: 

J  fl(p) 
Eine  additive  Integration sconstante  spielt  hier  keine  wesentliche 
JEtoUe,  da  wir  die  Bogenlänge  u  von  irgend  einer  Stelle  an  rechnen 
können.  Ist  die  Qaadratar  links  ansgefUhrt,  so  lässt  sich  durch 
Auflesen  der  herroi^ehenden  Gleichung  nach  p  diese  Ftmction  p 
von  u  berechnen.  Wir  setzen  sie  alsdann  in  (5)  ein  und  erlangen 
so  eine  Gleichung  zwischen  u  und  w,  aus  der  sich  —  theoretisch  — 
u  als  Ftmction  von  tu  berechnen  lässt  Überdies  bestimmt  man  q  (u) 
ans  der  Forderung,  dass  u  die  Bogenlänge  des  Meridians  sein  soll, 
also  aus: 

p-' +  ,■•_!, 
sodaBB  kommt: 


,-Jvr. 


Die  bei  dieser  Quadratur  auftretende  additive  Constante  hat  keine 
wesentliche  Bedeutung;  sie  rührt  daher,  dass  die  Rotationad&che 
längs  ihrer  Drehaze,  der  z-Axe,  verschoben  werden  kann. 

Wir  haben  also  gefunden,  dass  es  thateächUch  eine  Kotationsfläche 
mit  dem  voi^eschriebenen  Bogenelement-Quadrat  giebt,  woraus  fo^: 

Bats  14:  Eine  Fläche  lässt  sich  dann  und  nur  dann 
stetig  in  sich  verbiegen,  wenn  sie  auf  eine  Rotationsfläche 
verbiegbar  ist 

Denn  die  TJmkehrung  leuchtet  ein:  Ist  die  Fläche  auf  eine 
Botationsääche  verbiegbar,  so  giebt  jede  Drehung  der  Botations- 
fläche  um  ihre  Aze  eine  solche  Verbiegnng  der  Fläche,  bei  der  sie 
in  sich  tibergeht.  Dass  der  Satz  auch  für  jede  abwickelbare 
Fläche  gilt^  ist  klar. 

Da  insbesondere  die  Scbranbenflächen  in  sieh  verschraubbar 
sind,  so  geboren  sie  zu  den  betrachteten  Flächen,  sodass  sich  ergiebt: 

Satt  16:'  Jede  Schraubenfläche  ist  auf  eine  Rotations- 
fläche verbiegbar. 


1  BouB  bezeichnet^  vgl^  die 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


294     Dritter  JbaekniU:   Dia  Hmdanuntatgleichuttgm  der  Fläehentheorie. 

Beispiel:  Wir  haben  Bckon  enf  S.  284  geBeken,  dau  meb  die  gemeine 
Schraabenfl&clie  anf  ein  Cateuoid  verbi^^en  lässt 

Wenn  man  beachtet,  dass  das  Quadrat  (4)  des  Bogenelementes 
einer  Fl&che,  die  atetig  in  sich  verbogen  werden  kann,  seine  Form 
nicht  wesentlich  ändert,  sobald  man  statt  u  und  0  dieselben  con- 
stauten  Vielfachen  au  und  ati  als  Parameter  einführt,  «eil  dann 
an  die  Stelle  von  u  —  D  ein  constantes  Vielfaches  von  u  —  D  tritt, 
also  F  nach  wie  vor  eine  Function  von  u  —  t)  bleibt,  so  erhellt,  dsss 
wir  nicht  nur  eine  Rotationsfläche  (1)  bestimmen  kOnoen,  auf  die 
sich  die  Fläche  verbiegen  IBsat,  sondern  co'  solche  Flächen.  Und 
da  zwei  Flächen,  die  auf  eine  dritte  verbiegbar  sind,  auch  auf  ein- 
ander verbogen  werden  können,  so  schliessen  wir  hieraus,  dassjede 
Rotationsfläche  auf  co*  Rotationsflächen  verbiegbar  sein  wird.  Wir 
woUen  dies  jetzt  direct  bestätigen. 

Wir  behandeln  also  die  Frage  nach  allen  Rotationsflächen, 
die  auf  eine  gegebene  Rotationsfläche  verbiegbar  sind.  Aaf 
einer  Rotationsfläche  sind  die  Breitenkreise  diejenigen  Gurren,  längs 
deren  das  ErOmmungsmaass  constant  ist.  Wenn  daher  auf  den 
jetzt  betrachteten  Rotationsflächen  das  ErUmmungsmaasa 
nicht  Überhaupt  constant  ist  —  wovon  wir  vorerst  ab- 
sehen, —  so  folgt  aus  Satz  7,  S.  275,  dass  zwei  Rotationsflächen 
nur  so  auf  einander  verbiegbar  sind,  dass  jeder  Breitenkreis  der 
einen  in  einen  Breitenkreis  der  anderen  Ubei^eht  Da  femer  die 
Terbiegung  eine  winkeltrene  Abbildung  ist,  so  mOssen  die  ortho- 
gonalen Trajectorien  der  Breitenkreise  der  einen  fläche  in  die  ortho- 
gonalen Tn^ectorien  der  Breitenkreise  der  anderen  Fläche  über- 
gehen, d.  h.  Meridian  geht  in  Meridian  aber.  Nun  sind  bd  der 
Rotationsfläche 

(8)  x  =  p{K)coa»},      y  =  p{u)6mv,       z  =  q{u) 

die  Parametercurven  (u)  und  (r)  die  Breitenkreise  und  Meridisoe. 
Soll  die  Fläche  auf  die  Rotationsfläche: 

(9)  i  =p{0)C03€,       y  =^{fl)sinc,       ««  q(ü) 

verbiegbar  sein,  so  mnss  also  a  eine  Function  von  u  allein  und  i 
eine  Function  von  v  allein  sein.  Insbesondere  setzen  wir  wieder 
voraus,  dass  u  bez.  ü  die  Bogenlängen  auf  den  Meridianen  bedeatcn» 
sodass  die  Quadrate  der  Bogenelemente  die  Ausdrücke  haben: 

dt^  =  du*  +  p'dv*,       dt*  =  dü'  +p*dv*. 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


§  4.     Verifügung  von  Fiäohm  auf  Rotaüons/Jächen.  295 

Wir  h&bea  daher  zu  verlangen,  daei  s  eine  solche  Function  von  u 
and  e  eine  solche  Function  von  v  sei,  dasa: 

wird.    Also  ist  zunächst 

fl  =-  ±  a  +  CoMt 
zu  setzen.     Nun  kOonen  wir  aber  dies  vereinfachen:  Wir  rechnen 
die  Bogenlänge  von  zwei  Bolchen  Breitenkreisen  aas,  die  einander 
bei  der  Yerbiegong  entsprechen,  nnd  zwar  Überdies  in  entsprechen- 
dem Sinne.     Alsdann  dürfen  wir 

fl  =  M 

setzen.    Jetzt  bleibt  die  Bedingung: 

p'(w)  _  dB' 

p'iu)  ~  dv*  ' 

die  links  nur  u,  rechts  nur  v  enthält,  weil  fi  eine  Function  von  t> 

sein  soll.    Also  sind  beide  Seiten  der  Gleichung  Constant«n.    Daher 

kommt: 

p (u)  =  ap{u),       ^Y  =  ±  ^  {**  =  Const) , 

woraus  noch  folgt: 

»  =  ±  —  +  Const 

Aber  wenn  e  nm  eine  Constante  wächst,  so  heisst  dies  nur,  dass 
die  Fläche  um  ihre  Aze  gedreht  wird,  wobei  sie  in  sich  flbergeht. 
Wenn  e  durch  —  V  ersetzt  wird,  so  heiast  dies,  dass  die  Fläche  an 
der  zz- Ebene  gespiegelt  wird,  wodurch  sie  ebenfalls  in  sich  Uber- 
geht.     Wir  kfinnen  daher  einfacher  setzen: 


Jetzt  ist  noch  q  zu  bestimmen.    Da  u  die  Bogenlänge  bedeuten  soll, 
so  moss: 

p''  +  f*=l,      also       g  =J^l-a'p'*du 
sein.     Demnach  sind: 


(10)      X  =  ap(ti)co8  — ,      j/  =  <ip(a)sin  — ,      z  =  j  yi  —  a'p''du 

die  Gleichungen  der  gesnchten  Fläche  (9). 

Durchläuft  a  stetig  die  Werte  von  Elina  an,  so  erhalten  wir 
eine  stetige  Schar  von  Eotationsdächen  (10),  die  auf  die  Fläche  (8), 
die  sich  aus  (10)  für  a  =  1  ergiebt,  verbiegbar  sind.    Der  Übergang 


Pdr,yGOOgIe 


296     Dritter  Jlmknitt:   Die  FimdammtalfflaitAmgm  d«r  Ftäeheiükeorie. 

von  einer  Botatiooeöäche  zn  einer  auf  sie  Terbi«gbaren  Botations- 
fläche  kann  alao  dnrch  eine  solche  stetige  Verbiegnng  emelt  werden, 
bei  der  die  Fläche  beständig  BotationsÄäche  bleibt. 

Die  in  der  ^ z-Ebene  gelegene  Ueridiancnrve  der  Fläche  (10): 


x  =  ap[u),      y  =  0,       ^-//T 


■a'p'' 


hat  die  Eigentümlichkeit,  dass  dae  Product,  das  man  aas  der  Nor- 
malen n  ihres  Punktes  (u)  —  gemessen  bis  zur  z-Axe  —  und  aus 
dem  Krümmungsradius  r  dieses  Punktes  von  der  GooBtanteu  a  frei 
ist,  wie  aus  Satz  7,  S.  275,  und  ans  Satz  13,  S.  122,  sofort  folgt  und 
aach  direct  nachgewiesen  werden  kann,  da  dies  Product  nach  I S.  98 
den  Wert 

„■■-         »     ^       pW 
^x  p"(«) 

hat  Wir  hätten  die  Meridiancurven  der  gesuchten  Flächen  auch 
auf  G^rund  dieser  Eigenschaft  bestimmen  kßnnen. 

Wir  sahen  von  den  Rotationsflächen  constanter  ErQm- 
mnng  ab,  da  auf  ihnen  die  Breitenkreise  nicht  die  einzigen  Curren 
mit  constanter  Mächenkrttmmung  sind,  also  auch  nicht  von  toid- 
herein  feststeht,  dass  jeder  Breitenkreis  in  einen  Breitenkreis  Ober* 
geht  Anf  diese  Flächen  kommen  wir  im  nächsten  Paragraphen 
zurück. 

Wir  haben  gefcmden: 

Sati  16:*  Liegt  eine  ßotationsfläche 
z  =  ;)  (u)  cos  v ,      y  =  p  (u)  sin  V ,       z  =  \}/l  —  p'*^  d  u 

vor,  die  keine  constante  Krümmung  hat,  so  werden  alle 
Rotationsflächen,  die  auf  diese  Fläche  verbiegbar  sind, 
durch  die  Qleichnngen: 

X  =  (ip(ii)co8  — ,      y  ™  a;)(M)sin  "  ,      z  =  |  yi  —  a*p'{^*du 

gegeben.  Dabei  bedeutet  a  eine  willkürliche  Constante. 
Die  Verbiegnng  wird  in  allgemeinster  Weise  dadurch  be- 
wirkt, dass  man  zunächst  die  Stellen  mit  gleichen  Par>- 


'  Satx  von  MiMDna,  „Über  die  Biegung  gewisser  Fl&chen",  Jonn- 
t.  n.  «ng   Math.  16.  Bd.  (1688). 


Pdr,yGOOgIe 


§  5.     Verbügung  von  Fläohea  Bonatanter  Srümtniang.  297 

meterwerten  u,  v  mit  einander  aur  Dackaog  bringt,  worauf 
die  eine  Fläche  noch  in  sich  gedreht  oder  an  einer  Meri- 
dianebene gespiegelt  werden  kann.  Dabei  gehen  Breiten- 
kreise in  Breitenkreise  und  Meridiane  in  Meridiane  Über. 


§  E».   Verblegung  von  Flächen  constanter  Krammung. 

Wir  haben  im  Torigon  Paragraphen  bei  der  Betrachtung  der 
Verbiegong  von  Rotationsflächen  aasdrilcklich  von  den  Rotations- 
äächen  constanter  Ertlmmung  abgesehen,  von  jenen  Fl&chen  also, 
deren  t^ische  Formen  wir  schon  frUher  untersucht  haben,  vgl  das 
Beispiel  auf  S.  214.  Der  Grund  fUr  diese  ÄusschliesBnng  ist  der, 
dasa  die  Flächen  constanter  ExUmmung  Überhaupt  in  Bezug  auf  die 
YerbieguDg  eine  Ausnahmestellung  einnehmen. 

tim  dies  zu  zeigen,  wollen  wir  zuerst  untersuchen,  auf  welche 
Form  sich  das  Quadrat  des  Bogenelementes  einer  jeden  Fläche  con- 
stanter Krümmung  K  bringen  lässt  Sind  die  Paraibeterlinien  (u) 
und  (D)  wieder  die  Minimalcnrren  der  Fläche,  wie  auf  S.  278,  sodass 
das  Quadrat  des  Bogenelementes  die  Form  bat: 

so  wird  die  Fundamentalgleichung  (10)  auf  S.  270  zur  dritten  Glei- 
chung (6)  auf  S.  26S  oder  also,  da  wir  u  und  o  statt  u  and  v 
schreiben,  zur  Gleichung: 

-  j"     ™    F    suao  ' 

Hierin  ist  die  linke  Seite,  da  if  =  6  ->  0  ist,  das  Erümmnngsmaass  K, 
nach  Satz  89,  8.  214,  sodass  wir  haben: 

i1\  ^     SnogP  _       jr 

t^^  F  -B^^W  =  -■*■■ 

wo  jetzt  die  rechte  Seite  nach  Voraassetzang  eine  Cod- 
Btante  ist 

Die  Gleichung  (2)  ist  eine  Bedingungsgleichung  für  die  einzige 
in  (1)  auftretende  Function  F,  und  die  Frage  ist,  was  für  eine  Ge- 
stalt sie  der  Function  F  Torschreibt  Die  Gleichung  (2]  ist,  weil  sie 
von  der  unbekannten  Function  F  von  u  uud  b  einen  zweiten  par- 
tiellen DifferentialquotieDten  enthält,  eine  sogenannte  partielle 
Differentialgleichung    zweiter   Ordnung   für   F.^     Aber   wir 

■  Diese  partiell«  Difibrentialg^chnng  hat  caerat  Liowillb  (1B50)  in  der 
eisten  der  beiden  «of  S.  S7S,  Anm.,  genannten  Noten  allgemein  integrierL  Dort 


Pdr,yGOOgIe 


298     Dritter  AbaokniU:   Dia  F^mdammialgteietiangen  dtr  Fläelienlhtorit. 


bOimeii  doch  die  Fanction  F  aas  ihr  bestimmen,  ohne  die  Theorie 
derartiger  Gleichangen  dazn  heranznzieheii,  and  zwar  beruht  diee 
darauf  dass  es  gelingt,  zunächst  den  Äosdrack: 

(3)  '-^ 
za  bestimmen. 

In  der  Tbat  Ifisst  sich  ja  (2)  so  schreiben: 

(4)  K £F, 

sodass,  da  E  eine  Constante  ist, 

F.  aiogF 

oder  also  nach  (3)  und  (4): 

ist.     Hierfür  aber  können  wir  schreiben: 

Also  muss  ilu— '^A*  eine  Fanction  Ton  u  allein  sein.  Be- 
zeichnen wir  sie  fuir  den  Augenblick  mit  tu  (u),  so  kommt: 

(5)  Ä.^p'  +  o'Cu). 

Wohlbemerkt  ist  /  eine  Fanction  von  u  und  von  D.  Da  aber 
(t>(u]  nar  von  u  abhängt,  so  giebt  es  Fanctioneo  «r  von  u  allein, 
für  die  ganz  analog: 

(6)  |^-  =  |ffi  +  «,{u) 

ist  Denn  dies  ist  ja  eine  BiccATi'sohe  Gleichung  flir  die  Functicai  a 
von  u  (Tgl.  I  S.  213,  214).  Wir  brauchen  aber  diese  Gleichung  gar 
nicht  zu  integrieren,  denn  ib(u)  bezeichnete  uns  irgend  eine  Fanc- 
tion Ton  u,  die  vorläufig  keiner  besonderen  Beschränkung  unter- 
worfen ist.  Wenn  wir  also  anter  cr(u)  irgend  eine  Function  tod  u 
allein  verstehen,  so  können  vrir  ans  umgekehrt  to{a)  dnrch  (6) 
definiert  denken. 


behandelt  er  gerade  oneer  gegenwKrdgea  Problem.    Vgl.  aach  seine  Aibäf. 
„Snr  l'^qnation  anx  diffärences  partiellea 


Comptea  Kendua,  t  XXXVI  (1863),  odei  Joiim.  de  Uatb.  p.  et  app.,  1.  f^ 
t  XVin  (1668).    Wir  folgen  im  Teste  Mdaer  Methode. 


Pdr,yGOOgIe 


§  5.     Verbiegunff  von  Flächm  amaUmter  &iimmung.  299 

AlBdana  folgt  aaa  (5)  and  (8) 
(7)  A.  -  ff-  =  i(A»  -  ff»)  -  i(i  -  (r)(i  +  ff). 

Hier  haben  wir  o-'  statt  dazdu  geschrieben,  weil  a  nnr  von  u  ab- 
hängt und  daher  a"  nnr  den  DifFerentialqootienten  nach  u  b^ 
deuten  kann. 

Jetzt  liegt  es  nahe,  zu  Tersucben,  zunächst  X  —  a  anstatt  X 
selbst  za  bestimmen.     Wir  setzen  daher: 


(8) 

^-i-. 

und  önden  aoB 
oder: 

oder  aach: 

m 

IH-iltilt  +  iir) 

Dies  aber  ist  ( 

line 

Bedingung  für  die  Fonction: 

(9) 

nämlicli  diese; 

_  1 

(10) 

P^  =  -\-ffV. 

Wäre  ans  v  bekannt,  so  würde  uns  (9)  auch  fi  und  darauf  (8) 
auch  X  geben,  denn  hieniaeh  ist  ja: 

;ll)  A  =  l  +  ff. 

Mithin  wird  es  darauf  ankommen,  die  Form  der  Function  «(u,  u) 
ans  (10)  abzuleiten. 

Zu  diesem  Zweck  machen  wir  wieder  von  dem  Umstand  Ge- 
brauch, dasB  (7  irgend  eine  Function  von  u  bedeutet.  Wir  können 
also  statt,  a  eine  Function  r  von  u  allein  vorlegen  und 

(12)  <r -f 

setzen,  und  zwar  thun  wir  dies,  weil  dann  die  Gleichung  (10)  eine 
bequemere  Form  annimmt,  nämlich  diese: 


Pdr,yGOOgIe 


800  Dnütr  AluehmU:  tH»  mmdammialgleüAuiigtin  dar  PlädumäKänt. 
oder: 

(13)  ^.--=-27- 

Links  steht  jetzt  der  partielle  DiffereDtialqsotient  von  v.t  nach  n 
Wir  würden  diese  Gleichung  daher  anawerten  kOnnen,  wenn  such 
rechts  ein  partieller  Differentialqnotieiit  nach  u  stända  Dies  aber 
erreichen  wir,  wenn  wir  abermals  eine  neae  Fanction  V  Ton  u  alieb 
statt  T  einfuhren,  indem  wir  setzen: 

(14)  ~  =  2V. 
Dann  ist  wir  =  2ü'v,  sodass  (13)  giebt: 

woraus  folgt,  dass  2^')' +  IT*  eine  Fanction  von  t)  allein  sein 
muBS.    Wird  diese  Function  mit  —  V  bezeichnet,  so  haben  wir  nnnr 

Wegen  (12)  und  (14)  ist  aber  jetzt: 

"  ~  v  ' 
also  nach  (15)  und  (11): 

wofQr  wir  auch  schreiben  kOnoeo: 

l-A.[l„gp-_21„g(£/+D]. 

Jetzt  lehrt  (3),  dass  logF  die  Form  hat: 

log  J?-  log  I/'  -  2 log(£^  +  F)  +  log  r, 
wo  W  noch  eine  Function  von  ti  allein  bedeutet,  sodass  wir  haben: 

Setzen  wir  aber  diesen  Wert  in  die  ursprüngliche  GHeichung  (2)  eu, 
so  kommt: 


Pdr,yGOOgIe 


§  5.    Varhiegwng  von  Fläehen  oonatanter  ^ii^mang.  301 

sodass  die  Snbstitatioii  dieses  Wertes  in  (16)  scbliesslicb  ergiebt: 

(1')  ^  =  -KjüTW 

Die  allgemeinste  Function  i'(u,  D)  also,  die  der  Be- 
dingung (2)  genügt,  bat  diese  Form  (17),  in  der  U  eine  be- 
liebig zu  wählende  Function  von  u  allein  und  V  eine  be- 
liebig zn  wäblende  Function  von  D  allein  bedeutet 

Aber  dies  gilt  wohlbemerkt  nor  unter  der  Yoraossetzong,  Aaes  K 
eine  Constante  ist. 

Nach  (1)  läsBt  sich  also  das  Quadrat  des  Bogenelementes  einer 
jeden  Fläche  von  der  constanten  Ertlmmung  K  auf  die  Form  bringen: 

"''  —  iwTvf'"""'- 

Fohren  wir  nun  U  and  V  als  neue  Parameter  u  mid  t>  eis,  wobei 
nach  wie  vor  die  MinjmalcnrveD  der  Fläche  die  Parameterlinien 
sind,  80  kommt  einfacher: 

''•'  —  i:0k- 
Daher: 

Satsl?:'  Das  Quadrat  des  Bogenelementes  einer  jeden 
Fläche  von  constanter  Krümmung  K  lässt  sich  auf  die 
Form  bringen: 

Hieraas  aber  folgt  weiter: 

Satz  18:'  Zwei  Flächen  von  derselben  constanten  Krüm- 
mung sind  stets  auf  einander  verbiegbar. 

Denn  man  kann  hiernach  ihre  Bogenelemente  durch  geeignete 
Wahl  der  Parameter  auf  dieselbe  Form  bringen. 

Bezüglich  der  Flächen  constanter  positiver  Erttmmuug  K 
kann  hier  noch  ohne  Mühe  ßine  Folgerung  gezogen  werden:  Da  die 
Kugel  vom  Badius  1 :  Y^  die  constante  positive  Krümmung  K  hat, 
so  ist  jede  Fläche  constanter  positiver  Krümmung  auf  eine 
Kugel  verbiegbar,  nach  Satz  18.  Die  Kugel  aber  kimn  in  sich 
nicht  nur  auf  eine,  sondern  auf  cxi*  Arten  gedreht  werden.    Daraus 

'  Ratz  von  Liovville  (IS&O),  vgl.  die  Anm.  zu  S.  273. 

'  Satz  von  MiNsnro  (IB99),  vgl.  die  Änm.  zd  S.  273.  Mikdiho's  Beweis 
verwendet  eine  andere  Methode  als  die,  die  wir  hier  oHcb  Lioüvii.lb  benntzt 
babeo. 


Pdr,yGOOgIe 


902     Dritter  Jbachmtt:   Die  je\mdameatalgleiehmigen  der  Fläehmtheone. 


folgt,  dass  eine  Fläche  constanter  positdrer  ErOmmong  saf  ao*  Arten 
in  sich  Terbogen  werden  kann.  Dasselbe  kann  man  flhrigens  von 
den  Flächen  conetanter  negatiTer  Erttmmnng  beweisen,  worauf  wü 
nicht  näher  eingehen.  Man  kann  sagen:  Es  giebt  drei  Arten  von 
Fliehen,  die  einen  lassen  eich  nicht  stetig  in  sich  verbiegen,  die 
anderen  auf  oo*  Arten  —  das  sind  die  auf  Botations^Ushen  ver- 
biegbaren  Flächen  nicht-conatanter  Eillnuunng  — ,  und  die  letzten 
auf  oc'  Arten,  —  und  dies  sind  die  Flächen  constanter  Ertlmmang. 
Wir  haben  aber  nicht  die  Absicht,  ans  der  sehr  weit  ausge- 
bauten Theorie  der  Terbiegang  hier  noch  weiteres  zu  bringen.  So 
übergehen  wir  auch  die  Theorie  der  Yerbiegung  geradliniger 
Flächen. 

§  6.    Dlff^ntiaDnvuianten  einer  Riche. 

Die  Paragraphen  3  bis  5  sind  als  eine  Sinschaltong  za  be- 
trachten, die  an  eine  der  drei  Fundamentalgleichungen  der  Flächen- 
theorie uigeknüpft  wurde.  Wir  bitten  daher  den  Leser,  wieder  auf 
die  Betrachtnngen  der  Paragraphen  1  und  2  zurückzugehen. 

Wir  fanden  dort,  dass  sich  die  zweiten  partiellen  DifferenÜal- 
quotienten  der  rechtwinkligen  Coordinateo  x,  y,  z  einer  Fläche: 

(1)  x  =  <f>{u,v),      y  -  r(w>  »).      «  =  ^(tt,  t>) 

nach  den  Parametern  u  und  v  durch  die  ersten  partiellen  DifTeren- 
tialquotienten  Ton  x,  y,  z,  durch  die  FundamentalgFÖsseu  und  die 
partiellen  Differentialquotienten  der  Fundamentalgrössen  ausdrücken 
lassen.  Indem  wir  alsdann  die  dritten  Ableitungen  von  a-,  y,  z  za 
berechnen  unternahmen,  sahen  wir,  dass  sich  x„^,  und  x^^^  auf  je 
zwei  Weisen  finden  lassen,  und  dasselbe  galt  von  y^^,,  y„,  und 
von  z^^^,  z^,,.  Durch  Gleichsetzen  der  jedesmal  erhaltenen  beiden 
Werte  kamen  wir  zu  sechs  Gleichungen,  die  sich  aber  auf  nur  drei 
von  einander  unabhängige  reducierten,  auf  die  drei  Fundamental- 
gleichungen der  Flächentbeorie.  Es  waren  dies  Gleichungen,  die 
nur  die  Fundamentalgrössen  und  ihre  Ableitungen  enthielten. 

Wir  deuteten  schon  auf  8.  272  an,  da»  wir  darauf  ausgehen, 
nachzuweisen,  dass  zu  solchen  sechs  Functionen  M,  F,  G,  L,  M,  -V 
von  zwei  Veränderlichen  u  und  u,  die  diesen  drei  Fundamental- 
gleichungen Genüge  leisten,  stete  Flächen  (1)  vorhanden  sind,  bei 
denen  sie  die  Rolle  der  Fundamentalgrössen  erster  und  zweiter 
Ordnung  spielen;  ja  wir  wollen  überdies  zeigen,  daas  alle  Fläcben, 
die  diese  sechs  Grössen  zu  FnndamentalgröBsen  haben,  mit  einander 


Pdr,yGOOgIe 


Diffarmtiaiinvorüintm  einer  Fläche. 


congment  Bind.  Es  ist  also  unsere  Absicht,  in  Bezug  auf  Flächen 
dasjenige  Problem  zu  erledigen,  das  wir  in  Bezug  auf  CurTen  im 
ersten  Bande  in  den  Paragrapheo  13  und  14  des  zweiten  ÄbschnitteB 
behandelt  haben.  Wie  wir  damals  einen  Paragraphen  über  die  Diffe- 
rentialinrarianten  der  Curven  rorausschickten,  so  wollen  wir  anch 
hier  roreret  die  Frage  nach  allen  DiSerentialinTaiianten  einer  Fläche 
beantworten. 

Unterwerfen  wir  eine  Fläche  (1)  allen  Bewegungen  des  Baumes, 
so  geht  sie  in  unendlich  viele  neue  Lagen  über.  Dabei  werden  die 
rechtwinkligen  Coordinaten  x,  y,  z  andere  und  andere  Functionen 
der  Parameter  u  and  v.  Wenn  nämlich  der  Punkt  {x,  y,  z)  der 
Fläche  bei  einer  Bewegung  in  den  Punkt  [x,  y,  z)  abergeht,  so  ist^ 
wie  in  (2),  I  S.  201: 

x  =  <t^x  +  aty  +  a^s  +  a, 


(2) 

wobei  die  a,  ß,  y  solche  Gonstanten  sind,  die  den  Formeln  I  (Q, 
(2)),  {E),  (i^  GeuDge  leisten,  im  Übrigen  aber  beliebig  gewählt  werden 
können,  während  et,  b,  e  überhaupt  ganz  willkürliche  Gonstanten  be- 
deuten. Da  X,  y,  z  nach  (1)  Functionen  von  u  und  »  sind,  so  sind 
X,  y,  z  nach  (2)  eben&lls  Functionen  von  u  und  v,  die  aber  noch 
willkürliche  Constanten  enthalten. 

Wir  fragen  nun  nach  allen  denjenigen  Functionen  von  x,  y,  z 
und  ihren  partiellen  Differenüalquotienten  nach  u  and  u,   die  bei 
allen  Bewegungen  ungeändert  bleiben,  d.  h.  also  nach  allen  Functionen 
J{x,y,  z;    x^,  x^,  y^,  y^,  *■„,  z„;    *„,  «„,j  *„  ■  •  •)' 

die  ungeändert  bleiben,  sobald  man  in  ihnen  x,  y,  z  durch  die  fVnc- 
tionen  i,  y,  z  ersetzt,  die  noch  willkürliche  Constanten  enthalten. 
Alle  derartigen  Functionen  J  heissen  Differentialinrarianten 
der   Fläche  hinsichtlich  der  Bewegungen.^ 

Zum  besseren  Verständnis  dieser  Deänition  ist  noch  zu  be- 
merken, dass  infolge  von  (2)  die  ersten  Ableitungen  von  x,  y,  z 
nach  u  und  v  die  Formen  haben: 

'  Wie  wir  scbon  in  der  Anm.  zn  I  S.  44  bemerkten,  ist  der  Begriff  der 
Diffecentislinvarianten  überhitapt  allmählich  soBgebildet  worden.  Seine  völlige, 
schcrfe  und  allgemeine  Definition  nnd  Theorie  aber  verdankt  man  Lnt'e 
Arbeiten  ans  den  Jahren  1882 — 84.  Wir  nennen  von  seinen  vielen  Arbeiten 
hierüber  nur  die  eine:  „Über  Differentialinvarianten",  Math.  Ann. 
24.  Bd.  (1664). 


Pdr,yGOOgIe 


304      DnOrn-  Aba<AtUtt:   Die  FundammiaigkiciMngm  der  Flädtentheorii. 


y.  =  ßi^u  +  ßtVu  +  A^.     y,  =  ßx',  +  ßtV,  +  Ä^' 
K  =  ?'i '-  +  Yi  y..  +  n  ^- '     ^. "  J"!  *.  +  y»  y-  +  ^s  ^ 

und  dase  sich  die  höheren  Ableitungen  analog  ausdrucken.  WeDn 
wir  nämlich  zur  Vereinfachtmg  unter  X^^  diejenige  Ableitung  einer 
Function  X  yon  u  und  v  rerstehen,  die  sich  durch  t-malige  Differen- 
tiation nach  u  und  A-malige  Differentiation  nach  v  ergiebig  also  all- 
gemein setzen: 

so  ist  nach  (2): 

^»  =  ?'i*(*  +  J'.yi*  +  ?'»^«- 

Nun  soll  die  Fnnction  J  eine  DifferentialinTariantc  heissen,  wenn 

die  Gleichung: 

(6)    I    ■'t^'^'^'  ^lo'^oi'yio'yoi'^io.^oi;  ^M'^iu^o»---)  = 

infolge  von  (2)  und  (5)  besteht,  wie  auch  die  Coefficienten  a,  b.  e 
und  die  KichtungBcosinns  «,,  «,,  «j,  ß^,  /?,,  z?,,  ^-j,  y,,  y,  ge'träJult 
sein  mögen,  vorausgesetzt,  dass  diese  Cosinus  die  in  Tafel  I  an- 
gegebenen Bedingungen  erfüllen.  —  Es  ist  rielleicht  überfltsB^, 
hierbei  hervorzuheben,  dass  z.  B.  ij^  und  x^^  nach  der  Definition  (4) 
die  Ableitungen  x^  und  x^  bedeuten,  sodass  die  Formeln  (3]  mit 
in  (5)  enthalten  sind. 

Noch  deutlicber  wird  die  Definition  der  Differentialinvarianteu 
werden,  wenn  wir  einige  Beispiele  angeben.  Solche  Beispiele  sind 
die  Fnndamentalgrössen  erster  and  zweiter  Ordnung  E,  F,  G,  L,  M,  X 
deren  ünveränderlichkeit  bei  den  Bewegungen  des  Raumes  wir  schon 
in  Satz  Ü,  8.  16,  und  Satz  5,  S.  107,  ausgesprochen  haben.  Bei 
unserer  Bezeichnungsweise  (4)  ist  nach  XI  {A)  insbesondere: 

1-^=^10       +yw        +zw       . 

Zur  Bestimmung  aller  Differentialinvariauten  wenden  wir  mit 
einigen  Umstellungen  in  der  Beihenfolge  der  Schlnssfolgerungen  die- 


Pdr,yGOOgIe 


§  6.    DiffererttiaHnvarianim  einer  Fläche.  305 


selbe  Method«  an  wie  bei  dem  eatsprechendea  Problem  fUr  die 
CuTTeii  in  §  12  des  2.  Abschn.,  1.  Bd.  Wie  dort  auf  S.  202  er- 
kennoD  wir  ancb  hier: 

Die  DifferentialiDTarianten  sind  frei  von  x,  y,  z  selbst, 
was  genau  wie  damab  so  auch  hier  daraas  folgt,  diüiB  die  ganz 
willkürlichen  Constanten  a,  b,  c  nur  in  den  Formeln  (2),  dagegen 
nicht  in  den  Formeln  (5)  anftreteo. 

Jetzt  beweisen  wir  weiter  eine  Behaaptong,  die  analog  der 
letzten  Bemerkung  des  erwähnten  Paragraphen,  I  S.  208,  ist,  dort 
aber  aoa  dem  Gesamtei^bnis  geschlossen  wurde,  während  wir  üe 
hier  benutzen,  am  das  Ergebnis  selbst  abzaleiten: 

Wenn  nämlich  eine  Function  /  eine  Differential- 
invariante  ist,  so  sind  auch  alle  ihre  partiellen  Äblei- 
tangen  nach  u  and  v  Differentialinvarianten. 

Um  dies  zu  beweisen,  wollen  wir  der  ÜbersichtUchkeit  halber 
in  J  nor  eines  der  Argumente,  x^^,  besonders  angeben  and  die 
Qbrigen  Argumente  durch  Punkte  andeuten: 

/(.„ . . .). 

Es  soll  dann  unter 

«'(*«  - .  ■) 
dieselbe  Function  verstanden  werden,  nachdem  aber  überall,  nicht 
nar  in  dem  einen  Argumente  x^^,  die  Zeichen  x,  y,  x  durch  x,  y,  z 
ersetzt  worden  sind.     Ist  nun  /  eine  DifFerentialinTariante,   so  ist: 

•'S.  ■  ■  •)  -  •'(',.  ■  ■  •) 

infolge  7on  (5)  and  zwar  für  alle  Werte  von  u  and  v.  Daher  darf 
die  Formel  zunächst  nach  «  differenziert  werden.    Also  ist: 

(**)  —TS        -  ■      Wl>. 

Nun  steht  aach  rechts  wieder  eine  Fnnction  der  partieUen  Differen- 
tialgaotienten  von  z,  y,  z  nach  u  und  v,  denn  es  ist  ja: 

3  J(a!n . .  ■)         h  J(3in .  ■ .)    gact 

hu         "^        Ö«,.  du    ■*■•■■' 

WO  rechts  so  viele  Summanden  stehen,  als  /  Argumente  hat;  und 
nach  der  Definition  (4)  können  wir  hierßtr  schreiben: 

'  '  — Tu — Fn *<  + 1,  *  +  ■  " 

Demnach  ist  die  rechte  Seite  von  (8)  eine  Function  der  Ableitangen 
▼on  x,y,z;  und  links  steht  in  (8)  dieselbe  Function,  aber  in  ^^z 

Scammaa,  Ottnn.  Dift.    U.  80 


.dr,yGoogIe 


306     Driäer  Abschnitt:    Die  Fundamentalgleichungen  der  Fläehenthtorit 

statt  X,  y,  z  geschrieben.  Die  Gleichung  (tj)  sagt  ans,  dnss  die 
Function  (9)  ebenfalls  eine  Differentialinvariante  ist 

Ebenso  können  wir  beweisen,  daas  die  partielle  Differentiation 
einer  Differentialinvariante  /  nach  v  wieder  eine  Differentialinvamnte 
liefert;  und  weiterhin  folgt,  dass  dasselbe  auch  fKr  beliebig  häafige 
Differentiation  nach  u  und  v  gilt,  sodass  unsere  obige  Behauptan^ 
als  richtig  dai^ethau  ist 

Da  wir  hiermit  ein  einfaches  Mittel  haben,  ans  schon  bekanDten 
DifferentialinTarianteo  neue  abzuleiten,  eo  kfinnen  wir  es  z.  B.  auf 
die  FnndamentatgrOssen  E,  F,  G,  L,  M,  N  anwenden,  die  ja,  wie 
wir  wissen,  DifferentialiDTarianten  sind. 

Hiernach  sind  nicht  nur  die  Fnndamentalgrössen  erster 
ond  zweiter  Ordnung,  sondern  auch  alle  ihre  partiellen 
Ableitungen  nach  den  Parametern  u  and  v  Differential- 
invarianten. 

Fragen  wir  jetzt  zunächst  nach  allen  denjenigen  Differeotial- 
invarianten,  die  nur  die  ersten  partiellen  Ableitungen  von  ;r,  y  ond : 
enthalten,  also  nach  den  sogenannten  Differentialinvarianteu 
erster  Ordnung,  so  handelt  es  sich  darum,  diejenigen  FunctioDea 

•^(^h'  *ü'  ^11'  y»'  ^u'  O 

zu  bestimmen,  für  die  infolge  von  (3): 

•'(*„.  K-  Vu-  y.'  h<  '^  =  •'(*»'  ^i-  y«'  y,'  '*•  ^J 

ist  Sie  sind  leicht  gefunden.  Die  Gleichungen  (3)  n&mlich  sind. 
abgesehen  von  den  Bezeichnungen  der  Veränderlichen  —  indem 
hier  die  Indices  u  und  v  statt  1  und  2  stehen  — ,  genau  dieselben 
wie  die  Gleichungen  in  I  S.  203  oben,  sodass  analytisch  dasselbe 
Problem  wie  damals  vorliegt.  Nach  I  S.  204  erkennen  wir  also, 
dass  jede  Differeutialinvariante  erster  Ordnung  eine  Function  von 
den  dreien  ist: 

*B*  +  yJ  +  K*>    V  +  y/  +  '^/f    '«*=  +  y^y»  +  '.^.• 

d.  b.  eine  Function  der  drei  Fundamentalgrössen  erster 
Ordnung  £,  F,  G. 

Da  jede  Function  von  Differentialinvarianten  wieder  eine  ßiSe- 
rentialinvariante  ist,  so  folgt,  dass  E,  F,  G  die  einzigen  wesent- 
lichen Differentialinvarianten  erster  Ordnung  sind. 

Jetzt  benutzen  wir  den  Satz  2,  S.  264,  nach  dem  sich  alle  par- 
tiellen Ableitungen  von  x,  y,  z  von  den  zweiten  an  dorch  die 
ersten,    durch    die   Fundamentalgrössen    und   die   AbleitmigeD  der 


Pdr,yGOOgIe 


§  6.    IH/fermtialinDarümlm  einer  Flädtt.  S07 

Fnndameotalgrösaeo  ansdracken  I&ssen.  'Hiuq  vir  dies  in  irgend 
einer  DiffereDtialinvariante  J,  so  sehen  wir,  dass  sie  sich  als  Fimc- 
tiOD  der  ersten  AbleitnogeD  ron  x,  y,  z,  der  FandamentalgrOsBen 
and  der  Ableitungen  der  FandamentalgrÖBsen  darstellen  läset. 

Jede  Differentalinvariante  l&sst  sieb  daher  anf.die 
Form  bringen: 

/(*_,  x^,  y^,  y^,  2^,  2^\  M,  F,  G,E^..  .;   L,  M,  N,L^...), 

in  der  die  paiüeUen  DifferentialqiiotienteQ  von  B,  F,  G  und  L,M,N 
dnrch  Ponkte  angedeutet  Ednd. 

Die  Eigenschaft  dieser  Function,  bei  allen  Bewegongen  un- 
geändert  zu  bleiben,  wird  dorch  die  Gleichnng  aosgedrtlckt: 

^C*«. K' y- y.. K' h'  ^' ^'  ^'A-- ■>  ^' ^' -A^,  ■£«■■■)  = 
=  •'('■'  S'  y«'  y,'  *-'  'v'  ■^'  ■*■»  ^'  ■*«  •  ■  •;  ^'  ^'  ^^^u--  •). 

wo  E,  F,  6,  L,  M,  N  und  ihre  Ableitungen  auch  links  stehen,  weil 
diese  Functionen  bei  allen  Bewegungen  ungeändert  bleiben. 

Die  Gleichung  bleibt  notwendig  richtig,  wenn  man  f^  die  rechts 
und  links  genau  an  gleicher  Stelle  stehenden  Functionen  E,  F,  Q, 
L,  M,  N  und  ihre  Ableitungen  irgend  welche  Zahlen  setzt,  denn 
die  Gleichung  soll  ja  infolge  von  (3)  allein  besteben,  also  ohne  Rflck- 
eicht  auf  die  Bedeutung  dieser  Functionen.  Wenn  wir  aber  Zahlen 
einsetzen,  so  reduciert  sich  die  DifferentialinTariante  3  auf  eine 
Function  Yon  x^,  x^,  y^,  y^,  z^,  z^  allein,  also  auf  eine  Di£FerentiaI- 
iuTariante  erster  Ordnung.  Da  wir  aber  gesehen  haben,  dass  jede 
Differentialinvariante  erster  Ordnung  eine  Function  tou  B,  F,  G 
allein  ist,  so  schliessen  wir,  dass  die  Function  /  vor  der  Sub- 
stitution von  Zahlen  eine  Function  der  Fundamentalgrdssen  und 
ihrer  Ableitungen  allein  ist 

Andererseits  ist  mit  den  Fundamentalgrössen  nnd  ihren  Ab- 
leitungen auch  jede  Function  dieser  Functionen  eine  Differential- 
inrariante.     Mithin  folgt: 

Sati  19:    unterwirft  man  eine  Fläche 

.x~q){u,v),      y~x{^,v),       z^tp(u,v) 

allen  Bewegungen  des  Raumes,  ohne  ihr  Parametersystem 
zu  ändern,  so  ändern  sich  ;r,  y,  z  und' ihre  partiellen  Ab- 
leitungen nach  u  und  v.  Kine  Function  dieser  GrOssen 
bleibt  bei  allen  Bewegungen  dann  und  nur  dann  ungeän- 
dert,   wenn    sie    eine    Function    der    sechs    Fnndamental- 


.dr,yGoogIe 


808     Dritter  Absehnüt:   Die  FundamentagiMdttmgm  der  Ftäeheniluorü. 

grösseu  £,  F,  G,  L,  M,  N  and  ihrer  partiellen  AbleitnngeD 
nach  u  and  v  ist  Hierbei  wird  von  den  TaDgenteDfl&cIieD 
der  Minimalcorven  abgesehen. 

Die  letzte  EinschiftukoDg  ist  deshalb  ndtig,  weil  wir  den  Satt  2, 
8.  264,  benatzt  haben. 

Wir  wollen  eine  AnweDdoDg  machen:  Es  ist  leicht  einznsehen, 
daas  jede  Somme  von  der  Form 

oder 

eine  DifferentialinTariante  ist,  denn  analog  (5)  ist  auch: 

*r.  =  *^  'm  +  «» .Vr.  +  "S  ^r»  • 

sodasa  üch  ergiebt: 

Nach  1{C)  aber  ist  die  rechte  Seit«  gleich  S'^j^^rc  ^'^'  ^^ 
behauptet  warde: 

Da  also  S^j^t^:^,  eine  DifferentialinTariante  ist,  so  folgt  Mr  sie  ans 
Satz  19: 

Sau  20:    Sind 

x~if>{u,v),      y  —  rK").      «-^(«.») 
die  Oleichungen  einer  Fläche,  die  keine  Tangentenfläche 
einer  Minimalcurve  ist,  so  ist  jede  Summe  von  der  Form: 

als  Fanction  der  FandamentalgrÖBsen  E,  F,  G,  L,M,  N  nni 
ihrer  partiellen  Ableitungen  nach  u  und  v  darstellbar. 

Die  Formeln  (4),  S.  264,  gestatten  one,  dies  fOr  die  einfiKhateD 
Summen  von  dieser  Art  wirklich  auszurechnen.  Wir  machen  dabei 
Gebrauch  davon,  dass 


Pdr,yGOOgIe 


§  6.    Di^irmtialintxinantm  mner  Fläche.  309 

nach  XI  (C),  femer 

SCi'.^,  -  ■'.^J'«  =  0,       8(j„r,  -  ^„y^r,  =  0 
und  endlich 

ist  Nach  (4),  S.  264,  berechnen  wir  nämlich  t^„,  bilden  analog  y^« 
und  aJu  und  addieren  alle  drei.  Wegen  der  soeben  angegebenen  Glei- 
chnngen  erhalten  wir  alsdann  S«Ju  als  Function  ron  E,P,G,L  und 
den  ersten  Ableitungen  Yon  B,  F,  G.  Entsprechend  lassen  sich  die 
anderen  ähnlichen  Summen  berechnen.     So  kommt: 

-  iE^F^F -  AB^F^S -\-  iFJ E), 
Bxl,       =Jf»  +-^{E^*G-'2E^G^F+G^*E), 

-  iG^F^G  -  iG,F^F+  4F^'G), 

-E^G^F-  g^G^E+2F^G^E), 

-E^G^E--  E,G^F+  2E^F^F  + 
+  2F^G^E+2F^Q^F-4F^F^F), 

S^«,*„.-'*'-^+  -i^rif^^'^+G,G,E-2G,F^F- 

-6^E^G-G^E^F+2E^F^G). 

Der  Satz  19  bestätigt  die  grosse  Bedeutung  der  Fundamental- 
grössen:  Kennt  man  die  FundamentalgrSsseu  E,F,  G,  L,  M,  N 
einer  Fläche,  so  kennt  man  auch  alle  ihre  Differentäalinrarianten. 

Die  Bedeutung  der  Fundamentalgrdssen  wird  in  den  folgen- 
den Paragraphen  noch  stärker  herrortreten.  Wenn  nämlich  zwei 
Flächen  dieselben  Fundamentalgrössen  haben,  so  haben  sie  hier- 
nach überhaupt  dieselben  DifferentjahnTarianten.  Dass  alsdann 
die  Flächen  mit  einander  congment  sind,  werden  wir  in  §  9  er- 
kennen. 


Pdr,yGOOgIe 


810     Dritter  AbacMit:   Die  FundamentaigleielMngm  der  Flächentheont. 


§  7.    RIcMungscoilnui  einu  beglettmden  Drelkantt.  ^ 

Wir  n&hem  uns  jetzt  der  LSsoBg  der  Aufgabe,  zu  gegebenen 
FuDdametitalgrösBen  die  Fläche  za  finden.  Da  diese  LSsang  nicht 
ganz  ein&ch  ist,  so  erscheint  es  nns  angemessen,  ihre  Behandlung 
iu  eine  Reihe  einzelner  Schritte  zu  zerlegen.  Das  Problem  hat 
einige  Analogie  mit  dem  in  §  13  und  H  des  2.  Abschnittes  im 
ersten  Bande  behandelten  Problem  fitr  Cnrven,  Wie  dort,  so  werden 
wir  auch  hier  darauf  ausgehen,  statt  der  rechtwinkligeu  Goordinaten 
der  Flächenpunkte  zunächst  die  Cosinus  dreier  zu  einander  senk- 
rechter Bichtungen  zu  berechnen,  und  zwar  dreier  solcher  Bich- 
tungen,  die  in  naher  Beziehung  zum  Fl&chenpunkte  stehen.  Wir 
bereiten  demnach  die  Lösung  unseres  Problems  dadurch  vor,  daas 
wir  im  gegenwärtigen  Paragraphen  ein  solches  Axenkreuz  genauer 
untersuchen. 

Im  Punkte  (tt, »)  der  Fläche: 

(1)  x  =  q>{u,v),      y=/(«,p),      z~tff{u,v) 

haben  wir  zunächst  eine  ausgezeichnete  Richtung,  die  der  Flfichen- 
normale,  mit  dei^  Cosinus  X,  Y,  Z.  Zwei  zu  dieser  senkrechte  und 
auch  zu  einander  senkrechte  Richtungen  werden  aladann  dadurch 
bestimmt,  dass  wir  nach  irgend  einem  Gesetze  zwei  zu  einander 
senkrechte  Tangenten  des  Punktes  (ti,  v)  auswählen. 

Dies  geschieht  so:  3ind  k  und  x  die  Werte  von  dv.du  ftr 
zwei  ;!U  einander  senkrechte  Fortachreitungarichtnngen ,  so  ist  nach 
Satz  (11),  S.  38: 

(2)  E-^F{k-^x)^Gkx  =  Q. 

Verstehen  wir  jetzt  unter  k  eine  irgend  wie,  aber  bestimmt 
gewählte  Function  von  u  und  v,  so  ist  damit  jedem  Punkte 
(u,  v)  der  Fläche  eine  Richtung  {k)  zugeordnet  Der  alsdann  aus  (2) 
folgende  Wert  von  x: 

(^J  *  "  -  -YTök 

ist  ebienfalls  eine  Function  von  u  und  v  und  gieht  in  jedem  Punkte 

'  Solchen  LeBem.  denen  die  fblgeudea  Betracb taugen  vorerst  zu  sohirierij 
sein  BoUten,  raten  wir,  die  Paragraphen  7  bis  9  su  ttberschlagea 
Wenn  sie  nnr  die  Sätie  2&— 27  des  §  9,  S.  33B,  in  sieh  aufnehmen  und  lie 
ohne  Beweis  als  richtig  gelten  lassen,  so  wird  ihnen  das  Folgende,  von  g  10 
an,  verstlndlich  sein.  Das  Stadium  der  g§  T — 9 '  kann  also  auf  spttere  Zeit  ^a- 
BOhoben  werden. 


Pdr,yGOOgIe 


§  7.    mchtungacoaimu  eine»  begleiiatdan  Dreikcmts. 


311 


(m,  v)  die  zur  Bichtang  [h)  Benkrechte  Richtung  an.    Sind  X,,  ^,,  3i 

die  CoainuB  der  Eichtung  (k)  und  ^,  ^,,  St   die  der  Richtung  {x), 

so  ist: 

Xi  :?)i  =3,  =  (',  +  *'.):{?_  +  Ay.):(^,  +  *0- 
3^-d,-S,  =-  (^.  +  »'.):(5'.  +  «y,):(^  +  «^)- 

Da  nach  XI  {A): 

iet,  so  folgt; 

und  eotaprechend  kommt: 


"  V£  +  i;F*+(?»^' 


»■  +  »»- 


3.-7 


Wenn  wir  hierin  den  Wert  x  ans  (3)  einsetzen,  so  gehen  die  Aus- 
drilcke  hervor: 

-{F+  Gk)x^  +(.g-l-  Fk)x, 
DVJi  +  afi  +  Ok* 

I>V£+"af  A  +  OA"        ' 

-  (f  +  gi)»,  +  (^  -1-  fifc)». 

Hierin  haben  wir  das  Vorzeichen  schon  so  gewählt,  dase  die 
Determinante  der  CJosinus  der  drei  Richtnngen  (3ci:^i:3i)>  (3^  =  ?)j=3jV 
(X-.y-.Z)  gleich  +  1  Bind,  vorausgesetzt,  dass  wir  für  die  in  (4)  und 
(6)  auftretende  Quadratwurzel 


(6) 


i.- 


a- 


stets  deneelbeD  Wert  nehmen.  Denn  jene  Determinante  ist  zooäcbat: 
«.     3E,     JT 


,).     S, 


3,    3. 

Nach  XI  (Z)  aber  folgt  hieraus : 

m 


z 


,dr,Google 


812     Dritter  AbMhmä:   Die  Phmdammlaiglmclmngen  der  FtächentkeorK. 


Nach  I  S.  146  sind  jetzt  die  drei  Bichtangeo  ($i'%:^). 
(^  =  $i'-8i)'  (X:T:Z)  so  gegen  einander  orientiert  wie  die  ^,  y- 
tmd  z-Aze.  Wir  uenaeii  die  drei  vom  Fläcbenpunkt  (n,  v)  aiu- 
gehenden  G^eraden  mit  diesen Bichtungen  das  begleitende  Dreikant 
des  Punktes  {u,v)  der  Fläche.  Bei  seiner  FeststelinDg  kann  die 
Function  k,  wie  gesagt,  willkilrlich  gewählt  werden. 

Wir  woUen  die  ersten  partiellen  Ableitungen  der  Bichtimgs- 
Cosinus  des  beseitenden  Dreikanta  nach  u  and  v  berechnen,  aber 
Dur  so  weit,  als  es  tue  die  späteren  Betrachtungen  nötig  ist  Um 
aber  aach  zum  Gebrauch  fertige  Formeln  zu  haben,  wollen  wir 
später  in  dem  Falle,  dass  k  =  0  gewählt  ist,  die  Formeln  toU- 
ständig  geben. 

WoUten  wir  nämlich  schon  jetzt  die  Formeln  in  aller  Äus- 
fObrlichkeit  entwickeln,  so  würde  ihr  grosser  umfang  und  das  Neben- 
sächliche der  Bechoong  den  allgemeinen  Überblick  erschweren. 

Wenn  wir  die  partiellen  Ableitungen  der  BichtungscosiDus  be- 
stimmen wollen,  so  haben  wir  dabei  die  Formeln  fflr  die  zweiten 
Ableitungen  von  x,  y,  z  nach  u  and  c  zu  benutzen,  die  wir  unter 
(7),  8.  268,  anfetellten.  Sie  zeigen,  dass  sich  die  zweiten  Ableitungen 
von  X  linear  and  homogen  durch  x^,  x^,  X  ausdrucken  mit  Coeffi- 
cienten,  die  nur  die  Fundamentalgrösseu  E,  F,  6,  L,  M,  N  nnd  die 
ersten  Ableitungen  der  FundamentalgrÖssen  £,  F,  6  enUtalten.  Wir 
wissen  femer,  dass  diese  Formeln  richtig  bleiben,  wenn  x  und  X  mit 
y  und  Y  oder  z  und  Z  vertauscht  werden. 

Wird  der  Wert  von  X, ,  der  oben  noter  (4)  angegeben  ist,  par- 
tiell nach  u  differenziert,  so  erkennen  wir,  dass  der  Differential- 
qnotient  zunächst  hnear  nnd  homogen  in  x^^,  x^^,  x^  and  x^  ist 
Die  CoefKcienten  hängen  dabei  nur  TOn  den  Gi^saen  S,  F,  G,  E^. 
■^B'  ^1.'  *  """^  K  ^-  Weon  wir  hierin  filr  x^^  und  x^^  die  Werte 
aus  den  citierten  Formeln  (7),  S.  268,  einsetzen,  so  erkennen  wir, 
dass  die  partielle  Ableitung  von  Xj  nach  u  linear  nnd  homogen  in 
x^,  x^  und  X  wird  mit  Ooef&cienten,  die  nur  von  den  Grössen 

(8)        E,  F,  G,  L,  M,  N;       E^,  F^,  G^,  E^,  P,,  ff,;       k,  k^,  k, 

abhängen.    Wir  gelangen  also  zu  einer  Formel  Ton  dieser  Gestalt: 


asE.  . 


«='^  +  ß'v+Y^, 


wo  a,  ß,  y  Functionen  der  Grössen  (8)  sind.  Nun  aber  können  wir 
die  beiden  ersten  Gleichungen  (4)  und  (6)  benutzen,  am  umgekehrt 
aus  ihnen  x^  und  x,  hnear  und  homogen  durch  3E,  und  ^  anstu- 


Pdr,yGOOgIe 


§  7.     ^chtungsBosinus  eines  begleitenden  Dreilcanis.  313 

drucken.    Setzen  wir  diese  Werte,  deren  Coefficienten  toq  S,  F,  G,  h 
abhängen,  in  die  hingeschriebene  Formel  ein,  bo  wird  sich  schliesslich 


enthalten  die  Coefficienten  nar  die  Grössen  (8). 

Dieselben  Schlüsse  gehen  für  die  ersten  Ableitungen  von  ^ 
und  ^  nach  »  und  v  überhaupt' 

Was  die  Äbleitnngen  Jf_  und  X^  betrifft,  so  sind  sie  schon 
unter  XTT  {S)  angegeben.  Auch  hierin  drücken  wir  z^  and  x^  wie 
oben  mittels  der  beiden  ersten  Formeln  (4)  und  (6)'  linear  und 
homogen  durch  3E,  und  X,  aus. 

Durch  diesen  summarischen  Überblick  über  die  zwar  theoretisch 
einfachen,  aber  praktisch  umständlichen  Bechenoperationen  erkennen 
wir  also,  dass  sich  sechs  Formeln  ableiten  lassen,  tou  denen  die  drei 
ersten  diese  Gestalt  haben: 

denen  die  fOr 

ai,        et,         dX 


m 


ganz  entsprechend  gebaut  sind.  Darin  sind  die  Coefficienten  Func- 
tionen  der  Grössen  (8). 

Da  diese  Grössen  (8)  sich  nicht  ändam,  wenn  x,  y,  z  cykliseh 
vertauscht  werden,  so  gelten  die  Gleichungen  (9)  such,  wenn  X  und 
X  durch  ^  und  7  oder  durch  3  u°d  Z  ersetzt  werden. 

Nun  aber  ist  nach  I  ((7): 

(10)  3E,'  +  9.'  +  8.'-i 

und  daher: 

oder,  wenn  die  Werte  der  Differentialqnotienten  aus  (9)  und  den 
sechs  analogen  Gleichungen  eingesetzt  werden: 

(11)  3E,(si,x,+«,j,  +  si,j)  +  |),(a,g),  +  a,8,  +  «.r)  + 

+  8,(a,3, +a>a  +  «.2)-»- 


,dr,Google 


314  Dritter  JbtdtniU:  Die  Fimdamentalfileiehiimgen  der  FtädteiUheorK. 
Weil  aber  nach  I  (£7)  aasser  (10)  aaoh 

ist,  so  folgt  ans  (11),  dass  2,  =>=  0  ist  Ebenso  moss  SB,  =»  0  Bein. 
Wenn  wir  ntin  wie  Boeben  mit  (10)  mit  der  Gleichnng 

rerfabren,  so  ergiebt  dieselbe  Schlussfolgerung,  dass  9, +  9,-0 
sein  mnss.  G^nau  so  folgt,  duBs  93,  +  IS,  und  ISj  +  3,  gleich  Null 
sein  mUssen. 

Ohne  näher  darauf  einzugehen,  bemerken  wir,  dass  die  Analogie 
mit  den  Formeln  in  I  S.  153  nicht  bloss  zufällig  ist 

Wir  haben  jetzt  also  gefunden: 

a,=lBj=.0.      189,  +  (£,=(£,+«,=.51,+ a,  -0. 
Mithin   haben    die  Formeln  (9)  fDr  die  partiellen   Ableitungen  der 
BichtuDgBcosinuB  nach  u  eine  noch  speciellere  Gestalt: 


(12) 


^  -  C,  3t,  -  B,  jr , 
y^-J,X  -C,äE,, 


und  da  dieselbe  Betrachtung  fOr  die  Ableitungen  nach  r  gilt,  so 
haben  wir  ausserdem  drei  Formeln  von  der  Gestalt: 


(IS) 


^-C,X,--B,X, 
— = —  ^  ji*  Jl   — "  C-  Jt,  , 


Die  Goefficienten  A^,  B^,  <\  und  J,,  B^,  C,  sind  dabei  Fiin> 
tionen  der  Grössen  (8).  Aach  wissen  wir,  dasa  die  Formeln  (12) 
nnd  (1 3)  richtig  bleiben,  wenn  X  und  X  durch  ^  and  ¥  oder  durch  3 
und  Z  ersetzt  werden. 

Aus  (12)  und  (13)  läast  sich  nun  die  zweite  Ableitung 

in  zwei  Weisen  berechnen.    Da  beide  Werte  Qhereinstinunen  mflsaas, 
Bo  finden  wir,  daes 


]H,zedr,yGOOgIe 


§  7.  mchtw^t 


einet  heglMtenden  Ztretkanta. 


-^{C,X,-B,X)=-^(C,X,-£,X) 


''» TT  ~  -^1 T^  +  *»  "ä7  "  -*■  TT  =" 

ist.    Setzen  wir  Uerin  fUr  die  Ableitungen  ^ 
aus  (12)  und  (13)  ein,  bo  kommt: 


3  3^  tmd  X  ihre  Werte 


Ebenso  ei^iebt  sich  je  eine  Bedingung,  wenn  wir 


■X.-0. 


g'3£. 


und 


3'Z 


aus  (12)  und  (13)  berechnen.  Diese  Bedingungen  gehen  schnelleT 
aus  (14)  hervor,  wenn  wir  hierin  S,,  3£,,  X,  femer  J^,  B^,  C^  und 
A^,  £^,  £?,  cfkliach  vertauschen.  Wir  kommen  so  zu  insgesamt 
drei  Gleichungen.  Man  bemerkt  aber  sofort,  dass  sich  die  sedis 
Coefficienten  der  drei  Bedingungen  durch  die  folgenden  drei  Grössen 
ausdrücken: 


(15) 


.  *^ 


öl«  " 


{B,C^-C,B;i, 
(C,  J,  -  A^C,), 
tA,B^-B,A,]. 
Die  Bedingungen  sind  nämlich  diese: 

ßx -rX,  =  o. 

j'SE,  -aX  -0, 
«I,-,ÜS,-0. 

Sind  nun  a,  ß,  y  nicht  alle  drei  gleich  Null,  so  sagen  diese  Glei- 
chungen ans,  dasa  sich  X,,  3E,,  X  wie  a,  ß,  y  zu  einander  verhalten. 
Dasselbe  würde  aber  fUr  %,  gl,,  Y  und  ftlr  ßu  3i.  ^  folgen,  was 
in  Widerspruch  mit  der  Gleichung  (7)  ist    Also  ist 

Also  erf&llen  die  Coefficienten,  die  in  (12)  und  (18)  auftreten, 


Pdr,yGOOgIe 


316     Driitvr  Abaehniü:    Die  Skmdammttügieiekungen  der  FläätenÜi^irK. 


wegen  der  in  (15)  äug« 
dingungeo ; 


ibeoen  Bedentang  von  a,  ß,  y  die  Be- 


(16) 


de         du        *    1    * 
dC,        ÖC,       ,  ,   „ 


I^  hat  sich  insgesamt  Folgendes  ergeben: 
SstE  21:    Liegt   eine  Fläche  vor,   die  keine   Tan^^enten- 
fläche  einer  Minimalcnrve  ist,  etwa  die  Fläche: 

x  =  ff>{it,v),      y  =  /{«,  o),       z  =  ti;(u,  v) 

und  wählt  man  im  Flächenpunkte  («,  tt)  eine  Tangente  da- 
durch aus,  dass  man  ihre  Richtung  (k^dv.du)  als  eine 
Function  k  von  u  und  c  beliebig  wählt,  so  kann  man  aus 
dieser  Tangente,  der  zu  ihr  senkrechten  Tangente  und  der 
Flächennormale  ein  rechtwinkliges  hegleitendes  Dreikant 
des  Flächeopunktes  (k,i>)  herstellen,  dessen  Kanten  wie  die 
Goordinatenaxen  gegen  einander  orientiert  sind.  Die  Ricb- 
tungscosinuB  3E,,  ?),,  3,;  Xj,  %,  3,;  X,  Y.  Z  der  drei  Kanten 
erfüllen   alsdann  Öleichungen  von  der  Form: 


Ö3E, 


.  6;  I,  - 


A-f. 

'h-'^A 

-B,X 

qi,, 

*-.^ 

-«:3E, 

AX,. 

4f-^.^ 

-^.J. 

sowie  diejenigen  Gleichungen,  die  hieraus  herTorgeben. 
wenn  3?  und  X  durch  ^  und  Y  oder  durch  3  °ii<l  ^  ersetzt 
werden.     Die  sechs  Coefficienten 

^1,  B^,  (7i      und      J,,  J„  C; 

sind  dabei  Functionen  von  den  FundamentalgrÖssen  £.  ^, 
G,  L,  M,  JV,  von  den  ersten  Ableitungen  von  E,  F,  ff  nnd 
von  k,  k^  und  k^.     Die  aus  der  Gleichung 

de     du         äu     dv 
und  den  analogen  Gleichangen  für  die  fibrigen  acht  Bich- 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


§  7.    JUehtungaeoMittta  einea  beglAÜendon  Dreikanta.  317 

tangecosinas  hervorgeheodeD  Bediogangen  redaciereu  siob 
sämtlich  aaf  die  drei  Bedingungen: 

^-^^{C,J,~A,  C,)  =  0, 

denen  die  Coefficienten  J,  B,  C  für  alle  Werte  von  u  and  v 
genügen. 

Wir  merken  hier  noch  Folgendes  an: 

Die  in  unserem  Satze  angegebenen  Gleichnngen  itlr  die  par- 
tiellen Ableitungen  von  3Ej,  3£j  und  X  und  ebenso  diejenigen  Glei- 
chungen, die  aus  ihnen  hervorgehen,  wenn  X  und  X  durch  D  und  T 
oder  durch  3  nud  Z  ersetzt  werden,  sind  partielle  Differential- 
gleichungen erster  Ordnung  fUr  die  Bichtungscosinus.  Die 
G-leichnngen  (16)  geben  die  Bedingungen  dafßr  an,  dase  infolge  der 
partiellen  Differentialgleichungen  auch  die  Relationen 

dp    du         du    Bv 

u.  8.  w.  bestehen.  Man  nennt  diese  Bedingungen  (16)  die  Inte- 
grabilitätsbedingungen  jenes  Systems  von  partiellen  Differential- 
gleichungen. Unser  Satz  sagt  aus,  dass  sich  die  Integrabilitäts- 
bedingungen  auf  drei  Gleichungen  reducieren,  die  nur  die  Funda- 
mentalgröBBen,  die  Ableitungen  der  Fundamentalgröseen  und  die 
Grössen  k,  Ä_,  A^,  k^^,  k^^,  k^^  enthalten. 

Aber  wir  können  noch  mehr  erkennen,  n&mlich  daes  diese  drei 
Bedingungen  (16)  von  k  unabhängig  sind.    Dies  sehen  wir  so  ein: 

Bei  unseren  Betrachtungen  trat  die  willkürliche  Function  k  (u,  v) 
als  Wert  von  dv.du  f&r  die  Tangentenrichtung  i^i'-'^^-^)  auf, 
wodurch  das  begleitende  Dreikant  vollständig  definiert  wird.  Es  ist 
leicht,  von  diesem  Dreikant  zu  einem  beliebigen  anderen  begleiten- 
den Dreikant  überzugehen.  Denn  wir  brauchen  ja  zu  dem  Zwecke 
nur  den  rechten  Winkel  der  beiden  Tangenten  (3Ei :  ^, :  3i)  ■^'^ 
(3E, :  2)j  :  3i)  n™  irgend  einen  Winkel  a  zu  drehen,  der  eine  beliebige 
Function  von  u  und  v  sein  kann.  Dann  treten  an  die  Stelle  von 
X|i  Sil  3i  °^*^  ^>  9i>  -3)  andere  Richtungscosinus,  die  wir  mit 
^1'  fip  Bi  *^°'^  ^'  ^i>  Si  bezeichnen  wollen,  die  sich  linear  und 
homogen  durch  die  alten  nnd  durch  sin  a  nnd  cos  a  ausdrucken. 


Pdr,yGOOgIe 


(17) 


818     Driller  Mft^miU:    Die  Fimdamtnialgieiekungm  der  Fläduntimni. 

Denn  die  Cosinus  der  Winkel  der  orsprnnglichen  ersten  T&DgeDt« 
mit  den  beiden  neaen  T&ngenten  sind  cosa  nnd  —  sina  und  die 
der  ursprODglichen  zweiten  Tangente  mit  den  neuen  sind  sin  a  und 
cosor,  sodass 

£,  =>=      Xj  cos (ü  +  3^  ain  ß ,     ^j  =-      9i  co8t<  +  ^^ma, 
fj  —  —  iEiSin  «  +  jEjCosa,     ^j  -=  — g,Bin  a  +  ^^cosa, 
5i  =      3i  cos  of  +  3j  sin  « , 
3i  =  -  3i  8in  «  +  3j  coe  « 
ist.    Daher  ist 

-||- =  C08a-||- +  sin«  i^  -  3E,8ina.«^  +  3E,co8a-«, 
oder  nach  (12) 

(18)         -*Ä_c„,„(qX,_i(,X)  +  sia»(^,X-C,3£,)- 
—  Xi  sin  « ■  a^  +  3£j  cos  « •  «^ . 

Nun  m&Bsen  aber  fKr  die  neuen  Richtungscosinns  partielle  Differeu- 
tialgteichungen  analog  den  alten  Gleichungen  (12)  nnd  (13)  b0efa>heiL 
Wir  vollen  in  ihnen  die  an  die  Stelle  von  J^,  S^,  C^  und  J^,  B^  C, 
tretenden  GrBsaen  mit  öberatrichenen  Bnchstaben  bezeichnen,  sodw 
zon&chat  analog  der  ersten  Gleichung  (12): 

4|-  =  ö,  S,  -  S,  J 
oder  nach  (17) 

-||.  =  C,  (-  3E,  sin  a  +  3E,  coB  «)  -  ^  X 

ist    Vergleichen  wir  dies  mit  (18),  so  folg^  dass 

B=.-^sina  +  f^cosa,       C\  =  C,  +  ot, 

ist.  So  ergiebt  sich  Überhaupt,  dass  für  die  aberstrichenen  Kicb- 
tungacosinus  solche  Gleichungen  analog  den  Gleichungen  (12)  and 
(13)  bestehen,  in  denen  die  Goefficienten  durch  die  folgenden  er- 
setzt sind: 

J,  =s      J,  cos«  4- Sj  sin  a,       -^  ™      ^jCOsa  +  B^ain«, 

B,  =—  J,  sin  a  +  B,  cos«,      5,  =—  jl^sin  «  +  ^cos«, 


Pdr,yGOOgIe 


§  7.     RüAiungaeoaimta  eine»  hegleitenden  Dmkaate.  319 

Pttr  diese  Grössen  mOBsen  GleiGhungen  von  derselben  Form 
wie  die  Gleichnngen  (16)  bestehen.  Bilden  wir  sie,  eo  finden  wir 
aber,  dass  sie  sieb  auf  die  von  a  freien  Oleicbnngen  (16)  reducieren 

Also  folgt:  Die  Integrabilitätsbedingnngen  (16)  sind 
stets  dieselben,  wie  aucb  das  begleitende  Dreikant  ge- 
wählt sein  mag. 

Mithin  enthalten  sie  die  willkürliche  Function  k  and  ihre  Ab- 
leitungen nur  scheinbar.  Sie  sind  also  Gleicbongen  zwischen  den 
Fondamentalgrössen  und  ihren  Ableitungen  allein.  Die  Vennatang 
liegt  daher  nahe,  daes  diese  drei  Oleichungen  nichts  anderes  als 
die  drei  Fundamentalgleichungen  der  Flächentheorie  sind 
(Tgl.  S.  271).     Das  ist  in  der  That  der  Fall. 

Um  dies  zu  zeigen,  genügt  es  nach  dem  Vorhergehenden,  sie 
fttr  ein  specielles  begleitendes  Dreikant  aufzustellen  and  mit  den 
drei  FandametAalgleichungen  zn  vergleichen.  Indem  wir  dies  thnn, 
benutzen  wir  gleich  die  Gelegenheit,  für  ein  specielles  beglei- 
tendfts  Dreikant  die  Formeln  des  Satzes  21  vollständig 
ausgeführt  anzugeben,  sodass  sie  zum  Gebrauch  geeignet 
sind.' 

Wir  wählen  *  =  0,  also  nach  (4)  und  (6): 


(19) 


^    _^    -  Fx^  +  Ex,      gj    _    -  Fy.  +  a  y.       j. 


I)Y£  ^*  dYe  '  dYe 


Differenzieren  wir  jetzt  diese  Grössen  nach  u  und  nach  »,  indem 
wir,  wie  es  oben  aaBeinandergesetzt  wurde,  fQr  die  zweiten  Ab- 
leitungen von  X,  y,  z  die  Werte  aus  (7),  8.  336,  einfähren  und  dann 
die  ersten  Ableitongen  von  x,  y,  z  mittele  der  aus  (19)  folgenden 
Formeln: 

j  x^  =  y^3E,        ,    y,  =  yE%        ,     z^  =  Vä^3, 

(20)     j    ^  ^  Fl£y+JtSt  ^  FBi+Jg,  ^  _  ^8.  +  -PÜ. 

1'^         YE         'i'«""         yg         '         ""         Y^ 

'  In  seinen  „Vorleeungen  über  Differentialgeonietrie",  deutsch 
von  LniAT,  Leipzig  1B99,  bat  Bukohi  bei  der  allerdings  knappen  Behandlung 
desselben  Problems,  das  wir  in  den  gegenwKrtigen  Paragraphen  im  Ange 
haben,  ein  anderes  specielles  Dreikant  benntzt,  nSmlich  daqenige,  dessen  beide 
ersten  Seiten  die  HauptkrOmmangstaugenten  sind.  Der  Leser  kann  daher  die 
Seiten  94— S7  des  Werkes  von  Biahdu  tot  Ei'gfinznng  heranziehen. 


Pdr,yGOOgIe 


320     Dritter  Abscknüt:    Die  likiwiamenialj/leUihungm  der  Fläeheatheorit. 

entfernen,  so  erhalten  wir  als  Gleicltiuigen  (12),  (13)  hier  diese: 
a-E,   _  -  B,F-  E,E+2F.E  , 


(21) 


(22) 


IDE  *  VE 


dX  L     y.  EM -FL 


3E. 


iDE         ^  yE 

BN-  FM  Y  -  E,F+  a.B 


DYe  2DE 

M    ^    _  EN  -  FM 

VE^     '  D[/E    ■ 


dYe 


Hier  ist  also: 

EM- FL         „  L  -,         -g.r-g,g+2F,g 


Mi  =■- 


(23) 


D)/¥  ^  ]/£  '        '  BDj; 


,    ^  EN-FM        ^ M_        ^  _    -E,F-\-G,E 

i  ^  DYE      '         '  ""        Ye'        *  2D  J 


Bildet  mau  jetzt  mit  diesen  Grössen  die  Integrabüitätsbedin- 
gongeo  (16),  was  keine  Schwierigkeit  macht,  so  erkennt  man,  d&ss 
die  drei  herrorgehenden  Gleichungen  nur  eine  andere  Form  det 
drei  Fundamentalgleichungen  (9),  (10)  und  (11),  S.  270,  271,  sini 
Die  beiden  ersten  nämlich  sind  aus  den  beiden  Fundament«!- 
gleichnngen  (9)  tmd  (11)  zusammengesetzt,  während  die  dritte  die 
Fundamentalgleichung  (10)  liefert,  und  zwar  ergiebt  sich  die« 
Gleichung,  die  ja  das  Krfiimmiingsmaass  ausdr&ckt  (TgL  8.  272),  in 
der  bequemen  Form: 

,„ ,,        LN-in  _  _d_    -E.F-E.E+aF^E fl^     -E.F+a.£ 

^'*'  D        ~  dv  2DE  du  SDE 

Zu  Satz  21  können  wir  demnach  hinzufügen: 

Satz  22:  Die  in  Satz  21  angegebenen  drei  Bedingungen, 

denen  die  Functionen   A^,  £y,  C\   und  J^,  B^,  C,  genflgen, 

sind  die  drei  Fundamentalgleichungen. 

Endlich  heben  wir  noch  einen  wichtigen  Umstand  hervor:  In  (20) 

liegen  ar^,  *,;  !/^,y^;  z^,x^  ansgedrückt  durch  3^,3E,;  %,%^;  Ä.äi 

Tor.     Dabei  mOesen  die  Bedingungen: 


Pdr,y  Google 


ünbeaekränkt  inUgrabei»  totale  Diffitrentiaigleicfiungm 


,cte\  U  %I  V  V  V  V 

(25)  .-■«,  =  -r-X  ,         g~t/    -   aT/y,!       a."^«  =  -äT^r 

erfüllt  sein.  Bilden  wir  sie,  iDdem  wir  also  die  Formeln  (20)  diffe- 
renzieren nnd  dann  fUr  die  Ableitnngen  tod  X,,  3^;  ^i,  ^,i  BitSt 
die  Werte  aus  (21)  nnd  (22)  einsetzen,  bo  ergeben  sieb  thateäcblich 
Identitäten.  Also:  Sobald  die  Gleichungen  (21)  and  (22)  er- 
fflllt  Bind,  gen&gen  die  durcfa  (20)  gegebenen  Werte  von 
■''ii'  ^r!  y«'  l/a'  ■'n'  *o  '^^°  ^'^^  Bedingungen  (25).  Dieser  Um- 
Btatid  wird  später  verwertet  werden. 


§  6.    Unbeschrftnkt  integrabele  totale  Dlffierentialgleichungen. ' 

Die  Betrachtungen  des  vorigen  Paragraphen  dienen  zur  Vor- 
bereitung für  die  Erledigung  eines  Problems,  das  wir  jetzt  in  Angriff 
nehmen  und  das  wir  im  nächsten  Paragraphen  weiter  erörtern 
werden. 

Wir  fragen  uns  nämlich,  ob  oder  inwiefern  eine  Fläche 
durch  Angabe  ihrer  sechs  FundamentalgrSssen  £,  F,  G,  L, 
M,  N  bestimmt  ist  Wir  nehmen  also  an,  von  einer  Fläche 
sei  uns  nichts  bekannt  ausser  den  Werten  der  sechs  Funda- 
mentalgrössen  als  Functionen  der  Parameter  u  und  ». 

Zunächst  gehen  wir  darauf  ans,  die  Richtungscosinus  eines  be- 
gleitenden Dreikants  der  Fläche  als  Functionen  von  »  und  v  zu 
bestimmen.  Zu  diesem  Zwecke  wählen  wir  wie  im  vorigen  Para- 
graphen eine  Function  k  von  u  und  v  irgend  wie  aus.  Alsdann 
geben  uns  die  Gleichungen  (4)  und  (6),  S.  311,  die  Richtungscosinus 
3E,,  3j,  3i  ^^^  ^>  9t'  -Si  '^^'^  beiden  ersten  Kanten  des  b^leiteu- 
den  Dreikants,  wÜirend  die  Richtungscosinus  X,  Y,  Z  der  Flächen- 
normale  in  XI  {F)  angegeben  sind.  Nun  aber  sind  una  x^,  x^,  y^,  y^ 
z^,z^  nicht  als  Functionen  von  u  und  v  bekannt,  also  auch  nicht  die 
Richtungscosinus.  Aber  wir  wissen,  dass  die  Richtungscosinus  die 
in  Satz  21,  8.316,  angegebenen  Gleichungen  erföllen  müssen.  In 
diesen  Gleichungen  sind  die  Coeffioieoten  A^,  S^,  C^  und  A^,  B^,  C^ 
Functionen  von  Grössen,  die  wir  sämtlich  durch  u  und  v  ausdrücken 
können,  nJünlieh  von  den  Grössen: 

E,  F,  &,  L,  M,  N\   \,  ä;,  F^,  #„  (?„,  ff,;   A,  Ä„.  A,. 

Wenn  nun  diese  uns  bekannten  Functionen  A^,  B^,  C^  und  A^,  B^,  C^ 
von  u  und  v  die  Integrabilitätsbedingungeu  (16),  S.  316,  nicht  für  alle 


Ygt.  die  Anm.  zo  S.  SlO. 

•m.  DUfr.    □.  21 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


322     Dritter  Abatshmit:   Die  fimdMnmta^Mohaa^en  der  Fläehmtheorit. 


Werte  von  u  und  t*  erfüllen,  ao  wideraprecheo  die  Oleichnagen  f&i 
die  BichtnngBcosinus  einander  nach  S.  315,  d.  h.  dann  giebt  es  keine 
Fläche  zu  den  gegebenen  Fimdamentalgrössen.  Wir  setzen  daher 
▼nrans,  daes  die  gegebeueo  Qrdssen  ß,  F,  G,  L,  M,  N  die  Gleichangen 
(16)  fUr  alle  Werte  von  u  und  o  erfüllen.  Da  diese  Gleichungen  nach 
Satz  22,  3.  320,  die  drei  Fundamentalgleichungen  der  Flächentheorie 
sind,  so  setzen  wir  also  Toraus,  dass  die  sechs  FundameD- 
talgrössen  den  drei  Fundamentalgleichungen  fUr  alle  Werte 
Ton  K  und  v  genttgen. 

InebeBondere  bestehen  die  sechs  im  Satze  21  ezplicite  ange- 
gebenen Gleichungen  filr  die  partiellen  Ableitungen  yon  X, ,  3Ej  und 
X.    Da  aber  nach  I  {D) 

3E,»  +  3E,*  +  Jr*=l 

sein  musB,  so  lassen  sich  die  drei  Grössen  3^,  £,,  Z  durch  nur 
zwei  allerdings  ebenfalls  unbekaunt«  Functionen  ^  und  */  Ton  ■ 
and  V  ausdrücken.  Wir  verfahren  dabei  genau  so  wie  in  I  S.  212. 
indem  wir 

3E.+i3E. 


^ 

l-i 

JT- 

TIT' 

1 

Tj   =  — 

- 

1- 

SE,- 

-  X 

•i. 

Dann  ist 

umgekehrt  — 

»gl. 

(H), 

I  S.  212, 

,  - 

s,-J 

-^1-'. 

.      3E.- 

iL 

+  .ll 

Z- 

Lt' 

(2) 

Wir  gehen  nun  darauf  ans,  statt  Sj,  3E,,  X  zun&chst  i 
und  1]  zu  bestimmen.  8ind  |  und  tj  als  Functionen  von  v  undc 
bekannt,  so  sind  es  nach  (2)  auch  ^,  3L,  X. 

Nun  ist  nach  (1): 


«■        I-Zlfl«   +'   du] 


+  -, 


Setzen  wir  hierin  die  Ableitungen  von  3£^,  X,  und  X  ans  Satz  21. 
S.  316,  ein  und  berücksichtigen  wir  dabei  (2),  80  kommt: 

I.  -  -  2  ('<,  +  'A)  -  'C,  {  +  {  (^,  -  •■«,)«■■ 
Dieselbe  Rechnungweise  liefert: 

i,---i^'l.+is,)-ic,i  +  t^A,-iB,)i'■ 

D,„i,z,dr,  Google 


§  8.     Vnieeehrät^  inteffraheie  totale  THffermHaigkiciwngen.      323 

Wenn  wir  ebenso  \  und  11^  aaBiechnen,  so  finden  vir,  dass 
sich  Q_  und  tj^  gerade  so  durch  t}  aasdrUcken,  wie  eich  hiernach  |^ 
nnd  §,  dorcb  | -aosdrilcken.    Anders  ausgesprochen: 

Ee  giebt  zwei  Bedingungen  für  eine  Function  a  von  u 
und  17,  nämlich: 

\i  —  tW  +  "A)  -  '■'i«  +  4  (^,-  =.»,)»>, 

die  sowohl  von  a  =  ^  als  auch  von  a  =  ij  erfüllt  werden. 

Umgekehrt:  Wenn  diese  Gleichungen  (3)  sowohl  for  «r  =  |  als 
auch  fUr  CT  =  17  bestehen,  so  erfüllen  auch  die  durch  (2)  angegebenen 
KichtungBcOBinas  ^,  X,,  X  die  in  Satz  21,  S.  316,  aufgestellten 
Gleichungen.  Wir  brauchen  dies  nur  für  iE,  zu  zeigen,  da  der 
Nachweis  fttr  3^  iind  X  entsprechend  za  führen  ist  Nach  (2)  ist: 
dt,  ,     ;.(,'- i)-,,.(P-i) 

Wenn  nun  |  nnd  «;  die  Gleichungen  (3)  für  a  erflillen,  so  ist: 
I.  =  -  4  C-^i  +  '■-».)  -  '^1  ^  +  i  (^1  -  ■■  A) ^*. 

%  =  -  {(-^i  +  'A) -  '<^i»?  +  IK -  is,)n\ 

sodass  die  Substitution  dieser  Werte  liefert: 

fl2E,  ^  -Q   1  +  f  1;  _  ^  _«_+_.''_ 
oder  nach  (2): 

öw  '  ^  • 

Analog  ei^ebt  sich  natUrÜch 

Dies   aber  sind  die  beiden  obersten  unter  den  Gleichungen   des 
Satzes  21. 

Wir  kennen  demnach  die  allgemeinsten  Functionen 
S,,  3Ej,  X  von  w  und  v,  die  den  Gleichungen  des  Satzes  21, 
S.  316,  Genage  leisten,  sobald  wir  die  allgemeinste  Func- 
tion a  von  u  und  o  kennen,  die  den  beiden  Gleichungen  (8) 
Genflge  leistet     Denn  wir  branchen  dann  nur  für  |  und  q  zwei 


.dr,yGoogIe 


324     Dritter  Abschnitt:   Die  F^ndammtaigleichutyen  der  FliU^tenäuorK. 

allgemeine  Werte  von  «7  zn  wählen  und  haben  in  (2)  nnmittelbar  die 
gesuchten  Functionen  3E,,  Xj,  X 

Unsere  Aufgabe  ist  hiernach  die:  Die  allgemeinste  Func- 
tion (T  von  u  und  tt  zn  finden,  die  den  beiden  Gleicbungen 
(3)  genügt»  Dabei  sind  die  in  (3)  auftretenden  Coeßicienten  Ay, 
S,,  Cj,  A^,  B^,  C,  bekannte  Functionen  von  u  und  »  und  zwar 
solche,  die  die  in  Satz  22,  S.  320,  erwähnten  drei  Integrabilitäts- 
bedingungen  fUr  alle  Werte  von  u  und  v  befriedigen. 

Die  beiden  Oleichnngen  (3)  lassen  sich  in  eine  einzige  zu- 
sammenfassen: 

+  [-  {{Ä^  +  iS,)  -  iC^<T  +  fK  -  iB^)  ff»]  dv. 

Eine  derartige  Gleichung,  die  das  totale  Differential  da  einer 
unbekannten  Function  a  von  u  und  v  durch  bekannte  FunctJoneD 
und  durch  a  selbst  ausdruckt,  beisst  eine  totale  Differential- 
gleichung für  a.  Insbesondere  tritt  <j  rechts  quadratisch  auf. 
Deshalb  nennt  man  eine  totale  Differentialgleichung  von  der  Form  (4) 
insbesondere  eine  totale  BicoATi'sche  Differentialgleichung. 
indem  man  eine  Bezeichnung  aus  der  Theorie  der  gewöhnlichen 
Differentialgleichungen  verallgenaeinert.  Vgl.  hierzu  I  S-  213,  214, 
Ganz  allgemein  heisst  eine  totale  Differentialgleichung  iilr  a  eine 
BiccATi'Bche,  wenn  sie  die  cbarakteristiacbe  Form  hat: 

da  =  («j  +  (?j  ff  +  Yi  '^*)''«  +  («,  +  (S,  ff  +  /,  a*)dv, 
wo  «1,  /3,,  Y^  und  «,,  ß^,  y^   irgend  welche  gegebene  Functionen 
von  «  und  v  bedeuten.     Die  Gleichung  (4)  ordnet  eich  dieser  Form 
unter. 

Die  Gleichung  (4)  fasat  die  beiden  Gleichangen  (3)  in  eine  zu- 
sammen. Nun  kann  man  a^^  aas  der  ersten  Gleichung  (3)  durch 
Differentiation  nach  v  und  aus  der  zweiten  Gleichung  (3)  durch 
Differentiation  nach  u  berechnen.  Beide  Werte  müssen  überein- 
stimmen.    Dies  aber  giebt  die  Gleichung: 

Setzen  wir  hierin  die  Werte  von  -^  und  -^  aus  den  Gleichungen  (3) 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


§  8.    ünbeacttränkt  inkgrabeU  totak  DtjferantialgleiclwMgen.      325 

selbst  ein,  so  geht  eine  GleiohuDg  hervor,  die  Tom  zweites  Gerade 
in  ff  ist,  da  die  Goe£Gcieiiteii  von  (t*  rechts  nnd  links  einander  aof- 
beben.  Die  Coefficienten  von  ff*  und  ff  sowie  das  tod  a  freie  Glied 
setzen  sich,  wie  die  einfache  Äosrechnang  zeigt,  linear  aus  je  zweien 
derjenigen  Ausdrucke  zusammen,  die  in  den  in  Satz  21,  3.  3t7  oben, 
angegebenen  Bedingungen  linke  stehen.  Da  wir  oben  ausdrücklich 
Torausgesetzt  haben,  dass  diese  Fundamentalgleichoogen  fQr  alle 
Werte  von  u  und  v  erfüllt  seien,  so  ist  auch  lUe  soeben  aufgestellte 
Bedingung  erfüllt  — 

Es  Fragt  aich  jetzt,  wie  wir  die  allgemeiiiste  Lösung  a  der 
totalen  BiccATi'schen  DifTerentialgleichung  (4)  finden  können.  Weil 
die  Gleichung  (4)  ziemlich  umständlich  ial,  ist  es  klarer,  wenn  wir 
die  Frage  yerallgemeineni,  wenn  wir  also  nach  denjenigen  Func- 
tionen a  fragen,  die  eine  allgemeine  totale  Differentialgleichung 
erfüllen. 

Eine  solche  aligemeine  totale  Differentialgleichung  für  rr 
hat  die  Form: 
(5)  rfff  =  <i>(u,v,a)du  +  W(u,v,ff)dv, 

worin  die  rechts  auftretenden  Functionen  0  und  V  gegebene 
Functionen  von  u,  v  und  er  bedeuten  sollen.  Der  Leser  kann  sich, 
wenn  er  will,  unter  <t>  und  V  abkürzende  Bezeichnungen  fQr  die 
in  (4)  in  den  eckigen  Klammem  stehenden  Functionen  von  u,  v 
und  ff  vorstellen. 

Auch  unter  Zugrundelegung  der  totalen  Differentialgleichung  (5) 
lässt  sich  (7^,  auf  zwei  Weisen  berechnen,  denn  statt  (5)  kQnnen  wir 
einzeln  schreiben: 

Ij -«)(.,  .,<.),    If  _v(«,.,»). 

Aus  der  ersten  Gleichung  folgt: 

•  •  äffc -*.+  *•  4.- • 

aus  der  zweiten: 

— "-  =  V  +  V„  ^-■ 

Setzen  wir  rechts  die  Werte  </>  und   W  &a  tr^  und  a^  wieder  ein, 
so  giebt  Gleichsetzen  beider  Ausdrücke  die  Gleichung: 
(6).  0,+  <t>,W=  *,+  W,(l>. 

Man  nennt  sie  die  Integrabilitätsbedingung  der  totalen  Diffe- 
rentialgleichung (5). 


Pdr,yGOOgIe 


326     Dritter  Abseknüt:   DU  ßundamantalgleichungan  der  Fläehentheorit. 


Wir  aaben  Toriiin,  das«  die  entsprechende  Rechnung  ffir  unsere 
totale  RioGATi'sche  DifFerenti&lgleichimg  (4)  eine  Gleichung  lieferte, 
die  nach  VorauBsetzung  erfdllt  war  fUr  alle  Werte  von  u,  v  and  a. 

Daher  können  wir  nns  aaf  solche  tottüe-  DifferentialgleichnugeD 
(5)  beichr&nken,  deren  Integrabilit&tshedioguDg  (6)  ehen&IU  fQr  alle 
Werte  Ton  «,  r>  and  a  erfftllt  ist  Eine  solche  Differentialgleichung 
heisBt  eine  unbeschränkt  iategrabele  totale  Differential- 
gleichung. 

Wir  schalten  demnach  hier  in  unsere  äächentheoretischen  ünter- 
sncbnngen  eine  Betracbtang  der  unheschi^akt  integrabelen  totalen 
Düferentialgleichongen  mit  zwei  unabhängigen  Veränderlicbeo  u 
und  0  ein.  Wir  werden  erbenneD,  dass  ihre  vollständige  Inte- 
gration, d.  h.  die  Bestimmung  aller  Lösungen  a  (u,  v),  die  in  (5) 
linke  und  rechts  eingesetzt  eine  identische  Oleichnog  liefern,  aaf  die 
Integration  zweier  gewöhnlicher  Differentialgleichungen  erster  Ord- 
nung znrtlokgefBhrt  werden  kann.'  — 

Betrachten  wir  die  rechte  Seite  ron  (5)  allein.  E&me  9  nicht 
in  0  und  W  Tor,  so  wäre  die  rechte  Seite  ein  Differentdal  in  « 
und  V.  Aber  ein  solches  Differential  —  wie  in  I  S.  91  das  Diffe- 
rential Xdy  —  ¥dx  —  kann  man  durch  MoltiplicatioQ  mit  einem 
gewissen  Factor  /i  zu  einem  vollständigen  Differential  machen. 
Dies  wollen  wir  thun,  indem  wir  uns  zunächst  unter  «t  in  0  and  V 
irgend  eine  Constante  vorstellen.  Jenen  Factor  finden  wir  als- 
dann dadurch,  dase  wir  die  gewöhnliche  Differeutialgleicbung 
erster  Ordnung  in  u  und   r: 

(7)  1>du  +  *¥dv  =  (i 

integrieren.    Ist  nämlich  w  ein  Integral  und  p.  der  zugehörige  Hntti- 
pUcator,  so  ist: 

(8)  (o^  =  n<p,       oi^^nif, 

während  fi  nach  Satz  60,  I  S.  92,  worin  x,  y  durch  u,  v  und  J,  1 
durch   —  V,  0  zu  ersetzen  sind,  die  Bedingung  erftlllt: 

(9)  -'*'/^.  +  *M,  =  (^«-*^/*- 

Da   die    Differentialgleichung  (7)   in    </>   und    ^   noch   die  als 

*  Dies  zeigte  merat  Laobiioi,  „Häthode  gÖDÖrale  poar  intigrei 
lei  6qnationB  am  diff^renceE  partielles  du  premier  ordre,  lorsqae 
ees  difföienceB  ne  sont  que  lin^aires",  Nonv.  H£m.  de  l'Aoad.  de  Barlii 
1786.    Siehe  auch  Oeuvres  t  6. 


Pdr,yGOOgIe 


§  8.    ünbeBuhränkt  mUgrabeia  totaie  Differa^iiaigleiohmgen.       S27 


Constante  ao^efasste  GrSsse  a  enthält,  so  werden  anoh  o>  irnd  ^ 
ausser  u  und  v  noch  a  enthalten. 

Wir  erkennen  also:  Durch  die  Integration  einer  gewöhn- 
lichen Differentialgleichnng  erster  Ordnung  kann  man 
zwei  solche  Functionen  «(u,  r,  tr)  and  /»(u,  v,  tr)  finden,  die 
den  Qleichungen  (8)  und  (9)  für  alle  Werte  von  u,  v,  <t  ge- 
nügen. Darin  bedeuten  m^,  m^,  n^,  fi^  die  partiellen  Ableitungen 
von  (o  und  n,  die  sich  ergeben,  wenn  man  er  als  eine  Constante 
anffasat. 

Nun  aber  ist  die  gesuchte  Function  u  keine  Constante.  Daher 
ist  der  Tollständige  Differentialquotient  von  <o  nicht  einfach 
w^rf«  4-  (o^dv,  sondern: 

dm  =  ca^^dtt  +  a^dv  +  <a,{fr^du  +  o^dv) 
oder: 

dfo  =  w^rfu  +  lo^dv  +  tOadff, 

sodass  sich,  'wenn  wir  hierin  die  Werte  (8)  einsetzen,  ergiebt: 

da»  ~  fi{<l>du  +  >Pdv)  +  m,da, 

and  zwar  ist  dies  für  alle  Wert«  von  u  und  f  und  für  alle  Func- 
tionen a  Ton  u  und  v  richtig. 

Nach  (6)  aber  soll  da  den  Wert  0du  +  Vdv  haben.  Die 
Forderung  (5)  lässt  sich  deshalb  so  schreiben: 

(10)  d(o  =  {fi  +  m,)do. 

a  ist  eine  uns  allerdings  noch  unbekannte  Function  von  u 
und  V.  Setzen  wir  ihren  Wert  in  ta  und  ^  -|-  <»,  für  <s  ein,  so 
werden  w  and  ^  +  (Og  Functionen  von  »  und  v.  Dann  also  sind  m 
und  a  solche  Functionen  von  u  und  v,  die,  wie  (10)  aussagt,  ein- 
ander proportionale  TollBt&ndige  Differentiale  dto  und  da  haben, 
sodass  die  Functäonaldetrarminante  von  a  und  a  hinsichtlich  u  und  v 
gleich  Noll  ist,  d.  b.  w  eine  Function  von  tr  ist  —  nach  Satz  54, 
I  S.  82.  Soll  es  also  eine  Function  <7(u,v)  geben,  die  der  For- 
derung (6)  oder  (10)  genügt,  so  mnss  tu,  nachdem  darin  für  die 
Function  <s  ihr  Wert  in  u  und  v  eingesetzt  worden  ist,  eine  Func- 
tion A(<t}  von  a  allein  werden,  die  wir  allerdings  noch  nicht  kennen: 

(»(«,  t),  ff)  =  Jl((T). 

Dann  giebt  (10)  noch: 

V{ü)  =  ^  -i-  «,. 

Also  kommt  anier  ganzes  Problem  auf  folgendes  hinaus: 


Pdr,yGOOgIe 


S28     DriUer  JbmAniU:   DU  Fimdamtntai^mtAimgm  der  Fläektniluorü. 


Es  fragt  sich,  ob  wir  eine  Fanction  X  tod  er  allein  so 
beetimmeii  können,  dass  die  durch  die  G-leicbung 

(11)  w(k,  t.,  <T)  =  i(ff) 

definierte  Fanction  <r  von  u  nnd  v  auch  die  Öleichnng 

(12)  /t  +  <B..i'(<T) 

erfftllt  Dies  ist  non  in  der  That  möglich.  Wenn  wir  aänüidi 
zanächst  unter  X{a)  eine  beliebige  Fanction  von  a  allein  verstehen 
und  dann  er  durch  die  Gleichung  (II)  —  die  wir  uns  nach  a  auf- 
gelöst denken  —  als  Function  von  u  und  »  detinieren  and  diese 
Fanction  alsdann  in  fi  -\-  <o„  einsetzen,  so  wird  auch  ft  +  eo„  eine 
Fanction  von  a  allein,  um  dies  zu  beweisen,  haben  wir  nur  zu 
zeigen,  dass  die  Fuoctionaldeterminante  von  a  nnd  ^  +  u«  hinsicht- 
lich u  nnd  t>  gleich  Null  ist     Sie  lautet: 

j     ff«        fi,  +  (t^fn  +  ö*«»  +  0>»bOb    , 

I       ff,  /*»    +    ^o  ff.    +    <ÖB  ,  +    (»„„  ff,     [ 

Es  muss  nämlich  dabei  beachtet  werden,  dass  in  fi  und  in  ta^,  die 
VeriLnd erheben  u  and  o  auch  in  a  auftreten.  Die  Determinante 
reduciert  sich  zunächst  auf: 

<"'  i::  :+::!■ 

Nach  (8)  ist  aber,  da  diese  Gleichungen  fQr  alle  Werte  von  n,  v,  r, 

richtig  sind: 

(14)  (B„„  =  |U„  </>  +  /(  tf>„,       (ü„  „  =  /*„  V  +  ^  *V, 

und  nach  (11): 

W«  -H  tt'sO'i.  —  V-  ff«,  (»,  -|-   (»äff,  ™  X'  ff„ 

oder; 


oder  nach  (8): 

Setzen  wir  die  Werte  (14)  und  (15)  in  (13)  ein,  so  geht  aber  eine 
Determinante  hervor,  die  infolge  von  (6)  und  (9)  gleich  Nall  ist 

Wie  also  A(ff)  als  Fanction  von  er  gewählt  sein  mag. 
stets  definiert  die  Gleichang  (11)  eine  Fanction  <r  tod  » 


Pdr,yGOOgIe 


§  8.     Vnbeaehräntt  initprabele  MaJe  DiffatnÜiUgleiehingm.     329 

und  e  derart,  dass  p  +  <o„  ebeafalls  eine  Function  von  a 
Allein  wird. 

Wenn  wir  oon  die  Oleichimg  (11)  nach  u  auflösen,  so  stellt 
sich  u  als  Function  TOn  w,  o-  und  i.[tT)  dar.  Setzen  wir  diesen 
Wert  in  /t  +  ojg  für  u  ein,  so  wird  hiernach  ft  +  <o„  nnr  noch  t 
enthalten,  d.  h.  also  auch  von  o  frei  sein,  sodass  sich  etwa  ergiebt: 

/*  +  «>„- ß {ff, X (ff)). 

Die  Bedingung  (12)  lautet  dann  so: 

fl(»,i  («)).»■(„). 

Dies  aber  ist  nichts  anderes  als  eine  gewöhnliche  Differential- 
gleichung erster  Ordnung  für  die  noch  zu  bestimmende  Function 
/.  von  a,  denn  wir  können  die  Bedingung  ja  auch  so  schreiben: 

l-t- -«("■«• 

Haben  wir  sie  integriert,  also  X  aus  ihr  als  Function  tod  a  and 
einer  willkürlichen  Gonstante  c  bestimmt,  so  giebt  die  Gleichung  (11) 
durch  Auflösung  nach  a  tÜT  tr  eine  Function  Ton  u,  v  und  c,  und 
diese  Function  erfüllt  die  vorgelegte  unbeschr&nkt  integrabele  totale 
Differentialgleichung  (5). 

Wir  sind  also  zu  dem  Bi^ebnis  gelangt: 

Sab  28:  Wenn  die  totale  Differentialgleichung  fUr  die 
unbekannte  Function  a  ron  u  und  d: 

rfff  =  <i)(u,v,<T)du+  W(u,v,ff)dv 

unbeschrankt  integrabel  ist,  d.  h.  wenn  für  alle  Werte  von 
K,  »  und  ff 

<^,  +  0»,  f'  =  *.  +  *■,  * 

ist,  so  findet  man  den  allgemeinsten  Wert  von  ff  so:  Man 
bestimmt  ein  Integral  a>  der  Gleichung: 

tf{u,v,rT)du+  >P{u,v,fT)äv  =  0, 

die  man  als  eine  gewöhnliche  Differentialgleichung  erster 
Ordnung  in  m  und  o  anffasst,  indem  dabei  <r  die  Bolle 
einer  willkarlichen  Constanten  spielt,  sodass  a  eine 
Function  von  u,  v  und  rr  wird,  zu  der  ein  MultipHcator 
li{u,  V,  a)  gehOrt  derart,  dass  für  alle  Werte  von  »,  v  und  a 


Pdr,yGOOgIe 


SSO  Dritter  Abaohmä:  Die  BKtndamtnlalglmchungen  der  Fläeheniheoni. 
ist.    ÄlsdanD  setzt  maQ  den  aus 

ttt[u,V,<T)  =  X 

durch  Auflösen  nach  u  hervorgehenden  Wert  von  h  in  die 
Function  /t  +  ra«  ffir  u  ein,  wodurch  sie  in  eine  von  v  freie 
Function  von  a  und  X  übergeht: 

ti  +  (o,~  £i{>r,X). 

Darauf  bildet  man  die  gewöhnliche  Differentialgleichung 
in  u  und  X: 


f^ -«(".') 


und  berechnet  ihre  allgemeinste  Lösung  X,  die  eine 
Function  von  a  und  einer  willkarlichen  Conatanten  e  ist 
Darch  Auflösen  der  Gleichung: 

»(»,.,»)  _  l{„,c) 
nach  T  ergiebt  sich  dann  die  allgemeinste  Lösung  der  vor- 
gelegten  totalen  Differentialgleichung.     Diese  Lösung  ist 
bis  auf  die  in  ihr  auftreteDde  willkürliche  Contante  c  völlig 
bestimmt 

Nach  dieser  notwendigen  Einschaltung  kehren  wir  zu  der  un- 
beschränkt integrabelen  totalen  ßioOATi'schen  Gleichung  (4)  für  n 
zurück.  Unser  Satz  lehrt,  dass  man  die  allgemeinste  Lösung  ir  dieser 
Gleichung  durch  successive  Integration  zweier  gewöhnlicher  Diffe- 
rentialgleichungen erster  Ordnung  in  je  zwei  Veränderlichen  und 
zwei  Eliminationen  bestimmen  kann.  Diese  IiOsung  enthält  pine  will- 
kürliche Gonstante  c.  Da  aber  die  Gleichung  (4)  rechte  in  o  qua- 
dratisch ist,  so  kann  man  leicht  sehen,  dass  die  Lösung  linear  ge- 
brochen in  c  ist  —  genau  so,  wie  wir  dies  bei  einer  gewöhnlicben 
BicCATi'schen  Differentialgleichung  in  Satz  24,  I  S.  215,  erkanntei. 
Wie  in  I  S.  214  verstehen  wir  nämlich  nnt«r  P,  Q,  R  irgend  drei 
specielle  Lösungen  der  totalen  Differentialgleichung  (4)  und  betrachten 
das  dort  in  (18)  mit  t  bezeichnete  Doppelverbältiiis  ans  a,  P,  Q 
und  E.  Wenn  wir  es  logarithmiscb  nach  u  oder  o  differenzieren 
und  dann  a^  P^,  Q^  R^  oder  a^  P,,  Q^  Ä,  mittels  der  Gleichung  W 
der  ja  a,  P,  Q  und  R  genügen,  ausdrücken,  so  finden  wir  gerade  so 
wie  damals,  dass  r  eine  Constante  ist,  woraus  alles  Übrige  folgt 
Also: 

Sats  24:  Die  allgemeine  Losung  tr  einer  unbeschränkt 
integrabeloD    totalen    EiccATi'schen    Differentialgleichung 


Pdr,yGOOgIe 


§  9.    Olei^imgen  einer  Fläche  imt  gegd>men  Fuadamentalffröseen.     S81 

mit    den    oDabhängigeD  Veränderlichen  »   und  v    hat  die 
Form: 

mit  der  willkörliclien  Conatanten  c. 


§  9.    Endliche  Gleichungen  einer  Rfiche  mit  gegebenen 
FundamentaigrÖeeen.' 

Wir  haben  im  vorigen  Paragraphen  erkannt,  daes  unser  Problem, 
aas  gegebenen  Fundamentalgrdssen  die  Fläche  za  bestimmen,  zn- 
nächst  die  Integration  einer  anbescbränkt  integrabelen  totalen  Bic- 
CA.ii'8chen  Differentialgleichong  (4),  8.  324,  verlangt.  Wir  fanden, 
dase  diese  Integration  dnrch  snocessiTe  Integration  zweier  gewöhn- 
licher Differentialgleichnngen  erster  Ordnung  und  zwei  Eliminationen 
geleistet  werden  kann.  Jetzt  wollen  wir  uiTiehmen,  dieae  Integration 
sei  erledigt.  Nach  unserem  letzten  Satze  heisst  dies,  dass  wir  an- 
nehmen, vir  hätten  gefauden,  dass  die  allgemeine  Lösung  a  jener 
Gleichung  diese  ist: 
in  n  -  _?(«^)''jLii'*>^ 

worin  p,  q,  n,  x  nunmehr  bekannte  Functionen  von  u  und  v  seien 
and  c  eine  willkürliche  Conatante  bedeute. 

Um  nun  3E,,  9^  und  1  zu  berechnen,  brauchen  wir  zwei  Lösungen 
£  und  n  der  BicCAxt'scben  Gleichung.  Wir  geben  daher  der  Con- 
staoten  c  in  (I)  zwei  Werte  a  und  h  tmd  setzen  an: 


Alsdann  setzen  wir  diese  Werte  in  die  Formeln  (2),  S.  322,  ein. 
Wie  wir  schon  auf  9.  323  zeigten,  sind  wir  dann  sicher,  dass  die 
80  hervorgehenden  Functionen  X,,  3^,  X  von  u,  v  und  den  beiden 
Constauteu  a,  b  die  in  Satz  21,  S.  316,  fflr  X^,  X^,  X  aufgestellten 
Qleichimgen  erfüllen. 

Xun  aber  gelten  die  aoeben  erwähnten  Gleichungen  auch  für 
9ii  S»»  ^  ^"^"^  3ii  3i'  ^)  wenn  diese  statt  3£j,  JEj,  X  gesetzt  werden. 
Wir  branchen  daher  nicht  nur  ein  Constantenpaar  a,  ö,  sondern 
deren  drei:  a^,  b^;  o,,  b^\  a^,  b^  und  setzen  an: 


>  VgL  die  Anm.  eu  B.  310. 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


Dritter  JAwAnäf.*   Die  Bmdamenta^leühiitiffm  der  flfidhantteone. 

|^_  P-f.^±,  ^,=  P*l  +  «(,_  1,2,3): 

a  Werte  sind  dann  nach  (2),  S.  322,  in  die  Fonneln  einzutragen; 
3E,- 


A_      1  -  f  ,  !?■ 


...itÜ, 


Aladann  sind  die  nenn  Bichtungscosinus  als  Fanctionen  von  >,  v 
nnd  Yon  je  zwei  villkÜrlicheD  Coastanteii  o,,  ^j;  o,,  i,;  o,,  ^,  be- 
stunmti 

Aber  diese  Constanten  dürfen  nicht  ganz  beliebig  gewählt  werden. 
Die  neun  RichtungscoBinns  müssen  ja  die  Bedingungen  der  Ortho- 
gonalität  erflülen.  Sind  die  Cosinus  die  dreier  za  einand^-  senk- 
rechter Bicfatangen,  so  kftnnen  wir  die  drei  Sichtungen  als  neoe 
Axen  wählen.  Alsdann  hat  die  alte  z-Axe  io  diesem  neuen  System 
die  RichtuDgscosinus  äE^,  3E,,  X,  die  alte  y-Axe  die  Cosinus  g,,  ^,  Y 
und  die  alte  z-Axe  die  Cosinus  3i>  8%/  ^-    ^  mnB»  also  erstens 

sein.  Dies  ist  aber  nach  (3)  der  Fall  Zweitens  müssen,  da  die 
alten  Axen  auf  einander  paasrweis  senkrecht  stehen,  die  Oiihogonati- 
tätsbedingungen  für  je  zwei  erfüllt  sein.    So  mass  zunächst 

sein.  Dies  führt,  wie  in  I  S.  217  die  Bedingung  ßy  +  mn  +  fiv  =  ^ 
zu  der  Forderung: 

4.-^ i.  ,  LrA  =  -  I  oder:  '^-°'  :  -^ -^  =.  -  1 , 

die  asBsagt,  dass  die  Wertepaare  |j,  ?;,  und  |,,  tj^  oder  a,,  b^  und 
Og,  i,  einander  harmonisch  trennen  müssen.  Entsprechendes 
geben  die  Forderungen: 

8,3E,  +  8.3£,  +  «-r-o,    i,a  +  j,a,  +  jr-o. 

Mithin  müssen  wir  die  drei  Coostantenpaare 


so  wählen,  dass  jedes  Paar  jedes  andere  harmonisch  trennt    Ais- 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


§  9.    Olnckuogen  emer  Fi&Ae  mit  gegebenm  FiatdameniatgrÖaaen.     333 

dann  siod,  da  die  Beziehung  zwischen  dem  alten  Axeukreuz  und 
dem  neuen  Dreikant  umkehrbar  ist,  alle  OrthogonalitätsbedinguDgen 
erf&llt 

Aber  auch  jene  Bedingung  iet  zu  eri^llen,  die  ausBagt,  dasB  die 
Kanten  dea  Dreikanta  so  zu  einander  orientiert  sind  wie  die  Coor- 
diateoaxen  —  TgL  (7),  S.  311.  Wenn  wir  in  (3)  die  Werte  (2)  ein- 
setzen, 80  kommt 


X,  = 


(px-q„){a,-b,) 
r         .-("'  +  P*)  '^  ^1  +  ("■  +  Pg)  K  +  ''i)  +  ("'  +  ?*) 

X  »"PaiS.  ttP"  +  g")(°i  +  M  +  g''g 


und  die  Werte  für  g),,  D,,  Y  bez.  ß,,  3j'  ^  gehen  hieraua  durch 
Ersetzen  des  Index  1  durch  2  bez.  8  hervor.  Bilden  wir  jetzt  die 
Determinante  der  Bichtungscoainna,  ao  aondert  sich  nach  dem  i/iai- 
tiplica-tionsgeBetz  der  Determinanten  eine  Determinante  ab,  die  oar 
p,  q,  n,  *  enthält  und,  wie  ihre  Ausrechnung  lehrt,  eine  Constante 
ist     Es  kommt  so: 


X,     3E,    XI 


18,    3,   ^' 


II       fli  +  *,       Ol  *i   j 


1 


. +  *. 


Da  die  drei  Richtungen  aof  einander  senkrecht  stehen,  ao  ist  dieser 
Ausdruck  sicher  gleich  ±  1,  vgl.  I  S.  146.  Wir  wissen  also,  dass 
der  Aasdruck 

1     «1  +  *i     o,  i, 

I  1     «8  + 4,    OjAj 
a,  +  h,     a,  b. 


(».-6.){a,-6,)(fl,  -  V    ! 


gleich  ±  2i  ist,  sobald  die  Gonatantenpaare  a^,\\  <>,,  \;  a^,h^  so 
gewählt  sind,  dasa  aie  einander  harmonisch  trennen.  Es  ist  nun  zu 
beachten,  dasa  der  in  (5)  explicite  auftretende  Factor  i  schon  in  der 
KiccATi'schen  totalen  Differentialgleichung  vorkommt,  also  nicht  durch 
—  I  ersetzt  werden  darf.  Wohl  aber  können  wir  bei  der  Auawahl 
der  CoDStsnten,  die  ja  von  der  Biccixi'echen  Gleichung  völlig  unab- 
hängig ist,   die  Gröase  i  durch  —  t  ersetzen,    wenn  es  nötig  wäre. 


Pdr,yGOOgIe 


Dritter  Jbaehnitt:   Die  Fundammtdigleiebimgea  der  Flächenthtorit. 


Wir  kfiDDen  also  immer  erreichen,  dass  die  Determinante  (5)  gerwle 
den  gevttnscbten  Wert  +  1  erhält' 

Wir  liaben  jetzt  die  RicbtuogecosinaB  3E,,  Di,  3i;  ^■ 
Vf  St'^  ^1  ^1  ^  i°  aligemeinster  Weise  so  ala  Functionen 
von  u  und  v  bestimmt,  daes  sie  erstens  den  in  Satz  21, 
S.  316,  aafgestellten  G-leicbungen  genügen  and  zweitens 
die  Cosinas  solcher  dreier  zu  einander  senkrechter  Rich- 
tungen sind,  die  gerade  so  wie  die  Coordinatenaxen  gegen 
einander  orientiert  sind. 

Ehe  wir  nun  den  letzten  Schritt  than,  D&mlich  auch  die  Coor- 
dinaten  x,  y,  z  selbst  als  Functionen  von  u  und  tt  bestimmen,  wollen 
wir  zur  tbatsäcblicben  Berechnung  brauchbare  Formeln 
angeben,  indem  wir  wieder  wie  auf  S.  319  das  begleitende  Drei- 
kant speciell  wählen  —  was  wir  ja  stets  thun  dürfen  — .  Wie  dort 
nehmen  wir  3£j,  %,  3i  nnd  3E,,  g,,  5,  in  der  Form  (19)  an,  sodass 
^1,  B^,  C,  und  J,,  B^,  C^  die  Werte  {23},  S.  320,  haben.  Danach 
and  nach  (4),  S.  324,  lautet  die  zu  integrierende  nobescbränkt  inte- 
grabele  RicoATi'scbe  totale  Differentialgleichung  jetzt  so: 


UL 

-tF)L-K 
2  01/f 

EM^ 

ILF+E,E--2F,E 
2DE 

" 

^i!'* 

iF)L-t 

2DyE 

^*^]rf.. 

(5- 

2Z))/S 

E.F-IKE 
2DE 

a 

_{D+ 

2dYe         I 

wie 

oben  in 

p{u,p)e  +  qiti,v) 

die  allgemeine  Lösung  dieser  IticcATi'schen  Gleichung  (6),  und  be- 
stimmt man  die  Constantenpaare  a^,  i, ;  o,,  d,;  a,,  &,  so,  wie  es 
oben  auseinandergesetzt  wurde,  so  Hegen  in  (4)  die  allgemeinsten 
Werte  der  Richtungscosinus  3^.  3£j,  X  vor,  die  den  Gleichungen  (21) 
und  (22),  S.  320,  genügen,  und  %,  g),,  Y  sowie  ß^,  3,,  Z  gehen  soi 
(4)  dadurch  hervor,  dass  man  a^,  Ä,  darin  durch  a,,  i,  bez.  a,,  *, 
ersetzt. 

Um  nun  x,  y,  x  selbst  zu  finden,  müssen  wir  die  Gleichimgen 
(20)  auf  S.  319  benutzen.     Die  beiden  links  stehenden  lauten: 

.       r     -1'  .  y^ 


'  Eine  entsprechende  Bemerkung  wäre  zn  den  Gleichungen  (5>,  1  S.  116. 
1  mnchen.    Sie  iit  dumule  Tergeeeen  worden. 


,dr,Google 


§  Ä    QMekungon  einer  Fläche  mit  gegebene  Fundammta^öaaen.     386 
und  geben  darch  eine  QQadr&tur: 

Der  unter  dem  Integralzeichen  stehende  Aasdruck  ist  nämlich  ein 
vollständiges  Differential,  weil  wir  auf  S.  321  oben  sahen,  das8  die 
Integrabilitätebedingung 


infolge  des  Bestehens  der  Gleichungen  (21),  (22)  auf  S.  320  erfüllt 
ist,  diese  Gleichungen  aber  durch  die  gefundenen  Werte  von  3Cj,  3E, 
nnd  X  befriedigt  werden. 

Analog  heetimmen  sich  y  und  z. 

Hieraus  erhellt  also,  dass  es  thatsächlich  Flächen 
giebt,  deren  Fundamentalgrössen  die  vorgeschriebenen 
Werte  E,  F,  6,  L,  M,  N  haben;  denn  dass  die  gefundene  Fläche 
diese  Fundamentalgrössen  hat,  ist  leicht  zu  erkennen:  Wir  wissen, 
dass  die  Coordinaten  x,y,  z  den  Gleichungen  (20),  S.  319,  geniigen. 
Nach  (20)  ist  aber: 

also  ist  nach  X[  {J)  die  erste  Fundamentalgrösse  erster  Ordnung 
wirkhch  gleich  M.  Ebenso  beweist  man,  dass  F  und  0  Fundamental- 
grössen sind.     Ferner  ist  nach  (20)  und  (21),  S.  321: 

SJ«:r,=  -i(3Ei*+g,»+3,*)- 

Die  erste  Klammer  ist  gleich  Eins,  die  zweite  gleich  Null.  Daher 
kommt: 

%X^x^=  ~  l, 

Bodaas  L  nach  XII  ((7)  wirklich  die  erste  Fundamentalgrösse  zweiter 
Ordnung  ist.     Entsprechend  ist  der  Nachweis  fllr  M  und  N. 

Da  in  den  für  die  Richtungscosinus  gefundenen  Werten  noch 
die  Constanten  Oj,  b^;  o,,  &,;  o,,  £,  auftreten,  so  giebt  es  unendlich 
viele  Flächen  mit  den  gegebenen  Fundamenti^grössen.  Wir  kfinnen 
nachweisen,  dass  sie  alle  mit  einander  congrnent  sind. 

Denn  wir  können  die  in  (4)  angegebenen  Werte  von  3Cj  nnd 
3^  sowie  die  entsprechend  zu  bildenden  Werte  von  D^  und  g, 
und  die  von  3i  tind  3i  i>'>cb  etwas  anders  schreiben.  Setzen  wir 
nämlich: 


Pdr,yGOOgIe 


JDriiUr  Abtdmitt:   Die  Fundamonta^leKhungen  der  FläehmUuork. 


2(p«-57.) 


Ersetzen  vir  die  a  durch  die  ß  oder  durch  die  y,  so  gehen  di« 
Werte  ?0D  g,  nnd  g,  bez.  3i  ii»d  3«  herv*"". 

Nun  wissen  wir,  dass  die  Wertepaare  a,,  b^;  a,,  b^;  a^,  b, 
einander  harmonisch  trennen.  Dies  ist  aber  nichts  anderes  als  der 
Ausdruck  dafür,  dass  zwiscbeD  den  neuen  Constanten  a,  ß,  y  die 
Relationen  bestehen: 

^1  yi  +  ft  y»  +  A  u  =  *>■    n  «i  +  y, «,  +  r,  «s  -  o, 

Ferner  ist  nach  (8): 

Ausserdem  ist  die  Determinante 

I  of,       «,       «,1 


!n 


nach  dem  Früheren  (vgl  (6)}.  Mitbin  folgt:  Die  neun  Constsn- 
ten  a,  ß,  y  eind  nichts  anderes  als  die  Bichtungscosinns 
dreier  zu  einander  senkrechter  Sichtungen,  die  ebenso 
wie  die  Goordinatenazen  gegen  einander  orientiert  hidiI 
Umgekehrt:  Wählen  wir  als  Werte  der  Grössen  a,  ß,  y  die  ßich- 
tungscosinus  solcher  dreier  Richtungen  beliebig,  so  beisst  dies  nacti 
(8),  dass  wir  die  Constanten  Oj ,  b^;  o, ,  i, ;  a, ,  b^  so  gewählt  babeD- 
dass  die  Paare  einander  harmonisch  trennen.  Insbeeondere  erhslten 
wir  also  eine  specielle  LOsung  unsei'es  Problems,  wenn  wir  die  drei 
Richtungen  als  die  der  Coordinatenaxen  wählen,  also  «j  =  ^,  =  t",  =  1 
und  alle  anderen  a,  ß,  y  gleich  Null  setzen.  Dann  kommt  nach  ('') 
und  den  entsprechenden  Formeln  für  ^j,  g,  und  3i.  3s  einf*clK'' 


Pdr,yGOOgIe 


§  9.    Qleiehmigtn  eintr  Flächt  mit  gegebenen  Fundammtaigrössvn.     337 

wenn  wir  bei  dieser  Bpecielleti  Wahl  Oberstricbene  Buchstaben  be- 
nutzen: 

i  p'-«*-g*-n.'  V  _  _  * (p*  +  "* -  g' -  »') . 

ff,    _  »(p*-jt^+ ?*-«•)  ™  ?'_+_^*+^+J^     . 

''l                aCp.-Sn)         '  «'>  %(P'~qn)         ' 

ä    _            n«-9P  g    _  t(«»+  gp) 

<>l                  p«-,«            ■  ^»  p«-jn 

Nach  (7)  stellen  dann  die  mit  dieseD  GröSBen  gebildeten  Qleicbimgen : 

YB 


(10) 


(") 


.J..ä 


YY 

in  den  laofenden  Coordinaten  x,  y,  z  die  Gleichnogen  einer  specieUen 
Fläche  mit  den  gegebenen  FundamentalgrdaseD  dar. 

Da   sich   nun    die    allgemeinen   Werte   der  Bichtungscosinns 
nach  (9)  und  den  entsprechenden  Gleichungen  fOr  ^j,  ^j  und  3,,  3s 
aus  den  Bpeciellen  Werten  (10)  linear  mit  den  CoefGcienten  a,  ß,  y 
zasammensetzen ,  so  findet  man  nach  (7),  dase  aicb   die  laufenden 
Coordinaten  der  allgemeinsten  Fläche. mit  den  gegebenen  Funda- 
mentalgrÖBsen  ebenso  ans  x,  y,  z  zasammenBetzen,  nämlich  so: 
;r  =  a,  if  +  ofg  y  +  «j  r  +  CoDStj 
y  =  /9iT  +  /äji?  +  jSjZ  +  Const, 
2  =  ri  i  +  /i  J'  +  /s  z  +  Const 
Nach  Tafel  I  heisst  dies  aber  nichts  anderes,  als  dass  die  Fläche 
der  Punkte  [x,  y,  z)  ans  der  Fläche  (11)  durch  eine  Belegung 
herrorgeht;  oder:    Die   allgemeinste  Fläche,  die  zu  den  ge- 
gebenen Fundamentalgrössen  gehört,  ist  mit  der  speciellen 
Fläche  (11)  congruent 

Das  Umgekehrte  haben  wir  schon  früher  erkannt,  vgl  Satz  6, 
S.  16,  und  Satz  5,  S.  107,  nämlich:  Wenn  zwei  Flächen  congruent 
sind  und  homologe  Funkt«  zu  denselben  Parameterwerten  gehören, 
so  haben  beide  Flächen  dieselben  Fundamentalgrössen. 

E^rinnem  wir  uns  jetzt  daran,  dass  wir  von  den  gegebenen 
Fundamentalgrössen  nur  das  Eine  voraussetzten,  dass  sie  den  drei 
Fundamentalgleichungen  genttgen  (rgl.  8. 322),  so  gelangen  wir  zu  dem 


.dr,yGoogIe 


836     Dritiar  JbsahniU:   Die  J^ndammtaigleichwigen  der  Fläehenüuorw. 


Sati  25:'  Sind  E,  F,  Q,  L,  M,  N  solche  Functionen  von 
zwei  FarameterD  u  nod  u,  die  den  drei  FnndamentalgleJ- 
chuDgea  genügen,  so  giebt  es  unendlich  viele  Flächen,  die 
diese  Functionen  za  FundamentalgrösBen  haben.  Alle 
diese  Flächen  sind  mit  einander  congrnent;  aus  eiuer  vod 
ihnen  findet  man  alle  tibrigen,  wenn  man  alle  Bewegnngen 
des  Raumes  auf  sie  ausübt. 

Ferner  fo^: 

Sati  28:  Sechs  Functionen  E,  F,  G,  L,  M,  N  von  zwei 
VeränderlicbeD  u  UDd  »  sind  dann  und  nur  dann  die  Fnnda- 
mentalgrössen  einer  Fläche,  wenn  sie  die  drei  Fundameo- 
talgleichungen   erfüllen. 

Nach  S.  309  unten  können  wir  auch  sagen: 

Satt  S7:  Stimmen  zwei  Flächen,  die  keine  Tangenten- 
flachen  von  Minimalcurven  sind,  in  ihren  Differential- 
invarianten  gegenüber  allen  Bewegungen  überein,  so  sind 
sie  coDgruent. 

Was  nämlich  die  Tangentenäächen  von  Minimalcurven  anbetrifit, 
so  sind  sie  hier  ausgeschlossen,  da  ihnen  keine  FondamentalgrösseQ 
zweiter  Ordnung  zukommen  (S.  107)  und  wir  ihre  DifferentialinTBr 
rianten  nicht  untersucht  haben.  Zwei  solche  Flächen  sind  übiigens 
offenbar  dann  und  nur  dann  congrnent,  wenn  es  ihre  beiden  Minimal- 
curven sind.  Aber  da  wir  die  Theorie  der  Differentialinvarianten 
der  Minimalcurven  nicht  entwickelt  haben  (vgL  I  S.  346),  so  kSoneD 
wir  unseren  Satz  auch  nicht  auf  diese  ausdehnen. 

Die  Art  der  Bestimmung  der  Flächen  mit  vorgeschriebeneo 
Fundamentalgrössen  mag  hier  noch  kurz  in  einem  Satze  zusammeQ' 
gefaset  werden: 

Sati  28:  Um  alle  Flächen  zu  bestimmen,  die  solche  vor- 
geschriebene Fundamentalgrössen  E,  F,  G,  L,  M,  JV^  haben, 
die  den  drei  Fundamentalgleichungen  genügen,  kann  man 
so  verfahren:  Man  integriert  zunächst  die  nnbescbränkt 
integrabele  totale  EiccATi'Bche  Gleichung  für  ff: 
^  r  {D-iF)L  +  iEM  .  ß.F+  B,E-2F.E  _  (D  +  iF)L-iEM  ,1^^^ 
'^  [  2  t}  l/£"  2DE  2  0  VE  J 

[  2Dy'E  '  2  DE  "  ZDYe'  I 

'  SatE  von  BoNHBT,  „U^moire  anr  la  tbäorie  des  snrfaceB  appli- 
eablea  anr  iine  aarfaoe  donu^e*',  Journ.  de  l'^cole  fo\jt,  cab.  4!  (1S67). 


Pdr,yGOOgIe 


j>  9.    Öleichunpai  eüwr  Fläche  mä  gegebenen  FtmdamenbügrÖBsen.     389 


was  dnrch  Buccessive  lotegration  zweier  gewöiinliclier 
DifferentiatgleicbuQgen  erster  Ordnung  in  je  zwei  Ver- 
änderlichen and  zwei  Eliminationen  gelingt.  Ihre  allge- 
meine Lösung  (T  enthält  eine  willkürliche  Conetante  c  in 
dieser  Art: 

^  ^    p(«t,r)g  +  j(a,p) 
n(u,v)o  +  «Kp)   ' 

Nunmehr  berechnet  mau: 


3£,- 


p'-"'-g*+'' 


i(p'+»' 

.-,.-.■, 

2(,. 

'-?") 

,'+,.• 

+  »■+•• 

>(p. 

1-!«} 

.(„ 

+  3P) 

'-/^ 


Aladana  geben  die  Quadraturen: 

^  ^  /-£r3,du  +  (fg,^Z)3.)rfp 

die  Gleichungen  einer  Fl&che  der  verlangten  Art  Alle 
übrigen  erhält  man,  wenn  man  diese  Fläche  den  Be- 
wegungen  des  Baumes  unterwirft. 

Man  wird  bemerken,  dass  die  Formeln  dieses  Satzes  in  dreierlei 
Hinsicht  nicht  vollkommen  sind: 

Erstens  sind  sie  nicht  symmetrisch  hinsichtlich  u  und  v. 
Dies  bat  seineu  Ornnd  darin,  dass  wir  das  begleitende  Dreikant 
nicht  symmetrisch  hinsichtlich  der  Parameterlinien  gewählt  haben. 
Symmetrische  Formeln  würden  sich  z.  B.  ergeben,  wenn  wir  als  die 
beiden  ersten  Kanten  des  begleitenden  Dreikants  diejenigen  Tan- 
genten des  Fläcbenpunktes  [u,  v)  wählten,  von  denen  die  Winkel 
der  Paramtiterlinien  halbiert  werden.  Aber  dadurch  ergeben  sich 
noch  umständlichere  Formeln.  Die  nnsrigen  sind  schon  compliciert 
genug.  Die  AufsteUang  symmetrischer  Formeln  in  der  angedeuteten 
Weise  ist  eine  gute  Übung  für  den  Leser. 

Zweitens  lehrt  der  Satz  auch  die  Bestimmung  von  reellen 
Flächen  nur  auf  dem  Umweg  durch  das  Imaginäre,  da  in  der 
KjooATi'schen  Gleichung  und  iveiterhin  i  auftritt     Dies  ist  jedoch 


23* 


.dr,yGoogIe 


340     DrUier  JbachniU:   DU  Fundammiai^eiekungwi  dtr  FlSehmihtone. 


uDvermeidlich,  wenn  naii  das  Problem  auf  die  Integration  eioer 
RioCATi'Bchen  Gleichaog  zurUckfUhren  vill,  was  hier  nicht  weiter 
begründet  werden  kann. 

Drittens  endlich  -versagen  die  Formeln,  wenn  Ü*  =  0  iat,  d.  h. 
wenn  die  Parameterlinien  [v)  die  Bogenlänge  Null  haben  tuid  also 
Minimalcurven  sind;  denn  B  tritt  überall  im  Nenner  anf.  V  tntt 
allerdings  anch  im  Nenner  anf,  aber  es  ist  i^  ^  0  nach  S&tz  9, 
S,  29.  Im  Falle  ^  =  0,  G^Q  kann  man  aber  doch  zu  brauch- 
baren Formeln  gelangen,  wenn  man  einfach  «  mit  v  vertaascht 

Wenn  dagegen  £=6  =  0  ist,  sodass  also  die  Parameterlinien 
(u)  und  (v)  Minimalcnrren  sind,  hilft  dies  nichts.  Man  kann  alsdann 
entweder  z.B.u  +  v  und  u  als  nene  Parameter  benutzen,  was  keine 
grossen  Schwierigkeiten  macht,  oder  aber  man  wählt  dann  ein  so- 
deres  begleitendes  Dreikant  Wir  wollen  die  nötigen  Formeln  für 
diesen  Fall 

£=  G  =  0 

kurz  angeben:  Ans  (4)  und  (6),  S.  311,  ziehen  wir  in  diesem  Fall. 
indem  wir  k  =  l  annehmen: 


(12) 


(13)         ..  -  i  y2>(3£,  -  .s.) ,    X.  -  i  ßnx,  +  ,1.) 

u.  s.  w.  ist  Bilden  wir  jetzt,  wie  anf  S.  312  anseinandei^setEt 
wurde,  die  Ableitungen  der  Bicbtungscosinns,  indem  wir  dabei  die 
einfacheren  Formeln  (2)  nnd  (3)  auf  S,  266  benutzen,  so  kommt: 

\       du  2F    ^         V2F        '       dv   ^         2f    ^         'ytf      ' 


I,- 

X.  +  X, 

YiF 

3,  _    s^±_y^ 

s,- 

.  X.-X, 

f).  _  i^rJ^ 
°'        Yip 

du  '  V2~F  '     2F    '^'       dr>  '  )/3F 

SX  L  +  M  ^        .L-M  r  8X  Jtf+iV 


'  y2F  ^ 

Die  RiccATi'sche  Gleichung  (4),  S.  324,  lautet  demnach  so; 


(15) 


Y-zF        2F  Y^'F 

■  -    :   -i ff — T^fl 

YzF        2F  Y^F 


Pdr,yGOOgIe 


§  10.    ISerhmiüe  für  dit  Gongmenz  zweier  Flächm. 


ihre  allgememe  LOsimg,  bo  gelten  wieder  die  obigen  Formeln  (10) 
fOr  die  EichtongscosinoB,  während  sich  nach  (13)  ftir  die  Flftche 
etatt  (II)  Bliebt: 

X  =  l/yäi-  [(3E.  -  i£,)  rf«  +  (3E,  +  iS,) rfü], 

z  =  1/^2^ [(8.  -  iQ,)du  +  (3.+  .-3.) .fr]. 

Maik  siebt,  dass  hier  wegen  der  symmetriEcheii  Wahl  des  be> 
gleitendes  Dreikants  die  Formeln  Bjmmetrisch  ausgefallen  sind. 

Schliesslich  wollen  wir  noch  einmal  an  ein  früheres  Ergebnis, 
S.  325,  erinnern: 

Sati  30:  Die  Integrabilitätsbedingungen  derjenigen 
totalen  BiccAxfschen  Oleichnng,  die  bei  dem  Problem  auf- 
tritt, alle  Flächen  mit  gegebenen  Fundamentalgrössen 
erster  nnd  zweiter  Ordnung  zq  bestimmen,  sind  die  drei 
Fandamentalgleichungen. 

§  10.    Marfcmale  fDr  die  Congrusnz  zweier  Flächen. 

Die  Frage,  wie  man  entscheidet,  ob  zwei  gegebene  Fl&chen 
einander  congment  sind,  ist  durch  die  bisherigen  Betrachtungen 
noch  keineswegs  voiistöndig  erledigt  worden;  denn  wir  wissen  bis 
jetzt  nur  folgendes: 

Man  mnSi  nntersuchen,  ob  man  auf  der  einen  Fläche  in  der 
Art  neue  Parameter  einführen  kann,  dass  alsdann  ihre  Fundamental- 
grössen,  gebildet  für  die  nene  Parameterdarstellung,  mit  denen  der 
anderen  Fläche  übereinstimmen.  (Vgl.  Satz  25,  S.  338.)  Giebt  es 
solche  nene  Parameter,  so  sind  die  Flächen  einander  congmen^ 
sonst  nicht' 

Es  bleibt  also  noch  die  Schwierigkeit,  wie  man  erkennt,  ob  es 
möglich  ist,  neue  Parameter  in  der  gewünschten  Weise  einzuführen. 
Diese  Frage  soll  jetzt  erledigt  werden. 

'  Eine  erachSpfenda  Theorie  der  Congrneni  cweier  PlScben  bat  erat  Lu 
gegeben:  „Zur  luvariautentbeorie  der  Gruppe  der  Bewegungen", 
Leipziger  Berichte  lS9e. 


Pdr,yGOOgIe 


342     Dritter  Abadmitt:   Di»  fkmdommiaigisiehtMgm  der  Fläehentiitom. 

Der  innere  Grund  jener  Schvierigkeit  iat  der,  daas  die  Fiuds- 
mentalgrSsseD  zwar  ungeändert  bleiben,  wenn  nuto  die  Fl&che  einer 
Bewegung  unterwirft  (nacli  Satz  19,  S.  307),  daas  sie  sich  ab«r 
ändern,  wenn  man  aof  der  Fläche  neue  Parameter  einfahrt  Die 
Sachlage  wird  deshalb  erheblich  vereinfacht,  sobald  man  solch« 
OrÖBsen  benutzt,  die  nicht  nur  bei  allen  Bewegungen,  Hodem  ancb 
dann  ungeändert  bleiben,  wenn  man  neue  Parameter  auf  der  Fläche 
einfuhrt  Man  kfinnte  Bolche  Grössen  DifferentialinrarianteD 
der  BMäche  hinsichtlich  aller  Bewegungen  und  hinsicht- 
lich der  Einführung  neuer  Parameter  nennen.  Jede  der&rdge 
Differentialinvariante  würde  eine  Grösse  TorstoUen,  die  mit  dem  be- 
trachteten Flächenpunkt  ganz  unabhängig  von  der  zufälligen  Lage 
der  Fläche  und  von  ihrer  zufälligen  analytischen  Darstellung  geo- 
metrisch zasammeuhinge  und  daher  in  noch  höherem  Maasse  aU 
die  in  g  6  betrachteten  Differentialinvarianten  fQr  die  starr  gedachte, 
aber  beliebig  gelegene  Fläche  charaktehstiscb  wäre. 

In  der  That  giebt  es  solche  GrössetL  Wir  brauchen  ja  nur 
an  das  Krümmungsmaass  K  zu  erinnern,  das  erstens  bei  allen  Be- 
wegungen nngeändert  bleibt  und  zweitens,  da  es  als  der  reciprc^ 
Wert  des  Productes  der  Hauptkrümmungsradien  ^j  und  S^  definiert 
werden  kann,  auch  von  der  analytischen  Darstelloog  der  Fläche  no- 
abhängig  ist  Eine  solche  Grosse  ist  femer  auch  die  mittlere  Er9m- 
mung  H.  B  and  K  sind  Functionen  von  R^  und  R^.  Wir  kOnneti 
statt  H  und  K  auch  B^  und  R^  selbst  als  Beispiele  nennen. 

Es  ist  leicht,  noch  einige  derartige  Größen  aufzustellen: 

Lassen  -wir  nämlich  den  Punkt  (u,  v)  der  Fläche 
(1)  x~<f{u,v),      y  =  jr(tt,r),       «  =  v(t<,») 

um  eine  unendlich  kleine  Strecke  d  *  auf  einer  seiner  beiden  Erüm- 
mungscurven  weiter  wandern,  so  werden  sich  R^  tmd  R^  um  nn- 
eodlicb  kleine  Grössen  dR^  und  d-ff,  ändern.  Dabei  sind  aber  die 
Verhältnisse 

dB,  dfi, 

ds    '  dg ' 

von  der  Länge  des  unendlich  kleinen  Weges  da  unabhängig.  Denn 
wenn  E,  F,  6,  L,  M,  N  die  Fnndamentalgröesen  der  Fläche  sini^ 
so  ist  allgemein: 

und  also: 


Pdr,yGOOgIe 


P  10.    MerhmaU  fiir  die  Oongrumz  » 


oder,  wenn  dv:du=  k  gesetzt  wird: 

rffl,   ^        du  dv 

ds    ~   yW+lFk  +  ak*  ' 

Man  sieht,  dasa  dies  Verhältnis  nur  Tom  Punkte  (u,  v)  selbst  und 
von  der  Fortschreitimgsricbtung  k  längs  der  Erümmimgsciu-TB  ab- 
hängt Nach  der  Differentialgleichong  XII  {U)  der  KrUmmtmgs- 
corven  ist  k  bestimmt  durch  die  quadratische  Gleichung: 

I       k'     S      L   \ 

\  -k       F      ^1  =  0, 
'  I 

(        1       G      A'  . 

die  zwei  Werte  k^  und  k^  liefert,  ausgedrückt  durch  die  Funda- 
meutalgrOssen.    Es  gehen  demnach  zwei  CMsseu  hervor: 


SB^     as^ 

V£  +  2Ft,+  Ol,' 

yin-2Ft,  +  ot,< 

ebenso  liefert  ^,  zwei  Grössen: 

as^      3B^ 

^*',^-' 

Vß+iFk,  +  0k,' 

V'E+iFk,  +  ÖV 

Da  sich  B^  und  R^  selbst  durch  die  Fnndamentalgrössen  ausdrücken 
lassen,  vgl  XTT  (/),  so  sind  also  diese  vier  Grössen  solche  Func- 
tionen der  FundamentalgrÖBsen  und  ihrer  ersten  Ab- 
leitungen, die  vollständig  bestimmt  sind,  sobald  man  auf  der  ge- 
gebenen Fläche  den  Punkt  (u,  v)  angenonunen  und  festgesetzt  hat, 
nach  welcher  ErUmmungscurve  man  fortschreiten  will.  Wir  wollen 
mit  d^t  und  d^a  die  Bogenelemente  längs  der  einen  und  längs  der 
anderen  Erfimmnngscorve  des  Punktes  (u,  v)  bezeichnen,  um  für  jene 
Tier  Functionen  die  bequemen  Darstellungen  zu  gewinnen: 

öß.  aRy  ö-ß,  dR^ 


Wir  wenden  hier  Zeichen  der  partiellen  Differentiation  an,  weil 
ja  die  DifFerentialquotienten  wesentlich  von  den  Richtungen  abhängen, 
nach  denen  differenziert  wird. 

Da  R^,  R^  und  die  HaupÜtrUmmangsrichtangen  des  Flächen- 
Punktes  rein  geometrische,    d.  b.  von   der  zufälligen  analytischen 


Pdr,yGoogre 


344     Driäer  Absc/miä:   Die  Fundammta^Meitungen  der  Flaehenäuorit. 

Darsteliniig  der  Fläche  nnabhängige  Grösseu  Bind,  so  ist  es  klar, 
dass  die  vier  gefundenen  GröSBen  ebenso  wie  R^  und  R^  solche 
Ausdrücke  sind,  die  nngeändert  bleiben,  wenn  man  neue  Parameter 
auf  der  Fläche  einfuhrt  Ebenso  bleiben  sie  angeändert,  wenn  man 
die  Fläche  irgend  einer  Bewegung  nnterwirft,  was  sowohl  geometrisch 
als  auch  nach  Satz  19,  S.  307,  einleuchtet 

I>a  S^  und  R^  selbst  derartige  Oröesen  sind,  so  haben  wir  jetzt 
insgesamt  sechs  Grössen,  die  Differentialinvarianton  hin- 
Richtlich  der  Bewegungen  und  der  Einfuhrung  neaer  Para- 
meter sind. 

Allerdings  gilt  dies  nur  mit  einer  Einschränkung,  die  wir  bis- 
her absichtlich  nicht  erwähnt  haben:  Die  Vorzeichen  der  secbs 
Grössen  hängen  einerseits  wesentUch  davon  ab,  wie  auf  der  Fläche 
die  positive  Normalenricbtnng  definiert  worden  ist,  und  sind  anderer- 
seits auch  dann  noch  nicht  völlig  bestimmt,  da  ja  z.  B.  in 

eine  Quadratwurzel  im  Nenner  auftritt  Wir  können  also  nur  so 
sagen:  Die  sechs  betrachteten  Grössen  können  sich  bei 
Einführung  neuer  Parameter  nur  im  Vorzeichen  ändern. 

Da  wir  die  Congruenzmerkmale  in  aller  Schärfe,  ohne  Zwei- 
deutigkeiten im  Vorzeichen,  entwickeln  wollen,  weil  wir  sonst  auch 
die  nicht  congmenten,  sondern  nur  symmetrischen  F^hen  in  den 
Bereich  der  Betrachtung  ziehen  wflrden,  so  erscheint  es  uns  hier 
angebracht,  uns  auf  reelle  Flächen  in  reeller  Parameter- 
darstellung zu  beschränken.  In  diesem  Falle  ist  die  positive 
Bichtung  der  Normalen  auf  S.  27  festgesetzt  worden. 

Auch  wird  es  gut  sein,  wenn  wir  zunächst  unsere  BetrachtungaD 
auf  solche  Parameterdarstellungen  beschränken,  hei  denen  sie  be- 
sonders einfach  werden,  nämlich  auf  den  Fall,  dass  die  Pars- 
meterlinien  die  Krümmungscurven  sind,  die  ja  nach  S.  174 
reell  sind.  Wir  werden  nachher  zur  allgemeinen  Parameterdar- 
stellung zurückkehren. 

Es  seien  also  die  Parametercurven  (u),  (v)  der  in  reeller  Dar- 
stellung vorliegenden  reellen  Fläche  (1)  die  ErUmmungscurven.  Nach 
Satz  63,  S.  182,  ist  in  diesem  Falle: 

Aach  gehen  dann  A  =  0  und  A  =  oo  die  beiden  Richtungen  der 
Krümmungscurven  (w)  und  («)  an,  sodass  nach  XII  (i>): 


Pdr,yGOOgIe 


§  10.     MerkmaU  für  die  OongruerKc  zweier  Flächen. 


(2) 
ist 

Da 

B           0 

die 

die 

Bogenelementfl  der 

vier  Grössen 

ÖR, 
3,s 

Krämmangscnrren  (») 

dR,         es, 
■       STT-      ITT' 

und  («) 

Bind, 

so  haben 

jetzt  diese  analytische 

Darstellung : 

(3) 

1    da. 

1    an, 
Vi  ä.  ' 

l     dB, 
VE    ä.  ' 

1 

ÖJi. 

worin  die  Werte  (2)  einzutragen  sind.  Dabei  setzen  vir  fest, 
dass   y£  und  ]/&  positiv  genommen  werden  aollen. 

Es  liege  nun  eine  zweite  reelle  Fläche  vor: 
(4)  i  =  ^(fl,  fl),      y  =  x{a,  ^),       z  =  if>{ü,  e), 

geschrieben  in  den  laufenden  Coordinaten  x,  y,  z  mittels  der  reellen 
Parameter  ä,  fi.  Auch  auf  dieser  Fläche  sollen  die  Para- 
metercarven  die  Krümmnngscurven  sein.  Die  auf  die  zweite 
Fläche  bezQglichen  Grössen  sollen  wie  die  auf  die  erste  bezüglichen, 
aber  mit  einem  Querstrich,  geschrieben  werden,  sodass  £,,  R^  ihre 
Kanptkrümmungsradien  sind  and  den  Grössen  (8)  die  Grössen: 

'  vT  5h  '     ya  sf '     ys  BQ.'     vs  s» 

entsprechen. 

Wenn  nun  die  beiden  Flächen  (1)  and  (4)  einander  congruent 
sind,  so  mftssen  die  Krtlmmungecurven  der  einen  denen  der  andern 
congraent  sein.  Dabei  sind  zwei  Fälle  denkbar:  Entweder  ent- 
sprechen den  Gurren  (u)  die  Curven  (ü)  and.  den  Curven  (ü)  die 
Curven  (e)  oder  es  entsprechen  den  Gurren  (w)  die  Curven  (i))  und 
den  Cnrven  (o)  die  Curven  (a).  Wir  wollen  zunächst  nor  den  ersten 
Fall  ins  Ange  fassen,  da  der  zweite  durch  Vertauschen  der  Be- 
zeichnungen o  und  'S  auf  ihn  znrUckgefQhrt  werden  kann. 

Es  mögen  also  die  Curven  (u)  und  (o)  und  ebenso  die  Curven  (v) 
und  [«)  homologe  Curven  auf  beiden  Flächen  sein.  Alsdann  ent- 
spricht jedem  Punkt  (h,  v)  der  Fläche  (1)  ein  Punkt  (c,  fl)  der  Fläche  (4). 
Da  Äj  die  mit  Vorzeichen  genommene  Strecke  ist^  die  auf  der  Nor- 
malen des  Punktes  (u,  v)  von  einer  solchen  unendlich  benachbarten 
Normalen  abgeschnitten  wird,  deren  Fusspankt  auf  der  durch  den 
Punkt  (u,  v)  gebenden  Krümmungscnrve  (o)  liegt,  und  das  Ent- 
sprechende auf  der  zweiten  F^he  von  Äj  gut,  so  müssen  in  homo- 


Pdr,yGOOgIe 


346     DrUter  Abedmitt:   DU  FundammiaigleiehuHgm  der  Flächentkeorie. 


logeD  Punkten  (m,  »)  und  («,  P)  die  Werte  von  Ji^  und  Ä,  flberein- 
stimmen  und  ebenso  die  Werte  von  R^  nnd  J^,  aber  nicht  not- 
wendig auch  im  Vorzeichen.  Auf  diesen  umstand  kommen  wir 
sogleich  zurück.  Vorher  bemerken  wir  noch,  d&es  nach  unseren 
früheren  Auseinandersetzungen  über  den  invarianten  Charakter  der 
GrÖBsen  (S)  auch  alle  diese  Qrösseu  in  homologen  Punkten  mit  den 
entsprechenden  vier  Grössen  (5),  abgesehen  vom  Vorzeichen, 
übereinstimmen  müssen. 

Die  Vorzeichen  der  Hauptkrümmungsradien  hängen  nach  S.  104 
wesentlich  von  der  Bestimmung  der  positiven  Richtungen  der  Nor- 
malen ab.  Diese  haben  wir  so  gewählt,  dass  auf  der  Fläche  (1)  im 
Punkte  (u,r)  die  positive  Bichtung  der  Curve  (v),  die  positive  Richtung 
der  Gurre  (u)  und  die  positive  Richtung  der  Normale  so  gegen  ein- 
ander orientiert  sind,  wie  die  positiven  Axen,  vgl.  S.  30,  31.  Wenn 
also  auf  beiden  Flächen  in  homologen  Punkten  die  positiven  Rich- 
tungen der  Parametercurven  übereinstimmen,  so  muss  dann  auch 
Äj  =  Ä,  und  R^  =  R^  sein.  Ist  aber  die  Richtung  der  Curve  (e) 
der  der  homologen  Curve  (v)  entgegengesetzt,  während  die  Richtungen 
der  homologen  Curven  (w)  und  (fl)  übereinstimmen,  so  ist  die  Normale 
entgegengesetzt,  also  Ä,  =  —Äj  und  Äj= —J^,  u.  s.  w.  Wenn  beide 
Parametercurven  auf  der  zweiten  Fläche  entgegengesetzten  Sinn 
haben,  so  ist  dagegen  wieder  Übereinstimmung  in  den  positiven 
Normalenrichtungen  vorhanden,  also  li^=R^  und  Ä^  =  R^.  Da  wir 
femer  in  (3)  und  (5)  die  Quadratwurzeln  positiv  gewählt  haben,  so 
hängen  die  Vorzeichen  dieser  Gr&ssen  sonst  nur  noch  von  den  posi- 
tiven Richtungen  aaf  den  Parametercurven  ab,  da  die  Differenti^e  öu, 
dv,  du,  dfi  sowohl  als  auch  die  im  Zähler  auftretenden  Grössen  S^, 
R^,  R^,  Rj  bei  anderer  Wahl  jener  Richtungen  ihre  Zeichen  ändern. 

Um  alle  Möglichkeiten  zu  umfassen,  verstehen  wir  unter  a  eine 
der  beiden  Zahlen  ±  1  und  unter  ß  auch  eine  der  Zableu  ±  1. 
Dabei  sei  a  =  +  l  oder  —1,  je  nachdem  die  Curven  (ü)  und  (c)  im 
Sinne  übereinstimmen  oder  nicht,  undj3=+l  oder  —1,  je  nachdem 
die  Curven  (u)  und  (a)  im  Sinne  übereinstimmen  oder  nicht  Als- 
dann muss  in  homologen  Punkten  (u,  v)  und  (a,  ^  der  beiden  Flächeo 
offenbar  sein: 

Äi  =aßR^,  R^  =  aßR^, 

1-^^  =  8    --^        _JLl^=        1     BR^ 

y'E  du        ys  du'     Y(f  dr  ~  "  ys  s» ' 


Pdr,yGOOgIe 


§  10.    Marhmdk  für  die  Gtmgrumx  «mmt  Fiäokm.  347 


'Es  sind  dies  insgesamt  sechs  Oleichangeu.  Ihre  linken  Seiteo 
sind  Fanctionen  von  u,  r>,  ihre  rechten  Seiten  Functionen  von  a,  €. 
Jedem  Punkt  {u,  »)  der  Fläche  (1)  entspricht  ein  Funkt  (fl,  ö)  der 
Fläche  (4)  und  umgekehrt,  sodass  fl,  fS  zwei  von  einander  unab- 
hängige, allerdings  noch  unbekannte  Functionen  von  u,  v  sein 
müssen.  Setzt  man  diese  Functionen  fllr  a  und  €  in  (6)  rechts  ein, 
so  mOssen  sich  also  sechs  Identitäten  ergeben,  sobald  eine  gewisse 
nnter  den  vier  Annahmen : 
«  =  1,^=1;     a=-\,ß~\\     a  =  \,ß=-\\     a=-\,ß  =  -\ 

gt; macht  wird. 

Nun  werden  wir  das  Umgekehrte  beweisen:  Wir  setzen  vor- 
aus, dass  zwei  reelle  Flächen  (1)  und  (4)  in  reellen  Parameterdar- 
Btellnngen  vorliegen  und  dass  die  Curven  («),  (v)  und  die  Curven  (a), 
(€)  ihre  Kr&mmnngscnrven  seien.  Wenn  wir  dann  die  in  (6)  auf- 
tretenden Functionen  von  u,  v  bez.  fi,  0  berechnen  und  in  (6)  ein- 
setzen, so  ergeben  sich  sechs  Gleichungen  zwischen  u,  v  und  e,  e. 
Wenn  diese  sechs  Gleichungen  bei  einer  gewissen  Annahme  von 
a=±l,;9=±l  einander  nicht  widersprechen,  wenn  es  vielmehr 
zwei  Functionen  ü  und  ^  von  u  und  v  giebt,  die  —  in  (6)  rechts 
eingesetzt  —  alle  diese  Gleichungen  fUr  alle  Werte  von  u  und  r 
befriedigen,  so  sind  die  beiden  Flächen,  wie  wir  zeigen  werden, 
congroent  Allerdings  tritt  noch  eine  Beschränkung  hinzn,  die  sich 
sogleich  von  selbst  ergeben  wird. 

Zunächst  folgt,  wenn  wir  o,  f  als  die  nach  Voraussetzung  durch 
[6]  definierten  Fanctionen  von  u,  v  auffassen  und  bei  dieser  Auf- 
fassung die  beiden  ersten  Gleichungen  (6)  nach  u  differenzieren,  was 
ja  erlaubt  ist: 

öRx      ^„/3Ä,  du       dR,  de\ 

~§u-"P[~di~  aü  +  WTuj' 

Setzen  wir  hierin  fUr  die  linken  Seiten  die  aus  (ß)  folgenden  Werte 

SR,       o  .  fE  aß,         dB.       ^  ,  /E  aÄ, 

ein,  so  kommt: 

(du  /t\  SR,    ,    S»  8 Ä,  _  n 


,dr,Google 


848  Dritter  Jhaehmtt:  Die  RmdameniaigleüAitr^m  der  FläehentkeorK. 
Bs  sind  diea  zwei  hi&sichtlicli 

lineare  und  homogene  Gleichungen  mit  der  Determinante: 

I  ^-^     iÄ 

da      dB 

I    du'      flf 

Dieae  BeterminaDte  ist  die  Fmictionaldeterminant«  von  R^  und  /^ 
(t(^.  I  S.  81}.  Sobald  ^  and  R^  zwei  von  einander  unab- 
hängige Functionen  von  ü  und  fi  sind,  ist  sie  von  KnQ  rer- 
Bchieden  (t^,  I  S.  82,  83),  and  diese  Voraaseetzang  wollen 
wir  machen.     Alsdann  folgt  aus  jenen  linearen  Oleichoi^n: 


-VI 


Ganz  ebeuBo  ei^ebt  sich,  wenn  die  beiden  ersten  Gleichungen  {' 
nach  V  differenziert  werden: 


=  0, 


3»         o,/0 


Mithin  ist  ü  eine  Function  tod  u  allein  und  €  eine  Function  von  v 
allein: 

(7)  o  =  i(«),     «  =  /iH 

wobei 

(8)  ..„j/^,      ,--^j/| 

ist  Da  die  Quadratwurzeln  in  (8)  positiv  sind,  so  sieht  man  aach. 
dass  X'^0  ist,  je  nachdem  a  **  ±1  ist,  und  das»  n'^O  iat,  je 
nachdem  ^  i~  ±  1  ist 

Wenn  wir  jetzt  die  durch  (7)  definierten  neuen  Para- 
meter ü,  «  auf  der  ersten  Flache  {!)  einfuhren  und  die  m- 
gehörigen  Fundamentalgrössen  berechnen,  so  werden  wir  sehen,  daas 
sie  gerade  gleich  den  entsprechenden  Fundamentalgrössen  der  zweiten 
Fläche  werden.  Die  neuen  Fundamentalgrössen  der  ersten  Flüche 
seien  nämlich  zunächst  mit  E',  F',  (7,  L',  M,  N  bezeichnet  D» 
a  nur  von  u  und  e  nur  von  v  abhängt,  so  sind  die  neuen  Para- 
meterhnien  (a),  [{^  der  Fläche  (1)  immer  noch  die  KrtImmuDgs- 
curven,  sodass  auch  jetzt: 


Pdr,yGOOgIe 


§  10.    Merkmale  für  dU  Gongrumx  zweier  FlwAm.  349 

ist    Ferner  ist,  da  x,;/,  z  f^ctionen  ron  a  und  €  werden,  nach  (7): 

,,  dx  ,  dx 

sodass  aas  XI  (J)  folgt: 

^.Sx.'-i-s(||-)'-Vi' 
oder  wegen  (8): 

Ebenso  kommt: 

Dnrch  die  Eiofitbrong  der  neaen  Parameter  (7)  wird  die  Schar  der 
Parameterlinien  (n),  wie  gesagt,  nicht  geändert^  wohl  aber  ändert 
sich  ihr  Sinn,  wenn  du  :  du  oder  ü.'  <  0  ist.  Da,  wie  wir  sahen, 
i.'^0  ist,  je  nachdem  «  =  ±  1  ist,  so  ändert  sich  also  der  Sinn 
der  einen  Schar  tod  Parameterlinien,  wenn  a^  —  1  ist;  entsprechend 
ändert  sich  der  Sinn  der  andern,  wenn  ß  =  —1  ist.  Die  Flächen- 
normale  ändert  ihren  Sinn  nur  dann,  wenn  nnr  eine  dieser  beiden 
Scharen  ihren  Sinn  ändert,  d.  h.  wenn  aß  =  —  1  ist.  Alsdaon 
ändert  auch  S^  das  Vorzeichen.  Mithin  geht  R^  jetzt  in  aßS^ 
über.    Analog  (2)  ist  also  jetzt: 

während 

ist.    Ans  der  ersten  Gleichaug  (6)  folgt  daher: 

U  ^  L 

oder  i'  =  Z.  Ebenso  ergiebt  sich  M  ~  M.  In  den  neuen  Para- 
metern ä,  f  hat  mithin  die  Fläche  (1)  genau  dieselben  Fundamental- 
gr&ssen  wie  die  Fläche  (4).  Daher  sind  beide  Flächen  nach  Satz  25, 
S.  338,  einander  congruent 

Im  Beweise  haben  wir  uns  genötigt  gesehen,  die  Voraussetznag 
zu  treffen,  dass  i^  und  ^  zwei  von  einander  unabhängige  Functionen 
der  Parameter  0  und  fi  seien.  Wegen  der  beiden  ersten  Gleichungen  (6) 
und  auch  aus  rein  geometrischen  Grrilnden  leuchtet  ein,  dass  alsdann 
auch  fDr  die  andere  Fläche  die  analoge  Voraussetzung  zu  treffen  ist, 
d.  h.  also,  wir  setzen  voraus,  dass  auf  keiner  der  beiden  Flächen 
der  eine  Hauptkrümmungsradins  eine  Function  des  andern  sei,  oder 


Pdr,yGOOgIe 


350     Dritter  Abge/mitt:    Du  Fundameniaiffletchungen  der  FlädunÜuorii. 

auch,  dass  auf  keiner  der  beiden  Flächen  eine  £el&tion 
zwischen  den  beiden  Hauptkrümmangeradien  bestehe. 

Die  Bedingangen  (6)  können  wir  alsdann  anch  etwas  anders 
ausdrücken.    Es  sind  nämlich 

^'      ''    y'E  du  '     Y^  öv  '     YE  du  '     ya  dt 

Functiont.'Q  von  u  und  v.  Da  nun  £^  und  B^  von  einander  unab- 
hängige Functionen  von  u  und  o  sind  und  deshalb  anch  nmgekelirt 
u  und  V  als  Functionen  von  £,  und  S^  au^efasst  werden  könnea, 
80  werden  sich  die  übrigen  vier  angegebenen  Grössen  als  FudcÜod^s 
70n  ifj  und  }i^  darstellen  lassen.  Anders  ausgesprochen:  Dnrcb 
EliminatioD  von  u  und  v  aus  den  sechs  Oleichungen,  die  die  an- 
gegebenen sechs  Grössen  als  Functionen  von  u,  v  darstellen,  ergeben 
sich  vier  Gleichungen  von  <ier  Form: 

Y£     du 

^  1^  _  0  IB.,  Ji.),        '__  ^^  =  W,  {Ä,,  B.). 

Ye    du  i^   i'    t"     yo    Bv  «'^  T    >' 

Alsdann  folgt  aas  (6): 

Die  Congruenz- Bedingung,  die  darin  besteht,  dass  die  seclu 
Gleichungen  (6)  zwischen  u,  v  und  ü,  €  einander  nicht  wideisprecbeo 
sollen,  kann  jetzt  so  ausgedrückt  werden;  Auf  der  ersten  Fläche 
bestehen  sicher  vier  Relationen  Ton  der  Form  (9).  EHe  Fl&che  J»l 
der  zweiten  Fläche  dann  und  nur  dann  congruent,  wenn  aladann 
auf  der  zweiten  Fläche  fUr  eine  gewisse  Annahme  von  et  =  ±  1 
und  ß  =  ±\  die  vier  Relationen  (10)  bestehen. 

In  der  That,  ist  dies  der  Fall  und  setzen  wir  fest,  dass  zwischen 
u,  V  und  a,  «  die  beiden  von   einander  unabhängigen  Gleichungen 
bestehen  sollen: 
(11)  -Ä,  =aßR^,        B^^aßR,, 

so  folgen  hieraus  und  aus  (9)  und  (10)  rückwärts  die  Oleidiungen  (S^ 
Die  beiden  Gleichungen  (11)  dienen  nur  dazu,  die  einander  homo- 
logen Stellen  (u,  v)  und  (ü,  S)  beider  Flächen  zu  bestimmen,  wäbresd 


Pdr,y"GOOgIe 


§  10.     Merkmaie  für  die  Congnunx  xumer  Flächen.  851 

dagegen  die  von  Parametern  freien  Gleichnngen  (9)  oder  (10)  cha^ 
rakteristiscb  für  eine  Familie  congruenter  Flächen  sind. 

Die  Bückkehr  zu  allgemeinen  Parametern  ist  nun  sehr  leicht, 
weil  die  in  (9)  und  (10)  auftretenden  Grössen  bei  Parameterände- 
rangen  abgesehen  vom  Vorzeichen  angeändert  bleiben.  Weil  wir 
Yorzeichenändemngen  schon  durch  die  Fact£>ren  a  und  ß  berück- 
sicbtigt  haben,  so  kommen  wir  von  den  Gleichungen  (9)  und  (10) 
zu  ganz  analogen  Gleichungen,  in  denen  nur  die  links  stehenden 
Grössen  durch 

flfi       a-ß,       a-g.      JR^ 


afi.  flg.  dR,         3-g, 

d,i  '        e,a  '        5,  5  '       5, s 

zu  ersetzen  sind,  während  die  Gleichungen  (11)  die  alten  bleiben. 
Ausserdem  darf  nicht  ausser  acht  gelassen  werden,  dass  wir  bisher 
nur  den  Fall  betrachtet  hatten,  dass  die  Curven  (u)  den  Curren  (ä) 
und  nicht  etwa  den  Curven  (43)  entsprechen.  Indem  wir  dies  berück- 
sichtigen, erkennen  wir,  dass  sich  das  Ergebnis  so  darstellen  lässt:^ 
Satt  30:  Liegen  zwei  reelle  Flächen  in  reeller  Fara- 
meterdarstellung  vor: 

«  =  qc  («,  o) ,       y  =  r  (",  ") ,       z'=ff>[u,v) 
und 

i  =  ^(fl,ü),      y=f(ö,()),      z  =  f{ü,9) 

und  besteht  auf  keiner  der  beiden  Flächen  eine  ßelation 
zwischen  den  HauptkrUmmungsradien  R^  und  S^  bez.  R^ 
und  S^i  so  wird  die  Frage,  ob  die  Flächen  einander  cou- 
gruent  sind,  so  entschieden:  Bedeuten  d^s  und  d^s  die 
Bogen elemente  auf  der  duTch  einen  Punkt  der  ersten  Fläche 
gehenden  ErUmmongscurTen,  so  bildet  man  diejenigen  Dif- 
ferentialquotienten der  Hauptkrümmungsradien,  die  sich 
beim  Fortachreiten  nach  diesen  Elementen  ergeben.  Man 
setzt  nämlich,  wenn  ß,  F,  G,  L,  M,  N  die  Fundamental- 
grÖBsen  der  ersten  Fläche  bedeuten,  in 

dB,  ^dR^.  3g.  '.   fl-B.  ^ 


V-S+  2Fk  +  0k*  y£  +  2Fk~+Ök* 

*  Dieaee  Merkmal  der  CongmenE  hat  La  angegeben,  rgl.  die  Anin,  zu 
ä.  311;  doch  ist  er  auf  die  VorzeicfaenbeBtiiiimung  nicht  eingegangea,  aodftAa 
bei  ilum  zwiachen  Cungmenz  und  STtumetrie  nicht  unterachieden  wird,  ein 
Umstand,  auf  den  er  flbrigena  aelbet  hingewiesen  hat 


Pdr,yGOOgIe 


352     Dritter  Abachnät:   Die  Fitndamentaigleichunffen  der  Fläehentheorie. 


fttr  k  die  beiden  reellen  Werte  ein,  die  eich  aas  der  qua- 
dratischen Gleichnog 


-h      F     M 

l      G      Jf 

ergeben,  indem  man  die  Quadratwurzeln,  die  soeben  auf- 
traten, positiv  wählt.  Zwischen  den  dadurch  herTorgehen- 
den  vier  Functionen  von  u  und  v: 

dR,  dB,  fl-B.         gfl. 

ö, »    '         Ö,J.   '         d,s    '         3,8 
und   den    beiden    von    einander    nnabb&ngigen    Functionen 
von  u  und  t>: 

bestehen  alsdann  vier  Gleichungen  von  der  Form: 

4,7"  =  <^.(Äi.-«,},      4.T-  =  *.(^i'^»)- 
Bildet    man  die    entsprechenden  Grössen    fflr    die   zweite 
Fl&che: 

BS,         dR,         dSj         afi, 

e,s  '      a,  5  '      d,s  '      fl,  j  ' 
eo  sind  beide  Flächen  einander  dann  und  nur  dann  con- 
gruönt,    wenn   für  die   zweite  Fläche   bei    passender  Wahl 
von  <jf  ES  ±  1  and  ß  =  ±  i  entweder  die  Gleichungen: 

oder  diejenigen  Gleichungen  besteben,  die  hieraus  her- 
vorgehen, wenn  m^n  die  Indices  1  und  2  vertauscht  — 
Alsdann  sind  diejenigen  Punkte  (u,  v)  und  {ü,  if)  beider 
Flächen  homolog,  deren  Parameter  im  ersten  Falle  deo 
beiden  Gleichungen 

im  zweiten  Falle  den  beiden  Gleichungen 
R^  =  aßR,,        R^  =  aßR^ 

genügen. 


]H,zedr,yGOOgIe 


§  10.    Nerkmale  für  die  Gongmmx  i 


Gemach  ist  ee  angebracht^  die  QleichnDgeD 
(12) 


4^  -  <C,(J!„iJ,),     4^  -  *-,(Ä„-S,) 

die  natürlichen  Oleichangen  der  Fläche  (t)  zu  nennen,'  da 
sie  die  fläche  ohne  Bücksicht  auf  ihre  zoföUige  Lage  nud  ohne 
Bückfiicht  auf  ihre  zufällige  Parameterdarstellung  vollkommen  charak- 
terisiereti.  Maa  yer^eiche  die  analoge  Bezeichnung  bei  den  Curven 
in  I  8.  210.  Damals  entzogen  sich  gewisse  Carren  der  allgemeinen 
Form  (1)  der  natürlichen  Gleichungen  einer  Gurre,  1  S.  208,  näm- 
lich diejenigen,  als  deren  natürhche  Gleichungen  die  Gleichungen  (4) 
and  (5),  I  S.  210,  zu  benutzen  waren.  Hierzu  haben  wir  in  der 
Flächentbeorie  etwas  Entsprechendes:  Eine  Ausnahme  bilden 
hier  diejenigen  Flächen,  auf  denen  eine  Kelation  zwischen 
den  beiden  Hauptkrttmmnngsradien  besteht  Diese  Flächen 
sollen  im  nächsten  Paragraphen  betrachtet  werden. 

Oben  sprachen  wir  einleitend  von  denjenigen  Differential- 
invariaDteD  der  Flächen,  die  nicht  nur  bei  ÄUBföhrung  aller  Be- 
wegungen ungeändert  bleiben,  sondern  —  abgesehen  Tom  Vor- 
zeichen —  aach  bei  Einfühmng  irgend  welcher  neuer  Parameter. 
Insbesondere  fanden  wir,  daes 


/io^  W  »  "-"l  ""1  ""1  ""1 

(13)  Ä^ ,      Ä, ,      -^ ,      -^ ,      -j^,      -^ 

solche  Gh*ÖBBen  sind.  Da  nun  eine  Fläche,  abgesehen  von  ihrer 
Lage  im  Kaame  tind  ihrer  analytischen  Darstellung,  durch  ihre 
natürlichen  Gleichungen  (12)  völlig  charakterisiert  Ut,  so  kann  man 
daraus  schliessen,  dass  alle  übrigen  Differentialinvarianten  der  er- 
i^nteu  Art  aas  den  sechs  angegebenen  durch  einfache  Differen- 
tiationsprocesse  hervorgehen.  Wir  wollen  dies  hiermit  nur  ange- 
deutet  haben   und   gehen   nicht   weiter  darauf  ein,   weil   wir,   wie 

>  Obgleich  veTscUedene  Autoren  von  den  DttilTlichen  Oleicfanugen  einer 
Cnrvfl  sprechen,  scheint  doch  nirgends  von  den  natürlichen  Gleichnngen  einer 
Fläche  die  Bede  eq  sein,  eelbat  nicht  in  GuiIbo'b  „Vorleenngen  über 
natürliche  Geometrie",  dentach  von  Kdwaj^iwhh,  Leipzig  1901,  in  denen 
tntta  noch  am  ehesten  diese  Bezeiehnnng  za  finden  erwartet.  Wir  citieren  dies 
Werk  hier,  om  unsere  litteiari sehen  Nachweise  lor  Theorie  der  natürlichen 
Gleichungen  von  Curven  im  1.  Bande  d&durch  zu  vervollstAndigen.  Man  findet 
in  diesem  Buche  zahlreiche  Beispiele  im  Sinne  der  von  uns  in  I  S.  68 — 71 
gegebenen. 

SOBmiBS,  G«om.  Dlffr.  IL  28 


^dnyCOOgle 


S54     ßrUter  Jhae/müt:   Die  Fundanuntalgltükungen  der  Fläehentheorie. 


unsere  Ergebnisae  lehren,  thatsäehlicb  mit  dea  sechs  betrachteten 
Grössen  (13)  ausreichen.  Nochmals  erinnern  wir  aber  daran,  dass 
in  (13)  die  Differentiatioiien  zwar  nach  den  Bogenelementen  der 
KrUmmungscnrTen  ansznfllhren  sind,  dass  wir  aber  doch  die 
Grössen  (13)  stets  bei  beliebig  Toi^egten  Fl&chengleichnngen : 

x^ip{u,v),      y-r(«.w).       «■=V(k,») 

durch  Differentiationen  allein  berechnen  können,  and  dass  die 
Aufstellung  der  natürlichen  Gleichungen  (12)  also  nnr 
Differentiationen  und  Eliminationen  verlangt. 

Wir  deuten  nur  noch  Eines  an:  Legt  man  auf  die  obigen  Vor- 
zeichenbestimmnngen  keinen  Wert,  so  kann  man  zu  den  Merkmalen 
kommen,  die  nicht  nur  den  Fall  der  Congruenz,  sondern  auch  den 
der  Symmetrie  umfassen,  und  dann  steht  siebte  im  Wege,  das 
Ergebnis  auch  auf  imaginäre  Flächen  oder  auf  reelle  Flächen  mit 
imaginärer  Parameterdarstellung  auszudehnen.  Wir  nennen  des- 
halb  die  Gleichungen  (12)  auch  in  diesen  Fällen  die  natOrlicbeu 
Gleichungen  der  Fläche. 


§  11.    Hftclien,  deren  HaaptkrflmmunBsradlen  durch  eine  Relation 
vertHinden  sind. 

Bei  der  im  vorigsn  Paragraphen  auseinandergesetzten  Theorie 
der  Congruenz  sahen  wir  uns  genötigt,  diejenigen  Flächen  auszn- 
scbtiessen,  bei  denen  zwischen  den  beiden  HauptkrUnunungsradien  /P, 
und  S^  des  allgemeinen  Fiäcbenpunktes  (m,  »)  eine  Gleichung  be- 
steht, oder  also,  bei  denen  sich  K^  als  E^nction  töq  R^  allein  aua- 
drScken  lässt  (vgl.  S.  348).  Diese  Flächen  lassen  eich  auch  so 
charakterisieren:  Bei  ihnen  besteht  eine  Gleichung  zwischen  der 
Krümmung  K  und  der  mittleren  Krümmung  H.  Indem  wir  sie  so 
definieren,  umfassen  wir  zugleich  diejenigen  imaginäreu  Flächen,  die 
keine  HatiptkrQmmnngsradien  haben,  nämlich  die  Flächen  mit 
einer  Schar  von  Minimalgeraden  (vgl.  S.  115).  Denn  nach 
Satz  106,  S.  240,  beet^t  ja  bei  diesen  Flächen  die  Gleicbiing: 

Aber  zu  den  bisher  ausgeschlossenen  Flächen  gehören  noch  riele 
aDd«re,  insbesondere  reelle  Flächeo.  8o  gehören  hiertier  die  Fläcfaeu 
constanter  Krümmung,  fllr  die 


Pdr,yGOOgIe 


§  11.    HeatpthrümtmmffBradien  6unsh  eine  Beiation  verbunden.    355 

ist,  TOQ  denen  wir  in  §  5  sprachen,  femer  die  IfinimalflächeD, 
für  die 

^■  =  0 

ist  und  die  wir  in  §  13  dea  2.  Abschnittes  untersucht  haben.  Es 
gehören  hierher  auch  die  Flächen  conatanter  mittlerer  KrUm- 
mang  überhaupt: 

3  =  CoDSt, 

denen  wir  gelegentlich,  auf  3.  236,  begegnet  aind.  Endlich  sind 
hier  auch  die  Rotationsflächen  zu  nennen,  denn  nach  S.  122 
aind  Krümmung  K  und  mittlere  Krümmung  H  einer  Eotationsääche 
Functionen  der  Bogenlänge  der  Meridiancurve,  aodaBs  auch  bei  den 
Botationsäächen  eine  Relation  zwischen  Ä  und  H  besteht 

Zu  den  Flächen  also,  bei  denen  eine  Relation  zwischen 
der  Krümmung  K  und  der  mittleren  Krümmung  B  YOr- 
handen  ist,  gehören  ausgedehnte  Familien  ron  gerade  besonders 
interessanten  Flächen,  und  aus  diesem  Grunde  wollen  wir  hier  diese 
Flächen  genauer  untersuchen.' 

Wir  nehmen  dabei  die  Krümmungscnrren  als  Farameterliaien  (u) 
und  (o)  an.  Durch  diese  Annahme  werden  allerdings  die- 
jenigen Flächen,  die  eine  Schar  von  Minimalgeraden  ent- 
halten, ausgeschlossen  (nach  3.  175],  also  diejenigen  Flächen, 
die  wir  schon  auf  S.  227 — 229  kurz  untersucht  und  analytisch  dar- 
gestellt  haben.  Wenn  wir  tob  ihnen  hier  absehen,  so  haben  die 
za  betrachtenden  Flächen  im  allgemein  gewählten  Punkte  (»,  v) 
sicher  Hauptkrümmungsradien  S^  und  R^. 

Wir  benatzen  diese  Gelegenheit,  um  hier  einmal  diejenigen 
Formeln  znaanunenzusteUen,  die  aus  unseren  allgemeinen  Formeln 
hervorgehen,  wenn  es  sich  um  eine  beliebige  Fläche  handelt, 
deren  Parameterlinien  die  Krümmungacurven  sind.  Na&h 
Satz  69,  S.  182,  and  naeh  XI  {C)  ist  in  diesem  Falle: 
(1)  ^"=^  =  0,      D'^EG. 


'   Aof  die   i 
krümmungfiTad  ie 


anfmerksam  gemacht,  dem  man  aneh  eine  Beihe  wichtiger  SSIze  über  diete 
FlSchen  veidankL  Man  nennt  dieee  Flfichen  deshalb  WEmoABTBN'Bche  oder 
kürzer  W-Ftächen.  Wir  citieren  WuHQABTBM'a  Abhandlungen:  „Ober  eine 
Glaese  auf  einander  abwicketbareT  Flächen",  JoniDtd  f.  d.  r.  n.  a. 
Math.  59.Bd.  (isei),  und  „Über  die  ObeTfläcben,  für  welche  einer  der 
beiden  HauptkTÜmmnngBhalbmeasei  eine  Functioji  des  anderen 
iHt",  ebenda  B2.  Bd.  (1B62). 


^dnyCOOgle 


S56     Dritter  Abaehnitt:   Die  Fundanrnttaiglndtungon  der  FiäehenÜuorit. 

Die  drei  FnndameDtalgleichnngen  (ö),  (10),  (11),  S.  270,  271,  nehmen 
daher  die  Form  an: 


(2)       jiv--tg..-^g..+i3:J^''-^+^"--y^"-. 

Nach  Xn  {K)  ist  femer,  wenn  R^  denjenigen  Hauptkrümmongs- 
radina  bezeichnet,  der  zur  Tangente  der  ErttmmangBcnrre  (v]  gehört: 


Tgl.  XII  {H),    Bodasa  die    erste    nnd   dritte   Fandamentalgleichnng 
auch  so  geachriebeD  Verden  kann: 


St 

Ä. 

-t' 

•u 

' 

B,} 

oder 

so 

(4) 

Ti 

log 

^- 

1 

TU 

8S, 

Hierin  treten  Übrigens  die  Wurzelzeichen  nur  scheinbar  anf,  sodass 
wir  über  ihre  Vorzeichen  oichtB  festzusetzen  braadieo.  Die  zweite 
Fundamentalgleichung  (2)  ]&ast  eich  wegen  (3)  so  schreiben: 

ywö  _ 
Ä.Ä,  ' 

oder: 

^'  fi.Ä,      eu\yE    du  I     dp\yö    s,  ] 

Auch  hier  treten  die  Wurzeln  nur  scheinbar  auf. 
Nach  xn  (Ä)  kommt  ferner  wegen  (1)  und  (3); 

Die  Formeln  (1)  bis  (6)  gelten  für  beliebige  Flächen, 
TorauBgeaetzt,  dass  ihre  Farameterlinien  (u)  nnd  (■>]  die 
ErümmungecnrTeD  sind. 


Pdr,yGOOgIe 


§  11.    Haigitiirümmungaradien  durch  eine  Belation  verbunden.     35T 

Wir  wollten  nun  insbesondere  diejenigen  Flächen  betrachten, 
auf  denen  eine  Relation  zwischen  den  beiden  Hauptkrümmunga- 
radien  Jt^  und  R^  besteht: 

ß(S„Ä,)-0. 
Im  besonderen  kann  diese  Belation  die  ^ecielle  Form  Ü^  =  Const 
oder  S^  =  Const  haben;    es    ist   aber   leicht,   alle   Flächen,   aaf 
denen  einer  der  HanptkrUmmangsradien  coDstant  ist,  an- 
zugeben.    Ist  nämlich  z,  B. 

Ä,  =.  Const, 
so  lehren  die  drei  ersten  Formeln  (6),  dass  die  Ausdrucke: 
x  +  Ji^X,      y  +  ÄjT,       z  +  JijZ 

frei  von  u  sind.  Es  sind  dies  aber  die  Coordinaten  |,  ^,  j  des 
Mittelpunktes  des  ersten  HanptkrUmmungskreisee  im  Flächeopunkte 
(u,  r).  Sie  hängen  also  nur  von  v  ab,  d,  h.  die  Mittelpunkte 
der  ersten  Hauptkrümmungskreiae  erfüllen  eine  gewisse 
Carve  c,  keine  Fläche,  indem  zu  allen  Punkten  einer  ErOmmungs- 
corre  (o)  derselbe  Mittelpunkt  gehört  Aber  noch  mehr,  ans: 
j(r)  -  ^  +  -KiX,  5(ü)  =y  +  B^r,  i(r)  =  z  +  Ä,Z 
folgt  noch  längs  der  Cnrre  t: 

£'-=*.  +  KK'        9'  =-  y,  +  -ff,  K'        i'  =  ^v+  ®i^.- 
Also  ist: 

Nach  XI  (/f)  und  XI  (/)  gilt  also  die  in  x,  y,  x  lineare  Gleichung; 
Ss'(*-j;)  =  0. 

Da  %,  9,  j  nnr  von  v  abhängen,  so  beisst  dies:  Jede  Gurve  (v)  Hegt 
in  einer  Ebene,  die  diirch  den  zugehörigen  Mittelpunkt  te,  ^,  j) 
geht  und  deren  Normale  Kichtungscosinns  proportional  %,  9',  j'  hat 
und  deshalb  der  Tangente  der  Hittelpunktscurre  c  im  Psnkte  (|,  %  j) 
parallel  ist  Da  alle  Punkte  (:r,  y,  z)  der  Curre  (v)  vom  zugehörigen 
Mittelpunkt  ({,  9,  j)  denselben  Abstand  U^  haben,  eo  ist  daher  jede 
Cnrre  (v)  ein  Kreis  vom  constanten  Badiua  H^,  dessen  Mittelpunkt 
(E>  9>  d)  ^"f  einer  Curre  c  liegt  und  dessen  Ebene  zur  Tangente 
von  c  in  diesem  Mittelpunkt  senkrecht  ist  Also  ist  die  Fläche 
eine  ßöhrenfläche  (vgl  das  2.  Beispiel  und  Fig.  63,  S.  181). 

Stillscbweigend  haben  wir  hierbei  vorausgesetzt,  dass  die  con- 
stante  SrCsse  if,  endlich  sei.     Ist  ^,  =  00,  so  ist  Z  ==  0  nach  (3), 


Pdr,yGOOgIe 


358     Dritter  Abseknüt:    Die  JiStndammtalgleüJttmgm  der  Flächentheont. 

d.  h.  wegen  (1)  aach  £If  —  M*^Q.  Die  Fläche  ist  dann  ab- 
wickelbar, nach  Satz  19,  S.  132.  Ümgdiehrt  leuchtet  eia,  dass 
auf  jeder  abwickelbaren  Fläche  der  eine  HaaptkrQmmuQgsradina 
'  unendlich  gross  ist,  denn  die  ErUmmungacurven  der  einen  Schar 
Bind  hier  die  Erzeugenden,  nach  S.  177,  und  die  Normalen  der  Flache 
längs  einer  Erzeugenden  sind  einander  parallel,  nach  Satz  7, 1  S.  277, 
treffen  sich  also  erst  im  Unendlichen. 

Sollen  beide  EauptkrQmmungBradien  einer  Fläche  constant  sein, 
Bo  sind  Terschiedene  Fälle  denkbar:  Wären  zunächst  Ä,  und  ff,  beide 
endlich,  aber  Terschieden,  so  wDrde  aus  (4)  folgen,  dass  E  nur  Ton  k 
und  G  nur  von  v  abhinge,  sodass  da«  Qnadrat  des  Bogenelementes  w&re : 

ds'-Siu)<iu'+G(p)dv*. 
Indem  man  j/^rfa  und  i  YOdv  als  neue   Parameter  a  und  e 
einfilhrt,  bringt  man  es  alsdann  auf  die  Form: 
dt*  =  dü*  +  rf€». 

Dies  aber  ist  das  Quadrat  des  Bogenelementes  in  der  Ebene  mit  den 
rechtwinkligen  Goordinaten  o,  s,  sodass  die  Fläche  abwickelbar  wäre: 
nach  1 S.  279  u.  f.  Dann  aber  ist  ein  HauptkrQmniungsradius  unendlich 
gross,  sodass  sich  ein  Widersprach  ergiebt  Daher  ist,  wenn  ff,  und 
Ä,  constant  und  endlich  sein  sollen,  nur  der  Fall  Ä^  =  Ä,  mög- 
lich, in  dem  die  Fläche  nach  Satz  12,  S.  120,  eine  Kugel  ist 

Ist  Ry  constant  nud  endlich,  aber  B^  =  ao,  so  ist  die  Fläche 
einerseits  eine  Röhrenfläche  mit  oo'  congruenten  Kreisen  (p)  und 
andrerseits  abwickelbar.  Dabei  massen  die  Geraden  der  Fläche, 
als  Krümm ungscurren  (u),  jene  Kreise  senkrecht  schneiden.  Aber  die 
Tangenten  der  Curven  (u)  sind  nach  S.  181  den  Tangenten  der  Mittel- 
punktacnr^e  c  parallel.  Also  ist  der  Ort  der  Kreismitten  eine  Gerade, 
die  Fläche  daher  ein  Eotationscylinder. 

Sind  endlich  ff,  und  ff,  beide  unendlich  gross,  so  artet  der 
Cylinder  in  die  Ebene  aus.     Daher: 

Sati  31;  Ist  einer  der  Hauptkrflmmungsradien  einer 
Fläche  constant  und  endlich,  bo  ist  die  Fläche  eine 
Rfihrenfläche;  ist  et  unendlich  gross,  so  ist  sie  insbesondere 
eine  abwickelbare  Fläche.  Sind  beide  Hauptkrümmungs- 
radien  constant,  aber  endlich,  so  m&ssen  sie  einander 
gleich  sein,  und  die  Fläche  ist  dann  eine  Kugel.  Ist  der 
eine  endlich  und  constant,  der  andere  unendlich  gross, 
BO  ist  die  Fläche  ein  Rotationscylinder,  Sind  beide  un- 
endlich gross,  so  ist  die  Fläche  eine  Ebene. 


Pdr,yGOOgIe 


§  11,    Haupthrümmungaradian  durch  eine  BeltUion  verbunden.     S5d 

Da  wir  somit  die  Flächeu  kennen,  aaf  deoui  wenigetens  ein 
HaapUirümmnngaradias  couBtitnt  ist,  können  wir  reo  jetat  ab  tod 
ihnen  absehfln.  Wir  wollen  also  jetzt  diejenigen  Flächen  anter- 
sachen,  auf  denen  eine  Selation  zwischen  den  beiden 
HauptkrOmmnngaradien  if,  und  if,  besteht: 

(7)  fl(Äj,ffj)  =  0, 

die  sich  aber  nicht  aof  S^  =  Gonet»  oder  S^  »  Const  redn-  - 
eieren  soll,  ebenso  nicht  anf  ^  =  R^,  da  sich  dann  nach 
Satz  12,  S.  120,  wieder  die  Kugeln  ei^ben  wQrden. 

Infolge  dieser  Belation  (7)  ist  /?,  als  Fanotion  von  S^  oder 
nmgekehrt  S^  als  Function  von  R^  anfzufaesen.  Aus  (4)  folgt  dann, 
dass  von  den  Functionen: 


-;^^.  '»«^-/, 


^      __^ dl, 


die  erste  eine  Function  von  u  allein  und  die  zweite  eine  Function 
von  o  allein  ist,  sodass  kommt: 


(8)  £=Äi»f(«)e  J   ^'^,       G=>Sj*F{v) 

wo  U  nur  von  u  und  F  nur  von  v  abhSngt  üntar  dem  ersten 
Integral  ist  natürlich  für  R^  die  aus  (7)  folgende  Function  von  R^ 
zu  setzen,  unter  dem  zweiten  dagegen  fOr  R^  die  aus  (7)  folgende 
Function  von  R^.  JBs  ist  weder  (/  noch  V  gleich  Null,  weil  sonst 
7>  =  0,  die  Fläche  also  die  Tangentenflache  einer  Minimalcurve  wäre. 
Wenn  wir  jetzt  neue  Parameter 


^=JfÜdu,       f>=-Jff 


Fdv 


auf  der  Fläche  einführen,  wobei  die  Erümmungecurven  nach  wie  vor 
die  Parameterlinien  bleiben,  da  ü  nur  von  u  und  fl  nur  von  v  abhängt, 
so  werden  die  Goordinaten  x,  t/,  z  Functionen  von  ä,  ^,  und  zwar  ist: 

x-^fÜ  =  x^,       x-fF=x^ 

u.  8.  w.,  sodass  nach  XI  {J)  f&r  die  neuen  Fundamentalgrössen  E,  Q 
kommt: 

also  Dach  (8): 


,dr,Google 


360     Dritter  Abaebma:   Di»  limdamenta^lacttungm  der  Fläehmtheom. 

Bei  der  Au&telliing  der  Formeln  (I)  bis  (6)  hatten  wir  nur  du 
Eine  Toraoagesetzt,  dass  die  Farameterliniea  (u)  und  (v)  die  KrOm- 
mungBcnrreD  seien.  Da  dasselbe  tod  den  nenen  Parameterlinien  (<l) 
and  («)  gilt,  so  dürfen  wir  annehmen,  wir  hätten  schon  vor  der  Auf- 
stellung der  Formeln  (1)  bis  (6)  gerade  diese  nenen  Parameter  ü 
und  €  statt  u  und  e  benutzt,  d.  h.  wir  dtlrfeo  annehmen,  dass  in 
den  Formeln  (1)  bis  (6)  die  Grössen  E  und  G  die  soeben  gefundenen 
Werte  £,  6  haben,  also: 

(9)  E~R^^e  -^  *-«.,       G-2i,'e  •>   *-* 

sei.    Weil  Jf-^  —  A,  nach  Torauasetzung  nicht  gleich  Null    ist,  so 
sind  die  Integrale  endlich. 

Bisher  haben  wir  in  der  ersten  Formel  (9)  die  Gtrösse  Jf^  als 
Function  Ton  B^  und  in  der  zweiten  Formel  (9)  die  Grßsse  7?j  ab 
Function  von  £,  aufge£ust,  definiert  durch  die  Relation  (7).  Wir 
können  natürlich  auch  B^  und  iZ,  beide  als  Functionen  einer 
dritten  Qrösse,  einer  Hülfsveräaderlichen  w  aufEassen,  z.  B.  so:  Die 
Function 


(10) 

ist  sicher  nicht  constant,  weil  \:(B^  —  R^)  nicht  gleich  Null  isL 

Wenn  wir  ans  (7)  die  Grösse  E^  als  Function  von  B^^  berechnen 

und  in  diesen  Ausdruck  w  einsetzen,  so  wird  w  eine  Function  toq 

B^  allein,  die  keine  Constante  ist    Umgekehrt  ist  dann  auch  B^ 

eine  Function  Ton  w,  etwa: 

(U)  B^~&(u,). 

Wegen  (10)  ist  alsdann 


woraus  folgt: 

(12)  B^  =  d--u>&: 

Wenn  wir  unter  &-{w)  irgend  eine  Function  der  HülfsTeränder- 
lichen  k  verstehen  und  daraof  B^  und  B^  durch  die  Formeln  (1 1) 
und  (12)  als  Functionen  von  w  definieren,  so  wird  die  Elimination 
von  w  aus  (11)  und  (12)  eine  Relation  zwischen  B^   and  B^  gebeiL 

Man  erkennt  also,  dass  man  die  eine  Relation  (7)  stets  bei 
Einführung  einer  Hülfsgrösse  w  durch  die  beiden  Gleichungen  (11) 


Pdr,yGOOgIe 


§  11.    Sauj)tkrümnuing»radt«n  durch  ein«  Beiation  verimnden.     361 

und  (12)  ersetzen  kann,  imd  umgekehrt:  Ist  &{v)  irgend  eine  Func- 
tion von  w,  so  ist  durch  (11)  nnd  (12)  eine  Relation  (7)  zwischen  M^ 
und  Kg  hergestellt 

Auf  der  Fläche  sind  if,  und  B^  zwei  infolge  von  (7)  von  ein- 
ander abhängige  Functionen  von  u  und  v.  Daher  tat  nach  (11) 
auch  die  Hülfsgr&sse  w  eine  gewisse  Function  von  u  und  r. 

Wenn  wir  non  die  Werte  (II)  und  (12)  in  (9)  einführen,  wobei 
infolge  von  (11)  und  (12): 

rf^i  «  »'dv, ,       dS,^'-«!  &"du, 
ist,  so  kommt,  weil  dann  aoch  (10)  besteht: 

(13)  -^=5- 
während 

oder: 

(14)  e  .  « (-— /^) '  (.  -  Oon.t) 

wird.  Wenn  wir  statt  v  einen  neuen  Parameter  e  =  cv  einführen, 
wobei  c  eine  Constante  bedeute,  so  sind  x,  y,  z  Functionen  der 
neuen  Parameter: 

a  =  u,      c  =  CO 
und  dabei  ist: 


u.  B.  w.,  sodass  die  neuen  Fnndamentalgrösaen  E  und  0  nach  XI  {ä) 
diese  werden: 

^-  s  V  =  SV  =  E,     G  =  s  V  =  |.-s  V  =-  ^■ 

Wählen  wir  jetzt  c  =  ^a,  so  kommt  also  nach  (IS)  und  (14) 

Da  wir  bei  EinfUhrung  der  neuen  Parameter  wiederum  die 
Krümm  ungBcurven  als  Paruneterlinien  haben,  so  dttrfen  wir  —  wie 
oben  —  annehmen,  wir  hätten  von  vornherein,  vor  Aufstellung  der 
Formeln  von  (1)  an,  schon  diese  besonderen  Puameter  benutzt,  d.  h. 
wir  dürfen  setzen; 

(15)  E.^.      <?-(^-^"»T. 


D,„i,z,dr,  Google 


DrUUr  Abm/itüU:   Die  F^imiammtalgleiekunffm  der  Fläehmthtorit. 


Die  Formeln  (10),  (11),  (12)  andern  sich  dabei  nicht,  weil  in  ihnen 
weder  u  noch  v  als  Ai^ment  auftritt,  Tielraehr  u  und  v  nnr  in 
R^,  Kj  und  K>  vorkommen.    Nach  (3),  (11),  (12)  und  (15)  kommt  noch: 


-^  =  Ä"^' 


Also  hat  sich  ergeben: 

Satt  33:  Besteht  auf  einer  Fl&che,  die  keine  Schar  von 
Minimalgeraden  eothält,  eine  Relation  zwischen  den  beiden 
HauptkrQmmungsradien  B^  und  ^,,  ist  aber  weder  Ji^  noch 
Sj  constant,  so  kann  man  die  Fnudamentalgrössen  der 
Fläche  auf  die  Form  bringen: 


ist     Dabei  bedeutet  w  eine  Function  der  Parameter  u.  " 
der  Fläche  und  &  eine  Function  von  ir  allein. 

E^  fragt  sich  nun  aber,  ob  man  w  irgendwie  als  Function  von 
u,  V  und  &  irgendwie  als  Function  von  tr  wählen  darf.  Wir  wissen 
nach  Satz  25,  S.  338,  dasB  zu  gegebenen  Fundamentalgrössen  dann 
und  nnr  dann  Flächen  vorbanden  sind,  wenn  sie  die  Fundamental- 
gleichungen erHlllen.  Wenn  wir  die  im  Satze  32  angegebenen  Funda- 
mentalgrdssen  benutzen,  so  reducieren  sich  die  Fundamentalglei- 
chungen wegen  F=  M=  0  auf  die  obigen  Gleichungen  (2).  Femer 
sind  dann  B^  und  H^  durch  (3)  gegeben.  Man  überzeugt  sich  sofort, 
daes  die  im  Satze  angegebenen  Werte  von  Ji^  nnil  B^  die  Gleichungen 
(3)  erfüllen.  Wir  haben  die  Fundamentalgleichungen  mittels  (3) 
auf  die  Fonnen  (4)  und  (5)  gebracht.  Die  Gleichungen  (4)  werden 
augenscheinlich  befriedigt,  nicht  so  die  Gleichung  (5).  Denn  za- 
nächst  können  wir  Itlr  y^  nnd  Yg  nach  dem  Satze  die  Werte 
*  &  -  Tey_ 

'w'  "#' 

nehmen,  da  das  Vorzeichen  der  Wurzeln,  wie  schon  bemerkt  wurde, 
in  (5)  keine  Rolle  spielt     Alsdann  aber  kommen  fUr 


,dr,GoogIe 


§  11.    Sattpikrvmnumgsradien  dmth  eine  Beiatitm  verbunden. 


sodass  die  Gleichung  (5)  —  die  einzige  noch  zu  erfüllende  Be- 
dingntig  —  die  Form  annimmt: 

1        _ö_  »"»iff..       ^  &^, 
te*-  "^  d«       *"       ''"  de      w'    ■ 
Wir  finden  also: 

Sati  33:  Nur  dann,  wenn  man  w  so  als  (''unction  tod  u 
and  r  und  &  so  als  Function  von  w  wählt,  dass  die  Be- 
dingnng: 

w*'  "du       *"       '*"  3»      »' 
für  alle  Werte  Ton  u  und  v  erfüllt  wird,  giebt  es  Flächen 
mit  den  in  Satz  92  angegebenen  Fundamentalgrösaen. 

Nehmen  wir  jetzt  an,  eine  Fläche  sei  uns  irgendwie  durch 
ihre  endlichen  Gleichungen  gegeben,  ausgedrückt  mittels  zweier 
Parameter  ü  und  ß: 

(16)  X  =  y  (ö,  «),      y  =  jr(a,  ^,      *  =•  v(o.  »)■ 

Wir  können  dann  leicht  enteoheiden,  ob  sie  zu  den  hier  betrachteten 
Flächen  gehört.  Wir  berechnen  nämlich  die  Hauptkrbmmnngsradien 
Bj  und  Äj  als  Functionen  von  fl  und  v  naoh  Xu  (K)  and  nnter- 
BQcben,  ob  die  Fuuctionaldeterminaate  von  R^  und  Ü^  hinsicht- 
lich ü  und  B  gleich  Null  ist  Ist  dies  der  Fall,  so  besteht  eine 
Relation  zwischen  S^  und  B^,  sonst  nicht;  nach  Satz  64,  I  S.  82. 
Wenn  eine  Eelation  besteht,  so  ergiebt  sich,  indem  man  aus  den 
gefundenen  Werten  von  B^  und  B^  etwa  ü  eliminiert,  wobei  dann 
zugleich  c  von  selbst  verschwinden  mnss,  die  Relation  zwischen  B^ 
und  B,. 

Wir  wollen  nun  annehmen,  bei  der  Fläche  (16)  sei  wirklich 
eine  solche  Belation  vorhanden,  die  nach  if,  aufgelöst  etwa  ergebe: 

(17)  11,-fW, 

indem  wir  den  Fall  Bj  =  Const.  beiseite  lassen,  und  wollen  uns 
fragen,  wie  mau  alsdann  die  in  Satz  32  benutzten  Para- 
meter u  und  r  findet,  die  vorläufig  ja  noch  unbekannte  Func- 
tionea  der  in  (16)  auftretenden  Parameter  o,  9  sind.  Es  wird  eine 
noch  unbekannte  Function  w  von  u,  v  und  eine  noch  unbekannte 
Function  &  von  w  geben,  sodass  in  Gemässheit  des  Satzes: 
^,  =  *,       B^=,&-.vj»' 


Pdr,yGOOgIe 


Dritter  Abeehnitt:    Die  f\Mdatiuntidglei^tMgen  der  Ftöekenüteone. 


wird.  Natflrlicli  kann  w  auch  als  Function  der  Parameter  u  nnd  t 
anfgefasst  werden.  Als  solche  aber  kann  sie  und  zugleich  &■  leicht 
berechnet  werden,  denn  nach  (17)  ist  zu  fordern: 

oder,  da  d-  nnr  von  u>  abhängt: 


woraus  durch  eine  Quadratur  hervorgeht: 

Ist  die  Quadratur  ausgefQhrt,  so  giebt  die  Auflösimg  dieser  Glei- 
chung nach  9  die  gesuchte  Function  &  von  to,  wobei  noch  eine 
willkürliche  Constante  auftritt  Nun  folgt,  da  S^  als  Function  TOn  0 
und  ü  bekannt  ist,  aus 

i?,  =  *(») 

durch  AuftÖBung  nach  w  auch  der  Wert  tou  w  als  Fnnction 
der  ursprünglichen  Parameter  fi,  «. 

Jetzt  gehen  vir  daran,  die  neuen  Parameter  u  und  v  als  Func- 
tionen TOD  fi  und  e  zu  finden.    Sind 
(18)  u  =  X(a, «),      v  =  fi(ü,e) 

diese  unbekannten  Functionen,  so  ist  längs  der  Krümmnngscurren  (h) 
und  (v)  der  Fläche  du  =  0  bez.  dv  ==  0,  d.  b.  entweder 

(18)  |!_rfß  +  _|irf(,  =  0 

oder 

Nun  aber  lautet  die  Differentialgleichiing  der  ErtliumangscuiTeD 
in  den  ursprünglichen  Parametern  ü,  €,  wenn  S,  F,  G,  Z,  M,  Ä'  die 
zugehörigen  als  Functionen  von  ü,  €  bekannten  Fundamental- 
grossen  bedeuten,  nach  Xu  (C)  so: 

di)*         E      L   I 
-düde     F     M\  =  (i. 
du*         G      n\ 
Es  ist  dies  eine  quadratische  G-leichung  fllr  d€:da,  die  sieb  in 


Pdr,yGOOgIe 


§  11,    ^supäcHimmuingaradien  durch  eine  Belation  verfrwiufen.     365 

zwei  lineare  Qleichtmgen  zerepalteo  läset.  £e  ergeben  sich  dabei 
etwa  die  GMeicbnngen 

alB  die  DifFerentialgleichangen  der  ErOmmnngslinien.  a  nnd  ß  sind 
bekannte  Functionen  von  o,  €.  Dann  moss  (19)  durch  den 
einen,  (20)  durch  den  anderen  Wert  yon  de;  du  be&iedigt  werden, 
d.  h.  es  muss  sein: 


Dies  sind  zwei  Bedingungen  für  die  nnbekannt«n  Functionen  X  und 
H  Ton  ü  and  o,  ans  denen  folgt: 

^^^1  Jü"      ''Jf       Jü~      P-df- 

Ausserdem  wissen  wir,  dass  die  noch  unbekannten  auf  u  und  v  be- 
züglichen Fundamentalgröseen  ß,  F,  G  den  in  (11),  8. 17,  aufgestellten 
Bedingungen  genügen,  die  sieb  infolge  von  (21),  da  ja  F=(i  sein 
muss,  reduciren  auf: 


(22) 


-ß  G 


0-     ^^Y  + 


ldf\ 


\T^I 


Nnn  sind  uns  zwar  £,  F,  G  &is  Functionen  von  ti  and  v  unbekannt, 
aber  wir  können  sie  als  Functionen  von  ü,  ü  darstellen.  Denn  sie 
mUssen  die  io  Satz  32  angegebenen  Werte  haben,  und  darin  sind 
ans  &  nnd  u>,  wie  wir  sahen,  als  Functionen  von  ü  und  §  bekannt, 
sodass  wir  also  E,  F,  G  als  Functionen  von  a,  f>  kenneu,  wobei 
allerdings  nodi  eine  wülkQriiche  Gonstante  auftritt.  In  den  Glei- 
chungen (22)  sind  also  nur 

fli  .         flu 

-ey     ™'*     w 

anbekannte,  alle  anderen  Qrösaen  dag^en  bekannte  Functionen 
yon  a  und  €,  und  auBserdem  tritt  eine  noch  nicht  näher  bestimmte 
Gonstante  auf.  Da  a  :^  ß  ist,  weil  sonst  die  beiden  Scharen  von 
KrtLmmungscurren  zusammenfallen  würden,  was  ja  oben  ausgeschlossen 


Pdr,yGOOgIe 


Dritter  AbsekmU:   Di«  ^kmdammialßitiekimgm  dtt  Fiäelimäuorie, 


-irordea  ist,  ao  ei^ben  schon  zwei  der  dm  Oleichonges  (22)  dudi 
ÄoflßBen  nach 

W      '^"^       ä¥ 
diese  GröBSen  als  bekannte  Functionen  von  u  und  €,    Es  kann  sein, 
daaa  dabei  die  noch  auftretende  Constante  beliebig  bleiben  darf  oder 
aber  bestimmt  gewählt  werden  mnss,  damit  die  drei  GHeichnngen  (22) 
einander  nicht  widersprechen.    Ana  (21)  ei^ben  sich  weiterhin  aadi 

|i    »-1    1- 

du  du 

als  Functionen  ron  ü  nnd  v.  Entweder  tritt  in  den  AaedrKcken  Ar 
dieae  Tier  partiellen  Differentialqaotienten  noch  eine  willkfirliche  Con- 
etante  auf  oder  nicht.  Da  es  jedenMts  Functionen  X  und  fi  geben 
musB,  weil  der  Satz  32  gilt,  so  werden  jedenfalls  tut  einen  bestimmten 
Wert  der  Constanten  die  gefundenen  Ausdrucke  den  Bedingungen: 
J_   Si^      _L_Ül  fl     Sit  _    d     dfi 

e»    du  "du    öe  '        dt    du  "  du    ös 

tüi  alle  Werte  von  ü  und  c  Qenüge  leisten,  sodass  sich  durch  je 
eine  Quadratur  auch  l  und  /u  selbst  als  Functionen  von  ü  nnd  e 
bestimmen  lassen.  Da  wir  somit  die  Gleichungen  (18)  zwischen  den 
ursprünglichen  Parunetem  fi,  ü  und  den  neuen  Parametern  u,  c 
kennen,  so  macht  die  Rednction  der  Fl&cheDgleichnagen  (16)  anf 
diejenige  Form,  die  in  Satz  32  benutzt  worden  iat^  keine  Schwierig- 
keiten  mehr.    Zugleich  haben  wir  die  endlichen  Gleichungen 

1(0,  «)  =  Conat,       ft(a,is)  =  CoDst 
der  ErümmuDgscurven  gefunden.    Daher  hat  sich  noch  ergeben: 

SatE  34:  Besteht  auf  einer  Fläche  eine  Belation  zwischen 
ihren  beiden  Hauptkrümmungaradien,  so  verlangt  die  Be- 
stimmung ihrer  ErümmungscurTen  nur  Eliminationen  und 
Quadraturen.^ 

In  dem  besonderen  Fall  einer  Rshrenfläche  haben  wir  dies 
achon  auf  S.  181  erkannt 


'  Siehe  LiE,  „ÜberFlSclien,  derea  ErfiiiimnDg*r«dien  darefa  «ine 
Relation  verknOpft  aind",  Archiv  fbr  Matb.  ogNaturr.  Bd.IV  (1B80),  oder 
die  Übereetzung  dieser  Äbhondlimg;  „Sdt  leg  sarfaces  dont  les  rajODS 
de  conrbnre  ont  entre  eni  nne  relatioD",  Bulletin  des  gciencee  math. 
2.  Uli«,  t  IV  (1880>  InabeModere  für  die  MinimalflKoIien,  die  ja  n  dw 
Fischen  des  Satses  34  gebSreii,  ut  der  Batz  schon  froher  von  Boanm  be- 
wiesen worden.  Vgl.  seine  Arbeit:  „Snr  la  snrface  dont  lee  rajone  de 
conrbure  sont  ägaax,  mal«  dirigös  en  sene  oppos^e",  Jonin.  de  Math, 
p.  et  ^>pL  1.  airie,  t  XI.  (1646). 


Pdr,yGOOgIe 


§  11.    Eaupikrümmung»rtuiien  durch  eine  Mdation  verbunden.     36  T 

Die  Formeln  des  Satzes  32  zeigen,  dass  man  auf  den  hier  be- 
trachteten Flächen  solche  Parameter  einföhren  kann,  dase  die  lu- 
gehörigen  FnndamentalgrÖBBen  erster  und  zweiter  Ordnung  sämtlich 
Functionen  von  nnr  einer  Function  w  (u,  v)  werden.  Diese  Eigen- 
schaft ist  nun  charakteristisch:  Wenn  man  nämlich  auf  irgend  einer 
Fläche  solche  Parameter  «,  «  einfuhren  kann,  dasa  die  Fundamental- 
grössen  sämtlich  nur  von  einer  Function  w  von  u  und  v  abhängen, 
80  folgt  aus  XII  {K),  dass  auch  ihre  Kauptkrümmungsradien  R^ 
and  Sj  Functionen  von  w  allein  werden  und  daher  zwischen  ihnen 
eine  Relation  hesteht.     Also  können  wir  sagen: 

Satz  35:  Anf  einer  Fläche  lassen  sich  dann  nnd  nur 
dann  solche  Parameter  einführen,  fDr  die  alle  sechs  Fnn- 
damentälgrdssen  von  einander  abhängige  Functionen  wer- 
den, wenn  zwischen  der  ErUmmung  and  mittleren  Krüm- 
mung der  Fläche  eine  Belation  besteht 

Im  vorigen  Paragraphen  haben  wir  das  Congruenzproblem 
atigemein  behandelt  Wir  Hessen  dabei  eine  LQcke,  indem  wir  eben 
die  jetzt  betrachteten  Flächen  ausschlössen.  Wir  wollen  eine  Art, 
wie   man  diese  Lücke  ausfüllen  kann,  nur  kurz   andeuten: 

Liegen  zwei  Fläcben  vor  und  besteht  anf  der  einen  eine  Re- 
lation zwischen  B^  und  B^,  so  kann  diese  Fläche  der  anderen  nur 
dann  congment  sein,  wenn  bei  der  zweiten  Fläche  dieselbe  Belation 
zwischen  Ji^  und  Ü,  besteht  Um  dann  über  ihre  Congruenz  zu 
entscheiden,  kann  man  auf  beiden  Flächen  nach  der  oben  aus- 
einandergesetzten Methode  mittels  Eliminationen  und  Quadraturen 
solche  neue  Parameter  u,  v  bez.  a,  €  einführen,^  dass  die  zagehörigen 
FundamentalgrSssen  die  in  Satz  32  angegebenen  Formen  erhalten, 
also  auf  der  einen  Fläche: 

£_|.,     F.o,      <;_(i^)', 

und  aaf  der  anderen  Fläche: 


t  Man  kann  die  Congmenztheorie  auch  ohne  vorherige  Quadiatmen 
dnrcfafabTen,  vgl.  die  in  der  Anm.  ta  S.  341  genannte  Abhandhing  von  Ln. 
Es  wOrde  nm  aber  n  w«lt  Atbren,  dtmnf  oBher  einzogefaen. 


Pdr,yGOOgIe 


368     Dritter  Abaehnitt:   Die  FimdamentaigMelwngen  der  Fläehentheorie. 

wird.  Dabei  ist  lo  eioe  Function  von  u,  v,  ferner  a  eine  Fouction 
von  ö,  c  und  &  eine  Function  von  m  allein,  &  eine  Function  von  w 
allein.  Da  auseerdem  die  Parametercurren  die  Krammongscurren 
sind,  80  können  die  Flächen  nur  in  der  Art  einander  congruent 
sein,  daBB  den  Parameterlinien  der  einen  Fläche  die  der  anderen 
entsprechen.  Mithin  wird  man  nach  S.  1?  und  nach  Satz  25,  S.  338, 
80  Ter&hren;  Man  f\lhrt  etwa  auf  der  ersten  Fläche  neue  ?&»> 
meter  ein  vermöge  zweier  Gleichungen  von  der  Form: 

a  =  X{u),      i>  =  ft{v) 
oder  vermöge  zweier  Gleichungen  von  der  Form: 

il~fi(v),       V  =  X{u), 

wobei  wie  auf  S.  346  im  reellen  Fall  zu  beachten  ist,  dass  die 
Flächennormsle  ihre  positive  Achtung  und  daher  auch  die  Fund»- 
mentalgröBsen  zweiter  Ordnung  ihr  Vorzeichen  ändern,  wenn  nur 
eine  der  beiden  Grössen  X'  und  ft'  negativ  ist.  Die  EinfOhrung  der 
neuen  Veränderlichen  und  die  Berechnung  der  neaen  Fundamental- 
grÖBsen  S',  F,  G',  L',  Äf,  7f'  ist  mittels  der  Formeln  XI  {^  und 
XII  {B)  leicht  ausgeMhrt.    Es  kommt  z.  B.  im  ersten  Fall: 

1"  ,.'■      ' 

L'  =  ^L,      M'=0,       N'=^N, 
i"  t** 

wo  cf  =  ±  1  ist,  je  nachdem  A'  ^  0  ist,  und  j9  =  ±  1  ist,  je  nachdem 
fi'^0  ist.  Nun  hat  man  zu  untersuchen,  ob  sich  die  Functionen l 
und  /i  so  wählen  lassen,  dass  S",  G'  und  L',  N'  die  obigen  Werte  f, 
Q,  2,  JV  annehmen. 

Diese  Untersuchung  bietet  keinerlei  Schwierigkeiten  dar.  Man 
findet  sehr  leicht,  dass  w :  i?  einä  Constante  sein  muss,  darauf,  dass 
X  und  /i'  Constanten  sein  müssen  u.  s.  w.  Wir  flberlasaen  die  Becb- 
nung  nud  die  Aufstellung  des  Ergebnisses  dem  Leser. 

Wenn  auf  der  einen  t^äche  ein  Hauptkrammungsradius  con- 
Btant  ist,  80  muss  dasselbe  auf  der  anderen  Fläche  gelten.  In 
diesem  Falle  ist  die  Erledigung  des  Congruenzproblems  noch  ein- 
facher. Denn  nach  Satz  31  sind  dann  folgende  Möglichkeiten  voi^ 
banden : 

Beide  Flächen  sind  ßöhrenflächen:  Man  wird  die  Gleichungen 
des  Ortes  c  der  Ereismitten  bestimmen  und  untersuchen,  ob  diese 
beiden  Curven  einander  congruent  sind,  nach  Satz  25,  I  8.  219. 


Pdr,yGOOgIe 


§  11.    Bmgahiimmi0igaradien  durch  eine  Heiation  oerbunden.    869 

Beide  Flächen  sind  abwickelbar:  Uan  oatenocbt,  ob  ihre 
Gratlinien  einander  oongraent  sind. 

Beide  Flächen  sind  Engeln  oder  beide  Flächen  sind  Bots- 
tionscylinder:  In  diesen  Fällen  ist  die  üntersnchong  augenschein- 
lich noch  einfacher. 

Wie  schon  bemerkt  wurde,  gehören  za  den  in  diesem  Para- 
graphen betrachteten  Flächen  insbesondere  die  Flächen  constanter 
mittlerer  Erümmnng 

¥^  diese  ergiebt  Satz  32,  wenn  die  Werte  von  2i^  tmd  S^  ein- 
gesetzt werden,  die  Bedingnngsgleicbung  fUr  &: 


ans  der  folgt: 

\H»-2)»    ~    w 
Integrieren  wir  beiderseits,  so  kommt: 
(23)  \log{B&  -  2).*  =  logH.  +  Const 

oder: 

»-  i+Vr+7g         (c  =  Const). 

Jetzt  ist  nach  Satz  32: 

_£        tf'(J?^  -  2)'  _    , 
O  ="  ^  -  "  ' 

also  constant  Nach  Satz  23,  S.  56,  folgt  hierans,  da  die  Fara- 
meterliuien  die  KrDmmnngscnrven  sind: 

Satz  36:  Auf  den  Flächen  constanter  mittlerer  Krüm- 
mung bilden  die  ErümmnngscnrTen  ein  Isothermensystem.' 

Femer  lautet  hier  die  Difiereutislgleichnng  XI(0)  der  Minimal- 
cnrven,  da  überdies  F=  0  ist,  so: 

c*du*  +  dv*  =  0 
oder: 

edu  ±  dv   =0, 
sodass 

cu  i:v      =  Const. 

'  Siehe  Bohmh,  „Note  aar  1»  th^oti 
Conptea  Kendos  t.  XXXVII  (16&3),  tmd  die  i 
erwUmte  AbhAndlang, 


.dr,yGoogIe 


S70     DritUr  ÄbseimM:   DU  IUmdamentalglmchimgm  der  FläeheaÜteorü. 

die  endlichen  OHeichongen  der  Minunalcarven  sind.  Da  die  Ein- 
fOhrnng  der  Parameter  u,  ti  nach  dem  Obigen  nur  Elimiitationen 
and  Quadraturen  erforderte,  so  folgt: 

Bats  37:'  Auf  den  Flächen  constanter  mittlerer  KrOm- 
mnng  lassen  sich  die  Minimalcurven  durch  Quadratur  be- 
stimmen. 

Insbesondere  gehören  die  Minimalflächen  zu  den  Flächen 
conetanter  mittlerer  Krümmung,  denn  es  Bind  diea  die  Flächen,  fSr 
die  £  =  0  ist  In  diesem  Fall  aber  folgt  aus.  (23)  anderes  wie 
oben,  nämlich: 

&  =  ew*  (c  =  Const), 

sodass  nach  Satz  32 

(24)  1-4'', 

d.  L  auch  jetzt  constant  ist  Der  Satz  36  mag  für  diesen  Fall  be- 
sonders formuliert  werden: 

Sats  38:  Auf  den  Minimalflächen  bilden  die  Krdm- 
mongBcurren  ein  Isothermens78tem. 

Hier  lassen  sich  also  die  Erümmungscurven  so  anordnen,  dass 
sie  nnendlich  kleine  Quadrate  bilden,  deren  Diagonalcurven  einer- 
seits wieder  ein  Isothermennetz  darstellen,  weil  das  in  I  S.  125  Ge- 
sagte ja  offenbar  auch  auf  Flächen  gilt,  und  andereneits  nach  S^  241 
die  Haupttaugentencurven  sind,  sodass  auch  der  Satz  gilt: 

BatE  39:  Auf  den  Minjmalflächen  bilden  die  Haupt- 
tangentencurven   ein  Isothermensystem. 

Aus  (24)  erhellt  femer,  dass  der  Satz  37  au(^  für  die  Mioimal- 
flächea  gilt,  indem  sich  hier  die  endlichen  Glleichangen  für  die 
Minimalcuiren  ergeben; 

2c  M  ±  iv  =  Consi 

Femer  ist  im  Fall  der  Minimalflächen  wegen  *  ™  c  w'  und 
nach  Satz  32: 

k-  =,         ^^' 4   I 

N  ^  «>»(#  -«.*')  ' 

also,  da  ^=  0  ist,  nach  XII (Jf)  dia  Differentialgleichong  der  Haapt- 
tangenteucurven : 

~4c*du'  +  tlv'  =  0 

'  Siehe  die  in  der  Anm.  zu  S.  366  genannten  Aibeiten  von  Lib. 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


//ZTi 


§  11.    Eaupikribnmungaradien  durek  eine  Relation  verbanden.     871 

oder: 

2cdu±dtt   =  0, 

woraus  die  endlichen  Gleichongen  der  Haapttangentencarreti  hervor- 
gehen : 

2  c  a  ±  B  s=  Conet 
ÄIbo  folgt: 

Sati40:  Aaf  den  Minimalflächen  lassen  sich  die  Haapt- 
taagentencuTTen  durch  Qaadratar  bestimmen.' 

Übrigens  kann  man  dies  bei  der  in  Satz  114,  S.  247,  gegebenen 
Daretellang  der  Minimalflächen,  die  allerdings  zur  Voranssotzung 
hat,  dass  man  die  Minimalcnrven  der  Fläche  schon  kennt,  sofort 
bestätigen,  denn  dort  ergaben  sich  in  (5)  fUr  die  Fondamental- 
grössen  L,  M,  N  solche  Werte,  fOr  die  die  Differentialgleichung  der 
HaupttangenteuciuTen  nach  XII  (X)  so  lautet: 

sodass 

yWdu  ±  i-fTd-ü  =  Const 

die  endlichen  Gleichungen  der  Haupttangentencurreit  sind. 

Wir  haben  auf  den  Hinimalfläcben  oben  folgende  einfache  Dar- 
stellungen der  charakteristischen  Gurren  gefunden:  Die  Krttmmungs- 
cnrven  sind  gegeben  durch: 

u  =  Const. ,       t)  =  Const. , 
die  Minimalcurren  durch: 

2  c  w  ±  i »  =  Const , 
die  Haupttangentencurren  durch: 

2  c  K  ±  tJ   =•  Const 

Hieraus  folgt,  dass  auf  der  Uinimalfläche  die  ErUmmnogscurreu  so 
angeordnet  werden  können,  dass  die  Diagonalcurren  ihres  Netzes 
entweder  die  Minimalcurren  oder  aber  die  Haupttangentencnrren 
werden.  Vgl  I  S.  138,  139.  Man  erkennt  hieraus,  dass  der  Satz  87, 
I  S.  139,  für  den  Fall  dieser  Gurren  auf  den  Kinimalflächen  durch 
unsere  Ergebnisse  bestätigt  wird.' 

'  Dies  wurde  zuerst  von  Bobbbtb  gezeigt,  vgL  die  in  der  Anm.  za  S.  386 
geoMinte  AbhandluDg. 

*  Weitere  AusfttbmngeD  hierzu  findet  man  in  dem  Werke  von  Lu: 
„Vorlesangen  über  Differentialgleichungen  mit  bekannten  infioi- 
tesimaleii  Transformationen",  bearb.  t.  Verf.,  Leipzig  1891,  Eap.  9,  §4. 

24* 


.dr,yGoogIe 


872     Dritter  Abaebnitt:   Die  FundamMtaigleKhangen  der  Fläebenäuorie. 
Auch  die  Flächen  cooBtaster  KrUmmung: 

gehören  zu  den  Flächen  des  Satzes  32.  Mittels  Elimination  und 
Quadraturen  können  wir  also  aoch  anf  ihnen  solche  Parameter  u,  v 
einfahren,  dass  die  Formeln  des  Satzes  82  gelteo.  Alsdann  folgt 
aber,  wenn  vir  dem  Satze  die  Werte  ron  R^  und  ü^  entnehmen: 

oder 

'•-i 

woraus  durch  Integration  folgt: 

|log  f&»  -  ^-)  =  lOgw  +  CODSt 

oder  auch: 

i9-»  =  ^+c«)»        (c-Const.). 
Nach  Satz  32  ist  nun: 

w*  »  '  Kein 

Die  Differentialgleichnng  der  Haupttangentencurven  nimmt  aUo 
nach  XII  {X)  hier  die  einfache  Oestalt  an: 

und  liefert  die  beiden  einzelnen  GleicbuDgen: 

±cyYdu  +  dv=-0, 
woraus  folgt,  daes 

±c-^Y   «+    r-Const 

die  endliches  Gleichangen  der  Eaupttangenteacurren  sind.  Hieram 
and  aus  Satz  34  folgt  also: 

Sats  11:  Die  ErUmmangscurreQ  und  Haopttangenten* 
curven  einer  Fläche  constanter  ErOmmung  lassen  sich 
durch  Quadratur  bestimmen.* 

'  Sat2  von  Ln,  „Znr  Theorie  d«T  FlBchen  conetanter  Krüm- 
mung, I",  Archiv  tot  M«th.  og  Natnir.  Bd.  17  (1878). 


Pdr,yGOOgIe 


§  12.     FuncHonea  des  Ortea  auf  der  Fläche.  373 

§  12.    Functionen  des  Ortes  auf  der  Fläche. 

Zum  ScMuese  dieaea  Abschnittes  wollen  wir  noch  eine  Be- 
trachtung anstellen,  die  die  natürliche  VeraUgenleinening  der  Be- 
brachtong  im  I.  Baade,  §  13  des  ersten  Abschnittes,  ist.  Wir  stelleo 
onB  nämlich  vor,  es  sei  eine  Fläche 

(1)  x=-if{u,v),      y=/(u,«},       z  =  -^)(u,v) 
nnd  eine  Function 

der  Parameter  u  und  v  gegeben.  Dabei  beschicken  wir  uns  — 
wie  immer  —  auf  eindeutige,  endliche,  stetige  and  differenzierbare 
Functionen  (vgl  I  S.  80). 

Zu  jedem  Punkte  (x,  y,  z)  der  Fläche  gehört  ein  Wertepaar  u,  ts 
der  Parameter  and  zn  diesem  Wertepaar  ein  Wert  der  Function  f. 
Jedem  Punkte  (w,  »)  der  Fläche  ist  also  ein  Zahlenwert  der  Func- 
tion f  zugeordnet  Wenn  man  will,  kann  man  der  Function  f  eine 
physikahsche  Bedeutung  unterlegen.  Sie  kann  z.  B.  die  Belegung 
der  Fläche  mit  einer  Masse  zum  Ansdrack  bringen,  indem  f  die 
Dichte  der  Masse  an  der  Stelle  (u,  v)  bedeutet,  oder  man  kann  sich 
yorstellen,  die  Fläche  sei  erwärmt  worden  und  habe  au  der  Stelle 
(u,  c)  die  Temperatur  /*(«,  tr)  u.  s.  w. 

Giebt  mim  der  Constanten  e  einen  bestimmten  Wert,  so  stellt 
die  Gleichung 

.A»,t.)-c 

eine  Carre  aof  der  Fläche  dar  (nach  Satz  3,  S.  11).  So  hegen  auf 
der  El&cbe  oo^  Cnrren 

/■(«,  p)  Bt  Const, 

auf  deren  jeder  f  einen  constanten  Wert  hat.  Durchwandert  der 
Funkt  (u,  v)  die  Fläche  (1)  anf  irgend  einem  Wege,  so  wird  er  diese 
CarreuBchar  durchsetzen,  indem  f  nach  und  nach  Terechiedene  Zahlen- 
werte annimmt  Dabei  wird  die  Geschwindigkeit,  mit  der  sich  f 
ändert,  auch  wechseln. 

Diese  Geschwindigkeit  können  wir  so  definieren:  Der  Punkt 
(u,  v)  lege  einen  unendlich  kleinen  Weg  da  zurück,  indem  seine 
Parameter  u  und  v  nm  unendlich  kleine  Grössen  du  und  dv  wachsen. 
Dabei  geht  der  zum  Punkte  (u,  v)  gehörige  Wert  von  /"(tt,  v)  eben- 
falls in  einen  unendlich  wenig  geänderten  Wert  über,  denn  f  ändert 
sich  um 

(2)  df  =  fju  +  f,dv. 


Pdr,yGOOgIe 


874     Dritter  Jbseknia:   Die  fiiadatMHtai^eit*»mgen  der  Fl&Aenlheorie. 

Älsdano  ist  der  QQoüent 

d» 

das  MftftBB  der  Geschwindigkeit,  mit  der  sich  die  FTinctiOl) /" 
auf  dem  Wege  dt  ändert.  Wir  kCnnen  diesen  QaotienteD  anch 
den  Differentialqaotienten  der  Function /*  nach  dem  Wege 
nenneo. 

Es  mnsB  aher  gezeigt  werden,  dass  dieser  DifferenÜalqootient 
einen  bestimmten  Wert  bat:  Sind  E,  F,  0  die  FnndamentalgrtBsen 
erster  Ordnung  der  Fläche  (1),  so  ist 

d»*  =  Edu*  +  2Fdudv  +  Gdv', 
also: 

df        f.du  +  f.dv 


(3) 


YEdit*  +  2Fdudfi+  Gd^ 


Die  rechte  Seite  ist  homogen  von  oullter  Ordnung  in  Bezug  auf  du 
und  dv,  was  auch  dadurch  zum  Ausdruck  gebracht  werden  kann, 
dass  man  den  endlichen  Quotienten: 

dv'.du  =  k 
einfuhrt,  wodurch  rechts  die  Differentiale  fortfallen,  sodass  sich  der 
endliche  Wert  ergiebt: 

(41  -^  =      /•-  +  r.*      . 

d>         y£  +  iFk+Gk' 

Ist  der  Punkt  (u,  v)  bestimmt  gewählt  worden,  ebenso  die 
EUchtnng  (k  =  dv.  du)  des  Fortschreitens  längs  eines  Elementes  dt 
und  hat  man  eine  Festsetzung  über  das  Vorzeichen  der  Quadrat' 
worzel  getroffen,  so  hat  die  rechte  Seite  im  allgemeinen  einen  eod- 
licheo  und  bestimmten  Wert 

Nachdem  wir  so  den  Differentialqnotienten  der  Function  f  nach 
dem  Wege  definiert  haben,  können  wir  ihn  noch  anders  bezeichnen: 
Die  rechte  Seite  toq  (4)  hängt  von  der  Länge  des  Weges  di  gar 
nicht  ab,  sondern  nur  von  seiner  Sichtung,  die  durch  k  angegeben 
wird.  Daher  können  wir  den  Ausdruck  auch  den  Differential- 
quotienten  der  Function  f  nach  der  Richtung  [k)  nennen. 

Wir  sehen  hierbei  von  solchen  Stellen  (u,  »)  der  fläche  ab,  u 
denen  sowohl  f^  als  auch  /,  gleich  Null  ist,  weil  dann  das  Increment 
von  f  nicht  den  Wert  (2),  sondern  —  vorausgesetzt,  dass  nicht  alle 
zweiten  partiellen  Ableitungen  von  /^  ebenda  gleich  14ull  sind  —  den 
Wert: 


Pdr,yGOOgIe 


§  12.    RmeUontn  du  Ortes  auf  der  Fläehe.  375 

hat  An  einer  allgemein  gewählten  Stelle  («,  v)  der  Fläche  sind  /^ 
and  f^  sicher  nicht  beide  gleich  Null,  weil  sonst  f  «ine  Consbmte 
wäre,  was  wir  natürlich  aosschlieasen.  Solche  Stellen  («,  v)  der 
Fläche,  an  denen  f^  =  f^  =  0  ist,  nennen  wir  singaläre  Stellen 
der  Function  f  (vgl  I  S.  64). 

Femer  wollen  wir  im  Fall  einer  reellen  Fläche  (1)  mit  reeller 
ParsmeterdarstelluDg  den  Weg  d»  stets  als  poütiY  betrachten,  so- 
dass die  Quadratwurzel  in  (3)  alsdann  positiv  zu  nehmen  ist,  woraus 
folgt,  dass  df:  dt  postiv  oder  negativ  ist,  je  nachdem  der 
Zähler  in  (3),  d.  h. 

f,du+f,dv 

positiv  oder  negativ  ist,  d.  h.  je  nachdem  f  auf  der  ein- 
geschlagenen Richtang  zu-  oder  abnimmt 

Die  Formel  (4)  werden   wir  also  im    reellen  Fall  lieber  so 
schreiben: 
(5)  '^       -     ,      f'^f'' 

indem  wir  dann  festsetzen,  dase  die  Quadratwurzel  positiv  sein  und 
e  »  ±  1  sein  soll,  je  nachdem 

ist 

um  uns  nun  von  der  Art  der  Änderung  der  Function  f  ein 
anschauliches  Bild  zn  machen,  tragen  wir  den  Wert  (4)  oder  (5)  als 
Strecke  auf  der  Tangente  des  zugehörigen  Weges  d»  vom  Punkte 
(u,  v)  aus  auf  and  zwar,  wenn  der  Wert  positiv  ist,  im  Sinne  vom 
Punkte  (w,  w)  zum  Punkte  [u  +  du,  v  +  dv),  andernfalls  im  umge- 
kehrten Sinne,  also  rückwärts.  Zu  einer  Tangente  des  Punktes 
{a,  v)  gehört  zwar  nur  ein  Wert  von  k  =  dv.du.    Aber  es  ist  auch 


Ist  der  Differentialquotient  df -.dt  fUr  du  und  dv  etwa  positiv,  so 
ist  er  für  —du  und  —dv  negativ,  vom  selben  absoluten  Werte  und 
umgekehrt  Daraus  folgt,  dass  wir  bei  seiner  graphischen  Darstellung 
für  beide  Richtungen  des  Fortschreitens  auf  der  Tangente  (A)  doch 
nur  eine  Strecke  erbalten,  was  auch  die  Formeln  nachher  zeigen 
werden. 

Es  seien  3E,  ^,  3  ^^  Bichtongscosinus  der  Tangente  (k)  und 
zwar  im  Sinne  des  Fortschreitens  vom  Punkte  (u,  v)  zum  Punkte 
(k  +  du,  V  -j-  dv).    Dann  ist: 

3E :  ?) :  3  «  {xju  +  x^dv) :  {yju  +  y^dv) :  (z„rf«  +  z^dv). 


Pdr,yGOOgIe 


876     J)ritter  Abaehnitt:   Di«  Fmdammtaigitiekungm  der  Flächentheom. 

also,  dft  die  Samme  der  Qoadrate  der  rechtastehenden  Klammem 
nach  XI  {Ä)  gleidi 

Bdu'-\-2Fdudv+Odv'' 
ist: 
™  «  ^ ai.JM  +  »,rfp 

o.  B.  w,,  wobei  die  Qnadratwurzel  im  reellen  Fall  positiv  zu  wätdeo 
ist  Der  Endpunkt  der  zugehörigen  Strecke,  die  als  Wert  des  Diffe- 
rentialquotienten  df:da  aufgetragen  wird,  hat  dann  die  CoordioateD: 

oder  nach  (3)  und  (6)  die  Goordinaten: 

^  >  £       '  -r     Edv}  +  2Fdudt+  Odv* 

Q.  8.  w.  Das  Fehlen  von  Quadratwurzeln  und  die  UnveAnderlich- 
keit  dieser  Aasdrtldce  beim  Ersetzen  von  du  und  dv  durch  —d* 
und  —dv  zeigt  auch  analj^isch,  dass  vir  auf  der  Tangente,  die  za 
k  =  doldu  gehört,  nur  eine  Strecke  erhalten,  gleichgültig  ob  wir 
im  einen  oder  anderen  Sinne  fortachreiten. 

Wir  können  die  Goordinaten  £.  Q,  j  des  Endpunktes  des 
graphisch  dargestellten  Differentialquotienten  auch  so  schreiben: 

S"^  +  -mÄ^-K +  '.*). 

i-'-r    M  +  iFk  +  Ok*^'"  ^'^'''• 

Lassen  wir  k  variieren,  d.  h.  tragen  wir  auf  allen  Fort- 
schreitungsrichtnugen  vom  Punkte  (u,  v)  ans  die  zogehSrigen  Werte 
des  Differentialquotienten  dfidi  graphisch  auf,  so  ist  der  Ort  der 
Endpunkte  (^,  Q,  j)  eine  Gurre  in  der  Tangentenebene  des  Punktes 
(u,  t>).  Diese  Gurre  ist  durch  (8)  mittels  des  Parameters  k  dar- 
gestellt Dabei  sind  mit  u,  v  alle  Grössen  rechts  ausser  k  be- 
stimmte Zahlen. 

In  der  Ebene  ei^b  sich  als  die  entsprechende  Goire  eio 
Kreis  dnrch  den  Punkt  (vgl  Satz  56,  I  S.  84).  Daes  dies  auch 
jetzt  der  Fall  ist,  siebt  man  so:  Wären  a,  b,  c  die  rechtwinkligen 


Pdr,yGOOgIe 


§  12.     Funeiionen.  des  Ortea  auf  der  Fläch«.  377 

Coordinaten  desjenigea  Paii'kteB  des  iraglicheii  EreiseB,  der  dem 
Punkte  {r,y,  z)  oder  (w,  v)  gegeoUberliegt,  ao  wären 

die  Coordinaten  der  Ereiamitte  and  S  (a  -~  x)'  daa  Quadrat  des 
EreisdurchmeBserB,  daher  in  den  laofenden  Coordinaten  ;,  9,  )  die 
Gleit^nng: 

8[j-i(<.  +  »)]>-iS(»-«)' 

die  Gleicliang  der  Eugel,  die  den  EreiB  zum  grössten  Ereis  hätte. 
£b  müBste  also  gezeigt  werden,  dass  es  drei  von  A  nnabhängige 
Coordinaten  a,  b,  c  giebt,  die  erstens  diese  G-leichung  erfQlIen  und 
zweitens  einen  Punkt  in  der  Tangentenebene  des  Punktes  (x,  y,  z) 
festlegen.  Die  zweite  Bedingung  drQckt  sich,  wenn  X,  7,  Z  die 
KichtongacosiauB  der  Fläcbennormale  sind,  so  auB: 

(9)  SI{a-x)  =  0, 

während  die  erste  zunächst  so  geschrieben  werden  kann: 

8[(E-i)-i(<.-^)]'-iS(<.-.)' 
oder  so: 

S{S-^)'-S(S-«)(a-*)  =  0. 

Nach  (8)  und  XI  (^  ist  aber: 

Sfr         ^>»-  (f.  +  f,!')' 

S(J  -  *)(«  -  ^)  ^ JE+ZFk+Ök^ 

sodass  die  Bedingong,  weil  sich  überdies  der  I^actor  f„+  f^k  und 
der  Nenner  absondern  lässt,  bo  lautet: 

fu  +  /;*  -  8{x„  +  ^,A)  (a-x)  =  0 
oder: 

Ifu  -  S«.{«  -  ^)]  +  [(/;  -  S^.(a  -x)]k^  0. 

Da  die  Bedingaag  fttr  alle  Werte  von  k  bestehen  soll,  zeriUllt  sie 
in  die  beiden  Forderungen: 

(10)  sj:.(o -»)-/•..     s».(«-»)-/;.   , 

Es  kommt  also  nur  noch  darauf  an  zu  beweisen,  dass  es  Werte 
a,  b,  c  giebt,  die  den  Gleichungen  (9)  und  (10)  genQgen.  E^  sind 
dies  aber  drei, in  a  —  x,  b—y,  c  —  x  lineare  Gleichungen,  deren 
Determinante  nach  XI  {!,)  ron  Null  Terschieden  ist,  sobald  die 
Fläche  nicht  die  Tangentenfläche  einer  Uiniuialcurre  ist;  von  solchen 


Pdr,yGOOgIe 


S78     DriOer  Abgehnitt:   Di«  f^mdamentai^tiekungen  der 

Flächen  sehen  wir  ab.  Also  luaea  sich  a  —  x,  b  —  y,  c  —  z  und 
damit  auch  a,  b,  e  aus  (9)  and  (10)  bestimmen.     Folglich: 

Bati  42:  Trägt  man  anf  allen  FortachreitangsrichtnngeD 
von  einem  Ftäcbenpunkte  (u,  v)  ans  diejenigen  Differential- 
qnotienten 

df   ^  Udu-frf,dV 

dl         yBdu''  +  2Fdudv+Ödv* 

einer  Ortsfanction  f(u,  v)  graphisch  als  Strecken  auf,  die 
zu  den  betreffenden  Richtungen  {dv.du)  gehören,  so  ist 
der  Ort  der  Endpunkte  dieser  Strecken  ein  Kreis  in  der 
Tangentenebene  des  Punktes  (u,  n);  und  dieser  Kreis  gebt 
durch  den  Punkt  (u,  t>)  selbst  Torausgesetzt  ist  dabei,  dass 
die  Fläche  keine  Tangentenfläche  einer  Minimalcarre  seL 
(Siehe  Fig.  74.) 

Unter  alten  Fortschreitungsrichtungen  vom  Punkte  {u,  v)  ans 
giebt  es  also  zwei  hinBichtUch  der  Function  f  ausgezeichnete 
Sichtungen,  eretena  die  Eich- 
tuDg  nach  der  Ereismitte  bin 
und  zveitens  die  dazu  senk- 
rechte, also  die  Tangentenrich- 
tung  des  Kreises  im  Punkte  (a,  b). 
Die  erste  Richtung  ist  im  reeUea 
Fall  diejenige,  für  die  der  DifTe- 
rentialqnotient  df-.dg  eün  Maxi- 
mum bat,  die  zweite  ist  —  auch  im  imaginären  Falle  —  diejenige, 
fOr  die  der  DifTerentialquotient  gleich  Null  ist.  Jene  erste  Richtung 
nennen  wir  kurz  die  Maximalricbtaug.  Sie  ist  im  reellen  FaU 
auch  dem  Sinne  nach  vollständig  bestimmt,  da  sie  zum  Punkte 
(a,  b,  c)  geht  Sind  du,  dv  die  Incremente  von  u  und  x>  nach  dieser 
Richtung  bin,  so  müssen  sich  die  Differentiale 

x^du  +  x^dv,      y^du  -\-  y^dv ,       z^du  +  z^dv 


zu  einander  verhalten,  und  beide  Gr&ssenreihen  müssen  überdies 
im  reellen  Fall  in  ihren  Vorzeichen  übereinstimmen.  Da  nun  ans 
(10)  die  in  a  —  «,  i  —  y,  c  —  x  homogene  Qleicbnng  folgt: 

^„Sa:„((i  -  ar}-/;Si„(a  -x]  =  0, 
so  ist  flir  die  gesuchten  Differentiale 

/;Si„(T„rf«  +  x^dv)  -  f^Sj^^ix^dn  +  x^dv)  -  0 


Pdr,yGOOgIe 


§  12.     Funetioam  des  Ort§a  auf  der  Fiäehe.  379 

oder  wegen  XI  {A): 

(Ä/;  -  FQdu  +  {Ff,  -  Gfjdv  =  0, 
sodass 

du:dv-{Gr.-fQ:(.ef,-FQ 

ist.     Wir  wissen  aber  noch  nicht,   ob  die  OrÖBsen  du  nnd  dv  die- 
selben  Vorzeichen  wie   die   Klamm eni   rechts  oder  die   entgegen- 
gesetzten Vorzeichen  haben.  Es  ist  za  fordern,  dass  z.  B.  die  Summe: 
8*„(*„rf«  +  x^dv)       oder       Sdu  +  Fdv 

dasselbe  Vorzeichen  wie  Sa^u(a  — *)  oder  —  nach  {10)  —  wie  f^ 
habe.  Wenn  wir  statt  du  nnd  dv  direct  jene  beiden  Elammern 
setzen,  so  tritt  statt  Edu  +  Fdv  anf: 

£{Gf^  -  FQ  +  F(Ef,  ~  FQ 
oder 

{EG~F*)f^, 

and  dies  ist  im  reellen  Fall  nach  S.  18  wirklich  von  demselben 
Vorzeichen  wie  /"„.     Also  sehen  wir: 

F&r  die  gesnchte  Maximalrichtang  sind  du  und  dv  proportional 
(?/;  -  Ff^      und      Ef^  -  Ff^ 

and  stimmen  —  im  reellen  Fall  — ■  auch  im  Vorzeichen  mit  diesen 
Grössen  aberein.  Aus  (3)  folgt  der  zugeh&rige  Wert  des  Differential- 
quotienten  von  f,  wenn  wir  diese  proportionalen  (rrössen  einsetzen. 
Da  nämlich. 
(U)     EiGf^-Ff/  +  2F(Gf^-FQ{Ef-FfJ+G(Bf„-FfJ»=. 

=  {EG-F^{Ef^'-2FfJ^+Gf/) 
ist,  so  kommt: 

und  zwar  gilt  hier  im  reellen  Fall  das  positive  Vorzeichen  bei  der 
Wurzel,  deren  Badicand  im  reellen  Fall  selbst  positiv  ist 

Denken  wir  udb  jetzt  die  Fläche  von  den  schon  oben  erwähnten 
oo^  Curven 

/■(a,i')  =  Const 

Überzogen,  so  wird  durch  den  betrachteten  Punkt  (u,  v)  eine  ge- 
wisse Curve  der  Schar  gehen.  Längs  ihrer  ändert  sich  die  Orts- 
fanction  f  nicht,  längs  ihrer  Tangente  im  Punkte  (u,  v)  ist  df^er 
df-.ds=zO.     Mithin   berührt  sie  im  Punkte  (u,  v)  den  in  Satz  42 


Pdr,yGOOgIe 


880     Dritter  AbmAnitt:   Du  Fundamentalgleü^tungen.der  Fläeheatheorie. 

angegebenän  Kreis.  Die  za  ilirer  Tangente  Benkrechte  Tangente 
giebt  also  die  MaximalrichtuDg  an;  sie  ist  die  Richtung  der  durch 
den  Punkt  (u,  v)  gehenden  orthogonalen  Trajectorie  aller  CuTTen 
f=  Coiist.    Wir  sagen  deshalb: 

8ats  4S:  Der  Differentialquotient  df:d»  der  Oiti- 
function  f{u,  v)  auf  einer  Fläche  hat  im  Packte  (u,  v)  der 
Fläche  für  die  verschiedenen  Fortschreitungsrichtungen 
verschiedene  Werte.  Er  ist  gleich  Null  längs  der  Tangente 
der  Curve  /"«Coost,  die  durch  den  Puokt  {«,  v)  geht,  und 
hat  längs  der  Tangente  der  durch  den  Punkt  (u,  n)  laufen- 
den orthogonalen  Trajectorie  aller  oo'  Carvea  /"^Const. 
den  Wert; 

der  im  reellen  Fall  das  Maximum  unter  allen  Werten  von 
df:dt  an  der  Stelle  (u,  d)  angiebt  Längs  der  Fortscbrei- 
tungsrichtung  dieser  orthogonalen  Trajectorie  sind  die 
Incremente  du  und  dv  den  Grössen: 

proportional,  und  im  reellen  Fall  stimmen  sie  auch  mit 
diesen  Grössen  in  den  Vorzeichen  tkberein,  wenn  der  Sinn 
der  Fortechreitnng  ao  genommen  werden  soll,  dass/"  dabei 
wächst 

Kennt  man  den  Differentialquotienten  df:  da  ftlr  zwei  RichtuDgen 
durch  den  Punkt  (u,  v),  z.  B.  fUr  die  (positiven)  Fortschreitungs- 
richtimgen  auf  den  ParameterlioieD,  so  kennt  man  ihn  fllr  alle 
Kichtungen  durch  den  Funkt  (u,  o).  Denn  wenn  man  die  beidea 
Werte  —  anter  Beachtung  der  Vorzeichen  —  graphisch  anfträgt, 
erhält  man  zwei  Endpunkte,  die  zusammen  mit  dem  Punkte  [»,  rj 
den  in  Satz  42  angegebenen  Ereis  bestimmen. 

Aus  unseren  Betrachtungen  geht  auch  der  Satz  hervor: 
Bati  44:   Soll  sich  der  Punkt  (u,  f)  auf  einer  Flächeso 
bewegen,   dasa  sich   eine  Function /"(u,  v]  seines  Ortes  m9g- 
lichst   stark   ändert,    so    muss   er   eine  Cnrve  beschreiben, 
die  alle  Curven 

/■(«,i.)  =  ConBt. 

auf  der  Fläche  senkrecht  darchschneidet 

Vgl  Satz  57,  I  S.  85,  ftlr  den  FaU  der  Ebene.  Wie  wir  dort 
weiterbin  den  Satz  58,  1  S.  86j  ableiteten,  so  könnten  wir  audi  Mn* 


Pdr,yGOOgIe 


§  12.     Funetiotien  des  Ortea  auf  der  Fläche.  381; 

einea  eDtsprechenden  Satz  beweisen.  Wir  gehen  hierauf  aber  nicht 
ein.  Dagegen  sei  ein  Umetaad  ervähnt,  der  Bedenken  erregen 
könnte:  Wir  sahen,  dase  die  Differentialqnotienten  df:ds  der  Orta' 
fnnction  f  graphisch  als  Sehnen  eines  BJreises  dargestellt  werden 
kSnoen.  Nan  aber  gehen  vom  Pnnkte  (u,  v)  zwei  Minima]richtungen 
anf  der  Fl&che  ans,  anf  denen  ds  =  H  ist  (nach  S.  35),  sodass  hier 
df-.ds  ~  00  wird.  Thataächlich  hat  aber  auch  jeder  Ereis  anend- 
lich grosse  Sehnen,  sobald  man  auch  das  Imaginäre  berücksichtigt 
Z.  B.  wird  der  Kreis  in  der  xy-Ebene: 

x'-2ax  +  i/'  =  0, 

der  durch  den  Anfangspunkt  geht,  von  einer  Geraden  }f  =^  ax  durch 
den  Anfangspunkt  zum  zweiten  Mal  in  einem  Ponkte  getroffen,  dessen 
:r-Coordinata  den  Wert 


hat.    Für  «  =■  ±  i  aber  wird  dieser  Wert  unendlich  gross.* 

Fuhren  wir  auf  die  F^he  (1)  eine  Bewegung  aas,  bringen  wir 
sie  also  in  eine  andere  Lage,  so  bat  das  keine  Wirkung  auf  die 
ENinction  f{u,  v)  des  Ortes,  da  die  Parameter  u,  v  nach  wie  vor 
dem  alten,  allerdings  an  eine  andere  Stelle  des  Baumes  übergeführten 
Fl&chenpunkte  angehören.  Also  bleibt  anch  der  Ausdruck  (12)  da- 
bei ungeändert,  weil  sich  ja  auch  E,  F,  0  und  i>  nach  Satz  6, 
S.  16,  nicht  ändern. 

Fahren  wir  zweitens  neue  Parameter  a  und  f  auf  der  Fläche 
ein,  indem  wir  etwa: 

(18)  «  =  1(0,*),      t)  =  /i(ö, «) 

setzen,  so  geht  die  Fnnction  f[ti,  t>)  des  Ortes  in  die  Function: 

von  ü,  s  über.  Da  aber  der  Punkt  (u,  v)  mit  dem  Punkte  (fl,  Ü) 
identisch  ist,  sobald  die  Parameterpaare  den  Bedingungen  (13)  ge- 
nügen, 80  gehört  nach  wie  vor  jedem  Punkte  der  Fläche 
derselbe  Zahlenwert  von  f  zm,  der  ihm  früher  durch  /"  zu- 
geordnet  war.     Daher   bleiben   dann  auch  unsere   Betrachtungen 


<  Wie  wir  in  I  S.  839  aahen,  haben  alle  Engeln  in  der  Auffaaaung  der 
pKtjecüven  0«ometrie  einen  imaginSren  nnendlich  fernen  Kreis  gemein.  Jeder 
Kreis  also  bat  im  Unendlichfemen  zwei  imaginftre  Pnnkte,  nSmlich  jene  Punkt«, 
in  denen  seine  Ebene  jenen  unendlich  fernen  Kreis  trifft.  Dies  zur  Erlfiutemng 
des  Textes;  doch  machen  wir  von  diesen  Voratellmigen  keinen  Oebmnoli. 


Pdr,yGOOgIe 


882     Dritter  JiMshmti:   DU  tktndametOaigUiehungm  dar  Fläehadheorü. 

Aber  den  DifFerentialqiiotieDteD  richtig.  Der  MazimaiweFt  des  Dif- 
ferentialqnotieQteo  tos  f  ist  nun,  wenD  S,  F,  0  die  auf  a,  «  be- 
z&gliclien  FuDdamentalgrössen  der  Fläche  bedeuten,  analog  (12)  za 
bilden,  indem  darin  alle  Grössen  mit  Queritricheii  zii  veraehen 
sind.  Er  moss  notwendig  denselben  Wert  wie  früher  haben,  da  ja 
jedem  Funkte  der  Fläche  noch  dieselbe  Zahl  durch  die  Orts^ctioD 
zugeordnet  ist  wie  vorher. 

Dieser  Scblass  Iftsst  sich  auch  auf  den  imaginären  Fall  aus- 
dehnen, denn  die  Grösse  (12)  kann,  statt  als  Maximalwert,  aacb  als 
der  vom  Punkte  (u,  v)  ausgebende  Kreisdurchmesser  definiert  werden, 
und  diese  Defimtion  behält  auch  fdr  den  imaginären  Fall  ihren  Sinn. 
Da  wir  aber  im  Fall  einer  imaginären  Fläche  oder  einer  imaginärea 
Parameterdarstellnng  einer  reellen  Fläche  keine  Festsetzung  über 
das  Vorzeichen  der  Quadratwurzel  getroffen  haben,  ho  kOnnen  wir 
das  Ergebnis  allgemein  nur  für  das  Quadrat  des  Äusdruckee  (12) 
aussprechen : 

Bati  4S:    Ist  /*(«,  v)  eine  Function  des  Ortes  (u,  v)  anf 
einer  Fläche,  so  ändert  sich  der  Ausdruck 
■EA.'-aF/./l+g/-.' 


weder  bei  Ausführung  einer  Bewegung  noch  bei  Einführung 
neuer  Parameter  anf  der  Fläche. 

Dieser  Satz  lässt  sich  auch  direct  leicht  beweisen,  indem  man 
nämlich  in  den  Ausdruck: 


lie  Werte  von 

.  E,  F,  0  nach  den  Formeln  (11)  auf  S.  17  und  die 

df  _  df    ai         df    dfx 

ds  '^  du    df^  dv    dB 

einsetzt,  wodurch  der  im  Satze  angegebene  Ausdruck  hervoi^hL 

Der  im  Satze  angegebene  invariante  Ausdruck  heisst  der  erste 
Differentialparameter  der  Function  f{u,vy  und  zwar  deshalb 

'  GaoE  gelegentlich  kommt  ein  erster  Diflereiitialparameter  Bchon  in  ßm»' 
„Disquisitiones"  (vgl.  die  Änin.  ta  S.  b)  in  art  32  vor,  wie  man  überhaupt 
mUQrgeinau  bei  vielen  Bechnnngea  in  der  FUlchentbeorie  auf  diesen  invariwitai 
Aosdrack  geführt   wird,     hutt  dagegen   hatte  in  seinen  „Le^ons  ear  lei 


Pdr,yGOOgIe 


§  12.     FuncUonm  des  Ortes  auf  der  Fläche. 


der  erste,  weil  man  anch  mit  dem  zweiten  Differentialqiiotienten 
YOD  f  einen  iaTarianten  Ansdrack  bilden  kann,  den  wir  jedoch  mcht 
besprecben.    Zar  AbkOrzung  bedienen  wir  ona  fbr  dieses  ersten  Diffe- 
rentialparameter Ton  f  des  Zeichens 
Jff. 
"Wir  definieren  dies  Zeichen  also  dnrch  die  Formel: 
(14)  dff  = ^ 

Der  Satz  45  Ober  die  ünverilnderlichkeit  von  Jff  gilt  wohl- 
bemerkt nnr  für  Fanctionen  f{u,  «),  deren  Zahlenwerte  den  Pnnkten 
(k,  v)  der  Fläche  auch  nach  der  Einführung  neuer  Veränderlicher 
bleiben.  Deutlicher  wird  dies,  wenn  wir  ein  Beispiel  beibringen,  in 
dem  Jff  sich  dennoch  ändert:  Verstehen  wir  unter  f  etwa  den 
Cosinus  des  Winkels  der  beiden  durch  den  Punkt  {u,  v)  gehenden 
Parametercurren,  sodass  nach  (11),  8.  31, 


ywya 

ist,  so  sind  bei  der  Eiofflhnuig  neuer  Parameter  zwei  Auffassungen 
möglich:  Entweder  halten  wir  an  der  dorcb  diese  Formel  gegebenen 
analytischen  Deänittoo  von  f  als  Function  von  u  und  v  fest, 
sodass  wir  die  EinfUhrung  neuer  Parameter  ü,  £  dadurch  bewerk- 
stelligeo,  dass  wir  in  dem  Ausdruck  von  f  für  u  und  v  ihre  Werte 
in  ü  nnd  ü  einsetzen.  Alsdann  bleibt  Jff  ungeändert,  aber  nach 
der  Einführung  der  neuen  Veränderlichen  stellt  f  nicht  den  Cosinns 
des  Winkels  der  neuen  Parameterlitiien,  sondern  immer  noch  den 
Cosinus  des  Winkels  der  alten  Parameterlinien  dar,  weshalb  der 
Ausdruck  f  nnd  mit  ihm  Jff  alsdann  im  neuen  Parametersystem 
wenig  Interesse  bat.  Oder  aber  wir  bleiben  hei  der  geometrischen 
Definition  von  /'als  Cosinus  des  Winkels  der  Parametercarven,  sodass 
vir  in  der  nenen  Veränderlichen  ä,  §  statt  f  den  Ausdruck: 


VeVö 


coordonn^ea  cnrviligneB",  Pftris  1859,  Di^rentialparameter  mit  voller 
Kenntais  ihrer  Bedeahng  für  die  Ebene  and  tti  d«n  Ranm  einf^fQhrt,  und 
sie  erwiesen  sieh  als  äusserst  niltzlicfa  in  der  Physik  nnd  Mechanik.  Aber  erat 
Beltkami  hat  ihren  Begriff  anf  die  Flächen  Übertragen  unä  für  die  Geometrie 
der  Flächen  eine  analoge  Theorie  geschaffen.  Zu  nennen  sind  seine  Abhand- 
inngen: „Ricerche  di  analisi  applicata  alla  geometria",  Giomale  di 
Matern,  tll  (1865),  nnd  „Sulla  teorica  generale  dei  parametri  diffe- 
renziali",  Menwrie  dell'  Accadeinia  delle  Seienze  di  Bologna,  ser.  11,  tVlII 
(1869). 


Pdr,yGOOgIe 


S84     Dritter  Jisehnitt:   DU  Fundammtaigleicimngm  der  FlächeiaieorU. 


benutzen.  Aber  diese  Function  f  geht  aus  f  nicht  durch  £in- 
führnng  der  neaen  Vei^derlichen  herror,  ist  also  keine  Ortsfnnetion, 
oder  anders  gesagt:  f  hat  für  ein  und  denselben  Flächenpunkt  einen 
anderen  Zahlenwert  als  f,  denn  f  bedeutet  f&r  diesen  Paukt  den 
Cosinus  des  Winkels  der  alten  und  f  den  Cosinus  des  Winkels  der 
neuen  Farameterlinien.  Daher  hat  auch  der  BifferenUalparameter 
von  f  in  den  alten  Parametern  fUr  ein  and  denselben  Ftächenponkt 
einen  anderen  Zableavert  als  der  Differentialparameter  tod  f  in  den 
neuen  Parametern. 

Anders  verhält  es  sich,  wenn  wir  die  Function  /  ohne  Bflck- 
sicht  auf  das  gerade  gewählte  Parametersystem  zu  definieren  ver- 
mögen. Dies  ist  z.  B.  der  Fall,  wenn  f  das  ErOnunongsniaaBB  K 
oder  das  Quadrat  der  mittleren  Krümmung  H  isL^  (Y^  S.  943.) 
Andere  Beispiele  sind:  /  bedeute  das  Qnadrat  des  IMerential- 
quotienten  von  K  längs  einer  der  EauptkrfimmnngsrichtungeD  des 
Flächenponktes  oder:  f  bedeute  die  Ezcentricität  der  Indicatrii  des 
Flächenpunktes  u.  b.  w. 

Ist  z.  B.  f=  K,  dem  KrOmmungsmaass,  so  ist  A^^  eine  eben- 
falls gegenaber  der  Einftthrang  neuer  Vei^derlicher  iuTahsDte 
Grösse. 

Wir  thun  daher  gut,  den  Satz  46  etwas  deutlicher  so  zu  for- 
mulieren: 

SatB  46:   Führt  man  die  Operation 

.         EfJ'-SFUf.+  afJ' 
^ff~ ^i 

auf  eine  solche  Function  f{u,  v)  aus,  die  gegenfiber  allen 
Bewegungen  und  bei  Einführung  irgend  welcher  neuer 
Parameter  auf  der  Fläche  ungeändert  bleibt,  so  geht  eine 
Function  von  derselben  Art  hervor. 

Die  Functionen,  von  denen  in  diesem  Satze  die  Rede  ist,  sind 
eben  diejenigen,  die  wir  auf  S.  342  als  die  Differentialinvari* 
anten  der  Fläche  gegenüber  den  Bewegungen  und  der  Ein- 
führung neuer  Parameter  bezeichnet  haben  and  die  selbstrer- 
ständlich  fUr  die  Geometrie  der  Fläche  die  grösste  Bedeutung  haben. 

In  betreff  der  Minimalcurven  können  wir  noch  einen  ein- 
fachen Satz  ableiten: 


'  Wir  nehmen  hier  und  im  folgenden  Beiapiel  du  Quadrat,  weil  die  In- 
varianz dann  auch  bezüglich  des  Vorzeichens  geeit^ert  Ut,  eine  VoranaHbongi 
die  wir  hier  ja  eteta  machen.    (Vgl.  hierm  S.  346.) 


Pdr,yGOOgIe 


§  12.    Funetionm  de»  Ortes  auf  der  Fläche.  385 

Nehmen  wir  an,  es  aei 

f(u,  v)  =  Const 

die  endliche  Gleichung  der  einen  Schar  Ton  MinimalcorTen  auf  der 
Fläche.  Aledann  ändert  sich  die  Ortsfimctdoo  f  nicht  beim  Fort- 
schreiten längs  der  Mimmaicnrven,  daher  nach  Satz  44  am  stärksten 
in  den  za  ihnen  eenkrechten  Trajectorien.  Diese  aber  fallen  mit 
jenen  Minimalcurren  selbst  zusammen  (vgl.  S.  177  oder  Satz  47, 
I  S.  338),  auf  denen  sich  f  nicht  ändert  Der  Widerspruch  kann 
sich  nur  dadurch  lOsen,  dass  in  diesem  Fall  die  Maximaländemug 
Ton  f  gleich  Null  ist,  d.  h.  nach  Satz  43  muss  jetzt 

(15)  ^C'-  ^^fuf.+  <^fu   =  0 

sein.  Da  wir  jedoch  hierbei  das  Imaginäre  benutzten,  während  jener 
Maximalwert  aus  der  Betrachtung  der  grössten  reellen  Sehne  des 
in  Satz  42  gefundenen  Kreises  abgeleitet  wurde,  soll  dies  noch  direct 
bewiesen  werden:   Länge  der  Cnrven 

f{u,  v)  =  Const 
ist: 

also  f^:f^*=  —  dv.du.  Setzen  wir  diese  proportionalen  Werte  in 
(15)  ein,  so  kommt: 

firfM»+  2Fdudv  +  Gdv*  =  0. 

Dies  ist  aber  nach  XI  {O)  die  Differentialgleichung  der  Minimal- 
cnr?en.    Daher: 

Bati  47:   Damit  die  Corvenschar 
/•(«,  tj)  =  Const. 

auf  der  Fläche  mit  den  Parametern  u,  v  eine  der  beiden 
Scharen  Ton  Minimalcurven  sei,  ist  notwendig  und  hin- 
reichend, dass  der  erste  Differentiatparameter  Jff  fUr  alle 
Werte  von  u  and  v  gleich  Nnll  ist.  — 

Dieselbe  Betrachtang  der  DifFerentialquotienten  wie  oben  fUbrt 
uns  auch  noch  zu  einem  zweiten  Differentialparameter,  d.  h.  zu  einer 
zweiten  Operation,  die  auf  inTariante  Functionen  ausgeübt  wieder 
invariante  Functionen  liefert. 

Wir  betrachten  nämlich  ausser  der  Ortsfunction  f(u,  v)  noch 
eine  zweite  Ortsfunction  ?{m,  »).  Im  Punkte  F  oder  (u,  v)  liefert 
die    graphische  Darstellung   aller  Differentialquotienten  df:ds   die 

SUMMFIUI»,  Osom.  JABi.    U.  •'ö 


.d=,GoogIe 


Drüter  AbwkniU:   Die  Fmtdammtalgleiebumgm  der  Fläehenthtorit. 


Sehnen  eines  Kreises  und  ebenso  die  grapbdscbe  DsrstelioBg  aller 
Differentialquotienten  dg:  dt,  nach  Satz  42.  Dabei  sei  PQ,  der 
Borchmeaser  des  einen,  PQ,  ^^^  *^^  anderen 
Kreises  (siehe  Fig.  75).  Nach  dem  SVflheren 
ist  PQ■^  senkrecht  zur  Tangente  der  durch  P 
gehenden  Gurre 
Fig.  75.  f{u,  v)  =  Const 

und  PQ^  senkrecht  znr  Tangente  der  durch  P  gehenden  Gurre 

^(a,  tj)  =  Const. 
Auch  ist  nach  (12)  nnd  (14): 

(16)  pQ,=y^r  -p«i=y^. 

und  zwar  gehen  im  reellen  Falle  die  positiven  Wurzeln.     Femer 
wissen   wir  nach  Satz  43,  dass  der  Punkt  (n,  v)  die  Richtung  PQ, 
einschlägt  —  auch  dem  Sinne  nach  — ,  wenn  seine  Parameter  am 
Incremente  du  und  dv  wachsen,  die  den  Grössen 
Gf^  -  P/;      nnd      Ef^  -  Ff^ 

proportional  sind  und  im  reellen  Fall  auch  in  den  Vorzeichen  mit 
ihnen  übereinstimmen.  Nach  (6)  und  (II)  sind  die  Richtungscoarnns 
3^1.  ?)n  3i  '0°  -PQi  daher  leicht  zu  berechnen.  So  ergiebt  sich 
f^r  3Ei  der  folgende  im  reellen  Falle  auch  dem  Vorzeichen  nsch 
exacte  Wert,  wenn  die  Quadratwurzel  posidv  genommen  wird: 

'  DVEf,''-  i'FfJ^^^WfJ' 

Analog  sind  ^j  und  3i  zu  bilden.  Wir  erhalten  hierans  die  fiicli- 
tungacosinuB  3£,,  ^,,  3s  ^<^°  PQt>  ^^''^  /  durch  g  ersetzt  wird. 
Hithin  ist  der  Cosinus  des  Winkels  a,  den  PQ,  und  P^  mit  ein- 
ander bilden: 

cos  K  =  S  [((?/:-  Ff,)x,  +  {Ef,-^p;Q^\  [{Og,-Fg,)x.  +  (Eg.-Fg^^} 
D'  1/"&Y„'  -  -i'Ff,  f.+  O  fj  ysg*  -  2  Fg,  g.  +  Og,* 

oder  mit  Rücksicht  auf  XI  {A)  und  XI  (<7): 

(17)  cos« ^f'J:-.l(r~l:±M'}±lA^ 


-  2Ff.f,+  OfJ  yHg,'-  iFg,g,  +  ffy.» 


Also  kommt,  da  die  erste  Wurzel  im  Nenner  nach  (14)  gleich  D'^^th 
die  zweite  gleich  I>}fÄ~^  ist: 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


S  12.     FtmaÜMM  dn  Orta  attf  der  Fläeie.  387 

oder  iift«ti  (16): 

(18)        J'(;,f8,-co.«-A/--»--J-if-»-^y-»-n-c/.j., 

Links  steht  dos  Product  aas  dea  buden  Strecken  PQj.  und  PQ^ 
□nd  dem  Cosinus  ihres  WinkelB,  ftlso  das  Product  der  einen  Strecke 
PQ^  in  die  Projection  PQ^  cosa  der  anderen  Strecke  auf  sie.  Man 
nennt  ein  solches  Product  das  innere  Prodnct  beidet  Strecken.' 

Wenn  wir  nun  wieder  die  Fläche  irgend  einer  Bewegung  unter- 
werfen oder  auf  ihr  neue  Parameter  einfuhren,  so  bleiben  die 
Strecken  PQ^  and  PQ,  davon  in  Bezug  auf  ihre  Länge  und  gegen- 
seitige Lage  unberührt.  Daraus  folgt  dann,  dass  auch  die  rechte 
Seite  von  (16)  dabei  ungeändert  bleibt.  Dies  gilt  auch  im  imagi- 
nären Falle,  obgleich  dann  die  Vorzeichen  von  P  Qj  und  P  Q,  frag- 
lich sind.  Man  braucht  ja  nur  zn  beachten,  dass  a  nach  der 
Definition  des  Winkels  in  n  —  «  übergeht,  wenn  PQ^  oder  PQ^ 
das  Zeichen  wechselt,  sodass  das  Vorzeichen  der  linken  Seite  von 
(18)  auch  im  imaginären  Falle  bestimmt  bleibt  Man  sieht  dies 
zum  ÜberäuBS  auch  daran,  dass  die  rechte  Seite  von  (IS)  kein 
Wurzelzeichen  mehr  enthält 

Diesen  invarianten  Ausdruck  nennt  man  den  Zwischenpara- 
meter oder  gemischten  Differentialparameter  der  Func- 
tionen f  und  g.*    Wir  bezeichnen  ihn  mit  Jfg,  setzen  also: 

(1»)  afj  =  ~—  ^ 

hA  f=g,  so  geht  er  in  den  ersten  Differentialparameter  Äff  von  f 
Über.     Die  Definition  (14)  von  Äff  ist  also  nur  ein  besonderer  Fall 
der  allgemeineren  Definition  (19).    Auch  sieht  man,  dass  in  Afg  die 
Reihenfolge  von  f  und  g  gleichgültig  ist: 
(20)  4,  =  Agf. 

'   Wir  haben  also  jetzt  den 
8»ti  48:    Führt  man  die  Operation 

.     ._    Ef.g.-F(f,g,  +  f,g^.t-ar.a~ 

Art  = -jji— 


■  Eine  Bezeichnung,  die  voa  GBuraum  durch  «eine  „Oeometriache 
Analjae",  Preisachrift,  Leipzig  1641,  eingefObrt  wurde.  Innere  Prodacte 
spielen  in  vielen  mftthemfttisohen  Theorien  eine  wichtige  Rolle. 

■  Vgl.  die  Anm.  sn  S.  SSZ. 

25' 


^dnyCOOgle 


888     Dritter  Msehmtt:   Die  FvndammtaigltitittMgm  d»r  FtäeheaHuone. 

auf  zwei  solche  Fonctiooen  f(u,v)  und  y(u, «)  ana,  die 
gegenüber  allen  Bewegungen  und  bei  EinfQhrnng  irgend 
welcher  neuer  Parameter  auf  der  Fläche  ungeändert  blei- 
ben, so  geht  eine  Function  von  derselben  Art  hervor. 

Man  kann  die  UuTeränderlichkeit  bei  EinfQhmng  neuer  Para- 
meter ü,  €  auch  direct  bestätigen,  indem  man: 
ti  =  i(fi,  fl),      v  =  fi(a,  iS) 
annimmt  und  nun  in  den  Ausdruck 

die  in  (11),  S.  17,  angegebenen  Werte  ron  E,  P,  Q,  ferner  die  Werte 
auf  S.  382  unten  und  endUcb  noch  die  Werte 

du  ' 

dg   _  bg_   bl         dg^   Bji^ 

S»        öu    dl  ■*"  dv    df 
einsetzi^  wodurch  der  im  Satze  angegebene  Aasdruck  herrorgeht 

Aus  der  Definitionsgleichung  der  Difierentialparameter  ^ff,  J^^ 
und  Jfg  folgt,  wenn  man  f=  u,  g  =  v  setzt: 


(21) 

ä... 

D" 

J,^ 

B" 

A. 

sodass  wegen 

D'~ 

EG- 

F^  kommt: 

(22) 
also: 
(23)     ^--r 

'., 

A, 

F. 

-i. 

i 

ff  =.- 


J„ 


Diese  Formeln  sind  bei  der  E}infUhnmg  neuer  Tei^nderlicher 
in  das  Quadrat  des  Bogenelementes 

ds*=  Edtt'  +  2Fdudv  +  Odv* 
sehr  bequem,   denn  wenn  dieses  Quadrat  dnrch  £in:%hrnQg  nenei 
Parameter  ü  und  €,    die    irgend  zwei  ?ou  einander  unabhängige 
Functionen  von  u  und  v  seien,  in: 

dt'=JSdü*+  2Pdüd€+  Ode* 
Obei^ebt,  so  ist  nach  (23)  z.  B. 


,dr,Google 


§  12.    B»neUonm  des  Ortes  auf  der  Fläelte.  889 

wo  vir  J  Btatt  ^  geschriebeii  haben,  weil  die  Symbole  jetzt  mit 
E,  ßf  Q,  ü,  e  statt  mit  E,  F,  Q  u,  v  m  bilden  wären.  Aber  nach 
Satz  46  nnd  48  werden  die  Differentialparameter  dnrcb  EinfUhmng 
neuer  Veränderlicher  nicht  g^udert,  sodaes 

T  .  \Sv! du    dt  Vflw/ 

^E - ^,  =  ^ 

n.  B.  w.  ist    Wir  kdnaen  daher  sagen: 

Sati  49:  Führt  man  auf  einer  Fläche  mit  dem  Bogen- 
element-Qnadrat: 

dt*=  Edu'+2Fdudv  +  Qdv* 
neue  Parameter  ü,  f  vermöge  zweier  Gleichungen 
ä  =  /-(w,r),      V  =  s[u.v) 

ein,  BO  Bind  die  neuen  Fundamentalgröasen  erster  Ord- 
nnng  diese: 

^tf  ^tf  -  ^h  '  ''fr  \t  -  ^/»  '  -^ff  ^ta  -  ^h 

Ee  ist  dies  natürlich  nnr  eine  andere  Schreibweise  der  Formeln 
(11),  S.  17,  bei  denen  statt 

ü~f[u,v),      ^=g  (a,  v) 
die  nach  u  und  v  aufgelösten  Gleichungen 

a  =  i(ö,fl),       r  =  iu(fl,  C) 
vorgelegt  waren. 

Wir  wollen  diesen  Satz  49  schliesslich  zur  Beantwortung  einer 
wichtigen  Frage  verwenden,  die  wir  früher  nur  gestreift  haben  und  die 
wir  allerdings  auch  hier  nur  unter  gewissen  beschränkenden  Voraus- 
setzungen beantworten  wollen,  nämlich  zur  Erledigung  des  Problems, 
wie  man  erkennt,  ob  zwei  gegebene  Flächen  auf  einander 
verbiegbar  sind. 

Wir  erinnern  dabei,  an  den  Satz  5,  8.  275,  nach  dem  zwei  ge- 
gebene Flächen 

(24)  x^ifittjv),      y=jf(a,w),       z  =  t(>{u,v) 
und 

(25)  s=^{ü,ff),     ä?  =  /(e,fl),     s  =  f(fl,«) 

dann  und  nur  dann  auf  einander  verbiegbar  sind,  wenn  man  solche 


D,gH,zedr,yGOOgIe 


890     Dritter  AbMhnitt:   Die  FkmdammtalfflMcImnsm  der  Ft&Aentheorie. 

Dene  Pftrai»«t«r  ü,  e  atf  der  osteD  Fläclie  eiuftkhren  kann,  dtw 
alsdann  ihre  zogehdrigeo  FuBdamentalgrOsseii  erster  Ordumg  mit 
deaeB  der  zreiten  Fläche  fibereinBtimmffii.  Dieser  Satz  sagt  nidits 
darüber  aus,  wie  man  erkennt,  ob  es  solche  nea«  Parameter  giebt; 
in  dieser  Hinsicht  soll  er  hier  ergänzt  werden. 

Wir  schilpen  hierbei  Eines  vorans:  Eb  seien  £,  jP,  6  die  Fnnda- 
mentalgrössen  erster  Ordnung  der  Mäche  (24)  und  E,  F,  0  die  der 
Flache  (25).    Nun  möge 

f{E,F,G,  E^,E^...) 

eine  solche  Function  der  Fnndamentalgrössen  E,  F,  G  und  ihrer 
Ableitungen  nach  «  und  v  smn,  die  sidi  nicht  ändert,  wenn  man 
neue  Parameter  auf  der  Fläche  einfuhrt  Eine  solche  Function  ist 
nach  Satz  4,  S.  273,  z.  ß.  das  Krümmungsmaass  A'  der  Fläche  (24). 
Sind  nun  die  Flächen  (24)  und  (2&)  auf  einander  verbiegbar,  giebt 
es  also  solche  zwei  von  einander  unabhängige  Gleichnngen: 
M  =  A(o,fl),       v  =  n(ü,^, 

vermöge  deren  wir  solche  neue  Parameter  ü,  f  auf  der  nisten 
Fläche  (24)  einführen  können,  in  denen  die  Fundamentalfp-össen 
erster  Ordnung  dieser  Fläche  mit  den  zur  Fläche  (25)  gehöngeo 
FundamentalgröBsen  erster  Ordnung  E,  F,  0  Ubereinstimm«!,  so 
geht  die  Function  f,  die  ja  eine  Function  von  u  und  c  ist,  dadurch, 
daas  wir  darin  fQr  u  und  v  die  Werte  X  und  n  einsetzen,  genau  in 
f{£,  F,  0,  ^,  Ff...) 

über,  da  sie  ja  nach  Voraussetzung  nngeändert  breiben  soll.  Dies 
ist  eine  Function  der  Fundamentalgrössen  erster  Ordnung  der  zweiten 
Fläche  (25)  und  der  Ableitungen  dieser  Grössen  nach  ü  und  s,  wii 
sie  bleibt  bei  EinfELhrnng  neuer  Parameter  ungeändert 

Wenn  also  die  beiden  Flächen  (24)  und  (25)  auf  einander  ver 
biegbar  sind  und  wenn 

fiE,F,  G,E^,  E^...) 

eine  bei  der  ersten  Fläche  gegenftber  der '  Einführung  neuer  Para- 
meter unv  elender  liehe  Function  ist,  so  ist 

f{,F,F,  Ö,£i,E-^...) 

eine  bei  der  zweiten  Fläche  gegenüber  der  Einführung  neuer  Para- 
meter unveränderliche  Function,  und  überdies  haben  die  beiden 
Functionen  ftlr  einander  bei  der  Verbtegung  entsprechende  Punkte 


Pdr,yGOOgIe 


§  12.    FkmeÜonm  des  Ortea  auf  der  FUüAe.  891 

(u,  v)  und  {ü,  «)  beide»'  Flachen  dieselben  Zahlenwerte.  Ein  Special- 
fftU  hiervon  ist  der  Satz  6,  S.  275,  fUr  das  KrUmniungiBnuuuB. 

Jetzt  wollen  wir  annehmen,  es  seien  nns  zwei  Functionen 

f(E,F,G,E^,E^...),      g(E,F,(},E^,E^.  . .) 

bekannt,  die  erstens  bei  der  EinfUhraug  neuer  Parameter 
auf  der  ersten  Fläche  (24)  unge&ndert  bleiben  und  zweitens 
TOn  einander  unabhängige  Functionen  von  u  und  v  seien. 
Sollen  dann  die  beiden  Flächen  auf  einander  verbiegbar  sein, 
so  müssen  nach  dem  Vorhergehenden  in  solchen  Punkten  (u,  v)  und 
(ä,  a)  der  beiden  Flächen,  die  bei  der  Verbiegung  mit  einander  zur 
Deckung  kommen,  jene  Grössen  f,  g  mit  den  Grössen,  die  man 
analog  für  die  zweite  FUlche  (25)  bilden  kann,  nämlich  mit  den 
Grössen : 

f(E,F,a,Es,Se...),      g{E,f,G,Si.Ei...) 

flbepeinstimmeD,  d>  h.  einander  entsprechende  Punktepaaxe  (u,  v)  und 
(ß,  0)  sind  durch  die  beiden  Gleichungen: 

(    f(E,F,G,E^,E^...)~f(E,ff,Ö,Ss,Ei...), 
(26)  I    /  ^    '    '     '    -    "       '      />•.»"     V       I' 

I    g{E,F,G,E^,E^...)  =  ff[E,E,0,Ei,e,...) 

mit  einander  verknüpft  Die  linken  Seiten  dieser  Gleichungen  ent- 
hatten nur  u  und  v,  die  rechten  nur  ü  und  f>.  Ausserdem  sind  sie 
nach  II,  V  auflösbar,  da  die  linken  Seiten  nach  Yoraussetzung  von 
einander  unabhängige  Functionen  von  u  und  v  sind.  Wären  nun 
die  rechten  Seiten  nicht  ebenfalls  von  einander  unabhängige  Func- 
tionen von  ü  und  €,  so  bestände  zwischen  ihnen  nach  I  S.  82  eine 
Gleichung,  sodass  die  Gleichungen  (26)  auch  eine  Relation  zwischen 
den  linken  Seiten  nach  sich  zögen.  Da  diese  nidit  füx  alle  Werte- 
paare u,  V  bestehen  könnte,  weil  die  linken  Seiten  ja  ron  einander 
unabhängig  sind,  so  hiesse  dies,  dass  nur  ftir  eine  Curve  auf  der 
ersten  Fläche  die  Grössen  /'  und  ff  mit  denen  auf  der  zweiten 
Fläche  übereinstimmten,  nadi  Satz  3,  8.  11.  Dann  also  wäre  die 
Verbiegung  unmöglich. 

Wir  wollen  dfUier  jetzt  überdies  voraussetzen,  dass  die  rechten 
Seiten  von  (26)  von  einander  anabhängige  Fonctionen  der  Para- 
meter ü,  e  seien. 

Nunmehr  sind  die  Gleichungen  (26)  sowohl  nach  u,  v  als  auch 
nach  ü,  €  auflösbar  —  wenigstens  theoretisch,  sodass  sie  diejenige 
Zuordnung  zwischen  den  Punkten  («,  v)  und  (ä,  «)  beider  Flächen 


Pdr,yGOOgIe 


392     Dritter  Jbaehnitt:    Die  J/hmdamtntalnieiöhungen  der  FläehmOteane. 


definieren,  die  bei  der  Verbiegung  auftritt,  wenn  diese  Verbiegmig 
Hberhaapt  möglicb  ist 

Nach  Sati^  46  und  Satz  48  Bind  nun 


drei  Functionen  von  E,  P,  G  und  ibren  Ableitungen,  die  mit  f  und 
g  selbet  bei  EinfUhmng  neuer  Panuneter  ungeändert  bleiben.  Den 
SchlusB,  den  wir  oben  für  f  zogen,  kdnnen  wir  daber  aucb  flir  diese 
drei  Functionen- macben:  Ist  die  Verbiegnng  möglich,  so  moBS  aucb: 

(27)  ^tf=^Vf^       ^r,=  ^n,       4,  = -^si 

Bein.  Hierin  sollen  natUrlicb  f,  g  die  rechten  Seiten  von  (26)  sein 
nnd  die  Di£Ferentialparameter  recbts  für  die  zweite  Fläche,  d.  b. 
mittels  £,  P,  Q,  gebildet  werden. 

Dies  alles  sind  notwendige  Bedingungen  f^r  die  Verbiegbar- 
keit  Jetzt  wollen  wir  zeigen,  dass  sie  &ncb  binreicben.  Wir  setzen 
also  Torans,  dass  diejenigen  Functionen  u,  v  von  &,  «,  die  durch 
(26)  definiert  werden,  auch  die  drei  Gleichungen  (27)  für  alle  Wert« 
von  ö,  B  arflülen.  Nebenbei  bemerkt:  Wenn  die  Gleichungen  (26) 
mehrere  LSsnngen  u,  v  zulassen,  so  wählen  wir  unter  ihnen  eine 
solche,  die  auch  die  Gleichangen  (27)  erfüllen. 

Wenn  wir  jetzt  auf  beiden  Flächen  nene  Parameter  u,  d  ein- 
führen,  indem  wir  auf  der  ersten: 

(28)  u  =  /•,       B  =  ? 
und  auf  der  zweiten 

(29)  u  =  /",       Xi=g 

setzen,  was  wir  dürfen,  weil  f,  g  hinsichtlich  u,  t>  und  f,  g  hinsickt- 
hch  ß,  c  nach  Voraussetzung  von  einander  nnabhäi^g  sind,  so 
nehmen  die  Quadrate  der  Bogenelemente  beider  Flächen  neue  Formen 
an,  etwa: 

ds*-  ^dv*  -\-  2%daä\i-if%dxi*. 
Aber  nach  Satz  49  ist  dann  wegen  (28)  bez.  (29): 

(30)  (S ^ ,        «  =  -^--J^^ 


Infolge   von  (28)   und  (29)   ist   aber  {=*(,   g=g,   flodasa  die 
Gleichungen  (26)  er^t  sind,  die  nach  Voraussetzung  die  Gleichangen 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


§  12.     FuinaioMm  dea  Orfw  ou/'  der  Fläche.  393 

(27)  Dach  sich  ziehen.  Diese  haben  n&ch  (30)  die  Gleichung  9^=9  zur 
Folge.    Ebenso  erkennt  man,  dasa  $  ■-  §  und  ®  ~&  wird,  sodass 
bei  beiden  Flächen  die  Quadrate  der  Bogenetemente  fttr  den  Fall 
der  Parameter  u  und  u  abereinstimmen. 
Also  folgt: 
Bati  60:  Kennt  man  bei  der  Fläche, 

x  =  <p{u,v),      y  =  z  («,  r) ,      z  =  \f  (u,  v) 
zwei  von  einander  unabhängige  Functionen 

f{S,F,  ß,  E^.E^  . . .)      und      g{E,F,Q,E^,E^  .  . .) 

der  Fundamentalgrössen  erster  Ordnung  E,  F,  O  und  ihrer 
Ableitungen  uacb  u  und  v,  so  kann  man  die  Frage,  ob  und 
wie  sieb  die  Fläche  auf  eine  andere  gegebene  Fläche: 
i  =  ^(ö,fl),      y=^(e,  c),      i  =  f(ö,fl) 

verbiegen  lägst,  stets  durch  Eliminationen  entscheiden. 
Man  berechnet  nämlich  die  FnndaroentalgrSssen  erster 
Ordnung  £,  P,  Q  der  zweiten  Fläche  und  bildet  die  Func- 
tionen: 

/■=  f{E,F,  a,Es,Es...)      und      ff  =  g[E,F,  (?,  ^.JV  . . .), 

die  aus  den  beiden  bekannten  Functionen /' und  ^  dadurch 
hervorgehen,  dass  man  E,  F,  G  durch  E,  F,  0  und  m,  »  durch 
ü,  €  ersetzt.  Damit  nnumebr  die  Terbiegung  mOglich  sei, 
ist  notwendig  nnd  hinreichend,  dass  erstens  /^nnd  g  bei 
Einf&hrung  neuer  Parameter  auf  der  zweiten  Fläche  un- 
geändert  bleiben,  dass  sie  zweitens  von  einander  unab- 
hängige Fanctionen  von  ü  und  e  seien  und  dass  drittens 
die   aus 

f  =  r,      9  =  9 
folgenden  Functionen  u  nnd  v  von  n  und  fi   auch   die  drei 
Gleichungen 

für  alle  Werte  von  fi,  C  erfüllen,  wobei  sich  die  Differen- 
tialparameter J  auf  die  erste,  die  Differentialparameter  3 
aof  die  zweite  Fläche  beziehen.  Zugleich  geben  die  aus 
den  Oleichungen  f=f,  g  =  S  folgenden  Functionen  tt  und  v 
von  ü,  i>  an,  wie  die  Punkte  (u,  v)  der  einen  Fläche  den 
Punkten  (fi,  9)  der  anderen  Fläche  entsprechen. 


Pdr,yGOOgIe 


394     Driäer  ÄbaAmU:   IHe  PkmdamerOalgMekimgm  der  Ftächeniheorit. 

Als  FnnctioD  f  kann  man  das  Erfimmongsmaass  K  benatzen, 
oadi  Satz  4,  S.  273,  vorausgesetzt,  dam  die  erste  Fläche  kdne 
coDstante  Erflmiuiing  hat,  Ala  fWiction  g  kann  man  i>-l »*<'<■'"'  die 
mit  K  nach  Satz  46  eben&lls  ioranaoto  Fniictioii  ^ägK  benntzen, 
vorausgesetzt,  dass  Jgs  eine  von  K  ouabhängige  Function  ist  Da 
das  ErQmmnngsmaaBB  auch  auf  der  zweiten  Fläche  bei  E^inf&hnuig 
neuer  Parameter  nngeändert  bleibt,  so  folgt  also: 

Satz  61:  Liegt  eine  mittels  zweier  Parameter  u,  »  dar- 
gestellte Fläche  vor,  deren  ErilmmungBmaass  K  nicht  cod- 
stant  ist  and  für  die  der  erste  Differentialparameter  ^ss 
von  K  keine  Function  von  K  allein  ist,  so  verlangt  die 
Entscheidung  der  Frage,  ob  und  wie  die  Fläche  auf  eine 
andere  gegebene  Fläche  verbiegbar  ist,  nnr  Eliminationen: 
Man  berechnet  nämlich  das  Krttmmnngsmaaas  K  der 
zweiten  Fläche,  die  in  den  Parametern  fi,  S  dargestellt 
sei,  und  seinen  ersten  Differentialpararoeter  2kk  hinsicbt- 
lich  der  zweiten  Fläche.  Alsdann  ist  notwendig  und  hin- 
reichend, dass  £  und  J^i  zwei  von  einander  unabhänfige 
Functionen  seien  und  dass  fOr  die  aus 

K  =  K,       A^K  —  ■äsK 

folgenden  Functionen  m  und  v  von  ü,  fi  auch  die  drei  ersten 
Differentialparameter  von  X  und  Jx£  hinsichtlich  der 
ersten  E'läcbe  mit  den  drei  ersten  Differentialparametern 
von  K  und  Äa  hinsichtlich  der  zweiten  Fläche  überein- 
stimmen. Zugleich  geben  jene  Functionen  u  und  o  von  fi,  f 
an,  wie  die  Funkte  (k,  v)  der  einen  Fläche  den  Punkten 
(ü,  9)  der  anderen  Fläche  entsprechen. 

Man  sieht,  dass  dies  Kennzeichen  nur  dann  nicht  ausreicht, 
wenn  entweder  A^k  ßiie  Function  von  K  allein  ist  oder  aber  K 
selbst  conatant  ist  Im  letiteren  Falle  hat  die  erste  Fläche  am* 
staute  Krümmung  und  dann  gilt  der  Satz  18,  S.  301.  Im  enterei 
Falle  kann  man  ebenfalls  Merkmale  fiir  die  Verbiegbarkeit  ableiten: 
wir  haben  jedoch  nicht  die  Absicht,  darauf  einzugehen.' 

Auch  von  den  Formeln  des  gegenwärtigen  Abschnittes,  den  wir 


*  Die  obige  Behandlung  des  Probleme  der  Veibieguug  haben  wir  ii» 
Dakbodi,  „Le^oDB  aur  la  th^orie  generale  des  eurfacea",  lO.  pwäe- 
Pam  I8V4,  entnommen,  wo  man  auch  eine  enchSpfende  Bebandlong  derio- 
eben  erwKhnten  Aiunabmef&lle  findet 


Pdr,yGOOgIe 


§  12.     I^metionm  des  Ortts  auf  der  mäeht,  395 

hier  schliessen,  ist  eine  Anzahl  in  Tafeln  des  Anhanges  znsammeD- 
geatellt  worden.  Tafel  XVI  enthalt  die  zweiten  Differentialqnotienten 
der  rechtwinkligen  Coordinaten  und  Tafel  XVn  die  Fundamental- 
gleichangen.  Tafel  XVIII  und  XIX  bringen  eine  Beihe  von  Formeln 
fQr  die  speciellen  Fälle,  dase  die  Parametercarven  entweder  die 
Minimaicuryen  oder  die  ErttmmungBcuiren  sind.  Einige  dieser 
Formeln  sind  freilich  im  Texte  noch  nicht  vorgekommen.  Sie  er- 
geben sich  aber  aus  den  allgemeinea  Formeln,  indem  man  darin 
£=6  =  0  oder  F^  M^a  setzt.  Tafel  XX  endlich  bezieht  aidi 
auf  die  Bifferentialparameter. 


Pdr,yGOOgIe 


Vierter  Abschnitt 
Cnrren  auf  der  Fläche. 

§  l.    GeodltisclM  Curven. 

Der  letzte  Abschnitt,  den  vir  hier  beginnen,  soll  den  Cnrreii 
auf  der  Fläche  gewidmet  sein.  Bisher  haben  wir  fast  nur  drei  be- 
sondere Currenarten  auf  der  Fläche  besprochen,  die  Minimalcurren, 
die  ErQmmnngBGuiren  und  die  Haupttangentencorren.  unter  den 
öbrigen  Corven  auf  der  Fläche  haben  die  kürzesten  Linien,  die  mau 
auf  der  Fläche  zwischen  je  zwei  Punkten  ziehen  kann,  ein  beson- 
deres Interesse.  Ihrer  Untersuchung  ist  daher  der  grSsBte  Teil 
dieses  Abschnittes  gewidmet.  Erst  zum  Scbluss  des  Abschnittes 
geben  wir  noch  kurz  die  wichtigsten  Formeln  für  ganz  beliebige 
Corven  auf  der  Fläche  an.  — 

Zur  Vorbereitung  der  Untersuchung  wollen  wir  zunächst  ein 
Problem  aus  der  Currentheorie  behandeln: 

Es  sei  eine  Gurre  im  Baume  gegeben,  and  sie  boI! 
eine  unendlich  kleine  Änderung  erfahren.  Wir  fragen 
uns,  wie  sich  dabei  ihre  Bogenlänge  ändert.  Dabei  sehen 
wir  von  den  Minimalcurren  vorerst  ab  und  benutzen  als  Parameter 
längs  der  Curre  ihre  Bogenlänge  t.     Es  sei  also: 

{1)  »-v>W,     y  =  /(<>,      ^  =  vw 

die  analytische  Darstellung  der  Gurre.  Eine  unendlich  kleine  Ändenmg 
der  Gurre  ergiebt  sich,  wenn  wir  alle  Punkte  der  Gurre  nach  einem 
gewissen  Gesetze  in  neue  Lagen  bringen,  die  ron  ihren  alten  Lagen  im- 
endlich  wenig  rerschieden  sind.  Die  Formeln  werden  am  bequemsten, 
wenn  wir  diese  Änderung  analytisch  nicht  in  Bezng  auf  das  Coor- 
dinatensystem  ix,y,  z),  sondern  in  Bezug  auf  das  begleitende  Drei- 
kaut  des  Gurrenpunktes  zum  Ausdruck  bringen.  (Vgl.  I  S.  1^4.) 
Der  Punkt  P  oder  (x,y,  z)  oder  {*)  der  Gurre  (1)  mOge  eine  solche 


Pdr,yGOOgIe 


§  1.    Oeodäiuehe  Owvm.  3S7 

unendlich  kleine  Änderung  seiner  Lage  erfahren,  deren  Projectionen 
auf  seine  Tangente,  Haupt-  und  Bicormale  die  Längen 

(2)  IW«.      i?We,      ?We 

haben,  wobei  t  längs  der  Curve  ein  und  dieselbe  unendlich  kleine 
Qrösse  bedeute  und  |,  ti,  ^  irgend  drei  Functionen  von  t  sein  sollen. 
Lifolge  dieser  Änderung  geht  der  Funkt  P  in  eine  unendlich  be- 
nachbarte Lage  P  Ober,  und  es  lässt  sich  leicht  feststellen,  wie  sich 
dabei  seine  rechtwinkligen  Coordinaten  x,  y,  z  um  unendlich  kleine 
6rfissen  Sx,  by,  Sz  ändern.  Denn  wir  brauchen  zu  dibsem  Zwecke 
nur  den  Satz  anauwenden,  dass  die  Frojection  eine  Strecke  PP  auf 
eine  der  Coordinatenaxen  gleich  der  Summe  der  Projectionen  der 
Seiten  eines  solchen  ungeschlossenen  Vielecks  ist,  das  von  P  nach  P 
geht  (Tgl.  I  S.  7).  Indem  wir  den  Punkt  P  zuerst  um  |<  auf  der 
Tangente,  den  neuen  Punkt  darauf  um  tj  e  parallel  der  Hauptnormale 
und  endlich  den  neuen  Punkt  wieder  um  ^a  parallel  der  Binormale 
weiterßlbren,  gelangt  er  in  die  Lage  P.  Die  drei  Strecken  |  a,  )?  c, 
^«  bilden  also  ein  Vieleck,  wie  wir  es  brauchen.  Sind  a,  ß,  y;  l, 
m,  n;  X,  fi,  v  die  Bichtungscosinus  der  Tangente,  der  Haupt-  und 
der  Binormale  von  P,  so  folgt  hieraus: 
ST={ai+lf,+XOs,     3y=(ßi+mti  +  (t0B,     Sz={yi+nn+v^t. 

Nach  Tafel  m  kSnnen  wir  die  RichtungBcosinus  aus  (1)  als 
Functionen  Ton  t  berechnen.     Alsdann  sind: 

r  x  =  x  +  (u^  +  lv  +  i-C)e, 

(3)  y^y  +  iß^+fnv+iiC)Bi 

'  r  =  z  +  (j'H-n»;  +  wJ)a 

die  Gleichungen  der  neuen  Curve,  die  von  der  Cnrve  (I)  unendlich 
venig  abweicht,  ausgedruckt  mittels  des  Parameters  t. 

Jedem  Bogenelement  dg  der  alten  Cnrre  (1)  entspricht  ein 
Bogenelement  ds  der  neuen  Curve  (3).  Wir  woUen  es  berechnen. 
Zu  diesem  Zwecke  differenzieren  wir  die  Formeln  (3)  nach  s.  Nach 
ni  {B)  und  in  (C)  ei^ebt  sich  dann,  wenn  1 :  r  und  1 :  g  Krümmung 
und  Torsion  der  Curve  (1)  bedeuten: 


nJ 

Ir 

.yCoogle 


Entsprechend  gehen  dy:d*  nnd  dz:ds  hervor,  wenn  man  anf  der 
rechten  Seite  a,  l,  k  durch  ß,  m,  ft  bez.  y,  n,  v  ersetzt.  Quadrieren 
und  Sammieren  der  drei  Formeln  liefert  nach  II  {Ä): 


396  Vierter  Abee/miU:    Ourven  auf  der  Fläehe. 

'"W±«i.[,^(j._T).]v[i^,.^i]VH-[r-^|%r 

Es  ist  aber: 

das  QDftdrat  des  zu  ds  gehSrig«n  BogeoelemeDtes  der  aeaen  Ctine. 
Somit  kommt,  wenn  wir  noch  nach  Potenzen  von  a  ordnen: 

(f:-)'-i+2(f-i). +(....).-. 

Den  Coefficienten  von  «*  haben  wir  nor  angedentet,  da  er  filr  das 
Folgende  anwichtig  ist  Ziehen  wir  nun  die  Quathatwurzel  ans  und 
wird  die  neae  Corre  im  selben  9inn  wie  die  alte  dnzt^aofen,  sodass 
ds-.d»  im  reellen  Falle  positiv  ist,  so  giebt  die  Bemitzong  der  be- 
kannten Formel: 

y  1  +  2  a  fl  -f  i  «»  =  1  +  a  g  +  .  .  . 
sofort 

f-n-(r-f).  +  ... 

oder: 

(4)  dJ-rf.  =  (|'-|^)rf.. «  +  ..., 

wobei  die  höheren  Potenzen  von  «  nur  angedeutet  worden  sind. 

Durchläuft  «  alle  Werte  von  0  bis  a,  so  durchläuft  Aet  Punkt  F 
die  alte  Curve  von  dem  zu  <  =:  0  gehörigen  Punkte  P^  bis  zu  dem 
za  s  =  a  gehörigen  Punkte  Py  Der  Bogen,  den  alsdann  der  Funkt  P 
auf  der  unendlich  benachbarten  Curve  zurUcklegt,  sei  o.  Nach  (4) 
ergiebt  sich  durch  Integration: 

'-■'-/V-7-)'"-'  + 

Es  ist  aber 

Wenn  wir  insbesondere  annehmen,  dass  die  der  alten  Curve  i*j^, 
nnendlicb  benachbarte  Curve  ebenfalls  von  P^  ausgehe  und 
in  P|  endige,  so  bleiben  P^  und  P^  bei  der  unendlich  kleines 
Ändemng  in  Buhe,  d.  h.  die  Functionen  |,  ri,  ^  von  t  sind  nach  (2) 
gleich  Null  filr  <  =  0  und  a  =  a,  sodass  das  soeben  angegebene 
Integral  gleich  Null  ist    Nunmehr  kommt: 


0 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


?  1.    GeodäH$che  Omwt. 


Daher: 


SfttE  1:  Ändert  man  eine  von  P^  nach  P,  gehende  CnrTe 
nnendlich  wenig  mit  festgehaltenen  Endpunkten,  und  hat 
die  Yerrackung,  die  der  allgemeine,  zur  Bogenlänge  P^P^* 
gehörige  Punkt  P  der  Curve  erfährt,  einen  solchen  Wert, 
dessen  Projection  auf  die  Hauptnormale  des  Punktes  P 
gleich  ii{t)t  ist,  wobei  e  eine  unendlich  kleine  von  *  unab- 
hängige Grösse  bedeute,  so  ist  die  Differenz  zwischen  der 
Länge  s  der  neuen  Gurve  P^P^  und  der  Länge  a  der  alten 
Cnrve  PqP^  gegeben  durch: 


'-/f 


s.e  +  . 


Hierin  ist  r  der  Krümmungsradius  der  alten  Curve  an  der 
Stelle  P  oder  (»);  und  die  Glieder,  die  mit  höheren  Potenzen 
von  c  behaftet  sind,  sind  nur  angedeutet. 

Jetzt  wollen  wir  annehmen,  die  Gurve  PgP^  liege  auf  einer 
gegebenen  Fläche,  und  es  sollen  ihr  nur  solche  unendlich 
kleine  Änderungen  erteilt  werden,  bei  denen  sie  beständig 
auf  der  Fläche  bleibt  und  —  wie  bisher  —  ihre  beiden  End- 
punkte Pq  und  P^  fest  sind. 

Die  Ortsänderungen  der  Ourrenpunkte  sind  jetzt  noch  ganz 
beliebig  mit  der  einen  E^inschräukung,  dass  jeder  Punkt  in  seiner 
Tangentenebene  verbleiben  soll.  Sind  also  X,  ¥,  Z  die  Bichtungs- 
cosinus  seiner  Flächennormale,  so  drückt  sieb  die  Einschränkung 
nach  (3)  ao  aus:  Es  soll: 
(5)  |SaX+i?S/X+i:SXX=0 

sein.  Die  drei  Summen  bierin  sind  die  Cosinus  der  Winkel,  die  die 
Flächennormale  der  betrachteten  Gurvenstelle  mit  der  Tangente, 
Haupt-  und  Binormale  bildet  Diese  Forderung  zeigt,  dass  die  in 
Satz  1  auftretende  Grösse  ti  auch  jetzt  noch  ganz  beliebig  gewählt 
werden  darf,  da  die  Bedingung  (5)  alsdann  eine  Gleichung  zwischen 
I  und  ^  wird,  die  sich  dnrch  geeignete  Wahl  von  |  und  ^  erfüllen 
lässt  Dies  ist  nur  dann  nicht  der  Fall,  wenn  die  Bedingung  (5} 
frei  von  J  und  J  wird,  d.  h.  wenn  %aX=%XX=Q  ist,  wenn  also 
die  Flächennormale  auf  der  rectificierendeu  Ebene  (vgl.  I  S.  317) 
senkrecht  steht  und  daher  mit  der  Hauptnormalen  der  Cnrve  —  im 
selben  oder  im  entgegengesetzten  Sinn  —  zusammenfällt 

Solange  dies  nicht  längs  der  ganzen  Cnrve  P^P,  der  Fall  ist, 


Pdr,yGOOgIe 


400  Vierlo'  ÄbaehUtt:    Owvm  auf  der  Fläche. 

kann  man  also  die  Gurre  immer  nocb  unendlich  wenig  anf  der 
Fläche  derart  ändern,  dass  s  ~~  a  unendlich  klein  von  derselben 
Ordnung  wie  e  wird.  Tritt  dagegen  dieser  besondere  Fall  ein,  4  h. 
liegen  die  Hauptnormalen  der  Curve  P^  P^  in  den  FlächemiormaleD, 
so  ist  n  notwendig  längs  der  ganzen  Curre  gleich  Null  zu  wählen, 
da  sich  dann  die  Bedingangsgleichnng  (&)  auf  i;  =  0  rednciert  Als- 
dann fällt  das  Glied  erster  Ordnnng  in  der  ßeihenent- 
Wickelung  für  0  —  <T  fort 

Also  nur  diejenigen  Flächencurven,  deren  Hauptnormalen  mit 
den  Flächennormalen  zusammenfallen,  haben  die  EigenBchaft,  dase 
ihre  Ortsäoderung  auf  der  Fläche  mit  festgehaltenen  Endpunkten  etets 
eine  solche  Gurre  liefert,  deren  Länge  a  Bich  von  der  alten  Länge  a 
um  unendlich  wenig  von  höherer  als  erster  Ordnung  unter- 
scheidet, sobald  jene  Ortsändemngen  der  Gurvenpnnkte  naendlich 
klein  von  erster  Ordnung  sind. 

Aber  wir  haben  hierbei  von  zwei  Curvenarten  abgesehen,  tob 
den  Minimalcarven  und  von  den  Geraden;  von  den  letzteren  nämlicb 
deshalb,  weil  sie  keine  bestimmten  Hauptnormalen  haben.  Wir 
mässeu  uns  daher  fragen,  wie  es  eich  bei  diesen  beiden  Curvenarten 
mit  der  Längenänderung  it  —  <y  verhält 

Was  nun  zunächst  die  Geraden  anbetrifit,  so  liegt  hier  die 
Sache  so,  dass  ü  —  o  bei  jeder  unendlich  kleinen  Ortsäudenmg 
der  Punkte  einer  Strecke  P^  P,  mit  festgehaltenen  Endpunkten  an- 
endlich klein  von  höherer  Ordnnng  ist  Denn  wenn  wir  diese  Gerade 
als  die  «-Axe  wählen  und  ihren  allgemeinen  Punkt  {x,  0,  0)  in  den 
Punkt 

OberfQhren,  so  ist: 

d  J*  =  dx*  +  dy*  +  dx*  =  dx*  +  2^  dx*.  e  +  .  .  . , 
also: 

(S)*->  +  2r.  +  ..., 

woraus  folgt: 

^  =  1  +  |e  +  .  . .       oder:       ds~dx-Y  ^'dx.t  +  .  .. 

Sind  {a,  0,  0)  und  {b,  0,  0)  die  festen  Endponkte  der  Strecke,  so  ist 
b  —  a  ihre  Länge  a,  wenn  wir  6  >  a  wählen;  also  ist: 
fr  &  & 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


§  1.    OBodäüache  Ounm.  401 

Aber  fDr  die  festen  Endpunkte  ist  |  =  0.     Daher  kommt: 

ff  =  ff+  . . ., 

wo  die  Punkte  unendlich  kleine  Glieder  andeuten,  die  aüt  t',s'... 
behaftet  sind.    Hiermit  ist  unsere  Behauptung  dai^ethao. 

Um  so  mehr  wird  sie  gelten,  wenn  die  Gerade  auf  einer  FÜlohe 
liegt  und  ihre  Punkte  nur  solchen  OrtsSnderungen  unteiworfen  werden 
dürfen,  bei  denen  sie  auf  der  Fläche  bleiben. 

Also  hat  sich  ergeben: 

Sati  2:  Liegt  eine  Curre,  die  keine  MinimalcurTe  ist, 
auf  einer  gegebenen  Fläche  und  sollen  die  Änderungen, 
die  ihre  Länge  bei  festgehaltenen  Endpunkten  erfährt,  für 
alle  solche  Lagenänderungen  der  Curve,  bei  denen  sie  auf 
der  Fläche  verbleibt  und  bei  denen  die  Terröckungen  der 
Funkte  von  derselben  Ordnung  wie  eine  unendlich  kleine 
G-rösse  e  sind,  stets  unendlich  klein  von  mindestens  zweiter 
Ordnung  in  e  sein,  so  ist  die  Gurve  entweder  eine  Gerade 
oder  ihre  Hauptnormalen  fallen  überall  in  die  Flächen- 
normalen. 

Was  dagegen  die  UinimalcurTen  anbetrifft,  so  liegt  hier  die 
Sache  ganz  anders:  Eine  Minimalcurre  hat  die  Länge  Null,  also  ist 
hier  a  =  0.     Sind : 

die  Gleichungen  der  Curve,  ausgedrückt  mittels  eines  Parameters  t, 
so  ist  für  alle  Werte  von  t: 

v'*  +  x'*  +  y  =  0 

(Tgl.  I  S.  164).  Ändern  wir  den  Punkt  {t)  der  Curve  dadurch,  dasa 
wir  seinen  Goordinaten  die  Incremente  ^(t)s,  7j{t)t,  Ci^)'  erteilen, 
8o  gebt  er  in  den  Funkt  mit  den  Goordinaten: 

i  =  y  +  |e,       y  =  r  +  i?«.       i  =  V  +  ?» 
über.     Jelxt  ist: 

ds'  =  dx*  +  rfy'  +  rfj'  =■  [2  S<p'|.e  +  Si'.t^dfi, 
mithin:  

ds  -  yr  y2Sy'i  +  si».e  dt 

oder,  wenn  die  zweite  Wurzel  nadi  Potenzen  von  s  entvrickelt  wird: 


81» 


e  +  ...\dt 


W 

Dis-izpdnyCOOgle 


402  Viertar  Äb»elmitt:    Ourvm  auf  dtr  Fläo/ie. 

oder,  wenn  t  =•  t^  und  t  =  t^  äie  feBt^haltenen  Pimkte  geben: 

Mittim  ist  hier  ff  —  a  oder  ff  von  derselben  Ordnung  wie  y  s  unendlich 
klein.^  Hieran  würde  sich  auch  dann  nichts  ändern,  wenn  wir  tct- 
langten,  dass  die  Minimalcorve  nur  solchen  Ortsänderungen  unter- 
worfen sei,  bei  denen  sie  beständig  eine  Corve  auf  einer  durch  sie 
gehenden  Fläche  bleibt,  was  daraus  folgt,  dass  eine  Minimalcnne 
auf  jeder  Fläche,  die  durch  sie  geht,  eine  Minimalcnrre  ist 

Wegen  dieses  eigentümlichen  ümstandes  scbliessen  wir  vorerat 
die  Minimalcurven  weiterhin  von  der  Betrachtung  aus.  — 

unsere  Untersuchung  hat  uns  auf  diejenigen  Gurren  einer  Fläche 
gefilhrt,  deren  Längenändeningen  bei  festgehaltenen  Endpunkten  ton 
höherer  Ordnung  unendlich  klein  sind.  Wir  nennen  sie  die  geo- 
dätischen Curven  der  Fläche  und  können  sie  nach  Satz  2  anch 
80  definieren:  Es  sind  dies  die  eTentuell  auf  der  Fläche  vorhandenen 
Geraden  und  diejenigen  Curven  der  Fläche,  deren  Haopt- 
normalen  mit  den  Flächennormalen  zasammenfallen,  *o- 
bei  von  dem  Sinn,  in  dem  diese  Normalen  positiv  gerechnet  werden, 
ganz  abgesehen  wird.  Später,  wenn  wir  die  analytischen  Kenn- 
zeichen der  geodätischen  Cnrven  au&tellen,  werden  wir  sehen,  dass 
wir  auch  die  ^Gnimalcurven  zu  ihnen  rechnen  können,  da  sie  die 
analytischen  Bedingungen,  wie  wir  erkennen  werden,  ebenfalb  er- 
füllen. Auch  werden  wir  nachzuweisen  haben,  dass  die  in  I  S.  270 
definierten  geodätischen  Curven  auf  abwickelbaren  Flächen  mit  xa 
den  soeben  definierten  geodätischen  Curven  gehören.   Davon  nachher. 

Wir  wollen  ans  jetzt  einmal  auf  das  Beeile  beschrtlnken:  £e 
liege  aof  einer  reellen  Fläche  eine  reelle  Gurre  F^P^  vor.  Wir 
werden  sie  eine  kürzeste  Linie  auf  der  Fläche  nennen,  wenn  sie 
kürzer  ist  als  jede  andere  unendlich  benachbarte  reelle  Cnrve  auf 
der  Fläche,  die  ebenfolls  von  P^  nach  P^  geht.  Nun  aber  wird, 
wenn  wieder  |e,  t/s,  ^b  die  Projectionen  der  Ort«äudemng  eines 
Curvenpunktes  auf  die  Tangente,  Haupt-  und  Binonnale  bedeuten, 
wie  in  (2),  wobei  jetzt  alle  Grössen  reell  sind,  die  Differenz  a~ir 
zwischen  den  Längen  der  neuen  und  der  alten  Gurve  nach  Satz  1 
so  dargestellt: 

'  Hieraaf  hat  DjIRBODZ  in  Kinen  „Le^ona  aur  la  th^orie  g^njrtl« 
des  aurfacea",  2.  partie,  Paria  1SB9,  auftoerkaHm  gemacht. 


Pdr,yGOOgIe 


§  1.    Qeoäätüohe  Ourven. 


-/i....+.... 


Die  rechts  stehende  unendliche  Reihe  nach  Potenzen  der  un- 
endlich kleinen  Grösee  s  bat  bekanntlich  dasselbe  Vorzeichen  wie 
ihr  erstes  Glied,  das  da  steht  Ist  dies  Glied  nicht  gleich  Null,  so 
können  wir  dadurch,  dass  wir  länge  der  ganzen  Carve  v  durch  —  ij 
ersetzen,  zu  einer  zweiten  unendlich  benachbarten  Curre  kommen, 
bei  der  a  —  a  das  entgegengesetzte  Zeichen  wie  vorher  hat.  Ist 
aber  die  alte  Gurre  eine  kürzeste,  so  muss  9  —  a  stete  positiv  sein. 
Daher  kann  sie  nur  dann  eine  kürzeste  Linie  sein,  wenn  für  alle 
Verröckungen 


ist,  was  nach  Satz  2  zu  den  geodätischen  Curven  ftlhrt     Daher: 

SatE  3:  Die  kürzesten  Curven,  die  auf  einer  reellen 
Fläche  zwei  reelle  Punkte  mit  einander  verbinden,  ge- 
hören zu  den  geodätischen  Curven  der  Fläche. 

Sie  sind  also  entweder  Geraden  oder  solche  Curven,  deren 
Hanptnormalen  Flächennormalen  sind.  Aber  woblbemerkt  ist  dies 
nur  eine  notwendige  Bedingung,  keine  hinreichende.  Die  Fra^ 
nach  hinreichenden  Bedingungen  ist  so  schwierig,  daaa  wir  sie 
gar  nicht  besprechen.  Unsere  Betrachtung  lehrt  aber,  dass  die 
geodätischen  Curven  auf  den  Flächen  besonderes  Interesse  haben, 
weil  zu  ihnen  auch  die  kürzesten  Curven  der  Fläche  gehören. 

In  I  3.  270  definierten  wir  als  geodätische  Curven  einer 
abwickelbaren  Fläche  diejenigen,  die  bei  der  Abwickelung  der 
Fläche  auf  die  Ebene  zu  Geraden  werden.  Es  ist  klar,  dass  diese 
Curven  kürzeste  auf  der  Fläche  sind,  sie  gehören  also  zu  denjenigen 
Corven,  die  wir  hier  als  geodätische  definiert  haben.  Aber  auch 
umgekehrt:  Liegt  auf  einer  abwickelbaren  Fläche  eine  Curve  vor, 
die  nach  der  jetzigen  Definition  geodätisch  ist,  so  sind  ihre  Haupt- 
normalen  zur  Fläche  senkrecht,  d.  h.  die  rectiticierenden  Ebenen 
der  Curve  sind  die  Tangentenebenen  der  abwickelbaren  Fläche,  die 
daher  die  rectificierende  Fläche  der  Curve  ist  Nach  Satz  92, 1  S.  321, 
ist  die  Curve  mithin  auch  nach  der  früheren  Definition  geodätisch. 

Diejenigen  geodätischen  Curven  einer  Fläche,  die  keine  Geraden 
sind,  können  wir  offenbar  auch  als  diejenigen  Curven  definieren, 
deren  Schmiegungaebenen  die  Flächennormale  enthalten 


^dnyCOOgle 


404  Vürter  Msehmü:    Ourvm  auf  dtr  Fläehe. 

oder  deren  Binormalen  die  Fläche  berühreo  oder  deren 
rectificierende  Flächen  die  gegebene  Fläche  aelbst  länge 
der  betreffenden  Curven  berühren.' 

Obgleich  Betrachtangen  aus  der  Uechanik  eigentlich  nicht  hier- 
her gehören,  wollen  wir  doch  nicht  nnteriassen,   die  folgende  ein- 
fache Überlegung   anzugehen,  die 
wohl  zuerst  zur  Feststellung  des 
EennzeicheoB  itlr  geodätische  Cor- 
Ten  geführt  hat:*  Über  eine  stttir 
gedachte  Fläche  sei  ein  völlig  bi^* 
samer,  aber  unaosdehnbarer  Faden 
von  p0  bis  P^  geBpannt,  sodass  er 
also    eine   kürzeste  liinie   von  P^ 
bis  Pj  ist  Sind  dann  A,  B,  C  drei 
einander     unendlich     benachbarte 
Punkte  der  Curve  (siehe  Fig.  76), 
so  erleidet  der  mittlere  Punkt  B 
zwei  Spannki^fte,  eine  in  der  Richtung  des  ESementes  B  A,  eine  in 
der  Richtung  des  Elementes  B  C.     Die  resultierende  Kraft  liegt  in 
der  Ebene  ABC,  die  aber  die  Schmiegungsebene  der  betrachteten 

'  Im  Jahre  1697  atellte  Joe.  Bibxoulu  im  Journal  des  Sartuu  das  PnUeni. 
die  kfirseeten  Linien  anf  einer  FlBche,  insbesondere  anf  einer  Botationsäidie 
zD.  beetimmen.  In  einem  Briefe  an  Leibhie  ans  demBelfaeti  Jahre  teilte  er  mit. 
dasB  er  die  Aufgabe  anf  eine  Differentialgleichung  EDrUckgeftlhrt  habe.  Lehiu 
antwortete  darauf,  dasa  er  achon  Mher  eine  Methode  zur  LöBung  gefondtn 
habe,  jedoch  mr  wirklichen  Dnrchfflhmng  der  Rechnung  nicht  gekommen  aä. 
Auf  eine  Aufforderung  hin  setzte  Leibriz  seine  Methode  in  einem  Briefe  u 
Jon.  Bekhoulli  1698  auseinander  (si^e  „Gor.  Gül.  LsiBinTii  et  Jorai.  Bo- 
MODLU  commercium  philosophicum  et  mathematicum",  Lausanne  o- 
Genf  lT4Ei,  wieder  abgedruckt  in  „Leibnizbnb  mathematischen  Schriften", 
hgg.  von  Obburdt,  1.  Abt.  Bd.  III,  Halle  1855).  Die  Andeutnng,  die  er  giebt, 
zeigt,  dass  er  sich  vorstellt,  zwei  unendlich  benachbarte  Punkte  Ä  und  S  der 
Fläche  seien  auf  der  fraglichen  Curve  angenommen,  auf  der  Schnittlinie  ihrer 
Tangentenebenen,  durch  die  er  sich  dort  die  FlSche  ersetst  denkt,  muas  nun 
dann  einen  Punkt  C  so  bestimmen,  dass  Ä  C  +  G B  ein  Minimum  wird.  Jos. 
Bebhoulli  antwortete  darauf  in  demselbeu  Jahre  (siehe  die  oben  erwSbnten 
Sammelwerke),  dass  er  eine  andere  Methode  gefunden  habe,  die  sieb  dusnf 
gründe,  dass  die  Ebene  durch  drei  benachbarte  Punkte  der  gesuchten  Cnrre 
auf  der  Tangentenebene  der  FUohe  sei^recht  stehe,  was  offenbar  auf  unter 
obiges  Ergebnis  hinsoekommt  VgL  hierzu  Stäciel,  „Bemerkungen  inr 
Geechicbte  der  geodätischen  Linien",  Leipziger  Bericht«  1898.  Duelbit 
wird  auch  der  Ursprung  der  Bezeichnung:  geodätisch  aufgedeckt 

'  Eb  ist  wenigstens  sehr  wahrscheinlich,  dass  Jon,  Berhoclu  anf  diesem 
Wege  zu  seinem  in  voriger  Anmerkung  erw&hnten  Ergebnis  gelangt  ist 


Pdr,yGOOgIe 


§  1.    Geodäüache  Owrvm.  405 

CuFTenetelle  iat  (naoli  I  S.  174).  Da  die  Cnrve  auf  die  starre  Fläche 
aufgespannt  ist  and  raht,  so  wird  dieser  KesoltierendeD  durch  den 
Widerstand  der  Fläche  in  .5  das  Gleichgewicht  gehalten.  Die  wider- 
stehende Kraft  ist  aber  in  der  Normalen  des  Flächenpunktes  B  ge- 
legen. Also  miiBs  die  Flächenoormale  von  S  in  der  Schmiegnngs- 
ebene  von  S  liegen.  Die  gespannte  Cnrre  hat  daher  die  Eigen- 
Bchaft,  dassin  allen  ihren  Punkten  die  jeweilige  Fläcbennormale  in 
der  Scbmiegangsebene  liegt,  und  ist  deshalb  eine  geodätische  Corve. 
Jetzt  wollen  wir  die  Definition  der  geodätischen  Gturen  ana- 
lytisch anssprechen:  Eine  Corve  aof  der  Fläch«: 
(6)  x=q>(u,v),       y=x[u,v),        z  =  ip{u,v) 

wird  in  allgemeinster  Weise  nach  S.  II  dadurch  gegeben,  dass  man  u 
und  V  als  Functionen  eines  Parameters  t  annimmt: 
u  =  A(t),       v-£(t). 

Fasst  man  u  und  v  in  (6)  als  solche  Functionen  auf,  so  ist  (6)  eine 
analytische  Darstellnng  einer  Flächencurve,  ausgedrückt  mittels  des 
Parameters  t  Wenn  wir  die  Differentiation  nach  (  durch  Striche 
andeuten,  so  ist  längs  der  Cnrve: 

{x'  =  X  tt  +  X,  v', 
x"  =  x^^u''  +  2x„tt'r'  +  x„v-'  +  x^u'  +  x^, 

und  ähnlich  sind  y',  y",  x,  z"  zu  berechnen.  Nun  sind  die  Richtungs- 
cosinuB  der  Biuormale  der  Curve  nach  Satz  10, 1  S.  175,  proportional: 

y  ^"  —  z'  y"j       ^  *"  —  *'  x"i       x'  y"  —  y  x". 

Ist  die  Curve  weder  eine  G-erade  noch  eine  Minimalcurve,  so  ist  sie 
nur  dann  eine  geodätische  Curve,  wenn  ihre  Binormale  Tangente 
der  Fläche  ist^  d.  h.  wenn  es  solche  Functionen  a  und  ß  von  t  giebt, 
für  die: 

y'r"  —  zy"  =  ax^  +  ßx^, 

z'x"  —  x'z"  =  ay^  +  ßy^, 
a/y"  —  y' x"  ^  uz^  +  ßz, 

ist,  denn  dann  ist  die  Binormale  der  Curve  die  zur  Fortschreitungs- 
richtung  {dv  :  du  =  ß  :  a)  gehörige  Tangente.  Dies  sind  drei 
Gleichungen  zur  Bestimmung  von  zwei  Grössen  a  und  ß,  die  in 
ihnen  linear  auftreten.  Die  Forderung,  dass  es  zwei  solche  Grössen  a 
und  ß  gebe,  die  alle  drei  erfüllen,  führt  daher  auf  eine  von  a  und  ß 
freie  Gleichung.     Diese  wollen  wir  so  ableiten:  Wir  multiplicieren 


Pdr,yGOOgIe 


406  rierter  Abtohnitt:    Oiarm  auf  der  Fläche. 


die  Oleichangen  mit  z",  y,  z'  bez.  x",  y",  /'  und  addienia  sie  als- 
dann jedesm&L  So  geben  die  beiden  in  a  nnd  ß  bomogenen  Glei- 
chungen hervor; 

«8«.*'  +ßSx,x'  —0, 

aZx^x"  +  ßS*^x'~0, 
die  wiederum  Terlapgen,  dass 

I  Sar„*'      Sxx'\       „ 


seL  Da  diese  Gleichung  &ei  von  a  und  ß  ist,  ist  sie  die  gewüiiBclite 
Bedingung.  Wir  wollen  die  Detenninante  nmstellen,  weil  dann  ihre 
Schreibweise  in  der  Folge  bequemer  wird: 

I  Sx^x      Sx^x"   I 

Nach  (7),  XI  {Ä)  und  XVI  (0)  Itlsst  sie  sich  nun  so  schreiben: 

I  Eu+Fv      ^£^u'*  +  F^u'v+(F^—^Gy*+Eu"  +  Fv"  ' 

^^*    \fu+Gv'     {F^-^F^,t-'+G^u'v-  +  ^G,v'»+Fu"  +  Gv"\^ 

Wie  man  sieht,  enthält  aie  als  Coefticieuten  der  Differentinl- 
quotienten  u',  o',  u",  v"  nur  die  Fnudamentalgröseen  erster  Ordonog 
S,  F,  G  und  deren  erste  Ableitungen.  Sie  gilt  daher  auch  in  dem 
Falle,  dass  die  gegebene  Fläche  die  Taugentenääche  einer  Minimal- 
cnrre  ist 

Wir  können  nun  leicht  sehen,  dass  sie  auch  lür  die  etwa  auf 
der  Fläche  vorhandenen  Geraden  gilt  Denn  längs  einer  Geraden 
sind  die  Verhältnisse  x':y':z'  constant,  sodass  etwa: 

3if  =  QU,      y  =  pb,       :^  —  Qc       {a,b,c=  Const) 
ist,  ^0  &  ^^  Function  von  t  bedeutet.     Hier  ist: 
x"  =  (»'  a ,       y"  =  q'  b,       z"  =  q'  c, 

sodass  die  Gleichung  (8)  oder  —  was  dasselbe  ist  —  die  Gleichung  (9] 
erfüllt  wird. 

Wir  deuteten  schon  oben  (auf  S.  402)  an,  dass  sich  ergeben 
wird,  dass  auch  die  bisher  ausgeschlossenen  Minimalcurven  dsa 
analytische  Kennzeichen  der  geodätischen  Gurven  haben.  In  der 
That:  Längs  einer  Minimalcurve  sind  u  und  v  solche  Functionea 
eines  Parameters  ^  für  die  nach  Satz  16,  S.  36: 
Ei^*+2Fn'v-  +  Gv'*  =  0 


Pdr,yGOOgIe 


§  1.    GeodäHaehe  Oumm.  407 

ist,  nad  zwar  für  alle  Werte  tod  t,  eodasB  vir  diese  Qleichimg  nach  t 
differenziereD  dflrfen.     Dann  kommt: 

{S^u'  +  Ä,r>"  +  2[F^u'  +  ^,i'')ii'tj'  +  (ff,«"  +  (?,»>'»  + 
+  2Eu'u"  +  2F[u"v'  +  «'«")  4-  2  Gi/v"=0. 

Aber  wenn  wir  die  Gleichong  (9)  umformen,  indem  wir  die  Zeilen 
der  Determinante  mit  u'  und  v'  mnltiplicieren  und  dann  ihre  Snmmen 
als  erste  Zeile  benntzen,  so  erkennen  wir,  dass  die  beiden  Elemente 
dieser  neaen  ersten  Zeile  infolge  der  soeben  angegebenen  beiden 
Gleichungen  ^eich  Null  sind,  sodass  die  Qleichnng  (9)  erfüllt  ist 

Es  hat  edch  also  ergeben: 

Sati  4:  Die  Gnrre,  die  man  erhält,  wenn  man  auf 
einer  Fläche  mit  den  FundamentalgrOssen  erster  Ordnnng 
£,  F,  0  die  Parameter  u,  v  als  Fnnctionen  eines  Para- 
meters t  anffasst,  ist  unter  der  Bedingung,  dass  fUr  alle 
Werte  von  * 

\Eu'-\-Fv'      \E^u'*-\-E^uv'-^{F^-\G^v'*+Eu"->rFo"  1 
,  Fu'+Gv'      (^^-i-^,)u'»+e„«'ü'+i(?,o'»+^t("+ffü"  I  "" 

ist,  entweder  eine  Curre,  deren  Hauptnormaleo  Flächen- 
normalen  sind,  oder  eine  Gerade  oder  eine  Minimalcurve; 
and  die  Bedingung  wird  von  jeder  Curve  erfüllt,  die  zu 
einer  dieser  drei  Arten  gehört. 

Es  ist  deshalb  zweckmässig,  nicht  nur  die  beiden  ersten  Curren- 
arten,  sondern  auch  die  Minimalcurven  der  Fläche  als  die  geo- 
dätischen  Curven  der  Fläche  zu  bezeichnen,  was  von  jetzt  ab  ge- 
schehen soll.  Die  Gemeinsamkeit  des  analytischen  Merkmals  ist 
schon  ein  genügender  Grund  hierfUr.  Man  könnte  diese  Auffassung 
Doch  durch  die  Bemerkung  verstärken,  dass  die  Minimalcurven  die 
Länge  Null  haben,  also  die  allerkürzesten  Curven  auf  der  Fläche 
sind;  aber  dieser  Begründung  steht  entgegen,  dass  wir  von  kürzesten 
Curven  nur  im  reellen  Falle  gesprochen  haben. 

Als  die  Hülfsveränderliche  t  kann  man  auch  den  Parameter  u 
selbst  wählen,  denn  eine  beliebige  Curve  kann  auf  der  Fläche  da- 
durch definiert  werden,  dass  man  v  als  Function  von  u  auffasst, 
wodurch  allerdings  die  Parameterlinien  (h)  selbst  von  romberein  aus- 
geschlossen werden  (vgl.  S.  11).  Diese  Parameterlinien  (w)  selbst 
sind  in  der  Form  u  =•  Const,  v  =  t  darstellbar;  sodass  ftlr  sie 
u'  =  u"  =  c"  =  0,  v  =  1  ist  Eine  Parameterlinie  (u)  ist  also  nach 
(9)  eine  geodätische  Gurre,  wenn  für  alle  Werte  von  t>: 


Pdr,yGOOgIe 


Vierter  Ähachmtt:    Ourven  auf  der  Fläche. 


\G  iff,       I 

oder 

ist    Alle  anderen  geodätischen  Carren  sind  nan  in  der  Form  v 
V  =i  a>{tj  darstellbar;  sodass  f[ir  sie  u  =  1,  u"  =  0,  aber 


ist.     Daher  kj>naen  wir  den  Satz  4  anch  so  anssprechen : 

Bat!  6:  FaBst  man  anf  einer  Fläche  mit  den  Fanda- 
mentalgrßssen  erster  Ordnnng  E,  F,  O  den  Parameter  v 
als  eine  Function  des  Parameters  u  auf,  so  ist  die  dadurch 
definierte  Curve  anf  der  Fläche  dann  und  nnr  dann  eine 
geodätische  Gurre,  wenn  die  Function  v  mit  ihrem  ersten 
und  zweiten  Differentialquotienten  nach  u  die  Bedingung; 

fttr  alle  Werte  tou  u  erfüllt  Dieser  Darstellung  entziehen 
sich  nur  die  Parameterlinien  (u).  Eine  Parameterlinie  (u) 
aber  ist  dann  und  nur  dann  eine  geodätische  Cur?e,  wenn 
fttr  den  zugehörigen  Wert  u  und  fUr  alle  Werte  von  v 

FG^~2GF^+  GG^  =  0 
ist 

Stellt  man  sich  das  Problem,  die  geodätischen  Curven  auf 
einer  gegebenen  Fläche  zu  bestimmen,  so  sind  £,  F,  G  be- 
kannte Functionen  von  u  und  v,  während  es  sich  darum  handelt, 
die  unbekannte  Function  t>  tod  u  so  zu  bestimmen,  dass  sie  mit 
ihrem  ersten  und  zweiten  Differentialquotienten  die  in  diesem  Satze 
angegebene  Gleichung,  in  der  die  unbekannte  Function  auch  in  E, 
F,  G  und  den  Ableitungen  von  E,  F,  G  Torkommt,  für  alle  Werte 
von  u  erMlt  Diese  Qleichung  ist  eine  gewöhnliche  Differen- 
tialgleichung zweiter  Ordnung  für  die  unbekannte  Function  r 
?on  M.' 

'  Obwohl  Job.  Bbrnoclli  im  Briefweohael  mit  Lbibniz  (t^l.  die  Änm.  ta 
S.  404)  lß97  behauptete,  die  Difierentialgleichung  der  geodSti«ehen  CnrveB 
tutfgestellt  zu   haben,  und  obwohl  er  1742  im  vierten  Bande  aeiner  „Opera 


Pdr,yGOOgIe 


§  1.    Oeodäüsche  Ourtim.  409 

Die  geod&tiacheii  Guireii  einer  Fläche  werden  also  darch  eine 
gewöholiche  Differentialgleichang  zweiter  Ordnung  bestimmt,  wäh- 
rend die  Minimalcurren,  die  KrttmmungBCurreii  und  die  Haupt- 
tangenteocurren  durch  je  eine  gewöhnliche  Differentialgleichung 
erster  Ordnung  bestimmt  werden  —  nach  XI  (0),  XII  (P)  und 
XII  (X).  In  der  That  besteht  in  betreff  der  Anzahl  der  Curren 
dieser  Arten  ein  wesentlicher  Unterschied:  Es  giebt  auf  der  Fläche 
nur  00^  Minimalcurren,  oo'  Krümmungscurren  und  co^  Haupte 
tangentencnrven.  Wählen  wir  auf  der  Fläche  irgend  zwei  Punkte  P^ 
und  Pj,  so  wird  es  im  sUgemeinen  keine  Minimalcurve  geben,  die 
durch  beide  geht,  ebenso  keine  Erümmungscurve  und  keine  Hsupt- 
tangentencurre,  wohl  aber  wird  es  auf  der  Fläche  unter  allen  den- 
jenigen Ourven,  die  Pg  mit  Pj  verbinden,  eine  kürzeste  geben,  also 
eine  geodätische.  fVeilich  ist  dies  keine  exacte  Scblussfolgerung, 
denn  erstens  gilt  dies  nur  für  den  reellen  Fall  und  zweitens  darf 
man  nicht  ohne  weiteres  annehmen,  dass  es  unter  unendlich  vielen 
Cnrven  stete  eine  kürzeste  gebe.  Dagegen  ist  es  in  einzelnen  Bei- 
spielen auch  exact  zu  sehen: 

1.  Beispiel:  Auf  einer  abwickelbaren  FUche  Bind  die  geodätischen 
GuTven,  wie  wir  oben  sahen,  diejenigen,  die  sich  bei  der  ÄiubTeituiig  der 
Fläche  anf  die  Ebene  ale  die  Geraden  darstellen.  ZwUchen  zwei  Punkten  in 
der  Ebene  kann  man  aber  stets  eine  Gerade  ziehen,  woraus  folgt,  dass  es 
zwischen  zwei  beliebigen  Punkten  einer  abwickelbaren  Fläche  stets  wenigstens 
eine  geodätische  Corre  giebt  Dabei  nehmen  wii  an,  dass  beide  Punkte  auf 
demselben  Hantel  der  Fläche  liegen  (vgL  I  S.  266).  Inabesondere  kann  es 
aber  vorkommen,  dass  es  zwischen  beiden  Punkten  nnendlich  viele  geodätische 
Curven  giebt,  wenn  nSmlieh  die  Abwickelung  der  Fläche  auf  die  Kbene 
periodisch  ist,  sodass  ein  und  deraelbe  Punkt  der  Fläche  bei  der  Ausbreitnng 
auf  die  Ebene  nnendlich  oft  wiederkehrt  Man  sieht  dies  am  deutlichsten  im 
Falle  eines  RotationscjlindeTs.  Wickeln  wir  ihn  auf  die  Ebene  ab  (siehe 
Fig.  77,  S.  410),  so  kehrt  ein  und  dieselbe  Stelle  A  unendlich  oft  in  der  Abwicke- 
lung wieder,  in  den  Lagen  Ä„  A,,  A,  .  . .,  dasselbe  gilt  von  einer  Stelle  B,  der 
nnendlich  viele  Lagen  B,,  B^,  B,. . .  in  der  Ebene  entsprechen.  Verbinden  wir 
irgend  einen  der  Pnnkte  Ä,,  Ä,,  Ä^  ■ . .  mit  irgend  einem  der  Punkte  £,,  Bf, 
Bf  . . .  durch  die  Gerade,  so  giebt  die  Aufwickelung  des  Mantels  auf  den 
Cylinder  eine   geodätische  Corve,    nämlich  eine  gemeine  Schraubenlinie 

omnia",  Lausanne  and  Genf,  sie  aufgeetellt  hat,  gebührt  doch  Edlsb  die 
Priorität  der  Verüffentlichiing  wegen  seiner  Arbeit:  „De  linea  brevissima 
in  superficie  qnacunqne  dno  quaelibet  pnncta  jungente",  Commen- 
tarii  Acad.  Petropolitanae,  t.  III,  ad  anmum  1728,  Fetersbiu^  1782.  Auch  er 
geht  von  der  mechanischen  Betrachtung  der  Spannungen  im  Faden  aus.  Direct 
ans  der  geometrist^en  Definition  der  kürzesten  Linien  lütete  erst  Laobahob  in 
seinem  „Galcal  des  fonctions",  Paris  1606,  siehe  auch  Oeuvres  t  X,  die 
Eigenschaft  der  geodätischen  Curven  ab. 


Pdr,yGOOgIe 


410 


VUrier  Jbachnitt:    Ourvtn  auf  der  Fläche. 


(vgl.  I  S.  1&7).  Dabei  geben  die  Oermden,  die  sich  nur  um  eine  der  Perioden 
der  Abwickelung  von  einander  unterecbeiden ,  dieselbe  Corve,  so  die  Qenden 
A^  Bi,  At,  B,  n.  B.  V. ;  ebenso  A^  £«,  A^  B,  a.  b.  w.  DieBe  Ergebnisse  sind  ginz 
nn&bhSngig  davon,  wie  die  Punkte  A  und  B  gegen  eiiuuider  liegen.    Wahlen 


Fig.  77. 

wir  sie  auch  noch  eo  dicbt  bei  einander,  so  giebt  es  doch  nnendlich  viele  ge- 
meine Scliranbenliuien  Bwisctien  Ihnen.  Eine  ist  allerdingB  die  kflneste; 
in  Fig.  77  ist  es  diqenige,  die  der  Geraden  ^  Bi  entaprieht.  Aber  alle  and 
geodfitische  Corven. 

2.  Beispiel:  Auf  der  Kngel  sind  die  Flächennormaleu  die  Bsdien,  also 
die  geodKtiBcben  Corven  —  mit  Ansnahme  der  beiden  Scharen  von  je 
od'  Hinima]gera.den  (vgl.  Satz  2S,  S.  B4)  —  diejenigen,  deren  Honplnor- 
malen  nach  dei  Kngelmitte  gehen,  sodass  bei  ihnen  der  Hittelpankt  der 
Schmiegnngskngel,  die  ja  die  Kugel  selbst  ist,  mit  dem  Mittelpunkt  des  Kram- 
mnngakreiBeB  stets  zusammenAllt.  Ist  dieser  Mittelpunkt  der  Anfangepnnbt 
und  ist  der  Eagelradins  gleich  Eins,  bo  sind  hier 


;- 


rt  --y, 


die   lUcbtungscoBinus   der  Hauptnormale.     Das    Hinoszeichen   i 

wenden,  weil  die  Hauptnormale  nach  I  S,  196  positiv  in  i 

dem  ErUmmnngemittelpnnkt  hin  ist.     Differentiation   nach  der  Bt^jenlSage  f 

der  geodätischen  Curven  giebt  nun  wegen  III  (O)  und  III  (B): 


Multjplicierea  wir  diese  drei  Gleichungen  mit  a,  ß,  7  bes.  l,  fi,  y  und  addieren 
de  alsdann  jedesmal,  so  folgt  n&ch  II  {Ä): 


1  - 


-  -0, 


-  -  0. 


Nach  der  zweiten  Oleichong  amd  die  geodätischen  Curven  wegen  Bati  U 
I  S.  IBB,  eben  und  nach  der  ersten  wegen  Satz  29,  I  S.  41,  Kreise  vom  Badiua 
Eins;  also  sind  es  die  grOssten  Kreise  der  Kngel,  ein  Ergebnis,  du 
geometrisch  schon  von  vornherein  bekannt  war.  Man  sieht  anch ,  dast  der 
gtSBBte  Kreis  zwischen  swtä  Punkten  der  Kugel  nur  in  einem  seiner  beiden 
Teile  die  kOrzeste  Curve  ist  Liegen  die  beiden  Pnnkte  einandw  ditonetnl 
gegenüber,  so  giebt  es  swiachen  ihnen  «*  geodStisohe  Curven. 


.dr,yGoogIe 


§  1.    GeodäÜsehe  Ourvm.  411 

In  der  Theorie  der  gewölmlichec  Differentiaigleichimgeii  be- 
weist man,  daes  eine  gewöhnliche  Differentialgleichung  zweiter  Ord- 
nung zwischen  u  und  v  unter  gewissen  functionentheoretiachen 
YoraasBetztmgen  co*  Löeungen  bat,  uud  so  kOoute  man  daraus  ent- 
aebmen,  dass  es  unter  den  entsprecjienden  Voranssetzungen  filr  die 
vorgelegte  Fläche  auf  ihr  oo'  geodätische  Gurren  giebL  Wir 
machen  jedoch  davon  keinen  Gebrauch  und  erwähnen  es  nur  zur 
Orientierung  des  Lesers. 

Liegt  eine  Flache  vor,  so  lassen  sich  ihre  geodätischen  Gurren 
nur  in  den  allerwenigaten  Fällen  durch  endliche  GMeichangen  dar- 
stellen, weil  die. Auffindung  derjenigen  Functionen  v  von  a,  die  der 
in  Satz  5  angegebenen  G-Ieichung  genUgen,  die  grössten  Schwierig- 
keiten bereitet.  Wir  geben  hier  zunächst  nur  ein  Beispiel,  in  dem 
es  gelungen  ist,  sie  zu  bestimmen. 

Beispiel:  Es  lieg€  eine  EotationaftBche'  vor,  deren  Ase  die  »-Aze 
Bei  (vgl  (2),  8.  *l): 

a;-p(t*)co8  0,       y=p{M)Bine,      «  =  $(«). 
Wenn  wir  wie  immer  unter  u  die  Bogeni&nge  der  Meridiane  veretehen,  ho  ist 
wie  auf  S.  41 ; 


Nach  Satz  5  sind  also  von  den  Breitenkreiaen  (u)  nur  diejenigen  geodätisoha 
Cnrven,  für  die 

ist  p  =  0  giebt  die  sn  Ponkten  degenerierten  Breitenkreise,  da  p  der  Radins 
des  Kreises  (u)  ist,  nnd  p'  ist  da  gleich  Noll,  wo  die  Tangente  der  Heriditut- 
cnrve  der  Drehaxe  parallel  ist  Von  den  Breitenkreisen,  die  nicht  in  Punkte 
ausarten,  sind  also  nur  diqenigen  geodfitische  Curven,  in  denen  die  Fliehe 
von  Botationscj'Iindem  um  die  x-Aze  berQhrt  wiid.  Die  übrigen  geodätischen 
Curven  bestimmen  sieb  UEUih  Satz  5  ans  der  Bedingung; 

,dv        ^      ,  dr         ,(i 

^^    ^f'p-d;;^^  d 

'  Jacob  BbbnouuiI  bestimmte  in  den  Acta  Eniditorum,  Leipsig  1698,  die 
geodatieclien  Cnrven  anf  einer  Bolationsfl£obe  und  gelangte  dnreb  Quadraturen 
zam  richtigen  Ziel,  obgleich  sein  Verfahren  fehlerhaft  war.  Alsdann  stellte 
Claikaot  einen  wicbtigen  Satz  über  die  geodätischen  Curven  anf  Rotations- 
flächen auf,  den  wir  ableiten  werden.  Siehe  seine:  „D^terminations  göomä- 
triqae  de  la  perpendicutaire  4  la  möridienne  tracäe  par  H.  Cassini 
avec  plnsieuTS  m^thodes  d'en  tirer  la  graodeur  et  la  figure  de  la 
terre";  Uka.  de  l'Acad.  de  Paris  ponr  l'annöe  1788,  Paris  173fi. 


Pdr,yGOOgIe 


412  Vierler  Abaelmia:    Ourvm  auf  der  Flädie. 

od«r 

Hon  kann  diese  Gleichung  geometriBch  deuten,  wenn  man  den  Winkel  a  an- 
fahrt, den  die  geauchte  geodätische  Curve  an  der  Stelle  (u,  e)  mit  dem  HeridiiD 
(p)  dieser  Btelle  bildet  Da  längs  der  Meridiancurve  (■>)  das  VerhSltniB  dt-.iu 
gleich  Nnll,  längs   der  geodätiBchen  Linie  gleich   dem   in   der  vorstehenden 

Gluchnng  auibetenden  Di&rentialqaolieuten  -^ —  ist,  so  giebt  Bati  10,  S.  Si, 

wegen  (11) 

(18)  «««  = ^      , 

woran»  folgt: 


Wir  haben  hier  den  Factor  ±  hinzngefBgt,  weil  wir  über  den  Sinn,  in  dem 
der  Winkel  a  gemessen  werden  soll,  keine  bestimmte  Annahme  gemacht  haben. 
Ltlngs  der  geodätiseheD  Cnrye  ist  nun  wie  e  aaah  a  eine  Fonction  tob  u, 
sodass  die  Difierentiation  tmAv  u  den  folgenden  Wert  des  iweiten  Difibientiil- 
qaotienten  von  ti  liefert: 


J«?. 


•P- 


Setzen  wir  diese  beiden  Werte  des  ersten  und  zweiten  DiffsrentialqaotieDtw 
von  V  nach  u  in  (12)  ein,  so  kommt: 


tgo     d 

1       dein 

wnn        du 

woraus  folgt,  daes 

(14) 

pa 

(m   >=  GODBt) 

ist    Daher  ergiebt  sich,  da  p  der  Radius  des  Breitenkreises  ist,  der 

BatZ  6:  Längs  einer  jeden  solchen  geodätischen  Curve  ein 
Botationsflftche,  die  keine  Minimalcnrve  ist,  ist  das  Producta 
dem  jeweiligen  Radius  des  Breitenkreises  and  dem  Sinns  d 
Winkels,   den   die  Cuive  mit  dem  Meridian  bildet,  conatant' 

DasB  wir  die  Hinimalcorven  anenehmen  mfissen,  folgt  daraus,  dass  m 
bei  ihnen  nicht  von  einem  Winkel  a  sprechen  kann. 
Da  nach  (13) 

.(dvY 


1  Die«  ist  der  Sati  von  Claduht,  den  wir  in  der  letzten  Anm.  enrlhoteii. 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


§  1.    Oeodäüsehe  Ourvm.  413 

ist,  eo  Hast  sich  die  Formel  (14)  ao  Hchreiben; 

du        p  Yp'  -~  m* 
ine  Fnnctioii  von  u  «lleiti.     Eine   Qnadratar 

(15)  e  -  OT  f — /"  -  »        (f»,»  -  Gonat). 

J  pyp*-m* 

Hiennit  aber  Bind  die  geodStiachen  Carren  traf  der  RotktioikBflKclte  Id  endlicher 
Fonn  gefanden. 

Nach  dem  Satze  6  oder  der  Formel  (14)  kaon  man  sich  eine  allgemune 
Toratellnng  von  dem  Verlaufe  einer  reellen  geodSliachen  Corve  aof  einer  reellen 
Botatdonafläcbe  machen;  Wir  kennen  uns  dabei  auf  einen  solchen  Teil  der 
FIAche  beschrSnken,  anf  dem  p  positiT  ist,  denn  p  =  Q  giebt  die  zu  Pmikten 
entarteten  Breitenkreise  an.  Ist  nun  e.  B.  füt  eine  geodStische  Cnrre  die  Gon- 
etante  m  auch  positiv,  so  ist  der  kleinste  Wert,  den  p  erreicben  kann,  der 
Wert  m,  für  den  s  =■  ~  ist.  Der  Breitenkreis  Tom  Badins  tn  wird  also  von 
der  geodatiachen  Corve  berührt.  Für  noch  kleinere  Werte  von  p  wird  m:p  >  1, 
sodass  die  Curve  den  Bereich  derjenigen  Breitenkreise  meidet,  deren  Badios 
kleiner  als  m  ist  Sie  wird  also  an  dem  Kreise  vom  Radios  m  zn  den  Kreisen 
Ton  gröeseren  Badien  nmkehren;  solange  p  wächst,  nimmt  a  ab,  d.  h.  die  Cmre 
wird  weniger  steil  gegen  den  Meridian.  Wächst  der  Badins  bis  ins  Unend- 
liche, ae  nähert  eich  die  Corre  der  (reetalt  einer  Ueridiancurve. 

Insbesondere  wollen  wir  diese  Ergebnisse  auf  die  Kotationsflftcben 
von  constsnter  KrQmmnng  K  anwenden.    Bei  ihnen  ist  nach  S.  122 

p"^-Kp. 
Id  I  S.  9B  hatten  wir  anter  (ö)  dieselbe  Gleichung,  nur  stand  dort  x  statt  p, 
und  die  YerandeTliche,  nach  der  differenziert  wurde,  war  nicht  mit  w,  sondern 
mit  a  beieiehnet    Wie  wir  in  (6),  I  S.  99,  sahen,  ist  also: 

j>  -  o  cos  YKu  +  b  ein  Väm 
die  allgemeinste  Fnncdon  p(u),  f%r  die  die  Botalionsflache  (10)  die  constante 
Krümmnng  K  hat    Dabei  bedeuten  a  und  b  zwei  Gonstantwn.    Wir  haben  nun 
Yon  w  nur  das  eine  vorausgeaetzt,  dass  u  die  Bogenlfioge  auf  den  Meridianen 
bedeute.    Ist  e  irgend  eine  Conatsnte,  so  ist  auch 
(16)  ü  =  u-e 

IT  anderen  Stelle  an  gemessen. 

-  a  cos  )/X  («  +  c)  +  i  Bin  (/^(ö  +  e) 
«  YKb  +  6  sin  YKc)  cos  yFa 


h  (-  aainVJSrc  +  b  cimYK e)  eva'^ K S . 


Wir  können  die  Constante  o  so  wfihlen,  daas  die  zweite  Klammer  gleich  Null 
wird,  indem  wir  uHmlich: 


Pdr,yGOOgIe 


414 

Vierter  Mechmä:    Cunm  auf  der  Flädu. 

idso 

(17) 

"""^          Vo'Tft''      "               V^-Tm 

wfthlen. 

Dann  wird 

Wir  kSnnen  miB  jetct  TOntellen ,  wir  hStUn  von  TorabeTein  schoa  die  Bt^ea- 
iBnge  dnrch  ü  statt  u  ansgedrQckt,  and  dflrfen  daber  ohne  BeBcbrSnkang  der 
AllgemeiDhuit  annehmen,  doss  in  den  Ponnelu  (10)  die  Yeiibiderliche  u  dieK 
passender  gewählte  Bogenl&nge  sei,  sodass  wir 

(IS)  p-äccVk,. 

Seiten  dOrfisn,  indem  wir  V«'  +  b*  mit  A  beceichnen. 
Alsdann  giebt  (15): 


-/- 


AcoaVKu'^A^eoB'yKu 


1  dg  yiu  alE 


sin  VEu -  ,         cos  VÄ'u  =  -~^ 

yi+t'  yr+t' 

du-~     ]^  im*YKu.dt, 

Yk 

sodass  sieb  ftlr  v  e^ebt: 

äYkJ    fyifi«_OT'(H-(«) 
oder  integriert; 

äYK  lj/i«-m'    tl 

oder: 

sin  U  V^"  +  ")  =     — _?—  ■  -  , 

d.  h-,  wenn  wieder  ctg  yjC  u  fttr  t  gesetzt  wird : 

(19)  BinU  1/Ä0+»)  =     _!^--  tgV^w. 

Diese  Gleichong  zwischen  u  nad  r,  die  ausser  den  durch  den  Wert  (191 
von  p  bedingten  Constanteu  K  und  A  noch  die  willkOHicben  Constanlen  i> 
und  n  enthält,  stellt  also  die  oo*  geodätischen  Curren  der  in  (18)  gehCrigeii 
Rotationsflficbe  constanter  Krümmung  dar.  Wir  können  die  Gleichnng  such 
so  schreiben: 

cos  « .  sin  d  Kä  » .  ctg  yKu  +  sin  n .  cos  .i  Vä  r .  ctg  VKu  =     :r-^-  ■ 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


§  2.    GeodäÜaelu  Abbüdung  von  Fiäehm. 


Wenn  wir  jetit  die  neaeu  P&nmeto'  eiofikliren: 

(20)  \_      ^' 

80  nimmt  die  Gleichung  der  geodStiachen  Cnrren  die  Form  an: 
cos».»  +  »in«.«-      ■  "* ■, 

wobei  n  tmd  m  die  willkflTliclien  Constanten   sind.     Hit  m  itrt  aber  ancli   die 
rechte  Seite  eine  willkOrliche  Conetante,  etwa  l,  »odue  wir  haben: 

(21)  cosM.Ü  +  Biii«.e=  i  («,/  =  ConBt). 

Also  hat  sich  ergeben: 

Satz  7:  Hau  kann  aaf  einer  Botatiousfllche  eonstanter  ErDm- 
mung  solche  Parameter  k  and  fl  einfahren,  mittels  deren  die  geo- 
dätischen Gurven  der  FUehe  dnrch  die   allgemeine   lineare  Glei- 

OonsLü  -l-GoflsLe-  Const. 
dargestellt  werden. 

§  2.    Geodätische  Abbildung  von  FIfichen. 

Die  Differentialgleichang  der  geodäÜBchen  Cniren  einer  Fläche 
kann  man  nach  Satz  5,  S.  408,  aofstellen,  sobald  man  nur  die 
Fandsmentalgrö^en  erster  Ordnung  der  Fläche  als  Functionen  der 
Parameter  kennt.  Hieraus  können  wir  einen  wichtigen  Schlnss 
ziehen:  Wenn  es  möglich  ist,  eine  Fläche  auf  eine  andere  zu  Ter- 
biegen,  so  kann  man  entsprechenden  Punkten  beider  Flächen 
gleiche  Parameter  beilegen,  und  dann  stimmen  die  Fundamental- 
gri^Bsen  erster  Ordnung  auf  beiden  Flächen  nach  Satz  5,  8.  275, 
mit  einander  überein,  folglich  auch  die  DifTerentialgleichnngeQ  der 
geodätischen  Curren  auf  beiden  Flächen,  sodass  sich  ergiebt: 

Sats  8:  Verbiegt  man  eine  Fläche,  so  sind  ihre  geo- 
dätischen Curven  auch  nach  der  Yerbiegung  geodätische 
Cnrven. 

Übrigens  leuchtet  dieser  Satz  für  die  kürzesten  Curven  wegen 
der  Längentreue  bei  der  Yerbiegung  (vgl  8.  273)  ohne  weiteres  ein, 
aber  nicht  jede  geodätische  Garre  ist  eine  kürzeste  Linie.  Freilich 
ist  der  Satz  auch  fDr  die  geodätischen  Cnrven  Oberhaupt  leicht  geo- 
metriech  einzusehen,  da  die  unendlich  kleine  Änderung  einer  Flächen- 
cnrre,  auf  die  wir  im  vorigen  Paragraphen  die  Einführung  der  geo- 
dätischen Curven  stützten,  auf  der  verbogenen  Fläche  genau  zu 
demselben  Ergebnis  wie  auf  der  alten  Fläche  führt,  denn  die  Ter- 


Pdr,yGOOgIe 


416  Tuiier  Abschnitt:    Ourven  auf  der  FiätAe. 

biegong  ist  ja  nadL  S.  274  eine  in  den  aneDdlicli  kleinen  Teilen 
congment«  Abbildung. 

Man  kann  nnn  die  Frage  aufwerfeo,  ob  sich  der  Satz  S 
nmkehren  läest,  ob  also  alle  diejenigen  punktweisen  Abbildangen 
einer  Fläche,  bei  denen  jeder  geodätischen  Gurve  der  einen  Fläche 
eine  geodätische  Cnrve  der  anderen  entspricht,  Yerbiegungen  sind. 
Wir  werden  derartige  Abbildungen  geodätische  Abbildangeu 
nennen.  Alsdann  können  wir  die  Frage  so  formalieren:  Ist  jede 
geodätische  Abbildung  eine  Verbiegung? 

Sicher  braucht  sie  es  fttr  eine  Rotationsfläche  von  con- 
stanter  Ertlmmung  nicht  zu  sein.  Denn  nach  dem  Satze  7  des 
vorigen  Paragraphen  lassen  sich  auf  einer  Rotationsfläche  constanter 
Krümmung  X  solche  Parameter  u,  v  einführen,  in  denen  die  geo- 
dätischen Curven  der  Fläche  durch  die  allgemeine  lineare  Gleicbong 
in  u  und  v: 

(1)  Const  M  -f  GoQst  B  =  Const 

dargestellt  werden.  Wenn  man  nnn  dem  Pnnkte  (u,  v]  der  F^be 
denjenigen  Punkt  einer  Ebene  zuordnet,  der  die  rechtwinkligen 
Goordinaten  u,  o  hat,  so  liegt  eine  punktweise  Abbildung  der  Illiche 
auf  die  Ebene  Tor.  In  der  Ebene  mit  den  rechtwinkligen  Goor- 
dinaten u,  V  ist  aber  (1)  die  Gleichung  einer  Geraden,  d.  h.  einer 
geodätischen  Gurre.  Durchläuft  der  Punkt  {u,  v)  auf  der  Fläche 
eine  geodätische  Gnrre,  so  tbut  sein  Bildpunkt  (u,  v)  in  der  Ebene 
dasselbe,  d.  h.  die  Abbildung  ist  geodätisch.  Sie  ist  aber  keine 
Yerbiegung,  sobald  das  conetante  ErOmmungsmaass  K^^Oiat,  wegen 
Satz  7,  S.  275. 

Im  Falle  einer  Rotationsfläche  constanter  Erdmmung  ist  die 
angeworfene  Frage  demnach  zu  verneinen.  Dasselbe  gilt  überhaupt 
für  Flächen  constanter  ErOmmung.  Denn  nach  Satz  18,  S.  301, 
lässt  sich  jede  Fläche  von  der  conetanten  Erilnmiung  K  auf  eine 
Rotationsfläche  von  dieser  Krümmung  verbiegen,  sodass  sich  Satz  7 
wegen  Satz  8  so  verallgemeinern  lässt: 

Sati  d:  Auf  jeder  Fläche  von  constanter  Erümmnng 
giebt  es  solche  Parameter,  in  denen  die  geodätischen 
Gurven  der  Fläche  durch  die  allgemeine  lineare  Gleichung 
zwischen  den  Parametern  dargestellt  werden. 

Indem  wir  nun  dazu  Übergehen,  die  aufgeworfene  Frage  all- 
gemein zu  beantworten,  bemerken  wir  gleich  vorweg,  dass  wir  er- 
kennen werden,  dass  die  Frage  zwar  im  allgemeinen,  bei  beliebigen 
Flächen,  zu  bejahen,  aber  nicht  nur  fQr  die  Flächen  von  constanter 


Pdr,yGOOgIe 


§  2.    OeodäiiatAe  Jbbüdung  von  Fläelun,  417 

ErOmmiing,  soadern  fltr  eine  sie  mnfasse&de  grössere  Familie  Ton 
Flächen  za  Temeinen  ist 

Wir  nelimeQ  also  jetzt  an,  es  seien  zwei  Flächen  geodätisch 
auf  einander  abgebildet  Keine  der  beiden  Flächen  sei  aber  die 
Tangentenääche  einer  Miuimalcurre,  aach  sei  die  Abbildung  nicht 
etwa  so  beschaffen,  dass  einer  nttd  nur  einer  Schar  tou  Minimal- 
curven  der  einen  Fläche  eine  Schar  von  Minimalcarven  anf  der 
anderen  Fläche  entspreche.  E^  sind  dies  Voraussetzungen,  die  im 
Falle  der  reellen  Abbildung  zweier  reeller  Flächen  stets  erfollt 
sind.  Nach  Satz  49,  S.  96,  giebt  es  auf  der  einen  Fläche  mindestens 
ein  (im  reellen  Falle  reelles)  Ortbogonalsystem,  dem  auf  der  anderen 
wieder  ein  (im  reellen  Falle  reelles)  Orthogonalsjstem  entspricht 
Wählen  wir  die  Gurren  dieser  Orthogonalsjsteme  als  Parameterlinien, 
indem  wir  einander  entsprechenden  duren  beider  Systeme  gleiche 
Parameterwerte  u  bez.  gleiche  Parameterwerte  v  beilegen,  so  liegen 
also  folgende  Voraussetzungen  7or: 

Auf  beiden  Flächen  bilden  die  Parameter linien  Orthogonal- 
systeme, und  einander  entsprechende  Punkte  beider  Flächen  gehören 
zu  demselben  Wertepaare  der  Parameter  u,  v.  Nach  Satz  IS,  S.  34, 
haben  die  Quadrate  der  Bogenelemente  der  beiden  Flächen  die 
Formen: 

(1)  dt'  =  Edu*  +  Gdv*,       rfs*  -  Edu'  +  örfr». 

Die  geo<ätischen  Gurren  der  ersten  Fläche  gentigen  nach  Satz  4, 
S.  407,  der  Öleichnng: 

2(1«'»"-»'«")- 

a  \     O        £  I  \0  £J  £ 

Bei  der  zweiten  Fläche  tritt  an  ihre  Stelle  die  in  £1  und  (7  ge- 
schriebene Qleichang.  Sollen  nun  die  geodätischen  Curven  beider 
Flächen  einander  entsprechen,  so  mtlsaen  beide  Gleichungen  aber- 
einstimmen.    Dies  fbbrt  zu  den  vier  Bedingungen: 


(2) 


Die  beiden  in  der  zweiten  Zeile  stehenden  Gleichungen  lassen  sich 
so  schreiben: 

SCHKmi,  QMiin.  Mb.   n.  ST 


9        ö  ' 

a.     s. 

E        E  ' 

^f 

a.    ,  R     a. 
e        E      0 

.d=,Google 


418  Titrier  Machnüt:    Ourvm  auf  der  Fläche. 

Der  erste   Nnmerns  ist  also   eine  Function  t/f  von  v   allein,  der 
zweite  eine  Function  <p  von  u  allein,  sodasB 


(3)               £-  =  :eV(''). 

-ä'Wf 

ist     Hieraus  folgt: 

3-." 

denn  weder  f>  noch  V  i^  gleich  Null,  da  sonst  £  oder  &  =  0  und 
also  die  erst«  Fläche  gegen  die  Voraossetznng  die  Tangentenfläche 
einer  Minimalcurre  wäre.  Bezeichnen  wir  die  in  der  ersten  dieser 
beiden  Fonueln  vorkommenden  dritten  Wurzeln  aus  tp  und  \ft  mit 

U(u)  und   F(v),  so  kommt: 

wo  E  eine  dritte  Einheitswurzel,  d.  h.  s'  =  1  ist  Aber  wenn  wir 
diese  Werte  in  (3)  einsetzen,  so  ergiebt  sich  s  =>  1.    Also  haben  vir: 


■  UV*  ' 


wo  ü  eine  Fnnction  von  u  allein  und  V  eine  Function  von  v  allein 
bedeutet 

Jetzt  bleibt  noch  die  Befriedigung  der  in  (2)  in  der  ersten  Zeile 
stehenden  Oleichongen  übrig.  Setzen  wir  darin  die  Werte  (4)  ein, 
so  kommt: 

(5)  ^ü-V)^^^  =  -  f,      (f;_  D-^^  =  V. 

Wir  wollen  zunächst  annehmen,  es  sei  ü  —F ^0.    Alsdann  folgt: 

d^a^E  _   eiog(P--F)         aiogg  _   aiog([7-F) 
ö'v      ~  '      "ÖT         "'  ö«      ~  du 

oder,  wenn  k  eine  Fnnction  von  u  allein  und  n  eine  Functios  tod  v 
allein  bedeutet: 

E  =  ).(u-r),     G  =  fi{U-r), 

sodass  (4)  noch 

i,       5  Ü-F  -  U-V 


Pdr,yGOOgIe 


§  2.    Oeodäiüeiu  Abbüdwng  von  Flädun.  419 

liefert.    Nach  (1)  sind  demnach: 

die  Qaadrate  der  Bogenelemente  beider  Fl&cfaen.  Hätten  wir  nno 
TOD  Tornherein  auf  beiden  Flächen  t'fkdu  und  fYftdv  als  Para- 
meter statt  u  und  t>  benutzt,  was  erlaubt  ist,  so  hätten  wir  in 
diesen  Formeln  A  =  ^  —  1  gehabt.  Also  lassen  sich  die  Quadrate 
der  Bogenelemente  beider  Flächen  auf  die  einfacheren  Formen 
bringen : 

(6)    i,'.(p-n(j«-+rf^'),  i,>_(±_i)pj:+^). 

In  dem  bisher  anageschlossenen  Falle  U—  F  =^0  ist  V ~V  = 
Const,  weil  U  nur  von  u  und  V  nur  von  v  abhängt  Bann  ist  (5) 
erfDllt,  und  (4)  lehrt,  dass 

(7)  e=cE,       0  =  cO  (c  =  Conat) 

ist.  Aber  wenn  wir  die  erste  gegebene  Fläche  ähnlich  Tergrösseni, 
etwa  Tom  Anfangspunkt  ans,  sodass  die  rechtwinkligen  Coordinaten  x, 
y,  X  m  ax,  ay,  az  übergehen,  wobei  a  constant  ist,  so  treten  an 
die  Stelle  von  E  nnd  G  nach  XI  (^  die  Grössen  a*  E  und  a*G. 
Wenn  wir  a  =  yc  setzen,  so  zeigt  (7),  dass  zu  den  Flächen,  die 
auf  die  erste  geodätisch  abgebildet  sind,  inabesondere  diejenigen 
gehören,  die  der  ersten  Fläche  ähnlich  sind,  und  nach  Satz  8  also 
alle  Flächen,  die  aus  diesen  ähnlichen  Flächen  durch  Verbiegnng 
herrorgehen. 

Wir  erkennen  also,  dass  im  allgemeinen  jede  geodätische 
Abbildung  eine  Verbiegnng,  eventuell  verbanden  mit  einer  ähnlichen 
Yflrgrßsserung  ist.  Eine  Ausnahme  tritt  nur  in  dem  Falle  ein,  wo 
sich  die  Quadrate  der  Bogenelemente  beider  Flächen  auf  die  Formen  (6) 
bringen  lassen. 

Dabei  haben  wir  oben  von  vornherein  die  Annahme  ausge- 
schlössen,  dass  einer  Schar  von  Minimaicurven  der  einen  Fläche  — 
und  zwar  nnr  einer  Schar  —  eine  Schar  von  Minimaicurven  auf 
der  anderen  Fläche  entspricht;  wie  gesagt  tritt  dieser  Fall  bei 
reeller  Abbildung  nie  ein,  weshalb  wir  auch  hierauf  nicht  weiter 
eingehen  wollen. 

Unser  Ergebnis  ist,  wenn  wir  in  (6)  noch  V  durch  —  T  er- 
setzen, dieses: 


.dr,yGoogIe 


420  Vierter  MaehmU:    Ourvm  auf  der  Fläehe. 

SatB  10:'  Soll  eioe  Abbildung  einer  Fläche  aaf  eine 
andere  Fläche  geodätisch  sein  und  wird  dabei  nicht  etva 
eine  und  nur  eine  Schar  von  MinimalcurreD  der  einen 
Fläche  als  ebensolche  Schar  auf  der  anderen  abgebildet, 
eine  Möglichkeit,  die  bei  reeller  Abbildung  nie  eintritt, 
BO  ist  die  Abbildung  im  allgemeinen  eine  solche  Beziehung 
zwischen  beiden  Flächen,  bei  der  die  zweite  Fläche  aas 
der  ersten  durch  ähnliche  YergrÖsserung  und  Verbiegnng 
hervorgebL  Dies  ist  nur  dann  nicht  der  Fall,  wenn  die 
Flächen  so  beschaffen  sind,  dass  sich  die  Quadrate  ihrer 
Bogenelemente  gleichzeitig,  d,  h.  mittels  Parameter  »,  v, 
die  auf  beiden  Flächen  einander  entsprechenden  Punkten 
zugehören;  auf  die  Formen  bringeo  lassen: 

WO  U  eine  Function  von  w  allein  und  F  eine  Function 
von  t)  allein  ist. 

Dies  Mirt  uns  zur  Familie  derjenigen  Flächen,  bei  denen 
sich  das  Quadrat  des  Bogenelementes  auf  die  Form 

(8)  ds*  =  lÜ{u)  +  r(i.)][rft<»  +  dt.»] 

bringen  lässt*  Denn  auch  die  Fläche,  deren  BogenelenieDt-Quadnt 
die  im  Satze  angegebene  zweite  Form  ds'  hat,  läast  sich  dieser 
Form  (8)  unterordnen.     Wenn  man  nämlich  bei  ihr 

J  yv  J  Y^^ 

als  Parameter  einführt,  sodass  a  eine  Function  von  «  allein  and  fi 
eine  Function  von  v  allein  ist,  so  kommt: 


<"' — (h  +  ^)^'"''  +  '"^- 


'  EHeser  Sfttc  imd  leine  AttUitnng  rOhrt  her  von  Don,  „Sopra  nn 
problema  che  b1  preBentft  nella  teoria  generale  delle  rappresen- 
tsEioni  geogTkfiche  di  nna  superficie  su  di  an'  ftltra",  Annali  di 
Hatem.  t  III  (ISSS),  and  ewbt  mit  der  in  ihm  auBgeaprochenea  EiiiAchTinknng, 
die  DiHi  allerdings  nicht  auadrOcklich  erwähnt  hat,  weil  er  nur  reelle  Ab- 
bildnngen  ina  Änge  faaate. 

*  Han  nennt  diese  Flächen  LiODViLLi'Hche  Flfichen,  weil  Lioutille  dnrcb 
seine  Note  III:  „Theoreme  coucernant  l'int^gration  de  r^qnatioD 
des  lignee  g^odäeiqaes"  in  Hokoe's  „Application",  5.  Aufl.,  Paria  1  SM, 
inerst  anf  diese  inteiessante  Fllchen&milie  aufmerksam  gemacht  hat 


Pdr,yGOOgIe 


§  2.    Chodäligehe  Jblnldtmg  wn  Fiäehm. 


als  eine  Function  U  tod  ü  allein  bez.  eine  Function  V  von  €  allein 
darstellbar,  sodass  kommt: 

dP  =  {V+r)(dü'  +  dlfl), 

also,  abgesehen  von  der  Bezeicbnnng,  die  Form  (8). 

Zn  den  Flächen,  deren  Bogenelement-Qnadrat  auf  die  Form  (8) 
gebracht  werden  kann,  gehören  insbesondere  die  Flächen  oon- 
stanter  ErQmmnng  K,  denn  nach  Satz  17,  S.  301,  lässt  sich  ihr 
Bogenelement-Qoadrat  anf  die  Form: 

.  ,^_  4  dud« 

bringen.    Wenn  wir  hierin  _ 

a  =  ß  +  i"fl,       v  =  ü  —  iü 
setzen,  so  kommt: 

dl- -^(do'  +  dt^, 

eine  Form,  die  als  Specialfall  in  (8)  enthalten  ist 

Auch  die  Rotationsflächen  gehören  zn  den  dorch  (8)  charak- 
terisierten Flächen,  denn  nach  S.  41  läest  sich  ds*  bei  einer 
RotationsBäche  anf  die  Form: 

dt*=^du*+p*{u)dv* 
oder  also: 


d,«  =  /)»(«) 


du* 


bringen,  die  sofort  als  ein  Special&U  ans  (8)  hervorgeht,  sobald  man 

/— ^  statt  K  als  den  einen  Parameter  benutzt. 
P 
Hieraus  sohliessen  wir  nach  Satz  5,  S.  275,  dass  auch  die  auf 
Kotationsfiächen  verbiegbaren  Flächen  zn  denjenigen  Flächen 
geboren,  bei  denen  sich  ds'  auf  die  Form  (8)  bringen  lässt,  insbe- 
sondere aiao  nach  Satz  15,  S.  293,  die  Schraubenflächen. 

liegt  eine  Fläche  vor,  deren  Bogenelement-Quadrat  die  Form  (8) 
hat,  so  ist  die  Differentialgleichung  ihrer  geodätischen  Cnrven  nach 
Satz  4,  S.  407,  wegen: 

(9)  A'=(?=£/+r,      ^=0 
diese: 

(10)  (I/'p'-r- «')(«'*  +  v'*)  +  2{U+  r){uv"  -  v'u")  ~  0. 


Pdr,yGOOgIe 


422  Vierier  Äbaobmtf:    Ourvm  auf  der  Fläeh«, 

Wollen  wir  die  geodätischen  Curreo  der  Fläche  begtdnimeD,  to 
bandelt  es  sich  am  die  Anfgabe,  u  nnd  v  so  als  Functionen  eioes 
Parameters  t  zu  bestimmen,  dass  sie  mit  ihren  ersten  nnd  zweiten 
Differentialcinotienten  der  Oleichnng  (10)  für  aUe  Werte  von  t  ge- 
nügen, wobei  zu  beachten  ist-,  dass  V  als  Function  von  u  nnd  V  als 
Function  von  v  auch  Functionen  von  t  sind.    Es  ist: 

sodass  wir  (10)  aach  so  schreiben  können: 

(")  r.4r-J'4f  +  2(P+r)^^,?^-o. 

Der  letzte  Brach  hierin  ist  aber  der  Differentialqnotient  nach  t  tod 
arctg  (t)' :  w').  Da  v'-.u'  auch  in  den  beiden  ersten  Gliedern  auf- 
tritt, so  veranlasst  uns  dies,  den  Winkel  a,  dessen  Tangente  ^eich 
v'iu'  ist,  als  HülfsgrOsse  einzoftlhren.     Wir  setzen  also: 

(12)  u'  =  e  cos  a,       o'  =  (>  sin  a, 

wo  ^  und  a  noch  unbekannte  Functionen  von  t  sind.  Jetzt  nimmt 
(11]  die  Form  an: 

oder,  wenn  irir  mit  sin« cos a  mnltiplicieren : 

■   •        dU  •        dV    ,    niTT  .   iTi   •  do        A 

sm'«.-T- co8"a--j^  -I-  2((/+  T) sin« cos a-^  =>0. 

Es  ist  aber 

-    •        dÜ     ,    n  rr   ■  da 

avra-—rr  +  2(/sin«cosa-jT- 

der  Differentialquotient  von  sin'  a .  Ü  nach  t  und 
1        dV         n  IT   ■  da 

'^        ~Ji —  2r  sinofcos«-^ 
der  Differentialqnotient  von  cos' or.F nach  t,  sodass  sich  ergiebt,  dssB 
(18)  sin' a.V  —  cos' a .  T  =.  o  (o  =  Const) 

sein  muss.    Aber  nach  (12)  ist: 

sin*  a  =     „       ,- ,       cos*  a  =  —rt-r  t  ' 
sodass  folgt: 


a(a '  +  .■■) 

D,„i,z,dr,  Google 


?  2..   OeodäÜach»  AbbOdung  von  Ftäehm. 


oder: 

tt'*[V +  a]  =  i^'(U-a) 
oder  aach: 

Da  links  nur  u  und  u'   nnd   rechte  nur  v  nnd  v'  auftritt,   so  folgt 
hierans  dorcb  Quadraturen: 

(14)  f    i!^  -  r    ^    -  fi  (i  =  CoDBt.) 

Hat  man  die  Quadraturen  ausgefUhit,  so  ergiebt  sich  eiae 
Gleichung  zwischen  u,  v  und  den  beiden  willkürlichen  ConstaDten  a,  b. 
Sie  gilt  für  alle  geodätischen  Cuiren  der  Fläche,  deren  Bogenelement- 
Quadrat  die  Form  (8)  hat,  und  stellt  demnach  die  oo*  geodätischen 
Curren  der  Fläche  dar. 

Da  die  Farametercurven  (u)  und  (0)  zu  einander  orthogonal 
sind,  so  hat  der  vorhin  benutzte  Hülfswinkel  a  eine  einfache  geo- 
metrische Bedeutung.  Es  ist  nämlich,  wenn  der  Punkt  (u,  v)  zum 
unendlich  benachbarten  Funkte  (u  +  du,  v  +  dv)  oder  (u  -f  u  dt, 
V  -^  v  dt)  auf  einer  geodätischen  Corye  fortschreitet,  der  Ck)8inuB  des 
Winkels  dieser  Fortechreitungsrichtung  mit  der  FortechreitungB- 
richtnng  längs  der  Parametercurre  (t>)  nach  (9)  und  Satz  10,  S.  32, 
gleich: 


]/«"  +  »'• 
da  jetzt  in  jenem  Satze  k^v'-.u'  und  x  =  0  zu  setzen  ist  Die 
Tangente  dieses  Winkels  ist  also  gleich  ±i>':t(',  sodass  der  durch 
(12)  eingeföhrte  Winkel  a  einer  deijenigen  Winkel  ist,  den  die  geo- 
dätische Cnrre  im  Punkte  (u,  v)  mit  der  hindurchgehenden  Para- 
metercurve  (v)  bildet 

Ist  die  Fläche  insbesondere  die  Botationsfläche  (Tgl.  S.  41): 
^iKp(u)cosv,       y  — p(u)8inv,       xk^(u) 
mit  der  Bogenlänge  u  auf  den  Meridianen,  sodass 

ist  oder,  wenn 


als  neue  Parameter  ü  und  f)  benutzt  werden,  wobei 
ds*=p*{dü*  +  df^) 


Pdr,yGOOgIe 


424  Vierter  Abaehtiä:    Ourven  auf  der  FJänhe. 

wird  und  p*  eine  FanctioD  von  o  allein  ist,  so  giebt  die  Vei^eichnng 
mit  (8),   daBB  jetzt  A  nnd  V  statt  u  und  v  and  ausserdem   U^p*, 
r=  0  zu  setzen  ist,  somit  statt  (13)  kommt: 
;>*BiD'a  =  a. 

Die  auf  3.  412  aufgestellte  Fonael  (14)  ist  also  nur  ein  specieUer 
Fall  der  jetzigen  Formel  (13).  Der  damals  formulierte  Satz  6  ist 
mithin  einer  Verallgemeinerung  auf  beliebige  solche  Flächen  Üiäg, 
deren  rf**  auf  die  Form  (8)  gebracht  werden  kann;  diese  Verall- 
gemeinerung ist  eben  die  Formel  (13). 

Unser'  Ei^bnis  vollen  wir  so  zosammenfassen: 
Sats  11:'  Kann  das  Quadrat  des  Bogenelementes  einer 
Fl&cbe  auf  die  Form: 

gebracht  werden,  wo  U  eine  Function  von  «  allein  uud  F 
eine  Function  von  o  allein  ist,  so  liefert  die  AusfDhrung 
der  Quadraturen  in: 


r    ^^  _  C--il=  =  Ä        {a,b  =  Oonst) 


'  yu^a    J  yv 

die  Gleichung  der  oo*  geodätischen  Curven  der  Fläche. 

Wir  wollen  jetzt  wieder  das  Problem  der  geodätischen  Abbil- 
dung aufnehmen,  indem  wir  die  allgemeinen  Ergebnisse  des  Satzes  10 
benutzen  und  uns  fragen,  welche  Flächen  sich  geodätisch  aaf 
die  Ebene  abbilden  lassen. 

Zunächst  selbstTerständlich  die  auf  die  Ebene  verbiegbarea 
Flächen,  d.  h.  die  sogenannten  abwickelbaren  Flächen.  Durch  ähn- 
liche Vergrösserung  gewinnen  wir  ans  ihnen  keine  neuen  Flächen. 

Um  diese  trivialen  Fälle  auszuscbliessen,  firagen  wir  daher: 

Welche  nicht-abwickelbaren  Flächen  lassen  sich  geo- 
dätisch auf  die  Ebene  abbilden? 

Wenn  wir  wie  in  Satz  10  zunächst  von  dem  bei  reeller  Ab- 
bildung  nie  vorkommenden  Fall  absehen,  dass  gerade  nnd  nur  der 
einen  Schar  von  Minimalgeraden  der  Ebene  eine  Schar  von  Minimal- 
curven  auf  der  Fläche  entsprechen,  so  bleibt  nach  Satz  10  nur  noch 
die  Annahme  übrig,  dass  das  Quadrat  des  Bogenelementes  in  der 
Ebene  auf  die  Form 
(15)  ds'^{U+r){du*  +  dv^ 

'  Sati  von  LioüviLLi,  vgl.  die  2.  Amn.  sa  S.  420. 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


?  2.    Oeodätieche  Abbüdttng  von  Fläehm. 


and  auf  der  gesacfaten  Fläche  anf  die  Form: 

gebracht  werden  kann.  Baas  das  Erstere  mOglich  ist,  folgt  du*auB, 
dasB  die  Ebene  zu  den  Torhin  aagefllhrteD  besonderen  Flächenarten 
gehiSrt. 

Wir  haben  nun,  um  die  fraglichen  Flächen  zu  bestimmen,  die 
fitr  die  Ebene  und  die  auf  sie  abwickelbaren  Flächen  charakteri- 
atiBche  Eigenschaft  zn  benutzen,  dass  ihr  ErOmmungsmaass  K  =  0 
ist  (nach  Satz  90,  3.  214).  Das  Erammungamaass  lässt  sich  ans  den 
FnudamentalgrSssen  erster  Ordnung,  die  ans  (15)  folgen: 
E=^U+F,      F=.0,       G-ü+V 

nach  XVII  {£)  leicht  berechnen,  da  ü  aar  tod  u  und  V  nur  von  v 
abhängt    "Ea  kommt: 

Da  sich  ühr^ens  das  Bogenelement-Quadrat  (16)  durch  Einführung 
der  neuen  Parameter 

/du        _         c  dt 
yv  J  yv       ' 

wie  schon  auf  8.  421  erwähnt  wurde,  auf  die  zn  (15)  analoge  Form: 

di*=[Ü+  P){dü'  +  de*) 
bringen  Iftsst,  wo 

ist,  so  ist  analog  (17)  das  ErfimmungsmaasB  der  zu  (16)  gehfirigeii 
Fläche: 

!(!?+  Vf'-  \      -r      n        -r        u 

Fohren  vir  hierin  wieder  die  Parameter  u  und  v  ein,  so  kommt,  weil 
ist: 

''*'      i-jiP^[i»''  +  r)fu"-uu+3F)U'r'  + 
+  uv{U+  r)(vr-  rv-)-]. 

Weil  nun,  wie  gesagt,  £  =  0  sein  muss,  so  folgt  aus  (17),  dass 

(19)  !/■'-  vv"  -  {ov  +  vu'')  +  r'-yr'-o 


D,„i,z,dr,  Google 


426  Viarter  Abmhntä:    Ourven  auf  der  Fläche. 

aein  mnsa.  Wir  «erden  aIbd  Tenuchen,  die  Functionen  U  tod  x 
und  F  TOD  »  in  allgemeinater  Weiae  so  zu  beBtimmen,  d&ss  äa  för 
alle  Werte  von  u  und  t>  der  Bedingong  (19)  genflgen,  ans  der  durch 
ancceSBive  Differentiation  nach  u  und  v  sofort  noch  folgt: 

u-F"-  +  rv"=o. 

Da  U  und  F  keine  Gonatanten  sind,  weil  aonst  K  nach  (18)  ^eicli 
Null,  die  geanchte  Fläche  daher  gegen  die  YorauBsetziing  abvickel' 
bar  wäre  (nach  Satz  90,  S.  214),  so  können  wir  hierf&r  schr^ben: 

es  sei  denn,  dass  etwa  nur  U  =  Const,  aber  F  ^  CoosL  wäre.  Er- 
ledigen wir  daher  vorerst  die  Annahme: 

U=a,       F':^Q         (a- Const). 
In  diesem  Falle  giebt  (19): 

^ar'+F'*-FF"=0, 

woraus  folgt,  daaa  die  Function  (p  =  F+a  von  v  allein  die  Be- 
dingung: 

<p'*—  fp<p"  =  0 
oder: 

rfr» 

erfüllt,  log 91  also  linear  in  v  oder  tf  von  der  Form: 

<p  =  be"  {b,  c  =  Const) 

iat,  sodass  kommt: 

(21)  U=a,       F=<p-a  =  be"-a. 

Setzen  wir  dieae  Werte  in  (18)  ein,  so  ergiebt  sich  fllr  iT  ein  con- 
stanter  Wert  In  diesem  Falle  also  iat  die  fragÜche  Fläche  von 
constanter  Erümmung.  Im  Falle  '7'=|=0,  F=  Const  eigiebt 
sich  dasselbe. 

Dasselbe  ergiebt  sich  nun  aber  auch  im  allgemeinen  Falle,  in 
dem  (20)  gilt  und  weder  U'  noch  F"  gleich  Null  ist  Denn  in 
diesem  Falle  lassen  sich  die  Formen  Ton  U  und  F  ao  finden:  D& 
in  (20)  links  nur  v,  rechts  nur  u  auftritt,  aa  aind  beide  Seiten  ein 
and  derselben  Constanten  gleich,  die  wir  mit  c*  bezeichnen  wollen. 
Alsdann  haben  wir: 


Pdr,yGOOgIe 


§  2.    Oeodäätehe  AbbäduHg  «o»  Fi&^im. 


tPV 


=  c'r: 


Die  Fnnctionea  U'  von  u  and  F'  tod  v  haben  also  die  Eigenacha^ 
dass  sie  mit  ihren  zweiten  DifferentitdquotienteD  bis  auf  einen  con- 
stanten  Factor  —  c'  bez.  e*  abereinstimnien.    Eine  solche  Erschei- 
nung lag  Tor  Imrzem  auf  S.  413  vor,  and  wie  dort  benutzen  wir 
aach  hier  das  Ergebnis  in  I  S.  98,  99,  wo  es  och  in  (6)  um  eine 
Function  x  von  t  haudelte,  deren  zweiter  Differentialquotient  gleich 
—  Kx  [K  =  Const)  war,  und  von  der  wir  sahen,  dsss  sie  die  Form 
(8)  haben  muss.    Indem  wir  tür  s  jetzt  »  bez.  v,  ^  x  jetzt  U'  bez. 
/''  und  für  K  jetzt  c'  bez.  ~  c*  setzen,  erhalten  wir  also: 
V  =  Consl  cos   e  a  +  Const  sin   cu, 
F'  =t  Const  cos  iGu  +  Conet  sin  i  tr  u , 
sobald  c  4=  0  ist,  woraus  durch  Integration  folgt: 
(22)        !  i''=«,cOB   c«  +  i,8in   cu  +  m,, 

1  F=s  a, COS fc»  +  Ä,  sin tc »  +  *»,, 

wo  Oj,  by,  o,,  ij,  c,  ntj  und  m^  Constanten  sind.    Setzen  wir  diese 
Werte  in  (19)  ein,  so  kommt: 

(m,  +  mj) (oj  COB c u  +  djBincu  —  a,  costcv  —  A,  sintcv)  + 

Wärem^  +  n^  =|=  0,  so  mßsste  a,  =  6^=  a,=  *,  =  0,  also  U'  =  r^O 
sein,  was  gegen  die  Vorauseetzung  ist     Mithin  kommt: 

Diese  Bedingungen   erf&Uen  wir,  indem   wir  neue  Constanten  m,  n, 

a,  ß  einfuhren  und  setzen: 

m,  =      m,      fl,  =  neos  a,       i^  =  nsin   a, 
m,  »  —  fR,       flj  =  nco8i/9,       b^  =  nmiiß, 

sodass  (22)  giebt: 

!(7  =  «  cos  (c  w  —  a)  +  m , 
F  =  nGOii{cv  —  ß)  —  m  {m,n,a,ß,c  =  Const). 

Setzen  wir  diese  Werte  in  (18)  ein,  so  ergiebt  sich  für  K.  eine  Con- 
stante,  d.  h.  die  fraglichen  Flächen  haben  constante  Krilmmung. 
Im  Falle  c  =  0,  der  analog  und  leicht  zu  erledigen  ist,  ergiebt 
sich  dira  ebenfalls. 


Pdr,yGOOgIe 


428  Vierter  Abtehnät:    Oureen  auf  der  Fläche. 

Oben  sahen  wir  Bchoa  in  Satz  9,  dass  es  anf  jeder  Fliehe 
conatanter  KrOmmong  solche  Parameter  a,  v  giebt,  in  denen  sich 
die  geodätischen  Curven  durch  die  allgemeine  lineare  Gleichnng  in  a 
und  V  darstellen,  was  —  wenn  u  und  v  als  rechtwinklige  Punkt- 
coordinaten  in  der  Ebene  gedeutet  werden  —  darauf  hinaos  kommt, 
daas  sich  die  Flächen  constanter  Krümmung  so  auf  die  Ebene  ab- 
bilden lassen,  daes  jeder  geodätischen  Cture  eine  Gerade  in  der 
Ebene  eDtspricht.  Unsere  letzten  Betrachtungen  gestatten  uns  nmi, 
dieaen  Satz  umzukehren  oad  zwar,  da  die  abwickelbaren  Flächen 
die  conatante  Krümmung  Null  haben,  in  dieser  Weise: 

Satz  12:*  Die  Flächen  constanter  Krtimmung  und  nur 
diese  Flächen  lassen  sich  geodätiach  auf  die  Ebene  ab- 
bilden. 

Wir  haben  in  diesem  Satze  gar  nicht  erwähnt,  dass  wir  die 
im  reelleD  Falle  allerdings  nie  eintretende  MögUchkeit  auBgeachlosseD 
hatten,  dass  die  eine  und  nur  die  eine  Schar  von  Minimal- 
geraden  der  Ebene  als  eine  Schar  von  Minimalcurven  ab- 
gebildet werde.  Es  Iftsat  sich  nämlich  zeigen,  dass  auch  in  diesem 
Falle  nur  Flächen  constanter  Krümmung,  oämhch  abwickelbare 
Flächen  herTOrgehen.  In  der  That:  Führen  wir  in  der  «y-Ebene 
die  Grössen  x  +  iy  and  x  —  iy  als  Parameter  u,  o  ein,  so  ist 

das  Quadrat  ihres  BogenelementAs.  Benutzen  wir  auf  der  Fläche, 
die  anf  die  Ebene  abgebildet  werden  soll,  die  den  Minima^raden  (h) 
und  (r)  der  Ebene  entsprechenden  Gurren  als  Parameterhnien,  so  sei 

di*  =  Sdu*  +  2Fdu  dv  +  ß  rfo* 

das  Quadrat  ihres  Bogenelementea,  während  bei  der  Ebene  S=G  =  0, 
^  =  -^  ist.  Da  nur  den  Minimalgeraden  der  einen  Schar,  etwa  den 
Geraden  (w),  Minimalcurren  auf  der  Fläche  entsprechen  sollen,  so 
muss  dt'  füi  du  =  0  auch  verschwinden,   d.h.  es  ist  ^  =  0.    Da- 


'  Das  Problem  der  geodStiaohea  Abbildnng  einer  Flfiehe  aof  die  Ebene 
wurde  von  Beltkuo  gestellt  und  gelSat  Siehe  Beine  Abhaudlnng;  „Eiio- 
luiione  del  probiema:  Biportare  i  pnnti  di  nna  saperficie  sopra 
un  piano  in  modo  che  le  linee  geodeticlie  vengano  rappreeenttte 
da  linee  rette",  Annali  di  Matern,  t  VU  (1866).  Am  Schlnwe  dieser  Arbeit 
warf  BiLTKun  die  Frage  nach  der  geodfidscben  Abbildnug  einer  Fliehe  nf 
eine  andere  Fläche  auf,  eine  Frage,  die,  wie  wir  in  der  1.  Anm.  za  8. 120  uhoa 
angaben,  alsdann  von  Dm  1869  beantwortet  wurde. 


Pdr,yGOOgIe 


?  2.    Oeodäiiaohe  Jbbiidung  von  Flächm. 


gegen  ist  £^  0,  Z*:^  0  anzunebmeD,  weil  die  Fläche  sonst  abwickel- 
bar wäre.    Nach  Satz  4,  S.  407,  ist  wegen  E=G  =  0,  F=\  jetzt 


die  Difiereutialgleichang  der  geodätischen  Gurven  in  der  Ebene,  nnd, 
da  (?  =  0  ist: 

die  Differentialgleichung  der  geodäÜBcheu  Gurren  auf  der  Fläche. 
Soll  die  Abbildung  geodätisch  sein,  so  mllssen  beide  Differential- 
^eicbungen  UbereinstimineD.  Hieraus  folgt  zanächst  wegen  des  letzten 
Qliedes,  dass  J^  nur  tt  enthalten  darf,  und  dann  weiterhin,  dass 

sein  muBS.  Da  F  nnr  u  enthält  und  (?  =  0  ist,  so  ei^ebt  sich  als 
Krttmmungamaaes  K  der  Fläche  nach  XVII  {B): 

Soeben  aber  ergab  sich,  dass  E^  nnr  von  u  abhängt,  sodass  K  =  Q, 
die  Fläche  also,  wie  behauptet  wnrde,  abwickelbar  sein  muss  (vgl. 
Satz  90,  8.  214). 

Daher  durften  wir  unser  Ergebnis  in  der  Form  des  obigen 
Satzes  12  ohne  Einschränkung  aussprechen. 

Es  ist  nicht  ohne  Interesse,  die  in  (28)  gewonnenen  beson- 
deren Formen  von  Ü  und  F  in  das  Bogenelement-Quadrat  (15)  der 
Ebene  einzusetzen  und  zu  untersuchen,  was  fUr  Gurren  in  der 
Ebene  die  Parameterlinien  (u)  und  (v)  sind ;  wir  gehen  darauf  nicht 
ein.  Wir  begnügen  uns  vielmehr  damit,  dasa  wir  anf  3.  413 — 415 
die  geodätische  Abbildung  einer  Eotationsfläche  von  constanter  Krüm- 
mung auf  die  Ebene  direct  auBgefilhrt  haben. 

1.  Beispiel:  Die  Kugel  wird  äftdorch,  dass  mkn  sie  von  ihrer  Mitte 
aoe  perspectiv  aaf  eine  Ebene  projiciert,  aogenaoheinlich  geodBtiach  auf  die 
Ebene  abgebildet  Man  könnte  also  geographiscbe  Karten  heistellea,  aaf  denen 
die  grdasten  Kreiae  d'er  Kngel  als  Geraden  erscheinen,  doch  würden  sie  starke 
Verzerrnngen  anfiveieen. 

2.  Beispiel:  IKe  allgemeinste  geodAtiache  Abbildung  der  Ebene 
auf  die  Ebene,  d.  b.  die  allgemeinste  Abbildnng,  bei  der  jeder  Geraden  der 
einoi  Ebene  eine  Gerade  in  der  anderen  Ebene  entspricht,  kann  man  in  ver- 
schiedenen Weisen  bestimmen,  so  z.  B.  rein  geometrisch.  Man  erkennt 
dann,  dass  sie  erhielt  wird,  wenn  man  die  Ebenen  in  passende  Lagen  gegen 
einander  bringt  und  nun  von  einem  passenden  Ceatrum  aas  die  eine  Ebene 


Pdr,yGOOgIe 


430  Vierter  Machmü:    Ourven  auf  der  Fläehe. 

p«npectiT  «if  die  andere  Ebene  projidert  Mwi  nennt  deabklb  mach  die  geo- 
dKtiache  Abbildnug  einer  Ebene  auf  eine  andere  Ebene  eine  projective  Ab- 
bildung. Will  man  sie  aber  aual^tiHch  bestimmen,  ao  kann  man  bo  vei- 
hbren:*  Sind  u,  ti  in  der  einen  Ebene  rechtwinklige  Coordinaten  und  &an 
man  Iftngs  einer  Cnrre  t>  als  Function  von  u  anf,  Bo  iat 

<")  1^-» 

die  Differentialgleichung  der  geodätiBchen  Ciirven,  d.  i.  der  Geraden,  da  de  ja 

anssagt,  daM  f  linear  und  ganz  in  u  iat.    Ist  nun  de^enige  Pnnkt  der  iweiteo 

Ebene,  der  dem  Punkte  (w,  v)  der  enten  entepricht,  mit  denselben  PaiameUm 

versehen,  üo  seien: 

(25)  x~<fiu,v),      y~ip(u,v),      i-O 

die  Gleiehnngen  der  nreiteu  Ebene.    Hier  ist 

tPy 
(2ß)  äi«  -  ** 

die  Differentialgleichung  der  geodätischen  Curren  (Geraden),  da  sie  ja  aouigt, 
da»  y  lineaf  nud  ganz  in  x  ist  Aber  a  nnd  jr  rind  die  dareh  (25)  definierten 
Functionen  von  u  und  v.    Nach  (2B)  iet: 

dy  _    du    _  ip.  +  Vi*' 
dx         dx        V.  +  V.  f ' 


wenn  wir  auch  anf  der  zweiten  Ebene  Ungs  der  geodätischen  Curren  (Geraden)  « 
als  Parameter  benutzen  nnd  der  Strich  die  Difibrendation  nach  u  audeatet. 
Weiter  folgt  hieran«: 

rf*y  dx      dx  1  fl>.  +  ft^ 

dx*  du     'du        fu  +  fv^  du 

Führen  wir  die  letzte  Differentiation  ans,  indem  wir  immer  dabei  r  als  Function 
von  u  betrachten,  so  finden  wir,  dass  die  Differentialgleichung  (S6)  der  geo- 
d&tiechen  Curven  (Geraden)  der  zweiten  Ebene  die  Form  hat: 

(V-»   +2V.rP'   +   V.r»"+   V- "")(?.   +9'.«'')- 

-  (»..  +  2  9i„  c'  +  ?>-. "''  +  »t  p")  (V»  +  V'  *')  =  0 . 
Soll  die  Abbildung   geodätisch    sein,    so    rnnsa   sich   diese  Gleichnng  sof  die 
Gleichung  (24)  oder  v"  =  0  reducieren.     Dies   fQhrt  auf  die  vier  ßedingungai 
—  indem  die  Coefficienten  von  v",  v",  t/  und  das  von  ff"  freie  Glied  «mein 
gleich  Null  sein  müSBen: 

V""  fr  —  V'M  V«  +  2  ^ii,,  ip„  —  2  ^Pb,  V.  —  0 , 
ifi,„ip,  —  ipi-tV,  +  ^^tvip,/  ~  2qo.,ip,  =  0, 

Vor  fv  —  Vt-c'pr   =  ^  t 

■  Wir  wenden  hier  dieselbe  Methode  an,  die  wir  in  dem  in  der  Ann. 
za  I  S.  846  erwähnten  Werite  henutst  haben. 


Pdr,yGOOgIe 


§  2.    Chodäüaehe  Abbildung  von  Flächen. 


and  nrar  iat  za  yerlangen,  dass  diese  Gleichangen  für  alle  Werte  von 
u  and  B  richtig  seien.    Die  erate  nnd  letzte  Gleichnng  geben; 
dlogyi,  _    dlogv.  dli^V'i'  d]og<p, 

Fir~  ~       du      '  8ü~  ~       dü~ ' 

eodaaa  yiu :  qi»  eine  Fnnotioii   V  von  v  all^  und  y, :  <p,  eine  Faoction  von  u 
allein  min  moBB,  worana  folgt: 

(28)  V"-  ^'P->        V.  =  ^V-- 

Setnu  vii  diese  Werte  in  die  beiden  mittleren  Gleiohongen  (21)  ^n,  bo  kommt: 

(29)  {i7-F)<p„Vr-2  F>,»  =  0,       (ET-  F)if.„^,  +  2F>,'  =  0. 

Ferner  ergiebt  rieh,  wenn  wir  aus  jeder  der  Gleichnngen  (28)  den  Wert  von 
jp^„  bereclinen  und  beide  einander  gleich  setzen: 

(30)  (Cr-  F)».,~  F'9>.+  P'ip„-  0. 
Die  erste  Gleichnng  (29)  giebt  partiell  nach  u  differenziert: 

P'-P-.V. +  (I7-  F)(v,..9'. +  »■.»..) -4  F'^^.  =  0 
oder,  wenn  hierin  die  Werte  von  qi..,  qi,,  nnd  •p„c  ""b  (29)  und  (SO) 


T...  = 


eF'*       y.» 


(Ü-F)' 

r  iUr  4)^  den  ans  der  ersten  Gleichnng  (29)   folgenden 

8  V,,*  —  2^9,„^  =  0, 

was  nach  Satz  40,  S.  78,  ansaagt,  dase  tp  in  u  linear  gebrochen  sein  maaa.  Da 
die  Gleichnngen  (27)  nar  onter  einander  Tertauecbt  werden,  wenn  u  mit  v  ver- 
tauscht wird,  so  folgt,  dass  <p  such  in  v  linear  gebrochen  sein  mnss.  Also 
kommt: 

'"     a+ßu  +  f  +  iuv     ' 

wo  Ol,  i,,  0,,  d,  und  a,  (f,  f,  S  Conslanten  sind.  Aus  der  Symmetrie  der 
Formeln  (27)  folgt,  dass  ^  dieselbe  allgemeine  Form  hat  nnd  aus  (28),  dass 
wir   die  Nenner  in  ip  und  ip  einander  gleich  annehmen  dürfen,  sodass  kommt: 

^  "      a  +(l-u  +  fti  +  duv     ' 

wo  (%,  hl,  Ct,  df  Constanten  sind.  Setzen  wir  diese  Werte  von  (f  und  ip  in 
die  beiden  mittleren  Gleichungen  (27)  ein,  so  folgt  sofort  d,  <■  (^  »  4  —  0,  so- 
dass bleibt: 

*         a  +  ßu  +  yv  ^         a-i-ßu  +  fV 

Diese  Werte  erfUleu  alle  vier  Gleichnngen  (27).    Somit  haben  wir  den 

BatK  U:  Sind  u,  V  rechtwinklige  Coordinaten  in  einer  Ebene, 
X,  y  rechtwinklige  Coordinaten  in  einer  zweiten  Ebene,  so  wird 
die  allgemeinste  punktweise  Abbildung  der  einen  Ebene  anf  die 


Pdr,yGOOgIe 


Vierter  Maehnia:    Ourven  auf  der  Fläehe. 


andere,  bei  der  jeder  Oeraden  der  einen  Ebene  eine  O-erade  der 
anderen  entspricht,  dnich  iwei  Oleiehnngen  von  der  Form: 

*~    a  +  ßu+rv   '        ""    a  +  ßu  +  ri 

gegeben,  in   denen  a,,  6,,  e,;    o,,  b,,  Ct;   a,  ß,  f  Conatanten   Bind  nnd 
die  beiden  Nenner  übereinstimmen. 

Dies  ist  also  die  allgemeinste  projectiye  Abbildung  einer  Ebene 
anf  eine  andere  Ebene. 


§  3.    Orthogonale  Trajectorien  geodflUscher  Curven. 

Mit  Helfe  der  geodätdachen  Cairen  laesen  sich  Bolche  besondere 
Parameter  anf  der  Fläche  einfobren,  mittels  deren  manche  äächen- 
theoretische  Probleme  besoDders  beqnem  behandelt  werden  k&nnen. 
Nun  ist  es,  vie  schon  hervorgehoben  wurde  {vgl.  S.  411),  allerdings 
im  atlgemeinen  onmOglicb,  die  geodätdacben  Curven  anf  einer  ge- 
gebenen Fläche  za  bestimmen,  aber  für  viele  Probleme  genflgt  es 
zu  wissen,  dass  sie  Oberhaupt  vorhanden  sind,  ohne  dasB  es  darauf 
ankommt,  sie  wiridich  in  endlicher  Form  dargestellt  vor  sich  zu 
haben. 

Wir  nehmen  an,  es  sei  uns  auf  einer  Fläche  mit  den  Para- 
metern u,  V  und  dem  Quadrat«  des  Bogenelementes 

dt*  =  Edu*  +  2 Fdudv  -^  Qdv* 

«ine  Schar  von  os'  geodätischen  Curven  bekannt,  die  durch 
eine  Gleichung 

^(u,v)  E=  Const 

zwischen  u  und  v  definiert  sei.  Dieser  Fall  tritt  bei  manchen 
Flfichen  ein,  so  sind  z.  B.  auf  einer  Rotationsfläche  die  oo' 
'  Meridiane  augenscheinlich  geodätische  Curven,  da  sie  «ben  sind  nnd 
ihre  Hauptnormalen  also  in  ihren  Ebenen  liegen.  Liegt  eine  gerad- 
linige Fläche  vor,  so  sind  die  Geraden  der  Fläche  solche  be> 
kannte  oo'  geodätische  Curven,  n.  s.  w. 

Längs  der  nach  Voraassetzung  bekannten  geodätischen  Corren 
fi  =  Const  mögen  die  Incremente  der  Parameter  u,  v  mit  du  nnd 
Sv  bezeichnet  sein.    Dann  ist 

/»„  Jt»  +  ii,Sv  =  0 
oder: 

^  '  du  fl, 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


§  3.    Orthogonale  TraJMlorien  geodä^Mher  Ourven,  433 

Die  zQ  diesen  oo^  geodätiecheD  CurveD  orthogODaleo  Tra- 
jectorien  haben  also  Überall  solche  Fortechreitnogsrichtungen 
{dv.du),  für  die  unter  der  Voraussetzung,  dass  die  Fläohe  keine 
Taogentenfläche  einer  Minimalcurve  sei,  nach  Satz  11,  S.  3S: 

^     \du         uj  du    p. 

oder: 

(2)  (Efi,  -  Ffijdu  +  {Ffi,  -Gii^dv  =  0 

ist  Es  ist  dies  die  Differentialgleichung  erster  Ordnung  fOr  die 
orthogonalen  Trajectorien.  Ist  X{u,  v)  ein  Integral  dieser  Gleichung. 
(TgL  I  8.  SO),  so  ist 

i(u,  v)  =  GonBt. 

die  endliche  Gleichung  der  co'  orthogonalen  Trajectorien  der  oo' 
geodätischen  Gurren  /t  =  Const. 

Wenn  die  geodätischen  Gnrven  (i  ->  Conat.,  wie  wir  voraussetzen 
wollen,  keine  Minimalcurven  sind,  so  fällt  die  Schar  A  =  Gonst. 
nicht  mit  ihnen  zusammen,  sodass  l  und  fj.  von  einander  unabhängige 
Functionen  von  u  und  v  Hind  (vgl.  I  S.  62,  83)  und  daher  als  neae 
Parameter  benutzt  werden  können. 

Jetzt  wollet)  wir  annehmen,  in  den  Gleichungen: 

(3)  :r  =  qp(a,«),      y  =  r(«,ü),       z^f{u,v) 

der  Fläche  seien  u  nod  n  schon  diese  neuen  Parameter,  d.  h.  es 
seien  die  Parameterlinien  (c)  geodätische  Gnrven,  aber  keine  Minimal- 
curven,  und  die  Parameterlinien  {«)  ihre  orthogonalen  Trajectorien. 
Nach  Satz  13,  S.  34,  ist  dann  die  Fundamentalgrösse  ^  =  0.  Ausser- 
dem sind  die  geodätischen  Curven  (n)  in  der  Form  u  =  t,  v  =  Const 
darstellbar,  sodass  für  sie  «'s»  1,  u"  =  0,  »'  ^  0,  o"  =  0  ist  und 
daher  nach  Satz  4,  S.  407,  auch  E£^=0  sein  mnss.  Da  die 
Gnrven  (o)  keine  Minimalcurven  sind,  so  ist  £  4^  0,  und  daher  er- 
giebt  sich,  dass  ü  ein«  von  Null  verschiedene  Function  von  u  allein 
Bein  muss.    Also  ist  Jetzt: 

(4)  ds*  =  E{u)du*  +  G{u,v]dv*. 

Wir  wollen  die  Bogenlänge  t  der  geodätischen  Curve  (r)  be- 
rechnen,  etwa  gemessen  von  der  Trajectorie  (u  =■  0]  an  bis  zu  einer 
beliebigen  Trajectorie  (a).  Längs  der  Curve  (r)  ist  dv  =  0,  also 
dt=  \Edu,  sodass  für  die  Bogenlänge  der  Wert  kommt: 

(5) 


0«onL  DUfr.   H. 


Pdr,yGOOgIe 


484  Vierter  jihtihmtt:    Ounm  auf  der  Fläche. 

Da  E  Ton  o  frei  ist,  30  ergiebt  sich  derselbe  Wert  aaf  jeder  geo- 
dätischen Gurre  (v),  also: 

Sats  14^:  Zwei  orthogonale  Trajectorien  einer  Schar 
Ton  oo^  geodätischen  GtirTen  aaf  einer  Fläche,  die  keine 
Tangentenfläche  einer  Minimalcarre  ist,  schneiden  anf 
allen  diesen  geodätischen  CurTen  dieselbe  Bogenlänge  ab, 
vorausgesetzt,  dass  die  geodätischen  GnrTen  keine  Mini- 
malcarreD  sind. 

Dieser  Satz  ist  die  Verallgemeinerung  des  Satzes  40,  I  S.  t$4, 
Ober  ParaUelcurren  in  der  Ebene,  denn  in  der  Ebene  sind  ja  die 
Geraden  die  geodätischen  Gnrven.  Man  nennt  daher  die  oo'  ortho- 
gonalen Trajectorien  Ton  oo*  geodätischen  Cmren  eine  Schar  von 
ParallelcnrTeu  anf  der  Fläche. 

Nachdem  wir  diesen  Satz  gewonnen  haben,  wollen  wir  nodi 
einmal  za  der  vorhergehenden  Betrachtung  zurückgehen  und  die 
Frage,  wie  man  die  DifFerentialgleichung  (2)  der  orthogonalen  Tra- 
jectorien X  ■=  Gonsi  einer  Schar  von  oo  ^  gegebenen  geodätischen 
Gurren  /*  =>:  Gonst.  integriert,  näher  erörtern.  Dnser  Satz  14  wird  ans 
nämlich  dabei  helfen. 

Angenommen,  es  seien  y^,  y,,  ?',...  eine  Schar  von  co*  ge- 
gebenen geodätischen  Gurren.  Femer  seien  c  und  c  zwei  unendlich 
benachbarte  orthogonale  Trajectorien  dieser  Schar.  (Siehe  Fig.  78.) 
Nach  Satz  Hschneiden  sie  auf  allen  Curven;' 
denselben  unendlich  kleinen  Bogen  St  ab. 
Ans  einer  orthogonalen  Trajectorie  c 
können  wir  daher  leicht  eine  unendlich 
benachbarte  c'  ableiten:  Wir  constmieren 
in  allen  Punkten  von  c  die  zu  den  Tan- 
genten von  c  senkrechten  Tangenten  der 
Fläche,  d.  h.  die  Tangenten  der  Gurven  y, 
und  tragen  auf  ihnen  dieselbe  un^idlich 
p.    _g  kleine  Strecke  8  s  ab.    Der  Ort  der  End- 

punkte ist  die  Gurve  c'. 
Dies   wollen   wir   analytisch   verfolgen:    Im    Punkte   (u,  o)  der 
Gurve  c  hat  die  Tangente  der  Gurre  y  die   durch  (1)  bestimmte 


*  Skte  TOD  Oadbb,  der  ttberbanpt  in  eeiuen  „DisqaiBitionee"  (siehe  die 
Anm.  Ea  S.  &)  eingehende  Untersuch ungen  Ober  die  geodfitiacben  Cnrraa  «of 
einer  FlSche  angestellt  h&t,  wie  sie  bis  dahin  (1828)  von  keiner  Seite  veruicbt 
worden  waren. 


Pdr,yGOOgIe 


OrihogonaU  Tn^eetorün  geodätMeher  Owrvm.  435 


FortschreitungBrichtimg  {Sv.du),   and   es  soll  die  Strecke  S»  aaf 
diese  Tangeute  aufgetragen  -werden,  d.  h.  es  boU  sein: 

Hieraas  und  aas  (1)  folgt: 

(6)  8u=    , !^' Sr,=    ,  -^"^^ 

yE^*  -2Fttnt^  +  0ft^*  VE  f.*  -  2^^.  f».  +  0  »<.• 

WO  in  beiden  Formeln  für   die  Qaadratwnrzel  derselbe  Wert  za 
nehmen  ist. 

Die  Differentialgleichang  (2)  der  orthogonalen  Trajectorien  der 
geodätischen  Corven  /x  =  Const.  hat  demnach  die  Eigenschaft,  dass 
jede  ihrer  Integralcorren  J.(h,  v)  =  c  in  eine  nnendlich  benachbarte 
Integralcorve  übergeht,  sobald  man  u  und  v  die  Increment«  (6)  er- 
teilt, wenn  3»  längs  der  ganzen  Cnrve  dieselbe  ttnendlich  kleine 
Grösse  bedeutet  Nach  Satz  62,  I  3.  93,  kßnnen  wir  daher  einen 
Mnltiplicator  der  Differentialgleichung  (2]  angeben  and  diese 
Gleichung  folglich  durch  eine  Quadratur  integrieren. 

Ja  noch  mehr:  Die  Differentialgleichung  (2)  und  die  Werte  (6) 
enthalten  n^  und  ^,  nur  in  ihrem  Verhältnis.  Wir  brauchen  also  fi 
gar  nicht  zn  kennen,  sondern  nur  /*,:;*„  als  Function  von  u  und  v. 

Wir  brauchen  also  nach  (1)  nur  die  Fortschreitungsrichtungen 
(So  :  Sit)  längs  der  geodätischen  Gurren  /t  =  Const.  zu  kennen. 
Dies  aber  ist  der  Fall,  wenn  die  co^  geodätischen  Curven  nicht 
durch  ihre  endliche  Gleichung  u  =  Const,  sondern  durch  Ihre  Dif- 
ferentialgleichung 

a{u,v)du  +  ß{u,v)dv  =  0 

gegeben  sind,  weil  dann 


also  nach  (1)  auch  fa^:  fi^  =^  u : ß  ist  Ersetzen  wir  dann  /i^  und  (i^ 
in  (2)  und  (6)  durch  a  und  ß,  so  liegt  in  (2)  die  Differential- 
gleichnng  der  orthogonalen  Trajectorien  und  in  (6)  eine  solche  un- 
endlich kleine  Ortsänderang  vor,  die  Jede  dieser  Trajectorien  wieder 
in  eine  Trajectorie  überfilhrt,  sodass  der  citierte  Satz  des  ersten 
Bandes  ergiebt: 

Satz  16:  Kennt  mau  die  Differentialgleichung  erster 
Ordnung  einer  Schar  von  cd'  geodätischen  Curven  auf 
einer  Fläche,  so  verlangt  die  Bestimmung  der  ortho- 
gonalen Trajectorien  dieser  Schar  nur  eine  Quadratur. 

28* 


^dnyCOOgle 


4S6  Viertat  Jhseknitt:    Oarvm  auf  der  Fläeh«. 


Wir  wollen  zeigen,  wie  man  die  BdchnDiig  durchführen  baDD. 
Dabei  wollen  wir  bei  der  früheren  VoraQssetisnng  bleiben,  dass  die 
Schar  der  oc'  geodätischen  Gurven  durch  ihre  endliche  Gleichong 
ft.  _  Conet  gegeben  sei,  Ist  dies  nicht  der  Fall,  liegt  vielmehr  nnr 
ihre  Differentialgleichung  adu  -\-  ßdv  =^iS  vor,  so  ersetze  man  in 
dem  Folgenden  einfach  fi^  und  fi^  durch  a  nnd  ß.  Wenn  mau  will, 
kann  man  übrigens  die  Olelchungen  (6)  mit  Hfllfe  des  Differential- 
parameters  erster  Ordonng  von  ^  nach  XX  (i^  so  schreiben: 

wo  natllrlich  D  =  ^EG  -TF*  sein  solL 

Soll  SUD  K(u,  v)  ein  Integral  der  Differentialgleichung  (2)  seiu, 
BO  moss  sich  (2)  mit 

k^du  +  X^dv  —  0 
decken,  woraus  folgt: 

(8)  [Ffi,  -  G/iJX^  -  {E(i,  -  Ffi^)X,  =  0. 
Femer  moss  aas  jeder  Corre 

X  («,  v)  =  c 

durch  Ausübang  der  in  (6)  oder  (7)  angegebesen  Änderang  wieder 
eine  Integralcurre 

X(u  +  3v,  V  +  Sv)  =.  GoaA 

herroi^ehen,  d.  h.  es  muss 

X(k,v)  +  X^3u  +  X^Sv 
oder  also 

'■Tr  +  '•  i, 

nach  I  S.  8S  eine  Fanction  Tön  X  sein.     Also  fordern  wir  noch 

K'^  +  K^-^m 

oder,  wenn  wir  hierin  die  Werte  (6)  einsetsen: 

(9)  - ,    -''r^-M-^ =  to{X). 

Übrigens  ist  id{X)  nicht  etwa  gleich  NoU,  weil  sonst  aas  (8) 
nnd  (9)  folgen  wUrde: 

E[t,'  —  2Ffi^fi^  +  GfiJ  -  0, 


]H,zedr,yGOOgIe 


§  3.    Orthogoaat»  Thijaetorim  geodäiücher  Ourvm.  487 

was  aussagen  Tfirde,  dass  die  Corren  p  =  Const  gegen  die  Vorauft- 
setzong  UiDimalcurren  wären,  nach  Satz  41,  8.  385. 

Die  Integralcnrrea  X  =  Const.  kann  man  nun  aach  durch  irgend 
eine  ÖleictTing  Yon  der  Form: 

f)  (u,  e)  —  Const 
darstellen,  sobald  nur  tp  eine  Function  von  X  allein  ist: 

y=ß(i). 
Dann  ist: 

Setzen  wir  die  hieraus  folgenden  Werte: 

\  -  si-  '      \  -  -jiT 
in  (8)  und  (9)  ein,  so  kommt: 


ft,ip.~  ft.ip. 


=  ü>[X)ß:{X). 


Wenn  wir  also: 

fl-W-Jj,-,     d.h.     fl-/^ 

annehmen,  was  wir  thun  dSrfen,  da  m  4=  0  ist,  so  erkennen  wir: 

Die  Integralcairen  der  Differentialgleichang  (2)  lassen  sich  in 
einer  solchen  Form 

(jp  (u,  e)  —  Const 
schreiben,  dass: 

{F(i,  -  GtiJ<p,  -  {Ep,  -  Fii^q>,  =  0. 


f . ».  -  ^. ». 


.1 


wird.    Hieraus  lassen  sich  (f^  und  <p^  sofort  berechnen.    E^s  kommt: 


sodass  eine  Quadratur: 

r  (E/i.  -  Fp.)du  +  jFfi.  -  G^dv 
J  V^M."  -  'iF(i,  |U,  +  0  ^' 

die  00'  orthogonalen  Trtyectorien  <p  =  Const  liefert,  wie  in  Satz  15 
behauptet  wurde. 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


438  Vierter  MsehmU:    Ourven  auf  der  Fläche. 

Thatsftchlioti  enthält  die  Formel  für  <fi  die  Differeotialqaotieiiteii 
fn^  und  (i^  nur  iu  ihrem  VerhältniB.  Ersetzen  wir  fi^  und  /*,  darch  a 
und  ß  wie  oben,  so  finden  wir  also: 

SatE  16:  Ist 

«(B,t))rfM  +  (?{«,  v)dv  «  0 

die  Differentialgleichnng  einer  Sch&r  von  oo*  geodätischen 
CnrTen,  die  keine  MiDimalcarveD  sind,  so  ist 

{Bß  -  Fa)du  +  (Fß-  Ga)dv 

das  vollständige  Differential  einer  Function  <p{tt,v),   and 
die  Gleichung 

^(m,  d)  =  Const. 

stellt  die  ao'  orthogonalen  Trajectorien  jener  Schar   dar. 

BeiBpiel:  Auf  einer  geradlinigea  FlBohe  aind  die  Oer&dea  geo- 
dStische  Gurren.  Nach  Skts  10  oder  16  findet  nun  also  die  orthogouaien 
Ti^ectorien  der  Geraden  durch  eine  Quadratur.  In  der  That  haben  wir  ne 
so  anf  S.  SIT,  818  bestimmt.  Der  damalige  Sats  92  ist  ein  specieller  Fall 
unseres  Satsec  14. 

Statt  in  der  Form  ip  =  Gonst.  hatten  wir  die  orthogonalen 
Trajectorien  zneret  in  der  Form  X  =  Const  geschrieben;  ip  war  eine 
Function  tod  iL  FUr  X^  und  A,  gelten  die  Gleichungen  (8)  und  (9). 
Mittels  (8)  können  wir  (i^'ft^  aas  (9)  fortechaffen,  da  (8)  ergiebt: 

sodass  (9)  die  Form  abnimmt; 

J-y£XJt-2FX^X^  +  G  V  -  fl)(A). 
wofQr  wir  such  nach  XX  {J)  schreiben  können: 
Ai  =  <a*{_X). 

Diese  Eigenschait  ist  nun  charakteristiBcb  fttr  die  orthogonalen 
Trajectorien  X  =  Const.    Ton    Scharen    geodätischer   Linien.     Wir 
können  nämhch  umgekehrt  beweisen,  dass  eine  Schar  von  co*  ConeD 
X  («,  »)  =  Const 

orthogonale  Trajectorien  einer  Schar  von  oo^  geodätischen   Curven 
dnd,  wenn  An  eine  Ftinction  von  X  allein  ist 

E^  sei  also  eine  Function  X{u,  v)  gegeben,  die  keine  Gonstante 
Bein  soll  und  f&r  die  d^i  eine  Function  von  X  allein  ist: 


,dr,Google 


§  3.    Orthogonale  Iht/eelorim  geodätiechtr  Ourvm.  489 

Alsdann  stellt  X  •=  Const  eine  Schar  von  oo'  Gurren  aof  der  Fläche 
dar.  W&re  /In  ^  0,  so  wären  es  Minimatcorren,  nach  Satz  47, 
S.  985,  sodass  ihre  orthogonal^i  I^füectorien  mit  ihnen  zasammen- 
fielen  and  der  zn  beweisende  Satz  trivial  wOrde.  Also  sei  An  =|=  0. 
Sind  fi{u,v)  =  Gonst.  die  orthogonalen  Trajectorien  der  Corren 
X  =  Const,  so  sind  X  und  /t  von  einander  unabhängige  Functionen, 
und  es  ist  nach  Satz  11,  S.  33,  and  nach  XX  {B)  der  Zwischen' 
Parameter 

*,-0. 
Führen  wir  nun 

als  Flächenparameter  ein,  so  nehmen  die  FandamentalgrOssen  nach 
Satz  49,  S.  389,  and  wegen 

die  Werte  an: 

sodass  das  Quadrat  des  Bogenelementes  in  der  Form  erscheint: 
(10)  dt*  =  7^7«^^*+  (?(0,  fl)rf«*. 

Diese  Form  ordnet  sich  aber  der  früheren  Form  (4)  unter,  bei 
der  die  Curren  (w)  geodätische  Cairen  waren.  Also  sind  die  Cmren 
{0)  oder  /i  i>  Const  geodätisch.  Somit  sind  die  Gnrren  X  =  Const 
orthogonale  Trajectorien  von  ao'  geodätischen  Curren.     Daher: 

Bata  17:^   Damit  die  CurvenBchar 
X{u,ti)  =  Const 

ans  den  orthogonalen  Trajectorien  von  oo'  geodätischen 
Carven  der  Fläche  bestehe,  ist  notwendig  und  hinreichend, 
dass  der  Differentialparameter  erster  Ordnung  An  von  X 
eine  Function  von  X  allein  sei: 

Die  Voranssetzong,  dass  die  Fläche  keine  Tangentenfl&che  einer 
Minimalcorre  sei,  ist  schon  dadarch  eiagefuhrt,  dass  An  sonst  nicht 
definiert  wäre. 

Insbesondere  ist  in  (10)  der  Parameter  a  direct  die  Bogenlänge 
der  Curven  {ff),  gemessen  von  der  Curve  (fl  =  0)  an,  wenn  /"(o)  =  1 

>  der  Anm.  zu  S.  SBS  genanate  Abbandlnog  von  Butbami  im 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


440  Vier^  Ab»ehniit:    Ourvm  auf  der  Fläche. 


ist  —  ebenso  wie  in  (4)  der  Parameter  u  direct  die  Bogenlänge  der 

Cnrren  (v),  gemeBsen  tod  der  Cnrre  (u  =  0)  an,  darstellt,   wenn 

B=t\  ist,  vie  die  Formel  (5)  zeigt    Daher  kSnnen  vir  noch  sagen: 

8atE  18:'   Damit  die  Carvenscliar 

A(u,  v)  =  Const 

ans  den  orthogonalen  Trajectorien  tod  os'  geodätischen 
Curven  der  Fläche  bestehe  nnd  gleichzeitig  A  die  Länge 
dieser  geodätischen  Curven,  gemessen  von  derCnrve  i=0 
an,  angehe,  ist  notwendig  nnd  hinreichend,  dass  der  erste 
Bifferentialparameter  An  gleich  Eins  sei. 
Wenn  wir  insbesondere 

j  vm 

als  nenen  Parameter  u'  statt  ü  einftUiren,  so  nimmt  daa  Quadrat 
des  Bogenelementes  (10)  gerade  die  eben  erwähnte  einfachere  Oe- 
stalt  an: 

Dies  lässt  sich  umkehren:  Nehmen  wir  an,  das  Quadrat  des 
Bogenelementes  der  Fläche  sei  durch  geeignete  Parameter  u,  v  in 

der  FomiT 

dt'  =  du*  4-G(m,  v)dv* 

dargestellt  Alsdann  sind  die  Parameterlinien  (tt)  und  (v)  zu  eia- 
ander  orthogonal  nach  Satz  13,  S.  34.  Aosserdem  ist  dann  u  die 
Bogenlänge  der  Cnrven  (w),  die  von  den  Curven  («  =  0)  und  (a)  ab- 
geschnitten wird.  Femer  sind  dann  die  Curren  (v)  geodätisch, 
denn  analog  der  in  Satz  5,  S.  408,  ausgedrückten  Bedingung  für  den 
Fall  geodätischer  Farameterlinien  (u)  haben  wir  für  den  Fall  geo- 
dätischer Parameterlinien  (v)  die  Bedingung: 

Biese  ist  aber  hier,  Aü.  E  =  \,  F  =  Q  iai,  erfüllt 

Mithin  gilt  der 

SatK  19:  Bann  und  nur  dann,  wenn  die  Parameterlinien 
(v)  geodätische  Curven  nnd  die  Parameterlinien  (u)  ihre 
orthogonalen  Trajectorien  sind,  kann  man  die  Parameter 


'  DieB  findet  man,   wenn  anch  nicht  Ausdrflcklich  fonDnliert,  schon  in 
Gaiw'  „DiequiBitionea". 


Pdr,yGOOgIe 


§  4.     Systeme  van  geodätiachen  Parametern.  441 

Bo  wählen,  dass  das  Quadrat  des  Bogenelemeate8  die 
Form:' 

annimmt.  Alsdann  ist  zugleich  u  die  Länge  aller  geodä- 
tischen Curven  (p)  zwischen  den  Trajectorieo  (a  =  0)  und  (a). 
Vorausgesetzt  ist  hierbei,  dase  die  Fläche  keine  Tangen- 
tenfläche einer  MiDimalcurve  sei. 

§  4.    System  von  geodätischen  Parametern. 

Die  letzten  Betrachtungen  haben  zu  einer  besonderen  Art  der 
ParameterdarBtellung  einer  beliebigen  Fläche,  die  keine  Tangenten* 
fläche  einer  Minimalcurve  ist,  geführt: 

Als  die  Parameterlinien  (o)  wählen  wir  eine  Schar  von  co'  geo- 
dätischen Linien,  als  die  Parameterlinien  (u)  ihre  orthogonalen 
Trajectorien.  Nach  unseren  letzten  Ergeb- 
nissen können  wir  dabei  den  Parameter  u  so 
wählen,  dass  u  die  Bogenlänge  Torstellt,  die 
auf  allen  Parameterlinien  {v)  von  den  Trajec- 
torien (u  =  0)  und  (u)  abgeschnitten  werden. 
(Siehe  Fig.  79.)  Wir  haben  femer  gesehen, 
dass  das  Quadrat  des  Bogenelemeotes  alsdann 
die  Form  annimmt: 

(1)  d9*  =  du*  +  ff  (a,  v)dv*.  P%-  "• 

In  diesem  Falle  sagen  wir,  dass  die  Fläche  auf  ein  System 
von  geodätischen  Parametern  oder  auf  ein  System  von  geo- 
dätischen Coordinaten  bezogen  sei. 

Legen  wir  diese  Parameter  zn  Grunde,  so  nimmt  die  Differen- 
tialgleichung der  geodätischen  Cnrven  nach  Satz  4,  S.  407,  da  jetzt 
1)  =  ^G  und  zwar  im  reellen  Falle  die  positive  Wurzel  ans  0  ist, 
die  Form  an: 

(2)  i>(K'«"-  tt'w")  +  2iJ„M'*i> '4-  D,u'v*+  ß'D^v'  =  0. 

Dabei  hat  man  sich  vorzQstellen,  dass  a  und  v  Functionen  irgend 
eines  Hülfsparamet«r8  t  seien.    Wählen  wir  als  diesen  Parameter 


'  Diese  Form  des  Quadrates  des  Bogeiielementes  wurde  von  Gt.oss  in 
seinen  „DiaquisitioDes"  eingefOhrt  und  sn  Betrachtungen  verwendet,  die 
wir  im  nftehsten  Panf^phen  wiedet^ben. 


Pdr,yGOOgIe 


Vierter  Abaebnitt:    Ourven  auf  der  Fläche. 


ioBbesondere  die  QrSese  v,  eodase  aar  die  geo^tischen  Curreit  (c) 
seibat  aoBgeschloaaen  bleiben,  so  ist  t>'~  1,  »"=>  0,  vährend 


wird.     Alsdanii  kommt  statt  (2): 

d.  h.:  der  Punkt  (h,  v)  beschreibt  eine  geod&tiache  Corre,  sobald  die 
Bogenlänge  u,  die  sie  auf  den  Parameterlinien  (v)  abschneidet  — 
der  Tr^ectorie  (u  =s  0)  an  — ,  eine  solche  Function 
von  o  ist,  die  der  Differentialgleichung 
(3)  fUr  alle  Warte  Ton  v  gen&gt 

Im  reellen  Falle  wollen  wir  alsdann 
die  geodätische  Carre  im  Sinne  des 
wachsenden  Parameters  v  durchlaufen. 
Es  sei  a  der  Winkel,  den  eine  durch 
den  Punkt  (u,  v)  gehende  geodätische 
Fig.  80.  Curve  mit  der  hindurchgehenden  Para- 

meterlinie (v)  bildet,  siehe  Fig.  80.  Längs 
der  ersteren  Cnrre  nehmen  u  und  v  um  du  und  dv  zu,  längs  der 
letzteren  ist  dagegen  dv  =  0,  sodass  wegen  (1)  aus  Satz  10,  S.  32, 
folgt: 


/— (Ä)' 

ftiBO: 

Da  i>  im  reellen  Falle  positiv  und  a^^  ist,  je  nachdem  u  aof 
der  geodätischen  Gurve  wächst  oder  abnimmt,  so  ist  das  obere  Vor- 
zeichen zu  n^Lhlen: 

sodass: 

(4)  4j  =  7)ct«« 

wird.  Längs  der  geodätischen  Gurve  ändert  sich  a-,  i^dist  v  um 
dv,  so  nehme  te  um  da  zu.     Dann  ist: 


Pdr,yGOOgIe 


^  4.     Systeme  von  geodätischen  Parametum. 


wobei  nach  (4) 

ist,  sodass  kommt; 

Aber  fiU-  geodätische  Cuiren  besteht  die  Gleichimg  (3).  Setzen  wir 
darin  die  Werte  (4)  und  (5)  ein,  so  kommt  einfitch: 

(«)  If ---».• 

was  wir  so  aussprecheu: 

Sab;  80:'  Ist  eioe  Fläche  auf  geodätische  Parameter  u,v 
bezogen,  sodass 

das  Quadrat  ihres  Bogenelementee  ist,  so  ändert  sich  der 
Winkel  a,  unter  dem  irgend  eine  geodätische  Cnrre  die 
geodätischen  Parameterlinien  (v)  durchsetzt,  in  Gemäss- 
heit  der  Formel: 


da 


'--ö.., 


wo  D  =  ^G  im  reellen  Falle  positiv  ist  und  der  Fort- 
Bcbreitungesinn  der  betrachteten  geodätischen  Gurre  im 
Sinne  des  wachsenden  Parameters  v  festgesetzt  worden  ist 

Es  ist  häufig  bequemer,  statt  der  Differential^eichung  (2)  oder 
(3)  der  geodätischen  Gurren  die  viel  einfachere  Qleichang  (6)  zu 
benutzen.  Wir  werden  dies  gelegentlich 
thun.  — 

Insbesondere  ist  nun  eine  noch  spe- 
cieUere  Wahl  der  Parameterlinien  mög- 
lich: Als  Parameterlinien  (u)  wählen  wir 
nämlich  oo'  geodätische  Curven  durch 
einen  gemeinsamen  Punkt  A  (siehe  Fig.  81). 
Alsdann  ist  von  den  orthogonalen  Tr^ec* 
torien  (ti)  eine,  etwa  (u^),  ausgeartet,  näm- 
lich in  den  Punkt  A  selbst  zusammeageschr 
andere  orthogonale  Trajectorie  («)   von   allen 


Fig.  81. 


ipft,  während  jede 
DU   A   ausgehenden 


'  6bu  20  imd  SI  von  Gadsb,  in  den  „Disqniaitionee^'. 


Pdr,yGOOgIe 


444  Vitrter  Msckmtt:    Ourvm  auf  6er  Fiäahe. 


gdodätischen  Curren  (p)  dieselbe  Bogenlänge  »  —  «o  abachaeidet  nnd 
daher  als  eine  Gurre  constanter  geodätischer  Eatfercnng 
vom  Punkte  Ä  bezeiclinet  werden  kann.  Dabei  yerBtehen  wir  unter 
geodätischer  Entfernung  des  Punktes  (u,  v)  rom  Pnnkte  A  eben  die 
Bogenlänge  der  durch  den  Punkt  (u,  v)  gehenden  geodätischen  Carre 
(v)  von  j1  bis  zum  Punkte  {ti,  v). 

Allerdinga  ist  hier  ein  Einwand  zu  erheben:  Es  ist  wohJ  denk- 
bar, dass  von  A  mehr  als  eine  geodätische  Curre  zum  Punkte  (v,  r) 
geht.  Wir  haben  ja  in  einem  Beispiel  auf  S.  409  geaehen,  da.is 
sogar  unendlich  viele  geodätische  Curven  von  einem  Punkte  nach 
einem  anderen  gehen  können,  vgl.  die  B'ig.  77,  S.  410.  Mao  kann 
aber  unter  gewissen  fonctionentheoretiscben  Voraassetzungen  doch 
den  Beweis  fuhren,  dass  es  um  den  Punkt  A  herum  stets  ein  solches 
StUck  der  Fläche  giebt,  innerhalb  dessen  nur  eine  geodätische  Corve 
von  A  nach  irgend  einer  Stelle  hin  geht.  Ein  solches  Qebiet  kann  man 
z.  B.  leicht  in  dem  angezogenen  Beispiel  des  Rotationscjlinders  da- 
durch abgrenzen,  dass  man  zwei  Mantellinien  and  zwei  Kreise  ab 
den  Band  des  Gebietes  vorschreibt  Wir  gedenken  jedoch  auf  die 
angeregte  Frage  nicht  weiter  einzugeben  and  formulieren  daher  das 
Ergebnis  so: 

Sats  81:  Kann  man  um  einen  Punkt  A  einer  Fläche, 
die  keine  Tangentenfläche  einer  Minimalcurve  ist,  ein 
solches  Gebiet  abgrenzen,  innerhalb  dessen  oo'  geodätische 
Curven  von  A  derart  ausgehen,  dass  durch  jeden  Pankt 
des  Gebietes  nur  eine  von  ihnen  läuft,  so  sind  die  Ortho- 
gonalen  Trajectorien  dieser  os'  geodätischen  Curven  die 
Cnrven  constanter  geodätischer  Entfernnog  von  dem 
Punkte  Ä. 

Biese  orthogonalen  Trajectorien  sind  daher  eine  naturgemäase 
Verallgemeinerung  der  Kreise  um  einen  Punkt  als  llittelpunkt  in 
der  Ebene  und  können  als  geodätische  Kreise  mit  der  Mitte  A 
bezeichnet  werden.  Doch  wollen  wir  gleich  hier  anmerken,  dass 
der  Begriff  des  Kreises  noch  eine  zweite  natargemässe  VeraD- 
gemeinemng  fttr  den  Fall  einer  FUlche  hat,  die  sich  mit  dieser 
nicht  deckt.    Wir  werden  sie  aber  erst  in  §  7  angeben.  — 

Sind  die  Parameterlinien  (r)  von  einem  Punkte  A  ausgehende 
geodätische  Curven  und  die  Parameterlinien  (u)  ihre  orthogonalen 
Trajectorien,  sodass 

ds*  =  du'  +  G(u,  v)dv'* 
ist,    so   kann,  man   es    insbesondere   so   einrichten,    daas   die   zujn 


Pdr,yGOOgIe 


§  4.     Systeme  von  geadätisehen  Parametern.  445 

Paukte  A  degenerierte  orthogoDale  Trajectorie  (u,,)  gerade  die  Cmre 
(i(  =s  0)  ist,  indem  man  nämlich  einfach  u  —  u^,  als  Parameter  statt  u 
einfuhrt  Alsdann  ist  u  die  geodätische  Entfernung  des  Punktes  (u,  v) 
Ton  der  Stelle  Ä.  Man  nennt  ein  solches  Parametersystem'  ein 
System  von  geodätischen  Polarcoordiuaten  mit  dem  Pole  Ä, 
da  es  die  natürliche  VeraUgemeinening  des  Systems  der  Polar- 
coordinaten  in  der  Ebene  (Tgl.  I  3.  107)  ist.  Wie  bei  den  ebenen 
Polarcoordinaten,  so  ist  aach  hier  der  Pol  selbst  in  Hinsicht  anf 
die  Parameterdarstellnng  ein  singulärer  Funkt,  da  fOr  ihn  die  auf 
S.  6  getroffenen  Festsetzungen  nicht  gelten.  Denn  zu  diesem  Punkte  Ä 
gehört  zvar  nur  der  eine  Wert  Nnll  des  Parameters  u,  aber  der 
Parameter  v  bleibt  für  ihn  unbestimmt,  weil  alle  Gurren  (v)  durch 
ihn  hindurchgehen.  Da  die  Curve  (u  =>  0)  zu  einem  Punkte  degene- 
riert,  so  ist  ihre  BogenUnge  gleich  Null,  d.  h.  es  ist  jetzt 

(7)  ('^^''-''^Lro''' 

In  vielen  Problemen  der  Fläcbentheorie  bieten  sich  solche  geo- 
dätische Polarcoordinaten  naturgemäss  dar,  so  z.  B.  anf  den  Bo- 
tationsflächen. 

Wenn  die  Meridiancnrren  einer  Kotationsfläche  die  Axe  der 
Fläche  in  einem  Punkte  A  treffen,  so  sind  die  von  ihm  ausgehenden 
Meridiancorven  unsere  geodätischen  Curven  (w)  und  die  Parallel- 
kreise unsere  geodätischen  Kreise  (u)  (vgl.  S.  432). 

Wenn  die  Meridiancurven  der  Rotationsfläche  die  Äxe  nicht  in 
reellen  Punkten  treffen,  wenn  man  aber  doch  eine  reelle  Parameter- 
darstellung benutzen  will,  so  wird  man  zu  dem  oben  erwähnten 
allgemeineren  System  von  geodätischen  Coordinaten  zurückgreifen,  also 
die  Meridiancurven  zwar  wieder  als  Cnrven  (r)  wählen,  aber  als 
orthogonale  Trajectorie  (t(  =  0)  irgend  einen  Parallelkreis  der  Fläche 
wählen,  von  dem  aus  also  die  Bogenlängen  u  gerechnet  werden. 
Man  sieht,  dass  wir  auf  S.  41  und  später  oft  gerade  dies  Para- 
metersystem  für  die  Rotationsflächen  benutzt  haben.  Insbesondere 
ist  auch  der  Satz  6,  S.  412,  nur  ein  besonderer  Fall  des  Satzes  20 
fUr  beliebige  Flächen,  denn  dort  war  i>*  =;>■(«),  sodass  Satz  20 
liefert: 

sodass 

-j^  {p  sin  a)  =  /  sin  a  -^  ^  pp  cos  a 

'  Zuerst  von  Oi.üra  benutet,  von  dem  anch  die  übrigen  Sätie  dieses  Para- 
grsphen  herrühien. 


Pdr,yGOOgIe 


Vietier  Abachniü:    Owvm  auf  der  FlSdui. 


oder  wegen  (4); 

-T—  {;» ein  «)  =  0 , 

also  pBxaa  =  Coiiat  ist,  was  eben  der  erwähnte  Satz  6  anssagt 

Aach  auf  beliebigen  Flächen  kSnoen  wir  geodätische  Coor^ 
dinaten  ein^hren  nnd  zwar  explicite,  sobald  wir  eine  Schar  von 
00^  geodätischen  Cnrren  kennen,  die  keine  MinimalcarreD  sind.  Als- 
dann stellt  sich  aacfa  das  ErOmmnngsmaass  K  der  Fläche,  Aa  E=\, 
F=0  nach  (1)  ist,  infolge  tob  XVII  {£)  besonders  einfadi  dar, 
nämlich  so: 
(8)  K 1.^^, 

in  dieser  Formel  tritt  das  Wurzelzeichen  übrigens  nur  schein- 
bar auf. 

Ein  Hauptvorteil  der  geodätischen  Coordinaten  ist  der,  dass  das 
Quadrat  des  Bogenelementes  bei  ihrer  Anwendung  nnr  eine  Function 
G(u,v)  enthält,  und  diesen  Vorteil  teilt  es  mitdemParameteFSf  stem 
der  Minimalcurven,  für  das  sich  ja  nach  XVHI  {J)  ergiebt: 
ds*=  2F(u,o)dudv. 

Das  System  der  Minimalcurven  hat  den  Nachteil,  imaginär  zu  sein, 
dagegen  gegenüber  dem  geodätischen  Parametersjstem  den  Vorteil, 
bei  wirklicher  expliciter  Anwendung  nur  die  Integration  einer  ge- 
wöhnlichen Differentialgleichung  erster  Ordnung,  nämlich  der 
Gtleichung  XI  (0)  zu  verlangen,  während  die  geodätischen  Cnrven 
nach  Satz  5,  3.  406,  durch  eine  gewöhnliche  Differentialgleichnng 
zweiter  Ordnung  bestimmt  werden  und  man  kein  Mittel  hat,  bei 
beliebigen  Flächen  gerade  on^  geodätische  Gurren  zu  finden. 

Man  kann  die  geodätischen  Coordinaten,  insbesondere  die 
Formel  (6),  benutzen,  um  die  Sätze  über  die  Verbiegung  von 
Flächen  constanter  Krümmung  abzuleiten,  die  wir  in  §  5  des 
3.  Abschnittes  unter  Zugrundelegung  der  Minimalcurven  als  Pars* 
meterlinien  ableiteten,  und  dies  ist  die  Methode,  die  jetzt  in  den 
Lehrbüchern  der  Flächentheorie  meistens  benutzt  wird.  Wir  wollen 
hierauf  nicht  näher  eingehen  und  nur  das  Eine  bemerken:  Soll  die 
Fläche  constante  Krümmung  K  haben,  so  muss  nach  (8): 

sein,  d.  h.  der  zweite  Differentialquotient  von  YG  nach  u  ist  gleich 
^G,  multipliciert  mit  dem  constanten  Factor  —K.    Wie  wir  schon 


Pdr,yGOOgIe 


^  4.     Sytteme  von  geodätischen  Paramekm. 


in  emig«ii  F&Uen  (auf  8.  413  and  S.  427)  auf  die  Betrachtung  in 
I  S.  98,  90  verweisen  konnten,  bo  auch  hier.  £s  ergiebt  sidi,  daae 
ye  die  ITonn  hat: 

ye  -  r,  (o)  cos  yx  w  +  r,  (»)  Bin  y:r« , 

wo  V^  und  Tj  Functionen  Ton  v  allein  sind.  — 

Im  Falle  geodätischer  Folarcoordinaten  kann  man  dem  Para- 
meter V  noch  eine  specielte  geometrische  Deutung  unterlegen.  Zu- 
nächst nämlich  betrachten  wir  die  zu  einem 
beliebigen  Werte  von  u  gehörige  orthogonale 
Trajectorie  der  von  dem  Pole  A  ausgehen- 
den geodätischen  Curren  (d),  also,  wie  wir 
kurz  sagen  können,  den  geodätischen  Kreis 
mit  dem  (geodätisch  gemessenen)..  Radina  tt. 
{Siehe  Fig.  82.)  Es  sei  P^  sein  Schnittpunkt 
mit  einer  bestimmten  geodätischen  Curre 
(ü),  etwa  der  Curre  (o  =  0),  und  P  sein 
Schnittpunkt  mit  einer  beliebigen  geodä- 
tiacben  Gurre  (v).  Sein  Bogen  P^  P  drftckt 
sich  nach  (1)*  da  längs  der  Curve  (w)  der  Parameter  u  constant  ist, 


Fig.  82. 


~jYÖdv, 


wo  die  Wurzel  im  reellen  Falle  positiv  ist. 
dem  Bogen  Pg P  nnd  dem  Eadins  AP^s=  AP  = 


Das  Verhältnis   aus 
=  u  ist  also: 


-  =  1  Jyerf» 


Wählen  wir  u  unendlich  klein,  so  ist  der  Ereis  (u)  als  unendlich 
kleiner  Ereis  in  der  Tange  atenebene  von  A  mit  der  Mitte  A  und 
dem  Radius  u  aufzufassen;  daher  ist  das  soeben  betrachtete  Ver- 
hältnis dann  gleich  dem  Winkel  v>,  den  die  geodätische  Curve  (v) 
mit  der  Gurre  (o  =  0)  an  der  Stelle  A  bildet     Alsdann  kommt: 


0  =  lim  — 


fVffd 


Nach  bekannter  Regel  bestimmt  man  den  Orenzwert,  indem  man 
Zähler  und  Nenner  nach  u   differenziert  und  dann  «  gleich  Null 


Pdr,yGOOgIe 


Vierier  Abackmti:   Ourven  auf  der  Fläche. 


setzt    Das  Differenzieren  and  das  Nullsetzen  von  u  darf  im  Zähler 
unter  dem  Integralzeichen  geschehen,  aodaas  kommt: 


-im^- 


Dies  also  ist  der  Winkel  k,  den  die  Cnire  (o)  im  Punkte  A 
mit  der  Cnrve  [v  =  0)  bildet  Direct  konnte  er  dealudb  nicht  be- 
rechnet worden,  weil  der  Pankt  A  im  System  der  geoi^tincben 
Polarcoordinaten  singulär  ist 

Aus  (9)  wird  sich  für  w  eine  Function  von  r  ergeben.  Umge- 
kehrt kann  man  dann  v  als  Function  von  to  aufEusen  and  also 
anch  10  statt  v  als  Parameter  benutzen. 

.  Man  kann  also  insbesondere  bei  den  geodätkchen  Polarcoordi- 
naten als  Parameter  v  den  Winkel  benutzen,  den  die  Parameter- 
linie  (v)  mit  der  Parameteriinie  (r  =  0)  im  Pole  A  bildet  Auch 
dann  hat  das  Quadrat  des  Bogenelementes  eine  solche  Form  wie 
in  (1),  aber  wegen  der  besonderen  Bedeutung  von  v  ist  dann  nach  (9): 


/[ 


eya 


'-  rf« 


woraus  durch  Differentiation  nach  v  folgt: 

Diese  Gleichung  deckt  sich  mit  der  Torigen,   sodass  wir  mit  Bflck- 
sicht  auf  (I)  und  (7)  den  Satz  aufstellen  können: 

Sati  22:  Sind  u,  v  zu  einem  System  geodätischer  Polar- 
coordinaten gehörige  Parameter  u,  v,  d.  h.  sind  die  Curven 
{v)  die  von  einem  Punkte  A  auegehenden  geodätischen 
Curven,  die  Curven  («)  ihre  orthogonalen  Trajectorien  und 
ist  u  die  von  A  an  gemessene  Bogenlänge  der  geodätischen 
Curven  (v)  bis  zu  ihren  Schnittpunkten  mit  der  Trajectorie 
(u),  sodass  das  Quadrat  des  Bogenelementes  die  P'orm 

di^  =  du'  +  G(u,v]dt>' 
hat,  wobei 

\6{u,v)]  =0       oder       Iß]  =0 

ist,  so  stellt  der  Parameter  v  insbesondere  den  Winkel 


Pdr,yGOOgIe 


§  4.     Systeme  von  geodätieehen  Parametom.  449 

vor,  den  die  Cnrve  (v)  im  Pole  Ä  mit  der  Curve  (t?  =  0) 
bildet,  wenn  überdies 

[»ffl-l       oder       kl-l 
ist 

Wir  machsD  eine  Anwendung  hiervon  zur  Berechnung  der  so- 
genannten Totalkrttmmung  eines  Flächenstückes. 

Unter  der  Totalkrümmung  T  eines  abgegrenzten  Flächenstückes 
Tersteht  man  den  Inhalt  desjenigen  Flächenstückes,   das  ihm  bei 
der  sphärischen  Abbildung  auf  der  Kngel  entspricht.     Sind 
(a,  t>),       (k  +  du,  v),       (m,  t)  +  dv),      (m  +  rf«,  »  +  <-U') 

die  Ecken  eines  anendlich  kleinen  Netzvierecks  der  Parameterlimen 
auf  der  Fläche,  so  entsprechen  ihnen  bei  der  sph&riacheD  Abbildung 
vier  Funkte  auf  der  Engel,  nach  S.  204,  und  dabei  ist  der  Inhalt 
des  Bildvierecks  nach  S.  212  gleich 

t'S>dudv, 

wenn  wir  ihn  positiv  oder  negativ  reebnen,  je  nachdem  die  Fläche 
an  der  Stelle  (k,  r)  elliptisch  (i  =  +  1)  oder  hyperbolisch  (»  ==  —  1) 
ist.  Aber  nach  der  Definition  des  Erümmnngsmaasses  K  ebenda 
ist  dieser  Inhalt  gleich 

KBdudv. 

Mithin  ist  die  Totalkrümmung  T  eines  abgegrenzten  Flächenstückes 

gleich  dem  Doppelintegra): 

(10)  T=  jJKBdudv, 

hinerstreckt  über  alle  innerhalb  des  abgegrenzten  Gebi 
Punkte  (m,  v). 

Jetzt  wollen  wir  insbesondere  ein  geo- 
dätisches Dreieck  ABC  auf  der  Fläche  ab- 
grenzen, d,  h,  ein  Dreieck,  das  von  drei  geo- 
dätischen Curven  begrenzt  ist  (siehe  Fig.  83). 
Wir  können  dann  die  E^ke  Ä  als  Pol  geo- 
dätischer PolarcoQrdinaten  benutzen,  bei  denen 
die  von  Ä  ausgehenden  geodätischen  Curven  pj     gg 

die  Parametercurven  (f)  sind.  Dabei  sei  (»  =  0) 
die  Curve  AB  selbst,  und  die  Amplitude  v  werde  so  gemessen, 
dass  der  Schnittpunkt  Q  der  Parametercurve  (e)  mit  der  Seite  BC 
des  Dreiecks  von  B  nach  C  geht,  wenn  v  von  Null  an  wächst.    Für 

I,  Oeom.  Dlirr.    II.  88 


.dr,yGoogIe 


450  Viarlar  AbgcAnüt:    Otreen  auf  der  Fläche. 


die  Seite  AC  sei  die  Amplitude  v  gleich  o.  Ferner  seien  b  und  c 
die  absolut  gemessenen  Innenwinkel  des  Dreiecks  ABC  bei  S  and  C. 
Der  Parameter  u  bedeutet  die  Bogenlänge  auf  den  Gurren  (n),  und 
wir  können  voraussetzen,  sie  sei  anf  der  allgemeinen  Gurre  (r)  im 
Sinne  von  A  nach  Q  positiv  gemessen. 

Die  getroffenen  Voraussetzungen  sind  nur  dann  nicht  erfüllbar, 
wenn  die  geodätische  Curve  £C  ihren  Fortschreitungssinn ,  wie  er 
weiter  oben  durch  die  wachsende  Amplitude  v  bestimmt  war,  ändert 
d.  h.  wenn  die  Gurren  BC  eine  solche  Wendung  macht,  dasa  die 
Ton  A  au  a  gehen  den  geodätischen  Gurren 
sie  öftere  treffen,  wie  die  punktierte 
Gurve  in  Fig.  84  es  thut.  Wir  werdeo 
in  einem  solchen  Falle  das  geodätische 
Dreieck  durch  von  A  ausgehende  ^o- 
Fig.  $4.  dätische    Curven   in    einzelne    Dreiecke 

zerlegen,  ftlr  die  die  gemachte  Voraus- 
setzung zutrifFt,  und  alsdann  die  TotalkrQmmungen  der  einzelnen 
Dreiecke  berechnen,  denn  die  Totalkrßmmung  eines  Flächenstlickes 
ist  ihrer  Definition  nach  gleich  der  Snmme  der  TotalkrOmmungen 
ihrer  Teile. 

Unter  den  gemachten  Voransaetzungen  ist  die  Totalkrammong  T 
des  geodätischen  Dreiecks  ABC  nach  (10): 


-/(/■ 


SJ)du\dv, 


wo  die  obere  Orenze  u  die  Länge  des  Bogens  AQ  der  allgemeinen 
Parametercurve  [v)  von  A  bis  zu  ihrem  Schnittpunkte  Q  mit  BC 
bedeutet  (siehe  wieder  die  frühere  Fig.  83).  Nach  (8)  ist  aber,  weil 
yo  =  S  ist: 

also  nach  Satz  22: 

0 

sodass  kommt: 

T=  {{\-I)\dv~a-  Cd  df,. 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


I 


§  4.     Sy$t«me  von  geodätisohen  Pm-ametem. 
Hierf&r  können  wir  nach  Satz  20  schreiben: 


^="+/4f« 


wenn  a  den  Winkel  bedeatet,  den  die  Cnrve  BC  mit  der  Parameter- 
linie  (v)  bildet.  Das  nnbestimmte  Integral  hat  den  Wert  a  +  ConaL 
Für  ü  =  0  wird  «  =  ä  —  6,  fär  v  =  a  dagegen  wird  a  =  c,  wie 
Fig.  83,  9,  449,  zeigt,  sodass  kommt: 

T=  a  +  b  +  c~  n. 

Um  dies  einfache  Ergebnis  aach  für  geodätische  I>reiecke  zu 
"beweisen,  die  den  gestellten  Anforderungen  nicht 
genQgen,  haben  wir  sie  nur  noch  fUr  ein  geodä- 
tisches Dreieck  ABC  nachzuweisen,  das  durch 
eine  geodätische  Cnrve  AB  in  zwei  einzelne  zer- 
legt ist,  wie  in  Fig.  85.  Sind  die  Winkel  des 
Dreiecks  ABS  mit  Oj,  b^,  d^,  die  des  Dreiecks 
ADC  mit  e^,  d^,  c,  bezeichnet,  so  sind  die  Total-  „. 

krllnunangen  der  beiden  einzelnen  Dreiecke  gleich 

«]  -t-  *i  +  t'i  —  n       und       Oj  +  d^  -t-  «^  —  OT , 
sodass  die  Totalkrümmung  des  Dreiecks  ABC  den  Wert  hat: 

{a,  +  *,  +  rfi  -  ffl)  -I-  (o,  -H  rf,  -I-  cj  -  n) . 
Es  ist  aber  rfj  4-  rf,  =  Ji,  sodass  der  Wert  gleich 
K  +  a,)  +  öl  +  c,  -  n 

wird.  Da  nun  a,  +  a^,  b^  und  c,  die  Winkel  des  Dreiecks  ABC 
sind,  so  folgt  wieder  das  alte  Ergebais,  sodass  wir  erkennen:  Wenn 
das  geodätische  Dreieck  in  zwei  Teile  zerlegt  wird,  fUr  die  einzeln 
die  gemachten  Voraussetzungen  gelten,  so  ist  das  Ergebnis  bezüg- 
lich der  Totalkrümmung  auch  für  das  ganze  Dreieck  richtig.  Da 
sich  nan  jedes  geodätische  Dreieck  durch  geeignete  geodätische 
Querlinien  in  solche  zerteilen  lässt^  für  die  die  Voraussetzungen  er- 
füllt sind,  80  haben  wir  den 

Sati  23:  Die  Totalkrümmung  eines  geodätischen  Drei- 
ecks ist  gleich  der  Summe  der  Winkel  des  Dreiecks  ver- 
miodert  um  n. 

Uao  hat  za  beachten,  dass  die  Totalkrümmung  ihrer  Definitioo 
nach  sehr  wohl  im  reellen  Falle  negativ  sein  kann,  da  wir  die  Inhalte 


^dnyCOOgle 


452  Vierter  Abael^U:    Ourven  auf  der  Fläche. 

der  Flächenelemente  auf  der  Bildkugel  positiv  oder  negativ  gerechnet 
haben  (vgl.  8.  212),  je  nachdem  die  zugehörige  Stelle  der  sphäriscli 
abgebildeten  Fläche  selbst  elliptisch  oder  hyperbolisch  gekrünunt 
ist  Hieraus  folgt,  dass  auf  einer  überall  hyperbolisch  gekrümmten 
Fläche,  wie  z,  B.  auf  dem  einschaligen  Hyperboloid  und  auf 
jeder  reellen  Minimalfläche  (vgl.  S.  241),  die  Winkelsumme  eines 
geodätischen  Dreiecks  kleiner  als  ji  ist.  Änf  dem  einschaljgen 
Botati  onahyperboloid  kann  man  ein  soIcheB  Dreieck  z.  B.  durch 
zwei  einander  schneidende  Geraden  and  den  Kehlkreis  begrenzen. 
Ist  nun  aber  die  Krümmung  K  der  Fl&che  constant,  so 
ist  die  Totalkrümmung  eines  Flächenstückes: 

T  =  jj  KJDdudv  =  kJ{  Sdudv, 

also  nach  Satz  14,  S.  S5,  gleich  dem  £-fachen  Inhalt  des  Flächen- 
Stückes.    Daher  schliessen  wir  aus  Satz  23: 

SatB  24:  Der  Flächeninhalt  /eines  geodätischen  Drei- 
ecks auf  einer  Fläche  constanter  Krümmung  K  ist  gleich 
der  um  n  verminderten  Winkelsumme  a  +  b  +  c  des  Drei- 
ecks, dividiert  durch  K,  also: 


J  = 


i+A  +  e 


Hierbei  sei  noch  besonders  hervorgehoben,  dass  wir  die  Fläche  J 
als  Doppelintegral  über  Bdudo  im  reellen  Falle  positiv  aas- 
gemessen haben,  da  2)  positiv  ist  und  sich  ti  und  c  beide  in  posi- 
tivem Sinne  änderten,  u  von  Null  bis  zur  Länge  des  Bogens  AQ 
und  alsdann  v  von  Null  bis  a  >  0,  sodass  du  und  dv  beide  positiv 
waren. 

Ist  ^=0,  d.  h.  liegt  eine  abwickelbare  Fläche  vor,  nach 
Satz  90,  S.  214,  so  ist  der  Nenner  in  dem  Ausdruck  des  Fläcben- 
mhaltes  gleich  Null,  aber  auch  der  Zähler,  denn  wenn  man  die 
Fläche  auf  die  Ebene  ausbreitet,  so  wird  das  geodätische  Dreieck 
zu  einem  geradlinigen  Dreieck,  dessen  Winkelsumme  a  +  b  +  c 
gleich  JT  ist 

Auf  jeder  anderen  Fläche  constanter  Krümmung  £  dagegen 
besteht  zwischen  der  Winkelsumme  a  +  b  +  c  und  dem  Inhalte  / 
der  Fläche  eines  geodätischen  Dreiecks  die  Beziehung: 

a  +  b  +  c  =  it  +  KJ. 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


§  5.    Cenirafläehen.  453 


Die  WiDkeUumme  iet  aUo  auf  einer  Fläche  constacter 
poBitiver  Krümmung  grftsBer  als  n,  auf  einer  Fläche  con- 
stanter  negativer  Krümmung  kleiner  als  n. 

Erinnern  wir  uns  nun  an  den  Satz  9,  S.  416,  and  an  Satz  12, 
S.  428;  wir  sahen,  dass  von  allen  reeUen  Flächen  nur  die  Flächen 
coDStanter  Krümmung  geodätisch  auf  die  Ebene  abgebildet  werden 
können,  d.  h.  dass  nur  auf  ihnen  solche  Parameter  u,  v  vorbanden 
«ind,  in  denen  sich  die  geodätischen  Curven  dorcb  die  allgemeine 
lineare  0-leichung: 

Const.  u  +  Const  v  =  Const. 

Ausdrücken  lassen.  Die  analytische  Geometrie  der  Ebene  gründet 
sich  darauf,  dass  einerseits  die  Geraden  durch  lineare  Gleichungen 
zwischen  den  Coordinaten  x,  y  dargestellt  werden,  andererseits  auf 
die  Annahme,  dass  die  Summe  der  Winkel  eines  geradlinigen  Drei- 
■ecks  gleich  n  sei.  Wie  man  sieht,  gilt  das  eratere  auch  für  die 
geodätischen  Ourven  auf  den  reellen  Flächen  constanter  Krümmung, 
-das  letztere  jedoch  nicht.  Alle  diejenigen  Sätze  aus  der  Geo- 
metrie der  Geraden  in  der  Ebene  also,  die  nur  darauf  beruhen, 
-daas  die  Geraden  durch  lineare  Gleichungen  dargestellt  werden, 
haben  ihr  Analogen  auf  den  reellen  Flächen  constanter  Krümmung, 
indem  die  geodätischen  Curven  an  die  Stelle  der  Geraden  treten, 
nicht  aber  diejenigen  Sätze,  die  auf  jener  Annahme  über  die  Winkel- 
summe des  Dreiecks  beruhen. 

Es  lässt  sich  also  auf  jeder  reellen  Fläche  constanter 
Krümmung  eine  Geometrie  der  geodätischen  Curven  analog 
unserer  ebenen  (euklidischen)  Geometrie  der  Geraden  ent- 
wickeln, in  der  jedoch  die  Voraussetzung,  dass  jedes 
Dreieck  die  Winkelsumme  n  habe,  nicht  gilt  Man  nennt 
eine  solche  Geometrie  eine  nicbt-eaklidische.  Dass  solche  Geo- 
metrien  auf  den  Flächen  constanter  Krümmung  entwickelt  werden 
können,  steht  damit  in  Einklang,  dass  sich  der  Satz  von  der 
Winkelsumme  der  geradlinigen  Dreiecke  nicht  mittels  der 
übrigen  Axiome  der  enklidiscben  Geometrie  beweisen  läset. 


§  ?.    Centraflächen. 

Während  wir  in  der  Theorie  der  ebenen  Curven  im  ersten 
Bande  schon  frühzeitig,  in  g  11  des  ersten  Abschnittes,  den  Ort 
der  Krümmnngsmittelpankte,  die  Evolnte,  besprochen  haben,  haben 
wir  in  der  Flächentheorie  bisher  die  Betrachtung  derjenigen  Fläc^e^ 


Pdr,yGOOgIe 


454  Viertor  AbachüU:    Ourvm  catf  da-  Fläche. 

die  TOQ  den  HaaptkrammnDgsmittelpunkten  einer  gegebenen  Fläche 
erfQIlt  wird,  absichtlich  anterlaesen  und  zwar  deshalb,  weil  hierbei 
die  geodätischen  Cnrren  eine  Bolle  Bpielen.  Daher  können  wir  eist 
jetzt  daza  Qbergefaen. 

Wir  betrachten  eine  Fl&che 

(1)  X  =  y(B,  v),      y  =  r(a,  "),       '  =  V'(".  «)- 

die  in  ihren  Punkten  von  allgemeiner  Lage  Hauptkrünunungskreiae 
hat,  also  keine  Schar  toq  cn^  Minimalgeraden  enthält,  vgL  Satz  11, 
S.  1 18.  Jeder  allgemeine  Pnnkt  F  oder  (u,  v)  der  Fläche  bat  zvei 
anf  Beiner  Normalen  gelegene  HanptkrOmmnngsmittelpunkte,  die  wir 
wie  in  §  8  des  2.  Abschnittes  mit  (\  und  <?,  bezeichnen  wollen. 
Der  Ort  der  Hauptkrtlmmungsmittelpunkte  heisst  die  Centrafläche 
der  gegebenen  Fläche  (1)  oder  auch  die  Evolutenfläche  der 
gegebenen  Fläche  (1).' 

Vor  allem  ist  hier  zu  beachten,  dafis  die  Centrafläche  ans  zwei 
verschiedenen  Mänteln  besteht,  denn  wenn  wir  bei  einem  Fläcben- 
punkte  P  die  beiden  Hauptkrümmungsmittelpunkte  als  ersten  und 
zweiten,  Cj  nnd  C^,  bezeichnen,  so  ist  damit  für  alle  Punkte  der 
Fläche  die  Unterscheidung  von  ersten  und  zweiten  HauptkrOmmnngs- 
mittelpunkten  festgelegt  In  der  Tbat:  Die  HauptkrÜmmungBrich- 
tungen  der  oo*  Flächenpunkte  sind  ja  die  Tangenten  der  beideo 
Scharen  Ton  KrUmmungscurven,  deren  Differentialgleichung  XII  (Q 
als  quadratische  homogene  Gleichnng  in  du  und  dv  zerlegbar  ist 
in  zwei  in  r^u  und  dv  lineare  homogene  Gleichungen.  Die  Bichtnng 
{dv  :  du)  der  zu  C^  gehörigen  HauptkrQmmnngsehene  des  betrach- 
teten bestimmt  gewählten  Punktes  P,  die  Bichtnng  also,  in  der 
die  Ebene  des  HauptkrUmmangskreises  mit  der  Afitte  C^^  die  Tau- 
gentenebene von  P  schneidet,  genfigt  nun  einer  von  diesen  beidea 
linearen  Gleichungen.  Folglich  bat  man  alle  dieser  einen  Gleichung 
genügenden  Richtungen  (dv :  du)  fUr  beliebig  gewählte  Flächenpunkle 
(u,  v)  als  die  ersten  HauptkrUmmungsrichtungen  zu  bezeichnen  und 
die  zugehörigen  Hauptkrümmungsmittelpunkte  entaprecbend  als  dis 
ersten.  Sie  bilden  den  ersten  Mantel  der  Centrfdäche,  die  anderen 
den  zweiten  Mantel. 

Da  die  Fläche  (1)  insgesamt  go'  Punkte  P  hat,  so  wird  sie  im 
allgemeinen  auch  oo'HauptkrUmmnngstuittelpunkteCj  undoo'Hanpt- 
krilmmungsmittelpunkte  C,  haben,  d.  h.  die  Punkte  C^  bez.  C^  werden 

I  seiner  „Application",  eiehe  die  Anm.  in 


Pdr,yGOOgIe 


•  5.     Ckntraßächen.  456 


im  allgemeinen  wirklich  je  eine  Fläche  erfQllea;  aber  ea  kann  vor- 
kommen, dasB  es  nur  oo'  Punkte  (7j  oder  C^  giebt,  ja  aogar  nur 
einzelne  Punkte.  Die  Mäntel  der  Centrafläche  können  also  za  Cnrren 
oder  zu  Funkten  verkümmern. 

1.  Beispiel:  Die  Kugel  gehSrt  freilieb  za  den  Fl&chen  mit  Scharen  von 
Minimalgeraden,  ftber  wie  wir  auf  S.  119,  120  bemerkten,  kSnuen  wir  aie  docli 
zu  den  Flächen  mit  Hauptkrünunungscentren  rechneD.  Die  Mittelpunkte  C, 
and  Ct  fallen  hier  beide  in  die  Eogelmitle,  d.  h.  beide  lUntel  der  Centrafliche 
degenerieren  in  einen  und  nur  einen  Punkt. 

2.  Beiepiel:  Bei  einer  Botationafläche  ist  der  eine  Mantel  der  Centra- 
äfiche  nach  SatclS,  8.  122,  in  die  Drehaxe  anageartet,  w&hrend  der  andere 
Mantel  di^enige  BotatiouaflScbe  mit  deraelben  Äxe  ist,  deren  Meridiancurve 
die  Evolute  der  MeridiaDcurre  der  gegebenen  Fläche  ist. 

3.  Beiapiel:  Bei  einer  BöhrenflSohe,  Tgl.  daa  2.  Beispiel  auf  S.  IBl, 
iet  der  eiue  Mantel  der  Centrafl&che  in  die  Curve  der  Mittelpunkte  dea  er- 
zeugenden Kreiaes  ausgeartet. 

4.  Beispiel:  Bei  einer  abwickelbaren  FUche  ist  der  eine  Haupt- 
krümmungaradiaa  uDendlich  groea,  alao  der  eine  Mantel  der  CentraSäche  un- 
endlich fern  und  zwar,  wie  man  aageu  kann,  eine  unendlich  ferne  Curve,  keine 
Flllche.  Die  eine  Schar  der  Krümmungacurren  beateht  nantlich  hier  aus  den 
Geraden  der  FlBche  (nach  S.  177),  und  ISngs  jeder  Geraden  der  Fläche  hat  die 
FUchenuormale  conatante  Sichtung,  sodaaa  die  unendlich  fernen  Hauptkrüm- 
mongacentren  nach  im  Gianzen  uur  od'  Richtungen  liegen,  entsprechend  dem 
Vorhandensein  von  cq'  Erzeugenden. 

Nach  Satz  53,  S.  171,  schneidet  die  Normale  des  Punktes  P 
der  Fläche  (1)  eine  unendlich  benachbarte  Normale  nur  dann,  wenn 
der  FusBpuukt  dieser  zweiten  Normale  auf  einer  der  beiden  Hanpt- 
krUmmungstangenten  von  P  liegt,  and  zwar  ist  der  Schnittpunkt 
alsdann  der  zugebSrige  Hauptkrttmmungsmittelpunkt  Die  Normalen 
längs  einer  Erümmungslinie  der  Fläche  (1)  bilden  also  eine  ab- 
wickelbare Fläche,  wie  wir  schon  auf  8.  175  auseinandersetzten, 
und  die  Gratlinie  dieser  abwickelbaren  Fläche  ist  der  Ort  der  zu- 
gehörigen Hanptkrümmungscentren.     Also  sehen  wir: 

Sats  25:  Der  eine  Mantel  der  Gentrafläche  einer  ge- 
gebenen Fläche  wird  von  den  Gratlinien  derjenigen  ab- 
wickelbarenFlächen  gebildet,  die  von  den  Flächennormalen 
längs  einer  jeden  ErUmmungscurve  der  einen  Schar  der 
gegebenen  Flächen  erzeugt  werden,  der  andere  Mantel  von 
den  Gratlinien  der  zur  zweiten  Schar  von  Krümmunge- 
curven  gehörigen  abwickelbaren  Flächen  von  Flächen- 
normalen. 

Da  die  Flächennormalen  längs  einer  Krümmungacurve  der 
Fläche  (1)  die  Tangenten  der  Öratliaie  ihrer  abwickelbaren  Fläche 


Pdr,yGOOgIe 


Vierter  AbsdmUt:    Ourven  auf  der  Fläch«. 


sind  und  diese  Gratlinie  auf  dem  eiueu  Mantel  der  Centraflädie 
liegt,  Bo  folgt  weiter,  dass  jene  Fläcbennormalea  auch  Tangenten 
dieses  Mantels  der  Centrafl&che  sind,  sodass  wir  sagen  können: 

Sab  26:  Die  beiden  Mäntel  der  Gentrafläcbe  einer  ge- 
gebenen Fläche  werden  von  den  Normalen  dieser  Fläche 
berührt,  nnd  zwar  berührt  die  Normale  des  Punktes  P  die 
beiden  Mäntel  in  den  beiden  zu  P  gehörigen  HauptkrQm- 
mungsmittelpuukten. 

Diese  Sätze  sollen  durch  die  Fig.  86  erläutert  werden,  in  der 
die  gegebene  Fläche  (1)  mit  einem  Netz  von  Kriimmongscurven 
überzogen  ist  und  zu  zweien  dieser 
Erümmungscurren ,  k^  undA,,  die 
abwickelbaren  Flächen  der  Flä- 
chennormalen  sowie  die  zageb&- 
rigen  Gratlinien  7-,,  y^  angegeben 
sind.  Die  beiden  Mäntel  der 
Centrafläche  sind  schematisch  an< 
gedeutet. ' 
,  Ist  die  Fläche  (1)  reell  und 

in  P  elliptisch  gekrümmt,  so  liegen 
die  zugehörigen  Stellen  Cj  und  C, 
der  Centrafläche  nach  S.  140  auf 
derselben  Seite  von  P,  ist  die 
Fläche  (1)  in  P  hyperbolisch  ge- 
krümmt, so  liegen  sie  auf  ver- 
schiedenen Seiten  von  P.  Für 
ein  reelles  Flächenstück  also,  das 
Fig.  86.  durchaus  hyperbolisch  gekrümmt 

ist,  sind  die  zugehörigen  Stücke 
der  beiden  Mäntel  der  Centrafläche  durch  das  Flächenstück  selbst 
von  einander  getrennt    Dies  ist  z.  B.  in  Fig.  86  der  Fall. 

Wir  wollen  mit  Xj,  y^,  z^  die  rechtwinkligen  Coordinaten  des 
zu  P  gehörigen  Hauptkrümmungscentmms  Cj,  mit  x^,  y^,  z,  die  des 
Punktes  C^   bezeichnen.     Alsdann  ist,  wenn  B^  und  S^  die  Haupt- 


'  Im  BftiLL'echeD  Verlage,  jetzt  bei  Scbiluho  in  Halle,  sind  Modelle  der 
CentraüKchen  des  Ellipaoids  und  des  eioschaligen  Hyperboloids  enchienen, 
hergestellt  von  Scecwarz  und  Dtce.  Man  findet  in  dieser  Sammlang  über- 
haupt eine  Reihe  von  Modellen,  die  flir  das  Studium  der  FlScbentheoric  nütz- 
lich sind. 


Pdr,yGOOgIe 


§  5.    CentmflädtBo.  457 

krilmmungsradieD  des  Pnoktes  P  oder  [x,  y,  z)  der  Fläche  (1)  und 
X,  X,  Z  die  BicbtangscosiiiaB  der  Normale  von  P  bedenten: 

(2)  a:,  =  :r  +  Ä,  J,        y,  =  ^  +  Ä,  7,        z,  =  Z  +  Ä^  ^ 
UDd 

(3)  ar,  =*  +  Ä,X,       y,  =y  +  ü',  7,       z,  =  z  +  Ä,/. 

Da  X,  y,  z,  TP,,  S^  und  Z,  X,  ^  Fanctiotieii  von  u  und  v  sind, 
Bo  liegen  hierin  Parameterdarsteliungen  der  beiden  Mäntel  der  Centra- 
fiäche  vor.  Za  jedem  Wertep&ar  (u,  v)  gehört  ein  Funkt  P  der 
Fläche  (1),  ein  Punkt  C^  des  ersten  Mantels  (2)  und  ein  Punkt  C, 
des  zweiten  Mantels  (3)  der  Centrafläche. 

Es  wird  sich  nun  offenbar  empfehlen,  als  Parameterlinien  (u) 
und  (r)  auf  der  Fläche  (1)  die  ErümmungBcurven  zu  wählen. 
Es  seien  alsdann  die  Curven  (o)  die  Krttmmnngscurren  der  ersten 
Art^  die  Curven  (u)  die  der  zweiten  Art,  sodass  also  die  Pnnkte  C^ 
die  Schnittpunkt«  unendlich  benachbarter  Normalen  längs  der  Curven 
(v)  sein  sollen.    Auch  gelten  dann  die  Formeln  der  Tafel  XIX 

Wir  wollen  die  auf  die  beiden  Mäntel  der  Centrafläche  bezüg- 
lichen Elemente  berechnen;  es  seien  E^,  F^,  G^,  L^,  M^,  N^  die 
Fundamentalgröseen  des  ersten  Mantels  und  X^,  Y^,  Z^  die  Rieh- 
tungacosinuB  seiner  Normalen.  Beim  zweiten  Mantel  wenden  wir 
den  Index  2  an.     Zunächst  folgt  ans  (2); 

45" = '. + A  ^,+  ^4?'-'   ft- = '" + ■'^i  ^. + ^4v- 

oder  nach  XIX  (Z^: 

Hierin  darf  x  mit  y  oder  z  und  X  mit  7  oder  ^  vertauscht  werden. 
Hieraus  folgt  nach  XI  {F\  dass 

X, :  r, :  ^,  =  (r z,  -  Zy^ :  {Zx^  -  Xz^ :  (Xy,  -  JxJ 
oder  also  nach  XI  (K)  und  wegen  F=  0,  nach  XIX  {J): 

(5)  X,:r,:^,  =x^:y.:z«. 
G-anz  entsprechend  ei^ebt  sich: 

(6)  X,:7,:/,=x,:y.:z,. 

Diese  Formeln   haben  eine  einfache  geometrische  Bedeutung: 

Es  seien  nämlich  die  beiden  durch  den  Punkt  P  oder  (u,  v) 

der  gegebeuen  Fläche  (1)  gehenden  Erümmungscurven  (v)  und  (») 


Pdr,yGOOgIe 


4B8  Vierter  Abscknitt:    Owrvm  auf  der  Fläcli». 


mit  Aj  and  A,  bezeichnet  Die  Normale  n  von  F  (siehe  Fig.  86  auf 
3.  456)  enthält  die  Funkte  C\  and  (7,  der  beiden  M&atel  der  Ceatrar 
fläche  and  berührt  in  ihnen  die  beiden  UänteL  Die  NonnaleQ  der 
gegebenen  Fläche  längs  A,  umhüllen  eine  Gurre  y^  auf  dem  eisten 
Mantel,  die  Normalen  längs  A,  eine  Gurre  y^  auf  dem  zweiten 
Mantel.  Die  Cuire  y^  bat  als  Qratlime  diejenige  Ebene  zur 
Scbmiegangsebene,  die  die  Normale  n  und  die  Tangente  ^  von  k^ 
in  P  entb&lt,  d.  h.  die  Ebene  des  ersten  Hauptkrttmmungskreises 
von  P.  Ebenso  bat  ;■,  in  C^  die  Ebene  durch  die  Normale  n  und 
durch  die  Tangente  t^  von  A,  zur  Scbmiegungsebene.  Nun  sagt  (5) 
aus,  dass  diejenige  Normale  v^  des  ersten  Mantels  der  Centiafläclie, 
die  TOD  Cj  ausgeht,  zur  Tangente  t^  parallel  ist,  und  aus  (6]  folgt, 
dass  diejenige  Normale  y,  des  zweiten  Mant«l8,  die  von  C,  ausgeht, 
zur  Tangente  f,  parallel  ist    Also: 

Sati  27:  Sind  Cj  und  £7,  die  zu  einem  Fläcbenpunkte  P 
gehörigen  Punkte  der  beiden  Mäntel  der  Gentrafläche,  so 
ist  die  Normale  der  Centrafläohe  in  C^  bez.  (7,  der  be- 
treffenden Hauptkrümmungstangente  von  P  parallel 

Aber  noch  mehr,  wir  sehen,  dass  die  Normale  v,  in  der 
Scbmiegungsebene  tou  y^  liegt,  also  die  Kauptnormale  TOn  y^  isl 
Die  Cnrve  y^  ist  folglich  nach  S.  402  eine  geodätische  Corre  dea 
ersten  Mantels.  Ebenso  ist  die  Nonnale  Vj  des  zweiten  Mantels 
Hauptnormale  von  y^,  sodass  y,  eine  geodätische  Curve  des  zweiten 
Mantels  ist.    Also: 

Satz  28:  Diejenigen  Garven,  die  von  den  Normalen 
einer  Fläche  längs  je  einer  ErümmungscurTe  umhüllt  wer- 
den, sind  geodätische   Curven   auf  der  Gentrafläche. 

Nach  Satz  27  berührt,  wie  noch  ausdrßckhcb  erwähnt  sein 
mi^ge,  jeder  der  beiden  Hauptkrümmungsscbnitte  eines  Fläcben- 
punktes  P  denjenigen  Mantel  der  Gentrafläche,  der  ihm  nicht  zu- 
gehört, in  demjenigen  HauptkrUmmungsmittelpunkt,  der  ihm  eben- 
falls nicht  zugehört. 

Ehe  wir  weitergehen,  wollen  wir  die  Frage  beantworten,  wann 
einer  der  beiden  Mäntel  der  Gentrafläche  ausartet  Dabei 
werden  wir  die  Gleichung  benutzen,  die  aussagt,  dass  die  Strecke 
PC,  gleich  Ä,  ist  nämlicb: 

(7)  (x  -  ;r,)»  +  (y  -  y,)»  +  {z  -  «,)»  =  S,'. 

Aus  ihr  gebt  durch  Differentiation  nach  v  hervor: 


D,gH,zedr,yGOOgIe 


§  3.    Centrafläcken. 


oder,  da  ar  —  Xj ,  y  —  y, ,  z  ~  t^  proportional  X,  Y,  Z  sind  und  also 
S(x-j;i)«,  nach  XI  (/)  gleich  Null  ist; 

(8)  _S(r_r,)-|5-  =  Ä,A.^, 

eine  Fonnel,  die  wir  auch  mittels  (2),  (4),  XI  {H)  and  XI  (/)  veri- 
ficieren  können. 

Der  erste  Mantel  der  CentraÖäche  enthält  nun  oo'  Curven  y^. 
Jeder  Onrve  7-,  entspricht  «ine  Krümmnngscurre  Aj  oder  (u)  der 
gegebenen  Fl&che.  Bei  der  Parameterdarstellung  (2)  des  ersten 
Mantels  sind  also  die  Parameterlinien  (d)  die  geodätischen  Curven  y,, 
Soll  der  erste  Mantel  in  eine  Curve  degenerieren,  so  ist  dies  auf 
zwei  Arten  denkbar:  Entweder  echmmpft  jede  einzelne  Curve  y^  in 
einen  Punkt  zusammen  oder  alle  Curven  /,  fallen  in  eine  einzige 
zusammen.  Aber  die  zweite  Möglichkeit  ist  deshalb  ausgeschlossen, 
weil  aDe  Tangenten  aller  Curven  y^^  identisch  sind  mit  aUen  Nor- 
malen der  gegebenen  Fläche,  sodass  die  Fläche  (1)  dann  nur  00^ 
Normalen  hätte.  Es  bleibt  also  nur  die  eine  Möglichkeit,  dase  sich 
jede  Curve  y.^  oder  (v)  des  ersten  Mantels  (2)  auf  einen  Punkt 
reduciert  Alsdann  müssen  x^,y^,z^  unverändert  bleiben,  wenn  sich 
nnr  u  ändert,  d.  h.  sie  sind  dann  Functionen  von  v  allein.  Aus 
der  ersten  Gleichung  (4)  und  den  beiden  analogen  Gleichungen  fUr  y 
und  z  folgt  femer,  da  X,  Y,  Z  nicht  sämtlich  gleich  Null  ränd,  dass 
auch  S.^  eine  Function  von  u  allein  sein  muss. 

Halten  wir  jetzt  t*  fest  und  variieren  nur  u,  d.  h.  beschreibt 
der  Punkt  P  oder  (7,  y,  z)  eine  KrUmmungscurve  k^,  so  sind  in  (7) 
und  (8)  nnr  7,  y,  x  veränderlich.  Aber  (7)  stellt  für  die  Punkte 
(:c,  y,  z)  eine  Engel,  (8)  eine  Ebene  dar,  d.  h.  jede  Curve  k^  ist  ein 
Ereis.  Die  Normalen  n  längs  \  gehen  beständig  nach  der  Mitte 
{xy,  y^,  Zj)  oder  C^  der  betreffenden  Xugel,  anders  ausgesprochen:  Die 
Fläche  (l)  wird  längs  des  Kreises  A,  von  einer  Kugel  berührt 

Insgesamt  haben  wir  ao'  Kugeln,  da  die  Coordinaten  x^,  y^,  z^ 
der  Mitten  und  die  Radien  Ä,  Functionen  der  Grösse  u  sind. 

Wird  umgekehrt  eine  Schar  von  co'  Kugeln  gegeben,  so  kann 
dies  analytisch  dadurch  geschehen,  dass  wir  die  Coordinaten  Zj,  y^,  Zj 
der  Mitten  und  die  Radien  £,  der  Kugeln  als  Functionen  eines 
Parameters  v  geben.  Soll  alsdann  eine  Fläche  vorhanden  sein, 
die  jede  dieser  Kugeln  längs  einer  Curve  berührt,  so  müssen  die 
rechtwinkligen  Coordinaten  x,  y,  z  der  Punkte  der  Fläche  ausser 
von  o  noch  von  einem  Parameter  abhängen,  sodass  die  Parameter- 
linie (v)  der  fraglichen  Fläche  auf  der  zu  v  gehörigen  Kugel  liegt 


Pdr,yGOOgIe 


460  Vierier  Absehnüt:    Ourvm  auf  der  Fl&^. 

and  die  Engel  die  Fläche  längs  dieser  Cnire  berührt  Also  ist  zu 
fordern,  dass  einerseits 

(9)  ix  -  x^f  +  (y  -  y,)'  +  (z  -  z,)*  =  Ä.» 

sei  und  andererseits  die  Tangentenrichtangen  der  Fläche  aof  der 
Kugel  liegen,  also: 

(10)  {*  -  x,)x^  +  {y-  y,)y^  +  (z  -  z,)z.  =  0 
und 

(11)  {X  -  ,,),,  +  (y  -,Jy.  +  (I  -  :-,)!,  -  0 
sei     Aber  (9)  giebt  wie  oben  Dach  v  differenziert: 

also  wegen  (11): 

(12)  -S(--',)^--»,^. 

vas  wieder  aussagt,  dass  die  Parameterlinien  (v)  der  frs^cben 
Fläche  iu  Ebenen  liegen,  also  Kreise  sind. 

Jetzt  können  wir  so  sagen:  Wir  Terstehen  unter  x,  y,  z  drei 
Functionen,  die  den  Gleichungen  ^9)  und  (12)  genügen,  also,  da 
dies  nur  zwei  Bedingungen  sind,  ausser  v  noch  eine  Vei^nder- 
liche  u  enthalten  können,  sodass  sie  die  analytische  Darstellung 
einer  Fläche  geben,  die  wir  auch  durch  Elimination  von  v  aus  (ft) 
und  (12),  wo  r  in  ar„  y,,  z^  und  B^  und  ihren  Ableitungen  auftritt, 
in  der  Form 

F{x,  y,  2)  =  0 

erhalten  worden.  Diese  Fläche  erfüllt  ausser  den  Gleichungen  (9), 
(12)  alle  durch  Differentiation  nach  u  und  v  daraus  herTorgehendeu 
Gleichungen.  Aber  die  Differentiation  TOn  (9)  nach  w  giebt  (10), 
da  x^,  y,,  Zj,  R^  von  a  frei  sind,  und  die  Differentiation  von  (9) 
nach  V  giebt  mit  Rücksicht  auf  (12)  gerade  (11).  Die  gefundene 
Fläche  bat  also  die  gewünschte  Eigenschaft:  Sie  berührt  jede  der 
GO'  Kugeln  längs  einer  Cnrre,  und  wir  haben  überdies  gesehen, 
dass  die  Corven  Kreise  sein  müssen.  Wir  wollen  zunächst  dies  Er- 
gebnis formulieren: 

Sats  29:  Eine  stetige  Schar  tou  co'  Engeln  erzeugt 
stets  eine  Fläche,  die  Ton  jeder  Kugel  der  Schar  längs 
einer  Gurve  berührt  wird.  Diese  BerührungscurTen  sind 
Kreise.    (Siehe  Fig  Ö7,  S.  461.) 


Pdr,yGOOgIe 


§  5.    Centraimdm.  461 

MaD  sagt,  dass  diese  Fläche  die  Umhallende,  Einhüllende 
oder  Enreloppe  der  co^  Kugeln  sei.  Man  kann  nämlich,  wenn 
eine  stetige  Schar  von  oo^  beliebigen  Flächen 
vorliegt,  ebenfalls  beweisen,  dass  es  eine  solche 
Fläche  giebt,  die  jede  Fläche  der  Schar  längs 
einer  Curre  berUhrt,  worauf  wir  jedoch  nicht  ein- 
geben wollen.  Der  Beweis  ist  —  abgeseben  davon, 
dasB  sich  vorhin  insbesondere  Kreise  ergaben  — 
ganz  analog  dem  obigen.^ 

Insbesondere  nennt  man  die  Umhüllende  einer 
Schar  von  oc'  Kugeln  eine  Canalfläcbe.'  Die 
oc'  Kreise,  in  denen  sie  von  den  cxi'  Kugeln  be- 
rührt wird,  sind  ihre  Krümmungscurven  der  einen 
Schar,  da  die  Normalen  längs  jedes  dieser  Kreise  \ 

zugleich   Normalen    der   betreffenden   Kugel   sind  Fifc-  87. 

und  also  eine  Kegelfläche  bilden,  sodass  Satz  54, 
S.  176,  angewandt  werden  kann.  Zu  den  Ganaläächen  gehören  ins- 
besondere die  in  dem  2.  Beispiel  auf  S.  181  erwähnten  Röhren- 
flächen. Jede  Rotationsfläche  ist  augenscheinlich  auch  eine 
Canalfläche;  hier  sind  die  Kngelmitten  die  Schnittpunkte  der  Nor- 
malen mit  der  Drehaxe  und  die  Rngelradien  diese  Normalen  selbst. 

Kehren  wir  nun  wieder  zu  den  Centraflächen  zurück,  so  können 
wir  sagen: 

Satz  30i  Bin  Mantel  der  Gentrafläche  artet  nur  dann 
in  eine  Curve  aus,  wenn  die  Fläche  eine  Canalfläche  ist 
In  diesem  Falle  ist  der  Ort  der  Mitten  derjenigen  Kugeln, 
die  von  der  Canalfläche  umhüllt  wird,  der  ausgeartete 
Mantel. 

Eine  andere  Ausartung  tritt  ein,  wenn  der  eine  Mantel  der 
Centraääche   unendlich   fem   ist,   d.  h.    wenn    die   Normalen   längs 

'  Wahrend  man  in  der  Ebene  nur  cc'  Curven  eu  betrachten  hat,  wenn 
man  die  UmQllungetheorie  aufstellen  wiil,  hat  man  dagegen  im  Räume  zwei 
FBlIe  zu  uoterBcheiden:  £b  kGnnen  cd*  oder  od'  FlSchen  vorliegen.  Eine  ei- 
Bchöpfende  Behandlang  der  UmhUilnngstheorie  im  Kaume  führt  naturgemäss 
zu  der  Theorie  der  partieellea  Differntialgleichungen  erster  Ordnang,  auf  die 
wir  gmndsätzHch  nicht  eingehen  wollen,  und  deshalb  hauptsächlich  unterlassen 
wir  es,  die  Umhüllenden  von  Flächenscharen  zu  untersuchen.  Wir  wollen  abet 
anmerken,  dass  Mohob  ihre  Theorie  in  seiner  „Application"  geschaffen  hat, 
wodurch  er  zugleich  in  die  von  Laobakob  herrührende  analytische  Theorie  der 
partiellen  Differential  gleich  nogen  erster  Ordnung  anschauliche  geometrische 
Vorstellungen  hineinbrachte. 

*  Sie  wurden  zuerst  von  UoHaa  in  Beiner  „Application"  ontersucht 


Pdr,yGOOgIe 


462  Vierter  Abscknüt:    Ckirven  auf  der  Fläche. 

jeder  Curre  Ä,  einander  parallel  sind,  die  Curven  Aj  also  Geradeo 
sind  und  die  Fläche  abwickelbar  ist  Diesen  Fall  erwähnten  inr 
schon  oben  in  dem  4.  Beiapiele.  Alan  kann  die  abwictelbaren 
Flächen  als  Ganaltlächen  sufTassen,  deren  erzeugende  Kngeln  wt- 
endlich  ferne  Mitten  haben,  also  zu  Ebenen  geworden  sind,  nämlich 
zu  den  ao'  Tangentenebenen  der  abwickelbaren  Fläche. 

Da  der  erste  Mantel  der  Centrafläcbe  nur  dann  ausartet,  weno 
sich  jede  Curve  y^  auf  einen  Punkt  rednciert,  also  S^  längs  jeder 
Cnrve  A,  oder  (v)  constant  ist,  und  da  umgekehrt  daraus,  dass  B^ 
nur  Ton  v  abhängt,  nach  (4)  folgt,  dass  x^,  y^,  r,  nur  von  e  ab- 
hängen, also  jede  Cnrre  /,  nur  ein  Punkt  ist,  so  können  wir  ancli 
diesen  Satz  formulieren: 

Satt  31:  Die  Flächen,  bei  denen  der  eine  HauptkrQm- 
mungsradius  längs  jeder  zagehSrigen  KrUmmungscurTe 
coDstant  ist,  sind  die  Canalfläcben;  auf  ihnen  bilden  die 
Kreise  diese  eine  Schar  von  SrÜmmungscurTen. 

Es  können  auch  beide  Mäntel  der  Centrafläche  ausarten;  doch 
hierauf  wollen  wir  erst  weiter  unten  gelegentlich  zur&ckkonuneii, 
um  jetzt  nicht  zu  weit  von  der  allgemeinen  Theorie  der  Centra- 
flächen  fortgeführt  zu  werden.    (Siehe  S.  473,  474.) 

Kehren  wir  jetzt  zur  Aufstellung  allgemeiner  Formeln  iür  die 
Gentraflächen  zurück.  Aus  (4)  können  wir  nach  XI  {A)  sofort  die 
Fnndamentalgröesen  erster  Ordnung  £,,  F^,  6^  des  ersten  Mantels 
ableiten.    Wegen  XI  {II)  und  XI  (/)  kommt: 

(•3)  S,-[-r„'j'  ^i--du  ev  '^i  =  [-öT j  + 1  "^-)  ^- 
Femer  ist 

i),.-.,«,_v-(r:)'p;.^r»- 

Also  setzen  wir  in  Oemässheit  der  Bestimmung  auf  S.  18: 
(14)  A=*i-e4"  •-^--■Vö, 

wo  Cj  =  ±  1  i^^  uod  im  reellen  Falle  so  gewählt  werden  soll,  dass 
D^  positiT  wird.  Dabei  sei  dann  im  reellen  Falle  unter  }'G  die 
positive  Quadratwurzel  Terstanden. 

Wie  wir  schon  oben  fanden,  ist  nach  (4): 

du     är  du      dv    ~         li,  du       ^       '       ^*«' 


Pdr,yG00gIe 


§  5.    GentraftaAen.  468 

oder  nach  XI  (r),  da  i*  =  0  ist: 

fltt    dv         du    df   ~  R,"  du  '  I>  *"■ 

Wegen  (14)  ergiebt  sich  deshalb  ans  XI  [F)  für  den  EichtungscosinuB 
X^  der  Normalen  des  ersten  Hanteis: 

Es  ist  aber  D  ~yM-\ö,  wo  wir  im  reellen  Falle  beide  Wurzeln 
positiv  wählen;  also  kommt: 

<15)  X  =  -  -"-x.       r. %y.      Z.=-  -^z^. 

Mithin  ist: 

dp  YE    "        2Ye'   " 

sodass  hieraus  und  ans  (4)  nach  XII  ((7)  fOr  die  FandamentalgrSssen 
X,,  M^,  If^  des  ersten  Mantels  folgt: 


M,  - 

•■'(vi'- 

*i  = 

■'(Ä-- 

Rechnet  man  diese  Summen  mit  Hälfe  Ton  XII  (J),  XI  (/),  XVI  (C) 
aus,  so  kommt,  weil  Überdies  F^^M^O  nach  XIX  (^  ist: 

oder  nach  XIX  (i>): 

Der  Wert  von  N^  lasst  sich  noch  umformen,  denn  nach  XIX  (C)  ist: 
i  G.  _      _^ SB^ 

sodass  wir  schliessUch  finden: 

(16)  i,  _,.yil-'?S-5^,    ^,  =  0,    N,  — .    e.A.lM^.. 

'      '        "  du  '  ■       ■  ^V£    «.        «» 


i,i,z,dr,  Google 


464 


Vierter  Aba^tmU:    Ourven  auf  der  Flädui. 


Aue  ^1  =  0  folgt  nach  Satz  70,  S.  186,  dass  die  Curveu  (m> 
und  {v)  auf  dem  ersten  Mantel  der  Centrafläche  zu  einander 
conjugiert  sind.  Die  Curven  (v)  sind  die  oben  mit  /,  bezeich- 
neten Cnrven.  Eine  Cnrve  (a)  wird  von  denjenigen  HauptkrQmmtings- 
oentreu  C^  gebildet,  die  auf  den  Normalen  der  ursprüngKchen  Fläche 
längs  einer  Krümmungacurve  k^  liegen.  Da  Entsprechendes  ftlr  den 
zweiten  Mantel  der  Centraääche  gilt,  ao  folgt: 

SatB  32:  Auf  jedem  Mantel  der  Centrafläche  sind  die 
Cnrven,  in  deren  Punkten  er  von  den  Normalen  der  ur- 
sprünglichen Fläche  längs  der  Krümmungscurven  berührt 
wird,  zu  einander  conjugiert. 


Die    zu   den   Gurren 


des 


ersten  Mantels  conjugierten  Curven 
unterscheiden  sich  wesentlich  von 
den  Cnrven  y^:  Die  Curven  y,, 
die  geodätisch  sind,  haben  die  Nor- 
malen der  ursprünglichen  Fläche 
zu  Tangenten,  die  anderen  Curven 
nicht,  obgleich  ihre  Punkte  Be- 
rührungspunkte der  Normalen  mit 
dem  Mantel  sind.  Dies  soll  durch 
Fig.  88  erläutert  werden,  in  der 
eine  Curve  der  zweiten  Art  auf 
dem  ersten  Mantel  der  Ceotra- 
Üäche  dargestellt  ist 

Nach  (13)  ist  das  Quadrat  des 
,.  Bogenelementes    ds^     des     ersten 

Mantels  der  Centraääche: 


wofUr  wir  auch  schreiben  können: 

(18)  \ 

Ist  dieser  Mantel  der  Centrafläche  nicht  ausgeartet,  so  ist  Äj  längs 
der  Erümmungscurven  (v)  oder  A,,  wie  wir  oben  sahen,  nicht  con- 
stant,  d.  b.  Ry  ist  eine  von  d  unabhängige  Function  von  u  und  v. 
Wir  können  daher  statt  u  und  v  auch 

(19)  0  =  7?,,         c  =  u 


Pdr,yGOOgIe 


§  Q.    Centrafläekea.  465 

sIb  Parameter  auf  diesem  ICantel  einfHbrea.     AlBdann  stellt  sich 

dt^*  nach  (18)  so  dar: 

(20)  rf,j»  =  (ffl»+/^^)*(?rffl», 

wo  wir  natftrlicfa  den  Factor  von  de*  als  Function  von  ü  und  o 
auffaasen  können.  Nach  9atz  19,  8.  440,  folgt  hieraus,  dass  die 
Curven  (^  geod&tisohe  Gurren  und  die  Gurren  (ii)  ibre  orthogonalen 
Trajectorien  auf  dem  ersten  Mantel  der  Centrafiäche  sind.  Dass  die 
Parameterlinien  (fi),  die  ja  nach  (19)  die  Linien  («)  oder  y^  sind, 
geodätisch  sind,  wird  also  hier  aufs  Neue  bewiesen.  Die  Gurren  (a) 
sind  nach  (19)  diejenigen  Gurren,  für  die  R^  constant  ist  Mau  er- 
hält sie,  wenn  man  auf  der  ursprünglichen  Fläche  (I)  längs  einer 
solchen  Corre  fortschreitet,  für  deren  Punkte  der  erste  Haapt- 
krOmmungsradiaB  S^  constant  ist,  und  zwar  sind  sie  dann  die  Örter 
der  Berührungspunkte  C^  der  Normalen  mit  dem  ersten  Mantel  der 
Centrafiäche. 

Entsprechendes  gilt  auf  dem  zweiten  Mantel.    Also: 

Satz  88:  Beschreibt  man  auf  einer  Fläche  eine  Gurre, 
fflr  deren  Punkte  der  erste  oder  zweite  HauptkrUmmungs- 
radius  constant  ist,  so  ist  der  Ort  der  zugehörigen  Haupt« 
krflmmuDgsmittelpankte  eine  solche  Curve  auf  dem  ersten 
bez.  zweiten  Mantel  der  Centrafiäche,  die  jene  geodätischen 
Linien  orthogonal  schneidet,  die  den  Ernmmungscurven 
der  ersten  bez.  zweiten  Art  entsprechen. 

Wir  sehen  aber  noch  mehr:  Nach  Satz  19,  S.  440,  ist  ferner  ü 
in  (20)  oder  also  if,  die  Bogenlänge  der  geodätischen  Gurren  y-^ 
zwischen  den  Gurren  (&  <=  0)  und  (a).  Da  der  Fall,  dass  o  =  j^^  ■=  0  is^ 
im  allgemeinen  nicht  eintritt,  ist  es  besser,  so  zu  sagen:  Die  Differenz 
der  beiden  Werte,  die  R^  für  zwei  Punkte  einer  KrQmmungscnrre  *, 
hat,  ist  gleich  dem  Bogen  des  zugehörigen  Stückes  der  geodätischen 
Gurve  yy    Also: 

Bat!  84:  Beschreibt  ein  Punkt  eine  KrUmmungacurve 
der  ersten  oder  zweiten  Art  auf  einer  Fläche,  so  ist  die 
Bogenlänge  der  Gurve  des  zugehörigen  HaoptkrOmmungs- 
mittelpunktes  auf  dem  ersten  bez.  zweiten  Mantel  der 
Centrafiäche  gleich  der  Differenz  der  Werte  des  ersten 
bez.  zweiten  HauptbrQmmungsradius  fttr  die  beiden  End- 
pnnkte  des  Weges. 

Zur  Erläuterung  diene  die  Fig.  89,  S.  466,  fUr  eine  KrOmmungs- 


Pdr,yGOOgIe 


466  Vterler  AbaMiU:    Ourvm  auf  der  Fläche 

Dieser  Satz  34  ist  io  gewissem  Sinoe  als  eine  Verallgemeinerung 
des  Satzes  über  Evolaten  und  EvolTenten  in  der  Ebene  aufzn&ssen. 
nach  dem  die  Bogenlänge  der  Erolate 
gleich  der  Differenz  der  Normalen  der 
Evolvente  in  den  Endpnnkten  ist  (rgl. 
Satz  3»,  I  S.  63,  und  (4).  I  S.  295). 

Schliesslich  wollen  wir  noch  du 
Erümmangsmaass  JT,  für  den  ersten 
Mantel  der  Centrafläche  berechnen. 
Nach  XII  (A')  ist: 


*r 

">                «,■ 

\i>f 

\ 

sodass  aus  (14)  und  (16)  folgt 

\ 

as. 

fon     A'    1          '       ^** 

Flg.  »•. 

'     '         '           «,-«,)•      iK^ 

Ein  entsprechender  Wert  ergiebt  sich  für  das  Eilimmangs- 
maass  JT,  des  zweiten  Mantels,  wie  ja  überhaupt  ans  den  anf  den 
ersten  Mantel  bezäglichen  Formeln  die  für  den  zweiten  gültigen 
f'ormeln  einfach  dadurch  hervorgehen,  dass  man  ttberall  die  In- 
dices  1  and  2,  femer  u  und  v,  daher  auch  E  und  G  nnd  endlich  / 
und  N  vertauscht,  also  z.  B.  £^  durch  G^  ersetzt  u.  s.  w.  , 

In  den  entwickelten  Formeln  kommen  einige  Nenner  vor,  deren 
Verschwinden  Anstoss  erregen  könnte;  aber  wenn  wir  von  den 
FUllen,  in  denen  der  eine  oder  andere  Kantet  der  Centraflftche  aus- 
artet, ganz  absehen,  so  hat  dies  nichts  auf  sich,  denn  dann  sind 

J{,,  S,  und  -ä-^,  -J-^  von  Nnll  verschieden,  sodass  nur  die  Formel 
''    ^  du  '    öp  ' 

(21)  noch  zn  einer  Bemerkung  nötigt:   Hier  würde  sieb  f^  JT,  ein 

unendlich  grosser  Wert  ergeben,  wenn  B^  =  B^  wäre.     Dann  abar 

hätte  die  Fläche  lauter  Nabelpunkte  nnd  V&st  eine  Engel,  nach 

Satz  12,  S.  120,  die  zu  den  angeschlossenen  Canalfläcben  gehört. 

Wegen  der  Werte  (16)  and  nach  XII  (J)  läset  sich  die  Difie- 

rentialgleichung   der  Haupttangentencurven    des   ersten   Mantels  in 

deif  symmetrischen  Form  schreiben: 


(22) 


BB,'^d„'  -  0 S^'^drf 


Analog  gilt  auf  dem  zweiten  Mantel  die  Oleicbnng: 


,dr,GoogIe 


§  5.    Oentrafiadim.  467 

(23)     ■  _  EB,*^du'-  GB^'-^dv*  ^0 

fOr  die  HaapttangenteiicnrTen. 

Znm  ScUass  vollen  wir  die  Formelo  Qber  Centraflächen  auf 
eine  besonders  interessante  Flächenfamilie  anwenden,  nämlich  auf 
diejenigen  Flachea,  die  wir  schon  in  §  U  des  3.  Abechnittes  be- 
trachtet haben. 

af  der  nrBpranglichen  Flficbe  (1)  eine 


zwischen  ihren  "HauptkrQminangsTadieii.  Aladaan  sind  R,  und  R^  von 
«inander  abhängige  Functionen  von  u  nnd  v,  fQr  die  also  die  Fanctionaldeter- 
minante  (vgl.  i  S.  91)  gleich  NvU  iot: 


Da  nan  das  KrümmungBmaass  K,  des  zweiten  Haatels  der  Centrafl&cbe  analog 
<21)  den  Wert 


hat,  so  folgt  ans  (25),  dass 

ist  In  (22)  und  (23)  haben  wir  femer  die  DifferenUalgleicbongen  der  Haupt- 
tangentencurven  anf  beiden  Mfiuteln  der  CentraflScbe  anfgestellt.  Nach  (25) 
sind  diese  beiden  Gleicbongen  jetzt  mit  einander  identisch.  Daher  haben 
wir  den 

Bats  35:  Besteht  anf  einer  Fliehe  eine  BeUtion  «wischen  ihren 
Hauptkrümmnngsradien,  so  ist  dasProdnct  der  KriiDimnngen  ihrer 
beiden  Cen traf lächenmXntel  in  solchen  Punkten,  die  anf  derselben 
Normalen  der  FiBche  liegen,  gleich  dem  reciproken  Wert  der 
vierten  Potenz  der  Differenz  der  beiden  Radien.  AuHserdem  liegen 
die  Hanpttangentenonrven  anf  beiden  MKnteln  ao,  dass  diejenigen 
Normalen,  die  nach  den  Punkten  einer  Hanpttangentencarve  des 
einen  Mantels  gehen,  «ach  anf  dem  anderen  Hantel  eine  Hanpf- 
tangentencurTe  bestimmen. 

Wir  sahen  femer,  dass  wir  das  Quadrat  dee  Bogenetementes  ds,  des 
ersten  Mantels  der  Centrafläche  durch  Einführung  der  in  (19)  angegebenen 
Parameter  ü,  p  anf  die  Form  (20)  bringen  kSnnen.  Wegen  (24)  ist  aber  jetzt 
Jf,  eine  (^wisse  Function  von  Ü,: 

m  £.-v(B,),  

80" 


^dnyCOOgle 


468  Vierler  Äbschnüt:    Ourvm  auf  der  Fläche. 

und  aotserdem  kann  nach  (9),  S.  SSO,  O  als  Fnoetioa  Ton  £,  und   ^,  als» 
anch  als  Function  von  R^  allein  anfgefewt  «erden,  lodaaa  wegen  £,•■■<  an* 
(aO)  folgt: 
(21)  da,*-  dü*  + vCiOde*. 

Nun  gehSren  zu  ein  und  denelben  Eelation  (24)  nnendlicli  riele  IIBcbeN.  Aber 
bei  allen  ist  die  Function  ^  dieselbe,  also  läaat  lich  fOr  alle  daa  Quadrat  des 
Bogenelementes  des  eisten  Mantels  der  Centiaflfiche  auf  eine  gemeinsame  Fonn 
(ET)  bringen.  Nach  SatE  5,  S.  376,  sind  daher  diese  enten  MKntel  der  Centra- 
flScheu  ^er  jener  unendlich  rielen  FUohen  auf  einander  verbiegbar.  Daaselbe 
gilt  natüriitJi  tut  die  zweiten  HSntel.    Demnach  folgt 

SatE  36:  Besteht  anf  zwei  FUehen  dieselbe  Relation  zwisehea 
ihren- HaaptkrOmmnngsradien,  so  sind  ihre  GentrsflSchen  anf  ein- 
ander verbiegbar,  nnd  zwar  entsprechende  HSntel  auf  einander. 


-^-jvr-i 


a:  =  p(»)oosf,        y-p(ii)sinf,        »-J  yi^f/{Midü 

die  Gleichungen  einer  SotationsflKche  wie  in  Satz  16,  S.  29S,  so  ist 

di'-  <iB»  +  p'(»)dB* 
dae  Qoadrat  ihres  Bogenelementes  di.    Wir  kCnuen  nun  p{ü)  k>  w&hlen: 

p  (b)  -  yv(«) . 

Alsdann  stimmt  die  Form  (37)  von  d«,*  mit  der  ron  di*  fiberein,  sodass  der 
schon  einmal  citierte  Satz  &,  S.  375,  ergiebt: 

Sfttl  87:  Besteht  anf  einer  FlSche  eine  Belation  swiachen 
ihren  Banptkrttmmnngsradien,  so  ist  jeder  der  beiden  Hftntel  ihrer 
CentrafUche  auf  je  eine  Rotstionsflficbe  verbiegbar.  Dabei  geben 
die  geodätischen  Curven  de«  ersten  Hanteis,  die  den  Ertlmmnnga- 
curven  erster  Art  der  Fl&che  entsprechen,  in  die  Meridiane  nnd 
diejenigen  Curven  des  ersten  Mantels,  die  den  Orten  gleichen 
Wertes  des  ersten  Hanptkrflmmangeradins  zngehOren,  in  die 
Breitenkreise  der  einen  RotationsflSche  Aber;  nnd  für  den  zweiten 
Mantel  IBsst  sich  Entsprechendes  ansaagen.* 

Denn  man  bat  nur  la  bedenken,  dass  die  Corven  (ü)  nach  (19)  denjewgen 
Curren  der  ursprünglichen  FlSche  entsprechen,  iüx  die  ü,  =  ConaL  ist,  nad 
dass  die  Carren  (f)  nach  [19)  die  geodütischen  Cnrven  (v)  dea  ersten  Maateb 
sind,  die  wir  ala  die  Curven  f,  bezeichnet  hatten. 


'  Theorem  von  Wsuoabtem,  von  dem  überhaupt  die  angegebenen  SStie 
Über  diese  sogenannten  Wkihoabtbs 'sehen  Fliehen  hetrBhren.    Vgl.  die  *■""- 


Pdr,yGOOgIe 


§  6.    Qeradmaehetrm,  die  tüs  NormaiewiAarm  aufieufasaen  sind. 


§  8.    Geradenscharen,  ifle  als  Normalenscharen  anfgefasst 
werden  kftnnen. 

In  gewissem  Sinne  ist  die  Ceatraflftche  einer  Fläche  die  natOr- 
liche  Verallgemeinenug  des  aas  der  Theorie  der  ebenen  Cnrren 
gelänfigen  BegriffeB  der  Eyolate  einer  Carre.  In  der  Ebene  haben 
wir  damals  anch  die  TJmkehning  notersncbt:  Zu  einer  gegebenen 
Evolnte  die  Evolvente  za  finden.  (Vgl.  I  S.  65.)  Entsprechend  giebt 
es  anch  in  der  Fl&chentheorie  eine  Umkebrung: 

Zn  einer  gegebenen  Gentrafläcbe  die  zugehörige  ür- 
fl&che  za  beatimmen. 

Doch  dies  Problem  lässt  sich  verachiedenartig  ^ssen:  Da  Däm- 
lich die  CentraflILche  ans  zwei  Mänteln  besteht,  so  kann  man  ent- 
weder annehmen,  beide  Mäntel  seien  gegeben,  oder  maji  kann  an- 
nehmen, dass  nur  ein  Mantel  gegeben  seL 

Wir  betrachten  zunächst  das  erste  Problem:  Es  seien  beide 
Mäntel  der  Centrafläche  gegeben,  gesacht  wird  die  Ur- 
fläche.  In  diesem  Falle  kann  man  ohne  Mähe  die  Normalen  der 
Urfläche  findsn,  da  sie  beide  Mäntel  der  Centrafiäche  berflhren 
mUssen.  Wir  wählen  nämlich  auf  dem  einen  Mantel  einen  Punkt  C^ 
beliebig.  Dann  mass  es  eine  Normale  der  Urtläche  geben,  die  den 
Mantel  in  C^  berOhrt,  also  in  der  Tangentenebene  von  C\  liegt. 
Diese  Tangentenebene  schneidet  den  zweiten  Mantel  in  einer  Curve, 
und  die  gesuchte  Ton  0,  ausgehende  Normale  musB  auch  den  zweiten 
Mantel,  mithin  diese  Curve  berühren.  Von  C^  wird  nun  im  all- 
geseinui  eine  Tangente  oder  eine  endliche  Anzahl  von  Tangenten 
An  die  Cnrre  gehen.  Unter  ihnen  mass  die  gesuchte  Normale 
«nthalten  sein. 

Man  sieht  so,  dass  es  Leicht  ist,  diejenigen  Geraden  zu  be- 
stimmen, die  Normalen  der  gesuchten  Fläche  sein  könnten.  Da  der 
«ine  Mantel  ao'  Paukte  C^  enthält,  erhalten  wir  gerade  oo*  Geraden, 
ebenso  viele  wie  es  Normalen  geben  mOsste.  Die  Frage  ist  also 
Jetzt  auf  die  andere  Frage  zurückgefQhrt: 

Unter  welchen  Bedingaugen  ist  eine  stetige  Schar  von 
oo'  Geraden  als  die  Schar  der  Normalen  einer  Fläche  anf- 

2QfaBBeQ? 

Hätten  wir  diese  Frage  beantwortet,  so  wDrden  wir  die  Be- 
dingungen auf  die  soeben  construierto  Geradenschar  anwenden. 
Wären  sie  erfüllt,  so  würden  wir  die  Flächen  za  suchen  haben,  die 
die  Geraden  der  Schar  senkrecht  schneiden. 


Pdr,yGOOgIe 


470  Vierter  Abschtia:    Ourven  auf  der  Fläche. 

Man  sieht  hieraus,  dasa  die  Schwierigkeit  des  ProblemB  einmal 
in  der  soeben  formulierten  Frage  und  dann  in  der  zweiten  Frage 
liegt,  wie  man  die  Flächen  bestimmt,  die  die  ao*  Geraden  zu  Nor- 
malen haben.     Wir  legen  uns  daher  das  Problem  vor: 

Gegeben  sei  eine  stetige  Schar  von  oo'  Geraden;  ge- 
fragt wird,  ob  sie  die  Normalen  einer  Fläche  sein  können 
und,  wenn  sie  es  sind,  wie  man  diese  Fläche  findet 

Eine  stetige  Schar  von  co'  Geraden  nennt  man  auch  (vgl.  I 
8.  141)  ein  Strahleusystem.'  Wir  fragen  also  nach  den  Be- 
dingangen,  unter  denen  ein  Strahlensystem  das  Normalen- 
system einer  Flache  ist  Dabei  sehen  wir  von  vornherein  selbat- 
verständlich  von  dem  Falle  ab,  dass  die  Geraden  des  Strahlensystem» 
Minimalgeraden  seien. 

Eine  Gerade  mit  der  Bichtungscosiuas  f,g,h  kann,  wenn  (£,  Q,  j) 
ein  bestimmter  I*unkt  auf  ihr  ist,  in  den  laufenden  Coordinaten  x,  y,  z 
mittels  eines  Parameters  t  so  dargestellt  werden: 

In  (1)  liegen  oo"  Geraden,  also  ein  Strahlensystem,  vor,  sobald 
wir  unter  j,  5,  %,  f,  $,  h  Functionen  von  zwei  Parametern  k 
und  t>  verstehen.  Denn  dann  gehören  zn  jedem  Wertepaar  »,  v 
bestimmte  Werte  von  %,  Q,  $;  f,  g,  h,  also  auch  eine  bestimmte 
Gerade  (1).    Da  wir  insbesondere  unter  f,  g,  h  die- Richtungscosinus 


'  Die  StrahleDiyBteme  wurden  zuerst  von  MiLna  s^Btemitisch  tmterancbt, 
siehe  Bune  Note:  „Optique"  in  der  Correspondaace  de  l'llcole  polyL  1  (1806) 
und  Beine  AbhandluDg:  „Optique"  im  Journal  de  Vt.eo\t  pa\jt.,  14.  cab- 
(1808).  Insbeaoadere  fand  er,  dasB  eich  die  Qeraden  eines  StrahlensTstemB  io 
zwei  Weisen  zn  Scb&ren  von  je  u>^  Geraden  zusammenfassen  lassen,  die  ab- 
wiekelbare  Flächen  erzeugen,  also  so,  wie  es  bei  der  Normalen  einer  FUebe 
der  Fall  ist,  wenn  mau  die  Normalen  ISogs  je  einer  KrümmungBcarve  heaaoB- 
greift  (vgl.  die  Fig.  86  auf  S.  156).  Die  Oratlinien  dieser  abwickelbaren  Fläoben 
bilden  auch  bei  beliebigen  BtrablensjstemeD  zwei  Flächenrnfintsl,  die  soge- 
nannten Brennfl&chen.  Halüb  fand  so,  dass  die  Geraden  eines  jeden 
Strtihlensjstems  Doppeltangenten  einer  ans  zwei  Mänteln  bestehenden  Fliehe 
sind.  Wenn  insbesondere  Jene  beiden  Scharen  von  abwickelbaren  Flachen 
einander  senkrecht  schneiden,  so  liegt  ein  Strahlensjstem  vor,  da«  das  N<l^ 
malenSTStein  einer  Fl£che  ist  Man  könnte  dem  Satze  3a  auf  S.  412  diese  be- 
griffliche Deutung  geben.  Sie  wurde  ebenfalle  von  Malus  erkannt,  aber  erdt 
TOD  BKftTUND,  „Memoire  eur  U  thäorie  des  surfaces",  Joum.  de 
Math,  pures  et  appl.,  1.  s^rie  t.  IX  (1844),  vollständig  ausgesprochen  und  be- 


Pdr,yGOOgIe 


Geradtnseharm,  die  ala  Normaietu^iaren  aufzufassen  sind.    471 


der  Geraden  verstehen  wollten,  so  können  wir  uns  dabei  auf  solche 
FunctioDen  f,  ff,  h  von  u  und  v  beschränken,  für  die 
(2)  /■»  +  j»  +  Ä»  =  1 

ist 

Soll  es  eine  Fläche  geben,  die  die  oo*  Geraden  (1)  zu  Nor- 
malen hat,  so  muBB  anf  jeder  Geraden  (1)  ein  Punkt  der  Fläche 
liegen.  Nun  wird  ein  Punkt  (x,  y,  z)  auf  der  Geraden  (1)  durch 
die  Angabe  des  Wertes  des  Parameters  t  festgelegt,  der  nebenbei 
bemerkt  den  Abstand  des  Punktes  (x,  y,  z)  vom  Funkte  (;,  t),  j)  vor- 
stellt  Die  Gerade  (1)  selbst  wird  durch  ein  Wertepaar  v,  »  fest- 
gelegt Für  jede  einzelne  der  oo^  Geraden  (1),  d.  h.  fßr  jedes 
einzelne  Wertapaar  «,  »,  wird  jener  Abstand  (  für  den  fraglichen 
Fusspunkt  {x,  y,  z)  der  Normalen  einen  besonderen  Wert  haben; 
mit  anderen  Worten:  Wir  haben  unter  t  eine  noch  anbekannte 
Function  von  u  und  v  zu  verstehen,  sodass  x,  y,  x  in  (1)  Functionen 
von  u  und  t>  allein  werden. 

Die  Frage  ist  jetzt  diese:  Können  wir  för  t  eine  Function 
von  «  und  v  setzen,  sodass  alle  durch  (1)  bestimmt«D  Funkte  [x,y,z) 
eine  solche  Fläche  in  den  Farametem  u,  v  erfüllen,  deren  Normalen 
die  gegebenen  Richtungscosinus  f,  y,  h  haben?  Wenn  t  in  (1)  als 
Function  von  u  und  t>  aufgefasst  wird,  so  ist  also  zu  fordern,  dass 
^xJ^Q,       ^xJ=(S 

sei,  wo  sich  die  Summenzeicben  natürlich  auch  auf  die  cykliscbe 
Vertauschuog  von  f,  g,  h  beziehen.    Nun  aber  ist  nach  (1): 

'u  =  J-  +  f*u  +  L  *'      '.  =  ?.,  +  A  +  fJ' 
sodass  die  Bedingungen  diese  werden: 

S{E„  +  /■<„  +  fu^f=  0,      S(y,  +  /■*,  +  f,f}f=0. 

Es  ist  jedoch  nach  (2)  sowohl  8/^=1  als  auch  Sff^  =  S/"/",  =  0, 
sodass  bleibt: 

In  diesen  beiden  Gleichungen  stehen  rechts  gegebene  Functionen 
von  u  und  v,  links  die  partiellen  Ableitungen  einer  Function  t  von 
u  und  V,  deren  Vorhandensein  gefordert  wird  und  die  dann  und 
nur  dann  wirklich  vorhanden  ist,  wenn  die  Werte  (3)  von  t^  und  t^ 
der  Bedingung 

dt.   _  dt. 


Pdr,yGOOgIe 


Vierier  Abac^tiU:    Ourven  auf  der  Ftäeke. 


genügen,  d.  h.  wenn 

ist  Ist  diese  Bedingung  für  alle  Werte  von  u  nnd  v  erfiUlt,  so 
folgt  aus  (3)  durch  Quadratur: 

(5)  '  =-  -  j{%ljdu  +  S  tjdv)  +  Const. 

Wird  dieser  Wert  in.  (1)  eingesetzt,  so  giebt  (1)  die  Öleichung  einer 
Fläche,  die  die  gegeben«!  oo'  Geraden  zu  Normalen  hat 

Da  in  (5)  noch  eine  additiTe  willkOrliche  Constante  «uftritt,  so 
giebt  es,  wenn  überhaupt  eine  FUche  der  gewünschteB  Art  vor- 
banden  ist,  deren  sogar  co',  die  aas  der  eiDeo  FUb^  dadurch 
liervoigehen,  dass  man  auf  ihren  Normalea,  den  Oeraden  (1),  noch 
«D  cooBtautes  Stück  aufträgt,  also  Flächen,  die  die  Parallelfläcben 
der  einen  Fläche  sind.   Dies  war  nach  Satz  83,  S.  205,  foraoszoseben. 

Die  Bedingung  (4],  die  Bedingung  dafür,  dass  die  in  (3)  an- 
gegebenen Werte  von  t^  und  ü,  so  beschafFen  sind,  dass  t^du  +  t^dv 
ein  ToUständigeB  Differential  in  u  und  t;  ist,  kann  auch  so  ausge- 
sprochen werden:  Es  muss  der  io  (5)  unter  dem  Integralzeichen 
stehende  Ausdruck  ein  vollständiges  Differential  sein.  Und  dieser 
Aasdruck  lässt  sich  kürzer  so  schreiben: 

Zfdi. 
Also  haben  wir  den 

Satt  38:'  Ist  eine  Schar  von  oo*  Geraden,  die  keine 
Minimalgeraden  sind,  dadurch  gegeben,  dass  in  den  Glei- 
chungen einer  Geraden  mit  den  laufenden  Coordinaten 
X,  y,  z  und  dem  Parameter  t\ 

die  Coordinaten  ^,  i),  j  eines  Punktes  der  Geraden  und  die 
Richtungscosinus  f,  g,  h  der  Geraden  als  Functionen  zweier 
Parameter  m  und  v  angenommen  werden,  wobei  also 

ist,  so  ist  die   Schar  dann   und  nur  dann  die  Schar  der 
Normalen  einer  Fläche,  wenn  der  Ausdruck 
/-dj-l-ffd^  +  Arfj 

'  Satz  von  Hauiltok,  „Supplements  to  &n  eBBaj  on  the  theor7  of 
aratema  of  rays",  .Tranaactlong  of  the  B.  Iriah  Acad.,  vol.  16  (1S30). 


Pdr,yGOOgIe 


S  6,    Oeraiknaohann,  di«  aU  Normaimteharm  aufzufassen  sind.    478 

«in  volUtändigeB  Differential  in  u  nnd  v  ist  Es  giebt 
■dann  oo'  parallele  Fl&chen,  die  alle  jene  co*  Geraden 
seakrecht  schoeiden.  AnalytiBch  werden  sie  in  den  laufen- 
den GoordioateD  ;r,  y,  x  mittels  der  Parameter  u,  v  dar- 
gestellt, wenn  der  durch  Quadratur  hervorgehende    Wert 


-fifd^+ffdt)  +  kdi)  +  Const 


in  die  Gleichungen  der  Geraden  eingesetzt  wird. 

Wir  erinnern  beiläufig  daran,  dasa  wir  schon  auf  S.  168  hervor- 
gehoben haben,  dass  nicht  jede  Schar  von  oo*  Geraden  als  die 
Schar  der  Normalen  einer  Fläche  anfgefasat  werden  kann, 

Beispiel:  Vorgelegt  Beien  co*  Geraden,  die  aamtlich  eiDe  Cnrve 
treffen,  die  keine  MioimalcuiTe  iet  Die  Gleichungen  der  Carve  seien  in 
den  tnafenden  Coordinaten  ;,  Q,  g  nnd  mittels  der  BogenlSnge  u  gegeben: 

Von  jedem  Punkte  (u)  dieser  Carve  eollen  also  cn'  gegebene  Geraden  ausgehen, 
deren  Riehtongicosiaus  /,  g,  h  also  aoseer  von  u  noch  von  einem  zweiten  Para- 
meter e  abhSngen.  Wfihlen  wir  f,  g,  k  ale  Functionen  von  w  and  e  so,  dass 
die  Bedingung  (2)  erfUlt  ist,  so  stellt  (1)  die  oa*  Geraden  dar,  vorausgesetzt, 
daas  darin  für  ;,  Q,  g  die  Werte  (6)  eingesetrt  werden.  Jetzt  sind  ;.,  1).,  j, 
die  Riebtnngscoeinns  a,  ß,  f  der  Tangente  der  Cnrve  (6),  nach  III  [B),  wSbrend 
2c  B  ^,  K  g,  «  0  ist,  sodass  die  Bedingung  (4)  so  laatet: 

TT'-'-»- 

Nun  ist  9a  f  der  CoBinua  dos  Winkels,  den  die  zu  w,  r  gehdrige  Gerade  mit 
der  Tangente  der  Carve  (6)  in  ihrem  Ansgangspnnkte  (u)  auf  der  Carve  bildet 
Et  soll  hiemach  frei  von  d  sein,  d.  h.  die  von  ein  nnd  demMlben  Punkte  (u) 
der  Curve  (6)  ansgehenden  oo'  Geraden  der  Schar  soUea  simtlioh  mit  der 
Tangente  dieses  Punktes  denselben  Winkel  bilden.  Dieser  Winkel  darf  sich 
aber  Xndem,  wenn  der  Punkt  (u)  auf  der  Curve  (6)  fortschreitet  Die  Geraden 
des  StmblensjsteniB  müssen  demnach  co'  Rotationskegel  bilden,  deren  Spitzen 
eine  Gurre  (6)  und  deren  Axen  die  sugehOrigen  Tangenten  der  Curve  (S)  sein 
mOssen.  Nur  dann  giebt  es  Fl&ehen,  die  jene  Geraden  zu  Normalen  haben. 
Da  die  Rotationskegel  abwickelbar  sind,  so  sind  ihre  Schnittcarven  mit  den 
FiKcben  nach  Satz  54,  S.  178,  Erümmnngacurven.  Der  eine  Hantel  der  Centra- 
filehe  ist  daher  die  Curve  (6).  Wir  kommen  somit  lu  den  auf  S.  4SI  be- 
trachteten Canalflächen. 

Wenn  die  Schar  der  co' Geraden  ans  allen  denjenigen  Geraden 
besteht,  die  zwei  gegebene  Curven  treffen,  so  folgt  hieraus,  dass  die 
von  einem  Punkt  einer  jeden  der  beiden  Curven  ausgehenden  Geraden,  die 
die  andere  Curve  treffen,  einen  Rotation skegel  bilden  müssen,  wenn  anders  das 
StrahlensTStem  ein  Normalenjffsten  sein  soll.  Jede  der  beiden  Curven  liegt 
dann  aof  nnendlicb  vielen  Rotationskegeln  und  ist  folglich  ein  Kegelschnitt. 
Um  also  alle  Fliehen  an  finden,  die  in  dopptiter  Waise  Caoalflftchen  aind,  bat 


Pdr,yGOOgIe 


474  Vierter  AbaclmiU:    Oumm  auf  der  Fläche. 

man  iwei  KegebchDitte  e  und  k  so  zu  bcstimmea,  daas  jeder  der  Kegel,'  der 
von  irgend  einem  Punkte  der  einen  Curve  ansgeht  und  die  andere  Curve  eni- 
hfilt,  ein  Botationskegel  wird.  Solche  Paare  von  Kegelschnitten  giebt  ea  W 
banntlich,  wie  in  der  aoalytiBchen  Geometrie  gelehrt  vird.  Ist  e.  B.  e  eue 
Ellipse,  Bo  igt  k  diejenige  Hjpetbel,  deren  Ebene  die  Ebene  der  Ellipse  senfc- 
recht  längs  der  grossen  Axe  der  Ellipse  schneidet,  deren  Bi«nnpankte  die 
Hauptacheitet  der  Ellipse  und  deren  Scheitel  die  Brennpunkte  der  Ellipse  sind. 
Die  Geraden,  die  zwei  solche  Kegebchnitte,  sogenannte  Focalkegelschnitte. 
treffen,  sind  also  die  Normalen  deijenigen  Flfichen,  die  in  doppelter  Weise  sb 
CanalflSchen  aufgefaset  werden  kSnnen  oder  deren  büde  CentraflXchenmintel  in 
Curven  ausgeartet  sind.  Nach  Satz  30  und  31,  S.  461, 462,  weiden  diese  FUcbcQ 
von  zwei  Scharen  von  je  (c*  Kugeln  umhüllt,  und  die  Erümmungscurven  jeder 
Schar  sind  Kreise.  Die  Kugeln  haben  ihre  Mitten  auf  den  beiden  Focalkegel- 
schnitten.  Man  nennt  diese  FIflcben,  die  in  doppelter  Weiae  als  Can alflichen 
anfge&eet  werden  kSnnen,  Cjkliden.'  Ist  der  eine  Kegelschnitt  ein  Kreis, 
so  ist  der  andere  das  MitCellot  lur  Kreisebene,  die  Flächen  sind  dann  solche 
Flächen,  die  je  eine  um  jenes  Hittellot  rotierende  Kugel  umbällen,  die  soge- 
nannten Ringfläcben.  Sie  können  auch  als  die  Rotation sflfichen  definiert 
werden,  die  durch  Drehung  eines  Kreises  um  eine  in  seiner  Ebene  liegend« 
Gerade  berrorgeben.  Wir  wollen  auf  die  Theorie  der  Cjkliden  nicht  weiter 
eingehen  und  nur  noch  bezüglich  der  Gestalt  der  Cjkliden  bemerken,  dass  sie 
allgemein  ringförmig  sind,  wenn  auch  keine  Rotationsflächen,  und  dass  die 
Stärke  des  Canals  an  einer  Stelle  des  Ringes  ein  Maximum,  gegenüber  ein 
Minimum  hat 

Wir  noUeu  uns  jetzt  zu  dem  zweiten  oben  angedeuteten  Problem 
wenden: 

Es  liege  nur  eine  Flacbe  gegeben  vor;  gefragt  wird, 
ob  es  Flächen  giebt,  fUr  die  diese  eine  Fläche  der  eine 
Kantel  der  Centr&fläche  ist. 

Nach  Satz  28,  S.  458,  müssen  den  KrUmmirngscurren  der  einea 
Schar  der  gesachten  Fläche  geodätische  Carven  auf  der  gegebenen 
Fläche  entsprechen.  Wir  werden  daher  annehmen,  es  sei  auf  der 
gegebenen  Fläche  eine  Schar  von  geodätischen  Curven  ausge^röhlt 
und  das  zugehörige  geodätische  Parametersystem  (vgl,  S.  441)  ein- 
geführt, sodass  das  Quadrat  des  Bogenelementes  der  gegebenen 
Fläche  die  Form: 

(7)  ds'  =  du'+  0{tt,o)dv' 

habe.  Die  Gurren  (o)  sind  dann  die  geodätischen  Curren.  Ihre 
Tangenten  müssten  nun  die  Normalen  der  gesuchten  Fläche  sein. 

Umgekehrt  ist  es  klar,  dass,  wenn  es  «ine  Fläche  giebt,  die 
diese  Tangenten  zu  Normalen  hat,  alsdann  die  gegebene  Fläche  der 

'  Die  Cjkliden  wurden  Ton  Ddpim  entdeckt  und  untersucht  Siehe  seine 
„Applications  de.g^om^trie  et  de  micbaniqne  ä  la  murine  et  sni 
ponts  et  ehaasa^es",  Paris  1822. 


Pdr,yGOOgIe 


Krümmung  und  Torsion  einer  Flächencurve.  475 


eine  Mantel  der  Centrafläche  iet,  denn  dann  bilden  ja  die  Norm&lea 
längs  einer  Bolchen  Curve  der  fragliohen  Fläche,  die  einer  der 
geodätischen  Gurren  (n)  entspricht,  eine  abwickelbare  Fläche,  sodass 
die  Cnrve  nach  Satz  54,  S.  176,  eine  Krlimmungscurve  ist,  fOr  die 
die  HauptkrUmmungscentra  der  einen  Art  die  geodätische  Corve 
bilden. 

Unser  Problem  kommt  also  aaf  das  in  Satz  38  erledigte  Problem 
zurück.  Um  es  mit  Hälfe  dieses  Satzes  zu  beantworten,  wollen  wir 
die  rechtwinkligen  Goordinaten  der  Punkte  der  gegebenen  Fläche 
mit  £,  \),  j  bezeichnen.  Die  vom  Punkte  (u,  v)  oder  (^,  i),  j)  aus- 
gehende Tangente  der  geodätischen  Gurve  {v)  habe  dann  die  Richtnngs- 
Cosinus  f,  g,  h,    Es  ist: 

also,  da  j^'  +  t^^  +  j^*  als  FundamentalgrCsse  erster  Ordnung  nach 
(7)  gleich  Eins  ist,  direct: 

sodass  die  Bedingung  des  Satzes  38  oder  (4)  so  lautet: 

Die  Summe  links  ist  aber,  wie  schon  soeben  gesagt  wurde,  gleich 
Eins  und  die  Summe  rechts  nach  (7)  als  Fundameata^rfisse  erster 
Ordnung  gleich  Null.    Also  ist  die  Bedingung  erfüllt    Daher  folgt: 

BatB  39:  Eine  beliebige  Fläche  kann  anf  unendlich  viele 
Arten  als  der  eine  Mantel  der  Centrafläche  einer  anderen 
Fläche  anfgefasst  werden.  Wenn  man  nämlich  auf  der 
Fläche  eine  Schar  von  oo^  geodätischen  Curven  beliebig 
auswählt,  so  sind  ihre  oo'  Tangenten  die  Normalen  von 
oo'  Parallelflächen,  für  die  die  gegebene  Fläche  der  eine 
Mantel  der  Centrafläche  ist  Die  ErUmmungscurveu  der 
einen  Schar  anf  den  Parallelflächen  sind  die  Filarevol- 
venten  der  ausgewählten  geodätischen  Curven. 

Das  Letztere  folgt  unmittelbar  ans  der  Definition  der  Filarr 
evolventen  in  I  S.  295,  296. 

§  7.   KrQfflmung  und  Tortion  einer  FIftcbencurve. 

Nachdem  wir  bisher  eine  Beüie  von  besonderen  Curvenarten 
auf  einer  Fläche  besprochen  haben,  nämlich  die  Minimalcurven,  die 
Kriinmiungscurven,   die    Haupttangentencurven    und  scblies^ch  die 


Pdr,yGOOgIe 


476  Vieiiet  Abtelmiü:    Outvtn  auf  dar  FOdit. 

geodätischen  GiUTen,  wollen  wir  jetzt  als  AbeclihiSB  unserer  fl&ches- 
thfioratiachen  Betrachtangeo  beliebige  CnrTen  auf  der  Fl&che 
ias  Äuge  fassen. 

Es  seien  u,  v  die  Parameter  aof  der  Fläche,  E,  F,  G,  L,  M,  3' 
ihre  Fondamentalgrdsaen  nnd  X,  I,  Z  die  Bii^tangscosinaB  der 
Normale.  Wenn  wir  nnn  u  and  v  als  Functionen  eines  neaen  Pan- 
roeters  t  irgendwie  wählen,  so  wird  dadorch  nach  S.  11  eine  Curre 
aaf  der  Fläche  definiert  Das  Bogenelement  </<  dieser  Gurre  Ton  der 
Stelle  (0  bis  zur  Stelle  {t-^  dt)  wird  dann  ans 

rf*>  =  Edu^  +  2Fdu  dv  -VQ  dv' 

bestimmt,  wo  du  und  dv  die  Incremente  der  Functionen  v  und  v 
von  t  bedeuten,  die  zn  dem  Zuwadis  dt  von  t  gehören.  £s  ist 
also  die  Bogenlänge  der  Gurre  vom  Punkte  {t  =  0)  bis  zo  einem 
beliebigen  Punkte  {f): 


-fVW' 


Hierbei  hat  man  sich  in  E,  F,  G  &iT  u  nnd  v  immer  die  FunctioDeo 
von  t  gesetzt  zn  denken.  Durch  diese  F<mnet  wird  i  als  FonctioD 
Ton  t  definiert  Denken  wir  uns  die  Qoadratur  ausgeführt  and  die 
Qleicbnng  dann  nach  t  aufgelöst,  so  wird  sich  t  ak  Function  von  t 
darstellen.  Setzen  wir  diese  Fnnction  t  von  s  in  w  und  v  iUr  t 
ein,  so  ergeben  sich  u  nnd  t>  als  Functionen  der  Bogenlänge  s  der 
Gurre. 

Man  siebt,  dass  der  Parameter  t  selbst  die  Bogenlänge  ist,  so- 
bald das  Int^ral  den  Wert  ±  (  hat,  d.  b.  sobald  für  alle  Werte 
von  t 

^(4-f)'+2^4HT+''(w)'-' 

ist 

Wir  wollen  nnn  voraussetzen,  wir  hätten  u  nnd  v  in  der  an- 
gegebenen Weise  als  Functionen  der  Bogenlänge  «  der  Gurve  be- 
stimmt Alsdann  soll  die  Differentiation  nach  der  Bogenlänge  durch 
Striche  angedeutet  werden.  Wir  haben  dann  nach  der  letzten  Formel: 
(2)  Eu'*  +  2Fu'v'  +  Gv''  »  1 

iUr  alle  Werte  von  «.  Indem  wir  wie  in  der  Curventheorie  im 
ersten  Bande  die  Gurve  im  reellen  Falle  im  Sinns  wachsender 
Bogenlänge  »  durchlaufen,  sind  die  Richtangscosinus  a,  ß,  y;  l,  m,  n; 


Pdr,yGOOgIe 


Krümmung  und  Toraion  einer  Fläeheneune.  477 


^  ju,  V  ihrer  Taageute,  Haapt-  nnd  Binormale  an  der  Stelle  (<)  oder 
(a,  v)  TöHig  definiert  (»^  I  ß.  174  n.  £).  Wie  in  I  &  179  rechnen 
vir  dabei  die  KrOnmung  l:r  der  Curre  stets  positiv. 

Dies  scheint  in  Widersprach  mit  der  Fästsetzung  za  stehen, 
die  wir  auf  S.  104  trafen.  Aber  damala  kam  es  uns  mehr  daraaf 
an,  die  Art  der  Krümmung  der  Fläche  an  einer  Stelle,  nicht  die 
Art  der  Erfimmung  der  Gurren  auf  der  Flftche  za  erkennen,  und 
deshalb  war  es  damals  zweckmässig,  die  in  der  Correntbeorie  ge- 
troffene  Festsetzung  Air  den  Augenblick  aa&oheben.  Oder  anch 
so:  Damals  haben  wir  mit  r  nicht  den  Erümmongsradius  der  Cnrre 
bezeichnet,  der  eben  in  der  Carrentbeorie  als  stets  positiv  ange- 
nommen wurde,  sondern  den  Abstand  des  Erümmungsmittelpanktes 
vom  betrachteten  Carvenpunkte,  nnd  zwar  rechneten  wir  dabei  diesen 
Abstand  positiv  oder  negativ,  je  nachdem  der  KrDmmungsmittel- 
punkt  auf  der  positiven  oder  negativen  Seite  der  Tangentenebene 
der  Fläche  lag.  Ja,  wir  haben  es  damals  ausdrOcklich  hervor- 
gehoben, dass  in  den  abzuleitenden  Formein  r  nur  seinem  absoluten 
Werte  nach  den  ErOmmungsradios  bedeute. 

Jetzt  also  soll  r  wieder  wie  in  der  Gurventheorie  den  absolnt 
genommenen  ErUmmongsradios  der  Gurve  vorstellen.  Femer  sei  q> 
der  Winkel  der  (positiven)  Hauptnormale  der  Carve  mit  der  (posi- 
tiven) Flächennormale  nnd  zwar  gemessen  im  Sinne  der  Drehung 
von  der  Hauptnormale  zur  Binormale  hin.  Die  Formel  (4),  8.  103, 
gilt  auch  jetzt;  sie  wnrde  ja  vor  jener  besonderen  Festsetzung  auf- 
gestellt Sie  kann  nach  XTT  (A]  so  geschrieben  werden: 
•  cogQ)  ^  Ldu}  +  2tfdudp  +  Ndv* 
r      ~  Edu'  +  SFdudv  +  Odv^ 

oder  auch,  da  u  und  v  Functionen  von  «'  sind,  für  die  (2)  gilt, 

(3)  J^  =  X  w'»  +  2^m'  v'  +  JVe'». 

Dieser  Ausdruck  hat  eine  geometrische  Bedeutung,  die  bisher 
noch  nicht  zur  Sprache  gekommen  ist.  Um  diese  Bedeutung  abzu- 
leiten, stellen  wir  jedoch  vorher  einen  Satz  über  die  Erümmung 
der  Projection  einer  Carve  auf:  Sind 

die  (Gleichungen  einer  Baumcurve  c,  ausgedruckt  mittels  der  Bogen- 
länge 4,  so  hat  die  senkrechte  Projection  a  der  Curve  auf  eine  Ebene, 
z.  B.  auf  die  xy-Ebene,  die  Gleichungen: 

i  =  qD(.),       p  =  x{*h       ^-0, 


Pdr,yGOOgIe 


478  Vierter  AbaehniU:    Oanm  auf  der  Fiäehe. 


in  denen  der  Parameter  a  aber  nicht  mehr  die  Bolle  der  Bogen- 
länge spielt  Sind  a,  ß,  y\  l,m,n\  X,  ii,v  die  Bichtungscosiniis  der 
Tangente,  Haupt-  und  Binormale  der  Curve  an  der  Stelle  («),  so 
ist  das  Bogenelement  ds  der  FrojecüoB  c  gleich  dem  Bogenelement 
ds  der  Cnire  c  mnltipliciert  -mit  y.  Wir  wollen  inabesondcnre  an- 
nehmen, dasB  die  Ebene,  anf  die  wir  die  Cnrre  c  projicieren,  ia 
Tangente  der  betrachteten  Stelle  parallel  sei;  auch  rechnen  wir  die 
Bogenlänge  der  Projection  s  im  selben  Sinne  wie  die  der  Corre  e. 
sodass  wir  y  =+  1  and  ds  ^  dj  finden.  Ba  x,  y  mit  x,  y  Ober- 
einstimmen,  so  folgt  dann  anch,  dass  an  der  betrachteten  Stelle 
—  mit  Rücksicht  auf  m  (5)  — 

ä=~-=  ^-  =  a,         ß  =  ß,       aber  f  =  0, 


^  =  -T-^  =.  -3—  =  — ,       -^  —  —,      aber  n  =  0 
r         ds*         de         r  '         r         r  ' 

ist,  wenn  die  überstricbeaen  Bacbstaben  fOr  die  Projection  e  gelten 
und  wenn  1 :  r  die  ErUmmnng  der  Gurre  c  an  der  betrachteten 
Stelle  bedeutet.  Quadiieren  und  Addieren  der  drei  letzten  Glei- 
chungen giebt,  weil  /»  -f  m»  =  1  —  n*  ist: 


Dabei  ist  r  der  Gosinas  des  Winkels,  den  die  Hauptuonaale  d^ 
betrachteten  Stelle  mit  der  zur  Projectionsebene  senkrechten  z-Axe 
bildet  Nun  haben  wir  zwar,  wie  wir  vorhin  herrorhoben,  die  Krüm- 
mung bei  reellen  Raumcurren  positiv  angenommen,  jedoch  haben 
wir  bei  ebenen  Gurren  der  Krümmnng  ein  Vorzeichen  beigelegt, 
sobald  wir  die  Ebene  der  Gurre  von  einer  bestimmten  Seite  her 
—  die  ry-Ebene  von  der  r-Axe  her  —  betrachten.'  Das  Vor- 
zeichen hmg  davon  ab,  ob  der  Contingenzwinkel,  der  im  Sinne  der 
Drehung  voa  der  x<Axe  zur  y-Axe,  also  im  Sinne  der  positiven 
Drehung  um  die  z-Aze  gemessen  wird,  zonahm  oder  abn^m,  so- 
bald die  Curve  in  dem  ihr  vorgeschriebenen  Sinoe  dorcblaufen 
wurde  (vgl  I  S.  37).  Dies  Vorzeichen  wollen  wir  nun  hei  der  Pro- 
jection 0  der  Raumcurve  c  auf  die  Ebene  berücksichtigen.  Die 
Figg.  90,  91,  in  denen  die  Projectionatafel  statt  parallel  zur  Tangente 
der   betrachteten   Stelle  P   direct  durch   die  Tangente  t  der  StcJle 

'  Hao  vergleiche  hienu  die  ÄnmeTkuiig  zu  I  S.  189. 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


Krümmung  und  Torsion  einer  Fläohencurve. 


479 


gelegt  worden  ist,  was  ja  nichta  weseatliches  augmaGht,  lehren  nnn 
unmittelbar,  dass  die  KrDmmung  der  Projection  s  in  P  positiv  oder 
negativ  ist,  je  nachdem  die  positive  Normale  der  Tafel,  d.  h.  also 
diejenige  Normale,  von  der  ans  die  Projection  betrachtet  wird,  aof 


Fig.  80. 


Fig.  91. 


derselben  Seite  der  Schmiegangsebene  liegt  wie  die  Binormale  oder 
nicht,  je  nachdem  also  der  Winkel  ^  der  positiven  Normale  der 
Ebene  mit  der  positiven  Binormale  ^^n  ist.  Nun  ist  R'  =  ain'^, 
also  giebt  unsere  letzte  Formel: 


und  diese  Formel  ist  jetzt  auch  im  Torzeichen  exact 

Wir  kdnnen  mithin  den  folgendfln  Hul&satz  aufstellen: 
Satx  40:  Wird  eine  Curve  auf  eine  zur  Tangente  einer 
Stelle  P  parallele  Ebene  senkrecht  projiciert  und  bildet 
die  Binormale  dieser  Stelle  mit  der  Normale  der  Ebene  den 
Winkel  y>,  so  ist  die  Krümmung  I:r  der  Projection  von  P 
gleich  der  Krümmung  l:r  von  F  selbst  multipliciert  mit 
dem  Cosinus  von   tp: 


und  zwar  giebt  diese  Formel  im  reellen  Falle  auch  das 
für  ebene  Curven  festgesetzte  Vorzeichen  der  ErUmmnng 
1 :  f,  sobald  die  Projection  der  Baumcurve  in  demselheu 
Sinne  wie  die  Hanmcurve  selbst  durchlaufen  nnd  Überdies 
die  Ebene  von  derjenigen  Seite  her  betrachtet  wird,  auf 


Pdr,yGOOgIe 


Vürter  Jhte/mia:    Ourvm  auf  dtr  Fläche. 


der  jene  Normale  liegt,  die  mit  der  Binormale  den  Winkel  <p 
bildet 

Wir  wenden  diesen  Satz  nnn  anf  die  FlKchencurre  an,  ftlr  cüe 
vir  oben  die  Formel  (3)  aufgestellt  haben.  Wird  die  Fläcbencnne 
auf  diejenige  Ebene  projiciert,  die  durch  die  Tangente  des  Curren- 
punktes  P  oder(u,  v)  und  durch 
die  Flächennormale  geht,  so 
ist  die  Normale  dieser  Ebene 
in  P  die  zu  jener  Tangente 
der  Gurre  senkrechte  Flächen* 
tangente.  Wir  wollen  diese 
Normale  in  dem  Sinne  ftm- 
ür  nennen,  dass  die  positiTe 
Gurrentangente,  die  poeitiTe 
Flächennormale  und  diese  Nor- 
male znr  Ebene  so  wie  die 
Goordinatenazen  gegen  ein- 
ander orientiert  sind.  (Siehe 
Fig.  92.)  Dann  bildet  die  Nor- 
male der  Ebene  mit  der  Bi- 
nonuale  den  Winkel  m,  sodass  die  Formel  (8)  nach  unserem  Sstze 
die  Krümmung  der  Projection  der  Gurre  auf  die  Ebene  dorch  die 
Tangente  und  Flächennonnate,  auch  ihrem  Vorzeichen  nach,  dar- 
stellt Deshalb  nennt  man  diesen  Ausdruck  (3)  auch  die  normale 
ErilmmuDg  der  Flächencnrre  in  dem  Punkte  P  oder  (h,  r). 
Zweitens  wollen  wir  die  Flächencurre  anf  die  TangentendHoe 
der  Fläche  an  der  Stelle  P  projicieren.  Diese  Ebene  betrachten 
wir  natürlich  ?on  der  positiven  Flächennormale  her.  Da  der  Winkel  w 
der  Flächennormale  mit  der  Hauptuormale  im  Sinne  der  Drehung 
von  der  poeitiTen  Hauptnormale  zar  positiven  Binormale  gemeesen 
worden  ist,  so  ist  der  Gosinus  des  Winkels,  den  die  Binormale  mit 
der  Flächennormale  bildet,  gleich  sin  to,  sodass  nach  unserem  Sal« 


Fig.  92. 


die  mit  Vorzeichen  versehene  KrOmmung  der  Projection  der  Flächeo- 
curve  auf  die  Tangentenebene  des  Punktes  P  Itlr  diese  Stelle  P 
selbst  ist  Han  nennt  diesen  Ausdruck  deshalb  die  tangentiale 
KrDmmung  der  Flächencurve  in  dem  Punkte  P  oder  {u,t]- 
Wir  wollen  sie  berechnen. 

Da  die  Flächennormale  die  Cosinus  X,  Y,  Z,  die  Binormale  die 


Pdr,yGOOgIe 


§  7.    &ümmung  und  Twnon  rnner  FU^haaourvB.  481 

C08LD118  X,  n,  *  hat,  so  ist  der  Cosinas  des  Wickels  beider,   also 
sinm,  SD  aoBzndrQckea : 

(4)  UQ(i)-SXi,, 

wofDr  wir  Dach  III  (B)  schreiben  kfinnen: 
X    x'     «"I 


(5) 


^  y  f 


Hierin  ist  nnn: 

(6)  1^=  ||-  =  »_B'  +  ^,r', 
also: 

(7)  x"=  -Ij  =.  «„,»'»  +  2x,^u'v  +  x„v'*  +  x_ii"+  1,0", 

worin  wir  die  Werte  XVI  (S)  der  zweiten  Ableitnngen  *,_,  x^^,  x^^ 
eintragen  können.  Dann  ei^ebt  sich  fDr  x"  ein  ziemlich  nmatänd- 
licber  Ansdruck,  den  wir  abgekfirzt  für  den  Angenblick  so  schreiben: 

x"=  X(Lu''  +  2«"mV+  Nv')  +  Jx^  +  Bx^, 
wobei 

^  _  u"+  j^[(^,e  +  E^F-  2/;  F)a'»  +  2(£,e  -  (?,^iiV+ 

+  (_  ö_^_  (j^  ff  +  2/;  (?)»■»] , 

+  (0,  Ä  +  0,  ^  -  2  i", /■) »"] 

ist.  Setzen  wir  die  Werte  (6)  and  (8)  und  die  entsprechenden  Wwte 
für  y,  y",  jr",  2"  in  (5)  ein,  so  kommt: 

X     x,a'+  «,0'      ^«,  +  5«, 
^=    Y    y,«'+y,t.'     ^y„  +  5y. 


oder: 


-  =  {Btt-  Av)\tf^    y,     Y 


wofttr  wir  nach  XI  (£)  schreiben  können: 

!^^  =  ß{Bu'-  Avy 


Pdr,yGOOgIe 


483  rierier  Abao/tmU:    Ourvm  auf  der  FläiAe. 

SeUeo  wir  die  Werte  (S)  von  A  und  £  ein,  so  kommt: 

I  «'    D'u"+  \(E^0  +  S^F-2F^F)ii*  + 
Bin«-        1  +{E,G-G^F)a'v'+  \{~0,ß-0^ß  +  2F,G)tf* 

[  +(-  E^F+G^E)u'v  +  \[G,E+G^ß-2F^F)i/* 

Diese  DeterminaDte  erionert  uns  an  eine  andere  ähnlich  gebaute 
Determinante,  nämlich  an  die  in  Satz  4,  S.  407,  fQr  die  geodätischen 
Garven.  Dies  ist  nicht  nor  änsserlich:  Ist  nämlich  die  Flächen- 
carre  eine  Corre,  deren  Hauptnormalen  mit  den  Flächeanormalen 
zusammenfallen  (vgl  S.  402),  so  ist  sintu  =  0,  also  die  Torateheude 
Determinante  aach  gleich  NulL  Mithin  mnas  das  Nullsetzen  der 
obigen  Determinante  die  DiffereDtialgleichung  der  geodätischen  Gurren 
ergeben.  Dies  kann  man  auch  rechnerisch  sofort  bestätigen;  man 
findet,  dasB  die  obige  Determinante  genau  denselben  Wert  wie  die 
Determinante  in  Satz  4,  S.  407,  hat,  sodass  wir  schreiben  kttnnen:' 

ainü  1  \Eu'  +  Fv  ^E!^u*+E^t^v+(F,~^GJv'*+Eu"  +  Fv" 
^^    ~^~  ^{FM+Oy    (#,-i£>'»  +  0,wV+t(?y»+/'«"  +  Ör"* 

Wir  kSnnen  diese  tangentiale  Krümmung  der  Flächen- 
curve  auch  dann,  wenn  die  Gurre  keine  geodätische  Oorre  ist,  in 
enge  Beziehung  zq  den  geodätischen  Gurren  bringen. 

Wenn  man  nämlich  bedenkt,  dasa  die  geodätischen  Carren  auf 
der  Fläche  die  natargemässe  Verallgemeinerung  der  geraden  Linien 
in  der  Ebene  sind,  so  wird  man  dazu  gefßhrt,  Gonstmctionen,  die 
man  in  der  Ebene  mittels  gerader  Linien  bei  einer 
Gnrve  ausgeführt  hat,  auf  die  Fläche  zu  über- 
tragen, indem  man  die  ebene  Gnrve  durch  eine 
Flächencurre,  die  Geraden  durch  geodätische 
Gurren  ersetzt  So  haben  wir  in  der  Ebene  in  I 
S.  36  die  Krümmung  einer  Gurre  als  Quotienten 
aus  Gontingenzwinkel  dx  und  Bogenelement  deti- 
Fis  93  niert,  und   der  Gontingenzwinkel  war  dabei  der 

Winkel  der  Tangenten  in  den  Endpunkten  P  und 
P^  des  Bogeuelemeutes  ds.  Übertragen  wir  dies  auf  die  Fläche,  so 
rerfahren  wir  so:  In  zwei  unendlich  benachbarten  Punkten  Pund  P, 
einer  Flächencurre  c  construieren  wir  die  berührenden  geodätischen 

'  Dieae  Formel  findet  sich  bei  Mimiiind,  „Bemerkung  fiber  die  Ab  Wicke- 
lung krummer  Linien  von  Flächen",  Journal  f.  d.  r.  n.  a.  Uath.  Bd.  6  (1S30). 


Pdr,yGOOgIe 


§  7.    Krümrmmg  und  7br«oa  emer  Flädlunoun».  483 

Corren  ff  und  g^.  {Siehe  Fig.  93.)  Sie  werden  sich  etwa  in  Q  unter 
einem  unendlich  kleinen  Wiukel  dr,  dem  geodätischen  Coq- 
tingenzwinkeP  dea  Bogenelementes  PP^  oder  da  der  Curre  c, 
schneiden.    Alsdann  ist  der  Quotient 


die  Übertragung  des  Erfimmungsbegrifie  von  der  ebenen  Curre  auf 
die  FlächencuTTe.  Wird  das  Bogenelement  t^«  in  dem  auf  der 
Gurre  c  festgesetzten  Sinne  durchlaufen,  so  ist  noch  die  Art  der ' 
Messung  des  Winkels  dr  festzuetellen.  Sie  soll  im  positiven  Sinne 
auf  der  Fläche  [vgl  S.  30  und  Fig.  5)  stattfinden.  Jener  Quotient 
licisst  dann  die  geodätische  KrUmmung  der  Flüchenourve 
an  der  Stelle  R* 

Um  den  Quotienten  dr-.ds  zu  berechnen,  können  wir  uns  eines 
besonderen  Parametersyetems  bedienen,  da  ja  der  Begriff  dieses 
Quotienten  geometrisch,  also  anabhängig  von  der  gewählten  Para- 
meterdarsteliung  iat.  Wir  benutzen  geodätische  Parameter  u,  v, 
indem  wir  nämlich  diejenigen  oo'  geodätischen  Gurven  als  Parameter- 
liuien  (v)  einführen,  die  die  gegebene  Gurre  e 
senkrecht  schneiden,  sodass  die  Curven  (tf)  die 
orthogonalen  Trajectorien  jener  oo'  geodäti- 
schen Cnrren  sind  und  insbesondere  die  Curve  c 
zu  ihnen  gehfirL  Vgl.  3.  441.  Die  allgemeine 
Gurre  (u)  können  wir  dann  also  als  die  Gurve  c  < 
betrachten.  P  habe  die  Faramet«r  u,  v,  dagegen 
hat  dann  P,  die  Parameter  u,v  +  dv.  (Siehe 
Fig.  94).    Wir  können  dabei  voraussetzen,  dass  v  Fig.  94. 

in  der  Bichtung  von  P  nach  P^  zunehme  (vgl. 
ä.  442).    Das  Quadrat  des  Bogenelementes  ist  nun  auf  der  Fläche 
allgemein: 

dt'  =  du'  +  G{u,v)dv*, 

sodass  das  Bogenelement  dg  oder  PP^  von  c  den  Wert  hat: 
ds  =  yGdv, 

'  Die  Bezeichnung  rflhrt  von  Lioutillb  her:  „Sur  la  thöoiie  gänärale 
des  anrfaces",  Jonm.  de  Math.  p.  et  appl.  t  XVI  (1851). 

'  Nach  einem  Vorschlage  vob  Liodville,  vgl.  den  Scblass  seiner  Note  I; 
„8ur  les  courbes  i  double  eourbnre"  en  Mohqi's  „Application"  {1850), 
Diesen  Vorschlag  hat  Bohnet  in  seiner  Abhandlung  im  Journal  de  l'^cole 
pol^  cah.  32  (1846)  angenommen.  Lioctilui  selbst  hat  die  geodätische  KrBm- 
rouDg  in  der  schon  in  der  Anm.  zu  S.  420  erväbnten  Note  III  cn  Honos'a 
„Applieation"  genauer  nntersncht. 

81* 


.dr,yGoogIe 


484  Vierter  Absehnitt:    Ourvm  auf  der  Fläche. 

wobei  die  Wurzel  im  reellen  Falle  positiv  ist.  Die  Wsrzel  kann  sncb 
mit  D  bezeichnet  werden,  da  D'  =  EG  —  F'  •=  G  ist;  also: 

(10)  d*  =  Bdv. 

Die  geodiltisclie  Curre  g,  die  c  in  P  berahrt,  durcblaufea  wir  in 
entsprechendem  Sinne  wie  c,  d.  h.  im  Sinne  des  wachsenden  Para- 
meters V.  FUr  ihre  Winkel  a  mit  der  Cnrre  (v)  gilt  dann  nadi 
Satz  20,  8.  443,  die  Formel: 

da  =  -D^dv. 

Dabei  ist  e;  an  der  Stelle  F  gleich  \x,  sodass  also  die  Cnrve  y  die 
Curve  {v  +  dv)  durch  P^  in  einem  Punkte  T  so  schneidet,  dass  dort 
der  Winkel  gleich 

ist  Das  onendlich  kleine  Dreieck  TF^  Q  ist  in  P^  rechtwinklig  nnd 
hat  in  Q  den  Winkel  rfr,  in  7"  den  Winkel  \n-  ß^dv.  Da  ein 
unendlich  kleines  Flächendreieck  als  eben  aufgefasst  werden  kann, 
wenn  man  von  unendlich  kleinen  Grössen  höherer  Ordnung  absieht, 
so  folgt,  dass 

(11)  dT  =  B^dv  +  ... 

ist,  wo  die  Punkte  unendlich  kleine  Glieder  andeuten,  die  mit 
höheren  Potenzen  von  dv  behaftet  sind.  Hiernach  nod  nach  (10) 
ist  die  geodätische  Krümmung  in  P: 

Andererseits  ist,  da  jetzt  E  =  l,  F=0,  O  =  J>*  ist,  nach  (9) 
die  tangentiale  Krümmung  der  Gurre  c  in  P  leicht  zu   berechnen, 
denn  für  die  Gurre  c  oder  (u)  ist  u'=  w"=  0  und  nach  (lU): 
,      dp        1 

sodass  kommt: 

r      ~  *  2)«  ""  B    • 
wie  in  (12).     Hieraus  folgt: 

fiati  41:  Die  tangentiale  Krümmung  einer  Flächencurve 
ist  dasselbe  wie  ihre  geodätische  Krümmung. 

Wie  die  geodätische  Krümmung  auf  der  Fläche  die  natar- 
gemässe  Verallgemeinerung  der  Krümmung  in  der  Kbene  ist,  so 
giebt  der  Kreis  in  der  Ebene  als  Corre  constanter  Krümmung  (vgl- 


Pdr,yGOOgIe 


§  7,     Krämmut^  und  Tonion  oitur  Flächinncurvc.  485 


Satz  29,  I  S.  41)  Anlaas  zn  einer  natat^emäsBen  Verallgemeiiiening; 
or  föhrt  uns  za  den  Carven  constanter  geodätiaclier  KrUm- 
mang  aaf  der  Fläche.  Han  kann  sie  geodätische  Kreise 
nennen,'  muss  aber  dabei  beachten,  dass  der  EreisbegriEF  auch  eine 
andere  naturgemäsae  Verallgemeinerung  zulässt,  nämlich  zu  den 
Curren  constanter  geodätischer  Entfernung  auf  der  Fläche 
filhrt,  die  deshalb  auch  geodätische  Kreise  genannt  worden  sind, 
wie  wir  auf  S.  444  bemerkt  haben.  Dass  sich  beide  Begriffe 
im  allgemeinen  nicht  decken,  ist  leicht  zu  sehen.  Ist  nämlich 
die  Fläche  auf  geodäÜBche  Polarcoordinaten  u,v  bezogen,  so  sind 
die  Carren  (u)  Carven  constanter  geodätischer  Entfernung  von  dem 
Pole  A  (siehe  S.  445).  Aber  nach  (12)  ist  ftlr  sie  die  geodätische 
Krttmm'nng  nur  dann  constant,  wenn  längs  ihrer 

d.  h.  also  nur  von  u  abhängig  ist,  was  im  allgemeinen  nicht  gerade 
der  Fall  sein  wird. 

Die  Formeln  (3)  and  (fl)  für  die  normale  und  Air  die  tangen- 
tiale oder  geodätische  ErUmmnng  unterscheiden  sich  wesentlich  da- 
durch,  daas  die  erste  auch  die  Fundameutalgri^saen  zweiter  Ordnung, 
Z,  M,  H,  enthält,  die  zweite  nicht  Hieraus  lässt  sich  schliessen, 
daaa  der  allgemeine  Ausdruck  der  geodätischen  Erammung  fQr 
Ourren  auf  zwei  verechiedeiien  Flächen  derselbe  ist,  sobald  beide 
Flächen  auf  Parameter  u,  v  so  bezogen  werden  können,  dass  sie 
dieselben  Fundatuentalgrössen  erster  Ordnung  haben,  d.  h.  sobald 
die  beiden  Flächen  auf  einander  verbiegbar  sind,  nach  Satz  5, 
S.  276.  Betrachten  wir  irgend  eine  Cnrve  von  Punkten  (u,  v)  auf 
der  einen  Fläche,  fassen  wir  also  u  und  v  als  irgendwelche  der- 
artige Functionen  eines  Parameters  <  auf,  f&r  die 

ist,  sodass  s  die  BogenUlnge  bedeutet,  so  entspricht  ihr  eine  Gurre 
von  Punkten  {u,  v)  auf  der  anderen  Fläche,  und  a  ist  auch  auf  der 
anderen  Fläche  die  Bogenlänge,  weil  E,  F,  G  anf  beiden  Flächen 
ttbereinstimmen.     Daher    haben    beide    Curven    in    entsprechenden 

'  So  that  es  LiE  in  der  Abhondlang:  „BeetimmuDg  des  Bogen- 
elementes  aller  Flficben,  deren  geodätische  Kreise  eine  infiniteei- 
m&le  Berflhrungatraneformatiou  geEtatten",  AtcMt  for  Math,  og  Natar- 
vldenakab  Bd.  IX  (IBBl),  in  der  inabeaoadere  für  die  geoditiBoban  Kiciae  auf 
FlScben  eouatanter  Krfimmaiig  wichtige  SStse  anrgeatellt  werden. 


^dnyCOOgle 


Vierter  AbaehniU:    Ottrcm  auf  der  Fläche. 


Punkten  (u,  r)  nach  (9)  aactt  dieselbe  geodätische  Kr&mmung,  «et) 
schliesslich  anch  u',  v',  u",  v"  bei  beiden  Übereinstimmen.    Somit  folgt: 

Sats  4S:*  Bei  der  Terbiegung  einer  Fläche  bleibt  die 
geodätische  Krümmung  einer  jeden  Carve  auf  der  Fläche 
nngeändert. 

Insbesondere  gehen  Gurren  constauter  geodätischer  Erümmiuig 
wieder  in  Carven  constauter  geodätischer  Krümmung  über.  Eio 
noch  speciellerer  Fall  ist  der  der  geodätischen  Cnrven,  die  ja  die 
Gurren  von  der  geodätischen  KrUmmung  Null  sind.  (Vgl. 
S.  482.)  Dass  die  Cnrven  constauter  geodätischer  Entfemang  Ton 
einer  Stelle  (vgl.  9.  414)  bei  Verbiegung  in  ebensolche  Gurren  Aber- 
gehen,  leuchtet,  nebenbei  bemerkt,  sofort  ein.  Dass  die  geodätische 
Krümmung  bei  Verbiegung  ungeändert  bleibt,  geht  rein  geometrisch 
auch  aus  ihrer  Definition  anf  der  Fläche  durch  den  Quotienten  dz :  ds 
hervor,  wenn  man  bedenkt,  dass  die  Verbiegung  eine  in  den  kleinsten 
Teilen  congrnente  Abbildung  ist  (nach  S.  274). 

Die  Formeln  (3)  und  (9)  für  die  normale  nnd  fllr  die  geo- 
dätische Krümmung  einer  Flächencurve  beziehen  sich  auf  den  ¥a.\\, 
dass  länge  der  Curven  die  Parameter  u,  v  als  Functionen  der  Bogen- 
länge >  gegeben  seien.  Ist  dem  nicht  so,  sind  v  nnd  v  vielmehr 
als  Functionen  irgend  eines  Parameters  t  gegeben,  so  werden  die 
Formeln  umständlicher.  Wir  wollen  angeben,  wie  man  sie  ans  den 
Formeln  (3)  und  (9)  ableiten  kann:  Deutet  der  Strich  vrie  bidier 
die  Differentiation  nach  der  Bogenlänge  «  an,  so  ist: 

OT  «■-4^'.    -'-4f'. 

also: 

C  und  f  werden  aus  (1)  abgeleitet,  denn  (1)  liefert: 
(15) 


lA(S) 


+  iF-j 


woraus  durch  nochmalige  Differentiation  nach  t  folgt,  indem  die 
rechte  Seite  zuerst  nach  t  differenziert  und  dann  das  Ergebnis  mit 
C  multipliciert  wird: 


>  Id  MiKDiKo's  oben,    S.  462,   genmunter' Arbeit  iwar  nicbt  auadrfleklich 
formuliert,  aber  doch  implicile  entbalteu. 


Pdr,yGOOgIe 


§  7.    Krümmung  and  Toraion  einer  Fläeheneurve.  487 

Setzen  wir  diese  Werte  (15)  und  (16)  in  (13)  nnd  (14)  ein,  so  verdeo 
u',  v',  u",  v"  durch  die  ersten  und  zweiten  Differentialquotienten  von 
u  und  V  nach  t  ausgedrückt  Die  Substitution  dieser  Äosdrflcke  in 
(3)  und  (9)  giebt  die  allgemeinen  Formeln  für  die  normale  und  die 
geodätische  KrUmmung.  — 

Nachdem  vir  in  (3)  und  (9)  die  normale  und  die  geodätische 
Krümmung 

.???-?.      und      "°" 

r  r 

berechnet  haben,  finden  wir  daraus  auch  leicht  tgo)  und  die  abso- 
lute Krümmung  l:r  der  Gurre.     Es  kommt: 

|£«'  +  J'p'    Ji;,!*''  +  E.u'^  +  (f.  -  JO.)«'"  +-Bu"  +  Fv" 
,,^  ^  Ifti'  +  gp'    (f.-  ^E.)t.''+  O.n'p'  ■fiO,.^'  +  f«>"  +  gp": 

und: 

(18)  (^j'  =  (Zu'»  +  2^k'»'  +  ^"o'»)>  + 

^!  ^w'  +  (?r'      (^,-i^,)w'»  +  Ö,u'o'  +  tO,t)'*+l'«"+Go"  I  ' 

Im  reellen  Falle  giebt  die  positive  Quadratwurzel  hieraus  den 
Wert  der  Krümmung. 

SchliessUcfa  wollen  wir  noch  die  Torsion  \:q  der  FUchen- 
curre  berechnen.    Sie  tritt  auf,  wenn  wir  die  Formel  (4),  nimlich: 

Binoj  =  SXA. 
nach  der  Bogenlänge  s  differenzieren,  weil  dann  nach  111(^7)  kommt: 

ro'  cos  ü>  =  S  X'  A  +  ^  S  J/ 
9 

oder,  da  S'^/=3Costa  ist,  und  wenn  wir  die  Qteichnng  nach  l:^ 
anf  lösen : 

(19)  ]-■»■-  ^■ 

D,„i,z,dr,  Google 


488  Vierter  AbaeAnüt:    Cunm  auf  der  Flaute. 

In  (IT)  liegt  tga  vor;  daraus  ISsst  flieh  cosiu  und  <a'  bestirameD. 
Es  erübrigt  also  nar  noch  die  Berechnnag  der  Samme  SX'L  Diese 
finden  wir  so;  Wenn  wir  aus  III  (B)  die  Werte  von  X,  p,  v  entr 
oehmeD,  bo  koount: 

I   X'     X 


Znr  VereinfacbuDg  multipUcieren  wir,  was  ja  oft.  nützlich  ist,  diese 
Gleicbnng  mit  B,  indem  wir  rechts  statt  D  die  in  XI  (£)  angegebene 
Determinante  benatzen.    Es  ei^ebt  sich  dann  zunächst: 


y«    y. 


Y 


Z'      «'      7"  :      ;  z,      z,      Z 

Mnltiplicieren  wir  in  beiden  Determinanten  Beihe  mit  Reihe,  so  geht 
eine  Determinante  hervor,  in  der  in  einer  Reihe  die  demente 
SXX,       %x'X 

auftreten,  die  wegen  x'  =x  x^u'  -\-  », v',  XI  {H)  und  XI  (7)  gleich  Null 
sind.    Daher  kommt: 

Nach  XII  (C)  ist  aber  wegen  X'  =  J^w'  +  X^v': 

SX'r,  =  -  J«'  -  Mv-,      ZTx^~-Mu'  -  Nv 
und  nach  XI  {Ay. 

S  J'r,  =■  E^  +  ^b',       S»'r,  =  Fu'  +  ffr', 
endlich  noch  nach  III  {B): 

rS*"X-SXi=coa<», 
sodass  die  Formel  hervorgeht : 

^        l^u'  +  J-t/         i'l('+  (?!>'   I 

Krinnem  wir  ans  an  XII  {U)  und  XII  (F),  so  finden  wir; 

I      v'>     E     L\ 

sx';t  =  -^  I  _^,^,  ^  ^1 

I      m'»     (7    aI 


Pdr,yGOOgIe 


§  7.    ^iimmung  vnd  Toraion  einer  Fiäeheneurve.  489 

Setzen  wir  diesen  Wert  in  (19)  ein,  so  ergiebt  sich  fttr  die 
Torsion  der  Wert: 

I      V-*     E     L 
(20)  -  =  »'-  ~     -«'»'   F    M 

in  den  wir,  wie  schon  gesagt  wurde,  den  aas  (17)  durch  Differen- 
tiation nach  s  hervorgehenden  Wert  von  ta    einsetzen  können. 

Wir  erwähnen  schlies^ch  einige  einfache  Schlüsse,  die  sich  an 
die  Formeln  (3),  (9)  nnd  (20)  anknüpfen: 

Ist  die  FlScheDcnrTe  eine  Krümmungscarve,  so  Hegt  zu- 
nächst ein  Irrtum  nahe,  auf  den  hingewiesen  werden  muss:  Der 
zu  einem  Punkte  der  Curve  gehörige  HauptkrUmmunga^ 
kreis  der  Fläche  ist  durchaus  nicht  immer  der  Erttm- 
mungskreia  der  ErUmmungacurTe.  Er  wäre  es  nur  dann,  wenn 
die  Fl&cbennormale  die  Hauptnormale  wäre,  also  wenn  die  KrUm- 
mungBcoTTe  zugleich  geodätische  Curre  wäre.  Mach  XII  {Ü)  ist  fUr 
die  Erümmungscurren  die  in  (20)  auftretende  Determinante  gleich 
Null,  Bodaas  bei  ihnen  die  Torsion 


ist. 

Fttr  eine  geodätische  Curve  ist  die  normale  Krümmung  die 
KrOmmong  der  Curre  selbst,  da  dann  die  Haaptnormale  zugleich 
Fläehennonnale  ist,  während  die  geodätische  ErQnuanng,  wie  gesagt, 
gleich  Null  ist 

Liegt  eine  Haupttangentencurve  vor,  so  ist  ihre  Haupt- 
normale  eine  Tangente  der  Fläche,  nach  Satz  64,  S.  182,  sodass 
fi)  _  ±  ^  R  ist    Daher: 

Bäte  48:  Die  Haupttangentencarveu  einer  Fläche  sind 
diejenigen  Curven,  deren  normale  Erilmmung  gleich 
Null  ist 

Ans  (20)  folgt  femer  für  eine  HaupttaDgentencurve  als  Wert 
der  Torsion,  da  <a  längs  der  Curve  conatant  ist: 
r'*     E     L 
J.__i^     _aV    F    M  . 
u*     Q     N 

Benutzen  wir  als  Farameterlinien  die  Haupttangentencurven,  so 
ist  nach  Satz  67,  8.  184,  £  =  JV'  =  0,  sodass  noch  einhcher  kommt: 


Pdr,yGOOgIe 


490  Viertgr  AbK^iU:    Ourvm  auf  der  Fl&Ae. 

Zugleich   iet  dann  entweder  u  —  0  oder  v  =  0.    FDr  die  HMipt> 
tangentencarre  (u)  ist  also  die  Torsion 

I        «Ö    ,, 

-^  -  •  D    "   ' 
wobei 

\d»j         Odv'        0 
ist,  sodass  kommt: 


Für  die  Haupttangentencurre  (v)  dagegen   ergiebt  sich  aaf  dieselbe 
Weise,  weil  dann  «'*  =  1 :  J  und  »'  ■=  0  ist: 


Fassen  wir  einen  Punkt  (u,  v)  der  Fläche  ins  Äuge,  so  sehen 
wir  also,  dass  die  Torsion  der  einen  Hanpttangentencnrre  in  diesem 
Funkte  entgegengesetzt  gleich  der  der  anderen  HaopttangentencnTre 
in  diesem  Punkte  ist,  und  zwar  ist  das  Prodnct  beider  gleich 


Dies  aber  ist  nach  XII  {K)  gerade  das  Ertlmmungsmaass  K  der 
Fläche  im  Punkte  (u,  v),  weil  ja  jetzt  L  =  jV«  0  ist    Hieraus  folgt:* 

Sati  44:  Die  Torsionen  der  beiden  durch  einen  Flächeo- 
punkt  gehenden  Haupttangentenourren  sind  dort  einander 
entgegengesetzt  gleich,  und  ihr  Prodnct  ist  gleich  dem 
Krttmmuugsmaass  der  Fläche  an  der  betrachteten  Stelle. 

Insbesondere  folgt  hieraus: 

Sati  45;  Änf  einer  Fläche  constanter  Erllnmung  haben 
alle  Haupttangentencurren  der  einen  Schar  Qberall  die- 
selbe Torsion  und  alle  Haupttangentencurven  der  anderen 
Schar  überall  die  entgegengesetzte  Torsion. 

Die  Haupttangentencurren  der  Flächen  constuiter  Erflnusniig 
sind  also  Curven  constanter  Torsion,  von  denen  in  Satz  43,  I 
S.  252,  die  Bede  war. 


'  Satz  vonEHHBFER,  „Ober  aH^mptotiiche  Linien",  GHJttiiigor  Ntiih- 
Hchteu  ISTO. 


Pdr,yGOOgIe 


§  7.    Krümmung  imd  Torsion  einer  Flächeneurm.  491 


Scbliesalich  erioaem  wir  daran,  dass  der  Satz  44  —  abgesehen 
von  der  Torzeichenbestimmang  —  schon  in  unserem  früheren  Satz  51, 
S.  170,  als  specieller  Fall  enüialten  ist,  weil  die  Fläcbennonnale  bei 
einer  KaopttangentencorTe  Binormale  ist  and  die  Torsion  als  das 
Verhältnis  d£:ds  aas  dem  Winkel  dJi,  um  den  sieb  die  Binor- 
male beim  Fortschreiten  längs  der  Ourra  dreht,  nnd  ans  dem  zu- 
gehörigen Bogenelement  di  definiert  werden  kann,  wie  in  I  S.  18S.  — 

In  den  Tafeln  XXI  und  XXIII  sind  die  wichtigsten  Formeln 
über  geodätische  und  andere  Flächencurven,  die  wir  im  gegen- 
wärtigen Äbsctmitte  gewonnen  haben,  zusammengestellt  Tafel  XXII 
betrifft  die  Gentraflächen. 

Endliob  soll  die  Tafel  XXIV  dazu  dienen,  dem  Leser  den 
Übergang  zu  anderen  Lehrbtlcbem  der  Flächentheorie  zu  erleichtern; 
es  sind  in  Tafel  XXIV  die  Bezeichnungen  angegeben,  die  in  den 
wiebtigeren  Lehrbfichem  ßir  die  Fnndamentalgrössen  n.  s.  w.  ge- 
braucht werden. 

Zu  weiterer  Vertiefung  in  die  Theorie  der  Gurren  und  Flächen 
empfehlen  wir  dem  Leser  das  Studium  der  dfters  erwähnten  Lehr- 
bächer  von  Biabcbj  und  DABSonx  sowie  der  in  den  Anmerkungen 
genannten  Abbandinngen. 


Pdr,yGOOgIe 


Anhang. 

(FortBOtniDg  des  Aohaogi  lam  ersten  Band.) 


Formeln  fDr  die  Fundamentalgrössen  enter  Ordnung  und  fQr  die 
Richtungscosinus  der  Normalen. 

X,  y,  z  die  rechtwinkligen  Coordinaten  des  Flächenpunktes. 

u,  r  seine  Parameter. 

dt  dfts  Bogenelement  der  Fläche. 

E,  F,  O  die  Fnndamentalgröasen  erster  Ordnnng. 

X,  T,  Z  die  Bichtungscosinna  der  Flächennormale. 

CD  Winkel  der  Parameterlinien. 

(5)  (S.  15)  «is»=Ä'rf«*  +  2-P(farft)  +  (?rft>». 


{C)  (S.  17)  D  =  ^EG-F*. 

im  reellen  Falle  positiv  zu  nehmet). 

Gleichaug  der  Tangentenebene   in  den  laufenden  Coordinaten 

E.  9.  h- 

I   r  —  X     X.      X..   \ 
(-0) 
(ä20) 


oder: 

W  X(E-.)  +  r(t|-,)  +  2(,-i)_0. 

(y)(S. 27)  x»?^-*^!,    7_5ia^-i--,    ^_^- -»■-•. 

(ff)  (8.  18)  -B'-Sto...-».y.)>. 

'  BezeicbauDg  der  Seite,   auf  der  die-  Formeln  mm    ersten   Haie  lat- 
komnieo. 


Pdr,yGOOgIe 


(^)(S.27)       SI'-l,      SJ^  =  0,      SXX,-0. 
(/)  (S.  2t)  SJi. -0,      SX», -0. 


(S.  28) 


(S.  28) 


{lU)  (&  31) 


r..-%.=  ^-^, 

Fi 

2«       Jr       -Kj.-i'!'., 

2x...  Jf »._'■»•-'"'■ 

%.-l''.-^-'^. 

xy.-r,..^?- 

*■     I, 

j ; 

y.  s. 

r 

~D. 

'  r^     r^ 

2 

Yeq 


}fBQ 


wo  die  Wnrzeln  im  reellen  Falle  positiv  zd  nehmen  sind. 
Für  den  Winkel  a  der  zu 


gehfirigen  Fortschreitungsrichtongen  ist: 

W    (8.32)    CO..  _         _^_±Z»*J>±^>t:^ 

Differentialgleichang  der  Minimalcurren : 
(0)  (8.  36)  Edu*  +  ^Fdndx)  +  (?rfi>*  =  0 

oder  zerlegt: 

(P)  (S.  83)     \ßdu  +  (-f  +  iiJ)rfr][Ä(iu  +  {F -  ii>)dt)]  =  0. 


Formeln  fDr  die  Fundamentalorfissen  zweiter  Ordnung 
und  für  die  Krümmung. 

L,  M,  N  die  FundamentalgröBsen  zweiter  Ordnung. 

*,,  A,  die  Werte  von  dv.du  &r  die  beiden  HaupttrUmmungB- 
richttingen. 

X,,  «,  die  Werte  von  dv.du  fUr  die  beiden  HaupttaDgenten- 
richtimgen. 


D,gH,zedr,yGOOgIe 


494 


Anhang. 


R  der  EJdmmimgsradiuB  des  zu  irgend  einer  Fortacbreitsngs- 
richtung  {dv.du)  oder  (A)  gehörigen  Normal&olmitteB. 

<fi  der  Winkel  seiner  Ebene  mit  der  Normalebene  dorch  die 
erste  HanptkrQmmuogerichtung. 

B^,  R^  die  Hauptkrllmmungsradien. 

K  das  KrOmmnngBm&ass. 

E  die  mittlere  Krümmung. 

{J)  (8.100)       L=-%Xx^^,     A/  =  SX*„,     A=.SXar„. 


.  z..  ^J 


(S.116) 


I  ^.  z,  2,  i         i ',,  'u  'v 

£+2fi+  Oi'* 
'(ÄJW-^i)  -  {G  i  -  ^JV)  A  +  (f A  -  G.«)  A»  = 
oder: 


(S.  106) 

(C)  (S.106)  i--Si.i.,     M 


4' 


•t   i 

Jf  j  =0 


f)lri-i„i,. 


«    (S.U7) 

(C)  (S. 

117) 

(//)  (8. 

117) 

*,  +  «. 


0£-  jy 

'  FA-'QSf" 


*.-- 


[*  +  #(*,+*,)  +  «*,  i^. 
(i+J((*,  +  i,)+A'i,A,. 


EM-  FL 

'  Fü-  OM  ■ 


(/)  (8.118)       {LX-llP)IP-{EN-2FM+eL)R+{E0-F^  =  D 


(/.)  (S.  127)         L  +  S^/x  +  G 


S.  118) 


.gy-  ZJ'Jtf -K  OL 
£0-F* 


BN-iFM+  OL 


=  0     für     x^XyX,. 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


<S.  130) 

m 

<8.  131) 


LX-M'-D 


X  ;r.   X, 

r  Y.    r. 


LS-M'-D  L!?LrJ-  ^\  _  ja^.-^.z.  _  ^  XLlir_lr?!. 


=  lA-f- 


Ffir  die  Winkel  «  der  Haapttangenten  mit  der  ersten  Haapt- 
krUmmaogsricMiiDg  ist: 

<iV)(S.135)  tga  = 

Gleichung  der  Indicatrix  im  Abstände  s  von  der  Tangenten- 
ebene: 
<0)  (S.  142)  Zrfii»  +  2jl/rf«<f»  + jVrfu»-2!. 

<?)(S.184)  _L_-^  +  jL^. 

Sind   a  und  /?   die    Winkel    conjagierter   Richtungen   mit   der 
ersten  Hauptkrtinunungsrichtung,  so  ist: 

«   (S.  156)  lg«tg(?.- A. 

K  -  BrK-fj''-  ei)i.  +  (FL  -  JiO"^.]. 

^.  -  iiK-f 'K^-  o-t)?.  +  (^^  -  smyi, 

K  -  ^rK-f-«  -  OL)t,+{FL  -  EX)!,]; 


9.  159) 


(S.  159) 


n  -  i,  K^JV  -  e  ^Ij-.  +  ('■^f  -  ^"M . 

^.  -  BrK-f-'*'-  GM)2,  +  (TM-Elf)!,]. 
iX,'  -^[GL'-2fLlll  +  BM']  -HL-KE, 

iX,X,-^i[aLM+E)fX—FAP-Fitl]-HX-KF, 
iX,'  -~{EX'-2F3IS  +  Oil']  -HH-KO. 


i,i,z,dr,  Google 


496 

(J)  (S.  161)    idXdx  =  -{Ld<i'  +  i.Vdudi}  +  ydt'). 
Differentialgleichung  der  ErümmiuigscnrTeD; 
I      rfi,'      EL' 


(S.  174) 

-dudv  F     M   -a 
<(«'      ff     n'. 

oder: 

(F)  (S.  176) 

Edu  +  Fdv     ldu  +  Mdv 
Fda  +  Gdo     Md»  +  Sdt 

-0 

oder: 

'dl     X     dX 

(&  176) 

\d,    r    dr  -0. 

'dl      2     dZ\ 

Differentialgleichung  der  Hanpttangent«icurTen : 
{X)  (S.  174)  Zrft(»  +  2^rfarfo  +  ^rfo»  =  0. 


Tafel  XIII. 
ForiMin  fBr  die  Darstellung:  «  =/(«:,  i/)  der  FIAehe. 

3'«  a»*  3»»        , 

dx'  '       dxdy  '        dy' 

(Ä)    (3.15)       E=\+p',      F^pg,      C=l+y*. 

(5)     (S.18)  i>_yi+p»  +  yi, 

im  reellen  Falle  positi?  zu  nehmen. 


(C)  X=— ^ 


(i>)    (8.108)    i  =  — ^=-_,     ^f=         '      -,     2f  = 


[E) 


Ä       yi+p*  +  q*     (1  +p")da!'  +  2pg<f«tf»  +  (l  +?«)<*  y* 

D,gH,zedr,yGOOgIe 


{F) 


H^ 


'  (i+p'  +  sV 

-    (1  -i-p*)*-  2pgJ  +  (1  +  g*)r 


Differeatialgleichung  der  Ifinimalcurven : 
(ff)  {\  +  p^dx^  +  2pqdxdy  ^-  {\  +  q*)dy'  ^  Q  . 

Differentialgleichuog  der  Erümmaogscnrven : 
dy*      l  +  p*      T   \ 
(ff)  -dxdy      pq         s      =0. 

dx*        1+9*      (    I 
Pifferentialgleichniig  der  Haupttangentencurren: 
(J)  rrfx*+  Udxdy  +  tdy'^O. 


Tafel  XIV. 

Sphärische  Abbildung  einer  Fläche. 

Die  lateinischen  Bachstaben  beziehen  sich  anf  die  Fläche,  die 
dentachen  auf  die  Biidkugel. 

(Ä)     (8.204)        •       E  =  X,       »-r,       i-Z. 

fß)  (S.206)     dl,'  =  dX'  +  dy'  +  dZ-Sdu'  +  2%dtidv  +  ISdv'. 

g  =  SV    =Hl-KIi-jji{EM'-'iFI,M+OL'\, 

(i))    (S209)  tl^fSW-'i'-iKD, 

wo  «  =  ±  1  ist  und  zwar  im  reellen  Falle,  je  nachdem  K'^0  ist. 

m    (S.  210)  3i-,X,      g)-«r,      S-iZ. 

(^(8.211)    S tS,      <a .g,      SR <®. 


m 

(3.206, 
209) 


.d=,Google 


498  JtAatiff. 

Tatel  XV. 
Paralltiflfichen  einer  gegebenen  Flftche. 

Die  aberBtrichenen  Buchstaben  beziebeo  eich  auf  die  Elemente 
der  ParallelflElcbe  im  Abstände  o. 

=  x  +  aX,      ^  =  y  +  aY,       i  =  z  +  aZ. 

S-  (1  -<fK)E-a{i-<,R)l, 

S-(l  -a'K)0-a(2-<iE)ll. 
l-aKE+[,\  -aU)L, 
S-aKF+i\  -aB)M, 
y-aKO  +  ll-aH)y. 
5-(l  -air+a'K)J>, 


(4  (S.  2 


(S.  239) 


(fl)    (8.238; 

wo  das  YorzeicheD  so  gewählt  ist,  dass  im  reellen  Falle  die  Formel 
fiir  die  Null  benachbarten  Werte  von  a  positiyes  5  giebt 


(E) 
(S.  240) 


K-- 


-  aH+a'i 
H-iaK 


(4 
(8.264) 


Tafel  XVI 

Die  zweiten  DHTerentlalquotienten  der  rechtwinkligen 
Punktcoordinaten  einer  FIflclie. 

'..-  4(ä'.  -  '-!/''>  +  ITri.!!.«  +  E,F-  2F,F)t,  + 


i,i,z,dr,  Google 


(S.  268) 


+  (-  JB,F-  E^E+  2F,E)xi, 
X..-  !dX+  -^^H,E,G  -a,F)x,  +  {-  E,F  +(3,E),i, 

'.,-  "-«■+ ai-K-ff.^- ».0  +  2^.0)». + 

Die  Formeln  {J)  und  {B)  gelten  aach,  wenn  r  und  X  durch  ^ 
und  T  oder  durch  z  und  Z  ersetzt  werden. 

(C)     f  8 1„».  -  i  A. .  Si„i.  -  iE,,     8i„*.  -  .f.  -  iO. , 

(8.262)1  S,__»_  =  J?__^^_,      Sj:..».-iff.,     S»„i,  =  ie.. 


Tafel  XVIl 
Die  drai  Fandafflentalgieichunoan  d«r  Fischentheorie. 

(4     i.-^«'.-^fte-e..P]i- 

(S.  270) 

-  ~[*.0- 0.^+2«- -f.)^.«- 

-  jir[-  ■K.-''-  E,E+2F,E]N. 
LN-M* 


(S.  270) 


+  j5rÄ'+ .«.».- 2«. /a  + 


(C)     jf. -«;_-^  [<;,£_«.*■]  jv- 

(8.271) 

-  lirCO.-S-  «,ff  +  2(0.-  F^irjM- 


■-^l-0,F-G,G  +  2F,Cf]l. 


riz,d=,  Google 


Ändere  Fonn  der  zweiten  Fnnd&mentalgleicliimg  (B): 

(D)  LN-M*       J_    -E^F-E,E-t-2F,E a_    -E,F+  0,E 

(S.320)  H        ^  dt  2DB  du  ZDE  ' 


Tafel  XVm. 

Formeln  fDr  FISchen,  deren  Parameterllnien  difr 
Minimalcurven  sind. 


(4 

M=a  =  ts, 

B  =  iF. 

FaDdamentalgleichungeD : 

l,-M, — 

-f*. 

(S.  268) 

K-K=- 

-5^. 

m 

'-i 

1         LN-M' 

^-i+i 

(S.  266) 


--'^F-^.'-'Jli^^'.~1X+^.,. 


Diese  B'ormeln  (i>)  gelten  auch,  wenn  x  und  X  durch  y  and  T 
oder  durch  z  und  Z  ersetzt  werden. 


(H) 
(S.  266) 


{F, 


I.  -  -  )f{M,,  +  ii,),       X.  =  -  i  (A«,  +  «ij, 
J.  _  -  i(l/,.  +  iy.),        1-,  =  -  i(%.  +  Uy,). 


Differetttialgleichung  der  KrümmuDgscurreD: 
(0)  Ldxf-Ndv'-a. 


.d=,Google 


ForniBln  fGr  FIftchen,  deren  Parametorlinlen  die 
Krümmungscurven  sind. 


(4  (8.366 

f^M=0,       D  =  yjG. 

Fundamentalgleichnugen ; 

^.=t-.(*  +  f). 

(8.  366) 

oder: 

l^^-^^- 

(C) 
(S.  366) 

11,11,      au\\/E    a«  /      8.  \yä    9t  i 

(i>)  (S.  366 

X, 

.-  |toA-.yJ  +  ä'.-  w'.-  -^^+  ra'.-  ^ 

<m 

*« 

ä'.+§'.. 

*« 

Dies«  Formeln  {E)  gelten  auch,  weDn  x  tmd  X  dnrch  y  and  T 
oder  durch  z  und  ^  ersetzt  werden. 


(S.  356) 

1      ^.=  -t. 

<0) 

SV-|.-. 

CO 

SV-^. 

s:r.i.-o,    sx.'-^- 

D,„i,z,dr,  Google 


502 


Differeatialgteichung  der  MinimalcurTeD: 
(7)  üu'  +  eir'-O. 

DifferentialgleichaDg  der  EaupttaugeBteDcurren: 
(Z)  ldu'+  Hdv'-O. 


Tafel  XX. 
DlffiBrenfialparamBter, 

(^,(8.383)  j„.lfl^l£ML^liL. 

(£)  (S.  387)        A„  _  ^t.,.-PV.9.*f.9i*at.,. 

(C)  (S.  387)  4,  -  A„. 

Werden  fl  =  f{u,  v)  and  e  es  ^  (u,  t>)  ftls  Parameter  auf  der 
Fläche  benutzt,  bo  sind  die  zugehörigen  B^iudameDtalgr&ssen  erster 
Ordnung: 


jP=n         -ll .,  0" 


8. 889)  ^      ^,,  ^„  -  Jf, '  Jr7^„  -^},'     "      Jrr  ^„  "  '*;, 

Insbesondere  ist: 


(£) 


(8.388)  if,.^.-  ^J.  '  Jl.,^,.-  äi,  '  ä^^ä,,-  ^!, 

Tafel  XXL 
Geodätische  Curven. 

Differentialgleichnng  der  geodätiBchen  Corren,  wenn  u  und  v 
Functionen  eines  Parametere  sind  and  nach  diesem  differenziert  wird: 

(8.406)  \fu'  +  Gv'     (F^-^EJ)u-'+G^u'v'+\G^v'*+Fv"  +  Gv"\~    ' 
Oder,  wenn  u  als  Parameter  längs  der  Carren  benatzt  wird: 

wobei  jedoch  die  Curreo  (u)  aoegescblosBen  eind. 

D,„i,z,dr,  Google 


(S.  408) 


503 


BedingQDg  für  die   orÜLOgonalen  Tn^ectorien  Jl(u,  v)  =  Const. 
TOn  Qc'  geOfUtischen  Corren: 

(C)(S.4S8)  A,-fW- 

Bogenelement-Quadrat  bei  geodätiachem  Farametersystem : 

{D)  (a  440)  ds*  =  du*+G{u,  v)dv', 

wobei  D  =  ^G  im  reellen  Falle  positiv  za  i^hlen  ist 

Für  den  Winkel  a  einer  beliebigen  geodätischen  Corre  mit  den 
geodätischen  Gorren  (e)  ist  im  Falle  {JD): 

(ß)  {S.  448)  -1^  =  _  i>^. 

Bei  der  Annahme  (£)  ist; 

{F)  {S.  446)  K  =  - 


1      d*VÖ 

'  yö    au' 


läegen  geodätische  FolarcoordiDaten  vor,  so  ist  in  {£)  noc^: 


(ff) 


(S.  446, 
448) 


Lö"    .0, 


tdVä] 


Tafel  XXIL 

C«ntraflSch»n. 

Die  Farsmeterlinien  (u),  (o)  auf  der  Urä&che  (t,  y,  z)  sollen  die 
ErOmmungBcarren  sein.  Die  anf  den  ersten  oder  zweiten  Mantel 
der  Gentraääche  bezQglichen  Grössen  haben  den  Index  1  oder  2. 

(d)  (S.  467)     »,  _  «  +  Ä,  X,    y,  -  y  +  Ä,  r,     2,  -  «  +  Ä,  2. 

(i)(&467)     x,-i  +  lt,X,    y,-y  +  R,r,     i,-i  +  S,Z. 


(C) 
(S.  467) 


ä^ 


'  .7-? 


ÖÄ, 


Bt-Ä, 


äj, 


.1-.? 


?.■ 


^^v 


,dr,Google 


m 


jMAang. 
rdSt^       Ji,  -Jit  diit_ 


.ÜB.        ig,-«. 


du   ' 


du    ^        B, 
,»R, 


w 


^,. 


(ff)  (8.  462)  S,  =.  «1  -^  -  ^5^'  ■  /Ö  , 

wo  im  reellen  Falle  ^G  positiv  sein  soll  und  Ci  =  ±  1  so  zo  wählen 
is,  dass  i>j  positiv  wird. 


WO  im  reellen  Falle  y£  positiv  sein  soll  und  a,  =  ±  1  so  zu  wShlen 
ist,  dass  -flj  positiv  wird. 


(/)(S.463)     2,--^.., 


m 


Va   •' 


"  Ya  '•' 


re--- 


Ya--- 


(3.468)       '        ''         ä«  '  '  'V£      K.         Su 


m  i.  — «.,^7 


£^      Ä.     fl  log  Jf, 


yö       A  8e 


jif,  =  0,  jv, -«.ye- 


(AO  (&  464)  <i.,'  -  rfJf,'  +  (-^'^j'eit.'. 


m 


".•-äii,'  +  ll^i^)'£du: 


(P) 


467)  -gt 


K.  —  - 


i,i,z,dr,  Google 


Anhang.  505 

Differeotialgleicliung  der  HaupttaDgentencoiren  auf  dem  ersten 
Mantel: 

{Q)(S.466)  Eß'^du'-GM'-ß^dv^^O, 

\-ti  \  '  'du  ^    du  ' 

auf  dem  zweiten  Mantel: 

(Ä)  (8.  467)  Jilf^'^dtt^  -  GS^'^dv'  =  0. 


Tafel  XXm. 
Fl&chencurven. 

Die  Parameter  u,  v  seien  als  Fonctionen  der  Bogenlänge  »  der 
Gurre  gegeben,  sodass 

(j)  (S.  476)  Eu*  +  2Fu'v'  +  Gv'*==l 

ist,  wenn  die  Striche  die  Differentiation  nach  t  andeuten. 

(D    der   Winkel    der    Hauptnormale    mit   der    Flächennormale, 
1 ;  r  die  ErOromung,  1 ;  p  die  Torsion. 

Normale  Krümmung: 

(B)  (S.  477)  — —  =  ia'»  +  SJfu'o'  +  Nv''. 

Tangentiale  oder  geodätische  Krümmung: 

(S.482)    r        nlßu'+Gv   {P^^^E^u-'+Gyo'+\G„v*+Fu"+Cv"\ 

(S  487)  t« ü,  =  kt^  +  Qr'    (F.-iE,W'-^e.u-^  +  iO,v-*  +  Fu"  +  0^-\ 

(S.  487)    ^i^u+Fv    \Ey*  +  Syv'  +  (F,-:^GJv'*  +  Eu'  +  Fv",' 
^'\fu+Gv'   {F^-^E;iu''  +  Gyv'  +  ^Gy*  +  Fu"-i-Gv"i' 
Im  reellen  Falle  ist  1 ;  r  die  positive  Quadratwurzel  hieraus. 


D,gH,zedr,yGOOgIe 


(7)  (S.  489) 


Anhang. 

o'* 

E     l\ 

"        D 

-«•»' 

F     M^ 

„■' 

B      n\ 

Bezelchnunoen. 

In  der  nachBtehenden  Tabelle  sind  die  Bezeichnungen  ange- 
geben, die  in  sieben  Werken  Über  Flächentheorie  statt  der  uosrigea 
benntzt  worden  sind,  soweit  in  ihnen  überhaupt  stehende  Bezeich- 
nungen &a  die  betreffenden  Orösseo  gebraucht  worden  sind.  la 
alpbabetis<dier  Anordnnng  sind  die  sieben  Werke  diese: 

BiANCHi,  „Vorlesungen  über  Differentialgeometrie".  Deutach 
von  LuKAT,  Leipzig  1899. 

Dabboux,  „Le^ons  sur  la  th^orie  gän6rale  des  sarfaces  et 
les  applications  gäom^triqnea  du  calcul  infinitesimal". 
L— IV.  partie,  Paris  1887— 189Ö. 

Qauss,  „Disqnisitiones  generalea  circa  superficies  carras". 
Commentationes  Soc.  Scient  Oottiogensis  recentiores  Vol.  VI 
(ad  a.  1823—1827),  Göttingen  1828.  Siehe  anch  Gauss'  Werke, 
4.  Bd.,  und  die  Übersetzung  in  Ostwald's  Klassikern  Nr.  5. 

Home,  „Lehrbuch  der  analytischen  Geometrie  in  zwei 
Teilen.  Zweiter  Teil:  Principien  der  Flächentheorie". 
2.  Aufl.,  Leipzig  1890. 

JoACHiHSTHAL,  „Auwendong  der  Differential-  und  Integral- 
rechnung auf  die  allgemeine  Theorie  der  Fl&chen  und 
der  Linien   doppelter  Krümmung".     3.  Aufl.,  bearb.  von 
,    Natani,  Leipzig  1890. 

Ekoblauch,  „Einleitung  in  die  allgemeine  Theorie  der 
krummen  Flächen".     Leipzig  1888. 

Stahl  und  Kombiebbll,  „Die  Grundformeln  der  allgemeinen 
Flächentheorie".     Leipzig  1893. 


Pdr,yCr.OOgIe 


i 

s 

Q 

i 

i3 

s 

ji 

1 

1 

hl 

«. 

«. 

u. 

p? 

u. 

». 

i        UV 

UV 

EFO 

EFQ 

EFO   ' 

EFO 

•/■« 

EFO 

!  i:F(? 

tfg 

D 

- 

E      ' 

A 

t 

- 

r 

S 

xm 

xm 

eil- 

XYZ 

pqr 

i/i. 

xr^  • 

abe 

LMN 

Dirir 

D  D'  D" 
HEB 

D  S-D" 
J   J    J 

EFO 

• 

1  tifJV 

dd-d" 

S,B, 

r,r. 

Elf 

«.(. 

P.  5i 

'    fi?. 

r.r, 

K 

K 

- 

k 

- 

- 

'       K 

k 

II 

U 

- 

- 

- 

- 

'.       H 

h 

YeG  ->'       y,B a-F*       ^EQ-  F* 


Pdr,yGOOgIe 


Sachregister. 


Abbildung  der  FIBche  auf  die  Ebene 
86  n.  f.;  confonn  =  Conforme  Abbil- 
dnng;    flAchentreu    =   Plächentreue 

Abbildutifc;    j^odätiBch  ~  Geodäti- 
actie  Abbildung;  Ifingentreu  88. 

Abbildung  der  Fläche  auf  eine  FlSche 
90  u.  f.,  285  n.  f. 

AbbilduDg  der  FIAche  auf  die  Kugel 
durch  parallele  Normalen  ■•  Sph&- 
riBche  Abbilduiiff. 

Ableitungen  der  Coordinateii  19  u.  f.; 
der  KiditungscosinuB  159,  S12  u.  f., 
920,  S40. 

Abafand  der  Tangcntenebene  von  be- 
nachbarten FlSchen punkten  ISSu.  f. 

Abwickelbare  Flfichen  24, 132,  151,  la4, 
177,  180,  163,  IBS,  225,  273,  SÖB, 
369,  403,  409  u.  f.,  424,  42S  d.  f.,  452,  | 
455,470;  der  Normalen  längs  Krflm-  i 
mangscarven  175  n.  f.,  455,473;  die 
eine  Flächo  Ittogs  Curven  berilbren, 
157. 

Abwickelung  einer  FIficbe  auf  eine 
andere  —  Verbicgung. 

Algebraische  geradlinige  Minimal  fläche 
dritter  Ordnung  244,  248. 

Änderung  der  Bogenlänge  bei  unend- 
lich kfeiner  Änderung  einer  Curve 
39eu.f.;  der  Flacheninhalte  bei  un- 
endlich kleiner  Änderung  eiuerFlächo 
282  11.  f. 

Arithmetiachea  Mittel  der  Krümmungen 
der  Normal  schnitte  230. 

AsBOciierte  Minimaltlfichen  283. 

Asjmptoten  eines  Fläche npunktes  140. 

AajmptotiBche  abwickelbare  Fläche 
einer  geradlinigen  Fläche  227, 

Asymptotische  Gurren  174  =  Hanpt- 
tang  en  ten  curven . 


Bedingung  fQr  conjugierle  Bicbtnngen 

155;  fQr  UauptkrümmungsrichtuDgen  |       470. 


117,  HS,  156;  für  Hauptt&ngenlei. 
richtnngcn  127,  156;  für  Minimil 
richtungen  36;  für  senkrechte  Rieli 
tungen  33. 

Begleitendes  Axenkreiu  einei  Fllchoi- 
punktes  133  n.  f.,  144,  168. 

Begleitendes  Dreiksot  eines  Flichen- 
punktes  312  u.  f ;  In  ein  ändert» 
abergeführt  317  o. f.;  epeciell  getrshli 
819  u.  f ,  340. 

Bereich  für  die  Parameter  auf  der 
Fläche  6. 

Berdhrung  nter  Ordnung  ewiacben  Ewei 
Flächen  200  u.  f.;  zweiter  Ordnnitg 
Ewischen  Fläche  und  Kugel  203: 
zweiter  Ordnung  zwischen  FlSche 
und  Paraholoid  203;  zweiter  Ord- 
nung zwischen  Fläche  und  TangeO' 
teneltene  208  u.  f. 

Bewegung  16,  18,  107,  303,  337  o.  f., 
342,  344. 

Biegung  =  Verbiegung. 

Bildkugel  304  u.  f. 

Bilineare  Gleichung  dnrch  eine  Diffe- 
rentialgleichung ausgedruckt  7S;  für 
die  Kreise  anf  der  Kugel  65,  77  a.  f. 

Binormalen  einer  Curve  226. 

Bogenclement- Quadrat  in  der  Ebene 
1 3 ;  auf  der  Fläche  14, 17 ;  als  vollstin- 
diges  Quadrat  29;  für  Isothermei]- 
netze  57;  bei  Verbiegung  275;  m( 
die  Form  rfu'  -H  Gdv*  gebracht  140 
u.  f.;  auf  einer  Fläche,  die  sich  oQ- 
endlich  wenig  in  sich  verbiegen  lAssl, 
201;  der  Centrafläche  464  u.  f.;  anf 
einer  Fläche  constanter  Krümmnitg 
301;  von  dBrForm(C7-H  Vjldu'  +  än 
420,  423. 

Bogenlänge  einer  Gnrve  bei  nnendlicb 
kleiner  Änderung  396  n.  f.;  einer 
Flächencurve  102,  476. 

Breite  und  Länge  auf  der  Kugel  3. 

Breitenkreise  40. 

BrennflScben    eines   Strahlen^tems 


Pdr,yGOOgIe 


CsnalflifcbeD  461  u.  f.,  473  u.  f. 
GatcDoid  42,  126,  129,  184;  als  Mini- 
malfläclie    242,    252;    Terbogen    auf 

eine    gemeine   Schraubeafl liehe   284 
u.  f.,  294. 
GentTaflHche454n.f;  ausgeartet  458  (i.f, 
473  n.  f. ;  einer  abwickelbaren  Fläche 
455;    einer    Cacalfläche    461;    einer 


Bind,  467  n.  f.;  eioer  Kugel  455;  einer 
ßfihrenflache  456;  einer  BoUtions- 
fiäcbe  455. 

Conforme  Abbildung  einer  FiSche  auf 
die  Ebene67u.f.,74,  94. 96;  der  Kugel 
auf  die  Ebene  'iS  u.f;  einer  Mini- 
tnslflache  auf  die  Ebene  256;  einer 
Fläche  auf  eine  Fläche  71  n.  f.,  94, 96 ; 
einer  FlSche  auf  die  Biidkugol  20B; 
einer  Minimalfläche  auf  die  Kugel 
242,  248  □.  f.,  256. 

Congrueni  von  Flächen  mit  denselben 
Fnndameatalgröaaen  337  n.  f. 

Congruenzmerkmale  für  zwei  Flächen 
341  u.f.,  351  u.  f.,  367  u.  f. 

Conjugierte  Curven  185  u.f,  196  u.  f., 
198  u.  f.;  auf  abwiclcelbarer  Fläche 
18Ö;  auf  CentDifliichen  464;  alsPara- 
meterlinien  IH6;  die  bei  Ahbüdung 
conjugiert  bleiben,  285  u.  f. ;  die  Mini- 
malcurven  sind,  244. 

Conjugierte  Durchmeaaer  der  Indicatrix 
154  U.  f. 

Conjugierte  Hyperbeln  138,  137. 
Conjugierte  Kichtungm  154  u.f.,   163, 

170;  auf  abwickelbarer  Fläche  154; 
auf  einer  Kugel  157. 

Conjugierte  Tangenten  154;  harmo- 
nisch getrennt  durch  die  Haupttan- 
genten  167. 

Co ntingenz Winkel,  geodätischeri  483. 

Convei-concave  und  convex-convexe 
Stellen  128  u.f.,  lS5u.f.,  140. 

CoainuBlinie  45. 

Curve  4;  aufgefatsst  ala  Fläche  151; 
von  conalantcr  Toraion  490;  unend- 
lich wenig  verändert  396  u.  f. ;  dritter 
Ordnung  mit  co  na  tanter  Krümmung 
und  Torsion  242  u.  f. 

Curven  auf  der  Flache  lOn.  f,  101  u.  f., 
476  u,  f.;  unendlich  wenig  vei^ndert 
899  u.f.;  deren  Binormalen  die  Flä- 
chennormalen sind,  =  Haupttangen- 
tenourven;  deren  Binormalen  die 
Fläche  berühren,  404;  deren  Haupt- 
normalen in  die  Fläcfaeanormalen 
fallen, 400 u. f.;  längs  deren  einHaup^ 


krammnngBradius  constant  ist,  465; 
ohne  bez.  von  grösster  Längen  Ver- 
zerrung bei  AbbilduT^  99;  von  con- 
Btanter  geodätiaäher  Entfernung  444, 
485  o.  f, ;  von  constanter  geodätischer 
KrQmmnng  485  u.  f.;  von  der  geo- 
dätischen Krümmung  Kuli  486;  von 
der  normalen  Krümmung  Null   489. 

Onrvennetz  auf  der  Fläche  mit  ebenen 
Vierecken  193  n.  f.,  196  n.  f. 

Cykliden  474. 

Cylinder  2,  189,  225;  zweiter  Ordnung 
129;  Hiebe  auch  Hotationacylinder. 

Cylindroid  der  kürzesten  Abstände 
einer  Normalen  von  den  benachbar- 
ten Normnleu  171;  zur  Veraaschau- 
lich ung  der  Krümmungen  eines 
Flächenpunktea  149. 


Diagonalcorven  5*  u.  f.,  57  u.  f. 

Di  Seren  tialgleichung  der  Curven ,  die 
zu  einer  gegebenen  Schar  conjugiert 
aind,  192;  der  geodätischen  Curven 
408  u.  f.,  417;  der  geodätischen  Cur- 
ven (Geraden)  der  Ebene  430;  der 
geodätischen  Curven  auf  Flächen  mit 
dii*-(U  ■\-V)ldü'+di!']*'ila.t.;dei 

fBodätischen  Curven  bei  geodätischen 
aramctern  442  u.  f.;  der  geodäti- 
schen Curven  Huf  Rotations  flächen 
411  u,  f.;  der  Ilaupttangen  teil  curven 
174;  der  H au pttangenten curven  auf 
geradlinigen  Flächen  163  u.  f.;  der 
KrQmmungscurveu  174,  176;  der 
Minimalcurven  35  u.f.,  62  u.  f..  174; 
bei  einem  Orthogonal  ajatem  33  u.f.; 
der  orthogonalen  Trajectorien  von  oo ' 
geodätischen  Curven  433  u.  f.,  437  u.f. ; 
eines  Systems  von  conjugierten  Cur- 
ven 186. 
Differe  ntiald  eich  ung,  ge  wöhnl  i  ch  e, 
siehe  aucn  unter  Gewöhnliche  Diffe- 
rentialgleichung; partielle  siehe  un- 
ter Parlielle  Differentialgleichung; 
RiccATi'ache  siehe  unter  RicoiTi'sche 
Differentialgleichung. 
Differential  in  vari  Knien  der  Flache  liiii- 
skhtlich  der  Bewegungen  303  u.  f. ; 
differeniiert  nach  einem  Parameter 
305  Q.  f  ;  symmetrisch  aus  den  Ab- 
leitungen der  Coordinaten  gebildet 
308  n.  f.;  von  erster  Ordnung  306; 
hinsichtlich  der  Bewegungen  und 
auch  hinsichtlich  der  Einfilhrang 
neuer  Parameter  842  u.f.,  353,  384, 
3«7,  390  u.f. 
[  DifTerentialparameter   erster    Ordnung 


^dnyCOOgle 


Saehregiafer. 


382  a.  f.,  430,  439;   gemischter  oder 
ZwischenpftwnQter  887  u.  f.,  4SB. 

]>jffereDtialqnotieiit«ii  der  Coordinaten 
IS  n.  f.,  261  o.  f.;  von  Fanctionen  dei 
OrtcB  auf  der  Fl&che  374  a.  f.;  der 
KichtasgscoNanB  der  Flftoheanor- 
inale  159-,  der  Eichtnngauwinns  des 
begleitenden  Dreikants  der  Fliehe 
8iau.f.,  320,  340. 

Doppeiaächen  2!i6  u.  f. 

Doppel  verhaitaia  derErQmmiingamittel- 
pnnkte  Toa  vier  Normalechnitten 
eines  FlBcheapnoktaa  114  n.  f.;  von 
vier  Tangenten  eines  Flftchenpanktea 
91  u.f.,  11-      -  -■-       "- 

ebenen  vo. 
zeugenden 
224. 

Dreikant,  begleitendes,  siebe  unter  Be- 
gleitendes Dreikant  eines  Fl&chen- 
pnnktes. 

E 

Ebene  I  n.  f.,  13,  lOT,  112  u.f.,  180, 
179,  182  n.  f.,  186,  24lD.f.;  geodi- 
tisch  auf  eine  Ebene  abgebildet  439 
u.f.;  nnendlich  benacbbart  und  par- 
allel einer  Tangeotenebene  188. 

Ebene  KrÜmmungscurven  180. 

Einheilende  von   cn'  Engeln  461. 

Einseitige  Flächen  2S9. 

Ellipoe  als  Bild  eines  unendlich  kleinen 
Kreises  96  u.  f.;  znr  Constmction  der 
Krfiininung  eines  Normal  Schnittes 
135 u.f.-,  zur  Constmction  des  Win- 
kels benachbarter  Normalen  169. 

Elliptischer  Punkt  140. 

Endliche  Gleichungen  einer  FUcbe  ab- 
geleitet ans  den  FandamentalgTSsaen 
385,  837  u.f. 

Entfernung  derTangentenehene  von  be- 
nachbartem Fl  ächenpnukt  152,193  n.  f. 

Euklidische  Geometrie  463. 

ETOlntenflSche  -  CentraflScbe. 


Faden  aufgespannt  auf  die  Fl&che 
404  u.  f. 

Filarevolventen  177. 

Flachen  allgemein  1  n.  f.-,  abgeleitet 
aus  den  FnndamentalgrdBsen  885, 
887  u.  f.;  conform  abgebildet  siehe 
unter  Conforme  Abbildung;  erzengt 
durch  ihre  Punkte  oder  aorch  ihre 
Tangentenebenen  I&l;  gesucht  zu 
gegebener  CentrafiSche  469  u.  f.,  474 
u.  f.;  gesucht  eu  gegebenem  Nor- 
malensjstem  470  o.  f.;  umhüllt  Ton 
oo*  Ebenen  26. 


FIKcben  Ton  besonderer  Art  und  «war: 
FIfichen,  auf  denen  BG--F*  —  Oi^ 
29;  auf  denen  Lif-3('  =  0  Ut,  181 
n.  f.,  siehe  auch  unter  Abwickelbare 
Flilchen;  mit  lauter  Nabelpnnktcn 
(Kugeln)  111  u.f.;  mit  lauter  par- 
allelen Normalen  107;  mit  nar  einer 
Seite  259;  mit  iwei  Scharen  voo 
Geraden  144;  mit  einer  Schar  von 
Küuimalgeraden  116  n.  f.,  16&,  175, 
177,  213,  227  u.  f.,  240  n.  f.,  354  n.  £: 
mitawei  Scharen  von  Hinimalg«radai 
(Kngeln)64. 113 ;  von  zweiter  Ordni^ 
129,  148,  184,226;  mit  cd ' congmei- 
ten  und  gleichgestellten  Gurren  = 
Schiebungsfl&chen ;  die  durch  Dreh- 
ung einer  Curve  entstehen,  —  Bo- 
tationaflachen;  die  durch  Schnuibung 
einer  Curve  entstehen,  ~  Schranben- 
fl&chen;  mit  coajngierten  Minimal- 
curveu  244,  siehe  auch  unter  Mini- 
malflächen;  die  von  as>  Kugebi  in 
Kreisen  berührt  werden,  409  u.  f., 
473  u.  f.;  mit' orthogonalen  Haupt- 
tangentencnrveo  siehe  nnter  Uini- 
malflächen ;  mit  zusammenfallenden 
Haupttangenten  131  n.  f.,  siehe  aach 
unter  Abwickelbare  FlBchen;  con- 
stonter  Krümmung  286  u.  f.,  297  u.  f., 
364,  372,  394,  416,  4SI,  426  n.  f., 
446,  452  u.  f.,  490;  constanter  Krüm- 
mung, vorbogen  auf  die  Ku^  301 
Q.  f. ;  constanter  Krümmung  mit  einer 
Schar  von  Minimalgeraden  228  a  f.; 
mit  der  Krümmung  Null  214,  eiche 
auch  unter  Abwickelbare  Fl&chen; 
constanter  mittlerer  Krümmung  236 
u.  f.,  869  u.  f.;  mit  der  mittleren 
Krümmung  Null  —  Minimalflftchen; 
mit  einer  Belatiou  zwischen  den 
Hauptkrümmungsradien  858  u.  f.; 
467  u.  f.;  mit  einem  conatanten 
HauptkrÜmmnugsiadina  367  n.  f., 
368  n.  f.;  mit  gleichen  Hauptkrüm- 
mnugsradien  (Kogeln)  120;  mit  ent- 
gegengesetzt gleichen  Bauptkrüm- 
mungsradien  119,  184,  207  u.f,  236 
u.  f.,  siehe  auch  anter  Minimal- 
fl&chen ;  deren  EhindamentalgrÖBsen 
von  einander  abhängige  Functionen 
sind,  36T;  die  sich  unendlich  wenig 
in  sich  verbiegen  lassen,  269  n.  f.; 
verhiegbar  auf  RotationsüSchen  293; 
auf  denen  ds*~{V -i-Tüdu} +  dv^ 
ist,  420,  423  u.  f.;  FlAche  der  Bi- 
normalen einer  Curve  226;  der 
Uauptnormalen  einer  Curve  dritter 
Ordnung  von  constanter  Krümmimg 
und  Toraion  243  u.  f.;   der  KrDm- 


.dr,yGoogIe 


mnngekreiaederNonnalflchnitte  eines 
sllgememen  FlIlcheiiptinkteH  146;  der 
Uitten  der  Strecken  swischen  zwei 
Carven  190;  der  Nomulen  Iftnga  der 
Indicfttriz  173. 

FlSclieiicuive  —  Curve  auf  der  Fläche. 

Flächenpur,  du  eich  ia  KrOmmtuigB- 
cnryeu  «cbastdet,  177  n.  f.;  das  aicb 
unter  constantem  Winkel  Bchoeidet, 
176  n.  f. 

Flackennonnftle  —  Normale. 

FiBchentrene  Abbildung  38  ji.  f.;    der 

Kugel  auf  die  Ebeue  43  a.  f.;  einer 

RotationsflSche  anf  die  Ebene  41  n.f. 

'  FlSchentreue     geographisclie     Karten 

48  n.  f. 

FocalkegelBcbnitte  474. 

FoTtschieitungBrichtiuigen  auf  der 
FItche  29  n.  f.;  coqjngiert  zu  einan- 
der  siehe  uoter  Conjugierte  Rich- 
tungen; senkrecht  ta  einander  38, 
117,  185,  158,  169. 

Function  .  des  Ortee  anf  der  Fliehe 
873  n.  f. 

Functionen  der  Fundamental  grossen 
und  ihrer  Ableitungen  807  u.  f. 

Fundamentalgleichungen  der  Fl&cben- 
theorie  36ti,  271  u.  f.;  ala  Integra- 
bilitiUbedingnngen  i%r  die  Di£Feren- 
tialqnotienten  der  Bichtungscosinus 
des  begleitenden  Dreikants  820,  822; 
als  Integrabilitfitsbedingnngen  einer 
Siec&Ti'schen  Gleichung  326,  341; 
fllr  den  Fall,  da»  die  Parameter- 
liuien  Minimaleurren  sind,  26B,  272. 

FundamentalgrOssen  erster  Ordnung  IG 
n.  f.;  als  Differential  in  Varianten  SOI, 
306;  bei  EinfOhrung  neuer  Para- 
meter 17  u.  f.;  nngeSndert  bei  Be- 
wegungen 16,  18. 

FundamentalgrösMB  zweiter  Ordnung 
106  u.  f.;  als  DiSerentialinvarianten 
804;  gleich  Null  in  einen  Punkte 
202;  gleich  Null  auf  der  FlBcbe 
Oberhaupt  107;  ungeSodert  bei  Be- 
wegungen 107. 

FundameDtalgrösBen  im  Anfangspunkt 
dea  begleitenden  Azenkreozes  184; 
charakteristisch  für  die  Congraeuz 
von  Flächen  337  n.  f.;  der  Bildkngel 
206  n.  f.;  der  CentraflXche  462  u.  f.; 
von  Parallelflächen  238  u.  f. 


Gemeine  SchraubenfiSche  60, 119,  129, 
ISl,  184,  191,  225,  276;  ah  Mini- 
malfiäche  242  a.  f.,  250;  verbogen 
aof  ein  Catenoid  284  u.  f.,  294. 

Gemeine  Schraubenlinie  60,  409. 


Gemischter  Differentialparameter  387 
n,  f 

Geodätische  Abbildung  einer  Ebene  anf 
eine  Ebene  429  u.  f.;  einer  Flache 
auf  eine  Ebene  424  u.  f.,  428  n.  f.; 
einer  Fläche  auf  eine  Fläche  41 6  n.  f. ; 
einer  Rotationsflfiche  auf  die  Ebene 
424  D.  f.,  428  n.  F.;  einer  tISohe 
constanter  KrBnunung  auf  die  Ebene 
416. 


482  u.  f.,  486,  489;  auf  abwickel- 
baren Flächen  403,  409  u.  f.;  anf 
Ceutrafl&chen  458  u.  f.,  466;  anf 
Flächen  mit  rf«* -( F7 -t- D{(^u*+ dt>>) 
428  u.  f.;  anf  Flächen  oonstanter 
KrQmmnng  416;  anf  Kugeln  410; 
auf  Botationscjlindem  409  u.  f.; 
auf  Rotationsflachen  411  n.  f.,  423 
n.  f. ;  auf  Rotationsflächen  constanter 


Geodätische  Dreiecke  449  n.  f.;  auf 
Flächen  constanter  ErOmmung  452 

Geodätische  Entfernung  444,  485. 

Geodätische  Kreise  mit  Mittelpunkt 
444,  485  □.  f.;  von  constanter  geodä- 
tischer KrQmmung  485  u.  f. 

Geodätische  EiUmmung  483  n.  f.,  487; 
bei  Verbiegnng  485  n.  f.;  gleich 
Null  486,  489. 

Geodätische  Harameter  oder  Coordina- 
ten  441  u.  f,  474,  483. 

Geodätische  Polarcoordinaten  445. 

Geographische  Karten  43  u.  f.,  83  u.  f. 

Geometrie  auf  einer  Flache  constanter 
KrOinmung  458. 

Gerade  als  geodätische  Curre  402,  406 
n.  f.;  durch  einen  HaoptkrOnimnngs- 
mittelpnnkt  parallel  der  anderen 
UauptkrOmmungstangente  166  u.  f., 
171;  unendlich  wenig  gelodert  400 

Geradlinige  Flächen  129,  183 n.f.,  216 
n.f.,  438;  dieMinimalflBcben  sind,  242 
a.  f.,  248;  abwickelbar  siebe  unter 
Abwickelbare  Flächen;  constanter 
Krammung  228  n.  f. 

Geschwindigkeit  der  Änderung  einer 
Ortsfunction  878  n.  f. 

Qeaimsflächen  181. 

Gewöhnliche  Differentialgleichang  siehe 
auch  unter  Differentialgleichang; 
erster  Ordnung  in  u  und  e  11  u.  t.\ 
erster  Ordnung,  homogen  und  qua- 
dratisch binsicDtlicb  du  und  dv  IS 
o.  f.;  der  geodatisohen  Corren  408 


^dnyCOOgle 


512 


u.  f.:  derHaapttangenteDeurveulT4; 

der  KriimmangacDrvea  14T,  176;  der 

Minimftlcurven  35  u,  f.,  62  u.  f.,  17*; 

zur  Intecraitioii  einer  totalen  Differeo- 

tiAlgleichung  321t  u.  f. 
Gleichung    zwischen    den   Piirametfim 

einer  FiBche  11. 
Gleithangen  einer  FÜtche  1  n.  f.;  auf- 

geiÖBt  nach   x   1,  15,  18,  108,  260; 

natürliche  353  u.  f. 
Gradnetze  48  n.  f.,  63  o.  £ 
Graphische  Daistellung   der  DiSeren- 

ti&lqnotienten  einer  OrtsÄiDction  auf 

der  FlÄche  376  u.  f. 


HauptkrÜDtmuDgsrodiea  118  u.  f.;  als 
DifierenlialiDvariaDten  S42  n.  f.;  bei 
gemeinen  Schraubenflachen  119:  bei 
Kotationsflächen  121  n.  £;  unendlich 
gross  129,  137. 

HauptkrQmmuDgsmittelpanktellS  u.  f., 
165,  171  n.  f.,  454  u.  f 

HauptkrQniinungBTichtungea  HS  u.  f., 
156,  167,  174. 

Haupttangenten  127  u.  f.,  135,  ISO,  174, 
ltl4;  als  Asymptoten  13B  u.  f.,  1&6; 
imaglDttr  I2H,  130;  reell  rerscIiiedeD 
12d  n.  f.;  reell  zufiammenfallend  129 
u.  f ;  zu  sich  selbst  conjngiert  156; 
harmouisch  zn  conjugierten  Rich- 
tungen 157;  bei  abwickelbaren  FIB- 
cheu  132;  bei  geradlinigen  FIfichen 
129;  bei  ßotatiODsflftchen  128. 

Haupttangentencurven  174,  1H2  u.  f., 
Ib5,  4UH,  489  a  f.;  bei  Abbildung 
Ton  Flächen  auf  FIfichen  286  u.  f ; 
auf  abwickelbaren  PlScben  18.S;  auf 
dem  Cütenoid  184;  auf  Centraflächen 
466  u.  f.;  auf  Piachen  conatanter 
Krilmmung  372;  auf  gemeinen 
Schrauben  flächen  1B4;  auf  gerad- 
linigen FIfichen  183  u,  f,;  auf  Mini- 
malflächen 370  u.  f.;  aia  Parameter- 
curven  184,  489;  die  ein  Orlhogonal- 
sfEtem  bilden,  184. 

HENNBBBBQ'Bche  Minimslfläche  260. 

Höhere  DIficrentialquotienten  der  Co- 
ordinaten  264  u.  f. 

HülfaverSnderliche  =  Parameter. 

Hyperbel  zur  Construction  der  EiUm- 
mung  eines  Normale chuittes  136  u.  f. 

Hyperbolischer  Punkt  140. 

Hyperboloid  129,  144,  225,  452. 


lodicatrii  139  U.  f.,  154  n.  f.,  172  u.  f.; 
von  anderer  Art  bei  Abbildung  von 

Fischen  99. 


Inhalt  eines  Flfichenelementes  34  ti.  f.; 
bei  unendlich  kleiner  Änderung  der 
Fläche  231  u.  f.;  des  Tetraeder«  von 
vier  benachbarten  Fl tchenp unkten 
195  u.  f. 

Inneres  Prodnet  zweier  Strecken  387. 

Integral  einer  gewöhnlichen  Differen- 
tialgleichung in  u  and  v  12. 

Integrabilitätsbedingungen  für  die 
DifTerentialquotienten  der  Sichtungs- 
cosinus  des  begleitenden  Dreiksnls 
317  o.  f.;  identisch  mit  den  Funds- 
mentalgleichungen 319  n.  f.:  filr 
totale  DiSerentialgleichuneen  3iS: 
fiir  totale  RicCATi'sche  DiSereatül- 
gleichungen  325,  341. 

Integration  totaler  Differentlal^a- 
chungen  326  u.  f. 

Invariante  Functionen  siehe  unter 
Difiierentialinv  arianten . 

Isophoten  bei  paralleler  Beleuchtong 
205. 

Isothermennetze  anf  einer  Flfiche  56 
u.  f.,  61  u.  f.,  71;  bei  confbrmer  Ab- 
bildung 71,  73  u.  f.;  auf  gemeinen 
Seh  rauben  fl&chen  60;  auf  Kugeln  59; 
uuf  Rotationsflächen  ö9 ;  gebildet  von 
Hauptlangentencurren  S7Ü;  gebildet 
von  KrOmmungscurren  369  u.  f. 


(Siehe  auch  unter  C.) 

Kegel  zweiter  Ordnung  22,  129. 

Kegelschnitt  zur  Construction  der 
Krümmungen  von  Nonnalschnitl«n 
135  u.  f.;  zur  Conitructioa  des  Winkel» 
benachbarter  Normalen  169;  als  Bild 
eines  unendlich  kleinen  Kreises  98 
u.  f.;  als  Schnitt  der  FISche  mit 
einer  zur  Tangentenebene  benach- 
barten Ebene  138  n.  f.,  siebe  auch 
unter  Indicatrix. 

Kennzeichen  —  Merkmale. 

Kettenlinie  42,  126. 

Kleinste  Flfiche  durch  gegebene  Corre 
234  u.  f. 

Kreise  bei  graphischer  Darstellung  der 
Differentialqnotienten  einer  Orls- 
fuuction  376  n.  f.;  auf  Kugeln  64  o.  f., 
76  u.  f. 

Kriterien  =  Merkmale. 

Krummlinige  Coordinaten  der  Fläche  8, 
siehe  auch  unter  Parameter. 

Krflmmung  einer  Flächen  cur  ve  103 
u.  f..  477,  487;  geodätisch  =  Geodä- 
tische Krümmung;  normal  =  Normale 
Krümmung;  tangential  =  Tangentis]e 
Krümmung;  derNormalschnitte  emea 


Pdr,yGOOgIe 


scbnittee  gleich  Null  127;  zweier 
zu  einander  senkrechter  Normal- 
Hchuitte  18S;  der  ProjectiOn  einer 
Gurre  *77  n.  f. 

KrümmnDffsmaaw  oder  ErflmmuDg  der 
Flache  200,  211  u.  f.,  2T2  n.  f.;  all 
DiSerentialinTariante  842;  ab  Pro- 
dnct  der  Tonrioneo  der  Hanpttan- 
gentoncorven  490;  bei  Verhiegung 
275;  tat  CentraflSchen  466  n.  f.;  liz 
ParallelfiBchen  237,  240;  auf  ab- 
wickelbaren FlSchen  214;  conatant 
siebe  anter  Fliehen  conitanter  Krüm- 
muQg;  auf  Fl&chen  von  Miuimal- 
geradea  228:  auf  geradlinigen  Fla- 
chen 219  u.  f.;  auf  Kugeln  21S;  auf 
Botationeflächen  214. 

Erümmnug,  mittlere,  siehe  unter  Mitt- 
lere Krümm  ang. 

Erilnmiung,  totale  449  n.  f. 

KrQmmungecurven  174  u.  f.,  1B5,  409, 
489;  als  Parunetercnrven  1B2,  206, 
844  u.  f.,  356  u.  f.,  45T  u.  f.;  bei 
flph&riHcher  Abbildung  206  u.  f.;  anf 
abwickelbaien  FIBcheu  177;  auf 
Canaläfichen46I;  auf  Cvkliden  474; 
-eben  ISO;  auf  Flächen,  deren  Uaap^ 
^rQmmungsradieii  durch  eine  Rela- 
tion verbunden  sind,  S66;  auf  FlS- 
•chen  constanter  Krümmung  S72;  auf 
Flachen  conetanter  mittlerer  Krilm- 
-mnng  869;  auf  gemeinen  Schranben- 
«acben  181  n.  f.;  gerade  180;  auf 
GeaimBfllLchen  181;  auf  Mhiimal- 
flachen  3ÖS,  871;  auf  Röhrenflacben 
161;  auf  Rotationsflachen  181;  sphä- 
risch 180, 

Kugel  1,  8,  10,  IB,  84,  43  a.  f ,  69, 
68  u.  f.,  66,  112  B.  f.,  120,  128  u.  f, 
1&7,  180,  1B2,  200,  208,  208,  218  u.f., 
301,  358,  869,410,456,466;  als  Bild- 
kugel 204  u.  f.,  siehe  auch  nnter  Sphä- 
rische Abbildung;  eonform  abgebildet 
75  u.  f ;  flichentren  abgebildet  48  n,  f. ; 
geodätisch  abgebildet  429;  als  ge-  I 
radlinige  Flache  64. 

Kürzester  Abstand  Etriscben  benach- 
barten Erceugenden  einer  gerad- 
linigen Flüche  220  u.f.,  226;  2wiS(^en 
benachbarten  Normalen  160  u.  f., 
170  u.  f. 

Eüneste  Linien  auf  emer  Flache  402 
n.  f.,  siehe  ancb  unter  G-eodatiscbe 
Gurren.  I 

,  0«am.  Dllb.   II. 


Lange  nod  Breite  auf  der  Kugel  8. 

Lange  einer  Curve  siehe  anter  Bogen- 
'       lange. 

'  Längentreue  Abbildung  36. 
.  Leilcurven  auf  geradlinigen  FlBchen 
216. 

Lichtgleicben  bei  paralleler  Beleuch- 
tung 205. 

Lineare  Gleichungen  für  die  geodä- 
tischen Gurren  einer  Fliehe  constan- 
ter KrQmmung  416  n.  f. 

Linear  gebrochene  Functionen  einer 
Veränderlichen  7B. 

Logarithmische  Cnrre  276. 

Lösungen  von  totalen  Difierential- 
gleiäungen  326.  880;  Ton  totalen 
Kioc&Ti'scfaen  Differentialgleichnngen 


Loxodromen  anf  der  Kugel  8 


Haass  der  Krümmung  =  KrQmmnngs- 
maass  oder  Krümmung 

Haxima  und  Minima  der  Krümmungen 
in  einem  Flächenpunkte  105,  115  u,  f. 

Mazimalricbtung  für  die  Di&rential- 
quotienten  einer  Ortsiunction  878  u.f. 

Uercatorkarte  88. 

Meridiane  40. 

Merkmale  für  die  Congmenz  von  Fla- 
chen 841  u.  f.,  86L  n.  f.,  367  u.  f.; 
für  die  Verbiegbarkeit  einer  FUche 
auf  einer  anderen  889  o.  f. 

Hinimalcurven  auf  einer  Flache  86  u.  f., 
62  u.  f.,  73,  137  n.  f.,  246,  384  u.  f., 
409,  417,  428;  bei  Abbildungen  96 
n.  f.;  bei  conformen  Abbildungen  78; 
als  geodätische  Cnrven  aufgefaset 
406  n.  f.;  als  Parameterlinien  36, 
111,  113,  115,  227,  244  u.  f.,  249  u.  f., 
286  u.  f.,  277  u.  f.,  289  u.  f.,  297 
n.  f.,  340  u.  f,  446;  bei  Verhiegung 
277  n.  f.,  289  u.  f.;  unendlich  wenig 
geändert  401  n.  f.;  auf  Flächen  con- 
stanter mittlerer  Krümmung  S70;  anf 
MinimalSächen  S71. 

Minimalflächen  286,  241  n.  f.,  355,  866, 
370  n.  f.,  452;  associiert  283;  reell 
249  n.  f.;  als  Schiebungeflächen  auf- 
gefaset 245  u.  f.;  aphärisch  abge- 
bildet 242,  248  n.  fT;  verbau  in 
Minimalflächen  279  u.f.;  die  Doppel- 
flächen sind,  256  u.  f.;  geradlinig 
242  n.  f.  248;  von  UENHXBaaa  260; 
die  Hotationeflachen  sind,  242;  mit 
einer  Schar  von  Minimalgeraden  241 ; 
von  ScnaE  252  n.  f. 


33 


yCoogle 


bU 


Scusitregiater. 


MinimalgeracIeD,  die  FlUchsnoomialeii 
Bind,  2B;  auf  der  Kugal  64;  als  Para- 
meterlinieD  IIS,  115  n.  f. 

Mittelpunkte  der  Erzeugenden  von  ge- 
radlinigen Fischen  220  u.  f. 

Mittelwert  der  KrQmmangen  aller  Noi^ 
mahchaitte  eines  FIlclieDpnnktea 
230. 

Mittlere  KrQmmung  229  n.  f.;  als 
DifierentialinTariante  342;  von  Par- 
alielflächen  236,  240. 

Modelle  von  Flflchen  58;  aus  ebenen 
Vierecken  197, 288,  518;  von  Centra- 
flächen  45S;  T<m  Schiebnngsflachen 
197. 

Mnltiplicator  326,  435. 
K 

Mftbelpunkte  110  n.  f.,  113,  119,  140, 
156,  203;  anf  Rotationsfl&ehen  110. 

NatKrIicbe  Qleichnngen  einer  Flüche 
353  u.  {. 

Netz  von  Ptrameterlinien  54  u.  f.;  von 
Qnadraten  siehe  nnter  Isothermeu- 
netze;  von  Rhomben  55. 

NetEviereok  auf  der  Fläche  ale  efaecea 
Viereck  aufzufassen  193,  191;  alg 
Tetraeder  aufgefasst  195  u.  f. 

Neue  Parameter  7,  10,  IG  u.  f.,  388  n.  f. 

Nicbteaklidieche  Geometrie  453. 

Normalen  der  Flüche  37;  benachbart 
160  u.  f.;  längs  einer  Plachencarve, 
deren  Bogenlänge  sich  bei  unendlich 
kleiner  Änderung  der  Curve  um  LJu- 
endlichkleiues  von  höherer  Ordnung 
findert,  399  u.  f.;  längs  einer  geodä- 
tischen Cnrve  402  q.  f.;  längs  der 
Haupttangentencurre  182 ;  l&ngs  einer 
Indicatrix  173;  längs  einer  ErQm- 
muugscurve  175  u.  f.;  Ifiugs  einer 
kürzesten  Flächencnrve  403. 


cnrve   480,  487;    bei   geodfitiachen 
Curven    489 ;    bei    Hanpttaugenteu- 
CUTVen  489. 
Normalschnitte   durch   einen    Flächen- 

Eimkt  105,  109  u.  f.;  die  dasselbe 
loppelverhKltuis  wie  ihre  Krüm' 
nrnngemittel punkte  haben,  114  u.  f.; 
eines  Nabelpunkte«  llO;  mit  Wende- 
punkt 127. 

0 
Oberflächenspannnng  230. 
Orthogonalsvstem  auf  der  Fläche  83; 
bei  Abbildnug  95  u.  f.,  417;  bei 
sphärischer  Abbildung  206  u.  f.;  TOn 
Haupttangentencorven  184 ;  von 
Krümmangecurven  177. 


Orthogonale  Trfgectorien  einer  Cnrven- 
achar  auf  der  FlScbe  380;  von  oH 
geodStischen  Curven  433  a.  f.,  135 
u.  f.,  439,  444;  einer  Geradenscbir 
217  n.  f.,  225  n.  £,  138. 

Ortafiuicüon  «  Function  des  Ortes  uf 
der  Flache. 

Oaculierendes  P&raboloid  I4&,  203. 


Pacaboliache  Punkte  140  u.  f. 
Panboloid  ab  Ersatz  der  Fläche  14i; 

als  Schiebnngefi&che  189. 
Parallelcurren  auf  der  Fläche  434. 
Parallelflfichen  205,  233,  236  n.  f.,  471 

n.  f.;    von   Flflchen    von    Mininwl- 

gemden  241. 
PÜallelogrunme  von   Pararoeterliniea 

31,  35,  55,  232. 
Parameter  auf  der  Fläche  5  u.  f. 
Parameterlinien  auf  der  FlOche  9,  10: 

conjngiert    186;    die    ein    Netz   roa 

llächeDgleichen      Parallelogrammen 

bilden,  35;  orthogonal  34;  dieHanpt- 

tangenten curven  sind,  184;  dieKrain- 

mungscurven  sind,  182. 
Partielle  Differentialgleich ungeo  erster 

Ordnung   für    die    Richtongscosinus 

des  begleitenden  DreikantsSITo.f; 

iwefter  Ordnung  fQr  die  Coordmaten 

bei  conjugierteu  Parameterlinien  187; 

zweiter   Ordnung    bei  Flächen  cou- 

Btanter  KrUmmuns  297. 
Partielle  Differeutiaiquotienten  p,  q,  r, 

s,  *  1. 
Perspective  Abbildung  der  Engel  81  d. f. 
Product,  inneres  387;  der  Hauptkrfint- 

mungen    eines   Fläch enpunktes  IIS 

n.  f.,  122  u.f.,  159,  siehe  auch  antn 

KrOmmnnesmaass  oder  Erfinminiig. 
Projective   Abbildung  der   Ebene  Bof 

die  Ebene  430,  432. 
Punkte,  in  denen  D*  =  E6  -F*-=^ 

ist,  28  a.  f. 

4 
Quadrat  des  Bogenelemeotes  =  Bogen- 

elemeat-Q  aadrat. 
Quadrate    unendlich    klein    auf    der 

Fläche  55  u.  f. 


Regelflfichen  =  geradlinige  Fliehen. 

R^uläre  Pnnkte  23. 

Rhomben    unendlich    klein    auf  der 

Fläche  55. 
RiccATi'sche  gewöhnliche  Difibreotiil- 
gleichong    183;    totale    DifferentUl- 
gleichung  824,  880  u.  f.,  340. 


.dr,yGoogIe 


Bicbtnngscosinos  dea  begleitenden 
Dreikants  810  n.  f.,  differenziert  312 
11.  f.;  bestimmt  dnich  eine  Biccati'- 
eche  totaie  Difierentialeleichuns  S24, 
382  n.  f.,  S40;  speciell  gewählt  S19 
n.  f.,  334,  340. 

Bichtmige  cosinnH  der  HaaptkrQmmimgB- 
Ungenten  166  a.  f.;  der  Flächen- 
noimalen  27;  differenziert  ISB  n.  f. 

Bicfatougsk^el  224. 

Riugaachen  23,  474. 

B^hreDflSchen  181,  957  a.  f.,  388,  ihi. 

BotationBcyiinder  86,  8GS,  369,  409  u.  f. 

BotatiousMcheii  40,  5S  u.  f.,  110,  IIa, 
120  u.  f.,  128,  180  u.  f.,  289,  291 
n.  f.,  355,  411  a.  f.,  421,  423  n.  f., 
445,  455,  4ei,  468;  coufonn  abge- 
bildet 75;  flächentren  abgebildet  41 
Q.  f.;  verbogen  auf  Botationefl&chen 
294  n.  f.;  mit  constantem  Pioduct 
derHauptkTUmmiingBTadien(Ton  cou- 
Btanter  Krümmung)  122  a.  f.,  214  u.  f., 
413  u.  f.;  mit  entgegengeselEt  glei- 
chen HanptkrUmmnogBradien  (Mini- 
mol-BotationiäScben)  124,  126,  242; 
mit  orthogonalen  Haopttangentea- 
caiven(d8gl,)184;  der Kettenlinie  = 
Catenoid;  der  logarithmischen  Cnrve 
276;  der  Tractrii  123  a.  t. 

SotatioiubTperboloid  225,  452. 


meine  siehe  anter  Oemeine  Schrau- 

benfläche. 
Schraubenlinie,  gemeine  SO,  409. 
Seekarte  89. 

Singulare  Punkte  23  n.  f.,  120. 
Sinuslinie  149. 
Sphfirische  Abbildang  204  a.  f.,   449, 

452;   für  die  Corven,   die  sich  als 

Minimalgeraden  darstellen,  2t5n.f.; 

cnnfonn  208,  242 ;  für  Minimalflächen 

242,  248  u.  f,  281. 
Sphfiriache  Krümm ungBCnrven  180. 
StereographUche  Projectioa  der  Kugel 

82  n-  f,  256. 
Stetige  Verbiegnng  274,  283,  288  0.  f., 

StrahlenBystem  470. 

Stricttonecurve  224;  auf  abwickelbarer 

Fläche  225;  auf  einer  Fläche  zweiter 

Ordnung  226. 
Summe  derHauptkrUmmnngenllSn.  f., 

122,  124,  160,  159,  eiehe  auch  unter 

Mittlere  Krümmung. 
Summen  zeichen  15. 
Symmetrische  Summen  ausDifferential- 

quotienten  der  Coordiuateu  308  u.  f. 
System  von  conjugierteu  Gurren  siehe 

unter  Coujagierte  Cnrven;  von  geo- 

dStischen  Parametern  oder  Coordi- 

naten441u.  f.,  474;  von  geodätischen 

Folarcoordinaten  445. 


Schar  von  oo'  Cnrven  auf  der  Fläche 
11  u.  f.;  von  QD>  Ebenen  83  n.  f.,  26, 
151;  von  co>  Geraden  168,  470;  von 
w'  Geraden,  die  ein  Normalen- 
system bilden,  469  n.  f.;  von  oo'  Ge- 
raden, die  eine  oder  zwei  Cnrven 
treffen,  478  n.  f. 

Schattengrenze  bei  centraler  Beleuch- 
tung 168. 

Scheitel  eines  Paraboloids  als  Ersatz 
eines  FlKchenpunktes  145. 

ScHKHi'sche  Minimalfläche  252  tt.  f. 

Schiebungeflächen  188  u.  f.,  197;  von 
Minimalcurven  siehe  nnträ  Minimal- 
fl&chen. 

Schnitt  der  Fläche  mit  ihrer  Tangenten- 
ebene 140;  mit  einer  Ebene,  die  der 
Tangentenebene  parallel  und  benach- 
bart ist,  138  o.  f.,  142;  benachbarter 
Tangentenebenen  151  n.  f.;  benach- 
barter Normalen  171  n.  £;  der  einer 
Normalen  benachbarten  Normalen 
mit  einer  Ebene  senkrecht  zn  jener 
164  u.  f. 

Scbranbeoffäche  59,  289;  auf  Bota- 
tionsflSche  verbiegbar  293,  421;  ge- 


Tangenten  der  Fläche  20:  der  Para- 
meterlinien 29;  in  singnlaren  Funk- 
ten 22;  die  in  zweiter  Ordnung  be- 
rühren, 127. 

Tangentenebenen  20u.£,  151,  193  U.  f., 
201  u.  f.;  benachbart  151  u.  f.;  bei 
geradlinigen  Flächen  221   u.  f. 

Tangentenffäche  einer  Curve  2,  10,  19; 
einer  Minimalcurve  23,  107. 

Taugeutialeheue  =  Tangentenebene. 

Tangentialkegel  198;   von   einem 
Fläche     benachbarten    Punkte 


Tangentiale  Krümmung  480  u.  ^  484, 
siebe  auch  unter  Geodätische  Krttm- 

TetraedcT  von  vier  benachbarten  Flä- 

chenpuukten  195  u.  f. 
Thermische  Parameter  58,  66  u.  £,  Tl 
n.  f.;  auf  gemeinen  Schraubenflächen 
60;  auf  Minimalflächen  255;  anf 
Kugeln  59,  66  u.  f.;  auf  Rotations- 
flächen 58  u.  l. 

'  Totale  Difiereatialgleichnogen  326 n. f.; 

1      BiccATi'sche  324,  330  n.  f.,  840  n.  f. 


^dnyCOOgle 


Tonion  einer  FlSchencorre  187  n,  f.; 

einer  Hanpttangentencnrve  489  a.  t ; 

coiutant  490. 
TotalkrOramung  449  o.  f. 
Tractrii  123  u.  f. 
Truulaüouaäächea    -    Scbiebnagsfiä- 

U 

Umheilende  von  (»■  Eugeln  4SI. 

Unendlich  benachbirte  Notmalen  ISO 
u.  f.-,  die  eintutder  schneiden,  171  o.  f. 

Unendlich  benachbarte  Tangenten- 
ebenen l&l. 

Unendlich  ferne  Cnrren  26,  45&; 
Punkt«  anf  geradlinigen  Flächen 
228  a.  f. 

Unendlich  kleine  Änderung  einer  Gurre 
im  Eanme  396  u.  f.;  einer  Corve  auf 
der  Fläche  399  n.  f.;  einer  Geraden 
400  u.  f.;  einer  Minimalcarve  401 
n.  f.i  einer  Fläche  231  n.  f.;  einer 
Fläche  in  sich  aelbst  289. 

Unendlich  kleiner  Keeelachnitt  als 
Bild  eines  nnendlich  Ueinen  E>eiBee 
98  D.  f.  1  alB  Schnitt  der  Fläche  mit 
einer  kqt  Tangcntenebene  parallelen 
benachbarten  Ebene  ~  Indicatrix. 

Unendlich  kleine  farallelogramme  auf 
der  Fläche  31,  35;  Quadrate  55  u.f; 
Rhomben  &5t  Vierecke  193  u.  f. 

Unendlich  kleine  Verbiegnng  von 
Flächen,  die  dabei  in  sich  abebben, 
289  n.  f. 

Unendlich  kleine  Winkel  twischen 
Normalen  161,  168  n.  f. 

Unveränderliche  Functionen— Difi^ren- 
tialinvarianten. 

Unveränderlichkeit  des  KrQmmunsa- 
maasses  bei  Verbiegung  275;  der 
geodätischen  Krflmmnng  bei  Ver- 
biegung 486. 


n  Flächen  273  u 
n.  f.,  415  n.  f.,  419,  485  n. 


Centra^ächen  468;  von  Wichen  tof 
rieh  selbst  289;  von  Flächen  con- 
stanter  Krtkmmnng  301  n.  f.;  tos 
gemeinen  Schranbenfiächen  aaf  Ca- 
tenoide  284  n.  f.,  294;  yon  Mininul- 
fläcben  auf  HinimalUchen  279  n.f., 
283  n.  f.;  von  Flächen  auf  Rati- 
tionsflächen  293,  468;  von  Eata- 
tJonaflächen  aaf  Rotationsflächen 
294  a.  f.;  von  Schranbenfläcliea  tof 
Rotationsflächen  293 ;  stetig  274,  283, 
288  u.  f.,  261. 

Verbiegang  von  Polyedern  288,  51B. 

Veriorrung  der  Curvenlängen  bei  Ab- 
bildung 87,  99;  von  unendlich  klei- 
nen Winkeln  bei  Abbüdnng  100, 

Vorieichen  der  Krümmung  einer  Flä- 
chencurve  104,  477;  der  Krümmang 
eines  Normalschnittes  104,  127. 


W-Flfichen  oder  Weis  oaktbn' sehe  Fli- 
ehen 355  a.  f.,  467  n.  f. 

Winkel  von  Fortscbrütnngsrichtangui 
anf  dar  Fläche  82,  68. 

Winkel  einer  geodätischen  Corve  mit 
00'  geodätischen  Curven  442  u.  f.; 
anf  EotaCioneäächen  412  n.  t 

Winkel  der  Haopttangentencturea  i35. 

Winkel  der  Farameterliniea  SO  n.  f.; 
bei    geodätischen    Folarcoordiniten 


447 


I.  f. 


Winkel  nnendlich  beoachbactei  Kor 

malen  161,  168  n.  f. 
Winkelsumme    in    geodätischen   Dnt' 

ecken  4G1  u.  f. 
Winkeltrene     Abbildung  =  Confomie 

Abbildung. 
Winkeltreue  geographische  Karten  B3 

n.  f. 

Z 
Zweite  DifferentialqnotieuIeD  der  Co- 

ordinaten  262  u.  t. 
Zwiachenparameter    oder    GemiKOter 

Differentialparameter  88T  a.  f- 


Pdr,yGOOgIe 


Berichtignngen  nnd  Zusätze. 

Zum  I.  B&ad. 

Seite    17,  Zeile  8  von  oben  lies:  t  itaU:  t. 

„       2L,  Zeile  2  von  unten  füge  liioza:  (l,  :^0> 

„      es,  letzte  Zeile  lies:  i  statt:  r. 

„  96,  Sata  8S.  Diesen  Sats  findet  mtu  ecbon  bei  CbsXbo,  „Lesioni  Ai 
geometria  intrinseca",  Neapel  1B9Ö.  Vgl.  die  Anmerkung  zu 
S.  353  des  vorliegenden  Bandes.  In  der  in  I  B.  9G,  Anmerkung, 
genannten  Arbeit  werden  dagegen  weitere  Sätze  BU%eatellt,  die 
tiefer  liegen. 

„     109,  Formel  (7)  vertauache  <p  mit  yp. 

„    161,  Zeile  7  von  unten  schalte  nach:  xy-£bene  ein:  und  die  xc-£bene. 

„     168,  Formeln  (4)  lies  in  der  letzten  Qnadrfttwursel   +  eUtt:   =. 

.,  194,  Satz  IT,  und  Seite  197,  Satz  19.  Diese  SKtse  rUbren  ber  von  Scaau,. 
Siebe  seine  „Allgemeine  Theorie  der  Carven  doppelter 
ErflmmuQg  in  rein  geometrischer  Darstellung",  Leipzig 
1859,  2.  Aufl.  1893. 

„  197,  §  11.  Die  in  diesem  Paragraphen  unteronchte  unendlich  kleine 
Schraubung  wurde  znerat  von  Bbltrahi,  „Intorno  ad  una  pro- 
prieti  delle  carvo  adoppia  curvatara",  Qiomale  di  Matern. 
Tol.  y  (1867),  betrachtet  In  seiner  Abhandlung:  „Del  moto 
geometrico  di  nn  solide  che  rnztola  aopra  un  altro 
solido",  ebenda  toI.  X  (1872),  kommt  das  auf  S.  198  bestimmte 
Cj'lindroid  vor. 

„    207,  Zeile  14  von  oben  lies:  OrSssen  statt:  QrSsse. 

„  216,  Formeln  (5).  Man  beachte  hierzu  die  Anmerkung  auf  S.  334  de« 
gegenwärtigen  Bandes. 

„    261,  in  der  dritten  Formel  (2)  lies;  j  -  statt:  g  +. 

„     SSO,  Zeile  15  u.  12  von  nnt«n  lies:  yä  statt:  3. 

„     3S1,  Zeile  II   von  unten  lies:  2  statt:  1. 

„    957,  letzte  Zeile  links  lies:  Ellipse. 

Zum  n.  Band. 

Seite    56,  Zeile  S  von  oben  setze  einen  Punkt  statt  des  Doppelpnnktes. 
„    159,  Formel  (4)  lies:  M'  statt:  L\ 

„    171,  Sau  52  rilhrt  von  Hahilton  her,  Vgl.  die  Anmerkung  zu  S.  472. 
„    178,  Zeile  7  von  oben  lies:  H&n  thnt  statt:  Es  isL 


Pdr,yGOOgIe 


518  Bmcktigungen  und  Zmätxe. 

Seite  181,  Zeile  21  von  oben  lies:  eine  Curve  statt;  die  Cnrre. 
„    205,  Zeile  10  von  nnten  liea:  eolche  statt:  di^enigen. 
„     845,  achalte  in  Satt  112  nach:  ändern,  ein:  mit  einem  ihrer  Punkte. 
„    267,  Zeile  11  von  oben  liea:  Function. 
„    288.    Zu  dem  hier  erwähnten  Modelle  iat  aJlerdinga  an  bemerken,  dasa  es 

nur  bei  einer  beachrfinkten  Änaahl  von  Vierecken  beweglich  iit. 

Zwu  beliebig  lange  an  einander  atoaaende  Strmfen  von  Vierecken 

sind  ebenfalls  beweglich. 
„    SSI,  Zeile  S  von  unten  fehlt  tin  Komma  nach:  Krttmmong. 
„     404,  Fi)?.  76  Uea:  P,  und  P,  Statt:  P  und  P; 
„    453.    Zd  den  SchluBsbemerknngeu  de«  §  4  iat  die  Abhandlung  von  Bnt- 

TMUB    au   nennen:    „Saggio    d'interpretaiione    della    geo- 

metria  noneuclidea",  Giomale  dl  Hat  vol.  VI  (1808). 
„    4Tfl,  Fig.  91.     Hier  ist  q>  falsch  eingeschrieben;   7  ist  der  Winkel  der 

Normale  znr  Ebene  mit  der  Knormale,  vgl.  Fig.  80. 


Pdr,yGOOgIe 


,dr,Google 


D,„i,z,dr,  Google 


D,„i,z,dr,  Google 


D,„i,z,dr,  Google 


I  lln^  :!    ■■iM  f^ 

i  ■  t 

iOCT7l,v  1 


DK«!.:     '"'''     "9" 

0"  20  ,308         '  "■    ' 


1 


i,.z.d=,(f,oogIe 


,dr,Google